Archiv für Anthropologie,
Völkerforschung und ...
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGIE
XXVII. BAND
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Alle Recht«, namentlich dasjenige der Ueberseteung in fremde Sprachen,
Vorbehalten
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ARCHIV
FÜli
ANTHROPOLOGIE
ZEITSCHRIFT
NATURGESCHICHTE
FOB
und URGESCHICHTE DES MENSCHEN
Organ
deutschen Gesellschaft Pur Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
Begründet von
A. Ecker und L. Lindenschmit
"i*»ung von
J. Mestorf in Kiel^E. Üha«" oTVoh" Tb'^' J‘ K°Umann in
Königsberg, B. Virchow in Ilerli, A . V.„ , Z™" "
bt rnusgegoboi, und redigirl
von
Johannes Ranke i„ München
S i e I» (* n ii n (1 z w a n z i gs t o r II a n d
Erstes Vierteljahrsheft
( Auagugfben September 1900)
■Dt in den 1 o x t Gt Qgsilriick len \ i» l ■ t i
ugeurncitten Abbildungen und acht Tafel
R RA UN SCH YV K I <i
I» KÜC K UNI) V E K I,
Ati VON Kit 1 1; DU IC II
VIKWKCI I ND SOHN
I !» 0 II
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INHALT DES ERSTEN HEFTES
I. Abhandlangen. Kleinere Mittheilnngen.
I. Die Schidelform der iltwendUchen Bevölkerung Mecklenburg». (Aus dein anatomischen Institut
in Rostock.) Von K. Asmu». Mit Tafel I und 11 und iweiUurvcntafeln ........ I 1
II. Dio Zugehörigkeit eine» Unterkiefers zu einem i bestimmten Schädel, nebst UntcrBuchongen über
»ehr auffällige, durch Auftrocknung und Wiederftnfeuohtung bedingte Groasep - und Komi«
Veränderungen de« Knochens. Von Ttcrmanp Welcher. Mit 37 Abbildungen 37
III. Leber Schädel von den Philippinen. Von Kran* Bauer. Mit neun Abbildungen. 107
IV. Der Werth der Lendengegend für anthropologische und obstetnsehe Messungen. Von
C. fl. b träte. Mit 15 Abbildungen, zumeist auf Tafel 111 bi« VI .~T~ 117
n. Referate.
Zeitschriften- und Bücberaoh&u.
Aua der deutschen Llteratnr;
1. Pfeil, Joachim Graf ; Studien und (Beobachtungen au» der Südsee. Von F. Birkper. 129
2. Fritsch, üustav: lbe (jestalt de« Menschen. >fit Benutzung der Werke von F. Har»
lau und y, Sflhmiflk Yon k. tfirfcner . , , » , , i > « t ; t * t , 13Q
3. Ammon, Otto: Zur Anthropologie der Badener. Bericht über die von der anthropo-
»chülern vorgenom menen Untersuchungen. Im Anltrage der Commission bearbeitet.
Yqr f. Birkacr t t ^ 131
4. Pfister, Dr. med. Hermann: üeber die occipitale Region und daa Studium der Gross-
hirnoWlläche, Von F» UirKner , . . , T , 132
5. Söhnel, Herrn.: Die Rundwälle der Niederlausit* nach dem gegenwärtigen Stande der
Forschung (1886), und
6. Söhnel. Herrn.: Die Burgwälle Schlesiens nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung
(S. 89—106 in .Schlesien» Vorzeit in Bild und Schrift1' ld96E Von F. Senf .... 133
Aus der nordischen Literatur: Von J. Maatorf ISS
Dänemark:
1. Blinkenberg, Chr.: Flintwerkreuge mit Schaft . . . . . . 138
2. Blinkenberg, Chr.: Römische Bromegefänse mit Fabrikmarken 139
3. blinfcenberg, Uhr.: Kötni»<»hft Hrnngftiitaturtten 139
4. Müller, Sopnus: Die Jütländiechen Einzelgräber ans dem Steinalter 140
6. Sarauw. (ieorg J. F-: Die Haide im Altcmmme . . . . . . . . . .......... UT>
6. Sörensen, William: Wer ist der Entdecker der Abfallhaufen (Kjökkenmöddinge) aus
dem »tfiBiltgr? 7 7TT~t HI
Norwegen:
1. Gustafson, Gabriel: Wohnplatx aus dem Steinalter auf Jaederen 142
. 2. Äar$bfre\nmg für 1897 .......... 7 . 143
3. Itygh, K. : Mittheilungen aus dem Alterthumsmuseum in Trondhjom 144
Schweden:
1. Almgren, Oscar: Altglaube in der Gegenwart im Herjeidal 144
2. Almgren, 0.: Brand grubeugräber aus <ler la Tene-Zeit in Weatgotland . . . . . . . . 145
3. Bugge, Sophus: Die Kunenmschrift auf einem in Bohuslän gefundenen Goldmodaillun 14ä
4. Bugge, Sophus: Kin neuer Runenstein auf Gotland . . . . . 145
5. Hazclius: Mittheilutiffcn aus dem Nordischen Museum und Jahresbericht . . 14~5
( i . Monteliu», 0.: Ein in Schweden gefundenes BronzcgeflLs» altitalischer Arbeit 14t>
7. .Moüiciiua. (J.: Die Axt des Sönnengöjitcg und Thors Hammer . . 147
8. Montelius, O.: Die Typologie oder die Entwickelungglebre angewandt auf die mensch»
liehe Arbeit , 7~~T H7
9. MantuUbladet der Kgl. Akademie der Schonen Wissenschaften — Geschieht»« nnd Alter-
thumskunde, heräusgegeben vom Reichsantiquar Pr. Hans Hildebrand . . . . . . 148
10. Olsson, Peter: Jämtlanq undHerjeädal in heidnischer Zeit. Fine allgemeine »U ebersicht
der Natur- und Culturzustande in genannten Ländern von der /eit ihrer Besiedelung
ET in die historische“ Zeit, , ... .-7 . . x. , x s lifl
11. Salin, Bernh.: Ein Eisenalterfund in üppland . . . . . . . » . . . . . . . . . . . . 149
1^. Wallen» teen: Ueisterwrlt, Aberglaube und Volksmedicin in Ihtndcryd und Lidingu um
da» Knde des Jahrhundert», herauegegeben von K Hammarstedt . . . . . . 149
13. - Xmefy Zeitachnft der schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie.
Jahrg. \mt Heft 3 u. 4; 1699, Heft 1 u. 2 . . . 150
1W7 Jahrgang jm . IKITgT
14. Swedenborg, H. V- K.r l>ie aullsland gefundene Schwimmboje von der Andree-Kxpedition 150
ITT Wibling, Carl: Kustenfundu aus dvm Steiualler in Blckinge . . . H)T
IWr.u Jahrgang 1899. Heft 4:
16. Retzius, Gustav: Vorläufiger Bericht über die von der Schwedischen Gesellschaft für
Anthropologie und Geographie veranstaltete Lntersuchung der wehrpflichtigen Maun-
äch alten in Schwaden 161
Finland;
1. Appelgren, Iljal mar: Der Museumsbau in Helsingfor» . 151
2. Hack man n, A. : Vorhistongche Kunde in r inland 162
(ForUruung <i«* lohalu sifbe dir vorlttst« Seit« de» Umschlags.)
INHALT DES SIEKENUNDZWANZ ICSTEN BANDES,
LX.
X.
I. Abhandlungen. Kleinere Mittheilungen.
Satt.;
I. Oie Schädel form der ftHwendigchen Bevölkerung Mecklenburg». (Au* dem anatomischen Institut
in Kostoek.) Von K. Aimu». Mit Tafel 1 und 11 und zwei Curventafeln ....... 1
II. Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers su einem bestimmten Schädel, nebst Untersuchungen über
»ehr auffällige, durch Aüftföckhuttg Wlederafaftidfchtühg bedlhgtti i Qföstteb - ünd Form-
Veränderungen des Knochen 8. Von Hermann VVe Icker. Mit 37 Abbildungen 37
in. lieber Schädel von den Philippinen. Von Kran x Hauer. Mit l> Abbild urigen" . 107
TV. Her Werth der CeödengegenS für anthropologische und obstetnscbe Messungen. Von
r. 11. St ratz, Mit 15 A^»f>»Mungen. gumeiat auf Tafel 111 bi« VI . . ■ . . . . . . I 117
V. Keltische Hügelgräber im Scheit hau bei Mergelstetten, Oberamt Heidenheiro. Von A. Hedinger.
Mit »1 Abbildungen . . . 167
VI. Die Kelten Von A. Hedinger . . . . . . ... . ■ . . . . . . . . . . ... 189
\ll. baue Schulkinderuntersuchuug »um /.weck der Kysen bestimm ung nach Uarbenootnplcxion und
pnmären Körpermerkmalen. Von Alfred Schlia . . . . . 7 . . , . . . . ... . . . . 191
VIII. lieber die Konnenveranderungen des menschlichen i Schädel* und deren Ursachen. Kiu Üeitrag
zur Kasscnlehre (1). Von Anton ström. Mit elf Abbildotigen . . . . • . . . . . . . 211
Bericht über einen Kötua von tjonlla savagei, Von W. J„ H. Unekworth. Mit fünf Ab-
« . . . . . » . ■ » . . » . > . 233
Alterthümliche .Speisen- und Uetränkebereitung bei den Serben. Von Sima Trojanovic.
Mit acht Abbildungen . . . . . . . . . . T \tv' . . . 239
XI. Die Körpergrösse chinesischer Kranen. Von 11. llagen 265
XII. Burjaten* ond Kalmuckensch&dol Von J nliuY Pri^olin. Mit Tafel VH hia XX. enthaltend
, Abbildungen . . . . . . ♦ . . . . . . . . . . . . . . ... . . . , . , ... » . ~ 808
XIII. lieber die Formenveränderungen des menschlichen Schädels and deren Tranchen. Ein Heitrag
7, ii r Kassen lehre (11). Von \ nton X v ström. Mit 22 Abbildungen (Eig. 12 bis 33) . . . 317
XIV. Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Ueaiehtshildung. Von Franz Da ff per . . . . 337
XV. Studien über den prähistorischen Menachen und wein Verhältnis« zu der jetzigen Kevölkerung
Westeuropas. Von Msonamsra. Mit latelAM ln« Will, enthaftend 33 Abbildung^ 366
Topoyraphisch-anthropometnsche Untersuchungen über die l’roportionaverhältnisse de« weiblichen
Körpers. Von Sara leum in. Mit ‘2 graphischen Herstellungen ~ $79
Alte Anspannungsgeräthe. Von l. L.loy. Mit 2 Abbildungen 43S
XVIII. I>ie neol'thische .Station J.bl.Dic. h-i Medjiiluzje in Serbien. Von M ilo 1 e M. V aasiti. Mit
Abbildungen ibewichn, l’ig. 1 hi, 32. M fo~bi» «) ir. bi. 7S HO bi. U2| . 617
XIX- Die lileicfateiligiieit der »üd|>atagoni«chen Hiihlenhewohner mit dem (iryputhernitn und anderen
»utgestorbenen Tbieren der argentinischen HOhlent.una. Von ttobert EehmannN ltiohe.
Mit d Abbildungen 683
Exotische Steinbeile der nenlitbisehen /.eit im Mittelrheinlnnde. Von L. .Vlehlia. Mit 8 Ag
bildungen . 61*8
Antbropologuche tietrnclitnngen aber die rortrstmumen (1er llindoeben and Epigonen. Von
~~ CI?1 v. rif.lvv. Mit ld Abbildungen . . . ■ . . ■ . ■ ■ ■ ... 613
l:eber die Forroenverindermigen de» men»chlicben Schädel» nnd deren Ursachen, Ein Heitrag
znr Itawenlehre (III). Von Anton X y«t i-inn. Mit 2 Abbildungen (1-ig, :(♦, 35) .... 628
XXIII. Baum Bar gmensrlien von freckenliorat. Von H. l.nndoi« P43
XVI.
XVII.
ÜL
XXI.
xxu.
427365
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VI
Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
II. Referate.
Seit«
I. Verhandlungen gelehrter Gesellschaften und Versammlungen.
Der XI. Russische archäologische Congresa in Kiew 1»99. Von L. Stieda 284
Einleitung 284
284
Bericht über die Sitzunqen
284
I. Abth.: Vorgeschichtliche Alterthümer
284
I.
Hörmann. Dr. Konstantin: Ueber attrümiseke Grabdenkmäler
284
2.
Trnehelka, i)r. K.: Documents prühistoriquee de Bosnie et de Herzeeoyine
284
37
Antonowitech, Prof. W. B.: Ueber die Kuriranatifdeokunsren in WentwroUiynien . . .
234
*7
Heger, l>r. Kranz: lieber ciniee fretudartieo Formen in der prähistorischen U'ultur de«
2«r,
5.
SsiBow, W. J.: Lange Kurganc im Gouvernement Smolensk
285
nr
Antono witsch, Pr<>f. \V. B.: l'eber die Steinzeit im Gouvernement Wolhynien . . .
285
77
Brandenburg, N. E.: Die Aborigenen de« Gebiete« von Kiew
28t)
37
Kadles. Dr K : lieber die Aothweudickeit einer russischen VeroltenUicüunir der bei
den byzantinischen Schriftstellern vorkommenden Nachrichten
286
9.
Miljukow, F. N.: Leber die Ergebnisse der Ausgrabungen u. s. w. im Herbst
286
bei der Ortschatt i'atel am See öilrowo in Macedonien
10.
Pogodin, L.: Ueber die Beziehungen der indo- europäischen Volksstämme zu den
linnen
287
11.
üorodzow, W. A.: Die Nothwendigkeit einer Bearbeitung der Nomenclatur uud Systo-
12.
matisirung der vorgeschichtlichen Keramik
287
Ewarmtzky, D. J.: Ueber die Ausgrabungen in den Kreisen von Cherson und Alex an-
287
drowo (tiouvernement Cherson)
13.
Shitynskj, L. K.: Die Ue,te der Stein reit im Bassin de« Flusses Styr
233
nr
Uamlscbenko, s. S.: l»ie Aufdeckung der luirgaue bei .Utronol in liusm de* Flusse«
WH
15.
Kulakowski, Prof. J. A.: Ueber die gefärbten Knochen
288
nr
Tschereunin, A. J. : Ueber die Aufdeckungen vcm Kurganen ira Gouvernement Kjäsan
288
17.
Mclnik, Frau E. N.: Die Aufdeckungen von Kurganen in den Kreisen Rowno, Luzk
288
18.
uud Dubno (Gouvernement Wolhynien) * .
Pokrowski, A. Al.: Ueber die Typen der Schädel, die in den Kurcanen Wolhynien*
289
gefunden sind
19.
llelasckcwski, N. F.: Die Ergebnisse einer archäologischen Ezoursion rum westlichen
289
Bug . . . 7 ..........
20.
Armaschcwaky. l’rul. 1’. J.: lieber ein Standlngcr (alte Ansiedelung) ans palaoii-
239
21.
Pokrowsky, A. M, und Chwoiko, V. V.: Ueber Ausurabunsen im Kreise Kiew. . .
290
22.
Wesselowski, Prof. IS. J.: lieber gleichzeitig gefundene Sieinwerkzeugo u. s. w. aus
‘.>90
28.
L ila.jp w, Prof. M. J.: Ueber Kurgunaufdcckuugöu hei der Stadt Neshin .......
290
24.
l’ulasky, F.: Archtiolomscbo Funde im tiouvernement Pixlolien
290
2b.
Knauer, Prof. Th. J.: Ueber Ausgrabungen im Kreise Akkurman, tiouv. Jtessarabiun
291
2U.
Pokrowsky, A. M.: Leber die sogenannten Nomadenschädel der Kurgane
“292
II. Abth,: Historisch- geographische uud ethnographische Alterthümer
292
27.
Schtscherbina. W. J . : Die Starosteien der Ukraine nach den Reiseberichten des
?9?
28.
Troizky, I*. J.: Die alte Stadt Lopa»*nia und ihre I.see
292
29T
Bunin, A. J.: Wo lagen die tstwdte Linezk und \V argul u. s. w
"292
30.
Daschkc witsch. Prot. N. 1’.: Einige Yermuthungen über den Anfang des südrussi-
?92
31.
Ewarnizky, I>. J. : Zur Frage uach der Zahl u. b. w. des Saporoger Sctschen auf
292
32.
Grund neuer archivalisiher Forschungen
LaskoronBky, W. l>.: lieber die Uorodischtschen u. s \v. im Bansin des Flusses Ssula
"292
»3.
SehUeberbina. \V. .1. 1 eher die letzten lto»te des Kosukcnthums lu ,1er reelitsutneen
34.
Jaschtschurshinski , Ch. P.: Ueber Erntegebr&ucbe und Erntegesünge
293
3J.
l’oluwzew. A. W l'eber kleinrumache KoüSkou in Iran?., isischen Diensten 1646 77“
293
3«.
Jiikolaitschik . II.: Ueber den Anlane und die Zunahme der Uolonisation der linken
Dnjiiprufergegend durch die Fürsten Wiscbnewi'tzkj
293
37.
Ssezinskj, E. : Einige Erläuterungen zur archäologischen harte des Gouvernement*
293
lodolica u. a. w. ■ 7. , ... l
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Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
VII
Half
38.
Bunin, A. J.- -Wo befand sich. das in der Chronik von 1268 Benannte Thor? ....
293
39.
Lj üskoronskj . W. G,: Die Funde römischer Münzen im Bassin des mittleren Dnjepr
293
40.
Kopf, A. A.: lieber Alter tbümer des Kreises I>*bedin im Gouv. Charkow
294
41.
Matwejew, A. A.; Die Topographie der Schlacht bei Berestetschko (1651) .....
494
42.
tfseworny, N. L.: Leber die geographischen .Samen im Gebiete von iula, als .Material
294
zur Naturgeschichte u. e. w. des Gebietes
43.
Kordt, Unirersitätebibliothekar W. A.: Bericht über die kartographische Ausstellung
?94
44.
Knauer, Prof. Th. J.: Heber den Ursprung der Benennung „Buss“
294
45.
Uolubowakv. Prof. P. W. und biwliakv. E. A: lieber die lleretelluoir einer Kurte
des Gouv, Tscheruigovr bis zum XVI. Jahrhundert
291
46.
Autonowitscli. Pro!. \\. li.: lieber «lie Lutre der in den Chroniken erwähnten Urte
Schurinsk und Peressopniza
294
47.
Sikorskv. Prof. J. A. : lieber den Nachweis der Rassenverxnischung in einer Bevölke-
294
48.
ltagalej, Prof. D. J.: lieber einige der zweiten Abtbeiluog des C'ongresses übergebene
Abhandlungen
294
III. Abth.: Kunst- Alterthümer (vereinigt mit <ler X. Abth.: Numismatik und Sphragistik) .
294
49.
Jstoniin. M. P.: Die Fresken des XVII, bis XYI1I. Jahrhunderts in den Kirchen und
Capellen des südwestlichen Russlands .
294
60.
T HChetyrkin, J. D. : Leber einige alte Gegenstände, die aus dem südlichen Kussland
(Gouvernement Ischernigow und Kiew) nach Kaluga gekommen sind
61.
Stern, l'rol. E. K. v.: 1 eher die Bedeutung der keramischen funde für die Cultur-
geBchicbte der Schwarzen Meer • Uolonisation
294
52.
Ssusslow. \V. W. : Die Periode des Verfalles der alt • russischen Architektur am Ende
des XVII. und zu Beginn des XVI 11. Jahrhunderts
296
53.
Köper, Dr. K: Polnische Kunstdeukmiiler in Russischen Museen
295
54.
N i ko luiti w , W. V: Uie Innenwände der ero.sen Kirche der Ku'W-l'eUcheriknehen
Lawra nach Entfernung der Stnccatur
295
IV. Abth.: Häusliches und Öffentliches Leben .......................
296
55.
Deratsohenko, G. W.: Was ist nnter Ljudi pritomnije (poln. ludzie pzytomni) zn ver-
66.
Golubowskj, P. W.: Bis zu welcher Zeit kaun man in Sudrussland das Verfahren,
295
67.
sich beim Kampt durch eine Wagenburg fKus«. labor) zu schützen, verfolgen? . . .
Jassinskv, Prob A. N.: Ueber die mittelalterliche Agrarordnung Böhmens*
58.
Tscherepnin, A. AI.: Ueber die Kiewseben Uriwneu
296
6«.».
\\ ittvn (Wittich V), w. M., in polni»cher .Spruche: lieber ilio uraprüüKlicbe polnuche
Griwua und ihre besondere 1 beiluug
296
60.
Bogoj aw lewsk i , S. K.: Ueber das Gesetzbuch des Zaren Fedor Iwanowitsch ....
296
ST7
.laaainnkv. l’roi. A. P : ZurPratro nach dem Urtwrunir der mittelalterlichen llfburien
TiltT
62.
Rodakowa. K. P.: l>a* wirtschaftliche Leben der kleinrussischen (Gesellschaft des
XVIII. Jahrhunderts nach den damaligen Kevisionsbüchem
296
63.
M ü Iler. I). F. : Ueber die l’ikeniere (Lanzenreiter) des WH. Jahrhunderts
64.
Lewitzky, O. .1.: Die gebräuchliche Form der Fheschliessung im südwestlichen Russ-
296
land wahrend des XVL und AVIL Jahrhunderts
V. Abth.; Kirchliche Alterthümer . .
297
66.
Schtschepkin, W. N. : Ueber eine Zeichnung in der Nowgoroder Malerschule . . .
297
66.
Trozki, N. J.: Das Wappen der Stadt Kiew und der Erzengel Michael u. 1. w. . . .
297
67.
Tschetyrkin, J. I).: Ueber diu Kreuze der Altgläubigen m Kaluga
2t)7
68.
Ssusslow, W. W.: Wiederherstellung der ursprünglichen Form der Sophien kathedrale
in Nowgorod
297
69.
Dolgow. 8. 0.: Die Legende vom Bilde Gottes des Vaters u. *. w
297
70.
Titow. Prof. Tb. J.: Was stand in alter Zeit an der Stelle der heutigen AudreaskircheV
71.
Titow, Prof. Tb. J.: Leber die sogenannten auilandUchen Klö.ter der Kiewichen
Eparchie
297
72.
Ssezinski. Priester K J.: Die älteste Kirche l’ndoliens
"297
73.
Istomin, Sl. P.: Die hauptsächlichsten Grundzüge der Ikonographie in Wolhynien
74.
wahrend des AVI, hia AWI1. Jahrhunderts . .
Golubzow, Prof. A. P.: Ueber ein altes Mutter-Gottesbild und über die alte geistliche
297
?97
76.
Swerow, 8. K.: Ueber die bildliche Darstellung des heiligen Mitrofan in Woroneech
297
76.
Georgiewskj, >\. P.: Ueber diu Alterthümer der Stadt Susdal ...........
297
77.
r o c h w a 1 i n s kj , E. K.: Ueber allrussische, am Körper getragene Kreuzehen und
297
Heiligenbilder .
78.
Uapenakj, M. J.: Ueber dio Schule der ruaaiacben lleili|jenbildermalem
297
7U.
Guorgie wnkj , W. T. ; zur Frage uach der Methode des Studiums der russischen
297
HeilieenbiMermalerei V
80.
Fotinskj, 0. A-: Ueber die Kreuzbrüderschaft und andere Verbrüderungen
297
81.
Korolkow. Prof, und Priester J. N-: Ueber die Darstellungen der hellenischen Weisen
und Sibyllen in russischen rechtgläubigen Tempeln ■ ■ 297
I
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VU1
Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
VI. Abth.: Denkmäler der Schrift nnd Sprache 21*7
82. Schtschepkin. ~W. N. : Ueber die Theilnng der altslaTiBchcp und bolgari»chcn Sprache
in Ihaleklül
83. Raieyr»ki. A.
I Jarofllaw~
S.: Ueber ein Gebetbuch in der Bibliothek de» erzpriegterlichen Hau »Qi
dem XIII. Jahrhundert
tsiz
Ktmmip. J. M.: Die ilauptmpmente in der Geschichte der Kniwickcluag der Ȋd-
ruspischen Schrift wahrem! deü XV. bi« XVIII. Jahrhundert» 287
86. SobolovrBhv, Prof. A. J.; Die alten kirchcnalavigchen Dichtungen and ihre Bedeutung
die GoBchiobte und Sprache . ■ . 297
SO. Dagchke witsch, l*rof. X. 1*. : Einige lietrachtUDgcn über ileti »agenhallcn llja Maro-
meti u. »■ w T T~ 298
87. Abramowitach, Prof. D. J.: lieber den Umfang und Charakter der literarischen
I'hatigkeit dea Chronisten >e«tor ~ 298
88. W’TTlkow. l’rol. M. Vi.: Ueber die ältesten kircheutlavitchen Xotcnbücher . ■ . . , . 288
89. Wlmdimirotr, l’rul. 1‘. W,; Heber den Zusammenhang der apokryphisohen Ikono~
graphie u. g. w 7 ..... 238
90. Speranskj, Prof. M. N.: blaviach-rueälscbe l ebergetzungen ... 208
91. Lawrow. TT"* ~ ‘ "
Um «lavoni«chg Ucbergetzung der Suunra u. «■ w7
VII. Abth.: Byzantinjgche, classische uml wegteuropäisrhe Alterthümer 298
92. Hu»es«kul, Prof. W. P.: Ueber die Erfolge u. H- w, auf dem Gebiete der griechigoheu
li«a:hif.liür~
_2aa
93. Farmakowski, B. W.: Die neuesten wissenschaftlichen Unternehmungen de» (ra»«i-
gelten) archäologischen Institut« lp KouBtantinopcj . . ....... 7 ...... , 298
04. Ilorin an p, l)r. K.: Ueber da« römische Castrum in Magorello . . . 293
HO. Farmakow a k i , (). W.: Ueber eine byzantinische Handschrift mit Miniaturen . . . . 208
00. Vocht, W. IC: lieber die astrologischen Thatnachen der Geburt de« Uä«ar, de» Agrip~
ptnus unil de» Tiheriu»
07. Kulaknw»ki, Prof. J. A.:
298
Zar Geschichte de» Hoaportu (Kertach) während de» XI
bu A11I. Jahrhundert ■■■■..■■ 206
VIII. Abth- Al<tr>bamer der »<»1 liehen und wotlicbeo Steven , . 288
98. goboleweki Prof. A. J.: Die kirehenBteTtechen Texte mährischen Uraprong» .... 298
99. Micderle, Prof. I)r. L.: 1 eher die Zeit der Ucbetsiodelung der Slave n vom fiorden
der Karpathen nach Ungarn ■ 298
100. Flonnsk), i'rot. r. li.T Ueber die Herkunft uad die Iteaennung der mährischen
Vi aladuml
jfiö
.... 299
102. Lsmansky, Prof. W. J.: lieber di» Jasaen-Alanen 900
IX. Abth.: Orientalische Alterthümer 901
101. Slatarsk j, Prof. W N.l Wo ist die älteste bulgarische Hauptstadt (Residenz)
suchen r
103- M
Sprache
L S.: l'eber die eogepaauten Wan’achea Elemente in der armenischen
104. Chachanow, Prof. A.
battial.ku» vi;,p IjrtlflVlL
Ueber da» Leben und die Thätigkeit Antopiu» j., dei
301
105, Tnrajew, B. A.: Ueber die kopti»cheu Texte. die W. G. Bock in Aogypten erworben
_äüi
HäC
_au
108, Weaaelowski, X. J.: Ueber die letzte Zerstörung der Stadt Samarkand 801
X. Abth.: Numismatik und Sphragistik. »iehe III. Abth . 301
XI. Abth.: Archäographitche Penkmitler 901
107. Zwetajew, I‘rof.: Ueber die Warsehaner Archive 301
lOH. Lwow, A. >. : Ulf rassischen (je»et?.eBbe»timinungoii ia lletreil' der Archive . . . ~ ÖÖT
100. Haicwsk]. A. 6,: 10’ rieht aber die KaUUohew-l'ommmion de» Jahre» 1873 in Betreff
ijer Kinrichlung vun Archiven 301
110. Bagalej. l’rol. d. J . : Heber Imtorisebe Materialien »I» Uaellen der Archiuiingie
nkreif
X02
W
7TO
111. SS'oroaow, A. 1'.: l>ie Arcbive» departementaie» in rrankreicb
112. hamanin, J. .M : Leber die »achverslandigi. I ntcrsnchiing gelalachter Pncuniente .
113. Scbipowitach. Priester J. l’I : Die L'hronik de» Kaparlnerkinsters in Wioniea der Jahre
1741 bi. m ■ 1—3112
114. Schniclew, Ci. X.: Theorie nnd 1‘raj.i» der Archivverteiehniw 302
116. Sawelow, L. >1.: Ueber da» Archiv der Versammlungen der Adeladepntirten . . . . 302
lHi. Samokwatmi y , Ural. 1>. J. : I oln-r ilie (Vntrali»ati»n der Keiclnarehire in We»t7
europa a. «■ w ■ ■ 302
117, Uewiik.i, I). J,: Ueber da» Schiek»al der Acten, die »ich aal die Urenten de» »Üdwe»t7
i-Ru»»land bgkieliei
Tictiea Üebiete» von Klein-Rumland beziehen , , ... , . . 7. 302
118. Schmurlo, E. F. : Ueber die Einriohtuug einer ru»«i»ch.p archäographiaclien Com-
IU1«»R.U beim tatifaaiHchen Mu-eam 302
119. Kamanin, J. M.i Ueber die Archive iu Wolhynien and Podolien 302
120. llagali-j, Prof. 1). J.: I t-lier die Xuthwemligkoil der Kiariabtiing eine» l'entralarchir»
lä Utiärkoy.' ... . 302
121. Uaschkarcw, P. A.: Diu kirchlichen ARerthümer der Sladt T^eheraigow ...... 302
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Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes
IX
Allgemeine Sitzungen
Salt*
m
122. Do wnar-Sapotskj , M. W.: Uebersicht der Thätigkeit der Gouvernement«- Archivs-
commission während der letzten drei Jahre
an*
-
123. Wittyg, W. >1.: Heber die Nuthzustünde der Archäologie im Zarthnm Polen . . . .
802
124. Hoissuuowskj, W.: 1 eher kleine Bleiplüttcheu mit bestimmten Zeichen
302
125. Markowitsch. Prol. A. J.: lieber die Conserviruug alter Denkmäler
302
126. llwarow, Gräfin F. 8.: Vorlesungen über Archäologie an russischen Universitäten . .
302
Allgemeine Schlusssitzung am 19. August .
302
127. Antono witsch, Prof. W. B.: Heber die archäologischen Ausstellungen während des
longresses
302
128. Kamanin, J. M.: Uebersicht der aufgestellten Handschriften und alten Bücher. . .
302
129. Uwarow, Gräfin F. S.: Allgemeine Uebersicht über di*? wissenschaftliche Thätigkeit
de» archtoloifincht'D ConKre»»c» . .
302
Schlussbericht
,80?
An« der rmmisrhpii Literatur:
Anthropologie, Ethnographie und Archäologie. Von L. Stieda
440
i.
Abhandlungen, die den Kaukasus betreffen*)
440
A. Pantiuchow's Arbeiten über den Kukiioi
441
B. Schriften der Kaukasischen Abtheilung der K. Russ. Geogr. Gesellschaft
470
n.
St. Petersburger Arbeiten
400
A. Die Russische Anthropologische Gesellschaft bei der Universität zu St. Petersburg . . .
480
Protokolle der Sitzungen von 1895/96, VI. Jahrgang
480
Protokolle der Sitzungen eon 1 ‘■<96/97 und 1897^8,“ \ 11 und VIII. Jahrgang
485
B. Die anthropol. Gesellschaft der K. milit-mcd. Akademie zu St. Petersburg
488
Arbeiten der anthropologischen Gesellschaft Bd. III (1895 96)
488
m.
499
Russisches anthropologisches Journal (Moskau), /. Jahrgang 1900
499
II. Zeitschriften- und Büchersohau.
Ans der deutschen Literatur:
Pfeil, Joachim Oraf: Studien und Beobachtungen aus der Südsee. Von F. Birkner . . 129
Fritte b, Gustaf: Die Gestalt de« Menschen. Mit Benutzung der Werke von EL Har-
les» und C. Schmidt. Von F. Birkner . ISO
Ammon, Otto: Zur Anthropologie der Badener. Bericht über die von der anthropo-
logischen Commission des Karlsruher Alterlhumsvereius an Wehrpflichtigen und Mittel-
schülern vorgenom menen Untersuchungen. Im Aufträge der Commission bearbeitet.
Von E. Birkner 1S1
Pfister, Dr. med. Hermann: lieber die occipitale Region und das Studium der Gross-
hiraahsjllikiie, Vnu ,k\ üir kner 1 ^ x • ° >.*»** > *. . 132
Söhael, Herrn.: Die Kundwälle der NiederlausiU nach dem gegenwärtigen Stande der
(S. 89 — 106 in „Schlesiens Vorzeit in Bild und Scnrift“ 1896). Von F. 8enf .... 183
Bastian. A.: i>ie wechselnden Phasen im geschichtlichen Sehkreis. Von Th. Aohelis . . 267
Bastian, A.: Culturhistorische Studien uuter Rüekbeziehung auf den Buddhismus, 1. Von
Th. Acheli* 268
Bastian, A.: Die humanistischen Studien in ihrer Behandlungsweise nach comparativ-
genetischer Methode auf naturwissenschaftlicher Unterlage. Von Th. Achelis . . . 268
Bastian, A.: Die Probleme humanistischer Fragestellungen und deren Bcuutwortungsweisen
unter den Zeichen der Zeit. Von Th. Achelis 269
Dritte asiatische Forschungsreise des Grafen Eugen Zichy. Band I: Herkunft der
magyarischen Fischerei von Dr. Johann Jan ko. Mit einem vorläufigen Bericht des
Grafen Eugen Zichy. — RioalioB des Werkes, von Otto llennan. — Antwort
an Herrn Otto Herman, von Dr. Job. Jankö und Auhang: Antwort Dr. Wilibuld
Semnyers auf die Bemerkungen Herrn Otto Herman'* zur UebtrteUuog desselben
Werke* — Nachtrag zur Recen*ion de* Werkes, von Otto Herman. Von F. Birkner. 270
Schräder, O.: Reallexikon der indogermanischen Alterthumskunde. 1. Halbbaud. Von
F. Birkner 272
Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Ilercegovina. Herausgegebcn vom
Bosnisch -herccgovioischen Landes muteum in Sarajevo. Kedigirt von Dr. Moritz
Hoerne«. TL Band. Von F. Birkner 272
*) Bezüglich Je» Inhaltes der einzelnen Bande mu» auf die den vorliegenden Referaten solbit am Schluss* sngt-
fügte Inhaltsübersicht (S. 514 bi» 616) verwiesen werden.
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i
Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
* X
Rfite
Daraus besonder» besprochen:
Fiala, Franz: Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf
Fiala. Franz: Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel in Süd-
ostDOinien (auschlie»»end an den Glasinac) im Jahre 1897
2 73
Fiala. Frau/: Das Flach zräberfeld und die prähistorische Ansiedelung in Sauskimost
‘J7H
Fiala, Franz: Bericht über die Ausgrabungen am Debclu brdo bei Sarajevo im
Fiala, Franz: Prähistorische ßronzcu aus Bosnien und llercegovina
273
Fiala. Franz: Griechische Brouzehelme aus Bosnien und ilercegovma
"273
Patsch, Carl: Archäologisch -cpigraphische Untersuchungen zur Geschichte der
273
rörmnehen Provinz Dalmatien. lll. iheil
Fiala, Franz: ArohäoWijchc Miscellen
273
Dragicevic. Thomas: Neolithische Fundstätte auf den „Kraljeviuo“ bei Novi-Seher
274
Grimmer, Johann: Fossile Saugelhierrestc au« der Save
274
Lorenz - Li b u rn a u . Ludwig von: Die Wüdzicgcn der griechischen Inseln und
ihre Beziehungen zu anderen Ziegenformen . . .
274
Archiv für Religionswissenschaft, horausgegeben von Prof. Dr. I'h. Achelis. III. Baud.
274
Weinzierl. Robert Ritter von: Da» La Teno- Grabfeld von Langugest bei Bilin in Böh*
274
Beltz, Robert: Die steinzeitlichen Fundstellen in Mecklenburg. Mit Anhang: Geinitz
und Lettow: Fundstätte von Fcuersteiugerälhen bei Ostseebad Wustrow a. d. Fisch-
Und. Von F. Uirkner .
274
Büttner, Dakar, und Müller. Kurl: Tecbuik und Yirwerthunir rler ltunteen'aehea Strahlen
Jahrbuch für Photographie und Reproductionstechnik für da« Jahr 1900, horausgegeben
273
von liotrath Dr. Josef Maria Erter. XIV. Jahrgang. Von F. Uirkner
Eckor’s und Wiedersheim s Anatomie des Frosche«, auf Grund eigener Untersuchung
durchaus neu bearbeitet von Dr. Ernst Gaum». I. u. 11. Abtheilung. Von I. Birkner
Hollmann: Paul: Der Nordwcsten unserer ostafrikauischen Colonte. Von F. Birkncr . 275
Sinnett. A. P.: Die esoterische Lehre oder Geheimbuddliistnu*. Von I. Birkncr 275
Bruitcnstein. H.: Einundzwanzig Jahre in Indien. 1. Iheil: Borneo. Von F. Uirkner.
273
Haborcr: Ueber die „Nortna oocimtalil* bei Mensch und Affe. Inuug.-Dissert. Von
m
Brunner, Karl; Die steinzeitliche Keramik in der Mark Brandenburg. Inaug. * Dissert.
m
Waruachkin, Alexander: lieber die Profilirung des GeaichtMehideU. Horizontale
277
Messungen am Gesichtsachädel. Inang.-Düaert. Von F. Birkncr
Zeiller. Joseph: Beiträge zur Anthropologie der Augenhöhle. Inaug. -Dissertation Von
278
Bnmttller, Johannes: Das menschliche Femur nebst Beiträgen zur Kenntnis« der Affen-
278
femora. Inaug. -Dissert. Von I. Uirkner . .
Aigner, P. 1).: Uebcr die os*a parietalia de« Menachen. Ein Beitrag zur vergleichenden
279
Anthropologie. Inaug.-Dissert. Von 1*. Birkncr
W nermaim. Karl: Geschichte der Kunst aller Zeiten und Volker. 1. Band: Die Kunst.
Archiv für Kriminal-Antkroi>olo(rie und Kriminalistik. Hframcuacben von i’rof. Dr. Hans
2H1
Sundfttral, Franz.: Aus dem Livude der Karaibcn. Culturhistorische Fragmente. Von
28]
Gamer, R. L.: Die Sprache der Affen. A. d. Engl, übers, u. herantgogeben von Prof. Dr.
w illiam Mars hall Von F. Uirkner
2dl
Heikel, II. J,: Die Brandgr&ber von Piiväniemi. Säiioki und Kirmukurmu in SatakunU.
(Analuta archäologica Fe.nnica IVr.) Von F. Birkner
291
Blasius, Wilhelm: Die anthropologische Literatur Braunachweig« und der N'achbargcbiete
mit Einschluss des ganzen Harze?». Von 1*'. Uirkner... . . . ,
291
Hultkranz, J. Wilh.: i^ur Osteologie der Ona- und Yabgan- Indianer des Feuerlandee.
(Aub Wissen sch. Ergehn, der seliwed. Exped. nach den Mageilanslundcrn 1895 bi« 1897
nnt. Leitg. v. Otto Piorrtenskiölrt. Bd. I.J Von h. Birk ne r
282
Kaestncr, Sändor: Fmhrvologische Forachungsmetboden. Von F. Birkncr
2*3
Much, Rudolf: Deutsche Stammeskunde. Von F, Birkncr
283
Scliliz, A.: Das ateinaeitliche Dorftirowsarlach. «Hu« Kultur und die smitcre vorrachiobt.
liehe Besiedelung der Gegend. Vron J. Kanko.
435
Page! , Dr. Julius: Biographische* Lexikon hervorragender Aurzte dos neunzehnten Jahr-
hundert». Von J. Ranke
437
Stratz, H.: Die Frauenkleidung. Von F. Birkncr
647
Stratz, U. H.: Die Raasenaohönbeit des Weibes. Von F. Birkncr
'147
Floss, Dr. H.: Das Weib in der Natur und Völkerkunde. Von F. Birkner
648
Mayr, Albert: Die vorgeschichtlichen Denkmäler von Malta (Abhandl. der köniirl. baver.
Akademie der Wissen schalten. 1. Ulaase. XXL Hd.. III. Abth.l. Von F. Birkner .
649
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Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes. XI
1 Belli
Festschrift der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich. Nebst Jahresbericht
für das Gescllsenaltfliahr llKJö 1901. (Enthalt Beitrage von Frof’. Pr. Otto Stoll.
Prof. Theodor Felber, U. Meister, Prof. Dr. C. Koller.) Von F. Birkner . . . 660
Ethnologisches Notizblatt. IDrausgeg. von «1er Direction des königl. Museums für Volker-
künde in Berlin, Bd. 11. Hält! 2, 3; IM. Ul, Heft I. Von F. Birkner . . . ... m
Volksmcdicin (8. -A. aus: Beitrage zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns.
Bd XIII, Heft 1 bis 31. Von F. Birkner 662
Bonner Jahrbücher. Heft 105. (Enthält u. a. an Beitragen: Koenen, Constantin: Karo-
lingischc» Gräberfeld in Andernach; Lehpor, Han»: Pie fränkischen Grabsteine von
Andernach: Kruse: Pio körperliche Beschatfenheit der And* rnacher Bevölkerung zur
Zeit der Karolinger.) Von F, Birkner . .................... ~ 652
schftdcl au* dein Stciozeitalter. dem Bronzp/eitaltcr und dem F.isen/eitaltcr. sowie ein
Blick auf die Forschungen über die Hassencharaktere der europäischen Völker. Von
F. Birkner v. ...... 662
Breitenstein. H.: Einundzwanzig Jahre m Indien. Ans dem Tagebuch eines Militärarztes.
1L IheiL JaYS: Vgn t- IHrKngr . ... 664
Am 4er franzfffitechyn 14t*raU*r, Von Emil Schmidt,
L Aus JiuUetina de la societt tf Anthropologie dt Paris. Tome VIII ( 1 Vme saic), 18V7 664
1. Bertholon: Qael doit etre le role de la France dans FAfhgue du Nord: Coloniser ou assi-
2.
37
47
5.
G~
7.
ST
nr
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12:
15.
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19.
2Ö7
2T
22.
537
24.
26.
2 L
K
nnlerV Documents anthropologmue» sur In question
Bloch, Alphonse: Gar acte res partic ‘ 1
654
iculicr» du type Lrand-Uussicu 654
Bloch, Alphonse: Lo pigment du Systeme piieux et son ongine . ! I I i ! I i ! 6o4
Capitan, L. : I.a Station acheulcetinc de la V knote, vallöe de 1* Vt zero (Pontogne) . . . . 654
Caziot: Pecouvertes d’objets prehistbriques ot protohistoriques, faites dans l'ile de t'orse . . 654
Du Chatcllier: Les Bigoüdeis . ■ ■ ■ • TV . -T • .“TT 665
Cherviu ot Papillault: Rapport xur le prix (iodard 655
Co Hin, Keynier et Foujac: La Station de la Vignette 6W>
Croisier: Ün cas d’obcsltc che» on enfant de 4 ans */. 655
Deniker, J. : Les raccs curopeentie» . . . . . ♦ . . . . ....... .......... 665
Uubois, Eugene: Su r ic rapport du poids de l’enccpbale avec la grandeur du corps chez
kg - i . - : : t ; ? • = • f “ • r ........ 665
Damopt. Ars6 ne: Profession et natalite . ♦ . .« . . 665
13. Eck. Andre: Un mot sur le Magdalenien et le Kobenhausien au Ferreux (Seine) 665
14. D'Eniov: La femme. I, Le droit des veuves en Europe et en Chine ü6b
D’Knjoy: Le baiser en Europe et en Chine . . . . . . . . . . . . . tjOT
Fouiu; Silex tailJe» urovenant des poudmges de Souppes (S<mic-et«Marnc) 655
Gaillard. F. , Le dolroen du Mane llui ä Kerl^arcc en t'arnac , . . .7 6&S
Haan, F. : Pratiques empiriqoea des Flandres, ä la fin du XIX. siäcte .
Haan. F.: Vetement ou parure du gland chez les iodig».:oes du sud Africain 66b
Lagneau: Bibliographie des travaux de liustavo E. 666
TTäville, A-: SUition prehistorique de Villencuve^Triage fSelnc-et-Qlse) . . 666
Letourneau: E'äge proconimercial I . . . . . . . . . . . . . .. . . . BOT
Le tour n ea u, Cb!: paleograpbic nicgalithigue de certaines lettres latines . 656
Manouvrier, L : Note provisoire sur les proportions des lobe« cerebraux et lenrs cqdbb-
quences craniologiques . ♦ . . . « » » ; • • * -
Manouvrier, L : Note sur les cruuca humains quaternaires de MarciUy- sur -Eure et de~
Brechamps
Manouvrier. T..: TTlu.Tc .tt^ suu ekUcs »hrt-iu.^ rt«- rnttonges, pri»s ffemtgriy rBnurgogno) . .
MftBouyr.ier, h_. Qbsenations sur quelques najnjT
V . I I ’h .1/1 v.n.lri
666
666
-ew
— . „ ~6BS
Maiioavrior. Xotia« »ur Theopbil^ Cfaudaingki ...... . . , ■ . • 666
Marlin. Mine.: Momrcinent (Io la iionnUtion en Irance penüant l'annee ltt‘6 6Mi
Moll vlianaki. X.: Xul« sur les o»»iineni« de la i<ipuliure niolithiqac ilc I.ivry-sur-S>i>lr , . 657
Mortillet. 0. de; Instinct et rauuinnoment . . 6ö7
MÖrlilUl, (i. de: I.Atlanti.!.- ■ . . . 1 . ■ . ■ . I ! . . ■ / : ■ ■ ■ 657
{jadaillac, le marqaia d»; Megalithea de Loir at lihar . . ■ i>67
rapillault, O. : La) Iranslormume et »on inlerpretation en cramuloKie Ö6T
raiullaiilt, u ; Sur le» popnlmtiona de l’Aure» ■ ■ ■■■■■. 66T
..... 1‘ielreinenl. U. A.: Le« chevaux de« Arven» vediqiice et le numbre de leure cote» . ■ ■ ■ ■ 6ST
37, Kayroond, l*aul: Iieux grnttea sepulcrale, <laa, lo 6ard, Conlribution ii l’etade de läge du
CUlTre dan> |e, revepnL-a . . . 6Ü7
Reboul. J.: Hotmne velu, Präsentation des ]>hotogra,ibie8 du sniet et du monlage des arcadea
dentairea S57
Sö.
32.
ST
547
557
SfT
38.
Kl, Regnault. Felix: Le dien Kgyptien lie» ütait mvxoedilinateux 667
40, Regnauit. l'Vlix; Lutte entrele» peuple. . . • ■ n.77
41 Kivterc, Kmtle: 1 .u grotte de la Moutlie (Uurdognel M»
42, Kiviere,^ lSmilui Xoavellet recherebe» a Uro-Magnon 60<
43, banaon. Andre: Caa curieux d'heredite rroi8ee . • • » . ■ • . 667
44, Variot: Lea aOnnlturca de Cullunee» en Uourgogne (Sadne-et-Loire> 658
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XII Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
46.
Vire. Armand: Recherche« prehistoriques dan« le Jura et le plateau central, en 1896. —
Grotte ma^dalenienne d'Arlav; grottes et babitation» larnaudiennes de Baumedes-Messieurs,
du Puits-billard, d’Arbois; halmation antique du Pults de Padirao
658
46.
V i r c , Armand: Jlouvelle» trouvaillei preuistorique« dso« la valle du l.unam. PöIissöIrsT
men-hir«. dolmen
658
47.
Zaborovrski: Los hommes i i uueue
"W
48.
Zaboroweki: Orisine des Cambodeien«. T#iiim», Mol», Dravidieu», Cambod(rien«
1555
40.
Zaborowski: Mafgachos. — — Dravidieus
öü.
Zaborowski: La oirconei»ion de» juif» et au Soudau
“C5B
61.
Zaborowski: Visite ä l'oxpoeition des collections rapportees par M. de baye
"C3H
62.
Zaborowski: Aux caves d hr.v
658
50.
Zaborowski: De lassimilation des iudigencs algeriens
~nss
64.
Zaborowski: Le T »incipital. — .Mutilation de» orune» neolitbique«, olwervee en Aale
65«
65.
Zaborovrski; A propo» d« .l'assimilation* de» iodinene» aluerien»
658
. Aus Bulletins de. la societr <V Anthropoloqic de Paris. Tome IX (IV me serie)t ltt98
659
56
IhfiR
57.
Anthony, lt: Memoire »nr le» oriranes nioeraux d'un jeune Orapc-Outan femelle . . . .
659
58.
Algier, le Dr. : Anthropologie de la Vienne aux ternps actuels. (Etüde de la populaUon de
ce departement d'apres les Observation* et resultats statistique» recueillis sur les bommes
de la cl»»se 1891)
66»
59.
Itedot, Maurice: Notes Anthropologiques sur le Valais
1555
6n.
61.
bloch, Adolphe: Essai sur les levres au point de vue autbropologique .
"TOI
62.
Capitan, le I»r.: ereaentation d une »eri<- de niece» provenant de la ballistlere de Uhclle» .
Tsrn
61
Capitan» le Dr.: Nachrul am Grabe Gabriel de Momllet's
T5SJ
64.
Cb er v in, Je Dr. : Kapport sur le prix Hertillon
"CBS
ns-
Collin, Emile: Dolmen d'Erroenonville (Oise)
TSSJ
66.
Coltin. Emile: Silex ouvres de» departement* de Saöne-et-Loire et de l’Allier
tiöi
67.
Dubus, M, A.: Contribution ii l’etude des epoque» palöolitbiques et neolithique» des Stations
de bleville, la Mareaux-Glercs et Fi-ileuse pres le Havre
661
68.
Dumont, A.: Coloniser ou assimiler. A propo» de la communication de M. Bertholon . .
un
60.
Dumont, Arsene: La potene des Krourairs et celle des dolmen*
“E5I
70.
Dorante, le Dr.: Kapport sur une mission au Caucase et au 1 urkestan
“TOT
71.
d'Kcherac: Sur une legende
bol
72.
d'Knjoy, Paul: Coloration dentAire des Annaniites
un
73.
d'Kniov, Paul: I.a proeedure et les eens d’affaires en Chine . . . . T- ! I
bbl
74.
Fouiu. G. : Silex et poteries de» foyer* de Villoneuve-St.-Georges. »Seine-et-Oise
661
76.
Fou rdrignier: leber die „optiaehe Sprache“ und die authropographische Photometrie . .
“ESI
7b.
Godin, le l»r. : Observation d'une naine
bbl
77.
Ilamv. E. T.: Les vases peints d’Ica (Perou moven)
un
78.
Ilervo, Georges: Allocution du President pour 1898
661
70.
I wanowitsch-Stoyano w (de Bulgaric), P.: Note sur quelque cas de polymastio et de poly-
m
80.
Laupts, le Dr.: Lettre n M. Zaborowski sur l’etat et l'avenir des populations de l’Algfofo
662
81.
Laville, A. : Le gi«ement Chelleo-Mousterien a Corbicules de Clergv
662
H2.
Laville, A.: Les sables et limons oualernaires u silex tailles de Villeiuil, bicetre et i'aris .
öoa
83.
Laville, A. : Giscment de silex tailies dans les limons ii brnnies de Alantes-la-Villc
662
84.
Laville, A.: Sepultures anciennes d’Örlv
"UB3
65.
US
WS.
Letourncau, Ch.: Caract<‘roB alphabetiiormea
U63
6;.
Manouvrier, L.: Observation d’un cai remarquable d'ichthyoBe
US
86.
Manouvrier, L.: Le Cerveau d'un Sourd-Muet
US
80.
Mathews, IC H.: Gravures et peintu res sur rochers par los aborigenes d'Australie
US
00.
Ala t ig non, J. J.: yuelquos superstitions mddiculet du CTTTTiö
U63
iti.
Mora«. Henry: Nouveau procole d'cinbaumemput
US
02
US
93.
Mortillet. Gab. de: Statuette fausso de Baousse-KousBe
668
94.
Nicolas (d’Avignon): Inscription phonicicnne grav«Se sur un Ofclc&ire sebisteux
663
06.
Papillaolt, G.: Variation« nuiniriqucs des vertebres lombaires ohez rhomtne, leurs cause«
663
et leur relatiou «vec une anoraalie inusculaire cxceptionelle
96
Papillault: Squelctte d’Eugene V6rou . . . .
US
07.
Papillault, G.: Kapuort sur le prix broeu
US
98.
Piroutet, Maurice: Station de Mornö ou des EngouüronB (Jura)
«63
00.
Pitard, Eugene: Etüde de öl crancs de cnmineß lrancais provenant de la Nouvelle-Cale*
668
ilonie et oomparaison« avec des «eries de eränes auelconques
100.
Kaymond. Paul: Nouvelles rcchercbes sur Pfliro de cuivre dans les Ccvennes (epoque dur-
663
101.
llaymond, P. : S^pulture dolmenique du Gard
«63
102.
liegnnull. k olixl Accroim-mrat de» onglc» de In mam
US
{
i
4
u
»i
k:
in
ic
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Inhalt des siebunundzwanzigatuu Bandes.
XIII
S«1U
103.
Regnault. F.: Art grec contemporain rustic
664
kn.
Kcgnault, Felix: Forme de» »urface» articulaires de» mcinbres Interieur*
IkU
105.
Kiviöro. E.: Le dolmen des Clote» rDordogne)
1564
106.
Uolluin, A.: Station de Füge de la pierre a Juberoy (Marne)
06»
Iu7.
Koll.in. A.: (Jumtnumcaüun .ur 1«. tiucouYcrte» faitt-i dass lea truco» de rectihc.tion de.
egouts de la rive gauche
664
108.
Roll ain, A. : Amieau modele trouve ü (.'belle* (Seine-et- Marne)
661»
109.
Thieullen. Ad.: Le. yeritable. in.troment« usuel. de I'ujfo de pierre (Reaume)
665
111.
iW,[,
112.
Vaaville, Oetavc: CimtHare mürovingien de la rue des IVctres-Saint-Germain-l’Auxerroi» .
665
113.
Vau vi Ile, Oetavc: Döcouvertes de poterie» auciennes sur le bo ule vard Saint Michel et d’osse-
ments humains et de poterics du XI II. Siede *ur la place Saint-Andre-dis-Arts
G66
114.
\auvillö. Octave: Oaaemants humam» . .
«65
116.
Derselbe: Ossements humains du cimetiero gallo-romain de Soissons
665
1 10.
Der.vlbe: üääüment» hum.in. du cimutii-rc «llo-romain de Soi»«on«
ӆ63
117.
Vauvillc, Oetavc: Mou veiles decouvertea laitea plaoe Saint - Andre :• des - Art» et rue de
la Harpe .
665
118.
Yerneau, K. : A propos de FAtlantide
665
119.
Vcrneau, K.: Objeta provenant d’une grotte de« Uaousse-ltousse
7563
12U.
Verneau: Leber den Dolmen von Ermenonvillo (Oise)
"CCB
121.
Vcrneau, K.: La main au point de vue osseux chex les mammiferes monodelphicns (Scixiemo
666
122.
conferenue annuelle translormiste.)
Verneau. R.: lieber die Kassenvernältnisse der Alt-Aegypter
666
123.
Volkov, Th.: Decouvertcs prehisioriques de M. Chvojka ä Kiew . .
6b6
124.
Volkov, Th.: 1/es trouvaülcB dobjets goths en Ukraine
666
125.
Zaborowski: 1. Le» kourganes de la Sibene occidentale. l'enples anciens et moderne» do
cette rAgion. 11. Dix-neuf eränes des Kourganes sibunens rapportes par M. de baye.
666
111. Le* Datiaks et autre* Fmnois. Leurs caractcres et ceux des eränes des Kourganes ! .
12«.
Zaborowski: bes poterics peintes des bords du Dnicster et du Dnieper
"SC7
12/ .
Zaborowski: 1. lluns, Ougrea. Uuigours. 11. luscription de ('Jenissei et de l'Urkbon.
Origine de l’alphabet vieux turc
067
128.
Zaborowski: La souebe blonde en Euroi>e . .
“B57
lä».
Zaborowski: Races prebistoriques de l'ancienne Egypte
667
III. Aua Bulletin» de la societe d’Anthroi oloqie de Paris. Tome X (/!'«« terie), 1809
667
190.
Anthony, R.: Considerationa anatomiques sur la region sacro-caudale d’une chatte apparte-
667
131.
nant u la race dite ,anoure~ de l'ile de Man .
Atgier: tfiude ei Siaiistique etbnique de l’Indre
66/
132.
Uulliot: lumulus de Ferrogney, pres bangres (Haute Älarne)
“665
1337
baye, le baron de: Dolmens de la region nord du caucase
134.
Baye, le baron de: A propos des orones provenant de l’aoul ossete Nijni Ko tan
668
135.
Bloch, Adolphe: Discussion Bar la platycnemie
"BES
T3CT
Bounemore, Lionel: L'influence orientale en Bretagne
"CT8
137.
B reu 11 (Abbe): Note sur un terrier de Marmottes quaternaires a Coeuvres (Aisne)
“GUI
138.
Cap i tan: Necrologie de M. Dareste
“BBS
139.
Capitan: ln lissoir en ob du Moyen-äge
“BBS
140.
Capitau: Etüde aur le» collection* rapportees de Kusaie par le baron de Baye
“BES
141.
Cap l tan: Präsentation dun geant
“BBS
142.
Chutellier, t’. du: Huche» en pierre polie type de la (ruadeloupe , recueillie« dann le
Fimstere
606
143.
Chomin. A.; Note »ur le. tacbe» conKenitale. de la reeion «acro-lombaire che» lei Annamite»
668
144.
Dumont. Arsene: Aptitude de la Frauce ü tburnir de» colona
“BBS
145.
Fouju, Li.: Ossements humains decouvert* dans une couche de terre argileuse, ä Aunay-sous-
146.
_ C'reey (Enre-et-Loir) _. .......
669
F ourdrignler, Ed.: DlvlnlfÄs accrouptes .
147.
La borde, J. V., Manonvner, Papillault et lielle: Etüde psycho-phvBiologique, tnrdico-
legale et anatomique sur Vacber
669
148.
Landouzy, b. und Labbe, Marcel: Un cas de porencephalie traumatique
“BBS
140.
La vH le, A.: Addition a la note du 3. novembre lHtfti sur le» st-pulturea d’Orlv
“BOTT
160.
Laville, A.: Station neolithique de Fresnes-les- Rungis .
“EBB
151.
Laville, A.: „Coups de poings* avec talon et poigneu reaerves, disque, coin et dents d'Asi-
U2.
669
Laville, A.: Couche inlra-neolithique rue Danton .
6H»
1337
Laville, A.: Mations pretustonques et gallo- romame du Mont-Aime (Marne) .
“BB9
154.
Laville, A.: Mations arcb*ologiques de Draveil
“BBS
165.
Laville, A.: Fond de calmne gauloise de Montereau
“BBS
156.
Letourneau. Ch.: La monnaie chex les raoe» de ooiileur
157.
Longraire, L. de: Traveaux archeologique* exdcut6a en Pene de 1897 a 1898, par M. J.
de Morgan
669
168.
Maitre, Leon: Le dieu accroupi de Ouilly. — Figurine gauloise
669
1597
Matignon, J. J.: Sur läge moyeu de la nubilite ehe* la Pekmoise
“E7Ö
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XIV
Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
Sette
16<K Mortillet, A. de; Vase en piorce flllaire de Pcpogue merovingienne . 670
161.
Mortillet, A. du: Campignv at le C&tnpignien
67o
rar
Mortillet, A. de: Cippe decouvert dana le düpartement de l'Aude
~S7ö
res r
Alortillet. A. de: Grande hacbe polie en diontc, trouvöe daua lUrne
Hilf
164.
Papilla ult. G.: (Juelquea loia touebant la croisaance et la beautö du visagc humain. Con-
670
165.
Pupillault, 0.: Mode de croisaance ohez un gcant
671
rar
Papillault, G.: Kauport aur le prix Godard; prix Fauvelle
tl‘1
I87T
Kcgnault,. Felix: Morphogeniu oaaeuee expliquee pur la pathologio
671
rar
Kiviöre, Emile: La lampe en grea de la grotto de la Moutbe (Dordogne)
h*i
rar
Kobin. Paul: Lne rcsidenee iüderative
“B75
T7ÖT
Kollain, A.: Habitationa ntSditbiquca du plateau de* Hautca-Bruyerea (Villojuif)
“E72
jlvi.
Kollain, A- Seoriea de fer antebialoriquea . .
6*2
IV!
Schmit, Emile: La vigue aux morta de Loiav* aur* Marne. Fouilles d’un cimetiere gaulois
et irallo-romain
672
173.
Soularue, G. Martial: Kecherches aur lea dimenaions dea ob et le« Proportion« aquelettiquea
67?
174.
Thieollen. Ad.: Le, »ierre* »Breie»
67?
17.'..
T hie ul len. Ad.: Dent deleubua antiuun» decouverte a Paria
672
176.
Thieollen. Ad.; Cones de ailex tailleu
672
177.
Thieullen, Ad.: Silex anti-clasaiquee, presente« a laSocietö normande d’Etudes prehiatnriques
672
17d.
I omaei, Paul: Lea megaülhea du «udoueat de la Corse et Iuh atatioua neolithiquea de Grosea
672
179.
Variot, 0.: Note aur le dolnten dit du Mont de S&ne et aur quolquea outrea dolmena de la
iso.
region voisine
672
\ auville, 0.: Station gallo-roiuame de Vemzcl, canton de Soiaaona. dOpar'cment Me l'Aiano
“872
IHTT
V auville, u.: hepulture imnwine et meuie» 0 ecra«or le irrain de Vsuxrezu
“B72
IBZ"
V auville. (>. I>olmeu de .Missy aux-Bois. canton de Vie-de-Amne GViano)
“B73
rar
Vauville, Uctave: Uimetierfc gallo-roinain de* Luneues-Kaio«, *or le terriloire de Sois»on«
67S
1H4,
V auville, U : Station gallo- romaine aur Pernant (Alane)
“S73
iKh.
> auville, Uctave: Useau en ailex taille et pull trouve u Couvrullea. caulon de Uraiane
186.
(Aiane)
673
Vauville, Uctave: Deoooverte de aepulture humaine aucicune aur le territoire de t ouvrolba
<Ai«nei ‘ . . . — .
673
167.
Vauville, U. : Decouverte« d’habitation non conatruite et d'objels de Pepoque gal o rotnaiue
fi7fi
188.
Verneau: Photographie« de criinea ancieni de l’tgyptc
673
rar
/.abornwaki: l/hnrno neauderthalie»*)« et le eruno d’Euuisheim
“873
190.
Zahorowski: Beate« humain« de «tntion* lacuatrea de l’&ge da hronze en Suiaae
673
191.
Zuhoro w«ki: Sur l’oriirine de« Malgaches
673
192.
Zaborowaki: Contribution a Pethnologie ancienne et moderne du Caueaan
673
103.
Zaborow»ki: Sepiilture« de» Nooe« Marie »re» Triel
673
191.
Zaborowaki: Gälte ha«. Savovarda. >artea et Uzbägaea
-R73
Aus
i Bulletins et »i^moirc# de la nocirti d’anth rov olotjie de Paris (F»« sine der früheren Bulle-
tiv* de la $oc%He tTAnthroitologie de Paris). Tome /. 1900. Pasc. 1 — 6’
«7,3
195-
Anthony, R.: A propna de la Telegonie
673
HW.
Anthony« K. : l.e musole preaternal: ae« forme« tibreuae» rudimentaire«. leur tre<juence chez
rhomme et leur rreaence eher, certain« animaux
674
197.
Azouiay, L.: I/ere nouvelle dea «on« et de« bruita
«74
196.
Aroulav. JL: Snr la cwwtmction d'u» muaee »honoerranhiooe
674
199.
Halliot: Tumulua de Perrognev
674
200.
Bi net. E.: Obaervationa «ur lea Dahomeen«
074
2ÖT7"
Bloch. Adolphe: Pourquoi lea Anthropoide* ne aont-ila paa maveheurs bipedea?
674
2H27
Bloch, A.: Gaben authropologiate . . "
6(4
5Ö3T
Bloch, Adolphe: Interpretation anthropologique du mot latin Gallua (Gauloia)
674
2U4.
Boncour. Paul G. : p.tude dea modütoauona aquoleiuquee conseeuuve« u 1 hemiplcgie miau
tile. I. Le iiraur
674
205.
Bonnern e re. L.: L'ornementation bretonne
«74
5ÖBT
Catalogue de l’expoaition de la aoeiete d'anthropologie de Pari«. Exposition universelle de
207.
Cataloguc raisonne et deacriptif; expoaition de Ptieole d’anthroi>ologic et de la sous-öom-
209.
roiFaioD.duB monumenta megatithiquea. Par L. Capitan
074
CöTTTnT Emile: .Monnaiea du (.longo
b(4
2ÖÜ7"
Denikcr, J.: Dolmen et «uperatitionB
674
210.
Doigneau. A. : La «abliere dea Knchottea
676
2t 1.
Duhouaaet; Rham-a sarua, dit l'horome primitif *
675
212.
Duhouaaet: Le« «upplicea en Peru«
676
2 t 3.
Enjov, Paul d': Le« menteura et lea diffamateure devant la lo» chinoiae
"875
214.
Eniov, Paul dr: Le Systeme des poids et mcHurea annumitua
"B7J
215.
Fourdrign ier, Edouard: Lo peiguc litnrgique
"875
216.
UeUltrilT K.: Le tumuln» du läwage du Lar i. Cernec
«75
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Inhalt (los siebonundzwanzigsten Bandes.
XV
Kaiü»
217.
Guibert et Lhuisaier: Evolution mentale et microcephalie
676
ST5T
Letourneaa. Cb. L*.: De* röves ancestraux
675
219.
Letourneau: Caracteroa pheniciena sur dea roegalithes
”575
33HT
Mortillet, A de: La circoncmon en lunme . .
”575
221.
Papillault, G. : Rapport sur le prix Broca
676
222.
676
longa d'uoe senc de squelettes japonaia
223.
Regnaalt. Felix: Ubliteratron prumaturee dea suturea cramemiea. Mccamsme de* de-
formatmn« .
f>7D
224.
Regnault. Felix: Lea terrea cuitea de Smyrne
676
426.
Ki viere, K : Lea lampea prehistoriquea eu gres
675
226. Kivi^re, Lea Menbira de Boaserona (Scinc-ct-Uise)
”575
“676
228.
Soularue. Martial: P.tude dea proportiona de ia colonue vertebrale che/, Thomme et eher.
«76
229.
Thiot, I,': Notice «ur la «Ution Drehiatoriane de Montmille (Oi««l
676
230.
Vauville. 0.: Kouellea en bronze et monnaiea gauloiae* decouvertea ensemble ü Amblenv
(Aiane)
676
231.
Vauville, (>.: Enceinte gauloise d’Ambleny (Aiane)
676
232.
Vauville, O.: Puita ncolitbique pour l’extraction du ailex aur brocourt, Commune de Saint-
676
Romain (Somme) ...» .. . .
23 t.
Volkov, Th.: Une nonvelle decouverte monctaire a Kiev
”575
234.
Volkov: l^e aommeil hivprnal cbez lea payaans ruaae«
”575
Volkov: l.’homme-licm ........
”575
230.
OTT-
Volkov, Th.: Defenae du mammouth grav^e du gisement paleolithique de Kiev
676
23». Zahorowskir 1'ortrailB d'hummt. tatou.R . .
675
239.
Zaborowaki: De l’origmc dea anciena Egyptiena . .
67«
2TOT
Zaborowski: Les Portugals d'aprea des photographtes
m
241.
Zaborowaki: Appareit phullluuc de« cort-monie« du manage au Lao« .
6i •
242.
Zaborowaki: Menauratioua de Tonkineis. Lea dolichocopbales de l’lndo- Chine. Cräne*
677
243.
Z.liorowiki: 1. Imlu.trie 6ffe»nne ou prbmyoeni.nne «ur le Dnie.tr. et U> Dnicpro. — 11. Crime.
677
de kourganea prehiatoriauea, sevthiuuea. drewilauea ct Polanea
244.
Zaborowaki: Le feu aacre et le cube du foyer chcz lea »lavea oontemporaina
677
5I7T
ZaborowsKi; La Cttiat et lea Unapin. Cppkreuce maudle Uro'.a , 1. , .. ..... .. . ... . ,IT
Ml
Au* der italienischen Literatur:
Magni, Dott. Antonio: Kuove Pietro Cnpelliformi nei dintorni in Como. (S.*A. aus:
Kivista Archeologica della Provincia di Como. Faac. 48 u. 44.) Von F. Birkner . . 664
Aas dftr iiordi.sr.hr.il Literatur: Vqü J. Moatorf
158
Dänemark.
1.
Blinkenberg, Chr.: Flintwerkzeuge mit Schaft . . .
138
±
Blinkenberg, Chr.: Römische Bronzegefäsae mit Fabrikmarken
”135
3,
4.
Müller. Sophue; Die Jütläudiachen Einzelgräber aus dem Stoinalter
140
6.
Sarauw. Georg J. 1*.: Die Haide im Alterthume
TID
G.
Sörenaen. William: Wer iat der Entdecker der Abfallhaufen (kjokkenniöddinge) aua dem
SteiauHgr? . . t .. t r 8 ...... 8 ^ t ... . t . ? Hl
Norwegen:
JL Qnatafaon, Gabriel: Wohnplati aus dem Steinalter aof Jaoderen .
3. fiir U$7 . . . . . . . . . . .
3. Rygh, K.: Mittheilnngen au* dem Alterthuroamuseum in Trondhjem
142
T44
Schweden:
1.
Almgren. Oacar: Altglaube in der Gegenwart im Herjeadnl
144
i
Alragren, U.: Brandgrubeugruber aua der la Icne-Zeit in Weatgotland
145
1
Bugge, Sophua: Die Kuneninaehrift auf einem in Bohudfcn gefundenen üoldmedaillon . .
145
4.
Hugge. Sophua: Ein neuer Runeuatein auf Gotland . *
u&
5.
11a zeliua: MiUbeitungcn aua dem Word wehen Museum und Jahresbericht
145
6.
Moutcliu*. U.: Ein in Schweden gelundene* Bronzegeläaa altitaliacber Arbeit
14«
7.
Monteliua, 0.: Die Axt dea Sonnengottes and Thora Hammer
147
8.
Mouteliu«, 0.: Die Typologie oder die Entwicklungslehre angewandt auf die menach-
147
9.
MawifigMadet der Kgl. Akademie der Schönen Wissenschaften — Geschichte- und Alter-
thumakunde, herauegegeben vom Reichsantiouar Dr. Hans Hildebrand
148
10.
Oltton, Peter: Jumtland und Herjeadal in heidnischer Zeit. Eine allgemeine Uebersicbt
der Natur- und Cult,arzu»tände in genannten Landern von der Zeit ihrer Besiedelung
bi« m die 6i.tori5i.ue Zeit
jua
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Inhalt des siebemindzvrüiizigsten Bandes.
Seif
11. Salin, Bernh.: Ein Eisenalterfund in Uppland 149
12. Wallensteen: Geiwterwelt, Aberglaube und Volksmedicin in Danderyd und Lidingo um das
Ende des 18. Jahrhunderts, herausgegeben von K. Haminarstedt . . . . . • . . . . . 149
13. » 1’mer.* Zeitschrift der schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie.
Jabrg. 189H. Heft 3 u. 4; 189!*, Heft 1 u. 2 . . . 150
_ Ymtr*. Jahrgang lfflll KTIT3:
14. Swedenborg, ö. V. E. ; Die auf Island gefundene Schwimmboje von der Andree-Kxpedition 160
15. Wibling, Carl: KüsJenfuiide aus dem Steinalter in ßlekinge 151
. Yw»rr.u Jahrgang 1899, Heft 4:
16. Retftiui, Gustav: Vorläufiger Bericht über die von der Schwedischen Qeaellscbaft für
Anthropologie und Geographie veranstaltete Untersuchung der wehrpflichtigen Mann«
«halten in «Awcdtn , V ; i . . » i « i t , I , «. .. l&i
Finland;
1.
Appelgren, ITialmar: Der Museumsbau in Hclaingfore
161
Flackmnnn. A.: Vorhistorische Funde in Finland
IM
-Finiikt Museum*. linska Forum inne* fArenincens Mänadiblud, Jahrgang 1898:
3.
Schwindt. Th.: Die Vorstellungen von Krankheitsursachen bei den Naturvölkern ....
153
4.
Heikel. H. J.: Ein Grabfund aus der Bronzezeit
154
6.
A.relin, J. R. : Nachruf auf den lliitorikrr Zacharia« Topoliu.
164
57
Appelgren. Hialmar: Barbarische Nachbildungen orientalischer Münzen
154
f .
Heikel. A. 0.: Die sibirischen Jcnisaey-Inschriften
154
Tikkanen. J. J.: Drei armenische Miniaturen
154
164
_ Stumm Museo* Jahrgang 181*9:
8.
Hackntann, A.: Ein beachtcnswcrther Bronzealterfund
154
9.
Hack mann: Ein neuer Bronzealterfund im eigentlichen hinland
165
linier den niebennndzwanzignlen Händen (Abhandlungen, Kleinere Mittheilungen
und Referate) .679
in. Verzeichntes der anflm>i>ologtechen Literatur.
Urgeschichte nnd Archäologie. Von Pr. A. Riohel in Aachen
(Pie nordische Literatur [Dänemark, Norwegen, Schweden, Finland] igt, wie bisher,
von Fräulein Prof. J, Meslurf in Kiel^zusammepgestellt, die uolmschc und ’ T v
rntur von Herrn Prof. l>r. A. W rci-sn low sk i in >V.tr*chuu, die b'ditnwhc i
von Dr. Matiegka in Prag. Ausführlicheres über die uordischcn Arbeiten-
Prof. J. Mcatorf unter der Kabrik Keferato mit.!
A. Literatorbericht für 1898.
L Deutschland
-1
1L Oesterreich . , . > i « 8
IV. Grossbritannien
V. Dämnnark
VI. Norwegen . ..... ... . ., .
VIII. F inland
11
IX
X. Belgien . . .
XI. Spanien. Italien
i»
XI
. Amerika. Asien
IL_
Literaturhericht für 1899.
Deutschland
V
VI
• Belirieü
34
VI
. Spanien. Italien
24
VII
Amerika. Asien und Australien
26
Anatomie. Von Dr. F. Birkner in München
i.
Nachträge vom Jahre 1897
11.
Literaturboncht für 1898
38
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Inhalt, des siobeuundzwanzigsten Bandes.
XVII
Seit«
. . an
Oft
I. Quellenkunde
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde
a) Bibliographien
cj Zeitschriften *
. . 40
• d) Congresae
2. Museen nnd Ausstellungen
KL Ethnologie
. . 41
2. Allgemeine Anthropologie
Pithecanthronna crectua Dnbois
. . 43
8. Allgemeine Sooiolorie
. . 43
4. Snecielle Socioiogie
1'. Ehe und Familie U
3. Religion. Cultu», Moral. Aberglaube
4, Bestattung
5. Körperliche Verstümmelungen
ß. Technologie. Tracht und Schmuck
. . iß
7. Kunst. — Wohnung
.*4. Sitte und Brauch
9. Wissenschaft. Sprache und Schrift
10. ( ulturptlanzon nnd Hausthiere
III. Ethnographie
1. Allgemeine Ethnographie
2. Specielle Ethnographie
A. Europa
1. Allgemeine* und Vermischtes
2. Arier
3. Die Deutlichen
. . 53
Baaken
2. Die Griechen
. . 55
a) Allgemeines; Nordslaven
. . 55
. . 5fi
14. Lappen, Finnen und Verwandte
15. Magyaren .
16. I Orken
17. Zigeuner
B. Asien
*1. Allgemeine* und Vermiichto*
«> lt IttinnatAn A mtAnion .r>K
4. Persien, Afghanistan. Belnchistan
fr. Stemitiaofag Länder , , ■ = *
ai Geschichtliches,
u) Palästina, Phöaiiien, Syrien
/I) Arabien. Islam
y) Euphrat- und Tigrialftnder
b) Das heutige Syrien. Palästina, Arabien und Mesopotamien . .
ß. Vorderindien
Die Religionen Indiens . .
7. Ceylon
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XVIII
Inhalt des giebenumlzwanzigsten Bandes.
Stile
8. Hintermdien
ai Allgemeines
sa
63
b) Burma, Assam, Malaoca
63
d) Cambodga, Coohinohina
e) Annam und Tongking
9. Inseiindien
64
ai Allgemeines .
b) Andamanen. Nicobaren
64
c) Java. Celebes
d) Kleine bundainseln
e) Philippinen. Formöiä
Die Religionen China»
11. Kore»
12. Japan
a) Allgemeine»
b) Mongolei, Mandschurei, Tibet
87
c) Türken tan
d) Sibirien and Amurgebiet
C. Australien
1. Allgemeines
2. JJeu-öuinea und das übrige Melanesien
es
3. .Neuseeland, Polynesien. Mikronesien . . . .
t. Allgemeine» und Vermischte*
2. Atlasländer, Tripolis, Sahara
71
a. Aegypten
b) Neuzeit
4. Nordostafrika
72
72
7. Bantuvölker
9 Afrikanische
E. Amerika
1. Allgemeines
......... 74
ft) Allgemeine». Eingewanderte Rassen
b) Eskimo
c) Indianer
7J
■L Südamerika
l.iteraturbericlit fär 1899 77
I. Quellenkunde , ■ ■ . 71
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde
. 77
al Bibliographien
b) Jahresberichte und kritische Revuen
. 78
c) Zeitschriften
(1) Kongresse
.
. 79
2. Museen und Ausstellungen
II. Ethnologie
. 79
1. Methodik. Geschichte der Wissenschaft
. 79
2. Allgemeine Anthropologie . . .
. 80
U. Allgemeine Sociologie
-i. Specielle Soziologie
1. Ehe und lamme
3. Religion, Cu Itus, Moral
4. Aberglaube. Astrologie
b. bitte und Brauch 83
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Inhalt den siebenundzwanzigsten Bandes.
XIX
6. Technologie. Tracht und Schmuck
F. Wissenschaft .Sprache und Schrill
5». Ackerlm«, Colturoflanzen und llausthiero
Ethnographie
1. Allgemeine Ethnographie
2. Specielle Ethnographie
.Europa *
1. Allgemeines und Vermischtes • . .
2. Arier
3. Kelten , Gallier
ü. Die Bewohner der britischeu Inseln
7. Die Bewohner Frankreichs
Baaken .....
5°
10. Die Griechen und Albanesen
Öl
at All itemeine»; Nordslavon
b) Sudslaven
14. Lappen, Finnen und Verwandte . . .
15. .Magyaren
17. Zigeuner * .
53
1. Allgemeine» und Vermischtes
2. Kleinasien, Armenien
!'4
4. Pereion . Afghanistan. Belnchistan
a> Geschichtliches
«) Palästina, Phöuirien, Syrien
EU
. /f) Arabien. Islam
y) Euphrat- und Tigrislinder
SB
Die Religionen Indien» .
7. Ceylon
i>7
ft
Allgemeine*
b
Burma. .Warn .....
3
Malakka . .' V . . V . ...... . VV/TTT"
a1
Siam
f
Annam und I ongking
Allgemeine«
IT
Andamauen. Nicobaren
c
Sumatra
ü
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Borneo. Celebes
£
Kleine bnndainselu
1 Philippinen. Formosa
10 t’hin«
iHi
12. Jap
13. Central- und Nordoaien
a
Allgemeines
b
Mongolei, Mandschurei, Tibet
o
iurkestan .... . . .
ar
Sibirien und Amurgebiet
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XX
Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
C. Australien
1. Allgemeine* ......
2. Neu - flu inert mul iTTTr
ge Melanesien .
102
~UTJ
NVii8eelan<l. fV.IvtiHaieti. Mikronesien 102.
.4. l-'sgtlaitd und TasiaMien . . ... .... . 10«
1. Allgemeine. .
2. Snrdnmfirika .
_U2
Eingtw.pd.rlt- Batten
110
"TRi
tralamerika. — Wettindien
_U1!
_Ui
4. Südamerika
_112
IV. Zoologie. Von Dr. Max Schlotter in München,
Litcraturbericbt für Zoologie in Btri.lmng rur Anthropologe . mit Eintehlnm der lebenden und
fotailen Siiueotbiere. lür dm Jahr 18QS 115
A. Menacben- nnd Säugetbierreate an» dem tiilnTinm nnd der prähittoritcben Zeit 115
B. Silugethierrcat. aua dem Plcittocan ebne nähtro Beziehung »um pr&bigtoritchen Mentchen und
Uettl ogiache* 123
C. Sangethicre aup dem TertiAr undder nieaozoiacheo Zeit 128
I>. Leitende Säagethiere. Verbreitung, Systematik Uersell>ei> aowie Odontographie 148
Litcraturbericht für Zoologie tn Beziehung zur Anthropologie, mit Einachluas der lebenden und
foatilgn Säugtitbiore für tlaa Jahr 1B*J9 ■ " ~ 165
A. Thier- und MepBcbenrcate aua dem Pleiatocan und der prähistorischen Menacben 165
B. Saugetbiorrugte aus dem lMciatoc&n ohne nahen: Beziehung zum prähistorischen Menachen uml
Ueologlgcüca 173
C. Sänget!) iere aus dem Terti&r und dem Me§or.oicmn 180
D. Recente Siugethiere. Verbreitung nnd Systematik deraelben 194
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I.
Die Schädel form der altwendischen Bevölkerung
Mecklenburgs.
(Aua dem anatomischen Institut in Rostock.)
Von
R. Asmua.
Hit 2 Tafeln (Schädelabbüdungsn) und 4 Tabellen.
Mit der im Brennpunkte de* Tagesintoresses stehenden slavischen Nntionalitätsfrage ist
auch die Frage nach den somatischen re»p. craniologi sehen Eigenschaften der slavischen Kasse
in der anthropologischen Literatur, nachdem sie in Folge der bis dahin erhaltenen scheinbar nicht
gut mit einander zu vereinbarenden Ergebnisse gcwissermaassen etwas in fachwissenschaftlicbrn
Misscredit gerathen war, wieder mehr in den Vordergrund getreten. So haben neben russischen
namentlich böhmische Forscher, vor Allen Maticgka und Niederle, sich eingehend mit dem
craniologUchcn Studium ihres Volke» beschäftigt, und hierdurch wenigstens einiges Lieht auf
die una bisher ziemlich dunkle ethnische Beschaffenheit der slavitchen Kasse fallen lassen. Den
Genannten kam bei ihren Untersuchungen besonders za Statten, dass ihnen neben dem roconten auch
ein grösseres mittelalterliches, vor Allem aber auch ein umfangreiches prähistorisches und frflh-
historisches Material zur Verfügung stand, auf welches naturgemäss eine jede derartige Untersuchung
in erster Linie zurückzugreifen genöthigt ist. Für die Bevölkerung des mittleren und östlichen
Gebietes unseres Vaterlandes, in Betreff* welcher eine, wenn auch nur annähernde Lösung dieser
interessanten Frage vielleicht von demselben Interesse sein dürfte, liegen die Verhältnisse in Hin-
sicht der prähistorischen Seite dieser Aufgabe nicht annähernd so günstig, da trotz des meist
wohl reichlich in den Museen angcsammclten Materials an altslavischen Schädeln faohwissen-
schafiliche Bearbeitungen derselben bishor nur sehr spärlich vorliegen. Soviel mir bekannt, hat
< zuerst Virchow seit dem Beginn der siebziger Jahre sich gelegentlich mit der Untersuchung
' prähistorischer Slavenschädel aus Pommern*“) und Posen*1) beschäftigt und eine Anzahl der-
selben mit Angabe der Hanptmaaase in den Verhandlungen der Berliner anthropologischen
Archiv fttr Anthropologie. Bd. XXVII. j
(
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2
R. Asmus,
Gesellschaft besprochen. Eine eingehendere Abhandlung über die Schädel des slavischen Grab-
feldes von Kaldus (Westpreussen) verdanken wir Lissauer'). Sonst liegen aus der älteren
Literatur, ausser gelegentlichen Einzetberichten (meist aus Virchow’s Feder) bis zum Anfang
dieses Jahrzehnts Veröffentlichungen nicht vor. Erst neuerdings hat sich Schumann dem ein-
gehenderen Studium altslavischcr Grabschädel Pommerns zugewandt und sich durch mehrfache
Veröffentlichungen, so vor Allem über Schädel aus den Bcgräbnissplätzen des altberühmten
slavischen Emporiums W’ollin u), sodann über Schädel von Raminls), und durch eine Anzahl
Einzelberichte (Bock, Blossin, Friedeberg u. A.) um diese Frage verdient gemacht.
Aus Mecklenburg liegen über altwoudische Schädel bisher keinerlei Veröffentlichungen vor,
obwohl unser Land an derartigen Grabfeldern überaus reich ist*). Seit man begonnen hat, auf
alle Nachrichten von Funden menschlicher Veberreste sein Augenmerk zu richten, hat sich die
Zahl der uns bekannten Grabfelder dieser Art, die noch im vorigen Jahrzehnt zu den grossen Selten-
heiten gehörten, in überraschender Weise vermehrt. Leider sind diosc jedoch meistens entweder
durch äussere Einflüsse, wie die fortschreitende ßodencultur, dermaassen gestört, dass sich nur
noch wenig cranioinetrisch Verwerthbares retten lässt, oder die Ungunst der Bodenverhältnisse
bedingt eine derartige Verwitterung der noch vorhandenen Reste, dass eine dauernde Con-
servirung nicht ausführbar ist. Immerhin ist es gelungen, besonders in den letzten Jahren, eine
verhältnissmäsaig bedeutende Anzahl Schädel zusammenzubringen, sodass eine vorläufige Zu-
sammenfassung nach allgemeinen Gesichtspunkten lohnend erscheint.
Das der vorliegenden Arbeit zu Grunde gelegte Schädel material gehört verschiedenen
Sammlungen an. Die Mehrzahl der Schädel wurde mir in höchst entgegenkommender Weise
von der Dircction des grossherzoglichen Museums für mecklenburgische Alterthümer in Schwerin
zur Verfügung gestellt Acht Schädel sind dein Neubrandenburger Alterthumsmuseum, sechs der
Sammluug des anatomischen Instituts zu Rostock entnommen. Ein Schädel entstammt dem
Güstrower städtischen Alterthumsmuscum, einen weiteren, in Privathänden befindlichen, verdanke
ich dem freundlichen Entgegenkommen des betreffenden Herrn Besitzers. Dein Fundorte und
dem Aufbewahrungsorte nach verthcilen sich die Schädel folgendermaassen :
1. Bobzin bei Lübz:
8 Schädel aus Schwerin, 1 Schädel aus Güstrow**):
2. Alt- Bartelsdorf bei Rostock *):
7 Schädel aus Schwerin, 1 Schädel ans Rostock.
3. Gamchl bei Wismar*):
10 Schädel aus Schwerin.
4. Gross «Niekör bei Gnoien:
2 Schädel aus Schwerin.
5. Zehlendorf bei Lange *) :
4 Schädel aus Schwerin.
*) So vermochte ich innerhalb weniger Monate in der Umgegend Rostock» nicht weniger als fünf bis-
her nicht bekannte altwendinche Grabfelder nachzuweisen (Gehlsdorf, I. und II., Kassebohm, Fresendorf,
Reez). Leider waren alle, wie gewöhnlich, schon arg gestört
••) Eine weitere Serie sehr schöner Schädel aus diesem Grabfelde, die sich im Privatbeaita befindet,
konnte wegen Weigerung des Besitzers, dieselben für die erforderlichen Messungen znr Verfügung sn stellen,
leider nicht ausgenutzt werden.
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Die Sehädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs.
3
6. Prisaunewitz-Scharsdorf:
2 Schädel aus Schwerin9), 1 Schädel aus Prisanncwilz.
7. Muchow bei Parchim:
1 Schädel aus Schwerin.
8. Grewenstein bei Dassow:
2 Schädel aus Schwerin.
9. Burg Mecklenburg bei Wismar:
5 Schädel aus Rostock.
10. Bargensdorf bei Stargard in Mecklenburg -StroliU c):
7 Schädel aus Neubrandenburg.
11. Ncubrandenburg9):
1 Schädel aus Neubrandenburg.
Die Fundorte vertheilen sich also, abgesehen von dom südwestlichen Landestheile, ziemlich
gleichmassig Ober das ganze Mecklenburg.
Die unzweifelhaft altwendische Provenienz ist bei allen diesen Funden durch die charak-
teristische Art der Bestattung und durch chronologisch wie ethnologisch bestimmbare Grab-
beigaben hinreichend fcstgestellt. Ich vermeide daher, auf die Fundverhältnisse etc. näher ein-
zugehen, und verweise auf die angeführten Liteiaturangaben. Eine Ausnahme machen vielleicht
cur die Funde von der Burg Mecklenburg bei Wismar und von Grewenstein bei Dassow. Bei
den Schädeln vom ersteren Orte findet sich nämlich nur ein kurzer Vermerk: „Altes Grab von
der Burg Mecklenburg“ ohne weitere Fundangaben. Die ursprünglich alt wendische Burg
Mecklenburg ist nun auch noch im christlichen Mittelalter nach der deutschen Einwanderung
zeitweilig bewohnt gewesen, doch hat sich glücklicher Weise mit den Schädeln eine der Grab-
beilagen, ein langer, aus einem Röhrenknochen hergestellter sogenannter Einstcokkaram, erhalten,
wie er häufiger aus altwendiscben Burgwällen und Wohnplätzcn in Mecklenburg zu Tage tritt.
Ich halte ans diesem Grunde, wie ich glaube mit voller Berechtigung, die Diagnose auf alt-
wendische Herkunft auch dieser Schädelserie für hinreichend gesichert. Die beiden Grewen-
steiner Schädel entstammen nach den freundlichen Mittheilungen des Herrn Conservator Dr. Beltz
(Schwerin) einem bei Vornahme der Ausgrabung schon arg gestörten Skeletgrabfelde, dessen ganze
Anlage jedoch vollkommen charakteristisch -altwendiscben Typus aufweist. An Beigaben sind
nur einige unverzierto Geßssscbcrben von der bekannten stcingrusa-durchmengten, scbwach-
gebrannten, prähistorischen Art erhalten geblieben. Ich glaube daher auch diesen Fund mit
grösster Wahrscheinlichkeit als wendisch ansprechen zu können, da in prähistorischen Zeiten
grössere Skeletfelder, zumal von so charakteristischer Anlage, ausser in der Wenden-Zeit hier in
Mecklenburg nicht Vorkommen.
Eine weitere Serie von fünf Schädeln aus einem alten Begrübnissplatz innerhalb der jetzigen
Stadt Schwerin stammt von einem urkundlich schon im 12. Jahrhundert nachweisbaren „vetus
cimeterium“ *); ich habe mich, da charakteristische Beigaben fehlen, und die Bestattungsart
manches Eigenthümlichc bot, nicht entschlossen können, die aus ihnen gewonnenen Resultate
in dem descriptiven und statistischen Theil der Arbeit zu vorwertheu , um nicht die Gesammt-
resultate zu gefährden, und gebe nur die Maasstabelle derselben.
1»
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4
R. AsmuB,
In die Curventafel I. sind diese Sohädcl mit anfgenommen worden, sind aber durch f als
solche gekennzeichnet.
Der Zeit nach gehören sämmtücbe Schädel der Periode vom 9. (frühestens) bis zum Kode
des 12. Jahrhunderts an. Die Ausstattung der Gamchler Gräber, die u. a. Münzen von
Heinrich dem Löwen enthielten, zeigt schon vollkommen christlichen Charakter, während das Alt-
Bartelsdorfer Grabfeld neben den Skeletgräbern noch Brandgräber aufweist, und deshalb wohl
früher zu datiren ist.
Der Erhaltungszustand ist ein sehr verschiedener: manche der Bobziner und Bargensdorfer
Schädel sind so wunderbar gut erhalten, dass sie erfolgreich an Festigkeit und Härte mit den
besten maccrirten Anatomieschädeln ooticurriren können, dagegen Hessen sich au den Gross-
Niekörer, dem Muchower und der Mehrzahl der Bartelsdorfer Schädel wegen der starken
Verwitterung und Morsohheit derselben nur mit grösster Sorgfalt die erforderlichen Messungen
vornehmen.
Unter den zur Beobachtung gelangten Schädeln befinden sich:
33 vollständig erhaltene Schädel mit Unterkiefer („Cranium“),
5 „ „ „ ohne „ („Calvarium“),
9 Hirnschädel mit erhaltener Basis („Calvaria“),
6 „ ohne „ („Calvaria,“),
2 Schädel mit defectcr Hirnschale,
4 mehr oder weniger grosse Fragmente.
Gewisse Schwierigkeiten machte die Bestimmung des Geschlechts. Leider licssen sich aus
der Bestattung selbst und der Art der Grabbeigaben so gut wie in keinem Falle irgend welche
sichere Schlüsse in dieser Hinsicht ziehen. Auch die Beckenknochen waren in den meisten Fällen
nicht inehr zu beschallen. Die Bestimmung erfolgte daher nach den bekannten Geschlechtsmerk-
malen am Schädel, die freilich neuerdings fast BÜiumtlich von Bartels auf Grund eines grösseren
Materials als unzuverlässig hingcstellt worden sind1). Besonders berücksichtigt wurden: Grösse
der Glabella, Vorhalten des Stirn- und Scheitelprofils, Dünnheit der oberen äusseren Augen-
höhlenränder, Entwickelung der Linea nuchae Superior, der Protuberantia occipitalis externa, der
Processus mastoidei, der Muskelinsertioncn am Hinterhaupte, Stärke des Kauapparates, sowie
besonders die Grössenverhältnisse, da in der That bedeutende Volumdifferenzen zwischen den
Schädeln beider Geschlechter evident sind. Auch das Lebensalter der einzelnen Individuen liess
sieb im Allgemeinen nur mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit feststellen, da z. B.
Nahtverknöchernngen, die naturgemäss mit am meisten ausschlaggebend sein mussten, sich
mehrfach bei offenbar noch in jugendlichem Alter stehenden Individuen nachweisen Hessen.
Ebenso zeigte das Gebiss sehr häufig grössere AnomaUen in der Absoblcifung. Die Schädel
sind deshalb in den Tabellen nur nach dem ungeßhren Lebensalter angesetzt, womit allerdings
in den meisten Füllen das Richtige getroffen sein wird. Es bedeutet:
Juv.: Jugendliches Alter.
Adult.: Kräftiges Alter der Erwachsenen.
Matur.: Reifes Alter.
• Sen. : Greisenalter.
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 5
Was die M nasse anbelangt, so sind dieselben im Allgemeinen in Uebereinslimmung mit
den Vorschlägen der Frankfurter Verständigung (F. V.) genommen worden. E» entsprechen
denselben die Maasse:
Nr. 2: grösste länge = F. V. Nr. 2; Nr. 8: gerade Länge = F. V. Nr. 1; Nr. 4: Inter-
tuberallänge = F. V. Nr. 3; Nr. 5: grösste Breite = F. V. Nr. 4; Nr. 6: kleinste Stimbreito
— F. V. Nr. 5; Nr. 9: ganze Höhe nach Vircbow = F. V. Nr. 6; Nr. 11: Ohrhöhe = F. V.
Nr. 8; Nr. 12: Sagittalumfang = F. V. Nr. 15; Nr. 16: Horizontalumfang — F. V. Nr. 14;
Nr. 17: verticalcr Querumfang = F. V. Nr. 16; Nr. 18: Länge der Schädelbasis = F. V. Nr. 10;
Nr. 19: Breite der Schädelbasis = F. V. Nr. 10a; Nr. 20: Länge des Uinterhauptloches =
F. V. Nr. 12; Nr. 21: Breite des Uinterhauptloches = F. V. Nr. 13; Nr. 22: Jochbreite =
F. V. Nr. 18; Nr. 23: Gesichtebreitc F. V. Nr. 17; Nr. 24: Gesichtshöhe = F. V. Nr. 19;
Nr. 25: Obcrgesichtshöhe = F. V. Nr. 20; Nr. 26: Gesichtslänge nach Kollmann = F. V.
Nr. 30; Nr. 28: Nasenhöhe = F. V. Nr. 21; Nr. 29: grösste Nasenbreite = F. V. Nr. 22;
Nr. 31: grösste Augenhöhlenbreite = F. V. Nr. 23; Nr. 32: grösste Augenhöhlenhöhe = F. V.
Nr. 25; Nr. 33: Gaumenlänge = F. V. Nr. 27; Nr. 34: Gaumenbreite = F. V. Nr. 28.
Hinzu kommen noch:
Nr. 7. Auricularbreite : Distanz der beiden senkrecht Ober den Gehörgängen stehenden
Punkte.
Nr. 8. Asterionbreite: Distanz der Asterien, d. h. der Punkte, an denen Schläfen-, Scheitel-
und Hinterhauptsbein zusammenstossen.
Nr. 10. Ganze Höhe II. nach Virchow: entsprechend der ganzen Höhe I. nach Vircbow
(Nr. 9), doch vom hinteren Endpunkte des Foramen magnum gemessen.
Nr. 13, 14, 15. Stirnbogen, Scbeitelbogen, Uinterhauptsbogen = Tbeilstrecken des Sagittal-
bogens im Bereiche der entsprechenden Schädelknochen.
Nr. 27. Distanz zwischen dem vorderen Hinterhauptsloehpnnkt und der Mitte des unteren
Bandes des Unterkiefers.
Nr. 30. Vom inneren Messpunkte der Orbitalbrcite zum entsprechenden Punkte der
anderen Seite.
Nr. 35. Breite am Unterkieferwinkel: grösste Ausladung der KicfcrwinkeL
Nr. 36. Breite an den Condylen: grösste Ausladung der Gelenkfortaätze des Unter-
kiefers.
Nr. 37. Kinnhöhe am Unterkiefer: vom Alveolarrand zwischen den mittleren unteren
Schneidezähnen zum Kinnrande.
Nr. 38. Asthöhe des Unterkiefers: vom Unterkieferwinkel zur grössten Höhe des Gelenk-
höckers.
Nr. 39. Astbreitc des Unterkiefers: an der schmälsten Stelle des Astes senkrecht zur
Asthöhe.
Zum Feststellen der Maasse wurden benutzt:
Der Virchow’seho Reisecraniometer (von Wichmann in Hamburg), Tastcrzirkel, Reiss-
zeugzirkel and Bnndmaass.
Die Indiees sind genau nach den Angaben der Frankfurter Verständigung ermittelt.
Hinzu kommt noch der Längenbreitenindex des Foramen magnum.
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6
R. Asmus,
Um die Beziehungen der unteren Gesichtspartie zur oberen zum Ausdruck zu bringen,
habe ich mich statt des allgemein als unzw'cckmässig anerkannten Profilwinkels der Frank-
furter Verständigung in vorliegender Arbeit des neuerdings auch in Deutschland mehrfach
angewandten Flowers’ sehen Gnathic-Index bedient, nach der Formel:
x = Schädelbasislänge X 100
Hinlerhauptslocli -Oberkieferrand
Der Modulus des Hirnschädels ist nach E. Schmidt14) gemäss der Formel
Länge -f- Höhe -f- Breite
3
berechnet.
Aus demselben ergiebt sich das Volumen des Hirnsohädels nach der Formel
/n996y
V 162397 A
1,089.
Die Capacität ist, da Füllung mit Bleischrot wegen der grossen Zerbrechlichkeit der meisten
Schädel nicht ausführbar war, nach dem Vorschläge Bartels’1) festgestellt. Als Füllmaterial
dienen grüne, getrocknete Erbsen. Es handelt sich hierbei zunächst darum, sich im gleich-
m&ssig dichten Anfüllen von Schädeln so weit einzuüben, dass mehrfache Messungen am gleichen
Object annähernd dasselbe Resultat ergeben, d. h. um nicht mehr als 15g differiren. Dann
füllt man den lianke'schen Bronzeschädel oder, wie im vorliegenden Falle, einen nach vor-
herigem Aufsägen wasserdicht gemachten Schädel mit Erbsen, stellt den Inhalt durch Wägen
feBt und füllt ihn dann nach Ausleeren der Erbsen mit WuBBcr. Aus dem Inhalt an Wasser
in Cubikcentimetcrn und aus dem Gewicht der aus Erbsen und aus dazwischen befindlicher Luft
zusammengesetzten Masse ergiebt sich durch einfache Berechnung diejenige Menge Wasser, die
einem Gramm der entsprechenden Erbsenfüllmasse entspricht. Man erhält so einen Coefficienten,
der je nach der individuell verschiedenen Art des Einfüllens bei verschiedenen Beobachtern ver-
schieden sein wird, der aber, wenn alle zu messenden Schädel in gleichmässiger Weise mit
Erbsen gefüllt wurden, durch einfache Multiplicalion mit dem Gewichte der jedesmaligen
Erbsonfüllung mit ziemlicher Zuverlässigkeit die Capacität in Cubikcentimetern Wasser ergeben
muss.
Eine Zusammenstellung sämmtlicherMaasszahlen und Indices giebt Tabelle 1. In Tabelle II.
sind die Mittelzahlcn mit der wahrscheinlichen Abweichung, dem sog. Oscillationsindcx, auf-
geführt. Zur näheren Orieutirnng über die Anwendung derselben in der Crnniometrie sei auf
die einschlägige Literatur [Ihering s), Stieda1“), neuerdings Tür 5k >“)] hingewiesen. Erwähut
«ei nur kurz, dass für jedes Glied einer Reihe gleichartiger Maasse die Abweichung vom Mittel
festgestellt wird. Die Summe dieser Differenzen dividirt durch die Anzahl der Glieder (also
das arithmetische Mittel aller dieser Differenzen) ergiebt den Oscillationaexponenten. Wird der
Oseillationsexponent mit 0,8453 multiplicirt, so erhält mau eine Zahl (r), welche als Oscillaüons-
exponent der ganzen Reihe angesehen werden kann. Das Mittel der Reihe -| dem OsciUations-
exponenten einerseits, das Mittel — t andererseits sind die beiden Grenzen, innerhalb welcher
die Hälfte der Einzelfillle der ganzen Reihe liegen, jenseits dieser Grenzen kommt auf jede Seite
der Curve je ein Viertel aller Einzelfalle zu liegen (E. Schmidt, Anthropologische Methoden14).
Ist dieser OBcillationsindex ein relativ kleiner, d. h. gruppirt sich die Hälfte aller Glieder der
Reihe in engen Zahlengrenzen um das Mittel, so lässt dies auf eine grössere, im umgekehrten
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 7
Kalle, bei grossen Distanzen der Grenzwerthe, auf eine geringe Homogenität der Componenten
der Keihe schliessen. Bei der Benrtheilung derartiger Untersuchungen Bind natürlich auch
noch andere Factorcn, so die Anzahl der Glieder, Maximum und Minimum u. a. zu berück-
sichtigen.
ZusammenfasBende allgemeine Darstellung.
Der Modulus des Hirnschädels, der sich im Ganzen an 24 männlichen und 19 weiblichen
Schädeln ermitteln Hess, schwankt für die ersteren zwischen 147,7 und 160,7, für die letzteren
zwischen 136,15 und 150,8. Das Mittel betrügt 151,7 resp. 145,0 mit einer wahrscheinlichen
Abweichung von 2,41 resp. 2,34. Stellt man die Schädel nach dem Volumen ihrer llirnkapsel
zusammen, so finden sich nach E. Schmidt’s Abgrenzungen“):
nannocran microcran flubmicrocran mesocran submegacran megacran
unter den Minus™ ( <" ‘“> <"‘«> <~\“> <-•»> f>
unter den Weibern M-1^ “l> <"'«> >M>
' 1 4 3 9 3 0
in Summa: 1 4 13 18 6 1
Demnach ist der Charakter der Schädel dem Volumen nach submicrocran bis mesocran, bei
den Männern mehr zur Megacranie, bei den Weibern eher zur Microcranie binneigend. Dies
statistische Ergebniss stimmt durchaus mit dem dnreh blosse Betrachtung gewonnenen Eindruck
überein. Schon beim ersten Anblick füllt der Grössenunterschied zwischen den oft massigen
Miinnerschädoln und den kleinen, feingebaulen Frauenschädeln in die Augen.
Die Capacitill konnte wegen vielfacher Defecte an Schädeldach und Schädelbasis, beson-
ders aber wegen der Empfindlichkeit des Materials, nur an 22 männlichen und 12 weiblichen
Schädeln festgestellt werden. Sie beträgt für erstere 1432, für letztere 1261 ccm im Mittel, mit
einer wahrscheinlichen Abweichung von 81,4 resp. 81,7. Die grössten und kleinsten Werthc
betragen für Männer 1670 und 1265, für Weiber 1093 und 1471.
Betrachtet man die verschiedenen Umfänge, so ergiebt sich:
Mittel
Maximam
Minimum
Abweichung
1 a *
cf 9
cf 9
! er 9
Horizontalumfang ....
. . || 551»
527
497
483
’ 522,6
502,5
9,14
6,70
Sagittalumfang
. .| 898
378
350
336
370,3
301,8
9,81
8,07
Verticaler Querumfang . .
. . 330
817
296
288
315)1
297,1
7.31
5,48
Die drei Umfänge verhalten sich bei Männern wie bei Weibern = 100 : 72 : 60 (resp. 59).
Vom Gesammtmittel des Sagittalumfanges entfallen bei beiden Geschlechtern 34,7 Proc. auf den
Stirnbogen, 33,6 Proc. auf den Scheitelbogen nnd 31,7 Proc. auf den Hinterhauptsbogen. Die
grösste Länge ist wenigstens bei den Männern (26) eine beträchtliche. Sie schwankt bei den-
selben zwischen 176 und 196 mm (Mittel 183,1, wahrscheinliche Abweichung 3,58), bei den
Weibern (23) zwischen 169 nnd 184 mm (Mittel 173,9, wahrscheinliche Abweichung 3,67). Ueber
190 mm messen vier männliche Schädel.
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8
R. Asmus,
Die Breite männlicher Schädel (26) beträgt im Maximum 149 mm, im Minimum 135 mm,
die der weiblichen (22) 148mm im Maximum, 129mm im Minimum; das Mittel iat 140,6 reap.
133,6 mm, mit einer wahrscheinlichen Abweichung von 3,25 reap. 3,27. Schwankende Zahlen
ergiebt auch die Schkdelhöhe. Die 24 männlichen Schädel sind zwischen 142 und 120 mm hoch,
das Mittel iat 133,1, mit einer wahrscheinlichen Abweichung von 4,53; die Höhenmaassc von
20 weiblichen liegen zwischen 117 und 137,5, Mittelwert!) 125,3, wahrscheinliche Ab-
weichung 4,57.
Stellt man die Schädel nach ihren Hauptindices zusammen, so ergiebt sich Folgendes:
Der Mittelwerth der Längonbrcitenindices beträgt für 26 Männerschädel 76,6, für 22 Weiber-
schädel 76,9 (wahrscheinliche Abweichung 2,24 reap. 2,27). Im Kinzolnen vertheilen sich die
Indices folgendermaassen :
70.0 — 70,9 1
71.0 — 71,9 1
72.0 — 72,9 5 14*) Itolichooephalc = 29 l'roc.
78.0 — 78,9 2
740 — 74,9 5
75.0 — 75,9 7
76.0 — 76,9 6
77.0 — 77,9 5 25 Mesoeephate = 52,1 Pro«.
78.0 — 78,9 4
79.0 — 79,9 3
80.0 — 80,9 2 1
81.0 — 81,9 5
82.0 — 82,9 0 9 llrachvcephale = 18,7 Pro«.
83.0 — 88,9 1
84.0 — 84,9 1
Demnach sind über die Hälfte der Schädel (25 von 48) mesocephal, von welchen wiederum
der grössere Theil (13) an der unteren Grenze der Mesocephalie (zwischen 75,0 und 76,9) stebt.
Die andere Hälfte ist zum grösseren Theil dolichocephal, zum kleineren brachycephal , und
zwar an der unteren Grenze der Brnehycephalie stehend. Die weiblichen Schädel sind durch-
schnittlich. etwas breiter als die männlichen. Man kann also den Typus als mesocephal mit
ausgesprochener Neigung zur Dolichocephalie bezeichnen.
Hinsichtlich des Längenhöhenindex zeigen die Schädel im Allgemeinen mittlere Verhält-
nisse. Von 44 Beobachtungen befinden sich zwischen:
66.0 - 66,9 1
67.0 — 67,9 1
68.0- 68,9 2
69.0 — 69,9 8
70.0 — 70,9 8
71.0- 71,9 8
72.0 - 72,9 8
73.0- 73,9 7
74.0 — 74,9 3
75.0 - 750 3
76.0- 76,9 1
77.0 — 77,9 1
78.0 — 78,9 1
79.0 — 790 2
7 Chamücephale = 15,91 Proc.
29 Orthoccphule ae 65,9 l’roc.
8 Ilypaicepbale — 18,18 l’roc.
*) Rechnet man strenge nach dem Schema der Frankfurter Verständigung (Dolichocephalie bis 75,0, so
ergehen sich 15 Dolichocephale und 24 Meeocephale.
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Di« Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 9
Also mehr als drei Fünftel aller Schädel sind ortbocophal, Aber die Hälfte aller Indices
liegt zwischen 71 und 73,9; die anderen zwei Fünftel vertheilen sich gleichtnässig auf Chamä-
cephalie und Hypsicephaüe. Dementaprechend beträgt auch das Mittel für Männer 72,7, für
Weiber 72,4 mit einer wahrscheinlichen Abweichung von 2,09 resp. 1,62. Der Weibcrschädel
ist also um Weniges niedriger als der der Männer.
Nach dem Höhenbreitenindex ergiebt sich eine Zahlenbrcitc von 82,4 bis 108,7, die sich,
wie folgt, vertheilt:
82.0 — 84,9 1
86.0 — 86,9 2
86.0 — 86,9 1
87/) — 87,9 1 11 niedrige Schädel — 26/18 Proc.
88.0 — 88/1 1
89.0 — 89,9 1
90.0 — 90,9 1 •
91.0— 91,9 2
92.0 — 92,9 3
93/)— 93,9 ........ 4
94.0 — 94,9 3 . 24 mittelhohc Schädel = 55,80 Proc.
95/)— 95,9 5
96.0 — 96,9 2
97.0— 97,9 ........ 7 '
98.0 — 98,9 8
99.0 — 99,9 0
100,0— 100,9 1 8 hohe Schädel = 16,02 Proo.
101/) — 101,9 2
102/)— 108,9 2
d. h. etwas mehr als die Hälfte der Schädel sind dem Breitenhöhenrerhältniss nach mittelhoch.
Der Rest ist zum grösseren Theile flach, zum kleineren hoch. Das Mittel für 24 Männerschädel
ist 95,0, für 19 Weiberschädel 94,3. Höher als breit sind nur 5 Schädel oder 11,6 Proc, unter
90 liegt der Index von 10 Schädeln oder 23,2 Proc. Fasst man nlso diese Verhältnisse zusammen,
so ist der Gesammtcharakter der vorliegenden Schädel als ein orthomesocephaler mit mittleren
Breiteuhöhenrerhältnissen und überwiegender Neigung zur Dolichocephalic zu bezeichnen.
In der Normt frontalis erscheint das Gesicht im Verhältnis zum Ilirnscbädet verhält,
nissmässig gross. Die Ursache hierfür ist die zwar breite (der Index frontalis Broca’s beträgt
69,4 resp. 69,2), aber niedrige, meist steil gestellte Stirn, die im Niveau der Stirnhöcker mit
rascher kräftiger Umbiegung vor Allem bei den Weibern in die flach gewölbte Scbcitelcurve
übergebt. Die obere Stirnpartie in der Stirnhöckergegend weist gewöhnlich eine noch bedeutend
grössere Breite auf, als die untere. Neben den Schläfenlinien und den Stimjochbeinfortsätzen
ist meist nur ein schmales Stückchen des Hirnschädels sichtbar. Die Rundung des Schädel-
daches ist in der Frontalansicht meist eine kräftige, bisweilen annähernd dachförmige,
mit leicht abgeflachten Seitenconturen. Die Grundform des Gesichts ist dem Gcsammt-
eindrucke nach eher lang und schmal, als niedrig und breit zu nennen, wenn auch ausgesprochen
breite Gesichter nicht selten sind. Sie ist bei den Weibern gewöhnlich lang-oval, bei den
Männern in Folge der starken Aasladung der üntcrkieferwinkel, 99,0 für cf, 92,7 für $, oft
viereckig abgerundet. Die Wangenbeine sind im Allgemeinen an den Seiten nnr selten stärker
bervorstebend , wodurch das Gesiebt dann mehr sechseckige Form annimmt. Bei männlichen
Archiv für Aftüiropoktgfft- Bd. XXVII. 2
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10
R. Asmus,
Schädeln Oberwiegt gewöhnlich di« mittlere Gesichtspartie mit dem kräftig modellirten Ober-
kiefer, zuweilen, bei sehr stark nusgebildetem Unterkiefer, auch die untere, an den Weiber-
schädeln dagegen fast immer die Orbitalregion. Die Jochbreite ist, da die Jochbogen an ihrem
Ursprünge sehr abstehen, nicht unbeträchtlich, sie beträgt im Mittel 133,2 für Männer und 127,1
für Weiber; in etwas auffallendem Verhältnis» steht hierzu die ziemlich kleine Gesichtsbreite
nach Virchow (zwischen den untersten Punkten der beiden Zygoinaxillaroähte gemesseu) mit
einer Durchschnittszahl für 21 Männer von 92J3, für 14 Weiber von 86,5. Beide llreitenmaasse
verhalten sich zu einander nach ihrem Gesammtmittel wie 100 : 70. Gesichtshöhe und Obcr-
gesichtshöhe betragen für 18 (23) Männer und 14 (16) Frauen im Durchschnitt 114,2 resp. 106,0
und 65,9 resp. 61,3.
Ordnet man die Schädel zunächst nach dem Gesichts- und Obergesichtsindex nach Koll-
mann, soweit sich diese ermitteln lassen, so erhält man folgende Reihen:
GeaichUindex
00 — 84,9 11
86 — 89,9 5
90 — 94,9 5
96 — 98,9 4
also: chamäproBop 16
leptoprosop .... 9
Mittel 87,7 resp. 88,5
wakrscheinl. Abw. . 3,17 „ 4,94
Nach dem Vorschläge Weisscnberg’s*’), der für den Kollmann’schen Gesichts- und
Obergesichtsindex eine Untcrabthcilung der Mesoprosopie (85 bi* 90 resp. 60,1 bis 55) aufstcllt,
würde sich von den 16 Chamäprosopen noch eine Gruppe von 5 Mesoprosopen abzweigen
lassen. Von den Obergesichtem wären dann ebenfalls 11 chamäprosop, 13 wären mesoprosop
und nur 4 leptoprosop. Im Gegensatz hierzu ergiebt eine Zusammenstellung nach dem Gesichts-
und Obcrgcsichtsindex Virchow’ b als Mittel für 17 (21) Männerschädel bedeutendere Zahlen-
werthe: 122,4 und 70,9, Maximum und Minimum betragen 127,7 und 109 für den Gesichts-,
sowie 78,5 und 60,6 für den Obergesichtsiudex. Das Mittel beider Indices für die Weiber ist
122,6 und 70,4 mit einer Zahlenbreit« von 107,4 bi* 138 und von 62,5 bis 79. lliernach wäre
also sowohl Gesicht, wie Obergesicht ausgesprochen leptoprosop, während nach dem Virchow -
sehen Gesichts- und Obergesichtsindex, wie aus Obigem hervorgeht, die Schädel als an der
Grenze zwischen Lcptoprosopie und Charaäprosopie stehend zu bezeichnen sind. Die Breite
der Nasenwurzel ist nicht beträchtlich, sie schwankt für 25 Männer zwischen 19 und 26, für
21 Weiber zwischen 16 und 25. Die Mittolzahlen sind 22,5 und 20,1, die wahrscheinliche Ab-
weichung beträgt 1,25 resp. 1,30. Die Augenhöhlen sind gross und ziemlich lief, bei den
Männern meiBt von annähernd rechteckiger Form mit stark abgerundeten Winkeln und leicht
gewölbten Seiten, bei den Weibern mehr viereckig -abgerundet bis rundlich. Bei letzteren
erscheint der äussere untere Augonhöhlenwinkel nach unten ausgeweitet- Der obere und untere
Rand springen bei beiden Ge»chlecht«ra nach dem Centrum der Orbitalebene zu ziemlich stark
vor, der erster« ist bei den Männern oft wulstig uud stumpfkantig, bei den Weibern besonders
am äusseren Theile fast regelmässig sehr dünn, ja bisweilen fast schneidend scharfkantig zu
nennen.
VW» ue.icmcuov*
44 — 46,9 4
47 — 49,9 7
60 — 52,9 9
53 — 65,9 6
56 — 57,9 . . . 2
also: chamäprosop . 11
leptoprosop 17
Mittel 60,4 resp. 51,4
wakrschemL Abw. . 2,0 „ 3,26
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Die Schädelform der alt wendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 11
Der Orbitalindex betrügt bei 22 Männerschädeln im Mittel 85,5 mit einer wahrschein-
lichen Abweichung von 2,79, der der Weiber ist wesentlich grösser: aus 16 Beobachtungen
ergab sich als Mittelwerth 88,41 (wahrscheinliche Abweichung 2,69).
Im Einzelnen vertheilen sich die Indices folgendermaassen :
80 — 90,9 2
81—81,9 1
82 — 82,9 2 15 mesoconche (12 cf, 3 ?) = 38,59 Proc.
83 — 83,9 7
84 — 84,9 3
85 — 88,9 4
86 — 86,9 2
87 — 87,9 2
88 — 88,9 4
89 — 89,9 8
90 — 90,9 2 24 Hypsiconchs (12 ?, 12 cf) = 61,5 Proc.
91 — 91,9 0
92 — 92,9 3
93 — 93,9 0
94 — 94,9 8
95 — 95,9 1
Demnach sind also über drei Fünftel aller Fülle hypsioonch, der ltest mesoconcb, während
die Chamäconchie überhaupt nicht vertreten ist.
Die Käse ist von ziemlicher Höhe. Das Mittel der Nasenböhe beträgt für 25 Männcr-
schädel 51,0, für 15 Weiberschädel 47,3 (wahrscheinliche Abweichung 2,34 resp. 2,39). Die
Nasenöffhung ist hoch, mässig breit und zeigt im Allgemeinen stark geschweifte, seitlich« Ränder,
die Basis der Nasenöffhung zeigt stark gerundete Winkel und in der Mitte, in Folge des kräftig
entwickelten Nasenstachelansatzes eine mehr oder weniger deutliche Einkerbung. Die mittlere
Breite beträgt bei 23 Männern 24,7, bei 15 Weiberschädeln 22,9 (wahrscheinliche Abweichung 1,62
resp. 1,01). Dem Nasenindex nach geordnet ergiebt sich aus 38 Beobachtungen folgende
Zahlenreihe:
40.0 - 40,9
41.0 — 41,9
42.0 — 42,9
43.0 — 43,9
44.0 — 44,9
45.0 — 45,9
46.0 — 46,9
47.0 — 47,9
48.0 — 48,9
49.0 — 49,9
50.0 — 60,9
51.0 — 51,9
52.0 - 52,9
53.0 — 63,9
54.0 — 54,9
55.0 — 55,9
1
1
2
5
1
1
0
6
2
3
7
3
1
4
2
1
9 heptorrhinc.
12 Mesorrhine.
11 Platyrrhine.
Der mittlere Nasenindex ist für 23 Männer 48,8, für 15 Weiber 48,7 (wahrscheinliche
Abweichung 3,04 resp, 1,89). Rechnet man strenge nach dem Schema der Frankfurter Ver-
ständigung, nach welcher die Leptorrhinie nicht bis 46,9, sondern bis 47,0, und die Mesorrhinie
2*
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12
R. Asm us,
nioht bi# 50,9, sondern bis 51,0 reicht, so ergeben »ich 11 Leptorrhine , 16 Mesorrhine «nd
9 Platyrrhine. Nach Broca (Leptorrhinie bi» 47,9, Meeorrhinic bis 52,9) stiege die Zahl der
Leptorrhinon sogar auf 15 gegen 16 Mesorrhine und nur 7 Platyrrhine. Im Allgemeinen weist
also der Nasalindcx mesorrhinen Charakter auf, freilich mit sehr grossen Schwankungen nach
beiden Extremen hin: er ist von allen Schädelindices derjenige, welcher am deutlichsten
stärkere Kassenvermischung der altslavischen Bevölkerung Mecklenburgs r.u erkennen giebt,
Norma temporalis. ln der Seitenansicht erscheint die Mehrzahl der Schädel lang-
gestreckt und verhältnisamässig flach, besonders in Hinsicht auf den vorderen Theil. Im Ver-
gleich zum Hirnschädel ist das Gesicht bei den Männern von mässigon Grössenverhältnissen, bei
den Weibern ausgesprochen klein, besonders bei den Langschädeln. Bei den Männern Qber-
wiegt auch in dieser Hinsicht von den Gesichtsregionen die den Kanapparat bildende mittlere
tind untere Partie. In ihrer Gesammtheit ist die Stellung des Gcsichtsschädels zum Hirnsehädel
meist eine steile, gleichsam einwärts gedrückte, doch zeigt der Oberkiefer in den meisten Fällen
eine stark prognathe Stellung des Alveolarfortsatzes, an welcher auch die Schneide- und Kck-
zähne stark betheiligt sind, ln ausgeprägten Fällen tritt der Alveolarfortsatz oft schnauzenartig
hervor. Die Zähne bilden in ihrer Richtung dann die Fortsetzung der Profllrichtnng des
Alveolarfortsatzcs. An den Schädeln älterer Individuen kommt diese Alveolarprognathie wegen
der mehr oder weniger starken Resorption der Alveolen weniger zur Geltung. Der Verlauf der
Zahnbogenlinie ist fast regelmässig nach unten leicht convex.
Bringt man diese Prognathie durch den Flo wer’ sehen Gnathicindcx
zum Ausdruck, so ergiebt sich für 21 Männer ein Mittelwerth von 88,8, für 12 Weiber ein
solcher von 89,0. Die Zahlengrenzen liegen für erstcre zwischen 80,8 und 96,9, für letztere
zwischen 84,7 und 94,4. Die wahrscheinliche Abweichung beträgt 2,45 resp. 2,02, für beide
Geschlechter zusammen 1,78. Hiernach wären also die Weiberschädel etwa» mehr prognath,
was auch die einfache Betrachtung der Schädel schon vermuthen lässt. Im Einzelnen vertheilen
sich die Indices, wie folgt:
80.0 — 83,9 2
84# — 84,9 1
86.0 — 85,9 1
86.0 — 86# 5
87.0 - 87,9 6
88.0 — 88,9 2
89.0 — 89,9 3
90.0 — 90,9 4
91.0 — 91,9 3
92.0 — 92,9 8
93.0 — 93,9 1
94.0 — 94,9 1
95.0 — 95,9 2
96.0 — 96,9 1
Demnach liegen also mehr als drei Viertel aller Fälle zwischen 86,0 nnd 92,‘J.
Die Naseninsertion erfolgt meist nnter ziemlich stumpfem Winkel; besonder» bei den
Weibern, bei denen die Nasenprotillinie oft ganz allmälig in die der gleichmässig flachgewölbten,
lang emporsteigenden Glabella übergebt Bei den Männern wird dieser Eindruck etwas ab-
geschwächt durch die wulstig prominirende, bisweilen fast überhängende Glabella, die jedoob
schnell in das Stirnprofil übergeht. Bisweilen zeigt sich jedoch an den Männerschädeln auch
eine mehr scharfwinklige Einsattelung der Nasenwurzel. Das Stirnprofil der Weiber steigt steil
in die Höhe und ist oft sogar etwas nach vorn ausgebaucht, im Niveau der Stirnhöcker biegt
es mit kräftiger Rundung in die flache Schcitellinie um. An den Männerschädeln ist die Stirn
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 13
mehr zurückgeneigt und geht mit glcichraässig starker Wölbung in die mehr als bei den Weibern
gerundete Scheitelcnrve Ober. Hinter den Scheitelhöckern fällt bei beiden Geschlechtern die
Profillinie des Schädeldaches mit beträchtlicher Abplattung zum Ilinterhaupte ab, bei den
Weibern allerdings noch in stärkerem Maasse. Das letztere scheint in Folge dessen verlängert,
welcher Eindruck durch den stark vorspringenden, oft kapselartig abgesetzten, kräftig gerundeten
oberen Tbeil des Hinterhauptbeines noch verstärkt wird. Der untere Theil desselben verläuft
mit gleichmässigcr Wölbung nach unten und vorn zum Foramcn magnum.
Norma verticaüs. In der Scheitelansicht ist die Grundform der Schädelkapscl an-
nähernd eine lang-eiförmige mit breit abgestutztem vorderen und mehr oder weniger aus-
gezogenem hinteren Pol. Die grösste Breite dieses Ovals liegt stark nach hinten verschoben,
(läufig in der Gegend der Scheitolhöcker. Letztere liegen meist niedrig und sind oft stark vor-
gewölbt, wodurch im Verein mit der flachen Stirnprofillinie, den bisweilen stärker vorspringenden
Stirnjochbeinfortsätzen und dem ausgezogenen Hinterhaupte eine mehr lang- fünfeckige Form ent-
stehen kann. Bei einzelnen Männerscbädeln werden die stark gewulsteten Augenbrauenbögen
an der Stirncontur als ziegenbornartig nach den Seiten ausgeschweifte Vorwölbungen siohtbar.
In Folge des erwähnten Zurückliegens des Gesichtsschädels werden bei richtiger Oriontirung
so gut wie alle Theile desselben durch die Contnren des Hirnscbädels verdeckt, abgesehen etwa
von den vordersten Punkten der Nasenbeine. Die häufig stark angelegten Jochbögen werden
im Allgemeinen nicht oder nur in geringem Maasse sichtbar.
Norma occipitalia. Die HinterhanptsanBicht zeigt meist eine annähernd fünfeckige,
mehr breite als hohe, an den Ecken stark abgerundete Form. Die beiden oberen, den Scheitel-
beinen angeliörenden Seiten sind gewöhnlich ziemlich abgeflacht und stossen unter sehr stumpfem,
bisweilen kaum sichtbarem Winkel zusammen. Seltener findet sich eine etwas mehr winklig
ausgebildete Form der Spitze dieses Fünfecks. An den Seheitelhöckern, die besonders bei den
Männern, und hier wiederum bei den ßreitköpfen, gut entwickelt sind, biegen sie mit voller
kräftiger Wölbung in die bald mehr, bald weniger abgeflachten, nach unten za leicht oon-
vergenten Seitenconturen um. Die Basis des Filofecks ist im Verhältniss zu den anderen Seiten
gewöhnlich breit, sie ist stärker als diese gewölbt und zeigt in der Mitte meist eine mehr oder
weniger tiefe Einkerbung. An den Weiberschädeln nähert sich die Hinterliauptsansicht in Folge
der weniger vorspringenden Winkel mehr rundlichen Formen.
Norma b s h a 1 i s. Dieselbe bietet im Allgemeinen keine grösseren Besonderheiten. Der
UmriBs des unteren Hintcrhauptschuppentheilcs ist breit - parabelformig mit stark abgeflachtem
Pol. Das Ilinterhauptsloch hat meist abgerundet -rhomboido bis lang-ovale Form und ist nur
in wenigen Fällen rnndlioh. Der mittlere Werth des Foramenindex ist für 21 Männer 86,5, für
16 Weiber etwas geringer: 84,6. Zwei Drittel aller Indioes liegen zwischen 80,0 und 88,0.
Höchster und geringster Werth sind 73,0 und 05,5. Die Jochbogen treten in dieser Ansicht
seitlich von den Unterkicforwinkelii als an ihren Ursprung stark abstehende, dann aber nach
kräftiger Umbiegung nach vorn ziemlich stark convcrgent verlaufende, flach gewölbte Leisten
auf. Die Processus zygomatici des Oberkiefers treten ziemlich weit aus dem vorderen Gesichts-
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14
R. Asmus,
theile heraus und gehen mit scharfer Umbiegung nach hinten in die Jochbeine Ober. Der
Gaumen ial meist kur*, platt und sehr breit (durchsehn ittlieh 41,1 resp. 37,6 mm) und von
breit-parabolischer bis halb-ellipsenförmiger Gestalt
Dem Index nach entfallen auf:
78 — 78,9 1 | 1 Leptostaphyliner.
79 — 79,9 0
80 — 80,9 0
81 81,9 0 4 MesostaphyHne.
82 — 82J1 0
83— 83,9 3
84 — 84,9 1
85 — 85,9 2
86 — 80,9 2
87 — 87,9 2
88 — 88,9 0
89 — 89,9 3
90 — 90,9 7
91 — 91,9 2
92 — 92 9 8 33 HjP^hiphylm«.
93 — ^93,9 3
94 — *94,9 1
95 — 95,9 2
96 — 96,9 .. . 1
97 - 97,9 1
98—100,9 1
Demnach ist die überwiegende Mehrzahl hypsistaphylin. Zwei Drittel aller Fälle liegen allein
zwischen 89,0 und 97,9. Auch die 4 Mesoslaphylinen stehen an der oberen Grenze der Meso-
slaphvlinie. Das Mittel für 23 Männer und 15 Weiber beträgt 90,6 bis 90,7 mit einer wahr-
scheinlichen Abweichung von 2,92 resp, 2,82. Ich halte diese Hypaistaphylinie für eine der
constantesten Eigentümlichkeiten an den vorliegenden Schädeln.
Specielle descriptive Merkmale der einzelnen Schädeltheile.
Wenden wir uns nun zu den speciellen descriptircn Merkmalen der einzelnen Schädeltheile,
und zwar zunächst zu denen des Hirnschädcls, so bietet vor Allem die Stirnregiou bemerken»-
werthe Erscheinungen. Die auffallendste ist das nnverhältnissmässig häufige Vorkommen einer
Sutura frontal is persistens, die in fast allen vorliegenden Fällen in ganzer Ausdehnung vorhanden
ist Nach Welker11) fanden sich unter 987 Anatomieachädeln aus Halle und Giessen
105 Kreuzköpfe, d. h. in 10,6 Proc. der Fälle- Ranke11) fand unter 2535 Schädeln der alt-
bayerischen Landbevölkerung 190 vollkommene Stirnnähte, d. h. in 7,5 Proc. Popow11) stellte
unter 216 Schädeln der Charkower Sammlung Exemplare mit Stirnnaht in 8 Proc., Gruber11)
unter 1093 Petersburger Slavenschädeln in 6,4 Proc., Witt*1) unter 100 Esthenschädeln in
12 Proc. der Fälle fest Nach Matiegka*) finden sich unter den Böhmen Kreuzköpfe in
8,2 Proc.; vergleicht man mit diesen ziemlich gleichmässigen Resultaten das Ergebniss aus vor-
liegenden Sohädeln, so ergiebt sieh ein überraschend hoher l’roccntsatz: von 55 Schädeln und
Schädelresten, an denen das Stirnbein hinreichend erhalten war, zeigten 10 eine vorzüglich ans-
geprägte Slimnabt, d. h. also 18,2 Proc. Bemerkt sei noch, dass schon Merkel '*) auf das
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 15
häufige Vorkommen einer Sutura fronlalis persistens unter den mecklenburgischen Schädeln der
Sammlung des Rostocker anatomischen Instituts hinweist und die Vermuthung ausspricht, dass
es sich hierbei um Stammeseigenthumlichkeiten handeln dürfte. Wenn nun auch die Zahl der
vorliegenden Schädel bei Weitem nicht ausreicht, um maassgebende statistische Schlüsse von
auch nur annähernder Zuverlässigkeit ziehen zu können, so scheint mir doch der genannte Be-
fund eine gewisse Beachtung als Kassencharakteristikum zu verdienen.
Koste der Stirunaht oberhalb der Stirnnasennaht finden sich unter 55 Beobachtungen
31 Hai, also in 56,4 Proc., in etwa der Hälfte der Fälle sind dieselben doppelt vorhanden.
Von 100 Schädeln haben also:
vollkommene Stirnnaht ♦ . 16,2
Reste der Stirnnaht 56,4
keine Reste der Stirnnaht 25,4
100,0
Die Stirnbein schuppe ist breit, niedrig, nur selten mittlere Höhe erreichend, bei den Weibern
steil gestellt, biaweilen überhängend, bei den Männern etwas mehr zurückgelegt, doch niemals
fliehend.
Die SlirnnahUschädel zeichnen ausnahmslos sich durch besonders grosse Stirnbreite aus.
Die kleinste Stirn breite beträgt:
bei Männern mit Stirnnaht (5) 100 im Mittel
9 , ohne s 97 „ „
B Weibern mit „ (4) 96 „ „
9 B ohne » 91 . „
Das Stirnbein ist im unteren Theile meist flach oder nur wenig gewölbt; höher hinauf, in der
Gegend der Stirnhöcker zeigen jedoch alle Schädel, besonders die der Weiber, eine kräftige
Rundung, sowohl in der liorizontalebene, wie in der Sagittalebene. Bei den Weibern sind die
Stirnhöcker fast ausnahmslos gut entwickelt, die bei den Männern in Folge der mehr gleich-
massigen Rundung der vorderen Schädelliälfte nicht in dem Maasse bervortreten. Bemerkens-
werth ist das Vorkommen eines leicht erhabenen sagittalen Wulstes, der meist etwa in der
Mitte der Stirn beginnt und sich gewöhnlich bis in die Bregmagegend, seltener darüber hinaus,
in der Richtung der Coronalnaht, fortsetzt. Er scheint im Allgemeinen bei Männern etwa»
häufiger vorzukommen als bei Weibern, unter 50 Beobachtungen habe ich ihn 28 Mal mehr
oder minder deutlich ausgebildet nachweiae» können, d. h. in 56 Proc. Rechnet man die
Schädel mit Stirnnaht, mit welcher zusammen ich ihn nicht beobachtet habe, hiervon ab, so
ergiebt Bich sogar ein Verhältnis« von 70 Proc. Eine ähnliche Bildung findet sich nach Witt*5)
an den Esthen Schädeln ebenfalls sehr häufig.
In der Scheitelgegend interessirt besonders das häufige Vorkommen einer mehr oder
weniger deutlichen, queren, flach eingesattelten Einsenkung in der Bregmagegend, dort wo
Pfeilnaht und Coronalnaht Zusammentreffen. Dieselbe liegt in den bei Weitem meisten Fällen
hinter dem Bregrna und nur in vier oder fünf Fällen vor diesem. In manchen Fällen erscheint
hierdurch die Stirnpartie merkbar gegen den hinteren Theil des Hirnschädels abgesetzt, be-
sonders wenn mit dieser Einsenkung eine grössere Abflachung der Scheitelcurve verbunden
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16
R. Asinus,
int, wodurch zusammen dann der Schädel den Eindruck grosser Niedrigkeit macht. Diese Ein-
sattelung findet sich in verschieden starkem Maasse unter 51 Beobachtungen 31 Mal, also in
circa 60 Proc. Leicht schildförmige Erhebung der Bregmagegend ist nur in gauz wenigen
Fällen vorhanden. Die Coronalnaht ist in ihrem mittleren Drittel meist sehr zahnreich, feiu-
zithnig und sehr oft labyrinthisch verschlungen; erstes nnd vor Allem letztes Drittel sind dagegen
sehr zahnarm und kleinzähnig. Ein etwa groschengrosser Schaltkuochen findet sich einmal
linksseitig im mittleren Drittel der Coronalnaht (Mecklenburg I.). Verknöcherung des unteren
Drittels der Coronalnaht kommt öfter vor, auch bei offensichtlich jüngeren Individuen. Die
Pfeilnaht ist im Allgemeinen zahnärmer, groaszähniger und weniger verschlungen als die vorige;
das vierte Fünftel ist stets besonders zahnarm und grosszähnig und verläuft in einigen Fällen
fast geradlinig. Vereinzelt liegt sie etwas vertieft in einer flachen Erhöhung, die dann die Fort-
setzung des oben erwähnten Stimwulstcs bildet. Die Gegend des vierten und fünften Ab-
schnittes ist meist stark abgeflacht ,_ in manchen Fällen, bei älteren Individuen, findet sich hier
im Verlaufe der Naht eine etwa fingerbreite Rinne, die am Lambda endet. Dieselbe scheint
durch Resorption des Knochens entstanden zu sein. Foramina parietalia fehlen ganz in 29 von
51 Fällen, d. h. in 57 Proc., in 37,3 Proc. sind sie einseitig vorhanden (10 Mal linksseitig,
9 Mal rechtsseitig) und nur in drei Fällen sind sie deutlich auf beiden Scheitelbeinen nach-
weisbar. Meist sind sie klein, oft nur punktförmig. Die Scheitelbeinhöcker sind im Allgemeinen
gut entwickelt, oft sogar stark hervortretend, besonders bei den Männern, wodurch die Scheitel-
beine in der Gegend der ersteren recht kräftige Wölbung aufzuweisen pflegen, während sie im
Uebrigen nur flach gewölbt erscheinen. Bei Nr. 24 ßobzin (Güstrow) ist der hintere innere
Scheitelbeinwinkel auf der rechten Seite am Lambda durch eine besondere, stark bogenförmig
verlaufende Naht vom übrigen Scheitelbeinkörper abgetrennt und bildet einen selbstständigen
Schaltknochen von etwa Pfenniggrösse, vcrgl. Abbildung. Der obere Theil der llinterhaupts-
schuppc zeichnet sich dadurch aus, dass er in der grossen Mehrzahl der Fälle ganz unvermittelt
sich kapselartig und mit starker, oft kugeliger Wölbung von dem Niveau der umgebenden
Schädeltheile abhebt; mir selten beginnt diese llerauswölbnng des Hinterhauptes schon ober-
halb der Larabdanaht im Gebiete der unteren Schüdclbeinpartien. In ausgeprägten Fällen sind
die dem Hinterhauptsbeine angehörenden Nahtzähne der Lambdanaht durch die gewissermaassen
gewaltsame Herauswölbung des oberen Schuppentheiles aus ihrer Verklammerung mit den dem
Scheitelbeine angehörenden Nahtzähnen gleichsam luxirt, sie greifen dann zungenförmig auf das
Scheitelbein über nnd zeigen, da ihnen der Gegendruck von Seiten der letzteren mangelt, aus
einander geflossene Form mit dünnen, scharfen Rändern. Im Uebrigen ist die Oberschuppe
des Hinterhauptsbeines niedrig und erscheint ausserordentlich breit. Die Entfernung zwischen
beiden Astericn beträgt im Mittel für 29 Männer 111,7, für 23 Weiber 108,1.
Die Linea nuchae superior ist selten scharfkantig oder stärker wulstig, sondern meist ab-
gerundet, oder nur in geringem Grade prominirend. Bei den Weibern ist sie in der grossen
Mehrzahl der Fälle so gut wie ganz verstrichen. Aehnlich ist das Verhalten der Protuberantia
occipitalis externa, doch kommt diese bei einzelnen Männerschädeln auch in recht kräftiger Aus-
bildung vor. Dio Lambdanaht ist im mittleren Drittel meist sehr zalmreicb und vielfach stark
labyrinthisch verschlungen. Dag obere Drittel zeigt weniger reiche Zähnung, das untere ist
ziemlich zahnarm.
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 17
An isolirten Verknöcherungen der Hinterhauptsschuppe kommen vor: Os apici* in drei
Fällen von 51 (5,7 Proc.) (Nr. 3 Bargensd. 45G, Nr. 20 Bobzin 805, Nr. 22 Bobzin 810).
Ein Os incae porfectum ist nicht vorhanden, ein unvollständiges linksseitiges Incabein zeigt
Nr. 42 (Mecklenburg IV.). Dasselbe gleicht vollkommen dem in den Verhandlungen der Berliner
anthropologischen Gesellschaft (Zeitschr. f. Ethnologie 1894) S. 45 abgebildeten an einem alt-
slavischen Schädel von Wollin. Viermal finden sich Reste der Suturn occipitalis transversa:
nätnlich bei Mecklenburg IV. (Nr. 42) links, bei Bobzin (Güstrow) (Nr. 24) links und rechts,
bei Bargensdorf 456 (Nr. 3) links und Bargensdorf 455 (Nr. 4) recht».
An der Beitenwand des Schädels zeichnen sich die Plana temporalia durch bedeutende
Höhe und Grösse au», »io reichen vielfach bi» zu den Scheitelhöckern, wodurch die meist deut-
lich auagebildeten doppelten Schläfenlinien der Pfeilnaht verhfdtnissmässig näher rücken. Be-
sonders bei den Männern tritt der vordere Tbeil der äusseren Schläfenlinie häufig als scharfe
Kante hervor. Wo sie sich mit der Coronalnaht schneiden, ist letztere gewöhnlich etwas ein-
gedrückt und in ihrer Richtung leicht nach vorn abgelenkt.
Die Schläfengogend bietet in mancher Hinsicht verschiedene bemerkenswerthe Erscheinungen.
Vor Allem hervorzuhoben ist das sehr häufige Vorkommen von mehr oder minder deutlich aus-
gesprochener Stenocrotaphie, die gewöhnlich beiderseits in gleichem Maasse auftritt. Von 48
untersuchten Schädeln zeigen 7 ausgeprägteste Stenocrotaphie, bei 13 kommt das Stirnbein
dem Schläfenbeine so nahe (6 bis 8 min), dass man diese ebenfalls als atenocrotaphisch bezeichnen
muss, während bei 28 zwischen beiden ein grösseres Spatium gelegen ist.
Ein vollkommener Processus frontalis fand sich nicht, doch zeigen drei Schädel doppelseitig,
drei linksseitig und einer rechtsseitig einen mehr oder minder schwach entwickelten, gegen das
Stirnbein gerichteten Fortsatz des Schläfenbeins, Zu diesen Anomalien der Pteriongegend
kommt noch das ziemlich häufige Auftreten von Ossa epipterica. Sie kommen im Ganzen an
11 Schädeln vor. Ossa epipterica anteriore finden sich 2 Mal bei Nr. 42 (Mecklenburg IV.)
und Nr. 24 (Bobzin- Güstrow), Ossa epipterica posteriore treten in neun Fällen auf und zwar
4 Mal beiderseitig, 3 Mal linksseitig und 2 Mal rechtsseitig. Am Bobziuer Schädel ans
Güstrow ist besonders bemerkenswert!!, dass der etwa erVsengrosse Sclialtknochen auch von der
Orbita aus, zwischen Stirnbein und Keilbein eingelagert, zu erkennen ist.
Die Alae magnae des Keilbeins bieten der grossen Mehrzahl nach das gleiche Bild: sie
sind klein, schmal, mit ihrer Axe senkrecht zur Horizontalen gestellt und meist stark concav.
Ihr vorderer und hinterer Rand verläuft annährend parallel, die obere Begrenzung durch da»
Stirnbein ist kurz, mit dem Schläfenbeine berühren sie sich meist nur auf eine Strecke von
5 bis 8 mm, die hintere obere Partie ist nur selten nach hinten ausgezogen und als spitzer Keil
zwischen Stirnbein und Schläfenbein hincingeschoben. Sehr häufig findet eich eine rinnenförmige
Excavation des oberen hinteren Theiles des Keilbeinflügels, die sich in vielen Fällen auch noch
auf den vorderen nnteren Scheitclbeinwinkel fortsetzt. Das Schläfenbein ist verhältnissmässig
lang und niedrig, und meist platt oder nur schwach gewölbt; entsprechend der Form und
Stellung der Keilbeinflügel steigt der vorder« Rand steil mit geringer Krümmung empor, biegt
obeu ziemlich scharf um und verläuft dann mit gleichmässig starker Krümmung bis hinten zur _
Incisura parictali». Letztere i«t bald deutlich eingesebnitten, bald mehr oder minder verstrichen
und abgerundet. Die Joch bögen sind an ihrer Ursprungsstelle meist ziemlich stark ausgeladen,
Archiv für AuthropolofU. Hit. XX.V1I. y
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18
R. Asnni»,
verlaufen aber mit flacher Krümmung und mehr oder minder convergirend in die Jochbeine au«.
Die Ohrötfnung ist klein und lang-oval und bietet keine Besonderheiten.
Der Processus mastoideu« ist bei den Männern oft von ausserordentlicher Mächtigkeit, bei
den Weibern dagegen verhältnissmässig gering ausgebildet, und dürfte dies vielleicht noch am
ehesten an vorliegenden Schädeln als eines der zuverlässigeren Geschlechtsmerkmale anzusehen
sein. Ihre Form ist in der That zitxenförtnig, an der Basis breit und sich erst nahe dem unteren
Ende stärker zuspitzend. Die Incisura mastoidea ist meist tief und scharf ausgeprägt. Am
unteren Theile der Hinterhauptsschuppe sind die Insertionen für die Nackenmuskulatur bei
den Männern gewöhnlich mässig, bei den Weibern nur in geringem Maasse ausgeprägt. Die
Gegend des Hinterhauptsloches ist vielfach trichtorartig nach unten vorgewölbt, selten ganz ab-
geflacht. niemals aber eingedrückt. Das Hinterhauptsloch seihst ist meist rhombisch bis laug-
oval (20 Mal), seltener breit-oval (13 Mal), während annähernd runde Formen nur 7 Mal Vor-
kommen. Häufig wird das Hintcrhauptsloch durch die etwas einspringenden Condylen in seiner
vorderen Hälfte leicht eingeengt. Die letzteren sind gewöhnlich schmal, hoch und langgestreckt.
Der vordere Theil der Gelenkfläche ist gegen den hinteren, sowohl um die Längsaxe, wie um
die Qucraxc stark gedreht; in der Mitte findet sich bei mehreren Exemplaren eine mehr oder
minder starke Verschmälerung der Gelenkfläche, wodurch die letztere daun die Form einer
langgestreckten Acht erhält. Die Eticne des Foramen magnum ist meist gegen die Horizontale
sehr stark geneigt. Die Differenz zwischen der ganzen Höhe I. und der ganzen Höhe II.,
deren unterer Messpunkt der vordere resp. hintere Hand des Hinterhauptslochcs sind (siehe
oben), beträgt für Männer und für Weiber je 3,3. Die Verlängerung der Hinterbauptsloeh-
ebene schneidet die Verbindungslinie zwischen Nasenwurzel und Alveolarrand des Olierkiefers
meist im mittleren, bisweilen auch im unteren Nasendrittel, das obere Nasendrittel oder der
Nasenhoden werden selten, Alveolarfortsatz oder Schneidezähne niemals von derselben getroffen.
Am vorderen Medianpunkte des Hinterbauplsloehes findet sich an einem Schädel (Nr. 17,
Bobzin 800) ein nur kleiner, doch deutlich ausgchildeter Condylus tertius mit runder Gelenk*
fläche; ein anderer Schädel (Nr. 40, Mecklenburg II.) zeigt an derselben Stelle einen etwa
6 bis 8 mm langen, leicht abgeplatteten, warzenartigen Vorsprung ohne Gelcnkfläche, dessen
Spitze nach der Mitte der Foramenebene gerichtet ist*). In einem dritten Kalle sind hier zwei
kleine, dicht neben einander stehende, zum Theil mit einander verschmolzene Höckerchen, eben-
falls ohne Gclenkfläche, nachweisbar (Nr. 46, Neubrandenburg). Die Pars basilaris des Hinter-
hauptsbeines ist gewöhnlich kurz, breit und glatt, seltener wulstig und uneben.
Die Processus pterygoidei des Keilbeins sind in der Regel klein und sehmal. Die Grube
zwischen beiden Lamellen ist ziemlich tief, die äussere Lamelle übortrifft die innere meist nur
wenig an Grösse: von 32 Beobachtungen war eie 10 Mal klein, 9 Mal mittelgross und 4 Mal
gross zu nennen.
Ein Forainen pterygospinoeum (Civinini) durch Bildung einer Kuochenspange , die sich
vom unteren Rande der äusseren Lamelle zur Spina angularis des Keilbeins erstreckt, konnte
*) Im Strassburger Schädelcatalog ”) beschreibt M ebnen genau dieselbe Erscheinung am Schädel eines
Elsässers, Nr. 22 (Nr. SM). Ganz ähnliche Bildung erwähnt Koganei als an Ainoschädeln häufig verkommend,
er bezeichnet sie sehr glücklich als ..fingerförmig*, welcher Ausdruck auch für den vorliegenden Kall vorzüg-
lich passt.
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 19
ich nur 1 Mal einseitig (Nr. 20, Bobzin 801) feBtstellcn. Die Choancn sind gewöhnlich hoch
und meist verhäUtnissmiissig schmal. Die Grube für die Gelcnkfortsätze des Unterkiefers ist
gross und tief, der massigen Ausbildung der letzteren entsprechend.
Schaltknochen linden sich an den vorliegenden Schädeln ziemlich zahlreich. Fasst man
die Exemplare mit Schaltknochen der Coronal-, Sagittal-, Lambda- und Temporomastoidealnaht
zusammen, so beläuft sich die Zahl derselben auf 24 von 52, also auf 46,2 Proc. Schaltknochen
der Lambdanaht kommen darunter 23 Mal vor, also in 42,2 Proc., solche der Pfeilnaht finden
sich unter 50 Beobachtungen 7 Mal, darunter 1 Mal ein Os brcgmaticum (Nr. 49, Prisanno-
witz III.); einen grosebengrossen Schaltknochen der linken Coronalnaht zeigt, wie schon gesagt,
Nr. 39 (Mecklenburg I.). Dreimal, bei Nr. 24 (Bobzin-Gttstrow) und bei Nr. 2 und 6 (Bargers-
dorf 854 und 1051) Hessen sich Schaltknochen der Ineisura parietalis nachweisen. In einzelnen
Fällen sind die der Lainbdanaht eingelagertcn grösseren und kleineren Schaltknochen so Oberaus
zahlreich, dass sie zwischen Scheitel- und Hinterhauptsbein, zusammen mit labyrinthisch ver-
schlungenen Nahtpartien, eine etwa 2 an breite Zone bilden, durch welche beide genannten
Schädelknoehon vollkommen von einander getrennt erscheinen, so z. B. bei Nr. 50 (Zehlendorf
543). Wie obige Zusammenstellung zeigt, iiberwiegeu die Schaltknochen der Lambdanaht bei
Weitem, ferner sieht man, dass, wenn Schaltknochen in den anderen Nähten Vorkommen, so gut
wie jedes Mal auch die Lnmltdauaht Einlagerungen aufweist. Das häufige Vorkommen von Schalt-
knochen Bteht offenbar mit der ausserordentlich rcicheu, häufig labyrinthisch verschlungenen
Zähnelung der Nähte, vor Allem der Lainbdanaht, in Zusammenhang; bisweilen ist es auch nach
gründlicher Untersuchung nicht ganz leicht zu entscheiden, ob rann wirklich selbstständige Ein-
lagerungen, oder nur sehr eomplicirtc Nahtzahnpartien vor sich hat.
Am Gesichtsschädel bietet die Bildung der Nase sehr charakteristische Erscheinungen, die
sich mit ziemlicher Kegelmäsaigkeit an allen Schädeln mehr oder minder gut ausgebildet nach-
weisen lassen. Die Stirnnasenbeinnaht bildet einen stark nach oben convexen Bogen. An den
Nasenbeinen lassen sich in allen Fällen sehr deutlich zwei etwa gleich lange Theile unterscheiden.
Der obere Abschnitt ist sehr sclimal und flach mit annähernd parallel verlaufenden Längsseiten.
Der obere äussere Nasenbeinwinkel schiebt sich bisweilen zwischen Stirnbein und Stirnfortsatz
des Oberkiefers keilförmig ein. Unter einander bilden die oberen Nasenbeinabschnitte stets
eineu scharfkantigen, steil dachförmigen First. Ganz anders ist das Verhalten des unteren Ab-
schnittes. Etwa in der Mitte biegt der bis dahin geradlinig nach vorn unten verlaufende äussere
Naaenbeinrand mit gleichmäßiger Rundung nach aussen unten ab. Während die Fläche des
oberen Abschnittes sehr stark seitlich gerichtet ist, dreht sich die nun kräftig gewölbte Fläche
des unteren Abschnittes stark nach oben und vorn , wodurch der Querschnitt, statt der vorher
dreieckigen , nun eine hochgewölbte parabelförmigc Form erhält. Im Gegensätze znm scharf-
kantigen oberen Theile des Nasenrückens ist der untere Thcil bisweilen sogar leicht abgeplattet.
Die seitliche Ausschweifung des Nasenheinrandes und die kräftige Wölbung der unteren Nascn-
beinhälftcu entstehen durch eine gleichmäßige, bald stärkere, bald schwächere Ausbuchtung der
vorderen Handpartie des Processus frontalis des Oberkiefers, wodurch die sonst im Allgemeinen
lang und schmal angelegte Nase etwa in der Gegend des unteren Orbitalrandes merkbar ver-
breitert erscheint. Von vorn betrachtet zeigt die Oberkiefernasenbeinnaht in Folge dessen häufig
die Form eines schwach gekrümmten, umgekehrten römischen S. Im Seitenprofil zeigt der Nasen-
3*
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20
R. Asmus,
rücken, der an das Stirnbein gewöhnlich unter ziemlich stumpfem Winkel inserirt, und anfangs
mehr nach unten als nach vorn verläuft, regelmässig eine mehr oder weniger tiefe, gleichmäßig
gerundete, seltener leicht winklige Einsattelung, ist dann aber wieder mehr nach vorn gerichtet
und leicht gewölbt; das Gesammtprofil des Nasenrückens erhält so die Form eines flach und
ebenmässig gerundeten römischen S. Die Medionasalnaht ist niemals verknöchert. Die Form
der Nasouöft'nung ist meist lang-birnenförmig bis lang-oval, selten breit-oval, oder abgerundet
dreieckig und nur in ganz wenigen Fällen annähernd dreieckig. Die eben beschriebene Form
des Nasendaches findet sich mit geringen individuellen Modificationen bei fast sümmtlichen
Schädeln. Am reinsten ist sie wohl bei den Bobzincrschädeln nachzuweisen, während bei den
Bargensdorfer Schädeln am ehesten diese Merkmale undeutlich und verwischt erscheinen. Ueber-
haupt zeigen die Bargensdorfer Schädel manche den übrigen fremde Eigentümlichkeiten. Wenn
auch ihre sicher wendische Herkunft durch charakteristische Beigaben über allen Zweifel erhalten
ist, so scheinen doch gerade sie am meisten fremde Beimischungen in sich aufgenommen zu
haben.
Die Entwickelung des Nascnstnchels ist eine sehr verschiedene, es kommen alle Ueber-
gänge von langen, spitzen, scharfkantigen, bis zti ganz stumpfen, kümmerlich ausgebildeten
Formen vor, im Allgemeinen überwiegen jedoch die ersteren bedeutend. Fossac praenasales
finden sich nur in fünf Fällen (Nr. 1, 3, 4, 8, 16) deutlich ausgesprochen, gewöhnlich ist der
untere Nasenrand scharfkantig, häufig sogar schneidend scharfkantig und nur in wenigen Fällen
stumpfkantig oder verstrichen. Fasst man die angegebenen Merkmale zu einem ßildo zusammen,
so ergiebt sich eine schmale, kräftig angesetzte, wohlgeformte, ziemlich grosse Nasenform mit
ausgesprochener Neigung zur „ Adlernase“, mit im oberen Theile scharfkantigem, stets ein -
gesatteltem, nach unten zu sich verbreiterndem Nasenrücken und schön geschwungenen Flügeln.
Es ist dies geuau die Form, wie man sie noch täglich in sehr vielen Gegenden Mecklenburgs,
besonders unter der Landbevölkerung, als die am meisten verbreitete beobachten kann: in der
Rostocker Gegend, vor Allem im unteren Wamowtbale, südlich und südöstlich von Rostock, wo
sich bedeutendere wendische Reste gehalten haben müssen. Auch unter den Schädeln der Samm-
lung des Rostocker anatomischen Instituts, die zum grössten Theil aus Mecklenburg stammen,
findet sich diese Nasenforni rein oder durch fremde Beimischung mehr oder weniger beeinflusst
als die der Zahl nach bei Weitem überwiegende , im Gegensätze zn den Nasen mit laugem ge-
raden, in ganzer Länge scharfkantigen Rücken nnd breiten rechteckigen Nasenbeinen, die ich
eher als ein germanisches Erbtheil des heutigen Mecklenburgers ansprechen möchte.
Die Qucraxc der Augenhöhle fällt in etwa der Hälfte aller Fälle stark nach unten und
aussen ab, bei den übrigen ist sie mässig geneigt und nähert sich nur in etwa drei Fällen etwas
der Horizontalen. Cribra orbitalia kommen unter 39 Beobachtungen 11 Mal vor, d. h. in deni
ausserordentlich hohen Procentsatzc von 28,2 l’roc. Im Uebrigen sei auf das oben über die
Augenhöhlen Gesagte verwiesen. Die Wangenbeine sind bei den Männern kräftig, oft massig
ausgebildet, bei den Weibern im Allgemeinen schlanker nnd zierlicher; ihre Wölbung ist meist
eine flache; die Tnberosit&s malaris ist in etwa kaum der Hälfte aller Fälle mittelmässig, sonst
jedoch schwach entwickelt oder sehr oft ganz fehlend. Die Fläche der Wangenbeine ist steil-
gestellt und mehr oder weniger seitlich gerichtet, oft stark angelegt. Stark nach vorn gerichteto
Jochbeine kommen überhaupt nicht vor. In vielen Fälleu zeichnet sich der Processus frontal is
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 21
des Jochbeins durch erhebliche Breite aus, sein hinterer Rand ist oft stark geschweift und zeigt
am oberen Ende, nahe der Stirnjochbeinnaht, eine grössere llöckerbildung. Spuren einer queren
Jochbeinnaht waren in keinem Falle nachweisbar.
Am Oberkiefer steigt der ziemlich breite Stimfortsatz raässig schräg nach hinten oben empor.
Er ist an seiner unteren vorderen Randpartie seitlich bald mehr, bald weniger ausgebuchtet,
während der obere Theil platt, bisweilen sogar leicht concav ist. Sein die untere Augenhöhlen-
grenze bildender Rand ftlllt ziemlich steil nach unten aussen ab, die Fortsetzung desselben bildet
die in gleicher Richtung verlaufende Oberkieferjochbeinnaht, die gewöhnlich kurz vor ihrem
Ende unvermittelt, oft fast im rechten Winkel umhiegt und noch l'/tcm nach unten verläuft.
Der untere Rand des Processus zvgomaticus erscheint von vorn in der grossen Mehrzahl der
Fälle nach oben zu bogenförmig ausgeschnitten, am unteren Rande der Oberkieferjochbeinnaht
findet sich dann eine höckerige, rauhe Prominenz.
Die Fossao caninae sind meist tief, gross und erstrecken sich als deutlich wahrnehmbare
Gruben bis zu den Wurzeln der ersten Molarzähne, wodurch die untere Obcrkioferpartio mit
kräftigen Conturen aus dem Gesichte heraustritt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die
ausgesprochen starke Prognathie des Processus alveolaris, die diesen vielfach fast schnauzen-
förmig vorstehen lässt. Nur 4 Fälle von 39 neigen zur Orthognathie, von den übrigen zeigen
mehr als die Hälfte die erwähnte extreme Stellung des Processus alveolaris. Die Juga alveolaria
sind meist hervortretend, vor Allen diejenigen der Eckzähne, wodurch der Alveolarbogen winklig
abgeknickt erscheint. Manche Schädel, z. B. Nr. 39 (Mecklenburg I.), Nr. 50 (Zehlendorf 543),
besonders männliche, zeigen dicke Auflagerungen von Zahnstein an Mahl-, Eck- und Scbueide-
zähnen. Caries der Zähne lässt sich nnr an sehr wenigen Schädeln und immer nur an ver-
einzelten Zähnen nachweisen. Bemerkenswerth ist die frühzeitige Abnutzung der Kauflächen,
auch bei ersichtlich jugendlichen Individuen. Das Dach des kurzen und breiten Gaumen« ist
ausserordentlich flach gewölbt; oft bildet es eine annähernd ebene Fläche, in einzelnen Fällen
ist es sogar leicht convex nach unten. Ein Torus palatinus kommt in seiner typischen Form
nicht vor, schwächer ausgebildet fand er sich unter 39 Schädeln 7 Mal, d. b. in 18 Proc. Im
Uebrigen ist das Gaumendach meist ziemlich glatt und zeigt nur selten Processus spinosi oder
sonstige Unebenheiten. Dagegen finden sioh am hinteren Gaumenrandc an der grossen Mehr-
zahl der Schädel gut ausgebildete Cristac marginales, oft von bedeutender Höhe. Die vordere
quere Gaumennaht lässt sich unter 38 Fällen 20 Mal in grösserer oder geringerer Ausdehnung
nachweisen, d. h. in 52, G Proc. Der Verlauf der hinteren queren Gaumennaht ist bei 38 Beob-
achtungen 20 Mal nach vorn convex, 13 Mal annähernd geradlinig und 5 Mal nach hinten
convex, zeigt also deutliche Abweichung von der Norm zu Gunsten der geradlinigen Naht, die
nach Killermann1) procentuell sonst viel weniger häufig Vorkommen soll*).
Der Unterkiefer ist gewöhnlich kräftig gebaut und, besonders bei den Männern, von be-
deutender Grösse. Der Unterkieferast zeigt meist beträchtliche Breite und inscrirt steil am
•) Killermann stellt Dolichoeephalie . Prognathie und Leptostapbylinie mit einem geringeren, Brachy-
eephalie , Orthognathie^uad Braehystaphylinie mit einem grüneren Procentsatx* der nach vom gerichteten Naht
mummen. Im vorliegenden Falle verbindet sich allerdings ein geringer Procentaatz mit sur Dolichoeephalie
neigender Kchädelform und Prognathie, während jedoch der Qernnen ausgeeprochen brachy-, nicht lepto-
stapbvlia ist.
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22
R. Asmtis,
Körjier. Die Gelcnkforlsäute sind gross und massig, die Incisnr ist im Allgemeinen massig
lief. Besonders die männlichen Unterkiefer teigen stark gewulstete Insertionastellen für die
Kaumuskulatur. Die Entfernung zwischen beiden Unterkieferwinkeln ist eine beträchtliche : sie
beträgt für 19 Männer 99, für 16 Weiber 92,7 im Mittel. Der abgerundete dicke Unterkiefer-
rand verläuft mit leichter Krümmung zum Kinn. Letzteres ist stets stumpf abgeschnitten, zu-
weilen mit deutlicher Eckenbildung, doch ist die Protuberantia mentalis externa ateta gut ent-
wickelt.
Fasst man dasErgebniss obigerUntersuchungen zusammen, so erhält man folgendes Resultat :
„Die Schädetform der chemaliyen wendischen Bevölkerung Mecklenburgs ist orthomesocephal,
steht jedoch an der unteren Grenze der Mcsoeephtdie und zeigt entschieden Neigung zur Dölicho-
cephalie; die Schäddhöhe ist im Allgemeinen bedeutend kleiner als die Breite. Die breite,
niedrige, ziemlich steil gestellte Stirn zeigt in einem auffallend hohen Procentsatze eine Saturn
frontalis persistens , in anderen Fällen ist an der Stelle derselben ein leicht erhabener Sagittal-
iviilst nachweisbar. Die Bregmagegend ist sehr häufig flach eingezogen. Am breiten massigen
Hinterhaupte wölbt sich der obere 7 heil der Hinierhauptssrhuppe stark vor und ist meist kapsd-
flirmig abgesclzt. Die Schläfengegend zeigt vielfach Aiumuilien ( kleine steilgestdtte Keilbein-
flügel. Stenoerotaphie, Ossa epiplerica. Processus frontalis Uss. temp.). Die Nähte sind zahnreich
und complicirt und zeigen sehr häufig Schaltknochen , besonders am Hinterhaupte. Die Nase ist
im Allgemeinen mesorrhin mit starken Variationen nach beideti Extremen hin. Der Nasen-
rücken ist im oberen Thcilc schmal mit scharfkantiger Firstbildung , im unteren verbreitert und
hochgewölbt, in der Mitte findet sich stets eine mehr oder icenigcr starke Einsattelung. Der Band
der Nasenöffnung ist stärker geschiceifl. Die Nase zeigt den ausgesprochenst Charakter der
Adlernase. Die Augenhöhlen sind hypsiconeh; das Gesicht mesoprosop; der Gaumen ausgesprochen
brachgstaphylin; der Gesiehtsschädel ist zum Hirnschädel steil gestellt, doch zeigt der Processus
alveolaris hochgradige Progmdhie; die untere Gesichtsjmrtie mit dem Kauapparate ist kräftig
nwdellirt und tritt stark hervor, ebenso das Kinn. Der Weiberschädel unterscheidet sich vom
männlichen durch die Schädelform im Ganzen, sowie durch die relative Kleinheit aller Maasse;
er erscheint breiter, niedriger, mit etwas höherem Gesicht und entschieden höheren Augenhöhlen.“
In der Zeitschrift für Ethnologie, Nr. 26, 1894, S. 330 IT. macht Sch u man n -Löknitx aut
gewisse Beziehungen zwischen Längenbreiten- und Längenhöhenindez an altslavischen Schädeln
aus Pommera, Posen und Westpreussen aufmerksam. Dieselben bestehen nach ihm darin, dass
mit zunehmender Schädelbreite auch die Höhe entsprechend grösser wird, während umgekehrt
eine Verminderung der Breite auch mit gleichzeitigem Niedrigerwerden verbunden ist, dass also
mit dem Grösserwerden des Längeubreitenindex gleichzeitig auch der Längenhöhenindex zu-
nehmen muss. Zum Nachweis dieser Beziehungen bedient er sich eines rechtwinkligen Coordi-
natensyslems, in welchem die Längcnbrcitcnindices, nach ihren Zahlengrössen geordnet, auf die
Abscissenaxen , die Nummern der entsprechenden Schädel dagegen anf die Ordinaten vcrthcilt
wurden. So entstand eine nach oben allmälig ansteigende Curvc der Längenbreitcnindicea. Die
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 23
Längenhöhenindice* wurden dann, entsprechend den zugehörigen Längenbreitenindices , gleich-
fall* in Form einer Curve eingetragen. An mehreren Einzelcurven einer Gesammtcurve lies*
sich dann nachweixen, dass mit dem Ansteigen der erstcren Indexoarve, auch allerdings durch
starke Schwankungen beeinflusst, ein Ansteigen der zweiten verbunden war, dass also die an-
gegebene Beziehung beider Indiens zu einander in der That vorhanden sein muss, soweit
wenigstens das von ihm benutzte Material in Betracht kommt, welches sich aus 16 pommer-
seben*), 8 posenschen **) und 24 westpreugsisclien ***), altslavischen Gräberschädeln zusammen-
setzt. Auf diese Anregung hin ist auch in vorliegender Arbeit der Versuch gemacht, dieselben
Beziehungen an den ihr zu Grunde gelegten mecklenburgischen Slavenschädeln auf die gleiche
Weise zum Ausdruck zu bringen, da, wenn sie in der That für altslavischo Schädel überhaupt
nachweisbar sind, anzunehmen war, dass sie bei der wohl als feststehend anzunehmenden engeii
Stammverwandtscbaft der slavischen Bevölkerung Mecklenburgs mit der Pommerns und des
übrigen deutschen Ostens auch hier sich mit gleicher Deutlichkeit aussprechen würden.
In Curvcntafel I. sind die betreffenden Indices von 47 Schädeln in der angegebenen Weise
zusammcngestellt. Wirft man nur einen flüchtigen Blick auf dieselbe, so erscheint anfangs dem
Gesammteindrucke nach die Lage beider Curven zu einander eine ganz zufällige, uncoordinirte,
von keiner Gesetzmässigkeit beeinflusste zu sein: schon gleich im Anfänge erreicht die Längen-
höhenourve, die sich gerade hier aus relativ niedrigen Werthen zusammensetzen sollte, ihre
höchsten Werthe, während sic an ihrem Ende, wo dies nach der Voraussetzung der Fall sein
sollte, sogar maximalen Abfall aufweist. Bei eingehender Untersuchung lassen sich jedoch drei
Abschnitte, ein mittlerer grösserer und zwei endatändige kleinere unterscheiden. Von diesen
entspricht das Verhalten des mittleren grösseren Abschnittes durchaus dem der Schumann-
sehen Curve: ein, allerdings grösseren Schwankungen unterworfenes, aber unverkennbares, all-
mäliges Grösserwerden der Längcnhöhenindices entsprechend dem Ansteigen der Curve der
Längenbreitenindices lässt sich auch hier mit Sicherheit feststellen. Bemerkenswerth ist, dass
die Grenzen dieser mittleren Gruppe kaum merklich über da» Gebiet der Mesocephalie über-
greifen, am meisten noch zur Dolichocephalic hin: Sie reichen ettva von Nr. 12 resp. Nr. 15
bis Nr. 41, mit vereinzelten Vorläufern schon bei Nr. 2, 3, 4 und 8. Beido links und recht«
gelegenen endständigen Gruppen zeigen dagegen genau das umgekehrte Verhalten: bei ihnen
wird die aufsteigende Curve der Löngsbreitenindioes von der abfallenden Gesamintrichtung der
Längshöhcnindexcurve gekreuzt. Spuren dieser der Hauptrichtung der Curve entgegengesetzten
Tendenz machen sich für die rechtsseitige braohycephale Gruppe schon unter den letzten Meso-
ccphalcn durch vereinzelte tiefere Remissionen (Nr. 88) bemerkbar, während andererseits die im
Allgemeinen abfallende Cnrvenrichtung der linksseitigen , dolicbocephalen Gruppe schon im Be-
ginne durch vereinzelt« niedrige Indices im Sinne der Hauptrichtung der Gesammtcurve, wie
schon oben erwähnt, unterbrochen wirdf). Uebrigcns scheint mir auch die Schumann’schc
*) Vom Galgen- und Silber berge von WolUn1*) “).
*•) XJlejno, Pawlowice, Kacmierz*1).
***) Kaldus (Westpreussen) ').
t) Bei Schädel Nr. S (Gamelil, 507) ist die abnorme Höhe wahrscheinlich durch postmortale seitliche
Verdrikkuug entstanden , da er in der Uicbtung der Goronalxmht aus einander gesprengt Ist. Die Schädel-
Wandung ist zudem ausserordentlich dünn und biegsam, was diese Yermuthung noch wahrscheinlicher macht.
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24
R. Asmus,
Curve an beiden Enden Ähnliche, wenn »nch kleinere und weniger deutlich sioh abhebende
derartige Gruppen mit entgegengesetzter Tendenz aufzuweisen *).
Ich bin geneigt, diese mittlere Gruppe wegen der bedeutenden Anzahl ihrer Glieder und
deren immerhin geschlossenen Zusammenhang wegen ihres meso- bis dolichocephalen Gesammt-
charaktcre, der sich, wie wir unten sehen werden, bei allen nördlichen slavischen Stämmen, wenn
auch durch Mischung alterirt, nachweiaen lässt, vor Allem aber wegen der grossen Ueberein-
stimmung mit der Sohumann’schen Curve als dem slavischen Typus angehörig anzusehen,
während ich in beiden endstiindigen Gruppen fremde Beimischung vermuthe, die sich durch das
entgegengesetzte Verhalten der Indezcurven doeumentirt. Mit Schumann’s Ansicht in dieser
Frage kann ich mich nicht einverstanden erklären. Schumann meint zur Erklärung des aus
seiner Curve sich ergebenden Resultats (das, wie gesagt, mit dem meiner mittleren Gruppe über-
einstimmt) mit Virchow zwei slaviscbe Urrassen annehmen zu müssen, die eine mit niedrigem
dolichocephalen , die andere mit hohem brachyccphalen Schädel, und erblickt in den mehr
mittleren Formen eine blosse Mischung beider Componenten. Diese Erklärung erscheint auf den
ersten Bliek sehr plausibel. Dem widerspricht aber, wenigstens an der von mir zusammen-
gestellten besprochenen Curve, das Verhalten der beiderseitigen Endgrappen, an denen sich,
wenn man eine Mischung zweier verschiedener Elemente annchmen wollte, naturgemiss die am
reinsten erhalten gebliebenen Fälle beider unsainmeln müssten. Diese Endgruppen sind aber,
im Gegensätze zum Verholten der mittleren Glieder, nicht, wie man nach Schumann annchmen
müsste, niedrig-dolichocephal resp. boch-brnchycephal, sondern verhalten sich gerade umge-
kehrt: hoch - dolichocephal resp. niedrig - brachycephal. Wollte man aber eine Mischung aus
diesen letztgenannten Elementen annehmen, so würde sich nalurgomäss für die Mittelgruppe nie
uud nimmer eine mit der Längenbreitcncurve anuähenid parallel verlaufende Längenhöhencurve
ergeben können, die letztere müsste entweder im fortwährenden Zickzack verlaufen, oder aber
in ihrer Gesammtrichtung die Längen breiteneurve direct kreuzen. Welcher Art die von mir
angenommenen fremden Beimischungen sein mögen, lässt sich vor der Hand auch nicht im
entferntesten vermuthen; man könnte an west- oder nordgermanischc , wie an autochthone,
vor Allem aber au von den vordringenden slavischen Stämmen schon anfgesogeue östliche
Elemente denken. Von diesen Stämmen waren gerade die mecklenburgischen Wenden die am
meisten nördlich und westlich gegen Sachsen und Skandinavier vorgeschobenen, was nicht ohne
Einfluss auf die Ueiucrhaltung ihrer Rassenmerkmale bleiben konnte. Auch ist wohl als sicher
nnzunehmen, dass zur Wendenzeit bei dem geringen Interesse und der durchaus fehlenden Sorg-
falt, die alle wendischen Bestnltungsplälze erkennen lassen, auf demselben Grabfelde unmittelbar
neben freien Leuten slavischer Rasse ohne Weiteres auch sowohl eingeborene Leibeigene, als
*) Schumann hat bei seiner Curve für die west preußischen Schädel die von Lissauer angegebenen
L&ngenhöhcnindices benutzt. Kine genauere Betrachtung der Lissaner'schen Arbeit ergiebt aber, dass dieser
für die TAngenböheniudexberechnnng nicht die vom vorderen, sondern die vom hinteren Hintorhaupteloeh-
punkte gemessene Höhe benutzt hat, welch letztere durchschnittlich um etwa 4 mm höher ist als die erst-
genannte. in Folge dessen sind auch die angegebenen Längenhöhenindlces gegenüber denen der mit ihnen zu-
samtnengesteüten posenschen und pommerachen Schädel um etwa zwei bis drei Einheiten zu hoch. Berechnet man,
wie es unten bei der weiteren Benutzung der Lissauer’scheu Indices geschehen ist, den IAngenböhenindex in
der allgemein üblichen Weise ond setzt diese in die ScUumann'sche Curve ein, so gewinnt letztere noch be-
deutend an Qlsichmäsaigkeit.
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 25
auch durch Rauh, Gefangenschaft oder Kauf dazu geworbene Individuen zur Bestattung kamen.
Auf diese Weise mögen die verschiedensten Elemente unseren slarischen Grabfeldern bei-
gemengt worden sein, die jetzt das Qesammtbild trüben und entstellen.
Wie am Hirnschädel, so lassen sich auch am Gcsichtsschädel gewisse Beziehungen
zwischen den einzelnen Indices naehweisen. Auf der Cnrventafel II. sind die Nasen-, Obergesiohts-,
Oberkiefer-, Augen- und Gaumenindices in derselben Weise wie auf Curventafel I. graphisch
zusammengestellt. Die Reihenfolge der Schädel ist hier nach der Grösse des Nasenindex ge-
ordnet: einmal, weil derselbe sich von allen Gesichtsindices am häutigsten ermitteln licss, so-
dann auch, weil bei »einer im vorliegenden Falle bedeutenden, auf starke Mischung hinweisenden
Variabilität so am ehesten eine Trennung nach den einzelnen Bestandtheilcu möglich zu sein
schien. Aus den Curven ergiebt »ich kurz Folgendes:
Die Curve der Nasenindices wird von der der Obergesichtsindices , die verhältnissroässig
ausserordentlich glcichmilssig von der Seite der Leptorrhinie zur Platyrrhinie abfallt, etwa in
ihrer Mitte gekreuzt, d. h. also: Mit dein Breiterwerden der Nase verbreitert sich in gleich-
massiger Weise auch das ganze Gesicht. Genau wie die Curve des Obergesichtsindex verhält
sich auch die Curve des Oberkieferindex , auch hier überraschend gleichm&ssiger Abfall von
der Seite der Leptorrhinie zu der der Platyrrhinie. Die Augenhöhlenindices sind im Ge-
biete der Platyrrhinie am niedrigsten, werden aber mit abnehmender Breite der Nase immer
höher und zwar anfangs unregelmässiger, später gleichmässig. Erst im Gebiete der aus-
gesprochenen I.eptorrhinie werden sie wieder niedriger und nähern sich unter grösseren
Schwankungen wieder mehr den anfänglichen kleinen Werthen. Ein grosser Theil der Schwan-
kungen ist jedenfalls auf Conto der Differenz zwischen dem männlichen und weiblichen Augen-
höhlenindex zu setzen: dieselbe beträgt, wie oben gezeigt wurde, im Durchschnitt 2,9, muss
also die GleichmäsBigkeit der Curve entschieden nachtheilig beeinflussen. Die Curve der Gaumcn-
indices zeigt ebenfalls im Gebiete der platyrrhinen Gruppe im Allgemeinen ihren niedrigsten
Stand, steigt dann ebenfalls, je mehr die Nasenbreite abnimmt, unter wesentlichen Schwankungen
aufwärts, erreicht etwa im Bcreicho der unteren Mesocepbalio ihren Höhepunkt und fällt dann
wieder ziemlich schnell ungefähr auf das Niveau ihrer anfänglichen Höhe. Im Allgemeinen
ergiebt sich also mit dem Längerwerden der Nase auch ein verhältnissmässig sehr gleichmässiges
Zunehmen der Indices des ganzen Gesichtes, sowie seiner einzelnen Componentcn: des Ober-
kiefers, der Angenhöhlen und des Gaumens. Eine Ausnahme machen anscheinend die lcptorrhincn
Schädel, bei welchen mit gleichfalls langem Obergesieht und Oberkiefer ztim Theil verbältniss-
mässig breite Gaumen und niedrige Augenhöhlen verbunden sind.
Uebcr die Beziehungen zwischen Gesichts- und Hirnschädel ist noch zu bemerken, dass
sich die Lang-, Mittel- und Breitgesichter anscheinend regellos auf die drei Hirnschädclgruppen
vertheilen. Unter sieben Dolichocephalen , an welchen sich der Obcrgcsichtsindex feststelien
liess, waren zwei chamäprosope, vier mesoprosope und nur ein leptoprosoper Schädel, unter
15 Mesocephalen fanden sich acht Chamäprosope, fünf Mesoprosope und zwei Leptoprosope,
von fünf Brachycephalen war einer chamäprosop, drei mesoprosop und einer leptoprosop. Be-
merkonswerth ist jedoch eine andere Erscheinung: von den Schädeln der platyrrhinen Gruppe
nebst dem letzten Glied» der Mesorrhinen ist merkwürdiger Weise fast die Hälfte (fünf) dolicbo-
cephal, ebenso viel sind mesocepbal, nur ein Schädel ist brachycephal ; die leplorrhine Gruppe
Arthlf für Anthropologie Hd XXV1L 4
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26
R. Asm us,
und die ersten drei Glieder der raesorrhinen Gruppe setzen sich aus fünf brachycephalen,
sieben meeocephalen, und nur drei dolichocepbalen zusammen, während die mittlere mesor-
rbine Gruppe von 12 Gliedern durchweg mesocephal ist. Demnach erscheint also die Dolicho-
cephalie vorzugsweise mit Platyrrhinie und die Brachycephalie mit Leptorrhinie vergesellschaftet
zu sein.
Soweit sich aus den bisher vorliegenden wenigen und vereinzelten Veröffenüichungon
erkennen lässt, scheinen sich die gleichen Erscheinungen, die wir für die Schädel der altwendi-
schen Bevölkerung Mecklenburgs ihrer Gcsammtheit als typisch ermittelt haben, auch bei der
alten Bevölkerung des ganzen , ehemals von Slavcn bewohnten deutschen Nordostens in ähn-
lichem Verhältnisse wiederzufinden. Genauere Untersuchungen grösseren Umfanges sind, ab-
gesehen von zahlreichen , aber vereinzelt erschienenen Berichten S c h n m a n n ’ s le) ttnd
Virchow’s *>), aber die Schädel des alten Wollins, bisher nur von Liasatter über das
Grabfeld vom Lorenzberge bei Kaldus in Westpreussen *) bekannt geworden; die aus gleicher
Zeit stammenden altböhmischen Schädel sind von Matiegka >•) *) in einer umfangreichen
Arbeit eingehend behandelt worden, deren Kcsultate von mir nach den in der Fachliteratur
veröffentlichten Heferaten für die folgenden Zusammenstellungen benutzt worden sind. Die
erwähnte Gleichartigkeit mit den altmecklenburgischen aus gleicher Zeit stammenden Schädeln findet
zunächst in der Wiederkehr derselben äusseren charakteristischen Bildungen an den einzelnen
Schädeltbeilen ihren beredten Ausdruck. In allen Berichten finden wir dieselben Merkmale, die wir
oben, als unseren Schädeln eigentümlich, aufgezählt haben, regelmässig besonders hervorgehoben.
Hierhin gehört vor Allem die niedrige, breite, steil aufsteigende Stirn, die aussergewöhnlich
häufig vorkommende Sutura frontali» persistens *), oder an deren Stelle der Stirnwulst, die Ein-
ziehung der Bregmagegend , die grosse Breite der oben abgeplatteten , hinteren Schädelpartie,
die kugelige Vorwölbung des oberen Hinterhauptssohuppentheiles , die Häufigkeit des Vor-
kommens von Schaltknochen, besonders der Lambdanaht, die Schläfenenge und die sonstigen
Pterionanomalicn , die starke Zähnelung der Nähte, ferner am Gesichtsschädel vor Allem die
stark hervortrelende, eingesattelte, stark geschwungene Adlernase, die angelegten Jochbein-
partien, der kräftig modellirt hervortetende Oberkiefer mit starker alveolarer Prognathie, häufig
auch die bedeutende Daumenbreite nnd das hervortretende Kinn.
Diese sich ans den äusseren Schädelmerkmalen ergebende Gleichartigkeit wird durch Ver-
gleichung der genauen Schädelmaasse mit einander vollkommen bestätigt. In folgenden Tabellen
sind die Mittelzahlen der Hauptmaasse von 26 mecklenburgischen, 18 westprenssischen,
12 pommerschen **) und etwa 60 böhmischen Schädeln männlichen Geschlechts aus dem
8. bis 12. Jahrhundert zusammengestellt, soweit sich dieselben ermitteln liesaen:
*) Bo bei den Schädeln von Kaldus bei 20 Beobachtungen fünf Mal. also in 17,2 Froc., was ziemlich
genau mit dem aus unseren Schädeln erhaltenen Resultate (18,2 Proc.) übereinstimmt.
**) 9 von Coollin, 3 von Ramin ls).
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Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 27
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76,97
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Mecklenburg
140.«
133,1
76,6
72,7
96,00
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Wectpreaaaen
135,1
139,1
74,77
73,6
99,1
95,8
Pommern
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Böhmen
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_
Mecklenburg
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129,6
125,9
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Westpreuseen
110,1
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620,9
374,5
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124,4
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Pommern |
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Mecklenburg . . .
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Wesipreussen . . .
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129,8
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116,4
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Pommern
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26,4
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52,24
70,71
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Mecklenburg
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34,7
65#
50,41
70,86
85,7
4866
Westpremsen
60,6
26,0
68.4 1
54,23
79,6
50,00
Pommern
23,7 |
—
-
- 1
83,0
46,3
Aus diesen Zahlenreihen ergiebt sich eine unverkennbare Gleichmässigkoit fast slmmtlicher
angeführten Hauptmaasse für alle vier Stämme. Die wesentlichsten Schwankungen steigt der
Längenbreiten-, sowie der Obergesichtsindex, worauf ich unten gleich zurückkommen werde. Im
Uebrigen lassen sich die vier Stämme in zwei Gruppen sondern, eine mehr central gelegene,
4 •
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28
R. Asmus,
pommerisch-we»tpreussische, und eine von dieser aus gerechnet mehr peripher gelegene mecklen-
burgisch-böhmische. Letztere unterscheidet sich von der ersteren durch etwas grösseren Längen-
breitenindex, durch grössere Stirn- und Hinterhauptsbreite (die Mecklenburger auch durch
grössere Jochbreite), durch grössere Umfange, grössere Obergesichtsbreite (nach Kollmann),
grössere Nasenöflnnngsbreite, sowie durch geringere Augenhöhlenbreite, welch letzteres auch
durch den grösseren Augenhöhlenindex zum Ausdruck kommt. Ausserdem sind die Mecklen-
burgerschädel dem Längenhöhenindex nach merklich flacher, die böhmischen etwas höher, als die
der preussisch - poinmcrsohen Grupj>e. Unter einander wiederum unterscheiden sich Mecklen-
burger und Böhmen dadurch, dass erstere einen etwa» geringeren lAngenbrcilcnindcx haben,
während der Längenhöhenindex gleichzeitig ebenfalls etwas kleiner wird, dass die Augenhöhlen
noch höher und die Nase noch schmäler wird, was sich auch duroh Grösserwerden der Augen-
höhlen und Kleinerwerden des Nasenindex zu erkennen giebt; dazu kommt dann noch die eben
erwähnte geringere Höhe. Vergleichen wir dann die Pommern mit den Westpreussen, so zeigen
auch diese merkwürdiger Weise den letzteren gegenüber alle die kleinen Unterschiede, die wir
soeben zwischen Mecklenburgern und Böhmen festgestellt haben, was wiederum auf gewisse
grössere Zusammengehörigkeit der Mecklenburger mit den Pommern und der Westpreussen mit
den Böhmen hindcuten könnte. Es scheint demnach also, als wenn Pommern wie Böhmen, am
Schädel gewissermaassen als vermittelnde Elemente zwischen der altslavlsehen Bevölkerung
Mecklenburgs und Westpreussens anzusehen sind. Wenden wir uns nun wieder specielt zu dem
Verhalten der Längenbreiten- nnd Längenhöhenindiccs.
In folgender Tabelle ist, um ein grösseres Zahlenmaterial zu gewinnen, hei Mecklenburgern,
Pommern und Westpreussen das Gesammtmittel von Männern und Weibern genommen, da der
Zahlcnwerth der Indices beider Geschlechter ja nahezu derselbe ist. Hierzu kommen ausserdem
noch die Mittelwerthe von zehn altposenschen Schädeln beiderlei Geschlecht», die vonVirchow
gemessen sind, und der Berliner anthropologischen Gesellschaft seiner Zeit Vorgelegen halten *').
L.-B. L.-1I.
Westpreussen 74,79 (90) 73,90 (91)
Pommern 73.3 (23) 73,8 (18)
Posenor 75,3 (10) 72,4 (8)
Mecklenburger 76,76 (48) 72,6 (44)
Böhmen 76,97 (100) 74,13 (c. 90)
Es fanden sieh unter:
Dolichoccph&l
Meeocephal
Brachycephal
30 weetpreusBiachen Schädeln .
13 = 43
Proc,
13
= 43 Proc.
4 = 13 Proc.
23 pom raerachen „
12 = 62
•
11
«1
p-
-**
II
—
10 poienachen „
6 = 60
3
= 30
2 = 20 „
4Ö mecklenburgischen „
15 = 31
71
24
= 50
9 = 18,75 „
111 alUlavUcheu Schädeln
45 = 40,54 Proc.
51
= 46,96 Proc.
15 = 13,5 Proc.
Beide Zusammenstellungen ergeben unwiderleglich das bedeutende Ueberwiegen der
dotichocephaien ins Mesocephalo übergehende Sehädolfortnen unter der altslawischen Bevölkerung
obiger Gebiete, lassen jedoch auch gleichzeitig eine nicht vollkommen gleicbmässigc Vortbeilung
derselben erkennen. Am ausgesprochensten findet sich die Dolichocephalie bei der westpreuasiach-
pommerseben Gruppe mit einem Mittel von 74,79 resp. 74,3; der Index der Schädel aus dem
mehr südlich gelegenen Posen ist schon etwas höher (75,1), während die am weitesten von der
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Die Schädelform (1er altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 29
erstgenannten Gruppe west- resp. südwärts gelegenen Gebiete Mecklenburg und Böhmen dem Mittel-
werthe ihres Längenbreitenindex nach schon ausgesprochen mesocephal sind, wenn sie auch noch an
der unteren Grenze derMesocephalic stehen (76,75 resp. 76,9). Entsprechend dieser Zunahme des
Längenbreitenindex nimmt der Lüngenliöhenindcx in derselben Reihenfolge und derselben geo-
graphischen Richtung ab: Preussen 73,6, Pommern 73,3, Posen 72,4, Mecklenburg 72,6. Eine
Ausnahme macht auffallender Weise Böhmen mit 74,1.
Dieses Breiter- und Niedrigerwerden in der Richtung von Osten und Norden nach Westen
und Süden lässt sich nur durch in gleicher Richtung zunehmende Beimischung dem slavischen
Typus nicht angehörender bracbycepbaler flachköpfiger Elemente erklären: es ist offenbar die
Einwirkung jener Bevölkerung, deren verhältnissmissig noch ziemlich unverinischt gebliebene
Repräsentanten wir vorhin bei Besprechung der Curventafel I. in den Gliedern der rechten end-
ständigen Gruppe kenueu lernten, und welche uns dort im Kleinen an einzelnen Individuen das
gleiche Verhalten zeigte, das wir soeben in Folge der verschieden starken Beimischung dieser
fremden Elemente auch au ganzen Stämmen nachgewiesen haben. Niederle1*), welcher in dem
langköpfigen Typus den ursprünglichen arischen, letto-slavischen feststellt und ihn für gleichartig
mit dem germanischen Reihengräbertypus erklärt, weist ebenfalls auf das Zunehraen des Procentsatzes
der Langköpfe unter den Slaven in der Richtung nach Norden und Osten, das Abnehmen derselben,
unter Zunehmen der Breitköpfe in der Richtung nach Süden und Westen hin. Er erblickt in
dieser brachycephalen flachköpfigen Rasse die alte eingeborene Urbevölkerung Mitteleuropas, deren
Spuren sich zu beiden Seiten des gesammten europäischen Alpenzuges von Westfrankreich bis
ans Schwarze Meer und nach Klcinasien hinein nachweisen lassen und die sich, wio mit den
von Norden und Osten vordringenden Kelten und Germanen, so auch mit deren Stammes-
verwandten Nachfolgern, den Slaven, in verschiedenem Grade vermischt hat. Je mehr an jene
Gebirgszone heran und je mehr nach Westen, um so mehr brachycephale Einflüsse. An der
lland einer Untersuchung von 221 recenten Slavenschädeln kommt auch Wembach*1) zu dem
Resultate, dass die Südslaven viel mehr brachycephal sind als die Nordslaven, und dass die
Dolicbocephalie bei letzteren von Westen nach Osten entschieden zunimmt, unter gleichzeitiger
Abnahme der Mittelfonncn und der Brachy cephalie , sowie, dass der Slavenschädel von Westen
nach Osten an Höbe gewinnt. Leber diese ursprünglich ausgesprochen dolichocephale Schädel-
form der slavischen Rasse ist noch zu bemerken, dass dieselbe auch bei den Russen von Zograf
in seinem umfangreichen Werke über die grossrussische Bevölkerung, über welches mir ein deutsch
geschriebener Auszug ,T) vorliegt, mit Sicherheit nachgewiesen ist. An der Hand von vielen
Tausenden von Beobachtungen an Militärpflichtigen theilt er die heutige grossrussiBche Bevölke-
rung in eine kleine, dunkle, ausgesprochen brachycephale Rasse und eine grossgewachsene,
blonde, mesocephale, mit ausgesprochenen Spuren von Dolicbocephalie, sowie die entsprechende
Mischform, während er die erstere mit dem in ganz Ostrussland noch heutzutage sitzenden finnischen
oder ural-ultnlschcn Völkern identificirt, erklärt er mit Entschiedenheit die zweite Rasse als die
ursprünglich slavisch-litlhauische, die allerdings schon nach Grossrussland nicht mehr in vollkommen
reinem, ungemischtem Zustande gekommen ist. Spuren dieser grossen blonden Rasse sind nach ihm
im ganzeu westlichen Russland von Jantschuk und Ikow bei den Weissrussen, von Diebolt,
Emme und Talco-Hryncewitz bei den Kleinrnsseu, von Krasnow bei den Grossrussen von Char-
kow, von Brenusohn bei den Litthanern, von Waeber bei den Letten, von Meier und Kopernicki
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30
R, Asmus,
bei den Polen mit Sicherheit nachgewiesen. „Dieser hochgowachscne, blonde, langköpfige Typus
ist ohne Zweifel das Erbtheil, das uns die alte Bevölkerung Russlands hinterlassen bat, ebeuso
wie ihre zahlreichen Kurgane.mit den dolichocephalen Schädeln, mit den BronzealterthQmern
slavischcn Styls .... Ich bin sicher, dass dieser Typus der ursprünglich elavisch-litthauische ist,
der aber nach Grossrussland schon nicht mehr in rassereinem Zustande kam.“ Auch an anderer
Stelle, bei der Untersuchung einer Anzahl aus dem Moskauer Kreml stammender Schädel des
16. Jahrhunderts *•), nimmt Zograf Gelegenheit, den exquisit langköpfigen Charakter der alten
slavischcn Bevölkerung Russlands zu betonen. Fragen wir uns nun, was aus dieser noch vor
800 Jahren über einen grossen Theil des nördlichen Mittel- und Osteuropas ausgebreiteten
dolichocephalen slaviscben Schiidelform geworden ist, so finden wir dieselbe heute vollkommen
von rundköpfigen Formen verdrängt. Wie Zograf in beiden oben erwähnten Arbeiten nach-
gewiesen hat, ist dieselbe in Russland fast ganz geschwunden und gegenwärtig nnr noch in
geringen Spuren nachweisbar. Auch in Böhmen machte sich schon während des Mittelalters
ein immer mehr zunehmender Procentsatz von Brachycephalen bemerkbar, trotz bedeutender
deutscher Einwanderung. Nach Matiegka beträgt das Mittel des Längenbreitenindex für Prager
Schädel aus dem 16. Jahrhundert 80,77, für Beinhausschädel von Melnik, Budine und Tre-
bivlioc, vorwiegend aus den letzten Jahrhunderten stammend, 83,19. Ton 60 Schädeln aus
dem Beinhause von Senftenberg haben nach L. Niederle 12,5 Proc. einen Index von über 90,
das Mittel beträgt 84,5’*) und von 395 neuerdings untersuchten Schulkindern in Lobositz waren
nur 5,3 Proc. mesocephal, 97,5 Proc. waren brachycephal mit einem Mittel von 87,1 **). Dieselbe
Erscheinung wiederholt sich nun auch an den mecklenburgischen Schädeln. Sowohl die mittel-
alterlichen wie besonders auch die recenten Schädel der Sammlung des Rostooker anatomischen
Instituts zeigen einen überwiegenden Procentsatz von Brachycephalen, welcher noch zunchmen
würde, wenn es gelänge, die zahlreichen durch die deutsche Colonisation und durch s|»ätere
Einwanderung beigemischten rein germanischen Elemente auch nur annähernd zu eliminiren.
Ich bin sicher, dass das Resultat einer näheren Untersuchung hinsichtlich der Breitenzunahme
vollkommen mit dem sich aus obigen Zahlen für Böhmen ergebenden übereinstimmen würde,
wenn auch der mittlere Längenbreitenindex des heutigen Mecklenburgers nicht annähernd die
extreme Iiöhe des oben für die heutigen Böhmen angegebenen erreicht
Der Zweck vorstehender Arbeit war, nicht etwa eine erschöpfende Abhandlung über vor-
liegende Schädel zu geben, Bondern zunächst nur auf diesem leider noch wenig bearbeiteten
interessanten Gebiete der prähistorischen Anthropologie für weitere Studien Material horbeizu-
schaffen. Es sind daher manche Einzelheiten zunächst unberücksichtigt geblieben oder nur
flüchtig erwähnt, so auch vor Allem die Vertheilung der einzelnen Besonderheiten auf die ver-
schiedenen Hirnschädelformen n. a. m. Ich hoffe hierauf zurückkommen zu können, sobald ein
umfangreicheres Schädelmaterial vorliegt, das sicherere Schlüsse zu ziehen gestattet Bei dem
grossen Reichthum Mecklenburgs an altwendischen Skelctgrabfeldem und der Beachtung von sach-
verständiger Seite, die diesem früher arg vernachlässigten Gebiete der mecklenburgischen prä-
historischen Forschung seit den letzten Jahren zngewandt ist, kann man wohl mit berechtigter
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Die Schädelform der alt wendischen Bevölkerung Mecklenburgs. 31
Erwartung einem baldigen Zuwachs unserer anthropologischen Schütze auf diesem Gebiete ent-
gegensehen.
Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof, der Anatomie Dr. Barfurth (Rostock) spreche
ich für die mannigfaltige Förderung, die derselbe jederzeit meiner Arbeit hat angedeihen
lassen, an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aus; desgleichen Herrn Medicinalrath Brückner
(Noubrandenburg), Herrn Dr. Beltz (Schwerin), Herrn Prof. Markwardt (Güstrow), Horm
Rentier Schlosser (Nenbrandenburg), sowie allen Anderen, welche mir bei der Beschallung
des Materials und den sonstigen Schwierigkeiten in so liebenswürdiger Weise hülfreiche Hand
geleistet haben.
Resultate:
1. Die altwendische Bevölkerung Mecklenburgs zeigt überwiegend ortho - dolichocephnlen
bis ortho-submesocephalcn Schädeltypus, lässt aber stärkere Beimischungen, besonders
einer flachköpfigen, brachycephalon Rasse, erkennen.
2. Dieser dolichocepbale , zur Mesocephalie hinneigende Typus ist der ursprünglich sla-
vische, der sich zusammen mit der Mehrzahl der übrigen für altmecklenburgisohe Slavcn-
scbädel charakteristischen Erscheinungen (siehe 5. und 0.) auch bei den altslavischen
Stämmen der Pommern und der westpreussischcn und posenschen Polen als überwiegend,
bei den Altböhmen als sehr häufig auftretend nachweisen lässt Die flachköpfigen,
brachycephalen Elemente gehören der (nicht arischen?) Urbevölkerung Mitteleuropas
an. Je mehr nach Norden und Osten, um so reiner der dolichoccphale Slaventypus,
je mehr nach Süden und Westen, um so mehr Vermischung mit Brachycephalen.
3. Der mecklenburgische Zweig der Slaven hat sich gleich den Böhmen unter den
genannten Stämmen am meisten durch diese Vermischung von dem reinen Typus ent-
fernt, der durch die altpoluische Bevölkerung Westpreussens repräsentirt zu werden scheint.
4. Bei den rein slavischen Schädeln nimmt mit dem Grösserwerden des Längenbreiten-
index auch der Längenhöhenindex zu; entgegengesetztes Verhalten scheint auf fremde
Beimischungen hinzudeuten.
5. Der Gesichtaschädel der mecklenburgischen Wenden ist mesoprosop nach Kollmann,
leptoprosop nach Virchow, mesorrhin mit entschiedener Neigung zur Leptorrbinio,
hypsiconch und brachystnphylin- Die beiden ersten Eigenschaften zeigen grössere
Schwankungen auf, während Uypsiconchie und vor Allem Braohystaphylinie' mit zu den
constantesten Erscheinungen des Gesichtsschädels gehören.
6. Mit dem Breiterwerden der Nase geht relativ ein Breiterwerden des ganzen Gesichts,
des Obergesichts und des Oberkiefer», ein Niedrigerwerden der Augenhöhlen und ein
Schmälerwerden des Ganmens parallel.
7. Die hauptsächlichsten Merkmale des Hirnschädels sind: Breite, niedrige, steilgestcllte
Stirn, häufiges Vorkommen des sagittalen Stirnwulstes, auffallend hoher Procentsatz der
Persistenz der Stirnnaht, Einsattelung der Bregmagegend , starke Breitenentwickelung
der hinteren Snhädclpartie , starke, kapselartige Vorwölbung des oberen lliiiterhaupts-
schuppentheils, kleine, schmale, steilgestellte und stark ausgehöhlte Keilbeinflügel^nebst
anderen Anomalien der Pteriongegend (Stenocrotaphic , Ossa epiptcrica) häufiges Vor-
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32
R. Asmtis
kommen von Schallknoehen , besonders der Lainbdanaht, sowie starke Zähnelang der
meisten Nähte.
8. Der Gesichtsschüdel zeichnet sich aus durch den oben steil daohformigen , unten hoch
gewölbten, in der Mitte cingesattelten Nasenrücken, durch seitlich nusgebuchtete Künder
der Nasenöffhung, sowie durch starkes Heraustreten der ganzen Nasenpartie (Adler-
nase); ferner durch Anliegen der Jochbogcn, Hervortreten des kräftig modellirten Ober-
kiefer» mit gleichzeitig ausgesprochener Prognathie des Alvcolarfortsatzes , an welcher
auch die vorderen Zähne theilnehmen, und durch starkes Hervortreten des Kinnes.
9. Der weibliche Schädel unterscheidet sich vom männlichen neben den allgemein be-
kannten Geschlechtsmerkmalen durch die auffallenden Grössenunterschiede, er ist ver-
hältnissmässig niedriger, breiter, mit etwas höherem Gesicht und entschieden höheren
Augenhöhlen.
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Tafel
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Archiv fbr Anthropologie. Bd. XXVII. Verlag von Friadr. V leweg u. 8obn ln Brmuntchwelg.
I
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•II
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Archiv fttr Anthropologie. Bd XXVII. Verlag von Friede. Vltwtg u. Sohn In Bnianachwcig.
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Die Schädelform der altwendisjchen Bevölkerung Mecklenburgs.
33
Verzeichniss der im Text erwähnten Literatur.
') M. Bartel«: Eine neue Methode der Capacitätabestimmung de« Schädels. Verhandlungen der Berliner
Gesellsch. f. Anthropologie. Zeitsehr. f. Ethnologie XXVIII, 1896, S. 256 ff.
*) P. Bartel«: Heber Geschlecht «unterschiede am Schädel. Berlin 1897.
•) R. Belts: a) Skclctgräber von Alt-Bartelsdorf. Skeletgräber von Zehlendorf. Skeletgräber von Gamehl.
Da« Vetu« cimeterium von Schwerin. Jahrb. f. Mecklenb. Geschieht«- u. Alterthumskunde LVI1I,
8. 219 ff. b) Skeletgräber von Gamehl. Skeletgräher von Bobzin. Nachrichten über deutsche
Alterthumskunde 1895, S. 20 und fNj.
4) A. v, Brunn: Da* Foramen pterygospinoBum civinini und der Porus crotaphitico-buccinatoriu«. Anatomi-
scher Anzeiger Nr. 4, 8. 96.
*) I bering: Zur Einführung der Oscillationsexponenten in die Craniomotrie. Archiv f. Anthropologie X,
S. 411.
•) Jahresbericht XXVI über das Museum zu Neubrandenburg.
r) S. Ki Hermann: Feber die Sutura tranBversa palatina etc. Archiv f. Anthropologie XXII, 1894, 8. 393 ff.
*) Lissauer: Da« Grabfeld am I^orenzberg bei Caldus im Culmer Land. Zeitschr. f. Ethnologie 1878,
8. 81 ff.
*) H. Matiegka: Fntersuchung der Knochen und Schädel au« böhmischen Bcinh&usern (czechisch). Nach
einem Referat des Verfassern im Archiv f. Anthropologie XXV, 1898, S. 150 ff.
’*) II. Matiegka: Urania Bohemiea. Nach einem Referat von L. Nicderle im Archiv für Anthropologie XIX,
1892, S. 91.
*') E. Mehnert: Katalog der anthropologiflchen Sammlung des anatomischen Institute der Universität Strass-
burg. Archiv f. Anthropologie XXII, 1894.
'*) Merkel: Handbuch der topographischen Anatomie.
*•) L. Niedcrle: Ueber den Ursprung der Slaveu (ezecliisch). Referat. Zeitschr. f. Ethnologie 1897, S. 36.
M) E. Schmidt: AnthropologiRche Methoden. Leipzig 1888.
'*) Schumann: Slavisches Skeletgräberfeld von Ramin in Pommern. Verhandlungen d. Berl. anthropologischen
Gesellschaft. Zeitschr. f. Ethnologie, 1898, S. S30 ff.
*•) Schumann: Einzelne Berichte über da» »lavUche Skeletgrabfeld vom Galgen- und Silberberge vonWollin.
Verhandl. d. Berl. Gesellsch. f. Anthropologie 1891, 8. 689 und 705; 1892, 8. 4iM; 1894, 8. 44.
,r) Schumann: Uebcr die Beziehungen de« Längenbreitenindex zum Längt-nhohenindex an altalavischen
Gräberschädeln.
*•) L. Stieda: Ucber die Anwendung der Wahrsclieinlichkeitsberechnung in der anthropologischen Statistik.
Archiv f. Anthropologie XIV, S. 161 ff.
**) A. v. Török: Ueber den Yezoer Ainoschädel aus der ostasiatischen Reise des Grafen Bola Szechcnyi etc.
Ein Beitrag zur Reform der Craniometrie, Thcil IV. Archiv f. Anthropologie, 1898.
**) R. Virchow: Slavische Schädel von Wollin. Verhandlungen der Berliuer anthropologischen Gesellschaft.
Zeitschr. f. Ethnologie 1874, S. 210; 1876, 8. 234.
*') R. Virchow: Schädel von Ulejno, Kacmiercz und Pawlowice. Verhandlungen der Berliner anthropo-
logischen Gesellschaft. Zeitschr. f. Ethnologie 1882, S. 152 ff.
”) A. Weisbach: Bemerkungen über Slavenschädel. Zeitschr. f. Ethnologie 1874, S. 306 ff.
") S. Weissenherg: Ueber die verschiedenen Gesichtamaasse nnd Gesichtsindices, ihre Eintheilung und
Brauchbarkeit. Zeitschr. f. Ethnologie 1897.
M) L. Wilscr; Die Bevölkerung von Böhmen in vorgeschichtlicher und frühgcschichtlicher Zeit. Globus,
62. Bd., Nr. 24, S. 369 ff.
,s) E. Witt: Die Schädelform der Ksthen. Dissertation. Dorpat 1879.
*•) Zograf: Ueber allrussische Schädel aus dem Kreml in Moskau. Archiv f. Anthropologie XXIV, 1897,
S. 62, 63.
n) Zograf: Die Rassenmerkmale der Grossrussen. Auszug des Verfassers aus seinem Werke: Anthropo-
logische Untersuchungen der männlichen grossrussischen Bevölkerung in den Gouvernements Wladi-
mir, Jaroslaw, Kostroma. Globus, 62. B<L, Nr. 24, S. 377 ff.
Archiv für Anthropologin. Bd. XJCY1I. 5
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34
R. Asmus
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35
I
Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs.
Ib e 1 1 e I.
36 lt. A Bin us, Die Schädelform der altwendischen Bevölkerung Mecklenburgs.
Maasotabcllc II. Mittelzahlen und wahrscheinliche Abweichung derselben.
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N
3
s
1
S
Wahrscheinliche Ab-
weichung
a
1
5 ö
§ s
3 3
s.!2
•8|
3 3
N
2
1
53
Wahrscheinliche Ab-
weichung
3
8
"s
s
3
Wahrscheinliche Ab-
weichung
1 t
Capacität
22
1432,5
81.4
u
1261
81,7
1375,5
81,5
2
Gerade Länge
22
182,4
3.18
14
172,5
3,45
178,5
4,12
3
Grösste Länge
Intort liberal länge
26
183,1
3,58
23
173.9
3,67
179
4.47
4
27
182,3
8,99
23
176,3
4,16
179,8
4.31
b
Gröffte Breite
26
140,6
3,25
22
188,6
3,27
137,6
2,00
3,53
6
Kleinste Stirnbreite ........
26
97.6
3,43
22
92,5
2,89
96
7
Anricularbreite
27
121,0
3,49
20
114,0
2,92
117,9
4.13
8
Affterialbreite
29
111,7
3,34
23
108,1
1,99
110,1
3,08
3,87
9
Ganze Höhe I
94
133,1
3,83
20
125,9
9,87
129,9
10
Ganze Höhe II
24
136,3
4,40
17
129,2
2,77
133,3
4,64
11
Ohrhöhe
24
110.7
876.8
3,42
20
106,9
3.74
108,5
3,73
12
Sagittalumfang
27
9,81
20
361,8
8,07
370.3
9,99
13
Stirnbogen
27
129,8
3,86
20
121,7
2,86
127,5
3,66
14
Scheitelbogeu
28
126,9
6,26
24
129,7
4,99
124,4
5,75
Iß
Hinterhauptsbogeo
28
120,7
6,34
22
113,6
3.85
117,6
4,89
16
Horizontal um fang
27
622,6
9,14
20
502,5
6.70
513,8
10,55
17
V'erticaler Öuerumfang
Länge «1er Schädelbasis
26
316,0
7,31
21
297,1
5.48
30722
7,80
18
25
99,3
3,28
17
93,7
2,67
97
3,72
18
Breite iler Schädelbasis
26
105,2
3,62
19
99,3
3.39
102,7
3,85
20
Länge des Hinterhauptsloche« . . .
24
37,7
2,03
1,76
18
35.4
1.98
36,8
2,08
21
breite de« Hinterhauptsloche« . . .
24
32,3
16
30.4
M6
31,5
1,68
22
Jochbreite
29
132,2
3.03
17
120
3,45
127,1
5,16
23
Gesichtsbreite
21
92(8
3,26
14
86,5
2,99
90,3
2,19
94
Gesichtshöhe .
18
114,2
5,52
14
106
5.25
1 10,6
5.97
26
ObergesiohUhöhe .
23
66,9
3,18
16
61,3
3,3
64,8
3,3
20
Gesiclitslänge
23
88,4
4,00
14
83,1
2,65
86,4
4.22
27
baaion bis Kinn
17
110,8
ö.GÜ
12
103,1
2,07
107,6
6,32
2«
Nasenlänge
25
51,6
2,34
15
47,3
2,39
49,3
2,79
21)
Nasenbreite
22
24,7
1,62
15
22,9
1,01
24
1.44
30
Interorbitalbreite
25
22,5
1,25
21
20,1
1,90
21,4
1,52
31
Augenhöhlenbreit« .
23
38,4
1,31
15
37,6
1,23
38,1
1,30
32
Augenhöhlenhöhe
2ß
33,5
1,31
15
33,0
0,87
83,3
1,23
33
üaumenlänge
24
45,0
2,33
15
41,5
1,52
44,2
2,55
34
Gaumenhreite
24
4U
1,74
15
37.6
92.7
2,19
39,7
2,06
36
Unterkieferwinkelbreito
19
99,0
3,90
16
4,06
96,1
4,37
36
Cond vienbreite
16
118,3
3,33
2,74
13
110,4
4,17
1143
4,69
2,6»
87
Kinn höhe ....
19
27,6
17
26,6
2.52
26,7
38
Asthöhe
19
65.2
3,77
14
57.5
2,93
61,9
4,45
39
Astbreite
18
83,8
2,27
15
38,3
1,94
31
2,86
40
Gnathicindex
21
88,8
2,45
12
89
2,02
88,9
1,79
41
l.ängenbreitcnindex
26
76,6
2,24
22
76,9
2,27
76,75
2,37
42
Längenhöhenindex
24
72,7
2,09
20
72,4
1,62
72,6
1,98
43
breitenhübeniudex
21
95,0
3,73
19
94,3
3,06
94,7
4,08
44
45
J ochbrei tengesicht« index { K o 1 1 m a n n)
Jochbrcitcnobcrgesichtsindex (K o 1 1 -
14
87,7
8,17
11
88,5
4,94
88,1
4,18
manu)
17
60,4
122,4
2,00
11
51,4
3,26
50,8
2,43
46
Gcsichuindex < Vircho w)
17
3,66
15
122,6
5,35
122,5
4,45
47
Obergesichtsindex (Virehow) . . .
22
70,9
3,24
14
70,9
3,14
70,86
3,20
48
Nasalindex
23
48,8
3,04
15
4b, 7
1,89
48.7
3,02
49
Orbitalindex
22
85,5
2,79
16
88.4
2,69
8t»,6
2,85
50
Gaumenindex
23
90,8
86,5
2,92
15
90,6
2.81
90.7
2,88
61
Forameu-roagnura-Index
21
8.95
16
HO, 6
145,1
4,01
85,9
3,97
52
Modulus
24
151,7
2,41
19
2,3«
1483
3,21
Digitized by Google
II.
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten
Schädel, nebst Untersuchungen über sehr auffällige, durch
Auftrocknung und Wiederanfeuchtung bedingte Grössen- und
Formveränderungen des Knochens.
Von
Hermann Weloker.
„Wenn an einem Schädel die Bänder des Unterkiefergelenkes gelöst sind, so giebt es,
sofern nicht ausdrückliche und zuverlässige Zeugnisse der Zusammengehörigkeit vorliegen,
keine Sicherheit, dass beide Theile demselben Individuum angehörten.“
1. Bei der Vielheit der in Form, Grösse und dem gesammten Verhalten der Knochen und
Zähne liegenden Bedingungen, die zu einem guten „Zusaminenpassen“ eines Oberschädels und
Unterkiefers Zusammentreffen müssen, wird man obigen Ausspruch, den ich aus dem Munde eines
trefTlichen Forschers — J. van der Hocven — hier wiederhole, vielleicht für allzu rigoristisch
halten. Dennoch glaube ich, dass derselbe in vielen Fällen zutrifft.
Erwägt mau, wie viele Schädel unserer Sammlungen, ohne dass der Untersucher hiervon
Kunde erhält, mit falschen Unterkiefern behaftet sind, so wird man znstimmen, dass eine grössere
Sicherheit in der Feststellung der Zusammengehörigkeit der beiden Schidclabschnitte , die im
besonderen Falle von grosser Wichtigkeit »ein kann, unter allen Umständen erwünscht ist.
Soweit mir bekannt, und wie die von mir befragten Autoritäten, insbesondere die Herren Ranke,
v. Török, Virchow und E. Schmidt mir bestätigen, ezistirt in der Literatur ausser einigen
gelegentlichen Bemerkungen nichts über die in der Ueberschrift genannte Frage. Ich habe mich
daher bemüht, die hier in Betracht kommenden Erscheinungen möglichst vollständig zusammen-
zustcllen und auf ihren Werth zu prüfen').
Kein Schädel hat mir hinsichtlich der im Titel genannten Frage so grosse Schwierigkeiten
bereitet, wie der durch die Beschaffenheit seines Unterkiefers wohl als ein Unicttm dastehende
Schädel eines Australiers, und es ist derselbe hierdurch die Veranlassung dieser Unter-
suchungen geworden. Die an diesem Unterkiefer beobachteten Thatsachen bieten zugleich ein
') Abschnitt IL
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38
Hermann Welcker
nicht geringe» histologische» Interesse, und es »ind im Verfolge de» Gegenstandes höchst eigen-
artige und räthselhafte Erscheinungen zu Tage getreten, welche im I. und IV. Abschnitte dieser
Abhandlung verzeichnet werden.
I. Abschnitt
Ein schwieriger Fall (Australierschädel).
2. Durch den Naturalienhändler Frank in London bezog ich im Jahre 1892 für die
Haitische anatomische Sammlung zwei vorzüglich schöne Australierskelette , deren eine», Nr. I,
einem 26- bis 30jährigen, das andere, Nr. II, einem 40- bis 50jährigen Manne entstammt. Beide
Skelette waren offenbar auf freier Flur oder im Walde in die einzelnen Knochen zerfallen. Das
mit II bezeichnete Skelet ist da» uns zunächst interessirende.
Eine Reihe von Zeichen »prach für die Zugehörigkeit des Unterkiefers, ja diese Zeichen
schienen jeden Zweifel ausztischliessen. Aber eine widersprechende Thatsachc Hess das Zusammen-
treffen aller jener Zeichen als ein blosses Spiel de» Zufalls erscheinen: der Unterkiefer ist
so schmal, das» er nicht in die Pfannen
passt (vergl. die nach einer Photographie gepauste
Fig. 1).
Verzeichnet man auf die Mitte der Gelenkköpfe
sowie auf beide Pfannenmitten genaue Marken1), so
liegen diese am Oberschfidel 96,6, am Unterkiefer
nur 83,0 mm aus einander’). Fügt man den einen
Gelenkkopf des Unterkiefer» in die Mitte seiner
Pfanne, so trifft der andere statt in die Pfanne auf
die Mitte der Schläfeubcinpyramide. Setzt man, wie
in Fig. 1, den Unterkiefer symmetrisch unter den
Schädel, so treffen die medialen Künder der Gelenk-
köpfe auf die Spinae der grossen Kcilheinflügel; die
lateralen Ränder der Köpfe treffen auf die Pfanne
Vordere Hallt« de« Schadet« des Aaitraliers 11, mitten, die seitliche Hälfte jeder der beiden Pfannen
von unten. bleibt leer. Der vielerfabrene Conservator, dem ich
den Schädel zur Aufstellung des Skelets übergab, erklärte kategorisch, dass der Unterkiefer
falsch sei. Und Anatomcu haben ihm beigestimmt.
Um den Unterkiefer an den Schädel anheften zu können, habe ich von dem medialen
Ende jedes der beiden Gelenkköpfe ein 4 mm langes Stückchen abgesägt und weiterhin
jeden Gelenkkopf bis dicht an die I’funnenmitte mit der Feile abgerundet.
3. Bei Versuchen, die sich auf die Frage nach dem interstitiellen Knochenwachsthum
beziehen1), hatte ich an zahlreichen Knochen des trockenen Skelets geringe, aber in typischer
') Ein Nacbexperiinenlirender wird dieselben vorfinden. Es sind auf den Coudylen fein cingeritzte
Kreuzchen; in den Pfsnuenmitten «eichte, mit einem Spitzbohrer eingebohrte Grübchen.
*) Sr* am Tage der ersten Untersuchung, f*. Juni 1892.
B) Wacbsthum und Bau de« menschlichen Schädel«. Leipzig 1882, S. 11, 27 n. f.
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j
Kig. 1.
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 39
Weise auftretcndo Verkleinerung, sowie merkliche Gestaltsveränderungen als eine Wirkung dos
bei der Auftrockoung erfolgenden Schrumpfens des Knochenknorpels nachgewiesen, während ich
fand, dass „die Wiederanfeuchtung eine interstitielle Auseinnnderrenknng“ des Knochen-
gewebes bewirkte. Betreff» des Unterkiefers war ich in dem ErgebnisB gelangt (a.a.O„ S. 12),
das» die von mir nachgewiesenc , 1 bis 1,6 Proc. betragende Verkürzung der Condylcnbreite
(Linea intercondvloidea) zum geringsten Theile aufVcrkflrzung seiner Hälften, grösstentheils aber
auf Gegeneinandorbiegung beruht. Ganz dem entsprechend zeigte es »ioh bei frisch
skelettirtcn Rippen, dass deren Krümmung durch die Austrocknung zunahm (a. a. O., 8.29). Als
Endergebnis hatte ich verzeichnet (8. 30),
„dass diese Gestaltsveränderungen an gekrümmten Knochen (Unterkiefer, Rippen, Femur)
nicht sowohl auf absoluter Vergrössernng oder Verkleinerung, sondern grösstentheils anf
Zunahme der Krümmung in Folge der Austrocknnng beruhen, sowie auf Abnahme
der Krümmung durch Wiederanfeuchtung*)*.
Eingedenk dieser Versuche und Feststellungen legte ich mir die Frage vor:
Sollte der Unterkiefer dieses Australierschädels nicht dennoch echt sein,
die Engigkeit desselben aber auf einer ungewöhnlich starken, durch die Austrocknung
erfolgten Schrumpfung seines Knorpels beruhen?
4. Der Oberschädel, dessen Pfannenbreite (Lin. interfovealis) 9G,5, und der Unterkiefer,
dessen Condylenbreite (Lin. intercondyloidea) 83 mm betrug, wurden nun in Wasser eingescnkl.
Bereit» nach einer Stunde war die Breite des Unterkiefers um mehr als einen Centimeter!
gewachsen und derselbe passte ganz leidlich in die Pfannen. Am dritten Tage der Wasser-
einsenkung waren die grossen Durchmesser der Schädelkapsel durchschnittlich um 2 mm, die
Pfannenbreite um 1mm, die Länge der KörperhälAen des Unterkiefers um 3mm, die Inter-
condylenbreite aber um 15mm (gegen die Trockenmasse) gewachsen. Das Zusammenpassen
der beiden Schädelahschnitte war das denkbar vollkommenste. Passt man die Kiefer so, wie die
correspondirenden Vorsprünge und SohliffHächcn der Zähne es fordern, so bleibt zwischen Pfannen-
boden und Gelenkkopf auf der linken Seite ein 3 mm breiter, rechts ein 2,8 mm breiter Raum
frei, genan so, wie dies nach Wegfall des Meniscus und des Gelenkknorpels zu erwarten ist.
Würden die Schädel nicht trocken, sondern in Flüssigkeit auf bewahrt, so würde nirgends eine
‘) In histologischen Werken bin ich seither keiner Erörterung dieser Verhältnisse des Knochens begegnet. Nur
betreffs d**s Elfenbeins linde ich einige von einem Physiker (R. Hildebrand) für technische Zwecke gemachte
Feststellungen, dass des Elfenbein ganz ähnliche Quellungserscheinungen , wie die von mir beim Knochen nach-
gewiesene zeigt, elfenbeinerne Schrauben durch Einlegen in Wasser quellen, dünne Zahn, nnd Knochenschliffe
bei ungleichmäsaiger Anfeuchtung sich werfen , hatte ich in meiner ersten Mittheilung (W. u. H., lssz, 8. 90,
Note 1) erwähnt Bei Ilildebrand (Untersuchungen über den Einfluss der Feuchtigkeit auf den Längenzustand
von Elfenbein. Annalen der Physik und Chemie, N, F. XXXIV, 1881) heisst es 8. 384, dass das Elfenbein in
hohem Grade hygroskopisch ist, hierin nur von wenigen Hölzern übertroffen wird. Ein lufttrockener, 202,91 mm
messender Elfenbeinstab verkürzte sich: einen Tag getrocknet auf 201,96 ; zwei Tage getrocknet auf 201,34; drei
Tage getrocknet auf 201,01. In gesättigter feuchter Luft verlängerte er sich anf 201,47; am dritten Tage
anf 203,37, Diesen Ziffern ist zu entuchmen, dass auch Hildebrand am ersten Tage der Trocknung wie der
Wiederanfeuehtung die stärksten während der gänsen Versuchsxeit erfolgten Maassunterschiede beobachtete.
Ohne Zweifel würde H. auch am Elfenbein [wie dies meine Tabelle III (8. 8) für den Knochen naebweisi] die
Hauptwirkung bereite innerhalb der ersten Stunde nach der Anfeuchtung gefunden haben.
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40
Hermann Welcker,
Grössendifferenz bei der SchidclstSrke hervorgetreten und ein Zweifel an der Zusammengehörigkeit
niemals entstanden sein. (Vergl. Fig. 2 und 3.)
Fig. 8. Fig. 8.
Vordere Hälfte der Schädelbasis des Australiers II. Fig. 2 in trockenem Zustande, Fig. 3 nach
dreitägiger Einlagerung in Wasser.
Der Abstand des äusseren Contour* des Oelenkköpfchens vom äusseren Contour der Jochbogenbasis betrug
im trockenen Zustande 9 mm, im feuchten 2 mm.
Bei meinen Untersuchungen bediente ich mich einer Anzahl von Zirkelmaassen, über
deren Lago und Anwendung Nachfolgendes einzuschalten ist:
Breitenmaasse des Unterkiefers.
1. „Lin, oc.“ Intercondyloidalbreite. Von der Mitte eines Gelenkkopfes zum andern.
2. „Lin. aa.“ Winkelbreite. Von Angulus zu Angulus.
L&ngenmaass e.
3. „Lin. io.“ Von einem nach Extraction der beiden inneren Incisivi auf das
Septum alveolare gebohrten feinen Bohrloche znr Condylenmitte. Dient als
ungefährer Ausdruck der Länge der Unterkieferhälften.
4. „Lin. tu a.“ Von der Kinnmitte zum Angulus. Ungefährer Ausdruck der Länge
des Unterkieferkörpere.
Zu meinen älteren Maassen des Oberecliädels fügte ich hinzu:
5. „Lin. interfovealis.“ Von einer Gelenkpfannenmittc znr andern.
Da bei diesen Untersuchungen Maassunterschiede von weniger als 1 mm von Wichtigkeit
sind, so war es wünschenswert!), Brnchtheile des Millimeter mit möglichster Sicherheit anschreiben
zu können. Die hier getroffenen Maassregeln sind folgende:
An die Messpunkte wurden feine Kretizchen eiugeleilt, lieber noch feine, ganz seichte
conische Grübchen mittelst einer dreikantig geschliffenen Nähnadel eingebohrt, in deren
Mitte die Zirkelspitze sich mit vollkommenster Sicherheit centrisch einsetzt.
Da es sich bei den Messungen dieses Abschnittes keineswegs um absolut correcte
Bestimmung der einzelnen Maasse, sondern um strengste Beibehaltung der einmal
Digitized by Google ,
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 41
gewählten Messpunktc handelt, so wurde für diese Grübchen nicht immer genau die Mitte
des Gelenkkopfes u. s. f., sondern die für die Herstellung des Grübchens günstigste, einen
festen Knochenboden bietende Stelle gewählt '). Die Grübchen werden mit einem
Bleistiftringe umgrenzt.
Zur Messung diente ein sehr genauer stählerner Maassstab, und es wurde bei allen
Messungen ein und derselbe Theilstrich als Ausgangspunkt benutzt. Da es für ein geübtes
myopisches Auge doch keine grosse Sache ist, trotz der durch die Strichbreite der Theil*
striche entstehenden Schwierigkeiten Zehntheile des Millimeters mit einiger Sicherheit
abzulesen, so wird man an meiner Anschreibung von Decimalen keinen Anstoss nehmen.
Die Schwierigkeit liegt ja weit weniger in der Abschätzung der Millimeterbruchtheile
als in der correctcn Absteckung der zu messenden Grössen. Diese glaube ich für die
mit dem Spitzzirkel abzusteebenden Maasse durch obige Maassregeln überwunden zu
haben; weit weniger sicher sind die mit dem Tastzirkel zn nehmenden grossen Durch-
messer der Schädelkapsel, bei welchen der von mir ira Archiv für Anthropologie, Bd. I,
8. 97, eingeführte Maassstab (mit Anschlagplatte am Kulipunkte) benutzt wurde.
Das Wasser, in welches die feucht zn messenden Knochen eingesenkt wurden, besass
eine Temperatur von etwa li1 H Ich liabe bei Anwendung von 10 bis 20° dieselben
Ziffern erhalten.
Die Gegeneinanderlage der für uns wichtigsten Maasse des Unterkiefers unseres
Australiers — der Linie ec und der beiden Lineae ic im trockenen und feuchten Zustande —
zeigt (nach den Aufnahmen vom 5. und 9. Juni
1892) Fig. 4.
Diese Abbildung und die eingeseichneten
Maasse lassen erkennen, dass es sich (ganz
ähnlich wie bei meinen vor mehr als 30 Jah-
ren am deutschen Unterkiefer ansgeführten
Messungen) nur in sehr geringem Grade um
eine Volumvergrösserung, in erster Linie
aber um eine Gestaltsveränderung, um
Streckung eines gebogenen Knochens,
handelt; die beiden freien Enden des be-
feuchteten Unterkiefers weichen gleich den
Spitzen eines sich, (öffnenden Zirkels
aus einander. Die Schüdclkapsel trifft (neben
anderen Bedingungen) offenbar auch darum
eine weit geringere Vergrössernng ihrer Maasse
*) Bo liegt auf dem rechten Gelenkkopf- dca
(Toterkiefers des Australiers II das eingeritzt« Kreuzchen
nicht genau in der Mitte, so dass den Mesmarken nach die rechte Linea «c um 0,6 mm langer zu sein «cheint
als di« linke, wahrend umgekehrt diese um 1,1 min grösser ist. 11a ea »ich hier nicht um dia absoluten Maats«
der Umerk leferhfelften, sondern um die je nach der Feuchtigkeit wechselnde Lauge eines und deeseiben Knoehen-
abwhnittes handelt, ao war kein Grund vorhanden, den Knochen aufs Nene durch Anleitung zu beschädigen.
Archiv fUr Aatbropologt«. Bd. XXVII. 6
Fig. i.
Fig. 4 zeigt in vollen Linien den Umri« and die
Lineae ic und ec des Australien II nach viertäger
Einlagerung in Wasser, ln gebrochenen Linien
dieselben Maasse des trockenen Unterkiefer» und
einen Theil seine* Umrisses.
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42
Hermann Welcker,
(». u. Tab. VI), weil die einzelnen Theilstücke durch die gegenseitige Ineinanderzapfung an
ausgiebiger Gestaltsveränderung gehindert sind *).
5. Nach Herausnahme des Australierechädels aus dem Wasser war derselbe bereits am
zweiten Tage nahezu auf seine früheren Maasse zurückgegangen; ja ich war verwundert zu sehen,
dass die Lineu cc, die bei der ersten Trockenmessung 83 mm betrug, im Verlaufe mehrerer
Wochen sich auf 80mm und weniger verkleinerte. Es war alsbald zu bemerken, dass ein
bestimmte», festes Maass der Unterkieferbreite dieses Australierschädels sich gar
nicht angeben lässt, indem derselbe bereits bei sehr geringen Aenderungen der Luftfeuchtigkeit
seine Mauve ändert, so dass in demselben ein Hygrometer von grosser Empfindlichkeit vorliegt.
Sicherlich werden viele unserer Schädel, an welchen wir Messungen ausführen, von weit
stärkerem Wechsel der Luftfeuchtigkeit betroffen, als dies bei diesem Australier der Fall war;
wir bleichen die Schädel an der Sonne unter oft wiederholten Wasserbegiessungen und führen
ohne Bedenken Messungen an Schädeln aus, die in heissen Klimaton, Wind und Wetter aus-
gesetzt, im Küstetisande bleichten, und ich habe niemals von Maassregeln gehört, die in dieser
Hinsicht bei Schädelmessuugen zu treffen seien. Ob die genannten Einwirkungen ganz ohne
Einfluss auf die Grössen Verhältnisse und somit ohne Bedeutung für die Messung Bind, wird der
Verlauf dieser Untersuchungen lehren.
Zum genaueren Nachweise der hygroskopischen Eigenschaften des Unterkiefers des
Australiers II folgen hier einige Messungen »einer Linea intcrcondyloidea.
Tabelle I.
Messungen des lufttrockenen Unterkiefers.
I.
1892. 20. August. Die Lin. ce de* im Arbeitszimmer freistehenden Unterkiefer« mi«*t .... jj
1. September. Aufstellung ebenda; «eit einigen Tagen etwas Hegen |
1803. 26. März. Unterkiefer seither im Glasschranke der Sammlung |
5. April. Ebenda. Seither sehr trockenes Wetter . .
Differenz der Grenzwertho 2,0 mm.
n,
1R93. 1 . Mai. Der seit OTagen aus deinWasser genommene und nahezu lufttrockene Unterkiefer zeigt I
4. Mai. Seit gestern Regenwetter
8. Mai. Kein Hegen I
9. Mai. Ebenso I
17. Mai. Am Tage zuvor war in dem Arbeitszimmer viel mit Wasser gearbeitet worden -
27. November. Seit Mai dem Arbeitszimmer entnommen und iu den Sam rolungsach rank
verbracht *
Differenz der Grenzwertho 1,6 mm.
IU.
1895. 26. November, Morgens 10 Uhr. Im schwach geheizten Arbeitszimmer frei stehend ... !
eodem, Abends 6 Uhr. Seit 8 Stunden in einer Neben karnmer, in der einige Topfpflanzen
27. November, Abends 8 Uhr. Nach einatündiger Aufstellung im Keller
eodem. In* Zimmer zurückgebracht, bereit« nach l/f Stunde *
28. November, Morgens 9 Uhr
eodem, Nachmittags 2 Uhr
Differenz der Grenzwerthe 1,6 mm.
') Anders bei den isolirten Knochen eines gesprengten, zumal jugendlichen Schädels (vergl. W. u. B., S. 5;
Abdachung der Schädelknocben während ihre* Wachsthums).
81,3
81.7
80,2
79.7
79,6
79,8
79.2
79,0
79,6
78.2
78.2
78.7
79.0
78.8
78.3
78.1
Digitized by Google
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 43
Diese Maassunlerschiede sind nicht gross, aber überraschend bleibt es, mit welcher Sicherheit
dieselben dem Kcnchtigkeitswechsel der umgebenden Luit antworten.
Dass dieses bei dem Unterkiefer unseres Australiers gefundene hygroskopische Verhalten,
wenn auch in sehr verschiedenem Maasse sich zeigend, ein allgemeines Vorkommen ist,
zeigen die Messungen der hier folgenden Tabelle II.
Tabelle II.
12 lufttrockene Unterkiefer verschiedener Hassen. Maass der Lin. ce.
L '!
2.
8.
4.
5.
6.
7.
r
Erste
Mes- Zweite
8UÜK Messung
1892
7.8epuj 8. Sept.
Dritte
Messung
11. Sept.
Vierte
Messung
10. Oct
Fünfte
Messung
26. Oct
Sechste
Messung
9. Not.
Sietente
Messung
1893
16. März
gfj
jjüf
Aepypt.Mumie
95,3 95,5
+ 0,2
95,6 1— 0,0
95,3
— 0,2
• — —
—
—
95,1
-08
— 0,2
Deutscher, 1 .
99,4 99,7
+ 0,8
99,4 -0.3
99,4
— 0,0
99,4 +0,0
99,3
-0,1
99,0
— 0,3
— 0,4
Deutscher, 2 .
102,6 103,0
+ 0.4
102,8-0,2
102.4
— 0,4
102,5 +0,1
102,5
— 0,0
102,3
-0,2
-08
A.
Deutscher, 3 .
90,5 91,0
+ 0,5
90,8—0,2
90,6
-0.2
»0,8 + 0.2
90,6
— 0,2
90,4
-0,2
— 0,1
Alt-Peruaner, 1
104,2 104,5
+ 0,8
104,5 —0,0
104.4
-0,1
104, r. fo,i
1015
-0,3
116,0
— 0,2
-08
Alt-Peruaoer,2
95/> 96,0
+ 0,5
95,5 —0,6
»5,6
+ 0,1
95,7 +0,1
95,6
— 0,1
»5,4
— 0,2
— 0,1
Alt-Peruaner, 3
101,5 102,0
+ 0,6
101,7 —0,3
1018
+ 0,1
101,7 +0,1
101,6
— 0,1
1018
— 0,3
— 08
Hermit . . .
92,6 93,0
+ 0,4
92,8 —0,2
92,7
— 0,1
92,8 !+ 0,1
92.6
— O.sH
928
— 0,3
— 0,4
Eskimo . . .
108,4 103,9
+ 0,5
103,6 —0,3
103,5
-0,1
103.6 + 0,1
103,4
-0,2
103,1
- 0,3
— 0,3
B.
Pleasant. « .
96,8 99,4
f 0,6
99,0 —0.4
98,9
-0,1
98,9 +0,0
98,6
-0,3
988
-0,3
—08
Neuhebride, 1
101,4 102,2
+ 0,8
101,9 —0,3
101,7
-0,2
101,6 +0,1
101,4
-0,2
101,1
-0,3
— 0,3
Neuhebridc, 2
98,1 99,0
+ 0,9
96,6 —0,4
»8,4
— 0,2
98,3-0,1
96,3
— 0,0
97,5
— 0,8
— 0,6
Mittel aas 12
98,6 99,1
+ 0,5
98,8 —0,26
98,7
-0,1»
99,1 +0,04
1
98,9
— 0,1«
98,3
— 0,3
Am 7. September 1892 wurden die in Tabelle II verzeichneten Unterkiefer den Sammlungs-
schr&nken entnommen und deren Lin. ce (Col. 1) gemessen. An dem zuletzt vorhergehenden
Tage war etwas Hegen eingetreten, der auf die in den Schränken befindlichen Schädel noch
nicht gewirkt hatte, bei den nun freistehenden Schädeln aber bereits nach 24 Stunden eine
mittlere Vergrösserung der Lin. ce um 0,5 mm bewirkte (Col. 2), für die folgenden Tage wurden
die Witterungsverhflltnisse nicht regelmässig notirt; dass indess am 11. September (Col. 3), sowie
am 10. October (Col. 4) trockene Luft, am 26. October (Col. 5) feuchte Luft, am 9. November 1892
und am 16. März 1893 (Col. 6 und 7) wiederum trockene Luft einwirkte, giebt die Tabelle
deutlich zu erkennen, indem durch jede einzelne Columne hindurch meist sämmtliche
Unterkiefer ihre Maasse in gleichem Sinne ändern1).
6. Die rapide Schnelligkeit, mit welcher die Gelenkköpfe des Unterkiefers unsere»
Australiers bei der Einseukung in Wasser aus einander treten, wird dnreh folgende Messungen
gezeigt, denen zum Vergleiche die Maasse von vier ebenso behandelten, aus unserer Maceration
hervorgegangenen deutschen Unterkiefern beigefBgt sind.
*) Wir werden auf obige Tabelle, insbesondere auf die hier eingeftthrte Oruppirung zurttckkommrn
(Abschnitt IV).
0»
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44
Hermann Welcker
Tabelle I1L
Maas«© der Linea ce vom ersten Momente der Waasereinsenknng bis zum
Maximum der Quellung.
Vier deutsche Unterkiefer
Australier II J ■ — — - :
I Nr. 26 [ Nr. 82 ; Nr. 25 Nr. 32 Mittel
Die lufttrockenen Unterkiefer messen:
28. November 1896, Mittage 12 Uhr g 78,1 J 110,7 | 96,2 | 89,7 | 107,9 j Obfi
Um 12 Uhr Einaenknng ins Waseer
12 Uhr 1 Min
78,8
—
—
—
—
12 . 2
79,2
—
—
—
—
12 , 6 ,
80.3
—
—
—
—
12 . 10 ,
83,0
—
—
—
• —
—
12 , 15 „
85,0
90,9
97,8
100,0
1092
99,6
12 . 20
88,0
91,0
98,4
100,0
109,4
99,7
12 „ 30
91,2
91,4
98,6
100,1
109,6
99,9
12 „ 40
93,2
—
—
—
—
—
i
91,4
92,0
98,8
100,3
109,7
100,2
2
95,1
92,6
98,9
100,4
109,9
100,0
3
95,5
—
—
—
—
—
«
96,6
92,8
99,0
101,0
110,2
100,7
12 - Nachts
96,0
—
_
—
29. November, 9 Uhr Vormittags
96,0
93,3
99,8
101,0
110,7
101,1
30. November, am 2. Tage nach der Einsenkung
96,5
93,7
99,7
101,1
110,9
101,3
2. December, . 4. „ . .
96,6
93,9
99,8
101,4
111,0
101,5
1«- . .W....
97,1
94,1
99.9
101,5
111,3
101,7
18- , . 18. , , .
97,1
94.1
99,9
101.5
111.3
101,7
Maximal- Differenz der Trocken- und Feucht-
mesanngen
19,0
3,4
3,7
1,8
3,4
3,1
Nicht ohne Interesse ist es, zu verfolgen, in welcher Weise die Effecte der Anfeuchtung
sich der Zeit nach vertheilen. Spaltet man die Tabelle in drei Perioden, so erhalt man nach-
folgende Ueberoicht:
Zunahme der Linea intercondyloidea.
Reim Australier II: Bei den vier Deutschen (im Mittel).
I. Inerhalb der ersten Stunde:
Yon 78,1 auf 94,4, d. i. um 16,3 mm. Von 98,6 auf 100,2, d. i. um 1,6 mm.
II. Innerhalb der folgenden 3 Stunden:
Von 94,4 auf 96,5, d. i. um 1,1 mm. Von 100,2 auf 100,7, d. i. um 0,6 mm.
111. Innerhalb der nächsten 17 Tage:
Von 95,5 auf 97,1, d. i. um 1,6 rum. Von 100,7 auf 101,7, d. i. um 1,0 mm.
Summe der Zunahme 19,0 mm. Summe der Zunahme 3,1 mm.
Nach diesen Ziffern ist der weitaus grösste Theil der Verbreiterung dieses Australier-
Unterkiefers bereits innerhalb der ersten Stunde erfolgt. In der gesummten folgenden Zeit
betrug die weitere Zunahme kaum mehr, als das innerhalb der ersten fünf Minuten Erreichte.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 45
Einen wesentlich anderen Rhythmus zeigt die Verbreiterung bei den vier europäischen Unter-
kiefern. Der Zuwachs in der ersten Stunde beträgt hier nur die Iiälfte der gesammten
Verbreiterung, während er bei dem Australier für dieselbe Zeit fast */,0 des Ganzen ausmacht.
Dass dies nicht etwa Rasseeigenthflnilichkeiten sind, sondeni dass andere Bedingungen
zu Grunde liegen, wird der Verfolg der Untersuchung lehren.
7. Bleibende Gestaltveränderung des Knochens durch wiederholte Anfeuchtung.
Die oben nachgewiesene hygroskopische Eigenschaft ist es keineswegs allein, welche die Angabe
eines bestimmten, für immer als richtig geltenden Maassee der intercondyloidalen Breite unseres
Unterkiefer» unmöglich macht; mehr noch wirken Grössen Veränderungen, die, wie im Verlaufe
der Untersuchung alsbald hervortrat, dieser Unterkiefer in Folge wiederholter Wasserein-
Senkungen erlitten hat. Der wieder trocknende Unterkiefer schrumpfte (so mindestens iu den
sechs ersten Versuchen) nach jeder weiteren Wassereinsenkung auf eine etwas geringere
Condylenbreitc zusammen. Nach dem siebenten Versuche hat der Knochen nicht unerhebliche
Eingriffe erlitten, die sehr möglicherweise die mechanische Constitution desselben derart verändert
haben, dass die von 7. ab verzeiehneten und etwaige spätere Versuche sich nicht ohne Weiteres
mit den frfiheren gemeinsam und als unter denselben Bedingungen stehend, beurtheilen lassen
möchten ')•
Die Messungen ergaben:
Tabelle IV.
Gegenseitiger Abstand der Köpfchen (Lin. cc) des Unterkiefers des Australiers II
in lufttrockenem und in durchfeuchtetem Zustande.
Luft-
trocken
Durch-
feuchtet
Differenz
1. Aelteste Messung, 5. Juni 161)2. Der Unterkiefer hatte seit etwa 14 Tagen
frei im Arbeitszimmer gestanden
83,0
9. Juni. Der seit 4 Tagen in Wasser eingesenkte Unterkiefer zeigt. . .
—
90,0
15,0
2. 16. August 1802. Unterkiefer seit 44 Tagen ausser Wasser, frei im Zimmer
81,3
—
—
5. April 1893. Seit 7 Monaten im trockenen Glasschrankc .
79,2
—
—
5. April. Zweite Wassereinsenkung.
21. April. Der seit 16 Tagen im Wasser befindliche Unterkiefer zeigt
—
90,7
17,6
3. 27. November 1693. Unterkiefer seit Mai 1893, d. i. seit etwa 7 Monaten,
im Glasschranke
78,0
27. November. Dritte Einsenkung.
17. December 1893. Seit 20 Tagen im Wasser
—
97,0
18,8
4. October 1095. Unterkiefer seit 2 Jahren im Glatschranke
78,0
—
—
5. Oetober. Vierte Einsenkung.
Nach einstundigtra Wasserhärte war die Ziffer 96.0 erreicht; der Versuch
wurde sodann unterbrochen.
*) Um Material für eine chemische Untersuchung zu gewinnen, wurden an der Innen- und Aussenseite
de* Körpers vier Reihen kleiner Grübchen eingebobrt und am linken Rauius mit dem Trepan eine Sobeibe aus-
geschnitten. Ferner ist bei einer Formung in Oyps der Unterkiefer leider sehr reichlich mit Hiibül bestrichen
worden.
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46
Hermann Welcker,
Luft-
trocken
Durch-
feuchtet
Differenz
6. 28. No verober 1895. Unterkiefer »eit 1% Monaten ausser Wasser. . . (
28. November. Fünfte Einsenkung.
78,1
-
-
15. December. Seit 17 Taffen im Wasser
15. December. Herausnahme.
6. SO. Januar 1606. Unterkiefer aeit 46 Tagen ausser Wasser, in trockenem
5*7,1
19,0
Räume aufbewahrt
30. Januar. Sechste Einsenkung.
75,6
—
—
Rereits nach einer Stunde 05,0, nach 24 Standen und ebenso nach 10 Tagen
—
98,1
22,6
7. 4. Marz 1896. Unterkiefer seit 21 Tagen ausser Wasser, trocken aufbewahrt
4. Marz. Siebente Einsenkung.
76,0
i -
“
11. März. Seit sieben Tagen iro Wasser
11. März. Herausnahme.
27. April 1896. Unterkiefer seit 47 Tagen ausser Wasser: 79,7. Nach
mehrfachem Regen am 2. Juni: 81,4. Während des sehr regnerischen
Juli frei auf dem Tische stehend: 82.0.
!
98,5
22.5
8. 6. August 1806. Seit 5 Monaten ausser Wasser
6. August Achte Einsenkung.
Zeigt am 10. Tage 5*6,0, am 13. Tage 96,1.
81,7
—
—
20. August Unterkiefer seit 20 Tagen im Wasser ..........
1 ’
96.6
1 U'9
Die Quellungsdiffcrenz, die bi» nun 7. Versuche in stetigem Wachsen von 15,0 bis r.n 22,5
gestiegen war, erreichte hiernach im 8. Versuche nur 14,9. Eine weitere Verbreiterung als die
am 26. August 1896 erreichte (96,6) würde in Lin. CC, nachdem dieselbe im Versuche 1 ihr
Maximum bereit» am 4. Tage, in Versuch 6 bereit« nach 24 Stunden erreicht hatte, durch eine
Verlängerung des Wasserbade» über den 20. Tag hinaus sicherlich nicht erreicht haben.
Wie der Unterkiefer im 8. Versuche sein Qnellungsmaximum (98,5) nicht erreichte, so ist
derselbe nach der letzten Wiedernuftrocknung auch nicht auf die im 5. Versuche erreichte
Schmalheit (75,6) zurückgegangen; die nach der letzten Herausnahme aus dem Wasser
(26. August 1866) verzeichnetcn Maasse lauten:
28. August (am 2. Tage) 86,6
30. August (am 4. Tage) 84,0
17. September (am 20. Tage) 84,0
25. November (nach 3 Monaten) 79,2.
8. Die übrigen Maasse des Unterkiefers sowie einige Oberschüdelmaasse des
Australier» II.
Während die Breite des trockenen Unterkiefers des Australiers II (Lin. ec) durch Anfeuch-
tung, wie wir sahen, um mehr als 20mm zunimmt — bei Zugrundelegung der unter 6 ver-
zeichnctcn Bestimmung eine Zunahme von 29,7 Proc. der trockenen Breite — , differiren die
Längenmaasse des Unterkiefers in beiden Zuständen nur um wenige Millimeter, in maximo um
etwa 4 Proc.
Die Messung des lufttrockenen, seit 46 Tagen (15. December 1895 bis 30. Januar 1896)
ausser Wasser befindlichen und sodann am 30. Januar in Wasser eingesenkten Unterkiefers
(sechste Einsenkung) ergab:
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 47
13 reiten maas e o
Lingenmftaiie
ft
b
o
d
e
f
K
h
Differenz
Different
trocken
feucht
in
HiUintotor
d_ trockanen
Mmmm
li» Pme.
trocken
feucht
io
Millimeter
d.troekMiM)
in Proc.
Lin. cc . . .
75,6
98,1
22,5
29,7
Lin. ic . . .
102,5
106,5
3,9
3,8
Lin. oa , . ,
83.0
91,0
8,0
9,6
Lin. ma . . .
82,0
63,1
1,1
Es wurde bereits oben bemerkt, dass diese Maassveränderungon nicht glcichmässig auf
Quellung beruhen; der Bogen des quellenden Unterkiefers streckt Bich, und die Bewegung
ist eine zusammengesetzte. Die Veränderung der Längenmaasse beruht reiu auf Quellung;
die Zunahme der Breitenmaasse anf Quellung uud Verbiegung.
Ich habe dieselben M&asse bei zahlreichen anderen Unterkiefern genommen, insbesondere
bei acht Deutschen (siehe vier derselben in der folgenden Tabelle V, vier in Tabelle VI). Bei
diesen sind die Maassunterschiede im trockenen und feuchten Zustande sehr viel kleiner; aber
— was von hoher Wichtigkeit: die Reihenfolge, in weloher die einzelnen Maasse in
höherem oder geringerem Grade wachsen, ist genau dieselbe. Nach Tabelle V ist bei
dem Australier, wie bei den deutschen Unterkiefern das am meisten wachsende Maass die
Lin. cc, ihr Wachsthum beträgt beim Australier II 29,7, bei den Deutschen 8,45 Proc.
es folgt „ aa, „ „ . „ „ „ 9,6, „ „ , 1,5 „
n n n ^ n » nun» 5,8, ns » b,7 n
n s n tat, n » n n n n 1A n n » 0,4 -
Dieses dem Gange nach gleichmässige und nur quantitative Unterschiede zeigende Verhalten
beweist, dass es sich bei unserm Australierunterkiefcr um einen gesetzmässigen , auf inneren
Bau Verhältnissen beruhenden Vorgang handelt und dass an eine zufällige Einwirkung, wie etwa
l’ostbumous distortion, als Ursache der Missform dieses trockenen Unterkiefers nicht gedacht
werden kann.
Tabelle V.
Die hier untersuchten vier deutschen Unterkiefer gehören jugendlichen, dem Präparirsaale
entnommenen Männerschädeln an. Sie, wie der Unterkiefer des Australiers II, waren ihr diese
Messungen 17 Tage lang in Wasser eingelegt worden.
Breitenin ttne de« Unterkiefers
L&i
i genmaaiie dei Unterkiefer!
a
1 trocken
1
b
feucht
o | d
Different
d trockenen
tB MäMKI
m V, <*.
e f
trocken feucht
K h
Different
d. IrockrDDQ
Muasci
l„ Pro..
Deutscher 25 1 99,3
101,6
2,3 i 2.3
! 101,3 101,7
0,4 1 0,4 •
22 107,6
111,3
3,7 3,4
! 120,4 121,3
0,9 0.7
. 26 90,1
91,1
3,7 1,1
113,0 113,9
0,9 0,6
Lin. cc
. 32 1 96,1
99,9
3,8 | 1,0
Lin. ci
103,7 101,4
0,7 0,7
' Mittel ... 98,36
101,72
33,75 3,45
| 110,35 111,07
j 0,72 ] 0,7
Auitralierll 75,6
i » *
j 98,1
22 fi j 29,7
| 102,6 | 106,6
3,9 | 3,8
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48
Hermann Welcker
Breitenm imi des Unterkiefer« Län g e nm aasse d es U n terk i efers
a
trocken
b
feucht
c ! d
Differenz
d. trocken«» 1
111 Mauxi ;
Minimal«, „
e
trocken
f
feucht
K ! h
Differenz
d. trockenen
1d Zu«.
MilltnaWr 1 ptoc
Deutscher 25
84,7
85,6
0.9
1,1
68.6
68,8
0,8
0,3
. 2a
Itttf
104,4
2.2
2.1
86,7
87,3
0,6
0,7
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103,0
104,6
1.6
1.&
81,8
82,0
0,2
0,2
Lin.au
» 32
89,6
90,6
1,1 |
12 Lin.»*«
68,3
68,6
0,3
0,4
Mittel. . .
94.85
96,3
1,45 |
J.5
76,35
76,67
0.47
0.4
Australier 11
83,0
91,0
8,0
9.6
82,0
83,1
U
1,3
Um festzustdlen, wie .«ich das Quellen der Schädelkapse) des Australiers II zu dem
unserer Anatomiescbildel verhält, habe ich die drei Hauptdurchmesser der Kapsel nebst zweien
anderen M nassen bei vier Anatomiescbädeln in trockenem und feuchtem Zustande gemessen
(Tabelle VI). Der Vollständigkeit halber wurden an den Unterkiefern dieser vier Köpfe die in der
vorigen Tabelle gegebenen Messungen — fast mit Erlangung derselben Mittelwerthe —
wiederholt.
Tabelle VI. (Nr. I und II sind Männer von 24 bis 25 Jahren, alle Nähte offen; III und
IV Siebzigjährige, Schädelnähte meist obliterirt.)
Unterkiefermaasse Obcrschäde lmaati*,e
i
!
1
a
trocken
b
feucht
o | d
Differenz
<!. trockenen
*“ Mumm
Mlllinal« '
*
( trocken
f
feucht
8 •>
Differenz
d. trockenen
ko Mumm
MilUi».l«. PmL
Deutscher I
106,7
110.1
3.4
3,2
176,1
177.1
1.6
0,9
, n
99,4
103,0
3,6
3.6 I
164.5
165.8
1,3
0,8
. in
99,1
102.9
3.8
s.8 & 1
190.6
192,3
1,7
0,9
Lin. cc
, IV
95,8
98.6
2.8
9 0 e =
2,9 .4 ^3
192,3
1,7
0.9
Mittel. . .
100,2
103,6
3,4
3,4
1 —
-
1.6
0.9
Australier II
75,6
98,1
22;,
29,7
167,7
171,1
3,4
2,0
Deutscher I
91,8
92,9
1,1
1,2
145.7
146,8
1,1
0,8
, ii
90,7
91,7
1,0
1,1 £
137,6
138,3
0,7
0,5
. in
99.0
101,0
2,0
2,0 g S
134,8
135,6
0,8
0,6
Lin, ««
, IV
99,0
100.3
1.3
18 t-%
141,9
143,3
1,4
1,0
Mittel . . .
»5.1
96,5
1.3
1,4 | *J
140,0
141.0
1,0
0.7
| Australier II
83.0
91.0
8,0
9,6
122.0
124,2
2.2
1.8
Deutscher I
99.2
100,0
0.8
0,7
123,0
121,2
1,2
1,0
. ii
110.4
111,0
0.6
0,5 0
129,0
130,2
1.2
0,9
. in
102,7
103,8
1,1
1,1 g |
131,4
133,2
1,8
1.4
Lin. je
. IV
100,0
101,1
u
1.1 \ ||
127.2
128,5
1,3
1.0
Mittel. . .
101, t
101.0
0.9
0.8 =|
P 127.65
129,02
14
u
Australier II
102,0
106,5
3,1)
3.8
123.6
127,2
3,6
2,9
Digitized by Google
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers *u einem bestimmten Schädel etc. 49
Obersch&delmaasse
a
b
°
d
Differenz
trocken
feucht
in
de* trockenen
Millimeter
in Pro«.
Deutscher I .
98,0
98,9
0,9
0,9
. ii •
101,7
102,9
0,6
0,6
Lin.
. m .
99,3
100,2
0,9
0,9
inter-
. IV .
99,0
100,8
1,8
1,8
Mittel ....
99.6
100,52
1,0
1,0
Australier II .
95,4
98,0
2,6
2,7
Wio die Ziffern der Tabelle V fDr den Unterkiefer des Australiers II eine grössere
Differenz der trockenen und feuchten Maasse ergeben, als die bei unseren Anatoinieschfideln sich
befindenden, so beweist Tabelle VI dasselbe für die Maasse dos Oberschftdels. Für jedes einzelne
Maas* zeigt folgende, der Tabelle VI (Cot c und g) entnommene Zusammenstellung für den
Australier II eine grössere Differenzziffer, als für den Deutschen.
Tabelle VII.
Diffe
renten der trockenen und feuchten
Maasse dea Unterkiefers
Differenzen der trockenen und feuchten
Maasse des Oberschädcls
beim
beim
beim
beim
Australiern
Deutschen
Australier II
Deutschen
Lin. cc .
j 22,6
3,4
Lanffezidurchmesser . . .
3,4
1,6
Lin. aa .
J 8,0
1,3
H'iheodurchmesser (1) . .
3,6
1.4
Lin. ic .
0,9
Lin. interforealis ....
2,6
1,0
Lin. ma
0,6
Breitendurchmesaer . . .
2,2
1.0
Lin. n6
1,5
0,9
') Die Differenz dieser trockenen und feuchten Utiterkiefermaaaae i*t fast dieselbe, wie bei den vier
deutschen Unterkiefern der Tabelle V.
Dort lauten die Mittel werthe: Lin. cc aa ic ma
103,4 101,5 100,7 100,6
hier: 103,4 101,4 100,8 100,6
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII. j
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50
Hermann Welcker,
Die Differenssiffcrn sind in beiden Abschnitten der Tabelle VII nach abnehmender
GröRse geordnet und es ergiebt sieb: Die stark quellenden Maasse sind dieselben bei dem
deutschen Macerationsschädel, wie bei unterm Australier; die Ordnung ist durch die ganze
Messungsreihe hindurch (mit einer durch ein ! markirten, nicht störenden Ausnahme) dieselbo
bei dem einen, wie bei dem anderen. Wir gelangen in dem Ergcbniss:
Der Unterkiefer (sowie der Oberschädel) des Australiers II erleidet durch
Austrocknung und-Wiederanfeuchtung qualitativ dieselben Gcstaltsrerändernngen,
wie der normale deutsche Schädel; die Unterschiede sind lediglich quantitative,
der Gang der Wirkungen ist derselbe.
9. Die Gestalt des trockenen Unterkiefers dos Australiers II. Welches war
die Gestalt des lebenden Unterkiefers?
Die Gestalt dieses Unterkiefers im trockenen Zustande ist eine ungewöhnliche, sie macht
einen etwas kämmerlichen Eindruck; sie erinnert an dag Zerdrückte, Verbogene, was so häufig
die Skelete von Europäern den Skeletten der „Naturvölker“ gegenüber zur Schau tragen, während
die Gestalt des durchfeuchteten Unterkiefers des Australiers II ein durchaus normales, gefälliges
Ansehen hat.
Geht man, wie es für die Beschreibung s
verbreiterten Knochens aus, so sind (vergl
Fig. 5.
Volle Linien der Umriss und die Llneae ic und ec
du durchfeuchteten Unterkiefer» de» Australier» II.
Gebrochene Linien dieeelben Maasse und ein Theil
des Umrisse» des trockenen Unterkiefers.
i bequemsten, von der Gestalt des durch Anfeuchtung
Fig. 5), als auffallendste Eigentümlichkeiten des
trockenen Unterkiefers, beide Körperhälften stark
gegen einander gebogen, dies aber mit einer in der
Gegend des ersten praemolaris beginnenden, die
Uuterkieferwinkcl nach aussen und oben wendenden
Torsion, in Folge deren die buccalen Ränder der
Stockaahnkronen höher, die lingualen tiefer au
stehen kommen. Wenn wir sahen, dass die Maasse
der feuchton und trockenen Lin. cc um volle 19,
j» um 22,5 mm difTeriren, die der feuchten und
trockenen Lin.aa nur um 7 bis 8 mm, so war diese
Torsion bereitB durch jene Messungen ausge-
sprochen.
Den unmittelbaren Eindruck, dass diese
Torsion in Folge des Eintrocknens des Unter-
kiefers sich vollsieht, gewährt Fig. 6, die Inein-
anderaeichnung der Ilinterseitc des durchfeuchteten
und des trockenen Unterkiefers. Diese Figur zeigt,
dass die Aeste des durchfeuchteten Unterkiefers
nach oben divergiren, die des trockenen nach oben convorgiren. Geschähe die Gegen-
einanderbiegung der Hälften des trockenen Unterkiefers ohne Torsion, so würde die längs des
Hinterrandes des Ramus verlaufende Lin. ac nach a'c' rücken, während dieselbe vermöge der
Torsion die Lage a'c" einnimmt. In Folge dessen ist am feuchten Unterkiefer die Condylenbreito,
am trockenen die Winkelbreite das grössere Maass.
Digitized by Google
Die Zugehörigkeit oines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 51
Zar Gewinnung der Fig. 6 wurde der Umriss der llinterflücbe der Rami, erst des
trockenen, später des feuchten Unterkiefers auf eine an den Knochen festgeheftete
Glasplatte gepauset. Die Lage der Lin. ac konnte mit vollster Sicherheit wieder-
gegeben werden, indem der mediale Rand der Rami eine mehr als zwei Centimcter lange,
geradlinig verlaufende Kante besitzt, längs welcher die Lin. ac auf das Glas aufgetragen
wurde *).
Um beide Formen dieses merkwürdigen Unterkiefers nicht bloss in der Zeichnung,
sondern körperlich neben einander zu haben, wurde der dnrchfeuohtetc, eine Lin. cc
Hg. 8.
Binterseite des Unterkiefers des Australiers II. ff die Rami des feuchten, U die des lufttrockenen Knochens.
Diese Figur, gepauset nach den Knochen des sechsten Einsenkungarersuchs (8. 48), zeigt die grösste beobachtete
Differenz der Linien cc des trockenen und des feuchten Unterkiefers (22,8 ram). Die vorige Figur (5), mit den
Ms aasen des Versuchs 1, zeigt die kleinste Differenz (18 mm).
von 98 mm zeigende Unterkiefer in Gyp» abgegossen. Für die Abformung de» trockenen
Zustandes würde, da bereits wenige Minuten nach einer Anfeuchtung eine Verbreiterung
von mehr als einem Centimeter erfolgt (vergl. S. 44), die Anfertigung einer Keilform
nicht möglich gewesen sein. Ich habe daher einen der gewonnenen Abgüsse des feuchten
Unterkiefers in der Kinnlinie durchschnitten und die mittelst Thon provisorisch vereinigten
k) Wenn in der Zeichnung die Endpunkte der Liu. ac des rechten Ramus mit dem am Knochen durch X
bezeiebueten Messpunkte Zusammentreffen , während aut linken Ramus das X für den Funkt a etwas zur Belte
fallt, so beruht dies darauf, dass der Bau des rechten Angulus in der Richtung der Lin. ac für die Einechneidung.
einer Messmarke keinen paseendeu Boden darbot. Für unsere Messung und Zeichnung ist dies ohne Nachtheil.
7»
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62
Hermann Welcker,
Hälften unter genauer Abmessung der trockenen Lineae ec und aa so regulirt, dass die
Gestalt des daneben stehenden trockenen Originals vollkommen erreicht war, worauf
dann die beiden Körperhaften in dieser Stellung mittelst Gyp* definitiv verbunden
wurden. Dass hierbei die Masseunterschiede der Inn. ic um eine Spur und die sehr
geringe Diokenzunahmc des gequollenen Kiefers ganz vernachlässigt wurde, kommt nicht
in Betracht1).
Fragen wir nun: Welche» ist die Lebendgestalt des Unterkiefers dieses Australiers?
die des getrockneten oder des durchfeuchteten?, so dürfte schon die Missgestalt des trockenen
Unterkiefers Zweifel an der Echtheit dieser Form erregen. Vor Allem aber scheint die
Thatsache, dass ja doch der lebende Knochen durchfeuchtet ist, unbedingt für den feuchten
Kiefer zu sprechen. Die Pfannen, welche diesen Unterkiefer beherbergten, müssen den für den
gequollenen , nicht für den trockenen Unterkiefer passenden Abstand besessen haben. Ist cs
auch zunächst rntbselhaft, durch welche Einflüsse bei diesem Unterkiefer die Austrocknung —
die als gestaltsänderndcr Factor bis hierher gar nicht bemerkt oder nicht beobachtet wurde —
so gewaltige Grössen- und Formänderungen bewirken kann, so scheint doch die Annahme
schlechthin unmöglich, dass die Gestalt des getrockneten Knochens die Lebendgestalt bedeuten
sollte und dass die Wiederanfeuchtung des getrockneten Knochens dessen Form stören oder
verfälschen könnte*).
Wir sind vor die Aufgabe gestellt, am Knochen, zunächst am Unterkiefer frisch verstorbener
Menschen, zu ermitteln:
Ob und inwieweit die Gestalt des lobenden Knochens durch die VVicdcr-
anfeuchtung des getrockneten Knochens wieder hergestellt wird?
Bereits bei meinen alten Versuchen zeigte ein frisch skelettirter Unterkiefer nach seiner
Auftrooknung ein Minus seiner Maasse, welches dem Plus nahezu gleich kam, welches ein zweiter,
allskelettirter und völlig trockener Unterkiefer durch Wiederanfeuchtung gewann (W. n. B., S. 11
u. 12); doch gestattet dieser vereinzelte und nicht an ein und demselben Unterkiefer angestellte
Versuch nur eine unsichere Vermuthung betreffs der hier aufgeworfenen Frage.
10. Stellt Anfeuchtung des Knochens die Lcbendgestalt desselben her?
Um zu ermitteln, inwieweit etwa der Knorpel des getrockneten Knochens durch Einsenkung
in Wasser in die gleiche oder in eine ähnliche Spannung versetzt werde, wie der lebende
Knorpel durch seine natürliche Durchtr&nkung, habe ich folgende Versuche angestcllt.
Bei vier menschlichen Leichen wurde der Unterkiefer möglichst bald (am dritten Tage)
nach dem Tode herausgeschnitten und gemessen und es wurde an dem sodann skelettirten, an
einem luftigen Orte aufgestclltcn Kiefer die Messung bis zur erfolgten Lufttrockne wiederholt.
Hierauf wurden die vier Unterkiefer behufs einer 40tägigcn Maceration ins Wasser verbracht
und sodann im feuchten, sowie später in trooknendem Zustande und endlich lufttrocken
wiederholt gemessen. Während dcB ganzen Versuchs wurden die vier Unterkiefer völlig gleich
behandelt.
') Exemplare dieser Abformungen Anden sich in der Sammlung unserer Anatomie neben dem Kkelete.
*) Ob diese Betrachtung unter allen Umständen richtig ist, darauf werden wir bei Untersuchung des
Schädels des Australien X (Abschnitt IV) zurückkommen.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 53
Du? Ergebnis« dieser Versuche ist ein sehr bemerkenswerthes. Die vier durch die Auf-
trocknung um etwa 1 mm ihrer Condylenbreite verschmälerten Unterkiefer kamen nach 40 tägiger
Wiedcranfeiichtung genau mit dem Maassc des frischen Knochens aus dem Wasserbade
zurück’).
Die Ziffern lauten:
I.
| cf 44 J.
11.
< f 46 J.
m.
a 49 j.
IV.
cf 25 J.
Mittel
Messung des frischen Unterkiefers .
\ 107,2
107,1
111,8
107,0
108,3
50 Tage später nach lOtägiger Trocknung und darauf
folgender 40 tägiger Maceration |
107,3
107*
1 11,9
107,0
103,3
Nach mehrwöchigem Trocknen war das Maas» wiederum
am durchschnittlich 2 Proc. heruntergegangen . . .
• 105,5
1 04.3
1 1
109,2
105,0
106,0
Dieselben Maasse fanden sich, nachdem die Kiefer drei Jahre hindurch in der Sammlung
verweilt hatten und am 29. November 1895 aufs Neue gemessen wurden; nach 14tügigom
Wasserbade kehrten die Maassc zum zweiten Male mit einer Genauigkeit, wie sie grösser nicht
gewünscht werden kann, auf die Maasse der frisch skeleltirten Knochen zurück, um nach
18 tägiger Trocknung abermals der 2 l’roc. betragenden Schrumpfung zii untcrfallen.
Es war hiernach der Mittclwerth der Lin. ec der frischen Unterkiefer, der zum ersten Mal
und der drei Jahre später zum zweiten Mal wiederangefeuchteten Unterkiefer in allen drei
Versuchen genau derselbe: „108,3“; der Mittelwerth naoh der ersten Auftrocknung 107,3,
nach der zweiten 106,0, nach der dritten 105,9.
Ich will nicht unterlassen, die detaillirte Tabelle, deren Hauptergebnisse ich in Obigem
zusammengestellt habe, hier beizufDgen.
Tabelle VIII.
Maass der Lin. ee bei vier deutschen Unterkiefern.
I 1
1 cf 44 J.
II.
cf 46 J.
III.
cf 49 J.
IV.
cf 25 J.
Mittel
a. Messungen im August bi» October 1892.
Feucht, unmittelbar nach Herausscbneidung aus der
1 107,2
107,1
111,8
107,0
108,3
Leiche „Trocken“, nach 10 tägiger Aufbewahrung des |
skelettirten Kiefers im trockenen Zimmer*)
; 106.2 |
106,8
111,2
106,2
107.3
Nach 40 tägiger Maceration soeben dem Wasser entnommen
107,3
107,2
111,9
107,0
108,3
Ende October 1892, nach einer zweiten Auftrocknung .
105,5
104,3
100,2
105,0
100.0
b. 3 Jahre »pater, November 1895.
26. November. Die Kiefer hatten 3 Jahre lang frei im
Sammlungssaale gestanden
106,3
104,3
109,2
105,0
100.0
26. November, 2 Uhr. Die Kiefer werden in Wasser
▼erbracht und nach 10 Minuten gemessen
106,0
104,5
109,8
106,4
100.3
27. November, 2 l'hr. 21 Stunden im Waaser ..... 1
107,0
106.0
111,2
106,6
107.7
6. Deoember. 10 Tage im Wasser
107,3
107,1
111,9
107,0
108,3
10. December. 14 Tage im Wasser . . . f
1 107,3
107,1
111,8
107,0
108,3
’) Diese vier Unterkiefer werden in der Halieschen Sammlung für etwaige Wiedcrmeasungen aufbewahrt.
*i Vergleicht man die Ziffern dieser Keilte mit denen der unten felgenden Trockenmeiaungen, so erkennt
man. dass die erste, zehntägige Trocknung der frisch skelettirten Unterkiefer die LufUrockne noch nicht erreieht
hatte, waa aber flir die Bedeutung dor ganzen Versuchateihe gleichgültig ist.
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54
Hermann Welcker,
i.
Cf M J.
II.
cf 46 J.
in.
cf 49 J.
« , Mi«*1
cf 25 J.
c. Atn 10. December 1895 Herausnahme der Unter-
kiefer aus dem Wasser.
18. December. Seit 8 Tagen ans dem Wasser
28. December. Seit 18 Tagen aus dem Wasser . . . . J
106,6
106,1
106.3
104.4
110,6
109,3
106,3 1 —
105,0 106,9
Dag» die Wicdoranfcuchtung eines Knochens, wie vorstehender Versuch cs für den Unter-
kiefer darthut, denselben „auf die Maasse des Lebenden 7.11 rückführe“, möchte ich zunächst nicht
behaupten. Immerhin dürfte dieser Versuch darthun, dass bei Knochen, die so behandelt
werden, wie es bei nnseren Macerationen und Skelcttirungen zu geschehen pflegt, man wohl
darauf rechnen könne, dass die Wiederanfenclitung die Lebendmaasse „mit ziemlicher
Genauigkeit“ zurückbringc.
11. Um wieviel verkleinern sich die Maasse der Schädelkapsel durch die
Auftrocknung?
Es dürfte den Kraniologen wohl interessiren , etwas Genaueres hierüber zu wissen. Die
Annahme, dass der Schädel sich bei der Trocknung um so viel verkleinern, als die Maasse
eines trockenen Schädels durch Wiederanfeuchtung zunehmen, würde doch zunächst des experi-
mentellen Nachweises bedürfen. Ich wiederholte daher denselben Versuch, der unter 10 am
Unterkiefer ausgeführt wurde, am ganzen Schädel.
Da mir für diesen Versuch Köpfe frisch Verstorbener nicht zur Verfügung standen,
so war ich auf Leichen angewiesen, die nach etwa 14tägiger anatomischer Benutzung
von ihrem Feuchtigkeitsgehalte selbstverständlich ein Ansehnliches abgegeben hatten.
Doch ist nicht anzunehmen, dass „Auftrocknungswirkungen“ an den bis zum
Beginne meines Versuches von ihren Weichtheilcn bedeckten und das Gehirn enthaltenden
Knochen bereits eingetreten seien.
Die mit I., II. und IIL bczoichnelcn Köpfe von in den mittleren Lebensjahren stchendon,
Anfangs März 18% verstorbenen Männern herrUhrend, wurden unmittelbar, nachdem ich am
12. März 1890 an den Stellen, auf wclolien der Zirkel aufgesetzt wurde, die Weichtheile bis auf
den Knochen weggeschnitten und an den Messstellen kleine Kreuzchen eingerilzt hatte, gemessen
(Col. a. der Tabelle IX), und dann sofort nach gröblicher Skelettirung und Entfernung des Gehirns
in Wasser eingesenkt. Nach einer dreimonatlichen Maccrntion wurden dieselben am 11. Juni
vollständig gereinigt und am 6. Juli (d. L nicht ganz vier Monate nach der ersten Feuchtmessung)
abermals in völlig durchfeuchtetem Zustande gemessen (Col. b.)-
Vergleicht man die Maasse der noch mit Fleisch besetzten und der nach der Maceration
fcncht gemessenen Schädel (Col. a. und b.), so finden sich mehrere der Col. b. nm 0,1 bis
0,3 kleiner als die Maasse der Col. a. Ich glanbe nicht, dass eine wirkliche Grössen-
differenz der macerirten und der noch im Fleische steckenden Schädel vorliegt, sondern
es mögen die Maasse der frischen Schädel darum hier und da um ein Geringes grösser
ausgefallen sein, weil die flachen Zirkelspitzen des Tasterzirkols — zumal an der Schädel-
basis — anf etwas haftend gebliebenes Bindegewebo auftrafen.
Col. <L zeigt, dass unsere fünf Maasse der Schädelkapsel durch die Auftrocknung sich 11m
0,2 bis 1,2 mm verkleinern. Nach den am Schloss der Tabelle gegebenen Mittelwerthen darf
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu oinem bestimmten Schädel etc. 55
man annehmen, das« der L&ngsdnrchmesscr eines Schildeis durchschnittlich etwa
0,9 mm grösser gewesen sei, als der des skelettirtcu Schädels, während die Diffcreui bei dem
Breitendurchmesser durchschnittlich 0,6, heim Höhendurchmesser durchschnittlich 0,5 beträgt.
Tabelle IX.
Maasse ron drei Männcrschädeln,
gemessen am leichenfeuchten, trockenen und wieder durchfeuchteten Knochen.
a.
b.
0.
d.
e.
r.
12.Mirzl896.'
1 Leichen-
feucht
6. Juli.
(Seit 12. März,
d. i. nicht
Ran *
4 Monate im
Wasser)
12. Sept.
Lufttrocken
(Seit67Tagen
ausser
1 Wasser)
Differenz
zwischen
a. und o.
Feucht-
in esBung
am 4.0ctober
(Seitl2.Sept.,
d. i. 22 Tage
im Wasser)
Differenz
zwischen
a. und e.
Schädel L
L (Lnngadurchmespcr) .
179,8
179,7
178,9
— 0,9
179,5
— 0,3
B (Breitendurchmesser) .
146,8
146,8
146,0
— 0,8
116,7
— 0.1
11 (Höhend urchmeaser) .
133,2
133.2
183,0
- 0,2
133,2 •
± 0,0
Lin. nb
103,4
103,2
102,6
— 0,8
103,1
- 0,3
Lia. gg
96,7
96,6
96,0
— 0,7
96,5
— 0,2
Schädel II.
L (Langsdurchmeseer) .
173,9
173.8
173,0
— 0,9
173,9
± 0,0
B (Breitendurchmesser) .
143,8
143,7
143,0
— 0,8
143,8
± 0,0
H (Höhendurchmesser) .
113,3
113,2
112,6
— 0,7
113,3
± 0,0
Lin. nb
88,0
87,9
87,0
— 1,0
87,8
— 0,2
Id“- gg
91,3
91,2
90,1
— 1.2
90,4
— 0,9
Schädel III.
L (Längs-durobmesscr) .
172,0
172,0
171,1 1
— 0,9
172,0
± 0,0
B ( Breitendurchmesser) .
138,2
138,1
137,8
— 0,4
138,1
— 0,1
H (Höhend urchmessor) .
123,4
123,3
122.7
— 0,7
123,5
+ 0.1
Lin. nb
102,4
102.1
101,2
— 1,2
102,1
— 0,3
Bin. gg .
90,7
90,7
89,7
— 1,0
90,3
— 0.4
Mittel aus Sohadel I, U und
111.
L (Längsdurchmesser) .
175,2
175,2
174,3
— 0,9
176,1
-0,1
B (Breitendurchmesser) .
142,«
142,8
142,3
— 0,6
142.9
- 0,07
II (Uöhendurchmesser) .
123,3
123,2
122,8
— 0,6
123,3
— - 0,0
Lin. nb
97,9
97,7
96,9
— l.o
97,7
— 0,27
Bla. gg
92,9
92,8
91,9
— 1,0
92,4
— 0,3 ■)
Mittel
- n,s
Mittel - 0,15
Bei jedem unserer drei Schädel zeigte der Breitendurchmesser eine etwas geringere Auf-
trocknungsverkleinerung, als der Längsdurchmesser; diese drei Schädel erscheinen mithin im
getrockneten Zustande utn eine sehr geringe Spur brachycephaler , als dem hebend zustande
entsprechen würde.
CoL e. zeigt, dass die Wiederanfeuchtung der getrockneten Schädelkapsel die Lebend-
maasse bis auf nicht in Anschlag kommende Brnehtheilc des Millimeter wieder
herstellt
') Wenn man das Mnass von Lin. gg de« Schädels II, bei welcher Messung offenbar ein Fehler vor*
gekommen ist, bei der MiUeiziehung auaaebliesst
Digitized by Google
66
üermann Woicker,
12. Steht der Australier II mit seiner lncongruenz der beiden Kiefergelenk-
stflcke durchaus für sich allein in der Schädelreihe da?
Durch die in §§. 8 und 10 gegebenen Aufschlüsse über die verschiedenen Grade der
Quellung am gewöhnlichen Schädel und über die Wiederherstellung der Lebendform des trocknen
Schädels durch Wiederanfeuchtung hat das an unserem Australierschädel beobachtet« höchst auf-
fällige Vorkommnis- offenbar an Besonderheit verloren, und man möchte wohl annehmen, dass
es nur ein quantitativer Unterschied sei, wodurch das an diesem und den gewöhnlichen Unter-
kiefern Erfolgende sioh unterscheide. An allen Skeletten ist, wie wir nun wissen, der Bogen
des Unterkiefers enger gespannt, als im Lebendzustande; der Australier II leistet in dieser
Beziehung nur etwas ganz Ungewöhnliche». Aber sollte dieser Unterkiefer in seinem extremen
Breitenwechsel wirklich so ganz allein dastehen? Sollte man nicht erwarten, dass wenn, wie ich
zeigte, ein Minus von 1 bis 3 mm das Gewöhnliche bei der Breite aller unserer skelettirteu
Unterkiefer ist, statt eines plötzlichen Sprunges von 20 mm doch ab und zu auch mittelgrosse
Abweichungen, um etwa 6 bis 10 mm, Vorkommen?
Ich durchsuchte die Hallesche und einen Theil der Leipziger Sammlung und fand zunächst
wenig Erhebliches. Ala einzigen Anhalt fanden sieh etwa fünf Schädel, bei welchen die Köpfe
des Unterkiefers eine nicht unbeträchtliche mediale Verschiebung in den Pfannen zeigtet); bei
sonstiger bester Verbürgung der Echtheit schienen die Unterkiefer um mehrere Millimeter zu
enge. Andererseits fand ich vier Schädel mit dem umgekehrten Verhältniss; die Unterkiefer
waren zu weit gestellt. Bei der einen Schädolgrappe blieb bei symmetrischer Anfügung des
Unterkiefers der laterale Theil der Pfannen auf einige Millimeter leer; bei der anderen ragte
der laterale liand des tielenkkopfes jederseits als ein 3 bis 4 mm vorspringender Höcker neben
der Seitenkantc des Jochbogens vor. Ich setzte nun die Möglichkeit, dass durch Kinsenkung
dieser Schädel in Wasser der Zustand sich verbessern werde, indem hier die Querlinie der Pfannen,
dort, ähnlich wie bei dem Australier II, die Qnerlinie der Gelenkköpfe eine grössere Quellungs-
zunahme entfalten werde. Es ist dies aber, wie ich mich durch ausführliche Messungen über-
zeugte, durchaus nicht der Fall, und ich konnte den Zusammenhang dieser ziemlich compticivten
Verhältnisse, der erst durch die in Abschnitt IV gegebenen Versuchsweise sioh ergeben wird,
zunächst nicht erkennen.
13. Posthumous distortion.
Es war mir bisher nur ein einziger Zustand bekannt, bei welchem der zweifellos zugehörige
Unterkiefer nioht in die Pfanne passt: bei Posthumous distortion. Ein College, dem ich
den verengerten Unterkiefer des Australiers zeigte, behauptete mit Bestimmtheit, dass jener Zustand
hier vorliege. Das ist, wie ich behaupten darf, nicht der Fall; doch ist es uöthig, Einiges über
den Gegenstand zu bemerken.
Der Vertreter der Ansicht, dass die Schmalheit des Unterkiefers unseres Australiers auf
Posthumous distortion beruhe, beruft sioh auf eine Beschädigung, welche der Oberschädel auf der
rechten Seite des Hinterhauptes und der Schädelbasis erlitten hat. Es findet sich hier eine
geringe Diastase der Sutura occipito mastoidea und der Fisaura petroso - basilaris , verbunden
mit einetn den rechten Processus jngularis des Hinterhauptsbeines durchziehenden Sprunge und
einem die rechte Flügelgaumengrube durchziehenden Bruche de» rechten grossen KeilbeinflUgels
— Alles Erscheinungen, welche wohl auf einen heftigen Stoss oder Schlag, nicht aber auf den
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 67
langsam wirkenden Belastungsdruck zurückzuführen sind, welcher dem in feuchter Erde liegenden
Knochen die Poslhumous distortion aufd rängt. Hätte dieselbe Gewalt, welche die erwähnten
Beschädigungen der Schädelkapsel erxeugte, auch den Unterkiefer getroffen, derselbe hätte
möglicherweise zerbrochen, nicht aber in so symmetrischer Weise zusainmengchogcn werden können.
Die Posthumous distortion bildet sieh meiner Auffassung nach dadurch, dass die Schädel-
kapsel oder andere, zumal hoblliegende Knochen, ganz oder theilweise von Erde bedeckt, an ver-
schiedenen Stellen verschieden stark belastet, unter Mitwirkung von Feuchtigkeit verbogen werden.
Dies selbstverständlich in unregelmässigen, dem Typus des Knochenwuchscs oft sehr wider-
sprechenden Formen. Uebcrall, wo ich speciell den Unterkiefer von Posthumous distortion betroffen
sah, da war derselbe stets asymmetrisch verbogen, oftmals die eine Knochenhälfte herauf-, die
andere herantergebogen und in verschiedener Richtung — seihet deutlich spiralisch — torquirt,
Anders bei unserem Australier. Bei ihm (und wie meine Messungen zeigen, ganz ent-
sprechend, wiewohl in sehr viel geringerem Grade bei jedem anderen Unterkiefer) haben wir
einen seitlich symmetrischen Körper, der durch Auftrocknung verschmälert, duroh Wieder-
anfcuchtung verbreitert wird, aber in beiden Zuständen von der seitlichen Symmetrie
beherrscht bleibt1). Dort haben wir Knochen und Knochencompleze, die, sofern sie
ursprünglich eine seitlich symmetrische Form besessen, nun durch äussere Gewalt und unter
Verlust ihrer Symmetrie in irrationelle Form gedrängt werden. Auftrocknend und wieder angc-
feuchtet machen dieselben innerhalb dieser neuen Gestalt — ähnlich einem Uolzstücke, weiches aus
einem gebogenen Holzmöbel herausgeschnitten wurde — kleincBewegungcn,ohne abcrdurch Anfeuch-
tung oder Wiederauftrocknung jemals die ursprüngliche symmetrische Form wieder zu gewinnen.
Da überdies in § 8 (S. 46 ff.) dor Nachweis gelang, dass die Scbrumpfungsverschicbungen
nach Maass und Richtung sich über den menschlichen Unterkiefer in einer ganz bestimmten
Anordnung vertheilen, und dass eine genau entsprechende, gesetzmäasige Anordnung und Ver-
theilung dieser Schrumpfungsverscbicbungen an dem trocknenden Unterkiefer des
Australiers II sich wioderfindet, so ist die Annahme der Posthumous distortion für diesen
Fall absolut ausgeschlossen.
Noch erwähnt sei, dass, während bei Posthumous distortion die Knochen mit seltenen Aus-
nahmen in höherem oder geringerem Grade verwittert sind, sie in unserem Falle vollkommen
frisch, plastisch und glänzend erscheinen. In Betracht kommt ferner, dass sämmtliche Knochen
des Skelets unverbogen nnd von correcteBtcr Gestalt sind *).
14. Mechanismus der Gestaltsverändcrungen des Unterkiefers des
Australiers II.
Bei meinem Versuche, die Schrumpfung und die Scbrnmpfungsbewegungen des trocknenden
Unterkiefers zu erklären (VV. u. B., S. 11 u. f.), ging ich davon aus, dass die minimalen, am
*) Wenn ich unter f>0 normalen Unterkiefern nur fünf betreffs der Länge ihrer Körperhälften ganz
symmetrisch fand (II, § 22) und wenn auch der Unterkiefer dee Australien II einen sehr geringen, durch
Messung eben noch nachweisbaren Grad von Asymmetrie insofern besitzt, als seine rechte Kftrperliilfle um
Bruehtheile eines Millimeters länger ist, als die linke, so dürfte hierin kein Widerspruch gegen Obige» gefunden
werden können.
r) Dass die Poethumotts distortion, wie einige meinen, nur bei prähistorischen oder doch nur bei sehr alt-
begrabenen Knochen Vorkommen, ist entschieden unrichtig; ich habe extreme Kille der Posthumous distortion bei
zweifellos modernen Hinduschädeln, sowie an Mongolenachädelu ausKurganen von der Bteppe bei Sarepta, die loh von
Dr. Glietseh und von K. Riebeck erhielt und die ich an die ITatlesche Sammlung geschenkt habe, beobachtet.
Arrbir für Anthropologie. IM. XXVII. u
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58
Hermann Welcker,
Schädel, Femur und anderen Knochen von mir naehgowiesenen Grössenändernngen offenbar darauf
beruhen, das« dem Knochenknorpel in sehr reichlichem Maasse eine nicht oompressiblo Substanz,
die Knoohenerde, beigemischt ist. Ich nahm demgemäss an, dass ein Knochen, in dessen
Knorpelgrundlage die Kalkaalxe sparsamer eingestreut «eien, stärker schrumpfen werde, als ein
reichlich mit Kalksalzen durchsetzter Knochen und dass, falls an bestimmten Stellen die Ein-
streuung eine ärmere sei, die Schrumpfung an diesen Stellen beträchtlicher auafitllen werde.
Betreff« des Unterkiefers des Australiers IT nahm ich an: s) dass derselbe in seinem
gesummten Gefüge arm an Knochenerde sei. Da ein stärkerer Zug längs des Innenrande« des
Unterkiefers ein Gegeneinanderrücken der Condylen, ein stärkerer Zug längs de« Aussenrandes
aber ein Auseinanderrücken der Condylen bewirken müsste, so vermuthete ich zugleich, b) dass
bei diesem Unterkiefer die Kalksalze vorzugsweise am Innenrande sparsam eingestreut seien.
Einige Versuche, deren Aufgabe es war, da* am trockenen Knochen Erfolgende an
Modellen zu erläutern und die Möglichkeit der von mir angenommenen Vorgänge im
Allgemeinen zu prüfen, siud folgende:
Ich hatte gefunden, dass ein geradliniger Streifen gelüsten Tischlerleimes bei seiner Auf-
trocknung sich verschmälert und verkürzt, seine gestreckte Form aber im Ganzen beibehält,
während ein gekrümmter Leimstreifen bei der Auftrocknung seine Krümmung vergrössert. Um
nun ein die physikalische Constitution des Unterkiefers nachahmendea Modell zu gewinnen, goss
ich in vier mit dem Finger in Thon eingedrückte hufeisenförmige Kinnen der Reihe nach:
in die erste heissen Tischlerleim;
in die zweite heissen Leim, welchem eine geringe Menge Sandes beigemischt wurde,
dies aber (mit Rücksicht auf die oben unter b) erwähnte Annahme) reichlicher
am Aussenraude als am Innenrande des Bogens;
in die dritte Leim mit einer geringen Menge Sandes, letzteren reichlicher am
Innen raude;
in die vierte Leim mit gleiohmässig und sehr reichlich beigemischtem Sande.
Fig. 7.
a » e 1»
Dasselbe M'dell bei j in feuchtem, bei I ln trockenem Zustande. Fig. 7, A nur Leim, B und C beim mit wenig,
D mit »ehr viel Sand,
An den in Fig. 7, A mit n* und a bezeichncteti Stellen wurden in die aus der Form
genommenen Abgüsse kleine Holzstäbchen eingesetzt, welche hei der Messung der unserer
Lineac ma und <ia entsprechenden Maasse zum Anfsetzen des Zirkels dienten.
Diese Leim-Sandmodelle des Unterkiefers machen während des Auftrocknens und bei der
Wiederanfeuchtung wesentlich dieselben Bewegungen, wie die von mir am Knochen beobachteten,
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 59
die Längen- und Querraaasse verhalten sich in ganz entsprechender Weise verschieden, und die
Umrisse B, C und D der Fig. 7 stimmen mit Fig. 6 im Gange der Maass- und Fonnveränderung
qualitativ durchaus überein.
In allen vier Versuchen hat sich die Länge der beiden Schenkel des Hufeisens durch die
Auflrocknung, wenn man die Bogenmaasse misst, nur in geringem und in den vier Versuchen
nicht sehr erheblich wechselnden Graden verkürzt. In sehr viel höherem Grade ist der gegen-
seitige Abstand der freien Enden der getrockneten vier Leimbogen verschieden (Lin. aa). In
Fig. 7, A, ist eine noch weitere Bewegung nach innen dadurch verhindert, dass die Schenkel-
enden in gegenseitige Berührung getreten sind; die Lin. aa ist die möglichst kleinste geworden.
In B ist die Lin. aa etwa um die Hälfte, in C um ein Drittel verkleinert; in D betrügt die
Verkleinerung nur 2 mm, d. i. */» des feuchten Moasses. Es ist ohne Weiteres verständlich,
dass in B der relativ grössere Leimreichthum des Innenrandes das Gegeneinanderrücken der
Schenkelenden begünstigt, in C der Ueberschuss des Sandes am Innenrande dem Gegeneinander-
rücken entgegengewirkt hat. Aber es bedarf, um eine Scala von stark, weniger stark und wenig
sich verengernden Leim-Sandhufeisen herzustellen, keineswegs einer solchen ungleichen Vertheilung
des Sandes, wie dies ja von selbst ersichtlich ist und durch weitere Versuche, in welchen ich
die Sandtnongen gleichmäßig einstreute, bestätigt wurde.
Die Möglichkeit, dass die Innentlächc der Unterkiefer, zumal bei dem Australier II, relativ-
ärmer an Knochenerde sei, ist a priori nicht zu bestreiten. Doch würde nach diesen Versuchen
die excessive Verengerung des Australierunterkiefers auch ohne eine derartige ungleiche Ver-
theilung der Knochenerde, einfach durch Armuth an Erde, verständlich sein.
Nach diesen Voruntersuchungen schritt ich zu directen, am Knochen vorgenommenen
Bestimmungen. Offenbar musste für meine Annahme, dass Armuth an Kalksalzen die Ursache
des starken Schrumpfens unseres Unterkiefers sei, eine Bestimmung des specifischen
Gewichtes desselben von entscheidender Bedeutung sein. Da das specifische Gewicht des
phosphorsauren Kalkes dasjenige des Knorpels um das Doppelte übertrifft, so muss sich jede
nennenswerthe Abweichung in dem Mischungsverhältnis» jener beiden Hauptbestandteile des
Knochens durch Aendernngen des specifischen Gewichtes zu erkennen geben.
Für eine solche Bestimmung wurde aus dem Itarnus des Unterkiefers des Australiers II und
in gleicher Weise aus sechs, den mittleren Lebensjahren entstammenden deutschen Unterkiefern
je eine Scheibe von 17 mm Durchmesser mit dem Trepan ausgeschnitten. Die Bestimmung,
welche mein College, Herr Geheimrath Märker, die Güte hatte, in dem Laboratorium dor
agricultur-chcmischcn Versuchsstation zu Halle für mich ausführen zu lassen, ergab:
Specifisclios Gewicht des Unterkiefers.
Europäer 1 1,83
. II 1.83
, 111 . ....... 2,00
. IV 221
» V 1,83
„ VI 3,03
Australier II 1,77
— das ist beim Australier 10 Proc. weniger, als da« europäische Mittel und 3 Proc. weniger,
als das in unserer Reihe beim Europäer gefundene Minimum.
8*
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60
Hermann Welcker,
Die gross« Verminderung des specifischen Gewichtes bei dem Australier IT kann nur auf
einem erheblichen Mangel an Knochenerde beruhen, und es wQrde, wenn das in Fig 7, D,
gegebene Modell den deutschen Unterkiefer erläutert, dem Australierunterkiefer ein Modell mit
sparsamer Sandbeimischung von der Form (und möglicherweise auch der Art der Sandvertboilung)
der Fig. 7, C entsprechen.
Die filr unsere Betrachtung maassgebenden Ziffern lauten:
Specifisch» Gewicht des phosphorsauren Kalkes 8,18,
„ m » deutschen Unterkiefers 1,85,
„ , „ Unterkiefer« des Australiers II 1,77,
„ , „ Knorpels 1.50.
Um zu ermitteln, ob etwa neben der Armuth an Kalksalzen zugleich eine ungleiche
Vertheilung desselben bei dem Unterkiefer unseres Australiers (im Sinne der Leimmodelle
Fig. 7 B und C) eine Rolle spiele, wurde eine chemische Untersuchung hinzugcfBgt.
Behufs derselben wurden dem Unterkiefer des Australiers II längs beider Körper-
hälften auf der Aussen- wie auf der Inuenseite je 13 bis 16 coniscbe Gruben Ton
durchschnittlich 4 mm Breite und 3 mm Tiefe eingebohrt, so dass von beiden Knochen-
fischen ungefähr gleiche Mengen Knochenmehles gewonnen wurden. In derselben Weise
wurde bei den sechs deutschen Unterkiefern verfahren.
Die Analyse ergab:
. Tabelle X.
a. b. o.
Aussenfläche des Unterkiefers Innenfläche j Mittel aus Aussen- u. Innenfläche
Mittel ans sechs deutschen Unterkiefern.
Leim |
j 24,38 1
Leim 1
l 25,00
! Leim .
24.60
Abc hu
! 67,78 1
Asche j
«7,21
Ascho i
67,50
Feuchtigkeit, Fett u. Verlust
| 7, *4
Verlust |
7,79
Verlost
7.81
Summa
100,00
Summa
100,00
Summa
100,00
Unterkiefer des Australiers 11.
Leim 1
25,75
Leim
26,25
Leim .
26,00
Asche
69,56
Ascho * . . . |
69,63
Asche
60,54
Feuchtigkeit, Fett ».Verlust
4,70
Verlust |
4,22
Verlust
4,46
Summa
100,00
Summa
100,00
Summa
100,00
Einige dieser Ziffern
würden sich allerdings mit der Annahme einer ungleichen Ver-
tbeilung der Erde in der durch das Modell, Fig. 7, B, domonstrirten Weise vertragen;
der Leimgehalt hat in der Tabelle beim Deutschen, wie beim Australier für die Ittnen-
fläohe eine höhere Ziffer, als für die Aussenfläche; beim Deutschen 25,0 gegen 24,4,
beim Australier 26,2 gegen 25,7. Zugleich erscheint dieser Leimgehalt der Innenfläche
beim Australier (26,2) grösser als beim Deutschen (25,0). Aber die für die Asche
erhaltenen Ziffern zeigen beim Australier für Aussen- und Innenfläche keinen Unterschied.
Vereinigt man die für Aussen- nnd Innenfläche erhaltenen Wertlio (Col. c), so finden
wir auch hier wie bei dem Australier einen erheblicheren Leimgehalt (26,0 gegen 24,7).
Alter die flir die Asche erhaltene Ziffer verträgt sich nicht mit dem unanfechtbaren
Ergebnisse der Bestimmung des specifischcn Gewichtes; cs mag wohl die Menge des von
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 61
mir zur Untersuchung gelieferten Knochenmehles, boi dessen Gewinnung ioh den Unter-
kiefer dos Australiers möglichst zu schonen suchte, zu einer vollkommen sicheren Analyse
nicht aasgereicht haben.
Ich folge meiner stets gepflegten Uebung, alle die Erscheinungen, welche der von
mir vertretenen Annahme nicht günstig sind, zur Sprache zu bringen. Wenn nach den
S. 40 fl', mitgetheilten Ziffern der Unterkiefer de* Australiers II aus jeder der sechs ersten
Wassereinsenkungen mit vermehrtem Schrumpfung* vermögen hervorging, so würde sich
dies sehr wohl verstehen lassen, wenn angenommen werden dürfte, dass der Knochen mit
jedem Bade an seinem Salzgehalte verloren — resp. mehr an seinem Salzgehalte, als an
seinem Leimgehalte — verloren habe. Dies ist indess kaum anzunchmen; leider ist die
faulig riechende und beim Abgiessen stark schäumende Flüssigkeit nicht chemisch
untersucht worden.
15. Als Ergebnis* der Untersuchungen dieses Abschnittes werden wir verzeichnen dürfen,
dass das exccssivc Schrumpfen und die Sehrumpfungsbewegungcn dieses Unterkiefers auf einer
erheblichen Armuth desselben an Knochenerde beruhen nnd dass alle Zeichen dafür sprechen,
dass die Grösse und die Form, welche der fenchte Unterkiefer des Australiers II zeigt, dem
frischen Zustande (ganz oder nahezu) entspreche.
Wenn nun beide Skelctstückc im feuchten Zustande sich genau so verhalten, wie die Theile
eines und desselben Schädels, so wird man zugeben müssen, dass, wenn zugleich zahlreiche andere
Zeichen für die Zusammengehörigkeit beider Theile sprechen, die Incongruonz der Gelenkflächen
der getrockneten Schädelabschnitte selbst dann, wenn man die von mir gegebene Erklärung des
Schrumpfnngsvorganges nicht als richtig annehmen wollte, die Nichtzusammengehörigkeit nicht
beweisen könnte.
Im folgenden Abschnitt werde ich die wichtigsten Zeichen, welche zum Nachweise der
Zugehörigkeit oinos Unterkiefers dienen können, soweit ich sie aufzubringen vermochte, zusammen-
stellen, sic näher prüfen und sicher zu stellen suchen; in einem dritten Abschnitte aber den
Unterkiefer unseres Australiers mit Hülfe diesor Semiotik einer nochmaligen strengen Kritik
unterwerfen.
II. Abschnitt,
Die Zeiohen der Zusammengehörigkeit eines Unterkiefers und Oberschädels.
A. Gestalt des Unterkiefers.
16. Können Altersversohiedenheiten der beiden Schädelabschnitte nachgewiesen werden,
in welcher Beziehung die Ausprägung der einzelnen Abschnitte des Unterkiefers, die Textur des
Knochens und der Vorrath und Bau der Zähne vorzugsweise in Betracht kommeu, so ist dies
von entscheidender Wichtigkeit.
17. Zum Zusammenpassen eines Unterkiefers und Oberschädels gehört, was zunächst die
Form und die allgemeinen Maassverhältnisse anlangt, eine entsprechende Gestalt und Grösse der
Kieferbögen, eine entsprechende Länge und Richtung der Unterkieferäste und ein entsprechender
gegenseitiger Abstand der Gelenkköpfu.
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62
ilermunn Welcker,
Da« Ernte, was bei dem Vereinigungsversuche geschieht, wird immer die Einfügung der
Gclenkköpfo in die Pfannen «ein. Nach dem oben, S. 56, Hergebrachten können erhebliche
Maas« unterschiede der Linea« gg und cc Vorkommen, ohne das« darum die Zusammengehörigkeit
ausgeschlossen ist, und cs haben darum ausführliche Messungen der Pfannen- und Condylcnbreite,
die ich im Anfang dieser Untersuchungen sum Zwecke der Unterkieferdiagnose anstellte, für
diese einen sehr geringen Werth (derselbe liegt auf einer anderen Seite — siehe unten, IV)1).
Immerhin wird in der überwiegenden Mehrzahl der Fülle eine entsprechende Spannweite der
Condylen als eine« der ersten Zeichen der Möglichkeit des Zusammcngehörens gelten dürfen.
Passen nun die Condylen, so müssen, damit sieh die Zahnbögen in normaler Weise an einander
fügen, der Hamas und die Körperhülftcn die entsprechende Länge und deren Winkel das rechte
Maas« besitzen. Ist der Hamus au kurz, oder der Winkel, in welchem er mit dem Körper
zusammentrifft, zu gross, so werden die Zahnbögen vom klaffen; bei zu kleinem Itamuswinkel
bleiben die hinteren Zähne ausser Berührung.
Vieles Einzelne übergehend sei hier nur daran erinnert, dass Nichtcongruenz beider
Kiefer (geringe Grade von Mikrognathie, vorderes Vorstehen des Unterkiefers und dergl.)
eine nicht seltene Erscheinung ist.
Scheint ein Unterkiefer nach Grösse, Form und anderen Zeichen einem bestimmten Ober-
schädel zuzugehören, so liegt für mich ein weiteres und vielleicht eines der besten Krkenuungs-
mittel (welches allerdings nur bei erhaltenen Zfilmen Anwendung findet) dann, dass die Zähne
beider Kiefer mit ihren „in gebundener Stellung“ in einander greifenden Kronen *) sich in der
Mehrzahl der Fälle derart in einander schliessen, dass, wenn, wie der Zahnarzt sagt, der „richtige
1 Trägt mau auf die Mitten der Pfannen wie der Condylen mittelst des Augenmaa*aes unbefangen ein
Kreuzchen auf, so wird man die hierdurch bezeichneten Idncae g 7 und cc desselben Schädels selten von genau
gleicher Idinge ünden. Ein noch ungünstigere« Ergebnis* erhält man. wenn man an den dienten der Pfannen-
runder mit dem Zirkel hin- und bermiest. Bet durchaus normalen und hinsichtlich der Unterkiefer zöllig
sicheren Schädeln ünden sich Unterschiede beider Mn**»c bis zu 5 mm, und es ist bald der Oberschädel, bald
der Unterkiefer, welcher das grössere Maass zeigt. Offenbar beruhen diese Unterschiede vielfach auf Fehlern,
die bei der Eintragung der Measinarke unterlaufen; aber auch hiervon Abgesehen ist der gegenseitige Abstand
der wirklichen Mitten der oberen und unteren Oelenküächen — der Punkte, die am lebenden Kopfe bei Buhe-
stellnng des Unterkiefers zusammentrafen — bei nicht wenigen Schädntn unserer Sammlungen verschieden gross,
so dass hier, wie ich mich durch langwierige Messungen überzeugt habe, ein diagnostisches Mittel nicht gcgetien ist.
Einer grösseren Reibe von Messungen, dis ich an blindlings heransgegrilTcnen „normalen* Schädeln
entführte, entnehme ich die zehn zuerst and die zehn zuletzt ausgefübrten. Dieselben ergaben für den Condylen.
abttand als Orenzwerthe ein Plus von 5,8 und ein Minus von 4,0, sowie ein durchschnittliches Plus von 0,1 :
Bin. i ig
Lin. cc
Different
hin. gg
Lin. cc
Differenz
88,0
»0.0
+ 8,0
104,8
103,0
— 1,8
106,0
105,0
— 1,0
84,3
89,0
+ 4,7
97,1
»»,0
+ i.»
95,1
95,0
— 0,1
09,6
96,5
— 1,1
95,9
»5,9
± 0,0
»3,8
94,1
+ 0,8
83,3
88,0
+ 2,7
08,0
101,0
+ 3,0
99,1
96,0
— 3,1
97,0
»8,0
— 4.0
95,1
95,1
A o.o
03,1
96,0
+ *,»
97,9
96,1
— 1,8
103,4
105,3
+ 1.»
101,1
99,6
— 1,5
94,0
99,8
+ 5,8
96,0
95,9
— 0,8
*) „Articulation* der hehlen Zahnreihen.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 63
Biss“ gefunden ist, die an einander gepressten Kiefer durch leichteren Seitendruck kaum gegen
einander verschoben werden können. Die Zähne achliessen, wie das Petschaft auf dem Siegel.
Hält die eine Hand den Obcrschädel, die andere den Unterkiefer, so folgt die erstere bei
seitlichem Hin- und Herdrehen oder bei Vor- und Rückwärtsschiebung des Unterkiefers dem
letzteren, ohne dass die Zähne von einander loslassen. Die Zähne passen so genau auf einander,
dass die richtige Stellung des Unterkiefern auch dann mit Sicherheit gefunden werden würde,
wenn man die Raini durch Absägung entfernt hätte. Hält man nun beide Kiefer eines auf die
Zugehörigkeit zu prüfenden Schädels in dieser Stellung gegen einander, so wird stielt, wenn beide
demselben Individuum entstammen, zwischen den Oberflächen des Gelenkkopfes und der Pfanne
eine gebogene kappeuf&rmigc Lücke finden, in welcher ein entsprechend geformter Körper von
2 bis 3 mm Dicke — der Meniscus sammt den Knorpelüberzügen beider Knochen — Platz
linden würde. Dass der „richtige Biss“ trotz der Zusammengehörigkeit nicht gefunden werden
kann, wenn ähnliche Verhältnisse bestehen, wie bei dem trockenen Schädel des Australiers II,
erhellt von selbst,
18. Gestalt der Pfanne und des Gelenkkopfss.
Die Pfanne erscheint im Allgemeinen als ein ziemlich getreuer, etwas verbreiterter Abklatsch
des GeleDkkopfes. Vereinigt finden sich meist gerundeter Kopf und gerundete Pfanne, von vorn
nach hinten zusammengedrückter Kopf und quer elliptische Pfanne — doch begegnen uns hier
auch humerkenswerthe Ausnahmen. Verzeichnet man auf den Gclcukköpfcn sowie in den Pfannen
jederseits einen den Querdurchmeaser bezeichnenden Querstrich (was bei mangelndem Knorpcl-
überzuge der Pfannen oft recht schwierig ist), so werden die Winkel, in welchen die nach innen
verlängerten Querstriche (vergl. S. 64, Fig. 8 und 9, Lin. CC) gegen die Mittellinie nach
hinten couvergiron, bei Zusammengehörigkeit gleich oder nahezu gleich sein.
Oefters zeigt der einer Rolle gleichende Gelenkkopf nach vorn eine deutlich abgegliederte
Facette; diese trifft dann auf eine entsprechende Fläche des die Grube vorn begrenzenden
Tnber articulare. In einzelnen Fällen hat der Gelenkkopf an seinem Vorderrande einen Vor-
sprung, in anderen eine Einbuchtung; wieder in anderen Fällen findet sich die Einbuchtung am
Hinterrande, und fast immer zeigt dann auch die Gelenkgrubo entsprechende Vorsprünge und
Vertiefungen.
Hinterer Kandgipfel der Pfanne. Einen nicht unbrauchbaren Messpunkt fär die Lage
der Pfanne — sehr brauchbar auch bei Bestimmungen der Symmetrie oder Asymmetrie des
Gesichtsschädels — bietet ein am Hinterrande der Pfanne, in der Richtung der Glaser'schen
Spalte gelegener, zipfelförmiger Knochenvorsprung ') (vergl. S. 64, Fig. 9, z).
Der nach der Pfanne gerichteten Vorwölbung dieses Fortsatzes entspricht sehr häufig eine
quergestellte Abplattung oder Ausbuchtung der hinteren Fläche des Geienkkopfes von etwa
3 bis 5 mm Breite, und selten wird man, wenn das eine der beiden Schädelstückc an der
genannten Stelle eine charakteristische Ausprägung besitzt, an dem andern Stücke irgend welche
hierzu in Beziehung stehende Bildung vermissen.
Dieser beim Menschen luilil grössere, bald kleinere, selten ganz fehlende Processus
rctrofovealis findet sich bei verschiedenen Säugern, insbesondere den Anthropomorphen,
*) Von Schwalbe sl» Processus »rticularis posterior, von v. Tarök als Procwsu» retrofoveali» bezeichnet.
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64
Hermann Welcker,
in stärkerer Ausprägung und ist bei Mycetes tu einem langen, naoh abwärts ragenden
Knochenzipfel vergrössert. Oeffnot man das Gebiss eines Aflenschidcls etwas weit, so
hebelt sich bei Orang und Gorilla, mehr noch beim Gibbon und in extremer Weise bei
Mycetes, der Gelenkkopf — durch Anstosscn des Hinterrandes des Gelenkfortsatzcs —
nach vom, so dass er unter das Tuber articulare zu liegen kommt.
Da es nicht unmöglich schien, dass der erwähnte hintere Randzipfel der Pfanne bei
den verschiedenen Menschenrassen charakteristische Unterschiede zeige, so habe ich bei
einigen Schädeln seine Länge gemessen. Es geschah dies so, dass von der Austritts-
Stelle der Chorda aus dem Glaser’schen Spalte eine Bleistiftlinie quer naoh vorn und
aussen zur Mitte des seitlichen Pfannenrandes gezogen, auf diese Linie von der Spitze
des Kandgipfels ein Loth gefallt, und dessen Länge gemessen wurde. Nach diesen
Messungen scheint die mittlere Längo unseres Fortsatzes allerdings Unterschiede bei den
Rassen zu zeigen. Ein „pithocoidcr Charakter“, wie man etwa vermuthet hätte, liegt
Fig. 8. Fig. 8.
S S
indes» in diesem Fortsatze schwerlich; derselbe zeigte sich in meiner kleinen Reihe bei
den aussereuropäischen Rassen sogar kleiner, als bei den Europäern, loh fand
bei 10 Deutschen mittlere Länge 3,9, Grenzwerthe 3,1 bis 5,3,
10 Siamesen
»
. 3.6.
n
2,4 ,
4,9,
10 Negern
fl
S 3.3,
*
2,0 „
4,9,
10 Paguas
f!
„ 2,6,
fl
M ,
4,0.
Abnorme Gelenkflächen. Eine sehr häufige Erscheinung ist ungleiche Form der beiden
Pfannen ; fast immer wird man in solchem Falle bei Sem zugehörigen Unterkiefer eine
entsprechende Ungleichheit seiner Köpfe finden.
Vereinzelt kommen Schädel vor — meist solche mit schlechter Knochenbildung oder sonst
abnormem Baue — , bei welchen unser Satz, dass die Pfanne ein ungefähres Abbild des Gelenk-
kopfes sei, nicht zutritVt, so dass bei ihnen aus dem Bau dieser Tlieile nichts zu entnehmen ist.
Ich gebe einen prägnanten Fall dieser Art.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 66
Bei dem ganz sicheren, einem 30jährigen Manne entstammenden Schädel Nr. 105
unserer Sammlung sind die Gelenkpfannen (vergl. Fig. 8) rundlich und, an den kindlichen
Zustand erinnernd, fast ganz flach; die Gelenkfortsätze sehr schwächlich und derart
verdreht, dass die Längsaxen beider Köpfchen, die normal in einem sehr stumpfen,
im Mittel etwa 140" betragenden Winkel nach hinten convergiren (vergl. Fig- 9) *), hier
einen Winkel von nur 93° bilden (vergl. Fig. 8). Die hintere Fläche des Gelenkkopfes,
sonst nach hinten, dem Zitzenfortsatze zugewendet, ist nach aussen gedreht*).
Man vergleiche die Figuren 8 und 9, deren letztere ungefähr den normalen Zustand,
die orBtore die Verhältnisse bei unserm Schädel darstellt In beiden Figuren ist SS die
Sagiltallinie des Schädels, ee die Läugsaxe des Gelenkkopfes.
Breite des Gebisses; Lage der Kronenfortsätze. Bekanntlich ist die Breite deB
Gebisses am Alveolarrande, wie an den Aussenflächen des ersten Molaris gemessen, am Unter-
kiefer um einige Millimeter geringer, als am Oberkiefer; es ist diese Tlialsaclie bei der Frage
nach der Zusammengehörigkeit mit ähnlicher, wenn auch geringerer Einschränkung maassgebend,
wie nach dem S. 62 Beigebrachten die Maasse der Lineae gg und ce.
In ähnlichem Sinne, wie die Adaptionsflächen des Unterkiefers, lassen sich die Spitzen
der Kronenfortsätze für die Diagnose verwenden. Dieselben haben, wie ich finde (beim
Menschen und den meisten Säugctliicren), ihre Lage ziemlich genau in der Mitte der Schläfen-
grübe, innerhalb deren sie von den inserirenden Fasern des Schläfenranskels einigermaassen
gleichtnässig umfasst werden.
22. Asymmetrien des Kieferapparates.
Es kommen asymmetrische Unterkiefer vor, bei welchen die eihe Seite sehr viel länger ist
als die andere, so dass ihre Form der eines Cursiv-A gleicht. Meist ist dieser Zustand die
Folge einer frühzeitigen Obliteration der einen Hälfte der Kronennaht, und cs besitzt ein solcher
Schiefschädel einen entsprechend geformten schiefen Unterkiefer. Ist die Oblitcration rechts-
seitig, nnd somit die Medianebene iles Schädels so verbogen, dass die stärkere seitliche Vor-
wölbung der Kapsel nach links gerichtet ist, so ist auf dieser Seite das Längenmaass des ohoren
wie des unteren Schädel Vierecks grösser, als rechts, und hiermit übereinstimmend ist die linke
Körperhälfte des Unterkiefers länger, als die rechte *).
Ich gebe hier die Maasse eines Schädels mit rechtsseitiger Obliteration der Kronennaht:
links
recht«
Lin. fp (Abstand vom Stirnhöker zum Scheitelhöker1) .
92
63
Lin. zm (Abstand vom Jochfortaatze des Stirnbeine« zum Zitsenfortsatze) .......
70
62
Lin. ic des l'nterkiefers
76
67
') Im Mittel aus zehn .normales“ Schädeln fand ich den 'Winkel der beiden verlängerten Gelenk-
axen s = 140#;jsls"Grenzwerthe 122 und 182.
*) Bieter in mehrfacher Beziehung merkwürdige Schädel, welcher linkerseits eisen ansehnlich grossen
Processus frontal» des Schläfenbeins besitzt, trägt anf der Stirn folgende von Meckel’s Hand geschriebene Aufschrift:
.1. Caput obliquum. 2. In sinistro latere monstrositas rarisslma: pars squamosa o. terap. lato
proeessn os frontis attlngens. Adsunt simul in hnjns lateris font. puisatili ossa Wormiana duo; nt videtur
ahnormitas baec efüci neseWormiano cum squamae o. temp. parte anteriore concreto. 11. Juli 182u.“
Es giebt überzeugender« Schädel für diese Theorie, doch hat Meckel dieselbe hier ganz im Vorbeigehen
und ehe man von dem .Processus frontalis o. temp.“ etwss wusste, im Wesentlichen erschöpfend gegeben.
*) Vergleichs die Hclutdelnetze von fünf Schiefschädeln auf Tafel Vll itn W. u. B. d. m. Sch.
ATVhis für Aultiropologj... Ul XXVII. 3
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66
Hermann Welcker,
Aber niolit diese extremen Fälle, bei welchen sich sofort die Vcrliältnisse übersehen lassen,
sind die für unsere Diagnostik wichtigeren, sondern gerade die, bei welchen die ungleiche Dinge
der beiden Unterkicferhälflen erst durch die Zirkelmessung entdeckt wird. Dass die Condyleu
des Unterkiefers, wenn die Pfannen eine ungleiche Lage zur Medianebene haben, gleichfalls und
in entsprechender Weise verlagert sein würden, war zu erwarten; verwundert aber war ich, diesen
Zustand — eine geringe, den Oberschädel und Unterkiefer zugleich treffende Gesichtsschiefheit —
so häufig und nahezu als die Regel zu finden und hierdurch ein sehr sicheres und
häufig anwendbares Zeichen für unsere Semiotik zu gewinnen.
Es handelt sich um den Maassunterechied der linken und rechten Lin. ig des Ober-
schädels und der linken und rechten Lin. ic des Unterkiefers. Wenn nun für die
Feststellung der Schrumpfung»- und Quellungsunterschiede die nach meinen früheren
Angaben aufgetragenen Messpunkte durchaus genügten, so ist dies nicht der Fall hier,
wo es sich um die Abstände identischer Schädelstellen handelt. Fig. 9 (S. 64) zeigt
ausser dem Punkte t (der Spitze des hinteren Randzipfels der Pfanne) den Punkt g\
diese beiden Punkte sind es, zumal der letztere, die ich für die genaue Bestimmung der
Pfannenlage benutze'). Schienen am Unterkiefer die „in der Mitte“ der Condylen
aufgetragenen Messpunkle nicht sicher, oder ergab sich eine so minimale Differenz, dass
ein etwaiger Messfehler hätte von Nachtheil sein können, so benutzte ich statt der
Pfannenmitte jene gut charakterisirte Stelle, wo das Hinterende der vom Kronenfortsatze
zum Gelenkfortsatze laufenden Kante den Knorpclrand des Köpfchens trifft (k in Fig. 4,
S. 41).
Indem ieh die Maassc der Linien ig und cc — resp. ihrer Vertreter — rechts wie links
an 50 aufs Gerathewohl herausgegriffenen „normalen“ Schädeln verschiedener Rassen bestimmte,
erhielt ich nachfolgende Tabelle:
Tabelle X.
Ordnung der Schädel nach Abnahme der Differenz des am Oberschädel links und
rechts gefundenen Maasses der Lin. ig (CoL c).
Oberschädel iLineae ig)
Unterkiefer (Lineae ic) 1
g-
»•
i.
£
a.
links
b.
rechts
c.
Differenz
d. j e.
links j recht-«
f-
Differenz
44 Schädel mit asymmetrischer Lage der Pfannen.
1 Deutscher .
10«, 4
109,6
+ 5,2
112,0 1 117,3
+ 5,3
1 8
—
—
2 : Javane . .
96,0
100,0
+ 4,0
99.6 101,4
+ 1.8
J
—
—
3 Chinese . .
101,9
101,3
— 3,6
103,7 101,4
; -2,3
d
— |
—
4 Eskimo . .
95,7
99,0
+ 3,3
106,0 | 106,6
+ 0,6
d
—
—
Summa
4
_
-
') Zieht man auf der unteren Fläche des Jochfortaatzss de» Schläfenbeine» eine etwas gebogen ausfallende
Linie, welche die Grenze von dessen facialer und seiner Muskelursprungsfläche einhält, nach dem lateralen
Bande der Hanne, so liegt der Pnnkt fj da, wo jene Linie den seitlichen Knorpelrand kreuzt — meist auf dem
Gipfel eines oft dreikantigen Höckers, von dessen Spitze daun eine Fläche nach hinten und innen abfällt — sie
gehört der Gelenkgrube an; eine Fläche fällt nach hinten und aussen ab — sie gehört dem fecialen Theile des
Jocbfortsatxe» an; die dritte fällt nach vorn und innen ah: ein Theil der Ansatz fläche des M, masseter.
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Die Zugehörigkeit eine» Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 67
*]
Obersohädel (Lineae ig)
Unterkiefer (Lineae i'c)
*’
h.
i.
1
a.
links
b,
rechts
0.
Differenz
d.
linke
e.
rechts
f.
Differenz
Uebertrag
4
1 |
*
Deutscher
96.4
92,4
— 3,0
101.2
100,1
— 0,8
d
l
6
Jude
94,0
96,9
+ 2,9
100.0
IW
+ 2,8
d
—
—
7
Alt- Peruaner
96,0
98,8
+ 2,8
106,0
107,3
+ 1»
1 d
1
—
8
Sondanete ....
104,0
101,2
— 2.8
106,0
103,0
-2,0
d
9
Amerikaner
94.8
97.6
+ 2,7
1103
111,3
+ 0.5
d
—
—
10
Kusse
100,3
97,7
-2,6
104,0
101,6
-2.4 1
d
—
1>
Neger
103,7
106,1
+ 2,4
108,0
106,4
+ 0.1
<1
—
—
12 I
Deutscher
90,6
93,0
+ 2.4
99,8
100,6
+ 0,8
d
13
Kurganschädel . . . .
96,0
93,6
— 2,4
97,0
97,8
+ 0,8
—
k
14
Eskimo
109,3
107,0
— 2.3
111,8
1 *»9,2
— 2,6
d
16
Araber
101,3
103,4
+ 2,1
105,3
107,7
+ 2,4
1 d
—
10
Amerikaner
106.2
108,2
+ 2.0
107,0
107,4
+ 0,4
| d
—
—
17
Neuer
67,0
85,0
-2,0
91,1
94,1
± 0
— 1
—
u
18
Jude 1
96,8
98.6
+ 1.2
100.0
102,3
+ 2,3
d
—
19
Peruaner '
94,1
95,7
+ 1.8
102,0
104,9
-f- 2,9
d
20
Deutscher
89,0
90.6
+ 1,5
93,7
94,6
+ 0,9
d
i'i
Deutscher
80,6
88,0
+ 1.5
95,4
97,1
+ 1,7 j
d
—
22
Deutscher
102,0
100,6
— 1,5
105.9
104,1
— 1,8
d
_
23
Hottenlott
92,4
91.0
— 1,4
98,0
96,3
— 1,7
d
24
Magyar
107,6
106,3
- 1,3
108,6
107,0
- 1,6
d
25
Jude .
99,0
100,1
+ 1.1
99,6
101,8
+ 2,2
d
—
26
Malaie
104,5
103,4
— 1,1
104,3
102,0
— 2,3
d
27
Deutscher
104,0
102,9
-1.1
104,6
100,4
— 4,2
d
.
2-
Araber
94,8
96.8 ;
+ 1.0
103,9
107,8
+ 3,4
d
2»
Magyar
96,7
97,7
+ 1.0
103,2
102,0
— 1.2
k
30
Peruaner
88,3
90,2
+ 1,9
99.0
102,0
+ 3,0
d
8!
Holländer
96,8
94,9
— 0.9
94.0
94,0
± 0
— '
—
u
32
Australier
101.0
101,8
+ 0,8
111,7
113,0
+ 1.3
d
83
Chinese
87,9
87,1
-0,8
99,0
94,6
— 4,4
<1
__
34
Deutscher .......
95,4
96,1
+ 0,7
104,0
106,0
+ 2,0
d
— 1
86
Kaffer
107,6
108,3
+ 0,7
111,2
112,3
+ U
d
—
86 1
Deutscher .......
96,1
96,8
+ 0,7
111.1
112,7
+ 1.«
d
— |
— 1—
37
Deutscher
100,4
101,1
+ 0,7
100.6
101,8
+ 1.2
d
—
38
Deutscher
106,9
106,5
+ 0,6
110,7
107,1
+ 6.4
d
3»
Deutscher
96,9
96,5
+ 0,6
106,6
106,8
+ 1,2
d
' — :
40
Chinese
101,6
101,0 1
— 0,6
99.1
99,0
— 0,1
d
I
.
41
Deutscher
99,6
100,1
+ 0,5
102,7
104,0
+ 1,3
d
—
—
42
Madurese .......
97,6
98,0
+ 0,4
97,6
100,0
+ 2,4
d
1
43
Deutscher
103,0
103,2
+ 0,2
97,3
9«, 2
+ 0,9
d
—
—
44
Chine»« ........
96,8 i
96,6
— 0,2
105,5
106,5
± 0
—
-
u
Summa
39
2
3
6 Schädel mit sytnm
etrischer Lage der Pfannen.
45
Soootrnner
101,6 1
101,6
± 0
100,0
104,0
| -2.0
46
Javano
93.4
93,4
±0
102,8
104,6
+ 1,8
j -
—
—
47
Deutscher
97,6
97,6
+ o
92.5
91,2
+ 1.2
—
—
48
Sundanese .......
105,9
106,9
1 i0
110.7
110,6
— 0,1
—
—
—
49
Siamese . ......
109,0
109,0
±0
108,8
108,8
± o
—
—
GO
Slave .........
87,1
87,1
± o
100,0
100,0
± 0
—
—
«•
Digitized by Google
68
Hermann Welcker,
i
Die Musterung vorstehender Tabelle zeigt:
Zahl
der Fälle
1. Xu einer Reihe von SO Schädeln liegen Pfannen und Condylen symmetrisch zur Medinnehene
(Nr. 49 und SO) in 2 F allen [ 2
2. Pfannen symmetrisch, Condylen asymmetrisch (No. 45, 40, 47, 43) in 4 Fallen I 4
3. Pfannen asymmetrisch, Condylen symmetrisch (Nr, 17, 31, 44) in 3 Fallen [j 3
4. Pfannen und Condylen asymmetrisch, in rdockender Asymmetrie0; 39 Fälle (in Col. g mit d
bezeichnet) II 39
5. Pfannen und Condylen asymmetrisch, in kreuzender Asymmetrie (Nr. 13 und 29, in Col. h mit
k bezeichnet)
Summa
60
Unter unsern 50 Schädeln befinden aich hiernach nicht weniger als 39 (= 78 Proc.!), bei
welchen die obere und untere Asymmetrie eine harmonische ist; nenn Schädel (die unter 1., 2.
und 3. aufgefülirteu), die für unsere Frage aich indifferent verhalten, und nur zwei ungünstige
Fälle — die mit kreuzender Asymmetrie.
Unser Krgebnisa lautet:
Findet sich ein Schädel mit oberer Asymmetrie (ungleicher X-age der Pfannen zur
Schneidezahnmitte), so ist, falls grössere Untersuchungsreihen nicht ein sehr anderes Zahlen-
verhältniaa wie dieser erste Versuch ergeben sollten, mit einer Wahrscheinlichkeit vou
etwa 40 gegen 2 darauf zu rechnen, dass die Condylen des zugehörigen Unterkiefers
eine entsprechend ungleiche Lage besitzen.
Noch bemerkt sei, dass wenn die Unterschiede der rechts- und linksseitigen Moasse
in unserer Tabelle oft sehr gering sind, doch bei geschicktem Verfahren Fehler von mehr
als 0,5 mm kaum Vorkommen dürften.
Hygroskopische Aendernngen der beiden Scbädelabscbnitte während der Messung
würden gleichgültig sein, da beide Stücke voraussichtlich gleichrnäaaig aulbcwahrt wurden
und da es ferner hier nicht auf die absoluten, sondern nur auf die Maassunterschiede
von rechts und links ankommt.
Fig. io. 8. Asymmetrie des Zahnbogens.
Meist stimmt der obere Zahnbogen mit dem stets um
einige Millimeter schmäleren unteren derart überein, dass aus
der Gestalt des einen die Gestalt des anderen erschlossen
werden kann. Ein gutes Entscheidungsmittel ist gegeben durch
das allerdings nicht sehr häufige Vorkommen von Asymmetrie der
Zalinbögen, indem die eine Hälfte des Zahnbogens vielleicht
mehr gestreckt, oder sonst anders gebogen ist, als die andere
Hälfte. Wichtig sind auch geringere Grade dieser Asymmetrie
über welche das Augeninaass kaum sicher entscheiden kann.
Umriss der Zahnt lögen, der obere in Ich präge in solchen Fällen das Bild des oberen
vollen, der untere in gebrochenen
Linien. Zahnbogens auf- ein unverschieblich aufgelegtes Blatt
Papier ab, über welches mit dem mit Graphit bestäubten Finger gestrichen wird, so dnss
die Spitzen der Zahnkronen sich cindrückcn. Es wird sodann, ohne die Einzelheiten
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einom bestimmten Schädel etc. 69
der Kronen weiter auazuführen , lediglich die laterale und mediale Grenzlinie der Zahn-
reiben durch einfache Bogenlinien eingetragen, der eine Umriss (weil gegen den anderen
verkehrt) am Fenster dnrchgezeiclinet und beide in einander geschobenen Umrisse
gemustert (vergl. Fig. 10). Man erreicht hierdurch auch bei sehr viel geringeren Graden
von Asymmetrie, als die in Fig. 10 abgebildete, mehr als durch umständliche Messungen.
24. Mentoncs. Verschiedene Difformitäten der ächädelkapsel fordern mit grösserer oder
geringerer Strenge eine besondere Gestalt des Unterkiefers. Ich gedenke liier nur einer etwa
in 12 bis 15 Fällen von mir beobachteten Schädelform, die ich mit der Aufschrift „Menlo“
versehen habe1).
Bei diesen zunächst durch die ausserordentliche Gcsicbtslänge und meist durch sehr tiefe
Fossae caninae auffallenden Schädeln mit opisthognathem Oberkiefer und spitz nach unten herab-
tretendem Unterkiefer, der durch einen sehr kleinen Kinnwinkel und sehr grosse Ramuswinkel
ausgezeichnet ist, besitzt die Richtung, in welcher die Wurzeln der unteren Zähne sich in den
Knochen senken, etwas ungemein Charakteristisches. Während sonst die Mundhöhle von einer
ringsum nahezu senkrechten Wandung umgeben zu sein pflegt, bildet bei den typischen
Exemplaren dieser Form der vordere Thcil beider Kiefer zusammen die Hälfte eines Kegel-
mantels, dessen Spitze in der Nasenhöhle liegen würde. Zu einem Oberkiefer dieser Form
wird man nicht leicht einen fremden, einigermaassen passenden Unterkiefer finden, und
umgekehrt.
B. Aussenfläche des Knochens.
25. Textur. Besitzt der Unterkiefer, gegenüber dem dünnwandigen, pneumatischen
Oberkiefer auch ein weit derberes, compacteres Knochengewebe, so bestellt doch in der Textur,
in dem Korne der Oberfläche, in der kräftigeren oder spärlicheren Entwickelung des Knochens
fast immer eine sehr ausgesprochene, für die Diagnose wichtige Uebereinstimmung zwischen
beiden Schädeltheilen. Die Oberfläche beider erscheint bald matt und stumpf, bald glatt und
glänzend, sie zeigt bald ein marmor- oder steingutähnliches, bald ein weicheres Ansehen. Bald
ist die Oberfläche dicht und geschlossen, bald übersäet mit feinen Grübchen.
Wie ich finde, pflegen vorzugsweise folgende Stellen der beiden Schädelabschnitte von sehr
ähnlichem Gefüge, Korn und Färbung zu sein: der Processus condyloidcus des Unterkiefers und
die ihm zunächst angrenzenden Theile des Schläfenbeins (der hintere Theil des Processus
zygomatiens und der über dem Porus liegende Theil der Schuppe).
2(i. Bei Schädeln von sehr robustem Bau — sehr dicken Jochfortsätzen u. dergl. — ist
fast ausnahmslos auch der Unterkiefer in allen seinen Theilcn ähnlich kräftig entwickelt.
Das Skelet eines Maori, das ich für die Ilallesche Sammlung von Frank bezogen, zeigt
überall so überaus kräftige Muskelfortsätze, Cristae und Muskellinien, wie ich dies niemals bei
einem anderen menschlichen Skelette beobachtet habe. Ganz dem entsprechend hat auch der
') Nach der bei Arnobiu* verkommenden Bezeichnung Mento = «Einer, der ein grosses Kinn hat,*
Der von L. Meyer (Griesinger'* Archiv für Psychiatrie 1SS7, 8. »«) als „progenen“ Schädel bezeichnet™
Form, deren Begriff etwas weiter gefasst ist, haben ohne Zweifel auch Schädel dieser specielten Form mit zu
Grunde gelegen. Spätere Autoren haben die .Progonen* mit den Prognathett zusammengeworfen, mit welchen
sie absolut nichts gemein haben, indem dieselben trotz des vorstehenden (aber mehr mtcb abwärts als nach vorn
ragenden) Kinnes ortbognath, ja sehr häutig opistognalb sind.
Digitized by Google
70
Hermann Wulcker,
Unterkiefer, zumal an der Innenfläche der Aeste, eine ganz ungewöhnlich kräftige, durch die
einzelnen Kaumuskeln bewirkte Modellirung; selbst das Platysma myoides und der Triangularis
mcnti haben zu beiden Seiten des Kinnes stark vortretende KnochenwQIstc entwickelt.
Dass die Schädel aussercuropäischer Völker, wie das gesummt« Skelet, durchschnittlich
von robusterem Bau und zugleich regelmässigerer, mehr symmetrischer Bildung sind, als die
Schädel und Skelette der Europäer, ist eine Bemerkung, die wohl jeder Anatom gemacht hat.
Ein ganz ähnlicher Unterschied findet sich zwischen den Knochen der wilden und der Hausthicre.
27. Exostosen der Alveolarränder.
Von erheblicher Beweiskraft können Eigenthflmlichkeiten und Abnormitäten des Knochen-
gewebes und der Knochenoberfläche werden, wenn dieselben, bei an sich grosser Seltenheit ihres
Vorkommens, an einem Oberschädel und Unterkiefer zugleich Vorkommen.
So fand ich am Unterkiefer der Uypsabgüsse des sogenannten Schillerschädels sehr
merkwürdige, bis dahin nirgends erwähnte, erbseuförmige Exostosen an den Alveolen der Eck-
und Scbneidezähne '). Ganz ähnliche, wenn auch etwas flachere Exostosen zeigen die Alveolen
eben derselben Zähne des Oberschädels, und es beweist dieses seltene Vorkommen bei dem
Zutreffen aller übrigen Zeichen das Zusammengehören beider Stücke mit hoher Sicherheit*).
In einer etwas anderen Form, in der dieselben einen geschlossenen, exostotischen Saum
bilden, fand ich Alveolarexostosen bei einem Lettenschädel (G. Gandras, 47 J., Halle Nr. 62).
Hier sind die Alveolarränder der Schneide- und Eckzähne mit flachen, am Oberkiefer streifen-
förmigen (senkrecht gestellten), am Unterkiefer mehr rundlichen Exostosen besetzt, so dass der
sonst papierdünno Zahuflächenrand beider Kiefer in einen, die Zahnhälse begrenzenden wulst-
förmigen Saum umgewandelt ist. Der gleiche Charakter dieser nicht häufigen Abnormität an
beiden Kiefern giebt die vollste Ueberzeugung der Zusammengehörigkeit.
In schwächerem Grade zeigt diesen Zustand ein Chinesenschädel der Halle’schen Sammlung
(Lie Assie).
28. Entsprechende Erhaltung der Knochen. Färbung.
Besonders wichtig sind gewisse Charaktere, welche die Knochen durch äussere Einflüsse,
durch die Art der Behandlung und Conservation gewinnen; dies vor Allem bei Schädeln, welche
bei ungestörter Zusammenlage beider Kopfabschnitle in der freien Natur zum Kuochenkopfe
wurden. Aehnlich bei exhumirten Schädeln. Viel weniger machen sich dergleichen Zeichen bei
unseren macerirtcn Schädeln geltend, die meist dasselbe indifferente Ansehen des macerirten and
gebleichten Knochens besitzen, wenn auch allerdings in einzelnen Fällen, wo Ober- und Unter-
Bchädel getrennt und verschieden behandelt wurden, beide Theile oft ein sehr verschiedenartiges
Ansehen gewinnen.
*) Beschrieben und abgebildet in: Schiller'» Schädel und Todtenraaske. Braunschwcig, 18*3, 8. 50 und 5t.
f) Im Supplemente zu Bd. XV dos Archivs für Anthropologie, S. 170, hat Schaaffhausen ein aus-
führliches mit kritischen Kramen verbundenes Referat meiner oben citirten Schrift über den Scbillerschidel
gegeben, welches mit dem Ausrufe echiieeet: .Der Schillerschndel ist echt, aber der Unterkiefer ist
fälscht* Da ich die Unvereinbarkeit der Tndtenmaake Schillers und des Schillerechldels an dem Gehirntheüe
des Schädels nachgewiesen hatte, so wäre die Frage, ob jener Unterkiefer dem falschen SchlUersehÄdel angehöre
oder nicht, zunächst gleichgültig. Bei Widerlegung der betreffenden Angabe Schaaffhauscn’s habe ich (Archiv
für Anthropologie XVII, 8. 20 — 27) mehrere* zur Lehre und der Unterkieferdiagnose Gehörige beigebracht, das
ich, auf jene Darstellung verweisend, hier wiederhole.
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Die Zugehörigkeit eine» Unterkiefer» zu einem bestimmten Schädel etc. 7 1
Die Techniker benutzen ein Verfahren, durch welches (mittelst Bespritzung mit Kalkwasscr)
an einem Holzstosae oder einem für den Wegebau bestimmten Steinhaufen mit grosser Sicherheit
bestimmt werden kann, ob die Stücke in ihrer ursprünglichen Lage verblieben, oder ob der
Haufen angetastet wurde. In ähnlicher Weise macht in manchen Fällen die Wirkung der
Atmosphärilien sowie pflanzlicher oder erdiger Farbstoffe, welche die in normaler Aneinander*
fügung freiliegenden Skeletthcile längere Zeit hindurch treffen, an diesen »ich geltend. Ober-
schädel und Unterkiefer lassen in solchen Fällen die gleiche Wetterseite erkennen, und die in
charakteristischer Weise und mit mannigfachen Unterbrechungen und Abschätzungen vom
Oberschädel auf den Unterkiefer überspringende Färbung bat beiden Stücken den Stempel
der Zusammengehörigkeit aufgeprägt.
Spricht üebereinstimmung der Färbung, zumal wenn dieselbe eine selten vorkommende ist,
mit grossem Gewichte für die Zusammengehörigkeit, so ist keineswegs das Umgekehrte der Fall.
Es konnten ja beide Schädeltheile von einander getrennt, an verschiedene Orte verbracht und
durch Zufall oder Absicht sehr verschiedenen Einflüssen ausgesetzt worden sein.
29. Verletzungen des Knochens, Fremdkörper.
Aehnlich wie durch die oben erwähnte, streifenförmig vom Ober- auf den Untorschädcl
übertretende Färbung kann die Zusammengehörigkeit durch mancherlei andere Wirkungen, die
beide Stücke glcichmässig trafen, gekennzeichnet werden. So kenne ich mehrere Schädel, hei
welchen die Spnr eines Säbelhiebes in so charakteristischer Weise von der Kapsel auf den
Unterkiefer überspringt, dass die Zusammengehörigkeit mit Absicht nicht besser hätte bezeugt
werden können. Am Schädel einer Snndanesin (Iteberg Mn Scna) springt der von hinten mit
einem Schwerte auf den Hinterkopf geführte Hieb, der mit Einklemmung von Kopfhaar den
linken Warzenfortsatz angcspaltcn und infractirt hat, auf den Gelenkkopf des Unterkiefers über,
so dass dieser eine scharfe, genau in der Richtung der Oberschädelwunde verlaufende, hinten
3 mm tiefe, nach vorn seicht anslaufcndc Hiebwunde zeigt.
Bei einem Altperuanerschädel fand ich dasselbe (anscheinend von Farnkräutern
herrührende) verfilzte Gewurzel, welches die Choanen und alle Oeflnungen der Schädelbasis
erfüllt, auch in das Foramen maxillare des Unterkiefers hineingedrungen und beide Stücke
verbindend — eine Art natürlicher Plombirung.
Dasselbe feine Moos und dieselben nur 1 bis 2 mm grossen Schnecken häuschen
(Pupa umbilicata Drap und Succina oblonga Drap), welche die Schädelbasis, die Schläfengegend
und den Oberkiefer eines von Professor Cleland mir gesendeten Irenschldels, der dem Rasen
des Friedhofes von Cläre Galway Abbcy entnommen war, besetzten, fanden sich ganz ebenso am
Unterkiefer.
Bei einem Grönländeiskelet, welches ich Panum danke, färbte das Blut, welches bei der
Verwesung die Wirbelsäule benetzte und mit einer schwärzlichen Kruste umgab, auch das
Hinterhauptsbein und den hinteren Theil des Unterkiefers.
C. Zähne.
30. Wohl die wichtigsten aller für die Unterkieferdiagnose dienenden Merkmale liegen in
den Zähnen. Sind diese wohl erhalten, so ist dies das günstigste Verhältnis«, und im Vorder*
gründe steht das S. 62 und f. über den sogenannten „richtigen Biss“ Gesagte.
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72
Hernutnn Welcker,
Die Form und Beschaffenheit der oberen Zähne stimmt innerhalb gewisser Grenzen
fast immer mit der der unteren. Bald sind die Zähne autfillig gross (sehr oft bei Negern,
Australiern), bald sind sie bei ansehnlicher Grösse und starkem Baue des Schädels klein (ich
fand dies oft bei Russen, Knrganschädeln, Grönländern). Bald sind die Zahnkronen (von der
Lippeuscite besehen) kugelförmig, wie aufgetrieben, bald erinnern sic an Stifte, sic sind lang
und schmal.
Die Kronen der Molares zeigen bald eine reichlichere, bald geringere Zerfällung in Papillen,
bald bilden die sie trennenden Furchen ein einfaches Kreuz (bei vier Papillen), bald sind einzelne
Balken des Kreuzes nochmals getheilt, es besteht hierin oben wie unten fast immer eine nahe
Uebereinstimmung.
Da jeder obere Zahn ziemlich genau in demselben Lebensjahre und mithin unter den
Einwirkungen desselben Gesundheitszustandes wie der gleichnamige untere sich entwickelt, und
da ferner jeder obere Zahn vorzugsweise auf dem gleichnamigen unteren arbeitet, so begreift es
sioh, dass die gleichnamigen Zähne eines und desselben Individuums iu ihren angeborenen und
erworbenen Eigenschaften in der Regel nahe flbereinstimmen.
31. Qucrriefohen. Nicht selten zeigt der Schmelz, zumal der vorderen Zähne, auf der
vorderen, wie auf der Zungenseite, quere liiefcben und Furchen, 3 bis 6 und mehr Schmelz-
dofeetc, die eine Folge gestörter Entwickelung sind. Dieser Zustand findet sich nach Angabe
Professor Hollaender’s bei Individuen, welche zur Zeit der Entwickelung der Zähne an acuten
Exanthemen, Keuchhusten oder anhaltenden Diarrhöen litten. Es erklärt sich hieraus, dass solche
Defecte, die einen oberen Zahn betreffen, stets auch an dem gleichnamigen unteren sieh finden.
Bei vielen Schädeln zeigt die Schmelzoberfläche noch andere, ausserordentlich viel feinere
Querriefehen, die allerdings nur von gut beobachtenden Myopen gesehen werden mögen. Ich
finde in diesen Riefchen den Ausdruck der reihenweise gestellten Enden der Schmelzfascrn, die
bei solchen Zähnen einen ähnlichen Geaichlscindruck machen, wie etwa allerfeinBtc Linien eines
Stahlstiches, die, wenn nicht scharf in der Sehweite betrachtet, mehr als ein weicher Ton wahr-
genommen werden, bIs dass sie als Linien erkannt würden. Diese Beschaffenheit der Zähne wird,
wenn der eine Kiefer sie zeigt, dem anderen nicht fehlen.
32. Farbe der Zähne. Verwitterung.
Eine ähnliche Rolle wie bei den Knochen spielt bei den Zähnen die Farbe, die oft in
sehr charakteristischen Nuancen oben wie unten auftritt. Nicht selten ist der Hals der Zähne
gelblich oder bräunlich, grünlichgrau u. s. f. gefärbt, dann fast immer ölten und unten zugleich.
Charakteristische Zeichen liefert (bei Malayen, Siamesen u. a.) die Betelfärbung. Bald
ist dieselbe ganz leicht, nur einzelne Streifen bildend, bald tiefer braungelb und über die ganze
Krone verbreitet, braun bis tief schwarz; nicht selten besitzen die Zähne einen krnstenförmige»
Ueberzug, und eiu gutes Merkmal liegt darin, dass sehr häufig oben wie unten Färbung und
Ansatz auf der einen Kopfseite sehr viel stärker sind als auf der anderen.
Bei mehreren Schädeln — so u. a- bei einer Irländerin, deren Gebiss zugleich eine „Pfeifchen-
rille“ aufweisl — finde ich die Zungenseite der oberen und unteren Zähne stark gelbbraun
gefärbt, oftmals den Rand der Kronen nach dem Zahnhälse hin bogenförmig gesäumt. Da cs
hier nm Schädel von nicht mit Betel färbenden, wohl aber stark rauchenden Nationen sich
handelt, so vermuthe ich, dass dieses werthvolle Zeichen eine Wirkung des Tabakrauches ist.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 73
Nicht selten bietet auch der Weinstein in der Art seines Ansatzes, seiner Färbung
Charakteristisches. Sehr häufig sind die Zähne der einen Kopfseite stark incrustirt, die der
anderen völlig rein *).
Auch die Art der Verwitterung ist bei exhumirten und prähistorischen Schädeln, wenn
die zusammengehörigen Stücke getrennt and verwechselt worden waren, für die Diagnose
verwendbar.
33. Entscheidende Zeichen bietet die Abnutzung der Zähne. Ein bekanntes Sprichwort
variirend, mache ich mit den Worten:
„Dens dentem terit*
eine der ergiebigsten Quellen unserer Diagnose namhaft.
Zeigt ein Zahn die Abschleifung seiner Kauhöcker, so muss derjenige Zahn, oder es müssen
diejenigen Zähne des anderen Kiefers, gegen welche jener Zahn auflritft, entsprechende Ab-
Nchleifungen zeigen1).
Am charakteristischsten finden sich die Abschleifungen bei Zähnen jüngerer Schädel, bei
25- bis 36 jährigen. Hier sind nicht selten
jeder Molaris vier biB fünf isolirte, spiegelnde,
wie mit einer feinen Feile gearbeitete Schliff-
flächen zeigt. Die zusammengehörigen Schliff-
flächen der oberen und unteren Zähne sind
begreiflich keineswegs immer von gleicher
Grösse und Form; ja nach dem Umrisse des
betroffenen Kroncnkegols fällt der Umriss
rundlich, oval oder eckig aus.
Da beim normalen Gebiss in Folge der
Schmalheit der unteren Incisores die übrigen
Zähne vom zweiten Schneidezahn an bekannt-
lich um fast eine halbe Zahnbreite vorrücken
(vergl. Fig. 1 1), so beschränkt sich die
Abnutzung, die jeder Zahn bewirkt, nicht auf einen einzigen Zahn, sondern es reibt jeder
untere Zahn, mit Ausnahme dos ersten Incisors an dem gleichnamigen oberen Zahne
und (meist in geringerer Ausdehnung) an dessen vorderem Nachbar.
Findel sich nun bei einem Zahne, z. B. bei dem oberen ersten Praemolaris, Abschleifiing
der beiden Kronenkegel, so dass eine labiale und eine linguale Kaufacette vurliegt, während der
Scbmelzübcrzug des entsprechenden Zahnes des beigelcgten Unterkiefers intact ist, so kann
dieser Unterkiefer auch bei sonstiger Uebereinstimmnng dem Schädel nicht
angehört haben. An einem zweiten Schädel zeigt der erste untere Molaris eine frische
Abschleifung der Krone (zumal des hinteren Theile» derselben), während der angeblich zugehörige
') Ein Zahnarzt berichtet mir, <lam der Weinstein auf derjenigen Kopfseite, auf welcher vorzugsweise
geechlafen, ein anderer, dass er auf der Beite, auf welcher gekaut wird, sielt starker bilde.
*) Selbstverständlich vorausgesetzt, dttes die Zähne echt sind. Es gehört aber bekanntlich zu den Künsten
der Herren Anatomiediener, die Schädel durch Einsetzung falscher Zähne zu verschönern; man verschaffe sich
daher betr. Falles durch Herausnahme und sorgfältige Wiedereiupessung dee Zahnes volle Sicherheit.
Anhft Ar Anthropologie. Hd. XXVII. JQ
sämmtliche Zahnhöcker ungeschliffen, so dass z. B.
Fig.'ll.
Projection der Zahnkrone gezeichnet, mm Medianlinie.
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74 Hermann Welcker,
Oberschädel an der Stelle des ersten Molaris eine vielleicht bereits aus dem Kindesalter datirende
Zahnlücke mit Resorption der Alveole aufweist; so besass mithin der Oberschädel in diesem Falle
keinen Zahn, der jenen unteren Molaris hätte schleifen können und beide Kiefer gehören
nicht zusammen.
34. Molares nnd Pracmolares.
Wie betreffs ihres Baues, so auch sehr häufig in der Art ihrer Abschlcifung zeigen die
ersten Molares allen übrigen Zähnen desselben Schädels gegenüber gemeinsame Charaktere.
Bereits im siebenten Lebensjahre aufgetreten, sind sie älter, und darum frühzeitiger vcrschliffen
als alle anderen Zähne. Oft bereits bei 24- bis 39jä!irigen Individuen sind die Schliffflächen
des ersten Molaris zu einer einzigen, fast die ganze Krone einnehmenden Fläche znsammen-
geflossen, während bei den übrigen Zähnen die Abschleifnng nur erst die Spitzen nnd die
scharfen Kanten der Kronenkegel getroffen hat.
Auf die Art, wie die Molares und Pracmolares einander anschleifcn, hat auch der Umstand,
dass das obere Gebiss breiter ist alB das untere, so dass die facialen Ränder der oberen
Zähne an den unteren heruntergreifen, und umgekehrt, einigen Einfluss; immer jedoch
fand ich bei menschlichen Gebissen, dass die labialen Höcker der oberen Zähne die labialen der
unteren (und umgekehrt), die lingualen die lingualen anscliliffen. Anders bei den Anthropo-
morpben. Bei Schädeln alter Orangs und Gorillas fand ich am Oberkiefer die linguale, am
Unterkiefer die labiale Hälfte der Molar- und Prämolarkronen tief ausgeschliffen, während oben
die labialen, unten die lingualen Kronenhöcker leidlich erhalten sind. Die obere linguale Fläche
schleift also hier vorzugsweise auf der unteren facialen. Alles dies erklärt sich leicht aus der
sehr viel breiteren Spannweite des oberen Zahnbogens.
Sehr inBtructiv für meine aus dem Satze: „Dens dentem terit“ abgeleiteten Regeln sind
einige Schädel der Halle’schcn Sammlung. (Bei Prüfung der folgenden Angaben leistete ein
Blick auf Fig. 11, S. 73, gute Dienste.)
1. Bei einem dieser Schädel, dessen Unterkiefer ausgezeichnet passte, konnte die
Kichtzusammengchörigkeit aus der Beschaffenheit eines einzigen Zahnes mit Bestimmtheit
erschlossen werden. Der linke obere Molaris I, der an diesem Schädel vier spitz vor-
springende, fast unverletzte Krunenspitzen besitzt, trifft auf die mit starken Vertiefungen
ausgeschliflene Krone des gleichnamigen Unterkieferzahnes. Da beide Zähne mit
Sicherheit den Alveolen angchören, in denen sie sich finden, so beweist dies mit absoluter
Sicherheit die Nichtzusammongchörigkeit beider Schädclstücke.
2. Bei dem Schädel einer 23jährigen Frau sind sämmtliclic Zähne mehr oder weniger
stark abgeschliffen; besonders gilt dies von dem ersten Bicuspis des Oberkiefers, der an
Stelle von Kronenspitzen zwei spiegelnde Facetten von 2 bis 3 mm Durchmesser besitzt,
welchen ähnliche Facetten des gleichnamigen unteren Zahnes entsprechen. Die Schmelz-
spitzen des zweiten Bicuspis beider Seiten des Oberkiefers sind fast unversehrt: —
ihre Opponenten im Unterkiefer waren im Kindesalter verloren gegangen; der ent-
sprechende Theil beider Seiten des Unterkicferkürper* zeigt tiefe Resorptionsgruben.
3. Bei einem von J. B. Davis mir gesendeten Altperuancrsobädel (besclir. von Davis:
Thesaurus crauiorum, Nr. 394, p. 241) passen die Gelenkköpfe sehr gut in die Pfannen,
aber die Rami sind zu kurz, die Zalmbügen treffen nicht in einer Ebene zusammen,
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 75
sondern die Ebenen der Zahnkronen divergiren erheblich nach vom, da« Kinn steht
zurfick. Alle» dies könnte Folge von Micrognathie und der Unterkiefer echt sein. Aber
die Zähne, die auch bei Voraussetzung grösster Ausgiebigkeit der Unterkiefergelenke
einander nicht hätten treffen können, sind in hohem Grade und genau so abgeschliffen,
wie nur ein Zahn den andern schleift, und der Unterkiefer ist daher falsch.
35. Die Abschleifung der Schneidezähne ist verschieden, je nachdem es sich um das
gewöhnliche Gebiss handelt (bei welchem die unteren Schneidezähne scheerenartig hinter den
oberen hiuauftreten), oder um das Gebiss des „Vorderkauers“ (bei welchem die Zähne „Kopf
auf Kopf“ auf einander treffen). Im crstcren Falle trifft die Anschleifung die oberen Schneide-
zähne mehr unten und hinten, die unteren oben und vorn, während beim Vordcrkaner die
Schliflff&chen flach liegen. Dieselben werden am horizontalgestellten 8chädel bei Scheerengebiss
durch eine nach vorn abfallende Ebene, beim Vorderkauer durch eine horizontale Ebene getrennt.
In nicht seltenen Fällen erzeugt beim Vordcrkaner die Schneide der oberen Incisores eine
tiefe Querfurche auf den flach abgesehliffeuen Kronen der unteren Schncidezähne. Mau wird
hiernach bei einiger Umsicht nicht in Versuchung kommen, den Unterkiefer eines Vorderkaucra
einem normalen Oberschädel anzusetzen und umgekehrt.
Eine entschieden unrichtige Anweisung giebt (bei seiner Kritik meiner Angaben Ober
den Schillerschädel) Schaaffhausen1), der auflälligcrweisc von der Ansicht ausgeht,
das Gebiss des Vorderkauers — senkrechtes Aufoinandertreften der Scbneidezähne —
sei das Normale. „So ist es in jedem schönen, normalen menschlichen Gebisse der
europäischen Kasse.“ „Wenn bei richtigem Ansatz der Zähne des Unterkiefers an die
des Oberkiefers (senkrecht an einander gesetzte Schncidezähne) über dem Gelenkkopfe
eine Lflckc von 1 Sinnt bleibt, so ist der Getenkkopf eben zu kurz, der Unterkiefer
gehört also nicht zum Schädel.“
In seltenen Füllen greifen die unteren Schneidezähne vor die oberen (zu langer
Unterkiefer); in noch selteneren findet sich an einzelnen Stellen des Gebisses ein Uebergreifen
der Zähne nach aussen, an anderen nach innen („Kreuzgebiss“); die Art der erfolgten
Anschleifungen wird auch hier ein Licht auf die Zugehörigkeit werfen.
In nicht seltenen Fällen bilden die vereinigten Kauffächen der Zähne, die in verschiedenster
Weise schräg ungeschliffen und gekerbt sind, eine off sonderbar geknickte Zickzacklinie, die
wegen der Ecbthcitsfrage vollste Sicherheit giebt.
36. Sehr ansgiebige Unterkieforbcwegungen.
Muss es nach Obigem als eine feste Kegel gelten, dass ein abgeschliffener Zahn keinen
unverletzten Gegner haben kann, so darf doch nicht unbeachtet bleiben, dass manche Menschen
ungewöhnlich grosse Bewegungen des Unterkiefers nicht nur ausfuhren können, sondern — zumal
bei defect gewordenem Gebisse — auch gewohnlioitsmässig ausfuhren. Hier wird Beachtung
aller Verhältnisse vor Fehlschlüssen bewahren.
Starke Scbmelzabschleifung der oberen Schneidezähne, ohne dass liier an gegenseitige
Anschleifung gedacht werden könnte, fand ich bei einem Negerschüdel der Freiburger Sammlung*).
*) Dieses Archiv, Bd. XV, Sappl-, S. 173.
*) Abgebildet von A. Kcker: „Schädel nordoetafrikaniechcr Völker“. Frankfurt a. M., 1868, Taf. V, Schädel
voa Tegem — Gebel — Out
10“
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76
Hermann Welcker,
Bei diesem Schädel sind in Folge stark prognather Erhebung de« Zwiscbenkiefer* die
oberen Schneidecähne »ehr nach vorwärt* gerichtet, während ««gleich der Vordertheil
de« Alveolarfortsatzes des Unterkiefers eine (auch an Ecker’« geometrischer Aufnahme
erkennbare) Abwärtsbiegung zeigt, «o dass bei sonst geschlossenen Kiefern die vorderen
Zähne ausser Berührung bleiben und eine 3 cm lange, in der Mitte 1 cm hohe spindel-
förmige Lücke die obere und untere Zahnreibe trennt — ein Zustand, der in geringerem
Grade bei Xegerschädcln nicht allzu selten ist und als „klaffendes Vordergebiss“ bexeichnet
werden kann. Ob die Zunge bei der auffälligen Bildung des Negers von Ecker’s
Tafel V eine Rolle gespielt hat, ob dieselbe eine durch in früher Jugend geübten
Missbrauch des Gebisses erworbene ist, lasse ich dahingestellt.
Beim Anblick der Kcker’scben Abbildung wird man fragen: Wie mag es hier mit
den Schmelznnschleifungen stehen? Der Güte Herrn Professors Wiedersheim verdanke
ich die Gelegenheit, diesen Schädel genauer untersuchen zu können.
Entsprechend dem nicht vorgeschrittenen Alter sind die Molares, Praemolares und
Canini nur tnässig stark ungeschliffen ; bei den oberen Schncidezälmen aber fällt cs auf,
dass deren eigentümlich verlängerte hintere Schmelzflächcn ■) stark und in grossem
Umfange abgenutzt sind. Die Zähne des Unterkiefers haben diese Abschleifungen nicht
bewirkt; um die Schneidezähne dieses Unterkiefers mit denen des Oberkiefers in
Berührung zu bringen, müssten die Condylen auf eine Entfernung von 4cm aus den
Pfannen gehoben worden. Offenbar sind diese zu normalem Gebrauche untauglichen
Schneidezähne zur Ergreifung und Bearbeitung umfänglicher Gegenstände benutzt worden,
und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Gebissform, mindestens theilweise eine
Folge solchen Missbrauches ist, eine Annahme, welche auch Herr Dr. med. C. Röse zu
Freiburg, der mir dankenswerte Mittheilungen über diesen Schädel machte, zu theilen
scheint.
37. Pfeifchenrillcn.
Als ein Zeichen der Zusammengehörigkeit kann endlich noch eine andere Art der Ab-
nutzung der Zähne dienen: die Spuren, welche das Festhalten eines irdenen Pfeifchens bei längerer
Ucbung am Gebisse hinterlässt. Wie nach einem Zirkebchlage sind die Kronen zweier oberen
und zweier unteren Zähne , welche das Pfeifohen festhielten, ansgeschliffen (vergl. Kig. 1 1 , S. 73),
so das», wenn die Wirkung vollendet ist, bei geschlossenen Kiefern eine kreisrunde Lücke von
etwa 6 mm Durchmesser vorliegt. I-n der Regel fand ich die Rille, wie in obiger Abbildung,
zwischen dem äusseren Schneidezahn und dem Caninus des Oberkiefers und dem Caninus und
Praomolaris I de« Unterkiefers. Ich kenne einen Schädel, bei welchem auf beiden Kopfseiten
solche Pfeifchenlücken , auf der rechten Seite aber zwei neben einander vorhanden sind, welche
sämmtlioh aufs Extrem »ungeschliffen und darum, den Dienst versagend, durch eine frisch
angelegte vierte Rille ersetzt wurden.
Es versteht sieh von selbst, das* diese Rillen an einer obere» und unteren Gebisshälfte die
Zusammengehörigkeit für sich allein nicht beweisen, während allerdings das Fehlen der einen
Killenhälftc das Nicbtzusammengehörcn beweisen würde.
*) Die Lange des rechten oberen Inclsors I beträgt 24 mm; davon kommen volle lf» mm auf die hintere
BchmelzlUrhe, die bei tkhiieidezäbnen anderer Neger nur 10 bis 12 mm zu betragen pflegt.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 77
Meines Wissens hat zuerst J. B. Davis1) auf diese besondere bei Holländer-, Iren-
Hottentotten- und Australierschfideln nicht seltene Beschaffenheit der Zähne aufmerksam
gemacht E. Schmidt notirt diese „halbrinnenfönnigcn Ausschleifungen* der Zähne
bei Holländerschideln wiederholt in seinem Cataloge.
38. Gefeilte Zähne. Ausbrechen der Scbneidezähnc.
Auch die von wilden Völkern durch die Feile geübte (neuerdings mehr nnd mehr in
Abnahme kommende) Zahntoilette, die wie jede Mode nationalen und Stammesverechiedenheitcn
unterliegt, kann unserem Zwecke dienen.
Dasselbe gilt von dem Ausbrechen der unteren Schneidezähne, welches bei ver-
schiedenen Völkern beim Eintritt in die Mannbarkeit an den Jünglingen geübt wird; nicht leicht
wird sich hei den Unterkiefern irgend eines Volkes, welchem jener Gebrauch fremd ist, ein Unter-
kiefer mit jenem scharfkantigen Verheilen der Schncidezahnalvcolen bei intnetem Zustande des
übrigen Gebisses vorfinden.
Bei einem Neger der Herrnhuter Sammlung „Ex Africa importatus“ findet sich oben wie
unten dieselbe, durch seitliches Anfeilen bewirkte Zuspitzung der Schncidezähne; doch widerspricht
das Fehlen der unteren Anfeilung keineswegs der Zusammengehörigkeit; es finden sieb Negerechädel,
die bei völlig intaclcr Zahnreihe im Unterkiefer die Zuspitzung der Zähne nur im Oberkiefer haben.
39. Rhythmus der Zahnerkrankungen. Zahnvorrath.
Zahnärzte versichern und die gewöhnliche Erfahrung bestätigt es, dass gleichnamige Zähne
rechts und links wie oben und unten mit Vorliebe gleichzeitig, oder in nicht zu grossen Zeil-
intervallcn zu erkranken pflegen, worin Wahrscheinlichkeitsgründc für unsere Diagnose gegclicn
sind. Doch finden sich nicht selten erhebliche Unterschiede in dem oberen und unteren Zahn-
vorrathe, und meist sind es die unteren Zähne, welche länger ausdauern. So finden sich denn
ab nnd zu Schädel, deren Oberkiefer fast zahnlos, der Unterkiefer dagegen noch leidlich mit
Zähnen besetzt ist.
Instructiv sind die Verhältnisse bei einem Greisenschädel der Hallosclicn Sammlung,
liier ist der Oberkiefer völlig zahnlos, sämmtliche Alveolen mit Ausnahme derer der
inneren Incisivi, sind reaorbirt und auch von diesen beiden Alveolen, den letzten, die
noch Zähne trugen, sind als einziger Rest zwei seichte Gruben verblieben. Der nach
allen Zeichen zugehörige Unterkiefer trägt zehn zum Theil sehr wohlerhalteno Zähne:
vier l’raemolares, zwei Canini und vier Incisivi, während die Molares auch hier fehlen und
die Kieferresorption dort complet ist. Was nun den Zustand der Kronen der zehn
erhaltenen Unterkieferzähne anlangt, so sind die Schmelzflächen der vier l’raemolares
völlig unverletzt; die Spitzen der Canini zeigen eine geringe Abschlcifung ; die äusseren
Schneidezähne eine stärkere, schräg von aussen nach innen zunehmende, dio inneren
Schncidezähne eine tiefgreifende horizontale Abschleifung, so dass eine von einem zum
anderen Eckzahne ziehende, in der Mitte am tiefsten greifende bogenförmige Aus-
schleifung vorliegt. Alles dies stimmt trefflich mit dem Zustande des Oberschädels,
dessen beide letzten Zähne, die inneren Incisivi, indem sie die unteren inneren roll, die
äusseren aber mehr nur an ihrer inneren Seite trafen, jene bogenförmige Ansschleifung
’) Thesaurus oraniorum, 313.
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Hermann Welckor,
bewirkten, während dio PracmolarcB des Unterkiefer» bereits im jugendlichen Alter durch
Ausfall ihrer Gegner vor Abnutzung bewahrt wurden.
D. Kasseeigenthümlichkeiten des Unterkiefers.
40. Wenn einem nach seiner Herkunft sicher bestimmten Oberschädel ein nicht verbürgter
Unterkiefer beigegeben ist, so ist cs nicht unwichtig, darüber Aufschluss zu gewinnen, ob der
Unterkiefer die Charaktere jener Rasse besitzt, oder nicht
Die Rasseeigenthüralichkeitcn dos Unterkiefers sind bisher wenig beachtet worden. In der
Regel beschränkten sich die Autoren darauf, bei Specialuntersuchung einer bestimmten Rasse
auch dem Unterkiefer eine mehr oder weniger eingehende Schilderung zu widmen, während eine
Zusammenstellung der Rasseeigenthümlichkeitcn dos Unterkiefers meines Wissens fehlt. Es
ist keineswegs meine Absicht, eine solche hier zu geben, sondern ich muss, um die seit mehreren
Jahren verzögerte Herausgabe dieser Arbeit nicht noch weiter hinauszuschieben, mir genügen
lassen, von den von mir beobachteten Rasseeigenthümlichkeitcn nur die stärker hervortretenden
und bei unserer Diagnose verwendbaren hervorzuheben und kurz zu schildern.
Die wichtigsten Eigentümlichkeiten liegen auch hier in den Zähnen. Sie bctretlen vor
Allem die Grösse und allgemeine Form der Zähne, die Form und Zahl der Kronenkegel, zumal
der Backenzähne, und die Form und Zahl der Wnrzelspilzen, insbesondere der Prämolaren.
Ein nicht unwichtiges Zeichen habe ich in der Art des Zusammentreffens der oberen
und unteren Schneidezähne aufgefunden.
a) Stellung der Zähne, insbesondere die labidodoute und psalidodonte Zalmstellung.
41. Seitherige Angaben.
In der Anatomie gilt (ob für den Europäer, ob für den Menschen überhaupt, blieb unaus-
gesprochen) die seheerenförmige Stellung der Schneidezähne ab das Normale. Das „senk-
rechte Aufeinandertreffen“ der Schneidezähne, „Kopf auf Kopf“, von Einigen als
„Hundegebiss“ bezeichnet, wird als ein ausnahmsweises, abnormes Vorkommen betrachtet1).
Entgegen dieser herrschenden Annahme hat Schaaffhausen*) das senkrechte Aufeinandcr-
trelfcn der Schneidezäbnc als die „jedem schönen, normalen menschlichem Gebisse der
europäischen Rasse“ zukommende Form erklärt- Direct entgegengesetzt lautet die Angabe
v. Török’s1):
„In Bezug auf die Schneidezähne können drei Typen aufgestellt werden: 1. Vorder-
gebiss, wo dio oberen Schncidczähne vor den unteren zu stehen kommen; dies ist
der normale und echt menschliche Typus. 2. Das Gerade-Gebiss, wo die
') Hyrtl sagt, das« beim Zubeissen die Schueidezähue des Oberkiefers sich vor jene des Unterkiefers
stellen wie Bcheerenblätter (Lelirb. der topogr. Anse I, 386). Henle (Eingeweidelehre, 8. 89): Bei natürlich
geschlossenem Munde überragt die obere Zahnreihe die untere nach aussen, am auffallendsten an den Schneide-
zähnen. Aeby (Ban des menschlichen Körpers, 8.536) sagt, dass die oberen Schneidezäbne .meist um mehrere
Millimeter über die unteren hervorragen*, wobei die unteren Bchncidezähne .an die ihnen schief gegenüber-
stehende Innenfläche der oberen Zähne anstossen*.
*1 Dieses Archiv, Bd. XV, 8uppl. 8. 173.
*) Diese« Arohiv, Bd. XXIV, H. 573.
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Die Zugehörigkeit eine# Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 79
oberen Schneidezähne gerade auf den unteren zu stehen kommen (thierischer Typus,
Hundegebiss). 3. Das H intergobias, wo die oberen Schncidezühne hinter den unteren
zu stehen kommen.“
Eine Rasseneigenthümliohkeit scheint in den Verschiedenheiten des Aufeinander*
treffen a der Schneidezähne bisher von Niemandem gesucht worden zu sein. Es ergiebt sich dies
wohl am schlagendsten daraus, dass die in einer jüngsten Anleitung zu somatisch -anthropo-
logischen Beobachtungen betreffs der Zähne gegebenen Fragen ') das in Rede stehende Structur-
verhältniaa nicht entfernt berühren.
42. Meinen Beobachtungen zu Folge kann weder die eine, noch die andere Art der
Schneidezahnstellung schlechthin als das Normale bezeichnet werden, sondern es ist dieselbe
bei verschiedenen Rassen wesentlich verschieden. Es giebt Rassen mit scheeren förmiger
oder vorzugsweise scheercnförmiger Z&lmstellung, Rassen mit auf einander treffenden oder vorzugs-
weise auf einander treffenden S chncidezahn spitzen , und es ist hierin, was ich geltend machen
möchte, ein wichtiges Merkmal für die Rassendiagnostik gegeben.
Ich habe die Schädel der Sammlungen zu Halle, Berlin, Leipzig, Göttingen, Marburg und
Giessen suf die Stellungen der Schneideziihne untersucht und hierbei, soweit Mittelwerthe bereits
zu geben sind, das scheerenförmige Gebiss bei Deutschen und Romanen zu etwa 80 Proc. der
untersuchten Schädel, bei Finnen zu etwa 70 Proc^ bei Slaven und Chinesen zu etwa 50 Proc.,
bei Polynesiern, Negern und Papuas zu etwa 40 Proc., bei Sundamalayen zu etwa 20 Proc., bei
Hottentotten und Altperuanern zu etwa 15 Proc., bei Mikronesiern zu etwa 10 Proc., bei
Amerikanern zu etwa 5 Proc. gefunden; bei Australiern habe ich scheerenformigo Stellung
der Schneidezahne bis jetzt niemals beobachtet
43. Fünf Formen.
Es finden sich, was die Stellung der Schneidezähnc anlangt, in der Reihe der Menschen-
schädel neben den typischen mancherlei Uebergangsformen; doch glaube ich für das menschliche
Gebiss mich auf Annahme von fünf Haupttypen (Fig. 12 bis 16, S. 80) beschränken zu dürfen2).
Für die durch Fig. 12 Ins 16 dargestellten Formen erlaube ich mir des kürzeren
Ausdrucks wegen und um den Nachtheilen der (insoweit sie überhaupt vorhanden)
sehr schwankenden Terminologie zu entgehen, die Namen labidodont, psalidodont,
stegodont, opisthodont und hiatodont zu benutzen2).
') Corrsspondenxblatt der Deutschen anthropologischen Gesellschaft, Nr. 11 and 12, November und
Deeember 1896, 6. 145.
*) Vou der Gebisaform, bei welcher die unteren Scboeidezfthne vor denen des Oberkiefer« vorstehen, Ul
hier wohl abzusehen, indem dieselbe mehr eine blosse Missbildung und nicht eine Basseneigenthümlichkeit
darstellt
*) Von die Zange; die Scheere; das Dach. Die Bezeichnung opisthodont will nicht
etwa Bück wärt« wendong der unteren Scbnetdezähne, sondern Zurückstehen der unteren Zähne gegen die oberen
andeuten. Für die fünfte Form habe ich statt der Bezeichnung chasmodont die unmittelbar verständliche
hybride Wortform vorgezogen.
Auf die unter Fig. 14 b abgebildet« Gebisaform würde der bei Zahnärzten gebräuchliche Terminus „gerader
Bisa“ nicht passen, weil die Zähne hier nicht gerade, sondern sehr schräg stehen; und doch gehören die unter Fig. 14,
a bis c gezeichneten Forme«, da in allen die Zähne zangenartig und mit den Bpitxeu auf einander treffen, einer
und derselben Grundform an. Auch die Bezeichnung „Hundegebi**“, die von Einigen für .Kopf auf Kopf*
treffende Stellung, von Anderen für die bei manchen Hunden (Bulldoggen) vorkoinmende Stellung, wo der
Unterkiefer vor dem oberen vorsteht, gebraucht wird, deckt sich nicht mit Lahidodontie.
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Hermann Welcker,
Nur Milten dürfte eine dieser fünf Gebiwfonnen (vielleicht mit einziger Ausnahme der
Australier) bei irgend einer Rasse ausnahmslos sich vorfinden; wohl aber scheint das Vorkommen
innerhalb der einzelnen Rassen derart geregelt zu sein, dass in demselben ein werthvolles Zeichen
der Rassendiagnosc zu schützen sein wird.
Fig. IS. Fig. IS. Fig. 14.
Zangenförmige Zahnstellung : Schweren förmige Dachförmige Zahnctellung:
Labidod ontie. Zahnstellung: Stegodontie.
Fsalidodontie.
Fig. 15. Fig. 16.
Oebisa mit nach hinten gerückten Klaffende* Gebiss:
unteren Schnvider&hncn : Hiatodontie.
Opistbodont ie.
44. I. Labidodon tie.
Legt man eine Glanplatte gg (ich bediene mich einer elliptischen Scheibe von 9 : 7 cm)
auf beide Zahnreihen den Unterkiefer« (vergl. Fig. 17, II), bo ruht dieselbe auf den Sclmeide-
Fig. 17.
I«abidodonte» Gebisc. (Geometrische Aufnahme.)
I. Kahnreihe des Oberkiefer« mit der an den Molaris I angelegten Glasplatte gg.
II. Zahnreihe des Unterkiefers.
111. Beide Zahnreiheu, geschlossen.
kk die parallel verlaufenden, in 111. vereinigten Zabnkroncnlinien.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiofers zu einem bestimmten Schädel etc. 81
zähnen (wohl auch auf den Schneide- und Eckzähnen) und den hintersten Molaren; die dazwischen
liegenden Zähne bleiben unberührt. Mustern wir nun das Profil des in angegebener Weise die
Glasplatte tragenden Unterkiefers, so wird es sehr deutlich, dass die Oberflächen der Zahnkronen
in einer gebogenen, nach oben concaven Linie liegen: „Zahnkronenlinie“ (kk, Fig. 17).
Der grösste Abstand dieser Linie von der Glasplatte („Scheitel der Zahnkronenlinie“) beträgt
meist 3 bis 4, nicht selten auch 2 bis 6 mm.
Legt man die Glasplatte an den Zahnbogen des Oberkiefers an, so ist eine feste Lage
nicht zu finden; man kann, indem der obere Zahnbogen nach unten convex ist, mit der Glas-
platte eine Schaukelbewegung ausfuhren, bei welcher das Glas meist der Reihe nach mit
sümmtlichen Oberkieferzähnen in Berührung kommt. Die Zahnbögen des Ober- und Unter-
kiefers sind bei Labidodontie von gleicher Krümmung und von gleicher Lage.
Vereinigt man beide Kiefer oder beide Hälften unserer Zeichnung in der Richtung des vom
oberen Schneidezahn auf die untere Glasplatte gefällten Lothes, so berühren sich sämmlliche
Zähne beider Kiefer, die Molaren und Prämolaren in „gebundener“ Stellung, die Schneidezähne
„Kopf anf Kopf“ (Fig. 17, III.).
45. II. Psalidodontie.
Legt man die Glasplatte auf die Zähne des Unterkiefers (Fig. 19, II.), so ist daa
Krgebuiss wesentlich dasselbe, wie bei der vorigen Form: die Zahnkronenlinie des Unterkiefers
ist, wenn auch meist in geringerem Grade als bei den Labidodonten, concav.
Fig. 18. Fig. 18.
Wohlgebildetes psalldodontes Oebiss.
I. Aufnahme von der Zungeuseite (rechte Kopf-
hälfte). ult und ot die vereinigten Zahukront-nlinien,
von den Canini an behufs Bildung des Scheerengebisses
tlivergireud.
U. Dasselbe Gebiss (linke Hälfte) von aussen be-
trachtet , Zeichnung der Zahnreihen in ebener Prnjection.
(Nach einem in der Hallesclien Sammlung von mir
aufgeetellten Präparat«.)
"" ffvv-r trrK ' ’
Psalidodontet Gebiss mit »“förmiger oberer
Kronenlinie.
L Die auf die Glasplatte aufgesetzte obere Zahn-
reihe mit der Kronenlinie oJt.
II. Die an die Glasplatte angelehnte untere Zahn-
reihe..
III. Geschlossenes Gebiss mit den hinten vereinigten,
vorn divergirenden Krouenlinien.
Anders ra Oberkiefer. Der den Labidodonten eigene Paralielismns beider Kronenlinien
fehlt. Niemals ist bei Psalidodonten der vordere Tlieil der Kronenlinie convex; eine Convexilät
aber findet sich in nicht seltenen Fällen im molaren Abschnitte der Kronenlinie (Fig. 19, I.).
Oftmals ist die obere Kronenlinie in ihrem ganzen Verlaufe concav; in typischen Fällen gilt dies
Archiv fttr Anthropologie, Bd. XXVII. ]|
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82
Hermann Welcker,
stet» von ihrem vorderen Abschnitte (Fig. 18, IL), der jedoch in einzelnen Fällen auch nahezu
geradlinig ist.
Würde in Folge der mitgetheilten wechselnden Form seiner Kronenlinie ein Oberschäilcl
Zweifel Ober da» Vorhandensein der Psalidodontie lassen, so giebl die Betrachtung des voll-
ständigen Schädels, zumal beim Anblick von vorn, stets sicheren Aufschluss. Immer sind die
unteren Sehneidezähno — meist bis zu ihrem oberen Drittel, oft bis zur Hälfte und mehr, selten
um nur 1 mm von den oberen Schneidezähnen überdeckt.
46. Nach Obigem besteht der wesentliche Unterschied der labidodonten und des psalido-
donten Gebisses darin, dass bei ersterem die Zahnkronenlinien beider Kiefer identisch
gekrümmt sind, während beim paalidodonten Gebiss in dessen vorderem Abschnitte beide Linien
eine entgegengesetzte Krümmung besitzen. Der Zusammenschluss beider Zahnreihen wird
bei diesen Verhältnissen dadurch ermöglicht, dass der psalidodonte Unterkiefer um ein Geringes
verkürzt ist, so das» die Schneidezähne des sich bebenden Unterkiefers sich hinter den oberen
Zähnen hinanfzuBcbieben vermögen, was um so leichter gelingt, als die sagittalcn Durchmesser
der Schneidezahnkronen nicht gross sind. Da bei beiden Gebissformen die oberen und unteren
Molaren und Prämolaren in gleicher Weise in gebundener Stellung stehen, so kann die erwähnte
Verkürzung des psalidodontcn Unterkiefers nur in dessen vorderstem Abschnitte gesucht werden.
Ein guter, meist deutlich ausgesprochener LTnter»cbied, der bereite oben, S. 73, berührt
wurde, liegt in der Art der Abnutzung der Zähne. Die Ebene, in welcher die Abnutzung»flächen
der Schneidezähne auf einander treffen, liegt (vergl. Fig. 20) bei den Labidodonten horizontal.
Fi«. 20.
1/
u v
Richtung der AbuutzungsflArhea.
a bei Labidodontie.
b beUPsalidodontie.
bei den Psalidodontcn der Kegel nach schräg, von hinten und oben
^ nach unten und vorn; doch finden sich bei Psalidodonten in Folge
/—) r , °
j j j von Verschiedenheiten der in manchen Fällen geübten Kau-
L / bewegungen auch abgerundete und flachgestellte Schliffflächen der
Incisores,
Bei den Labidodonten pflegt der erste stärker abgeschUflene
Zahn der Incisivus I zu sein, während dies bei Scbeerengebiss fast
ausnahmslos vom ersten Molaris gilt.
Sehr charakteristisch zeigt sich dies bei dem in dieser
Abhandlung beschriebenen Schädel eines etwa 25jäbrigen Australier». Die Molaren und
Prämolaren beider Kiefer zeigen mässige Schmelzanschleifungen; eine sehr geringe Freilegung
Fig. 2t- einer Elfenbeinpapille zeigt nur der eine untere Prämolaris I
in Folge tiefgehender Schleifung durch da» Thonpfeifcben. Durch
Abschleifung der Spitze der oberen Oanini tritt an diesen eine
kleine Elfenbeinflüche von 1 bis 2 mm Durchmesser zu Tage.
. '~Z . Die oberen und unteren Schneidezähne dagegen sind bereits
Vordertbwl der oberen Zahnreine de» ° °
Australiers L (Natürliche Grösse.) stark verkürzt; jeder derselben zeigt eine ansehnlich breite,
oblonge, ringsum von Schmelz umsüumte Elfenbeinfläche, welche bei den oberen inneren Schneide-
zähnen im sagittalen Durchmesser bis zu 2,5 mm misst1). (Vergl. Fig. 21.)
■) Nach der sehr zweckmässigen Bestimmung der Grade der Zahnabnutzung, welche E. Schmidt
(Anthropo). Methoden, S. 154) gegeben hat, würde bei den Molaren und Prämnlaren der erste, bei den Canini
der erste bis zweit«, bei den Incisivi der dritte Grad der Abnutzung vorliegen. Bei anderen Australiern zeigen die
Schneideziihne den vierten (höchsten) Grad, während die übrigen Zähne nur den zweiten und dritten Grad erreichten.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 83
47. Ethnische Bedeutung der Psalidodontie.
Wenn wir wissen, dass die oberen Molares und Praeinolares mit ihren facialcn Kronenrändern,
die Canini mit ihrer Spitze oder in toto fast in der ganzen Säugelhierreihe, vorzüglich bei den
Fleischfressern und Affen , und so auch bei den labidodonten Mcnschenscliädeln, Oberdecken,
während die Scbneidezähnc «Kopf auf Kopf“ auf einander treffen, so dass die Aussenflächc der
unteren Scbneidezähnc frei liegt, so gewinnen wir den Eindruck, dass die Psalidodontie nichts
Anderes ist, als eine Steigerung und ein Vorgreifen dieses Zustandes in das Gebiet
der vorderen Zähne. Bei den Labidodonten greifen die oberen Molares, Praemolares und
vielleicht Buch die Canini, bei den Psalidodonten simmtliche oberen Zähne über die
Aussenfltche der unteren.
Meine Untersuchungen dürfen zur Annahme berechtigen, dass die Psalidodontie eine
Eigenschaft vorzugsweise der indogermanisclhenltasse sei, während die Labidodontie
als eine pitbecoide Bildung anfznfassen ist.
48. Angaben über die Biegungen des Zahnbogens liegen bereits vor von Seiten
Schaaffhauscn’s. In seiner Abhandlung: „Ueber das menschliche Gebiss“ >) sagt dieser Forscher:
(1.) «Im wohlgebildeten GebiBS des Menschen liegt der ganze Zahnbogen in
einer horizontalen Ebene.“ (!)
(2.) „Bei den Anthropoiden stehen die Schneidezähne des Unterkiefers höher als die
Molaren, so dass die Zahnlinie, von der Seite gesehen, von hinten nach vorn aufsteigt; diese
Bildung findet sich auch bei rohen Rassou, z. B. bei den Negern und Malayen.“
Das bei (1.) Gesagte ist wold nie der Fall, cs steht in schneidendem Widerspruch mit den
Grundverhältnissen des menschlichen KieferbauoB. loh habe nie einen menschlichen Unterkiefer
gesehen, dessen Gebissünie nicht nach oben concav gewesen wäre.
ad 2. Die von Schaaffhausen dem wohlgebildeten Gebisse des Menschen abgesprochene,
für die Affen nnd niederen Menschenrassen alter statuirtc Concaviltt der unteren Zabnkronenlinie
ist, wieoben gezeigt, den niederen und höheren Rasseu gemeinsam eigen. Dass das Wesentliche
des in Rede stehenden Unterschiedes in Verhältnissen des O b e r kiefers beruht, ist Schaaffhausen
entgangen.
Uebrigens bringt Schaaffhausen die von ihm berührte Verschiedenheit der Form des
Zahnbogens in keiner Weise in Beziehung zur scheeren- oder znngenartigen Stellung der
Schneidezähne, wie denn auch des Vorkommens oder des Unterschiedes beider Gebissarten in
jener speciell dem menschlichen Gebiss gewidmeten Abhandlung auffälligerweise nirgends
gedacht ist Wohl abet bat Schaaffhausen an einem anderen Orte') das senkrechte Aufeinander-
treffen der Schneidezähne (so, wie es der angebliche Schillcrschädel in Carus’ Abbildung zeigt,
sowie in Fig. 1 meiner Schrift über Schiller's Schädel — beste Paradigmen der echtesen Labi-
dodontie) für da s Normale erklärt:
— „so ist cs in jedem schönen normalen menschlichen Gebisse der europäischen Rasse.
Dass die Vorderzähne des Unterkiefers bei geschlossenem Munde hinter den oberen
stehen, kommt zumal an weiblichen Schädeln nicht selten vor. An kräftig entwickelten
l) Verhandlungen de« naturwissenschaftlichen Vereine für Rheinland und Westfalen, 43, 8. 7h.
*) Archiv für Anthropol., Bd. 17, Suppl. B. 173 ff.
11*
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84
Hermann Welcker,
Marmorn ist diese Stellung (die Psalidodontio!) höchst seiten; bei einigen fremden Rassen
scheint sie häufiger als bei uns“ (!).
40. Um einen Einblick in die Variationen zu geben, in welchen die beiden hier betrachteten
Ilauptforinen des menschlichen Gebisses auftreten, entnehme ich einer grösseren Reihe nach Art
der Eigg. 17 und 19 aufgenommener Gebissprofile (Schädel mit nennenswerthen Abschleifungen
der Zahnkronen wurden ausgeschlossen) eine kleine Zahl von charakteristischen Fällen.
Der unter Kr. 9 aufgeführte Fall zeigt, dass die Labidodontie , wenn sie bei Gennanen
auflritt, mit derjenigen der niederen Rassen völlig öbereinstimtnt ; Nr. 15 (Psalidodontie eines
Negers) zeigt das Entsprechende für diese Gebissform.
I. Labidodontie.
Nr. 1. Australier, cf, 40 Jahre. Unterkiefer: Die Glasplatte berührt (wie bei
allen folgenden Fällen dieser Gruppe) nur die beiden inneren Schneidczäbne und den
Hinterraml der Tardivi (wo diese fehlen, den Hinterrand des zweiten Molaris). Grösster
Abstand der Kroncnlinic am Molaris I = 3,6 mm. Ruht der bei allen Schädeln dieser
Gruppe schaukolnde Oberkiefer auf dem ersten Molaris, so erhebt sich die Kaute des
inneren Sehneidezahnes 5 mm, der Hinterrand des Tardivus 3 mm über die Glasfläche.
Nr. 2. Australier, cf, 30 Jahre. Bogen beider Kronentinien flacher gespannt;
Abstand des unteren Molaris I von der Glasplatte nur 2,5 mm. Die Erhebung des
Tncisivus I des Oberkiefers 2 mm, des Hinterrandes des Tardivus 3 mm.
Nr. 3. Australier. Die Mitte der unteren Kronenlinie liegt 2,5 mm tiefer als die
vom Inciaivns I zum Tardivus ziehende Ebene. Liegt der mittlere Thcil der oberen
Kronenlinie dem Glase an, so stehen Incisivus I und Molaris III um 3 mm höher.
Nr. 4. Sundanesin. Starke Krümmung beider Kronenlinien; Scheitel der unteren
Kronenlinie 6 mm, Erhebung des Vorderrandes der oberen Kronenlinie 5,5 mm, des
Hintcrrandes 5 mm. Der äussere Schneidezahn und der Caninus liegen etwas höher als
ihre Nachbarn, so dasB sie beim Schaukeln die Glasplatte nicht berühren.
Nr. 5. Sundanese. Tardivi oben wie unten fehlend. Scheitel der unteren Kronen-
linie 3 mm hoch; vordere Erhebung der oberen Kroncnlinio 2,0 mm, hintere 2,8 mm.
Nr. 6. Mikronesier. Die Abstände der Kronenlinien von der Glasplatte, in der-
selben Reihenfolge wie bei Nr. 5 verzeichnet, lauten: 3,3, 3,6, 1,5mm.
Nr. 7. Neger. Scheitel der unteren Kronenlinie 2,4mm. Der Oberkiefer ruht mit
den Molares I und II auf dem Glase; vordere Erhebung 2,5mm, hintere 2mm.
Nr. 8. Alt-Peruaner. Die maassgebenden Ziffern lauten in der bei Nr.ö gewählten
Reihenfolge 3,5, 2,5, 4 mm. Der übrigens schaukelnde Unterkiefer ruht gleichzeitig auf
den Prämolaren und dem Molaris I.
Nr. 9. Deutscher, cf, 18 Jahre. Alle Charaktere der Labidodontie genau wie bei
den vorhergehenden Rassen. Das Obergebiss schaukelt, sämratliehe Zähne treffen der
Reihe nach die Glasplatte. Die Ziffern lauten : 3,5, 3,3, 3 mm.
Nr. 10. Deutscher, cf, 30 Jahre. Die Kronenlinie des schaukelnden Oberkiefers
hat eine kleine Einziehung zwischen dem ersten Incisivus und Caninus, indem der änssere
Schneidezahn höher steht.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 85
II. Psalidodonlie.
Bei allen Schädeln auch dieser Gmppe coucave untere Kronenlinie; bei keinem Schädel
ein schaukelnder Oberkiefer.
Nr. 11. Deutsche, $ . Untere Kronenlinie mäasig stark cnncav, Scheitel 2,5 mm.
Obere Kronenlinie vom ersten Incisivus bis ersten Molaris ooncav (Scheitel 2,0), molarer
Abschnitt geradlinig. Etwa ein Drittel der unteren Schneidezähnc wird von den oberen
überdeckt.
Nr. 12. Deutscher. Glasplatte rnht auf Canini und Tardivi des Unterkiefers;
Scheitel der Kronenlinie 2,8mm. Die Kronenlinie des Oberkiefers nahezu geradlinig;
nur eine seichte Einziehung nach oben am Caninus und Praemolaris I. Hebt sich der
Unterkiefer, so schiebt sieb das Vordergebis« unter und hinter das obere und ein
Drittel der Schneidezahnkronen wird verdeckt.
Nr. 13. Deutscher. Scheitel der unteren Kronenlinie 2,5mm. Die obere Kronen-
linie fast geradlinig; sämmtliche oberen Zilhne, mit Ausnahme der äusseren Schneide-
zähne und der Tardivi, rühren an die Glasplatte an. Dennoch psalidodonte Ueberdeckung
eines Drittels der unteren Sohneidezähne.
Nr. 14. Magyar, cf, 25 Jahre (abgebildet Fig. 13). Unterkiefer. Die Glasplatte
ruht auf den inneren Schneidezähnen und dem Hinterrande der Tardivi. Scheitel der
Kronenlinie 4,5 mm. Die obere Zahnkronenlinie stark S- förmig gekrümmt, vorderes Ende
abwärt«-, hinteres aufwärtsgebogen, so dass die auf den ersten Schneidezahn und den
ersten Molaris aufgesetzte Glasplatte nach dem Tardivus hin geschaukelt werden kann.
Kuht der Olierkiefer auf dem ersten Schneidezahn und ersten Molaris, so steht die
Spitze des Eckzahnes 2,5 mm, die hintere Ecke des Tardivus 6,5 mm oberhalb der Glas-
platte. Bei geschlossenem Gebisse wird die Hälfte der unteren Schneidezähne überdeckt.
Nr. 15. Psalidodonter Neger. Tardivi fehlen. Am Unterkiefer ruht die Glas-
platte auf den Schneidezähnen und dem Hinterrande des zweiten Molaris; Scheitel der
Kronenlinie 4 mm. Am Oberkiefer berührt die Glasplatte die Sohnoidezähno und den
eisten Molaris; Praemolaris I liegt 3 mm, Molaris II 2,6 mm oberhalb des Glases. Etwa
die Hälfte der unteren Schneidezähne wird überdeckt,
Nr. 16. Noch geringer als bei dem vorigen Schädel, und nur oben angedeutet, ist die
S- förmige Krümmung der oberen Kronenlinie bei dem folgenden Schädel, einem
Deutschen. Die Platte ruht auf den Canini und Tardivi des Unterkiefers, die bereits
etwas angeschlitfenen Schneidezähne bleiben unberührt. Scheitel der Kronenlinie 3 mm.
Am Oberkiefer berührt die Glasplatte sämmtliche Zähne, mit Ausnahme des Caninus und
Praemolaris I, die sich 1 bis 1,5 mm, und des Tardivus, der sieh 1 mm über die Platte
erhebt. Nicht ganz ein Drittel der unteren Schneidezähne werden überdeckt.
50. Die drei übrigen Formen.
III. Stegodontie. Bei dieser Gebissform (Fig. 22, S. 86) findet sich stets eine mehr
oder weniger deutliche Erhebung des Zwischenkiefers. Die unteren Schneidezähne werden von
den flach vorspringenden oberen dachförmig überdeckt, bald in der gelinderen, Fig. 22 a
abgebildeten Weise, bald wie bei b und noch in extremeren Formen (Chinesen). Auch hier ist
die bündige Stellung der Backzähne in der Kegel ungestört.
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86
Hermaun Welcker,
Bei undeutlich ausgesprochenen Können von Stcgodontio kann man in Zweifel »ein, ob
nicht eine unreine Form von Psalidodontie oder anch von der unter 22 b abgebildeten schräg-
zahnigen Labidodontie vorliegt, namentlich bei den Snnda-Malayen
»ind dergleichen Mischformen häutig. Paalidodont wird man einen
Schädel dann nicht mehr nennen, wenn die Längsaxen der Schneide-
zähne erheblich von der Senkrechten abweichen und der untere
Sobneidexalin nioht mehr den unteren Theil oder die Kronenraitte
de» oberen, sondern die Grenze de« Zahnhalses trifft.
IV. Opisthodontie. Bei dem opisthodonten Gebisse
(Fig. 23) stehen die unteren Schneidezäbne um 2 bis 10 mm und
mehr hinter den oberen zurück und manche der sonst wohl als
Mikrognathie bezeichnten Schädel dürften in diese Gruppe gehören.
Wesentlich für die Opisthodonten ist, dass die unteren Schneide-
Zähne von den oberen nicht überdeckt werden, so dass beim
Anblick von vom die unteren Schneidezähne frei liegen.
Oie Verkürzung des Unterkiefer» ist eine derartige, dass die bündige Stellung der Back-
zähne keineswegs gestört ist. Oie Form erscheint als eine (öfters bei Sunda-Malayen vor-
kommende) Nebenform der Labidodontie, zu welcher geringe Grade der Opisthodontie einen
deutlichen Uebcrgang bilden.
Fig. 23.
Gebiss mit nach hinten gerückten
unteren ßehneiiiezahnen ;
Opisthodontie.
V. Hiatodontie- Bei vollständigem Kieferschluss bleibt zwischen den oberen und
unteren Schneidezähnen ein oft bis zum ersten Pracmolaris verlaufender klaffender Spalt (von 30 bis
40 inm Länge und 2 bi» 7 mm Breite). Oies wird dadurch ermöglicht, dass der Zwischenkiefer
sich schnauzenförmig emporhebt, während das Vorderende des Unterkiefers eine Biegung nach
abwärts besitzt (vergl. Fig. 24). Die untere Kronenlinie, t tk, in ihrem buccalen Theile wie die
aller menschlichen Unterkiefer concav, verliert am vorderen Pracmolaris — in gelinderen Fällen
am Caninns — diesen concavcn Verlauf and senkt sioh, einen stumpfen Winkel bildend, nach
vom und abwärt», so dass die Vorderenden beider Kronenlinien einen divergirenden Verlauf
gewinnen.
Fig. 24.
Fig. 22.
Dachförmige Xahnntellutig :
Stegodontie.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 87
Wie der Vergleich der Figur 19 III mit Figur 24 zeigt, bildet die Hiatodontie den
extremsten Gegensatz zur Psalidodontie i die Zahnkroncnlinien, in ihrem hinteren Laufe vereinigt,
besitzen in beiden Fällen vorn einen divergirenden Verlauf, so jedoch, dass bei der Psalidodontie
das Vorderende der unteren Kronenlinie nach oben, bei der Hiatodontie nach unten liegt
Diese Form der unteren Zahnkronenlinie, die ich am häufigsten bei Negern fand1), dürfte
der einzige Fall sein, in welchem am menschlichen Schädel die untere Zahnkronenlinie nicht in
ihrem ganzen Verlaufe nach oben concav wäre.
51. Statistik der Gebissformen.
Für nachfolgende Tabelle habe ich die Schädel der Sammlungen zu Halle, Berlin,
Leipzig, Güttingen, Marburg und Giessen auf die Stellung der Schneidezähne geprüft.
Wenn auch leider bei weitaus der Mehrzahl unserer Sammlungsschädel das Gebiss mangelhaft
zu sein pflegt, so konnten doch noch mehrere tausend Schädel mit Vortheil auf unsere Frage
gemustert werden. Für unten folgende Tabcllarisirung jedoch wurden sämmtliche Schädel mit
mangelhaftem Gebiss, vor Allem solche, die nicht in beiden Kiefern mindestens auf einer Kopf-
seite sämmtliche Schneidezähne besitzen, von der Untersuchung ausgeschlossen. Ich glaubte hierbei
so streng sein zu müssen, dass von den vielen tausend Schädeln der genannten Sammlungen
kaum voll 800 Exemplare zu dieser Tabcllarisirung zugelassen wurden.
Ich gebe zunächst meine Ziffern und habe, um sogleich eine ungefähre Orientirung über
die Vertheilung der Psalidontie und Labidodontie in den verschiedenen Rassen zu gewinnen,
trotz der für jetzt noch sehr geringen Zahl der untersuchten Einzelfälle Mittel und Procent-
werthe berechnet.
Wenn die Zahl der Schädel, die zur Gewinnung der Mittelwerthe benutzt wurden, in zahl-
reichen Gruppen 20 nicht erreicht, so ist das Wagniss, diese Mittelwerthe zu ziehen, doch nicht
so gross, als es scheinen müchte, da das an den völlig completten Schädeln Gefundene an dem, was
an der grossen Zahl der nicht completten Schädel beobachtet werden konnte, eine wesentliche
Stütze fand.
Statistik der Gebissformen. (Ordnung nach abnehmender Labidodontie.)
1
Absolute Werthe
Procentwerthe
Lab.
Psal.
Steg.
Opistho. Hiato.
Lab.
Psal.
Steg.
Opistho. Iliato.
le
Australier
18
1
j
100,0
1
16
Amerikaner, excl. Peru ....
15
i
—
—
93,7
6,2
—
—
—
13
Altperu&ner
1 11
2
—
—
—
Bl, 6 1
16,4
—
—
—
12
Mikronesier
10
1
—
i
—
83,3
8,3
—
8.3
—
6
Hottentotten , einschliesslich
Buschmänner
5
i
—
—
—
8a,»
16,6 |
—
—
—
16
Nördl. Mongolen (Antarktiker)
10
6
—
—
—
62,4
37, S
—
—
-
7 j
Polynesier
4
3
—
—
-
57,1
42,9 ,
—
—
—
14 ;
Papu&B
s
6
—
—
-
57,1
42,8
—
—
—
Neger
34 |
26
2
—
2
53,1
40,6
3,1
3,1
IBS
') Eine ähnliche (7 tmu hohe) Lücke zwischen den oberen Kanten der Bchneidezähnc zeigt ein Bornu-
neger AS der Freiburger Sammlung; eine 5 mm hohe der Neger A 5 3051 der Marburger Sammlung- Aehnlicbe
Fälle sind zbgebildet bei Ecker (Schädel nordostafrikanischer Völker), Tafel 3, 4, 5 und 10.
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88
Hermann Welcker,
Absolute Werthe
1
Procentwerthe
Lab.
Psal.
Steg. |
Opistho.
Hiato.
Lab.
Psal.
Steg.
Opistho.' Hiato.
16«
99 Sunda* Malayen ...... 1
52
22
5
18
1 3
52.5
22,2
5,5
18.9
2,0
42 sSlaven
11
22
1
1
i i
40,6
62,4
2.3
a.3
2,3
5 Hindun ...
11 Juden
2
l 2
1
—
—
40,0
40,0
20,0 |
—
4
1 i
1
-
36,0
63,6
—
23 » Magyaren, Käthen, Finnen . .
*
17
| i
_
i j
17,4
73,1)
4,3 |
—
4.3
402 1 Deutsche (Schikdcl)
67
320
7
5
3
18,7
! 79,6
1,7 1
1,2
0,7
8 ' Romanen . . J
■ I
7
—
12,5
87,6
—
—
—
18 Chineeen, Japaner I
774 J“
1 3 1
9
6
1
" 1
j IM
60,0
83,8
5,5
52. Ergebnisse.
Psalidodontie.
Den höchsten Procentsatz der Psalidodonüc habe ich bei den (8) Romanen (mit 87,5 Proo.)
und bei Deutschen (mit 79,6 Proc.) gefunden, bei denen die Labidodontie nur mit 12,6 Proc.
liciw. 16,7 Proc. vertreten ist. Ueber das Verhilltniss der übrigen germanischen Völker gestatten
meine Tabellen keine Aussage.
Ein gutes Verhältnis der Psalidodontie zeigen die Schädel der Magyaren, Esthen und Finnen
(73,9 Proc- gegen 17,4 Proc. Labidodontie); geringer ist die Häufigkeit der Psalidodontie bei
den Juden (63,6 Proc.), Slavcn (52,4 Proc.) und Chinesen (50 Proo.). Dann folgen mit annähernd
gleichen Verhältniswahlen die Polynesier (42,9 Proc.), Papuas (42,8 Proc.), Neger (40,6 Proc.)
und Hindu (40 Proc.), denen sich die nördlichen Mongolen (Antarktiker) mit 37,5 Proc. nahe
anschliessen. Dann aber kommt eine grössere Differenz.: erst mit 22,2 Proc. setzen die Sunda-
Malayen wieder ein; bei sechs Hottentotten war Psalidodontie mit 10,6 Proc, bei 13 Altperuanem
mit 15,4 Proc. vertreten. Am seltensten kam die in Krage stehende Gebissform bei Mikronesiern
(8,3 Proc.) und bei nichLpcruanischen Amerikanern (6,2 Proo.) vor.
Labidodontie.
Die höchste Ziffer für die Labidodontie, vielleicht ausschliessliches Vorhandensein dieser
Gebissform, findet sich bei den Australiern1) (100 Proc.), nächst ihnen bei den Amerikanern,
bei welchen das Culturvolk der Altperuaner einen kleineren Proceutsatz (84,6) aufweist als die
*) Neben den in dieser Tabelle aufgefnbrten Australierschkdeln standen mir die Unterkiefer von
23 anderen Anstralierschädeln (der Göttinger, Freiburger Sammlung und den aus der Godefroy’schen Sammlung
stammenden Schädeln des Leipziger Völkermuseums) zu Gebote. Bei IS Exemplaren dieser Beihe, bei welchen
die Schneidez&hne vorhanden sind, spricht die Art der Znliubenutxung , genau wie in dem oben (8. 32)
abgebildeten Falle, stets mit voller Sicherheit für typische Labidodontie. Bei den Scbneldexähnen aller dieser
Unterkiefer ist der obere Tbeil der Sehneidekaule - — bei alteren Exemplaren bis nabe zum Zahnhälse hinab —
recbtwinkelig zur Schftdelsenkrechten abgeschiiffen , an dass bei den Schneidezkbuen aller dieser Unterkiefer da«
Elfenbein in Form eines 1 bis 3 mm breiten 8treifens zu Tage getreten ist. Von einer Anschleifung dar anderen
Fläche der Krone, wie sie beim Sclieerengebiss immer in höherem oder geringerem Grade erfolgt, nicht eine Spur.
So dürfte hierdurch die Labidodontie für 41 Australier mit Sicherheit nachgewiesen sein, wahrend mir
eine andere Gcbissform bei dieser Hasse bis jetzt nicht vorgekomtnen Ist. Ob sich bei Untersuchung einer
grösseren Zahl von Australiern nicht auch einmal ein vereinzeltes Schecrengebiss ünden würde, bleibt dahin*
gestellt; sicher alter ist nach obigen Beobachtungen, dass das Typische bei dem Australier die
Labidodontie ist.
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f
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 89
roheren Stämme (93,7 Proo.). Gleiche Häufigkeit der Labidodontie zeigen die Sohädcl der
Mikronesier und Hottentottcn-Busebmünner (beide 83,3 Proe.); bei den nördlichen Mongolen
(Antarklikern) sind noch immer fast zwei Drittel der Schädel labidodont (62,4 Proe.); dann folgen mit
fast gleicher Häufigkeit die Polynesier (57,1 Proe.), Papuas (57,1 Proe.), Neger (63,1 Proe.) und
Sunda-Malayen (52,5 Proe.). Slaven, Hindus und Juden zeigen die Dahc zusammen stehenden
Häufigkeitsziffern 40,5 Proe., 40 Proe. und 36 Proe.; nur in einem Sechstel der Schädel oder
noch weniger kommt Labidodontie vor bei Magyaren. Eslhen, Finnen (17,4 Proo.), bei Deutschen
(16,7 Proe.), bei Romanen (12,5 Proo.) und bei Chinesen (11,1 Proe.).
Stegodontie fand sich bei Chinesen und Japanern in einem Drittel (33,3 Proe.), bei
Hindus in einem Fünftel (20 Proe.) aller Fälle, bei Sunda-Malayen nur in 6,5 Proo. bis 18,9 Proe.
verwandter Mischformen (Opilhodontie). Nur vereinzelt kommt diese Gebissform vor bei Nord-
slaven (2,8 Proe.), Magyaren, Eslhen und Finnen (1,7 Proe.) und Deutschen (1,7 Proe.).
Opisthodontie ist (mit Ausnahme der Sunda-Malayen) im Ganzen selten, die grössten
Iläufigkeitsziffem zeigen ausser den genannten die Mikronesier (8,3 Proe.) und die Chinesen
und Japaner (5,6 Proe.). Slaven (2,3 Proe.) und Deutsche (1,2 Proe.) weisen diese Form nur
vereinzelt auf.
Hiatodontie ist am häufigsten bei der Gruppe Magyaren, Esthen und Finnen (4,3 Proe.)
und bei den Negern (3,1 Proo.); Slaven sind mit 2,3 Proe., Sunda-Malayen mit 2 Proe. damit
vertreten und bei Deutschen findet sich diese Gebissform nur sehr vereinzelt (0,7 Proe.).
Das Gebiss der Sunds- Matsyen setzt der Unterbringung in unsere fünf Gruppen in einzelnen
Fällen nicht gering# Schwierigkeit entgegen. Mit Sicherheit indessen tritt hei den Sunds- Mslsyen
im Gegensatz zn den Deutschen eine sehr hohe Frocentzifffr der Ijtbidodontie und ein# sehr geringe
Ziffer der Psalidodontie hervor. Die llalle'schen und Berliner Schädel haben ergehen 62,6 Proo. sichere
Labidodonten , 22,2 Proe. Fsalidodonten und 24,4 Proe. Stcgo-, Opistho- und Hiatodonten, sowie
Mischformen , unter welchen ein den Psalidodonten nahestehender Schädel sich mit Bestimmtheit
nicht befindet.
53. Stellung der Schneidezähne bei den Säugethieren. Ein pithekoider
Charakter am Oberkiefer der Sunda-Malayen.
In der Säugcthierreibe herrscht durchaus das Zangengebiss vor, doch linden sich auch
neunenswerthe Ausnahmen.
Typisch labidodont sind die Anthropoiden, ebcnBo Cercopitherus, Cynocephalns, Mycetes
Ateles und andere niedere Affen. Bei Inuus fand ich einen sehr geringen Grad von psalidodonter
Uebcrdeckung.
Bei den Fleischfressern würde man auf den ersten Bück wohl allgemein Zangengebiss annehmen;
ich fand solches bei Hnnden, Katzenarten, Ursus, Gelo, Lutra, Mnstela u. a. Typisch labidodont
scheint bei erfolgter Anschleifung auch das Gebiss des Löwen, Tigers. Bei jugendlichen Tiger-
sebädeln aber zeigt sieh eine gelinde psalidodonte Uebcrdeckung der unteren Sohneidezähne. Die
unverletzten Incisorcs, ölten wie unten, besitzen vorn eine messerartige Lippe, hinten einen
gerundeten, die Hauptmasse der Krone bildenden Höcker1). Die Lippe des unverletzten unteren
Scbneidezahnes des Tigers steigt hinter der des oberen hinauf.
Jedenfalls viel echtere Labidodonten als Löwe und Tiger sind Orang und die Mehrzahl
aller Affen, bei welchen am jungen Tbiere die Schneiden der Incisivi scharf auf einander treffen.
') Just dieselbe Bildung, die auch am Bchnelduzalin des Menschen, nur in anderen Proportionen sich findet.
Archiv für AnUircj»U>fte. Bd. XIV 11. 12
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90
Hermann Welcker,
Stark verkürzte, desgleichen nach vorn übergreifende Unterkiefer, zuweilen aber auch
wirkliche Psalidodontie findet «ich bei einzelnen Haushunden. Bei einem Raubbentler,
Chirosectes Yapok, schieben die unteren Incisivi (acht Stück) «cheerenförmig hinter den zehn
oberen herauf.
Pboca o r i s t a t a. Die «ehr spitzen, pfriemenförmigen Schneidezühne de* Unterkiefer«
«teigen hinter den oberen herauf, fast X cm hinter denselben zurückliegend; so bei drei Kzem-
plaren. Bei zwei anderen treffen die oberen und unteren senkrecht auf einander.
Das Gebiss der Nager darf in der Ruhestellung labidodont genannt werden. Indem beim
Nager die unteren Schneidezähne abwechselnd hinter und vor die oberen treten, schärft jeder
Zahn »einen Gegner, eine schräge Kerbe auf der Hinterseite desselben einschleifend, während
das freie Ende der vorderen Schmelzrinde beider Zähne die Schneiden bildet.
Labidodont ist das Pferd; psalidodont Dicotyles. Beim Schweine treffen die Uuter-
enden der ziemlich senkrecht herabtretenden oberen Schneidezähne auf die Spitze der sehr flach
Hegenden unteren.
Sehr merkwürdig ist da* Vordergebiss von Macropu« giganteua (Vorderzähne ‘ ). Der
«ehr flach liegende, ja etwas nach abwärts gerichtete, sehr lange, Bcharf zugespitzte untere
Schneidezahn wird von der Spitze an bis nahe zur Wurzel der Reibe nach von den breiten
Kronen der drei senkrecht herabtretenden oberen Schneidezflhne getroffen, so dass hier eine
Zange vorliegt, deren obere Branche durch die Kronen der sechs oberen Schncidezähnc
gebildet wird, die untere Branche durch die sehr schräg gestellten Gebissflächen der beiden
unteren.
Je stärker bei einem Schädel die Sch nau zenbi Id ung wird, um «o mehr im Allgemeinen
verliert die Lage der Schneidezühne, die in Fig. 14 e gezeichnete orthodonte Richtung und cs
erfolgt Proodontie (Fig. 14b). Weit über das Maas« der gewöhnlichen Schnauzenbildung hinaus
treten bei zahlreichen Thieren die Kiefer, stark nach vorn ausladend, vor, *o dass die Vorder-
enden derselben pincotlenartig gegen einander treffen. Nur bei wenigen Thieren dieser Art aber
folgen dann die Schneidezähne Iteider Kiefer dieser Flachrichtung, so dass die linguale Fläche
der oberen nahezu nach unten, die der unteren nach oben zu liegen käme. Bald sind es die
oberen und unteren Schneidezähne (Pferd), bald nur die
oberen (Schwein), welche, indem «ie anfhören der
Fluchtlinie des Kiefers zn folgen, eine mehr orthodonte
Lage gewinnen, so dass die Prognathie des Kiefers
durch Orthodontie der Zähne corrigirt wird1).
Fig. 25 fuhrt die Vorderenden dreier Schädel-
durchschnitte vor, geordnet nach wachsender Scbnatizeu-
bildung. Wenn der Winkel der Schneidezahnaxen
beim Neger mit der Zunahme der Prognathie und der
Schnauzenbildung sich erheblich zugespitzt hat, so ist
dies bei dem weit mehr prognathen Orang keineswegs der
Fig. 25.
» b c
Richtung der Schneidezäbne beim Deutschen,
Neger, Orang.
if Winkel der 8chneidexahnaxen (gebildet
durch zwei von der Wurzelspitze zuin Ende
der Kronenschneide gezogene Gerade).
') Rehr flach hegen die Scfaneidezftbne des Ober- oder de« Unterkiefers, wenn die andere Üebiashälfte
zahnlos ist; ln solchem Falte liegen sie im Oberkiefer horizontal, als Stoaszabn beim Narwal; oder im Unter-
kiefer sehr flach, bei den Wiederkäuern.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 91
Kall, sondern es ist bei ihm durch orthodonte Scbneidczahnstellung die oben erwähnte Cornpen-
satiun der Scbnauzenbildnng erfolgt.
Wie ich finde, macht «ich dieselbe compeusirende Zahnstellung auch an menachlichen
Schädeln geltend: so bei den Sunda-Malayen, und es verleiht dieselbe diesen Schädeln
einen ganz eigenthümlichcn, an den Affonschädet erinnernden physiognomisclien Ausdruck '), der
allerdings viel mehr beim Anblick des Schädels, als an einer Zeichnung hervortritt. Dabei
folgt der innere obere Schneidezahn der Fluchtlinie tt des Zwischenkiefers oder es zeigt die
Axenlinie ii des Schneidezahnes eine orthodonte Ablenkung um mehrere Grade. Uebrigens ist
diese letztere Bildung nicht allzu häufig; bei 44 Sunda-Malayen der Halle'schen Sammlung, die
ich zumeist von C. Swaving erhalten habe, findet dieselbe sich deutlich nur bei 4 Exemplaren.
Häufig sind Zwischenformen zwischen den Extremen.
Die Krage anlangend, ob die proodonte Stellung der Zahnkrone auf einer nach vorn convexen
Biegung des Zahnes oder auf einer nach vorn mehr abfallenden Einpflanzung beruhe, schien
es bei Untersuchung herausgefallener Zähne sowie der Alveolen, dass beide Momente zu dieser
Bildung beitragen.
b) Gestalt des Unterkiefers bei verschiedenen Rassen.
54. Vordertheil des Unterkiefers bei Betrachtung von unten. Zahnbogen.
An Unterkiefern von Eskimos war mir bei Betrachtung von unten stets eine EigcnthQmlich-
keit der Bogcniinie in der Kinngegend aufgofallen. Während bei anderen Bassen der von beiden
Kürperhälften umschlossene Raum dem Vorderende einer Ellipse oder eines un seiner Spitze
abgerundeten Dreiecks gleicht und beide Hälften der den freien Raum umschliessenden Contur
an keiner Stelle eine besondere Ausziehung darbieten, besitzt bei zahlreichen Eskimoschädeln
dieser Raum in der Kinngegend einen kleinen, von zwei Bogenlinien umschlossenen Recessus »
(Fig. 26), an dessen hinterem Ende sich jederseits ein nach innen Fig. 26.
gerichteter mehr oder weniger stark ausgebildeter Vorsprung zu
erkennen giebt-
Ein treffliches Rassenmerkmal bildet die Gestalt des Zahnbogens,
der bald winklig enge, bald breit und von nach hinten divergirenden
Zahnreihen gebildet ist. Die Reihe der Schneidezähne verläuft bald in
einer mehr geraden Linie, so dass der Bogen an dem Caninus jederzeit
eine deutliche Knickung zeigt, bald scbliesst sich die Heihe der Schncidczähne dem öhrigen Zahn-
bogen in gerundetem Gange au.
Vergleicht man bei verschiedenen Rassen den gegenseitigen Abstand der beiden
zweiten Molares (Krononmitte) mit dem der beiden ersten Praemolares, so wird man den
ersteren bei den verschiedenen Rassen wenig, den letzteren stärker wechselnd finden.
') Auch bei Braailianenchädeln erinnere ich mich, demselben pithekoide» Zuge, der dem Schädel einen
sehr thierischen Charakter verleiht, begegnet zu sein, vermeide aber darauf einzugehen, da ich diese Sehadel
jetzt nicht vor mir habe.
12*
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92
Hermann Welcker,
a. b.
Gegenseitiger Abttaml der Gegenseitiger Abstand der a:b — 100:
beiden Molares 11. beiden Praemolares I.
Deutsche . .
. 60,0 mm
31,5
mm
0,63
Hindus . . .
• 50,5 „
36,2
»
0,71
Australier . .
. 49,5 „
36,0
n
0,74
Neger . . .
. 53,0 „
42,4
n
0,8
Diese Zitlern sagen aus: Die Breite des hinteren Theiles des Zahnbogens ist bei den ver-
schiedenen Hassen wenig verschieden; seine beiden Schenkel convergiren bei den höheren Rassen
stark, bei den niederen weniger stark nach vorn, so dass hierdurch bei letzteren die stärkere
Knickung am Caninns bewirkt wird.
Da die Frage, ob ein bestimmter Unterkiefer der Gestalt seines Zahnbogens nach einem
Schädel angehören könne, durch den gegebenen Oberschädel stets sicher entschieden werden
kann, so wird hier auf die Rassenbestimmung des Zahnbogens nicht näher eingegangen.
c) Profil des Unterkiefers.
65. Der Winkel.
Tn ihren Grundzügen wird die Form des Unterkiefers chnraklorisirt durch die Winkel
desselben, nämlich den Winkel am Kinn (Symphysis-Winkel des Unterkiefers) und den Winkel
des Ramus. Ich erhielt einen Kanakenschädel mit äuBscrst spitzem Kinn und sehr stumpfem
Ramuswinkel; da für die Kanaken gerade die entgegengesetzte Beschaffenheit dieser Winkel
charakteristisch ist, so war mir das der erste Grund, die Echtheit des Unterkiefers, der sich in
der Thal als unecht erwies, anzuzweifeln. *
Die Kenntniss der Mittelformen jener beiden Winkel wird uns sagen, ob in einem gegebenen
Falle die Winkel die für die Rasse charakteristischen sind. Sind sie es nicht, so liegt darin,
da bei jeder Rasse diese Winkel innerhalb nicht allzu enger Grenzen schwanken, durchaus kein
Gegenbeweis gegen die Zugehörigkeit, immerhin aber ein nicht zu verachtender Fingerzeig.
Ich stelle in Fig. 27 (S. 98) die sur Bestimmung der beiden Winkel von mir benutzten
Linien für sechs Rassen zusammen.
Moine Bestimmungen dieser von verschiedenen Autoren und mittelst verschiedener Methoden
gemessenen Winkel habe ich an einer sehr umfänglichen Messungsreihe, deren Abdruck ich
hier unterlasse, direct am Schädel, in einer zweiten, hier mitgetheilten, an geometrischen Profil-
aufnahmen des Schädols ausgeführt.
Bereits Lucae hat bei Einführung seiner vortrefflichen Methode der geometrischen
Bildaufnahme nachgewiesen, dass zahlreiche Messungen weit sicherer und bequemer am
Bild, als am Object selbst ausgeführt werden, und zu diesen Messungen gehören — sofern
ein solches allerdings nicht mühelos, sondern nur mit Aufwendung vieler sehr sorgfältiger
Arbeit herzustellendes Material zur Verfügung Bteht — ohne Zweifel die Messungen der
Unterkicferwinkel.
Behufs meiner der Herausgabe harrenden Untersuchungen über das Profilbild des Schädels
and den Aufriss seines Sagittalschnittes habe ich in den sechziger bis achtziger Jahren die geo-
metrischen Aufnahmen von je 10 bis 20 dnrehsägten Schädeln von 32 der wichtigsten Rassen
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 93
ausgeftlhrt (alle männlich mit Ausnahme einer Reihe von 30 deutschen Weiberschfideln) und ich
wählte aus diesem reichen Material die Unterkieferbilder Ton 25 Rassen aus.
Sümmtliche unten folgenden Umrisse von Unterkiefern sind Milteiformen, construirt mit
Hülfe der von 10 bis 30 geometrischen Bildaufnahmen gewonnenen Maasse. Da bei der geu-
metriachen Profilaufnahme des Schädels der Blick schräg auf die Aussenflftche des Unterkiefers
fällt, so erscheint er in einiger Verküranng, was bei der Bcurtheilung unserer Bilder wohl r.u
beachten ist. Dass das Maas« dieser Verkfirxung bei den verschieden breiten Schädeln in geringem
Grade wechselt, ist eine nicht erwünschte, den Werth des Verfahrens jedoch nicht aufhebende
Zugabe, die gegenüber anderen, in dem Object liegenden und jede Methode dieser YVinkel-
messungen gefährdenden Schwierigkeiten kaum in Betracht kommt.
Wir fassen den Profilumriss des Kinnes als einen Kegel mit abgerundeter Spille auf und
wünschen den Scheitelwinkel, nach dem die Wandungen des Kegels convergiren, au messen. Es
würde dies keine Schwierigkeit haben, wenn die den Kegelmantel begrenzenden Linien gerade
wären. Statt dessen sind diese Linien gebogene und oftmals ziemlich unregelmässig gebogene
and morphologisch keineswegs feste Linien, deren Vertauschung mit geraden, nach unserem
Gefühle regulirten Linien uns ins Gebiet des Arbitrium fuhren würde, während Anlegung des
Lineals an je iwei vorragendste Punkte, wie wir nicht vergessen dürfen, den Knoten durchhaut,
aber nicht löst.
Zur Messung der beiden Winkel siehe ioh, das Lineal an die vorragendste Stelle des
Umrisses anlegend, eine Linie JG längs des Vorderrandes, eine Linie GA längs des Unterrandes
Fig. 27. und eine Linie A C längs des hinteren Randes des
Umrisses. Für Messung eines dritten Winkels,
welcher seinen Scheitelpunkt bei t bat, des Winkels
Gim, benutze ioh noch eine Linie, deren Enden
auf der Krone des ersten unteren Schncideaabnes
und des ersten unteren Molaris liegen — Linie >»r
Die Linie JG tangirt den Vorderrand des
ersten Schneidezahnes und die vorragendste Stelle
des Kinnes. Schwierigkeiten entstehen, wenn der
Zabn nicht vorhanden ist, und ob wurden Kiefer,
bei welchen der Zahn nicht mit Sicherheit ersetzt
und die Profillinie ergänzt werden konnte, aus-
geschlossen.
Wenn ich bei meinen Unterkiefermessungen den Schneidczatin mitmaass nnd bei dein
Winkel g die Zahnkronenlinie heranzog, so stehe ich damit in Widerspruch mit v. Török
und anderen Forschern, welche entweder an edentaten Unterkiefern arbeiteten oder die
bemhnten bei ihren Messungen so behandelten, dass die Zähne vom Messinstrumente unberührt
blieben.
Ich habe bei Messung der Höhe des Unterkiefers, wie bei den Winkelinessungen mit
gutem Bedacht den Schneidezahu mitgemessen und den vorderen Winkel des Kinnwinkels
nicht an den Knochen, sondern an den Schneidezahn angelegt. Ich gehe hierbei von der Be-
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94
Hermann Welcker,
trachtung aus, dass wir bei unseren Messungen des Schädels den bezahnten Obcrscliädel und
den bezahnten Unterkiefer zu Grunde legen und dass der seiner Zähne beraubte Schädel nur
ein Fragment ist. Pas grösste Kopfmaass (Scheitel zur Kinnspitze) wird selbstverständlich am
bezahnten Schädel gemessen, und wir bringen, wenn wir auf einen Edentulns angewiesen sind,
einen die Kiefer in dem rechten Abstande fixirenden Körper zwischen dieselben '). Der Abstand
der Sehneidezahnspitze bis zum Kinn ist auch beim Schädel des 2&jährigen ein festeres bestimmtes
Maass, als das von der Kinnspitze zu dem papierd ilnnen unbeständigen Rande der Alveole.
Doch würde ich einen sehr grossen Werth gar nicht einmal darauf legen, ob man (selbstverständ-
lich bei gleichmässiger Behandlung) das Oberende des Schneidezalines oder der leeren Alveole
zu Grunde legen wollte. Was die Exactbeit dieser Messungen wesentlich gefährdet, liegt
nicht hier, sondern in den „gerundeten* Formen (vergl. unter Anderem Fig. 28), die unseren
Messinstrumenten keinen sicheren Anhaltepunkt bieten, Schwierigkeiten, die weder durch
eine feste Regel, noch durch ein schraubenreiches Messinstrument zu beseitigen sind. Hier wird
es, wie in vielen anderen Fällen, in welchen unsere Semiotik entscheiden soll, wahr bleiben —
was wahrlich dem Werthe der Exactheit keinen Abbruch thut — , dass unserer Technik und
unserem durch Gesetze sicher gestellten Wissen unser Fühlen und ein sicherer Blick stets einen
guten Theil voraus sind.
Die Linie GA (Basislinie des Unterkiefers) lehnt sich an die Punkte an, mit welchen der
sieb Belbst überlassene Unterkiefer auf einer ebenen Unterlage ruht. Für die Richtung der
Linie GA, bezw. für deren Werth und Brauchbarkeit ist cs daher von Wichtigkeit, ob diese
Ruhepunkte möglichst weit aus einander liegen, nämlich die hinteren Ruhcpunkte in nächster
Nähe des Angulus, der oder die vorderen am Kinn oder in dessen Nähe (günstigstes Verhalten)
(Fig. 27), oder aber ob die hinteren und vorderen Unterstfltzungspunkte nahe gegen einander
Fig. 28. gerückt sind, so dass das Kinn (wie bei dem keines-
wegs als erheblich abnorm auffallenden Unterkiefer
Fig. 28) sich hoch von der Unterlage erhebt In
nicht seltenen Fällen ist der gesammte Unterrand
des Unterkiefers derart gerundet, dass der Unter-
kiefer auf seiner Unterlage hin und her schaukelt.
Die Linie AC, die, wie die Fig. 27 zeigt, an
die beiden vorspringendsten Punkte des Hinter-
rnndes des Unterkiefers sich anlehnt, macht kaum
jemals irgend welche Schwierigkeiten.
Es ist klar, dass in Fällen mit hoch von
der Unterlage sich erhebendem Kinn, bei
welchen der Unterrand des Unterkiefers
nicht einen ungefähr geradlinigen Schenkel
des „Kinnwinkels“ bildet, sondern selbst winkelig geknickt ist, sowie bei verdicktem
Unterkieferrande (wie solche zumal bei Maoris und Sandwichinsulanern häufig sind) eine
exacte Messung des „Kinnwinkels“ mittelst keiner Methode möglich ist. Die Natur-
l) Dem steht allerdings nicht im Wege, dass auch die Messungen des Unterkiefers mit Ausschluss der
Zähne ihre Begründnng haben kennen.
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 95
körper sind oftmals „rund“, ohne sicher greifbare Messpunkte und spotten unserer
Messung.
Alle Forscher, welchen wir Messungen des Kinnwinkels (Symphysiswinkel«) verdanken, haben
meines Wissens als unteren Schenkel desselben die Basislinie, d. h. die Linie, längs welcher der
Unterkiefer auf einer ebenen Unterlage aufruht, benutzt. Es ist aber ganz augenscheinlich, dass,
wenn wir bei Formen wie bei der Fig. 28 die Linie GA bei der Bestimmung des Symphysiswinkels
benutzen, wir einen ganz unmöglich spitzen Winkel erhalten. Man könnte daran denken, allein
die Linie GX zu wilden, was aber einen offenbar zu grossen Winkel orgeben würde. Die
Wahrheit wird in der Mitte, oder besser zwischen beiden Positionen liegen. Ob wir aber das
liechte treffen, ob wir unserem Gefühle nach eine der Linie YF parallele Linie als den einen
Winkelschenkel annchmen, ist nicht zu sagen.
An den Stellen, wo ich an dem gerundeten Umriss des Kinnes und am gerundeten Umriss
des Angulus den Scheitelpunkt des Winkels suche, habe ich in allen meinen Zeichnungen, und
so auch in Fig. 27, 8. 93, ein kleines, den Umriss kreuzendes Strichlein (bei G und bei A)
angebracht. Umzieht man nun bei meinen Rassenaufnahmen das Bild des Unterkiefers mit den
Linien JG, GA und AC, so theilt das verlängerte Strichlein A den Winkel GAC leidlich
genau in zwei Hälften, das Maass des gefundenen Winkels entspricht also unserer Abschätzung.
Das verlängerte Strichlein am Kinn aber trifft meist, und so auch in unserer Fig. 27, S- 93,
statt in den Scheitel des von den Linien JG und GA gebildeten Winkels auf die Linie JG
(in extremem Grade ist dies bei der Fig. 28 der Fall); der durch die Messung gefundene
Winkel ist also weit spitzer, als das Kinn unserer Abschätzung nach und ohne Zweifel auch in
Wirklichkeit ist. Dies Alles sind Schwierigkeiten, die durch die Complicirtheit der Messinstru-
mente, und durch die Möglichkeit, Deciraale von Winkelgraden abzulesen, nicht gehoben
werden können.
v. Török sagt in seiner Abhandlung: „Wie kann der Symphysiswinkel des Unterkiefers
exact gemessen werden?“ ( Arch. f. Anthrop. XVII, S. 141), dass bei solchen schaukelnden
Unterkiefern immerhin jede Winkelmessung eine sehr delikate Aufgabe bleiben werde.
Diese Aufgabe ist mehr als delikat, sie ist schlechthin unlösbar. Man könnte daran
denken, solche Exemplare von der Messung auszuschlicssen ; das würde aber bei solchen
Rassen, bei welchen, wie ich bei Maoris und Sandwichinsulanern finde, diese gerundeten
und nach unten geknickten Basislinien sehr häufig sind, eine Fälschung der Mittelziffern
bewirken. Noch schlimmer: ganz ohne Zweifel wandert jener in Fig. 28 bei X befind-
liche Vorsprung, die Lago der Basislinie und somit den „Kinnwinkel“ ändernd, bei den
einzelnen Individuen bin und her, während der wirkliche Kinnu-inkel, bezw. die Umriss-
linie des Kinnes bei diesen Individuen vielleicht wesentlich gleich, oder in ganz anderem
Gange verschieden ist.
v. Török giebt sehr richtig an, dass man durch Anlegen einer Schiene an den Vorderrand
des Unterkiefers (also auch durch Anlegen meiner Linie GJ an den Vorderem! de« Unterkiefer-
profils) den Symphysiswinkel nicht genau messen kann, indem das Oberende des zu messenden
Schenkels in eine Vertiefung zwischen den beiden inneren Alveolarvorsprüngen der inneren
Schneidezähne liege. Es scheint mir aber, dass diese und andere kleine Inconvenienzen, die
überdies in allen EinzcUullen wesentlich in gleichem Maasse sich geltend machen, und somit für
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96
Hermann Welcker,
unsere Untersuchung sehr wenig bedeuten, gar nicht in Betracht kommen gegen die oben von
mir hervorgehobenen weit grösseren Fehlerquellen, denen gegenüber unsere Entscheidung einzig
Sache des Eindruckes und der Abschätzung ist, während für eine cx&cte Entscheidung jede Hand-
habe fehlt. Auch der von mir oben nioht in Betracht gezogene vordere Schenkel des Symphyais-
winkels bietet Schwierigkeiten : es ist z. B. klar, dass der Symphysiswinkel sehr viel kleiner wird,
P>K- *9- wenn bei dem Unterkiefer, Fig. 28, S. 94,
die vordere Bogenliuic des Unterkiefers
statt so, wie voll gezeichnet, in der
Richtung der punktirten Linie verlaufen
würde, während die Lage der unsere
Linie GJ bestimmenden Vorsprünge die-
selbe bleibt.
Trotz der hier hervorgehobenen, bei
einzelnen Unterkiefern sehr grossen Schwie-
rigkeiten der Winkelmessung dürfte den
bei verschiedenen Rassen an den Profil-
aufnahmen gewonnenen Mittelwerthen
immerhin ein nicht geringer Werth zuzu-
gestehen sein , zumal in der Nebenein-
anderstellung beider Winkel, und ich gebe
daher liier meine Tabelle der bei 25 IJauptraasen gewonnenen Ziffern. Für fünf dieser Rassen
füge ich in Fig. 29 die durch die Aneinanderfügung der drei die Winkel bildenden Linien ent-
stehenden Umrissfiguren hinzu.
Fig, 29 und mehr noch die nebenstehende Tabelle zeigt, dass die Kleinheit des Kinnwinkels
vorzugsweise mit grossem Ramuswinkcl zusammentrifft, und umgekehrt, so dass also in der Mehrzahl
der Fälle Vorwärtsschwankung des oberen Endes der an den Vorderrand des Unterkiefers an-
gelehnten Linie mit Vorwärtsschwankung der an den Hinterrand angolehnten Linie Hand in Hand
geht. Theilt man die Tabelle der nach wachsendem Kinnwinkel geordneten Rassen der Reihe
nach in vier, je 6, 7, 7 und 6 Rassen umfassende Gruppen, so lauten die Mittolwcrtho der
Karauswinkel: 122,9, 121,5, 116,0 und 119,0.
Bei dieser Combination der beiden Winkel finden sich vorzugsweise bei den Indogermanen
spitzes Kinn und nach rückwärts fliehender Ramus; bei Malayen, Mikronesiern, Negern, Papuas
rückwärts fliehendes Kinn und steilstehender Ramus. In letzterer Beziehung fallen die Australier,
die bei stumpfem Kinn den nicht gerade kleinen Ramtiswinkel 121° zeigen, ans der Reihe.
Der allerdings nur aus drei Schädeln gewonnene sehr grosse Ratnuswinkel (126°) für die
Somali erklärt sich wohl daraus, dass zwei der benutz.ten Schädel sehr jugendlichen Individuen
angehörten.
Der Winkel am Ramus dürfte in seinem Mittelwerthe am weiblichen Schädel wohl allgemein
grösser sein, als am männlichen Schädel derselben Rasse. Für den deutschen Unterkiefer hatte
ich dies bereits in einer früheren Mittbeilnng angegeben und Weisbach hat dies bestätigt.
Ich habe dasselbe nenerdings auch bei Javanern, Negern und Eskimos gefunden. Fig. 30 zeigt
den mittleren Umriss des deutschen Weiberunterkiefers in den des inünulichen eingetragen. Die
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 97
Winkel »ind: am Ramus beim Manne 126,2°, beim Weibe 127,6°; am Kinu beim Manne 74°
beim Weibe 74,9°.
55. Wichtiger für unsere Diagnose, als die Ziffern der Winkel (die, wenn wir unser Lineal
stricte an die vorspringenden I’nnkte des Kieferrandes anlegen, vielfältig nnwahr, wenn wir die
Linien corrigiren, arbiträr sind) ist das Bild des Unterkiefers, die Gcsanimtform desselben.
Betreffs der Gcsanimtform des Unterkiefers verschiedener Russen war mir von jeher auf-
gefallen die Kflrr.e des Körpers und die relativ bedeutende Höhe des Unterkiefers bei den Chinesen,
und die grosse Breite und geringe Höhe des Ramus bei Papuas und Mikronesiern.
Tabelle.
Kinn- und Ramuswinkel bei 25 Rassen. Ordnung uaeh wechselndem Kinnwinkel.
Mittel aus
a.
Indoge rnianen
Kinn- Uaruus-
winket | winkel
h.
Mongolen
und Amerikaner
c.
Malayen, Mikro-
und Polynesier
d.
Papuas, Neger»
Hottentotten und
Auftralier
s
(1
B
U 2 3
= 1 g
m
m
ns
Kinu-
winkel
IUmus-
winkel
Kinn-
winkel
Rarnus-
witikel
Kinn-
winkel
Ramus-
winkel
15 Socotraner .
71,4
121.9
t
_
1
10 C/tthai
73,0
128,4
—
—
—
—
—
10 .luden . . .
73,4
123,11
—
—
—
—
—
i.
30 Deutsche cf .
74,0
126,2
| —
—
-
—
—
—
7433
.5 Reihengräber-
j
123,9
Schädel . . .
74,3
116,2
| —
—
—
—
—
— 1
30 Deutsche $ .
74,9
127,6
—
—
-
—
—
—
10 Kul mückeu .
—
75,0
118,1
—
—
—
10 Groaanisseu .
76,4
120,0
—
—
—
—
—
15 Indinner . .
—
76,0
121,1
—
—
—
—
ii.
15 Msoris . . .
—
—
-
—
76,0
116,0
—
—
10 Irländer . « .
76,2
125,3
—
—
—
—
15 Altägypter .
76,2
121,8
—
—
—
—
6 Türken . . .
76,3
124,4
—
—
-
—
15 Hindu» . . .
77,6
118,3
—
—
_
—
5 Siamesen . .
—
78,0
121,1
—
—
— 1
10 Eskimos . .
—
76.2
123,3
—
—
—
in.
10 Hottentotten .
—
__
' .
—
78,9
122,0
8506
3 Somalis . . .
—
—
—
—
—
80,9
126,3
121,5
10 Chinesen . .
-
81,0
120,8
—
—
—
— 1
25 Sutidamaluyeu
—
“
81,1
118,7
— <
10 Nubier . . .
_
—
—
—
81,9
115,8
15 Australier . .
—
—
—
—
—
83,0
121,2
15 Sandwich-I. .
—
—
83,1 ?
117,6 ?
—
—
IV,
10 Mikronesier
6952
(Gilbert-I.)
-
—
-
85,3
111,6
0
116,9
15 Neger ....
—
—
—
— 1
—
—
86,8
117,0
10 Papuas . . .
—
—
—
—
—
-
87,1
112,0
Im Durchschnitt
74,7
1225
77.6
121,5
81,2
116,0
83,1
119,0
Wenn in Col. b-, c. und d. der Tabelle mehrere llanptrassen zu einer Mittelberechnung vereinigt sind
und die Tabelle in vier, je sechs bezw. sieben Oruppen vereinigende Horizontalreihen zerfallt ist, so geschieht
dies lediglich, um die Zahl der beobachteten Columnen zu reduciren, also der Haumersparniss wegen, und nicht
etwa in der Meinung, als ob die hier vereinigten Bussen in genetisch näherem Zu-ammenhange ständen.
Archiv für Anthropologie Bd. XXVIX, j j
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98
Hermann Welcker,
Ich stelle in Fig. 30 bis 35 die von mir construirten Mittelformen einiger Rassen zusammen
unter Ilinzufügung der wichtigeren an meinen Zeichnungen gefundenen M nasse.
Behufs dieser Messungen (vergl. Fig. 27, S. 93) wurden über den bereits oben erwähnten
Linien JO, OA, AC und <73/ die seither beim taten Messpunkte t, c, sowie die Punkte g und a
eingetragen. Weiterhin wurden in den aus den Kinzelmaassen construirten Mittelbildem solche
Linien eingezoichnet, deren genauere Lagen aus der Fig. 27, S. 93, ersichtlich sind.
II — Länge des Körpers. Maass einer in der Mitte zwischen Zahnkronenlinie und Basis-
linie verlaufender Geraden.
mh = Höhe des Körpers in dessen Mitte, d. h. Länge einer vom Hinterrande des ersten
Molaris (einschliesslich dessen Höcker) zur Basislinie gezogenen Geraden.
ig ” Höhe des Körpers am Vorderrande, einschliesslich der Höcker des ersten Schncide-
zahnes; von G nach
ac = Höhe des Ramus am Hinterrande; von a nach e.
rb — Breite des Ramus. Ungefähr in der Mitte (an der eingezogenen Stelle gemessen),
von r nach b.
Fig. 30, S. 99, giebt die Ineinanderzoichnung des männlichen und weiblichen deutschen
Unterkiefers, Fig. 31 bis 35 die Umrisse der Unterkiefer von sechs verschiedenen Rassen; in
jedem derselben ist, als Maassstab und als Ausgangspunkt der Vergleichung mit punktirter Linie
die Mittelform des deutschen Schädels eingetragen. Hier nun entstand die wichtige Frage: In
welche gemeinsame Linie sind beide Umrisse in einander zu zeichnen?
Ich halio die beiden Umrisse längs der Grenze, welche den Oberscbädel von dem
Unterkiefer trennt, d. h. in die durch eine gebrochene Linie ausgedrUckten Zahnbeinlinien in
einander geordnet, ein Verfahren, welches mir nach mehrfachen vergleichenden Proben zweck-
mässiger schien, als etwa Iueinanderoriontirung beider zu vergleichenden Unterkiefer auf die in
wechselnden Biegungen verlaufende Basislinie GA.
Die Unterkieferumrisse der sechs Rassen nach wachsendem Symphysiswinkel ordnend,
erhielt ich folgende Reihe (A):
1. Deutsche cf (74°); 2. Chinesen (81°); 3. Australier (83°); 4. Mikronesier (85,3*);
5. Neger (86°); 6. Papuas (87,1").
Ordnet man die sechs Umrisse nach abnehmendem Winkel gin », so erhält man (B-Reibe):
1. Deutsche cf (84*); 2. Mikronesier (83°); 3. Chinesen (79,7*); 4. Papuas (78*);
5. Australier (77*); 6. Neger (74,4*).
Es scheint mir, dass, wenn inan hei der Beurtheilung keinerlei Winkel, sondern lediglich
das Aogcnmaass befragt, man zu einer Reihenfolge gelangt, welche der durch den Winkel gitn
erzielten ähnlicher ist, als der durch den Symphysiswinkel erzielten.
Wenn der Symphysiswinkel den Papua an das Ende der Reihe stellt, so ist es doch
ganz augenscheinlich, dass der Neger ein sehr viel stumpferes (stärker nach rückwärts
fliehendes) Gesicht besitzt, und der Papua verdankt seinen grossen Symphysiswinkel nur
dem Umstande, dass das Hinterende seiner Basislinie stark nach unten abweicht. Ganz
ähnlich wird der Mikronesier durch den Symphysiswinkel iu die zweite Hälfte der Reihe
gerückt, während ihm nach dem Winkel gitn die zweite Nummer zukommt. Bei ihm
kreuzt, wie bei dem Papua, die nach hinten stark abwärts gesenkte Basislinie diejenige
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100
Hermann Welcker,
de» deutschen Unterkiefer«. Hin Blick auf den Kinmunriss des Australiers, welchen der
Syinphysiswinkel in die erste Hälfte der Reihe stellt, belehrt uns, dass der Australier
nahe an» Ende der Reihe gehört, wohin der Winkel mig ihn auch stellt.
Ich behaupte keineswegs, dass der Winkel gim die Gestalt de« Kinnes überhaupt richtig
angiebt, aber es scheint mir, dass er cs in vielen Fällen richtiger thut, als der SytnphysUwinkol.
Die Musterung der Umrisse der I<’ig. 30 bi» 35 zeigt auf einen Blick:
1. Einen langen Körper (im Vergleiche zum deutschen Unterkiefer) haben Papuas
und Mikronesier, einen antTällig kurzen dagegen die Chinesen (zumal im Verhältnis
zur Ramushöhe).
2. Die Höhe des Ramus wechselt innerhalb engerer Grenzen. Relativ zur Körper-
länge ist derselbe «ehr niedrig bei Papuas und Mikronesiern, sehr hoch dagegen bei
den Chinesen.
3. Durch ausserordentliche Breite des Ramus fallen auf Papuas und Mikronesier;
vier Linien, welche die Höhe und Breite des Ramus markiren, umscbliessen bei Papuas
und Mikronesiern ein Quadrat, bei den Chinesen dagegen ein steilstehendes Oblongum.
Einen «ehr breiten Ramus besitzt der Neger, der die niederste Ziffer der Ramus-
höbe, dagegen die ansehnliche ltamusbreite von 58 mm zeigt.
4. Das Kinn ist am stärksten rückwärtsfliehend beim Papua und Neger; es
folgen (uach dem Augenmaass und dem Winkel gim ) die Mikronesier, Australier.
Chinesen; am spitzesten (in der Reihe der sechs Figuren) ist das Kinn der
Deutschen.
5. Der Winkel am Angolas ist am grössten bei den Deutschen, nächst diesen bei den
Australiern ; er ist am kleinsten (steil nufsteigender Ramus) bei den Papuas und
Mikronesiern.
Mit Hülfe solcher, die Mittelfonn von Rassen darstellender Umrisse wird sich in vielen
Fällen entscheiden lassen, ob ein Unterkiefer, der einem Schädel einer bestimmten Rasse bei-
gegeben ist, die Charaktere derselben in höherem oder geringerem Grade besitzt.
III. Abschnitt.
Prüfung des in I untersuchten Unterkiefers eines Australiers auf seine
Zugehörigkeit zu dem ihm beigegebenen Obersohädel.
56. Ist nach den Ergebnissen des I. Abschnittes die Echtheit dieses Unterkiefers durch
die Kleinheit der Condylenbreitc des getrockneten Knochens nicht ausgeschlossen, so wäre es ein
Triumph der im vorigen Abschnitt angebahnten Semiotik, wenn es gelänge, auf Grund der dort
zusammengcstcllten Zeichen die Zusammengehörigkeit beider Schädeistücke zu beweisen. Es
handelt sich hierbei keineswegs um diesen einzelnen Schädel, sondern es soll versucht werden, zu
zeigen, welcher Grad von Sicherheit sich erreichen hisst.
Hier kommt nun, wie bei jedem Indicienboweiso, nicht sowohl das Gewicht eines einzelnen
Zeichens, als die Vielheit der in gleichem Sinne sprechenden Zeichen in Betracht. Nicht ein
einzige«, au «ich noch so schlagendes Zeichen bringt den Beweis; ein einziges widersprechendes
Zeichen aber würde den Werth aller übrigen umstossen.
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I
I
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 101
57. Eine besonders wichtige Rolle spielen in diesem IndicienbcvreUe die Zähne nneh dem in
Abschnitt II, 8. 73, »ufgestcliten Satze: „dem* dentem terit.“ Ihre Musterung sei vorangcstcllt.
I>io Zähne sind, wie fast immer bei Australiern, sehr kräftig entwickelt. Im rechten Ober-
kiefer fehlt der erste Praemolaris, im Unterkiefer fehlen die Schneidezähne; nach dem Zustande
der Alveolen hat das Skelet alle diese Zähne ursprünglich besessen. — Obere' und untere Zähne
zeigen gleichartige Entw'ickelung. Im Oberkiefer und im Unterkiefer sind dio Kronen der
Molares, Praemolares nnd Canini auf der Lippenseite kugelig gewölbt; mehrere derselben tragen
oben wie unten eine bis zwei senkrecht verlautende, faltcnartige Furchen.
Die Canini, oben wie unten, zeigen auf der Lippenseite »ehr enggestellte, bogenförmig
horizontal verlaufende Schmelzstreifen. Die Convexit&t dieser Streifungen ist nach dem Zahnhalse
hin gerichtet.
Auf jeder Kopfseite findet sieh (zwischen dem oberen Canums und dem äusseren Schneide-
zahn sowie dem unteren Caninus und vorderen Praemolaris eine schön gerundete, den Stiel eines
Thonpfoifchcns aufnehmende Rille.
Einen erheblichen Wahrscheinlichkeitsgrund für die Zusammengehörigkeit bilden diese Rillen
an uuserem Schädel an und für sich keineswegs; diese Rillen sind bei Australicrsehädcln sehr
häufig1); wohl aber bildet das genaue Zusammenpnssen der oberen und unteren Hälfte des
Schlitfkanats , die beim angefeuebteten Schädel scharf in denselben Zickelschlag fallen, so dass
eine eingelegte Pfeifenrohre fest umschlossen wird und etwas nufgcrichtet zur Horizontalen stellt,
ein erhebliches Indicium.
58. Verhalten der Käuflichen.
Passt man den feuchten Unterkiefer dieses Australierschädels gegen die Schädelkapscl, so
bleibt gar keine Wahl und kein Zweifel, wie derselbe angesetzt werden müsse. Die Zahnreihen
passen mit allen ihren Vorsprüngen und Vertiefungen so genau auf einander, dass, wenn man
den Unterkiefer gegen den Oberschädel stärker vordrängt, seitliche Rückbewegungen den Unter-
kiefer nicht aus seiner Stellung bringen, nnd man würde dieselben, auch wenn man die Gelenk-
fortsätzc abgesägt hätte, lediglich durch die Fixation der Zähne geleitet genau in dieselbe, allein
richtige Stellung bringen.
Von grösster Wichtigkeit für unsere Diagnose ist uns das Verhalten der Kaufläche der
einzelnen Zähne, und ich muss schon, da ich nicht eine Wahrscheinlichkeitsdiagnosc, sondern
volle Sicherheit gehen will, mit einiger Peinlichkeit Vorgehen.
Dio Mehrzahl der Zähne dieses Schädels, namentlich sämmtliche Molaren II nnd einige
Praemolaren, zeigen scharf umgrenzte, gegen den umgebenden unverletzten Schmelz sich scharf
abhebende, spiegelnde, theils schwach concave, theils schwach convexe Anschleifuogen des Schmelzes,
die je nach der Gestalt des betreffenden Kronenkegels einen gerundeten, halbmondförmigen oder
sonstwie gestalteten Umriss besitzen*). Man erwartet sofort, wiewohl es »ich bei der Complicirlheil
Bei dem raiigekauften Fratellus findet dieselbe sfcb gleichfalls auf beiden Kopfseiten und von den
beiden anderen cf Anstralierscbädeln unserer Sammlung bat sie der eine.
*) Mehrere schwächere AnaclUeifungen sind nur frei scharf auffallendem Licht and passenden Hin- und
Herbewegungen des /ahnet zu erkenncu ; um eine sichere Febersicht über die Yertheilung der Schhffltaehi-n zu
gewinnen, war es nötbig, zunächst aämtnlliche Schliffflächt'n durch Färbung hervorzuheben.
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102
Hermann Welcker,
der Verhältnisse nicht sogleich im Einzelnen ültcrsehcn lässt, dass für jede Sohlifffläche der Unler-
kieferzähne im Oberkiefer ein Schmelzkegel sich finden müsse, der unter seiner eigenen Ab-
schlcifung jene bewirkt habe.
Da die Zähne dieses Schädels ein gut „gebundenes Oebisa“ darsteHen, so schleift tuit Ans-
nähme der oberen Tardivi (soweit diese an diesem Schädel überhaupt in Berührung kommen)
und der unteren inneren Schneidezihne jeder
Zahn mit zwei Zähnen. Von jeder Schliff-
ftäche eines unteren Zahnes dieses
Unt e rkie f er» giebt eine Schliff fläche
eines oberen Zahnes Rechenschaft.
Unter Bezugnahme auf die in Fig. 30 und
37 gegebenen Abbildungen darf meine Be-
schreibung kurz sein.
Fig. 36 zeigt die durch das Aufeinander-
treffen der correspondirenden SchliflTocetlcn
gebildete Zickzacklinie.
In Fig. 37 sind die auf einander treffen
den Zähne durch punktirte Linien so ver
bunden, daas man erkennt, in welchem Umfange die unteren Zähne je zwei obere treffen. Die
durch gegenseitige Anschleifung erzeugten Facetten der oberen und unteren Zähne sind in beiden
Figuren durch gleiche Ziffern bezeichnet.
Fl*. 37.
59. Da es nicht uninteressant sein dürfte, einmal nachgewiesen zu sehen, wie weit die durch
die Zusammengehörigkeit zweier Kiefer bewirkte Uebereinstiinmung der Abschiebungen sich
verfolgen lässt, so sei dies in unserem Falle höchst wichtige Symptom im Einzelnen gemustert.
Fig, S6.
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[
I
Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 103
Schlagend ist das Verhalten der TardivL *
Dieselben zeigen, da die schwach entwickelten und nach rückwärts gerichteten oberen mit
den unteren nur in geringe Berührung kamen, nur wenige und nur die äusserslen Kronenspitzen
treffende Anschleifungen.
Der linke untere hat an seinem vorderen äusseren Kegel eine rundliche Anschleifung o,
die er dem oberen Tardivua, und vorn eine äussere bogenförmige b und eine innere, nicht sehr
deutliche c, die er dem Uinterrande des zweiten oberen Molaris verdankt.
Der rechte untere Tardivut hat nur eine kleine, streifenförmige Anschleifung d ', die von
einer papillenartigen, nun flachgeschliffenen Schmelzspitzc des llinterrandes des zweiten oberen
Molaris herrührt'). Die Kronenspitzen des oberen rechten Tardivua sind, da er beim Kiefer-
scblns« in der Luft schwebt und seinen Partner niemals berührt hat, unverletzt.
»
Zweiter Molaris.
Der zweite untere Molaris hat auf der linken Seite der Reihe nach vier gutbegrenzte
Facetten 1, 2, 3, 4, deren hintere (1) sehr klein und leicht zu übersehen, die zweite rundliche
(4 : 5 mm) weitaus die grösste ist. Dieselben liegen in einer zickzackförmig gebogenen Ebene
und es stemmt sich 2 des Unterkiefers von hinten her gegon 2 dos oberen zweiten Molaris,
4 gegen 4 des ersten oberen Molaris.
Die durch Wegschleitung des hinteren lingualen Kegels des zweiten unteren Molaris
gebildete Facette 12 (welche mit einem den hinteren Schenkel der Kreuzfigur überspringenden
Zipfel anf den labialen hinteren Kegel Übertritt und durch eine Kante von der Facette 2 getrennt
ist) schleift an der scharf umgrenzten Facette 12 des zweiten oberen Molaris.
Die grosse rundliche Facette 13 des zweiten unteren Molaris endlich schleift an der mittel-
grossen spitzovalen Facette 13 des inneren hinteren Kegels des ersten oberen Molaris.
Beim Blick anf die Kanflächen liegt am oberen, wie am unteren zweiten Molaris die Fläche 12
nahezu horizontal; sie liegt tief am unteren, hoch am oberen Zahn; seitlich grenzen an die
Fläche 12 die Flächen 2 und 1, die am unteren Zahne hochgelegen und durch eine freie Kante
etwa 100°), am oberen Zahne ticfgelegen und durch eiue Furche getrennt sind. Solche
auch sonst an diesem Gebisse vorkommenden Fixationen passen auf einander wie Patrize
und Matrize.
In einer Reihe verlaufen, oben wie unten, die Flächen 1, 2, 3, 4, unten aämmtlich dem
zweiten Molaris angehörig, während oben die Fläche 4 auf dem ersten Molaris liegt, 1 und 2
am Unterkiefer durch eine Kante, 2 und 3 durch eine Furche, 3 und 4 wieder durch eine Kante
getrennt, während am Oberkiefer umgekehrt 1 und 2, sowie 3 und 4 durch Furchen und 2 und
3 durch eine Kante getrennt sind. Diese und andere Lagen Verhältnisse der einzelnen Schliff-
flächen, die bei directer Winkelmessung überall ein strenges Correspondiren zeigen würden,
beweisen die Zusammengehörigkeit mit vollster Bestimmtheit.
’) Pa ich bei dieser Musterung Von den unteren Zähnen ausgehe, so werden bei allen oberen Zähnen
diejenigen Anachleifungen, die von einem unteren Hintenahne herrühren, nicht nochmals erwähnt.
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104
Hermann Welcker,
Erster Molaris.
Ri wurde schon oben erwähnt, dass hei verliältnisamässig jugentllirhen Schädeln die ersten
Molares, da sie bereits im 7. bis 8. Lebensjahre das Kaugeschäft mit besorgen, der Schmelz
oftmals starb abgeschliffen , ja das Elfenbein blossgelegt ist. So auch hier. Nur die oberen
Molares I besitzen an ihrem Ilinterrande zwei deutliche Facetten (13 und 4), geschliffen von dem
Vorderrande der unteren Molares II: die übrigen Papillen der oberen und die unteren Molares I
sind mit Ausnahme der spitz verbleibenden inneren vorderen Papille derart abgeschliffen, dass
in der Mitte der Kronenflächen das grubig angeschliffene Elfenbein in breitem Umfange zu
Tage tritt nnd die Grenzen der einzelnen in einander geschliffenen Schmelzflilchen sohwor zu
erkennen sind.
Der Vorderrand des linken unteren Molaris 1 hat dem ilinterrande des zweiten Praemolaris
zwei Schlifffläcben beigebracht (Flächen 15 und 6).
Praemolaris II.
Die Schmelztlächon der Praemolaren, zumal die der vorderen oberen sind, soweit es sich um
Anschleifungen handelt, die ein Zahn durch den anderen (nicht durch das Thonpfeifchen) erleidet,
auffällig wohl erhalten. Wenn ich diesen Umstand zunächst nicht zu erklären weiss, so bereitet
er doch unseren Schlussfolgerungen keine Schwierigkeit; im Gegentheil, auch hier entspricht der
Zustand jedes einzelnen Zahnes dem seines Gegners.
Der untere Praemolaris 11 besitzt an seinem Aussenrande zwei Schliffflächen; eine wenig
deutliche, 7 (sie erzeugt die vorderste der drei Schliffflächen des oberen gleichnamigen Zahnes),
und eine unter Anschleifung der äusseren Spitze des Zahnes erzeugte Fläche 8, welche hinten
und aussen an den olieren ersten Praemolaris schleift.
„
I
Die flbrigen Zähne.
Der erste untere Praemolaris und Cauinus (jederseits) zeigen einander ergänzende
Anschleifungen, welche die eine Hälfte einer Pfeifenrille darstollcn; dasselbe gilt von den Canini
und äusseren Schneidezähnen des Oberkiefers. Von Schleifungswirklingen an dem Vordcrrande
des gleichnamigen oberen Zahnes zeigt der Ilinterraiid des unteren Praemolaris I nur sehr
geringe Spuren und es ist dem entsprechend auch der obere erste Praemolaris von Zahn-
anschleifung frei.
Die unteren Canini zeigen mesial rott dem Pfeifchenschliffe eine geringe, vom oberen
äusseren Schneidezahn herrührende Ausschleifung ihrer mesialen Kante: diese Aussehlcifung ist
ani linken unteren Caninus, da hier der obere zweite Schneidczaiin (vergl. Fig. 36, S. 102) weit
nach hinten ziuückliegt und dämm den Caninus des Unterkiefers wenig traf, sehr viel geringer,
als auf der rechten Seite des Gebisses.
Die drei in normaler Stellung stehenden oberen Schneidezäbne, zumal die inneren, sind am
unteren Rande stark angeschliffen, so dass bei den inneren fast in der ganzen Breite der Schneidc-
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Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers zu einem bestimmten Schädel etc. 105
kante der Schmelz fehlt und das Elfenbein zu Tage tritt. ' Ule llinterfläche der Schneidezähne
zeigt keine Abschleifung, beider sind die unteren Schneidezähne am Skelet ausgefallen. Setzt
inan indess passende Zähne in die leeren Alveolen des Unterkiefers ein, so treffen diese, indem
unser Versuch beweist, dass der Träger des Schädels und dieses Unterkiefers der normalen,
scheerenartig an einander schleifenden Stellung der Schneidezähne ermangelte, mit den Schneide-
kanten anf die Schneidekanten der oberen Zähne ’).
Denselben Beweis liefert die photographische Aufnahme des Schädelprofils: die Canini des
Uuterkiefcrs (dem die Schneidezähne fehlen) fügen sich in die Fluchtlinie der oberen Sohneide-
zähne. Würde dieser (mit dem Oberschädel zusammengesetzte) Unterkiefer so gebaut sein, dass
ihm eingesetzte Schneidezähne hinter die oberen Schneidezälme fielen und deren llinterfläche
träfen, so würde durch sie die Anschleifung der oberen Schneidezähne bewei&cn, das« der gewählte
Unterkiefer falsch sei.
Nachdem diese speciell die linke Seite des Gebisses treffende Musterung kein einziges
Zeichen ergeben hat, was gegen die Zusammengehörigkeit beider Schädcltheile spräche, wohl
aber eine ganze Reihe von Zeichen, die in überzeugender Weise für die Zusammengehörigkeit
sprechen, darf ich, auf Fig. 35 verweisend, unterlassen, über das auf der rechten Kopfseite in
ganz entsprechender Weise Gefundene im Einzelnen zu berichten.
Nach vorstehender Beweisführung glaube ich, dass trotz des räthselhnften Verhaltens des
getrockneten Unterkiefers die Zusammengehörigkeit der beiden Stücke als erwiesen betrachtet
werden muss. Was unseren Indicien die hohe Beweiskraft verleiht, ist nicht sowohl die grosse
Zahl derselben, als der Umstand, dass sie ans sehr verschiedenen, von einander völlig unab-
hängigen Quellen fliessen; dasselbe wird von sehr verschiedenen Seiten her und von jeder durch
eine grosse Anzahl harmonirender Indicien bewiesen.
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung lehrt, dass bei sechs Würfeln nnter 46 656 Würfen nur
einmal alle sechs Würfel sechs Augen nach oben tragen; unsere Musterung des Gebisses zeigte,
dass nicht sechs, sondern mehr als 30 Schmelsschliffllächen des Unterkiefers und ebenso viele
des Oberkiefers in gleicher Weise entwickelt und vcrtheilt sind. Man vergegenwärtige sich, wag
dazu gehören müsste, wenn dieser Unterkiefer und dieser Oberschädel nicht zusammengehören
sollten. Es müsste innerhalb desselben Decenniums zwei gleichalterige (oder nahezu gleichalterige)
Australier gegeben haben, deren Schädeldimensionen so vollkommen gleich gewesen wären, dass
der Unterkiefer von Kopf zu Kopf vertauscht werden könnte — mit solcher ins Einzelnste
gehenden Uebereinstimmung der Marke, dass selbst die Unterkieferzähne des einen, wie des
anderen sich nicht hinter, sondern senkrecht unter die oberen Schueidezähnc stellten. Beide Australier
arbeiteten mit ihren Zähnen derart, dass am Tage ihres Todes jeder dieselbe Zahl und Form
’) Genau dieselbe Zahustellung «mit den .Schneidekanten senkrecht auf einander treffende Schneide-
zithne" besitzt der Auatraliererhädel I, dessen Incisivi (bis auf den unteren inneren der linken Seite) wobt
erhalten sind and bei welchem d&s Elfenbein der Schneidekanten, zumal der oberen inneren, in Folge ihrer
ungünstigen Stellung in Form breiter Streifen freiliegt, wahrend seihet an dem ersten Malaria nur je zwei bis
vier punktförmige Freilegungen des Elfenbeine vorhanden sind.
Archiv Ar Anlhrasolegle. 114. XXVII. ]4
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106 Hermann Welcker, Die Zugehörigkeit eines Unterkiefers etc.
der Sobmelzschliffflächen hergestellt hätte. Beide Australier mussten Raucher sein, beide das
Pfeifchen an derselben Stelle in den Mund gesteckt und mit denselben Zähnen gefasst haben.
Die Leichen beider mussten an solchen Stellen der Verwesung anheimfallen, dass beide Schädel
in gleicher Weise durch Farbstoffe gebrannt wurden und die Färbung bei beiden in gleicher
Weise und bei beiden dieselben Schädelstellen treffend, in bandartigen Zügen vom Oberschidel
auf den Untcrschädol übersprangen. Es musste der Obcrschüdel des Einen und der Unter-
kiefer des Anderen dem Naturalicnhändlcr Frank in die Hände fallen, um schliesslich als
gefälschtes Präparat nach Halle verkauft zu werden. Crcdnt Jndneus Apella!
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UI.
Ueber Schädel von den Philippinen.
Von
Dr. Franz Bauer.
(Hit n«un Abbildungen.)
K. Virchow that in einem Aufsatte Ober mikronosische Schädel die Aeusserung, „es
scheine ihm, dass gerade die Philippinen mehr als die bis jetzt vorzugsweise herangezogenen
Molukken den Schlüssel zur Lösung der raikronesischen Frage darbieten“ •).
Diese Anschauung des berühmten Anthropologen veranlasst mich, nachstehend einige Mit-
theilungcn über Philippinenschädel zu geben, welche sich im Museo de Ultramar im Retiro zu
Madrid linden.
Das Museum ging hervor aus einer Colonialausstellung und enthält reiche Schätze anthro-
pologischer utid ethnographischer Natur.
In Folge gänzlichen Mangels wissenschaftlicher Ilülfsmittel musste ich von vornherein an
eine Bearbeitung eines Theiles des Materials an Ort und Stelle verzichten; andererseits musste
ich wegen meiner Abreise von Madrid mich auf die in Folgendem gegebenen Daten beschränken.
Ich wählte die drei typischsten Formen aus; die beigegebenen Abbildungen verdanke ich
der Liebenswürdigkeit meine» Freundes, des Herrn Porträtmalers Carl Otto aus Wiesbaden,
welcher sich gleichzeitig mit mir in Madrid aufhielt. Die Zeichnungen sind nicht geometrische,
sondern künstlerische Reproduetionen, die jedoch den Habitus des Objecte« in vollkommen natur-
getreuer Weise wiedergehen.
Bemerken möchte ich noch, dass nachstehende Zeilen nichts mehr als ein bescheidener
Beitrag sein sollen zur Lösung der verwickelten ethnographischen Probleme der Philippinen, der
vielleicht den einen oder anderen Forscher veranlassen möchte, das so reiche Material, das in
Madrid als trauriger Rest ehemaligen Glanzes aufgehäuft ist, zum Gegenstände eingehenden
Studiums zu machen. Gewiss würde das Resultat den Aufwand an Zeit und Mühe reichlichst
lohnen.
Die zur Besprechung kommenden Schädel «ollen der Kürze halber mit fortlaufenden
römischen Nummern bezeichnet werden.
') Auszug aus ’lrm Monatsbericht« der khuigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 8. Decbr. 1801.
14*
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108 Dr. Franz Bauer,
Schädel I (Luton).
Die »panische Kl i<| netto giebt an: Craneo de primitivo imtigena de la isla de Luton —
Schädel eines Ureingeborenen von der Insel Luzön. Der nähere Fundort sind die Höhlen von
Cargraray ') (Albay).
Seine Länge beträgt 150 mm, die Breite 158 mm, woraus sich ein Längenbreiteninde* von
105,33 ergiebt.
Bei einer Höhe des Schädels von 126 mm resultirt als Höhenbreitenindex 83,99 — d. h.
wir haben einen hypcrbrachycephalcn, hypsicephalcn Schädel vor uns.
Die Gesichtshöhc ist 60 mm bei einer Jochbreite von 139 mm; der Jochbreiten -Ober-
gesichtsindex sonach 43,16, d. h. der Schädel ist chamäprosop.
Fär die Augenhöhlen ergeben sich als Höhe 35 mm, bezw. 36 mm (rechtos bezw. linkes
Auge) und als Breite 37 mm; die entsprechenden Indiens sind demnach 105,71 und 102,78, d. h.
enorm ausgebildete llypsiconchie.
Die Nase hat eine Höhe von 50 mm bei einer grössten Breite von 27 mm — der ent-
sprechende Index ist 54 — , das Mittel der platyrhinen Reihe, welche zwischen 51 und 58,0 liegt.
Diese Breite der Nase wird in ihrem Eindrücke noch accentuirt durch die beträchtliche
Breite an der Stirnnasennaht von 25 mm.
In der seitlichen Ansicht*) erregt die starke Prognathie des Oberkiefer» unsere Auf-
merksamkeit; nicht weniger die gleich über den Superciliarbögen zurücktretende Stirn; ebenfalls
springt die Höhe des Schädels sofort in die Augen *).
Die Norm» facialis zeigt eine, vom Beschauer aus betrachtet, rechtsseitige Verschiebung
des Schädels*); die breite, flach-ebene Stirn lässt unwillkärlich an künstliche Deformation durch
mechanische Kopfpressen denken.
Am Gesichtsschädel fällt da« starke Hervortreten der Jochbogen, die grossen, fast ipiadra-
tischen Augenhöhlen, sowie die Breite des Nasenrückens in die Augen, die wohl ebenfalls Folge
von Deformation im Kindesalter sein dürfte*).
Die starke Ausbildung der l’ränasalgrubcn ist In der Zeichnung weniger zum Ausdrucke
gekommen.
Die Norm« verticalis giebt uns im Bilde wieder, was uns der Index von 105,33 bereit«
vermuthen liess — den übertriebensten Fall von Brachyocphalic.
Heber die am Abfalle zum llinterhanptc wahrnehmbare Einmuldung soll beim nächsten
Schädel die Rede sein.
') Virehow, Die Bevölkerung der Philippinen. Sitzungsbericht der kgl. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin, 1897, XTI, p. 11 (289), erwähnt Schädel von Cragarav.
*) Anm.: Den aufgeluhrten Maassen sowohl als den Zeichnungen ist stets die deutsche Horizontale zu
Grande gelegt.
') cf. den oben angegebenen Index von 83,99.
*) cf. K. Virehow, lieber alte und neue Schädel von den Philippinen, bei Jagor, Reisen in den
Philippinen. Berlin 1873.
*) Vergl. B. Virehow, Heber alte und neue Schädel von den Philippinen a. a. O., 8. 375, worin eine
MiUheilung des fransösisehen Missionars Montronzier gegeben wird, die berichtet, dass in ganz Neukaledonien
nach der Geburt des Kindes Wasser heiss gemacht, die Finger in dasselbe getüncht und mit denselben die
Nase des Neugeborenen zerquetscht wird. B. Virehow fügt bei: Freilich ist von den Philippinen bi« jetzt
Aehnlicbes noch nicht bekannt, alter vielleicht wird ee damit wie mit der HcbädelverunstaUung gehen.
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Ueber Schädel von den Philippinen.
109
Schädel I.
C'raneo de primitivo iii-
digena de la isla de Luw.n
(Schädel eine» U reingebore-
nen von der Insel I.uxdn).
e
b
Figurenerklärung:
a) in der norma lateralis,
h) „ „ n facialis,
c) „ „ n vcrticalis.
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J
110 Dr. Franz Bauer.
Schädel II (Mindanao).
Craneo de indigena — Cargayan-Misamis. — Schädel eines Eingeborenen von Cargayan
bei Miaamis1).
Der allgemeine Habitus diese* Schädels ist typischer noch als der des elwsn besprochenen.
Besonders schön sind hier die Nähte zu beobachten. In der Kranznaht ist ein ziemlich
beträchtlich entwickelter Schaltknochen; ein solcher findet sich ausserdem noch am rechten
Ilinterhauptstheile in der Lambdanaht.
An dem Zusammentreffen der Stirn-, Kranz- und Sagittalnaht ist die allgemeine Verlaufs-
linie unterbrochen durch eine scharf markirte Einrenkung*).
Die Länge des Schädels ist 158 mm, die Breite 151 mm, der zugehörige Indez mithin 95,57.
Obschon letzterer hinter Schädel I fLuzön) um nahezu 10 zuräckbleibt, so ergiebt er doch noch
ausgesprochene Hyperbrachycephalie.
Die Höhe des Schädels beträgt 119 mm, woraus im Zusammenhalte mit der Länge von
158 mm sich als Index 75,81 ergiebt, wodurch der Schädel eben noch als hypsicephal
charakterisirt wird.
Die Gesichtshöhe ist 64 mm gegenüber einer Jochbreite von 135 mm; der Joehbreiten-
Obergesichtsindex demnach 47,4, d. h. ausgesprochen chamäprosop.
Die Augenhöhlen haben eine Breite von 36 bezw. 35 mm bei einer Höho von 37 mm; als
Indices erhalten wir mithin 102,78 für das rechte und 105,71 für das linke — es sind dieselben
wie am vorigen Kraniura, nur umgekehrt, d. h. rechts und links sind vertauscht.
Die Höhe der Nase beträgt 50 nun, ihre grösste Breite 29 mm; als Index erhalten wir
daher 58, d. h. den äussersten Grenzwerth der Platyrhinie.
Konnten wir bereits an Schädel I (Luzön) eine aussergewöhnliche Breite der Nase er-
kennen, so ist dies hier noch viel mehr der Fall, indem sie 35 mm beträgt und wohl unzweifel-
haft durch gewaltsames Eindrücken derselben im Kindesalter verursacht ist.
Gehen wir zur Betrachtung der einzelnen Schädelansichten über, so fällt in der Norma
lateralis auch hier die starke Prognathie des Oberkiefers in die Augen.
Diese Ansicht zeigt auch die bereits erwähnten zwei Schnltknochen ; deren grösserer in der
Kranznabl, der kleinere in der Lambdanaht liegt. Die gleichfalls schon erwähnte Einsenkung
am Zusammentreffen der Stirn- und Kranznaht lässt sofort die Vermutbung auf kommen, als sei
sie künstlich, etwa durch Binden, hervorgerufen. Charakteristisch — wie auch an Schädel I
(Luzön) — ist der Steilabfall des Hinterhauptes und der daran sieh anschliessende scharfe
Beugungswinkel gegen den basalen Theil desselben.
Die Norma facialis zeigt vor Allem die grosse Jochbreite, wennschon die Jochbogen im
Verhältnis* zti Schädel I weniger vorstehend erscheinen (135 mm zu 139 mm).
') Mitainis hegt auf Mindanao.
*) Vergl. die Abbildung in R. Yirchow, Die Bevölkerung der Philippinen. Sitzungsbericht der königl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1697, XVI, S. 10 (28*!; idem bei Jagor a. a. O., Tafel I, Fig. 8;
diese Figur in Verbindung mit Fig. 4 derselben Tafel geben in ausgesprochener Weise den Typus dieser un-
zweifelhaft deform irten, brachycephalen Rasse wieder, wie er auch ati vorliegenden Abbildungen so aus-
gesprochen zu beobachten ist.
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Ueber Schädel von den Philippinen.
111
Schädel II.
Craneo de indigena,
Cargayan — Misamie —
(Schädel eine« Eingebore-
nen von Cargayan bei Mi-
«ami» auf Mindanao).
Figurenerklärung:
a) in der iiorma lateralis,
b) » „ „ facialis,
c) . „ . verlicali».
e
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112
Dr. Frans Bauer,
Neben den quadratisch gestalteten Augenhöhlen rändern hebt sich die tinge<t'ühnlich breit
erscheinende Nase ganz besonder» ab.
Am Gehirn schildel sieht man die flächen hafte Abplattung der Stirn, die hier um so schöner
hervortritt, weil der Schädel keinerlei Verzerrung erlitten hat.
Die Stirnnaht hat sich nicht geschlossen, sondern ist von der Stininascnnaht an deutlich
sichtbar. Uebcrhaupt sind an diesem Krnnium die Nähte sehr ausgebildet, was namentlich
schön die Ansicht von oben zeigt. Die Braehycephalie spricht auch hier selbst ohne Messung
aus dem Bilde; jedoch lässt ein Vergleich den in Zahlen bereits gegebenen Unterschied zwischen
Schädel I und II geradezu plastisch werden.
Die Norm:« verticalis erscheint am hinteren Hände gelappt.
Sohädel III (Luzön?).
Während die beiden anderen Kranien nach ihrer Herkunft bestimmt sind, ist dies bei
Schädel III nicht der Fall; nur so viel steht fest, dass er ein Philippinenschädel ist. Jedoch der
Umstand, dass er bei anderen Schädeln aus Luzön liegt uDd auch nach seinem Habitus an die
eben besprochenen sich anreiht, hat mich veranlasst, Luzön in Parenthese beizufflgen.
Da der Gesichtstheil fehlt, sind leider nur wenige Maassc anzugeben.
Die Länge des Schädels Qbertritft noch die bereits besprochenen, indem sie 168 mm beträgt;
die Breite ist 161 mm und der Index mitbin = 89,88. Die Jochbreite ist analog den vorigen
Schädeln; sie ist 139mm.
Die allgemeinen Merkmale des Schädels stimmen mit den beiden auderen ziemlich genau
Oberem; nur sind sie bier noch schärfer und typischer ausgeprägt, wie ein Vergleich der Ab-
bildungen leicht erkennen lässt. Die Stint steigt erst ziemlich steil an, um dann in einer Linie
zu verlaufen, welche parallel zur Linie des Hinterhauptes ist, von der Beugung desselben an.
Von der Scheitelhöhe aus beginnt die Abdachung zum Hinterhauple, die zuerst schwach
geneigt verläuft und dann beinahe senkrecht bis zum Hinterhauptswinkel abfällt-
Aueli hier zeigt die Norma facialis die flach-ebene, halbmondförmige und abgeplattete
Stirnfläche.
Am Gesichtsachädel lassen »Ich die grossen quadratischen Augenhöhlen leicht ergänzen;
Jochbreite und Breite der knöchernen Nase entsprechen gleichfalls dem bereit« au« dem Vorher-
gehenden bekannten Typus.
Dasselbe gilt von dem Bilde, das uns der Sohädel in der Norma verticalis darbietet.
Die Suturen sind wegen einer leichten Inkrustation nur schwach kenntlich, bieten jedoch
nichts Aussergewöhnliches, weder in ihrem Verlauf noch in ihrer Ausbildung.
Schädel IV (Luzön).
Zur Vervollständigung meiner Angaben will ich hier noch die Maasse eines Schädels der
gleichen Hasse anföhren, welchem jedoch die obere Schädeldecke fehlt. Dieser Mangel wird
dadurch reichlich ersetzt, dass auf diese Weise eine Erscheinung blossgelegt wird, die wohl eine
seltene sein dürfte: im ganzen Umfange des Schädels fehlt die Diploe1), d. h. die schwammige
*) Vergl. meine Mittheitune im Aust. Ans. 1300; „Heber iteu Schwund (1er Diplot* sn einem Philippinen-
Schrille!“.
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Ueber Schädel von den Philippinen.
113
Schädel III.
Schädel von den Philippi-
nen; Ort der Herkunft nicht
genauer angegeben.
An*l< nn Antbropntnirl*. IM XXVII
Figurenerklärnng:
a) in der norina lateralis,
b) „ * * facialis,
c) „ „ - verticalis.
1»
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114
Dr. Franz Bauer,
Knochenmassc zwischen dem äusseren Schädeldache und der inneren Glastafel (tabula vitrea).
An den beiderseitigen Wänden ist sie wohl gering entwickelt, jedoch kommt sie nicht zur Be-
rohrung, sondern lässt einen Zwischenraum im ganzen Verlaufe des Schädeldaches frei, der am
Ilinterhaupte 8 mm, an der Stirne 6 mm und an den beiden Setten 3 mm beträgt. Sei es nun,
dass wir eine Rückbildung der Diploe vor uns haben, oder ein Verschwinden derselben durch
atmosphärische Einflüsse — wogegen jedoch die vorzügliche Erhaltung des Schädels spricht — ,
auf jeden Fall haben wir ein Analogon zu dom vor uns, was R. Virchow von einem jugend-
lichen Schädel berichtet: „Zugleich sieht man die beträchtliche Verdickung der Knochen ganz
besonders an den Scheitelbeinen“ *).
Die Maaase des Schädels sind folgende:
Die Länge beträgt 167 mm bei 154 mm Breite; es ergiebt sich sonach ein Index von 92,21.
Die Höhe der Augen ist 31 mm, die Breite 40 bezw. 39 mm — die entsprechenden Indiens
sind 129 bezw. 125,8.
Die Nasenhöhe beträgt 53 mm bei einer grössten Breite von 27 mm — der Index ist
demnach 50,94, d. h. er liegt an der äussersten Grenze der Mesorhinie.
Die Gesichtshöhe ist 65 mm; die Jochbreite 140 mm, der Jochbreiten - Obergesichtsindex
= 46,28, d. b. das Obergesioht ist chamäprosop.
Dieser Schädel zeigt eine ausscrgewöhnliche geringste Stirnbreite von 93 mm, gegenüber
einer Jochbreite von 140mra und einer Breite des Schädels von 154mm.
Nach diesen kurzen Bemerkungen möge die nachstehende Zusammenstellung der Maasse
nochmal einen Ueberblick über das Gesagte geben.
L
n.
in.
IV.
Längenbreiteniodex
105,33
95,67
89,99
92.21
Längeohöhenindex
83,99
1 76,31
—
—
Jochbreiteff-Obergeaiehtahöhenindex .
13,16
47,9
-•)
48,28
Augenhöhenindex . .
105,71
100,78
102,78
105,71
129
125
Nascnindex
54
58
—
50,94
Eino Vergleichung der MaasBzahlcn bezw. der daraus sich ableitenden Indices ergiebt,
dass Bämmtlicbe Schädel die Hyperbrachycephalie in Verbindung mit Ilypsicephalie zeigen.
An den ebamäprosopen Gesichtaschideln fallen die grossen, beinahe quadratisch geformten
Augenhöhlen auf — typische Beispiele für Hypsiconchie — , während die Nasenindices durch-
wegs Platyrhinie ergeben; nur der letztbesprochene Schädel, mit einem Index von 50,94, steht
eben noch an der äussersten Grenze der Mesorhinie. Die Prognathie des Oberkiefers ist eben-
falls eine sehr bedeutende.
Die Hassenzusammengehörigkeit der besprochenen Schädel ergiebt ein Blick auf die Ab-
bildungen; es ist immer der gleiche Typus , sowie die gleichen Formen — seien sie non natür-
lich oder rühren sie von künstlicher Deformation her.
Ich habe nur diese Schädel gemessen; aus Mangel an Zeit und Hülfsmitteln war es mir
l) R. Virchow, Oie Bevölkerung der Philippinen a. a. 0., S. 1 1 (289). Vergl, abends die Figur S. 10 (298).
v) Oie Jochbreite ist hier 139 wie bei Schild 1-1 I, hei TI = 139 und bei IV = ISO.
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Ueber Schädel von don Philippinen. 115
nicht möglich, meine Untersuchungen auf weiteres Material auszudehnen. Ich würde mich
glücklich schütten , durch diese kurte Mittheilung anregend gewirkt tu haben, und auf diese
Weite ein kleines ßaustcinchen tur Lösung der so verwickelten, aber auch höchst interessanten
mikronesischon Frage beigetragen tu haben.
Bereits R. Virehow hat auf die Aehnlichkeit dieser Formen mit Peruancrscbädeln hin-
gewiesen '), und in der That unter der im Münchener anthropologischen Institut vorhandenen
Sammlung von Schädeln aus Peru*) befinden sich mehrere, welche die gleichen Verhältnisse
teigen, wie die eben kurt geschilderten.
Znm Vergleiche will ich hier die Indice« von vier derselben, die denselben Typus wie die
beschriebenen Philippinenschädel zeigen, letzteren gegenüberstellen.
Philippineneohädel
Peruanisch
e Schädel a)
i. ii.
ni. iv.
&.
b.
o. | d.
Längenbreitenindex |
Längenböhenindex
I 106,33 96,57
83,99 75,31
1
89,99 92,31
105,29
88
106
86
100 Mß9
82,27 80,1
Diese Indiens und mehr noch die unten angegebenen Maasse selbst lassen auf eine gleich-
förmige Deformation bei den beiden räumlich so sehr au» einander gerückten Volksstämmen
schlieascn. Die Erklärung, welche R, Virehow für die Deformation der Peruaoerschädel gegeben
hat, gilt wohl auch in gleicher Weise für die Philippinen: »Durch einen starken Druck auf
Stirn und Ilinterkopf ist eine eigenthümlich breite und hohe Form mit Abplattung de» Hinter-
kopfes und Zurückdrängung der Stirn erzeugt worden“*).
Nur scheint bei den Pernanerschädeln das Deformationemittel eine Binde gewesen zu sein,
während der starke Beugungswinkel am Hinterhaupte bei den Philippinenschädeln eher auf De-
formation mittelst Bretter hinzuweisen scheint*).
Nach diesen kurzen Notizen über die Philippinenscliädel könnte ich wohl mit der Be-
merkung Virchow's schliessen: »Es ergiebt sieb zunächst aus diesen Verhältnissen in ganz
unzweifelhafter Weise, dass diese in ausgezeichnetem Sinne brachyccphale Bevölkerung, die doch,
wie es scheint, einer lange vergangenen Zeit angehört, nichts zu thun hat mit den Ncgritos,
insofern diese, soviel bis jetzt angenommen wird, mit den Melanesiern in Beziehung stehen,
welche sich alle anszeichnen durch die relativ geringe Breite ihre» Schädel» im Verhältnis» zu
einer relativ beträchtlichen Länge“ *).
’) »Es sind Formen der Abplattung, die stark an die peruanischen erinnern.“ B. Virehow, Die Be-
völkerung der Philippinen a. a. O-, 8. 10 (288).
*) Geschenk Ihrer KgL Hob. Prinzessin Therese von Bayern.
•) Die entsprechenden Maas»« sind: Länge
Breite
Höhe
Länge
Breite
Höhe
a) 151 mm
15» mm
133 mm
c) 158 mm
158 mm
130 mm
b) 158 .
166 ,
136 „
d) 171 .
152 ,
187 „
4) R- Virehow, Anthropologie Amerikas.
Zeitechr. f.
Ethnolog., Bd. IX, 1877, 8.150. Eine
interessante
Vergleichung der Indios Südamerikas und der Bewohner der Philippinen in linguistischer Hinsicht findet eich von
P. Martinez de Zuäiga in Estado de las islas ülipinas eil IMS per e) autor del Aristodemo Bd. II, pag. 5 ff.
*) M. Thövenot, Relation* de divers voyages curieux, Paris 1591 ; und Virehow, Die Bevölkerung der
Philippinen e. a. O» 8. 10 (288).
*) R. Virehow, Ueber alte und neue Schädel von den Philippinen in Jngor’s Reisen in den Philippinen.
Berlin 1873.
15“
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116 Dr. Franz Bauer, lieber Schädel von den Philippinen.
Alter um dies wiederholt darzuthun, möchte ich noch die Maas«« zweier typischer Negritos-
schädcl auffjkhren , die gleichfalls im Museo de Ultramar zu Madrid zieh befinden; ich maass
wegen Zeitmangels bloss diese beiden, weil sie den Typus der Rasse ganz scharf wiedergeben
und so den grossen Gegensatz zur brachyceplialen Kasse auf den Philippinen darthuu.
Der eine dieser Schädel ist ctiquettirt als Cranco de Libud-Samal-Darao (Mindanao) und
zeigt folgende Verhältnisse:
Bei einer Länge von 18h mm und einer Breite von 143 mm ergiebt sich als Index 77,2!) —
Mesocephalie. Die Höhe beträgt 153 mm, so dass sich als Index 82,70 ableitet — llypsicephalie.
Die Gesichtshöhe mit 70 mm entspricht einer Jochbreite von 140 mm — der Jochbreiten-
Gesichtsindex ist mithin gleich 50, d. h. der Gesichtsschädel ist nieder, chamiprosop.
Die gleichmässig ausgebildeten Augenhöhlen haben eine Höhe von 38 mm und eine Breite
von 42 mm — der Index ist demnach 1 10,51, d. li. ausgezeichnete Hypsiconchie >).
Die Höhe der Nase ist 57mm, die grösste Breite 26; der Iudex mit 45,61 ergiebt somit
Leptorhinie.
Die geringste Breite an der Stirn mit 115 mm giebt ebenfalls einen scharfen Gegensatz
zur hrachycephalen Kasse zu erkennen, wo wir sie 93 mm fanden.
Der andere Schädel, den ich gemessen, trügt die Etiquelte: Craneo de Negrito. Baluga,
l'ayapao (l’ampanga) ’).
Seine Länge ist 182mm, seine Breite 141mm; der entsprechende Index — 77,47.
Aus der Höhe von 153 mm resultirt im Zusammenhalte mit der Länge als Höhen-
index 84,06.
Die Gesichtshöbe ist 75 mm, die Jochbreite 145 mm, der Jochbreiten -Gesichtsindex ist
mithin 51,7.
Die Höhe der Augen beträgt 35 mm bei einer Breite von 43 inm, der Index ist demnach
122,85 — öbertriebene Hypsiconchie; die Augen erscheinen übermässig gross und quadratisch.
Die Nase ist 56 mm hoch und 28 mm breit und steht daher mit einem Index von 50 an
der Grenze der mesorhinon Formen.
Diese Zahlen im Zusammenhalte 5) mit den oben gegebenen sprechen deutlich für die
gänzliche Trennung der brachyceplialen Kasse auf den Philippinen von den Negritos; in diesem
Sinne einen kleinen Beitrag zur Kenutniss der Bewohner der Philippinen zu liefern, war der
Zweck dieser kurzen Mittheilung.
l) Yirchow (bei Jagor h. ». O., 8. 3S9) hebt au <lem Schädel 'von Arituktuk ebenfalls die quer-
viereckige Gestalt der Orbita hervor, die sie wesentlich von den Augenhöhlen aller anderen Philippinen*
eebäde] unterscheide.
*) Pampsnga ist eine Provinz der Luzön-InseL
■)
n
n.
m.
IV.
1.
2.
faiuigenbrritiiniidi’x
95,57 1
«9,88
92,21
77,29
77,47
htkngenhöUeuHKlex ......
83.99
75,31 |
—
—
82,70 |
84,08
Joch breitet! - Obur^iiht'huhe .
1 43,16
47,4
—
, 46,28
50
51,7
Augenhfthlenindex
. . . .
1 105.71
* * * ' \ 102,78
102,78
105,71
—
| 129
125
110,51
122,85
NaMnir.dex .
14
| 58
—
50,94
45,81 I
50
*) I. bi« IV. bnohjcephalc,
1 und S
NegritoswIiÄdel.
München, im October
1899.
Dr. Fra
n % Han
er.
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IV.
Der Werth der Lendengegend für anthropologische und
obstetrische Messungen.
Von
Th. C. H. Stratz.
(Mit 15 Abbildungen, zumeist auf Taf. III — VI.)
Nach einem Vortrag, gehalten auf der Naturforschcrvcrsammlung in München 1899.
Im Jahre 1895 habe ich einen kurzen Aufsatz über die Raute von Michaeli« veröffent-
icht1) nnd dabei den Wunsch ansgesprochen, das« derselbe zu weiteren Untersuchungen Veran-
lassung geben möchte.
Dieser Wunsch ist in überraschender Weise erfüllt worden. Kein Geringerer als Waldeyer
hat sich der Sache angenommen und die Resultate seiner sorgfältigen und ausgebreiteten For-
schungen in einem prächtigen Werke niedergelegt, das im Anfänge dieses Jahres erschienen ist1).
Waldeyer*« Veröffentlichung hat in mancher Hinsicht meine Auffassung und zugleich, wie
ich mich aus Gesprächen mit verschiedenen Fachgenossen überzeugen konnte, die allgemein
gültige obstetrische Auffassung über die anatomische Grundlage der Michaelis' sehen Raute
verbessert und vervollständigt.
Durch Waldeyer’s Bearbeitung war die Frage einer endgültigen Auflösung um vieles
näher gerückt; was mioh persönlich betrifft, so war ich darüber sehr erfreut und habe sehr viel
daraus gelernt, aber befriedigt fühlte ich mich nicht, ganz klar war mir die Sache noch nicht.
Ich habe deshalb aufs Neue mit den mir znr Verfügung stehenden Mitteln weiter gearbeitet
auf Grund des neuen, durch Waldeyer entzündeten Lichtes und bin dadurch zu einem ge-
wissen Resultat gelangt, das ich besonders darum erwähnen möchte, weil es mir nicht nur
obstetrisch-nnatomischen, sondern auch anthropologischen Werth zu liaben scheint.
Es sei mir gestattet, in kurzen, grossen Zügen die bisherige Entwickelung der Streitfrage
zu recapituliren.
Baudelooque1) benutzte als hinteren Messpunkt znr Bestimmung seiner Conjugnta externa
den Processus spinosus des V. Lendenwirbels, resp. die Grube unterhalb derselben.
l) Zeitschrift für Geburuhülfe und Gynäkologie, 93, 8. 94.
*) Waldeyer, Das Becken. Bonn 1899.
*) Bsudelocque, Principe* nur l'art de* acconchemente, 1775.
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118
Dr. C. H. S t r a t z,
Michaelis1) hat als Erster eine sorgfältige Beschreibung der nach ihm benannten Raute
gegeben und als Endpunkt derselben festgestellt: Nach oben den Processus spinosns des V, Lenden-
wirbels, seitlich die Spinae posteriores superiores ossitim ilei, nach unten den oberen Rand der
Crena ani. Ben seitlichen Abstand bestimmte er auf 9,8 cm. Nun folgte eine lange Zeit einer
— ich möchte sagen — wissenschaftlichen Gedankenlosigkeit, in der die Michaelia'sche Be-
grenzung ohne Nachprüfung als feststehend angenommen wurde und, trotzdem häufig der Bia-
meter Baudeloojuii gemessen wurde, Niemand auf den Gedanken kam, zu untersuchen, ob denn
in allen Fällen der Processus spinosut des V. Lendenwirbels, der hintere Baudelocquc’sche
Messpunkt, zugleich auch der constante obere Grenzpunkt der Michaelis’scben Raute sei.
Waldeyer war es Vorbehalten, in unzweifelhafter Weise naebzuweisen, das» dies keineswegs
immer der Fall ist, ja, dass gerade bei gut gebauten Becken der obere Grenzpunkt der Raute
auf den vierten, dritten Processus spinosus und selbst höher zu liegen kommt. Er unterscheidet
die Lendenraute, die äussere Configuration, von der Kreuzraute, der ostcologischen Basis1).
„In der Gegend der Lendenwirbel und des Kreuzbeins tritt, namentlich bei Streckung des
Rumpfes, eine rautenförmige Bepression hervor, die Lendenraute. Bic dem Kreuzbein ent-
sprechende untere Hälfte dieser Figur bildet eine auch ohne stärkere Muskelaction wahrnehmbare,
leicht gewölbte Abflachung, die ebenfalls rautenförmig gestaltet sein kann — Kreuzrautc — ,
öfter» aber auch als ein Breieck mit unterer Spitze — Kreuzbeindreieck — erscheint.“
Bes Weiteren setzt Waldeyer aus einander, dass der obere Winkel der Lendenraute
durch die Muskelwölstc der Musculi sacrospitiales markirt wird, die verschieden hoch, zwischen
dem XII. Brustwirbeldorn und dem III. Lendenwirbeldorn Zusammentreffen können, demnach sehr
inconstant sind. Bcr obere Winkel der Krenzraute dagegen ist stets markirt durch den Pro-
cessus spinosus des V. Lendenwirbels und steht constant tiefer.
Burch Waldeyer’» Darlegungen aufmerksam gemacht, haben verschiedene Gynäkologen und
auch ich an lebenden Frauen nachgemessen und haben seine Auffassung vollauf bestätigen können.
Ebenso wie der obere, ist auch der untere Messpunkt von Muskelwiilsten, hier von den
Glntaci, abhängig, und deshalb ebenfalls inconstant.
Was die seitlichen Mcsspuukte, die Spinne posteriores sup. ossis il. , betrifft, so zeigt uns
Waldeyer, dass diese zwar mit den seitlichen Krenzgröbcbcn correspondircn, aber etwas tiefer
liegen.
Ich habe in meiner Eingangs erwähnten Arbeit diese Grübchen als „charakteristisch
für das weibliche Geschlecht“ angesehen. Waldeyer sagt darüber S. 8: „ — es entsteht beider-
seits ein Grübchen, welches die beiden Seitenwinkol der Kreuzraute markirt und ins-
besondere bei Frauen deutlich ist“ Ferner S. 121: „Eine Lendenraute fehlt auch dem
Manne nicht; auch eine Kreuzraute UDd das Kreuzbeindreieck kommen vor; also können diese
Bildungen, wenn auch meist besser beim Weibe ausgeprägt, doch nicht als für
letzteres charakteristisch angesehen werden.“
Es war nicht blosser Autoritätsglaube, der mich die W aldey er’schen Auslegungen als die
richtigen erkennen liess; loh habe mich von der Richtigkeit derselben durch eigene Wahr-
nehmungen überzeugen können. Bezüglich der letzteren Auffassung aber, des Absprcchens
*) Michaelis. Das enge Becken, 1895.
*) Das Beckes, 8. 7 u- 8 und 8. ISO ff.
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Der Werth d. Lendengegend f. anthropologische u. obstetrische Messungen. 119
der von mir als für das weibliche Geschlecht charakteristisch bezeichnten Kreuz-
grübchen, blieb ein Zweifel bestehen, den ich durch weitere Untersuchungen zu läsen suchte.
So wie die Sache jetzt steht, ist mit Waldeyer’» Zugeständnis», dass die Grübchen „ins-
besondere bei Frauen deutlich“, und „wenn auch meist besser beim Weibe ausgeprägt“
sind, ebenso wenig entschieden, als mit dem seiner Zeit von mir1) gethanen Ausspruch, dass
ebenso wie der Bart ein männliches, die Kreuzgrübchen ein weibliches Attribut sind, trotzdem
beide auch im anderen Geschlecht Vertreter und Vertreterinnen aufweisen können.
Stets von Neuem sagte mir mein Auge, dass der Unterschied ein zweifelloser war, und
ich suchte nach dem beweisenden, sicherstellenden Moment. Zunächst galt es, sich den gegen-
wärtigen Standpunkt deutlich zu machen. Bezüglich der Kreuzraute habe ich meinen Irrtlium
erkannt und Btimmc mit W aldcyer, ebenso wie alle Gynäkologen, jetzt völlig überein.
Bezüglich der Coufiguration der I, endenraute ist ebenfalls die W aldcyer’ sehe Definition
für mich maassgebend geworden, um so mehr nls er, zu meiner Freude, in seiuem letzten 'Werke
die schönen Untersuchungen von Kicher*) gebührend gewürdigt hat und auch den von
Richer zuerst hervorgehobeuen Einfluss der Vertheilung des Unterhautfettes auf die Con-
figuration der Lendenraute hervorbebt.
Auf Waldeyer’s Untersuchungen weiterbauend kam ioh zu dem Schlüsse, dass wir den
oberen und unteren Grenzpunkt der Lendenrante als zwei veränderliche und individuell sehr
verschieden gestaltete Theile fallen lassen müssen, so dass uns nur die seitlichen, festen Mess-
punkte, die den Spinae posteriores superiore* entsprechenden „Kreuzgrübchen“ übrig bleiben.
Ich bitte, mir und Ihnen die Beschrei-
bung des vielfach geschlungenen l’fudes er-
sparen zu wollen , der mich endlich durch
Nacht zum Licht führte; ich müsste eine
ganze Reihe von Merkmalen wiederholen,
die Waldeyer, Richer und ich angeführt
haben , welche sich weitaus häufiger beim
einen, aber doch auch wieder beim anderen
Gexclilechte finden, und deshalb nicht des
Pudels Kern enthalten. Ich begnüge mich,
auf die klassische Zeichnung von Richer
(Fig. 1) zu verweisen, die den männlichen
und weiblichen Typns in scharfen Gegensatz
bringt.
Die grössere oder geringere Tiefe der
Kreuzgrübchen , die beim Mann mehr läng-
liche, bei der Frau mehr rundliche Form
derselben, das beim Mann häufiger, bei der Frau nur einmal (dnreh Waldeyer) constatirte Auf-
treten je zweier Grübchen an jeder Seite, das Alles hielt nicht Stand vor einer strengen Kritik.
Fl*. I.
') L 8. 104.
*) Bicher, Anatomie artistique, neuerdings euch der von Bicher geschriebene Abschnitt Myologie in
Poirier’e Anatomie.
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120
Dr. C. H. Stratz,
Von all diesen wogenden und fluthenden Rückenlinien blieb schliesslich nur eine stets fest und
unveränderlich, und das war der Abstand der Kreuzgrübchen von eiuandor, die Di-
stantia fossnlarum lumbalinm lateraliutn (inferionira).
Zahlen beweisen, aber nur dann, wenn sie richtig angewendet werden, und uro so viel
möglich Fehlerquellen zu vermeiden, habe ich mich bemüht, möglichst gleicbwerthigo Reihen
einander gegenüber au stellen, und nicht durch die Zahl, sondern durch die Auswahl der Indi-
viduen den Werth der Messungen an erhöhen.
Zu diesem Zwecke habe ich aus einer Reihe von 500 Frauen und Mädchen zunächst die-
jenigen ausgesucht, die dein Augcmuaasse nach die besten Körperfortnen darboten. Unter diesen
habe ich wieder in engerer Wahl solche Individuen ausgeschieden, die l*i genaner ärztlicher
Untersuchung keinerlei Krankheiten oder Spuren Oberstaudener Krankheiten aeigten, namentlich
aber mit Sicherheit nicht schwindsüchtig und nicht rharhitisch waren, und bei denen endlich
die Diagonalconjugata mindestens 13,5 cm oder mehr betrug.
Auf diese Weise gelangte ich an einer Auswahl von 20 weiblichen Individuen, von denen
ich wusste, dass sie völlig normal gebaut und gesund waren. Es waren 8 Mädchen und
12 Frauen, welche letzteren stets normale und sehr leichte Entbindungen durehgemacht hatten,
äämmtlicbe 20 aeigten schön ausgebildete, runde Kreuagrflbchen. Ein Beispiel davon giebt Fig. 2,
Taf. III, der Rücken eines Schcvcninger Modells, das ich in der Lage war, photogrnpbircn au lassen.
Zur Vergleichung habe ich neben dem Lebensalter folgende Maasse in einer Tabelle ver-
einigt: 1. Körpergrösse; 2. hintere Dornbreitc; 3. vordere l)ornbreite; 4. Kammbreile; 5. Ilüft-
breitc; die letatcrcn drei Maasse entsprechen den obstetrischen Spinae, cristae und trochantores.
Von den gefundenen Maassen entspricht der kleinste Abstand der Kreuagrübcbcn 9,8 (Nr. 19)
dem von Michaelis auf-
gestellten Durcbschnitts-
werthe. Die durchschnitt-
liche Körperlänge ist um
+ 8 cm grösser als der für
europäische Frauen von
Quetelet berechnete
Werth von 158.
Dieser Tabelle stellte
ich eine aweite, möglichst
gleichwertige von 20
jungen Männern zwischen
19 und 24 Jahren gegen-
über, welche ich der
Liebenswürdigkeit vom
Generalstabsarzt Dr. van
Binnendyk verdanke.
Es wurden aus einer
grösseren Anzahl völlig
gesunder Soldaten die-
Tab. I. Normale Frauen (*) und Mädchen 17 bis 36 Jahr.
Name Alter
Körper-
lüngo
Spin.
post.
Spin.
Criat.
trochant.
JO. !i 33
167
10,5
26
29
33
1 •
L. P. K. 2«
108,6
12
26,6
29
84
2*
Mary 17
166
11
23
27,25
31
8
Sohw. 22
162
10
23,5
26
31
4
Met 23
168,5
11,5
23,5
32
35,6
5*
F. 38
169
11
26
31
36,75
6*
Hab. 32
161
11,75
24
27,5
33
7»
M. W. 18
168
11,5
26
28,5
33,5
8
J. II. H, 21
170
11
26
n
35
9*
C. d. W. 21
166
10
25,5
29,75
34
10
M. P. 20
156
10,6
26
28
32,25
11
W. 31
170
10,25
27
31,5
34,5
12*
J. v. B. 24
161
10,5
23
26
29
13*
H. 22
162
11,5
29
32
34,5
14*
Bl. 20
159
10
22,5
27
31
15
Td. 1 30
160,5
10
23,6
27,5
33
16*
v. W. 36
163
10
26,5
29,5
33
17*
J. Kl. 17
164
10
22,5
26,5
Bl
18
Br. 19
152
9,8
22
26,6
31,25
19
Ryttc ]| 20
155
10,5
23,5
27
50,75
20*
Durchschnitt:
162,4
10,(1
A2
28,5
32J4
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Der Werth d. Lendengegend f. anthropologische u. obstetrische Messungen. 121
jenigcn ausgesucht, dio^deutliche^Grübchen im Kreuze zeigten; wie mir Dr. van Hinnendyk
mittheilte, fanden sieh dieselben in etwa 25 Proc. aller daraufhin untersuchten Fälle in mehr
oder weniger deutlicher Weise ausgeprägt.
Die Ergebnisse dieser Messungen linden sich in Tabelle II. Tabelle II. Normale
Vergleichen wir die Resultate beider Messungen mit einander, Minner, 19 bis 24 Jahr,
so linden wir zunächst im Durchschnitt bei den Frauen auf 162,4
Körporlänge eine Distantia spinar. posterior, von 10,6 cm, bei den
Männern auf 166,8 Körperlänge eine Distant. spin. post, von 8; dem-
nach 2,6 cm mehr bei denf Frauen im Durchschnitt.
Als Maximal- und Minimalwerth ergiebt sich:
Maximum Minimum
Frau (Nr. 2) 12 (Nr. 19) 9,8
Manu (Nr. 2) 10 (Nr. 1) 5,5
Das Maximum der Frau ist also um 5,5 cm grösser als das
Minimum des Maunes, während das Maximum des Mannes das
Minimum der Frau nur um 2 mm übertritll.
Bei den Frauen bewegen sich weitaus die meisten Werthe
»wischen 10 und 11cm, bei den Männern weitaus die meisten zwi-
schen 7 und 8 cm.
Für beide Geschlechter ergiebt sich ferner, dass die Körpcr-
längo in keinem constanten Verhältnis!) zum hinteren Dornenabstand
steht» Auf das Vcrhältniss der Spin, poster. des Weibes zu seinen
übrigen Beckenmaassen behalte ich mir vor, noch zurückztikommen.
Die Berechtigung, diesen beiden Tabellen einen grösseren Werth
beizulegen, schöpfe ich aus dem Umstande, dass beide, Männer sowohl als Frauen, ärztlich
sorgfältig untersucht und völlig gesund befunden wurden, dass es sich in beiden bandelt um die
ausgesucht schönsten Exemplare' einer Reihe von’mohrercn'hundort Individuen.
Ich möchte dieses Beispiel benutzen, am in aller Bescheidenheit auf eine gewisse Unklar-
heit bei anthropologischen Messungen bezüglich der Begriffe: Durchschnittswert!) und
Normalwcrth aufmerksam zu machen.
Wenn wir eine grössere Anzahl von Individuen ohne Wahl messen, und ans den gewonnenen
.M aaseen das Medium berechnen, so erhalten wir einen Durchschnittswerth, dessen Be-
deutung nnd Genauigkeit ausschliesslich abhängt von der Zahl der gemessenen Individuen.
Wenn wir aber nur die jeweils schönsten Individuen nach sorgfältiger Untersuchung aus
einer grösseren Zahl auslesen, nnd die Maasse denselben mit einander vergleichen, so ist der so
gefundene Durchschnittswert!] zugleich auch der Normal werth. Die Genauigkeit und Be-
deutung des Normalwerthes hängt also hauptsächlich ab von der Sorgfalt, mit der die schönsten
Exemplare ausgesucht sind, die Zahl der Individuen spielt nur insofern eine Rolle, als man
natürlich unter einer grösseren Anzahl leichter die geeigneten Exemplare finden kann.
Für die beiden angeführten Tabellen können wir behaupten, dass es sich in beiden Fällen
um völlig normale, weder durch Krankheiten, noch durch Entwickelungsstörungcn beeinfiusstc
Körper gehandelt hat. Der einzige Fehler, den wir vielleicht gemacht haben können, ist der,
Arohlv fUr Anthropologie Kd XXVII, jy
Körper-
lange
Spin.
post.
1
161
5.6
2
173
10
s
156
8
4
16!)
9,6
5
160
9
6
178
8
7
171
8
175
9
9
164
8,5
10
169
7,6
11
172
7,5
12
170
7,5
13
163
7
14
167
8
15
160
8
16
164
9
17
161
7J>
18
173
8,25
19
170
8
20
170
7,5
Durch* l
schnitt!
166,6
8
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122
Dr. C. H. S t r a t z ,
da»* vielleicht ein oder das andere normale Individuum unserer Aufmerksamkeit entgangen und
in den Tabellen nicht mit angeführt ist; dadurch wird aber deren Werth nicht vermindert
Die Schlussfolgerung, die ich für meine Zwecke aus den gegebenen Maasscn nhlcitcn kann,
ist demnach zunächst die folgende:
Der Abstand der Kreuzgrübchen von einander, dio Distantia fossularum lum-
balinm lateralium ist bei der normalen Kran um 2 bis 3cm grösser als beim normalen
Manne und ist in beiden Fällen ganz unabhängig von der Körpergrösse. Dieser
Abstand beträgt beim Manne in weitaus den meisten Fällen 7 bis 8, bei der Frau
10 bis 11 cm.
Jedermann und auch Waldeyer wird mir zngeben müssen, dass mit der Bestimmung
dieses Maasses ein fundamentaler Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Kreuzgegend
gegeben ist
Nun aber möchte ich noch einen Schritt weiter gehen und erinnern an die zahlreichen schönen
Studien von Charcot, Richer und ihren Schülern in der Ieonographie de la Salpötriöre, welche
nachwiesen, dass neben den ausgesprochenen Androgynen und Gynandern weit häufiger, als man
bisher annahm, das eine Geschlecht körperliche Eigenschaften des andern zeigt, und dass sich
sehr zahlreiche Uebergänge finden.
Da ich nun immer noch der Ansicht bin, das runde, deutlich ausgeprägte Krouzgrü heben
für eine specifisch weibliche Schönheit zu halten , so habe ich , indem ich 20 Männer aussuchte,
dio dieses Merkmal besnssen, Waldeyer eine grosse Conccssion gemacht, trotzdem aber den
Grössenunterschied feststellen können.
Wenn nun schon trotz dieser Concession der Unterschied in den Maasscn ein auffallend
grosser war, so muss derselbe bei strengerer Scheidung noch viel deutlicher wcrdcD.
l'm die» zu beweisen, habe ich in dem kürzlich erschienenen anthropologischen Atlas von
Hagen1) an 40 Männern ohne Wald die Spin. post, bestimmt. Ich konnte dazu nur solche
Aufnahmen benutzen, bei denen eine seitliche Beleuchtung das Messen ermöglichte. Die ge-
wonnenen Zahlen habe ich mit 8 vervielfältigt, da llagen angiebl, dass er die Figuren alle
anf ein ’/* natürlicher Grösse gebracht habe. Damit habe ich die Maasse von 15 Frauen (bei
zweien war die Messung nicht möglich) verglichen.
Es ergab sich , dass von 40 Männern der Durchschnitt der Spin, poster. 6,7 cm beträgt,
das Minimum 4cm, das Maximum 8,8om. Bei den 15 Frauen ist der Durchschnitt 10,9cm,
das Minimum 8, das Maximum 12; das Maximum erreichten 4 von den 40 Männern, 3 von
den 15 Frauen.
Was die Confignration betrifft, so hatten unter den 40 Männern 7 deutliche einfache Grüb-
chen, also 18 Proo., 17 doppelte Grübchen mit oder ohne Furehonvcrbindung und 16 nur seit-
liche Furchen ohne Grübchen. Die 15 Frauen hatten sämmtlich deutliche runde Grübchen und
nur 2 darüber ein zweites Paar kleinere Grübchen, die jedoch in keinem Falle durch eine Furche
mit den unteren verbunden waren.
In dieser Gruppe beträgt der Unterschied zwischen Mann und Frau mehr als 4 cm im
Durchschnitt. Wir können demnach den oben für den Normalinensohen (mit Concession) auf-
l) Kreide], Wiesbaden 1898.
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Der Werth d. Lendengegend f. anthropologische u. obstetrisclie Messungen. 123
gestellten Satz jetzt für den Durchschnittsmenschen dahin erweitern, dass: Im Durchschnitt
betrügt die Distantia fossular. lumbal, beim Manne 6 bis 7, bei der Frau 10 bis 11cm.
Einen weiteren Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Lendengegend hat Merkel
nachgewiesen. Er fand, dass die Lcndenwirbelsänlc der Frau, von vorn gemessen, relativ und
absolut grösser ist als die eines gleichwertbigen Mannes, dass aber an der Hinterflächt- der
Corpora vertebrae genommene Maasse genau dos entgegengesetzte Resultat ergeben. Daraus
folgt, dass die weibliche Wirbelsäule eine viel stärkere physiologische Lordose hat
als die männliche und die weitere Folge ist:
1. dass die weiblichen Processus spinosi vert. lumb. viel dichter an einander
stehen als die männlichen;
2. dass das weibliche Kreuz hohler ist als das männliche;
3. dass, znr Ausgleichung der Lordose, das weibliche Kreuzbein stärker gegen
die Horizontale geneigt ist als das männliche;
4. dass die über das hohlere Kreuz sich spannenden Bänder der Mnsculi
sacrospinales beim Weibe deutlicher hervortreten.
Sehr überzeugend, wenn auch nicht anatomisch ganz richtig, zeigt die einschlägigen Ver-
hältnisse die dem Thomson’schen Werke entnommene schematische Fig. 3.
Nehmen wir noch als drittes Moment die von Kicher znerst beschriebenen, auch von
Waldeyer anerkannten Unterschiede in der Vertheilung des Unterhautfettgewebes bei Mann
und Frau hinzu, so erhalten wir eine ganze Reihe von wesent-
lichen nnd accidentellen Momenten, welche die weibliche von
der männlichen Lendengegend scharf trennen.
Zu den bereits genannten Punkten kommen dnreh den
den weiblichen Körper und namentlich die Hüften stärker
abnmdenden Fettansatz die folgenden:
1. Die Kreuzgrübchen sind runder, weicher
und tiefer als beim Marine.
2. Das Niveau der Lendengegend liegt bei
der Frau tiefer in der sich stärker abheben-
den Umgebung eingebettet.
Kassen wir die Ergebnisse unserer bisherigen Unter-
suchungen zusammen, so kommen wir zu den folgenden
Schlüssen (für normale Individuen):
Die Lendenraute ist bei der Frau um 2 bis 4cm
breiter, flacher, deutlicher abgegrenzt und stärker
gegen den Horizont geneigt als beim Manne.
Die Kreuzgrübchen finden sich bei der Frau stets, beim Manne in 18 bis
25 Proc.; bei der Frau sind sie tiefer, runder, deutlicher umschrieben. Nur in
seltenen Fällen findet sich bei der Frau ein zweites Paar von Grübchen über dem ersten, beim
Manne kommt dies häufiger vor.
Die für die Frau charakteristische Form giebt Fig, 2, Taf. III, für den Mann charakteristisch
ist Fig. 4, Taf. IV, nach der Photographie eines Münchener Modells.
1U*
Fi«. S.
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124
Dr. C. H. S t r a t z ,
Bi» hierher bezogen »ich meine Untersuchungen mir auf die Feststellung des Unterschied»
zwischen männlicher und weiblicher Conliguration der Lendenraute. Dabei ist mir jedoch auf-
gefallen, das» die Distantia fossnlarum lumbalium posterior, eine weit grössere Bedeutung zu
haben scheint, als ihr bisher zugemessen wurde.
In den meisten anthropologischen Acten wird dieselbe nicht erwähnt, ebenso wird sie in
der Obstetrie nur beiläufig hier und da angeführt. Dass jedoch die Spinae posteriore» —
wie ich diesen Abstand der Kürze halber im Folgenden bezeichnen will — eine gewisse Bedeutung
haben, darauf schien mir zunächst der Umstand hinzudeuten, dass die Brcitenentwiekelung dieses
der Wirbelsäule ungehörigen Theilcs völlig unabhängig ist Bowohl von den übrigen Breitcn-
maassen des Beckens, als auch von der jeweiligen Gesammthöhe des Körpers.
Des Weiteren fiel mir auf, dass sowohl in den in Tabelle I angeführten 20 Fällen, als auch
in einer ganzen lieihe weiterer Beobachtungen eine Grösse von 10cm und mehr der Dist. spin.
poster. stets zusammeutraf mit einer Länge der Conjugata diagonali» von 13,6 cm und mehr.
Wir hätten es somit zu thun mit einem Maas», das viel constanter, viel weniger
individuellen Schwankungen unterworfen ist, als andere Körperdimensionen und
dessen Entwickelung gleichen Schritt hält mit dem obstetrisch wichtigsten der
Beckenmaasse, der Conjugata vera.
Wenn sich diese Auffassung bei weiteren Controluntersuchungen ats richtig erweist, so er-
hellt ohne Weiteres die weittragende Bedeutung dieses Maasses für die Obstetrie, sowie für die
Anthropologie. Für beide Fälle konnte ich meine Beobachtungen als Gynäkologe nur an Frauen
machen, für den crstcren ist ja ohnehin schon das männliche Geschlecht ausgeschlossen.
Was nun die Obstetrie betrifft, so kann ich zunächst mittheilen, dass in 40 Fällen, bei
denen ich die Spin, posteriores auf 10 cm und mehr bestimmen konnte, stets auch die Diagonali»
mit 13,5 und mehr sich feststellen lies»; in allen diesen Fällen bandelte es sich um völlig normale
Becken.
Bei meiner beinahe ausschliesslich poliklinischen geburtshülflicben Thüligkeit war ich selten
in der Lage, in pathologischen Fällen genaue Maasse nehmen zu können, und bei den Schwangeren,
die in die Sprechstunde kamen, Hess sich wegen der bestehenden Gravidität die Diagonali» nicht
bestimmen.
Immerhin kann ich einige wenige pathologische Fälle mittheilen, die desto deutlicher sprechen.
Von einer Frau mit mässig plattem Becken, die ich schon früher ■) erwähnt habe, war ieh
später in der Lage, noch einige Maasse nehmen zu können:
Körperhöhe 156 cm, Dist. spin. 27, Crist. 29, Trochant- 32, D. spinar. poster. 6/), C. diagonali»
11,76, demnach eine Conjugata vera von 10cm oder weniger.
Die Kreuzgrübchen sind, wie aus der beigefügten, nach einer Photographie hergestellten
Flg. 5, Taf. III, hervorgeht, sehr schön ausgeprägt; jedoch ist ihr Abstand (8,5) zu klein.
In diesem Falle entspricht also ein Missverhältnis» der Dist. spin. post, trotz übrigens guter
Breitenmaasse, einem Fehler in der Conjugata vera. Wir haben ein einfach plattes Becken vor
uns, das sich aus dem geringen Abstand der Spinae posteriores diagnosticirvn lässt.
Einen weiteren Beleg bietet der folgende Fall.
Bei einem Mädchen von 32 Jahren (J. Nr. 1G3) wurde icli wegen einer Difformität des
') 7-eitachrift für UsbupsU. o. Gyn. Sä, Fi*. IS.
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Der Werth d. Lemlengegend f. anthropologische u. obstetrische Messungen. 125
Beckens, und wegen Symptomen seitens der Genitalien in Consnll gerufen. Ks handelte sich
um einen, später durch die mikroskopische Untersuchung der Secrete bestätigten Fall von
chronischer Tubercntose, die vor 20 Jahren begonnen war. Vom alten Process war eine Fistel
über dem rechten Darm beinkam me , sowie eine secundärc tuberculosc Affeetion der Genitalien
zurückgeblieben, nebst der erwähnten Asymmetrie des Beckens.
Die Untersuchung des Beckens ergab, dass das rechte Os ilei der Mittellinie näher gerückt
war und etwas höher stand, dass übrigens die beiden Ossa ilei genau die gleichen Maassc hatten.
Ich stellte die Wahrschcinlichkeilsdiagnoao auf eine ausgeheiltc tuberculosc Affeetion des rechten
Ileosacralgelenks mit Ausgang in Synostose. Eine Aufnahme nach Röntgen, bei der das linke
Ileosacraigelenk als heller Streifen erschien, während die rechte Seite gleiohmässig dunkel blieb,
liestätigte diese Auffassung.
In diesem Falle waren die Beckenmaasse: Spinae 25, Crist. 28,75, Trochant. 31,5, Dist.
apin. poster. 10.
Bei späterer Narcosc behufs Operation hatte ich Gelegenheit, die Beckenhöhle zu unter-
suchen, und fand, dass die rechte Beckenhälfte leichter abzutasten war (daher rechtsseitige Ver-
engerung des Beckencanals), dass dagegen die Diagonalis 14 betrug.
In diesem Falle traf trotx der übrigen Difformität des Beckens die Grösse der D. spin.
post, von 10 mit einer normalen Conjugata vera von < 12 zusammen.
Weitere Belege sind von mir in der oben erwähnten Arbeit, sowie, unabhängig von mir,
von Müllerheim1) publicirt. Es ist mir nicht bekannt, ob andere Gynäkologen unserem Beispiel
gefolgt sind.
Die Dist. spinar. poster. lässt sich bei der lebenden Frau sehr leicht messen. In weitaus
den meisten Fällen sind die Grübchen bei seitlicher Beleuchtung sehr deutlich au sehen. Man
legt dann in die Grübchen die Endpunkte des Taslerxirkel* und liest das Maas« ab; um ganz
sicher au gehen, kann man sich die jederzeit« tiefste Stelle der Grübchen durch einen schwarzen
Punkt markiren. In zweifelhaften Fällen lassen sich die Spin, poster. superiores durch die
Palpation ermitteln.
Löhlein*) ist meines Wissens der einzige, der die obstetrische Wichtigkeit der DisU
spinar. poster. herrorhebt, Controlmessungen sind aber, soweit mir bekannt, in grösserer Zahl
nicht gemacht worden. Ich halte die Bestimmung der Spin, poster. von geburtshülflichem Stand-
punkt für ungleich wichtiger als die der übrigen ßreitenmaasse, denn, wie wir sehen werden,
finden sich trotz kleiner ßreitenmaasse bei den Javaninnen doeb geräumige Becken, und in
solchen Fällen entspricht der grossen Conjugata vera eine ebensolche Distanl. spin. poster.
Doch damit kommen wir allmählich zugleich auf die anthropologische Bedeutung der
hinteren Dornbreite zn sprechen.
Bei Betrachtung der Maasse von Nr. 13 auf Tabelle I lallt es auf, dass trotz auffallend
kleiner ßreitenmaasse (Spin. 23, Cr. 26, Troch, 29) doch eine Dist- spin. post, von 10,5 nnd eine
Diagonalis von 14 cm gefunden wird.
Die betreffende Frau stammte im dritten Grade von javanischen Eltern ah, und hatte die
typische Form de» runden javanischen Beckens.
‘) Die äussere Untersuchung der Gebärenden.
a) Centralbl. für Gynäkologie istnt, 8. 1035.
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126 Dr. C. H. St ratz,
Leider hatte ich »einer Zeit bei meinen Messungen an javanischen Frauen *) die Dist. Spin,
poster. nicht beachtet.
In drei Fällen jedoch gelang es mir, mit Hülfe der Photographien (*/i« Lebensgrösse) das
fehlende Maas» ans dön übrigen zu roconstruiren.
Diese drei Messungen zusammen mit Nr. 13 von Tabelle I ergeben:
Körper-
länge
löagonal. I
Spin. ]>oat.
»Spin.
Criste
Trocb.
1. Frau X
161
14
10,6
23
26
2!)
2. Moeakidja
160
14
10
22.5
26,5
26
3. Ko*m inten
148 ;
16
ln
23
25
27
4. Roo» 1
1 146
11
8
20,5
22,5
25,5
Es zeigt sich auch hier eclatant die Coinciden* der Ausdehnung der Maassc für Diag. und
Spin. post, bei sehr wenig entwickelten Breitenmaasscn.
Im vierten Falle handelt es »ich um ein halbwüchsiges Mädchen; das Becken war kindlich,
dementsprechend sowohl Diagonalis als Spin, poster. unterhalb der Norm.
Der Vollständigkeit halber sind die bezüglichen Bilder von Moeakidja (Fig. 0, Tal'. III),
Rosminten (Fig. 7, Taf. V) und Rooa (Fig. 8, Taf. V) nach Photographien hier beigefügt.
Unter den oben erwähnten Typen ostasiatischer und melanesischer Völker von Hagen,
die ein Durchschnittsmaass von 10,6 haben , ist (mit Ausnahme einiger halberwachsener Indi-
viduen) an normalen erwachsenen Frauen die constante Grösse der Dist. spin. post, nachzuweisen.
Aus den bisherigen Untersuchungen lässt sich der Schluss ziehen, dass wir in der Distantia
spin. post, ein Maas» besitzen, das, ganz unabhängig von der Körpergrösse, unabhängig von
den übrigen Breiten maassin des Beckens, unabhängig auch von der Rasse, bei normaleu weib-
lichen Individuen eine feste Grösse von 10 bis 11 cm besitzt.
Wenn weitere Untersuchungen meine Beobachtungen bestätigen, so haben wir damit einen
Maassstab normaler Entwickelung, der um so grösseren Werth hat, als er in die schwankenden
Grössen von Rumpf und Extremitäten einen festen Normalwerth einfuhrt. Jedenfalls scheint es
mir sehr wünschenswert, der hinteren Dortibreito bei obstetrischeu sowio auch bei anthropo-
logischen Messungen eine grössere Beachtung zu schenken, als bisher geschehen ist.
Bei der Beschreibung der Lendenraule verweist Waldcyor nach Richer. Wenn
ich diesem Werke folge, so finde ich bei Ri eher *) in nnec die folgenden Charakteristica :
Die obere Begrenzung der Lendenrant« ist inconstant, bedingt durch die jeweilige Ent-
wickelung der verschiedenen, zu ihrer Bildung beitragenden Rückenmuskeln. Die seitliche Be-
grenzung wird (beim Manne) gebildet durch je zwei Paar Grübchen, die Fossulae lumbales
laterales, von denen die Snperiores der Insertion der Musculi sacrolumbales an den Cristae ilei
entsprechen, die Inferiores den Spinae posteriore» »uperiores ossium ilei. Die oberen verschwinden
bisweilen bei stärkerem Fettansatz oder werden nach unten gedrängt. Sie sind inconstant, die
Fossulae inferiores, unsere Kronzgrübchen par excellence, sind viel oonstanter. „C’est la seule
d’ailleurs, qui existe cbez la fomme“, fügt Richer hinzu.
In der Mitte wird die Lendenraute gelheilt durch die mittlere Rflckonfurcbe , an der man
') Archiv fttr Anthropologie XXV, 1*98.
*) Anatomie artistique, p. 182.
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Der Werth il. Lendongegend f. anthropologische u. obstetrische Messungen. 127
bisweilen drei bis vier knopifartige Erhebungen (Processus spinosi) selbst in der aufrechten
Steilung angedeutet sicht, ln der unteren Hälfte des Kreuzbeins verliert sich diese Furche
vollständig. Ain Ueborgang der HSckenfurche in das Kreuzbein findet sieh häutig eine Depression,
die Fossula lumbalis mediana, die etwas oberhalb der Verbindungslinie der Dist. spin. post,
sup. o. i. liegt. Beim Manne setzt sich die Verbindungslinie der Kossulae lumbales laterales
jeder Seite mehr oder weniger deutlich in der Richtung der Cristae ilei fort, während bei der
Frau durch das von der Hüfte aufsleigende Fettpolster die ganze Ausscnfläcbo bis zur Taillen-
furche hinauf gleichmässig abgerundet und geglättet wird. (Vergl. Fig. 1, 8. 119.) Nach nnten
wird die Lendenraute begrenzt durch die Insertionen der Glutaci, die oberhalb der Crcna ani
zusammentreten.
Le bonrrelet graisseux — , fährt Richer fort, — chez la femme ^ flaue toute barriere ontre
la region des Annes et de la fesse . . .
Ces forme« <jui sont speciales au sexe feminin, se retrouvent quelquefois attemufcs chez
l’homme, de meme que certaines femmes peuvent se rapprocher, sons ce rapport, du type
mascnlin, si bien que la nature, daus l'infinie Variete des formen individuelles, peut presenter tous
les degres intermt-diaires entre les deux types qui characteriseni les sexes.
Richer theilte mir persönlich mit, dass er bei seiner Beschreibung ausschliesslich vom
Manne ausgegangen ist und absichtlich die Frau nur nebenbei erwähnt habe. Ich will versuchen,
in seinem Sinne, jedoch von entgegengesetzter Richtung, die verschiedenen Typen aufzustellen.
Ich möchte hierbei noch ausdrücklich hervorheben, dass ich dabei von der Kreuzraute
völlig absehe. Durch deren oberen Endpunkt, den Procoas. spinös, vert. lumb. V, ist schon
genug Verwirrung gestiftet. Er spielt in der Geburtshülfe nur als hinterer Messpunkt des
Diamcter Baudelocquii eine Rolle und hat ebensowenig als dieser mit der Lendenraute irgend
etwas zu thnn. Den bisherigen Irrthum, dass der obere Endpunkt der Lendenraute, die mit
der Michaelis' sehen Raute identisch ist, stet* auch der Proc. spin. V sei , hat W a 1 d e y e r ja
genügend entkräftet
Die M i chaelis’sche Raute in ihrer jetzigen Auffassung ist die schon bei blosser Be-
trachtung sichtbare Lendenraute des Weihes.
Zu dcu von Richer aufgestclltcn Richtungspunkten bat Waldeyer noch einen weiteren
gefügt, die dem unteren Winkel der Raute (IV. bis V. Kreuzbeinwirbel) entsprechende Fossula
sacralis medialis, inferior ira Gegensatz von der von Kicher genannten, die zur snperior wird.
Wir haben also im Ganzen sechs Fossulae sacrales zu unterscheiden, eine obere, eine
untere, nnd je zwei seitliche, also die Fossulae medialis superior, medialis inferior, und je zwei
laterales superiores und laterales inferiores.
Die normale weibliche Lendenranle muss die folgenden Merkmale haben:
a) Ausdehnung in die Breite 10 bis 11cm,
b) seilliebe Begrenzung durch die Fossulae laterales inferiores,
c) Fehlen der Fossulae laterales superiores,
d) gleichmässigo Fläche ohne mittlere Rückenfnrche,
e) unterer Winkel 90* oder beinahe so viel.
Diese gemeinschaftlichen Merkmale können im Zusammenhang mit individuellen Schwan-
kungen die folgenden normalen Variationen bedingen.
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128
Dr. C. II. St ratz, Der Werth der Leudengegend etc.
1. Alle vier begrenzenden Fossulac deutlich ausgeprägt, die unterste etwas ßber dem
Ende der crena ani. Die Verbindungslinien bilden ein regeltnissiges Quadrat. Idealraute.
Dieses Verhältnis« findet sieb am schönsten ausgeprägt an dem Torso eines spanischen
Mädchens aus Barcelona (Fig. 9, Taf. IV).
Nicht minder schön ist die Lendenraute einer 18jihrigen Wienerin (Fig. 10, Taf. V) aus
der Heid’scben Sammlung.
2. Der obere Endpunkt der Haute ist nicht scharf markirt (Fig. 11, Taf. IV und Fig. 2,
Taf. III).
3. Die seitlichen Grübchen sind in die Quere verzogen durch localen stärkeren Fettansatz.
Als Beispiel hierfür diene ein belgisches Mädchen (Fig. 12, Taf. VI).
Bei noch stärkerer Spannung der Haut kann sich sogar, wie Waldoyor bereits erwähnte,
eine Querfurche, von einer Foss. lateral, infer. zur anderen über die Lendenraute hinziehen (vergl.
Fig. 5, Taf. IH).
4. Die mittlere Kückenfurche tritt tiefer in die obere Hälfto der Raute hinein (Fig. 6,
Taf. III).
5. Die Begrenzung der Haute ist verwischt mit Ausnahme der Foss. lateral, inferiores
(Fig. 13, Taf. IV).
Von der normalen weiblichen Lendenraute weichen alle diejenigen Formen ab, die den
U ebergang zum männlichen Typus bilden, sowie alle pathologischen Formen.
Als wichtigste, an den männlichen Typus erinnernde Formen sind ansscr dem geringeren
Maasse der Qncrdiagonale bervorzuhoben:
1. das Eintreten der mittleren Kückcnfurcbe nnterhalb der Querdiagonale (Fig. 14, Taf. VI).
2. dos Sichtbarwerden der Fossulae laterales superiores über den inferiores, wie dies
deutlich anf Fig. 8, Taf. V, zu erkennen ist.
In diesem Falle handelt es sich nun allerdings um ein halberwachsene« Mädchen; es muss jedoch
hervorgehoben werden, dass sich' der weibliohe Typus der Lendenraute schon in früherem Alter
manifestirt, was durch Betrachtung von Fig. 15, Taf. VI, bestätigt wird, einem 11 jährigen Wiener
Mädchen, das trotz des jugendlichen Alters, trotz des geringen Fettansatzes, die Kreuzgrübchen,
namentlich rechts, auf der Photographie selbst bei nicht sehr günstiger Beleuchtung deutlich
erkennen lässt.
Dass durch pathologische Verhältnisse die Gestalt der Lendenraute vielfach beeinflusst wor-
den kann, habe ich bereits oben und auch früher schon horvorgcliobeu (vergl. Fig. 5, Taf. III).
Selbstverständlich finden sich, wie Kicher hervorhob, zahlreiche Uebcrgänge vom männ-
lichen zum weihlichcn, sowie vom normalen zum pathologischen Typus, die auch trotz grosser
Uebung sich nicht immer erkennen lassen, ioh hoffe aber, dass es mir trotzdem gelangen ist,
zunächst einige Hauptpunkte zur Bcurthcilung festzustellen, dann aber auch zu weiteren Unter-
suchungen über die Bedeutung der Lendongegend anzuregen. Ob dieselben meine Befunde be-
stätigen oder widerlegen, ioh werde sie stets mit Freude begrüsson, denn: Du choc dos opinions
jaillit la vörite.
den llaag 1899. C. H. Stratz.
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fllr Anthropologie. Kd. XXVII. Druck iixui Vtrltg tob Friodr. Vlovtg u. 8-.hn 1b Knomehwiif.
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II •*!!
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■ol -S!J
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Archiv fttr Anthropologie Btl. XXVIl I>r«ck and Vorla« von Frietlr. Vi»W#| a. Boli» ln Braunvoliwtig.
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Fig. 1*.
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Archiv für Anthropologe*- Bd. XXVII- Druck und Vnlif von Friodr. Vitwcg u. Sohn in Draunwfaweig.
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Referate.
129
Re ferate.
Aus der il e u t s c ii e n Literatur.
1. Joachim Graf Pfeil: Studien und Beob-
achtungen aus der Südsee. H*. XIII,
322 Seiten mit 22 Tafeln nach Aquarellen und
Zeichnungen de* Verfassers, und Photographien
von Parkinson, braunschweig. Friedr. Vieweg
u. Nohn, IN!»!».
In dem Sr. KönigL Hoheit dem Grossherzog von
Sachsen gewidmeten herrlichen Werke schildert der
Varia— r die Eindrücke, die er wahrend seine« Aufent-
haltes in der Südsee gewonnen hat. Fa* hat sich zur
Aufgabe gastollt, den diutaohon ( oiooiolbaaits in dar
Südsee. so wie er in Wirklichkeit ist, ohne jegliche
Verschönerung, aber auch ohne Verunzierung, zu
schildern. Wenn er auch einige malerische Fhnntaaie-
hilder zerstört, so hofft er dafür doch Thatsachen an
deren Stelle zu setzen, die wohl mitunter seiltet zum
stimmungsvollen Bilde «ich gruppiren können und
welche durchweg der Aufmerksamkeit würdig sein
dürften.
Nach einer allgemeinen Schilderung dos ge-
flammten deutschen Besitzes und der Guschichte von
dem ersten Ansiedler bis zur Eroberung durch Deutsch-
land folgt die Benchmbuug der Bewohner in ethno-
logischer Beziehung. Zuerst wird der Katiakc nach
seiner lajbennweise , seinem Verhalten zu uns und zu
seinen Stammesgeoossen geschildert , um dann die
Charaktereigenschaften , soweit es bis jetzt möglich
ist, einer Besprechung zu uuterziehen.
Nachdem dem Leser ein anschauliches Bild des
Bewohners gegeben worden ist, geht der Verfasser
dazu Aber, die Gegend zu beschreiben; die Thätigkcit
der Vulcane und des Wassers, das Klima, dio Flora
und Fauna werden dem Ltaer in fesselnder Dar-
stellung vor Augen geführt.
Von besonderer Wichtigkeit für dio Colonisation
de« deutschen Besitze« sind die Anschauungen, welche
im fünften Capitol niedergclegt sind. Es werden die
Arbeiterfrage, die Uechtspffoge , die Besteuerung der
Eingeborenen, die Mission, die Schule und die wirt-
schaftlichen Verhältnisse besprochen. Wenn auch
vielleicht einzelne Theorien und Anrichten des Ver-
fasser« sich als falsch erweisen, so bilden sie doch
einen werthvollen Beitrag zur Losung der schwierigen
Frage: Wie können Land und Idente der Cultur zu-
gänglich gemacht, fiir sie gewonnen und dadurch mit
Nutzen für das Vaterland dessen Besitzstand augegliedort
werden ?
Aus seinen Hciseerlehnissen theilt der Verfasser
nur seine Expedition in das Innere von Ncu-MeckJeu-
hurg mit, auf welcher zwei Leute seiner Truppe, ein
Ualbweiaser Kamsay au« Jamaica und sein Diener
Martin, den Tod fanden, sowie eine Heise nach den
Salonmnrinseln.
Die somatische» Eigenschaften der Bewohner der
deutschen Südsee werden folgemlermaasflen geschildert
(3. 6B--&9):
„Luter den Kanakeu finden sicli kräftige und
Arehlr fax AnlLrt>polo*ln. ftd XXV1L
wohlproportionirte Leute, die Einwohner von Beyning
und Kabairu auf der westlichen Seite der Gazcllcn-
ha) hin sei zeichnen sich durch breite Schultern und
kräftige Entwickelung der Anmutiskeln au«. Die
Neu-Mecklenburger sind zierlicher ab alle anderen
Kanakeu, dennoch wird uns weder ihr Körper noch
ihr Gesicht in dem Grude anmuthen, wie da« des
Negers. Ihr lauerndes Wesen, ihr bewusstes Miss-
trauen, der Abschliessung suchende Zag in ihrem
Charakter rauben ihnen die Grazie der Bewegung und
spiegeln sich iu dem Gesichte, dessen Zuschnitt auch
iu der Form hinter dem des Negers zurücksteht.
Auch in dieser Beziehung machen die Salomoni-
insu lauer eine Ausnahme, ihr gesetzte» Wesen ver-
leiht ihnen etwas Würdevolles, und unter ihnen fiudet
man recht hübsche Kinder. Die verschiedene» Summe,
mit denen der Europäer hauptsächlich iu Berührung
kommt, unterscheiden sich ganz wesentlich von ein-
ander. Der Bewohner Ncu-Pommerns zeichnet
sich vor den anderen durch seine Kcrpergrosse aus.
die im Allgemeinen sich über Mittelgrösse erhelten
dürfte. Er ist entsprechend breit, und wenn er wohl-
genährt ist, sind «eine Formen voll und kräftig, aller
weich. Sein Kopf ist im Vergleich zu den anderen
Summen rund, Messungen würden ihn wahrscheinlich
als ausgesprochenen Kuraschadel erweisen. Sein Ge-
sicht ist rund und breit, der Mund gross und grob,
mit breiten wulstigen Lippen, doch Verhältnis« massig
wenig prognath. Der Haarwuchs ist stark entwickelt,
nicht nur ist der Kopf von einer zottigen Woilpe rucke
und das Gesicht von starkem Barthaar, wenn dieses
nicht plamuässig entfernt ist, bedeckt, auch der Körjwr
zoigl starke Behaarung, die bei einzelnen Individuen
sogar über das gewöhnliche Maas« hinausgeht. Im
Verhältnis« zu dieser ilaarbedeckung sind die Augen-
brauen wenig entwickelt, vielleicht werden sie von
deu Eingeborenen ausgerupft . doch sind sie bei den
Neu Pommern immer noch starker als bei den anderen
Stämmen. Die Augen sind meist tiefliegend und
etwas gelblich, mit dünner, rother Äderung; dieser
Zustaud scheint in früher Jugend einzutreten , die er,
weil er ein älteres Aussehen mit sich bringt, viel
ihres Heize« beraubt. Die Stirn des Neu-Pom mern ist
im Allgemeinen hoch , doch wird sie nach oben zu
schmäler, und an den Schläfen finden «ich oft tiefe
Einsenkungen , die sic zwar hervortretend erscheinen
lassen , aber «loch den Ausdruck mangelnder Intelli-
genz mit «ich bringen. Ganz auffallend ist der Unter-
schied zwischen Küsten- und Inselbewohnern,
und den Laoten desselben Stammes, deren Wohnsitz
im Inneren des Landes liegt. Erster« sind breiter
und tiefer iu «1er Brust, ihre Arme sind sehniger und
läuger, ihre Beine aber viel dünner and muakello«.
Die Erscheinung ist auf ihre Bootfahrten zurückzu-
fuhren. Sie gehen wenig und steigen fast nie in die
Berge, ihre Schenkel werden daher weder geübt noch
angestrengt. Tagtäglich dagegen bringen sie viele
17
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130
Referate.
Ständen in ihren Canoet zu und da» Rudern übt
natürlich auf Arme und Lunge einen kräftigenden
Einfluss auBi so dass der Oberkörper im Gegensatz zu
den unteren Extremitäten kräftig entwickelt wird. Eine
ganz merkwürdige Erscheinung, die ich indessen nur
unter den Leuten Nen-Pommerni beobachtete, ist eine
Herzgrube von solch ungemeiner Tiefe, dass in ihr
fast die Faust eines Mannes Platz finden würde. Diese
Erscheinung ist wieder unter den bootfahrenden Leuten
viel häufiger als unter den l^ndbewohnern und dürfte
zweifelsohne mit der Art der Beschäftigung Zusammen-
hängen.
Der Nen-Mecklenburger» d. h. der Bewoh-
ner der beiden Inselenden , ist von nicht so hohem,
aber gefälligerem Wuchs als der Neu -Pommer, er ist
wohlproportionirt, etwas sehniger und in seinen Be-
wegungen graziöser. Sein Kopf ist etwas länger, nach
hinten besser entwickelt, das Gesicht in seinen» unteren
Th eile schmäler, die Stirn breiter, obwohl niedriger,
doch nimmt sie im Verhäitniss zum Gesicht mehr
Kaum ein als bei den anderen, auch ist sie im Profil
mehr gebogen. Die Nin ist besser geformt, nament-
lich im Profil gerade, der Mund weniger grob, kleiner,
die Lippen mehr geschweift. Die Augen sind etwas
vorliegender und freundlicher und stoben weiter von
einander ab, die Bewegungen sind lebhafter. IterXeu-
McckJenburger macht ausserlieh den besten, sowie den
intelligentesten Eindruck. Bei ihm ist der Haarw uchs
auf dem Körper geringer als bei den anderen, und
auch Bärte sind unter ihnen selten. Der Salomons-
insulaner steht an Körpergrösse und Haarbedeckung
zwischen den beiden Erstgenannten. Er ist kräftiger
als der Neu - Mecklenburger , und in seinen Be-
wegungen und in seinem Aensseren gefälliger als der
Neu - I’ommer. Seine Nase ist gerade, sein Kinn
energisch; er hat hohe Backenknochen und sein
Hinterkopf ist oft merkwürdig kräftig entwickelt.
Seine Stirn ist meist gewöhnlich, niedrig und schmal,
oft über der Nasenwurzel eingedrückt, im Verhältnis«
zu dem Rest des Gesichte erscheint sie unbedeutend.
Schon früher wurde erwähnt, dass sein Haar nicht
filzig, sondern oft weich und sanft, bei manchen Indi-
viduen sogar lang ist. Allen diesen drei Stammen
ist die Eigentümlichkeit gemeinsam , dass sie trotz
verhältnissmässig wenig Arbeit viel gröbere, ordinärere
Hunde haben als die Neger, bei denen schöne Hände
so häufig sind. Sie verwenden , im Gegensatz zu
letzteren, keinerlei Sorgfalt auf die Extremitäten,
daher sind auch ihre Küsse unschön. Wie bei allen
Itarfuss laufenden Rassen sind zwar die Zehen gut an
den Kuss geteilt und liegen leicht getrennt von ein-
ander, namentlich ist dies bei der grossen und nächsten
Zehe der Fall. Merkwürdig oft findet man die kleine
Zehe in fast rechtem Winkel nach aussen stehen,
doch mag dies auf Verletzungen, Ausrenkungen u. s. w.
zurückzuTuhren sein. Handgelenke und Knrichel sind
fast bei allen Stämmeu im Verhäitniss schwach und
dünn. Für unterscheidend hält Pfeil den Haut-
geruch. Beim Neu -Pommer kommt zu seinem eigen-
thümlichen Huutgeruch noch der Duft nach Betel
und anderem Gewürz, dom Neu-Mecklenburger haftet
nur sein Hautgeruch an, die Salomonier scheinen ver-
hsltni— ni—ig frei von Hautgeruch zu sein. Da die
Nahrung bei allen die gleiche ist, dürfte die Haut-
thütigkeit die Verschiedenheit bedingen. Hinsichtlich
de* Gesichtsausdruckes zeigt der Neu-Fommer durch-
weg den Ausdruck der kalten Abwehr, der Nen-
Mecklenburger den der unterdrückten Wissbegierde,
der Salomonier den der kühlen Kritik.“
Diese Schilderung der somatischen Eigenschaften
der Bewohner der Südsee wird auch dann noch einen
grossen Werth besitzen, wenn es gelungen sein wird,
die Beschreibung auf eingehendere Studien und
Messungen zu gründen.
Da die Verlagsbuchhandlung dem Werke
durch die Ausstattung ein würdiges Acussere
f egeben hat, so muss dassetbe als ciue in jeder
linsicht hervorragende Bereicherung der
Literatur über die Länder- und Völkerkunde
unseres Colonialbesitzes bezeichnet werden.
Die Lectüre derselben ist jedem zu empfehlen,
der für die Völker der Erde, speciell für die
unserer Colonien, Interesse hat
2. Fritsch. Gustav: Die Gestalt des Menschen.
Mit Benutzung der Werke von K.Harle**
und C. Schmidt. 4°. VIII, 173 Seiten mit
25 Tafeln und 287 Abbild, im Text. Stuttgart,
Paul Neff, IW.
Es existirt eine grosse Reihe von Werken, welche
sich zur Aufgabe gestellt haben , die menschliche
Anatomie für Künstler zu beschreiben; aber es ist
eine unleugbare TbaUache, dass diese verdienstvollen
Werke nicht in dem Maasae benutzt werden, als man
vorauaaetzte. Alle sind für die Zwecke der Künstler
zu eingehend. Der Künstler will sich nicht zum
Anatomen ausbilden. Dass die Künstler eine leichtere,
ihnen handlichere I Darstellung der anatomischen Körper-
verhültnisse vorzichen, dürfte sich au* dem grossen
Erfolge ergeben, welchen Brücke’» „Schönheit und
Fehler der menschlichen Gestalt- aufzuweisen hat.
Auf mancherlei Aufforderungen aus Künstler*
kreisen und von Anthropologen hat Fritsch ea unter-
nommen, mit 8chmiat’s Proportionsachlüssel in der
Hand auch die in Harle ss? Lehrbuch der plastischen
Anatomie vergrabenen Schätze zu heben und eine all-
gemein fassliche, handliche Darstellung unserer Körper-
form zu geben, welche für Künstler und Autbropologen
einen Leitfaden abgiebt, um sich über die natürlichen
normalen Verhältnisse schnell und sicher zu orien-
tiren.
Ohne die künstlerischen Darstellungen des
menschlichen Körpers zu unterschätzen und zu ver-
nachlässigen, hat aer Verfasser die Fortschritte der
Photographie in dem vorliegenden Werke benutzt
und dazu aiirfte wohl kaum Jemand mehr geeignet
sein als gerade der Verfasser.
An der Hand reichen photographischen Material*
werden die Darstellungen von Harles» wieder belebt
und dem modernen Künstler zugänglich und nutzbar
gemacht. Es ergiebt sich daraus ein höhere« Ver-
ständnis« der menschlichen Gestalt, sowohl in idealer
Hinsicht unter Feststellung der Körperfonnen, welche
wir zur Zoit als den Gipfelpunkt unserer Entwicke-
lung in beiden Geschlechtern aufzufassen berechtigt
sind, al* auch wenigstens in den Grundzügen der
durch individuelle Variation und Einfluss der Rasse
veranl&asten hauptsächlichsten Abweichungen.
Nach einer den Bedürfnissen de* Künstlers an-
gepasston Beschreibung de« Skelets, der Bänder und
der das Skelet bedeckenden Weichtheile geht Fritsch
dazu über, die Umriasa des Körpers in ihrer wechsel-
vollen Erscheinung vom anatomischen Standpunkte
aus vor Augen zu führen. Es wird da* Auge und das
Gesicht behandelt und der äussere Umriss des be-
wegten Körpers an der Hand des borghesischen Fech-
ter« und mustergültiger, nach der Natur au/ge-
nommeuer Photographien besprochen. Die Mechanik
der Stellungen , die Ortsbewegung, der Kampf mit
mechanischen Widerständen , sowie die Bewegungen
des Körpers, nach Aufnahmen durch die Moment-
photographie, werden eingehend dargestellt. Den
Schluss bildet ein Abschnitt über die graphischen
Methoden der Darstellung, welchem al* Anhang die
Referat«.
131
Orfl— eaverhUtni— e der Gesichtstheilc und de» Körpere
nach Messungen an Lohenden augefügt sind.
Es ist unmöglich, in einem Referate die Fülle des
Gebotenen wiederzugeben, es sollen hier nur die be-
herzigenawerthen Worte über unsere Kenntnisse der
individuellen und rassenhaften Unterschiede dos mensch-
lichen Korpora mitgetheilt werden.
«Die wissenschaftliche Feststellung der Variabilität
de« Menschen“, schreibt Fritsch, «verlangt gewiss
such schon eine eingehendere Untersuchung der euro-
päischen Abweichungen und den Nachweis, wie weit
solche auf bestimmte Rasseucinflüsse zurückzufübren
sind. Die Angaben der Anthropologie und Ethno-
graphie erscheinen in dieser Hinsicht trotz des grossen
Umfange« erstaunlich dürftig au allgemein verwerth-
t»aren Daten, ohne das« damit den verdienstvollen Ur-
hebern der betreffenden Arbeiten ein Vorwurf ge-
macht werden könnte. .So hat J. Ranke in seinem
prächtigen Werke «I>er Mensch“ mit grossem Heiss
und Veratändniss reiche eigene Beobachtungen und
die zuverlässigsten anderer Autoren zu allgemeinem
Nutzen niedergelegt, der Künstler wird gleichwohl
in ihm so wenig seine Rechnung finden , wie in
Ratzel's umfangreichem Werk, obwohl Beide auch
dos beste Material an Abbildungen eusammengetragen
haben.
Ich selbst habe schon vor Jahron in den geo-
graphischen Bildertafeln zu Sev dlitz’ Schulgeographie
einen Auszug aus dem mir vorliegenden Bildersckatz
gegeben und das Material dabei gleichsam Revue
passiren lassen. Das Ergebnis» war, dass zur Zeit
dasselbe noch ausserordentlich lückenhaft, vielfach
unzuverlässig und wenig lehrreich erscheint. Von
dieser Ueberzeugung mnsate ich mich auch bei einem
erneuten, die Körperverhältnisse Bchärfer ins Auge
fassenden Versuch leiten lassen, der in Meyer’« Con-
versationslexicon (Der Mensch in Natur und Kunst)
Aufnahme gefunden hat. Die strenge räumliche Be-
schränkung gerade bei diesem Aufsatz war eine recht
angenehme Entschuldigung , die Dürftigkeit des zur
Zeit vorhandenen Materials mit dem Mantel christ-
licher Liebe zu bedecken. Die wenigen nackten Fi-
Suren, die aufzunehmen mir selbst vergönnt war. oder
ie unter der Aegide der Gesellschaft für Anthro-
pologie in Berlin gemacht wurden, stellten das ürn«
der verfügbaren l uterlageu dar.“
«Ich darf“, fährt er fort, «gleichzeitig die dringende
Mahnung an Alle, die dazu Gelegenheit haben, nicht
unterlassen , nach Kräften dazu beizutragen , dass ein
ausgedehnteres photographisches Material
an nackten Figuren aus aller Herren Län-
dern gewonnen wird, solange noch die schnell
verschwindende Möglichkeit gegeben ist,
einigermaasseu sichere Rassentypen zu ge-
winnen.
Die allgemeinen Regeln für die Aufnahmen würden
wesentlich dieselben sein, wie für die anthropologische
Forschung, und ich darf daher auf die von mir in
Neumayer's Anleitung zu wissenschaftlichen Unter-
suchungen auf Reisen (II. Aufl. 1888) niedergelegten
Angaben verweisen. Die wesentlichsten, fast selbst-
verständlichen Anforderungen sind dabei, dass die
Personen möglichst unbekleidet seien. Man lerne
endlich begreifen, das« die natürliche Nacktheit an
sich nicht unsittlich ist, sondern dass die wirkliche
Unsittlichkeit in den Augen de« Beschauers liegt,
dessen angekränkelte Phantasie von sinnlichen Ge-
danken sich uicht lo*zulöeen vermag. Man wähle auf-
rechte SUdlungen von vorn, von der Seite und von
rückwärts in ungezwungener natürlicher, nicht künst-
lerisch verstellter Haltung, damit die Verhältnisse
messbar bleiben. (Gerade eine solch wissenschaftliche
Haltnng ist an und für sich geeignet, jeden sinnlichen
Eindruck zu verwischen. I)er Ref.)
Eine daneben in der Bildebene aufgehangte oder
auf senkrecht gestellten Stab aufgetragene Maas*-
eintheilung ergiebt die Gewinnung absoluter Werth«
für die Grössenverhältnisse.
Genaue Angabe über Stamm, ungefähres Alter und
lleiinath sind natürlich unerlässlich.
Ich fürchte leider, dass ich den Tag nicht sehen
werde, an welchem eine annähernd vollständige Ueber-
sicht über die Körperform des Menschen nach seinen
R&ssenmerkmalen, über die auch nur wahrscheinliche
Beeinflussung dersell>en durch Klima, I.<ebenswöise und
Gewohnheit, und der Entvrickelungsgaug derselben iu
Vergangenheit und Gegenwart mit dem Ausblick auf
die Zukunft, gewonnen wurde.“
Wir wollen hoffen, dass diese Befürchtungen des
erfahrenen Gelehrten nicht in Erfüllung gehen , son-
dern dass es gelingt, in absehbarer Zeit den überhaupt
möglichen Ueborblick zu gewinnen.
Das vorliegende Werk ist von der Verlags-
buchhandlung vorzüglich ausgestattot und
ist für jeden Künstler und Anthropologen ein
willkommene» Hülfsmittel, um «ich rasch und
eingehend über die äussere Gestalt des Men-
schen und die damit zusammenhängenden
Fragen zn orientiren.
3. Otto Ammon: Zur Anthropologie der
Badener. Bericht über die von der anthro-
pologischen Commission de« Karlsruher Alter-
thumsverein» an Wehrpflichtigen und Mittel-
schülern vorgenommenen Untersuchungen. Im
Aufträge der Commission bearbeitet, gr. 8°.
XVI, 707 Seiten mit 24 in den Text gedruckten
Figuren und 15 Tafeln in Farbendruck. Jena,
G. Fischer 1889,
Die Frucht einer mehr als dreizehnjährigen un-
ermüdlichen Arbeit liegt hier vor. Angeregt durch die
XVI. allgemeine Versammlung der deutschen anthropo-
logischen Gesellschaft im August 1885 zu Karlsruhe
beschloss am 26. November desselben Jahres der da-
malige Karlsruher anthropologische und Altcrthums-
vcrein (seit 1887 Karlsruher Altert hu ms -Verein) die
Niedersetzung einer anthropologischen Commission zur
Erforschung der körperlichen Beschaffenheit der Be-
völkerung des Grownerzogthums Baden. Die Com-
mission bestand damals aus dem Generalarzt I. CI.
und (’orpsarzte des 14. Armeecorps Herrn Dr. von
Beck als Vorsitzendem und den Mitgliedern General-
arzt a. D. Herrn Dr. Heffmann, Oberstabs-
arzt beim 1. Badischen Leib - Grenadier - Regiment
Nr. 109 Herrn Dr. G e r n e t , Herrn Dr. W 1 1 s e r
als Schatzmeister und Herrn O. Ammon als Schrift-
führer. Die beiden Herren Amnion und Wilser
haben die schwierige und mühevolle Aufgabe über-
nommen , die Messungen durchzuführen. Im Laufe
der Jahre ergaben sich einige Veränderungen in der
Zusammensetzung der Commission. Herr von Beck
wurde nach seinem Wegzuge aus Karlsruhe oorreepon-
direndes Mitglied , an seiner Stelle übernahm Herr
Hoff mann den Vorsitz. Als correspondirendes Mit-
glied wurde aufgeuoramen Herr Prof. Dr, Wieder»-
heim in Freiburg, als Mitglied Herr General- und
Corpsarzt Dr. Eifert, nach dessen Ausscheiden Herr
General- und Corpsarzt Dr. Strub«.
Die erste Aufgabe bestand darin , dass im Januar
1868 491 Manu des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regi-
ments Nr. 109 und des S. Badischen Infanterie-Regi-
ments Nr. 111 auf die Augen- und Haarfarben, die
Körpergröase, Sitzgrösse, sowie die Kopflänge und Kopf-
breite hin antenacht wurden. Die Ergebnisse sind im
17*
132
Referate.
Corre»pondeuzblatt der deutschen anthropologischen
(iwdkbfl 1886, Nr. 1 nitgdbdit Di die Maun-
»ehaften da» Ergebnis« einer auf beatünmle Ziele ge-
richteten militärischen Auslese darstollon und deshalb
nicht im Stande sind, ein Bild der gesummten Bevölke-
rung zu liefern, ging man noch in demselben Jahre dazu
über, beim Kreatzgeschäft an den Wehrpflichtigen die
Untersuchungen zu beginnen. Dies« Untersuchungen
wurden dann bis zum Jahre 1894 fortgesetzt. Vom
Jahre 1890 bis 18!*5 kamen dann noch Untersuchungen
an den Mittelschulen dazu.
Im Ganzen wurden 80678 Wehrpflichtige und
2201 Schüler gemessen.
Von jedem Untersuchten wurde der Name. Ge-
burtsort, Beschäftigung oder lioruf, Farbe der Augen,
der Haare und der Ilaiit auf geschrieben , lÄng« ihm!
Breite des Kopfes, Körpergnmse nach dem Militär-
tiiaas» und Sit/grösse gemessen. Zur Beurtheilung der
Verschiedenheiten der individuellen Entwickelung
wurde vom Jahre 1887 au die Entwickelung der
Körporbebaaruug liciiutzt, je nachdem die Kör|>erhaare
überhaupt noch nicht vorhanden waren, oder nur die
ersten I laarspitzen um Schien Bein beziehungsweise eine
leichte oder fortgeschrittenere oder übermässige Be-
haarung constatiri werden konnte.
Während anfangs die grösste Länge des Kopfes
mit dem Tasterzirkel gemessen wurde, wurde auf den
Vorschlag des Herrn Geheimrath Virchow später die
grösste horizontale Länge des Kopfes (der Kopf hori-
zontal gestellt) mittelst eine» Sclnebexirkel« gemessen.
Im Jahre 1891 wurde da» Aufnahmeschema dahin
erweitert, dass zu den bisherigen Angaben noch die
des Geburtsorte« de» Vaters der Pflichtigen, die Ent-
Wickelung des Bartes, der Achsel- und Schamhaare
und der Farbe derselben, sowie der Umwandlung der
Stimme hinzukamen.
Das Werk soll nach der Absicht der Commission
eine anthropologische Urkundensatnmlung sein, es
wurden deshalb theoretische Betrachtungen nur in-
aoweit aufgenommen , al» dies noth wendig erschien,
um da» Ganze durch einen gemeinsamen Gedanken
zusammen zu halten.
Der I. Tbeil „Die Grundlagen“ schildert in zwei
Vorberichten den Verlauf der ganzen Arbeit bin zur
Abfassung des Werkes selbst, ferner die geographische
Eiutlieiluug des Groesherzogthums in natürliche Be-
zirke, die den Amtsbezirken vorgezogen wurden.
Im II. Theil werden „Allgemeine Ergebnisse au»
der Gesummt zahl der Wehrpflichtigen“ abgeleitet.
Es werden die GeHtalts- und Farbenmerkmal«,
sowie die Entwickelungsmerkmale und der Wechacl-
ljeziebungen bei den kindlichen Wehrpflichtigen des
20. bis 22. Lebensjabre« besprochen. Bei den städti-
schen Wehrpflichtigen des 20. f^«bensjahr«s werden
die Eingcwandcrten und die Stadtgeborenen von den
Söhnen hange wandertcr und Stadtgeborener getrennt
behandelt.
Der III. Theil enthält eine eingehende Betrach-
tung der Verschiedenheiten der Wehrpflichtigen in
den einzelnen Landesgegenden , »owie die Unter-
suchnngsergebnisse an jüdischen Wehrpflichtigen und
Mittelschülern.
Bei dem überaus grusson Material und den vielen
Fragen, welche sich bei der wissenschaftlichen Ver-
arbeit mg desselben ergeben, ist cs nicht möglich, in
dom Ranmen eines Referates die Ergebnisse mitzu-
t heilen und kritisch zu beleuchten, es »ei auf das
Werk selbst verwiesen.
- Auf 15 Tafeln in Farbeudruck sind die Haupt-
ergebnisse kartographisch zur Daretelhmg gebracht.
Es vraro zu vrünnchen, dass auch für die übrigen
Länder DeuUchlauds und Europas eine solch ein-
gehende Untersuchung vorliegen würde, wie in dem
vorliegenden Werke für Baden. Es kann für die
anthropologische Landesforschung als Muster dienen,
und die Berücksichtigung der Erfahrungen, welche in
demselben mitgetheilt sind, i*t im Stande, bei Inangriff-
nahme ähnlicher Untersuchungen in anderen Ländern
viel Mühe and Zeit zu ersparen.
Man muss dem Karlsruher Altertkum« •
Verein und allen, welche zum Gelingen de»
Werkes beitrugen, danken, da»» »ie keine
Mühe scheuten, um die für die anthropolo-
gische Wissenschaft wichtige Untersuchung
in so vollendeter Weise zu Ende zu führen
und allen Forschern zugänglich zu macken.
4. Pfister, Dr. med. üermann: Ueber die occi-
pitale Region und das Studium der
Grosshirnöberfläche. 8®. bfl Seiten und
12 Figuren. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1800.
Bei der vorliegenden Untersuchung verwendete
der Autor, entgegen der bisherigen Gepflogenheit, nicht
das laichen material von Irrenanstalten , Anatomien
und Gefängnissen, sondern das Sectionsmutcrial eines
Krankenhauses, e» sind damit, soweit die« überhaupt
möglich ist, jene Individuen von der Untersuchung
ausgeschlossen worden, welche sich durch ererbt«,
zum Theil schon in der lliruanlage bedingte, mehr
oder weniger schwere, pathologische Seelenzuständc
auszuichncu, Individuen, bei denen der im Irrenhaus«
oder durch Selbstmord erfolgte Tod oft nur da» letzte
Glied einer Kette von mehr oder minder offenkundigen,
abnormen psychischen Vorgängen bildet, welche mög-
licherweise in einem zu Anfang voll werth igen, häufiger
aber in einein zw eifeil o« von vornherein debil an-
gelegten Gehirn «ich abgespielt haben. Unter dem
SectioDRmateriaJ au» Krankenhäusern befind«» »ich
wohl gelegentlich auch einmal erblich zu Geistes-
krankheit disponirte Individuen, die im Irrenhaus«
möglicherweise geendet haben würden , wenn nicht
vorzeitig du« körperliche leiden ihr Lebensende herbei-
geführt hätte, Individuen, deren Gehirn also eventuell
auch morphologisch au# dem Rahmen der Norm
herausfällt, aber diese Eventualität ist im Verhältnis»«
so dom Material anderer Herkunft uur in einem gaaa
minimalen Procentsatze zu fürchten.
Besonder» werthvoll ist die Pnblication auch des-
halb, weil sie ein sehr seltene» Material, Kinder-
gehirne, zum Gegenstände hat.
Da» Untersuchungsmaterial stammt aus dem
Kaiser und Kaiserin Friedrich Kinderkrankenhaus«
so Berlio aus den Jahren 1896* 1696 und l896l Dabai
wurden alle Gehirne wahllos untersucht, sofern nicht
ein pathologisch - anatomische« Interesse eine ander-
weitige Vcrwertbung wünschen» werth erscheinen lies».
Von selbst schieden sich die Gehirne au«, an denen
die Pia in Folge entzündlicher Verwachsungen nicht
abztiziehen war. Ebenso wurde auf die Untersuchung
von Gehirnen verzichtet, bei denen stärkerer Hydro-
cephalu», sklerotische Prooesao u. ». w. eiue mögliche
abnorme Beeinflussung der Oherflächengestaltnng fürch-
ten Hessen.
Al» reines RasBcnraatcriol können die untersuchten
Gehirne nicht gelten, weil »ie nicht von rein germani-
schen Individuen stammen, sondern zum Theil, wenn
auch in massigem Procentsatze, Slaven und Romanen,
allerdings selten wohl ganz unvermischt mit deutschen
Elementen, sich darunter befinden.
Es wurden 350 Großhirnhemisphären von 175 Ge-
hirnen untersucht, und zwar gehörten davon 1 16 Kindern
aus «lein ersten Vierteljahre de# liehen«. 104 solchen
aus dem zweiten bi» vierten Quartale des ersten Jahre*
und 100 Kindern aus dein Beginne de« zweiten bi»
?
I
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Referate.
133
Ende dos sechsten .Jahres an ; 80 Hemisphären stammten
von älteren Kindern bis zum 14. Lebensjahre. Von
den 880 Hemisphären gehörten 1!K) Knaben, 100 Mäd-
chen an.
Hinsichtlich der Untersuchungsmethode sei auf
die Arbeit selbst verwiesen.
Nach Bemerkungen über die übliche Auffassung
und Umgrenzung des Hinterhaupt lappen* werden die
typischen Forchen der Oonvexitüt und ihre ver-
gleichend anatomische Würdigung besprochen; der
zweite Theil ist der Besprechung sogenannter atypi-
scher occipitaler Furchungen gewidmet.
Der Autor hält es für angezeigt, auf jede strenge
Abtheilung des Hirns nach läppen zu verzichten und
für eine nähere t'harakterisirung sich auf Furchen zn
beziehen , ohne ängstlich nach Lappengrenzen einzu-
theilen, welche die Hirnphysiologie und Pathologie
stets durchbrechen muss.
Nach einer eingehenden Behandlung der Frage
nach den menschlichen Homolognn der Affenspalte,
Sulc. per pendicu Uris exlernu», behandelt Pfister den
Sulo. occipit transversus, anterior und lateralis und
deren Cooflua
Aasgehend von der Thateache, dass die bisherigen
Versuche, ein einheitliches Schema, einen Grundtypua
für die (trosshimfurchung zu suchen, von geringem
Erfolge waren, sieht Pfister die Gründe der Miss-
crfolge zunächst darin, dass man bisher von der nie
bewiesenen Voraussetzung ausging, das» die Oberfläche
aller normalen Menschenhirne nach einem ganz ein-
heitlichen, nur wenig variablen Orundplane raodeüirt
sei, demnach auch die verschiedenen Furchenbilder
auf ein Einheit sschema zu beziehen sein müssten,
ferner in dem bisher üblichen Verfahren, die Ilirn-
furchung stets als etwa* für sich Gegobcmn zn be-
trachten, ohne gleichzeitig den vorliegenden dimensio-
nären Verhältnissen der Grosshirnlamicn des l^treffen-
den Hirns Aufmerksamkeit zu schenken. Nur ein
gemeinsames Studium von öberflächenfurchung und
relativen wie absoluten (irö»*en Verhältnissen der Hirn-
lappen hält er allein für richtig. Zum Beweise führt
er einige extreme Kalle vor, die weder auf pathologi-
sche Storungen der Hiraent Wickelung noch auf
Alters-, Geschlechts- oder Rameneigen beiten xnriiek-
zuführen sind, sondern durch die Fähigkeit des Grois-
hirns erklärt werden können, nicht nur in der äuaser-
tichen Gestaltung seiner Oberfläche, sondern auch in
gewissem Grad« in der Zusainmcnordnung der rela-
tiven Grössenproportionen seiner inneren Theile zu
variirea.
Die vorliegende Untersnchung wird in der
Grosshirnforschnng jeder Zeit einen wich-
tigen Platz einnehmen. Ki ist zu wünschen,
dasB der Antor da* hervorragend wichtige
Material auch hinsichtlich anderer bis jetzt
noch unentschiedener Fragen untersucht und
den Forschern noch weiter zugänglich macht.
München. Birkner.
5. Söhnel, Herrn.: Die Rundwälle der Nieder-
lansitx nach dem gegenwärtigen Stand«
der Forschung. Guben 1886.
6. Söhnel, Horm.: Die Burgwälle Schlesiens
nach dom gegenwärtigen Stande der
Forschung. S. öi) — 106 in „Schlesien« Vorzeit
in Bild und Schrift“. Breslau 1896.
In beiden Veröffentlichungen giebt Söhnol eine
danken swerthe Ueberffcht über den Ertrag der
Schau Zellforschungen von Büsching, Preuskcr,
Schuster, Zimmerraanu, Stöckel, Vag etc.
Verf. hat auch die Burgwallacten de« Breslauer Mu-
seum» oingcachon und selbständige Beobach ton gen ge-
macht.
Diese Lebe reicht erstreckt »ich auf Namen, Ver-
breitung, Lage. Form, Grosso, Aufbau. Funde, 8agc*n,
Erbauer und Bestimmung der alten Schanzen.
Die im Volke hier und da üblichen Namen:
Tataren-, Schweden - , Panduren-, Hasaitenschanaen,
verdanken ihren Ursprung nur etwaiger zeitweiliger
Besetzung in spateren Kriegslftnfteu und sind natürlich
abzulehnen.
„Auf die Art der Benutzung gehen die Namen:
Burgberg, Solllose borg, Burgwal!, ilorehelt, Räuber-
lieb nel, Bauernburg.* Unseres Erachten« deutet nur
dip letzte Bezeichnung anf den ursprünglichen und
ersten Zweck der so benannten Schanzen, die anderen
entstanden erst, als sich Burgen und Schlösser von
diesen schon durch die Natur und dann noch durch
Kunst gesicherten Punkten erhoben. Auch für Kirchen-
bauten wurden sie aufgesucht. Hier in Görlitz liegt
die herrliche Peterskirche auf alter Schancenstätte.
Fast alle Kirchen der völligen Ebene de« Kreise« Brieg
haben bei ihrem Bau merkliche Bodenerhebungen vor*
gefunden, die den dortigen Dörfern einst unentbehr-
lichen Bancrnbttrgen. Die künstliche Entstehung der-
selben verrathen die dichtbenachbarten tiefen „Luschen“.
Nachdem sie zur Errichtung der Schanze das nöthige
Material hergegeben hatten, verliehen sie ihr auch
noch Sohntz und Wasser. In anderen, frühorhin
häufigen Ein- und Uelierfallen ausgesetzten Gegenden
wird die I«age der Kirche Veranlassung zu ähnlichen
Beobachtungen bieten. Alte Urkunden der Ober-
Lausitz gedenken auch der Capellen , die nach der
Uückgermanirirung in vielen Schanzen erbaut wur-
den1 i. so in der von Baruth und von Nieda.
Die an* vielen slaviscben Ortsnamen hervorlench-
tende Stammsilbe Grad, Grod lässt, immer auf frühere
Schanzen schliesson. I>as Wort bedeutet „Umfriedi-
gung*. Dialektisch wandelt es sich um in Gorod,
Gröd, Mrad, Grad etc.
Im Volksmunde, wie mit Nachdruck zu betonen,
ist „Kessel“ die am weitesten verbreitet« Benennung
der alten Schanzen. In Ebersbach bei Görlitz z. B.
fragt man vergeblich nach der Schanz«, aber jeder
Schulkuah« weis* die Frage nach dem „Kessel* zu
beantworten. Anderwärts machten wir dieselbe Er-
fahrung.
Die Schanzen verbreiten sich über ganz Xord-
und Mitteleuropa. Hier und da reibt sich in 3 km
Entfernung eine an die andere. Selten liegen sie ver-
einzelter. In Schlesien zählt man gegen 300. Nur in
neun Kreisen wurden vorläufig noch keine gefunden.
Ihrer Lage nach bevorzugen selbstverständlich
die alten Befestigungen schon durch die Natur ge-
sicherte Orte : Berge, Tbalräoder, moorige Niederungen,
Fluss- tind Bachläufe, gern begleiten sie auch die Ver-
kehrswege *) vergangener Zeiten. Besonder» geeignet
für ihre Errichtung erschienen Ik*rgvor»prüngo, deren
Kuss von Wasser umflossen war.
Seltener begegnet man der viereckigen Form der
Schanzen, häufiger der ovalen und runden, vorherr-
schend der halbrunden. Letzteren Falles wird die
offen« Seite des Walles durch einen Felsabstar* oder
einen Fluss unzugänglich gemacht, während die dem
Angriff ausgesetzte Stirn »ich bi» zu 20 m erheben
kamt. Die Hufeisenform bot einen doppelten Vortheil,
»ie erforderte nur die halbe Arbeit und sie erleichterte
*) Preusker, Blicke in die vaterländische V urzeit. Leip-
zig 1841, II, 122. BerL Verb. 1895, S. 571; 1898, S. 510.
Söh nel, 1888, S. 18 u. 38.
*) Neue» Leus. Magazin. Görlitz 1880, 8. 344. Vug,
Schics. HeidenM-faaiucen, S. 17.
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134
Referate.
ungemein den Eintritt und Eintrieb. Auch bei den
höchsten Sichelwällen verlaufen nämlich die beiden
Enden ganz niedrig.
Die Grösse der Schanze wurdu durch ihren
einstigen Zweck bestimmt. Je nachdem sie die Be-
wohner und Heerden eine« einzigen Dörficiu« oder
mehrerer Orte oder einer ganzen Landschaft bergen
sollte, kann sie bis zu 20 Morgen und mehr umfassen.
In der Ober -Lausitz lässt es sich deutlich verfolgen,
wie die Grosse der Schanzen vom dachen Ijande aus,
Ebersbach 7, Melaune, nach den Bergen hin Kittlitz,
Nietheu, merklich zunimmt und auf den letzteren,
Schafberg hei Löbau, Csorneboh bei Bautzen, den Höhe-
punkt erreicht, weil bei stärkerer und anhaltender
Kriegsgefahr schliesslich dorthin von woit und breit
her Habe und Heerden geflüchtet wurden.
Zum Aufbau der Wälle nahm man, was zur
Hand lag. Das gewöhnlichste Material war Erde. Die
Sumpfburgen entstanden jedenfalls in der Weise, dass
im Winter das Eis der erwählten Stelle Jahr für Jahr
so lange Schüttung auf Schüttung erhielt, bis die bei
Thauwetfccr versinkenden Massen ©ine Schanze zu
tragen vermochten. Zur Beschleunigung dieses Pro-
resse» erhielt nachweislich hier und aa die Schüttung
eine Unterlage von Baumstämmen und Balken*) oder
einen Pfahlrost*).
Begreiflich ist es , dass die ausserordentliche , bis
46° angehende Steilheit der Böschung der Wälle sich
oft bis heute erhalten hat, wenn man hört, dass bei ihrem
Bau die Erde mit Brettern und Balken festgeschlagen
und fcstgestampft wurde. So berichtet uns der viel-
genannte Ibrahim ibn Jacub, ein spanischer Jude,
der mit einer saracenischen Gesandtschaft an den Hof
Otto des (»rossen und dann bis nach Mecklenburg hin*
auf kam, wo er Schanzen errichten sah.
Auf Bergen, wo wenig Erde, aber viel Stein vor-
handen war, benutzte man natürlich den letzteren zum
Schanzenbau , oft in enormen Massen. Der Wall von
Otzenhausen mit seinem Vorwall enthält 228 382 cbm
Steine *).
Unter den Steinwällen haben die verschlackten
der Forschung ein Rüth st- 1 aufgegeben, das bis zu
unseren Tagcu die verschiedensten Lösungen fand, zu-
weilen recht wunderliche6). Den, wie ich meine,
richtigen Aufschluss über das Geheimnis« der Schlacken -
wälle gab mir der Stromberg •) bei Weissenberg in
der Such«. Ober -Lausitz. Prof. Virchow hatte 1870
den dortige» Sch lacken wall von 15 Kuss breiter Basis
und ca. 5 Fass Höhe einer gründlichen Untersuchung
unterworfen und hierzu aufreissen lassen ?). Al« wenige
Wochen später meine Wandeningen mich an die auf-
geschlossene Stelle brachten, gab eine Kleinigkeit die
Anregung zur Verfolgung eines naheliegenden Ge-
dankens. In dem Trümmergewirr fielen auf einige
wenige Steine, die, regelrecht auf einander geschichtet,
der jetzt nur noch in ihren letzten Resten vorhandenen
Trocken mauer angehörten, welche vom Sohanzenplanum
aus in den Wall ninciuführte. Nach rechts bin fanden
sich die noch schwächeren Spuren einer Parallelmauer,
die den gleichen Weg nahm. Somit drang hier früher
ein Gang in den Korn der Schanze ein, natürlich nicht,
um dort auf Steine, sondern um auf einen Ilohlraum
7 Schuster, Heidnisch »turn Dresden 1869, Karte
Nr. 24, 32, 40, 43, 319, 321.
*) Berl. Vertu 1876, S. 170; 1880, S. 103.
*) Elmtri. 1875, 8. 127.
7 Die XIV. allgem. Vers, der deutsch. Gesellschaft für
Anthropologie etc. zu Trier. München 1883, 8. 72.
5) Berl. Verb. 1870, S. 259.
*) Schuster, a. a. 0., S. 322.
7 BerU Verh. 1870, 8. 257.
zu stosaen, auf bewohnbare Kasematten, die noeh
heute für jede Festung unentbehrlich sind. Auch
wenn die alten Schanzwerke, wie wahrscheinlich, nur
zeitweilig besetzt wurden , so konnte doch die Be-
satzung nicht tage-, vielleicht wochenlang für die
Nacht, für anhalteude Regengüsse etc. ohne gcachützto
Unterkunft bleiben. Selbst die Männer jener Zeiten
waren gegen die Unbilden der Witterung nicht so ab-
gehärtet, wie früher in der Tertia zuweilen gelehrt
wurde. Auf dom Erzstreifen , der sich an der
Antoninussäulc emporwindet, sind sie bekleidet bis an
den Hals hinan. Jedenfalls mussten Frauen und Kinder
wettersicher untergebracht werden können , wenn
drohender UeberfalF sie in die Bergstätten trieb. So
lag die Nothwendigkeit vor, gleich liei Errichtung der
Schanze vor Allem auf die Befriedigung dieses un-
abwcislichen Bedürfnisses Bedacht zu nehmen. Es galt
Wohnräume her/ustellen, die hei plötzlich ausbrechen-
dem Kriege für sofortige Aufnahme der Flüchtenden
bereit standen, zugleich alter auch Itei noch so langem
Frieden and langer Nichtbenutzung dem Verfall nicht
ausgesetzt waren. Diesen Ansprüchen genügten in
vorzüglicher Weise die in der Tiefe, auf der Sohle des
Walles sich hinziehenden Kasematten. Man hat dabei
nicht etwa an eine ununterbrochen fortlaufende Unter-
kellerung zu denken, sondern an lauter einzelne, dicht
un einander stosaende , aber durch Mauern getrennte
Hohlräume. «Schiedlich und friedlich“, eine gute
Kegel von alten Tagen her. Wenn nicht die Notn es
anders nboti hatte jede Familie ihre Kasematte für
sich. Noch heute zerschneidet sich manche Schanze
in so viel Besitztheile , als das Nachbardorf Bauern-
höfe zählt.
Oft mögen die Kasematten von Frauen und Kin-
dern so dient erfüllt gewesen sein, wie das Schanzen-
planurn von geretteten Heerden. Darum hielten sich
die Männer so lange als imglich ausserhalb auf.
Hatten sie doch ohnehin am Tage die Rinder auf die
Weide und zur Tränke zu führen, nachtsüber aber
dem Wochtdienste obzuliegen. Um beide Thätigkeiten
zu erleichtern , waren sehr zweckdienliche , oft bis
heute erhaltene Vorwerke angebracht und dem Ein-
gänge zum Hauptwerke in einigem Abstande halb-
mondförmige Walle vorgelegt. WO einer nicht ge-
nügend erachien, sehen wir zwei, ja drei hinter einander
liegen. In diesen einigermaassen gesicherten Räumen
fand bei dringender Gefahr das geweidete Vieh durch
schnellen Eint rieb seine vorläufige Bergung, um von
da einzeln durch den schmalen Eingang in den
Schanzenring zu gelangen. Bot derselbe keinen hin-
länglichen Kaum, so schloss sich dem Fasse der Iioch-
schanze ein umwallter Viehpferch an, der in der Regel
eine Cisterne besitzt1 )• Beides, Pferch wall und Cisterue,
finden wir noch wohlerhalten unterhalb der Schanzen
von Jauernick*) und N'ieda, Kr, (Girlitz.
Wir behaupteten vorhin, das Gelände zwischen
Wall und Vorwall, bezw. Vorwällen, sei der gewöhn-
liche Aufeuthalteurt der Männer gewesen am Tage,
um von da aus den obou angedeuteten und anderen
Geschäften, der Jagd u. *. w., nachzugehen, solange der
Feind noch fern blieb, in der Nacht aber, urn ihm
eutgegenzutreten. wenn er nahte. Auf nicht vorülier-
gehendeu , sondern ständigen Aufenthalt lassen die
zahlreichen Hütten schliessen, die dort lagen und noeh
dort liegen, natürlich nur noch in ihrem Unterbau.
Hinter den Vorwällen der Sehmoritz ’) , eines mäch-
tigen Stcinwalles auf dem Czornehoh, fieleu auf zer-
streut liegende, bis zu 2m hohe Steinhaufen, um dio
herum, ihnen zugeneigt., hier und da rohe Platten aus
M SBhnel, 1896, S. 92; 1886, S. 50.
7 Schuster, Nr. 24, 42.
Uoog
Referate.
13B
dem Boden ragten. K» galt zu untersuchen, oh die
letzteren die compactere Fussumgürtung, die ersteren
aber die losere Bedeckung dos Lehm- und Rohrmantels
einer aus starken Stangen gefügten , kegelförmigen
Hütte gewesen waren, die auf luftiger flöhe gegen
peitschenden Sturm und Kegen gar sehr des Schutzes
bedurfte. So gingen wir an die mühsame Abrüumung
einiger der vorerwähnten Steinhügel, deren mehr als
100 zu zählen sind. 8chli»**»lieh ergatau sich immer
meist ovale, au» grösseren Platten fragmenten her-
gestellte Pflasterungen von etwa 3 und 6 tu kleinstem
und grösstem Durchmesser. Eine der Platten war
vom Feuer gewöhnlich halb durrhrostet. In den Fugen
zwischen den Platten starke Kohlen •, Asche- und
Scherbenspuren. Ein Scherbenrest mit Schachbrett-
omament*) liegt im Museum zu Bautzen. Andere
fanden einmal einen Mühlstein, das Alles sind Zeichen,
die auf eine Wohnstätte aeblicasen lassen.
Nach den bisherigen Ausführungen erblicken wir
in einem grossen Theile unserer Isehanxeu Flucht-
burg en, Bau« rnburgen *), wie sie noch heute in Kur-
land und Livland heissen. Von anderen, die anderen
Zwecken dienten, hatidclu wir später. Nach der langen
Abschweifung kehren wir endlich zur Frage von den
Schlackenwollen zurück.
Zunächst haben wrir den ursprünglichen Zustand
dieser Schanzen und sodann die i ebenührung in den
jetzigen darzulegen.
Der Bau eines Steinwalles begann stets mit dem
der Kasematten auf seiner ganzen Trace. Hierzu
wurde Stein auf Stein geschichtet. biB die Trocken-
nmuern die erwünschte flöhe erreicht hatten. Der so
entstandene Kasemattenrauni mit seinem Ausgange
nach dem Planum behielt natürlich nicht den Himmel
znr Decke, sondern wurde in verschwenderischer Weise,
um dem Zusammenbruche vorzubeugen, mit behauenem
und unbehauenem Holze überlagert. Diese starke
Holzdecke verdichtete man gegen eindriugenden liegen
durch Auftragung einer dicken Schicht von LcLm
o«ler Thon oaer Sand, die zweckdienlicher Weise ver-
inuthlich noch festgestampft wurde. Und nun erst,
und nun um so schneller, stieg die Schanze, durch
Ueberhügelung des fertigen Kiisemattenunterbaues mit
Steinen, bis zur geplanten Höhe empor.
Da die erwähnte Lehmschicht *) bei den später zu
besprechenden Schmelzerscheinungon eine höchst be-
deutsame Rolle spielte, bedarf es des zweifelsfreien
Nachweises, dass sic dereinst in Wirklichkeit vor-
handen war. Diesen Nachweis lieferte die Schanze
von Otzenhausen, deren Holzeiubau nicht dem Feuer,
sondern gänzlicher Vermoderung atihcinifiel , wo sich
also die fragliche Erddecke in völliger Unberührtheit
vorfinden musste. Dort ftioss die Unterauohang von
1*83 in einer Tiefe von 1,80 m unter der Krone auf
eine 80 cm starke Lehmschicht4), die sich durch den
ganzen Wall zog. Ebenfalls nur wenig unter der
Krone des Walles von Niederburg bei Ferschweiler
kam Dr. Bo ne auf eine durchgehende Schicht aus
Sand.
Nach dem Aufbau der Stcinwälle gehen wir an
ihre Zerstörung, an ihre Ueberführung und Verwand-
lung in Schluckenwälle.
') Sohnei , 1886, S. 36. Bert. Verh. 1898, S. 46»,
Nr. 39.
*) Preusker, I, 100; II, 118, 192, 219; III, 129.140.
Einer Borinburg bei Fritzlar, io welch« sich di« benachbarten
Anwohner vor den in« (and cinbrechenden Sachsen zurück-
■OfB, gedenken schon 774 di« Ann. Latin». Prcnsdor, I, 143.
*) Bert. Verh. 1870, 8. 265. Söbnel, 189«, S. »4.
.Musch kau im Neuen Laus. Magazin, Bd. 61.
4) Die XIV. allgetu. Vers, etc., S. 87.
Offenbar geschah sie durch de* Feuers — in diesem
Falle wohlthätige — Macht, da seine Oluth die Wahr-
heitsbeweise für alles bisher Gesagte hinter sich
zurückgelaasen hat.
Jede Festung wird für die Dauer unhaltbar mit
völliger Vernichtung ihrer Kasematten.
So legte die Vertheid igung Brandfackeln an die-
selben im letzten Augenblicke vor der Capitulation.
Der Eroberer that ea, wenn er bald weiter ziehen,
aber den Wall für Wiedorbcsetzung von Seiten der
Ueberwundenen unbrauchbar machen wollte. Freund
wie Feind konnte an der Zerstörung eines Walles
Interesse haben, daher die Häufigkeit der Schlacken-
wälle.
Es lässt sich denken, dass der Brand der starken
Holzdeeken der Kasematten, deren Wände und Fata-
böden vennuthlich auch Holzverkleidung liesassen, die
gewaltigsten Schmelzerscheinungen hervorrufen musste,
zumal da einerseits zu seiner Anfachung durch den
Kasemattencingang und durch die wahrscheinlich auf
don Zutritt von Licht und Luft berochneten Kase-
matteuschlitze1), die von Uohausen l*co1whtctc, der
nöthige Sauerstoff zufloss, und andererseits seine Glutb
durch den dicken Stcinmantel zusammengehalten wurde,
in desaeu tiefster Tiefe*) sie wüthete. Dort unten «tiess
Professor Virchow auf „zusammenhängende Brand-
massen“. Die eine besass bis vier Fuss Breite und
drei Fus» Höhe und hatte das Aussehen einer „mäch-
tigen gebackenen Mauer“. Bald lief sie zu Ende, aln-r
dicht hinter ihr begann eine neue*). Das waren die
im Feuer zusammeugesuukenen Kasematten , deren
Basalt steine von der Hitze tbeils nur geröthet , thells
in verschiedenen Graden blasig angcechmolzen sind.
In völligeren i) Schmelzfluss war natürlich die mit
Kieseln twtermiaente Lehmdecke der Kasematten ge-
ruthen. Ihr Schmelz drang zwischen die Steine hin-
ein, dieselben zusarnmenbaekend, er nahm von den
Spalten und Kissen, Hächen und Winkels, Köpfen und
Jahresringen «1er Deckenhölzer bewundernswert!» ge-
naue Abdrücke *), er erstarrte, wo er Ilohlräume unter
sich fand, zu Tropfen und Trauben, Zapfen und Bän-
dern, er bahnte sich, im Ueberflusae vorhanden . wohl
auch einen Weg nach der bergab geneigten Aussen Seite
der Schanze und verlieh ihr einen glänzendem glasigen
Ueberzug. Daher werden die Schlacken walle in Schott-
land vitrified forte, in Frankreich fort» vitrifins „Glue-
bürgen“ geuaunt.
Wollte ein Museum einen seiner Schlackenblöcke
durchsägen und die gewonnenen Mächen polirmt
lassen , so würde man deutlich wahrzunehmen ver-
mögen, einen wie geringen Antheil der Basalt und
*) A. a. O., S. 178.
*) A. s. S. 179. bet). Verh. 1870, S. 258.
*) Bert. Verh 1870, S. 262, 26«.
*) A. a. O., S. 964.
») A. a. O., 3. 265.
*) B«rl. Vrrh. 1870, 8. 264. Allerdings Übst sich be-
zweifeln, «Iss« die Schmelzmasse dünnflüssig genug war, um
in fein« Spalten etc. cinxudringca , und da*s ihr duu die
nöthige Zeit blieb, da unter ihr das HoU von der Glutli mit
einer Schnelligkeit un«l Gründlichkeit verzehrt wurde, die nur
kümmerliche Reste von „Kohle“ (a. a. O. , S. 264) and
„Kohlenpulver“ (elieod. S. 262) zurück lies*. Wahrschein-
licher dünkt uns die Annahme, dass «ler Lehm im feuchten,
weichen Zustande auf «tic Holzdecka der Kasematte auf-
getragen und dort, wi« schon oben gesagt , festgestampfl
wurde. Dann musste das Material auch die zartesten Linien-
vorsprüoge und Vertiefungen »einer Unterlage Abdrücken,
un i zugleich bis auf den heutigen Tag bewahren , wenn e*
stellenweise nur nahezu , aber nicht Uber das rechte Mau*»
hinaus in Schmelzfluss gericih.
Digitized by Google
136
Referate.
einen wie grossen der Lehm zur Schmelzmasse bei-
trug.
Zu Üunrten unserer1} Anschauungen dürfen wir
wohl noch bemerken, dass eine Autorität iu Schanzen*
»agcn. Oberst von Gehäusen, ihre Richtigkeit ohne
Einschränkung bestätigte. verwundert, dass er die ge*
gelten« Rätbsellüsung nicht selbst gefunden bube. Jn
seinem Briefe vermieste er nur di« Angabe der
Miaus«.
Der Hauptitache noch waren die Erdschanzen ge-
nau so construirt, wie die Steinschanzen , auch sie
waren kasemattirt. Schon l«oö spricht*} Professur
Wein hold von „einer Menge kasematti-n artiger Woh-
nungen, die tot Halkeii und nbrunter ') Lehmdeoke"
in den BurgwaU von Grossurachsdorf im Vogtlande
eingebaut waren. Zu diesen Kinbuuten wnruen zu-
weilen auch Steine mit verwendet, wie Prof. Jentsch
berichtet 4) , meist aber bestanden sie aus Hol/..
Wenn an dasselbe, wie bei Eroberung der Schanze
hantig geschah , Feuer gelegt wurde, so liess es je
nach dem Grade der Krdfeuclitigkeit, die es «in-
gesogen batte, entweder halbverkohlte Balken hinter
sich, so auf dem Burgberge von Mdaune*), oder es
blieb nur eine Schiebt pulvcrisirtcr Kohle übrig, 80
auf der Schanze von Köditz bei Görlitz und auf der
von Klein-Oeli, Kr. Ohlan. Dort batten immer schon
Kaninchen schwarzes Beweiamaterial von der Sohl«
des Walles hervorgewühlt. Mehrfache Nachgrabungen
stieaseu immer wieder auf die gesuchte Kohle» schiebt.
Am leichtesten wird man Erfolge erzielen, wenn man
den Spaten in der Nabe des bclum/etiei »ganges oder
am Fusse der Sohanxenstiro "} einsetzt, vorausgesetzt
natürlich, dass das Kasematten bolz nicht vermoderte,
sondern verkohlte. Dort bot die Stärke des Schauzcn-
korpera für Unterbauten den weitesten Raum, dort
mussten auch die Vcrtheidiger bei drohendem Angriff
augenblicklich zur Hand »ein , also auch für Ruhe-
pausen eine nahe UaHtstutte linden können.
Die Funde7} in den Schanzen gestalten sich
verschieden, je uaohdem an ihrem Bau mehrere Volks-
stämme*), wie öfter, nach einander arbeiteten, oder
nur ein einziger, je nachdem sie kürzere oder längere
Beeetzungsperioden erlebten, bei langsamem Verfalle
gründlich ausgernumt oder bei schneller Erstürmung
eiligst verbrunut wurden. Letzteren Fullen ist der
Boden der Kasematten ei» reiehbesetztes Museum von
allerlei Gegenständen, wie sie der Mensch zum Leiten
im Kriege und Frieden gebraucht. Vieles zerbrach,
als die Wohnung im Feuer ziisammenHank. Hier atOMMI
wir auf Hämmer*} und Amulette von Stein, au anderer
Stelle auf bronzene Ringe, Sicheln, Lanzensmtze» , an
einein dritten Orte auf eiserne Messer, Schild beaoh läge.
Speere, Speer- und Pfeilspitzen. Thon-, Glas- und
Bernstoinpcrlen , Kämme deuten auf die Anwesenheit
von Frauen; andauernde 6ogar, die zum Nähen,
') „Die vemhlackicn Wälle in d*r OlnT-La«uiU.* Neue*
Archiv für Sich*. Geschieht*. Dresden 1884, S. 227 tV.
„Die vemchUckteu Wlüle.“ Nnie Freussuchc Zeitung 1885,
Nr. 172. „Uralt? Kasematten.14 Schics. Ztg. 1822, Nr. 514.
„Der Ritscheberg.* Hehle*. Ztg. 1824, Nr. 366.
*) Di« heidnische Todtcn bestatt uug etr. Wien 1852,
S. 60.
’} Sühnet, 1826, S. 25.
*) Bert. Verb. 1881, 8. 118 u. 115; 188«, 8. 583.
Söhne 1, 1826, 8. 24.
*) Schuster, Nr. 40, 54, 304.
"} Die XIV. alldem. Vers, etc., S. 177.
0 Sohnei , 1886, S. 7—12, 21; 1826, 100. Berliner
Verb. 1886, 8. 587 u. 562.
"} Kerf. Verh. 1826, 8. 488.
*} Einen )MÜ&«litliisL-hen fand ich auf Schuiixe Kiölilx.
Spinnen and Weben Zeit gab, verrathen bronzene und
knöcherne Nadeln, thonerne Wirtel und Webgewichte.
Eine« der 14, die im Walte von Niemitsch auf engen
Kaum zusammengedrängt lagen, fiel geradewegs, nach-
dem die Gluth den haltenden Faden versengt hatte,
in den darunter stehenden Topf hinein1}, ihn zer-
sprengend. Eine periodisch langer anhaltende Besetzt -
heit der Schanzen bezeugen auch Messerscharfer. Korn-
^uetschcr, Mühlsteine, Schleifsteine1). Die Mahlzeiten
Dessen hinter sich die Knochen von Hirsch, Reh, Eber,
Elen, Kind, Schaf, Hund und Vögeln, Fiaobgrithen und
Muscheln. Mächtig« Aschen - und Kohlenschichten,
schuff cl w«i*e Anhäufung von Getreide, das bei schliess-
lichor Eroberung und Brandlegung der Schanze*! ver-
kohlt«', liefern den Beweis, da»« eiu/.elne dieser Werke
von den Vertheidigeru beharrlich gehalten worden
waren und ni>ch weiter gehalten werden sollten. Das
einstige Topfgeschirr ist meist nur noch in Scherben
vorhanden, die vorwiegend da* sogenannte Schanzen-
ornament zeigen, einfache und mehrfache Wellenlinien.
Charakteristisch sind auch die mittelst Stempel aus-
geführten Verzierungen , besonders der Urnenboden,
Kranz4!, Radkreuz . Kreit, Bad ntt deban Spaohan,
Stern. Viereck mit Diagonalen. Zu den Dingen, welche
aus Wall und Planum schlesischer Schanze» auttauchtcu,
fügen wir noch Hufeisen, Trensen, Pfriemen*) und
Löser aus RehgewuihspiUeu und dergleichen.
I>ufis in hart umlagerten Schanzen je daun und
wann auch an Krankheit oder Wunden Verschiedene
beigesetzt werden mtlMteu, beweisen die hier und da
gefundenen Schädel, Gerippe und Geheinurnen •).
üb die gleichfalls seltenen Funde an (ioldgeräth,
arabischem Hacksilber, Silberbarren, Schläfenringen,
römischen , auch böhmischen Münzen und Braoteatan
vou den die Eroberung befürchtenden Vertheidigern
der Schanzen oder vielleicht von dort Schutz suchen-
de» Handelsleuten vergraben worden sind, wird »ich
schwer feststclleii lassen.
Auch anderwärts haben die Schanzen dieselben
Einschlüsse ergeben, wie in Schlesien und der Lausitz.
Die Sagen, die sich an die meisten Schanzen
knüpfen, enthalten nichts, was von wesentlichem Be-
lang wäre.
Um die Erbauer einer Schanze fc*r zustellen,
daxu bedürfte es einer bis auf ihre Sohle herab-
gehenden, gründlichen Untersuchung, die obenein viel
Glück baten und auf charakteristische Einschlüsse
»toaseu müsste. Hier und da ruht auf germanischem
Unterbau slavischer Weiterbau. Auf dem Hügel bei
Burg, weit und breit dem einzigen iu sumpfiger Gegend,
bauten an dem Walle zweifellos alle V öfter weiter,
die dort durchzogen und Zeiten lang dort sassen. Die
Schanzen , die, «M oben erwähnt, Ibrahim ihn Jacob
in Mecklenburg errichten sah 0* sind vurmuthlich rein
slavisch. Zu derselben Zeit können noch rein ger-
manische entstanden sein. Di« Völkerwftuderung ent-
leerte unser Vaterland nirgend« vütlig, vielerwifti aber
*) Bari. Verh. 188«, S. 584.
*) Eben«. 1826, 8. 29.
*) Au* der von Mrlauoe lies« seiner Zeit ihr Besitzer,
Herr von l'oncet auf PeliftchiitK, 6tH) Kuder zur Düngung
seiner Wiesen abfuhren. Unter deu Getreklekörneru konnte
man uuterm-huiden : Weizen, Roggen, Gerste, Hirse, ander-
wärts such Erbsen, Linsen, Hafer, Saubohnen, l’reusker,
11, 19 1. Sfthnel, 1996, 8, 97.
*) Archiv für Anthropologie XX, 17; XXI, 322.
*) Söhnet, 1826, S. 28, erwähnt einen mit Flutcben-
kreuz.
*) Söhnet, 1886, S. Hl«; 1886, S. 98.
?) Den Wortlaut seines Berichtes siehe Herl. Verl». 1881,
S, 48 und Söhnet, 169«, S. 101.
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Referate.
137
sehr stark von unseren germanischen Vorfahren. Wenn
dort dio Slave» zunächst friedlich in geringen Mengen,
später aber Nachschub auf Nachschub einzogen, s<> •las«
sie zur Mehrzahl auwuchsen und ihr Uebergewicht in
störender Weise geltend machten, so drängten sich, frei-
willig oder unfreiwillig, die Qencinwn in einzelne Dörfer
zusammen. IHeae erhielten von den überwiegenden
slaviscben Umwohnern den Namen „Deataohendorf*.
Nieraen.Niemtsch, Xiemitzsch, Niemaschleba, Nimptsch,
Niemegk, Nimlau, Nehmitz u. s. w. Wo ein Ortsname
an die genannten anklingt, ihre Zahl ist Legion, wird
in nächster Nähe selten die alte Schanze fehlen. Die
germanische Minderzahl musste eine Fluchtburg haben,
wohin sic gegen dio slavischu Mehrzahl im Nothfallo
«ich bergen konnte.
Schliesslich giebt Söhnel «‘ine Zusammenstellung
der Anschauungen «einer Vorgänger über die Be-
stimmung der Burgwälle. Er schliesst sich dabei
engao den alten Preusker >) an, der auch hier wieder
einmal das Richtige traf und nicht einseitig, wie An-
dere t baten, allen Schanzen ein- und denselben Zweck
zuschreibt. Aber uicht darauf kommt es an , wozu
einig«» wenige, sondern wozu die meisten bestimmt
waren; nicht darauf, wozu sie zeitweilig und abwech-
selnd , sondern wozu aio ursprünglich und immer
wieder dienten.
Einzelne, wie schon ihre Kleinheit verräth, waren
allerdings nicht* mehr als Wachtposten, Stätten für
Keuorsiguale. Ansteigender Rauch bei Tage, leuch-
tende Hamrne in der Nacht boten damals die einzigen
Mittel, schnell uud weithin das Nahen des Feindes zu
verkünden. In der Regel erfolgten diese Zeichen von
den Schanzen hochragender Bergo aus, bei uns hier
vom Rothstein f), Schafberge, Czorneboh.
Alle Ortschaften waren nach diesen Punkteu hin
orieritirt, von allen Urnen fehlem aus kann man un-
mittelbar einen dieser Berge sehen. Anderwärts gebot
die Beschaffenheit der Gegend die Anlage vou Zwischen-
Stationen besonderer SignalfHisten *).
In ihrer Mehrzahl dienten die Schanzen, wie wir
bereits darlegten, der Befriedigung eines Bedürfnisses,
das in jenen kriegerischen Tagen oft genug eintrat.
Oft genug sahen «ich die Bauern genöthigt, mit Kind
und Kino, wie Frau von Hip|*l aage.n würde, in ihre
Burgen zu flüchten, deren Grösse, wie auch schon be-
sprochen, auf die Grosse der zu bergenden Mengen
zugeschnitten war.
Ein nicht unbeträchtlicher Thcil wurde zum
Schutze *) der alten Heer- und Handelsstraascn erbaut,
an denen sie liegen. In unserer Nähe begleiten sie
treulich dio antiqun st rata von Breslau nacn Leipzig.
Unser wiedergewonnene* „ Strassburg ’ hat viele
Preuskcr, Blicke etc. I, 104.
r) Schuster, Nr. 325.
•) Söhnel, 1H 8«, S. 29.
Neues Laus. Mnguiin, 1880, 8. 344.
Namensvettern in deutschen Landen. Es waren die
Kaserneu für die Wachtmannschaftcn , auch die Kara-
wanserei« für die Handelsleute.
Hier uud da liegen zwei Strasseuschinzcn einander
gerade gegenüber, vermischten also in Kricgsläuftcn
eine völlige Stra*»enverri«‘gelung bequem durchzu-
führen. So z. B. erheben »ich bei Schöps *), Ober-
lausitz, recht« und links der Stresse zwei gewaltige
Werke. Eben dieselbe Erscheinung nehmen wir wahr
an der schmälsten Stelle des Engpasses zwischen Ober-
halbendorf und Schönberg *), Oberlausitz. Dicht bei
dem südlichen Sperrfort fand ich einen seltsamen
Schaber aus Feuerstein , wie ich noch in keinem
Museum sah Der 3 cm lauge Schaber wächst aus
einem ebenso laugen vrismutischeu Griffe heraus. Ge*
sammtge wicht 0,7 g. Bequem zum Abhüuten und Holz*
schnitzcln.
Gegen die Meinung, dass die alten Schanzen zu
Cultuszwecken errichtet worden leien, lässt sich der
Czorneboh ins Feld führen. An beiden Enden des
Höhenzugea, zwei Stundeu von einander entfernt, be-
finden sich zwei mit Cistemen versehene feste Werke,
deren grossartige Geräumigkeit auf die Aufnahme
zahlreicher Heerdeu und Menschenmengen berechnet
erscheint, im Osten der Hochstein wall *), der sich an
eine bis 15 m steil ansteigende Felswand auxchliesst,
im Westen auf dem Mehltheuerberge der Schmoritz-
wall *). dessen offene Seite durch einen jähen Absturz
geschützt wird. Bei beiden Schanzen kann man um
so weniger an Cultusstätten denken, da diese, die be-
rühmte Preschitza *), der Fragefelsen, sich ungefähr
in der Mitte zwischen beiden erhebt. Auch ist nicht wahr-
scheinlich, dass auf einor Linie von zwei Stunden Länge
drei Cultusstätten nahe bei einander lagen. Das schliesst
freilich nicht aus. dass vorübergehend auch im Höch-
stem* und Schnioritzwalle in Bclugerung»zeiten Cultus-
handluugen vorgenommen worden sind. Bleibender
mag das eingeschüchterte, ersterbende Heidenthum
seinen lichtscheuen Cultus an einzelne entlegene .Schan-
zen geheftet haben. Hierauf Hesse die Thataache
schliessen, dass man gern heidnische Heiligthums-
stätten mit christlichen Kirchen überbaute und zu-
deckte, und die letzteren, wie wir schon oben be-
merkten, in Schanzen keine Seltenheiten sind.
Hoffentlich verübeln es uns die Schanzenfreundo
uicht, wenn das Referat nicht immer zwischen der
SöhneFscheu und unseren eigenen Anschauungen
klar unterscheiden lässt. Das Gegebene wollte nur
der Forschung eine kleine Anregung geben. Besonders
wünschten wir der Frage vou den verschlackten Wällen
erneuert«’ Aufmerksamkeit zuzu wenden.
Schuster, Nr. 38, 39, 57.
Audree, Wendische Wanderstuiiicn. Stuttgart 1874,
S. 115, 116, 124.
F. Senf.
Archiv für AnthrotHUngM. Rd. XXV] 1
IS
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138
Referate.
Aus der nordischen Literatur.
Von
Fräulein Prof. J. MöStOrf.
Di no mark.
1 . Blinkenberg , Chr. : F 1 i n t w e r k z e u g e mit
Schaft. Aarböger 1896^ lieft 2.
Nachdem ilas Kopenhagens Muaeum «chou vor
Jahren eine Prämie ausgesctxt hatte für die Einliefe*
rung eine« Stein* oder Hronzegeräthca mit dem erhal-
tenen llobuchaft, wurde im Jahre 1897 zum ersten Mal
eine Flintaxt mit Schaft eingeoandt. Ein hölzerner
Axtstiel ohne Axt war achon früher einmal in den
Besitz des Museum» gelangt. Funde dieser Art werden
immer Seltenheiten oleiben , denn wo ein Werkzeug
mit Schaft in einem Grabe niedergelegt oder auf Wohn*
oder Arbeitsplätzen liegen gehliehen war, du ist der
Holzschaft im Iiaufe der Jahrtausende vergangen, die
Consürvirung solcher können wir nur unter den Moor*
fuuden erhoffen. Aber da werden sie nur zu leicht
übersehe». Wenn der Torfgräber eine Steinaxt findet,
dann hebt er sie auf, deu daneben liegenden Holz-
resten wird er kaum Aufmerksamkeit schenken, es sei
denn, dass ihr Zusammenhang mit der Axt noch so
augenscheinlich ist, «las* er sie al* Stiel derselben er-
kennt. Auch hei dem glücklichen Funde TOB 1807 in
dein Sigerslever Moor (Sterns) war der Stiel in zwei
Stücke gehauen, weil die Arbeiter da« Holzstück erst
als solchen erkannten, als sie die Axt erblickten. Sie
sammelten dann die Stücke vorsichtig auf, und da zu-
fällig ein Beamter des Kopenbagener Museums in der
Nähe beschäftigt war, konnten die Bruchstücke (es
war Eschenhol*) gleich in Behandlung genommen wer-
den. Die Beschaffenheit des Moores lässt vermuthen,
das« die Axt mfittlig in eisern 8amof verloren war.
Die Länge des Stieles dürfte bO cm betragen haben;
ein Zwischenstück fehlt. Die Form ist schlank und
weniger krüokenartig, als bei denen der Schweizer
Pfahldörfer. Audi i*t die Blatt nicht wie bei diesen
erst in eine Hülse gesteckt, sondern direct in den ge-
lochten Schaft und zwar so, dass das Bahnende über
denselben vorragt. Die Schnittflächen sind noch heute
so scharf, dass man noch jetzt die Sicherheit der Hand,
die ihn geschnitxt, bewundern muss. Die Ansätze des
Flintimrsser« und die einzelnen Schnitte lassen sich
vortrefflich verfolgen.
Die Schäftung der Aexte au« der älteren Periode
scheint anders gewesen zu sein, da» zeigt ein neuer-
dings gefundener, aus Hirschhorn fabricirter Axtstiel
aus jener Zeit, und auch die von Herrn ('apitiin Smith
augc»teUten Versuche, die kleine „Kjökkaiimöddingaxt*
als Werkzeug zu benutzen. lehrten, das» ca, um <lie
Schläge wirksam zu machen, eine* Zwischenstückes
bedurfte, Ucber die Art der Schäftung der Aexte mit
spitzem Bahnende giebt ein Fund Auskunft, der seiner
Zeit von dem verstorbenen Kammerherrn Sehestedt
zu Broholm beschrieben wurde. Sehestedt macht
auf zwei Erscheinungen aufmerksam : auf einen eigen-
artigen (»lanz an dem Ende der Axt, da» in dem Stiel
steckte (durch Reihung in dem StieUoch hervor-
geb rächt) und auf die verschiedene Färbung der Axt
an dem Ende, das von dem Schaft bedeckt war.
Dr. Blinkenberg widmet den verschiedenen Methoden
der Schäftung gründliche Untersuchungen. Kr be-
merkte auch an den allseitig geschliffeneu Acxten ge-
wisse Absplitterungen an den Schmal- und Breitseiten
nach dem Bahnende. Ihn einer bestimmten Axtform
fand er das Bahnende abgeschrägt , wodurch die Stel-
lung der Axt (der Schneide) zum Schaft bedingt wird.
Spuren von einer Umschnürung fand er niemals. Der
Schaft ist am unteren Ende etwa* nach rückwärts ge-
bogen. Verf. bemerkt, dass die Abschrägung der
Flintäxte an der Bahn noch nicht genügend ticachtet
ist. Nur von einem Exemplar ist es sicher, da»« es
aus einem Grabe stammt und zwar au« einem Gral*?
unter Bodenniveau. Etliche im Kieler Museum befind-
liche Flintäxte mit abgeachrägter Bahn stammen eben-
falls an» den von Refer. früher publicirten holstei-
nischen Muldengräbern.
Ein zweites höchst interessante« Flintgeräth mit
Stiel wurde bei Stenild fAmt Aalborg, Jütland) in
einem 1,40 in tiefen, auf Sandboden lagernden Moor
gefunden, dessen botanische Bestandteile den Ausweis
geben, dass dies Moor schon vor Jahrtausenden nicht
Mief »ende« Wasser , sondern Sumpf gewesen ist. Da»
Gerith lag 1,10m tief. Der hölzerne Schaft ist 86 cm
lang, da« untere Ende auswärt« gebogen; das obere,
stark ansehwellend und gerundet, hat an einer Seite
einen rechtwinkeligen Ausschnitt mit Falz und ist
quer gelocht. In diesem Loch steckt ein ctnschtmidigcr
Flintspan mit dickem Rücken, die Schneide nach unten
gerichtet. Beim Auffinden war der Span durch zwei
hölzerne Keile in dem Schaftloche befestigt. Er stützte
sich auf den Falz; von einer Umschnürung oder son-
stigen Befestigung keine Spur. Der Span zeigt an der
Schneide Spuren starker Abnutzung und Reihung.
Verf. erkennt in diesem bi» jetzt einzig dastehenden,
hochinteressanten (»eräth eine Sichel Das Schuft-
loch ist uusserst sinnig so eonstruirt, dass die Klinge,
wenn siu abgenutzt war, heraufgenommen und durch
eine neue ersetzt werden konnte.
Nachdem man in Kopenhagen auf diese Form der
Flint snäne aufmerksam geworden war, fand man, dass
sic sehr zahlreich vertreten ist. Ein Depotfund auf
Fünen enthielt deren 12, alle stark abgenutzt. Nach
der hübschen Auffassung de» Verfasser« veranschau-
lichen sie da« Dankopfer eines Mannes, der nach der
Vollendung einer gesegneten Ernte dem Erntegott die
Sicheln, die ihm in seiuer Arbeit geholfen, al» Weih-
geschenk dargebracht I»hh* die Steinalterleute Ge-
treide gebaut , lehren uns nicht nur die Querosteine aus
Steinaltergräbern, sondern vor Allem die von Dr. Sa*
rauw entdeckten Getreideköroer in dem Thon irdener
Gcfitsse aus der Steinzeit.
i
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Heferate.
1 39
2. Blinkonberg, Chr. : Römisch« Bronzegefätio
mit Fabrik marken. (Atrbüger f. nord. UM-
kyndighod etc., 1900, Haft 1, 8. 51—64.)
I>er Kcichthum an römischen Brenzegefasscn im
Kopenhagencr Ahcrthuint»muiioum erhielt im Jahre 1896
einen neuen Zuwachs aus einem in der Stadt Odense
selbst entdeckten Grabe. Bei den Erdarlieiteu behufs
Anlage einer neuen Strasse im äussersten Norden der
Stadt war man auf Steine gestossen , die »ich als ein
Grab aus der sogenannten römischen Zeit erwiesen.
Es war ein Nkeletgrab, umrahmt von grosseren unbe-
hauenen Steinen , deren glatteste Seite nach innen ge-
stellt war. Auch die Decke bestand aus grösseren
Steinen , deren I*age an beiden Enden einem Gewölbe
glich. Die Mitte war leider bei der Entdeckung
zuerst zerstört. Es war 2.50 m lang, 0,00 m breit und
lag uuter Bodonniveau ohne üuseere* Merkzeichen.
Hichtung 8.-W. : N.-O. Der Kopf lag nach 8,-W.
Oberhalb des Kopfes lag ein Beinkamm, neben dem
Kopfe ein Messer und eiu Fragment einer Scheere, beide
von Bronze. Ungefähr auf Gürtelhöhe lag eine Schnalle
von Bronze von seltener Form , ringförmig mit ein-
gehängtem I>orn und feinem geperlten Silberdraht an
drei V orsprüngen. Am Fussend« fand man drei
Brunzeschöpfgetässe , zwei kleinere lagen umgestürzt,
das grössere stand auf dem Boden, ade drei vortreff-
lich erhalten und von der bekannten bei Müller,
Kiseuolter 191, abgebildeten Form. Man kennt deren
aus dänischen Funden circa 9l) Exemplare, die sieh
nach der Grösse in zwei Gruppen sondern lassen. Die
beiden kleineren Gebisse von Odense haben inwendig
einen Belag von Weissmetall, der au manchen römi-
schen Bronzen: Gebissen, Löffeln , Fibeln u. a. ver-
kommt Bei Gegenständen für den täglichen Gebrauch
dürfte derselbe den Zweck gehabt haben, die Bildung
von Grünspan zu verhüten Die chemische Analyse
gab keine sicheren Resultate, weil der Belag so dünn
ist, data bei der Abnahme des nüthigen Materials
Kupfer mit Zinn und Blei vermischt war. Ob der Be-
lag aus reinem Ziun oder aus Zinn und Blei besteht,
Hess sich deshalb nicht feststellen. Da 9 grossere
Odcnser Gefaas ist nicht verzinnt. Nun ist es indessen,
wie eine Untersuchung der dänischen römischen
„Casscrolen“ zeigt, keine Regel, dass die Verzinnung
bei den kleineren vorhanden ist und bei den grösseren
fehlt, vielmehr führt sie auf die Vermutlnmg, dass
einige Fabrikanten ihre Gefäeso verzinnten, andere
nicht, was durch den Befund solcher Gefäase, die den-
selben Fabrikstcmpel tragen, bestätigt wird.
An der imicreo Seite bemerkt man, und zwar
nicht nur in den dänischen Gefassen, sondern auch
bei solchen, die im Anstande gefunden sind, wag»?rechte
Linien, über deren Zweck verschiedene Meinungen ge-
äussert sind; doch werden sie im allgemeinen als An-
gaben gewisser Maasse anerkannt. Ilr. Blinkenberg
hat die im Kopenhagoner Museum vorhandenen „Casse-
reden“ von diesem Gesichtspunkte untersucht und bei
denjenigen, wo die Striche für eine solche Prüfung
deutlich genug erhalten waren (vier der grösseren,
vier der kleineren Form), eonstatircu können, dass sie
dem römischen Muass für flüssige Waaren: srstarius
“ 2, he mimte = 12, caathi = 0,546 Liter entsprachen.
Zwei räumten je 1 hnnimi, die beiden Odenser das
Doppelte, 1 »ertarius. Das eine war durch die wage-
rechten Striche in 2 hemmue abg«theilt, da« andere
räumte bis an den ersten Strich von unten 10 cyathi
(*/« des ganzen Raumgebaltes).
Alle drei Odenser Gefäsae tragen eine Fabrikmarke
und zwar kommt es zum ersten Mal vor, dass in
einem Funde verschiedene Stempel auftraten. Die
beiden kleineren sind bezeichnet ClPl POLYB. Dieser
bekannte Stempel in vollständiger correcter Form
Publias Cipitis Polyimin, kommt in Dänemark noch in
vier vcrscnicdcncn Abkürzungen vor. Verf. zeigt in
einem Excurs über diesen Stempel, dass Publius Cipius
Polybiu« nicht der einzige Gemssfahrikant seines Ge-
schlechtes war. und das« die Odonser Gebisse nicht
wohl juuger als 79 D. Chr. Geb. sein können.
Das grossere Gefuss des Odenser Fundes trägt
deu Stempel NSIEPHAPRODIT. Denselben Stempel
findet Verfasser in weniger guter Erhaltung auf
einem Gefiiss aus einem anderen SoeländischeD Grabe
LPHAPROD. In seiner vollständigen richtigen Form
lautet er: Lucius Ansius Kpaphroditu*. Auch diesen
Stern j*el verfolgt Verfasser uurcli verschiedene Länder
bis nach Italien hinunter und kann auch von Epaphro-
ditus nachweiseu, dass er einer Fabrikantenfamilie
augehörte, welche die Herstellung von Metallgefiiasen
betrieb und im I. Jahrhundert n. Chr. lebte. Der
Odenser Grabfund zeigt, dass die Wlftra der beiden
genannten Fabrikanten gleichzeitig nach dem Norden
ausgeführt und gleichzeitig dort neben einander in
Gebrauch gewesen int, woraus Verfasser auf einen
regelmässigen Handelsverkehr schlieast und das Alter
des Odenser Grabes in die Zeit von 50 bis 100 n. Chr.
ansetzt.
Zum Schluss führt er noch einige andere auf in
Dänemark gefundenen ßronzegefassen vorhandene
Fabrikstempel au: GICICATI (in zwei verschiedenen
Formen). DIS A VC VSF, NIGELLIO F, MATVRVS F
und PICV8 (oder Bleu») fecit. Sonach zusammen
14 BronzegemMe mit Fabrikftempel.
3. Blinkenberg, Chr.: Römische Bronze-
Statuetten.
Seitdem der verstorbene Professor Engelhardt
im Jahrgange f. 1871 der Aarhöger die in Dänemark
gefundenen römischen Brnnzestatuet-ten veröffentlichte,
ist die Zahl derselben noch um drei Exemplare ver-
mehrt. Die Frage, ob diese kleinen Figuren für die
Nordländer eine religiöse Bedeutung gehabt, ist viel-
fach erörtert worden. Dr. Blinkenberg wendet mit
Recht dagegen ein. dass, wenn die Skandinaven sie
als Bilder ihrer Götter betrachtet hätten, die Figuren
bestimmte Typen repriaentiren müssten, in welchen
sie die Göttergestalten , so wie sio in ihrer Phantasie
lebteu , hätten erkennen können. Das ist über nicht
der Fall; im Gegentheil zeigen alle bisher zu 'läge ge-
kommenen Statuetten eine andere Gestalt. Die neueren
von Dr. Blinkenberg in Wort und Bild dargestellten
Götterbilder veranschaulichen einen blitxacnleudern-
den Jupiter, einen jugendlichen Lar und einen galli-
schen Gott, der den Darstellungen einer Götterfigur
ähnelt, welche Casar mit dem römischen Namen Dis-
pater bezeichnet. Voraussichtlich wird diese inter-
essante Abhandlung Bli nkenberg’ s in den Memoirea
des Antiouaires du Nord einem weiteren Leserkreise
zugänglich gemacht werden, da eino Beschreibung ohne
die Abbildungen die Leser kaum intereesiren dürfte^
Beachtenswert!) ist, wie Verfasser hervorhebt, dass
die genannten drei Statuetten alle auf Fünen gefunden
sind und das» die übrigen (von Langeland , Seeland,
dem südöstlichen Jütland und dem nordöstlichen Schles-
wig) sich gleichsam um die Insel Fünen grunpiren,
wo überhaupt zahlreiche andere römische Fabrikate
gefunden sind, darunter z. B. die beiden einzigen an-
tiken Spiegel, die bis jetzt im Norden ans Licht ge-
kommen sind. Verf. zieht daraus den Schluss, dass
in den ersten Jahrhunderten n. Uhr. dor Handels-
verkehr mit dem Süden »ich vorherrschend nach
Fünen bewegte und erst einige Jahrhunderte später
sich weiter nach Osten verzog, wovon die reichen
Funde an römischen Waaren im südöstlichen .Seeland
Zeugnis» gelten.
18*
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140 Referate.
4. Müller, Bophus: Die Jütländischen Einzel* in einer solchen Fülle vorhanden, das» Verfasser Serien
irr aber au» dem Steinalter. Aarböger 1898. von Gräbern vorlegen konnte, in welchen die oben
„M uldengräber“ oder Gräber unter Boden* genannten Beigaben in einer bestimmten Zusammen*
niveau können wir die von Dr. Sophus Müller t*e- Stellung auftraten. Er beschreibt dann eine Anzahl
handelten Gräber nicht nennen, weil Bie nur zum Theil derselben im Detail mit Abbildungen der Gräber und
unter der gewachsenen Bodenflüche liegen ; andere der Beigaben. Unter letztgenannten findet man „Streit-
liegen auf dem Boden, etliche sogar höher. Die Be- Hammer“, wie Müller, Ordning af Sten olderen, Fig. 72
Zeichnung „Einzel grübe r* ist dahingegen im Norden bi» 75 u. 81. Flintäxte, wie ibia., Fig. 59 bis G2. Bern-
berechtigt, weil dort die mcgalithiscnen Gräber in steinscheiben von 10 cm Durchmesser; Bernsteinringe;
der Regel mehrere, bisweilen eine grosse Anzahl von unter den Thongefässen Schalen mit vier oder fünf
Skeletten und Skeletresten bergen. niedrigen Füssen, geschweifte Becher und gerade
Die ilügel sind ursprünglich rund und klein. Becher mit einem Wulst am oberen Rande.
V, bis l m hoch bei 16 m Durchmesser. Etliche sind Gräber ohne Waffen und Werkzeuge, statt dessen
indessen durch Nachbestattungen auch in späteren mit Bernsteinschmuck und Thongefässen ausgestattet,
Coltorperiodexk dergestalt erweitert und erhöht, dass betrachtet Müller als Krauengräber. Iu dom sorg-
sie zu den grössten Grabhügeln gehören, die man faltigen Bau standen sie den Alanncrgrüberti gleich,
überhaupt kennt. Wo mehrere Gräber über einander Unter den Bernstc in perlen fehlen die axtformigen.
liegen, sind sie uur durch eiuc dünue Erdschicht ge- Sie sind oval oder von der Form einer Hach gedrück-
t rennt, so daas es eine* kundigen Auge» bedarf, um ten Kugel, oder gewölbte Knöpfe,
die verschiedenen Begräbnisse zu erkennen und zu Audi Dr. Müller ist der von Kef. bereits mehr-
unterscheiden. In den holsteinischen Muldcngräbern fach gdiusserten Ansicht, dass die jüngsten Kinzcl-
pflegt ein Stein oben im Ilügel auf das Grab hinzu- gröber bis an die Bronzezeit heranreichen. Die in
weisen. Der Manu, welcher o»e meisten Gräber dieser den „obersten“ Gräbern der vierten Gruppe gefundenen
Art anfgedeckt hat, pHegte zu sagen; „Wenn ich den bekannten sogenannten Pfeilschaftglätter (Müller,
Stein fand , brauchte ich nur Benkrecht weiter zu a. a. O. , 196) kennen wir aus einem holsteinischen
graben, dann stiess ich unfehlbar auf das Grab.“ Bronzealtergrabe (Tinsdahl). Dahingegen ixt Dr. M ü 11 er
Die dänischen Einzelgräber haben Manueslünge nicht der Ansicht, dass die Kinzdgräber iu der Zeit
mit der Richtung 0. : W. Ob der Kopf iu 0. oder W. nach den Gangbautcn- und Steiutiatengrähern auf-
gelegen, ÜCM »ich nicht erkennen. Dr. Müller unter- treten, er bringt im Gegentheil den Beweis, dass sie
scheidet vier verschiedene Begrühnissformen. Gräber gleichzeitig waren, und erblickt in ihnen die Spuren
unter dem Boden (unseren Muldengräbern ent- zweier Volkerfamilien. Die Erbauer der megalithischeu
sprechend), Bodeugrüber (auf dom gewachsenen Gräber kamen im Beginn de» jüngeren Steiualters au
Boden augelegt); obere und oberste Gräber, je nach der Ostseite ins Land, gingen nach den Inseln hinüber
der höheren Lage. Die Muldengräber sind in der und siedelten sich in Jütland in der Mitte des Landes
Regel viereckig oder rechteckig mit abgerundeten an und in Osten. Später erschienen an der Westseite.
Ecken oder oval. Am Boden Endet man ein sorgfältig vom Süden heruufkommend , die Erbauer der Einzcl-
gelegtcs Steinpflaster, dem die rcgclloeo Steinum fassung griber und Hessen sich im westlichen Jütland nieder,
wenig entspricht. Die scheinbare Unordnung findet T>a in Jütland der Osten vom Westen nicht durch
indessen Erklärung in der Vermuthung, das» sie der natürliche Grenzen geschieden ist, konnte es nicht
eigentlichen Holzumrahmung als Stütze diente, und in ausbleibeu , dass auch die Bevölkerung sich berührte
der That hat mau in einem Grabe, wo die Boden- und in einander schob. Parallelen in dcu Beigaben aus
heschaffeuheit der Uon*erviruug des Holze» günstig den chronologisch auf einander folgenden vier Gruppen
war, eine aus senkrechten Pfählen gebildete Holz- der Einzelgräber und denjenigen der chronologisch
Umfassung entdeckt. Am Boden fand man Holzkohlen auf einander folgenden „Familiengräber“ konnte
von Reisern, desgleichen au mehreren Stellen im Hügel. Dr. Müller nachweUen, und dies stützt seine Theorie.
Von letzteren meint Verfasser, sie könnten von einem In Holstein, wo die Einzelgräber «ich nicht nur im
Feuer herruh reu , welche« gezündet war, um den Westen finden, scheiut nach den jüngsten Unter*
Todten zu wärmen oder seine» Weg ins dunkle Jen- suchungen auch Müller » zweite Gruppe vertreten
seit» zu heleuchten. Ref. möchte dazu bemerken, da»» zu »ein. Wie aber, wenn man keine Verschiedenheit
das Feuer auch augezündet »ein könnte , um die un- des AlterB annehmen will , sich die Erscheinung er-
läuteren Wichtel zu verscheuchen. klären lässt, dass, wie bei Teusfcld, Einzelgräber und
ln den „Bodcngräbern* fehlt das sorgfältige Stein- Laug- oder Ricseubutten auf einer Koppel beisammen
ptlaster, l>as Grab ist mit einem grossen Hachen lagen, müssen weitere glückliche Funde lehren.
Steinhaufen (tob) bedeckt.. Die Beigaben rep rasen ti reu
drei verschiedene Perioden. — Die „oberen Gräber“ 5. Barauw, Georg J. F. : Die Haide im Alter-
der dritten Gruppe erkennt mau an einer Stcinsetzung t harne. Aarböger 1898, Heft 2.
mit darin liegenden Stoingerätbcn. Das eigentliche Dr. Sarauw, dem wir bereits mehrere hübsche
Grab ist 4 m lang und mit Holzplanken umgeben und und wichtige Untersuchungen über BodenbeBchaffen-
budeekt. Diese Holzumrahmung und Decke wurde heit und Ackerltau in vorgeschichtlicher Zeit ver-
durch diu Steine gestützt. Bei dem Vermodern des danken, veröffentlicht in dem oben näher bezeiclmetcn
Holzes stürzten sie nach und bilden nun einen völlig Heft der Aarböger das Resultat seiner Untersuchungen
regellosen Haufen, wodurch die correete Auffassung über das Alter der Haiden. Vor ihm haben schon
der ursprünglichen ( onstruotion Behr erschwert wird, andere Forstleute und Botaniker sich mit der Frage
Nicht minder schwierig ist das Erkennen der vierten beschäftigt und verschiedene Ansichten darüber kund
Groppe, d. h. der noch höher im Hügel liegenden gethan. Dr. Sarauw sucht die Belege für diu »ei-
Gräber. Sie bilden ei uen Steinhaufen (rös). in dam diu uigen in den Grabhügeln der Vorzeit, die einem feinen
Beigaben liegen. Die Richtung immer 0. ; W. Auch scharfsichtigen Beobachter über die Beschaffenheit des
hier wurden Holzspuren beobachtet. Erdboden» zur Zeit ihrer Errichtung sicheren Auf*
Die Beigaben bestehen in einer Axt mit Schaft- Schluss zu geben vermögen,
loch, einer Pfeilspitze (Waffen); in Flintaxt, Flint- Die vielfach erörterte Frage ist nämlich; ob ehe-
schmalmeisacl und Flwtapan (Werkzeugen); in Scheiben mal» da» ganze Land mit Wald bestanden gewesen
von Bernstein und in Tnongefässen. Das Material ist und die Haiden erst nach dem Verschwinden der
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Referate.
141
Wälder entstandet» sind, oder oh die lloide durch das
Zurück weichen der das Erdreich bearbeitenden Thierwelt
entsteht, das die Bildung einer zähen Wurzelfilzschicht
rar Folge hatte , welche die Luft nbsj>errte und da*
durch eine Veränderung in der Zusammensetzung des
oberen Bodens bewirkte.
Die Schichtung des Haidebodens ist constant fol-
gende : Haidekraut — zäher Wurzelfilz — , grauweisscr
Santi (Bleisaud) und darunter Ahlerdc. letztere, von
Fo r c b h a m m e r Torf Sandstein genannt-, ist ein braunes
oder »chwarzbrauues, hartes Gebilde, in welchem die
Sandkörner in humussauren Salzen oder nieder-
geschlagenen Humussäuren eingehüllt sind. Wo man
auf den jütländisohen Haiden längs eines Bahngeleises
oder einer Fahrstrasse einen Terrainabstich zu beob-
achten Gelegenheit hat, erkennt man diese bandför-
mige Bodenschichtung deutlich auf weiten Strecken.
Findet inan nun in Grabhügeln der Bronzezeit, ja
in solchen der jüngsten Steinzeit, am Boden eine Ahl-
hc hiebt , so ist dies ein Beweis , dass der Hügel auf
Haideboden errichtet worden , denn die Ahlerue ent-
steht aus dem Haidekraut.
Kann man nun die Gräber in eolchcu Hügeln
archäologisch bestimmen, so lässt »ich danach das
relative Alter der Haide angebeu. Nicht selten findet
man in den Grabhügeln eine zweite Ahlschicht, die
darauf zurückzufuhrcu ist, dass das Grab mit llaide-
soden bedeckt worden, die sich durch Absperrung der
Luft in Ahlerde umwandelten. Diese Ahlerde ist bis-
weilen so hart, dass sie wie ein eiserner Panzer ge-
waltsam zerschlagen werden muss. (Das war auch in
einem Bronzealterhügel bei Lüptin in Holstein der
Fall.) Die Neubildung der Haide war schon von
Emois und P. E. Müller in etlichen aus ilaidesoden
und Saud aufgebauten und mit Haide bedeckten Hügeln
constatirt, aber die Berechnung der Zeitdauer, in
welcher sich dieselbe vollzogen, wurde erst durch die
archäologische Bestimmung ermöglicht.
Verl, beschreibt dann die Coustruction von 48 Grab-
hügeln, deren etliche durch photographische Auf-
nahmen veranschaulicht werden, und ergänzt seine
Beobachtungen dieser über Jütland vertheilten Hügel
durch einige andere gleichfalls auf Haideboden liegen-
den aus Schleswig-Holstein und Hannover.
Man könnte gegen diese Schlussfolgerung ein-
wenden . dass die Bodenschichtung eines Grabhügels
immer nur eine kleine Fläche bildet. Wo aber eine
grossere Anzahl von Hügeln in einer Gruppe dicht
beisammen liegen . die alle die gleiche Schicht ung
zeigen , da darf man annehmeu , dass dieselbe Boden-
art sich räumlich weiter erstreckt, Verf. betont in-
dessen die Noth Wendigkeit . ausser der Oberfläche der
Hügel auch den umliegenden Boden durch senkrechte
Einschnitte zu untersuchen, die Stärke einer jeden
Schicht sorgfältig zu müssen , und vor allem nicht
etwa Raseuerz und Oker mit Ahlerde, nicht etwa
Ackererde mit Wurzelfilz etc. zu verwechseln. Sehr
lehrreich sind solche Hügel, wie zuin Beispiel der von
Dr. Splieth aufgedeckte bei Schuby (Schleswig),
wo der mit Haidesoden bedeckte Hügel bei einer spä-
teren Bestattung erhöht und in Folge dessen durch
Absperrung der Luft die Huidesoden in Ahlerde um-
gewandelt waren. Wo man hei der Errichtung eines
Grabhügels statt der Haide Rasensoden verwendete,
ist der Basen vollständig vergangen, so dass der Hügel
aus Erde allein aufgeworfen zu sein scheint.
6. Böronsen. William: Wer ist der Entdecker
der Abfallhaufen (Kj ök kennt öd d i ng e) aus
dem Stcinaltcr? Kopenhagen 1809.
Veranlassung zu dieser Schrift gab ein Vortrag
des Professors L ulken in der Videnskab. Selskab am
24. September 1897. Er findet sich abgedruckt in den
Verhandlungen der Gesellschaft unter dem Titel :
Japetus Steenstrup: Sein Leben und »eine
Thätigkeit.
Verf. erhielt erst ein Jahr später Kenntnis» von
diesem Vortrage, in dein Redner äussert, dass Steens-
trup schon im Beginn seines Lehramtes an der Uni-
versität die Entdeckung gemacht habe, dass gewisse,
bi» dahin als natürliche Mu»chelan»ammlungen auf-
gefasste Anhäufungen von Scethieren . Vogel- und
Fischresten u. *. w. durch Vermittelung de« Menschen
entstanden und als alte menschliche Wohnstätten zu
betrachten Beien, Nach dem, was Herr 8örensen von
der Sache wusste, erschien ihm diese Aeusscrung nicht
correct, und sie veranlasst« ihn. derselben weiter nach-
zuforschen.
Die Arbeiten der dänischen Archäologen sind viel-
seitig. Während einige den Aushau der Prähistorie
durch Grabungen und Bearbeiten des erworbenen
Materials zu fordern bestrebt sind, widmen sich An-
dere der Geschichte derselben, d. i. der historischen
Entwickelung dieser Wissenschaft. Manche schützbare
Arbeit in dieser Richtung verdanken wir Dr. Sophus
Müller, l'ud als eiu Beitrag ist auch Sörenaen’s
vorliegende Schrill zu betrachten , der «einer Klärung
der oben erwähnten Frage alle Commissionsberichte
jener Zeit zu Grunde legt.
Professor Lütken meint, wenn Steenstrup in
keinem seiner Berichte sich als den eigentlichen Ent-
decker der „Kjökkenmnddinge“ bezeichnet, so sei der
Grund der, das» er die» für unnüthig gehalten habe.
Nicht alle seine Zuhörer theilten diese Ansicht. Die
Gesellschaft der Wissenschaften hatte eino Commission
zur Untersuchung ernannt, die erst au« einem Geo-
logen (Fo r c h h a in tu e r), einem Zoologen (Steenstrup)
bestand, und später noch um einen Archäologen
(Worsaau) erweitert wurde. Steenstrup hatte die
Muschelhuufen als natürliche Auhäufuugen unter Wasser
aufgefasst , die mit einer Bodenhebung zu Tage ge-
treten waren, oder als todte Schalthiere . die durch
Wellenschlag an den Strand geworfen und aufgehäuft
worden, unter welche Land Schnecken und auch ein-
zelne Flintspäne hineingerathen sein konnten. Dass
derartige Bänke mit gleichartigen Einschlüssen an so
manchen Stellen anf Seeland und in Jütland vor-
kamen , war ihm ein Beweis . dasH das Meer ehemals
tiefer ins Land einschnitt in jetzt verschwundenen
Buchten.
Es ist hier nicht der Ort, dem Verfasser in seiner
Prüfung aller Comniissionsherichte zu folgen- Ich be-
gütige mich mit tlcn Resultaten derselben, die Ver-
fasser selbst aui Schlüsse «einer Schrift zusammenstellt.
Nachdem »chon im Jahre 1831 der Gutsbesitzer
Dahlsgaard auf gewisse Ablagerungen von Auster-
schalen aufmerksam geworden war, in denen er auch
Geräthe von Stein, Bein und Thon, und Knochen von
Säugethiereu eingebettet fand, fand Steenstrup
1837 in ähnlichen Bänken bei Visborg und Havnoe
je einen Flintspan. Steenstrup war ob ferner,
welcher diese Muschelhaufen zuerst literarisch be-
handelte. Es waren nach ihm geologische Formationen
aus eiuer Zeit, wo das Land schon von Menschen be-
siedelt war. Die 1K48 von StMMirip und Forch-
hammer vollzogenen Untersuchungen lieferten dasselbe
Resultat. Noch Ende November 1850 betrachteten
genannte Herren die Mnsohelhanfen als geologische
Formationen.
Im Spätsommer desselben Jahres hatte Worsaae
mit dem (futsbesitzer Olsen zusammen die Muschel-
haufen bei Meilgaard untersucht und hatte erkannt,
da«» es sich nicht um natürliche Formationen handle,
sondern, dass man Anhäufungen von den Abfällen
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142
Referate.
i
menschlicher Mahlzeiten vor »ich habe. Die Richtig-
keit dieser Auffassung konnte Steenstru p betätigen,
als er im Deceraber die Bänke bei BOfidt und Havelse
flüchtig untersuchte und um Weihnacht wurde diese
Erklärung gelegentlich einer Untersuchung bei Havelse
von dem ganzen Comite als anbestritten richtig an-
erkannt.
Danach begannen die scharfsinnigen, schönen
Untersuchungen Steenet ru ps, der aus den animali-
schen Ueberresten nachweison konnte, dass die Menschen
dort dauernd gewohnt hatten , dass sie einen zahmen
Hund besasacn, und andere interessante Aufschlüsse
über die Fauna jener fernen Vergangenheit Wer-
ft aae seinerseits kam nach den Studien der Manufact©
aus den Abfallhaufen und der ähnlichen an den Küsten
gefundenen rohen Fliutgeruthe zu der Erkenntnis«,
dass diese eine ältere Zeit bezeichnen, als die schönen,
geschliffenen Steingeräthe und begründete dadurch
die Zweitheilnng des Steinalters.
Von diesen Beobachtungen Worsaae’s Bchweigt
Steenstru p in dem von ihm zusammengestelltcn Be-
richt sowohl, als in seinen späteren Schriften. Er
schweigt auch , als in späteren Jahren in mehreren
Schriften er als derjenige gerühmt wird, dem allein
die Ehre zuerkannt wird, die richtige Erklärung der
Abfallhaufen gefunden zu haben.
Unter den Zoologen und Archäologen Dänemarks
herrschen andere Ansichten. Eine Notiz in Worsaae’s
Tagebuch von 1850 lautet: .Man ist in der That ge-
neigt, hier eine Art von Mahlzeitplätzen einer ältesten
Bevölkerung zu vermutheo. Daher die Kochgeschirre,
Kohlen, Thierknochen, Flintspäne u. s. w. Freilich ist
dies bis jetzt nur noch eine blosse Vermuthung . .
Und später äussert W orsaae: „Es war ein Zufall, dass
ich 1844 gewisse rohe Steingeräthe für älter erklärte,
als die bekannten feinen Gerithe, zumal sic öfters au
den Küsten gefunden wurden und «ich dann auch in
don Muschclhaufen fanden. Das „Oldsager Comite“
wollte sie damals nicht als fertige Geräthe anerkennen,
sondern betrachtete, sic als misslungene Arbeit«-
product*.“ Und ferner: „Ebenso wie man erst die
Erklärung der Abfallhaufen als unmöglich betrachtete
und dann doch anerkennen musste, wird auch der
Streit über die Zweithcilung des Steinalters den Nutzen
haben, dass er die Forschung controlirt und das
Resultat klarstellt.“ — Nun könnte inan der Ansicht
sein, dass Berichtigungen, wie sie Hörcnsen hier
vorlegt, nur ein internes Interesse haben, allein der
Streit über die Theilung des Steinalte ra etc. zwischen
den dänischen Gelehrten ist in so weiten Kreisen be-
kannt geworden, dass auch dieser „Beitrag“ gekannt
zu werden verdient.
Norwegen.
1. Guatafson , Gabriel : Wohnplatz ans dem
Stei naher auf Jaederen. Mit Tabelle und
82 Figuren im Text. (Jahrbuch des Museums
zu Bergen 1899, I.)
Seit Jahren war ea den norwegischen Archäologen
bekannt, dass auf Jaederen dicht unter der Boden-
fläche grosso Ansammlungen von Flintsteinen liegen,
deren Beschaffenheit (fertige Geräthe, Späne und
Splitter) von der einstmaligen Anwesenheit und
manuellen Thätigkeit des Menschen an diesem Orte
Zeugnias geben, ln den Museen von Uhristianis,
Bergen und Stavanger findet man grosse Maasen dort
gesammelter Kiintsachen. Auch Dr. Gustafson hatte
ui© Fundstelle wiederholt besucht, konnte aber erst
im Sommer 1M)8 zu einer methodischen Untersuchung
schreiten. Er wählte dazu die bekannte Flint-Fund-
stelle auf flolehein am Ufer der Figjaelf, wo er an
mehreren Stellen in den Hodeu eindrang und zu-
sammengenommen eine Fläche vou 20 qm untersuchte.
Er hatte in der That das Glück, mehrere Heerdstellen
aufzudecken mit Ansammlungen von Kohlen , Nuss- ,
schalen, Scherben von Thongefässcn , Flintgcräthcn,
fand aber weder Thierkuochen noch Mu*chel*cbalen.
Da«» keiue Spuren von Knochen gefunden wurden,
erklärt der V'erf. durch die dafür ungünstige Boden-
beschaffenheit, Beweis dafür ist, dass selbst in den
Gräbern der letzten heidnischen Zeit sich die Leichen-
rette selten erhalten haben.
Die von den dortigen Grundbesitzern gelegentlich
unternommenen Abgrabungen der Haideflächen haben
so grosse und zahlreiche Flintausammlungen frei-
gelegt, dass man auf eine nicht unbedeutende Be-
völkerung des Ortes iu jener Zeit sebtiessen muss.
Desto auffallender ist es, dass von ihren Gräbern
keine Spur bisher gefunden ist, zumal es an Material
für megalithische Hauten nicht fehlt. Verf. ver-
rnuthet, dass die alten Bewohner von Jaederen ihre
Todtcn in Mulden- oder Flach gräbern bestattet haben,
wie dies in Holstein und Jütland jetzt nachgewiesen,
allein auch diese sind dort uoch nicht cutdeckt. Verf.
wählte, wie gesagt, für »eine Untersuchung eine
Strecke Lundes an der Figia, an deren Ufern, wie I
auch beim Ahstechen der Haide, sogenannte „Flint-
felder“ zu Tage gelegt waren. Ein «■ nkrechtcr Ab-
stich einer Kiesgrube lies« folgendes Profil erkennen.
Unter 15 cm Haideboden und Sand lag eine 5 cm
dicke nschenubnliehe Schicht und darunter eine 45 cm
tiefe Culturschicht ; darauf folgte 1,10 m Kies und
Geröll und darunter der helle feine Sand. An Fund-
sachen aus einer am Wege liegenden Kiesgrube nennt l
Verf. Scherben vou Thongefnssen, eine Schieferspitze
und Kcrnsteinc, Schaber, Pfeile, Sägen, Messer von \
Flint, SchlagNteine, Stücke scharfkantigen Quarzite,
Bimsstein mit abgenebenen Flächen, verbrannte Nuss-
schalen, Kohlen und Stücke rother Kreide. — Oestlich
vom Luudwcge fand Verf. ein© zweite wohlerhaltene .
Heerdstelle in gleicher Tiefe und mit gleicher Boden-
schichtung wie die erste. Der runde Heerdplatz war
mit Steinen belegt, die in der Mitte eine Senkung
zeigten, Fliesen von Glimmerschiefer, die vom Feuer
so gemürbt waren, dass sie bei der Aufnahme zer-
bröckelten. Gefunden wurden ferner dieselben Flint-
geräthe wie oben, ein Schieferpfeil, Schlegsteine, von
denen mehrorc bei der Arbeit zersprungen waren,
aber deutliche Schlagmarkan zeigten, irdene Scherben
und Kohlen. — Nach weiteren Versuchen stiess man
auf einen kleine» runden Heerdplatz und nur 30 cm
davon entfernt auf einen größeren, die von einem
sich weit erstreckenden Lager von Fliutsplittern und
Abfall umgehen waren. Der kleine Heerd bestand
aus einer 40ctn grossen Platt© von Glimmerschiefer,
die durch die Gluth des Feuers vielfach gesprungen
war. Auf derselben lagen Kohlen. Zwischen diesem
kleinen und dem grösseren Heerde fand man viel©
Scherben von Thongefässcn. Der Heerd, von unregel-
mässiger Form, hatte ein aus mehreren Lagen be-
stehendes Steinpflaster, unterhalb desselben bemerkte
man eine schwarze, zähe, lehmhaltig© Masse, wohl da*
Product des seiner Zeit stattgehabten Kochen«. Auf
den Steinen lagen Kohlen, verkohlte II asolnu »schalen,
ein Schitferpfeil, Stücke Bergkrystall, Scherben, Flint-
spane; dieselben Objecte wie oben genannt, auch die
Bimssteinstück© mit abgeschliJlenen Kanten. Unter |
den Nur lei waren einige, von denen zarte feine Späne
ab^elöat waren, desgleichen ander© von gewöhnlicher
Gros B©.
Eine vierte und fünfte Heerdstelle zeigten ähnliche
Lagerung und Fundslücke. Nr. 5 lag etwas weiter
entfernt.
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Referate.
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Diu irdenen Scherben waren zu klein, um die
Form der Gefäas« zu erkennen. Kur von der dritten
Wohtif teile Hessen sich etliche so weit zusammenfügen,
dass man eine ähnliche Form mit spitzem Boden
feetstellen konnte wie bei Müller: Ordning af
Stenalderen, Fig. 226 oder 42; andere erinnern au
ibid. 220 und 222. Etliche sind grob und dickwandig,
andere dünn und fein. Die Ornamente bestehen in
ungeschickt eingestochenen Linien, die in horizontalen
oder senkrechten Reihen beisammen stehen. Einige
kleine Bruchstücke zeigen an der Aussen- und Innen-
seite Ornamente.
Die rundlichen Steinpfiastrrungcn waren schon
früher von anderen Forschern beobachtet und für
Zeltplätze gehalten. Auch Lorange (Aarsheretniug
1874, S. 86) hielt sie dafür oder für BodeuHachcu
von Hütten. Er fand dort Pfeilspitzen, Späne, Nuclei
und Knollen von Flint uud zwei Pfeile und zwei
MeUsel von Schiefer.
Dr. Gustaf s on dringt auf die Weiterführung
dieser Untersuchung, wenn man einen Einblick in
die Wohnverhältnisse und Lebensweise der Steinalter-
bevolkerung gewinnen will, und fasst die bis jetzt er-
zielten Resultate zusammen. Zum ersten Mal lernt
man die norwegische Keramik der Steinzeit kennen,
wenngleich die gefundenen Bruchstücke nicht zur
Wiederherstellung ganzer (»©fasse genügen. Die
Scblagsteiue aus gcdcckteu Wohustätten bestätigen,
dass die bisher im Erdboden gefundenen und als
solche betrachteten wirklich bis in die Steinzeit zu-
rückreichen. Die abgeriebenen und abgeschliffenen
Bimssteinstücke haben offenbar zum Schärfen und
Abschleifen von Gegenständen aus weichem Material,
wie IIolz, Bein etc. gedient. Man findet den Bimsstein
am Meeresstrande und nimmt an , dass er von den
Yulc&ncn auf Island herstammt und von dort von
der See herübergetragen ist
Besondere Aufmerksamkeit widmet Verl, den
.Schiefergeratheu. Seitdem Prof. O. Ry g h 1866 nach
dem Material der Steingerätbe eine arktische und
eine »ogouanntc skandinavische! Steincultur unter-
schieden, bat mau das örtliche Vorkommen von
Schiefergeräthen, namentlich auch wo sie weiter süd-
lich zu Tage kamen, mit Interesse verfolgt. Es sind
deren sogar auf der Insel Gotland in einem Grabe
gefunden. Ob diese auf einen mehr oder minder
zufälligen Verkehr mit den östlichen Ausläufern der
arktischen .Steinaltercultur an den grossen finnisch-
russischen Seen hindeuten, lässt sich noch nicht ent-
scheiden. Es verdient Beachtung. dass man auch auf
Gotland wohl Wohnplätze, aber bis jetzt keine rtiega-
lithischcn Steinaltargräbar gefunden hat. Dr. Gustaf*
son bat den ersten Versuch gemacht, ein Bild von
dem Leben der Steinalterb-völkerung in Norwegen
zu entwerfen, da» nur durch fernere Untersuchungen
weiter ausgeführt werden kann. Möchten ihm die
Mittel dazu gewährt werden und das Gluck bei der
mühsamen Arbeit ihm zur Seite stehen.
2. Aarsborotning für 1897. (Jahresbericht des nor-
wegischen Altert bums verein».)
0. NicoUyssen grub im Nordlandsamt in der
Steiger Harde. Zunächst berichtet er über eine
Hügelgrupoe aus der älteren Eisenzeit, die durch
Armbrustfibeln mit Thierkopf, wie Montelius, Ant.
sued., Fig. 326, bestimmt werden. In einem Grabe
fand er eine, in einem anderen vier. In letzterem
lagen zwei Gräber über einander. In dem oberen
lagen einige Gerätho von Bein und zerstörte Eisen-
Bachen neben dem Skelet. Unter denselben Kohlen
und einige verbrannte Knochen. Weiter unten, durch
eine Erdschicht und Steine von dem oberen getrennt,
lag ein zweites gemauertes Grab, welches ausser den
Skelet rosten una den oben genannten 4 Bronzefibeln
2 Bronzetiadeln mit Vogelkopf enthielt, 24 Perlen
von Bronze, 1 von WWMf Gla», 2 von Bernstein,
einon kleinen Goldring 13mm weit, Bronzebeschläge,
Pfriemen von Bein und einen kleinen Wetzstein. Also
wohl ein Frauengrab. Eine andere Gruppe von sieben
Hügeln enthielt Gräber aus der jüngeren Eisenzeit.
Sie waren tlieils rund, theila oval, einige enthielten
Sparen von Bestattung in einem Boote. Ein reich
auRgestattetca Grab enthielt einen Kessel von Topf-
slein mit eisernem Traghügel. Der Boden war darch
den Gebrauch so dünn, dass er an eiucr Stelle durch-
gebrannt war. In einem anderen Hügel , der schon
früher geöffnet war. fand man noch ©ine kleine
Bronzeschale mit Silberbelag, die gleichfalls so ver-
braucht war, dass am Boden ein Stück Bronzcblech
aufgenietet war. Um denselben zu dichten , w'ar
zwischen den ursprünglichen Boden und den flicken
ein Stück Leinwand gelegt, die wohlerhalten war.
Auch an der .Seitenwandung der Schale befand sich
ein kleine» Loch, über welches ein Stückchen Bronze-
blech mit Nieten befestigt war. Ausser dieser kleinen
Schale enthielt daa Grab ein zerbrochenes Gcfass von
Topfstein, eine ringförmige Glasperle, ein Fragment
von einem Kamm , Bronzebesch lag mit anhaftenden
Leder- und Holzresteu, eine kleine Sichel, einen eisernen
Schlüssel, Bruchstück von einem Schloss, Boot-
nägel u. e. w.
Dr. Bend ixen in Bergen »ah sich durch un-
günstige Witterung in Beinen Untersuchungen ge-
hemmt und beschränkte seine Thätigkeit auf die
Aufmhme von Gräbern und Bautas'einen , und die
Inspicirung der Kirchen in Sündhordtand.
Antiquar Nicolaysen grub im Suldal und Sand
(Stavanger). Ein reich ausgestatteles Skelutgrab der
jüngeren Eisenzeit schien zwei Leichen (Mann und
Frau) zu bergen. Die meisten Gräber waren ärmlich
auseestattete Gräber der älteren Eisenzeit ; manche
enthielten zwei Thongefösse, eines mit verbrannten
Gebeinen und ein Beigefäs«.
Professor O. Rygh berichtet über den Zuwachs
der Centrabammlung in Uhristiania. Es nind 169
Nummern . worunter auch diesmal die Steinflachen
am zahlreichsten \ertreten sind; freilich Einzelfunde.
Unter den Bronzefunden ist besonders der leider nur
in Fragmenten zu Tuge gekommenen Bla*hörn©r
(Lurer) za gedenken, die (gleich den dänischen) im
Moor gefunden siud auf dem Pastoratland zu Brandbu
(Amt Christiania). Dies ist der zweite Ilörnerfund.
Der erste, gleichfalls zwei Hörner, kam vor mehreren
Jahren im Amte Stavanger hei Beveim zu Tage und
befindet sich im Museum zu Stavanger. Bemerkens-
werth sind ferner ein Depotfund von Goldringen und
reich au »gestattete Gräber, sowohl au» dem älteren
als aus dem jüngeren Eisenalter.
Das Museum zu Trondhjem (K. Rygh) wurde
um 61 Nummern vermehrt. Der nördlichen Lage
entsprechend, ist die Physiognomie eine andere. Unter
den Steinalterfunden bleihen die „skandinavischen*
hinter den „arktischen* zurück; aus dem Eisenalter
sind diejenigen der letzten Periode zahlreicher als
diejenigen aus der älteren Eisenzeit. Unter den erst-
genannten ist ©n llacksilberfuud zu erwähnen, unter
letzteren ein angeblich in einem Grabe gefundener
Goldbracteat (Nachbildung einer Münze von Kaiser
Constaus und mit lateinischer Umschrift).
Das Museum in Stavanger zeigt einen Zuwachs
von 27 Nummern, darunter vier aus der Steinzeit, dio
übrigen aus der Eisenzeit, darunter mehrere näher
beschriebene Grabfunde.
Daa Museum zu Tromsö (Nicolaissen) bringt
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Referate.
8 Nummern : 1 Hohieferspeer. laus dem älteren, 1 aus
dem jüngeren Eisenalter una 4 aut historischer Zeit.
Hergen (Guatafson) meldet einen Zuwachs von
HO Nummern, darunter viele mit über 10 Objecten.
24 aut der Steinzeit, 1 aut der Bronzezeit, 63 aut der
älteren Eisenzeit. Von diesen gehören 47 zur Aus-
beute eine* Gräberfeldes aus der älteren Eisenzeit auf
Jaederen, welches Dr. Guatafson ausführlich publi-
ciren wird. Unter den z. Th. sehr interessanten
Fundstücken au« der jüngeren Eisenzeit verdienen
besonderer Erwähnung eiue orale Spange mit seltsamer
Thierfamilie verziert und ein unbekanntes Geräth von
Walfischbein, 22 und 23,5cm im Quadrat, mit zwei
Thicrküpfen; nach Gnstafson'a Meinung ein beim
Weben gebrauchtes Geräth.
Rygh , K. : Mittheilu ngen aus dem Alter-
thumsmuseum in Trondhjem. Aus deu
Schriften der Kgl. Norske Videnskabers Selskab,
UMl Nr. 9.
Verf. berichtet zunächst über vier verschiedene
Wohnstätten aus dem Steinalter, wo ausser Flint auch
Schiefer und Sandstein bearbeitet worden. An einigen
Stellen Hunderte von Spitzen, Schabern, Messern und
Pfeilspitzen, Aexte sind einige wenige gefunden.
Auf einem Moor auf Bvneset stiessen Torfgräber
in der Tiefe von 1,5 m auf eine Anzahl llolzgefässe,
meistens nur in Bruchstücken erhalten, doch Hessen
»ich etliche Formen erkennen. Eine Schale von
Birkenholz war am Bande mit einem m wände rsrti gen
Handornament versehen und am Boden mit einem
vorspringenden Bande. Eine ca. 25 cm grosse Platte
zeigt in der Milte ein vierspeichigea Rad zwischen
Schlangen. Dr. Bygh glaubt, diese Gefässc dem
Bronzealter zu sprechen zu dürfen.
Aua der älteren Eisenzeit stammt eine kleine
goldene Fibel, die, früher in Privatbesitz , letzt dem
Museum übergeben ist. Eine Abbildung brachte schon
der Jahresbericht für 1874, Fig. 10. Aus etwa« jün-
gerer Zeit stammen zwei kleine ovale Hronzespangen
mit Thieroinament ans dem rfarrl>ezirk Vang (Hede-
marken). In Norwegen waren Fibeln dieses Typus
bisher nicht bekannt. In Dänemark fährt Müller
10 Exemplare au, darunter 7 von Bornholtn. Eiue
Abbildung findet sich in Ordning of jernalderen,
Fig. 626. Verf. legt für die Altersbestimmung be-
sonders Gewicht darauf, dass Scharnier und N adelrast
an dem ftandc der Spange angebracht sind, und be-
trachtet sie als zu den ältesten schalenförmigen
Spangen gehörend.
Eine eingehende Behandlung widmet Verfasser
einer in einem Baugrunde in Trondhiem gefundenen
Platte von Waliischknochen. Aehnlicbe Platten sind
aus Gräbern der jünger« n Eisenzeit bekannt. Verf.
kennt deren etwa 17. Sie sind ca. 24cm lang. 20cm
breit, am oberen Ende bogenartig und mit Thierkopf-
ornament abschliessend. Man hat über den Zweck
dieser Platten verschiedene Ansichten geüussert und
ein bei der Weberei gebrauchtes Geräth darin er-
kennen wollen. Dr. Bygh hält sie für ein K«sgeräth,
für Teller, wie deren noch bi» in jetzige Zeit von
Holz im Gebrauch geblieben sind. Dafür spricht auch,
dass sie in Männer- and Frauengräbcru gefunden
sind.
Aus einer anderen Baugrube kamen drei merk-
würdige Lcderschcideu zu Tage, zwei für einschneidige
Schwerter, eine für ein langes schmales Messer. Die
schönen eingepressten Ornamente und die Formen
veranlagten Verfasser, sie für importirte fränkische
Arbeit zu erklären, die gar nicht in Gebrauch genom-
men zn sein scheinen. Auch diese können nicht wohl
jüuger als 900 n. Chr. sein. An Schmucksachun ist
bei den Erdarbeiten nur eine mittelalterliche runde
■Spange gefunden, Kämme sind über 100 Stück zu
Tage gelwramen , darunter ein Exemplar aus dem
älteren Mittelalter mit nicht mehr zu entziffernder
Runenschrift und in gewöhnlicher lateinischer lincial-
schrift: OUK : IOHAN : IBUSK : UINIR.
Schweden.
1. Almgren, Oscar: Altglaube in der Gegen-
wart iin He rj eil dal. (Sonderabdruck aus der
Svenska Fornminnesföreningens Tidskrift, X.
Heft 3, Nr. 30.)
Wir haben wiederholt zur Erklärung der Depot-
funde auf eine Aeusserung Snorre Sturlessons im
8. Capitel der Ynglingsaga hingewiesen, die Odin in
seiner Eigenschaft als Gesetzgeber das Wort iti den
Mund legt: Alle Menschen sollen nach ihrem Tode
verbrannt werden mit Hab und Gut, und was an
solchem mit ihnen auf deu Scheiterhaufen gelegt wird,
das sollen sie in Valhall wtederfioden und ebenso
soll der Mensch das, waa er bei seiner Lehzeit
selbst vergräbt, bei mir geniessen. Snorre
Stnrlesson schrieb sein Werk im 13. Jahrhundert,
sonach herrschte noch damals die Sitte, Schätze zu
vergraben. Isländische Sagen bestätigen dies. Alm-
gren führt mehrere Beispiele an und erzählt alsdann
eine Begebenheit aus dem Heijeitdal, welche zeigt,
dass dieser Brauch noch heutigen Tages nicht aus-
gestorben und, wie schon in alten Zeiten, öfters
auf Eigennutz und Rachsucht zurückzuführen ist.
Im Funäathal wohnte ein reicher Bauer, den man oft
damit beschäftigt sah, eine Holzdose mit Thier zu
überst reichen. War der Theer an der Sonne getrocknet,
»o erneuerte er den Anstrich. Keiner wusste, zu
welchem Zweck. Nach seinem Tode sachte man ver-
geblich nach den blanken Speciesthalern, man fand
weder Geld noch die an getl leerte Dose. I>a hiess es
allgemein, dass er das Silbergeld in der Dose vergraben
halte, denn die Alten glaubten, dass man nach der
Auferstehung wiederfinden werde, was man hier ver-
grübt, damit man im Jenseits nicht mit leeren Händen
wieder anfangen müsse.“
In der vom Verfasser angeführten isländischen
Sage von Egil Skallagrims iod heisst oa, er sei
mit »einem feil, seinen Waffen und seinen Schmiede-
werkzetigen begraben. Von Geld uud Kostbarkeiten
wird nichts gesagt, aber „das konnte man bei «lern
geizigen Egil auch nicht erwarten, das batte er längst
vergraben“. l>ass der mit dieaem Brauch verknüpfte
Glaube um Jahrtausend«* älter ist als die isländischen
Sagen, lehren die Depotfunde nicht nur au* dem Be-
ginn der Eisenzeit, auch denjenigen aus der Bronze-
zeit und selbst aus dem Stemalter können ähnliche
Vorstellungen zu Grunde liegen.
Angeregt durch diesen Aufsatz des Dr. Almgren,
berichtet Herr Erik Modin in der nächstfolgenden
Nummer derselben Zeitschrift über ähnliche Fälle
inderseiben Landschaft. Zunächst erzählt er von
einem Vorfahren des obeugenannten Mannes im Funäs-
thal, der vor ca. 200 Jahren lebte und von dem es
heisst, er habe einen Norweger erschlagen und ihn
seines Geldes beraubt, habe aber wegen Gewissens-
bissen desselben nicht froh werden können. Als er
gestorben war, fand man unter seinem Nachlass kein
Geld, aber man wusste, dass er es vergraben habe
und zwar in einem Kasten, den er, damit keine bösen
Geister daran könnten, inwendig mit Blättern aus der
Bibel belegt habe. — Aus deu GerichUprotokollen in
Funäathal erfuhr Verfasser, dass ein I^appe seinen
Sohn erschlagen, aber ihn danach mit Fürsorge im
Gebirge begraben hatte. Als man die Leiche ausgrub,
Referate.
145
fand tnan sie mit einem weissen Hemde bekleidet, in
eine vrarme Hecke gehüllt, an welcher Nadel und
Faden hingen. Daneben lagen Nahrungsmittel, Tabak,
Feuerstein, Zunder und Schwefel. Von dem Richter
befragt, sagten die Anwesenden, „das geschehe, damit
der Todte für das künftige Leben wohl ausgerüstet
sei“.
2. Almgren, O.: Brandgrubongräber aus der
la Töne-Zeit in \\ cstgotland.
Gräber au» der la Teno- Zeit waren bisher auf
dem schwedischen Festlande sehr selten zum Vorschein
gekommen. Sigualisirt waren sie vor Jahren beiSödra-
Tund unweit Linköping, wo eine eiserne Tenetibcl und
ein Gürtelbeschlag gefunden wurde, letzterer in Gestalt
einer rechteckigen Platte von Eisenblech mit Belag
von ßronzebleiHi mit gepressten Ornamenten. Nun
fand Dr. Almgren im vorigen Jahre (1899) eben-
solche Gräber am Südabhange des Kinnekulle in West-
gotland. Und zwar ganz zufällig. Mit der Aufdeckung
von Hügelgräbern aus der Wikingerzeit beschäftigt,
fand er zunächst grosso ßrandlager mit Kohlen, Asche,
verbrannten Gebeinen von Menschen und Thicren und
etliche Beigaben aus der Wikingerzeit. Unterhalb
dieser Brandschichten stiess er in zwei Hügeln auf
ßrandgrubou, die sich um ca. 1000 Jahre älter
erwiesen, als jene. Diese Gruben waren l/fm weit
und nicht ganz so tief. In einer derselben fand er
ausser den sauber gewaschenen verbrannten Lciehen-
resten zwei vom teuer angegriffene Bronzefibeln, la
Tene-Form mit langer Spirale, am Bügel mit grünem
Email in Gestalt eines T. ferner zwei Gürtelbeschläge,
bestehend in rechteckigen Kisenplatten mit Belag von
gepresstem Bronzi blech, auf der einen xweimal die
Figur eines TriquetrumB; ferner zwei Fingerringe von
Bronze, bandförmig, die Enden spiralförmig aufgerollt;
endlich Scherben vun einem Thongefass, das mindestens
einen Theil der Gebeine enthalten hatte Die Grube
war mit einer kleinen Steinplatte bedeckt Die Brand-
grobe unter dem zweiten Vr ikingergrabe glich bis auf
die fehlende Steinplatte der oben beschriebenen. Sie
enthielt viele verbrannte Gebeine, mehrere Scherben
eine» groben Thongefasses und ein kleines feineres
Beigefass. An einer anderen Stelle des Gräberfeldes,
wo Hügel und St einringe bei einander lagen, entdeckte
Dr. Almgren unter den Steinen eine Steinplatte, und
als er dieselbe heben lies», darunter eine Brandgrube
mit Leichenresten und einer Spät -la-T^neti bei von
Eisen, aber keine irdenen Scherben. Diese Funde
machen fernere Untersuchungen überaus wünschens-
wert!). Almgren glaubt nicht, dass die Br&ndgruben
die la Tene-Zeit überdauern. Sie sind schwer zn
finden, weil die Steinplatten, wo überhaupt solche
vorhanden, von auseen kaum sichtbar sind.
3. Bugge, Bophua: Die Runeninschrift auf
einem in Bohuslän gefundenen Gold-
medaillon. (Svenska Fornminnesföreningeu»
TidBkrift, Nr. 32.)
Das Medaillon zeigt auf beiden Seiten ein männ-
liches Brustbild, nach Professor Bugge die Nach-
bildung einer römischen Kaisormünze des 4. Jahr-
hunderts, und Runenschrift. Bugge liest Sigudur.
Das Wort bedeutet einen Personennamen, der indessen
zu dem Bilde in keiner Beziehung »teilt. Wo auf
liracteatcn ein Name im Nominativ stobt, da bezeichnet
er, wie Bugge lehrt, entweder dm Besitzer des Gold-
schmuckes, oder den Künstler, der ihn gemacht. Der
Narnc, aus SigihaduR entstanden, ist nicht nordisch.
Nach der Form der Runen und der Sprache setzt
Verfasser den Bracteatcn in die Zeit am GflO bis 660;
Archiv frr Authropolotfc. IM. XXVII.
doch giebt er die FestBtellung der Zeit den Archäo-
logen anheim, welche das Medaillon weiter zurück -
datiren dürften.
4. Bugge, Sophua: Ein neuer Runenstein auf
Gotland.
Der Stein wurde im Pfarrbezirk Grötlingbo von
Dr. G e r h a r d Holm entdeckt und soll unter einem
Haselstrauch gelegen haben. Es ist eine Sandstein-
platte von uuregelmässig dreieckiger Form, ca. 60 cm
breit. Man erkennt darauf die Figur eines Pferdes,
darüber eine undeutliche Figur, in der Bugge einen
Vogel zu erkennen meint, und hinter dem Pferde einige
Runen; ältere Stäbe und Binderunen. Bugge liest:
iu |>in udR riai)d. Das ist das Kobs, welches Udd
eingeritten hat. Professor Bugge begründet diese
Lesart und Deutung.
6. Haaeliue: Mitt heilungen aus dom Nordischen
Museum und Jahresbericht.
Der letztjührige setzt wie immer in Erstaunen.
Man könnte denken, das» das Publicum ermüdet, das»
Skansen, nachdem der Reiz der Neuzeit verflogen,
nicht mehr die Zugkraft übt, wie anfangs, aber das
i»t keineswegs der Fall. Die Jahresfeate nach Vater-
Brauch, die nistoriachen Gedenktage, die altnationalen
Tänze und Spiele in den schönen Volkstrachten, üben
immer gleichen Zauber. Das Volk fühlt, das» dahinter
etwas Anderes steckt als blosse Schaustellung, dass da
etwas Landcaeigenthüniliehes »ich abapielL Sagen aus
der Kindheit, Klänge alter Weisen, die liier immer
auf» neue vor Augen geführt werden. Skansen
besitzt eine reichhaltige Garderobe. Wohlgesittete
Schulkinder werden darein gesteckt und führen auf
dem Tanzplan die Spiele und Tanze auf, zu allgemeiner
Lust. — Im Sommer 1897 waren die Lappen kitten von
drei Lappenfamilien au» Jämtland und iierjc&daleti
bewohnt, die »ich dort, bänglich einrichteten und
Gelegenheit boten, eilten tieferen Einblick in ihre
Lebensweise und Gewohnheiten za thun.
In einer Darlegung der Entwickelung und der
jetzigen Verhältnisse des Nordischen Museums mit
SkanBt-n nimmt iiazelius den Handschuh auf, deu
Dr. Sophus Müller den „Freiloftmueeen“ und deren
Gründern hingeworfen in dem seiner Zeit von uns
beleuchteten Aufsatz „ Museum og Interieur“. Iiazelius
weist Müller’» abfälliges Urtneil zuruck uud hebt
hervor, das« Manches und Vieles hiustirbt, was zu
bewahreu im Interesse der VoUsgenchichte ist, was
aber nicht in riar Wänden und unter Dach aufbewahrt
werden kann. Solche Dinge fordern ein eigenartiges
Unterkommen und daraus entstehen die Frei luft -
museen“, junge Schöpfungen, deren Ausbau erst lehren
wird, wie man sic gestalten solL
Die Arbeiten, welche die Verwaltung des Nordi-
schen Museums auferlegt, zu bewältigen und daneben
noch die Frische zu behalten, diu Volksfeste auf
Skansan zu ersinnen und ins Werk zu setzen, wäre
unmöglich, wenn nicht eine grosse Anzahl jugend-
frischer und erfahrener Kräfte zusammen arbeiteten,
Uud die sind vorhanden, da Hazeliu* über einen
Stab von ca. 10t) Personen verfügt. Gelehrte und
Techniker, Herren und Damen, l'nterbeamte und
Diener, alle erfüllt von Begeisterung für die grosse
nationale Schöpfung, zu deren Entwickelung sie bei-
tragen. Iiazelius arbeitet mit Millionen. Die Anzabl
der Besucher ist staunenerregend. Am Maiabend
allein lÖOtlO Personen. Am 10. Juni betrug die Ein-
nahme 12 313 Kronen = 13 852 Mk. Das während
der grossen Ausstellung eingenommene Eintrittsgeld
belief sich auf 46071 Kronen = 50704 Mk.; atn letzten
Tage allein 8802 Kronen = 9902 Mk. Kein Jahr
19
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146
Referate.
vergeht ohne Schenkungen und Vermächtnisse. Was
soll werden, wenn der Zauberer dereinst die Augen
sch liegst!
«>. Montelius, O. : Ein in Schweden gefundenes
Bronzegefäss altitalischer Arbeit.
Sonderdruck aus der Festschrift für Professor
lei big, S. 200 bis 211, in 4°, mit 14 Abbil-
dungen »m Text.)
Dieselbe Abhandlung in erweiterter Form (108
Seiten in 8°, mit 104 Abbildungen im Text) in der
Svenska Fornmiunesföreuingetis Tidskrift, Nr. 32,
Bd. XI, Heft 1, als „Beitrag zur Kcnntniss der
Handelsverbindungen zwischen Skandinavien
und südlicheren Ländern vor dem Beginn
unserer Zeitrechnung“.
Verf. nimmt als Ausgangspunkt das bekannte
Bronzegefäss von Bergsidholm in Schonen und gruppirt
um dieses eine Anzahl anderer Bronzegefasso süd-
lichen Crsprungs. Kennzeichnend für dieselben ist,
dass sie nicht gegossen, sondern aus gewalztem Blech
angefertigt, grossentheils aus mehreren Stücken zu-
sammen genietet sind und dass die Ornamente nicht
in gezogener», sondern in punktirten Linien ausgeführt
sind, d. h. in kleinen, von innen heraus getriebenen,
neben einander stehendeo Buckeln. Bisweilen bestehen
die Ornamente auch nur aus Buckeln verschiedener
Grösse.
Wir geben hier einen kurzen Hinweis auf die
Formen der vom Verfasser als Belege für seine Dar-
stellung herangezogenen Gefanse und deren nach den
Fundorten feBtgegtellten örtlichen Verbreitung.
1. Go fasse, deren Ornament figur in einem Rad
(oder couoentrischen Kreisen J besteht, um das bogen-
förmig ein Bund zieht, welches an beiden Enden in
Vogelköpfen ausläuft, Fundorte: Schonen, Fünen,
Jütland. Mecklenburg, Baiern, Ungarn und Nord-
italien (Rivoli).
Dieselbe Ornamentiigur finden wir auf einem
Bronzogürtelblech aus deu Gräbern von Benacci
(Bologna).
2. Bronzcgefässe mit Fqbs, mit Buckclornamcntcn,
zum Theil auch mit Vogolkopfen. Fundorte: West-
r missen, Posen, Böhmen, Oesterreich (Hallstatt) und
talien tCorneto).
3. Bronzekannen aun gewalztem Bronzeklech mit
Buckclortiamcnten, spitzköpfigen Nieten und mit Henkel.
Fundorte: Holstein, Mecklenburg, Oesterreich fflall-
ftatt), Bayern.
4. Offene Schalen mit concentrischen Ringen und
Vogclköpfen. Fundorte: Pommern, Bayern, Oesterreich
(Hallfttatt} und Italien (Arnoaldi).
5. Bronzewagen. Fundorte: Mecklenburg, Branden-
burg, Schonen, Seeland, Böhmen, Schlesien.
6. Tassen von Bronzeblech mit Buckolornuinenten
und einem Henkel Fundort«: Fünen, Schleswig,
Mecklenburg, Provinz Sachsen, Schlesien, Ungarn,
Italien (Corneto).
7. Flache Schalen mit Buckelornament. Fundorte:
Schweden, Gotland. Verschiedene Varianten mit und
ohne Henkel: Fünen, Seeland. Mecklenburg, Bran-
denburg, Posen, Hessen, Hävern; ähnlicb, doch etwas
anders profilirt, in Frankreich.
8. Bronzcgefässe mit Doppelhenkcl und kreuz-
förmigen Henkelbeschlügen, in welche die Henkel ein-
greife n:
a) mit rundlichem Boden in Dänemark, Branden-
burg, Galizien, Mähren, Oesterreich (IiaUstatt),
Ungarn. Siebenbürgen, Steiermark, Bayern:
b) in Eiform mit Stehfläche: Schonen, Seeland,
Fünen, Provinz Sachsen, Brandenburg, Knrnthen,
Italien (Benacci).
Ö. Bronzocisten _a cordoni41: Holstein, Hannover,
Posen, Oesterreich (Hallstatt), Mähren, Krain. Bayern
(1 in der Schweiz, 1 in Frankreich), Italien.
10. Bronzesitulen :
a) eiförmig mit Stehfläche: Seeland, Westpreuasen,
Bayern, Böhmen, Oesterreich (Hallstatt), Schweiz,
Holland, Bretagne, Italien (Sesto Ualcnde,
Benacci ) ;
b) mit Stehfläche, nach unten sich weniger ver-
engend: Schweden, Hannover; eiförmig anf
Moen.
11. Bronzeschilde: Schweden, Dänemark, Branden-
burg, Steiermark.
12. Bronzebänder mit getriebenen Ornamenten :
Schweden, Seeland, Falster. Mecklenburg, Holstein,
Brandenburg. Oesterreich (Hallstatt).
Ausser den Gefässen und etlichen anderen Gegen-
ständen weist Verfasser hin auf die bekannten Dolch-
und Schwertformen, Helme u. s. w. , deren südliche
Provenienz ausser Zweifel steht.
In mehreren der oben citirten Bronzegefässc lagen
bei ihrer Auffindung Goldschalen (in dem von Lavins-
gXrd, Fünen elf, in dem von Unter - Glauheim,
ayero, zwei). Diese Goldgefasst pflegte man gleich-
falls als fremde Fabrikate zu brachten. Montelius
meint dahingegen, daas sie sehr wohl einheimische
Arbeit sein können, weil das weiche Metall sich leicht
mit dem Hammer bearbeiten liess, und stützt diese
Ansicht auf das bei mehreren ausgesprochen locale
Gepräge. Dass es dem nordischen Metallarbeiter
dahingegen nicht gelingen wollte, die Bronze in
gleicher Technik zu behandeln , beweisen gewisse
Objecte, an denen die getriebenen concentrischen
Kreise durch Oats hergestellt sind (z. B. einige Hänge-
umen, glockenförmige Buckel, Fibeln, wie Montelius’
Antiqmtes suedoises 223 u. a. in.). Verfasser macht
darauf aufmerksam, dass die Bronzegeiasse, welche
als Behälter für dio goldenen Schalen dienten, kaum
minder kostbar gewesen seien als der Inhalt. Aus
weiter Ferne importirt, von vortrefflicher Arbeit, im
Zustande der Neuheit selbst dem Golde gleichend,
werden sic kaum minder geschätzt worden sein als
jene. Montelius glaubt deshalb mit anderen
Forschern, dass sie nicht profanem Gebrauch, sondern
Cnltuszwecken gedient haben, worauf auch die als
religiöse Symbole anerkanten Ornamente: Rad, Vogel,
coDcentrische Kreise, hindeuten.
Die Fabrikation der vom Verfasser durch Abbil-
dungen und Beschreibungen vorgelegten Gefässc fallt
nach Beiner Rechnung in die Zeit vom 11. bis ti. Jahr-
hundert und cs fehlt ihm nicht an Zeugen, dass der
Handelsverkehr zwischen Norden und Süden bis 100t)
und darüber v. Chr. zurückreicht In den Gräbern
von Mykenae von etwa 1500 sind BcrnBteinperlen
gefunden, die, wie die Analyse ergiebt, uus nordischem
Bernstein gemacht sind. Die Wege, längs welchen
«ich dieser Handel, den man sich wohl als Zwischen-
handel von Volk zu Volk zu denken hat, bewegte,
zeichnet Montelius, wie folgt: längs der Etsch und
Eisak über den Brenner, längs dem Sill, Inn und der
Donau bis nach Linz, von dort an die Moldau und
Elbe an die Nordsee. Ein zweiter minder wichtiger
Weg scheint sich längs Weichsel, Weser und Rhein
bewert zu haben.
Nerf. versucht ferner zu beweisen, dass dieWaaren
auf diesen Wegen sehr wohl in der Zeit von 2 bis
3 Jahren von Süden nach Norden gelangen konnten.
Der Weg vom AdrUtifOhea Meer bis an die Elb-
mündung z. B. ist nicht länger als von Ystad nach
Umeä. Adam von Bremen erzählt, dass man von
Schonen über Land nach Sigtunn in einem Monat
gelangt, daB ist halb so weit, wie von Verona nach
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Referate.
147
Hamburg ( Allen Im Vogelweg gerechnet), D i od o r
nagt von dem Zinn , es komme in Leder booten von
England nnd in 30 Tagen längs der Loire und dem
Rhone nach Ma>*ilia und da« ist nicht viel weiter als
von Verona nach Hamburg. Dies Alles erwogen, so
äussert sich Verfasser weiter, darf man wohl annehmen,
dass die hier behandelten Bronzegefässo auch südlich
der Alpen noch im Gebrauch warcu, als sie schon den
Norden erreicht halten. Al* Stütze für diese Rechnung
erinnert Verfasser an den Fund von Petit Villette im
Departement Cher, wo unter 22 kg zerbrochener
Bronzen, die eine späte Periode der Bronzezeit in Frank-
reich repräsentiren, einige Bruchstück© von nordisch« n
Bronzegcfä**en der fünften Periode lagen, ein Beweis,
dass sie während der Bronzezeit nach Frankreich
gekommen und dort gebraucht und verbraucht waren.
Zum Schluss gedenkt Verfasser der Verdienste eines
verstorbenen Collegen, der schon vor 40Jahreu werth-
volle Beiträge zur Geschichte des Handelsverkehrs im
Alterthum geliefert hat, nämlich des auch in Deutsch-
land bekannten Dr. Wiberg in Gelle, dessen auch
gegenwärtig noch beachtenswerthe Werke in deutscher
lf Übersetzung erschienen sind. (1. Der Einfluss der
elastischen Völker auf den Norden durch den Handels*
verkehr. Hamburg, Otto Meissner, 1867 und 2. Der
Einfluss der Etrusker und Griechen auf die Bronze-
cultur durch den Handelsverkehr. Archiv f. Anthro-
pologie, Bd. IV, 1869.)
7. Montoliu», O.: Die Axt des Sonnengottes
und Thors Hammer. 14 S. in kl. Fol. mit
24 Figuren im Text. Dieselbe Studie durch
Abdruck in der Svonska Fornminnesforeningens
Tidskrift (X, 4, Nr. 31) weiteren Kreisen zu-
gänglich gemacht.
Montelius’ Forsch ungsmethode zeichnet sich
von derjenigen seiner Collegen dadurch aus, dass er
seine Untersuchungen auf ein weites Gebiet ausdehnt.
In der vorliegenden Abhandlung belehrt er seine
Leser darüber, dass der Sonnengott und der Gewitter-
gott ursprünglich Eins waren, dass die Waffe des
Elfteren die Axt war, die später zum Hammer uro-
gebildet wurde, dass demnach aer Mythus vom Hammer
Thor's nicht im Norden entstanden und nicht auf den
Norden begrenzt ist. In Schweden, wo die F.rgebnisso
der vergleichenden Mythen forschung verhültnisB-
mässig spät in weiteren Kreisen bekannt geworden
sind, war diese Beweisführung neu und wichtig.
Basreliefs aus Ninive und Olympia und Rhodos, und
eine Münze von Tarsos zeigen eine Göttergestalt , di©
in einer Hand eine Axt. in der anderen den Blitzstrahl
hält. Dieselben Attribute erblicken wir auf einem
Bronzerelief aus Ungarn, welches den auf einem Stier
stehenden Jupiter Dolichenus darstellt. Dieselbe
Doppelaxt sehen wir zwischen den Hörnern des gol-
denen Stierkopfes von Mykenao und unter den Funden
von Olympia, in der Hund des Hephästos auf einem
griechischen Vasenbilde, und in der Hand de» galli-
schen Gewittergottes Taranos. In Frankreich finden
wir dies Symbol an der inneren Wand eines Stein-
altergrabes. Die Steinäxte wurden und werden über
Europa hinaus als Donnerkeile betrachtet, die, von
dem Gewittergott geworfen , tief in den F.rdboden
eiud ringen. Sie schützen vor dem Blitzschläge. Ref.
erhielt vor einigen Jahren eine Steinaxt zum Geschenk,
die uoch unter den Dachsparren steckte, wo sie noch
Aussage de« Besitzers seit Grossvaters Zeit gesteckt
hatte, um das Haus vor Gewitterschaden zu bewahren.
In Skandinavien, wo keine Götterbilder erhalten
sind, hat sich das Attribut des Gewittergottes, der
Hammer, als Symbol und heilkräftiges Amulet in viel-
facher Gestalt bis auf de« heutigen Tag tewahrt.
Montelius hält die grossen schweren Steinäxte, die
für den praktischen Gebrauch nicht dienen konnten,
für göttliche Symbole: ebenso und wohl mit Recht
die bekannten prächtigen Bronzoixte (s. Antiquität
suödoises, Fig. 134), die nicht von massivem Guss
sind, sondern eine dünne Bronzedecke über einem
massiven Thonkerne bilden und deshalb nicht für
den praktischen Gebrauch bestimmt sein konnten.
Aexte derselben Form finden wir auf einem der
Figurensteine des Kivikmonnmentea in Schonen
(s. Nilsson, Bronzealter), wo deren zwei zur Seite
einer conischen Figur stehen, die Nilsson als Symbol
des Sonnengottes deutet. Als Amulette dürften die
kleinen Bernsteinperlen in Form einer Doppelaxt zu
betrachten sein und noch in letzter heidnischer Zeit,
die unter der Bezeichnung Thorshammer bekannten
kleinen Hammerzeichen , die öfters mit anderen
Sohmucksacheu und besonders mit Hacksilber gefun-
den sind. Auch auf Runensteinen Anden wir den
Hammer in derselben Form.
Die symbolische Bedeutung des Hammers be-
schränkt sich indessen nicht auf den skandinavischen
Norden. Aus Grimm’s Rechtsalterthümern lernen
wir, dass der Hammer auch in deutschen Rechts-
bräuchen eine wichtige Rolle spielte. Der Hammer-
wurf bestimmte die Grenze eines Besitzes. Noch
heute wird mit drei Hammerschlägen ein Neubau
geweiht. In der Hand des Auctionators besiegelt der
Hammerschlag die Gültigkeit eines Verkaufes, der,
nachdem der dritte Schlag gefallen, nicht mehr rück-
gängig gemacht werden kann. AU einen hübschen
Beweis von dem noch heute herrschenden Glauben
an die Heilkraft des Hammers erzählt Montoliu?,
dass in der St. Olafskirclic zu Simrishainm sich ein
Bild des Heiligen mit einer silbernen Axt befindet,
die so eingerichtet ist, dass man das Axtblatt von
dem Schafte abnehmen kann. Am St. Olafstago , am
29. Jnli, wandern die Gläubigen iu die Kirche, nehmen
die Axt aus der Haud dos Heiligen und b—trciobcn
sich dreimal damit, stecken die Axt jedesmal wieder
auf den Stiel (damit sie neue Heilkran gewinne) und
wiederholen dies dreimal ; der heilige Olaf war be-
kanntlich an die Stelle Thor’s getreten und hatte auch
dessen Attribut (den Hammer oder die Axt) von dem
Gotte geerbt.
8. Montelius, O.: Die Typologie oder die Ent-
wickelung sieh re angewandt auf die
menschliche Arbeit
Auf der 1696 in Stockholm tagenden 16. Ver-
sammlung skandinavischer Naturforscher sprach Pro-
fessor Montelia« über die vor ca. 80 Jahren von
ihm und II ildebrand in die archäologische Forschung
eingefiihrte typologisehe Methode. Man hat dieselbe
mehrerseits angegriffen, Montelius tritt stets aufs
neue für sie ein und zeigt, dass sie, richtig geband-
habt, iu der prähistorischen Forschung nicht wohl
zu entbehren ist, da sie allein die Möglichkeit ge-
währt, das relative, und in manchen Fällen selbst das
absolute Alter gewisser Formen oder Objecte zu
bestimmen. In dem vorliegenden Vortrage (abgedruckt
in der Svenska Fornmiuiiesföreningens Tidskrift,
Nr. 30) zeigt Verfasser an einer Serie von Abbildun-
gen italischer Bronzdtzte, dass die stufenweise fort-
schreitende Entwickelung der Axt aus dem flachen
Steinbeil oder Rronzccelt sich dort genau so verfolgen
lässt wie im Norden. E>ne zweite Serie von Abbil-
dungen veranschaulicht di© sich alimälig voll-
ziehende Umbildung der nordischen Hronzeschwert-
griffe und eine dritte zeigt die typologisehe Ent-
wickelung der italischen Bronzefibel aus der einfachen
Sicherheitsnadel bis za der vollendet ausgebildeten
19*
148
Referate,
Spanne und danach die parallele Entwickelung der
nordischen Bronzcfibel von der einfachen Bügelfibel
zu den bekannten grossen Brillen- oder Plattenfibelu ;
Verf. macht darauf aufmerksam. wie gewisse, M den
ältesten Formen nöthige Bestandtheile »ich in den
jüngeren noch eine Zeit lang ah Ornament erhalten.
Eine ähnliche Entwickelung der Formen lässt sich in
älteren und jüngeren Culturperiodcn verfolgen.
Amüsant ist es. wie Verfasser von den prähistorischen
Prodacten der menschlichen Arbeit in die Neuzeit
ölierspringt und an der Hand von Abbildungen zeigt,
wie »ich die heutigen Eisen liahn wagen aus der alten
Postkutsche entwickelt haben. Vergleichen wir in
tvpologischer Besieh ung das westliche Europa mit
dem Orient, so schliesst. Montolius, da zeigt sich
eine weit gr»sscre Lebhaftigkeit in unserem Wclttbeilo
als in den Ländern de» Ostens. Wir finden in Europa
einen Fonuenreichthum, eine Neigung zu Neuerungen
und Veränderungen, die in den meisten Fällen wich-
tige Vcrl>esscrungt»n in praktischer Beziehung herbei-
führen und in Folge dessen eine schnelle Entwickelung,
die in auffälligen» t'ontrast steht mit der Vorliebe des
Orients, die alten Formen unverändert beizubehalten.
Die Kostbarkeit des Materiah im Orient gewährt nur
einen geringen Ersatz für den Formeurcichthum in
Europa. Dieser schon früh hervortretende und
dauernde Gegensatz zwischen Abend- und Morgen-
land steht in nahem Zusammenhänge mit dem Volks-
charakter in genannten Ländern, der für die Ent-
wickelung ihrer Bewohner von so grosser Bedeutung
gewesen ist und bestimmend für ihre Geschichte und
ihr gegenwärtiges Verhältnis« zu einander. Zum
Schlüsse bebt Verfasser hervor, dass man vor An-
wendung der typologischen Forsehungsraetbodc auf
den» Gebiete der menschlichen Arbeit kaum jemals
auf den Gedanken gekommen sein würde, dass auch
dort wie in der Natur die Entstehung neuer Formen
nicht sprungweise geschieht, sondern das Product einer
stufenweise vurwärtssebreitenden Entwickelung ist.
0. Mi.nadßbladet der Kgl. Akademie der Sch* nen
Wissenschaften — Geschieht«- und Alterthums-
kunde, hemusgegeben vom Heichsantiquar
Dr. Hans llildebrand.
Diese stets lehrreiche und interessante Zeitschrift
ist in Rückstand mit ihrem Erscheinen. Der letzt -
erschienene Band, 1898 ausgegeben, bildet den Jahr-
gang 1895. Beiträge zu dem Inhalte lieferten die
Herren Hildebrand. Nordländer, Salin und
Almgren. Dos Accessionsverzeichniss des National-
museum« für genanntes Jahr umfasst zwar viele
Kinzelfunde, aber auch manche wichtige geschlossene
Fuudgruppe, darunter die von Dr. Stolpe »ufge*
deckten \ endclgrüber , deren Publication wir seit
Jahren mit benxthtigtem Verlangen entgegensahen.
Auch um kostbare Goldfunde wurde das Stockholmer
Museum wieder bereichert.
Dr. Almgren berichtet über die von Dr. Wib-
ling aufgedeckten Steinaltcrgräber bei Augerum in
Bleking« f«. weiter unt.-n) Die Construction dieser
Gräber ist noch etwas dunkel; jedenfalls sind es keine
megalithischen Bauten.
Dr. Salin untersuchte einige Gräber auf der uu
Grabdenkmälern überaus reichen Selaö, einer im
Mular gelegenen Insel, wo bereits mehrfach gegraben
worden ist. Es sind dort Stein- und Eisenaltergräber
aufgedeckt, bis jetzt dahingegen keine aus der Bronze-
nit Dr. Salin erfreute «ich der Begleitung de«
Dr. Hackmann aus llelsingfors. der sich an den
Ausgrabungen betheiligte. Es wurden 31 Gräber auf-
gedeckt, darunter drej Skelet gräber, die übrigen ent-
hielten verbrannte Leichenrede. Letztere waren in
mehreren Fällen sauber gewaschen, wie sic im Bronze-
alter gefunden werden. Unter den Beigaben werden
16 mal Thougefässc oder irdene Schcrlien genannt,
doch ist niemals gesagt, dass die verbrannten Gebeine
in Urnen gelegen. Enter den Beigaben finden wir
Beinkämme (11), Ringspangen (2), Wirtel von Bein (2),
Fibeln (2), Schnallen, Beschläge, Riemenzungen,
Nägel etc. und Perlen genannt, letztere von Glasfluss
oder Email, mehrmalB auch von spiralförmig gewun-
denem Bronzedraht und einmal von ßolddraht. Io
einem Grabe wurden zwei Bärcnklauen gefunden , in
einem andercu Grabe, nebst BrottspieUteinen und
irdenen Scherben, eine Goldmünze, barbarische Nach-
bildung eine» Solidus von TheodosinB II. mit einem
Loch, um als Anhängsel getragen zu werden. Waffen
und das gewöhnliche Klcingeräth fehlen. Nur in den
drei Skelet gräbern im Brunsberger Hag fand man
ein Messer ond eine Scheere. — Salin setzt diese
Gräber ins 6. oder 7. Jahrhundert. Auch mehrere
Schalensteine fand Verfasser iu der Nahe vom Dorfe
Turn» und erfuhr, dass noch gegenwärtig kleine Opfer,
wie Läppchen von Kleidern, Stecknadeln, Kupfer-
münzen u. dgl. n». in die Schälchen gelegt werdeu.
Unter der aufwachsenden Generation scheint indessen
die Furcht vor der Rache der Elben nicht mehr stark
zu sein, weil die Kupfermünzen meisten« bald aus
den Schälchen verschwinden. Doch konnte Salin
bemerken, dass der Glaube an die Wichtel und Haus-
geister noch heute fortdauert, zumal die Leute ungern
von den Unsichtbaren reden.
10. Olsson, Peter: Jüratland und HerjeÜdal in
heidnischer Zeit. Mit 26 Figuren im Text.
Oestersuud 1900. Eine allgemeine (Jeber-
sicht der Natur- und Culturzu stände in
? genannten Ländern von der Zeit ihrer
lesiedulung bis in die historische Zeit
Die Steinalterfunde lehren, dass der Mensch dort
ziemlich spät in der neclithischen Periode zuerst auf-
getreten ist und zwar unterscheidet man Geräthe von
allgemein skandinavischen, sagen wir nordcurupüiscben
Formen und sogenannte arktische. Erstere sind mit
80 Stück vertreten, letztere mit 97. Oh diese Geräthe
eine mehrtausendjährige Vergangenheit haben, ist
fraglich, da die Enarc-Lappen auch vor hundert Jahren
da* wilde Ren mit Stcinpfeilen erlegten und die
Kerai- Lappen die Haare von den Fellen mit Stein-
meisseln schabten. — Gräber sind hiB jetzt nicht mit
Sicherheit nachgewiesuu, doch ist damit nicht gejagt,
das* der Menten nur auf seinen Jagdstreifzfigen jene
Gegenden betreten habe, es sind im Gegentheil An-
zeichen vorhanden, die auf Wohn- und Arbeitstätten
hindeuten. Die Gräber können ohne Steinsetzungen
im Erdboden liegen und Ul jetzt nicht als solche er-
kannt sein.
Rron/eartefactc und Dronzcgräbcr Bind bis jetzt
nicht gefunden. Die ältesten Eiscnaltergr&ber und
Geräthe sind spät. Eine Bronzcfibel vom Borgatedt-
typus (mit Thierkopf am Fussende) weist etwa an
das Ende des 4. Jahrhunderts. Gräber aus der Eisen-
zeit sind bis jetzt nicht zahlreich , wo solche aufge-
deckt sind, wurde l.eicheubrand eoustatiri.
Mit merkbarem lutere*«« Ix richtet Vertaner über
Felsenbildcr in Jämtland und zwar gemalte. Die
Figuren sb d nämlich in breitem Gontour mit rother
Farbe gemalt, oder in Flächcnmalerei ausgeführt.
Man erkennt unter den Darstellung' u Bär, Ren, Elg
(auch als Zugthier) und den Menschen. Dass diese
Bilder nicht alle gb-icbalterig sind, erkennt man
daran, das« bisweilen ältere, verblasste mit frischen
Figuren übermalt sind. Verf. schreibt sie den Vor-
fahren der heutigen Lappenbevolkerung zu. Sie
Referate.
149
erinnern an die sibirischen Bildwerke TOD) Jenissei,
Irtisch und Ural, von wo die Lappen einst ins nörd-
liche Europa eingewandert Bind.
Reicher als die älteren Culturperioden , ist unter
den Funden das jüngere Eisenalter vertreten. Verf.
berichtet ausführlich über den Verkehr mit angrenzenden
I Ändern, namentlich mit den Trondern (v. Trondhjem
Stift in Norwegen). Unter den Fundgerüthen sind
Waffen und Jagdgeräth reichlich vertreten , aber es
fehlt nicht an anderen Dingen , die von einer sess-
haften Bevölkerung zeugen. Auch Schmuoksachen
sind keineswegs spärlich. Verf. schliesst mit Nach-
richten aus historischer Zeit und erwähnt z. B. einer
Tradition, nach welcher ein reicher Mann, der Hof-
[►ode (Tempelvorsteher) gewesen, um das Jahr 1050
oder 1060 einen Runenstein errichtet habe, dessen
Inschrift der Welt kund that, das» er derjenige sei,
der die christliche Lehre in Jämtland eingeführt habe.
11. Salin, Bernta.: Ein Eisenalterfund in Upp-
land.
Der hier von Dr. Salin behandelte Fund ist
keine neue Acquisition, vielmehr vor nahezu 30 Jahren
gehoben. Verfasser erkannte indessen die überaus
wichtige archäologische Bedeutung desselben, so dass
er weitere Kreise auf denselben aufmerksam zu machen
werth hielt Die Fundstücke wurden bei Tibble im
Ksp. Litslena in Uppland aus einer Kartoffelgrube zu
Tage gefördert, worauf einzelne Stücke derselben von
Montelius in seinen Antiquität suödoises (Fig. 269,
284, 2H6, 339 u. 340) publicirt wurden. Ausser diesen
Figuren (einem sogenannten weberschiffförmigen Stein
in Bronzefassung , einem Scheidebeschlag von Silber
und einem Mundblcch von Silbor mit Niello, beide
mit Vogelkopfornanient, einer Gürtelschnalle mit Be-
schlägen von Bronze und mit Belag von gepresstem
Silberblech mit blauem , rothem und grünem Glas-
fluss) enthielt der Fund Fragmente eines zweischnei-
digen Schwertes von Eisen , zwei schlichte Goldringe
ca. 2cm weit, andere Schnallen und Beschläge von
Bronze, Bronzehenkel und Beschläge von einem Holz-
eimer, Fragment von einem Bein kämm und Eiten-
fragmente, worunter solche von einer Speerspitze.
Es ist ein Grabfund, und zwar scheint der Leich-
nam in einem Holzsarge bestattet gewesen zu sein,
der mit Steinen umsetzt und mit eiuem Hügel be-
deckt wurde.
Die prächtige Ausstattung hat ihre Seitenstücke
im Norden. Gepresstes vergoldetes Silheiblech als
OrnsmcDtmotiv findet man an Spangen, Schnallen und
Beschlägen in Schweden. Norwegen, Dänemark, in
den Funden von Sakrau (Schlesien), Häven (Mecklen-
burg), Voigtshagen (Pommern) u. s. w. Auch die
Verwandtschaft mit etlichen Objecten aus den grossen
Moorfunden von Schleswig und Fünen fallt in die
Augen. Die Heimath dieser Technik findet Verfasser
in Südrussland. Von dort gingen vom 2. bis ß. Jahr-
hundert n. Chr. zwei Culturströme aus, wovon der
eine nach Norden ging (vom Ende des 2. bis ins
4. Jahrhundert hinein), der zweite vom Ende des
4. Jahrhunderts nach Westen sich bewegte mit einer
Neigung nach Süden. Vom Westen kann der Norden
diese Technik und Ornamentmotive nicht wohl er-
halten haben, weil die damit ansgestattctcu Obiccto
z. Th. ins 3. und etliche gar in das Ende des 2. Jahr-
hunderts weisen, während in der südlichen Strömung
das' gepresste Silberblech und der farbige Glasfluss,
z. B. in Ungarn, erst in der zweiten Hälfte des
4. Jahrhunderts und weiter nach Westen gar erst im
5. auftritt. Die Frage, ob die in der nlwigenannten
Art decorirten Objecte importirt rind , oder ob man
sich im Norden die Technik angeeignet, ist Verfasser
geneigt im letztgenannten Sinne zu beantworten und
findet eine Stütze in dem Umstande, dasB gewisse
Formen, z. B. die Fibeln mit einer Scheibe am Bügel,
um die Zeit im Norden zahlreich, nach Südcu dahin-
gegen gar nicht Vorkommen. Nach einer cimrchenden
Behandlung der einzelnen Fundstücke setzt der Ver-
fasser den Fund von Litslena um die Mitte oder in
die zweite Hälfte des 4. Jahrhundert«.
Das örtliche sporadische Auftreten der charak-
teristischen Fundsachen spricht nach Ansicht des
Verfassers für eine Wanderung, die von Norddeutsch-
land ausging. Es war die Zeit, wo die Slaven, von
Osten kommend, die Germanen verdrängten. Die
Massenbewegung war nach Süden gerichtet, Dr. Salin
hat indessen, gestützt auf manche Erscheinungen, die
er in einem noch nicht abgeachlosBenen Werke gründ-
lich behandeln wird, die Ueberzeugung gewonnen,
dass ein geringerer Tbeil gen Norden gezogen sei,
nach den dänincheu Inseln, nach Norwegen und nach
Schweden, nicht in grossen, als Eroberer auftretenden
Schaaren, sondern iu kleinen Gruppen, die sich lang-
sam vorschoben. Wären diese sporadisch auftreten-
den Sachen auf dem Wege des Handels nach dem
Norden gekommen, da würden sie in den fruchtbaren,
reichcrou Gegcudeu zu Tage kommen, wo man eine
wohlhabende Bevölkerung vermuthen darf. Diese
sucht man indessen nicht in Norwegen bis nach
Trondhjem hinauf, auch Uppland zeichnet sich nicht
durch besonderen Reichthum aus. Der Gedanke, dass
eine kleine Abzweigung der grossen Völkerschaaren
sich nach Norden gewandt habe, ist neu und kann
zur Erklärung mancher bis jetzt dunklen Erscheinun-
gen führen.
12. W allen stoen : Geisterwelt, Aberglaube und
Volksmediciu in Danderyd und Lidiugö
um das Ende des 18. Jahrhunderts,
herausgegeben von E. Hammarstedt. Sonder-
abdruck aus Bidrag tili vär Odlings Häfder.
Der Kircbenpatron der Kirchspiele Danderyd und
Lidingü (Södermanland) hatte im vorigen Jahrhundert
ein Buch gestiftet für die Abfassung einer Chronik
des Pfarrbezirke«. Pastor Wallen st een hat dieser
Aufforderung in umfassender Weis« entsprochen, in-
dem er die noch leeren Blätter fällte, mit Allem was
ihm für die Zukunft wissenswerth erschien. Dem
von Dr. Hammarstedt veröffentlichten Canitel über
Aberglauben, Volksmedicin u. s. w. entnehmen wir
Folgendes. Die werthvoll© Zusammenstellung zeigt
wieder, dass das Seelenleben des schwedischen Volke«
unserer norddeutschen Volksseele nahe verwandt ist.
Länger als bei uns aber hat sich dort die Vorstellung
von den Ursachen von Krankheit und Missgeschick,
von Glück und Gedeihen in der ländlichen Bevöl-
kerung erhalten. Man weiss , dass jedes günstige
oder ungünstige Ereignis» sich auf die Gunst oder den
Zorn der Elben zurückführen lässt, „der Kleinen11, die
in der Luft uns umschweben, in der Erde, im Wasser,
in den Häusern stets gegenwärtig sind, den Menschen
zu Nutzen oder Schaden. Diu meisten Krankheiten
werden Kindern und Erwachsenen von erzürnten
Elben ..angebl&scu*. Um sie zu versöhnen, muss man
ihnen Opfer bringen, z. B. eine Schale süsser Milch
(in die man in schweren Fällen etwas Gold vom
Trauringe schabt), einen Milchbrei oder eine Kiuder-
mutze, die man unter einem erdfesten Stein versteckt,
oder an einen Ort legt, wo inan möglicher Weis© die
Wichtel erzürnt haben könnte. Ich habe öfters in
Wort und Schrift von den Opfern gesprochen, die
man ehemals und noch heutigen Tages im Norden
an den Hchalensteinen (Eli »ensteinen oder Elbenmühlen)
zu bringen pflegt. Pastor Wallcnsteen erzählt
150
Referate.
ähnlich von einem Schalen stein** im Kirchspiele Spänga.
Wer für sich oder einen Angehörigen den Elben
opfern will, der geht an den Stein und reibt die
Schälchen mit einer Speckschwarte oder mit einem
mit Fett getränkten Wolllappen. Während er reibt
(„den Elben mahlt*), sagt er einen Spruch, der ihm
von einem klagen Manne gelehrt ist. aber dun man
nicht weiter sagen darf, weil mau dann sterilen muss.
Ist das Schälchen gut eingefettet, legt man ein kleines
Geldstück, eine Stecknadel oder dgl. hinein. Den
Fettlappen darf man nicht wieder ins Haus tragen,
wohl aber reibt man den Kranken ein mit dem Fette,
das an den Fingern haftet. — So berichtet Fastor
Wallensteen von dem Schalen steine zu Spanga. Ich
erinnere mich gehört za halten, dass man die Opfer
an den Elbensteinon am Donnerstag nach Ncnmond
zu bringen pflegt.
18. „Ymer“ : Zeitschrift der schwedischen Ge-
sellsch. f. Anthropologie u. Geographie.
Jahrg. 1898, Heft 8 u. 4; 1899. Heft 1 u. 9.
Das 3. Heft des Jahrganges 1898 bringt einen
interessanten Bericht über die Forschungen de« Is-
länders Thor oddsen anf seiner lleimathinsel , die
vun ihm in geographischer und geologischer Richtung
so gründlich durcliforscbt ist , wie es in der Aus-
dehnung vorher niemals geschehen. Die Kartologi-
sirang auch der am schwersten zugänglichen Gebiete
ist ein Schatz für die Geschichte der Insel ; die Re-
sultate seiner geologischen Untersuchungen sind von
grösster Wichtigkeit, weil sie zum Theil m Gegenden
nusgeführt wurden, die bisher von keinem Geologen
betreten waren; in Folge dessen hat Thoroddsen
manche Irrthümer berichtigen können. Summtliche
Lavafelder sind jetzt in tu rer Flnchenausdehnung,
ihrer Begrenzung und Structur durchforscht ; sämmt-
liche Eruptiimsorto Bind besucht und die Ausdehnung,
Höhe und das Gefälle der Lavaströme vermessen und
die verschiedenen Kraterformen beschrieben. Durch-
aus eigenthümlieh für Island ist die Erscheinung, dass
viele Fh'uptionen aus Erdspalten erfolgt sind, ohne
dass ein Vulean im gewöhnlichen Wortsinn entstanden
ist. Heftige Erdbeben haben diese Risse im Boden
verursacht, aus welchen gewaltige «Ströme hervor-
mndlen. Oftmals entsteht kein besonderer Krater,
der Spalt füllt sich nicht aus, sondern liegt in seiner
ganzen Lunge offen zu Tage. Diese Erdrisse sind
erat durch Thoroddsen bekannt, geworden. Der
grösste, Eldgja genannt, ist 3 Meilen lang, 120 bis
160 m tief, durch senkrechte Wände begrenzt und die
ausströmenden Lavatnaseuii haben eineu Flächenranm
von 800 qm bedeckt. Die vielseitigen Forschungen
haben ein groasartiges Material ergeben , wolchos
Thoroddsen literarisch bearbeit et.
Heft 4 des Jahrganges 1898 und das 1. Heft 1899
enthalten einen werthvollen Bericht von Nathorst
über die schwedische Polarexpedition von 1898 nach
Spitzbergen, hauptsächlich nach Osten bis Kong Carls
Land, dem eine besondere Abhandlung gewidmet ist.
Die Ergebnisse und reichen Sammlungen bringen ein
neues unschätzbares Material für Geologen. Zoologen,
Botaniker, Mineralogen, Hydrographen und Karto-
graphen. „Von Andre« keine Spur.“ Alle Nordfahrten
der letzten Jahre wurden in der Hoffnung, zum Theil
eigens zu dem Zweck angetreteii, etwas über das Schick-
sal der kühnen Luftschiffer zu finden, alle find heim-
gekehrt, ohne das geringste Zeichen von ihrem Ver-
bleib zu entdecken. Heft 2 berichtet ausführlich über
die zu dem Zweck ausgesandten Expeditionen von
Stadl in g und Martin, welche zwischen Jenessei
und Ijcna u. a. dem Gerücht nach forschten, dans der
Ballon und drei Leiche» gefunden seien, was be-
kanntlich auf eine Mystification hinauslief. Man ver-
gisst fast bei der fesselnden Lectüre, welchen Ge-
fahren die tapferen Miuimr ausgesetzt, welche Strapazen
und Entbehrungen mit solchen Rciseir verbunden
sind. Für Deutschland ist e« beschämend, wenn man
hört, dass die Mittel für solche Expeditionen hauptsäch-
lich aus Beiträgen von Privatleuten zusammengebracht
sind, denen freilich auch (1er hochherzige, für Wissen-
schaft und Kunst begeisterte König obenan steht.
In der Sitzung der Gesellnchaft vom 15. März
1899 sprach Prof. Monteliua über das Gold im
Alterthum. Das Gold war schon in frühesten
Zeiten ein allbeliebtes und gesuchtes Metall. Io
Schweden war es von allen Metallen zuerst bekannt.
In einem Grabe in Westgotland, dem Montelius
ein Aller von 4000 Jahren zuspricht. fand er einen
Goldring. Aus späteren Perioden besitzt das National-
BIMUB in Schweden einen grossen Heichthum an
Goldfunden. Der Iwdeutendste ist der um 1774 ge-
hobene Fund vonTureholm aus dem 5. Jahrb. n. Chr..
der ursprünglich 29 Pfund enthielt, wobei in Betracht
zu ziehen ist, dass das Gold ehemals einen erheblich
grösseren Werth hatte als heutzutage. „Goldländer“
ab es schon im Alterthum. Aus dem Kaukasus
olt© Iason das goldene Vlies; Kleinasiens Gold-
reichthum war bekannt. Die Goldschätze der ägypti-
schen Könige entstammten den Bergwerkeu in Nubien.
In Europa werden besonders vier Goldländer ge-
nannt: Thraoien. welches einst jährlich Gold zum
Wertlif von 4000000 Kr. prodacirte; Ungarn und
Siebenbürgen, von wo im 2. Jahrtausend v. Chr.
der Norden das ihm zugeführte Gold erhielt; die
pyrenäische Halbinsel, die ehemals jährlich
20000 Pfund prodacirte im Werth# von 20 00Ü 000 Kr.
(1832 nur noen für ea. 6800 Kr.), und Irland.
Für das goldene Vlies, welches Iason aus dem
Kaukasus holte, hat Montelius folgende Erklärung.
In den goldführenden Strom legte man Ziegcnfelle
gegen den Strom, das Haar nach oben. Das schwere
Metall haftete an dem Haar, der leichtere Saud wurde
vom Wasser fortgespült. Auf Anfrage des Redners,
ob ähnliche Vorgänge bei der Goldgewinnung bekannt
seien, erwiderte Dr. Holst, dass das goldführende
Erz oder Gestein, nachdem ob zerkleinert and fein
pulverisirt worden, geschlemmt und über mit Queck-
silber belegte Kupferplatten geleitet werde, auf denen
die grösseren Partikel des Goldes durch Amalgami-
rung mit dem Quecksülier haften bleiben, die kleinen
mit dem Wasser fortgeschwemmt werden. Um auch
diese zu gewinnen, pflegt man vor die Ablaufrinne
Filz# zu legen , an denen di© feinen Goldpartikel
hängen bleiben. Das wären etwa Gegenstücke zum
golnonen Vlies.
,YmerÄ : Jahrg. 1899, Heft 8.
14. Swedenborg, GL V. E.: Die auf Island ge-
fundene Schwimmboje von der Andre#*
Expedition.
Wir haben wiederholt über di© von der schwedi-
schen Anthropologischen Gesellschaft kritisch be-
leuchteten Nachrichten über Andrf*e berichtet, weil
sie ab die einzig zuverlässigen zu lietrachten sind.
Gegenwärtig dürfte zwar kaum Jemand auf die
Wiederkehr der kühnen Männer hoffen, indessen ist
cs immer von Interesse, über die echten Depeschen
Nähere# zu hören. Swedenborg gedenkt zunächst
aller sich ab falsch erweisenden Gerüchte und prüft
dann die einzig echten: die Taubenpost vom 13. Juli
und die Schwimm!» >je vom 11. Andröe halte eine
Anzahl Karten mitgenommen, die auf der einen Seite
eine Skizze der Polarländer zeigen, während die andere
für die Mittheilungen Irestimmt ist Eine solche Karte
Heferat«.
151
sollte auf jedem Breitengrade in einer Sehwimmboje
ausgeworfen werden. Diu nm 14. Mai 1899 an der
Küste von Island auf dem 65° 34' uördl. Br. und
21” 28' westl, L. gefundene Sohwimmboje enthielt
eine solche Depesche mit folgendem Text. „Diese
Karte ist von And ree’« Ballon ausgeworfen um
10 Uhr 65 Min. Nachm. G. M. T. am 11. Juli auf
circa 82“ lat. und 26° long. 0. Grw. Wir schweben
auf 600 m Höhe. All well. Andren. Fraenkel.
Strindberg.“ Die Sehwimmboje ist mit 7 gestempelt
und auch auf der Karte scheint eine 7 gestanden zu
haben, die in eine 2 umgeändert ist Sonach wäre
dies die zweite ausgeworfene; die erste ist noch
nicht gefunden. Aul der Tolarkarto (Rückseite der
Depesche) ist der Cur« mit einem Blei fuderstrich an*
gegeben und da ist die Longitude mit 19%* (nicht
mit 25) gezeichnet. Da der Ballon sieb am 1J. Juli
(dem Tage des Aufstiegs) auf dem 82" nördl. Br. be-
fand, muss er sich entweder im Centrnm des Cyklou
befunden haben, oder, einen Bogen nach Norden und
Westeu beschreibend, auf dem Wege dorthin gewesen
sein. Da aber die zwei Tage später ausgesandte
Taubenpost von einem weiter westlich gelegenen Orte
ausgesandt war, dürfte der Ballon, als die Depesche
geschrieben wurde, noch nicht in den Bereicn der
Windstille gekommen sein. Yerf. ergeht sich nun
in Vcrmuthuugen, wo Andre« hätte medergelien
können oder müssen. Ware es auf Spitzbergen oder
Kranz Josefs- Land, hätte man längst Nachricht über
das weitere Schicksal der Expedition. Aus dem Wort
All well sch li esst Verf., dass es den kühnen Schiffern
gelungen sei, die Schlepptaue auBZubesscrn. Sweden-
borg hofft auf weitere Nachrichten in der Ver-
muthung. dass irgendwo an den Küsten des Atlanti-
sche« Ooeans noch weitere Schwimmbojen angetrhben,
aber noch uioht gefunden sind , oder noch in den
Mecreswojifen treibe», wenn sie nicht etwa in dem
Polarei« eingebettet liegen.
15. Wibling, Carl: Küstenfonde aus dem Stein-
alter in Blekinge.
Die in den letztverflossenen Jahren vollzogenen
Studien über die Verschiebungen von Land und
Wasser veranlagten Dr. Wibling, während eines
mehrjährigen Aufenthalte» in KarlsKrona sich mit den
einschlägigen Kragen zu beschäftigen , zumul etliche
Kunde von Steingeräthen thcils von Kjokkcnuiodding-
Typen, theils solchen aus dem arktischen Steiualter
seine Aufmerksamkeit auf «ich gezogen hatten. Seine
im Aufträge der Königl. Yitterhets Akademie ange-
führten Untersuchungen fallen hauptsächlich in die
Jahre 1892 (an der Ostküste von ltleKinge, Torshuinn)
und 1894 (in der Gegend von lbmuebv). Bl handelt
sich besonders um uralte Wohnstätten aus einer
frühen Periode der Steinzeit, der Dolmenzeit (zwischen
Kjökkentn ödding- and Ganggräberperiode I. Die Flora
bestand in Birke, Hasel, Erle, Eiche. In den ältesten
Wohnstätten fand er keine Scherben von Thougefässcn,
die in den jüngeren reichlich Vorkommen. Die Unter-
suchungen Wibling’« bestätigen, dass da* Küsten-
land von Blekinge bereits eine zahlreiche Steinalter-
bevölkerung gehabt hat zu einer Zeit, als das Meer
höher stund als heute, d. h. an der sogenannten
Litorinagrenze. Er studirte in deutschen Museen
Fundsachen von Bügen, Livlaud und aus Nordrussland
(Perm). Das Ergebnis« seiner Beobachtungen fasst
er dabin zusammen, dass sowohl die Völkerschaften,
die sich noch heute ähnlicher Gcrüthe bedienen , so
wie die, welche vor unberechenbaren Zeiten in Ble-
kinge gewohnt, der mongolischen Basso augehörteu,
und vertritt die Ansicht, dass die Lappen ehemals
den ganzen Norden bewohnt haben (?). Die geringen
Spuren von dem ältesten Dasein der Menschen werden
leicht übersehen, zumal weil die archäologische For-
schung (seiner Meinung nach) sich vorzugsweise mit
den Ueberrciten aus den jüngeren Perioden beschäftigt
hat. Die Untersuchungen in Blekinge zeigen, dass
die Bevölkerung in der ältesten Steinzeit eine weit
zahlreichere gewesen ist , als bisher angenommen
worden. Manches spricht dafür, dass der Mensch
schon vor dem Maximum der letzten Landsenkung
(de« Liturinatneeres) dort gewohnt hat. Jedenfalls
zeigen dortige Kunde, wie auch ähnliche auf Born-
holm und auf Gotland, dass während de« Steinalters
auf dem südbaltisohen Gebiete bedeutende Niveau-
Veränderungen stattgefunden haben und das« die
ältere Periode des sogenannten jüngeren Steinalters
in Siidsch weden noch fortgedauert haben muss, nach-
dem ein absehbarer Theil der Laudhebuug vor sich
gegangen war, die auf die eben genannte Senkung
folgte und der Bildung unserer heutigen geographi-
schen Verhältnisse zu Grunde liegt.
„Ymer“: Jahrg. 1891», Heft 4.
16. Retziu«, Gustav; Vorläufiger Bericht über
die von der Schwedische» Gesellschaft
für Anthropologie und Geographie ver-
anstaltete Untersuchung der wehr-
pflichtigen Mannschaften in Sohweden.
Diese Untersuchungen der 21 jährigen Rekruten
werden, da die Aushebung in den verschiedenen
Landestheilen zugleich stattflndet, von zehn Aerzten
besorgt. Die Kosten werden seit 1896 durch eine
von Prof. Hctzius gestiftete Summe von 3000 Kr.
(= 3375 Mk.) bestritten.
Bei der Untersuchung wird zunächst der Geburts-
ort des Individuums und derjenige seiner Eltern fest-
gestellt; danach die Körperlänge in aufrechter und
sitzender Stellung gemessen, die Brustbreite. Länge
und Brette des Kopfes und Geaichtsform, und endlich
die Karbe der Augeu und Haare notirt. Die Tabelle
der bereits gemessenen Individuen umfasst 45000.
Die Bearbeitung de* gewonnenen Materials wird viel
Zeit und Muhe erfordern, schon die Uobertragung
solcher Individuen, die nicht an ihrem Geburtsort
untersucht wurden, in die Listen ihrer lleimath ist
eine zeitraubende Arbeit. Prof. Retzius giebt des-
halb eine kurze Uebersicht über da« Verhältnis« der
Dolichocephalen zu den Brachycephalen und da «teilt
es «ich herau«, da«« erstere unter der schwedischen
Bevölkerung vorherrschen. In Dalarne ergaben die
Messungen 6,35 Proc. Brachycephale und U4.65 Proc.
Dolichocephale ; in Westmanland 7,59 Proc. Brachy-
cephale und 92,41 Proc. Dolichocephale; in Bohuslän
Proc. Brachvcephale und 89,37 Proc. Dolicho-
cephale; auf Gotland 11.2 Proc. Brachycephale uud
88, H Proc. Dolichocephale; in Smaland auf 2864 Indi-
viduen: 18.08 Proc. Brachycephala uud 81,92 Proc. Do-
liohöcephalc. Da« ergiebt das überraschende Resultat,
dfiss die Dolichocephalie nach Norden zunimmt und
dass, wie stet« gelehrt worden, die Dolichocephalie
in Schweden vorherrscht.
Fi nl an d.
1. Appelgren, Hjalm&r: Der Museumsbau in
Uelsingfors.
Di« Stadt llelsingfor« sieht sich gemässigt, ein
neue« Musoumsgebände zu errichten. Au Zeichnungen
für dasselbe ist kein Mangel, die verschiedenen Bau-
und Aufstellungssysteme sind vielfach erörtert und
berat heu. ln der, wie «• scheint, nicht unbegründeten
Befürchtung, dass schliesslich ein Bauwerk errichtet
werde, welche« dem Architekten zur Ehre gereichen,
152
Referate.
den Wünschen und Anforderungen der Museums*
beamten »her keineswegs entsprochen würde, beleuchtet
Dr. Appelgren in vorliegender Schrift die Frage
nochmals vom rein praktischen Gesichtspunkte. Kr
prüft die Vorzüge und Nachtheile des sogenannten
Kastcnsystcms und des -gruppirten Systems“, und ent-
scheidet sich unter Vorbehalt für letztere«.
Es handelt sich um die Unterbringung eines prä-
historischen, cul tu rh »torischen und einheimisch ethno-
graphischen Materiales. Sehr richtig hebt Verfasser
hervor, dass die Mehrzahl der Besucher keine Vor-
bildung »niibringt , und für diese soll ein Museum
ein Lehrinstitcit »ein. Will man der Bevölkerung die
fortschreitende Entwickelung der heimischen Kultur
vor Augen führen, da dar! die chronologische An-
ordnung keine räumliche Unterbrechung erfahren.
Ein zersplittertes Material unterbricht den Gedauken-
gang, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Eti-
kette» , Wegweiser , Führer gewähren da keine Ab-
hülfe.
Verf. legt eine Bauzeichnung vor, die, wie Rcf.
scheint, den Anforderungen an eiti prähistorisch-histo-
risch - ethnologisches Museum durchaus entspricht.
Beiderseits der Vorhalle liegen die Verwaltung»- und
Arbcilsrüuine , die Bibliothek u. s. w. Au die Halle
»chlieKSt sich ein Mittelbau mit zwei Seitenflügeln,
die unter «ich verbunden, aber jeder für »ich mit dem
Orridor in Verbindung stehen, ln dem linken Flügel
werden die prähistorischen Sammlungen untergebracht ;
der Mittelbau ist für du» culturhistorische Material
bestimmt, der rechte Seiten Hügel für die Sammlungen
für Volkskunde. Im oberen Stock werden ausländische
archäologische und ethnographische Sammlungen unter-
gebraelit und Vorrathsräume für Hinge, die nicht zur
Ausstellung gelangt, geschaffen, und für andere Zwecke
verwandt.
I>er Appelgren' sehe Plan bietet ausser manchen
Vorzügen auch den, dass, wer nur eine Abtheilung
besuchen will, nicht die ganze Suite von Sälen zu
durchwandern braucht, um wieder auf den Korridor
hinaus zu gelangen, und da«« eine räumliche Erweite-
rung einzelner Abtheilungon durch Anbau keine
Schwierigkeiten macht. Mau darf den verdienstvollen
{inländischen Archäologen in der That dringlich wün-
schen, das« der Vorschlag des Ihr. Appelgren bei
den maasngebenden Behörden Genehmigung linde und
die Errichtung eines stattlichen zweckmässigen MuseumB-
gehäude« sich nicht länger verzögere.
2. Huckmann . A. : Vorhistorische Funde in
Fi ul an dt. {Text zum Kartenblatt 31 de« Atlas
öfver Fiulana, hurauagegeben von der {inländi-
schen geographischen Gesellschaft.)
Aus den vortrefflichen Schriften der {inländischen
Archäologen wissen wir zwar, da«s Finland an den
Hauptculturperioden stets Theil gehabt bat, allein die
vorliegende Gesainmtübemcht des in Deutschland
langst rühmlich bekannten Verfassers ist besonders
schätzbar, weil sie uns die einzelnen Perioden im Zu-
sammenhänge vor Augen führt.
Der ältere Theil der neolithischen Periode ist in
Finland nicht vertreten, weil das Land sich derzeit
noch nicht «0 weit aus dem Meere gehoben hatte, um
den Bedingungen für die Existenz des Menschen zu
genügen. Aus der späteren ncoüthischen Zeit mehren
»ich die Funde von Jahr zu Jahr. Gneis, Diorit, Sye-
nit, Sandstein, Hornblende, Porphyr und Quarzit bil-
den das zur Anfertigung der Gerutbe benutzt« Mate-
rial. I»er Flint felut, Die gefundenen Flintgeräthc
sind deshalb als importirt zu betrachten.
Die Archäologen unterscheiden eine südwestliche
und eine östliche resp. nordöstliche Gruppe. Die
Funde aus dem südwestlichen Küsten lande gleichen in
den Formen den skandinavischen; nur das Material
ist ein anderes, weil, wie schon gesagt, der Flint fehlt.
Die Aehnliohkeit der Gerithformen und die impor-
tirten Flintaachen deuten hin auf einen Verkehr
zwischen den Anwohnern der westlichen und südöst-
lichen Küste des bottnischen Busens und bestärkten
Montelius und Aspel in in der Ansicht, dass schon
in der späten neolithischeo Zeit ein« germanische
(skandinavische) Bevölkerung im südwestlichen Fin-
land sesshaft gewesen sei.
Im östlichen Finland sind die Steingeräthe von
einfachen, zum Theil von ausgeprägt uralischen For-
men. Welche» Volk derzeit den Osten inne gehabt,
ist noch eine offene Frage. Die Lappen haben ehe-
mals weiter südlich gewohnt und sind erst von Finnen
verdrängt. Wann dies geschehen, weis» mau nicht,
da die Lappen noch Ende des 18. Jahrhunderts neben
Metallgerutnen schneidende Werkzeuge von Stein im
Gebrauche gehabt haben. Asnelin glaubt. dass neben
den I<appen «in anderer Volksstamm gewohnt hat,
weil unter den Steingerätheu local« Verschiedenheiten
erkennbar sind und weil in Begleitung von Stein-
geräthen (z. B. in den grossen Funden im Ladogacanal)
Langschädel und Kurzschädcl beisammen gefunden
sind, welch letztere auf die Lappen hinweisen.
Wohnstätten, wo neben Steingerätlien auch
Knochenreste und Thongefäss« von Steinalterformen
zu Tag« kamen, sind conatatirt; sichere Gratwrfundc
dahingegen bis jetzt nicht.
K« sind bis jetzt ca 9000 Steingeräthe in Finland
gefünden, die «ehr ungleich über das Land vertheilt
sind. Am zahlreichsten sind sie am nördlichen und
westlichen Ufer des Ladoga, was dadurch zu erklären
sein dürfte, das» dort im Osten die Steinzeit von län-
gerer Dauer gewesen ist als im Südwesten, wo das
Metall früher bekannt und benutzt worden. Am La-
dt >ga kommen Metallgeräthe in grösserer Anzahl erst
um 900 bis 1000 n. Cnr. in Gebrauch. Da» spärlich«
Vorkommen oder gänzliche Fehlen von Steingeräthen
auf den Alandinseln und in Ostl>ottni«n dürft« auf
eine »|>äte Besiedelung dieser Gebiet« hinweisen.
W nun das Steinaltcr in Finland geendet, lässt sich
nicht sagen. Von Schweden, mit dem das südwestliche
Finland in Verkehr stand, sind auch die ersten Bronze-
gerät he gebracht worden und zwar schon id den frühen
Pvkdn dar Bronzezeit, aber in geringer Zahl. Verf.
glaubt, das« die minder Begüterten »ich auch ferner
ihrer Steingeräthe bedienten. Es sind bis jetzt
84 Bronzegeräthe gefunden , die sich auf 29 Funde
vertheilen. I>as Fundgebiet ist im östlichen Wasa,
Hiornehorg, Aland und ein breiter Küstenstrich
zwischen Abo und Helsiugfors. Drei Funde stammen
aus dem südlichen Kareliern
Gräber aus der Bronzezeit kennt man in nicht
geringer Anzahl. Es sind .Steinhaufen (ri»s^ oftmals
mit Ceutr&lstein. Verbrannt« Leichenreste liegen am
Boden ausgestreut und daneben in der Hegel eine
Beigabe (Dolch, Messer, Colt). Es ist beachtonswerth,
das» in Nord- und Mittel Schweden die Bronzealter-
ffräber von ähnlicher Coustruction sind. Die in Fin-
Iand gefundenen Bronzen repränentiren skandinavische
oder westeuropäische Typen. Von inländischer An-
fertigung bronzener Gerätlic fehlen alle Beweise. Nur
ein FlobTcclt könnte in Frag«* kommen, weil die Orna-
ment« den skandinavischen ähneln- Ausser den skan-
dinavischen kommen nämlich auch östliche Typen vor
(z. B. Hohlcelte und Gussformen für solche). Formen
und Ornamente derselben weisen nach dem Ural.
Ein« höher« Bronaeooltar i»t damit nicht be-
wiesen, wohl aber «in lebhafter Verkehr mit den
Referate.
153
Umlgebietcn , wo eine der sibirischen verwandte
Brorizeeultur herrschte.
Den Beginn deB Kiseoalters setzt Verfasser etwa
um 400 n. C'nr. Einzelne Fundstücke weben zwar ins
zweite Jahrhundert, aber erst im fünften kann im Süd-
wetten von einer EiscnaRcrcultur die Rede §ein. Im
Osten ist das Eisen auch gekaunt, aber keineswegs in
allgemeinem Gebrauch. Die römiuclien Fundstück«- be-
schränken sich auf eine bronzene Schöpfkelle und drei
römische Münzen. Die Schmuckgcgcnslande sind reich-
licher und mannigfaltiger als in der Bronzezeit. Als-
dann kennt man klcingerüth (Scheeren, Messer, Wirtel)
und Waffen (Schildbuckel, Aexte, Speere, wenige Schwer-
ter). Die Gräber gleichen in der Construction den-
Ciigen der Bronzezeit. Die Beigaben sind oft beim
ichenbrand und somit absichtlich zerstört. Auch
das Fundgebiet ist ungefähr dasselbe wie in der vor-
hergehenden Periode. Nur die weberschiffförmigen
Steine sind weit über das Land verbreitet, das nörd-
lichste Exemplar wurde über den Polarkreis hinaus
gefunden.
Von 400 n. Chr. werden die Funde zahlreicher.
Aus den folgenden Jahrhunderten sind grosse Gräber-
felder aufgedeckt und reiche Funde zu 'läge gefördert.
I)ie Fundsachen lehren, dass der Verkehr mit Skan-
dinavien und den Ostsceprnvinzen fortdauerte. Es
wurden aber auch in Finland Met&llarheitcn angefer-
tigt. Die einheimischen Fabrikate sind fremden
Mustern Hochgebildet, durch Veränderungen der For-
men und Ornament»- entstanden nach und nach ein-
heimische Typen. Andere Funde zeugen von einem
Verkehr mit slaviBchon Stämmen in Rusnland und
durch deren Vermittelung mit den arabischen Landern
Asiens. An dem Goldreichthum , der um diese Zeit
nach Schweden gekommen, hat Finland so gut wie
keinen Anthoil gehabt. I>ahingegen liesitzt es präch-
tige BronzcBchmucksachcn , etliche von besonderen
fiuuischen Formen : kostbare Spangen und Perlen, Ge-
webe mit eingewebten oder aufgenähten Spiralen von
Bronzedraht u. s. w. Die Formen der Waffen und
Gcräthe sind übrigens au« Aspolin’s Atlas und den
Schriften der finnischen Archäologen bekannt. Auch
die Hacksilberfunde sind reich vertreten. Dr. Hac k m a n n
bekennt sich zu der Ansicht derjenigen ColkgCD,
welche die kunstvoll geflochtenen Silberringe als ein
heimisches Fabrikat betrachten. Ich habe mich ander-
erta dagegen «uigoeprochcn, weil die Abenu schwie-
rige Ausführung der v«)Uendet schönen Arbeit und die
grosse Aehnlichkeit, ]a völlige Gleichheit mancher in
Russland, Finland, Schweden, die Ostaeeküste entlang
bis nach Schleswig-Holstein gefundenen Schmuckringe
nur das Product langjährig geübter Technik sein
können und in FahrikAtätten im Südosten entstanden
sein dürften.
Neben Lcickenbmud erscheinen im 7. Jahrhundert
Sb Südwesteu tiefliegende Skeletgräbcr. Um diese
Zeit sind merkbar«» Fortschritte in der Landescultur
Wahrnehmbar.
Die Frage «wann die Finnen eingewandert sind,
ist noch Gegenstand lebhafter Discussion. Hervor-
ragende Forscher sind der Ansicht, duss sie zu An-
fang de» „)üngeren EiBcnalters“ au« ihren Heimsitten
in Mittclrussland aufgebrochen und in Finland auf-
Setretcn sind. Zuerst über die Karelische Landzunge
ie Tawasten; die eigentlichen Finnen kamen von
Esthlnnd übera Meer; zuletzt die Stielen TOB den
nördlichen Gestaden des Ladoga. Die Schweden seien
durch sie nach Akad und Schweden zurückgedrängt
und erst in historischer Zeit als Colonistcu wieder er-
schienen. Wenn dies sich so verhält, so kann die
Völkerbewegung sich nur sehr langsam vollzogen
haben , denn unter den Fundsachen deutet nichts auf
Archiv fttr Anthropologie, Bd. XXVII.
einen plötzlichen Wechsel, eine gewaltsame Invasion,
vielmehr lässt sich ein ununterbrochener Zusammen-
hang zwischen der älteren und jüngeren Periode des
Eilenalters nachweisen.
Der Kampf zwischen Christenthum und Heiden-
thum hat in rinland lange gedauert. Erst mit dem
Zuge Birger Jarls, mit der Gründung von Pawaitohus
1249 und der Feste Viborg 1293 war in West-Karelien
ein feste« Bollwerk für die katholische Kirche ge-
wonnen. In dem Gebiete am Ladoga , welches in die
Gewalt Nowgorods gekommen war, scheint das Heiden-
thum erst nach 1500 durch russische Missionare völlig
nusgerottet zu sein. Die heidnischen Begräbnisse
dauerten in Folge dessen dort länger als im Westen
und sind, wo keine anderen historischen Quellen fliessen,
üusserst lehrreich. Zwischen den beiden Flussarmen
des Wuokaen, vor seiner Mündung in den Ladoga
liegen mehrere grosse Gräberfelder aus dem 12. bis
Mitte des 14. Jahrhunderts : im Abo län kennt man
solche aus dem 12. Jahrhundert. Erdfunde sind aus
dem Süden Finlands bis uack dem nördlichen Ust-
bo Union bekannt. In der letzten heidnischen Periode
war Leichenbestattung üblich; keine Hügel-, keine
Steinhaufengräber. Bisweilen stösst man im Boden-
niveau auf ein ein- oder zweifaches Steinlager. Die
Leiche war in geringer Tiefe gebettet, ausgerüstet mit
Kleidern, Schmuck, Waffen und Gerätb, den Kopf nach
Norden in einer Umrahmung von Holzk«ih)eQ, auf
einem Lager von Kuhlen, Lehm oder Fellen, bisweilcu
auf einem Fussbodeu von Holz und über dem Grabe
ein Ilolzdach. In einem Brand grübe lagen die Leichen -
reste in einem Hohgefäss. Auf Aland und in Sawo-
laks hat man verbrannte Leichenreste in einem Stein-
haufen (Wb) gefunden. Die Beigaben aus diesen
Gräbern zeugen von einer hochentwickelten Cultur.
Gewebe-, Holz- und Metallarbeiten in vorzüglicher
Ausführung, Waffen und Schmuck in grosser Schön-
heit. In etlichen ist noch der skandinavische Einfluss
sichtbar, z. B. in den ovalen Spangen, die aber einen
eigenen finnischen Stil repräsentiren. Weit zahl-
reicher sind jedoch die Gegenstände, welche Verwandt-
schaft mit den gleichzeitigen Manufacten der in Russ-
land sitzenden finnischen Stämme zeigen, löthin
gehören z. B. die mit Bronzedraht röllchen durchwehten
ewander. Nicht selten sind ferner die Funde von
landwirtschaftlichen Geräthon. Unter den Schmuck-
suchen kommen nicht selten das Kreuz und andere
christliche Symfode zur Erscheinung. In Karelicn ist
öfters ein Kreuz am Halse de« Leichnam« gefunden;
auch silberne Spangen mit den Bildern byzantinischer
Heiligen ; und diese Dinge sind von Bedeutung als
redende Zeugnisse von lebhaftem Handel und Verkehr
mit den Ländern im Westen und Osten.
Flnakt Museum. Finska Fornminne» fürenin-
gons Mäuadsblad, Jahrgang 1HÖ&.
3. 8chwindt,Th.: Die Vorstellungen von Krank-
heitsursachen bei den Naturvölkern.
Nach einer allgemeinen Rundschau auf die An-
sichten über die Ursachen von Krankheiten Ik.*I den
Naturvölkern schildert Verfasser etliche darauf bezüg-
liche Vorstellungen und Gebräuche bei den Finnen.
Epidemien fahren in Gestalt eines schwarzen Hahnes,
wohl auch anderer Vögel und Thier« über l*und. —
Al« Mittel gegen Kopfschmerz diente ein kleines In-
strument von Holz von löffelähnlicher, vorn gerade
abgeschuit teuer Form , an das drei Bäreukluiicn wie
Zul ine befestigt sind. Mit diesem Instrument wurde
der schmerzend«^ Kopf leise gekratzt. Dies Mittel
dürfte früher auch unter den höheren Ständen An-
wendung gefunden haben. Ref. sah in Schweden in
20
154
Referate.
einer befreundeten Familie ein kleines Instrument, be-
stellend in einer kleinen Hand von Elfenbein mit einem
Stiel von Ebcnboli. Ea itmnnts mh Finland, hisss
Kli-Oommissarius und diente dazu, bei heftigen Kopf-
schmerzen die Kupfhuut leise zu kratzen. — Durch-
bohrte Bärenzähnc, an einem Bunde um den Hals ge-
trugen, schützen vor dem bösen Blick und sonstigem
Zuuber. — Man kann Krankheiten auf lebende und
leblose Gegenstände übertrugen. Verf. bringt die Ab-
bildung einer roh geschnitzten kleinen menschlichen
Figur in einem Holzkusten. Auf eine solche Figur
überträgt ein „Kundiger“ die Krankheit eines Menschen
and begrübt sie, wie einen Todten. Der Patient wird
gesund und lebt vergnüglich weiter.
4. Heikel, H. J.: Ein Grabfund aus der
Bronzezeit.
Im Abo län liegen in der Nähe des Dorfes Iatihia
circa zehn grossere und kleinere Steinhügel (ms), von
welchen Heikel einen untersuchte. Dieser „ros“ von
10 m Durchmesser war ringsum zwei erdfeste Steine
aufgeschüttet. Am Fusse des einen ('entrumiteines
befand sich an der Ostseite fine Höhlung, in welcher
drei Stein Hinten über einander lagen, die an den Enden
durch zwei andere derart gestützt wurden, dass sie
einen stumpfen Winkel bildeten. Unter diesen Steinen
fand man verbrannte Gebeine und Kohlen und zwischen
den Miesen und dem Centrumstein lag ein Bronze-
messer mit sogenanntem ScliifTsornatnent und stark
aligenutzter verwitterter Klinge.
6. Aspelin, J. R., widmet dem am 12. März 189« im
Alter von 80 Jahren verstorbenen, in
Finland allverehrten Historiker Zacha-
rias Topelius einen warmen Nachruf.
Top alias war mehr als Gelehrter. Er wirkte
mit Erfolg für die Gründung und Belebung gemein-
nütziger und wissenschaftlicher Institute: er beschränkte
seine Lehrthätigkeit nicht auf akademische Vorlesun-
fen, Finland verdankt ihm ganze Serien historischer
Erzählungen, durch welche die Bevölkerung mit der
Geschichte ihrer Heitnath vertrauter wurde als durch
gelehrte Abhandlungen. Topelius, Hu neberg,
Catträn — sie sind jetzt alle gigangen. aber ihr An-
denken lebt, und Finland wird nie aufhören, sie zu
den besten seiner Söhne zu zählen. Ihre Namen sind
überdies weit gen Süden über Europa gedrungen.
6. Appelgren, Hjalmar: Barbarische Nachbil-
dungen orientalischer Münzen.
Veranlassung zu dieser Studie galten zunächst
zwei Silberfunde, der eine aus dem Lun Tavastchus,
der andere aus dem Abo-Dän. Diese Nachbildungen
orientalischer Münzen, die Verfasser zum Theil den
Wolga- Bulgaren zuschreibt, sind oft so vortrefflich
«macht, dass sie nur von Fachmännern als solche er-
anut werden. Leichter zu erkennen sind die ein-
seitig geprägten Silborbructeateu, von denen Appel-
?ren annimmt, dass sie in Formen gegossen seien;
’unde von Gussformeu für verschiedene Scbmuck-
•achen stutzen diese Ansicht , zumal auf Aland Brac-
teaten mit entstellter Schrift gefunden sind. Der
Fund von Tojöla (Tavastehua) kain zu Tage, als ein
Bahnbea tnler iu seinem Hause eine Feuerstelle anlegen
wollte. Beim Aufbrechen dos Fußbodens fand man
dicht unter demselben in der Erde den aus Schmuck
und Münzen bestehenden Schatz.
7. Heikel, A. O.: Die sibirischen Jenisscy- la-
sch riften.
Wir halten in früheren Jahrgängen des Archivs
für Anthropologie ausführlich über diese lange Zeit
räthselhaftcn Inschriftsteino berichtet. Der dänische
Gelehrte Thomsen fand den Schlüssel dazu in einem
aittürki&chen Alphabet und seitdem haben diese Steine
in der Gelehrteuwelt ein lebhaftes Interesse erweckt.
Diu Steine sichen am oberen Laufe des Jeaissey und
Orchon. Die Uebersctzung Radio ff ’s, in deutscher
Sprache herau«gegeben unter dem Titel: „Die alttür-
kiscben Inschriften der Mongolei und die historische
Bedeutung der ulttürkischcn Inschriften“, hat die Re-
sultate weitesten Kreisen zugänglich gemacht. Nach
eiuigen in den Inschriften erwähnten Begebenheiten
lässt sich das Alter derselben ungefähr in die zweite
Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Cnr. bestimmen. Sie
preisen den Todten, schildern seine Verdienste und
Hddentb«tes und verherrlichen MUMB Nameu etc.
Der Verdienste, welche Heikel« Aspelin, Sncll-
inaiiu und Appelgren sich urn diese Inschriftsteinc
erworben, haben wir früher gedacht.
Tikkanen, J. J., }>ehandelt drei armenische
Miniaturen und knüpft daran eine Untersuchung
verschiedener Oruamentformen. z. B. eine« Vogelalpha-
bets uud Bpätclaflsischer Flecht- und Bandmuster, die
eine weite Verbreitung in Europa uud Asien erfahren
haban.
Varia. Nachdem bereits mehrere Wohnplätzo aus
der Steinzeit in Finland constatirt waren, ist neuer-
ding« wieder «in solcher tob l>r. Appalfrca nach-
gewiesen durch Ablagerungen von Asche nebst Stein-
geräthen, Scherben von Thongefässen, Knochen etc-
Au« dem Jahresberichte der Finska Forn-
minneaförening ersieht man , wie rührig die fin-
nischen Coli egen arbeiten und wie lebhaft das allge-
meine Interesse au ihrem Erfolge und dadurch auch
die Hülfe, die den Archäologen oort von allen Ständen
zu Theil wird. In der Stadt Satakunta wurde im
Jahre 1888 ein historisches Museum gegründet. Die
Sammlungen (Waffen, Mobilien, Kleider, Kunstgegen-
h Lände, Bibliothek) sind in dem kurzen Zeiträume so
angewachsen, dass mau daran geht, ein eigenes Ge-
bäude dafür zu crrichtcu. zu welchem Zweck ein be-
deutender Baufoud« bereit* vorhanden.
Die Sitzungen der Gesellschaft werden regolmüaiig
gehalten. Vorträge, Berichte über die Thutigkeit der
Mitglieder erstattet, z. B. auch über die topographische
Aufnahme der Denkmäler* die dort «ut gediehen«
dass wir nicht ohne Beschämung uns gestehen, wie
weit wir — freilich aus mangelnder Arbeitskraft und
Geldmitteln — in dieser Hinsicht zurnckstelien. —
Der literarisebe und briefliche Verkehr mit allen Län-
den» Europa« und darüber hinaus i-t erstaunlich.
Suomen Museo (die Aufgabe in. finuitcher
Sprache) enthält historische Berichte; die Geschichte
des Viborger Museums; Tikkanen über die Sagen
vom Kiuhorn; Mythische Bedeutung der Ptfnnzcu-
mimen; Volksraelodien; äilhnuettenachneidcr; Jahres-
bericht u. s. w. Jahrgang 1899.
8, Hackmann, A.: Ei n beachten «wert her Bronze-
alterfuud.
Im Jahre le>97 erschien im Museum zu Borg* ein
finnisch redender Bauer mit einem Hohlcelt von Bronze
(oder Kupfer?). Iu Abwesenheit des Aufsehers nahm
die Frau desselben ihn iu Empfang, worauf der Bauer
fortging mit dem Bemerk»-n, er werde wiederkommen,
um etwaige Zahlung zu hole« Kr i»t seitdem nioht
wieder« rach jenen und auch nicht aufzufinden gewesen,
we&hulb alle Angaben, wo uud wie das Object ge-
funden, noch fehlen. Der Fund ist von Interesse;
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Referate.
156
ein Hohlcelt mit siiitzovaler OefTuung, ohne Oehr,
etwas zusummengcklcruint , au den Breitseiten mit
unregelmässigen Llofftrippen — kurz von uralisehem
Typus. Ist dieser Ccdt wirklich in Fiuland gefunden?
fragt Verfasser, alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür.
Hatte der Bauer ihn von einem russischen Händler
erworben, würde er uicht ohne Geld fortgegangen sein.
Kami er ihn auf seinem Acker, wird er über den
Werth des unscheinbaren Objecte« im Zweifel gewesen
sein. Erzeugnisse der uralischcn Brunzealtercultur
sind wiederholt in Finland gefunden. Vcrf. citirt
deren mehrere. Auch in Norasch wedeu (Lvckscle in
övterbf ttten) ist ein Hohloelt iles fraglichen Typus ge-
funden. Gusaformen zeugen davon. tlasB im nördlichen
Fiuland Bronze gegossen ist, aber nicht zugleich
auch von einer dortigen Broazccultur. Im GcgcnthaU
spricht Alles dafür, dass die dortige Bevölkerung sich
noch spät mit Gerüthschaften von Stein , Holz und
Knochen begnügt hat, bis sie dieselben gegen solche
von Eisen n«u» tausch te, Auch «lio Funde vkaudina-
vi»clier und westeuropäischer Bronzen sind in Finland
(dem südlichen Öaterbotten und den südwestlichen und
südlichen Districten) nicht eben zahlreich.
9. Hackmann : Ein neuer Bronzealterfund im
eigentlichen Finland.
Vor zehn Jahren fand ein Mann beim Abräumen
von Bauschutt einer alten Schmiede ca. 30cm tief in
der Erde einen kleinen Hohloelt von Bronze, der durch
Vermittelung des dortigen Küsters in «len Besitz des
Museums zu Ilelsingfors gelangte. Der Colt ist 0,5 etn
lang mit breit ovaler Ueffnung, leicht geschweifter
Schneide und grüner Patina. Die Gussnähte inwendig.
Ornamente nicht vorhanden. Der Form nach setzt
Verfasser ihn in die 4. «»der 5. Periode (nach Mon-
telius) um 1060 bis 050 v.Chr. Der Fundort ist von
lutercsBü. Bronze von skandinavischen und westeur«»-
imjjücheu Typen wurden iu Fiuland an drei Oertlich-
keiten gefunden. Die uördliclie Gruppe am unteren
Lauf der Kyroelf; die mittlere zwischen Björneberg.
Kaum«» und Kümo; «lie südwestliche zwischen Ab«> und
Ilelsingfors. Zwischen diesen liegen weite Länder-
strecken, wo bis jetzt keine Bronzeartefacte gefunden
sind. Verf. macht indessen darauf aufmerksam, dass
unter den Steinhügelu (rö«), die zu Hunderten längs
der Küste liegeti, manche Brtmasaachen in sich bergen
können. Dass aber die Fundstellen, wo bis jetzt solche
zu Tag«? gekommen sind, als die ältesten Sie«le langen
zu bemoatm sind, dürfte kaum zu bmdkb sein. —
Dar Ort, wo der hier in Hede stehende Hohlcelt ge-
funden wurde, liegt nördlich der Aura -Au, also im
nördlichen Tlieile des eigentlichen Finlaml. Bisher
waren nur um südlichen Ufer der Au Bronzefuude
gehoben. Auch die ältesten KiscnaHerfunde stammen
aus den nördlichen Districten des eigentlichen Fin-
land, was aul ältest« Ansiedelungen hindeutet.
Im Buomen Museo für HW findet man die Ab-
bildung eines merkwürdigen Panzers, der aus Bein-
(datten zusammengesetzt ui und im Museum zu Vilwrg
»e wahrt wird. Ferner einen Fund aus dem alteren
Kiseualter, vom Deltalaad der Kyroelf.
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGIE
ZEITSCHRIFT
FOB
NATURGESCHICHTE UND URGESCHICHTE DES MENSCHEN
Organ
der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
Begründet von
A. Eoker and L. Lindensohmit
t ,
Unter Mitwirkung von
A. Bastian in Berlin, W. Hia in Leipzig, H. v. Höldor in Stuttgart, J. Kollmann in Basel,
J. Mestor t in Kiel, E. Schmidt in Leipzig, G. A. Schwalbe in Strassbarg, I«. St io da in
Königsberg, E. Virchow in Berlin, A. Voss in Berlin nnd W. Waldeyer in Berlin
hersnsgegeben nnd rodigirt
tod
Johannes Ranke in Manchen
Siebcnnndzwanzigster Band
Zweites Vierteljahrsheft
(Anegegeben Jnni 1901)
Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Abbildungen
BRAUNSCHW BIG
DRUCK UND VEILLAO VON FRIEDRICH VIHWEG UND SOHN
1901
INHALT DES ZWEITEN HEFTES.
I. Abhandlungen. Kleinere Mittheilungen.
V. Keltische HüßelgT&bcr im Scheithau bei Mergelstetten, Oberamt Heiden heim. Yon A. Hedinger.
Mit 20 Abbildungen 157
VI. Die Kelten. Von A. Hedinger . # . 169
VII. Eine SchulkinderunUrsuchung zum Zweck der Rassenbestimmung naoh Farbeucomplexion und
primären Körpcrmerkmalcn. Von Alfred Schl iz 191
VIII. Ueber die Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. Ein Beitrag
zur Rassenlehre (I). Von Anton Ny ström. Mit elf Abbildungen 211
IX. Bericht über einen Fötus von Gorilla savagei. Von W. L. II. Duckworth. Mit fünf Ab-
bildungen 263
X. Alterthümliche Speisen- und Gctränkebercitung bei den Serben. Von Sima Trojanovic.
Mit acht Abbildungen . . 239
XL Die Körpergrösse chinesischer Frauen. Von B. Hagen 265
II. Referate.
I. Zeitschriften- und Büch erschau.
Ans der deutschen Literatur:
Bastian, A.: Die wechselnden Phasen im geschichtlichen Schkrcis. Von Th. Achelie . . 267
Bastian, A.: Culturhistorisuhe Studien unter Rückbeziehung auf den Buddhismus, I. Von
Th. Achelis 268
Bastian, A.: Die humanistischen Studien in ihrer Behandlungsweiso nach coinparaliv-
genetisoher Methode auf naturwissenschaftlicher Unterlage. Von Th. Achelis . . . 268
Bastian, A.: Die Probleme humanistischer Fragestellungen und deren Beantwort ungsweisen
unter den Zeichen der Zeit. Von Tb. Achelis 269
Dritte asiatische Forschungsreise des Grafen Eugen Zichy. Band I: Herkunft der
magyarischen Fischerei von Dr. Johann Jankö. Mit einem vorläufigen Bericht des
Grafen Eugen Ziohy. — Recension des Werkes, von Otto Herraan. — Antwort
an Herrn Otto llerman , von l>r. Joh. Jankö und Anhang: Antwort Dr. Wilibald
Semayers auf die Bemerkungen Herrn Otto Herman's zur Uebersetzang desselben
Werkes — Nachtrag zur Recension des Werkes, von Otto Herma u. Von F. Birk ne r. 270
Schräder, O.t Reallexikon der indogermanischen Alterthumskunde. I. Halbband. Von
F. Birkner 272
Wissenschaftliche Mittbeilungen aus Bosnien und der Heroegovina. Heraasgegeben vom
Bosnisch -hercegovinLscben Landesmuseum in Sarajevo. Redigirt von Dr. Moritz
Hoernes. VL Band. Von F. Birkner 272
Daraus besonders besprochen:
Fiala, Franz: Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf
dem Glasinac im Jahre 1896 272
Fiala, Franz: Die Krgebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel in
Südostbosnien (anschliessend an den Glasinac) im Jahre 1697 . . 273
Fiala, Franz: Das Flachgräberfeld und die prähistorische Ansiedelung in Sanskimost 273
Fiala, Franz: Bericht über die Ausgrabungen am Debelo brdo bei Sarajevo im
Jabre 1895 273
Fiala, Franz: Prähistorische Bronzen aus Bosnien und Heroegovina 273
Fiala, Franz: Griechische Bronzehelme aus Bosnien und Hercegovina 273
Patsch, Carl: Archäologisch -epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der
römischen Provinz Dalmatien, ul. Theil 273
Fiala, Franz: Archäologische Misccllen 273
Dragicevic, Thomas: Neolithische Fundstätte auf den „Kraljevine“ bei Novi-
Seher 274
Grimmer, Johann: Fossile Säugethierreste aus der Save 274
Lorenz-Liburnau, Ludwig von: Die Wildziegen der griechischen insein und
ihre Beziehungen zu anderen Ziegenformen 274
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Seite
Archiv für Religionswissenschaft, herausgegeben von Prof. I>r. Th. Acheli». III. Band.
Von F. Birkner
Weinzierl, Robert Ritter von: Da« La Tene-Grmbfeld von Langngest bei Bilin in Böh-
men. Von F. Birkner
Beltz, Robert: Die «teinzeitlichen Fundstellen iu Mecklenburg. Mit Anhang: Geinitz
und Lettow: Fundstätte von Feuersteiugenithcn bei Ostseebad Wustrow a. d. Fisch-
land. Von F. Birkner
Büttner, Oskar, und Müller, Kurt: Technik und Verwerthung der Röntgen’achen Strahlen
im Dienste der ärztlichen Praxis und Wissenschaft. Von F. Birkner .
Jahrbuch für Photographie und Reproductionatecbnik für das Jahr 1900, herausgegeben
von Hofrath Dr. Josef Maria Eder. XIV. Jahrgang. Von F. Birkner
Ecker’» und Wiedertheim's Anatomie des Frosche», auf Grund eigener Untersuchung
durchaus neu bearbeitet von Dr. Ernst Gau pn. I. u. II. Abtheitong. Von F. Birkner
Kollmann, Paul: Dir Nordwesten unserer os taf ri kan i sehen Colon ie. Von F. Birkner .
Sinnett, A. P.: Die esoterische lieh re oder Geheiinbuddhismiis. Von F. Birkner
Breitenstein, H.: Einundzwanzig Jahre in Indien. I. Theil: Borneo. Von F. Birkner.
ilabcrer: lieber die .Normo occipitalis“ bei Mensch und Affe. inaug.-Dissirt. Von
F. Birkner
Brunner, Karl: Die steinzeitliohe Keramik in der Mark Brandenburg. Inaug. - Dissert.
Von F. Birkner
Waruschkin, Alexander: Ueber die Profilirung des GesichtBBchädel». Horizontale
Messungen am Gesichtsschadel. Inaug.-Dissert. Von F. Birkner
Zeillcr, Joseph: Beiträge zur Anthropologie der Augenhöhle. Inaug. -Dissertation Von
F. Birkner
Bumüiler, Johannes: Das menschliche Femur nebst Beiträgen zur Kenntnis« der Affen-
femora. Inaug.-Dissert Von F. Birkner . . . .
Aigner, P. D.: Ueber die os*a parietalia des Menschen. Ein Beitrag zur vergleichenden
Anthropologie. Inaug.- Di wert. Von F. Birkner
Woermanti, Karl: Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. I. Band: Die Kunst
dir vor- und ausserchristliohen Völker. Von F. Birkner
Archiv für Kriminal* Anthropologie und Kriminalistik. Herausgegeben von Prof. Dr. Hans
Gross. VI. Baad. Von F. Birkner
Sundstral, Franz: Aus dein Lande der Karaiben. Culturhistorische Fragmente. Von
F. Birknor
Garn er, R. 1*.: Die Sprache der Affen. A. d. Engl, übers, u. herausgegeben von Prof. Dr.
William Mars hall. Von F. Birkner
Heikel, H. J.: Die Brandgräber von Pniväniemi, Säijoki und Kirtnukarmu iu Satakunta.
(Analuta archäologica Fennica IV.) Von F. Birkner
Blasius, Wilhelm: Die anthropologische Literatur Braun sch weigs und der Nach bargehiete
mit Einschluss des ganzen Harze*. Von K. Birkner
Hultkrunz, J. Wilh.: Zur Osteologie der Ona- und Yahgan- Indianer des Feuerlandet.
(Aus Wiitentch. Ergehn, der sidiwed. Exped. nach den Slagellausläuderu 1895 bis 1897
unt Leitg. v. Otto Nordenskjöld. Bd. I.) Von F. Birkner
Kaestner, Sander: Embryologische Forsch uugsmethodeu. Von F. Birkner
Much, Rudolf: Deutsche Stamineskundc. Von F. Birkner
274
274
274
276
275
275
275
275
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281
261
261
281
282
283
283
II. Verhandlungen gelehrter Gesellschaften und Versammlungen,
Der XL Rassische archäologische Congress in Kiew 1899. Von L. Stic» da 284
Einleitung . . 284
Ucbcrricht der Sectionen (Abheilungen) 284
Bericht über die Sitzungen 284
I. Abth.: Vorgeschichtliche Alterthümer 284
1. Hörmann, Dr. Konstantin: (Jeber altrömische Grabdenkmäler . . 284
2. Truchelka, I>r. K.: DooutnenU prähiatoriques de Bosnie et de Herzegovine 284
3. Antonowitsch, Prof. W. B.: Ueber die Kurgatiaufdeckungen in Westwolhynien . . . 284
4. Heger, Dr. Franz: Ueber einige fremdartige Formen in der prähistorischen Cultur des
Kaukasus - 265
5. Ssisuw, W. J.: Lange Kurgane im Gouvernement Smolensk 285
6. Antonowitsch, Prüf. W. B.: Ueber die Steinzeit im Gouvernement Wolhynien . . . 286
7. Brandenburg, N. E-. Die Aborigenen des Gebietes von Kiew 2ÖÖ
8. Kadlez, Dr. K.: Ueber die Noth wendigkeit einer russischen Veröffentlichung der bei
den byzantinischen Schriftstellern vorkommenden Nachrichten 266
9. Miljukow, P. N.: Ueber die Ergebnisse der Ausgrabungen u. s. w. im Herbst 1899
bei der Ortschaft Patel am See Ostrowo in Macedonien 286
10. Pogodin, L.: Ueber die Beziehungen der indo- europäischen VolksBtümme zu den
Finnen 287
11. Gorodzow, W. A.: Die Xothwendigkeit einer Bearbeitung der Nomeuclatur uud Sy*te-
matisirung der vorgeschichtlichen Keramik 287
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Seile
12. Ewarnitzky, D. J.: Heber die Ausgrabungen in den Kreisen von Cherson und Alexan-
drowo (Gouvernement Cherson) ^ 287
13. Shitynskj, L. K.: I)ie Reste der Steinzeit im Bassin de* FIqmm Styx 288
14. Garatschenko, S. S.: Die Aufdeckung der Kurgane bei Miropol im Bassin des Flusse«
SlutscUa . . 388
15. Kulakowski, Prof. J. A.: lieber die gefärbten Knochen . . . 288
16. Tscberepnin, A. J.: Ueber die Aufdeckungen vou Kurganen im Gouvernement Rjitsan
während der letzten drei Jahre * 288
17. Melnik, Frau E. N.: Die Aufdeckungen von Kurganen in den Kreisen Rowno, Luzk
und Dubno (Gouvernement Wolhynien) . 288
18. Pokrowskj, A. M.: Heber die Typen der Schädel , die in den Kurganen Wolhynien»
gefunden sind 280
10. Beiasche wskj, N. K.: Die Ergebnisse einer archäologischen Kxcursion zum westlichen
Bug .289
20. Armaechewsky, Prof. P. J.: Heber ein Standlager (alte Ansiedelung) au« paläoli-
thischer Zeit an der Kirillowstrasse zu Kiew 280
21. Pokrowsky, A. M. und Chwoiko, V. V.; Heber Ausgrabungen im Kreise Kiew . . 290
22. Wesselowski, Prof. N. J.: Heber gleichzeitig gefundene Steinwerkzeuge u. a. w. aus
der römischen Zeit * 290
23. I.iiajew, Prof. M. J.: Heber Kurganaufdeck ungen bei der Stadt Keshiu ....... 290
24. Pulasky, F.: Archäologische Funde im Gouvernement Podolien . 290
25. Knauer, Prof. Th. J.: Heber Ausgrabungen im Kreise Akk» rman. Gouv. Bessarabien 291
26. Pokrowsky, A. M.: Heber die sogenannten Nomadenschädel der Kurgane ...... 292
II. Abth.: Historisch* geographische und ethnographische Alterthiimcr 202
27. SchtBcherbina, W. J.; Die Starosteien der Ukraine uach deu Reiseberichten de*
18. Jahrhunderts 292
28. Troizky, P. J.: Die alte Stadt Lopassnja und ihre Lage 292
20. Bunin. A. J. : Wo lagen die Städte Lipezk und Wargul u. s. w. . . 292
30. Dasohkewitsch . Prof. N. F.; Einige Vermuthungen über den Anfang des südrussi-
schen Kosakeuthums 888
31. Ewarnizky, D. J. : Zur Frage nach der Zahl u. s. w. de* Saporoger Setschen auf
Grund neuer archivalischer Forschungen 292
32. Laskoronsky, W. G.; Heber die Gorodiscbt sehen u. s w. im Bassin des Flusses Ssula 292
33. Schtscherbina, W. J.: Heber die letzten Reste des Kosakenthums in der rechtsufrigen
Ukraine (d. h. im Gebiete westlich vom Dijjepr) ,293
34. .1 Aschtschurah inskj , Ch. I*.: Heber Erntegebräuche und Erntegesänge ...... 293
36. Polowzew, A. W.: Uebor kleinrussische Konaken in französischen Diensten 1646 . . 293
36. Nikolaitschik , D.: Heber den Anfang und die Zunahme der Colonisation der linken
Dnjeprufergegend durch die Fürsten Wisch newetzkj - 293
37. Ssezinskj, £.: Einige Erläuterungen zur archäologischen Karte des Gouvernements
Podolien u. s. 293
38. Buuin, A. J.: Wo befand sich das in der Chronik vou 1268 geuannte Thor? .... 293
39. Ljaskoronskj. W. G.: Die Funde römischer Münzen im Bassin des mittleren Dnjepr 293
40. Kopf, A. A.: Ueber Alterthümer des Kreises tabedin im Gouv. Charkow' 294
41. Matwejew, A. A.: Die Topographie der Schlacht bei Berestetscliko (1651) ..... 294
42. Baewerny, N. E.: Ueber dm geographischen Namen im Gebiete von Tula, als Material
zur Naturgeschichte u. s. w. des Gebietes 294
43. Kordt, Universitätsbibliothekar W. A.: Bericht über die kartographische Ausstellung
in der Bibliothek der Universität 294
44. Knauer, Prof. Th. J.: Ueber den Ursprung der Benennung „Russw 294
45. Golubowsky, Prof. P. W. und Kiwlizkv, E. A: Ueber die Herstellung einer Karte
des Gouv. Tachernigow bis zum XVI. Jaur hundert 291
46. Anton o witsch, Prof. W. B.: Ueber die Lage der in den Chroniken erwähnten Orte
Schurtnsk und Peressopniza 204
47. Sikorsky, Prof, J. A. : Ueber den Nachweis der Hassenvcrmischung in einer Bevölke-
rung 294
48. Bagalej. Prof. D. J.: Ueber einige der zweiten Abtheilung des Congresses übergebene
Abhandlungen 294
III. Abth.: Kunst -Alterthümer (vereinigt mit der X. Abth.: Numismatik und Sphragistik) . 294
40. Jstnmin, M. P.: Die Fresken des XVII. bis X VIII. Jahrhunderts in den Kirchen und
Capdleu des südwestlichen Russland» 294
50. Tscnetyrkin, J. D.: Ueber einige alte Gegenstände, die aus dem südlichen Russland
(Gouvernement Tschernigow und Kiew) nach Kaluga gekommeu sind 294
51. Stern, Prof. E. R. ▼.: Heber die Bedeutung der keramischen Funde für die Cultur-
geschieht« der Schwarzen Meer -Colonisation 294
52. Ssusslow, W. W.: Die Periode des Verfalles der alt -russischen Architektur ara Ende
de* XVII. ond zu Beginn des XVI 11. Jahrhunderts 295
53. Köper, Dr. F,: Polnische Kunstdenkmäler in Russischen Museen 295
54. Xikolajew, W. N.: Die Innenwände der grossen Kirche der Kicw-Petscherskischen
Lawni nach Eutfernung der Stuccatur 296
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Seil*
IV. Abth.: Häusliches und öffentliches Leben . 296
56. Deratscbenko, G. W.: Was ist unter Ljudi pritomnije (poln. ludzie pzytomni) zu ver-
stehen? 295
56. Golubowski. 1*. W.: Bis zu welcher Zeit kann man in Südrussland das Verfahren,
»ich beim Kampf durch eine Wagenburg (Ru«. Tabor) zu schützen, verfolgen ? . . . 295
57. Jassinsky, Prof. A, N.: Ueber die mittelalterliche Agrarordnung Böhmens 295
58. Tscherepnin, A M.; Dlbtf die Kiewschen Griwncn 295
69. Wittyg (Wittich?), W. M., in polnischer .Sprache: Ueber die ursprüngliche polnische
Griwna und ihre besondere Theilung 296
66. Bogojawlewskj, 8. K.: Ueber das Gesetzbuch des Zaren Fedor IwaoowtUch .... 296
61. Jassinsky, Prof. A. P.: Zur Fragt* nach dem Ursprung der mittelalterlichen Urbarien 296
62. Hodakowa, E. P.: Das wirtschaftliche L«*lnjn der klein russischen Gesellschaft des
XVIII. Jahrhunderts nach den damaligen Revisionsbücbern 296
63. Müller, D. P.: Ueber die Pikeniere (Lanzenreiter) de» XVII. Jahrhunderts 296
64. Lewitzky, 0. J.: Die gebräuchliche Form der Eheschüessnng im südwestlichen Russ-
land während des XVL und XVII. Jahrhunderts 296
V. Abth.: Kirchliche Alterthümer 297
65. Schtscheokin. W. N. : Ueber eiue Zeichnung in der Nowgoroder Malerschale . . . 297
66. Trozkj, N. J.: Ihm Wappen der Stadt Kiew und der Erzengel Michael u. s. w. ... 297
67. Tschetyrkin, J. D.: Leber die Kreuze der Altgläubigen iu Kaluga 297
68. Ssusslow, W. W.: Wiederherstellung der ursprünglichen Form der Sophieukathedrale
in Nowgorod 297
69. Dolgow. 8. 0.: Die Legende vom Bilde UotteB des Vaters u s. w 297
70. Titow, Prof. Th, J.: Was stand in alter Zeit an der Stelle der heutigen Andreaskirche?
71. Titow, Prof. Th. J.: Ueber die sogenannten ausländischen Klöster der Kiewscheu
Kparchie 297
•m o : l. : . r i . n: . zi. i n t- - n i_i* aa-
K. nnt'tiuBKj, t i IIDII-I «... *> . . viv auf>io niltUR i uuimriis ...............
73. Istnmin, M. P.: Die hauptsächlichsten Grundzüge der Ikonographie in Wolhynien
während des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 297
74. Golubzow, Prof. A. P.: Ueber ein alles Mutler-Gottesbild und über die alte geistliche
Akademie in Kiew 297
75. Swerew, S. E.: Ueber die bildliche Darstellung des heiligen Mitrofan in Woronesch 297
76. Georgiewskj, W. P.: Ueber die Alterthümer der Stadt Susdat . 297
77. Pochwalinskj, E. K.: Ueber alt russische , am Körper getragene Krenzehen und
Heiligenbilder 297
78. Uspenskj. M. J.: Ueber die Schule der russischen Heiligcubildcrmalerei 297
79. Georgiewskj, W. T.: Zur Frage nach der Methode des Studiums der russischen
Heiligenbildermalerei 297
80. Fotinskj, 0. A.: Ueber die KreuzbrüderBchaft und andere Verbrüderungen 297
81. Korolkow, Prof, und Priester J. X.: Ueber die Darstellungen der hellenhrhen Weisen
und Sibyllen in russischen rechtgläubigen Tempeln 297
VI. Abth.: Denkmäler der Schrift nnd Sprache 297
82. Schtschepkin, W. N.: Ueber die Theilung der altslavischen und bolgarischen Sprache
in Dialekte 297
83. Rajewski, A. S.: Ueber ein Gebetbuch in der Bibliothek des erzpriestcrlichen Hauses
in Jtroftlaw atm dem XIII. Jahrhundert 297
84. Kamaniu, J. M.: Die Hauptmomente in der Geschichte der Entwickelung der süd-
russischen Schrift während des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 297
85. Sobolewsky, Prof. A. J.: Die alten kirchenslavischeii Dichtungen und ihre Bedeutung
für die Geschichte uud Sprache . 297
86. DaBchkc witsch, Prof. N. P.: Einige Betrachtungen über »len sagenhaften Uja Muro-
metz u. s. * 298
87. Ab ramo witsch, Prof. D. J.: Ueber den Umfang und Charakter der literarischen
Thätigkeit des Chronisten Nestor . 298
88. Wolkow, Prof. N. W.: Ueber die ältesten kirchensluvischen Notenbücber 298
89. Wladimirow, Prof. P. W.: Ueber den Zusammenhang der apokryphischen Ikono-
graphie u. f. 298
90. Speranskj, Prof. M. N.: Slavisoh-russische Uebersetz urigen 298
91. Lawrow, P. A.: Die slavonische Uebersetzung der Sonara u. s. w 298
VII. Abth.: Byzantinische, elastische und westeuropäische Alterthümer 298
92. Busesskul, Prof. W. P.: Ueber die Erfolge u. s. w. auf dem Gebiete der griechischen
Geschichte . 298
93. Farmakowski, B. W.: Die neuesten wissenschaftlichen Unternehmungen des (russi-
schen) archäologischen Instituts in Konstautinopel 298
94. Hör mann, Dr. K.: Ueber das römische Castrum in Magorellu 298
95. Farmakowskj, G. W.: Ueber eine byzantinische Handschrift mit Miniaturen .... 21 >8
96. Vocht, W. R.: Ueber die astrologischen Thataachen der Geburt des Cäsar, des Agrip-
pinus und des Tiberius 298
97. Kulakowski, Prof. J. A.: Zur Geschichte des Bosporus (Kertsch) während des XI.
bis XU1. Jahrhuudera 296
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SM
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301
301
106. Wessel owslci, N. J.: ('etter die letzte Zerstörung der Stadt Samarkand
X. Abth.: Numismatik uud Sphragistik, siehe III. Abth
XI. Abth.: Archäographische Denkmäler
107. Zwetajew, Prof.: lieber die Warschauer Archive
108. Lwow, A. N.: Die russischen Gesetzesbestimmungen in Betreff der Archive
109. Rajewskj, A. S. : Bericht über die Kalatschew-Cornmission des Jahres 1873 in Betreff
der Einrichtung von Archiven . . __
110. Bagalej, Prof. D. J.: Ueber historisch© Materialien als Quellen der Archäologie . . .
111. Worono w, A. P.: Die Archive* departementale» in Frankreich
112. Kamanin, J. M.: (Jeher die sachverständige Untersuchung gefälschter Documente . .
113. Schipo witsch. Priester J. E.: Die Chronik des Kapuzinerklottcr» in Winniza der Jahre
1744 bis 1882
114. Schmelew, G. N.: Theorie and Praxi* der Archiv Verzeichnisse
115. Sawelow, L. M.: Leber das Archiv der Versammlungen der Adelsdcputirten ....
1 IG. Samokwasvow, Prof. D. J.: Ueber die Ccntralisation der Ueichsarchive in West-
europa U. S. W. '
117. Lewis kj, 0. J.: Uel)«r dae Schicksal der Acten, die sich auf die Grenzen des südwest-
lichen Gebietes von Klein-RuRstand beziehen
118. Schmurlo, E. F. : Ueber die Einrichtung einer russischen archäograpbischen Com-
missiun beim vaticauischeu Museum
119. Kamanin, J. M.: Ueber die Archive in Wolhynien und Podolien .
120. Bagalej, Prof. D. J.: ( eher die Notbwendigkeit der Einrichtung eine* Centralarchivs
in Charkow 302
121. Laschkarew, P. A.: Die kirchlichen Alterthütner der Stadt Tschernigow 302
Allgemeine Sitzungen * 302
122. Downar-Sapolskj , M. W.: Uebersieht der Thätigkeit der Gouvernements- Archivs-
cotumission während der letzten drei Jahre . 302
123. Wittyg, W. M.: Ueber die Xothzustünde der Archäologie im Zarthum Polen .... 302
124. Bolssunowskj, W.: Ueber kleiue Bleiplättchen mit bestimmten Zeichen 302
125. Markowitsch, Prof. A. J.: Ueber die Conservirnng alter Denkmäler 302
126. Uwarow, Grätin P. S.: Vorlesungen über Archäologie an russischen Universitäten . . 302
Allgemeine Schlusssitzung am 19. August 302
127. Antonovritsch, Prof. W. B.: Ueber die archäologischen Ausstellungen während des
Congresses 302
128. Kamanin, J. M.: Uebcrsicht der aufgeKtellteri Handschriften und alteu Bücher. . . 302
129. Uwarow, Gräfin P. S.: Allgemeine Uebersieht über die wissenschaltliche Thätigkeit
des archäologischen Congresses 302
8chlu*sbcricht 302
30!
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tu»
VIII. Abth.: Alterthümer der südlichen und westlichen Slaven .
99. Sobolewski, Prof. A. J.: Die kirchenslavischen Texte mährischen Ursprungs . . . .
99. Niederle, Prof. Dr. L-: Ueber die Zeit der Uebersicdoluug der Slaven vom Norden
der Karpathen nach Ungarn . . . .
100. Florinsk], Prof. P. D.: Ueber die Herkunft und die Benennung der mährischen
Walachen
101. Slatarskj, Prof. W. N.: Wo ist die älteste bulgarische Hauptstadt (Residenz) zu
suchen?
102. Lamansky, Prof. W. J.: Ueber die Jassen-Alanen
IX. Abth.: Orientalische Alterthümer
103. Msserianz, L. S.: Ueber die sogenannten Wan’achen Elemente in der armenischen
Sprache
101. Chachnnow, Prof. A. C.: Ueber das Leben und die Thätigkeit Antonius I., des
Katholikin« von Grnsien
106. Turajew, B. A.: Ueber die koptischen Texte, die W. Ü. Bock in Aegypten erworben
III. Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
II. Anatomie. Von I)r. F. Birkuer in München 27
I. Nachträge vom Jahre 1897 27
II. Literaturbericht für 1898 28
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V.
Keltische Hügelgräber im Scheithau bei Mergelstetten
Oberamt Heidenheim.
Von
A. Hedinger.
(Mit 20 Abbildungen im Text.)
Schon zweimal , am Anfang der 30er Jahre und 1847 worden zuerst 3, später 15 von den
30 dort befindlichen Grabhügeln geöffnet und sehr interessante Funde aus der HallstatUeit zn
Tage gefördert, darunter ein goldener Ohrring mit prachtvoller Ornamentik, das durchbrochene
ornamentirte bronzene Ende eines Trinkhome», eine sehr schöne halbmondförmige Fibel mit
Klapperblechen, wie sie in Hallstatt und Krain (Laibacher Museum) nicht selten sich finden,
Glasringe, bronzene Arm- und Ohrringe, ganze Urnen ohne oder mit Ornamenten, sowie Knochen,
Kohlen und Asche ausserhalb der Urnen in grosser Menge, letztere auch innerhalb. Die wich-
tigeren Funde befinden sich in der königL Sammlung in Stuttgart. „Schon hier fanden sich im
ersten Hügel kleinere schfiseelartigc Gefäsae in grösseren breiteren Urnen, in denen Asche
und Erde waren. Daneben ein Harzkuchen, kleinere wie versteinerte Knochen, Asche und
Kohlen. Die Urnen waren im ersten Hügel nicht verziert.“ (Die Harzkucben sind nicht seltene
Beigaben in den Urnenfriedhöfen Süddeutschlands nnd wurden wohl auch als Rauchopfer ver-
wendet)
Im zweiten Hügel stiese man auf Eisenreste von einem grossen einschneidigen Messer,
verzierte Scherben und feste Kohlenmasse ') in einem Krug, etwas tiefer auf einen „Koblenring“
mit Knochen vermischt. In diesem Ringe standen mehrere Geftsae. Eine mit einem Deckel
geschlossene Vase, in der wieder ein Scbüsselchen (wohl ein Trinkgeiaae) steckte, such ein
kleiner eiserner Ring fand sich daneben. Als der Boden weiter abgehoben war, fand man,
dass alle die Krüge, Scherben und Kohlen in der Mitte von vier im Viereck ge-
legenen eylinderförmigen Steinen lagen, so dsss jeder 1,5 in von dein anderen ent-
fernt war. Die Scherben waren mit blauen und hellrothen IJnien verziert.
Im dritten, kleinsten Hügel und in lm Tiefe in der Mitte desselben (es sind die Funde
fast immer in der Achse des Hügels, selten ezeentriseb) zeigten sich kleine Feuersteine (d. b.
") Vergl. Württemb. Jahrbücher 1883, II, 8. 355 ff. und Mitthcil. d. Württemb. Alteribumiverelns, Bd. X,
Heft I bii XII, Nr. 18, 1847.
20*
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158 A. Hedingor,
vcrkieselter Kalk), Kohlen und Asche, und noch etwas tiefer auf dem gewachsenen Boden ein
Kreis Kohlen (soll wohl heissen Asche und Kohle), auf dem kleine weissgebrannt« Knochen-
stücke zerstreut waren. Der Leichenbrand war immer mehr oder weniger zusammengebacken,
meist auch mit schwarz gefärbter Erde. In der Mitte dieses Kohlenkreises stand eine zusammen-
gedrückte Urne. Um diese lagen wieder Scherben von Tellern und schüsselartigem Geschirr.
In diesem Hügel waren keine kleineren GefÜsse. Die Scherben waren auf dem Bruche schwarz,
aussen dunkelroth, andere dunkelbraun. Nur die Scherben der Teller und Schüssel lrntten Ver-
zierungen in rothen und blauen Zickzacklinien., Der Kohlenhaufen war hier sehr betrücht-
lioh ').
Von den 16 im Jahre 1847 ausgegrabenen Hügeln ist Folgendes bemerkt:
nl)ie unter dem Erdaufwurf auf dem gewachsenen Boden ausgebreitete Holzasche sammt
den Knochenpartikeln lasst vermuthen, dass hier der Todt« verbrannt und dass unmittelbar auf
der Brandstätte der Grabhügel errichtet wurde. Ueber der Asohc lagen irdene Gelasse, die
grösseren bis 0,6 m Durchmesser waren meist zerbrochen, nur die in grösserer Tiefe gefundenen
mehr oder weniger gut erhalten. Sämmtliche Gefüsse sind von schlechtem Thon gebrannt, sehr
porös und sehr zerreiblich, oft lockerer als die sie umgebende Erde. Ihr Bruch ist immer
schwarz, die äussere Farbe nur leicht aufgetragen, hauptsächlich ein leicht abwaschbares Roth,
Schwarz, grauer Bleiglanz, auch ein Braun. Auf der Drehscheibe sind nur wenige gemacht.“
Vielleicht aber mit Hülfe eines ähnlichen primitiveren Instrumentes, was auch von den jetzigen
keramischen Funden gesagt werden kann, wie man sowohl im Constanzer als Berner und
Karlsruher Museum solche dazu dienliche, verschiedenartig gewölbte und geformte Steine
sehen kann.
Die Ränder sind häufig verziert, mit einfachen Winkeln und Zickzacken, seiten auch mit
Punktirungen.
Ausser den oben genannten Funden «ind noch zn nennen: kleine durchbohrt« Kugeln
von Gagat, 183 Stück, in Form von Rosenkränzen, Arm- und Fuasringc von Bronze, Kinder-
gürlel von gepresstem Bronzeblech.
Seit jener Zeit wurde entsetzlich in diesen Hügelgräbern gewirthschaftet , ohne Sach- und
Fachkenntniss plan- und systemlos in denselben gebohrt, gegraben und abgehoben, so dass
wohl noch manche etwas enthalten werden, dass aber jedem Kenner die Lust vergehen wird,
sein Geld in diesen verstümmelten Gräbern zu vergraben. Ich konnte mich daher nur zur In-
angriffnahme von sieben noch intacten Hügeln, darunter ein sehr grosser von 74m Umfang,
entschliessen , die allerdings die Mühe der Ausgrabungen in der tropischen Hitze des Monats
August 1899 wenigstens wissenschaftlich lohnten. Schon hier muss ich darauf hinweiaen, dass
keiner der geöffneten Hügel dem anderen an Inhalt und Funden gleichkam. Allen freilich
gemeinsam war das Fehlen der Leichenbeatatlung, sowie der Mangel an Waffen. Nur
in zweien fanden sich Kohle, Asche und Knochen; grössere Mengen Leichenbrandes nur im ersten
und sechsten, sowie Bestattung von Knochenresten zusammen mit Kohlen und Asche in Urnen
im fünften. Für beide, ganz besonders für den fünfteu mit der Bestattung von Knochenresten
und Asche war die chemische Untersuchung schon allein beweisend.
lJ Einzelne Kohlemtttcke zeigten noch die Structur von Buchen und Eichen.
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Keltische Hügelgräber im Scheithau etc.
169
Der erste Grabhügel.
Umfang 40 m, Länge 7,5 m, Breite 6,5 m. In der Tiefe von 1,20 m stiess man auf braune
Scherben ohne Ornament. Krst auf dem gewachsenen Boden, 1,40 m, zeigt sioh die erste Brand-
spur, die sioh von Nord nach Süd in 1,50 m erstreckte.
Die Dinge der Brandplatte betrug gegen 2m, Breite der Brandplatte 1,5 m, Tiefe der
Brandplatte 0,35 m.
Der Inhalt der aus Asche, Kohlen und einzelnen Knochenstücken bestehenden, ausser-
ordentlich regelmässigen, wie geologisch geschichteten Brandplatte war gegen 2 cbm. Auf dieser
Fig. 1. Fig. 2.
Hebe 20.5 ein, HOhe 5 cm.
Durchmesser 25 cm. Durchmesser 9,5 cm.
Höhe 35 cm, Durchmesser 36 cm.
Fig. 4.
Fig. 6.
Höhe 32 cm, Durchmesser 34 cm. Hohe 82 cm, Durchmesser 40 em.
Brandplatte lagen die zahllosen Scherben, die, wie sich später zeigte, einer grossen Anzahl von
fast durchweg verschieden geformten Gof&ssen (nur eins davon mit Ornament und zwar mit
gewulsteteiu Sohuurornament) angehürton. (Kig. 1.)
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160
A. Hedinger,
Die Urne ist braun, 85 em hoch, mit stark '/, m Durchmesser, bimförmig, aber mit etwas
breiterem Kuss und offenbar primitiver als die anderen.
Ausser dieser stiess man aber nooh auf Scherben einer niederen sehr bauchigen, oben weit
offenen Urne, ganz verbrannt, die jedenfalls lange im Feuer gelegen hatte, ebenso auf viele
Scherben von zwei grauen Urnen und ein rothes Plättchen und auf einen kleinen, ganz runden
Napf (Trinkgofäss), sowie eine Unzahl Scherben von einer dunkelrothen bimförmigen Urne mit
wenig steilem Hals wie im zweiten Hügel. (Fig. 2, 3, 4.)
Auoh eine zweite grosse rothe Urne mit einfachem Graphitornament, bimförmig, konnte
aus dem ersten Hügel zusammengesetzt werden, mit 32cm Höhe und 40cm Durchmesser und
Behr steilem Hals, wsr nach Nessel in Süddeutschland immer ein Zeichen der Bronzezeit ist
(Fig. 5.)
Der zweite Grabhügel.
Umfang desselben 56 m, Länge 14 in, Breite 12,5 m. Er enthielt weder Asche noch Kohlen.
Bei 1,70 m fanden sich die Reste eines Tellers und ein fast vollständig erhaltenes topfförmiges
Fig. 7.
Fig. 6.
H61ie 7 cm, Durchmesser 21cm. Hübe 7,7 cm, Durchmesser 12,:. cm.
Trinkgefäss mit einem Fuss, aber fast ohne Hals, das auf dem Teller stand, ln Wagner’s
Urnenfriedhöfe, Tat I, 8 ist eine ähnliche Form, nur fehlt bei meiner das Ornament und es
wird wohl als älter angesehen werden müssen. (Fig. 6, 7.)
Der dritte Grabhügel.
Umfang 72 m, Hügellängo 17,6 m, Breite 24 m, Schlitztiefe 1,5 m.
Bei 0,6 m Tiefe lagen Reste von drei Bronzeringen, ein hohler, glatter Halsring und zwei ein-
Fig. 8.
Dronzeringe. V* nat. Grösse.
Fig. 9.
Höhe SO cm,
Durchmesser 24 cm.
fache Armringe. Schon bei 0,4 m
fanden sieb Scherben, ebenso bei
1,5 m und zwar hier massenhaft,
darin Reste von einer Urne. (Fig.
8, 9.)
Die Urne hatte einen Hals
im Gegensau zu der im zweiten
Grabhügel, sonst ist der Befund
an GefSssen ziemlich gleich. Nir-
gends Knochen, Kohlen oder Asche.
In allen Hügeln lagen die kleineren Gefässe, soweit es nooh zu controliron war, in den
grösseren (was bei der jüngeren Bronzezeit immer der Fall ist).
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Keltische Hügelgräber im Scheithau etc.
161
Der vierte Grabhügel (der grösste).
Umfang desselben 74,4 m, Länge desselben 27,4, Breite desselben 24 m, weshalb er trichter-
förmig geöffnet werden musste.
In diesem wurden Scherben von kleineren Urnen gefunden in 1,8m Tiefe, sowie zwei
ähnliche, wie die rothe und die graue, bimförmige aus dem ersten Hügel, die nicht mehr zu-
sammengesetzt werden konnte. Sie hatte einfache gerade schwarze Graphitstrichc; es ist ein
GeHUg, bei dem Hals und Rand keine Scheidung zeigen, mit ganz flachem Boden.
In 1,3 m Tiefe fanden sich zwei Hauer vom Kber und zwei Unterkiefer von grossen
Hirschen. Ausgegraben wurde bis zu 2 m Tiefe. Nirgends wurde bis jetzt in oder an den
Scherben oder in den mehr oder weniger crltaltcnen Gelassen Kohle, Asche oder KnochenreBte
gefunden.
Der fünfte Grabhügel
gewährt ein anderes Bild. In ihm fanden sich Reste der Urnen mit fest anhaftendem Leichen-
brand , ebenso der Oberarmkopf eines Menschen , Knochenlheile vom humerus und anderen
Theilen in calcinirtem Zustande.
Umfang des Hügels 35 m, Länge des Hügels 14 m, Breite des Hügels 14 m, Schlitztiefe
des Hügels 0,8 m.
Von allen Hügeln waren also in diesem die Funde am wenigsten tief zu erreichen. —
Die Scherben waren von kleinen Urnen, ähnlich wie die früheren, flache Gefasse; eine wunder-
schöne, fast ganze, nicht ornamentirte kleine Urne mit Deckel, mit ganz steilem Hals. (Fig. 10.)
Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12.
Hohe 17 cm,
Durchmesser 17 cm.
Höhe 5 cm,
Durchmesser 21 cm.
Mond platte.
Dicke 1 cm, Durch-
messer 17 cm.
Ebenso (Fig. 11.) ein tellerförmiges Gelass, ohne Kohle, Asche oder Knochen, ferner eine
Platte mit zweierlei (Fig. 12 [vgl. a. Fig. 19a, b]) Ornamentik, in deren Mitte die Reste eines Aufsatzes
sichtbar Bind, der ein Analogon hat in unserer königl. Sammlung, wo ein allerdings excentrischer
halbmondförmiger Aufsatz ist, wodurch der Eindruck eines Cullgegenslandes sich nicht umgehen
lässt '). Es ist bis jetzt erst das zweite Stück der Art und überhaupt noch nie uäher beschrieben.
Auch io Laibach findet sich nichts Aehnliches. Dagegen sah ich in der fürstl. hohenzollernschen
Sammlung den halbmondförmigen Aufsatz ohne Platte, wie auch das Bruchstück eines solchen
bei Ausgrabungen in der Nähe von Marbach (schwäbische Alb) sich in der neuesten Zeit fand.
Es ist eine sogenannte Mondplatte oder Mondbild.
l) Föhr, Hügelgräber auf der schwäbischen Alb. Stuttgart, Kohlhammer, 1892. Taf. V, Fig. 4, 8.50 bis 51.
Archiv für Anthropologie. Bd. XXYIL 21
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162
A. Hedinger,
Der sechste Grabhügel.
Der sechste, von einem Strüaschen durchschnittene Grabhügel beherbergte eine grosse
Brand platte.
Er besass einen Umfang von 41,6 m, Länge 14,4 m, Breite 11,2 m, Durchmesser der Brand-
platte 1,50 in, Tiefe der Grabung 0,50 m, Durchmesser des Grabloches 3 m.
Er hatto in mancher Beziehung Aehnlichkeit mit dem ersten Grabhügel. Vor Allem stiess
man auf eine Brandplatto von 1,50 m Durchmesser, Tiefe und Dicke ähnlich der im ersteu
(aber schon bei 50 cm Tiefe). Auch sind viel mehr Knochenreste und calcinirte Knochen in
dein Leichenbrand cingebackcn, obwohl er kleiner ist, als jener.
Dagegen waren mindestens ebenso viel Thongefisse oder eigentlich noch mehr darin, da
eine Unzahl Scherben, verschiedenen Gefässen angehörig, nicht mehr zusammengesetzt werden
konnten. Zwei der wieder hergestellten, darunter eine Schaale, waren leicht mit Graphit überzogen
(Fig. 13.), wie es in der jüngeren Bronzezeit (nach Naue) hier und da vorkomml, zum Unterschied
Fig. 13. Fig. 15.
Höhe 10 cm,
Durch messer 22 cm.
Fig. 14.
11 öhr 8 «*in, I>uiehiur*2M r 22 cm.
V* nat Grös*«.
von den innen und aussen graphitirten der UallstatUeit. Der Teller hat innen ein schönes
Stemgrnphitornament. (Fig. 14.) Eine nicht ornamentirte, höchst einfache Schüssel war leicht mit
Roth angestrichen (Fig. 15), ebenso ein ziemlich grosser Topf ohne Ornamente, aber wie es scheint
polirt, mit Ausbauchung wie im ersten Grabhügel. — Das meiste Interesse aber nimmt das combi-
nirte Ornament von Kreisen mit Centralpunkt, abwechselnd mit doppeltem Zickzack, unterbrochen
von je zwei geraden Linien, innerhalb deren ebenfalls Kreise mit Centralpunkt sich befinden, in
Höhe 9,0 cm, Durchmesser 21 cm.
Fig. 16.
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1 63
Keltische Hügelgräber im Scheithau etc.
Anspruch. Es ist in dieser Verbindung sebr selten vorkommend und weder in unserer königl.
Staatssammlung noch in den süddeutschen Museen oder in der Literatur zu finden. Aelmliche
Motive, d. h. Kreis mit Centralpunkt, aber in Verbindung mit anderen Ornamenten kommen in
der Hallslattzeit vor, das unsrigo wird aber noch, wie die anderen keramischen Funde, der
jüngeren Bronzezeit oder höchstens der Ucbergangsperiode zur Alteren Hallstattzeit zuzureehnen
sein. Das Gefüss ist sehr dünnrandig, zierlich, Höhe 25cm, Durchmesser 15cm an der Ocff-
nung im wiedcrhergestcllten Zustande. Eine eigentliche Bemalung, wie bei den Föhr’schen
Urnen, ist nirgends zu bemerken. (Fig. 16.)
Ucberall fanden sich kleine Mengen sogenannter Feuersteine1), d. h. verkieselten Kalks,
wie eie in dieser Gegend zu treffen sind und als Hornsteine gewöhnlich bezeichnet werden.
Sie sehen Artcfacten zum Theil sprechend Ähnlich, ebenso stossen Bobnerzknollen in dem oben
sehr sandigen, unter lm lehmigen Boden überall auf. Sowohl Sand als Erde sind stark eisen*
haltig. — Der Lehm ist ausserordentlich plastisoh.
Der siebente Grabhügel.
Einern siebenten, ebenfalls von der Strasse durchschnittenen Hügel, dessen Äussere Vcr-
hAllniase, sowie Tiefe der Grabung u. s. w. ganz dem sechsten entsprechen — nur Brandplatte,
Asche und Knochen fehlten — , wurden noch drei graphitirte Urnen verschiedener Grösse ent-
nommen. Die Formen derselben kommen in ihrer Einfachheit denjenigen der früher skizzirten Gc-
fässe gleich. Die schönste Bohwarzc Graphiturne (Fig. 17, 18) mit sechs parallelen senkrechten Doppel-
Fig. 17.
Fig. 18.
strichen ist 31,5cm hoch, mit Durch-
messer von 32 cm, die kleinste 10 cm
hoch, 16 cm Durchmesser. Das Auf-
fallende ist auch hier die Mannigfaltig-
keil der Formen: kein einziges Gcfiis*
entspricht genau dem anderen in Höhe,
Band, Durchmesser, Fuss, Bauch und
Hals, und doch sind alle gleich graziös
in ihrem Bau, so dass unter den vielen
Qefilsscn keine einzige Dublette ist.
Was diese Einfachheit betrifft, so
kann man sie kaum als zufällige be-
zeichnen. Die Annahme wäre ja sehr
verführerisch und in manchen Fällen auch nicht ganz von der Hand zu weisen, dass bei
einer so grossen Anzahl von Gribern Reich und Arm eine Rolle gespielt hätten, ja das
Massenbrandgrab im ersten Hügel, die grosse Brandplatte im sechsten, sowie eine Anzahl
von noch näher zu besprechenden Gründen lassen mit Wahrscheinlichkeit den Schluss auf
Bestattungen einfacher Leute ziehen, die damals jedenfalls noch zahlreicher waren als heutzutage,
allein es sind eben meist solche Gefässe, wie man sie für den Gebrauch bedurfte, und ihnen deshalb
>
' 1
8^
A
L
_ .
Höhe locm
Durchmesser 16 cm.
Graphiturnen.
Höh«* 31 ,5 cm, Durchmesser 32 cm.
') Vergl. hierüber: Hedinger, Resultate geologischer Untersuchungen prähistorischer Artefacte des
Sch weiser bildes. Zürich, Zürcher und Furrer, 1893.
«•
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164
A. Hedinger,
mitgab. Ebenso richtig aber wird es sein, die am Anfang beschriebenen, früheren Grabhügel
Reicheren zuzuschreiben. Immerhin aber lässt sich namentlich im Vergleich mit den Föhr’schen
prachtvoll gezeichneten und omamentirten keramischen Funden ein grosser Unterschied heraus-
finden, der wohl in einer früheren Culturperiode besteht. Dass dabei in einzelnen Fällen unge-
übte Il&nde, wie bei der Cultplatle mitgewirkt haben können, darf uns nicht täuschen. Jeden-
falls war hier oben durch lange Zeiträume eine sehr entwickelte Töpferindustrie, wie auf einem
grossen Tbeilc der schwäbischen Alb und dem oberbayerischen Lande; dann kann es uns auch
nicht wundern, dass dieser Bcstaltungsplalz lange benutzt wurde, denn auch wir bestatteten ja
durch Jahrhunderte am gleichen Platze, der dem Volke dadurch gewissermaassen ein Ueiligthum
wurde.
Ornamentik der Platte. (Fig. 19a, 19b [vgl. a. Fig. 12].)
Ornamentirt« Mondplstte mit Kesten vom
Aufsatz. In meiner Sammlung.
lern dick, 17cm Durchmesser.
Vollständige Mondplatte (nicht ornamentirt) in der
königl. 8taatsBammlung Stuttgart
1,5 cm dick, 20 cm Durchmesser.
Nach Analogie einer in der Staatssammlung befindlichen, von der nahen schwäbischen Alb
horrührenden Platte (Sammlung Föhr), dio aber nicht ornamentirt ist und den halbmondförmigen
Aufsatz excentrisch hat, lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit dieses Object als Cultgegen-
stand bezeichnen, das, wie ich früher andeutete, wegen der Ornamentik schon als stehend resp.
angelehnt zu denken ist Die hintere Seite ist nie ornamentirt In erster Linie muss bei dem
keltischen Cult des gestirnten Himmels an die Mondgüttin gedacht werden. Die dio Mond-
göttin bedeutenden halbmondförmigen Aufsätze sah ich in verschiedenen Arten in einer Anzahl
von Museen, entweder wie hier von der schwäbischen Alb auf einer runden glatten oder auch
einer omamentirten Platte (neuerdings fand sich auch bei Marbach das stark angobrannte
Die Platte hat ein äusseres fingeraagelähnliches Ornament, deutlich mit Stäbchen ein-
gedrückt, das innere besteht aus Ziokzacken in Rautenform, die aber der mangelhaften Zeichnung
wegen manchmal verloren geht, da die auf einander gestellten Zickzacke nicht alle auf einander
passen, so dass eine stellenweise missgestaltete, geometrische Figur, ohne Zusammenhang der
einzelnen Theile resultirt.
Fig. 19 a.
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165
Keltische Hügelgräber im Schoithau etc.
Mittelstück eine» solchen Aufwitzes '). — Das Mondbild kann mit oder ohne Fuss »ein, letztere»
kommt in den Pfahlbauten vor, die vom Bodensee besitzen glatte oder ornamentirte Hörner.
Auch hier ist immer nur die vordere Seite omamen tirt, vier SlQck sind in Conatanz, die vom
Bielersee in Zürich haben zwei und vier Füsse, von Mörigen am Bielersee sind im Berner
Museum vier solcher mit Sonne (durch eingedrückte Fingerspitzen hergestellt) und Strahlen auf
beiden Hörnern zu sehen.
Aber auch in Hügelgräbern ans der jüngeren Bronzezeit, glatt und leicht mit Streifen-
ornament, neben Tbongefassen mit einfachen Ornamenten finden sie sich in der Züricher
Sammlung.
Eines der Mondbilder mit Fass, 0,25m lang, 0,14m hoch, hat breite Riffeln, die um den
Fu*s und den unteren Tbeil de» Halbmondes hennnlaufen, sowie auch schräg laufende, an beiden
Enden durch kleine Löcher begrenzte, tief eingegrabene Linien, und zwei den flachen Theil de»
Halbmondes einfassende Zickzacklinien. Der Fuss ist in Ähnlicher Weise geziert. — Die liück-
»eite zeigt keinerlei Schmuck. Da» Mondbild muss demnach so aufgestellt gewesen sein, da»»
»eine Rückseite unsichtbar blieb.
Ein anderes, roher als das vorhergehende geformtes Mondbild, 0,22m lang, 0,16m hoch,
war auf der Vorderseite mit einer der Form des Mondbilde» folgenden Rippe und einer Reihe
roh mit den Fingern gemachten Riffeln und sechs Löchern versehen. Vielleicht hatten die-
selben früher eine Einlage. Wahrscheinlicher aber soll es Sonne mit Strahlen und Sternen ver-
sehen, nach Analogie eines Mondhildes von Mörigen darstellen. Ausserdem besitzt, wie oben
erwähnt, die fürstliche Sammlung in Sigmaringen einen abgebrochenen Aufsatz, der ähnlich wie
der Föhr’sche von Zainingen auf einer Platte gestanden haben muss.
Die Ornamentik der Urnen und Gefässe
ist vielfach der von Naue (Bronzezeit in Oberbayern, Taf. 49 u. ff.) abgebildeten identisch, ebenso
mit einzelnen Zeichnungen in Wagner'» Grabhügel und Uruenfriedhöfe bei Taf. I und IV,
sowie mit solchen in den Veröffentlichungen der grossherzogl. badischen Sammlungen für Alter-
tliümer und Völkerkunde in Karlsruhe, 1899 (Funde vom Michelsberg und Salem), Taf. II u. ft',
s. namentlich Salem, 8. 55 u. fl', und S. 71 mit auffallend ähnlichen Formen der kleiuen Schüsseln
(Grabbügel T).
Wie früher schon bemerkt, sind sehr wenig Urnen mit Ornamenten da, im Gegensatz zu
denjenigen von der Föhr’schen Gruppe in unserer Staatssammlung aus der Hallslattzeit. Das
gewulstete Schnurornamcnt ist übrigens auf einer schwarzbraunen, aber anders geformten Urne
bei Föhr vorhanden (Taf. III, 2) und wird dort als sehr alt bezeichnet ’).
Auch dort war ein Brandgrab mit Asche.
') Vod Zainingen stammt die nicht ornamentirte I'latte mit excentriachem halbmondförmigen Aufsatz,
wahrend meine ornamentirte von Mergelstetten stammende nur noch ein Rudiment des abgebrochenen centralen
Aufsätze« beeilst. — Kurze Hörner mit Strahlen *ind auf einem Mondbild ohne Fuss, aber mit breiter Basis,
im Karlsruher Museum (30cm lang, 12cm hoch) zu gehen, ähnlich (im Rosgartcnmuseum zu Constanz) von
Bodman als ßtierhörner mit einem Loch hinter der Spitze und plattem Fuss.
*) ln Karlsruhe sind zwei noch grössere, eine jedenfalls aus der Bronzezeit, mit ähnlichen kleinen
Gelassen im Innern, wie bei meiner Urne (Hattenheim).
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166
A. Hedinger,
Eft wird deshalb nicht unrichtig sein, die nnsrigen such wegen der «ehr einfachen Formen
und der grossen Aebidiehkeit resp. Gleichheit mit den Nane’echen Ornamenten au« der jüngeren
Bronzezeit, sowie wegen der wenigen Beigabeu an« Bronze, dagegen wegen der Häufigkeit der
kleinen Gefässo innerhalb der grossen als älter wie die Föh r’ftchen zu bezeichnen und der
jüngeren Bronzezeit zuzuschreiben. Auf Nachbestattung deutet hier lediglich nichts. — Es
kommen auch noch andere Formen in diesen Hügeln vor, z. B. sehr primitive Pfeilornamente,
die von einem Centrum ausgeheu und, falls es sich nicht um eine flache Platte handelt, im Innern
des Gcfässos sind (es ist nur ein Scherben vorhanden), ebenso Zickzack- und Fischgrfttenorna-
mente, sowie die allereinfachsten Puuktirangen oder Strichelungen, genau wie die auf Naue's
Tafeln (von 40 bis 50), letztere aber nicht in diesen Grabhügeln, sondern in der Nähe von einem
anderen Fnndplatze. — Fassen wir nochmals den keramischen Inhalt der Hügel zusammen, so
waren es etwa sechs birnfbrmige rothe Töpfe, Höhe 30 bis 33cm, Durchmesser 25 bis 36cm,
zwei mit umgekehrt U-förmigen Graphitomainenten, zwei ganz kleine Töpfe, einer mit, einer
ohne Fuas, drei bis vier Teller verschiedener Grösse, ein Bruchstück eines weitbauchigen Ge-
fässes, das sehr hooli oben lag. Es ist hierbei nicht nöthig, an Nachbestattung zu denken,
denn „Schatzgräber“ hat es auch schon damals gegeben, die ihre Anwesenheit auf solche Weise
bekundeten. Weiter fanden sich vier Schüsseln, eine ist zusammengesetzt, zwei mit Graphit-
omamenten, ein grosser zusammengesetzter bimförmiger rother Topf, ein grosser zusammen-
gesetzter bimförmiger brauner Topf mit gowulstetem Schnurornament-, ein Topf mit und einer
ohne Hals (zusammengesetzt), eine sehr schön ornamentirte weitbauchige Urne (Kreise mit
Central}; unkt . 25cm hoch, 30cm Durchmesser). Näheres darüber beim sechsten Hügel. Ein
brauner Topf mit senkrechtem Hals ohne Band und einer mit Deckel (17 cm hoch). Die
Dimensionen der übrigen Gefässe sind früher angeführt. — Ein in der Mitte sehr bauchiges braunes
Geföss mit Knochenpartikeln, Kohle und Asche zusammengebacken und fest an den Scherben
haftend .
Ausserdem noch sechs kleine einfach graphitirte Urnen verschiedener Form. Ira Ganzen
wurden einschliesslich der nicht mehr ganz zusammensetzbaren 28 GcfUsse ausgegraben.
Schlussfolgerungen.
Dass cs sich bei unseren Ausgrabungen um sehr alte Grabhügel (keltischen Ursprung«)
handelt, war wohl schon aus dem Inhalt der früher geöffneten deutlich zu erkennen, obwohl die
betreffenden Berichte von der Völkerwanderung sprechen, nicht aber, dass diese 30 Hügel, von
denen also 25 systematisch ausgegraben wurden, verschiedenen Zeitperioden angehören, was
jetzt durch die Ornamentik der keramischen Funde nicht mehr bestritten werden kann. Ebenso
sind die drei verschiedenen Arten der Bestattung: 1. vollständiger Leichenbrand im
Hügel mit Kohlen-, Asche- und Knochenresten, 2. Bestattung der verbrannten
Leichen in Urnen, 3. Bestattung des Leichenbrandes in einem Steinviereck,
ein Beweis, dass man es mit sehr alten Zeiten zu thun hat, wo entweder gleichzeitig die ver-
schiedenen Arten der Brandbestattung geübt wurden oder mit zwei nahe bei einander liegenden
Perioden, wie jüngere Bronzezeit und ältere Hallstattzeit.
Uebergängc waren ja stets da, ein schroffer Gegensatz nirgends, so wenig als in den
geologischen Perioden.
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167
Keltische Hügelgräber im Scheithau etc.
Was aber diese Ausgrabungen noch besonders bemerkenswert macht, ist der Fund der
schon beschriebenen omamcntirten Platte mit den Resten eines Aufsatzes, sowie das sehr rohe
pfeilförmige Ornament auf der inneren Seite eines Scherbens, der vielleicht einem flachen Teller
angehörte.
Die verschiedenen Bestattung* weisen sind ebenfalls näherer Aufmerksamkeit werth.
In den früher geöffneten Hügeln war der Leichcnbraud einmal innerhalb eines Steinvicrecks
zugleich mit Urnen, ein zweites Mal als „Kohlenkreis“, auf dem calcinirte kleine Knochen lagen,
während innerhalb desselben eine Urne stand. — Ausdrücklich wird gesagt, dass der „Koblen-
hatifcn“ sehr beträchtlich war. Dies war auch in zweien meiner Hügel der Fall. Jedenfalls
war dies Leichenbrand. Bei meinem ersten Hügel war ebenfalls auffallend die ausserordentlich
grosse Menge Asche mit kleinen Knochentheilen, d. h. I.eiehcnbraml, fast 2 cbm betragend, was
jedenfalls auf eine Massen verbrenn urig hindeutet.
Phosphate waren, wie bemerkt, chemisch nachzuweisen. In dem fünften Hügel dagegen
war I.eichenbrandlrestattung in Urnen vorhanden, als dritte Art der Bestattung, ähnlich wie in
den Urnenfriedhöfen Badens. Es kann sich also nur fragen, ob es sich um verschiedene
Perioden handelt, die nicht weit aus einander waren, oder um eine allein.
Zur jüngeren Bronzezeit herrschte die Leiebenvorbrennung vor, aber es war auch Leichen-
brand in Gefässcn zu Anden, wie unsere Hügelgräber und Urnenfriedhöfe im nördlichen Baden
und F.lsass beweisen. Gerade diese Zeitperiode ist ausgezeichnet durch spärliche Bronzegegenstüude.
Dagegen sind kleine Thongefusse nicht selten beigegeben, auch sind die Urnen manchmal noch
mit Schalen bedeckt, wie auch einmal in unserem Falle.
Dass die Kelten ihre Todten vollständig verbrannten, ist jetzt ebenfalls sicher.
Vergessen darf nicht werden, welcher Meinung auch Schumacher ist, dass so ver-
schiedenartige Bestattungsweisen und Grabgebräuehe nicht selten auch auf ethnologische Gegen-
sätze zurückzuführen sind — obwohl dies hier kaum anwendbar sein dürfte — , wenn er sagt:
„Man kann »ich ja leicht vorstcllen (Stand und Aufgaben der prähistorischen Forschung am
Olierrhein und in Baden, Neue Heidelberger Jahrbücher 1892), dass Reste der alten Bevölkerung
sich in manchen Gegenden in ziemlicher Stärke hielten und ihre alten heiligen Gebräuche
bewahrten. Die verschiedenartigen Bestattungsweisen mögen so vielfach in einem Kampfe
gelegen haben, der in verschiedener Weise seinen Austrag finden konnte. Jedenfalls aber muss
man mit der Heranziehung der Gesichtspunkt« von Reich und Arm und ähnlichen in diesen
älteren Zeiten vorsichtig sein.“
Ein weiteres wichtiges Moment zur Beurlheihmg der Zeit unserer Grabhügel liegt in dem
vollständigen Fehlen der Waffen, was unter allen Umständen bei einer solch grossen Anzahl
von Gräbern auf eine friedliche Bevölkerung hindeutet.
Ebenso ist die Oertlichkcit von Wichtigkeit. Wir befinden uns noch auf der schwäbischen
Alb an einem Punkte, wo zwei Culturen zusammensliessen , die eine von Westen, welche die
Rhone und den Rhein herabkam, und die von Osten, welche von der unteren Donau durch
Ungarn nach Westen vordrang. Auch für Rogenbogenschüsselcheti war diese Gegend kein
seltener Fundort.
Der vorzügliche Lehm, den sie dort fanden, trieb sie mit Naturnothwendigkeit zur Fabri-
kation von Töpfen, und so konnte nach dem eben Gesagten eine grosse Mannigfaltigkeit der
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168 A. Hedinger, Keltische Hügelgräber im Scheithau etc.
Formen entstehen, wie eie auch in Oberbayem und auf der ganzen Hochebene der schwäbischen
Alb bis gegen den Bodensee hin sich findet. Diese Bewohner ahmten die überkommenen und
importirten Formen nach und trieben damit Handel zunächst im eigenen Lande.
Als Hauptherd der Entstehung dieser in so grosser Menge jetzt vorhandenen ThongefiUsc
muss die schwäbische Alb angesehen werden. In unserer königl. Staatssaramlung sind von dort
und von weiterer Umgebung eine lieihe von Gefässen, wenn auch nicht in so vielerlei Formen
an einer Stelle nnd nicht so primitiv vorhanden wie hier. Nach dem Gesagten werden wir
deshalb als die Bewohner unserer Gegend zwischen Heidenheim und Aalen eine arme, fried-
liche keltische Bevölkerung annehmen müssen, die durch lange Zeit hier sesshaft war, Acker-
bau trieb und der Anfertigung von Töpfen sich widmete.
Dass es Kelten und nicht Germanen waren, wird durch die nicht selten hier gefundenen
Hegenbogenschüsselchen mit Emblemen ihres Cultus, zu denen wir ja wohl jetzt auch das Mond-
bild rechnen dürfen, bezeugt, denn die Germanen hatten kein derartiges Geld, wie auch Tacitu»
augiebt. Das Alter derselben ist demnach: jüngere Bronzezeit und Hallstattperiode,
letztere von den früheren Ausgrabungen mit den reichlichen Bronzebeigaben und der ent-
wickelteren Keramik.
Dass die Völkerwanderungazeit ausgeschlossen ist, wird a priori nach dem Gesagten klar
sein, sowie, dass hier, wie sonst auch, eine ganze Reihe von Culturperioden geherrscht bat, denn
an einem nahe gelegenen Ausgrabungsgebiet, aber nicht in Grabhügeln kommen die La Töne-
Zeit und noch spätere Perioden zur Beobachtung.
Gewiss werden die vielen dortigen Wälle nnd Befestigungen (vergl. Ringwall vom Buigen
und „altes Schloss“ bei Mergelstetten) wohl auch noch wenigstens zum Theil auf Rechnung der
Kelten *) zum Schutz gegen Einfälle von Norden her zu schreiben sein.
') Ich kann mich hier nicht um ilsn alten Streit bekümmern, ob die Kelten nicht such Germanen
gewesen »eien, weil .anthropologisch kein Unterschied zwilchen den beiden dolicbocephslen Völkern gewesen »ei*,
»ondern ich betone nur, dtus ich die Kelten für Vorläufer der Germanen halte, und gedenke in nicht zu ferner
Zeit den Beweis zu liefern, dass es brachycephale und dolicbocephale Kelten gegeben hat.
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VI.
Die Kelten.
Von
Medicinalrath Dr. Hedinger (Stuttgart).
Einen der schwierigsten Probleme der Anthropologie und Ethnologie ist die Kcltenfrago,
welche mit der absoluten Negation der Kelten beginnend sowohl von Seite der Anthropologen
als Linguisten bis zum heutigen Tage alle möglichen Wandlungen dnrchgemacht hat. Und
wenn auch diesen Vermittlern des Uebergangs der Prahistorie znr eigentlichen Geschichte eine
ungemein grosse Lebensdauer und Cultur beschieden war, so sind wir über Vieles noch lange
nicht im Klaren und cs hat daher jeder Versuch zur Lösung auch nur einiger dieser Schwierig-
keiten seine Berechtigung.
Solange die Schädelmessung allein maassgebend war zur Bestimmung einer Hasse oder
eines Volkes, konnte man allerdings nicht vorwärts kommen. Man versucht es desshalb in der
Gegenwart mit Hülfsmitteln, die uns die Naturwissenschaften in Verbindung mit der Linguistik
an die Hand geben. Es gab eine Zeit und ßie ist noch nicht lange vorbei, wo die Dolicho-
cephalie des Schädels und ähnliche Indices genügten, um aus dem Kelten einen Germanen zu
machen. Wie oft nur habe ich selbst in Hallstatt die Schädel gemessen und bin resultat- und
trostlos wieder von dannen gezogen. Freilich durfte man die Kelten auch nicht in absoluten
Gegensatz zu Germanen stellen, wie man das aus der Geschichte gewohnt war, sondern erst,
seit man sie sich als Vorläufer der Germanen erklärte, die von gleichem Stamme, dem arischen,
und lange mit ihnen vereint waren, aber doch verh<nissmässig früh aus dieser Gemeinschaft
schieden, d. h. bevor sie sich von den Gräco -Italikern trennten1), konnte man verstehen, wie
sie allmälig zu zwei verschiedenen Völkern auswachsen konnten, die mit der Zeit auch äusserlich
ein anderes Gepräge Annahmen.
1. Die Südkeltcn oder eigentlichen Kelten.
2. Die Nordkelten (Gallier u. a.).
Wenn die Urheimat!) der Germanen Skandinavien ist, so würde das Naheliegendste sein, die Kelten
sn der Nordsee sitzen zu lassen, da die skandinavischen Anthropologen eine Anwesenheit der Kelten in Skan-
dinavien aufs Bestimmteste leugnen. Gegen jene Annahme sprechen auch die archäologischen Funde keines-
wegs. Und in der Tbat sind die Sitze der Kelten, soweit sie sich Oberhaupt verfolgen lassen, in Karte II des
interessanten Werkes: 9 Wanderungen und Siedlungen der germanischen Stämme in Mitteleuropa n. s. w.“ von
Erckert, Berlin 1900, dort eingetragen, während er die Germanen (im zweiten Jahrtausend v. Chr.) in den
südskandinavischen Ländern, einschliesslich Schleswig-Holstein, sitzen lässt, wie ich in der „Urheimath der Ger-
manen14, s. Neue Jahrbücher 1899, I, Leipzig, Teubner, zu beweisen suchte.
Arvtki fOr Anthropologie. B<L XXV 11. 22
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170
Medicinalrath Dr. Hadinger,
Wenn mir noch die Einwanderung der Kelten in da» nordwestliche Deutschland nach
F. Dahn um 2000 v. dir. etwas zu früh erscheinen will, so ist doch nicht zu zweifeln, dass sie
schon während der Bronzezeit sich dort aufhielten , was vor Allem die Existenz der Celte
bezeugt, und es muss eine sehr lange Zeit gedauert haben, bis au» der Bronzezeit die Hallstatt-
nnd diese zur La Tene-Pcriode sich hcrausentwickelt haben.
Was ist nun wahrscheinlicher, als dass die Dolichocephalen sich mit der einheimischen
Kasse, besonders in Süddeutsehland , die ja schon in der jüngeren Steinzeit braehycephal war,
wie man annimmt, durch Einwanderung von Osten (Asien), vermischten, und da die Kurzköpfig-
keit dauerhafter ist, als die schneller sieb verbrauchende Dolichocephaiie, so entstand allmälig
schon in der zweiten Bronzezeit (bei äge du bronze) eine brachycephale Kasse mit dunkler Com-
plexion, wie sie dem alpinen Typus eigen ist. Doch muss man sich immer gegenwärtig halten,
dass schon in der älteren Steinzeit beide Typen, die langköpfige sowie die kurzköpfige , in Süd-
frankrcich Vorkommen. Während nun die südlichen Kelten (von Südfrankreich bis Ungarn)
solche Veränderungen erlitten, blieben die nördlichen bei ihrer Dolichocephaiie und ihrer blonden
Complexion mehr oder weniger. Die Brandgräber erschwerten natürlich nicht wenig die Erkenntniss.
Dass aber auch im Süden Dolichocephaiie in den Gräbern vorkommt, beweisen die Gräber in
Hallstatt
Die letztere Thalsache lies» es deshalb einzelnen Forschern ganz unmöglich erscheinen,
dass man es dort mit Kelten zu tbun hätte. Wäre aber damals bei den Linguisten das ernste
Studium der alten Geschichtschreiber schon Sitte gewesen, so hätten sie erkannt, dass schon
weitaus die meisten römischen, und auch einzelne der (weniger exacten) griechischen Schriftsteller
Kelten und Germanen für zwei verschiedene Völkerstämmc gehalten haben.
Ursprünglich waren Kelten und Germanen sicherlich ein Volk. Darauf weist sowohl die
Linguistik als die Anthropologie mit Sicherheit hin.
Holtzmann, der die Germanen und Kelten für ein Volk hält, hat die alten Schriftsteller
falsch interpretirt.
Cäsar hält die Briten nnd Gallier für das gleiche Volk, während er die Germanen den
Galliern aufs Entschiedenste entgegensetzt [Brandes, S. 73')].
Kelti werden die Gallier von den Körnern genannt, aber von den Belgi unterschieden,
die Cäsar von den Germanen abstammen lässt.
Jedenfalls waren die Beigen ein gemischtes Volk und mir einige östliche Landstriche
Belgiens von Germanen besetzt, während der übrige Theil von einem Volke bewohnt wurde,
dessen Sprache, nach Cäsar und Strabo, von der der eigentlichen Gallier dialektisch verschieden
war. — Man kann nun mit Hinzuziehung einer anderen Stelle auf folgenden Sachverhalt
schliessen: Germanen drangen über den Ifhein, besetzten Landstriche, die bis dahin im Besitze
von eigentlichen Galliern gewesen; im Laufe der Zeit näherten und assimilirten sich beide
Völker durch friedlichen Verkehr, so zwar, dass das Germanenelement bei der altmäligen Con-
solidirung unterlag, aber auf die mit ihm in Berührung gekommenen gallischen Stämme nicht
ohne Einwirkung blieb.
') Brandes. Das ethnographische Verhältnis* der Kelten und Germanen nach der Ansicht der Alten
und deu Üprachiiberresten. Leipzig 1857 (Voigt and Günther).
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Die Kelten.
171
Nach Pritz (Brandes, S. 78) gehörten die ältesten Einwohner Belgiens zur keltischen
Rasse, welche das Land zwischen dem Rhein, Ocean, Pyrenäen, Mittelmeer und den Alpen
bewohnte.
Der nördliche Theil (nördl. von der Seine) hiess vor und während der römischen Herr-
schaft Belgien. Zwischen 200 und ISO v. Cbr. wurden die Alto-Belgen aus dieser Gegend ver-
trieben, und ihre Sitze nahmen Stämme deutschen Ursprungs ein, die aus dem Norden ge-
kommen, Gerniani (Wehrmänner?) von den Kelten genannt wurden (Nervier, Eburonen, Trevirer
und Menapier). 57 v. Clir. erlagen sie Cäsar.
Dos Wahrscheinlichste ist, dass die Beigen ein Mischvolk waren; auch heute noch trifft
man ja die Wallonen (nicht germanisch) neben den Vlatnen (germanisch).
Als Krgebniss der neueren Forschung kann man vorläufig hinstellen, dass etwa bis ins
dritte Jahrhundert v. Chr. (vielleicht aber nur bis in das sechste) eigentliche Kelten am Nieder-
rhein und im nördlichen Gallien wohnten, dass damals germanische Wanderschaaren in diese
Landschaften eindrangen, anfangs mit Gewalt, später auf friedlichem Wege Bich ansiedelten und
festen Fuss im Lande fassten, dass besonders bei den am weitesten nach Westen vorgedrungenen
Stämmen dieser nordischen Schaaren das gallische Element stark blieb, aber so, dass das gal-
lische und germanische Element sich mischten und gegenseitig abschliflen.
In den östlichsten, dem Ausgangspunkte der Eroberung, dem Rhein, nahe liegenden Theilen
wohnten Stämme, die Germani genannt wurden und diese Bezeichnung behielten, auch nachdem
das gallische Element neben dem germanischen wieder zur Geltung gelangt war, so dass diese
Stämme sich als Gallier ansaben und mit ihnen ihre Schicksale theilten ').
Ein Theil der keltischen Beigen scheint nun nach Britannien hinüber gezogen zu sein.
Im Allgemeinen kann man sagen, die Beigen machten in verschiedenen Abstufungen den
Uebergang zu den vollkommen deutschen Stimmen am linken Rheinufer, die hier ebenso gut
als ursprüngliche Bewohner sassen, denn am rechten Rheinufer. Trotz all dem muss aber die
Sprache der keltischen Belgier und Gallier eine ganz ähnliche gewesen sein, während dem die
germauisebe Sprache eine von der gallischen abweichende, d. h. mehr als dialektisch verschiedene
war. — Das Proveuyalische hat eine ziemliche Anzahl Worte aus dem Keltischen herüber
genommen. Nach Cäsar muss man zu dem Resultat kommeu, dass die germanische Sprache
des Ariovist von der keltisch -gallischen so verschieden war, dass es für diesen langer Uebuug
bedurfte, um sie sprechen zu lernen. Also hat Cäsar die Gallier und Germanen für zwei
wesentlich verschiedene Völkerstämme angesehen, wie auch Livius. (Kr spricht auch von
Gentes scmigerinanae in den Alpen.)
Strabo sagt, die Germanen seien von den Kelten verschieden an Grösse, Wildheit und
blonder Farbe der Haare, gleich in Lcibcsbeschaffcnheit, Sitte und Lebensweise.
Die Gallier hielten, nach Cäsar, die Germanen für noch grösser als sie selbst, deshalb
worden bei Triumphzügen die grössten Gallier als Germanen aufgeführt und zugleich ihre Haare
rotb gefärbt. Tacitns stellt ebenfalls die Gallier und Germanen als zwei grosse, von einander
l) Di« Stelle des Taeitua, woher der Kam« Germani kommt, ist S. 186 bei Brande« (a. a. 0.1.
Gertnani wurden überhaupt einige Völkerschaften östlich von den Galliern genannt, was nachher auf
eine grossere Anzahl von solchen übertragen wurde.
22«
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172 Medicinalrath Dr. Hedinger,
verschiedene Völkermassen gegenüber, deren Nationalität von dem Orte ihrer Ansiedlung unab-
hängig sei. Einen keltischen Völkerstamm nennt Tacitus nirgends, nur Galli, die aber von
ihm nicht auf die römische Provinz der Gallier beschränkt werden, ebenso wenig wie die Ger-
manen auf das Land, das die Römer Germanien nannten. Nach Tacitus waren die ersten
Germanen, die Rom besiegten, die Cimbern.
Die griechischen Schriftsteller sind im Allgemeinen viel weniger genau und daher weniger
ernst zu nehmen, als die römischen, besondere als Tacitus; und so blieb bei ihnen der Begriff
Kelten gleich verschwommen wie der der Scythen, doch unterscheiden einzelne strict zwischen
Galliern und Germanen, so Plutaroh fast zur gleichen Zeit wie Tacitus, wenn er von einer
gallischen und einer germanischen Völkerfamilie spricht, ebenso Appianos. Von der Ver-
schiedenheit der Kelten und Gallier (Galater) ist nichts Sicheres in den Schriftstellern zu finden,
siehe anob HerodianoB, Dionysios (Pcricgetes) u. A. Wir finden aber schon eine
Ahnung der früheren Stammeseinheit vieler arischer Völker, sowie einer allmäligen Wanderung
von Ost nach West, einer späteren Spaltung dieser Stammeseinheit in mehrere Zweige. Ebenso
lassen die späteren römischen Schriftsteller die Gallier als Germanen im Triumphe anfführen,
nachdem sie ihre Sprache erlernen mussten (Sueton).
Ammianus Marcellinus (Ende des vierten Jahrhunderts) theilt Gallien in drei Theile,
Kelten oder Gallier, Aquitanier und Beigen — Rhein nennt er die Grenze Galliens gegen die
Germanen. Allmälig entwickelte sich die Besonderheit und Eigentümlichkeit der einzelnen
Stämme so mächtig, dass das Gefühl gemeinsamer Abstammung immer mehr verschwand, so
dass die Deutschen selbst, d. h. die verschiedenen Stämme derselben den Namen Germanen
als einen das Gesammtvolk darstellenden Begriff gar nicht kannten, sondern nur die Einzel-
namen: Sueven, Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken, Alemannen, Ostgotben, Lango-
barden u. s. w. — Somit steht fest, 1. dass die meisten und besten Schriftsteller des Altcrtliums
darin übereinstimmen, die Germanen und Gallier als besondere Völkerstämmc aufzufassen, und
2. die alten Gallier dem kymriechen Zweige derjenigen Völkerstämme angehören, den wir
heutigen Tages den keltischen1) nennen, ebenso Bteht die kymrischo Abstammung der Bri-
tannier fest (die gallische wie die südbritische Sprache gehörten dem kymrischcn Sprach-
zweig an); sie Bind zum Theil aus Britannien übergesiedelt, standen aber anderen Theils in
Continuität mit der allen gallischen Bevölkerung.
Gesammtresultatc (nach Brandes).
1. Ehe Cäsar Gallien eroberte, waren Gallier und Germanen zu wenig bekannt, als dass
die damaligen Schriftsteller beide Völker von einander hätten unterscheiden können.
2. Der Völkerstamm, den wir heute Kelten nennen, ist der westlichste unter den indo-
europäischen Stämmen, und hatte zu Cäsar ’s Zeiten noch einen grossen Theil von
Europa inne:
die Donauländer und Tbeile von Mitteldeutschland, Oberitalien, Theile der iberischen
Halbinsel, Gallien und die britischen Inseln.
') Der Name Celtze kommt selten bei den Hörnern vor, bei Cäsar alj ein Theil der Gallier.
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Die Kelten.
173
3. Der ältere und zuerst westwärts gedrängene Zweig des keltischen Stammes ist der
gadhelische, der vom kymrischen schon damals zuriiekged rängt war.
4. Die Gadhelen waren um Christi Geburt schon anf Irland und Schottland (nördlich vom
Walle des Severus) beschränkt; südlich davon wohnten
5. Kymren, die ans verschiedenen Theilen. Galliens, besonders aber Belgiens herüber-
gekommen waren.
6. Die Kelten des europäischen Festlandes waren Kymren, vielleicht mit Ausnahme einiger
gadhelischer Beste im südlichen Gallien.
7. Die gallischen Kelten waren im Süden vermischt mit Iberern, im Nordosten mit Ger-
manen.
8. Die Germanen waren durch das nördliche Deutschland gegen Westen und Südwesten
vorgedrungen.
9. Einige belgische Stämme sind als keltisirte Germanen anzusehen.
10. Cäsar und nach ihm bei Weitem die meisten und besten lateinischen und griechischen
Schriftsteller unterscheiden die Gallier und Germanen als zwei wesentlich ver-
schiedene Völkerstämme.
11. Nur wenige Griechen und nur ein Römer, welcher aus griechischer Quelle geschöpft
hat, wenden den Keltennamen auf Germanen an.
12. Das eindringende Uömerthum verlor mit jedem Schritt nach Norden, das Germanen-
tbum verlor mit jedem Schritt nach Süden und Westen an intensiver Kraft: gallische
Nationalität konnte sich daher am reinsten in der Bretagne erhalten.
13. In der französischen Sprache, selbst in den südlichen Patois derselben linden sich lieber-
bleibscl der alten gallischen und ncukeltischcn Sprachen.
14. Die bretagnischen Kelten sind zum Thcil aus Britannien übergesiedelt, standen aber
zum Theil auch mit der alten gallischen Bevölkerung in Continuität.
Der erste Autor, der die Kelten nennt, ist Herodot. Er kennt sie um 450 v. C'hr. nur
im äussersten Westen Europas, wo nach ihm die Donau entspringt, um durch den ganzen Well-
theil zu strömen; aus anderen Autoren, wie Livius, Cäsar, Tacitus, lernen wir, dass um die-
selbe Zeit die Unterwerfung weiter Landstriche im Korden Italiens und der Balkanhalbinsel
durch Kelten aus Gallien stnttfand, indem grosse Massen nach Süd und Ost ausgeschickt wordeu
sind, um wegen der Uebervölkerung neue Wohnsitze zu suchen. Ein Theil derselben, der
auch die Römerstadt anzündete, liess sich in Italien nieder, ein anderer drang, Vogelweissagungen
folgend, nach vielem Gemetzel unter den Barbaren bis an die Meeresbuchten der Illyrier nach
Dalmatien vor, ein anderer liess sich in Pannonien nieder. Es war ein rauhes, hcldenmüthiges,
kriegslustiges Volk, welches zuerst der Alpen unbezwungene Joche und vor Frost unnahbare
Gebiete überstieg. Nach Unterwerfung der Pannonier führten sie viele Jahre hindurch Kriege
mit den angrenzenden Völkern. Dann durch den Erfolg aufgemuntert, tlieilten sie ihre Heer-
scliaaren und zogen, die einen nach Griechenland, die anderen nach Makedonien, Alles mit dem
Eisen vor sich niederschmetternd. Und so gross war die Furcht vor dem Namen der „Gallier“,
dass auch Könige, denen der Heerzug nicht galt, aus freien Stücken mit ungeheuren Geld-
summen Frieden erkauften. Die keltischen Züge gingen also einerseits gegen den Po,
andererseits gegen die Donau. Als trennende Schranken stellten sich zwischen die östlichen
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174 Medicinalrath Dr. Hedinger,
Alpenkelten und die cisalpinischen Gallier die Veneter. — Die beiden grossen Ströme
haben sieb nicht wieder berührt; aber sie haben sich auch nicht rein erhalten,
sondern sind im Westen mit den Iberern und Ligurern, im Osten mit den Illyriern
und im Norden und Süden Englands mit den Angeln zu Mischvölkern ver-
schmolzen.
In anderen von ihnen beherrschten Landstrichen gaben sie dem Volke nur Gebieter,
Namen und Gesetz, während die breite Schicht der unterworfenen Einwohner Sprache, Sitte
und tbeilweise auch ihre älteren Cultnrformen unverändert beibehielt, bis zur Ablösung der kel-
tischen durch die römische llerrschaA.
Schon in ihrer eigenen , zwischen dem Rhein , dem Atlantischen und dem Mitlelmeer ge-
legenen Heimath werden sie — eine vorzugsweise reine Rasse, wie sie nach den Berichten der
alten Historiker erscheinen — nicht die einxigen gewesen sein, welche das Land ernährte.
Kennen wir doch schon in der jüngeren Steinzeit zwei gleichartige Rassen aus Frankreich, und
dieses reiche Land scheint zu allen Zeiten zwei grundverschiedene Rassenelemcnte beherbergt
xn haben, von welchen das eine, herrschsüchtig und kriegslustig, voll Energie, aber ohne die
zähe Ausdauer der Germanen, seine Unternehmungen in die Ferne richtete und Europa er-
schütterte (Kelten, Franken, Kreuzfahrer, die Armeen Napoleou’s), während das andere, emsig
und friedfertig, die fruchtbare Scholle bebaut und die Wunden heilt, welche jenes dem Na-
tionalwohlstande schlägt.
Strabo und Arnmian lassen die Kelten südlich von den nördlich wohnenden Galliern
hausen, diese blond, jene von dunkler Complexion sein. In nördlichen Gegenden wird (wegen
der Verminderung des kohlenstoffhaltigen Pigments durch stärkeres Alhmen) die dunkle Com-
plexion nach und nach in die hellere umgewandelt.
Die Kelten verbrannten ihre Todten, die Gallier begruben sie- Im alten Ubier-
lande, in der Nähe von Bonn und Trier sind Brandgräber, die sicher keltisch sind, wenn sie
auch für germanisch galten. Strabo (geboren 19 n. Chr.) nennt als eines der grössten kel-
tischen Völker die Boji, die den Hercynischcn Wald bewohnten, der sich vom Schwarzwald
bis zur Grenze von Dacicn der Donau entlang erstreckte. Auch Tacitus nennt die Bojcr
Gallier. Sie hatten die Cimbern, die 113 v. Chr. in Italien cinfielen, zurückgeschlagen und
wurden von germanischen Stämmen nach Böhmen zurückgedrängt. Zu Augustns' Zeiten wurden
sie von den Marcoraanneu unter Marbod aus Böhmen vertrieben und erscheinen in Boivaria als
Bojuaren. Nach Strabo wurde ein anderer Theil von den Daciern vernichtet und ein Rest
entkam zu den keltischen Tauriskern in die Alpen. — Die Gallier, die in das römische
Gebiet (400) einfielen und Makedonien eroberten, waren nicht Kelten, sondern
Galater, d. b. den Germanen nah verwandte Gallier.
Die Regenbogenschüsselchen sind den Kelten eigenlhümlich und können nicht den später
verbreiteten Nachahmungen griechischer und römischer Münzen durch die Gallier gleich gestellt
werden. Sie deuten auf den Ursprung in Kleinasien (Gestirndienst der asiatischen Völker),
worauf auch ihr Gewicht hinweist (Schaaffhausen).
Ein sehr häufiges Geräthe der Brouzezeit, ein Beil und zugleich Waffe und später Meissei,
hat in Fraukreich den Namen Celt erhalten, weil mau es den Kelten zuschrieb. (CeltiB
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Die Kelten. 175
~ Meissei ist spätlateinisch, und missverständlich gebraucht.) Die Kelten haben diese Watte
nicht erfunden, aber sie verbreitet.
Der Celt findet sich in Skandinavien, England, Deutschland, Frankreich, Spanien; er ist
nur da, wo Kelten hingekommen sind, und fehlt bei Römern und Griechen.
Der Ursprung dieser Gerätbe, meint Schaaffhausen, sei in Aegypten au suchen.
Schweinfurth hat dasselbe in Eisen als das gewöhnliche Beil in Abessinien gefunden [von
Montelius aus Aegypten abgebildet]1).
Dass es in einer bestimmten Zeitperiode fast ausschliesslich als Waffe gebraucht wurde,
dafür aeugt die Thatsache, dass in den mehr als 1000 Gräbern der Hallstatt-Periode in Krnin
neben 200 Hohl- und Lappencelten nur ein einziges Schwort gefunden wurde. — Unsere Funde
in Mergelstetten, bei Ellwangen, Neresheitn, Pfahlhcim u. s. w. bezeugen ebenso wie die von
Naue, dass die dort lebenden südlichen Kelten friedliche Ackerbauer waren. Ob Germanen im
nördlichen Deutschland sich des Celtes als Waffe gegen die Römer bedient haben, da in der
Wesergegend solche in besonderer Menge sich finden, wo historisch Kämpfe nachgewiesen sind,
wissen wir nicht. Jedenfalls darf man sie jetzt als ein schon der ersten Bronzezeit angehöriges
Gcräth bezeichnen.
Celte waren wahrscheinlich auch Tauschmittel und Geld, weil sie in bestimmten Gewichts-
theileu Vorkommen. [Meine von Caatcl Toblino, Südtirol, wiegen 600 und 120 g*).] — Die hohe
keltische Knnstbildung in den südlichen Ländern ist, nachdem Römer und Germanen diese
Gegenden besetzten, gänzlich zu Grunde gegangen. — Dass die Kelten von Hallstatt mit der
griechischen Cultur von Olympia in naher Beziehung standen, haben unsere deutschen Aus-
grabungen dort gezeigt, d. h. Weihgeschenke der vorgeschichtlichen Zeit, darunter Bronzebleche
mit geometrischen Verzierungen und Thierfiguren wie in Hallstatt Eisen findet sich dort in
allen Schichten.
Die Funde von Gurinu und Nassfuss») in Krain sind keltisch und sind aus dem vierten
Jahrhundert v. Chr. Eine Inschrift wird dou Venetern, einem illyrischen Stamme, zugeschrieben,
der von Kelten umgeben war. — Schaaffhausen glaubt, dass die ursprünglichen Nieder-
lassungen der keltischen Rasse die ganze Gebirgskette im Norden von Italien bis
an das Adrialiscbe Meer umfassen, und sagt woiter: die der römischen Kunst
vorausgehenden, nur nach den Fundorten genannten Perioden vou Hallstatt nnd
La Ti-ne müssen den Kelten zugeschrieben werden. — Auch die schön ornainentirten
Urnen von Bayern, Württemberg, Baden sind keltischen Ursprungs. (Ebenso die aus den Grä-
bern von Ilallstatt. und diejenigen von Gemeinlebarn.) Vielleicht ist auch die Schnitzkunst in
Tirol und der Schweiz noch ein Rest keltischer Bildung.
Den Galliern dagegen eigentümlich ist der Torques, d. h. der gedrehte Halsring, wie
er sich auf zahlreichen gallischen Münzen findet, in Süddeutschland (mit Ausnahme von Eisass)
aber seltener ist
') Vgl. such Mo» teil ua : Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Norddeutachlaud und Skandinavien,
Brannschwelg 1900, und Montelius: Der Orient und Europa, Stockholm 1899. (Uebersetzt von Mestorf.)
*) Ein drittes ganz ähnliches von der schwäbischen Alb in meiner Sammlung wiegt 238 g.
*) Ich besitze von dort eine Anzahl Widderköpfchen von Email nnd Stücke von einem sehr hübschen
Schmuck ans Glasröhrchcn , die innen mattgiänzeud gemacht sind. Beide waren wohl zum Uxnhängen um den
Hals.
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176
Medicinalrath Dr. Hetlinger,
Die Gallier skalpirten ihre Feinde, aber auch die Römer; ein solcher gallischer Skalp ist
bei der Waffentrophäe in der Villa Pamfili (Rom). — (Die nackt dargestelltcn Gallier tragen
Backenbart und Schnurrbart.) Der Torques hat nach vorn einen Verschluss oder zwei Knöpfe.
Er ist auf Gallien beschränkt, während, wie wir sahen, der Bronzecelt einen sehr weiten Ver-
breitungabezirk batte (Skandinavien, ganz Süd- und Westdeutschland, Frankreich, Belgien, Eng-
land, Irland, Spanien und Portugal). — Die megalithischen Denkmale Westeuropas muss man
Kelten und Germanen zuschreiben.
Die Kelten sassen jedenfalls sehr lange Zeit in Mitteleuropa. Erst 400 v. Chr. be-
gannen die Wanderungen nach Süd und West, sowie in den Osten von Süddeutschland. Die
äusserste westliche Ansiedelung der Kelten war, von Wales und Spanien abgesehen, Gallien,
das sie in ausschliesslichen Besitz nalimen, mit Ausnahme der iberischen Aquilanier, mit denen sie
sich zu den Keltiberern vermischten, ebenso der Ligurer und der kleinhellenischen Colonien, so
die Phokäcr-Colonie Massilia 600 v. Chr. (Der Name ist nicht griechisch, sondern entweder phö-
nikisch oder ligurisch.) Von Frankreich aus überschritten sie den Jura, drangen in die Schweiz,
sowie in die Alpen, besetzten ganz Ober- und Mittelilalien bis Ober das rechte Ufer des Po
hinaus, wo sie so mächtig wurden, dass sie im Jahr 3!)0 Rom verbrennen und auch nach dein
glänzenden Aufschwung Roms sich in jenen Landschaften behaupten konnten. Erst etwa
222 v. Chr. wurden sie unterworfen.
Die Charakteristik, die Strabo von den Kelten entwirft, passt aber eigentlich nur auf die
Gallier. Sie geht aus von ihren ursprünglichen Eigenschaften vor dem Einfluss der römischen
Herrschaft; er sagt ausdrücklich, dass er seine Schilderung den alten Zeiten entnehme, und den
bis heute noch bei den Germanen bestehenden Gebräuchen. Denn, sagt er, theils
durch die Natur, theils in den Staatseinrichtungen sind beide Völker mit einander verwandt,
auch bewohnen sie ein benachbartes, nur durch den Rheinstrom geschiedenes Land, das in den
meisten Dingen hüben und drüben gleichartig ist, nur dass Germanien nördlich liegt. —
Daher kommt es auch, dass sie zu Auswanderungen, Sitzvertauschungen so leicht bereit sind,
indem sie in Haufen, in ganzen Kricgsschaaren, richtiger gesagt, mit ihren ganzen Haushaltungen
aufbrachen, wenn sie von Mächtigeren gedrängt wurden.
Die ganze Nation, welche man die gallische oder galalischc heisst, ist voller Kriegslast,
mulhig, rasch zum Kampf, im Uebrigen aber ohne Falsch und nicht bösartig. Daher laufen sie,
zum Zorne gereizt, in Masse zum Kampfe zusammen, offen, ohne Vorsicht, so dass sie durch
überlegene Kriegskunst leicht zu besiegen sind. Ihre Macht im Kriege beruht auf ihren riesigen
Leibern und auf ihrer grossen Volkszahl. Alle Kelten, fährt er fort, sind streitbar geartet, aber
ihre Reiterei ist besser als ihr Fussvolk (die Römer entnahmen nämlich, ehe sie die Germanen
kennen lernten, ihre vorzüglichsten Reiter den Galliern) und je nördlicher und je näher dem
Meere, desto tapferer sind ihre Völkerschaften.
So weit Strabo, der sich durch diese Schilderungen als vorzüglicher Kenner beweist, denn
in vieler Beziehung passt sie heute noch auf die Franzosen mit ihren nusserlich glänzenden
Eigenschaften, ihrem Sanguinismus auch im Kriege, in der leichten Beweglichkeit de» Gei«tes
— und ihrer Unbeständigkeit.
Nicht unerheblich war die Cultur, welche die Römer in Gallien antrafen, nnd von der sie
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Die Kelten.
177
' Einzelnes sogar annahmen. Es ist nicht allgemein bekannt, dass die Kelten ein besonderes
Wegemaass aufgestellt hatten: die louga, französisch Heue.
Was Industrie und Handwerk betrifft, so leisteten sic Erhebliches in Töpferei, Bearbeitung
des Leders, besonders aber des Metalle« ’), was schon durch ihre Putzsucht und Eitelkeit bedingt
war. Sie liebten sehr Goldschmuck. — Die Verziunung des Kupfers ist keltische Erlindung.
(Zinn gewährte nicht nur Britannien, sondern auch Spanien und, wie man neuerdings fand, sogar
das Fichtelgebirge.) Auch erfanden sie die Sagemühlen und Seifenfabrikation. (Sapo ist
keltisch.) Viel wurde Flachs gebaut, obwohl die Männer Wollkleider trugen. Schweine, Gänse,
Meth und Bier waren wichtige Nahrungsmittel. Die Hebe dagegen war von den Griechen
zuerst an die Südküste Frankreichs nnd etwa 50 n. Ohr. von den Hörnern der Khöne entlang
gebracht; eine Zeit lang wurde zwar ihre Verbreitung durch kaiserliche Verordnung verboten,
die aber Probus wieder aufhob, so dass Julian um 350 n. Chr. die Heben um Paris und
• Ausouius an der Mosel bezeugen konnte. Die Häuser waren meist aus Holl, Brettern und
Flechtwerk, gekrönt durch ein dichtes Hohrdach, ausnahmsweise in den Städten aus Stein.
Ihre Nahrung bestand noch nicht aus Ergebnissen des Ackerbaues, sondern der Viehzucht:
aus Milch und Fleisch, letzteres auch eingesalzen. Die Schweine waren noch halb wild und
sogar Wölfen gefährlich, also noch etwa wie im späteren Diluvium. Schafheerden waren in
grosser Zahl vorhanden, deren Wolle zwar grob, langhaarig, aber so schön war, dass sie neben
dem eingesalzcnen Schweinefleisch ein Hauptausfuhrartikcl nach Italien war.
Die Tracht war verschieden von der germanischen: Aermeljackcn bis zu den Lenden
reichend, eng anliegende Beinkleider (bracoae, daher der Name Gallia braccata), darüber kurze,
höchstens bis ans Knie reichende Mäntel aus Schafwolle. Das Haar Hessen sie lang wachsen,
wie die Germanen, daher der Name Gallia comata im Gegensatz zu Gallia Narbonensis.
Ihre Bewaffnung ist anders, reicher und mannigfaltiger, als die der Germanen: ein langes,
auf der rechten Seile getragenes Schwert, ein mannshoher Lederschild, entsprechende Lanzen,
ein Wurfspeer, ihren grossen Leibern entsprechend. Auch Bogen und Schleudern brauchten sie
und zur Vogeljagd Handpfeile von Holz.
Eine eigentümliche Einrichtung ist der Streitwagen mit zwei Kämpfern und einem Wagen-
lenker (Triaraarkisia — Dreifuhr). Dies gilt jedenfalls nur für die nördlichen Kelten (die Gal-
lier). Barbarisch und den meisten Nordvölkern eigen nennt Strabo ihre Sitte, die Köpfe der
erschlagenen Feinde, über den Hals des Pferdes gehängt, mitzunehmen und über der Hausthür
anzunageln, wobei sic die Schädel der Vornehmen mit Cedernöl bestreichen, den fremden Gästen
vorweisen, und selbst um das gleiche Gewicht an Gold nicht auslösen lassen. Diese Sitte stellten
aber die Hörner ab, denen auch im Gegensatz zu den Germanen bei den Galliern die Prah-
lerei und eitle Putzsucht aufflel.
Sie trugen sehr viel Gold und Goldketten um den Hals, Armbänder um den Oberarm und
an den Handgelenken, die Vornehmen buntgefärbte, goldgestickte Kleider, wahrscheinlich nach
etruskischen importirten Mustern im Lande selbst gefertigt, und wieder zu den Germanen
exportirt.
Wie sehr Strabo seine Leute kannte, gebt daraus hervor, dass er sie weiterhin schildert
l) Pie Mlinxung ist den Griechen roh nachgebildet.
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII. 23
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178 MedicinalratU Dr. Hedinger,
als im Siege unerträglich, maasslos eitel und übormüthig, nach einer Niederlage völlig verblüfft
und entmuthigt. Auch die Händelsucht und in früher Jagend erschöpfende Ausschweifungen
werden nicht vergessen.
Was uns am meisten interessiren muss, weil es uns eine Ahnung über die Länge der Zeit
des Auftretens der Kelten vor den Germanen giebt, sind die Züge der Greisenhaftigkeit, Uober-
lebtlieit des Volkes gegenüber den jugendfrisohen Germanen, deren Mängel einzig in der rauhen
Vorcultur liegen.
Bei den Kelten fehlte es vor Allem an einem selbständigen, gesunden, gemeinfreien Mittel-
stand ln Stadt und Land. Es gab keine freien Bürger und Bauern, die als wirklicher Stand
den Staat tragen, wie die gemeinfreien, germanischen Bauern; vielmehr herrschen hier schon
vor Cäsar Zustände, wie in Italien bei den Gracchen und später in den romanisch-gurmanischen
Reichen des sechsten bis neunten Jahrhunderts und zwar so, dass der Adel das Land in
ungemessenen Grossgütern besitzt, welche er durch Colonen, frcigelassene Sclavcn, Schützlinge
jeder Art (Cliontes) mit starker Viehzucht bebauen lässt. Die „Gemeinfreien“ sind oft sehr
verarmt, Schuldknechtc des Adels, der nur Jagd, Krieg, Politik und üppigstes Prunklcben treibt.
Noch schlimmer aber ist die Herrschaft der Priester, der Druiden’), wörtlich übersetzt:
Männer des Baumheiligthums (Druncmel), in welchen Stand nach langer Prüfung*- und Lehrzeit
die Adeligen aufrücken. Sie lehrten Seolenwnndcrung, übten grauenvolle Menschenopfer, waren
im Alleinbesitz der Schrift, der Arzneikunde, Rcchtskundc und beherrschten durch diese geist-
liche und weltliche Uebcrlegenheit den weltlichen Adel, die eqnites, und noch mehr die
machtlosen Wahlkönige, sofern diese nicht völlig verschwunden waren. In all dem Angeführten
ist der Gegensatz zu den Germanen sehr stark.
Viel roher als die Kelten des Festlandes waren die auf England, die im Kriege Hunde
brauchten, namentlich die im Inneren der Tttsel, welche sogar Weiber- und Kindergemeinschaft
hatten.
Ihre Städte sind die Wälder, d. h. sie umgeben in ihnen einen Kreis mit gefällten Bäumen,
und errichten darin Hütten, Stallungen für das Vieh, aber immer nur für kurze Zeit: also noch
nomadisches Leben. Nach Strabo sollen die Insolkelton die Gallier um einen halben Fuss
überragen, aber er nennt sie schiefbeinig, unschön gewachsen, schwammiger imd dunkler als
die Gallier.
Auf der Südspitzc von Britannien und in Gallien dagegen hatten die Kelten höhere Cultur
erreicht.
Von den italischen Kelten sagt Polybios: Sie leben in Dörfern ohne Steinmauern,
schlafen auf Stroh, essen fast nur Fleisch, kennen weder Wissenschaft noch Kunst oder Ge-
werbe, treiben nur Krieg und Ackerbau; ihr Vermögen besteht nur in Heerdcn und Gold
(Flussgold), das sie auf ihren Wanderungen leicht überall mit sich führen können. Die Zeit
der italischen Kelten ist bestritten; fest steht aber, dass sie aus Gallien kamen, wo sie schon
’) Neben den Druiden werden noch Barden (.Kunstdichter“, den späteren nordgerraauischen Skalden
zum Tbeit vergleichbar) und Wahrsager angeführt. Die Druiden üben in alten weltlichen Dingen den stärksten
Einfluss: sie entscheiden Streit der Flinten und Volker, hemmen durch ihre Vermittelung den Ausbruch des
Krieges, richten Uber Blutschuld und treiben eine mystische Morst und Naturphilosophie , welche zwar Unver-
gtnglicbkeit der Seelen und des Kosmos, aber den Sieg von Feuer und Wasser (Uber die Erde!) lehrte.
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Die Kelten.
179
geraum« Zeit gewohnt hatten. Die Ursache ihrer Einwanderung war Uebcrvölkerung in der
lieiniath. Sie unterwarfen und verdrängten nun die Ligurer, Tuskcr, Umhrer. — Schwieriger
ist es, die Nord- und Ostgrenz« ihrer Verbreitung Ober Europa festzustellen.
Ein Theil der Kelten wanderte nach Osten aus bi» nach Kleinasien (die Gabler), und wie
ihre Sage meldet, wieder zurück in die hercynischen Wälder und zwar gleichzeitig mit der gal-
lischen Einwanderung in Italien (etwa 400 v. Chr.). Alle diese Wanderungen müssen ausser-
ordentlich lange gedauert haben. Und so können wir uns leicht eine Zeit vorstellen, wo ganz
Deutschland, Böhmen und seine Nachbarländer im Osten und Süden von den Kelten durch-
zogen, besetzt und beherrscht war. Wie weit — zu der Zeit, als die Germanen erschienen, ist
eine andere Frage. Jedenfalls fanden die Germanen alles Land zwischen Elbe nnd
Donau im Norden und Südosten einerseits, dem Rhein nnd den Alpen andererseits
von Kelten besiedelt, und es gingen zahlreiche keltische Namen auf die germanischen Nach-
folger über. — Dies sind auch noch ausser den Ausgrabungen die einzigen Anhaltspunkte für
die Verbreitung der Kelten über Europa, und ihre Angrenzungen an Germanen (und Slaven),
d. h. für die Namen der Berge und Flüsse, die sich uuter der germanischen Ueberflnthung
erhalten haben.
In erster Linie sind cs die Alpen: ein keltisches Wort für hohe Gebirge, ebenso die Alb,
und Ardennen von Ardu = steil. — Keltische (und zum Theil wenigstens romanisirte) Namen
für Berge und Gewässer fanden die Markomannen vor bis an den Inn und über die von Osten
schwer zu bezwingenden Alpen drangen die Markomanneu und Alemannen erat spät.
Ueber den Inn selbst reichen die keltischen Namen nur spärlich, denn die vor-
germanischen Ortsnamen in Tirol sind rätisch (etruskisch?) oder römisch, aber nicht keltisch.
In grosser Zahl dagegen finden sich kellisohe Ortsnamen in ganz Mitteldeutschland, dichter noch
am Rhein und im Südosten. — Aber auch das ganze, grosse europäische Mittelgebirge von
den Cevennen, dann vom Ilarz, Taunus und Thüringer Wald bis zu den östlichsten Ausläufern
der Karpathen gegen die Donau hat »einen Namen Arkynicn von Hcrcynia (d. h. sich er-
hebend) von den Kelten empfangen. Die Benennung wich mehr in die Mitte zurück, je mehr
die einzelnen Glieder der Waldkette bekannt wurden (Zenss); und zuletzt haftete sic nur noch
an unserem Harz, während Cäsar noch die Höhen der Pfalz und den Schwarzwald zum herey-
nischen Wald zählt (Tacitus den Odenwald und das rheinische Mittelgebirge, ja, Plinius
lässt ihn noch weit nach Norden gehen). Im engeren Sinne hiess Hcrcynia der Böhmen um-
fassende Waldkranz. Auch die Sudeten, zu denen noch der Thüringer Wald zu rechnen, sind
wohl keltisch, ebenso wie der ältoste Name des Schwarzwaldes (Abnoba, vergl die Inschrift
in Badenweilcr: Geweiht der Diana abnoba) und der Name Melibocus (Zenss).
Alle anderen Gcbirgsnamen : Spessart, Donnersberg, Erzgebirge, Schwarzwald, Oden-
wald u. s. w. sind germanisch.
Von den Gewässern sind keltisch geblieben: der Danuvius. Dem entsprechend führen auch
die meisten Nebenflüsse des Oberlaufes der Donau keltische Namen: der Inn (Ainos), die Salzach
mit ihrem alten Namen Ivarus (Feutingerisohe Tafel), der Lech (dixiotg, Likias), Enz (Anesus),
Traun (Drana), Iller (Hilara), Isar (zu vergleichen mit der Isere in den französischen Alpen)
und so können wir durch Oberbayern und Südwestdeutschland die Ableitung wcilcrfübren. Doch
werden diese Proben genügen. — Lehrreich ist die Vertheilung beider Sprachen unter den
23*
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180 Medicinalrath Dr. Hedinger,
Neben fiasscn des Rheines: keltisch, wie der Name des Flusses selbst und »eines westlichen
Mündungsarmes, der Wal, sind die Scheide, die Maas mit der Sambre, die Mosel mit der Saar,
die Nabe, die Aar, der Neckar mit der Alsenz, der Main mit der Tauber. — Germanisch sind
nur: die Lahn (Ligana), die Sieg (Siga), die Ruhr, die Lippe und der östliche Mündungsarm,
der Vlio (Ylcvo, Mola). Wahrscheinlich keltisch1) sind: Rednitz, Pegnitz, Jaxt, Kocher.
Germanisch sind: Weser, Leine, Ems, Elbe (slavisch Labe) und ihre Zuflüsse: Saale, Unstrut,
Havel, Spree, Elster, Eger. In der slavischen Woltava (Wltava) ist ein älteres germanisches
Waldaha verborgen. — Slavisch sind die Namen der Nebenflüsse der Oder: Neisse, Bober,
Warthe (Wrta), Weichsel.
Die Südgrenze der Germanen bildeten lange Zeit nicht die Alpen, sondern die Donau in
ihrem Ober- und Mittellauf; erst spät drangen in das zwischen Regensburg und Innsbruck
liegende Land Germanen zu dauernder Niederlassung ein.
So viel steht fest, dass in den nördlichen Bezirken die Macht, Tüchtigkeit und Cultur der
Kelten nicht entfernt die Höhe wie in Frankreich und Italien unter milderem Himmel gewann,
wo sie unter der für das Keltenthum bezeichnenden Doppelaristokratie ihres geistlichen Adels, der
Druiden, und der weltlichen, der Ritter, in volkreichen, durch Handel und Industrie blühenden
Städten bedeutenden Wohlstand und eine eigenartige Bildung erlangten. Ausdrücklich hebt
Cäsar den Einfluss der überseeischen Cultur auf die Kelten in Gallien, im Gegensatz zu den
rechta-rbeinUchen, hervor.
Wie wir schon kurz andeuteten , reichen die keltischen Ortsnamen nicht oder nur spärlich
in die Alpen. Jenseits des Inns beginnen die räüschen (nach Steub tuskischen) Ortsnamen:
wie Amras, Glurus, Naudcrs, Sargans und viele andere. Es beweist dies immerhin, dass die
Kelten die bayrisch -tirolischen Alpen der eingesessenen Bevölkerung nicht ganz zu entreissen
vermochten.
In Gallien sind fast sämmtliche Berg- und Flussnamen keltisch. Jura, Ardennen, Vosegtis
(Vosgos). Von Flüssen: Rhodanua, Isara, Garunna, Duranius (Dordogne), Liger (Loire), Sequana
(Seine), Matrone (Marne), Samara (Somme), Scaldis (Schelde), Mosa (Maas).
Ais weitere Sonderbezeichnungen und Zweige der keltischen Nation Anden wir ausser Galli
(Galater) und Keltae, Belgae and Britanni die Kymrcn und Gaelen. Nach Cäsar trennte die
Marne und die Seine die Gallier von den Beigen im Nordosten. Im Osten reichen die (gal-
lischen) Scquaner und Helvetier bis an den Rhein. Die Beigen bildeten also einen Stamm der
Kelten, der durch Mundart und rauhe, den benachbarten Germanen ähnliche Lebensweise sich
von den Galliern unterschied. Die Beigen überschritten den Canal bis zur Themse (Tamesa)
und später bis Irland (Ilibernia). Ancb die Caledonier, die Tacitns wegen ihrer rothen Haare
für Germanen hielt, waren Kelten. Gegen sie (später Picton genaunt) errichteten die Römer
den Pictenwall. Sie selbst nannten sich Gadbelen. Die keltischen Bewohner Irlands hiessen
Scoten; sie nahmen später das Land der Picten, da» nun Scotia hiess, aber erst im neunten
Jahrhundert sich zu einem Reiche verband.
Nach Cäsar wird Gallien bewohnt von Aquitaniern, Beigen, Kelten. Die Ersteren gleichen
! Erckert (a. a. 0.) hält sie sicher für keltisch, s. Karte lli: Radantia, Bagantia, Jagusa, Cocara. Zwei
Nebenflüsse der Jazt heissen Becbta, ein unbestritten keltisches Wort.
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Die Kelten. 181
mehr den Iberern, die zwei letzten haben die gleiche Körperbildung, unterscheiden sieb aber in
Sprache, Verfassung und Lebensweise.
Die „germanische“ Abstammung der Beigen war nur Ruhmrede, welche aber zuletxt im
Volke Glauben fand. Solche Kelten waren z. B. die Trevircr und Mediomatrikcr. Nur wurde
ihre Hauptstadt Trier gleich bei ihrem ersten Auftreten mit einem römischen Namen belegt
(Augusta Trevirorum). Sie reichten von den Ardennen bis an den Rhein. Im Norden der
Ardennen wohnten abhängig von den Trevircm fünf Völkerschaften, zusammen Germani ge-
heissen, welch keltisches Wort aber keineswegs germanische Abstammung bedeutet, denn alle
Einzclnamcn dieser „Germani“ sind keltisch. Die Mächtigsten unter ihnen waren die Eburonon,
später traten an ihre Stelle die Tungri. Diese galten als die ersten wirklichen Germanen,
die über den Rhein drangen und Gallier, d. h. Eburonen vertrieben. Wahrscheinlich
wurden die Tungem Germani = Nachbarn genannt, weil sie im Lande der Eburonen sieb nieder-
liessen, etwa so wie die Markomannen Bajuvari hiessen, weil sie im Lande der Boji sich nieder-
liessen. Nach ihnen worden dann die übrigen Völkerschaften mit dem Sammelnamen Germani
bezeichnet Diese Erklärung scheint mir die wahrscheinlichste.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, Ihnen heute alle die keltischen Völkerschaften in Gal-
lien vorzutühren, ich muss mich daher auf die wichtigsten beschränken. Zwischen Rhone und
Pyrenäen wurde die ältere ligurisohe und iberische Bevölkerung zuletzt auf den Raum zwischen
Garoune und Pyrenäen zusammengedrnngt durch die keltischen Volcae, ein in zwei Völker-
schaften getheiltes, starkes Volk, von denen die Tectosages die bekanntesten sind. Sie Ȋn-
derten nach Kleinasien in grosser Zahl aus und erscheinen in Galatien und Ankyra, dem heu-
tigen Angora.
LTnter den Al|>enkelten sind hervorzoheben die von Strabo so genannten goldreichen
Helvetier. Cäsar begrenz.t ihre Sitze im Norden durch den Rhein, im Westen durch den
Jura, im Süden durch den Genfer See und die Rhone; nach Strabo reichen sie nordöstlich
bis an den Bodensee, südlich bis an den Gotthard (Adula). Nach ihm hatten sich zwei ihrer
drei Gaue den Cimbcrn angeschlossen und den Untergang gefunden; von dem dritten sollten
alle zu Cäsar's Zeit lebenden abstammen. Ihre Versuche, sich in Gallien, uu bedrängt von den
Germanen, breitere Sitze zu gewinnen, wies Cäsar blutig ab und zwang sie, in die alte Hei-
math zurückzukehren, um diese nicht den Germanen zu überlassen. Ursprünglich sassen sic
zwischen Rhein und Donau in der Maingegend, nördlich von der schwäbischen Alb.
Die Alpenvölker in der Alpis Pocnina (Wallis, Valais) waren ligurisch oder rätisch und
wurden erst später von deu Kelten zurückgedrängt.
Die keltischen Stämme der Ostalpen umschliesst der Gesammtname der Taurisker, von
denen die Noriker (um Noreja bei Klagcnfurt) ein Hauptast; bald nach Unterwerfung der
Räter wurden auch die Noriker bezwungen. Ihre Westgrenze war der Inn, ihre Nord-
grenze die Donau (Danubius, im Unterlauf Ister), ihre Süd grenze das Gebirge Caravancas
zwischen Save und Dravc. Jenseits dieses Kammes um Julium Carnicum (Ztiglio) sassen die
Carnen; im Südosten waren die letzten Städte der Noriker Caleja (Cilli) und Potovia (Pettau),
gegenüber den Pannoniern (Nauportus bei Laibach gehörte den Tauriskern). Im Nordosten
erreichten sic die Donau und das Gebiet der Bojer: Carnuntum (bei Hainburg) und Viudobona
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182 Medicinalrath Dr. Hedinger,
(Wien) waren norisch; später wurden die Noriker durch die Daker in das Gebirge gedrängt;
die Römer thcilten diese ehemals norischen Striche ihrer Provinz Pannonia zu.
Ri tisch sind die Lepontier. Kelten sind die mächtigen Vindeliker in den mittleren Alpen;
dagegen die Räter tuskisch-romaniscb mit nur ganz einzelnen keltischen Colonien (Tusker waren
die Euganeer am Gardasee, die Triumpilini im Val Troinpia, die Carnuni im Val Camonica).
15 v. Chr. wurden die Vindeliker durch Tiberius, gestützt auf die Inseln Mainau und Reichenau
in einer Seeschlacht geschlagen und durch Alpenstrasson gebändigt. — Die damaligen geogra-
phischen Begriffe waren allerdings manchmal sehr verworren; auch bei Strabo, der ganz
merkwürdige Ansichten entwickelt, besonders was den Ursprung der Isar, Etsch und des Eisak
betrifft; die erslere lässt er z. B. aus dem gleichen See wie die beiden anderen entspringen.
Die schwäbische Alb ist bei ihm ein Theii der Alpen, Plattensee und Bodensce sind bei ihm
identisch, lllyrien reicht bis zum Fusse der bairischen Alpen u. s. w.
Von der Fauna in Gallien erwähnt Polybios wilde Pferde, den Untier und Elch. Von
der Flora nur den rätischen Wein, am Südfuss der rätischen Berge gegen Verona u. s. w.
Cami bedeutet Bergbewohner und Tauern heisst so viel wie Berghöhen.
Die Cultur der Kelten,
welche die Germanen hei ihnen vorfanden, hat zwar schon aus der llallstatt-Zeit manches
aufgenommen — und musste os, da ihnen, wie den westlichen Völkern Europas allen eine lange
Ruhezeit vergönnt war, während der sie von Osten und Süden seit der Steinzeit neue Lebens-
formen kennen gelernt und verschiedene Wandlungen durchmachen mussten — , aber es war
doch eine eigene Cultur, mit der sie in den letzten Jahrhunderten vor der Eroberung Galliens
und der Alpcnländer durch die Römer hervortraten.
Es war dies die La Tcne-Cnltur; manchmal ägyptisch-orientalischen (ionischen) Einfluss
verrathend, vielleicht auch mit nordischen Motiven1), verquickt mit östlichen Elementen. Man
kann sie füglich Cultur der Kelten nennen, die, vorgeschritten in der Kcnntniss der Metalle,
ihrer Zubereitung und Verwendung, im Besitze zahlreicher technischer und anderer HDlfsmitlel,
weite Gebiete unseres Erdlheils sich unterwarfen. Obcritalien, der Rhein, die Donauländer und
ein grosser Theii der Alpenzono summt einem Theile der Balkanhalbinsel bis nach Kleinasien
wurden eine Beute keltischer Heerhaufen, die überall ihren Adel als Herrscher einsetzten.
Diese Cultur ist zwar noch nicht historisch, aber die vorgeschichtliche Forschung ergiebt
mit Sicherheit einen jüngeren Ursprung ihrer Richtung und zwar entwickelt sie Bich um die
Zeit der Hclleuisirnng des Orients und der ersten Ausbreitung der römischen Weltmacht. Ja,
sie kann sogar eine Vorstufe der rümischeu Provinzialcultur genannt werden, die sich aus ihr
entwickelt hat, beziehungsweise an sie unmittelbar anschliesst.
Die Bronzecelle, nach Steinbeilen hergestellt, wurden als Waffen schon in früher Zeit
(Bronzezeit der Pfahlbauten) benutzt und waren in der La Tene-Zolt als solche nicht viel mehr
in Gebrauch. Da sie in Skandinavien sich ebenfalls linden, wo nach den dortigen Anthropo-
’) Schon »ehr früh hat »ich ja die nordische Bronzecultur entwickelt, früher al» die ersten italischen
Bronzen dahin kamen (älontelius).
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Die Kelten.
183
logen «ich nie Kelten befanden haben sollen, so giebt vielleicht der Fund von Hansen einen
Fingerzeig, der in seiner norwegischen Volkspsychologie nachweist, dass an der Küste
Norwegens von der Hauptstadt an bis nach Trondhjem hinauf ein rundköpfigerer und etwas
dunklerer Menschentypus angesiedelt war, den Hansen auf das Volk der mittleren Steinzeit (das
der Kjökkenmöddinger) zurückfülirt. Im Inneren des Landes herrscht der blonde , blauäugige
und langköpßgc, von Körpergestall etwas grössere arische Typus. Sowohl in der Anlage der
Siedelungen , als in den wirthsohaftlichen Verhältnissen bestehen Unterschiede, am meisten aber
in den Scclenanlagen, die Hansen auf Grund vieler Schilderungen von zuverlässigen Beob-
achtern darlegt. Im Ganzen haben die rundköpfigen Westländer eine mehr düstere und ver-
schlossene GeraOtlisart, Liebe zur Gleichheit und Abneigung gegen den Waffendienst. Die lang-
köpfigen Binnenländer wenlcn als heiter und offen bezeichnet und von grossem Selbständigkeits-
bedärfniss. Sic haben aristokratische Neigungen, legen keinen Werth auf Gleichheit, aber desto
grösseren auf persönliche Freiheit.
Nun könnte man freilich einwenden, die Celte seien dort lediglich als Gcräthe für Land-
wirthschaft, als Beil, Meissei oder Aehnlichcs verwendet worden, was jedenfalls auch anderwärts
vorkam, denn ich besitze selbst zwei Celte (Lappcncelte) aus Südtirol, die deutlich Spuren
solcher Benutzung zeigen, indem die oberen halbmondförmig gebogenen Enden durch Breit-
schlagen fast ganz verschwunden sind, und zwar beim grösseren wie beim kleineren, das kaum
als Waffe benutzt worden sein dürfte. Uebrigens ist auch nicht ausgeschlossen, dass doch
Kelten im südlichen Theil von Skandinavien wohnten, noch vor der Zeit der Trennung vom
gemeinschaftlichen Stamm, da dort viele Celte gefunden wurden. Allerdings nur Flachbeile
mit Randleisten, keine mit vier Schaftlappen. Die skandinavischen Palstäbe wurden in einen
Spalt des Schaftes eingesetzt, bei den Kelten wurde der Schaft in den Hohlraum (Tülle) des
Bronzestücks eingesteckt. Sie kommen in dieser oder ähnlicher Form nur noch in West-
europa vor.
Die Massen von eisernen Waffen, Werkzeugen, Gelassen, Scbmucksachen unterscheiden sich
ebenso sehr von den hallstättischen wie von den römischen. Hier giebt es keine bronzenen
Schwerter, Beile, Lanzenspitzen mehr. Die fast 1 m langen Schwerter sind sämmtlich von Eisen.
Die Scheiden derselben bestanden aus je zwei Eisen- oder Bronzcplatten. Die Lanzenspitzen
selbst haben entweder ein breites Blatt oder ein kleines bei langem Stiel (Wurflanzen). Pfeil-
spitzen sind selten, Dolche fehlen ganz. Zum ersten Male treten Halsringo aus Bronze auf
(bei Vornehmen aus Gold) mit stcmpelförmigcn Enden. Manchmal finden sich auch in kel-
tischen Gräbern Reste ihrer Streitwagen und ihres reichen Pferdegeschirrs (Stuttgarter und
Münchener Sammlung).
Ebenso neuartig sind ihre Geräthc im Dienste der friedlichen Arbeit: Messer, Scheeren,
Sicheln, Beile, Pflugscliaaren, vergl. Depotfund von Oberflacht (beschrieben von v. Tröltsch)
in der königl. württembergischen Staatssammlung, sowie ihr Schmuck, wenn auch manchmal an
alte Vorbilder sich anschliessend, und wie die Eiseusachen solid und meist unverziert (Fabrik-
stempel). Die Thongcgensfände werden mit der Töpferscheibe gemacht und gebrannt Zum
ersten Male tritt gemünztes Gold und Silber auf. Ein Rückgang tritt in der Fabrikation der
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184 Medicinalrath Dr. Hetlinger,
Bronzegelässe ein, die roher werden oder fertig aus Italien kommen (so besonders die Schnabel-
kannen von Bronze)').
Der Schmuck erscheint weniger selbständig und nicht mehr so üppig und reich, wie in
der HallBtatt-Periode, sondern mehr als Verzierung der Gebranchsgegenstände, sieh den Formen
derselben anschliessend. Wenn auch noch vielfach Bronze dazu verwendet wurde, so überwiegt
doch das Eisen.
Die Fibel aus Eisen oder Bronze oder aus Potin (einer Art Tombak, einem Gemenge
minderwerthiger Metalle) — in Ungarn häufig aus Silber — hat eine charakteristische Form.
Sie besteht in der doppelseitigen Spiralwindung des federnden Kopfes, besonders aber in einer
gegen den Bügel zurückgebogenen, anfangs freier, später mit dem letzteren verbundenen Ver-
längerung der Nadelrinne. Nach Montelius aus der Certosafibel hervorgegangen, ist ihre
Entwickelung schon in den jüngsten Formen der Hallstattfibel gleichsam vorgezeichnet und
bildet den Ausgangspunkt für viele Typen der römischen Provinzialfibel*). Eine eigene Form
der Früh-La Tene-Zeit mit sehr beschränktem Verbreitungsbezirk in dem römischen Eroberungs-
gebiet von Süddeutschland und Südtiml stellt die sogenannte Thierkopffibel dar.
Die letzte La Tene-Zeit hat noch ein Schwert aufzuweisen, an das sich unmittelbar die
Spada*), das lange Eisenschwert der Germanen anschliesst, so dass man jenes keltische Schwert
als das Vorbild oder wenigstens den Vorläufer des germanischen ansehen kann.
So stellt die La Tene-Zeit, die in Böhmen vielleicht am entwickeltsten war und jedenfalls
von dort am besten vertreten ist (mesocophale Schädel), ein ausserordentlich wichtige« Binde-
glied zwischen der prähistorischen Ilallstattzeit und der geschichtlichen römischen Cultur dar,
welche unmittelbar an sie anschliesst nnd von den Germanen als romanisirte keltische Erbschaft
übernommen wurde.
Kult, religiöse Symbole, Geld (». auch früher).
Der Eber hatte bei den Kelten eine besondere symbolische Bedeutung und ist häufig auf
gallischen Münzen zu sehen, r.. B. Eber ab ganzes Thier, als Eberfusn oder als Eberfigur auf
einer Stange als Feldzeichen. Bei Begräbnissen wurden Eber geschlachtet und verbrannt, wie
man deren Reste in zahlreichen Hügelgräbern der schwäbischen Alb findet, sowohl in Urtien-
friedhöfen als Brand gräbern (s. lledinger, Keltische Hügelgräber u. s. w. Arch. f. Antkrop.,
dieses Heft, S. 157).
Der Mond, der ähnlich wie beim babylonischen Gestirndienst (Istar, Astarte, Diana) nnd
dem orientalischen verehrt wurde, ist auf Regenbogenschüsselchen entweder allein oder mit
*) Die Kelten in Süd* und theilweise in Mitteldeutschland, wo sie »ehr lange Zeit sauen, waren vielleicht
schon am Schlüsse der jüngeren Bronzezeit vorhanden und wahrscheinlich eine friedliche Bevölkerung, denn
man findet in den dortigen Hügelgräbern keine Waffen, um ao mehr Froducte ihrer Töpferind ustrie und sonstigen
Ge wer befiel wes. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass Um die brachycephalen Kelten waren, die aus den
schon besprochenen Ursachen ihre Dotichocephalie verloren and auch dunkle Complexion annahmen.
*) Montelius theilt die europäischen Fibeln in drei Gruppen ein: a) ungarisch -skandinavische, b) grie-
chische, e) italische. Ungemein lehrreich sind die Darstellungen der Entwickelung der Fibeln au« einander in
italischen und sonstigen Museen. Eine der hübschesten besitzt das Ferdinandeum in Innsbruck von fröhitalischcn
Formen bis zu Völkerwauderungstypen.
*) Auch Spatha geschrieben.
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Die Kelten.
185
Sonne und Sternen zugleich oder nie begleitende« Ornament und symbolisch auf Thonfiguren
dargoatellt; ebenso plastisch auf Thon platten , als Holzfiguren schon in den Pfahlbauten Bich
findend1) und später in unseren keltischen Hügelgräbern (Hedinger, a. a. O., S. 157) und zwar
als halbmondförmiger Aufsatz auf oben omamentirter oder glatter runder Thonplatte. Dieselbe
war wohl zum Aufstellen beim Cultus bestimmt. Kine solche merkwürdig roh rautenförmig
ornamentirte fand ich in einem Grabhügel bei Mergelstetten (rgl. Hedinger: UmenfriedhCfe.
Arch. f. Anthrop., Bd. 8).
Als Geld waren, wie wir früher sahen, ausser den Regenbogenschüsselchen imitirle
griechische (wahrscheinlich in Massilia geprägte), später auch römische Münzen im Umlauf.
Aber auch Bronzecelte (s. Schaaffhausen, in dem Berichte über die Generalversammlung der
deutschen anthropol. Gesellschaft in Nürnberg 1887, S. 113, U.) galten als Werthzeichen.
Daher sind dieselben immer in gewissen Gewichlsrerhälluissen hergestcllt. Meine zwei Lappen-
celte von Südtirol haben ein Gewicht von COO bezw. 120 g und entsprechen demnach annähernd
den in Deutschland gefundenen, die meist 150 und 500 g oder einen Tlieil oder ein Mehrfaches
von 150 g wiegen. Vergl S. 7 u. Anm. 2. (Schaaffhausen nimmt 8G g als Einheit an, und
in der That, cs stimmte bei dieser Annahme das Gewicht der meisten Celte.) Vielleicht wird
es einmal möglich, aus dem Gewichte das Alter und die Herkunft der verschiedenen Celte
zu bestimmen.
Der Keltentypus.
So wenig wir Sicheres über den Typus der prähistorischen Kelten wissen, so muss doch
als Ältester Vertreter derselben, also derjenige, der sich am frühesten vom gemeinschaftlichen
arischen Stamme losgelöst hat, der mittlere Bronzezeitkelte anerkannt -werden , denn wo Celte,
da Kelten, und es gab ja sogar schon in den Pfahlbauten Kupfercelte (Monds ee). Wie
lange von dieser Zeit an bis zur Jlallslatt* resp. La Time -Periode die Kelten existirt haben,
lässt sich nicht bestimmen, jedenfalls viele Jahrhunderte.
Ohne die La Töne-Zeit selbst hätte, kann man wohl sagen, die Menschheit sich nicht zur
späteren Höhe entwickeln können. Schon jetzt muss es ausgesprochen sein, dass der Kclte, der
*) Dies« die Mondgöttin bedeutenden halbmondförmigen Aufsätze stehen entweder auf einer Platte oder
besitzen eine breitere Basis, sind ohne oder mit zwei bis vier Füssen versehen.
Die HOmer sind entweder glatt oder ornamentirt (Sonne mit Strahlen), laufen entweder in einfache Enden
ans (oben manchmal mit einem Loch), andere Male in Thierköpfe, wie in einem Grabhügel von Oedenburg
(Börnes, Urgeschichte der bildenden Kunst, 6. 504, T. 16). Auch die halbmondförmige atisa lunnta der Thon*
urnenhenkel in den oxtitalischeu Pfahlbauten und an den BronzcgeOlssen der etruskischen Necropoleti hat sym*
bolische Bedeutung. Ebenso eine bronzene Stierfigur aus der Bycitcalahühle in Mahren, die zu mancherlei
Yennuthungcn über den Apitknlt der prähistorischen Bewohner Mitteleuropas geführt hat. Auch UnllstAtt hat
in seinen Grabhügeln manch ähnliches Stück bewahrt, das nicht wohl anders gedeutet werden kann. — Die
für uns interessantesten Stücke sind jedenfalls die zwei von Hörnes (s. oben) abgehihleten, 1. der Doppelmond
mit vier breiten Phasen and Thierprotomen am Ende der Hörner, 2. der mondförmige Aufsatz auf der flachen
Schüssel mit Vögeln auf dem Rande sitzend ; auch Doppelprotome von Rind uod Widder sind dort abgebildet.
— Eine ähnliche Bedeutung haben die n»seukranzartig gefasste» Widderköpfe aus Glas* Email neben eben-
solchen Glasperlen, die man in keltischen Gräbern von Kraiu auf den Skeletten (besonders auf der Brust) findet.
Ich besitze solche von Nnsafuas neben sehr primitiven Bronzeohrringen aus Draht. Nähere* über den Zusammen-
hang der Mondbilder mit dem asiatischen Gestirndienst und den sogenannten Stierbildcrn s. Hedinger, Mond*
bilder aus keltischen Grabhügeln. Vielleicht sind die halbmondförmig umgebogenen Enden der Lappen
kelte der jüngeren Bronzezeit auch symbolisch zu deuten.
Archiv fUr Anthropologie. Bd. XXVII. 24
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Medicinalrath Dr. Hedinger,
Vorläufer der Germanen, das Verbindungsglied des Orients mit dem Occident war, vermittelst
■einer Cultur, die mit allen Kelten von Kleinasien bis Spanien Fühlung batte, und deren Gottes-
dienst an babylonischen Cult erinnert, wenn auch die Wurzeln ihrer Abstammung vielleicht
nördlich zu suchen sind *).
Der anatomische Bau der Kelten.
Die Thatsache, dass die Schädel der Gallier ans den Hügelgräbern, sowie die der Keiben-
gräber des nordöstlichen Frankreichs von den germanischen nicht verschieden sind, ist nicht
aus der Welt zu schaffen. Sogar in der Rennthierzeit des südlichen Deutschlands ist schon
diese Uebereinstimmung vorhanden ; sie gleichen vollständig denen von Cromagnon. Ebenso
entsprechen die Werkzeuge ihrer Ansiedelungen denen von Madeleine und Perigord.
Die Craniologie bat aber andererseits eine allen keltischen Stämmen zukommende Schädel-
bildung um so weniger naebweisen können, als jetzt der Einfluss von Cultur und Klima auf
deu Schädel nachgewiesen ist und, was sogar Virchow zugiebt, nicht bloss durch Vermischung
mit anderen Rassen. Dies zeigt uns aufs deutlichste der Typus germanischer Reihengräber
vom vierten bis sechsten Jahrhundert n. Chr., der als eine Stammbildung in der heutigen
Bevölkerung Deutschlands nicht mehr vorkommt. Wo sich das blonde Haar und das blaue
Auge der Germanen erhalten hat, kann nicht von Vermischung dolichocephaler mit brachy-
ceplialen Elementen die Rede sein, da kann nur der Einfluss der Cultur auf die zunehmende
Breite des Schädels die zur Brachycephalie neigende Mesocephalic als die heute unter den
Deutschen herrschende Form hervorgebracht haben. Besonders für uns Süddeutsche mit unserem
grossen Procentsatz Brachycephaler ist die Sache dahin zu beantworten, dasB wir den Kelten
beide Schädelformen zusprechen müssen, wie es überhaupt keinen einheitlichen Scliädeltypus
irgend eines Volkes in Europa weder gab noch giebt. Stets waren in geschichtlicher Zeit
Kurz- und Langköpfe beim gleichen Volke zu constaliren. — Am Anfang unserer Zeitrechnung
warete die zu beiden Seiten des Rheins wohnenden Gallier und Germanen vorherrschend dulicho-
cepbal, wie die Grabfunde lehren; in Süddeutschland, wo keltische Stämme schon früher lebten
und bleibenden Wohnsitz hatten, herrschte, wie die Hügelgräber lehren, die Brachycephalie vor,
die sich in den Alpen Oesterreichs, Bayerns und der Schweiz, wohin keine Germanen oder erst
spät kamen, noch beute erhalten hat.
Wir müssen desshalb zwei Arten von Brachycephalie unterscheiden: 1. die ursprüng-
liche (die der Lappen Nordeuropas und die asiatische Brachycephalie), 2. die erworbene. Letz-
tere ist entstanden durch veränderte Lebensweise und Geistescultur , sowie durch Vermischung
mit anderen Völkern.
Schon die Abnahme der Muskelkraft, welche sowohl die Entwickelung der arc. superciliar,
als die der Hinterhauptsleiste hemmt, wird die Dolicbocephalie vermindern, wie andrerseits die Thätig-
keit starker Kaumuskeln, welche den Schädel in der Scbläfengegend zu beiden Seiten zusammeu-
drückcn, die Dolicbocephalie vermehrt; die in Folge der Cultur zunehmende Breite trifft aber
') Kadi vielfacher Annahme ist der ursprünglich dolichoccphsle Kelle erst in Mitteldeutschland und
hauptsächlich in Süddeutachland durch Vermischung mit tumnisch - sannatischen Elementen, die am Schlüsse
der jüngeren Steinzeit «inwandi-rteo, zuerst mmocephal und später brschjcephnl geworden (vergl Haider’»
BcbädeUypen io Schwaben).
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J
Die Kelten.
187
mehr den hinteren Tlieil de» Schildeis als den vorderen. Derselbe bleibt für das Wachsthum
des Gehirn» in seinem hinteron Tbeile nachgiebiger als in dem vorderen, weil die Scbläfen-
schuppennsht und die Hinterhauptbein-Scheitelbeinnähte viel länger offen bleiben als die Kranz-
und Pfeilnaht und zumal die Stirnnaht, deren Offenbleiben die breite Stirn hervorbringt. Auf
diese Weise können dolichocephalc Schädel eich alimälig in brachycephale verwandeln, und um-
gekehrt, und so kann auch ein ganzes Volk mit der Zeit solche Unterschiede erkennen lassen
(vergl. Ammon 's Anthropologie der Badener). Gewiss hatten die Kelten in Schottland, welche
die verglasten Burgen gebaut haben, nicht die gleiche Körperbildung derer, welche in den
österreichischen Alpenl&ndern angcsiedelt- waren und nach griechischem Muster schön verzierte
Bronzeeimer und Gürtelblechc fertigten oder in Hallstalt Eisengerälhe '), in Bayern, Württem-
berg und Baden bemalte und ornamentirto ThongefUsso herstellten. Anders wieder die gal-
lischen Eroberer von Rom und Griechenland (vergl. die Darstellungen auf den bekannten
Bronzccistcn und Bronzeblechen).
Wie gesagt, die Unterschiede der prähistorischen stammverwandten Völker bildeten sich
erst durch die Cultur mehr und mehr aus, deren Einfluss sic zu verschiedenen Zeiten und in
verschiedenem Maassc erfuhren. — Auch Ecker lässt die Schädelform der Hügelgräber mehr
zur Brachyccphalie neigen, während die Reihengräberschädel überall dolichocephal sind. Auch
die heutigen sicher keltischen Südfranzosen sind brachycephal. — Virchow meint, die Ur-
einwohner von Süddeutschland seien brachycephal gewesen, die Eroberer des damaligen Grund
und Bodens aber dolichocephal. — Der Typus der germanischen Reihengräbcrschädel, den wir
aber schon in viel älteren Zeiten beobachten, besteht bekanntlich in grosser Schädellänge, vor-
springenden Augenbrauen, Höckern, geradem Gebiss und abgesetzter Hinterhauptsschuppc.
Schaaffhansen meint ferner, die langen Schädel der Franken seien verschwunden, weil die
Cultur dieselben breit gemacht hat, wie die der heutigen Schweden. — Calori hinwiederum hat
in Italien beobachtet, dass die Gehirne der Brachycephalen besser ausgebildct erscheinen, als
die der Dolichocephalen; eine anthropologisch sehr wichtige Beobachtung, d. h. wenn sie stimmt.
Mit Sicherheit können wir nun solche als Keltenschädcl bezeichnen, die mit
Gerälhen eigentümlicher Kunstfertigkeit oder gar mit Münzen zusammen gefunden
werden. Ich besitze einen mesoceplialen Schädel, der eigentlich mehr brachycephal zu nennen
ist, vom Castol Toblino im Sarcathal (Südtirol) *), der zusammen mit zwei Celten und einer
La Tene-Fibel 2 m tief gefunden wurde*). — Nach Weinzierl waren die Bronzezeitmenschon in
Böhmen mesocephal, wie die Schädelfunde zusammen mit den übrigen Funden beweisen.
Bekanntlich leugnet unser Meister Hölder die Anwesenheit der Kelten in Deutschland
nicht nur, sondern er leugnet überhaupt Kelten, weil er einen keltischen Typus nicht anerkennt.
') Die dortigen dolichocephalen Schädel können ebenso gut vun den Galatern , den sitzen gebliebenen
Theilen der nach Osten gezogenen Gallier, alao von den nördlichen, noch nicht veränderten Kelten herstammen,
als von den nachher allinalig brachycephal gewordenen südlichen Kelten.
*) Maasse dee Keitenschädels von Südtirol: Lange 1780, Breite 1350, Stirnbreite 950, Längenbreitenindex
73,86 mm. Also Meeocephalie mit starker Neigung zur Brachycephalie.
*) ln jüngster Zeit tah ich Reste mehrerer bracliycephaler Sehadel (die noch gut zu erkennen waren) aus
Brandgrabern zu gleicher Zeit mit Bronzenadeln nnd schöner Bronzeflbel mit kettenartigen Anhängseln (Halb
statueit), einer zweizinkigen Gabel aus Bronze (vielleicht auch als Uaarechmuck benutzt), ferner ebensolche
Gürtelbeatandtheile nnd Fferdeschmnck ans Eisen und andere Eisengegenstände aus der La Töne- Zeit, in
S. Giacomo bei Riva am Gardasee in 1 in tiefer, in ganz schwarzer Erde ausgraben.
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Medicinalrath Dr. Hetlinger,
Vielleicht wäre der Schluss richtiger, da«» die Kelteu und Germanen in Deutschland urspriing-
lich die gleiche Schidelforin hatten. Nach den nunmehr in grosser Menge vorliegenden Funden
(namentlich gewisser Gegenstände aus Bronze und Eisen) in den Voralpen und theilweiso in den
Alpen, ja auch auf der Schwäbischen Alb und im Eisass geht cs aber nicht mehr an, denjenigen
Volksstamm zu leugnen, der als Erzeuger jener Gegenstände der Zeit ihr eigenthüruliches Ge-
präge gegeben (Hallstatt- nnd La Tene-Zeit), und wir brauchen bei der Annahme von Kelten
in den süddeutschen Gebirgsgegenden nnd in den Alpen selbst, wie ja durch die keltischen
Orts- und Flussnamon, sowie durch Plinius und Strabo genügend bewiesen ist, nicht mehr
die Etrusker zu Hülfe zu nehmen.
Dass diese Kelten im Mittelgebirge der Schweiz und in den Ostalpen brachycephal waren
(vielleicht weniger zahlreich in den nördlichen Centralalpen als am Südabbang derselben), ist
heute nicht mehr zu bestreiten.
Tappeiner schon hat darüber genügend Untersuchungen gemacht, wie auch die Ursachen
zur Entstehung der Brachycephalie nachzuweisen versucht. Achnlich liegen die Verhältnisse im
Schwarzwald, wo wir überall in den Thälem die dolichocephale blonde, auf den Höhen die
brachyccphale dunkle Bevölkerung finden. Wenn wir nun nicht annehmen wollen, dass die
Dolicbocephalen Germanen nnd die Brachycephalen Kelten sind (d. h. in diesem Falle die auf
die unwirtschaftlichen Höhen geflohenen Besiegten), was aber nebenbei auch möglich ist, so
kommen wir nicht über die Annahme hinaus, dass es zweierlei Typen bei den Kelton gab:
dolichocephale (mit blonder Complexion) und brachvcephale (mit dunkler Complexion), je
nach dem socialen, zeitlichen und örtlichen Verhalten (Flachland oder Gebirge) und
wohl auch nach der eventuellen Vermischung mit anderen Völkern.
Schliesslich fragt sich noch: Finden wir für unsere Annahme, die Kelten von den Galliern
und Germanen zu unterscheiden einen Anhaltspunkt in den Besten der keltischen Sprache?
Prichard giebt ein Verzeichnis* zahlreicher keltischer Städtenamcn auf durum, durcum, mngus
und iaeum in Gallien, Belgien, Germanien, Britannien, Noricum, Rälicn, worauf ich aber hier
nur hinweisen kann.
In denselben Gegenden findet sich noch eine andere Spur der Kelten: die keltischen
Münzen und zwar sowohl die Kegenbogenschüseelchen als auch die späteren gallischen Münzen
(barbarische Nachahmungen griechischer und römischer Münzen).
. Nach neueren Untersuchungen, wie auch nach Livius, der sogar die Teutonen dazu
rechnet, waren die Cimbern Gallier. Wichtig ist die Angabe des Sueton, dass gefangene Gal-
lier die deutsche Sprache erlernen mussten, um, im Triumphe anfgefilhrt, für Germanen zu
gelten. Also waren nm diese Zeit beide Sprachen (jedenfalls aber der Dialect) schon ver-
schieden. — Die irischen Kelten sind wahrscheinlich, von Karthagern und Körnern bedrängt,
aus Spanien gokommen.
Der Einfluss der Griechen auf die Gallier in Massilia muss hoch angeschlagen werden,
denn der feine Gallier suchte sich griechische Bildung anzueignen. — Im Gebiete der Gnronne
wurde im fünften Jahrhundert noch keltisch gesprochen, die Sprache der Galater in Kleinasien
war angeblich im neunten Jahrhundert noch dieselbe wie die der belgischen Trevirer, die nach
Tacitoa mit ihrer germanischen Abstammung prahlten, um nicht zu den unkriegerischen Kelten
gerechnet zu werden.
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Die Kelten.
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Vor 400 Jahren v. Chr, der Zeit der ersten Lautverschiebung, mag »ich ein Germano noch
mit einem Kelten verständigt haben. — Das Keltische steht zu keiner anderen Sprache in so
engen nnd alten Beziehungen als zur italienischen. Es liegt darum die Annahme nahe, wie
ich in einem früheren Vortrage bewiesen , dass die italienischen Stämme einmal in Deutschland
mit den Kelten gemeinsam ein einheitliches Volk bildeten und erst nach ihrer Einwanderung in
Italien sich weiter entwickelten. Da Kelten und. Germanen Nachbarvölker blieben, während die
Italer aus ihrer Umgebung austraten , ist es begreiflich, dass jene in Sitte und Lebensweise
einander glichen, wie sie auch in ihrer religiösen Entwickelung auffallend übereinstimmen, ebenso
wie in der Namengebung, während die Italer darin ganz neue Wege cinschlagcn.
Wenn wir sehen, dass manche Völkerschaften zurückgehen, andere ausaterben, so muss
znerst gefragt werden, ob es eines seiner Elemente und welches — denn kein Volk ist unver-
mischt geblieben — eliminirt bat. Kein Volk hat ja aus sieh selbst heraus eine bedeutende
Cultur erlangt, wenn es nicht den Anstoss durch ein andere» bekam. Dass das Lebenskräftigere
bestehen bleibt, während das Schwächere nnd Unfähigere (mit der Zeit Degcnerirendc) abstirbt,
ist ein Naturgesetz, von dem es in der Völkergeschichte keine Ausnahme giebt. Die Kelten
waren seiner Zeit unerbittliche Vollstrecker jenes Naturgesetzes, indem sie die unfähig gewor-
dene Cultur der Etrusker und Illyrier vernichteten. Diese wurden hellenisirt und dann roma-
nisirt, jene waren schon vorher bezwungen nnd aufgelöst worden, während das Schicksal der
Kelten selbst, dieser Frflhlingskinder des Nordens, durch die grossen Wandcrzügo jugend-
kräftiger und kriegerischer Germanen in ihrem unwiderstehlichen Andrange besiegelt wurde ').
Auch uns droht vielleicht einmal das gleiche Schicksal (durch die übrigens jetzt schon
einestheils degenerirten, andercntheils durch eine oberflächliche und zu rasch erlangte Cultur
aufgeblähten Slaven, die von anderen Völkern auch das für sie nicht Passende sklavisch nachahmen),
wenn wir von unserer ursprünglichen Reinheit immer weiter zurückkommend die Eigenschaften
verlieret), die uns die Kelten überwinden liessen.
Möchten wir daher unserer Vorfahren unB stet« würdig erweisen und möge die Stunde
deutscher Verderbnis» und deutschen Niedergangs uns, die wir noch lange nicht unsere Höhe
erklommen, noch viele Jahrhunderte erspart bleiben.
l) Auch die Neuitaliener bilden ein lehrreiche» Beispiel. Zu rasch emporgekommen , durch fremde
Hülfe weit mehr als durch eigene Tüchtigkeit, haben sie es verlernt, selbst au sich fortzuarbeiten und auf
diese Weise im friedlichen Wettbewerb der Völker es Anderen gleieh zu thuu , denen das Glück weniger
liebelte. Das so oft angejubelte und missbrauchte Wort: .Ilalia farä da »e* war für Neuitalien eine fatale,
wenig Glück bringende Illusion, da es vor Allem mit Ausnahme der ruhigen, das germanische Blut hierin
nicht verleugnenden Lombarden sie an eifriger, selbständiger Weiterarbeit verhindert hat und es noch beute
thut, denn der Kampf und die Arbeit ist in der Gegenwart auch dem von der Natur begünstigtaten Lande und
Volke, das vorwärts kommen nnd eine Zukunft haben will, nicht mehr erspart.
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VII.
Eine Schulkinderuntersuchung zum Zweck
der Rassenbestimmung nach Farbencomplexion und primären
Körpermerkmalen.
Von
Dr. mcd. Alfred Sohllz, Stadtarzt in Heilbronn a. N.
Zu den nachstehenden Untersuchungen und Betrachtungen hat der Versuch, die Ergebnisse
der deutschen Schulkinderunterencbung von 1876 (Virchow, Arch. f. Anthrop., Bd. XVI;
Württemb. Jalirb. f. Statistik und Landesgeschickte 1876, I) zur Raasebestiramung der stark
aus verschiedenen Rassen gemischten Bevölkerung eines bestimmten Bezirkes zu benutzen,
geführt.
Als Untersuchungsmaterial wurden gerade die Schulkinder gewühlt, weil nur hier
die ganze Bevölkerung in einer gleichalterigen Schicht münnlichcr und weiblicher Vertreter
unter Ausschluss freiwilliger oder unfreiwilliger Auswahl zu bekommen war. Von allen auf
bestimmtes Menschenmaterial beschränkten Untersuchungen befinden wir uns hier noch auf dem
sichersten Boden, wenn die Stichprobe die ganze Bevölkerung gleicbmässig treffen soll. Die
Bevölkerungsschicht Ul hier eine klar begrenzte und leicht controlirbare, während bei Zusammen-
stellung des Materials aus der ganzen Bevölkerung und verschiedenen Lebensaltern mühsames
Aasrechnen der Fehlerquellen und Auslesemomeute nöthig ist, oder wie bei den Rekruten und
Schülern höherer Lehranstalten die weibliche Bevölkerung ganz fehlt, bei den Insassen der
Spitäler und Gefängnisse endlich der Gang und die Ursachen der unfreiwilligen Auswahl schwer
controlirbar sind.
Da wir die gesammte jetzt lebende Bevölkerung eines Bezirks doch nicht auf einen Zeit-
punkt zur Untersuchung bekommen können, so können wir, wenn eine glcichnlterige Schicht
der ganzen Bevölkerung zum Zweck des Ausschlusses der Auswahl gewühlt werden will, ganz
wohl auch Schulkinder wählen. Obgleich sie noch keine fertigen Vertreter ihrer Rasse sind,
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192
Dr. med. Alfred Schliz,
tragen sic das constantestc Rassenmerkmal, die Kopfform, schon in ihren Verhültniasen fertig-
gestellt an sich und ihre Farben sind besonders deutlich ausgeprägte. Wenn die Farben nach
den Untersuchungen von W. Pfitzner (Socialanthropologische Studien, Zeitschr. f. Morphologie
nnd Anthrop., Bd. I, 1899) später noch Veränderungen erleiden, so ist diese Veränderung vom
1. bis 50. Lebensjahre eine fortlaufende und der hieraus hervorgehende Einwand trifft jede zum
Zwecke des Ausschlusses der Auswahl gewählte Bcvölkerungsscbicht.
Gewählt wurden jedoch nur die 12- bis 14jährigen Schulkinder, weil bis zum zwölften
Lebensjahre die nur auf infantiler Farblosigkeit des Gewebes beruhende Blondhaarigkeit jeden-
falls ausgeschieden ist. Mit 14 Jahren dagegen hat der Körper eine Stufe der Entwickelung
erreicht, bei der sich der Kassentypus der reinen Formen wohl schon feststellen lässt, wenn wir
ihn nicht nach Farben allein bestimmen. Diese letzteren sind freilich noch Veränderungen
unterworfen, aber dieselben hören bis zum Eintritte der regressiven Metamorphose überhaupt
nicht auf, und so geben mit 12 bis 14 Jahren die Reinfonncn ein übersichtlicheres Bild, weil
die reinrassigen Brünetten hier noch für sich stehen, während später die allmälig entstandene
Dunkelhaarigkeit dazu kommt, über deren Ursachen, beziehungsweise über die Ursachen der
fortschreitenden Pigmentirung überhaupt — ob sie in der ursprünglichen Körperanlage an sich
liegt, oder durch äussere Einflüsse veranlasst und befördert wird — wir doch nicht so sicher
unterrichtet sind. Da es sich beim Nacbdunkeln nur um das Gebiet der blonden Complexion
handelt, so möchte ich sagen: Was im 14. Lebensjahre noch rein blond ist und alle anderen
Merkmale eines blonden Rassetypus an sich trägt, gehört zum blonden Stamme unserer Be-
völkerung (vergl. Virchow, Arch. f. Anthropoid Bd. XVI, 1886, S. 291). Es ist anzunehmen,
dass diejenigen Blondhaarigen, welche so stark nachdunkeln, dass sie nach dem 14. Lebensjahre
sich in Braunh&arige verwandeln, dies durch Beimischung einer grösseren Menge verschiedener
Eigenschaften der dunkeln Rasse thun, als dies bei den Blond bleibenden der Fall ist. Durch
sorgfältige Ausscheidung aller nicht sämmtlicbe Kassekennzeichen rein an sich Tragenden werden
so viele der Nachdunkelnden den Mischformen zugewiesen, dass ihre Zahl für die Bestimmung
der Rassereinformen nicht mehr ins Gewicht fällt. Bezeichnend ist hierfür die geringe Zahl
gemischter Augen bei Pfitzner — 6 Proc. gegen 29,67 Proc. meines Materials, dessen Lebens-
alter ja bei Pfitzner besonders schwach vertreten ist. Es haben sich dort offenbar die Mehrzahl
der im 14. Lebensjahre noch gemischten Augen später in braune umgewandelt. Da spätere
Brauuhaarigkeit bei früher Blonden an sich schon ein Zeichen der Rassen misch ung ist, so scheiden
sich die Nachdunkelnden sicher schon früh durch ihr übriges Verhalten ebenso zu den Misch-
formen aus, wie die mit gemischter Iris. Der Procentsatz der Nachdunkelnden ist auch sicher
nicht überall gleich und es wäre von Interesse, zu wissen, wie viel Beimischung des Blutes dunkler
Rassen so starkes Nachdunkeln erfordert, wie es Pfitzner für Untcr-Elsass beobachtet hat, das
bei Virchow 18,38 Proc. brauner Iieintypen gegen 35,03 Proc. blonder zeigt, während sich für
Württemberg 8,47 braune gegen 46,19 blonde Reintypen finden. Es lässt sich dies am besten
durch das strenge Ansscheiden der Reinformen nach ihren sämmtlichen Rassen-
merkmalen ermitteln.
Diese Registrirung der Reinformen dürfte auch in anderer Hinsicht von Interesse
sein. Die Zahl der Mischformen ist im Vergleich zu den Reinformen eine besonders grosse —
hier 66 zu 33 Proc. Der Nachweis, ob in der Bildung der Mischformen ein bestimmtes typisches
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Eine Schnlkinderuntersuchung zum Zweck der Hassenbestiinmung etc. 193
Verhalten oder regellose Willkür herrscht, ist auch für die Frage der Persistenz oder Mutabilität
der Kassen nicht ohne Bedeutung. Die starke Mischung der Rassen, wie wir sie jetzt finden
und der wir den raschen Rückgang der Zahl der Reinformen zu verdanken haben, ist in der
Hauptsache wohl erst in den letzten Jahrhunderten vor sich gegangen, da die einzelnen Volks-
bestandtheile sich früher viel strenger gegen einander abschlossen. Ein bezeichnendes Beispiel
sind hier Gräberfunde auf Heilbronner Boden. Die Schädel eines Reiheugräberfeldes aus der
La Tene-Zeit sind ausnahmslos langköpfig, während die Einzclflachgr&ber aus derselben Zeit
ebenso nur Bracbycephale enthalten. Ebenso enthalten dio fränkisch-alamannischen Reihengräber
nnr Dolichocephale und noch im 14. Jahrhundert liefert die Hauptkirche der Stadt lauter Lang-
köpfe, welche von den Reihengräberschädeln nicht zu unterscheiden sind, während die Schädel
von der Claraklosterkirche, einem aus dem Bauerndorf Flein hereinverlegten armen Kloster,
ebenso reinrassig — ■ zum Thcil extrem — brachycephal sind. Also haben noch im Mittelalter
die Hauptras»en neben einander gelebt, aber sich wenig vermischt, während in der jetzigen Zeit
das abseil» gelegene Bauerndorf Kircbhausen nur 13 Proc. atypischer Mischformen zeigt und die
am meisten der Fluctuation unterworfenen höheren Lehranstalten Heilbronns 55 Proc. Die
verschiedenen Entwickeluugsbedingungen haben also auf die Zahl und Art der Bildung von
Mischformen einen deutlichen Einfluss und cs ist daher von Tuteresse, nachzuweisen, welchen
Werdegang die Entwickelung der Mischformen unter verschiedenen Bedingungen
einBchlägt, ob und unter welchen Bedingungen bestimmte Mischformen von typischem Ver-
halten sich entwickeln oder ob die Rassen sich in eine regellose Vielheit verschränkter Misch-
formen auflösen.
Es ist daher das Feld der Untersuchung für diese Frage von Interesse. Wir können
es als ein besonders geeignetes bezeichnen, weil hier auf verhältniasmässig kleinem Raume die
verschiedensten Rassen zur Zusammensetzung der Bevölkerung beigetragen haben und die Orte
des Bezirks sich in bestimmte Gruppen mit verschiedenen Enlwickelungsbedingungen der Be-
völkerung scheiden. Das Oberamt Heilbronn geht zur Steinzeit mit der rheinischen, zur Bronze-
zeit mit der württcmbergischen langköpfigen Bevölkerung, zeigt vorrömische Lang- nnd Kurzköpfe
zur La Tene-Zeit, zur Römerzeit die Völkermischung des übrigen Decumaüandes und ist vom
vierten Jahrhundert n. Chr. ab in alamannischem, vom sechsten an in fränkischem Besitze.
Letzterem Stamme gehört der Volkscharakter im Ganzen auch jetzt noch an, wenn auch die
Schozacbtlialorte sich durch Hinneigung zu schwäbisch-alamannischem Charakter von den Neckar-
thal-, sowie Leinbach- und Gundelbachthalfranken etwas unterscheiden. Die Rointypcn der ver-
schiedenen Rassen haben sich theils in wohlcharaktcrisirten Formen erhalten, tlieils typische
Umbildungen erfahren, tlieils Mischungen der verschiedensten Form hervorgebraoht. Die Resultate
sind aber je nach dem Entwickelungsgange der Bevölkerung in den einzelnen Orten verschiedene,
nnd zwar lassen diese sich in Gruppen zusammenfassen, welche gleiche Enlwickelungsbedingungen
nnd gleiche» Verhalten in den Resultaten zeigen. Sie scheiden sieh in reine Ackerbaudörfer
mit stabiler, Industriedörfer mit mehr fluctuirender und städtisches Gemeinwesen mit aus beiden
Entwickelungsformen erwachsener Bevölkerung.
Die Bevölkerungsvorgänge seit 1803 sind in folgender Tabelle nach den amtlichen Listen
io Gruppen zusammengestellt:
Archiv für AhthrnjK»U>ft«. Bd. XXVII. 25
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194 Dr. med. Alfred Schliz,
Tabelle I >)•
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Wir sehen hier deutliche Unterschiede in den Bevölkorungsvorgängon der einzelnen Gruppen.
Die reinen Ackerbauorte nehmen an Volkszahl nur so weit zu, als der Ueberschnss der Geburten
über die Todes Tille bedingt, oder nehmen durch Wegzug der Bevölkerung ab. Der Bestand der
Hitsgen ist daher ein stabiler nnd das Product ihrer Mischung ein oonstantes, aus natürlichen
gesetzmüssigen Bedingungen hervorgegangen. Die Gruppe II b. Ackerbauorte mit Zuzug
wechselnder Bevölkerung, theils in Schutzangehörigen oder Arbeitern der Gutsherrschaftcn, tlieils
in Ablegern benachbarter Industrieorte bestehend, zeigen meist stärkere Zunahmen, die sich
aber nicht mehr allein aus dem Grundstöcke rekrutiren. Die Bevölkernngsmischung ist dem-
gemäss durch den zufälligen Charakter des Zuzugs etwas beeinflusst. Die Industrieorte zeigen
dagegen starke, seit 1870 rapide Zunahme (Bückingen gegen 1803 um das Fünffache, Neckar-
gartach um das Vierfache). Dieser Zuzug stammt bis 1870 meist aus den benachbarten Ge-
bieten, von da ab aber aus dem ganzen übrigen Deutschland. Die Mischung der Hassebestandthcilc
ist daher eine gründliche, was sich in den Producten ihrer Verbindung ausspricht. Die Stadt
l) Znsammengvsteltt aus den amtlichen Acten des künigl. Obermmtcs Heilbronn.
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Eine Schulkindernntersuchung zum Zweck der Rassenbestimmung etc. 195
Heilbronn eudlich bat in ihrem durch die ausgedehnte Feldmarkung bedingten Bauern-(Wein-
gärtner-) stand, welcher sich noch ziemlich abgeschlossen erhält, ein stabiles Element, welchem
eine der Eigenschaft der Stadt als Uandels- und Industriestadt entstammende reichliche,
fluctuircnde Bevölkerung gegenüber steht Die Herkunft der Väter der Untersuchten nach
Geburtsort setzt sich daher in den einzelnen Gruppen wie folgt zusammen:
Geburtsort der Väter
Ober&rut
Auswärts
Grupp« Ia ....
Ileilbronn I (Höhere Lehranstalten)
18
89
Gruppe Ib ....
Heilbronn II (Volks- und Mittelschulen)
66
159
Gruppe II a . . . .
Reine Ackerbauorte
278
52
Gruppe II b . . . .
Aokerbauorte mit Zuzug
346
71
Gruppe III ... .
Industrieorte
218
116
Zusammen ....
1418 Untersuchte
926
487
Für die reinen Ackerbauorte ist noch zu erwähnen, dass diese Gruppen an der Oberamts-
grenze liegen und der Zuzug sich aus Nachbarorten ähnlichen Charakters zusammenstellt und
sich daher das Verhältnis* der „Auswärtigen“ gegen die mehr central gelegene Gruppe II b
noch verringert
Als vorhandenes Material für anthropologische Untersuchung der Bevölkerung war mir die
amtliche Liste der deutschen Untersuchung von 1876 auf Farbe der Haare und Augen
der Schalkinder vom k- Statist. Landesamt zur Verfügung gestellt Es galt min diese Liste
auf ihre Gültigkeit für 1898 und auf ihre Verwendbarkeit für eigentliche Rassenbcstimmung zu
prüfen. Die an die Lehrer ausgegebenen Probelisten für Farbenbestimmung ergaben zunächst
erhebliche Unzuverlässigkeit der subjectiven Farbenempßndung der verschiedenen Lehrer, be-
sonders hinsichtlich der Augenfarben. Eine neue Controluntersuchung in einheitlicher
Weise und von anthropologisch geübter Seite erschien daher zunächst als dringendstes Erfordemiss.
Eis folgt hier die vergleichende Liste der beiden Untersuchungen nach Farbentypen (siehe
Tabelle II auf S. 196).
Wie wir sehen, bieten die beiden Tabellen von 1876 und 1898 wesentlich verschiedene
Resultate. Im Ganzen ist Keinblond von 43,89 auf 33,75 Proc. zurückgegangen, Reinbraun von
16,89 auf 24,67 gestiegen, die gemischten Typen halten sich mit 39,22 : 41,58 auf annähernd
gleicher Linie. Dies Resultat könnte nun auf Rechnung des Nachdunkeins gesetzt werden, da
1876 sümmtlicbe Schulkinder vom 7. Lebensjahre au mit hereinbezogen wurden, aber die Differenz
in den einzeluen Orten beweist, dass die Verschiebung der Farbentypen in den einzelnen
Jahrgängen unberechenbar, geradezu dem Zufall anheimgegeben ist. Nehmen wir die
Bauerndörfer mit stabiler Bevölkerung, so erhalten wir für blonden Typus in Abstatt 1876
24,9 Proc., jetzt 40,9 und dagegen in Fürfeld 1876 für Blond 75 Proc., jetzt 40 Proc. Ebenso
ergiebt Braun in Horkheim 1876 25 Proc, jetzt 11,54 und in Untergruppenbach 1876 3,7 Proc,
jetzt 34,82 Proc. Die Gemischten gehen in Fürfeld von 14,9 auf 24,49 und in Abstall von
56 Proc. auf 27,27, und wenn wir die Farbentypen der Reihenfolge nach in den einzelnen Orten
nehmen, so steht Grossgartach mit Blond 1876 in siebenter, jetzt in zwanzigster, Obereisisheim
25*
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196
Dr. raed. Alfred Schliz
Tabelle II.
Farbentypen.
Orte
Deutsche
Schnlkinderuntersuchung von 1876
7 bis 14 Jahre
Deutsche
Schulkinderuntersuchung von 1898
12 bis 14 Jahre
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12
12
15
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13
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Böckingen
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14,9
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Donnbronn
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18,6
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11
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Frankenbach
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1
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10
4
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Fürfeld
193
76,9
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14,9
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20
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Grossgartach
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Happenbach
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12
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11
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Lehranstalten)
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26,17
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Heilbronn II (Volks- uud
16
10
9
Mittelschulen)
)
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Horkheim
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Kirchhaufen
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Neckargartach
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Obergruppenbach . . .
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Sontheim
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Untereieiibeim
116
43,9
16,3
89,5
58
31,60
37,92
31,02
6
17
2
3
3
20
Untergruppenbach . . .
215
47,9
3,7
48,2
46
43,45
34,82
21,73
Summe . . «
5736
-
43,89
-
16,89
-
30,22
1413
-
33,75
24,67
-
41,58
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Eine Schulkinderuntersuchung zum Zweck der Rassenbestimmung etc. 197
1876 in sechzehnter, jetzt in siebenter Stelle und bei Brauu steht Horkheim 1876 in dritter,
jetzt in letzter, Untergruppenbach 1876 in siebzehnter, jetzt in dritter Stelle.
Ein Resultat erscheint in beiden Listen stabil: die grosse Zahl der Gemischten in summt-
liehen Industrieorten und deren gleichmässiges Wacbstbnm seit 1876. Dass die Farben-
complexioncn in denselben Orten in den einzelnen Jahrgängen ganz verschieden auslallen, hat
mir auch 0. Ammon lur das benachbarte Baden bestätigt; es ist jedoch noch ein weiteres
Moment von Einfluss auf die Verschiedenheit der Resultate der beiden Listen, cs ist dies die
„Zurechnung der grauen Augen nächst den blauen zu den hellen“ und damit zum
blonden Typus in der Liste von 1876. Unter diesen grauen befinden sich nämlich auch die
grünen, oder aus blau und braun gemischten, welche vom blonden Typus auszuscheiden und
den Mischformen zuzutheilen sind. Diese engere Scheidung der Augenfarbe ergiebt: (Siehe
Tabelle auf Seite 198.)
Wir haben hier 1876 64,57 Proc. helle Augen gegen 73,25 Proc. 1898. Zerlegen wir nun
letztere in ihre Bestandtheile blau, grau und grün, oder gemischt, so sind die blauen mit 32 Proc.
constant geblieben. Von wirklich reingrauen finden sich jedoch statt 32 Proc. nur 10,95 Proc.,
während nicht weniger als 29,67 Proc. grüne oder gemischte vorhanden sind, welche den Misch-
formen zufallen. Weiter sind von braunen Augen 1876 35 Proc. vorhanden, 1898 26,27 Proc.
Diese Differenz von 8,25 Proc. stimmt nahezu mit dem Ueberschuss der „hellen“ Augen von
1898 über die von 1876 mit 8,68 Proc. Es sind also damals von den gemischten Augen die-
jenigen der braunen Reinform zogerechnct worden, bei welchen die braune Beimischung stark
genug war, um der subjectiven Farbenempfindung der Lehrer das Auge als braun erscheinen
zu lassen. Die Ausscheidung der grünen oder gemischten Augen ist daher dringend erforderlich,
wenn wir den Bestand des blonden oder braunen Reintypus richtig feststellen wollen.
Die Vertheilung der eehtgrauen Augen zeigt jedoch ein weiteres bemerkenswerthes Ver-
halten. Ihre 10,95 Proc. setzen sich aus 8,14 Proc. mit blondem und 2,81 Proc. mit braunem
Typus Verbundenen zusammen. Ucbcrall nun, wo, wie wir auch später sehen werden, die Rein-
fortnen vorwiegen, wie in den Ackerbaudörfern, finden wir auch echtgraue Augen in bemerkens-
werther Zahl vertreten — Abstatt 27 Proc., Donnbronn 28 Proc., Fürfeld 28 Proc- — , wo die
Mischformen vorwiegen, wie in den Industrieorlen, fehlen sie theils ganz (Bückingen, Sontheim)
oder sind ganz schwach vertreten (Grossgartach 2,18, Heilbronn I 4,67, Neckargartach 5,41).
Sie sind daher als abgeschwächte Reinform aufzufassen, bei Blond durch geringere Klarheit der
durchlassendcn Membran, bei Braun durch schwächere Pigmentiruug entstanden, und immer ist
echtgrau derjenigen Reinform zuzutheilen, deren sämmtliehe übrigen Merkmale
vorhanden sin'd, wie dies ja bei Blond bereits geschieht. Eine Bestätigung hierfür findet sieh
in der Untersuchung der israelitischen Schule Heilbronns, welche bei vorwiegend braunem Typus
27,27 Proc. echtgraner Augen zeigt, sowie bei Pfitzner (1. o. Seite 340), nach dessen Angabe
gerade Schwarzhaarige meist nicht braune, sondern graue Iris zeigen.
Aus den bisherigen Ausführungen geht hervor, wie unzuverlässige und wechselnde Resultate
die'Bestimmung nach Farbentypen allein liefert, für eigentliche Rassenbestimmung sind sie für
sich nicht zu verwenden, wir müssen für letztere die primären Kürpermerkmale, die Skelet-
bildnng heranzichen, in erster Linie den Län ge n b reiten i nd ex des Kopfes, welchem sich in zweiter
Linie GesicbLsmaasse und Kürperlänge ergänzend anzuscbliessen haben. Da es sich für unseren
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1
198 Dr.
Tabelle 111. VcrhällnUs de
med. Alfred Schliz,
r grauen und gemUchtcn Augen zu den „hellen“.
De utschc Sch ulkinder-
Untersuchung Ton 1876
Deutsche Schulkinderuntersachung von 18£S5
Orte
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Zahl Blaue Augen
Graue Augeu Gemischte Augen £ §
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148 5 37
«7 106
44 | 8 I
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10
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18
Proc.
24.9
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18,18
27,28 |
13,63 .79,00
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Bibe r&ch
213 106
26 132
63 15
3 ! 18
8
0
8 | 6
9
14 ] 40
23
Proc.
48.0
11,8 59,8
28,57
12,70
22,23 «3.50
36,50
Bückingen . . • .
408 211
54 265
105 29
13 42
0
0
0 17
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45 87
18
Proc.
51,7
13,2 044»
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42,8« 81.90
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162 87
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9 1 10
7
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14
Proc.
>54,4
6,1 «0.5
39,39
13,64 1
25,75 78,79
21,22
Donnbronn . . . . j
— 1
— 1 —
32 9
0 9
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— 1 —
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18,75 78,12
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67 18
3 | 21
3
i
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14
Proc. 1
44,0
16,1 «0,1
31,34
6,97
41,79 70,10
00,90
Frenkenbach ...
169 85
38! 123
74 21
4 | 25
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2
10 14
7
21 56
18
Proc. |
42,2
18,4 «0.«
83,78
13,51
28,38 75,67
24,33
Fürfeld
133 100
4 104
49 14
4 | 18
5
9
14 6
1
7 1 39
10
Proc.
75,9
2,2 78,1
1
36,74
28,57
14,2» 70.50
20,41
Grossgartach . . . j
332 156
47 203
46 12
3 15
0
1
1 9
9
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12
Proc.
46,9
14,1 01,0
32,6
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39,13 73,92
26,08
Ilappenbach . . .
i _
— —
33 9
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5
2
7 5
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11
Proc.
i
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21,21
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107 20
6 26
3
2
* 5 1 16
25
41 72
36
(Höhere LehrmDiUlton)
Proc.
24,30
4,67
88.32 07,29
32,71
Heilbronn II . . .
2525 1055
562 1617
225 69
11 ■ 80
15
4
19 | 28
47
75 174
51
(Volke- u. MittHachulcm •
)
Proc.
141,7
22,2 4KI.9
85,56
8,44
33,34 77,34
22.66
Horkheim
112 40
83 73
52 : 21
6 ! 27
2
1
3 | 13
2
15 45
7
Proc.
1 35,6
29,4 65,0
51,92
6,77
28,81 *1, 54
13,46
Kirchbausen . . .
200 89
54 143
52 18
1 19
8
3
10 4
2
6 1; 35
17
Proc.
44,5
27,0 71,5
36,54
19,23
11,54 «7,31
32,69
Neckargartach . .
285 i 137
49[ 186
74 18
9 27
3
1
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20
80 | 61
13
Proc.
48,0
17,1 «5,1
36,49
5,41
40,54 82,44
17,50
Obereisisheim . • .
144 | 42
36 78
87 25
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ii
1
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10
29 66
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Proc.
1 29,1
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28,73
13,79
33,34 75,8«
24,14
Obergruppenbach .
— —
— —
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1
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Proc.
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116 51
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Proc.
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Proc.
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(27,46 2,81) 32,63
(8,14 2,81) 10,95 (16,07
14,60)
29,67 73.25
26,75
Graue, blaue und
braune Augen 1876
— j —
5736 —
— 32,0
—
—
32,0 -
— 64,57
35,0
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—
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Proc.
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■ 16,18
27,27
— 45,45
54,54
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I
Eine Schulkinderuntersuchung zum Zweck der Rnssenbestinunung etc. 199
Zweck empfiehlt, möglichst grosse Kategorien und eine möglichst einfache Eintheilung au ge-
winnen, so wurde übereinstimmend mit Holder und Ammon die Grenze zwischen Lang- und
Kurzkopf bei 79,9, für Langgesicht und Breitgesicht bei 90 angenommen. Für die Rassen-
bestimmnng ist hier zu bemerken, dass sich schon bei den reinrassigen fränkisch -alaroannischen
Reihengräbern Mesocephale (75,0 bis 79,9) und Breilgesicht nicht selten finden.
Die Eintheilung wurde zunächst nach Längen-Breiteniudcx des Kopfes, als dem unver-
änderlichsten Tlieil der Skeletbildung, in Verbindung mit den Farbentypen vorgenoramen.
Hierfür licss sich die Kollmann’sche Eintheilung nach Kopf- und Gesichtsindex nicht ver-
wenden, weil, abgesehen davon, dasB Langkopf mit Breitgesicbl — der Rasse von Cro-Magnon
entsprechend — mit keinem der beiden Farbentypen zu einer bestimmten europäischen Rasse
verbunden werden kann, für das Alter von 12 bis 14 Jahren der Gesichtsindex, wie wir später
sehen werden, noch nicht feststehend ist. Ausserdem sind bei uns die Kurzköpfe mit Lang-
gesicht nicht genügend vertreten, da das Ileilbronner Gebiet dem westlichen, breitgcsichtigeu
Zweig der Brachycephalen angehört.
Für die Farbentypen wurde überall ausser der Haar- und Angenfarbc auch die Haut-
farbe herangezogen, um die Scheidung zwischen Reinfonn und Mischform um so sicherer voll-
ziehen zn können. Die Scheidung von brünetter und heller Haut lässt sich mit 12 bis 14 Jahren
noch vollkommen durchführen, weniger sicher die Differcnzirung der hellen in rosigweissen und
mattweissen Timbre, wenn auch die Beobachtung, dass ersterer vorwiegend den blonden Rein-
formen, letzterer — besonders mit ganz dunkeln Haaren und grauen Augen verbunden — den
Mischformen mit vorwiegend dunkeim Rassenlypus angehört, dies wünschenswert!« gemacht
hätte. Rothe Haare sind überall als Spielart der sonst entsprechenden Reinfonn zugerechnct.
Im Uebrigen haben wir wie 1876 blonden Reintypus, brünetten Reintypus und Mischformen.
Kopfform und Farbentypus zusammen ergeben ungezwungen die Rasscreinlypen, iloren Merkmale
sich durch Verschränkung wieder zu Mischformen gestalten.
Betrachten wir diese einzelnen Combinationen für sich, so entsprechen die drei ersten all-
bekannten Rasseformen, wie sie Ammon und Wilser ihren Untersuchungen für Baden zu
Grunde gelegt haben:
1. Reinblonde Langköpfe mit blauen oder blaugraucn Augen, blonden Haaren, weissor
Haut und Längcnbreitenindcx des Kopfes bis 79,9: der nordeuropäische Rassenlypus.
Da jedoch bei der Messung am Lebenden sich die Indexgrenze gegen die Schädelmessung nach
Broca um 2, nach Ammon um eine Einheit erhöht, so können wir die reinblonden Mittelköpfe
IVa mit Index 80 bi» 81,9 herübernehmen und beide Kategorien zusammen als germanischen
Rassentypus ausacheiden. Die nordeuropäische Rasse bildet in ihrer Reinform bloss noch
8,78 Proc. der Bevölkerung, der germanische Typus im Ganzen 14,65 Proc. Derselbe entstammt
in der Hauptsache der fränkisch-alamanniscticn Besetzung des Landes von der Mitte des dritten
Jahrhunderts n. Chr. an. Am zahlreichsten findet er sieb noch in den reinen Ackerbaudörfern:
Horkheim, Obergruppenbach 25 Proc., Kirchliausen, Donnbronn 21 Proc.; die Industriedörfer
Bückingen, Neckargartach haben 14, Sontheim 7, Grossgartach 6 Proc. Heilbronn hält siel« mit
13 Proc. in der Mitte. Ein Zuzug der germanisch-langköpfigen Bevölkerung zur Stadt im Sinne
der „natürlichen Auslese“ Ammon’s ist also liier nicht zu bemerken. Der Rückgang dieser
Reinform, dio doch früher die herrschende war, vollzieht sich wohl wesentlich zn Gunsten der
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200
Dr. med. Alfred Schliz
Tabelle IV. I.assebest im m » n g nach Farben und Kopfmaaaeen.
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14,65
1 33,75
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Eine Schulkindoruntersuchung zum Zweck der Rnssenbestimmung etc. 201
Mischformen , wenn auch ihr kriegerischer Sinn und ihre Wanderlust ihrer Vermehrung schon
seit dem frühen Mittelalter nicht günstig war.
II. Dunkle Langköpfe mit braunem oder schwarzem Haar, schwarzen, braunen oder
stahlgrauen Augen und brünetter Haut: südeuropäische oder Mittelmcerrasse 3,95 Proc.
Ihre Vcrtheiluug im Bezirke ist eine charakteristische: am schwächsten vertreten ist sie in der
mehr alemannischen Gruppe der Bauerndörfer: Unter- und Obergruppenbach, Happenbach, Donn-
bronn 0 Proc., am stärksten in den Orten längs der früheren Limesstrasse: Kirchhausen 13,40 Proc.,
Neckargartach 8,10, Untereisisheim 6,9, Böckingcn 4,76, weiter Sontheim 9,52 und Flein 4,48.
Sie fallen hier als deutlicher Typus auf und ihre Zurückfiihrung auf Beste der alten Decumat-
landsbcvölkerung liegt nahe. Ein Theil wird ja wohl als Mischung germanischer Langköpfigkeit
mit braunem Farbentypus anzusehen sein, wahrscheinlich der mit Breitgesicht versehene Theil.
III. Braune Kurzköpfe mit braunem Haar, braunen Augen, brünetter Haut, der homo
alpinua brachycephalus parvus, dem westlichen kleinwüchsigen und breitgesichtigen Zweig der
Brachyccphalen Süddeutschlands entsprechend (Hölder’s Turanier). Sie sind mit 20,72 Proc.
die stärkste unserer Reinformen. Zunächst dem Bestände, dann der Vermehrung dieser Hasse
waren von Anfang an die Verhältnisse günstig. In vorrömischer Zeit schon in beaehtenswerther
Minderheit (16 Proc.) in den Grabhügeln der herrschenden langköpfigen Rasse vertreten, ver-
mehren sie sich vom Anfänge unserer Zeitrechnung an durch Zuzug linksrheinischer Volks-
elemente, werden dann erheblich durch römische Provinziale verstärkt, zur Alamannenzeit als
friedliche Bevölkerung zum Zwecke der Bebauung des Bodens geschont und bilden von der
Frankenzeil an als mit dem Grund und Boden verbundene hofhörige Colonen des ausgedehnten
Königsgutes, des geistlichen und herrschaftlichen Besitzes, insbesondere der Weingärten, ein ge-
schätztes und gehegtes Bevölkerungselement. Ihre Vertheilung zeigt geringeren Bestand in den
Neckarthalorten ohne Weinbau und mit Industriebevölkerung: Böckingcn 10,48, Horkheim 9,62,
Neckargartach 10,81 Proc., während die reinen Bauerndörfer des früher herrschaftlichen Besitzes die
stärkste Zahl aufweisen: Untergruppenbach 34,8, Happenbach 30,30, Abstalt 29, Donnbronn
28, Fürfeld 32,02 Proc. Die Stadt zeigt trotz der starken Mischung 22 Proc. in Folge ihres
Doppelcharakters als Ackerbau- und Industrieort. Hier sind die Weingärtner, deren dunkler
brachycephaler Habitus unverkennbar ist, die Hauptvertreter der Rasse.
Unter den aus der Verbindung dieser drei Rassen hervorgegangenen Mischfonnen hebt
sich sofort eine vierte typische Form heraus, welche sich sowohl in Zahl als Verhalten den
drei anerkannten Rassercinformen an die Seite stellt.
IV. Die reinblonden Kurzköpfe mit Kopfindex von 82,0 ab, blauen oder blangrauen
Augen, blondem Haar und weisser Haut. Sie verbinden die vollkommene Skeletbildung unserer
Brachyccphalen mit blondem Reintypus und bilden 19,10 Proc. der Bevölkerung. Sie sind es,
wclohe 1876 44 Proc., 1898 33,75 Proe. blonden Heintypus zu Stande bringen, während jetzt
nur 14,65 Proc. germanische Reinform vorhanden ist. Sie zeigen in ihrer Verbreitung ein
typisches Verhalten: wo die beiden Hauptrassen sich ungestört durch langes Zusammenwohnen
vermischen, wio in den reinen Bauerndörfern, da bildet sich dieser Typus io hervorragender,
den Hanptlheil der blonden Reinform darstellender Weise. Ks bieten also Obereisisheim 81,04,
Untergruppenbach 30,42, Kirchhausen und Bonfeld 28, Abstatl 27 Proc-, während er bei starkem
Wechsel der Bevölkerung zu Gunsten verschränkter Mischformen zurücktrilt, wie in der Stadt
Arplalr für Anthropologie. HU. XXVII- 23
I
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202
Dr. med. Alfred Schliz,
und den Indnstriedörfern. Es bietet daher Heilbroim 1 6,54, Böckingen und Neckargartach nur
12 Proc. Wir können sie daher als einen aus den beiden Hauptrassen hervorgegangenen
Typus für sich aufTnssen, nicht als Mischfomi mit beliebiger Kreuzung oder Uebergangsform
der beiderseitigen Rasseeigenthümlichkeiten. Ihr Skelet ist so vollkommen brachycephal nach
sSmmtlichen charakteristischen Merkmalen, wie das der braunen Brachycephalen, ihr Farbentypus
keine Mischfarbe, sondern so reinblond, wie bei den blonden Langköpfen, sie zeigen im Gegen-
theil meist besonders helle Karben. Sie sind offenbar unter dem Einfluss bestimmter Be-
dingungen gerade in dieser Form und in so grosser Zahl entstanden, denn es bluten ja aus den
Hauptmerkmalen der beiden Hassen auch vorwiegend braune Langköpfe entstehen können, die
ja in den Hauptsitzen unseres Typus ganz fehlen. Sollte es sich bei einer späteren Untersuchung
zeigen, dass der blonde Reintypus gleich geblieben, die Zahl der blonden Brachyoephalen weiter
vermehrt und die der blonden Langköpfe entsprechend zurückgegangen sind, so wäre dies
immerhin ein charakteristischer Beitrag zur Frage der Persistenz oder Mutabilität der Rassen.
Bei der sorgfältigen Ausscheidung aller nicht vollkommenen Reinformen ist die Zahl der
Mischformen natürlich sehr gross. Von diesen Qberwiogen weitaus die
V. Kurzköpfe mit Mischfarben mit 34,73 Proc., denen die
VI. Langköpfe mit Mischfarben mit 6,85 Proc. gegen überstellen.
Im Ganzen ergeben sich 41,58 Proc. solcher gemischten Typen gegen 58,42 Proc. reiner.
Die Vertheilung derselben in den Orten entspricht vollkommen den Verhältnissen der Rein-
formen. Am meisten gemischt ist die Stadt mit den Industriedörfern, am wenigsten die Bauern-
dörfer. Demgemäss bietet Böckingen 58,09, Grossgartach 56,52, Heilbronu I 55,21, Neckargartach
54,06 Proc. Mischformen, während Kirchhausen 13,47, Untergruppenbach 21,73, Fürfeld 24,49,
Abstatt 27,30 Proc. hat. Die Sesshaftigkeit der Bevölkerung der Bauerndörfer befördert deutlich
die Bewahrung reiner oder Bildung neuer Typen, während der Wechsel der städtischen und
Industriebevölkerung die Mannigfaltigkeit der Mischformen begünstigt. Vorherrschend sind im
Ganzen die brachycephalen Formen mit über 80 Proc. gegen nahezu 20 Proc. dolicbocephaler.
Auch die männlichen und weiblichen Untersuchten bieten deutliche Unterschiede.
Die Zahl der Reinformen beträgt bei den Mädchen 41,39, bei den Knaben 37,40, die der Misch-
formen bei den Mädchen 58,60, bei den Knaben 62,60 Proc. Die Mädchen haben 29,45 Proc.
Langköpfe, die Knaben 21,82, Kurzköpfe die Mädchen 70,54, die Knaben 78,18. Das Ueber-
wiegen der Reinformen bei den Mädchen war schon bei der Untersuchung ins Auge fallend.
Blonden Farbentypus hatten von den Mädchen 38,52 Proc, von den Knaben 30,09, braunen von
den Mädchen 23,55, von den Knaben 25,30 Proc. Demnach ist das Ueberwiegen des blonden
Typus im Alter von 10 bis 20 Jahren beim weiblichen Geschlecht gegen das männliche durch
meine Untersuchung bestätigt, also nicht wie Pfitzner (L e. 8. 334 u. 357) angiebt, eilte durch
Auslese hervorgerufene Täuschung. Die Erklärung für die Erscheinung scheint mir vielmehr
in dem Umstande zu liegen, dass das Nachdunkeln bei den Blondeu deutlich an den Haar-
wurzeln beginnt und daher die kurzgeschnittenen Haare bereits ausgesprochen braune Farben-
erupfinduug hervorrufen, während die langen Haare der Mädchen noch deutlich blond erscheinen,
auch wenn ihre Wurzeln sich schon zu färben beginnen.
Es erübrigt nun die aufgestellten Rasseformen durch die übrigen primären Körper-
merkmale, zunächst Gesicbtsmaasse und Körperlänge, zu ergänzen.
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Eine Sehulkinderuntersuchung zum Zweck der Rassenbestimmung etc. 203
Die Eintheilung der Gesicht um aaase in Langgesioht und Breitgesicht nach dem
Längen- Breiteninder ergab nun bei der üblichen Indexgrenze von 90 das Resultat, dass im Alter
von 12 bis 14 Jahren die Umformung des infantilen Gesichtaskelets in Folge der noch nicht
vollendeten Zahn- und Kieferentwickelung in der Höhendimension noch nicht abgeschlossen ist.
Wir erhalten beinahe ausschliesslich kindliche Rundgesichter. Die Indexgrenxe des künftigen
Lang- oder Breitgesichtes für dieses Alter muss erst gesucht werden. Es er-
giebt nun die Eiotheilung der Gesichtsmaasse nach den Kategorien von Prof. Holl in Graz:
Hyperchamäprosope 17,12 Proc., Chamäprosope 41,33 Proc., Hypochamäprosope 33,17 Proc.,
Orthoprosopc 7,71 Proc., llypoleptoprosope (mit Index von 90 ab) 0,7 Proc. Nehmen wir nun
für unsere Rassen an, dass im Ganzen künftig dem Langkopf das Langgesicht, dem Kurzkopf
das Breitgesicht entsprechen wird, so fallen die Hypolepto- und Ortboprosopen ganz, von den
Hypochamilprosopen 11,07 Proc. oder ein Drittel den künftigen Langgesichtern zu. Die Index-
grenze für 12 bis 14 Jahre läge daun bei B3. Wir haben jedoch dabei vorausgesetzt, dass
wir es bei den Brachycephalcn mit der westlichen kleinwüchsigen und broitgcsichligon Form
zu thun haben. Der Nachweis hierfür ist durch die Betrachtung der Körperlänge zu ge-
winnen. Wir stellen daher diese Tabelle voraus.
Tabelle V. Körperlänge.
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Durchschnitt der Körperlänge bei
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Rekruten
den Kassereinformeu
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Orte
Reinformen.
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633
166,27
26*
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204
Dr. med. Alfred Schliz,
Von unseren drei Raasercinformen wissen wir, dass die germanische Kasse grosswfichsig,
die Mittelmeerrasse mittelgross, die westlichen Hrachycephalen klein sind. Ausserdem ist be-
kannt, dass die dunklen Kassen tum Abschluss ihres Wachsthuines einen viel kürzeren Zeitraum
in Anspruch nehmen, als die blonden. Es spricht sich dies in der Durchschnittskürpcrlänge von
141,64 bei den dunkeln Langköpfen gegen 140,71 bei den blonden aus. Letztere werden, da
sie zur Wachsthumsvollcndung längere Zeit brauchen, ihre Grosswüchsigkeit erst entsprechend
später erhalten. Wenn wir aber bei den braunen Ktirzköpfen trotz ihres dunkeln Farbentypus
bloss 138,09 Durchsebnittsgrösse finden, so haben wir cs wirklich mit der kleinen Kurzkopfrasse
zu thun, der ein künftiges Breitgesicht entsprechen wird. Wir haben also hier dieselben Rassen,
wie sie O. Ammon für Baden angenommen hat. Zur Vergleichung stand hier ausser den Schul-
kindern auch die Liste der Rekruten zur Verfügung, welche mit einem Mittel von 166,27
Uebereiostimmung mit W. Pfitzner’s Untcrelsässern (166,9 für das 20. bis 26. Jahr) ergiebt.
Die Bevölkerung ist also im Durchschnitt mittelgross. Für die Vertheilung der Grössenzahlen
in den einzelnen Orten erscheinen die Orte mit reichlicher brachyoephaler Reinform klein-
wüchsiger als die Orte mit stärkerem dolichocephulen Bestände. Es sind also Untereisisheim
(130,72), Abstatt (133,07), Fürfcld (135,51), Untergruppenbach (136,84) unter Mittel, während
Kirchhausen 141,45, Bückingen 140,92, Neckargartach 140,50, Frankenbaoh 139,95 Durchsohnitts-
körperlänge aufweisen. Andererseits jedoch macht es den Eindruck, als ob in den einzelnen
Orten bessere Lebensführung von ebenso grossem Einfluss auf Körperlänge sei, als die Rasscn-
vertheilung. Die Industrieorte mit ihrem Doppelverdienste durch Kleinbaucrnwirthscbaft und
Baargeldentlohnung: Bückingen, Neckargartach, Grossgartach zeigen über 140 Durclischnitts-
grössc, während die Bottwarthalgruppe Abstatt, Happenbach, Donnbronn, Ober- und Untcrgruppon-
bacb mit magerem Boden und kärglichem Verdienste in den Steinbrüchen nur 133 bis 136
Mittelgrösse aufweist. Ebenso deutlich ist dieser Einfluss in der Stadt, lleilbronn I (Höhere
Lehranstalten) hat 152,34 Durchschnitt, lleilbronn II (Volks- und Mittelschulen) 141,76.
Eine Probe auf die Gültigkeit der Indexgrenze 83 für künftiges lang- oder Breilgesicht
bietet eine nach dem nebenstehenden Schema unserer Kopfindex-Tabelle zusammcngestellte Ein-
theilung der Rasseformen nach Gesichtsindex und Farbentypen:
Es ergeben »ich hier für unsere Rasseformen nahezu die gleichen Proceutzahlen, wie bei
der Kopfindex-Tafel, und zwar stimmen bei der brachyecphalen Reinform die Bruitgcsichter mit
20,25 Proc. mit den 20,72 Proc. Kurzköpfen vollständig, bei den blonden Brachyecphalen die
24,97 Proc. Mittel- und Kurzköpfe mit den 26,87 Proc. Breitgesichtern annähernd überein.
Ebenso ergeben sich für 34,73 Proc. Kurzköpfe mit Mischfarben 331/, Proc. Breitgosichter.
Von den 8,78 Proc. blonden Langköpfen dagegen sind nur 7,15 Proc. mit Langgesicht versehen,
ein Beweis, dass die hrachyccphale Umbildung de» Skelet* bei unserem blonden Typus zunächst
bei der Gesichtsbildung beginnt. Weiter enthält die Zahl der Braunen mit Langgesicht nicht
nur den Mittelmeertypus in seiner vollen Zahl (3,95 Proc.) mit rassegemässem Langgcsicht ver-
sehen, sondern wir haben in dem Ueberscbnss von 0,3 Proc. noch einen Procentsatz von braunen
Kurzköpfen mit Langgesicht (Rhätosarmaten oder Rbätoromanen). Die hrachycephalen Misch-
formen schliessen sich mit der Zahl der Breitgesichter der Reinform nahezu vollständig an, die
dolichocephalen Mischformen bewahren jedoch das Langgesicht besser als die Rcinform.
Für vorwiegend bracbycephalo Bezirke können wir daher die Indexgrenze von 83 für
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Eine Schulkinderuntersuchung zum Zweck der Rassenbestimmung etc. 205
Tabelle VI. Itasscbcüt im m ung nach Gcaichtamaasa und Karben.
Zahl der unt*r- Hvinforami Miichfornta VkImH Hüll’» Kateirorira
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Eino Schulkinderuntersuchung zum Zweck der ßassenbeatinimung etc. 207
Bei den blonden Langköpfen sehen wir hier, entsprechend der zu hoch angesetzten Index*
grenze, eine entschieden zu hohe Anzahl von Breitgesichtern, bedingt durch die bei dieser
ItaBSeform noch erheblich kindlichere Kntwickelungsstufe der Gesichtshöhe. Doch dürften eine
gewisse Anzahl von Breitgesichtern bei dieser Kasseform als noch dem germanischen Typus
entsprechend anzusehen sein, wenn auch sonst im Ganzeu nach Tabelle V Langgesicht dem
Iangkopf nnd Breitgesicht dem Kurzkopf entspricht. Der Gesichtsindex ist kein so sicheres
Ka8senmcrkmnl als die Schüdelform, es befinden sich schon unter den in der Kopfform so ein-
heitlichen germanischen Keihengräberschüdeln Breitgesichter, so in der Karlsruher Sammlung
unter vierzehn Langschädeln fünf, in meinem Material unter zehn Langschftdeln ein Breitgesicht
und nach Mittheilung von Herrn Prof. J. Kanke befinden sich auch unter den Münchener
Keihengräberschädeln aus Franken Breitgesichter. Das besonders starke Verlretensein der Breil-
gesichter in der gesammten Bevölkerungsmischung spricht sich ja auch ohne Messung in dem
Gesammttypus der Bewohner des württombcrgischen Unterlandes aus.
Die dunkeln Langköpfe, welche mit 14 Jahren der Wachsthumsvollendung näher stoben
als die blonden, zeigen eine ihrem Kassetypus etwas besser entsprechende Zahl von Lang-
gesichtern, wenn auch wahrscheinlich deren Indexgrenze für alle Langköpfe einer Herabsetzung
bedarf.
Bei der brachycephalen Reinform können wir die 2,9 Proc. Langgesichter zum Thcil einem
Procentsatz zugewanderter Khfitoromanen zuweisen, während bei der brachycephalen Mischform
die Zahl der Langgesichter der Beeinflussung durch die langköpfigen Rassen entspricht und bei
der langköpfigen Mischform sehen, wie die Rassenumwandlung der Langköpfe beim Gesicht
beginnt.
Instructiv für die bisherigen Aufstellungen ist das Verhältniss des Breitgesichtes zum
Langgesicht bei den Einzelrasseformen: Blonde Langköpfe und blonde Kurzköpfc mit Kopfindex
unter 82 zeigen die ganz gleiche Vcrhältnisszahl 31:69, ihre germanische Zusammengehörigkeit
ist hierin erwiesen. Braune Kurzköpfe und blonde Kurzköpfe mit Index über 82 haben eben-
falls die gleiche Vcrhältnisszahl 14:86, ein Beweis, dass die Bracbycephalrasse ihrem blonden
Typus die ganze braohycephale Skeletbildung verliehen hat.
Zum Schluss ist es nicht ohne Interesse, zu sehen, wie sich die Stufen der Intelligenz
und geistigen Begabung, auf welcher die einzelnen Rasseformen stehen, verhalten. Ihre
Zusammenstellung folgt in Tabelle VIII (auf folgender Seite).
Die Tabelle ist nach Angabe der Lehrer in L Erstbegabte, II. Mittelbegabte und
III. Unterbegabtc eingetheilt. Der subjectiven Auffassung ist daher Spielraum gelassen, doch
dürften die Kategorien im Durchschnitt mit 23,78 Erst-, 45,65 Mittel- und 30,57 Unterbegablon
den wirklichen Verhältnissen entsprechen.
Weitaus am besten stellen sich hier die dunkeln Langköpfe mit 27 Proc. Erstbegabten
und nur 29 Proc. Unterbegabten. Nicht gerade glänzend schneiden die blonden Langköpfe ab.
Sie haben bei 24 Proc. Erstbegabten den grössten Procentsatz an Unlerbcgabten, mit nahezu
33 Proc. Auch die reinbraunen Brachycephalen sind mit 22 Proc. Erst- und 32 Proc. Drilt-
begabten keine hervorragenden Schüler, während sie mit 46 Proc. Mittelbegabten und noch
mehr die blonden Kurzköpfe mit 50 Proc. den soliden Stamm der Schulen vorstellen. Auch
letztere haben nur 21 Proc. Erst- und 28 Proc. Unterbegabte. Bei den Mischformen kommen
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208
Dr. ined. Alfred Scliliz
Tabelle VIII. Geistige Begabung.
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Eine Sch ulkinderuntersuchung zum Zweck der Ilassenbestimmuug etc. 209
die gemachten Kurzköpfe mit nahezu 26 Proc. Erztolassigen in der Begabung gleich nach den
dunkeln Langköpfen, wöhrend die gemischten Langköpfe vorwiegend tum Mittelgut gehören.
Das ungünstige VcrhMtniss bei den blonden Lnngköpfen ist jedoch sicher darin zu suchen,
dass ihr geistiger Entwickelungsgang gerade so ein langsamerer ist, wie dies bei ihrem körper-
lichen der Fall ist; das günstige Verhältnis* bei den dunkeln Langköpfen liegt in ihrer früheren
Keife. Die reinbraunen Bracbyoephalen haben weniger erste, aber auch weniger schlechte
Intelligenzen, ebenso die blonden Braehycephalen. Bei den Kuraköpfen mit Mischfarben ver-
bessert die Mischung deutlich die Zahl der guten Intelligenzen, bei don gemischten Langköpfen
die der mittleren. Für die Leistungen in der Schale haben wir jedenfalls den Eindruck, als
ob die Mischung der beiden llauptraasen der Entwickelung der Intelligenz unserer Berölkernng
zum mindesten nicht hinderlich gewesen sei. Betrachten wir nun die Vertheilung der Best-
begabten und Mindestbegabten in den einzelnen Ortsgruppen, so sehen wir deutliche Unter-
schiede zwischen dem Verhalten der Rasseformen in Stadt und Land, welche mit manchen der
von O. Ammon in der „natürlichen Auslese“ aufgestellten Sitze über die Begabung der lang-
köpfigen und bracbyoephalen Kassen übereinstimmen.
Tabelle IX. Intelligenz.
Wir sehen hier, dass bei den beiden Langkopfrassen die Stadt Heilbronn I, meist aus
Zugezogenen bestehend, trotz des ungünstigen Gcsamratresultates der Begabung bei den blonden
Langköpfen nur Erstbegabte und keine Drittbegabte besitzt, die braunen Braehycephalen da-
gegen einen grossen Procentsatz Unterbegabter anfweisen. Die blonden Mittelköpfe scbliessen
sich im Verhalten der germanischen Keinform an, während die blonde Farbengebung bei den
blonden Braehycephalen die Zahl der Erstbegabten erheblich erhöht, die Zahl der ünterbegabten
Ai'hi, t tu AatUrgpologi*. ZU. XXVII. 27
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210 Dr. med. Alfred Schliz, Eine Schulkinderuntersuchung etc,
bei den gemischten herabsetzt. Als ungünstigste Mischform erscheinen die Langköpfe mit
Mischfarben.
Heilbronn II mit seiner grossen Zahl brauner und blonder reiner Brachycephalcn verhält
sich vollkommen umgekehrt. Die blonden Langköpfe und Mittclköpfe liefern wenig Ergtbegnbte
nnd sehr viel Unterbegabte, während die dunkeln Langköpfe sich in ihrem Verhällnisae besser
erhalten. Für die Volksscliulanfordeningen steigt die Zahl der Erstbegabten bei den braunen
Brachycephalen nnd die Unterbegabten nehmen ab. Die Mischformen erreichen in der Erst-
begabung die Zahl der Reinform nicht, •
Die reinen Ackerbanorte zeigen vorwiegende Unterbegabung der blonden Lang- und
Mittelköpfe uud den Schwerpunkt der Erstbegabung bei den braunen und blonden Brachycephalcn.
Die Indiistrieortc nähern sich bei blonden Lang- und Mittelköpfen, sowie den Mischformen
Heilbronn II, bei den beiden Brachycephalreinformen zusammen mehr den Ackerbaudörfern.
Die Ackerbaudörfer mit Zuzug nehmen bei allen Rasseformen eine vermittelnde Stellung ein.
Es ergiebt sich hieraus, dass, wenn auch ein vorwiegender Zuzug der Langköpfe über-
haupt nach der Stadt sich für Heilbronn nicht bestätigt hat, doch das begabtere Langkopf-
element dein Zug nach der Stadt folgt, dass die Volksschulbildung der brachycephalen Be-
gabung mehr entspricht, die Bildung der höheren Lehranstalten der der Langköpfe. Sodann
finden wir, dass auch im Verhalten der Begabung Uebereinstimmung zwischen den blonden
Lang- und Mittelköpfen herrscht und ebenso braune und blonde Bracbycephale Zusammengehen,
jedoch die blonde Farbengebung die Intelligenzatufe gegen die der Reinform erhöht. Endlich
zeigt das Verhalten der blonden Langköpfe bei Heilbronn I und II, dass bei langsam wachsenden
Rassen einerseits nicht nur Körperlänge und Gesichtsbildung, sondern nuch die Intelligenz den
Rassen mit früherer Wachst humsvollendung gegenüber sich auf geringer entwickelter Stufe noch
befindet, anderentheils die bessere Lebenshaltung ihren Einfluss auf körperliche und geistige
Entwickelung in gleicher Weise fördernd geltend macht
Die vorstehende Untersuchung hat ein Material von 1413 männlichen und weiblichen
Schülern, zu welchen noch 22 Israeliten und 58 Controluntersuchurigon an Schülern benach-
barter Bezirke kommen, zur Unterlage gehabt Eine Prüfung der Resultate durch weitere in
übereinstimmender Weise auszuführeude Untersuchungen aus anderen Gegenden Deutschlands,
insbesondere einem slariscb-deutachen und einem möglichst reingermanischen norddeutschen Be-
zirke wäre daher sehr erwünscht. Im Bezirke Heilbronn selbst ist eine Controluntersuchung an
Erwachsenen, insbesondere hinsichtlich der Veränderung der Farben’, in Aussicht genommen.
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VIII.
Ueber die Formenveränderungen des menschlichen Schädels
und deren Ursachen.
Ein Beitrag zur Rassenlehre.
VoD
Dr. Anton Nyström (Stockholm).
I Biologrisohe Verhältnisse.
Allgemeine Betrachtungen Ober die Rassenlehre nnd die Kraniologie. Ueber dag
statische Gesetz für die Brschyccphalio. Ueber dag dynamische Gesetz für die
Dolichocephalie. Die Gleichgewichtslage des Kopfes. Krblichkeitsverhältnisse.
Wie alle Kassen — d. h. Varietäten — des Menschengeschlechtes entstanden Bind, ist
unmöglich anzugeben; möglich ist es aber doch, geleitet durch gewisse Veränderungen im Aus-
sehen des Menschen und die Kenntniss von dem Entstehen gewisser Varietäten unter den
Pflanzen nnd Thioren, die wahrscheinlichen Veranlassungen darzulegen, dass der Urmensch
verschiedene Formenveränderungen erlitten hat, so dass Primärvarietätcu entstanden sind,
gleichwie auch dass mit der Zeit Veränderungen in gewissen angenommenen Uassenmerkmalen
haben geschehen können.
Diese Veranlassungen haben wir in den äusseren Verhältnissen: dem Klima, der Nahrung,
den Lebensgewohnheiten u. s. w. zu suchen. Gleichwie der Mensch hat auf die äussere Natur
einwirken können und er allmählich viele Pflanzen und Thiere modificirt hat, ist er selbst oft
durch die Macht der äusseren Bedingungen modificirt worden.
Indessen sind sicher beim Menschen, gleichwie bei den Pflanzen und Thieren, mitunter
auch eigcnthümliohe Formen und andere Eigenheiten aufgetreten, die wir offenbar nicht als
durch eine eigentliche Ursache hervorgerufen anzusehen haben, sondern als Aeusserungen einer
den lebenden Organismen innewohnenden latenten Eigenscliafl auffassen müssen, hin und
wieder, trotz der Ueberführung der wesentlichen Formen der Art durch die Erblichkeit, neue
Formen hervorzubringen. Diese Formen können sich dann durch Generationen fortpflanzen,
und sicher ist manche Kasseneigenheit aus solchen zufälligen oder launenhaften Veränderungen
bervorgegangen.
27*
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L
212
Dr. Anton Nyström,
Je mehr die verschiedenen Rassen studirt werden, desto mehr findet man, dass die aller-
meisten Mischraasen sind and Mischungen oft dort statt gefunden haben, wo man cs nicht
erwartet hat. Was besonders Europas civiüsirte Völker anlangt, so kann man darthun, dass die
allermeisten eine Mannigfaltigkeit von Rassen aus sehr verschiedenen Zeiten enthalten.
Man hatte die wichtigsten Ergebnisse für die Rassenlehre von der Kraniologie erwartet,
aber diese Erwartungen haben wesentlich fehlgcschlagen. Man hat selten nach den Kopfformen
typische Kassenkennzeichen aufstellen können, da sich zwischen den verschiedenen Typen
beinahe unmerkliche Uebergänge finden und man bei demselben Volke verschiedene Breiteu-
indices angetroffen hat, während wieder verschiedene Völker denselben Breitenindex haben
können. Anstalt in die ethnographische Forschung Klarheit zu bringen, hat die Kraniologie oft
die grössten Schwierigkeiten bereitet, aus den gemachten Beobachtungen Schlüsse zu ziehen,
und es giebt hervorragende Kraniologen, die in einer Art wissenschaftlicher Verzweifelung über
die herrschende Verwirrung diese Forschung aufgegeben haben.
A. Retzius erklärte in Betreff seiner kraniomet rischen Eintheilung der Völker inBrachy-
cephalen (Kurzschädel), mit einem Breitenindex von wenigstens 80, und Dolichocephalen
(Langschädel), mit einem Breitenindex von 75 als Mittelzahl, dass er dieselbe nur als einen
Vorschlag und in der Absicht veröffentlicht habe, Einwürfe hervorzurufen und Aufschlüsse zu
erhalten. Wie verwickelt er die Rassen frage fand, die unter anderem durch Einwanderungen
von fremden Völkern in die verschiedenen Länder nnd durch die Annahme der Sprache der
Eingewanderten durch die älteren Einwohner des Landes oder umgekehrt verwirrt worden ist,
zeigt seine Acuaaerung (1847), dass man schon im Anfänge von weiteren Forschungen abge-
schreckt werden kann, da sich bei Völkern mit demselben Namen und derselben Sprache bald
einander entgegengesetzte Typen, bald Uebergangsformen zwischen diesen Typen finden.
Grosse Schwierigkeiten sind der kraniologtsehen Forschung auch durch die Ungewissheit
über die wirkliche Herkunft vieler Schädel bereitet worden, da Angaben über dieselben theils
oft gefehlt halten, tbeils oft unvollständig oder unrichtig gewesen sind. Nicht allein, dass eine
Menge fremde Schädel in die europäischen Museen durch Reisende oder Seeleute gekommen
sind, die eich die nöthigen ethnologischen Angaben darüber nicht zu verschaffen gewusst haben
oder nicht haben verschaffen können , so sind auch viele einheimische Schädel in deu Museen
der verschiedenen Länder von ungewisser Herkunft, da diese Schädel gewöhnlich Leichen in
den Anatomiesälen angehört haben und die Aufschlüsse, die man über diese Leichen hinsicht-
lich ihres Herkommens hat erhalten können, oft äusserst knapp sind.
Die Schwierigkeiten für die Forschung in der ethnologischen Kraniologie sind auch oft
auf einer vorgefassten oder doctrinären Ansicht von dem Vorkommen eines gewissen
Breitenindex nnd dem als typisch anzusehenden beruhend gewesen.
Es ist unzweifelhaft irreführend gewesen, siob, wie viele, ja vielleicht die meisten Kranio-
logen bisher gethan haben, als ein allgemein gültiges Verhältniss vorzustellen, dass Verschieden-
heiten in der Form des Schädels zu zwei „Haupttypen“: Dolichocephalen und Brachy-
cephalen, hingeführt werden können, die in ihrer Eigenschaft als extreme Formen „die
typischen“ oder natürlichen Grundformen bilden, während die Zwischenfonnen , welche — in
gewissem Grade von A. Retzius angedeutet — in der Gruppe der Mesocephalen (Zwischen-
schüdel) einbegriffen sind, die die Anthropologen nunmehr nach Broca und Welcher allgemein
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 213
angenommen haben, „Mischtypen“ oder „CroiBirungzfortnen“ darstellen, die aus einer Kreuzung
zwischen den beiden „Haupttypen“ angehörenden Individuen hervorgegangen sein sollen.
Dass Mesocephalio sub Kreuzung zwischen Dolichoccphalen und Braohyoephalen hervor-
gehen kann, ist wohl für eine Menge von Fällen wahrscheinlich; gewiss ist es aber, dass Ab-
kömmlinge von Individuen mit verschiedenem Breitenindex öfter bald die eine, bald die andere
der Schädelformen der Eltern mit einem grösseren oder kleineren Breitenindex als dem der
Eltern bekommen, während die sogenannten „Mischtypen“ oder Zwischenformen weniger oft
entstehen, als man angenommen hat. Dieses liabe ich in vielen von mir untersuchten Familien
beobachtet, und ich verweise in Bezug darauf auf die hier folgende Darstellung der Erblich-
keitsverhältnisse.
Der eine und der andere Anthropolog, der angenommen hat, das» Zwisclienformen zwischen
den brachycephalen und dolichoccphalen Schädeln im Allgemeinen durch Kreuzung zwischen
Individuen mit den beiden „Ilaupttypen“ entstanden sind, hat jedoch für den exactcn Beweis
für die Richtigkeit dieser Annahme zuerst den Nachweis als erforderlich erklärt, das» diese
Mischung der betreffenden Schädelformen wirklich stattgefunden hat oder noch staltfindet
(Ranke: Der Mensch, II, S. 223).
Es giebt zwar, was den Breitenindex betriflt, zwei fernere Schädeltypen, aber nicht
zwei „Haupttypen“. Zwischen den dolichocephalen und den brachycephalen Schädeln finden
sich bei vielen Völkern eine sehr grosse Menge mesocephale, die offenbar nicht als „Misch-
typen* anzusehen sind, sondern einen ebenso natürlichen Haupttypus wie die anderen
bilden und sicherlich, gleichwie diese, oft aus der eigenen Entwickelung des Schädels
auf Grund der Wirkung natürlicher Kräfte hervorgegangen sind.
Eigentliche Grenzen giebt es übrigens zwischen den drei nunmehr angenommenen grösseren
Ilauptgruppen: Brachycephalie, mit einem Breitenindex von 80 und darüber, Mesocepbalie,
mit einem Breitenindex von 79,9 bis 75, und Dolichocephaüe, mit einem Breitenindex von
74,9 und darunter, nicht. Die Gruppen gehen durch kleine Einheiten im Breitenindex in ein-
ander über, so dass sich eine continuirliche Folge findet und dio Einthcilung stets conventioneil,
obschon in mehreren Hinsichten sehr praktisch ist. Von praktischem Nutzen ist es auoh, eine
Untergruppe Hyperbrachycephalie, mit einem Breitenindex von 85 und darüber, und eine
Untergruppe Hy perdolichocephalie, mit einem Breitenindex von 69,9 und darunter, aufau-
s teilen.
Die Anwendung dieser fünf Gruppen in kraniologischen Schilderungen bringt viel Ordnung
in dieselben nnd 'erlaubt es oft, wichtige Schlüsse zu ziehen.
W. Krause hat vier Schädel von australischen Mischlingen vou Europäern und Australiern
untersucht und giebt an, dass sich ihre Eigentümlichkeiten in der Mitte zwischen australischen
und europäischen Schädeln hielten.
Dieses kann etwas beweisen; nähere Untersuchungen sind aber nötbig, um uns zu berech-
tigen, daraus gültige Schlüsse zu ziehen. Krause hat auch hinzugefügt: „Eine Untersuchung
würde bei grösserem Material interessant sein, wenn man wissen könnte, wer die Väter waren,
die natürlich Jden Half-Casten selbst vollständig unbekannt bleiben“ (Zeitschr. f. Ethno-
logie, 1897).
Lange hat man eingesehen, dass es unpraktisch ist, einen Mitteltypus für die Schädel-
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214
Dr. Anton Nyström,
form bei Nationen aufzustellen, die nach dem Zeugnis* der Geschichte durch Mischung ver-
schiedener Kassen entstanden sind, wie z. B. die französische, deutsche, italienische u. s. w. Kör
Nationen hinwieder, wo man angenommen, dass eine Uassenmischung seit unvordenklichen
Zeiten beinahe gar nicht stattgefunden hat, wie bei der schwedischen und gewissen slavischen
Nationen, den eigentlichen Finnen u. a., haben es die Anthropologen offenbar als zweckmässig
angesehen, einen gewissen Mitteltypus als charakteristisch zu bezeichnen. Derselbe kann dieses,
im Grossen und Ganzen gesehen, wohl auch sein, doch kann man gleichwohl durch ihn irre-
geführt werden.
Die allgemeine Ansicht unter den Anthropologen ist die, dass die Slavcn brachycephal
seien. Kollman hat indessen gefunden, dass sie bis zu ungefähr 28 Proc. mesocephal und
dolichoccphal Bind. Ebenso hat Hallaten gefunden, dass die Finnen, die man gewöhnlich als
brachycephal betrachtet hat, nur bis zu 64 Proc. brachycephal und bis zu 36 Proc. inoso-
cephal sind.
Von den Schweden hat man stets angegeben, dass sie dolicbocephal und schwach tneso-
cephal seien; bei näherer Unteranclmng hat es sich aber gezeigt, dass nicht so wenig Schweden
brachycephal sind (worüber mehr weiter hinten).
Gleichwie für die Bestimmung der Kassenelemente eines Volkes, so ist auch für die Frage
von dem Entstehen längerer oder kürzerer Schädelformen die angegebene Mittclzahl des
Breitenindex bei einem Volke oft. irreführend und werthlos. Diese Methode, welche die
Krnniologen leider bis in unsere Tage herein allgemein angewandt halten, liefert keineswegs
die für die Forschung erforderlichen Aufschlüsse über die oft wechselnde Form des Schädels
bei den verschiedenen Völkern, sondern lässt im Gegenthcil die verschiedenen Typen für eine
Gleichförmigkeit verschwinden, die nicht vorhanden ist.
Von grösster Bedeutung für die ganze kraniologische Forschung ist es hingegen, mög-
lichst viele individuelle Maasse nebst Aufschlüssen über ethnologische Verhältnisse,
Herkunft, eheliche Verbindungen, Umzüge, Gewerbe, Transportmittel u. s. w. zu erhalten, und
einen grossen wissenschaftlichen Werth haben schon die Angaben, die nunmehr verschiedene
Forscher, wie Kollman, Ranke, Topinard, Arbo n. A., über die Procentzahl der Dolicho-
cephalen, Mesocephalen und Brachycephalcn bei den verschiedenen Völkern zu liefern ange-
fstigen haben.
Sowohl langgestreckte , wie kürzere Schädel und auch Zwischenschädel finden sich, wie
Untersuchungen sowohl von Funden, wie lebenden Menschen gezeigt haben, bei den meisten
Kassen der Vorzeit und Jetztzeit.
Wenn sich auch die Schädelform oft als ein Rassenmerkmal erweisen kann, so muss man
sich doch hüten, dasselbe als unveränderlich anzusohen oder seine Bedeutung in ethnologischer
Hinsicht zu übertreiben.
Die Form des Schädels kann unzweifelhaft gradweise Veränderungen durch den Einfluss
der Cultur erleiden, und dieses haben auch verschiedene Anthropologen, wie Virchow,
Ranke u. A., annehmen wollen, doch haben sie nicht angegeben, wie diese Veränderungen
stattgefunden haben sollen.
Mit dieser Frago habe ioh mich in den letzten Jahren eingehend beschäftigt, und ich will
nun versuchen, sie in der nachfolgenden Darstellung zu erörtern, hoffend, dass die Erklärung,
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 215
zu der ich gekommen bin, als eine Hypothese aufgefasst werden möge, die einer näheren Unter-
snehnng werth ist
Wenn man beim Auftreten von Brachycephalie oder zunehmender Proportion derselben
bei dolichocophalen Völkern auf eine Rassenmischung hingewiesen hat, so ist dadurch keines-
wegs die Frage von dem Entstehen der Brachycephalie gelöst, sondern nur eine biologische
Resultante angenommen worden, die in vielen Fällen vorhanden sein kann. Aber es bleibt
dabei doch immer die Frage beatehon: Wie hat die Brachycephalie sich bei den bracby-
cephalen Völkern entwickelt, die bei einer Croisirung mit anderen Völkern vielleicht den
Breitenindex derselben vergrössert haben?
Wie wir sehen, muss man für die Beantwortung der Frage versuchen, noch tiefer in die
Naturverhältnisse einxudringen und die Kräfte in ßotracht liehen, die in der einen oder anderen
Weise auf die Form des Schädels einwirken.
Eine fruohtbare Forschung auf diesem Gebiete scheint mir nur an der Hand einer auf-
gestellten Hypothese vorgenommen werden zu können, deren Gesichtspunkte und Principien
eine planmässige und consequente Ausführung der Untersuchungen zulassen. Die biologische
Anthropologie ist ohne wissenschaftliche Hypothesen schwankend und unsicher und besteht nur
aus einer Anhäufung von Thatsacheu, die ohne allen Zusammenhang sind und oft, ungeachtet
aller vorhandenen Detailkenntnisse, ein wirkliches Chaos bilden.
Auch die Soeiologie forscht fruchtbringend nur an der Hand einer Theorie oder Hypo-
these.
Auf dem Gebiete der physikalischen Wissenschaften geschieht die Forschung in derselben
Weise: an der Hand einer aufgestellten Hypothese werden Untersuchungen ausgeführt, um ein
constantes Verhältnis» oder ein positives Gesetz zu finden, und Experimente und Berechnungen
gelten oft darauf hinaus, die Hypothese zu widerlegen oder zu bekräftigen. Kepler ging so
zu Wege, als er die Gesetze für die Bewegungen der Planeten zu finden suchte. Seine Ent-
deckung ging aus ungefähr zwanzig Hypothesen hervor, die er, mitunter ganz willkürlich, auf-
stellte, bis schliesslich die recht« gefunden war.
Durch die Evolutionslehre sind die Botanik und die Zoologie ganz andere Wissenschaften
geworden, als sie vorher waren. Früher beschäftigten sich Botaniker und Zoologen nur mit
der Beschreibung von Pflanzen und Thieren, jetzt gilt es als ihre vernehmlichste wissenschaft-
liche Aufgabe, die Metamorphosen zu erklären oder die Art und Weise darzulegen, in welcher
die Entwickelung neuer Formen und Eigenschaften stattfindet.
Die Botanik und Zoologie, früher nur concrete Schilderungen mit der Classification als
einziges Ziel, sind solchergestalt biologisch-historische Wissenschaften geworden, und die Evo-
lulionslehre hat durch die Forschung nach den Gesetzen für die Uebung und Gewohnheit, die
Modificirbarkcit der Geschöpfe und die Erblichkeit in hohem Grade die Entwickelung der
Biologie befördert und durchgreifende Veränderungen in der Systematik des Pflanzen- und
Thierreiches hervorgerufen.
Dieses muss auch mit der Forschung bezüglich der Menschenrassen geschehen: es muss
für sie ein Hauptziel sein, über das Entstehen derselben Klarheit zu verbreiten, und es ist
längst an der Zeit, ihnen nicht nur rein morphologische, concrete Studien zu widmen. Die
dynamischen Fragen, die Ermittelung des Verhältnisses zwischen Ursache und Wirkung um-
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216
Dr. Anton Nyströiu,
fassend, müssen, nenn die Rassenlehre wissenschaftlichen Werth erhalten und nicht bei
leeren und oft streitigen Classificirungen stehen bleiben soll, eine vorherrschende Bedeutung
gewinnen.
Gleichwie es constatirt ist, dass verschiedene Gewerbe mit gegebenen KörperstcHungon
und beständiger Anwendung gewisser Muskeln Veränderungen verschiedener Knochen
herheiführen, so kann man a priori annehmen, dass der Schädel durch kräftigere Wirkung
der Xackcnmuskeln bei gewissen Körperstcllungen und durch die bedeutende Entwickelung
des Kauapparates auf niedrigeren Stadien Veränderungen erleidet.
Die Grösse der Kieferpartie beim Menschen auf niederen Stadien, wo die Nahrung gröber
und weniger oder gar nicht zabereilet ist und daher eine grössere Anstrengung des Kauappa-
rates erfordert, kann unzweifelhaft eine Crsacho der Dolychocophalio bei vielen Völkern sein.
Die Schwere dieser Partie erfordert eine grössere Anstrengung der Nackenmuskeln , wodurch
der Kopf nach hinten verlängert wird.
Dass die Kieferbeine sowie die Scheitelbeine, das Stirnbein und die Schläfenbeine bei
tiefer stehenden Völkern so bedentende Reisten und Höcker durch die Anstrengung der Kau-
muskeln in Folge der Beschaffenheit der Nahrung erhalten haben, ist offenbar. Man hat
auch allen Grund anzunehmen, dass bei Völkern mit stark entwickeltem Kauapparat die
Wirkung der Kaumuskeln oft die Form der Hirnschale beeinflusst hat Unzweifelhaft hat,
wie von de Bertillon hervorgehoben worden ist, der an den Seiten abgeplattete Schädel
der Neu-Caledonier diese Form durch die fleißige Arbeit der Schläfenmuskeln beim Kauen
erhalten.
Der Inhalt des Schädels ist hierbei in die Höhe und nach vorn und [hinten getrieben
worden, während die Erweiterung iu der Breite auf Hindernisse gestossen ist
Gleichwie die Schädelknochen der Affen in frühem Alter verhältnissmässig glatt sind, in
dem Maasso aber, in welchem im Wachsthumsalter die Muskeln auf sie wirken , Btarke, hervor-
ragende Leisten, vor allem jedoch eine bedeutende Hinterhauptbeinleiste erhalten, so zeigt sich
auoh das Hinterhauptbein des Menschen iu zartem Alter beinahe ganz glatt, erhält aber in dem
Maasse, in welchem das Individuum wächst und sich frei bewegt, mehr oder weniger hervor-
ragende I. eisten und kleine Höcker (siehe Fig. 6). Diese Ausbildung von Leisten und Höckcr-
cheu am Hinterhanptbein ist keineswegs nur als ein Resultat der Erblichkeit zu betrachten,
sondern muss, auch wenn diese einen gewissen Antheil daran hat, in noch höherem Grade dem
Ziehen der Muskeln an dem Knoohen zugeschrieben werden.
Während A. lietzius hervorhob, dass die Kaumuskeln bei den Tbicreu einen mächtigen
Einfluss sowohl auf die Kiefer, wie auf die Oberfläche des Schädels ansüben nnd auch die Ein-
wirkung der Kackenmuskeln auf die Bildung des Hinterkopfes bei ihnen gross ist, erklärte er,
„dass diese Verhältnisse beim Menschen in so geringem Grade auftreten, dass sie es dort kaum
verdienen, in Betracht gezogen zn werden *)*. Dieser übereilte Ausspruch dos grosseu Forschers
hatte seinen Grund in der Unmöglichkeit, an dem zu seiner Zeit — der Kindheit der Kranio-
logie — vorhandenen geringen Material Forschungen über dieses Verhältniss anzustellen.
‘I Bkaod. Natuif. FörhaodL Krutthuii«. 1S44.
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Formenveranderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 21?
Um die Möglichkeit fassen zu können, dass gewisse Kräfte, das Ziehen der Muskeln oder
verschiedener Druck, auf die Form des Schädels einzuwirken vermögen, haben wir uns zuerst
daran zu erinnern, dass der Schädel in frühem Alter keineswegs fest und unbeweglich ist und
dass seine Knochen einen hohen Orad von Elasticität besitzen und mit einander zum grossen
Theil durch Suturen oder Nähte vereinigt sind, die lange aus Häuten bestehen, wodurch es
möglich ist, sie mit einer gewissen Leichtigkeit aus einander zu ziehen (siehe Fig. 1).
Die Anordnung der Suturen ist der Ausbildung sowohl schmaler und langgestreckter, wie
breiter und kurzer Schädelformen Fig. 1. Fig. s.
— je nach den einwirkenden
Kräften — ebenfalls sehr gün-
stig. Zwei Suturen — zwischen
dem Stirnbein und den Scheitel-
beinen und zwischen den Scheitel-
beinen und dem Hinterhaupt-
beine — gehen in querer Rich-
tung und erlauben solchergestalt
ein Auseinanderziehen dieser
Knochen in der Längsrichtung,
und drei Suturen — eine zwischen
Knochen und Suturen des Kopfes
eines neugeborenen Kindes.
Die Knocbenbildungscentra
des Hinterhauptbeines.
den Scheitelbeinen nach oben und je eine an den beiden Seiten des Kopfes zwischen dem
Scheitel- und dem Schläfenbein — gestatten eine Ausdehnung in der Querrichtung.
Auch die Bildung des Hinterhauptbeines ist für das Entstehen einer mehr oder weniger
langgestreckten Form des Schädels von grosser Bedeutung. Dieses Bein wird gewöhnlich von
vier Knochenbüdungscentren aus gebildet, und noch bei der Geburt Bind diese vier Theilc des-
selben von einander getrennt und nur durch Knorpel vereinigt (siehe Fig. 2). Der hintere und
grössere dieser Theile ist ausserdem durch tiefe Spalten — zwei in horizontaler und eine in
verticaler Richtung — stückweise in Theile getheilt, so dass er durch Druck von innen oder
durch Ziehen der Nackenmuskeln mit Leichtigkeit ausgedehnt werden kann (siehe Fig. 2 u. 6).
Bei einem Alter von ungefähr vier Jahren fangeu diese vier Theile an, sich an einander
zu befestigen, indom der hintere sich mit den beiden zunächst gelegenen vorderen vereinigt,
aber erst bei einem Alter von fünf oder sechs Jahren ist das Hinterhauptbein ein einziges
Stück.
Da ferner dio Knochen in jüngeren Jahren oder bis zum Eintritt des Pubertätsalters viel
saftiger, weicher und nachgiebiger als iu späteren Jahren sind, können sie ziemlich grosse Ver-
änderungen ^durcli innere und äussere Ursachen gestatten. Mit anderen Worten, das Knoclien-
gewebe ist, namentlich in der Jugend, in hohem Grade lebend. Bekannt ist es, dass viele
Völker dem Kopfe durch Zusammenpressen oder Zusammenschnüren im zarten Kindesalter eine
bestimmte, gewünschte Form zu geben pflegten.
Die Formveränderungen, deren Entstehen es hier gilt zu ermitteln zu suchen, sind indessen
nicht die in dieser Weise künstlich hervorgerufenen, sondern es ist die Aufgabe die, die Wahr-
scheinlichkeit darzulegen, danieder Schädel seine Form durch natürliche Ursachen oder Kräfte ver-
ändert, die beständig, inner- und ausserhalb des Schädels, beim lebenden Menschen wirksam sind.
Archiv fftr Autbropclogi*. H*L IX VII.
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218
Dr. Anton Nyström,
Unzweifelhaft beruht eine mehr oder weniger brachv cephale Scbädelform theils auf
einer negativen Ursache, oder einem verminderten Ziehen der Nackenmnskeln, theils auf
einer physischen Kraft, oder einem inneren Druck, der nichts anderes sein kann, als das
Grundprincip der Hydrostatik — „Pascal’s Princip“ — , d. h. das Princip für gleichmässig
vertheilten Drnck in allen Richtungen anf eine ihm ausgesetzte, in einem Gefäss
eingeschlossene Flüssigkeit.
Mit gleicher Kraft strebt in Folge des Druckes jeder Flüssigkeitstheil in allen Richtungen
aus dem Gefäss zu dringen, und der Druck, den dabei ein gegebener Tbeil der Gefasswand
auszuhalten hat, ist deshalb um so grösser, eine je grössere Menge FlQssigkcitslheile gegen
ihn pressen, d. h. je grösser die betreffende Flüche der GefÜsswand ist.
Deshalb strebt eine elastische Blase von ellipsoider Form bei Fällung mit Wasser, das
einem gewissen Druck ansgesetzt wird, eine Form anzunehmen, die sich mehr und mehr der
sphärischen nähert. Die Spannung in der Wand ist nämlich am geringsten, wo die Krüm-
mung am geringsten ist, da hier die Wand dem Druck der Flüssigkeit geringeren Widerstand
leistet.
Der in allen Richtungen fortgepflanzte Drnck in der ganzen Flüssigkeitsmenge trifft
schliesslich die Gefasswand, gegen die er überall in winkelrechtcr Richtung wirkt, so, dass die
Flüssigkeit, wenn ein Loch in die Wand gemacht wird, in einer gegen die Wand winkelrechten
Richtung herausspritzt.
Um mich praktisch davon zu überzeugen, dass der Druck einer in einem elastischen
Gefäss cingeschlossenen Flüssigkeit die hier angenommene Wirkung ausflbt, in Ucberein-
stimmung mit diesem Princip die Form des
Gefässes zu verändern , so dass es eine immer
grössere Dicke erhält, während seine Länge
nicht in dem gleichen Verhältniss zunimmt,
dass es sich also von einem langgestreckten
EUipsoid der sphärischen Form nähert, stellte
ich folgendes Experiment an. Eine länglich-
runde Kautschukblase, an deren Halsansatz eine
Röhre mit einem Kran befestigt worden, wnrdo
mit Wasser gefüllt, bis sie gerade voll war, darauf
der Längen- und Breitendiameter derselben
gemessen, dann immer wieder Wasser oinge-
spritzt und nach jeder neuen Einspritzung die
Diamcter gemessen. Es zeigte sich da, dass
die Blase nach und nach eine Form annahm,
die sich mehr und mehr der sphärischen
näherte, so dass ihr Breitenindex, der 53,5
war, bis auf 80 stieg, wobei der Breiten-
diameter von 4,6 bis auf 8,1 cm wuchs; während der Lüngendiameter nur eine Zunahme von
8,6 bis auf 10,2 cm zeigte (siehe Fig. 3 und 4).
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 219
Bei der Einspritzung von Wasser in die Blase wurden folgende Maasse erhalten:
Bei fortgesetzter Einspritzung von Wasser
nehmen der Längen- und Breitendiameter
in demselben Verhältuiss zu, so dass der
Breitenindex beständig 80 verblieb, woraus
hervorgeht, dass die BlaBe hier ihr Span-
nungsgleichgewicht erreioht hatte.
Obschon halbfeate Gewebe den grösseren
Theil des Schädels einnehmen, kann man
doch vom hydrostatischen Standpunkt seinen
Inhalt uIb eine Flüssigkeit auffassen, da
ihm findet und zum grossen Theil an der Oberfläche des Gehirns circulirt, nämlich in den
dort ausgebreiteten Arterien und Venen sammt den Capillargefässen in der Pia mater — die
auf Grund'von Vergleichung mit Federpolstern Tomentum oerebri genannt worden ist —
und ausserdem eine gewisse Menge dann er Flüssigkeit, mit 98,5 Proc. Wasser, im Arochnoidal-
und Subarachnoidalraume und in den Ventrikeln vorhanden ist (siehe Fig. 5). Es muBB auch
hervorgehoben werden, dass die graue Substanz des Gehirns
mehr wasserhaltig als das Blut ist, da sie ungefähr 86 Proc.
Wasser enthält. Die weisse Substanz enthält 70 Proc.
Wasser. Bei Kindern ist indessen die Gehimsnbstanz in
ihrer Ganzheit noch mehr wasserhaltig als bei Erwachsenen.
Das Gehirn liegt solchergestalt in einem flüssigen Medium,
und seine Oberfläche ist sogar (hydrostatisch) als eine Flüs-
sigkeit zu betrachten, daher angenommen werden muss, dass
das Princip für gleichförmig vertheilten Druck in der Gehirn-
schale wirksam ist. Zu bemerken ist ferner, dass das Gehirn
für seine Functionen eine Zufuhr von Blut durch die beiden
Carotiden und die beiden Vertebralarterien verlangt. Diese
haben verbältnissmässig grosse Kaliber, und der Blutdruck in
ihnen ist ziemlich bedeutend.
Dass ein von innen wirksamer Druck, der Jahre lang
ausgeübt wird, die Form des Schädels und den Zuwachs der
Schädelknochen in den Sutnren zu beeinflussen vermag, wissen wir aus der Zunahme der
Capacität des Schädels mit dem Steigen der Civilisation.
Während sich eine Schädelcapacität von 1500 bis 1600 ccm bei ungefähr 47 Proc. der
heutigen Pariser findet, ist sie nur bei ungefähr 15 Proc. der Neger vorhanden. Es kann
sich hier um nichts anderes handeln, als dass der Zuwachs der Schädelknochcn bei dieser
Zunahme der Capacität seine Ursache in dem Zuwachs des Gehirns hat, d. h. in dem allmählich
vermehrten Druck, den das waclisende Gehirn auf die umgebenden Flüssigkeiten ausübt, die
ihrerseits Druck auf die Innenseite der Knochen ausüben.
Mittelst eines gut gearbeiteten, mit Nonien versehenen Kraniometers von Stahl habe ich
Messungen de« Längen- und des Brcitendiameters bei Kindern beim Schreien, d. h. bei
28»
Längend iameter
cm
Breitendiameter ,
cm
| Breitenindex
cm
8,6
4.6
63,5
8,6
s
68
8,7
6,8
61
9
•
66,6
9,3
6,6
72
9,8
7,4
75
10,2
8,1
80
eine bedeutende Menge Blut sich beständig in
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220
Dr. Anton Nyström,
erhöhtem Blutdruck in der Hirnschale ausgeführt, um zu sehen, ob sich dabei ein Unterschied
im Vergleich mit den Diametern hei ruhiger Athmung findet.
Folgende Ergebnisse wurden bei drei Kindern im Alter von einem Jahr und einem Monat,
von einem Jahr und von vier Monaten erhalten:
Langend inmeter
Breitendiameter
Nr. 1. B«i ruhiger Athmung ....
Beim Schreien
16, Hem
16,7 cm
(Verhärtung 1 mm)
113cm
11,9 cm
(Verlängerung 1 mm)
Nr. 2. Bei ruhiger Athmung ....
Beim Schreien
17,1 cm
17,1 cm
(Unverändert)
13,70 cm
13,75 cm
(Verlängerung 0,5 mm)
Nr. 9. Bei ruhiger Athmung ....
Beim Schreien
15,80 cm
16,26 cm
(Verkürzung 0,5 mm)
12,60 cm
12,6ö cm
(Verlängerung 0,5 mm)
Es zeigt sich also, dass der Breitendiameter in allen drei Fällen zunahm — um 0,5
bi» 1mm — und der Längendiameter in zwei Füllen kleiner wurde — um 0,5 bi» 1 nun —
und in einem Falle unverändert blieb. Dieses Verhältnis» kann nur auf der Wirkung von
Pascal’s Princip beruhen, das also eine Tendenz zur Vergrösserung de» Breitenindex her-
beiführt.
Den fraglichen Einfluss will ich das statische Gesetz für die Bracbycepbalie nennen.
Die Tendenz des Schädels, eine mehr oder weniger sphfirische Form anzunehmen, tritt bei
Pjg. 7 vielen bracbycephalen Kinder-
schideln, die oft, wie aus den
nebenstehenden photographischen
Abbildungen (Fig. 6 und 7) von
einem normalen 7jührigen Kinder-
schädel zu ersehen ist, eine bei-
nahe sphärische Wölbung zeigen,
zu Tage.
Die völlig glatte Flüche und
das so gut wie vollständige Feh-
len aller Knochenleisten und
Höcker bei diesem sowie bei
der Mehrzahl der Kinderschädel
in jungen Jahren ist offenbar ein Zeichen einer höchst unbedeutenden Tbfitigkeit der Kau-
und Nackenmuskeln.
Photograph liehe Wider von einem 7jäbrigan bracbycephalen
Kinderschädel} Breitenindex 85, & (aus dem Musenm de« Karo-
liniKben Institutes zu Stockholm).
Die sphärische Schädelform bei rhacbitischer Hydrocephalitis dürfte als ein demon-
stratives Resultat der Wirkung von Pascal's Princip zu betrachten sein.
Bei Erwachsenen zu erfahren, ob sie in ihrer Kindheit Rhachiti» gehabt haben, hält, wenn
man sic oder ihre Familien nicht kennt, in den meisten Fällen sehr schwer. Die meisten wissen
darüber nichts.
Die erwachsenen lebenden Schweden, die ich kraniologisch untersucht habe, haben alle
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 221
eine normale Schädelform gehabt, und bei keinem habe ich eine Form gefunden, die auf
Rhachitis hingedeutet hätte. Nur zwei haben angegeben, in ihrer Kindheit Rhachitis gehabt zu
haben, und von diesen war der eine schwach brachycephal und der andere mesocephal.
Der typische bracbyccphale Schädel — mit einem Breitenindex von wenigstens 80 —
zeichnet sich im Allgemeinen durch eine bedeutende Höhe, ein gewölbtes, zum grössten Tbeil
schräg aufsteigendes Hinterhauptbein mit geringer Ausdehnung der untersten, den Muskeln als
Ansatzstelle dienenden Flüche, das Fehlen oder die geringe Entwickelung des Uinterhaupt-
beinhöckers (Tuber occipit.), die geringe Entwickelung oder das Fehlen des Hinterhauptbein-
Stachels (Protuberanlia occipit.) und die verhältnissmässig geringe Entwickelung der beiden
Paare Halbkreislinien und anderer Erhabenheiten aus (siehe Fig. 8). Mitunter findet man
Fig. 8. Fig. 9.
Photographische» Bild von dem brachycephalen
Schädel — Breitenindex 88,5 — einer 2- jäh-
rigen magyarischen Frau (aus dem Museum des
Karolinlsolien Institutes).
Photographische» Bild von dem 'dolichocephalen
Schädel — Breitenindex 72 — eines 47 jäh-
rigen schwedischen Mannes (aus dem Museum des
Karolinlschen Institutes).
jedoch stärker entwickelte Erhabenheiten, was eine kräftigere Wirkung der Nackenmuskeln
andeutet, in der Mehrzahl der Fälle aber ist das Hinterhauptbein bei Hruchycephalcn verhält-
nissmässig viel weniger uneben als bei Dolichocephalen — wovon mich die Kraniensainmlung
im Museum des Karolinischen Institutes überzeugt bat.
Der typische doliehocephale Schädel — mit einem Breitenindex von höchstens 74,9 —
zeichnet sich im Allgemeinen durch eine verhältnissmässig geringe Höhe, einen hervorragenden
Hinterhauptbeinhöcker, der oft einen abgerundeten Absatz bildet, nach oben von einem
Eindruok oberhalb der Lambdanaht begrenzt, eine bedeutende Ausdehnung der unteren
Fläche, die beinahe horizontal ist, und eine starke Entwickelung des Hinterhauptbein-
Stachels nnd der beiden Paare Halbkreislinien und anderer Erhabenheiten aus (siehe
Fig. 9).
Die dolichocephalen vorgeschichtlichen Neanderthal- und Kro-Magnon-Kassen zeigten eine
solche Form des Hinterhauptbeines.
Mitunter findet man den Hintorhauptbeinstachel bei dolichocephalen und bisweilen auch
bei schwach mesocephalen Schädeln ungeheuer entwickelt — 8 bis 10 mm messend — und ich
habe ihn sogar bei Lebenden sowohl sehen, wie anfnssen können.
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222
Br. Anton Nyström,
Ein 4 1 jähriger schwedischer dolichoccphaler Grobarbeiter mit einem solchen Hinterhaupt-
beinstachel gab an, dass er sich seit seinem 7. Jahre mit allerlei Landarbeiten beschäftigt habe
und, als er 17 Jahre alt war, der Stachel von seinem Haarschneider beobachtet wurde. Ein
SOjähriger Maurer mit einem solchen llinterbauptbeinstachel hat mir mitgetheilt, dass er sich
von seinem 10. Jahre an hat durch Arbeit versorgen müssen. Ein dolichocephaler Schädel mit
einem ungeheuren Hinterhauptbeinstachel im Museum des Karolinischen Institutes hat einem
30jährigen, in einer Versorgungsanstalt gestorbenen Manne, liarbiergehfllfen, angehört.
Man kann aus diesen Beispielen schlicssen, dass der Hinterhauptbeinstachel, sowie auch
andere Höcker und Leisten am Hinterhauptbein, sich durch das Ziehen der Muskeln und Liga-
mente entwickelt hat, obschon diese Entwickelung vielleicht oft nur r.um Theil bei den Indivi-
duen »elbst geschehen ist, während Verschiedenes, r. B. der Hinterhauptbein&tacbel, als das Rudi-
ment eines Ansatzes der Ligamente in früheren Stadien aufgefasst werden kann.
Bei einem Theil der Buckeligen ist es ganz augenscheinlich, dass das Ziehen der Nacken-
muskeln in Folge der Körperstellung die Ursache der vorhandenen hochgradigen Doliclio-
cephalie gewesen ist — dem dadurch nicht widersprochen wird, dass, wie ich gefunden habe,
andere Buckelige mesocephal sind. Diese Verschiedenheit kann theils in der Lage des Buckels,
so dass derselbe dazu zwingen kann , den Kopf mehr vornübergeneigt oder wesentlich aufrecht
zu halten, theils in dem grösseren oder geringeren Vermögen des Buckeligen zu arbeiten seinen
Grund haben. In dem Museum des Karolinischen Institutes findet sich das Skelet eines Ü9 jäh-
rigen buckeligen schwedischen Mannes mit einem Breitenindex des Schädels von nur 69,7 —
also einem Index, der in Schweden äusserst selten vorkommt, weshalb er schwerlich der Erb-
lichkeit oder dem Hasseneinflussc zugeschrieben werden kann, sondern vielmehr als durch ein
starkes Ziehen der Muskeln am Hinterhauptbeine hervorgerufen aufgefasst werden muss. Dieses
geht auch daraus hervor, dass hier Bathrocephalie vorhanden ist.
Wie die Nackenmnskeln bei einer nach vorn übergebengten Stellung des Körpers wirken,
zeigt leicht eine Betrachtung ihrer Anlieftungsstellen. An der ganzen unteren Fläche des
Hinterhauptbeines haben den Ansatz: Trapezius, Complexus und Bivcnter, Traohelo-
mastoideus, Splenius capitis, Rectus major, Rectus minor und 0blir|uus superior,
und dazu kommen Spinalis und Scmispinalis colli, die an den Spinalprocessus des zweiten
und der folgenden Rückenwirbel befestigt sind. Die Ausgangspunkte sind theils — für Trape-
zins — das Schlüsselbein und das Schulterblatt, theils — für Complexus, Biventer, Traohelo-
mastoideus, Scmispinalis colli und Obliijuus superior — die Querfortsätze der Hals-
nnd Rückenwirbel und theils — für Splenius capitis, Spinalis colli, Rectus major und
Rectus minor — die Stachelfortsätze der Hals- und Rückenwirbel.
Am Nackenband, das vom Hinterhauptstachel (der äusseren Protuberanz) ausgeht, sind
auch etliche Nackenmuskeln — Trapezius, Splenius capitis und Spinalis colli — theil-
weise befestigt.
Mehrere der Nackenmnskeln gehen beinahe winkelrecht zum Hinterhauptbein, während
andere eine schräge Richtung haben. In dynamischer Hinsicht als Ganzes betrachtet, wirken
sie, namentlich wenn der Kopf nach hintcu gebogen wird, auf das Hinterhauptbein, als ein
Hebelarm aufgefasst, in beinahe winkelrechter Richtung, weshalb sic an ihm auch mit nahezu
ihrer ganzen Kraft ziehen.
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I
Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 223
Untenstehende schematische Figur habe ich in Ucbereinstiinmung mit der Haltung des
Kopfes und der Biegung des Halses gezeichnet, die man im Allgemeinen bei Personen beob-
achtet, die in vornübergebeugter Stellung arbeiten (siehe Fig. 12, 13, 14 und 15). Solche Per-
sonen halten nämlich den Kopf, da eine unerträgliche Blutcongestion eine vomübergeneigte Stel-
lung desselben, ausser für kürzere Augenblicke, zur Unmöglichkeit macht, gewöhnlich etwas
nach oben gehoben. Diese Biegung des Halses nach oben macht, dass alle Nackenmnskcln als
Ganzes in beinahe win-
kelrechter Richtung wir-
ken, nnd es ist daher nicht
anzunehmen, dass gewisse
dieser Muskeln, vor allen
der Complezns und der
Bi venter, den Kopf nach
vom ziehen, was sie wohl
bei aufrechter Stellung
thun können.
Hier handelt es sich
also nicht um ein Ziehen
des Kopfes in der Längs-
richtung gerade nach hin-
ten, sondern um ein
Ziehen des Hinter-
hauptbeines nach un-
ten, wobei der obere Theil
desselben etwas hinten- Schematische Darstellung der Wirkung der Nackenmuskeln bei
über geworfen wird, den vornübergebeugter Kürperstellung.
hinteren und den unteren 1. Complexui und Birenter; 2. Trachelomastoideus; 3. Trapezins;
Theil ,1m <M,eit..ll,i.iti..s 4- Bplenius capitis; mit gestrichelten Linien sind der tiefer liegende
Bectus major, Rectus minor. Obliquus auperlor, Spinalis und
mit »ich ziehend (siehe Semispinali* colli angedeutet.
Fig. 10).
Eine mechanische Bedingung hierfür findet sich auch in dem Knorpel gegeben, der bis
in das spätere Wachsthumsalter hinein don vorderen Theil des Hinterhauptbeines mit dem Keil-
bein vereinigt und der ntaebt, dass das Hintorhauptliein, als Hebelarm betrachtet, hier seinen
Stützpunkt hat.
Ein Beweis für die Richtigkeit dieser Auffassung ist die Form des Hinterkopfes, die
Bathrocephalie — „Treppenstufenkopf“ — genannt wird, wo nämlich der oberste Theil
des Hinterhauptbeines, ein Stück vor die Scheitelbeine hervorschiessend, einen kleinen Vor-
sprung oder gleichsam eine Treppenstufe bildet (siehe Fig. 10). Die Scheitelbeine sind bei
dem Hintenüberwerfen des Hinterhauptbeines in diesen Fällen nicht mitgofolgt, sondern, wahr-
scheinlich durch früh cingctretene grössere Festigkeit als sonst oder auch durch Verknöcherung
des hinteren Theiles der Saggitalsntur, zurückgehalteti worden.
Nach Ribbc tritt normale Verknöcherung der Suturen zuerst im hinteren Theil der
Big. 10.
1
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224 Dr. Anton Nyström,
Sagittalsulur ein, und zwar mitunter schon im 20. Jahre, namentlich bei weniger civilisirten
Völkern.
Die Verknöcherung der Suturcn zeigt das Auf hören de* Wachsens des Gehirns und der
Schädelknochen an und dürfte ihre Ursache zunächst in einer Verminderung des Druckes von
innen haben.
Dass die Nacken muskeln oft auf die Form des Kopfes auch bei Bracliyccphalie einwirken,
ist unzweifelhaft, und dieses dürfte seinen Grund in mehr anstrengender Arbeit bei vornüber-
gebeugter Stellung haben. Man findet solchergestalt bei gewissen der Alteren Inka-Schädel im
Museum des Karolinischen Institutes das Hinterhauptbein ebenso gewölbt, wie bei Mesocephalen,
während es bei Schädeln von Inka -Kindern — in Folge Zusammenpressens derselben von den
zartesten Jahren an — in einer Entfernung von nur ein paar Centimeter vom Foramen magnnm
gerade aufsteigt. und eine ebene Fläche bildet. Dass diese Formveränderung durch die Nacken-
muskeln hervorgerufen ist, nimmt auch Professor E. Clason an.
Diesen hier dargestellten Einfluss der Nackenmuskeln auf die Form des Kopfes, bedingt
durch eine mehr oder weniger vornübergebeugte Stellung, will ich als das dynamische Gesetz
für die Dolichocephalie bezeichnen.
Diese Einwirkung der Nackenmuskeln auf die Form des Schädels macht Bich hauptsächlich
in jungen Jahren, wo die Knochen und Nähte hinreichend nachgiebig sind, geltend. Dieses
kann man am besten bei gewissen wilden Völkern sehen, wo es der junge Wilde gewöhnlich
schon in frühem Alter lernen muss, sich auf sich selbst zu verlassen, weshalb er schon als Kind
in den Handwerken und Beschäftigungen des Stammes unterrichtet wird. Oft muss er sich
schon im Alter von acht his neun Jahren selbst versorgen.
Dieses ist auch oft bei den arbeitenden Classen vieler civilisirter Völker der Fall, und
was namentlich Schweden anbelangt, so habe ich bei meinen Untersuchungen erfahren, dass die
Kinder der niederen Volksclasscn schon im Alter von sechs his sieben Jahren allgemein an den
Arbeiten ausserhalb des Hauses theilnehmen müssen und dass unzählige Bich auch damit zum
grossen Theil selbst versorgen.
Das statische Gesetz für die Brachycephalie wirkt, wie angenommen werden muss, in den
Wachsthumsjahren dem Entstehen einer allzu langgestreckten Form des Kopfes durch die
Wirkung der Nuckenmuskeln entgegen.
Um die ungefähre Kraft zu ermitteln, die bei kleinen Kindern für die Verlängerung der
Schädel durch Ziehen erforderlich ist, habe ich mit der abgesägten Calotte eines kurz vorher
gestorbenen Knaben von eiucin Jahr und sieben Monaten folgende Versuche angeslellu Mittelst
eines Loches im vorderen Theil wurde die Calotte aufgebängt und dann in ein Loch im Hinterhaupt-
theil der Haken einer Federwaage gehakt, hierauf der natürliche Breitendiamcter gemessen,
sodann in der Federwaage gezogen und neue Maassc vom Breitendiameter in dem Verhällniss
genommen, in welchem eine stärkere Ziehung staufand, d. li. eine grössere Belastung ange-
wendet wurde.
Hierbei wurde gefunden, dass der Breiteudiametcr folgende Msasse erhielt:
11,7cm ohne Belastung 11,6cm bei Belastung mit 1 kg
11, 6 „ bei Belastung mit 0,5 kg 11,4 , . „ . 2 »
11,3 cm bei Belastung mit 4,5 kg
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 225
Die Calotte nahm nach den Ziehungen wieder ihre ursprüngliche Form an, ihre Elasticität
war daher unverändert
Dieser Versuch zeigt, dass die Kraft, die erforderlich ist, um nennenswerthe Verände-
rungen in der Form de* Schädels hervorzurufen, nicht so besonders gross zu sein braucht, und
dass sie sicherlich den beiden Kräften entspricht, die bei vornübergebeugter Körpcrstellung
wirken: der Schwere des Kopfes und dem Ziehen der Nackenmuskeln, das diese Schwere
anfwiegt
Da» Gewicht des Kopfes bei Lebenden habe ich durch Wägung auf einer Federwaage —
bei vollkommen schlaffen Halsmuskeln — wie folgt gefunden:
bei Kindern von 1 Jahr und 1 Monat 1,5 kg
a „ „ 2 Jahren und 3 Monaten . . . 1,75 „
„ „ , 5 bi» 9 Jahren '. 2,25 bis 2,5 „
, „ , M Jahren S .
„ erwachsenen Frauen 3 „ 3,5 „
n „ Männern 3,5 „ 5 »
Man muss natürlicher Weise annehmen, dass eine grössere Kraft erforderlich ist, um den
ganzen Schädel, als um die abgesägte Hälfte desselben zu verlängern.
Wenn nun auch diese Kraft billiger Weise als doppelt so gross angenommen wird, so findet
man doch, dass ein Kinderkopf mit einem Gewicht von 1,5 bis 2,5 kg hinreichend schwer ist,
um eine Verminderung des Breitendiameters des Schädels auf ungefähr 1 bis 1,5 mm bervor-
zurufen.
Auch nach dem eigentlichen Wachsthumsalter kann man da, wo Beschäftigung und
Gewohnheit zu einer stark vornübergebeugten Stellung zwingen, eine schwache und langsame
Entwickelung zur Langköpfigkcit erwarten. Die Lebensweise ganzer Völker verändert sich
durch die Anwendung von llausthieren, Wagen, Eisenbahnen, Maschinen u. *. w. inehr oder
weniger, und allmählich dürfte diese Veränderung auf die Schädelform der Völker einwirken.
Um zu ermitteln, ob bei Kindern eine Erweiterung des Schädels in der Richtung des
Breiten- oder Längcndiameters einerseits durch inneren Druck, audererseits durch das Ziehen
der Nackenniuskeln am Hinterhauptbein verursacht wird, habe ich ein empfindliches Instrument,
Kraniodilatometer, construirt (Fig. 11), welches mittelst einer Spitze auf geschwärztem Papier
die geringsten Veränderungen in diesen Diametern angiebt. Der Uhrmacher Herr C. G. Sobweder,
Vorsteher der Linderothscheu Uhrenfabrik in Stockholm, hat mit bekannter Gcachicklicbkeit
dieses Instrument verfertigt, das nach damit ausgeführten Versuchen erforderliche Verbesse-
rungen erfahren hat, um mit wirklicher Präcision den Ausschlag geben za können. Dasselbe
besteht aus einem dünnen Messingband, 3 cm breit, welches um den Kopf gespannt wird und an
welchem ein drehbarer Querarm mittelst seiner in rechtem Winkel zum Bande hinubgeheudeu
Stütze befestigt ist; an dem Querarra läuft eine Hülse, an der sich ein zweiarmiger Zeiger be-
wegt; das untere Ende dieses Zeiger« ist mit einem kleinen Voratecker versehen, der in eine
gegenüber der eben erwähnten Stütze des Qucranues am Messingbande sitzende Gabel ein-
gepasst wird, und an seinem oberen Ende ist eine nach hinten gebogene Spitze angebracht, die
auf den an ihm befestigten geschwärzten Papierstreifen Striche macht. Um die Bewegung des
Zeigers um so deutlicher angegeben zu erhalten, ist sein oberes Ende mn die Hälfte länger als
Archiv fl» AnlliropnlotU. Bd. XXVII. 29
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226
Dr. Anton Nyström,
da« untere; mittelst eines kleinen Drückers wird die Spitze des Zeigers von dem geschwärzten
I’apier abgehalten, oder ihr die Freiheit gegeben, gegen dasselbe zu drücken, je naohdom sich
das Instrument in Ruhe befindet oder arbeitet Bei den Versuchen kann der Zeiger immer nur
einen Strich oder auch nur einen Punkt auf das geschwärzte Papier machen, welches deshalb
bei jedem neuen Versuch etwas verschoben werden muss.
Damit sich im Messingbande keine Tension finde, d. h. damit keine mechanische Kraft in
demselben den Zeiger beeinflussen könne, muss das Band zirkelrund sein, und deshalb gehören
zum Instrument eine Anzahl halb-
mondförmige Holzklötze von ver-
schiedener Dicke — an der Innenseite
für die Wölbung des Kopfes ausge-
höhlt — , von denen zwei an den
Schufen eingesetzt werden. Der vorher
gemessene Ungen- und Breitendiaineler
geben an, von welcher Dicke die Klötze
zu nehmen sind.
Um dem Instrument die nöthige
Festigkeit zu geben, so dass sich das
.Messingbaud mit dem daran befestigten
Gestell für den Zeiger nicht nach der
Wölbung des Kopfes biegen möge,
sind noch zwei dünne Holzklötze für
den Stirn - und den Uinterhaupttheil
an der Innenseite des Messingbandes
eingesetzt.
Das Messingband wird so fest um den
Kopf gespannt, wie es ertragen werden
kann; dasselbe kann wegen der ansgehöhlten Holzklötze ohne Schmerzen so angespannt werden,
dass die Haut bedeutend eingedrückt und unter ihm die Circulation des Blutes ersichtlich
gehemmt wird. Dessentwegen kann man von dem Blutdruck als einer möglichen Quelle von
Fehlern in den Experimenten mit dem Kraniodilatomoter ganz absehen.
Andere mögliche Fehlerquellen sind die Thätigkcit des Muse, occipito • frontalis bei Faltung
der Stirn, wenn das Instrument in der Längsrichtung , und die Thätigkeit der Schläfcninuskcln
beim Kauen, wenn cs in der Querrichtung des Kopfes eingestellt ist. In beiden Fällen giebt
das Kraniodilatometer Ausschläge; die Striche aber, die hierbei auf dem geschwärzten Papier
entstehen, haben sich bei allen angestelllcn Versuchen als bedeutend kleiner als die bei Ver-
änderung der Form des Kopfes beim Schreien oder vornübergebeugter Stellung erhaltenen erwiesen.
Bei den Versuchen ist indessen den Kindern gesagt worden, die Stirn nicht zu falten oder nicht
zu kauen, und dass sie dieses auch nicht gethan haben, davon habe ich mich durch genaue
Beobachtung der Gesichter der Kinder bei den Versuchen überzeugt.
Wenn es galt, zu sehen, ob der Breitendiameter, in Uebereinstimmung mit dem von
mir angenommenen statischen Gesetz für die Brachycephalie, beim Schreien zunimmt, ist das
Fig. 11.
Kraniodilatometer.
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I
Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 227
Kraniodilatornetcr in der Querriebtung , und wenn es galt, eine Zunahme des L&ngendia-
meter« bei vornübergebeugter Stellung, in Vebcreinstimmung mit dem von mir ange-
nommenen dynamischen Gesetz für die Dolichocephalie, nachzuweisen, in der Längsrichtung ein-
gestellt worden. Bei allen Versuchen sind, wie aus folgender Tabelle zu ersehen ist, constant
positive Ergebnisse in Uebereinstiramung mit den angenommenen Gesetzen erhalten worden.
Die Striche des Kraniodilatometcrs sind hier genau wiedergegeben und also, wegen der
Grösse der Nadelarme, um die Hüllte grösser als die wirk liehe Zunahme der Diameter. In der
Tabelle geben die Striche unter „Breitendiameter“ die Zunahme des Breitendiameters, unter
„Längendiameter“ die Zunahme des Liitigendiamctcrs an. Die l'unkte zeigen an, dass sieb die
Nadelspitze gar nicht bewegt hat.
Das Alter ist in Jahren augegeben; K. bezeichnet Knabe, M. Mädchen.
Alter,
Geschlecht
Bei vorn übergebeugter Stellung
Breitendiameter | Längendiameter
Beim Schreien
Breitendiameter Längend ismeter
2*/.. K.
_ _ __
...
_ _
57* K.
5. M.
6, M.
5, M.
9, M.
14, M,
Die Striche, die beim Falten der Stirn und beim Kauen entstehen, sind nicht grösser
als in der hier folgenden Tabelle über Versuche bei drei Kindern.
Alter,
Geschlecht
Beim Kulten der Stirn
Längendiameter
Beim Kauen
Breitendiameter
6'/„ K.
6, M.
14, M.
- - -
- - -
Die Gleichgewichtslage des Kopfes.
Beim Menschen liegt der Schwerpunkt des Kopfes, auch bei der gewöhnlichen auf-
rechten Körperstellung, ein wenig vor seinem Stützpunkt oder den in den Gelenkgruben de»
ersten Halswirbels ihre Stütze habenden Gelenkköpfen des Hinterhauptbeines. Die Stellung des
Kopfes hängt deshalb von dem Conlractiouszuxtand der zahlreichen Muskeln de» Halses und
des Nacken» ab, und hört dieser Zustand auf, wie t. B. im Schlafe, so sinkt der Kopf, bei auf-
rechter Stellung, vornüber und nach unten, so da»» »ich der Unterkiefer gegen die Brust stützt.
Die Muskeln des Nackens ziehen solchergestalt im wachen Zustande und bei der aufrechten
Körperstellung — sofern der Kopf nicht etwa» nach hinten geneigt ist, in welchem Falle sich »ein
Schwerpunkt lothrecht über dem Stützpunkt befindet und er mit Leichtigkeit balaticirt, d. h. bei
üusserst geringer Muskelwirkung in nahezu stabilem Gleichgewicht gehalten wird — beständig an
dem Hinterhauptbein.
29*
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228
Dr. Anton Nyström,
Man hat behaupten wollen, dass der braehy ccphale Kopf, um aufrecht gehalten iu
werden, eine grössere Anstrengung der Nackenmuskeln als der dolichocephalc fordere,
da das Qleichgewichtscentrura bei dem enteren wegen eines kürzeren llinterhaupttheils weiter
als bei dem letzteren nach vorn belegen sei.
Dass diese Annahme nicht richtig ist, will ich durch Untersuchungen darzuthun suchen,
die ich an 23 Schädeln (10 brachycephalcn, 8 doliclioccphalcn und 5 mesocephalen) ausgefährt
habe. Um die relative Grösse des hinteren und des vorderen Theilcs dieser Schädel, den
Unterkiefer einberechnet, vergleichen r.u können, wurde die Länge derselben vom Hinterhaupt-
beinhöcker bis r.ura Oberkieferbein gleich neben dem vorderen Nascnstachel und der Abstand
von diesen Stellen bis zur Mitte des äusseren Gehörganges gemessen. Dabei wurde gefunden,
dass dieser Abstand bei ein und demselben Schädeltypus recht sehr variiren kann. Bei den brachy-
cephalcn Schädeln war der hintere Theil des Schädels kürzer als der vordere (0,2 bis 1 cm) in
fünf Fällen, gleich lang iu drei Fällen und länger (0,5cm) in zwei Fällen. Bei den raeso-
cephaleu Schädeln war der hintere Theil des Schädels länger als der vordere (0,7 bis 1,8cm)
in drei Fällen, gleich lang in einem Fall und kürzer ebenfalls in einem Fall. Bei den dolicho-
cephalen Schädeln war der hintere Theil des Schädels länger als der vordere (0,3 bis 1,6 cm)
in sieben Fällen und gleich lang in einem Fall.
Um die Gleichgewichtslage bei diesen Schädeln zu bestimmen, wurden sie mit den
Gelenkköpfen des Hinterhauptbeins auf rin Gestell mit Wachsbelag gestellt, der durch das Ein-
drücken der Gelenkköpfe so geformt wurde, dass er als Stütze für sic passte. Die Lage des
Schädels wurde nach der Linie bestimmt, wo die Zahnreihen der einen Seite an einander slossen,
welche Linie im Allgemeinen bei aufrechter Stellung horizontal ist und sich besonders gut für
eine ziemlich genaue Beurtheiluug der Lage des Schädels mit blossem Auge eignet. Zu er-
wähnen ist, dass alle Schädel einen beinahe vollständigen Zahnbesatz hatten, so dass keine Ver-
schiedenheit in dieser Hinsicht eine Veränderung in der Lage ihres Schwerpunktes herbeiführen
konnte.
Bei Balancirung auf dom genannten Gestell zeigten die Schädel bei Einnahme der Gleich-
gewichtslage folgende Verhältnisse: Bei den 10 brachyecphalen Schädeln war die Zahnreihen-
linie horizontal in fünf Fällen und etwas nach oben gerichtet in ebenfalls fünf Fällen; bei den
fünf mesocephalen Schädeln war sie horizontal in drei uud etwas nach oben gerichtet in zwei
Fällen; bei den acht dolichocephalen Schädeln war sie horizontal in fünf und etwas nach oben
gerichtet in drei Fällen.
Es zeigte sich auch, das» die Gleichgewichtslage bei den verschiedenen Typen in keinem
bestimmten Verhältnis» zu der relativen Länge dt« Ilinterhauptlheiles des Schädels oder der
eben genannten hinteren Linie stand. Bei einem der brachvceplialen Schädel, wo der hintere
Theil länger als der vordere war, zeigte sich die Zalmroihenlinie etwas nach oben gerichtet,
während sie bei einem anderen solchen Schädel horizontal war. Bei einem mesocephalen
Schädel, wo der Ilinterhaupttheil bedeutend länger war, zeigte sich die Zahnreihenlinie etwas
nach oben gerichtet, und bei einem anderen solchen Schädel war sie horizontal. Bei einem der
dolichocephalen Schädel, bei dem die Zahnreihenlinic etwas nach oben gerichtet war, zeigte der
hintere Theil des Schädels eine bedeutendere Länge als der vordere.
Da da» Gleichgewichtscentrum des Kopfes beim lebenden Menschen labil ist nnd der
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 229
Stützpunkt nicht nur von dem ersten, sondern auch dem zweiten und den folgenden Hals-
wirbeln, ja dem ganzen Rückgrat gebildet wird, erhellt es, dass der bracbycephale Kopf nicht
mit Nothwendigkeit eine grössere Anstrengung der Nackenmnskeln als der dolichocephale
fordert, sondern dass er ebenso leicht wie dieser balancirt werden kann. Dieses wird bewirkt
durch die Stellung der Hnlswirbel in ihrer Ganzheit, und wenn diese nur die allerschwächste
Bewegung nach hinten erhalten, bekommt der Kopf ohne Muskelanstrengung die geringe
Neigung, die bei der Mehrzahl der Brachycephalen für seine aufrechte Stellung erforderlich ist.
Nur bei einem brachycephalen Schädel fand ich die Neigung nach hinten so bedeutend,
■lass für die aufrechte Stellung des Kopfes eine wirkliche Anstrengung der Nackenmuskeln
erforderlich gewesen sein dürfte. Hier fanden sich am Hinterhauptbein auch starke Knochen-
leisten. Sonst war die Neigung, die bei der Gleichgewichtslage anderer brachycephalen und
auch dolichoccphalen Schädel beobachtet wurde, vcrhältnisBmässig gering oder ungefähr 5 bis 10°.
Es dürfte von Gewicht sein, hier darauf hinzuweisen, dass das Tragen von Bürden auf
dem Kopfe, das bei vielen Völkern — sowohl dolichocephalen, wie meso- und brachycephalen
— ein so gewöhnlicher Gebrauch ist, nicht als Argument gegen die hier in Rede stehende
Theorie angeführt werden kann. Dieses Tragen geschieht nämlich durch eine leicht aus-
geführte Balancirung des Kopfes bei altcrnirender Thätigkeit und einer gewissen Tension
aller Muskeln des Halses, wobei keine grössere Anstrengung der Nackenmuskeln erforderlich ist.
Erblich keits Verhältnisse.
Während sich das statische Gesetz für die Brachycephalie und das dynamische Gesetz für
die Dolicbocephalie , im Grossen gesehen, unzweifelhaft bei den verschiedenen Völkern und
(.'lassen durch ungeheure Zeiträume geltend gomacht haben, hat indessen ebenso unzweifelhaft
auch ein anderes ursächliches Moment, oder das allgemeine statische Gesetz der Erblich-
keit, in unzähligen Fällen eine gegebene Schädelform — wie auch die Gesichtsform, die Farbe
der Haut, die Form des Haares u. s. w. — als Rassenmerkmal fortgepflanzt, abgesehen von den
beiden fraglichen Gesetzen, die also nicht als absolut geltend angesehen werden können.
Die Erblichkeit kann sich, wie eine Menge Verhältnisse in der Pflanzen- und Thierwelt
zeigen, bis zu dem Grade geltend machen, dass sich gewisse Formen oder Farben bei den •
Nachkommen trotz grosser Veränderungen in den äusseren Lebens Verhältnissen erhalten, und dieses
geschieht nicht nur durch Uebcrtragnng der Eigenschaften der Eltern auf die Kinder, sondern
auch durch Atavismus oder Vererbung der Eigenschaften der Voreltern vor vielen Generationen.
Die Erblichkeit ist indessen sehr verschieden wirksam; mitunter zeigt sie sich besonder»
kräftig, mitunter können sie andere Ursachen überwinden, so dass gewisse Formen,
Proportionen, Farben u. s. w. bei den Nachkommen verändert werden.
Ein solches Verhältnis findet man auch auf anderen biologischen Gebieten. So sind
Geisteskrankheiten, Trunksucht und andere Fehler oft erblich, doch kann diesen Anlagen oft
durch Beispiele, durch die Macht der Erziehung und des Willens entgegengearbeitet werden,
und eine angeborene schwache Körperconstitution lässt sich oft in hohem Grade durch eine
gesuude Hygiene u. s. w. stärken.
Die Erblichkeit ist also kein absoint geltendes ursächliches Moment, hat aber eine ziemlich
grosse relative Bedeutung.
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230
Dr. Anton Nyström,
Von 84 von mir untersuchten Geschwister-Tndividuen — sowohl Kindern im Alter von drei
Jahren an wie Erwachsenen — war bei ungefähr der Hälfte der Breitenindex beinahe derselbe
oder nur wenig verschieden (um ungefähr zwei Einheiten), bei den übrigen aber mehr verschieden
(um ungefähr 3 bi» 9,7 Einheiten). Der reducirte Breitenindex war bei diesen Geschwistern
86,1 und 83,3
63,7 und
7942
79,1 1
und 74,8
81 |
83,6 ,
73,9
80,7 .
1754)
77,9l
79,9 und
81,2 ,
74,8
<77,6
78,3
. 73,3
78,2)
80.9 .
77,3
78,8
, 75,8
80,9 .
74,3
93,1)
188,8
78,3
. \74''
78,6 .
80,7 ,
76,8
91.8 ,
85.«
183,1
174,7
79,3 ,
75,1
90,3)
77,6
. j7*.‘
173,7
8042 .
Bei sechs Gruppen
von 4 bis 7
Geschwistern
waren die Breitenindexserien
74,8 bis
79,1
83,1
bis 92,1
78,7 .
77,6
75,8
. 81
7«,1 .
78.3
74,1
, 78,8.
Je nach der Stellung in der Serie hatten verschiedene Geschwister beinahe denselben
Breitenindex, während sich bei den anderen eine grössere Verschiedenheit fand. Von rwei
Paar Zwillingen hatte das eiue Paar einen Breitenindex von 74,8 und 77,9, das andere den-
selben Breitenindex.
In den 24 Familien, wo ich den Kopf sowohl der Eltern, wie der Kinder, zusammen
liO Individuen, messen konnte, fand sich eine grosse Wechselung im Verhältnis» des Breiten-
index der Eltern zu demjenigen der Kinder.
In ein paar Fällen, wo die Kinder ungelähr denselben Breitcnindex batten, fand sich keine
grosse Verschiedenheit bei den Eltern, während sie in anderen Fällen sehr bedeutend war; und
in ein paar Fällen mit grosser Verschiedenheit bei den Kiudem zeigten sich die Breitenindices
der Eltern nicht sehr verschieden, während ihre Verschiedenheit in ein paar anderen Fällen
sehr gross war.
Hieraus ergiebt sich der allgemeine Schluss, dass sich kein conatantes Verhältnis«
zwischen dem Breitcnindex der Nachkommen und der Eltern findet, und die besonderen Schlüsse:
dass Kinder von Eltern mit verschiedenem Breitenindex theils einen grösseren, kleineren
oder gleichen Breitcnindex wie der Vater, die Mutter oder beide, theils Zwischenformen
zwischen den Hauptformen der Eltern erhalten können.
In 10 Familien mit einer bedeutenderen Verschiedenheit im Breitenindex der Eltern oder
von 4,2 bis 8 Einheiten zeigte es sich, dass von im Ganzen 24 Kindern 14 keine und nur
10 Zwiscbenformen batten. In mehreren dieser Familien fanden sich Kinder von ver-
schiedenen Kategorien, in anderen keine mit Zwischenformen.
Merkwürdig ist cs solchergestalt, dass die Anzahl dieser Zwiscbenformen kleiner als
die der anderen Formen ist, während die Kraniologen im Allgemeinen als eine Kegel ange-
nommen zu haben scheinen, dass die Zwiseheuformen ein wesentlich coustantes Kesultat der
Kreuzung zwischen verschiedenen Typen seien, weshalb sie auch „Mischlypcn“ oder „Krctir.nngs-
formen“ genannt worden sind. —
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 231
Es dürfte nothwendig sein, hier zu dem Obengesagten noch r.u bemerken, das» man sich
nicht vorstellen darf, dass dio fraglichen Veränderungen der Knochenformen nur auf ihrer
Elasticität beruhen; denn es müssen auch die Ossificationsprocesse in Betracht gezogen
werden. Wir wissen, dass das Wachsthum der Knochen durch Apposition oder Auflagerung
neuer Knochenmassen von aussen und den entgegengesetzten Vorgang, Resorption, oder Auf-
lösung im Inneren oder an der inneren Seite stattfindet, und dass noch am völlig ausgebildeten
Skelette diese Processe an einzelnen Stellen fortbcstehen.
Es liegt hier am nächsten zur Hand, die Entwickelung einer Knochencyatc , besonders im
Sinus frontalis, zu betrachten. Die Hervorwölbung des Stirnbeines durch dio Cysto beruht auf
der vom inneren Drucke hervorgerufenen Resorption an der Lamina interna und gleichseitiger
Apposition neuer periostaler Knochenschichten an der Lamina externa.
In derselben Weise wird wohl auch das Hinterhauptsbein verändert, insofern es durch den
Zug der Kackenmuskeln nach unten gezogen wird und der Druck im Schädel immer gleioh-
mässig wirkt.
Die Festigkeit des Beines — die jedenfalls im Leben eine ziemlich grosse Elasticität nicht
ausschliesst — nachdem es bei einem Alter von fünf oder sechs Jahren ein einziges Stück ge-
worden ist, kamt deswegen nicht als ein Argument gegen die angenommene modilicirendc Kraft
der Nackenmuskeln gelten.
Um die Theorie recht zu verstehen, muss man auch erwägon, wie das Hinterhauptsbein,
wenn es durch die Nackcnmuskcln nach unten gezogen u'ird, immer mehr seine obere Sutura
erweitert, so dass bei der hier stattfindenden Ossificalion dieses Beines, sowie der Schädelbcine,
eine zunehmende Verlängerung stattfindet
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IX.
Bericht über einen Fötus von Gorilla savagei.
Von
W. L. H. Duokworth.
Docent für Anthropologie in Cambridge1).
(Mit 5 Abbildungen.)
Dii zoologische Sammlung iu Cambridge besitzt einen Gorillafölus, der als das kleinste
bisher beschriebene Exemplar dieser riesigen Affenart zu betrachten ist. Er wurde zusammen
mit einem vollständigen Skelet eines erwachsenen weiblichen Thieres an die zoologische Samm-
lung der Universität vom iiauptmann Hopkins (dem britischen Kig. i.
Residenten in Loanda) schon im Jahre 1876 geschenkt Ob-
schon im Allgemeinen in Alkohol gut conservirt, sind dennoch
einige Beschädigungen tiemerkbar. Der obere Theil des Armes
ist oberflächlich zerrissen, und der rechte Fuss mit dum Unter-
schenkel nur noch mittelst einiger Sehnen iu Verbindung. In
der am Schlüsse angehängten Tabelle werden einige Ilauplmaasse
angegeben werden. Die grösste Länge (vom Scheitel ^bis zum
Steissbeiu gemessen) ist 71 mm, was mit einem 4 bis 41/, monatlichen
.Menschenfötus Qbereinstiinmen würde, Fig. 1, 4 und 5.
Das Geschlecht ist männlich. Der Kopf ist sphärisch
ohne Nackcugrubc und verhältnissmässig gross. Die Augen
sind gross und vorspringend, die Lider geschlossen. Die Nase
nähert sich wegen ihrer Flachheit derjenigen des erwachsenen
Thieres. doch scheinen die unteren Theile, <1. h. Nasenspitze und
Ahle Nasi etwas mehr vorspringend, als es hei älteren Individuen
der Full ist. Diu Ohren sind klein, abgeplattet und verdicht, der rechte Helix Auriculac sieht
schon etwas eingerollt aus; dagegen scheint der Antitragus noch nicht mit den anderen Ohr-
warzen verschmolzen zu sein.
Die Mundspalte ist breit, und da die lünge der oberen Lippe, vom Septum Nasi bis au
deu Kami gemessen, nur schwach entwickelt ist, so stellt sich schon ein charakteristischer Untcr-
') Herrn Prof. l>r. H. Lenz in Lübeck, der die Liebersetzung der vorliegenden Mittheilung freundlich. l
durchgeeebm bst, möchte ich au dieser Stelle meinen herzlichsten Dank ausdrucken. W. L. 11. t>.
Archiv für Anthropolotfi«' Bd. XXVII. g()
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234
W. L. H. Duckworth,
schied vom Schimpansen heran*. Die Hautfarbe ist meisten* weissgrau. Demnach ist die schwarze
l’igmerit innig des Thiercs bei der Geburt noch nicht vorhanden. Weder Haare noch Lanugo *ind
zu bemerken. Die vorderen Extremitäten sind ziemlich zart, die Hände laug, aber dabei breit,
Kg. 2.
A , H. Ansichten eines 4% monatlichen menschlichen Fötus von 76 mm
Kumpflänge (natlirl. Gr.).
O, I». Iter Üuriliafötue (natlirl. Gr.).
die Finger dick, der Daumen
kurz. Die hinteren Extremi-
täten sind verbältnissmäasig
kurz, mit stark gebogenen
Gelenken. An den Füssen ist
der Hallnx von den anderen
Zehen deutlich abgetrennt
und die Halluxmuskeln schon
stark entwickelt. Hiornach
ist der Fuas als schon wirk-
lich pithecoid zu betrachten.
An den inneren Handflächen
und den Fusssohleu sind die
Ilautleisteu bereits ent-
wickelt, darunter vorherr-
schend die schräglaufenden
und sagittaleu; dagegen sind
die querlaufenden Leisten
erst schwach augedoutet ').
Die Wirbelsäule ist
uinfacb rückwärts gei>ogen;
am unteren Ende ist der
Coooyx durch die Haut hin-
durch siohthar und erscheint
3 nun hinter dem Anus als
mciirere blaugefärbte glän-
zeude Knorpelplättohcn, Der
Bauch ist voll und rundlich,
der Nabelslrang Bteht nahe
der Syaphysia Pubis. Die
äusseren Genitalien bestehen
aus einem kaum erkenn-
baren Penis, der am Pcri-
nacuui festgewachsen ist.
Dasücrotumfohit vollständig.
lin Anschluss hieran
folge die Beschreibung von
zwei menschlichen Fötus von
') Vergl. Hej, bum, Journal of Anammv and Physiologe 18»2.
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Ein (rorilla - Fötus.
235
ähnlichen Grossen aus der anatomischen Sammlung der Universität Cainhridge. L>er erste der-
selben wird auf nebenstehender Figur (Kig. 2A und ß) allgebildet und die Hnuptmaaac in der
Tabelle der Messungen gegeben (Nr. 2). Die totale Dinge ist 107,6 mm und die Länge vom
Scheitel bis »um Coccyx 76 mm. Der zweite besitzt eine Länge von 66 mm (vom Scheitel bis
zum Coccyx gemessen); sein Alter wird etwa vier Monate betragen. Hände und FOssc (die in
Kig. 3 A und B dargestellt sind) zeigen bereits die charakteristischen menschlichen Merkmale,
Da die Gewichte aller drei Fötus durch Kg- 8.
die Wirkung des Alkohols stark verändert
sind, so lassen sich daraus keine zu-
verlässigen Schlüsse ziehen.
Ein Vergleich der äusseren Formen
der menschlichen mit denjenigen des Gorilla-
ffltus giebt zu den folgenden Bemerkungen
Veranlassung. Der Kopf sieht, mit dein
Kumpf verglichen, bei dem Gorilla grösser
aus als bei dem Menschen; es kommt keine
ausgeprägte Dcpressio Xnchalis vor, so dass
ein Hals fast gänzlich fehlt. Die Ohren
bieten keinen besonderen Unterschied dar.
Da bei dem menschlichen Fötus (Fig. 2 A
und B) der Helix Auricnlae proximalwärts
durch eine tiefere Grube von dem Anti-
helix ahgetrennt ist als bei dein Gorilln-
fötus, so siebt die Ohrmuschel hei dem
enteren mehr eingerollt aus. Die Augen
sind bei dem Gorilla ähnlich wie bei dem
Menschen gross und vorspringend. Die
Gesiehtstheile des Kopfes sind bei dem
Gorilla relativ und absolut grösser als bei
dem Menschen.
Bei dem letzteren ragen Ober- und
Unterkiefer weniger hervor, die Nasen-
löcher sind kleiner und weiter von ein-
ander genickt, die Mundspalte ist ent-
schieden kleiner als heim Gorillafötns. Die
Maasse werden dies bestätigen. Der
Gorillanimpf ist dicker als beim Menschen,
und die Ossa Iliaca haben bereits die für den erwachsenen Gorilla charakteristischen Können
Bei beiden steht der Ursprung des Nahelstiangcs sehr niedrig.
Die vorderen Extremitäten des menschlichen Fötus sind zierlich und relativ wie alisolut
kleiner und kürzer; Vorderarm und Hand tragen weniger zur totalen Länge hei als beim Gorilla.
Bei dem Menschen reicht der Daumen bis au das distale Ende der ersten Phalanx des Zeigo-
30*
A Hand. B Kuss eines viernionatlichen menschliche» Fötus.
C Hand, I) Fus* de* Cambridger ftorillafütus.
nseh Photographien
gc-
Sämmtliche Abbildungen wurden
zeichnet :
C ist 3,8 mal. I) 3,66 mal vergrüssert worden. A und B sind
in gleichen Maassstaben entworfen.
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\
23f.
W. L. H. Duck worth
lindem, während bei ilrni Gorilla der Daumen kaum den Motacarpal des Zeigefingers ülivrragt
( Kig. MC). Die hinteren Extremitäten de« Menschen sind länger al« hei dom Gorilla uml neben
zierlich au«, der Oberschenkel erscheint bereit« stärker nach innen gedreht: die Knöchel sind
zierlicher, und die Kusssohle weniger als beim Gorillafötus eingebogen. Der menschliche Kuss
hat somit (siehe Kig. .’IA uml 11) seine charakteristische Ausbildung Ire reit* erlangt. Die ln-i
■lern jüngeren Kötus bemerkbaren llautleistchen können künstlich durch die Wirkung des Alkohols
hervorgchraclit sein. Auf der Kusssohle des Gorillas können, wie schon bemerkt war, deutliche
llautleistchen beobachtet werden (Kig. 3D).
Will man nun diesen Gorillafötus mit anderen derselben Art vergleichen, so muss mau
hauptsächlich die Arbeit Deniker’s über einen Gorillafötus in Betracht ziehen. Der von diesem
Fig. 4'). Fig 5.
Autor beschriebene Kölns war entschieden grösser als unserer. Die grösste Länge war bereits
I®® nun (doppelt so gross als diejenige des Cambridger Exemplars). Eine Anzahl von Messungen
•lieses Kölns ist in der nachfolgenden Tabelle zusammen mit denen unseres Thieres und des oben
beschriebenen menschlichen Kölns Nr. 1 gegeben. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass unser
Gorilla- und der menschliche Fötus an verschiedenen Punkten nicht weit von einander stehen.
Seiner abweichenden Grösse halber bleibt das Deniker’sche Exemplar von den beiden getrennt.
(Bei der Vergleichung so kleiner Maasse, welche überdies schwer genau zu nehmen sind, ist
stet» besondere Vorsicht geboten.)
l) Röntgen* Aufnahme.
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Ein Uorilla - Fötus.
237
Ans den Maassen ergiebt eich, dass bei Exemplar 2 die hinteren Extremitäten im Vergleich
ni der Totallänge kürzer sind als bei Nr. 1. Die vorderen Extremitäten sind, verglichen mit den
hinteren bei Nr. 2, länger als bei Nr. 1, wie es bei dem jüngeren Thier zu erwarten war.
Bei der Vergleichung des Oberarmes mit dem Unterarm sind die Verhältnisse ähnlich bei Nr. 1
und 2; vergleicht man den Ober- mit dem Unterschenkel, so führen die Zahlcu zu dem Schlüsse,
dass der Unterschenkel im ersten Stadium (Nr. 2) relativ sehr laug ist, und dass bei dem ferneren
Wachsthum (bis zu der Grösse des Dcnikor’schcn Exemplars) ein Wachsen des Oberschenkels
vorherrscht; in späteren Stadieu horrscht nochmals stärkeres Wachsthum des Unterschenkels vor.
Hiermit würden auch die von Turner (vergl. Challenger Reports: Nones of the Skeleton)
von dem erwachsenen Gorilla angegebenen Zahlen iibereinittimmen.
Was endlich Oberschenkel und Oberarm betrifft, so ist die grössere Länge des Oberarmes, im
Vergleich mit dem Oberschenkel bei Nr. 2, wahrscheinlich eine Wiederholung des Verhältnisses,
welches zwischen der Gesainmtlänge der vorderen und hinteren Extremitäten bestellt, und igt wie diese
durch das jüngere Alter von Nr. 2 bedingt; sie ist ebenfalls beeinflusst durch den verhältnissmässigen
dolicho-knemischen Charakter des Nr. 2, worauf schon hingewiesen wurde. (Nach der Turuer’schen
Maasseintheiluug ist der Index für Dolichoknemie grösser als 83, während an dein Exemplar
Nr. 2 nur 72,2 vorhanden ist; deshalb halten wir den Ausdruck „verhältnissmässig1* gebraucht.)
Wenden wir uns nun dem Vergleiche zwischen dem Gorilla (Nr. 2) und dem menschlichen
Fötus (Nr. 3) von annähernd gleicher Grösse zu. Der Fötus (Nr. 3) zeigt insofern einen mensch-
lichen Charakter, als der Kumpf einen verbältnissmäasig kleineren Tbeil der Gesammtlängc als
bei dem Gorilla und demgemäss die hiDteren Gliedmaassen einen grösseren Tbeil ausinachcii.
Diese letztere Thatsache hat jedoch wegen der Schwierigkeit der Mesaungen, was die hinteren
Gliedmaassen betrifft, in den Zahlen nicht zum Ausdruck gebracht werden können. Da die Fest-
stellung der Maassverhältnisse zwischen Kampf und Gesammtlängc leichter und sicherer zu be-
stimmen ist als diejenige der Gliedmaassen, so ist den aus ersteren gezogenen Schlüssen auch
grössere Wichtigkeit beizulegen.
Fenier zeigt sich die verhältuissmässige Kürze der vorderen Extremitäten schon bei Nr. 3
(32 gegen 45 Proe. der Gesanimtiäuge bei Nr. 2) und weicht hierin der ältere Gorillafötus Nr. 1
(mit 50 Proc.) noch mehr von dem menschlichen Fötns ab. Es würde jedoch richtiger sein,
Deniker’s Zahlen mit denjenigen eines menschlichen Fötus von gleicher Grösse zu vergleichen.
Die Kürze des menschlichen Unterarmes und der Hand im Verhältnis» zum Oberarm ist
schon deutlich, wie aus den Zahlen hervorgehl; ebenso die grössere länge der hinteren Glied-
maassen den vorderen gegenüber. Was dagegen das Verhältnis» zwischen Oberschenkel mul
Oberarm betrifft, so stellt der menschliche Fötus zwischen Gorillafötus und erwachsenem Menschen.
Wir sehen demnach ontogenetisch, dass charakteristische äussere Merkmale schon
in sehr frühem Stadium am Fötns zu erkennen sind; diesen ist natürlich um so
mehr Wichtigkeit heizulegeii, je früher sie auftreteu.
Aus Obigem bestätigt sich die Annahme, dass phylogenetisch der Zweig der Anthro|)oideu,
wie wir sie gegenwärtig kennen, sich von den Vorfahren des Menschen in entsprechend frühem
Zeitalter abgetrennt hat. Da es nicht ohne Wichtigkeit für unsere Anschauung von Ueber-
gangsformen zwischen Mensch und Affen ist, so haben wir die ans dieser Abhandlung »ich er-
gebenden ltesultale zahleumässig in nachstehender Tabelle zusaiumeugostellt.
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823
W. L. H. Duckworth, Ein Gorilla-Fötus.
Tabelle: Urösaenverhältuieee (nach Meldungen).
Nr. I. Der von Deniker beschriebene Gorillafötus 9*
Kr. 2. Der (»orillafötus der Cambridger Zoologischen Sammlung cf»
Nr. 3, Hin 4% monatlicher menschlicher Fötus cf.
I n d i c e •
Kr. 1
Nr. 2
Kr. 8
Körper länge (Scheitel — Ferse)
196
88?
107,5
liängc des Kumpfes (Scheitel — Coccjx) . .
186
71
76?
m n « (7. Halswirbel — Coocyx)
91
45?
45?
Kopf, grösste Länge
58
29?
26,6
* grösste Breite
48
24?
23,5
n Höhe (Scheitel — Kinn)
no
82
31
Gesichtsbreite iBijug.)
49
22?
18,5
Distanz der Canthi interni oculorum . . .
12
6
6
. . . externi , ...
34
18
17
Höhe der Nase
20
8
5.6
«reite » „
19
7,5
5
Höhe der Ohrmuschel
16
6
6
Breit« „
10
3,5
3
Breit« des Maoles
26
10
5,5
Grösster Kopfumfuug ...........
178
88
83
Schalterbreite
72
27,5
25/.
Distanz der Achselhöhlen
61
18
18
„ . Brustwarzen
32
11
12
Grösster Thorax umfang
166
73?
66
Entfernung des oberen Randes des Sternum
vom oberen Rand der Symphyse ....
54
33
35
Entfernung de* Nabel* vom oberen Rand
der Symphyse
24
6
7 1
Distanz der Cristac Iliacae
47
20?
tu
Vordere Extremität, Länge des Arme« . .
58
21 It
19
„ „ n m Vorderarmes
47
l'JK
15,6
n ns der lland . . .
SS
1 3 It
n
ii n b des Haudteller*
19,6
7 R
6,5
, . • Il.uaieni .
11
2,5 R
4
■ • n . Zeigefinger,
16,6
8,5
4,5
. , » Mittelfinger«
17,6
4,5
5
„ - „ „ Goldfingers
15
4,5
4.5
Totallänge der vorderen Ext rem ität ( Schulter-
hohe — Fiugerspitz«)
188
53
45,5
Hinter« Extremität, Länge d. Oberschenkels .
49
17
19
„ „ „ „ Unterschenkel*
38
13
16
. , , . Fuiee. . . . .
44
16
10
. . Ureite , , ....
13
7
4
Indier» Kr. 1 Kr. 2 Kr. 3
Hintere Extremität, Lunge des Fussdnumens 11,6 2 Jb 2
. . „ der 2. Zehe ... 8,6 2,5 (?2.5)
u » . . 3. Zehe ... 10 — —
, , , {Trochanter-Ferse) — 34 (?S4)
« „ Total läng« (ohne Fass) .82 30 36
Grösst* Körperlänge jss 100, Länge des
Kumpfes (Seheitel-('oocyx) 69 80,7 70,7
Grösste Schulterbreite 23 31,2 23,7
. I aänge d. vorderen Extremität ... 70 60,2 42.2
b » . » a (obu«
Hand) * 61 46,1 32,1
(»rosste Länge vom Arm 27 23,8 17,7
„ „ „ Vorderarm 24 21,6 14,4
9 • von der Hand 19 14,8 10,2
„ ^ au hinteren Extremität
(ohne Fas») .42 34,9 (?32^)
G rosste Länge von der hinteren Kxtremität
i Trochanter. Ferse) 53 (758*7) 31,6
Fusa 23 17 93
Grösst« Höhe des Kopfes 30,5 (?363) 28,8
Länge d. Kumpfes = 100, Yordere Kxtremität 101,9 74,0 45, 4
Länge des Kumpfes r 100, Hintere Extre-
mität {ohne Fuss) 43,3 42,2 46
Länge des Rumpfe* rr- 100 (Trochanter- Ferse) — 47,8 (?44,7)
Länge des Armes - r 100, lAnge des Vorder-
armes 88,8 90,4 81,6
Länge des Arme* = 100, Länge der Hand 71,6 61,9 57,9
Länge der vorderen Kxtremität — 100. Länge
der hinteren Kxtremität ?42,4 ?75 96,8
I Auge der hinteren Extremität — 100, Länge
der vorderen Extremität 121,9 133,3 98,6')
Länge des Oberschenkels = 100^ Länge des
Arm«. 108,1 123, fi IOO»|
Länge des Oberschenkels = 100, Länge des
Unterschenkels . 67,3 76,4 84,2*)
Körpergewicht I — 31 26
l
*) Erwachsener cf Gorilla 118 z=r.
*) Erwachsener cf Gorilla 119 — .
*) Erwachsener cf Gorilla 88
Iter Mensch lerwachsen cf) 69.5.
Der Mensch (erwachsen cf) 72,5.
Der Mensch (erwachsen cf) 8* -f •
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X.
Alterthümliche
Speisen- und Getränkebereitung bei den Serben.
Von
Prof. Dr. Sima Trojanoviö, Kraejujewntz (Serbien).
Mit 8 Abbildungen.
Alle Völker liegen in Bezug auf die Küche im Banne de» Althergebrachten, weil die Speisen
in der Familie ohne Weitere» verzehrt werden und dadurch die Art der Zubereitung und der
Genus» derselben der öffentlichen Kritik entzogen wird. Ganz anders verhält es sich mit der
Kleidertracht, welche offen zur Schau getragen wird und darum auch im Allgemeinen rauch wechselt.
In meinen langjährigen Reisen durch fast alle serbischen Gegenden kam ich in Fühlung
mit aämmtliehen Berölkerungaschichten. Ich fand dabei, dass dieselbe alterthümliche Zubereitung
von Speise und Trank sich immer nur auf engbogrenzte Gebiete und nur auf Hirten oder ärmere
Gebirgsbauern beschränkt. Interessant sind auch die Speisen der Hciduken (Briganten), welche
oft ohne alle Geschirre bereitet werden. Ich habe auch mehrere Nachbarvölker vergleichsweise
beigezogen, besonder» ilie Albanesen, Griechen und Rumänen.
Grosses Gewicht legte ich namentlich auf die in der Literatur aufgefilhrteu ähnlichen Fälle
bei tief stehenden Völkern, welche mir willkommene Vergleiehsraomeute lieferten. Ebenso von
Worth sind eüiige Angaben aus dem klassischen Alterthum.
Heine specielle Aufgabe ist es weniger, die Speisen selbst, als vielmehr deren Zubereitung
zu besprechen.
I. Speisen.
1. Entfernung der Haare und Federn.
Die Haut von den Thiereu kann man sogar mit Steinmessern durcbschneiden und abzichen;
mit denselben primitiven Werkzeugen konnte man auch das Thier zergliedern und an der Flamme
oder Gluth die Haare verbrennen, wie es iu Serbien beim Schlachten der Schweine auf dem
Linde oft vorkommt. Das BcbrUhen ist schon eine mehr entwickelte Behandlung, wenn ea mit
GlDhsteiueii oder mit siedendem Wasser im Gefässc geschieht. Die Federu von den Hühnern
ohne heisse» Wasser zu rupfen, ist auch bei den Serben üblich. Wenn die Hirten Geflügel
schlachten, so begiessen sie e» mit kaltem Wasser und überhäufen das Ganze von allen Seiten
mit glühender Asche. Nach fünf Minuten nimmt man es heraus imd kann auf bequeme Weise
alle Federn leicht ausziehen, schneller uud besser als mit heissem Wasser. In Novo Selo in
Altscrhieu verfährt, man ähnlich mit den Spanferkeln. In einer Grube macht man ein grosses
Feuer an, und wenn dasselbe heiss genug geworden ist, nimmt man die Gluth möglichst
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240
Prof. Pr. Rima TrojanovitS,
vollständig heran* und logt das Ferkel, welche* zuvor mit kaltem Warner Uhergossen wurde, hinein.
Hierauf deckt man es mit heisser Asche zu, nimmt es nach zehn Minuten heraus und in
einigen Seounden werden alle Borsteu mit den Händen ausgerupft. Sodann wird es aufgeachlitzt,
die Eingeweide heratwgenommeo und gebraten.
'J. Küsten und Braten de* Fleisches am offenen Feuer und mittelst erhitzter Steine.
Der Genuss rohen Fleisches kann nie den angenehmen Geschmack bei dem Menschen hervor-
rufen wie geröstetes oder wie ander* zubereitetes. Fleisch kann auf dreierlei Art zubereitet werden:
Die leichteste und schnellste ist da* Rösten, die oomplicirterr das Kochen. Allein eiu längeres
Conscrviren des also zubereiteten Fleische* bleibt ausgeschlossen. I)a* dritte Verfahren ist da*
Dörren desselben, welches den Vortheil bietet, dass dasselbe als Proviant lange aufbewahrt
werden kann. Diese letzte Eigenschaft hat gewiss die alten Germanen bewogen, gedörrtes Fleisch
als Reserveuahrung mitzufUbrcn, welches sie, vor dem Genüsse zerstampften oder zerrieben. Die
Bauern im Budnikkreise in Serbien liefolgen noch eine ähnliche Methode, indem sic trockene*,
geräuchertes Fleisch vor dem Geniessen mit Aexten so lange schlagen, bis das Fleisch ganz
zerfasert ist — Aber die Bauern verstehen auch die Sonnen wärme für da* Dörren de» Fleisches
auszunutzen. In dem Dorfe Triac in Serbien legt man im Sommer frische Fleischstückc auf
Steine, die von iler Sonne erwärmt siud, und setzt sie lange deu Sonnenstrahlen zur Trocknung
an*. Solches Fleisch hat eine schöne gelbliche Farbe und schmeckt angenehm. Das Trocknen
von Fischen au der Sonne ist für viele Leut«! immer noch eine rentable Beschäftigung.
Die Bauern aller Nationen auf der ßalkanhnlbinsel braten Schafe und Ziegen am Spiesse.
In alten serbischen Volksliedern wird nur da* Braten erwähnt, niemals eine andere Kochart
Besonders wurde Hammelbraten als Leckerbissen geschätzt FIcischstücke oder ganze Fische
über der Gluth zu rösten ist überall im Gebrauch.
„Die Feuerländer legen du» zu bratende Fleiscbstück auf die glühende Asche eines aus-
hrcnnendeu Holzfeuers und wenden es mit einem gabelförmigen, gespitzten Zweige um, damit es
nicht verbrennt Das so bereitete Fleisch wird, da es allen Saft iudiält uud nur an der Ober-
fläche eine Brotrinde erhält, sehr schmackhaft, und die anhaftende As«!hc dient in Ermangelung
von Salz ai» Gew ürz“ >).
Alle Bauern um den Fluss Timok feiern deu heiligen Nicolaus ai» Hauspatron und hacken
der Sitte gemäss an diesem Tage einen Kuchen mit einem Karpfen in demselben. Im Dorfe
Zuci, unter dein Berge Avala, wickeln die Bauern den Schaf- oder Schweinsoberschenkel in
dicke» Papier, legen ihn auf deu Herd und bestreuen ihn zuerst mit kalter uud dann mit glühender
Asche. In allen serbischen Städten werden gedörrt« Aale auf dieselbe Weise gebraten, nachdem
sie zuvor befeuchtet wurden. In Sumnikowatz wickelt man Haseuscbenkcl in grosse Blätter und
bäckt sie ebenfalls in Asche. Im Masnritzahezirke bäckt man in der Asche den liinds- oder
Kathskopf sammt den Haaren, welche erst vor dem Gcnusso nbgi-rupft werden.
In ganz Ost- und SUdserbien pflegen die Bauern die Zicklein, Ziegen und ßöoke, nachdem
»ie geschlachtet sind, mit erweichtem Thon zu überziehen und so in der erhitzten Grube mit
heisser Asehe zu braten. Während des letzten serbisch - türkischen Krieges vorfuhren fast alle
*1 J. ltenk«.. Dis Vnrmochlehu* der Menschheit, R. 11t. Aus , W.‘i Izeüchich!« ‘ von Hans F. Helmoll,
I. Bund.
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241
Altert liiiiuliche Speisen- und Cfetränkeltereitiuig bei den Serben.
Soldaten üi der beschriebenen Weise. Die Zigeuuer bestreichen zu demselben Zweck einen Igel mit
einer Schicht Thon und backen ihn in heiaacr Asche sammt den Gedärmen. Nach zwei Stnnden
werden in der Asche alle Thiere gar. Die gebratenen Igel werden herausgezogen, mit dem
ganzen Körper auf einen Baumstumpf geschlagen, wodurch sich die Thonknistc nimmt den
Stacheln ahliist Die Haut des Igels zeigt nunmehr eine schön gelbe Karbe. Erst jetzt wird der
Igel ausgeweidet und gegessen. Ganz ebenso bereiten sie auch Hübnerbraten, indem sie die
Federn mit Thon hetreichen und dann in der Asche hacken. Die gebrannte schalenförmige
Thonkruste findet man hier und da lange Zeit auf den von Zigeunern befahrenen Strassen.
Im Anfang des vorigen Jahrhunderts brieten die serbischen Hciduken die Schafe und
Ziegen in erhitzten Gruben, wobei das Thier mit Lauhzweigen ganz und gar überdeckt wurde,
darüber schichtete mau Erde und auf derselben wurde ein starkes Feuer angemacht Durch
diese allseitige Wärmeziilcitung w ird der llrateu rasch gar. Dieses Verfahren bietet den Vortheil.
dass der Braten sehr zart wird und ausgezeichnet schmeckt
Tylor lierichtct, dass die Tabitier Spanferkel auf dieselbe Art znbereiten. Wallis und
Cook haben solche Braten gekostet und ausgezeichnet gefunden. Li v in gs ton e ') verzeichnet
einen Fall, dass dio Negcreingeboreneii in Afrika einen Elefantenfuss auf die gleiche Weise
ziibereitoteu , ein Verfahren, das er persönlich nachnhmte, wnltei er mit dem Ergobniss dieser
Kochkunst sehr zufrieden war. .Es ist eine weisslichu Masse, sehwaeh gallertartig und süss wie
Mark. Nach einer Mahlzeit von Elefantenfuss ist ein langer Marsch eine weise VorBichts-
maassregel, um Gallentiebcr zu verhindern.“
In Dalmatien vergräbt man Tintenfische in sandiges Meeresgeröll, macht otierhalb Feuer an
und bückt so das Tiiier. Genau ebenso hacken in Zupa (Serliien) die Bauern Kürbisse im reinen
Sande, welcher die Wanne von olien erhält,
Mariicr erzählt von den südaiucrikamschen Indianern, dass sie die Kürbisse mit glühender
Asche füllten, dann in der Knie ein laich ausheizten, dasselbe zuerst mit Blättern bedeckten,
dann Erde darülier schichteten und darauf Feuer anmachten.
Nach Lehm sollen im vorigen Jahrhundert die Lappen in die Fische erhitzte Steine gelegt
haben, um das Innere schneller gar zu machen. Lippert (Kulturgeschichte I, 358) sagt darüber:
,In diesem Falle erscheint also hier der Fisch, dort der Kürbis sellisl als das Gcfäss, in
welchem geröstet oder unter Umständen gekocht wird.“ — Der Fisch ist in diesem Falle durchaus
nicht mit einem Gefässe zu vergleichen, weil er selbst gebraten wird.
Einen gleichen Fall aus der Gegenwart will ich nachfolgend schildern: Im I>orfc Banjnni
(Herzegowina) ist es üblich, zu Weihnachten ein Schwein zu braten. Dies ist der Wcihnachts-
hraten, von dem man während der drei Tage des Weihnachtsfestes zu schmausen hat. Da
manche Familie aammt der Dienerschaft ‘JO bis 30 Seelen zählt, so wird auch ein Schwein von eben-
soviel Kilogramm Fleischsehw orc gebraten. Das Braten desselben geschieht in folgender Weise:
Am Tage des heiligen Abend wird das Thier geschlachtet, gereinigt und zum Braten zubereitel.
Sodann werden einige Kieselsteine erhitzt und in das aufgeschlitzte Schwein gelegt. Nunmehr
wird da* Thier in ein Tuch gehüllt, und so lange umhergedreht, bis die Steine das Innere gar
gemacht halten. Nach genügendem Umdrehen bleibt, das Schwein bis zum nächsten Tage liegen,
l) Livingstune, Nene Mimtioiisrcisen, H. ISS. Bibliothek geographischer Reisen and Kntderkungen älterer
und neuerer Zeit. VUt. Band.
Archiv für Anthropologie. Ed. XXV UL 3|
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242
Prof. Dr. Sima Trojanovic.
und wenn die Zeit r.um Braten kommt, werden die Steine berausgezogen und das Ferkel am
Spioss weiter gebraten. Die dortigen Bauern behaupten, da» durch Einlegen erhitzter Steine
vor dem Braten da« Fleisch bedeutend schmackhafter wird. Bestimmt kann ich versichern, dass
man in der Familie des Insurgenten Baeevic und jedenfalls in hundert anderen Familien in dieser
angeführten Weise verführt.
Interessant ist auch das Einbrennen auf den Tonginsein, woselbst in der oben geschil-
derten Weise durch Einlegen von erhitzten Steinen in den aufgeschlitzten Körper des Thieres
das Braten desselben befördert wird.
3. Verschiedenartige Erntemothoden.
In dem unfruchtbaren Karstgebiete der Balkanländer liefert das Vieh den Hauptbestand-
theil der menschlichen Nahrung, während die Landwirthscbaft nur nebenbei im Kleinen betrieben
wird. Man mäht dort die raehlbaltigen Gräser mit der Sense. Aohnlieh manchen Negervölkern
dreschen sie noch mit Stöcken die Körner ans den Rispen heraus. In Niksid (Herzegowina)
klopft man die Koggenähren mit Mlatac (Stock). So verfahren auch die Albanesen und nennen
den Mlatac Stroh. In Lesanska Xahija in Montenegro drischt man das Getreide mit einem
üuehenast. Eigentlich ist der viel praktischere Dreschflegel und das Austreten des Getreides
durch Pferde auch sonst überall im Gebrauche, in gleicher Weise die Dreschmaschine im Flach-
lande. Den Dreschflegel kannten noch die alten Slaveu, unter dem Namen Cep. Das Aus-
dreschen mit Stöcken hat auch den Vortheil, dass alle Schläge nur auf die Aehrcn nuftreffeu,
wahrend die Halme intact blcibeu und sieh dann vortrefflich zu Dacltdcokung, für die Füllung
der Snnmsätte! und zum Flechten der Matten eignen.
Die primitivste Art der Scheune existirt bei den Serben im Banat (Südungarn). Die armen
Leute graben eine 2 m tiefe und 2 m ungefähr breite Grube in die Erde in der Form des Topfes
mit Itauchiger Mitte. Dann thun sie viel Stroh hinein, entzünden es und verhärten durch die
Wärme die innere Erdschicht. In solchen Scheunen bewahrt man Getreide, indem man es ölten
zuerst mit Stroh bedeckt und darauf dicke Istgen Lehm schichtet.
Diese Sehenergnilien trifft man nur bei den Sorben im Banat wegen Mangels an Holz.
4. Rösten des Getreides, um die Körner aus den Achren herauszulösen.
In Vasojevci in Montenegro errichtet man während der Haferernto mit den Garben einen
Getreideschober und bedeckt denselben mit Farnkräutern oder Stroh. In Folge der Verdunstung
schrumpfen sannnt den Blättern auch die Grannen und Hülsen etwas zusammen. Nachdem die
Garben einmal ausgetreten sind, bringt man die Körner in die Scheune, die ärmeru Klasse aber
mangels einer solchen in Körbe, welche über den offenen Herd gebracht worden. Naoh einiger
Zeit bringt man den Hafer auf den erhitzten Röstofen (Prxulja). Derselbe ist sehr verschieden-
artig. Die einfachste Form findet sich in Obcrlika: eine viereckige irdene oder eiserne
Röstpfanne auf Steinen ruhend, zwischen welchen Feuer brennt, Fig. 1. Etwas vollkommener
ist schon der in Vasojevici. Derselbe ist gewöhnlich ein irdener oder eiserner Ofen mit
einer fest aufgesetzten irdenen Pfanne. Mau bringt den Hafer iu diese heisse Röstpfanne, Fig. 2,
und rührt so lange um, bis er eine röthlichc Farbe anuimint. Dabei verbrennen die Grannen
und Hüllen zum grössten Theil. Was von der Umhüllung des Kornes noch übrig bleibt, entfernt
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Altorthünilicbe Speisen- und Getränkeberoitung bei den Serben. 243
mau auf folgende Weise: Mnn legt die warmen Körner auf ein wollenes Tucb und bedeckt es
von allen Seiten, bis die äussere Haut verkohlt und gelockert wird. Hierauf bringt man den
Hafer in Säoke, schlägt mit Stäben tüchtig darauf los und worfelt zuletzt die ganze Menge. In
der Herzegowina wird der Hafer von den Grannen dadurch getrennt, dass man ihn zuerst iu
einem hölzernen Mörser stampft und dann durch Worfeln dio Halsen wegblasen lässt.
Hie Keiuigung des Getreides mittelst Feuers üben nuoh schon dio serbischen Bauernkinder.
In Niksioka Zupa pflücken sie die milchigen unreifen Koggenähreu, brennen ihre Hallen am
Feuer an, bröckeln mit den Fig. 1. Fig. 2a.
Fingern die warmen etwas ge-
rösteten Körner heraus und ge-
messen sie. In Medovci (Bezirk
Jablanitza) verfahren die Kinder
auf dieselbe Art mit Weizeuähren.
F ynes Morison berichtet, dass
die Irländer um 1600 den Hafer
aus dem Stroh brannten und dar-
aus Kuchen machten. Auf den
Hebriden war — nach Martin —
im Anfänge des 18. Jahrhunderts
noch der alte Gebrauch vorherr-
schend, das Korn aus den Aehreu hcrauszubreuuen , welche Methode ihrer Bohnellen Förderung
wegen „graddan“ (schnell) genannt wurde.
Professor Heer’s') Meinung ist, dass die Pfahlbaubowohner die svehszeilige Gerste wahr-
scheinlich rösteten. Bei derselben schliesscn sich bekanntlich dio Halsen dicht um das Korn
und es wUrde schwer gewescu sein, sic von einander zu trennen, in geröstetem Zustande aber
lassen sie sich sehr leicht loslüeeu. „Durch das Kosten aber werden die Grannen und Hülsen
so brüchig, dass sie, soweit sie den Genuss der Körner erschweren, leichter entfernt worden
können. Man hat daher wahrscheinlich zuerst die Gerste durch Küsten geniessbar gemaoht und
geröstete Gerste dörfte zur ältesten Pflanxennahrung gehören. Das ist wohl der Grund, warum
die geröstete Gerste im Alterthum eine so grosse Kollo spielte. Wir finden dio geröstete Gerste
in der Bibel mehrfach erwähnt und bei den Griechen fand sie als heiligu Gorstc bei allen Opfern
Verwendung. Wie die Opfernden in feierlicher Stille, nach Entfernung aller Uneingeweihten,
an den Altar herautraten, nahmen sie heilige Gerste und bestreuten das Opferthicr und den
Altar, und erst nachdem sic zu den Göttern gefleht und die heilige Gerste gestreut, wurde das
Opfer verrichtet.
Die alten Griechen hatten dun llöstofen fUr den Koggen unter dem Kamen XQißavog
oder xlißtevog’).
In Athen liestaud eine Verordnung Solo n 's, wonach jede junge Frau bei ihrer Verheirathung
ein Gefäss zum Rösten der Gerste (ein tj ptyfrpov) mithringen sollte.
l) 0. Heer, Pie Pflanzen der Pfahlbauten, 10. An die zürcherische Jugend auf das Jahr 1SSS. Von
der Knturfurochenden OeaeHecbufi. LXVJII. Stück.
*) Habe, Culturpflanxen und ttausthiere, 8. SSI.
»I*
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Prof. Dr. Rima Trojanovic,
5. Geröstete Körner als Speise.
Die jungen Maiskörner in hcisser Asche geröstet sind liei den Serben ein beliebter Lecker-
bissen im Herbst. Sie verfahren verschiedenartig : Einige liedecken mit heisser Asche den jungen
Maiskolben sammt den Hüllblättern, die Audcreu bringen den entblätterten Kolben neben die
Glutli. Die reifen Körner dagegen röstet man in einer Keiler, d. h. einem Sieb mit eisernen
Maschen über dem Feuer.
Auch die alten Irokesen und Delavareu rösteten die Maiskörner auf die beschriebene Art
in heisser Asche.
Geröstete Gerste und Spelt bildeten einst bei Griechen und Römern das Hauptgericht der
vegetabilischen Nahrung.
Man isst in Moetar (Herzegowina) geröstete und fehl gestossene Leinsamen sehr gern mit
noch frischem warmen Brot.
Bei einem lieknnnten serbischen Schriftsteller1) steht ausdrücklich: „Geröstete Moorhirse
zerstampft mau in den Haudsteinmühlen und bringt das dadurch erzeugte Mehl in heisscs Wasser,
worauf der also bereitete Urei mit Löffeln verzehrt wird.“
Heer1) berichtet etwas Aehnliches von den Pfahlbaubewohnern: Die schweizerischen Pfahlhau-
bowohner scheinen die Gerstenkörner geröstet, zwischen Steinen grob zerstampft und dann
entweder in grossen irdenen Töpfen aufbewahrt oder gesotten gegessen zn haben.
ln Serbien rösteten aus der Türkei kommende Buxadzi*) früher gern die Maiskörner, liessen
sie mahlen und buken aus dem Teig Kuehen.
ti. Hacken des Brotos.
Die Sprache kann uns sehr oft mit Gewissheit Aufklärung gehen Ulier alte vergangene
Zeiten und die damaligen Kunstfertigkeiten. Es ist z. B. ausgemachte Thatsache, dass das Fleisch
iu der Urzeit von allen Völkern an der Glutb geröstet wurde. Flüssige Nahrungsmittel, wie Milch,
wurden immer auf dieselbe Art zu bereitet, nämlich gekocht. Beim Brot resp. Teig sind zwei
Zubereituugsweisen möglich: es kann gekocht und gebacken werden. Die meisten serbischen
und rumänischen Bauern essen viel mehr gekochtes Mehl als gebackenes Brot. Die fort-
schreitende Technik des Brotbackens hat hei alledem nicht vermocht, hei den Serben das alte
Wort Brot kochen (Kuvali hieb) ausznmcrzcn. Brot hacken (peci hieb) sagt man durchweg
in den Städten und in vielen Gegenden auch dio Bauern. Der übrige Tlieil der serbischen
Bevölkerung bäckt das Brot, besonders in Montenegro, in der Herzegowina und iD Westserbien.
In Montenegro legt man das Brot ohne Weiteres auf den warmen Heid und bedeckt es
von allen Seiten mit glühender Asche. Viele aber bedecken der Ueinliehkeit wegen den Brot-
teig zuerst mit mehreren breiten Blättern, damit die Asche nicht auf demselben haften bleibt.
In vielen Dörfern Süd - Dalmatiens legen die Bäuerinnen das Brot auf den w armen Herd uud
bedecken es mit einem wannen Ziegel.
V ii k Karadzic, Bjevnik, S. 66Ä.
*) O. Heer, Die Pflanzen der l*fablbauten, H. 10.
“) Ituzaverkäufer.
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Alterthiimliche Speisen- und Getränkebereitung bei den Sorben. 245
Hier Kiuteii wir t>ei Heer1) abermals eine analoge Stelle , welche auf die Urzeit hinweist:
„Die eine dem Stein (am Herde) anfliegeude Seite des Brotes wurde hei den Pfahlbau-
hewohueni daher glatt, die andere iinelmn. Bei einigen sind indessen laude Seiten ziemlich
gleich, und diese scheinen /.wischen zwei Steinen geluicken zu sein.“
In Bosnien und Serbien wird zuerst Uber das zu backende Brot oder ülter andere Bäckereien
ein grosser, heisser, irdener, in der neueren Zeit auch eiserner Deckel gelegt. Dieser irdene
Deckel heisst Crepulja oder Vriuik, Fig. 3, der metallene Sac.
Der irdene hat oben in der Mitte ein eine Mark grosses Lock, damit
es nicht durch die allzu grosse Hitze und die ansströmeuden Gase
zerspringt*).
Die Crepulja bedeckt man überall mit einer starken Schicht
von heisser Asche und Glutk. Unter der Crepulja wird besonder»
ungesäuerte Pogaca (flaches, hefeloses Brot) gebacken. In manchen Gegenden gieht es zwei
Crcpuljas, in die kleiuerc legt man das Brot und mit der grosseren bedeckt man es.
Im Princip ist die Crepulja in dieser Form der Urtypns des Backofens.
Man findet auch hier wiederum ein Analogon im Alterthum, sogar in der vorhistorischen Zeit.
Das in den schweizerischen Pfahlbauten anfgefundene Brot ist von so dichter Beschaffenheit,
dass scheinbar bei der Zubereitung desselben keine Hefe in Anwendung kam. Die Brote waren
rund und flach, hatten eine Dicke von einem Zoll bis zu 15 Linien und besassen, nach einem
Exemplar zu nrtheilen, einen DurohmoMer von vier bis fünf Zoll.
In der neolithischcn Cnlturzeit des Menschen wurde nach J. Hanke*) das Getreide zu einer
Art Brot verbacken, aus grobgomahlenen GetreidekOruern bestehend. Mühlsteine zum Zer-
reiben des Getreides finden sich zahlreich. Es sind etwas ausgehöhlte, ausgeriebene Steinplatten
und dazu gehörige kleinere flache, oben abgerundete Steine, mit welchen man auf den grösseren
Platten die Getreidekörner zerquetschte.
Ponquoville4) hat griechische Hirten im Anfang des vorigen Jahrhunderts am Pindua
besucht und dabei gesehen , dass sie das Brot in aiiageworfeuen Gruben buken. Dieselben
Hirten leben jetzt auch in Serbien, alter von den alten .Bergöfen“ ist keine Spur mehr vorhanden.
7. Kochen in durchlässigen Säcken.
Ich hörte, wie die Montenegriner folgendes Käthsel anfgeben: .Wer weiss, wie man Eier
im Sacke, ohne denselben ins Wasser zu stellen, kocht?“
In Serbien ist etwas Derartiges nicht bekannt und die Lösung des ltüthsels ist folgende:
Man macht den Hafer zuerst nass, erhitzt einen Stein und bringt ihn in den nassen Hafersack.
Durch die Hitze des Steines erwärmt sieh der befruchtete Hafer derart, das Eier in demselben
gekocht werden.
Zum Kochen sind also nicht einmal iupcrincahle Gofäase nothuendig!
’) Prof. O. Heer, Die Pflanzen der Pfahlbauten, V. An die zürcherische Jugend auf da# Jahr tatet.
*) Die Bauernfrauen machen selbst mit blossen Händen die Prepulja, ohne sich der Töpferscheibe zu
bedienen. In Hass (AJtarrbien) wird , Ismen r* (Töpfer) als Schimpfname aufgefazst. Obwohl es bei den
Serben aticb Töpfer von Beruf giebt, so überlassen sie die ( 're puljn Herstellung dennoch meistens den Trauen.
*) J. llanke, Die Vorgeschichte der Menschheit, 8. 15». Aus .Weltgeschichte' von llans P, Helniolt.
I, Band.
*) Pnuqueville, Vnyage dann la tlröce, II, 210. Paris 1H20.
Fig. 8.
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Prof. Dr. Sima Trojanovic,
Man braucht nicht einmal diese« Verfahren zu wiederholen, da mau durch blosse* Ueber-
legen deren Richtigkeit erkennen kann. Auf diese Weise ist es möglich, auch Früchte und
Fleisohstücke zu dünsten.
Wir sind von dieser Thatsache weniger überrascht, wenn wir bedenken, dass gerade bei
den Montenegrinern ein ausgesprochenes Hirtenleben vorwaltend ist, und dass gar manchmal
Thiere von ihren Heerden erkranken und von den Hirten selbst curirt werden müssen. Ich habe
sohon Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie man in Serbien an äussere Geschwülste der Rinder und
Pferde warme Umschläge legt, hauptsächlich Säckchen, gefüllt mit im Wasser heiss gemachten
Gerstenkörnern.
Selbst wenn sie keine Kessel bei der Hand hätten, würden sie denselben Zweck dadurch
erreichen, dass sic die befenchteten Körner in einem Sacke mittelst erhitzter Steine erwärmen.
Hie ökonomische Ausnützung einer und derselben Sache auch noch für verschiedene andere
Zwecke, als die, für welche sie hauptsächlich dient, findet bei primitiven Völkern heute noch
einen ausgiebigen Gebrauch, während bei den mehr vorgeschrittenen überall Arbeitsteilung ein-
getreten ist.
8. Kochen und Dämpfen mit erhitzten Steinen.
Auch jene Völker, die keine irdenen Geschirre besassen, konnten leicht irgend eine Methode
des Kochens ersinnen. Has Feuer kannte man ja schon in vorhistorischer Zeit So fand man es
z. H. bei den französischen Höhlenbewohnern, bei denen man neben menschlichen Skeletten auch
solche von ausgestorbenen Höhlenhyänen und Mammuth vorfand, niemals aber eine Spur von
Thongeschirren.
Aus den bis jetzt bekannten Ueberreaten der indogermanischen Rasse geht mit Gew issheit
hervor, dass jenes Urvolk im Besitze der Kochkunst war.
Auf dieser Grundlage baairend, muss mau die Anführung des alten Schriftstellers Matthäus
Waisselius sehr stark in Zweifel ziehen, der von den alten Preusacn ausdrücklich sagt (nach
ältesteu Angaben): „Fisehe, Fleisch etc. wussten sie nicht zu kochen, noch einigerlei Gewttrt*
zu essen“ ').
Einigen Stämmen Australiens und Polynesiens ist die Kochkunst hingegen noch bis in die
neueste Zeit ein Gcheimniss. Die ersteren hatten so wenig Begriff vom siedenden Wasser, dass
sic ganz gelassen die Hand in dasselbe tauchten, nicht ahnend, dass sie sich dadurch verbrennen
würden. Ebenso beobachtete Hunter einen Tahiticr, wie er siedendes Wasser aus einem Kruge
in seino Hand schüttete.
In Australien wird eine Grube ausgeworfen, mit Lehm verschmiert und mit Feuer aus-
gebrannt. Sodantt wird Wasser hineingegosseu und die Speise, die man bereiten will, zugesetzt.
Das Kochen wird mit erhitzten Steinen lMtwerkstelligt.
Die Eingeltoreneu am unteren Murray kochen ihr Essen auch in einer Krdvcrtiefung, die
sie mit Thon ausklcidcn, und hierauf die heissen Steine znsctxcn’).
Tn Selchow, in der Nähe von Berlin, wurden ähnliche Gruben aufgedeckt, mir waren diese
mit Steinen ausgemauert. Man fand in ihnen verschiedene Knocbunüberreste und Topfscherben
' ) fliircfi Hutthapum Waiflseliuni Chronica alter l*reuswh*r rlr. Blatt 21. K r-n iynbrra 1.VS9.
’ ) I.ubboek, Die vorgeschichtliche Zeit, II, 1 B.'i.
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Altertluimliche Speisen- und Getränkobcreitung bei den Serben. 247
vor. Möglicherweise dienten derartige Grubau vorhistorischen Bewohnern i«r Zubereitung grösserer
Mahlzeiten und die Topfsoherlven zur VerUteilnng von Portionen oder zu anderen Zwecken,
schwerlich zum Kochen.
Die Assinltoins, ein indischer Stamm, tapezieren eine in die Erd« gegrabene Grube mit einer
undurchlässigen Haut, giessen dann Wasser hinein und bringen in dasselbe erhitzte Steine, um
Speisen kochen zu könuen.
Ein indischer Stamm gebraucht den Kahn als Kochgeschirr, andere wieder feetgetiochtcnc
Körbe, durch welche kein Wasser dringen kann. Die Hottentotten kochen ihre Speisen in iudemeu
Beuteln. Sie kochen auch, aber selten, in Töpfen, die sie ohne Zweifel von den Europäeni
überkommen haben. Die ledernen Beutel legen sie weder Uber, noch neben das Feuer, da sie sonst
verbrennen würden; sie legen vielmehr glühend gemachte Steine hinein, bis die Speise gekocht
ist *). Eia mit Thon genügend verkitteter Korb konnte dem Feuer genähert und so eine ganz
neue SpeiBcnzubereituug erfunden werden. Der Topf selbst aber erlitt dabei eine merkwürdige Um-
wandlung, die Holztheilc verkohlten und die irdeno Form erhärtete. Dass wenigstens bei einigen
Stämmen der amerikanischen Basse dieselbe Erfindung auf die gleiche Weise gemacht und bei
Herstellung der Topfwaaren auch fernerhin so vorgegangen wurde, dafür haben wir zuverlässige
Beweise. Der Franzose Gouneville, welcher 1504 an der brasilianischen Küste landete, beschreibt
hölzerne Kochgeschirre der Eingeborenen, welche zum Schutze gegen das Feuer mit Lehm um-
kleidet waren, in den heutigen Südstaaten der Union hat man in ähnlicher Weise noch das
Originalgefass selbst, die Kürbisschale, mit Thon ausgekleidet gefunden, während Karl Hau in
einer alten Töpferwerkstättc der Rothhäute am Cnhakia, einem Nebenflüsse des Mississippi, nur
halbfertigc Waare fand *), die ans mit Thon ausgesti-iuhenen Binsen- und Wcidenkörhen bestand.
Man konnte so leicht dazu gelangen, den Korb nur mehr als Gerüst für das in ihm zu brennende
Lchmgcfäss zn bauen. Klemm3) glaubt an altgcrmanischen Thongefäseen erkannt zu liahen, dass
dieselben ebenfalls in Körben gemacht wurden, und auch dann noch, wenn die Technik jene
Krücke fortgeworfen hatte, hielt sie die Erinnerung an dieselbe durch die Art des künstlich
nscligebildcten Ornamentes an der Aussonwand fest. Die AHperuaner sollen noch auf jene alte
Weise Schmelztiegel hergestellt haben, indem sic statt des Körbchens ein viel dichteres und
feineres Geflecht, nämlich Tuoh, benutzten, das eie mit Thon überkrustet hatten.
Bei den jetzigen serbischen Töpfen ist es allerdings unmöglich, ihr ehemaliges Skelet eon-
stmiren zn können, aber für andere Dinge desto leichter.
In vielen serbischen Dörfern in Südungaru, z. B. in Mosehorin, Lock, Vilovo, St Ivan etc.,
machen sioh die Bauern den Ofen auf die Weise, dass sic sich zuerst einen Herd hauen, auf
dem sie daun vier weiche Thonwalzen im Quadrat ordnen, dann in dieselben eine grössere Zahl
tanger Haselnuss» bibe einführen. Sind sie damit fertig, so fassen sie die oberen Stabspitzen mit
einem Bindfaden zusanuneu. Um diese Holzcoustruetion schichten sie jetzt von nuten bis oben
auderc- Thonwalzen auf einander, bis sie mit den kleinsten die Spitze des Ofens erreichen. Damit
ist der Ofen fertig uud braucht nur bekleidet zu werden. In demselben Styl macht man in
Kudnik (Serbien) die Zwetsohendörröfen.
') T.ub bock, Die vorgeschichtliche Zeit, II, 134.
*) Lippcrt, Culturgeachichte, X, 382.
*) Klemm, Culturgeschichle, I, ISS.
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24S
Prof. Dr. Sima Trojanovic,
In irgend einer von der Natur seihst geschaffenen Höhlung oder in leicht henitollltaren
Gefässcn aus Holz konnte man das Kochen, d. h. Sieden von Nahrungsmitteln, leicht tawcrk-
stelligen, indem man einfach Wasser hincingoss uud dann glühende Steine dazu gab, wodurch das
Wasser rasch zum Sieden kommt, da dio Steine auf doti Boden desselben fallen und alle auf-
gespeicherte Wärme abgehen.
Statt der heule ge bräueh liehen irdenen Töpfe hcdiuute man sich im primitiven Zustande
verschiedener ausgohöhlter Gegenstände, dio die Natur selbst darbot. So verwendete mau z. B.
die hohlen Steine, die Schalen von anderen grösseren Früchten, Schädel, hohle Strunke oder
Gegenstände, di«; leicht berztistellcn sind, wie die Krbulja. Dieses schüaselförmige, aus Birken-
f’ig* 4. oder Krlonrimle zusammengefaltete Gefäss, F»g. 4, wird jetzt noch
als Kochgeschirr zum Kochen der Milch mit glühenden Steinen
gebraucht.
In der j'alüolithischen Zeit findet man nirgends in den mensch-
lichen Niederlassungen ITelierrcste vonllausthieren und Topfgeschirren.
Die Kunst der Töpferei war also den Paläolithikern nach dem bisherigen Stand pmi kt der For-
schung unbekannt- Dagegen sehen wir in der neolithischon Zeit die Kochgeschirre zum Theil
schon »ehr vervollkommnet. Grosse und kleine Töpfe zum Auf bewahren, irdene Kochtöpfe und
Schüsseln, dann grosse Löffel und Quirle hum Holz, letztere wahrscheinlich zum Buttem, haben
sich erhalten. Seiheartige Gefäase dienten zur Käachereitung; es sind Töpfe, in deren Wand
und Boden eine ltciho von engen Löchern zum Abgüssen der Molke von dem gewonnenen Käse
angebracht ist ').
Wenn die llirtonknnlKMi in Tometino Polje Hunger haben, melken sie in eine Krbulja ein
oder zwei Schafe. Da sie weder Metall- noch Thougeschirr hei sich führen, um die Milch in
einem derartigen Topf aus Feuer zu stellen, erhitzen sie
Fig. 6. Kieselstein© und legen sie in die Krbulja, wo sich die Milch
befindet, die ahdutld gekocht wird* Wenn nun die Hirten-
knaben die Heerde nach Hause treiben und die Bäuerin heim
Melken merkt, dass ein Schaf keine Milch giebt, so ist sie
der Meinung, -eine Schlange hätte dieselbe ausgesogen“.
In der Frühe, nachdem die Ziegen nnd Kühe gemolken
sind, frühstücken die Hirten, die die Heerde auf die Weide
treiben, oder nehmen sich ihre Mahlzeit mit. Diese besteht
meist aus Käse, Sahne oder Kajmak, die sic in Debe*) mit
sich führen. Wenn nun auf der Heide die Hirten speisen
wollen, kommen sie au einem Platz zusammen, entzünden dort ein Feuer mittelst Feuer» tahU und
Schwammes, brennen dürre Aeste au und legen sie im Kreise herum. Hierauf melken sie die Schafe,
deren Milch sie in Debe auf fangen, stellen Kieselsteine ins Feuer und bringen sie nach dem
Erhitzen in die mit Milch gefüllten Debe, wodurch die Milch gekocht wird. Die heUsen Steine
werden mittelst eigens zu diesem Zwecke geschnitzter Klemmen in die Milch befördert (s. Fig. 5).
') J. Ranke, Die Vorgeschichte der Menschheit. 8. 123, 152, 159. Aus .Weltgeschichte* von Hans
Y. II Mmolt. 1. JBd.
*) Debe. ein lind risches hölzerne* Gefäss, ans einem Stück gefertigt, stur Aufbewahrung von Honig,
äahm- u. s. w. dienend (siehe Fig. ö).
Hg. 5.
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Alterthiimliche Speisen- und Getränkebereitung bei den Serben. 249
E» int bemerkenswert!!, dass die dortigen Hirten sehr ungern ungekochte Milch trinken. Ist die-
selbe im Hebe gekocht, so wäre es sehr unbehaglich, wenn sich Alle reihweise des gleichet!
Geschirres bedienen würden. Sie richten dies daher praktischer ein, schnitzen sich aus Haselniiss-
hoU sehr leicht und schnell Löffelchen, setzen sich im Kreise um das Debo herum und schlürfen
ganz gemüthlich die gekochte Milch.
Wenn die Hirten von Mirotsch die Milch schnell abkochen wollen, so bringen sie zuerst
einige Kieselsteine ins Fener, bis sie erhitzt sind, und legen sie sodann in die Milch, die sich
in einem Topfe befindet. Sobald sich Schanm erhebt, ziehen sie den Topf rasch vom Fener weg,
giessen die Milch in eine Holzmulde — Karliza — , pflocken eine Art Polenta aus Kukuruzmehl —
Kacamak genannt — hinein und verzehren sie. Eine so gekochte Milch soll nach Ansicht der
Hirten süsser schmecken. Man bringt diese Kochmethode jedoch nur dann zur Anwendung,
wenn kein Kessel vorhanden ist. Für den Gebrauch von erhitzten Steinen ist das flache, aus
einem Stück geschnitzte Holzgefäss C'anak am besten zu verwenden; doch bedienen sich die
Hirten auch mit Vortheil einer halben getrockneten Kürbisschale.
Wenn in derselben Gegend den auf den Feldern arbeitenden Leuten vom Hause das Essen
gebracht wird, so dauert eB oft lange, bis sich alle Arbeiter zur Mahlzeit sammeln. In diesem
Falle hängt man die Töpfe mit den Speisen an einen Ast, oder setzt ihn auf die Erde; um
jedoch das Eindringen von Ameisen zu verhindern, legt man in jeden Topf einen kalten Kiesel-
stein oder ein Messer.
Dies ist ein lehrreicher Beweis auch für den Forscher, der sich mit ethnographischen Eigen-
tümlichkeiten aussereiiropäischcr Völker beschäftigt. Wenn Jemand irgendwo die Beobachtung
macht, dass man aus dem Topfe, in dem die Speise gekocht wurde, Steine herausbefördert, so
lässt dies nicht mit unbedingter Sicherheit darauf schliessen, dass die Speise in der That mit
erhitzten Steinen gekocht wurde, da letztere nicht bloss znm Zweck des Kochens, sondern auch
zur Abwehr von Inseeten boigegeben werden.
Wenn die Hirten im Bitoljer Kreise keinen kupfernen Kessel zur lland lialien, so lesen
sie Kieselsteine auf, machen Bolche glühend und bringen sie in irdene Schüsseln, welche jedoch
nicht ans Fener gestellt werden dürfen, da aie sonst zerspringen würden.
Die Hirten am Hochplateau von Kavni Hass (von den Serben mit Uücksicht auf ihre Her-
kunft aus der Gegend von As Aschani genannt, von den Albanesen jedoch Asjon; sie selbst nennen
sich Zimjon) und die Umwohner des Berges Koritnik (Korab), die Cafjan, gemessen am liebsten
die Milch, die mit erhitr.ten Steinen gekocht wurde. Deshalb trinken sie auf den Bergen nnr
eine in solcher Weise bereitete Milch. Die Arnauteu bedienen sieb der erwähnten Kochmethode
nicht aus Mangel an Metallgcschirr, sondern in der Meinung, dass die mit erhitzten Steinen
znbereitete Milch bedeutend süsser und schmackhafter sei.
Im 16. Jahrhundert nach Fynes Morison tranken auch die Irländer Milch, welche vorher
mit in Feuer erhitzten Steinen erwärmt wurde.
Ich machte selbst verschiedene Versuche mit dem Kochen der Miloh und überzeugte mich
dahei, dass die mit erhitzten Steinen gekochte Milch sich ein bis zwei Tage länger hält, als die
in einem Metallgcschirr einfach am Feuer znbereitete. Bleibt letztere im Sommer au der Luft
steben, so wird sie schon nach 24 Stunden sauer, was bei der mit erhitzten Steinen gekochten eist
nach zwei bis drei Tagen eintritt. Zugleich ist letztere süsser und dicker. Nur einen Mangel
inbiT für Anthropologin. Bd. XXV IL 32
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250 Prof. Dr. Sima Trojanoviö,
könnte man an ihr entdecken, nämlich einen schwachen Nachgeschmack nach ungebrannter Milch;
an diesen aber gewöhnt man sich leicht, zumal die Gebirgsbewohner, die seit ihrer Kindheit
eine derartige Milch trinken.
In ähnlicher Weise, wie die Hirten von Tometino Polje u. s. w., kochen auch die west-
lichen ') Indianerstämme Amerikas. Diese flechten einen Korb aus Tannenwurzeln, der so dicht
ist, dass nicht einmal Wasser durchsickem kann. In diesen Korb mit Wasser bringen sic die
Speise, welche mit erhitzten Steinen rasch gekocht wird.
Um den Verlauf des Kochens mittelst erhitzter Steine zu beobachten, habe ich diese
Methode einer strengen Prüfung unterzogen. Von den vielen Versuchen fülire ich nur einen
als Beispiel an, da ja alle denselben Verlauf zeigen. Einen etwa l'/f Liter fassenden Scheffel
goss ich bis zu drei Viertel mit Wasser voll und brachte dann Lammfleisch, griine Erbsen mit
und ohne Schale und alte zweijährige Fisolen dazu.
Der erste Stein, den ieh anwendete, war faustgross. Er wurde nach vier Minuten im Feuer
glühend und daun mittelst Feuerzange in den Scheffel befördert. Jeder Stern war binnen vier
bis sechs Almuten vollkommen erhitzt.
Beim Einwurf des ersten Steines begann das Wasser zu brodeln, das Fleisch bekam eine
blass«! Farbe, die Erbsouschalen erweichten, die Fisolen wurden faltig. Beim zweiten Stein
begann das Wasser zu kochen, das Fleisch hob sich an die Oberfläche und schied Fetttropfen
aus. Die jungen Erbsen mit der Schale wurden («ereil« geniesslor, die ohne Schale waren so
weich wie gekochte Kukuruzkörner. — Da das Wasser im Scheffel fortwährend kochte und
schäumte, so war ich gezwungen, bei jedesmaligem Hineinlegen von Steinen etwas kaltes Wasser
nachzugiesseu. Dieses Nacbgiessen könnt« bei Anwendung eines grösseren Geschirres vermieden
werden und die Speise würde dann früher kochen.
Beim Iliueinlegen des dritten Steines wurde das Fleisch samuit den Erlieen, mit uud ohne
Schale, weich; etwas mürbe wurden auch die alten Fisolen.
Beim vierten Stein kochten die entschaltcu Erbsen, heim fünften auch die mit Schale.
Nach dem Einlegen des sechsten Swines war das Fleisch gekocht uud die Erbsen zcraeUtcn
sich; die alteu Fisolen kochten heim neunten Stein.
Das Einlegen der neun Steine nahm eine Zeit von X */« Stunden in Anspruch; setzt mau
kein kaltes Wasser zu, so dauert ein derartiges Kochen bloss */4 Stunden. Es wird also mittelst
erhitzter Steine viel rascher gekooht, als iu der gewöhnlichen modernen Weise.
9. Kochen in Thiermägen und anderen undurchlässigen Gegenständen.
Die Uebersetzung von Ilerodot, 4. Buch, 61, lautet: „Da das Land der Skythen an Ilolz-
mauget btt, erdachten dieselben folgende Art, das Fleisch zu kochen. Dem geschlachteten Thicre
wurde zuerst das Fell abgezogen, sodann das Fleisch von don Knochen abgelöst. Das abgezogen«'
Fell Hessen sie bei Seite, falls sie einen Kessel zur Hand liatten; war aber dies nicht der Fall,
so brachten sie das ganze Fleisch in den Wiederkäuermagen des Opferthieros, gossen darauf
Wasser und stellten sodann einen derart mit Fleisch gefüllten Magen über ein Feuer, das aus
den Knochen desselben Thicre« zu Wege gebracht wurde. Auf diese Weise kaun Klein- und
Grnsavieh aus seinen eigenen Bestandteilen gekocht werden.“
l) Tylor, Anthropologie, 317.
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Alterthümliche Speisen- und Getränkobereitung bei den Serben. 251
Die Hcidukcn um Uitolj (Macedonion) bereiteten «ich von jeher und auch jetzt noch ihr
Mahl in Thiermilgen, besonders dann, wenn sie aieh in tiefen Wäldern befinden und weder Thon-
noch Metallgcschirru bei der Hand haben. Sin bereiteten dann ihr Mahl auf dieselbe Weise,
wie die Skythen. In einen Hammel- oder Ziegenmagen schichten sie das Fleisch, giessen dazu
Wasser und geben noch einige Gewürze bei, um eiuejlorart zubereitet« Speise nach ihrer Mei-
nung gut geiiiosslMtr zu machen. Das Feuer brauchen sie sich nicht, wie die Skythen, aus
Knochen zu bereiten, da sie pjg -
ja Holz in den Waldungen
in Hülle und Fülle besitzen.
Während der Kampfe
mit den Türken bereiteten
sich die Montenegriner ab-
seits vom Kampfplatz ihr
Mahl ganz nach Skythenart.
Es mangelt bei denselben
keineswegs an Ziegen. Die-
selben werden meist ge-
schlachtet, um nach obiger
Art das Fleisch geuiessliar
zu machen, was in folgender
Weise ausgeführt wird. Der
Magen des geschlachteten
Thieres wird zuerst gerei-
nigt. Zu diesem Uehufe
schneiden sie den Dann vom
Magcu ab und lassen durch
diese üeffnung jegliche Un-
reinlichkcit ausfliessen. In
einen derart gereinigten Ma-
gen geben sie dnnn das
Fleisch hinein , schütten
Wasser darauf, binden die
Ocffiiung fest zusammen und
hängen den mit Fleisch und Wasser also gefüllten Magen an einen rechtwinkeligen Ast eines
Baumstammes und zünden darunter ein Feuer an, l’ig. 7. Ganz auf die gleiche Weise bereiteten
sich auch serbische Soldaten während des serbisch - türkischen Krieges im Jahre 1878 ihr Muhl;
dies aber nur dann, wenn sic keine Kochgeschirre bei sich hatten. Auch heute noch erinnern
Bich Viele daran. Mir erzählten Einige davon, die während der Belagerung von Nisch und I’ro-
kuplje in dieser Weise gekocht hatten.
In dieser Methode der Kochkunst sind sich nicht nur die Serben und Skythen gleich; auch
die Zigeuner sind darin bewandert und als arme Leute ziehen sie sehr oft davon Nutzen. Die
Serben aber kochten bloss während der Kampfe mit den Türken in der angegebenen Weise, da
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252 Prot Dr. Sima Trojanoviö,
sie keinen Proviant bei «ich hatten, während die Heidtiken, und manchmal auch die Hirten in
Thiermägen noch jetzt kochen.
Hie Zigeuner kochen mehrere Tage in ein und demselben Thiertnageu nicht bloag Fleisch
allein, sondern auch Gemüse wie Kraut, Paradiesäpfel u. s. w. Eine solche Zubereitung der
Speisen kann mau bei den horumwandemden Zigeunern auch iu Belgrad finden, wo sie auf dem
Gemüsemarkte die Ueberreste, die von den Käufern und Verkäufern weggeworfeu werden, unent-
geltlich erhalten. Sie sammeln dieselben auf der Strasse und bewahren sie io ihren grossen
Taschen auf.
Durch die angeführten Beispiele ist mit einleuchtender Sicherheit bewiesen, dass Lippert
im Irrthum ist, wenn er meint, dass die Beschreibungen Herodot’s nicht vollkommen der Wahr-
heit entsprächen, und dass die Skythen jedenfalls erhitzte Steine in Thiermägen galten. „Diese
Skythen sind, dank dem Verkehre mit griechischen Colonisteu am Schwarzen Meere, nicht mehr
ohne Cultur; sie besitzen Kessel und verstehen zu kochen; alter wenn sie einmal den Kessel
nicht bei der Hand halten, dann criunern sie sich einer halbvergcsscnen Methode und koohen das
Thier in seinem cigeuen Balg, zweifellos nicht ohne Anwendung von Glühsteinen, was
aber Herodot, der die Sache ja nur nach dem Hörensagen notirte, nicht erfragt zu haben scheint.
Sie sollen vielmehr nach seiner Angab« alles Fleisch in den Bauch des Opferthieres füllen, dann
Wasser zugiessen, und all das Uber den angezündeton Knochen des Thicrcs selbst kochen“ >). Die
-. Hauptsache ist liier, dass man keine Glühsteiue in den mit Speisen gefüllten Magen geben muss.
Dem Kochen in Thicrmagcn nähert sich am meisten das bei den Ileidnken übliche Kochen
in Baumrinden. Diese Methode findet sonst nirgends ihres Gleichen. Der Originalität wegen
ist sie im Stande, den aorupulösesten Culturhistoriker in Erstaunen zn setzen; ausserdem bietet
sie ein reichliches Material zum Studium des menschlichen Urzustandes. Als im Jahre 1859 der
Bckon gestorbene Fürst Milosch Obrenovic zum letzten Male Serbien beroistc, kam er auch
nach Zajecar. Da er ein genialer nnd tiefdenkender Mensch war, erkundigte er sich nach so
Manchem, was ihm fremd war. Er wollte Alles erfahren. So lies« er denn auch den Wirth
Jovan aus Vrstamiza zu sich kommen, der zur Zeit des serbischen Aufstandes herrliche Beispiele
von Math und Tapferkeit gezeigt hatte. So z. B. ira Stara und Sucha Planina, wo er die türki-
schen Räuber erwartete nnd niedermetzelte. Im Laufe des Gespräches kam Fürst Milosoh auch
auf die Frage: „Wie ernährte sich Jovan in dem klüftevollen, von menschlichen Wohnungen
weit entlegenen, wilden Gebirge?“ Jovan erzählte ihm, wie man mit erhitzten Steinen kochen
und Speisen in Holzgeschirr oder ausgehöhllcn Baumstämmen zubereiten kann. Eine weitere
Art erwähnte er in dem Braten von Spahferkelchen, Eiern, Lämmern und Ziegen in ausgeworfenen
Gruben. Die interessanteste Methode ist aber wohl die dritte, nämlich die, wie KapamH *) in
Baumrinden gekocht wiril.
Zu diesem Zwecke sägt man von einem Lindenbaume, deren es dort sehr viele giebt, einen
armdicken Ast al>, und von einem anderen ein etwa 40 cm langes Stück mit ganz glatter Rinde.
Auf dieser wird nun mit einem breiten Hammer oder glatten Steine so lange hermngeklopft,
bis sie sich vom Holze ablösen lässt. Ist dies geschehen, so zieht man sie vom Holze ab und
erhält demnach eine oylindriseke Röhre, wie sie Fig. 8 a anzeigt.
') Lippert, Oulturgeschichte, 1, 359.
f) Kapauns, eine serbische Volksspeiae, Ähnlich dein Pichslatsdner Fleisch.
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Alterthümliche Speisen- und Getränkebereitung bei den Serben. 253
Diese wird dann am unteren Ende fest verschlossen, Fig. 8b, wodurch ein Gefäss ent-
steht, welches man bis au drei Viertel mit Wasser füllt, hierauf das Fleisch mit dem übrigen
Fig. 8a. Fig. 8b. Fig. 8c.
Gemüse, das zur Zubereitung des Kapama nüthig ist, hineingiebt. Ist nun der Cy linder voll
gefüllt, so wird auch das obere Ende mit einem Holzstöpsel fest verschlossen und nach diesem
Verschlüsse etwaige Fugen noch hermetisch mit Lehm verklebt. Damit wird das Gefäsa auch
für Flüssigkeiten undurchdringlich, Fig. 8 c.
Nach dieser Operation gräbt man in die Erde eine Furche von S bis 4 Cm Tiefe, legt die
mit Speisen also gefüllte Köhre hinein, deckt mit Erde wieder zu und zündet über dieser Sü lle
ein starkes Feuer an, Fig. 8d.
Durch die Wärme des Feuers
kochen die Speisen in der Kinde
ganz ebenso, wie auf einem
Herde.
Ich hielt diese Zuberei-
tungsweise von Speisen für un-
zuverlässig. Daher entschloss
ich mich, selber einen Versuch
damit anzustellen. Genau nach
der oben gegebenen Schil-
derung bereitete ich in einer
Lindeurinde Kapama und zu
meinem grössten Erstaunen
musste ich mich von der Voll-
kommenheit einer derartigen
Koehmethode überzeugen. Das
Feuer, welches wir bereiteten,
war zwar kein grosses, immer-
hin aber wurde die Ka|>ama in
zwei Stunden vollkommen ge-
kocht und wohlschmeckend.
Gleich nachdem die Kinde aus
der Erde genommen wird, muss
man beide Verschlüsse neuer-
dings mit Lehm verstreichen,
da der alte brüchig wird, und
der Speisesaft leicht durchsickern könnte. Das Gefäss mit dem gekochten Kapanin bringt man
au einen kalten Ort, damit es sich ahkühlt und der im Innern angesammelt« Dunst sich legt.
Solange die Baumrinde in der Erde verscharrt liegt, w irkt die Wärme des Feuers langsam.
Fig. 8d.
ES .
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254 Prof. Dr. Sima Trojanovic,
»o dass die Sj>eise in dem Cylinder allmälig kocht. Nur die äussere Schale der Rinde verkohlt;
im Innern bleibt sie unversehrt.
An mehreren Gehirgskup|>en und -pässen hatten die Heiduken die xubereiteten Speisen
in den Rindencylindern vergraben aufbewahrt, da dieselben durch den hermetischen Verschluss
der Pfropfen vor der mit Keimen erfüllten äusseren Luft vollkommen geschätzt waren und als
Conservc sehr lange frisch und gesund erhaltcu bleiben. Ich halte diese Methode des Kochens
der lleiduken für eine geniale Erfindung, denn sie führt xu dem Schlüsse, dass die Menschen
schon in ältester Zeit die heute erzielten Resultate auf ganz gewöhnlichem Wege erreicht hatten,
dass aber diese Anklänge au alte Methoden durch die modernen vervollkouunneten Mittel total
vernichtet wurden.
Das Kochen der lleiduken in llaumrinden ist das getreueste Bild des I'apin’schen Topfes.
Die Temperatur der Flüssigkeit im offenen Geschirr übersteigt keine 100, C., während sic in
geschlossenen Gefässen und ebenso auch iu Baumrinden bedeutend erhöht wird.
Zur Zeit des beschriebenen Jovan (Ileiduke aus Vratamixa) hatten die lleiduken, wie
schon erwähnt, Baumrinden mit der Speise Kapatna au verschiedenen Bergkuppen, wo sie eine
«eite Uehersieht hatten, auf bewahrt. Da sie die Stellen wussten, wo die Baumrinden mit Speisen
vergraben waren, so verging oft eine geraume Zeit, bis die verscharrte Kapama aufgezehrt
werden konnte.
Die heutigen lleiduken halten es nicht nöthig, sich dieser Kochkunst zu bedienen, da sie
überall Helfershelfer besitzen, die sie entweder in ihrem Hanse bewirthen, oder ihnen Nahrung
durch Schaf- oder Ziegenhirten ins Gebirge zusenden. Immerhin kommt es öfters vor, dass auch
die jetzigen Heiduken gemolkene Schafmilch in einer Krbnlja mit erhitzten Steinen kochen.
Es sind sogar Fälle bekannt, wo sic bei grossen Verfolgungen 48 Stunden lang ohne Nahrung
ausharrten. Da halfen sie sieh dann durch das Ansebneiden von junger Bnchenrinde, die einen
Saft aus der I’hloömschioht entströmen lässt, und stillten damit Hunger und Durst. Falls beim
Auschncidcn der Rinde kein Saft hervonpioll, schabten sie mit dem Messer den wässerig schlei-
migen Theil der Rinde ab.
Der zweite, nicht geringere Fehler Lippert’s ist der, dass er „Kochen“ nach Skythenart in
Thiermagen mit griechischem „Braten“ des Fleisches in denselben verwechselt. Nach der Er-
zählung Homer’« soll sich letzteres im Hause des Odysseus, während der Freinng xugetragen
haben. Wie sein- sich der Grieche über dieses Maass erhaben fühlte, lässt auch die Art erkennen,
wie Herodot, kaum noch einer richtigen Auffassung des Vorganges zugänglich, von jenem
Barliarenstückchen des Kochens in der Haut spricht. Und doch hatte etwa vier Jahrhunderte
vor ihm sein eigenes Volk unter den Geheimnissen seiner Küche auch noch dasselbe alte Recept
bewahrt, wenn cb auch mir in einer gewissen Beschränkung und Auswahl davon Gebrauch machte.
Die Freier in Odysseus’ Hause bereiteten einen Ahendschmaus , indem sie einen Ziegenmagcu
mit Blut und Speckstücken füllten und dann — gleich jenen Patagoniern — in die glühende
Asche des Herdes zum Gnrwcrden legten *).
') hippere. I. e, I, SSO.
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Alterthiiniliche Speisen- und Getränkebereitung bei den Serben. 255
Ich will hier zuerst den einschlägigen Homerischen Text anfUhrou:
„Aber Eupeithes' Sohn Antinooe sprach zur Versammlung:
Höret, was ich euch sage, ihr edelmiithigen Freier!
Hier sind Ziegenmagen, mit Fett und Blute gefallet,
Die wir zum Abendschmaus auf glühende Kohlen geleget“ >).
In Serbien hat sich dieses Homerische Backen in Mägen bis jetzt fast in der ursprüng-
lichen Form erhalten. In Kruschewatz, Kibarska Banja, Soko-Bauja, Pirot und noch einigen
Orten bäckt mau ihn auf folgende Weise:
Von den geschlachteten Thieren wird besonders dor Kalbskopf für diese Art der Zuberei-
tung im Magen bevorzugt, aber mau bäckt auch den Kindskopf und verschiedene andere Bo-
standtheile, z. B. Lunge, Herz und den unteren drüsigen Theil des Halses.
Gewöhnlich nimmt man den Magen von domseiben Thiere, entleert das Innere, wäscht gut
ans und brüht ab. In diesem rohen Zustande dient er dann als Sack, dessen Oeffnung so weit
erweitert wird, dass man den abgebTÜhten und enthaarten Kopf mit anderen Stücken hinein-
schieben kann. Dann bestreut man Alles mit Salz. Hierauf faltet man die Oeffnung des
Magens zusammen und führt unterhalb der Einföhrstelle kreuzweise zwei spitze Holzstäbchen,
welche an vielen Stellen den Magen durchbohren. Alle vier Spitzen der Stäbchen werden dann
mit Spagat festgebunden, so dass der innere Kaum hermetisch abgeschlossen und das Aus-
ströincn des Dampfes verhindert wird. Es bildet sich überhaupt in den Magen wenig Dampf,
da kein Tropfen Wasser zugogosson wurde.
Jotxt ist Allee fertig und man legt den rohen Magen mit den rohen Bestandtheilen im
Inneren in eine irdene oder blecherne Bratpfanne, in welcher sich zur Hälfte Wasser befindet.
Dann bäckt man den Magen im heissen Backofen, wobei man dafür sorgen muss, dass nach
einiger Zeit der Magen umgedreht wird, um auch die obere Seite in das Wasser der Bratpfanne
einzutauchen, wodurch Austrocknen und Verbrennen vermieden wird.
Diesen Braten bereiten hauptsächlich die Metzger und lasBen ihn durch die Burschen in
alle Wirtschaften tragen und verkaufen. Ein auf diese Weise zuberciteter Braten ist gelatinös
und sehr schmackhaft, besonders die Wangen, die Zunge und die Angengegcnd. Er eignet sich
besonders als Appetitbeigabe zum Bier und Schnaps. Aus demselben Grunde bereiten ihn auch
manche Familien für sich.
In Serbien, z. B. in Belgrad, Scbabatz, Valjevo etc., backen die einfachen Charcntiere den
Magen auch auf folgende Weise: Er wird zuerst mit siedendem Wasser augebrüht, dann mit
kaltem längere Zeit gewaschen, sodann gesotten und wiederum zweimal im kalten Wasser ge-
waschen. Er kommt hierauf in eine Bratpfanne, in welcher Schweinefett mit eingebrannter
Zwiebel sich befindet. So vorbereitet wird er eine Zeit lang an der Glutli gewärmt und nachher
genossen. Man verkauft Stücke in den Wirthschaften und im Geschäfte.
In Leskowatz ist insofern ein Unterschied zu constatiren, als man in den Magen auch
etwas befeuchtetes Meid oder Kleie hincingiebt.
In den Dörfern am Awalagebirge bäckt man in Wioderkänermägeu nicht nur Köpfe, son-
dern auch die Schenkel, aber immer anf dem heissen Herde unter dem irdenen Deckel (Crepulja),
welcher mit Gluth und Asche bedeckt wird.
l) Homer'» Otlyiaee voa H. Tot», Oesang XVIII, 43.
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256
Prof. Dr. Sima Trojanovic,
Merkwürdiger Weise erwähnt Homer weder don Kopf noch dag andere Fleisch. Ebenso
interessant ist es, dass man damals den Ziegenmagen mit Blut und Speck füllte. Wohl gestehe
ich gern, dass man in Serbien und auf der ganzen Balkanhalbinsel den Magen auch allein in
der heissen Asche bäckt, z. B. im Dorfe Rakiuatz (Srez Momwski), aber dieses Verfahren ist
weniger bevorzugt, weswegen nur von ärmeren ('lassen begehrt. Es entsteht die Frage: Wie
bereitete Antinoos bei Homer den Ziegenmagen? Da keine Kleischtheile in demselben erwähnt
werden, so muss man zur Ansicht gelangen, dass man ähnlich verfuhr, wie bei dem soeben
beschriebenen Falle im Dorfe Uakinatz, oder da von Speck (Fett?) die Hede ist, vielleicht ebenso
wie heutzutage in allen genannten Städten Nordserbiens. Meiner Ansicht nach wurden Blut und
sonstige Zuthatcn nur beigegeben , um den Magen saftiger zu machen.
Fynca Moriaon erzählt von den Irländern des 16. Jahrhunderts: »Sie hatten keine Tische,
sondern legten ihr Fleisch auf ein Bündel Gras. Sie hielten Schmausereien von gefallenen
Pferden und kochten Stücke Ochsen- und Schweinefleisch mit ungewaschenen Eingcweiden, in
ein rohes Kuhfell gewickelt, in einem hohlen Baum und setzten dies so aufs Feuer.“ Buchanan
aber erwähnt von den Bewohnern der Hebriden, dass sie das Fleisch in dem Wanste oder dem
Felle des Thiere* selbst zu kochen pflegten. In dem „hohlen Baume“ der Irländer ist leicht
eine Veranstaltung zu erkennen, welche sich dem „australischen Backofen“ wieder nähert; jeden-
falls sollte der Baum, nachdem seine Innenwände glühend geworden waren, die Hitze in ähn-
licher Weise wie in jenen Gruben Zusammenhalten. Jenem Bestände der Technik bei den
Ilebridenbewohnem entspricht vollkommen der Umstand, dass sie gleichzeitig in der Töpfer-
kunst hinter den meisten Stämmen Europas zurückgeblieben waren •).
Merkwürdig ist es, dass Lnbbock *) geradezu bezweifelt, dass die Hottentotten in ledernen
Beuteln ohne erhitzte Steine kochen konnten, was thatsächlich stattfinden könne.
Ob man nun in Wänsten, Thierfellcn oder Mägen kochte, bleibt sich gleich, denn durch
keinen derartigen thierischcn Beutel kann Flüssigkeit durchsickcrn, und am Feuer kann sich ein
solcher Thiermagen nicht entzünden, wenn in demselben Flüssigkeit vorhanden ist. Darin liegt
eben das Geheimniss dieser Kochkunst und die Entbehrlichkeit der Glühsteine.
10. Käsebereitnng mit Glühsteinen.
In den hölzernen Gefässen sind die Glühsteine der einzige Nothbchelf, um die Käscaus-
scheiduug zu beschleunigen. Da nämlich serbische Hirten am Malesehgebirge in Makedonien
Mangel an den nöthigen Metallgefässen leiden, um mittelst derselben die Milch am offenen
Feuer zu erwärmen, so erreichen sie denselben Zweck auch in nicht feuerfesten Gefässen
mittelst erhitzter Steine, welche* Verfahren auch noch den Vortheil bietet, dass die ganze
Milch in einem einzigen Gefässe erwärmt werden kann.
n. Getränke.
1. Jagurta, Buza, Matinitza, Kumys, Kefir, Alowina, Medowina.
In Ostserbien maohen die Bauern auf ihren Sennhütten von Sl Goorgi an ein geistiges
Getränk aus Milch, welches unter dem Namen Jagurta oder Ogurta*) bekannt ist. Man lässt
’1 Lippert, I. c. I, 134.
*) Lubbook, Bk vorgeschichtliche Zelt U, 860.
*1 Die Serben sagen .Jagurta“ oder „Ogorta*, die Rumänen nur .Jagurta*.
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Alterthümliche Speisen- und Gotränkebereitung bei den Serben. 257
ausgekochte Schafmilch vollkommen kalt werden, giesst sie dann in ein llolzf&sschen (Jagurtar)
oder in einen Ziegenbalg '). Hierauf hängt man das Gefäss auf einen Baum im Freien, bis die
Milch nach einigen Tagen säuerlich wird. In die alten Gefässe, in welchen sich schon einmal
Jagurta befand, giebt man kein Gährungsfennent, da ohnehin Gährungserreger vorhanden sind.
Es ist aber vortheilbafter, der Beschleunigung des Processes wegen etwas von der alten Jagurta
siizusetxen. Da aber überall llefesporen existireo, so können sie während des Kaltwerdens der
Milch in der offenen Kufe leicht hineinfallcn nnd die Gährung einleiten. Die Milch geht rasch
in Gährung über, wenn man sie im Sommer von Eseln trausportiren lässt, da dabei das Gefäss
der directen Sonnenwärme ausgesetzt und andauernd geschüttelt wird. In dieser „Scbüttel-
Jagurta1- schwimmt immer oben die Butter, welche man vor dem Trinken abschöpft. Die andere,
die „Rulio-Jagurta“, welche Bich ohne Bewegung bildet, ist dickflüssiger als die erstere wegen
der darin suspendirten Butter. Bevor man sie trinkt, muss mau das Gefäss tüchtig schütteln
und dann in eine Schüssel oder einen Becher giessen. In Boljewaeki Srey. giesst man jeden
Tag in den Jagurtar so viel ungekochte Milch, als Jagurta getrunken wurde. In Sumrakowats
macht man, wie überall, die Jagurta aus gekochter Milch, hält sich alter dabei an folgenden
Brauch. Ein der verbrauchten Menge Jagurta entsprechendes Quantum Milch wird am ersten
Tage ungekocht zugeselxt, am nächsten Tage gekocht, und so abwechsclungsweise auch die
folgenden Tage: gekocht und ungekocht. Obgleich Jagurta ein Gemisch vou gegohrenem und
gährendem Getränk ist, so kann sie doch niemals allen Zucker zersetzen, da derselbe fort-
während durch Zusatz frischer Milch ersetzt wird, und dadurch den Geschmack angenehm süss-
säuerlich erscheinen lässt.
Die Jagurta trinkt man, um den Dunst zu löschen, genicsst sie alter auch mit Löffeln als
Nahrungsmittel. Man kaun sich damit ebenso betrinken, wie mit anderen alkoholischen Getränken,
weswegen man nicht auf einmal ein grösseres Qnauttim zu sich nehmen soll.
Die Montenegriner halten ein ähnliches Milchgeträuk unter dem Namen Bit za*).
Es ist sehr bezeichnend, dass man Jagurta resp. Buza nur in den Kurstgcgcuden bereitet,
wo ebenso grosser Wassermangel herrscht, wie in den verrufensten Steppen. In letzteren brauen
die Nomaden auch die das Wasser ersetzenden Miloligetränke aus demselben Grunde. Wir sehen
also den Menschen alle Wege betreten, um sich einen Ersatz zu verschaffen. Dieses geistige
Getränk bst bei deu Hirten offenbar den ersten Aiistoes gegeben zur Erzeugung auch anderer
Berauschungsmittel.
Die griechischen Hirten (Znonowuuzi) in Südscrbien machen auch ein der Jagurta ähnliches
Getränk unter dem Namen Matinitza. Sie gehen in die gekochte Milch Käselab, hierauf in
dasselbe Gefäss nach und nach erhitzte Kieselsteine, um eine gieichmässigc Wärme herzustellen.
Sodann wird die Milch mit einer Schaufel umgerührt, um den Käse auszuscheiden. Nach der
Entfernung desselben wird in die zurückgebliebene Molke ebenso viel Milch ztigegosseo, als zur
l) Die Ziegenbälge (me äi na oder tulnm) lind beionderi praktische, undurchlässige Transpurtgefäase,
wenn man sie auf die Tbiere lädt. Erstens ihrer Weichheit wegen , um das Thier nicht durch Druck zu ver-
letzen, zweitens wegen ihrer Leichtigkeit. Auf der Balkanhalbinsel fällt man sie mit ausgelassenem Talg, mit
Käse, Butter, Wein, Branntwein, Theer u. s. w.
*) Die beschriebene Milch - Buza darf nicht mit der auf türkisch - kirgisische Art zubereiteten Buza ver-
wechselt werden, ln der Türkei bereitet man dickflüssige Buza nus Hirsemehl, in Serbien dagegen, wo man
eine dünnflüssige der enteren vorzieht, zur Hälfte aus Mais- und zur anderen Hälfte aus Weizenmehl, letztere
muss zuerst mit Brothefe angesäuert werden,
Archiv fBr Anthropologie. B«l. XXVII. 53
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258 Prof. Dr. Sima Trojanovic,
Zubereitung de* Käse* gebraucht wurde. Dann wird abermals umgerührt, um Butter aus-
zttscheideu, welche sich an der Oberfläche ansammelt und mit JJiffeln abgeschöpft werden kann.
Die Matinitza ist also nichts Anderes als die im Ge fasse zurückgebliebene Molke, aus der zuerst
Käse („Tyros“) und hierauf aus der noch zugesetzten Milch die Butter ausgeschieden wurde.
Nach einigen Tagen wird Matinitza säuerlich und bildet im heissen Sommer ein durststillendes
Getränk, ganz abgesehen von dem grossem Nährgehalte desselben.
Wenn sie die Matinitza nicht auf bewahren wollen, machen sie aus ihr den Topfen.
Des Vergleiches wogen führe ich hier kurz auch die zwei bekannten tatarischen Milch-
getränke: Kefir uud Kumys, an.
Kefir ist ein motissirendes, von Tataren im Kaukasus aus Kuhmilch dargestelltes Getränk.
Es ist auch wie Jagurta oder Kumys ein gegoltenes uud gäbrendes Getränk. Die alkoholische
und Milchsäuregähruug der .Milch werden liewlrkt durch das Kefirferment, welches aus Ilefe-
zellen und einer Bactcricuart , Dispers caucasica, besteht1). Dieses Kefirfcrment besteht aus
erlweu- bis bohnengrosseu Klümpchen. Ucbergiesst man diese Kefirkörner etwa mit der sochs-
his siebenfachen Menge Milch, lässt dann hei mittlerer Temperatur stellen und schüttelt gelegent-
lich, so tritt alsbald Gährung ein. Man mischt nach ‘24 Stunden den ahgegossenen Kefir mit
der dop|>e!teu Menge frischer Milch, füllt ihn in starke, gut verkorkte und verbundene Flaschen,
welche wiederholt geschüttelt werden müssen. Nach einigen Tagen kann dann der fertige Kefir
verzehrt werdeu. Er ist süss-säuerlich und schmeckt angenehm, er ist zugleich reicher ap Eiweiss-
stolfen, aber ärmer an Alkohol und Milchsäure, als Kumys I Kurniss).
Wegen seiner erfrischenden, durststillenden Eigenschaften wird er auch von den Kranken
gern genommen. Nicht nur das Aussehen wird besser, auch das Körpergewicht nimmt bei
regelmässigem Ketirgemissc zu. Kefir ist kein Specificntn gegen irgend eine Krankheit (auch
nicht gegen Phthise, obwohl er Katarrhe günstig beeinflusst); hingegen ein ausgezeichnetes, leicht
assimilirbarcs Nährmittel, ein wahres Tonicum und Stimulans *).
Kefir ist ein uraltes Getränk der kaukasischen Gebirgsvölker.
Kumys machen die nomadiairenden Kirgisen in Südrusshmd aus Stutenmilch. Znr Dar-
stellung desselben giebt mau die frische Milch in ein Gefäss, in dem sich früher Kumys befand,
und leitet dadurch die Gäbrnng ein. Kr schmeckt prickelnd, angenehm. Aber bei diesem
Getränk schreitet die Gährung nur langsam fort. Erst das vollkommen ausgegohrene Product
bildet den echten Kumys. Kumys dient in der neuesten Zeit auch als ein Heilmittel für
Lungenkranke.
Der Kumys ist auch kein Getränk neueren Datums; er war schon im Alterthumc den
Skythen bekannt, wenigstens erwähnt ihn bereits Ilerodot
Mit der Erforschung dieses in jeder Beziehung wichtigen Volksgetränkes haben sieh einige
wissenschaftliche Männer mit Erfolg beschäftigt, besonders: Wereschagiu, Stahlberg,
Tymowski, Lereh, Biel etc.
Die serbische Jagurta ist leider weder chemisch und botanisch wegen der Gährungspitze
untersucht, noch ihre medicinische Anwendung für Kranke erforscht.
') I)r. med. H. Weiss, Kefir. 8. 400. Klinische Streit- und Zeitfragen, III. Band, Wien 1 Sn*. —
Thcidoroff, Historische und esperimenteile Studien über den Kefir; Ecker-Vogt, Kefir t Neuwied isutt).
*) Dr. med. H. Weis«, 1. c, 8. SOS bl* 407.
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Alterthiimliche SjieiHen- und Getrankebereitung bei den Serben. 259
Im l’iroter Kreise in Serbien ist die A 1 o w i u a *) dem Geschmacke nach sehr ähnlich dem
russischen Volksbiere Die Hauern erhitzen eine metallene Schüssel über dem Feuer
und rösten in derselben Hafer. Dabei muss mau die Körner fortwährend mit eiucm Stück
Holz umrühreu, damit sie gleichmassig erhitzt werden. Die aufgesprungenen Körner giebt
inan in eine Kufe und brüht sie mit heissem Wasser an. Nach einiger Xe it nimmt der Hafer
einen säuerlichen Geschmack an und schwimmt auf der Oberfläche des Wassers. Bei warmem
Wetter vollzieht sich dieser Process in drei Tagen. Bei knltem beschleunigt mau die Gähruug
mit erhitzten Steinen, welche in das llaferwasscr gebracht werden. Gleich darauf wird die
Kufe obeu fest verschlossen und mit Teig verklebt, um einen hermetischen Abschluss zu
erzielen. Hierauf wird die Atowina augezapft und am Morgen statt des Branntweins und beim
Mittagessen statt des Weine» gctrimkcn. Alow ins schmeckt säuerlich. Sie wird auch als Mittel
gegen Magenkrankheiten augewendet, ferner trinkt man sie nüchtern aus allgemeinen „Gesund-
heitsrücksichten". Ganz ebenso wird ein Getränk aus Gerate gemacht.
L i n n e *) berichtet, dass auch die Schwedeu ehedem erhitzte Steine zur Zubereitung des
Bieres benutztem eine Methode, die auch in Kärnten bis vor Kurzem im Scbwuugo war.
Noch im 12. Jahrhundert trank man in Deutschland Hafer-, Weizen- und Gerstcnbier.
Wo aber schon frühzeitig vorzugsweise oder allein Gersteubier genannt wird, du ist eben auch
nur diese älteste Aiibaufrucht an sich die wichtigste gewesen. Solchen Gerstentrank bereiteten
die vorpclasgischcn Bewohner Italiens, oder es ist doch wenigstens unter diesen bezüglich der
IJgurier erw-iesen. Xenophon trank Bier bei den Armeniern und über Tbrygicn und Thrakien
reichte der Bereich desselben bis an die Thore von Hellas und Spanien1).
Die Serben machten früher allgemeiu , jetzt nur ausnahmBW eise auch M e d o w i n a oder
Med (Meth).
Einige nehmen auf 1 Liter Honig 4 Liter Wasser, kochen tüchtig, lassen dann abschäumen
und gährcu, was sich gewöhnlich in 15 warmen Tagen vollzieht. Andere besprengen frischen
Honig mit Wasser, kochen und überlassen ihn hierauf der Gähruug. Diese Medow-inn ist dünn-
flüssig, darum „retka" genannt. Mau trinkt sie besonder» im Winter während des Mittags-
csscns, oder während der Fastenzeit. Man geniesst sie auch mit Brot. In einigen Gegenden
kocht mau den Meth bis zur Syrujisdicke, giesst dann in grosse Töpfe uud bewahrt ihn für den
Winter. Diesen Meth nennt mau „gusta medowina- (dioke Medowina).
Hopfen wird auch bei deu Serben im Mittelalter als Zusatz bei der Bierbereitung erwähnt,
nach meinen Informationen am frühesten im 13. Jahrhundert. Der bekannte arabische Gelehrte
und Reisende I bu - Fad t a n •) erwähnt den Hopfen ausdrücklich als eine Würze für Meth bei
den alten Slaven, aber jetzt wird er Ixsi keinem Getränke mehr von den slavischen Bauern
verwendet.
Metb war auch deu meisteu alten Völkern wohl bekannt, so den Griechen, Römern, Ger-
manen und Hunnen in Pannonien.
') ln den alten serbischen Urkunden (Uanicic, Rjecnik sprskiti stnrina) wird einOeträuk ol uder olowina
genannt, was zweifelsohne der jetzigen Alnwina identisch sein sollte. Litauisch wirrt Bier , » ! u s * genannt.
*) Tylor, Anthropologie. S. 317.
•) Lipper, Kulturgeschichte. II. fi-'H.
*) Oarkawi, tUtasanija. S. 2S5.
33*
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2ßO
Prof. Dr. Sima Trojauovic,
Ich heb« auch liier die Thalsache hervor, dass die primitiven Volksgctränkc mehr als
Nahrung dienten denn als Bcrauschungsmittcl, beispielsweise die obeu besprochene Jagurta und
der Metli.
2. W e in bereit ung mit Glühsteiuen.
ln Alexiuatz waren die erhitr.ten Steine bis vor Kurzem ein wichtiger Artikel der Wein-
liiindier. Wenn man nämlich bei der Weinlese die Trauben anspresste und abxog, »o füllte
man mit diesem Most ein Kelterfass. IM hinein schüttete man drei bis vier Aschenschaufeln
voll heisser Asche, legte ilazu noch einen heissen Stein und liess den Most so über Nacht
stehen. Am nächsten Tage wird er durch ein Tuch geseiht, in einen Kessel gegosssen und
bis auf ein Viertel des ursprünglichen Volumens eingekocht. Nachdem dies geschehen und das
Ganze abgekühlt ist, bringt man es in ein fest verschlossenes Fass. Will man nun Süssuei»
bereiten, so nimmt man von dem gekochten Most ein Liter und mischt ihn mit 20 Liter gewöhn-
lichen Weine».
HL Varia.
1. Verschiedene Manipulationen, durch welche das Hunger- und DurstgefUhl
abgestumpft werden soll.
Hie montenegrinischen und berzegowiuischcn Kämpfer gegen die Türken tragen immer
ein SUick Wachs bei sich, welches sie in der Nahrungsnoth stundenlang kauten, um das Hunger-
gefühl abzuslunipfen. Die lleiduken in Serbien verfahren ganz ebenso, oder verschlucken Wachs
oder Weihranchkörner, welche dieselbe Sättigungskraft besitzen sollen. Nach ihrer Behauptung
genügt ein nussgrosse» Stück Wachs, um acht Stunden das Gefühl des Hungers aufzuheben,
ebenso einige Weihrauehkömchen.
Humboldt erzählt, dass die wilden amerikanischen Otomaken bei der ungenügenden
Nahrung zwei bis drei Monate hindurch Krdo essen. So führen die Bolokudeti immer auf der
Heise Thonkugelu mit, welche längere Zeit dem Hauche ausgesetzt waren. Diese werden bei
unzureichender Nahrung aufgegessen.
Wenn die Serben kein Getränk halten, so löschen sie den Durst mit einer kleinen Menge
Schiesspulver, welches sie verschlingen.
2. Verschiedenartige Anwendung von GlUbstciucn.
Die Anwendung der Glflbsteiue hatte in der Urzeit die grösste Verbreitung bei der
Zuliereitung von Speisen und Getränken. Da aber deren Verwendung auch in einigen anderen
Fällen stattfiiidct , so können wir nicht wissen, für welchen Zweck sie zuerst bestimmt waren.
Die in I, 7 angegebene Heilmethode scheint älteren Datums zu sein, als die Anwendung der-
selbcn beim Kochen. Darum hall« ich es für zweckmässig, die andere Verwendung von Glüh-
steinen im Folgenden zusammenzufasseti.
In der Hätte des Urmenschen befand sich oben eine Oeffnung, die wohl den Hauch ab-
zicheu liess, dagegen dem Hegen den Durchtritt gestattete; gerade neben dem Herde bildete sich
daher nicht selten — das römische Haus hat sogar Nutzen daraus zu ziehen gewusst — ein artiges
Teicldeiti. So oft es nun uöthig wurde, die angehäuftc Asche von dem überfüllten Herde zu fegen,
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Altertliüniliche Speisen- und Gutränkebereitung bei den Serben. 261
oder so oft ein glühend gewordener Stein der Umgebung timßel, musste das Wasser in jener natür-
lichen kleinen Cisterne auf brodeln und sich erwärmen, und dieses Brodeln hatte erwiescneriuaassen
für die Vorfahren so viel Anziehendes, dass sie den Vorgang recht oft absichtlich wiederholten.
In Serbien besitzen die Bauern llüuser mit Raucblßchern. Wenn es nuu regnet oder ein
zufällig in der Nähe stehender Wasserkrug von unruhigen Kindern iimgcstossen oder zerbrochen
wird, so bildet sieb rings um den Herd herum eine Lache. Im Slari Vlach wird in einem
solchen Kalle ein Stein erhitzt und in die Lache geworfen. Dabei gerälh das Wasser ins Kochen
und verdampft altmälig vollständig.
Die Thatsachen, welche uns Troels Lund aus nordischen Häusern mittheilt, lassen keinen
Zweifel darüber aufkommen, dass das der Anlass und die Verbreitung zum Genüsse der beliebten
-Dampfbäder“ war. Wenn wir die auf demselben Principe beruhenden heute als .russische“
bezeichnen, so hat das nur insofern eine Berechtigung, als Russland alte Lebcusgewohnhciteu
überhaupt länger conservirt hat, als ein anderes Land, so dass dann die Erneuerung von dorther
zu den Deutschen gelangen konnte. Auch müssen wir hier vorausschicken , dass die vielen
Völkerschaften eigene Vorliebe für Bäder überhaupt mit der Reiulichkeitslielie durchaus nichts
gemein hat; der Genuss des Bades, der ungewöhnliche, in vielen Formen recht rohe Anreiz
desselben, bildet den ersten Antrieb, und während die Südseeanwohner diesen Genuss in vollen
Zügen ans der Brandung der lauen See schöpfen konnten, war über das ganze Xordland beider
Hemisphären dieselbe Sitte des Dumpfbades schon bei Stämmen sehr niederer Cultnr ver-
breitet ').
Die civilieirteren Nordindianer hatten schon zur Entdeckungszcit eine gesonderte Dampf-
hadestube, die der Missionar Loskiel den „Schwitzofen“ nennt. Sie war entweder aus Pfählen
gemacht und mit Erde überdeckt, oder bestand lediglich aus einem iti den Abhang eines Hügels
gegrabenen Loche. In dieses Loch bringt man am Feuer heiss gemachte Steine, und -Manche
hegiessen die glühenden Steine von Zeit zu Zeit mit Wasser, um den Dampf zu vermehren uud
den Schweiss zu befördern; dahinein kriechen die nackten Indianer. Sobald es ihnen aber zu
heiss wird, kriechen sie heraus, springen in das nahe fliessende Wasser, worin sie jedoch nicht
leicht über eine halb« Minute bleiben. Aus dem kalten Wasser kriechen sie geschwind wieder
in den Ofen und wiederholen dieses drei- bis viermal. Hernach rauchen sie ihre Pfeife mit
Wohlgefallen“. Wenn schon diese Uebereinstimmung bis ins Kleinste überrascht, so ist jeden-
falls auch die Thatsache interessant, dass die Skythen1) im südlichen Russland zu Herodot’s
Zeiten denselben Apparat kannten, während auch die Griechen ihre Schwitzbäder batten. Nur
improvisirten die Skythen als Badestube noch ein leichtes Zelt: „Sie stellen drei Stangen auf,
welche einander /.»gekehrt sind; alsdann breiten sie wollene Decken darüber aus, diese stopfen
sie so fest als möglich zusammen und werfen dann Steine, die vom Feuer glühend siud, in eine
Wanne, welche in der Mitte zwischen den Stangen und den Decken liegt.“ Jenes Betäubungs-
mittel aber, das den Indianern der Tabak bietet, liefert den Skythen der wild wachsende Hanf;
dieser tritt nun also auch als Ranch- und Dunsterzeuger in Verwendung, was hier gleich mit
angeführt sein möge. „Von diesem Hanf nehmen nun die Skythen den Samen und schlüpfen
dann unter die Zelt« lecke; hernach werfen sie den Samen auf die durch Feuer glühenden Steine.
l) Lippen, fultargeschichte I, S. Sät bis 355.
*) Lippert, I. e. I, B. SM.
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Prof. Dr. Sima Trojanovic,
Der hingeworfene Samen fangt au zu rauchen und verbreitet einen solchen Datn|>f, (lass kein
hellenische« Schwitzbad darüber geben dürfte; die Skythen aber brüllen vor Freude über ein
solches Schwitzbad; denn es dient ihnen statt eines llades, weil sie uäiulioh überhaupt ihren
Leib mit Wasser nicht waschen“ ■). Im Pirotkreise (in Serbien) ist mir folgender Fall zu
Hassniza liekanut.
Wenn das Wasser im Kessel ins Kochen gerätli, so schütten sie ein ziemliches Quantum
Gerste hinein und erwärmen diese dadurch, letztere nehmen sie dann heraus, streuen sie auf
den Hoden und decken sie mit einer Decke zu. Auf diese legen sie die Kranken, die in Tücher
gehüllt werden und bloss so viel freie Luft haben, dass sie ntlimen können. Hierauf werden
sie noch mit Heudecken zugedeckt, damit sie noch mehr von dem heissen Dampfe einathmeu
sollen. Wenu sieb der Patient erhoben hat, wird er angekleidet, da er während de« Dämpfens
mir ein Hemd am Leibe trug. Sodann wird viel Hanfsamen auf Glutli gestreut, um Rauch zu
entwickeln. Der Kranke beugt sich darüber und wird dadurch tüchtig augeräuchert. Manche
verwenden statt Gerste lleuahfülle aus der Krippe, besonders dann, wenn sie nur kranke Stellen
belegen, z. H. den Rücken. Andero lieräuchem die Kranken nicht mit Hanfaamen, sondern
mit Johannishlumcn , deren Hlütheu die Mädchen am Johannistage (Ivandan) sammeln. Hei
Husten und Katarrh räuchern sie sich meist mit Hanfsamen.
Wcun in Jadar Jemand typhuskrank ist, stellt man einen grossen Kessel Wasser an den
Herd und bringt in denselben nach einander criiitztc Steine bis zu neun Stück. Dann wird
einen Meter hoch über diesem Kessel ein Fleclitwerk oder eine Wagenleiter zurecht gemacht,
deren Enden an Kisten oder sonst dazu passenden Gegenständen befestigt werden. Darauf
streut mau Atticbblültcr und auf diese legt sich der Patieut, mit dem Rücken nach oben
gekehrt. Darauf wird er mit wollenen Kotzen oder Decken, deren Euden den Hoden berühren,
zugedeckt. Sobald sieb der Kranke tüchtig ausgeseliwitzt bat, wird er in kaltem Wasser gebadet,
zu dem man nur drei bi» fünf Scherben voll von dem durch erhitzte Stein« erwärmten giesst.
Will inan keine Steine benutzen, um das Wasser zu erwärmen, so nimmt man folgende
drei Gegenstände: einen eisernen Dreifuss, eine Feuerschaufel, ein altes Hufeisen oder Mossor.
Diese werden erhitzt und damit Wasser für die Kranken erwärmt, genau so, wie mit erhitzten
Steinen. Dem dadurch entstehenden Dampfe wird der Kranke so lange ausgesetzt, bis er in
Sehweiss kommt.
Wenn Jemand in der Zupa typhuskrank ist, so ruft man ein altes Weib — vrscara ’). Diese
nimmt zwei grosse Kieselsteine und legt sie ins Feuer, damit sie glühend werden. Inzwischen
füllt sie einen Kessel mit Wasser und stellt ihn an den llerd. Sobald dasselbe kocht, giesst sic
es in den Uademolter und legt gleichzeitig die erhitzten Steine hinein. Oberhalb der Molter
bringt sie ein Fleclitwerk aus Ruthen und über diese breitet sie eine Kotze. Der Kranke wird
mm ganz entkleidet und darnufgelegt. (Dies geschieht luiiiptsäcbiich bei Kindern.) Kan wird
der Kranke mit anderen Decken fest zugedeckt. Durch das Fleclitwerk und die darunter
gebreitete Decke dringt eiu starker Dampf hervor, deu der Kranke eine ganze Stunde lang in
der angegebenen liegenden Stellung eiuatlunen muss. Dann wird er nugekleidct und ins Heit
gebracht, wo er neuerdings ein Schwitzbad durchmachen muss, da mau über ihn eine Decke nach
') Hrrudot, IV, 8. 73 bis 75.
*) Vracsrs: Alles Weile das sich durch Kurpfuscherei und WahnsMjgeu ihr Brot verdient.
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Alterthflmliche Speisen- und Getränkebereitung bei den Serben. 263
der anderen legt, bi« er nicht einmal den Kopf frei liehen kann. Die Kinder erheben bei dieser
Procedur ein schreckliche» Jammergeschrei. Sic winden »ich wie Würmer, da ihnen die Lage,
in der »ie »ich befinden, höchst unerträglich ist. beider nimmt Niemand Notir. von den Qualen,
die ein so gemartertes Kind ausstehen muss.
In der Umgebung von Zeljin und dem Kopasuiltgebirge dämpft mau die Kranken auch,
ohne dass man «ie auf ein Flechtwerk legt. Der Patient setzt sich auf einen Stuhl und bekommt
dann »wischen seine Beine einen mit Wasser gefüllten Kessel. In denselben bringt man die
erhitzten Steine und entwickelt einen Dampf, der dem Kranken durch geeignete Umhüllung
direct zugeleitet wird.
Bei Krankheiten, wie Typhus. Ruhr, Fieber, werden die Kranken augeräuchert und zwar mit
dem Rauche von verbrannter Schlangcuhaut, Wieselfellen und Bätcnhaarcn. Letztere zupfen die
I-cute den Bären aus, welche Bärentreiber benunführen. Wenn in Planiniza sich Jemand stark
erkältet hat oder an einer anderen Krankheit leidet, so rathen ihm alte Weiher, .er müsse sich
gut aiiaachwilxen“. Die Procedur dieser Sobwitzcur ist folgende:
Man nimmt Heuabfälle, bringt sie in einen Kessel voll Wasser und kocht sie am Horde
tüchtig ah. Während des Kochens legt man einen Kieselstein ins Feuer, bis er glüht. Soltald
nun das Wasser zu kochen beginnt, zieht man den Kessel vom Herde weg und gleitet in den-
selben den erhitzten Stein. Nach einer kleinen Pause setzt sich der Kranke auf einen erhöhten
Sitz oberhalb des Kessels. Ueber ihn werden grosse Decken nnd Kotzen in der Weise gebreitet,
«lass die Kndeu den lies len berühren und der heisse Dampf dem Kranken zugeleitet wird, der
ihn mit jedem Athomzuge cinalhmet. Die kleine Pause, die der Kranke vor der Inhalation
abw arten muss, kommt daher, dass der Stein, wenn er ins Wasser gebracht wird, häufig berstet
nnd dadurch den Kranken stark verbrennen würde.
In Pocerina wird Typhus, Gelbsucht oder sonst ein anderes Leiden folgender Art geheilt:
Man füllt einen grossen Kessel mit Wasser. Steine und Kessclkettc werden erhitzt und in den
mit. Wasser gefüllten Kessel gebracht, wodurch das Wasser lauwarm wird. In diesem Wasser
badet sich sodann der Kranke, wobei er am ganzen Körper eingeseift und gewaschen wird.
Das Kinseifen ist eine Art Massage, da jeder Körpertheil fest eingerieben wird. Wenn im Belo-
pavlizaer Kreise (in Montenegro) Jemand eiue Geschwulst am Körper hat, so curirt man ihn in
folgender Weise:
In einen Kessel mit Wasser schüttet man je nach Bedürfnis Heuspreu (Häcksel) und bringt
ihn sodann an den Herd. Sobald das Wasser heiss geworden ist, stellt man ihn zu Boden und
gleitet drei erhitzte Steine in denselben, wodurch das Wasser zu kocheu beginnt. Die Spreu
wird sodann herausgrnotnmen und auf die Geschwulst gelegt. Mit dem Kochwasscr aber badet
man den Kopf. In gleicher Weise heilt man die Pferdekrankbeit Doinus (eine äussere llaut-
anschwellung). Im Moraw ilzaliezirke belegt mau den Körper, wenu Jemand an Gicht leidet, mit
Hettspreu, die mit Araciscnhaiifcnerdc gemengt und mit Gliihstcinen im Wasser erhitzt wird.
Wenn in Stari Vlach (in Serbien) die Leute ein grösseres Loch in einen Balken oder Pflock
zu liohren haben, so bohren sie zuerst mit einem grossen Bohrer ein Loch durch und durch und
legen dann auf dasselbe einen erhitzten Kieselstein von der Grosse des gewünschten Loches.
Die Steine werden so lange gewechselt, bis sie das ganze Loch durchgehrannt halien, so dass der
Stein durch dasselbe fallen kann.
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264 Prof. Dr. Sima Trojan ovic, Alterth üml icho Speisenbereitung otc.
Ich denke mir diese Art der Mehrung als die glücklichste Erfindung der Holzarla'iter aus der
Urzeit, deun auf diese Weise konnte man auch zur Zeit der Steinperiode ohne Kohrer und ohne
die geringsten Metallwerksenge liloss mit erhitzten Steinen bohren. In Serbien bohren heute die
Zigeuner mit erhitzten eisernen Ställen verschiedenartige Ilolzgescbirre wie z. B. Spulen, Winden u. s. w.
Wenn während des Winter» in derselben Gegend an einer Wassermühle das Rad gefroren
ist und dadurch die Mühle nicht arlieiten kann, so werfen die Mauern zwischen die Rada|>cichen
erhitzte Steine, welche die Eisschicht schmelzen und das Rad wieder in Bewegung bringen.
Wenn die Bauern in Stari Vlaeh im Winter feuchte» Getreide trocknen wollen, um dasselbe
zu mahlen, so erwärmen sie einige Steine schwach, legen sie in das zu trocknende Getreide und
wälzen sie so lange durch die Körner, als sie noch warm sind. I>ie Frnchtkömer prasseln wohl
bei der Berührung der warmen Steine, können aber nicht anbronnen, da die Steine fortwährend
bin und her gewälzt werden. Wenn die Bauern im Kopaonik oder in den am Fasse desselben
Berges liegenden Ortschaften einen ranzig riechenden Scheffel von Käse oder Butter reinigen
wollen, so füllen sie selbiges mit heissem Wasser und werfen einen stark erhitzten Stein hinein,
wiederholen diese Operation Doch zweimal und bringen dann Brennnessel und Quendel in den
Scheffel, um den üblen Geruch völlig zu entfernen.
Im Dorfe Jezewitza (Tmawabczirk) färben die Bauern den Branntwein oder ein anderes
Getränk auf folgende Art: Ein Theil Branntwein oder eine sonst zu färbende Flüssigkeit wird
in einen Topf gegossen, auf densellien eiu Trichter mit eiueru erhitzten Stein gesetzt und einige
Stücke Zucker lieigegeben. Derselbe schmilzt durch die Wärme und fällt tropfenweise in deu
Branntwein, der dadurch braun gefärbt wird.
Wenn in Lika (von den Serben bewohnte Gegend in Kroatien) die Bauern warmen
Branntwein trinken wollen, so suchen sie einen Kieselstein, waschen ihn ab und stellen ihn zum
Erhitzen auf» Feuer; hierauf legen sie den erhitzten Stein in ein Töpfchen und giessen datüber
den Branntwein, der alsbald erwärmt wird.
In Montenegro wird Zahnschmerz in folgender Weise enrirt. Man nimmt einen Löffel voll
Bilsenkrautaamen, streut ihn auf die Gluth und bedeckt ihn vor dem Verhreimen mit einer innen
befeuchteten Schüssel. Unterdessen erhitzt man Steine oder lässt in eiuem Topfe Wasser kochen.
Nach circa zehn Minuten wird die Schüssel umgewendet, ilas heisse Wasser hiueingegossen , dem
die erhitzten Steine beigelegt werden. Die vom Wasser benetzte Schüssel »äugt wahrscheinlich
Ilyoseiamin ein, welches mit kochendem Wasser verdampft tuul nachher beim Einalhmen in den
Mund übergeht und vielleicht den Schmerz stillt.
Nun neigt sich sofort der Kranke mit offenem Munde über die Schüssel, um deu heissen
Dampf über den Zahn streichen zu lassen. Zuvor aber wird er mit einer wollenen Decke I »cd eckt.
Im Dorfe Scbatornja und in anderen Orten, wo die Bewohner von vielen Wanzen und
Motten geplagt werden, vertilgt man dieses Ungeziefer in folgender Weise: Man bringt einen
erhitzten Stein in eine leere Schüssel und schüttet Essig darauf. Thüren und Fenster werden
dalu-i fest verschlossen, um den Dampf nicht ahzieheu zu laaseu. Die Leute sind der Meinung,
dass durch eine solche Proccdur alle Iusectcn, die in der Stulw sind, entkommen müssen.
Für die gezeichneten Bilder habe ich meinem Freunde. Herrn Nicola Zega, zu danken.
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Kleine Mittheilungen.
XI.
Die Körpergrösse chinesischer Frauen.
Von
Hofrath Dr. B. Hagen.
Ala Gouverneroentsurzt mit der Aufsicht über die Prostitution itn Bezirk Labuun-Deli auf der
Ostküste Sumatra» betraut, benutzte ich die willkommene Gelegenheit, um an 150 dortigen Proatituirten
chinesischer Nationalität Grösseumessungen anzustellen. Dia Frauen stammen mit wenigen Ausnahmen
alle aus der portugiesischen Besitzung Macao.
Aus der Tabelle ergiebt sich die Körpergrösse der ausgewachsenen Frauen (toiu 25. Lebensjahre
ab) mit 1498 mm, also um 23 min mehr als bei den drei chinesischen Frauen Weisbach's (Novarareise);
übrigens handelt es sich bei den letzteren auch nur um jugendliche, noch nicht voll erwachsene Indi-
viduen (zwischen dem 17. und 20. Lebensjahr). Vergleichen wir die entsprechenden Altersstufen
unserer Tabelle, also das Mittel aus dem 17., 19. und 20. Jahr, so erhalten wir 1466,3mm. Dieses
Mittel differirt von dem Weisbach'sehen nur noch um 9 mm, in Anbetracht der gar geringen Anzahl
gewiss eine erfreuliche Gebereinstimmung.
Mit dem allgemeinen Mittel von 1498 mm stehen die chinesischen oder, besser gesagt, Macao-
frauen um 124 mm gegen das Mittel der erwachsenen sQdchinesischeu Männer (1622 min) zurück.
(Vergl. den Anhang zu meiner Arbeit: Anthropologische Studien aus Insulinde, Amsterdam 1890, S. 97,
worin ich Grössenmessungen von nahezu 16 000 südchineBischen Männern mitgetheilt habe.) Sie sind
also beträchtlich kleiner.
Die Zahlen cumuliren sich zwischen 1495 und 1510 mm. Dort dürfte also das wahre, durch
zahlreichere Messungen zu eruirende Mittel liegen, welches im vorliegenden Falle durch zwei stark
nach unten gehende Extreme (1390 und 1425 mm) auf 1498mm herabgedrückt wird, da das obere
Extrem der Erwachsenen nnr 1570 mm betragt. Immerhin fällt unser Mittel noch innerhalb des
Cumulationskreises, kaun also vom wahren Mittel nur wenig verschieden sein.
Das Extrem nach oben in der ganzen Reihe ist 1640mm bei einem 19 jährigen Mädchen; die
nächsthohe Ziffer ist 1605 mm bei einem 22 jährigen Mädchen. Das Kxtrem nach unten in der ganzen
Reihe ist 1240mm bei einem 20jährigen Mädchen; die nächst niedere Ziffer ist 1345 mra bei einem
18 jährigen Mädchen.
Ueber das Grössenwachsthum lässt sich in Anbetracht der mageren Zahlen nichts »agen. Nur
die Mittelz&hlen der fünfjährigen Kategoriun steigen regelmässig, aber auch nicht normal, sondern
sprungweise.
AreW» für Antbrupolotfli- Kd. XXVII. 3,4
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266 Hofrath Dr. B. Hagen, Die Körpergrüsse chinesischer Frauen.
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Tabelle der Kärpergröaae chineaiacber (Macao-) Frauen.
Referate.
267
Refe rate.
Aus der deutschen Literatur.
I. A. Bastian: Die wechselnden Phasen im
geschichtlichen Sehkreis. (4 Hefte, mit
Tafeln. Berlin, Dietr. Reimer, 1900k)
Der Altmeister der Ethnologie hat es unternommen,
in verschiedenen Heften die allmähliche geographisch-
ethnographische Erschliessung des Orbis terrarum und
die dadurch bedingte Umgestaltung unseres Weltbilde»
zu veranschaulichen. Nach allen Seiten hin wird diese
total veränderte Sachlage ihre Conseuuenzen üben;
zunächst für unsere höhere Bildung and deren Organi-
sation j wo die Einstellung fach massig geschulter
Professoren immer mehr als eine dringende Noth-
wendigkeit empfunden wird. Das Gleiche gilt in ver-
stärktem M nasse für unsere Uoloniatbeamten, die
Rämmtlich, um segensreich wirken zu können, durch
die Schule der Völkerkunde gegangen sein müssen.
Endlich stehen, wie Bastian mit Recht hervorhebt,
auch praktische Handelsintercssen wichtigster Art auf
dem Spiele: .Mit einem Schlage, auf den ersten Blick
war die catisale Verknüpfung ethnologischer Samm-
lungen mit social weittragenden Lebensfragen im inter-
nationalen Verkehr und Wettbewerb des Welthandels
all sogleich erkannt. Und anschliessend ist unver-
züglich nun Alles sogleich in Gang gesetzt, um ein
.really imperial Museum' zn begründen und für England
die von Alters her beanspruchte Hegemonie zu sichern.
Durch socialpolitiftche Erfahrungen dreier Jahrhunderte
fand sich die Volksstimmung besser vorbereitet, als
von einem I<ande vorausgesetzt werden kann, das erst
seit drei Jahrzehnten aut die Bahn der Cnlonialpolitik
cingolenkt ist. Und jetzt, wo zum Ausdruck kommt,
was durch temporäre Gleichgültigkeit versäumt wurde,
ist man um so eifriger darauf Bedacht , dio Scharte
auszuwetzen ; so dürfen auch wir uicht feiern. Denn
wenn der augenblickliche Vorsprung wieder verloren
gehen sollte, droht eine Ueberflügelung durch die-
jenige Concurrenz, die, weil ebenbürtigst (aus gleich
germanischem Stamme), als gefährlichste zu fürchten
ist , in praktisch - socialen Interessen , während in
wissenschaftlichen nur willkommen, weil reichste
Mehrung des Arbeit* material s versprechend“ (Haft I,
10). Es darf noch hinzngefügt werden, dass die vor-
zügliche Organisation der Ethnologie in Washington
unter Povrella vortrefflicher Leitung im Bureau of
Ktbnology dio werth vollsten Schätze aus der Neuen
Welt der Wissenschaft noch im rechtcu Augenblick
sichert, wo *ie schon von den Alle* überflut hem len
W«gen der modernen Civil iaation Versohlungen zn
werden drohen. Im zweiten Heft (die wechselnden
Phasen im geschichtlichen Sehkreis auf asiatischem
Continent) wendet sich der Verfasser in der Haupt-
sache dem grossen chinesischen und indischen Cultur-
areal zu, dessen Structur durch verschiedene Karten
veranschaulicht wird; es möge genügen, folgende, zum
Theii etwa« entlegenere Bestandtheile daraus namhaft
zu machen: 1. China, unter der Thsin- Dynastie, fand
sich von der chinesischen Mauer umschlossen, wie der
bolleniBche Gesichtskreis mit den Säulen des Hercules
abschloss. 2. Die Ilan hatten durch das Vordringen
ihrer Generale bis zum Kaspi einen /usammenstoas
mit dem römischen Weltreich angenähert (zur Akme
der Imperatorenzeit). 3. Unter den Yneu war die
asiatische llebermacht bis in das Herz Europas auf
dem Schlachtfeld von Liegnitz hineingeschoben, in
schamanischer Vorzeit des Buddhismus. 5. Aus
Asokas Inschriften ergiebt sich sein Verkehr mit den
Diadochen in ihren syrischen und ägyptischen König-
reichen, wo auf dem ehemaligen Weltmarkt Alexandrien»
zugleich neben dem commerciellen ein intellectueller
Austausch einsetzte, mit Rückwirkungen auf pytha-
goreischen Platonismus und später den Gnosticismus.
b. Da« Weltreich der Indo-Scythen. das auf Kanishkas
Conoilien die Aussendung der buddhistischen Missionare
erleichterte, wurzelt in der von den Hion^nu aus-
gehenden Bewegung, die, zunächst in Sogdiaua den
classischen Geographen merkbar geworden, ihre Flnth-
wellen bis an die eisernen Thore aes Kaukasus hiuüber-
warf und in der Völkerwanderung ausplätscherte, wo-
durch da« politische Angesicht Europas verändert
wurde (Heft II, 12). In derThat, welche fundamentale
Umwälzung in unserem Globus intellectualis hat «ich
durch die Erschliessung dieser uralten Cultursphäreu
vollzogen, von den rein ethnographischen Ermittelungen
noch ganz abgesehen! Diesen Gewinn, der somit die
eigentlichen Naturvölker in den Rahmen der Betrach-
tung zieht, verfolgt — namentlich für Afrika und
Oceanien — das (Tritte Heft, wo e» u. a. so heisst:
Innerhalb des bisherig historischen Horizontes war
Alles trefflich vorgesorgt durch den musterhaften
Unterricht mittelst welchen das Volk der Denker auch
zur politischen Führerschaft hinaufgeführt ist unter
den Culturvolkern der Erde. Seitdem solcher Horizont
aus Einachtel der Erde über Siebenachtel derselben
sich erweitert hat, wird eine demgemässe Erweiterung
des Unterrichts nun gleichfalls auch anzubahnen sein.
Auch hier mag auf einige besonders wichtige Momente
verwiesen werden: 4. Ueber Polynesien und Havaii
bis zu den Maori ist ein einheitlicher Völkergedanke
gewölbt, der in localer Zersplitterung auf den Insel-
gruppen reichliche Auswahl für Variationsrechnungen
nietet, um aus den Gleiobungsformeln die Differenzen
aufzuklären. 8. Auf der Sierra de* Andes wurde der
Grund gelegt zu dem Weltreich der Inca, das in
seinen schueoige Hochgebirge überbrückenden Straasen-
bauten mit den römischen rivalisirte und schon Jahr-
hunderte hindurch für seine ungeheuren Länderweiten
einen geregelten Postdienst eingerichtet hatte, ehe der
niederländische Generalpostmeister seine kaiserliche
84*
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268
Referate.
Ernennung erhielt, fl. Ein glänzende« Stück der
Menschongoachichtc mu«s auf dem in Hinterindien und
dessen Nebenlander versteckten Winkel de« asiatischen
Gintiueutcs sich abgespielt halten, nach den Wunder-
hauten zu urtheilen, die daraus erhalten geblieben
sind; denn aus beiden Hemisphären der Erde ist. f neben
den ägyptischen Monumenten) kein Prachtbau bekannt,
der mit dein Anklor Vat* sich messen könnte, wie in
den Wildern des k— nbodlenhen Sees neuerding» auf-
gefunden (Heft III, 13). Daa vierte Heft betrachtet
endlich ganz allgemein die Wechselwirkung zwischen
Cnltargeschicht« und Völkerkunde. Ik?r Horizont ist
unendlich erweitert nach allen Richtungen hin, und
die ersten Umrisse einer wahren Geschichte der Mensch-
heit beginnen vor unseren staunenden Rücken sich zu
erbeben. Auch hier greifen, wie immer in der Welt,
praktische und ideale Interessen in einander, so dass
Förderung des Handels und Verkehrs auch geistige
Aufklärung bedingt, intellectuellen Aufschwung. Für
die Ethnologie ist die Sachlage insofern etwas preeär,
al» durch den Siegeszug der westeuropäischen Gesittung
ütier den Krdtmll die zarten Onginalblüthen der
Culturvölker leider stets geknickt und zertreten werden,
und deshalb gerade hier vor, resp. in dem Augeubliok
des verhängnisvollen Zusanmieustosscs das hehntmm>te
Studium der betreffenden niederen Gemttungsstufen
erforderlich ist. Bastian hat zuletzt in einer Reihe
von Leitsätzen seine Forderungen zusammengestellt,
aus denen folgende hervorgehotan sein mögen: Die
gegenwärtig politische Situation wird in ihrer charak-
teristisch dominirenden Eigenthümlichkcit bedingt
durch den tagtäglich gesteigerten Völkerverkehr auf
den Weiten des Erdballes und seine Rückwirkung auf
das nationale Volkswohl, zu gedeihlicher Forderung
desselben. Im Internationalen n ettbewerbe de* heutigen
Völker- uud Weltverkehrs hat der Rcsaeruntcrriohtete
obzusiegen, weil als der Stärkere erwiesen, sofern ge-
nauer eingeschult im eomraerci eilen und diplomatischen
Detail, Für diejenigen Interessen des socialen Lebens,
die mit dem kosmopolitisch internationalen Völkorver*
kohr verwoben liehen, sind dementsprechende Untcr-
richtsweiseu vorzusorgen, um in die Kunde oder
Kennt nisa von Völkern einzuführen. Ethnologische
Vorlesungen für ihre Begründung auf naturwissen-
schaftliche Stützen in unserem Zeitalter der Natur-
Wissenschaften bedürfen ethnologischer Sammlungen
zur Demonitrat ion. Ethnologische Sammlungen, um
bei Vorlesungen za solchen Demonstrationen zweck-
dienlich verwandt y.u werden, erfordern für ihre lehr-
fähige Ausbreitung demgemäss ausreichende Räumlich-
keiten, eine Erweiterung derjenigen also, die im hiesigen
Museum für Völkerkunde mit dem augenblicklichen
Bestände längst überfüllt sind (Heft IV , 22). Was
«peciell den grossartigen Bau an der Königgrätzerstrasse
in der Reichshauptstadt anlangt, so leuchtet freilich
auch einem Laien die von BaBtian immerfort nach-
drücklich betonte radicale Umgestaltung der bisherigen
Verhältnisse ein, indem werthvolle Sammlungen, jahre-
lang in Kisten verpackt, vergeblich ihrer eigentlichen
Bestimmung harren, ein Zustand, der, wie der Leiter
des Museums etwas zornig sagt, erschreckend ist und
jeder Beschreibung spottet. Hoffen wir mit ihm, dass
die versprochene Abhülfe nicht mehr zu lange auf
sich warten lässt-
2. A. Bastian: Uulturh ist orische Studien
unter Kückbeziehung auf den Buddhis-
mus. I. (Berlin, A. Haack, 1900.)
ln dem vorliegenden, anf mehrere Bände an-
scheinend berechneten Werke bewegt sich Bastian
auf einem Gebiete, daa ihm eine sehr beträchtliche
Förderung zu verdanken hat; gerade er ist es gewesen,
der mit zuerst seine Fachgcuosse» auf diese ao eigen-
artige Welt hiugcwiesen (ao in »Der Buddhismus in
Meiner Psychologie“ oder „Retigionsphilosophiache Pro-
bleme auf dem Forschungsgebiete der buddhistischen
Psychologie“ u. a.). Imponirend ist, auch für den
Laien, die Geschlossenheit des buddhistischen Gedanken-
ganges, der nur im Empirischen wurzelnd mit rück-
sichtsloser OoBMQMBB seine Folgerungen zieht. „In
grossartiger Imposanz einer ältesten und weitver-
breitetsten Religion auf dem Erdenrund (heisat es hier)
erweist sich der Buddhismus aus Einheit de« physischen
und moralischen Gesetze« im Dharma als ein einheit-
lich geschlossene* Ganze im kr* mologischen Um bl ick,
mit ethischem Einschlag de» Karman: ein Meisterstück
dcdiictiver Denkbarkeit (8. 5).u Aber e« fehlt nur allzu
sehr, wie hinzugesetzt wird, an dem erforderlichen
VerBtändniss, das zweifellos vollend« nicht durch die
neobuddhistischen Bestrebungen, wie «io neuerdings
bei uns modisch geworden sind, gefördert wird: „Ob-
wohl mit Göttern vollgepfropft in all «einen Himmeln,
wird er Götterlosigkeit beschuldigt, obwohl in den
Controversen mit den Jainas seine Psychologie ohne
Seele strengstens als abtrennoudes Schibbolet betonend,
wird diese Seele zu einer uha*vcru»ewigen Wande-
rungen gezwungen, obwohl in Nachfolge von Tbatagata
der Krlocnngazug aus Muva* täuschendem Trug in
Sansara zur eigentlichen Realität hinausführt, wird
solcher Gegensatz des Nichtigen selber wieder ver-
nichtet in sein Nicht*. Und unser philosophischer
W ortführer des Buddhismus proclamirt als Grundpfeiler
seiner Ethik da* Mitleid. So wenig wie ein Feldherr,
der »eines Volke* Schlachten zu schlagen ausgesandt
ist, durch mitleidige Anwandelungen mit dem Geschick
seiner Kriegaknechte diese aus persönlichen Rücksichten
zu schonen berechtigt ist, darf, noch kanu der auf der
Erlösungsbahn hin wandelnde Thatagata ein persönliche»
Mitgefühl kennen, da» die erhaben reine Heiterkeit
der Contemplation trübend durch abziehendea Ver-
weilen bei Einzelheiten den auf das Geaaimntbeate der
Menschheit eingerichteten Heilsplan beeinträchtigen
würde.* Da» Cartlinalprobleiu de* Buddhismus ist oe-
kauntlich die Verkettung der Ursachen des Werdens,
die bi» zur Unwissenheit, zur Avidya, zurückführt, zur
Grundwurzel alles Hebels: Wer diesen Ring durch-
brochen und sich zur wahren Erkenntnis* aufge-
schwungen hat, der ist wahrhaft frei und erlöst, vor
der Welt des wahren Sein* verblasst da* gespenstische
Reich der Vorstellungen und Erscheinungen zu wesen-
losem Nicht«. Aber auch liier hat der Verfasser, »einer
bekannten Gewohnheit folgend, manche Streifzüge auf
daa Feld der Ethnologie und Philosophie, unter Be-
nutzung meist des neuesten Materials, unternommen.
Wir citiren au« dem InhaltMverzeichnia« nnr zum Beleg
folgende Abschnitte: Die norde. Die Elementargedanken.
Die Induction, Die Anthropologie, Psycho-Phyaik, Da*
Zoon politikon n. a., ao dass der moderne Denker
überall reiche Anregung findet. Dass durchweg der
psychologisch - indoctive Standpunkt gewahrt ist, wie
ihn die neuere Naturwissenschaft begründet, dass ao-
mit alle mystischen und spi ritualist ischcn Anschauungen
(ao die berüchtigten Ursprungsfragen) lediglich als
Hypothesen charakterisirt sind, versteht sich bei dem
Verfasser von selbst. — Das letzt« Werk endlich des in
seiner Rüstigkeit nie ermattenden Forscher« ist betitelt:
3. Die humanistischen Studien in ihrer Behand-
lung*weise nach oomparativ-genctiachcr Methode
auf naturwissenschaftlicher Unterlage. Prole-
gomena zu einer ethnischen Psychologie. (Berlin.
Dümmler, 1901.)
Für die Völkerkunde iat in ihrer Methodik und
ihrem ganzen Fortschritt die durch ein möglichst
Referate. •
269
kritisch jgeaichtete« und umfassende« Material bedingte
Vergleichung entscheidend, wie dieselbe wohl am
glücklichsten in der modernen Rechtswissenschaft zum
Ausdruck gekommen ist, soweit sie auf ethnologischer
Grundlage basirt. Deshalb sind begreiflicher Weiae
die ethnographischen Parallelen von so maaasgebender
Bedeutung, aie ja in unendlicher Fülle, fast unerschöpf-
lich gerade in den Werken des Altmeisters aufge-
speichert sind- Hieraus ist die Isehre vom Völker*
gedanken entstanden, von jenen typischen Grundformen
und Elementen des menschlichen V orstellens , die sioh
schlechterdings überall auf der ganzen Erde und bei
allen Völkern finden, und denen die localen V ari ationen
in den sogen, geographischen Provinzen entsprechen.
Auch hier wird mit der Erweiterung doH bisherigen
Horizontes eine demgemässc Veränderung der Huma-
niora, wie der landläufige Ausdruck lautet, sich voll*
ziehen; denn eben diese Umwandlung der Perspective
stellt naturgemäß andere Anforderungen an unseren
Bildungsgang und die sich daran schliessende Erkennt-
nis*. Es kann für einen, der auf umfassende Bildung
Anspruch erhebt, nicht mehr genügen, die Entwiche*
lung in dem wohlvertrauten Rahmen des recht ruhm-
redig Weltgeschichte bezeichneten Areals zu verfolgen,
so sehr Griechenland und Rom vielfach noch als
Quellen unsere« geistigen Wachsthums angesehen
werden mögen, sondern es bedarf vielmehr einer
gründlichen psychologischen allseitigen Orientirung
über das Genus Homo sapiens, um eben aus dieser
Rundschau erst die Bestimmung für unsere Ideale zu
gewinnen, und gerade in dieser noch viel zu wenig
gewürdigten Beziehung hat die Völkerkunde für eine
spätere inductive Ethik noch sehr achätzenawerthe
Dienste zu leisten. Ali Zeitaufgabe unserer Gegenwart,
schreibt Bastian, ist die Lehre vom Menschen hin-
gestellt, damit das innerhalb seine« jedesmalig zuge-
hörigen Gesellschaftskreises integrirte Individuum zum
Verständnisa seiner Persönlichkeit gelange. Nach jahr-
tauaendj ihriger Durchackerung des heimischen Cultur-
bodens droht eine Erschöpfung desselben, eine Ver-
ödung im Horizont des occidenialischcn Gesichts- und
GescniohUkreises und wurde mehr Licht erseufzt.
Diesem Wunsch ist, wenige Decennien darauf, sciu Ge-
nüge geschehen, unter gluckverheissendem Zusammen-
rücken historisch geschürzter Constellationen. Mit
Ueberfülle ist sie nereingebrochen , die Aufhellung
einer grossen Zukunft, den gesammten Erdball um-
scheinend. In Massenhaftigkeit liegen die Aufgaben
vor, um ungeahnt neue Wissensquellen an Zuschlägen
und zu enthüllen, einen frisch erfrischenden Lebens-
saft vom Volksthum hervorströuien zu lassen, um alt-
verschleppte Schäden zu heilen (8. 151). Inwieweit
die zuletzt hierTberührte Beziehung schon für weitere
Kreise wirkram*wird, ist zunächst begreiflicher Weise
nicht abzusehen, zumal für die Meisten der nationale
Typus entscheidend ist; 'aber dass für die wissenschaft-
liche Forschung dieser erweiterte ethnographische
Horizont sich allmählich als eine unabweisbare T'< »rderong
aufdrängen wird, darüber kann unter Unbefangenen
kein Zweifel aufkommen.
Bremen. Th. Achelis.
4. A. Bastian: Die Probleme humanistischer
Fragestellungen und deren Beantwor-
tungsweisen unter den*Z|eiohen der Zeit.
P Berlin, I>ietr. Reimer, 1901.
Das Problem der^Humaniora ist neuerdings aus
verschiedenen Gründen recht dringlich geworden. Es
beginnt sich ganz unbemerkt, aber unaufhaltsam ein
Umschwung in der früheren Fassung und Deutung
dieses altehrwürdigen Begriffs zu vollziehen, eine Be-
wegung. die zweifelsohne auch für den Unterricht
ihren entsprechenden Ausdruck finden wird. Wie die
Naturwissenschaften auf der einen Seite dem vorigen
Jahrhundert ihren Stempel aufgedrückt und ihre Be-
achtung und Würdigung auf unseren höheren Lehr-
anstalten erzwungen haben, »o auf der anderen Seite
die moderne Völkerkunde. Wie unser geographischer
und geschichtlicher Horizont ein unvergleichlich wei-
terer geworden ist als früher, wie wir uns allmählich
gewöhnen, in den umfassenden Rahmen der Welt-
geschichte auch die Entwickelungsstadicn der Natur*
Völker, besonders wenn sie sich über die dürftigsten
Anfänge der Gesittung emporgeschwungen haben,
hineinzuziehen, so vertieft sich mit dieser Umwande-
lung des früheren Weltbildes naturgemäs* der traditio-
nelle Begriff der humanistischen höheren Studien.
Das vordem vielleicht mit Recht hochgeschätzte Detail
der classiscken Alterthumswissenschaft beginnt an
allgcmeiu gültigem Bildungswerth zu verlieren, und
es sind vielleicht die Tage nicht mehr allzu fern, wo
statt der Kenntnis« einzelner Schlachten oder Regenten-
häuser bei den Griechen und Römern ein grösserer
Nachdruck auf das Verständnisa mythologischer Ideen
oder socialer Gesetze und Erscheinungen gelegt wird.
In diesem Sinne schreibt Bastian in seinem letzten
Werke: Die Weite der Weltsuffsuuug bedingt sich
ans dem Standort der Umschau, die in Gegenwart des
Heute die Gcsammtrundung des Erdballs einbegreift
und die des darüber schwebenden Globus intellectualis
desgleichen, beim Ueberbliok der Menschheit in ihren
Spielarten allen. Die Gipfelhöhe ist erreicht, die
Peripherie einer Ausdehnung fernerhin nicht fähig,
keiner Steigerung im Non plus ultra. Es handelt sich
jetzt darum, hernieder zu steigen zu den Thalgewinden
des vor der Visio mentis aufgebauten Hochgebirges,
um sie in monographischen Detailarbeiten nach und
neben einender zu durchforschen, unter den in der
„Lehre vom Menschen* gestellten Aufgaben bei Be-
handlung der Völkerkunde nach coraperativ-gcnetischer
Methode. Die so gestaltete Situation ist eine recente,
uoch kaum ein Halbjahrhundert alt. Eng und Svhmnl,
wie traditionell vererbt, umschloss der weltgeschicht-
liche Horizont den Ausblick der Väter, bis ihnen in
den Tagen nationaler Wiedergeburt urplötzlich die
Fesseln gesprengt wurden und mit einem Zauber*
schlago gleichsam die neuartige Welt geschaffen war,
wie sie heute uns umfangt uls fall accompli. Da*
Katastrophenartige dieser Umwähmng bleibt der Erin-
nerung derer eingenrägt, die leiblebendig sie mit
durchlebt haben und über die Kluft zurückblicken in
jenes Vormals, wo in kleinstädtischer Zerrissenheit
die Welt mit Brettern vernagelt war, wo die Insassen
über die Landesgrenzen oder durch die an Europas
Umgrenzung durch des Herakles Säulen errichteten
Schranken nicht viel hinanssahi-n , der Erhellung er-
mangelnd, in schwül umnebelnder Atmosphäre (Vor-
wort S. V). Wie gesagt, diese Revolution wird noch
früh oder später «ich für unsere Unterrichtsverwal-
tung wirksam erzeigen, zunächst auf den Hochschulen
durch Schaffung von ethnologischen Lehrstühlen und
sodann in dem Lectionsplan unserer höheren Lehr-
anstalten — selbstredend auch durch zweckent-
sprechende Förderung unserer Museen für Völker-
kunde — , wie das Alle« Bastian schon wiederholt
nachdrücklich betont hat. Es wird sich aber auch
um eine entsprechende Revision unserer Weltanschau-
ung nach ethnologischen Principien handeln, die sich
neuerding« Bohon nach mancher Richtung geltend
macht. Einige Andeutungen mögen hier genügen.
Mythologie, Recht und Sitte (Ethik und Rechtswissen-
schaft), Staatsrecht, Sociologie, ja die Kunat lehre, be-
dürfen einer umfassenden Erneuerung und Umarbei-
tung. Für diese psychologische Analyse unserer
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270
Referate.
Weltanschauung und damit für den geplanten Neu-
bau liefern , was kaum besonders hervorgehoben zu
werden braucht, die zahlreiche» Schriften de« uner-
müdlich tbätigen Altmeisters der Ethnologie ein über-
reiches Material, das hier mit einigen Worten skizzirt
sein möge. Betrachten wir zunächst Religion nnd
Mythologie, die sich organisch aus dem Charakter
de* betreffenden Volkes und andererseits aus der Um-
gebung (Surroundings oder Milieu) entwickeln. Der
Wildling, bebst es hier, athmet in religiöser Atmo-
sphäre, jedwede Handlung des tagtäglichen Lebens ist
ihm religiös durchtrankt bis aut die kleinste Finger-
bewegung, jeder Athemzug eben schon zur Erhaltung
des 1.' b* Damit verknüpft sich dann unmittelbar
das Gebiet der Sitte, das durch die religiöse Sanction
in einem höheren Lichte erscheint „Der gesellschaft-
lichen zoopolitischen Existenz, durch das Spruchband
geeint, liegen die Voranlagen der Moralgebote natur-
nothwendig unter oder voran, wie in jedem Organis-
mus dessen Functionen, und die bei culturellem
Sprossen gleichähnlich hervortretenden Parallelen
manifesteren sich am durchsichtigsten auf primärem
Niveau des Wildzustandes, in identisch denselben
Elementar#*' danken durchweg. Es handelt »ich dabei
noch nicht um eine »ubjectivistische Abschätzung von
Gut und Böse, den jedesmaligen Umständen ent-
sprechend, sondern zunächst um das Rechte, in richtig
Normalen*4 (8. 69^. Oder: „Die Allgemeingültigkeit
der Moralprincipien ergiebt sich aus ihren gleich-
artigen Unterlagen in humanistischer Existenz (als
Vorbedingungen derselben), und der in die religiös
umziehende Atmosphäre hineinwachsende Wilde folgt
aus instinctiver Gewohnheit ihren Anwehungen, so
handelnd wie die Vorfahren vor ihm, und dies als
Motiv vorschützend, wenn um Erklärungen befragt.
Und so wächst in seine Religion hinein , wer dariu
geboren“ (S. 91). So i»t hierbei also ein Doppeltes
zu beachten; zunächst die schlechthin apriorischen
Anlagen rein formaler Natur, die erst ihren späteren
Inhalt von der Erfahrung erhalten — daher die Ver-
schiedenheiten und Gegensätze — , die aber in dieser
typischen Allgemeinheit schlechthin durchweg auf
Anerkennung rechnen können (dahin gehören gewisse
durch das sociale Leben von selbst bedingte sympa-
thetische nnd andererseits Achtungsgefühle), und sodann
als zweiten entscheidenden Factor die Aussenwelt. die
jeweiligen Existenzbedingungen irgend eines Volkes,
seine Naturumgebung und die Eigenartigkeit der
socialen Zustände. Aus diesen beiden Elementen setzt
sich der ganze psychologische Verlauf religiöser, mytho-
logischer, rechtlicher, ethischer Vorstellungen etc. zu-
sammen. Ungemein wichtig sind auch die Vorstellun-
gen über die Seele, wie wir ihnen bei den verschiedenen
Völkern, wieder in den Grundzügen übereinstimmend,
begegnen. „Den Ausgangspunkt für weitere Fort-
gestaltung in Auffassung aes Seelischen bildet der
zwischen Leben nnd Tod mittlere Zustand, der des
Traume», wo die Doppelacbeidung trennbar in die
fortpulsirende Lsbensseele und die wandernde Tranm-
seele, die dann zugleich die Rolle dos Schutzgeistes
spielen kann, weil erinnernd und ermahnend, ans An-
zeichen des Gottes im Traum, oder wenn dir Seele
beim Tiefschlaf in Brahma versinkt. Auch im Wach-
zustände bereits mag die Seel« ausserhalb des Körper»
wandern, wenn in ihren Sinnesthätigkeiten dort be-
schäftigt, und beim Tode wandert sie fort, den Körper-
leib zurücklassend und zurückbleihend als Erinnerungs-
bild. Das Hinscheiden ist das eindrockvollst ent-
scheidende Moment für den psychischen Gegensatz
znm Körper, da im Traume nie Seele nur in ihrer
Halbheit aufgefasst ist. Mit der im Blute strömen-
den Herzeussccle, dereu Functionen im onbewussten
Nervensystem ablaufen, rivalisirt die mit Eingriff voli-
torischer Actio« funotionirende Athemaeele, die da-
durch, mit Spannung des Willens, zum Repräsentanten
der Seele selber erhoben ist, und daneben verbleibt,
als Product der Gefühle, der unheimliche Eindruck
des Nicht« mehr fühlenden Todten, im gespenstischen
Spuk“ (S. 113). Schliesslich wird die Seele ganz logisch
selbst unter die Zahl der Götter aufgenommen and
mit bestimmtem Ritus verehrt, wie er schon darch
den Caltns der abgeschiedenen Hausgenossen nahe
gelegt ist. Das möge genügen, um den Reichthum
des hier an Material und Gedanken aufgespeicherten
Stoffe« zu veranschaulichen, für dessen sachgemäße
Verarbeitung es freilich noch eines oder vieler ge-
schulter Köpfe bedarf. Das Schwierige liegt eben in
dieser fast unlösbaren Vereinigung der in buntester
Fülle gebotenen ethnographischen Ermittelungen nnd
der sich damit unmittelbar verknüpfenden theore-
tischen Erörterungen und weitaasgreifenden Folge-
rungen.
Bremen. Th. Achelis.
1. Dritte asiatische Forschungsreise des
Grafen Engen Zichy. Band I. Erste und
zweite Hälfte. Herkunft der magyarischen
Fischerei von Dr. Johann Janko. Mit einem
vorläufigen Berichte dos Grafen Eugen Zichy.
Fol. 72 -E 635 Seiten mit 565 Abbildungen.
Ruda]m»t-l.«ipzig 1900.
Die Forschungsreisen des Grafen Eugen Zichy
in Asien. .Dritte Reise.*4 Band I. Recensirt
von Otto Herman. 8°. 112 Seiten mit 9 Text-
figuren. Budapest 1900.
Antwort au Herrn Otto Iler man auf seine über
Band 1 des Werkes „Dritte asiatische Expedition
de» Grafen Engen Zichv“ geschriebene Reoension,
verfasst von Dr. Johann Jankö. Anhang:
Antwort Dr. Wilibald Semayer* auf die
Bemerkungen Herrn Otto Herman's zur Ueber-
•ctzung desselben Werkes. 8®. 52 Seiten mit
14 Figuren. Budapest 1900.
Nachtrag zur Reoension über „Die Forschungs-
reisen des Grafen Eugen Zichy in Asien. Bd. I.
Erste und zweite Hälfte“, von Otto Herma d.
8®. 19 Seiten mit 8 Textfiguren. Budapest 1900.
Auf die Forschungsreisen in den Jahren 1895 und
1896 lies* Herr Graf Eugen Zichy im Jahre 1897
eine dritte Reise nach Russland und Asien folgen.
Du* Ziel, da* sich Graf Zichy gesteckt hat, ist,
Material herbeizuschaffen, durch dessen Verarbeitung
einst Licht in die Urgeschichte der Magyaren gebracht
werden kann. Die Erfahrungen «einer früheren Reisen
hatten gezeigt, dass in den zu bereisenden Gegenden
nur in sehr geringem Maasse archivaliache oder andere
rein geschichtliche Aufschlüsse zu erhalten wären,
ausser es wären die nöthigen Fachkräfte vorhanden,
in den armenischen und georgischen Klöstern die
Archive und Bibliotheken durchzuarbeiten . Zichy
legte deshalb das Hauptgewicht auf die archäologi-
schen. ethnologischen und linguistischen Stu-
dien. Zu diesem Zwecke übertrug er den archäo-
logischen Thoil der Expedition an Herrn I)r. Bela
Posta, Custo» der numismatische» und Antiquitäten-
abtheilung de» Ungarische» NationalniUBeume. Für
den ethnographischen Theil wurde Herr Dr. Jo-
hann Jankö, leitender Custo« in der ethnographischen
Abtheilung de* Ungarischen Nltionaluiuseoms, und für
deu linguistischen Theil Herr Professor Josef
Päpay gewonnen. Ausserdem nahm Zichy auch
Referate.
271
noch, and zwar auf Wunsch Sr. Exoellenz des kgl.
ungarischen Ministers für Cultus und Unterricht, Herrn
Dr. Julius Wlassics, zur Anlegung einer zoologi-
schen Sammlung Herrn Ernst Caiki, Assistenten
der zoologischen Abtheilung des Ungarischen National-
museums, mit.
Jeder Fachmann, der an dieser Expedition theil-
nahm, hatte innerhalb des Rahmens der ausgestellten
Arbeit volle Freiheit.
Bei der Durchführung der archäologischen Arbeit
war da« Hauptaugenmerk auf die auf russischem Hoden
vorflndlicheu Reliquien aus der Zeit der ungarischen
Landnahme gerichtet, d. h. auf jene Gruppe von Alter-
thümern, welche in Ungarn sowohl durch Münzen datirt
werden kann, alB auch durch Waffen und Geräthetypeu,
durch Schmuckgegenstände und die Art der I^eicnen-
bestattung cliaraklcrisirt wird, es sind das die Alter-
thümer hauptsächlich aus dem 9. und 10. Jahrhundert
n. Chr. Es wurde ferner das Studium der russischen
Analogien der sogenannten hunnisch -germanischen,
ararischen und jazygisch - sarmatischen Gruppen sowie
der scythischen Ueberreste des südnissischen Hodens
und der Bronzezeit Sibiriens in das Programm auf-
genommen.
Da die kaiserliche archäologische Commission in
St Petersburg allein befugt ist, die Veranstaltung von
systematischen Nachgrabungen zu gestatten, und diese
Commission die Bewilligung an Ausländer nur in dem
Falle ertheilen kann, wenn sie Bürgschaften dafür er-
hält, dass das Ergobniss der Nachgrabungen nicht
nach dem Auslande wandert, der Ankauf von Alter-
thüraem aber wenig Werth bat, da die Fundumstände
vom angekauften Gegenstände entweder mangelhaft
oder unzuverlässig sind, so hielt es die Expedition für
ihre Aufgabe, vor Allem das Studium (lea russi-
schen Materials in Museon und Bibliotheken
vom Gesichtspunkte der ungarischen Geschichte zu
pflegen. Nachgrabungen wurden nur insoweit in das
Programm aufgenommen, als sie als besonders wün-
schenswerth erschienen und Hand in Hand mit den
russischen Fachkreisen bewerkstelligt werden konnten.
Die archäologischen Studien begannen am 1. Sep-
tember 1897 und dauerten ein volles Jahr. Die erste
gemeinsame Conferenz wurde in Tiflis am 1. April
1898 abgehalten. Aufgearbeitet waren die Museen der
Städte Warschau, Ilelsingfors, St. Petersburg, Moskau,
Twer, Kiew, Odessa und Kcrt&ch, sowie mehrere
Privatsarnmluugen in diesen Städten. Es lagen etwa
1000 Stück Photographien , Haudzeiclmuugen und
Skizzen nebst dem erforderlichen literarischen Ma-
terial vor.
Auf Grund der bis dahin gemachten Erfahrungen
wurde beschlossen, in erster Reihe einen Abstecher
uaoh dem Kaukasus zu machen, damit Herr Heia Pö*ta
deu Reichthum des Kaukasus an culturhiatoriBche»
Denkmälern aus eigener Anschauung kennen lerne.
Nach diesem Abstecher wurde das Studium der Museen
fortgesetzt und zwar zuerst auf südrussischetn Boden
bis zur Wolga, dann au der Wolgalinie hinauf bis
Kasan, hernach längs des Kamaflusscs bis Perm, be-
ziehungsweise Wjatka und von dort weiter in die
südsibirischen Gouvernements bis zum Baikalsee. Von
hier aus setzte Graf Zichy über die Gobiwüst« seine
Reise nach Peking fort, um den Versuch zu machen,
die angeblich von Batu Khan aus Ungarn fortge-
schleppten Documcute aus der Arpädenzeit auf chine-
sischem Boden autzuforschen.
Aus dem grossen ( iebiete der Ethnographie waren
es zwei Aufgaben, die sich die Expedition stellte: die
Frage nach dem Ursprung der magyarischen
Fischerei und die nach der Verwandtschaft
mit den Ostjaken.
Zur Lösung dieser Fragen studirte Jankö zuerst
die ungarische Fischerei, vor Allem an Hand des von
Otto Hermen im Jahre 18*7 gesammelten uud publi-
cirten Materials, dann begann er in Finnland, speciell
in Ilelsingfors Museen und Literatur zu durch-
forschen und setzte dieses Studium in den russischen
Städten fort, ln Tobolsk verlies» Jankö die Expe-
dition, um in den Seiteutbälcra des Irtysch und des
Ob die im Urwald« lebenden Ostjaken aufzusuchon.
sie vom ethnographischen und anthropologischen Ge-
sichtspunkte zu studiren, Gegenstände zu sammeln,
besonders solche, welche die Sammlung des verewigten
Dr. Karl Päpay zu ergänzen geeignet sind. Jankö
erwarb auf dieser Reise etwa 300 ethnographische
Objecte, machte ebenso viele photographische Aufnah-
men, etwa 5000 anthropologische Messungen und Be-
obachtungen über 125 Wald-Ost jaken, Hess 30 Schädel
uud zwei vollständige Skelette von Wald-Ostjaken aus-
graben, erwarb in Tomsk, dem Aufträge Zichy's
entsprechend, die berühmte Kusnjetzoffsche Sammlung
und traf am 22. October 189* wieder in Budapest ein.
Die linguistischen Studien auf der Reise oblagen
Herrn Josef Päpay uud benutzt« derselbe hauptsäch-
lich den Sommer dazu, auf den Märkten in Ondorsk
die ostjakischen Idiome kennen zu lernen. Es ist ihm
gelungen, die von Professor Simonyi zugesendeten
einzelnen Theile der Reguly’scben ostjakischen Sagen-
text«, wolcho bisher als todter Schatz von der ungari-
schen Akademie der Wissenschaften verwahrt wurden,
zu erklären.
Die zoologischen Sammlungen wurden auf den
kahlen Bergen der Umgebung von Tiflis begonnen.
Ergiebig war ein Ausflug nach der Gegend von Gori
und in das schöne Atönerthal. Auf dem Kaspischeu
Meere und längs des Wolgaflusses nördlioh vordringend
konnte nicht viel gesammelt werden, weil gerade
Winter war. In der Umgegend von Saratow wurde
das Sammeln fortgesetzt durch den europäischen
District der paläarktischen Region, von da ging cs in
den sibirischen oder uordiud&tischen District mit einer
nördlichen Fauna. Am oberen Laute des Jenissei
trafen sie auf die reiche mittelasiatische Fauna. Auch
die Gobiwüste bot eine reiche Ausbeute. Wirbel thiere
wurden im Ganzen 250 Stück, von Arthropoden 8000
Insecten, 1000 Spinnen, Hinterfnsder. Scorpmue u.s. w.
gesammelt Von den 900 Gattungen mikroskopischer
Waeserthiere, welche bereits bestimmt werden konnten,
sind 1* Gattungen neu.
Zwischen den Flüssen N a laich a und Tula wurden
interessante, au die Szöklerschriflen erinnernde Grab-
aufschrifteu oopirt, deren Bearbeitung Se. F.xcellenz
Herr Wilhelm Uadloff übernommen hat.
Bezüglich der Urkunden der ungarischen Könige
aus dem Geschlecht« der Arpäden, welche angeblich
Batu Khan mitgenommen hat, erhielt Zichy von der
chinesischen Regierung die Versicherung, dass nach
denselben in deu Archiven gesucht werden wird.
Die Expedition des Herrn Grafen Eugen
Zichy hat auf allen Gebieten, zu deren Er-
forschung sie unternommen wurde, erfolg-
reich gearbeitet und für die Wissenschaft
neues Studienmaterial gesammelt. Ungarn
kann stolz darauf sein, dass es unter seinem
Adel Männer besitzt, die weder Mühe und
Arbeit nochKosten scheuen, um für die vater-
ländische Geschichte zu wirken.
Der erste grössere Bericht über die Resultate der
Expedition ist das Werk des Herrn Dr. J ohatin Jankö:
„Herkunft der magyarischen Fischerei.“
In eingehender Weife werden die verschiedenen
Arten der Fischerei besprochen und die dazu benutzten
Gerät hc aus Ungarn, Irinnland, Russland, (’hina und
272
Referate.
den westeuropäischen Lindern abgebildet und mit
einander verglichen. Er behandelt in elf («rappen die
Speer-, Umschließung»-, lieb-, Treib-, Stell-. Such-,
Wurf-, Tut-, Schling-, Stech- und Angel- Fischerei.
Die Ueratho der Eisfischerei bespricht er bei den ein-
zelnen Gruppen. In einem zwölften Abschnitte kommt
Junkö noch auf die „ooccBSorischen“ Geräthe zu
sprechen, wobei aber die Frage des Kahne« und im
Allgemeinen die Frage aller zur Fischerei gebrauchten
Verkehrsmittel unerürtert blieben.
Den Ausgangspunkt für das ganze Werk bildet
Otto Herman’s wichtiges Werk „Die ungarische
Fischerei“ (ungarisch), 1887.. Besonders wichtig ist
.lankö’s Werk, selbst wenn sich manche Irrthümer
und falsche Schlussfolgerungen bei weiteren Studien
der angeregten Fragen erge1>en sollten, weil er die
osteuropäische Literatur über Fischerei wenigstens zum
Theil den westeuropäischen Gelehrten zugänglich ge-
macht hat.
Die verschiedenen ungarischen Fisohereigerätbe
führt Jan ko theib auf finnisch-ugrischen, theü* auf
griechischen, russischen und deutschen Ursprung bezw.
Einfluss zurück.
Die Urheimat der Magyaren sucht er auf Grand
der Verbreitung und Benennung de« liechte« (cstika),
Welses (harcsa-sort) und Karpfens (ponty-penos) westlich
vom Ural und südlich vom 56. Grade nördl. Br., d- h.
in jenem Gebiete, welches östlich der Kücken des Urals,
nördlich die Müsse Ufa, Bjelaja und Kama, westlich
von Kasan bis ungefähr Saratow die Wolga und vom
Süden der mittlere Lauf des Urals von Orsk bis Urolsk
umschliessen.
Man kann Herrn Hofrath Hugo Schnchardt
voll und ganz bei pflichten, wenn er in seiner ausführ-
lichen Besprechung des Werkes1) sogt: «Auf die
beiden Bücher, das von Hcrman und das von
Jankö, darf die magyarische Literatur stolz
sein.“ Es wäre zu wünschen, dass auch für
Deutschland ähnliche Bearbeitungen der
Fischereigernthe folgen mochten, ehe es zu
spät ist und die volk» thümlichun Geräthe
durch die Fabrikwaaren vollständig verdrängt
sind.
München. Birkner.
2, O. Schräder: Keallexikon der indogermani-
schen Alterthumskunde. Grundzüge einer
Cultur- und Volkergescbiohte Alteuropas. Erster
Halbboud. gr. 8°. 500 Seiten. Strassburg. Karl
^ J. Triibnor, l!*)l. Preis 14 Mk.
Flin schon längst gefühltes Bedürfnis» wird durch
vorliegendes Werk des berühmten Verfassers befriedigt.
Die Resultate der indogermanischen Alterthumskuude
sind in den verschiedenen Fachzeitschriften und wissen-
schaftlichen Werken niedergelegt, aber für einen,
welcher dieser Wissenschaft ferner steht und über die
jetzt sohwehenden Fragen und die bisherigen Resultate
sich schnell orientireu sollte, fehlte e» an einem Hülfs-
mittel dazu.
Schräder geht von dem Boden der historisch be-
zeugten Cultur Altenropas aus, löst dieselbe unter ge-
eigneten Schlagwörtern in ihre Grundbegriffe auf und
sucht bei jedem derselben zu ermitteln, ob und inwie-
weit die betreffenden Culturerscheinungen ein gemein-
»iiuicK Erlte der indogermanischen Vorzeit oder einen
Neuerwerb der einzelneu Volker, einen »«Abständigen
«nler von aussen entlehnten, darstellen. Es soll das
erste Auftreten einer f'ulturerscheinung festgestellt
werden, ihre weitere Geschichte bleibt der Altertliums-
‘) MittlinUmgm der Anthropologischen Gesellschaft in
Wie». XXX. Bif., N.H. XX. Bd. Wien 1900. 8. 168 bi* 167.
künde der indogermanischen Einseivölker überlassen,
für die das Reallexikon eine Einleitung nnd Ergänzuug
sein solL Ein besonderer Nachdruck ist auf die
Terminologie der einzelnen Culturbegrifle gelegt wor-
den ; dabei sind ausser den eigentlichen Culturbegriffen
auch solche Begriffe als selbständige Artikel ln «las
Reallexikon aufgenomraen worden, welche für die Cultur-
entwickelung, die Wanderungen, die Raasenzugehörig-
keit der intfogermanischen Volker, sowie für die Ur-
heimath «frage irgendwie von Bedeutung sein können.
Durch den Hinweis auf die Literatur, in welcher die
betreffenden Begriffe behandelt sind, wird der Werth
des Werke» uoen erhöht.
Da« Werk soll einen Umfang von etwa siebzig
Bogen erhalten. Der erste Halbband mit 86 Bogen
liegt bereits vor; der zweite Halbband mit Titel, Vor-
wort und Nachträgen soll spätestens Ostern 1901 er-
scheinen. Das Unternehmen wird sicherlich sich viele
Freunde erwerben.
München. Birkner.
3. Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bos-
nien und der Horcegovins. Herausgegeben
vom Bosnisch-hercegovinischea Landes-
museum in Sarajevo. Kedigirt von Dr.
Moritz Hoorn«*». VI. Baud. gr. 8°. XIX -j-
89H Seiten mit 28 Tafeln und 737 Abbildungen
im Texte. Wien 1899.
Der stattliche, reichhaltige sechste Band der „Wisaeu-
»chaftlichcu Mittheilungen“ reiht sich würdig seinen
Vorgängern an.
Die Einleitung bildet ein Nachruf auf Fr ans Fialn.
C us tos dos bosnisch-hercegovinischen I^ndesmuseums,
gestorbeu am 28. Januar 1898. Othmar Reiser schildert
sein thatenreiches , verdienstvolles, leider zu kurzes
Leben und theilt eine Liste der Publicationen Kranz
Fiala’« mit.
Der vorliegende Baud enthält noch eine Reihe von
Arbeiten vou Franz Fiala.
4. Franz Fiala: Die Ergebnisse der Unter-
suchung prähistorischer Grabhügel auf
dem Glasinac im Jahre 1896. S. 8 bis 32
mit 59 Abbildungen im Text.
Den Untersuchungen der Tumuli des Glasinac lag
ira Jahre 1896 als Arbeitsprogramm zu (»runde: 1. die
erschöpfende Erforschung der Nekropolen von Kusa-
novic, Kudine und Breite; 2. die Nachlese in den
Nekropolen der Ortschaften Kule, Jaksin d<’>, Ozerkovi ri.
Djedovci, Jaroviei and Glasinac polje: 3. die Inangriff-
nahme des nördlich und östlich von Rogatica gelegenen
Tumulusgcbicte« und zwar in den Ortschaften Osovo,
Bogzadici, Okrugo, Brankovic, Godomilje, Sjeversko,
Podstrane, ^unaviei, Percin , Blazevidi, Mandra und
llafsane. Im Ganzen wurden 121 Tumuli untersucht
und zwei neue Wallbargen, die von Han Osovo : „Veliki
Gradao* und die am „Rujnik“ entdeckt
Von den untersuchten 121 Tumulis enthielten 61
nur Skeletgräber, 15 nur Brandgriber, 16 Skelet- und
Brandgräber, 29 Tumuli waren leer. 87 8keletgrüber
waren von West nach Ost, zwölf von Ost nach West,
vier von Nordweat nach Südo»t vier von Südwest nach
Nordost, 2D von Nord nach Süd und 24 von Süd noch
Nord orientirt. I>ie I-age Nord-Süd und Süd-Nord ist
in vielen Fällen durch den Umstand bewirkt worden,
«lass man die Leichen oft mit dem Gesichte gegen die
benachbarte Wall bürg gewendet beisetzte.
Von neuen Fonnett und Varietäten der Glasinac-
typen wurden unter den 1415 Artefakteu 54 Stück
gefunden, die zumeist im Texte altgebildet sind. Die
Nekropolen Brezije und Sjeversko u. a. lieferten ältere
Digitized by Google
I
Referate.
273
broiuBuattfiohe Objecto, von La Töueformen fand «ich
nur eine Fibel von Mittel-lA-T&neform in der Nekro-
pole von Rusanovic.
5. Fiala, Frans: Die Ergebnisse der Unter-
suchung prähistorischer Grabhügel in
Südostbosnien (anschliessend an den
Glasinac) im Jahre 1897. S. 83 bis 81 mit
1 Tafel und 75 Abbildungen im Texte.
Im Rogatjcaer Bezirk wurden die Tumuluegruppen
von Brankovic, Behec, Krooevic, Fesuvic, Dub, Trnovo,
Osovo, Oprasic, jfcivaljevic, Razdoljo und Zupanovu?,
im Sarajevoer Bezirke die Nekropolen von krizavac,
Zagradje und Miletine durchforscht, so dass das Pro-
blem der Erforschung der Tumuli des Glasinsc sich
allmählich zu jenem der Erforschung der Tumuli
Südostboftniens erweiterte.
Von den 8t Tumuli enthielten 45 nur Skelette,
sechs nur Rrandbestattung, 14 Skelette und Leichen-
brand, 19 waren leer. In der Nekropole von Strbci
wurde Leichen brau d in einer Urne gefunden, sonst
sind die gebrannten Knochen über eine grössere Fläche
zerstreut mit Fragmenten kleinerer Gefasse von
sacraler Bedeutung.
Diu Gesamtntzahl der gefundenen Objecto ist 871,
von welcher 72 neue Formen darstellen. Von stein-
zeitlichen Typen fand sich eine HornsteinpfeiDpiUe.
Von Wichtigkeit sind die Typen aus den bronzezeit-
lichen Gräbern. Die gefundenen Armbänder gleichen
Typen aus bronzezeitlichen Gräbern Obcrbayerns, wie
sie auf Taf. XXXIII von J. Naue (Die Bronzezeit in
Oberbayern, München 1894) abgebildet sind. Die mit
dun brouzezeitlichen Fund in Tumulus I der Nekro-
pole von Strbci gefundene altitalische Fibclform, eine
Pesch ierafi bei, gestattet eine beiläufige Datirung des
Funde*. Monteliu* setzt diese Fibel in die Zeit
um 1500 v. Chr. Griechische Importartikel fsnden
■ich fünf Stück, LaTeneformen zwei Stück. Ein bron-
zener Schlafenring aus Osovo zeigt die typische Form
aus der Völkcrwanderungszeit. Mittelalterliche Nach*
bestattungen waren in grösserer Anzahl vorhauden.
6. Fiala, Frans: Das Flachgräborfeld und die
prähistorische Ansiedelung in Sanski-
moit. S. 68 bis 128 mit Tafeln und 202 Ab-
bildungen im Text,
Das Flach gräberfeld in Sanskimost, ausgegraben
in den Jahren 1895 bis 1896, am linken Sanaufer. ent-
hält Brandbestattuugen und Gräber mit Skeletten,
zwischen welchen kein wesentlicher typnlogiacher
Unterschied besteht. Die Brandgräl>er sinn junge, da
sie oberhalb der letzteren und zum Theil in denselben
gleichsam als Nuchbcstat Gingen ungetrofTen wurdeu.
Vielleicht steht das Auftreten der Brand liestattung
mit dem ersten Erscheinen von La Teneformen iin
Zusammenhang. Die nächsten Analogien sind in den
hallatatt'eitlicnen Funden von Kruin (Watsch, Pod-
semcl, Rovise, Terzise. Hrastje und Magdalenenberg)
in den jüngeren Gräbern von St. Lucia im Küsten-
lande, in den ältesten von Idria di Baraim Küstenlande
und beziehungsweise auch in den Gräbern der N* kro-
pole von Prozor in Croatien zu suchen. Weun der
erste Einfall der Kelten in illyrisches Gebiet in die
Mitte det* vierten Jahrhunderts v. Chr. fallt, dann setzt
Fiala die (iesammtdauer der Benutzung des Gräber-
fehle* in die Zeit von circa 500 bis HtX) v. Chr.
In der Nähe dieses Gräberfeldes konnten in nord-
westlicher Richtung ausgedehnte prähistorische Coltur-
schichten nachgewiesen werden. Die Schicht war 1 m
stark, an einigen Orten erreichte sie sogar die Mächtig-
keit von 1,5m. Ausser zahlreichen Artefakten aus
Thon, Knochen und Metall fanden sich Spuren von
Archiv lUr Anthropologie IW XXVli.
Feuerplätzen, Wohnh Alten und Reste von prähistori-
schen Eisenschmelzöfen, hl« konnten die Reste
von Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Ilund, (losch. Reh,
Wisent, Bär, Wolf, Fuchs und einigen Vogel- und
Fischarten constatirt werden.
7. Fiala, Franz: Bericht über die Ausgrabun*
en am Debelo brdo bei Sarajevo im
ahre 1895. S. 129 bis 138 mit 47 Abbildungen
im Text,
Die Fortsetzung der Ausgrabungen am Debelo brdo
im Jahre 1895 (die früheren Berichte siehe Mittheil.
Bd. IV, S. 38 bis 72. lid. V, S. 124 bi* 180) beschränkt
sich auf die Ausbeutung einer am Fusae der steil ab-
fallendeu Ostkupp« befindlichen Culturschicht, die, auf
Rutschterraiii gelegen, bei einer Mächtigkeit von 1,4 m,
eine Breite von 20 m und eine Länge von lim ba— IS.
Eine räumliche oder zeitliche Trennung der Funde
war nicht möglich.
8. Fiala, Franz. Prähistorische Bronzen aus
Bosnien und Hercegovina. S. 139 bis 147
mit 1 Tafel und 24 Abbildungen ira Texte.
Es werden verschiedene Einzelfunde und Depot-
funde aus Bronze beschrieben, sowie zwei kupferne
Aextc aus der Umgebung von Travnik.
9. Fiala, Franz. Griechische Bronzehclme aus
Bosnien und Hercegovina. 8. 148 bis 153
mit 3 Tafeln und 11 Abbildungen im Text
Es sind nach Fiala sicherlich Importproduote
jenes Handels mit der Westküste der BalkanhalbiuBel
(Korinth uud ihre Colonien, Korkyra, Epidamnoe und
Apollonia).
10. Patsch, Carl: Archäologisoh-epigraphisohe
Untersuchungen zur Geschichte der
römischeu Provinz Dalmatien. III. Theil,
S. 154 bu 273 mit 6 Tafeln und 80 Abbildungen
im Text.
Inhalt: 1. die Japnden; 2. der Mithraeum von
Konjica; 3. Münzen von Apollonia und Dyrrhachium ;
4. eine Apolloetatuette aus Vrüani bei Prnjavor;
5. neue I Denkmale aut Znpanjac - Delminium , 6. zwei
ZiegeUtempel ausLjnbu»ki; 7. kleine römische Funde
und Beobachtungen; 8. Dalmatien und Ducien; 9. No-
tizeu zur Geschichte der Donau provinzen.
11. Fiala, Franz: Archäologische Miscollen.
S. 274 bis 283 mit 20 Abbildungen im Text.
I. Prähistorische Wallbaufen im Bezirke
Krupa. Die Kekica glavica bei Zalin. —
Die Gradina auf dem Berge Oblaj. — Die
Gradina in Suhaja dolnja. — Verschiedene
andere Wallbautcn.
II. Nachträge zu den Ausgrabungsergeb-
nissen am Glasinac 1895.
A. T bonge fasse. Von den aus Thonfragmeuten
zusammengesetzten Gelassen werden vier für
den Glasinac neue Formen beschrieben und
abgebildet.
B. Schädel. Herr k. k. Sanitätschef, Oberstabs-
arzt Dr. Weisbach thcilt die Ergebnisse der
Untersuchung von vier Schädeln mit.
Es sind drei ausgesprochen dolich<«:«*pbale und
ein ausgesprochen brachyceplialer Schärfei. Beide
Formen stimmen mit jeneu der früher beschriebenen
Glasinacschulel vollkommen überein. (Mittb. Bd. V,
8. 502 bis 676.)
III. Ein römischer Grabfund in Uapljina.
IV. Eine römische Gebäuderuitie bei
Zlicina nächst Ljubuski.
35
Digitized by Google
274 Referate.
12. Thomas Dragiöovic; Ncolithisebe Fund-
stätte au f den „Kraliev ine* bei Not! Selter.
Bericht über eine Prohegrabung im Jahre I89G.
8. 3 bi« 7 mit 18 Abbildungen im Text.
Au« den zahlreichen Abfullen, welche von der An-
fertigung von Gerätlien herrühren, kann man eobUeuen,
da«« die Bewohner dieser (»egend ihre Steingrräthe
nua heimischem Materiale, welche« in den Brüchen
um Novi Seher und auch an Ort und Stelle ziemlich
häufig verkommt, selbst erzeugten.
Ausser den archäologischen Abhandlungen und
Notizen enthält der vorliegende Band noch eine Reihe
von interessanten Mittheilungen aus der Geschichte,
aus der Volkskunde sowie au« der Thier- und
Pflanzenwelt. E« mögen die folgenden besonders
erwähnt wurdeu;
18. Grimmer, Johann: Fossile Säugethier*
reste au» der Save. S. 842 bi« 850 mit 9 Ab-
bildungen im Text.
E« werden beschrieben: ein Schädel vom Höhlen-
bär. zwei Gcweihschaufeln vom Elen, ein Geweihstück
vom Edelhirsch, zwei Schädeltheile vom Wisent.
14. Lorena-Liburnau, Ludwig von: Die Wild-
ziegen der griechischen Inseln und ihre
Beziehungen zu anderen Ziegenformen.
S. 851 bis 8H6 mit 3 Tafeln und (1 Abbildungen
im Text.
Es werden zunächst die Wildziegen der Insel
Joura Capra dorca» Reich vr„ der Insel Erimomilo»
Aatownu piotn« Erhard, von Kreta ('apra cretenai«
Hriseon, von Kleinasien Capra aegagrus Gntelin be-
schrieben. die Merkmale der Schädel besprochen uud
deren verwandtschaftliche Beziehungen unter «ich und
mit deu llausziegeu «erörtert
Der vorliegende Band kann, wie die vorher-
gehenden, als Muster für solche Unterneh-
mungen gelten. Die Ausstattung ist seinem
Inhalte ebenbürtig. Es wäre zu wünschen,
das« auch in anderen Ländern von Seite der
Regierungen ähnliche Werke herausgegebeu
würden, (furch welche die Schätze der Museen
aus dem Lande einem grösseren Kreise von
Gelehrten zugänglich gemacht würden.
München. Birkner.
15. Archiv für Religionswissenschaft in Verbin-
dung mit einer Reihe von Fachgelehrten
herausgegeben von Prof. Dr. Th«. Aclieli«.
III. Rand. 8*. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
Tübingen, Freiburg i. B und Leipzig 1900.
Preis pro Band 14 Mark.
I Hin verdienstvolle Unternehmen ist nun in den
dritten Jahrgang eingetreten. In den drei Jahren hat
es «ich als lebenskräftig gezeigt und damit bewiesen,
dass seine Gründung einem Bedürfnis« entspricht.
Es erscheinen jährlich vier Hefte, die in erster
Linie eine Reihe von interessanten Origiualabhaud-
langen aus der Feder bedeutender Forscher bringen ;
unter der Rubrik „MisceUen“ werden kleinere Mit-
t hei hingen gebracht und zum Schlüsse das Neueste
aus der Literatur mitgelhcilt.
In den ersten zwei Heften ist erschienen:
C. Er. Lehmann, Religion »geschichtliches aus
Kaukasien und Armenien. S. 1 bis 17.
Louis H. Gray. The Indo-Irattian Deity Apam
Nfepil S. 18 bi» 51.
Hans Haas. Der Zug zum Monotheismus in den
homerischen Epen und in deu Dichtungen de«
Hesiod. Pindar uud Aesohylus. Bd, I. II. 8. 52 bis
78. Bd. 111, IV. S. 163* bis 183.
Han» Schukowitz, Richterlehre. S. 79 bis 84.
Richard Lasch, Die Finsternis«« in der Mytho-
logie und im religiösen Brauch der Völker.
8. 97 bis 152.
Jan Karin wicz, Germanische Elemente im slavi-
achen Mythus and Brauch. S. 184 bis 193.
Die Zeitschrift ist für jeden, der sich lur die
Religionswissenschaft interessirt und eindringen will
in die Völkerpsychologie, unentbehrlich.
München. Birkner.
1U. Weinzierl, Robert, Ritter von: Das La*
Tene-Grabfeld von Langugest bei Bilin
in Böhmen. Hemosgegeben mit Unterstützung
der Gesellschaft zur Förderung deutscher
Wissenschaft. Kunst und Literatur in Böhmen.
4°, XVIII, 71 Seiten mit 49 Abbildungen im
Texte, 1 Grabfeldplaue und 13 Lichtdruck*
tafeln. Branuschweig, Friedr. Vieweg und
Sohn, 1899.
Es konnten 75 Gräber geöffnet worden, 25 bis 40
sind sicher noch ungeöffnet vorhanden. „Das gesammte
Gräbcrinventar steht deu römischen Culturformen noch
fern, ist in sich als typisch zu betrachten und gehört
dem keltischen Formenkreiae an.“
Von den fünf messbaren Schädeln waren drei
dolichoccphal, einer meeocephal und einer brackyoephal.
Ein ausserordentlich wichtiges Moment in der
Durchforschung des Grabfeldes von Langugeri bilden
die Culturgruben, die tbeilweise zwischen, haupt-
sächlich aber seitwärts der Gräberreihen situirt er-
schienen.
Die sorgfältige und sachgemüsse Durchforschung
diese« wichtigen Grabfeldes ist freudig zu begrüben,
um so mehr, als auch die zugehörigen Wohnstätten
mit constatirt und untersucht werden konnten.
Langogeet bietet nach den vorliegenden Unter-
suchungen durch die typischen Formen des gesammten
Fund materiales, die Anlage des Grabfeldes, die Situirung
im Allgemeinen und mit allen sonstigen Details ein
prägnantes, echarf begrenztes Bild der Früh-La-Tene-
tM-riode, deren Beginn für Böhmen Weinzierl in die
Zeit 100 bis 60 v. Chr. versetzt.
Ausser der Beschreibung der Kunde enthält das
schone Werk auch noch allgemeine Bemerkungen über
die Verbreitung der U*Tsneoultor in Böhmen.
Di« Tafeln sind im Lichtdruck nach Originalauf-
nuhmen von der Firma C. Pietzner in Teplits in vor-
züglicher Ausführung hergestellt.
München. Birkner.
17. Robert Belts: Die steinzcitlichcn Fund*
stellcu in Mecklenburg. Mit Anhang: Geinita
und Lotto w : Fundstätte von Fcueratcin-
geräthen bei Ostseebad Wustrow a. d.
Fischland. Zugleich Text zu „Vier Karten
zur Vorgeschichte von Mecklenburg von Dr.
R. Beltz. I. Ilie Steinzeit.“ Sonderabzug aus
den Jahrbüchern des Vereins für mecklenburgische
Geschichte und Altcrthumskundo 94. Bd. 78 ff.
8°, 117 Seiten mit 14 uud 12 Abbildungen im
Texte. Leipzig, Berlin, Rostock, W. Süsserott,
1899.
Die vorliegende Schrift bildet eine Erläuterung
der schönen Kurten zur Vorgeschichte von Mecklenburg,
eie bringt einen Ueberblick über die wichtigsten, bis-
her bekannten Gräber. Ansiedelungen, die Moorfnnde
der Steinzeit; cs werden die neuerdings untersuchten
Fundstellen beschrieben. 1*)« ist somit das ganze
Material für die Kenntniss der Steinzeit in dem Werke
niedergelegt und bildet einen wichtigen Beitrag zur
Geschichte unseres Vaterlau des.
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Referate.
275
Als Anhang ist eine Beschreibung «ler Fundstätte
bei Os! Seebad Wustrow beigegeben , die der jüngeren
Steinzeit xuzuschreiben ist.
München. Birkner.
18. Oskar Büttner und Kurt Müller: Teohnik und
Verwurthung der Iiöntgensch eii Strahlen
im Dienste der ärztlichen Praxis und
Wissenschaft. Enevklopädie der Photographie.
Heft 28, 8°. V und 14b Seiten mit 29 Abbildungen
und 5 Tafeln. Halle a. S-, W. Knapp, 1897.
Wie schon der Titel sagt, »oll das Boca dem Arzt
als Hülfsmittel und Ijeitfaden dienen, da die wenigsten
ärztlichen Praktiker Zeit haben, die vielseitigen tech-
nischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Pykno-
skopie aus der Fachliteratur und «Fen zerstreuten
wissenschaftlichen Mittheilungcn zusaminen/usuchen.
Es werden die Erzeugung, Gesetze und Wirkungen
der clektriaehea Stroinbewegung, sowie die noth-
wendigen Apparate beschrieben und Winke für den
Gebrauch der letzteren gegtdw»n. Ausserdem wird eine
Uebersicbt darüber inilgetüeilt , was bis jetzt erndeht
ist. Eine Literaturzusammenstellung und ein alpha-
betisches Sachregister erhöhen den Werth de* Buches.
München. Birkner.
19. Jahrbuch für Photographie und Roproduc-
tionstechnik für daa Jahr 1900. Unter
Mitwirkung hervorragender Fachmänner, hernus-
geguben von Hofrath I>r. Josef Maria Eder.
aFV. Jahrgang, 8°, VII t und 782 Seiten mit
260 Abbildungen in» Texte und 34 KunstUdlagcn.
PreiB 8 Mark. Halle a. S., W. Knapp, 1900.
Nehen Originalbeiträgen über die technischen
Fragen, Methoden, Apparate u. s. w. der Photographie
wird ein Jahresbericht über die Fortschritte der Photo-
graphie und Heproductionstechnik mitgctheilt, in
welchem die wichtigsten Neuigkeiten mitgctheilt werden.
Ausserdem ist eine Liste derjenigen in Deutschland und
Oesterreich a ungeteilten Patente angefügt, welche die
Photographie und Heproductionstechnik 1k* treffen.
Eine Literaturzusammenstellung, sowie ein Autoren-
nud ein Sachregister erleichtern den Gebrauch des
Jahrbuches.
München. Birkner.
20. A. Ecker s undR. Wiedersheim’B Anatomie des
Frosches auf G rund eigener Untersuchung
durchaus neubearbeitet von Dr. Ernst
Gau pp. 2. Auflage, 8°, Braunschweig, Friedr.
Vieweg und Sohn.
Vou dem schon in erster Auflage lebhaft begrüßten
Werke liegt nun eine vollständige Neubearbeitung vor.
Es ist in der That von hoher Bedeutung, dass man
«las Thier, das zu Experimenten so lmu hg verwendet
wird, genau kennt, um auf einer sicheren anatomischen
Grundlage weiter arbeiten zu können. Aber auch vom
vergleichend anatomischen Standpunkt ist es wünscliens-
werth, Monographien für einzelne Thiure zu besitzen,
für welche die vorliegende mustergültig ist.
In der neuen Auflage wurden Text und Abbil-
dungen der früheren Bearbeitung wie Objecte seihet
enuu revidirt, irrthumliehe Angaben richtig gestellt,
.ücken ausgefüllt. Daneben wurden aber mehr als
bisher die anatomischen Thatsacheo unter functionellcn
Gesichts ounkten betrachtet und, soweit es wünschens-
wert h schien, vergleichende anatomische Bemerkungen
eingefügt.
Bis jetzt sind erschienen:
Erste Abtheiluug: Lehre vom Skelet und vom
Mus ke)«y stein. Zweite Abtheilung, erste Hälfte:
Lehre vom Nervensystem. Zweite Abtheilung,
zweite Hälfte: Lehre vom Gef ässsy stom. In der
Schlussabtheilung werden noch Eingeweide, Inte-
gument und Sinnesorgane behandelt werden.
Die jeder Abtheiluug Ix* i gegebene Literaturüber-
sicht und Inhaltsangabe lassen dieselben als ein in
sich abgeschlossenes (tanze erscheinen und tragen
wesentlich zur Brauchbarkeit des WerkeB bei.
Die Verlagsbuchhandlung hat keine Mühe und
Kosten gescheut, um das Werk würdig auszustatten.
München. Birkner.
21. Paul Kollmann: Der Nordwesten unserer
ostafrikanischen Colonie. Eine Beschreibung
von Land und lauten am Victoria- Nyanza nebst
Aufzeichnungen einiger daselbst gesprochenen
Dialecte. 8*. VI und 191 Seiten mit 372 Ab-
bildungen nach Originalphotographien und
Skizzen nebst einer Kurte. Berlin, Alfred Schall.
Kollmann tbeilt hier seine Beobachtungen und
Studien mit, die er während seines Aufenthaltes in
unserer ostafrikanischen Colonie als Obcrlieutnant
der kaiserl. Schutztruppe gemacht hat. Er schildert,
wie er selbst versichert, nur wahrheitsgetreu nach
seinen persönlichen Erfahrungen und nach den An-
gaben der Eingeborenen. Wie sich die vorhandenen
Widersnrüche mit den Angaben anderer Reisender er-
klären lassen, muss durch weitere Forschungen fest-
gestellt werden.
In dem schonen und interessanten Werke werden
Uganda, Karagwu, Kisilm. Ussindja, likerewe, l'sau-
kuma. Ushashi und die Massai verwandten Stämme
von Ikorna bis Ngoroine behandelt Es werden die
Geschichte, die klimatischen und Boden Verhältnisse
der Gegend, sowie «lie Cultur der Bewohner beschrieben.
Dem Werke ist ein ausführlicher Index beigegeben,
wodurch dessen Werth noch erhöht wird.
München. Birkner.
22. A. P. Sinnett: Die esoterische Lehre oder
Geheimbuddhismus. Uebersetzung aus dem
Englischen. Zweite vermehrte und verbesserte
Auflage. 6°, XXVII und 291 Seiten. Leizpig,
Th. Griebens Verlag (L. Fernau), 1899.
Das Buch, das in England bereits eine achte
Auflage erlebte, behandelt folgende Capital: Geheim-
lehrer, l>cr Aufbau des Menschen, Die Weltenkette,
Die Weltgezeiten, Devaohan, Kama Lnka, Die Fluth-
welle der Menschheit, Der Fortschritt der Menschheit,
Buddha, Nirvana, das Weltall.
München. Birkner.
23. H. Breitenstein: Einundzwanzig Jahre in
Indien. Aus dem Tagebuchs eines Militärärzte«.
1. TbeU: Bonso. 8,J, VIII und 964 Seiten mit
1 Titelbild und 6 Illustrationen im Text.
Lei itzig, Th. Griebens Verlag (L. Fernau), 1899.
Der Verfasser schreibt im Vorwort: „Der Laie
wird mit mir eine Reise in das Land machen, welche«
»ich ,wie ein Gürtel aus Smaragd um den Gleicher
schlingt* (Multatuli); ich werde ihn in die Hütte des
Kopfjägers begleiten, welcher im Herzen Borneo« in
?: rossen Hütten aus Bambus sein leichte inniges Leben
übrt; ich werde ihm das Leben uud Lieben der java-
nischen Frau in kurzer Skizze zeichnen; ich werde
ihm die Feste der Palembanger (Sumatra) be-
schreiben u. s. w. Dann werde ich ihn in das Familien-
leben der europäischen und halbeuropäischen Bewohner
dieser Insel blicken lassen, uud ich werde ihm ein
ärztlicher Führer sein, wenn er als Tourist die Tiger
des südlichen Javas oder die Orangubtus Borneo»
fangen oder erlegen will , «>der wenn er die , Tausend
Tempel1 Javas KU bewundern b— beiohtigt» oder für
»5*
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276
Referate.
die Products der heiraathliehen Industrie im fernen
Osten ein Absatzgebiet aufsuchen will.“
Wenn auch der eine oder andere l^cser mit Manchem
nicht einverstanden sein wird, so int m doch interessant,
die Ansichten eines Mannes za hören, der 21 Jahn in
jenen iAndern gelebt hat.
In den zwei noch folgenden Theilen wird Java
und Sumatra behandelt werden.
München. Birk ne r.
24. Haberer: Ueber die „Norm» occipitalis“ bei
Mensch und Affe Inangnral - Dissertation.
4*. W* S., 21 Tabellen, 22 Abbildungen im Text
und ein Atlas mit 41 Photographien. München,
Kästner & Lossen, 1898.
Haberer bat für den menschlichen Schädel
vier verschiedene Formen der Hinterhaoptianiicht
aufgestellt: 1. die nach unten keilförmig sich
verengende Form (Fig. 1); 2. die Bombenform
Fig I.
(Fig. 2); 3. Die Form mit schwächer abgerun-
deten Seitenwinden (Fig. 3); 4. die „Hausform“
Fig. 2.
mit hauswandartigen . senkrecht von der Basis anstei-
genden Seitenwinden (Fig. 4). Für die Affenschädel
kommt 5. noch die „Zeitform“ dazu (Fig. 5).
Fig. 3.
Das Studium der Kutw-ickelungsgesahichte des
menschlichen Schädels im Zusammenhalte mit der
Fiitwickelungsgeschichte der Oraiigutanschädel , zu
welcher die wert h volle Selenka’scheSammlung dem
anthropologischen Institute ein sehr reiches Material
zur Verfügung stellt, ergab, dass thatsächlich all**
diese verschiedenen Formen als Stufen der fortschrei-
tenden individuellen Ausbildung jedes einzelnen mensch-
lichen Schädels von der frühen Jugend (Keil- und
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Referate.
277
Bombeuform), zum mittleren erwachsenen Alter (Form
mit schwachen abgerundeten Seitenwinden), bis zum
vollen erwachsenen männlichen Alter (Hausform) ange-
«produn werden HlfcWH Differenzen iWihw sich
nur innofern, als nicht jeder Schädel das Endziel der
individuellen Kntwickelungsreihe erreicht.
Namentlich die Schädel erwachsener Frauen zeigen
noch kindliche Eigenschaften und erreichen über-
haupt niemals den extrem männlichen Typus. Al*er
auch unter den Schädeln erwachsener Männer finden
sich solche vom kindlichen (weiblichen) Typus und
eine grosse Zahl erreicht nur den mittleren Typus.
Fig. 5.
Alter mUntdlrher Orangutan.
Bei dieser individuellen Veränderung der Schädel-
form spielt das Verhältnis» der Schädelbasis zum I>ach
<les Ilirnschudels eine ausschlaggebende^ Rolle. Die
grösste Breite des Schädels liegt bei den Neugeborenen
auf den .Scheitelbeinhöckern, beim kindlichen (weib-
lichen) Typus rückt sie zwischen die Scheitelbeinhöcker
und den Onerrand der Schlafenschuppe, beim mittleren
Typus auf den Oberrand und beim extrem männlichen
Typus bis auf die Schlafenschuppe selbst herunter.
Haberor hat dieses Verhält nisa zunächst an
Üraugutauschädeln der verschiedenen Alter
und Geschlechter und am Schädel der Münche*
ner Stadtbevölkerung, ebenfalls von verschiede-
nem Alter und Geschlecht eingehend und Ziffer*
massig dargelegt.
Ivei den Schädelu der Münchener Stadt*
bevölkern ng zeigten alle untersuchten Schädel von
Neugeborenen die Keilform, die Schädel von Kindern
bi» zum siebenten I-clnmsjahre zeigten die Ilomhenform.
Diese Form findet sich aber auch bei der Hälfte der
Schädel erwachsener Frauen und einigen Schädelu
erwachsener Männer. Die Mehrzahl der Schädel
erwachsener Männer und eine grosse Anzahl der
Schade) erwachsener Frauen zeigten die dritte typische
Form (mittlerer Typua) ; ein« beträchtliche Anzahl vra
Schädeln erwachsener Männer wie« aber auch noch
die vierte Form (die Ilausform) auf.
Unter den Schädeln der Orangutans fand sich
keiner, welcher dem ersten Typus (dem der mensch-
lichen Neugeborenen) zugehörte. Auch die neuge-
borenen Orangutans gehören dem zweiten, kindlichen
(weiblichen) Typus des Menschen an. Mit fortschrei-
tendem Alter geht der Ormngutan durch den dritten
in den vierten Typus, wie sie beim Menschen eonsta-
tirt wurden, zu dem erwähnten fünften Typus, der
Zeitform, über, der sich beim Menschen nicht findet,
dagegen für den erwachsenen Orangutan typisch ist.
fiaberer untersuchte ferner Schädel ver-
schiedener europäischer und aussereuropäi-
scher Völker und Kassen. Von den erster*«
wurden untersucht: Schädel der Münchener I.&nd-
bevölkerung, bayerische prähistorische Schädel, moderne
fränkische, Württemberger-, Tiroler-, Slaven- (mäh-
rische) , Ungarn - und romanische (Pariser -) Schädel.
Von ausserenropiiischen Völkern kamen zur Unter-
suchung: asiatische Völker, amerikanische Indianer,
Australier mit Melanesier, Massai und Neger.
Es ergab sich, dass weder unter den euro-
päischen noch aussereuropäischen Völkern
und Rassen eine Form der Hinterhauptsansicht
auftritt, welche sich nicht auch unter der
Münchener Stadtbevölkerung habe nach weisen
lassen. Der Unterschied besteht darin, dass
die eine oder die andere der typischen Können
der Hinterhanptsansicht mehr oder weniger
ausschliesslich die herrschende ist.
Die asiatischen Völker, Mongoloiden mit
Malayen und die Indianer Amerikas sch Hessen
sich durch das Vorkommen aller drei typi-
schen Formen der Hinterhauptsansicht beim
erwachsenen menschlichen Schädel an die
kraniologischen Verhältnisse der Bevölkerung
Europas an. Dasselbe gilt unter den schwar-
zen Völkern Afrikas aach für die Massai,
deren ethnologische Stellung als .Hamiten“
sie auch sonst den Europäern annähert. Da-
gegen trennen sich die anderen schwarzen
Ka*»en, die Neger und Australien mit Mela-
nesier insofern weit von einander und vor
den Europäern ab, als bei ihnen je eine der
Hauptformen der Hintcrhauptsansicht in so
hohem Maas»« überwiegt, dass sie als ras sc u-
haft charakteristische angesp rochen werden muss, bei
den afrikanischen Negern die kindliche (weibliche), bei
den Australiern mit Melanesiern die extrem männliche.
In den Tabellen werden die Resultate der Mes-
sungen mitgethcilt und zwar die Verhältnisse der
Ko»i»broite zur grössten Broite, der Ohrhohe zur
Basisbreito, der Ohrhöhe zur grössten Breite, der
Basishreitc zürn Querbogen, der grössten Breite zum
Querbogen, der Ohrhöbe zum Querbogen , der Basis-
breite und Ohrhöhe zum Querbogen. Die Schädel
sind nach der Lage ihrer grössten Breite gruppirt.
25. Brunner, Karl: Die steinzeitliche Keramik
in der Mark Brandenburg. Inaugural*
Dissertation. Sonderabdruck aus dem .Archiv
für Anthropologie- Bd. XXV, Heft 3. S. 243
— 388b 4°, Vu und 64 S. mit 75 Abbildungen
im Text. Braunschweig, Friodr. Vieweg & Sohn,
1WI8. (Separat im Buchhandel.)
Da die wichtige Arbeit in dieser Zeitschrift voll-
ständig zum Abdruck gelangte, kann darauf verwiesen
werden.
Fis liegt hier ein vollständiges, auf das gesammte
vorhandene Material auf gebautes Bild der namentlich
durch die Keramik vertretenen Steinseitealtar in der
Mark Brandenburg vor, mit vergleichenden Ausblicken
auf verwandte Erscheinungen anderer Gebiete.
26. Waruachkin, Alexander: Uebor die Profi*
lirung des Gesichtsschädels. Horizon-
tale Messungen am Gesichtsschädel, ln*
augurnl- Dissertation. 4°. 115 S. mit 2 Tafeln
und 2 Abbildungen im Text. Rraunschwcig,
Friedr. Vieweg & Sohn, 1S99.
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278
Referate.
Aach diese wichtige Arbeit de* leider zu früh
verstorbenen Forschem int im Archiv für Anthro-
polofb Bd. XXVI, S. 373 — 488 abgedruckt und e»
genügt, darauf zu verweisen,
27. Zeilier, Joseph,: Beitriffe zor Anthropologie
der Augenhöhle. Anthropologische Unter-
suchungen über die Augenhöhlen bei Mensch
und Affen. Inaugural - Dissertation. b*. 96 8-
mit 13 Figuren und einer vergleichenden Tabelle.
München 1839.
Zeil ler behandelt 1. da» Verhältnis« des Volu-
mens der Augenhöhlen zum Volumen der
Schädel höhle; 2. die Verschiedenheiten in
dem mehr oder weniger vollkommenen Ver-
schlüsse der Augenhöhlen gegen die Schläfeu-
grube.
Während das Volumen der Augenhöhlen bei dem
erwachsenen Menschen und dem erwachsenen grossen
anthroj>oiden Affen sich relativ nur wenig unter-
scheidet . ergiebt sich eine ausgesprochene Differenz
im Verhältnisse de* Volumens der Augcuhöhlc zum
Volumen der Schädelhöhle. Hintere ist beim Menschen
verhältni»*mässig viel kleiuer als !»ei den Anthropoiden.
Eine relative VergrÖBserung der Augenhöhlen und
Volumen erscheint als Annäherung an die Anthro-
poiden. Die entgegengesetzte Angabe in der Literatur
ist nicht richtig.
Die Vollkommenheit des Verschlusses der Augen-
höhlen gegen die Schläfengrube schwankt bei den
Primaten sowohl bei den einzelnen Abtheilungen als
auch im Laufe der individuellen F.ntwickelung der ein-
zelnen Arten. Bei den jugendlichen Formen ist der
Verschluss ein geringerer als hei den erwachsenen.
Bei den grossen menschenähnlichen Affen Gorilla.
Orungutan nnd Schimfianso ist der Verschluss der
Augenhöhlen ein viel vollkommener als beim Menschen
im Allgemeinen. Während heim Mcü*eh»*u eine relativ
offene Flügelgaumengruhe existirt, fehlt bei den
erwachsenen grossen Anthropoiden eine solche ent-
weder vollkommen, oder sie ist auf ein Minimum
redueirt; die ganze Oeffuung der Schläfeugrube stellt
sich al* ein schief nach aufwärts gerichteter Spalt
dar, während heim Menschen sich an die relativ offene
Flügelgaumengruhe eine in die Schläfeugrube weit
offene Incisura orbitalia inferior ansehliesst.
Bei deu ncugclmrenen Menschen und älteren
Früchten ist die Oeffnung der Augenhöhlen in die
Schläfengrubc so weit, dass ein eigentlicher Verschluss
überhaupt kaum mehr ersichtlich ist, ein Verhältniss,
welches an jenes hei den Halbaffen erinnert.
Bei den verschiedenen Menschenrassen zeigen sieh
beträchtliche Differenzen. Am weitesten ist die
Oeffnung bei den afrikanischen Schwarzen, daran
schlicssei] sich die Europäer und Mongoloiden an,
während die Schwarzen Australiens und der Südsee
an dem Ende der Keihe stehen.
In den Abbildungen werden in halhscheinatischcr
Darstellung die besprochenen Formen wiudergegebeu.
In dur Tabelle sind die verschiedenen Formen bei
MtMiftch uud »utliropoideu Affen verschiedenen Alter»,
sowie 1mm dm niederen Affen der alten and neuen
Welt üljcrsichtlich zusammengestellt.
28. Johannes Bumüllor: Da» menschliche
Femur n e h s t Beiträgen zur Kenntnis»
der Af fenfemora. Innngural - IHssertation.
8*. 143 Seiten mit 13 Figuren und 2 Tabellen.
Augsburg 1899.
Nach einem Ueberblick über den allgemeinen
anatomischen und mechanischen Bau des Femur und
das zugehörige Muskdsystcm behandelt Bumüllor
eingehend die Längen- und Dicken Verhältnisse
de» Femur, die Pilasterform und Diaphyeen*
krümmung, die Platvmerie, den sagittalen und
transversalen Durchmesser im Verlaufe der
Diaphyse, die poplitcale Region, die obere
Epiphyse, den Cullo- Diaphysenw inkel, den
Conaylo-Dia phyaonwinkel und die Torsion, die
untere Epiphyse, die weiblichen und iugeud-
lichen Feniora, die Unterschiede zwischen den
Fomora der Völkerwanderungszeit, des
Mittelalters und der Neuzeit. Es folgt dann die
Beschreibung der Affenfemora bei deu ein-
zelnen Species, ein Vergleich der ver-
schiedenen Gruppen unter sich und mit dem
Menschen, eine Zusammenstellung der allgemeinen
Unterschiede zwischen dem Menschen- und
Affenfemur sowie eine Besprechung de« Femur
des Pi thecanthr opu * ercctus. Als Anhang ist
eine Zusammenstellung der benutzten Maasse des
Femur beigegehen.
Als Hauptunterscbeidungsmerkmal zwischen Mensch
und Affe fand Bumüller das Verhältniss der Band-
radien an der lateralen Seite der unteren Epiphyse
de» Oberschenkels. Beim Menschen ist der verticalo
Radius gröseer als der horizontale.
Ausserdem giebt er noch folgende Unterschiede an:
1. „Der Pilaster erreicht beim Affen nie die ganz
typisch ausgebildete menschliche Form. Diese
besteht dann, dass beide dorsalen Flächen eine
starke Abplattung zeigen und so eine hohe
I'ilasterleiste uud scharf dreieckigen Diaphvsen*
Querschnitt hervorrufen.“ „Wenn ein Femur
einen Pilaster aufweist, der durch starke Ab-
plattung oder Aushöhlung beider dorsalen
Flächen entstanden ist und dessen hintere Be-
grenzung nur aus der linea aspera besteht —
ulso Verschmelzung der Labien — , so wird es
durch dieses Extrem der typisch menschlichen
Pilasterform als menschliches Femur charaktc-
risirt. Sind au einem Femur diu Labien nicht
zur linea asperm vereinigt, sondern getrennt, so
liegt AfTenferuur vor.“
2. „Wenn an einem Femur die unter© Partie des
Schaftes der mittleren gegenüber an Durch-
messer und Volumen (laterale Hälfte) merklich
nachsteht, und wenn vollends keine merkliche
Verlängerung de« sagittalen l*ilasterdurchmessers
nachweislmr ist, so gehört das Femur einem
Affen an.“
3. „Wenn der Querschnitt der poplitealen Region
vollkommen gleichniässig ist '«ler das Maximum
auf der medialen Seite liegt, so ist wiederum
die Zugehörigkeit zum Menschen ausgeschlossen.“
4. „Sind die Anguli der poplitealen Region ganz
gleich, so ist du» Femur ein äffisches. u
5. „Hinkt der Index popliteu» (unterer sagittaler
und transversaler Durchmesser der Diaphyse)
unter 66 (menschliches Minimum bis jetzt 68,2).
so gehört das Femur einem Affen an.“
0. „Ist der Condylen-Diaphysenbreiteniodex (trans-
versaler Pilasterdurcnmesser, Condylenbreitol
40 und darüber, so kann das Femur kem mensch-
liches sein.“
7. „Dasselbe gilt, wenn der Condvlen-Diaphysen-
tängenindex (Comlylenbreitc, Diaphysenlange)
18 und darunter ist.J
8. „Fällt der Condvlen • Längenindex (natürliche
Länge des Condylus lateralis, natürliche l^änge
de« Uondylus medial is) unter 90, so handelt es
sich sicher um einen Affen (beobachtetes mensch-
liches Minimum 95,1).“
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Referate.
279
9. „Ist der Index der Condylengelenkflüchen (vordere
Huche, hintere Fläche) um medialen Condylus
80 und darüber.^ so haben wir es mit einem
Alfen zu thun. Ebenso wenn die mediale Knie-
geleukfläche relativ oder absolut grösser ist als
die laterale.“
10. „(Jeberioh reitet der Condylenindex (Projectiona-
läuge de« Condylus oxternus, Coudylenbreite) 90
oder sinkt er unter 70, so gehört daa Femur
einem Affen an.*
11. „lat die Diaphvae gerade oder ganz gleich massig
gekrümmt ohne jegliche Spur einer oberen oder
unteren Abbiegung, daun spricht die Wahr-
scheinlichkeit für die Zugehörigkeit zum Affen
(Berücksichtigung anderer Merkmale noth-
wendig).“
12. „Ist die Schiefheit medial, so kann es sich nur
um ein Affenfemur handeln.*
13. „Ist das Collum dem oberen TransversaUlurch-
me»scr der Diaphvae gegenüber nach vom ge-
neigt und lässt sich die* nicht als ein durch
andere normale Eigenschaften der Torsion be-
gründeter Austiahmefal) uaebweieun, so wird nur
in den alleraettensteu Fällen ein menschliche*
Femur vorliegen.*
14. „Ist der Lüugcndickenindex eines Femur (Um-
fang, Diaphvsenlünge) 30 und darüber, so hat
man es niemals mit einem menschlichen Femur
zu thun.“
16. „Fehlt am Trochanter major jeder nach liiutcn
gehende spitze oder hakenförmige Fortsatz —
hervorgerufen durch den Glutaeus medius — ,
so ist das Femur das eines Affen.“
Hinsichtlich des Femur vom Pithecauthropus oreclus
kommt ßutnüller zu folgender Ansicht: „l>er Baud-
radieuindex ist zweifellos ein thierischer und äffischer:
die Längend icken Verhältnisse stimmen nicht nur zum
Menschen, sondern auch ganz ausgezeichnet zum
Ilylobates; die Form der Pilasterregion ist ganz die
typisch äffische, aber nicht die dem Menschen am
meisten genäherte: ebenso ist die Lage des maximalen
Sagittaldurchmeasers eine äffische und entfernt sich
vom menschlichen Typus noch weiter als bei den
niederen Affen: der untere Sagittalindux liegt jedenfalls
innerhalb der Grenzen de« äffischen Index und ist nach
der Abbildung ein typisch äffischer; der untere Trans-
versalindex ist jedenfalls bedeutend kleiner als da«
menschliche Mittel, nach Duhoia’ Angabe etwaB
kleiner als da« menschliche Minimum und der Ver-
lauf der transversalen Ihircbmesser der Diaphyse er-
innert viel mehr au ein hylobatesähulichc» Femur als
an ein menschliches: die Projectionslänge derUondyleu
ist eine typisch äf tische, dasselbe gilt von der natür-
lichen Coudylenlänge in noch viel höherem Grade; die
Diaphysenkrümmung ist eine typisch äffische ohne
allen Anklang an die menschliche.“
29. P. D. Aigner: lieber die ossa parietal ia des
Menschen. Ein Beitrag zur vergleichen-
den Anthropologie. Inaugural- Dissertation.
201 Seiten mit 3 Tafeln und 15 Abbildungen
im Texte. München 1900.
Auf Grund seiner an dem reichen Materiale an
Menschen- und Affeuschädeln verschiedenen Alters und
Geschlecht« de* anthropologischen Institutes der Mün-
chener Univenitut gemachten Untersuchungen kommt
der Verfasser zu folgern Jen Resultaten.
Ans dem Scheitelbeine lassen «ich Schlüsse ziehen auf
die Form de« Uirnschädels, d. b. die Scheit el bei ne de r
brach vcuphalen und dolichocephaleu Schädel
unterscheiden «ich in verschiedenen Punkten von ein-
ander. Besondere Unterschiede zeigen der Margo
sagittalis, coronalis. der ober* Abschnitt dos Margo
coronalis, der frontale Durchmesser, die Grundlinie de»
Sagittal wiukels (Winkel der Verbindungslinien de»
Bregma und Lambda mit dem höchsten Punkte der
dazwischenliegenden Sagittal curve [Fig. 1]) Grundlinie
Fig. I.
B
des Ualvarwinkel» (Winkel, welchen die verticalen
Partien der beiden Parietalknochen an der Pfeilnaht
mit einander bilden [Fig. 2J), der Index zwischen
Fig. 2.
Margo sagittaliB and coronalis, der Index zwischen
Margo sagittalis und lamhdoideus, der Index /wischen
Margo coronalis und dem oberen Abschnitte, der Index
zwisclicu frontalem und sagittalem Durchmesser. Die
dolichocephaleu Schädel aussereuropäischer Rassen
unterscheiden «ich hinsichtlich der Scheitelbeine nicht
von den dolichocephaleu Schädeln der bayerischen
Bevölkerung (Xordbayem, Völkerwandcrungsperiode).
Dasselbe gilt auch bei der Vergleichung europäischer
und außereuropäischer brachycephaler Schädel. Rassen-
unterschiede «ind also nur insofern vorhanden, als
sich aus dem Scheitelbeine die Brachyceph&lie oder
Dolichocenhalie einer Rasse oder eines Schädels be-
stimmen lässt.
Bei den anthropoiden Affen zeigen sehr ver-
schiedene Werthe dio Indices zwischen Margo sagittalis
und corunali», zwischen sa-
gittalis und lamhdoideus,
zwischen coroualis und
oberem Abschnitte, zwi-
schen Grundlinie und Höhe
des Sagittal w inkels . zwi-
schen Grundlinie und Höhe
des Calvarwinkela und der
Winkel zwischen sagittalis
und coronalis ( Fig. 3 ». Nur
in seltenen Fällen wird das
Minimalmaass irgend einer
MüMMMn Grösse ain
Men»cheiitchädel von dem
Maximalmaaase der gleichen Grosso am
erreicht, vielmehr steht letzteres in der Regel weit
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280
Referate.
hinter ersterem zurück. Die absoluten Maatüte ainii
aUo für die Unterscheidung der Scheitel In-ine von
Mensch und Affe ein vollständig ausreichende» Mittel,
wenigsten» bezüglich der jetzt lebenden anthropoiden
Affen. Die pars squamosa der Schläfcnnaht de« Affen-
schitdeb bleibt sowohl in der absoluten als auch in
der relativen Hohe der Wölbung weit hinter der des
Metitchcnschndel« zurück und bildet immer eine vorn
sich allmählich erhellende, nach hinten zu jedoch ziem*
lieh abfallende, mehr gt*br«*chene als gebogene Linie,
während beim Menschen wenigstens bei der drei-
theiligen Scbläfcnnaht die pars squamosa eine gleich-
mäßige Wölbung zeigt. Beim Affenechiidel fand
Aigner niemals jene gleich rnä»*ig geschwungene
Kranznaht, welche für den erwachsenen menschlichen
Schädel als die vollendete Form angesehen werden
muss. Die litieae aemicirculares sind beim erwachse-
nen Affen viel deutlicher ausgeprägt als beim Menschen
und halben einen völlig gleichförmigen Verlauf; sie
liegen im Gegensätze znm menschlichen Schädel jeder-
zeit über dem tuber parietale resp. ülier der höchsten
Stelle des Scheitelbeines.
Ihjr oft behauptete Unterschied zwischen
männlichem und weiblichem Scheitelbein
hat sieb durch Aigner'» Untersuchungen als nicht
bestehend erwiesen, dagegen giebt die ent wicke-
ln ngsgeschicbtlicbe Untersuchung der
brachycephalen bayerischen Schädel nach
den verschiedenen I^ebensaltern auffällige Differenzen.
Das menschliche Scheitelbein ändert von der Zeit des
dritten Monat« de» Fruchtlebens an bis zum Zustande
des erwachsenen Individuums seine beiden Haupt-
dimensionen mehrmals, indem die grössere Ausdehnung
zuerst in frontaler, dann in sagittaler Dichtung auf-
t ritt. Hierauf gewinnt wieder die frontale Dichtung
da« Obergewicht, um schliesslich hinter der sagittalen
*n rückzubleiben. Dadurch erhalt da« menschliche
Scheitelbein im dritten und zehnten Monat de* Frucht-
lebens die Form eines Hechteckes mit der langen Seite
in frontaler Ausdehnung, im sechsten Monat und beim
erwachsenen Menschen mit der längeren Seite in
sagittaler Dichtung. In den beiden letzten Alters-
stufen kann mau da« Scheitelbein bei brachycephalen
Schädeln als .iiuadratisch" bezeichnen, während bei
den dolichocephalen Schädeln da» Scheitelbein als
„Rechteck“ erscheint.
München. Birkner.
90. Karl Woermann: Geschichte der Kunst
aller Zeiten und Völker. Erster Band.
Die Kunst der vor* und ausserchr tät-
lichen Völker, gr. ff*. XVI und 6C7 Seiten
mit tflö Abbildungen im Text, 15 Tafeln in
Farbendruck und 35 Tafeln in Holzschnitt und
Tonätzung. Leipzig-Wien, Bibliograph. Institut,
1900.
In dem schön ausgestatteten Bande beginnt der
Verfasser eiuo zusammenfasseude Geschichte der Kunst
aller Zeiten und Völker, in der er in erster Linie die
Kunst der Ur-, Natur- und Halbculturvölker,
die alte Kunst der Morgenländer, die grie-
chische Kunst, die Kunst Alt-Italiens und de«
römischen Weltreiches, die heidnische Kunst
in Nordeuropa und ihre Ausläufer in Westasien,
die indische und ostasisebe Kunst und die
Kunst des Islam behandelt.
Der zweite Bund soll die Kunst der christlichen
Völker von ihren Anfängen bis zum Zeitalter der De-
formation, der dritte Band die Knust der neueren Zeit
bis CQr Gegenwart in ihrer geschichtlichen KntwickiO*
lung dars teilen.
Im Anschluss an die bedeutendsten Forscher der
Gegenwart auf vor- und frühgeschichtlichem Gebiete
giebt Woermann in dem ersten Bande eine gedrängte
und, soweit dies bei dem grossen Fortschritte der
Forschung in der neuesten Zeit möglich ist, auch den
neuesten Ergebnissen entsprechende Uebersicht über
die Thier- und Mensehendarstellungen der ältesten
Perioden, über die Art und Weise der Grabbauten,
sowie der Waffen und Geräthc. Wir werden bekannt
gemacht mit den Kuueterzeugnisseu jener Völker,
welche noch in einer Uulturperiode leben , die der
vorgeschichtlichen Cultur analog ist. Die wichtigsten
Kunsterzeugnisse der alten CuTturvölker, der Baby-
lonier und Assyrer, dur Aegyptcr, Griechen und
Römer, werden mitgetheilt. Wie den vorgeschicht-
lichen Perioden der Stein- und Bronzezeit, so ist auch
der heidnischen Kunst nördlich der Alpen von der
Ilalhtattzcit bis zur Merowinger- und Wcndenzeit ein
eigenes Uupitcl gewidmet , woran die Kunst des Arsa-
kiden- una Sassanidenreiche« und die Gandharakunst
an der Nordwestgrenze Indiens angescblossen ist.
Das »rchste Buch handelt von der indischen und
ostasiatischen Kunst, da« siebente von der Kun«t de*
Islam, sowohl westlich vom Euphrat in Arabien.
Syrien, Aegypten, Nordafrika, Spanien, Sicilien und
der Türkei, als auch in Persien und dessen Nachbar-
ländern bis nach Indien.
„Weite, viel verschlungene Pfade“, schreibt Woer-
mann im Schlussworte, «.haben uns in den bisher
durchtriebenen Gebieten der Kunstgeschichte zu lichten
Höhen und zu geheimnissvollen Tiefen der Kunst ge-
führt. Blüthenrcichc Abhänge , fruchtbare Thäler,
aber auch verworrene Dickichte lagen dazwischen.
Alle beschrittenen Pfade bis zu einer einzigen Aus-
gangszeile zurückzuverfolgen, haben wir nicht ver-
sucht. Aber zahlreiche Höhepunkte and verschiedene
Ausgangsstatten eaheu wir durch ein Netz verzweigter
Wege mit einander verbunden. I>asa die Forschung
noch manche neue Verbindungslinien entdecken wird,
ist wahrscheinlich. Die Pfadfinder unserer Wissen-
schaft und ihrer Hülfswisscnscfaaften sind überall an
der Arbeit. Auch während des Drucke* dieses Bandes
sind manche neue Aussichten eröffnet worden. Evan's
bahnbrechende Ausgrabungen auf Kreta, und Mur-
ray’«, Smith*« und Walter’» nicht minder bedeut-
sam« Ausgrabungen auf Cypera scheinen freilich die
Auffassung der .mykenischen1 Kunst, die wir ver-
theidigt haben , im Allgemeinen nur zu bestätigen.
Ueber die Frage de* höheren Alter« der altügyptischen
oder der altchaldäischen Kunst, wie überhaupt über
die Zeitbestimmungen in der Geschichte dieser älte-
sten Culturvölkcr der Erde, aber hat auch während
der Entstehung dieses Hunde* fast jede» Jahr mit
neuen Entdeckungen wechselnde Ansichten zu Tage
«fördert. Die amerikanischen Grabungen in Nippur
ommen für diese Fragen besonders in Betracht-
Selbst die Behauptung eine» uralten Zusammenhänge*
der altAmerikanischen mit der altasiatischen Gesittung
ist vor Knrzcin von Neuem aufgetaucht. Die gleichen
Stufenpyramiden und die gleichen geometrischen oder
technischen Zierweisen einfacher Art verrathen frei-
lich noch nicht einen solchen Zusammenhang.“
»Gerade die Fülle neuer Entdeckungen , die die
Sonderfonchung jedes Jahr an» Licht bringt, legt der
Kmutimoh iohte die Pflicht auf, sich der grOeetea Vor-
sicht bei llebcrbnickungsvcrsucbcn durch kühne Ver-
tu ath untren zu beffftissigen. Mit verfrühten Versuchen
dieser Art. die jeden Augenblick durch neue Ent-
deckungen widerlegt werden können , ist unserer
Wissenschaft nur wenig gedient Soweit die Ent-
wickehingszusamrucnhänge »ich mit einiger Sicherheit
an greifbaren Tbataacben erkennen lassen, haben wir
überall mit Nachdruck auf sie hingewieaen, ira
Google
Referate.
281
Uebrigen aber die erkannten Thateachen für Bich
seihet reden lassen. Ihiss wir schon in einem Jahr-
zehnt weiter blicken als jetzt, Verbindungen sehen
werden, wo jetzt die Erscheinungen noch unvermittelt
neben einander stehen, dürfen wir hoffen. Aber den
Glauben, das« e» jemals gelingen werde, die ganze
lilüthenwelt der Kunstgeschichte aus einem einzigen
Samenkorne abzulciten . (heilen wir überhaupt nicht.
Gerade in der Ermittelung der selbständigen Ent-
faltung der künstlerischen l^ebenscrsoheinungeii neben
einander und ihrer Weiterentwicklung unter der
Wechselwirkung, die sie auf einander ausüben, liegt
der Reiz und die Bedeutung der kunstgcschichtlichen
Forschung.“
Anstatt ab Anmerkungen unter dem Texte sind
die Bücher, Abhandlungen und Aufsätze, auf die im
Test und in den üilderunterschriften nur durch
Nennung der Verfassernamen hingewiesen worden ist,
in einem alphabetischen Schriftennachweis zusammen-
gcstollt. Ein ausführliches Register erleichtert die
Benutzung des schönen Werkes ganz wesentlich.
München. ' Birkner.
31. Archiv für Kriminal - Anthropologie und
Kriminalistik. ilerausgegeltcn unter Mit-
wirkung einer grossen Zahl von Fachmännern
von Pirol. Br. Hanns GfOft» P. 4 Hefte.
Izünzig, F. C. W. Vogel.
Von dem Archiv für Kriminal- Anthropologie und
Kriminalistik erscheint bereits der sechste Bund und
bringt neben einer reichen Fülle von Originalauf Sätzen
v«u» Fachmännern auf krimiual-antliropologischem und
juristischem Gebiete kleinere Mittheimngcn und Be-
sprechungen der neuesten Literatur, so dass mau
einen vollen Feber blick über den Staud des ge-
summten Arbeitsgebietes bekommt. Es erscheint in
zwanglosen Heften, von denen vier einen Band bilden.
Der Preis des Bandes ist 12 Mk.
32. Franz Sundatral: Aus dem Lande der
Kuruiben. 'Cultu rhistorische Fragmente.
8°. 63 Seiten. Berlin, W. Simon 1900.
In dem vorliegenden Schriftcheu erhalten wir eine
Reihe von Mittheilungen über den Ursprung der
Knniiticn , ihr Aussehen . ihr Temperament und
Charakter, ihr intellektuelles Wesen, ihre religiösen
Vorstellungen und Zeremonien, ihre Wohnstätten,
ihre I^ebensweise . ihre häuslichen Beschäftigungen
und ihr öffentliches Lehen, ihre Gemeinde- und Staats-
oberhiupte, ihre Kriegsgehräuche, über Hcirath, Ge-
burt und Erziehung, Begräbnis«, über Sprache und
geistige Cultur.
33. R. L. Garner: I>ie Sprache der Affen (The
Speech of Monkeys). Aus dem Englischen
übersetzt und horuusgegeben von Prof. Br.
William Mars hall. Autoritirte Ausgabe. 8°.
Hä» Seiten. Leipzig A. Seemann Nachfolger,
1900,
Bas Buch enthält viel Phantastereien, die bei der
Uebersctzung mit nu/genommen wurden, um die
originelle Persönlichkeit de» Verfassers in das rechte
Licht zu stellen, dagegen enthält es eine Reihe von
positiven Beobachtungen , die von Interesse sind.
Alles, was bisher seit Lord Monboddu's Zeiten
(1776) über die Sprache der Thiere gedacht und ge-
schrieben wurde, alle Untersuchungen darüber sind
vor Garner nicht methodisch durchgeführt worden.
Bas Ganze lief immer mehr auf unbewiesene willkür-
liche Annahmen hinaus, während in der vorliegenden
Schrift auf Fix peri menten beruhende That soeben vor-
gebracht werden. Bie Anwendung des Phonographen
Archiv fix Anthropologie. Bd. XXVII.
auf diesem Gebiete war ein glücklicher Griff. Ausser
über die Art und Weise der Verständigung der Affen
unter sieb theilt Garner auch seine Untersuchungen
über den Sinn der Affen für Färben, Zahlen, Maa»se
und Musik mit.
München. Birkner.
34. H. J. Heikel: Die Brandgräber von Päivä-
niemi, Sftijoki und Kirmukurmu in Sata-
k u n t a. Analutu arehäologica Fenuica IV.
•i°. 7i> Seiten mit 8 Tafeln , 1 PlaBlUflN und
Abbildungen im Texte Helsinki 1699.
In dem vorliegenden Werke werden die bisherigen
Ausgrabungen in dem erwähnten Gebiete znitgetheilt
und deren Resultat besprochen.
l*aa Grab fehl von Päiväniemi wurde während der
Periode von circa 4U0 hi« 700 n. Chr. benutzt, das-
jenige von Säijoki ungefähr in der Mitte dieses Zeit-
raumes, und das von Kirmukarmu gegen das Ende
dosselbeu, sowie auch noch später. Diese Zeitbestim-
mung ergiebt ftoh aus dar Form der Gegenstände und
aus der Art der Bestattung.
Auf der Landzuuge von Päiväniemi und bei
Säijoki sind dio verbrannten Knochen oberhalb des
gewachsenen Bodens in Hügeln, die mit Steinen und
schuttartiger Erde um einen oder um mehrere erd-
feste Stein blocke (Sümüklvi) aufgehäuft sind , nieder-
gelegt. Auf dem Hügel von Kirmukarmu liegen da-
gegen die Reste des Leichenbrandes in niedrigen, in
die Erdoberfläche gegrabenen . kleinen Gruben , von
einem losen, nur wenig über die F'.rde ragenden Stein-
block, dem ^Silmäkivr bedeckt, (»der auch arn Kusse
eines etwa mannshohen erdfesten Steines.
In allen Gräbern sind die Beigaben absichtlich
zerbrochen, aber nur theilweise durch Feuer be-
schädigt.
München. Birkner.
33. Wilhelm Blaaius: Die anthropologische
Literatur Braunschweigs und der
Nachbargebiete mit Einschluss des
ganzeu Harzes. 8*. 231 Seiten. Braun-
schweig, Benno Goeritz, l‘.KX>, Preis 4 Mark.
Bei der Zusammenstellung des vorliegenden Lite-
raturverzeichnisses hüben dem Verfasser ausser seiuer
eigenen Bückersam mlutig die Bibliothek* der
Herzoglichen technischen Hochschule in
Rraunschweig, die Herzogliche Bibliothek
in Wolfenbüttel, die Bibliothek des Herzog-
lichen Nat urhistorischen Museums und der
Herzoglichen Buudireotion in Braunschweig,
die Bibliothek des Herzoglichen Landes-
Haupt-ArchivB in Wolfenbüttel, die Stadt-
bibliothek in Magdeburg, die Bibliothek des
Historischen Vereins für N iedersachson in
Hannover, die Königliche Universitäts-
bibliothek in Göttingen. sowie dio Städtische
und Landschaftliche Bibliothek in Braun-
schweig wesentlich als Quellen gedient.
Der Bezirk, den das Literaturverzeichnis« um-
fasst, ist iu der Weise abgerundet, dass alle zwischen
der» verschiedenen TheUeu de* Herzoglbums Braun-
schweig, mit Ausnahme, des Amtes Thedinghausen,
liegenden Landstriche, der ganze Harz und die näch-
sten Nachbargebiete mit hineingezogen sind. Iiu
Westen ist die Provinz Westfalen etwa bis Paderborn,
Herford und Minden, ferner Lippe -Detmold mit dem
Teutoburger Walde, das Gebiet von Pyrmont und der
nördlichste vereinzelte Gebietstheil der Provinz Hessen
mit Rinteln u. s. w. einbegriffen. Die Nordgrenze
geht durch die Provinz Hannover vom Steinkuder
Meere über Celle, sodann durch die mittleren Theile
36
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282
Heferate.
der Altmark bi* in die Gegend der Elbe; die Ost-
grenze im Allgemeinen der Elbe auf wärt* folgend
durch das Magdeburgische und Anhaitische, ferner
die Saale aufwärts bis in die Gegend von Naumburg.
Die Sudgrenze ist so angenommen , dass das Gebiet
der unteren Unstrut und de* Nebenfluss— derselben,
der Wipper, die vereinzelten nördlichen Gebietsteile
von Sachsen - Weimar (Allstedt, Oldislelien) und die
benachbarten schwarz burgischen Gebiete mit dem
Kyffhiiusergebirge mit hineingezogen sind und die
Grenzlinie tlann in der Richtung auf die (»egend der
unteren Werra bei Aliendorf und etwa in der Ver-
längerung dieser Richtung weiter läuft , so «lass die
südlichen Gehietstheile der Provins Hannover mit
Güttingen, Münden u. s. w. vollständig, und ausserdem
der nördlichste Winkel dos ilaupttheilea der Provinz
Hessen mit Trendelburg und Hofgeismar in das Gebiet
eingeschossen sind.
Durch «las Abrunden der verschiedenen braun-
schweigischen Gebiete und «las llinzuxiehen der be-
nachbarten Gegenden ist eine literarische Grundlage für
erfolgreiche weitere vorgeschichtliche anthropologische
Stadien über das Herzogthum Braunschweig gegeben.
Zuerst werden die anth ropulog ischeu Bi hl io-
graphien iin Allgemeinen, soweit vorgeschichtlich
mit hroj*ol. .gische Schriften über das beariieitete Ge-
biet darin enthalten sind, sodann die locale Biblio-
graphie des Gebietes chronologisch mitgetheilt, dann
lolgen Zeitschriften und andere periodische
Veröffentlichungen, welche fruhgeschichtlichc. v« .r-
geschichtliche und antbrop< »logische Abhandlungen
über »las Gebiet bringen. Die Einzelschriften sind
gruppirt in eigentliche Vorgeschichte und
somatische Anthropologie. Die erste Gruppe ist
chronologisch geordnet von 1&3I bis 1898 und scnli— st
mit einem Anhänge der Literatur über die Beziehungen
de* Landes zu «len Römern und ülierhnupt über
Römersjiuren im nordwestlichen Deutschland und ins-
besondere über die Virus- «»der Hermannsschlacht.
Die Literatur über somatische Anthropologie gliedert
sich in 1. äussere Erscheinung, 2, innerer Bau:
Osteologie, besonder« ( raniologie u. s. w, 3. Entwicke-
lung» ge schichte, Physiologie u. s. w, mit zwei Anhängen
der Literatur über den wilden Knaben von llatncln,
den sogenanuten „Hameln'schen Peter“, und über
das Braunschweiger Wunderkind Otto Fühler.
Besonders wichtig für die Benutzbarkeit des Li-
termtarverzeiebnisse* siud die beigegebenen alphabeti-
schen Autoren-, Ortschafts- und Suchregister.
Es ist wohl selbstverständlich, das# bei einem so
überaus grossen und schwierigen Unternehmen klei-
nere Lücken gefunden werden, es ist deshalb in»
Interesse der Sache selbst gelegen, wenn, der Bitte
des Verfasser* entsprechend , etwaige Lücken und
Fehler oder noth wendige Ergänzungen an diesen init-
getheilt werden, damit sie in Nachträgen und bei einer
neuen Auflage lierücksichtigt werden können.
B ra u lisch w c ig hat in dem vorliegenden
Werke eine Bibliographie für vorgeschicht-
liche und somatische Anthropologie, auf die
e» stolz sein kann, und es wäre zu wünschen,
dass auch in amleren Ländern ähnliche Unter-
nehmungen bald folgen würden.
München. Birkner.
36. J. Wilh. Hultkrantz: Zur Osteologie der
OM* und Ynhgnu- Indianer dot Feuer-
len d e s. Wissenschaftliche Ergebnisse der schwe-
dischen Expedition nach den Magellansländeru
1M!>5 bis 1897 unter I^eitnng von Otto Nor-
den skiüld. Bd. I. S. llri bis 173 mit Tafel
XIII bl« XV. Stockholm 1900.
Die schwedische naturwissenschaftliche Expedition,
die unter I .eit ung de* Herrn Dr. Otto Nordcnskjöld
in den Jahren 16% bis 1K»7 den feuer ländischen
Archipel und die angrenzenden Gebiete des »tidameri-
kanischeu Festland— besuchte, hat von dieser Reise
fünf annähernd vollständige Skelette von erwach-
senen F e u e r 1 ä n d c r n (drei Om und zwei
V a h g a » ) nebst einem kindlichen Schädel
(Yahgan) mit gebracht. Diese anthropologische
Sammlung, die jetzt dem anatomischen Museum des
Karolinischen Institutes in St4»ckholm angehürt, hat
Hultkrantz in der vorliegenden Abhandlung ein-
gehend untersucht und beschrieben. Ferner stand
Hultkrantz noch ein vorzüglich erhaltener Yahgan-
schadet, den Herr Tand. Erland Xordeuskjöld
von seiner Reise nach dem Feuerlande im Jahre
bis 1899 mitgebracht hat, zur Verfügung. Zum Ver-
gleiche konnte Hultkrantz auch die zwei Skelette
und den einen Schädel von Ona- Indianern im
anthropologischen Museum de« Jardin des Plante« in
Paris heranziehen.
Hultkrantz beschreibt zuerst die Schädel und
Skelette der Yahgan-imlianer und liehandelt dann die
als Novitäten in der authro|Milogi*cben Literatur be-
sonder» interessante Onaskelettc, wobei er die in der
Literatur verkommenden Angaben über die Stomato-
logie der Feuerländer berücksichtigt und einige Fragen
nach den functiouellen Veränderungen de» Skelette«
bespricht.
Die Resultate der sorgfältigen Untersuchung fasst
Hultkrantz folgende nnaa**cn zusammen :
„Ein Vergleich der oben beschriebenen Ona-
skelette mit den Yahgan» keletten , die mir zu Gebote
gestanden halten, und mit den Angat»en früherer For-
scher ül»er die somatischen Charaktere der Yahgan
und Alakalouf giobt klar an die Hand, das» in meh-
reren Hinsichten eine ziemlich grosse Lehereinstim-
muug besteht, eine Uebereinstimmung, die w ohl kaum
als zufällig betrachtet werden kann , sondern einiger-
tnias.-en für eine wirkliche Rasseuverwandtschaft
spricht.1*
„Ich sehe dabei natürlich von den oben be-
sprochenen Kigcnthümlichkciten des Extremitäten-
skelet« und der Wirbelsäule , die sich vielleicht aus
der I<ebeu»wcise der betreffeaden Völker erklären
lassen, ah. (Eine stärkere Abschrägung des vorderen
Uaudes der unteren Tihiaepiphyse. die Ketroversion
deB Schienbeinkonfe« , die «agittale Krümmung der
Tibiadiaphysc, die Krümmung deB Femur in der
Sagittalforin. Die Platycnemic um! das Femur ä
pita*tre< die Plfttyincric , eine beträchtliche Torsion
des Femur bei den Ona, höherer Lumbarindcx. Hache
Gestalt des Kreuzbeines.» Diese wären solchenfalls
ia nur als Zeichen gleichartiger Sitten und Gewöhn-
leiten zu deuten. Es sind aber auch — besonders am
Schädel — eine Anzahl Merkmale da. die sich wohl
schwerlich an» der Gruppe der wirklichen, vererbten
Rasseucharaktere herausrangiren lassen. Ohne auf die
Details wieder einxugeheu . erinnere ich hier nur an
die ovale Gestalt de» Schädeldaches mit den grossen
Scheitelhockern und der relativ schmalen Stirn , die
charakteristische Dachform der hinteren Frontal- und
der vorderen Parietalgegend, die starken aber kurzen
Supraorbitalwülste, die breite, eckige Form de« Ge-
sinntes u. s w. — Andererseits scheinen mir ziemlich
bedeutende Unterschiede zwischen den Ona und den
übrigen Keuerländern zu bestehen. Der Schädel ist
z. R. mehr dolichncephal , die Stirn weniger fliehend
und sowohl abaolut als relativ höher und breiter. Die
Dachform der hinteren Stirn- und der vorderen
Scheitelregion ist weniger ausgesprochen u, *. w.
Dazu kommt noch die von allen Reisenden hervor-
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Referate.
283
gehobene grössere Statur und etwa» andere Körpcr-
proportionen.“
„Mit der Verwahrung, wozu die Geringfügigkeit
de» Materiales zwingt, lässt sich wohl aus dem Ge*
sagten der Schluss ziehen, dass die Stämme des Fuuer-
landes zwar mit einander ziemlich nahe verwandt
Bind, dass aber die früher fast nur auf sprachliche
Gründe gestützte Trennung der Ona von den Yahgnn
and Alakalouf auch in ihren somatischen Charakteren
Berechtigung findet.“
„Man findet in der Literatur öfter die Angabe,
dass die Ona Patagonier seien oder wenigsten« mit
der imtagonischeo Kasse näher verwandt seien als die
übrigen FenerUmder. — Nun sollen alter die heutigen
Patagonier exquisit kurzköpfig sein, auch wenn man
von der künstlichen Deformation absieht, die ihre
Brachyccpbalio noch mehr verstärkt. Ihr mittlerer
Lüngcn-Breitenindex wird auf 86 geschätzt. Wie oben
angegctien, waren aber von den von mir gemessenen
fünf männlichen Onaaehftdeln drei dolichocephal, zwei
inesooepbal und ihr mittlerer Index betrug 74,6.
Schon dieser Umstand scheint mir berechtigten Zweifel
an der näheren Hassenverwandtschaft der Ona mit
den jetzt leitenden Bewohnern Patagoniens erwecken
zu können, und es müssen triftigere Gründe als
die vermeintliche Kurzköpfigkeit der Ona und ihre
hohe Statur vorgebracht werden, um die Ansicht auf-
recht zu erhalten.“
„Dagegen soll hier an die Ergebnisse der neueren
Untersuchungen von prähistorischen Schädeln aus
Patagonien erinnert werden, au» welchen hervorgeht,
dass früher auch dolichocephale Völkerschaften die
Pampas de» südamerikanischen (Vmtinents bewohnt
haben. Als charakteristische Merkmale der altpatago-
nischen Schädel erwähnt Verneau unter anderen die
hervorspringende Glnbella, die kurzen, starken Supra-
orbitalwulste und du« breite, hervorragende Kinn,
Merkmale, die auch für meine Onaschädel typisch
sind. Einzelne der von Verneau beschriebenen
Schädel (z. B. der Kocascbädel) stimmen auch in
anderen wichtigen Charakteren — in den relativen
Grösaenverhültiiissen , der aufgeworfenen Sagittalnaht
und dergleichen — mit den t «nasch adeln überein. —
K« scheint mir deshalb die Vermutbung nicht unbe-
rechtigt, dass die Ona mit den lang köpfi gen alt-
patagi mischen Völkerschaften in näherer Verwandt-
schaft stehen als mit den jetzigen Einwohnern dieser
Gegenden und mit jenen vielleicht von der uralten
Lagoasanta- oder Sottmidnrorasae ihre Herkunft leiten,
worauf auch Hutny in einer Uebersieht. über die
amerikanischen Hussen kurz hingewiesen hat. — Für
starke Mischungen verschiedener, dolichocephaler und
brachycephalor Itamenelemente im südlichsten Amerika
sprechen aber viele Thaiaachen , und auch die Ona
oürftan sich sicherlich nicht von Einmengungen
fremden Blutes frei gehalten haben. Soweit ich die
Verhältnisse übersehen kann, scheinen mir indes die
Yahgan und die Alakalouf in höherem Grade das
Gepräge einer Mischutigsrasse an sich zu tragen als
die Ona.“
Hultkrautz liefert in der vorliegenden Ab-
handlung einen wichtigen Beitrag zur Kennt-
nis« jener südlichsten Völker Amerikas und
es wäre zu wünschen, dass, dadurch angeregt,
weiteres Material beigebracht wird , um die von
Hultkrautz ausgesprochenen Vermuthungen
zu bestätigen oder, wo es nöthig erscheint,
zu corrigiren.
München. Birkner.
37. Sündor Kaeatner: Emhryologische For-
schungsmethoden. Akademische Antritts-
vorlesung. gehalten am 27. October 19« X). 8*.
30 S. Leipzig, J. A. Barth. 1900. Preis 0,X)Mk.
Kaostner bespricht in dem äussere t interessanten
und lehrreichen Vortrage jene Methoden, welche die
Embryologie sich für ihre Zwecke eigen» geschaffen
hat. Zwei Richtungen laufen neben einander her, die
morphologische, welche augenblicklich einen Höhe-
punkt überschritten hat, und die experimentelle,
|Ultli obigische und physiologische, welche gerade jetzt
vorherrscht. Es werdeu drei allgemeine Gesichts-
punkte hervorgehoben, erstens in der Jugendzeit der
Embryologie da* fiat epigeneii« von Kaspar
Friedrich Wolff, zweitens daa allgemein kaum
mehr in vollem Umfange anerkannte biogenetische
Grundgesetz von Hacekei, und drittens die Weis-
mann'sehe und die Weis manu bekämpfendem Zeu-
gungs- Vererbungstheorien. Die experimentellen Me-
thoden wurden ausgebildet durch das .Studium der sogen.
Ent wickel ungameehanik, die in den Theorien
der Zeugung und Vererbung eine wesentliche Förde-
rung empfing, durch die Lehre von der Uontinuitüt
des Keimplasina, durch die Dclcrminauteulehre, durch
Ilertwig’s Theorie der Biogenesis. Angesichts der
reichen Ausbeute der experimentellen Embryologie
darf eine» nicht übersehen werden, was nicht immer
genügende Beachtung findet, nämlich dass sie bisher
nur Sonderthataachen kennen gelehrt, welche eine so
weitgehende Verallgemeinerung, wie sic bereits er-
fahren, nicht berechtigt erscheinen lassen. Objectiv
unbegründete Verallgemeinerungen »pecieller Erfah-
rungen wird es jetloch immer geben. Hypothesen
unabhängig vom Grade ihrer Berechtigung fördern
die objective Forschung.
München. Birkner.
38. Rudolf Much: Deutsche Stammeskunde.
Sammlung Göschen Nr. 126. kl. 8*. 145 Seiten
mit 2 Karten und 2 Tafeln. Leipzig, G. J.
Göschen ‘»eher Verlag, 1900. Preis O,0** Mk.
Das ül>eraus schwierige Gebiet der deutschen
Stamrneskundc ist hier iu gedrängter Form übersicht-
lich behandelt, ln vier Cap i teln bespricht Much die
Frage der 1 ndogermanen, die Germanen als
Gesammtvolk, die einzelneu germau »scheu
Stämme, die Entstehung de» deutschen
Volkes.
Wer sieh schnell über die jetzigen, auf die
Forschungen der letzten Zeit sich gründenden Resul-
tate des Gebiete» der deutschen SUtmraask unde orien-
tiren will, dem bietet die vorliegende Nummer der
Sammlung Göschen ein zweckdienliches Hiilfsuiittel.
Der Verfasser hat es verstanden, die schwierigsten
und wichtigsten Fragen und deren Beantwortung in
klarer kurzer Form darzulcgcn-
Diese Nummer der rühtnlicbst bekannten Samm-
lung schlieHst «ich ebenbürtig den übrigen, aus den
berufensten Federn stammenden Nummern an.
München. Birkner.
36*
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284
Referat«.
Der XI. Russische archäologische Congress in Kiew 1899.
Von
Professor Dr, Ludwig Stieda { Königsberg i. Pr.).
Per XI. Russische Archäologische Congrosa fand
in den Tagen vom 1. bis 20. August (13. August bis
1. September) JH1K* unter dem Präsidium der Gräfin
S. 8. Uwarow in Kiew statt. Mein Bericht erscheint
diesmal etwas verspätet, weil es mir nicht gelungen
ist, direct au* Kiew oder au* Moskau e i u Exe m pl a r de r
Oongressverhandlungen zu erhalten; erst auf Um-
wegen, dureh Vermittelung eines ('«»liegen« der den
Congress besucht, hatte, bin ich endlich in den Besitz
de* Heftes (Nachrichten des XI. Archäologischen C«»n*
gressea in Kiew 1. bis 20. Angust 18!H), Kiew 1899,
§31 Seiten. H°) gelangt.
Per Congress wurde am 1. August in der Aula
der Wladimir-Universität durch den Kurator des Kiew’-
»chen Lehrl»ezirke* , Herrn W. W. Wcljamiuow-
Sernow, eröffnet und am 19. August feierlich ge*
schlossen.
Die Verhandlungen des (.'ongremes fanden in
11 Sektionen statt, die meist getrennt v«»n einander
tagten; neben 41 Sccti<»n**it*uiigcu gab es ft allgemeine
und 3 gemischte Sitzungen. Im Ganzen wurden 135 Vor-
träge gehalten.
IJeberaicht der Sectionen (Abt heilungcn).
1. Vorgeschichtliche Alterthömcr.
2. Historisch -geographische und .ethnographische
Altert h unter.
3. Alterthumer der Kunst.
4. Häusliches und öffentliches IxdiCti.
5. Kirchliche Alterthumer.
(>. Denkmäler der Schrift und Sprache.
7. Ilvzantinische, klassische und westeuropäische
Alterthumer.
8. Alterthumer der südlichen und westlichen Slavcn.
!>. Orientalische Alterthfliner«
10. Numismatik und Sithragistik.
11. Archäographiacho Denkmäler.
Die 10. Ahthciluug wurde mit der 3. Abtheilung
vereinigt.
I. Ahth.: Vorgeschichtliche Alterthumer.
1. I)r. Konstantin Härmann, Pircctor des Museums
in Scrajewo (Bosnien): Uober altrümisclie
Grahdcnkm äl er.
Pie alten Grabdenkmäler heissen in Bosnien -Stet-
schimu, Biljesirn (Bilin) u. ». w. Man trifft sie in Bos-
nien, in «1er Herzegowina, zum Theil auch in den
1 »«nach I »arten (»egenden, in Dalmatien« Altserbien,
Montenegro und Südserbien. Ib*r Vortragende wie»
eine Kart« vor, in welcher die Verbreitung der Grab-
denkmäler eiügezeiolmcl war. Mau zählt etwa 60000,
und fast alle siud christlich« uur selten sind einige
muhauiinedanische anzu treffen. Man hat sie wohl den
ßogumilcn zugoachrieben, doch ist es unzweifelhaft,
dass nicht alle von den Bogtnnilcti errichtet worden
sind. Pie OraUtenkmalcr haben am häufigsten die
Form einer Platte oder eines Sarkophags . selten die
einer Säule «»der eines Obelisk* ; einige sind von sehr
bedeutendem Umfange. Unter den Denkmälern be-
finden »ich Knochen in oinfaehen, nicht tiefen Gräbern,
allein gar keine Sachen. Nur »ehr wenige Denkmäler
haben Inschriften in Imsnischer Snrache mit unrich-
tigen kyrillischen Schr»ftzei«*hen (Kirilliza) Pie In-
schriften gelten «lie Namen der Itegrabeneu (Edelleute,
Künsten. Ritter u. s. w.), dio Zeit, in «1er die Verstor-
benen lobten (z. B. während der Zeit de* rechtgläu-
bige*! Königs WladUlaw; hier rnht Wigan Miloache-
witsch, er «fiente dem Ban Stephan . dein König Tirtk
und dem König Itabisch u. «, w.). Es wird aneh der
Thatigkeit des Verstorbenen geflacht: („er l»ctheiligte
»ich un Feldzügen, er war im Kriege, er diente treu
dem König, er durchwanderte viele Uader"); oft wird
der Ort des Tiden und die Umstände des Todes an-
gegeben. Oft trifft man bemerkenswert he Worte,
z. B,; „Ich wurde reich, aber der Reiehthum richtete
mich zu (»runde: die verwandte Mutter Erde nahm
mich auf — sie ist so mild und zärtlich; ihr Brüder,
ich bitte euch, besuchet mein Gral», ich war «ünst das,
was ilir jetzt seid , aber einst werdet ihr das werden,
was ich jetzt bin.“ — Man begegnet auch Flüchen
gegen diejenigen, die den» Todten keine Ruhe gaben,
die du« (»rat» zerstören n. s. w. Oft trifft mau Figuren
und Ornamente, Blumen, Spiralen, heraldische Zeichen.
Schwerter, draehunälmliehe Tliiere. Kreuze, Jag»l*eenen,
Tanxsceneti. Per Zeit uweh geboren die Grabdenk-
mäler in da» XIII. bi» XVL« meist wohl in das XIV.
und XV. Jahrhundert. Aus jener Zeit stammeu auch
die "»»genannten „Gcricht-ssitze“ (Sudcbtüja niOatu) oder
«lie Stuhle, deren sieh nach der Volkstracht ion die Füh-
rer (AV«>jew«*li) und Fürsten hei Ib»idit*«mtHchpi<lungen
bedienten. Mau »lobt »io «roter den Trümmern der
mittelalterlichen 8chlos»er , auf erhöhten Stollen; sic
sintl in Felsen ein gehauen, tragen mitunter Aufschriften
«ler Zugehörigkeit , z. B. der Stuhl des Wojewodcn
Stepan Milorado witsch, oder «»in«' Ermahnung: Ge-
diw, was er war, wae or ist und was er »ein wird.
Herr Pr. Ilörmann iilterracht« der Moskauer
Archäologischen Gesellschaft eine Sam m lang farbiger
Zeichnungen, welche die beeebrietanett Grabdenkmäler
darstellen.
2. Pr. K. Truchelkn, Conservator des Museums in
Beraicwo, in fransosi »eher Sprache: Pocument»
prehistorique» de Bosnie et de llerzä-
govinc.
Eine kurz zusatnincngcfasste Uehersieht über den
Inhalt des Museum* in Serajew«».
3. Prof. W. B. Antonowitsch - Kiew : lTeber die
KurgHnuufdeckutigcu in West w olhynicn.
Im Kreise von Krcmene* trifft man uur sehr
wenig Kurgaue nnd nur zwei liodeutende Grabstätteu
bei Ssurasch und Brykow: mehr Kurgane trifft
man in den Kreisen von Luzk und Duhno. Pie liier
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Referate.
285
I
aufgedeckten Kurgann sind oharakterisirt, wie alle
elavischen, durch di© Armuth der Beigaben an Sachen.
I)i© Gestalt der Kurgane ist mehr oder weniger ab-
gerundet kuppelförimg , etwa 2 m hoch, oft sind sie
von einem (’rnben umget*©u. Sie enthalten in einer
tiestirumten Höhe der Aufschüttung , oft in mehreren
Schichten, die Reete von Kohlen. Töpfen. Thierknocheii
— ein Zeichen der hier stattgehahten Tndesmahlzeiten
und der allmählich erfolgten Aufschüttung. Bei fünf
Skeletten liegen Holzrest©, Hulken, Bretter zur Seite;
in zwei Fallen wurde ein Aufbau gefunden, der eiueni
Dach mit zwei Abhängen ähnlich sah — auch Nagel
wurden zwischen den Knochen des Skelet« gefunden.
Da« Skelet ruht etwa 79 cm unter dem Niveau der
Knie, mit dem Kopfe nach Westen gekehrt, auf dem
Kücken, meist allein, in seltenen Fullen mit einem bis
zwei Kindergeld ten gemeinsam. Die mittlere Grün*©
der männlichen Skelette lu-trägt 1.71 m, der weiblichen
lAr> fn. I he Sc hädel sind im Mittel »uhdolichocephal
(76/>), mit Schwankungen von der Doliehoeephalie
(72) bis zur Subbraehyccpbalie (KU). Unter den Bei-
gaben der Todten sind Waffen whr selten; eltenso
selten »iud Gefä**c (Töpfe) und die Beste von Ile-
»ninnsten und Leder; am häutigsten timiet man kleine
Messer und Srhiniiekgcgeuständ© von Bronze und Silber:
Kinge , spiralförmig gewunden© Kinge , die entweder
im Haar lagen oder au den Fingern steckten. Ohrringe
und Fingerringe, ferner Knopfe, Perlen aus Bronze u. s. w.
In ttinem (iralw fanden sich die Koste eine» knöchernen
Köcher», drei eiserne Pfeilspitzen und zwei Steigbügel.
4- Dr. Franz Heger- Wien: Ueber einige fremd-
artige Formöu in der prähistorischen
t'ultur des Kaukasus.
In den achtziger Jahren wurde eine ltemerkana-
wcrtlie vorgeschichtliche t'ultur des Kaukasus bekannt,
die den» Beginu de* Kisenaltors angehörte und sich
durch originelle Form der Bronzewerkzeuge eharakte-
risirte. I ©ln?r diese t’ultur würde man unterrichtet
durch das Aufdecken der Gräbst»! teu in Ossoticn, ins-
besondere In-im Aul Kobau, Ih-» der Station Kasbek
(Stepan Ziuindn) u. a. Die t’ultur umfasst mehrere
Jahrhunderte: in den Grabstätten von Kolm» kann
man einige Schichten (Etagen) erkennen. Dio ältesten
Gräber reichen bis in das erste Jahrtausend vor Uhr.
Geh. hinein, di»* spätesten Grälicr üssetiens gehören
al«*r schon in die byzantinische Kjh teil©. Zu den cha-
rakteristischen Gegenständen des ältesten Grabinven-
tars gehören schön ausgeschweifte Bronzebeile, die mit
Ornamenten und Thiertiguren verziert sind, flache
Bronzedolche, eigenartige Schmncksachra, Nadeln. Thier-
tiguren u. s. w. Unter den Waffen der ältesten Gräber
werden Schwerter , eiten so I«anzen und Pfeil spitzen
vermisst, clagegcu finden sich viel Schilder und Helme.
— Diese ältest« Uultur des Kaukasus ist iu ihren
Grundzügen verbunden mit der M ittclnicercultur( Bogen-
Übeln). Einzelne Forscher glauben darin bekannte
Analogien mit der älteren Homerischen Epoche zu
sehen, soweit dieselln» durch die Aufdeckungen Schl »e-
manu's lieachrieben ist. Allein in «ler Reihe der aus
der Metallzeit der ältesten Uultnrepoche des Kaukasus
stammenden Gegenstände trifft, man auf Formen . die
dem Uulturkreisc des Mittelmeen*» fremd sind. Dazu
gehören z B. kupferne ausgeschweift© Beile von grö-
berer Arbeit, die den Beilen aus dem nordöstlichen
Russland und Sibirien ähnlich sind ferner runde
metallene Spiegel mit einem kurzeu Handgriff oder
mit einem Henkel (Griff) und einem Relief ornament
chinesischen Ursprünge« im Mittelpunkt der Rückseite.
Die Anwesenheit dieser Formen deutet auf gewisse
Beziehungen und Uultureiriflüssc von Norden und von
chinesischer Seite her.
5. W. J. Ssiaow: Lange Kurgane im Gouverne-
ment Smolensk.
Solche Kurgane, dio durch ihr© lang© Gestalt «ich
von der gewöhnlichen halbkugeligen Form unterschei-
den. untersuchte Referent an dem Oberläufe des Dnjcpr
und am Flusse Wop bei Jarzew und einigen Ortschaften
in der Nähe von Smolensk. Die Kurgane haben eiue
Läng« von 40 Arschin (28 m) und eine Hohe vom 2%
bis 8 Arschin (1,75 Mb 2,1 m), sic sind gewöhnlich nur
aus Sand errichtet und sind nach der I- lächenrichtung
orieut irt. ~ Herr lvucharunko hat zuerst auf die
Kurgane dieses Typus die Aufmerksamkeit gelenkt;
©r fand unter anderen in einem Kurgane drei in ein-
ander gestellte Topfe; im kleinsten lagen verbrannte
Knochen und eine Schnalle. In der oberflächlichen
Srhicht des Kurgans lag eine oCUom gearbeitete, mit
rothem und gelbem Email verzierte Fibel. Referent
fand l*ei «einen eigenen Arbeiten in einem Kurgnn
die gleichfalls mit Email verzierte Metallplatte eine«
Gürtels. — Die Kurgane enthalten überdies die Reste
von verbrannten Lauchen, doch sind «ie wesentlich
verschieden von den auch mit verbrannten Leichen
gefüllten halbkugel förmigen Kurgancn, die nach den
darin gefundenen Münzen ins X. Jahrhundert gehören.
Die laugen Kurgane sind unzweifelhaft älter als die
halhkugelförniigcn ; eie enthalten auch andersartige
Gegenstände, die oft in der obersten Schicht des Kur-
gans unmittelbar unter dem Rasen liegen. Unter cha-
rakteristischen Gegenständen muss auf Figuren eine«
Schwanes, die aus Knochen geschnitzt sind, niugewiesen
werden; die Figuren haben kleine Locher, um «ie
daran aufxuhängen : tinipezoid förmige Anhänge uns
Knochen, blaue, selten gelbe Perlen, auch Stücke eine»
bronzenen Gefässes. Ihn grob gearbeiteten thönernen
(»©fasse (Topf©) unterscheiden sieh deutlich von den
künstlich hergestellten und mit Wellenornanientcn ver-
sehenen Gefasacn der «lavi*chen Epoche. Man hat
bisweilen diese langen Kurgane auch viel später zu
Bestattungen benutzt: diese späteren Gräbor sind aus-
gezeichnet durch die Orientirung der Skelett«' von
Osten nach Westen und die Beigaben; mitunter liegt
der Tvdte in der Schicht des Aschenhaufen», mi dass
das Skelett das Ansehen eines angebrannten erhält. Der
Referent traf in zehn Grabstätten derartige lange Kur-
gaue — im Ganzen konnte er 10t) Grälier feststellen.
Im Ganzen ist di© Meng© der laugen Kurgaue viel
geringer als die der runde«, die langen find auch viel
mehr zerstreut; mau darf wohl daraus schließen, das»
das die Kurgane errichtende Volk nur kurze Zeit in
jeneu Gegenden weilte. — Di© Kurgaue stammen au»
der Zeit vor dem X. Jahrhundert; da sie eine ge-
wisse Uulturühulichkcit mit der gothiacheu Epoche,
der Zeit der Völkerwanderung, naben, so sind sie
jedenfalls nicht älter, als VII. und VIII. Jahrhundert.
6, Prof. W. B. Antonowitach : Ueber die Stein-
zeit iiu Gouv’crnemcut Wolhynien.
Itcukmälcr der neolitbischen Epoche sind bisher
im Gouvernement Wolhynien vorherrschend an zwei
Stellen gefunden worden. An den Flüssen Usch, Shercw
und Norin sind einzeln© Werkzeuge, überdies Spinn-
wirte! (? Russisch: prässligit) iu allen Stadien der Be-
arlteitung gefunden worden. Iu den Kreisen Dubuo,
Kamenez und Ostmg an dem Floss© (ioryn und dessen
Nebenflüssen Sbitenka und Wilija sind an 40 Werk-
stätten und Stundlager der Steinzeit entdeckt; dalmi
sind hier vorherrschend pol irt© Sachen gefunden
worden, ln den bezeiehneten G egenden liegen vier
Gorudischtsehon rundlicher oder ovaler Form , von
einem Wall umgeben. Der Umstand, das» auf einigen
Gorndisclitschen Standlagcr aus der Steinzeit entdeckt
worden sind, lässt aunchtucn, das» die Gorodischtschen
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286
Referate.
whr ult «ind ; »i<. antertcheiden »ich von den Ooro-
dischtschen der fürstliche» Zeit ln den Gräbern der
Steinzeit kommen zwei Begräbnis« typen vor: der reine
und der Karg an -Typus. Bei dem ersten Typus i*t
festzustellen : eint* rechteckige Grube im Krdtmucn mit
•teinerneu Platteu atisgdegt und mit einer Steinplatte
lUgedeekt- ln dieser Gruhki*tc befinden sich gewöhn-
lich einige mit Kohlen , gebrannten Knochen und
polirten Werkzeugen gefüllte Töpfe (Urnen). Acusser-
lieh Indien derartig«.* Gräber kein Kennaeieben ; sie
sind daher schwierig zu entrlecken, ihre Topographie
ist nicht bestimmt. Es sind gegen 30 Kurgane dieses
Tvpui aufgedeckt worden. Di« darin befindlichen
Skelette liegen gekrümmt auf der Seite, duneltcn polirte
oder behauene Gerät lie. Ke giebt auch Getorgaug»-
formen der beiden ölten genannten Begräbniastypen.
Wenn man annehmen muss, dass der eine wie der
andere Bcgräbnisstypu« zu verschiedenen Zeiten in
Anwendung kam. »• muss behauptet werden, dass die
Bnodgrftber — die Grabkiateu mit verbrannten
Kuochen — die jüngeren sind.
7. N. E. Brandenburg: Die Aborigenen des Ge-
bietes von Kiew.
Der Vortragende hält für die Aborigenen. für die
Ureinwohner de» Kiewschen Gebietes die Bevölkerung,
die hier die ältesten Kurgungrül*cr hinterlasscn hat,
in denen die Leichen in einer charakteristisch ge-
krümmten Stellung, auf der Seite liegend mit gebeug-
ten und ungezogenen Beinen begraben sind. Dieser
Begräbnisstypus ist sehr verbreitet im heutigen Gou-
vernement Kiew: in der mittleren Zone z. B, in 35 Puh*.
der hier untersuchten (200) Kurgane. lb*r Vortragende
wies darauf hin . dass dieser Bcgräbnisstypu« nicht
nur im ganzen Süden von Bussland . sondern auch im
Westen Europas liekaunt ist. In Betreff der Cultur
jener Gräber bemerkt der Vortragende, dass sie keines-
wegs ein ausserordentlich höbet Alter der Gräber lie-
kuude; die recht zahlreichen Funde von bronzenen
Schmockgegenständen und Geräthen . die in letzter
Zeit gemilcht worden sind, stimmen nicht mit der
Annahme, das* die lietreffouden gekrümmten Skelette
in «las Ende iler späten Steinzeit zu setzen sind. Der
Vortragende hat Gelegenheit g».*habt , in eiuem be-
treffenden Graba Geräthc au« Eisen zu entdecken; er
behauptet daher, «luss die Gräber in eine jüngere Zeit,
nämlicdi in «las Eisenalter, hinein gelmren. — Der Vor-
tragende will die Möglichkeit ziiiasaeij, dass jener Be-
gmbuisstypus den K«*sten der alten Kimmerier au-
gehört halte. Die Kimmerier Iwlterrsehtcii einst da*
Pontua- Gebiet, sie wurden von den Skythen hiiiuus-
gedrängl ; darülier haben sich bei Strahn und bei
anderen Schriftstellern des Altcrthiims geschieh tliehe
Nachrichten erhalten. Der Vortragende versucht die
Zeitepoche genau ehnmohigiMch zu bestimmen. Halte
man fest, dass die von deu griechischen Colon isten
zur Zeit «ler Skythenherrachaft nach Sudrussland ver-
pflanzte Eiseucuitur zu den verdrängt«*» Kimmeriern
erst lange nach «ler Grüuduug der griechischen Colonie
in Südnisfllaml gelangte, ao darf man den Schluss
zieh«!», dass der Gräbcrtypus jener alten Aborigenen
im Kiewsehen Gebiet (Skelette in gekrümmter Stel-
lung) in den Anfang der christlichen Zeitrechnung
gehört; es hätte demnach die U rbevölkerung des
Kiewsehen Gebietes ein Alter von etwa zweitausend
Jahren.
Jrn Anschluss au den Vortrag Brandenburg“*
sprach Professor Sa in okwaaaow- Moskau sich dahin
aus. «las* er in den Gegenständen «l«r betreffend«'»
Gräber eine Vereinigung verschiedener Culturen mit
einer alten Bcgrähnissforin sehe. — ProfesiMjr Antono-
wi taub -Kiew machte die Mittheilung, dato« in den
ihm bekannten Gräbern mit gekrümmt gelagerten
Skeletten metallische Beigaben nicht gefunden worden
sind.
8. Ihr. K. K&dles: Geher die Notli Wendigkeit
einer russischen Veröffentlichung der
bei den byzantinischen Schriftstellern
vorkoin inenden Nachrichten.
9. P. N. Miljukow: Gelier die Ergebnisse der
Ausgrabungen, die «las Kaiserl. Russische
Archäologische Institut in Konstanti-
uopel im Herbst 1898 bei der Ortschaft
Patel am See Ostrowo in Macedouien vor-
geuommen bat.
Der Vortragende beschränkt «ich — nach kurzer
Mittheilung über da* Auftiudeu «ler Nekropole — auf
die Beschreibung der Localität, in welcher die
alte Begräbfuoftstätte liegt: Der klein«', zu dein benach-
barten S**«* abfallende Hügel, dessen Sandmaasen sich
ülier die (»egend aiuhreiten, besteht aus zwei Schichten:
einer oberen aus w'cissem Sand mit Süsswasser-
muscheln und einer unteren aus festem, gelblichem
Sand. Die Gräber lieg«*» sowohl in der oberen wie
in der unteren Schiebt; 154 Gräber wurden vom Vor-
tragenden , in Gemeinschaft mit dem Secretär des
archäologischen Institut« B. W. Farinakowsky . auf-
«•deckt. Alle Beerdigungen famlen statt in Stein-
isten, deren Boden entweder mit steinernen Platten
««ler mit kleimm Steinnhen ausgelegt war. ln keinem
Grabe wurde Leiehenbrand entdeckt. Nur in einem
Falle in einem kleinen Grabe war da« Skelet ge-
krümmt; sonst waren die kleinen Gräber zur Auf-
nahme von Kinderleichen bestimmt. In den anderen
grösseren Gräliem fanden sich gleichzeitig mit einem
vollständigen Skelet noch ein oder zwei Schädel, mit-
unter aber war die Auzuhl der Schädel auch zwölf
und mehr. Klieuda zu den Fü«*eu und seitlich von
deu vollständigen Skeletten lagen einzelne Knochen
anderer Skelette. Dann alw*r famlen sich in «len Grä*
born auch- grosse thönernc Gofnasc mit veraebiedeuen
Knoeheu ungefüllt. — Offenbar war die*« Anordnung
die Folge einer allmählichen Anhäufung von Skeletten
in einem F u in i I i e n grahmal. Man halt«* zu einem
Skelet andere Leichen hinzugethun . soweit Platz
war — sobald er zu eng wurde , entfernte man die
alten Knochen und luirg sie in einer besonder«! Grube
in einem gr«i«w*n Gefässe. lhi* einzelne Grab war ein
Familiengrab; di«! in der Nähe befindlichen Gräber,
di«* eine (»nippe bilden, gehören offenbar einem Ge-
schlecht („Sippe*). Die Grälier waren deutlich in
(iruppeu geordnet , die von einander durah freie
Zwischenräume, oder, falls kein Kaum vorhanden war,
durch Zäune an« aufrecht stehenden Steinen getrennt
waren. Die Gräber eiuer einzigen Gruppe waren in
concentriflchen Kreisen um einen central gelegenen
freieu Baum geordnet — «lie Köpfe «1er Leichen waren
alle zu diesem Mittelpunkte hin gerichtet. Vielleicht
stand hier ein Heiligt hum de* Geschlecht*. Nach «len
Fun dgegen ständen in den Gräliem gehörte «lie Grab-
stätte in «lie »ogeuanute Hallstätter Periode. <1. h. in
die Epoche der ersten Verbreitung de« Eisen« in
Europa. Die Archäologie bestimmte diese Epoche al*
die Zeit zwischen 1500 und 1300 v. Chr. Gen. Xu« h
deu Fu ndgege »Ständen gehört die Grabstätte in «lie
reeto Hälfte «ler Hallstat tperiode; sie stellt in der
Mitte der eigentlichen Hallstattoultur de« mittleren
und olieren Donbassins, des nördlichen Italiens und
des nordwestlichen Winkel« der Bulkanhalbinscl einer-
seits und dor analogen Funde in Griechenland, auf
deu mittelländischen Inseln und im »udlichen Italien
andererseits. Die Keramik der Grabstätten in Patel
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Referat«.
287
unterscheidet »ich von der eigen Hielten Hallstätter
Keramik und nähert sich der mittelländischen Keramik,
iu gewissem Sinne eine Vorstufe dieser darstellend.
Besonders charakteristisch ist du« rein geometrische
Ornament, da« den Ornamenten der ältesten cvprischen,
böotizehen und italischen Vasen nahe stobt. Dtr Kin-
flntl des sogenannten Dipylonstyl» (Thier- und PHanzen-
ornament) ist hier nicht bemerkbar, es fehlen sogar
einige geometrische Zeichnungen , nämlich die aus
krummen Linien, die von recht winkeligen geschnitten
werden (Svastica und Mäander). rlmnikt«ri*tii*eh ist
auch die eizudge hier gefundene Fibel, die sogenannte
Brillcuf ibel, die dem ganzen Hallstattgehict eigen-
thümlich ist, — die von anderen, hier aber fehlenden
Fibelfonnen sonst begleitet. wird. Die (Irabstitts von
Patel, offenbar in Folge ihrer Abgelegenheit, ent-
hält nur einfache Bachen. Von anderen Fundgegen-
ständen ist hervorsnheben : ein eisernes Schwert von
altem Typus, wie derselbe noch aus der Bronzezeit
bekannt ist. Iti Betreff der Art und Weise der Be-
stattung betont der Vortragende Folgendes: Leichen*
Verbrennung uud Leichenbeerdigung seien Verfahren,
deren Altersverschiedenheit für jede einzelne Gegend
besonders abzuscliätzen «ei. lu den Grabstätten Nord-
italiens ist die Verbrennung älter als die Beerdigung.
Im Süd westen Bosnien» ist es umgekehrt — die Be-
erdigung ist älter als die Verbrennung. In Süditalien
hält Orsi dies für die allgemeine Hegel. In Berück-
sichtigung dieses Umstandes hält der Vortragende die
Nekropole von Patel für besonders alt. Nach Meinung
der Herren Hoernes und Shoiuhaty gehört die
Grabstätte von Patel in die Zeit von 800 bis 700 v. Chr.
Geb. Die darin Begrabenen gehörten offenbar zum
Ulyrisohen Volksstamm.
Das hei Gelegenheit der Aufdeckung zu Tag«* ge-
fördert« kraniologiscbe Material ist noch nicht unter-
sucht.
10. L. Pogodin: Ueber die Beziehungen der
indo-enropäischeu Volksstämme zu den
Finnen.
Der Vortragende behauptet, «lass die Indogermauen
— als ein ethnologisches Ganze betrachtet — einen
Zweig des bumsenen Stammes darstellen. Die ges»-
graiihische Verbreitung der einzelnen indogermanischen
Völker weist auf die Karpathen als auf das Centruin,
von wo ihre Ausbreitung ausging. Die Identität der
anthrop«ilogis<dien Merkmale bei den Germanen, Kelten,
alten Slave» und anderen Völkern einerseits — bei
den rathsei haften F.ingeborcncn Sibirien» (I>iu*liu
der chinesisch«*« Geschientschreiber) und liei den alten
Pertniäken (die Bmlimn llcrodots) andererseits
spricht für eine KaHseneinheit all«*r der Völker, die
«ich von Ostsibirien bis zu den Karpathen hin erstreckt
buben. ( Die Kennzeichen siml : rot ne Haarfarbe, blaue
Augen, hoher Wuchs.) Die Ausgrabungen haben ge-
lehrt , «lass das in Südmesland und in Ungarn früher
ansässige Volk dolichocephal war. Die Ueinheit des
Typus veränderte sich in dem Maas»« der Entfernung
von «len Karpathen nach Süden, Osten und Westen.
Alles das spricht für die nahe Stellung der indoger-
manische« VolkBstümine zum finnischen. Von dieser
Annahme ausgehend, versucht «ler Vortragende näher
zu bestimmen, unter welchen Bedingung«*a sich die
Trennung der Indngermancii von den Finnen vollzog.
Die Cultnr <l«*r Iririogernianen bei ihrer Theilung ui
die einzelnen Zweige kann mehr od«*r weniger mit
Hülfe der ThaUachen der Spruche festgestellt werden.
Wenn mir die M«~«glichkcit vorhanden wäre, auch die
Cultnr der Itidogcriuaneii zur Zeit der Trennung von
den Finnen fe«tzustell«»n , so hätte man zwei feste
Punkte, zwischen denen sich die Geschieht« der Ent-
wickelung der indogermanischen Cultur bewegen würde.
Auf Grundlage der Sprache kann hier nicht gearbeitet
werden. Die eigentliche Methode einer solchen Arbeit
ist mich nicht festgestcllt , obgleich die indogerma-
nische und altfinnische Sprach«* einander »ehr nahe
steh«*« (? Bef.). (Wechsel der V«»cale, eng«? Verbin-
dung «ler Wurzeln init «len Suffixen.) Wir müssen
uns nach anderen Urkunden umsehen. Di«? Z«r*ologie
bietet uns solche. Die Hassern« erkmale sind Anomalien,
allein die Auoumlieu entwickeln sich weiter und be-
festigen sich bei der Kreuzung «ler Blutsverwandten
unter einander, wie es der Zoologie bekannt ist.
Wenn auch anfangs zwischen Finnen und Indoger-
tnniien derartige Ku»»«Nitutcr*chi«?de nicht existirten,
so kann man sich verstellen , dass die Imh»gcnniiii«n
*i«*h von den Finne« unter solchen Bedingungen ab-
sonderten , «lass die Kreuzung mit Verwandten nicht
mehr unumgänglich noth wendig war. Zu dieser Noth-
weudigkeit sind alter die Jagdvölker gezwungen : sic
wohnen in Folge ihrer Lebensweise allein in kleinen
Gruppen . die oft nur aus einer Familie bestehen. So
wohnen «lie ecylonscheu Weddas in gesonderten Sippen,
die einander nicht kennen, die einander nicht ver-
stehen — der Vater heiruthet die Tochter, der Bruder
«lie Schwester u. s. w. Die Indogertnanen waren offen-
bar. als sic sieh von deu Finnen trennten, keim* Jäger;
der ganze Volks*tumui trennte sieh, zog fort, uin
sieh allmählich in dem Karputheng«*bict nuszubreiten.
11. W. A. Oorodsow : Die Nothwendigkeit einer
Bearbeitung der Nomenclatur u nd Syste-
matisirung der vorgeschichtlichen
Keramik.
12. D. J. Ewnrnitzky : Ueber die Ausgrabungen
in den Kreisen von Cherson und Alexan-
drowo (Gouvernement Cherson).
l>er Vortragende »teilte Ausgrabungen au im Ge-
biete de» Lanogutes Michailowo-Apoatolowo,
dem Herrn A. Ssinclnikow gehörig, und im Gebiete
des Landgutes Sironka, «ler Kran 0. W. Wulkow a
gehörig. Im Gebiete «le« ersten, im Kreise Cherson
gelegenen Gutes «-xistireu mehr als 80 Kurgnne, duvou
sind drei skytkische; sie heissen Baba. Itnsk'ipnnn uud
Bcsituennu. Im Kurgan Baba ward««« gefunden
26 goldene, einige silberne, einige bronzene, kupferne
und eiserne Gegenständ« , eine grosse Gold platte, ver-
ziert mit dem Gebiss wilder Eber, eine Platte mit der
Figur eines Hirsches, andere Platten mit Figuren
von Hasen und schlafcn«len Löwen. Im Kurgan Ras-
k opa na (d. I». «las bereit» aufgedeckte Grab) wurden
entdeckt : Pferdegebisse . Bruchstücke von gold«*n«‘u
Platten, griechische Amphoren, «*in bronzener Kesse],
einzig in seiner Art. im Gewicht von 1 Pud 5 Pfund
(ca. 1H kg), verziert mit Stier köpfen, Palmhlättem und
Blumen. Beide Kurgane hatten im Innern Grab-
kuinuern und in jed«?r Erke vier Ni»ch«*n ; in «ler tiord-
westlichen Nische mündete ein 4 Sashen (ca. * m)
langer Gang; die Gänge waren mit Stoitmu und Erde
gefüllt, von aussen befleckt mit Steinen und Kalk, man
darf deshalb wohl schliessen , dass diese Gänge , ent-
gegen der sehr verbreiteten Meinung, nicht zum Zweck
«ler Beraubung des Kurgans angelegt worden sind. —
Daneben wurden auch Kurgane nne der Steinzeit
aufgedeckt, man fand in ihnen Gräber unter dem Erd-
boden, «larin je ein Skelet, meist in gekrümmter I<ag«>,
daran alle oder einzelne Knochen mit einer minera-
)i»chen Farbe roth gefärbt. ln diesen Kurgane»
wurden auch Gräber aus jüngerer Zeit ««getroffen.
Im Kurgan l'ozelujew beim Gute Sironka
wurden sechs unversehrte Grabstätten und einige ver-
einzelte menschliche Skelet theile aufgedeckt. Die
289
Referate.
Arniuth der Funde lässt vermut hen. dam diese Kur* gedrungen ist. Wahrscheinlich war dies Verfahren
gane von nomadischen 8teppenl>cwohneni , die als üblich in der Uebcrgangsepoeho zwischen Stein - und
Hirten lebten, errichtet worden sind. Bronzezeit» Man dürfe, meint der Vortragende, den
Befund nicht gleichaetaen dem Befund gefärbter
13. L. K. Shltynskj : Die Reste der Steinzeit im Knochen an den Skeletten dos nördlichen Kaukasus,
Bassin de» Flusses Stjr. bui denen gleichzeitig goldene und silberne, schön
Im Gebiete de» Gouvernement« Wolhynien sind an gearbeitete Sachen gefunden worden waren,
vielen Orten Geräthsohaften gefunden worden, die dem 1 tu zweiten Tbcilc besprach der Vortragende einen
Steinalter entstammen: besonders hervorzuheben sind Gebrauch, der sich im religiösen Leiten der Römer
kleine Steinbeile eines lwsondoren Typus, die, 117 an erhalten hat und der vielleicht auf die religiöse Idee
dar Zahl, im Bassin des westlichen Bugs und de» hin weist, die mit der Sitte, Leichen eins ug ruhen,
Styr gefunden worden sind. Ueher diese Beile hat in in Verbindung steht. Unter den religiösen Ritualien
polnischer Sprache Fr asm. Majewski eine Be- der Römer finden sich Erinnerungen au da* Steinalter
Schreibung geliefert unter dem Titel: Toporki Ka* und Bronzealter. Die Fetialcn (römische Priester)
mienne (CaaM-tctv) w ncolleach Buja i Styru. tödtoteo «las Schwein mit einem Steiumeeser ; «ier
Wo diese Abhandlung erschienen ist, und worin die Priester hatte keiu Recht, sich mit einem eisernen
Eigentümlichkeit dieser Steinbeile besteht, darültcr Messer zu rasiren, sondern musste ein kupferne« ver-
ist nichts mitgetheilt. wenden: «las llineiuhringen eines eisernen Werkzeuges
in den Tempel der Dca Dia galt als eine Beleidigung
14. 8. 8. G&mjaohcnko : Die Aufdeckung der des Heiligthums; bei gewissen Culteu wurde nur au«
Kurgane bei Miropol im Bassindc» Flusse« thöoemen Befassen gespendet, die Benutzung von
Slutscha. Metallgcfässen war nicht gestattet, u. s. w. Plinius
Das Gräberfeld bei Miropol enthält 404 Grabhügel der Aeltore berichtet in seiner llistoria Xaturalis,
mit einem Gorodischtsche in der Mittu; die Grabhügel lib. XXXIII, III, dass an hohen Festtagen das Ant-
(Kurgnne) sind in 24 Gruppen geordnet. Der Vor- lit/. des römischen Gottes Jupiter mit ruther Farbe
tragende hält die Anordnung nicht für zufällig, sondern bemalt wurde. Ihsrsell*e Plinius berichtet, dass die
für einen Ausdruck de» Familienleben». Die einzelnen Heerführer in einem Trimuphzuge sieh das Gesicht
Kurgane sind nicht sehr gross, kuppelt- innig. Das uiit rother Farbe bestrichen hatten, so zur Zeit de«
Ergebnis« der Aufdeckung von 32 kurgancu war in Ca mll In» (400 Jahre n. Uhr. Geb.). Ein 1'eberrest
Betreff der Bestattungsart folgende: 1. 1 eichen ver- dieser Sitte war es, «iam deu Bulben bei den Triumph*
hrennung verschiedener Art: in einem Theile der fest mahlen auch ruthe Farbe beigemisebt wurde.
Fälle wurden verbrannte Knochen und die Beigaben So hat sich, meint der Vortragende, bui den
in eine Urne gelegt, und diese in den Hagel hinein* Römern bis in die historische Zeit hinein der Ge-
gestellt; in einem anderen Theile der Fälle stand die brauch der rothen Farbe zu Cultuszweckeu erhalten:
Urne im Niveau des Erdlmdens. 2. In einer Grab* eine Erinnerung an alte Zeiten. Es hatte demnach
grübe war eine Steinkiste aus Steinplatten hergeriebtet der Gebrauch der rothen Farbe einen religiösen
und in dieser Kiste war die laiche bestattet. 3. Be* Grund. - W. R. Vogt bemerkt, das» in der heidni-
wtnttuiig entweder in einem au »gehöhlten Baumstamm sehen Religion durch die Opferdarbringungen und die
(Kloti) oder in einemikiv, der ans Balken Bosavnmen- Götzenverehnrop eine Uobertragong menschlich» Be-
gefügt war. Die Sitte des Verhranuous dor Leichen dürfnisse auf die Götter stattfinde. Die Götter hatten
gehört den Drowljäuen zu, diesen gehörte auch die einen Körper (Götzenbild), eine Wohnung (Tempel),
Hegräbnisastätte zu. Später kam die Sitte auf, die erhielteu Nahrung (Opferungen) u. s. w. — So wie
Leichen in einem Sarge aus Holz zu bestatten. Für eine nun die Menschen sein»! sich geschminkt hatten mit
Uebergangsfomi sieht der Vortragende «len Gebrauch weiaser und rother Farbe, so hätten die Vorfahren der
der Steinkisten an. fu denjenigen Kurgaueu, in denen Korner die» auch an den Göttern geübt,
eine Bestattung der Leiche uusgeübt war, lag da»
Skelet mit dem Kopf nach Westen, laug ausgest reckt. IC. A. J. Taoherepnin: Ueher die Aufdeokun*
Beigaben wurden iMsi den Todton wenig entdeckt: gon von Kurgnnen itu ßouv. Kjäsan wäh*
Urnen, eiserne Messer, Ringe, Ohrgehänge, Perlen. rend der letzten droi Jahre.
Ein Theil der Beigaben war offenbar da« Product
localer Arbeit, ein anderer Theil importirt. Nach dor 17. Frau E. N. Melnik : Die Aufdeckungeu
Ansicht de» Vortragenden ist «las Gräberfeld in da» von Kurgane n in den Kreisen Bowno,
V. bi» VIII. Jahrhundert n. Uhr. Gel», zu versetzen. Luxk und Duhno (Gouv. Wolhynien).
Es sind 22 Grabstätten und 2fi0 Kurgane unter*
15. Prof. J. A. Kulakowaki: Ueher die gefärbten sucht worden in der Gegend, wo man die Wohnsitze
Knoche ti. * des alten Stamme« der Lutachanen vermuthete.
l>er Vortragende nahm Veranlassung, auf diene Die Skelette lagen meistens gestreckt, lud den Skeletten
ho oft auf Congresaen, insbesondere auf dem Wiluaer sind nur wenige Gefäsae anzutreffeu : bemerkenswert!»
U'ongresa, verhandelte Angelegenheit nor.h einmal sind darunter hölzerne Eimer mit eisernen Helfen,
ztiriickzukommen, weil Professor L. Nioderle in Prag Waffen sind selten, in den 260 Kurganen wurden im
in seiner prähistorischen Archäologie eine Ansicht Ganzen nur vier eiserne Pfeile, eine LausoiiepiUe und
vertritt, die eigentlich bereits verworfen ist. Professor zwei kleine Beile ontdeckt; auch Feuerstein und Feuer*
Niederle schreibt: Ifie Weichtheile der f «eiche wurden stahl war sehr selten. Von anderen Sachen sind nur
vor dem Begräbnis* entfernt und danach die Knochen zwei Gewichte, ein bronzenes und eiu eiserne», zu
mit einer rothen Farbe eingurielten oder bestreut, erwähnen. An Schmuck soeben sin«! zu neunen: Ohr-
tiegen diese Ansicht sind viele Gründe anzuführen. Gehänge, einfache und mit Perlen verzierte, Ringe und
Der Vortragende meint, dass aus soiuen Untersuchungen Perlen. Unter 379 metallischen Gegenständen sind
un den Grälherfunden in der Krim sich ein ander«»« 20 Pme. eiserne. G2 Proc. silberne und 18 Proc. hron-
Ergehniss berauHstellc : die rothe Farbe wurde in zenc, nur ein einziger goldener Gegenstand wurde ge-
dicken Schichten auf die Leichen aufgetrugeu, — fanden. Bemerkenswerth ist, das» keine vollständige
mau muss daher annehmen, das» die Farbe nach dem Leichen Verbrennung üblich war: die Knochen waren nur
Schwinden der Weichtheile hi» zu deu Kn«»chen ein- leicht ungebrannt oder lagen in vollständiger Ordnung.
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Referate.
289
18. A. M. Pokrowskj: Feber die Typen der
Schädel, die in den Kurganen Wolhy-
nien.-* gefunden sind.
l)ep Vortragende hat 59 Schädel und andere
Skelet knochen, die Frau R N. Melnik bei Gelegen-
heit ihrer Kurganaufdeckungen gefunden hat , ge-
memen und untersucht. — Au* den Messungen der
Skelet knochen konnte festgestellt werden, dass die
mittlere 0 rosse der Mänucr 1(W, 05 cm, die der Weiber
158,45 cm war.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen der
Schädel sind nur einige hier wiedergegeben: die
Schädel sind ausgezeichnet durch ihre Dolichocephnlie
(Iudex für Männer 74,31), für Weilier 74,4). Sie sind
nicht sehr hoch, halten eine enge Stirn, das Gesicht
ist ziemlich kurz mit verhültnissuiüssig breitem J*n-b-
lw»gen ; mit dein Gesichte hannnniren die ziemlich
breite Nasenöffnung und di»' niedrigen und kleinen
Orbitae. Iiie männlichen Schädel zeigen im Allge-
meinen grosse Aehnlichkcit mit deu weiblichen, unter
Berücksichtigung der gewöhnlichen Abweichungen.
Der Vortragende macht einen Versuch, die Form auf
Grundlage der Eintheilung Scrgi’s zu hoschreitien.
Die Hauptform jener Schädel ist das Ellipsoid Sergi
mit dem Ueliergange zum Pentagonoide» — inshe*oii-
dere Ellipsoide* i&opericampyln«; von anderen Formen
sind zu nennen Ellipeoides cuneatua und F,. emlKilicus.
Die allgemeine Form der Schädel ist eine ovale und
ovalsten tu gonule; von der Seite betrachtet zeigt der
Schädel ein geneigtes, fast niedriges langgestreckte«
Gewö)l»e, das gleichmässig zur Stirn, wie zum Hinter-
haupt abfällt. Die Stirn ist abgerundet, das Hinter-
hauptbein zeigt sehr häutig einen starken Höcker.
Im Verlaufe der sich an den Vortrag anschliessen-
den Discusiion äussert sich Professor A n u t s c b i n
dahin , dass er au der Brauchbarkeit der Methode
Sergi in Betreff der Charakterisirung der Schädel-
form zweifele. Kr helit hervor, dass die Untersuchung
der Schädel aus den wolhynischen slavischen Kur-
ganen auch da« Vorwalten des dolichocephalen Typus
erwiesen habe und dass erst später der langköphge
YoIkssUunm dem ktirzkopfigen Platz gemacht habe.
19. N. T, Belaachewakj : Die Ergebnisse einer
archäologischen Excnrsion zum west-
lichen Bug.
Da« betreffende Gebiet ist fast noch gar nicht
durchforscht, ln der Strecke von der Stadt Wladawa
bis zur Stadt Brest - Litowsk finden sich Itoukmüler
der neolithischen Kpiclie der Steinzeit , sogenannte
Standlager; es sind etwa 30 entdeckt, und daselbst
eine grosse Menge Ger&the aus Feuerstein. Thon und
Stein gesammelt. An drei Stellen, nümlich Ihu dem
llorfe Strudotsch (Gouv. Grodno, Kreis Brest), bei den
Dörfern Kostomlota und Dobryn (Gour. Sedlez , Kreis
Bjelsk) sind Umengräber mit Ijeichenbraud entdeckt,
die ol>er offenbar au* einer jüngeren Zeit stammen.
Eine genaue Durchforschung desjenigen Gebiete*, das
als das Cholra-Russland bezeichnet wird, ist
wünschenswert h.
20. Prof. P. J. Armaschewaky : Feber ein
Standlager (alte Ansiedelung) aus pa-
luolit bischer Zeit an der Kirillow-
»trasse zu Kiew.
Im Herbst 1803 fand W. W. Chwoiko auf dom
Gehöft des Herrn Siwal einige Mammut hknochun
und einige Feuersteingeräthc; er t heilte seinen Fund
dem Prof. Antonowitsch mit, der den Vor tragenden
zu einer Untersuchung anregte. Der Vortragende er-
kannte sofort . dass die Entdeckung «ehr hemerkens-
werth »ei, weil die ol*en genannten Gegenstände unter
AtcIuy für Anthropologie. 1kl. XXVII.
einer dicken, posttertiären Schicht lagen. Die Loca-
lität der Fundstelle liegt au «lern hohen Dnjeprvferj
diu Hohe ist von zwei tiefen Schluchten durchschnitten;
zwischen den Schluchten zieht sich ein länglicher
Hügel hin, der von Uukjnüowkn l>is zur Kirillow-
strasse abfällt. Der eine Abhang des Hügels ist zum
Gehöft Siwal, der andere zum Gehöft Bagrejew ge-
richtet. An dem zum Gehöft Siwal abfallenden Ab-
hänge wurden Nachgrabungen angestellt : sie ergalien
von ulien bi« in die Tiefe folgende Schichten: 1. eine
l/ös*schicht von etwa 5 Studien (10,5 in); 2- gelblich-
braune Schicht von 1 Saftheu (2,1 m); 3. eine graue
und grünlichgraue, hier und da mit I<ehm gemischte
Sendschicht von etwa 3 Sashen (0,3m) Mächtigkeit;
4. blauen Lehm. Im grauen Sand in einer Tiefe von
8 Sashen (16,8 in) wurden die Mammuthknnehcu, die
behauenen Feuersteinwerkzeuge, Holzkohlen, Holz- und
Knoehenstücke , zum Theil nngebraunt, Kieselsteine
und Granit, welche auch dem Feuer ausge*etzt ge-
wesen waren, gefunden. Anfang» lagen die ^treffen-
den Gegenstände nur einzeln, je weiter man aber in
die Tiefe drang in da« Innere de« Hügels, um »u
mehr nahmen die Stücke zu, hi« man schliesslich auf
©ine Culturschioht gelangte, die an» einem Ge-
misch von Kohlen, zerbrochenen Knochen, Feuerstein-
gerät hen u. «. w. bestand. Bei Untersuchung dt»
entgegengesetzten Allhange«, zum Gehöfte Bagrejew
hin, wurde dieselbe Schichtenfolge fe«tge«tellt , näin«
lieh eine Culturscbicht von grauem Sand in einer
Tiefe von 61/* Sashen (12,6 in), also etwa 2 Sashen
(4.2 in) höher als auf der anderen Seite. Hier auf dem
Abhang© Bugrejew enthält die Kulturwhicht eine »ehr
rosse Menge Feuersteingerät he , aber «ehr wenig
lammuthknnchen. — In diesem Jahre (1899) sollte
eine Ziegelei daselbst errichtet werden; zu diesem
Zwecke musste der vordere Theil des Hügels abge-
tragen werden, man wollte zu der binnen l^ehmachicht
gelungen. Dabei worden umfangreiche Erdarbeiten
auRgeführt, die Herr Chwoiko beaufsichtigte, lhthni
wurde fast die ganze Flüche der damaligen Ansiede-
lung freigelegt; sie zeigte eine Ausdehnung von
700 Quadratttushon (35 Sashen in der IJtuge und
20 Sashen in »1er Breite). Die 73,5 in läinge und
43,0 m Breite giebt 3138 qm. Di© Mächtigkeit der
ganzen Schicht schwankt von 2 bis 5 cm bis zu
40 cm au einigen Stellen ; es sind hier eine grosse
Menge Gerät he und viele Mummuthknnchcn : Unter-
kiefer, Zahne, Extremitateuknochen, die vielleicht von
50 verschiedenen Individuen hendum tuten, beisammen
gefunden worden. Einige der Knochen zeigen deut-
liche Spure« davon, dass sie durch die Hand der
Menschen zertrümmert worden sind. Gegen 200 Feuer-
steingerät he haben «ich in der tiefen Cultunchicht
gefunden, sie sind alle grob gearbeitet, ßemerkens-
wcrtli siud einige bearbeitete Stosrtzähnc vom Maminuth,
wie solche »ehr selten gefunden worden sind; die
Zähne sind au einem Ende abgerundet, aiu anderen
Ende zu einem Handgriff umgestaltet. Die auf dem
Gehöfte Bagrejew entdeckte Cultunchicht ist eine
jüngere, die von der tieferen ganz unabhängig ist.
In dieser jungen Cultunchicht sind gegen 800t) bester
bearbeitete Feuert teingeräthe aufgefuudeu worden.
An einer Stelle wurde ein Haufen au« einigen hun-
dert Stücken Feuerstein gefunden ; offenbar waren die-
selben liier z usain inengelegt , um hier verarbeitet zu
werden. In der Cnlturaehicht wurden ferner entdeckt
die Zähne eines fossilen Bären, Unterkiefer der fossilen
Katze und Hyäne. In Betreff der Geologie der An-
siedelung bcuierkte der Vortragende, das» die ge-
nannten Objecte unzweifelhaft deu AMagerungeu der
postglnciulcü Epoche angeboren, und das« der Mensch
auf dein Territorium des heutigen Kiew zu Beginn
37
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290
Referate.
dieser Epoche aufgetreten ist, bald nachdem die
Gletscher sartickge wichen waren, zu einer Zeit, wo
hier ein kalte«, dem Mammuth angenehme« Klima
existirte. Wenn mau die uugewöhiiliehc Tiefe (ca.
8 Sashen = lß.8 m) berücksichtigt, in der die Objecte
gefunden wurden, «o muss man »agen, das» et* die
tiefste ist, die bisher in Itussland Itekannt wurde; es
seien mindestens *20000 Jahre »eit der Existenz jener
Ansiedelung verflossen.
I». N. Anutschin wie* darauf hin, das» unwill-
kürlich hier viele Fragen und Zweifel wach werden.
Auffallend ist es ihm, dass mit den Muimnuthknochen
nicht auch derartige Werkzeuge gefunden wurden,
mittelst deren der Mensch jene Kieseuthiere erschlagen
konnte. Er sprach auch den Gedanken au», oh nicht
vielleicht das Mammnth früher ausgestorben sei. ehe
sich jene menscliliche Ansiedelung gebildet habe
{Spencer). Erschienen nicht vielleicht jene Knochen
dem ersten Menschen Injreit* als „alt** ? Vielleicht
fand er «io bereits in der Erde und trug sie nach
Hause, um sie verschiedenartig zu verwenden.
21. A. M. Pokrowsky und V. V. Chwoiko: Geber
Ausgrabungen im Kreise Kiew.
I>ie weiteren Ausgrabungen an der Stelle der
neolithiseben Ansiedelung führten auch zur Entdeckung
der Gruben (Höhlen), in denen die Menschen lebten.
f)er Durchmesser solcher (»ruhen hatte oben 5 Arschin
(Vim). Am Hoden der Gruben liefanden »ich viel
verschiedene Gegenstände, z. H. Schalen und (»efüsse.
Haid nachher wurden Herrn Chwoiko auch üefäss-
acherl>en au» der Nahe de* Orte» Tripolgi überliefert,
und er machte sich sofort- daran, auch hier zu
graben.
Bei Gelegenheit der in Tripolgi vorgenommenen
Ausgrabungen wurde eine für Russland völlig neue
Cultur entdeckt. Charakteristisch für diese Cultur
sind kleine horizontale Plätze (Plateaus) aus ge-
hr an nie in Lehm. IHe»e Plateau» liegen gewöhn-
lich 20 bis 30 cm unter der Oberfläche des Boden«,
nie bestehen au» einigen — bis zu sechs — Schichten
von Lehm. Im Allgemeinen sind die Plateau» nicht
gross; nur einmal wurde ein Plateau von 22 Arschin
(15,4) in der Breite und 40 Arschin (28,0 m) in der
Länge entdeckt. Bisweilen zeigt da* Stück gebrannten
Lehm* die eingedrückten Spuren von Stangen oder
Stöcken. Viele Plateau« haben Spuren von Färbung
behalten (roth. gelb, grün, weis»), die Färbung ist
verhältnismässig dick uufgetragen. Auf den Plateaus
und daneben linden »ich viel thönerne Gefäase, Ge-
rätlie und andere Sachen. Bisweilen liegen die Werk-
zeuge in einer kleinen Nische. Man fand auch hei
den Nachgrabungen unter den Gruben Steinhaufen
in Form von Pyramiden , die bi» auf den festen
Grumt reichten. IHe Hauptmasse der Gegenstände
sind die thönernen Gefasst». Herr Chwoiko
unterscheidet zwei Typen, und theilt danach die Cul*
tu reu von Tripolgi in zwei L'nterahtheil ungen, A. und
B. Die Cultur A. i*t charakteristisch durch die vielen
oraanientirten Gefässe der verschiedensten Formen;
da* Ornament besteht au* parallel laufenden Wellen-
linien; die Form der Gefässe ist rund, gl'N:kenförmig,
birnenförmig, binokelföruiig. Käth sei Haft sind die
binokclförmigen Gefässe. Gewöhnlich sind zwei auf
einer Stelle — sie habeu keinen Boden. An den
Gefäsaen der Cultur B. sind grob gearbeitete Thier-
köpfe . unter denen Stierköpfe erkennbar sind , zu
sehen. Charakteristisch für Cultur B. sind »l>er kleine,
sehr grob gearlieitete thönerne menschliche Figuren,
meisten« weibliche. An Werkzeugen sind in der Um-
gebung von Tripolgi nur «ehr wenige gefunden
worden. Die Gerathc sind au» Feuerstein, Stein und
Knochen ««gefertigt. In der Cultur A. wurden, jedoch
sehr selten, kupferne Beile entdeckt. Fun besonderes
Interesse erregen unter den Feuersteingerätheu lange,
gebogene Splitter, die Herr Chwoiko für Sicheln
nult, ln einem uefam liegen gewöhnlich mehrere
Messer.
Prof. Miliukow bemerkte dazu, das» eine ganz
gleiche Cultur in Galizien, auf der Balkanhaltiinsel u. a.
entdeckt worden sei. Sie wanderte , so muss inan
meinen, von Süden nach Norden uwl nach Nordosten.
Prof. Anutschin ineint, da»* mau ül»cr die Bichtung
der Ausbreitung der Cultur nicht» Sichere« «uxssgen
konnte, nur über deu gegenwärtig eingenommenen
Bezirk.
22. Prof. N. J. Weseelowski: Geber gleich-
zeitig gefundene Stein Werkzeuge und
Altorthumer aus der römischen Zeit.
Der Vortragende berichtet, «lass er in zwei Fällen
in den Kurganen <le» Gebiete* von Kuban (Maikop)
gleichzeitig mit Steiulieilen Gegenstände gefunden
habe, die in die römische Zeit, d. h. in die ersten
Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, hinein gehöreu.
litt ersten Falle (aufgedeckt 1837) war in einem
Kurgane bei der Staniza Jaroslawskaja ein Krieger
bestattet mit eisernem Panzer und eisernem Helm,
der un der Stirnfläche mit Gold — geflügeltem Drachen
— verziert war. An der Schulter lag ein polirtes
Steinbeil und eine lange eiserne Stange, die Ins zu
den Füssen reichte.
In diesem Jahr deckte der Vortragende einen Kur-
gan in der Nähe des Auls Chataahukajewo auf und
fand darin ein weibliches Grab: der Schmuck de»
Skelets Instand au» einer goldenen Nadel mit An-
hängselu . goldenem Hnlsringe , goldener Fibel , die
eineu Greifen darstellte, umi zahlreichen Glas- und
anderen Perlen, goldenen Verzierungen der Gewänder;
daneben ein skythisclter kupferner Kessel und ein
andere» kupfernes Gefäss — alles «lies deutet auf «lie
römische Ei* »che. An dieser Stelle lag auch ein
polirtes geschärfte* Steinbeil. I>er Vort ragende glaubt
die Steinbeile als Amulette deuten zu müssen — man
hat doch auch anderswo, z. B. iu Etrurien, Feuerstein-
pfeilspitzen , ili Gold schnallen gefasst, gefunden ; bei
solchen Befunden dürfen doch die Pfeilspitzen auch
wohl sIb Amulette aufgefasst werden.
23. Pmf. M. J. Lilajew: Geber Kurgnnauf-
deekuugen bei der Stadt Neshiu.
24. P. Pulaaky (in polnischer Sprache): Archäo-
logische Funde im Gouv. Podolien.
Der Vortragende hat insbesondere im westlichen
Gebiete des Gouvernements gearbeitet. l»er betreffende
Bezirk wird von einer Seite Itegrenzt durch «len Muss
Smotritsch , von der anderen Seite durch den Fluss
Schwaiitschisch , Von der dritten Seite durch «len
«fg. „Trajan* Wall“. Hier in «lieser Gegend giebt
e« alte Ansicdelungsntätten. Gorodiaehtachen und zwei
verschiedene Arten von Gräbern. Die eine Art von
Gräbern stammt aus «ter Steinzeit ; sie ist ausge-
zeichnet durch einfache Krduufschätt untren , die
andere Art gehört der Eisenzeit an, es sind Stein*
gräber.
Die Stätten der alten Ansiedelungen liegen an «len
Ufern fast aller Netanflüsse dea Flnsäes Smotritach. sie
sind vielfach mit Wällen umgei en , doch sind sie
leicht erkennbar durch die Menge der hier gefundenen
Scherben, die durch ihre sorgfältige Arl»eit charak-
teristisch sind. Es sind Bruchstücke grosser, aus
rothem Thon gemachter Gefässe , die ihrer Härte
nach an Terracotten erinnern. — Als Verzierung der
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Referate.
291
Gefitflse dienen vortretende Monwhenköpfe und aller-
lei Thierköpfe , in "besondere Stierköpfe, die »ehr
primitiv »nraeitigt find. Andere Gefaaaa sind ver-
wert mit Wellenlinien , die mitunter bi* nach innen
■wh erstreiken. Diese Gebisse erinnern »ehr an die
keramische» Koste der berühmten Ansiedelung am
Dnjepr bei Gorodnizk. Der Vortragende demoustrirt
eiu Kleine* (iefin diese» Typus, da* beim Dorfe
Gryzkowo gefunden worden ist. und eine kleine
Amphora aus dem Gorodiarhtache »Motryn - Gorod“
beim Dorfe Werbitschnaja. In der Form der Gebisse
ist griechischer Einfluss erkennbar . doch halt der
Vortragende dieselben für ein locales Product. Auch
viel andere Gtfias* sind zu finden. — Bei genauer
Durchforschung solch alter Ansiedelungen, z. H. heim
Dorfe Ssyrwatinzi, fand der Vortragende auf der
ausseren Grenze auch Gräber; die Skelette lagen
darin sehr nahe neben einander, in gestreckter Lage,
die Mehrzahl mit dein Kopfe nach Westen, die Arme
vor dem Becken gekreuzt. — Es giebt ausserdem
noch altere Ansiedelungsstatten, die vielleicht nur
vorübergehend im Gebrauche waren. Hier finden sich
nur sehr wenig keramische Beste, die von sehr grotier
Ar Infi t sind; sie enthalten eine Beimischung von ge*
stosscuein Granit. Sehr viel finden sich aber kleine
Beile und Hammer der neolitlii«cheu Epoche.
Die Gorodisehtschen de* betreffenden Bezirke»
haben dieselbe Beschaffenheit wie die von 0. Ssezinsky
beschriebenen. Wir finden in ihnen, ausser viel eiser-
nen Beilen. Lanze n« | >i t zen , Glasperlen, aber auch
kleine Medaillen init Abbildungen de» heiligen Georg.
Offenbar sind diese Gorodischtechcn sehr jungen Ur-
sprung*, vielleicht amd es die ReiU der durch die
Tataren im Mil. Jahrhundert zerstörten Ansiedelungen
(Geroda).
Die St eilig ruber in der Nahe der Dörfer
Sawadynzi und Seyrwatyusi sind »ehr ähnlich den von
Dr. Ossowski in Galizien gefundenen und beschrie-
benen. Die Gräber haben keine Erdunfschüttung, kei-
nen Ilügel, man trifft nur gelegentlich einzeln vortre-
tende Steine, die ein darunter liegende» Grab auzeigen.
Da* Einzelgrub ist mehr oder weniger regelmässig vier-
eckig, es liegen grosse Steine an den sechs Seiten und
kleine Steine in der Mitte. Das Skelet liegt stet*
gekrümmt, der Kopf ruht auf einer Steinplatte, dabei
befindet »ich mitunter ein Feuersteiumesser. Grälier
mit Steinkummcrn sind jetzt nicht viele mehr an-
zutreffen ; e* sind früher viele gewesen, aber in
Folge der Beartaituug des Boden» sind sie allmählich
zerstört wurden.
Die Erd grab er zeigen Hügel aus Schwarzerde
(Tschernosem) von etwa 2 m Höhe. Das Grab befindet
»ich unter dem Erdniveau, oft im diluvialen Thon,
es stellt eine viereckige Grube dar. Bei den Skeletten
liegen Steinwerkzeuge, die Schädel lind dolichocephai.
An einigen Knochen war eine rothe Färbung er-
keuubar.
Bemerkenswerth sind die Gräber mit Stcin-
hügcln; nie liegen in grossen Gruppen bei einander.
Die ilügel »ind von verschiedener Höhe, cs giebt
einzelne, die bi» 1.5m hoch »ind; die Hügel sind
aus kleinen Bruchstücken von Kalkstein zusammen-
gesetzt: die einzelnen Stücke sind »o fest vereinigt,
dass man »ic mit Gewalt aus einander brechen muss.
Ein au» solchen Steinen zusammengesetzter Kurgun
beim Dorfe Ssyrwatvnri wurde aufgedeckt. Euter der
StciuaufechüUung lug eine Schicht Steinplatten,
darunter befand sich da» Grub, von grösseren Meinen
eingefasst, darin lagen zwei Skelette, umgebeu von
einigen Thongcfässen : unter den Skeletten eine eben
solche Steinplatte, die auf einer festen, mit Sand lie-
streuten Thouschicht ruhte. Bemerken »werth ist,
das» der Sand, sowie die Steine der Aufschüttung, au
Ort und Stelle nicht Vorkommen; sie «ind au» einer
etwa 7 km entfernten Schlucht herbeigeschafft. — Die
Steinkurgam* beim Dorfe Iwanowzi sind interessanter
wegen der liier gefundenen Gegenstände. Netion den
Skeletten lagen bronzene dreikantige Pfeilspitzen von
»kythischcin Tvpus und zwar auffallender W eise meist
sielten Stück, darunter eine vierkantige Pfeilspitze aus
Knochen. Die symmetrische Lagerung, in gleichen
Abständen von einander, mit der Spitze nach unten,
lies» auf eine bestimmt«* Sitte achliesaen. Ausserdem
fanden »ich in männlichen G rattern eiserne Lanzen-
spitzen. Messer, Pfcrdegebissc u. ». w. , in den weib-
lichen Gräbern bronzene Armbänder und Spiegel;
einmal fand sich eine Schmuck sacke aus Gold . ein
spiralig gewundener Nagel mit breitem Köpfchen.
Ganz besonder» erwähnemiwerth sind die Gef aase , in
jedem Grabe befanden sich mehrere: einige »ind
schwarz glasirt. darunter sind hohe, z. B. von 53,2ctn.
Als eine Art Verzierung sind drei bi» vier Höcker
anzusclicn , die oberhalb de» grössten Durchmessers
angebracht sind, oder eiu Strich am Halse oder eine
aufgetragene Thonschicht uns vierseitigen , offenen,
mit dom Finger gemachten Pyramiden. Die grossen
Gebisse haben keine Henkel, doch ist auch ein
•chwarze« Gefä«» mit zwei Henkeln entdeckt worden.
— Ganz besonders erwähnenswerth »ind aber die in
jedem Grat*» gefundenen Trink - und Schöpfbecher,
die freilich von verschiedener Grosse, aber von gleicher
Form »ind. Sie waren offenbar zum Aufhängen be-
stimmt; die Mehrzahl dieser Gefässc kann nicht
stehen. Sind diese Schöpfgefftsse oder Schöpfbecher,
die im Gebiete der alten Skythen gefunden werden,
vielleicht identisch mit den Schalen, die nach Herodot
die alten Skythen im Gürtel trugen? Die in verticaler
Richtung laug ausgezogenen Henkel jener Schöpf-
becher macht sic »ehr geeignet dazu, im Gürtel ge-
tragen zu werden. — Schliesslich muss erinnert werden,
das» die beschriebenen Steinkurga.no »ehr ähnlich siud
einerseits den Gräbern Ostgaliziens , die von Dr.
Ossowski beschrieben worden »ind, andererseits den
in der Ukraine aufgedeckten Gräbern.
25. Prof. Th. J. Knauer: (Jeher Ausgrabungen
im Kreise Akkerrnau, Gou v. Bessarabicn.
Der Vortragende hatte den Auftrag von Seiten
der Kaiser!. Arch&oli »gischen Commission crhalteu, im
Kreise Akkerrnau einige Kurgane aufzudecken. Im
Allgemeinen liegen hier die Kurgane nur einzeln; der
Vortragende entdeckte au einer Stelle aber eine ganze
Gruppe; an einer Seite lag, von den anderen geson-
dert, ein ungewöhnlich grosser Kurgun; nördlich
von demselben in einiger Entfernung ein anderer klei-
nerer, unmittelbar daran sties* ein dritter Kurgan,
und dann folgte, mittelst eine* Walle» mit dem dritten
Kurgan vereinigt, ein vierter Kurgau. In dem letzten
Kurgun wurden viel bedeutungslose Gegenstände ge-
funden. aber kein Grab, dagegen im Centruin ein
Pferdeschädel. Im drittel! Kurgan lag da» Skelet
eines erwachsenen Menschen , daneben ein Bronze-
tnesaer, ein King , eine Fibel und andere bronzene
Sachen. Hecht» und links von dem Skelet lugen die
Skelette zweier Kinder; zwischen dem Schädel des
Erwachsenen und dem link» gelegenen Kiuderscbädel
stand ein grosses Gefä»». In dem die {«treffenden
beiden Kurgane (3 und 4) verbindenden Walle wurde
das Skelet eine» Menschen in sitzender Stellung ge-
funden und darunter das Skelet eine« Pferde*, ßer
Vortragende meint, das» in deru einen Kurgan (3) der
Herr begraben wurde, in dem anderen Kurgan da»
Leibpferd , und dazwischen in dem wallformigen
Kurgau der berittene Diener, liu dritten Kurgane
37*
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292
Referat«.
laufen aber nicht nur die drei Skelette, die in der
oberen Schicht ihren Mat* hatten, s<»ndern in der
unteren Schicht hefuutlen sieh noch fünf Skelette,
xwei Erwachsene und drei Kinder. Unter dem Krd-
hodenniveau in einer Grube befand »ich ein Skelet,
dessen Knochen roth gefärbt waren , aber keine
Gegenstände; das Grab war mit einer Steinplatte be-
deckt. Die Aufdeckung de* «weiten (dem grossen
Kurgan arn nächsten gelegenen) Kurgane» ergab Fol-
gendes: In der Oberschicht lagen drei grosse und zwei
Kinder# kelctte. Unmittelbar am Kopfe eines der grossen
Skelette lugen der Sdmdcl und die Heiuknochen eine*
l'ferde* , dal»ei mehrere Gegenstände, ein eisen«**
Musaer, ein Haufen Pfeile. Reste eines Köchers , ein
Feuerstahl, ein goldener Hing, eine Fihel. Der Ring
lag neben dem Pferdesehadel, hatte wohl zum Schmucke
des Gebisse« gehört. Nohen den beiden Kinder-
skeletten stand je ein Gefäsa, heim dritten Kinder-
skelet lag ein Stein. Unter dem Niveau des ErdlMtdeus
lag in «*incr liesondcren Grub« ein gefärbtes Skelet,
aber — ohne Schädel, bedeckt von grossen Stein-
platten. An dein inneren Rande des Kurgaues lug in
einer anderen tirnbe ein zweites Skelet , auch mit ge-
färbten Knochen . in der Gegend des Kinns ein ge-
färbter Stein, und die Bruchstücke eines Feuerstcin-
me**eni, Iu dieser Reihe war mich ein Kindergrab,
darin Far bestücke, ein Topf und zwei bronzene Ringe.
An dem entgegengesetzten Rande des Kurganes war
ein dritt«*aGrab und darin zwei gefärbte Kiuucrskelctte.
In dem grossen, isollrt stehenden Kurgati konnte
man drei verschiedene Bestatt ungsejM .eben erkenneu:
uuter dem Horizont Gräber aus der Steinzeit und dem
Anfang der Bronzezeit — iu den oberen Schichten
Gräber der »kythischcu Zeit und der Zeit der Völker-
wanderung.
26. A. M. Pokrowsky: lieber die »ogeuannten
Nomadenschädel der Kurgane.
Die jüngsten Gräber in den Kurganen werden
gewissen, nicht sesshafteu Volksstüintiu-n — Noma-
den — zugeach rieben. Diese Gräber sind gewöhnlich
ausgezeichnet durch die Anwesenheit eines Pferde-
skelets, eine* krummen Säbel», von Steigbügeln und
Pferdegebissen. In einigen dieser Gräber wurden
noch wohlerhaltene Menscheuschädel gefunden.
Der Vortragende hat vier «.►Ichor Schädel unter-
suchen und messen können. Aut Grund der — nicht
mitgetheilteu — Messungen lautet die kurze Charak-
teristik der Schädel : Die Schädel sind extrem brachy-
cephal, Verhältnis* mastig nicht hoch, von mittlerem
Umfange, mit niedriger Stirn; das Gesicht ist kurz
(niedrig) mit stark entwickelten Jochbeinen und
breiten Jochbogen. Im Vergleich mit slavisohcn
Schädeln erscheint l*ei den Nomadenschädelu das Ge-
sicht kürzer (niedriger, breiter). Die. Altertum ouilia
der Nomadeusehädel ist eng, und zwar enger als bei
den slavischcu Schädeln. Die Orbitae sind nicht
gross, ziemlich niedrig; die Schädel sind orthognath.
Nach Sergi1» Numeuchttur kann man die Schädel
als „Trapez oides* bezeichnen. Dieser Typus ist
charakteristisch durch das Profil, durch das Huche
Hinterhaupt, durch den nach oben gezogenen Hinter-
theil und durch die kleine, I «-sonder# im oberen Tlieile
geneigte Stirn.
Welchem Nomadeuvulke die Schädel entstammen,
das i*t heute schwer zu cutscheidcn. Der ungarische
Gelehrte B j e 1 1 a - Po 8 c h t n , der Gelegenheit hatte,
einen der betreffenden Schädel zu sehen, äußerte sich
dahin, dass die Schädel eine gewisse Achniichkcit mit
den ungarischen hätten. Jedenfalls ist zu I «.-tonen,
da«* die Schädel einen inougolnidcti Typus haben und
»ich »charf von slarischen Schädeln unterscheiden.
II. Ahth. II i stör is c h -geogra ph ische und
ethnographische Altcrtli unter.
27. W. J. Bchtscherbina : Die Btarosteien der
U k r a i ri i- nach den Reiseberichten des
18. Jahrhunderts.
2*. P. J. Troisky: Die alte Stadl Lupassnja
und ihre Lage,
2b. A. J. Bunin: Wo lagen die Städte Lipezk
und W a r g u I u n d e i u i g e andere O r t -
schäften, die in der Chronik der Jahre
1283 bis 1284 erwähnt werden.
30. Prof. N. P. Daaohkewitaob : Einige Vcr-
muthtingen über den Anfang de» süd-
russischun Kosakenthum*.
31. D. J. Ewarmzky: Zur Frage nach der
Zahl, der Ordnung und der Topographie
des Saporoger Setwhen auf (iruna neuer
archivali scher Forschungen.
32. W. G Laakoronsky : Ueher die Goro-
disehtschen, die Langwälle und Knrgaue
im Bassiu des Flusses Ssnla.
Der Vortragende bereiste im Aufträge des vor-
bereitenden Coiigre»*comit«s während der Ferien 1838
das PoMuljegebiet des Müsse« Ssula, um die da«ell)»t
befitidlieben (»orodischtsrhen, Kurgane, Mtng walle and
audere altcrthümlichu Denkmäler zu untersuchen und
zu beschreiben. Ik*r Rayon seiner Untersuchung um-
fasste das eigentliche Pnasulje (das an der Ssuia ge-
legene Gebiet), «»wie das einiger Nebenflüsse der
Ssula: Romen, Udai , Safeporod, Orshiza u. a. Hier
haben »ich viele alte Befestigungen erhalten , weil
durch da» Po»# ul je einer der ältesten Wege aus dem
Gebiete des Don in das Gebiet des Dnjepr führte.
Hier finden sieh deshalb schon in ältester Zeit die
Spuren von Ansiedelungen. Der Vortragende schil-
derte zunächst die »•►genannten runden Sumpf*
gorod is e h t s c hen , nie man nicht selten im Gebiete
des olieren und mittleren Ssulalaufes findet. Sie liegen
iu sumpfigen Thälern und stellen natürliche oder
künstlich« Erhebungen dar. Zu solch einem Gorodok
oder Gomdischtsche führte stets eine laudzungeuartige
Erhöhung des festen Boden*. Die I-andzunge (viel-
leicht sollte man lieber sagen: der Ihimin; Red.) ist
entweder vollständig von dem Gorodok iibgMchnittea
oiler durch einen Durchbruch von ihm getrennt.
Die runde Oberfläche eines solchen Gorodiachtache hat
keine sehr bedeutende Ausdehnung : sic ist von einem
beträchtlichen (oft mehr als 2 Sachen = 4,2 m) hohen
Wall umgeben. lk*r Wall hat gewöhnlich zwei, auch
drei Einschnitte , offenbar Reste früherer Thora.
Ausserhalb des Walles befindet sieh selbstverständlich
ein Graben. Im Erdboden der Sumpfgorodischtachen
werden gefunden: menschliche Skelette, Pfeilspitzen,
eiserne Beile, Schwerter, Spinnwirtel aus Schiefer ii. s. w.
Derartige runde SuinpfgonKÜsehlschcn fand der Vor»
tragende an den Ufern des Flusses Romen (in der
Nähe der Dörfer GroM-Stitmbor , Girewka, Priwezka,
Lipowoje), am Flusse Teran (in der Nahe de» Dorfes
Gorodischtaclic), am Müsse Ssula (beim Mecken
Ssentscha und bei dem Dürfe Woinskaj» Graldjä) und
an anderen Orten. Hemerkeiiftwcrth ist, dass die
Gorodischtschen der Slaveu , wie sie einst von dein
arabischen Schriftsteller Al-Bekri beschrieben worden
sind, iu Ihrem Bau mit denjenigen übereiustiiumen,
die der Vurtrugeude untersucht hat. Die zweite
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Referat«,
293
I
\
\
Kategorie der GorodiichtMhea bezeichnet der Vi»rt ra-
gend«* all« die runden Berggorodischtschen; sie
nad in vielen Bestehungen oenen der «roten Kilceorh
gleich , nie unterscheiden sich von ihnen nur durch
ihre Lage an hohen Fluasufern und an Erhebungen
der Flussufer. Ferner sind nie dadurch ausgezeichnet,
«law nach der Ebene zu wie durch mehrere Wälle ge-
schützt sind. Die Gorodischtschen der dritten Kate-
gorie sind sowohl durch ihr»? Gestalt wie auch durch
ihr Vertheid igungssy stein scharf unterschieden von
den beiden ersten Kategorien* Die Gorodischtscbcn der
dritten Kategorie haben keine regelmässige (iestalt,
sondern richten sich in der Form nach den Erhebun-
gen, auf denen sic liegen. Sie sind viel umfangreicher
und ausgedehnter als die runden Gorodischtschen.
Charakteristisch ist der Umstand , dass sie oft durch
eine Reihe beträchtlicher, concentrisch gelagert«*r
Wälle geschützt sind. Ausserdem sind sie von einem
cokmua Wall umgeben, der in beträchtlicher Knt-
fernung von der ersten Vertheidigungslmie gelngen
ist, mit einem aussen berumziehennen Graben* Solch©
Gorodischtschen liegen bei «len Dörfern Koschum,
Medweahji, Welikije Budki, («linsk, Welikuja, Selezkaju,
lluromka. Kisiwer* u. a. Besonders bemerkenswert h
ist der Gorodiachtache bei Kisiweru. der eigentlich
aus drei einzelnen Gorodischtschen besteht. Hierzu
rechnet der Vortragende auch einen beim Dorfe
Powstena an dem I fer des Flusses Ldai gelegenen
Oorodisehtache , in dessen Innerem Reste von Kellern
nachweisbar sind. Die Wände der Kellcrräume waren
ausgelegt mit besonderen Ziegelsteinen, die mit Mauer
und grauer Glasur überzogen waren. Eine weitere
Kategorie von Gorudischtsclien wird durch diejenigen
gebildet, die an bes<*ndors bevölkerten Punkten an der
Ssula liegen und die Reite jener „Ooroda“ (Ortschaften,
Ansiedelungen i darstellen, die in der Chronik genannt
werden. Hierher gehören die Gorodischtschen von
Romny, Glinsk. Ssentscha, Ssnetin. Lubny, Lukomje,
Orshitza, Goroschiu. Burouika , 8hownin, Pirjatin,
Warwa, Srcbuoe u. s, w. In strategischer Hinsicht »teilen
sie eine weitere Entwickelung der Hügelbefestigungen
der dritten Kategorie dar. Als typisch können die Reste
der Gorodischtschen bei der Stadt Lubny gelten : die
Befestigungen befinden sich hier auf einem isolirt am
Flusaufer belogenen grossen Hügel, welcher jetzt noch
der »Wall“ heisst. — Zuletzt schildert der Vor-
tragende die sog. langen oder Sch laugen wälle
(russisch smijewie wali>, die «ich sehr lang ausdehnen.
Solcher Wälle, über die im Volke viele Sagen herum-
gehen, giebt es im Gouv. Poltawa sehr viele. Der
gro» »artigste Wall zieht sich hier am Rande eines
Hügelplateau» , das steil am rechten Ufer der Ssula
abfällt. Bemerkenswert!! ist. dass der purallel dem
Walle »ich hinziehende Graben nicht — wie zu er-
warten wäre — an der Flussseite sich befindet . Hin-
dern im Gegentheil an der zum Plateau hin gekehrten
Seite. Wall uud Graben sind noch heute ausgezeichnet
erhalten. Der Wall läuft über den Hügelrücken hin,
steigt in die Fluxthiler hinein und erbebt sich wieder.
Kr Miinat bei der Stadt Labna und rarHuft neben
d«*n Dörfern Mazkowzi, Lukouiie, Orshiza, Pleohowo,
ÜMiroschino. lluromka u. s. w. fin-'itahwärts. Die Länge
des Walles ist über 80 Werst (Kilometer). Die letzten
Windungen des Walles liegen bereits im Dnjeprtbale.
33. W. J. Bohtacherbina: Feber die letzten
Reste des Kosakenthums in der rechts-
ufrigen Ukraine (d. h. im Gebiete westlich
vom Dnjepr).
34. Ch. P. Jasehtschurahinskj : Leber Ernte-
gcbräuche und Erntegesänge. (Ohne
Auszug.)
36. A. W. Polowzew: lieber kleinrusBische
Kosaken in f ranzösischon Diensten 1646.
t *ntcr Benutzung bisher nicht herausgegebenur
Ducumente.
N. J. Kosto m a r o w erwähnt gelegentlich , dass
im Jahre 1646 ein Heer von 2400 Kosaken nach Frank-
reich gesandt worden sei, und dass dien* Kosaken an
der Belagerung von Dünkirchen Theil genommen
hatten.
Der Vortrugende suchte vergeblich nach Nach-
richten über diese Kosaken in Dünkirchen , in Lille
uud Brüssel ; dagegen fand er gedruckte* Quellen über
die Bdagening von Dünkirchen in dar National-
bibliothck in Paris und unbekanntes handschriftliches
Material im Archiv des Prinzen Tondo in Schloss
Cliumpilly ; hier fand er di*1 Originalbriufo des Car-
dinal Muzariu und anderer Personen au den Prinzen
Conde, der damals 1646 Dünkirchen belagerte. Die
Veranlassung zur Entsendung der Kneaken nach Ihln-
kirchen war die Bitte* des Prinzen Conde und des
Citrdinals Muzariu an den König Wladislaw IV., ihnen
Hülfstruppcu gegen die Spanier zu schicken. Wladialaw
hatte selbst keine eigenen Truppen zur Verfügung,
er schlug den Kosakeu vor, freiwillig nach Frank-
reich zu ziehen. Die Kosaken wurden auf dem See-
wege von Ihutzig aus zu Schiffe nach Calais ge-
schafft. Die Zahl der Kosaken kann nur annähernd
bestimmt werden; es waren zehn Regimenter („Pulk“),
demnach etwa 2000 bis 2300 Mann. Die Bedin-
gungen, unter denen die Kosakeu Kriegsdienste
leisteten, waren sehr unbestimmter Natur: deshalb
Iirotestirten die Kosaken einige Mal und schickten ihre
^Vollmacht ichtigtcn zu Verhandlungen nach Fontaine-
bleau. Die Kosaken nahmen sehr lebhaft au der Be-
lagerung Theil; man hatte zuerst befurchtet . dass sic
zu einem Belagerungskrieg nicht genug vorbereitet
seien, aber in der That waren die Kosaken ununter-
brochen beschäftigt. An dem feierlichen Einmärsche
in Dünkirchen nahmen diu Kosaken auch Theil. —
Das Schicksal der Kosaken nach der Belagerung ist
nicht ganz aufgeklärt. Ein Theil derselben, offenbar
weil die Bezahlung nicht gehörig erfolgt war, ging
zu den Spaniern über, der andere Theil wurde nach
Lothringen geschickt. Wie viel Konaken daselbst auf
immer liliebeu, wie viel in die Heimath zurückkehrtcn,
ist uubekunnt.
36. D. Nikolai tBohik : Leber den Anfang und
die Zunahme der Colonisation der lin-
ken Dnjeprufergegend durch die Fürsten
Wischuewetzk j.
37. E. Saezinakj : Einige Erläuterungen zur
archäologischen Karte des Gouv. Podo-
lien, nebst Demonstration der Karte und den
Plänen einiger Kurganc.
36. A. J. Bunin: Wo befand sich das in der
Chronik von 1268 genannte Thor?
39. W. Q. Ljäskoronskj : Die Funde römischer
Münzen im Bassin des mittleren Dnjepr.
Die Mehrzahl der zu beiden Seiten des Dnjepr
gefundenen Münzen stammen aus dem II. und HL Jahr-
hundert n. Chr. Sehr häufig findet mau Münzen von
Antonius Pius. Marc Aurel. Adrian, Septimu» Severus,
auch Trajan , Commodos, Faustina u. A. Bisweilen
kommen auch älter«* Münzen vor. In der Stadt
Perjntin wurde eine Münze Cäsar'» gefunden, und in
dem Münzenfunde von Keshin sind auch Münzen aus
dem I. Jahrhundert n. Chr. Alle dies« Münzfunde
dienen als Beweis, dass die Ufer des Dnjepr schon
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294
Referate.
iin Alterthume von einem Volke mit fönten Wohn-
sitzen besiedelt waren. Aus den vielen Münxfunden
wird meist geschlossen , dass Kiew etwa schon 2000
Jahre existire, — der Vortragende ist zu der Ansicht
gelangt , auf Grundlage der vielen Münzfunde im
Dnjtmrhasrin , dann der Anfang vieler Ansiedelungen
de« Kiew «dien Gebietes in dieselbe Zeit oder in eine
etwas jüngere Zeit zu setzen sei.
40. A. A. Kopf: Ueher Altert hum er des
Kreises Lebedin im Gouv. Charkow.
(Kurgaiie, Gorodisehtschen n. u.)
41. A. A. Mutwejew : Die Topographie der
Hohlacht bei Berestetschko (1661).
42. N. E. Baewerny: Ueber die geographi-
schen Namen im Gebiete von Tula, als
Material zur Naturgeschichte. Ethno-
graphie, Archäologie und Geschichte
des Gebietes.
Der Vortragende ist zu der Ansicht gelangt, dass
die Ureinwohner der Gebiete von Tula und Kuluga
keine Slaven waren, sondern einem anderen Volke
finnischen Stammes angehörten. Dieses Volk hinter-
liess eine Menge mich heute bestehender Namen für
Flüsse, Orte u. s. w.. die nicht russisch lauten. Der
Vortragende ül »ergab ein umfangreiches Verzeichniss
dieser geographischen Namen dem Congrcs*.
43. W. A. Kordt, Universitättthihlinthekar : Bericht
über die kartographische Ausstellung
in der Bibliothek der Universität.
44. I*rof. Th. J. Knauer: Ueber den Ursprung
der Benennung
Die Frage ist »ehr wichtig für Historiker und
Linguisten, ist aber noch nicht sicher beantwortet.
Um den Versuch der I /»»urig zu wagen, geht, der Vor-
tragende auf den Orient, zurück. Bei den Indiern
existirt die Legende von einem grossen Fluss«* „Kassa*.
Unter diesem sagenhaften Muss« begreift der Vor-
tragende die Wolga. Die Benennung Kassa hat sieh
zu verschiedenen Zeiten und hei verschiedenen Völ-
kern verludert, oft sehr bedeutend, z. B. „ross“, „ron*su,
„rauch“. Nach sehr weiten Excuraeu in das Gebiet
der Linguistik gelangt der Vortragende zu dem Schlüsse,
dass die Wort«? russa , rus» , ro»wi , russla u. s. w. alle
von dein indo- europäischen Worte r«»ss, ronss herzu-
leiten sind. Au» jenem Wort«* entstanden die slavi-
schtm Bezeichnungen der Wolga, nämlich ltoitssa,
Hussa, Kuss. In Folge dessen wurde auch «las Wolga-
gebiet Kuss genannt und diese Bezeichnung auch auf
das Volk ül »ertragen , das an der Wolga lebte. Der
Vortragende meint somit, das» die Urheimat der indo-
europai*ch«*n Völker das Wolgagebiet sei, und dass
das Wort „ruas“ demnach slavisch • russischen Ur-
sprung«*» »ei. Da» Wort, womit das griwsnissiwhe
Volk benannt wird, ist demnach kein «lern Kusaischen
fremde«.
Bei der nachfolgenden lebhaften Discussion wird
insbesondere borvorgehoben . dass die linguistis«‘licn
Auseinandersetzungen des Professor» Knauer nicht
mit den historisehen Thatnchen stimmen,
46. Pr«if. P. W. Golubowsky und E. A. Kiwlixky:
Ueber die Herstellung einer Kurte de»
Gouvernement» Tscheruigow bi» zum
XVI. Jahrhundert.
46. Prof. W. B. Antonowitseh : Ueher die Lage
der in den Chroniken erwähnten Urte
Schurinsk und Peressopniza.
47. Prof. J. A. Sikorsky: Ueber den Nachweis
der Kassenvermischnng in einer Bevöl-
kerung.
48. Prof. D. J. Bagalej: Heber einige der zweiten
Abtheilung des (Kongresses übergebene
A bhnudl urigen.
Ks sind folgende Abhandlungen , die eingereicht,
aber uicht verlesen wurden.
a) Butf oslawsky - Smolensk: Ueber «lie durch
SmoJcnak führenden Wege nach dem Orient, nebst
einer genauen Karte.
b) Derselbe: F.iue allgemeine Karte de» alten
Kusslands vom IX. bis XI. Jahrhundert, mit erlüiren-
dem Text-
c) Isnoskow -Kasan: Uel»er die /.usamiiienstellung
historisch-geographischer Wörterbücher.
d) Derselbe: Ueber di«» ZuHjimrnenatollung alpha-
betischer Verzeichnisse chnn »graphischer B«»ncniiiingcu.
e) A* J. 8ü wcl jr*w : Du Rdti «1er alten Ver-
messungen in Kmdand.
f > W. K »> t rs h i n s k v (in polnüchor Sprach«*) : Ueber
die Slaven, die ehemals zwischen dem Khein und der
Ssawa wohnten.
g) K rasch kc witsch : Uebersielit der Alter-
thüiner des Kreises Grubeachow (Gouvernement Lublin).
III. Ahth.: Kunst-Alterthüiner
(vereinigt mit der X. Abth. : N u m i s in a t i k und
Sphragistik).
49. M. P. Jstomin: Die Fresken des XVII. bi»
XVIII. Jahrhundert» in den Kirchen und
Capellen de» südwestlichen Kusslands.
50. J. D. Tsohetyrkin : Ueber einige alte Gegen-
stände. die aus dem südlichen Kussland
(Gouvernement Tscheruigow und Kiew)
nach Kaluga gekommen sind.
51. Prof. E. R. v, Stern -Odessa: Ueber die Be-
deutung der keramischen Funde für die
(-ultnrgeschichte der (Kolonisation des
Schwarzen Meeres.
Die literarischen Quellen in Betreff der (Koloni-
sation der nördlichen Ufer des Schwarzen Me«*res
durch die Griechen sind sehr spärlich; besonder»
wichtig sind durum anderweitige Quellen, das sind
die Inschriften und Münzen. Ausserdem aber müssen
als ein ganz neues, bisher von den Historikern noch
nicht iK-nutztes Material «lie Ergebnis»«* der kera-
mischen Forschung angesehen werden. Diese Ergeb-
nisse sind bisher nur in künstlerischer Beziehung,
z. B. durch Stephany, verwertliet worden. Man
kann alter die Ergebnis»«? auch für die Geschichte «l«»r
(Kolonisation vorwertben und findet darin eine Bestäti-
gung der literarisch»*!) Nachrichten, ln Ol via wurden
Gefaste gefunden (Museum für Geschichte der Alter-
Ihütner in Odessa), die nach den Forschungen Belau'»
au« Milet stauim«*n. Die Ansicht Letkc’s, «lass man
bisher noch nirgends bis zur „Schicht von Milet“
dürr lig«*d rangen «ei, mu»« fallen .
Wir haben sichere Nachrichten, dass Milet wäh-
rend des IX. bis VI. Jahrhunderts v. Chr. Geb. gegen
80 (Kolonien gründete. Milet selbst hatte vielleicht
«*gon Hioono Einwohner zur Zeit seiner Blüthe ge-
ttbt. Wahrscheinli«*h waren unter den (Kolonien, die
bei den alten Schriftstcll«*m erwähnt werden, viele
einfache Facto reien mit Niederlagen von Waaren aus
Milet. Im V. Jahrhundert fallt Milet, ond Athen in
Hella» tritt an die erste Stelle. Das geht auch au»
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Referate.
295
den keramischen Funden hervor. Unter den antiken
Oefässeti in Ol via und Pantikapaiou nehmen eine her-
vorragende «Stellung die mit schwarzen Figuren ver-
zierten Sachen ein. aie Mammen au« der Zeit, als
Athen mit Milet zu wetteifern begann. Der weit-
blickende Tyrann Pi*i»tratus in Athen tritt mit den
('olonien am Schwarzen Heere in Verbindung. In
die Zeit nach Pisistratu« bi« in die Zeit der griechiseh-
peraischen Kriege gehören die alten Vasen . die mit
rothen Figuren verziert sind; solche Ya«eu sind ge-
funden worden in Olvia, l’antikapainn und auf der
Insel Levrka (Phiduniasi). Die Unterbrechung, die in
de« Beziehungen zwischen Athen und den Colonien
am Schwarzen Meere «pater eintrat, äussert «ich darin,
da«« den jüngeren Vasen der strenge, rotli figurirte
Styl der höchsten Blüthezeit fehlt. Auch einige Vasen
itu 1‘eltergangABtyl werden in Südrussland gefunden.
Au« Athen ging zu dieser Zeit der Kxfiort nach Sici-
Hen. Sobald aber der Markt iu Sicilien am Ende de»
V. Jahrhunderts verloren ging, »o beginnt abermals
die Ausfuhr nach den Colonien de» Schwanen Meere»;
de*balh linden sieh hier so »ehr viele Vasen de» Luxus-
styl» (Ende de» V, und VI. Jahrhundert«). Aber bald
nach dem Falle Athen» hörte die Fabrikation der ruth
figurirten Vasen auf. In den griechischen 0 r&born
de* III. Jahrhundert», in die man traditionell V«»en
zu legen pflegte, Anden »ich Megarasche Gcfäase;
wahrscheinlich wurden die Vasen dieses Typus in der
griechischen Colonie »eJbst fnbricirt und vielleicht
mich langer als in Kleinasien und Griechenland.
Solcher Vasen localen Ursprungs, die Stenhany fälsch-
lich «1» halbbarbarisch bezeichnet . sinn jetzt gegen
llNi Stück liekuuut; eine einzige ist in Olvia , die
übrigen sind in Kertach gefunden. Ks sind diese
Vasen ihrem ganzen Charakter nach rein griechisch,
»ic sind nur technisch schlecht, sic sprechen deutlich
dafür, da«» im III. Jahrhundert in den Colonien griechi-
sche Cnltur herrschte, dass wenigstens die Felonien mit
der griechischen Welt iu Verbindung »tandeti. Vom
II. Jahrhuudert ab befanden sich die (’olonien in Be-
ziehung zu Italien und zu Koni ; apulische Amphoren
und andere Gefasst* sind im Museum zu Odessa anzu-
treffen. Ob die Beziehungen zu Born unmittellwr
waren , ist fraglich. Für die Lebhaftigkeit der Be-
ziehungen zu Bom, die bis zum Untergänge des Körner-
reiche» bestanden, Sprüchen die zahlreichen rotb
laclrirten Vasen (aus Arretium). Man darf diese arrc-
tiuisehcn Gefisse nicht, wi« Dragendorf meint, in
du» III. Jahrhundert v. (’hr. versetzen. Offenbar sind
auch derartige arretintsebe Vasen, namentlich die ein-
facheren. in den Cohmieu selbst augefertigt worden.
Die glasirtcii Vasen mit Keliefflgureu, die in Südruss-
laml gefunden werden, sind ein Zeugnis» für die Be-
ziehungen der griechischen Colonie zu Alexandrien.
Der Vortragende wies ferner auf das keramische
Material, das schon in da* Mittelalter hinciugehört.
Mau bildet im Süden Kurlands hyzaotiniscbe, arahisehe,
italienische Arbeiten. Ihjs Studium dieses jüugeren
Materials ist viel schwieriger ul« «las des antikem
Materials, aber es sind wichtige Ergebnisse zu er-
warten.
52. W. W. Ssusslow: Die Periode des Verfalles
der alt-russischen Architeetur um Ende
iiet* XVII. und zu Beginn dei XVIIL Jahr-
hunderts.
53. Dr. P. Köper: Polnische Kunstdenkmäler
in russischen Museen. (Polskie zabytki
sxtuki w rusayskich xhiorach.)
Der Vortrag wurde in polnischer Sprache ver-
lesen.
54. W. N. Nikoligew: Die Innenwände der
grossen Kirche der Kiew- Pctsc her-
skischen Lawra nach Entfernung der
Stuccatur.
IV. Ahth.: Häusliches und öffentliches Leben.
55. G. W. Doratechenko: Was ist unter Ljudi
pritomniie (poln. ludzie pzytomni) zu ver-
stehen V Erörterungen über alt russische* Ge-
richtsverfahren.
5ti. P. W. Golubowskj : Bis zu welcher Zeit
kann man in Südrusslaud das Verfahren,
sich beim Kumpf durch eine Wagenburg
(russ. Tabor) zu schützen, verfolgen?
57. Prof. A. N. Jasaintsky: lieber die mittel-
alterliche Agrarordnung Böhmens.
58. A. M. Tsoherepnin: lieber die Kiewschen
Griwuen.
Der Vortragende betont zunächst die Verschieden-
heit der Meinungen der Gelehrten über den Charakter
und den Bestand des ult russischen Geldsystems. ferner
betont er die U n liultburkcit der Ansicht, dass in
Bussland während des IX. bis XIV. Juhrhundert*
Thierfelle al« Wuhrungsmittei oder Geld (Leder*
ge Id oder Hautgeld nach russischem Ausdruck) ge-
dient hätten. Dann erklärte er die Verschiedenheit
in den Vorstellungen und Schlussfolgerungen der
Forscher dnreh die unzureichenden Nachrichten über
die Geldeinheiten des alten Busslands, soweit dieselben
»ich iu den schriftlichen Urkunden erhalten halten.
Nach der Meinung des Vortragenden müssen die alten
Münxstücke als ein wichtiges Prüfungsmaterial dienen,
um feste und regelriehtige Begriffe iu Betreff des
Charakters wie de* Bestundet des alt russischen Geld-
systctiis zu gewinne». Auf Grundlage der alten Münz-
funde kann inan sich annähernd eiue Vorstellung ver-
schaffen von den Geldeinheiten, die während des IX.
bis XIV. Jahrhunderts im Gebrauch waren, und von
deu Veränderungen, die das Geldsystem in der folgen-
den Zeit erlitt. Arabische Dirhorao und silberne
Prutiki (Silberbarren, Silberstaugen) oder Griwnus
orientalischen Ursprungs, sowie byzantinische Münzen
dienten in Hussland ui« Währung* mittel. Während
de» IX. Jahrhundert* zeigte da« Geldsystem in Süd-
russland schon einige Kigenthümliehkeiten : als charak-
teristisch muss angesehen werden da» Auftreten
silberner G ri wn ns localeu Ursprung». Diene silbernen
sechseckigen Stangen waren die Grundlage der Ein-
heit de* allrussischen , richtiger des Kiew «eben Geld-
»y stcins. Das Gewicht der Kiewsehen Griwtma wur
kein constantes . sondern ändern* «ich unter dem Ein-
flüsse der vorherrschenden Biehtung der Handels-
beziehungen. Die älteste» S i Ibe r- 1» r i W n a • Kiews
haben pin Gewicht von Hl bis 34 ftokitnik (132 bis
145 g). Diesem Gewicht einer Griwna entsprachen
dem Wert he nach 50 Dirhame ahhaaaidischer Prägung
de* VIII. und IX. Jahrhunderts. Die schweren Griwna«
von 35 bi» HO Solotnik (140 bis ltiüg) mü«»en für die
jüngeren gehalten werden. Die Zunahme de» Ge-
wichte* der Griwna hing, wie es scheint, von der
überwiegenden Verbreitung der byzantinischen Münzen
(Milliarensien unrl Halbmilliareusicu) sowie auch von
der Zuuahme gewichtigerer Dirheme verschiedener
Dynastien de* Ostkalifat» ab. Da» Gewicht von HO der
genannten Münzen betragt nämlich wirklich 35 bis
39 bnlotsik (140 bi» 130g>
Die Kiewschen Griwnaa von 31 bia 39 Solotnik
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296
Referate.
(132 bis 160 g) dienten zur grntid legenden Einheit de»
allrussischen und Kiewsehen Währuiigasystem* , du*
sich bi» zum Ende des XIII. Jahrhunderts erhalten
hat. Gleichzeitig mit den Griwnas waren im Gebrauch
zuerst nur ausländische, »pater auch russische Silber-
münzen. Die Kiew sehe Griwna enthielt 20 Nugats,
25 Kuua und ÜORjeMii. Eine Rimus (oder Rjesan)
enthielt 12 Itjela, 1 Dicht enthielt 2 Wekscha. Mit
den Namen Kults tmd Rjesan wurden die ganzen
Dirheme und die HalbtiiiJliarcnricn tauf ein Pfund
Gold rechnete man in Byzanz 10UÖ Milliamisien) be-
nichnet; die kleine Münze erhielt man durch Zer-
•chlagen der ganzen Geldstücke iu eine unbestimmte
Menge grösserer und kleinerer Thcile. Zerschlagene
Theile der Dirhemen und der bv&uitiuischcn Münzen
wurden in alten Müuzfundeu vielfach augetroffeu.
Das K i e w sehe Währungssystem wurde verdrängt
durch das Xowgorodschc, das sich uuter dem Ein-
flüsse der Handelsitezieh ungen mit dem Westen aus-
gebildet hat. Als Einheit de* Nowgorod scheu Systems
erscheint die Deutsche Muck, die etwa dem ßnssi-
sehen Halbpfund gleichkomuit. IHe Nowgoroder
Griwna hatte ein Gewicht von 44 bis 50 Nilotnik
(-^= 1*7 bis 216 g), Ihn gleiche Gewicht liesoasen auch
die littauischen Griwna» (1 Pfund hat 5*6 Snlotuik).
Mit der Verbreitung dieses System» iilier den Süden
Russlands wurde das Giessen von Griwuas Kiew sehen
Typus fort gesetzt ; wcnugleich die Form beinhalten
wurde, Bu weehselte das Gewicht der Kiewschen
Griwuas von 46 bi* 46 Solotnik (105 bis 201 g) je nach
Ort und Zeit.
In Folge des Umstandes, da?« die neuen Kiewschen
Griwnas ein grösseres Gewicht haben, kann man die
ältesten Griwmi* von den jüngsten unterscheiden. Die
Thntmche. das* das Gcwieht der silbernen Griwna
einer bestimmten Anzahl von Münzen, wie sie da-
mals in Russland im Gebrauch waren, gleich ist,
widerspricht direct der Rehsuptung einer früheren
Existenz des vermeintlichen „Fcllgcldes’4.
8. J. Pissarew fügte hinzu: ln einem in Smo-
leusk gefundenen Schatz, der aus Frager Groschen
lH*«t;jn«l . fanden sieh drei silberne Stangen < Barren ),
die als Theile eiuer Griwna crschietieu. Eine der
Barren he*u*s ein Zeichen C0. Die ganz«* Burro wog
160g, fast so viel wie eine Menge von 00 G röschen,
von denen jeder Groschen dg wiegt. In Smolensk
n«*nnt man eine Anzahl vou 60Gegenstünd»*n — deutsch
Schock — eine Kopn, man sagt: 1 Kojm Kreide,
Garben u. s. w. Vielleicht »oll die Inschrift CO da»
lateinische Wort COFA liedeuten. Bei jenem Münz-
fnndc fand man lederne, auf ein Stülicheu gereihte
Flältcheu.dic mit einem zusammengesetzten Zeichen ver-
sehet! waren. leider zerfielen diese IMättchen »ehr bald.
A. N. Jassinski wie» darauf hin, da»» die tsche-
chische Münz- Kopa eine ideale, aber keine reale
Münzeinheit war, dass muu in Böhmen auf eine Kopa
Itald 56, lald GO, bald 64 Groschen rechnete. In Jlc-
treff einer Kopa Getreide ist zu bemerken , das* man
in Böhmen während des Mittelalter* die Kopa zu
50 (Farben rechnete. IHe beiden Buchstaben CU dürften
nicht ah Kopa gedeutet werden, weil in den lateinisch
verfasste« Acten die Köpft stet* durch Sexngrua
wiedergegeben wird ; Mite c* aber tschechisch »ein,
so müsste Kopa mit dem Duchstuhcn K geschrieben
werden.
F. Doljatsehenko theilte mit, da»* im Gouverne-
ment Kursk die Kopa gleich 57 Garben sei.
50. W, M. Witlyg (Wittich?) in polnischer Sprache.
O pierwotnej grzyw*nie incniczcj w Fohcc i o
jei podziale. Geber die ursprüngliche pol-
nische Griwna und ihn» besondere Theiluug.
l>er Vortragende gab zunächst eine reiferrieht der
diese Frage betreffenden Literatur und theilte darauf
«eine eigenen Schlussfolgerungen mit . zu denen er
durch da» Studium der Acten de» XIV. Jahrhundert»
gekommen ist.
1. In Polen existirtc eine besondere Griwna
bereit* vor Einführung de* Christen; hum»; das Ge-
wicht dieser poluischen Griwna war 31,17g, sie ent-
hielt 200 Münzen hu Gewicht von 0,12 g (90er Silber-
probe), die nach dem Maassstahe der Dnrestadschen
Münzen Karl* de* Grossen geprägt waren.
2. Nach Einführung de» Uhri»tenthuins lies» Met-
»chialaw I. ähnliche Münzen mit eiuem Kreuz, im Ge-
wicht von 0,31 g prägen.
3. MetechisTaw erhöhte, offenbar wegen der Ver-
einfachung und der Erleichterung de* Handel» mit
dem Westen durch die Ausgleichung mit dem deutschen
Münzfu*» da» («ewicht der Griwna um fünfmal bis
auf 155,65 g und die eigeue Münze auf 1,50 g. tmd
hielt auf die*« Weise die Kintheilung der Griwna in
100 Theile fest.
4. Kasimir I., der am Kaiserlichen Hof erzogen
war, führte eine Veränderung de» Münzfusse» herbei:
er führte da* Münzsystem Kurl» des Grossen in Polen
ein, wodurch die Griwna in 240 Theile getheilt wurde;
da* konnte er um so leichter, weil zu jener Zeit überall,
so auch in Polen, die Münze ihr Gewicht und ihre
ursprünglich gute „Probe“ verloren hatte.
Die sogeuannten wendischen Münzen, die bei
den Sachsen und Westslaven geprägt wurden, wie die
in Polen, wr«fgcn damals 1,3 bi* 1 g; einige butten eine
Probe von 6t , andere wogen nur 0.75 und hatten die
Proljo von 42. Die ersteron schweren müssen zu den-
jenigen Münzen gerechnet werden, die nach der 100-
Tbciluiig geprägt waren; die anderen mit 42er Prob«
sind anzuseheii als geprägt nach dem neu eingefübrten
System Karls de» Grossen nach der Theilung in
240 Theile <1 »emirtu). Auf eine andere Weise kann
man sich eine solche Herabsetzung der Probe nicht
erklären; diese Annahme wird bestätigt durch die
Analyse der Münzen und durch da» Verhältnis» der
Münzen zu dem Gewicht der Griwna.
Der Vortrug wurde durch Drmoustrutiun aller be-
treffenden Münzen erläutert.
60. 8. K. Bogojawlewskj : Feber da» Gesetzbuch
de* Zurou Fedor I wanowitscb.
61. I*rof. A. P. Jaaainsky: Zur Frage nach dem
Ursprung der mittelalterlichen U rbarien.
62. E. P.Rodnkowa: Das wirf hschaft liehe Leben
der klein russischen Gesellschaft de»
XVIII. Jahrhunderts nach den damaligen
Revisionsbüchern.
63. D. P. Müller; Ueber die Pikenierft (Lanzen-
reite r) des XVII. Jekrhanderts.
61. O. J. Lowitzky: Die gebräuchliche Form
der EhcschlicBsuiig im »iid westlichen
Busslund während de» XVI. und XVII.
Jahrhunderts.
Ih*r Vortragende schildert /uniichut in Kürze die
Lage der Frau während des XVI. und XVII. Jahr-
hunderts im südwestlichen Russland. Die Frau hatte
ihre volle Freiheit und ein liet rächt liebe» bürgerliches
Recht. Sie war charakterfest und energisch, in ihren
guten wie schlechten Eigenschaften ; »leshalb wurde
auf die Einwilligung der Braut bei Eheschi iessungen
ebenso Rücksicht genommen, wie auf »len Willen de*
Bräutigams. Es ereignet« sich oft, dass die Eltern
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Referate.
297
forderten , ihre versprochen© Tochter solle in »Iler
Form vor der Ortrverwaltung erklären, dass sie seihst
sich den Bräutigam erwählt habe, und dass diese Er-
klärung zu Protokoll genommen wurde. I>er Ehe-
Schliessung ging ein Versprechen (V erlüb n ins) vorher;
gleichzeitig wurde ein Ehceontract geschlossen, darin
wurde eine bestimmte Mitgift der Braut, eine be-
stimmte Geldsumme von Seiten des Bräutigams, der
Tag des Hochzeitsfestes und andere Bedingungen fest-
gesetzt, und zuletzt ein© Strafe bestimmt für diejenige
Partei, welche den Contract brach. Dann erfolgte in
der Familie die Uebcrgabo der Braut an den Bräuti-
gam : die Familie übertrug dem Bräutigam die-
jenigen Rechte, die die Eltern bisher nach natürlichem
Recht selbst gehabt hatten. Dieser Act wurde Sarut-
schina, die Einhändigung, genannt, ln dem be-
treffenden Acte wurde die dem Braut igum ©ingekän-
digte Braut nicht ariteta als die „ei nee b ä nd igte*
Frau (Surutschcnnaja shena) bezeichnet. Nicht selten
wurde gleichzeitig mit der „Einhändigung“ auch die
kirchlich© Trauung der jungen Leute vollzogen, al**r
auch die Trauung ändert© nicht im Geringsten die
Ijftge des jungen Paares , bevor nicht das eigentliche
Hochzeitstest stattgefunden hatte; das konnte
aber unter Umständen noch lungo hinaasgczcboben
werden. Die jungen Leute lebten getrennt wie bisher
bei ihren Eltern, hielten »ich nicht für Eheleute,
konnten sogar unter Zahlung der Strafsumme den
Contract losen und einen neuen Contract mit anderen
schliessen. Auf Grundlage zahlreicher Docnmente
kaun mit Sicherheit. lndiauptet werden , dass wäh-
rend de« XVI. und XVIL Jahrhunderts im süd-
westlichen Russland nicht nur im gemeinen Volk,
sondern auch in den höheren Hussen die allrussische
Anschauung herrschte, wonach die Eheschließung ein
bürgerlicher Act war; obgleich die Eheschliesaenden
sich niemals der kirchlichen Trauung entzogen, so
hatte diese doch ausschliesslich die Bedeutung eine»
religiösen und nicht eines juridischen Actes. Die Be-
deutung des juridischen Acte» kam in weit höherem
Maaasc dem eigentlichen Hoc hzeitsf oste zu, weil
damit der Anfang des rechtlichen ehelichen Zu-
sammenlebens gegeben war. — Zum Schluss wies der
Vortragende auf die Existenz einer sonderbaren Sitte
bei der Eheschliessung : ein zum Tode verurtheilter
Verbrecher wurde begnadigt, wenn sich eine ehrsam©
Jungfrau fand, die vor Gericht den Wunsch ausspracli,
den Verurtheilteu heirutheu zu wollen. Von dieser
Sitte, welche juridische Kraft betass, erzählen viele
V olksüberlieferungen in Wolhynien und in KJein-
rnssland.
V. Ahth.: Kirchliche Alterthümor.
65. W. N. Schtachepkin : Ueber eine Zeichnung
in der Nowgoroder Malerschule: Ein
Miniaturbild, Leben des heiligen Xifont.
66. N. J. Troakj: Das Wappen der Stadt Kiew
und der Erzengel Michael in der ru*si*©hcu
Ikonographie im Zusammenhänge mit der bibli-
schen, talmudischcn und griechisch - byzanti-
nischen Literatur.
67. J. D. Tsckutyrkin : Ueber die Kreuze der
Altgläubigeu in Kaluga.
6 U. B. O. Dolgow: Die Legende vom Bilde Gottes
des Vaters, die in einer Handschrift des
XVI. Jahrhunderts gefunden worden ist.
70. Prof. Th. J. Titow: Was stand in alter Zeit
an der Stelle der heutigen Andreas-
ki re he?
71. Prof. Th. J. Titow: Ueber die sogenannten
ausländischen Klöster der Kiewschen
E p a r c h i e.
72. E. J. Sac&inakj, Priester: Die älteste Kirche
Podolieus.
73. M. P, Istomin: Die hauptsächlichen Grund-
züge der Ikonographie in Wolhynien
während des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts.
74. Prof. A. P. Golubzow: lieber ein altes Mutter-
Gottesbild und Ober die alte geistliche
Akademie in Kiew.
75. B E. Bwerows Ueber die bildliche Darstel-
lung des heiligen Mitrofau in Woro-
nasch.
76. W. P. Georgiewskj : Ueber die Alterthöraor
der Stadt Susdal.
77. E. K. Pochwalinakj : Ueber allrussische,
am Körper getragene Kreuzchen und
Heiligenbilder.
78. M. J. Uspenskj : Ueber die Schule der russi-
schen Heiligeu bilden» alcrei.
79. W. T. Georgiewskj: Zur Frage nach der
Methode des Studiums der russischen
Heiligenbildermalerei.
80. O. A. Fotinakj: Ueber die Kreuzbrüder-
schaft und andere Verbrüderungen.
81. J. N. Korolkow , Professor und Priester: Ueber
die Darstell ungen der hellenischen Weise u
und Sibyllen in russischen rechtgläu-
bigen Tempeln.
VI. Abth.: Denkmäler der Schrift und
Sprache.
82. W. N. Schtachepkin : Ueber die Theilung der
altslavischen und bolgariscben Sprache
in Dialekte.
83. A. 8. Rajewaki: Ueber ein Gebetbuch in
der Bibliothek dos erzpriesterlieben
Hauses in Juroslnw aus dum XIII. Jahr-
hundert.
84. J. M. Rumänin: Die Haupt momente in der
Geschichte der Entwickelung der süd-
russischen Schrift während des XV. bis
XY111. Jahrhunderts.
68. W. W. Sauoslow: Wiederherstellung der
ursprünglichen Form der Sophienkathe-
draie in Nowgorod.
Archiv fttr Anthropologie, lhl, XX Vll.
85. Prof. A. J. Bobolewaky: Die alten kirchen-
s la vi sehen Dichtungen und ihre Bedeu-
tung für die Geschichte und Sprache.
38
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398
Referate.
86. iYof. N. P. Da«ohk«wit*ob : Einige Batrtcb-
tungen über den sagenhaften Uja Mnro-
nietz auf Grund einiger Kiewseher That-
nachen aus den) XVI. bis XVII. Jahr*
hundert.
87. I W. D. J. Abramowitech : lieber den Umfang
und Charakter der literarischen Thätig-
keit des Chronisten Nestor.
88. Prof. N. W. Wolkow: Ueber die ältesten
kirchenslavischen Notenbücher.
80, Prof. P. W. Wladimirow: Heber den Zu-
sammenhang der apok ry phischen Ikono-
graphie, der alten russischen Literatur
und der Volksliterntnr.
00. Prof. M. N. Bporanakj : Sla visoh-russische
Uebersetzu ngeu.
91. P. ▲. Lawrow: Die slavonische lieber-
Setzung der Sonara und die Beziehung
derselben zur Umarbeitung des Cliilan-
drischen Mönchs Grigorij.
VII. Abth.: Byzantinische, classische und west-
europäische Alterthümer.
92. Prof. W. P. Busoaakul in Charkow: lieber die
Erfolge und die Hauptrichtungen auf
dem Gebiete der griechischen Geschichte.
93. B. W. Farmukowski: Die neuesten wissen-
schaftlichen Unternehmungen de« (russi-
schen) archäologischen Instituts in Kon-
stantinopel.
94. Dr.K.Hörmaim-Serajewo: Ueher das römische
Castrum in Magorello.
Die Befestigung , von der sich noch Kdrächtliche
Mauerreste erhalten haben, liegt in der Herzegowina
nahe der dalmatischen Grenz«* am Huk«1 Naron (jetzt
Wid) auf einem leicht nach Süden abfallenden Plateau,
das Magorello heisst. Von Seiten der Verwaltung dos
Bosutscn-herzegowiiiiseheu Museums wurden iiu Früh-
jahr des Jahres 1899 Ausgrabungen begonnen und
werden noch fortgesetzt. Die Maasse der Befestigung
lu-tragen in der Länge 100 im, in der Breite 80 m. Die
Befestigung konnte etwa 500 Mann l»eherbergen. IHe
Befestigung hietet eine Eigenthutniickkeit dar,
insofern an der Innentluche der Mauer im Norden.
Westen und Osten viereckige, zweietagige Gebäude
errichtet sind. Auf Grund der während zweier .Monate
im Hiunenrauiue der FostungBUiauern gemachten Funde
kann man behaupten, dass die Befestigung ununter-
brochen von Neroa Zeit bis zur Zeit Kaiser Tbeodosias*
und seines .Sohnes bestanden hat. Durch eine Kata-
strophe, welche »o plötzlich eintrat, dass die Bewohner
nichts retten, nichts forttragen konnten, wurde die
Bef«*! iguug vernichtet: sie brannte nieder. Wahr-
scheinlich wurde dos Castrum beim F.infall der Gotheu
zerstört.
96. GL W. Farmakowskj : Ueber eine byzanti-
nische Handschrift mit Miuiuturcu.
96. W. R. Vocht: Ueber die astrologischen
TlkfttPfcctaa der Geburt des Cäsar, des
Agrippinus und des Tiberius.
97. Prof. J. A. Kulakowaki: Zur Geschichte des
Bosporus (Kertsch) während des XL bis
XIII. Jahrhunderts.
VIII. Abth.: Alterthümer der südlichen und
westlichen Slave n.
98. IYof. A. J. Sobolewski: Die kirchcuslavi-
schen Texte mährischen Ursprungs.
99. Prof. Dr. L. Niederle- Prag: Ueber die Zeit
der Uehersiedel ung der Slaven vom Nor-
den der Karpathen nach Ungarn.
Der Referent lässt die Ansicht Samok wassow* b
und anderer Forscher in Betreff der Heimath der
Slaven an der mittleren und unteren Donau ganz bei
Seite. Er meint, dass der Sitz der Slaven nördlich
von den Karpathen an der Weichsel war. Von hier
um* begannen die Slaven rieh nach Westet) und nach
Süden — die Karpathen überschreitend — auazu breiten.
Im Gebiet de* heutigen nördlichen Ungarns erschienen
die Slaven in einer viel früheren Epoche, als Ptolo-
mäus bekundet, dessen Angaben das VI. Jahrhundert
melden. Der Vortragende führt für seine Annahme
historische und archäologische Gründe an. Die histo-
rischen Beweise sind gröMtentheils liekannt. Wenn
dieselben auch von vielen Gelehrten ( Müllen hof,
Roesler, Miklosieh, Jagi Ische w, Sobolewsk i und
anderen) angvarweifelt werden, so halt der Vort ragende
dennoch diejenigen für völlig überzeugend , welche
auf <li«- topographische Xomendator sich stutzen. Die
Benennungen Tsoorna, Pelso, Bustricius, Her-
sovia, Ulcus sind am leichtesten aus dem Slavischen
zu erklären, sic haben sieh in der geschichtlichen sla-
vischen Literatur de« Landes erhalten; auch eine
Menge top« »graphischer Naiiieu de« heutigen Ungarns
können ■ lauschen Ursprungs sein. Dabei ist jedoch
nicht zu leugnen , dass neben den Slaven auch andere
Völker nichtslnvischer Herkunft in Ungarn fassen,
und dass die Mehrzahl der örtlichen Namen aus den
Sprachen der n i c h t slavisehtm Völker stammt. —
Ais zweiten überzeugenden Grund betrachtet der Vor-
tragende die Existenz einer dichten slavischen Bevöl-
kerung in dem Gebiete der Urheimat!) der Slaven,
einer Bevölkerung , die zw«*i grosse Reiche, das im»1-
nische und russische, bildete. Ihis wäre unmöglich
gewesen . wenn die Slaven von hier aus zu einer viel
spateren Zeit in die Kalkunhalhmsel übergcsicdelt
wären. Der Vortragende geht daun zu den archäo-
logischen Beweisen über: er erkeunt der Identität der
Gräber hn nördlicbeu Ungarn und der Gräber des
lausitz- schlesischen Typus besondere Bedeutung zu.
Derartige Gr»l»er sind fast in allen sla Wachen Ländern
gefunden worden, in Ikmmmkt. Modoharzi, Lüchow,
Autal u. a. Wenn man berücksichtigt, dass derartige
Gräber auch in Schlesien, Mähren und Westgalizien
Vorkommen, so hat man Grund zu glauben, dass die
Slaven au« Trauskarjaithien in da« nördliche Ungarn
cinwanderten durch «lie Thäler der Flüsse Wag, (»mp
und Ipola. Mit Hülfe der Fundstätten können wir
nu« jetzt das Gebiet construireu, es erstreckt sich
als Keil von der «cbleiischcn Grenze bis zum ( omitat
von Gop. Die Zusammenfassung aller historischen
wie arvfiäolügucben Thatsaehen, die «ich gegenseitig
bestätigen , führt den Vortragenden zu* (fügendem
Schlüsse:
Die Slaven verbreiteten sich aus der trantkarpa-
Guschen Heimath über die Karpathen nach Süden
nicht erst nach Christi Geburt; sie drangen an
die mittlere Douau nicht erst nach dem Wegzuge
der germanischen Stäumie, wie bisher da« Axiom
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Referate.
vieler Historiker lautet , Mindern «io sind viel früher
in die lietreffendeu Gegenden eiugcwandcrt , wahr*
scheinlieh schon in der /eit vor Christi Geburt.
100. Prof, P. D. Florlnakj: Ueher die Herkunft
und die B o n o u n u n g der 111 a li r i s c h e n
Walacheii.
Im südöstlichen Theile von Mahren, im Gebiet
des Flusse» Bctmrliwa , am westlichen Abhänge der
Kurput hcn. in den Ortschaften Slin, Wysowiri, Bssctin,
Walschkini u. a. leben ca, 150000 Menschen . die sich
von den übrigen Mähren unterscheiden und die
Walaeh eu genannt werden. Kn ist ein Hirtenvolk,
das »ich vorherrschend mit der Schafzucht beschäftigt,
und das in «einer Lebensweise viel patriarchalische
Züge, viele Volksgesäuge, alte Ueberheferungcn und
Märchen erhalten hat. Die Sprache der mährischen
Walachen gilt als ein besonders eonservativer Dialekt,
der sich durch grosse Beiuheit uud Schönheit von den
andereu tschechi sch- mährischen Dialekteu unterscheidet
und sich der Sprach« der benachliarten Slowaken
nähert. Kiue Kigenthümlichkeit des mährifloh-walarhi»
sehen Dialekts ist die Anwesenheit einer geringeu
Menge von Worten rumänischen Ursprungs. Die An-
sichten der Autoren über die Sprache dieser nmhri-
»eheu Walachen binnen sich in zwei Gruppeu ordnen.
Hin Thei) der Autoren findet in den afibrieoheo
Walachen Spuren r n in ä n i s e h e n Blutes und hält
sic für »lavisirtc Humanen, der andere Theil der
Autoren leugnet jode ethnische Verwand tse halt mit
den Rumänen und hält »ie für einen rein »lavischen
Stamm. Zu der Gruppe der ersten Autoren gehören
die Gebrüder Iretsehek. D. J. Martiam, Fr. Mik-
losich, F. Bartosch. Pastinek, Malincwski und
der rumänische Gelehrte Buruda. Zu den Vertretern
der zweiten Ansicht gehören: Professor Pit sch,
die slovenischen Schriftsteller J. Skullet! und
M. Waulew ek.
Der Vortragende hat während des Sommer« 1898
persönlich die mährischen Walachen kennen gelernt
uud int zu der Uclierzeugung gelangt, das» sie als ein
reiu slavischer Stamm, ohne jegliche ethnische Ver-
wandtschaft mit den Rumänen anzunehen sind.
Die Gründe, die den Vortragenden zu dieser An-
sicht veranlasst haben, sind:
1. Die physische Beschaffenheit, die Eigenthüm-
liehkeiteu der l^liensweiw, die Traditionen, die Ge-
sänge uud die Spruche der mährischen Walaehen
weisen darauf hin, das« cs sich hier um einen rein
»lavischen Yolkratamni handelt, um einen Volkastamin,
der einerseits den übrigen Zweigen des mährischen
Stammes, andererseits den ugrischen Slowaken
nahe steht.
2. Die hervorragenden Kennzeichen der Sprache
sowie der Lebensweise veranlassen dazu, die mähri-
schen Walachen für Abkömmliuge der ugrischen
Slowaken zu halten , die in das mährische Gebiet ein-
wunderten.
3. Kn sieht keine historischen Hinweise oder Tra-
ditionen, die von einer Uebentedehmg von Rumäni n
nach Mähren redeten.
4. Die Anwesenheit einiger weniger rumänischer
Worte in der Sprache der mährischen Walachcu kann
nicht als Beweis einer Ausbreitung der Rumüucu in
mährischem Gebiete aufgefasst werden, denn a) gicht
es nur sehr wenige, vielleicht 20 bis 30 Worte rumäni-
schen Ursprung* , und diese Worte beziehen sieh auf
da» Hirteuieben ; b) dieselben Worte und noch andere
mehr werden auch in den Sprachen der benachbarten
Volksstämme, der Slowakeu, Polen, G oralen und andere
augetroffen. Die Gegenwart dieser rumänischen Worte
in den »lavischen Sprachen deutet nur auf eine
299
(vorübergehende) Gemeinschaft der erwähnten slavi-
scheu Stämme mit rumänischen Hirten.
5. IHe Benennung „Walachen* kann nicht für
den rumänischen Ursprung des Volksstämme« gedeutet
werden. Da* Wort hatte anfangs nicht die Bedeutung
eines Volksstamme«, sondern es sollte die Benennung
sich nur auf die Beschäftigung beziehen. Bis jetzt
heissen in vielen »lavischen Sprachen die Hirten
Walachen, auf »lowakiscdi Villaehen.
101. Prof. W. N. Slatarakj: Wo ist die erste bolga ■
rische Hauptstadt (Residenz) zu sucheu?
Gewöhnlich wird Pres law von den Byzantinern
») utyiiXrj aptoäXtijki genannt , als die erste bul-
garische Residenz bezeichnet; sie lag etwa 20 km süd-
westlich von der heutigen Stadt Scliumla. Der Ort
Preslaw zeichnete »ich nach der Beschreibung von
Johann Kxsrch durch »eine Schönheit und »einen
Reichthuin aus, leider ist jetzt nichts nachgeblieltcn,
al» einige Reste der Mauer der sogenannten inneren
Stadt, de» Kreml. Ik»r Vortragende meinte aber,
da** unter der Erde noch Reste zu finden »ein
mussten, und stellte daher 1897 Ausgrabungen an.
Die Ergebnisse führten zu dem Schlüsse, dos« an
Sudle des alten Prealaw gegenwärtig zwei Schichten zu
unterscheiden sind; die beiden Schichten sind durch
Jahrhunderte getrennt: es sind die thrakioche und die
tHilgarische , richtiger die Preslawer Schicht. Auf
Grund der historischen Thatsacben und der archäo-
logischen Reste lässt sieh erweisen, dass Preslaw die
Haupt- und Residenzstadt erst »eit dem Fürsten Boris
und keinesfalls vor der Taufe der Bulgaren war. Für
die Residenz der bolgarischen Fürsten bis zur Zeit
Huris hält der Vortragende einen viereckigen Wall,
der 5km nordwestlich von der Stadt Novo Bazar
beim Dorf Akoha liegt. An diesem viereckigen Wall
sind noch drei Gruppen zerstörter Gebäude erkennt-
lich, die bei der örtlichen türkischen Bevölkerung
„Gissar-Eri, Sarni-Kri und Kilisse-Eri“ (d, b. Ort
der Festung, des Schlosses und der Kirche) heissen.
Nach den Erzählungen der Einwohner dienten jene
Orte lange Zeit den Türken al» „Steinbruch“, um sich
fertige, gut behauene Steine zum Aufbau öffentlicher
und privater Bauten zu verschaffen. Und jetzt noch
kann man solche Steine, durch Imute Zeichen verziert,
in den Umfassungsmauern der Mosche«* von Novo
Bazar sehen.
Der Wall hat fast die Form eine* regelmässigen
Vierecks; die langen Suiten ziehen »ich von Nord nach
Sud 3 km hin, die kurzen haben etwa eine Ausdehnung
von 2 km. Ausserhalb de» Walles befinden sieh in
ziemlicher Nähe einige Gruppen von Gräbern, 8 bi»
14 : sie liegen zum Theil cuncentrisch , zum Theil in
Reihen. Ein besonderes Interesse bieten grosse Steln-
gru ppen dar. Dcw-Taschi, d. h. „Riesenstein“, genannt.
IHe Gruppen liegen in einiger Entfernung ausserhalb
des Walles und bestehen au» colossalen, unregelmässig
geformten Steinblöcken , die in regelmässigen Reihen
geordnet sind. Ea giebt mehrere solche Gruppen, nn
vier hi* fünf Stellen, etwa */? km vom Walle entfernt.
Am lM*»tcn hat sich die südliche Gruppe erhalten ; sie
besteht au* 81 Steinhhickcn, die je neun in einer Reihe
stehen, in einem Abstande von 4.5 m. Iler Vortragende
meint, du** sowohl die Rieseiisteine wie die Grab-
stutten mit jener Ansiedelung, die einst von dem vier*
eckigen Wall« umgehen war, in Beziehung stehen.
Mau hat wohl die Vermuthimg ausgesprochen, dass
der Wall mit den eingeschlossenen Bauwerken der
Itent eine* römischen Lagers sei; alwr da» ist nicht
richtig: die liaureste zeigen unzweifelhaft einen bar-
barischen Charakter und gehören gewiss in eine
jüngere Zeit hinein, nämlich in die Zeit der ersten
38*
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300
Referate
bolgarischen Fönt cu. Dibei int Folgende« zu er-
wägen: 1. Hei allen türkisch - tatarischen Herrschern
bestand die Gewohnheit, die Residenz mit einem hohen
Wall zu umgeben. Auch die ersten bulgarischen
Fürsten, die sich seihst „('hau«*“ nannten, hatten diese
Gewohnheit, wie au« der Antwort des Papste« Nikolos I.
auf die Frage des Fürsten Ilona ersichtlich ist. 2. Die
(Yhereinstimmung im Hihi den viereckigen Walles
beim Dorf Akoha mit dem Hau des Grenxwallcs
zwischen Byzanz und Bulgarien, der unter dem Namen
„Erkewia“ bekannt ist, und der in der Zeit de« bul-
garischen Fürsten Terwel, de» Nachfolger» de» Ah spä-
rlich, gebaut wurde, gieht uns dm Grund, beide Werke
in diese Zeit zu setzen. 8. Alle bis jetzt bekannt ge-
wordenen ethnographischen Denkmäler, die in griechi-
scher Sprache verfasst, aber’ «ioh noeh auf die Ge-
schichte Holgurien» vor der Einführung des Christen-
thum« beziehen, sind in der Nähe des viereckigen
Wallet entdeckt, andere befinden sich noch in den
anliegenden Dörfern und Grabstätten, sie stammen
aus tlissar beim Dorf Akoha. Ihts Auffinden dieser
Inschriften, wie die Inschriften selbst, welche in die
Regierung des Fürsten Omortag und seine« Sohne«
Mulamir geboren, betrachtet der Vortragende als
einen wichtigen Beweis für die Annahme, dass der
viereckige Wall , wie die darin eingcschlosscne An-
siedelung (Gorod) bulgarischen Ursprung« ist. 4. Nicht
weniger spricht zu Gunsten dieser Ansicht auch
die topographische Timt« sehe in der bekannten In-
schrift des Omortag in der Kirche dar I»» Märtyrer
in Tyrno w, in Betreff der Entfernung eines neu
errichteten Grabes von der alten „«•»!»)* und einem
neuen Gebäude nu der Donau. — Der Vortragende
fallt die angeführten Tfaataachea Ihr hinreichend . um
zu hewei*eü, dass man die alte Residenz der bulgari-
schen Fürsten bis zur Annahme des Christenthums in
dem viereckigen Walle Vsoiin Dorfe Aboha zu suchen
hat , dass Preelaw die bolgarische Residenz bis zum
Ende der zweiten Hälfte des IX. Jahrhunderts war;
diese Thatsach© steht zweifellos in engem Zusammen-
hänge mit der Religtonsvoründening, und darauf weist
deutlich das Ereigniss, da* unmittelbar nach der An-
nahme d»-* Christenthums in Bulgarien eintrat, der
Aufstand der Bulgaren. Walirschcinlich wurde Fürst
Boris genöthigt, seine Residenz aus der alten „ncäij“
deshalb in das jüngere Pres law zu verlegen, um alle
Erinnerungen au die alte Religion zu unterdrücken
und dadurch da« Reich zu beruhigen.
102. Prof. W. J. Lamnneky: Uebcr die Jassen-
Alanen.
Das Wort Jassen ist offenbar eine russische Form
des Wortes Assa. eine« Narucu» der .Alanen. Im heu-
tigen Südmssland lebten und herrachten vor der
christlichen Zeitrechnung die Skythen; vom II. Jahr-
hundert au wurden «io durch ihre Stammverwandten,
die Sarmaten, ersetzt. — - Ein )>et rach tlic her Theil
der Skythen ist unzweifelhaft mit den Sarmaten ver-
schmolzen, als diese statt der Skythen ihre Herrschaft
hier liefest igten. Im II. Jahrhundert nach Chr. «iukt
die Herrschaft der Sarmaten. Unter der Herrschaft
der Gothen lebten die «kytbi sehen und Barmatischen
Einwohner ungestört in den südliehen Steppengogcnden,
obwohl ihre eigenen Anführer jegliche fitHleutung ver-
loren hatten. Allmählich tauchten nun türkische
Volksstämme, Hunnen, Holgareu , Awaren, Chasaren,
Petschcnegcn, Polowzen in jenen Gegenden auf, allein
die Reste der Skythen und Sarmaten verschwanden
nicht. Alle die genannten Volksstämme verschmolzen
ganz allmählich zu einer Nationalität, Alanen. Ein
Theil der Alanen zog mit den Gothen nach Gallien
und Spanien ein anderer Theil schlo«« «ich den
Hunnen und Awaren an. Auf alle Fälle finden «ich
im XI. bis XIV. Jahrhundert im Reiche der Polowzen
und später auch nach der Eroberung des Polowzen-
reichc« durch die Tntareu in Sfldnumnd die Alanen,
Asfcen (russisch Jassen), in der Moldau und im Westen
in Ungarn Alanen und Polowzen.
Aua den Zeugnissen der russischen Chroniken
des XII. Jahrhunderts und den Mitthcilungen des fran-
zösischen Reisenden Rnbrikqui« itn XI IT. Jahrhundert
wissen wir, das« in den Steppen de» Schwarten Meeres
und in der Krim Ahmen (Jassen) und Russen lebten. Die
byzantinischen Griechen und die arabischen Schrift-
steller des XIV. Jahrhundert« reden von dem schonen
Typus der Nogaier und der Kiptsclmken. Mau muss
unnehmeu, dass Anfangs die Polowzen, später die
Nogaier hier die Steppen bewohnten , aber gewiss
nicht ausschliesslich , sondern nach Maassgabe der
fiberwiegenden Elemente. Ibis» die Alanen — Jossen —
im XIII. bis XIV. Jahrhundert sehr zahlreich waren, ist
ersichtlich aus den Nachrichten der arabischen Schrift-
steller über die Kiptschaken und die goldene Horde
(cf. die Tieseubauson'sebe Sammlung) und aus den
Mitthcilungen de« Florentiner Marignoli, der etwa im
fünften Janrzeut (von 1838 oder 1840 bi« 184t») in
Ketai lebte. Nach dessen Worten gieht es damals in
Ketai über 80000 Alanen; es sei „ein grosses und
edles , schönes und starkes Volk“. Ebenso ftuaaert
sich Georgi Paohimer über die Alanen, als lfiOooMann
Alanen von den Nogaiern abzogen , um den Byzan-
tinern zu dienen. Die Altanen galten für die besten
Reiter des Ostens, so schreibt Kaiiuon Munteuter in
der Katatonischen Ghronik. Im Jahre 1822 finden
wir, nich dem Zeugnis« J. KantaknsinV . die Alanen
unter Philippopel bei den Boigaren und in Gemein-
schaft mit den Russen. Bei den mongolischen ( hauen
dienen als Kriegsleute gemeinschaftlich mit Alanen,
Jassen auch russische Sehaaren. S«mic im IV. Jahr-
hundert ein Theil der Alanen mit den Gothen nach
Westen zog, so wunderte ein anderer Theil in Ge-
meinschaft mit einem Theil der Polowzen nach
Ungarn wahrend der Regierung Belas IV. Schoo
viel früher waren Alanen — Jassen — nebst Polowzen
und Russi n (Brodniki) in die Moldau (und Kumanien)
gekommen. Eine Erinnerung an die Jassen hat «ich
im Namen der heutigen Stadt Jassy erhalten. In
einem serbischen Documeute (Stephan Daschar) wird
im Juli 1330 ein Reich „Jaschko* erwähnt. Nach-
dem Kuten oder Choten in Ungarn von den Polowzen
besiedelt worden waren, stellten sich auch hier Jassy
ein (Jas«onc» oder Jasoues, Jassini, Jarini, auch
magyarisch Jasz, in der Mehrzahl Jstszok). — Im
X\. Jahrhundert erscheint in den Docuntenten Kigis-
ntund’s und auch später statt des Worte« Jasz da«
Wort Philistaoi, abgeleitet von dem deutschen
Worte Pfeil, daneben werden auch die Wort« Jasonen
und Jaxonen gebraucht, z. It. 1425 Philistaeorum —
den Jazonum capitancis. Ea werden die Jassen aber
auch Pkilistaci genannt , oft in einem und demselben
Documeute. Seit l^eopold I. Ili68 tritt noch eine neue
Benennung für die Jassen auf: Jasigcn = Jacyges,
Uuirmni, Pkilistaci u. a.
Die Benennungen Philistini und Philistaei, wie
auch Jacygi waren gelehrte , künstlich gebildete
Sehriftworte. In der Volkssprache erhielt «ich nur
ein einziges Wort — Jasz. Ilunfalyi (Ethnographie
von Ungarn. 1877, 8. 244) behauptet, dass Jasz,
Jaszek dasselbe Wort sei wie iiasz , der Schütze,
mit dem magyarischen ij, der Pfeil. Dime vielfach in
Ungarn ausgesprochene Ansicht ist nur eine Volks-
etymologie, die keine Bedeutung hat. Jau i»t die
russische Form des al&nischen As (CM); die Jossen
(Jaseucu) iind von den Polowzen und Kumanen zu
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Referate.
801
trennen, darauf weist der Umstand hin, dass sie neben
oder mit einander genannt werden. Wenn die unga-
rischen Jessen eigen! lieh Polowzen wären, so läge
kein (»rund vor, sie liesondera zu bezeichnen. Die
am Ende de» XVII. Jahrhunderts in officiellon unga-
rischen auf lateinisch geschriebenen Doch menten auf-
taiichende F6rm Jazyges weist eher darauf hin, da»»
schon vor dem XV^II. Jahrhundert die .lassen und
Ungarn sich durch ihr Aussehen (Typus) und Sprache
vou der übrigen Bevölkerung unterschieden.
Au» den russischen Chroniken, wie aus den zeit-
gemtssischeu Rciseschilderun^en , aus »len arabischen
und byzantinischen Quellen ist ersichtlich, das» irn
X. und XI. Jahrhundert die Alanen zahlreich und
slark waren. Sie waren Heiter, christlich getauft,
genügend cultivirt, hatten ihre Handwerker. Kaufleute,
wohnten in Städten, GaliLsch, Tacheschujew, Ssugrow;
»je spielten in jener Zeit eine bedeutende Holle in
Katai, lu?i den mongolischen Chanen, in Aegypten, in
Bulgarien, in der Moldau und in Ungarn. Sehr an-
haltend und stark ist der Einfluss der Alanen auf die
Slaven im Allgemeinen, im VI. bis VIII. Jahrhundert auf
di»* russischen Slaven. gewesen. Die ( russischen)
Iterladniki und namentlich die Broduiki haben un-
zweifelhaft eine Menge »kythiach - sarmatischer und
zum Theil auch türkischer Elemente in sich aufge-
nnmmen. Die türkischen Stämme am Schwarzen
Meere sind alle inehr oder weniger einem starken
iranisch cu Einfluss unterworfen gewesen . weil die
türkische Herrschaft am Schwarzen Meere nicht lange
gedauert, hat. Die andauerndste türkische Herrschaft
übten die Tataren (Nogaier und Krimmer) aus, mit
ihnen vermischten eich noch die Beste aller früheren
türkischen Stämme. Aber die fünf Jahrhunderte an-
dauernde tatarische Herrschaft am Schwarzen Meere
war immerhin kürzer und schwächer als die »kvthiseh-
sarmatisclie Herrschaft Die iranischen Elemente
waren befähigter zu cuitiviren als die türkischen , sie
übten auf das gesammte Slaventhum und auf da»
Finnenthum einen nachhaltigen, tiefen und wohl-
thütigen Einfluss aus. I>a» iranische Element hatte
wohl auch einen grossen Einfluss auf die Gothen herr-
schaft am Schwarzen Meere während des IV. Jahrhun-
derts. Man darf aiiuehmen , dass die Gothen hier
nicht sehr fest satten und keine besondere |M)liti«che
Macht entwickelten ; ihre häutigen Feldzüge, ihre Ein-
fälle in das byzantinische Heich lassen vermut hen,
«lass »ie mit ihrer Lage am Schwarzen Meere unzu-
frieden waren und »ich nun bequemere Wohnsitze
»uchten. (I>er Vortragende theilt eine grosse Menge
Einzelnamen, Personen- und Ortsnamen mit, die er
für jawisebe erklärt.)
IX. Ahth.: Orientalische Alterthüuier.
103. L. 8. Msscrtunz: lieber die sogenannten
Wan’schen Elemente in der armenischen
Sprache.
104. Prof. ▲. C. Chachanow : Ueber da» Leben
und die Thätigkeit'Antonius’ I. , de»
Katholikos von Gruaien.
Der Zarewitsch Tcitnura», geh. 1721, Sohn de*
Zaren Jessai, wurde, 15 Jahre alt, Möuch, mit 18 Jahren
Archierei und Metropolit, mit 24 Jahren Katholikos der
Grusicr; dann wurde er vertrielien, ging nach Russ-
land , wurde Erzbischof von Wladimir und Jaroelaw,
und wurde später wieder iu die Stelle de* Katholikos
zurückversetzt. Während »eine* Aufenthaltes in Russ-
land erlernte er lateinisch und Griechisch. Nach
seiner Rückkehr in den Kaukasus entwickelte er als
Schriftsteller und Üehersetzer (Philosophie Bau-
meister'», Physik Wolff’s) eine grosse einfluss-
reiche Thätigkeit.
105. B. A. Turajew: Ueber die koptischen
Texte, die W. G. Bock in Aegypten er-
worben hat.
Im Jahre 1807 reisten die nittiscbeii Gelehrten
Golonischtschew und Bock nach Aegypten und
erwarben daselbst für die Kaiserliche Eremitage in
8t. Petersburg eine Anzahl koptischer Texte.
106. N. J. Wesselowski: Ueber die letzte Zer-
störung der Stadt Samarkand.
Samarkand ist in der zweiten Hälfte de* vorigen
Jahrhunderts zerstört worden, und bei dieser Ge-
legenheit sind viel alte Ilenkmäler zu Grunde ge-
richtet worden. Da» Oberhaupt von Samarkand, Mir-
Abn-Said, der zu Anfang des XIX. Jahrhunderts
lebte, liefert in »einem VMM „Ssmarien“ eine
sehr genaue Schilderung der St««lt und meldet auch,
was für monumentale Denkmäler bei dein letzten
Aufstande zerstört wurden, giebt aber nichts an über
die Zeit und die Ursachen. Man kann nur ermitteln,
das» die Zerstörung unter der Regierung de» Schach-
Murad von Buchara vor »ich ging. Ein« Aufklärung
darüber fand der Vortragende in den Wakufaufzeich-
nungen zweier Medressen: Schir-dar und Till-ja-
Kuri in Samarkand, die aus dem Jahre 1229 der
Hedwchra ( Ende des XVIII. Jahrhunderts) stammen, und
in der SuuiHrkuuder Bezirksverwaltung aufbewahrt
werden. Hieraus erfahren wir: In «len fünfziger
Jahren de» XVIII. Jahrhumlerts erhoben sieb einige
Emire der Usbeken gleichzeitig mit lienach harten
Nomaden gegen ihren Chan in Samarkand, wählten
zu ihrem Herrscher Radschab-Chan und zogen gegen
Buchara. In Folge dieser Unruhen sammelten sich
Kirgisen (Kosaken), die von den Kalmücken gedrängt
wurdet), in der Gegend von Maweranagr zwischen
Amu-Darja und Syr-Darja, um sich mit Radschah-
Chan zu vereinigen. Sic zerstörten alle Aocker und
Felder und riefen dadurch im Gebiete von Sumarkand
eine Hungersnot!) herv«>r, so dass die Einwohner der
Stadt Samarkand na«*h anderen Orten auswanderten.
In Folge diesen begannen die Kirgisen (Kosaken) die
Stadt zu plündern und gingen so weit, dass sie sogar
M«.«»eh(*cn und Medressen zerstörten. Die Zersterung
wurde so gründlich betrieben, daw» einige Bauwerke
spurlos verschwunden sind, (m Jahre 1760 (1172. Jahr
der Hediahll) befestigte der Emir Dllljtl »eiue
Herrschaft in Mawegrnag, führte wieder Ordnung
herbei und üliergab da* Gebiet von Samarkand »einem
Sohne Schach-Murad. Dieser stellte einzelne Medressen
wieder her, andere aus der Tain urlauepochc stammende
Baudenkmäler konnten aber nicht wiederbeigesteDt
werden uud zerfielen bald vollständig.
X. Abth.: Numismatik und Sphragistik.
(cf. UL Abth.)
XI. Abth.: Archäographiflchc Denkmäler.
107. Prof. Zwetajew: Ueber dio Warschauer
A rohi v e.
106. A. N. Lwow: Die russischen Gesetzes-
bestimmungen in Betreff der Archive.
109. A. 8. Rajewak j : Bericht über die
Knlatschcw- Kommission de» Jahres 1873
in Betreff «1er Einrichtung von
Archiven.
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302
Referate.
110. Prof. D. J. Bagaloj: Ueber historisch©
Materialien »I* Quellen der Archäologie.
111. A. P. Woronow: Die Archive» de parte-
mentales in Frankreich.
112. J. M. Kamanin: Ueber die aach verstän-
dige Untersuchung gefälschter Docu-
menta.
118. J. E. Schipowitach, Priester: Die Chronik
des Kapuxiuerklosters in Wimiiza der
Jahr« 1714 bis 1668.
114. O. N. Schraelew: Theorie und Praxis der
Archiv Verzeichnisse.
115. L. M. Sawelow: Uebcr das Archiv der
Versammlungen der Adeisdeputirten.
116. Prof. D. J. Samokwassow: Uebcr die Ccn-
tralisation der Keichsurohi ve in West-
europa, mit Beziehung auf die Archiv-
reform in Russland.
117. O. J. Lewiakj : lieber das Schicksal der
Acten, die sich auf die Grenzen des süd-
westlichen Gebietes von Klein-Kussland
beziehen.
116. E. F. Sohmurlo: lieber die Einrichtung
einer russischen nrchäo graphische n
Commission beim vaticanischen M useum.
119. J. M. Kamanin: Uebejr die Archive in
Wolhynien und Podolien.
120. Prof. D. J. Bagalej: Uebor die Noth-
wendigkeit der Einrichtung eines Ccn-
tralarchivs in Charkow.
121. P. A Lasch ka re w : Die kirchlichen Alter-
thüruer der Stadt Tschernigow.
Allgemeine Sitzungen.
122. M. W. Downar-Sapolakj : Uebersicht der
Thütigkcit der Gouv ernements- Archivs-
Commission wahrend der letzten drei
Jahre.
128. W. M. Wittyg: Ueber die Xothzustände
der Archäologie im Zarthum Polen.
124. W. Bolssunowskj : Ueber kleine Bloi-
plättcheu mit bestimmten Zeichen.
(Ohne Auszug.)
125. Prof. A. J. Markowitsch: Ueber die Cnn-
servirung ulter Denkmäler.
126. Gräfin P. 8. Uwarow: Vorlesungen über
Archäologie an russischen Univer-
sitäten.
Allgemeine Schlusssitzung am 19. August.
127. Prof. W. B. Antono witsch: Ueber die
archäologischen Ausstellungen wahrend
des Congreases.
Es gab während de* Coograises folgende Aus-
stellungen :
I. In dem Universitätsgebäude eine allgemeine
archäologische Ausstellung mit den Unterabthei-
lungen für prähistorische, historische und
kirchliche Alterthümer , für Karten, alte
Bücher und Handschriften. Darunter war
die reichste die Abtheilurig für vorgeschicht-
liche Alterthümer. Die Ergebnisse der letzten
Ausgrabungen waren hier zu finden.
II. In dem städtischen Museum der Stadt
Kiew. In dem noch nicht völlig fertigen Ge-
bäude war Dank der Energie des Viccnnuüdenteu
der Kiewseben Gesellschaft für Alterthümer,
B. J. C hauen ko, eine Reihe von Sälen her-
gerichtet, um die werthvolle Sammlung des
Herrn W. W. Chwoiko aufzunehmen.
III. Im Museum der kirchlich -archäologischen Ge-
sellschaft.
IV. lu der Wohnung des Herrn B. J. Chanen ko.
V. In der Wohnung de» Herrn J. A. Chainowski.
Nach der Ansicht des Vortragenden gewahren
all© Collectioneu in ihrer Gesamiiitheit ein vortreff-
liches Bild von der Vergangenheit des südwestlichen
Gebietes von Russland.
128. J. M. Kamanin: Uebersicht der au (ge-
stellten Handschriften und alten Bücher.
129. Gräfin P. 8. Uwarow: Allgemeine Ueber-
sicht über die wisseuschaf tliche Tliit ig-
keit des archäologischen Congresscs.
An dem Congresa haben 505 Mitglieder, darunter
24 nichtrusaiache , Theil genommen. Weit über
100 Mittheilungen sind gemacht worden: in der
1. Abtheiluiig \ vorgeschichtliche Alterthümer) 27; in
der X. Ahtbeilung (geschichtliche, geographische,
ethnographische Alterthümer) 25. — l nter den Ver-
handlungen , die im Rath (Sowet) des (ongressos ge-
pflogen worden sind, müssen erwähnt werden: 1. die
Reorganisation der Arehivangdegcnheitcn in Russland,
2. die Anregung zur Gründung von Professuren für
vorgeschichtliche Archäologie an den russischen Uni-
versitäten, und zur Erweiterung des Unterricht«* ul »er
Theorie und Geschieht« dar Kunst im Allgemeinen,
und der nicht claseischen Kunst im Speciellen.
Der Curator des Kiewachen Ix&nienrkes W. W.
Weljaminow-Sornow erklärt den XI. archäologi-
schen Congrees für geschlossen.
Von besonderen Veranstaltungen , Festen u. s. w.
sind zu erwähnen :
Am Abend des 6. August fand ein Festessen —
insbesondere zu Ehren der südslaviselieu und anderer
fremder Gäste (Franzosen und Deutschen) statt.
Am 14. August gab die Stadt Kiew den Mitgliedern
des Uongresscs ein Frühstück.
Am 6. August wurde ein Ausflug nach Potschersk
♦•macht , um dabei das berühmte Kloster und dessen
Denkwürdigkeiten zu besichtigen.
Am 11. August wurde auf die Aufforderung des
bekannten Sammlers und Kenners Kiewscher Alter-
thttner Herrn B. 0. Chanen ko «in Ausflug in das
Dnjcprgebiet , 70km von Kiew gemacht, um daselbst
Aufdeckungen einiger Grabhügel (Kurgane) vorxu-
nehnien.
Ara 14- August wurde eine Excursion nach
Kitajew unternommen, ebenfalls zum Zweck einer
Kurganaufdeckung.
Am 15. August fand eine allgemeine Besichti-
gung der Alterthümer und Sehenswürdigkeiten Kiews
statt.
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ARCHIV
F 0 It
ANTHROPOLOGI
ZEITSCHRIFT
r Ob
NATUllGESOHICHTE UND URGESCHICHTE DES MENSCHEN
Organ
der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
BojrrUndet von
A. Ecker and L. Lindenschmit
Unter Mitwirkung von
A. Bastian in Berlin, W. Hls in Leipzig, H. v. HSlder in Stuttgart, J. Kollmann in Basel,
JT. Xestorf in Kiel, B. 8chmidt in Leipzig, O. A. Schwalbe in Strasaburg, L. Stioda in
Königsberg, B. Vlrohow in Berlin, A. Voss in Berlin und W. Waldeyor in Berlin
berausgegeben und redigirt
von
Johannes Ranke in München
Siebenundzwanzigster Band
Drittes Vierteljahrsheft
(Ausgegeben October 1901)
Mit in den Text eingedruckten Abbildungen, 17 Tafelu und 2 graphischen Darstellungen
BRAUNSCHWEIG
DttUCK UNI» VKHI.AO VON FIUKDKICII VIKWEO UND BOHN
1 0 1
INHALT DES DRITTEN HEFTES.
L Abhandlungen. Kleinere Mittheilungen.
Mit
XII. Burjaten and Kaltnücken*chäd<). Von Julias Fridolin. Mit Tafel VII bis XX, enthaltend
5b Abbildungen 3UB
XIII. Ueber die Fonneu Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. Ein Beitrag
zur Rassenlehre (II). Von Anton Ny ström. Mit 22 Abbildungen (Fig. 12 bis 38) .... 317
XIV. Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtsbildung. Von Franz Paffner 83Z
XV. Studien über den prähistorischen Mrnscben und sein Verhältnis» zu der jetzigen Bevölkerung
Westeuropas. Von N. C. Mscuimirs. Mit Tafel XXI bis XXIII, enthaltend 38 Abbildungen 966
XVI. Topographisch-anthropometrische Untersuchungen über die Proportionsverhältnisse des weiblichen
Körpers. Von Sara Teumin. Mit 2 graphischen Parste! langen 812
XVII. Alte Anspann ungsgeräthe. Von L. Laloy. Mit 2 Abbildungen . 488
II. Referate.
L. Zeitschriften- und Büchorsohau.
Ans der dentachen Literatur:
Schliz, A.r Das steinzeitliche Dorf Grossgartach, seine Kultur und die spätere vorgeschicht-
liche Besiedelung der Gegend. Von J. Ranke 48a
Pagcl, Dr. Julius: Biographische* Lexikon hervorragender Aerzte des neunzehnten Jahr-
hunderts. Von J. Ranke 482
II. Verhandlungen gelehrter Gesellschaften und Versammlungen.
Aus der russischen Literatur:
Anthropologe, F.thnographie und Archäologie. Von L. Stieda 44U
L Abhandlungen, die den Kaukasus betreffen •) 4441
A. Pantjuchow’s Arbeiten über den Kaukasus 441
I). Schriften der Kaukasischen Abtheilung der K. Ru*#. Geogr. Gesellschaft ........ 470
II. Sb Petersburger Arbeiten Ml
A. Die Kussiache Anthropologische Gesellschaft bei der Universität zu St. Petersburg . . . Ml
Protokoll*: der Sil:uruj*n SM 1*9:. I',>, VI. Jahrgang 48Q
Protokolle der Sitzungen ron 1896/27 und 1897/06, VII und VIII. Jahrgang 486
B. Die anthropol. Gesellschaft der K. milib-med. Akademie zu Sb Petersburg 422
Arbeiten drr anthropologischen GeseUsrhaft Bd. UI (1695,96) 488
III. Moskauer Arbeiten 422
Russisches anthropologische* Journal (Moskau), L Jahrgang 1900 ... 422
•) Bezüglich de» Inhalte* der einzelnen Binde mu« auf die den vurliegenden Referaten »eihat am ScMimc aoge-
fügte Inhalt »übemk-bt (S. 514 bis 516) verwiesen werden.
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Rudolf Virchow
zum achtzigsten Geburtstage
13. Oktober 11101
Redaktion und Verlag
A r c h i v f ü r A n t li r o p o 1 o g i e
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XII.
Burjaten- und Kalmüekenschädel.
Von
Julius Fridolin in St. Petersburg.
(Mit Tafel VII bi« XX, enthaltend 50 Abbildungen.)
Die Burj&tcn- und Kalmöckenschäde] tragen deutlich den Mongolencharakter zur Schau:
die Schädel sind breit, die Oberkiefer sind flach, die Nasen sind oft ganz platt. Die Ober-
gesichter sind schmal, die Jochbeine sind nicht selten verdickt, die Joch bogen stehen weit vom
Schädel ah, die Augenhöhlen sind hoch.
1. Burjaten.
Männliche Schädel.
Längen« Breitenindice s.
Langschädel —
Mittel langschädel 1
Kurzschädel 2
Randschärfe] 2
Mittel = 83,6 Max = 89,7. Min. = 79,5.
Längen- Höh enind ices.
Flachschadel —
Mittelhochschädel 3
Hoch scliädel 2
Mittel == 74,0. Max. = 77,6. Min. = 70,8.
Joohbreiten-Obergesichtaindices.
Breite Obergeaichter —
Schmale Obergesichter 4
Mittel - . 52,4. Max. 64,7. Min. = 50,4.
Nasenindices.
Schiualun-cn 2
Mittelbreitnasen * 1
Breitnasen 2
Mittel 49,1. Max. = 56,6. Min. = 42,1.
11. Kalmücken.
1. Männliche Schädel.
Längen- Breiten ind ices.
Langscbädel 1
Ifittellangsch&del 2
Kurzschädel ........... 7
Knndtchärfel 2
Mittel = 81,2. Max. = 8ß,8. Min. 73.L
Länge u- Höhen in dices.
Ftachschädel 4
Mittelhochschädel • 7
Hoohschädel ........... 1
Mittel = 71,0. Max. xs 76,2. Min. = 65,2.
Jochbreiten - Obergesichtsindices.
Breite Obergesichter 1
Schmale Obergesichter ...... 9
Mittel = 55,2. Max. = 61,6. Min. = 47,9.
Naaenindices.
Schtnalnaseu 6
Mittelbrcitnasen 4
Breitnaseu 2
Mittel = 46,8. Max. = 53,4. Min. = 41,7.
2. Weibliche Schädel.
Längen-Breitenindicos.
Lang schädel
Mittel hi ugachädel
Kurzscbädel 4
Kundschädel 2
Mittel = 82,9. Max. = 86,2. Min. ss 90.0.
Längen -Höhen ind ices.
Flachschädel 3
Mittelhochachädel 8
Hoch schädel . —
Mittel 71.4. Max. 74,3. Min. t= 69,0.
Joch breiten -Ober gesicht sind ices.
Breite Obergesichter 1
Schmale Obergeeichter ...... 4
Mittel = 51,2. Max. = 64,1. Mm. = 5<»,o.
X äsen ind ices.
Schmalnaaen —
Mittelbrcitnasen 2
Breitnasen 4
Mittel =r 51,6. Max. = 52,0. Min. = 61,0.
I)io Schädel stammen aus der Sammlung der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Peters-
burg. Einige Schädel war Herr Alexis Bartels so gütig, zu photographiren.
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Burjaten- und KalmückenschädeL 305
Kalmücken.
AroktiT für Anthropologie Bd. XX VH.
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306
Julius Fridolin,
I. Burjaten. >
1. Männlicher Schädel vom oberen Irkut. Radde.
Katalog Nr. 233. Fig. 1 bi» 4. Tafel VII.
Der Schädel ist auffallend gross, breit und mittelboch. Dicke Schädelknochen. Fliehende Stirn.
Die Scheitelcurve ist langgestreckt und fällt steil nach hinten ab. Die Hinterhauptaschuppe ist inussig
gewölbt und acharf von den Scheitelbeinen Abgesetzt. Der Schädel ist etwas asymmetrisch, die rechte
Seite des Hinterhauptes ist abgeflacht. Die Stirnhöcker sind verstrichen, die Scheitel höcker sind massig
ausgebildet. Die Kranz- und Pfeilnaht sind zum Theil verwachsen. Kräftige Warzenfortsätze und
CristAe supramastoideae. Hochlicgende Schläfenlinien. Gewölbte Schläfenschuppen.
Deutlich entwickelte Augenbrauenbogen. Hohe viereckige Augenhöhlen; die Augenhöhlenrflnder
sind verdickt. Wenig vertiefte Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist niedrig und breit; die Stirnfort-
sät zu des Oberkiefer* sehen mit ihren äusseren Flächen gerade nach vorn. Verdickte, höckerige Joch-
beine; die Stirn fortsitz« der Jochbeine sind sehr breit. Der Oberkieferkörper ist fluch, die Kiefer-
gruben fehlen vollständig. Die vordere XasenöfTnung ist breit, der untere Rand derselben ist stumpf;
tiefe Pränasalgruben. Die Zähne im Oberkiefer sind stark abgenutzt Der Unterkiefer fehlt. Die
unteren und inneren Augenhöhlen wände sind defect.
2. Weiblicher Schädel vom oberen Irkut. Radde.
Katalog Nr. 234. Fig. 5 bi« 8. Tafel VIII.
Kleiner, hoher und kurzer Schädel. Die Stirn bst leicht nach rückwärts geneigt. Die Scheitel-
curve ist etwas gebogen und fällt schräg 7.11m Hinterhaupte ab. Längs der hinteren Hälfte der Pfeil-
naht ist der Schädel seicht rimicnförmig vertieft. Die Kranznaht ist grob gezackt; die Pfeil- und
Lambdanuht sind zum Theil verwachsen. Die Stirn- und Scheitelhöcker sind schwach ausgebildet.
Dünne, kurze Warzenfortsätze. Die Schläfenschuppen sind gewölbt. • I11 beiden vorderen Seitenfonta-
nellcn gro«se Schaltknochen.
Die Augenhöhlen sind hoch; die rechte Augenhöhle ist breiter und höher wie die linke. Leicht
eingesunkene Nasenwurzel; der Nasenrücken ist niedrig, schmal und stark concav. Der untere Rand
der vorderen NasenötTuung ist stumpf. Flacher Oberkieferkörper ; alveolare Prognathie. Wenig ab-
geriebene Zähne. Die iuneren Augenhöhlenwände sind zum Theil defect. Der Unterkiefer fehlt.
3. Kindersohädel aus dem Bohonschen-Ulus, 100 Werst von Irkutsk. Ma&ck.
Katalog Nr. 238. Fig. 9 bis 12. Tafel IX.
Runder, sehr hoher Schädel. Flache, senkrecht ansteigende Stirn. Die Scheitelcurve ist gestreckt
und fällt »teil zum Hiuterhaupte ab. Die Nähte sind wenig gezackt. In der Lamhdanaht, in der
vorderen rechten Seitenfontanelle, sowie in der Hinterhauptsfontanelle Schaltknochen. Deutlich ent-
wickelte Stirn- und Scheitelhöcker. Schwacho Warzenfortsätze. Gewölbte Schläfenschuppen. An der
Nasenwurzel ein Rest der Stirnnaht.
Hobe Augenhöhlen. Platte, wie eingedrückte Nase; die äusseren Flächen der Nasenbeine und der
Stirnfortsätze des Oberkiefers sehen anstatt zur Seite, gerade nach vorn. Die vordere Nasenöffnung
ist breit. Der Oberkieferkörper ist flach; seichte Kiefergruben. Die oberen ersten grossen bleibenden
Mahlzähne sind im Durchbruch begriffen, der Schädel mag einem etwa siebenjährigen Kinde angehört
hüben. Der Gaumen ist wenig gewölbt und relativ sehr breit; die Sutura iucisiva ist deutlich sichtbar.
Die Keilhinterhauptsfuge ist weit ofTen. Der Unterkiefer fehlt-
4. Weiblicher Schädel vom oberen Irkut. Radde.
Katalog Nr. 235. Fig. 13 bis 16. Tafel X.
Hoher, kurzer Schädel. Senkrecht ansteigende Stirn. Der Scheitel ist flach und fallt steil zum
Hiuterhaupte ab. Die Hinterhauptsschuppe ist lu&ssig gewölbt. Deutlich entwickelte Scheitelhöckcr.
Wenig gezuckte einfache Nähte. Kurze Warzenfortsätze.
Auffallend hohe Augenhöhlen. Platte Nase; die äusseren Flächen der Nasenbeine uud der Stirn-
fortsitze des Oberkiefers sind nach vorn gerichtet. Die Jochbeine sind klein; an dem rechten Joch-
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Burjaten- und Kalmückenscbädel.
307
beine ein hinterer Rest der queren Naht. Die vordere Naaenöffnung ist breit, der untere Rand ist
stumpf; der vordere Xasenstachel ist kurz. Der Oberkiefer ist Hach; seichte Kiefergruben. Die Zähne
sind wenig abgerieben, die oberen Weisheitszähne sind im Durchbruch begriffen. Der Gaumen ist
breit und nur massig gewölbt; die Sutura incisiva ist noch sichtbar. Die Basilarnaht ist verknöchert.
Der Uuterkiefer fehlt
5. Weiblicher Schädel aus dem Bohonschen- Ulus an der Ida, 100 Werst von Irkutsk. Maack.
Katalog Nr. 236.
Schwerer, grosser, mittellanger und mittelhoher Schädel. Die Stirn ist leicht nach rückwärts
geneigt. Die Scheitelcurve ist gestreckt und fallt ganz allmählich zum Hinterhaupte ab. Die Hinter-
hauptsschuppe ist kapselförmig gewölbt. Die Sehftdelnähte sind sehr wenig gezackt. In der Lambda-
naht mehrere grosso Schaltknochen. Dicke, kurze Warzenfortsätze. Gewölbte Schläfenschuppen.
Seichtliegende Nasenwurzel. Hohe, viereckige Augenhöhlen. Breiter Augenzwischenrauin. Der
Nasenrücken ist sehr niedrig; die Nasenbeine sind kurz und breit; die Stirnfortsätze des Oberkiefers
sind mit ihren äusseren Flächen gerade nach vorn gerichtet Der Oberkieferkörper ist auffallend
Hach; die Kiefergruben fehlen. Der untere Rand der vorderen Nasenöffnung ist stumpf; der vordere
Nasenstachel ist kurz. Im Oberkiefer stecken noch ein Paar Zähne, welche mässig abgenutzt sind.
Wenig gewölbter Gaumen; das Foramen incisivntn ist sehr weit Der Uuterkieferkörper ist dick;
die Aeste steigen schräg in die Höhe. Der Schädel ist asymmetrisch; die linke Seite der Stirn und
die rechte Seite des Hinterhüuptes sind abgeffaebt; der rechte Scheitelhöcker steht weiter nach vorn
als wie der linke.
6. Kinderschädel (Mädchen) aus dem Bohonschen-Ulus an der Ida. Maack.
Katalog Nr. 237.
Hoher, mittellangcr Schädel. Die Stirn ist längs der Mitte etwas hervorgewölbt und steigt senk-
recht in die Höbe. Der Scheitel ist flach und Rillt schräg zum Hinterhaupte ab. Die Stirn- und
Sclieitelböcker sind mässig entwickelt. Die Pfeilnaht ist einfach gezackt. Die vorderen unteren
Scheitelbeinwinkel sind seicht gruben förmig vertieft; in beiden vorderen Seitenfontanellen Schalt-
knochen; die grossen Keilbeinflügel sind ziemlich breit. Wenig ausgebildete Warzenfortsätze.
Viereckige, auffallend hohe Augenhöhlen. Seicht! legende Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist
niedrig und leicht concav; die äusseren Flächen der Stirn fortsätze des Oberkiefers sehen gerade nach
vorn. Die Nasenbeine sind sehr lang. Am linken Jochbeine ein deutlich entwickelter Randfortsatz.
Der Oberkiefer ist flach; die Kiefergruben fehlen vollständig. Der linke obere bleibende Prämolarzahn
ist im Durchbruch begriffen, der Schädel mag deshalb einem etwa zehnjährigen Kinde angehört haben.
Die äusseren Lamellen der Flügelfortaätze des Keilbeines sind sehr breit; auf der rechten Seite ein
Foramen civinini. Die Keilhinterhauptsfuge ist weit offen. Der Unterkiefer fehlt Das rechte Joch-
bein und die linke Seite des Oberkiefers sind defect — wie angenagt
7. Miinnerschädel aus Selenginsk. Radde.
Katalog Nr. 239.
Grosser, ruuder, hoher Schädel. Nach hiuteti geneigte Stirn. Der Scheitel ist leicht gowölbt und
fällt schräg zum Hinterhaupte ab. Die Pfeilnaht ist zum Theil verwachsen. Kräftig entwickelte
Warzenfortsätze und Cristae supramastoideac.
Deutlich ausgebildete Augenbrauenbogeo. Viereckige, hohe Augenhöhlen. Tief eingesunkene
Nasenwurzel; niedriger cuncaver Nasenrücken. Am rechten Jochbeine ein massig entwickelter Rund-
forUatz. Der Oberkieferkörper ist flach. Kiefergruben fehlen. Die vordere Nasenöffnung ist ziemlich
breit; Prä nasalgruben. Die Zähne sind mäasig abgenutzt. Die äns&eren Lamellen der Flügelfortsätze
des Keilbeines sind sehr breit. Kräftig entwickeltes Tuberculum pharyngeum. Der Unterkieferkörper
ist hoch; die aufsteigenden Aeste sind breit. Von hinten betrachtet, hat der Schädel eine fünfeckige
Form, der Scheitel ist dachförmig, die Seitentheile convergiren leicht nach unten.
8. Männerschädel. Akad. Kupffer.
Katalog Nr. 240.
Mittalhoher, runder Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist gestreckt und fällt massig
steil zum Hinterhaupte ab. Die Scheitelhöcker sind kräftig au^gebildet. Ilocbliegcnde Schläfenlinien.
39*
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308
Julius Fridolin,
Die vorderen unterem Scheitelbein winkel sind grubcnförinig vertieft; die grossen Keilbein flügel sind
ziemlich breit. Auffallend lange und dicke Warzenfortsitze. Gewölbte Scbläfenschnppen.
Stark eingebogene Nasenwurzel. Massig hoher concaver Nasenrücken. Sehr breiter Augen'
Zwischenraum. Der untere Rand der vorderen NasenöfTnung ist stumpf; die Nasenscheidewand ist
nach links verbogen; die vordere Naseuöffnung ist breit. Flacher Oberkieferkörper; die Kiefergruben
fehlen. Die /.Ahne sind wenig abgerieben. In der Hinteransicht bat der Schftdel eine fünfeckige Form.
Der Gaumen ist wenig gewölbt. Die Äusseren Platten der Flüge! fortan tze des Keilbeines sind sehr
breit; auf der rechten Seite ein Forainen civinini.
9. Jugendlicher Schädel. Akad. Kupffer.
Katalog Nr. 241.
Runder, hoher Schädel. Die Stirn steigt steil auf. Die Scheitelcurve ist gestreckt und fallt fast
senkrecht zum Hinterhaupte ab. Die Pfeil* und Lambdanaht sind grobgezackt. Die linke Schläfen*
schuppe ist dcfcct- Kleine Warzen forUätzc.
Flachliegende Nasenwurzel. Der Naeenrücken ist niedrig und leicht concav. Die vordere Nasen*
Öffnung ist breit. Der vordere Naaenstachcd ist laug. Schöne, wenig abgenutzte Zahne; die Weisheit*-
zahne sind noch nicht durchgebrochen. Der Gaumen ist flach ; die Sutura incisiva ist deutlich
sichtbar. Die Keilhinterhauptsfuge ist weit offen. In der Hinteransicht hat der Schädel eine vier-
eckige Form.
10. Männerschädel. Akad. Kupffer.
Katalog Nr. 242.
Kleiner, mittellanger und hoher Schädel, fliehende Stirn. Der Scheitel ist flach und fällt schräg
zum Ilinterhaupte ab. Die Kranz*, Pfeil* und Lambdanaht sind zum Thcil verstrichen. Die vorderen
unteren Scheitelbeinwinkel sind grubeuförraig vertieft. Dicke kurze Warzenfortsätze.
Deutlich ausgebildete Augeubrauenkogen. Tief eingezogene Nasenwurzel. Schmaler, ziemlich
hoher Nasenrücken. Hohe Augenhöhlen; die unteren und inneren Augenhöblenwiinde sind defect.
An beiden Jochbeinen massig entwickelte Randfortsätze. Sehr tiefe Kiefergruben. Stark abgeriebene
Zähne. Die vordere Nasenöffnung ist schmal, die Ränder derselben sind scharf.
11. Kinderschädel (Mädchen). Akad. Kupffer.
Katalog Nr. 243.
Kurzer, mittelhoher Schädel. Die Stirn steigt steil auf. Der Scheitel ist flach und fallt allmäh-
lich zum Ilinterhaupte ab. Die Ilinterhauptsscbuppe ist stark gewölbt. Die Scheitelliöcker sind
deutlich ausgebildet. Die grossen Keilbeinflügol sind ziemlich breit und seicht rinnenförmig vertieft.
In der linken Schuppennuht ein Schaltknochen. Kleine Warzenfort« Atze.
Die Nasenwurzel ist etwas eingezogen. Auffallend hohe Augenhöhlen. Leicht concaver, niedriger
Nasenrücken. Der Oberkieferkörper ist flach. Die vorderen oberen bleibenden Prämolarzähne sind
im Durchbruch begriffen; der Schädel mag einem etwa zehnjährigen Kinde angehört haben. Die
Sutura incisiva ist deutlich zu sehen. Die Keilhinterhauptsfuge ist offen.
12. Jugendlicher Schädel.
Katalog Nr. 244.
Runder, mittelhohcr Schädel. Die Stirn ist leicht nach hinten geneigt. Die Scheitelcurve ist
gestreckt und fallt rasch zum Ilinterhaupte ab. Die vorderen unteren Scheitelbeinwinkel sind etwas
vertieft. Wenig gezackte Nähte. Deutlich entwickelte Scbeitelhöcker. Dünne kurze Warzen fortsätz«.
Gewölbte Schläfenschuppen.
Flachliegende Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist breit und ziemlich hoch. Der untere Rand
der vorderen Nasenöffnung ist stumpf. Die Augenhöhlen sind hoch. Der Oberkiefer ist flach. Der
Gaumen ist massig gewölbt; die Sutura incisiva ist noch nicht verwachsen. Offene KeilhintcrhunpU*
fuge. In der Hinteransicht hat der Schädel eine viereckige Form, die Seitenwinde convergiren stark
nach unten.
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Burjaten- und Kalmückenschädel.
309
13. Jugendlicher Schädel. Schamane.
Katalog Nr. 245. Fig 17 bis 20. Tafel XI.
Leicht asymmetrischer, hoher, kurzer Schädel. Senkrecht aufsteigcudu massig hohe Stirn. I)cr
Scheitel ist flach und fällt steil zum Ilinterhaupte ab. Deutlich entwickelte Stirn- und Scheitelhocker.
In der Kruuznaht und in beiden vorderen Seitenfontauellen Schalt knocken. Kurze Warzen fortsätze.
Flache Nasenwurzel Niedriger Nasenrücken. Sehr hohe Augenhöhlen. Am linken Jochbeine
ein inässig ausgebildetcr Randfortsatz. Flacher Oberkieferkörper. Die Sutura incisiva ist zum Theil
sichtbar. Die Keilhinterhauptsfuge ist noch nicht verwachsen. Der Unterkiefer fehlt.
14. Männlicher Schädel. Schamane.
Katalog Kr. 246.
Kurzer, hoher Schädel. Die Nähte sind zum Theil verstrichen; längs der hinteren Hälft« der
I’feilnaht ist der Schädel seicht rinnenförmig vertieft. Die Stirn ist etwas nach hinten geneigt. Der
Scheitel ist flach uud fällt fast senkrecht zum Ilinterhaupte ab.
Hohe Augenhöhlen. Die Nasenwurzel ist nur wenig eingesunkeu. Der Nasenrücken ist niedrig
und breit. Der rechte Joch bogen angenagt. Der Oberkieferkörper ist flach; Kiefergruben fehlen.
Die vordere Nasenöflhung ist breit. Die Zähno sind im Oberkiefer ausgefallen, die Alveolen atrophirt.
Der Gaumen ist wenig gewölbt. Hechts ein deutlich aasgebildeter Processus paramastoideus. Der
Unterkiefer fehlt
15. Männlicher Schädol eines Schamanen, gefunden in den Tungunschen Bergen. Maack.
Katalog Nr. 247.
Kleiner, hoher, kurzer Schädel. Die Stirn ist leicht nach rückwärts geneigt. Die Schcitelcurve
ist gestreckt und fällt etwas schräg zum Ilinterhaupte ah. Die Nähte sind verstrichen, längs der
hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel riunenförmig vertieft. Kräftig nusgebildeter Hinterhaupts-
wulst. Die Schlftfenschuppen sind gewölbt. Die vorderen unteren Scheitelbein winke! und die grossen
Keilbeinflügel sind grubenförmig vertieft.
Der Nasenrücken ist niedrig und breit Hohe viereckige Augenhöhlen. Die Nasenwurzel liegt
flach. Die vordere Nasenüffuung ist auffallend breit. Platter Oberkieferkörper. Die Zahnalveolen
siud im Oberkiefer obliterirt, der Alveolarrand ist abgenutzt Der Unterkiefer fehlt
16. Männlicher Schädel. Schamane.
Katalog Nr. 248.
Asymmetrischer, grosser, kurzer und mittelhoher Schädel Die Stirn ist massig nach hinten
geneigt Der Scheitel ist flach und fällt sehnig zum Hinterhaupte ah. Die HinterhaupUschuppe ist
kapKcl förmig gewölbt und scharf von den Scheitelbeinen abgesetzt Die Pfeilnaht ist «um Theil ver-
wachnen und liegt in einer seichten Rinne, ln der Gegend der Hinterhauptsfontanelle zwei grosse
Schaltknochen. Die grossen Keilbeinflügel sind schmal. Die Schlftfenschuppeu sind gewölbt.
Kräftig entwickelte Augeubraucnbugeu. Eingesunkene Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist flach;
die Nasenbeine sind schmal, unten defect; die Stirn fortsätze des Oberkiefers sehen mit ihren äusseren
Flächen anstatt zur Seite, gerade nach vorn und sind auffallend breit I>er rechte Joch bogen ist
abgebrochen. Die vordere Nasenöffnung ist schmal; der vordere Nasenstachel lang. Platter Ober-
kiefer. Wenig abgenutzte Zähne, die unteren und innereu Augenhöhlenwüude sind defect Der Unter-
kiefer fehlt.
IL Kalmücken.
17. Jugendlicher Schadet vom ManiUeb,
Katalog Nr. 251.
Mittelhoher, kurzer Schädel. Etwa, nach hinten geneigte Stirn. Oio Scheitelcurrc ist gestreckt
und fällt allmählich zum Ilinterhaupte ab. Starke Scheitelhäcker. Die lTeilnaht ist wenig gezackt.
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BIO JnliuB Fridolin,
in der Lambdunuht mehrere Schaltknochcn. Die grossen Keilbeinflügel sind sehr breit. Dünne
Warzen fort «ätze.
Sehr hohe Augenhöhlen. Die Nasenwurzel ist nur wenig eingesunken. Der Nasenrücken ist
niedrig und schmal. Der vordere Nasenstachel ist ziemlich lang. Die vordere Nasenöffnung ist
schmal. Die Weisheitszähne sind noch nicht durchgebrochen. Die Keilhinterhauptsfuge ist offen.
Am vorderen Rande des Hinterhauptsloches zwei kleine Knochenhöcker.
18. Jugendlicher Schädel vom Manitsch.
Katalog Nr. 252. Pig. 21 bis 24. Tafel XII.
Grosser, runder, hoher Schädel. Nach hinten geneigte Stirn. Der Scheitel ist flach und fallt
schräg zum Hinterhaupte ab. Das Hinterhaupt ist stark gewölbt. Einfach gezackte Nähte. Die
vorderen unteren Scheitelheinwinkel und die grossen Keilbeinflügel sind rinnenförniig vertieft. Die
Schläfenschuppen siud gewölbt. Die Warzen fortaätze sind dünn und ziemlich lang.
Die Nasenwurzel ist eingesunken. Der Nasenrücken ist hoch und schmal. Dicke Jochbeine.
Weit vom Schädel abstehende Jochbogen. Hohe Augenhöhlen. Die vordere Nasenöffnung ist schmal;
der vordere Nasenstachel ist lang. Die Zähne sind wenig abgenutzt; die Weisbeitszähne stecken tief
in den Alveolen. Offene Keilhinterhauptsfuge.
19. Männlicher Schädel vom Manitsch.
Katalog Nr. 253.
Langer, schmaler, mittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Der Scheitel ist flach. Die Hinter-
hauptsschuppe ist stark gewölbt. Die Kranz- und Pfeilnaht sind zum Theil verwachsen. Kräftige
Warzenfortsätze.
Die Nasenwurzel ist nur wenig eingesenkt. Der Nasenrücken ist ziemlich hoch und mässig breit.
Sehr hohe viereckige Augenhöhlen. Der Oberkieferkörper ist flach; Kiefergruben fehlen. Am rechten
Jochbein ein deutlich entwickelter Randfortsatz. Gut erhaltene, wenig abgenutzte Zähne. Der
Gaumen ist stark gewölbt. Die äusseren Lamellen der Flügelibrtsätze des Keilbeines sind sehr breit.
In der Hinteransicht hat der Schädel eine fünfeckige Form, der Scheitel ist dachförmig, die Seitentheile
divergiren leicht nach unten.
20. Jugendlicher Schädel von der Kutna. Zotowitsch.
Katalog Nr. 254.
Grosser, runder, hoher Schädel. Die Stirn ist nach rückwärts geneigt. Der Scheitel ist leicht
gebogeu und fällt nach hinten ziemlich steil ab. In der Lambdanabt und in der rechten Schuppen-
naht Schaltknochen. Die vorderen unteren Scheitelheinwinkel sind grubenförmig vertieft. Die
Schläfen sch uppen siud gewölbt. Die grossen Keilbeinflügel sind breit.
Flachliegende Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist nur mässig hoch und ziemlich schmal. Weiter
Augenzwischenraum. Sehr hohe Augenhöhlen. Der Oberkiefer ist flach. Der untere Rand der vor-
deren Nnscnöflhung ist stumpf. PränasalgTuben. Die Nasenscheidewand ist nach links verschoben.
Die Zähne sind wenig abgerieben. Der Gaumen ist stark gewölbt. Die Keilhinterbauptsfuge ist noch
offen. Die beiden Jochbeine und das Hinterhauptsbein sind defect. Der Unterkiefer fehlt.
21. Männlicher Schädel aus der Umgegend von Sarepta.
Katalog Nr. 255.
StirnnahtscbädeL
Auffallend grosser, kurzer und niedriger Schädel. Fliehende Stirn. Der Scheitel ist flach
und fällt ganz allmählich nach hinten ab. Die Kranz- und Pfeilnaht sind zum Theil verwachsen.
Längs der hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel rinnenförmig vertieft. In der Gegend der
Hinterbauptsfontanelle ein grosser dreieckiger Schaltknochen. Hakenförmiger Hinterhauptshöcker.
Kräftige Augenbrauenbogen. Die Stirnnaht ist offen und in ihrer ganzen Länge sichtbar. Ein-
gesunkene Nasenwurzel. Mässig hoher, breiter Nasenrücken. Flacher Oberkieferkörper. Die vordere
Nftsenöffnung ist schmal; der vordere Nasenstachel lang. Abgeriebene Zähne. Die äusseren Lamellen
der Flügel fortiätse des Keilbeines sind breit Lange Keilbuinatachel.
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Burjaten- und Kalmückenschädel.
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22. Männlicher Schädel aus Sarepta. Becker.
Katalog Nr. 2Ö6.
Niedriger, grosser, kurier SchädeL Stark nach hinten geneigte Stirn. Der Scheitel ist gestreckt
und fällt langsam zum Hinterhaupte ab. Exostosen auf dem Stirnbeine und dem linken Seheitelbeine.
Die Pfeilnabt liegt in einer seichten Kinne und ist zum Theil verstrichen. Kräftige Warzenforhsitze.
Leicht eingesunkene Nasenwurzel. Das uutcre Ende der Stirnnaht ist noch erhalten. Der
Nasenrücken ist niedrig und breit Die Augenhöhlen sind hoch. Sehr tiefe Kiefergruben. Die vor-
dere Nasenöffnung ist breit. Die Jochbogen stehen weit vom Schädel ah. Die Zähne sind abgerieben ;
die oberen Schneidezähne sind ausgefallen, ihre Alveolen atrophirt Der Ilinterhauptskörper liegt ganz
flach. Auf der rechten Seite ist die innere Augenhöhlenwaud defect.
23. Männlicher Schädel aus Sarepta. Becker.
Katalog Nr. 257. Fig. 25 bis 28. Tafel XIII.
Kurzer, breiter, hoher Schädel. Fliehende Stirn. Der Scheitel ist flach und fällt nach hinten steil
ah. Die Pfeilnaht ist verwachsen. Deutlich entwickelter Hinterhauptswulst. In der rechten vorderen
Seitenfontanelle ein Schaltknochen. Kurze, dicke Warze nfnrtsätxe. Kräftige Cristae supraiuastoideue.
Tiefliegende Nasenwurzel. Hoho Augenhöhlcu. Die Joch bei uu, sowie die Jochfortsätze des Stirn-
beines sind verdickt. Massig hoher, breiter Nasenrücken; langer Nasenstachel. Flacher Oberkiefer-
körper. Starker (iaumeuwulst. Die uusseren Lamellen der Flügclfortsützo des Keilbeines sind sehr
breit. Die Unterkieferäste steigen steil in die Höhe, sind niedrig nnd breit.
24. Weiblicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 258. Fig. 29 bis 32. Tafel XIV.
Kurzer, mittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist gestreckt und fällt langsam
zum Hinterhaupt« ab. Die Unterschuppc des Hinterhauptsbeines ist sehr flach und der Schädel auf
dieselbe gestellt, steht ohne Unterstützung. Die Kranz- nnd Pfeilnabt sind zum Theil verstrichen.
Kurze Warzen fort» fitze. Kräftige Cristae supramastoideae.
Schwache Augenbrauenliogen. Platte Nase; die äusseren Flüchen der Stirnfortsätze des Ober-
kiefers sehen gerade nach vorn. Die Jochbeine sind uneben, höckerig, liegen winklig nach hinten
um. Der untere Rand der vorderen NasenÖfTnung ist stumpf. Tiefe Kiefergruben. Die Zähne sind
stark abgerieben, mehrere Alveolen im Oberkiefer geschlossen. In der Hinteransicht ist der Schädel
fünfeckig. Das Kinn ist deutlich ausgebildet; die Unterkieferwinkel sind abgerundet.
25. Männlicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 259.
Grosser, mittelhoher und mittellanger Schädel. Fliehende Stirn. Der Scheitel ist flach und
füllt schräg nach hinten ab. Längs der vorderen Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel emporgewölbt.
Die Kranz-, Pfeil- und Lambdanaht sind verstrichen. Deutlich ausgebildeter Hinterhauptswulst
Massig starke Augenbrauenbogen. Hohe Augenhöhlen. Das untere End« der Stirnnaht ist noch
sichtbar. Die Nasenwurzel ist wenig vertieft. Der Nasenrücken ist niedrig. Der Oberkiefer ist flach.
Der untere Rand der vorderen Naaenöfluung ist stumpf. Gewölbter Gaumen. Die Zähne sind stark
abgenutzt Der rechte Jocbbogen ist abgebrochen.
26. Männlicher Sohädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 260. Fig. 33 bis 36. Tafel XV.
Grosser, kurzer, mittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist leicht gebogen und
fällt ziemlich steil nach hinten ab. Die Oberschuppe des Hinterhauptsbeines ist in der Mitte ganz flach.
Grobgezackte Nähte. Die grossen Keilbeinflügel sind schmal. Kräftige Cristae supramastoideae.
Deutlich ausgebildete Augenbrauenbogen. Die Nasenwurzel ist leicht vertieft. Niedriger Nasen-
rücken; diu äusseren Flächen der Stirnfortsätze des Oberkiefers sind anstatt zur Seite, nach vorn
gerichtet. Die Jochbeine sind verdickt, höckerig und biegen winklig nach hinten um; am linken
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312 Julius Fridolin,
Jochbeine ein kräftiger Kandfort&atz. Die vordere Nasenöffnung ist schmal; der vordere Nasenstachel
ist kurz. Auffallend hohe viereckige Augenhöhlen. Der Oberkieferkörper ist flach; Kiefergruben
fehlen. Die Zähne sind abgenutzt; im Oberkiefer mehrere Zahnalvvolen geschlossen. Der Gaumen ist
wenig gewölbt. Die Griffelfortsätze noch erhalten, sind dünn und lang. Der Unterkiefer fehlt.
27. Männlicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 261. Fig. 37 bis 40. Tafel XVI.
Grosser, kurzer, niedriger Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist leicht gebogen und
fällt nach rückwärts schräg ab. Die Kranz- und Pfeilnaht sind zum Theil verstrichen. Längs der
vorderen Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel gewölbt Die Mitte der Obcrschuppe des Hinterhaupts-
beines ist flach. Kräftig ausgebildeter Hinterhaupts wulst. Die Warzen fortsfttze sind dick. Die Cristae
suprainastoideac sind auffallend stark entwickelt.
Die Nasenwurzel liegt ganz flach. Deutlich auRgebildete Augenbrauenbogen. Der Nasenrücken
ist niedrig und breit; die äusseren Flächen der Stirnfortsätze des Oberkiefers sehen gerade nach vorn.
Hohe Augenhöhlen. Die Jochbeine sind verdickt und biegen winkelig nach hinten um. Der Ober-
kiefer ist flach; die Kiefergruben fehlen. Der untere Rand der vorderen Xascuöffnung ist stumpf;
tiefe Pränasalgraben. Der vordere XaRenstachel ist lang. Der Körper de» Hinterhauptsbeines steigt
steil auf. Die äusseren Lamellen der Flügelfortaätze des Keilbeines sind breit. Der Unterkieferkörper
ist hoch; die Kinngegend ist stark entwickelt. In der Hinteransicht ist der Schädel fünfeckig.
28. Jugendlicher Schädel.
Katalog Nr. 262.
Grosser, niedriger, mittellanger Schädel. Die Stirn ist massig nach hinten geneigt. Der Scheitel
ist flach und fällt allmählich zum Hinterhaupt® uh. Die Hiutorhauptsschuppe ist stark gewölbt. Die
Schläfen sind etwas vertieft. Die grossen Keilbeinflügel sind breit.
Flachlicgcndc Nasenwurzel. Hohe Augenhöhlen. Der Nasenrücken ist niedrig und breit Der
rechte Jochbogen ist liefert. Der vordere Nasenstachel ist kurz. Der Oberkieferkörper ist flach. Die
Nasenbeine sind aui freien Kndo abgebrochen. Schöne, wenig abgenutzt« Zähne; die Weixheitazähne
sind durchgehrochen. Der Gaumen ist stark gewölbt; die Sutnra incisiva zum Theil erhalten. Offene
K eilhinterhau ptafuge.
29. Männlicher Schädel.
Katalog Nr. 263.
Grosser, kurzer, mittelhoher Schädel. laicht nach rückwärts geneigte Stirn. Die Scheitelcurve
ist gestreckt und fallt nach hinten ziemlich »teil ab. In der Gegend der Ilintcrhauptsfontunelle ein
grosser viereckiger Schaltknochen. Massig au »gebildeter Hinterhaupts wulst Die vorderen unteren
Scheitelbeinwinkel sind grubenförmig vertieft; die grossen Keilbein Hügel breit.
Starke Augenbrauenbogen. Eingesunkene Nasenwurzel. Niedriger, schmaler, concaver Nasenrücken ;
die äusseren Flächen der Stirn fortsä tze des Oberkiefers sehen gerade nach vorn. Die vordere Nasen -
Öffnung ist schmal ; der untere Hand derselben ist stumpf. Flacher Oberkieferkörper. Wenig abgenutzte
Zahne. Stark gewölbter Gaumen. Der Unterkieferkörper ist hoch und dick. Die Nasenbeine sind am
unteren Ende abgebrochen.
30. Jugendlicher Schädel.
Katalog Nr. 264.
Kurzer, mittclhoher Schädel. Die Stirn steigt senkrecht in die Höhe. Der Scheitel ist flach und
fällt von der Gegend der Schcitclhöcker steil zum Hinterhaupte ab. Die Nähte sind feingezackt; in
der Lambdanaht mehrere Schaltknochen. Die Oberschuppe des Hinterhauptsbeines ist in der Mitte
abgeplattet Die vorderen unteren Scheitelbeinwinkel sind gruben förmig vertieft.
Auffallend hohe Augenhöhlen. Die Nasenwurzel ist sehr wenig eingezogen. Der Nasenrücken ist
massig hoch und etwas concav. Der untere Hand der vorderen NascnöfTnung ist stumpf. An den
Jochbeinen kurze Handfortsätze. Ziemlich tiefe Kiefergruben. Wenig ahgeriehene Zähne; die Weis-
heitszühne stecken tief in den Alveolen. Graciler Unterkiefer. Die Bamlarfuge ist offen.
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Burjaten- und Kalmückenschädel.
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31. Jugendlicher Schädel. Becker.
Katalog Nr. 265.
Niedriger, kurzer Schädel. Steil aufsteigende Stirn. Die Scbeitelcurve ist gestreckt und füllt
allmählich zum Uiuterhaupte ab. Das Hinterhaupt ausgezogen. Die Scheitelhöcker sind deutlich aus-
geprägt. Die Schuppennähte sind verwachsen. Die vorderen unteren Scheitelbein winkel sind vertieft;
die grossen KeilbeinflQgel breit, ln der linken vorderen Seitenfontanclle ein grosser viereckiger Schalt-
knocheu. Gewölbte Schläfenschuppen.
Flachliegende Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist niedrig und breit. Die äusseren Flächen der
Stirnfortsätze des Oberkiefers sehen nach vorn. Der untere Iland der vorderen N&senöffnung ist stumpf.
Diu Nasenöffuung ist breit. Der linke obere, bleibende Eckzahn ist im Durchbruch begriffen; der Schädel
mag deshalb einem etwa 13jährigen Kinde angehört haben. Platter Oberkieferkörper; Kiefergruben
fehlen. Offene Keilhiuterhauptsfuge. Die Unterkieferäste steigen senkrecht in die Höhe, sind niedrig
und breit
32. Männlicher Schädel. Becker*
Katalog Nr. 266.
Runder, mittelhoher Schädel. Die Stirn ist leicht nach rückwärts geneigt Der Scheitel ist
llach und fallt nach hinten schräg ah. Die Kranz- und Pfeilnaht sind zum Theil verstrichen. Längs
der hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel rinnenformig vertieft. Das Hinterhauptsbein ist von
den Scheitelbeinen scharf abgesetzt. Die Oberschuppe des Hinterhauptsbeines ist in der Mitte flach.
Vertiefte Schläfen.
Der Nasenrücken ist niedrig und breit; die äusseren Flächen der Stimfortsätze des Oberkiefers
sehen nach vorn, anstatt zur Seite. Die Nasenwurzel ist wenig eingesunken. Die Augenhöhlen sind
hoch. An beiden Jochbeinen deutlich entwickelte Randfortsätze. Die vordere Nasenöffnung ist breit;
der untere Rand derselben ist stumpf. Der Oberkiefer ist flach. Im Oberkiefer sind alle Alveolen
obliterirt, der Alveolarrand ist abgenutzt. Der Gaumen ist flach; kräftiger Gaumenwulst. Die
äusseren Lamellen der Flügelfortsätze des Keilbeines sind sehr breit; die Keilbeinstachel auffallend
stark. Auf beiden Seiten Foramina Civinini.
33. Weiblicher Schädel. (Wahrsagerin.) Becker.
Katalog Nr. 267.
Kleiner, kurzer, mittel hoher Schädel. Fliehende 8tiru. Der Scheitel ist leicht gewölbt und fällt
schräg nach hinten ab. An den Schläfen ist die Kranznaht verwachsen ; die Pfeilnaht ist sehr wenig
gezackt. In der l*ambdanaht mehrere Schaltknochen. Die Stirnhöckor und der Hinterhauptshöcker
sind verstrichen, die Scheitclhöcker sind deutlich entwickelt. Die vorderen unteren Scheitelbeinwinkel
sind vertieft. In der linken vorderen Seitenfontanelle ein dreieckiger Schaltknocheu.
Die Nasenwurzel ist leicht eingesunken. Sehr hohe Augenhöhlen. Niedriger Nasenrücken. Die
vordere Nascnöffnung ist breit; der untere Rand derselben abgerundet. Der Oberkieferkörper ist
fluch; Kiefergruben fehlen. Stark abgeriebene, sonst gut erhaltene Zähne. Die Uiuterbauptsschuppe
und der Unterkiefer sind zum Theil defect»
34. Weiblicher Schädel. Becker.
Katalog Nr. 268. Fig. 41 bis 44. Tafel XVII.
Niedriger, breiter Schädel. Die Stirn ist etwas nach rückwärts geneigt. Der Scheitel ist flach
und fällt steil nach hinten ah. Die Pfeil- und Kranznaht sind zum Theil verstrichen. Die Scheitel-
höcker sind deutlich ausgebildet. Längs der hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel leicht
rinnenförmig vertieft. In dor Lambdunuht zwei grosse Schaltknocheu. Kräftiger Hinterhauptswulst.
Die vorderen unteren Scheitelbeinwinkel sind etwas vertieft.
Schwache Augenbrauenbogen. Die Nasenwurzel ist wenig eingesunken. Der Nasenrücken ist
niedrig und ziemlich breit. Hohe viereckige Augenhöhlen. Der untere Rand der vorderen Nason-
öffnung ist stumpf. Tiefe Kiefergruben. Die Jochbogen stehen weit vom Schädel ab. Die Zähne
sind stark abgerieben. Der Körper des Hinterhauptsbeines liegt auffallend flach.
Arohi» tar Anthropologie). IkJ XXVU. in
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Julius Fridolin
35. Jugendlicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 269.
Hoher, runder Schädel. Leicht nach rückwärts geneigte Stirn. Die Scheitelcurve ist gestreckt
und fallt eeukrecht nach hinten ab. Wenig gezackte Nähte. Gewölbte Schläfimschuppen. In der
linken vorderen SeitenfontAnelle ein grosser viereckiger Schaltknoohen. Kleine Warzenfortsätze.
Sehr hohe Augenhöhlen. Flachtiegende Nasenwurzel. Die Nasenbeine aind schmal und am freien
Ende abgebrochen. Der Nasenrücken ist niedrig. Die vordere Nasenöffnung ist rnittelbreit, der untere
Hand derselben ist stumpf. Der Oberkieferkörper ist Hach; Kiefergruben fehlen. Die Zähne sind gut
erhalten, nur wenig abgenutzt. Die Keilhinterhauptafuge ist offen.
36. Weiblicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 270. Fig. 45 bis 48. Tafel XVIII.
Kleiner, nuttelhoher , kurzer Schädel. Die Stirn ist etwas schräg nach rückwärts geneigt. Die
Scheitelcurve ist gestreckt und fällt fast senkrecht nach hinten ab. Die Pfeilnaht ist grobgezackt; in
der Lamhdanaht mehrere Schaltknochen. Die Scheitelhöcker sind massig entwickelt. Die vorderen
unteren Scheitelbeinwinkel sind vertieft.
Flachliegende Nasenwurzel. Auffallend hohe Augenhöhlen. Niedriger, breiter Nasenrücken.
Seichte Kiefergraben. Die vordere Nasenöffnung ist breit Die Zähne sind wenig abgerieben, die
Weisheitszähne sind noch nicht durchgebrochen. In der Mitte der unteren Fläche des Hinterhaupts-
beines eine grubenförmige Vertiefung.
37. Jugendlicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 271.
Kurzer, hoher Schädel. Die Stirn weicht sanft zurück. Der Scheitel ist flach und fallt schräg
nach hinten ab. Die Pfeilnuht ist stark gezackt; längs der hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der
Schädel rinnenfönnig vertieft
Der Nasenrücken ist niedrig und breit. Die Nasenbeine sind am unteren freien Ende abgebrochen.
Die Nasenwurzel liegt flach. Die Augenhöhlen sind hoch. Die inneren Augenhöhlen wände und der
rechte Jochbogeu sind defect. Die vordere Nasenöffnung ist sehr breit. Seichte Kiefergrtiben. Alveo-
lare Prognathie. Die Zähne sind wenig abgenutzt; der zweite obere rechte Molarzahn und die beiden
oberen Weisbeitszäbne sind noch nicht durcbgebrochen. Die Sotura incisiva ist zum Theil noch sicht-
bar. Die Keilhinterhauptafuge ist verwachsen. An der unteren Fläche des Hinterhauptsbeines, in der
Mitte eine seichte Vertiefung. Der Unterkiefer fehlt
38. Weiblicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 272. Fig. 49 bi« 52. Tafel XIX.
Niedriger, kurzer Schädel. Nach rückwärts geneigte Stirn. Die Scheitelcurve ist gestreckt und
fällt ganz allmählich nach hinten ab. Die vorderen unteren Scheitelbeinwinkel sind seicht gruben-
förmig vertieft. In der Lambdanaht mehrere Schaltknochen. Schwache Warzen fortafttze.
Die Nasenwurzel ist etwas eingesenkt. Der Nasenrücken ist mässig breit, niedrig und leicht
concav. Die Kandfortsätze sind an beiden Jochbeinen deutlich entwickelt Diu vordere Nasenöffnung
ist breit, der untere Kand derselben stumpf. Die Zähne sind nur massig abgerieben; der rechte obere
Eckzahn ist durch die vordere Wand des Oberkiefers durch gebrochen und liegt horizontal. Die inneren
Augenhöhlenwände sind defect. Am Stirnbein, an der linken oberen Augenhöhlen wand und am Ober-
kiefer tiefe Spalten. Der Unterkiefer fehlt
39. Männlicher Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 273.
Runder, inittelhoher Schädel. Die Stirn ist nur wenig nach rückwärts geneigt. Die Scheitelcurve
ist gestreckt und fallt schräg nach hinten ab. In der Lambdnnaht grosse Schaltknocbeu. Die vorderen
unteren Scheitelbcinwiukel sind vertieft. Die Schläfennchuppen gewölbt.
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Burjaten- und Kalmüekenschädel.
Die Nasenwurzel ist nur wenig eingesenkt. Der Nasenrücken ist niedrig und ziemlich breit.
Viereckige, auffallend höbe Augenhöhlen. Die äusseren Flächen der Stirn fortsAtze de« Oberkiefer«
sehen anstatt zur Seite gerade nach vom. Stark abgeriebene sonst wohlerhaltene Zähne. Gewölbter
Gaumen. Der Körper de« Hinterhauptsbeines ist sehr breit und liegt auffallend flach.
40. M&nnlicber Schädel aus Sarepta.
Katalog Nr. 274.
Grosser, mittellanger, niedriger Schädel. Fliehende Stirn. Flacher Scheitel, welcher von der
Gegend der Scheitelhöcker ganz allmählich nach hinten abfallt. Die Kranz- und Pfeilnaht Bind zum
Theil verstrichen. Hakenförmiger Hinterhauptshöcker. Kräftiger Hinterhauptswulst Dicke, lange
Warzen fortsätze.
Starke Augenbraucnbogon. Tief eingesunkene Nasenwurzel. Ziemlich hoher, schmaler Nasen-
rücken. Links ist der Randforteatz des Jochbeines deutlich entwickelt. Die Jochbogun stehen weit
vom Schädel ab. Der Oberkieferkörper ist flach. Stark gewölbter Gaumen. Der Unterkiefer fehlt.
4L Männlicher Schädel aus dem Gouvernement Tomsk.
Katalog Nr. 275.
Niedriger, kurzer Schädel. Die Stirn ist niedrig und nach rückwärts geneigt. Der Seheitel ist
leicht gewölbt und fällt nach hinten etwa« schräg ab. Hoch liegende Schläfenlinien.
Die Nasenwurzel ist wenig eingesunken. Die Augenhöhlen sind auffallend hoch. Platter Nasen-
rücken; die Nasenbeine sind sehr lang. Die äusseren Flächen der Stirnfortaätze des Oberkiefers sehen
gerade nach vorn. Die vordere Nasenöffnung ist schmal; der vordere Nasenstachel ist lang. Am
rechten Jochbeine ist der Randfortsatz massig aasgebildet. Der Gaumen ist gewölbt. Die äusseren
Lamellen der Flügelfortaätze des Keilbeines sind breit.
42. Männlicher Schädel aus dem Gouvernement Tomsk.
Katalog Nr. 276.
Auffallend grosser, runder, raittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist lang-
gestreckt und fällt senkrecht nach hinten ah. Das Hinterhauptsbein ist von den Scheitelbeinen scharf
abgesetzt; die Oberschuppe des Hinterhauptsbeines ist ziemlich stark gewölbt. Die Pfcilnaht ist wenig
gezackt, längs der hinteren Hälfte der Pfeilnaht ist der Schädel abgeflacht. In der rechten vorderen
Seitenfontanelle ein kleiner Schaltknochen; in der Lambdanaht mehrere grosse Schaltknocken.
Kräftige Augenbrauenbogen. Tief eingesunkene Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist breit und
niedrig. Weiter Augenzwischenraum. Sehr hohe, viereckige Augenhöhlen. Die Stirn fortsätze der
Joohbeine sind schmal. Der vordere Nasenstachel ist lang. Die äusseren Lamellen der Flügelfort-
sätzo des Keilbeiues sind sehr broit Die Unterkieferwinkel sind abgerundet, die aufsteigenden Aeste
sind schräg angesetzt und sind nur mässig breit
43. Männlicher Schädel aus dem Gouvernement Tomsk.
Katalog Nr. 277.
Grosser, kurzer, mittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Die Scheitelcurve ist langgestreckt und
fällt schräg nach hinten ab. Die Hinterhauptsschuppe ist gewölbt und von den Scheitelbeinen scharf
abgesetzt Die Kranz - und Pfeilnaht sind zuui Theil verstrichen. In der Lambdanaht und in beiden
Schuppennähten Schaltknochen. Der Schädel ist schief, die rechte Seite der Stirn und die linke Seite
des Hinterhauptes sind abgeflacht. Die vorderen unteren Scbeitelbeinwinkel sind vertieft Die Warzen -
fortsätze und die Cristao supramastoideae sind auffallend stark ausgebildet
Deutlich entwickelte Augenbrauenhogen. Die Nasenwurzel ist eingezogen. Der Nasenrücken ist
niedrig; die Stimfortaiitze des Oberkiefers sehen mit ihren äusseren Flächen gerade nach vorn, anstatt
wie gewöhnlich zur Seite. Die Nasenbeine sind nach oben geschoben; in der Mitte der Nasenbeine
ein verheilter Knochenbruch. Der vordere Nasenstachel ist lang. Die Jochbeine sind uneben, höckerig,
verdickt und biegen winklig nach hinten um. Der Oberkieferkörper ist auffallend flach. Die Jocbbogen
stehen weit vom Schädel ab.
40*
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316 Julius Fridolin, Burjaten- und Kalmücke nschädel.
44. Weiblicher Schädel aus dem Thale Iliisch. Przewalsky.
Katalog Nr. 278.
Niedriger, runder Schädel. Die Stirn steigt fast senkrecht in die Höhe. Die Scheitelcurve ist
gestreckt und fällt ganz allmählich nach hinten ab. Die Schädelnfihte sind wenig gezackt Die
Scheitelheinhöcker sind deutlich ausgebildet. Die SchläfenBchuppen sind gewölbt Kurze, dicke
Warzen fortaätze.
Sehr hoho, viereckige Augenhöhlen. Die Nasenwurzel ist nur wenig eingesunken. Der Nasen-
rücken ist flach ; die Stirnfortsätxe den Oberkiefers sehen mit ihren äusseren Flächen gerade nach vorn.
Der Oberkieferkörper ist flach. Die vordere Nasenöffnung ist breit, der untere Rand derselben ist
stumpf. Der vordere NasenBtachel ist kurz. Die Jochbogen atehen weit vom Schädel ab. Der Unter-
kieferkörper ist sehr dick; die Aeste steigen steil in die Höhe und sind niedrig und breit
45. Männlicher Schädel.
Katalog Nr. 279. Fig. 53 bis 56. Tafel XX.
Kurzer, mittelhoher Schädel. Fliehende Stirn. Der Scheitel i»t leicht gewölbt und fällt schräg
nach hinten ab. Die Pfeilnaht ist zum Theil verstrichen. In der Hegend der llinterhauptsfontanelle
zwei grosse Schaltknochen. Hochliegende Schläfenlinien.
Hohe Augenhöhlen. Schwacho Augenbrauenbogen. Die unteren und äusseren Augenböhlenränder
sind verdickt. Ziemlich tief eingesenkte Nasenwurzel. Der Nasenrücken ist niedrig und breit; die
äusseren Flächen der Stirnfortsätzc des Oberkiefers sehen nach vorn. Hreiter Augenzwischenraura. Weit
vom Schädel abstehende Jochbogen. Der Oberkieferkörper ist auffallend flach; Kiefergrulien fehlen.
Die linke Schläfenschuppe und die inneren Augenhöhlen wände sind defect. Der Unterkiefer fehlt
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Tafel Vn.
Schädel eines Burjaten.
(Kip. 1 bis 4, Seite 306.)
i In Hrnun»ct.w«tc.
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Archiv Ar Anthropologie. Bd XXVII.
Verleg von Frloiir. V»
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Tafel IX.
Kinderach&dol eines Burjaten.
(Fig. 9 bi b 12, Seite 906.)
Archiv für Anthropologie. IM. XXV1L Verlag ruo Friedr. Vieweg 4 Sohn in Brniuuchwalg.
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Tafel X.
Schädel einer Burjätin.
(Fig. 13 bi» 16, Seite 306.)
Archiv fftr Anthropologie. Btl. XXVII. V*r'»i; von Frlidr. Vli««g I Hohn in Braoncohweig.
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Tafel XI.
Sobftdel eines Burjaten.
(Fig. 17 bis 20, Seit« 309.)
Archiv ffcr Anthropologie. Ed. XXVII. Verlag von Frledr. Vlrwe« A 8<>hn in Brutneohweig.
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Tafel XII.
Sohttdel eines Kalmücken.
(Fig. 21 bis 24, Seite 310.)
Archiv für Anthropologie. Bd. XZVU. Vor Ing von Frlodr. Vlowog A Sohn io Hmun>ohwo4g.
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Tafel XII.
8ohädei eines Kalmücken.
(Fig. 21 bis 24, Seite 310.)
Archiv fOr Anthropologin. Bd. XXVII. Vorl»« von Friodr. TUv«| 4 Mohn In Hr»un*cliw»i«
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Tafel XIV.
Schädel einer Kalmückin.
(Fig. 29 bi» 32, Seite 311.)
Archiv für Anthropologin. Bd. XXVII. V«rU«c von Friodr. Viewog <t Hohn ln Hrmanachwnig.
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Tafel XV.
Bch&dol elnos Kalmücken.
(I'ig. 33 bia 36. Seit« 311.)
Archiv für Anthropologie. Bd. XX VII.
Verleg von Prledr. Vieweg <t Sohn ln Bratinechwelg.
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Tafel XVI.
(Kig. 37 bia 40, Seite 312.)
Verleg von Fried r. Vieweg A So hu in Brauiucliweig.
weig.
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Archiv für Anthropologie. Hd XXVII.
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Tafel XVII.
Soh&del einer Kalmückin.
(Kip. 41 bis 44, Seite »13.)
Archiv f«r Anthropoide. Bd. XJLVLI V*rU« von Krtvdr. Titwif <t Sohn in Hr»aavct>w*ig.
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Tafel XVIII.
Schädel einor Kalmückin.
(Fig. 45 bi« 48, Seite 314.)
Archiv (Br Anthropologie. Bd. XXVII. VorUf von Frlodr. Vtewog 4 Sohn in Hmnmehwctg.
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XIII.
Ueber die Formenveränderungen des menschlichen Schädels
und deren Ursachen.
Ein Beitrag /. u r R a s senl u h r e.
Von
Dr. Anton Nyström (Stockholm).
IL Ethnographische und oultnrhlstorische Verhältnisse.
Die Abhängigkeit iler Körperteil ung von den Gewerben unil Transportmitteln auf
verschiedenen Cullurstadien. Der Einfluss der Hnusthierc.
Von der durch eine anatomische und physiologische Erklärung begründeten Möglichkeit
ausgehend, dass der mohr oder weniger langgestreckte oder mehr oder weniger breite Typus
des Schädels — des Cerebralcraniums — des Menschen wesentlich von «1er Körperstoll ung
abhängig ist, habe ich bei
einer vergleichenden Unter-
suchung der Lebensweise
verschiedener Völker und
Gesellschaft sc lassen Grund
zu der Annahme gefunden,
dass, im Grossen gesehen,
die Gewerbe und die
Transportmittel, bald
eine mehr vornüber-
gebeugte, bald eine mehr
aufrechte Körperstcllung
bedingend , den vornehm-
liebsten Einfluss beim Ent-
stehen der genannten For-
men des Schädels ausgeübt
haben. Männer des Steinalters. Feuersteingerftthe verfertigend.
Fi*. IS.
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318
Dr. Anton Nyetröm,
Die vornüborgobcugtc Stellung nimmt der Kopf insondorheit auf früheren Stadien der Ent-
wickelung ein, wo der McnBch „im Scliwcisso «eines Angesichte« arbeiten muss“, niedergebeugt
zur Erde und versehen mit Geräthen der einfachsten Art und ohne Hülfe von Lastthieren, die
Vis- 13, für ihn eine Menge schwere Arbeiten
verrichten und ihn auf ihrem Rücken
tragen oder Fuhrwerke ziehen können,
in denen er sich fahren liast.
Alle Handwerke wurden auf
früheren Stadien, wo Möbel, Arbeits-
tische u. s. w. fehlten, von den Ar-
beitern im allgemeinen in hocken-
der Stellung oder auf den Knieen
liegend ausgeführt (•>. Fig. 12 n. 13).
Die Bearbeitung des Bodens
für den Ackerbau geschah lange Zeit
nur mit der Hacke und dem Grab-
scheit, Gerlthe, die noch immer an-
ge wendet werden, obsebon dieses
seit der Erfindung des Pfluges und
Schmiede in Centralafrlk«, am Ambo« und Gebläse arbeitend. der Kgge einero vie| geringeren
Maasse als früher geschieht. Verschiedene Arbeiten, wie die Führung des Pfluges, konnten nun
bei weniger gebeugter Stellung ausgeführt werden, und andere, wie das Eggen, wurden bei auf-
rechter Stellung verrichtet Auch nachdem man angefangen hatte, zum Ziehen des Pfluges und
zu anderen schweren Arbeiten Thiero anzuwemlen, musste der Mensch noch lange diese Arbeiten
verrichten, und Pflüge, Karren, Wagen,
Aufforderungswerke u. s. w. Bind in allen
Ländern lange von Menschen und
Thieren gezogen worden (s. Fig. 14,
23 und 33.)
Bei verschiedenen Völkern wird
das Getreide in sehr anstrengender
Weise durch das Rollen von Walzen
gemahlen, wobei der Arbeitende, wie
Fig. 15 zeigt, eine sehr vornübergebeugte
Stellung einnimmt Andere Völker
Arbeiter mit der Haeko und il«m Pfluge. AlUt^-oh. Zeichnung. Ieicht ,lunlir,iche Mühlen, oder
auch «eratossen «ie da« Getreide in Mörsern, welche Arbeit, wie Fig. 16 seigt, bei aufrechter
Stellung verrichtet wird.
Gewisse Handwerker arbeiten in einer sehr voniilbcrgebeugten Stellung, welche die
Arbeit mit Noth Wendigkeit fordert («. Fig. 17 und 18 a. S. 320).
Kine verändert© Arbeitsweise in einer Menge von Gewerben in der neueren Zeit und die
Erfindung von vielen Maschinen, welche die Arbeit du« Menschen erleichtern und tbeils das
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 319
Handwerk durch Maschinenarbeit ersetzt, theils die Entwickelung einer sogenannten Zwischen-
induslrie herbeigefilhrt haben, die zum Theil Handwerk, zum Theil Maschinenindustrie ist, haben
es dem Arbeiter natürlicher Weise in hohem Grade ermöglicht, liei der Arbeit eine aufrechtere
Stellung als früher cinzunohmen. Dieses zeigt z. B. der Ackerbau in neuerer Zeit Anstatt das
Getreide und das Gras mit Sensen zu mühen — eine sehr schwere Arbeit in vornübergebeugter
Stellung — mäht es der Lnndtnann jetzt oft mit Mähmaschinen, die von Pferden gezogen wer-
den und mit denen ein Mann mit Leichtigkeit, auf dem Kutscherbock sitzend, arbeiten kann
(*Fig. 19a.f. 9.). Ein gleiches ist das Verhältnis* mit dem Dreschen des Getreides: der Flegel ist
im Allgemeinen durch die Dreschmaschine ersetzt worden.
Wie sehr die Masohinenindustrie viele ältere Handwerke verändert hat, zeigt beispielsweise
die Verdrängung der alten Hand webest ühle durch die Maschincnwcbeslflhle; an den ersteren
arbeitet der Weber in vornübergebeugter Stellung, die letzteren beaufsichtigt der Arbeiter meisten-
theils vor ihnen stehend oder sich vor ihnen hin und her bewegend.
Vielerorts wird nunmehr das Schuhwerk fabrikmässig mittelst einer Menge von Maschinen
verfertigt, was zur Folge hat, dass die Arbeiter, die hierbei angewendet werden, nicht mehr, wie
die Schuhmacher früher, bei ihrer Arbeit in vornübergebeugter Stellung zu sitzen brauchen.
Diejenigen, welche an Maschinen arbeiten, haben in der Kegel eine leichte Arbeit auszu-
führen; keine nennenswerthe Muskelkraft ist erforderlich, ausser mitunter beim Heben oder Ein-
setzen schwerer Maachinentheile oder des liohmateriales, bei Keparationen u. s. w. Sie nehmen
bei der Arbeit gewöhnlich eine stehende Stellung ein, und es ist hauptsächlich ihre Aufgabe,
Fi*. 15.
Negerinnen in Ober-Guinem, Mais mahlend und stoiaend.
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320
Fig. 1«.
l)r. Anton Nyström
Fig. 18.
Frau, Ilei» mahlend.
Fig. 17.
llolxarbeiter, Uolzschuhe verfertigend.
Schuhmacher bin seiner Arbeit.
Arbeiter, eine Mähemaechine fahrend.
Fig. 20.
Arbeiter an einer Drehbank.
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Fornionverüiulerungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 321
Fig. 22.
der Arbeit der Maschine genau mit den Augen zu folgen, pig
unbedeutende Bewegungen mit M&sckinentheiten auszuführen,
das Material zu fuhren oder ihm die erforderliche Richtung
zu geben u. s. w. (s. Fig. 20 und 21).
Die Erfindung der Locom otivu und der Eiscub&hu
hat natürlicher Weise in Betreff der Bequemlichkeit der
Menschen eine Rolle gespielt, und unzweifelhaft hat das
„Dampfhwn“ in unserem Jahrhundert für die aufrechte Kör-
perhaltung der Menschen dieselbe Bedeutung erhalten, wie
das Pferd und andere Zugthiere in früheren Jahrhunderten.
Die japanische Droschke, die Dschinrikischa, wird
von einer oder zwei Personen gezogen, und die Strassen in
den Städten Japans wimmeln von *olcheu Fuhrwerken, wäh-
rend man dort nur selten ein Pferd sieht. Fig. 23 (a. f. S.) zeigt
auch, wie innerhalb derselben Nation einige durch Arbeit
in vornübergebeugter Stellung als „Wagenzieher“ u. s. w. Arbeiterin an einer suhlfedermancijine.
langgestreckte Köpfe erhalten, andere dagegen, die ein bepuemeres Leben führen und sich im
Wagen fahren lassen, eine breitere Kopfform bekommen können. Eine nähere Untersuchung
der niederen und höheren Volks-
classcn in Japan dürfte in dieser
Hinsicht von grösstem Interesse
sein. Da eine solche Untersuchung
mir wissentlich nicht ausgeführt
worden ist, habe ich hier nur
eine Vermuthung aussprechen
wollen.
Das Fahren auf dem Wasser,
oder die Benutzung von Booten,
hat bei vielen Völkern hinsicht-
lich der Stellung des Kopfes eine
grosse Bedeutung erhalten , und
bei den meisten Völkern hat die
Auwendung von Lastthiercn, vor
Allem des Pferdes, des Esels, des
Ochsen und des Kameeles, an
einigen Stellen des Elophautcii,
des Hundes und des Ren-
thieres u. a. , die Lehen* Verhält-
nisse des Menschen bedeutend
verändert und dazu beigetragen,
seine gröberen Arbeiten zu er-
leichtern.
41
8tephen«on mit «einen Arbeitern und «einer treten Locomotive.
Archiv ftkr Anthropologie*. 1kl. X X V J L
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322
Dr. Anton Nystrüm,
In dem einen, wie in dem anderen Falle wird der Kopf mehr gerade gehalten, sei es nun,
weil der Mensch eine Menge schwerer Arbeiten durch die Lastthiere a umführen lä«»t, die er
früher selb«! verrichten
musste, oder weil er sich
der Fuhrwerke bedient.
Wm die Wagen aube-
trifft, so weis« man, dass
solche sich bei dem indo-
europäischen Urvolko vor
der Verbreitung der ver-
schiedenen Stämme fanden.
Da» erste Zugthier war
das Kind.
Unzweifelhaft ist da»
Kind, nebst der Ziege und
dem Schafe, das Thier, das,
wie aus »einem Vorkommen
bei den Völkern des Stein-
alters und in den ältesten
Perioden der Indier, Perser, Griechen und Körner hervorgeht, nach dem frühesten Hausthier,
dem Hunde, zuerst vom Menschen gezähmt wurde. Auch das Kameel wurde in einer sehr
frühen Periode ein Hausthier; die Turk-Tataren und die Altsemiten hatten es schon in vor-
geschichtlicher Zeit gezähmt.
Auf den Steppen Centralasiens dürften die turk - tatarischen Stamme zuerst die Kunst des
Reiten» gelernt haben, lind von ihnen ist sie daun auf andere Völker übergegangen. Die Semiten
und die Perser lernten es bald, das Pferd zu zähmen. In Aegypten wurde das Pferd früh an-
gewandt, was u. A. aus Moses 2. Huche, 14. Capitol hervorgeht, wo darüber berichtet wird, dass
Pharao die Kinder Israels mit Pferden, Wagen und Reitern durch das Rothe Meer verfolgte,
in welchem sein Heer umkam. Diese» geschah im Jahre 14 v. dir.
AIb man zuerst anfing, das Pferd als Zugthier anzuwendon, wurde es nicht vor schwere
Lastwagen, sondern vor Kriegs-, Renu- und Reisewagen gespannt.
Der Esel, dessen Ileimath Centralasiens Steppenländer sind, war Hausthier bei den Indiern
in der ältesten historischen Zeit, und ebenso auch bei den alten Semiten.
Dass der Esel schon früh zum Reiten angewendet worden ist, geht z. B. aus dem 4. Huche
Mosis. 10. Capitol, hervor, wo beschrieben wird, wie ein Diener des Herren, Bileam, auf einer
Eselin ritt, als er zwischen den Moabitern und den au» Aegypten gezogenen Kindern Israels
unterhandeln sollte. Dieser Auszug der Kinder Israels aus Aegypten fand nach der Berechnung
der Aegyptologen im 14. Jahrhundert v. Chr. statt.
Das Pferd war bei den Indo- Europäern der Urzeit nicht vor der Trennung der
Stämme gezähmt, und cs wurde von ihnen daher weder als Zugthier, noch als Reitthior an*
gewendet.
Sicher ist es, dass die Indo * Europäer in der Urzeit keine festen Wohnplätzc hatten, son-
Kig. 23.
Droftchkenzitbur und 8tandu»p«r§oneu iu Japan.
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Formonveränderungen des menschliche« Schädels und deren Ursachen. 323
dem ein umherstreifcndes und mühsames Leben führten, an welchem sie, besonders was gewisse
Völker derselben betrifft, lange festhielten.
Das Veda- Volk, welches von Norden her in Indien einwanderto, hatte jedoch in einer ver-
hältnissmfissig fröhen Periode das Pferd und den Esel, sowie auch das Rind, zu Hausthieren
gezähmt, was wir ans den Veda-Ilyrancn wissen, die, schon 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung
in Indien als uralt angesehen, von diesen Thieren sprechen. Vor der genannten Zeit gab es
Pferde in reicher Menge in Indien, und in mehreren Veda-Hymnen werden die Götter für dieses
Thier gepriesen; in einer solchen (IV, 38), welche da« Streitpferd des Königs Trasadasju ver-
herrlicht, heisst es:
„Geschenkt das Pferd, das Feld und Acker schaffet
und, fürchterlich, der Feinde Schaar vernichtet,
geschenkt Dadhibra, das starke Pferd habt ihr,
das fern hält viele und das Volk beschützet»
Und siegreich folgt das starke Pferd dem Rufe,
e» zu rechter Zeit sich stürzet in den Streit;
zwischen Sehaaron, die in Bewegung, fliegt es,
den Staub sich schüttelnd aus den Augenbrauen.“
Hieraus ersieht man, dass das Pferd im Kriege angewendet wurde, wahrscheinlich vor
Kriegs wagen gespannt, obschon cs auch Reiterei gegeben haben dürfte. Dass die Reitkunst von
diesen Ariern gekannt war, Fig. 24.
geht aus einer Hymne (V, 61)
hervor, wo es heisst: die
Männer des Sturmes kamen
geflogen , sitzend auf dem
Rücken des Pferdes und
mit den Zügeln in seinen
Nasenlöchern.
Ausser dieser Weise, das
Pferd zu lenken, wurde auch
der Zaum ira Maule angewandt.
Das Wettrennen war eines der
Lieblingsvergnügen der Arier,
und die reicheren Personen
fuhren gern in eigenen Wagen,
was offenbar in der Veda-Zeit,
gleichwie in unseren Tagen,
ein Zeichen eines gewissen
Ranges in der Gesellschaft
ah r*-... i i BerbcrfsmiUe auf «1er Wanderung. Algier,
war. Alle Götter wurden auch
im Wagen fahrend dargestellt. Die Streit- und Rennwagen waren Rweimderig; vorn wfar eine
Deichsel angebracht, an welche die Pferde mittelst Geschirr und Zugleinen gespannt wurden.
41 •
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324
Dr. Anton Nyström,
Wahrscheinlich wendete man auch den Esel als Zugthicr an, da er als würdig erachtet
wurde, himmlische Fuhrwerke zu ziehen. Auch der Büffel scheint bIb Zugthier angewendet wor-
den zu sein; zweifelhaft ist es aber, ob man es schon in der Veda-Zeit gelernt hatte, den Ele-
phanlen zu zähmen.
Bei den Assyrem wurde das Pferd, wie Abbildungen desselben auf altassyrischen Monu-
menten zeigen (s. Fig. 26), die wenigstens 1200 Jahre v. Chr. entstanden sind, aber noch viel
älter sein können, allgemein
sioher schon in einer sehr frü-
hen Periode angewandt. Die
Assyrer bedienten sich des
Pferdes sowohl im Kriege,
wie auf der Jagd.
Das Reiten erfordert,
da der Kopf dabei in wesent-
lich aufrechter Stellung leicht
durch unbedeutendes Ziehen
der Muskeln des Halses
balancirt wird, keine be-
sonders grosse Wirk-
samkeit der Nacken-
mnskeln (s. Fig. 24 u. 25).
Da ciu stärkeres Ziehen der
Nackcniuuskeln am Hinter-
hauptsbein beim Reiten nicht
vorkommt, entwickelt sich
bei Reitervölkern leicht
Brachycephalie, und dieses
geschieht um so leichter,
wenn die Männer das Reiten
schon in der Kindheit er-
lernen.
Obwohl der Kopf bei
sehr schnellem Reiten
Kurdischer Reiter. vomübergeneigt ist (siehe
Fig. 27), werden dabei die Nackenmuskeln nicht angestrengt, sondern es wird diese
Stellung dos Kopfes, gleichwie die des Körpers im Grossen und Ganzen — mit nach hinten
ausgestreckten Beinen — durch Balanciren bei verhältnissmüssig geringer Anstrengung der Mus-
keln beibehalten. Beim Laufen oder Reiten bildet der Widerstand der Luft für die Vor-
wärtsbewegung ein Hinderniss, so dass der Körper unwillkürlich nach vorn geneigt gehalten
werden muss, wobei die vorderen Muskeln des Halses, und nicht die N'ackeninuskeln, die grösste
Wirkung ausüben. Die Neigung des Kör|icrs nach vorn muss um so grösser sein, je schneller
die Bewegung ist. Dabei befindet sich der Körper in labilem Gleichgewicht; hört die Vor-
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 325
wärtsbcwcgung plötzlich auf oder nimmt sie plötzlich an Schnelligkeit ab, so sinkt der Körper vorn-
über, sofern nicht die Wirkung der Rücken- und Nackeninuskeln diesos augenblicklich vorhindert.
Das jetzt lebende eigentliche Pferdcgcschlccht, Equus, trat zuerst in der früheren Quartär-
zcit oder der Diluvialperiode auf, wo ein grosser Theil von Europa und Amerika mit Binncucis
bedeckt war und die Fauna Mitteleuropas sich durch nordpolare Thierformon, wie das Ren-
thier, den Moschusochsen u. s. w. aiiszeichnetc.
Dag Pferdegeschlecht ist durch eine Reihe von Kntwickelungsformcn aus den dreizehigen,
ursprünglich ganz kleinen Pferden der Tertiärzeit: llipparion, Anchithcrium u. s. w. hervor-
gegangen, die sich sowohl in Ame-
rika, wie in Europa fanden.
In der neueren Quartürzeit
streiften sowohl im nördlichen, wie
im südlichen Amerika zahlreiche
wilde Pferde umher, aber sie ver-
schwanden — aus unbekannten
Gründen — bald von dort, und erst
nachdem Amerika von den Euro-
päern entdeckt worden war, wurde
las Pferl wieder in diesen Welt Assyrischer König za Wagen mit Gefolge zu Pferd (nach Layard).
Fig. SS.
theil eingeführt, wo cs auf den weiten Ebenen zu seinem wilden Zustande zurückkehrte und sich
zu einer ungeheuren Anzahl vermehrte.
Das eigentliche Heim des Pfordegesohlechtes war indessen die Alte Welt, und hier haben
sich die verschiedenen Varietäten sicherlich aus mehreren sowohl in den verschiedenen Gegen-
den Europa«, wie Asiens lobenden Fig. 27.
Arten entwickelt Nach Nehring1) 4^ /
sollen gewisse abendländische Pferde- Pf'--. +L
rnssen von Deutschlands mittel- V"1- ’ . ...
grossem Diluvialpferde mit kräftigem
rend die Pferde mit einem feineren ~ * ' ' ' '
Knochenbau, von denon Reste in ** \
den Torfmooren und den Pfahlbauten j-.r, , jl ' * ^ • '
Abkömmlinge eines kleineren und —
schwächeren Diluvialpfertles sein -.j .. ■
dürften. JT ^
AU nach dem allmählichen **• — 1
Schmelzen des Landcises eine neue
Vegetation den vorher gefrorenen Prärie-Indianer zu Werfe.
Boden bedeckte, fehlten eine Zeit lang die Wälder, und die Entwickelung einer charakteristischen
Steppenfauna, entsprechend der heutigen in Südwestsibirien, war hiervon eine Folge. Das wilde
Prttrie- Indianer zu Pferde.
i) A. Nehring, FoatUe Pferde au* deutschen DilnvieUbl »gerungen. tnft4.
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326
Dr. Anton Nyström,
Pferd, das sich am liebsten in offenen Ebenen and grasreichen Gebirgsgegenden aufhält, fand sich
nun hier in grosser Menge überall in Europa und Asien und wurde von den Menschen der
jüngeren Quartärzeit die in dor Zeit des ungeschliffenen Feuersteines lebten, gejagt und gegessen.
Erst gegen das Ende der Zeit des geschliffenen Feuersteines fingen die Bewohner Europas
an, das Pferd zu zähnten. Unter in Schweden gefundenen Ucberrcsten aus dieser Zeit sind, wie
Untersuchungen von Düben, G. Ketzins, B. und H. Hildebrand zeigen, Knochen von zahmen
Pferden angetroffen worden, und der vornehmlichste Untersucher der Thierroste aus der schweizer
Pfahlbautenzeit, Iifltimcyer, hat
Knochen des zahmen Pferdes in
gewissen, dem Steinaltcr an gehören-
den Stationen (wie Wanwyl) ge-
funden. Die zahmen Pferde waren
jedoch in dieser Zeit nicht zahl-
reich, während sie nach dem Be-
ginn der Bronzezeit, wie theils
Knochenreste, theils Beste von
Zäumen, Hufbeschlägen u. s. w,
die in der Schweiz, in Italien,
Schweden und anderen Bändern
gefunden worden sind, darthuu,
immer allgemeiner wurden.
Von Interesse ist die Beschrei-
bung, die Herodot (im 5. Jahr-
hundert v. Cbr.) von den Donau-
slämmcn, den Sigynnen, giebt, die den Waarentransport iiu südlichen Europa bis nach Mar-
seille besorgten und „ganz kleine Pferde mit dichtem und langem Haar hatten, welche Pferde
aber nicht stark genug waren, einen Reiter zu tragen“. Strabo, welcher angieht, dass dieses
Volk aus den (regenden am Kaspischen Meere gekommen sei, beschreibt seine Pferde in der-
scllien Weise und sagt, „dass vier vor einen Wagen gespannt und die Frauen der Sigynnen von
Kindheit nn dazu erzogen wurden, das Gespann zu leiten“.
Einige Forscher haben die Möglichkeit annehmen wollen, dass es dieses Volk war, welches
die Bronze zuerst nach Europa brachte, und dass es seine Pferde Bind, von denen die kleinen
Skelette herstammen, die man in den Secstationen der Schweiz angetrofTen hat und deren Rasse
sich noch in Limousin und in der Bretagne findet
Da die vornehmsten Lastthiere am frühesten in Centralasien gezähmt worden sind, haben
auch die Mongolen unzweifelhaft ihre Lebensgewohnheiten in hohem Grade durch die aus-
gedehnte Anwendung dieser Thiere bestimmt erhalten. Nicht zum wenigsten durch diese sind
die Mongolen lange ein Eroberungsvolk gewesen, das im 13. Jahrhundert seine Eroberungen
über oinen grossen Theil von Europa und über China ausgedehnt hat Ein chinesischer Autor
dieser Zeit sagt, dass sie sich „von der Kindheit an darin üben, zu Pferd zu sitzen; geborene
Reiter, wenden sie keine Infanterie an“. Sic sind nunmehr ein friedliches Volk und führen als
Nomaden ein Wanderleben, wozu llaiiBthiere in ausserordentlich grosser Menge angewendet
PfshliMiuten in der Schweiz nebst Uauntbieren im Bteinalter.
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Formenverändoruugen de» menschlichen Schädels und deren Ursachen. 327
werden. Die M&aner bringen beinahe ihr ganzes Leben auf dem Pferderücken zit und lernen
schon in frühen Kinderjahren reiten; die Krauen fahren auf den Wanderungen in grossen Wagen
oder Karren, die von Ochsen oder Karneolen gezogen werden.
Nord- oder Mittelasiens nomadisirendc Mongolen sind äusserst trüge und arbeiten wenig,
auch treiben sie wenig Ackerbau, daher die Stellung des Kopfes bei ihnen nicht gehr vornüber-
geneigt ist.
Bei diesen Mongolen trifft man auch selten die langgestreckte Schüdelfortn. Diese findet
sich nach der von Ranke aufgestellten Tabelle (Der Mensch, 1899, II, S. 226) nur bei 6 Proc,
während Brachycephalie l>ei 67 Proc. und Mesocephalie bei 27 Proc. vorkommt.
Bei den Chinesen ist das Vcrhüllniss zwischen den Schädelformen sehr verschieden. Kin
Theil Forscher haben hier Dolichocephalie bei 12 Proc, andere bei 25 Proc. gefunden; Meso-
cephalie findet sich nach verschiedenen Forschem bei 54 Proc., nach anderen bei 72 Proc. und
Brachycephalie bei ungefähr 33 Proc. Da auch die Chinesen Mongolen sind, hat es also den
Anschein, dass bei der Ausbildung der Scbädolform andere Ursachen als das reine Rassen-
Verhältnis» wirksam gewesen sein müssen, und man hat dann in erster Reihe die Lebensweise
in Betracht zu ziehen: die Chinesen wenden das Pferd bei Weitem nicht in derselben Ausdeh-
nung wie die Mongolen an und sind zum grossen Theil Ackerbauer und Handwerker, die in
einer mehr vornübergebeugten Stellung arbeiten.
Von den Hunnen, die, wie die Mongolen, der uralaltaischen oder turanischen, wesentlich
brachycephalen Rasse angehörten, weiss man, dass sie weder Häuser noch Hütten hatten, und
sich kaum in Zelten wohl fühlten, dass sie den Acker durch Kriegsgefangene bebauen Hessen
und oft den Wohnplatz wechselten, wobei sie ihr ganzes Kigenthtim auf Karren mit sieb führten,
die von Ochsen gezogen wurden und auf denen ihre Frauen und Kinder sassen. Beinahe be-
ständig waren die Männer zu Pferd, Tag und Nacht, entweder in gewöhnlicher Weise reitend,
oder, wie diu Frauen, auf dem Pferde sitzend; in dieser Weise hielten sie Rath, aasen und
tranken sie, ja, sie schliefen sogar zu Pferde, sich längs seines Halses ausslreckcud. Die Reit-
kunst der Hunnen war auch ausserordentlich gross.
Die Theorie von der Bedeutung der Transportmittel für das Entstehen und dio Beibehal-
tung der Brachycephalie wird weiter durch die Schädel der mit den Mongolen nahe verwandten
Lappen bestärkt. Von diesen sind die Mehrzahl
oder ungefähr 72 Proc. ausgeprägt brachycephal —
oft mit einem Breitenindex von 82 bis 85 — wäh-
rend 28 Proc. Zwischenschädel sind und Längs-
schädel sich unter ihnen nicht finden. Die Lappen
haben zwar weder Pferde noch Kameele oder
Ochsen, aber sie haben da» Renthier und bringen
einen grossen Theil ihres Leben* iin Schlitten
zu, in welchem sie, sich gegen das etwa» höhere
Hinterbrett stützend, in halbliegender Stellung fahren (a. Fig. 29). Das Kahren im Schlitten
geschieht, nach der Natur des Renthiers, im Viersprung. Mitunter steht der Lappe im
Schlitten, auch bei der schnellsten Fahrt. Auch auf den Skis stehend lässt er sich vom Rcn-
thier ziehen.
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328
Dr. Anton Nyström,
Wegen Ungcwolmheit gehen deshalb die Lappen schlecht, auch stützen sie »ich heim
Gehen auf einen Stab. Der Gebrauch der Skis, die nebst dem Schlitten ein so gewöhnliches
Transportmittel der Lappen sind, ruft auch keine grössere Wirkung der Hintcrhauplsmuskeln
hervor, da der Kopf beiin Gehen oder Fahren anf den Skis oder im Schlitten durch eine nur
wenig anstrengende Balancirung aufrecht gehalten wird.
Schou die Autoren des Alterthums lassen uns durch ihre Schreitfinnen, d. h. Lappen, ver-
stehen, dass die Lappen seit uralten Zeiten Ski angewendet haben.
Es mag hervorgehoben werden, dass die Lappen sich stets als eine weniger kräftige,
unkriegerische Rasse, die anderen Völkern hat weichen müssen, gezeigt nnd dass sie nie Ackerhau
getrieben haben, weshalb sie nur verhällnissmässig wenig genölhigt gewesen sind, in vornüber-
gebeugter Stellung zu arbeiten. Der Lappenschiidel ist auch im Allgemeinen durch ein wenig
entwickeltes, kurzes Hinterhauptsbein mit schwachem Muskclansatz ausgezeichnet.
Möglicherweise beruht die runde Form des Lappenschildels in gewissen Fällen auf Druck
in zartem Alter. So bat der Knsse Uaruzin in seinem Aufsätze Ruskic Lopari (Die russi-
schen Lappen) 1890 mitgctheilt, dass die Lappen bei ihren Kindern in dem frühesten Alter
drückende Kopfbinden anwenden, um dem Kopf eine rnnde Form zu geben, und dass er diesen
Gebrauch in mehreren Districten angetroffen habe. Uaruzin führt anch eine Beschreibung
von E. A. l’rokovski an, worin dieser miltbeilt, dass ein Lap|>enkind, wenn es gewaschen wer-
den soll, eine enge Haube aufgesetzt bekommt, an der hinten ein paar lange Bänder befestigt
sind, die nach den Seiten des Kopfes gehen und sich an der Stirn treffen, wo sie zusammeu-
gebunden werden.
Dieser Gebrauch herrscht indessen nicht bei den schwedischen Lappen, die nach Wiklund
ihren Kindern nur eine Mütze von der Form der Nachtmützen aufsetzen.
Was die Eskimos anbelangt, so ist cs schwer, ans ihren Transportmitteln und ihrer
Lebensweise Schlüsse hinsichtlich ihrer Langköpfigkeit zu ziehen. Dieselben fahren tbeils auf
dem Wasser in Kajaken, tbeils auf dem Eise in Schlitten, die von Hunden gezogen werden.
Im Allgemeinen zeigt der Schädel der reinen Eskimos einen Breitenindex von nur 00 bis 72,
während derselbe bei den gemischten westlichen Eskimos grösser oder 75,6 sein kann. Nach
Topinard sind 86 Proc. der Eskimos dolichoccphal, 10 I‘roo. ntcsocephal und i Proc. brachy-
ccphal. Der Capitün Hall hat vor langer Zeit lieschriebcn, wie die Eskimoraüttcr den Kopf der
Neugeborenen von den Seiten zusammendrücken nnd dann eine enge Lederhaubc über ihn ziehen,
am ihm die gewünschte langgestreckte und pyramidale Form zu geben.
Die Finnon gehören der mongolischen Rasse an und haben ihre brachyccphale Schädel-
form unzweifelhaft in der frühen Periode erhalten, wo ihre Stammväter mit ihren Lastlhieren
auf den weiten asiatischen Steppen umherzogen. Auffällig ist cs, dass die Finnen, wie Ahl<|nist
gezeigt hat. das Pferd nis Hausthier vor ihrer Berührung mit indoeuropäischen Völkern gekannt
haben. Da indessen die Finnen sehr lange mit anderen Völkern in Berührung gelebt Italien,
zeigen sie vielerorts einen sehr gemischten Charakter; ein Thcil hat eine Einwirkung durch
Slaven, ein anderer durch Türken und ein dritter durch Germanen erfahren, so dass sic bis-
weilen als eine Mischrnsse bezeichnet werden konnten. Seit der grauen Vorzeit haben anch
die meisten finnischen Stämme durch Einfluss von civilisirtcn Völkern ihr Nomadcnlelien anf-
gegeben nnd sich dem Ackerbau zngewendet. Durch die Erdarbeit hat sich ohne Zweifel bei
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und doren Ursachen. 329
einem Theil der Finnen Mesoccphalie und Dolichocephalie entwickelt, und diese Formen dürften
auch mitunter durch Mischung mit anderen Bassen entstanden sein. Professor 6. Ketzins hat
in seinem Werke Finska Kranier (1878) über eigene Messungen an 91 Schädeln von leben-
den reinen Finnen berichtet, von denen 6 dolichocephal , 35 mesocephal und 50 brnchycephal
waren. Von 80 finnischen Schädeln im Museum des Karolinischen Institutes sind 6 dolichocephal,
42 mesocephal und 33 brachycephal. Professor Ketzins ist indessen der Ansicht, dass viele
von diesen dolichocephalen und mesocephalen Schädeln der von Schweden herstammenden finni-
schen Bevölkerung zuzuschreiben sind.
Durch archäologische Untersuchungen weiss man, daBs Menschen In der Qnartärperiode in
Russland von der Krim bis an die Ufer der Oka wohnten; da aber von diesen Menschen
keine Skeletreste gefunden worden sind, hat man ihre Rasse nicht bestimmen können, sondern
man kennt diese Völker nur von ihren in der Erde gefundenen Geräthen aus Stein, Lehm,
Knochen u. s. w.
Aus zehn Menschenschädeln, ain Ladogasee gefunden und aus der jüngeren Steinzeit her-
stammend, hat ein hervorragender Anthropologe in Moskau, Professor Bogdanof, den Schluss
gezogen, dass Russlands ältestes Volk Dolichocephalen waren. Einer dieser Schädel hat einen
mongolischen Gcsichtstheil , woraus man schliessen kann, dass er einer Rasse angehört bat, die
schon gemischt war. Andere Schädel des jüngeren Steinalters, die in Russland gefunden worden
sind, z. B. in Volossovo, sind Mesocephalen oder Brachycephalen von dem Furfooztypus, an die
Lappen erinnernd. Man kann deshalb annehmen, dass Russland in der jüngeren Steinzeit von
mehreren verschiedenen Völkern bewohnt gewesen ist, obschon die Langschädel unter ihnen das
Uebergewicht gehabt zu haben scheinen.
Mach anderen russischen Anthropologen, Imme, Diebold n. A., zeigen die Funde in den
russischen Grabhügeln (Kurganen) aus dem Bronze- und Stcinalter, dass der brachycephale
Typus in dem südwestlichen Russland immer mehr überwiegt.
Die brachycephalen Schädel kommen auch, nach Malief, Bogdanof u. A, in Grossnissland
von dem Mittelalter bis in unsere Tage in immer grösserer Menge, nämlich 40 bis zu 62 Froc.
in der Gegenwart vor, was jedoch nicht unbedingt andeutet, dass alle Brachycephalen Slaven
gewesen sind.
Der grösste Theil von Russlands Bevölkerung gehört theils einem Zweige der indoeuro-
päischen, theils einem Zweige der uralaltaischen Völkerfamilie an. Der erstgenannte Zweig be-
steht zum grössten Theil aus Slaven, die vorzugsweise in dem westlichen, in dem sogenannten
europäischen Russland wohnen, obschon sie sich auch durch Colonisirungen gegen Osten mehr
und mehr im asiatischen Russland niederlassen. Hier wohnen sonst meist uralaltaische Völker:
Türken, Mongolen, Mandschuren und Finnen; die letzteren wohnen auch in grosser
Menge im nördlichen und westlichen Theil des europäischen Russlands.
In Grossrussland hat seit den ältesten Zeiten eine Mischung mehrerer verschiedener Rassen
stattgefunden , obwohl man annehmen kann, dass das slavische Element mit der Zeit in ver-
schiedenen Gegenden das Uebergewicht erhalten hat. Es können deshalb die Grossrussen nicht
als eine ohne weiteres slariBche Nation bezeichnet werden, während dagegen gewisse andere
Slaven, wie die Kleinrussen, Polen, die Czcchen, mehr typisch slavisch sein dürften.
Dass der brachycephale Typus bei den Russen mehr und mehr zugenommen hat, beweist
AicUt für Anthropologin. IW. XXVII. 42
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330 Dr. Anton Nyström,
keineswegs, dass das slavischo Element, wie man hat nnnchmen wollen, die Oberhand über die
anderen Rassenclcmentc erhalten hat. Man hat nilmlich gefunden, dass die Slavcn früher dolieho-
cephal waren nnd erst mit der Zeit mehr und mehr brachycephal geworden sind.
In den alten «lavischeti Grabhügeln in Russland, den sogenannten „Kurganen“, hat man
48 Proc. dolichocephalc, 36 Proc. mesocephale und nur 16 Proc. brachycephale Schädel gefunden,
Kollmann nimmt an, dass die heutigen Slavcn nur bis au 3 Proc. Dolichocephalen, bis au
25 Proc. Mesocopbalen und bis au 72 Proc. Brachyccphalen seien, nnd Weissbach hat gefunden,
dass von 22 slavischen Schädeln nur zwei einen niedrigeren Index als 74 zeigten , während 57
einen Index von 74 — 79 und 180, also 87 Proc., einen Index von 80 und darüber hatten
(Zeitschr. f. Ethnogr. 1879). Verschiedene Forscher haben annehmeii wollen, dass die Russen
durch Mischung mit einer anderen brachyccphalen Rasse brachyccphal geworden seien. Die
Beweise hierfür fehlen aber, und in einer Kreuzung braucht man durchaus nicht die Ursache —
auf alle Fälle nicht die einzige Ursache — dieser Ausbreitung der Brachycephalic in Russland
au sehen, da man Grund hat, anzunehmen, dass veränderte Lebensverhältnisse mit vorherrschen-
der mehr aufrechter Körperstellung Veränderungen in der Form des Schädels hervorrufen.
Dass die niederen Volksclassen Russlands vielerorts überwiegend brachyccphal sind, kann
sicherlich zum Theil mit ihrer verhältnissmässig leichten Ackerarbeit in Verbindung gebracht
werden. In dieser Hinsicht bilden sie einen typischen Contrast zu den niederen Volksclassen
Schwedens mit ihrer harten Stein- und Erdarbeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass das euro-
päische Russland zum grossen Theil ein Flachland ist, ohne Berge und ohne Steine, sowie dass
sein ganzer südlicher Theil — in einer Ausdehnung von 936,000 <|kra — von der schwarzen
Erde eingenommen ist, die eine unerhörte Fruchtbarkeit besitzt, so dass «ie keine eigentliche
Bearbeitung fordert, aber doch diesen Theil von Russland zur Kornkammer des ganzen Reiches
nnd anderer Länder macht.
Seit dem Alterthum scheint das Pferd in gewissen Theilen des russischen Reiches von grosser
Bedeutung gewesen zu sein. Tacitus giebt an, dass die Sarmaten, womit er aller Wahrschein-
lichkeit nach Slaven meint, ihr Leben auf den Pferden und in kleineren Karren zubrachten.
Von den ungefähr 42 Millionen Pferden, die sich nach der Statistik der verschiedenen
Länder im Anfänge der 1890er Jahre in Europa gefunden haben dürften, kommen mehr als die
Hälfte oder ungefähr 22 Millionen auf Russland und Polen mit ungefähr 100 Millionen Ein-
wohnern, so dass hier ein Pferd auf 4,5 Einwohner kommt. Nach Russland und Polen finden
sich die meisten Pferde in Ungarn und Kroatien, wo ein Pferd auf 8 Einwohner kommt;
auch hier sind die Brachycephalen zahlreich.
Dass in der Bevölkerung Russlands und Polens die Brachycephalen überwiegen, dürfte
auch in gewissem Grade der ausgedehnten Anwendung des Pferdes und der Fuhrwerke zu-
geschrieben werden können. Ein grosser Theil deB russischen Volkes widmet rieh der Pferde-
zucht, und die russischen Kutscher, die oft nur halb erwachsene Jünglinge sind, gemessen einen
grossen Ruf als geschickt« Pferdelenker. Kein Land hat im Verhältnis» zu seiner Bevölke-
rungszahl so viele Pferde, wie Russland und Polen.
Die Polen haben seit den ältesten Zeiten allgemein von ihrer frühesten Kindheit an zu
Pferde gesessen, nnd das ansässige polnische Volk ist in der Zeit seiner Selbständigkeit ein
Reitetvolk gewesen.
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 331
Was die slavisclicn Völker in Norddeutschland betriff! , so sind wichtige Untersuchungen
susgeföhrt worden.
II. Schumann hat drei Schädel von alten Pommern aus Komin untersucht und gefunden,
dass sic dolichocephal waren und einen Breitenindex von 68,9 — 74,7 hatten (Zeitschr. f. Ethnol. 1898).
In seiner Abhandlung Crania Prussica (Zeitschr. f. Ethnol. 1878) theilt Dr. LUsauer
mit, dass von 13 von ihm untersuchten Schädeln von Pomerellen oder Kasuben aus dem 18. Jahr-
hundert nur einer dolichocephal (mit einem Index von 74), vier mesocephal (mit einem Index von
76,6 — 78,6) und acht brachycephal waren (mit einem Index von 80,3 — 86,7). Er hat jedoch auch
gefunden, dass von 30 Schädeln aus den Keihengräbem am Lorenzberge bei Kaldus 13 dolicho-
cephal (Index 63,1 — 74,6), 13 mesocephal (Index 75,1 — 79) und nur vier brachycephal (Index
80 — 81,4) waren.
Lissaucr hebt mit Bestimmtheit hervor, dass die in diesen Reihengräbern bestatteten
Menschen Slaven waren und betont, dass sie sich hinsichtlich ihrer Schädelbeschaffenheit von
den heutigen Slaven wesentlich unterschieden, indem sie mehr dolichocephal und weniger bracliy-
oephal waren.
Dass diese älteren Schädel von Slaven berrühren, ist sicher, da die eigcnthümlichen soge-
nannten Schläfenringe oder „linkenringe“ von Kupfer oder Silber, die mit Ihnen zusammen ge-
funden wurden, in allen anderen Ländern unbekannt sind, dieselben wurden auch von den Slaven
selbst verfertigt.
Wir wissen auch, dass die heutigen Pommern im Grossen und Ganzen von den slavischen
Pommern abstammen, aber durch Verbindungen mit Deutschen und durch cuiturelle deutsche
Einflüsse germanisirt sind.
Dr. N. Matiegka hat neulich in seinen Ittudes des eränes et ossements tcheques (1896)
gezeigt, dass die Schädelform der Czecheu, auch in neuerer Zeit, nicht uubedeutende Verände-
rungen erfahren hat, so dass sie kürzer und breiter geworden ist. Der Reihengräbertypus
ist beinahe verschwunden. Der Breitenindex ist bei Cranien aus dem 8. bis 12. Jahrhundert
im Mittel 76,9, bei Cranien aus dem 16. Jahrhundert im Mittel 80,7 und bei Cranien aus der
Jetztzeit im Mittel 83. Matiegka hebt indessen hervor, dass keine Einwanderung einer
fremden Rasse stattgefunden hat Die Veränderung kann daher nicht in einer Kreuzung ihren
Grund haben, sondern muss anderen Ursachen zugeschrieben werden.
Von ganz besonderem Interesse ist die Frage von den Ursachen der Formenveränderungen
des Schädels, denn gegen die apriorische Annahme, dass da, wo man den Breitenindex mit der
Zeit zunehmen sieht, eine Kreuzung mit brachyccphalen Völkern stattgefunden hat, sprechen die
von Dr. Lissaner angestellten Untersuchungen ligurischer Schädel in der Riviera (Anthro-
pologischer Bericht über die Riviera di ponentc, Zeitsehr. f. Ethnol. 1898). Alle alten Schädel,
die Lissauer dort gefunden und untersucht hat, stammen aus dem Steinalter und sind dolicho-
cephal. „Von einer Mischung mit anderen Kassen kann nicht mehr die Rede sein bei einer
Bevölkerung, dio rein dolichocephal war: man muss vielmehr sagen, die liguriscbc Bevölkerung
der Riviera war in der vorgeschichtlichen Zeit rein dolichocephal und ist später überwiegend
brachycephal geworden. Sergi führt diese Umwandlung der Schidelform auf die Ein-
wanderung der Kellen zurück, gestützt auf die Brooa’sche Untersuchung von dolichocephalen
und brachyccphalen keltischen Stämmen.
42*
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332
Dr. Anton Nyström,
Erwägt man aber, dass dieselbe Erscheinung wie hier in Ligurien, auch in eiuem grossen
Theile Mitteleuropas constatirt ist, wo die Schädel aus den neolithischen Gräbern und noch
späterhin lange Zeit vorherrschend dolichocephal oder mesocephal, die Brachycephalen dagegen
sehr gelten waren oder ganz fehlten, während im Laufe der geschichtlichen Zeiten die brachy-
cephale Schädelform die weit überwiegende geworden ist, ohne dass ein Bevölkerungs-
wechsel als Ursache dafür nachgewiesen werden kann, so scheint es vielmehr, dass die For-
schung hier vor dem gleichen Problem steht, wie dort, ohne dass Bie dasselbe bisher in befriedi-
gender Weise tu lösen vermochte“ (LisBauer).
Man hat sehr verschiedene Angaben über die Schädelform der Kelten, denn nach einigen
Forschern ist sie dolichocephal, nach anderen mesocephal und brachycephal gewesen.
Nach Pruner Bay sind die Kellen mesocephal und dolichocephal gewesen; in seinen
Tabellen stehen die „Kelten“ mit einem Breitenindex von 76 und die „alten Kelten“ von nur 73.
A. Kctzius hat in Uebereinstimmung mit S. Nilsson angegeben, dass die keltischen
Volksstämme, welche ehemals Schwedeu bewohnt haben, ausgeprägt dolichocephal waren, und
er hat bei der Untersuchung französischer Schädel gefunden, dass die französischen Kelten eben-
falls dolichocephal gewesen sind. Einen brachycephalen Typus unter ihnen will er einer Kreuzung
mit Ibcricrn zuschreiben, aus welcher eine keltischiberische Mischrasse entstanden ist1).
Thurnam und Wilde hegen die Ansicht, da'« die Kelten Brachycephalen gewesen sind.
Broca hat gezeigt, dass die französischen Kelten zu Cäsar’* Zeit, die jetzt von den Auverg-
nern und Niederbretagnern repräsentirt werden, brachyeephal und nicht dolichocephal waren.
Hovelacque hat dargethan, dass die Bergsavoyardcn eine mehr ausgeprägte ßrachycephalie
zeigen, und er hat sie zu den wirklichen Kelten hingeführt. Diese beiden Forscher haben zu-
sammen 11 Schädel von Kroaten von Agram studirt, die nach ihnen an die Seite der vorigen
zu stellen sind; und mehrere Untersuchungen in anderen Gegenden von Europa, insonderheit in
den Donaugegenden, haben zu demselben Ergebnis* geführt.
Obschon Hauke hervorgehoben hat, dass sich die Kelten im mittleren Europa als ein
bruchyeephaloB Volk erwiesen haben und die Germanen in Mitteleuropa durch Mischung mit
keltischen Elementen brachycephal geworden sind, will er es unentschieden lassen, welche Kopf-
form die Kellen ursprünglich gehabt haben. Er weist in Betreff hiervon darauf hin, dass einer-
seits Dolichocephalie in gewissen keltischen Gegenden Englands vorkommt, andererseits aber viel
dafür spricht, dass Bich in den Gegenden, von wo die Kelten im mittleren Europa gegen Norden
und Osten vorgedrungen sind, eine vorkeltische Bevölkerung gefunden hat*).
Ohne Zweifel beruhen die verschiedenen Ansichten von der Kopfform der Kelten tlieils
darauf, dass viele der als keltisch aufgefassten Schädel Mischrassen angehört haben und einige
echt keltisch sind , theils auch auf einer Veränderung in der Schädelform mit der steigenden
Cultur und den veränderten Lebensverhältnissen, wodurch sich mit der Zeit die Mesocephalie
und Brachycephalie mehr mul mehr entwickelt haben, wogegen ursprünglich die Dolichocephalie
vorherrschend gewesen sein dürfte.
Während einer langen Zeit war die Lebensweise der Kelten, nachdem sic sich über einen
grossen Theil von Europa ausgebreitet hatten, überwiegend nomadisch, und die Heerden bildeten
’) A. Ketxius, Bamlade skrffter sf etlinologiekt innehäll 1864, 8. 47, S4 und 146.
’) J. Ranke, Der Xeneob, II, 8. 297.
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Formenverändorungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 333
ihren grössten Reichthum. Ausser dem Hunde, dem Rinde, dem Schafe, der Ziege und dem
Sohweine hatten sie auch das Pferd. Von den Galliern sagt man, dass von ihnen der Karren
erfunden worden sei; wenn dieses auch der Fall ist, so weiss man doch, dass andere Völker des
Alterthums, wie die Indier, die Aegypter, dieselbe Erfindung gemacht haben.
Die Gallier wurden mit der Zait für ihre ausgezeichneten Pferde gepriesen und waren im
Alterthum als tüchtige Reiter bekannt. Auf alten Münzen und Stcinornnmcntcn finden sich auch
oft Reiter und Pferde (s. Fig. 30).
Der Gobrauch, die Köpfe der Kinder zusammen zu pressen, hat sich wahrscheinlich bei
verschiedenen civilisirten Völkern auf früheren Stadien gefundeu und sic also dolichocephal oder
brachyoephal machen können. Man weiss hierüber
jedoch nur wenig. Hippokrates hat indessen an-
gegeben, dass die Völker am Schwarzen Meere
die Köpfe ihrer Kinder zusammen zu pressen pfleg-
ten, wodurch diese eine verlängerte Kopfform erhiel-
ten, und er glaubte, dass diese Kopfform auch durch
die Erblichkeit auf dio Kinder übertragen wurde.
Da nnn Hippokrates eine solche Angabe
gemacht hat und die alten Griechen im Allgemeinen
Langköpfe gewesen zu sein scheinen, muss man
annehmen, dass sie dieses aus anderen Ursachen
als der Zusammenpressung des Kopfes in der Kind-
heit gewesen sind, was man ja erwarten sollte, von
Hippokrates angegeben zu finden, wenn es der
Fall gewesen wäre.
Die alten Grieohen sind bisher in craoiologisohen Schriften gewöhnlich als nahezu Dolicho-
cephalen mit einem Breitenindex von ungefähr 75 angegeben worden. Eine nähere Untersuchung
einer grösseren Anzahl Schädel als früher zu diesem Zwecke zu Gebote gestanden zu haben
scheinen, zeigt indessen, dass sich bei den alten Griechen alle drei ächädeltypcn fanden. Bo
hat C. Stephan os gefunden, dass von ihnen 10 Proc. brachyoephal, 50 Proc. mesoccphnl und
31 Proc. doliohocephal waren.
Dieses Verhältniss kann auf verschiedene Gesellschaftsclaascn mit verschiedenen Beschäfti-
gungen bindeuten, obschon es zum Theil auch auf verschiedenen Rassen beruhen kann. Ein
Vergleich mit den heutigen Griechen kann in Bezug hierauf nicht angestellt werden, da man
weiss, dass dieselben eine sehr gemischte Nution sind, die ausser den Abkömmlingen der alten
Griechen und mehreren anderen Völkern eine grosse Menge slavischer Elemente enthält.
Im südlichen Deutschland, namentlich in Baden, war, wie man gefunden, zur Zeit der
Völkerwanderung die dolichocephale die gewöhnliche Form der Schädel, während heute liier dio
brachycephale die allgemeinste Schädelform ist.
In vielen Gegenden des südlicheren und mittleren Deutschlands hat man in den zahlreichen
sogen, alton „Reihcngräbern“ — Begräbnissplätzen aus dem 5., 6, 7. und 8. Jahrh. n. dir., wo die
Leichen in langen Reihen begraben wurden — in überwiegender Anzahl dolichocephale Schädel
gefunden, während die Bevölkerung dieser Gegenden heute zum grössten Theil brachyoephal ist.
Fig. »0.
Stelnscalptur von Bntrsmoot in Frankreich, den
Galliern und der vorthriatlichen Zeit zugeachriehen.
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334
Dr. Anton Nyström,
Die Anthropologen wind darin einig, dass die ausgeprägt doücliocephalen Stimme, die gegen
das Ende des 8. Jahrh. n. Chr. den überwiegenden Theil der Bevölkerung des mittleren Deutsch-
lands bildeten, Germanen waren.
Dieses Ueberwiegen des brachycephalen Schädeltypus im heutigen südlichen und mittleren
Deutschland haben mehrere Anthropologen einer Einwanderung von kurzschädeligcn Kassen zu-
Fig. 31. Fig. 32.
Männlicher Schädel der doticho- Männlicher Schädel der
cephslen Alemannen ln Baden heutigen brachycephalen
zur Zeit der Völkerwanderung. Bevölkerung Badens.
geschrieben. Anders Ketzins nimmt an,
dass diese Kassen wahrscheinlich slavisohcr
Herkunft waren, während andere Forscher,
wie z. B. Kanke, in den deutschen Bruchy-
cephalen Abkömmlinge von Kelten seben
wollen.
Obscbon es möglich ist, dass das frag-
liche Verhältnis# zum Theil auf einem steigen-
den Uebergewicht der Abkömmlinge brachy-
ccphaler Völker beruhen kann, so ist es doch
auch möglich, dass cs ausserdem einen anderen
Grund hat und durch veränderte Lebcns-
verhiltnisse bervorgernfen ist. Hervorgehoben mag werden, dass Virchow die immer grössere
Ausbreitung der Brnchyccphaüc unter den Deutschen dem Einfluss der Cultur bat zuschroiben
wollen.
Nach Tacitus’ Germania zu urthcilen, war das Vorkommen des Pferdes bei den alten
Germanen zu seiner Zeit (ungefähr im Jahre 100 n. Chr.) bei den verschiedenen Stämmen ver-
schieden. Er giebt an, dass ihre Infanterie im Allgemeinen ihrer Cavallerie an Zahl überlegen
war; von den Gatten sagt er, dass ihre ganze militärische Stärke aus Infanterie bestand und dass
diese sowohl ihre Geräthe, wie ihre Nahrungsmittel und ihre Waffen trug. Die Tenkterer hatten
dagegen eine ausgezeichnete Cavallerie, und bei ihnen waren Uebungcn zu Pferd ein Spiel der
Kinder und ein Wetteifer der halberwachsenen Jugend; die Pferde wurden nicht von den ältesten,
sondern von den tapfersten Kindern geerbt.
Man kann deshalb erwarten, im Breitenindex der Germanen eine grosse Verschiedenheit
zu linden.
Es ist klar, dass nicht alle Völker, welche Lastthiere und Pferde zum Keiten anwenden,
sich durch allgemeine Brachycephalie auszeichnen müssen, sondern dass auch bei ihnen Dolicho-
cephalie und Mesoeephalie sogar in ziemlich grossem Alaassstabe , je nach den Verschiedenen
Beschäftigungen der verschiedenen Classen, Vorkommen können. Die Araber sind zwar durch ihre
Pferde und Karaeele bekannt, doch wird ihr Breitenindex gewöhnlich nur zu 74 — 75 angegeben.
Es scheint, als ob dieses Volk — das vielerorts sehr gemischt ist — hinsichtlich seiner Schädel-
form nicht näher stndirt worden Bei, und sicherlich wird eine gründliche Untersuchung hei
ihm bedeutende Unterschiede in der Schädelform darthun. Man weiss indessen schon, dass es
Araber giebt, die stark mesocephal sind (Pescliel). Uervomibeben dürfte sein, dass die
Araber nur zum Theil ein Keitervolk sind und die in Europa herrschende Vorstellung
von ihrer nomadischen Lebensweise falsch ist. Sie xiehen nicht, wie gewöhnlich angegeben
wird, ununterbrochen von Ort zu Ort, sondern sic sind ansässig. Ackerbau wird getrieben, wo
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 335
dieses möglich ist, and man bedient sich zahlreicher Brunnen, nm das fliessende Wasser za er-
setzen. Hier arbeiten, wie Fig. 33 zeigt, sowohl Menschen wie Thierc, and die Kör|>erslellung,
welche die erstgenannten dabei cinnehmen, timt dar, dass die Grundbedingung für die Dolicho-
ceplialie hier vorhanden ist. Ausser solcher gröberen Männerarbeit hat man auch die Arbeit der
arabischen Frauen, wie das Mahlen mit der Handmflhle, das Weben u. s. w., welche Arbeiten
gewöhnlich in vornübergebeugter Stellung verrichtet werden, zu berücksichtigen.
Was die Kurden anlangt, die auch als ein Reitcrvolk beknnut sind, so finden sich, mir
wissentlich, keine craniologischen Angaben über dieselben.
Ks ist indesseu in Betreff der Angaben, die in dieser Hinsicht geliefert werden können, damit
sie in Bezug auf die vorliegende Theorie von der Bildung der Schädel Aufschluss zu geben ver-
mögen, daran zu erinnern, Fig. 33.
dass die Kurden in zwei
Kasten, den Kriegerstand
oder die Adeligen und die
Bauern — die letzteren
vier- oder fünfmal so zahl-
reich als die ersteren —
getheilt sind und dass
diese Kasten zwei ver-
schiedene ethnographi-
sche Typen darbioten. Es
erscheint nicht als un-
wahrscheinlich, dass die
Fürstengeschlcohter znm
Thcil von früheren arabi-
schen Eroberern herstammen. Was die Beschäftigung der niederen Volksclasscn anbetrilft, so ver-
dient es, hier hervorgehoben zu werden, dass sich diu Frauen, nusscr mit den gewöhnlichen häus-
lichen Arbeiten, mit Spinnen und Weben beschäftigen.
In Bezug auf die Perser, die man such als ein Reitervolk bezeichnet hat, von denen sich
aber angegeben findet, dass sic dolichocephnl sind und einen Breitenindex von nur 72 haben
(Pruner Bay), ist hervorzuheben, dass sie zum grossen Theil ansässige Ackerbauer sind.
Auch die Perser scheinen hinsichtlich der craniologischen Verhältnisse wenig untersucht
zu sein.
Der reine semitische Schädel ist stets als langgestreckt bezeichnet worden.
Nach Welcher haben die Juden einen Breitenindex von 78 und nach Pruner Bay ist
er bei den jüdischen Frauen 77.
Viele Juden sind indessen, wie von verschiedenen Forschern angegebeu und auch von mir
bei hier wohnhaften Juden, die alle den wohlhabenden ('lassen angehört und kein gröberes Hand-
werk getrieben haben, gefunden worden ist, brachycephal.
Gleich wie in Europa, so sind auch in Amerika die ältesten gefundenen Schädel oder die
lfi Schädel, welche Lund 1844 in I-agoa-Sauta in Brasilien sammelte, dolichoccphal. In den
Pampas von Buenos-Ayrus hat Roth später einen fossilen Schädel von brachycephaler Form
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336 Dr. Anton Nyström, Formenveränderungen des menschlichen Schädels etc.
gefunden; das Alter ist indessen ungewiss und die Möglichkeit, dass dieser Schädel seine Gestalt
durch Zusammen pressen erhalten hat, nioht ausgeschlossen.
Nachdem das Pferd durch die Europäer wieder in Amerika eingef&hrt worden ist, sind
gewisse Indianerstämme sowohl im nördlichen, wie im südlichon Amerika eben so gut Reiter-
völker geworden, wie die Tartaren in Asien. Und hiermit hängt unzweifelhaft zusammen, dass
die Urachycephalie bei diesen Indianern so gewöhnlich ist»
Da der Gebrauch, den Kopf durch Zusammenpressen nach Belieben zu formen, bei den
Indianervölkern Amerikas so allgemein gewesen ist, können dieselben für die Frage von den
natürlichen Veränderungen der Schädelform, den einzigen, die in dieser Arbeit in Betracht
kommen, im Allgemeinen nur von geringem Interesse sein.
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XIV.
Anthropologische Beiträge zur Kenntniss der Qesichtsbildung.
Von
Dr. Franz Daffner.
Stirnbein.
Nebst dem Joch- und Oberkieferbein hat das Stirnbein auf die Form der Schädelkapsel
(des Hirnschädel») und der Gesichtsbildung den bestimmenden Einfluss. Es liegt am vorderen
schmäleren Ende dos Schildeioval», der Hinterhauptsschuppe gegeuübcr. Da» Stirnbein trägt *ur
Bildung der Schädelhöhle, beider Augenhöhlen und der Nasenhöhle bei und wird demgemäss in
einen Slimthcil, zwei Augcnhöhlentheiie und einen Nasenthoil eingelheilt. Der Stirnthei! oder
die Stirnplatte ähnelt, wie die Schuppe des Hinterhaupts Heine», einer flachen Muschelschale,
deren Wölbung und entweder senkrechter Stand oder nach rückwärts gerichtete Neigung einen
wesentlichen Einfluss auf den Charakter der Gesicbtabildung äussert Der Gesichtet heil des
Stirnbein» ist mehr oder weniger convex, mit zwei halbmondförmigen Erhabenheiten oder Wülsten,
den Angenbrauenbogen, welche unmittelbar über den mässig gekrümmten oberen Augenhöhlen-
rändern liegen. Dieser Gesichlstheil entspricht beim Lebenden dem haarfreien Theil, während
der von den Haaren bedeckte Theil zum Scheitel gehört (Scheiteltheil). Einen Qncrfinger breit
über den Angenbrauenbogen bemerkt man die flachen (nicht verdickten) Beulen der Stirnhügel
oder Stirnhücker (tu her» frontalia). Zwischen den inneren Enden beider Augenbrauenbogen
liegt über der Nasenwurzel die flache dreieckige Stirnglatze (glabella). Dieser Name, welcher
auch auf den Kaum zwischen den Angenbrauenbogen an dem knöchernen Stirnbein übertragen
wurde, stammt von glaber und bedeutet eigentlich die glatte haarlose Stelle zwischen den Augen-
brauen, deren Breite der Physiognomie jenen denkenden Ausdruck verleiht, wie wir ihn an den
Büsten von Pythagoras. Platon und Newton sehen. Kurze, nicht ins »um äusseren Augenwinkel
reichende Brauen sind unschön, über der Nase zusaiumengehende Brauen sind bei Frauen mehr
pikant als schön und wurden ehedem als sicheres Kennzeichen einer Hexe gedeutet. Man über-
zeugt sich leicht an seinem eigenen Kopf durch Zufühlcn mit den Fingern, dass die llaarbogen
der Augenbrauen (snpercilia) nicht den Augenbrauenbogen (arcus superciliarcs), sondern den
oberen Augenliöhlenrändcrn entsprechen und somit die Benennung der Angenbrauenbogen —
zweier kommafBrmiger Erhabenheiten oder Wülste, welche über den Augenhöhlenrändern liegen,
aber von dem Nasenfortsatz des Stirnbeines in die Höhe steigend, sich allmählich verlieren —
Archiv rar Antlirapolotrie. Bd XXVII. io
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Dr. Franz Daffner,
wenn auch altherkömmlich nnd allgemein gebräuchlich, dennoch unrichtig ist. Durch diesen
Angenbrauenbogen, das ist also durch die Wölbung Ober jedem oberen Augenhöhlen rand (Supra-
orbitalrand) erhält das Stirnbein daselbst eine betleutende Mächtigkeit; doch bilden die Augen-
brauenbogen oft nur die dünne äussere Wand der durch eine vollständige oder durchbrochene —
selten genau in der Mitte befindliche — Scheidewand (welche nach Welcher von dem durch
die Naht durchzogenen Theile des Knochens gebildet wird und auf dem Querschnitt diese Naht
in der Kegel deutlich zeigt) getrennten und von der Nasenhöhle aus zwischen die änssere und
innere Knochentafel des Stirnbeins sich erstreckenden Stirnbein- oder Stirnhöhlen (sinus
frontales). Die Stirnhöhlen sind als Anhänge der respiratorischen Partien der Nasenhöhle, aus
welcher sie ihre Luft beziehen, somit als pneumatische Räume zu betrachten. Stark hervor-
ragende Augenbrancnbogen lassen nach Hyrtl auf grosse Geräumigkeit der Stirnhöhlen
schliesxen, nicht aber auf eine entsprechende Entwickelung gewisser Windungen des vorderen
Hirnlappens. Die in der ersten Anlage im siebenten Fötalmonat nachweisbaren Stirnhöhlen ent-
wickeln sich nach Ilonle (Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen I, 1871) nicht
vor dem zweiten Jahre, nehmen von da an langsam an Ausdehnung zu nnd scheinen sich auch
nach vollendeter Keife noch zu vergrössem. Nach Hyrtl sind die Stirnhöhlen bei Plattnasigen
klein, bei Greisen überliaupt grösser als bei jungen Personen. Diese Pncumatisirung erinnert
an die Pneumatisirung des Vogelkörpers, welche in einer verhältnissmässig späten ontogenetixchen
Periode beginnt und in der für die rasche Flugbewegung nöthigen Gewichtserspamiss begründet
ist. Ihr Zustandekommen geschieht nach llcnle auf folgende Weise. Die knorpelige und häu-
tige Grundlage der Knochen ist massiv; zugleich mit der Verknöcherung beginnt, durch tlieil-
weisc Wiederaufsaugung der Knochenmasse, die Bildung der feinen anastomoairenden Mark-
canälchen; indem mit dem Wachsen des Knochens die Aufsaugung fortschreitet, entstehen an-
sehnlichere Zellen und Höhlen, welche sich zum Theil mit Fett (Knochenmark), zum Theil,
wenn sie sich in einen Schleimhauttractus öffnen und selber von Fortsetzungen der Schleimhaut
ausgcklcidel werden, mit Lnft erfüllen. Höhlen der letzteren Art kommen bei dem Menschen
nnd den Säuget liieren nur in Schädelknochen, hei Vögeln (aus dem angegebenen Grunde) auch
in Extremitätenknochen vor. Die Vcrgröaacrung der Markräume auf Kosten des Knochengewehcs
(durch Resorption der Knoohenmasse) macht auch noch in den späteren Lebensperioden Fort-
schritte. Daraus, und nicht ans der Vermehrung der Kalkerde gegen den Knorpel, ist die Brüchig-
keit der Knochen bei Greisen zu erklären, ln platten Knochen kann die Diploe schwinden, so
dass dann die beiden Tafeln, welche durch die Diploe (dtxltitj, Doppeltheil, betrifft eigentlich
die beiden Knochen tafeln; mit Unrecht nennt man allgemein das zwischen diesen compacten
Platten befindliche schwammige Kuoehengcwebe die Diploe) getrennt waren, in eine einzige
zusammenfallen. Die Mittellinie der Aussenfläche des vertiealen Theilcs des Stirnbeines ist oft,
jedoch nur in wenig auffallender Weise, bezeichnet durch eine Furche auf der Glabella und weiter
hinauf durch eine Kante, welche zwischen den Stirnhöckern am stärksten ist. Die Furche nnd
die Kaute sind l ’ebcrblcibscl einer Naht, sntura frontalis, welche sich beim Erwachsenen zuweilen
vollständig, zuweilen nur im untersten Theil der Stirnplatte erhält. In der Gegenwart dieser
Stimnaht liegt nach Hyrtl (Lehrbuch der Anatomie des Menschen, 1889) die häufigste und als
Thicrälmlichkeit bemerkenswerthe Abweichung des Stirnbeines von der Norm; dieselbe steigt
senkrecht von der Nasenwurzel gegen den vorderen Scheitelbeinrand, welcher mit dem hinteren
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis* der Gesichtshildung. 339
Stirn beinrand durch die Kraut- oder Kronennaht (sulura coronalis) verbunden ist und Üieilt das
(im zweiten Fötalinonat zuerst tu bemerkende) Stirnbein in zwei gleiche Hälften. Sie kommt
häufiger bei breiten als bei schmalen Stinten vor und findet ihre Erklärung in der Entwiokelung
der Stirnplatte, welche aut zwei den späteren (im vierten Fötalmonat angedeuteten und im
siebenten vollkommen entwickelten) Slirnböekern entsprechenden Verknöcherungspunkten ent-
steht. Diese vergrössern sich (durch strahlenförmiges Weitcrschreilen der Verknöcherung) selb-
ständig, bis sie sich mit ihren inneren Kändern berühren und im zweiten Lebensjahre mit einander
zu einem Knochen verschmelzen. Wenn sie dieses aber nicht thun, so kann es mit einer zackigen
Verbindung beider Hälften des Stirnbeines sein Bewenden haben und eine Stirnnaht als perma-
nenter Ausdruck der paarigen Entwickelung des Knochens durch das ganze Leben fort bestehen.
Ein Rudiment der Stirnnaht findet sich sehr oft über der Nasenwurzel.
Die hier wiedergegebene Ilyrtl’sche Anschauung bedarf theils der Ergänzung, theils der
Richtigstellung- Nach Woicker (Wachsthum und liati des menschlichen Schädels, 1862) beginnt
die normale Verschmelzung der noch Ende des dritten Fötalmonates getrennten beiden Stirnbein-
bälften des Kindcsschädels im neunten Lebensmonat, noch ehe es zur Ausbildung einer förm-
lichen Nabt gekommen, an dem zwischen den Stirnhöckern gelegenen Theile der Knocbenränder.
Die Verschmelzung schreitet rascher nach dein coronalen als nach dem nasalen Kudc vor nnd
bleibt an ersterem Orte weit seltener unvollständig als an letzterem, woselbst oberflächliche, 5 bis
15 mm lange Nahtspuren bekanntlich äusserst häufig sind. Die Verknöcherung der Stirnnaht
scheint ihre Vollendung normal gegen den Schluss des zweiten Lebensjahres zu finden. Gegen
die Annahme des häufigeren Vorkommens der Stirnnalit bei breiten Stirnen, als ob Bich dieselbe
einfach zn breiten Stirnen geselle, sowie, dass sich das Beatchenbleiken derselben lediglich als
anatomischer Ausdruck der paarigen Entwickelung des Stirnbeines erklären lasse, ist Welcker
entschieden und mit Recht aufgetreten. Er hat nachgewiesen, dass die bleibende Stirnnaht die
Ursache der breiteren Stirnen ist, dass also die ßreitatirnigkeit von der Stirnnaht bedingt ist.
Aus den Welcker'schen Maasscu au Stimnalitschädeln geht hervor, dass einmal der Horizontal-
umfang des Schädels, wenn auch nicht bedeutend, doch immerhin etwas (durchschnittlich um
0,5 cm) vergrößert ist, als der des gewöhnlichen stirnnalitlosen Schädels; dasselbe gilt natürlich
entsprechend für den Innenraum. Ferner ist dos Stirnbein breiter (dnreb intcrtuberales Wachs-
thum), während seine Ausdehnung vom Stirnhöcker nach der Kranznaht hin eine, wenn auch
geringe, doch conslant« Verminderung zeigt. Damit hängt zusammen die Kleinheit des Stirn-
bogens im Vergleich zura Scheitel bogen (Kleinheit der Stirnnahllinie im Vergleich zur Pfeilnaht-
I finge). Eine weitere, sehr charakteristische Eigenthümlichkeil ist die verminderte Schädelhöhe,
der verkleinerte Höhendurchmesser bei vergrüsserter Schädelbreite. Endlich finden wir den
gewöhnlichen Begleiter der Brachycephalie auch hier: gerade oder mittlere Kieferstellung, Ortho-
oder Mesognalhie. Alle Stimnahtscbädel neigen, wie auch bei Darwin (Die Abstammung des
Menschen, 1875) angeführt ist, zur Brachycephalie.
Die Stirnnaht liegt in der Verlängerung der Ffeilnaht (Scheitelnaht) und werden beide von
der Kranznaht rechtwinkelig gekreuzt, daher die anatomische Benennung Kreuz köpf. Der
Volksglaube hält die Gegenwart der Stirnnalit für ein Attribut besonderer geistiger Fähigkeiten
(grösserer Begabung) und gebraucht daher das Wort Kreuzkopf mehr im figürlichen Sinne. Hin-
sichtlich der Häufigkeit des Vorkommens will es mich allerdings gleich Ilyrtl bedünken, dass
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Dr. Franz Duffner,
die von Welcher behauptete Häufigkeit der Stirnnaht an deutschen Schädeln (1:10) nicht
sowohl in der allgemein grösseren geistigen Begabung unserer Kation, als in dem Umstande be-
gründet ist, dass man au den deutschen Museen, welche Welcher durchsuchte, mit Vorliebe
die Schädel mit Stirnnähten aufbewahrt (in seiner Festschrift: Abnorme Scbädelnähte, 1802,
giebt Welcher für Haitische Leichen sogar 1 1,0 Proc. an; der Sage nach sollen die Japaner
deren noch mehr haben), während inan von Schädeln ohne Stirnnähte nur so viele behält, als
mau eben braucht, wodurch ganz natürlich das Verhältnis» zu Gunsten der ersteren steigt. In
der Münchener anthropologischen Anstalt linden »ich unter 481 Altmünchener Schädeln 27 Stirn-
nahtschädel oder 5, Gl Proc., was einem Verhältnis» von 1:17 entspricht. Ranke (Beiträge zur
physischeu Anthropologie der Bayern, 1883) giobt als das Verhältnis» der Schädel mit Stirnnaht
zu denen ohne eine solche bei der altbayerischen Landbevölkerung 1:13 = 7,49 Proc. an (unter
2535 Schädeln 190 mit Stirunaht). Sehr wahrscheinlich spielt auch das erbliche Moment eine
Rolle. Nach Welcker dürfte als Ursache der Pereistenz der Stirnnaht ein vermehrtes Raum-
suchen des Gehirnes in der Slimgegend anzusehen sein. Da nämlich das mittlere Gehirnvolumen
bei Stirnnaht vergrößert, die Schädelbasis aber verkleinert ist, so tritt auf die einfachste coropen-
eatorisohe Weise eine Vcrgrösserung der Schüdelkapsel durch Otfenbleibcn der Stirnnaht ein.
Dem erwähnten Volksglauben wäre also eine anatomische Grundlage gegeben. Am liebenden
darf nach Langer (Anatomie der äusseren Formen des menschlichen Körpers, 1884) nur dann,
wenn die Stirn sehr breit und stark gewölbt ist, das Vorhandensein einer Stirnnaht vermuthet
werden.
Den directesten Gegensatz zu dem mit Stirnnaht versehenen Menschenschädel bildet, wie
Welcher bemerkt, der Affcnschädel, bei welchem in Folge der fast unmittelbar nach der Geburt
Imginnenden Stirnnahtsynostose dor Augenzwischenraum und die Divergenz der Augenhöhlen-
axen äusserst gering sind. Thicre, deren Stirnnaht sehr spät verknöchert, sind das Pferd und
der Ochp, mit weit aus einander gerückten, seitlich gelegenen Augen. Kincn mehr mittleren
Obliterationstermin und mittlere Lage der Augen findet inan bei Katze und Hund.
Was die Stirnhöeker und dereu gegenseitigen Abstand anlangt, so erreicht nach Welcker
derselbe beim Neugeborenen durchschnittlich 5,4 cm (4,9 bis 5,9), im neunten Iichensinonat oder
mit Schluss des ersten Lebensjahres im Mittel 5,8 cm, und vergrössert sieb, sofern die zu dieser
Zeit normal eintretende Verknöcherung der Stirnnaht nicht ausbleibt, nicht weiter. 5,8cm ist
nach Welcker das Maass des Stirnhöckcrabstandes für das ncnnmonatliche Kind, wie für den
Schädel des erwachsenen Mannes. Die Btark entwickelten Stirnhöcker sind es, welche haupt-
sächlich die auffallende Stirnwölbung am Kopfe des Neugeborenen verursachen; dessen stark
entwickelte llinterbaiiptswölbung hängt theils von der mehr horizontalen Lage des Hinterhaupts-
beines, theils von der wenig entwickelten Nackenmusculatur ab. Ein weitere» Charakteristikum
des kindlichen Schädels ist die starke platt kegelförmige Hervorragung der Scheitelhöcker,
welche gleich den Stirnhöokern die centralen Ausgangspunkte der Verknöcherung der Schädel -
kapsel bilden; anch von ihnen aus geht in strahlenförmiger Richtung die Ausdehnung der Ver-
knöcherung vor sich.
Die Stirnbreite habe ich (Wachsthum des Menschen, 1897) für beide Geschlechter, und
zwar sowohl für den Neugeborenen, als für den Erwachsenen, nahezu übereinstimmend gefunden,
nämlich: für den weiblichen Neugeborenen 7,53 und für den männlichen 7,60cm Stirnbreite;
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis« der Gesichtsbildung. 341
für den weiblichen Erwachsenen 11,13 und für den männlichen 11,20 cm — eine verschwindend
kleine Differenz.
Das Stirnbein wiegt etwas weniger als ein Scheitelbein (die Scheitelbeine bilden vorzugs-
weise das Dach des Schädels), woraus zu schliessen, dass auch seine Oberfläche (Flächeninhalt)
etwas geringer ist, als die eines Scheitelbeines — - den Dcstand der Stirnnaht ausgenommen.
Mit bezug auf die Qlabella macht Hyrtl (Handbuch der topographischen Anatomie,
1882) die Bemerkung, dass dieselbe des verkehrten Eutwickelungsverltältnusos beider Stirnhöoker
wegen im frühen Kindes- und im reifen Mannesalter eine verschiedene Gestalt besitzen müsse.
Beim Kinde, wo die Stirnhücker stark sind und entsprechend der geringeren Stirnbreite nahe an
einander Hegen (relativ näher an einander liegen sic l>eim Erwachsenen), während die Augen-
hraucubogen fehlen, stellt sie eine dreieckige Fläche mit oberer Spitze dar. Beim Mann, wo die
Stirnhöcker in die gleichförmige Wölbung des Stirnbeines einbezogen werden und dafür die
Augenbrauen bogen stärker vortreten, wird die Spitze der Glabella nach nnten, die Basis nach
oben gekehrt sein. Diese charakteristischen Verschiedenheiten der Stirnbildung lassen sich an
Statuen oder Büsten desselben Individuums aus verschiedenen Allersepochen und an chrono-
logisch geordneten Münzen von Hegenten studiren, welche ein hohes Alter erreichen, so z. B.
am schönsten an den Medaillen Ludwig’» XIV.
Von der hohen und senkrechten bis zur niederen und allgedachten, in schiefer Ebene nach
hinten gcriohteteu sogen, fliehenden Stirn (am ausgesprochensten bei den Mikrokephalen) finden
viele Uebcrgängc statt.
Da die Gegend, welche das Stirnbein am Schädel einnimmt, unbehaart, also unbedeckt ist,
nannten es die Alten os invereeundum, schamlos; (piod solum intcr ealvariae ossa pilorum inte-
gmnento careat, oh nuditatem os invereeundum vocatur. Dem deutschen Ausdruck die Stirn
haben, dem französischen effrunterie und dem lateinischen froulem perfricare, alle Scham auf-
geben, liegt wohl derselbe Gedanke zn Grunde. Hyrtl.
Unter rasch vorschreitender Entwickelung des hinteren Abschnittes des Schädclgcwöibes
erscheint nach Welcher im zweiten und dritten Lebensjahre die anfangs sehr langsam wachsende
Schädelbasis in ihrer Grösse in noch höherem Grade zurückgeblieben als zur Zeit der Geburt;
deshalb zeigt zu keiner anderen Zeit, auch dem freien Auge, der Oeliirnthcil des Kimlcsschädcls
ein so auffallendes Uebcrgcwicht über den Gcsiebtsschädcl, als eben im zweiten bis dritten Jahre.
Im 15. bis 16. Lebensjahre, ja öfter schon im achten bis zehnten (?) Jahre besitzen die Dcck-
knochen des Schädels nahezu ihre volle Grösse und cs macht nun die Verlängerung und Ver-
breiterung der Basis den Beschluss des Wachsthumes.
Jochbein.
Das Joohboin, auoh Wangenbein, os malare (mala von mando, p«e>) genannt, bat. seinen
Namen vom einjochen oder verbinden: os zygomaticmn sive jugale ([vyör, jngum, Joch), indem
cs mit drei Schädel- (Stirnbein durch den Slirnfortsatz, Schläfenbein durch den Jochfortsatz,
Keilbein durch den Keilbeinfortsatz) ntid einem Gesichtsknochen (Oberkieferbein durch den sogen.
Körper) verbunden ist, für letzteren also das fest eingefügte, die Verbindung mit den Schädel-
knochcn vermittelnde Gesichtsstück bildet. Es ist der stärkste Knochen der oberen Hälfte des
Gesichtsskelettes, Die Fläche oder Blatte des Jochbeins wird unterschieden in eine Augcnhöhlcn-
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Dr. Franz Daffner,
platte, welche den vorderen Theil der seitlichen Wandung de» Bodens der Augenhöhle ausmacht,
und in die unregelmässig vierseitige Wangen platte, welche den mehr oder weniger stark vor-
springenden Backenknochen bildet. Die Ober ihm gewölbte rundliche Oesichtspartie (Ober-
backen), auf welcher vornehmlich die umschriebene Wangenröthe lagert, erhielt den Namen
potnum faciei, welche Benennung sich im französischen pommette erhalten hat. „Der nach
hinten gerichtete Jochfortaatx bildet mit dem enlgegenwachsendeu Jochfortsatz de» Schläfenbeines
eine kuöchernc Brücke, die Jochbrücke oder den Jochbugen, pons ». aruus zygomaticus, welche
die Schläfengrubc horizontal überwölbt , und ihrer, bei verschiedenen Menschenrassen verschie-
denen Bogcnspaunuug und Stärke wegen als anatomischer Iiassencharakter benutzt wird. Beide
Jochbrücken stehen am Schädel wie horizontale Henkel an einem Topfe, daher der alte Natne
ansac capitis.“ Der grösslo Abstand der Jochhogcn bezeichnet die Gesichubreite.
Oberkieferbein.
Das Oborkioforboin bildet, wie schon aus den Gewiohtsverhältnisscn ersichtlich, die eigent-
liche Grundlage de» Gesichtes. Bestehend au* dem Körper und vier Fortsätzen (Stirn-, Joch-,
/alm- und Gaumunfortaatz), verlandet sich dasselbe mit allen übrigen Gesichtaknochcn , aus-
genommen den beweglichen Unterkiefer. Die übrigen unbeweglichen Gesichtskiiochcu sind als
Nehenknochen de* Oberkieferbeines anzusehen nnd haben den /weck, entweder densellieii in
seiner Lage zu befestigen, sein Ausweichen zn verhindern und ihm vermehrte Widcrstatidskrafl
gegenüber dem Unterkiefer zu verleihen, oder zur Vergrößerung seiner Flächen beizutragen.
Die ersteren grösseren nnd stärkeren dieser Gesichtsknochen nennt Hyrll Befestigung»- oder
Stützknochen des Oberkieferbeine» und gehören hierher die Joch- und Nasenbeine; die
schwächeren, flacheren nnd dünneren Nebenknochen des Oberkieferbeines bezeichnet Hvrtl als
Vergrösserungs- oder Sn pplem entknochen und umfassen dieselben die Gatnnen-, Tbräncn-
iiikI Muschclbeiuc, sowie da» Pflugscharbein, welche» die knöcherne Nasenscheidewaml bilden
hilft und dadurch die Wände der Nasenhöhle vermehrt. Die Verbindung der Gesiohtsknochen
mit den Schädelknocheu geschieht durch Nähte, die Verbindung derselben unter einander durch
Nähte oder Anlagerung.
Kntwiokelungsgeschichtlich in Kürze folgende Angaben, welche ich wesentlich dein 1808
erschienenen Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte de« Menschen von Dr. Julius Kollmann
entnehme. Gegen das Ende der sechsten Woche nimmt der Kopf des Embryo eine mehr ge-
drungene Gestalt an; dazu trägt vorzugsweise die Verkürzung des Hinterkopfes bei, wobei der-
selbe tiefer wird. Dies hängt mit dem Wachsthnm des GoBichtsschädols, namentlich im Bereich
dos Ober- und Unterkiefers, zusammen, denn nunmehr ist die Verwachsung de» Oberkieferfort-
satzes mit der seitlichen Partie der Nase erfolgt und dadurch die Augennascnriunc geschlossen.
Die Naseiiöffming ist verkleinert und die Lippen sind als vorspringende Wülste erkennbar. Der
von Köl liker zuerst mit Bestimmtheit beim Menschen nachgewiesene / wischen kiefer, ein
zusammengesetztes embryonales Organ, das ans dem Stimfortsatz hervorgeht, ist bei Fötnscn
von acht Wochen von der Oberkieferanlage durch einen kleinen Einschnitt noch getrennt; die
Verwachsung ist zwar schon zum grössleu Theil vollzogen, allein die Stelle der Vereinigung
mit dem Alvcolarfortsatz noch erkennbar, ebenso wie an den Lippen. Die Oberkieferlippe ist
von der Zwiachenkieferlippe noch unterscheidbar. An der Zwiscbenkicferlippe, wie an dem
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Oeaichtsbildung. 343
Zwischenkiefer selbst, ist ferner die Anlage in zwei symmetrischen Hälften ausgeprägt, es existirt
deshalb eine rechte und linke Zwischenkicferlippc und ein rechter und linker Zwischenkiefer.
Diese Einzelheiten ergeben sich bei äusserer Betrachtung. Im Inuoren ist die Anlage der Zwisclicn-
kiefer selbständig. Sie verschmelzen jedoch bald mit dem Oberkiefer. Bei Fötusen von zehn
Wochen sind dieselben noch fast ganz von den Oberkiefern getrennt, mit Ausnahme einer kleinen
Verbindung an der Gesichufläche. In der II. und 12. Woche ist die Verbindung noch inniger,
dagegen ist am Gnnmentheil immer noch eine Spalte vorhanden, welche sich oft auch noch bei
Erwachsenen findet. Beim Neugeborenen lässt sich nach Bischoff (Entwickelungsgeschichtc der
Säugethiere und de» Menschen, 1842) das Zwischenkieferbein in der Regel nicht mehr als ein
vom Oberkiefer gesonderter Knochen erkennen. Man sieht nur noch häufig zu beiden Seiten
der Gaumennaht vorn eine Ritze, die Sntura incisiva, welche von der Scheidewand zwischen dem
Eckzahn und dem zweiten Scbncidezahn zum Foramen incisivum bogenförmig hinzieht. Der
OI>erkivfer entsteht also aus zwei auf jeder Seite sich entwickelnden (seitlichen) Knochenst ficken,
welche die Stock-, Backen- and Eckzähne tragen, and einem mittleren Stück, dem Zwischen-
kiefer, welcher dio Schneidcznhne trägt. Da nun für jeden der oberen Sclmeidczähne ein beson-
deres, die Alveole enthaltendes Stückchen sich bildet, so sind ursprünglich vier Zwischenkiefer-
beinchcn vorhanden, welche aber sehr bald schon zu zwei symmetrischen Stückchen verschmelzen.
Der Bildung des Oberkiefers entsprechend, entwickeln sich auch die Weichtheile für dio Ober-
lippe auf jeder Seite aus drei (je zwei seitlichen Oberkieferlippenstückchen und je einem als
Zwischenkieferlippe schon erwähnten mittleren Abschnitt bestehenden) allmählich verschmelzenden
Stückchen. Durch eine Hemmung des normalen Entwickelungsvurgangcs kann die Vereinigung
dieser Stücke an der einen oder anderen Stelle, bald nur auf der einen Seite, bald ancb auf
beiden Seiten ausbleiben und so zu Missbildungen führen. Bleiben der Stirnfortsatz und die
beiden Oberkieferfortsätze rudimentär, so entstellt Mangel des Obergesichts, Aprosopic (xgödcoitov,
Gesicht). Fehlen de* Unterkiefers heisst Agitation (rj yväftog, der Kiefer), es ist dann lediglich
die obere Hälfte des ersten Kiemenbogens zur Entwickelung gelangt und also nur der Oberkiefer
vorhanden. Bei dem immerhin sehr seltenen (häufiger bei Tbieren, insbesondere Lämmern) ein-
fachen Agnathus findet sich der Schädel und der obere Theil des Gesichtes mit Augen und
Nase wohlgebildet, die untere Hälfte des Gesichtes aber erscheint wie abgeschnitten, oder un-
gemein verkürzt, und erstreckt sieh fast in einer Ebene von der Nase bis zur Gegend des
Zungenbeines; die Mundöffnnng ist sehr klein, oder fehlt ganz, der Vorsprung der Kiefer mangelt
vollständig und die Ohren sind Bich mit ihren nnteren Enden so genähert, dass sie sich berühren
(Synothki) und ihren Sitz an der Grenze zwischen Gesicht und Hals haben.
Nasenbein.
Die Nasenbeine bilden das Nasendacb, dessen Giebel der (knöcherne) Nasenrücken ist,
und heftet sich an sic ein knorpeliger beweglicher Ansatz, das Vorhalts der Nasenhöhle; wir
haben sonach eine obere Knochen- und untere Knorpelnase. Die Nasenbeine sind zwischen die
oberen Enden der Stirnfortsätzc des Oberkieferbeins eingeschoben, in der Milte des Nasen-
rückens durch eine Naht unter sich und nach oben mit dem Stirnbein durch eine weitere Naht
verbunden; die senkrechte Platte des Siebbeins bildet den oberen (vorderen) Theil der knöchernen
Nasenscheidewand. Jedes Nasenbein ist also mit vier Knochen verbunden, nämlich zwei Schädel-
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Dr. Franz Daffner,
knochen: dem Stirnbein und Siebbein, und zwei Gesichtsknochen: dein Oberkieferbein und dem
Nasenbein der anderen Seite. Kein Knochen des Gesichts, sagt Hyrll, erreicht seine volle
Ausbildung so frühzeitig und ist im neugeborenen Kind — ihre Verknöcherung beginnt anfangs
des dritten Fötalmonats — schon so sehr entwickelt, wie die Nasenbeine. Sie sind äusserst
selten einander vollkommen gleich (ich fand bei einem lä jährigen Mäulchen das rechte Nasen-
bein 0,25 und das linke 0,29 g schwer), verschmelzen am Hottentottenschädel theilweise oder
ganz mit einander (AtTenühnlichkeit) oder fehlen einseitig oder beiderseits, und werden dann
durch grössere Breite des Stirnfortsatzes des Oberkiefers ersetzt. Bezüglich der Verwerthung
dieser Verschmelzung in ethnologischer Hinsicht gilt folgende Bemerkung llenle’s. Der obere
Theil der Naht beider Nasenbeine kann zackig sein oder oblitteriren ; Verwachsung der Naht in
der ganzen Länge ist selten. Diese Verwachsung , die an Aflenschädelbildnngen erinnert, ist
kein Kassenkennzeichen; denn es kommun kaukasische Schädel mit verschmolzenen Nasenbeinen
und äthiopische mit sehr schön ausgehildeten und gesonderten Nasonbeinen vor. Merkwürdig
aber ist es dass Mangel und die auffallendste Verkümmerung der Nasenbeine vcrliältnissinässig
häufig an Schädeln fremder Kasse beobachtet worden ist. Dio Göttinger Anatomie besitzt aus
der Blumenbach'schen Sammlung den Schädel eines Negerkindes, an welchem jede Spar
einer Abtrennung der Nasenbeine von den Stirnfortsntzen der Oberkieferbeine fehlt, die letzteren
also die Stelle der ersteren vertreten.
Das Skelet ist die Grundlage der Nase und geht die Entwickelung der Knochen- und
Knorpelnasc in der Kegel, wenn auch nicht immer, in entsprechendem Maasse vor sich. Der
Nasenflügelknorpel ist, wie Hyrtl angiebt, nur halb so breit als der Nasenflügel. Er reicht
somit nicht bis zum unteren Iiandu des Nasenflügels herab, welcher nur durch ein mit dichtem
faserigem Gewebe gefüttertes Integument gebildet wird. Der untere Kand des Nasenscheide-
wandknorpels ragt gleichfalls nicht bis zum Kande der ihn deckenden llaulfalte herab. Wenn
man dcu unteren Theil der Nasenscheidewand zwischen Daumen and Zeigefinger fasst und leicht
hin und her bewegt, so fühlt man deutlich, dass jener Theil der Nasenscheidewand, der von
aussen gesehen wird, bloss von der Haut gebildet wird. Er kann somit ganz zweckmässig
Septum narium inembratiaccum genannt werden. Stärkeres Vorspringen dieser häutigen Scheide-
wand wird von Blumenbach als charakteristische Bildung des Judenkopfcs angenommen —
welche Annahme ich nach meinen Beobachtungen trotz manchmal, auch weiblich, ausgesprochenen
Vorkommens nicht für durchgehende richtig halte. Je nach der Form und Stellung der Nasen-
beine erscheint der Nasenrücken entweder breit oder schmal, und dementsprechend ist auch sein
Höbendurchraesser. Ausserdem ist noch für die Nascnfortn von wesentlichem Belang die Krüm-
mung des Nasenrückens und der Abgang der Nasenwurzel vom Stirnbein, der Winkel, den die
Nase mit der Stirn bildet. Dieser Winkel (Einbug, Eirscnkmig) variirt in hohem Grade und
sind als die Extreme der in gerader Kichlung, in einer Flucht direct von der Stirn sich fort-
setzendc Nasenrücken, das Bild der griechischen Nase — vcrgl. hierüber noch weiter unten —
und im Gegensatz hierzu die an der Wurzel stark eingesenktc, in ihrem ganzen Kücken platte
und kaum vorspringende Nase der Kalmücken, die l'iätsclinasc (eingctätschle Nase) zu betrachten ;
sie ist so platt, dass man gerade in die Nasenlöcher sieht. Zwischen ihnen Huden mannigfache
Uelmrgünge statt und unterscheide ich mit Hyrtl als verhiiltnissmäasig noch am meisten aus-
gesprochen: die Adlernase mit gekrümmtem Kücken und gerader Spitze, die Habichtsnase
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Anthropologische Beiträge zur Kenntniss der Gesichtsbildung. 345
der sogenannten Bocksgesichter mit krummem Kücken und herabgekrümmter Spitze (Hakelnase),
die wenig vorstehende, etwas aufgebogene oder aufgestülpte Stumpf nase mit kurzem Rücken
und leicht vorwärts (aufwärts) gekehrten Nasenlöchern (Rococonäschen). Nach Langer bildet
sich die sogenannte Adlernase nur über langen und an ihren Enden etwas niedergebogenen
Nasenbeinen, wodurch auch die knorpelige Nase aus der geraden Richtung des knöchernen
Naseudaches nach unten abgelenkt wird. Allgemein werden die Nasen in grosse oder lange nnd
in kleine oder kurze und beide Arten wieder in schmale oder breite und hohe oder niedere
eingetheilt; die kurzen gehen einen mehr kindlichen Charakter und stellen eine niedere Form
dar. An langen Nasen mit hohem, kielförmigcm Rücken ist die Spitze gewöhnlich durch eine
seichte mediane Furehe getheilt, in weicher sich das Zusamroentreten der beiden gegen die
Scheidewand sich einrollenden Flügelknorpel kennzeichnet. Die Haut des knöchernen Nasen-
daches ist immer dünn und fettlos, auch weniger drüscnhallig, verdickt sich aber an der knorpe-
ligen Nase, wo sie auch zahlreiche und grössere Talgdrüsen in sich aufniramt.
Die kurze Nase des Kindes ist an der Wurzel breit, stumpf, von der Stirn abgebogen,
au der Basis aber, wo sie nur eine knorpelige Unterlage hat, fast gerundet und ein klein wenig
aufgebogen; es ist dies eine Gestaltung, welche sich hinlänglich aus der Beschaffenheit des
Skelettes erklärt. Die Breite der Wurzel ist nämlich eine Folge des relativ grösseren Abstandes
der Augenhöhlen von einander; die Breite der Basis erklärt sieh aus der slumpfovalen Gestal-
tung der Apertnra pyriformis narium, die Kürze aus der geringen Höhe des Oberkiefers und
der stumpfe Abgangswinkel an der Wurzel aus dem Mangel der pneumatischen Stirn räume, d- i.
der mangelnden Erhöhung über der Nase, welcher Mangel an das Verhältniss beim AtTen erinnert.
Die kurze Nase des Erwachsenen ähnelt der kindlichen und lässt, wie diese, auf einen kurzen
Oberkiefer schliessen.
Blumenbach, den auch Darwin anführt, hat über die bedeutende Grösse der Nasen-
höhlen in den Schädeln amerikanischer Eingeborener Bemerkungen gemacht und bringt diese
Thatsache mit ihrem merkwürdig scharfen Geruchsinn in Beziehung. Die Nasenhöhle des Schim-
panse ist geräumiger als die des Gorilla trotz der engen, runden Choanenöffnung, die für den
Schimpanse sehr charakteristisch zu sein scheint
Die Nasenknochen sind bei ihrer Kleinheit sehr stark; das Gewölbe der knöchernen Nase
leistet, wie jedes Gewölbe, dem Druck und Stoss ziemlichen Widerstand und befähigt zum Tragen
schwerer Last.
Die Nase steht selten vollkommen in der Mitte des Gesichts, sondern sie weicht gewöhn-
lich entweder ganz oder nur die Knochen- oder Knorpelnasc seitlich etwas ab. Unter SO weib-
lichen Nasen fand ich zwei vollständig gerade Nasen, drei in der ganzen Länge nach rechts
und sechs in der ganzen Länge nach links verlaufende Nasen. Von den übrigen 39 Nasen ver-
liefen 18 Knochennasen gerade, sieben nach rechts und 14 nach links abweichend, dann eine
Knorpelnase gerade, 27 nach rechts und 11 nach links abweichend (darunter eine nach links
abweichende Knochen- mit nach rechts abgebogener Knorpelnasc). Unter 33 männlichen Nasen
fand ich keine vollständig gerade Nase, vier in der ganzen Länge nach rechts und fünf in der
ganzen Länge nach links verlaufende Nasen. Von den übrigen 24 Nasen verliefen sechs Knochen-
nasen gerade, acht nach rechts und zehn nach links abweichend, dann 13 Knorpelnasen nach
rechts und 11 nach links abweichend. Je breiter das Nasenbein, desto schmaler der Slimforlsau
Archiv far Anthropologie- Bd. XlVU. 44
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346
I)r. Franz Daffner,
des Oberkieferbein«. „Wenn bei breiter, knöcherner Nasenhölilenöffnung (gewöhnlich ist sie
bimförmig, Apertur* pyriformis) die Nasenbeine kur* und schmal sind, so sinkt die Nasenwurzel
ein, es klappen die Nasenflügel gern breit aus einander, die Oeflhnngen werden sehr gross und
die Nasenbasis bekommt eine Breite, fast nicht geringer als die Länge der Mundspatte, eine
Kasseneigenthümlichkeit mancher südafrikanischer Völker. Oben schmal und eingesenkt, unten
aber breit und stumpf, sind Kennzeichen der Afl'ennase.“ Nach Ko lim an n sind die Nasen-
beine bei der eingedrückten Nase des Negers gehöhlt wie ein Sattel, bei der Habichtsnase des
Semiten gewölbt. Die weibliche Nase neigt mehr *ur Stumpfnase wie die männliche, so dass
auch hierin beim Weib eine grössere Annäherung an die kindliche Form stattfindet. Steil ge-
stellte, hochrückige, nur wenig eingcsattclto Nasen, also Nasen mit erhöhter Nasenwurzel,
erinnern an das griechische Profil. „Ein directes Uoberführen der Superciliarbogen in den Nasen-
rücken kommt aber in der Natur nicht vor, allemal verstreichen diese Bogen schon an der
Nasenwurzel.“ Unter mehreren hundert Gesichtem beobachtete ich ein einziges Mal (bei einer
Niederhayerin) ein sogenanntes griechisches (steiles) Profil.
Ich nehme als I-ängenmaass der Nase die grösste gerade Linie, also die Länge des
Nasenrückens von der Nasenwurzel (Stirnnasennaht) bis zur Nasenspitze, wenn sie auch keine
ganz gerade Linie bildet. Ich messe also nicht, wie Broca (Instruction* generales pour los
recherches anthropologii|ues, 1879) angiebt, von der Nasenwurzel zum unteren Pnnkt der Nasen-
scheidowand, weil die Länge bis zum Ansatzpunkt der Nasenscheidewaud (Nasensteg) der Länge
des Nasenrückens, wonach die Gesammtlänge der Nase benrthoilt wird, nicht ganz entspricht
und zudem derselbe variabler ist. Aus dem oben angeführten anatomischen Grunde, sowie wegen
der grösseren Bewegungsfähigkeit der Nasenflügel benutze ich ferner zu meinen Berechnungen
und Vergleichungen als Nasenbreite die Nasenbasis (Ansatzstelle der Nasenflügel), die aller-
dings etwas (unbedeutend) weniger gross ist als der eigentliche Nasenflügelabstand. Die Nasen-
kinnlänge geht vom Nasensieg gorade zur Mitte des Unterkiefers.
Die äussere (vordere) Oeflnnng oder die Eingänge der Nasenhöhlen, die beiden Nasenlöcher,
zeigen eine von länglich schmalem Spalt bis zu fast vollkommener Kundung — erstere* gewöhn-
• lieh bei hohen, letzteres bei niederen Nasen — wechselnde Form, durchschnittlich sind sie
längsoval und nicht selten an derselben Nase ungleich. Diese Ungleichheit fällt in der Regel,
doch nicht immer mit Schiefstand der ganzen oder der Knorpelnase zusammen. Ich unterscheide
nämlich gleich Woicker (Die Asymmetrien der Nase, 1882), je nachdem der Sohiofstand das
ganze Nasengcbüuse oder nur einen Theil desselben , den oberen (die Knoohennase) oder den
unteren (die Knorpelnase) betrifft, eine vollständige oder tbeilweise Schiefnase; ist die Abweichung
der Knorpelnase eine sehr starke, so dass sic wie geknickt erscheint, so nenne ich sie abgebogen.
Die Bezeichnung abgebogen drückt nach meiner Anschauung eine stärkere Krümmung oder
Abweichung aus, daher ich sie für diesen Fall gebrauche, während Welcker im Gegensatz
hierzu die Nase mit gering abweichender Spitze als rechts- oder linksgebogen benennt. Die
Entstehungsursache der Schiefnase betreffend, so kann ich die Meinung Welcker’s, dass die
Schiefnase durch den Druck, welchen die Nase bei gewobuheitsmässigem Schlafen auf einer
bestimmten Körperseite erleidet, erworben wird — nicht theilen. Ich fand sie hei meinen Unter-
suchungen nicht bestätigt und sehe vielmehr den Grund der Schiefstellung der Knochennaso
bedingt durch das Skeletwachsthum und zwar des Stirnbeins und des Oberkieferbeins, während
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Anthropologische Beiträge zur Kenntniss der Gesichtsbildung. 347
an der Schiefstellung der Knorpelnase das den unteren (hinteren) Theil der knöchernen Nasen-
sebeidewand bildende „selten vollkommen plane, sondern meistens auf die eine oder andere Seite
etwas ausgebogene“ Pflugscharbein beiheiligt, ist, dessen vorderer unterer Band sich mit dem
(viereckigen) Nasenscheidewandknorpel Cartilago <)uadrangularis b. septum cartilaginoum verbindet;
der hintere, kürzeste, freistehende Band dient als Scheidewand der hinteren Oeffnung der
knöchernen Nasenhöhlen der beiden Choanen oder hinteren Nasonüflhungen, Gaumenlöchcr,
durch welche also die Nasenhöhle mit der Bachenhöhle in Verbindung steht. (Der Name Choanen
stammt von %iuv, giessen, weil der Nasenschleim durch diese Ooftnung sich in die Bachenhöhle
ergiesst und als Sputum ausgeworfen werden kann.) Es kommt auch in Betracht, dass der ein-
seitige Druck auf die Nase kein starker sein kann, da man gewöhnlich beide Nasenlöcher für
die Athmung benutzt Die knöcherne Nasenscheidewand , aus der senkrechten Siebbeinplatte
und dem Pflugscharbein bestehend, geht nur selten ganz senkroeht von der Siebbeinplatte und
dem oberen Nasenstachel zu dem durch das Zusammentreffen der inneren Bänder beider Gaumen-
fortsätzo de» Oberkieferbeines gebildeten und gegen die Nasenhöhle gerichteten unteren Nasen-
vorsprung, Crista nasalis inferior (anf welchem der vordere Theil des unteren Bandes des Pflug-
scharbeines ruht und welcher nach vorn in den vorderen Nasen Stachel, Spina nasalis anterior,
übergehl) herab und theilt deshalb die Nasenhöhle in zwei meist ungleiche Seitenhälften. (Unter
mehreren hundert Soldaten fand ich ein einziges Mal ein etwa Unsengrosses, glattrandigea,
angeborenes, kreisrundes Loch in der Mitte der unteren Hälfte des Soheidewandknorpels.) Meiner
Ansicht nach hängt der Schicfstand (Skoliose) oder die (spitzwinkelige) Knickung der knöchernen
Nasenscheidewand mit der Conflguration des harten Gaumens zusammen. Huschke (Schädel,
Hirn und Seele, 1854) hat gefunden, dass das Pflugscharbein mit seinen Flügeln im Durchschnitt
um so mehr rückwärts tritt und sich ausdehut, als das S&ugetliier höher iro Bange steht.
Die untere Fläche der schiefen Nase gleicht einem schräg verschobenen Dreieck, der
Nasensieg liegt schräg nach der seitlich abgewichenen Nasenspitze hin gerichtet; oft ist die
ganze untere Fläche der Nase stark nach der Seite hin erhoben, nach welcher die Nasenspitze
abweicht, oft trifft die Scbrägstellung nur die untere Fläche des Nasensteges. Das von dem
langgezogenen, gestreckt verlaufenden Nasenflügel begrenzte Nasenloch (stets auf der Seite des
verengten knöchernen Nasenganges gelegen) ist mehr spallformig; das andere, auf der Seite
der Nasenspitzenabweichung gelegene ist gerundet und geräumiger, es ist das vorzugsweise
fnnctionirendc. Fast (fast!) immer hat der Nasenflügel derjenigen Seite, nach welcher die Nasen-
spitze abweieht, eine höhere Lago, so dass dieses Nasenloch mehr nach der Seite hin geöffnet
ist Am Schädel kann man aus der Form des Nasenskclettes erkennen, ob eine und welche
Form der Nasenschiefheit im Leben bestand uud umgekehrt Ueber die Abweichungsrichtung
des oberen Theiles der Nase giebt selbstverständlich die Stellung der Nasenbeine Aufschluss.
Die Abweichungsrichtung des Knorpeltheiles der Nase wird aus der asymmetrischen Form der
Apertura pyriformis erkannt, die anf deijenigen Seite, naoh welcher der knorpelige Theil der
Nase abwich, weniger tief ausgeschnitten ist als auf der entgegengesetzten. Weiterhin weicht
die Crista nasalis des Oberkiefers nach eben derselben Seite ab, nach welcher die Nasenspitze
abwicb. (Welcker, Schiller'» Schädel und Todtenmaske, 1883.)
Das Wort Naseweisheit und die echt lateinische Bodensart Nasum nullnm habere, be-
schränkten Verstandes sein, sowie Vir ancipiti naso, zeugen für die Bedeutung der Nase als
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Dr. Franz Daffner,
physiognomizche* Organ. Eino eigcnthOmlicho Modifieation des Timbre der Stimme und der
blöde Gcsiehtsausdrack wegen Offenbalten des Mundes bei gänzlicher Verschliessuug der Nasen-
wege fallen bei allen Kranken, welche an Nasenpolypen leiden, zuerst auf.
Unterkiefer.
Der Unterkiefer tritt nach Schultse (Grundriss der Entwickelungsgeschichtc des Menschen,
1897) beim Embryo schon in der zweiten Hälfte des zweiten Monats mit dem Schlüsselbein als
erste Spur des Knochenskeleltes überhaupt auf. Er besteht, wie schon Bis oh off angiebt, wäh-
rend des ganzen Fötallebens ans zwei durch Knorpel getrennten Stücken, die aber schon im
ersten Monat nach der Geburt (durch Verknöcherung der medianen Synchondrose) sich vereinigen.
Eine andere aus seiner Entstehung hervorgehende Eigentümlichkeit des Unterkiefers de» Fötus
ist die, dass er um so gerader, um so weniger gebogen verläuft und der Winkel, in welchem
das Mittelstück oder der (zahntragende) Körper und die nur wenig hohen Aeste zusammen stosaen,
um so Stampfer ist, je jünger der Fötus ist, wovon die runde Form des Gesichtes der Fötusse
und Kinder abhängt. Der Zahnzellonfortsatz (Alveolarfurtaatz) macht ferner nach Bischoff beim
Fötus fast den ganzen Unterkiefer aus und ist sehr dick und angeschwollen , da er die Keime
für die Milchzähne und selbst schon eiuige der bleibenden Zähne enthält. Das Kinn ist eigent-
lich noch gar nicht da und entwickelt sich erst später. Durch die relativ verschiedene Ausbil-
dung des Unter- nnd Oberkiefers wird cs auch bedingt, dass der Unterkiefer in früheren Zeiten
vor dem Oberkiefer bedeutend vorsteht und erst später das Verhältnis sich ausglcicht Hyrtl
bemerkt: Da die Wurzeln der Schneide- und Kckzähnc des Unterkiefers nicht conisch sind wie
jene des Oberkiefers, sondern seitlich comprimirt erscheinen (und die Zähne seihst kleiner sind!),
so nehmen sie weniger Kaum in Anspruch und der obere Hand des Unterkiefers wird, soweit
er die genannten Zähne trägt, einen kleineren Bogen bilden, als der entsprechende Theil der
Alveolarfortsätze beider Oberkiefer. Aus diesem Grande stehen bei geschlossenen Kiefern die
Scbneidezähne des Unterkiefer» hinter jenen des Oberkiefer» zurück. Im hohen Alter schleifen
sich, wenn die Zähne verloren gegangen sind, die Alveolarränder ab, der Kiefer wird niedriger,
die Aeste erhalten wieder eine mehr geneigte schiefe Stelluug und der Körper, einem rippen-
artigen Bogen ähnlich, tritt bei geschlossenem Munde mit seinem mittleren Theil über den Rand
de» Oberkiefers hinauf. Das unter dem zweiten (zwischen erstem und zweitem) Backenzahn und
in der Mitte der Höhe des Unterkiefers liegende Kinnloch Forainen mentale s. maxillare ante rin»,
kommt im Aller wegen Resorption der Zahnzellen ebenfalls höher zu liegen und findet sich bei
hochbejahrten Individuen, wo der Unterkiefer bis auf eine graciie Knochenspange (der Oberkiefer
bi» znm harten Gaumuii) einging, an der oberen Fläche desselben. Es folgt nämlich stet« auf
den Verlast der Zähne auch Schwund des Alveolartheiles beider Kiefer, am Oberkiefer bis zum
harten Gaumen und am Unterkiefer bis auf den Randtheil des Knochens, welcher dann bloss
eine genmdete Spange darstellt Da nun, wie Langer treffend angiebt, diese Spange einen
grösseren Umfang besitzt als der Gaumen, so überragt das prominirende Kinn auch in Beiner,
der früheren Haltung entsprechenden Lage den Oberkiefer und wird, der Wirkung der Kau-
muskeln überlassen, fast bis an die Nasenspitze hinauf gezogen (le nez et le menton se dispatent
entrer la bouclic); einen Widerstand kann da nur mehr die Zunge bieten. Und wie da» Greisen-
kinn, so kommen auch alle die anderen Eigeiilhümlickkeiten des Greisen gesicht es zu Stande:
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Anthropologische Beiträge zur Kenntniss der Gesichtsbildung. 349
die Verkürzung der Mundregion, da* Einsinken der Backen, die bis zur Deckung des Roths
nach innen umgeschlagenen (eingekniffenen) Lippen und da* bei jeder Bewegung des Unter-
kiefers bemerkbare Ilervorscbnellen der Zunge.
Die Lippen, sagt Langer, verlieren nach dem Verlust der Zähne und dem Schwund der
Alvcolartheile der Kiofer die Unterlage, sie werden durch den Kreis- und Backenmuskel nach
innen gezogen und beim Anschluss an einander sogar nach innen unigebogen, so dass von ihrem
rolhen Saum nur wenig sichtbar bleibt; ihre Haut wird runzlig, sogar in stärkere von den Mund-
winkeln ausstrahleudc Falten gelegt.
Zuweilen erscheint der Unterkiefer am Kinn sehr breit (Eselskinn), zuweilen mehr oder
weniger zugespitzt (Bockskinn). Von der sanften Rundung bis zur eckigen Breite (mäehoire
d’äne) variirt das Kinn sehr mannigfaltig, ist vor- oder zurückstchend, spitzig (m&choirc de
polichinelle) aufgebogen, wie um in die Oberhängende Nase zu fahren (ik la Henri ejuatre), oder
eingezogen, oder mit einem Grübchen geziert, welches jungen M&dchengesichtern einen eigenen
Liebreiz verleiht und deshalb als Modica mento lacuna von den Dichtern als eine der sieben
Schönheiten gepriesen wird. Eine senkrechte Spalte am Kinn als Mcntum bifidum unterscheidet
sieh von der Horizontalen als Unter- oder Doppelkinn, Mentum geminum s. buccula, ein Erbstück
vieler Familien, z. B. der Bourbonen. Bei sehr fetten Leuten kommt selbst ein dreifaches Kinn,
Triple menton, vor (Hyrtl). Das Kinngrübchen findet sich nach Langer an antiken Gestalten
strengen Styles nicht vor, nur da, wo Anmuth zum Ausdruck gebracht werden soll, wie an der
Bogen. Ariadne (Bacohus).
Hinsiohtlich des Verhältnisses der Kieferrichtung halte ich den Schädel des Neu-
geborenen für durchweg orthognath, d. h. mit gerader Kieferstellung begabt. Der nach hinten
oder rückwärts gerichtete Kiefer, Opistognathie, tritt nach Welcker vorzugsweise mit Brachy-
cephalic, der nach vom gerichtete, vorgeschobene oder vorragende Kiefer, Prognathie, mit
Doliehocephalie zusammen; der weibliche Schädel neigt, weil schmäler als der männliche, zur
prognathen Bildung. Mit der Prognathie wächst, wie er nachwies, die Länge der Schädelbasis,
der Längsumfang des Schädeldaches (calvaria), aber bleibt zurück. Mit anderen Worten: Biegt
am Vorderschädel der Oberkiefer mehr nach vorn (Prognathie), so rückt zugleich am Hinter-
schädel das Hinterhauptsloch mehr nach rückwärts. Da die Längo der Schädelbasis im
Allgemeinen als ein Ausdruck der Entwickelung des Gesicbtsschädcls gelten kann, so lässt sich
sclilicssen, dass mit der prognathen Kieferstellung ein verhältnissmässig grösserer
Gcsichtsschädel und ein Zurücktreten des Gehirnschädels verbunden ist, Verhältnisse,
die den extrem prognathen Thierschädcl wesentlich charakterisircn. Der wachsende Schädel
ändert sieh dann, wie Welcker weiter bemerkt, indem seine Basis sich von der Geburt an
mehr und mehr krümmt, seine Kiefcrstellung von der prognathen (vergl. jedoch hierüber weiter
unten) Seite nach der orthognathen; der Thierschädcl, dessen Basis sich von der Geburt an
mehr und mehr streckt, zeigt eine mit dem Wachsthum sich steigernde Prognathie. Im Uebrigen
müssen wir, wie auch Broca und Langer gelhan, nach der Richtung der Zähne, deren schiefem
oder senkrechtem Anschluss an die Kiefer, eine zweite Form der Prognathie unterscheiden, eine
eigentliche, bloss von der Stellung der Kiefcrkörpor abhängige, und eine andere, wolcho von dor
Zahnstellung bezw. von der Neigung der Alveolartheile der beiden Kiefer bedingt wird, also
eine maxillarc und eine alveolare (dentale) Prognathie.
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Dr. Franz Daffner,
Will man ganz allgemein eine Eigentümlichkeit des Schädel« als — freilich keineswegs
verlässigen — Höhenmesser der psychischen Entwickelung gelten lassen, so dürfte hierzu
geeigneter als der Campcr’sche Gesichtswinkel (gebildet dnreh eine von der äusseren Oeffnung
des Gehörorganes bis zum mittleren unteren Theilo der Nase und eine zweite von da bis zur
Mitte der Stirn gezogene Linie) der Winkel an der Nasenwurzel erscheinen. Denn was das
Uebergewicht des Gehirnschädels Aber den Gesichtsschädel anlangt, so steht der entwickelte
Mcnscheusehädel zugleich mit dem Thier unter dem Kindessch&del. Ordnen wir dagegen nach
der Grösse des Nasenwinkcls, bo ergiebt sich nachstehende Heibenfolgc: Mauncsschidcl, Weibes-
»cbädel, Kindesschädel, Tbierschädcl. Dieser seiner Aufstellung fügt Welcker Folgendes bei.
„Man täusche sich indessen nicht Ober die Tragweite auch dieser Betrachtungsweise und ich
gedenke hier einer Bemerkung, die mir Lcuckart machte und die mir treffend genug scheint.
Das Pferd, der Storch und viele andere Thiero benutzen ihren Kieferapparat nach Art einer
Pincelte, sie besitzen eiuen hohen Grad der Prognathie nicht als Merkzeichen einer psychisch
niederen Rangstellung, sondern Hand in Hand mit der Möglichkeit jener Gebrauchsweise ihrer
Kiefer. Es fehlt diesen Thieren jeder andere Greifapparat. Besässc der Mensch nicht seine
Hand, so würde sein Bau bei prognatlier Kieferstellung vollkommener genannt werden müssen
als ohne Prognathie.“ Mir scheint diese Bemerkung nicht treffend genug. Denn mit der höheren
Differenzirung der Gliedmaassen hängt zusammen die höhere Differeuzirung des Gesichtsskelettes;
die ausgesprochen prognathe Kieferstellung erinnert aber an eine niedere Form und sie ist daher
als Atavismus aufzufassen.
Von den Anthropoiden hat den stärksten Unterkiefer der Gorilla, dann kommt der Orang-
Utang und zuletzt der Schimpanse.
Der Kindesschädel besitzt nach Welcker Eigentümlichkeiten solcher Art, dass er voll-
kommen weder dem Begriff der Prognathie noch dem der Ortho- oder Opisthognathie sich
fügen will. Vor Allem fehlt ihm das fast constante begleitende Merkmal der Prognathie, das
Uebergewieht des Gesichtsskclettes. Nach meiner bereits geäusserten Anschaunng ist der
Kindesschädel orthognalh, der Schädel des Neugeborenen ein orlhognather Langschädel.
Besondere Erwähnung verdienen noch die durch auffallende Bildung und Hervorraguug
des Unterkiefers ausgezeichneten Cranin progencia. Langer hat sie, wie folgt, geschildert
Bei den meisten Menschen, anch bei solchen mit prognatber Gesichtsbildung, umgreift die obere
Zahnreihe die untere, so dass im Anschlüsse beider Kiefer an einander die unteren Sofaneide-
zähnc hinter die oberen zu stehen kommen; ausnahmsweise aber stellen sieh die unteren Zähne
vor den oberen ein, wie dies vorübergehend auch durch einen Vorschub des Unterkiefers erzielt
werden kann. Leute, deren Zähne bleibend diese Stellung einnehmen, werden von den Dentisten
als Vorderkaucr bezeichnet und sind alsbald an dem vorgeschobenen Kinn erkennbar. Die
Missbildung kann siob zwar an verschiedene Gesichtsformeti anscbliessen , doch aber zeigt der
Unterkiefer gewöhnlich einige Eigentbümlichkeiten. „Sein Körper ist nämlich am Kinn hoch
und massig, hinten aber, beim Uebergang in die Aeste, schmächtiger und in einem bald mehr
bald weniger stumpfen Winkel von den Aoston abgebogen. In hochgradiger Ausbildung findet
sich diese Gestaltung des Gebisses wieder nur an oigentbümlich gestalteten Schädeln. Es sind
dies die nach einem auffälligen Merkmal, dem stark hervortretenden Kinn so bezeichneten pro-
gcneiBchen Schädel, Crania progeneia (ytviiov Kinn, XQoytvuof mit vorstehendem Kinn), grosse
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtabildung. 351
gerundete, in den Schiefen stark ansbauchende, an der Basis aber schmale Schädel mit einem
langen schmalen Gesichte, zu dessen Uebermnass insbesondere die Alveolartheile beider Kiefer
anschnlicho Quoten beistellen. Es ist kaum zu bezweifeln, dass die Enge der Schädelbasis einen
wesentlichen Einfluss auf die Streckung des Kiefers, auf die Enge und die Prominenz des Kinnes
ausübt. Die stark schief lagernde Gesichtslinie und das schmale lange Gesicht kennzeichnen
schon äusserlich diese Vorderkauer. Dazu kommt eine mitunter uingekrempte, doch alter kurze
quer gespannte Unterlippe, welche »ich nur zu leicht, insbesondere beim Lachen, so sehr zurück-
zieht, dass nicht nnr die unteren Schneidezähne, sondern auch ein Theil des Zahnfleisches bloss-
gelegt werden.
Der von Ludwig Meyer 1868 veröffentlichten vorzüglichen Abhandlung „Ueber Crania
progcncia, eine bisher nicht beschriebene Scliädeldifformität“ (Langer erwähnt sie nicht)
entnehme ich Nachstehendes. Die progcncien Schädel vereinigen neben dem Missverhältnis
zwischen Gesichts- und Kopfsdtädel fast alle Eigenschaften der kindlichen Kopfbildung: grosse
Kleinheit der Schädelbasis bei äusserst vorangeschrittener Entwickelung des Schädelgewölbcs,
namentlich in der Stirnbreite. In unmittelbarem Zusammenhang mit der unverliältnissmässigen
Entwickelung des Vorder- und Mittelhauptes (in Länge und Breite, aber nicht in Höhe) und dem
Zurückbleiben des Hinterhauptes steht der Befund eines ungewöhnlich starken Nackenbandes
(Ligamentum nuebae), welches für das Gefühl und selbst für den Blick kenntlich bervortritt, indem
es als fast fingerdicker Strang die Haut in der Mittellinie der Nackengegend hervorwölbt. Die
starke Vorwölbung der Slimgegend und der weit übergreifende Unterkiefer verleihen im Verein
mit dem schwach entwickelten Gesichtsskelet der progeueien Kopf- und Gesichtsconfiguration in
der Profilansicht die charakteristische Mondviertelphysiognomie, d. i. die Aehnlichkeit mit jenen
Gesichtern, mit welchen man die Kalenderzeichen des zu- oder abnehmenden Mondes verziert
findet. Die Stirngegend springt steil vor, die Nase ist lang, aber wenig vortretend, das Gesicht
überaus schmal und flach, so dass die Wangen in gerader, in der Gegend der Mundspalte leicht
concaver Linie in die spitz vorspringende Kinngegend übergehen, welcho durch die herabbängendo
und halb umgcklappte Unterlippe noch stärker vortritt. So erscheint das tiefer liegende Gesioht
von Stirn und Kinn eingcrahmt und kommt dadurch hauptsächlich der eben erwähnte Eindruck
hervor. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich nun, dass nicht etwa die mittlere Partie des Unter-
kiefers für sich, die Kinngegend, in einem besonders scharf nach vom gerichteten Vorsprung
endigt, das« vielmehr der ganze Unterkiefer den Oberkiefer bedeutend überragt, und die Schneide-
und Eckzähne des letzteren bei geschlossenem Munde von denen des ersteren vollständig bedeckt
werden. Dieses zurücktretende schmale und daher übermässig spitz und lang erscheinende Gesicht
wird nun nicht bloss vorn, sondern auch seitlich von einem voluminös ausgebauchten Schädel-
dach überragt Das Hinterhaupt ist im Gegentbeil nur schwach entwickelt, flach und steil in
den Nacken übergehend, die Ohren sitzen daher weit nach hinten und scheint das massige Vorder-
haupt, ohne Gegengewicht auf den schwachen Gesichlspartien aufsitzend, in steter Gefahr, nach
vorn überzukippen. Dieses auf die Dauer zu verhindern, wäre für die Nackenmuskeln eine über-
aus ermüdende Aufgabe gewesen, nnd daher ist bei dieser Conformalion eine besonders starke
Entwickelung des Nackenbandes, das Bich zwischen dem siebenten Halswirbel und dem Hinter-
haupte spannt, vorhanden.
Als durchaus charakteristisch tritt an den progeneien Schädeln der Unterkiefer in seinen
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352 Dr. Franz Daffner,
Formrerbältnissen hervor. Der Unterkiefer des Kindes zeichnet sich durch Kürze des Astes
und durch Stumpfheit des Unterkieferwinkels aus. Mit der Entwickelung der Zähne richtet sich
der Ast auf und wird zugleich länger, der Unterkieferwinkel aber kleiner. Der Unterkiefer des
progeneien Kopfes unterscheidet sich wesentlich sowohl von dem des Kindes als dein des Er-
wachsenen; er besitzt ganz und gar eine Form für sich, vermöge welcher die Berechtigung der
von Meyer gewählten Bezeichnung erst ihre volle Begründung erhält. Während nämlich die
Entfernung zwischen beiden Unterkieferwinkcln (Unterkieferbreite) bei Erwachsenen wie Neu-
geborenen fast das gleiche Verhältnis* zur Unterkieferlänge dnrhietet, befindet sich der Unter-
kiefer der progeneien Schädel in Bezug auf diese beiden Linien in dem Verhältnis«, dass zwar
die Unterkieferlänge ihre im Verhältnis# zu den kleinen Schädeln völlig normale Grösse erreicht
hat, dass aber die Unterkieferwinkel sich nicht weiter von einander entfernt haben, wie bei einem
fünf- bis achtjährigen Knaben. Es leuchtet ein, wie durch die Verkürzung der Linie zwischen
beiden Unterkieferwinkeln der Basis des durch sic und die beiden Unterkieferlängen dargestellten
gleichschenkeligen Dreieckes der durch die beiden Schenkel am Kinn gebildete Winkel sich
sowohl zuspitzen, als bei nicht entsprechender Verkürzung dieser Schenkel vorschiebeu muss, wie
also das Uebcrgreifen der Unterkiefer über die Oberkieferschneidezähue der Hanptsaclie nach
durch diese Verhältnisse bedingt werden muss. Es ergiebt sich ferner aus diesen Formenverhält-
nissen des Unterkiefers jene Gestaltung der Wangen- und Unterlippengegend, welche weiter oben
als charakteristisch für progencie Kopfbildung geschildert wurde. Während die Seiten des Unter-
kiefers des normalen erwachsenen Mannes den Oberkiefer, besonders in der Unterkiefergegend,
überragen und so der Wange eine Stütze bieten, hängen die zwischen Ober- und Unterkiefer
befindlichen Weichtheile des Gesiebtes von dem schmalen Oberkiefer des progeneien Kopfes vor
dem noch weit schmaleren Unterkiefer vorbangartig schlaff herab. Noch haltloser gestaltet sich
die Form der Unterlippe, welche unbedeckt von der zurücktretenden Oberlippe auf die eines
energischen Vorsprunges entbehrende glatte und spitze Kinngegend herabsinkt und vorn über-
klappt (Kopfform der älteren, spanischen, habsburgischen Linie) — in Bayern wird hierfür auch
der Ausdruck Pläppe gebraucht.
Hinsichtlich des Entwickelungsvorganges stellt sich die Formveränderung des progeneien
Kopfes als eine solche dar, wie sie die Scbädelkapsel in Folge eines auf sie durch den Schädel-
inhalt ausgeübten gesteigerten Druckes zu erleiden pflegt. Aber die massige Grösse der Schädel
weist zuerst darauf hin, dass die ganze Summe des ausgeübten Druckes wesentlich dem vom
wachsenden Gehirn ausgeübten in der Richtung nach vorn und unten gesteigerten Drucke ent-
sprach; denn es schlicsst schon die auf bestimmte einzelne Richtungen beschränkte Erweiterung
des Schädelraumcs pathologische Processe (hydrocephalische Ergüsse) aus, welche durch Ver-
mehrung des Schädelinbaltes einen gesteigerten Druck auf die Scliädelwandungen ausübe. Die
flache, seitlich und vorn ausgebauchte, hinten abgeflachte Form des progeneien Schädels macht
es wahrscheinlich, dass dieser Druck von hinten und oben ansgeübt sei und dass man den Aus-
gang desselben im Hinterhaupt zu suchen habe. Dafür spricht ausser der zurückgebliebenen
Entwickelung des Hinterhauptsbeines die scharfe Umbiegung des oberen in den unteren Theil
der Schuppe und die flache Stellung des letzteren, wie er für den Schädel Neugeborener charakte-
ristisch ist. Der untere Theil ist aber in seiner mittleren Partie nicht nur abgeflacht, sondern
auch eingedrückt und ausserdem erscheint diese horizontale Partie von der Enlwickelnngs-
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtsbildung. 353
Hemmung der ganzen Schuppe vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich, betreffen zu sein.
Die Abflachung des Hinterhauptshöckers (Protube ran tia occipitnlis externa) um! die keilartige
Eintreibung der oberen Schuppe zwischen die Scheitelbeine weisen auf dasselbe mechanische
Moment hin, als dessen nächste Folgen die glatten und grobzackigen Ränder der Lambdanaht
und die Vertiefung der Scheitelbeingegend aufzufassen wären. & ist begreiflich, wie das Zurück-
bleiben der unteren Schuppe, deren schnelles Wachsthum in den ersten Lebensjahren vcrhältniss-
mässig am meisten zur Vergrösserung des Schädels beiträgt, das wachsende Gehirn nüthigt, nach
anderen Richtungen hin Compensation zu suchen. Diese Tendenz wird aber durch die steile
Stellung des oberen Schuppentheiles noch gefördert während seine Einkeilung zwischen beide
Scheitelbeine auf die Höhenentwickelung de« Schädels hemmend einwirkt, da sie jenen nicht
gestattet, sich nach dieser Richtung frei zu entwickeln und sie gleichsam nieder hält. Das wach-
sende Gehirn wird daher die Schädelkapsel vorn und seitwärts mit seinem ganzen Drucke aus-
zudehnen suchen. Die Schädelbasis, hinten von den Seiten- oder Gelenklheilen (Partes condy-
loideae) des Hinterhauptsbeines eingeengt, vorn und seitwärts von der Schädelkapsel überwuchert,
wird nicht allein in ihrer Gesammtentwickelung gehemmt sein, sondern auch durch die Richtung
des Druckes die Neigung erhallen, »ich vorn und seitwärts nach unten zu biegen. Datier Ab-
flachung und Verschmälerung der mittleren und hinteren Schädeihöhten, die Felsenbeine zeigen
die hintere Fläche nach oben und die obere Kante nach vorn und etwas nach aussen gedreht,
die Oberkiefer werden sowohl kurz als schmal und gerathen in eine mehr orthognathe und selbst
opisthognathe Stellung. Diese Veränderungen müssen aber in doppelter Beziehung auf den
Unterkiefer wirken. Der bedeutenden Verschmälerung der Basis muss eine Annäherung der
Gelenkköpfe beider Seiten folgen, während dio veränderte Richtung der Kiefcrmuskeln hemmend
zugleich auf die Zunahme der Entfernung zwischen den unteren Euden der Unterkieferäslc, wie
auf die Abnahme des Unterkieferw'inkels zurückwirkt
Trotz des geschilderten Entwickolungsvorganges, wonach eine Gehirnerkrankung als primäre
Ursache auszuschliessen, kommt Meyer am Ende seiner Abhandlung zu dein Schlüsse, dass die
Bedeutung der progctieicn Schädelhiidung für die Pathologie des Gehirnes schwerlich überschätzt
werden kann. Während es ihm nicht gclungeu ist, auch nur eine derartige Missbildung unter
vielen hundert nicht nlienirtcn Menschen aufzufinden, l>esitzt die Göttinger Irrenanstalt unter etwa
200 Geisteskranken deren 11, ihre Schädelsammlung unter 40 Schädeln deren 2, und liess sich
für die überwiegende Mehrzahl dieser 13 Fälle der Nachweis führen, dass dio Geisteskrankheit
seit der Kindheit bestanden habe. Dass die erbliche Anlage auch bei dieser Kopfform eine
Rolle spielt und dass sonst normale körperliche und geistige Entwickelung mitverbnnden sein
kann, habe ich selbst beobachtet, allerdings unter mehr als 1000 Köpfen überhaupt nur einmal.
Hier dio Maasse. Alter 40 Jahre, 178cm Grösse, 67,1cm Kopfumfang, 25,0cm Diagonaldurch-
messer, 19,6 cm Längen- und 16,5 cm Breitendurelimesser, sonach 79,49 cm Kopfindex, besonders
oben stark vorgewölbte Stirn, ausbauctieiide Schläfen, abgeflachtes Hinterhaupt, 11,5cm Stirn-
breite, 8, 8cm Stirnhölio, 5,2cm Nasenlänge, 7,3 ein Xasenkinnlänge, 3,2cm Nasenbreite, 5,2cm
Mmidspalte, 14,4cm Gesichtsbreite, mithin 80,80 ein Gesichtsindex, Ohrmuschelhöhe 6,3cm und
Ohrmuschelbreite 4,1cm, also 65,08 ein Ohrmuschelindex, Ohrläppchen frei, aber kurz und breit,
Ohrmuschel weit hinten, Nase schmal, etwas nach liuks abweichend, Knochennase ziemlich ein-
gebogen, Kuorpelnase leicht aufstehend, dünne Kopfschwarte und spärlicher Haarwuchs, beson-
Archiv für Anthropotogl«. Bd. XXVII- 45
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354
Dr. Franz Daffnor,
der« am Scheitel. Der Vater mit ähnlicher Kopfbildung, geistig und körperlich gesund, starb an
Lungenentzündung mit 72 Jahren, Mutter gesund, 73 Jahre, lebt (1900); die GrosscHeru (väter-
licherseits) körperlich und geistig gesund, starben in den höheren 70 er Lebensjahren.
Hinsichtlich des Skeletgewichtes des Unterkiefers habe ich folgende Verhältnisse
gefunden. Bei dem 2917,85g schweren weiblichen Skelet betrug das Gesammtgewicht des
Schädels G40,50g. Hiervon trafen auf den Schädel ohne Unterkiefer 578g, auf den Unterkiefer
allein 62,50 g, woraus sich ein Verhältnis« des Unterkiefers tum ganzen Schädel von 9,76 Proc.
ergiebt. Bei dem 4264,48g schweren männlichen Skelet betrug das Gesammtgewicht des
Schädel* 707,80g. Hiervon trafen auf den Schädel ohne Unterkiefer 602,85g, auf den Unter-
kiefer allein 104,95 g, woraus »ich ein Verhältnis* des Unterkiefers zum ganzen Schädel von
14,82 Proc. ergiebt. Der Unterkiefer des Neugeborenen macht nach Theile 7,5 Proc. des ganzen
Schädels aus und erfährt dieses Verliältnis» im Laufe de« Wachsthum» eine entschiedene Zu-
nahme, was deutlich au* meinen Skelelwägungen hervorgeht. Das Verhältnis» des Unterkiefer»
zum ganzen Skelot ist nach Theile wie 1:44; meine Skcletwägungen beim Erwachsenen
(vergl. meinen Artikel Skelet iu Eulenbttrgs Iical-Encyclopädie der gesammten Heilkunde, 1899)
ergeben fär den weiblichen Unterkiefer ein Verhältnis« zum ganzen Skelet wie 1:46, für den
männlichen wie 1:40; es steht sonach auch hier da» Weib dem Neugeborenen, d. i. dem kind-
lichen Charakter, näher als der Mann. Bei einem 15jährigen Mädchen fand ich als Gesammt-
gewicht de« Schädels 515,25 g, wovon auf den Unterkiefer allein 51,91g, auf den Schädel ohne
Unterkiefer also 463,34 g trafen, wonach der Unterkiefer 10,07 Proc. des Schädels ausmachl, und
entfallen vom ganzen Schädel 80,17 Proc. auf die eigentlichen Schädel- und 19,82 Proc- anf die
Gesichtsknochen, d. L ein Verhältnis» der Gesichts- zu den eigentlichen Schädelknochen von 1:4.
Von den Gesichtsknochen treffen auf den Unterkiefer allein 50,82 Proc. Der schwerste, eigent-
liche Schädelknocbcn ist das Sehoitcl- oder Seitenwandbcin , der weitaus leichteste, zarteste und
gebrechlichste das Sieb- oder Riechbcin; der weitaus schwerste Gesichtsknochen ist der Unter-
kiefer, der entschieden leichteste das Thrünenbein. Die beiden Oberkieferbeine machen 35,80 Proc.
der Gesichtsknochcn aus, die beiden Gaumenbeine 1,88 Proc., die beiden Thränenbeine 0,14 Proc.,
die beiden Muschelbeine oder unteren Nasenmnscheln 1,56 Proc., die beiden Nasenbeine 0,53 Proc.,
dio beiden Jochbeine 8,50 Proc., das Pflugschai boin 0,75 Proc. Nach den Nasenbeinen sind die
(gleich ihnen anfangs des dritten Fötalmoiiatc» verknöchernden) Thrünonbcinu die kleinsten und
zartesten aller Gcsicbtsknochen, heim Neugeborenen die am meisten entwickelten Gesichtsknochen.
In dem Ueberwiegen der Hirnkapsel gegenüber dein Gesichtsschädel liegt der Vorzug des mensch-
lichen Kopfes; der Mensch hat im Verhältnis« zur Hirnkapsel das kleinste Gesicht.
Die rückgängigen Metamorphosen der Gesichtsknochcn, spcciel! der Kiefer, sind es haupt-
sächlich, welche das leichtere Gewicht des Greiaensehädels im Vergleich zu dem Schädel im
kräftigen Mnnnesaller bewirken und hängt dies mit dem Mangel der Zähne zusammen.
W a c h s t li u in des Gesichtes.
Die Entwickelung von Hirn- und Ge*icht«i‘ehadel gellt nicht in entsprechend gleicher Weise
vor sich, wie ohen bei der Kieferrichtung und folgend dargelegt wurde. Der Ilirnschadel be-
stimtnt die Form de» oberen Theiles des Kopfe». Von der Nasenwurzel an ziehe man eine Linie
durch da« Auge und durch das Ohrloch, das heisst, durch den Eingang iu den äusseren Gehör-
gaug, und von da weiter zum unteren Theile des Hinterhauptes, der sich beiderseits für den
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtsbildung. 355
tastenden Finger deutlich gegen die sich an ihn heftenden Muskeln und Bänder des Nackens
absetzt. Was Aber dieser Linie liegt, formirt den Hirnschädel, was unter derselben liegt, den
Gesichtsschädel, und bei diesem ist es wesentlich die stärkere Entwickelung der Kiefer, welche
in Betracht kommt. (Brücke, Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt, 1891.)
Dass das Waohsthnm des Gesichtes theilweise selbstständig, vom eigentlichen Schädel
unabhängig vor sich gehe, und dass der grosse Wechsel in der äusseren Erscheinung nur in einem
stärkeren oder geringeren Wachsthume der einzelnen Gesichtsabschnitte zu suchen sei, hat beson-
der» auch Kollmann (Mechanik des menschlichen Körper», 1874) hervorgehoben, dessen Aus-
führungen ich jetzt folgen lasse. Es giebt eine Menge Thalsachen, welche beweisen, dass das
Wachsthum des Gesichtes eine gewisse Unabhängigkeit besitze von dem des Schädels. Vor Allem
hat man längst die auffallende Beobachtung gemacht, dass hoi den Europäern, welche bekanntlich
ein gerades Profil auszeichnct, die Schädelkapsel bald kurz, bald lang sein könne, ohne dass sehr
bedeutende Unterschiede sich an dem Gesichte bemerkbar machen. Die nämlichen Formen findet
man auch bei den Naturvölkern und doch springt bei ihnen (allerdings nicht immer und nicht
ausschliesslich, D.) der ganze Knunpparat »chnanzenförmig vor. Eine andere Thntsaohe, welche
für die bis zu einem gewissen Grade selbstständige Entwickelung des Gesichtes spricht, liegt in
den hirnlosen Missgeburten (Ancnkephalen), welche — gewöhnlich — ein normal entwickeltes
Gesicht zeigen, während doch der Schädel vollkommen verkümmert ist Dieser Grad der Unab-
hängigkeit besitzt aber seine Grenzen, indem die Veränderungen in der Schädelform, wie sie bei
den Mikrocephalen und anderen SchädclmissBtaltnngen Vorkommen, stets die Bildung des Gesichtes
bis zu einem gewissen Grade beeinflussen. Das von vorn — sei es in Folge künstlicher oder
natürlicher Missstaltnng des Schädels — verdrängte Hirn schafft sich Kaum und treibt die Knochen
an einer anderen Stelle ans einander. Welchen Einfluss diese Verschiebung der Himkapsel auf
die Stellung des Gesichtes übt, zeigt das schnauzenartige Vorspringen desselben. Je mehr die
llirnkapsel zurückweicht, desto mehr rücken die Linien des Antlitzes nach vorn. Die Nasen-
wurzel, welche sonst tief eingesetzt ist, gebt in gleicher Flucht zum Nasenrücken. Da« Dach
der Augenhöhle ist gesenkt, der untere Band derselben überragt weit den oberen. Die vordere
Fläche des Kiefers liegt mehr und mehr schief und in dieselbe Linie reibt sich der Unterkiefer.
Der ganze Ausdruck wird in hohem Grade thierisch. Die Ebene nun, in der hauptsächlich die
Verschiebung stattfindet, ist der vordere Theil des Schädelgrundcs, an welchem das Gesichts-
dreieck befestigt ist. (Gesichtsschädel ist der ans 14 Knochen bestehende Keil, der seine Basis
von der Nasenwurzel bis zum Kinn entrecht, dessen stumpfe Spitze in der Gegend des grossen
Uinterhauptsloches liegt und dessen Seitenflächen von den Bändern der Kiefer zurück nach jenen
Punkten hinziehen.) Der Druck auf das Gehirn setzt sieh also nicht allein nach oben fort gegen
das Schädeldach, sondern auch gegen den Schädelgrund.
Hyrtl bemerkt: Je entwickelter die Kauwerkzeuge und je grösser der Baum, welchen die
Nasenhöhle eimiimmt, desto vorspringender erscheint der Gesichtsthcil des Kopfes und desto
inehr entfernt sieh da» ganze Profil vom Schönheitsideal.
Bei dem individuellen Wachsthume des Gesichtes möchte ich noch darauf hinweisen,
dass auch hier neben dem rein mechanischen Vorgänge die Desceudenz sich geltend macht.
„Die Principicn der Descendenz und der Mechanik schlieasen sieh nicht au», noch weniger
stehen sie mit einander im Widerspruche; sie sind vielmehr bestimmt, sich gegenseitig zu ergänzen.“
45»
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366
Dr. Franz Daffner,
Unter nahezu taugend Neugeborenen fand ich einmal (bei einem Mädchen) die ganze
linke Geftichtshälfte entschieden kleiner als die rechte, bei sonst normalem Kopfe.
Der verhältnissmiUsig kleine Kopfumfang in Verbindung mit der niederen, stark zurilck-
weichcnden (rückneigenden, fliehenden) Stirn und dem vorgetriebenen Gesichte giebt dem Mikro-
cephnlen ein charakteristisches Aussehen. Die Mikrocophalio ist begründet in einer mangel-
haften Anlage des Bildungsmaterialvs des Gehirnes, in Folge dessen das Wachsthum dieses
Organes und damit auch die dasselbe umgebende Schädelkapsel sich nicht genügend entfalten
kann. Die Mikrocephalie stellt daher eine krankhafte Bildungshemmung dar und ist eine Folge
der Mikrocnccphalie, und zwar wesentlich des Grosshirnes, wenn auch das Gehirn im Ganzen nur
ein Miniaturhirn prüsentirt Die Schädelnähte sind keineswegs immer frühzeitig verwachsen,
sondern können sich ganz normal verhalten. Je geringer aber die Gehirnanlage und Entwiuke-
lung, d. h. die Gchirumasse, speciell die der Großhirnhemisphären, desto geringer ist auch die
Anlage und Entwickelung der geistigen Fähigkeiten. Dies ist der Grund, warum bei nach Kopf
und Körpergrössc ebenmüssig entwickelten Zwergen eine, wiewohl normale, doch entsprechend
geringe und bei solchen mit im Vergleich zum übrigen Körper imvorhältnissmäasig entwickeltem,
sonst aber normalem Kopfe, entsprechend grössere geistige Ausbildung vorhanden ist. Der Zu-
sammenhang von physischer und psychischer Entwickelung lässt ein körperliches Zurück-
bleiben auch bei dem pathologisch verminderten Gehirn der Mikrocephnlen wohl erklären,
bestimmte Abänderungen der Weichtbeile, welche an die Anthropoiden erinnern, sind jedoch
nicht zu erkennen. Namentlich hat dieses Verhalten des Gesammtorganismus Bischoff in seiner
„Anatomischen Beschreibung eines mikrocephalen achtjährigen Mädchens“ (1873) auf Grund
genauer Untersuchungen nachgewiesen. Er hat darin zugleich den Beweis geführt, dass die
mikrocephalen Gehirne entgegen der Annahme Karl Vogt’s (Uebcr die Mikrocephalen oder
Affenmenschen, 1867) nicht atavistische, sondern pathologische sind. Es erscheint daher auch die
Annahme Darwin’s (Die Abstammung des Menschen, 1875), als könne das einfache Gehirn
eines mikroocpbalen Idioten, insoweit es dem eine* Affen gleicht, wohl als ein Fall von Rück-
schlag bezeichnet werden — Darwin beruft sich auf Vogt — , nicht richtig. (Jeder Kretin
ist ein Idiot, aber nicht jeder Idiot, >L h. geistig Schwacher, ist ein Kretin; bei den Krediten
geht im Allgemeinen der Grad der gcisligen Störung mit der körperlichen Missstaltung so
ziemlich parallel.) Das mikrocephalc Gehirn kann, wie Bischoff nachweist, niemals das nor-
male Gehirn irgend eines Thieres gewesen sein. In seiner „Beschreibung zweier Mikrocephalen-
gehirue“ (1868), worin er auch auf Vogt Bezug nimmt, kommt Sander gleichfalls zu dem
Schlüsse, dass das Mikrocephalengehirn ein fehlerhaft entwickeltes Menschengehirn sei. Die Be-
rufung Vogt’s auf einen Rückschlag des Mikroecpbalengehimes, ähnlich wie heim jetzigen Pferde-
fuss auf die Hipparionform, erklärt Bischoff mit Recht als ganz unzulässig, denn nach dem
Begriffe des Atavismus müsste dann das Mikrocephalengehirn dem Gehirne eines jetzt aus-
gestorbenen Urahnen normal angchört halten. Beim jetzigen Pferdefuss ist nur die eine der
mittlere Zehen ausgebildct, indem die embryonal, also in der ursprünglichen Anlage vorhandenen
beiden seitlichen Zehen gänzlich verkümmern und verschwinden. Ausnahmsweise kommt nun
wirklich eine seitliche Zehe auch bei unserem Pferde zum Vorscheine, und da haben wir dann
offenbar eine Rückkehr zu dem ursprünglich normal dreiseitig gestalteten Hipparionfusse (vergl.
Siebold, Das Ilipparion auf Jahrmärkten, 1881). Dasselbe gilt für den Menschen, d. It. ist als
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» «ler Gesichtsbildung. 357
Rückschlag aufzufassen, wenn das Os centrale carpi selbstständig bleibt, wenn überzählige Zähne
und überzählige Brustdrüsen und Brustwarzen Vorkommen. Hipparion und jetziges Pferd haben
aber ausser der verschiedenartigen Zchenbildung den gleichen Körper, die gleiche übrige Organi-
sation, während eine Gleichheit der Organisation des übrigen Körpers mit dem Körper des Mikro-
ccphalen bei dem Urahnen, auf den das Mikroccphalengchiru hinweisen soll, mit absoluter Sicher-
heit auszuschliessen ist. Es lässt sich, wie Bise hoff in dem seiner ausführlichen Abhandlung
vorhergehenden kurzen Vortrag „Ueber das Gehirn eines mikrocephalischen achtjährigen Mädchens“
(1872) sagt, durchaus nicht unnchmen, und wird auch nicht angenommen, dass unser affenartiger
Vorfahr in allen anderen Stücken und Organen bereits ein Mensch war, nur noch in seiner Gehirn-
bildung auf einer niederen Stufo stand. Vielmehr wird angenommen und ist anzunehmen, dass unser
Urahn in allen Stücken ein affenartiges Thier war und erst allmählich, bei fortschreitender Gehiru-
entwickclung, sioh auch in seinen übrigen Organen und Gebilden zn einem Menschen entwickelte.
Christoph Aeby hält die Vogt’sche Nebeneinanderstelluug von Mikrocephalengehirn
und Ilip|>arionfu8s als atavistische Formen ebenfalls für unstatthaft, und begründet in seinem
Vortrage „Ueber das Verhältnis der Mikrocephalie zum Atavismus“ (1878) seine Anschauung
wie folgt. Vogt beruft sich besonders anf die bei unserem Pferde ausnahmsweise vorkommendc
dreizehige llipparionform als auf eine derjenigen des mikrocephalen Gehirns durchaus ebenbürtige
Hemmungsbildung (Bischof!' sagt richtiger Bildungsheinmung D). Nun, dass man ein Gehirn,
das in »einer Ausbildung um die Hälfte oder noch mehr hinter dem normalen Ziele zurückhleibt,
ciu gehemmtes nennt, ist wohl einleuchtend genug, aber dass man dieses auch einem Kusse
gegenüber thun will, der statt nur einer Zehe deren drei entwickelt, das dürfte denn doch der
dentschen Sprache etwas viel zugemuthet sein. Ist das wirklich eine Hemmung, wenn das nor-
male Ziel nicht allein erreicht, sondern sogar überschritten wird? Wollen wir von einer Hem-
mung sprechen, so ist dies nicht gegenüber dem Hipparionfnss, der seine ganze anfängliche An-
lage getreuiich.wahrt, am Platze, sondern gegenüber dem gewöhnlichen Pfordefnsse, der von
seiner im Fötus vorhandenen dreifachen Zehenanlage nar die mittlere ausbildet, die beiden seit-
lichen dagegen verkümmern und schliesslich gänzlich verschwinden lässt. Mikrocephalengehirn
und Hipparionfuss sind also nicht nnr keine analogen Bildungen, sondern das gerade Gegentheil
von solchen. Dort wird ein Organ in seiner Entwickelung aufgehalten und gelähmt, hier um-
gekehrt zu höherer Leistung angesporot. Dort sinkt ein Körpertheil, der in der Differcnzirung
einer niedrigeren Form zuiu Menschen die Führerschaft übernommen, wieder so tief, dass der
betreffende Organismus nahezu unfähig wird, seine spccifiscbe Aufgabe zn erfüllen, hier drängt sieb
ein Körpertheil wieder hervor, der seit langem auf jegliche Bedeutung Verzicht geleistet und durch
seine Anwesenheit ebenso wenig zu nützen, als durch seine Abwesenheit zu schaden vermag. —
Auffallender Weise hat Aeby die BischofPschen Arbeiten ganz mit Stillschweigen übergangen.
Betrachten wir nun die Maassverhältnissc der einzelnen Gesicbtstbeilc und ihre
Wachsthumszunahiue, so erhalten wir:
N eugeboren:
Geschlecht
Stirnhöhe
Nasenlänge
XaGenkinnUnge
Naienbreitc
Mundspalte
Ge*ichtabreite
weiblich. . . |
3,01
2,03
3,11
1,07
2,57
7,49
männlich . .
3,81
2,15
3,10
2,03
2,55
7,67
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358
Dr. Franz Daffner,
Hinsichtlich der Extreme ergaben eich als kleinste Mou‘c beim weiblichen Neu-
geborenen (Anzahl 36): 2,6cm für die Stirnhöhe, 1,7 cm Nasenlänge, 2,7 cm Nasenkinnlilnge, 1,7 cm
Naaenbreite, 2,2 cm Mundspalte und 7,0cm Gesicbtsbreite. Die grössten Maasse waren: 4,6cm
für die Stirnböhe (bei 9 Pfund schwerem Neugeborenen, worauf 4,2 cm folgte, während ein zweites
9 Pfund schweres Neugeborenes nur 3,7 cm Stirnhöhe anfwies), 2,5 cm Nasenlänge (beim zweiten
9 Pfund schweren Neugeborenen, beim ersten nur 1,7 cm), 3,7 cm Nasenkinnlänge, 2,4 om Nasenbreite
(beim zweiten 9 Pfund schweren Neugeborenen, beim ersten 2,0 cm), 3,2 cm Mundspalte und 8,1 cm
Gesicbtsbreite (beim ersten 9 Pfund schweren Neugeborenen 8,0 cm und beim zweiten 7,9 cm).
Kleinste Maasse beim männlichen Neugeborenen (Anzahl 36): 3,2cm für die Stiro-
hölic, 1,8cm Nasenlänge, 2,7 cm Naseukinnlänge, 1,6cm Nasenbreitc, 2,0cm Mundspalte (sehr
kleiner Mund) und 7,2cm Gesichtsbreitc. Die grössten Maasse waren: 4,4cm für die Stirn-
böhe, 2,5cm Nasenlänge, 3,6cm Nasenkinnlänge, 2,2cm Nasenbreite, 3,2cm Mundspalte und
9,0 cm Gesichtsbreite (bei einem ebenfalls 4500 g schweren und 55 cm langen Neugeborenen).
Hinsichtlich der Mundform folgende Bemerkung Langer’*. Einen ganz besonderen
Schnitt zeigt der Mund frischer, wohlgenährter Neugeborener. Der Mund ist klein und von breit
gesäumten, aufgeworfenen Lippen begrenzt. Die Veranlassung dieses Schnittes der Lippen liegt
zunächst in der Kürze der Alveolarfort sülze der Kiefer, in Folge deren sieh die etwas länger
angelegten Lippen beim Anschlüsse an einander umlegen; dazu kommt das in einen Klumpen
angebäufte Baekcnfett, wodurch die Lippen auch von den Seiten her zusammen geschoben und
wie zum Kusse bereit erhoben werden. Das Liebliche verflüchtigt sich aber alsbald mit dem
Schwunde der runden Backen und der Ausbildung des Gebisses; die Mundspalte wird jedenfalls
länger und ihr rother Saum schmäler. Das Lippenroth, herrührend von der mit sucoulentem
Epithel überzogenen Mundschleimhaut, ist eine dem Menschen eigentümlich zuknmmende Bil-
dung. Schwellende Lippen und eine kleine Mundspalte sind Merkmale schöner jugendlicher Bil-
dung. Die beiden Lippen unterscheiden sich sehr wesentlich von einander, wie überhaupt die
Oberlippe viel mehr dnrchgcbildet ist als die Unterlippe; es haftet auch tatsächlich gerade das
Feinere der Mund form mehr an der Oberlippe als an der Unterlippe, welche wieder mehr an
die vegetative Function erinnert. Bei einem schönen Munde muss aber niolit bloss die Grenze
»wischen Haut und Lippenroth durch die Farbe deutlich hervortreten, sondern auch die Form,
da» Relief des Mundes, durch schöne Linien begrenzt sein.
Erwachsen;
Geschlecht
Stirnhöhe
Nasenlänge
Niuenkiunlänge
Xasenbreite
Mundspalte
Gesichtsbreitc
weiblich . . .
6.29
4,99
6,69
8,39
4.96
13,00
männlich . .
7,27
6, öl
7,12
4,03
5,49
14,28
Hinsichtlich der Extreme ergaben sich als kleinste Maasse beim weiblichen Erwach-
senen (Anzahl 50): 4,8 cm für die Stirnhöbe (worauf 5,1cm folgte), 4,2 em Nasenlänge (worauf
4,5 cm folgte), 6,1cm Naseukinnlänge, 3,0 em Nasenbreite, 4,0 cm »Mundspalte nnd 12,4 em Gesiclils-
breite. Die grössten Maasse waren: 7,8 em für die Stirnhöbe (stark gewölbt, worauf 7,7 cm bei einer
17,3 cm grossen und dann 7,4 cm), 5,8 cm Nasenlänge, 7,5 cm Naseukinnlänge, 3,8cm Nasenbreitc,
5,7cm Mundspalte nnd 14,3cm Gesicbtsbreite, (Einmal war die Nase fast gerade abgeschnitten.)
Kleinste Maasse beim männlichen Erwachsenen (Anzahl 33): 5,8 em für die Stirnhöhe
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtsbildung. 359
vorauf 6,2 cm folgte), 4,8 era Nasenlänge, 6,4 cm Nasenkinnlänge, 3,5 cm Nasenbreite, 4,5 em
'undspalto nn<l 13,4cm Gesichtsbreite. Die grössten Maasse waren: 8,4cm für die Stirnhöhe
tobe gewölbte Stirn, worauf 8,3 cm bei stark gewölbter Stirn, dann 7,8 cm), 6,3 cm Nasenlänge,
3cm Nasenkinnlänge, 4, Gern Nasenbreite, G,6cm Mtiudspalte und 15,5cm Gesichtsbreite. (Rin*
a 1 war die Unke Gesichtshälfte leicht schief nach abwärts gerichtet; zweimal war die Nasen-
ais fast gerade abgeschnitten.)
Bei einem mikrocephalen Mädchen, angeblich 20jährig, fand ich: Grösse nicht ganz
n, Kopfumfang 34,8 cm Längeudurchmesser 11,0 cm und Breitend nrchmesaer 8,6 cm, sonach
ngenbreitenindex 78,18 cm, Diagonaldnrchmesscr 15,0cui. Diese Kopfmaasse stimmen ziemlich
nau mit den beim Neugeborenen; der etwas grössere (gegen 13,58cm beim Neugeborenen)
agonaldurchmesscr und ebenso die Nasenkinnlänge hängt natürlich mit den entwickelteren
.efern zusammen. Sieber ist, dass bei der Geburt, gleich dem übrigen Körper, alle Kopfmaasse
deutend kleiner waren, einschliesslich der Gesichtsmaasse, wofür besonders ansscr den zahn*
igenden Kiefern auch das Wachsthum der Ohrmuschel spricht. Stirnhöhe (sehr niedere und
hr stark zurttckweichende Stirn) 2,8 cm, Nasenlänge 3,5 cm, Nasenkinnlänge 5,4 cm, Nasenbreite
lern, Mundspalte 3,8cm, Gesichtsbreite 9,2cm. Sehr starke, locker anhaftende Kopfschwarte;
eilte Wölbung des Uinterkopfcs. Haare kurz, aber dicht, schlicht, schwarz. Schöne weisse,
ossc, starke Zähne, im Unterkiefer 12 (4 Schneide-, 2 Eck-, 2 Barken- und 4 Stock zähne), im
►erkiefer 10 Zähne (4 Schneide-, 2 Backen- und 4 Stockzähne). Unvermögen zu sprechen;
ir unruhig; ziemlich regelmässige schwache Menstruation.
Berechnet man naeh den angegebenen Müssen die Gesichtsindices (Gesichtshöhe =
scnlängc mit Nasenkinnlänge, also von der Nasenwurzel bis zur Mitte des unteren Randes
t Unterkiefers) auf diese Weise, so erhält man beim Neugeborenen für das weibliche Gesicht
lex 68,G2cni und für das männliche 68,45cm; beim Erwachsenen für das weibliche
,84cm und für das männliche 88,44cin. Aus diesen Verhältnissen geht hervor, dass im
irlaufe des Wachsthumcs der Höhen- oder Läugsdurchmcs-cr gegenüber dem Breitcndurchmessc-r
vorzugt wird, dass das Gesicht mehr in die Höhe als in die Breite wächst Der Grund hior-
- liegt in der Entwickelung und Bezahnung der Kiefer, und sehen wir dies durch das ent-
sprechende Verhalten beim mikrocephalen Mädchen bestätigt; dasselbe bat nämlich einen
Gesichtsindex von 96,74 cm.
Den Wachsthnmsverhältnissen am Lebenden entsprechend gestalten sieb die Gesichtsmaasse
am Skelet, wie Holl in seiner Arbeit „Uober Gesichtsbildung“ (1898) nacbgewieseii bat.
Er kommt zu dem Schlüsse, dass in dem Gesichtsscliädel des Menschen von der Geburt an bis
zu seinem vollendeten Wachstimme ein steter Umforninugsprocess stattfindet in der Weise, dass
das extrem breite und extrem niedrige Gesicht des Neugeborenen in ein weniger breites, aber
hohes Obergeführt wird. Die Umformung macht sich namentlich in den Ilöhedimensioncn geltend.
Das extrem breite und extrem niedrige Gesicht stellt daher eine niedrige Stufe der Gcsichts-
formeuentwickclung dar. Für die Untersuchuug der senilen Gosichtssohädel sind nur jeuo
Greisenschädel in Betracht zu ziehen, hei welchen ein Verlast der Zähne und damit einhergehend
der Schwund der Alveolarfortsätze der Kiefer ciiigetretcn ist. Greisenschädel mit Zähnen und
daher auch erhaltenen Alvoolarfortsätzen unterscheiden sich in ihren Gesichtsformen nicht von
denen der Erwachsenen. Der Verlust der Zähne und der Alveolarfortsätze bringt aber lief ein-
schneidende Veränderungen in dem Gesiebte zu Stande. Ein Gesichtsscliädel, der vor der
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360
Dr. Franz Daffner,
Periode de« Greisenalter« Zähne und Alveolarfortsätze verliert, erlangt selbstverständlich vollständig
die Form und da« Ansehen des zahnlosen Greisenschädets. Da» überaus kurze Gesicht i»t für
den Greiseuschädel charakteristisch. Durch den Verlust der Zähne und der Alveolarfortsätae ist
die GesichUh&he um ein Beträchtliches gesunken, die Geaichtsbrcito aber ist die gleiche geblieben.
Daraus muss sich mit Nothwendigkeit eine Gesichtsform ergeben, die extrem chamä|irosop
{yuua.1 , niedrig) ist. Alle zahnlosen Greisenschädel zeigen daher extreme Chamäprosopie.
Dnrch den Mangel der Zähne und der Alveorlar1'ort«ätze, Verhältnisse, wie sie beim Neugeborenen
anftreten, erinnert die senile Chamäprosopie au die infantile, durch das Verhalten der Nasen-
region aber, welches ganz gleich den Formen Erwachsener ist, entfernt sich erstere weit von
der letzteren. Der zahnlose Greisenschädel hatte vor dem Verluste seiner Zähne und Alveolar-
fortsätze die Eigenschaften der Gesichtsformen der Erwachsenen; nach dem Verluste jener Thcile
machen sich aber in der Mundregion nun Verhältnisse geltend, welche an die bei Neugeborenen
vorhandenen Verhältnisse erinnern. Die Thatsachc, dass die zahnlosen Greisenschädel vor dem
Verluste der Zähne und Alveolarfortsätze verschiedene Gesichtsformen, wie sie bei den Erwach-
senen angetroffen werden, aufweisen, zeigt sich noch darin, dass bei ihnen die Verhältnisse der
Nasenregion vorhanden sind, wie sie bei den verschiedenen Gesichtsformen Erwachsener Bich
finden. Obgleich nun in der Mundregion alle zahnlosen Greisenschädel ein fast gleiches Ver-
halten zeigen, macht es die verschiedene Form der Nascuregion, dass auch unter den zahnlosen
Greisenscbädeln verschiedene Gesichteformcn angetroffen werden. Die senile Chamäprosopie ist
eine erworbene, eine secumlär im Beben aufgetretene Gesichtsform, und es lässt sich nach-
träglich nicht ermitteln, aus welch’ einer Gesichtsform des Erwachsenen diese oder jene Form
der senilen Chamäprosopie sich entwickelt hat. Tn der Nasenregion und in der Höhe des Ein-
ganges der Augenhöhle verhält sich das Greisengesicht zu dem Gesichte des Neugeborenen, wie
der Erwachsene zum Neugeborenen. Nach den absoluten und relativen Maassen entfernt sich
das (zahnlose) Grcisengcsicht weit vom Gesichte des Neugeborenen; begreiflich, da ja das Greisen-
gesicht ln seinen Breitenverhältmsscii von den auf die Höhenverhältnisse so tief einwirkenden
Umänderungen, wie sie durch den Verlust des Gebisses eingetreten sind, unberührt geblieben
ist In den Broitendimensionen weist datier da« Greisengesiebt Verhältnisse auf, wie sie beim
Erwachsenen angetroffen werden. Grosse Unterschiede treten dagegen in den Höhenverhältnissen
auf; diese sind beim (zahnlosen) Greisengesicht vollkommen andere als beim Erwachsenen, und
die Ursache ist einzig und allein darin zu suchen, dass im Grciaengesichtc durch den Verlust
der Zähne und durch den Schwund der Alveolarfortsätze ein wesentliches Formclcmcnt des Ge-
muhtes zum Ausfälle gekommen ist; die Chamä|irosopie des Erwachsenen und des GreisengeBichtes
ist daher ganz verschiedener Form. Durch den Verlust der Zähne und der Alveolarfortsitzc
nähert sich das Greisengesicht dem der Neugeborenen, aber auoh diese beiden Arten von Chamä-
prosopie «ind weit verschieden. Die senile Chamäprosopie, die infantile Chamäprosopie und die
Chamäprosopie der Erwachsenen, jede von ihnen stellt eine besondere Gcsichtsform dar, mit
ganz eigenen Verhältnissen. Durch einen, jedem einzelnen Gesichtsknochen eigenthilmlichen,
ganz bestimmten Wachsthumsmodus und durch Einschaltung eines neuen Formelemeutes, de«
Gebisses, wird die infantile Chamäprosopie in die erwachsene Gesichtsform übergeführt. An«
der ausgebildeten Gesichtsform entsteht beim zahnlosen Greisenschädel durch Ausschaltung
eines Formelementes des Gesichtes, de« Gebisses, die senile Chamäprosopie.
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis« der Gesichtsbildung. 361
Ohrmuschel.
Die Ohrmuschel, oder das äussere Ohr, Anricula, ist einer jener wenigen äusseren Körper-
theile, welche erst in den späteren fötalen Lehenitperioden ihre definitive Gestaltung erlangen.
Sie hat ihren Namen von der trichterförmig in dcu äusseren Gehörgang sich liiueinriehenden
Muschclhöhle. Nach Kollmnnn bildet sich die Ohrmuschel in der fünften Woche aus dem
ersten und »weiten Kiemenbogen und wird im Beginne des dritten Monats mehr und mehr frei.
In der zweiten Hälfte des fünften Monats ist am Rande des Helix (Wi£, das Gewundene, der
Umschlag, die Ohrkrempe oder äussere Ohrleiste) bei dem menschlichen Fötus eine doppelte
Spitze nachznweisen : die Scheitelspitze , welche thierähnlich, theromorph genannt werden muss
(bei den Thicren führt ihre weitere Entwickelung zur Ausbildung der charakteristischen Ohr-
spitze, die allgemein bekannt ist), und die Darwinsche Spitze an dem hinteren Rande des
Helix, ungefähr in der Höhe der Theilung der Gegenleistc in ihre zwei Schenkel. Der Helix
ist dabei noch nicht umgeklappt. Je weiter die Entwickelung de» Menschcuohres fortschreitet,
desto mehr schwinden diese Thierähnlichkeiten; schon bei einem menschlichen Fötus des sechsten
Monats wird die Scheitelspitze durch den umgebogenen Rand unsichtbar wie bei dem Neu-
geborenen, dagegen bleibt die Darwinsche Spitze noch erhalten. Diese Ohrform gleicht dem
Ohre des Ceroopithecus ruber. Fällt die Darwinsche Spitze noch stärker auf, so erhält die
ganze Ohrmuschel Aehnlichkcit mit deijenigen eines Makoken. Mit dem achten Monate beginnt;
die Weiterenlwickclnng den directen Wog nach der menschlichen Form einzuschlagcn. Das
Makakusohr, bei welchem der Helix nicht eingerollt, sondern nach hinten und oben ausgedehnt
und zugespitzt ist, soll nach Gradenigo (Zur Morphologie der Ohrmuschel bei gesunden und
geisteskranken Menschen und bei Delinquenten, 1890) in 0,5 bis 1,5 Proc. an normalen Individuen,
in 23,5 Proc. an Kretins Vorkommen. Die Abnormitäten der Ohrmnschel sind nach ihm gewöhnlich
bilateral, zuweilen auch bloss unilateral. Die einseitigen Anomalien kommen im Allgemeinen
häufiger an der rechten Seite vor, und zwar sowohl bei Männern als auch bei Weibern, mit
Ausnahme der (seltenen) abstehenden Ohren, wolcho bei Männern viel häufiger linksseitig sind.
Ecke und Gegencoke stellen die vordere bezw. hintere Verdickung des die Grundlage der
Ohrmuschelform bildenden Ohrknorpcls vor dem Eingänge in den äusseren Gehörgang dar.
Hyrtl, „Lehrbuch der Anatomie des Menschen“ (15. Auflage, 1881), bemerkt: Die an dem
sogen. Bocke oder der Ecke Tragus (xQtiyos, Bock) sprossenden steifen Haare hielt man, wenn
sie aus dem Ohre wie Büschel herausstehen und dadurch an die Aures acntac der bocksfüssigen
Satyri mahnen, für ein Attribut geiler Menschen und nannte sie deshalb Bockshaare, Hirci
(hircus = tpayoc), wodurch der Tragus zu seinem sonst nicht zu erklärenden Namen gekommen
sein mag. In der letzteD, 20. Auflage (1889), heisst es: Die am Tragus und in der Incisura
intcrtragica sprossenden steifen und (gewöhnlich!) kurzen Haare wachsen öfters, besonders bei
alten Leuten, zu förmlichen Büscheln an, welche, wie es in dem Leiicon medicum graeco-latinum
(1679) von Blancardus (Blankaart) heisst: Dcnsam hiroi harbulam exprimunt. Von diesem
Bocksbärte! erhielt ohne Zweifel der Tragus seinen Namen.
Langer äussert sich in folgender Weise: Offenbar um auf die Sinnlichkeit der Satyrc
und Faune hinzuweisen, haben die alten Künstler diesen Gestalten ein thierisch verlängertes und
zugeschärftes Ohr angebildet, bald so, dass sic den freien Saum immer noch helixartig uin-
krempten, bald aber auch so, dass sie den Helix vollständig aufrollten und die Ohrmnschel in
Archiv for Anthropologie. B4. XXVII. 4(3
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362
I)r. Franz Daffnor,
eine scharfe Spitze auslnufen Hessen uml damit die thieriechc Bildung zum vollen Ausdrucke
brachten. Bemerkenswert!) aber ist, dass sie trotzdem um den Gehörgang herum das Ohr ganz
in menschlichen Formen bildeten, sogar das Ohrläppchen bcibchiclten.
Zwischen Ecke und Gcgenccke, Ober dem Ohrläppchen, ist ein schräg nach vorn und ab-
wärts gerichteter Ausschnitt, die bereits genannte Incignra intertragien oder der Zwischenecken-
einschnitt, gegen welchen die Höhlung der Mnschelgrube rinnenartig ausläuft. Die trichterförmig
in den äusseren Gehörgang sich hincinziebcnde Muschelhöhle Concha wird nämlich durch die
Wurzel des Helix, den Leistenscheukel Crus belicis iu eine obere kleinere (Cymba conchac) nnd
eine untere grössere Abtheilung oder Grube (Cavum conchae) geschieden. Der mit Flaumhaaren
und Talgdrüsen, besonders in der Concha (*oVy>j, Muschel), reichlich ausgestattete llautübcrzng
der Ohrmuschel hängt an der concaven Fläche des Knorpels fester als an der convexen an und
bildet unter dem Zwischenecken einschnitt einen mit fettlosem, blntgefäss- und nervenarmem Binde-
gewebe gefüllten flachen Beutel, da* Ohrläppchen (Xiobulus aurieulae), welches, wie die Ohr-
zierrathen der Wilden beweisen, eine ungeheure Ausdehnbarkeit besitzt nnd beim Olirenstechen,
dem ersten, der weiblichen Eitelkeit dargebrachten Opfer, weder erheblich schmerzt noch blutet.
Dieses Ohrläppchen gilt als ein Charakteristicum (Reservatrecht) menschlicher Bildung, da es
sich nicht einmal bei den Anthropoiden linden soll, was jedoch für den Gorilla bestritten, d. h.
mit Recht beansprncht wird — ein zwar kleines, aber hängendes Läppchen.
Bei vielen Thieren sind die (äusseren) Ohren, wie Darwin (Der Ausdruck der Gemülhs-
hewegnngen, 1877) bemerkt, äusserst ausdrucksvoll; bei einigen aber, wie beim Menschen, den
höheren Affen und vielen Wiederkäuern versagen sie in dieser Beziehung ihren Dienst.
So sehr es manchmal den Anschein hat, als ob das Obr höher sässe als sonst, so kommt
der änsserc Gehörgang doch nicht böher zu liegen als in die Linie des oberen Randes vom
Nasenflügel. Eine naturgemisse Tieflage des» Obre» findet sich heim Kinde, doch insofern bloss,
als der kindliche llimschädcl weitaus höher über das Ohr hinanfreicht als der Gesichtsantheil
des Kopfes herabreicht; während also beim Erwachsenen der Gehörgang nahe in der Mitte der
Kopfhöhe sich befindet, Hegt er beim Kinde constant darunter. Diese normale Tieflagc des
Ohres ist sonach vorübergehend als ein ßildungsstadium constant bei Kindern vorhanden. Es
handelt sich dabei allerdings nicht um das Lagevcrhällniss des Ohres gegenüber den Gesichts-
thcilen, sondern um die Sitnirung in der verticalen Dimension dos Kopfes, gemessen vom Scheitel
bis zum Unterkiefer. Diese Situinmg wechselt thateächlich mit dem Wachsthume. Ehe «ich
nämlich die bleibenden Proportionen zwischen dem Umfange des Hirn- und Gesichtsschädel*
ausgebildet haben, ist das Schädeldach beträchtlich über die Schädelbasis ansgeweitet und das
Gesiebt noch nicht seiner volleu Länge nach ausgewachsen. In Folge dessen stellt sich der
Abstand der Ohröffnung vom Scheitel des Kopfes beträchtlich grösser dar als vom Unterkiefer-
rande, und zwar tim so mehr, je jünger das Individuum ist. Das Ohr liegt daher beim Kinde
tiefer, dem Halse verhältniasmässig näher als beim Erwachsenen. Dabei handelt es sich, wie
selbstverständlich, nicht eigentlich um eine Verschiebung des Gehörganges, dieser bildet viel-
mehr das Centrum des Waclisthumes, und da sich der obere Abschnitt des Kopfes, der Hirn-
sehädcl, weniger vergrössert als der untere Abschnitt, nämlich das Gesicht, verändern sich die
Proportionen der beiden Abstände des Obres. So kommt es, das* während der Gehörgang des
Kindes fast genau bis an das untere Viertel des verticalen Durchmessers des Kopfes angrenzt,
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Anthropologische Beiträge zur Kenntnis» der Gesichtsbildung. 363
er beim Erwachsenen diesen Durchmesser mitunter sogar in zwei fast gleiche Theile theiit.
Begreiflich, dass nach dem Kntgange der Zähne und dem Schwunde der Kiefer im Grciscnalter
sich annähernd wieder die infantilen Verhältnisse einfinden.
Schöngeformte Ohrmuscheln gehören zu den grossen Seltenheiten. Langer (Ueber Form*
und Lageverhältuisse des Ohres, 1882) bemerkt, dass das durchwegs kleinere und meistens auch
feiner modellirte weibliche Ohr bei Weitem weniger variirt als das männliche.
Was nun die Maassverhältnisse der Ohrmuschel betrifft, so habe ich (bei dem gleichen
wie lur die Oesichtsmaasse benutzten Material) gefunden:
Weiblich
Männlich
Alter ;
Ohrmuschelhöhe
Ohrmuschelbreite
Alter
Obrmuschelhöbe
Ohrmuschelbreite
Neugeboren . |
3, SO
2,56
Neugeboren .
8,68
2,64
Erwuchsen . .
6,06
8,61
Erwuchsen . .
6,68
4,13
Die Linie, welche die Ohrmnscliclhöhe oder Ohrmuschellänge ansdrückt, wird senkrecht
von oben (Scheitel der Ohrmuschel) zum Ende des Ohrläppchens, entsprechend der grössten
Längaaxc gezogen. Die Liuie, welche die Ohrmuschelbreite ausdrückt, muss etwas schief sein,
dünn sic ist von der Milte der Ansatxstelle der Ohrecke (Tragus) in leichter Richtung nach auf-
wärts zum äussereu Rande der Ohrmuschel, der sogen. Leiste (Helix), zu ziehen. Man misst am
besten mit einem feinen, 7 bis 8 mm breiten und 10 bis 11cm langen, in Millimeter eingetheiiten
hölzernen Maassstabe, und darf hierbei die äussere Ohrleiste nicht fest angedrilckt, nur sauft
berührt, werden, wogegen ein leichter Druck auf die Ecke nicht zu umgehen ist.
Hinsichtlich der Extreme ergeben sich als kleinste Maassc beim weiblichen Neu-
geborenen (Anzahl 36) 3,2 cm für die Ohrmnschelhöhe und 2,3 cm für die Ohrmuschelbreite.
Die grössten Maasse waren 3,9cm für die Ohrmusebelhöhe und (dieser entsprechend) 2,9cm
für die Ohrmuschelbreite. Kleinste Maassc beim männlichen Neugeborenen (Anzahl 36)
2,9 cm (worauf 3,2 cm folgte) für die Ohrmuschelhöhe und 2,2 em für die Ohrmuschelbreite. Die
grössten Maassc waren 3,8cm für die Ohrmuschelhöhe und 2,9cm für die Ohrmuschelbreite.
Beim weiblichen Erwachsenen (Anzahl 50) ergaben sich als kleinste Maassc 5,4cm
für die Obrmuschelhöbe und (dieser entsprechend) 3,1 cm für die Ohrmuschelbreite. Die grössten
Maass« waren 6,8cm für die Ohrmnschelhöhe und 4,2cm Ohrmuschelbreite. Kleinste Maasse
beim männlichen Erwachsenen (Anzahl 33) 5,9 cm für die Ohrmuschelhöhe und 3,6cm für
die Ohrmuschelbreite. Dia grössten Maasse waren 7,3cm (worauf 7,1cm folgte) für die
Obrmuschelhöbe, welcher 4,9cm Ohrmuschelbreite entsprach; diese Breite kam noch einmal vor
bei der (nächsten) Ohrmuschelhöhe von 7,1cm; als grösste Breite fand sich einmal 5 cm Ohr-
muschelbreite bei 7,0ciu Ohrumschelhölie; nun folgte in der Breite 4,5 cm bei nur 6,2 ein Höhe.
Bei den weiblichen Erwachsenen fand sich viermal das Ohrläppchen beiderseits
angewaebsen, einmal nur das rechte, während das linke frei war; hier war zugleich die linke
Ohrmuschelhöhe etwa« geringer (5,3 cm gegen 5,6 cm rechts bei gleicher Breite von 3,1 cm). Ein
zweites Mal fiel mir die Ungleichheit der Ohrmuscheln auf — ich messe für gewöhnlich
stets die rechte — und da bekam ich: rechte Ohrmnschelhöhe 6,4 em und linke 6,0 cm bei ent-
sprechender Breite von 3,4 cm und 3,2 cm.
46»
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364 Pr. Franz Paffner, AnthropoL Beiträge z. Kenntniss d. Oesichtsbildung.
Bei den männlichen Erwachsenen war fünfmal da« Ohrläppchen beiderseits an-
gewachsen; einmal ganz ausgesprochenes Makakcnohr rechts, viel weniger links, breite, stark
abgeplattete Ohrmuschel im oberen Drittel, nach hinten zu einer Spitze sieh ausschweifend; ein-
mal kleines Spitzohr rechts, mit dem Knötchen aussen, linke Ohrmuschel normal.
Ganz auffallend übereinstimmend finde ich bei beiden Geschlechtern im erwachsenen Zu-
stande das Verhältnis« der Ohrmuschelhöbe zur Nasenlänge, nämlich 1,07 cm zu Gunsten der
Ohrmuschelhöhe (sonach relativ mehr beim Weibe), und nahezu ebenso übereinstimmend gestaltet
sich das gegenseitige Verhalten beim Neugeborenen, nämlich beim weiblichen 1,47 ein und beim
männlichen 1,43 cm zu Gunsten der Ohrmuschelhöhe. Noch ist ganz auffallend übereinstimmend
bei beiden Geschlechtern das Verhältnis« der absoluten Ohrmuschelhöhe zur Ohnnuschelbrcitc,
nämlich bei den Neugeborenen beträgt die Differenz zu Gunsten der Höhe 0,94 cm und bei den
Erwachsenen 2,45cm. Als relatives Verhältniss der Ohrmuschclhöhe znr Ohrmnschelbreite,
oder als Ohrmuschclindex, ergiebt sich nach den angegebenen Maaasen beim Neugeborenen
für das weibliche Ohr 73,14cra und für das männliche 73,74cm; beim Erwachsenen für
das weibliche Ohr 59,57cm und für das männliche 62,76om. Es tritt sonaoh auch hier
zum Vorschein, dass die, wenn auch nur minimal, schon beim männlichen Neugeborenen aus-
gesprochene grössere Ohrrauschelb reite im Verhältniss zur Ohrmusclielbühe sich auch im weiteren
Wachsthume erhält, daher die weibliche Ohrmuschel sich etwas mehr der kindlichen nähert und
als etwas schmäler (schlanker) wie die männliche bezeichnet werden muss. Bei dem bereits er-
wähnten mikroceptialen Mädchen betrug die OhrmuscheUiöbe 5,2 ciu und die Ohrmuschelbreite
3,8cm, somit Ohrmuschclindex 73,08 cm, was also trotz der durch das Wachsthum bewirkten
absoluten Grössenzunahme dem relativen Verhältniss oder Index der Ohrmuschel des weib-
lichen Neugeborenen entspricht; Ohrläppchen frei.
Ilyrtl meint, ein Darwinianer könnte die Ohrmuschel nur für ein verwendnngslos gewor-
denes, aber durch Vererbung sich erhaltendes Gebilde ansehen. Dieser Meinung llyrtl’s, der
hier offenbar auf eine Aeuaserung Darwin’s Bezug nimmt, kann ich nicht beipflichten. Darwin
äussert sieh sehr vorsichtig: Die ganze äussere Ohrmuschel könnte man als Rudiment betrachten,
zusammen mit den verschiedenen Falten und Vorsprüngen (Helix und Antihelix, Tragus und
Autitragus u. s. w.), welche bei den niederen Thieren das Ohr kräftigen und stutzen, wenn cs
aulgerichtet ist, ohne sein Gewicht sehr zu vermehren. Meines Erachtens dient die Ohrmuschel
als Schutz- und Schallverstärkungsorgan.
Ich schliesse diese Arbeit mit den Worten Hoii’s: Die Schönheit und Hässlichkeit der
Gesichter sind in erster Linie durch die Form ihrer Skelette bedingt. Mögen immerhin die
Weiehlheile beitragen, unedle, in der Bildung des Skelettes ruhende Gesichtszügc zu ver-
schönern, so ist doch diese Schönheit des Gesichtes nur eine temporäre, denn mit der Ver-
änderung der Weichtheile in Folge von Krankheiten, oder nenn die Jahre nach und nach
wieder nehmen, was sie nach und nach gegeben, kommt die durcli den Skelctbau vorgesohriebene
Gesichlsbildung immer mehr zum Ausdruck; ein durch das Ebenniaass des Gcsichlsskeleltea
bedingtes schönes Gesicht wird seine Schönheit immer zur Geltung bringen, sic immer bewahren
auch wenn auf dasselbe die Würde des Alters sich senkt.
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XV.
Studien über den prähistorischen Menschen
und sein Verhältnis zu der jetzigen Bevölkerung Westeuropas.
Von
N. C. Macnamara,
Vioe- P r&ttident de» Royal College of Surgeona von England.
(Mit Tafel XXI bis XXIII, enUnüteod 33 Abbildungen.)
Bekanntlich ist das Stirnbein, welches die Wölbung des vordoren Theiles dos Schädels
bildet, in der Jugend beim Menschen und Affen durch eine Naht gelheilt. So lange diese
Wachsthumslinie, zusammen mit der Kmnznaht und den anderen Nähten, durch welche das
Stirnbein von den umgebenden Knochen getrennt ist, offen bleibt, so lange kann sich der
vordere Theil des Schädels und mit ihm die vorderen Schädelgruben, die er umschliesst, ans-
dehnen. Aber wenn die Stirnnaht und die anderen vorderen Nähte des Schädels früh im Leben
sich schliessen, dann kann der vordere Theil des Schädels an Capacität nicht über das im
Kindesalter erreichte Maas» hinaus zunehmen. Prof. Deniker') hat in seiuem Werke Ober die
Embryologie und Entwickelung der anthropoiden Affen gezeigt, dass in Folge des frühzeitigen
Schliessens der vorderen Nähte des Schädels dieser Thiere der vordere Theil ihres Gehirns
nicht über die Grösse hinaus wächst, die er schon aiu Ende des ersten Lebensjahres erreicht
hatte ; beim Menschen dagegen schliessen sich diese Nähte erst in einer viel späteren Periode,
so dass die vorderen Hirnlappen im Stande sind, sich auszudehnen, und in der That sich voll-
kommener entwickeln als die entsprechenden lappen bei den anthropoiden Affen.
In Folge der bei diesen Affen beträchtlichen Grösse der Stirnhöhlen und weil die Dächer
ihrer Augenhöhlen schräger in den llohlraum des Schädels hereinragen, beeinflussen und ver-
ringern die vorderen und hinteren Wände der vorderen Schädelgruben die Capacität dieses
Raumes und daher auch die der vorderen Hirnlappen, welche in diesen Gruben enthalten sind1).
Virchow constatirt: „Von allen Theilen des AfTenkopfe» wächst das Gehirn am wenigsten*,
sogar: „Der grösste Affe behält sein Baby-Gehirn“.
Obwohl wir nicht genügende Daten bositzen, um die absolute Lebensdauer der anthropoiden
Affen fcstslellen zu können, zweifle ich doch, ob sic in der Itegcl das Alter erreichen, in welchem
der Mensch za seinem vollen Wachstham gelangt. Sicher ist es, dass die grössten Affen zu
einer Zeit schon vollkommen entwickelt sind, in weicher der Mensch noch in seiner Jugend
steht, und dass das Atfengchirn schon vor der Periode des Zahnwechsels seino vollkommene
Ausbildung erreicht bat, während das Gehirn des Menschen daun erst den ersten Schritt zur
Vollkommenheit macht; Menschen von gleicher Grösse wie diese Affen haben eine viermal so
grosse Gcbirnoberflächc ’).
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366
N. C. Macnamara,
Was auch für andere Functionen die vorderen Lampen des Gehirns nocli ansüben mögen,
die spccifisclie Structur ihrer nervösen Rindenelemente beherrscht in Verbindung mit denen der
anderen Gehirnlappen unser associalives Gedächtnis» und unsere höheren geistigen Fähigkeiten.
Das Studium der Sammlung von Präparaten der Aifengehirne im Museum des Royal College of
Surgcons of England führt uns zu einem ähnlichen Schluss wie die Professoren March and,
Edingcr und Dr. J. Cunningham, nämlich dass die Windungen (Gyri) des Gehirns beim
Menschen und bei den anthropoiden Alfen in grosser Ausdehnung in Beziehung auf ihre anato-
mischen Merkmale ähnlich sind mit der bemerkenswerthen Ausnahme jener Windungen, welche
in die Bildung der Stirnlappon und der Insula Rcilii eintreten. Die oberen und mittleren Gyri
der Stimlappen sind bei den anthropoiden Affen immer kürzer als bei einem menschlichen
Durchschnittsgehirn, und was von besonderer Wichtigkeit für die Gehirne der anthropoiden
Allen ist: die unteren Stimwindungcn und die Insel sind nur in rudimentärem Zustand der
Entwickelung vorhanden. Diese Unvollständigkeit ist sehr ausgesprochen in Beziehung aui
die Flächenentwickelung der linken unteren Stirnwindung, welche die Nervcnelemcnlo ent-
hält, die unsere Fähigkeit zur articulirten Sprache beherrschen. Es ist daher wahrscheinlich,
dass der rudimentäre Zustand dieses Gyrus bei den Aden der anatomische Ausdruck der In-
feriorität der Intelligenz dieser Thiero im Vergleich mit dem Menschen ist; unsere intelloc-
tuellc Entwickelung hängt in der Hauptsache davon ab, dass wir die Fähigkeit der Sprache
besitzen 4).
Es mag sein, dass, weil die anthropoiden Affen, wenn überhaupt, nur eine rudimentär
specialisirte Fläche der nervösen Rinde haben, welche den zur Erzeugung der articulirten
Sprache nolhwendigcn Apparat reguliren, die anderen Theile ihrer vorderen Lappen in einem
verhältnisstnässig unentwickelten Zustand geblieben sind, während beim Menschen, da der linke
untere Frontallappen seines Gehirns hoch specialisirt wurde und mit ihm die Fähigkeit zur
Sprache, auch die anderen Windungen seiner vorderen Lappen, welche seine geistigen Fähig-
keiten beherrschen, zu vermehrter Thätigkcit angospornt wurden; so hat sich die charakte-
ristische Ausdehnung des Vorhirns bei allen hoher oiviiisirten Rassen der menschlichen Familie
entwickelt.
Unsere Thesis ist, dass die Factoren, welche das Waclisthum des Schädel» beherrschen,
sich von denen unterscheiden , weiche das Gehirn entwickeln, und dass die unvollkommene
Entwickelung der Frontallappen bei den anthropoideu Affen zum grossen Theile von der früh-
zeitigen Verknöcherung jenes Schädeltheiles kommt, welcher das Vorhim einschliesst, und von
der auffälligen Convexität der Orbitalplatten des Stirnbeines. Wie detu auch sein mag, der
Besitz völlig entwickelter vorderer Stirnlappon, besonders des linken unteren Gyrus, ist das
deutliche Merkmal des Centralnervensystems aller jener Familien der Menschheit, welche gut
entwickelte geistige Fälligkeiten besitzen. Andererseits, wenn wir den Schädel eines Engländers
(mit einer Schädeluapacitäl von 157&) mit dem eines Eingeborenen von Nordaustralien (mit
einer Schädelcapacität von 1160) vergleichen, sehen w ir, was für ein grosser Unterschied in der
Entwickelung ihrer Frontalregionen besteht, sowie in der Natur ihrer Scliüdelnälile •).
Wir werden an den in unserem Museum vorhandenen Präparaten sehen, dass die Bewohner
von Westeuropa in der späten Tertiär- und frühen Quaternärperiode, was die Knochenbildung
und besonders die Form der Stirnregion ihrer Schädel betrifft , in höherem Grade der Form
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Studien über den prähistorischen Menschen etc. 367
des Schimpanse ähnlich waren, als das bei den jetzt Europa bewohnenden Menschenrassen®) der
Fall ist.
Seit der Zeit von Hunter und Lawrence wurde in England ein bedeutender Fortschritt
in den Wissenschaften der Geologie und Anthropologie gemacht. Trotzdem sind wir bei
unserem Forschen nach der Erkenntnis« der Abstammung und Entwickelung des prähistorischen
Menschen in Westeuropa noch beschränkt durch die geringe Menge seiner Reste. Schwerlich
hätte es anders sein können , wenn wir die vergängliche Matur des menschlichen Skelets
erwägen und die ungeheure Länge der Zeit sowie die grossen geologischen Veränderungen,
welche stallgefunden haben , seit der Mensch in unserem Theilc der Welt erschien. Aber wir
besitzen ergänzende Zeugnisse bezäglich der prähistorischen Bewohner dieses Theiles von
Europa, denn sie haben uns einige ihrer unvergänglichen Handarbeiten znrDckgelassen , in Ge-
stalt von Werkzeugen aus Feuerstein und anderen Steinarten, welche während des verflossenen
Jahrhunderts in Beziehung zu den geologischen Schichten, in welchen man sie entdeckt hat,
sorgsam studirt wurden. Nach der Form und Bearbeitung dieser Stcinwcrkzcugc sind wir nnn
im Stande, sie zu claasiflciren und sie den verschiedenen Perioden zuzuweisen, in welchen sie
von den früheren Bewohnern unseres Erdtheiles verfertigt wurden.
Bis in die jüngsten Zeiten glaubte man, dass vor der quaternären geologischen Epoche
kein menschliches Wesen anf der Erde existirte. Aber im Jahre 1867 stellte Abbö Bourgeois
eine Sammlung von behauenen Feuersteinwaflen aus, welche er in einer früher ungestörten
Tertiärformation entdeckt hatte, aber nicht vor dem Jahre 1872 wurde zugestanden, dass diese
Instrumente vom Menschen oder irgend einem animalen Lebewesen vor dem Beginn der qua-
ternären Periode hergcstelit worden seien.
Im Jahre 1894 fand Dr. Eugene Dubois den oberen Theil eines menschlichen Schädel-
daches (Calvaria) in nächster Nähe bei einem Oberschenkelbein und zwei Backenzähuen in einer
genau bestimmten tertiären geologischen Formation auf der Insel Java. Dr. Dubois war von
der niederländischen Regierung angcstcllt, um die fossilienhaltigen Schichten auf Java zu prüfen
und über sie zu berichten, und während er mit diesem Werke beschäftigt war, entdeckte er
eingebettet in einer harten Masse tertiären Tuffs die eben erwähnten Knochen. Kr brachte
diese Fossilien nach Europa und überliess sie zur Prüfung den führenden Anatomen Englands
und anderer Länder. Sie stimmten in der Meinung überein, dass der Femur ein menschlicher
Knochen sei, der einem Menschen von sehr niederem Typus angehöro und beweise, „dass wäh-
rend er seinen Besitzer zur zweibeinigen Fortbewegung befähigte, er doch Spuren der Anpas-
sung an .ein Baumleben trage“7).
Bezüglich des Schädeldaches bestand eine Meinungsverschiedenheit. Es wurde berechnet,
dass der Inhalt des Schädels 850 ccm nicht überschritt. Der Schädelinhalt des grössten anthro-
poiden Allen ist 600 ccm. Ehe der Javascliädel gefunden war, hatten die frühesten mensch-
lichen Schädel, von denen inan wusste, einen Schädelinhalt von ungefähr 1220 ccm. Nach einer
erschöpfenden Analyse der anatomischen Merkmale der javanischen calvaria, verglichen mit den
Schädeln von Mensch und Affen, kam Prof. Schwalbe in 8trassburg zu dem Schluss, dem ich
völlig beistimme, das» der Javaschädel, wenn man sowohl Form als Capacität in Betracht zieht,
„auf der Grenzlinie steht zwischen Mensch und anthropoidem Affen“; er i»t. den Schädeln der
Neanderthaler Men»ehengriip|>e näher verwandt als den Schädeln des höheren Affen; aber an
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368
N. C. Mucnamara,
anatomischen Merkmalen steht er dem Schädel des Schimpanse näher als dem Durchschnitts-
schädel des erwachsenen Europäers unserer Tage. Dr. Dubois hat jedoch nach einer Prüfung
der Eindrücke der Gehirnwindungen im Inneren des javanischen Schädels gezeigt, dass die
unteren Windungen der Stirnlappen wohl angegeben sind und an Form denen des Menschen
nahekommen; und obwohl die Oberfläche dieser Gehirnwindung beim Javascliädel kleiner ist
als die Hälfte der Dimensionen bei Europäern der Gegenwart, so beträgt sie doch doppelt so
viet als bei dem grössten bekannten anthropoiden Aden. Diese Thatsache macht glauben, dass
der tertiäre Javamensch in geringem Grade die Fähigkeit zu sprechen bcsass und dass seine
geistige Capacität höher war als bei irgend einem authropoiden Affen, den wir bis jetzt
kennen*). Der postorbitale Index, resp. die Einschnürung, der Java - Calvaria ist 19,3, ver-
glichen mit dom Durchschnittsindcx der lebenden Europäer von 12. In dieser Hinsicht kommt
der Javaschädel der Neanderthalgruppc näher als den anthropoiden Affen; er besitzt auch An-
zeichen vom Bestehen des charakteristisch menschlichen Zuges der Stirnhöcker. Bei Verwendung
der Schädel, welche wir für die verlässigsten Zeugnisse menschlicher Kassen halten, ordnen wir
sie unter drei Hauptrubriken, je nach den Maassen ihrer Schädelindices. Mit anderen Worten,
das Maass der grössten Schädelbrcitc in Procenten der grössten Länge ausgedrückt, derCranial-
Index, ist unser Führer, um zu ermessen, zu welcher Rasse ein Individuum vom craniologischeu
Standpunkte aus gehört. Wenn der Cranial-Index über 80 steigt, daun nennt mau den Kopf
braehycephal, Breitkopf; wenn er unter 75 Proc. sinkt, wird die Bezeichnung dolichocephal oder
Langkopf angenommen. Indices zwischen 75 und 80 werden als mesocephal bezeichnet, Mittel-
köpfe. Die Länge des Schädels wird zu 100 angenommen und die Weite wird als Bruchtheil
derselben angegeben und ist beim lebenden Subject als Kopfindex, beim macerirton Schädel als
Schädclindex bekannt. Zum Beispiel, wenn die grösste Breite eines Schädels 152 mm beträgt
und die Länge 190 mm, so multipliciren wir die Breite 152 mit 100 und theilen das Product
durch die Länge 190, was uns den Cvpbal-Index 80 ergiebt.
Wir haben im Museum des Royal College of Surgeons of England Abgüsse von zwei
Cranien und anderen Knochen, welche Theile von menschlichen Skeletten bilden, welche auf
einer Kuppe aus Kalkfelsen über dem Fluss Orneau im Gebiete der Gemeinde Spy (Belgien)
gefunden wurden. Diese Reste wurden mit grosser Sorgfalt ausgegraben, und es besteht jeder
Grund, zu glauben, dass sie da, wo sie entdeckt wurden, auch ursprünglich hingelegt waren, da
sie von vier genau bestimmten Lagen von Trümmergestein und Lehm bedeckt waren, in denen
die Knochen von Rhinocero» und Mamiuulh sowie Feuerstein waffen der Monstierepoche gefunden
worden 9).
Einer dieser Schädel trägt Merkmale, welche denen höherer Affen ähnlich sind, aber dem
Javaschädel noch näher kommen, da sie den niederen Typus eines menschlichen Wesens an-
zeigen, von dem dieser Schädel einen Thcil bildete. Seine Form wie die der anderen mensch-
lichen Bewohner Europas, die bis jetzt an der frühen geologischen Schicht der vorglaoialen
und interglacialen Periode entdeckt wurden, ist vom langen oder dolichocephalen Typus, seine
Nähte sind einfach und meistens verschlossen.
Wir haben auch einen Abguss vom Neanderthalcr Schädel untersucht, der unserem
Museum von Prof. Iluxley geschenkt wurde, einem unserer begabtesten und ernstesten
Arbeiter in der anthropologischen Wissenschaft. Dieser Schädel mit anderen Theilen eine»
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Studien über den prähistorischen Menschen etc. 369
paläolithisohw menschlichen Skelets wurde in einer Kaiksteinhökle bei Düsseldorf ge-
funden >*).
Die Höhle befand sich in einer Höhe von einigen 60 Fuss über dem jetzigen Heit des
Flusses Dössel und ihr Boden war bis 5 Fuss hoch von Ablagerungen de» Flusses bedeckt,
unter welchen diese menschlichen Reste entdeckt wurden. Der Stirnwinkel des Neandcrthal-
und Spyschädels ist 64*, der den* Javascliädels ist 50*, während die erwachsenen männlichen
Europäer der bestehenden Rassen einen Stirn winket von ungefähr 00* haben; in dieser Schüdel-
grnppo sind die Andeutungen von Stirnhöckern , obwohl immer noch gering, vielleicht doch
deutlicher, als es beim Javaschädcl der Fall ist. Der Schädelinhalt bei der Neandertlialgrupiie
menschlicher Wesen betrügt 1220 ccm, beim Javaschäde! 850 ccm, während Europäer der Gegen-
wart einen durchschnittlichen Schädelinhalt von 1540 ccm zu 1600 ccm haben.
Wir haben in unserer Sammlung auch einen Schädel vom charakteristischen frühen pnläo-
lithischen Typus, der dem College von einem unserer früheren Präsidenten geschenkt wurde,
dessen Gedächtnis» von Allen werth gehalten wird die ihn kannten, von Prof. George Husk;
der Schädel wurde in einer Breccicnschicht gefunden unter der Nordfront de» Felsen» von
Gibraltar. Wir haben auch einen Abguss einer Calvaria von einem Schädel dieser Rasse,
gefunden in der Grafschaft Sligo. Ein anderer Schädel de» gleichen Typu» wurde in Bury
St Edmund» entdeckt, mit den Resten ausge»torbcner Thiere und Feuersteinwaffen von dem
MouÄtiertypu» *').
Die vordere Fläche de» Unterkiefer» »pringt bei den heutigen europäischen Rassen vor,
um da» Kinn zu bilden. Bei Affen ist das Gegenlhcil der Fall, denn die vordere Fläche tritt
zurück. Die Malarnaud- und Nauletto-Unterkicfcr, von denen wir Abgüsse besitzen, sind augen-
scheinlich von menschlichen Wesen. Sie wurden in geologischen Formationen gefunden (weiche
auch Knochen ausgestorbener Thiergattungen und paläolithische Feuersteinwaffen enthielten).
Diese Knochen zeigen deutlich einen affenähnlichen Charakter, da sie zurücktretende vordere
Flächen haben und da die Alveolen alter Backenzähne von gleicher Grösse sind. Die Bein-
knochen dieser prä- oder intcrglacialen Bewohner Europa» sind von affenähnlicher Form und
beweisen zusammen mit den Armknochen, dass sic eine kurze, kräftige Rasse von Wesen waren,
deren durchschnittliche Statur nicht über 5 Fuss kam. Sie sind bekannt al« die Neandertlialer
Menschengruppe. Die Seitenansicht dieser Schädel und die Ansicht von oben von vier Indivi-
duen dieser Gruppe sind in unserer Tafel abgebildet.
Es muss festgehalten werden, da»» bi» jetzt keine menschlichen Reste, „bona fidc“ der
frühen paläolilhi»chen Periode angohörend, in Westeuropa entdeckt worden sind, die nicht vom
selben Typus wie die oben beschrielwnen gewesen wären.
Al» die Gletscher, die sich Uber den grössten Theil von Europa erstreckt hatten, nach
Norden znrückwichen, zog das Ronnthier mit ihnen aus unserem Theile des Continent*. Diese
Thiere, die leicht vom Menschen gefangen werden konnten, hatten in grossen Ileerden über
die ganze Gegend gestreift, und hatten wahrscheinlich die menschlichen Bewohner, die in dieser
Periode in Westeuropa lehten, reichlich mit Nahrung versehen. Da» Klima unseres Welttheiles
wurde am Ende der Eiszeit so, wie wir es jetzt empfinden. Britannien war von Frankreich
durch das Meer getrennt und herrliche Ströme mit zahllosen Fischen füllten die Thäler unseres
ArrHiv ftlr Anlhrtrpoloffjo. Bd. XXVII.
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N. C. Macnamara,
Landen; Rothwild, wilde Pferde und verschiedene andere schnellfüssige Thiere wimmelten in
den prächtigen Wäldern, die das Land bedeckten. Aber diese Thiere und die Fische unserer
Seen und Flösse Hessen sich nicht leicht fangen, und die menschlichen Bewohner Westeuropas waren
geswungen , ihre geistigen Fähigkeiten aniustrengen, in einem bis dahin nicht nolhwendigen
Maasse, um sich mit Nahrung und Thierhänten zur Bekleidung zu versehen. Der Mensch war
im Stande, die Schwierigkeiten, denen er gegonüberstand, zu flberwinden, da er eine angeborene
Fähigkeit besass, durch welche, wie schon erklärt, sein Gehirn sich entwickeln und so den
gesteigerten Anforderungen begegnen konnte, die im Kampf ums Dasein an dasselbe gestellt
wurden. Dass dies der Fall war, scliliesson wir aus der Entdeckung von menschlichen Schädeln
in geologischen Formationen der postglacialen Periode, welche meiner Meinung nach in der
Form einen stufenweisen Ueborgang zeigen von den nflenähnlichen Merkmalen der früheren
Periode zu einer höheren Norm und sicherlich zu einer grösseren Entwickelung der Stirnregion.
Mit dieser Verbesserung in der Form des menschlichen Schädels werden die Werkzeuge aus
Feuerstein, Knochen und Horn, die von den postglacialen Bewohnern von Westeuropa gemacht
wurden, viel vollendeter als jene der früheren Zeit nnd beweisen den Besitz der intellectuellen
Kraft bei denen, welche sie machten.
Der Engisschädel, von dem wir einen Abguss haben, unserem College von Sir Charles
Lyell geschenkt, ist ein wohlbekanntes Beispiel eines menschlichen Schädels aus der frühen
neolilhisclien '*) oder postglacialen Epoche.
Huxley bemerkt in seiner Beschreibung dieses Schädels, „er führt uns zum wenigsten
auf die andere Seite der biologischen Grenze, welche die gegenwärtige geologische Epoche von
der, die ihr vorausging, trennt“, nämlich von der glacialcn Epoche '*).
Der Borrisschädel gehört wahrscheinlich auch zu dieser Periode, da seine Merkmale dem
TUburyschädel ähnlich sind, der von Sir Bichard O wen beschrieben ist, von dem wir auch
einen Abguss in unserem Museum haben. Zu dieser Liste der postglacialen oder möglicher
Weise der späteren glacialen Periode können wir die Egisheitn-Calvaria fügen resp. so viel, als
von ihr erhalten ist. Dieses Specimen, von dem wir einen Abgnss haben, wurde in einem hohen
Flussbett nahe bei Colmar entdeckt mit den Knochen von ausgestorbenen Thieron und mit
Feuersteinwaffen vom Mousticrlypns. Diese und manche andere Schädel, welche in geologischen
Formationen der erwähnten Zeit gefunden wurden, sind alle vom gleichen Typus und lassen
uns glauben, dass die Bewohner Europas in der früheren neolithisohen Periode nur aus einer
Rasse bestanden, den Nachkommen jener menschlichen Wesen, welche unseren Thcil der Erde
während der vorhergehenden oder paiäolithischen Periode bewohnten. Sic hatten lange dolicho-
oephale Schädel mit gering vorspringenden Supraorbital - Bogen , gut gebildete Nasen und, ver-
glichen mit den viel älteien Java-, Spy- und Neandorthalschädeln, eine gut entwickelte Slirn-
rogion. Ihre Unterkiefer und die Knochen ilircr Beine hatten weniger alfenähnlichen Charakter
als jene 'ihrer alten Vorfahren; sie waren eine kleine Rasse von Wesen. Wir finden keine
Metallwaflen oder Werkzeuge bei ihren Resten nnd wir sohliesscn daher, dass sic weder den
Gebrauch von Bronze noch von Eisen kannten, noch scheinen sic Iiausthierc besessen oder
irgend eine Kcnntniss des Feldbaues gehabt zu haben.
Diese Rasse der primitiven Bewohner von Westeuropa werden am besten als Meditcrranicr
oder Iberer bezeichnet, und wir mögen füglich die letztere Bezeichnung gebrauchen, so lange
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Studien über den prähistorischen Menschen etc.
damit der afrikanisch- europäische Stamm gemeint ist, der, so viel wir wissen, die einzigen
menschlichen Wesen bei Anbruch der neolithischen Periode in Europa wareu ■*).
Wenn wir von der frühen zur mittleren neolithischen Periode fibergeben, kommen wir auf
die Ueste einer Rasse von Menschen, die, was ihren physischen Charakter und den Stand der
Civilisation betrifft, wesentlich von dem oben erwähnten Volke verschieden sind. Die Stein-
werkzeuge, die bei ihren Skeletten gefunden werden, sind schön geformt, viele von ihnen sind
gut polirt und haben scharfe Schneiden. Einige Aexte von reinster Bronze wurden mit diesen
Kesten entdeckt, auch Knochen von llausthiercn, die Gattungen angehören, welche in Asien ein-
heimisch, der paläolithischen Fauna von Asien oder Afrika aber fremd sind. Schliesslich halten
wir auch Beweise, dass diese Völker mit dem Feldbau und mit der Verfertigung von an der
Sonne getrockneten Topfwaaren bekannt waren. Sic zollten ihren todten Häuptlingen grosse
Ehrfurcht und begruben sie in natürlichen Höhlen oder in Gräbern, aus Steinplatten geformt,
diu an den Seiten neben einander gestellt wurden; gleiche Steine wurden auf die aufrecht
stehenden gelegt, um das Dach des Baues zu bilden. Diese Bauten, die wohlbekannten Dolmen,
wurden, genau nach demselben Plan gebaut, in Irland, England, dem grössten Theil von Europa,
in Weitasien, Indien, Arabien und Nordafrika gefunden. Die Conatruction dieser Dolmen, wo
wir sie auch treflen, ist im gleichen Stil, so dass wir schliesseu, sie sind das Werk nur einer
Kasse, oder wenigstens einer speciellen Conföderation von Rassen. Sie waren nicht nur Grab-
stätten für die Todten, sondern viele von ihnen enthielten einen Altar, eine Stätte der Trauer
und des Opfers, wo von ihren Verwandten und Stammesgenossen Fürbitte gethan wurde bei
den Geistern der verstorbenen Häuptlinge. Der Rodmartou, ein langer Dolmen oder Tempel-
grab (bei Cirencester) liefert uns ein gutes Beispiel dieser Bauten; er ist 180 Fuss lang und
70 Fuss breit. Wir haben in unserem Museum einen schönen menschlichen Schädel, der in
diesem Dohnen gefuuden wurde mit einigen gut polirlcn Steinwerkzeugen. Wenn wir diesen
Schädel mit denen der Java- oder Neanderthalmeuschengruppe vergleichen oder mit den Schä-
deln der frühneolilhiseben menschlichen Bewohner von Westeuropa, so sind wir betrofTen über
den auffallenden Unterschied , der zwischen diesen und dem Kodinartonschädel besteht.
Dr. Thurnam’s einzigartige Scbädelsammlung kann im anatomischen Museum zu Cambridge
studirt werden; diese Schädel sind zum grössten Theil von ihm selbst ausgegraben worden aus
verschiedenen englischen langen Dolmen und Grabhügeln, und obwohl sie von einem höheren
Typus sind, ähneln sie in der Form den in den Höhlen von Cro-Magnon und Mentone gefun-
denen Schädeln; ihre Charaktere sind identisch mit den in den langen Dolmen von Frankreich
und anderen Gegenden gefundenen Schädeln. Der Schädcliudex , die Capaciläl und andere
Eigentümlichkeiten der Knochen dieser Schädel veranlassen uns, sie alle ein und derselben
Kasse zuzuweisen, von der die von Cro-Magnon wahrscheinlich einige der frühesten bis jezt in
Westeuropa entdeckten Speoimen sind. Die drei Cro-Magnon- und die drei Mentoneskelette
waren von Leuten, einige 6 Fuss 4 Zoll und darüber an Grösse, so dass eine Rasse von Kiesen
in weit entlegener Zeit kein Mythus ist. Ihr Schädelinbail übertraf den der Durchschnitts-
curopäer der Gegenwart. Wegen ihrer physischen Uebcreiustitmnung und der Koste der mit
ihnen begrabenen Thiere, die asiatischen Gattungen angehören, und wegen anderer Beweise
werden wir zu dem Schlüsse geführt, dass die Cro-Maguonrnsse die Vorhut der proto-arischen
Menschenfamilie darstellt, von der der Kodmarton- ,s) und viele andere Schädel aus langen
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N. 0. Macniunaru,
Dolmen einen fortgeschritteneren Typus zeigen. Diese Leute wanderten in weit entfernten
Zeiten von Osten nach Westeuropa nnd von da breiteten sie sich in unseren Inseln aus, südlich
sogen sic nach Indien, Persien und Arabien, Kleiiiasien und Nordafrika. In diesem grossen
Gebiete und weit entfernt in Ostasien finden wir ihre Reste mit Feuerstein nnd Steinwerkxuugeu
des frühneolilhischcn Typus, begraben in langen Dolmen oder Grabhügeln. Die Wurzeln vieler
von diesem allen Volke gebrauchten Worte erhielten sieh in den meisten nun in Kuropa ge-
sprochenen Sprachen; ihre religiösen Gefühle, Mythen und vor Allem ihre geistigen und phy-
sischen Rassencharaktere, wie sie im liig-Veda beschrieben sind und auf den alten ägyptischen
Monumenten, sind ausgesprochene Züge im bestehenden teutonischen und angelsächsischen Volke.
Aus der Form der Schädel, wie sie in vielen dieser langen Dolmen gefunden wurden, wissen
wir, dass diese grosse, blonde, schöne, tangschädclige Rasse in die vorher vorhandenen kurzen,
dunkeln iberischen Bewohner von Europa einheirathete. Die blonde, grosse Rasse hat niemals,
ausser in Nordeuropa, einen grossen Tbeil der Bevölkerung ausgemacht; sie war die herr-
schende, kämpfende und priosterliche Kaste, welche die ursprünglichen, kleinen, dunkeln ibe-
rischen Bewohner von Westeuropa als ihre Sklaven zur Arbeit zwangen.
ln der neolithischcn Aera, während die Nachkommen des proto-arischen Stammes langsam
ihren Weg vom Osten durch das Thal der Donau nach Europa tasteten, drang eine sehr verschie-
dene Rasse von Nordasien in die baltischen Provinzen. Dieses Volk gründete Niederlassungen
auf deu Inseln Dänemarks und westlich bis Norderland. Sie waren die erste brcitschädeligc Rasse
der menschlichen Familie, die in Europa eingedrtingen ist. Ihre Schädel waren von brnchy-
cephaler Form mit breiten Gesichtern und Nasen, die letzteren tief ooncav an der Basis. Ihre
Reste werden auf den dänischen Inseln, besonders auf Moen gefunden, auch in Vorkshire, Derby-
shire, StalTordshirc **) und in Cos. Antritte und Tyrone l!), in welchen Oertlichkeiteu ihre Nach-
kommen immer noch au ihren physischen Eigenheiten erkannt werden. Sie begruben ihre
Todteu und übten keine Leichenverbrennung wie die Mongolen der Bronzezeit in Europa.
Dieses Volk gehörte dem Steinaltcr in Europa an, und wenn wir ihro Schädel mit den Rod-
marton- oder Cro-Maguonscitädeln vergleichen, sehen wir den grossen Unterschied in der Form
zwischen den prähistorischen, langen und breilköpfigen Rassen der Menschen.
Bis zum Ende der neolithischcn Periode waren es daher drei reine Rassen, welche die
einstigen menschlichen Bewohner Europas bildeten, soweit wir aus ihren Schädeln nnd anderen
Resten urtbeilen können, mit Ansnahme jener, w'elche aus dem Incinandcrhciralhen dieser drei
Völkerrassen hervorgingen.
Vom neolithischcn znm folgenden Bronzezeitalter übergehend, glauben wir, dass Europa
von einem kleinen, breitscliädcligcn Volke mit charakteristisch mongolischen Zügen durchzogen
wurde. Diese» Volk stammte wahrscheinlich in seiner asiatischen Heimath ursprünglich von
demselben Stamme wie die lange, blonde, brcitschädelige, uordmongolische Rasse, welche ölten
erwähnt wurde. Aber das südmongolischc Volk des Bronzczeitalters in Europa war eine kleine
Menschenrasse mit dunklen Haaren und Augen. Dies waren die ersten Seeanwohner der
Schweiz und anderer Tlteilc Europa». Prof. A. C. lladdon ist geneigt, zu glauben, dass
diese Völker vor ihrer Ankunft auf unseren Inseln ein Misclistamm geworden waren durch
Ileirath in die iberische oder mediterrane Rasse (im Dolmen zu Meudon finden wir Reste eines
Mannes der breit- und einer Frau der langscliüdeligeit Rasse neben einander gelegt). Sie waren
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Studien über den prälmtorigclien Menschen etc. 373
Händler in Bronze und haben wahrscheinlich , wie Prof. 6. Mortillet und andere Autoritäten
glauben, nach und nach Stein, Horn und Knochen durch Bronzewerkzeugo und -waffeu ersetzt
und auf diese Weise eine grosse Umwälzung in den socialen und industriellen Gewohnheiten
der früheren Bewohner Westeuropas hervorgerufen. In diesen weit entlegenen Zeiten wurde
zweifellos schon Tief • Bergbau betrieben. Oberflächlich liegende Kupfererze waren zahlreich in
den meisten Thcilcn Kuropas und Asiens vorhanden, aber alluviales Zinn war äusserst selten
und wird immer noch in grossen Mengen nur im südöstlichen Asien gefunden. Cornwall, die
Scilly-Inseln, der Süden Irlands und einige wenige andere Plätze auf unserem Contincnte ent-
hielten aber auch oberflächlich liegendes Zinnerz. Es ist wahrscheinlich , dass die die Hoch-
lande von Südostlibet bewohnenden Mongolen vor dem Beginn des Brouzczeitalters in Europa,
in Birma, in die malayische Halbinsel und Cochincliina eindrangen und dort die Kuust erlernten,
Kupfer lind Zinn in den richtigen Proportionen zu mischen, um Bronze zu bilden; die Waffen
und Werkzeuge, die sie ans diesem Metall fertigten, waren eine bequeme und vortheilhaftc
Quelle des Tauschhandels in Europa. Diese Völker machten ohne Zweifel Bronzewaffen sowohl
im Süden von England wie von Irland; denn es wurden dort Lehmformen gefunden, in denen
Waffen der frühen Bronzeperiode in Euro;» gegossen waren.
Zusammen mit den breiten Schädeln und anderen Kesten dieser Völker finden wir in den
Abfallen der Seesiedelungen zahlreichen Schmuck aus Jadeit, Nephrit und Chloromclanit, Minera-
lien, die in grossen Mengen in Südostasien, aber nicht in Europa gefunden werden, und schliess-
lich wurden Gefissc, auf denen Leute in orientalischen Costümcn abgebildel sind, und Instru-
mente, wie sie nur von den Südosttibotanern benutzt werden, in Verbindung mit deu Kesten
der Secanwohner entdeckt. Es ist fast unnüthig, zu bemerken, dass, obwohl viele Millionen
Hindus in auf einander folgenden Zeiträumen den grösseren Theil Bengalens besetzt halten, es
unmöglich wäre, ihre Knochen im Boden zu entdecken, aus dem einfachen Grande, weil sie
die Körper ihrer Todlen entweder verbrannt oder sie in die heiligen Flüsse Indiens geworfen
haben. Und so ist es mit diesen südmongolischen Völkern des Bronzezeitalters in Europa; in
der Kegel wurden ihre Körper nach dem Tode verbrannt und zahlreiche Asehenurnen mit ihren
Kesten werden gefunden, zerstreut über die Wiltshire- und andere Hügelketten im Süden von
England. Einige wenige ihrer Skelette jedoch wurden in deu runden Grabhügeln gefunden, die
so zahlreich sind, besonders im Süden von England und Irland und in verschiedenen Thcilcn
Europas und Asiens. Bei diesen Kesten und Aschenurnen ist man vielen Brouzeinslrumenten
liegegticf, die wie die Stcingcrätbe der ]udäolilhisrhen Periode verschiedene Stadien in der Ver-
vollkommnung in der Bearbeitung anzeigen “). Die Grössen der Griffe an den Bronzetneesern
und anderen Waffen beweisen, dass das Volk, welches sie benutzte, eine kleine Kasse von
Männern und Frauen war, in Europa, wie wir glauben, am besten von den prähistorischen
kleinen Bewohnern der Auvergne'1') dargestcllt.
Einer der schönsten Schädel in unserem Museum ist aus einem runden Grabhügel zu Cat-
ford Will« genommen, und obwohl dieser Schädel wenigstens 5000 Jahre alt ist, scheint cs, als
wäre er voll von Lehen und Fröhlichkeit, charakteristische Züge der Rasse, welcher er angehört.
Die Form dieses brachyccphalen Schädels in Verbindung mit den Nasenkiiochen und Augen-
höhlen sind deutlich vou mongoloideiu Charakter und sind denen von uns, die in Indien gelebt
haben, als deu heutigen Ghurkas und Binnesen angchürend wohl bekannt, ein faules, fröhliches,
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N. C. Macnamara,
lärmendes Volk, äuiuterst ala'rgläubisch, voll Liebe zur Hciraath, „die Iren de* Osten«,“ wie sic
passend genannt wurden. Im Laufe vieler Jahrliundertu ist das südliche Mongolenvolk von
Westeuropa ohne Frage in der vorher bestehenden ibero-arisehen Bevölkerung aufgegangen, es
ist eine Kreuzung entstanden und von diesem Stamme kam die alto britische Bevölkerung
unserer Inseln. Ihre Schädel sind mesocephal (eine Combination des langen und breiten Schä-
dels) und sind reichlich in unserem Museum vertreten ; die Schädelindices sind ungefähr 78 *5).
Nach der Bronzezeit wurden die alten Briten io Kngland fast ganz ausgeroltet durch teu-
tonische Rassen, die in unser Land von Nordeuropa einfielen; die Angelsachsen nahmen den
Platz der vorher bestehenden alten britisohen Bevölkerung von Kngland und Schottland ein.
Trotzdem gedeihen in einigen Districten Englands, wie North Bedfordshire, eine Anzahl von
Nachkommen des alten britischen Stammes bis heutigen Tages, wie auch im grössereu Theilc
von Südwales, in Cornwall und dem Süden und Westen von Irland. Die höheren Classen in
Irland stammen deutlich von dem alten arischen Stamme ab, der von Gallien während der neo-
lithischcn Periode in diese Gegend kam.
Um von der prähistorischen Zeit zur Gegenwart überzugehen, so sind wir in den Besitz
der Kopfmaassc von einigen 25 Millionen der jetzigen Bewohner Europas gekommen*1). Aus
diesen Mnasscn lernen wir, dass ein grosser Theil des Volkes, das in den das Mittclmcer be-
grenzenden Gegenden lebt, eine kurze, brünette, langschädelige Rasse ist, abstammend, wie wir
glauben, von jenen, die, nach der Form ihrer Schädel und anderen physischen Eigentliümlich-
keilen, diesen Theil Europas und den Norden von Afrika in weit entlegenen Zeitaltern 1ms-
wohnten, der iberischen Rasse.
Skandinavien und Norddeutschland werden von einem langen, blonden, langschädcligcn
Volk bewohnt, die sich in der neolilhischcn Epoche in diesem Thcile unseres Festlandes nieder-
gelassen haben. Ein grosses Dreieck, das seine Basis in Ostrussland und seine Spitze am
Atlantischen Oceau in Südwestfrankreich hat, wird von einem breitschädcligcn Volke bewohnt,
das von mongolischen oder turanischen Voreltern abstammt. Wir behaupten keineswegs, dass
diese Rassen als solche rein geblieben wären; aber die Messungsresultate an den Köpfen einer
grossen Zahl der jetzigen Bewohner Europas weisen auf die oben angegebenen Sohlüsse hin;
und dieser Gedanke wird bestätigt durch die Schädelindices der herrlichen Schädelsammlung,
die einen so grossen Raum in unserem College einnimmt, einer Sammlung, die von John
Ilunter begonnen und auf welche im letzten Jahrhundert eine grosse Menge Zeit verwendet
wurde, um die Schädel, die sie enthält, zu beschreiben und zu classificiren **). Unsere Samm-
lung wurde vermehrt und zeitgemfias erhalten von Prof. C. Steward und konnte, wio ich
hofTe, mit Erfolg für die Wissenschaft benutzt worden bei einem Versuch, die umstrittene Frage
der Beziehungen zwischen der Neandertlialer Menschengruppe und dem ]K>stglacialen Bewohner
Westenrojias zu lösen.
Der charakteristische physische Typus des paläolithischen Menschen kann bei den Be-
wohnern Westeuropas immer noch erkannt werden, obwohl ihre Schädel besonders in der
Froutalrcgion an Capacität zugenommen haben. Diese Veränderung in der Form des Schädels
bezeichnet einen entsprechenden Fortschritt in der Capacität und Organisation des Gehirns,
sowie in den intclloctueilen Fähigkeiten de» Menschen; sic ist in Wahrheit der Beweis seiner
angeborenen Kraft, den Forderungen zu entsprechen, die an seine geistigen Fälligkeiten gestellt
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Studien über den prähistorischen Menschen etc. 376
werden, um cs erfolgreich aufnehmen zn können mit dem immer heftiger werdenden Existenz-
kampf, hervorgehend aus der stets wachsenden Zahl seiner Mitgeschöpfe und den complicirten
socialen Bedingungen seiner Umgebung. Zweifelsohne zeigt die Schädelform eines grossen
Theiles der Bewohner unserer Insel eine Kreuzung, entstanden durch das Ineinanderhcirathen
der lang- und breitschädeligen Menschenfamilien, die in fernen Zeiten sich begegneten, durch
Heirath sich in Westeuropa vermischten und dadurch den Stamm ihrer Nachkommen ver-
besserten. Menschenrassen, wie die Eingeborenen von Australien, die in unveränderter Um-
gebung blieben, ohne Einhcirnthen in ein anderes Volk, haben nur geringe Fortschritte in ihren
intellcctuellen Fähigkeiten gemacht; die Form ihrer Schädel blieb von demselben Typus, wie
ihn die paläolithischen Bewohner Europas besassen.
Dieselben Ursachen, welche nach unserer Darstellung in langen Zeitperioden auf ein Volk
derselben Kasse gewirkt haben, haben nicht allein zur erblichen Ueberlieferung ihrer physischen
Charaktere geführt, so wie diese unter den nördlichen, centralen und südlichen Bewohnern
Europas bestehen, sondern sie haben auch specialisirte Gebiete von Nervenslructur in ihren
Gehirnen entwickelt, wodurch sie veranlasst wurden, in gleicher Weise zu denken, zu fühlen, zu
urtheilen; sic besitzen so eine angeborene, weit verbreitete geistige Individualität.
Auf diese Weise Bind wir im Stande, Ursache nnd Bedeutung zu verstehen, warum
grosse Gemeinschafton von zur gleichen Rasse gehörenden Menschen in Sachen, welche das Wohl-
ergehen ihrer Rasse betreffen, bestimmt werden, gleich zu handeln; sie besitzen in der Tbat
gleiche angeborene Gefühle oder Rasseneigenthflmlichkeiten , obwohl sie von einander durch
weite Entfernungen getrennt sind und unter anderen Klimaten und in anderer Umgebung leben.
Ihre üemüthsbewegungen und Ideale harmoniren, weil ihre Vorfahren lange Zeiten unter
gleichen äusserlichen Bedingungen lebten und in Folge dessen gleich specialisirte Nervenccntren
entwickelten, welche vereint mit ihren physischen Charakteren auf ihre Nachkommen übertragen
wurden, sieh krystalüsirten in ihren Gesetzen und sich wiederspiegeln sowohl in ihren Begriffen
von Religion wie in ihren socialen Institutionen**).
Um unsere Meinung zu illustriron, dürfen wir auf die empörenden Seiten der Geschichte
hinweisen, als Belgien und die Niederlande unter die Herrschaft Spaniens übergingen und so
die iberische Rasse über eine durch und durch teutonische Rasse in dieser Zeit herrschte. Oder
wir können den bestehenden Zustand der iberischen Bevölkerung von Südamerika mit den
teutonisch- angelsächsischen Bewohnern der Vereinigten Staaten oder den Zustand letzterer mit
der Negerbevölkerung von Amerika vergleichen.
Betrachten wir das Resultat der letzten in diesem Lande abgehaltenen allgemeinen Wahl
(general Election). Die aufgeworfene Frage war eine, an welcher das ganze Volk von Großbritannien
höchlichst intercssirt war. Es ist merkwürdig, was für ein grosser Thcil der Bewohner Eng-
lands und Schottlands, der Hauptsache nach von angelsächsischer Herkunft, in dieser Sacho überein-
stimmend votirten, während eine gegenteilige Meinung über dieselbe Frage vom grössten Theile
des irischen Volke« sowie in grosser Ausdehnung von den Welschen (Welsh), von denen die
Mehrzahl von ibcro-mongolischen Ellern abslammen, festgehalten wurde. Es wäre schwer, die
oben erwähnte Verschiedenheit in den Gefühlen des Volkes zu erklären, wenn wir sie nicht
ihren geistigen Rasseneigenschaften zusohreiben **).
Die Umgebung hat ohne Zweifel in der Entwickelung unserer Völker eine grosse Rolle
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N. C. Macnamara
gespielt, aber ihr angclwrener Kiwsenebaraktcr hat mehr ra thun gehabt mit der Stellung,
welche die angelsächsische Hasse in der Welt erobert hat, als mit dem Keichlhum an Mineralien,
dem Klima «der dem Schutr, der uns von unserer seebegrenaten Käste gewährt wird.
Man würde die Meinung vertheidigen können, dass die Umgebung, in welcher Menschen
gelbst nur während weniger Generationen leben, fähig wäre, die Structur ihres Centralnorvcn-
systems r.u beeinflussen, wenn wir die geistigen Eigenschaften unserer händlichen und städtischen
Bevölkerung vergleichen. Die Bedingungen, unter denen in der Stadt aufgewachsene Kinder
»ler Männer lehon, erzeugen im Kaufe von wenigen Generationen einen labilen Zustand der
Nervonstvuctnr, woraus ein erregbarer Charakter folgt, der, wenn bis au einem gewissen l’unkt
gebracht, rar Geistesschwäche führt und für die steigende Zahl von Irren in London und in den
anderen grossen Städten Europas verantwortlich sein mag. General Sir Hedvors Baller, von
den Soldaten unter dein Commando in Südafrika sprechend, spielt wieder auf die Thatsache an,
dass unsere in der Stadt geborenen Leute ein nur unvollkommenes Sehvermögen haben, ver-
glichen mit den Leuten, die in den offenen Ebenen Transvaals aitfgexogen sind und giekt uns
somit ein anderes Beispiel von Einfluss der Umgebung auf die Rasse.
Dies sind einige der vielen interessanten und wichtigen Themen, welche bei dem Studium
der Anthropologie einschliesslich der Crauiologie auflaucheu.
Literatur.
’) Archiv«** de Zo-dogie experimentale et generale, tonte troisieme, annle 1885.
*) See Prof. Dr, J. Cunningham’s work on Barface Auntoiny of Cerebral HeraUplieres, p. 286. Also Prof.
i)r. March and on the Morphology of the Frontal Lobes and Insula of Anthropoid Ape*.
3> Menschen- und Affenschädel, von B. Virchow, Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vor-
träge von R. Virchow u. Fr. v. Holzendorff. IV. 8er., Heft 26, p. 26. — Journal nf Anat. and Pbya.. new
Serie«, vol. XIII, p. 275.
4) L. Ed in «er, Vurttttmgeo über den Bau der norvöwn Ceutralorgan*. Leipzig 189«, 5. Aufl., 8. 20ö, und
The Anatomy of the Central Xervotia System of Man, Prof. h. Bdinger, M. D., trauslated fr»ra the flfth Oer*
man edition by Prof. W, 8. Hall, 1889, 8. 194, 210. Kdinger bemerkt : „Ganz allmählich nimmt «lann der
Mantel (de* Gehirns) in der Tbierreihe ansteigend zu. In der Classe der Primaten hat er bei den Affen ein«
Ausdehnung erlangt, welche nahe an die Verhältnisse beim Menaclien grenzt. Aber noch unterscheidet ihn,
ausser unwesentlicheren Verhältnisse» , ein wichtige« Moment von der beim Menschen erreichten Stufe. Drr
Stirulappen , der bei den niederen Affen noch sehr klein ist, erreicht bei «Jen höheren schon eine grosse Aus-
dehnung, bleibt aber noch immer »ehr zurück gegen den St imlapp«»» de« Menschen. «Ta, beim Menschen ist
dieser Entwickelungsgang noch keineswegs abgeschlossen. Es finden sich gerade im 8timlappen noch Diffe-
renzen, welche auf die Möglichkeit einer weiteren Vervollkommnung »ch Hessen lassen. Ganz besonders kommt
hier das neutrale Gebiet in Betracht, welches, die Bprachceutren enthaltend, sehr wesentliche Verschiedenheiten
in der Ausbildung zeigt.“
Prof. Dr. J. CuntiiughArn constatirt: „Eines der eigenthömliebsten Merkmale des Grosshirn« des Schim-
panse und OrADg*Utaug ist die vollständige Abwesenheit der frontal- und orbital-. opcrctila" oler der pars
triangularis, welche Broca’s Nerveucentrum für artioulirtes Sprechen enthält."
Beiträge zu 8urf*ce Anatotny of the Cerebral Hemisplieres, by Prof. Dr. J. Cunningham, Dublin 1892,
p. 110, 279, '105, wo er constatirt, dass .die untere Frontal Windung des Affen sehr verschieden von der des
Menschen ist".
k) Prof, nuxley hielt dafür, dass die Organisation des menschlichen Gehirn« mehr zu thun habe mit
de« Menschen intallectueller Ueber legen beit als «ein Gewicht oder Grösse und e« kann keine Frage sein, dass
den Menschen mit kleinen Köpfen in keiner Weise deshalb geistige Capacität mangelt ; aber eine wohl ent-
wickelte Frontalregion ist ein charakteristischer Zug aller höher civilisirten Gemeinschaften in der Welt und
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Studien über den prähistorischen Menschen etc. 377
unter diesen wird geringe intellectuelle Begebung oder sogar Idiotismus verhältnissmäasig häutig bei solchen mit
abuortn kleinen Prontallappei) gefunden (siehe Note 8. 103 Man'* Place in Nature). Wir stimmen vollkommen
mit Prof. Huxley überein, dass bei allen bekannten Bassen menschlicher Wesen das Gehirn und das dasselbe
einschliessetidi> Gehäuse, der Schädel, mit einander wachsen und dass das erster« einen absolut vorherrschenden
Einfluss über die Entwickelung des letzteren nicht ausübt. Aber es ist sicher, dass, wenn der vordere Theil
de« Schädels früh im Leben ein verschlossenes Gehäuse wird, es die nachfolgende Grosse und Kntwickeluug des
Gehirns, das es enthält-, beeinflusst. Prof. Welcher, der diesen Gegenstand in durchaus teutonischem Geist studirte,
kam «tun Schluss, dass bei de« europäischen Hassen die Stimnaht bei einem von je neun Individuen bis zum
erwachsenen Alter offen bleibt. Bei der afrikanischen Rns*e findet man sie im erwachsenen Alter nicht häufiger
als einmal unter IM) Individuen offen, und bei den Eingeborenen von Australien wurde kein erwachsener Schädel
mit offener Prontalnaht gefunden. Der wohlbekannte französische Anatom Gratiolet setzt als Resultat seiner
Forschungen fest, das« nicht allein das Wachsthun» de* Gehirns früher aufhört bei jenen Basseu, bei denen sich
die Nähte früh weh Hessen, sondern dass auch ein Unterschied besteht zwischen höheren und niederen Rassen in
B*zng auf die Reihenfolge, in der sich normal die Nähte schliessen. Bei letzteren verwachsen die vorderen Nähte
vor den hinteren, bei den höheren Rassen findet da* Gegentheil statt: die hinteren Nähte schllessen sich vor den
vorderen. M. Gratiolet gründet seinen Schluss von der grösseren Vervollkonmilichkeit der höheren Rassen
auf diese Thatsache. Andererseits ist Prof. L. Kd in gar geneigt, dem kürzlich verstorbenen Prof. Perl* bei.
zmdimmen, dass nicht wenige Menschen von hervorragend inteller tueller Kraft in frühem Alter an leichtem
Hydrocephalu* erkrankt waren, der, nachdem er ihren Schädel abnorm ausgedehnt hat, wieder zurückgegangen
ist. Das Gehirn dieser jungen Leute war befähigt , eine grössere Capacitüt zu erlangen« als et erreicht hätte,
wenn kein Hydrocephalu* die Sch&deldeck«» ausgeweitet hätte (The Anatomy nf tlie Central Nervoua System of
Man by L. Rdinger, M. D., traiislated from tift-li German edition by Prof. Hall. 8. 2u6).
*) The Origin and CliAracter of the British People, by N. 0. Macnamara, p. 85.
?) Journal of Anat. and Phys., new series. vol. XIII, p. 273.
*) The Brain-cast of Pithecanthropua erectus, by E. Dubois, Journal of Anat. and Phys., new series,
voi. xm.
f) Die oberst«* Schicht war 9,5 m dick und war gebildet von Gesteinstrümmcm, welche von dem Felsen
darüber herabgefallen waren. Die zweite Schicht war 3 tu dick und bestand au* gelbem tlionigen Tuffstein.
Die dritte Schicht war 6 m dick bestehend aus rothem Lehm, in dem sich zahlreiche Moustier- Feuersteine
befänden und der Stosszahn eines Matmnuth*. Die vierte Schicht bestand aus gelbem kalkhaltigen Lehm,
unter welchem direct die menschlichen Rest« mit Knochen ausge#torl«*ner Thier« gefunden wunlen.
*•) Die Bezeichnung „paläolithisrh“ wird für geologische Formationen angewemlet , welche sich dadurch
auszeichuen, dass sie die rohesten Formen menschlicher Stein werk zeuge enthalten, vereint mit Resten von
BäUgeUiierrn, von denen einige vollkommen ausgestorben , während ander« aus den betreffenden Gegenden ver-
schwunden sind, wo ihre Reste gefunden wurden. Diese Einschlüsse können geordnet werden unter die Rubriken :
Alluvium, Tbuulager, Höhlen sch ich ten, Kalktuffe und Löss.
“) Wir besitzen genaue Zeichnungen und eine Beschreibung dieses Schädels. Es kann keine Frage sein,
dass dies ein echter paläolitbbclier Schädel war und dass er die Anwesenheit dieser Kasse menschlicher Wesen
in der Grafschaft Soffolk beweist, als England mit Frankreich noch durch Land verbunden war.
,f) Die Bezeichnung „Molithiach” wird gebraucht, uni jene Periode zu bezeichnen, in der di« von»
Menschen gemachten Werkzeuge aus Stein, Knochen und Horn einem beträchtlichen Fortschritt in den Künsten
des Leben« Anzeigen, gegen die aus der früheren paläolithiachen Epoche entdeckten. Iu der neolithbchen Zeit
waren das Mamrnutb, Khiuoceros und andere ausgestorbene, in den paläolitbiscben Serien vorherrschende Thier«
von Westeuropa verschwunden. Die Fund plätze dieser neolithischen Reste sind Flusskies, Höhleneiugttnge,
Torfgruben, erhöhter Strand etc. etc.
'*) Man’* Place in Nature, by Prof. Huxley. p. 120. For a descriptinn of the Borns skull, mm» 8. Laing
and Prof. Huxley 's Prehistoric Remains of Cnitlmeas.
*•) Der Ursprung und die Verbeitung des mittelländischen Stamme* von Prof. Dr. G. Scrgi in Rom.
Centralblatt f. Anthropologie Bd. I, 1896, 8. ö — 8.
'*) In der Hiatory of Ancient Wiltshire, von Sir II. C. Haare, vol. I, plate XVII, p. 164, ist die Be-
schreibung eines Schädelfundes in einem langen Grabhügel bei Stonehenge, welche sich jetzt im anatomischen
Museum zu Cambridge (No. 18oa) befindet und von welcher ich eine Photographie besitze.
*•) Crania Britannien, Tabtes on, p. 241 — 244.
,r) Prof. A. €- Haddon. See Studies in Irish Craniology, Prooeeding* of Royal Irish Academy, vol. IV,
p. 577.
Archiv für Anthropologie iU. XXVII. 4g
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378 N. C. Macnamara, Studien über den prähistomchen Menschen etc.
*•) Th« AuQwnt lirnnu Implement* <>f Grast Britein, by 8ir John Rvnn«.
**) Formation «1« la Nation Franqais», par G. de Mortillet, Professor « l’Eeole d'Anthropologi«, p. 257,
269 — 270. 8ee also Th« Dolmen* of Ireland, by A. C. Borlai«, p. 1012 — 1014.
**) Der mongolische Schädelindex geht von 80 aufwärts, der der Ibero-Arier ist 75 oder unter dieser ZahL
n) The Races of Europe, by W. Z. Itipley, p. 34.
**) Wir haben ungefähr 4000 Schadet in unserem Museum, die nach den Gegenden, in welchen sie vor
muthlich gebürtig sind, geordnet wurden. Alle dieee Specitnina wurden genau gemesaen und in unserem
K»tal«*g beschrieben, theils von Sir W. Flower, theil* von Mr. L, McAra unter Prof. C. Btewart’s
Otnrufciahu
**) The Origin and ('haraeter of the British People, by N. C. Macnamara, p. 192. See also tlie West-
minster Review, Derember 1900, p, 834.
**) Diese Idee wird bestätigt vom Resultat der Wabicu, die kürzlich in Canada und in den Vereinigten
Staaten stattgefunden haben. Die jüngeren Zweige unserer angelsächsischen Russe, die bei Weitem den
grösseren Theil der Bewohner dieser weiten und blühenden Gebietet ausmachen , hatten eine ähnliche Frage zu
losen wie die, welche vor das Volk von Großbritannien gestellt war, und sie haben in grosaer Mehrzahl der
Aufforderung in genau der gleichen Weise entsprochen wie die Engländer, wie wir glaube«, von gemeinsamen,
der Russe »»gehörenden Gefühlen getrieben.
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Macnamara: Studien über den prähistorischen Menschen und
I. Palaeolitl
Java-Schädeldach
(SaUon-Anaieht.)
Schädel von Spy (Nr. 1).
(S«iUu-Att»ieht.)
Java-Schädeldach.
( Scheitel- Ansicht )
Schädel vou Spy (Nr. I).
i Scheitel- Anaicht.)
Gibraltar- Schädel.
(Saltan- An«tcht>
G ibraitar-Scliäd el.
( Vorder- Au* icbt->
A«hl» ftr Anthropologie Bd. XXVII.
Eifinheimer Schädeldach,
f Saiten» Anaksht.)
Kgilheimer Sc hädeldach.
( Scheitel- An« lebt )
Digitized by Google
Tafel XXI.
3ein Verhältniss zu der jetzigen Bevölkerung Westeuropas.
sehe Periode.
Keandvrtbnler Schädel.
(Seiten- Ansicht )
S 1 i ko-Sc h ad eldacb.
(Seltoo-Analcht)
Neanderthaler Schädel.
(Sehet tel-Anvieht.)
Sligo- Schädeldach.
(Scheitel- Ansicht)
Tilbury -Schädeldach.
(Selten -An lieht.)
Tilbury-Scbadeldacb.
(Scheitel* Ansicht.)
Verls« von Krledr. Vteweg .t Sohn In Urmunsehwet«.
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Macnamara: Studien über den prähistorischen Menschen und s<
II. Neolithische
Cro- M n trn< »ii -Schftd el .
< Vorder- AMiciit)
Mentone-Schiidel.
(Vorder- Anaieht)
Rodmftrton-Schädel.
( Vorder- Ansicht )
Cro-Magnon*8cttii<)el.
I Heilen- Ansicht.)
Mentone-Sehiidcl.
(8«iUO'AmlehL)
liudnuuton-Schiidel.
(Selten • Ansicht )
Archiv fhr Anthropologie IW. XXVII.
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Tafel XXII.
iin Verhältnis zu der jetzigen Bevölkerung Westeuropas.
Periode.
Ktein-Ornhachädel von («atconihe,
Glouce*ter«liire.
( Vonlor-Antirht.)
Stein-(imh«chädel au« der Nähe
de« Stonehenge.
(Vorder- Analehe.)
Nyinpstleld-Sch&del.
| Vor.t.-r- A n»l<ht . )
Bteiii-Urabachädel von Uatcombe.
(S*n*.n-Analclvt.)
Stein-Orabfirhädel au« der Nahe de«
Stonehenge.
1 Sotten- Anricht.)
Ny mpsfield -Schädel
(Seitati-Anaieht.)
Var!«« tob Frledr. A Sohn in Nr»on«c!iw*4if.
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Macnamara: Studien über den prähistorischen Menschen und sein
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Auatnilier-Hchjiilcl. HcbAde) eine* KnuUndura.
< Seiten- An»l*lit.) (Selt«t.-A»*tdlt.>
Schädel eine* Engländer»«
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XVI.
Topographisch - anthropometrische Untersuchungen
über die Proportionsverhältnisse des weiblichen Körpers.
Von
Dr. Sara Teumin.
(Mit 2 graphischen Darstellungen.}
Einleitung.
Im Sommer und Herbst des Jahres 1899 hatte ich Gelegenheit , im Anthropologischen
Institut der Universität Zürich an lebenden Frauen Messungen vorzunehmen, welche den Zweck
hatten, die äussere Topographie des weiblichen Körpers kennen zu lernen. Als Material tu
diesen Untersuchungen dienten 100 an der Universität Zürich studirende Damen — Auslände-
rinnen — , von welchen 80 Mcdicin, 8 Naturwissenschaften, 8 Philosophie und 4 Staatswissen-
schaften stndirten. Ich drücke denselben hiermit meinen Dank au»! Die gemessenen Indi-
viduen waren sämmtlich ausgewachsen, im Alter von 18 (drei) bis 33 Jahren. Drei derselben
waren verhoirathet. Der Rasse und Nationalität nach vertheilten sie sich in folgender Weise:
47 Jüdinnen (31 kleinrussisohe, 16 polnische Jüdinnen),
32 Russinnen (4 kleinrussische, 20 grossrussische Russinnen),
14 Polinnen,
3 Lilhauerinuen,
3 deutscher Herkunft,
1 Armenierin.
Wie ersichtlich, stellen Jüdinnen uud Russinnen das grösste Contingeut.
Sämmtliche kleinrussischen Jüdinnen gaben auf Befragen an, dass in ihrer Abstammung
seit drei Generationen keine Mischung stattgefunden habe. Es darf aber auch sonst als Regel
angenommen werden, dass Juden russischer Nationalität eine Abstammung besitzen, in der,
so lange die Vorfahren russische Unterthanen waren, eine Mischung nicht stattfand. Das Gesetz
zwingt nämlich in Russland jeden Juden, sich bei Eingehung einer gemischten Ehe taufen zu
lassen und untersagt auf» Strengste, dass Kinder aus solchen Ehen einer anderen, als der ortho-
doxen Kirche angehören. Ueberlritie von Nachkommen solcher Ehen zur jüdischen Religion
sind ebenfalls durch das Gesetz ausgeschlossen, so dass wir also berechtigt sind, die klein-
russischen Jüdinnen als einer durchaus reinen Rasse angehörend zu betrachten.
48*
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380
Dr. Sara Teu min.
Ebenso wenig bisst, sich annehmen, dass eine Convertirung von Angehörigen christlicher
Religionen zum mosaischen Bekenntnisse statt tindet.
Ffir die Polinnen jüdischer Confession kann der Nachweis der Keinerhaltung der Kasse
nicht geliefert werden, weil ja im Gegensatz zu liassland, in dem ehemaligen Königreiche Polen
Mischehen kaum auf erhebliche Hindernisse stiessen.
Ich gehe nun zu den von mir angewandten Messungsmethoden über.
Die Messungen wurden am lebenden Menschen meist durch ein dünnes Unterkleid vor-
genommen, wobei 47 Punkte festzustellen waren. Leider wurden nicht bei allen 100 Individuen
»ilmmtliche Punkte gemessen, weil die Noth wendigkeit dieser hohen Zahl sich mir erst im Ver-
lauf meiner Arbeit aufdrängte.
Meine Beobachtungstabellen werden hier vollständig wiedeigegeben , obwohl nicht alle
in Betracht kommenden Fragen von mir bearbeitet wurden. Die Originale verbleiben der
Sammlung des Anthropologischen Institutes der Universität Zürich und können hoffentlich für
"ihn liehe oder verwandte Kragen noch öfter» zu Käthe gezogen werden.
Besonders wichtig scheint es mir, dieselbe Frage, die ich hier für den weiblichen Körper
meiner Landsleute durchzufuhren bestrebt war, auch einmal am Körper westeuropäischer Frauen,
ebenso am m&nnlichcn G «schlechte zu prüfen.
Das Instrumentarium, dessen ich mich bedient habe, waren der Anthropometer und Taster-
zirkel nach Prof. Martin.
Die Messungen habe icli in folgender Weise vorgenommen :
I>ic MaaaRe von Nr. 1 bis 19 wurden im aufrechten Stehen genommen.
Die Maane von Nr. 20 bi« 23 wurden beim Sitzen auf einer 40 cm hohen Bank ohne Lehne geuommeu-
1. Körpergrösse. Vertioale Entfernung des Scheitels vom Boden, Den Blick lies« ich gerade nach
vorn richicn, so da»« der Kopf ohne besondere Muskelanstrengung auf dem Halse ruhte.
2. Hohe des Kinnrunde» über dem Boden. Ich maass die Entfernung des unteren Kinnrunde»
fnicht des am meisten vorspringenden Punkte* am Kinn) von der Bodenfläche. Zog ich nun dieseB Maas»
von der Körpergrösse ab, so erhielt ich die Projectionshöhe des ganzen Kopfes.
3. Höhe des oberen Sterualrandes (Incisura eemilunnris sterni) hl »er dem Boden.
4. Höbe der rechten Brustwarze über dem Boden.
5. Hohe de» Nabel» (Mittelpunkt desselben) über dem Boden.
6. Höhe des oberen Symphysenrandes. Ich führte von dem Nabel au» die senkrecht uach
unten gerichtete flache Hand abwärts, bi» ich mit den Fingerspitzen auf den Schambeinrand anfstieas.
7. Höhe dea Akromion (Vorderseitenrand des Akromion). Verticale Entfernung de* Akromion vom
Boden.
8. Höhe de» Ellenbogengelen kes (Gelenklinie des Humero- radial -Gelenke») Über dem Boden. Die
Gelenklinie ist bei pronirter Hand leicht an der Aussenseitc de» Gelenkes über dem Radiusköpfchen fühlbar.
9. Höhe des Processus styloides rndii über dem Boden. Das Maass wurde hei ruhig herab -
hüngender Hand (Daumen nach vorn) genommen.
10. Höhe der Mittelf ingerspitze über dem Boden. Der Arm hing ungezwungen herab.
11. Höbe der Crista ossis ilei rechts und links. Ich maass die höchsten Punkte der Crista beim
aufrecht Gehenden Individuum.
12. Höhe der Spina anterior »uperior des Beckens über dem Boden.
13. Höhe der Spina posterior suporior des Beckens über dem Boden. Es war bei meinen Unter-
suchungsobjecten die Fossala inguinalis lateralis inferior (Watdeyer) leicht zu sehen. Ich habe dieselbe
darum als Ausgangspunkt zur Auffindung der Spina posterior superior benutzt, weil die letztere der orsteren
nabe liegt.
14. Höhe des oberen Randes des grossen Rollhügels (Trochanter) über dem Boden. Ich musste
die aufliegendeo Weichtheile ziemlich fest Aufdrucken . damit die dicke Muskellage nicht da» Maass beein-
trächtigte.
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Topographisch -anthropoinetrische Untersuchungen etc. 381
15. Höhe de» Kniegelenkes über dem Boden. Ich bat« die Hobe der Gelenkfuge, dort wo sic den
vorderen Hand de» Lig. coll&terale mediale kreuzt, gemessen.
16. Höbe der inneren Knöchelspitze (Malleolus internus) über dem Boden
17. Höhe de* ganzen Beine* = Höhe der Symphyse über dem Boden (nach Nr. 6).
18. Lange de« Fussen. Entfernung des Fersen Vorsprunges von der Kussapitze.
19. Höhe der Vertebru prominens über dem Boden im Stehen.
20. Höhe der Vertebra prominens über dem Boden im Sitzen (siehe Nr. 21).
21. Sitzhöhe. Projectionsböbe des Scheitels über der Sitzfläche. Ich »teilte das Messinstrument senk-
recht auf die horizontale Blatte des Stuhles.
22. Schulterhöhe im Sitzen. In gleicher Weise wie Nr. 21 und Nr. 7. Das Lineal berührt das
Akromion am Vorderseitenrand.
23. Spannweite der Arme. Entfernung der beiden Mittel tingerspitzen von einander bei horizontal
gespreizten Armen.
24. Schulterbreite. Horizont alabstand der l»eiden Akromia von einander.
25. Abstand der beiden Spinae anteriores superiores von einander.
26. Grösste Breitenentfornung dor beiden Cristae. Breite zwischen den beiden grössten seit-
lichen Ausladungen der Cristae.
27. Abstand der Spina auterior superior von der Spinu posterior superior.
28. Grösste Breitencntferti u ng der beiden Trocli anteren. Entfernung der beiden Punkte
welche die grösste seitliche Ausladung der Trochanteren bilden.
29. Abstand der Spinae posteriores »uperiores von einander.
30. Höhe des Manubrium (Incisura »emilunaris sterni) im Sitzen. Wie in Nr. 21.
31. Abstand der beiden Brustwarzen von einander.
32. Grösste Länge des Kopfes. Von der am meisten prominenten Stelle der Glabella bis zum
äussersten Punkte des Hinterhauptes in der Sagittalebene.
33. Grösste Breite des Kopfes. Ich suchte mit den beiden Spitzen de* Tastzirkel* die beiden
grössten seitlichen Ausladungen de- Kopfes.
34. Jochbogen breite. Dbtanz der grössten Ausladungen der beiden Jochbogen.
35. Breite zwischen den inneren Augenwinkeln.
36. Kleinste Stirnbreite. Geringster Abstand der Schläfenlinien am Stirnbein von einander.
37. Breite des Unterkieferwinkels. Die grösste seitliche Ausladung am äusseren Rande des
Unterkieferwinkels.
38. Ohrhöhe des Kopfe». Ich habe vom Traguspunkte (das Instrument wird in die Rinne zwischen
Tragus- und Helixursprutig eingesetzt) bis zum senkrecht darüber stehenden Punkte des Scheitels gemessen,
mit Rücksicht auf die Horizontalebene.
39. Abstand der beiden Traguspunkte von eiuander.
40. Abstand des Kinne» von der Nasenwurzel. Entfernung der Stirnuasennaht vom Kinupunkte
(Unterrand des Kinues in der Mitte).
4L Länge der Nase, Entfernung von der Nasenwurzel bis zum einspringenden Winkel von Nase
und Oberlippe.
42. Breite der Nase. Grösste seitliche Ausladung der Nanenflügel.
43. Abstand des Kinnes von der Haargrenze. Entfernung von der Haargrenze zum Kinnpuukte.
44. Abstand der Nasenwurzel vom Alveolarpunkte.
45. Körpergewicht.
Aus den gewonnenen Maasszahlen habe ich durch Snbtrahiren folgende ürössenverhältnissc berechnet.
Aus Nr. 7 bis 10:
a) Länge des ganzen Armes. Entfernung des Akromion von der Mitteltingerspitzc. Maa«s Nr. 7
— Maas» Nr. 10.
b) Länge des Oberarmes. Eutfernuug des Akromion von der EUenbogengelenklinie (Humero-radial-
üelenklinie). Maas* Nr. 7 — Maass Nr. 8.
c) Länge dos Vorderarmes. Entfernung der Ellenbogengelenklinie von der Spitze des Proc. styloideus.
Maas* Nr. 8 — Maas» Nr. 9.
d) Länge der Hand. Entfernung der Spitze des Proc. styloideus von der Spitze des Mittelfingers.
Maas« Nr. 9 — Maass Nr. 10.
Zu Nr. 17:
a) Länge des Oberschenkels. Entfernung de* oberen Randes dor Symphym* von der Kniegelenk-
fnge. Maass Nr. 6 — Maass Nr. 15.
b) Länge des Unterschenkels. Entfernung der Kniogelenkfuge von der Spitze des inneren Maller»-
lui. Maass Nr. 15 — Maass Nr. 16.
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383
Dr. 8ar» Teumin,
I. Capitol. Körpergrösse, absolut und im Vergleiche mit derjenigen
männlicher Individuen gleicher Provenienz,
Wie schon eingangs erwähnt, befanden sich unter den gemessenen Individuen ausschliess-
lich ausgewachsene Personen; die drei achtzehnjährigen waren vollkommen entwickelt, aämint-
liche übrigen über zwanzig Jahre alt.
Die erhaltenen absoluten Maasszahlen variirten in folgender Weise:
Tabelle 1, Körpergröeae ').
< eutirnetiT
Znhl der
Individuen
Centimeter
Zahl der
lodividucn
Zentimeter
Zahl der
Individuen
146
2
155
6
163
8
147
1
156
3
164
5
148
1
167
11
11»
4
149
—
150
11
166
—
150
10
150
5
167
8
151
2
160
7
168
152
5
161
6
169
—
153 |
4
162
2
170
1
154
3
Mittlere Körpcrgröeee 157 Minimum . , . .
Hauptvariation 150 — 165 (in #2 Proc ) Maximum . . . .
Differenz 24
’i«;
170
Die hier erhaltene Zahl für mittlere Körpcrgröeee — 157 — ist jedoch nur durchschnitt-
lich gültig; bei Eintheilung der Individuen nach Rasse, Nationalität und geographischem Gebiet
ergeben eich etwas verschiedene Resultate.
Ich bespreche der Reihe nach die Verhältnisse der Grossrusainucn, kleinrussischcii Jüdinnen,
polnischen Jüdinnen und nicht jüdischen Polinnen. Die tirossrussinnen zeigen, wie schon ihr
Name sagt, die höchsten Wcrthe. Das mittlere Maas» beträgt bei 25 Messungen 16t, wobei
die Körpergrösse vornehmlich zwischen 155 bis 165 schwankt Nur vier Individuen fallen unter
155 resp. über 165.
Tabelle 2. Körpergröaee der Groaarnseinnen.
Ontimeter
Zahl der
Individuen
Centimeter
Zahl der
Individuen
Centimeter
Zahl der
Individuen
148
1
156
_
164
4
149
—
1.57
2
165
2
150
—
158
2
160
—
151
—
159
3
167
1
152
1
IGO
1
169
—
153
—
161
1
169
—
154
—
162
1
170
I
155
2
163
3
Mittlere Kiirpergröeee 161 Maximum 170
Hauptvariatinn ..... 155 — 105 (in 84 Proc.) Minimum 148
Differenz beider 22
') Da gerade I ist Individuen gemessen wurden, bezeichnen die Zahlen der Individuen gleichzeitig die
Procente des Vorkommens. Wo die Individnalbeobechtungen kleiner als 100 sind, werden im Folgenden die
Procentlahlen besonders beigeftigt.
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*
t.c
ip
I?
lr'T-
di#
«i*
Topographisch - anthropometrische Untersuchungen etc. 383
Fast die Hälfte aller Gemessenen waren Jüdinnen, nämlich 47 Proc., grösstentheils kleinrussiBche
Jüdinnen. Es sind bereit« eine Reihe von Messungen an Juden (beiderlei Geschlechts) vor-
genommen worden. Nach Ansicht einiger Forscher soll die Körpergrösse der Juden abhängig
sein von der Körpergrösse des Volkes, in dessen Mitte sie leben. Ich komme später auf diesen
Punkt zurück. Mir scheint, dass Klima und Oertlichkeit einen Einfluss auf die Körpergrösse
haben; vornehmlich dürften auch sociale Verhältnisse dabei ins Gewicht fallen. Sicher aber ist
die Vererbung ein wesentlicher Factor für die Entwickelung einer bestimmten Körpergrösse.
Die mittlere Körpergrösse aller von mir gemessenen Jüdinnen beträgt löö. Folgende
Tabelle giebt eine Uebersioht
Tabelle 3. Körpergröße der Jüdinnen.
Kleinrusoiache Jüdinnen Polnische Jüdinnen j Jüdinnen zusammen
C“tt~,rr Ät .Ä — ; Ä& — -
Kleinruasisehe Jüdinnen Polnische Jüdinnen Jüdinnen zusammen
Mittlere Körpergrüzsc 154 166 166
Hanptvnriation schwankt . . . 160 — 180 bei 88,8 Proc. 160 — 168 bei 73, .1 Proc. 150—168 bei 74,4 Proc.
Maximale KörporgpflflM .... 163 164 164
Minimale Körpergrösse ....[, 150 1 147 147
Differenz beider j 13 17 i 17
i. ’ I
Aus dieser Tabelle entnehmen wir, dass die klein russischen Jüdinnen (27 gemessene) eine
mittlere Körpergrösse von 154 haben (Variation von 150 bis 160 bei 88,8 Proc.). Für die
16 polnischen Jüdinnen, die ich gemessen, beträgt die mittlere Körpergrösse 155 (Variation von
150 bis 158 bei 73,4 Proc.)
Bei den nichtjüdischen Polinnen (Zahl 14, Variation von 146 bis 167) beträgt die mittlere
Grösse 160, sie stehen also in Körpergrösse den Grossrussinnen nahe (mittlere Körpergrösse der
letzteren 161). Unter den 100 Gemessenen sind noch drei Uitthanerinnen , drei deutschen
Ursprungs und eine Armenierin; ich habe diese nicht besonders gruppirt, weil ihre Zahl zu
klein ist
Die beiden folgenden graphischen Darstellungen mögen die Grössen Verhältnisse ver-
anschaulichen.
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3K4
Dr. Sara Teumin,
/» i.i
Kürpergröasc «ämmtlicber Individuen.
1 uu
►••»•••« JUiw« ■ ui ■ OrvNnMwiMn
Kbrpergrouc: Vergleich zwischen Jüdinnen und Gmimniss innen.
Ich lasse hier Angaben anderer Autoren Ober die Körpergrößen von Angehörigen gleicher
Völker folgen :
Tabelle 4.
Mittlere Körpergröane
* $
Gros*ru*«en (Roadestwenaky) . . . 164.4 152,8
(irossru Minnen (Teumin) — 161,0
Kleinruaaiaohe Juden (Talko-Gri nze witsch) . . 162,5
r » (Weiaaenberg) 164,8 154,4
# » (Pantuchoff) 166.9 —
„ „ (Teumin) — 154,0
Kleinrusaeu (Talko-Grinze :wit»chi 166,7 154,8
Galmache Juden (Maier und Kopernitzky) . . 162 6
Polnische Juden (Snegirew) 162.2
„ v (Teumin) — 155,0
Polen (Eikind) 163,9 153.3
„ (Teumin) — H-2,0
Weiaaruasen (Eich holz) 165,0 1 —
Au« obiger Tabelle ist ersichtlich, dass die mittlere Körpergröße der von mir gemessenen
Grossrussinnen um 8 cm mehr betrügt, als die der Grossrussinnen bei Rosdest wensky. Die
kleinrussischen Jüdinnen stimmen mit den von Weissenberg gemessenen in Bezog auf die
mittlere Körpergrösse überein.
Beim Vergleiche der von mir gemessenen Frauen mit Männern gleichen Stammes findet
sich, dass die Grossrussinnen im Mittel um 3,2 cm kleiner sind als die Grossrussen (Rosdest-
Digitized by Google
385
Topogntphisch-anthropoinetriBclio Untersuchungen etc.
wcnsky); die kleinrussisehen Jüdinnen sind um 8,5 cm kleiner als ihre männlichen Stammes*
genossen (Talko-Grinzewitsch); die Polinnen sind um 2,3cm kleiner als die Polen (Eikind).
Ich komme jetzt auf die interessante Krage zurück, ob meine Messungen und die anderer
Autoren Anhaltspunkte für die Behauptung geben, dass die Körpergrösse der Jüdinnen abhängig
von der Körpergrösse de* Volkes sei, in dessen Mitte sie leben.
Kleinruasinnen. Die mittlere Körpergröße der kleinrussisehen Jüdinnen betrügt nach
meinen Messungen 154cm, Weissenberg giebt dieselbe auf 154,4cm an. Die mittlere Körper-
größe der nichtjüdischen Kleinrnssinnen beträgt nach Talko-Grinzewitsch 154,8cm.
Kleinrussen. Die mittlere Körpergrösse der kleinrussisehen Juden beträgt nach
Weissenberg 164,8cm und nach Talko-Grinzewitsch 162,5cm. Der letalere giebt die
mittlere Körpergrösse der nicbtjüdischen Kleinrussen mit 1 66,7 cm an.
Diese kleine Zusammenstellung zeigt uns, dass die Körpergrüsse der kleinrussischen
Jüdinnen, die ich gemessen, und derjenigen von Weissenberg mit den Maassen der Ktcin-
russen nach Talko-Grinzewitsch fast übereinstimmt.
Ein anderes Resultat ergiebt die Vergleichung der kleinrussischen Juden und der Kleiu-
russen (nicbtjüdischen Ursprungs) nach Talko-Grinzewitsch. Hier sehen wir zwischen nicht-
jüdischen und jüdischen Kleinrußen eine Differenz von etwa 4cm (Talko-Grinzewitsch), resp.
etwa -2 cm (Weissenberg). Man kann also in diesem Falle nicht sagen, dass die Körpergrösse
der Juden von der Grösse des Volkes, in dessen Mitte sie leben, abhängig ist. Wahrscheinlicher
ist vielmehr, daß die Rassenziigeliörigkeil den Ausschlag giebt.
11. Capitel. Weibliche Kopfform.
Zur ferneren anthropologischen Charakterisirung der von mir beobachteten Individuell
wird hier eine kurze Uebersicht Uber die wichtigsten Kopfmaasse gegeben. Obwohl ich eine
ganze Reihe von Messungen am Kopfe vorgenommen habe, beschränke ich mich auf die Wieder-
gabe derjenigen Indiees, welche im Stande sind, eine gewisse Vorstellung der Kopfform zu gehen.
In der Eintheilung folgte ich der von R. Martin (Anthropometrischc und craniometriscke
Technik für das anthropologische Prakticum) angegebenen Methode: Kopfindex, anatomischer
Gesichtsindex und Längenhöhenindex. Hierbei ergaben sich folgende Werlbe:
Tabelle 5.
Kopfindex. Anatomischer Gesiohtsindex.
Dolichocephalie 1 Pme. CharaäproBopie 4 Proc.
Meiocephalio 25 . Mesoproaopie 85 „
Brach veephalie t>2 . Leptoprosopie 11 „
Hypcrbrtchycephalie .... 12 „
Längenhöhenindex. Nasenindex.
Cham&oophalie 67 Proc. Hyperlcptorrhin 60 Proc.
Orthocepnalie 29 „ Leptorrnin 38 „
Hypsicephalie I . Mptorrhin 2 „
Es zeigt sich, dass bei den von mir gemessenen Frauen Brachycephalie vorherrschend ist
(62 Proc.). Ich fand ausserdem llyperbrachycephalie bei 12 Proc., dagegen nur einen Fall von
Dolichocephalie; Mesocephalic sah ich bei 25 Proc. Dies Vorherrschen der Brachycephalie stimmt
mit den Angaben Elkind's überein, welcher gleichfalls Brachycephalie hei seinen Kleinrußinnen
und Polinnen als Haupltypus bezeichnet. Die Gesichtsindices für alle Gemessenen ergaben: Meso-
prosopie in 85 Proc., Leptoprosopie in 1 1 Proc. und Chamäprosopie in 4 Proc.
Stehlt nt AutUfo|K*logi* . IUI XXV [1 4J,
Digitized by Google
386
I)r. Sara Teumin,
Beim Messen der Längen - Ilöhenindiceft zeigte «ich Cbamloepbftlie in 67, Ortbocephalie in
29 und Hypsicophalie in 4 Fullen.
Bei Zusammenstellung der Indices (Kopf-, anatomischer Gesichts- und Langcn-Höhenindex)
ergab sich, dass hauptsächlich die Mesoprosopie (und nur selten die beiden anderen anatomischen
Gesichtsindices) in Verbindung mit dem Kopf- und Längen-Höhenindex steht, wobei die Brach y-
chamäcephalie- Mesoprosopie (33 Froc.), llyperbrachy • chamäoephalie - Mesoprosopie (6 Proc.) und
Meso-chamacephalie-Mesoprosopie (14 Proc.) die häutigsten Combinationen darstellen. Dann folgen
die Meso-orthoeephalie-Mesoprosopie (7 Proc.) und Hyperbrachy-orthooephalie-Mesoprosopie (4 Proc.).
Einige andere Comhinatiouen linden wir nur in vereinzelten Fällen. Bei den von mir ge-
messenen Individuen ist also, wie wir sehen, die Braohy-cham&cephalio -Mesoprosopie die charak-
teristische Kopfform.
Am Ende dieses Capitels veranschaulicht eine Tabelle diene Beziehungen (Schfideltypea
nach drei Indices).
Bei Zusammenstellung der anatomischen Gesichts- und Nasenindioes hielt ich es für an-
gezeigt, eine Trennung der zwei Hauptrassen meiner Individuen durchzuführen.
In 83 von 100 Fällen (unter diesen befanden sich 26 Grossrussinnen und 39 Jüdinnen)
fand sich Mesoprosopie in Verbindung mit Hyperleptorrhie und Leptorrhie.
LeptOproeopie in Verbindung mit Hyperleptorrhie und Leptorrhie zeigte sich in 11 Fällen
(darunter 4 Grossrussinnen und 4 Jüdinnen).
Chamäprosopie mit Hyperleptorrhie und Leptorrhie kam viermal (2 Grossrussinnen und
2 Jüdinnen), Mesoprosopie mit Mcsorrhie nur zweimal vor.
Alle übrigen Combinationen fehlten. (Am Schluss des Capitels siehe Tabelle nach zwei Indices.)
Leider gelang es mir nicht, unter der mir zur Verfügung stehenden Literatur, welche
die gleichen Völker behandelt, eine analoge Zusammenstellung zu V ergloichszweckon zu finden.
Weissenberg giebt an, dass bei den sÜd russischen Juden Chamübrachyccphalie vor-
herrscht, was mit. meinen Resultaten übereinstimmt, da die Mehrzahl der von mir Untersuchten
Jüdinnen waren.
Schädeltypen nach drei Indices.
(Kopfindex, Längenhöhenindex, Anatomischer Gesichtsindex.)
Mögliche Combinationen
Proc.
Mögliche Combinationen
Proc.
Dolicbo-chamäoephal-cbamäprosop
„ „ -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
Doliobo-orthocephal-chamlprocop
„ „ -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
Dolicho-bypsioephal-chamäprosop
„ B mesoprosop
* a -leptoprosop
Me*o-chamäeeplial-chamäproflop .
„ n -mesoprosop . .
„ „ -leptoprosop . .
Meso-orth craphal-chamaprosop . .
„ „ -raesoprosop . .
m „ -leptoprosop . .
Meso-hypsicepbal-chamaproflop . .
„ * -mesoprosop . .
h n -leptoprosop .
14
a
l
Hrachy-chamäcephal-chamaprosop
„ n -mesoprosop
,, „ -leptoprosop
Bnichy-orthoeephal-ehamiprosop
„ „ -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
Hrachy-hypsicephal-chamäprosop
M - -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
Flypwbrachy-chamBcepnml-chamiproBop
* „ -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
Hypcrbrachy-orthoeephal-chamäprosop
n „ -mesoprosop
- „ -leptoprosop
Hyperbrachy-hypBicephal-chamäproBop
„ „ -mesoprosop
„ „ -leptoprosop
3
88
7
16
1
Digitized by Google
Topographisch -anthropometrische Untersuchungen etc.
387
Gesichts- und Nasen in di een.
Mögliche ('ombinationen
Vertheiluug der Gesichts* und Nasen indtces nach den
Kassen (Grossrutsinueti und kleinrussische Jüdinnen)
(’hamäprosop -{- Ilyperleptorrhin
Chamikprosop -[■ Lcptorrhin . .
ChamäproBop 4 Mesorrhin . . .
Chamäpruflop 4 Chainirrhin . .
Chamäproaop f- Hyperuhamarrhin
Mesoprosop Hvperlcpthorrhin .
Meaoprosop -|- Lepthorrhin . . .
Menoprosop -4- Metorrhin ....
Mesoprosop 4- Chamärrhin . . .
Mesoprosop -J- Hyperohaniarrhin .
Leptoproaop llyperlepthorrhin
Leptoprosop 4- Lepthorrhin . . .
Leptoprosop 4- Mesorrhin ....
Leptoprosop -j- Chamärrhin . . .
Leptoprosop -f- Hyperchamärrhiu
2 I . 2 Jüdinnen (1 Polin und 1 kleinrussische Jüdin)
2 ] 2 Grossrusfliunen
49 15 Grosmiasinnen und 25 Jüdiunen (15 kleiurutsisclie,
| g» 8 polnische, 2 weissrussische Jüdinnen)
3-4 j 11 Grossrussinnen und 14 Jüdinnen (9 kleinrussische,
f 4 polnische, 1 weissrussische Jüdin)
2 2 2 kleinrussische Jüdinnen
3 Grossrussinnen und 3 Jüdiunen (2 polnische, 1 weis»-
russische Jüdin)
1 Kleinrussin und 1 Jüdin (kleinrussische)
UI. Capital. Gegenseitige Höhenlage des Akromion, Manubriumrandes1)
und der Vertebra prominens im Stehen und Sitzen.
Für die Topographie de» Kumpfes haben die in der Ueberschrift genannten Funkte einen
grossen Werth.
Es schien mir wichtig, die Höhenlage der Akromialpunkte gegenüber der Incisura senulunari*
sterni (oberer Brustbeinausschnitt), die meist deutlich erkennbar ist, sowie gegenüber der Vertebra
prominens festzustellen.
Folgende Tabellen zeigen diese Höhenunterschiede zwischen Vertebra prominens und
Incisura semilunaris, zwischen Vertebra prominens und Akromion und zwischen Tncisura seuiiluuan»
und Akromion; alle drei Differenzen im Stehen und Sitzen.
Tabelle 6a. Höhendifferenz zwischen
Vertebra prominens und Ineis. semilunaris
im Stehen.
Zahl der
cm Individuen
1 1
2 4
8 15
4 21
5 19
6 16
7 8
8 3
Mittlere Differenz
Haupt Variation .
Maximum . . .
Minimum . . .
Differenz beider
3 bi* 7 (in 91 Proc.)
8
1
7
Tabelle 6b. Höhendifferenz zwischen
Vertebra prominens und Akromion
im Stehen.
Zahl der
cm Individuen
1 1
2 3
3 4
4 14
5 26
6 16
7 19
8 2
9 . 2
Mittlere Differenz
Hauptvariation .
Maximum . . .
Minimum . . .
Differenz beider
5
4 bis 7 (in 86 Proc.)
9
1
8
*) Munubriurn = Inci«nra sernilunarit sterni.
49*
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388
Dr. 8 am To umin,
Vergleichen wir zuerst die Mittel wert he der gegenseitigen Lage der Vertebra prominens
7.11m Akrotnion und zur Ineiaura semilunaris, so ergiebt sich, dass im Stehen und Sitzen Akromion
und Incisura semilunaris gleich tief unter der Vertebra prominens liegen.
Obwohl nun durchschnittlich das Akromion und die Incisura semilunaris im Stehen in einer
Ebene liegen, zeigt sich im Einzelnen die Differenz zwischen Vertrebra prominens und den
beiden Punkten als eine ungleiche; unter 100 Individuen war hei 04 Proc. die Incisura semilunaris
höher, bei 29 Proc. das Akromion und nur bei 7 Proc. waren beide gleich hoch.
Die folgende Tabelle giebt eine klare Uebersicht über die erwähnten Verhältnisse.
Tabelle 7. Höhendifferenz zwischen Incisura aemilunarit
und Akromion im Stehen.
Zahl der Individuen
Ceuti-
meter
Akromion
Manubrium
höher
höher
i
19
39
2
H
20
3
•2
3
4
1
1
6
-
i
Tabelle 8.
Akromion höher bei 29 Individuen . . .
Manubrium höher bei 64 Individuen . .
Heide in gleicher Höhe bei 7 Individuen .
Heide in ungleicher Höhe bei 93 Individuen
21) Proc.
64 „
7 .
93 *
Wie schon eingangs gesagt, ist die Höhendifferenz zwischen Vertebra prominens einerseits
und Akromion und Manubrium andererseits auch im Sitzen durchschnittlich die gleiche. Doch
auch hier haben wir im Einzelnen ungleiche Differenzen. Es ist im Sitzen das Manubrium bei
43 Proc. höher, das Akromion bei 53 Proc.; bei 4 Proc. der Fälle sind beide in gleicher
Höhe.
Tabelle 9. Höhendifferenzen zwischen
Vertebra prominens und Akromion
im Sitzen.
Tabelle 10. Höhendifferenz zwischen
Vertebra prominens und Manubrium
im Sitzen.
Die Vertebra prominens» Zahl der
liegt Centimcter höher Individuen
1 3
2 2
3 5
4 8
5 2t;
ü 80
7 17
8 6
9 1
10 1
11 -
12 1
Mittlere Differenz 6
Haupt Variation . . 4 bis 8 (in 87 Proc. der falle)
Maxiraum .... 12
Minimum .... 1
Differenz beider . 11
Die Vertebra prominens
liegt Centime ter höher
2
3
4
5
6
7
8
9
lü
II
Zahl der
Individuen
2
. 5
4
. 11
23
15
12
2
3
I
Mittlere Differenz 6
Haupt Variation . . 4 bis 8 (in 83 Proc. der Fälle)
Maximum .... II
Minimum .... 1
Differenz beider . 10
Digitized by Google
Topugruphitjcli-aiitliraponietrisclie Untersuchungen etc.
389-
Tahcll«’ 11. Differenz zwischen Manubrium and Akromion im Sitzen.
Centi-
meter
2
3
4
5
Zahl der ludividuen
Akromion
höher
36
14
2
T
Manubrium
hoher
31
5
6
2
Taltelle 12.
Akromion höher bei 53 Individuen 53 Proc.
Manubrium höher bei 43 Individuen , 43 „
Beide in gleicher Höhe bei 4 Individuen ....... 4 *
Beide in verschiedener Höhe bei Individuen .... '>6 „
Beim Zusauimenstellcn der Differenzen zwischen Akromialhöhen und Manubriumhöhen im
Stehen und Sitzen erwies sich, dass das Manubrium im Stehen bei 64 Individuen höher ist, bei
29 Individuen das Akromion. Das umgekehrte Verhältnis* Anden wir ira Sitzen: hier ist bei
53 Individuen das Akromion höher gelegen, das Manubrium nur bei 43 Individuen.
Tabelle iS. Zusammenstellung der Differenzen zwiicheu Akromion und Manubrium (Inoisura
seuiiluuaris) im Stoben und Sitzen.
Bei 2S> Individuen das Akromion im Stoben höher, wobei die Hauptvariation 1 bis 2eui bei 27 Individuen
53
64
43
7
4
- ~ . im * » . » I » 2 • » W
, Manubrium ira Stehen höher, wobei die „ 1.2, , M
n * im Sitzen „ p - n 2 , ,31
die Akromion- und Manubriuuihöhe eine gleiche int Stehen
« it * « »m Sitzen.
IV. Capitel. Welches sind die messbaren Rumpflängen, und welche
ist die empfehlenswertheste?
Km herrschen grosse Meinungsverschiedenheiten über den Begriff „Rumpfllnge“.
Einige wollen darunter sogar den Abstand vom Scheitel zum Damine, Andere denjenigen
von der Protuberantia occipitalis bis zum Os coccygeum verstehen. — Meisten« werden aber als
Kumpf länge folgende Maasse in Betracht gezogen:
1. Die Projectiooahöhe der Vertebra prominens über der bitzfläche.
II. Der Abstand der Vertebra prominens vom Dararoe.
III. Der Abstand der Vertebra prominens vom oberen Rande des Os sacruin.
IV. Der Abstand des Akromion vom Damme.
V. Die Projectionshöhe dea Akromion über der bitzfläche.
VI. Die Höhe der Incisuni temilunarin sterni über der Sitzfläche.
VII. Die Entlimu| der Incisura semilunaris sterni vom oberen Rande der Symphyse im -Stehen.
Den meisten dieser Maasse haften grössere oder kleinere Mängel an. Gegenüber denjenigen
Autoren, welche im Sitzen messen, muss Folgende« erwähnt werden. Da« Stehen ist stets dem
Sitzen vorzuziehen, da bei jenem die Krümmung der Wirbelsäule selbst während einer lang
andauernden Untersuchung die gleiche bleibt, während bei diesem in Folge der Ermüdung bald
die Totalkyphosis des bequemen Sitzen« eintritt.
Da» Maas« vom siebenten Halswirbel zum Damme ist unbequem, dazu wegen der leichten
Verschiebbarkeit des Instrumentes unsicher.
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390
Dr. Sara Teu min.
Vom Akromiou zum Damme zu messen, ist ebenfalls nicht empfehlenewerth, weil wir hier
eine schiefe Linie messen.
Den Abstand vom siebenten Halswirbel zum oberen Rande des Os sacrum zu messen, ist
unbequem und wegen der Schwierigkeit, die die Abtastung des Os sacrum macht, unsicher.
Bei den vielen von mir vorgenommenen Messungen gelangte ich zu dem Schlüsse, es sei am
meisten zu empfehlen, die Entfernung vom oberen Rande der Symphyse zum Manubrium (Incisura
seroilunaris) im Stehen als Rumpflänge zu betrachten.
Diese Methode macht am wenigsten Schwierigkeiten, auch wird das Schamgefühl des zu
Untersuchenden weniger verletzt; und ich weiss aus eigener Erfahrung, dass der obere Rand
der Symphyse selbst bei Corpulenten leioht abzutasten ist.
Ich führe hier die verschiedenen mittleren Rumpflängen an, die ich bei meinen Messungen
gewonnen. — Die von mir empfohlene Rumpflünge wird später noch speciell behandelt werden.
Tabelle 14. Rumpflängen (im Sitzen gemessen).
1. Mittlere Kumpflange vom siebenten Halswirbel zur Sit/flache 61 cm
Maximale „ . „ . , 67.
Minimale „ „ , , , , 52,
Differenz zwischen Maximum und Minimum 16 cm.
2. Mittlere Rnmpflänge vom Manubrium zur Sitzfläcbe 55 cm
Maximale „ „ „ . . 62 .
Minimalc . , , , „ 48,
Differenz zwischen Maximum und Minimum 14 cm.
8. Mittlere Rumpflänge vom Akromiou zur Sitzll&che 52 cm
Maximale , , , , , 61.
Minimale . „ „ . 48,
Differenz zwischen Maximum und Minimum 18 cm.
Selbstverständlich ergeben sich für die Rumpflängeu vom Manuhriiini bis Symphyse im
Stehen andere Werthe, als die oben angegebenen.
Tabelle 15. Ruropflängo (im Stehen gemessen).
Mittlere Kumpflänge vom Manubrium zum oberen Kunde der Symphyse 47 cm
Maximale , , , , , , , ' , 62 ,
Minimale „ , . » , „ , 41 .
Differenz zwischen Maximum und Minimum 21 cm.
Tabelle 16. Absolnte Kumpfl&nge (im Stehen gemeasen, vom oberen Rande der Symphyse
zum Manubrium).
Länge in
cm
Zahl der
Individuen
Lange in
cm
Zahl der
Individuen
Länge in
cm
Zahl der
Individuen
41
i
49
11
57
12
2
50
10
58
1
43
1
51
5
59
j
44
«
52
1
60
45
VI
53
7
61
__
46
Ul
54
—
62
1
47
11
55
48
20 |
56
i
Mittlere Kampflänge 48 cm Meximum 62 om
Heuptvariation ... 44 bis 53 cm (in 93Proc. der Fälle). Minimum 41 cm
Differenz beider .... 21 cm.
In der folgenden Zusammenstellung führe ich auch die relativen Rumpflängen (Manubrium-
Symphyse) an, welche ich im Capitol VI eingehend behandelt habe.
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Topographisch -anthropomötrisehe Untersuchungen etc.
391
Tabelle 17.
Relative Kumpflänpe =
Rumpflänge 100
Körper grösae
Volk
Kk‘inra»«i«che Jaden (Talko-Grinzewitsch l) .
Litbauerinnen (Brenaon1)
Juden (Sakowenko1)
Klein ruf si »ehe Juden (Weissenborg ‘)
Oeeterreichiscbe Juden (Weisabach ‘)
Rigaer Juden (bleebmann1)
Littiauer Juden Irr.iir«
Wei.fru.«iache Juden | (Talko-Grinzewitach )
Joden (Jakowenko*) .
Burjaten (Scbendrowfky *)
Kabardinzen (Wiichegrord •)
Burjaten-Alarzen (Porotow*)
KÖÄe“}<ont.0henk0^ {;
Weis*ru«een (Eichholz*)
Kleinrusaen (Dibold*)
itumpflauge
absolut relativ
cf
9
er
9
785
51,4
—
81,3
—
—
86,74
80.67
53.6
53,51
—
—
53
—
—
—
52,7
—
—
—
; 51,5
—
—
—
52.«
—
—
—
52,2
—
49,4«
—
30.58
—
—
—
34,39
—
—
—
31,19
—
” j
—
31,30
31
30,77
—
52,35
—
—
31,90
56,66
—
33,3
~
Von den liier aufgeführten Kumpflüiigen haben nat ürlielt nur diejenigen vcrgleiehenden
Werth für uns, welche sich auf den Abstand von Munuhrium zur Symphyse beziehen. Leider
sind auch in diesen Fällen die Messungen nicht mit unserem Instrument, sondern mit dem
Zirkel von Topinard vorgenommen worden.
Die von uns gewonnenen mittleren Rumpflängen (51 absolut, 80 relativ) liegen nahe den-
jenigen, welche Jakowenko für die Juden (49,46 absolut, 80,58 relativ) imd Qiltschenko
für die Kosaken von Kubau (52,35 absolut, 30,77 relativ) fand.
V. CapiteL Ueber die Körpermitte').
Eine genaue Definition der anthropologischen Beziehungen für die Körpermitte zu gelten,
ist wegen mangelnden Materials sehr schwierig. Nach den Untersuchungen von Prof. Mctschni-
kow lTillt die Körpermitte bei den Mongolen mit der Höhe der Symphysia ossium pubia zu-
sammen; dieser Umstand ist nach seiner Ansicht ein wichtiges Merkmal der mongolischen
Rasse, welche sieh hierdurch dem kindlichen Zustande der europäischen Rassen nahcgerückt
erweist. Prof. Ketle hat nämlich gezeigt, dass die Körpermitte der Kinder europäischer Rasse
im 13. Altersjahre mit dem oberen Rande der Symphysia ossium pubis zusammeiifallt.
Bei der Zusammenstellung der Werthe, die sich für die Körpermitte der mir zur Ver-
fügung stehenden 100 Individuen ergaben, nahm ich keine Trennung nach Rassen vor, weil
bei dem Vorhandensein von verschiedenen Rassen unter meinen 100 Individuen ich eB nicht
für angängig halte, Rückschlüsse auf Rasseneigenthümlichkeiten zu ziehen; die einzelnen Rassen
sind in meiner Statistik nicht stark genug vertreten. Es müssten vielmehr hierzu einige hundert
Messungen an Individuen gleicher Rasse vorgenommen werden.
Die absolute Körpermitte Ihr mein Material zeigt folgende Tabelle:
') RumpfUnge vum Scheitel bis zum Damme gemessen
*) Rumpflänge vom JKanubtium bis zum Hympbyaenrande gemessen.
fe) Ist identisch mit dem Punkt der halben Körperhöhe.
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392
L)r. Sara Teu min,
Tabelle 18. Absolute Körpermitte.
Höbe der
Körpermitte
cm
Zahl der
Individuen
Höhe der | ./M ,ler
Körpermitte
Individuen
cm
Höhe der
Körpermitte
cm
Zahl der
Individuen
73
2
79
2U
85
2
74
2
80
10
86
—
76
12
81
10
,87
—
76
9
82
12
88
1
77
7
83
—
«i
1
78
12
84
—
Mittlere Körpermitte 79 Maximum 89
Ilauptvariation . . . . . . .75 — 82 (in 92 Proc.) Minimum .78
Differenz beider 18
Die absolute mittlere Körpermitte der von mir gemessenen Frauen beträgt also 79 cm,
wobei die Hauptvariation bei 92 Proc. zwischen 75 und 82 schwankt.
Ich lasse hier eine Tabelle der Symphysenhöhen folgen , um zu prüfen , in wie weit
Metschnikow’s Beobachtungen einer allgemeinen Anwendung fähig sind.
Tabelle 19. Absolute Sy mphy senhöhe.
Absolute
Absolute
Ahtolute
Symphysenhöhe
Individuen
Symphyseuhöhe
Individuen
Symphysenh'the
Individuen
cm
cm
cm
71
1
78
4
84
11
72
1
79
8
85
11
78
3
80
9
86
3
74
3
81
8
87
2
76
4
82
9
88
4
76
8
83
10
89
2
77
1! 4
Mittlere Symphysenhöhe .... 80 Maximum • 89
Ilauptvariation 77 — 86 (in 74 Proc.) Minimum 71
Differenz beider 18
Tabelle 20. Differenz zwischen Symphysenhöhe und Höhe der Körpermitte.
Centimotor
Zahl der Individuen,
hei welchen die Körper-
mitte unter der
Symphysenhöhe liegt
Zahl der Individuen,
bei welchen die Körper-
mitte über der
Sympbyaenhöhe liegt
1
2
3
4
6
6
7
8
9
10
15
14
18
17
10|
4
1
1
74 Proc.
91
4 i
2
1
1
18 Proc.
Die Symphyse liegt höher mit einem Mittelwerth von 4 cm
* „ im Maximum höher 10 R
_ „ im Minimum höher 1 „
Differenz zwischen Maximum nnd Minimum 9 „
Die Körpermitte liegt höher mit einem Mittelwerthe von 2 cm
„ w im Maximum höher 5 „
- „im Minimum höher . 1 „
Differenz zwischen Maximum und Minimum 4 „
Die Körpermitte liegt unter der Symphysenhöhe bei 80 Individuen f80 Proc.)
■ » f . . ,17 , (17 . )
, , i»t gleich , . ,3 P ( * „ )
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393
Topographisch -aiithrupometrische Untersuchungen etc.
Au« diesen Vergleichen können wir sehen, dass Motechn ikow’s Beobachtungen in
meinem Falle keine Anwendung finden können. Es lial «ich gezeigt, das« nur in drei (von 100)
Fällen die Höhe der Symphyse mit der Körpcrmitte znsammentTdlt. In den übrigen 97 Fällen
findet sieh eine mehr eil er minder erhebliche Differenz. — Bei 80 Individuen lag die Symphyse
höher als die Körpermitte (4 cm im Durchschnitt) und nur hei 17 Iudividuun tiefer (2cm im
Durchschnitt). — Diese Resultate lassen keinen Schluss auf eiue constanlc Beziehung von
Symphyse und Körpermitte im Sinnr Mctschnikow'a zu, welche als Rassenmerkmal dienen
könnte.
Für die mir als Material dienenden Iudividueu ist jedoch charakteristisch, das« die Körper-
mitte um durchschnittlich 4 cm tiefer als die Symphyse liegt.
Bisher wurden nur einige Körpermaasse an und für sich besprochen.
Im Folgenden gehe ich dazu Ober, die Beziehungen der einzelnen Körpermaasse zur Körper-
grösse und unter einander zu schildern, d. h. ausser den absoluten auch diu relativen Körper-
proportiouswerthe nnzugeben.
VI. Capitel. Rumpf im Verhältnis« zur Körpergrösse.
Beim Vergleiche der Rumpf längen (gemessen vom Manuhrinm bis zum oberen Rande der
Symphyse im Stehen) mit den Kürpergrösaen ergaben sich folgende Resultate:
Tabelle 21.
Die relative Rumpflänge —
ltumpflänge X 100
Körpergroeso
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individueu
21
2
31
19
22
1
.32
9
23
1
33
5
24
—
34
4
25
—
35
3
2*5
—
36
1
27
2
37
j —
23
10
38
—
29
19
39
1
30
22
40
i
Mittlere relative Kumpf länge . . 90 Maximum . . . .'
Hauptvariation 26 — 85 (in 92 Proc.) Minimum ....
Differenz beider 19
40
21
Wie wir sehen, ist hier die Variation eine ziemlich bedeutende; in der Hauptsache aber
fallen die Werthe zwiechen 28 und 35 bei 91 Proc. der Gemessenen.
VII. Capitel. Spannweite im Verhältnis» zur Körpergrösse
(relative Spannweite).
Die bei Messung der Spannweite angewandte Methode ist bereits eiugangs unter Punkt 22
angeführt worden. Die absolute Spannweite der 100 Individuen betrug im Mittel 158 om, wäh-
rend die Mittelzahl der Körpergrösse auf 157 cm zu stehen kommt. Die Spannweite übertrifft
demnach im Mittel die Körpergrösse um 1 cm.
Es ergeben sich für die relative Spannweite folgende Werthe:
Archiv für Anthropologie. Ud. XXY11 r^j
Digitized by Google
394
Dr. Sara Teumin,
Tabelle 22.
Relative Spannweite =
Spannweite X 100
Körpergröwe
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
86
2
101
17
97
5
102
11
98
9
103
8
99
18
104
4
100
24
106
2
Mittlere relative Spannweite . . 100 Maximum ....
Hauptvariation ÖS — 103 (in 87 Proc.) Minimum ....
Differenz beider 9
105
96
Die* relative Spannweite variirt demnach bei 87 Proc. der Individuen zwiaohen Ü8 und 103;
Werthe darüber oder darunter treten nur vereinzelt auf.
Folgende Tabelle giebt eine Ucborsicht über die von anderen Forschen» bei .luden erhaltenen
Resultate.
Tabelle 23. Relative Spannweite bei den einzelnen Autoren.
Volk I I $
i n > 1 ■ nn n
| ßlechmann I 103,3 —
Weissenberg 106 —
Juden *•. | Glitschen ko . 103,40 —
I Jakowenko 104 —
l Meine Messungen i — j 100
Die von mir erhaltenen Spannweiten sind also die kleinsten unter den angeführten. Jedoch
gehören die letzteren Männern an, und es scheinen bei diesen die Arme verhiiltnissmässig länger
zu sein.
VUL Capitel Schulterhöhe im Verhältniss zur Körpergrösse
(relative A kromialhöhe).
l>ie relativen Akromialhöhen varüren in folgenden Gremien:
Tabelle 24.
O , . . . , . Akromialliuho X 100
Itela ti ve A k r om > al hon e =
Kürpergroaw
Proccnt
Zahl der
Individuen
Prooent
Zahl der
Individuen
72
2
80
6
73
3
81
9
74
2
82
12
76
4
83
12
7G
4
84
0
77
6
86
10
78
6
80
7
79
6
87
7
Mittlere Akromialböhe 1*2 Maximum . . .
Hauptvariation 80—87 (bei 09 Proc. der Individuen) Minimum . . .
Differenz 16
87
72
Diese Zahlen zeigen uns, da«» die Hauptschwankungen dor relativen Akromialhöhen bei
69 Proc. der Individuen 80 bis 87 betragen, wobei die mittlere Akromialhöbe also 82 Proc.
der Körpergröße ist.
Digitized by Google
Topogrupbiseh-anthropometrische Untersuchungen etc.
395
IX. Capitel. Höhe des Manubriuni (Incisura semilunaris sterni) im
Verhältniss zur Körpergrösse.
Die Bestimmung des Manubriuni war fast in allen Füllen eine leichte, und genügte zur
Feststellung der Lage meist dos Auge. Xur in seltenen Fällen machte ein reichlich entwickelter
Panuiculus adipoeus eine Betastung des oberen Bandes uolhweudig.
Folgende Tabelle zeigt die Resultate:
Tabelle 25.
Relative Manubriumhüho =
Manubriuni X 100
Körpergröaie
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
77
1
82
47
78
—
83
18
79
—
81
2
80
3
85
—
81
27
86
1
Mittlere Manubriumhöhe . ... 83 Maximum
Hauptvariation ....... 81 — 83 (in 83 Proc.) Minimum . . . . .
Difieren* beider 9
86
77
Bei 92 Proo. schwankt die relative Manubriumhiihc demnach zwischen 81 und 83 Proc. der
Kürpergröwte. Ihr Mittel beträgt in Folge dessen für die 100 gemessenen Individuen 82 Proo.
der Körpergrösse.
Tabelle 26. Relative Manubriumhöhe bei den verschiedenen Autoren.
Volk cf 1 9
Juden aus Kogotscbovr (Jako wen ko) |i 81,81 —
Kosaken (G ilts eben ko) 81,7 —
Polen (Eikind) { 81,8 I —
Meine* Messungen |( — [ 82
Beim Vergleiche mit den Ergebnissen anderer Forscher zeigen sich also für meine Indi-
viduen etwa» höhere Werthe.
X. Capitel. Vertebra prominens im Verhältniss zur Körpergrösse.
Fast bei allen Gemessenen Hess »ich der Domfortaatx des 7. Halswirbel* leicht durohfühlcn.
IJie absoluten Höhen der Vertebra prominena sind folgende:
Tabelle 27. Absolute Höhe des Dornfortsatz. es des 7. Halswirbels.
Centimeter
Zahl der
Individuen
Centimeter
Individuen
Centimeter
Zahl der
Individuen
121
1
131
4
138
7
124
2
132
9
139
3
125
1
133
4
140
4
128
2
134
10
141
2
127
2
136 3
142
2
128
2
136
14
143
2
129
130
7
3
137
2
114
1
Mittlere Höhe des 7. Halswirbels . . 184 Maximum
Haupt Variation 129 — 138 (in 72,4 Proc.) Minimum
Differenz beider 21
144
123
60*
Digitized by Google
39f,
Dr. Sara Teuinin,
Die Differenz zwischen Maximal- und Minimalhöhe ist hier eine I »©deutende, nämlich 21 cm,
jedoch liegt die llauptschwankung zwischen 129 und 188, was einer Hauptdifferenz von item
entspricht.
1-t.nno „ , . • tl - , , , , , Höhe de» 7. Halswirbel» X 100
Tabelle 28. Relative Hohe de» 7. Halswirbel» =
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
83
4
87
8
84
22
88
2
85
26
89
1
86
25
Mittlere Höhe de» 7. Halswirbel» 85 Maximam . ,
Hauptvsriatiun 81 — 87 (in 92 Proc.) Minimum . .
Diflfereox beider 0
88
83
In Proccnte umgcreehnet finden wir bei 92 Pro«, der Individuen eine Hauptvariatiou von
84 bis 87. Diese durchschnittliche Schwankung ist nicht sehr gross, was mit der l'hatsache
Qliereinstimmt , dass auch die Grösse der betreffenden Individuen keiner sehr beträchtlichen
Schwankung unterliegt.
Vergleichende Betrachtungen mit Resultaten anderer Forscher konnte ich aus Mangel an
entsprechender Literatur leider nicht anstellen.
In den drei folgenden Capiteln habe ich die Bestimmung der relativen Höhe dreier wich-
tiger Punkte an der vorderen Fläche de» menschlichen Körpern unternommen, der Brustwarze,
des Nabels und der Symphyse.
XI. Capitel. Brust warzenhöhe im Verhältnis# zur Körpergrösse
(relative Brustwarzeuhöhe).
Die mittlere Brustwarzen hübe für alle gemessenen Individuen beträgt 1 1«S cm bei einer
Variation von 30 cm. Die Mavimalhöhe ist 1*24 cm. die Minimalhöhe 94 cm; die lluuptvnriation
geht l>ei 75 l*roc. von 108 bis 119.
Folgende zwei Tabellen gelten absolute und relative Brustw arzeuhöhen an:
Tabelle 29. Absolute Bruatwarzenhöhe.
Gentimeter
Zahl der
Individuen
Centimeter
Zahl der
Individuen
Ontimeter
Zahl der
Individuen
«4
1
105
4
116
6
«6
—
IOC
3
116
9
96
—
107
3
117
7
97
—
108
6
118
4
98
—
109
.3
ii»
4
99
1
110
i;
120
3
100
1
111
0
121
—
101
—
112
9
122
3
102
1
113
t;
128
—
108
1
114
10
124
1
104
3
Mittlere Brustwarzeuhöhe 113
Hauptvariation 108 — 119 (in 76 Proc.)
Differenz beider ....
Maximum
Minimum
an
124
94
Digitized by Google
397
TopographiHch-untliropometrüche Untersuchungen etc.
Tabelle 30.
Relatire Bru.twarzenhöhe =
Brust warzenhohe X 100
Körpergrösse
Procent
Zahl der
Individnen
Prooent
Zahl der
Individnen
64
2
74
12
65
3
76
1
66
2
76
i
67
2
77
i
68
4
78
i
69
7
79
2
70
13
80
1
71
17
81
—
72
16
82
—
73
H
83
1
Mittlere Brustwarzenhohe 71 Maximum ....
Hauptvariation 60 — 74 (in 79 Proc.) Minimum ....
Differenz beider 19
HS
64
Die relative Brustwnrxcnhöhc schwankt zwischen 64 und 83. Diese bedeutende Schwankung
ist aber nur durch einige Ausnahmefäll«* bedingt.
Die Hauyitvariatiou liegt zwischen 69 und 74 bei 79 Proc. «1er Gemessenen.
Bei einem Vergleiche mit «len Resultaten anderer Forscher zeigt sieh, dass meine Indivi-
duen die relativ und absolut kleinste Brustwarzenhöhe aufweiseu.
Tabelle 31.
Absolute
Relative
Volk
Brustwarzenhöhe
Brustwarzenhöhe
cf
9
tf I ?
Polen (Eikind)
Bevölkerung Persien« (Danil off) . .
Meine Messungen .
. . !i 118.2
■ ■ 121.3
113
71,29
73
- 71
XII. C&pitel. Nabelhöhe im Verliältniss zur Körpergrösse.
Kinige Untersucher haben behauptet,, dass «1er Nabel bei gefülltem Magen höher liege als
bei leerem. Ich glaube nicht, «lass dieser Umstand die Messungen erheblich beeinträchtigt und
habe ihn hier nicht berücksichtigt.
Nabelhohe ' 100
Kürpergrtisso
Tabelle 32. Relative Kabelhöhe - -
iToeent
Zahl der
Individnen
Procent
! Zahl der
Individuen
64
1
59
24
55
1
60
33
56
2
61
w
57
10
02
5
58
13
63
'
Mittlere Nabelhöbe 59
Haupt Variation 67 — 61 (in 90 Proc.)
Maximum 63
Minimum 54
Differenz beider 9
Daraus erhellt, dass die mittlere relative XaUdhöhc 59 Proc. der Körpergröße beträgt. Zu
Vergleiclisz wecken haben wir hier wieder einige Ergebnisse amlerer Forschungen beigegebeu,
Digitized by Google j
398
Dr. Sara Ten m in.
wobei sieb zeigt, das* meine Resultate gleich den für die persische Bevölkerung erhaltenen
(Daniloff) sind. Die übrigen Wertbe liegen etwas, jedoch nicht beträchtlich höher.
Tabelle SS.
V o I
k
Relative Nabelh>>he
cf 9
Juden (Jakowenk o) . 58,48
Polen (Eikind) I 58,59
Konaken (Gilticbeu ko) || 60
Pnraifobe Bevölkerung; (Daniloff) ij 59,2
Meine Messungen —
f»9,2
Xlll. Capitol. Sjmphjsenhohe im Verhält nids zur Körpergrösse
(relative Symphysen höhe).
Tabelle 34. Relative Sy mphy*enhöhe Symph>senh<»he 100
* Korpergroara
Procent
Zahl der
Indiridueu
Procent
Zahl der
Individuen
46
2
53
17
' 47
3
64
1
48
3
55
5
49
1
50
—
50
12
57
—
51
25
58
1
52
30
Mittlere Syniphyaeuhohe 51 Maximum 68
üauptvariatioii 60 — 53 (in 81 Proc.i Minimum 48
Differenz beider 13
Vorstehende Aufzählung ergiebt, dass die maximale relative Symphvsenhöhe 68, die mini-
male 46 beträgt, was eine Differenz von 12 bedeutet — Die mittlere relative Symphysenhöhe
licträgt 51 Proc. der Körpergröße.
Beim Vergleiche mit anderen Bcohachtuugeu zeigt sieh, dass die Symphysenhöhe meiner
Individuen sehr nahe der der Kosaken von (iiltschenko kommt
Tal)«Ue 35. Relative Symphysenhohe bei den verschiedenen Autoren.
Volk tf
Polen (Eikind) r 50,71
Kosaken (Oilt.chenko) I 51,4
Mongolen-Torguten (Iwenow.ky) 60,34
Meine Beobachtungen ,] —
9
51,3
Eine sehr wichtige Untersuchung ist die Vergleichung des Körpergewichtes mit der Körpur-
grösse. Das folgende Capitcl bringt meine Beobachtungen hierüber.
XIV. Capitol. Körpergewicht absolut und im Verhältnis« zur
Körpergrösse.
Es ist längst bekannt, dass das Hauptgewicht auf die Knochen fällt je grösser der Mensch,
je länger seine Extremitäten, um so grösser ist sein Gewicht, doch auch eine reiche Entwicke-
lung des Panniculus adiposus wird eine Rolle spielen.
Digitized by Google
Topogniphisch-authropoiuetrische Untersuchungen etc.
Tabelle 36. Absolutes Körpergewicht.
Kilogramm
Zahl der
Individuen
Kilogramm
Zahl der
Individuen
Kilogramm
Zahl der
ludividnen
«n
i
04
4
67
__
«l
55
5
66
—
•12
]
56
7
69
3
43
i
57
3
70
44
2
58
2
71
1
40
2
09
3
72
1
16
3
6»)
2
73
47
2
61
1
74
1
48
1
62
6
76
2
49
8
63
3
76.
50
7
64
3
77
01
4
65
i
78
—
62
6
CG
2
79
1
53
4
i
Mittlere« Körpergewicht 67 Maximum ....
Hauptvariation 49—64 (in 71,6 PNQ.) Minimum
Differenz beider 39
309
79
40
Die Haupt Variation bei 71,5 i'roc. der Gemessenen liegt zwischen 49 uml 64 kg, was einer
Hatiptdiffercnx von 15 kg entspricht,
Taltelle 37. Verhältnis« von Körpergewicht zur Körpergrösse (Grössengewichtsverhältniss)
Körpergewicht x 100
Körpergrös««
Gramm
auf 1 cm
Zahl der
Individuen
Gramm
auf 1 cm
Zahl der
Individuen
Gramm
auf 1 cm
Zahl der
Individuen
27
3
so
7
13
1
28
3
36
10
44
2
29
1
37
7
10
1
30
3
36
10
46
2
31
4
39
2
47
i
32
7
40
2
18
—
33
8
ii
i
49
1
34
8
42
3
50
1
Mittlere« relativ« Körpergewicht . . 36 Maximum .60
Hauptvariation 32 — 36 (in 64,7 Proc.) Minimum 27
Differenz bei «ler 23
Vergleichen wir unsere Kesultate mit den von Weissenber g angeführten Werth en.
(siehe folgende Tabelle), bo rinden wir, dass meine Individuen die Mitte zwischen den Krauen
und Männern bei WeiBsenberg einbalten; dieselben sind bedeutend leichter als die Belgier
(nach Qnctelet).
Dies ist verständlich, wenn man in Betracht zieht, dass die Mehrzahl der von mir Ge-
messenen Jüdinnen waren, welche auch eine geringere Körpergröße auf zu weisen haben.
Tabelle 38. Körpergewicht nach anderen Autoren.
Volk
absolut
relativ
s
<f | ?
Juden (21 bi« 25 Jahre) nach Weiasenberg .
Belgier nach (^uetelet
Meine Messungen
. . 58,51
r- ;
53,31
67
1
1 1£
1 1 1
Digitized by Google
400
Dr. Sara Teil min,
XV. CapiteL Vordere und hintere Spinulhöhe im Verhältniss zur
KörpergrÖKBe.
Aus folgender Tabelle, welche die relativen Spinalhöhen enthält, entnehmen wir, daas bei
85 Individuen die relative Höhe der Spina anterior mp. linkt» grösser ist als rechts, wenn auch
die Differenz eine geringe ist Auch die relative Höhe der Spina posterior Biip. links ist grösser
als rechts, und zwar haben wir eine Differenz von 1 Pro©, der Körpergrösse.
Tabelle SN. Vordere und hintere Spinalhöhe» im Verhältnis» zur Körpergrösse
Spinal höhe v 100
Körpergr»**e
Procent
Relative Höhe
der Spina anterior
Zahl der Individuen
Procent
Relative Höhe
der Spina posterior
Zahl der Individuell
rechts
links
rechts
link»
51
1
1
51
i
52
a
1
52
1
—
58
4
2
53
1
—
54
8
10
54
8
—
55
11
10
55
12
4
56
24
22
54»
24
12
57
2t
23
57
25
23
58
9
12
58
11
17
69
2
4
59
3
19
«»
—
—
60
II
9
61
—
—
61
l| -
1
Mittlere relative Höhe der Spina anterior: rechts 66,
links 56;
Hauptvariation der Spina anterior: 54 bis 58 (bei
80,4 Proc.) links, 54 bis 68 (bei 90.5 Proc.) rechts;
Maximale relative Höbe «1er Spina anterior:
rechts 50, links 59;
Minimale relative Höhe der Spina anterior:
rechts 51. links 51 ;
Differenz beider hei der Spinu anterior: rechts 8.
links 8;
Mittlere relative Höhe der Spina posterior:
rechts 50, links* 68.
lluuptvariatioii der Spina posterior: 54 bis 59 (bei
94,1 Pnic.) rechts. 56 bis 60 (bei 94,0 Proc.) links.
Maximale relative Höhe der Spina posterior:
rechts 59, links 61.
Minimale relative Höhe der Spina posterior:
rechts 52, links 55.
Differenz beider bei der Spina posterior: rechts 7,
links 6.
Nachdem wir im vorigen Capitel die beiden Spina© in ihrem Verhältnis« zur Körpergrösse
besprochen haben, gehen wir nun zu ihrer gegenseitigen Höhenlage iil>er.
XVI. Capitel. Gegenseitige Höhenlage von Spina anterior
und Spina posterior.
Kei Abnahme dieser Maasse liess ich die zu Untersuchenden gerade aufrecht mit gekreuzten
Armen stehen, weil bei dieser Haltung die Stellung eine ungezwungene und natürliche ist. Um
die Spina posterior leicht zu finden, ist es zweckmässig, mit der anderen Hand die Spina anterior
zu tixiren; man bekommt auf diese Weise das ganze Becken zwisehen die auf den Spinae auf-
liegenden Finger beider Hände.
Diese Punkte waren für mich von ganz besonderer Bedeutung, weil sie später zur Con-
Htruirung der Bcckenneiguug benutzt wurden.
Die erhaltenen Wcrthc für die absolute Spinalhöhe sind:
Digitized by Google
401
Topographiseh-anthropometrische Untersuchungen etc.
Tabelle 40. Die absolute Spinalhöbe.
Höhe der Spinae
in Centimeter
Hechte vordere
Spinalhöhe
Zahl der Individuen
Linke vordere
Spinalhöhe
Zahl der Individuen
Rechte hintere
Spinalhöhe
Zahl der Individuen
Linke hintere
Spinalhöhe
Zahl der Individuen
77
1 1
78
—
2
l
—
79
80
i
i
2
z
81
4
i ■ i
2
1 -
K2
8
l —
3
2
83
1
8
2
1
84
S
3
3
4
85
5
1
2
5
1 3
86
8
, 7
7
7
87
8
7
8
3
88
5
1
7
3
89
10
78,8 Proc.
7
9
80,0 Pro«.
6
90
7
7
4
7
91
9
7
83,5 Proc.
12
8
92
6
11
8
9
93
9
8
8
8
94
—
6
-
8
95
2
6
1
9
96
1
81
2
2
97
1
2
—
2
98
| —
—
—
1
99
i —
t —
1 —
2
100
ii
2
““
—
Crntimetrr
Ontimetcr
Mittlere Höhe
der Spina ant.: recht« 87.
link«
91;
Mittlere Höhe der
Spina
post.: recht« 86, link« 1)2-
Maximale „
97,
100;
Maximale - „
. . !«. . 99.
Minimale
. - . 77,
80}
Minimale
» , 78. „ 82.
Differenz beider
20.
n
20;
Differenz beider . .
. . . . „ 18, ,17.
Tabelle 41.
Höhendifferenz
der Spina
anterior und
posterior in
Centimeter
1
2
3
4
5
Hechts Links
Zahl der Individuen Zahl der Individuen
Höhendifferenz zwischen Spina Höhendifferenz zwischen Spina
anterior und posterior li anterior und posterior
Spina anterior Spina posterior Spina anterior Spina posterior
höher hoher i< höher höher
3
20
‘
4
22
2
16
2
13
—
21
—
17
—
10
—
12
8
—
7
2
—
s
3
i:
—
5
Zahl der Individuen Prooent
Die Spina posterior recht« höher bei 77 90/»
Die Spina anterior rechts höher bei 6 5,8
•Spina anterior und posterior gleich hoch bei , 3 3.5
Die Spina posterior links höher bet 74 87,5
Die Spina anterior links höher hei 6 7,0
Spina anterior und posterior gleich hoch bei 5 5,6
Es liegt demnach bei 90 Proc. der gemessenen Individuen die Spina posterior rechts, bei
87,5 Proc. auch die Spina posterior links höher als die entsprechende Spina anterior, dagegen
ist bei Proc. rechts und bei 5,5 Proc. link* kein Höhenunterschied vorhanden. —
Archiv fttr Anthropologie. Bd. XXVII. 5]
Digitized by Google
402
Dr. Sara Teurnin,
Nach den Spinalhöhenbestirnrnnngen, die wir in diesem Capitel gemacht haben, kommen
wir au den wichtigen Untersuchungen über Beckenneigung, welche die in diesem Capitel
gefundenen Daten aur Voraussetzung haben.
XVII. Capitel. lieber Beckenneigung.
Die Beckenneigung wurde von mir aus dem Winkel, welchen die Verbindungslinien awiBohen
den beiden vorderen und hinteren Spinalhöhen mit der Horizontalen bildeu, festgestellt. —
Ich unterscheide zwischen sagittaler und frontaler Beckenneigung. Meine Bestimmungen
beschränken sich auf die erstere. Unter sagittaler Beckenneigung verstehe ich den Winkel,
welchen die C'onjugata vera mit der Horizontalen bildet, unter frontaler Beekenneiguug den
Winkel, welchen die üiameter transversa mit der Horizontalen bildet. Ich habe von vornherein von
der Bestimmung einer Conjtigala abgesehen und bestimme die sagittale Beckenneigung nach dem
Winkel, welchen die Verbindungslinie der Spina anterior sup. und der Spina posterior sup. (sagittale
SpinatHnie) mit der Horizontalen bildet, loh befinde mich dabei in Uebereiustimmung mit dem
Verfahren von Dr. W. Scliulthees, der mit seinem Nivellirzirkel gleichfalls den Neigungs-
winkel der sagittalen Spiuallinie zur Horizontalen bestimmt. Zur Controle habe ich einige Winkel
mit dem mir von Herrn Dr. Scbnlthess gütigst überlassenen Tasterzirkel gemessen und sie mit
meinen Resultaten übereinstimmend gefunden. Der Güte des genannten Herrn verdanke ioh
auch den einzigen Literaturbehelf, der mir zur Verffigung stand: Beiträge zur Kenntnias der
Beokenstellung von med. pract. A. Uenggeler, Inauguraldissertation, Zürich 1898. loh erlaube
mir an dieser Stelle Herrn Dr. Scbnlthess meinen Dank auszusprechen.
Tabelle 42. Sagittale Spinalneigung.
Anzahl |
der
Individuen :
Ungleiche
Spinal-
ueigung
nach
recht« link»
Grad <ind
Differenz
zwischen
Spinal-
neigong
recht« link«
Grad | find
Gleiche
Spinal-
neigung
recht«
und
link«
Grad
Spinal -
neigung
recht* u.
link«
nicht vor-
handen
Grad
Anzahl
der
Individuen
Ungleiche
Spinal-
neigung
nach
rechte link*
Grad Grad
Differenz
zwischen
Spinal-
neigung
rechts | link«
Grad | Grad
.8
0 !
b
II
3 1
0
1
o ,
4
| __
4
10
r>
4
—
4
1
6
4
2
1
8
16
—
8 i!
s
1
.3
4
1
8
10
—
2
6
i
M
6
5
4
0
—
2 j
7
i
16
7
8
16
16
1
i
7
8
10
2
i
6
4
2
J
7
4
6
1
1«
6
! 11
— *
6
6
8
2
1
8
2
6
9
10
9 :
i
1
17
20
3
10
i
18
16
2
i
9
10
1
10
i
16
17
|
i
1
6
3
3
12
1
2
0
2
18
, 16
1 — I
2 i
13
1
8
14
!
C
1
16
10
—
4
13
1
u
13
— |
2
1
7
4
3
—
i
8
11
1 —
3
1
4
6
—
2 :
12
7
5
—
1
0
4
] —
4 L
1
21
14
7
1
10
9
1
— 1
14
1 15
:i — ,
l
Mittlere Gnul/uld für die ungleiche Splaenaeiguiifr: rechts links 8" 17'.
Ungleiche Spinalneigung bei 36 Individuen, 70,6 Pruc. der Gemessenen
Gleiche . „14 . 27,4 „ „
•“»uw > . 1 1.9 „ »
Digitized by Google
1
Topographisch -anthropometrische Untersuchungen etc. 103
Sagittale Beokcnncigung: In der ernten Colonnc habe ich alle Individuen mit un-
gleicher Neigung der sagittalen Spineulinion recht« und links eingetragen, in der /.weiten Colonne
Individuen mit beidereeita gleichgroßer Neigung der sagittalen SpinuUiuieu, in der dritten
Colonne diejenigen Individuell, bei welchen die sagittale Spinalliuio beiderseits horizontal verläuft,
bei denen also eine Bockenncigung aus dem Verhalten der Spinailinicu nicht zu berechnen ist.
Ans der Tabelle geht klar hervor, dass die Spiuenucigung keine Constautv ist.
Aus der Colonne I ersieht man, dass die sagittale Spinalneigung bei 36 Personen eine
ungleiche ist. Aus der Colonne II erkennen wir die sagittale Spinalneignng bei 14 Individuen
als rechte und links gleich. Die Coloune III zeigt uns einen sehr interessanten Fall: Ein Indi-
vidnnm hatte Überhaupt keine Spiualneigung; es lagen hier alle vier Spinae in einer Horizontalebene.
Wir sehen also erstens: dass man sieh mit der Bestimmung des Neigungswinkels der einen
sagittalen Spinallinie nicht begnügen darf, und zweitens: «lass ein Schluss von der sagittalen
Spinalnciguug auf die Beckenneigung nur mit äußerster Vorsicht zu ziehen ist. Es ist wohl
kaum anzunehmen, dass bei dem einen Individuum ohne Spinalneigung keine Beckenneigung
vorhanden war.
Es sei ferner hier bemerkt, dass nicht selten erhebliche Unterschiede ira Neignngsgrade
der Verbindungslinien der Spinae rechte mit dem links Vorkommen, ohne dass hierbei die
Höhenlage der Spina anterior superior erheblich beeinflusst ist.
Ich habe aus der Colonne I Mittclwerthe der Spinalneigung für links und rechte berechnet
(8e IV und b0 30') uml glaube, dass nur grössere Abweichungen nach der einen oder anderen
Seite mit einer Veränderung der wirklichen Beckenneigung in Zusammenhang zu bringen sind.
Bei dem in folgender Tabelle ausgeführten Vergleiche meiner ßeckeiineiguugon mit denen
Ilenggeter’s habe ich nur diejenigen mit einander verglichen, weluhc annähernd gleiches
Alter besitzen. Es ergab sich hierbei, wie ersichtlich, kein auffallender Unterschied.
Tabelle 43.
Alter
8pwaln<rifping
Spinnlnei^ung
rechU
links
rechts
links
18
8*
12”
ii“
13*
19
4°
3*
(!•
6"
20
2"
12*
6”
3“
20 bis 25
13”
lß“
13“
15*
25 bis 30
3*
6”
5*
9*
30 bis 10
5*
6”
1
2*
8*
Ich möchte hierbei noch hervorhebon, dass es anmöglich ist, aus dieser allerdings nicht
umfangreichen Tabelle Schlüsse auf eine conslaute Beziehung zwischen Alter und Beckenneigung
zu ziehen.
XVIII. CapiteL Verhältnis« der Nabel-Symphysenlänge zum
N a bei- Manu bri uma bst and.
Diese Werthc habe ich nicht direct durch Messung erhalten, sondern sie aus den drei
Höhen Manubrium, Nabel und Symphyse über dem Fusslioden berechnet. Es zeigte sich, wie
61*
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404
Dr. Sara Teu in in
auch zu erwarten war, dass der Abstand zwischen Mamibrium und Nabel grösser war, als der-
jenige vom Nabel bis zur Symphyse.
Folgende Tabellen zeigen diese Beziehungen mit den individuellen Variationen.
Tabelle 44. Abstand zwischen Manubrium Tabelle 45. Abstand zwischen Nabel und
und Nabel: Symphyse:
Centiineter Zahl der Individuen
Centimeter Zahl der Individuen
30
3
31
—
32
5
33
13
34
13
35
16
36
16
37
9
38
13
3»
4
40
3
41
4
42
43
1
Mittlerer Abstand . 36 cm
Haupt V ariation . . 33 bis 38 (bei 80 Pr««c.i
Maximum 43
Minimum 30
Differenz beider . . 13
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
1
1
1
2
4
10
23
21
10
12
7
5
1
1
1
Mittlerer Abstand .
Hauptvariuti.»n . .
Maximum
Minimum . . . .
Differenz beider . .
12 cui
10 bin 16
21
5
16
(l>ei 88 Proc.)
Wir linden, dass der mittlere Xabel-Manubriumabstand 36 ein, der mittlere Nahel-Syinphysen-
abstand aber nur 12 cm beträgt, das« also der letztere der dritte Theil des ersteren ist.
Tabelle 46. Verh<niss des Nabel-Symphysenabstandes zum Kabel-Manubriumabstand
Nabel-Svmphysenabstand x 10*1
Nabel-Manubriumabst&nd
Procent
Zahl der
Individuen
Prooent |j
Zahl der
Individuen
Prooent
Zahl der
Individuen
13
1
82
5
50
1
14
—
33
5
61
—
15
I
24
6
52
—
16
—
35
5
63
17
—
3t?
4
54
—
18
1
37
6
55
—
19
—
38
5
66
—
20
—
30
2
57
1
21
1
40
6
58
—
22
—
41
l
59
29
1
42
5
60
—
24
4
43
2
61
—
25
—
44
2
62
—
26 ;
—
45
)
63
—
27
6
46
—
M
28
5
47
)
«5
29
5
48
—
66
—
80
10
49
2
67
1
31
4
.
Mittlerer Werth .
llauptvariation .
33
27 bis 40 (bei 80 Proc.)
Differenz beider .
Maximum
Minimum
64
67
13
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405
Topographisch - anthropoinetrische Untersuchungen etc.
l>ie relativen Abstände variiren noch mehr als die absoluten, jedoch liegt auch hier die
llauptrariation in engeren Grenzen , nämlich zwischen 27 und 40 (bei 80 Proc. der Individuen),
entsprechend einer Differenz von 13.
XIX. Capitel. Sita der Brustwarze gegenüber Akromion und Manubrium.
Die erforderlichen Wertho wurden ebenfalls nicht direct, sondern durch Berechnen aus den
Hohen von Manubrium, Akromion und Mamma erhalten:
Tabelle 47. Höhendifferenz zwilchen Tabelle 48. Höhendifferenz zwischen
Manuhriuui und Mamma. Akromion und Mamma
Centi-
Zahl der
Ccnti-
Zahl der
Cent»-
Zahl der
Centi-
Zahl der
meter
Individuen
ineter u
Individuen
meter
Individuen
Bieter
Individuen
11
1
20
4
u
1
19
6
12 ll
1
21
2
12 i
4
20
2
13 li
8
22
23
2
13
10
21
i
14
17
1
14
14
22
—
15
17
24
—
15
21
23
2
i6 |;
l«
25
1
IG
18
24
—
17 J.
10
26
2
17
12
25
2
i« I1
15
27
1
18 !
6
26
3
19 1
2
Mittlere Differenz . . . .
17
Mittelzahldifferenz . . .
16
Uauptvariation
IS bi, is (bei 83 Pme.)
Uauptvariation . . . . .
13 bia 19 (bei 87 Proc.)
Maximum
27
Maximum
26
Minimum
, 11
Minimum .
11
Differenz beider . . . .
. IG
Differenz beider . . . .
11
Aue obigen zwei Tabellen ersehen wir, dass der mittlere Ilöbenabstand von M&nuhrium
und Mamma grösser ist, als der von Akromion und Mamina.
Der letztere Umstand entspricht der Tbatsachc, dass das Manubrium im Einzelnen höher
liegt, als das Akromion.
XX. Capitel. Brustwarzendistanz absolut und relativ zur Becken-
und Akroniialbreite.
Es scheint wichtig, auch die Breitenentwickelung des Kumpfes in einigen leicht messbaren
und in verschiedener Höhe liegenden Rumpfhreiten festzustellen.
Tabelle 49. Absolute Bruatwarzendietanz.
Centi-
meter
Zahl der
Individuen
Centi-
meter
Zahl der
Individuen
* 16 li
2
21
10
17
2
22 I
2
18
6
23 '*
—
19
11
21
1
20 I1
8
ä
Mittlere Brustwarzendifferenz 20 om Maximum 24 cm
Uauptvariation . ...... 18 bis 21 (bei 81,3 Proc.) Minimum 16 a
IHfferenz beider 8
Digitized by Google
40«
Dr. Sara. Teumin
Wir liekoinmen alno eine mittlere Briutwar/.eiidieUu/ von 20 cm. Die Hanpuchtrankung
ent fallt zwischen 18 und 21 cm (hei 81,3 Proc.).
Tabelle 60. Brustwarxendittanz im Verhältnis» zum Abstand der Spinae anteriores
Brustwarzendiatanx X BIO
Vorderer Spinalabstand
Prooent
Zahl der
Individuen
Prooent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
i Individuen
65
i
74
2
88
2
66
i
76
5
84
1
67
1
76
1
86
1
68
—
77
3
86
1
69
1
78
2
H7
—
70
i
79
4
88
—
71
3
so
2
89
—
72
2
81
2
90
1
7S 1
J
3
82
2
91
1
91
66
Relative MitteldUtanz
Hauptvariation . . .
72 Maximum ......
71 bis SS (bei 76,7 Proc.) Minimum
Differenz beider 26
Tabelle 61.
Brustwarzendistanz im Verhältnis« znr Cristalbreite =
Brustwarzendistanz V 100
Cristalbreite
Prooent
Zahl der
Individuen
Prooent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
58
1
72
1
86
i
59
73
1
87
60
74
3
88
—
61
76
3
89
—
62
> 1
76
2
tK)
63
2
77 1
1
91
64
2
78
1
92
—
66
— .
79
—
»3
—
66
—
80
—
94
—
67
6
Kl
—
95
—
68
2
82
—
96
—
69
2
83
—
97
—
70
6
84
—
98
1
71
4
86
—
Relative Mitteldistanz . 66 Maximum
Hauptvariation . . . . 67 bi« 76 (bei 69,7 Proc.) Minimum
Differenz beider . 20
98
68
Tabelle 62.
Brustvrarzendistanz im Verhältnis« zur Akromialbreite =
Brust warzendictanz _X 100
Akromialbreite
Prooent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
Prooent
Zahl der
Individuen
48
i
58
3
67
3
49
i
59
4
68
1
60
—
60
1
60
2
51
2
61
i
70
1
62
l
62
i
71
1
53
1
63
2
72
64
3
64
1
73
2
55
1
65
i
74
—
56 ll
4
66
1
75
1
57
8
Relative Mitteldistanz . 60 ^ Maximum .....
Hauptvariation 64 bi« 69 (in 39,5 Proc.) Minimum
Differenz beider 27
76
48
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Topographisch -anthropometrische Untersuchungen etc.
407
der
Körpergrösse.
Obigen Tabellen entnehmen wir folgende Mittelwerthe:
I. Für das Verhältnis« der Brustwarzendistanz zur Spinalbreite: 72 Proc.
II. Für da« Verhältnis« der Brustwarzeudistanz zur Cristalbreite: 66 Proc.
III. Für das Verhältnis! der Brustwarzeudistanz zur Akromionbrcite : 60 Proc.
In folgendem Capitel gehen wir nun zum Verhältnis« der Brustwarzendistanz zur Körper-
grosse über.
XXI. Capitel. Brustwarzendistanz im Verhältnis« zur Körpergrösse.
Deutlich kommt die Breitenentwickelung des Rumpfes und seiner einzelnen Theile auch
zum Ausdruck, wenn wir die gewonnenen Maassc auf die Körjiergrösse beziehen.
, ... , ,, .... , . Bru.twarzendi.tanz X 100
Tabelle 53. Bruatwarzendietanz im Verhältnis. zur horpergru.se = - „. „
r B Körpergroste
Prooent J
Zahl der
i Individuen
1
Procent
Zahl der
Individuen
9
1
16
10
2
17
1
11
9
18
—
12
13
19
—
13
n
20
14
s
21
1
15
2
1
Relativer Mittelwerth 13 Maximum 21
Hauptrariation ..... 11 bis 13 (bei 76,7 Proc.) Mioimutn 9
Differenz beider 12
Die relative Brustwarzeudistanz beträgt im Mittel 13 Proc. der Körperlänge; die Haupt-
schwankung geht bei 76,7 Proc. von II bis 13, was dieselbe als eine ziemlich constante er-
kennen lässt.
XXII. Capitel. Cristalbreite (Abstand beider Cristae) im Verhältniss
zur Spinalbreite.
Tabelle 54. Absolute Spinal-1) und Crista! breiten.
Centimeter
Spinalbreite
Cristalbreite
Zahl der Individnen
Zahl der Individuen
19
1
20
2
—
21
3
—
22
8i
—
23
9
—
24
14 86,8 Proc.
—
25
22
4
26
20]
121
27
28
3
S
88,5 Proc
29
1 7 1
30
—
6
31
—
2
32
1
2
Mittlere Spinalbreite
Hauptvariation . . .
Maximum
Minimum
Differenz beider . . .
. 22-
25 cm Mittlere Cristalbreite 28 cm
- 20 (bei 86,8 Proc.) Hauptvariation 26 — 29 (bei 89,5 Proc.)
28 Maximum 32
19 Minimum 25
9 Differenz beider 7
*) E» sind die Spinae anteriores supenoreu gemeint.
Digitized by Google
408
Dr. Sara Teumin,
Das Mittel der Wertlie fällt mit der mittleren Zahl in der Tabelle zusammen; das normale
weibliche Becken hat eine Spinalbreite von 2G cm und eine Cristalbreite von 29 cm. Bei meinen
Individuen sind Spinalbreil e und Cristalbreite um 1,3 em kleiner als die entsprechenden Breiten
des Nonnalbeekens. Diese Beobachtung kann für eine Verengerung des Beckens bei meinen
Uutersucliungsobjecten sprechen ; jedoch sind Spinal - und Cristalbreiten nicht allein hierfür
maasagebend.
Von den Jüdinnen ist schon lauge bekannt, dass sie ein enges Becken haben, was, da wir
es hier zum grossen Theil mit Jüdinnen zu thun haben, als Bestätigung dafür dienen könnte,
das« hier wirklich eine Beckenverengerung vorliegt.
Es ist, interessant, das Verhältnis» der Spinal- zur Cristalbreite kennen zu lernen.
Folgende Tabelle veranschaulicht diese Beziehungen:
Tabelle 55.
Spinalbreiten im Verhältnis* zu Cristalbreiten — ^ 1 1 in albrci ten X 100
r Cristalbreiten
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
67
1
77
87
6
68
—
78
1
88
4
68
—
79
2
89
7
70
—
HO
2
90
3
71
—
81
3
91
11
72
—
82
—
92
8
73
1
83
6
93
3
74
[I —
84
ß
94
5
75
2
85
2
95
4
76
86
6
96
8
1
Relative mittlere Spinalbreite . 86 Maximum ’JÜ
Hauptvariation 83 bis 62 (bei 68,2 Proc.) Minimum 67
Differenz beider 26
Als Mittelwerth erhalten wir hier 86, wobei das Maximum 96 und da» Minimum 67
(Differenz 29) beträgt.
Die relativen Spinalbreiten schwanken demnach innerhalb eines grossen Spielraumes; wir
erbalten keine eonstanten Werthe wie bei den absoluten Spinalbreiten.
XXIII. Capital. Beckenbreite im Verhältnis» zur Schulterbreite.
Die absolute Sclmlterbrcite liahe ich mit Hälfe des Authropometers gemessen. 42 Messungen
ergaben im Mittel 33 cm Sclmlterbrcite. Die maximale Schulterbreite war 36, die minimale
29 cm. Die Hauptvariation betrug bei 78,5 I’roc. 31 bis 34 em.
Tabelle 56. Absolute Sch u 1 1 erbreite.
Centimeter
Zahl der
Individuen
(Zentimeter
Zahl der
Individuen
29
2
33
10
30
2
34
7
31
ß
35
3
32
n
36
2
Mittlere Schulter breite .... 33 Maximum 96
Haupt Variation .31 hin 34 (bei 78,0 Proc.) Minimum . . 29
Differenz beider 7
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40!)
Topographisch -anthropometrisclie Untersuchungen etc.
Da die Cristalbreite mehr oder weniger der Schulterbreite (Akrouiialbreite) entspricht, so
schien es mir wichtig, die genauen Verhältnisse beider zusatumeiitustellen.
Cristalbreite X 100
Alcromialbreite
Tabelle 67. Cristalbreiten im Verhältnis« zur Akromialbreite =
Procent
Zahl der
Individuen
Procent
Zahl der
Individuen
D Zahl der
Individuen
79
3
3
97 i! —
du
3
89
1
«8 n —
81
2
90
2
99 | —
82
l 3
91
2
100
88
3
92
1
101
«4
2
93
2
102 —
86
5
94
—
103 —
86
4
95
—
104 1
87
5
96
—
Relative mittlere Cristalbreite . 83 Maximum . .
Haupt Variation 79 bis 93 (bei 97,7 Proc.) Minimum . .
Differenz beider 2.6
KM
, 79
Die Cristalbreiten im Verhftltoiss zur Schulterbreite ergaben als Mittel 83, wobei als
Maximalwert 104, als Minimal wert b 79 erhalten wurde. Diese grosse Variation ist aber nur
durch Ausnahmefälle bedingt, der Maximalwerth 104 gehört nur einer Person an, welche eine
Cristalbreite von 30 cm und eine Schalterbreite von 29 cm besass.
Beim Vergleich mit den Resultaten anderer Autoren (siehe folgende Tabelle) finden wir,
dass die relative Schulter breite der von mir gemessenen Frauen die der Jüdinnen nach Jako-
wen ko um 1cm fibertrifft. Unter allen aufgefubrten Werthen sind die mehligen die kleinsten.
Tabelle 58. Vergleich mit anderen Autoren.
Volk
Absolute Schulterbreite
i r~
Juden (Jakowenko) 34,47
R (Blechmann). 34,5
„ (Weissbach) h 34,40
Kosaken (Q ilt sehen ko) n 37,88
Kleinrusaen (Diebold) « 39,782
Meine Messungen —
31,55
33
XXIV. Capital. Kopfhöhe absolut und im Verhältnis zur Körpergrösse.
Diu absolute Kopfhöhe erhielt ich durch Subtraction der Kinnhöhe über dem Boden von
der Körpergrösse.
Tabelle 51). Absolute Kopfhöhe.
Centimeter
Zahl der
Individuen
Centimeter
Zahl der
Individuen
19
2
25
i
20
11
20
1
21
26
27
—
22
34
2«
—
23
1«
29
—
24
8
30
1! 1
Mittlere Kopf hohe 21 Maximum . .
Hauptvariation 20 bi« 24 (bei 95 Proc.) Minimum . .
Differenz beider . 11
Awhlr fttr Anthropologie. Bd. XXVII.
52
30
1»
Digitized by Google
A
410
Dr. Sara Teurnin,
Demnach haben 95 Proe. aller gemessenen Individuen eine Kopfhöhe, die zwischen 20
mul 24 cm schwankt. Wertlie darüber oder darunter linden eich nur bei fünf Individuen.
Um uns ein Bild der wirklichen Kopfgrösse zu machen, bedürfen wir auch noch der
Kenntnis« der relativen Kopfhühe, welche unsere folgende Tabelle zeigt.
Tabelle 60.
Relative Kopfhöhe.
Procent
Zahl der Individuen
12
4
13
30
14
46
15
18
16
2
Relative mittlere Kopfhöhe. . . 14 Maximum 10
Hauptvariation 13 bi« 15 (bei 94 Proc.) Minimum 12
Differenz beider 4
Demnach variirt die relative Kopfhöhe zwischen 1*2 und 16; die Haupt Variation ist bei
94 Proc. 13 bis 15; das Mittel betrügt 14.
Relative und absolute Kopfhöhe ist also auch hier eine grosse»
Der Vergleich dieser Resultate mit anderem Material ergiobt Folgendes:
Tabelle 61. Resultate anderer Autoren.
VoU
Absolute Kopf höbe
<f 9
Relative Kopfböhe
9
üroBsrUBsen (Rosdenstwensk v)
Samojeden (Sograff)
Torgouten (Uanowsky). .
Kalmüken (Deuiker)
Kirgisen (Iwanowsky)
Mordwa (Mainow)
Tartaren (Fed (schenke)
Lüii (Wilkin.)
Meine Messungen
20,87 19,97
23,5 23,27
22,752
22,329 —
20, RI
20,22
19,ßs
21,85
- 1 21
12,711 13,07
16,01 : —
13.95 I —
11.96 1 —
18,76
11,87
IM —
— 14
Extremitäten.
Die Verschiedenheit der Exlremitütenlängen i«t eines der wichtigsten Hassenmerktnalc,
weshalb im Folgenden bei Behandlung dieser Beziehungen auch eine Trennung meiner Messungen
nach der Kassenzugehörigkeit der von mir beobachteten Individuen vorgenommeu werden boII.
Meine Extremitätenmaasse habe ich, soweit möglich, durch Rechnung aus schon bekannten
Maassen erhalten.
XXV. Capitel. Verhältnis« der oberen Extremität zur Körpergrösse.
Die absolute Länge «Ich Arme« (inc). der Hand) erhielt ich durch Abrieben de« Abstandes
der Mittel fingefspitae vom Boden bei herabhüngendem Arm von der Akromialhöhe. Dabei
ergab sich
Digitized by Google
Topographisch -antliropometmche Untersuchungen etc.
Tabelle 62. Absolute Ärmlinge.
411
( entimeter
Grossrussen
Zahl der
: Individuen
Kbjinruis. Juden
Poln. Juden
Zusammen
Zahl der
Individuen
Zahl der
Individuen
Zahl der
Individuen
57
_
__ „
,
1
68
—
1
—
l
69
I
—
—
2
60
—
61
—
—
2
2
62
—
—
1
1
* 63
1
2
—
6
64
—
2
2
6
65
1
6
1
II
66
3
4
2
9
67
2
4
2
10
68
3
1
1
6
69
5
4
2
15
70
2
1
—
9
71
2
1
—
7
72
4
1
1
8
73
—
—
3
#4
75
1
-
-
1
Mittlere absolute Ärmlinge bei den Grossrussen 66; kleinruss. .luden 67: polnischen Juden 65; zusammen 67.
Hauptvariation schwankt bei allen Individuen zusammen zwischen 63 upd 72 (bei 89 Proc.).
Maximale absolute Armlange bei den Grossrussen 76: kleinruss. Juden 72; polnischen Juden 72; zusammen 75.
Minimale „ . , . . SB; , W; , .87;. 57.
Differenz beider „ * * 16; * . 14; * „ 15; * 18.
Für die relative Armhlngc fanden sich folgende Werth«:
Tabelle 63.
Relative Armlänge =
Ärmlinge v HX)
Körpergrösse
Procent
Grossru*sen
Kleinruse. Juden
Polo. Juden
Zusammen
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
36
36
37
i
~
1
_
1
2
3
3«
—
—
—
1
39
II
1
—
—
2
40
1
—
i
—
2
41
4
i
2
9
42
3
5
5
17
43
10
H
2
33
44
4
lü
«
23
46
1
1
1
7
46
i
1
1 ~
—
2
Mittlere relative Armlänge bei den Grossrussen 42; kleinruss. Juden 43; polnischen Juden 42; zusammen 43.
Hauptvariation schwankt bei allen Individuen znsammen zwischen 41 und 45 (bei 89 Proc.).
Maximale relative Armlänge bei den Grossrussen 46; kleinruss. Juden 46; polnischen Juden 45; zusammen 46.
Minimal« . , , S5; . . 87; . 37; . S6.
Differenz beider m 9 „ II; n „ 8; „ , 8; n 11.
Beim Vergleiche dieser Zahlen mit solchen für andere Individuen erhaltenen zeigte es
»ich, dass meine kleiurussischcn Jüdinnen einen absolut und relativ kürzeren Arm aufweisen,
als diejenigen von Weisscnberg. Auch di« Grossrussinnun haben einen kurzen Arm. Nur die
weissriissischen Jüdinnen nach Jako wen ko hal>en eine Ärmlinge, welche derjenigen meiner
Individuen nahe kommt.
52*
Digitized by Google
412
Dr. Sara Teu min,
Tib«Ib 64. Resultat*- anderer Autoren.
Absolute Armlänge Relative Ärmlinge
1 9 (f ' V
Juden (Jakowenko)
_
66,9
__ |
44,7
* (Weiiseoberg)
74,7
—
45,2
—
„ (in Riga) (ßlecbmann)
73,9 |
—
43.2
—
Mongolen. Torgouten (Iwanowtky)
i
—
46,79
—
Juden (in Odessa) |\Ve iss buch)
73,6
—
46
—
Ossetinnen (Giltschenko)
1 _
—
44,19
—
Groflsrusfinnen | j
68
!• —
42
Kleinrussisohe Juden! (Teumin) {
67
* —
43
Polnische Juden 1 I
f 1
66
—
42
Polen (Eikind)
74,6
—
46.61
—
Lithauer
—
72,3
|
46.7
Kleinrusaen (Dieb old)
77,937
~
46,6
—
XXVI Capital. Oberarm itn Verhältnis« zur Körpergrösse.
Dis »bsolnt« Oborarmlänge variirt in folgender Weise:
Tabelle 66. Absolute Oberar m länge.
Centi-
Groeorussinneti
KleinruesiMcbe
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Ge*ammt*ahl
raeter
/ah) der Individuen
Individuen
25
1
2
26
i
i
1
s
27
2
i
1
5
28
s
3
2
10
29
4
9
6
24
30 |
4
7
1
19
31
4
6
4
20
32
3
i
—
13
33
1
—
2
34
1
—
—
2
36
1
—
—
1
Mittlere Oberarmlänge: GroMrussinnen 29; kleinrussische Jüdinnen 29; polnische Jüdinnen 29; zusammen 30.
Maximale a i 9 36; . „ 39; „ n 31; „ 35.
Minimale 9 : , 26; „ „ 26; . „ 26; * 26.
Differenz beider: „ 10; „ „ 6; , s 6; „ 10.
Durchschnittlich ist die Oberarmläuge bei den Grogsrussinnen, klein russischen und polnischen
Jüdinnen eine gleiche.
Der Mittelwerth für alle Gemessenen betrugt 1 cm mehr, weil hier noch die wenigen Lithauer,
Polen, eine Armenierin und die drei Individuen deutschen Ursprunges In Betracht kommen.
Tabelle 66. Relative Oberarmlänge = OberarmlAnge^ ^ 1J0
Centi*
Grosarussinn«
J1
Kleinrussische 1
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesammtzahl
der
Individuen
Zahl der Individuen
16
2
2
17
i
2
2
] • 9
18
3
6
4
16
19
14
10
6
43
20
5
»
3
26
21
2
1
“ 1
—
8
Mittlere relative Oberarm länge
Grossrussinnen
19;
klemruss. Jüdinnen
19;
poln.
Jüdinnen
19;
rue» rinnen 19,
Maximale „
m
21,
<9 »«
20;
20;
. S.
Minimale „
*»
16;
*1 P
17
n
n
17;
» 10.
Di Heren s beider:
•
6;
« n
3;
j»
*
3;
. 5.
Digitized by Google
TopographiHck-anthropomet rische Untersuch ungern etc. 413
Die relative Oberarmlänge ist wie die absolute eine gleiche bei den Grossrussinnen t klein-
russischen und polnischen Jüdinnen. Für alle Gemessenen ist die relative Oberarmhänge um
1 cm länger.
Vergleichen wir jetzt unsere MiUelwerthe mit den von anderen Beobachtern au fgos teilte».
Tabelle 67. Resultate anderer Autoren.
Volk
absolut
relativ
Cf j 9
Juden (Jakowenko)
. ! 30.79 I
28,9*5
19.04
19,23
Lithauer (Brenson)
. 1
30.1
—
19,4
Kle inrussische Juden j j . . .
.1-1
29
19.3
Polnische Juden J (Teuminl 1 . . .
29
_
19
tirossrusseu J 1 . . .
. J
29
—
19
Juden (Blechmann)
19.90
Österreichische Juden (Weissbach) . . -
_
17,90
|
Weissruasen (Eich holz)
. i - j
19,39
Kleinrussen (l)iebold)
34,52
1
20,4
—
Tscheremisaen (Malijewl
■ 5 30.9 |
—
19,54 \
“
Demnach haben meine klein russischen Jüdinneu eine grössere absolute und relative Ober-
armlänge, als die Jüdinnen nach Jakowen ko und eine kleinere, als die Lithanerinuen nach
Brenson. Der Unterschied gegenüber der relativen Oberarm länge von Männern ist sehr un-
bedeutend.
XXVII. Capitel. Unterarm im Verhältnis» zur Körpergrösse.
Tabelle $8. Die absolute Unterarmlänge.
Centi-
Grossrusainnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesamt» t/ah!
meter
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
16
1
1
17
—
3
1B
2
t
6
19
1
3
1
19
2 0
21
6
4
6
8
1
6
28
14
91 Proc.
22
5
6
i
19
23
4
6
2
5
24
2
1
2
25
1
.
2
26
1
1
27
-
1
1
MittL absol. l’nterarmlänge bei Grossrnssinnen 21; kleinruss. Jüdinnen
21: poln. Jüdinnen 21
Maximale
J*
1» *
26;
23;
. 37
Minimale
n
i» «
18;
19;
, 16;
Differenz beider
» n
»;
1*
4;
1»
. H;
Es zeigt sieb, dass die mittlere absolute Unterarmlänge bei den Grossrussinnen, kleinrussi-
schen und polnischen Jüdinnen gleich ist. Die Haupt Variation liegt bei allen von mir Gemessenen
zwischen 19,0 und 24.
Digitized by Google
414
ür. Sara Teuinin,
_ . „ ,, , ,, „ , .. Unterarm limte x 100
Tabelle 09 Relative U d turaruilange = — - . — •
H ornarnnMi«
Procent
GroHsrusainnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Zahl der
Zahl Her
Zahl der
Individuen
Individuen
Individuen
ii
-
i
12
2 J
:t
1
13
14
*5 00 Proc.
j 70.3 Proc.
5
6
15
» 1
3
3
16
1
1
—
17
—
—
i
Mittlere relative Unterarmlfcnge bei Grossrussinnen 18; kleinrussischon Jüdinnen 14; polnischen Jüdinnen 14.
Maximale „ » * , 15; B » >6* » » *7.
Minimale , , , » 12; „ „11; „ ■ »12.
Different beider . * 8; „ „ 5; p »5.
Die grösste relative Unterarm länge entfallt auf die klein russischen und polnischen Jüdinnen.
Die Ilauptvariation schwankt zwischen 12 und 14, ist also ziemlich con&tant.
Aus folgender Zusammenstellung früherer Resultate finden wir, dass die Jüdinnen unter
europäischen, wie auch anderen Völkern eine kürzere absolute Unterarmlänge aufweisen. Die
relative Unterarralänge ist bei den Grossrusainnen etwa« kleiner, bei den Torgouten- Mongolen
gleich meinen übrigen.
Tabelle 70. Resultate anderer Autoren.
Volk
Juden (Jako wen ko) .......
Klein russische Jüdinnen |
Polnische Jüdinnen (Teuinin)
GrotBrusHinnen
Weissrussen (Eich holz)
Polen (Eikind)
Kleinrussen (Diebold)
Kosaken (Giltschenko)
Mongolen -Torooute» (Iwanowsky)
Ossetinnen (G iltscbenko) ....
Unterarmlänge
absolut relativ
c f
? , o-
9
25,8
24,238 15,95
16,07
—
21 1 —
14
—
21 1 —
14
—
21 ,i —
13
—
— 16.59
—
24,3
— ! 19,91
—
25,362
— 15,2
—
28,35
— 16,6
—
23,4
— I 14,3
—
—
— | 16,52
—
XXVIII. Capital. Hand im Verhältnis» zur Körpergrösso.
Tabelle 71. Absolute Handlänge.
Centi-
nieter
Grossrussinnen
Kleinrussische |
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gasammtzahl
der
Zahl der ludividuen
Individuen
9
i
10
i
—
[j 2
n
. —
2
2
13
.
2
14
1
—
2i
4
ir»
fi i
2 1
3
16
16
17
7 1
6 1
80,8 Proc.
; M
9 96,2 Proc.
4 80 Proc.
2
22
31
90 Proc.
18
21
! «
ll
12
19
♦ I
■ 5
20 |
2
1 — 1
1
3
Digitized by Google
415
Topographisch -sinthroporoetrieche U ntereuch u nge n etc.
Mittl. abpol . Handlange bei Grossrussinuen 16; kleinruss. Jüdinneu 16; poln. Jüdinnen 15; zusammen 16.
Die Hauptvariation geht bei der Gesaxnmtzahl von 14 bis 19 (bei 90 Proc.).
Maximale absol. Handlange bei Grottrussinnen 20; kleinruBs. Jüdinnen 19; poln. Jüdinnen 20; zusammen 30.
Miinmalr , . „ , 10; . 9; , . 11; , ‘ 9.
Differenz beider „ „ 10; „ . „ 10; , , 9; „ 11.
Die mittlere absolute Handlange ist eine kürzere bei den polnischen Jüdinnen, während
dieselbe bei den Grossrussinnen und kleinruRsischen Jüdinnen gleich ist.
Tabelle 72.
Relative Handlange = -
Handlange X 100
Körpergrösse
Centi*
in
Groesruaainnen
KleinruBfiiche i
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesammtzahl
der
uicter
Zahl der Individuen
Individuen
«
1
1
2
7
i
—
2
4
8
1 —
—
—
2
9
®i
1
4 |
3I
18)
10
11
'2
5|
j 80,8 Proc.
18 88,8 Proc.
7<
5 73.3 Proc.
8 1
*4 91 Proc.
12
1
2
2
5|
1»
1 1
—
—
1
Mittl relat. Handlänge bei Grossrussinuen 10; kleinruBs. Jüdinnen 10; poln. Jüdinnen 10; zusammen 10.
Hauptvariation gebt bei der Geaammtzahl der Individuen von 9 bis 12 (bei 91 Proc.).
Maximale Handlange bei Grossrusainnen 13; kieinruss. Jüdinnen 12; poln. Jüdinnen 12; zusammen 13.
Minimale „ » . 6; • » » «J • * 7; 6.
Differenz beider „ * 7; w * 6; , * 5; • 7.
Die relative Handlänge bei den von mir Gemessenen ist im Mittel gleich, nämlich 10 Proc.
Die Hauptvariation schwankt zwischen 9 und 1*2 (bei 91 Proc.).
Vergleichende Betrachtungen mit anderen Angaben führen uns zu den folgenden
Kesultaten.
Die kleinrussischen Jüdinnen weisen eine geringere absolute Handlänge auf, als die Jüdinnen
nach Jakowenko. Unter allen übrigen Völkern, mit Ausnahme der Weissrussen, haben sie die
kürzeste Hand.
Tabelle 73. Resultate anderer Autoren.
Handlange
Volk
absolute
relative
4 cf
«
cf
2
Jaden (Jakowenko)
. . . 18
18,94 l< 11,13
11,24
Kleinrussische Jüdinnen | j .
16
—
10
Polnische Jüdinnen [ (Ten min) J . .
Grossrussinnen J 1 . *
15 i
—
10
. . . I -
16
—
10
Lithauerinnen (Brenson)
. . . 1 —
—
—
11.11
Juden (Blechmann)
. . . 18,8
—
11.5
—
„ (Weissbachj
. . . 1 19
—
11,8
—
^ (Weissenberg)
. . . 18,5
—
11.2
—
\VeisflruBt*en (Eichholz)
. . . 18.1
—
10,9
—
Kosaken-Kuban iGiltschenko) ......
. . . 19,37
—
11,8
—
Klein rossen (Diebold)
. . . 18,976
—
; n,o |
—
Digitized by Google
416
Dr. Sara Tuuniin,
XXIX. Capitel. Ariu ohne Hand im VerhältuiH» zur Körpergrögse.
Tabelle 74. Absolute Länge den Armes ohne Hand.
Centi-
metcr
OrosaruHinnen *
Polnische
Jüdinnen
GesammUabl
der
Zahl der Individuen
Individuen
46
1
i
2
47
—
1
2 |
3
4b
2
1
1
61
49
4
s
\
2 66,6 Proc.
20
50 i
2
5
3
12
61
52
3
3 j
1 2
82 Proc. 3
86,8 Proc,
2 1
1
10
9
81,0 Proc.
53 3
64 3
3
1
14
2
—
10
65
3J
1
1
10
66
1
—
—
2
57
1
. —
1
58
i-
|
>
1
Mittlere absolute Länge des Arme« ohne Hand bei Grossrussinnen ">2; kleinrussiBohen Jüdinnen 61; polnischen
.lüdinnen 50; zusammen 51.
Haupt .Variation geht bei der fiesammtzahl der Individuen von 48 bi« 56 (bei 91 Proc.).
Maximale Länge des Armes ohne Hand bei Grossrussinnen 57; kleinrussischen Jüdinnen 65; polnischen
Jüdinnen 56; zusammen 58.
Minimale Länge des Armes ohne Haud bei Grossruseiunen 48; kleinruteischen Jüdinnen 47; polnischen
Jüdinnen 46; zusammen 46.
Differenz beider bei Groasrusninnen 9; kleinrussischen Jüdinnen 6; polnischen Jüdinnen 12; zusammen 12.
Tabelle 75. Arm ohne Hand im Verhältnis« zur Körpergrössc =
Arm ohne Hand X HW
Körpergrosse
Procent
GrossruRiinnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Zahl der Individuen
Polnische
Jüdinnen
Gpnammtzahl
der
Individuen
20
2
. __
(
2
30
1 —
—
1
2
31
2 1
6 |
21
14 \
32
8 ; 80 Proc.
j j 96,3 l'roc.
6 >80 Proc.
2H
38
10/
4 1
39 93 Proc.
.34
1
3)
7
35
2
1
—
5 1
36
—
—
1
1
87
38
39
I —
—
1
1
j -
1
1
Mittlere relativ« Armlänge ohne Hand bei Grossrussinnen 92; kleinrussischen Jüdinnen 52; polnischen
Jüdinnen 33; zusammen 33.
Hauptvsriation schwankt bei der Gesammtzahl von 31 bis 35 (bei 93 Proc.).
Maximale relative Armlunge ohne Hand bei Grossrussinnen 35; kleinrussischen Jüdinnen 35; polnischen
Jüdinnen 37; zusammen 39.
Minimale relative Artnläuge ohne Hand bei OroMruasinueu 29; kleinrussischen Jüdinnen 31; polnischen
Jüdinnen 3«»; zusammen 29.
Differenz beider bei Grossrussinnen 6; kleinrussischcn Jüdinneu 4; polnischen Jüdinnen 7; zusammen 10.
Die absolute Länge den Armen ohne Hand ist bei den Grossrussinnen die bedeutendste.
Die relative Lange stimmt nicht ganz mit der absoluten uberein; sie ist für die Gross»
russinnen geringer als für die Jüdinnen.
Vergleichende Betrachtungen über diesen Punkt anzustellen, war mir nicht möglich, da
derselbe in der ganzen mir zur Verfügung stehenden Literatur nicht berücksichtigt war.
Digitized by Google
Topographisch -anthropoiuetrische Untersuchungen etc.
417
Tabelle 76. Tabelle der Miiteleahlen de» Arme» und »einer Theile.
Arm
• O fll i V B
o s '5 .= .2 .5.2
.t’s 3 «2
w z ■** r -s ft '3
Oberarm
I
Unterarm
Hand
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* § 118
J| 5 fl
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ab*. rel. ab». rel., ab», rel ab», rel. ab*, rel. ab», rel. ab«, rel. ab*, rel ab», rel. ab*, rel. ab», re!, ab», rel.
68 | 42 I 67 I 4» . «5 42 29 I 20 29 19 29 19 21 13 ! 21 14 . 21 14 16 ; 10 ! 16 j 10 15 10
I I ! I i *i, II*. I I l l I
Wir »eben, das» die absolute Länge de» Armes und seiner Theile bei den Orotsrotsinnen
am grössten ist, während die relativen Werthe sich hiermit nicht in Uebereinstiromung befinden.
XXX. Capitel. U nterarmlänge iw Verhältnis» zur Oberarmlänge.
Tabelle 77.
Unterarmlänge * 100
Oberannlängc
Gros»*
Kleinru»«.
Polnische
1 0
Gros»-
Kleinru»».
Polnische
0
russinnen
Jüdinnen
Jüdinnen
2 « 0
B"°3
0
n
ruw innen
Jüdinnen
Jüdinnen
I*|
1
Zahl der
Zahl der
Zahl der
s*rr ►
0
u
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Individuen
Individuen
Individuen
O N Ö
Individuen
Individuen
Individuen
O M J2
02
1
1
1
76
-
1
1
58
—
1
1
77
1
1
—
4
54
—
—
—
—
78
2
1
1
4
55
—
—
—
—
79
1
—
—
'
56
57
58
—
!
—
80
81
82
—
~
1
2
1
1
59
1
—
—
1
83
—
—
—
—
60
—
—
—
—
84
—
1
2
6!
2
—
1
3
85
1
—
1
2
62
—
—
—
1
86
—
—
—
—
63
1
—
2
87
—
—
1
1
64
—
1
—
s
83
—
—
—
—
65
—
1
—
4
89
—
—
1
1
m
—
5
—
5
80
1
1
—
2
67
1
1
1
7
01
—
—
—
—
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I
2
7
92
-
—
—
—
69
3
a
1
6
93
—
—
—
70
1
2
6
94
—
—
—
—
71
2
3
1
1
9
95
—
—
—
—
72
3
3
1
9
96
1
—
—
1
73
1
—
1 ‘
2
97
—
—
1
74
—
2
4
88
—
—
—
75
2
—
—
3
90
—
“
1
Milli, rel. Unterarm länge bei Grossrussiunen 73; kleinruaa. Jüdinnen 71: poln. Jüdinnen 73; zusammen 72
Hituplvariatiun schwankt bei der Gesamnitzahl vou 65 bis 78 (bei 73 Pro«,).
Maxim, relat. l'nterarmläuge bei Gro*sru»sinncn 96; kleinru«». Jüdinnen 90; poln. Jüdinnen 89; zusammen 99
Minim. „ . „ „ 52; „ „ 58; „ „ 53; » 62
Differenz beider „ „ 44; v „ 32; „ „ 36; „ 47
Bei den von mir gemessenen Frauen liefert das Verhältnis* vom Unter- zum Oberarm eine
Mittclzahl 72, wobei die Hanptvariation bei 73 Proc. zwischen 65 und 78 liegt. Die sich er-
gebende Differenz von 13 Procent ist ausserordentlich gross.
Die kleinste Mittelzahl filUt auf die kleinrusaischen Jüdinnen, nämlich 71, die grösste auf
die polnischen Jüdinnen, nämlich 73 Procent.
Archiv fUr Aiilfarvpokv*«. H4- XXVII. 53
Digitized by Google
418
Ihr. Sara Teumin,
Beim Vergleiche mit den Angaben anderer Autoren finden wir ähnliche Mittelzablen. Die
kleinrussiscben Jüdinnen liefern hier den kleinsten Verhällnisawerth.
Tabelle 78. Resultate anderer Autoren.
Volk
Juden (Jakowenko)
Kleinruasische Jüdinnen |
Polnische Jüdinnen ! (Teumin)
GrotsruiR innen
Weissrutscn (Eich li oll)
83,47
i E
85,6
83,66
71
78
78
XXXI. C&pitel. Die möglichen und die vortheilhaftesten Hausse
für die untere Extremität.
Wie für die Rumpflänge, so ist auch für die ßrinlängc bis jetat ein einheitliches Maas*
nicht fcstgelegt worden, doch wird beim Bein gewöhnlich die Trochanterhöbe als solche an-
genommen.
Topinard hat vorgcschlagen, als Beinlängenmaass die Höhe eines Punkte« anzunehmeu,
der 4 cm unter der Spina anterior liegt, wobei er von der Annahme ausgeht, dass der Tro-
chanter 4 cm unter der Spina anterior liege. Die« ist jedoch, wie ich später noch zeigen
werde, keineswegs stets der Fall, weshalb diese» Maass zur Angabe der Beinlänge ungeeignet
erscheint.
Die Trochanterhöhe direct zu messen, ist wegen des durch die starke Muskulatur sehr
erschwerten Aktasiens des Trochanters unheijueiu. Ich schlage vor, als Bein länge die Sym-
physenlänge zu nehmen; denn aus nachfolgender Tabelle geht hervor, dass Symphyse und Tro-
chanter ungefähr in gleicher Höhe liegen; durchschnittlich liegt rechts die Symphyse bei 53 Proe.
der Gemessenen 2 ein höher, bei 43,5 Proe. der Trochanter 2 cm höher. Links liegt bei 50 Proc.
die Symphyse 2 cm höher, bei 41 Proc. der Trochanter ebenso viel höher.
Tabelle 79. Differenz zwischen Symphysen- and Troc h a u ter höhe.
Symphyse höher als
Trochanter höher
Symphyse höher al»
Trochanter links
Trochanter höher
Centimeter
Trochanter rechts
rechts
recht«
Zahl der Individuen
Zahl der Individuen
. Zahl der Individuen
Zahl der Individuen
t
13
11
11
9
■2
6
6
8
5
3
5
6
5
8
4
4
2
2
s
5
5
1
4
1
0
1
1
—
hoher als Trochanter rechts mit dem
Symphyse
Trochanter links „ „
Symphyse
Trochanter
Symphyse
Trochanter „ _ Symphyse ..
Symphysenhübe gleich Trochanterhöh
rech ts
links
Mittelwertbe 8 cm bei 83 Individuen in 53,1 Proc.
« 2 * .37 . . 48,5 „
. 2 „ B 31 » „ 50
. 2 „ . 26 . , 41,9 ,
»2 „ . 3 .
.5 . , 8 ,
Digitized by Google
Topographisch - anthroponietriache Untenmchungen etc.
419
Tabelle 90. Differenz zwischen Spinal-1) und Trochanterhöhe.
Spina höher als
Spina höher aU
Zentimeter
Trochanter, rechtB
Trochanter, linlu
Zahl der
Individuen
Zahl der Individuen
8
2
t
4
3
5
5
5
5
6
9
91
7
10
13
8
9
n
n
80 Proc.
2, 70,7 Proc.
7
10
2
91
u
9
3
12
1
2
13
2
—
14
,1 —
3
Spina höher rechte mit dem Mittelwerthe von Hem. linke 8cm
Maximale Höhendifferenz rechte gleich .... 13 9 „ 14 .
Minimale Höhendifferenz rechte gleich .... 3 ^ „ 3 „
Differenz zwischen beiden rechte 10 „ „ 11 n
Vergleichen wir die Höhe der Spinn ant. »up. mit der Trochanterhöhe, so zeigt «ich, das#
die Behauptung Topinard’s nicht mit’ meinen Beobachtungen übereinstimmt. Ks »teilt sieh
heraus, dass bei den von mir Gemessenen die Spina ant. sup. recht» und links durchschnittlich
8 cm höher als der Trochanter liegt. Eine constante Höhendifferenz zwischen Spina aut. sup.
und Trochanter lässt sich aber nicht angeben und wir können folglich die BeinlftngeDmessung
nach Topin ard nicht anwenden.
Tabelle 61. Differenz zwischen Sy m phy een höhe und Spinalhöhc.
Centimeter
Spina recht« höher
Spina link« höher
Centimeter
Spina recht« höher
Spina links höher
Zahl d. Individuell
Zahl d. Individuen
1 Zahl d. Individuen
Zahl d. Individuen
4
A
7
9
8
10
5
7
5
10
ii
7
0
21
11
11
2
4
7
15
IK
12
I
5
8
i Ia
11
13
. 4
1
Mittlere Höhendifferenz .... rechte 7 cm; linke 8 cm
Maximale Höhendifferenz ... „ 13 * „ 13 „
Minimale Höhendifferenz. ... „ 4 „ » 4 „
Differenz beider „ 9 „ „ 9 „
Es ist interessant, eine Vergleichung der Spin. ant. sup. -Höhe mit der Symphysenhöhe
durchziifühnm. Es ergiebt sich dann, dass die Differenz rechts 7 cm, links 8 cm beträgt
Vergleichen wir die Differenzen zwischen Spinal-, Trochanter- und Symphysenhöhe, so
sehen wir, dass die Differenz zwischen Symphysen- und Trochanterhöhe so klein ist, dass wrir
wohl berechtigt sind, die Symphysenhöhe als Beinlange anaunehmen. Nehmen wir nun als
Kumpflänge den Abstand vom Maiiuhriuiu zur Symphyse, als Beinlänge die Symphysenhöhe,
so haben wir als Summe beider die Maoubrialhöhe.
') Spinn ant «up.
63*
Digitized by Google
I
I
420 Dr. Sara Teuuiin,
XXXU. Capital. Untere Extremität im Verhältniss zur Körpergrösse.
Tabelle 82. Absolute Heinlänge.
421
Topographisch - anthropometrische Untersuchungen etc.
laugen mit den von anderen Autoren angeführten, ao beaitxen wir keine directen Anhalts-
punkte, da alle Hausse entweder vom Trochanter oder in Bezug auf die Spina anU ( — 4 cm)
genommen sind.
Wir können jedoch sagen, dass die Bvinhlngc meiner Jüdinnen (von der Symphyse an)
nicht geringer ist als die der Jüdinnen nach Jako wen ko (vom Trochanter genommen).
Bei allen übrigen angeführten Beispielen ist die BeinUinge grösser, was aber wohl auf dem
QeachleohUnnterechiede beruht.
Tabelle 84. Resultate anderer Autoren.
Volk
Juden (Jako wen ko1) • .
Lithauerinnen (Brenson)
Juden (Weissbach ’)
Kleinruasisehe Juden (Weissenberg)
Weiasrussiache Juden (Eichholz).
a _ iTalko-Grinze witsch) ....
Kleinrussischc Juden (Diebold)
Kleinrussen (Diebold1)
Grossnissen (Lograff1)
Mongolen, Torgouten (Iwanowsky) . .
Grossrussinnen ) (
Kleinrussischc Jüdinnen J (Teumin)
Polnische Jüdinnen j ( . . |l
absolut
relativ
9
<f
9
85,7
79,3
52,93
52,61
—
;
—
56,85
83,1
51,80
—
87,1
—
52,8
—
—
—
51.14
—
—
— i
47,70
—
—
i
51,40
—
95,2
- L
57,06
—
87,0
-
53,53
—
82,1
—
50,24 j
—
!
82 1
—
52
—
80
1
51
— |
80
—
51
XXXIII. Capitel. Oberschenkel im Verhältnis« zur Körpergrösse.
Tabelle K3' Absolute Oberschenkellänge.
Centimeter
Grossrussinnen
Kleinruss. Jüdinnen
Polnische Jüdinnen
Gesammtzahl
Zahl der Individuen
Zahl der Individuen
Zahl der Individuen i
der Individuen
35
1
1
-
2
36
—
i
- 1
l
37
i
—
—
2
3*
i
1
i
4
39
1
3
i
6
4»
—
1
3
H
3
4
i
10
42
1
1
4
9
•13
6
4
2
14
44
45
3
2
3
3
5
16
7
80 Proc.
46
8
i
-
7
47
3
i
10
48
i
3
—
7
49
2
Mittlere Oberschenkel länge bei Grossrussinnen 43; kleinruss. Jüdinnen 42; poln. Jüdinnen 43; zusammen 43
Ilanptvariation schwankt bei der Gesammtzahl zwischen 41 und 48 (bei 80 Proo.)
Maximale Oberschenkellänge bei Grossrussinnon 48; kleinruss. Jüdinnen 43; poln. Jüdinnen 40; zusammen 49
Minimale , „ „ 35; „ n 35; „ „ 38; „ »5
Differenz beider „ „ 13; „ , 13; » * 11; , 14
*) Beinl&nge vom Trochanter.
•) Beinhinge von der Hpina mnt. »up. nach Broca.
Digitized by Google
422
Dr. Sara Teumin,
Tabelle 86.
Relative Oberscbenkellänge =
Oberechenkel v 100
Körpcrgrösae
■ i
Gro**ru »sinnen
Zahl der
Kleinrusaisebe
Polnische
l'ruceut
Jüdinnen
Zahl der
Jüdinnen
Zahl der
Geaammtzah) der
Individueu
1
Individuen
Individuen
Individuen
21
i
2
22
1
8
—
4
23
—
—
—
1
24
1
1
2
6
2 6
3
3
—
8
2»*
3
4
—
12
27
28
6
ft
8
4
6
6
26
20
80 Pros.
29
3
1
2
13
90
2
3
1
8
31
—*
l
Mittl rel. Obernchenkelläiiße hei d. GroasniMinDen 27; kleinruse. Jüdinnen 27; poln. Jüdinnen 27; zusammen 27
llauptvariation schwankt v«m 26 bia 20 (hei 86 Pritc. der Gesammt/ahl)
Maximale Oltemcbenkellange bei d. (imsHrnssinnen 20; kh'inrus*. Jüdinnen SO; poln. Jüdinnen 30; zusammen 31
Minimale * ... . 21; „ 22; „ „ 22. 21
Differenz beider p „ * 9; „ „ 8; n n 8; „ 10
Sowohl absolute, als auch relative Länge den Oberschenkels war bei den Grossrusainnen
und iKilnischen Jüdinnen am beträchtlichsten. Der Unterschied war gegenüber den Individuen
anderer Provenienz nicht sehr bedeutend (ungefähr 1 cm). —
Zum Vergleiche konnten auch hier keine entsprechenden Werthe gefunden werden, aus
Gründen, die bereits in den vorausgehenden Capitelu erwähnt sind. — Es zeigt sich, dass die
relative Oberschenkelläiige der Jüdinnen eine grOatere ist, als die der Jüdinueu und Juden von
Jukowenko (vom Troohanter aus genommen). Die absolute Länge ist gleich der der Juden
um! grösser als die der Jüdinnen.
Diese Differenzen können auch durch den Umstand bedingt sein, dass Jako wen ko «las
Maass vom Trochanter bis zum unteren Hände des Epicondylus extern us genommen hat; diese
Entfernung ist selbstverständlich eine kürzere, denn der untere Hand des Epicondylus externus
ist nicht das Ende des Oberschenkels. —
Die Torgou ten - Mongolen stehen meinen Jüdinnen in Bezug auf Oberschenkellänge nahe.
Tabelle 87. Resultate anderer Autoren.
Volk
Juden (Jakowenko)
Juden (WeUsbach) ')
Lithauerinnen (Itrenson)
Kleinrutisische Jüdinnen |
Polniaeha Jüdinnen ! (Teomin)
tirosaruiminnen
Weissrussen (Eich holz)
Ossetinnen (Giltsohcnko) . . . . .
Kleinruasen (T alku-Grinzevitsch)
Kleinrusien (Diebold)
Mongolen-Turg« »uten (Iwanowsky) *)
Obe rwhenkd lange
absolut { relativ
er
?
er
9
42,5
89,88
26,27
26,44
—
. 23,7
—
—
—
—
29,48
f -
42
—
27
1
43
—
27
!' —
43
| —
27
1 —
26,07
—
1
—
26.8
—
38,3
— .
22,9
29,2
—
4H,or»2
1 j, 49.fl
1 H 39,6
| —
—
30,90
—
i
l
24,24
—
*) Durch Hubtrwction der Kniegelenkliohe vom der Bpiualhöhe gewonnen. — "/ Durch Subtraciiou der Knie-
gelenkhöhe von der Trochanterhöhe gewonnen.
I
Digitized by Google
Topographiach-anthropornetrische Untersuchungen etc.
423
XXXIV. Capitel. Unterschenkel im Verhiiltniss zur Körpergrösse.
Tabelle 88. Absolute Unterschenkellänge.
ntimeter
UrossruBB innen '
Klein russische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Geflaut intzahl der
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
23
1
i
24
—
—
25
1
—
—
i
26
—
—
—
—
27
—
2
—
3
28
—
3
3
0
29
1
1
2
5
30
2
1
7I
31
2
5
1
16
32
3
6
6
22 71 Pro.
33
5
5
18
34
5
—
—
8)
35
1
2
2
6
36
2
—
—
3
37
1
—
1
38
39
40
1
1
~
3
1
_
"i
Mittlere Unterschenkellänge l»ci d. Gmesrussinnen 32, kleinruM. Jüdinnen $2; poln. Jüdinnen 31; nnrnnmi 32
Hau^t Variation schwankt hei der Gesammt/ahl zwischen 30 und 34 (bei 71 rroc.)
Maximale Unterschenkel länge hei d. Groftsmssinnen 40; kleinruss. Jüdinnen <18; poln. Jüdinnen 36; zusammen 40
Minimale „ „ » „ 23; * , 27; , „ 28; , 23
Differenz beider , „ w 17; * „ 11; „ „ 7; » 17
Die Grossrusaimien und kleinnissischen Jüdinnen haben die grösste Unterachenkell&uge
(32 cm), die polnischen Jüdinnen die kleinste. Die Schwankung zwischen Maximum und
Minimum ist ziemlich gross.
Tabelle 89. Relative Unterechenkellange
Unterschenkel lange v 100
Korpergröase
Grossrusiinoen
Zahl der
Khunrnftsischf
Polnische
Procent
Jüdinnen
Zahl der
Jüdinnen
Zahl der
Geaammtzahl der
Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
13
i
__
i
14
15
i
—
—
i
16
17
1
—
—
i
IS
3
2
71
19
3
5
4
16
20
8
4
4
30 ! 73 Proo.
21
7
9
3
26
22
3
4
2
14 1
23
1
—
2
24
1
1
■ja
1
—
—
I
MittL rel. Uriterscheukellänge l»ei d. GrosaruB&innen 20; kleinruss. Jüdinnen 20; poln. Jüdinnen 20; zusammen 20
Hauptvariation ach wankt bei der (iesammtzahl von 18 bin 22 (bei 73 Froe.)
Maximale rel. Unterechenkellange b. d. Grossrussinnen 25; kleinruss. Jüdinnen 24; poln. Jüdinnen 22; zusammen 23
Minimale „ „ , „ 13; * „ 18; „ , 18; * 13
Differenz beider 9 , ^ 12; 9 ^ 6; . „ 4; 12
Die mittlere relative Unterschenkellftnge ist bei allen drei Gruppen gleich.
Digitized by Google
424
Dr. Sara Teumin,
Tabelle 90. Resultate anderer Autoren.
I nterschenkellänge
Yolk | a beolut | relativ
*
s
cf 9
Juden (Jakowenko) *)
37.936
34,64
23,48 22,98
Kieinmssische Jüdinnen | |
32
— • 20
Polnische Jüdinnen (Teumin) {
ai
— 20
(trossr us sinnen ) |
_
82
— 20
Weissrunen (Eicbholr.j 1
—
—
23,15 | -
* (Giltschenko)
39,6
—
23,3 —
Mongolen-Torgonten (Iwanowsky)*)
34,2
—
|| 20,93 —
Als V ergleichsreaulUte können mir die von Iwanowsky för die Torgouten- Mongolen an-
gegebenen Werthe in Betracht kommen, da uur die Technik diesen Forschem mit der meinen
äbereinitimmt.
Die absoluten Worthe der von mir Gemessenen sind kleiner, die relativen grösser als die-
jenigen für die Torgouten-Mongoleu.
Die Differenz zwischen den Untcrsobenkellüngeu bei G ross russin neu und Torgouten - Mon-
golen ist 2 cm , zwischen diesen und den klcinru&sischen Jüdinnen nur 0,5 cm. Jedoch haben
auch hier die Zahlen nicht besondere vergleichende Bedeutung, weil Iwanowsky nur die Maassc
von Männern angiebu
XXXV. Capitel. Fubs im Verhältnis» zur Körpergrösse.
Tabelle 91. Absolute Fusslänge.
Grossrussinnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesammtzabl
Zahl der
Zahl der
Zahl der
der Individuen
i
Individuen
Individuen
Individuen
20 j
_
i
_
1
21
—
2
—
3I
14; 86 Proc.
22
i
3
6
23
5
4
1
wl
24
s
2
1
11
25
1
—
—
2
Mittlere Fusslänge bei den Orossrussinnen 23; kleinrussischcu Jüdinnen 22; polnischen Jüdinnen 22; zu-
sammen 23. Hauptvariation schwankt bei der (iesammtzahl zwischen 22 und 24 (bei s6 Proc-).
Maximale Fusslänge bei den Grossrussinnen 25; kleinruss. Jüdinnen 24; i>oln. Jüdinnen 24; zusammen 25
Minimale « ■ * » 22; n „ 20; „ „ 22; . 20
Differenz beider „ „ „ 3; , „ 4; * „2;„ 5
Für die Fuasläuge habe ich nur bei 43 Individuen «las Maass genommen. Dabei erwies
sich, dass bei den Grossrussinnen die Fusslänge (wie uueh das ganze Bein) grösser ist. Bei den
polnischen und kleinrussischen Jüdinnen ist die Fusfllänge gleich.
l) Mit einem Zirkel vom Kniegelenk bin zum äusseren Kunde des Malleolus gemessen.
*) Von der Kniege leukliöhe wird die Höhe der inneren Knöchelspitze subtrahirt
Digitized by Google
Topographisck-antkropoinetrische Untersuchungen etc.
425
Tabelle 02.
di.- u , - P »»ülanjfe V 100
Relative raiiuaDffe = — r- — *
h«»rpergrosBc
Proc.
GrosuruBsinnen
Zahl der
Individuen
Klein russische
Jüdinnen
Zahl der
Individuen
Polnische
Jüdinnen
Zahl der
Individuen
Gesammtzahl
der Individuen
13
2
4
14
4
6
5
20*
15
5
3
3
15 81,3 Proc.
16
1
1
—
s)
17
—
—
—
1
Mittlere rel. Foeelinge bei den Grossrussinnen 15; kleinrus«. Jüdinnen 14; poln. Jüdinnen 14; zusammen 14
Oanptvariation schwankt bei der Geaammtzah) zwischen 14 bis 15 (bei 81,3 Proc.).
Maximale rel. Faselänge bei den Grossrussinnen 16; kleinrus». Jüdinnen 16; poln. Jüdinnen 15; zusammen 1?
Minimale , , , . . 14; . , 18; . . 14; , 13
Differenz beider *« » 2; » „ 3; „ . l; , 4
Auch die relative Fuselänge ist bei den Grossrussinnen grösser, als bei den Vertreterinnen
der übrigen Gruppen.
Vergleichen wir die Fusslänge mit den Beobachtungen anderer Forscher.
Wir finden hierbei die kleinste Fusslänge bei meinen Jüdinnen, relativ wie absolut. Die
Grossniftsinneti stehen den Ajitii nach Anutschin nahe. Die Jüdinnen von Jakowenko haben
eine absolute Fusslänge, welche der meiner Jüdinnen nahekommt Ks haben unter alleu Völkern
die Frauen eine kleinere Fusslänge als die Männer.
Leider war mir keine reichere Literatur über Fass lange bei den Frauen verschiedener
Völker und besonders verschiedener Classen zugänglich. Es ist zweifellos, dass bei der Fass-
länge ebenso wie bei der Haudlänge die Beschäftigung eine hervorragende Holle spielt
Interessant wäre auch eine vergleichende Betrachtung über Fusslängen von Frauen und
Männern desselben Berufs. Man könnte dann mit Sicherheit entscheiden, inwieweit der Geschlechts-
unterschied eine Holle spielt
Tabelle OT. Resultate anderer Autoren.
Fu «»lange
absolut relativ
<r
9
Juden (Jako wen ko)
24.%
22,68
15,43 1
14,04
Lithauerinnen fBrenson)
—
—
15,5
Kleinrussiflche Jüdinnen 1
—
22
—
14
Polnische Jüdinnen ! (Team in) ..... -J
—
22
—
14
GroBsrussinnen
—
23
—
15
Juden (Woissbacli)
25,05
—
15.6
—
Kleinrusriscbe Juden (W eissenberg)
25, SO
—
15,6
—
Juden ( Blech mann)
25,80
—
15.5
—
Weiserussen (Eich holz)
—
—
15,5
—
Mongolen -Torgouten (Iwanowsky)
25.1
—
15.3
—
Ajini (Anutschin)
23.2
—
15.3
—
Sarten . , ,
24 .H
—
14,61
—
Arcblv fBr Au(hni]*>lutftf> M XXVII
Digitized by Google
426
Dr. Sara Teuiuin,
Tabelle 94. I.äDge de« Beine« und »einer Theile.
Beinlänge
Oberach enkellänge
(J nter neben keiläuge
Kusslänge
i
a
B
a
0
s
£
s
c>
u
O
3
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s
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8
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0
K
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9
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33
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Oh ■-»
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1 : 1
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S 0.5
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O ,B
abfcjrel.
ab«.
rel. ab«, rel
rel. ab*, rel.
ab«. ivl.
»b*. rel.
ab», rel. ab*, rel.
ab», rel. ah», rel.
ab», rel.
Teu-
min
82 62
51
HO 51
43
27 42 j27
43 ,27
32
20
32 |20
31 20
23 ; 15 22 14
29 ; 14
Jako*
wenko
— —
793
52,61
~ I _
—
— 189,8626,44
1
—
34,64 22.98
1
— — 22,68 15,04
—
Diese Uebersichtstabcllc zeigt uns, dass das Dein der (.roBsrussinneo nicht nur als Ganzes,
sondern iu jedem seiner Theile grösser als dasjenige der kleinrussischen und polnischen Jüdinnen iat.
Ich habe hier auch die Heinlängen beigefügt, welche Jakowenko für seine Mongilevr'-
schen Jüdinnen augiebt. Es zeigte sieb, dass keine gleicbmässige Zunahme der Länge der ein-
zelnen Theile stattlindet.
XXX VI. Capitol. Untere Extremität ohne Fuss im Verhältnis» zur
Körpergrösse.
Tabelle 95. Absolute Lauge der unteren Extremität ohne Flll.
Gross rusainnen
(“entimeter
Jüdinnen
Jüdinnen
Getain nitzahl
Zahl der
Zahl der
Zahl der
der Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
66
i
66
1
—
—
I
67
—
—
2
2
66
1
2
—
4
69
—
2
—
2
70
1
1
1
6
71
—
2
1
5
72
—
—
—
i
78 l‘ 1
4
2
9
74
2
5
3
12
75
9
2
1
7
76
2
2
2
7
70 Proc.
77
1
8
—
4
78
5
—
—
12
79
5
4
2
17
60
1
—
—
3
81
l
—
—
3
82
1
1
2
83
—
—
1
84
86
—
—
86
87
—
—
—*
88
89
—
—
—
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Topographisch -anthropoinetrigche Untersuchungen etc. 427
Mittlere Länge der unteren Extremität (o. F.) bei den GroisrtiMUi tien 76; kleinrueiische Jüdinnen 76 ; polnische
Jüdinnen 74; zusammen 74. Hauptvariation schwankt bei der Gesammtzahl zwischen 73 bi« 79
(bei 70 Pro«.).
Maximale Länge d. unteren Extrem, (o. F.) bei den Grossrussinnen 82; kleinruH«. Jüdinneu 79; poln. Jüdinnen 82
Minimale , » , .... . » . 68; . , «7
Differenz beider *« » 17; B , „ 11; m n 16
Auch hier sind die Werthe für die GrosBruasinnen und kleinrassitichen Jüdinnen grösaer
als ftir die polnischen Jüdinnen.
Tabelle 96. Relative Länge der unteren Extremität ohno Ftaa =
Körpergröße
Grossnissinnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesammtzahl
der Individuen
Zahl der
Individuen
Zahl der
Individuen
Zahl der
Individuen
40 11 1
-
_
i
42 1
1
2
43 1
—
—
1
44
i
—
1
46 | 1
1
3
6
4« S 1
5|
1
121
4? P 2
10
3
20
48 « 84 Proc.
2 } 92 Jy Proc.
3
19 96 Proc-
49 , 6
A
3
25
60 L 4 1
3|
2
10)
51 | -
—
—
1
62 —
63
—
—
i
64 1 —
-
—
-
Mittlere relative iAnge der unteren Extremitäten (o. F.) bei den Grossra»*muen 47, kleinrussischen Jüdinnen 47,
polnischen Jüdinnen 47. zusammen 47. Hauptvariatiou schwankt bei der Gesammtzahl zwischen 46 und 60
(bei 86 Proc.).
Maxim, rel. Lange d. unt. Extr. (o. F.) bei d. GroaBrussinnen 60; kleinruss. Jüdinnen 60; poln. Jüdinnen 60; zub. 64
« ssnsa ft ff« n n » a n ^2; „ 40
Differenz beider . » „ 10; „ , 6; „ „ 8; * 14
Die klein russischen Jüdinnen haben eine Beinlinge (o. F.), welche derjenigen der Mogile wa-
schen Jüdinnen nach Jakowenko nahe kommt. Der relative Werth ist bei letzteren grösser
als bei ersteren.
Der relative Werth der Beinlilnge (ohne Fass) meiner Jüdinnen kommt dem für Weiasrussen
von Eichholz nahe.
Tabelle 97. Resultate anderer Autoren.
Volk
Absolute Länge
Relative Lange
cf
9
er
9
Juden (Jakowenko)
nj>
49.74
49.42
Weißrussen (Eich holz)
* - * * li —
47.45
—
Wciuniiseu (Glitschen ko)
II —
49,20
—
Kleinru «tische Jüdinnen |
75
—
47
Polnische Jüdinnen ! (Teumin)
74
—
47
Grossrussinnen
1
7H
—
47
64*
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428
I)r. Sara Teumin
XXXVII. Capitol. Unterschenkel im Verhältnis« zum Oberschenkel.
Tabelle 9S.
Unterschenkel im Verhältnis« zuin Oberschenkel =
Unterschenkel Vf 100
Oberschenkel
Procent
GroMruesinnen
Kleinrussische
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
Gesaromtzahl
Zahl der
Zahl der
Zahl der
der Individuen
Individuen
Individuen
Individuen
53
i
1
54
55
50
67
58
69
60
—
—
—
—
_
—
—
—
i
-
2
61
1
i
—
3
62
—
—
i
63
1
1
—
3
64
i
—
—
2
66
—
i
3
66
i
i
i
6
67
i
2
4
6S
—
2
5
69
a
1
1
5
70
2
—
—
4
71
3
—
5
72
1
2
3
73
74
2
1
1
2
4
4
69 Pro«.
75
.
—
2
4
76
—
1
2
77
3
—
i
6
78
2
—
4
79
2
—
3
SO
2
2
6
81
i
4
—
6
82
1
—
2
83
—
—
2
84
1
1
85
1
—
1
86
-
1
—
3
87
88
89
i
—
—
1
_
2
2
90
|
—
1
91
—
—
—
i
92
1
—
1
93
94
—
96
96
97
=
-
-
98 —
99 —
—
—
—
100
—
—
—
—
101
—
1
—
i
Mittlere rel. Oberscheukell&nge bei dun Gnismissitmen 74 ;
Maximale n •> n * »
Minimale „ „ „ „ „ 53
Differenz beider w n n 30
kleinruss. Jüdinnen 70
* » 101
» » 60
a * 41;
Jüdinnen 73; zu». 74
• ao; „
„ <»; n
a w; •
Vergleiche ich meine Reeultale
mit denen anderer Autoren,
Beobachtungen die kleinsten Werthe.
ho ergeben sich Isei meinen
Digitized by Google
«SS3
429
Topographisch -anthropometriBche Untersuchungen etc.
Tabelle 99. Resultate anderer Autoren.
Relative Länge
Juden (Jak owe n ko) 68,71 86,90
WeiMrusseti (Eickhol*) 96,00 —
Ossetinnen (Öiltschenko) 88,34 —
GrossruRsinneu | | — 74
Kleinrunsische Jüdinnen! (Teumin) — 76
Polnische Jüdinnen | (| — | 73
XXXV 111. Gapitel. Obere Extremität ohne lland im Verhältnis zur
unteren Extremität ohne Fuss.
Tabelle 100.
Obere Extremität ohne Hand V 100
Untere Extremität ohne Fuss
Grossrussinnen
Kleinrus&ische
Polnische
Jüdinnen
Jüdinnen
Gesammtzahl
Zahl
Zahl
Zahl
| der Individuen
der Individuen
der Individuen
der Individuen
61-
i
2
62
2
—
—
3
63
i
—
—
1
64
2
—
—
3
66
4
6
—
12
66
I
3
i
10
67
1
5
5
20
68
8
3
3
12
74 Proo.
03
2
2
—
8
70
2
3
1
6
71
2
3
—
6
72
—
1
—
3
73
74
76
76
77
2
2
—
5
—
—
-
3
1
1
78
—
3
2
79
—
—
l
MO
81
na
—
—
—
2
—
—
2
Mittlere relative Länge der oberen Extremität ohne Hand bei den Grossrussinucn 68, kleinrussischen
Jüdinnen 66, polnischen Jüdinnen 68, zusammen 66. Haupt Variation schwankt bei der Gesammtzahl zwischen
65 and 71 (bei 74 Proc.).
Maximale rel. L&uge d. ob. Extr. o. H. bei d. Grossrussinnen 82; kleinruss. Jüdinnen 78; poln. Jüdinnen 78; zos. 82
Minimale „ 61 ; „ w 65; „ ,66; „61
Differenz beider „ „ „ 21 ; „ n 8; „ „ 12; „ 21
Aus folgender Vergleichstabelle ersehen wir, das« die von mir Gemessenen einen viel
kleineren Arm im Verhältuiss zum Bein haben als alle Uebrigon. Nur die Klcinru&sen nach
Diebold stehen ihnen nahe.
Tabelle 10L Resultate anderer Autoren.
Volk
Uelative Länge der
oberen Extremität
Volk
Relative Länge der
oberen Extremität
c f
?
cf
?
Juden (Jakowe nko)
Kleinruss. Juden (Weist enberg)
Weiasrusaen (Eich holz) . . .
Kuban-Komiken (Giltscheuko) .
70,34
86.90
75,00
|| 73,551
1 1 1|
Kleinrussen (Diebold)
Kleinruss. Jüdinnen |
Polnische Jüdinnen ! (Teumin)
(irossrusBinneu 1
68.9
[i z
ir -
66
68
68
Digitized by Google
430
Dr. Sara Teumin,
XXXIX. Capital.
Ganze obere Extremität im Verhältnis» zur
ganzen unteren Extremität
Obere Extremität X 100
Tabelle 102.
Untere Extremität
Prooent
Grosaruaainnen
Kleinruflai&che
Jüdinnen
Polnische
Jüdinnen
GeaatnmUahl
dor Individuen
Zahl
der Individuen
Zahl
der Individuen
Zahl
der Individuen
70
71
72
78
74
1
1 —
2
3
—
i
-
1
1
75
76
77
1
—
—
1
i
z
”
78
—
i
2
79
3
2
—
4
HO
2
—
2
6
Hl
3
2
2
10
82
2
80 Proc.
2
2
12
83
84
1 3
2
4
ßl
66,6 Proc.
1
16
10
85
5
1 2
3
13
Hi)
I —
3 |
I
4
H7
i
1
4 '
88
—
1
i
2
89
1
2
i
6
90
91
9*2
1
1
2
_
1
93
—
—
|
94
—
—
1
Mittl. rel. obere Extremität bei deu Groairuanunen 83; ldetnroM. Jüdinnen 82; poln. Jüdinnen 82; Alle eus.
Maximale rel. obere „ - _ 90; „ 90; _ 8«; „ „
Minimale » . . . 70; „ 72; . . 70; „
lieferen» beider , , „ JO; , 18; , . 19; „
Der Mitlolwerth bei den Grossrussinnen ist ein grösserer als bei den übrigen, d. h. die
Grossrussinneu Italien im Vergleich mit den kleinnisaisclieii und |Hilnisehen Jüdinnen eine gröseere
obere als untere Extremität .Mangels entsprechender Literatur war es mir auch hier nicht mög-
lich, vergleichende Beobachtungen anr.ustellen.
Zusammenfassung.
Im Folgenden fasse ich nochmals kurt die wichtigsten Resultate meiner Untersuchung
zusammen :
, 1. Die mittlere Körpergrösse aller von mir gemessenen Individuen beträgt 157 cm.
2. Die vorherrschende Kopfform ist die braehvcephale; eie findet sich in 62 Proc. aller Fälle.
3. Das Akromion und die Incisura semilunaris Storni liegen im Stehen und im Sitten gleich
tief unter der Vertebra prominens und kommen in Folge dessen in eine Horirontalebene
r.u liegen.
4. Die von mir gemessene vordere RumpflSngc (itn Mittel 51 cm, 30 Proc. im Verhältniss
nur Körpergrössc) steht derjenigen uahe, welche Jakowenko für die Juden (49,46om
Digitized by Google
431
Topogruphiüch-antliropoinetriscbe Untersuchungen etc.
resp. 30,5h Proc.) uml Giltschenko für die Kosaken von Kul>an (53,35 cm resp.
30,17 Proc.) gefunden haben.
5. Die von Metschuikof f bei den Mongolen gemachte und dann verallgemeinerte Beob-
achtung, dass die Körpcrmittc mit der Symphysenhöhe ziisatnmenfällt, stimmt nicht mit
meinen Resultaten Überein. Bei Ö0 meiuer Individuen lag die Symphyse höher als die
Körpermitte (durchschnittlich um 4 cm), bei 17 Individuen tiefer (durchschnittlich 2 cm)
und nur bei 3 in derselben Hübe. Damit ist die Behauptung Metschnikoff’s wenig-
stens für russische Individuen weiblichen Geschlechtes widerlegt.
6. Die relative Rumpflänge variirt bei den von mir Gemessenen von. 28 bis 35 Proc. und
betrügt im Durchschnitt 30 Proc. der Körpergrösse.
7. Die mittlere Spannweite ist gleich der Körpergrösse.
8. Die mittlere Brustwarzeuhöho beträgt 113 cm, die relative 71 Proc. der Körpergrösae.
0. Hinsichtlich der mittleren relativen Nabelhöhe (59 l’roc.) ergiebt sich, dass muine Resul-
tate denen von Dalmatoff bei der persischen Bevölkerung erhaltenen entsprechen.
10. Die Symphysenhöhe meiner Individuen beträgt 51,3 Proc. der Körpergrösse.
11. Das Grössengewichtsverhältiiiss der von mir untersuchten Frauen ist ~ 36.
12. Bei 85 Individuen ist die relative Höhe der Spinae ant. sup. links grösser als rechts.
Das Gleiche gilt von der Höhe der Spinae post. sup.
13. Bei 90 l’roc. der gemessenen Individuen liegt die Spinae post, rechts, bei 87,5 Proc.
auch die Spinae post, links höher als die entsprechende Spinae ant. Dagegen ist bei
3.5 l’roc. der Individuen rechts und bei 5,5 Proc. links kein Höhenunterschied vorhanden.
14. Die Untersuchung der Bcckenneigung ergiebt: dass die sagittalc Spinalneigung bei
70.5 Proc. der Individuen rechts und links eine ungleiche und bei 28 Proc. eine gleiche
ist. Kin einzelnes Individuum hatte überhaupt keine Spinalneigung: es lagen hier alle
vier Spinae in einer Horizontalebene.
15. Der mittlere Nahel-Manuhrimnalietaiid beträgt 36 cm, der mittlere Nabelsymphyscualwt&nd
12 cm.
16. Der Abstand der Mamma vom Manuhriuui ist etwa« grösser als derjenige vom Akromion.
17. Die absolut« mittlere Distanz der Brustwarzen beträgt 20 cm.
18. Die Brustwarzemlistanz beträgt 72 Proc. der Spinalbreite, 60 Proc. der Akromialbreitc,
und 66 Proc. der Cristalbreite.
19. Die Brustwarzemlistanz beträgt 13 Proc. der Körpergrösse.
20. Bei meinen Individuen sind die Spinalhreiten und Cristalbreiten um 1,3 cm kleiner als
die entsprechenden Breiten des Normalbecken» (nach Rnnge).
21. Die Cristalbreite beträgt im Mittel 83 l’roc. der Schulterbreite.
22. Die mittlere absolute Armlänge beträgt 67 cm , die relative 46 Proc. der Körpergrösse.
Mit Rücksicht auf die Rassenzugehörigkeit haben die polnischen Jüdinnen einen absolut
und relativ kürzeren Arm als die kleinnissischen Jüdinnen und Grossrussinnen.
23. Durchschnittlich ist die Oberarmlänge bei allen Gemessenen = 19 Proc. der
Körpergrösse.
24. Die grösste relative Unttrarmlängc besitzen die kleinrussiscbon und polnischen Jüdinnen;
sie beträgt im Mittel 14 Proc. der Körpergrösse.
Digitized by Google
432 Dr. Sara Teurain. Topographisch-atithropoinetriache Unturouch ungen etc.
25. Die mittlere absolute Handlinge ist am kürzefiten bei den polnischen Jüdinnen = 15 cm,
während die relative bei allen Gemessenen eine gleiche ist; sie beträgt 10 Proc. der
Kürpergröese.
26. Die mittlere absolute Beinlänge (Abstand des oberen Symphysen ramles von der Stand-
fläche) beträgt Hl cm, die relative 52 Proc. Nach der Kasse kommt die grösste Kein*
länge relativ und absolut den Grossntsainnen zu.
27. Sowohl die absolute als auch die relative Oberschenkellänge war bei den Grossrusaiuuen
und polnischen Jüdinnen am grössten (43 cm absolut, 27 Proc. relativ).
28. Die Gro&srus&i tuten uud kleinrussischen Jüdinnen halten die grösste absolute Unter-
schoukollängc (32 cm), die relative ist bei allen Gemessenen eine gleiche = 20 Proc.
29. Bei den Grossrussinncn ist die (absolut 23 cm und relativ 15 Proc.) Pusslänge grösser
als bei den übrigen goniesseuen Individuen.
Zum Schlüsse erlaube ich mir, für die mir zu Theil gewordene Anregung zur Arbeit
Herrn Professor Dr. K. Martin und für die stetige Unterstützung ihm und Herrn Professor
Dr. W. Felix den herzlichsten Dank auszusprechen.
Die für diese Arbeit in Betracht kommende Literatur bestand fast ausschliesslich in
russischen Arbeiten. Dass dieselben mir in so reichem Maasse zugänglich waren, verdanke ich
vornehmlich der Güte des Herrn Prof. Dr. Eris in arm, welchem ich an dieser Stelle meinen
verbindlichsten Dank auszusprecheu mir crlatilic.
Literatur.
I. Jikoweuko, M. G., Materialien zur Anthropologie der jüdischen Bevölkerung, Rogatschewer
Umgebung. Mogilew Ginnt. Dis», zur Erlangung der Doctorvrürds. St. Petersburg 1898.
II. Weissenberg, Die südrussischen Juden. Braunschweig 1896.
III. Giltschenko, N. W., Materialien zur Anthropologie der kaukasischen Kosaken.
IV. Eikind, A., Polen. Arbeiten der anthropolog. Abtheilung. Ausgabe 1 bis 2 und 3, Moskau 1897.
Nachrichten der königl. Gesellschaft der Liebhaber der physischen Anthropologie nnd Ethnographie.
V. Iwanowsky, A. A., Mongolen-Torgouten. Nachrichten der königl. Gesellschaft der Liebhaber der
naturwissenschaftl. Anthropologie und Ethnographie 1893. Moskauer Universität
VI. Danilow, N. P., Zur Charakteristik der anthropolog. und phyBio], Merkmale der jetzigen
Bevölkerung Persiens. Diss. zur Erlangung der Doctorwürd*. Moskau 1894.
VII. Talko * Grinzewitsch, Zur Anthropologie von Podolien. Arbeiten der anthropolog. Gesell*
schalt au der königl. Miiitür.-mcdicin. Akademie. St. Petersburg. 1, II für das Iiehrjahr 1894 bis 1895.
VIII. Talko-Grinzewitsch , Protokoll zur Anthropologie der Bevölkerung Lithauen» und
Weissrusslands. Arbeiten der anthropolog. Gesellschaft der königl. Militär.-medicin, Akademie.
I, II für das behrjahr 1893. Herausgegeben in St Petersburg 1894.
IX. Ilenggeler, A., Beiträge zur Kenntnis» der Beckenstellung. Inauguraldissertation 1897. Aus
dem orthopädischen Institut der Herren Dr. Lünig und Schulthess.
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Kleine Uittbeilungen.
XVII.
Alte Anspannungsgeräthe.
Von
Dr. L. Laloy, Bordeaux.
Im Anschluss au den interessanten Aufsatz von Dr. Braungart (Aich. f. Anthrop., Bd. XXVI,
S. 1013) erlaube ich mir Ihnen zwei «sehr unvollständige Zeichnungen, Fig. 1 u. 2, eine« Doppel*
joche» XU schicken, wie es im französischen De]*arteinent l-andes und in der Umgebung von
Fi«. 1.
Bordeaux in Gebrauch ist. Es werden zwei Maulthiere au einen sehr grossen zweiniderigen
Karren angespannt; die Thiere stehen sehr weit von eiuander. Die Deichsel kommt in das Loch
. Fi«. ‘ l .
Eisen El.iU
Hob
des Holzstückee in der Mitte des Joches, sic wird mit einem eisernen Pflock befestigt. Hinter
dem Joch liegt auf dem Haine den Thieren ein Kummet, der entweder am Joch fentgehalteu
wird oder nicht, er dient nur daun, dann da* Thier vom Joch nicht verwundet wird. Wenn der
Archiv für Aolliropologl«, Bd. XXVII. 55
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434 I)r. L. Lnloy. Alte Anspamiungxgerätlie.
Wagen sichen bleibt, so hallen die Thu ro ileq Kopf entweder in diu Mühe, wie ich es auf der
Abbildung anzudeuten versucht habe, oder ganz nieder. Im ersteren Fall ruht der Wagen auf
den hinteren Stollen U; im zweiten Fall kommt das Joch mit dem Kummet bis auf den Kopf
der Thiorc, die Deichsel senkt sich und der Wagen ruht dann auf dem vorderen Stollen V.
Die Thicrc machen ähnliche Bewegungen, wenn es bergauf oder -abwärts geht. Ob solche
Doppel joche auch slavischen Ursprungs sind?? Ich erinnere mich, auch im Departement Jura
ein eigentliiimliches Gespanu gesehen zu haben, wo ein einzelner Ochse mittelst eines Stirnjociies
direct an die Gabel des Wagens auges)>aniil war, die in zwei Löcher an den Enden des Joches
kam. Es handelt sich hier um einen vieri-äderigen Wagen. Dieses Gespann ist in den Bergen
des Jura gebräuchlich, nicht in der Ebene, wo man gewöhnliche Doppeljoche braucht.
Sollte diese kurze Mittbeilting intcressiren, so würde ich weiteres Material sammeln.
Dr. L Laiov, Bibliothekar in der medicinischen Facultät in Bordeaux.
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Referate.
435
Referat 8.
Aus der deutschen Literatur.
1. Sohli*, A. : Da» slcinzcitliche Dorf Gross-
gart ach, Beine K ult ur und die spute re vor-
gesell icht liehe Bes icdl ung der G egend.
Kost«' von Btcinzcitlichen UndanfudhufOl sind
bisher in Südwestdeuteehtnnd nicht allzuseltcn aufge-
funden, einzelne dieser Dorfanlagen, wie das »lein-
zeitliche Dorf auf dein Michelsberg bei Untergrombach,
auch gründlich untersucht und beschrieben worden,
keine dieser Ausgrabungen hat jedoch dn w> reiches
und anschauliches Bild der neolithischcn Kultur hi Siid-
u Ostdeutschland geliefert wie das vom Verf. entdeckte
um! syst cmati sch auf die örtlichen Verhältnisse, Zu-
sammenhang mit den übrigen neolithischcn Stationen
der Gegend, Lage. Bau und Grundrisse der einzelnen
Wohnst elleu, die Beste der Bewohner, ihrer Haus-
thiera und ihn** gesamten Wolmungsinvontani und
insbesondere ihrer Keramik untersuchte Dorf bei
Grossgartach. in näohstüT Nähe von Heilbronn.
Das mit eiuer die om- und hydrographischen
Verhältnisse und sämintlirhc Beviedlungvrestc der
weiteren Gegend aus der Stein-, Bronze«. I .ateno- und
Römcrzeit enthaltenden Karte, mit 12 Lichtdrucktufeln
und 24 Textabbildungen ausgeatattete Buch giebt zu-
nächst ein Bild der theils bisher bekannten, theils vom
Verfasser festgestellten ncolithischeu Besiedlung der
Gegend.
In dem weiten, fruchtbaren, von einem Kranz,
von Bergen umschlossenen NYckarthalo liegen 3 als
solche bestimmt fest gestellte I>nrf Anlagen, je etwa
eine Stunde von einander entfernt, bezeichnenderweise
an Stellen, welche auch jetzt wieder blühende Städte
und Dörfer tragen, bei licilhronn Neckarsulm und
Groesgartach. Auf die Wahl dieser Wohn platze haben
auch hier sichtlich die Kuppen weithin sichtbarer
Berge, welche auch jetzt noch die Spuren prähistorischer
Befestigungen tragen, Anziehung nusgeübt, aber cs
war nicht, wie auf dem Miehelsberg oder bei den
Pfahlbauten das Bedürfnis» nach Sicherheit vor Feinden,
welche dort eine burgartige cnggcschlosscnc Ansicd-
lung auf dem Borge seihst bedingte, hier die mühsame
Arbeit der Wasserbauten wählen hie-*, sondern diese
Berge und ihre Hänge weisen nur die Beste von
Grabstätten theils als noch erhaltene Hügel, theils in
Gestalt zahlreicher Funde von kaum die Spur des
Gebrauchs zeigenden Steinwcrkxeugen und wahrschein-
lich alter Kult-tutten auf.
Die Dörfer selbst liegen in breiter Ausdehnung
am Verkehrsweg auf dom Hochufer des Flusse* und
am Hand früherer Binnenseen als friedliche blühende
Niederlassungen ohne Furcht vor feindlichem Ueber-
fall am günstigsten Platze erbaut. Durch die inten-
sive Kultur der späteren Zeit sind die Anlagen bei
Heilbroilli und Neckarsulm theils achtlos zerstört, theils
in wenig genauen Berichten überliefert worden, ein
vollständige« Bild einer freien wohlhabenden Dorf-
anlage giebt dagegen das ausgedehnte Dorf bei Gross-
giirtacb, von dem jetzt etwa 90 Wohn stellen theils
ausgegraben, theils durch ProbeJocher nachge wiesen
sind. Rings um einen am Fuasc des Heuchellicrg»
gelegenen mit dem Neckar durch den Lembach in
Verbindung stehenden Binnensee, dessen Roste als
sumpfiger «juellenreichcr Wieseugruiid jetzt noch nach-
zuweisen sind, liegen die Wohustellen, die reicheren
auf den südlichen, die einfacheren auf den nördlichen
Hangen. Deutlich ist ein vornehmeres Viertel mit
reichem Inhalt der Wohnungen und Gruppen ein-
facherer Hütten zu unterscheiden, da* entere gruppirt
um eine bcKonder* sorgfältig aufgeführte und «ti»ge-
»tattete Anlage, eine Art HerrschafUsitz. Mitten iin
Dorf lag ein gruaser, wahrscheinlich als Gehege für
die Hausthierc des täglichen Bedarfs dienender Platz
und in weitem Umkreis die durch grössere Grund-
fläche und ticfschwarzon achollig brechenden Kultur-
boden kenntlichen Ställe und Scheunen. Säiuint liehe
Wohnst eilen sind so errichtet, das* Ausblick und Im»-
iiuemer Zugang zum Wasa er bleibt und die einzelnen
Gruppen lassen immer kleinere Streiken Ackerland
swisesen »ich. Die Gesammtanlage trägt den Charakter
des Haufendorf*.
Glücklicherweise gestattete der gelbe Puaaboden
eine genaue Abgrenzung der Grundrisse der
Wohnst eilen und der Binthciluug de« Wohnungs-
ämtern. Vollständig erhalten ist natürlich nur der
bis zu 2 Meter in den Boden eingeschnittene Theil,
der »n den Rändern die Ih'ste der nach innen ge-
stürzten Umfassung* wände enthält. Es waren deutlich
keine zu kurzem Aufenthalt dienende Hütten, sondern
viereckige wohlgelmute, wenn auch kleine Häuser.
Die Umfassung* wände bestanden aus Pfosten durch
doppeltu mit Lehm ausgefüllte Fleehtwerkwändc ver-
bunden, aussen rauh verputzt, iunen mit einem Glatt-
strich aus Kalkmörtel versehen. Die Eintbcilung des
Innern zeigt stet« dieselben, wenn auch in der Stellung
gegeneinander variirendenTheile. Meist über die Hälfte
de* Genamrutraum* nimmt die Küche mit der lleerd-
stelle und einer meist in einer Ecke liegenden Abfall-
grab« ein. Hier liegt euch der Hanmngang, al*
absteigende Rampe angeordnet. Durch einen scharfen
Absatz, wahrscheinlich früher eine Scheidewand, ge-
trennt liegt der erhöhte Wohn- oder Schlafraum.
Unfern der Heerdgrube erhebt sich meist eine breite
Lehmbaok, wie auch der Schlafraum manchmal eine
65*
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430
Referate.
solche aufweist. Der letztere ist mit besonderer
Sorgfalt zimmerartig durch glatten Windwrpiita aus-
gestaltet, welchen in einem Fall ein Gesammtaustrich
röthlich-gelberFarbe, in der muthmasslicbenHerrachafta-
wolmung Bemalung mit einem geometrischen
Zickzackmuster aus weinten und rot hon
Streifen ziert; einmal findet sieh auch der eine
Raum grau, das andere gelhröthlich gestrichen.
Stallungen und Vorrathshiiuaer zeichhcn sich durch
grosseren Umfang und Mangel einer weiteren Eiu-
theilung ans. Sie enthalten meist nur eine Feuerstelle.
Da» Buch enthält 7 solcher Grundrisse.
Das Innere der Wohnungen ist mit den Resten
langer Benutzung erfüllt: die thierischen Reste
stammen von bos taurus, einer starken grossbömigen
Viehraeseb ovia aries, capra und (»esonder» rai acrofa
als Hausthieren, der Jagd entstammen die Reste vom
Ur, Hirsch, Reh und Bieber. Da* Material an
Stein Werkzeugen ist ein sehr grosse«, Mahl-,
Schleif-, Glatt- und Werkstoino sind aus einheimischem
Material, die Zahl der FeuerBteinmeaser, -Schaber
und -Splitter ist eine langer Besiedlung entsprechend
■ehr grosse. Die meist in Bruchstücken vorhandenen
Beile und Meissei aus fremdem Material, Serpentin,
Diabas, Hornblendegneis und Hornblendcschiefer zeigen
das Inventar der „bamlk< ramiaohen" Gruppe: durch-
bohrte Hammeraxt, durchbohrte* Hamm erbeil, Hache
Hacke, Sehuhlcistenkeil und einseitig gewölbte* Flach-
beil. Ebenso zeigen die Geräthe aus Bein und Horn
eiu ausserordentlich reiche* Inventar an Werkzeugen.
Eine besondere Bedeutung gewinnt die Ausgrabung
*o vieler Wohnstätten, in denen die Geräthe des täg-
lichen Lebens absichtslos in Bruchstücken xuruck-
geblieben sind, durch das ausserordentlich rcicho
keramische Material, welches auf die Zusammen-
gehörigkeit bestimmter bisher als getrennt angesehener
Gruppen eiu neues Lieht wirft. Schon di** erstaus-
gegmbene Wohnstätte («. Fundberichte au» Schwaben
18tW) hatte ausM.T schwarzpolirten, mit weiftsgcfüllteu
Stich- und Strichreihen verzierten Gefü**rcsten, welche
eine speaiell-lokaler Kunstiibung entstammte Eigenart
der Ornamentik zeigten, solche au» hartem, blaugrauem
Thon mit einfacher Linienvorzicrung (sog. „Bogen-
band*1) ergeben. Es wurde daher jode folgende Wohn-
stätte sorgfältig auf die Schichten, in denen sieh die
verschiedenen Arten fand«*», untersucht und das Re-
sultat ergab zweifellos den gleichzeitigen Gebrauch
beider Arten. Die prachtvollen reichverzierten Gc-
fös»e, welche auf scliwarzpoLirtem (»rund sorgfältig
angeordnete Muster aus weissgefüllten Stichen und
Strichen aufwnesen, von denen sieh etwa 14 ganze
Gefasst zusainmensetzen liessrn, erwineeo sich als
Product«* eigentlicher Kunsttöpferei, Zitrgcfässt zum
Schmuck des Inrieru der Häuser, zur AufWwahrmig
wertvoller Gegenstände und feiner Trocken Vorräte
bestimmt, während die linearverzierten, aus hart-
gebranntem, wasserl»e«tändigou blauen oder braunen
Thon gefertigten Gefasst da» Gcbrauchsge-
schirr für den Haushalt vuratdlten, dessen Ver-
zierungen nach altbekanntem, oft variirtem Schema
jeder Haushalt mit einfachem Griffel selbst auszu-
führen pflegte. Zugleich auch musste der von Klopf-
fleiscb angehene Name „Bogen band“ als Bezeichnung
für die ganze Gattung aufgegeben und durch „Liuear-
Verzicrung“ ersetzt werden, weil es sich herausstellte,
dass Bogenlinien und geradlinige geometrische Muster,
insbesondere die Winkellinieu des Hinkclsteintjrpus,
wenn auch in einfacherer Ausführung vollständig gleich
häufig verkamen. Ein e Scheidung der Baud-
keramik in „Bogenband* und „Winkelband-
keramik ist nach der Meinung des Verf. in
keinerWe»*e aufrecht zu erhalten. Mit der
Auffassung dieser Art von Geschirr als Gebrauchs#?-
seliirr stimmt«* auch die geringe Zahl der Formen über-
ein, von denen sich nur das weite Kugelgefäa«, die
bauchige Tasse und der enghalsige Krug, sämmtlich zur
Aufnahme von Flüssigkeiten geeignet, vorfanden. Auch
dir Muster kehren immer gleichmütig wieder: gerad-
linige Winkel über die ganze Gefaaswand gezogen,
Quadratfelder, versetzte Dreiecke, Zickzackbänder, von
den Bogenlinien Spirallinie, Spiralband, Wellenlinie,
Arkadenbogen und Mäander, offenbar längst geübte
und bekannte Motive. Dem bildnerischen Thon
entsprechend finden sich hier auch Versuche der
Plastik u. A. ein den Thierköpfen von Tonlos
entsprechender Kopf eines Bocks. Beiden Erzeugnissen
der Kunsttöpferei gleicht jedoch kaum ein Stück dem
Andern, wenn auch die Technik sich gleicht. Hier
findet sich ein Typus, welcher G rossgar tach
spesioll eigen ist und als Vorläufer des Rösscn-
Nieratniner Typus bezeichnet werden kann. E* sind
dies Ge fasse aus feimgeschlämmtem, schwarzem Thon
mit polirter Oberfläche und ausserordentlich fein aus-
geführter Ornamentik aus Stich- und Strichreiben mit
weissor Füllung. Derartig ausgeführt finden sich
Amphoren, Krüge, Schüsseln. Schalen. Platten, Tassen
und Teller. Die typischen Eigentümlichkeiten sind
bei den Amphoren weiter Hai», sphärischer Bauch.
Kugelboden und 4 Schnuröseu, bei den Töpfen weite
Mündung, leicht muh aussen gelungener Rand, ge-
schweifter Hals, scharf geknickte Bauch kante
und flacher Kugelboden. Die Ornamente folgen sieh
stets iu typischer Reihenfolge in streng horizontal
augeordnet on Bändern ; Rand mit R o 1 1 » t e in p e I e in-
drück eu, Hals mit Doppebti chreihe n, Bauchkanlt
mit Stich- und Strichreihen meist al« Bogenguir-
1 an den, Gehänge, Schleifen und Blatt krunze unge-
ordnet, der Boden mit Rängebogeti, Zipfeln und
Troddeln verziert. Auch die Instrumente für die
Doppelstiche haben »ich gefunden: es sind die xwei-
spit/igeu Vorderzälmu des Schwein« — und die Füll-
masse: sie besteht aus hellgrauem Thon mit aus
Flus.smuschelschalen gebranntem knhlensaurem Kalk
untermischt.
Das Interesse wird dadurch erhöht, das» sich eine
Reihe anderer Typen derselben Gruppe untermischt
mit dem Gross gart ach er Lokaltypu» oder für sich,
aber meist mit linearverzierten Scherben zusammen
vorlindru. so «ler eigentliche Kössener Typus mit
den charakteristischen, in breitem Furebeusticb aus-
geführten Zickxftckbämlern, deren Winkel mit regel-
losen Dopnelstichcn oder Schraffiruugen über dio
ganze Fläche hinweg ausgestattet sind. Die Bauch-
kante ist hier abgerundet, der Boden (lach oder mit
hohlem Standring versehen. Weiter kommen die
zierlichen Gef&tse der Sam m lung Gold in Main*
mit randam Bauch, stark gewölbtem Kogelboduo und
breitem, um den ganzen Hals gelegtem Band au*
regelmässig versetzten Stichrciheu und in wenigen
aber charakteristischen Stücken der Hiukelstein-
typus mit «einen sehraffirten Winkelmustern und
»einer Linien- und Punktstichtechnik vor. Auch
einzelne an Schussenricd erinnernde Stücke fehlen
nicht. Diese Typen sind sämmtlich durch Textab-
bildungen analoger bekannter Stücke bequem zum
Vergleich gebracht. Es kommun hier also die ver-
schiedenen Typen der »tichverzierten Gefasst* einen-
thcil» unter »ich gemischt, andern theil» wieder jeder
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Referate.
437
Typus für sich mit einfacher Linearkerainik gemischt
vor» ein Beweis, da** die ganze Gruppe der
Bandkcramik in Süd w es t deu tsch 1 and und
wahrscheinlich deren ganze nordwestliche
Provinz eine einheitliche ist und die ein-
zelnen Erscheinungen innerhalb derselben
nur ganz geringe ehr onoiogisclie Schei-
dungen ertragen, jedenfalls nicht verschiedenen
Bevölkerungen xugeschrieben werden können.
Ein weiteres Interesse bekommt die Ausgrabung
durch das Auffinden eines im Grabhügel bestatteten
liegenden Hockers mit einer echten schnurkera-
misch e ii Vase der Thüringer Art. Schon die streng
in horizontalen Zonen angeordneten Bänder des Groas-
girtacher Lokaltypus deuten daraufhin , dass die
Künstler schnurkernmische Vorbilder gekannt, lmhen,
aber auch in den rechtwinkligen Mustern der Linear-
keramik fanden sieh deutliche Imitationen von Sclinur-
ciudrücken. Die Schnurkerauiik ist also in .Südwest-
deutschland als eine ältere, der Berührung mit dem
Norden entstammte Kunstübung anzusehen, denn
nirgends finden sieh Wohnstattenfunde. die darauf
hindeuten, dass dieselbe später bei uns heimisch ge-
worden wäre. Diese Grabhügel entstammen also
entweder schweifenden nordischen Einwanderern oder
sind die schnurkeramischen Grabbeigaben, überhaupt
nur funerirer alter Tradition entstammter Brauch.
Da«» die Funde vom Bielorsee für die zeitliche
Stellung der Schnurkerarnik iu Südwestdiutschland
nichts beweisen, glaubt der Verfasser nachgewicscu
zu haben. Auch hier ist die Beweisführung durch
Abbildungen ilbistrirt, und das Grossgartachor stein-
zeitliche Material durch 1 1 Lichtdrucktafelu zugänglich
gemacht
„Es stowst hier die rheinische und mitteldeutsche
ncolithische Kultur mit den Einflüssen der Mittel*
meorxone zusammen, daher der grosso Keichthum an
Motiven in der Keramik der verschiedenen Arten.“
Der dritte Theil des Buchs zeigt, die spätere
prähistorische Besiedlung der Gegend durch
die Karte veranschaulicht. Es besteht hier keinerlei
Übergang zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Diese
stcinzoitliehcii Dörfer sind einfach verlassen worden
und zwar durch Wegzug der Bewohner, nicht durch
feindlichen Überfall zerstört, denn cs finden sich
nirgends Spuren von Brand der Hütten. Die bronxe-
zeitliche Besiedlung taucht auch an ganz anderen
Stellen auf, auf den Kücken der Keuperborge und
hat ganz andere Führungslmicii, die alten jetzt noch
kenntlichen Heimwege. Es finden sich auch wieder
gruppen weis*' Siedlungen durch Hochickor und Grab-
hügel kenntlich, aber viel kleiner und in Etappen
von etwa '/* Stunde längs der StrasHenzüge, wohl
grosscuthojls alter Salxstrassen, vertheilt. Erst die
Hallstattzeit steigt hier ins Thal herab, legt aber auf
deu Wasserweg keinerlei Werth. Auch muss die Be-
völkerung eine erheblich weuiger sesshafte gewesen
sein, die Hütten halten nur einfache Wandungen,
keine Eintheilung des Innern ausser der Fcucrstelle
und sind meist Rutidhütten. Erst die Late ne zeit
zeigt wieder complizirtera Grundrisse, von denen
11 abgt bildet sind, viereckigen lind runden Bau der
Hütten» gestumpfte Lehmböden und Kelleranlagen.
Hier liegen die Einzelgehöfte zerstreut ülier das ganze
fruchtbare Land, wo Quellen, Weidegrund und Acker-
boden günstige Bedingungen boten, meist auf der
Kuppe flacher Bodenerhebungen. Es ist die Be-
siedlung, wie sie Tacitus für die Germanen »einer
Zeit angiebt. Der Übergang der Kultur in die
römische ist ein allmäiiger, dagegen zeigt die Be-
siedlung jetzt da« Bild grösserer Gütcrcom plex e,
deren jeder als Mittelpunkt eine villa rustica besitzt.
Zu jeder gehören eine Anzahl über die Flur zerstreuter,
meist viereckiger Hütten, meist wohl Pionatleuton
des Gute*, einzelne in der Nähe der Strassen auch
sonstigen kleinen Leuten augehörig. Sie zeigen das
übliche römische Inventar, aber mit reichlichen Latono-
überreaten untermischt. Sie sind sämmtiieh durch
Feuer zerstört, als sie der ferox alamannus über-
rannte und genau an der Stätte der jetzigen Dörfer
»eine Wohnsitze aufschlug. Die Tafel XII zeigt die
zahlreichen Gef aase aus der Bronze- Hallstatt- und
Ladezeit. J. Hanke.
2. Pagol, Dr. Julius: Biographische» Lexikon
hervorragender Ä rzte des neunzehnten
Jahrhunderts. Wien, Urban &■ Schwarzen-
berg, 1000.
Mit diesem kürzlich beendeten Werk ist dem
ärztlichen Stand eine Arbeit überreicht worden, welche
nicht nur in biographischer, sondern auch in ge-
schichtlich medicinucher Beziehung als in hohem
Grade willkommen und einem wirklichen Bedürfnis«
entsprechend zu hegrüssen ist. Sich anlehnend an
da* ausgezeichnete sechsbändige, 1884—1888 von Dr.
August Hirsch herausgegebene Biographische Lexikon
der hervorragendem Arzte aller Zeiten und Völker,
finden wir darin den Lehensgang und die bedeutenderen
Arbeiten der um die Wissenschaft verdienten ärztlichen
Autoren diese* Jahrhundert*. Cm ein abgeschlossene*
Bild zu gelien, war es nöthig, auch vom altem Lexikon
Namen und Werke aufzuführen und theil weise zu er-
gänzen, an welche sieh der gretwartige Fortschritt
der Naturwissenschaften und ihres Zweiges, der Mo-
dicin, in diesem Jahrhundert knüpft, mit welchem
Fortschritt auch ein Fortschritt im Wohlergehen der
Menschheit verbunden ist. Von den nicht mehr unter
den Lebenden Weilenden sind namentlich hervor-
zubeben : Baer und Bisehoff, Heule und Hyrtl, Welcher,
Griesinger. Pettenkofer. In wie engem Zusammen-
hang aber die Heilkunde mit deu übrigen Natur-
wissenschaften steht, davon gibt uns die in den letzten
Dezennien so rasch entwickelte und bereit« zu hoher
Vollendung gelangte bakteriologische Forschung
Zeugnis*. Es war zu wünschen, dass einer cler grössten
Naturforscher des 19. Jahrhundert*, der berühmte
Botaniker Karl Nägeli, dessen ausgezeichnetes, grund-
legendes Bach „Die niederen Pilze m ihren Be-
ziehungen zu deu Infektionskrankheiten und der
Gesundheitspflege“ 1877 erschien , auch in diesem
Biographischen Lexikon Aufnahme faud. Etwa* aus-
führlicher durfte auch auf den Lebensgang und die
Werke Baer*, Henlesund Hyrtls eingegangen werden —
bietet doch der Lebcnsgaug und die Weltanschauung
dieser vortrefflichen Gelehrten eine Fülle von inter-
essanten und belehrenden Anregungen. Noch war
hei den eben Genannten, wie !>oi Bise hoff, eine stärkere
Hervorhebung ihrer werthvollen anthropologischen Ar-
beiten angezeigt. Eine übersichtliche Darstellung der
Entwicklung der Heilkunde des 19. Jahrhundert* dürfte
entsprechend der Tendenz des ganzen Werkes an-
gemessener erscheinen als ein ju diesem Kähmen doch
nur sehr kurz zu gehender Überblick über die Ent-
wicklung der Medicin von den ersten Anfängen.
Druck und Ausstattung des Werkes sind vorzüglich,
die Abbildungen lassen manchmal zu wünschen übrig.
Eine eingehende, »ehr genaue und vollkommen
verlässige Ergänzende Besprecht! ng zu dem
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438
Referate.
Pagelschcn Bioftni'hinchfn Lexikon hat Dr. Franz
Daffner in der Deutschen Arzte-Zeitung,
I 90 1 . gegeben, worin dersell»© namentlich auch auf den
Zusammenhang den Biographischen Lexikons mit der
Qenrkinhta der Msdicin and dem Wertk wvwti
womit wir uns nur völlig einverstanden erklären
können. Mit ihm schliessen wir unter voller An-
erkennung der für das verdienstliche Werk auf-
gewendeten Zeit und Mühe, sowie mit dem Wunsche,
dasselbe möge als ein oft benützte* Nacheeh lagebuch,
das sowohl eine anregende Lektüre bietet als zur
Orientirnng in den niedieiniachen Leistungen des
verflossenen Jahrhunderts dient, allenthalben der
Bibliothek des Arxtes oinverlciht werden und so in
nicht allzuwciter Ferne eine erneute Auflage ermöglichen.
J. Hauke.
Aus der russischen Literatur.
(Anthropologie, Ethnographie, Archäologie.)
Von
Professor Dr. L. Sticdä (Königsberg i. Fr).
I. Abhandlungen, die den Kaukasus betreffen.
Bereit« vor einigen Jahren (Arch. für Anthro-
pnlogift, Bd. XXIV pg. <121 —668, 1887) habe ich über
eine Reihe von Abhandlungen berichtet, die sich auf
den Kaukasus beziehen; mm biete ich den Lesern
eine Fortsetzung jener Berichte. Freilich ist damit
die Litteratur der letzten Jahre noch lange nicht
erschöpft. Ich bin Weder im Stande gewesen, alle
bezüglichen Bücher und Drucksachen mir zu beschaffen,
noch habe ich die Möglichkeit gebubt, das mir vor-
liegende Material zu verarbeiten.
Zunächst mögen einige Worte über die Litteratur
des Kaukasus iin Allgemeinen gesagt sein. — Der
Kaukasus mit »einen Bergen und seinem Vülkcrgomisch
ist ein «ehr anziehendes Forschungsgebiet ; — cs ist
daher nicht zu verwundern, dass bei dem grossen
allgemeinen Interesse für anthropologische, archäo-
logische und ethnographische Forschung in Russland,
dem Kaukasus im Besonder» die Aufmerksamkeit
der russischen Forscher sich zugewandt. hat. Dass
auch niclitrussisohe Forscher sich dem Studium des
Kaukasus xugeneigt halten, wie Chantre, Virchow u. a„
das sei nur kurz erwähnt.
Als Beweise vielfacher Beschäftigung russischer
Forscher mit dem Studium des Kaukasus finden wir
zahlreiche Abhandlungen in den verschiedenen
periodisch in Russland erscheinenden Zeitschriften.
Unter diesen Zeitschriften seien i inliegendere genannt:
Ethnographische Revue, herausgegeben
von der ethnographischen Section der
K. Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaft,
Anthropologie und Ethnographie der Moskauer
Universität. Ks sind gegenwärtig 10 Baude
erschienen.
Erdkunde. Eine periodische Ausgabe der
geographischen Abtheilung der K. Gesell-
schaft der Freunde der Naturwissenschaft, Anthro-
pologie und Ethnographie der Moskauer Univer-
sität. Es sind gegenwärtig 3 Bände erschienen.
Ausserdem enthalten die Nachrichten (Is-
w o s t i j a), A r b e i t e n (T r u d y) der Moskauer Gesell-
schaft viel Material, das auf den Kaukasus Bezug
nimmt.
lieber die Schriften der anthropologischen
Abtheilung der genannten Gesellschaft halte ich einen
bcsondern Bericht (Archiv für Anthr., Bd. XXVI,
1900) abgestattet. Einen Bericht über den Inhalt
der seither erschienenen Heft© muss ich auf spätere
Zeit verschieben.
Ks erscheinen aber auch in Tiflis selbst — ab-
gesehen von Ei nzel-Arl »eiten — einige Zeitschriften,
die hier zu nennen siud.
Es sind zu nennen: 1. Die Sammlung (Sbontflc),
Nachrichten über die Kaukasischen Bergvölker, es
sind 10 Bande (bis lHsi) hatuugsgab(o.
Als Fortsetzung dieses nicht mehr erscheinenden
Werkes ist uuzuschen :9.Sam m 1 ung von M a tcri al ien
zur Beschreibung der Gegenden und Völker
des Kaukasus, herausgegeben von der Verwaltung
des Kaukasischen Lehrbezirks; der erste Band ist lKttl
erschienen; der letzte der mir vorliegenden Bande i»L
Bd. XXIII, 1897. Der Güte des Curator» de* Kau-
kasischen Lehrbezirks, Gcheiinraths Janowski, habe
ich eine grosse Reihe dieser ausserordentlich werth-
vollcu Bünde zu verdanken. —
8. Die Schriften tSapiski) der Kauka-
sischen Section der K. H uss. geograph i sch en
Gesellschaft, die gleichfalls aussen •rdentlich worth-
vollc Beiträge zur Gt**gr»phie, Anthropologie und
Ethnographie des Kaukasus bringen. —
4. Die »Akten- der Kaukasischen archäo-
logischen Kommission — es sind bisher
12 Bände erschienen. Hier in Königsberg ist mir
richts davon zu Gesicht gekommen.
Es macht sehr grosse Schwierigkeit, die Zeit-
schriften sich hier zu verschaffen ; es ist ganz unmöglich,
lückenlose Reihen zu besitzen. — Von einer Dar-
legung der Gründe sehe ich al», nur ein Umstand
mag hier angedeutet werden. Man kann viele dieser
Zeitschriften nicht kaufen — folglich kann man die-
selben nur als Geschenk erhalten. Mau kanu aber
niemand zwingen, einem andern etwas zu schenken.
Und nun kann man ganz und gar niemand zwingen,
die Schenkung regelmässig zu wiederholen.
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Referate.
439
A. Pantjuohow’s Arboiton über den Kaukasus.
In meinem letzten Bericht über einige den
Kaukasus betreffende Abhandlungen habe ich über
einige Arbeiten de« Herrn I)r. Pantjuchow in
Tifli« Mittheilung gemacht. (Dieses Archiv Bd. XXIV
Rraunsrhwcig 1897, 8. 636 -639.) Ich konnte damals
über viele andere Arbeiten de* ausserordentlich thätigen
Verfasser» nichts melden, weil dieselben mir nicht
Vorlagen: nur die Titel einiger Abhandlungen konnte
ich anführen Hoc. pg. 638 9, unter No. 6—9). Unter-
des* hat Herr Pr. Pantjuchow in ganz außerordentlich
dtmkmswerther Weise mir eine ganze Anzahl seiner
Arbeiten zug<*sandt, mit denen ich hier den Bericht
eröffne.
1. Pantjuchow, Dr. J. J. : Die Saamursak an er.
Ö S. (Sonderabdruck aus der Zeitung
„Knwka** 1692. No. 77.)
Mit dem Namen Ssamurankan wird von Alter*
her das Gebiet bezeichnet, das zwischen Abchasien
und Mingrelien gelegen ist, und da* heute den »töd-
lichen Theil des Bezirk» von Suehuiu ausmacht. Die
natürlichen Grenzen dies**?. Gebietes sind: im Westen
das Sehwarze Meer, im Norden der Fluss Kodor,
im Süden der Fluss Ingur, im Westen die zahl-
reichen Ausläufer de* Kaukasischen Hauptgebirges.
Vom Meere aus unzugänglich, vom Gebirge aus ge-
schützt, ist da» Gebiet nur über die Flüsse weg mit
den anstoaseuden Landst recken in Verbindung. In
alter Zeit »oll hier ein besondere» Volk gelebt haben,
— was für eins, ist unbekannt. Der U f er- Landstrich«
d. h. der am Meere gelegene, ist der Malaria sehr
unterworfen, — er war in alter Zeit und ist auch
heute n«»eh zu ständigem Aufenthalt ungeeijnu't. Der
zum Gebirge hin sieh erstreckende Laudstrieh dagegen
i»t gesund und fruchtbar, reich nicht nur an Früchten,
sondern auch an Mineralien, (Gold im Ingur. Silber,
Kupfer) und Mineral -(Quellen.
Heute zerfällt das Gebiet administrativ in zwei
Theil«: Ssamursakan und Kodor. Die Bevölkerung
des Bezirk» von Ssamursakan gehörte früher zu
Abchasien und sprach ahchasisch; doch heute ist in
Folge der Nachbarschaft der Mingrelier die alidiMiscbe
Sprache durch die mingrelischc verdrängt — die Be-
wohner nennen »ich Mingrelier. Die Bevölkerung
des Bezirks von Kodor spricht — abgesehen von
einigen mingrelischen Gemeinden — iihchusisch.
Es soll hier nur von der Bevölkerung des Ge-
bietes von .Ssamursakan im engeren Sinuc die Rede
«ein, weil dieselbe sich von der übrigen Bevölkerung
unterscheidet. Al» Material dienten die durch den
I)r. Baraki in dn Jahren 1889—1890 hfl tief
Rckrutirung gesammelten Beobachtungen.
Farbe des Kopfhaar«: im Jahre
hellbraun dunkelbraun «chwarz roth Summa
(blond)
1889 17 71 155 12 955
1890 18 82 196 4 300
Demnach betragen die schwarzhaarigen über 64 *'«,
die hellhaarigen uur 6,52. Die Zahl der Individuen
mit braunem und rotheni Haar im Gesicht i»t — wie
gewöhnlich — grösser. Von 229 Mingreliern aus den
Kreisen Seenak und Sugdidi, die der Verfasser selbst
untersuchte, hatten 60*/« schwarze* Haupthaar, allein
nur 1 1°/„ auch einen schwarzen Bart; von den übrigen
hatten einen hellbraunen Bart 25°;«, einen dunkel-
braunen 48% und einen röthlichen 15 f/0. Auffnllcnd
und bemerkenswert h i*t da« frühe Auftreten grauer
Haare am Kopf ; nach den persönlichen Beobachtungen
des Verfasser» an 229 Mingreliern liMUMIl 7,8%
der Individuen ira Alter von 21 2^1 Jahren schon
einzelne graue Haare. — Viele Mingrelier, 16%,
haben auch Haare auf der Brust.
Farbe der Augen: im Jahre
grau blau mittel braun schwarz grün Summa.
1889 46 12 7 152 34 5 256
1890 43 22 H 157 56 14 900
Die vorwiegende Augenfarhc ist die braune, bei
56%, danach die schwarze bei 16% und die graue
fast in demsellien Umfang. Zu erwähnen ist die be-
trächtliche Anzahl der Blauäugigen, 6%. Das Auf-
treten von Imlividucn mit blauen Augen verdient be-
hindere Aufmerksamkeit — e* i«t ein ganz besonderer
Typus, der liier «ich zeigt
Körpcrgrösse. Eine Vergleichung der
5451 Rekruten des Bezirk* von Ssamursakan ruit
643 Rekruten (Mingrolien) des Kreises von Senak
ergiebt für du* Jahn 1889 1816):
Ssamursakan Summa Scnak-
(188U — 18!>0)
Kiviä
Zahl der Beob.
2H1 — 800
561
Mittel
«4 t
Min. der Grösse
1422mai 1470
1492
1420
MaX. •. m
inai — lwa
1842
1830
Mittel . .
Ui.i7 — IHM
1666
1042
Die mittlere Körpergrosse der Männer von Ssamur-
sakun ist
IHM
Armenier
1030
Griechen
1040
Mingrelier au» Senak 1H42
Iincrctirier 1654 — 1608
Abchasen 1651
Bei einem Vergleich der Mingrelier von Ssamur-
sakaner und derer von Senak ergiebt sieh, dass unter
den Stiunursakanern die Zahl der Grossen bedeutender
i*t als unter den Senak -Mingreliern. Unter der
letzteren fanden sich nur 7% Individuen mit 1733 mm
(über 39 Weruchok), unter den Ssamursakanern dagegen
fast die doppelte Zahl, 18,4 % aller Besichtigten.
Hiernach sch Hessen diese »ich an die Abchasen und
Swaneten.
Man darf daraus wohl sehliessen , dass die Be-
völkerung von .Ssamursakan nicht m ingrelisch ist.
Beim Vergleich der Körpergröcse und der Haar-
uud Augenfarbe ersieht man. dass der ursprüngliche
Völkerstamm, von dem die Ssamursakaner abzuleiten
»ind. nicht von gleichmütiger Beschaffenheit war. Die
hellhaarigen und helläugigen Mingrelier »ind durch-
schnitt lirh von hohem Wuchs, die schwarzhaarigen
und schwarzäugigem dagegen sind von kleinem Wuchs.
| hellbrauu 1670 mm Mittel
H“rö | schwarz 1650 w
f grau 1652 „ „
Augen t blau 1673 „ „
I »chwarz 1645 „ n
Die Körpergrösse der hellhaarigen und blauäugigen
ist im Mittel urn 20 — 28 mm grosser als die Körper-
grösse der schwarzhaarigen und schwarzäugigen. Unter
den Brünetten finden sich sowohl sehr kleine, als ***hr
grosse Leute; die Schwankungen der Körpcrgrö»»«
Im* trugen 400 mm. Unter den Grau iiugigeu sind auch
sowohl »ehr kleine als »ehr grosse I*eute, allein die
Mittel übertreffen dennoch die der Schwarzäugigen.
Ob die grünen Augen ein Mischungs-Ergebnis»
oder vielleicht ein Erbtheil von der unbekannten Ur-
bevölkerung sind, muss unentschieden bleiben.
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440
Referate.
Die toiiile Lage, die Be*«>uderheit der Familien-
OrguintioD, uIh»u unxweifelhaft einen Einfluss auf
das physische Verhalten und damit auch auf die
Körpergriüwse.
Der Verfasser giebt folgende Tabelle mm Vor-
Körprr-
Kd«' Heute,
Is*otf mit
Individuen mit
«tilmo
Fürsten
bdailttr Hru.it
^raut-tn Haar
Favus
1510
mm
—
—
1
1
IMS
—
«
2
5
1600
—
6
6
6
14544
i
SS
6
12
168«
9
18
10
8
17:13
8
21
8
4
1777
3
9
8
3
1822
7
8
2
i
1846
»
2
2
—
—
nÄ, 25 •» 32 3*
irao 1689 1644 1832
Die mittlere Körpergröße der Ssamoraakaner ist
1635 mm: demnach ist die Knrpcrgrossc der Edel-
leute und FUrsten im Durchichhitt um 65 mm grösaer,
und die KörperjmW der Individuen mit behaarter
Bru*t — ein Zeichen t^undem körperlicher Stärke —
um 10 mm; dagegen ist die Koqiergroasc der früh
ergrauten und mit Kavu» behafteten Individuen um
10—22 mm niedriger. Besonders gross «raren die
Kdelleute und Fürsten mit hellen Augen. Fünf blau-
äugige hatten eine Mittel-Korpergrusse von 1770 mm,
füuf grauäugige 1 7«i0 mm. Den höchsten Wuchs
hatte ein grauäugiger, 1836 mm ( 41,3 Werachok).
Der Brustumfang ist bei den Bewohnern der
beiden Bezirke auch verschieden.
ist mehr
als die
Beobacht. Mittel Hilft«* der
Körper gr.
um
Miu|fivli.-n 231 1 844 mmj |ti mm
IB89 J M7 t 843 nun
Hsamursukan 4>«M, I I
I89tt •WSJ 842 rnraj 15 mm
Scnak-Krois 029 mm 866 nun 45 mm
IVr mittler«* Brustumfang fihertrifft bei den
Mingreliern aus Ssamnrsakan die Hälfte der K*"»rj»er-
grftsse nur um 1H, bei «len Mingreliern »tu Senuk aber
um 45 mm. Die Individuen mit behaarter Brust
haben einen Brustumfang von 860 mm. also 28 tum
mehr als die Hälfte der Korpcrgrosse Iwdrägt.
Das» «lie Mingrelier aus Ssainursakun nicht ein-
heitlicher Abstammung sind, prägt »ich auch in and«*ru
physischen Kennzeichen aus. Es B«*i liier zunächst
auf den Kopfumfang hinge wiesen. Bei 300 Rekruten
des Jahres 1890 erwies sieh
Privileg, Augenfarbe
KopfurafAng Stiiml«* grau blau schwarz
Zahl der untersuchten Individuen
600 mm 1 — 1 — —
500-510 „ 2 — — —
511-620 „ 4 — — — 2
521—630 „ 23 — 3 — 6
531—540 , 53 — 3 2 14
541—550 „ 05 3 9 4 9
551—560 , 74 6 11 5 12
561—570 , 47 4 5 6 4
571—580 „ 22 8 5 3 7
681—590 „91121
Mittel- 654,3 5455.3 554,2 163.6 552,7
Maasse mm mm mm mm mm
Im Allgemeinen befindet sich der Kopfumfang
in IVbereinstimmuiig mit der Köq»ergrö&se. Die
Vertreter der priviligierten Stände, 17, haben den
gröasten Kopfumfang 565,3 mm, um 11 mm hoher
als «las Mittel: «len geringsten Kopfumfang haben
die Leute mit grünlichen Augen. 549,2. (Nil. Diese
Zahl fehlt aber in der Talndlo. Ruf.)
Es ist kein einheitlicher, sondern ein gemischter
Typus, den «lie Mingrelier von Ssamursakan uns dar-
bieten, «lie Bewohner stehen dem gemischten Typus
der Ahchasen nahe, aber für Ahchosen darf man sie
nicht haltcu ; sie unterscheiden sieh von den Ahchassen
sehr auffallend.
Was für verschiedene Volktstimme hier ihren
Einfluss ausgeübt Imheti, ist vorläufig unbekannt.
2. Pantjuohow, J. J. : Der Kreis Aehalkalak i.
Eine medico-anthropologisclic Skizze.
Tiflis 1892. 89 Seiten. (S«»nd erabdruc k
aus dem Sbornik der K. Kaukasischen
Medizinischen Gesellschaft No. 53
Tiflis 1892.)
Der Kreis Aehalkalak i gehört zum Gouv. Tiflis;
er umfasst 9462 i^ua«lr. Werst und wird von
65,400 Individuen bewohnt. Was der Verfasser üImt
di*- Topographin, ülier Klima, Boden, Gewässer, Flora
und Fauna sagt (S. 1 — 15). können wir hier übergehen.
Weiter beschreibt er (S. 16 32) diu Lebensweise der
Einwohner, ihren Ackerbau, Viehzucht, «lie Wohnungen
mit IxwooderRr Berückxü’htigung der Gesundheitsver-
hältnisse, was wir auch bei Heile lassen können. Was
«ler Verfasser über die Bevölkerung von der ältesten
Zeit an bis in die jüngste hinein uns miMh«»ilt, ist
eine fleissig© Zusammenstellung der in der Littentiur
vorhandenen Angaben (S. 32 — 47) Jetzt wird der
Kreis in erster Linie von Armeniern bewohnt, diuieiieti
von Russen, Grusiom, Kurilen un«l Juden.
Armenier 47913 lndivi«luen beiderlei Geschlechts.
Grusier 9450 , „ ,
Russen 7 464 „ „ „
Kurden 609 „ „ „
Juden^__^_46 „ „ „
Summa: 65482
Hcrvoncuhchen ist «las Uel«erwiegen «les männ-
liehen Geschlecht« über du« weibliche, wie in Trans-
kaukasien überhaupt, so auch hier im Kreis Achalkalaki.
Es kommen hier — abgesehen von der Russischen
Bevölkerung — auf 100 Individuen männlichen Ge-
seh locht« nur 89 weibliche Individuen, in cinig«*n Go-
mein«len noch weniger, nur 85 Individuen weildiehen
Geschlechts.
Wir wenden uns zu den eigentlich anthropolo-
gischen Untersuchungen des Verfassers, und zwar zu
denjenigen, die er an Erwachsenem angestellt hat;
seine Be* «hach tu u gen an Schulkindern glauben wir l»ei
Seite lassen zu können.
In Betreff der Augenfarlxs ermittelte der Ver-
fasser folgendes;
Farbe der Augen in %.
Zahl der unter-
suchten Jnd. grau blau mittel braun
Armenier 491
Rcchtgl, Grusier 75
M«ihamedaner 41
Russen 80
Körpergröße.
3,3% 1.2 2,5 92
5 8 20 67
4 16 30 50
54) 30 9 9
Messungen an weiblichen
Individuen konnte «ler Verfasser nicht altstellen. Nach
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lieferate.
441
den Untertucliiinfrcn von Frau K. F. Weniaroinowa
ist die mittlere Körpergrüssc der Gruaierin ( 16 Bc-
ohachtungen) — 1553 mm Narb den Messungen
Kobylin’a (Anthropologische Untersuchungen mit
Kücksirht auf Syphilis. Westnik der Allgem. Hygiene
1890, Bd. V1I> ist die mittlere Kör|*ergrös*i? l^ei
Russischen Frauen von 31 — 40 Jahren 1544, bei
Deutschen Frauen 1568. (Wo diese Deutschen her-
»tnmmtcn, ist hier nicht mitgetheilt, — die Original-
aldmndlung Kobylin*» habe ich nicht zu Gesicht be-
kommen. lief.) Dagegen ist bei den Armenierinnen
wie l»ei den Türkinnen die Kör]HTgri»*»e der Weilier
fast der der Männer gleich; jedenfalls ist der Unter-
schied ein »ehr geringer.
Der Verfasser ermittelte für die Männer folgende
Zahlen :
Zahl der Indiv. Körpergrösse im
Mittel :
Armenier 570 1630
Hecht gl. Grusier 60 1640
Muhamedancr 41 1662
Russen 116 1674
Kopfinunss. Der Kopfumfang der Ajmenier
(416 Beobacht.) beträgt 549,8 mm. Defonnirtc Köpfe
sind selten — eine Abdachung des Hinterhaupt* ist
nicht selten. Kleinköpfigc und grossköpfige sind ver-
hält niaamü&sig selten: 3 Indiv. hatten einen Kopf-
umfang unter 510, und ein einziger litar 610 mm.
In Betreff der Nationalität gilt folgende Uebeniichi:
Kopf umfang bei Armeniern Grmiern Russen
610—183
mm
11
2 1
531-650
167
16 16
551—570
n
180
15 32
571-580
42
2 6
581—590
12
1 4
610
„
1
— —
Summa
413
8« 5«
Mittel
549,7 min 647,0 inm 533 mm
In Betracht der
grössten
Breite und grössten
IÜngc des
Kopfe*
ermittelt*
* der Verfusset bei
Armeniern folgende Zahlen:
Zahl der Individuen
Ur-oKte Länge (Jri»s»te Breite
au» Tiflis
53
183,0 mm 167,0 mm
aus and. Ort.
47
180,4
„ 0)1.1 .
Summa 100 i. Mittel 181.8 * i. Mittel 156,5 „
Nach den Einzclzahlen, die wir hier nicht wieder-
holen können, schwankt der Längsdurchmenner von
189—186 mm. der Breitendurehrue**er von 144 bis
169 mm. Das Mittel der Kopflänge bei den armenischen
StadtlM*wohnem ist am ‘2,4 mm grösser als da* Mittel
der armenischen Landbewohner. Dar Breiteudunh-
messer ist überall gross. Beträchtlich sind die
Schwankungen, wenn man die einselnen B*-*irkc be-
rücksichtigt. So zeigten 10 Beamte der Städte
AohaJ/.yk und Aehalkalaki im Mittel eine Kopflänge
von 186,5 nun und eine Kopfbreite vou 157,5 mm.
In Betreff de* Cophaiindex erinnert der Verfasser
daran, dass auch andere Forscher vielfach Schwankungen
beobachtet haben: Chantrc fand bei Armeniern
in Tiflis 85,17
in Eriwan H5,68
in Diarbekr 84,0
nach Erckert 85,6
Der Verfasser »chlirsst sich in Betreff des Ver-
gleichs der Kopf- resp. Schädelhrcite an Brock und
Bogdanow, indem er zur Bestimmung des Schädclmdcx
2 Einheiten von dem Kopfindex abziebb Danach
giebt er folgende Tabelle:
Archiv lür AntbrujHilugiv. Bd. XXVL1.
Kopf
Schädel
and.
Itolb'luxM-iih.
Hubdullchoc.
MniHM'efitud.
Hubbrarhy t\
Brachycnph.
Hyperbrach.
Cltrairrach.
Index
Tim*.
Orte
N*.
Tifli«
Ort«
Sa.
70-76
—
—
—
—
l
1
75—77
—
l
1
—
3
3
77,1 -m
—
5
5
3
4
7
so. i -äs,»
ll
6
1«
80
10
30
*8,4 -*ft
81
18
.13
17
1*1
Sä
Hfi.l -«l
lrf
7
JJ
1*
»
»1
*0,1— 9t
5
7
18
t
4
«
lt-r Bwb.
l AS
«7
10» I 64
47
:oi
lex
*6,7
WI.7
M,7
N3,T
H4,7
»4,8
Kopfindex Sebadclindcx
Nach der Berechnung des Verfassers ist der
Koptiudex (Index am Lebenden) = 86,2, dauaeh der
Schädclindex 84,2.
Der vorletzte Abschnitt (8. 65 — 75) handelt von
Kheschlicssungen, Zahl der Geburten und Todesfällen;
der letzte Abschnitt (S. 76 — 89) von Krankheiten
und Krankheits-Ursachen. Es sei hierüber nur auf-
merksam gemacht auf die grosse Verbreitung des
Favus (Kopfgrind, niss. Bursch).
8. Pantjuohow, Dr. J. J. : Die Bevölkerung
des Gouv. Kutais. 8t Petersburg, 1892,
81 8. (Sonderabdruck aus der Zeit-
schrift rW estuik der allgemeinen
Hygiene, gcriehtl. und prakt. Medizin*1.
Bd. XV. St Petersburg, 1892.)
Da«* Gouvernement K u t a i s , das am weitesten
nach Westen gelegene Gebiet Kaukasierin , ist einer
gewaltigen, 4seitigen Vertiefung zu vergleichen,
die mit einer Seit«* an1» Schwar/e Meer keranragt.
an den übrigen drei Seiten aber von gewaltigen Berg-
rücken einge»chlo»sen wird.
Im ersten Kapitel (8. 1 — 14) giebt der Ver-
fasser einen kurzen Abriss dpr Geschichte des Gebiets;
daun berührt er in Kürze die bisherigen Unter-
suchungen. insoweit sie sieh auf prähistorische Archäo-
logie und Anthropologie beziehen (Baicrn, Chautre,
Erkort). Im 2,rn Kapitel (S. 15—20) betont der
Verfasser die ausserordentlich ungleichartige Be-
völkerung, die im Verhältnis» zu dem grossen Gebiet
ungewöhnlich gering ist.
Da* Gebiet iles Gouvernement« Kutais umfasst
20.821 Quadrat-Werst oder 1,905,788 Dessjätinen, mit
Einschluss der Bezirke von Stielium, Baton und
Artwin 35,000 Quadrat-Werst o<ler 3,223,968 Dass-
jätinen. Im Jahre 1886 zählte man 487,369 Indi-
viduen männlichen und 435,195 Individueu weiblichen
Geschlechts.
Danach kamen auf 100 weibliche 111 männliche
Individuen. Nach Nationalität :
Inieretiiier
204,00*
Gurier
75,000
Mingrelier
200,000
Ahe Imsen
32,020
Swaneten
11.H78
Grusier
10.222
Türken
»4,000
Juden (aus Kutais)
«,377
Armenier (au» Kutais)
1,533
Osseten
2.710
Russen (in den Städten)
1.258
Dazu kommen noch 100 Perser, Griechen, Deutsche.
Bei Gelegenheit der Aufzählung der versehiedeueu
Produkte de» Ackerbaues und der Jjsndwirtbschaft
verweilt der Verfasser etwas länger bei dem W ein bau.
Wir können uns nicht versagen, diese Mittlicilungcu
hier wiedcrxugobeu , weil »io nur wenigj bekannte
Thatsachen enthalten. Im Gebiet vou Kutais spielt
der Wein eine grosse Rolle. Schon in der Odyssee
56
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442
Referate.
ist von dem schonen Wein von Kolchw die Rede.
Chardin, der 1878 jene Gegenden bereiste, bezeugt,
wie viele vor ihm, den grossen Wein-Reich thum, aber
auch den starken Trunk der Mingrclier; so viel wie
dieses Volk tränke kein anderes. Neuer« Erhebungen
scheinen das zu bestätigen. Zufolge Nachrichten aus
den 60 er Jahren wurden in Min gr dien jährlich über
5,268,760 Wedro Wein gewonnen. ( 1 Wedro= 12,29 Ltr.)
Rechnet man davon 50,000 Wedro, die ausgeführt
werden, ah, so bleiben noch 450 Flaschen im Jahr
auf eine Seele! (Ob bei dieser Berechnung nur die
„trinkbaren“ Seelen, d. h. die männlichen Iudi*
viduen nach russischen Begriffen, gezählt sind, t»dor
alle Einwohner, ist nicht gesagt. Ref.) Nach
Lawrentjew werden in einem Jahr im Gou v.
Kutais 12 Millionen Wedro Wein aiugetrunken.
Rechnet man im Gouv. 570,000 Einwohner, so kommt
auf den Kopf in einem Jahr 21 Wedro oder 830 Flaschen.
Rechnet mau die keinen Wein trinkenden
(— aber Branntwein? — Ref.) Swaneten und die
sehr massigen Bewohner des Kreises Rat sch in , wo
kein Wein wächst, ah, so kommen auf den Kopf
400 Fluschen. Nicht nur die Muniier, sondern auch
die Weiber und Kinder trinken Wein. Schliesst man
die Kinder bi» zu 6 Jahren aus, so kommen circa
500 Flaschen W ein auf einen Kopf der übrigen Be-
völkerung im Jahr. In den letzten Jahren hat in
Folge der Höhenkrankheiten die Auslieute au Wein
ahgenommen. Im Jahre 1887 waren 42,000 Dess-
jatinen mit Reben bepflanzt , der Ertrag war 3 bis
fl Millionen Wedro, Der Verfasser behandelt dann
weiter das G e b i r g » gebiet , Kap. I II ( 8. 22 —83)
und die Ebenen. Kap. IV (S. 33 — 38) gesondert.
Wir greifen aus den vielfach interessanten statistischen,
geographischen und ökonomischen Mittheilungen hier
einiges heraus.
In dem gebirgigen Theil leben Imeretiner und
Swnneten. Hervor zu heben »st die verhält uissmäwig
geringe Zahl weiblicher Individuen unter den
swnneten. Auf 100 Männer kommen nur 75 Weiher
oder auf 100 Weiber 128 Männer. Alle Keiseudou
sprechen von der verhält nissmiis-stg geringen Zahl der
Weiber hei den Swaneten, Sie beliaupten , dass die
Wcil»er der Swaneten sehr geachtet worden, weil es
nicht leieht ist, eine Frau zu bekommen. Es wird
die» Missverhältnis» zwischen männlichen und weib-
lichen Individuen daraus erklärt, das» di« Swaneten
seit den ältesten Zeiten die Gewohnheit hatten, weib-
liche Kinder ul» überflüssig unmittelbar nach der
Geburt zu todton, weil die Mittel zur Ernährung
nicht vorhanden seien. Bei den südlichen Nachlxarn
der Swaneten, den luieretineni. die vielfach »ich mit
den Swaneten vermischen, kommen auf 100 Indi-
viduen weiblichen Geschlecht* 107 männliche Indi-
viduen, und bei den Imerutinuru im Kreise Katschin
110 männliche Individuen.
Die Swaneten trinken keinen Wein, al>er Arakft
oder Araki d. b. ungereinigten K«*rnbranntwein ; wie di«
Swaneten zu diesem Getränk gekommen sind, int un-
bekannt, — jedenfalls ist das Getränk „Arnka“ ausser-
ordentlich verbreitet.: schon die kleinen Kinder trinken
Aruka — die Erwachsenen sehr viel, l>ei alleu möglicher»
Gelege uheiien, beim armseligen Mittagessen und beim
grossen Festgelage, Todtenschmaas u. ». w. I)r. D e I o w
hatte Gelegenheit, «inen Swaneten zu beobachten, der
beim Mittagessen mehr als 20 Glas (das Glas etwa
*/4 Liter) tränk ohne sich zu betrinken!
In der Weltanschauung der Swaueten macht sich
eine Vermischung christlicher und älterer Anschauungen
geltend. Sie glauben an ein Leben nach dem Tode
und feiern die Beerdigungen deshalb ganz besonder»
durch Festmahle. Je mehr sie bei der Beerdigung
drauf gehen lassen, um *o mehr Sünden werden dem
Todten vergeben, — so meinen sic. Sie verehren un-
zählige Geister des Waldes und Gebirge», aber nie
halten auch Stier und Katze für heilig. Die Spuren
Christ lieber Anschauung sind in der Feier einzelner
christlicher Festtage zu finden. Sie versammeln sich
dann in ihren alten, hall» oder ganz zerfallenen Kirchen,
die mit Stier- und Widderhörnern, »Uten Waffen und
allerlei andern Dingen gefüllt sind.
Woher die Swaneten stammen, ist auch heute
noch nicht sicher zu bestimmen- Wahrscheinlich sind
die ersten Einwanderungen nach Swanetien aus Indien
gekommen; aber später sind allerlei andere Völker
in die Schluchten Swanetien* eingedrungen, um dn*e|h»t
Zuflucht zu suchen und zu finden. Erwähnenawcrth
ist, da*M iu der Sprache der Swaneten sich einzeln«
rein griechische Worte finden, z. B Hermes = Gott,
gi — Erde, chear “ Hand u. s. w. Noch mehr
sind grusiuischo Worte der Swauetischen Sprache
ein verleibt.
Ausserordentlich mannigfaltig ist der Typus der
Bevölkerung in physischer Beziehung.
Die Bewohner der Ebene sind Imeretiner,
M i n gr e 1 ie r und G u r i o r — fröhliche, lel>eii*lu»tige
Leute; sie sitzen in den Kreisen Kutais, Osurgeti,
Sugdidi und Scnak. Auch hier überwiegen die
männlichen Individuen; auf 100 weibliche Individuen
kommen im Kreis Kutais ICMi in Osurgeti und Sugdidi
110, in Sonak 115 männliche Individuen.
Auffallend ist, sagt der Verfasser, dass man trotz
des Ueberwiegens der männlichen Individuen so wenig
alte Leute, Greise, sieht. Ein Grund liegt offenbar
darin, dass im Allgemeinen die Leute daseihst kein
hohe» Alter erreichen — die Malaria und der starke
Weingenus» bringen die Leute früh in’a Grab. Ein
anderer Grund liegt aber iu der eigentümlichen
Stellung der Greise in der Gesellschaft - ganz im
Gegensatz zu dem Verhalten unter den Swaneten.
Hier bei den Swaneten gemessen die Greise hohe
Achtung, — l>ei den Mingreliern und Imeretinem und
namentlich Itoi den Guriern hüben die Greise keine
Bedeutung, sic werden fast verachtet, sie treten ganz
in den Hintergrund und kommen deshalb gar nicht
zum Vorschein.
Das folgende Kapitel V (S. 39—70) hat für un»
besondere Bedeutung: der Verfasser beschäftigt »ich
mit der physischen Organisation der Bewohner.
Der Verfasser bat zum Theil seihst, zum Theil
unter Bei hülfe einiger die Reknitiruug leitenden
Militairürztc gegen 3000 Individuen untersucht : Farbe
der Haare und Augen, Körpergröase, Brustumfang,
Kopfnuuuwe.
ImerHinrr «Ir« Kreise* Kntfti*
„ * , Kat sehin
Lftaehgum
Mineraler uri«l Ssatunroukaacr
Al.-rhii**rn
Swaneten
Imeretiner
MinsTelivr
Marter
Swaueteo
Atichawen
1*07 <l>r. Selennki)
14U (I>r. ltanutiiuuc)
»72 ilJr. Xubrisv)
U7 <I>r, Hurekj»
US
itl& (Dr. IWhutow und
I»r Drfow)
*0.
»•W
U J d>r. Pautjurhow)
1. Haarfarbe. Die einzelnen Gruppen der Ein*
gelmnien sind dabei sieht unterschieden.
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Referate.
443
Iium'Uuvr
ft oh Knuds
MUS IjftHThjnil» „
. Rntachln || —
Mlngrvliiir
A benagen
Suaiu-ton
K&r* ~
5 0,3
a. IlsS-kH
Zahl * „ ZahF* # Zähl > „ ZSET %
*■ — «s\ *■• *•
Uli J'J)
SH HU
i7; oa f*.
71 2* 1U 00 1
»7
61 S7i 40 37 1
14
aoj —
4 l
2 4
I 1
Hervorxu hol>en ist, dass das schwarze Haar im All*
gemeinen überwiegt, dass aber dunkelbraune* Haar nur
hei den Swaneten Utwrwiegt, während beiden Imeretinern,
die mit Swaneten gemischt sind, die hellbraunen und
dunkelbraunen den schwarzhaarigen glcichkommen.
Nach den Beolmchtungcn des Verfassers «teilt
sich die Haarfarbe, nach Froocnton berechnet, in
folgender WeiM heraus:
Farbe dor Haare des Kopfes
IhuhnfArblg
(bhmd)
hellbraun
«lonkrUurMun
Mhmn
roth
(tarier, ImeroU, Mtngr.
in IVuerntcn :
«50
31 *4 33
S7 70 50
* 1 I
des Gesichte«
(tarier, Imerct.. Miagr.
in Proe**nt«*n:
I — *
23 20 ta
45 56 «ti
17 lt lt
U 6 16
Das Haupthaar ist iilierwiegend schwär x, der
Bart dunkelbraun. Sogenannte Brünette, Leute
mit schwarzem Haupthaar und schwarzem Bart, sind
etwa 12 — 16% vorhanden.
2. Farbe der Augen.
grau
blau
gemischt
braun
schwarz
grünlich
aus der 1 in der
Feme Nähe
Imeretiner von Kutais
76
103
144
860
42
56
80
„ „ Katsrhiu
3
6 •
11
22
68
i
—
« « Letsch gum
4
13
62
85
—
ii
2
Mingrelier
47
12
7
160
39
4
4
Abcbascn
IN
10
9
101
22
7
4
Swaneten (nach Dr. Tscltnjew)
4
4
26
45
—
23
4
„ (mK'h Dr. Delow)
»
2
u
25
1
~
80
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, dass nur bei den
Swaneten und bei ihren Nachbarn, den Imeretinem
von Letechgum die braunen Augen (dunkel) bei
weniger als der Hälfte aller Beobachtungen bei 42 %
bis 48 % Vorkommen , bei allen übrigen aber die
dunkeln Augen verwalten : '»5 % bei den Imeretinern
von Kutais, und 73% bei den Abehasen. Intensiv
braune oder schwarze Augen linden sich aui häufigsten
bei den Abehasen 17V«. Kein blaue Augen sind
bei den Imeretinem bei 8%, Imi Mingrelierti 7*«,
bei den Abehasen 6%, bei den Swaneten 4 V«; grüne
Augen sind am häufigsten bei den Abehasen 1 1 %,
am seltensten bei «len Swaneten mit 3 %. Bemerkens*
werth ist das häufige Vor kommen grüner Augen l>ei
den Swaneten, 22 °/«.
K» ist hiernach xu vermuthen, dass in vorgeschicht-
licher Zeit in jenem Gebiet eine Kasse mit hellen
blauen Augen gelebt, und dass erst, später sieh
eine dunkeläugige Kusse hineingetnisebt hat.
Diese Vermischung der Kassen tritt uns auch
bei der Betrachtung der Körpergrössc und Schädel*
resp. Kopfform entgegen.
3. Kor per grosse. Ich gel*» nicht die ganze
Tabelle, sondern nur die Mittelxahlen wieder. Es be-
tragen dieselben:
Zahl der Ind. Körpergr. iro Mittel
Imeretiner
1638
1658
mm
Mingrelier
630
1652
a
Guricr
87
1645
n
Swaneten
179
16)8
Abehasen
180
1850
i»
Juden
42
1630
i,
Das grösste KörpcrmaiLS* halten die Imeretiner
mit 1658 mm, das niedrigste die Juden mit 1630 nun.
Berücksichtigt man die Gegenden, in denen die
Völkerfainilien lebten, ob Gebirge, ob Ebene, so er-
geben «ich einige Unterschiede ; auch deshalb weil
die Vermischung in der Ebene mehr in Betracht
kommt.
Zahl der Indiv.
Imeretiner von Ratachin 101
„ „ Letsohgum 176
. „ Kutais 1361
KörjM*rgri>s*e
1601 mm
1667 „
1653 „
Mingrelier von [^“^di }
279
1647
mm
Ssaumrsakiuier < Mingrelier)
260
16.59
*
Swanrten-Bergbewohner
142
1660
*
Die El»eue Bewohnenden
37
1624
n
Das grösste Körpermaats halten die
iu den Bergen
wohnenden Imeretiner de« Kreises Kutschiu mit
1661 mm, und die schwarzen Swaneten mit 1660mm, die
offenbur sehr gemischten Mingrelier (von Ssumursakant
mit 1650 mm. Das geringste Körpertu an» haben ab-
gesehen von den Juden (mit 1630 nun) die Swaneten
von den Flüssen Zschenis und Zscliabe.
Die vielen Zahlen, die der Verfasser in Betreff
der einzelnen Gewerbe der Swaneten und Imeretiner
nngieht, lassen wir bei Seite. Auch die Versuche,
zwischen der Körpergröße und der Farbe der Augen
bestimmte Beziehungen zu ermitteln. Übergehen wir.
4. Brustumfang. Wir geben die Tabelle im
Auszug hier wieder.
mehr all die
Brustumfang Halft© der Körpergrösse
Imeretiner
864 mm
26
mm
Mingrelier
K87 .
61
A
Guricr
884 „
62
m
Swaneten
838 „
16
9
Abehasen
876 „*
61
Juden
822 *
8
•i
Im Einzelnen zeigt sich, dass den größten Brust-
umfang die Mingrelier und die Gurier haben; er
Ubertrifft die halbe Körjw.*rgrii««e um 61 und 62 mm;
den geringsten Brustumfang haben die Juden, er
übertrifft die hui Im: Körpergrösse nur um 3 mm.
Im Einzelnen schwankt der Brustumfang auch
hier bei verschiedenen Gruppen.
mehr als di«
Zahl Untat- Halft«* d. Körper*
der lad. imitang gröaa« um
Imeretiner von Kutni» 34« *«* mm 40 mm
„ * Kstirbin ioi «*;ih „ 8 ,
, , I.r-tsrhgiim 14* «5« m *» »
Swaneten am In cur 141 »57 „ 27 ,
, , ZcbcnU 27 t»i , 10 •
In »len besser gelegenen Landstrichen ist der
Brustumfang grösser.
56*
Digitized by Google
444
Referate.
5. Scli ädel um fang (richtiger Kopfumfang).
Die batraffandan Maas«* sind in einer grossen Tabelle
zusammeugesitellt, die vrir hier verkürzt vriedergelien.
Zahl der
KoiifimtfiinK
Ind.
im Mittel
Imeretiner
von Kutats
1078
552,4 mm
■
„ Ratschin
99
664
»*
„ Letsch gum
74
562,6 „
Mingrelier (und Ssamuraakaner) 262
551,5 „
Abehaseu
143
551,7 „
Swaneten
132
656
Den grössten Kopfumfang haben die S warnten,
im Mittel 556, die Bergbewohner am Ingur haben
sogar 560 mm. Daneben haben den nächst grössten
Kopfumfang die Imcretiner von Katschin mit 654, die
auch den grössten Körperwuehs haben.
Die Messungen dos Verfassers haben etwas
andere Zahlen geliefert: bei Imeretinern (25 Ind.) ist
der Kopfumfang 552,2, bei Mingreliern (15) 552,6,
bei Swaneten (19) 554. Den grössten Kopfumfang
fand der Verfasser bei den Einwohnern de« Dorfe»
K&xchi mit 606 mm.
Im Allgemeinen gilt auch hier der Satz, dass mit der
steigenden Körpergrö»»*» auch der Kopfuinfang wächst.
Von Interesse sind die Beziehungen zwischen
Kopfumfang und Augenfarbe. —
Imeretiner von Kutais
Zahl der
lad.
Kopfumfang
im Mittel
blaue Augen
68
555.6 mm
graue
„
58
553,8 „
grüne
88
553,3 ,
braune
„
225
560,0 *
Abchasen blaue
n
10
548,0 „
graue
18
560,8 „
Mingrelier blaue
12
555,1 *
gnuie
•
45
547.7 ,
Hieraus geht hervor, dass bei den Imeretinern
und Mingreliern viele der blauäugigen Individuen den
grössten Kopfumfang halten, mit 555,6 und 555,1, dass
auch bei grauäugigen der Kopfumfang das Mittel
ubersteigt. 556,8 und 554,7, dass bei den Abrhascn
die grauäugigen den grössten Kopfumfang mit 560,8
haben, die blauäugigen den kleinsten mit 546,0.
Man darf daraus wohl schlicssen , dass die b 1 a u-
äugigen wie auch grauäugigen alten Bewohner
Iineretiens und Mingreliens zu einem grossköpfigen
Votkastamnie gehörten und sieh hier mit den braun*
äugigen vermischt haben.
Dan Verhältnis* de» Kopfumfang» zur Korper-
grössc (100), in Procentcn ausgedruckt, ist:
bei den blauäugigen Imeretinern 38,65
„ n Abchasen 33,33
„ „ braunäugigen Imeretinern 33,28
„ * m Abrha-cn 33,0
Der Verfasser versucht auch einen Unterschied
bei verschiedenen Ständen festzustellcn: er vergleicht
den Kopfumfang der Kdelleutc mit dem der Individuen
geistlicher Stände, und ermittelt:
Edclleute 94 Ind. Kopfumfang im Mittel 557,8
Personen geist-
lichen Standes 28 „ „ » » 550,9
8. Die andere Kopfmaaste (der Verfasser
sagt: Schidelmaaase) :
L ä n g » d u r c h m e s ■ s c r.
Zahl d. klein mittel gross ul 1 gern.
Ind. (1SÄ-IT0) 071-186) aas— sos) Mittel
Imeretiner S* 1 si 2« i»a,s mm
Mingrelier *9 — is 9 ia;,8 ,
Swanetrn 1» 9 • » |»|,« „
Abcha«en io — . 7 * isst
B r e i i e n d u r c h m es * e r.
Zahl kleinster mittel gn«* allgetn
(bis 130) (ISO -146) (146 166) Mittel
Imerctiner M — 14 ss 160,9 mm
Mingn-licr s* — fi 17 ISO,« ,
Swaneten iS — s 16 iU,i .
Abchasen 10 — t 8 Iso, 9 „
Danach ergiebt sich der Kopfindex (NB. nicht
Schädclindex).
lmeret. Mingn-l. Swanct. Abchasen
Polichocephal (70—78) 3 8 — —
Subdollehor. (76,1—77,7) 8 1 1
Mnoeiph. (77, e— w> 19 4 s 4
Subbrachyc. (80,81—81,8) 18 7 t t
Brachyceph. (88,4-93) 12 H 18 4
Summa; 6i tf 18 10
Der Verfasser vergleicht »eine Zahlen mit denen
Cliantrv'a und ErckertV
Pantjuchow Chantre Erckcrt
Iracreüuer 52 Ind. 81,35 4
Mingrelier 22 , 82,18 12
Swaneten 19 „ 84, 6 — „
Abchasen 10 B 82,90 4 „ 83,00
Laaen — „ — 27 , 87,48
Die Maasnc Pantjuchow’s gelten a U Kopfindex,
au» denen er durch Abzug von 2 Einheiten den
Schädelindex berechnen will.
7. In Betreff dea Gesicht» bringt der Verfasser
2 Maasse, Länge und Breite. Wir fassen die ver-
schiedenen Zahlen in eine Tabelle zusammen.
Imcretiner Mingrelier
Länge n maa **(*♦• Min- Max. Mittel Min. Mmx. Mittel
i Vom Ophryon (Point
I aur- mutul» bi» cum
1 oben Rand der
' HehneidecAbne
SS
76
47, S
5*
»0
70
1 Vom Ophryon bi» zur
1 Mitte de» Kinne»
US
ISO
1*1,1
110
m
180
| Von der Haargrenso
( bi» zum Kinn
164
UM»
180,1
161
ISS
178, t
nreitcnmaaaae
| Kchbiii-n-Dureh-
1 meaaer
ist
147
194,6
194
14«
133,1
I (»erinjr»t«*r nurrh-
F inewrr
110
11»
1U, 8
108
1*3
114,4
OriWter Ab»tand der
I Jochbniren 133 IM 148,0 187 147 140,6
I Abatand der Luter*
V kiefer- Winkel 94 11k lOS.l 10* 19o 1oä,0
Durch ilen geringen Schläfemlurchmesser, 133 bi»
134 mm und durch den geringen Jochbein- Abatand
unterscheiden sich alle Eingeborenen de-« Kaukasus
nicht nur von den Vertretern der mongolischen und
»(arischen Rasse, sondern auch von den Osseten, bei
denen (iiltseheijko den Jochbein- Abstand auf 144,8 mm
l»ostimmt. Es gielit Köpfe, die wie seitlich zusammen-
gedrückt, namentlich in der Schlafengcgond, erscheinen.
In Betreff der Grösse der Nase, der Mundspalte,
der Ohren, de» Spatium interorbitalc gilt die nach-
folgende Tabelle:
Imeretiner. Mingrelier.
Min. Max. Mittel Min. Max. Mittel.
•A Uinge
40
66
66.6
42
62
55.5
»' Breite
27
40
33,9
29
36
83,3
- Höbe
26
32
28,0
20
80
25.5
Spatium interorb.
27
31
32,7
31
41
34.5
Länge de* Ohre#
53
68
61,9
53
m
59.0
Mund »palte
43
55
47,6
45
53
43,0
Die Nasen »ind gewöhnlich gross, scharf ge-
schnitten, etwa« zugespitzt. Gekrümmte, wie kurze
oilcr dumpfe Nasen sind »ehr selten, etwa 5 — 6%.
AI» charakteristische Eigcuthümlichkeit der Nase der
Imeretiner ist anzuführen, da«» der untere Rand der
Nasenscheidewand nach unten zu vorspringt; er über-
ragt den Hand der Nasenlöcher um 2 — H mm. Die
Nasenlöcher sind regelmässig oval, Läugsdurch-
Ind. 82,95
£S}4»w.{hw
i
I
Digitized by Googli
Referate.
445
nn»sser 15, Querdurchmrsaer 7 — 8 mm. Stumpfe Nuen
mit rumlcn Nasenlöchern sind ab zu bei den Min-
grelmrn zu beobachten.
Die Grösse der Mundspnltc ist bei geschlossenem
Munde »dir klein, 47.5-48 mm. nach Erckert
45 - 47 tum. Ihn doliehocephalcn Köpfen findet man
auch Mundspaltcn von 43 mm.
Die Ohren sind ziemlich gross, 59—61 nun,
regelmäßig, über nur selten den Kopf angeschnmtgt ;
da» OhrläpjH-hen misst 15 — 1» mm, oft nur 10 nun;
die grösste Breite des Ohres schwankt /.wischen 23 bis
40 min, die mittlere Breite beträgt 27 mm.
8. Arme und Beine. Ich gehe die ver-
schiedenen Tabellen verkürzt wieder. Die Maasse der
einzelnen Finger lasse ich fort.
Di«* zweite Zahl in der Tabelle ist das Prozent-
Verhältnis« zur Körpergrösse.
Imeretiner
M i n g r e 1 i er
Min.
Max.
Mitiel
Min.
Max.
Mittel
“ _
mm
*/.
mm
mm
mm
•/.
tum
%
tum
r
>0
a
< tbcrarm
Unterarm
Hund
960
900
175
16,7
18,2
10,0
400
950
210
23,5
10.0
13,»
387
226
t»3
19.4
18.8
11.5
300
181
160
18,2
10.1
»,8
350
960
250
23,5
18,3
12,7
3IK
220
162
19.3
13,6
11.4
il
£ ü
* -
der Spina oss.
ilei ant. sup.
»1er Symphyse
850
760
—
1010
890
—
»22.7
815
55,2
•18,8
830
730
—
980
854)
_
910
793
—
Höhe vo
Oberschenkel
Unterschenkel
Fuss
410
354)
68
510
415
100
-
161,1
376.1
68,5
27,60
22,51
5,09
-
-
-
_
-
—
J
bi
Länge
Breite
240
75
—
280
110
257
98
15,3
5,8
236
85
—
262
100
—
858
96
15,3
5,8
Die Klafterbreite misst nach 21 Untersuchungen
1605 — 1880 mm, im Mittel 1725 oder 103,9% der
Köqiergrösse. Die grösste Klafterweite bes aasen nach
Delow und den Untersuchungen des Verfassers die
Swaneten mit 1848 —» 105% der Körpergrösne.
9. Der Rumpf. Von den hier aufgefuhrten
Zahlen gebe ich nur einige, nämlich den Abstaud der
Brustwarzen und des Nabels vom Boden. Die zweite
Zahl neben jedem Maa*s giebt das Verhältnis« zur
Körpergrösae.
|
Imeretiner
M i n g r e 1 i e r
Min.
Max. !
Mittel
Min. !
| Max.
Mittel
1 |
| mm % |
mm j % j
1 mm
0,
mm 1 % 1
mm %
miu 1 %
Abstand der Brust warx«
) 1140 73.1
1880 75.0 |
1 1228
73.76
1120 73,5 1
! 1326 | 75,1
II 1920 74,9
„ des Nabels |
| 900 j 58,4 |
1080 61,8 t
! »9«
59,56
990 | 59,3
, 1000 i 60,3
| 950 | 59.8
vom Fuasbodet».
Der Verfasser hat noch ausserdem einzelne Organe
und Körpertheilo gemessen, z. B. die Oenital-Örgane.
Bei jungen 20 bis 23jährigen Individuen sind die
Genitalien schwach entwickelt, die Glans ist gewöhnlich
vom Präputium bedeckt. Die Länge des Gliedes
beträgt 75—90 mm, häufig noch weniger. 50—60 mm.
Nach Messungen des Dr. T*chujew an 18 Imeretinern
und 67 Swaneten ist die durchschnittliche Länge des
Gliedes hei Imeretinern JK), hei Swaneten 92 nun ;
das Minimum 30 und das Maximum 130 zeigten die
Swaneten.
Die braunäugigen batten die längsten Glieder.
Die Hals länge betrug bei den Imeretinern im
Mittel 85 mm (70 — 00 mm).
Die Thorax-Länge betrug im Mittel 520
(800 — 570) mm. Dar Bauch • Umfang nach
14 Messungen an Imeretinern und 7 Messungen an
Swaneten, betrug
bei Imeretinern im Mittel 757 mm
bei Swaneten n „ 736 mm
d. h. nur 105 (Imeret.) und 152 (Swaneten) weniger
als der Brustumfang.
10. Innere Organe. Der Verfasser bat Dur
bei einem einzigen Individuum die Eingeweide ge-
messen und gewogen. Da es sieb nur um ein
einziges Individuum handelt, so sind die Maassc zu
einpm Vergleich nicht zu verwerthen. Er hat —
was zu bemerken ist, die Länge des Darinkanal«
gemessen und gefunden :
Länge des Dünndarms 8812 mm
* „ Dirkdarms 1953 „
Gesummt länge des Darms 10,795 mm, oder
566% der Korpeflftnge (1540 mm).
Bei einem andern Individuum, dessen Körpergrösse
1600 nun betrug, war die Länge de* Dünndarm*
8887 mra
Länge des Dickdarms 1500 „
Gesamnitlänge 10,387 mm, oder
640 % der Körpergrösse.
Der Verfasser meint, dass die Kaukasischen
Eingelmrenen einen längeren Darm besässen als di»*
West -Europäer, deren Durmlänge er nach einer eng-
lischen Angalie auf 500 % der Körj»ergTösse angiebt.
Der letzte Abschnitt (VI l*athol»>gie, S. 71 — 81)
ht'schäftigt «ich mit der Verbreitung einiger Krank-
heiten unter «len E>ngchom<'n des Kaukasus: Malaria,
Kropf und Grind (Favus).
1. Genauere Angaben ülier die Zahl der Malaria-
Kranken existieren nur in Betreff der Soldaten. Jn
Suchum und Poti erkrankten von den neu angelangt eu
Soldaten >m ersten Jahre 75%, im zweiten 90%, im
dritten 99% — also schliesslich alle. (Der Verfasser
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446
Referate.
Iierieht sich auf Mine eigenen Zählungen. die er einem
schon 1871 veröffentlichten Aufsatz entnimmt.) Auf
1000 Kranke im Allgemeinen kamen im Laufe eines
Jahres 745 Malaria- Kranke. Die Sterblichkeit der
Malaria-Kranken ist M*br verschieden, unter den
schwer Erkrankten sterben HO — 70%. Die Haupt-
gefahr Ihm der Malaria liegt darin, dass «ler ganze
Organismus chroni* h vergiftet wird — alle Organe, be-
sonders Müs und Leber leiden — Anämie ist die Folge.
Ein VoIk«»iaimn, der «eit Generationen iu einer
Fiebergegend lebt, ist physisch schlecht entwickelt —
er kann aussterben. Die Vertreter eines und desselben
V olkwtainmcs unterscheiden sich je nach ihrem Wohn-
ort, — die in der mulariarcichen Niederung lebenden
sind kleiner und sind schlechter entwickelt als die im
Gebirge lebenden. Die Körpergröase der in der
Niederung lebenden Abchasen ist nur 1625 nun im
Durchschnitt, während die hoher wohnenden Abchaseu
eine KürjHsrgrosae von 1651 mm haben.
2. Der Kropf (Struma) ist in den Gebirgsgegenden
sehr verbreitet. Das Centrum ist da« untere
Swanetien. vom Dorf Leutechi bi* zur Festung
Muri, etwa in einer Hohe von 200«) Fass. In einigen
Ortschaften leidet die ganze Bevölkerung am Kropf.
(Kadilc.) Nach der Erfahrung de» Verfassers sind in
einigen Ortschaften, z. B. in Lentechi nur einige
Familien mit Kropf behaftet; schon die Kinder au
der Mutterbrust halten einen Kropf. Die Eingeborenen
behaupten, dass bei Eltern, die einen Kropf halten,
auch die Kinder mit einem Kropf geboren werden.
Die Leute selbst halten den Kropf für keine Krankheit.
Ceber die grnaso Verbreitung de« Kropfe» be-
lehrt un» eine kleine Tabelle. Der Verfasser fand an
Rekruten, die er untersuchte, iu den Jahren 1889
und 1890:
Zulil der unter- mit Kropf Kretins
suchten lud.
beb^tet
I
. |
[ Unter-Swanctien
37
18
3
5 |
jg
| Obur-Swanetieli
142
14
10
VS
k
an den Flüssen
r
1 Zehenis-Zchale
79
4
—
1
1 Rion
97
2
—
1
| im Kreis Kutais
1368
15
10
Während in Ober- Swanetien etwa 10% mit Kropf
behaftet sind, sind in Unter- Swanetien 48%, fast die
Hälfte aller Militärpflichtigen!
Auch der Kropf richtet allmählich eine Be-
völkerung zu Grunde. Die Swaneten. offenbar einem
hochgewachsenen Volksstamm angehörig, haben »ich
nur dort in ihrer Körpergröase erhalten, wo der Kropf
schwach verbreitet ist; aber in Gegenden, wo der
Kropf endemisch ist, sind hochgewachsene freute nur
ausnahmsweise zu finden. Die Imeretiner mit Kropf
(21) zeigten eine Kürpergrüsse von 1640 mm; die
Ober -Swaneten (14) eine Körpergrü&se von 1639 mm,
dagegen die mit Kropf behafteten Unter-Swaneten (18)
eiae geringe Kötpergrusse von 1614 mm, — al»o
34 mm niedriger als das Mittel.
8. Die dritte endemisch vorkommende und ver-
derblich auf da* Volk wirkende Krankheit ist der
Grind (Favus und Tinea favosa). Der Favus ist
eine alte Krankheit der Völker Asiens. Im Kaukasus
ist der Favus am meisten verbreitet unter den Juden,
nnd weiter unter dcu Volksstämmen, mit denen die
Juden sich am meisten vermischt haben. Ln Kreise
Kuba (Nordkaukasien) liefandrti sich unter den
Stellungspflichtigeu der Jahre 1889 und 1890 —
150 jung»* Juden, davon waren mit Favus behaftet
gewesen litten noch daran 36 —40%, Nächst
den Juden sind am meisten mit Favus Iwhaftet die
Abchasen nach Harsky 20% dann die Mingrclier und
Ssamursakaner mit 13%. Von dem Centrum des
abchaaiacltcn Bezirks, wo der Favus mit 22 — 83%
unter 222 vorkoimnt, aus — nimmt die Erkrankung
nach allcti Richtungen hin ab; in dem benachbarten
Mingrelien (Kreis Sugdidi) sind noch 5 — 6%, in
Senak 3 - 4% in Swanetien 2%, im Kreiae LeUohgum
nur 1% der StellungBpflichtigen mit Favus behaftet;
im Kreis Kutai* waren unter 1350 Besichtigten nur
2 Grindkranke zu finden.
In Abchasien wird der Grind nicht behandelt.
Erwähnenswert h ist wohl noch, dass, während die
Körpergrösse der mit Grind behafteten Imeretiner nnd
Swaneten gering oder nur Mittel ist, der Kopf um-
fang uni 6—8 mm grösser ist. — 15 Imeretiner
zeigten einen Kopfumfang von 658 mm, 6 Imeretiner
564 mm; 7 Bcrg-Swaneten 566, 16 Niederung*
Swaneten 548 mm. — Aus dcu Bemerkungen über
andere Krankheiten sei nur noch auf eins hingewiesen :
auf die grosse Menge der unter den Swaneten vor-
kommenden Epileptiker: nach Dr. Delow sollen in
einigen Gemeinden die Hälfte aller Glieder an Epilepsie
leiden. Nach Dr. Olderogge kamen auf 1000 MiliUir-
pfliehtige 46 Epileptiker.
4. Pantjuchow, J J. : Anthropologische Be-
obachtungen im Kaukasus. (Obser-
vation« an t hropologiquc* auCaucasc.)
TiHis 1893. 152 Seiten mit 6 Tnf. Ab-
bildungen und 4 Tafeln Umriss-
Zeichnungen von Händen, Füssen und
Nasen. Sonderabdruek aus den Sapiski der
Kaukasischen Abtheilung der K. Ru». Geograph.
Gesellschaft in TiHis. Bit. XV'.)
Die vorliegende Abhandlung ist eine ausser-
ordentlich fleißige, auf zahlreiche Messungen be-
gründete Anthropologie «1er wichtigsten Kaukasischen
Rassen. Die Arbeit hat vielen später gemachten
Untersuchungen als« Ausgangspunkt gedient.
In der Einleitung (ff. 1—33) »lacht der Verfasser
zuerst ganz allgemeine Bemerkungen über «len Kau kam«
nnd «lie Bewohner desselben , «laut» liefert er eine
kurz«: litieraröohe 1 'eherricht der wichtigsten litte-
rarisehen Arbeiten (Baiem, Stepura, Weis» v. Weissen*
hof, Wyrubow, Bogtlanow und »eine Moskauer Schüler,
Vircbow, Chantrv, Giltschenko u. a.) und geht dann
auf einige allgemeine anthropologische Kennzeichen
ein. Er bespricht zunächst die Körpergrösse auf
Grund von Messungen au Mililairpflichtigen von
20—21 Jahren; al« Grundlage dient eine grosse
Tabelle, die ich hier verkürzt wiedergebe, indem ich
die für die einzelnen Bezirke gewonnenen Zahlen zu-
sammenziehe.
Juden
Armenier
Grusier
Tuschinen
Pschawcn
Chew*uren
Imeretiner
Mingrelier
Ssamursakanor
Abchasen
Swaneten
Osseten
Mittlere Körpergröme
1616-1641 mm
1628 — 1662 „
1632 — 1670 „
1660 „
1688 *
1690 ,
1663— *1661 *
1642-1647 „
1656—1658 *
1650—1652 *
1626—1660 *
1670—1695 *
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Referate,
447
Russen, Deutsche, Griechen habe ich fortgelasscn.
Ausserdem sind zu erwähnen:
Türken
Aissorcu aus Armenien
Perser
Tataren
Kurden (Naaaonow)
Kasikumykon
Mittlere KörpergrÜMC
42 Ind. 1600 mm
11 , 1083 -
21 n ltkÖ7 .
1688 „
17 , 1685 „
9 n 1690 .
Dazu nimmt der Verfasser die Messungen anderer
Autoren hinzu*
die Kabardiner mit 1670 mm
„ Tschetschenien - 1680 „
* Lesghinen n 1650—1670 „
Der Verfasser ordnet danach die Nationalitäten
de« Kaukasus in folgender Weise:
niederer Wuchs
1690 — 1644 mm
mittlerer Wuchs
1646 -1655 mui
Juden
Swaneten (am Zchenis -Schale)
jüdische Armenier
Gruaier (in Tiflis und Gori)
Mingrelier (in Srnak)
(Grusier (in Sign ach und Thlonet)
Armenier (in Tiflis)
Imeretiner (in Kutais)
Abchasen
Imeretiner (in Scharopan und
Hatschin,
Mingrelier in 8aamuraakan
Türken, Tuschinen
Berg -.Swaneten
Oasetinen
Kurden
Perser
Tschetschenien
Pschawen
Obewauron
Russen und Deutsche.
Die Zahlen über die Farbe dos Haares und der
Augen lasse ich bei Seite. Der Verfasser fasst hier
Beine eigenen und fremde Untersuchungen zusammen,
was tu Betreff der Farben kein sicheres Resultat riebt,
weil nichts schwieriger ist, als allgemeine Urtbeile
über Farben.
Erwähnen» werth ist das Ueberwiegen der dunkeln
Haarfarbe und das frühe Ergrauen der Haupthaare
bei den Kaukasischen Eingeborenen.
Die vorwiegende Augenfarbc ist d u n k e lb ra u n,
helle Augen sind selten.
In Betreff des Kopf- und Schädelindex giebt
der Verfasser nur die Resultate, wobei ich bemerke,
dass er den 8 c h ä d e 1 i n d e x durch Abziehen zweier
Einheiten vom Kopfindex berechnet
mehr als mittlerer
Wuchs
1656 — 1670 mm
grosser Wuchs
1671 — 1660 mm
Volksst äinine
Beobachter
Zahl der Ind.
Index-
Kopf- und Schädel
Ibilichoocplial f
Perser
Chantre
6
76,6
Ylfi
70-75 1
—
Pantjuchow
21
76,6
74.«
Subdoliebooepbai j
Kurden
Nassonow
2rt
78,4
*6.4
75,1-77,7 1
L —
Chantre
30
70,6
77,5
f Tataren \
Pantjuchow
34
79,4
77,4
t Ader bei (lshan 1
Krckert
28
80,0
78,0
Kurden
Chantre
131
81,8
79,3
Kalmücken
Krckert
10
80,0
78,9
W 1 1
Imeretiner
Pantjuchow
r>2
81,3
*9,3
Tschetschenien
Rossikow
?
«1,3
79.3
1 1 W/
Tfcherkeaaen
Erckert
80
81,9
79,9
Abchasvn
Pantjuchow
12
81,7
79,7
Mingrelier
—
15
81,8
79,6
< taacten
Giltschenko
200
82,6
80,6
U'lmialugzen
Erckert
10
82.7
80,7
Gebirgs-Tataren
Wjrabow
175
83,4
81,4
Kabardiner
—
125
83,8
81,8
Swaneten
Pantjuchow
1#
84.0
82,0
Erckert
52
84.6
82,0
Subbrachveephal
Kasikumvkeu
3«
85.2
83,2
80,1— «3,2
Gruaier
( ’hantre
7
85. «
83,8
—
Pantjuchow
90
85.5
83,5
Armenier
Chantre
35
85,5
83,5
—
Pantjuchow
100
86,3
84,3
Gebirgs-Juden
Erckert
10
8*1,7
84,7
Kuba- Juden
Pantjuchow
17
87,4
85.4
Achalzyk-Juden
—
18
85,3
83,3
Brach yeephal
Dargestaner
Erckert
127
86,2
84.2
83,4— 85,0
Tabassantnzeu
—
34
86,3
84.3
KBrinscn
—
43
87,6
85.6
Aissoren
5
85,1
83.1
—
Pantjuchow
10
87,0
85,0
In Betreff der wenigen Bemerkungen über die
innern Organe im Allgemeinen muss ich auf das
verweisen, was in dem vorhergehenden Referat getagt
worden ist. Der Verfasser geht nun über zu der
Anthropologie der einzelnen Volksstamme.
L Juden. (S. 33-84.)
Die Juden des Kaukasus gehören nach Quatrefages
zum semitischen Zweig der Chald&ischen Familie.
Die Körpergrösso der Juden über 21 Jahre
schwankt zwischen 1616 — 1642 mm.
Die Körpergrosse der Juden im Kreis Kuba
(Gouv. Baku) ist 1618 — 1621 mm, der Juden im
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*
448
Referate,
Gouv. Kutais 1680, der Juden in Dap-stan 1644. Die»«*
3 Gruppen sind einander fremd; sic sprechen — auch
unter einander — die Sprache de» Volkes, unter
welchem sie wohnen.
Der Brustumfang schwankt zwischen 822 bis
841 mm, ist grosser als die Hälfte der Körpergrösse
um 7—33 mm. Am besten ist der Brustumfang ent-
wickelt hei den Juden in Kuba, weniger bei den
Gebirgsjudcn, am schlechtesten bei den Juden in der
Stadt Kutais. Unter den militärpflichtigen Juden des
Kaukasus werden viel weniger vom Militairdienst be-
freit oder zuriickgestcllt. als bei den Judcu der eigentlich
russischen Gouvernements Russlands.
Der Kopfumfang ist im Mittel 547 mm, nach
43 Messungen.
Der Kopfindex vertheilt sich wie folgt:
Mt^'fepb. Hubtiraeh. Hrarbynipb. Ilyperbrmeh. tiirubraeh.
n,T-*0 W,l SS,I 83.4 -fC. 85,1-90 90,1— *5
1ml- 1 10 6 14 10
Diese Zahlen seihst bieten je nach der Gegend,
aus der die Juden stammen, eiuige Unterschiede.
Utnjrsdnrrhm. Qncrdurehtn. Index
# Juden
ans Dagestan
170,8
155,*
87,5
! "
. Baku
17*. 3
I5T.0
87,4
, Kutais
1*1,4
156,0
85,*
»i ’
• Aebalxyk
183,8
l«M
*5,3
Weiter giebt der Verfasser eine Reihe anderer
Körpcnnaa»*« , die er an 11 Juden genommen; wir
setzen — mit Uebergehung der Kinzdzahlen — nur
die Mittelzahlcn bin (in Mittelwerthen).
bang« Breit«
des Gericht«
Spatium
inter-
orbitale
AbMnnd
der
Unter-
kiefer-
vrinkel
Lang«' Breite
der
Waue
de«
Kumm
Klafter-
weite
Abstand
der
lateralen
Augen-
winkc)
11 [1 1633
184 | 141
| »»,» | IU ]
5S,8 1 81,7
u:
1*7«
*9
Alle Maasse sind etwas grösser als die von
Erckert angegebenen.
Auffallend ist die Ungleichheit der Kaukasischen
Juden — ihr Typus iBt kein einheitlicher. Wahr-
scheinlich sind die Juden de* Kaukasus als Chaldäer
aufzufassen, die ursprünglich am Überlauf des Euplmit
und in der Umgehung des Wan-Hees gelebt haben.
Hie haben sich dann später — aber wohl in einer
sehr weit zurückliegenden Zeit mit den Kaukasischen
Völkern vermischt. Aber nach der Einwanderung
der jüdischen Volksstämme in di« Kaukaausgegenden
haben auch viele Juden ihr Judeuthum auf gegeben
und sind zum Mnhammedanismus ültergetreten. Viel-
leicht sind die Chewsuren, ein Theil der Hwoueten
und der Lesghier jüdischer Abstammung. Im
5u'n Jahrhundert rühmten sich die Herrscher Grusiens,
aus Jerusalem zu stammen.
Der Ghald&iache Typus, den, abgesehen von
den Kaukasischen Juden, die Aissoren, ein noch wenig
untersuchtes Volk Klein- Asiens, zeigen, und dem in
gewissem Sinne eiu Theil der Gruaicr. der Desghier
und der Armenier nahe steht, hat wenig gemeinsames
mit dem arabisch-semitischen Typus. Vertreter dieses
Typus sind im Kaukasus nur wenig zu tindeu.
Die Juden des Kaukasus leiden viel an Favus,
insbeaoudere die Juden des Kreises Kuba. Bei
37 -40% aller Militairpflichtigen waren Spuren von
Favus nachzuweisen, während z. B im Gouv. Podolicn
(1875) auf 1000 inilitairpflichtig« Jude» nur 42 Favus-
Knuike kommen.
II. Die Aissoren. (8. 41—48.)
Die 11 gemessenen Aissoren stammten aus dem
Bezirk von Urmia (IVmicn > aus der Ortschaft Abdell-
jürhani und der Umgebung derselben. Die Einwohner
dieser Ortschaft kommen als Arln-iter nach Tiflis.
Hie nennen sich rechtgläubig (orthodox), sind aber
eigentlich Ncstoriancr und haben eigene Geistliche
uml eigen« Kirchcnschulen. Ihr Typus ist sehr rein,
weil sic nur unter einander Eben *chlieaseti. Ihr
Aussehen ist sehr charakteristisch ; sie haben lange,
bi* auf den Hai* herabfalleude, leicht lockige schwarze
Haan«, einen grossen, breiten, schwarzen, selten «hinkel-
braunen Bart., buschige, starke, oft in der Mitte zu-
sammemgewachsen« Augenbrauen, eine grade, aber
dicke Nase. Die Mittel-Maasse, die der Verfasser
liefert, sind in Millimetern :
Abstand
der Utc-
ralen
Augen-
winkel
« ihron-
linK«
Körper-
gniMKMI
Klait.r
weite
ijftnjc*- Qwer-
Durchmcsscr
>Im Kopfe*
Jwhbein-
Abatand
Spatium
toter-
orbitale
Abstand
der
I?nter-
klefer-
winkel
bange
des
Fasses
Mittel
97
5»
1683
1755
178
»55,7
141,6
nxs.r.
243, S
VrrliiUtnlsH zur Körper»
gr'*ss«' in %
4,7%
100 %
104,1 %
10,4 %
».«%
S,T%
6,4%
14,8
Maas*« für «las Gesicht sind nicht angegetan,
sondern es heisst nur: die Gcsichtslange betrug 11.1 *
die Gesichtsbreite 8,3 °/0 der K«“»rpergrö*se.
Die Aissoren sind ausserordentlich brach veeph ul.
der Kopfindex ist im Mittel 87,0; er schwankt zwischen
88 uml 88,8; nur in einem Palle war er 80^6.
Bemerkenswerth ist, das« mindestens die Hälfte
auch atu Körper sehr stark behaart sind — iu gleicher
Weise wie die Juden in Aehalzyk. —
III. Die Armenier. (S. 43—56.)
Vor einiger Zeit ist ein« Dissertation von Dr.
Trajuno witsch (St. Petersburg 18117) erschienen:
Materialien zur Anthropologie der Ar-
menier. Es ist ül»er diese Arbeit iu diesem Archiv
(Bd. XXVI 1899. p. 178 - 184) eingehend berichtet
worden. Mit Rücksicht darauf fasse ich mich hier hei
dem Bericht über die jener Arbeit von Trajaao witsch
vorangehenden Untersuchungen Pantjuchow's «ehr kurz;
Die Körpergrössc der Armenier ist je nach den
verschiedenen Gegenden «ine verschiedene. Die
kleinsten Armenier bewohnen da* südöstliche Gebiet
Transkaukasiens (Naehitsehewan, Onduhat. Schazurw-
Daralages). Di« grössten Armenier leben in den
Kreisen Jclia«awctpol und Tiflis, insbesondere in Baku
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Referate.
449
(ItffW mm). Aurh twuchrn drr Stadt* und Land- nlltatf als die auf tlen D*irfem. Die K5riH>n?näuM‘
lierölkerung nuu-lil »uh ein beträchtlicher (icgenaaU der Armenier ach winkt im Mittul vun 1620—1 «IO mm.
Iwinerklmr: die Armenier der Städte tiud 1 »et nicht lirh
Nachitsch ewanl Orduhat j Darah^geMS
Tiflis
Kreis 1 Stadt
Jelissawet*
Kuba
Baku
1828.1816 | 1829 | 182« | 1852 | 1858
1845
1851 |
1668
Der Kopf umfang ist im Mitte! 647 mm.
Der Längsdurchmesser des Kopfe« im Mittel 181,16
. Querdurchmetscr 156,46
» Index (Kopf-) 86,25
An 50 Militärpflichtigen ermittelte <ler Verfasser
in Tiflis einen Kopfindex von 85,72; in andern
Gegenden erhielt er einen Kopfindex von 86,0.
Die Armenier sind jedenfalls »ehr brachyecphnl ;
sie sind aber jedenfalls auch stark gemischt mit
andern Elementen, namentlich mit ehaldiiisehcn und
semitischen.
IV, Die G r u s i e r. (S. 66 — 65.)
Die Sprache der G rasier (Grusinier oder Georgier)
war einst sehr verbreitet über den Kaukasus und
Klein- Asien. Die Sporen der grafischen Sprache
finden sich in vielen geographischen Namen. Die
grusisehe Sprache hat offen! wir viele andere Sprachen
verdrängt. Heute reden grusinisch die Bewohner
des Kreises Tiflis, ferner die Tusehinen, Pschawen
und Chewsuren im Kreise Tionet; die Imeretiner,
Grusier und Abehaaon im Gouv. Kutai». Auch hei
den Armeniern und Juden, die unter ürusiern leben«
ist die grusisclie Sprache zur Muttersprache geworden.
Zu den grusiachen Volkastämmen werden von Linguisten
und Historikern auch die Mingrelier, Lasen und
Swaneten gerechnet.
Die Köqiergrösse der Grusier in den verschiedenen
Kreisen de» Gouv. Tiflis schwankt zwischen mm
1664 (Kreis Achalzyk) und 1670 (Kreis Tionet).
Im Kreis Tionet ist die KtirpemtitM:
Grusier Tuschinen Pschawen
mm 1652 1665 1689
Chewsuren Mittel
^ mm 1690 1670
Die grösste Differenz ist zwischen den Grusier«
mit 1652 und den Chewsuren mit 1690 = 38 mm.
In Betreff des Brustumfang» giebt folgende
Tabelle Auskunft.
!
Kreis
j Stadt
Kreis
Tionet
| Gori
! Titlis
Tiflis
Grusier Tuschinen
Pschaw'cn
| Chewsuren
Brustumfang Mittel . . . .
1 860
864
838
846 1 886
870
850 mm
mehr als die Hälfte der K örper-
grosse
40
48
8
20 33
25
s ,
Verhält uiss zur KötrjM*rgrössp
52.4
| 62,5
50,8
51,3 | 51,4
61.4 ;
50,2 ,
Die Zahl der genau gemessenen Individuen ist
»ehr gering; deshalb führ«* ich nur die Ergebnis«©
hier au. Auf Grund von Messungen an 20 Individuen
ermittelte der Verfasser an den urusieru:
Chuutre, 8 Tml. Broker t« 21
Langsdurchraesser
des Kopfes 195 185 183,4 mm
Breitendurcbmesa.
des Kopfes 167 156 155,0
Kopfindex 85,85 84,8 84,5 „
V. Imeretiner. (8. 65—72.)
Im Anschluss an die kurzen Mittbeil angen dos
Verfassers, die er in «len Protokollen der St. Peters-
burger Anthropol. Gesellschaft 1890 veröffentlicht hat.
(Siehe das A rchiv für Anthropologie, Bd. XXIV,
1897, S. 630 ff.) und mit Hinweis auf die Angaben,
die sich in dem vorher citirtcn Aufsatz des Verfassers
über die Bevölkerung des G«»uv. Kutais finden, liefere
ich hier keinen Auszug. Ich müsste sonst zu viel
wiederholen. Diese Bemerkung gilt auch für die
Mingrelier und Gurier VI. (8. 79— 76), für die
Hw an eien VII. (8. 78 - 82) und die Abc hauen
VIII. (8. 82—86). Auch die Osseten IX. (8. 86
— 88) lasse ich hei Seite, weil ül»er dieses Volk eine
sehr genaue anthropologisch«* Abhandlung von Dr.
Giltachenko (St. Petersburg 1890; cf. dieses Archiv
Bd. XXII, 1894. S. 78 88) vorliegt. Dr. Fantjoobow
bezieht sich vielfach auf die umfassenden Messungen,
die Dr. GilUchcoko vorgenommen.
Uebcr die Türken (X, 8. 89—91) kann inan
auch hin Weggehen. Mit diesem Namen werden Muham-
medaner uo«i Semiten bezeichnet, die in den Kreisen
Achalzyk und Achalkalaki (Gouv. Tiflis) uud im Gebiet
Kars wohnen. Es sind gar keine Türken in anthm*
p« »logischem Sinne, sondern Grusier, die zum Idam
sich bekehrt halten. Nur im Bezirk von Ardahan
giebt es echte Türken, die sich sehr deutlich von den
Hitgcnauntcn Türken unterscheiden.
XI. Paraor« (8* 92 — 95.)
Der Verfasser hat 21 Männer untersucht,
und zwar 11 Arbeiter und 10 Handeltreibende . Das
ist freilich kein«* grosse Zahl, allein über die Anthro-
pologie der Perser liegen noch ni«*ht »ehr viel
Untersuchungen vor. Vor allem sei hingewiosen auf
die umfassende Arbeit von Danilow, Moskau 1894.
(Referat «larüber in diesem Archiv, Bd. XXVI, 1800.
8. 872-875.)
Einigt! Mittel zahlen setze ich her : Kürjicrgroaso
1687 mm, L&ngsdurchmeaser de* Kopfe» 189,6, Breiten*
durchmeseer de* Kopfes 145,0, Kopfumfang (aus
10 Messungen) 539 mm, Kopfindex 76,6, Lange der
N’a»e 51,6, Breite der Nase 36.0 min, Naaenindex 65.0,
Länge des Gesicht» 187,7, Ah*tnn«l der Jochbeine
(Gesichtsbreite) 188,6, Abstand «ler Unterkiefer*
Winkel 110 mm; Abstand «ler lateralen Augen-
winkel 97, Spatium intemrhitalc (Abstaud der medialen
Augenwinkel) 33 mm, Lange des Fasses 259, Klafter-
weit«* 1763 raiu.
(’harakteristiüch für den Typus der Perser ist:
das Gesicht lang (187 mm), schmal (188 mm), der
Kopf klein (Umfang 639) mit fliehender Stirn und
nhgeflachtcm Hinterhaupt ; der wenig au»g«*bildete
Unterkiefer (110 mm, 6,6 •/« de« KörjKergröss««) ; die
kurze (64 mm) und breite (36 nun) und nicht hohe
(33 mm) Nase; dicke, gewulstete Lippen, dichte
Augenbrauen.
Archiv tür Anthropologie. Bd. XXVII.
67
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450
Referate.
Die Haupthaare sind schwär/, gewöhnlich wirrt
der Kopf vollständig raairt. Die Behaarung de«
Körper* unbedeutend; der Bart wird oft gesalbt.
Augenfarbe (l>oi 18 unter 21 Beobachteten) braun.
Ferner: Länge der oberen Extremität 760 mm
(44,9*1, der Körpergrösae), nämlich (Mierarm 325
(19,2%), Vorderarm 245 (14.5%), die Hand 190 mm
(11,2%). Länge der unteren Extremität (von der
Spina *««. ilei sup. 947 mm <56%), von der Scham-
fuge ab 844, vom Knie 465 mm. Länge des Fuases
259 mm. (15,3% der Körpergröße). Der Fusb ist
breit, 100 mm. nicht hoch, Mindern Hach.
Unter den Persern ist die Lepra verbreitet.
XII. Tataren. (8. 95 —100»)
Die Tataren des Kaukasus oder, wie sie gewöhnlich
genannt werden, die Tataren von A derbe idslian sind
eine sehr «‘mischte Volksrasse. Sie sind je nach
den Gegenden, in denen sie leben, »ehr verschieden.
Der Verfasser hat 32 Tataren im Alter von 11 22
Jahren, Zöglinge des Seminars in Gori, gemessen.
Wir iiltergeheu die Zahle», sie Indien wenig Bedeutung,
da zu viel jugendliche, nicht ausgebildete Individuen
das Material lieferten.
XIII. Kurden. (S. 100-102.)
Der Verfasser hat nur 7 Kurden, davon 5 aus dem
Kreis Alcxanrtropol, 1 hu« Erzenun, 1 aus dem Per«
Mischen Kurdistan gemessen. Obwohl die Zahl 7 sehr
gering ist, so mögen die Ergebnisse doch hier Platz
finden, weil die Kurden zu den bisher wenig unter-
suchten Volksstämmen gehören KörpergrösB« 1687
nun, Kopfuinfang 534, Längiuiurchitttt*»er des Kopfes
187, Brei tendurchmcascr 145, Kopfindex 77.6, Gesi ents-
länge 183, Gesichtsbroitc 140, Abstand dos Unterkiefer-
Winkels 111, liängc der Nase 56. Breite 33,7, Höhe
30 mm. Abstand der lateralen Augenwinkel 101,
Abstand der inneren Augenwinkel {.Spatium inter-
orbitale) 33 min. Klaflerweite 1732 mm. Länge des
Kusse» 256 nun.
Betuerkenswerth ist, dass der Knpfurafaag und
der Durchmesser de» Kopfes lu t den Kurden noch
geringer find als bei den Persern. Der Kopfuinfaug
von 534 — 31,1 % der Körpergrösse.
Doch scheinen die Kurden auch nicht gleich-
mäßig beschaffen. Ghantre hat au* 131 Messungen
einen Kopfindex von 81,3 berechnet, Naßonow einen
Kopfindex von 78,4, und der Verfasser fand 77,6.
Der Verfasser meint, es giü*e 2 verschiedene Gruppen
von Kurden: die eine grössere Groppe, über 70%
aller Kurden, «ei hochgewachsen, mit schwarzen
Haaren, dunkelbraunen, oft schwarzen, selten blauen
Augen; die andere, kleinere Gruppe nicht so hoch,
sondern von geringerem Wüchse, mit dunkelbrauunm
Haar, hellbraunen oder gemischten Augen, mit
breiter, grosser, unregelmäßiger Nase.
Nach der Meinung des Verfassers gehören die
Korden und die Perser (ebenso die Tataren von Ader-
boidshau, Udinen und Taten) zu den langköpfigen
Völkern.
Die Messungen Chantre's scheinen für grössere
Groppen da« nicht zu begütigen, denn Ghantre hat
einen mittleren Kopfindex von 81.3, und in Syrien
sogar einen Index von 82 l>eobachtet.
XIV. Lesghier (Loaghinen). (8. 109—116»)
Mit diesem Narnen werden die verschiedenen Berg-
Völker des Daghestnu bezeichnet. Die genauesten
Untersuchungen ül»cr die Ls^ghicr finden sieh in dem
Werke des jüngst verstorbenen, um die Anthropologie
des Kaukasus verdienten Forschen. des Generals
Erckort. Aus diesem Werke thcilt der Verfasser einen
Auszug in Betreff der L'sghier mit. Der Verfasser
selbst hat nur 9 in Tiflis als Waffenschmiede arlwdtende
Lesghicr (Kaaikumüken) untersucht: die untersuchten
Männer stauden im Alter von 21—40 Jahren. Dir
wichtigsten gewonnenen Mittelzahlen sind in Milli-
metern: Körpergrösse 165*0, Brustumfang 882, Baueh-
u in fang 823. Untere Extremität 954. Obere Extremität
770 (46,6% der Köq>ergrösse), Oberarm 827 (19,8%),
Vorderarm 241 (14,3%), Hand 202 (11,8%), Kopf-
umfang 542, Längsdurchmoflser des Kopfes 181,8,
Brcitendurchmcßcr 158,2; (Kopfindex 87,8). Länge
des Gesicht« 175, Breite 147, Abstand der lateralen
Augenwinkel (Orbita) 105, Abstand der innern Angen-
winkel (Spntunn interorbitale) 36,0. Es hatten die
Individuen trotz ihrer bedeutenden KOrpergröase doch
nur einen geringen Kopfunifang, 542 mm, im Ver-
gleich zu dem Kopfumfang der Grusier und Armenier.
Der Kopfindex schwankte liei den 9 Individuen von
61 ,6- -94.2, im Mittel 87,8. Sie waren also brachycephal.
XV. Tekinzen (Tcke- Bewohner). (8. 116—120.)
Die 8 untersuchten Männer stammten aus einem
Aul bei Asclmbad — sie waren nach Tiflis ins Kranken-
haus geschickt, um daselbst Heilung zu suchen; sie
w aren von einem tollen Wolf gebissen, der Nachts in
ihre Kibitke (Zelt) oingedrungen war. Die Männer
standen in einem Alter von 22 — 60 Jahren. Die
wichtigsten Mittclzahlen sind in Millimetern : Körper-
grösse 1734, Brustumfang 856. Kopfuinfaug 568,
Längadurchmeaser des Kopfes 198. Breiteudurch-
mesaer 150 (Kopfindex 75,7), Abstand der lateralen
Augenlidwiukel 104. Abstand der inneren Augenlid-
winkel (Spatium interorbitale) 37. Gcsichtaläiigc 194.
Gcaiohtabreitc 145; Abstand der Unterkiefer-Winkel
116, Nase; Länge 50, Breite 40, Höhe 23. Klafter-
weite 1782. Länge d«*s Kusses 252.
Die untersuchten Tekinzen waren gut entwickelte,
hochge wachsen»? Männer. Sic zeigten unter allen
Kaukasischen Stammen die grössten Maaase, allein sie
Hatten nur einen kl einen Kopfindex, 75,7, (demnach
Schädel index von 73,7), aber einen grossen Kopfumfang.
568 mm. und ein breites (besieht. 145 mm. Sie unter-
scheiden sieh sowohl von den langköpfigen, wie kurz-
köpfigen übrigen Volkskammern — Mit ihren breiten,
oben abgcflachtcn Nasen und ihren schwarzen Haaren
und ihren sehräggeätelltcn Augen erinnern sie an
Mongole»; sie sehen auch deu Kaaikumyken ähnlich.
Zwei von den Tekinzen starlteu, und ihre Lachen
wurden seeirt. Es ist nieht ohne Interesse, die Ge-
wichte einzelner Körpertheile kennen zu lernen (in
Gramm) : 1) D u r d a e h R a »1 s h a b -Ogly Herz 280 gr,
Milz 120 gr, jede Niere 16 0 gr, lieber 1750 gr, jeder
Hoden 30 gr, das Gehirn 1620 gr. Länge des Dünn-
darm*» 8500 mm, de« Dickdarms 2400 mm, irn Ganzen
10,9 m (642*/* der Körporgrösse). 2) Der andere,
Kidok-Mahmet-Durdy-Ogly, hat eine Darmlänge
von 8600 ram (500% der KürpCTgrusae), Dünndarm
6500 mm, Dickdartn 2000 mm. —
XVI. Hussen. Deutsche. Griechen. (8. 120
bis 124.)
XVII. Gemischte Typen. (S. 124 — 129.)
Der Verfasser versteht darunter Nachkommen
ans Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Volks-
stämme, sog. Mestizen oder Bastarde. Der Verfasser
hat einigt* Individuen untersucht, deren Vater ein
Busse, deren Mutter eine Gnisierin, Armenierin,
Imerctincrin war u. s. w. Das Material ist zu gering,
um daraus richtige Schlüsse zu ziehen.
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Referate.
451
XVIII. Mikrocephalie; Missgeburten, Un-
regelmässige Bildungen. Pathologisches.
(8. 129—139.)
Der Verfasser rechnet zu den Mikrocephalen
Leute, deren Scliäilclumfnng geringer als 500 mm
ist. Er meint, daher, dass man lebende Individuell
mit einem Kopftilfing zwischen 510 — 515 mm
zu den Mikrocephalen rechnen müsste. Hiernach
Hilden sich unter den Korden, Tataren, Persern,
Juden filier 2*/*, unter Grusiern und Armeniern
etwas weniger, unter Inieretinern und Mingrdxern
I — 1,5*/*, Alle beobachteten Mikrocephalen hatten
schwarze Haare und dunkle Augen. Die Körper-
grüsse der 6 Gromaoheo Mikrocephalen betrug 1584;
der 3 Imeretiner 1530 mm. Auch die Gcsichtiizüge
der betr. Individuen boten häufig Abnormitäten dar.
Die Einzelmaasse führe ich nicht an.
Weiter macht der Verfasser Mittheilungen über
einige Abnormitäten der Finger und Zehen, Aber
Blasensteine, Malaria u. ». w\, über psychische Kranke,
Uber pathologische Befunde an inneren Organen.
Am Ende liefert der Verfasser Sehlussbemerkungen
(S. 139—145), in denen er sich im Allgemeinen iu
Betreff der anthropologischen Untersuchungen an den
Völkern des Kaukasus äussert.
Der Abhandlung sind eine Reihe von Bildern
und Tafeln beigefügt, über die einige Worte gesagt
werden müssen : Zuerst sehr charakteristische Poiiraits:
I Aisaore, 1 Armenier, 1 Grusier, 1 Imeretiner, 1 Tatar
(Aderheidshan), 1 (Inner nebst Sch weiter, 1 Gurier.
Alle Köpfe sind sowohl von vom. wie im Profil ab-
gebildet. Dann eine interessante Gruppe von 1 1 Kropf-
kranken und ein Swaneten-Kretin. Alle ahgehildeteu
Individuen sind auch gemessen worden; die Mause
sind beigefügt. —
Weiter folgt eine Tafel (I) mit Umrisszeichnungen
von Köpfen und Schädeln; eine Tafel (IT) mit 8 ver-
schiedenen Nasenformen : eine Tafel (III) mit Um*
rii»*/eichnuiigeu von 82 Händen ; Tafel IV mit Umriss-
Zeichnungen von 82 Füssen (Fusssohlen). In einer
besonderen Beilage (8. 150 ff) sind Angaben gemacht,
die sich auf die einzelnen Personen beziehen, deren
Hände und Firne abgezeiehnet worden sind: Nationa-
lität, Alter, Grösse, Haar- und Augenfarbe. —
5. Pantjuchow, Dr. J. J.: Metisation. 2 8.
( Son derab druck aus den Arbeiten
des V. Oongrcsses der Gesellschaft
russischer A erste s um Andenken an
X. J. PiragOW. 1804. 8L Petersburg.)
Eh bandelt sich in diesem kurzen Aufsatz nur
um eine Aufforderung, die direkte Folge der Ver-
rauchung zweier Rassen, z. B. der Mongolischen und
Kaukasischen, spocictl der russischen Raascu, zu untor-
suchen.
6. Pantjuchow, Dr. J. J.: Blauäugige Grusier.
4 8. (So ti de ra bd ruck aus den Ar-
beiten des V. Congressos der Gesell-
schaft russischer Aerztc zum An-
denken an N. J. Piragow. 1894. 8t.
Petersburg.)
Die Eingeborenen des Kaukasus sind meist aus
Vermischungen verschiedener Volksxtämme hervor-
gegangin. Auch heute ist diese offenltar iu alter
Zeit erfolgte Mischung noch zu erkennen. Der Ver-
fasser macht aufmerksam darauf, dass zwischen der
Körpergröße und dem Hori/ontal-l’mfang des Schädels
einerseits und der Farbe der Regenbogen - Haut be-
stimmte Beziehungen obwalten — oder, wie er sich
ausdruckt. dass Körpergröße und Schädel-
umfang von der Farbe der Iris abhängig seien.
Unter allen verschiedenen Eingeborenen des
Kaukasus, die überwiegend braune Augen haben,
finden sich einzelne mit matten, grauen, blauen oder
wasscrhlaueu Augen. Nach der Meinung des Ver-
fassers ist das ein Anzeichen oder eine Erinnerung
an einen längst verschwundenen Volkstypus, der trotz
der vielfachen Vermischung mit den braunäugigen
Typen seine alten anatomischen Kennzeichen sich lai-
wahrt hat: eine Körpergröße, die geringer ist, ein
Kopfuinfang. der bedeutender ist als bei den braun-
äugigen Leuten.
Der Verfasser hat 12 blauäugige Grusier des
Kreise« Tiflis gemessen und das Mittel berechnet. Ich
lasse die Einzelzahlen hei Seite und setze nur die
Mittelzahlen in Millimetern her. Körpergrösse 1625,
Kopfumfang 552, Lfingadnrchmcaser des Kopfes 182,3,
(pterdurchmeßer 155,6 (Kopfindex 86,2). Nasa:
Länge 50,2. Bruite 32,6.
Die mittlere Körpergröße der Grusier des Kreises
Tiflis ist 1645 mm. folglich ist die Körper-grosse der
blauäugigen, 1625, um 20 mm niedriger; der Kopf-
umfang 652 (33,9 "/„ der Körpergröße) dagegen ist
7 mm grösser al» der mittlere Kopfumfaug der
Grusier (545 mm); der Kopfindex der Blauäugigen
86,2, (Schwankung zwischen 77,7—95,9) ist fast dem
mittleren der Grusier gleich, —
In Betreff der andern anatomischen Eigen-
thüiiiliehkeiteu sind die Beziehungen nicht so deutlich,
sondern sehr unbeständig; es ist daher nicht möglich,
den alten Typus iu seinen Einzelheiten nachträglich
zu conatruiren.
Das, was hier an den 0 rusiern beobachtet wurde,
gilt auch von den andern grusinischen Völkerschaften:
Tufehinen, Pschawen und (Ttewsuren. Auch bei ihnen
sind die blauäugigen Individuen von kleinem Körper-
wuchs, haben aber einen grösseren Kopfuinfang;
5 blauäugige Grusier des Kreises Signach hatten eine
mittlere Körpergröße von 1622 mm und einen
mittleren Kopfunifang von 532 mm. 5 blauäugige
Cbewsuren aus dem Kreise Honet bei einer be-
deutenden mittleren Körpergröße von 1690 mm batten
einen mittleren Kopfuinfang von 593 mm (85,4 %
der Körpergrösse). Auch Isoi den Inieretinern (Ein-
wohner des Kreise« Kutais, die einen andern anthro-
pologischen Typus als die Grusier haben,) sind die
blauäugigen kleiner und halten einen grösseren Kopf-
umfang als die braunäugigen. 225 braunäugige hatten
eine miniere Köqtergröas« von 1654, Kopf umfang
550.0 nun, (9) blauäugige von 1657, Kopfuinfang
555,5 mm.
Auch diese scheinbare Regel ist nicht ohne Aus-
nahme, oder man mu-s eine andere Erklärung suchen :
34 blauäugige Mingrelier hatten eine mittlere KürjM*r-
gröase von 1673, 90 braunäugige Mingrelier dagegen
eine Körpergröße vou 1645 ; der Kopfurnfang der
blauäugigen war 563 mm, der braunäugigen 552 mm,
die blauäugigen waren also doch grösser als die
braunäugigen.
Soll man hier die Beimischung eine« andern
Typus vermuthrn ?
7. Pantjuchow, Dr. J. J.: Der Thalkeaacl von
Schaora und dessen Umgebungen.
Tiflis 1000. (Sonder- Abdru ck aus den
Schriften der Kaukasischen Ab-
theilung der K. Russischen Geo-
57*
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452
Referate.
graphischen Gesellschaft, Bd. XII,
No. SJ Mit 4 A n s i chte u and einer
Karte.
DieSchnora ist ein linksseitiger Nebenfluss des
Kion — sie entspringt aus einem Gebirgskessel etwa
HO Werst nördlich von der Stadt Kutais. Der Ver-
fasser heschreil.it eingehend die gixigraphischen und
geologischen Verhältnisse des Gebirgskessels, wobei
er insbesondere bei den hier am Bande de# Kessels
gelegenen Mineralquellen und Badeorten verweilt.
Vielleicht darf ich hier erwähneu, die** dir* Schaora
eine Strecke unterirdisch dahinfliesst, — nachdem der
Strom wieder ans Tageslicht gekommen ist (Fig. 4),
erhält er den Namen Soharaula (Cap. I n. II a., S. I
bi* 80). Im III. Capitel (S. 81 — 51) bespricht der Ver-
fasser die Bewohner der Umgebungen des Kessels,
ihre Lebensweise, ihre Riostatik. Kr bericht sieh da-
hei auf seine eigenen früheren Messungen und Unter-
suchungen, wir können auf diese verweisen. Nur
einige Notizen mögen wiedergegeben werden. Die
hier lebenden Eingeborenen sind Imereti ner ; sie sind
entschieden nicht rein, sondern gemischt . Neben der
überwiegenden Anzahl von Individuen mit hell-
braunen Augen kommen etwa 10 — 12% Individuen
mit blauen und grauen Augen, von europäischem
Typus, vor, 20 % mittelfarbige, z. Th. grünliche Augen,
und 2 — 3 % dunkelbraune. Die Köpfe vieler Indivi-
duen sind laug und schmal, mit einem Index vou 73,
75, ähnlich den dolichoceplialen Schädeln der Stein-
zeit, während andere Köpfe sehr brachycephal sind,
mit einem Index von 86—88. Mitten unter den
grüsstentlieils wenig behaarten Individuen finden
sieh einzelne stark behaarte Individuen von chal-
<läischcm Typus ; viele Individuen haben ein semitische»
Aussehen.
Als Zeichen der hier statt gehallten Mischung ver-
schwundener Volksstämmo können die ungleichen,
in verschiedenen Gegenden gehräuchlichcn Benennungen
der sei be n Gegenstände dienen, trotzdem dass beute
alle mehr oder weniger rein grusinisch reden.
Der wilde Birnbaum z. B. heisst
iu Nieder- Jmercticu (Kreis Kutais) ™ Kwitschita
iin Kreis Uatschin — « tschkuta
in Svimtien * byzick, »ich
„ Mingrelicn =* tschiku schuly
„ Grusien — panta;
In Gurten wird mit dem Worte panta der wilde
Apfelbaum benannt. Der Gartenbimbaum heisst in
Grusien, Iineretien uud Gurieu nt s e ha I i. Auch andere
gewöhnliche Dinge halten sehr verschiedene Be-
nennungen ;
z. R. ein Teller heisst
in Karthalinicn und Kachetien = tcpschi
n Gurten und imcrctien — ssaiuy.
Der Maulbeerbaum (ruas, tut) — heisst
in Karthalinicn = tuta
„ Iineretien = bschola.
Die Ente heisst
in Karthalinieu und Kachetien * ieliwi
„ Imeretien ■» kwatn.
Der Frosch heisst
in Kiulhalinien «■ bakak
* Gurien ** kuatsehitacha.
Die Bewohner beschäftigen sieh hauptsächlich
mit Landwirthsehaft ; jeder Besitzer liat einen Gemüse-
garten, einige Obsthäume, 1 — 3 Kühe, 5—10 Hühner.
Meist reicht das aber nicht aus, um das Leben zu
fristen; viele wandern zeitweilig fort, um Geld zu
verdienen.
Das letzte Capitel IV (8. 51 — HO) bringt allge-
meine Erörterungen über die Natur und Geschichte
de» Landes, Aber Wein- uud Bienenzucht u. a. w.
Eine sehr genaue Kartu ist der Abhandlung
beigefügt. —
8. Pantjuohow (Pantioukhnw). Dr. J. J.s Die
Kassen des Kaukasus. Lea race» du
Caucaic. Tiflis 1900. 18 8. 8*. Mit einer
Karte des Kaukasus. (Sonderabdruck
aus dem Kaukasischen Kalender auf»
Jahr 1900.) Der vorstehende Aufsatz »st ur-
sprünglich in den Arbeiten des VI. Oongraases
Russischer Naturforscher, Kiew 1 8?*8, abgedruckt.
Der Verfasser macht den Versuch, die ver-
schiedenen im Kaukasus-Gebiet lebenden Rassen in
eine gewisse Ordnung und Uebersioht zu bringen.
Er giobt zunächst die Ansichten Deniker’s (Lea
raccs de l'Europe, r Anthropologie. 1898), der 3
Hauptkennzeichen seiner Eint Heilung zu Grunde legt:
den Kopfin d ex (an Lebenden), die K ö r p e r g r ö s s c
und das Pigment (Farbe der Haare und Augen).
Deniker unterscheidet danach in Europa 8 Haupt-
rassen und 4 Kassen zweiter Ordnung.
Dr. Pantjuchow bemerkt mit vollem Recht, dass
die Bestimmung des Kopfindex uud der Körpergrosse
als gesichert angesehen werden kann, aber die Be-
stimmung der Haar- und Augenfarbe nicht, wegen
der Willkür in der Benennung und Bezeichnung der
Farbe. Noch willkürlicher sind die Festsetzungen in
Betreff der Combination der Haar- und Angenfarbe.
Er wünscht, das» man die Braunen und Rlouden nur
mit Rücksicht auf die Farbe der Iri» charakterisiren
soll. Zur vollständig genauen Bestimmung seien
7 verschiedene Kategorien der Augenfarbe an xunehmen.
Für die Bestimmung ganzer Völker und Völkergruppen
seien 3 Kategorien ausreichend, nämlich
1. Die Iris ist durchaus pigincntirt,
2. I)io Iris ist gar nicht pigmentirt,
3. Die Iris hat auf pigmentiosem Grund pigmentirte
Kreise, Strahlen oder Flecken
Er schlägt daher vor, eine Bezeichnung auf
Grundtegung folgender 7 Rubriken zu wählen, je
nach dem Procentsatz, in welchem eine pigmentirte
Kcgcnbngcnhaul in einer bestimmten Gruppe von
Menschen vorkommL
Hyperblonde
Blonde
Subblondc
Mittlere
Halldiriinctte
Brünett«
Hypcrbrünctto
Individuen mit pigmentirter Iris
in %
10% und weniger
11 —30 %
31-40 ,
41—60 „
61-70 „
71-90 „
91 — 100 „
Die Haarfarlie entspricht im Allgemeinen der
Irisfarlie.
Dann giebt der Verfasser eine Ucbcrsicht der
Kaukasus- Rassen auf Grund des Kopfindex und der
Körpergrösse — ich verweise in Betreff dieser Zahlen
auf das Referat über die anthropologischen Be-
obachtungen. Zuletzt giebt er eine Tabelle, in
der alle untersuchten Rassen des Kaukasus nach
jenen 3 Kategorien der Augenfarbe geordnet sind.
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Referate.
453
Unter 100 Individuen ist dio Iris
|4*-
msatirt
nicht
pigmenti rt
4gcini«cbtr>
nicht
l'te-,
montirt
Perser
95
5
(2)
Aderbcidshan-Tatareu
94
8
(2)
Kurden
92
8
(8)
Aissoren
90
10
(3)
Juden
87
13
(S)
Awaren
83
18
.7;
Armenier aus Nachitschewan
82
18
(7)
Kumyken
82
18
Armenier au« Tiflis
80
20
(8)
Gurier
77
23
(10)
Kabanliner
80
20
(13)
Imeretiner
71
29
(13)
Ssamursakaner
72
28
(17)
< »entliehe Bergvölker
88
34
(20)
Osseten (nach Giltschonko)
85
35
(35)
Türken au» Achalzyk
58
40
(20)
Darginzen
50
50
(18)
Kürinzen
49
51
(14)
Osseten von Gori
42
56
(24)
Tschetschenien
42
58
<2H)
Mingrelier
44
56
(24)
Bshcduehcn
42
58
(26)
Brünette und Hyperbrünettc mit einer intensiv
braunen Regenbogenhaut und mehr als 70% leben
fast nur in TnuiHkaukasien. hauptsächlich in dem süd-
östlichen und südlichen Tbeil (Perser, Tataren, Kurden.
Armenier. Aissoren); die Bewohner des Kaukasus-Ge-
birge», sowie der nördlichen und westlichen Gcbirgs-
ahhängc haben dagegen zu einem Drittel oder zur Hälfte
eine pigmenti« i»e oder eine gemischte Iris.
Danach giebt es im Kaukasus 4 Hauptrassen, von
denen 2 europäischen und 2 asiatischen Ursprungs sirnl.
L Die erste Kaukasische Rasse ist euro-
{wuschen Ursprungs; sie nimmt den ganzen mittleren
und westlichem Theil des Kaukasischen Gebirgszuges
und der zürn schwarzen Meer abfallenden Öebirgs-
alihängeein. Dazu gehören dicBdicduchcn, Naturhaizen,
Schapsugei»; sie sind 1700 mm gross, haben einen
Kopfindex von 78 — 79. Diese Rasse entspricht fast
vollständig der nordeuropäischen Rasse Deniker’s,
Broca’s Rasse der Kimrcu, dem Homo europaeus
einiger Autoren. In Betreff der Augenfarbe liegen
keine genauen Zahlen vor. Bei den Bshcduehcn sind
nach Pantjuehow durchaus pigmentirt weniger als
50%, pigtuentiosc 25%
II. Diezweite Kaukasische Ras se entspricht
der (sechsten) adriatischen Rasse Dcniker’s. Sio
bewohnt die östliche Hälfte des Kaukasus-Haupt-
gebirges und bestellt vorzüglich aus den verschiedenen
Stämmen der Lcsghier. Sie sind hvperbrachycephal
(Kopfindex 88 und mehr), haben ein«* Gross« von
1680—1700 mm. Man kann die Lesghier, die Ver-
treter der Rasae, aber nicht für vollkommen Brünette
lmltcu, weil unter einigen Stämmen des Dagestan
viele pigmentfrei«* Augen Vorkommen — nach Erckert
bis zu 32*/® — 42%.
III. Die dritte Kaukasische Rasse ist rein
asiatischen Ursprung»; ihre Vertreter sind doli-
chocephnl mit einem Kopfindex von 77 78, einer
Körporgrüsse von 1700 mm, und gehören der Augen*
farlw' nach zu «len Hyperbrünetten, weil mehr als
90 % pigmentirte Augen unter ihnen Vorkommen.
Zu dieser Rasse gehören die Perser, Aderlteidshan-
Tataren, Kurden und Taten.
IV. Die vierte Kaukasische Rasse. Ihre
Vertreter sind brachyccphal und hyperbrachycephal
(Kopfindex 86— 87). Körpergrösso geringer, 1620 bis
1840 mm, die Regenbogenhaut bei 71 — 87 % braun.
Dazu gehören die Juden, Armenier, Iascd, z. TI»,
die G rasier und Griechen. Diese Rim ist in ihren
Grundlagen eine semitise.be.
Zu den beiden Rassen zweiten Ranges sind zu
rechnen :
1. Die Vertreter «1er ersten Rane haben einen
Kopfindex von 84 - 87, sind demnach brachyccplial,
eine Körpergrösse von 1600— 1700 mm, und 80 — 86%
hatten «'ine pigmentirte Regenbogenhaut Dazu gehören
die Kumyken, z. Th. die Awaren, die Gebirgstataren
und di«1« Kabardiner. Diese Rasse ist ein Zweig der
grossen ural-aitai sehen Rasse.
2. Die zweite Rasse zweiten Ranges ist eine
cha1dni»che> Die Vertreter sind hyperbrachycephal,
Kopfindex 87,6, Körpergröße 1860 mm, mehr als
90% haben pigmentirte Augen. Diese Rasse hat im
Kaukasus-Gebiet nur wenig reine Vertreter, die
A i s s o r e n. Sie ist der semitischen Rasse sehr ähnlich,
dio KörpcrgrfVss« al>er ist geringer und die Brmchy-
cephalie bedeutender; ein Iw^uidcres Kennzeichen ist
die starke Behaarung «Ich K«"»rpers. Vertreter dieser
Rasse sind in beträchtlicher Menge in die eigentlich
semitischen Rassen der Armenier, Juden und Gramer
Übergegangen.
Der Verfasser knüpft daran seine Vermuthungen,
in welcher Weise sich die Doliehocephalen- und Brachv-
eephalen Völker- über da» Kaukasus-Gebiet vertheilt
haben.
Mit Berücksichtigung der 3 Hauptkennzeichen
Deniker’s gelangt «1er Verfasser zu folgender Ansicht:
die ältesten Volksstüiiime dee nördlichen Kaukasus
»ind europäischen Ursprung» : sie entsprochen der
Rasse der Kim reu (Broca) «ler adriatischcn
Rasse (Dcnikcrs). Die Volkastimme des »i'nllicheu
Kaukasus sind asiatischen Ursprungs; sie zirfallen in
zwei charakteristische Gruppen: die iranische um!
semitische.
9. Pantjuohow, Dr. J. J.: Die Inguschen.
Eine anthropologische Skizze. Tiflis
1901. 84 S. (Sonderabdruck aus den Nachrichten
der Kaukasischen Abtheilung der K. Rus«.
Geogr. Gosel Im-hafu Bd. XIII. N«. 6.)
Die Inguschen bewohnen ein nur wenig ausge-
dehntes Gebiet, das 85 Werst lang^ und SO Werst
breit ist, fast in «lein Centrum des Kaukasischen Ge-
birges. Sie grenzen nach Süden an die Chowsurcn
uml Tuschinen, nach Osten an die Tschetschenien,
nach Westen an die Osseten und nach Norden an
die Kabardiner und Kosaken. Die südliche Hälfte
des betreffenden Gebietes wird von den Ausläufern
der liauptgt'birgskctl« eingenommen, di«) nördliche
Hälfte, in der diu Inguschen sich erst tp‘ ter nieder-
gelassen haben: ist ebener. Der Haupt Aus» de« Ge-
biets ist die Assa, ein Nebenfluss der Ssunsha.
Fahrwege giebt es keine, nur Saumpfade.
Wann dio Inguschen bieher eingewandert sind und
woher sie gekommen sind, ist unbekannt. Es existirt
eine Legende, «las« sic aus Syri«*n gekommen seien.
Die nächsten Verwandten sind offenbar die
Tschetschenien; von einigeu Autoren werden beiile
Stämme nicht von einander getrennt. Trotzdem
haben die Inguschen mancherlei Eigenartiges, woraus
man achlknscn muss, das« die Vorfahren «Irr Inguschen
keine Tschetschenien waren. In den Religions-All-
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454
Referate.
auhauungcn der Inguohtt sind Spuren von Heiden-
thum und von Chriatenüxuin zu finden; die Ingrueluii
baeichnen «ich ela Muhammeduner, aber sic beten vor
viereckigen auf Anhöhen errichteten Säulen; einige
beten Götzenbilder au, z. B. ein Idol Guschmili.
Nicht weit von dem Orte Na» ran iat ein mit menach-
liehen Knochen gefüllter Thurm, der in besonderer
Achtung steht. In der letzten Zeit iat aber der
Islam entschieden im Fortschreiten begriffen, die
alten christlichen und heidnischen Gebräuche gehen
allmählich verloren, der Idwm unterdrückt alles. Das
Ghristenthum hat sehr geringen Eingang gefunden.
Nach Scharayl entstand unter den Inguschen
und Tschetschenien eine besondere Sekte, die sog.
Dsikiristen. AU Gründer der Sekte gilt ein ge-
wisser K ui tn> Charis hi. Als heiliger Ort, wo die
Dsikiristen zusanunenkommen, um zu beten, gilt das
Grab der Mutter de« Stifter* «1er Sekte in der Ort-
schaft Ataga im Bezirk von Grosno. Die Haupt-Idee
der Sekte ist der Protest gegen den Keichthum und
die Sittenverricrbriiss, auch gegen einige andere Miss-
brauche. Die Dsikiristen verbieten das Raucbeu des
Tabaks, den Gebrauch «pirituöser Getränke, ver-
langen häutiges Beten und Ahnoseugehen. Den
Mulla achten sic nicht, besonder* wenn sie in die
Moschee gehn, stehn sie alleiu nachdem sie ihr
Gebet verrichtet lud**», entfernen sic sich schnell.
Ihre Kinder schicken sie nicht in «lie Schule, in der
Obrigkeit sehen sic ihren Feind. Dio rechtgläubigen
Muhammedaner werden zu den Dsikiristen hinge-
Kogeti durch die Bestimmung, «las» der Kalym (Kauf-
preis für «lie Braut) kein willkürlicher, sondern ein
ein für alle Mal festgesetzter — *2« Rbl. («*a. 54 Mark)
ist. Es giebt 3 Arten von Dsikiristen: 1) «lie An-
hänger eines gewissen ßatal-Chadshi. der ihr
Oberhaupt ist und dem sic den zehnten Theil aller
ihrer Einnahmen (sigakat) geben; der genannte Bntal*
Clmdshi ist aber von der Regierung fort geschickt
worden; 2) die Anhänger des Ku ita-Chadshi, des
Gründer* der Sickte; 8) die Lj äk a n- M n u a; sie
sind «ehr fanatisch, wenn sie beten, verhüllen sie ihr
Gesicht und den Kopf, um durch irdische Eindrücke
nicht gestört zu werden.
Von den Dsikiristen leben etwa 10-20 Familien
fast in jedem Dorf in der Kliene. Diejenigen, «lie
der Verfasser zu Gesicht bekam, machten einen trüb-
seligen Eindruck: sie sind arm, weil sie gegen den
Rcichthum gleichgültig sind. Seitun-Ohankow aus
dem Dorfe Alta, ein gewählter Vermittler in Ange-
legenheiten der Dsikiristen, erzählte, dass er gar keino
Abgaben zahle. Er habe keine Pferde und keine
Kühe, er und seine Familie nähmt sich nur von
Mniskuchen. Er habe 00 Pud (640 Kilogr.) Mais ge-
erntet, davon habe er 9 Pud (154 Kilogr.) verkauft.
Da» Gesicht des Hektircrs war abgemagert, trübs« lig,
am Kopf war«*n Narben früherer Wunden, der Bart
gefärbt mit Silber (ArgcnL nitr.).
Die Dsikiristen sind heute friedliche und stille
Leute, aber der Fanatismus macht blind, und es ist
nmglich, «lass bei Gelegenheit einer religiösen Auf-
regung die Dsikiristen sich als Leiter au dio Spitze
stellen und die andern nach sich ziehen. Die
gläubigem Inguschen seheu auf «lie Dsikiristen mit
Lächeln herab, doch giebt es auch emigo unter ihnen,
welche «lie Dsikiristeu wegen ihres frommen Lebens
»ehr achten. Ih^r sittliche Einfluss der Dsikiristen
auf die anderen Inguschen ist nicht zu leugnen*
Die Sprache der Inguschen hat in Folge des
Einflusses und der Vermischung mit den Tachclschenzen
viel von ihrer Eigentümlichkeit und Besonderheit ver-
loren; sie sprechen heute fast ao wie die Tschetschenien.
Spuren ihrer eigenen Sprache sind aller noch er-
halten in Worten, Ausdruck und Betonung; *. B.
Tschctschcnzisch Inguschisch
Mensch
stak
»»nach
Gott
de-li
dol-e
Hammel
gachar
ustcha
Hühnchen
me
kuerik
Rad
tseherok
tschjork
Komm hierher
ssa wan Koea
chawula
Die auf Religion bezüglichen Wort© haben nicht
selten grusisch© Wurzeln, z. B. dio Woche kwirc,
Sonntag kwireid. Freitag pireske.
Ich heisst ass, der Vater da, die Mutter nana,
die Kuli ivt, da« Wasser che. Die Zahlen lauten
zag (1) schig (2) kuaa (3) dii (4) pschii (5) ijalch (6)
wuaf (7) bat (8) iw* (9) it (10)-
Die GetNrgs-Inguschcu bew«>hnon 101 Ort«; sie
leben in kleinen Aulen (Dörfern), die aus 5— 15 Einzel-
liöfcn bestehen Ihre einzelnen Häuser und Hütten
(ssakljä) sind aus grossen Steinplatten «ihn© Mörtel
erbaut, enthalten mehrere Räume, die alle auf einen
dunkeln engen Gang (Corridor) münden. Jeder
einzelne Raum ist für eine Familie bestimmt In der
Mitte steht der Heord, über demselben hängt an uiner
eisernen Stange der Kessel. Auf «lern Heerde glimmt
im Sommer wie im Winter etwas Ferner. In dem
Hause ist es ausserordentlich unsauber: die an den
Wiinden hängenden Kleider wimmeln von Parasiten;
die Kinder gehen in Lumpen oder nackt einher.
Einige Inguschen wohnen auch in uralten Thürmen;
diese Tbürtne haben das Aussehen von Pyramiden,
un«l sind bis 10 Sasben (21,0 m) hoch. Die be-
wohnten Thürme siud gewöhnlich in einige Stock*
werke gethcilt; in dem untersten wird das Vieh
untergeb rächt, in dem oberen wohnen die Leute.
Der Zugang zu «len Berg- Dörfern (Aulen)
verläuft über steile in «len Fels gehauene Pfade, ist
sehr schwierig und oft nur für Fussgängor paaeirbar.
Die Ansiedelungen in «len Ebenen, et wa 20, sind
etwa« besser beschaffen. Ein«' jede lieatebt aus 800
bi* 500 Einzelhöfen. Die Häuser sind aus Flecht-
werk erbaut und mit Lehm beworfen, oft weiss an-
gcstrichflii, (auf Russisch heissen solch«’ Gebinde tur-
luk); »ie sind geräumig, «lie einzelnen Zimmer haben
ihre eigenen, auf eine verdeckte Gallone au um findenden
Ausgange. Statt tler Heerde hat man besondere, oft
augeatrichene Kamine; das Brori wird im Sommer
ausserhalb d«M Hauses in Itesonriara erbauten, kleinen
thurmähnlichen Oefen gebacken. Bei einzelnem Fa-
milien. die in der Nähe «1er Städte wohnen, fnulen
sieh Spiegel. T^unpen u. a. w. Bei den Häusern sind
Gärten für Üb*t und Gemüse angelegt.
Der Ackerbau ist wegen des gebirgigen Ter-
rains mit Schwierigkeiten verbunden, obwohl Lanri-
lM-sitz genug v«>rhanden iat. Auf eine Seele «ler Üe-
hirga-lnguftchen kommt 1,8 Dessjätineii (1,96 lia).
alw.'r die Hälfte ist unbrauchbar zur Bebauung; bei
den Iuguschcii, «lie auf ebenem Terrain loben, kommen
2- 3 Dcssjätineu (2.18 — 3,72 ha), durchschnittlich
4,3 Dcesjutineu (4,63 ha), un«1 fast nur gutes Land,
auf die Eiuzclseele. Deshalb siud die iu «ler Eben©
lelieiiden Inguschen woldhabender, als die Gebirgs-
bewohner. In den Bergen bauen sie nur Gerate, und
«ler Bau ist beschwerlich, die Ertlc muss in Säcken
hinaufgetragen werden, sonst wächst die Gerate nicht.
In d«?n cbeuen Gegenden ist cs hauptsächlich Mai«,
seltener Weizen, mich scheuer Uirac; alles giebt einen
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Referate.
455
gntcu Ertrag. — Die Viehzucht ist bedeutend. Im
allgemeinen kommt aut’ jeden Hof ein Pferd, Uber
5 Stuck Gross- trntl 10 Stück Kleinvieh; auf 100
„Seelen“ kommen 32 Pferde, 95 Stück Großvieh und
183 Stück Kleinvieh. Bei den Gebirgs - Inguschen
findet sich fast 3 mal so viel Kleinvieh als hei den
in der Ehen« lebenden. Nach dem Tcrok-Kalcndcr
kamen auf 100 „Seelen“ 39.4 Pferde, 190,4 Stück
Grrwsvieh und 575,7 Stück Kleinvieh. (Der Verfasser
gebraucht hier stets den Ausdruck „Seelen“, — ioh
vermag nicht zu entscheiden, ob er damit, wie es in
Russland üblich ist, nur die männlichen Individuen,
oder überhaupt die ludividuen bezeichnet.)
Die Hauptnahrung sind flache Kuchen, „Fladen“,
die auf den Bergen aus Gerstenniehl, in der Ebene
ruh Maismehl gebacken werden; sie werden für jede
Mahlzeit frisch iu der Asche gebacken und sofort ge-
gessen : Morgens, Mittags und Abends. Als Hanpt-
zukost dienen die Milchprodukte, vor allem Käse.
Wenn Fleisch vorhanden ist, wird eine Suppe mit
Klös-cu gekocht. An Festtagen oder beim Empfang
von Gästen werden Hühner, Schafe und Puten ge-
schlachtet. Sehr verbreitet ist der Gebrauch des sog.
Kalmftckcnthee'a (Zicgelthce.) Iu der Ebene kennen
die Inguschen den Gebrauch der Thcemaschittc
(Ssamowar) und trinken den Theo nach rassischer Weise,
Als eine charakteristische Kigenthüinlichkeit der
Inguschen ist das Fehlen jeglichen Handwerk* her-
vorzuhebeu. Ihre Mäntel (burkü), ihre Sättel kaufen
sie bei den Kabardinern, ihre hölzernen und metallenen
Ge fasse bei den Letghiern n. s. w. Nur etwas Tuch
winl zu Hause geweht. Um Geld zu verdienen,
arrendireu einzelne Ländereien — und flössen Heu
und Holz nach Wiadikawkas.
Die Bevölkerung des Gebiet« ist in der Ver-
mehrung begriffen, doch sind sichere Zahlen nicht zu
beschaffen , weil die si>g. Kirchenbücher von den
Mulla’s nicht regelmassig geführt werden. Nach den
Zahlen des Terek- Kalender* sind die Bevölkerung»*
Ziffern für das Jahr 1889 :
Berg-Inguschen mannt. GtNMhI. 3413, weibl. Gescbl. 2956, Summa 6374 Ind.
Ebene-Inguschen „ „ 16,560, 9 „ 15,768, „ 32,818 ,
19,968 18,724 38,692 Ind.
Im Kalender für das Jahr 1900 ist die Zahl noch
grö*»er, nämlich 47.625 Individuen, also eine Ver-
mehrung um 8227 Individuen in 10 Jahren, = jährlich
um 832 Individuen.
Die Inguschen sind eigentlich „Rauher“ — doch
sind sie jetzt allmählich civilisirt worden, dadurch das»
die Mehrzahl in der Ebene an gesiedelt wurde. Vorher
fühlten sie sich in ihrer eigentlichen Thätigkeit durch
die Regierung und die Verwaltungsbehörde sehr be-
schränkt.
Sie «ind — wie bemerkt — der äusseren Form
nach Muhammedaner; es giebt überall muham*
medanisehe Schulen, sowohl solche, die mit den
Moscheen in Verbindung sind als auch andere. Es
giebt auch bereits rassische Schalen, z. B. in dem Ort
Bnrsuki, und eine 4 Massige Schule in der Ortschaft
Nasran, wo 100 Kinder unterrichtet werden. Hier
lernen die Kinder lesen (russisch und arabisch), sie
Werden aber auch noch in andern Dingen unterrichtet,
z. B. in der Bienenzucht, Tischlerei, Gärtnerei u. s. w.
Der Verfasser hat 2 mal die Schule von Nasran
besucht und die S c h ii 1 e r anthropologisch untersucht.
Die Farl>c der Iris der Inguschou ist überwiegend
dunkelbraun (55 °fm) Ins schwarz (6%), mittlere
Farbe (26%), rein blau (4*/,), grau (6%), grün-
lich (3%).
Die Haarfarbe ist fast bei alleu schwarz, aber
nicht glänzend. Die Form der Nase ist grade.
Die von den Kindern gewonnenen Maasfce haben
keine grosse Bedeutung; doch ist zu erwähnen, da»«
die Kinder alle ungewöhnlich mager »ind; — ihr
Brustumfang ist um 52 nun geringer als die Hälfte
der Körpergröße,
Anthropologische Untersuchungen an Er-
wachsenen. Die Körpergröße — nach Messung von
80 männlichen Individuen — ist 1713 nun; sie ist im
Vergleich mit der Körpergross« anderer Bergvölker,
*. B, der Osseten (nach Giltschenko 1695) doch
gross. Die Inguschen gehören demnach zu den
allergrößten Leuten. Kleine Leute giebt es gar nicht
unter ihnen, während viele als »ehr gross bezeichnet
werden müssen.
1601—1650 mm = 7 = 11.7 %
1651—1700 „ = 12 = 20,0 *
1701—1750 „ = 28 = 46,7 „
1751—1800 „ = 5 = 8,3 „
1801—1840 „ = 8 = 13,3 „
60 Ind.
Unter den 60 gemessenen Individuen waren 8,
deren Grösse über 1800 mm betrog.
In Betreff dt» Brustumfangs sind keine
Zahlen mitgetheilt; es heißt nur, «las* bei wenigen
der Brustumfang gemessen wurde, und da« derselbe
durchschnittlich geringer als die Hälfte der Körper-
größe war.
Der Längsdurchmesser des Kopfe» ist im Mittel
189,28 mm (bei den Osseten 184.4), der Brritcndurch-
messer im Mittel 166,3 (bei den Osseten 156,5 nun),
der Kopfindex ist im Mittel 82,26 (nach Erckert auf
Grand von 7 Messungen 8 1,7). Der Verfasser er-
mittelte folgende Zahlen:
10 Greise in Nasran 82,0
10 Männer in verschiedenen Gegenden 81,1
20 Kranke in Wiadikawkas 83,1
10 im Gefängnis» in Wiadikawkas 80,9
6 auf dem Markt in Wladikawkas 84.6.
Die Inguschen sind ohne Zweifel brach yeephal;
Dolichocephale »ind selten, z. B. einer mit einem
Kopfindex von 73,7.
Der Kopf der Inguschen ist etwas nach olien
gestreckt, deshalb ist der Kopfumfaug nur 546,7,
während er bei den Osseten 56«» mm ist.
Die Geaichtsläuge ist bei den Inguschen im
Mittel 185,6 mm (bei den Osseten nur 179,0 imu),
etwa 10,6 % der Körpergrösae ; die Gesichtsbreite
(«.'trägt 143,9 mm, ist geringer als bei den Osseten
(144,8), viel geringer ab bei den Kabardinern (147.5
nach Brokern. Der Verfasser meint, dass die von
Erckert an den Inguschen Iw-stimmte Gesichtabreite
vou 147 mm als eine irrthüralicbe zu bezeichnen »ei.
Der Abstand der beiden äusseren Orbital -Ränder
ist l»ei den Inguschen 108,2. Die Nase der Inguschen
ist gerade, mehr oder weniger zur Oberlippe geneigt,
nur etwa 10—12% sind krumm. Die Länge der
Nase ist im Mittel 54,7, die Breite der Nase 36,6 nun,
Höhe der Nase 29,6 mm.
F u r h« der Auge n ist dunkelbraun bei 68 %,
etwas häufiger als liei Kindern, im Allgemeinen
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450
Referate.
noch braun ausschcnd bei 19°/«, Mau l>ei 6%, grau
oder grünlich bei 6 %, dunkelblau bei 2%.
Ein Im‘8ou<1«tb charakteristisches anthroiwdogisehe*
Kennzeichen der Inguschen ist die hu s&erurdctit liehe
Behaarung de« Körp«*rs. Unter 84 männlichen
erwachsenen Ingusche» hatten «ehr reichlichen Haar-
wuchs auf der Brust 15, viel 6, wenig 7, gar keinen
Haarwuchs 7 Individuen.
Der Verfasser macht die richtige Bemerkung, die
Aiiflicht einiger Anthropologen , dass die Behaarung
der Brust ein Anzeichen der geborenen Verbrecher
»ein »oll, »ei entachiedeu nicht richtig, denn abgesehen
von den Inguschen gebe es Hanen, bei denen die
Hälfte aller männlichen Individiieu eine behaarte
Brust hätte, z. B. Chaldäer und Tataren.
Woher stammen die Inguschen ? Sie unterscheiden
»ich sehr auffällig von ihren Nachbaren, von den
Osseten, Tschetschenen , JxiHghiern, Kumyken und
Kabardinern, ebenso vou den Grusiern, Armeniern
und Juden. Man wird daher zu der Annahme ge-
drängt, dass die ersten Ansiedler, aus denen die
heutigen Inguschen hervorgingen , nieht von den be-
nachbarten Volk «Stämmen «ich abtrennten. Vielleicht
kamen sie wirklich, wie die Tradition behauptet, au«
Syrien mler Persien. Allein c« waren gewiss nicht
Armenier »Hier Juden oder Türken aus Syrien, auch
nicht Tataren aus Persien, sondern Chaldäer oder
Aissoren aus Syrien, Vertreter der ursprünglichen
Bevölkerung der Taten aus Persien.
Die Chaldäer und die Taten besitzen — trotz
vielfacher Differenzen — ein wichtiges allgemeines
Kennzeichen, die starke Behaarung des Körper«; hier-
aus darf mau vielleicht «Chilenen, dass die Inguschen
von Chaldäern oder Tateu abstammen. Auch die
Aissonm sind üusserst brachycephal (Kopfindex 84 — 87),
die Taten stellen der Dolichocephalie aber näher
(Kopfindex 77 — 80). Unter den Aiasoren sind mehr
als unter allen andern Stärrunen hjrpor- und ultra-
brachyeephale Leut*.* zu finden. Unter den Taten da-
gegen sind viel wirkliche Dolichocephalc mit einem
Index von 73—75.
W ie die Chaldäer und Taten zu Inguschen ge-
worden sind, kann nicht erklärt werden, ebenso wenig,
wie die Inguschen jetzt allmählich zu Tschetschenien
werden. Die Sprache darf bei der Beurtheilung der
Völkenerwandtaehaften nicht zu sehr in den Vorder-
grund gestellt werden.
Die Tabellen und Einzelmessungen sind der Ab-
handlung auf 8. 20 — 34 beigefügt.
10. Pantjuohow , Dr. J. J. : Uehcr H ü h 1 e n •
Wohnungen und jetzige Behausungen
im Kaukasus. (Cavernes et hahitations
modernes eu Caucnse.) Tiflis 1k96. 142
Seiten, mit Holzschnitten im Text und
16 Tafeln Abbildungen.
Im L Capitol (S- 1 — 12) giebt der Verfasser
eine Ueborsicht über die Litteratur.
Im II. Capitel behandelt er die natürlichen
und künstlichen Höhlen (S. 12). Irn Kaukasischen
Gebirge sind die Bedingungen zur Höhlenbildung »ehr
günstig — der primitive Mensch hat anfangs ohne
Zweifel »ich dort eine Zuflucht gesucht , wo sic sich
ihm um bequemsten «larbot , in natürlichen Höhlen,
wie solche im Lö-ss und Lehm Vorkommen. Aber
natürliche Höhlen konnten mit leichter Mühe zu
künstlichen umgeformt werden. Meistens sind aber
die künstlichen Höhlen Von Menscheu selbst angelegt -
Zahlreiche Höhlen befinden »ich im mittleren
Laufe des Flusses Kura (der Fluss wird von den
Kusscu Kura genannt, nicht Kur, wie z. B. bei
Bodcustedt) und dessen Nebenflüssen Alget, Chram,
Dcbcda und Jura in Kachetien : im Gouv. Eriwan
am nordwestlichen Abhang des Ararat , im Alagös-
Gebirge bei Dartitschtischag , um Flusse Buzar-t*ehai
zwischen KaraklU und dem Kloster Tatewsk, in den
Schluchten und Felsklüften am üoktsehn- See, am
Araxes. Im Gouv. Kutai» gieht es Höhlen in den
Kreisen von Seharojwn und Hatschin, im Bezirk von
Suchum. Auf dem Wege von der Ortschaft Oni bis
zum Dorf Zonn und bei den Dörfern Zadis« und
Srhkmera sind besonder» viel Höhlen. Im östlichen
Kaukasus sind viel Höhlcu, in der Umgebung von
Derbent. Im nördlichen Kaukasus gieht es Höhlen an
den Flussufcm det Terek, Ardou, Baksitu, Fialdou.
Koiss, im Bezirk von Temir-chan- schüre, wie über-
haupt in Dagestan.
Die Höhlen sind grösstentheils einfache, mehr oder
weniger umfangreiche Vertiefungen im Boden. Höhlen,
diu aus 2 — 8 Abtheilungen bestehen, die 2 Ausgänge
haben, die unter einander durch einen Gang (Corridor)
verbunden sind, in denen ein Gang von unten nach
oben hinzieht, sind nicht selten.
Die Höhlen liegen selten einzeln , häufiger in
Gruppen; — bisweilen trifft man ganze Höhlen- An-
siedelungen und Höhlcnstädte. Derartige Gruppen
existiren beim jetzigen Kloster Schiomgwim zwischen
den Orten Machet und Ksauka, bei dem Ort Tok-
SamsAor im Kreis Achalkalaki, in Upliss-ziche, in Ani.
an dem Wege von Garni nach Keg wart und an andern
Stellen. Einige Aule (Dörfer) in Dagestan, wie z. B.
Gergebil, bestanden ursprünglich aus Höhlen, erst
später hat man oberirdische Bauten errichtet
Solche Höhlen, die an bequem erreichbaren Stellen
angelegt waren, dienten auch späteren Geschlechtern
al* Wohnung; in der christlichen Epoche wurden
einige zu Tonmclu und Wohnungen uragebaut. Da»
jetzt erneute Kloster Kegwart, das nach der Ansicht
Baien»’» an eine indische Pagode erinnert, war früher
eine Höhlen~Kolonie. Die grasartigen christlichen
Tempel in Ward«« sind an Orten früherer Höhlen
aufgebaut, so auch iin Gouv. Eriwan und an andern
Stellen. Ein aolflher Tempel exietirt auch in Ossetien,
in der Höhle am Dorf Dsingis am Fial-don.
Zu den künstlichen Höhlen gehören auch die-
jenigen, die durch Erzsuchen entstanden sind ; solche
Höhlen sind im Kreis Bortachalin am Kaschkar Tschai,
im Gouv. Jciissawetpol. Nach Baicrn soll in der
Höhle von S o m c h e t i n nach Zinn gegraben worden
«ein. W. Meller (Tiflit 1889) erwähnt da» Vorkommen
von Zinn nicht.
Fast alle künstlichen Höhlen befinden »ich an
den Ufern dar Flüsse und Flüsschen — die ausge-
dehnten Höhtengruppen bei Uplissziche halten unter-
irdische Verbindung mit der Kura. Die Höhlen-
bewohner konnten Nahrungsmittel rieh sammeln, aber
Wasser nicht — ausserdem dienten die Bewohner des
Wassers, die Fische, ihnen zur Nahrung.
Ein grosser Tlieil der künstlichen Höhlen ist an
schwer zugänglichen Orten angelegt; durch besonders
künstliche Veranstaltungen riuu viele Höhlen gar nicht
zu erreichen. Nur an einigen Stellen, z. B. vor den
Höhlen von Gorgon am Ararat giebt es freie Plätze,
die für „Höfe“ gelten können. — Fast alle übrigen
Höhlen sind au steilen Abhängen angelegt, — »ie
machen den Eindruck, als wären es Locher oder
Gruben. An einzelnen Stellen, wie z. B. in dar
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Referate.
457
Hohle »rn Giiktscha-Seo. auf dem Wogo zum Kloster
Johann von Derbend, haben sieh Reste von Stufen
erhalten, auf welchen ein Mensch bis in die Hohle
steigen konnte; jetzt, wo die Stufen verschwunden
sind, ist die Höhle unzugänglich.
An viele Höhlen knüpfen sieh Sagen und Legenden.
Iler Aufbau der Höhlenstadt IJplisa-ziche wird einem
der nächsten Nachkommen NoahTs, Up Ion, xugß-
schrieben ; ein Enkel des Gründen« war der grusinische
Kaiser Knrtlo. In einer Höhle am Dorfe Tschiloja
(Abchasien. Bezirk von Okum) soll ein Volksheld
Abrskil mit seinem Rosse wohnen; er ist wegen seines
Stolzes daaelhst von Gott eingesperrt. Nach der Er-
zählung der Altchase» führt der aus der Höhle
kommende kleine Fluss auch heute noch nicht
selten Pferdo- Excremente mit. In der Höhle an <ler
grusinischen Militairstrmssc haust eine furchtbar«? Berg-
Gottheit A mir an. In der Höhle gegenüber Machet
werden dio goldene Wiege und die Badewanne der
Königin Tamara aufbewahrt.
Nach der Volkssage bewachen in der bodenlosen
Tiefe der Erde übernatürliche, menschenähnliche
Wesen, die Dewi, ungezählte Schätze. Nach der
Lehre Zoroasters werden die Dewi, die Vertreter des
Bösen, einst durch die Guten besiegt werden. Oft
fallen Leute in bodenlose, gehcimnissvolle unterirdische
Raume, aber mit Hülfe der guten Machte befreien
sie sich nach vielen Abenteuern glücklich von den
Dewi und kommen wieder an die Oberfläche der Erde.
HI. Untersuchung der Höhlen durch
Poljäkow, Ssisow, Jerizow u. a. (S. 18 — *22.)
Kurze Auszüge aus den Schriften der genannten
Forscher.
IV. Höhlen in Thon schief er, Sandstein und
C«ing!omeraten. (S. 22—31.)
Der Verfasser beschreibt einige Höhlen, die in
der Nähe von Tiflis gegenüber dem botanischen Garten
an dem Wege nach Kodshar gelegen sind, ferner
Höhlen im Sandstein bei Mzchot auf dem Wege
nach Tiflis, und schliesslich die umfangreichen, zahl-
reichen (100) Höhlen beim Kloster Sch io, ebenfalls
in der Nähe von Machet.
Da cs weit über da» hier gestattete Maas» hinaus-
gehen würde, sowohl alle Einzclheschreihungen der oben
citirten Autoren, als auch alle Ei nzell>e Schreibungen der
durch Pantjuehow untersuchten Höhlen hier zu wieder-
holen, so beschränke ich mich auf die Wiedergabe
der Schilderung der letzterwähnten Höhlen beim
Kloster Sch io.
Die Höhlen liegeu amphitheatralisch in einer
Schlucht, dio sich zum weiten Kura-Thal hin öffnet;
sie Bind in mehreren Stockwerken Ulnar einander an-
geordnet, die obem Stockwerke reichen fast bis an
die Abhänge hin, sic befinden sich 8 — 400 m über
dem Wasserspiegel der Kura, die mittleren Reihen
licgmi geordnet wie 8 Seiteu eines Amphitheaters,
die untersten liegen westlich von den alten Kloster-
gebäuden, in einer Entfernung von 150—800 m. Es
sind über 100 Höhlen vorhanden, die oberen am Rande
des Abhangs befindlichen sind anzugänglich. Alle
Höhlen sind mehr oder weniger zerstört, ihre äusseren
Wände sind eingefallen. So weit man dieselben
untersuchen konnte, waren alle Höhleu kuppelförmig
gestaltet; sie haben eine Höhe von 3, eine Breite von
etwa 4 m; andere Höhlen siud wieder so eng, dass
kaum ein Mensch hineinkriechen kann. Die in der Nähe
«los Kloster» befindlichen Höhlen sind zugänglich, sie
sind offenbar bis in die neueste Zeit hinein in Benutzung
gewesen, es sind darin Kreuz-Abbildungen zu sehen.
Archiv Jür Anthropologie, lki. XXVII.
Die aus Oonglomerat gebildeten Wunde der Hohlen
sind mit Stalaktiten bedeckt und durch Rauch ge-
schwärzt. Aus vielen Höhleu lassen sich unterirdische,
mehr oder weniger zerfallene Gänge in die Tiefo
verfolgen — Fledermäuse wohnen jetzt darin, man
kann nicht weit hineindringen.
Drei der gut erhaltenen Höhlen haben eine
kuppelförmige Decke, eine Höhe von 2 — 3, eine
Tiefe von 0—7, eine Breite von 5—6 in. Die dem
Kloster zunächst befindliche Hohle hat durch Ranch
geschwärzte Wände; sie zeigt deutliche Spuren, dass
noch jüngst lebende Wesen hier gehaust nahen; sie
ist 6,6 m lang, 4,6 m breit um! 8 m hoch. Rechts
vom Eingang der Höhle ist eine Vertiefung, aus
welcher ein unterirdischer Gang in die benachbarte
Höhle hinein führt. Vor dein Eingang sind Reste
von Ziegelmaucrn und von Kreuzeszeichen erkennbar.
Man hat in der Höhle grosse thönerne und
kupferne Gefäaae, eine Kette und eine kleine Glocke
mit einer alt-grusinischen, nicht zu entziffernden In-
schrift gefunden.
In der Nähe des Amphitheaters stehen 2 christ-
liche Tempel, ein alter und ein neuer. Nach der
Tradition sind der heilige Schio und Mönche aus
Syrien hierher gekommen (542—547), um hier zu
beten. Offenbar »Landen schon früher hier Gebäude.
In der Wand des alten Tempels sind Stücke einer
gut angefertigten Säule aus sehr hartem Sandstein
eingemauert; die Säule gehörte unzweifelhaft ur-
sprünglich einem alten Gebinde an.
Man »töaat überall in der Höhle und in der Um-
gehung auf Ziegel und Ziegelreste. Die einzelnen
Ziegd sind gut gebrannt, haben eine quadratische
Fläche — an der Seite 22 — 23 cm lang, 4 — 6 cm
dick, doch giebt e» auch Ziegel, die 18 cm laug und
nur 3,3 cm dick sind.
Was von Gegenständen in der Höhle gefunden
worden, ist «ehr wenig: Kohlen und Asche, Knochen
von Thieren, (die übrigens nicht näher bestimmt sind,)
Stein Werkzeuge scheinen in der Höhle nicht ent-
deckt worden zu sein.
Abbildungen von Höhlen, insbesondere der Ein-
gänge, liefern die Tafeln I und III, »ehr merk-
würdige Grundriss«* der Höhlen Tafel VI.
V. Die weitere Entwickelung der Höhlen-
wohnungen. (S. 31 88.)
VI. Die ältesten Bewohner der Höhlen.
(S. 38 43.)
Die Höhlen des Kaukasus gehören in ver-
schiedene Zeiten hinein. Nelien einfachen Gruben
und Lochern, von denen sich heute noch Spuren er-
halten haben, exist irten HÖhlenwohnnugen, deren Be-
wohner eine verfaaltnissmäsetg hohe Kultur bcsasaen.
In Hinsicht der gruppenweise bei einander liegenden
Höhlen muss man schlicsscn, das» dio Leute in g<*-
ordneter Gesellschaft lebten. Die Bearbeitung der
Metalle ist seit «1er vorgeschichtlichen Zeit im Kau-
kasus bekannt, vielleicht kannten liereit» die Höhlen-
bewohner späterer Zeit den Gebrauch der Metalle.
Eine gauz besondere Entwickelung zeig«?« die Höhlen-
wohnungen von Upliss-zichc, bei der Festung Uploss,
8—9 Werst von der Stadt Üori. Bogen, grosse
Säulen, die sich in dieser Hohlensuult finden, könuen
nur von einer kultivirten — durch starke Ge-
walt vereinigten Gruppe von Menachen errichtet
worden sein. Als sion diese Kultur • Gruppe im
Centrum von Karthalinien niederliess , da war die
Zcitepoche des eigentlichen Höhlenmenschen als be-
endigt anzusehen. Die armenischen und grusinischen
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Referate.
Uhroniaten mcMrii, da*s Uplias-zicho zur Zeit Alcxan*
der» de« (tii wsen (JUX» v. Ohr.) cxistirtc Eine gut«
Schilderung dieser Höhle cxistirt von Dubais de
Montpercux.
Gegenüber der Höhle von Uuliss-ziche finden
sich am Kura-t’fcr ebensolche Höhlen, die in dem-
selben Sandstein auweirbchet »iud — beim Dorf
K warkeli; »io find durch die Gräfin Uwarow unter-
sucht worden : man hat hier auch gro»»o Räume. Corridore
u. s. w. entdeckt. In einem Raum befindet »ich ein
unzweifelhaft christlicher Tempel — ein Altar, Bilder,
Meeusgyzeffase u. s. w. Von den Einwohnern de»
Dorfes K warkeli wurde die Höhle bisher Ssubnischany
benannt; sie erklären »ic für eine alte armenische
Kirche. —
In einer naheliegenden Höhle hat der Verfasser
einige Steiuwcrkzeuge gefunden (p. 35, Fig. 8 — 8).
Auffallend int eigentlich, dass man in jenen ~
doch ganz entschieden einst Imwohnten — Höhlen
und in ihrer Umgebung keine Reste von prähistorischer
Kultur findet. Aber auch in Weat-Europ* hat mau
Imi Untersuchung ähnlicher Stätten immer die Ab-
wesenheit von Kulturgcgenstündcn fesUt eilen miisMcn.
Zur Bcurthoilung der Steinzeit und der Höhlen-
bewohner des Kaukasus liegt noch »ehr wenig
Material vor. Mehr bekannt ist die Zeit der Bronoe
und ile« Eisens. In Machet, Delishau, Derben t,
Kaslrek. Kol um sind durch Antonowitsch. durch die
Gräfin Uwarow viele Gegenstände aus Bronec ent-
deckt worden. Es ist keiu Grund zur Annahme, dass
die Menschen mit einer so Indien Kultur, wie zur
Broncezeit, noch in Höhlen lebten.
Unzweideutige Reste der Epoche des Höhlen-
menschen und der Steinzeit sind nur die in GrmbmXlorn
und im Schutt gefundenen Gerätschaften aus Knochen
und Stein. Hervorzuheben ist, das» es Feuerstein-
ücrathe im Kaukasus sehr wenig und Geräthe ans
Nephrit ganz und gar nicht giebt. Der Feuer-
stein wurde ersetzt durch Obsidian, und statt des
Nephrit wurde der lithographische Stein angewandt.
Zur Höhlenperiode sind noch zu rechnen die
Stcinhäiniuer, welche bei Gewinnung de» Steinsalzes
m Nachitacliewan , und zur Gewinnung der Metalle
im nördlichen Kaukasus und zur Errichtung der
Hühleiiwohnungcn gebraucht worden. In Betreff
etwaiger Gefasst der Menschen der Steinzeit giebt es
keine sichern Thatsachcn. Die aus schwarzem Thon
gefertigten Gefässe, die in Gräbern gefunden worden
sind, sind zu gut gearbeitet, um jener Zeit anzugehören.
In den Höhlen selbst sind entdeckt : Asche,
Kohlen, Knochen kleiner wilder Thiere, Knochen von
Hausthiercn ; selten finden sich Knochen des Höhlen-
bären (Ssisow), Menschenknochen und Scherben von
Gefässe n (Pantjuchow, Poljäkow). Man ist auf Ver-
muthungeu. Hypothesen und PhantAsieu angewiesen.
Ob die alt4*n Bewohner des Kaukasus Menschenfresser
waren? Alle darauf bezüglichen Mittheilungen und
Schlüsse aus Grabfunden »iud anzuzweifcLu.
VII. Beginn der Oultur. Broncezeit.
Uehcrgang der Höhlen- Wohnungen in andere
Wohnuugsty pen. (S. 43 — 60.)
In diesem Capitol betreten wir an der Hand des
Verfassers wieder feeton Boden. Er neigt zu der
Anschauung, das» die Kultur aus Asien, aus den
Thaleru des Euphrat und Tigri*. nach Wösten und
Osten sich verbreitet habe; nach Westen »ei die Kultur
durch die Chaldäer nach Egypten und andern Lindern
gebracht worden, von Babylon »ei die Kultur auch
nach dem Kaukasus-Gebiet getragen worden. I>ic
Legende unterstützt diese Hypothese; »ic erzählt, dass
die Nachkommen Noah’* und Kartloss da» ^gru-
sinische, Haik das armenische Reich gegründet
hätten.
Das Kulturvolk der Chaldäer (der Brachy-
cephalen) musetc einen Kampf beginnen mit den
wilden Höhlenmenschen (die dolicbooephal waren)
— sie siegten, aller die Eingeborenen wurden nicht
völlig vernichtet, sondern der Rest, rettete »ich in die
unzugänglichen Schluchten der Gebirge. Eine \ er-
miscliung zwischen den brachycephalen Einwanderern
und den dolichoccphalen Eingeborenen konnte nicht
ausbleiben.
Zu den alten Einwohnern de» Kaukasus gehören
unzweifelhaft au<-h die Semiten: ihr Typus mit der
schmalen Nase und mit theilweise dolichoccphalem
Kopfindex (mittlerer Index 80-81) ist im westlichen
Kaukasus (Gurien, Imeretien , Abchasien, Dsche-
getien) — weit verbreitet. Es scheint, die Semiten
sind über’» Meer gekommen und daun von der Küste
aus in’s Land gedrungen. Andere Semiten, —
die auch bracbycephal und durch starke Körpe**-
iH'haarung aiiHgc/eichnet waren, mit Chaldäern ge-
mischt, die eigentlichen Juden — scheinen von Süden
her cingedruugen zu sein und haben sich im Bassin
der Kura, im Dagestan und am Kaspischen Meere
niedergelassen, —
In die prähistorische Zeit, d. h. die Bronoeoeit,
hinein gehört wohl auch die Verbreitung des blau-
und grauäugigen europäischen Volkstypus, sowohl des
brachycephalen wie doli chocepliafcu — auch aie
siedelten sich im westlichen Gebiet de» Kaukasus un-
lieber die Wohnungen der Menschen während
der Broncezeit wissen wir nichts, — vielleicht, dass
einige alte Befestigungen auf jene Zeit zurück weisen. —
Wir erfahren einiges wenige über die Kultur
jener Menschen der Broncezeit aus ihren Gräbern.
Ain meisten bekannt ist das Begrab nissf cid von
Samtawru bei Mzchct, das bereit» 1877 durch Wvruhow
untersucht worden ist. Später haben Dr. Szepura,
Baiern u. a. gegraben — allein welchem Volke die
Gräber angeboren, ist nicht zu bestimmen.
Der Verfasser hat eine Anzahl Schädel aus
Gräbern der Broncezeit untersucht und gemessen.
Er giebt einige Zahlen darüber: ich entnehme dieser
Tabelle folgende Zahlen in Betreff des Schiidelindex:
Zahl
Schädel.
Nr. 1
2
3 4
5
Staniza Termirgoiewo (Kubau) 5
73,5
74,4
84,5 77,4
76,2
Pmchladnaja
4
«9,8
76,2
74.5 74.8
—
Digor (Bezirk Schugarelli)
4
77,7
73,3
79,7 78,7
—
Süd-Dagestan
2
78,8
81,2
— —
—
Samthawro
4
72.5
77,9
77,0 76,0
—
Der Verfasser meint nun, das» diese Schädel aus
dem End«' der Broncezeit stammen, und sdilicsstt,
dass damals der anthropologische Typus der Kau-
kasischen Bewohner schon nicht mehr rein dolicho-
ccphal gewesen sei. —
In den Gräbern sind metallische Gegenstände
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Referate.
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au« Bronoe, Einen und (»old gefunden worden.
(Chantro. Virchow, Wyrubow.) Der Vertaner hat
selbst eine kleine Sammlung, 8 menschliche, 3 thierisehe
Figuren, allmählich erworben, die er aber nicht be-
schreibt, dagegen liefert er die Beschreibung einiger
andern Figuren, die Herrn Dr. E. 8. WasclmküW.
Bezirk »arzt in Dagestan, gehören. Die sehr merk-
würdigen Figuren sind auch auf Tnf. XVI abgcbildet.
Eine Beschreibung können wir nicht geben. —
VIII. Alte Gebäude, Befestigungen. Thurmc.
Tempel und Städte. (S. 60 -74.)
Ala die Kultur »ich weiter über die Kaukasus-
Gefilde verbreitete, empfanden die Ackerbauern,
Gärtner und Viehzüchter da* Bedürfnis», ihr Leben
und ihr Eigenthum vor feindlichen Angriffen und
Räubern zu schützen. Das gebirgige Terrain, in dem
sie lebten, gestattete ihnen, Befestigungen und Th arme
an erhöhten Stellen zu errichten. Aber auch die
Herrscher erlwuiten sich ihre Schlösser — - viele der
noch jetzt erhaltenen Befestigungen gehören in eino
weit zurück liegende Zeitcpochc. Nach der grusiachen
Tradition ist eine 7 Werst von Mxchet am Flusse
Armasi gelegene Befestigung von Kart los», dem
Begründer des gru»ini»ehen Reiches, erbaut worden.
Die Befestigung ist malerisch auf der Höhe eine»
Berggipfels gelegen, aus Stein erbaut, bietet alter
nichts besonderes dar. Sie hat eine rechteckige Form,
die Winkel »iud abgerundet. Die Hohe der Mauern
beträgt H, die Dicke 1 rn; Länge der Mauer 12,
Breite 8 m. Der Iuuenraum ist mit Gebüschen 1h?-
wachscn. Nachgrabungen sind nicht atigCNtellt worden.
Zu «len Kesten der prähistorischen Zeit rechnet
man auch der alten Tradition nach Huiueu v«»u
Mauern und Thürmcn bei dem Ort Nakalakewi (Kreia
Sonak) am Flusse Techur. Mao meint, es seien das
die Trümmer der berühmten Stadt Aea, der Residenz
dea Aeetca, «lea Königs von Kolchis. Der Verfasser
hat die Ruinen besucht und konnte featatellen,
«lu*» au» der eigentlichen Befestigung ein unterirdischer
Gang zum Flusse Techur «ich erstreckt. Vielleicht
noch älter »ind die R«>jtt« von Gebäuden am Nord-
ab hange des Kaukasus, im Lande «1er Karatsehagen,
in Ossetien, Digorien and nm OWrlauf des Terek-
Flusses. Beim Aul Nasal ist eine vollkommene Festung,
deren einzelne Bastionen durch unt«*rirdi»i'he Gänge
in Verbindung stehen aolleu, in «len Fels hinein ge-
hauen.
In Transknukasien werden die alten Mauern und
Thiirmc meist «1er Köuigin Tamara, über auch einem
Zauberer Ljutra zugeschrielxm.
Das« liier Grieeheu, Römer, Perser, Türken Be-
festigungen erbaut haben, unterliegt keinem Zweifel.
Alle Thürme könuen nach ihrer Form in 2 Gruppen
get heilt werden: runde und viereckige. Runde
Thürme, die nach Berg£ eine gewisse Aeliubehkeit
mit den sardiui»chcn Xuraghen (Noraggi) haben,
«iml ül>erwriegend in Traiiskankasieu, in «len grossen
Klu»sthälem. am Rion und an der Kura. Die runden
Thürme haben meist eine cylindrischo Gestalt, selten
erscheinen sie unter der Form eine» abgestumpften
Kegels. Alle Thürme sind au» rundlichen Steinen
erbaut, die ältesten ohne Mörtel; die au» jüngerer
Zeit stammenden enthalten zwischen den Steinen ein
Gemisch von Sand, Holzkohlen uml Asche. Die
m«n»ten Thürme scheinen nicht als Wohnstätten,
sondern nur zur Verth eiiligung bestimmt gewesen zu
sein; nur in solchen aus neuester Zeit sind Wohnungs-
riiutne erkenn! wr, so z. B. der Thurm lici Dachet,
den Buierii beschrieben hat.
Die viereckigen Thürme sind am häufigsten
pyramidal, sie finden sich fast ausschliesslich im Ge-
birge selbst; sie sind aus Schieferplatten und grossen
Steinen errichtet. Sie dienten nicht allein zur Ver-
theidigiuig gegen «len Feind, sondert! auch als Wohn-
stätten — sic haben Dächer. In «lern unteren Raunt
war der Pferde» lall, die nlieren dienten als Wnhn-
räume, eine steinern« Trepp« führte hinauf. Die
ältesten und bemerken« wert liest en Thürme mit 4 bis
6 Stockwerken finden «ich in Osseticn, in Swanetirn
und im Lande der Kisten.
Die Verschiedenheit im Bau «1er Tliürme ist nicht
allein durch ihre topographische Inge zu erklären.
Ausser «len Thürmcn gehören zu den ältesten
Bauwerken einige Tempel. Nach «1er Ansicht
Beiern» u. a. ist die grösste Zahl der alten christlichen
Tempel an der Stell«* alter heidnischer Götzentempel
errichtet worden. Die Alten liebten ca, auf hohen Orten
ihre Opfer zu bringen, und solche Stellen galten für
heilig. Noch gegenwärtig findet man auf vielen Berg-
hohen Pyramiden, «iie aus Schiefer-platten oder aus
andern Steinen aufgethnrmt sind; die Eingeborenen
sehen auf «lie Z«*r»törung dieser Steinhaufen wie auf
eine Beschimpfung ihrer Heilig Immer. — Dm «las
Volk an die neue Religion leichter zu gewöhnen»
baute man die christlichen Tempel mit Vorliebe an
di© Stellen der alten heidnischen Tempel. Aus diesem
Grunde haben sich wirklich heidnisch© Tein pel- Mauern
erhalten — aber einzelne christliche Tempel halte»
heute noch di© Bedeutung der heidnischen uml tragen
deutlich die Spuren der heidnischen Vorzeit.
Jene Gebäude, die mit «len Geweihen von Hirschen,
mit Hörnern von Steinböcken and Schafbocken, mit
alten Keulen, Streitkolbon, mit Bogen und Pfeilen
und anderra alten Zeug ungefüllt sind, «larf man sie
als christlich bezeichnen, weil in ihnen chri«tli«'.ho
Embleme, Kreuze und Gesichter mit Heiligenscheinen
sichtbar sind? An solchen Tempeln wird bis auf den
heutigen Tag in Chewnurien, Swaneticn und einem
TheA von Ossetien geopfert: Rinder, Schafe, Hühner
werden dargebracht. Dea Schreiben» und Lesens
unkundige, erbliche Priester, die mit «len Grund-
lehren <!«■* Christenthum* vollkommen unbekannt
(Dekanossi) sind, vollziehen heidnische Gebräuche.
Landeskundige Beobachter, wie Zeretelli, melden,
das» noch heute die Tuschinen und Psohawen in jenen
Tempeln zu den Seelen ihrer Vorfahren und Helden
K opnle, Kwirike, Chati, Dsehknli beten — mau hat
sie umhenannt in den heiligen Georg uml die heilige
Jungfrau — man I »ringt ihneu Opfer dar an uralten
Opferstätten. In Imeretien und MingreUen sind «lie
christlichen Feste von heidnischen Gebräuchen be*
gleitet. —
Die Umgrataltang iler ho id machen Tempel in
christliche ist nicht nur an abgelegenen Orten, »ondem
auch in offrn «laliegemlen zu ltcobachfcn, z. B. die
Ruinen bei Miohet am Flu-o- Armasi. Die figürlichen
Darstellungen wilder Thierv, Vögel und Szenen au*
dem Leben der Menschen, wie sic an den Wänden
der christlichen Tempel zu sehen sind, müiuien «loch
wohl auch als Einfluss des Heidenthums betrachtet
werden.
Die Lehren des Christcnlhum» wurden zuerst
in die Kaukasischen Länder durch die kultivirtun
Chaldäer ( Arainäcr au» Syrien) gebracht ; ihre Sprache
hatte »ich bereits lange vor der christlich«-» Zeit-
rechnung im Kaukasus verbreitet. Vom V. — VI. Jahrh.
nach Christi wurde da» Christenthum in Kaukaaieti
durch «lio Griechen verbreitet.
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Referate.
Allgemach entstanden gewaltige Kirchen, die
mit einem grossen Aufwand von Kräften und Mitteln
erbaut wurtlen. Die ältesten christlichen Kirchen
stammen aus der Zeit Justin tau1» und Wuehtang
Gurgoslan’s (446—499), sie haben sich erhalten in
Pixunda, M/chet und au anderen Orten. Um dieselbe
Zeit entstanden Tempel in Armenien.
Kleine christliche Tempel sind über das ganze
Kaukasische Land zerstreut; sie sind au» behauenen
Steinplatten, au» runden Kieselsteinen «Hier Felsstüeken
aufgebaut, sind längst ihrer eigentlichen Bestimmung
entrissen und dienen heute «ehr oft als — Vichställe.
Auch im Bereich der Höhlen finden sich Anlagen
von christlichen Tempeln.
Auch Spuren alter Städte lassen »ich nach-
weisen. Die alten Städte sind entweder in der Um-
gehung einer hoch gelegenen Befestigung gegründet
worden, wie Axchuri. Ssurain, Gori, oder sie
wurden von einer schützenden Mauer umgeben.
P. Josscljani hot behauptet, dass die Gru&ier nicht
den Aufenthalt, in Städten geliebt hätten, — in den
Stidtn hätten die Eingewanderten gewohnt: Armenier,
Griechen, Juden. Harkavy hat festgestellt, auf Grund
einer semitischen Inschrift in Mzchet, dass daselbst
beroits im V. Jahrh. nach Chr. Juden gelebt hätten.
Die Juden waren ganz besonders zahlreich in Armenien.
Jeriaow erzählt, gestützt auf die Nachrichten arme-
nischer Chronisteu, dass im Beginn der christlichen
Zeitrechnung all© Handelsstädte Armeniens von Juden
bewohnt gewesen »eien, dam liei Gelegenheit des
ersten Einfall« der Perser im V. Jahrh. au» Eruau-
daschat 80,000, aus Sara sc hat 14,000. au» Wan
10,000 und au» Ssirechawan H000 Juden nach
Persien abgeführt seien.
Der Verfasser gioht nähere Auskunft über die
ziemlich gut erhalte neu Ruinen der alten Städte
Dbanis und Dshauit, die am Meschaweri, einem
Nebenfluss des Chrom, 90 Werst von Tiflis gelegen
ist und aus dem X. Jahrh. stammen. (S. 70- — 74.)
Was für ein Volk die steinernen Städte der
Broucezeit bewohnt hat, ist nicht zu ermitteln. —
Der Verfasser neigt der Ansicht zu. dass e» europäische
Volksatämtue waren, die TOB Westen nach Osten ge-
zogen, in da» westliche oder mittlere Gebiet, des
Kaukasus eingedrungen seien. Er erinnert an die
anthropologische Thatsache. dass unter den westlichen
Bergvölkern, besonders unter den Osseten, viele Indi-
viduen mit hellen und Mauen Augen zn finden seien;
er erinnert an gewisse Eigentümlichkeiten der Osseten
und Swaneten, durch die «liese Völker sieh von den
widern Bergvölkern unterscheiden und den europäischen
Stämmen nähern : die Osseten und Swaneten sind im
Besitz von Tischen, Stühlen und Biinkcn. die unter
den Bewohnern Asien» uubekanut sind. Er erinnert
an gewisse Ärmlichkeiten osaetischcr Wort« mit
deutschen und alavuchen, *- B. der Ael teste osa.
Kister, der Berg choch, die Kuh kug, der Feind
(rusa. wrag) o»*. warg, die Rache (russ. most) o»s.
moest» der Winter (russ. sima) oaa. *imos, neu (russ.
nowy) oss. noog, der andere oas. ander, gut (russ.
chorosch) oss. cuors u. s. w.
IX. Die Bedeutung der Höhlen wohn ungen
während der Oulturzeit. (S. 74 — 82.)
Nachdem unter Kartlos und seinen Nachfolgern
die semitischen Bewohner der Höhlen an der Kura
vernichtet waren, zum Theil auch in da« siegreich
eingedrungene Volk der Fremden aufgegangen waren,
was wurde aus den Höhlen? Sie dienten Jahre lang
als Zufluchtsort« gegen die Angriff© von Feinden.
sie wurden von Einsiedlern bewohnt, die abgeschieden
von der Welt leben wollten; Gruppen von Mönchen
lieasen sich dort nieder, wie z. H. in dem heutigen
Kloster von Schioingwin, da« durch einen Heiligen
Schi o und 3000 Mönche au* Syrien besiedelt worden
ist — sie brachten das Ohristenthum nach Grusien.
X. Die heutigen halb unterirdischen und
unterirdischen Wohnungen. (8. H2 — 95.)
Der Mensch im Kaukasus, als ihm die Wohnungen
in den Höhlen nicht mehr passten, macht© sich Be-
hausungen je nach dem Material, das ihm zu Gebote
stand — er grab sich in den weichen Boden ein, er
haute sich Häuser aus Holz und aus Stein. Man kann
danach auch heute noch alle Gebäude, die zu Wohnungen
benutzt werden, eintheilen in: 1. halb unterirdische,
2. unterirdische, 3. hölzerne, 4. aus Lehm und 5. aus
Stein erbaute.
a) Halbuntcrirdischc Wohnungen. Der für
alle kleine Häuser oder für einfache Hütten im
Kaukasus gebrauchte Ausdruck ist Saklja. Der Ver-
fasser wendet durchweg dieses Wort an und wir folgen
ihm. Das deutsche Wort Hütte würde keineswegs
der Saklja entsprechen, denn wir verstehen unter der
Hütte ein leicht errichtetes, schwaches Bauwerk,
während dem Begriff Saklja ein aus festem Stein er-
richtetes Gebäude, es mag noch so klein sein, entspricht.
Wer im Kaukasus die Saklja gesehen, wird mir boi-
stimmen, dass der Ausdruck Hütte nicht recht darauf
passt. Allein auch der Ausdruck Haus will mir nicht
treffend erscheinen , daher ist es am besten , das
charakteristisch«* Bauwerk mit dem Namen der Ein-
geborenen, Saklja, zu bezeichnen.
H n 1 hu n t c r i r d i s che Wohnungen (Saklja)
werden hauptsächlich dort gefuudeu. wo der Volks-
stamm der Jvurtwelen lebt, im mittleren Flusstbul
der Kura und ihrer oberen Zuflüsse.
Am Alihang eine» Berges, au einem durchaus
zugänglichen Orte wurde eine Höhle in den Berg hin-
ein gemacht. Vor dem Eingang der Höhle wurde
der Platz, wenn er nicht bereits eben war, geebnet,
ein Zaun erriohtet und seitliche Gebäude zu Wirth-
sebaftszweckeu aufgeführt. In ebenen (fegenden wurde
eine Grube gemacht, die Grube wurde mit Balken
und Strauchwerk bedeckt, Erde darauf geschüttet,
und die Wohnung war fertig. Der Verfasser nennt
die in den Bergwämieu angelegt en Höhlen horizontale:
die ira Niveau der Ebenen angelegten vertikale
(»ruhen. Obgleich sich gegen diese beiden Ausdrücke
sehr viel einwenden lässt, so sind sic doch geeignet,
den Unterschied zwischen den beiden Arten der halb
unterirdischen Wohnungen ziemlich klar zu machen.
Der Haupt-Unterschied aber von solchen Widmungen
und den eigentlichen Höhlenwohnungeii war »las An-
bringen einer Oeffnung im Dach zum Fortlaaacn des»
Rauches und — das Anbringen einer Thür.
Dieser Grundtypus einer Grusischen Saklja
hat «ich ira Laufe der Zeit vielfach gebessert. Die
Wando werden mit Stein Imkleidet, die Decke de«
Raume» höher angelegt, besondere Einrichtungen zum
Ablassen des Rauches angebracht und Kamine für die
Feuerung errichtet.
Die heutig© Grusinische Saklja bietet dem Be-
wohner eine bequeme Rdiausung dar — er hot alle*,
was er braucht, nur die Beleuchtung fehlt. Der Ver-
fasser hat oft genug im Sommer solche Saklja besucht;
sie sind durch offene Thiiren und Kamine gut ge-
lüftet; trotz «les aus Erde bestehenden Daches und
der ebenso durch die Erde gebildeten Wände sind die
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Wohn räume trocken. Im Innern herrscht Reinlichkeit
und Ordnung.
Der Verfasser hat in clor Nähe von Machet 11
Stftkljn eingehend untersucht und ausgemmsen. Wir
können die genaue Schilderung nicht wiedergeheu,
uml cs sei nur hervurgehobeu. dass die neuen Saklja
der wohlhabenden Bewohner allerlei Verbesserungen
der Cultur zeigen. Der Boden des Hauses ist aus
festem Lehm . in den Nischen der Wunde liefiudet
sich allerlei Geschirr von Thon und Metall. An den
Wänden ziehen sich bank artige Erhöhungen hin — sie
heissen Tachta; sic sind Ö.30 0,50 Meter hoch und
1H5 cm breit. (Wegen dieser Breite kann man sie
nicht als Bänke bezeichnen ; ich nage deshalb bank*
artig.) Die Tachta sind mit allerlei Teppichen
bfileckt. Zum Schmuck der Wände finden sich
in Mzehet keine Waffen, aber in Folge der fort-
schreitenden Cultur: Papier- Bilder, ein© Petroleum-
lampe. Spiegel u. dgl.
Als ltemerktms werth ist zti betonen: jede Saklja
hat Schwalbennester. Die Schwalben fliegen un-
gehindert durch die offene Thür, oder durch die
Liehtötfnung im Dach au» und ein und bauen ihr
Nest unmittelbar unter «lern Dach.
Die Grösae der einzelnen Saklja geht aus folgenden
Zahlen hervor: Mittlere Länge 7,1 m, Breite 4,H m,
llölie bis zu den Dachbalken 2,1 m , bis zur Licht-
öffnung 3, fl m. Die Innenfläche beträgt 34 Quadrat-
meter. der Rauminhalt mit Hinzuziehung des Raumes
unter dem kuppetförmigen Dach 122 Cubikmetcr. Die
Lichtöffnung hat eine Grösae von 0,1— 0,5 Quadrat-
meter. Die Besprechung der zur Wirtschaft benutzten
Baulichkeiten hat für uns kein Interesse.
Der Verfasser berichtet ferner über seine Unter-
suchungen von Saklja'» im Dorf Gldanj bei U h u 1 a s c h -
wili und im Dorf Digomi. In letzterem Dorfe
macht «ich die Nähe der grossen Stadt sehr bemerklich.
UeberaU sind die Vorrichtungen zum Brod-
backen nicht im Hause, sondern ausserhalb. Es giebt
bestimmte „Backhäuser“, Purnu genannt. Eine Erd-
grube, deren Wände au* Lehm sind, um die flachen
Fladen zu hackeu, die man Tschurck und Lawasch
nennt.
Der Ucbergang der beschriebenen hallmnter-
irdischcn Belmu suugen in gewöhnliche „oberirdische“
Häuser hat sich an vielen Orten sehr schnell und
bequem vollzogen.
b) Un t er i rdische Wohn un gen. Von den
dien beschriebenen halb im Erdboden steckenden
Wohnungen der grusinischen Bauern unterscheiden
sieh gewisse Saklja, die tief in der Erde stecken
und die der Verfasser deshalb als „unterirdisch“
liescicbnet. Derartige Hütten fSaklja) werden er-
richtet vorzüglich in dem unwirklichen Plateau des
kleinen K unk usus und des benachbarten Gebiets, Nach
den Mittbeilungen des Dr. Gedewanow liegen die
Ansiedelungen der Armenier und Tataren im Kreis
Sangesur in einer Gegend, die sehr reich an Höhlen
ist, in diesen Höhlen ausschliesslich wohnen die Leute.
Man muss diese Höhlen doch wohl zu den unter-
irdischen Behausungen rechnen.
Man muss dabei 2 verschiedene Arten unter-
scheiden: die eine Art. die auch an dcu Abhängen
eine* Gebirg* platcau» errichtet wird, ist der grusinischen
Saklja ähnlich, dabei wird das Vieh gewöhnlich in
Räumen, die von der Wohnung getrennt sind, unter-
gebracht. Die andere Art wird auf dem Plateau
selbst errichtet, und der Aufenthalt für das Vieh ist
nicht von den Wohnungen der Menschen getrennt. —
Al» erste Anlage dieser Wohnungen wird eine
Grube gemacht — der Unterschied zwischen der
letztgenannten Saklja und der grusinischen Saklja
bestellt im Wesentlichen darin, dass die unterirdische
Saklja vollständig in der Erde steckt, daher keine
Gallcric haben kann.
Ea «ind nichts als uh erdachte Gruben in der
Erde. Im Dach der Saklja ist ein Loch zum Austritt
des Rauche* und zum Eintritt des Lichts.
Diese Saklja sind auch inneu sehr einfach einge-
richtet; cs fehlen Betten und die bnnkartigeu TrcIi ton,
die Bewohner schlafen einfach auf dem Fussboden.
Das Feuer wird in der Mitte de» Raumes augemacht,
mitunter in einer besonderen Vertiefung „Tonir“.
Winter» wird ein hölzerner Kasten, wie ein Taburct,
der Kjurssi heisst, auf den „Tonir“ gesetzt und
mit allerlei Decken cingekülU. Die ganze Familie
streckt die Füsse gegen die Kjurssi aus und — schläft.
Vollkommen unterirdische Wohnungen haben die
Menschen in den unwirthlioh gelegenen Gegenden
dos armenischen Hochplateaus; solche Wohnungen sind
bereit* in der Anahad» Xenophons beschrieben worden.
Der Verfasser hat solche Wohnungen im Kreis
Achalkalaki kennen gelernt. Eigentlich sind es nur
gross« Ställe, in denen das Vieh während der 5 bis
fl kalten Monate gehalten werden rau»*, während die
Widmung für die Menschen nur ein kleiner Raum
30 — 40 Cubikmetcr an den beiden Enden des grossen
Stalles darstdlt; an einem Ende des Stalles befindet
sich der Raum für die Mänuer, am andern Ende der
Kaum für die Weiber. —
XI. Wohnungen aus Holz, Lehm uud Stein.
(S. M-llfl.)
Einfache Behausungen au» Holz, Baumzweigen,
Stroh u. s. w. errichtet, sind seit der ältesten Zeit im
Kaukasus bekannt. Der Typus dm Hausbaues hat
sich an vielen Orten bis auf den heutigen Tag nicht
geändert. In der einfachsten Form ist es eine Art
Hütte ohne eigentliche Balkendecke und ohne Fenster,
mit einem unbedeckten, die nackt« Erd«* aufweisenden
Fussboden, zwei Thüren und einem Heerd in der
Mitte, ln Miugrelieu heisst die aus Holz erbaute
Saklja Parchi, die aus Baumzweigen erbaut«* und
mit Kamm bedeckte Issli.
Hausgeräth uml Möbel sind sehr einfach: ein
Tisch, eine Tachta, oft aus Zweigen geflochten und
mit Filzteppichen bedeckt, an den Wänden Kleider
und Töpfe. Die Wände sind nicht verschmiert, nicht
verkalkt, gegen die Kälte schlecht verwahrt.
Im Allgemeinen bietet die Schilderung dieser
einfachen, au» Zweigen und Gesträuch errichteten
Wohnungen und der allmähliche Ucbergang zu festen,
aus Balken erbaut«*» Häusern kein grosse« Interesse.
Dagegen sind lietnerkenswerth die Häuser aus
Lchtn. Lehm wird mit Strub uud Mist zusamrocu-
gemischt. um die sogenannten „Str ohiiegel* zu
bilden ; hiervon werden Häuser »ufgchuut. Auch
diese Bauart lässt sich bis ins Altcrtlium hin verfolgen.
(NB. Es geht au« der Beschreibung nicht hervor, ob
die in Rede stehenden Häuser wirklich aus „Stroh-
zicgeln“. <1. h. au» geformten Lchmstiickeii aufgebaut
oder ob die einzelnen Wände ohne weiteres aus dem
Lchmgcmiscb hergestclit sind. Ref.) Ungebrannte
Lehmziege] sind sehr verbreitet, z. B. die Wälle der
noch bestehendem Festung von Eriwan sind aus
solchen Lehmziegeln erbaut»
Die Hütten aus Lehm licstehcu in ihrer ein-
fachsten Form au» 4 Wauden, einem Dach aus Erde
und Stroh uud einer hölzernen Thür. Der Fussboden
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Referate.
i»t angedielt — die nackte Erde. USbd, Fenster.
Oefeu giebt es nickt. Feuer wird in der Mitte des
Wobnrmumes angctnacht , der Hauch zieht durch die
Thür und die Kitzen der Wände hinaus. Solche
Häuser werden dort. aufgcliaiit , wo kein Holz und
keine Steine vorhanden sind. Im Kreis Scharuro-
Daralages werden die Saklja nur aus Mist
aufgebaut.
Selbstverständlich können solche aus Lehm erlernte
Häuser auch mehr als einen einzigen Kaum umfassen
und mehr oder weniger behaglich eingerichtet werden,
wie z. B. ira Kreis Auch*. Doch ist oft der Aufent-
halt für Menschen und Vieh derselbe — nicht ge-
trennt.
Hituser aus Stein werden im ganzen öst-
lichen wie centralen Gebiet de» Kaukasischen Haupt-
gebirges und an den Abhängen desselben erbaut. Es
sind diese Häuser al>er. entsprechend der Gegend
und dem Cuiturzustande der Bewohner sehr ver-
schiedenartig. In der einfachsten Form sind es
Räume, die durch Aneinanderfügen von Schiefer-
platten oder andern Steinen hergestellt sind, und die
man bedeckt, indem man auf eine hülzerue Unterlage
Knie aufschüttet. In den weiter ausgebildeten Formen
sind es mehrere Stockwerke ent halt endo, gmssartige,
mit vieler Kunst auf geführte Thnrme. Dazwischen
liegen allerlei Ucbergnngsformcn. —
Die steinernen Wohnungen, die Saklja, liegen
entweder in Menge beisammen oder einzeln.
Der Aul — so wird eine Ansammlung von
kleinen 8teinl*ehausungen genannt (im Dagestan) —
liegt gewöhnlich am phitheatralisch auf der Höhe oder
am Abhänge eine» Berges. Bisweilen find die Aule
au steilen Felsen, in den Schluchten und Spalten wie
angeklebt. Oft führt nur ein einziger Pfad durch
enge Steint höre und dunkh’ Gänge zum Aul. Die
Häuschen sind einfach aus Schieferplatten r.usammen-
gefügt , e* wird selten Mörtel dabei verwandt. Das
flache Dach des einen niedriger stehenden Hauses
dient dem darüber liegenden als Hof — so dass in
der Entfernung ein solcher Aul (Dorf) wie eine
steinerne Treppe Aussicht. In einigen Orten giebt es
Thurau*. Eigentliche Strassen zwischen den Häusern
de» Aul giebt es nicht, höchsten» 2 Meter breite oft
krumme Durchgänge. Jede Steinhütte oder Saklja
bestellt gewöhnlich aus 2 Stockwerken, einem unteren,
das zum Stalle dient, und einem oberen, da» mit
1—2 Stuben als Wohnung der Menschen benutzt
wird. Möbel — ausser einem niedrigen Esstisch —
giebt cs nicht, man schläft einfach auf dem Fuasboden.
An der Wand hangen Kleider und — Nahrungsmittel
(Fleisch) und Waffen. Kleine Oeffnungeu, die Nacht»
durch Holzbretter verschlossen werden, stellen die
Fenster dar — in der Mitte des Raumes ein Heerd
für da« Feuer. Vielfach wird der Raum gar nicht
gewärmt (geheizt), sondern das Feuer nur zur Speisen-
bercitung benutzt ; uud wa» wird als Feuerung»*
material benutzt? Getrockneter Mist — auf russisch
K i » j ä k genannt.
Je nach «len verschiedenen Gegenden und nach
den verschiedenen Volksstämmen weisen auch die
Stein-Saklja einige Differenzen auf ; insbesondere ist
die innere Einrichtung je nach Wohlstand und Cultnr
der Bewohner verschieden. Die Osseten siud mehr
als die andern geneigt, europäische Cultur und Sitte
auzuuchinen; die Swauctcn haben viel Eigenartig«*»,
wodurch sie sieh auszeichnen : Thiirmc mit ß 8 Stock-
werken, Mauern um ihre Wohnhäuser, so das» diese
kleinen Festungen gleichen; mit einer Wasserleitung,
mit Mühlen und Viehställen bei einander. Die einzelnen
Häuser sind freilich nicht so kunstvoll erbaut wie die
Th firme, meistens bestehen sie auch nur aus 2 Stock-
werken. Im Winter wohnen die Besitzer mit ihrem
Vieh gemeinschaftlich im unteren Raum: 2 kleine,
30 cm lange, 10 cm breite Fenster eben, beim Eingang
in die Wohnung 2 Stühle für die Aelteatcn, au den
Wänden schmale Divan’», Bänke, ein runder oder
viereckiger, drei launiger Esstisch. Zum Schlafen ein
breiter Divan (Tachta), alle Bewohner schlafen
nackt. — Für das Vieh ist in der einen Hälft«,* de*
Wohnraums der Stall mit oft bunt angemalten Krippen
hergerichtet.
Au*»er den bisher beschriebenen Formen der
Wohnungen sind di* primitiven Einrichtungen «ler
nomadiriremlen und halbnoinadisch leitenden Völker
des Kaukasus zu erwähnen.
Im nördlichen Kaukasus leben dioKalm ticken,
im südlichen einige inuhammedanisohe Volksstämme
wie die Airumzcn, Tarakanijä, die al» Nomaden im
Vollen Sinne de» Worts in tragbaren Kihitken (Zelten)
wohnen. In den Kreisen Lenkorau und Dschebrail
lebt die halbuoinadische Bevölkerung in Hütten, die
von Schilf errichtet und von ausKcn leicht mit Lehm
verschmiert sind — auch die Thfiren sind von Schilf.
Die Kurden leben in Filzzelten (Kibitka). Ein grosser
Tlieil der armenischen Bevölkerung zieht im Sommer
mit den Herden in’» Gebirge auf die Weide und lebt
hier in Zelten und Hütten.
Die Nomaden, die iin Winter in den Malaria-
Gegenden am Aralsee und am Kaspischen Meer leben«
betrachten ihre Wohnungen in der Ebene nur aJ* eine
traurige Nothwendigkeit, um darin «len Winter durch-
zubringen und ihre Heerdcn zu ernähren; darum be-
gnügen sie sich mit so elenden Wohnungen, die nach
il«“ii Worten der Beobachter eher an die Lager wilder
Thiere als an menschliche Wohnungen erinnern. In
I bilden, in Felsspalten, iu Räumen, di© irgendwie aus
Stein o«ler au» Lehm hergerichtet sind, umgeben von
Sümpfen und Reisfeldern, führt die Bevölkerung «las
allerclemloüte Leben. Die Leute weiden in Folge
diceea Winterfellen* elend und erholen »ich erst im
Sommer wieder durch den Aufenthalt im Gebirge
und die bessere Nahrung.
XII. Der Einfluss «1er Wohnungen auf die
Erhaltung des Typus und den Gesundheits-
zustand. — Schluss. (S. 111 — 137.)
Allgemeine Erörterung«m über die Lebensweise
der Völker des Kaukusts«, über «len Einfluss auf die
Körperlichkeit, alte Lebensformen haben sich bis
heute erhalten, al«cr au«*h der alte körperliche Typus.
Der Typus «ler langköpflgen. dunkelhaarigen,
hellbraunUugig«*u Menschen mit grailer, doch schmaler
Nase, die zum Munde gemdgt ist. mit vorspringendera
Kinn, ist der Typus de» vorgeschichtlichen Kan k arischen
Menschen. Sein Typus erinnert im Vergleich mit
Thieren an einen Habicht oder einen Ziegenlwwk. —
Das» dieser Typus sich noch heute im Kaukasus findet,
ist die F««lge «I**r abgeschiedenen, schwer zu erreichenden
Lokalitäten, in denen viele VolksMtämmc noch heute
lelien. —
Allgemeine Betrachtungen über Gesundheit und
Krankheit im Kaukasus.
Wir sind aus naheliegenden Gründen nicht in
«ler Lago» diesem uusenn Bericht Abbildungen I »ei zu-
fügen. Df*r Bericht wurde freilich «ladurch lebhafter,
belehrender und nützlieber werden. Vielleicht aber
nimmt der eine oder der andere Leser doch da« be-
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Referate.
4ß3
treffend** Blich Pintjuchov'l iu die Hand, uni sieh
die Abbildungen aiunweheu, wenn er auch, de*
Russischen unkundig, den belehrenden luhalt nicht
auf sieh ein wirken lassen kann.
Mit Kueksicht hierauf seien einige Worte über die
10 der Abhandlung beigefügten Tafeln gesagt:
Tafel I giebt in 3 Figuren Abbildungen der
HÖhlenwohiiuiigcn bei Tiflis, Machet und bei dem
Kloster Schiomgwin.
Tafel II giebt 24 Bilder von verschieden ge-
formten Eingängen in die Höhlenwohnungen.
Tafel III. Pläne der verschiedenen Höhlen.
Tafel IV. Ansicht des llöhlenklosters de» Heil.
David von Goredshi.
Tafel V. Der grosse Saal der Höhlen in Up be-
ziehe.
Tafel VI, Saal in Upliss-ziehe, und die steinerne
Waml eines Tuni|K;ls,
Tafel VII. 1. Thierfiguren (Hirsche) über
den Eingangsthüren eine» Tempel« im Dorf Atony.
2. Tempel- Ruinen am Flusse Armaai.
Tafel Vm. Alte steinerne Gebäude, Thören
u. s. w.
Tafel IX. lfi Typen von heutigen Wohnungen
(Häuser- Sakljt).
Tafel X. PlUne von Wohnungen.
Tafel XL Häuser und Wohnuugsplänc der Be-
völkerung de» Gouv. JelissawetiMd.
Tafel XII. Ornamente von hölzernen Säulen und
Deckenbalken im Innern einer grusinischen Saklju.
Tafel XIII. Das Innere der Saklja eine« wohl-
habenden Grusiniers.
Tafel XIV. Ansicht eines Theils de» Klosters
von Schiomgwin und der Höhlen daselbst.
Tafel XV. Abbildungen von Alterthümeni, die
in Samtawro gefunden sind.
Tafel XVL Abbildungen der im Text erwähn Um
menschlichen und Thier-Figuren. —
11. Pantjuchow, Dr. J. J. : 1’ o b e r d e u Ein-
fluss des transkaukasischen Ge-
biets auf die physischo Entwicke-
lung der hier a n g e a i e d e I te n
Russen. 24 S. (S o n d o r a b d r u c k hui
der „Russischen Medizin“. 1891.
No. 35 — 37.)
Der Inhalt dieses Aufsatzes ist zum grössten
Theil dom nachfolgenden über den Einfluss der
Malaria auf die ('«Ionisation einverleibt; deshalb kann
vou einem beaundern Referat hier abgesehen werden.
12. Pantjuchow* Dr., J. J. : Kaukasische
Milzen. 17 S. Sonderabzurausder
Zeitschrift „Russische Medizin“.
1804. No. 19—14.)
Diese Abhandlung ist von grossem Interesse, weil
*ler Verfasser darin, von der Malaria-Milz ausgehend,
die Gcwiclitsvcrhältmstte der Milz (und einiger andern
Organe) bei verschiedenen Kaukasischen Völker-
schaften mittheilt. Es ist mir nicht liekannt, dass
nach dieser Richtung hin viel Beobachtungen v*w-
liegen. l)ie anatomischen Hand- Lehrbücher berück-
sichtigen leider die Ge wicht* Verhältnisse der Organe
zu wenig; ein Vergleich zwischen den Angaben »1er
deutschen, französischen, englischen um! italienischen
Autoren würde vielleicht unterschiede darthun; ich
w'eiss nicht, ob das geschehen ist Wenn ich »las
vortreffliche Buch Vicrordt’s („ Anatomische, physi-
ologische und physikalische Daten und Tabellen“.
2. Auflage. Jena-Fischer 1893) uufnehlage, um mich
iilier da* Gewicht *ler Milz zu belehren, s« finde ich
(1. c. S. 20 — 25), dass der fleissige Autor eigentlich
nur Autoi'eu anführt die an deutschen Leichen
ihre Untersuchungen gemacht haben. Neben VieronlU
Untersuchungen sind zu nennen tl. c. p. 20): Huschke,
Gluge, Krause, Dursy, Bischof! , Birch-Hirachfald,
Thoma, Gockc haben an Deutschen ihre Wägungen
gemacht, und Di ob erg und Biosfeld (beide iu
Kasan) an Russen. Wenn andere Ergebnisse dem
Autor zu Gebote gestanden hätten, so batte er sie
gewiss benutzt; — eine Durchsicht aller nicht
deutschen Hand- und Lehrbücher der Anatomie
hat dein Autor vielleicht fern gelegen, weil im All-
gemeinen in allen diesen Büchern nicht« darüber zu-
finden ist
Nach dieser Abschweifung, die ich gemacht hala»,
um darzuthun, dass pnler Beitrag auf diesem Gebiet
von Wichtigkeit ist, kehre ich zu PantjuehuwV Ab-
handlung zurück.
Der Verfasser ist vom Studium der Malaria
ausgegangen; was er darüber sagt., können wir hier
übergehen.
Als Material für die Wägungen der Milz
dienten dem Verfasser die Protokolle der Soctionco
im Michailow- Krankenhaus© in Tiflis aus den
Jahren 1887, 1888. 1889 und 1890. Das Krankenhaus
nimmt alljährlich etwa 8800— 2800 Kranke auf. Selbst-
verständlich konnten nicht alle Protokolle verwendet
werden; die Protokolle der Sektionen vou Kindern
uml ganz jugendlichen Personen, die Protokolle von
Leichen, deren Nationalität nicht bestimmt war, oder
von laichen, an denen keine Wägungen gemacht
waren, mussten fortgelasseu werden. Es blieben zur
Benutzung 402 — nämlich: Russen 111, Grusier 108,
Armenier 73, aus Kutais (Imeretiner und Mingr* lier)37,
Kaukasus-Tatar*'» 30, Deutsche und Franzosen 11 um) 2,
übrige Nationalitäten 30.
Die Hauptergebnisse sind nun in folgender Tabelle
zusammengestellt :
Gewicht in
Grammen
2
-
X
s
ü
a
fe
2
1
<
fl
£7.
i
e
1
w
a
fj
bs
11
1
=
X
•/,
Von
00 — 100
18
ö
3
—
i
—
—
88
6,5
101 — 200
35
28
18
8
5
3
8
103
25.8
801— 800
28
28
91
4
5
«
3
71
22.9
901 — 400
ii
14
15
11
3
2
3
08
16,5
401—500
18
10
4
4
«J
—
3
39
9.7
501 — 000
4
7
3
3
3
—
3
83
6,7
001—700
3
«
1
2
8
—
4
18
4,5
701—800
1
3
i
I
9
—
1
9
8,8
801—900
2
8
3
2
2
—
8
13
3,2
901—1000
i
1
i
i
i
1
1
7
1.7
1001— 15on
i
5
3
—
—
l
2
12
3.0
1600—9000
i
—
—
—
—
—
1
0,2
9000—8000
i
—
1
—
2
0,5
Im
10H| 73
37
30
13
30
0)8
loo
Wenn wir 200 gr als das Normalge wicht einer
Milz annehmen, w» sind unter der ganzen Menge der
Gestorbenen nur 31 %. Die übrigen H9 •/« mit vor-
grüsserter Milz fallen auf Kranke, welche an Malaria
litten — nur in ganz vereinzelten Fällen war eine
Iufection oder ein spceifisch chronischer Prozess die
Ursache der Milzvergrösserung.
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464
Referate.
Am häutigste!! findet sich eine norm nie Mil/
bei den Russen, — 43 */*, am «eltonitfii hei den
Imeretinern und Tataren, nur 20—21 %. Milzen, die
mehr als 400 Gramm wogen, worden gefunden l>ei
15% Deutschen, 21 *„ RnwfB, tt% Armeniern,
35% Gruaiern, 38% Imeretinern und 58% Tataren
und andern Volks» tämmen.
Das mittlere Gewicht der Milz ist
bei Russen 2 85 gr
„ Armeniern 352 n
„ Deutschen ...... 305 n
„ Gruaiern ....... 890 n
r Imeretinern 430 „
n Tataren 470 _
* den übrigen Volksstämmen 530 .
Hieraus geht mit Deutlichkeit hervor, dass die
Rossen, Deutschen und Armenier am wenigsten von
der Malaria zu leiden haben, am meisten aber die in
der Ebene leitenden, dein Einfluss der Malaria direkt
ausgcsetxtcn Individuen.
Besonders auffallend tritt das hervor l>ei den
Mingrelicrn, (die zur Gruppe der Imeretiner ge-
rechnet sind); sie leiten in den Malaria-Niederungen
der Kreise Sugdidi und Senak. Die ti verstorbenen
Mingrelier bieten folgende Zahlen:
Milz Leber
770 g r 2150 gr
820 „ 2400 „
»70 „ 280t) „
470 , 145» „
550 „ 2450 „
550 „ 2400 „
Mittel 590 gr 2340 gr
Das Mittelgewicht der Mül l>eträgt demnach
090 gr, das Mittelgewicht der Leiter 2340 gr.
Der Verfasser bringt ferner noch eine andere
Tabelle ulier 18 an akuter Malaria Gestorl>eiiu, wo-
bei nicht nur das Gewicht der Milz, sondern auch
das Gewicht der Leber und der beiden Nieren notirt
ist. Das Mittelgewicht der Milz der 18 Verstorben«!!
ist 543 gr (Normalgewicht 150 — 200 gr), das Mittel-
gewicht der Leber ist 1988 gr. (Normalgewicht
1680 1800 gr.)
Weiter giebt der Verfasser eine Tabelle über 25
an chronischer Malaria und an den Folgen chronischer
Malaria verstorbenen Individuen, und berechnet da»
Mittelgewicht der Milz mit 790, das Mittelgewicht
der Leber mit 1705 gr.
Die Erörterung des Verfasser» über die Be-
ziehungen der Nieren und Leber zur chronischen
Malaria, sowie zum Alkoholgebrauch, übergehen wir
und setzen nur seine Schlussliemcrkungen in Betreff
der Grösse der Milz her.
Die grossen und die kleinen Milzen chronischer
Malaria-Kranken sind fest, selten brüchig, die Kapseln
verdickt.
Eine vergrößerte Milz kann Jahre lang bestehen
— c» scheint, dass in oinzelncn Fällen die Milz die
Eigenschaft, der Blutbereitung zu dienen, verliert und
zu einem gleichsam fremden Körper wird, den man
ohne Gefahr entfernen kann. Bei einer armenischen
Frau von 80 Jahren wurde auf chirurgischem Wege
eine Milz von 2295 gr Gewicht entfernt Die schwerste
Milz, die bei der Section eines Griechen gefunden
wurde w«»g 3112 gr, während die Leber 2814 gr wog.
Demnach beträgt da» Mittelgewicht der Milz
bei den im Kaukasus zu Tiflis verstorbenen
Russen. 285 gr
l»ei Eingeborenen 505 gr
Personen mit bösartiger Malaria 54-3 .
mit chronischer Malaria . . . 790 „
13. Pantjuohow, Pr. J. J.: Zur Statistik
der Pathologie de» Kaukasus. (Essai
sur la »tatistique de la Pathologie du
Oaucase.) Tiflis 189«. 140 8. Mit 14
Tafeln Abbildungen.
Da* 1. Capitpl handelt von den physischen
Eigenschaften und dem Gesundheitszustände der
jüngeren militärpflichtigen Männer. (S. 1 — 2H.) Es
sind hier in Betreff der Körpergrösse Zahlen mitge-
t heilt, wie sie bereits früher in den anthropologischen
Beol Achtungen »ich finden; ich brauche dieselben
nicht zu wiederholen. Nur einige kleine Notizen hebe
ich hervor, weil sie sieh auf die Frage der Körper-
grüne bei Leuten verschiedener Augenfarlw beziehen.
I>r. Sorok in (1891) fand, dass die Körpergröße
der helläugigen Individuen de» Kreise» Kuba um
27 mm grösser ist, 1044 mm, als die mittlere
Kör|iergrosse der braunäugigen Indiv. = 1017. Man
entnimmt diesen Zahlern, das« die Beziehungen nicht
constant sind.
Da» 2. Capitel behandelt die Kranken und
Gestorbenen des städtischen M i c h a i 1 o w - H o s p 1 1 a I »
in Tiflis nach ihrer Nationalität (1887- 1890). (S. 20
bis 70.) Wir entnehmen diesem Abschnitt nur einige
Zahlen in Betreff der Gewichtsverhältniase innerer
Organe: doch müssen wir uns mit der Anführung
von Mittelzahlen begnügen, da die Wiederholung aller
Eüizelzahlen zu viel Raum Itauupruchen würde.
Die Leber. Da» Mittelgewicht der Leber ist
bei Russen 1090 gr, bei Gratiern 1072, bei Armeniern
1715, bei Imeretinern 1931, bei Tataren 1710. Die
grösste Leber besamen die Imeretiner, die kleinste
die Russen. In der Zusammenstellung sind Männer
und Weiber nicht geschieden. Nimmt man die Weiber
ab, ca. 12 — 18%, so ergiebt sich da» Mittelgewicht
der Leber bei Ronen 1750 gr, l»ei Grosiern 1607, bei
Armeniern ? (die Zahl ist nicht aligedruekt). Du»
grosse Lebergewicht russischer Frauen scheint ein
zufällige« zu sein.
In Betreff der Milz, Lel>er und der beiden Nieren
findet sich eine Tabelle in Betreff junger Leute bil
zu 3t) Jahren, die wir aber nicht wiederholen, weil
e# sich nur um einzelne Vertreter verschiedener
Nationalitäten und ütienlies um Kranke handelt,
M i 1 z. Da die Mil* und ihr Gewicht in einer
besonder«» Abhandlung erörtert wurde (siehe oben),
so lassen wir die gefundenen Zahlen fort.
N i e r o. Das mittlere Gewicht der Niere ist bei
Russen r. 84, 1. 83 (für beide 1 72 gr.), bei G r n s i e r n
r. 80. 1 70 (für beide 170 gr), Armenier r. 77,
I 77 (beide 15-4 gr), Imeretiner beide zu». 180 gr,
Tataren beide zus. 159 gr, Doutsche beide
zus. 153 gr.
Bei weiblichen Individuen ist das Gewicht
der Nieren bedeutend geringer: Ihm Russinnen das
mittlere Gewicht b c i d e r Nieren 100 gr (bei Männern
174 gr); bei Grüderinnen 148 gr (lasi Männern 173 gr),
bei Armenierinnen 149 gr, (bei Männern 183 gr).
(NB. Die hier angeführten Durchschnittszahlen
stimmen nicht mit den oben angegebenen. Bef.)
Das Gewicht der Nieren steht, in fester Beziehung
zum Gewicht der Lei »er : schwere Leitern und schwere
Niereu, leichte Lebern und leichte Nieren fallen zu-
sammen.
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Referate.
465
Gehirn. Das Üewi«*ht «les ganzen Gehirns
beträgt bei Hussen 1390 kt. bei Grusicrn 1348 gr, bei
Armeniern 1343 gr, bei Imeretinern 1440 gr , bei
Deutschen 1382 gr, hei Tataren 1410 gr, hei Aissoren
1340 pr. bei Min grd lern 145K gr, bei Griechen 1370 gr.
Hei weiblichen Individuen ist «bis Gewicht
geringer: bei Russinnen 12-44 gr, bei Grüderinnen
1 230 gr, bei Armenier» neu 1165 gr.
III. C'apitel. Die Erkrankungen and Sterbe-
fille «hsr in den Militärdienst eingetjvtenen Ein-
geborenen von Transkaukasieu während der Jahre
1890—98. (8. 71—05).
IV. UapiteL Geburten, Ehe und Sterblichkeit.
(S. 95 — 139.) Der Abhandlung sind 14 Tafeln beigefügt.
Die ersten 4 Tafeln (I — XV) bringen dieselben Bilder
normaler Eingel ioren»*r, die der Abhandlung über die
anthropologischen Untersuchungen in» Kaukasus bei-
gegeben siud, Tafel V das Bild eines Kretins. Taf.
VI Bilder von Kropfkrwtiken. Taf VII — XIV patho-
logisch tnerkwünlige Fälle (Kolossale Hernien, kolossale
Kröpfe, Acromegalia pollieis, ElephAntiasis u. ». w.).
14. PaDtjuchoWy I)r. J. J : Der KinHns» der
Malaria auf die Kolonisation de»
Kaukasus. Tiflis 1899. 66 8. Mit
einer Karte. (Sonder ab druck aus
der Russischen Zeitung „K a w k a s*
1H97 Nr. 333, 334 1898 Nr. 93, 107, 133,
165, 184, 199. 225, 311 und 313.)
In dieser sehr inhaltreichen und anziehenden
Abhandlung schildert der Verfasser den Einfluss,
den die Malaria anf die Colonisatiou de« Kaukasus
durch die Russen ira Allgemeinen und im Besonderen
ausgeübt hat und noch heute ausübt. Er erörtert
zuerst die Verhältnisse in den Gegenden nördlich
vom Kaukasusgebirge (S. 3—14), dann die Verhält-
nisse in dem transkaukasischen Gebiet (8. 14—36),
daun den Kampf gegen die Malaria (S. 37—50), und
zuletzt bespricht er die Ergebnisse der Colonisatiou
(8. 61—66). Dieser letzte Abschnitt, der sich mit
dem Einfluss« des Kaukasus auf die Oolontsten . mit
den körperlichen Eigenschaften und mit den Ver-
änderungen, die die (Monisten durch den Aufenthalt
im Kaukasus erfahren haben, beschäftigt, ist hier
für uns von Bedeutung. Der Verfasser behandelt
in grossen Zügen die physische und somatische An-
thropologie der russischen Colonialen. Dass Klima,
Nahrung, veränderte Lebensweise auf die Körperlich-
keit kleiuer wie grosser Gruppen von Angesiedelten
einen Rinthes» ausüla'ti, ist festgestellt.
Die Kaukasische Landenge kann angesehen
werden als eiue gesunde gebirgige Insel, umgeben
von einem Malaria - Meere, das zahlreiche Buchten
bildet. Die Kaukasischen Eingeborenen lebten haupt-
sächlich auf der Insel und kamen nur selten hinaus
ins Malaria - Meer. Die aber später die Landenge
ülierach wem inenden uotnadiseheu und halbnomndischeii
Stämme waren gezwungen, mitten im Malaria-Meere
zu leben. Sie hatten nicht nur mit den Eingeborenen,
Mindern auch mit der Natur des Lande* und mit der
Malaria zu kämpfen. Du** dieser Kampf hart war,
«hiss er sehr verderblich für die einged rungeneu Volk*-
Stämme wurde, ist leicht ersichtlich; von den einst
massenhaft eingedrungem-u Sc haaren der mongolischen
und ural -altaischen Völkern sind nur unbedeutende
Reste übrig geblieben.
Aber man kann einwenden, dass die räuberischen
Einfälle derartiger mongolischer Horden keine (Koloni-
satiousv ersuche sind.
Archiv för Anthrojirulogle. IM. XXVII.
Gewiss mit Recht; eine rege! recht c Coloni-
satiou beginnt im Kaukasus erst mit dem Auftreten
der Russen, um! zwar erst nach Unterwerfung des
Kaukasus unter «las russische Scepter.
Gleichzeitig mit den Russen, die von Nordeu iu
den Kaukasus einwanderten , erschienen Einwanderer
von anderen Seiten , au» Persien und «brr Türkei :
Armenier, Grusier, Griechen — der Zufluss dauert
bis auf den heutigen Tag fort.
Die Armenier, von ihm- eigentlichen Heimath mit
dem schädlichen Einfluss der Malaria l»ekuntit, ver-
meiden irn Kaukasus die niedrig gelegenen Thäler und
siedeln sich auf hochgelegenen Flächen und an «len
Abhängen «1er Berge an; die Armenier gedeihen
deshalb sehr gut Nach den Mittheilimgen de«
Dr. Urasow hat in bestimmten , von Armeniern
besiedelten Bezirken in den Jahren 1876 — 1KK6 die
Bevölkerung alljährlich zugenouiiiien , und zwar bei
den Armeniern um 26 auf 1000 v dagegen bei den
Muhammedanern nur um 9,6; bei gewissen halhnoina-
dischen Stämmen nur um 6,8 un«l 2,3. Nach der
Berechnung des Ilr. N a «1 e s h i u beträgt die jähr-
liche Zunahme der Bevölkerung des Gouv. Tiflis bei
«len Groaiern 12, bei «len Armeniern aber 15 auf 1000.
Auster «len Armeniern sind inalmsonder« zu
nennen die iu «l«*u Gouv, Eriwan und Kars ein-
gewanderten Griechen und Aissoreu , und in den
Kaspischen Gebieten die Perser. Für alle die*e luvt
die Uelmrsiedelung keine Veränderung der Lebens-
weise gebracht.
Unter möglichst ungünstigen Verhältnissen aber
kamen die russischen Uolouisten in den Kaukasus.
Die iin Norden des Gebirges angesiedelteu Russen
blieben in Verbindung mit ihrer Heimath — sie be-
famleu sich besser, als die im trnu»kauku8i*clicn Gebiet
sesshaft gemachten. In» Allgemeinen sind die Ergel»-
niss«* der russischen (Kolonisation iu dem nördlich«kn,
au» Kaukasus-Gebirge gelegenen Gebiete, sowie in
den hochgelegenen Gdurgsplatcau», als gut zu be-
zeichnen. Im nörtllichen Kaukasus, in den Gebieten
Kutais und Tcrck ist fast alles Land cultivirt und
urbar gemacht; die Malaria ist besiegt, und die hier
angesiedeltcn Russen — Kosaken — leben bekanntlich
recht gut.
Weniger bekannt *in«l die Ergebnisse «1er
russischen Colon isation im transkaukasischen Gebiet,
Was sind hier für Ansiedler anzutreffen? Die
russischen (Kolonisten des transkaukasischen Gebiets
sind' sowohl ihren physischen Eigenschaften, als auch
ihrer Religion nach keineswegs gleichartig, sondern
»ehr verschieden und mannigfaltig. Ira Ganzen und
Grossen kann man 2 Haupt gruppen uutettehelden ;
Rechtgläubige und .S c k t i r e r.
Die I ä u d I i c h e rechtgläubige Be-
völkerung ist zu allererst zurückzuführcn auf «lie
Bediene n «ler mUttairiacben Hauptquartiere und auf
die hier ange»ie«l«*lten Untcrmilitairs. So in Maugiis,
Bely Klutseli, Lagixlet'hi n. *. w. Alle diese «ler hier
stationirten, «ler kauk. Grenadier- Division ungehörigen
Leute stammten aus den süd russischen Pro-
vinzen; in Folge dessen ist deuti auch durch Ein-
wanderung die Zalil «ler Müdru»*i»<‘hen Colonialen ge-
wachsen in Bakuriaiii, Kol mlcli. Petmpawlowka, Bak-
lanowka u. s. w. Natürlich siedeln auch viele sich in
den sclton lmsc taten alten Ortschaften und Städten an.
Als <li<- Küste de» Schwarzen Meeres Ixsaiedclt wurde,
kamen Ijeutc aus Galizien, Weissnissen au» Mohilew.
die «lann verschiedene Ortschaften gründeten. Hiernach
stammt mehr ul« die Hälfte aller in Kaukasien leitenden
6»
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466
Referate.
I
rechtgläubigen Russeu au» Süd-Russland. Selbstver-
ständlich haben diese Süd-Russen, indem sie sich mit
den Grossrussen und andern Elementen (Grusiern,
Armeniern, Polen, Deutschen u. a.) de* Kuuku*u* ver-
misM-hi, Imld ihren Dialekt aufgegeben, doch sind die
anthropologischen Kennzeh'hen deutlieh erhalten.
Dl« zweite Haupt gruppe, die der S e k t i r e r,
ist fast nur aus Grossrussen gebildet. Die ersten An-
siedler kamen nicht freiwillig aus »len Gouvernements
Saratow. Tambow und Ssimbirsk. Sic gehörten haupt-
sächlich den Sekten »1er Ducho hören, M »j In-
kan c n und «len judaisircmleu S u b b o t n i k i an.
An die Moh»kanen schlossen sich die Prygunen,
Schalopnten, Bcguiien. (Eint* Erklärung der ver-
schiedenen Namen, eine Auseinandersetzung »1er
Meinungen und Ansichten der verschwMleneii Sekten
ist hier nicht möglich, weil »las zu w»*it führen
wünle. Ref.) Aus »ler WeltaiiHchauutig aller di»*ser
Sektircr ist als wichtig horvorzuhelwn. das» jede eiuzidne
Gemeind«* gleichmäßig um da» Wühl aller ihrer
Glieder besorgt ist und bei veraclii** lenen unglück-
lichen Zufällen sie nicht ohne Hülfe hisst. Bei den
Duchuliorcn piit die Arbeit ab die höchst»* Tugend.
Bemerkenswert!! ist, dass »lie Sektircr sich nicht mit
andern Nationalitäten mischen ; eine Ausnahme machen
nur die Subbofnik»,n, die sich mit Juden mischen.
Die Rechtgläubigen wie die Sektircr sind in
Gebieten angesiedeh, die in topographischer Hiu»i»*ht
vielfach ungleich sind — die auf jede einzelne Seele
fallende Landmcnge ist sehr verachitulen.
Man hat wohl behauptet, dass der Russe ohne
Roggenbrod und ohne Buchweizengrütze nicht leben
kann — aber das ist nicht richtig; in Transkaukasicn
bauen die Russen, den örtlichen Bedingungen ent-
sprechend, auch andere Brodfrflchte an. Die Suh-
lt o t n i k e n uml M o I o k a n e n leben in saldieren,
mit Stein fumlamentirten Häusern im Kreis Lenkoran,
sie bauen und essen Reis; die russischen Bewohner
dar Gouvernements Tiflis und Jelisaawetpol kultiviren
namentlich W e i z e n. Itu Kreis Achalkalaki. wo »1er
Weizen nicht reift, wird Gerste gcltaut, und in »len
Ansiedelungen aru Schwarzen Meer, K obulet i, Bukla-
nowka u. a. Mais. Dass »lanelien Viehzucht ge-
trieben wird, ist natürlich, besonders einträglich ist die
Geflügelzucht. Im Vergleich zu den Bauern in Sü»l-
Russland sind die Russen im Kaukasus in weit
günstigeren Verhältnissen, was ihre Nahrung betrifft:
neben der reichlichen Fl eischnahrung haben sic pflanz-
liche Produkte in grosser Menge, Gemüse, Obst,
Wein u. s. w.
Unoar den Getränken der Russen spiplt, besonder»
bei den Scktirern, der Thee eine grosse Rolle. Die
Sektirer im Gebiete von Kar« trinken Morgen-, nach
dem Mittagesacu und Abends Tliee ; bei einig»*» ver-
schwindet »ler Samowar — die Theetnaschinu — den
ganzen Tag nicht vom Tisch. Daneben wird ge-
trunken: Kwaa, Branntwein, Bier, Wein; doch ist
unter der ländlichen Bevölkerung keiue Trunksucht
zu fluden. Die Mehrzahl der Ducboborcn wie der
Molokanen verabscheuen Spirituose Getränke voll-
ständig.
In Bezug auf »lie Lebensweise und die Sitten
bleiht »las All-Russisch».» erhalten. Die Ehen werden
früh g-rhbuB, im Gouv. Tiflis treten 77.3 % Weiber
und 40,5*/« Männer schon mit 15 — 20 Jahren in
die Ehe. Bei den Eingeborenen finden die Khe-
schliesauugen spater statt. Unter Grusiern und
Armeniern gehen 5 — 8 % der Mädchen mit
15 Jahren, 62 65% mit 15 — 20 Jahren in die Ehe,
während von »len Männern mit 20 Jahren von
Grusiern 6 %, Osseten 12%, Armenier 13 0 „ Ehen
Bchliessen. Die Ehen werden, wie in Russlaixl,
meisten» im Herbst und Winter (87%). im Frühjahr
uml Sommer selten (13%) gosohlo— cn. Die Kinder-
Fruchtharkeit ist nach Na«leshin aelir beträchtlich, sic
beträgt bei Russen 6,7, bei Armeniern dageg»*n nur 3,6,
hei Grusiern 3,5.
Bemerk ans werth ist »las verschiedenartige Zahlen-
verhältniss »l«n männlichen und weiblichen Geschlecht*
hei den Russen uml »len Eingeborenen. Auf 100 Indiv.
männlichen Geschlechts kommen bei »len Armeniern
88 Indiv. «-»üblichen Geschlecht«, Ihü Grusiern nur 87,
dagegen bei den Rechtgläubigen 03, lw»i den
Ducfaohoren ltto.2.
Die körperlichen Eigenschaften sind sehr gut.
Auf Grund von Messungen an 250 Rekrut»*» ergieht
«ich für K e c li t K 1 » u li
i g e folgende« Körpennaass :
KörjH*r^TiMsp :
Stadt-
Bewc
Da ud-
►hner
Mittel
1500- 1550 mm
2
—
1
1551— IfiOO „
6
4
5
1 Hol— 1550 „
15
12
18
1651—1700 ,
28
34
31
1701—1750 „
40
41
40
1751—1800 ,
4
5
5
1801—1850 .
5
4
5
Mittel
1085 mm
2
1
IH1HJ mm
Für die Sektirer
, 450 Indiv., sind die Zahlen
*twas nieilriger.
K «örpergr» V*si‘ Duchoboren
Mot» »kauen
Mittel
1500-1550
mm
a
1
2
1551 -1WKI
in
23
21
ItiOl 1650
30
32
31
1661—1700
SO
26
27
1701—1750
15
16
16
1751—1800
ä
3
3
1801— 1850
„
l
—
1
Mittel
1085 min
1678 mm
1680 mm.
Die ausführlichen Berechnungen von A n u t s c h i n
(Bericht im Archiv für Anthropologie
B»l. XX VT. 1809. 8. 526—530) ergeben ira Durch-
schnitt pin Mittel von 1641 mm. folglich Übertrifft «lie
Korpergriisse der russischen Colon isten im Kaukasus
da» Mittel um 40—46 mm, was immerhin sehr be-
deutend ist.
Dagegen ist hei den eigentlichen Russen der
Brustumfang geringer, ebenso der Bauchmnfaug,
der Brustumfang der Rechtgläuhigtm ist 875 mm,
folglich um 30 mm größer al» «lie halb«* Körpergröße,
ln*i den Scktirern der Brustumfang 884, um 45 uini
grosser als die halbe Körpergröße.
In wieweit sieh die b e i d e u Gruppen d«*r
russischen r<»tonisten in Bet raff »ler Farbe »ler Haara
und Augen unterscheiden, ergiebt sieb aus folgender
kleinen Taltelle.
Haarfarbe
Rechtgläubige
Stfktiirr
hellbraun
32%
57*/.
dunkelbraun
55 „
41 ,
schwarz
• 0 „
2 .
roth
2 „
0 .
grau
62 „
«0 .
blau
ft „
Ä"> »
braun
17 ,
8 .
gemischte
12 „
7 ,
Bei »len Scktirern kommen weniger
häutiger blaue Augen vor.
linuiii«*, i
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Referate.
467
Was der Verfasser zum Schluss über dcu Kampf
mit der Malaria sagt. gehurt nicht hierher in uusern
Bericht ; doch kann ich nicht unterlassen, auf die der
Abhandlung lw*igegel>eue Karte des Kaukasus hin-
suweisen, auf der das eigentliche Malaria-Gebiet in
sehr übersichtlicher Weise durch rothe Farbe darge-
stellt ist.
15. P&ntjuohow, Dr. J. J : Der Aussntz, der
Kropf und der G r i n d i m K a u k a s u s.
Tiflis 1900. 5 S. (8und«r abdruck «uh
dem Kaukasischen Kalender auf
das Jahr 1900.)
Unter den endemischen Krankheiten, die seit den
ältesten Zeiten im Kaukasus-Gebiet verbreitet sind,
sind nächst der Malaria die wichtigsten der Aut*
«atz (Lepra), der Kropf (Struma) und der
Kopfgrind (Favus).
Lepra anaesthetica, L. t uberculoaa, seit
Alten* her bekannt, wird heute sowohl im nördlichen,
wie im südlichen Kaukasus beobachtet; sie kommt
sowohl bei Eingeborenen wie bei Russen vor. Eine
genaue Angabe der mit Lepra behafteten Individuen
ist nicht möglich. So weit die jetzige Erfahrung
reicht, ist die grösste Anzahl der Leprnkrnnkcp im
Kuban -Gebiet zu finden. Der Verfasser hat bereit«
1H03 in der rußiselitn Zeitung „Heutige
Medizin“ dia tuberculose Lepra liesolirieben. Die
Russen sind erst an Lepra erkrankt, seit sie sich in
jener Gegend niedergelassen halten.
Der Verfasser zählt der Reihe nach eine Anzahl
Ortschaften auf und giebt die Zahl der daselbst ver-
zeichneten Lepra- Kranken an ; aber er berechnet nicht
den ProoentsaU der Erkrankten im Vergleich zu den
gesunden, oder richtiger zu den nicht mit Lepra I**-
haf toten Personen. Die Ortschaften und Zahlen
können wir deshalb bei Seite lassen.
Der Kropf (Struma, rum, Sob) ist am
meisten zu finden im Kreis von Letschgum am
Flusse Zchetiis - Zehnte, am Oberlauf des Itigtir, in
Dagestan am Flusse Koiss, in Digorien. Der Kropf,
der lw»i einzelnen Individuen die Grösse eines Menschen-
köpfen erreicht, ist außerordentlich verbreitet; in
einzelnen Gebieten sind 25% aller Leute mit Kropf
behaftet.
Xiedor-Swanetien am Flusse Zeheuis-zclmlc
01>cr-Nwanetion . „ Ingnr
Andi- Bezirk „ „ KoUb
Digorien
Bezirk von Bat um arn Flusse Adsharis-zehale
m 9 ft n ff Tschorocl»
im Kreise Kuban
25% der Bevölkerung
10 « „
8 „ ,
Der Kopfgrind (Favus, Tinea favoaa) kommt
unter den Russen nicht vor; auf Grund der Unter-
suchungen an Militnirpflichtigen muss man auch sagen,
dass er auch bei den Grusiem gewöhnlich nicht zu
finden ist. nur in ganz seltenen Ausnahmen. —
Dagegen ist die Favus außerordentlich verbreitet
unter dcu Juden (Kreis Kuba), den Abchaaen (Be-
zirk von Suchum) und den Griechen (Kreis von
Bortachal). Weniger leiden darunter die Bergvölker
von Dagestan, die Osseten und Armenier. Folgende
Tabelle, die auf Grund von Mihlair-Untersuchungcn
angefertigt ist, giebt Auskunft über den ProccnUaU
der Erkrankten.
Juden der Krehc Kuba, (ifokwhui und Nurlui S»-*o%
Griechen dm Krcitum Ikirtuch«! 16 ,
AtwbsM'ti im Bmirk von Hiietium |i .
Annen irr in (Irdabnt « .
Mlturr*‘li*'r von Kmak and Hiigdirfi 5 .
Armenier in NarhitArhrwan & ,
, „ KUohmiacUin 4 .
, • Arhalkalakl 4 ,
Hvranrten in Lnt*rhguni t .
Armenier in Scharura - 1 laralages « .
„ . JelJaaawetpol 1 w
In» übrigen kann inan die Zahl auf 1—2% schätzen.
1«. Pantjuohow, Dr. J. J.: lieber Volks-
medizin in Transkaukatien. Tiflis
189». 28 -f 6 S. M i t 8 T a f c 1 n. (Sander-
abdrack aus den Protokollen der
medizinischen Gesellschaft in
Tiflis. 1898 No. 7.)
Im Museum der K. Kaukasischen Landwirt-
schaftlichen Gesellschaft befindet sich eine Sammlung
von grusinischen Volksheilmitteln, die bei der Heilung
von Kranken in Anwendung kommen.
Der Verfasser hat mit Unterstützung des Herrn
O 1 1 e u die Sammlung durchstudirt und giebt über
jedes einzelne Stück Auskunft, woher es stammt und
wozu cs verwendet wird. B* sind im Ganzen 72 Mittel,
davon stammen 54 aus dem Pflanzenreich, 8 aus dem
Thierrcich, 10 aus dem Mineralreich. Unter den
thiorisrhen Heilmitteln sind zu finden; Krebs äugen
(Oculi eancrorum), innerlieh angewendet bei Dyspepsie;
Eierschalen vom Straus» unter dem Namen
K a m e e 1 ■ E i e r , werden gegen Augenleiden ge-
braucht. Die kalt- und sandhaltige Cocons
eine» Wespennestes, gru*. Schakarticha und
raas. ssaebarnaja glina, <L h. wörtlich Übersetzt
Zuckcrlehm — gegen Gonorrhoe. Schildkröten-
Eier hei böaen Geschwüren u. s. w.
Es werden dann verschiedene Abhandlungen der
Med. Klin. ärztlichen Gesellschaft eitirt, in denen
sich auch noch andere Angaben über Volks-Medizin
finden.
Im Allgemeinen muss gesagt werden, dass wir
noch sehr wenig von Volksmedizin und Volkiheil-
mitteln wisaen.
Die Volksmedizin in Trarmkaukasien bedient sich
zur Heilung der Kranken zweier z. Th. selbstständiger,
z. Th. einander ergänzender Methoden: der psy-
chischen und der materiellen.
Aeltere und neuere Forscher, z. B. B r o s s e t
und Börsen ow thoilen in Ucbereinstiinmung mit
den Nachrichten der Ältesten Zeit mit, das» bei Krank-
heiten den Göttern zur Versöhnung Opfer gebracht
werden müssen, dass es die Haupt- Aufgabe der Priester
ist, zu ermitteln, welcher Heilige erzürnt ist. Ber-
s e n o w , der ein altes grusinische* Arznciunt tclbuch
(Kaukas. Kalender 1857) berausgegeben hat, schreibt,
dass von den Grusiern bei der Heilung von Krank-
heiten am meisten Gebete und Beschwörungen in
Anwendung gezogen würden. Allem auch bei
Armeniern, Persern und Tataren bilden abergläubische
Gebräuche, Gebete, Beschwörungen und Amulete die
wesentlichsten Jtostandt heile der Volksmedizin. Es
giebt gegen die einzelnen Krankheiten von Menacbeu
59*
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408
Referate.
und Thieren l>e»ondcre Gebete und Beschwörungen.
Man trägt geseliricbcne Beschwörungsformeln «»der
heilige Gegenstände als A m u I e t c l»ei »ich oder
vorwahrt dic»clt>oii sorgfältig an ver*chi«Mlpneu Stellen
de« Hause», der Scheune und irn Garten. Auf Grusisch
heisset» derartige Amulete Angaros», auf Tatameh
B o i I j K rn n.
Gleichzeitig damit werden auch wirkliche Arznei-
Inittel, betender* die pflanzlichen, sehr geschätzt. In
dem eben citirten Arxneimittelbuch Brwnow's heisst
es, da-*» einst — als die Leut« klüger waren — auf
Befehl Gotte« auf der Erde ein Arzt Dshalino»
(Galen?) erschienen sei, dom hätten alle Pflanzen er-
zählt, gegeu was fiir Krankheiten sie nützlich seien.
Die Forscher, welche die Volksmedizin in Trans-
kauk Asien untersuchten, halten auf die psychische
Seite wenig Aufmerksamkeit gewandt ; sie Indien nur
die materiellen Arzneimittel studirt. Und doch
besteht zwischen beiden Mitteln eiu Zusammenhang —
wie wäre sonst zu erklären der Gebrauch so unan-
genehmer Dinge, wie Pferde- und Kitidcrtnist, Regen-
Würmer, Tarakauen, ilie Empfehlung, die Eingeweide
eine» wilden Katers zu ver»j>eifw*n, die Galle eines
Rahen oder eine» Wolfes auf die Nase eines Kranken
zu legen u. a. w.
Die örtlichen Zauberer und Zauberinnen (Runs,
s n a c h a r , gleichbedeutend mit unserm Kurpfuscher)
gemessen das Vertrauen der Bevölkerung nieht nur
deshalb, weil sie über gewisse richtige Erfahrungen
gebieten, und weil im Dorf vielleicht kein gebildeter
Arzt zu finden ist, sondern weil aie „klug e“ Leute
sind, die die materiellen wie die geistigen Bedürfnisse
des Volke» kennen. Nieht allein hei den Eingeborenen
de» Kaukasus, sondern zu allen Zeiten und bei allen
Völkern spielten psychische Einflüsse bei den Kranken-
heilungeu eine grosse Rolle. Die Heiluug der Krank-
heiten lag in den Händen der Priester und Wahrsager
und bestand im wesentlichen in psychischer Hülfe.
Der Zusammenhang der Weltanschauung der
heutigen Bevölkerung d**s Kaukasus mit dem alten
Heidenthum ist fest gestellt. An die Stelle das ulten
Wahrsagers und sfuiter an Stelle de» christlichen
Priesters trat der bcsehoideuc Vertreter der alten
heidnischen Cultur — der Zauberer.
Uuter den Zauberern im Kaukasus giebt e», wie
überall, Betrüger und ('har)atane, allein die wirklichen
„traditionellen" Zauberer sind in keiuem Fall als
Charlatane zu bezeichnen. Sie treiben ihr Gewerbe
ernsthaft, gewissenhaft, mit einer gewinn religiösen
Ehrfurcht. Viele von ihnen sind entschieden kennt-
nissrrich, aie kennen Pflanzen und Thiere und deren
Heilwirkung.
Der Schwerpunkt in der Heilmothode der Zau-
berer liegt unzweifelhaft in ihrer psychischen Ein-
wirkung. I)io Zaubrer sind cl«*n diejenigen, welche
den altheidnischen Kultus fortpflanzen; sie haben aber
auch im Laufe der Zeit sieh vielfache Kenntnisse der
verschiedenen Arzneimittel erworben — das ergiebl
»ich aus dem oben citirten Verzeichnis» der Mittel
im Museum der landwirtschaftlichen Gesellschaft zu
Tiflis. Und das Verzeichnis» ist keineswegs voll-
ständig, im Gegcutheil fehlen sehr wichtige Dinge,
z. B. Folia »ennae, Semina Ciuac u. s. w.
Aber neben all diesen unzweifelhaft wirksamen
flanzlichcn, thicrischen und mineralischen Mitteln
omraeu auch in Betracht : da* Verhängen der
Fenster dos Krankenzimmers und de« Krankenbette*
mit rotheu oder sonst lebhaft gefärbten Lappen, das
Darbrinpcn von Blumen, von Süßigkeiten uud auderu
kleinen Geschenken — alles da» wirkt psychisch 1h?-
ruhigend auf die Kranken. Auch Musik wird nuge-
wendet.
Unter den angewendeten Heilmitteln werden noch
besonder» erwähnt: örtliche Umschläge (Bähungen),
Knetungen (Massage) und Aderlässe. Es werden
»ehr kunstvoll uud geschickt alb* Körpertheile ge-
knetet (maaftirt). Um Blut ab zulaasen, werden uicht
immer Venen geöffnet, sondern wach kleine Arterien. —
Die Anwendung aller dieser Mittel kann freilich
nieht als Aberglaube aufgefaasl werden. Es »st auch
nicht Aberglaube, der den „Zauberer- veranlasst,
d*-n chronisch Erkrankten in gesunde, hochgelegene
Orte zu schicken oder ihm bestimmte Mineralbäder
anzuempfehlen.
Alle die Zauberer gebieten unzweifelhaft auch
über physisch wichtige Mittel. Das Volk - nicht
allein das Landvolk — ist der festen Ueberzeugung.
dass die Zauberer mit beaoudereu geheimmssvollen
Kräften begabt »ind. Und es lasst sieh nicht leugnen,
dass der Zauberer bei der Behandlung der Kranken
allerlei brsindere Beschwörungen und Gebete spricht,
dass er Kohlen in-* Wasser wirft, dass er die er-
krankten Stellen anhliist. dass er ein Amulet unihäugt.
Die inuhainmeilanischen Zauberer getan den Krauken
Blättchen, «lie mit Koransprüehen beschrieben sind,
zu verschlucken. Gleichzeitig damit empfehlen sie
den Kranken, »ich au einen grossen Heiligen Gotte»
zu wenden und diesem zu versprechen, ihm nach der
Geneaung ciu Opfer zu briugeu — einen schwarzen
Hahn oder einen Hammel. Mau opfert aber auch
an heiligen Orten kleine Glucken, eiserne Gürtel,
Hinge, Nachbildungen von Händen und Füssen aus
Metall und allerlei andere Gegenstände, die mit »1er
Krankheit in Verbindung stehen. An Orten, welche
den Eingeborenen heilig »ind, findet man als Opfer
Hirschgeweihe, Hörner von Stieren und Stciuhöckcn,
alte Münzen, alte Waffen u ». w.
Ich halte in dein vorstehenden kurzen Referate
da» russische Wort Snachar mit dem deuUchen
Zauberer übersetzt: aus «1er ganzen Darstellung de»
Verfasser» geht aber hervor, dass der rassische (oder
kaukasische) Suachar eigentlich nichts amlcre« ist. als
unser deutscher „Kurpfuscher-.
Da» geht aus d«-n Schlussworten d*r Abhandlung
direkt hervor. Der Verfasser schreibt : hln der Ueber-
zeugung, da»» der Zwang, zu geprüften Acrzlen sich
in Behandlung zu begetan und uicht zu jedem be-
liebigen Menschen, zu keinem Ziel führt, hat mau in
Deutschland, England und Nord «Amerika die ärzt-
liche Praxis freigegeben. Ich meine, dass diese Frei-
heit, sieh behandeln zu lassen und zu tahandeln, auch
hei uns <d. h. in Russland) eingeführt werden sollt«.
Die Volks-Medizin, als ein Produkt de» Volksleben»,
hat mindest cii* dasselbe Recht auf ein Existenz, wie
di** Homöopathie, die Wasserheilkunst Kneipp'» und
viele ander»- Heilmethoden, deren Haupt Wirkung eine
pvychiscta int. Die Freigobung der ärztlichen lYaxis
wäre übrigens nur die Sankt ionirung einer längst be-
stehenden Thatsaehc.“
Der Abhandlung »ind 8 Tafeln beigefügt. Taf. 1
und II enthalten Abbildungen verschiedener pflanz-
licher uud thierischer Heilmittel. Taf. III giebt Ab-
bildungen von allerlei Am nieten. I — 8 Papierzettel
mit arabischen, armenischen und grusinischen In-
schriften. Die Zettel werden iu Läppchen oder in
kleine dreieckige Täschchen eingenäht, die uin den
Hai» getragen werden (6—9) oder in den Kleidern
in die Aertnul eingenäht werden. Ferner int abge-
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Referate.
40!)
bildet in Fig. I ein kleine» offene* Beul flehen
I Gehotbou tel) ruaa. kisset-iunlitwennik, d. h. ein
Gehethuchheutel, auf tatarisch und udini*ch knhlucha,
auf armenisch kipriano«. In dem Brutelehrn
werden Beschwörungen und Gebete T die au* aller
Zeit herxtaiuinen, auf In- wahrt ; sie erben rieh von Ge-
schlecht seu Geschlecht fort und wenlen für be-
sonder« wirksam angesehen. Die Besitzer solcher
„kipriano s*4 gemessen den Schutz geheiranissvoller
Krähe; bei der Uebergab« der Kipriunos an andere
Ijeute geht auch der Schatz der heiligen Kraft auf
die andern über. Wie wcrthvoll solche Amulet*- den
Leuten erscheinen, geht daraus hervor, das« jüngst
ein Armenier in Schuscha sein besonders hoclige-
schätzte« Kipriano» gegen ei ne Kuh im Wert he von 40— ISO
Rubel (KO bis 100 Mark) ciutausehte. — Gewöhnlich
wird ein solches Amulet nicht verkauft, sondern geht
durch Rrbachaft auf die Nachkommen üIkt und wird
in einem Kasten versteckt gehalten. — No. 5 ist die
Abbildung eines Amulet», wie man es den Pferden
um den Hals hängt. No. fi-9 Amulete oder Talis-
mane. kleine dreieckige, viereckige und herzförmige
Beutelchen, die au« Pferdehaaren geflochten sind ; nie
werden auf udinisch T ul i situ, auf armenisch und
tatiriaek Dahada genannt. Die Mullah», vdchfl dis
Ikhfedi verfertigen, hei»*«*n DshidaÜr. In dieaen
Amulet • Beutelchen wenlen nufhewahrt: Krde vom
Grabe eines geschätzten Heiligen, Stücke eines heilig
gehaltenen Baumes, allerlei Arzencimittel, die gegen
Krankheiten, gegen den l«Vn Blick, gegen Er-
schrecken schützen sollen. — No. 10. Ein Brett mit
einem Gebet and der Inschrift : «Gott möge helfen“,
wird an der Decke des Hause« oder in einem Winkel
oder einer Scheune aufhr wahrt, bisweilen auch im Hofe
oder im Garten eingegralam. No. 11. Abbildungen
kleiner Muscheln, die auf grusinisch Grindshilo heissen
and bisweilen mich als Talismane getragen werden«
(Es scheint Uypräa nioiietn- Kauri zu sein. Rcf.)
Tafel IV, l. 2. 3. Petachaft mit tjnboliichen
Bezeichnungen und Worten, tleuenman eine geheim niss-
volle Bedeutung beilegt. (Die Platte des einen Pet-
schaft« zeigt offenbar die Gestalt eines Vogels, eines
Huhu« oder eines Hahns, im Innern sind einige Bueh-
•taben «ichthar. Nr. 4. Eine Perlen-Kette , die über
der Wiege eine» Kindes aufgrhäugt wird, um dasselbe
vi»r dem bösen Blick zu schützen. Eine besonders
geheimnisvolle Bedeutung wird im östlichen Thcil
Transkntikasicns einer runden hölzernen atigemnltcn
Perle beigelegt , die an eine Schnur aufgereiht wird,
sie heisst Dagdagou. Nr. ß. Abbildung einer Wieg«,
g r u s. akuany . armen, ororo* , u d i u i a o h lerez.
Nr. 7. Ein cigenthömlichcs Henkelgcfäs». asimindah, das
unter die Wiege gestellt wird, um die Flüssigkeiten
(Harn) aufzuncbtticn. die da« Kind von sich giebt. Nr. K.
Die wie Tabakspfeifen aussehenden Apparate, die die
Flüssigkeit (Harn) des Kindes au Rangen und in das
Gefass leiten; sie heissen g r u s. »chilmki. a r tu. lolak.
Nr. H. Eine zwischen zwei Baumstämmen aufgehängte
Scbaukelwiege, gru**. tschotshi, arm. 1 o 1 i , udinisch
loljäk. Nr. 9. Abbildung eines auf ein Brett gebundenen
Kindes — der Verfasser bezeichnet die Einrichtung
als „Handwiege.4* Nr. 10. Ein Gürtet, um die „Furcht“
— — — — abzumessen , grus sartkeli, arm.
goty, udinisch taehka. Wenn nach der Ansicht der
Eltern ein Kitul «vor Schreck“ erkrankt ist, so kommen
alte Weiber als Specialisten, messen mit diesem Gürtel
die Grö»«e de« Schreckens und entfenien deu Schnvk —
w ie, ist nicht mitgethnilt. Nr. 11. Ein baumwollenes
Band (Bailaina) ein Arschin (70 cm) lang und 1 — 2
Werscliok (4.1 — K,H ciu) breit, oft farbig, mit bunt-
farbig ge*tickten heiligen Ausrufungen und Be-
schwörungen; man glaubt durch ein »«dein1« Band
da« Hau« vor Krankheit und Uuglücksfällen zu behüten.
Die Bailnma erbt »ich als ein Heiligt hum fort , doch
werden noch heutigen Tage* derartige Bailama von
den Mullali» neu angefertigt ; z. B gemusst ein Mulla
im Ort Wardany, Kreis Nucha, einen besonderen Ruf
als Anfertiger derartiger Bailama's. —
Tafel V. Die älteste Kirche de» heil. Georg O o r i »
Dshwari — auf einem Berge gegenüber «1er Stadt
Gori. Zu diesem alten Tompel strömen Pilger und
Kranke, die mit allerlei Gebrechen behaftet sind. Die
Kranken verrichten daselbst ihre Gebete, opfern
wächserne Lichte, Hühner. Schafböcke, uui Heilung
zu finden, kriechen auf den Knieen 3 Mal um den
alten Tempel herum, klettern zwischen den Beinen
eines steinernen Tisches, auf dem ein altes Heiligen-
bild steht, hindurch. Nr. 2. Der übertbeil der Kirche
mit dem (Nr. 5) darauf befindlichen Kreuz. Nr. 3,4,
fi, 7, 9. Abbildungen von geopferten Gegenständen,
darunter namentlich (Bocken — die andern Gegen-
stände sind nicht erkennbar. Nr. 10. Ein Felsen,
f> Werst oberhalb Zohinwnly am Floss« Liachwa < Kreis
Gori). Im Felsen befindet sich eine Kirche mit 2 Stock -
werken, Treppen u. *. w. genannt: das Kloster zum
W « i b e r - F u * s. Hier »oll lange Zeit da» Bein
einer heiligen Frau gezeigt, worden sein — erst in
allerletzter Zeit »ei daasoli»e von einein Priester ent-
fernt. Einige 10 Jahr lang lebten daselbst einige
Frauen, die Fürstin Palawandowa an der Spitze. Das
Kloster hilft 1mm verschiedenen Krankheiten; au»
Dniikburkeit bringen die Besucher allerlei Geschenke
dar — Lichte, Armbänder, Gürtel, Glocken.
Tafel VI. Weibgesc henke aus dein heiligen
Tempel Gori Dshwari . dargebracht voo dankbaren
Pilgern. 1. Eine Hamlkette mit einer daran hängemb-n
Hand. (NB. Die Grosse ist nicht angegeben.) 2, H,
4, 5, allerlei eiserne Ringe, einfach oder in Ketten-
form. 7. Ein eiserner Pantoffel zum Aufhingen.
6. Eine eiserne 2 Pud 18 Pfund (3t» Kilo) schwere
Kette, welche die Pilger um den Hals hängen und 3
Mal damit um die Kirche gehen- Eine ähnlich« noch
schwerere (mehr als 3 Pud = 4M Kilo wiegende) Kette
winl in der Kirche von Arbo (Kreis Gori) aufbowakrt.
Unter die Weihgeschenke sind auch die verschiedenen
Glocken zu rechnen, die bisweilen (Taf. V Fig. 3)
an Schnüren in den Ausseo-Xiacheii der Tempel au (ge-
hängt werden. Hier liegen auch Knäuel von Bindfaden,
mit denen die Pilger den Tempel umwickelt halten.
Tafel VII. 1. Das Wa»»erba**in, um das heilige
und wundert hatige Wa«*er von einer Mineralwasser-
quclle — C h w e darrt — aufzufangen. 2. Eine Heil-
quelle bei dem Ort Wartaschan tatar. I » • i t in a -
bulaeh. Da« Wasser gilt als besonders heilsam
gegen Fieber — es winl nicht getrunken, «indem
man wäscht damit nur Hände und rü»*e. Der Schwer-
punkt liegt aber auch gar nicht im Wasser, sondern
in der Anwesenheit einer besonderen Gottheit der
Quelle. Dieser Gottheit opfern die Kranken bunt-
farbige Fetze« ihrer Kleidung, dir sie in da« Gesträuch
hängen. 8. Ein alte* Grabmal mit allerlei Opfern
und Weihgeschenken. 4. Swcti-Zkarn, eine heilige
Quelle, ß. Ein Naphtha -See beim Dorf Naphthuliu,
15 Werst von der Bahnstation Geran. ln dem Ser
winl vielfach bei allerlei Krankheiten gebadet. Aus
diesem See hat ein gewisser Jager Naphtha gewonnen
und dann das Naphthalin in die Stadt gebracht als
Heilmittel gegen Hautkrankheiten.
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■470
Referate.
Tafel VJ1L 1. Abbildung einer lieili^n Schale;
auf die Schale werden einige mit Watte umwickelte
Sehilfstücke in ungradvr Zahl t*. B. 5> gelegt, Man
wickelt die Watte all und ersieht daraus was für ein
Heiliger oder was für eiu heiliger Ort oder Tempel
auf den Kranken erzürnt ist. Da« Krrathen des
erzürnten Heiligen ist im ganzen transkaukasischen
Gebiet verbreitet, aber die Arten de» Krrathens sind
sehr verschied eil. Im östlichen Kaukasus unter den
Armeniern und l Minern de* Dürfe« Wartasrhan aind
besonders gefürchtet: <ler heilige Georg Z in in da
Gcorgii, dann die Heiligen Jegische, Arakel,
Kalnzizik, Mugduitsunz-Surp, Kelgwsrt. 2. Abbildung
eine» alten heiligen Buches, aus dem der Geistliche
den schwer Kranken etwas verliest. 8. Abbildung
der Grabstätte eines Erschlagenen «»der eine» Selbst-
mörder», „Scheit“ genannt, gilt als ein Ort, wo
man von «len Folgen des Schrecken» geheilt werden
kann. Man zerschlagt auf dem Grabe eiuen Topf
und wäscht »ich dabei die Hände und Fiinc,
4. Z i in e r i , ein heiliger mit Steinen eingefasster
Ort l»ei Wartaseh an. Die Ursache der Heiligkeit ist
unbekannt; aber am Sonnabend und Sonntag bringen
Armenier und Udiner hier Opfer; im Augustmonat
am Tage de» Feste» „Wartawar*4 wird hier ein grosse«
Fest veranstaltet. 6. Ein heiliger Ort mit alten Ruinen
„D e ru j u r o w“ auf einem Berge bei B i d e s ( Kreis
Xucha). auch hier opfern Armenier Lichte, Hähne,
Hammel. Die Tataren fürchten diesen Ort 8. Ein
heiliger Ort 2 Wert! Ton W a r t u » r h » n . auf
udiniach Kalazizyk, d. I». „grosse Blume“
genannt. Der Ort wird Itesondcr» geehrt von den
armen ischen üregorianern , weniger von den recht-
gläubigen Udinem. Frauen — stellen Lichte vor eine
kleine niedrige Hütte.
17. Pantjuohow, Dr. J. J.: Kobulcti als
Strand-Kurort. Tiflis 1900. 83 8.
Kobuleti liegt au der Ostküstc des Schwarzen
Meeres im Bezirk von Datum an einem kleinen
Flüsschen Tscliolok, da» hi» 1878 die Grenze zwischen
Russland und der Türkei bildete. Der Verfasser bat
Kobuleti bereit» 1888 besucht und entwirft eine leb-
hafte Schilderung von Land und Leuten. Er empfiehlt
den kleinen Ort zum Aufenthalt und zum Baden
— der Ort ist ziemlich frei von Malaria. —
Ich scldiesae an diese Referate ein Verzeichnis»
von anderweitigen Abhandlungen de« Herrn J. J.
I* a n t j u c h o w ; die Abhandlungen beziehen »ich
alle mehr oder weniger auf den Kaukasus; Referate
darüber zu liefern, bin ich ausser Stande, weil mir
die Arbeiten nicht vorliegen.
18. U e b e r das G e h i o t S s a in u r s a k a u , d i o
daselbst lebenden Volker und die
d a » e 1 b s t verbreiteten Sprachen.
Die Zeitung „Kawkas“ 1885, No. 97.
18. M c d i c o - 1 o p o g r a p h i » c h e Skizze de»
R i o n • B a » s i n s. Militär-medic. Zeitschrift
1885. Aprilheft.
30. Das Gebiet von Saam ursak an in italur-
historischer Beziehung. Tiflis» 1 H68.
Aus «lern Bericht ü1*er da» Lazareth des Kauk.
Linien-Bat. 87. Zeitschrift „Medizin der Gegen-
wart“ 1886, No. 21*. 34 und 88.
21. Ueber die S k o p z c n in Inieretien.
(Eine Rus«. Sectc.) Protokoll der (kMtlloklft
der Amte in Kiew 1888, No. 1.
32. Ueber die Mythen und abergläu-
bischen Gebräuche der Einge-
borenen de* Rionthales. ,Ka vkai*
1KH7. Mdw 27, 38,
23. Ueber die V o I k s m e d i z i n der Ein-
geborenen de» Rionthales. Medi-
zinische Sammlung der Kaukasischen Acrzte.
18K9, No. 4.
24. Medizinisch-topographische Be-
schreibung «les Rion-Bassins.
Mediz.-tonogr. Sammlung. forsnagegeben von
dem Med. Departement d. Ministeriums der
innern Angelegenheiten. Bd. II, 1871.
25. Ueber die Volksmedizin i in » ü d o s t-
liehen Gebiet Bttfllltldl. Kiew! 875,
28. Doctor und (Quacksalber. Kiew 1875.
27. Die Pathologie der Türken. Aerztliche
Zeitung (Rum.) 1880. No. 424.
28. Einige Fälle von Scchsfingrigkeit.
Arbeiten der Gesellschaft der Acrzte. Kiew 1883.
29. lieber die K ö r p e r g r 5 s s e einiger
VoIksstKmme in Tranakaukasien.
Med. Sammlung der Kauko*. ärztl. GeacII-
•dllft. 1890, No. 12. 18 und 19.
30. Favus unter «len Semiten des Kau-
kasus. Russische Medizin 1 890, No. 24
und 2*».
31. Der Kropf in Swauotieu. Russische
Medizin No. 2.
32. Der See Tschaldyr und seine Um*
g e I» u n g. nK n w’ k a 8* 1890, No. 322 und 323.
88. Ueber die physische Organisation
einiger Vofkastamme in Trans-
k u u k n s i e n. Zeitschrift für Sanititawoern
1891, No. 2, 6, 10.
84. Der gesundheitliche Zustand der
G r u s i e r. Ebenda. 1891, No. 42 und 51.
3o. Kurden und Karapachcn. „K a w k a s“
1891, Ko. 40.
36. Die Russen i u T r a u s k a u k a s i e n.
Ebenda. 1891, NM. 155.
37. Der Au»»atz in Transkaukasicn.
Russische Medizin 1891, No. 8.
38. Die a n t h r o p o 1 o g i s c b e ii Typen der
Kaukasier. „Kawkai“ 1893, No. 103.
39. Die Finger-Anomalien unter den
Eingeborenen »les Kaukasus. Russi-
sche Medizin 1893, No. 190.
B. Schriften der Kaukasischen Abtheilung der K. Russ, Geogr. Gesellschaft.
Ich maus mich damit begnügen, in Kürze Ulier
«len Inhalt der wenigen Bünde zu berichten, die
mir zufällig zugekommen »ind. Ich berücksichtige
nur diejenigen Abhandlungen, die auf Anthropologie,
Ethnographie und Archäologie Bezug haben.
1. Konschin, A. M. : Ueber den a 1 1 e n S t rom-
lauf desAniuParjanachdcngegeu-
wärtigen geologischen und p h y-
» i k o - m a t h e m a t i s c h e n T h a t » a c Ii e n.
Mit 3 Karten und Plänen. (Schriften der
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Referate.
471
K a u k a 1*. A b t h e i I u n g. XV. Bach
Tiflft 1893. & 1—21.)
2. Pastuchow, A. W.: Leber ein« He-
» t e i g ii n g (Ich K I li r u * « am 13. Juli
189 0. Mit 4 Ansichten und Plänen vom
Elbrus»- Gipfel- (Ebenda. XV. Bach,
Tiflis 1893 S. 22—27.)
Die erste Besteigung des Elbrus» wurde von
Professor Freshßcld in Begleitung einiger andern
Engländer im Juli 1H«S8 ausgeführt. Einige Jahre
später, 1874 . bestieg eiue Partie Engländer mit dem
Führer Drove» den Berg. Im Jahre 1884 erreichte
der ungarische Reisende Deschi (?) den Gipfel.
Während der letzten Jahre wiederholten «ich die Be-
steigungen des Elbrus» sehr häutig; fast alljährlich
erschienen einige Alpinisten verschiedener Nationalität
zu diesem Zweck im Kaukasus, Herr Pastuchow, der
zu tojK 'graphischen Arbeiteu 1890 nach t Iher-Swanetien
kommaudirt war. bestieg in Begleitung einiger Kosaken
im Juli den Elbruas und erstattete darüber in der
Sitzung vom 4. April 1891 den hier mitget heilten
sehr interessanten Bericht.
3. Pastuchow, A. W. : U e b e r eine Be-
steigung des Berges C li a I a t z a ,
13. August 1891. (Ebenda. XV. Buch.
Tiflis 1899. 8. 98-60.)
4. Dintiik, A N. : Eine Rei»e d urch W e s t-
Ö « s e t i e n. ( E I» e n d a , X V. B u c h. Tiflis
1893. 8. 51—90.)
6. Dinnik, A. N. : R e i s e d u r c h Pscbawien
und Tnschctien. E b e n d a , X V'. B u e h.
Tiflis 1893. 8. 91 — 147.)
6. Chachanow, A S: Ein Beitrag zur
historischen Geographie des Kau-
kasus. (Ebenda. XV. Buch. Tiflis
1893. 8. 2*7 — 234.)
Ein kurzer Bericht über die Ausstellung von
Karten während des internationalen Congrosse» für
riüiistorische Archäologie und Anthropologie in
(oskau 1893. Der Verfasser bringt hier Mittheilungcn
über alle die Karten, welche sich auf den Kaukasus
beziehen.
7. Kurze geschieh tliohe Skizze des Terek-
Kosakenhoeros und derStadto des Torek-
Gebieta. Aus dem Torek-Kalender
auf das Jahr 1890. (Schriften der
Kaukasischen Ahtheiluug der K.
Ru h s. Geogr. G e s e 1 1 s c h a f t. XlX. Bach.
Tiflis 1897. S. 180-188.)
Bi» zur dritten Hälfte des XVI. Jahrh. gab es
im heutigen Gebiet der Terek-Kosaken keine russischen
Ansiedlungeu. Hier gub es im Norden bis zum Zu-
sammenfluss der Malka mit dem Terek die grosse
K a b a r d a . zwischen den Flüssen Terek und
H « u D « li a die kleine Kaburda Westlich von
den Kabardinern zum Nord-Abhang des Kaukasus-
Gebirges hin wohnen den Kabardinern verwandte
kleinere Stämme, und nach Osten zwischen Terek und
Sutak die K u in y k e n. Südlich von der kleinen
Kabanln und den Kumyken befanden sieb Ansiede-
lungen der von den Bergen in die Ebene herahgo-
stiegenen Tschetschenien ; in der Kaspischen Steppe
nomadisirten die Reste der Goldenen Horde und die
Nogaier.
Zum ersten Mal erscheinen Russen in jenem
Gebiet 1559: Russische Krieger aus dem Fürsten tliu in
R j ä s a n bemächtigen sich der Stadt. Terkota oder
Tjuni n, die am Nebenflüsse des Terek lag. und Wessen
»ich daselbst nieder. Im J. 1577 wird die Stadt Terki
an der Mündung der S*u»«hn erbaut: die Rjiisun'schen
Krieger übernehmen unter dem Namen der Terek-
Kosaken den miliUtirisclicn Grenzdienst.
Etwas später, 1682, rückten 300 Don’tche Kosaken
unter Führung ihres Ataman Andrej 8 c h a d r a aus
ihrer Heimath in das gegenwärtige Terek-Gebiet ein,
Wessen sich im Lande der Kumyken nieder, und legten
mit jenen ersten Ankömmlingen aus KjUsan den Grund
zur Bildung de» sog. Greben 'sehen Kotako n-
Heeres. Ganz genau ist der Ort der ersten An-
siedelung dieser Don When Kosaken nicht bekannt,
allein als 1828 die Mineralogen Kitsch und Gerold
(Herold?) jene (»egend besuchten, fanden sie in den
Bergen Kosaken- Ansiedelungen in der Nahe der Kleinen
Kaharda. Weil die Kosaken zwischen den Bergen
(Bcrgkamuie russ. Grehnjä) wohnten, so erhielten sie
den Namen .(Irehenzi*. Später, 1686, rückten
sie ihre Ansiedelungen Allmählich näher an den Terek -
fluss heran. Ihn« Haupt -Ansiedelung nannten sic
ihrem Ataman zu Ehren Schadrinsk, zwei andere
benanuteu sieKurdjukowsk und G I a d k o w s k.
Was durch den beständigen Kampf mit den Ein-
geborenen und durch den mörderischen Einfluss de*
Fieber-Klima« an lernten verloren ging, wurde ergänzt
durch zarische Schützen und Kanoniere, d urch littauische
und deutsche Kriegs gefangen«, die mit den Kosaken
hingesehickt worden, durch verschieden« Sektirer und
— — Vagabunden. Die Herrscher des Gebiets Tjumc«.
in dem die Stadt Terki die Fürsten SiUintsehalei,
die später den Namen TscFicrkasski annahmen, waren
oft in Moskau, nahmen das Christentbum an, sie
schlitzten mit bewaffneter Hand die Russische Colo-
nisation und befestigten die Verbindung zwischen den
Terek- und Greben-Kosaken. Allein die Verbreitung
des Islam in der Tschctschna und der Kaharda zer-
störte das gute Verhältnis* der 'Eingeborenen zu den
Kosaken; Einfälle der Kalmücken und Tschetschenien
nüthigten die Greben -Konaken zwischen 1680—1685
ihre alten Ansiedelungen zu verlassen und sich neu«
zu gründen in dem Winkel, den die Hsunsha und Terek
bilden. Erst 1712 kehrten sie wieder an1* link« Terek-
Ufer zurück und bildeten mit den Terek-Kosaken
gemeinschaftlich den festen Cordon längs des Tcrek-
Flusses. Seit dieser Zeit wurden die Kosakenheer«
um benannt : die G r « b o n’schen hiesseu das Ober«
und da» eigentliche Tere k’sche Heer das Unter«
Terek-Hecr.
Peter d. Gr. wünschte die Grenzlinie näher zum
Flusse Ssnlnk zu rücken ; er gründete daselbst di«
Festung Sw. Krest (heil. Kreuz), und siedelte
dort die Terek-Ko*aken au; er verstärkt« dieselben
gleichzeitig durch einen Zuzug vom I>on und der
Wolga. Während der Regierung der Kaiserin Anna
wurden iu Folge der Freundschaft mit Persien alle
auf dem rechten Terek- Ufer von den Russen besetzten
Punkte aufgegeben und der Oordon 1734 auf das
linke Terek -Ufer verlegt ; 1736 wurde die Festung
Kisljär gegründet. Etwa um 1754 lies» sich eiue
Grupp« Ko-akcn mit einer Itetrncht liehen Menge
Eingeborener in der Nähe der Ansiedelung Rornadin
nieder und bildeten daa Terek- Kisljarsche Konaken beer.
Im J. 1763 wurde die Festung Mosdok erbaut;
auch hierher wurden Kosaken von D«»n und Wolga
geschickt, um sich liier auzusiedeln. Ihnen schlossen
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472
Referate.
■ich später 200 Familien getaufter Kalmücken an, uod
so bildete sich das Moidok'tchv Kosaken«
hcer.
Im J. 1777 worden Befestigungen an ilen Flüssen
Kunt, Solka, Kunta u. «. w. angelegt, und zu ihrer
Bedienung kamen 700 Koeakenfurailicn von der Wolga
und gründeten eine Keihe Ansiedelungen (St an ixen);
sie iiehielten ihn* alte Bezeichnung Wolga-
Kosaken.
Im J. 1824 errichtete General Jcrmolow eine
neue Koeaken • Linie , welche er das Gorskoe-
W o i s k o (Bergheer) nannte. »So waren schliesslieh
W KiMaken*He«ro, die später mit dem Kamen
„Regimenter“ benannt wurden, vorhanden ; die
Linie, d. h. die B t a n i z o u begannen am Kaspischen
Meer und erstreckten sich landeinwärts -- sie bildeten
in ihrer Geaanimtheit das Kaukasische Linien-
Heer. das «ich 700 Werst bis zur Mündung des Terek
au «dehnte.
AU «las Heer der Kaukasischen Linie
gebildet wurde, wurden die bisher einzeln benannten
Hmts in Regimenter umhemumt; 184$ wurde eine
(»esonder© Verfügung erlassen, wonaeli das Linien-
Heer seine eigene, vom Kaukasus* Gebiet getrenntst
Verwaltung erhielt.
Um di«* colonisatorisehen Pläne im Kaukasus
lw»üsor auszuführvn, musste ein gesicherter Weg nach
Grusien hergestellt werden Deshalb wurde bereits
1784 am Klus«© Terek die Festung Wiadikawkas ge-
gründet. aber bald aufg«*geben und erst 1705 aufs
neue befestigt.
Um Wiadikawkas und Mosdok zu vereinigen,
wurden aui Terek aufwärts eine Reihe neuer Stanizeu
erbaut und mit Colouisten aus Kleinrussland und zum
Tbeil mit Linieii-Kosaken Iwsiedelt.
Im .1. 1845 wurde die Ssunsha-Kosakculitiie ein-
gerichtet. und im Laufe von 16 Jahren mit 22 Stanixen
besetzt- — -
Im J. 18H0 wurde da« Temk-Gfbiet vom Kuban-
Gebiet getrennt und erhielt seinen eigenen Chef. Lu
J. 1870 wurden iin T«*rek-Gebiet dieselben allgemeine
Einrichtungen wie in jedem Gouvernement getroffen.
Im J. 1888 erhielt, das Gebiet ©ine eigene Verwaltung,
die noch heute gilt.
Kh folgen dann einige Notizen über die Kaukasischen
Städte: Wiadikawkas, Pjätigorsk, Moadok, Kisljiir.
W 1 a d i k a w k a « ist 1784 gegründet ; es siedelten
«ich hier Osseten und später auch entlassene Soldoteu
an; 1858 erhielt Wlu«likawkns steinerne Mauern nebst
Thürmen. Am 31. März 1800 wurde Wiadikawkas zur
Stail t erhoben.
Mosdok ist 1702 durch den Herrscher der
kleiucn Kabarda, Fürst, Kurgoko Kautscimkin, der
sich «pater taufen lies«, gegründet. Mob heisst auf
Kabardinisch „Wald“, d o k dicht. Damals war alles
mit dichtem Wald bedeckt.
K i s I j ä r ist 1735 durch Genoral L e w a « c h c w
an Stelle der aufgegebenon kleinen Festung S w.
K r © « t (heil. Kreuz) am linken Ufer des rechten
Terek-AmiH gegründet.
8. Markowitfloh, W. W. : Benennung, Ge-
brauch und V e r b r e i t u u g e i n i g c n
für das Volkslcbeu wichtigen
Pflanzen. It«chkerien. (Ebenda.
XIX. Buch. Tiflis 1883. S. 20 7 228.)
Ein alphabetisch geordnete* Pflauzenvcr/eii-huiss.
Heber tlen (»« brauch und die Verbreitung der Pflanzen
spricht der Yctfamtr in dem bdgenden Aufsatz.
». Markowitsch, W. W. : In den Wäldern
lisch kerie ns. Erinnerung eine*
Förster« an dieWälderderTschet-
» c h n a. Mit 7 Tafeln Abbildungen.
(Ebenda. XIX. Buch. Tiflis 1803. S. 229
bis 338.)
Sohr fesselnd geschriebene Sehihlerungen von
Land und Leuten der Tschctschua mit lieeondcrer
Berücksichtigung des Wablreichtbums und der richtig»*. i
Verwaltung und Schonung der Wälder.
10. Karzew, Geuoralstah «oberst: Be-
merk ungen über die Kurden. Mit
einer Kurte. (Ebenda. Bd. XIX. Tiflis
1893. 8. 337 3Ö8.)
Unter »lern einfachen Titel „Bemerk ungen“ ist eine
recht gute Zusammenstellung aller Nachrichten ülwr
die K urden gegeben. Der Verfasser bat, was wohl
bemerkt wenb-n muss, ausser der fremdl&nd iacben,
französischen, eugli«eheti und deutschen Litten*! ur
auch die russische Litteratur und da« Militair-
Archiv de* Kaukasus tienulxen können).
Die Kurilen gehören zu den ältesten Bewohnern
Vorder- Asiens ; ihrem Typus und ihrer Sprache uacli
muss tuan sie zu den arabischen Völker« zählen.
Man darf anuehmen, «las« die Kurden seit «1er ältesten
Zeit das Gebiet des östlichen Taurus-Gebirge« (östlich
Vom Euphrat und dem Gebirge Sagr«*») b«*w«*hiil
haben; nllniuhlch ala*r haben sic sich weiter ausgr-
breitot. Man kann heute alle die von Kurilen be-
wohnten Landstriche in folgender Weise lw*greiiz»*n :
im Westen «1er Fluss Euphrat, im Säuen di©
Ebene von Mosopotumicu und die Berg«* Luri*
«tun s, im Osten der Gebirgszug Tuchawerdy und
im Korden der Flu*» Araxe*. Mau kann dieses
Gebiet als Kurdistan bezeichnen; obwohl noch
ander«* Volk**tämtnc zwi*ch«*n «len Kurilen leben, so
sind immerhin hier «lie Kurden «lie überwiegend«*
Bevölkerung. Die zahlreichsten Ansiedlnngcn finden
sich in «1er persischen Provinz Chorassan, im
russischen Gouv. Eriwan, und in dem russischen
Gebiet von Kars. In «len Bergen «los Bingel*
dagh im Bezirk Derssim, an aen südlicheu Ab-
hängen der Gebirge (*harsan-dagh und Dschudi,
in «len Bergen von Sagross, und in einem beträcht-
lichen Tbeil «1er persischen Provinzen Ardiljan nnd
KermauBchachan bilden di«* Kurden auf dem Lande
wie in den Städten die Mehrzahl; iu dem übrigen
Theil «los von ihnen bewohnten Gebiet* siml sie in
der Mehrzahl auf «lern Lande und in der Minderzahl
in dcu Städten.
K opfzalil. Nach Rawlinson leiten in «1er Türk«*i
l1/* Millionen Kurden; in Persien 760000. Der Ver-
fasser ist der Aiisiidit, dass diene Zahlen zu geringe
siml : er meint, es müssten in Persien und der Türkei
mindestens 2 V« —3 Millionen Korden gerechnet werden.
Auf niansohcm Boden leben ca. 106000 Kurden.
Religion. Die grösste Zahl der Kurden be-
keuut »ich zum Muhainniedanisniu*, und zwar sind sie
rechtgläubig«* Sunniten der Sekte Schaffi (Schaffiiten).
»Sie halten s«.*hr früh den Islam angenommen, aber
sich dabei ihre nationale Selbstständigkeit erhalten;
sie erkennen den türkischen Sultan nicht als ihren
re«*htmassigcn Ohalifcn an. vielmehr sind sie geneigt,
ihr geistliche* Oberhaupt in ihren eigenen Scheichs
zu «« hen, weil viele von ihnen ihre Abstammung von
den Uhalifen «ler Dynastie, «len Ome jaden, ablciten.
Die böher»*n Stände unter den Kurden siml st»»lz
auf die Reinheit des Glaultens, ebenso stolz sind die
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Referate.
473
Stidtcbewohuer; — «1er übrigen nomodisironden Be-
völkerung scheint «lie Religion sehr gleichgültig zu
»ein, — doch kann der Fanatismus leicht erweckt
werden.
Ein Thcil der Kurden ist hei seiner alten Religion
gehliehen, d. h. der Religion des ZoRiuter, das sind
die Jesiden. Ein kleiner Theil bekennt sich zu
einer sehr wenig untersuchten Religionsgemeinschaft,
die unter dem Namen Ali-Alla bekannt ist.
I>ie Jesiden suchen sich und ihre Religion etwas
zu verbergen, weil sie sowohl von «len Christen, wie
von «lei» Muhammedanern, angefeindet werden.
Die Benennung Jesiden ist zurückzufiihrcn auf
da« alte syrische Wort Jesd-a — Gott. Die Gleich*
Stellung des Guten and des Bösen in ihrem Glauben,
«iie Verehrung «les Feuers un«l der Sonne, das Be-
streben, di«* bösen Geister durch Opfer zu versöhnen,
weist auf die Lehn* Zomaster*.
Das Hauptheiligthum «ler Jesiden liegt 2 Tage-
reisen nordöstlich von Moasul und ist auf dem Grabe
eines Heiligen 8ch«ich-Adi erbaut. Wann der Scheich
Adi lebte, ist unbekannt. Viele identificiren ihn mit
dem Ad de, einem Schüler des falschen Propheten
Mane*. Danach müsste die Sekte «ler Jesiden in das
III. Jalirh. n. Ohr. gehören. Andere meinen, «lass der
Scheich Adi im XII. Jahrh. lebte, zu einer Zeit, als
wirklich ein gewisser Scheich Adi Unruhen in Kurdi-
stan anstiftete. Der Verfasser meint, auf Grund d«‘r
Auseinandersetzungen eines Jesiden, das* es sich
hierliei garnicht um einp bestimmte Persönlichkeit
handelt, sondern dass unter des Scheichs Adi’s Namen
der Geist des Licht« oder »eine Inkarnation zu ver-
stehen ist.
Bei dem Heiligthum wird im Frühjahr ein
grosses Fest gefeiert. In einem daneben liegenden
Kloster leben die Priester, die Ka wallen genannt
werden; die niederen Diener «les Tempels heissen
Fakire, der höchste Würdenträger ist der Scheich.
Im Kloster wird das Sinnbild des Geistes der Finster-
nis« Melek-Tam*, ein goldener «nler vergoldeter Hahn
oder Pfau aufbewahrt. Die Priester, Ka wallen, führen
ein Modell diese# Halmes im ganzen Lande herum
und sammeln dabei milde Gaben.
Um sich nicht zu sehr von den Muhammedanern
zu unterscheiden, tragen die Jesiden muhauimeda-
niselio Namen, schreiben auf ihren Grabmälem Verse
aus dem Koran. Diesem Bestreben ist offenbar auch
die Inschrift Scheich Adi’s im Heiligthum entsprungen-
Bi« zum Anfang dieses Jahrhundert« waren die
Jesiden eine sehr ansehnliche Gerneimle, aber 1832
worden sie von «leu (eigentlichen) Kurdeu-Suuniten
fast ganz aufgerieben. Jetzt sind nur etwa 30—40,000
Je»i«len vorhanden; ihre Hauptzahl lebt im G«*birge
Ssnndahar.
Zur Religion Ali-Alla hekenucu «ich nicht
allein «lie Kurden, sondern auch alle in Klein- Asien
lebenden Turkmenen. Di© zur Sekte Ali'Alla gehörigen
Kimlen bezeichnen »ich selbst gern ab Schiiten, um
«ler Verfolgung der Sekte der Sunniten zu entgehen.
Von ihren Nachbarn werden »ie wohl Kisil-baach,
d. h. Perser genannt. Die Anhänger der Sekte Ali-
Alla oder Ali -Ullach suchen ihre Glaubensanaiohten
ängstlich vor allen Fremden zu verbergen ; si<» tragen
mohammedanische Namen, aber sie hassen die Muham-
medaner und «uchen ihnen so viel als möglich zu
schaden. Sie werden aber auch gehasst und »o viel
als möglich gemieden. Der Türke zieht es vor, auf
einer Reise lieber im offenen Feld zu übernachten
oder «len Tagesmarsch zu verdoppeln, ehe er die
Archiv für Anthropologie. 1hl. XXVII.
Gastfreundschaft in einer Ansiedelung der Sekte Ali-
Alla in Anspruch nimmt. Zur rharakterisirung «ler
Anhänger und ihrer Sitten sei auf eine Eigeuthüm-
lichkeit hingewiesen. Es herrscht unter ihnen eine
Art Polyandrie. Wenn in einer Familie mehrere
Brüder sind , so muss zuerst der älteste Bruder
hciratlicn. dessen Ehefrau wird aber zugleich die Frau
aller übrigen Brüder. Erst, sobald der Zweitälteste
Bruder ein Weib genommen hat, verbleibt die
Frau «les ältesten Bruder» diesem allein, weil dann
di«* Frau des Zweitältesten den andern Brüdern auch
ab Ehefrau gilt.
Auch in «len Bestattunngebriiuchen der Ali-Alla
herrscht viel Gehoiinnissvoll«**: nur das Haupt der
Familie ist nigegen , die jüngeren Verwandten
werden nicht zugclasscn.
Die zahlreichste Gruppe d«*r zur Sekte Ali-Alb
gehörigen Kurilen lebt in «len Bergen von D e r s s i m
und im nördlichen Thcil «ler Ebene von C har put.
Sie werden von den Türken ab Kisil-hasch benannt,
d. h. ab Perser, weil mau »ie mit dem Schiiten in
Persien verwechselt, daher nennen sich «lie Anhänger
der Sekte Ali-Alla in Persien direkt Schiiten, um
Verfolgungen zu entgehen. Eine andere Gruppe der
Ali* Alfa lebt in «len Hergen von Sagrose und in «ler
persischen Provinz Ardiljan.
Die Kurden sind, wie olien bemerkt wurde,
Sunniten. — doch giebt es auch Sehiiten unter Kurden,
und zwar in Persien • in Uhorassan sind alle Kurden
Schiiten; im übrigen giebt es in Persien sehr w«»nige,
in «ler Türkei gar kein«*.
Sprache. Die Sprach«; der Kurden gehört zur
iranischen Gruppe, di«* Mehrzahl spricht Kermambhi —
doch sind der Sprache viele Worte armenischer und
luranbelnr Herkunft boigemengt.
Die Kurden von Derssitn roden einen Dialekt, der
Sasa heisst ; «ler Dialekt steht «lein Persischen näher
als der eigentlichen Kinnaiidshi-Spraeho, überdies ist
die Zahl der rein armenischen \\ orte sehr gross. —
Ein dritter kurdischer Dialekt ist «1er üurani-
Dialekt, «liescn redet ein Theil «ler K unlon in Ardiljan
und Kirmamhchach: es ist eigentlich Kirmandshi
sehr stark vermischt mit persischen Worten.
Die Kurdische Sprache ist ausgezeichnet durch
das wiederholte Vorkommen «le» Buchstaben r und
durch scharfe Kehllaut© — in Folge d«?Hscn klingt die
Sprache sehr rauh.
Geschichte der Kurden. Au» der älteren
Zeit wissen wir wenig über di«? Kurilen; ein selbst-
ständiges Reich hüben sie nie gebildet. Sie sind bekannt
al« tüchtige Kri«?ger und zwar in älterer Zeit ab Fusa-
Soldaten. Der aus den Kreuzzügon bekannte Saladin
war ein Kunle, er hiess Nasyr-Iussuf-Hsalla-
E «1 d i n. — Erst zu Beginn des XIX. Jahrh. ver-
suchten die Kurden sieh von den Türk«-«! los zu machen.
Ihre Fürsten verhamlelteu z. B. 1829 während des
russisch -türkischen Krieges direkt mit den Russen.
Die wichtigsten kurdischen Fürstcnthümer waren
C h e » k a r i , Kcwandu* , Baehtan und Bcgdinan,
1880—32 verwüsteten die Kurden «lie Ebene am
Mittellauf «les Tigris, bin 1K34 Mahomod Raschid
Pascha mit einer türkischen Armee durch ganz Kur-
distan durchzog und ein blutiges Gtmcht über die
Kurilen hielt. Seit der Zeit begannen Unruhen unter
«len Kurden, entstanden durch «las Eindringen englischer
Missionaire in Mossul, und eben««» später während
des russisch -türkischen Kriege» 1854 und 1H76 — 77.
Die Kurden schienen geneigt, auf die Seite Russland«
zu treten. Schliesslich kam es 1880 unter dem
80
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kurdischen Scheich Ok'idulk nochmals zu einem Auf-
stand gegen «lie Türken, der aher bald unterdrückt
wurde.
Ursprünglich (heilten sieh die Kurdenstämme in
„G escnlechter* und führten ein Xomadoulelicn.
Die Kurden, sowie die L u r e n von Bncbhara
sind die einzigen arischen Nomaden. In Folge
der kriegerischen Ereignisse wurden einzelne nomm-
disirende „Geschlechter1* zersprengt und dadurch
genöthigt, »ich anzusiedcln. — Ucbcrdie« reicht da»
Land zum Nomadisiren nicht aus. Ein Theil der
Kurden nomadisirt aher auch heute noch. In» nörd-
lichen Kurdistan im Walajot B i 11 i leben Kurilen,
welche seit Alter» her das Hecht Iwsuispruchen,
wahrend de» Winters in die annenisclien Orte üWr-
zuriedoln; die Kurden des südliclu'i» Kurdistan ziehen
im Winter in die Thäler von Meinpotaiuien
und A r d e 1 j a n.
Die am Südahhange des Taurus-Gebirges und
östlich von Diarbekr sesshaften Kurden sind arbeit-
same Landbesitzer und Gartenzüchter geworden» —
gerade sie gclaugcn liereit» zu einem ans<dii!lichen
Keichtlium. —
Ein zusammengehörig«’« Geschlecht oder ein
Stamm heisst in Kurdistan Aschiret; es wird regiert
von einem Aga, der mitunter den Hang eines
Scheichs «»der eines Chans hat. Der Aga gehört einer
herrschenden Familie au. doch existirt keine eigentliche
Erbfolge. Die Gewalt des Aga im Aschiret hängt
ganz von seiner Persönlichkeit ah. Früher gab e»
einige berühmte Familien, «lenen sieh mehrere Stämme,
Aschiret, unterordneten, zu ihnen gehörten der Emir
von V h e i k a r v die Chane von Uachtan, von
B c c li d i n a n u. s. w. Die Türken haben e» ver-
standen, diese Familien fast vollständig auszurotten.
Der Hauptbesitz des Kunlen liesteht in seiner
Heerde; die liallmomadi«cheu Kurden treiben auch
Ackerbau, doch nur zur Befriedigung des eigenen
Hausbedarfs. Die Kurden verkaufen «l»e Wolle ihrer
Heerden und auch die lebenden Schafe, die Weiber
weiten Teppiche und Tücher — früher waren die
kurdischen Tücher berühmt, jetzt sind sie fast ver-
schwunden, verdrängt durch englische Nachahmungen.
— Früher versorgte Kurdistan die iN-nachbarteu
Gegenden mit Reitpferden; besonder« berühmt ist
eine halbblütige arabische Hasse, K j ä g 1 a n genannt.
Jetzt int die Pferdezucht in Verfall geratlien. Ein
Kjäglati ist 200 — 500 Rubel (400— 100t) Mark) werth,
ein gewöhnliches türkisches Pferd nur 50—100 Rubel
(100 — 000 Mark». Die Kurden sind meist alle im
Besitz guter Gewehre, die »ie auf erlaubte uml
unerlaubte Weise «ich zu verschaffen wissen — nament-
lich von russischer Seite findet ein lebhafter Handel
mit Gewehren statt.
Die Kleidung der Kunlen bestellt au» mehreren
über einander gezogenen Westen und einem langen
Rocke (Kaftan i, weilen Beinkleidern, «licken wollen un
Strümpfen und Schuhen. Die reichen Kurden kleiden
sich in Sammet und Plüsch, »io lieben lebhafte Farben.
Die Kopfbedeckung besteht in einer Filzmütze und
einem (lamm gewickelten Tuch (Turban), bisweilen
sieht der Turban ausserordentlich gross und ansehnlich
au». Gewöhnlich trägt der Kurde nur einen Schnurr-
hart und rasirt sich den übrigen Bart ; nur alte Leute
und die Mullah» trugen einen Vollhart. Auch die
Kiiiilluiscli-Kurdcn tragen Vollbärte und färben sich
dieselben mit Henna. Durch »eine stattliche Gestalt,
»eine gut sitzende Kleidung, spinn gute BewnfTuuug
macht der Gebirgs-Kurde den Eindruck eines hübschen
gewandten Krieger».
Die ansässigen Kurden tragen dunkle Gewänder
und gleichen iu ihrem Acussem mehr den ackerlwu*
treibenden Persern.
Der Kurtle ist kein Freund von Reinlichkeit; er
lebt im Winter in halb unterirdischen Hütten, die
von oben her ihr Licht erhalten. Oft lebt «las Vieh
l»ei ihm; die reichen Kurden haben bessere Wohnungen,
die von den Ställen getrennt »ind.
In alten Zeiten lebten die Fürsten iu befestigten
Schlössern.
Im Sommer leben die Kurden in einem Zelt
(Tscliadr) au» schwarz* «dienern Zeug; derartige Zelte
sind «ehr zweckmässig , sie schützen vor Regen und
Sonnenhitze. Bei den wohlhal »enden Kurden ist da»
gn «*!*«■ Zelt durch Schirme au» Wolle (Tschich) in
einige Räume abget heilt. Es giebt darunter eine
besondere Abtheilung für die Weiber, obgleich im
Allgemeinen die Kurdiwhen Weiber Bich nicht vor
den Männern verstecken und ihr Gesiebt un verschleiert
tragen; nur die vornehmen Kurdinnen verschleiern,
den Türkinnen mtchahmcml, ihr Gesicht.
Die Kurden nähren sich fast ausschliesslich von
Milch und Kä»c und dazu von Fladen aus Mehl,
Brod i»t mir hei den Reichen im Gebrauch. Im süd-
lichen Kurdistan wird viel Reis gegessen.
An Fest- und Feiertagen werden Reiterspiele
aufgeführt. Im Allgemeinen schlossen die Kunirn
ech leclit ; bei Zusammenstößen mit Russen bemühen
»ic »ich au« dem Hinterhalt zu sehiessen. Zu kalten
Waffen greift «ler Kurde nur im äuusersten Nothfnll,
oder wenn es gilt, Unbewaffnete zu morden. Einem
geschlossenen Kavallerie- Angriff halten die Kurden
uii'lit Stand.
Die Kurden leiten unter der jHTsisehcn Regierung
»tili mul ruhig, unter der türkiselien nicht; die Perser
verstehen l>e»*er mit ihnen unizug<*li«*n. Jetzt werden
«li«* Armenier von «len Kunlen bitter gehasst. Da»
Bestreben der Armenier, sieh von der türkischen und
persischen Regierung frei zu machen, hat die Kurden
aufgeregt; »io haben bisher dir Armenier verachtet,
und nun willen sie sich ihnen unterwerfen, — ausserdem
werden die Kurden »ehr bedrängt durch die Armenier
in ök«jri<«!ui»cher Beziehung, d. h. in Handel un«l
Gewerbe. —
Uni die Kunlen etwas zu orgauisiren un«l im
Falle eines Krieges zu verwenden, hat 18SH) der
Sultan einen Befehl erlassen, wonach alle nomadischen
Stämme Klein- Asiens zu Reiter- Regimentern forrairi
wenlen »oltten; die neuen Reiter erhielten «leu Namen
11 a m i die. (cf. Oberst Gräsnow, Die Kunlen
un«! die kurdische Reiterei.)
Di«* Kurden erhielten Waffen. Pferde u. *. w.
Sie wollten jetzt den Islam vertheidigen, daher ülu-r*
fielen *ie sofort die armenischen Anaiodlungcn. Trutz
«lor Bemühungen «loa Kommandeur» Muschir Sakkt
Pascha isi «He Formirung doch nicht völlig gelungen.
— die 1804 und 185)5 »tattgehnhten Unruhen sind
der türkischen Regierung «ehr hinderlich in den Weg
getreten.
Der Abhandlung ist ein genaue» Verzeichn«»
der einzelnen Geschlechts - Namen beigefugt und eine
vortreffliche Karte von Kurdistan mit genauer farbiger
Einzciehnung aller kurdischen und armenischen An-
siedelungen.
11. Rnfnil Dawidowitaoh Eristow, Fürst: Be-
in «• r k u n g e ii ii b e r S w u n e t i e n. (Beilage
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«um XXX. Buch d o r Schriften der
Kauk. A li t h e i I u n g der K . Buh».
Ocugr. Gesellschaft. Tifli» 1H97,
111 S.)
I. Du» Gewohnheitsrecht in Swancticn
im Allgemeinen und im freien
8«anctii;u im Beiuntlcrti. (8. 1 — 20.)
Die Vereinigung einiger Ansiedelungen unter
einnnder hildet in Swanetien eine Gemeinde (Ru**.
Wolost) oder ein „A buai d“. Die Bewohner männ-
lichen Geschlechts, die älter als 20 Jahre sind, hilden
die Versammlung «IjQlor* oder Luxor. Jeder
erwachsene Mann. Mitlnnvohner eines Gehöfte», hatte
eine Stimme in der ländlichen Versammlung, konnte
»einem eigenen Willen einen Ausdruck gehen. Auch
die weihlichen Personen hatten das Recht, in einer
Versammlung zu erscheinen, imdiesondcre, wenn die
männlichen Personen de» Im- treffenden Hofe» verhindert
waren, oder auch, wenn die tictreffende Frau für
klüger und für thatkrüftiger galt, als der Mann aus
dem Hause. Mit einem Wort, beide Geschlechter
hat ton da* Kccht der Thcilnahtnc an der allgemeinen
Versammlung mit einigen Einschränkungen. Die
Versammlung der Gemeinde (Ahuainh war die höchste
gerichtliche Instanz . sie entschied endgültig alle Ge-
meinde-Angelegenheiten, hatte niemand Rechenschaft
alizugehen.
Die Versammlung halte weitgehende Rechte.
Unter dein Vorsitz des Aelteaten (Machwsehi) konnte
sie dm Bewohner eines Gehöftes oder eine Familie
aus ihrem Wohnort entfernen, konnte das Gehöft
niederbrenncu, konnte schädliche Personen vertreiben,
konnte die Todesstrafe verhangen iilier Volks verrat her
und Aber Kirelieuriiuber. Die Strafe war streng
aber derartige Verbrechen waren selten. Die
heutige Bevölkerung hat keine Todesstrafe verhängt,
alier in ihr lebt die Erinnerung an jene früher voll-
zogene Todesstrafe — Pfählung oder Durchbohren
mittelst einer Lanze. Im gewöhnlichen Verkehr ist
oft davon die Rede, das» irgend jemand den Pfahl
tlc*chumpuri-li) oder die Pike (Icschcbi-Ii) verdient
hatte. In der Gemeinde- Versammlung wird iilier
folgende Angelegenheiten verhandelt. 1. Entschädigung
in Betreff von Ueberfälleii aus den lirnachhartcii
Gegenden. 2. Verpflichtung des In'iiach harten Gebiets
zu Tribut — Friedensschluss. 3. Schließen eines
Bundes mit andnu Gemeinden. 4, Begelung der
einzelnen Fälle von Blutrache. 5. Loskauf aus der Ge-
fangenschaft. Diebstahl, Störung der allguineineu
Ruhe, Nicht laicht eil der alten Sitten, Trunksucht
u. s. w. — In all diesen Sachen bestimmt die Ge-
meinde-Versammlung die Höbe der Strafe. Auch die
Geistlichen waren der Gewalt der Versammlung unter-
worfen. Für gewiss«1 Vergehet! , z. B. Streit. Ehe-
bruch, Todtschlag. wurde der Geistliche seiner Würde
für immer oder für gewinne Zeit verlustig
erklärt. — Einer besonderen Aufsicht unterlagen die
unverheiratheten Mädchen ; wenn diese »ich verführen
liefen, Kinder bekamen, so wurden die Eltern, Vor-
münder oder Verwandten bestraft, die Mudehen und
die unehelichen Kinder durften nicht die Kirche lie-
treteu, durften auch nicht an einem geweihten Ort
bestattet werden; die Ehebrecherin verlor das Recht,
Gott ein Opfer danrubritigeii. — Die Wr»aniiuliing
bcHtrafte auch tlie Blutschande und verfolgte sehr
streng alle diejenigen, di«* die geistige Verwandtschaft
nicht achteten. (Nach den Vorschriften der orientalischen
Kirche dürfen Blutsverwandte keine Ehe »chlie«»en;
alwr auch solche Individuen, die in geistiger Ver-
wandtschaft unter ciuander stehen, dürfen keine Ehe
mit einander eingcheu. Personen, die als Pathcn
einer Taufe beigewohnt haben, werden als geistig
verwandt angesehen und dürfen deshalb keine Ehe
unter einander icUhawn.)
Die Versammlung entscheidet alle Fragen in
Betreff solcher Angelegenheiten, wenn entfernte Ver-
wandte mit einander die Ehe eingehen wollen. Den
Angehörigen einer Stammlinie war e* gänzlich ver-
boten, mit eiuander »ich zu verheiratiien ; im Allge-
meinen allen bis zur zehnten Stufe der Ver-
wandtschaft verboten. (Tn welcher Weise die zehnte
Stufe bestimmt wird, ist nicht mitgctheilt.)
Der Bund aller »wanetisclien Gemeinden bildete
den „Che ob", eine Art föderativer Republik; die
Vertreter der einzelnen Gemeinden versammeln sich
zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten.
Gewöhnlich versammeln sich nur di«> Aid testen
(M schwKchil und eiuzelne Abgesandtem in ausser-
gcwöhnlichcn Fällen aber je eine Person aus jedem
Hufe.
Der M a c h w b e h i , der Aelteste, war der Vor-
steher der Gemeinde, eine Art Präsident der Republik
— er wurde auf uube»timmte Zeit vom ganzen Volke
gewählt; war er geeignet, so blieb er bis in sein
hohes Alter, war er ungeeignet, so wurde er ohne
weitere» entfernt und ein anderer an »eine Stelle
gesetzt. Alle Erwachsenen. nueh «lie Weil »er, hatten
das Recht, zu wählen. Der erwählte Machwsehi
durfte nieht zu jung »ein, musste tapfer, erfahren,
ehrlich, klug und der Gemeinde ergek»en sein. Der
Verfasser schildert in lebhafter Weise eine derartige
Volksversammlung, theilt die daselbst gehaltenen
Reden und Gebete mit. Der Wahlkandidat winl vor-
geführt und ein Volkaredmr beginnt: Seit «len Zeiten
Iwu-Adamun-go (d. h. seit Eva und Adam) sind deine
Vorfahren von uns geehrt worden, sie sind uns in
ihren guten Seiten bekannt u. s. w. — Du bist unser
Vater, wir sind deine Kinder! - Mit „Amen* schliesst
dir Keile, und Amen ruft das Volk. — Die Machwsehi
bekamen kein Gehalt, du» Amt war nur «‘in Ehrenamt.
Im J. IHM» wurde das Amt der Machwsehi auf-
gehoben, al» von Seiten der Kuss. Regierung die
.ländliche Verwaltung“ eingeführt wurde.
E» trat ein Landes- Aeltest er (M a masach I iss)
an die Spitze, der unter russischer Aufsicht die An-
gelegenheiten der Bewohner zu regeln hat.
Nur schwer hat da» Volk der Swancten sich an
die neuen Bestimmungen gewöhnt, al*»r allmählich
ist alle* in die riclitige Ordnung gekommen.
Ein »ehr wichtiger Posten beim Gerichtsstand
der Swaneten ist der «Morwitr*, der Richter, der
Vermittler und Schiedsrichter, der die Zwistigkeiten
und Streitigkeiten eriedigt. — Die Morwar wurden
gewählt, von beiden Seiten 2—12, doch begnügte man
sich gewöhnlich mit ft. Die ausführliche Schilderung
der Thätigkeit de* Richters, «las Schwören u. s. w.
kann ich hier nieht wiedergebeu. (S. 2 — 20.)
II. Das Besitzthum und die Beschäfti-
gung der Swaneten. (S. 21 — 26.)
1. Häuser, Hauseinrichtungen. Die
Swaneten bauen »ich ihn* Häuser au« Stein, — «ie
benutzen dazu Scbiefprplatteu, »eiten Granit und
Kic*el, unter Boi hülfe von Kalk oder Gement, auch
die Dächer werdeu aus SchiefcrpUtteu hcrgestellU
Die einzelnen Häuser sind viereckig, haben zwei
Stockwerk«* und »itul 12 — 20 Sashcu (24 — 40 ni) breit
und lang. An das Haus winl »t«*ta angebaut: ein
Vorzimmer, ein Gastzimmer (Gabun di) und ein
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476
Releratc.
Thurm mit 8 — 9 St««’k werken- Das untere Stockwerk
(M a t s c h u b) des Hauses ist durch hölzerne Wände
jrct heilt, zum Aufenthalt für das Vieh und für die
Menschen. Hier ist ein Foucrheerd, uml hier wird
alles Hausgerütb aufhewahrt. Der Hauch kann durch
ein Loch im Dach uhzichcn. Das idwre Stockwerk
ist durch eine Holzlage vom unteren getrennt; die
Holzlage oder Decke wird oft durch Säulen gestützt.
Die llausmühel bestehen aus einem Stuhl-
(Ssakurzcbwil) und einem Divan (Lirgim). hier
können 7 — 8 Personen Platz finden. Der Pusshodeu
des Zimmer» ist mit Stcin|datten aufgelegt. Die
Zimmer des unteren Stockwerks halten 2—3 kleine
Fenster und sind schlecht Udeuehtet. Da« obere
Stockwerk heisst M a s c h i h oder Darltnn, eine
Stiege von Holz (loh*) führt hinauf. Oben stehen
grosse hölzerne Kasten mit Weizen und mit Mehl.
Im Sommer wohnt die ganze Familie im oberen, im
Winter im unteren Stockwerk.
Der 8— 5> Stockwerke haltende Thurm ist vier-
eckig — an der Basis hat der Thurm einen Durch-
messer von 7 — 8 Arechin (5— 5, ft m), nach oben zu
wird der Durchmesser geringer. Die Wände sind
sehr dick, etwa l*/g Arschin (I ln.), der Thurm
ist aussen wie innen mit Kalk angestrichen ; jedes
Stockwerk besteht aus einem Zimmer, die benacli harten
Zimmer sind durch bewegliche Leitern mit einander
in Verbindung. Der unterste Raum im Tliunno
heisst „Dilogi , Gefängnis». In dem zweiten und
dritten Stockwerk finden sich grosse thönerne Üofussc
eingemauerl, ausserdem hölzerne Kasten; bei Be-
lagerungen wurde in alten Zeiten hier Wasser und
Mehl aufhewahrt- Das oberstu Stockwerk enthielt
eine grosse Sammlung von Kieselsteinen, mit denen
der annähernde Feind beworfen werden sollte; in
den übrigen Stockwerken wurde die Familie und da*
Vieh untergebracht. Jedes Zimmer hatte ein Fenster
von trapezförmiger Gestalt, 10 W. (44 <m) hoch,
oben 5 W. (c, 22 rnr, unten 4 W. (16 cm) breit Im
oberen Stockwerk sind gewöhnlieh 3 meist gedeckte
Schiessscharton. Man meint, dass die Thiinne schon
im 13. Juhrh. erbaut seien; sie sind ausserordentlich
fest und haltbar, sehr schwer zu sprengen. In alter
Zeit dienteu sie zur Verteidigung, jetzt werden nie
nur als Vorrathsräume benutzt.
Die Häuser der Ansiedelungen (Aule) stehen sehr
dicht an einander gedrängt, dazwischen bleiben nur
enge und krumme Gassen, die ausserordentlich unrein
gehalten werden.
2. Viehzucht. Eine geregelte Viehzucht
existirt nicht, der Swanete hält nur so viel Vieh, als
er zu eigenen Zwecken licdnrf : 10—12 Kühe und dien
so viel Stiere, 2—3 Pferde, 30 Schafe, 15 — 20 Schweine
— ist der Besitz eines wohlhabenden Swaneten.
3. Acker und Garten. In Swanetien giebt
es wegen der gebirgigen Gegend wenig Ackerbau ;
einige Höfe haben nur Ackerland irn Betrag von
4 Tagesarbeiten. (Nach einem l>e*timnitcn Satz rechnet
man auf eine Tag<*sarbeit 1205 t^uadr. Sashen
(53ft8Quadr.-Meter), mehr als I2*Kzcwä“ («ftOOtyuadr.
Sashcu — 30H8 (|uadr.-Meter) hat niemand.) Man
zieht ah Saatgetreide; Weizen, Roggen, Gerste, kleine
Bohnen (Nezcn gedez). Man beginnt zu ackern am
21. März (alt. St.) und endigt am 7. Juni (alt. St.).
Gartenzucht ist sehr primitiv und beschränkt: etwas
Zwiebeln und Knoblauch, rothe Rühen — erst kürzlich
lmt man verbucht, Kartoffeln zu ziehen. Einu niedere
Tabakssorta wird gewonnen.
4. Nahrung. 5. Die Wähler, ft. Die Weide.
UI. Das häusliche Le heu der Swaneten.
(8. 27—86.)
In Folge des entschiedenen Mangels an weiblichen
Individuen werden die kleinen Mädchen bereits in
der Wiege verlobt, sobald sie geboren sind. Sobald
ein Swanete erfährt, das» irgendwo bei seinen Nachbarn
eine Tochter geboren ist, so eilt er hin und verlangt
die Hand der Tochter für seinen Sohn oder Neffen.
Wenn er eine abschlägige Antwort erhält, so droht
er mit Mord und Todtschlag, weil er der erste ge-
wesen ist. Kr setzt dann seine Werbung durch —
ein kleines Fest wird als Verlobungsfest gefeiert Ist
das Mädchen heirathsflhig geworden, so zahlt der
Schwiegervater den Eltern des Mädchens ein* Xatseli-
wlasclii“ in Vieh (eine Art Kalym) etwa im Werth
von 20 Azcnschi (» 6 Rubel *- 12 Mark). Die Edel«
leute zahlen doppelt. Die Braut wird au* ihrem
Hau»*- in «las Hau» der Schwiegereltern geführt, und
der Geistliche („papa“) zur Trauung hcrbetgeholt.
Der Geistliche lässt die 1 leiden jungen Leute sich
hiiiM’tzeu. befestigt ihre Kleider durch Nadeln anein-
ander und beginnt damit die Trauung : er setzt ihnen
Kränze au* Ranken de» Wein stockt auf* Haupt,
liest ihnen ein Gehet vor und reicht ihnen Drod uml
Wasser.
Mädehcnraiih oder Weiherraub zum Zweck der
Ehe i*t in Swanetieu noch »ehr gebräuchlich, etwa
der 4. Theil aller Ellen ist auf diese Weise zu Stande
gekommen. Als Ursache ist hervorzuhelien : die un-
bedingte Nothwendigkeit, zur Führung eines Han»-
stände» eine Frau zu haben, und die geringe Zahl
he i rat h s fähiger Mädchen. Und die geringe Zahl der
Mädchen hat ihren Grund in der Tödtung der Neu-
geborenen, die jetzt nicht mehr geübt wird. Der
Rauh der Mädchen und Frauen wurde früher und
auch heute streng bestraft und hat doch nicht ganz
aufgehört.
Die Frau hat ein schweres Leben iiu Hause, viel
Arlwdt, aber auch oft viel Schlage, trotzdem dass in
solchen Füllen der Mann schwer bestraft wird, wenn
die Frau Klage gegen ihn erhebt wegen der Schläge
oder anderer Beleidigungen. Die schwerste Be-
leidigung, die an der Frau geübt werden kann, ist
das Abrvissen ihres Schleiers (leticbaki) vom Kopf
und das Abschneidern ihrer Zöpfe. Das ist gleichbe-
deutend mit dem Schimpfwort eine „Hure“. In alter
Zeit bestrafte man in Grusien die Weiber leichter
Führung, indem man ihnen den Schleier ahrisa, die
Zöpfe abschnitt und sie auf einem Esel, rückwärts,
zum Schwanz gekehrt, reiten lies*.
Die Swanetcu nehmen gewöhnlich nur eine
Frau; wenn diese aber kinderlos ist oder nur Mädchen
zur Welt bringt, so nimmt der Mann, mit Einwilligung
«einer ersten Frau und der Eltern, eine zweite: die
erste bleibt im Hause des Manne» wohnen, alter da»
eheliche Verhältnis« hört auf. Beim Tode des Mannes
kann eine Wittwr ihren Schwager oder eiuen andern
nahen Verwandten ihres verstorbenen Manne« heirathen
— im Gegensatz zu den strengen Lehren der Kirche.
Ehen können getrennt werden. 1. wenn die Ehegatten
ungeeignet zu ehelichem Verkehr sind; 2. mit gegen-
seitiger Einwilligung, z. B. wenn der Mann einen
nahen Verwandten seiner Frau getödtet oder ver-
stümmelt hat. — Während der Zeit der Menses müssen
die Weiber »ich auf 7 Tage ganz zurttokriehen ; alle
Bewohner meiden ängstlich den Pfad, deu ein solches
Weib betreten hat. Di** erste Niederkunft erwartet
die Frau iin Hause ihrer Eltern; sie erhält daselbst
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Referate.
477
einen schlechten Kaum /um Aufenthalt angewiesen —
nie gilt fiir unrein. 8obald «las Kind da int, erscheint
der Geistliche (papa), um das Haus zu weihen. So
lange das Neugeborene noch nicht getauft int, wird
es Whütet, namentlich Nachts, indem inan ununter-
brochen das Feuer unterhält, damit der Teufel das
Neugeborene nicht gegen seine Satansbrut au wechsele:
Stumme, Idioten, Wahnsinnige sind solche Teufels-
wesen, welche untergeschoben sind. Nach 3 Tagen
wird das Kind getauft. Der Geistliche „Papa“ nimmt
den Gürtel und den rechten Schuh derjenige!» Person,
die als Pathe gelten soll, dann setzen sich beide, der
Geistliche und der Pathe. auf den Boden, ohne das
Kind zu berühren. Die Mutter legt das Kind in das
Taufbecken. Statt de* heiligen Salböl* nimmt der
Geistliche Kienrus» in Ocl gelöst. Vorher hat der
Pathe kleine Stäbchen in die Salbe getaucht; mit
diesen Stäbchen bestreicht er erst das Kind, dann die
Mutter, utul zuletzt wirft er die Stäbchen iu» Feuer
— damit ist der Taufakt erledigt.
In früherer Zeit war e* üblich, die neugeborenen
Mädehen bald nach der Geburt zu todtau — die Ver-
wandten überredeten die Mutter, es zu thun, weil es
eine Schande »ei, keinen Sohn zu haben. Tödteto
die Mutter ihre Tochter, *o wurde sie sehr streng
bestraft, sie wurde nicht in« Gotteshaus gelassen, sie
durfte nicht bei Opfcrh&ndlungeu zugegen »ein, sic
durfte nicht beten, nicht den Namen Gottes aus-
»preehen, und im Fall ihres Tode» wurde sie nicht
auf dem Gottesacker bestattet.
Die Swaneten leben in grosser Familie gemein-
schaftlich. eine Familie besteht oft aus 50 Individuen
beiderlei Geschlechts; die einzelnen Mitglieder trennen
sich ausserordentlich ach wer von einander, sie hleihen
am liebsten, so lange cs geht, beisammen wohnen.
Da* Alter winl »ehr geschätzt und geehrt: wer an
Jahren Aeliest er im llnusc, ist cs auch in »einen
Hechten — alle müssen ihm gehorchen: er opfert
um) betet für die andern, er Itestimrat, er ordnet alles
an. Nur wenn er nicht mehr Herr »eines Verstände»
und seiner Kräfte ist, geht seine Macht auf einen
andern über. —
IV. Die Besitz - Hechte der Swaneten.
(8. 37—3«.)
Erbrecht, Theilung u. s. w.
V. Todtenfeier der Swaneten. (S. 39 -45.)
1. Nach der festen UebemvgUBg der Swaneten
ist e* eine unlaxlingte Pflicht, zum Andenken an den
Verstorbenen bestimmte Gebräuche zu erfüllen:
L a g w a n oder Kontsch-char oder B a z c h oder
Kuuegwoach, damit der Todte in jener Welt selig
werde. Der Gebrauch Logv.an, der nur in dum
Falle geiiht winl, wenn der Verstorbene mindesten»
3 Jahr alt war, besteht in Folgendem: die Feier kann
nur im Herbst atattflndeu und ist »ehr kostspielig.
Bereits im Frühjahr werden 2 — 12 Ochsen auf der
Weide von den Kiihen getrennt, damit' sie sich gut
nähren; im Hause werden 2 — 8 Schweine und eben
so viel Hammel oder Ziegen gemästet. Dazu wird
Mehl und Araka oder Arnki (eine Ar» Brannt-
wein)»« viel vorbereitet, um alle Bewohner der Ortschaft
bewirtben zu können. Im Herbst so bald der erste
Sehnee gefallen ist. beginnt die Vorbereitung: da» Mast-
vieh wird zuHammengetriehen, und es werden im Hause
Kuchen gebacken aus reinem Weizenmehl (Saebiskwer);
— ein l»esonderer alter Freund wird zum Koch er-
nannt; der Geistliche (Papa) erscheint, um da* Salz
zu weihen; der Papa erhält 2 kleine Wachdichte;
für jedes Vieh ein Stück Steinsalz. Der „Papa“
zündet die Lichte an und heftet sie au die Homer
de« Viehs, betet und giebt »lern Vieh da» Salz zu
lecken. Dann brennt er dem Vieh da* Haar nu
einigen Stellen an »Stirn, zwischen den Schulterblättern)
und entfernt sich. Nun werden die Thiere ge-
schlachtet, da» Fleisch wird sofort gekocht und in
Portiouen get heilt, entsprechend der Anzahl der
Einzelhöfe der in Ortschaft. Den Tag über werden alle
Zimmer gereinigt — am Abend hält der Geistliche
in Gegenwart aller Verwandten eine Seelenmesse
(Paniiichida). Am anderen Morgen eilen alle Be-
wohner in Festkleidern in da» Hau» de* Gastgebers
und erwarten daselbst den Geistlichen; dieser begiebt
sich in da» zweite St»>ckw<*rk, wo Fleisch, Brod und
Getränke aufbewahrt worden sind. In der Mitte de*
Zimmers ist ein vollständiger männlicher oder weib-
licher Anzug auagebreitet, so ab ob der Todte da-
läge — der Swancte ist »1er Ueherzeugung, da«» die
Seele de* Verstorbenen in jenen Kleidern »itzt. Der
Papa hält abermals eine T< ulten messe und nimmt
ilatm die Kleidung mit sich. Das Volk tritt ein, und
alle Nahrungsmittel und Getränke werden aosgethcilt
— jeder geht mit »einer Portion naeli Hau*«*.
Diese Sitte können natürlich nur reiche Hwauctcn
in grossem Massstabe erfüllen; ärmere Leute bringen
nur 2 Stiere aber recht viel firod zur Todtenfeier.
Eine solche Feier muss unbedingt stattfinden, sonst
wird der Todte nicht selig.
Kinderlosen Ehepaaren bereiten die Verwandten
ein Lagwan, und wenn der Verstorbene keine Ver-
wandten hat, so muss die gauzc Ortschaft die Feier
veranstalten. —
Au»»er dieser, »len einzelnen Verstorbenen gelten-
den Todtenfeier giebt es noch eine allgemeine,
welche am 5. Januar, am Vorabende des Festes der
heiligen 8 Könige, g« Indien winl. Diese Feier beis*t
„ L i p a a n u I “ — sie findet statt zur Erinnerung an
»lie Seelen der Todten. Die Swaneten glauben, da»»
au diesem Tage die Seelen der Todten au« dem Grabe
erstehen und in die Hauser ihrer Verwandten zurück-
kehren, sie nennen deshalb die Feierlichkeit auch
„ A dg o m “ d. h. Auferstehung. Zum Empfang
der Seelen reinigen sie da» ganze Haus und alle
Hausgeräthe, fasten bis zum Abend. Dann stellen sie
Stühle und Bänke um den Heerd („Kcria“),
setzen Speisen und Getränke auf die Stuhle und
kleben Wachslicht« darauf. Alle Familienmitglieder
stehen in gewisser Entfernung dahinter: der Hau*-
älteste barhäuptig voran, mit dem Gesicht zu »len
geweihten Tischen gerichtet, zählt alle Verstorbenen
dein Namen nach her und fleht um Sündeu-Erlas*.
Er bittet die Seelen der Todten, *io »ollen ihm «ein
gute* Bein-, d. h. Glück, in’» Haus bringen. (Es
soll heissen, »las Bein des Ankömmling», des Gaate»,
möge Glück in’s Haus bringen.) Dnuu fällt der
Ael teste auf die Knie und alle Anwesenden auch,
alle beten um Erl«»» der Sümlen. Am anderen Tage
wir«l ein Stück Vieh ge»cbla»‘htet und da» Mittag*-
essen gereicht — »las geschieht einige Tage nach
einaruler bis zum nächsten Montag. Dann worden
verschiedene Arteu Kuchen gebacken, die eine 1*-
»timmte Form hahen müssen, nämlich die Form einer
Leiter, um die lahmen Todteu in die andere Welt
fortzuhelfen. Alles wird aufgestellt, beleuchtet u. ». w.
Mau uieiut el>on, »la*s die Todlen an jenem Tiach
*ä»*en. Endlich sagt der Aulteste: «Ich treiln: euch
nicht fort, aber ich halte euch nicht. Seid uus Vor-
boten »les Guten, kehrt im Guten zurück, und indem
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478
Referate.
ihr un» verlaust, segnet uns. mul wir werden auch
euer gedenken, (ti f ‘hristo beten und euch einen
Hat* la*i unseriu MaJil 1*e wahren.* Dann fallen alle
übermal* auf «lie Knie, da* Geist und der Kniefall
werden 3 Mal wiederholt, indem bald der näheren,
bald der entfernteren Todtun gedacht wird. I>cr
Hausvater bittet diu Todlen. an ihren Platz zurück-
ru kehre u in jene Welt, lad Christ« sich zu ver-
wenden, dass die Glieder des Hauses nicht mit Tode
gestraft würden, er der Bittende werde auch ihrer
weiter gedenken.
Der Tisch wird unter Vorantragen eines Lichtes
in den Hof gebracht, und die Feier ist ln*e»digt.
Der Gebrauch Bazeh oder Bezeh Kneg-
wcsch ist dem oben beschriebenen I/ngwan sehr
ähnlich. Bazeh ist nicht für alle verbindlich; eine
Einladung, «lie von Wublhals'iiikii Ijcuten zum F«**t-
mahle an ihre Xachimm erlassen winl zur Erinnerung
an ihre Todlen.
VI. Die Oe Inn ff.
Eine «‘igenthiiriilielie Sitte, die nur von alten
Frauen ausgeüht winl. Sie besteht im Wesentlichen
darin . «lass im Ati**«’hlu«* an die oben ge»ehild«Tte
Feier Bazeh «lie lViwtor ins Haus kommen,
hotcu. die Frau und verseil lodene Gegenstände mit
dem heiligen Sali ml liest reichen. Die Frau wird «la-
dureh frei vor» allen Sünden.
VH. Die Blutrache (S. 4fi —50) und andere
Vergeh«*!»-
Statt das Gleiche mit Gleichem zu vergelten,
was d«*r Blutrache zu Grunde liegt, können diejenigen
Individuell, die «lurvh den To«l des Erschlagenen
gelitten haben, durch Geld oder andere Ding»* eilten
Ersatz erhalten. Es bestehen deshalb für «len Mord,
für Tod schlag uiitl für all«* anderen Vergehen und Vor*
letzungen bestimmte Strafen an Geld o«ler an gehles-
werthen Gegenständen.
VIII. Die Gefangenschaft (S. 6! — 5*i)
war ein«? Mir sonderbare Sitte. Wenn «lie Beleidigung
einer Person an sieh schwor war, und «1er Sehuhlig«*
nicht freiwillig oder nach dem Gewohnheitsrecht «len
Beleidigten befriedigte, so nahm der BrlHiliütr «len
Bch-idiger gefangen und hrachtc ihn zu sieh in seine
Wohnung; er hielt ihn gut nach allen Kiehtungen,
gal» ihm eine gewisse Freiheit in seinem Hanse
der Beleidiger war aber doch ein Gefangener. Man
rechnete «inrauf, dass die Verwandten des Beleidigers
ihn Auskäufen würden. Wenn aber Wochen vergingen
und tlor Loskuuf nicht stattfuud, so wurden strengen»
Massregeln ergriffen — dem Belcnliger wurden eiserne
Fesseln angelegt und «*r wurde in «lie „D i 1 «• g au «las
Gefängnis- gesperrt. Gewöhnlich war das «lies nicht
nöthig. ein Loskauf führte «las alte Verhältnis* zurück.
IX. Kinder* pieleira fr«*ien Swanctien. tS. 53 54».)
Achtzehn ( vcrschicilenc* Spiele werden auf gezählt
und beschrieben.
X. Legend e n. <S. 57 H7.)
Die Erschaffung der Welt. S n m a a I. Di«1 Sonne
und der Mond. Die Königin Tamara. Der Hehl
Rostoni. Ea sind sehr merkwürdige und anziehemle
Erzählungen, die alier keinen Auszug gestatten. Eine
wörtliche Febcrsetzung dürfte für uusern Bericht zu
au»g<*il«*hnt sein.
XI. A he r gl äu b i s c h e G eb r i ii eh e. (S. HH— H7.)
Auch hier werden sehr Mindcritare Dinge mit-
getheilt, die sich auszüglich nicht wiedergpben lassen.
XII. Daemonologie. (S. Tb uh. )
K* gieht nicht sehr viel Däumneu oder Geister;
nämlich:
S a s c li - s c h a r , «1er W a 1 «1 g c i « t , «lern
Russischen Leschij entsprechend. Die W ahlgeiater
ern-heinen in «ler Umgebung der Ausheilungen Jä
WiM-hen vor «len» Beginn «ler Weihnacht» f a » t e u
und bleiben bis zum 4. Dezemlier (Tag der heil.
Barbara). Sie sind so klein wie «nn neugeborenes
Kiml, haben Gesiebt«^ wie «lie Mensch«**), tragen Klenler
und können sprechen, Sic zeigen »ich nur einem
einzelnen Wanderer, fragen ihn, führen ihn durah
Himmel und Erde und «lann wi«Mh*r an die alte Stelle
zurück. Es gieht s«*hr vi«*le Waldgcistcr, die in «len
Flüssen un«l (Quellen leben; sic heben zu tanzen,
Forellen zu fangen, Sbünhöcke zu jag«*n, «leren Fleisch
sie gern essen. Sie schaden «len Menschen. —
1* a s h w , «ler Hausgeist, («lern ltuss. «lomo-
woj entsprechen«!); er ist ein lebend«» Wesen mit
einem menwhlichen Gesicht, alter ohne Nase; «ler
K«rp«*r wi-ich, wie mit Vogeldauuen bedeckt. Der
Hausgeist füllt «lern S<*hlaf«*n«len auf di** Brust, sw* «lass
er ihn fast erstickt Wenn «ler Schlafende sich endlich
frei macht , so kann er «len Hausgeist ergreifen und
ihn um Feuet* schleppen — «las verscheucht den Pashw.
K e h a I — ein luftig es, unsiehtltnrc» Wesen, «leisen
Gi'genwart man nur durch «len Geruch erkennt ; es
hat kry*t»lh*n«* Heine und wohnt in den B* -rgen und
an Flussufen». Wenn der Kchal einen Menschen
ülM-rfiilli . so muMH d«*r Mensch erbrechen, klagt über
KopLchmerz, Atlu'iniKith und befindet lieh in schlechter
GeinUthsMtinnnung. Das Mittel dagegen ist — Murmeln
licntimmtrr Geliete.
XIII. G e h r ä u c I» e in Betreff «I e r J a g «1
u n «I d e r J » g e r. (S. W — BW).
Die Swaneten sind Jäger. Sn* meinen, da» die Lust
am Jagen viTerbt w en!«*. Als BcschiiUenlor Jagd werden
aoan«*r Gott «lern Vater ingiwlK'h: «ler heilig»* G«*org,
«*i ne Göttin Dal (Dal ist ein swanetischos Wort mul soll
eine Puppe bedeuten! ein Gott Alisaad, Swim-Iier-
mo«l«gw»r mul Kl. Die Göttin Dal ist «lie Gehülfin
«len heiligen Georg, sie wohnt *tet» in «lern F«*lsen
des Gebirges, nie heis.-t auch K «* «1 1 h a * D e I ; sie
zeigt sich g«*legcntli«b dem Jäger, und «lann hat er
Brfolg. Aber «l«‘r Jäger darf nicht davon mlen, Monat
4i*.t «lie G«‘ittiti erzürnt, und wirft «len Jager von «len»
Felsen herab. Die Göttin Dal hat die Steinhöeke
um! Gemsen im Auftrag des heil. Georg zu lteauf-
sichtigen. si«* muss ihm Rechnung ablegen »ümt «lic
todten wi«* über «lie teilenden. Dal erlaubt «lem
Jäger nicht, ihre Lie bl inga-Steinl Kicke und Gemsen
zu tö«ltei». ln einer Volkssage winl erzählt, «las» Dal
einst einen Jäger verführte un«l ihm ihre Gunst
schenkte. Eine nn«lere Sage mehh-t: Dal lag auf
einem Felsen, sie war eben ni«dcrgekommcn, und das
Kiml war vorn Felsen heralrgefallen. Unten ergriff
ein Wolf «lau Kiml und schleppte es fort. Ein Jäger,
«ler das sah, bügle «lern Räul*er, erschoss den Wolf,
tiahm ihm «las Kind ab uml brachte es zu dem Felseu.
w«i die Dal sn«*. Die Dal freute si«*h «larüher. aus
Dankbarkeit schlug sie ihm vor, entweder «lie Gunst
ihrer hielte zu wählen «der das Recht, eine l*«*stimnitc
Anzahl von Waldthiercn jährlich zu tchiewn. Der
Jäger wählte da» letztere. Dal lieaa ihn* langen
llimrzopfc herab und holte «lauiit ihr Kind in «lie
Höh«*. Aber der Jäger erzürnte die Dal , indem «*r
«ich nicht mit «l«*r vorgeschrittenen Zahl von Wald-
thieren liegniigte, sondern «lie l*ci Dal besonders be-
liebte H«*er«h- der .Steinböcke vernichtete. Er wunh»
«lafür vom Felsen hrrnl »gestürzt und seinen Nachk«*m»nen
das Recht der Jag«l entzogen.
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Referate.
479
DcrUutt A 1» h a s tl ist auch Gott der Bergt«
— er gilt alt Beschützer «ler Vogel, doch hat er auch
ein Anrecht auf SteinlMickfl und Gemsen, alior ein
geringeren als die Dal.
Die l«eidcn amlern die Jagd beschützenden Gott-
heiten, K I und 8wim*bpr*roud»gwir, halten
keine licsnndoro Thatigkeit. Ks wird vom Jager ver-
langt, dass er Ehebruch vermeide, dass er nicht in
«hi» Haus einer Wöchnerin gehe, oder in ein Haus,
wo Weiher sieh nnfhaiton , die grade ihr«* Periode
haben. Solche Weil »er dürfen während dieser Zeit
auch kein Wild essen.
Die Knochen de» Wilde« müssen im Hause de»
Jäger» gesammelt werden; wenn sehr viele da sind,
müssen sie in fliessende* Wasser geworfen werden.
Die Knochen des Wildes, das der Jäger seinen
Kameraden und Freunden geschenkt hat, müssen al>or
dem Jäger wieder abgeliefert werden. Schweine,
Schafe und Hühner dürfen weder da» Fleisch noch
die Knochen des Wildes bekommen. — Die Haare
und Geweihe de» Wilde» wurden früher geopfert;
jetzt werden diesellsen verkauft. —
Der Verfasser giebt eine sehr hübsche Schilderung
vom ttteiuhock und der Jagd desselben. (Ich Iwincrke
hierbei, das« die Ru*-«cn den Stnnlmck in Kauknsien
mit dem Worte t u r Iwntciclineu. mit demselben Worte,
womit *ie auch den wilden Stier bezeichnen.)
XIV. Fr« t tage, und die damit verbundenen
abergläubischen Gebrauche.
1. Nr u ja Ii r. Das neue Jahr heisst auf Swam?ti*eh
somcha; (sa, »• Jahr und maehc «■* neu); an
einigen Orlen heisst das Neujahr Kind». Am
Abend vor Eintritt des Kcu-Juhre* bereitet mau in
jedem Hause ein kurzes Bündel von Spänen; diese
Siwine sind aus Stückchen geschuittcu, die einen
.Monat vorluT über Feuer au «1er Decke zum Trocknen
gidiäugt haben. Da» Bündel wird an den Hccrd
„k e r i n44 gelegt uml am Xeujalin*m«>rgrn mit ihnen
das erste Feuer angemacht, Selnm am Abcml vor
Neujahr, weil nach der Meinung der Swaneten von
«Inner Zeit an der Eintritt «Ic» Neujahr» zu rechnen
ist, h<eu »ich alle still um) ernst, hüten sich vor
bSMo Werken n. ». w. Nach dem Abendesacu liegieht
«ich aus jede in Hofe ein Mensch in ein leer stehend«-»
Gebäude — alle beglückwünschen sich dann — dieser
Abgeordnete heilst ein „K ame -mutsch -sch- rha“,
«las heisst der äussere „Ehren sä tt gcr * . Es giebt in
jedem Hause noch 2 innere Ehrensänger (issgar
mutsch -sch-cha); nie bleiben im Hause, müssen «ehr
frühzeitig auf«t«‘hon, friih*T als alle andern, «las Bündel
Späne auf die glimmenden Kohlen de» Heenle» legen
und »ich zum Flusse begeben. Einer von ihnen trägt
ein hölzernes Gefäss zu Wasser „nrliai*, ein anderer
ein kleine» Körlichen init Brötchen (uachd-oaal). Di«*
Brötchen aind bi s« «oder» zubereitet, in jedes ist ein
Käse himüngt-hacken, — so viel Hausbewohner, »o
viel Brötchen, Sie gehen zum Fluss, flehen Gott um
seinen Segen für «lie mitgchmehteii Brötchen, füllen
«las Gefäs* mit Was »er un«l bitten, «lies möge ihnen
Glück gewähren, gute Botschaft nach Hause zu bringi'ii.
An diesem Tage kommen alle Verwamlten, Kinder
uml Kindeskimbr in «la* Hau* «I«t Ellern, all«- werden
beschenkt mit Sachen «xler Vieh. Am Alx>nd an
Neujahr nimmt ein Hausgenosse einen Birkenstainin
von etwa 70 cm Länge, zerkleinert ihn und legt «lie
einzelnen Stücke an «lie lawlen Seiten «ler Thür, «lie
Späne heisM-u rnate“; j*-»I«?r ciutrctrndr Gast muss
einen Splitter oder Span in» Hau» tragen. Di*» Späne
werden zuerst an «l«*n Heerd gestellt, «pater ins Dach
gesteckt.
2. Weihnächte n. Der Abend vor Weih-
nachten heisst _» c h ab-, die Weilmacht selbst Kris»-
d e e • o h <=* Geburt Christi). Es wird «las Fest mit
Essen uml Trinken gefeiert — eine bciuiii<lerc Person
„Tide“, «ler Oburmuiid schenk — achtet auf «las Trinken.
Man trinkt Branntwein, aber der OhemniinliMdieiik
segnet alle» und betet zu Gott, «lass er sie belehren
solle. Dann singt man Wcilinachtidicder: Gehurt des
Heilaml» zu Bethlehem, die Erscheinung «1er heil.
3 Könige, und «las Finden des Ncugel>oreneii in «ler
giddneti Wiege (««der Krippe).
3. Da» Fest Likwraschi zur Erinnerung an
die heilige Barbara in D««l wird auch mit Essen
un«l Trinken gefeiert, «loch darf «lie Zahl der Gäste
keine ungrade »ein. E» giebt eine bc»on«lcrc
Legen« le ülnir die Entstehung «!«•» Fest«.
4. Fastnacht. Der letzte Tag «ler Buttcr-
w««che (Fast nacht »woche) winl nicht allein mit Spiel
und Tanz, sondern auch mit theatralischen Aufführungen
gefeiert. Eine Festung au» Schnee wird erbaut, man
uintanzt «lie Festung und zerstört dann. Nchau-
»pielcr führen ein Stück auf, in «lein ein 1 ««analer»
durch Masken verunstalteter Mensch die Rolle rin«*«
Narren spielt, Ihr Narr heisst ssakniianä, «ler
Narr hat eine Leibwache, darunter ist ein K e e ii y («1. i.
Schuh im ler König) mit hölzernem Säbel, 2 Personen
in weiblicher Kleiilung. «lie Frauen «le» Keeny, uml
di«' übrigen sind «lie Verirr. Der Narr führt einen
grossen Besen, mit dem er «lie Leute. iuid»c«f»ntli‘tv
«li«- Weilst, neckt, keiner «larf sieh «larülier erzürnen.
D«t König legt sich zwischen sein«' Weil kt un«l stellt
»ich schlafend. Der Niur rS«akmi*»ja“ will die Weiber
verführen, «labei werden all« rlci unanständige Be-
wegutigi'ti gemacht, u. ». w.
5. Lids c h w i <1 i s c h i uml L i t r Ii a * c h i
*in«l Frühling» fest«-, au denen nicht gcarbeit«*t winl.
*>. Up lisch ist ein F«*»t, das alljährlich eine
OrtJM'liaft «len an«lcm giebt : alle andern gehen bei
«ler einen zu Gaste. Etwa 5—0 Ort»hufi*-n «ind
vereinigt, *o da»« jede alle 5 — (j Jahr die Reihe trifft.
Da» Fest dauert oft 3 Wochen, es winl am Sonntag
nach Ostern gefeiert. Erwähnenswert!» int. «las« in
einzelnen Ortschaften «ler Kirche ein Och« geschenkt
winl. Der Och» wird im Bereich «ler Kirche ge«
schlachtet uml sofort in grossen Kesseln gekocht.
7. Kchulischi oder W u I i s c h i , zur Er-
innerung nti da» Ereignis», «lass einst in alter Zeit
ein von «len Bergen herahgeritckter Gletscher «lie
Gewässer des Fluss«-» Ingur g«--taut und dadurch viele
Ortschaften vernichtet hat. Da« Fest wird gefeiert,
um Gott zu bitten, dass »ich «las nicht wie«lerhole.
8. Suralnsknr («las Festmahl der Weiber)
«nler Li gurke wird ain 15- Juli, al»er nur in d«T
Gemeinde l'schgul gefeiert. Da* F*-st ist ursprünglich
nur für Weiber eingerichtet, jetzt betheiligen «ich
auch Männer daran. Es winl, wie überall, gegessen
und getrunken.
ft K g e r i a s c h. Wenn in einem Haus«' ein
schwer Krauker ist »«► ladet «ler Hausvater alle Eiu-
wohner in «len Kirchpnhof; er treibt gleichzeitig einen
oder meli re re Ochsen dahin. Er bittet, «las erschienene
Volk solle Gott urn Heilung de» Krank« ri flehen —
er verspricht dafür, ihnen im llcrlmt da» Vieh zu
opfern. Da» Volk stürzt auf «lie Knie uml liet«*t. Im
Herbst wird «ln» Vieh geschlachtet und alle i'sjh'U davon,
einerlei, oh «ler Kranke g«*sund wunle «««ler olx «*r
starb. Wer kein Vieh hat opfert Bnai, Araki u. ». w.
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480
Referate.
10. Katch-tahak ist nicht« weiter als ein
Fest, welche« ein wohlhabender Swaaete seinen
Freunden giebt; es wird dabei ein Ochse geschlachtet.
11. Leg. An einem bestimmten Orte, wo eine
grosse Flüche ist, wird am Sonntag unter andern»
ein Pferderennen veranstaltet. Dann tragt man aus
der Kirche des heiligen Georg den „Leg“, d. i. ein
au» Seide geflochtenes Thier, da« einen Löwen mit
geöffnetem Hachen darstelleu will. Einer der Reiter
bindet den Leg an eine lange Stange und sprengt
damit 8 mal hin und her über die Eigene. Wenn der
Leg im Winde aufgebläht wird, so meint da» Volk,
es wird eine gute Ernte geben, im entgegengesetzten
Falle eine schlechte. Den Tag über bis zum Abend
ergötzt sich da» Volk durch Singen. Tanzen« Schiessen
nach dom Ziel u. i. w. —
XV. Kleidung und Bewaffnung.
(S. 110—111.)
Die Kleidung liesteht aus einem leinenen Hemde
eigener Arbeit« einem langen Rocke (tschocha) und
weiten Hose»» aus dickem Tuch, das zu Hause gewebt
worden ist. Dazu (lamaschen aus demselben Tuche,
ferner beaonilera Knieatückc und eine Kapuze (Kuss.
Biwhlyk). Auf dem Kopfe trügt der Swancte eine
aus Filz gemachte spitze Mütze mit breiten K lappen
zur Heit«*, die mit Schnuren oder Riindern besetzt
sind, — oder eine Mütze von Schaffell mit einem
Boden von Tuch. Die Fußbekleidung ist verschieden:
vorn stark zugespitzte Bastschuhe mit geflochtenen
Sohlen für die Reise und für die Jagd, und vorn ab-
gerundete mit festen Sohlen für'« Haus. —
Die Swancten tragen stet» bei sich: ihre Flinte,
Dolch und Pistolen. Sabel, weder leichte noch
schwere (Pallasch) werden nicht gebraucht, statt
dessen beuutzt der Swanete einen dicken und langen
Knüttel, von dem er »ich nie trennt. Ausserdem
führt er hei sieh eine Pulferbiiehse, „unsiia“. und ein
Bäckchen zu Kugeln „ki**a“ im Gürtel, einen Feuer*
stahl und eine Schmierbüchse, Patronen u. s. w. Alte
Leute tragen nur einen Stock mit eisernem unteren
Ende : oben ist ein Feuerstahl angebracht, im Innern
des Stockes ein Messer. —
Die Kleidung der Weiber besteht aus einem langen
Hemde um! Hosen. Ueber dem Hctndc tragen sie
die „Archaluch“. eine lange zum Knöpfen ein-
gerichtete Jucke mit Aermeln und einem Gürtel aus
blauem Tuch. Auf dem Kopf tragen sie die
„Letsch aki“, einen dreieckigen Schleier, dessen
eines Ende bi» an die Fiisse reicht, während die lwdden
anderen Enden an der Stirn befestigt sind, dal>ei hohe
Gamaschen. Die Fußbekleidung ist wie bei den
Männern. Reiche Frauen tragen seidene Hemden,
sammtne Jacken oder einen Halhkaftan. Am Halse
tragen die Reichen Perlen von Bernstein, oder Lignit
oder von Glau. — Im Winter al»er tragen alle.
Männer und Weilier. Pelze.
Die Weilier Hechten die Haare zu Zöpfen. Die
Männer rasiren sieh den Bart, schneiden das Haupt*
haar rund ab. In der Neuzeit scheint die alte Tracht
etwa» zu verschwinden.
Die Swancten sind im Allgemeinen gross von
Wuchs. Hautfarbe dunkel. Haare schwarz, man findet
keine blonden unter ihnen. Sie sind stolz, wider-
spenstig, wenn auch bis zu einem gewissen Grade ge*
duldig. Haben sie die Geduld verloren, so sind sie
wie wilde Thierel —
Anhang.
Olderogge, Dr. W.; V ergossene. Skizze
einer Reise durch das fürstliche
u n d d as f r e i e S w a n e t i e n. St.Petera-
b arg 1887« 88 8.
Im Anschluss au die ausführliche Abhandlung
des Fürsten Eristow sei auf eine kleine, anziehend
und fesselnd geschrielieno Arbeit des St. Peters-
burger Arztes 1) r, Olderogge aufim>rk*aiu gemacht.
Dr. Olderogge besuchte im Sommer 1896 den Kaukasus
und das Land der Swaneten; er richtete seine Auf-
merksamkeit im Besonder» auf die zahlreich hier vor-
kommenden Geisteskranken. Er schildert lebhaft Land
und Leute und gewährt dem Leser einen tiefen Ein-
blick in das lieben der Swancten. Ein Auszug lasst
»ich nicht geben. — Man müsste die ganze Abhandlung
übersetzen.
Swidorski, P. F. : M a t e r i a I i e n z u r Anthro-
pologie de» Kaukaffus. Die Ku-
in ii k e n. St. Petersburg 1898. 147 -f-
82 -|- 2 8. Doctor-Di»*. der m i 1 i t .
med. Akademie zu .St. Petersburg.
Lehrjahr 1898 HB, No. 8.
Ueber diese Abhandlung werde ich das nächste
Mal lierichtcn. —
I
n. St. Petersburger Arbeiten.
A. Protokoll© der Sitzungen der Russischen Anthropologischen Gesellschaft boi der
K. Universität su St. Petersburg während der Jahre 1895 8. VI. Jahrgang.
Henuugegebe» unter der Redaction
des Sekret Dr. W. Olderogge, 8t. Petersburg, 1898. 70 8. 8*.
Mit Taltellen und Abbildungen.
Sitzung vom 4. März 1895.
1. Pawlow, A P.,: Vorläufige Ueb ersieht
der Anomalien der vom ver-
storbenen Professor L. K. Iwa-
now s k i aus Kurganen ge »am*
melten Schädel. Der Autor lieri eiltet
kurz über folgende Anomalien (p. 11 — 14):
1. Anomalien im Gebiet des P t e r i o ti.
Statt de» normalen H förmigen Aussehens hatten
4 Schädel unter 50 ein Pterion, das N aussah. Unter
72 untersuchten Schädeln hesassen 14 Schalt knochen
im Pterion; eine X förmige Gestalt d<^ Pterion befand
»ich nicht unter den Schädeln : 3 Schiblei hesaa*en
einen Pme. fmntalis «quamau osai» temporum. (Wie
gross die Zahl der untersuchten Kurgan-Schädel war,
ist nicht in itget heilt. Ref.)
2. Toru» occipitali». Unter 108 der
untersuchten Schädel Itesassen 67 keinen Torus;
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Referate.
481
19 xciffteu eine unbedeutende Erhöhung. 17 einen
deutlichen Torus und ti einen »ehr starken Torus.
3. S u l u r u in « t o p i c a. Unter 109 der unter-
suchten Schädel zeigten 7 eine Slirnnalit.
4. Os fron to-parietale ist sehr selten.
(Wie oft unter den lietr. Schädeln sich solche mit
diesem Knochen gefunden haben, ist nicht mitgetheilt.)
5. Verschmelzung der Nasenbeine.
Unter 109 Schädeln war eine Verschmelzung ( Ver-
wachsung) deutlich bei 9; an 8 Schädeln war noch
eine Spur der Naht erkennbar.
6. Prominenz der Arcus super-
ciliares findet sich in einzelnen (truppen der
untersuchten Schädel constant vor.
7. Eine Vertiefung am Schädel an
Liunhda (Vereinigungsstelle der Scheitelbeine n»it dem
Hinterhauptbein, eine Deprcaaio lumbdoidea), gewöhn-
lich begleitet von einer stark vorgewölbten Hinterhaupt-
schuppe, fand sich unter 100 VOH Tarne wskj unter-
suchten Schädeln 84 Mal, also etwa in '/* aller Fälle.
9. Anomalien im Gebiet der Hinter-
haupt s c h u p p e.
«.Anomalien im Oebiet derApertura
piriformis. (Der Bericht ist sehr fragmentarisch
- den einzelnen Anomalien sind kurze litterarische
Bemerkungen beigefügt, die wir wegen ihrer Unvoll-
Btändigkeit ganz fortgelasseu haben. Statistische An-
gaben ftind sehr ungenau oder gamicht vorhanden.)
Sitzung vom 14. April 1895.
2. Bolikownky, K. A. : Heber «len V e r-
brecher-Typu». (S. 14 — 18.)
Das Haupt -Ergebnis» der Untersuchungen des
Verfassers besteht darin, dass ein scharfer Unterschied,
der in kraniomet rischen Daten »ich wiedergehen
Besäe, zwischen Schädeln von Verbrechern um! andern
Individuen nicht existirt. Der Verfasser ist durch
ein »ehr eingehendes Studium der betr. Litteratur,
sowie durch eigene Untersuchungen an Schädeln von
Verbrechern und andern Leuten zu diesem Ergcbuisa
gelangt. —
3. Maluro waki , Dr. : Die unbcwuMten
und unwillkürlichen F a e t o r c n
der geistigen Thätigkeit des
Menschen. (8. 14 — 17.)
Ergänxungs-Sitzung am 30. April 1895.
4. Putjatin, P. A. : Die Trancheta (C o u-
p o i r s). ein besonderer Typus von
Schneido-Instrumcnten, aus den
Kjökkcnmöd«liug» und ihre Ent-
wickelung. <S. 1 8 —20.)
Allgemeine Erörterung Über die verschiedenen
Schneide-Instrumente (Beile, Messer u. s. w.).
5. Petri, Prof. : Entwurf eines Rund-
schreibens mit Fragen über die
Acclimatisation. (8. 20- -22.)
Sitzung vom 20. Oktober 1895. (S. 22—24.)
Sitzung vom I. Dezember 1895. (S. 23—31.)
8. Beljäko w, 8. A,: Zur Erinnerung an
D r. A. W. Jelitaaja w* (8. 21 - 81.)
7. Botnunow, W. A. : Mittheilnug über
eine Reise nach Palästina und
Syrien. (S. 31.)
Archiv Ifir Anthrupolugic. Bd. XXVII.
Sitzung Tom 19. Dezember 1895. (8. 31—40.)
8. Romanow, W. A. : Di«» .1 e s i «1 e n.
Der Vortragende traf Vertreter der Jesiden im
Jahr 1892 im Gouv. Eriwan, später auch in Anatolien
in der Umgehung von Piarbekr und bei Damaskus.
Um nähere Auskunft über sie zu gewinnen, wandte
er «ich an einen gelehrten Araber Georg Nikolajewitach
U h ü 1 e b i , der als ein ausgezeichneter Kenner dea
arabischen Volks und der arabischen Litteratur gilb
Uhalchi wies ihn auf zwei arabische in Kairo und in
Beirut erscheinende Zeitschriften. In der Zeitschrift
Al-Mnktataw, Baud VI, 1889, fand sich eine
Abhandlung, die sich mit den Jesiden beschäftigte.
Die Jesiden, die der Vortragende in der Um-
gebung von Damaskus zu beobachten Gelegenheit
hatte, unterschieden sich iiusserlich nicht von den
andern hier lebenden Arabern oder Syro- Arabern.
Freilich kleiden »ich die Jesiden etwas anders: Sie
tragen nach kurdischer Sitte weite Hoaen und lange
wei»»e o«ler hellgelbe Kittel (Chaiat), ihr Turban ist
verschiedenfarbig, jedoch an Feiertagen wird oiu
schwarzer Turban aufgesetzt. Im Umgang sin«l
die Jesiden mürrisch un«i wenig mit t heilsam, wenn-
gleich sie sich lieber mit Christen als mit Muham-
medanern unterhalten, weil die Muhammedaner ihnen
von ganzer Seele verhasst sind. Im Allgemeinen
sind die Beziehungen der Jesiden zu den Christen
bessere als zu den Muhammedanern, von <l«-nen die
Jesiden verfolgt und gedrückt werden. Die Muham-
medaner, insliesondere die Araber, baten die Jesiden
und halten sie für unrein, für Verehrer des Schaitan
(Teufels) und für Heiden. Die Jesiden- Dörfer sind
dcu Arabischen Dörfern ähnlich, doch siud in ihnen
weder Moscheen noch Minareta sichtbar. Von der
Habgier und der Grobheit der Jesi«len, von der «lie
Araber so viel reden, hat der Vortragende selbst
nichts erfahren — auch der Ethnograph Eduard
Kowalewski (I*** Kourdcs et les Jesiden) weit nichts
davon zu berichten. Wenn der Jeeide redet, so be-
rührt er mit der Hand das Herz und «lie Stirn. —
Ihre Gastfreundschaft ist el»en »o bekannt wie die
der andern Einwohner von Palästina und Syrien.
Die J«,*iden glauben an einen höchsten Gott,
«len sic M c 1 r k • T a u 8 nennen; ihr Prophet ist
Scheich-Adi, «1er dem Gotte gleich ist. Ausser
diesen beiden höchsten göttlichen Wesen kennen sic
eine grosse Menge ni«Ml«’n»r Gottheiten, — darunter
«lie Abcndrüthe, die Morgenrötlie und das Sternbild
des grossen Bären. Ihr Cultus ist ein Gemisch von
christlichen, muharom^lanischcn und sogar jüdischen
Gebräuchen. Am siebenten Tage nach der Gehurt
wird der K nabe beschnitten und dann im Wasser
gebadet. Die Ehe wird mittelst des Brodbrechcns,
welches «1er Scheich vollführt, geschossen. Die
Jesideu glauben au ein Leben nach dein Tode, doch
meinen *ie, das» nur ihnen und «len Christen ein
solches Lehm boschiedcn sei; die Seelen der Muham-
medaner «lagegeu siedeln nach dem Tode in Thiere
über. Ehe die Seelen in’» andere Leben eingehen,
müssen sie eine Weile in einem sogenannten Fege-
feuer sich aufhaltcn, hier werden sie von ihren
Sünden gereinigt. Die den niuhammc«lanischcn
Aral>em heilige blaue Farbe gilt den Jesiden aber
als verflucht.
Genaue Mittheilungen über die Jesiden giebt «las
Arabische Journal Al-Muktataw (Bd. VI, 1889) auf
Grund der Beobachtungen dea Dr. Prass ki, der lange
Zeit unter den Jesiden lebte und sich mit ihrem
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4*2
Referate.
Glauben bekannt machen konnte. Die Jesiden sind
AombSri^e eine« Kurdischen Stumm«-*, sie leben
in Me«op«>uunfen, in Iran, in der Umgebung von
Dimaihtt und Diarbekr, un«l zwar nur auf dem
Lande, in Dörfern und Einzel-Höfen. Da» Leihen
in den Stillten ist ihnen verboten. Sie sind ihrem
Emir, der aus der Dynastie von Scheieh-Adi stammt,
unbegrenzt unterworfen, zahlen ihm die Abgaben,
dafür aber sorgt er für ihren Tempel, wo sie zu
Schweb- Adi beten. Der jetzige Emir heisst Mirza -
Bek, er ist ein Sohn des Hussein-Bek, «ler 7 Sühne
hatte. Der gesetzliche Erb-Nachfolger war Be kr,
allein Mirza trat mit Gewalt als Nachfolger auf, unter-
warf sich «lern türkischen Sultan und versprach ihm
einen Tribut zu zahlen. Aus Hass gegen den Islam
treten die Jesi«len nicht in den Kriegsdienst, sondern
zahlen statt dessen eine besonders festgesetzte Summe.
Di«; ol«er»te Vorschrift «1er Jesiden ist, ihren Glauben
geh e i m zu halten, nur dem Ael testen au» dem
Geschlecht Hassan al Bnssri i»t Alles bekannt. Zu
diesem Zwecke erlernte derselbe zunächst die Arabische
Sprache unter Anleitung eines Christen auf Grund
de* Korans. — Wenn eine andere Person unter «len
Jcshlcu Arabisch erlernen wollte, so hat sic auf Erden
«len Tod und im Jenseits ewige Qual zu erwarten.
Der Unterricht findet in einem besonderen Kaum
statt, in den kein Fremder rintreten darf. Weil «ler
Name des Satan* nicht ausgesprochen werden darf,
so sind all«* bezüglichen Bezeichnungen, welche im
Koran Vorkommen, ausgelöscht. Die Je*i«len buhen
sogar, ura «las Wort .8 c h e i t » nu (Teufel) zu ver-
meiden, aus ihrer Sprache eine Menge Worte verbannt,
weil diese mit einem Sch beginnen and «ladurch an
Scheitan erinnern. — Als Grabmal de« Scheieh-Adi
wird eine Moschee angesehen, — sie gehörte im
Alterthum den Chaldäern, wurde aber im X. Jahr-
hundert von der Jesulon in Benitz genommen. In
einem heiligen Buche «ler Jesiden heisst es von dieser
Moschee: 0, dioaes Gebäude ist eine echte Perle des
Orient», es liegt in einer Wüste, «lie Ihn leckt. i*t mit
dichten und aromatisch duftenden Bitumen; in diesem
Thale fliesst der Strom Sem-Sen, der »eiueu Au-
fang in Jerusalem nimmt. Ein jeder von uun muss
sich in di (wem Flau*« baden und muss »ein Leichcn-
gewan«! <larin waschen. in der Hoffnung darauf, da«*
dies«1 Abwaschung in da» Paradies führt, wie es
Scheieh-Adi verbeißen hat. Nach den Worten diene»
Buch«1« muss sieh liier auch «ler oberste Scheich, «l«*r
erste nach dem Emir, aufhaltcn. Hierher müssen die
Je« kl an wamfern; hier müssen «ie «len Segen empfangen,
um von ihren Kränklichen geheilt zu werden und um
Erfolg in ihren Timten zu haben. — Eine Beschreibung
des Grabmals von Scbeieh-Adi, «la* nicht w«-it von
Mo*»ul beim Dorfe Baardi liegt, timlct sich in dem
Buch«- des tuigliHchen Forscher» Henry Lovard (tlie
Ninevch and the Babylon). Ausser dem Emir und
dem Scheich haben die Jesiden noch ein dritten
Oberhaupt Haidar au* d«*r Dynastie Imam-Hassan-
Al-Bu&sri. Ihm ist das heilig«' mit 7 Siegeln v«*r-
Rchlosaeno Buch ciugebämligt. Nach dem Glauben
der Jesiden ist diese* Buch vom Himmel gefallen.
Ea liegt im Grabmal de* Scheich-Adi. Das Buch ist
Arabisch geschrieben, wahrscheinlich am Ende «les
X. Jahrh. nach Christi. AU Verfasser gilt HoKsan-
Al-Bu»*ri, ein Schüler des Scheieh-Adi. Ferner be-
finden »ich in einem Zimmer jenes Grabmals fl kupferne
Hähne. — Da» heilige Buch «ler Jesiden zerfällt in
2 Th«>ile. Der erste Thoil «-ntlmlt «lie Erzählung von
der Erschaffung «ler Welt, «lie vielfach mit «ler
biblischen überematimmt , Mittlieilungen til^er die Ver-
gangenheit der Jesiilen un«l V oransaagungen in Betreff
der Zukunft. I)ic Erzählungen enthalten viel chrono-
logische und geographische Fehler. Der zweite Theil,
der offenbar neueren Ursprungs ist, enthält die Ge-
setze nn«l Leliensregeln der Anhänger «lieser Sekte.
Die Erzählung von tfer Erschaffung der Welt lautet:
Vor Erschaffung «les Himmel* und der Erde umfasst«1
Finsternis* «lie Welt, und Gott schwellte lange über
«lein Wasser. AIb Gott müde war, schuf er sich einen
Papagei, der ihn 40 Jahre lang unterhielt und ergötzte.
Dana« h erzürnte Bich Gott und erschlug den Papagei.
Aus den Federn des Papagei» bildeten sich Berge
und Thäler, aus «lein letzen Athemzuge «lie Luft.
Danach aber schuf Gott das Himmelsgewölbe und hängt«
dasselbe mittelst eines Haares »eines Haupte» auf. Da-
nach schul er au* »ich selbst K andere Götter — sie kamen
hervor wie Funken au» dem Feuer entstehen. Diese
Götter sind: die Sonne, der Mond, die Morgenrothe,
das Licht, der Morgenstern, «las Siebengestirn und
alle anderen Sterne. Jede dieser Gottheiten schuf
»ich ein Pferd, um durch den Luftraum reiten zu
können. Dann versammelten sich alle 7 Götter und
schufen die Engel. Der zuerst geschaffene Engel war
ungehorsam gegen seine Schöpfer. Dafür wurde er
in die Hölle geworfen, wo er lange wegen d«;* frechen
Benehmen» hiissen musste. Während «ler 7000 Jahre,
die er in Reue und Busse verbrachte, füllte er mit »einen
Thränen 7 Krüge an. Da empfand Gott Mitleid mit
dem ersten Engel und öffrnde ihm die Thür «les
Para«! i esc*. Hier erwarb er sich durch »eine Liebe
um! seine Sanftmutli solche Liebe, «las» Gott ihu über
alle Engel erhöhte. Aber die Engel lachten über ihn
und warfen ihm sein Vergehen vor. Aber damit
zogen ai«* den Zorn Gottes und »einen Fluch auf «i«*h.
Da sprach G<«tt: Verflucht sei jeder, der über diesen
Braven spottet, denn wen Gott freigesprochen hat,
den darf ein Geschöpf nicht vernrt heilen. Dann nahm
Gott seinen Lii'blingsengel, erhöhte ilm über alle
sodern Eng«'! und nannte ihn König Pfau (Melek-
Taus, Tsar-Pawlin). Später flössen Gott und König Pfau
ho in einander, wie zwei Feuer »ich vereinigen. Jene
Krüge al«er, die in «ler Hölle mit «len Thränen de»
König!« Pfau gefüllt wurden, werden «laHelbst auf bewahrt,
bi» einst Scheich Adi in den Himmel zurückkehrt
und «la* höllisch«- Feuer löscht und die irdische Trüb-
sal vernichtet. Der 7. Gott schuf allmählich die
Thier«*, und zwar in einer Weise, «las* ein Thier »<i-
fort das andere «nötigte. Schliesslich »chuf «ier*
selbe Gott A«lam und Eva. Aber die Menschen
vennehrten »ich auf der Erde »ehr schnell in 10000
Jahren, und wurden deshalb durch «li«* Ueber-
achwemmung zu Grunde gerichtet. Danach blieb die
Erde 10000 Jahr unfruchtbar und öde, und Dämonen
wohnten auf <l«*r Erde. Di«* Menachezwchöpfung
wiederholt« sieh n Mal: G«»lt schuf jod«-* Mal Adam
un«i Eva; jedesmal vermehrten »ich die Menschen
und jedesmal wurden sie vernichtet. Endlich schuf
der er*to Gott mit «lern König Pfau «len Adam —
den Urvater der heutigen Menschen. Eva wurde «-rst
geschaffen nach dem F«»rtgang* Adam* aus «fern
Paradiese. Im Paradiese durfte Adam alle Frücht«
essen, nur der Weizen war verboten. Da trat einst
König Pfau vor G«»tt und sprach: Du hast Adam ge-
schaffen, damit er «lie Knie bebaue-, aber da er
immerfort unthütig ist. so ist «lie Knie wüst um! un-
bebaut. Gott sprach: du hast Recht, geh’ und thuo,
wie du o* für gut erachtest. K«~mig Pfau begab »ich
mit «li«**«-r Vollmacht zu A«lam un«l veranlasst« ihn,
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Referate.
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den verbotenen Weizen zu essen. Zur Straf« dafür
Wurde Adam au« dem Paradiese vertrieben. Daun
schuf ihm Gott eine G«*hülfin, Eva. und gab ihnen
114 Kinder, alle« Zwillinge. Aber die Je«iden
stammen nicht von ihnen ab. Sie leiten ihren Ur-
sprung von einem Einzelkind ab, das wunderbar
nach einem Versprechen Gottes durch eine der Huris
de» Paradieses geboren wurde. Das Kind hiesa
Sehaed - Ihn - 3liai jar. Dessen ältester Solm hiess
Jcsdan, dessen Enkel hieB» N««i, der später König
Seliin Melchiseilek genannt wurde. Der ältest«
Sohn Noi’s hicss Maron-Mirol, pr ist der Stamm-
vater der Jesiden. Die Nachkommen Eva’s ver-
achten die Jcsidcn deshalb, weil die Jesiden den
König Pfau verehren, der den Urvater Adam« aus
dem Paradiese führte. Als Xoi, um sich auf die
l leherach wem mung vorzuberciten, eine Arche baute,
lachten die Söhne Eva’s iilirr ihn. Während der Ueber-
»cb wem mutig hielt die Arche am Berg Seu-Dior, hier
stieas die Arche auf einen Stein und machte ein
IjocIi. das bisher durch eine Schlange verdeckt war, die
ihren Schwanz hineingesteckt batte. Nach der Uebor-
S4‘hweuiuiung vermehrten sich die Nachkommen der
Schlange so «ehr, das» sie den Menschen Schaden
zufügten. Noi ergriff eine Sehluuge und warf sie in’»
Feuer die Schlange verbrannte zu Asche und aus
der Asche gingen hervor — die Flöhe! Auf diese
Erzählung folgen viele andere, die der Bil«el, den
Evangelien und dem Koran entnommen, aber vielfach
verändert uud entstellt sind. Darunter finden »ich
x. B. Mitthcilungeu über das Erdcrdcbcn und das
leiden Jcuu Christ i. Als ein besonderer Held er-
scheint den Jesiden Moaw. Von ihm wird berichtot,
da«« er alle mulwmincd»ni«clicn Bücher sammeln und
in’» Meer werfen lies*. Dabei fluchte er allen denen,
die ohne sciuc Erlaubnis Arahi-ch lesen würden.
Nachdem er über Hu«»ein und Hassan einen Si«-g er-
rungen, lebt« er noch 300 Jahr« in Damaskus und
fuhr dann lebend gen Himmel. Nach »einer Himmel-
fahrt erstarkten die Muhammedaner so sehr, dass sie
die Jesiden verfolgten. Zum Schutz derselben wurde
abermals ein Jeside Namens Scheich Adi. gesandt, —
dieser verrichtete viel Zeichen und Wunder — an
ihn glaubten Oirlaar und Hassuu-al-Bussri. Scheich-
Adi verjagte die christlichen Mönch« aus der Stadt
liuima und machte die Stadt züut religiösen Mittel-
punkt »einer Anhänger.
* Juden, Chrirtcu und Muliamm«ihim*r. heisst es
im heiligen Buch der Jesiden. verfluchen uns und
tadclu u II*. sie sind blind uud grausam, sie ahnen
nicht, «la»« Gott alle tausend .fahre zur Erde kommt
und da» Böse straft. Sie lüstern den Namen Satans;
sie bezeichnen damit den König Pfau, den eigent-
lichen Gott, deshalb dürfen wir nicht ein einziges
Wort atuaprcchen. da* un« an den Namen Satans
erinnert. Wer solch ein Wort ausspricht, wird mit
dem Tode bestraft, sein« Seele wandert auf alle Zeit
in einen Hund oder einen Esel. Deshalb hat Gott
nn* verboten, arabische Bücher zn lesen, weil sie
voll solcher Worte sind. Die Bibel und der Koran
halicn früher solche Worte nicht enthalten, böse
Menschen haben später derartige Worte hinringe-
setzt.* —
Pie Würde eines Aeltesten ist bei den Jmiden
erblich. Als Haupt gilt der Emir, danach folgen die
Grossen „Scheiche“, danach der Rath der
Aeltesten. Alle diese Leute haben keinen eigentlichen
Beruf: sie sind verpflichtet zu beten — für Genesung
der Kranken — das Brod zu brechen bei Hochzcits-
tnalilen, und unter Aufsicht des Emirs die An-
gelegenheiten der Gemeinde zu leiten. Ausser detu
Rath der Aeltesten haben eine gewisse Bedeutung
im öffentlichen Lehen der Je»id«*n folgende Personen:
1. die Kswaichiucr — diu heiligen Tänzer, die
bei feierlichen Gelegenheiten bestimmte Tänze auf-
führen; 2. die K o w a I i n c r , die Hüter der heiligen
Bilder uud die Musiker; 3. die von den Almosen
der Gläubigen ausschliesslich lebenden Armen. Alle
diese tragen lang« Haare und weis.se Gewänder. Die
Jesiden verheiratheu sieh nur mit ihren Glaubensge-
nossen. — Iin Grab« des Scheich Adi wird eine
heilige Fahne aufbewahrt, die vom König Soloino
stammen soll. Die Fahne wird von deu Kowalinen
gehütet, doch kaun jeder Jetide dies Recht dazu
sich durch Geld erkaufen. Derjenige, der »ich das
Recht erworben hat, taucht die Fahne in Wasser,
feuchtet mit diesem Wasser etwas vom Grabe Adi's
genommenen Staub und fertigt daraus Pillen für die
Gläubigen. Jede einzelne Pille hat die Eigenschaft,
auf ein Jahr denjenigen gesund zu erhalten, der die
Pille einnimmt. - Mit dieser heiligen Fahne ziehen
die Jesiden 7 mal um ihr Hau«, dabei schlagen sie
»ich an die BruHt uud bitten Gott um Erlass ihrer
Sünden. Gleichzeitig «ammein sie Geld zum Besten
der Moschee, wo Adi*» Staub liegt. Zu Beginn des
Herbste« versammeln »ich diu Emir« und die Scheiche
und flehen zum Körnig Pfau, dass er das Jahresfest
segnen soll. Nachdem ein« b«jnhende Antwort erfolgt
ist, benachrichtigt der Scheich alle Jesiden von dem
Brginu de» Feste*. Im Verlauf von 22 Tagen kommen
alle Anhänger zusammen, am 23. Tag« beginnt diu
GVremouie: Der älteste Scheich tritt aus seinem Zelt
heraus und setzt »ich auf einen Stein. Jeder der An-
wesenden, der bereits das 30. I/eheiiajahr erreicht hat,
muss etwas aus »einer Heerde dem Scheich darbringen.
Daun kommen auch di« andern Scheiche und die
übrigen Anführer zum Vorschein (etwa 40 an der
Zahl), und nehmen mit dem Emir auf einer erhöhten
Stell« Platz. DaWi wird vom Morgen bis zutn Abend in
einem grossen Kessel ein Rind gekocht. Ist das
Fleisch gar, so ruft der Scheich einige junge lycute
herbei und befiehlt ihnen, da» Fleisch herauszuheben.
Di« jungen Leute greifen trotz des siedenden Wasser»
mit «len Armen in «len Kessel hinein uml bemühen
sich, das Fleisch herauszuheben ; in Folge der starken
Brandwunden sterben einige sogar — aber sie gelten
als Märtyrer. Dann beginnt da» Volk von «1er ge-
kochten Stippe xu essen, wobei einzelne Geld hinrin-
werfeu, einen Beschick (2Ä Pfennige). Da» Fest
dauert 3 Tag«- — danach baden »ich alle Jesiden,
Männer wie Frauen, im Flusse Sem-Seil. Nachdem
da* Bad genommen ist, Ju»U*n sie die 3 Bilder de»
Königs Pfau au» d«r Moaohee Imrau», waschen dieselben
auch im Fluss« und stell«n sie unter die heilig«* Fahrn*.
Dann ziehen »io 7 mal im Knda herum, wobei sie
den Staub ihrer Füsse sammeln — er gilt als heilig.
Pa* Fest cmligt mit einer Opfcrdarbringung zu
Ehren König Pfau’s. (Worin das Opfer bestellt, ist
nicht mitgelhcilt.)
Di«* Ehe wird bei d«*n Jesiden auf Gruml gegen-
seitiger Neigung »ehr einfach gcaohlotten. D«*r Scheich
ergreift ein kleine» runiles Brod, bricht «laaaelbe in
2 Hälften, giebt die eint* «lern Bräutigam, «lie andere
der Braut, und verliert einen heiligen Spruch. Im
Allgemeinen hat jeder Jeride nur ein«* Frau, doch ist
cs nicht verboten, N eben f rauen zu haben. Es ist ver-
boten, im Monat April, eltenso an einem Mittwoch
oder einem Freitag ein«' Eh«* zu *ohli«***en. Ein«
61*
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484
Referate.
Wittwo verpflichtet sich ihren Verwarn heil gi>p*uülier
6 mal eine neue Ehe eiuzugeheu, doch kann sie jedes-
mal ihre Freiheit sieh erkaufen, wenn sie eine .Summe
Geld erlegt, die der für aie erlegten Kaufsumme
entspricht.
Hat der Jeside eineu bösen und ungerathenen
Sohn, so enterbt er ihn, und vergräbt das Erbteil in
der Hoffnung, dass der inm zweiten Male in eninifcer
Gestalt auf der Erde* erscheinende Sohn das verstockte
Erbtheii finden werde. Unter den grossen Festen
nimmt das Fest dos Ncuenjahr» eine wichtige
Stelle ein. Es findet statt am ersten Mittwoch nach
der Frühlings-Tag- und Nacht-Gleiche. An diesem
T*gp sammelt Gott nach der Meinung der Jcsiden
alle Einwohner des Himmels und alle Seligen und
übergiebt ihnen fiir da» folgende Jahr die Erde —
wie in einer Auction. Wer am meisten bietet, erhält
die Macht über die Geschicke der Menschen, er heisst
Musch-God. Von ihm ist die Fruchtbarkeit der
Erde, das Glück und die Gesundheit der Menschen
abhängig. An demselben Tage wurde einst der Scheich
Adi zum Propheten. Darüber berichten die Jcsiden
wie folgt: Am Grabmal Abu Kisch ritt ein 20 jähriger
Jüngling, der spatere Scheich Adi, vorbei. Es war
eine mondhelle Frühlingsnacht. Plötzlich kamen aus
der Erde vor dem Scheich 2 Kameele mit Stjerköpfcn
hervor — sie hatten ein stachelige», schwarzen Fell
und blaue brennende Augen. Gleichzeitig begann das
Gral» »ich in die Luft zu erheben, so dass <-» hoch
lag wie ein Minarct. Der erschrockene Scheich Adi
lies« einen mit Wasser gefüllten Krug, der am Satte)
hing, fallen, — sobald der Krug die Erde berührt
hatte, erschien an dieser Steife ein Knabe mit
glanzendem Antlitz und einem Pfauenschwanz. Der
wunderbare Knabe wandte sich zum Scheich. „Fürchte
dich nicht. Adi. sagte er; da» Minarct nnd die ganze
Erde wird zerstört werden, aber du und deine An-
hänger werden unversehrt blcit>eu. Die Erde wird
euer sein; ich, der König Pfau, habe dich auserkoren
zur Verbreitung der wahren Lehre unter den Menschen
auf Erden.- Dann nahm der König Pfau die &*ele
Adi's mit »ich in den Himmel, und die Seele blieb
daselbst 7 Tage, um die reim* Lehre zu vernehmen.
Der Ki irper lag neben dem Grabe Abu Kisch1», bis
die Seele zurückkchrtc.
Die Jcsiden glauben, das» die Soden der Gläubigen
in das Paradies gelangen, wo sie mit 7 Göttern,
König Pfau und den anderen Seligen Verweilen. Der
Eingang in das Paradies ist in der Gewalt de» Scheich*
Adi. Die Seelen der Bösen aber müssen in die Leiber
der Maulesel, Esel und Hunde übergehen.
Dem Todten bedecken die Anverwandten dio
Augen, füllen den Mund mit Sand vom Graltc
Scheich Adi’s (bei den Arabern mit Watte,) und be-
statten ihn an einem Orte, den die Kowaliner be-
zeichnen. Da» Antlitz de» Veratorbenen mu»» nach
Osten gekehrt »ein. Die Leiche wird mit SchafsmiHt
bestreut und mit Erde bedeckt. Während dreier
Tag« beweinen die Weiber den Todten, schlagen »ich
die Brust und raufen sich die Haare, sie reichen
allen Bettlern Speise und Trank uud geben ihnen
Almosen. Dann versammeln sich alle Verwandten
irn Sterbehaus und führen zu Ehren dos Königs Pfau
religiöse Tänze auf. Beim Tanzen drehen »ie »ich
so lange, bis sie bewusstlos Umfallen — dann »eben
sie den ihnen erscheinenden König Pfau, der ihnen
verkündet, da»» die Seele des Verstorbenen ins Para-
dies einging. Der Tag endet mit einer Opferung. —
Soweit die Angaben Prunk i’a. —
Nach dcu Angaben anderer Autoren stellen die
Jesiden »ich da» Loben nach dem Tode in Gestalt
der Hölle dar, wohin zuerst die Seele des Gläubigen
gelangt. Der Veratorlwue muss ülnsr eine Brücke
schreiten, dio über eiuen unterirdischen Fluss führt,
hier wohnt eine grosse Schlange — sie verschlingt
ihn und speit ihn wieder au«. Daun nimmt ein heller
Engel den Verstorbenen in Empfang, fandet ihn in
den Fluten do» Meere», und — der erleuchtete und
reine fliesst zusammen mit dem ewigen Licht des
Königs Pfau. —
9. Iwanow, H. J: Die kraniologischen
Sammlungen E. Wolter ’s.
Durch den Privatdocenten E. A- Wolter erhielt
die Universität zn St. Petersburg im Jahre 1889 drei-
zehn Schädel, die au» alten Gräbern de« Gouv.
Wilna stammen. Mit Berücksichtigung der mit den
Schädeln aufgrgrabenen Fuudgegenstiindc gehören
die Griilier — nach den Mittheilungen A. Snizyn’s
in die Zeit vom VH. — X. Jahrh. Die Oultur de» be-
treffenden unbekannten Volke# ist arm. Die Kurgane
»iml zur Hälfte mit Steinen belogt; es liegen darin
ganze Skelette neben Brandreaten. Dann folgen die
Stcingräber de» XI V. Jahrhundert», viereckige Gräber
von etwa 5 Fass Tiefe, die mit Erde ausgefüllt und
olwo mit einem 4eokigeu Stcinkranz umgeben sind.
An einem Grabe fand »ich ein Stein mit einem Kreuz,
und in ciuem lindern Grabe wurde ein kleines
Kreuzchcn — vielleicht ein Schmuckgegeustand —
gefunden. Litthaimche Münzen des XIV. Jahrhundert»
kamen häufig in den Gräbern vor. Welchem Volke
die Gräber angehörten, ist unbekannt. Aehntiche.
aber ältere (XI. — XII. Jahrh.) Gräber sind anzutreffen
in den Gouv. Grodno, Lomsba und Sedlez. Ob die
Gräber den Jat wägen angehören (Eichler, Jantschuk)
oder den Staren (Avcnnrius) i*t strittig. Auch in
Betreff der Grillier des XIV. Jnlirh. ist keine sichere
Entscheidung möglich. Wolter ist der Ansicht , das»
jene Lokalitäten früher von Jatwägcn bewohnt
waren, und das» erst später Weissrussen ciudraugen.
Wolter meint, da»» im XIV. Jahrh. im Kreis Li da
(Gouv. Wilna) Jatwägen, Angehörige eines litthauischen
Stammes, wohnten, sic hätten ihre Verstorbenen in
den Steingrabem bestattet. Nach Spizyu dagegen
sind e» Slavi»che Gräber, weil in ihnen Sachen
Slavischen Typus gefunden wurden. Spizyn beruft
»ich auf Miljukow. nach dessen Ansicht im Kreis
Li da während des XIV. Jahrhunderts Roth-
Küssen (Tschermnaju Rus») lebten.
Au» dienen Steingräbern des XIV. Jahrh. stammen
12 Schädel — leider »ind alle mehr oder weniger
stark verletzt, 3 »ind so weit zerstört, dass sie gar
nicht untersucht werden konnten. Soweit inan er-
kennen kann , »ind darunter 2 männliche und 8
weibliche Schädel. Die Capacität der Schädel schwankt
zwischen 1200—1435 Ccm; der Horizontal -Umfang
de» Schädels einer erwachsenen Frau beträgt 48,7 mm.
Die 8 weiblichen Schädel »ind mcflocephal, und der
Iudex schwankt zwischen 75,5 — 79,1 ( — Mittel 74.4).
Sie zeigen gewisse Eigenthümlichkeiten ; der obere Ab-
schnitt der Hinterhauptschuppe springt stark nach
hinten vor, so da»» der hintere Endpunkt der grössten
Entfernung von der Glabella sehr hoch liegt- Der
Schädel erscheint in der Gegend de» Asterion seitlich
stark zusammengedrückt. In der senkrechten Xorma
i»t die Nack engegend schinnl und zugespitzt, Alle
Schädel zeigen am hinteren Abschnitt der Pfeil naht
eine deutliche Depression. Alle Schädel sind orthognalh.
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Referate.
485
— Die Xasetiöffnung ist breit — Orbita hoch, Index
85,7 — lül. Die Nasenbeine sind meist zerstört , so
weit sie aber erhalten sind, treten sie wenig vor. Die
Wangenbeine springen nicht vor. Die Form des
Gaumens ist elliptisch. — - Wahrscheinlich gehörten
die Schädel Litt a u e r n oder W e i « s r u s • e u.
Die Maa*se der bet r Schädel sind tabellarisch
zusainmcngestelU. (Beilage I.)
Nach den Mitthoilungen A u u t s c h i n s befinden
sieh in «len» Museum der Moskauer Anthropol. Gesell-
schaft 10 Schüdcl aus ähnlichen Steingräbern, wie
die WoUer’scheu.
Sitzung vom 9, Februar 1896.
10. Bespjälow, E. M : Ucher syrische und
palästinische Schädel aus der
Sammlung W. A. Romano w1», dazu die
Tabelle Beilage II und 10 Abbildungen ver-
schiedener Formen des Pterions — Beilage III
(flk 44—51).
W. A. Romanow hat von seiner letzten Reise
in Syrien und Palästina eine Anzahl Schädel (10)
initgchracht, leider ohne genau«! Angabe, unter welchen
Umständen er die Schädel gefunden oder erworben.
Die Erwerbung, das Au*<grabeu der Schädel waren
mit vielen Gefahren verbunden. — Offenbar sind alle
Schädel semitischer Abstammung.
Der Vortragende bat insbesondere die Anomalien
der betr. Schädel ins Auge gefasst. Die Ergebnisse find :
Der Längsdurchine«*. schwankt zwischen 172 — 187 mm
„ Breitendurchme**. „ „ 125—114 „
„ Hohendtarch nass. w „ 127 — 139 „
Längenbmten-Index im Mittel 75.58 „
Höhen-Index 74,18 „
Der mittlere Tynus der Schädel ist mesoccphal
und orthocrphal (nach «1er Frankfurter Vereinigung)
subdolichocephal-orthofjephal (Broca).
Eint« Unterscheidung der männlichen und weib-
lichen Schädel i»t nicht möglich. Kein Schädel ist
nietopisch. Eine Aufzählung der verschiedenen, vor
allem die Schädel - Nähte betreffenden Einzel - Be-
merkungen ixt nicht möglich. In 10 Abbildungen sind
die verschiedenen Formen de» Pterions wiedergegeben.
11. Romanowski -Rom anko, S. D. : Krzywicki
als A n t h r o p o 1 o g. 8. 52.
Der Vortragende liefert ein«* kurze Charakteristik
des polnischen Gelehrten Ludwik Krzywicki, der
aus Warschau stammt und auch jetzt dort lebt, allein
durch die Ungunst der Verhältnisse genöthigt wurde,
Polen uu«l da* Russische Reich zeitweilig zu verlassen.
Er hat viel Abhandlungen in Zeitschriften, vorwiegend
über Anthropologie, in polnischer Sprache,
verfasst, unter dein Titel : Kurs ■ystematycznj
a n t r o p o 1 o g i e I Raty fizvelie (Warszawa 1 896).
Mit einer Analyse dieses Werkes beschäftigt sich der
Vortragende.
Da Krzywicki’s Aiuhrojwilogie in polnischer
Sprache erschienen ist, so überlasse ich das Ib f- rat
darüber «len über polnische Littcratur berichtenden
Berichtcrstattcru.
12. Romanow, W. A. : Eine Sammlung ara-
bischer Ueberlieferungen, aber-
gläubische Ansichten und Gebräuche.
13. Romanow, W. A.: Beschreibung von
Hochzeit» - Ge brauch»* n und Ge-
wohnheiten in Jerusalem. (S. 65)
(Nur die Titel beider Mitthoilungen sind g«*-
gegebeu.)
14. Ostrowskioh: Beiträge zur Ethnographie
der im Gebiet von Minussinsk
lebenden Türken, in «besondere
der K a g i n z e n. (S. 65—66.)
Herr Ostrowskicb besuchte im J. 1894 das
Gebiet von Minusainsk ; er hat s«int» Beobachtungen
nicd«*rg»-schrieben, und die liand»chrift «ler Gesellschaft
UlMTgcben. 0 h a r u s i n hat einen kurzen Auszug
augefertigt, der in d«*r Sitzung vorgetragen wurde.
Die Ih-obacbtungen lietreffen inalieaonden* die
K a g i u z e tt , einen kleinen zu der grossen Turk-
Familie gehörigen Volksstamm.
Da d«*r Bericht Charusin» nur eine Inhalt »afigalw
enthält, so hat die Wiedergabe desselben hier kein
Interesse.
Jahresbericht der Russischen Anthropo-
logischen Gesellschaft für’« Jahr 1895/6.
(8. 68 -70)
Protokolle der Sitzungen dor Russischen Anthropologischen Gesellschaft bei der K. Uni-
versität zu 8t. Petersburg während der jBbro 18067 und 1897,8. VII. und VUL Jahrgang.
Herausgegeben unter der Redaction
des Sccret. Dr. W. Olderogge, St. Petersburg. 1898. 57 S. 8®.
Sitzung vom 15. März 189 6.
15. Jakoby, Prof. A. J. : Da» Venchwindon
der Ostjäkcn im Norden von
T o b o 1 s k. (Ohne Auszug.)
Sitzung vom 3. Mai 1896,
16. Petri, E. J. : Worte der Erinnerung an
A. P. B o g d a n o w. (8. 12.)
17. Posdcejew, Prof. : U «* b c r e i u i g v Buddha-
Bilder, die aus Xishni-Üdinsk der
Gesellschaft zugeschickt worden sind. (S. 12
bis 18.)
18. Iwanow, G. J. : Natürliche» und U •• b * r-
natürliche» in den Vorstellungen
de» Volkes. (Beobachtungen, an gestellt im
Gebiet der Doni**chen Kosaken.) (S. 13 — 14.)
Sitzung vom 2 6. Oktober 189 6.
19. Romanow, W. A. : Bericht Über eine
Reise nach der Halbinsel Sinai
und in die Gegend am Flusse
Jordan. (S. 15.)
20. Koroptschewski, D. A. : Ueber dir let-
tische ethnographische Ausstel-
lung in Riga, während desAugust-
momti 18 96. (S. 16—22.)
21. Maljftrowski. J. M : Gedanken ö b e r d i e
Entstehung der Organismen. (8. 22
bis 23.)
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486
Referate.
Sitzung am 2 3. X «> v e m b r r 18 9 6.
22. Peredolskj, W. W. : Bericht Uh er ein«*
Reise ins G e h i c t des Jenissei.
(8. 94— 26.)
Es war ein liest im in tcr Onind, der den V«»r-
tragenden zu «li«-ser weit«*n Reise veranlasst«*. Der
Vater de« Vorträgen«!«’». W. St. IYmlobk], hatte am
Ufer des Ilmen-Sce* und des Wolehow-Flusaei Unter-
suchungen an gestallt in Betreff der ältesten Bewohner
einer iH'stimuiteu Lokalität. „K <» I <• in z y* genannt.
Es hatte sich ergeben , dass «eit der Eiszeit hier
Menschen gelebt hatten, die Vorfahren der spätem
Nowgomder. Allein «** ist zu entscheiden, «ind dies«*
Menschen hier die ersten gewesen oder sind sie
atn Ende der Eiszeit eingewand«*rt? Nun hat das
Auffinden von Gegenständen au« rot hem Bern-
stein unter den t'ultur- Halten «1er Gegend
„Kolomsy" einen Fingerzeig g«*geben. Nach «lern
Zeugnisse von Palla» findet »ich r o t h e r Bern-
stein an den Uf«*ni d«*s Jenissei. Haben nun die
Bewohner von Kolomzy d«*n rotbrn Bernstein mit
sich geführt, als sie in das Ilmen -Wolchow-üebi«*t
einwnuderten? 0«ler nicht? Auf diese Frage sollt«*
«•ine Untersuchung an Ort und Stelle am Jenissei
Antwort gelten. Am Ufer des mittleren Jeniss«*i sind
l>ereits Reste au» der Urzeit des Menschen gefunden
worden, ntn unteren J«*nis«ei aber noch nicht. Der
Vortragende bereiste deshalb jene» Jeuissei-Üehiet ;
doch halten seine Beobachtungen auf die Frage nach
«len Bewohnern des Ilmen-Wolohow-Ufer» keine Aut-
w»*rt gegeben , wenngleich die Ergebnisse nicht ohne
Interesse sind.
Der Vortragende konnte feststellen, dass die Zeit
der Ansiedelung der ersten Menschen in B a s a i » k (?)
am Jenissei nicht richtig bestimmt sei. Jene An-
siedelung entstammt nicht der ihn»] jt bischen E|wx*he,
floud«Tn der Bronce-Epooh«\ Der Vortragende könnt«*
5 bisher unh«-kanntc Ansiedelungen au« der Bronee-
Zeit in der Elteno von Basaisk namhaft machen.
Ausführlich vprweilto der Vortragende Ikm «1er
B« •Schreibung der Skelette au» der Steinzeit; in einem
Bcckcnknoehen fand er eine Pfeilspitze aus Feuer-
stein. Sowohl im unteren Lauf d**s Jenissei, wie im
Gebiet d«*r Mittleren und Unteren Tun-
guska fanden sich Sparen der Stein- wie der
Broncczcit. Der Vortragende zieht folgende Schlüsse:
I. Die dort leitenden Menschen waren freilich
Nomaden, aber ihre Lag«*rplätze waren dennoch für
längere Zeit eingerichtet, sie kannten vi«*le Werkzeuge
«ler Haus- und Landwirthitchaft. 2. Die Cultur-Be-
wngung kam von Süden her, wie man annelimen
darf, aus dem Gebiet von Turucliansk.
Ueherdiea hatte der Vortragende viel Gelegenheit,
sieh mit dem Leben der jetzigen Bewohner jener
Gegend, der Ostjäken. bekannt zu machen. Er hat
IteiräcIlUichc, sehr lehrreiche Sammlungen erworben.
Sitzung am 5. Dezember I89H.
23. Petri, Prof. E. : Die Lehre A. Bastians
vom V o 1 k c r - G v d a n k e n. (S. 27 — 2K.)
24. Bespjälow, E. M.; Dritter Bericht
über die k r a ii i o I o g i s c h e Samm-
lung Jwauowski's. (Schädel- Anomalien.
S. 28—34.)
Allgemeine Bemerkungen über die Entstehung
und Deutungen der Missbildungen, auf Grund der
betreffenden Litt «tat ur. (F«*r»\ Nücke, Hertwig,
Förster u. a.)
Sitzung am 31. Januar 1897.
25. Jakoby, Prof. : Urberdie K a 1 in ü *• k «• n d e s
Grossen 1 ) c r b c t «. <8. 35 3H.)
Der Vortragende hat sich in «ler letzten Zeit
sehr «*ing«*hend mit «ler Thal »ach« des allmählichen
Verschwindens (AoMtcrbcns) vieler „eingeborener*
V«»lk«*rstiimme Russland!» Iteschäfhgl ; rr hat zu diesem
Zwecke weite Reisen nach Süd uud Ost g«*macht
Er versucht Parallelen zu zi«*hen zwischen den
Völkern des Norden» und Südens. Er behauptet:
I. die Ursache des AusstcrWns einzelner Völker ist
die Eiuwamicrung Fremder. 2. die im Gebiete des
Südens, in den Steppen Süd- Russlands Ihn»! achteten
That «sehen «iinl von grosser Be«leutuiig für die Mittel,
die im Norden angewemlet werden sollten.
Da« Gebiet de» Uhus» „Grosser Der bet“
ist vielfach durchschnitten von c indring enden rutwi-
sehet» Ansiedlern. Ulus» i»t ein liestimmt abge-
grenzter Luinlhc/irk. auf »lern «*in gewisser bestimmter
Stamm lebt; »ler Uluss stellt somit nicht nur eine
ländliche, sondern auch ein« ethnographische Einheit
dar, deren Selbstständigkeit vom Gesetze anerkannt
ist. — Durch die «*indring«*nden russischen Ansiedler
hat «ler Iwtrcffeinl«* Ulus» «ler Kalmücken 1H7707*/,
Dcssjatinen L;in«l verloren (ungefähr 200000 Hektaren
Der Weg des Prof. Jaeoby beganu am Flusse
Bobehoi Gok t«l. Ii. «I«*r gross«* («okl und führt«* dann
weiter in den A«lmiiiistrativen Mittelpunkt des Uluss,
zum D«irfo .1 w a n <i w s k o j e, «las ausserhalb «ler
Grenz«* «le« Uluss, jenseits «le» Flusses» Jcgorlijk, liegt.
Es ist sehr auffallen«l, «lass «las administrative
('entmin ausserhalb «le» Uluss sich befindet. Von
Jwanowsknjt* aus b«aad)te «ler Reisende ilic Stand-
lager der einzelnen Geschlechter «ler Kalmücken, be-
sichtigte die Schulen, Getruidelagor, Heu lager, land-
wirtschaftlichen EJinri«*htungeu, Ackerfelder, Steppen-
bruuneii (Cbtenien), die einzelnen Hütteu, «lie biKftdhi-
«tischi'ii Tempel H ’hunibii) Aus «len eingehenden Be-
sichtigungen z«»g «ler Reisende den Schluss, das** die
Kalmückin des grossen Darbet. freilich erst vor
kurzem, «lie ««•■»»hafte Lei «en« weise «l«*r Landwirt he —
Arkerbnuer un«l Viehzüchter — angeuommen haben
Das Manifest «les Kaisers Alexander vom 10. März
1892 gab «lern Kalmückcnvolk die Rechte der freien
Bewohner, liesclirlnkte ihre Verbindlichkeit gegenüber
d**n Nojonen und Raimatigen, gab dem Einzelnen »eine
persönliche Freiheit und die Freiheit persönlicher
Arbeit. Gleichzeitig hiermit wurde ein sehr einfaches
Syriern «ler ländlichen Verwaltung in allen Einzel*
beiten durch die Lokal - Verwaltung eingeführt , das
System der A r r o n «1 e. Di« Arrcnde - Zahlungen
bildeten den Grund für die allgemeinen Kapitalien und
«lamit «len Grund zu einem allmählich sich ent-
wickelnden Wohlstände. Die Folge war, «lass mit
dem zunehmendem Gedeihen «les ganzen Ulu«
auch alle Kolmückeu, die früher in «las Schwarze-
Meer-Gcbiot gewandert waren, zurückkehrten. Ira
Frühjahr 1896 beschlossen die Versammlungen «ler
Kalmücken, sowohl die allgemeine Uluss- Versammlung
ab die 8«>n«]er • Versammlung «ler 4 Geschlechter
(-Sippen“) eine iweiklussigr Schule mit russischer
Unterrichtssprache und 4 Elementarschulen für die
einzelnen *Sip|»cu** zu gründen; zur Unterhaltung «ler
Schulen bestimmten sie 3696 Rubi (ca. 8000 Mark)
jährlich; zur ersten Einrichtung ein Mal 10750 Rubi
(ca. 20000 Maik). Es wäre wünschenswerth für
den Uluss Gross-Derbet, der eine administrative
und cthmigraphische Eiuheit darstellt, folgende Ein-
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Referate.
487
riclitungen zu treffen: 1. das administrativ»* Ccntnim
in den ITIuss seihst, ain besten nach Base haut zu ver-
legen; 2. den Unterhalt der iweiklini^u Schule als
eines zukünftigen AufklirungX'Centnitnx auf allgemeine
K«*tcn diu ganzen Uluss zu übernehmen: 8. die Ein-
richtung einer Forst Verwaltung mit besonderer Auf-
gabe der Aufforstung, Bewässerung, Anlage von Obst-
und Gemüse-Garten auf Kosten des ganzen Uluss;
4. Anstellung von Aerzten.
Auf zwei besondere Angelegenheiten lenkte der
Vortragende die Aufmerksamkeit: 1. die Bereitung
de* „Ara kn“. Arnku ist eine besondere Alkohol-
haltige Flüssigkeit , die sich bei der Gährung der
Kuh- oder Stuten-Milch bildet. Die A c c i s c - Ver-
waltung hat die Bereitung des „Araka“ verboten,
wie dem Vortragenden erscheint, aus nicht stichhaltigen
Gründen; die Kalmücken haben den Professor Jakoby
gebeten, ihre Bitte, ihnen, wie bisher, die Bereitung
des Getränkes Araka frei au geben, dem Herrn
Fimuizministrr zu unterbreiten. Der Professor Hess
sieh die Bereitung des Araka zeigen und nahm
Proben uiit, sich; die im chemischen Iadiorntorium
der Universität Charkow ausgeführte Untersuchung
ergab, das» etwa 5% Alkohol im Araka enthalten
sind. Ferner ist zu Iwriicksichtigen, dass nach den
religiösen Vorschriften des lama riehen Glaubens die
Araka kein Gegenstand des Handels und Verkehrs
sein darf. Es erwächst deshalb der Krone daraus
kein Nacht heil. Es sollte deshalb die Bereit ung des
Araka freigegeben .werden, doch Sollte die abermalige
Destillation verboten werden, weil dadurch eine viel
stärkere alkoholhaltige Flüssigkeit bereitet wird, die
kein herkömmliches Getränk der Kalmücken ist.
Dagegen wäre der erzwungene Ersatz des Arnku
durch 6*/« mit Wasser verdünnten Branntwein (Schnaps)
ganz unverständlich und führte schlechte Folgen
hcrl«.*i.
2. Di«* Art und Weise der Landverwaltung.
Die l«-züg liehen Bemerkungen halfen rein administrative
Bedeutung - im Wesentlichen beschränken sie sich
darauf, dass man den Kalmücken ihr Land zu eigener
Verwaltung überlassen soll.
2«. Pazukowitsch : Reise nach Harrar
nebst Demonstration abyssinisc her
Gegenstände (m. A.). (8. 88.)
Sitzung am 17. Februar 1897.
27. Pötri, Prof. B. J. : Leber projectirte
Expeditionen nach Arabien und
Syrien. (S. 39.)
28. Petri. Prof. E J. : U e b n r Mörder-Typen,
auf Grundlage von Photogra-
phien, die Herr Dobronrawow
als Untersuchungsrichter i in
AI exander-Gcfiingni** hei, Irkutsk
grau m m •• 1 1 h u t. t s. 40 45k)
Sitzung am 28. Februar 1 897,
29. PeredoUky. W. J.: U eb e r die ersten An-
siedelungen im Gebiet von Gross-
Nowgorod, t S. 43.)
Auf Grund der geologischen Thatsachen, so wil-
der reichen archäologischen Funde schildert der Vor-
tragende die beiden Uletoehrr * Perioden, 90 wie die
dazwischen liegende warme Zwrielien-Gletschcr-Zeit.
30. Pajsukewitaoh. B eitrige zur Ethno-
graph i o v o n A b v imie n. (8b 41.)
Der \ ortragende hatte auf seiner Reise in
Abyssinien namentlich Gelegenheit gehabt, die Gallas
keumn zu lernen; ausserdem beobachtete er den
Stamm Orgoba bei Harrar. Die Gallas sind jetzt
Muhuminedatter, doch waren sie bis zum IV. Jahr-
hundert Christen. Die Zahl ihrer Buchstaben ist so
gross wie die Zahl der verschiedenartigen Leute ihrer
Sprache — sie haben über 251 verschiedene Kehl-
laute. Ihre Schrift ist eine Silbenschrift, doch um
eine Silbe zu bezeichnen, genügt ein Zeichen, ein
BuchstalH-. Bei Schilderung der Flora Ahyasinien*
machte der Vortragende interessante Mittheilungeu
Über die Pflanze „Gat“,
VIII. Jahrgang. 1897/98. p. 47—67.
Sitzung vom 31. ükt. 189 7.
31. Iwanow, G. J.: DieNestnrianer am See
I s « i k u l. (S. 61.) (o. A.)
32. Pasukewitsoh. N. D.: lieber dio Kun-
drinsker Tataren, (o. A.)
Sitzung am 5. D e z I» r. 1 897.
33. V. Bjelilowski. K. A . : Anthropologische
Charakteristik der Kirgisen-
Frauen. (S. 62- 66.)
Der Vortragende gab ab Einleitung eine lieber-
sieht über das Gebiet, in welchem die Kirgiscu leben,
über ihre Anzahl, Uber ihn* Eititbcilung in 3 Horden
(grosse, mittlere und kleine), schilderte den Charakter,
die spedfische Eigenschaften dieser Nomaden. Die
Kirgisen sind gutmüthig, zutraulich, naiv, freiheits-
liebend, gastfreundlich, öfters poetisch begabt: sic
lieben ihr»* ruhmreichen alten Ueberlieferungen.
Mit dem Auftreten der (russischen) Kosaken
und (russischen) Ansiedler verschlechterte sich das
Leben der K irgisen in allen Beziehungen. Die
Kirgisen entlehnten von den Russen nur schlechte
Angewohnheiten, Eigenschaften und Krankheiten z. B.
die Syphilis; die Folge davon war eine ökonomische
Verarmung und die davon abhängige s<4ir langsame
und geringe Zunahme der Kirgisen. Man darf nicht
annehmen, dass die Kirgisen aussterben. Eine der
Ursachen der geringen Vermehrung des kriegerischen
Volkes ist der beträchtliche Ueherschuss der männ-
lichen Bevölkerung über die weibliche. Eine andere
Ursache besteht in den epidemischen Krankheiten —
hei unzureichender ärztlicher Hülfe und hei An-
wesenheit der kirgisischen Zauberer (Baksa, Baktscha)
und wandernder kurpfuschender Tataren. Die
Kirgisen sind im Allgemeinen sehr geneigt, die Hülfe
gebildeter Aerzte in Anspruch zu nehmen. — In
Betreff der Kirgrien-Frauen I «.'merkt der Vortragende:
es sei durchaus falsch, zu glauben, dass die Frau
vollständig zurückgezogen lebe und sklavisch dem
Mann unterthan »ei. Sie sei ein schamhaftes, sittliches
und sympathisches Wesen, eine gute Hausfrau, eine
künstlerische Handarbeiterin, eine dem Manu ergebene
Frau und eine zärtliche Mutter. In der Jugendzeit
lieht sie sich zu schmücken; hat sie den Gcliebtcu ge-
funden, so durchlebt sie — wie die Frauen der (’ultur-
Nationen — alle Leiden und Freuden eines verliebten
Herzens. Es giebt unter den Kirgisinnen poetische
Mädchen, ihre Gesänge sind eigenartig und poetisch,
— die Liehe zum Gesänge wird mit der Muttermilch
eingesogen. Die Kirgisinnen sind im Allgemeinen
488
Referate.
gut und nroportiouirt gebaut, statt lieh, aber nicht
gross, nicht »eilen »ehr hübsch; es giebt mitunter
blauäugige und blonde Schöuhciteu. Die« ist dadurch
zu erklären, dass in den Bestand der jetzigen grossen
Horde der Kirgisen die Nachkommen der Lr * » j u n e n,
eine» früher selbstständigen hellen Typus, üborge-
gnngeu sind.
Mit Rücksicht auf die Angaben anderer Autoren,
die der Vortragende miltheilt, spricht er sich dahin
aus. das* es schwer sei, einen b es t i in m t e n Typus
der Kirgisenfrau feslzustellcn. Da« Kirgisen* Volk sei
heute kein anthropologisch reiner Stamm, sondern ein
gemischter. Viele Kirgisen kann man nach ihren
«unseren Kennzeichen zur mongolischen, viele zur
europäischen Rasse zahlen. Ferner berührte der
Vortragende die Nahrung der Kirgisen vSehaffleisch,
Brod, Gemüse und Kumys»), und betonte die schwere
Krisis, die die Krigiscn gegenwärtig zu überstellen
haben. — Die Kirgisen sind ein sympathisches Volk,
dem durch äussere Civilisation der Untergang droht.
Sitzung vorn 6. Februar 1898.
84. Peredolaki, W. W. : Da» Schamanenthum unter
dcu Ostjäken. (8. 56 — 67.)
Der Vortragende schildert zuerst den heutigen
Zustand der Ostjäken. ihre Lebensweise und einige
Kigenthüinlichkeiten aeratlbcn, dann verweilt er bei
der Schilderung der Vertreter de« geistlichen Stande»
der Ost jäken, den 8 c h a m u n e n. Es giebt zwei
Typen der Schamanen; der Vortragende beschreibt
dieselben, ihr äussere« Aufsehen, ihre Kleidung, die
unliedingt nothwendigen Attribute der Schamanen,
die T r o m tn e I und den Stab. Zuletzt erörtert er
einige religiöse Anschauungen de» Schamane nthum».
Die Trommel und der 8tab sind die Embleme der
Würde, der moralischen Kraft und des Zauberer*;
allein die beiden Gegenstände hüben keineswegs gleiche
Bedeutung und gleichen Werth für den Schamanen.
Die Trommel verlieren ist noch niclit so wichtig,
allein den Stab verlieren — heisst Alles verlieren.
Wenn der Schamane auf eine oder die audero Weise
gezwungen wird, seine Trommel den Missionairen
abzuliefern, und die Trommel von den Misrionaircn
sofort verbrannt worden ist, so sucht der Schamane
nachher au» der Asche alle noch übrig gebliebenen
metallischen Reste, Anhängsel etc. zusammen und
macht sich eine neue Trommel. Aber mit dem Stab
gebt das nicht ; deshalb entschließt sich der Schamane
zu allen möglichen Opfern» nur um seineu Stab zu
verbergen und zu erhalten. — Ferner beschrieb der
Vortragende den Kopfputz des Schamanen, seinen
Rock (porka auf Ostjükisch), seine Fußbekleidung
(p i m) und »ein hölzernes Götzenbild (losse).
Der Vortragende schildert mit lebhaften Farben
die Oremonien des Schamanetithums und die Grund-
lage der religiösen Anschauungen ; er leukte blonder»
die Aufmerksamkeit auf die Thatsache. dass das
Prestige de* Schamanen noch heutzutage befördert
wird — einerseits durch die Verarmung und Er-
schöpfung der Ost jäken (sie sind dem Untergang »ehr
nahet andererseits durch das fortgesetzte Eindringen
von Kaufleuten, Beamten u. s. w. Der Ostjäke sieht
die einzige Rettung von all diesem Ungemach nur
in dem Festhalten an seinem alten (Rauhen — er
wendet sich von den Miss tonaicn ab.
An diesen Vortrag knüpfte sich die Beantwortung
einiger auf da* Schamaiicntkum bezüglicher Fragen,
die nicht ohne Interesse sind.
Hs wurde gefragt, ob die Schamanen stet« der-
selben Nationalität angehörten wie die Gläubigen?
Oder ob auch fremde Leute Schamanen werden
können? Die Antwort lautete, dass bei den Ostjäken
am Jenissei gewöhnlich nur Ostjäken Schamanen sind.
Es winl nach dem Stabe gefragt, und geantwortet,
es »ei ein langer Stab mit einem Dreizack au einem
Ende und einer menschlichen Figur am andern.
Es wird gefragt, ob die Ostjäken einen Schlangen-
Cultua kennen, ob sie Traditionen über etwaige
Wanderungen hätte, ob sie Bären verehrten. Der
Schlangencultus kommt nicht vor, es giebt keine
Tradition über Wanderungen; der Bfireucultus i«t
nicht nur unter den Ostjäken. sondern filier das ganze
Jenissei- Gebiet verbreitet.
B. Arbeiten der anthropologieohon Gesellschaft der K militair. - mod. Akademie.
Bd. III. (Lehrjahr 1895 — 06.) St. Petersburg 1898. 196 S. 8*. Mit 7 Tafeln Abbildungen.
Sitzung am 20. Oktober 189 5.
1. Tarenotzky , Prof. A. J. : Zur Erinnerung
a n Dr. A. W. Jclissejcw. (8. 2 — 8. }
2. Barsohtsehewsky , Kapitain ; Ocbcr eine
Höhle am I s s y k - K u 1 und über die
darin gefundenen Knochen und
Sehi d e 1. S. 9. A.)
Sitzung am 27. November 189 5.
3. Fedorow und Kondratowitsoh : Bericht
über i h rc R e i s e i mO b - G e b i e t- (S. 10.)
(NB. Die Berichte sind bereits in den Protokollen
der Gesellschaft 1 K94 5 gedruckt — - man vergleiche
darüber den Bericht im Archiv für Anthropologie
Bd. XXVI 1899. S. 205—906.)
4. Tarenetzky, Prof. A. J. : Ueber Ostjäken-
Schädel. (8. 12 — lü.) (Mit 4 Tafeln, auf
denen e i n Schädel von der Seite, von hinten,
von vorn und von oben abgebildet ist.l
Die Herren KondratowiUch und Fedorow,
Studenten der Medizin, die im Soiumcr 1895 eine
Expedition an den Ob gemacht haben, brachten 3
Schädel mit, die aus den Gräbern einer heidnischen
Begräbnisstätte beim Dorfe Schtschekuriusk am
Flusse Schtscliekiirja herstamraen, In Berücksichtigung
der dabei bclindhchen Gegenstände, sowie der an«*
tomischen Kennzeichen, ist einer der Schädel unzweifel*
halt eiu männlicher, der andere ein weiblicher, der
dritte gehört einem 15jährigen Knaben an. Alle 3
Schädel stimmen iu ihrem äusseren Ansehen init ein-
ander überein. Die l'elrereinstimmung giebt sich bei
seitlicher Betrachtung kund — in dein elliptischen
Umriss des eigentlichen Gchiroschädels, in der geringen
Höhe und der besonderen Verwölbung des oberen
Abschnittes der Hinterhaupt schuppe. Besonders be-
merk har ist die Ueberein9timmung »wischen den»
weiblichen und dem jugendlichen Schädel, beide haben
eine ziemlich schmale und «teile Stirn mit kaum be-
merkbaren Stirnhöckern und nur sehr wruig
deutlichen Arcus superciliare«. Im Gegensatz dazu
bat der mäunliche Schädel einu »ehr breite Stirn mit
deutlichen Stimböckern. Beim Mann ist der Abstand
zwischen den beiden Orbitae ziemlich schmal, bei den
beiden andern recht breit. Die Nasenbeine der beideu
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letztgenannten Schädel sind nn der Basis »«'hmal und
am Ende »ehr breit; eie sind fast horizontal gestellt,
so dass die knöcherne Nase nicht vors} »ringt und der
Nasenrücken ganz flach ist. Am männlichen Schädel
sind die Xaaenknochen schmal, sowohl oben wie unten,
sie liegen in einem Winkel neben einander, so dass
der Nasenrücken scharf vorspringt, und sich von der
Basis deutlich durch eine Vertiefung (Sattel) abgrenzt
Die Oberkiefer aller 3 Schädel sind massig entwickelt.,
der vordere Abschnitt des Processus alveol: deutlich
imgnnth , die Fossae caninae deutlich ausgesprochen.
)ie Orbitae sind viereckig mit abgerundeten Eckcu —
die Oeffnang fast gra«le nach vorn gerichtet; die
Jochbeine wenig entwickelt, seitlich gerichtet, der
Unterkiefer breit, bieten nichts besonders dar.
Die Lineae tempomies sind doppelt, sie gehen
Ober die Scheitelhöcker fort Diese sind beim männ-
lichen Schädel deutlich ausgeprägt , bei den beiden
andern kaum bemerkbar. Da» Fterion ist in allen
Schädeln regelmässig gestaltet, der Proc. mastoideua
nicht stark entwickelt; die Seitenplatten der Proc,
pterygoidet sind ausgezeichnet durch ihre Breite.
Bei der Betrachtung des Schädels von o b c n
her erscheint er elliptisch, bei dem weiblichen
und dem jugendlichen Schädel sind die Wangen-
beinhöcker und diu Nas«? sichtbar; bei dem m ä u n -
liehen Schädel die Nase allein.
Bei der B«*trachtung des weiblichen und jugend-
lichen Schädel» von hinten her erscheint der
Schädelcontonr fast regelmässig bimenförmig ohne 1k?-
»ondere Andeutung der Scheitel höeker. Der männ-
liche Schädel dagegen erscheint fünfeckig, wobei der
Abstand zwischen den Scheitel Köckern nur wenig
grösser ist als der Abstand zwischen den Proc:. mastoidei.
An allen 3 Schädeln sind die Hinterhaupthöcker und
die Lineae semi circulare» gar nicht oder nur sehr
schwach entwickelt.
Der harte (raumen int flach; au 2 Schädeln ist
ein schwacher Tom* palatinu» bemerkbar.
Die Herzählung der andern Eigenschaften der
Schädel müssen wir hier übergehen.
Es ist kenntlich, das» alle 3 Schädel einen und
denselben Typus haben, d. h. einem und demselben
Volksstamm angehören. Der mäunliche und der
weibliche Schädel sind brachycephal, der jugendliche
Schädel ist meaocephal; überdies sind alle 3 Schädel
orthocephal und chamaeprosop. das Gesicht ist niedrig
und breit. Die Orbita«* sind bei dem jugendlichen
Schädel mmosem, bei dem weiblichen aber megasem.
Die Nasonöffnuug ist liei dem jugendlichen Schädel
platvrhiü, bei dem niäunlichen ieptorhin, bei dem
weiblichen mewirhin. Der männliche Schä«lel ist
prognath. der weibliche und der jugendliche inesognath.
Die Schädel haben ein mittleres Gewicht, ihre Capa*
cität ist verhalt nissmassig gross. Nach der geläufigen
Annahme gehören die (Mjäken zur ugro-nnnisohen
Gruppt* der U ralo-altaischen Völker der m«»ngt>lisckon
Rasse. Ara nächsten stehen ihnen die Wogulen und
Samojeden. Nach Kowulcwnki ist bei «len «istjäkischen
Weibern der mongolische Typus stärker ausgeprägt
als liei den Männern.
Der männliche Ostjäkenschäde) ist 4 mal, von
oben , von hinten, von vorn und von der Seite, gut
abgebildet; überdies sind die Maasse der 3 Schädel
zu einer 38 Nummern umfassenden Tabelle vereinigt.
Wir heben au» dieser Tabelle nur einige Zahlen
hervor :
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII.
1.
Ga] me i tat (Rauminhalt)
des Schädels
jugendl. tnäunl.
1200cc 1456 co
weibl.
1344 cc
3.
Länge
171min 178 mm
174 mm
4.
Breite
12» „
145 „
143 „
ft.
Höhe
122 „
125 ,
126 -
8.
Umfang
485 .
528 ,
317 n
15.
Länge de« Gesicht*
99 B 115 w
H7 „
1«.
Breit«*
1U ,
130 .
138 n
31.
Schädel-Index
75,4 - 81,4 •
82,1 —
88.
Höhen-Index
71,3— 70,2 —
72.4-
34.
Gesichts-Index
88,8 — 88,4 —
Ht.7 —
Mb
Orbital -Index
87,0 — 87.0 —
89.4 —
36.
Nasal-Index
57,7 —
48,1 —
50.0 —
38.
Gaumen -Index
87,0— 80,4 —
80,8 —
5.
Saloaskj, Stud. med.
N. W.:
Zur
E t h n o-
graphie und Anthropologie der
Karagassen. S. 34—87. Mit 2 Tafeln,
Portrait eines Mannes und einer Frau der
Karaganen.
Die Karaganen sind ein kleiner, wenig unter-
suchter Volksstamm Sibiriens; über ihre Hingehörigkeit
sind die Gelehrten uneinig. Von einigen Forschern
werden sie für Ostjäken gehalten, von andern (Katannw)
für Sajansohe Tataren; wieder andere Autoren (Pallas
und Castreu) halten sie für Verwandte der Samojeden.
Das Gebiet, in dem die Karagusscn wohnen, ist
zunächst der südliche Th eil des Gouv. Irkutsk, der
Bezirk von Niahni-Udinsk, doch reicht da» Gebiet
auch hinein in das Gouv. Jenisseisk, nach Osten bis
zum Land der Burjaten von Tuukiusk. Die Kara-
gassen nomadisiron in den Thälern und Nebenthälero
der Flüsse Udo, Oga, Ja. Kan — das Gebiet hat
€00 Werst Lauge und 200 Werst Breib*. Holt«* mit
Wäldern bedeckte Gebirge geben dem Gebiet seinen
Charakter, und die Wälder und Gebirgsschluchten
sind bewohnt von allerlei G et hi er, von Bären, Elen,
Rehen, Rcmnthit*ren und Moschus! liieren. Die
klimatischen Eigenschaften sind nicht angenehm; der
Winter ist rauh, dauert 4—4 */* Monate, aie Külte ist
streng — 30 — 40 • R. uud noch mehr ; — Sclinee-
stünne sind häufig.
Man sollte* meinen, «lass diese Fröste für die in
Renn thierfeile gehüllten und in einer schlecht aufge-
hauten Jurte lebendeu Karagu»scn sehr hart sind —
aber nein; die Karagaasen ertragen die Kälte sehr
leicht, ohne besonders zu klagen. Man muss »ich
wundern über die Anpassung die»«*« Volkes an «lie
Kälte. Die Karagtisseu hal*en nicht wie die Eskimos
gut erwärmte Jurten, in denen auch der leicht frierend«»
Europäer unbekleidet aitzen kann ; sie haben keine so
wärmende Kleidung, wie die Samoj«*dcn und 0»t-
jükeu. Nach den Mittheilungen der Reisenden wollen
die Knragasaen auch im Winter nicht in einer warmen
Hütte schlafen; sie halten es für schädlich — sie
vertragen die Wärme nicht. Sie hüllen »ich in ihren
Rennthierpelz und schlafen im Freien. Der nicht
lange anhaltende Sommer, der kurze Frühling sind
dem Karagassen nicht angenehm : sie hindern ihn in
der Ausübung der Jagd, geben dem Ungeziefer,
Mücken u. s. w. zu viel Entwickelung, wodurch die
Reuuthiere verjagt wenleu; in Folge dea*eu ziehen
«lie Karagaasen in die Beige. Doch bringt der
Sommer allerlei Nahrung, wilde Zwiebeln, allerlei
Beeren, Bärenlauch u. », v.
— Da« sind «lie geographischen und klimatischen
Eigenschaften des von «len Karagaasen bewohnten
Gebiets. Die Taiga, der dicht«* Wald, in dem es
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Referate.
mehr Thier© als Menschen giebt, hohe liewahleto
Berge, schnee reiche Winter mit strengen Frusten;
regnerische Sommer mit MückeiiKchwärmcn, vor denen
auch der KinCMN Respekt hat
I)a« Völkchen dm* Karagaaaen ist an Zahl gering.
Nach der Zählung aus dem Jahre 1894 sind es im
(tanzen nur 849 Menschen (183 Männer und 166 Weiht),
sie sind der Polizei Verwaltung von Nishnij-Udiusk
unterstellt. Die Verwaltung fuhrt die Listen, sammelt
den Tribut (Jsseak) ein, erkundigt sieh nach ihren
W Unschön. Der ganze Stamm ist in 6 Geschlechter
getheilt : Karagn*, Salpigur, Mnndahur. Kangat und
l'din. .Jedes Geschlecht hat einen selhstgewiihlten
Vorsteher, „Darga“, der den Geschlecht*' Stempel
bewahrt. Udier allen „ Dargas * steht der Aelteste.
„Taiallfc oder Schuldig«* — der Vertreter des ganzen
Volkes.
Die einzelnen Familien sind alle zerstreut — nur
ein Mal im Jahre versammeln sich alle Angehörige
des Volks* tamm es — „Suglan“ heisst die Ver-
sammlung — um Abgaben zu entrichten, uui Pelze,
Mehl. Salz u. s. w. zu entsprechend billigen Preisen
von der Regierung zu kaufeu. Bei dieser Gelegenheit
werden auch die Listen der Familien ausgefüllt, die
Geburten notirt, die Xeugebornen getauft, u. s. w.
Die eben erwähnte Volksversammlung, der S u g 1 an,
findet statt auf Befehl und Veranlassung der Regierung,
40 Werst von Niachnij-Udinik ; ausserdem giebt «*s
ncM.*h eine freiwillige Versammlung im Summer, den
29. Juni.
Das sehr ausgedehnte, etwa 19000 Quadratwerft
haltende Taiga-Gebiet wird von den nomadisircuden
Karagasaen beliebig durchzogen. Die einzelnen Lager
bestehen aus nicht mehr als 3 —5 Jurten ; hie und
da steht auch eine einzige Jurte vereinzelt. In jeder
Jurte wohut eine Familie.
Wenn inan einen Karagaascn betrachtet, so ist
ein Umstand, der sehr auffällt: das ist das gänzliche
Kehlen oder die iiusaerst schwache Entwickelung der
Haare im Gesicht. Das geht so weit, dass da
beide Geschlechter ein und dasselbe Kleidungsstuck
„ I) o n“ tragen, es oft schwer ist, Mann und Weib
von oinander zu unterscheiden.
Die Haarfarlie ist meist schwarz. Von den Unter-
suchten hatten schwarze Haare 32 Individuen (80 %),
braune 6 (15%), graue 2 (6%). Bemerkenswerth
ist, dass das Ergrauen der Haare erst spät eiutritt,
am Ende der 50er und Beginn «1er HOer Jahre. Die
beiden grauhaarigen waren Greise von 81 und 96 Jahren.
Die Farbe der Augen ist meist braun, selten
dunkelblau oder schwarz.
schwarz bei 4 10 %
braun bei 23 57,6 %
dunkelbraun bei 10 25,0%
blau bei 3 7,5 %
Die Augen erscheinen klein wegen der engen
Lidspalte, der laterale Augenwinkel ist etwas nach
«dien gezogen; die Nase ist grade, schmal oder breit;
die Wangenbeine springen stark vor. Der Mund
klein, die Lippen schmal, besonder* bei Weibern;
Gesicht rundlich. Farbe des Gesichts, wie die der
ganzen Haut, braunrot!«.
Die K ö r p e r g r ö s * e.
Männer 20—95 Jahr im Mittel 158.9 cm
* 12-19 * n * 140,0 „
Weiber 17-60 „ „ „ 145.0 „
* «—16 * * „ 120.7 „
Bei Männern im Alter von 20 — 95 Jahren betrugt
die Schwankung der Kör|>ergrös*e zwischeu dem Mittel
und dem Maximum 12.1 cm, zwischen Maximum und
Minimum 17,5, zwischeu dein Minimum und dem
Mittel 5,4 cm.
Die KörpergrösHC der Karagassen ist entschieden
gering, weit unter dem sog. Mittel 170 cm, da* zeigt
auch der Vergleich mit audern asiatischen Völkern,
deren Körpergrösse auch unter dem Mittel liegt.
Mongolen und Torgouten 163.3 cm (Iwanowski)
BorSten und Aknen 163,2 » (Fofotovr)
Kalmücken 163,2 „
Boraten der Selcnga 163,1 „ (Scbeadrikowski)
Indochinesen 161,5 „
Doch giebt es Völker mit noch geringerer Körper-
grasse, z. B. Buschmänner, Negritus, Lappländer,
Papuas u. s, w.
Der Brustumfang Lei 20 Männern im Alter
von 20 — 95 J. ist im Mittel 87,1 cm — also gross
im Vergleich zur Körperlänge. Der Brustumfang
Übertrifft die Hälfte «1er Körpergrösse um 7,6 cm,
«xler, anders ausgedrüekt, in %
87,1 . 100
158,9
Der Brust umfang
= 54,8%
übersteigt die Hälfte «ler
Körpergröße um 4,8 %.
Die Karagassen siud demnach in Bezug auf ihren
Brustumfang bei Berücksichtigung der Tabellen
Topinard's sehr günstig gestellt; sie übertroffen die
Engländer (54 %), die Deutschen (63,8). die Russen
(53,5) und di© Franzosen (53.0).
Die Rumpflänge, gemessen vom VII. Hals-
wirbel ab bis zum Ende des Steißbeins, betrügt ira
Mittel 56,3 ein.
Die B e i n I ä n g e beträgt im Mittel 79,3 cm
für Mänii«*r und 72,3 cm für Woiber.
Die Lange der Arme (<L h. der oberen
Extremität) betrügt 70 cm für Minner und 64 cm
für Weiber.
Di«* Muskulatur der Arme ist schwach ent-
wickelt, die Arme sin«l dünn, fast wie weibliche, die
Haml ist kurz, die Finger sind schmal und düuu.
Mit dem D y n a m o in e te r Matthieu vorge-
n«*inmene Prüfungen «ler Kraft «ler Männer ergaben
88 cm, und zwar fällt du* Maximum der Kraft mit
dem 30. Lebensjahre zusammen.
Die Klafterweite beträgt im Mittel 165,2 cm,
«las Verhältnis zur Körpergröße — 104,9.
Die Zähn«« der 40 untemuehten Karagasseu
wan n vollständig bei 28. meist weis*, selten gelblich,
selten verdorben.
Die Karagasse ist nur Jager; in materieller Be-
ziehung ist er völlig abhängig von «lim russischen
Kaufh’utcn, welche zu ihm in die Taiga eimlringen.
Auf «ler Jag«! kühn und verwegen, ist er fast,
schüchtern und kriechend vor «len Russen, doch ist
er listig und verschlagen und weis» die Kaufleute
zu hintergehen und zu betrügen. Weil der Russe es
gern sieht, «lass der Karagasse getauft ist, »» wird
das Heiligenbild an sichtlicher Stelle aufgehängt;
ziehen die Russen fort, so wird da* Bild sofort in
einen Sack (barba) gesteckt.
Die Karagassin ist, wie uchnu bemerkt, klein
von Wuchs, hat aber gri5v»tentbeils ein angenehmes
Geeicht mit langen, gut entwickelten Augenlidern und
offenen Augen. Die fast immer schwanen Kopfhaare
werden bei den Mädchen in viele kleine Zäpfchen,
bei den Frauen in einen oder zwei Zöpfe g«*tl«»chtcn.
Die Haupthaare und deshalb auch die Zöpfe sind
kurz, straff und werden nicht viel gepflegt, deshalb
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401
sind sie schmutzig und voll tTnf—fafar; gewöhnlich
Kiiit I die Haare mit einem Tuche bedeckt, das Tuch
wird Belten entfernt Die Brüste sind konisch
geformt und ao klein, dass sie mit der Handfläche
bedeckt werden können; hei Frauen, die Kinder ge-
habt haben, und bei alten Weibern sind sie etwas
herabhaugend. Die Menses treten meisten theils mit
15 Jahren ein. selten S[Ȋter, und dauern etwa 3 Tage
an. Die Mädchen werden früh, oft schon mit.
16 Jahren, verheirathet, im Mittel mit 19 — 20 Jahren.
— Im Mittel kommen auf jede Mutter 4,2 Kinder,
wie hei den Russinnen und Tatarinnen. Es sterben
aber sehr viele Kinder; im Durchschnitt kommen auf
jede Mutttor 2,2 Todesfälle, sodees jede Mutter nur
2 lobende Kinder übrig behalt ; Pocken, Diphtheriti»
und andere Epidemien vernichten die kleinen Kinder.
Die Karagasson achten die Jungfräulichkeit nicht
sehr lioch, ein Mädchen mit einem Kinde findet ohne
Weiteres ihren Manu. Der Ehebruch der Frau wird
b— traft. —
Die Geburt geht sehr leicht, ohne viel Vorbe-
reitung vor sich — oft ohne Hülfe — in knieender
Stellung. Im Sommer wird das Neugeborene in
kaltem Quell wasscr. im Winter trotz der strengen
Kälte sofort im Schnee gebadet. Die naiven Kura-
gassen meinen, dass, weun das Kind dieses Bad aus-
hält, später auch alles Ungemach des Leliens und alle
Kalte ihm nichts anliaben können. — Die Kangansili
kann nicht für eine treue Frau gehalten werden, das
wissen die Männer ganz genau, und die Hussen er-
zählen davon. Die Folge davon ist eine starke Ver-
breitung der Lues unter dem Namen der „schlechten
Krankheit“.
Der Vater macht aus Birkenrinde eine Wiege,
füllt dieselbe mit Moos, und damit hat seine Sorge
ein Ende. Im übrigen muss die Mutter für das
Kind, wie für die übrige Familie, sorgen: die Jurte
in Ordnung halten. Wim Hin- und Herziehn die
Jurte aufrichten und abbrechen, die Rennthierkühc
melken, für die Kleidung sorgen und das Essen bereiten.
Um die kleinen Kinder kümmert sich die Mutter nur
wenig; sie reicht dem Kinde entweder ihre Brust
oder giebt ihm ein eigunthnmliches Getränk, Rur*
duk genannt, (Aufguss auf eine Pflanze. Kaiser-
krone?) und etwas gekautes schwarzes Bn.nl. Wenn
das Kind älter winl, so kümmert sich die Mutter
noch weniger als bisher um das Kleine, und die
übrigen Erwachsenen erst recht nicht; das Kind ist
sich selbst überlassen , sein einziger Wächter und
Spielgefährte ist der treue Hund.
Ist der Knabe gross geworden, so muüs er auf
dem Rennthier reiten lernen; er muss deu Vater auf
der Jagd begleiten; — mit 14 — 15 Jahren ist der
Knabe selbständig, er gebt sogar auf «lie Bärenjagd:
hat er einen Bären getödtet, so gilt er für volljährig
und verheirathet »ich sehr bald.
Die Wohnung der Karaganen hat denselben
Typus, wie bei allen nomadisirenden sibirischen
Völkern, Ostjäkcn, Samojeden, Orotschonen und
Jakuten: ein konisches Zelt, eine Jurte, die bei
den verschiedenen Völkerschaften wechselnde Be-
zeichnungen trügt.
Die Jurte bat einen Durchmesser von 2 — 3 Basken
(4,2— 6,3 m). Das Gerüst der Jurte wird von 20. 30
bis 40 dünnen Birken-, Tannen- und Fichtcnstammcben
gebildet, die oben alle vereinigt sind. Ln Sommer
wird dies Gestell mit Baumrinde, im Winter mit
Rcnntliierfcllen bedeckt, — das ist «1er einzige Unter-
schied zwischen Sommer- und Winter-Jurten. Die
dem Birkenbaum entnommene Rinde wird zuerst
einen ganzen Tag gekocht, bis sie weich geworden
ist, dann werden «lie einzelnen Schichten zusainmon-
genüht und damit winl die Jurte bedeckt. Oben
bleibt die Jnrte offen. Alles, was der Karagaasc be-
sitzt, legt er auf den Boden der Jurte, entweder
offen oder in Säcke verpackt, — Scheunen, Vorratbs-
kammern hat er keine. V«ir allein enthält die Jurte
allerlei Felle von Rennt liieren und andern Thieron
zum Bedecken des Fuasbodcns. — Bemerkenswerth
ist der Reise— ck, „ b a r b a “ , der auch aus Fellen
zusammengenäht ist, — ferner eine Anzahl Schüsseln,
Löffel um! Schalen zum Essen und Trinken. — Ar-
Witssäckn der Frau, aus der Haut der Beine der
Rennt liiere angefertigt; Büttel zum Reiten auf den
Rennthiemi u. s. w.
In der Mitte der Jurte wird Feuer ongemacht.
hier winl das Essen bereitet, The« gemacht, in der
Asche Brod gebacken; der Rauch geht oben hinaus.
Etwa 2 Meter oberhalb der Feuer * Anlage Wfimlet
sich ein Querbalken mit Huken zum Aufhitngcu aller
beim Kochen noth wendigen Gegenstünde. Kessel u. s. w.
Ställe für die llausthiere kennt der Kurugasse
nicht — «las Rennthier ist ihm alles. Leider nimmt
der Reichthum an Rennthiercn von Jahr zu Jahr ab,
vor 30 Jahren hatten einzelne Familien noch Heenlen
bi» zu 50 Stück, die ärmsten Familien besessen 5 Stück.
Heute haben die reichsten Karognsaen höchsten»
80—85, das sind vielleicht 2 oder 3 Familien, die
ärmsten haben gor kein Rennthier mehr.
Seit etwa 50 Jahren haben «lie Kar-agasscn auch
angefangen, Pferde zu halten. Die Pferde sind klein,
doch gut zürn Reiten; »io geben «ehr sicher.
Zu «len unumgänglich nothwendigeu Hmistbiereti
gehört ferner der Hund, ohne dessen Beihülfe dev
Karngasse die Jagd nicht ausüben kann.
Rindvieh ist selten zu finden — vielleicht giebt
cs bei dem ganzen Volkwtamme gegen 10 Kühe; nur
die Reichen erlauben es sich, eine Kuh zu halten.
In Besag auf die Kleidung haben die Karagasscu
jetzt schon vielfach den Russen »ich genähert, sie
brauchen russische Stoffe und fertigen sich daraus
ihre Kleidung an.
Das charakteristische Nationalkostüm verschwindet
allmählich: die Frauen tragen einen eigentümlichen,
aus rothen Tüchern gemachten Kopfputz. Sonst ge-
brauchen Männer wi** Weiber lange un«l Imlblango
weite Röcke aun Rcnnthicrhaut, »lie n»it r««them oder
blauem Stoff verziert sind un«l durch einen Gürtel
zusammen gehalten werden. Beide Geschlechter tragen
eine gewisse Sorte Pebsticfel, die alw*r auch ihrer
Läng«’ wegen ab Hosen gelten könne», (auf Russisch
Unt y), man unterscheidet Sommerhosen und Winter-
hosen. Die Sommerhosen heiss**n Chai»ch-ityg, d. h.
nackte 8ticfcl aus haarlosem Fell, aus Leder, die
Winterhosen Tuktueh-itv£, d. h. Hosen au» dem !*•-
haarti'n Felle der RennUuerbeio«. Ausserdem tragen
sie noch eine Art Unterhosen, welche deu oliern Theil
der Beine uud den unteren Theil d«»a Rumpfes be-
decken — auch dieses Kleidungsstück winl au» Renu-
t liierhaut gemacht.
Eine bestimmte originelle Kopfbcdcokung haben
die Männer nicht; sie tragen ocliebige russische
Mützen und Hüte; zum Winter nähen sie sich au»
Pell werk eine spitz«’ Mütze.
Sie tiülicu ihre Kleidung mit Sehnen, die sie dem
wilden Rennthier entnehmen.
Die Speise d«-r Karagaasen ist sehr ärmlich. An
Fleisch essen sie Alle«, wa» sie au» dem Wald«; ge-
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492
Referate.
winnen, Baren, Eichhörnchen, Hauen, Hirsche. - Mehl
wird, da sic keine ljaudwirth&cbaft betreiben, von
den Bosten gekauft; sie hacken sich daraus Hache
Kuchen oder Brote, von 15 20 cm im Durchmesser
und 2—3 cm Dicke. Solch ein Brod reicht für eine
Familie von 4 — 6 Personen auf 2 — 3 Tage au», es ist
jedenfalls nicht da» Haupt-Nahrungsmittel. Da« Mehl
genießen sie auch in Form eine» Breies — - sie
mischen auch Mehl und Talg mit heilem Wasser und
thun allerlei Grünkruut hinein. Unter den pflanzlichen
Nahrungsmitteln spielt der Baren- oder Waldlaueh
die erste Rulle — im Sommer bei Mangel an jagd-
baren Thieren insla^otiderc. Thee trinken sio gern,
aber mit Zuthat von Salz. Seihst verständlich gebrauchen
sie die niedrigsten Sorten von Tliee in Ziegelform
(Ziegelthee). Vielfach wird auch Reuuthier- Milch
zum Thee genossen.
Eine der sonderbarsten Thatsachen im liehen
dieser Wilden ist ihre Gehässigkeit und ihre T.'eber-
sättigung im Fall des Vorhandenseins von Nahrungs-
mitteln, und ferner ihre Unachtsamkeit und ihr Un-
verstand, mit den Vorrathen umzugehen — die Folge
davon ist der Hunger. Hat der Karagane ein Renn-
thier erschlagen oder geschlachtet, so rührt er sich
nicht vom Platze, er thut nicht* als essen, schlafen
und von einer Jurte zur andern wandern, bis —
alles verzehrt ist. Daun geht es wieder hungernd
auf die Jagd — die Furcht vor dem Hungertode
macht ihn zu einem verwegenen Jäger, (hier aber
er sucht nach Gold oder bringt irgend etwas den
Russen zum Verkauf.
Bemerkenswert!! ist die Unreinlichkeit, der Schmutz
und di« Faulheit der Karagassen.
Ihr«? Beschäftigung ist die freie Jagd — sie
whitaen, wenn sie es können — Zobel; sic sind
gute Schützen trotz ihrer alten schlechten Feuerstein-
gewehre ; sie wissen die Zobel ins Maul zu treffen,
um das Fell zu schonen. Aber die Zoliel sind selten
geworden. Vor 20 - 30 Jahren erbeutete sogar ein
schlechter Jäger 7 — 8; drrKalym(lIochzeit*kaufgeld)gilt
mindestens 20 Zobel. Jetzt gewinnt ein guter Jäger viel-
leicht 20 — 25, ein minder guter höchstens 10 — 12 Stück
in einer Saison. Weil die Zobel »ehr gut bezahlt
werdci», so ist ihr Erwerb in ökonomischer Hinsicht
sehr bedeutungsvoll.
Die Zahl der erbeuteten Zobel ist in den letzten
Jahren sehr zuriiekgegangen — aus verschiedenen
Ursachen. Ausser den Zobeln werden gt'jagt : Eich-
hörnchen, Bären, Rennthiere, Rehe u. a. w. Der
Ertrag ist sehr gering.
Gelegentlich werden auch wohl Fische gefangen,
und während dtn Sommers werden allerlei Beeren im
Wahl«? gesammelt und an die Russen des nächsten
Goldbergwerks verkauft.
Seit dem Jahr 1H38 wird im Lande der Karagasaon
in den Vorbergen de» Saigan-Gebirge» nach Gold
gebucht. Man fand es ganz zufällig in dem Flusse
Chorls in solcher Masse, da«* man in kurzer Zeit
über 1 Pud (10 Kilogramm) einfach mit den Händen
hcrausschöpfen konnte. Die Karagasscn kannten
damals den Werth des Goldes nicht.
Die Karagassen gelten für Christen seit langer
als 100 Jahren, alier ihre Beziehungen zur christlichen
Kirche sind sehr lucker. Sic werden getauft un«l er-
halten christliche Namen; sie verstehen sich zu be-
kreuzigen, sie halten in ihren Jurten dos übliche Bild
Nikolaus de» Wunderthäter« : in neuster Zeit auch ein
Muttergottesbild. Daneben hat sich das Bchamanen-
thum erhalten, «loch ist dasselbe in starkem Verfall
begriffen. Immerhin opfert der Karagasse l«*i Beginn
und Ende der glücklichen Jagd: er hangt bunte
Lap]a*n un die Sträucher, er besprengt «las Brot mit
Branntwein, er wirft ein Stück von einem eben ge-
tödteten Rennthier in’» Feuer. Viel Abergauhcn und
abergläubische Sitten sind vorhanden.
In den heutigen Anschauungen der Karagmmeu
ist Heidenthum und Ghristenthum stark vermengt.
Sie erkennen einen höchsten Gott Erlich -Chan ; sic
glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Die Seelen
wohnen «ehr weit in der Fremde, drei Jahre muss
man reisen durch das Innere der Erde. Das Leben
nach «lern Tode geht ebenso hin, wie früher; aber
mau sieht nichts davon.
Der Teufel und Gott sind 2 gewaltige, einander
verfolgende und einander befehdende Mächte. Gott
geht in einem weissen Pelz und der Teufel in einem
schwarzen Pelz über die Erde.
Bei der Bekämpfung überwindet Gott bisweilen
den Teufel, aber oft unterliegt Gott und — verbirgt
«ich dann — wie die Sage meldet hinter der Sonne.
In diesem Märchen int auch die Anschauung «1er
Karaganen über die Mondfinsternis« gegeben. Als
Gott »ich vor dem Teufel hinter der Sonnt* verbarg,
fragte der Teufel den Mond, wohin Gott sich versteckt
hätte; der Mond antwortete: -ich habe es nicht ge-
sehen“. Der Teufel verwandelte sich in eine Hexe
and frass den Mon«l auf, aber Gott schlug die Hexe
mit einer Glocke an die Kehle, und sofort sprang
d«*r Mond aus dem Bauch der Hexe hervor. Deshalb
schlossen bei Mondfinsternissen die Kuragnsscu zum
Himmel hinauf, um dem Mond zu helfen, au» dem
Bauch der Hexo hcrauszu springen.
Wie der Karagane da» Immergrün «1er Bäume
erklärt : Ein Volk, da« auf Hasen ritt, versprach einem
Menschen stet* flieMendea Wasser für »eine gehästeten
Dienste; der Mensch hatte einen Zobel getikltet, der
j«*nent Volke Schaden zufügte. Ab «los Volk mit
dem Wasser iu da» Land jene» Menschen gelaugte,
fingen di«* Weiber an, sich ü1k*t tlie kleineu Menschen
und ihr- Vieh lustig zu machen : Was ist «las für ein
Vieh ! Was sind sie selbst ! I)a» Volk ärgerte »ich
über diese Begegnung, gab ihnen da* Wasser nicht,
sondern spritzte es auf Bäum«* aus, auf Odem, Tannen
und Fichten. Beit jener Zeit haben jene Bäume das
Immergrün.
Die Karagassen haben auch Poesie: sie haben
Gesänge, die einförmig sind wie ihr Leben «ellist —
die Gesänge ltcziehen «ich fast «lurchgängig auf die
materiell«* Seit«? ihres Lebens, enthalten Klagen über
das schlechte Essen, über die Gegenstände ihrer
Wirthsehaft, über <*in träges Reitthier, über guten
Branntwein. Ausserdem haben »io Liebes- und
Familien liedor, die nicht bei der Arbeit, aber bei
freudigen Ereignissen, bei Hochzeiten und Festlich-
keiten im Chor gesungen werden.
Die Sagen der Karagassen sind zweierlei: Die
eine Gruppe enthält Erklärungen über «len Ursprung
«Ich ganzen Volke» oder eines Geschlecht*, oder chic
Erzählung über die Kunst, die Thiorfelle zusammen-
zu nähen, oder Erklärung verschiedener NatarrretgniaM
— kurz, die Sage hat eint* natur historische, wirkliche
Unterlage. Die andere Gruppe von Sagen hat eine
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Referate.
493
rein phantastische Unterlage — es sind eben Märchen
um) Sagen von Teufeln, von glücklichen Heirathcn
u. s. w.
Au» der grossen Reihe mag hier ein Märchen
angeführt werden: E» lebte einst ein Jüngling. »1er
war eine Waise. Es kümmerte »ich Niemand um ihn.
Kr lag nahe den» Wege. Da kamen zwei Teufel
(A»a) heran und wollten ihn auffressen. Aber sie
trassen »Ion Jüngling nicht, sondern machten ihn zu
ihrem Kameraden, zu ihrem Führer. Und der Jüng-
ling wurde seihst ein Teufel. Diese 3 Teufe! raubten
einem Mädchen das Glück der Gesundheit, und
sperrten es in einen kleinen Sack. Der Jüngling
Hef damit fort und versteckte es unter einen
stacheligen Rosenstrauch. Die Teufel , die
nackend waren, gingen nicht dahin. Der Jüngling
aber versteckte sich auch, so dass die Teufel ihn
nicht fanden. AI» der Jüngling in da» Dorf kam,
lag die Tochter des reichen Manne» da und war
krank. Der reiche Mann aber bittet den Jüngling
und sagt.: „ Versuche cs, di»' Kranke zu küsseu.“ Der
Jüngling antwortete: „wenn die Leute mich brauchen,
so kann ich heileu — ich kann auch nicht heilen.“
Der Reiche sprach : „Wenn du mein«* Tochter heilst,
«o gebe ich sie dir zum Weibel“ Der Jüngling
öffnete den Sack mit dem Glück und streute dasselbe
über «las Mielchen aus. Das Mädchen genas. Der
Jüngling heiratheu? da» Mädchen. —
Ein anderes Märchen handelt von der Ver-
wandlung. Es waren einst 2 Brüder. Es waren
auch einst 3 Menschen, die konnten sich verwandeln,
d. h. abwechselnd die Gestalt von Thieren und
Menschen annehnioti. Da sprach «1er ältere Bruder
zum jüngeren: Ernähre du jene 3 Menschen! Ich
will bei ihnen lernen die Kunst des Verwandeln»
(kubulgat). Uud er lernt« 3 Jahr«*. Als die
3 Jahre uni waren, gingen die 3 Kubulgat nach
Hause und die beiden Brüder blieben allein. Der
ältere Bruder verwandelte sich in einen Raben,
konnte aber nicht fliegen, nicht schreien. Der jüngere
Bruder hatte e» gelernt, sich zu verwandeln (kubulgat),
er verwandelte sich in ein Pferd. Die 3 aber
sagten zu einander: Derjenige, «len wir unterrichtet
haben, hat nichts gelernt, «1er jüngere Bruder aber,
«len wir nicht unterrichtet haben, der hat gelernt.
Die 8 Kubulgaten wollten den jüngeren Bruder auf-
fressen, aber er entlief ihnen, verliarg »ich unter
«*inem Berg und verwandelte »ich in einen Ring des
Zaren. Die Leute, die ihn fressen wollten, liefen ihm
nach. Der Zar sagte «len 3 Kuhulgaten : ich zerl>ei»*e
den Ring und werfe ihu auf die Erde; er winl dann
zn Gctreidekürncrn worden, ihr aber verwandelt euch
in Hühner und fresst di<* Körner auf. Der Zar
sprach es um! behielt ein K«>m bei si«*h. Dienet K«»rn
wurde zu einem Menschen, uud der Mensch schnitt
den 3 Hühnern die Halse ab.
— Die Schilderung der HochscitagebrSuche bietet
nichts Bcmerkentwerthe» dar. Dagegen sind die ver-
wandtschaftlichen Beziehungen eigentümlich. Der
Schwiegersohn nennt weder den Scliwägervatnr noch
«lie Schwiegermutter beim Namen ; die Frau dagegen
nennt die Verwandten ihres Manne« nicht Isoi
Namen. Der Schwiegersohn sagt Kattym, «las
heisst mein Schwiegervater, un«l K a 1 1 i j e m . d. h.
meine Schwiegermutter. Die Eltern d«n Manne»
neiim n «lie Schwiegertochter b«*i Namen ; wenn di«*
Eltern in die Jurte eintreten, *o verbeugt »ich die
Tochter und setzt »ich nicht, *o lang«* jene »leben.
Die Kinder nennen ihr«* Eltern un«l dio Eltern ihre
Kinder auch nicht bei Nam«-n, Matt dosacn »agt jeder:
„mein Sohn, meine Mutter“ u. s. w.
Die Kind«-r lernen »ehr früh Tabak rauchen, mit
6—7 Jahren; Branntwein bekommen sie erst später,
etwa nach «len» 10. Jahre.
Einem Gestorbenen zieht man alle. Kleider an
und legt ihn mit dem Kopf nach Westen, giebt ihm
mit auf «len weiten Weg — seine Pfeife und ein
Gefäas mit Reunthier-Milch. Bi« vor 20—30 Jahren
bestattete man die Leichen, indem man sie mit
Stangen an einen Raum befestigte; jetzt begräbt
man sie in der Erde */t — 1 Arachin (0,35 0,70 cm),
nachdem man die Leiche vorläufig in einen Behälter
aus Baumzweigcn gesteckt hat. Im Winter, wenn die
Knie gefroren ist, stellt man den Sargbobältcr mit
der Leiche einfach in den Wald. In den letzten
Jahren wurden auch schon Kreuze auf Gräbern
errichtet.
Religiöse Gebräuche: Bitte um gute Jagd, Aus-
treibung ein«*r Krankheit u. ». w. — alles die« voll-
ziehet» die Schamanen. Jeder Mensch kann Schamane
werden und „»chamauiren“.
Die oft gegebene Schilderung de» Verfahren«
beim Schamamren können wir liier Ubcrgehcu; auch
die Schilderung der Attribute «1«?» Schamanen, seiner
Trommel und seiner Kleidung könucu wir bei Seite
lassen.
Di«* KaragasM-n befinden »ich in einer schlechten
ökonomischen Lage; ihre wirtschaftlichen Wrhält-
nisae sind in» Niedergang; v«ir allen» »st daran Schuhl
der Gebrauch de» Branntweins, dem sie »ich mit un-
glaublicher Begierde hirigehen. Dazu kommt allerlei
Krankheit, vor allem die Syphilis.
Dm Karagaxsen sind im Ausstcrbcu. Am Ende
d«*s XVm. Jahrhunderts gab es noch einige Tausend,
und jetzt «ind e» nur noch einige Hundert. Im Jahre
1850 sollten nach Stubendorf noch 513 Individuen
vorhanden gewesen sein, im Jahre 1860 otfl 500,
1882 — 456, und 1804 nur 349 Individuen.
In den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl
der Karaganen fast um 86% verringert.
Mit dieser Abnahme «1er Kopfzahl geht die Ver-
ringerung «l«*r Jurten (Familien) Hand in Hand. Im
Jahn« 1882 gab es mich 120 Jurten, im Jahre 1894
nur 50.
D«?r arg»t«* Feind der Karaganen ist «li** Krankheit:
Pockcu, Syphilis, im Stimmer Dysenterie, dazu kommt
der verderbliche Kiufluss des Branntweins und die
unzuroichenih* Nahrung.
Den Beschltiu «1er Abhandlung macht eine An-
zahl Maa«»tab)'lh*n.
6. Tomanohewski. A. W.: Anatomische
Untersuchung eine» flächigen
Fussen uml dio Frage nach der Be-
deutung «1er P o I y d a o t v I i e. (Aus dem
iu)atomi»«‘henL)*ti»ut des Herrn f* rof.Tan*ne tzky).
(S. 88 12H.) Mit einer Tafel Alibi klungen.
Der Fall ist gut lieschriebcn, «ler Inhalt ist nur
anatomisch ; ein Referat darüber findet «ich im IV. B«l.
üImt d. anatom. Litt Russland» (1898 1900) die Er-
gebnisse der Anatomie 1kl. IX. Wie«hadrn 1200.
8. 551-553.
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404
Referate.
Arbeiten (Trudy) der anthropoi. Geaellachaft der K. militair-mocL Akademie
Bd. IV. (Lehrjahr 1806—97.) St. Petersburg 1899. 18*5 and 24 S. (Mit einigen Tabellen und Diagrammen.)
Sitzung am 28. Oktober 189 6. (S. 1.)
7. Nikolakj. Dr. D. P. Abschluß« den
Trit'iiniums der «nthropolo-
gischen (i c kt* 1 1 « c h i f L (S. 1 — 11.)
8. Saleaskj, Stud.: I’eber dir Karagussc u.
(Der Vortrag ist bereit« in Bd. III abgeilruckt und
1 Besprochen.)
Sitzung am 16. Dezember 18 9 6. (S. 14.)
9. Sobawlowaki, J. E. : Vorführung und
Demonstration von Azteken (O. A.)
10. Kybakow. ö. : Ucber die Kirgisen.
(Ohue Auszug.)
Sitzung am 2 9. Januar 189 7. (S.' 15.)
1 1 . Sehawlowski. J. G. ; Demonstration des
ungarischen Knaben D o b o s c h •
J a n o b c h , des Knaben mit dem
V o gelk o i» f. <0. A.)
12. Nikolakj, D. P. : Bericht übor den
4. Oongress f ü r k r i m i n e 1 1 e Anthro-
pologie. G e u f, 1896. — (S. 16 — 47.)
Sitzung um 2 4. Februar 18 9 7. (8. 47.)
13. Kretsohunesko. Arzt K. W.; Durch die
S o m a 1 i - W ü s t o nach Abyssinien.
Heise- S k i zze. (S. 48 — 121.)
Ein anziehend geschriebener, lebhafter Heisei ►«-
rieht. Der Verfasser stand kurz vor seinem Examen,
als er die Aufforderung erhielt, mit einer Expedition
de« (Rusifcfara) Kothen Kreuz im Frühling 1896
nach Abyssinien zu reisen. Die Expedition stand
unter dum Befehl des General Schwedow; ca
bwheiligt*n sich daran 5 Militair-Aerzte. 2 Oivil-
Aerzte, Studenten der milit. - med. Akademie, darunter
der Vortragende, 5 Fuldscheerer (Lazarethguhülfen),
ein Apotheker, 12 barmherzige Schwestern, 20 Diener
und verschiedene Verwalt nngsbeamte. darunter auch
2 Abyssinier als Dolmetscher. Ein Naturforscher 1k*-
glcitete, als Feldscheorer eingezeichnet, die Expedition.
Auch eine sog. Feldkirche und ein Geistlicher waren
dabei. Im Ganzen betrug die Anzahl der Mitglieder
62 mit Eiiiflusadcs kommumlirctidin Generals Schwcdow.
Die Expedition war auf ein .Jaltr ausgemstet, die
Glieder verliessen St. Petersburg am 25. Mürz 1896,
reisten über Odnaa, Konstantinopel u. s. w. und er-
reichten am 18. April Dsihutti, um bald die Reise nach
Harrar fortzusetzen; nach sechsmonatlichcm Aufenthalt
kehrten die Glieder zurück. Am Ende des Jahres
1896 trafen sic in Russland wieder ein - - am
31. Dezember erreichten sie Odessa. Der Bericht ist
anziehend geschneiten und liest sich sehr angenehm.
Der Vortragende ist mit Reinem Aufenthalt ausser-
ordentlich zufrieden, er hätte in llarrar die schönste
Zeit Heine« Lebens verbracht.
Zu cinum kurzen Au&zug ungeeignet.
14. Marsch and Dr.: Einige Beobachtungen
an Kindern von Verbrechern.
(8. 122-152.)
Di»' Beoltachtangen und Untersuchungen sind an
91 Müilrhen angcstellt, die im Alter von 1—19 Jahren
in der K inderhewabr- Anstalt J. K. H. der Prinzessin
Eugenia Maxim ilianowna von Oldenburg untergebracht
sind. In diese» Asyl werden nicht nur Kinder (ins-
besondere Mädchen) aufgenommen, deren Eltern sich
im Gefängnis« I «finden, Mindern auch olnjachlose und
verwahrloste Kinder überhaupt.
Der Vortragende, der als Arzt in dem genannten
Asyl beschäftigt ist, hat sehr eingehende Untersuchungen
und Messungen an den 91 Mädchen angestclli; er hat,
wie aus den angeführten Tabellen und einigen mit
Portrait begleiteten Beschreibungen hervorgeht, über
jedes einzelne Individuum 67 Aufzeichnungen gemacht.
Aber da» untersuchte Material ist, trotz der Unter-
scheidung des Verfassers in 2 Gruppen: a) Kinder
von Verbrechern, und b) Kinder, deren Elten» keim*
Verbrecher waren, — doch überaus ungleich-
artig. Die Ergebnisse sind, wie meiner Ansicht
nicht anders erwartet werden konnte, sehr unsicher.
Ich nehme daher von einem Referat Abstand.
15. Tonkow, I>r. W. N.t Ueber die An-
wendung der Röntgen-Strahlen
bei Untersuchung des Skelett-
Wachstums. (8. 153—156.) Mit 2 Ab-
bildungen.
»Sitzung am 4. März 1897.
16. Giese, Dr. W.: Ein Fall von Mikro-
e e p h a 1 i e. (S. 157—166.)
Der Fall kam in der psychiatrischen Klinik des
Prof. Bechterew zur Beobachtung. Der Vortragende
hat das 13jährige Mädchen Maria «ehr genau unter-
sucht and gemessen Es sei hier’ folgende« mitge-
theilt: die Eltern sind gesund, aber ein»* altere
Schwester ist auch mikrocephal. Die Anne sind
auffallend lang, die Geschlechtsorgane gut entwickelt.
Der Kopf ist klein. Horizontal -Umfang 406, Iäings-
durchmesser 135 mm, Qucrdurohmeseer 106 mm,
Ccplialindex 78.5. Die geistigen Fälligkeiten sind
sehr gering entwickelt.
17. Nikolakj, Dr. D. P.: Einiges über die
Zigeuner. (8. 167 — 176.)
Nach ganz allgemeinen Mittheilungen über Name.
Herkunft und körperliche Beschaffenheit der Zigeuner
fordert der Vortragende die Gesellschaft auf, ein ge-
naue* Programm zur Untersuchung der Russischer»
Zigeuner (bum in B^sarabieu) auf*u»tellcn.
Sitzung am 28. April 1897.
18. Fedorow, Stud. J. G.: lieber da» Leben
und die Sitten der Aby«sinier,
nebst Demonstration zahlreicher
ethnographischer Gegenstände.
(»S. 177. O. A.)
19. Kurzer Bericht über die Thätigkeit
der anthropologischen Gesell-
schaft für das Lehrjahr 1896— 97.
(S. 198.)
20. Koslow, N. A. : Vergleich von Kindern
verbrecherisch er und nicht ver-
brecherischer Eltern (8. 1 — 24) m i t
einigen Portraits und einer grossen
Tabelle. (Beilage zu Bd. IV.)
Sehr genau ausgeführte Untersuchungen, deren
Ergebnisse nur wegen dos durchaus ungleich wertigen
Material* »ehr unsicher erscheinen. —
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Referate,
495
21 . Tarenetzky , A.s Beitriga zur Skelett-
und SchÜdelkuude der Alcutcu,
Koattugcn, K e n a i und K o I j ii » c h c n
mit vergleichend antbropolo-
g i h c li v u B e m e r k u n g c u. St, Petersburg
1200. 73 Seiten 4°. Mit 4 Tafeln. 1 Memoire»
de rAcudemie de* Sciences de St. Pcterabourg.
VIII. Serie. Clause physieo- mathematique.
Vol. IX. Nr. 4.)
Vor einiger Zeit erhielt das Museum der K.
Akademie der Wissenschafter» zu St Petersburg durch
Herrn Grebnitxky, den Verwalter der Komandor-
Insein, 2 AJeuteu-Skelette , ein männliches und ein
weibliche*. Diese beiden seltenen Skelette unter-
suchte Herr TareneUky unter Hinzuziehung dazu
gehöriger Schädel des zoolog. Museums der railit.-tncd.
Akademie.
Zuerst giebt der Verfasser einen eingehenden
Bericht über den Volksstamm der A I e u t e n , die —
wie es scheint — allmählich verschwinden.
Der Stamm der Aleuten bewohnt gegenwärtig
einen Theil der Halbinsel Alaska und die ganze von
Amerika nach Kamtschatka sich hinüber erstreckende
Inselkette der Aleuten. Ausserdem befindet »ich
eine AJeutiseho Kolonie auf den Pryhilow- Inseln;
vereinzelte Familien leben auf der Halbinsel Kamt-
schatka und auf der Westküste von Nordamerika.
Nach unsichcrn Angalten sollen im XVIII. Jahrhundert
fast 10,000 Aleuten existiert haben; der Metropolit
Wctijaminow lierechnete (1840) die Zahl auf 20 — 26,000
Individuen. Auch diese Zahl erscheint viel zu gross.
Pdrow zählte in den siebziger Jahren des
XIX. Jahrhundert* 2214 Aleuten. und D y bo w » k i
(1885) im Anfang der achtziger Jahre etwa 2000
Aleuten beiderlei Geschlechts. Wenn man für da«
Ende des X VIII. Jahrhundert» auch uur eine Anzahl
von 25,000 Aleuten als richtig lumimmt, so ist die
Reduction immerhin eine äusaenst starke. Die Ur-
sachen sind: beständige Feindseligkeiten der Bewohner
dar Nachbarinseln unter einander, öfter wiederkebreude
Hungersnöthe. epidemische Krankheiten , barbarische
Behandlung der Individuen von Seiten der herr-
schenden Europäer und Amerikaner , die Annahme
von schlechten Gewohnheiten, wie des Branntwein-
triukens il ». w.
In den letzten Jahrzehnten sind auf den früher
unbewohnten Konuiidortobsn Inseln , auf den
Behrings- und Kupfer- Inseln auch Aleuten
angesiedelt worden, alter hier sind die Aleuten nicht
tv iu geblieben, sie habcu sich stark mit andern
Stämmen, namentlich mit Russe u, vermischt, in Folge
dessen nimmt die Mischlings hevölkenmg zu und die
reinen Aleuten nehmeu ab.
Von welchem ursprünglich contioeutalen Stamm-
sitz ist die Einwanderung der Aleuten auf die Inseln
erfolgt? Die Aleuten gehören zu den sog. Hyper-
borärra, d. h. zu denjenigen Stämmen , welche das
nördliche Küstengebiet von Amerika und Asien ein-
nehmen. Höchst wahrscheinlich sind sie von Amerika
auf die Inselu gekommen, weil die Lage der
Inseln eine derartige ist, «lass ein U obersetzen von
Amerika auf die nächste Insel natürlich sehr be-
quem ist. Dass die Ansiedelung von Kamtschatka aus
erfolgte, ist im Gegen theil unwahrscheinlich, weil der
die Kitinandor-Inselu vom Festland* trennende Moores-
arm zu breit ist, um mit schwachen Fellböten hinülM*r*
zu fahren. Ucberdies waren die Koinandor-Inseln l**i
ihrer Entdeckung unbewohnt.
Wenn somit die Einwanderung der Ahmten von
Amerika aus in der Richtung der Inselket te angenommen
werden darf, so ist damit die allgemeine Frage in
Betreff der l'rheiniath der Hyperboräer (Eskimos?)
keineswegs entschieden. Ist die Heimath asiatisch oder
nmerikaiiisch? so fragt man. Es ist wahrscheinlicher,
dass die Wanderung der einzelnen Glieder jenes
grossen Stammes von Asien nach Amerika erfolgte,
in Uebereinstimmung mit der Annahme der älteren
Autoren Steller, Wränget u. h. Vielleicht um
das 14te, lßte und I6te Jahrhundert wandorten die
nordischen B e r i n g » v ö I k e r von Asien nach
Amerika zurück, gedrängt von den au» Süden an-
•tftrtneudeu Mougolen; nur ein kleiner Theil blieb in
Asien zurück. Die Besiedelung Amerikas von Asien
Über die Behring**tra»*e hinüWr au» ist jedenfalls
viel später erfolgt, als die Besudelung Amerika» von
Europa her.
Im Gegensatz dazu sind Krause, Dali, Nor-
deuskjöld der Meinung, dass die asiatischen Nord-
Völker aus Amerika gekommen sind.
In ihren ausftcriicben Körperformen unterscheiden
sich die Ah nten sehr wenig von den eigentlichen
Eskimos. Nach Dybowaki halten die Aleuten iu ihrem
Actttweru eine gewisse Ai-hnliehkeit mit Nord-Japanern ;
ihr Körper ist stark, Hände uud Küsse sind klein,
letztere sind ausserdem Verhältnis« massig kurz. Sowohl
Männer wie Frauen besitzen ein breite» Becken und
starke Oberschenkel. Die Hautfarbe ist dunkel, das
Jochbein springt stark vor, stärker »U bei den Kamt-
schudahn und KoljiUchen. Die Augen und Hiutro
sind «chwant; die Haut auf der Stirn zeigt starke
Querfalten; die Haargrenze ist sehr tief, die Barthaaro
sind zehr um lieht., die Oberlippen auch l»ei Frauen
behaart. — Die Sprache der Aleuten ist mit der der
Eskimo» verwandt Der körperliche Typus der Aleuten
besitzt — so meint Dybowaki — eine ungemein grosse
Zähigkeit; trotz der außerordentlich freien Sitten,
welche eiue Vermischung mit Fremden sehr begünstigen,
halt sich der Stammtvims »dir rein. Ehen von
alcutischcu Frauen mit Russen situl wenig fruchtbar
— die Kinder (Kreolen) fallen in ihrer Nachkommen-
schaft wieder in den deutschen Typus zurück.
(Dr. Dylmwski hat in polnischer Sprache ein
vortreffliches Buch über die Komaudor-lnseln ge-
schrieben: Wyzpy K omandorskya przes. Dru B. Dybowa-
kiego. Lwow 1885 ; in der deutschen Welt scheint
da« Buch uubekanut geblieben zu »ein. wie leider
viele iu polnischer Sprache geschriebene Werke.)
Nach Grebnitzky sind die Aleuten verschieden
von den angrenzenden Kenai uud Knljäacheu . sind
aber ähnlich den in Califomien wohnenden Yuma-
Stämmen. Die Alcutcu sind klein von Wuchs, von
braunrother Farbe, ohne rothe Backen , habrn einen
eigenthümlichen Gang, leiden viel an Rheumatismus.
— Sie vermischen sich am häufigsten mit Weibern
au« Kamtschatka, doch sind diese Kamtschada) innen
auch nicht rein, sondern Mischlinge au* Verbindungen
zwischen Russen uud Kaint»chadalcn.
Mau theilt die Aleuten iu 2 Gruppen, in die sog.
örtlichen und westlichen. Die westlichen Aleuten,
die an Zahl geringer sind, gleichen in ihrer Gesicbta-
bildung mehr den Nord-Japanern (K. E. v. Bacr und
Dybowski), die östlichen dagegen, die zahlreicher
sind, die Vertreter der sog. I T nal ascha-Gnippen, haben
eine größere Aehnlichkeit mit Eskimo» mm Indianern.
Die Aehnlichkeit der wcatlichen Ah ulen mit den
Japanern beruht auf einer Vermischung, — namentlich
in früherer Zeit wurden japanische Schiffe durch dm
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496
Referate.
Mcw*iftmm zu den Aleuten bin gitririwo.
Zwischen den Sprachen der beiden Gruppen bestehen
lliiten*chi»*def namentlich in der Aussprache» besonders
bei Bewohnern weit von einander entfernter Inseln.
— Heut zu Tage verwischen »ich die Unterschiede
immer mehr.
Man rechnet die AJcuteu gewöhnlich ru den
Eskimo» oder Innuit (Lütke. Petrow, Dylwwski,
Wrangol). Im Gegensatz dazu hält Grclmitzky nur
die AJeufceu von Kadjak (Konaegen) für Eskimo-
ähnlich, rechnet aller alle übrigen xu den nord-
amerikanischen Indianern — er findet zwischen den
Aleuten und den Yuma-Stänimen in Kalifornien die
meiste Aehulichkeit.
Der Schädel der Aleuten. Eh konnten
10 Schädel untersucht werden (4 westliche» 6 östliche),
davon sind 2 durch H. Grebnitxky auf der Behrings-
Insel auHgegraben . 2 aus Atchn st am Tuende, sind
dem Museum durch H. Wosneste&sky übergeben
worden, 6 stammen aus Unalasrhka und wurden von
Dr. Mertens (Theiluehmer der Lütke’scheu Expedition)
im J. 1827 in unterirdischen Höhlen gefunden. Ein
Schädel stammt von einer Lisji-Insel; wie er in das
geol. Museum der inilit. - mnd. Akademie gekommen
ist, bleibt unbekannt. Drei von diesen 10 Schädeln
sind weibliche, ein Schädel gehört einem
Kinde von 7 — 8 Jahren, er wurde selbstverständlich
Iwi der Berechnung der Mittelmaße au*gc»chl«^H*‘ii.
Kein Scrhäde) war deformirt. Die C a p a c i t ä t
beträgt im Mittel 1329 ccm < Max. 142*5. Min. 1230 ccm);
die Schädel sind mittelgeräumig. Bemerkenswerth ist,
dass der geräumigste Schädel der eines Weibes von
der Behrings-Insel ist.
G © w i c h t im Mittel 799 gr.
B r e i t e n i n d e x ist 81 .2, nämlich
mesocephal 3 Schädel
brachycephal 6 „
(hyperbrachycephal 1 „ das Kind).
Von «len 4 westlichen Aleuten sind 2 raesncephal,
von den H östlichen nur ein einziger.
Höhenindex ist im Mittel 72.1 (orthooephal),
hypercephal sind 3 Schädel
orthooephal „4 „
platycephal „ 3 „
Die jdatycephalen (chamaecepbalcn) Schädel sind aus
Vnahutchka.
Der U m fang beträgt im Mittel 620 cm.
(Max. 542, Min. 601.)
Der G e s i c h t s i n d e x ist 85,1 (chamac-
pruaop); die Schade] sind mesognath 85*, ein Schädel
(Atcha) ist prognath, kein einziger ortfotgTiath.
Bei <ler Ansicht von vorn ist die Stirn niedrig,
Bchmal, schwach convex, gegen den Scheitel allmählich
zurückweichend. Alle Schädel haben einen deutlichen,
gewöhnlich stark entwickelten »agittalen Stirukamm
— auch die weiblichen Schädel von «ler Behringa-
Insel und da« achtjährige Kind. Tulw-ra frontalia,
Aren* superciliare« schwach oder gar nicht vorhanden ;
2 Schädel besitzen eine Sut. frontal».
Augenhöhlenindex — * 87,8 (meaoseiu.)
mikrosetn 1
meaosem 5
megasem 4
Die Form der Oeffnung ist rechteckig mit ab-
gerundeten Winkeln ; der untere Rand ist horizontal
gestellt.
Der Xnsenindex im Mittel 60,0 (mesorhin.)
leptorhin 4
mesorhin 2
platyrhin 4
Di© Aleuten gehören zu den Völkern, welche eine
»ehr gering „elevirte" Xam? haben. Der Winkel
zwischen dem Nasenrücken und dem angrenzenden
Stirntheil ist im Mittel 152*. Xasenknochen in der
Form sehr variirend ; die beiden Knochen sind unter
sehr schwachem Winkel vereinigt, so das» der Rücken
der Nase platt und breit wird. Auffallend ist, da«
unter 9 Schädeln bei 4 beide Naaenbeine zu einem
völlig platten Knochen verwachsen sind. Die F«»nn
de* Apertu ra piriformis ist verschieden, gewöhnlich
ist sie niedrig und breit. Fnme praenasales sind nur
an einem einzigen Schädel vertreten. Foasaecaniuae gar
nicht oder nur wenig bemerkbar. Die grösste Breite de»
Oberkiefer* zwischen den Enden der Suturae xygo-
matico-maxillares gemessen, beträgt im Mittel 95 mm.
Die Zähne sind im Allgemeinen klein, dicht
gestellt, stark abgeschliffen. Unterkiefer kräftig, Aesrte
sind niedrig, aber breit, Munkelaiisütz© scharf ausge-
prägt, der Winkel im Mittel 119*.
In der 8 e i t e n - A n s i c h t : Der Hirnschädel
ist eine langgestreckte niedrige Ellipse mit sehr
Hachen Stiro-Scheitelbogen und regelmässigem Seheitel-
Occipitalbogcn , so dass die Occipitalpartie etwas
prominirt. Die Schläfenlinien sind dem Scheitel
ungemein genähert und verlaufen oberhalb der
Tubera parietalia.
Ansicht von oben: di© Contourlinie ist ein
lauge» Oval; die breiteste Stelle liegt zwischen «len
Tubera parietalia. In Folg© der eigenthümlichra
Richtung der beiden Line&e temporale» zeigt der
Schädel ein ganz ungewöhnliches Aussehen : die obere
Linea temporalis verläuft anfang» über das Frontale
bogenförmig nach hinten, biegt, die Sutura oomoslia
kreuzend, stark medianwärta, nähert sich somit der
Mittellinie, und zieht dann in einem lateral wärts
convexen Bogen zur Sutura lambdoid«» und erreicht
diese an der Grenze zwischen »lern medialen und
mittleren Drittel, biegt dann um und verläuft auf dem
hinteren Rand des Parietale, und setzt sich oberhalb
der Basis des Prot*, mast, fort in die Wurzel de»
Proc. zygomaticus. Somit theilt sich die ganz©
Scheitelpartie de« Hirnschädels in ein sehr ausgedehnte«
laterales Gebiet — Ursprungsgebiet des M. temporalis
und in einen medialen biscjuitförniigeu Abschnitt.
Bei der Ansicht von hinten bildet die
Contnnrlinie in Folge des Scheitelkammes ein deut-
liche» Fünfeck.
Basale Gegend dos Schädels. For. occip.
mugrium im Mittel 30 min lang, 30 mm breit; Form
elliptisch oder oval. Der Gaumen ist flach, bei
4 Schädeln ein Torus palatinus vorhanden. Gaunien-
index im Mittel 82,8. An 2 Schädeln hatte der
Gaumen die Form eines Kreises. Der Zahnlmgen ist
gewöhnlich die Hälfte einer Ellipse. an zwei Schädeln
war er parabolisch.
Obgleich die 4 westlichen Schädel von ver-
schiedenen Inseln stammen, sind sie unter einander doch
ähnlich. Die Uoberdnstimmung beruht hauptsächlich
auf dem Vorherrschen des Scheitelkammes, auf der
gleichen Form der Stiru- und Contourlinie, Existenz
eine» Torus palatinus u. s. w. Auch die fl östlichen
Schädel sind einander sehr ähnlich. Da 6 deraelbon
in einer und derselben Höhle gcfuuden sind, so liegt
es nahe, die Aehnlirhkeit als Familienähnlichkeit uuf-
zufassen : allein der Schädel von der Lisji-Iusel sieht
genau ebenso aus. Auch zwischen beiden Gruppen
besteht eine grosse Aehulichkeit.
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Referate.
49?
In der Litteratur sind Messungen von Aleuten-
Schädeln wenig zu finden. K. K. v. Baer beschrieb
al* erster 6 Aleuteuachüdcl von Unalnschka und 2 von
der Insel Atcha; e* sind dieselben, die hier von
Tarenotzky bnehfipb« «ind. (Baer, Crania selecta.)
Bei Quatrefage* und Ilamy (Crania ethnica, Pari»,
1882) sind noch angeführt: eine Anzahl von Dali
gesammelter Schädel. — 15 Schädel der westl. Aleufcen
au« der Höhle der Nasanbncht, 1 aus Adakh, 1 aus
Port Constantia, der «ich im Museum von Washington
lieffndet.
Weiter werden bei Hamy 10 Alcutischc Schädel
genannt, die A- Pinart in einer Höhle zu Aknan
(Insel Ounga der Schumagingrup|ic) entdeckte; aber
diese Schädel sind defonnirt — es ist fraglich, ob es
Ahmten sind; wahrscheinlich sind es Komigcn-Schädel
(Alaska), denn dieses Volk defortnirt noch heutzutage
die Köpfe. Qunt refagi'H-üatny meinen, dass die w ent-
liehen Schädel in jeder Beziehung identisch seien
mit den Tschuktechcu- Schädeln.
Der Verfasser gieht eine Zusammenstellung aller
bisher bekannt gewordenen Aleuteuschädel :
A. Westliche A I c u t e n - S c h ä d e 1.
2 \ or» Atcha ( Mus.der K. Akad. d. Miss, au StPetersburg)
4 p der Bering»* Insel (2 in St. Petersburg. 2 Privat-
Kigenthum Virehow’s)
16 von der Nasan-liucht (Dali. Washington-Museum)
1 0 Adakh (ebenda)
1 n Port Constantin (ebenda)
in Summa 28 Schädel.
B. Oe st liehe Aleuten.
6 n Unalasehka (St. Petersburg. Akad. d. Wm,
und milit.*med. Akad.)
1 n m (Berliner Museum)
7 ^ Anuknakh (Dali, Washington-Museum)
1 w Tsrhuika (Pariser Must« Pinart)
10 ^ Aknanh (davon 2 in Paris-Pinart)
in Summa 25 Schädel.
Vou diesen 48 Schädeln sind aller nur 30 be-
schneiten und gemessen. Davon sind
dolichoccphal 0
mesocephal 8
hraehyeeplml 10
hyperhrarhyrephal fl
ultrabraehycepual 8
Hieraus ist zu schliesscn, da** die Aleuten zu den
exquisit b r ac hy e e p h a I e u Völkern zu rechnen sind,
ln Betreff des H ö h e n i n d e x sind hypaocephal 3,
orthocephal 18.
plutyrephal 4.
I >».■< allgemeine Mittel der ('aparilat beträgt
1438 ccm.
Die Annahme einer Verwandschaft zwischen
Japanern und Aleuten ist zu verwerfen. Die Schädel
sind ganz anders beschaffen.
Eskimo-Schädel (p. 24—32).
An solchen Schädeln, welche als Kskiiuoschädel
zu bezeichnen sind, standen dem Verfasser 5 Stück
zu Gebote, nämlich 4 Kouägen-Srhädcl und ein
Aglegmjutrii-Sehädel.
Die Konaegen (auch Konjagen, Kadjaken.
Kaniajtuuteii, Kodjakzy genannt), bewohnen die Ittsel
Kadjak und den grössten Theil der Halbinsel Alasehka.
Sie stellen den grössten und mächtigsten Zweig de#
Stammes der Inuit (-Eskimos) dar. Es sollen im
J. 1850 noch 1500 Individucu gewesen sein; wio viel
jetzt übrig sind, ist unbekannt.
Der einzige Aglegmjuteu-Schädel gehört einem
Eikimoitanim an, der die nördliche Küste von
Archiv tör Anthropologie. IM. XXVII.
Alaschka bewohnt, also ein sowohl den Aleuten wie
den Konägcn nahe gelegene* Gebiet. —
Diese 6 £*kimo«cbädel «teilt der Verfasser einigen
a n d c r n Ktkii noseh adeln gegenüber, die einem andern
Eskimostamine augehören, nämlich
1 Schädel eines Eskimos von Labrador
1 „ p 0 (Herkunft unbekannt)
2 0 0 grönländischen Eskimo* (Eschricht
1842).
Es mag gleich gesagt sein, dass diese 4 öst-
lichen Eskimoschädel in ihrem Bau sich stark von
den nndem westlichen Eskimo« (Konaegen) unter-
scheiden.
Die Capacität der Konnten- und Eskimo*
Schädel beträgt im Mittel 1428 rem. (Min. 1328.
das Max. 1052 fallt auf die 2 Konaegen); danach ist
die Capacität als eine mittlere zu Itezciuhnen.
Der Breitcniudox beträgt für die Konaegen
88,1, ist also hyperbrachyoephal. für die Eskimo#
dagegen nur 73.1, also deutlich dotichoccphal : man
könnte vielleicht versucht sein, die grosse Kurx-
köpfigkeit der Konaegen auf Rechnung einer künst-
lichen Dcformimng zu setzen; alter auch die nicht
deforminen Schädel der Koimegcii haben einen Index
von 80.7. Der Aglcguijuten-Schädel ist ein dolicbo-
cephaler.
H ö h e n i ti d e x. Die Konaegen sind stark
hypsoecphftl, 81,0; der Agleginjute orthocephal, 74,2.
Die übrigen Eskimos sind hypsoeephal, 75.2; der
Eskiiuoschädel von Labrador ist platyceplial. —
Der Umfang ist wegen der Deformation der
Schädel nicht gut zu heurthcileu.
Der 0 o 8 i c li t « i n d o x ist wagen des Felllens
der Unterkiefer uicht mit Sicherheit zu bestimmen.
Der Verfasser macht nun (S. 26 — 80) eine »ehr
grosse Menge von Einzel-Angaben über die einzelnen
Schädel, die wir nicht wiederholen können. Da die
einzelnen Schädel doch jedenfalls au* verschiedenen
Gegenden stammen, so müsste jeder Schädel einzeln
beschrieben und abgeliildet werden, damit die Notizen
darüber verständlich werden.
In Betreff der Konaegen schädcl , die vielleicht
für defonnirt gelten könnten, hat K, E. von Baer,
in seinem Crania aelecta bemerkt, dass deutliche
Anzeichen einer wirklichen Pressung an den Schädeln
fehlen. — eine Manipulation zum Zweck der Defor-
mation kauii nur vennuthet, uicht bewiesen werden.
Tarouetzky meint, daa» 2 der Konargenschiidrl
sicher künstlich deformirt sind. — Nun alter mehlet
Holmltcrg. welcher 2 Jahr»* unter den Konaegeii lebte,
nichts von einer künstlichen Schädelpressuug, — auch
K. Grebnitzky erzählt, ilass unter den Aleuten keine
Schädelpr«*ssmig geübt werde. Allein Holmberg
charaktcrisirt ileu Schädel der Konaegen mit der
Bemerkung, dass der Hinterkopf nicht gewölbt, sondern
abgeplattet ist; — vielleicht ist die Ursache für die
EuUtehiing dieser Abplattung der Umstand, ilaa* die
Mutter das neugeboren« Kind in Felle wickelt uud
auf ein Brett bindet, welches die Mutter stet* mit
sieh führt. Wahrscheinlich ist der Grad der Ab-
plattung des Schädels abhängig von dem Grad der
Stärke der Aufbindung des Kindes. — E* können
daher einzelne Schädel unverändert, andere aber sehr
aligenlattct (defonnirt) au*schen.
I ndianersc hudelt Kenai und Koljuschcn
(S. 82). In Aljäska leben sowohl Kenai wie Koljuschen,
die oraleren mehr im Innern, die letzteren mehr au
der Küste. Beide sind die nächsten Nachbarn «1er
Konägcn wie der Aleuten. Sir gehören 2 v e r >
63
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498
Referate.
ichipdeni' ii Indiancrstämmcn an , den T i u u e h
und T k I i n k e t — in der Beschreibung hier sind
Neide vereinigt — , weil die Unterschiede den Schädel-
haue* unbedeutend sind. Auch eine Trennung
weiblicher und männlicher Schädel lies» sieh nicht
durchführen.
Es wurden untersucht: 16 SchZdd , darunter 3
Kenai, 1 Co-Vukon, 7 Staohin-Koljuschen , 2 Sitcha
Kölnischen und 8 einfach als Koljuschen bezeichnete
Schädel.
Alle Schädel sind im Allgemeinen normal; viel-
leicht kann an einigen eine Deformation vermutliet
werden.
Uapacität der Schädel betragt im Mittel
1582 ccm. (Max. 167«. Min. 1200.)
Der Cephalindex ist im Mittel 85.2 (hyjw*r-
bracbyccphal),
es sind unter 18 Schädeln mesocepbal 2,
brachycephal 7,
hyperbraehveephal 4,
ultrahrachycephal 3.
Zwischen Kenni und Koljuscheu ist kein Unter-
schied. Der Hiihrnindex ist im Mittel 76,7
(hypsocephal),
hyptttcephal sind 12,
ortnoccphal „ 4.
Der 8 c h Ä d e I u ru f a n g ist int Mittel 527.
Der 0 e s i c h t b i n d e x (im Mit tel aus 6) ist
90,6; |pptopro!*np.
Der Gesichtswinkel ist 87® (me*ogtiath).
Ein Schädel hatte auf der ungewöhnlich breiten
Stirn einen hohen sagittaleu Kamm. Die Augen-
höhlen sind geräumig, quadratisch (der regelmässig
kreisförmig. Orbitalmdex 87,8 (mcsoseiu).
Ea sind raikrosem: 1
nies« mein : 7
megasein • 8
Der Nasenindex ist 46,1 (leptorhin)
leptorhin 11,
mesoHiiü ö,
platyrhin 0.
In «1er Seitenansicht hat der Contour des
Hirnschädel» meist die Form eines P a r u b o I s . mit
»teil aufsteigender Stirn , und nur in einen Fall
die einer kurzen, aller breiten Ellipse. Die beiden
Si'ldäfenlinien sind meist »«diwaeh entwickelt, gehen
alier hoch gegen den Scheitel hinauf. An einigen
Schädeln haben sie den früher beschriebenen wellen-
förmigen Verlauf.
ln der Ansicht von oben (Xorma verticalis)
bat «lie Gontourlinie entweder die Gestalt einer kurzen
und breiten Ellipse oder eine* Ovals.
Bei der Ansicht von hinten (N. occipitali») er-
scheint «1er Schädel in Folge der fast immer er-
habenen Mittellinie fünfeckig.
Die Form des F«*r. occip. magnum ist wechselnd,
meist elliptisch. Index im Mittel 85,7.
Zwischen dem Schädel der Kenai und der Kol-
j tuchen besteht kein benmrkenswerthcr Unterschied
es sind reine Indianer.
Koljuschon-Schädel sind noch vorhanden: 2 in
Güttingen, in Helsingfort und Leyden je «*iner, in
Washington 3. (Crania cthnica.)
Dass die Kouaegcn und die östliche n Aleuten
einander sehr ähnlich sind, ist unzweifelhaft. — Von
einzelnen Autoren werden die Konaegen einfach als
Aleuten aufgefasst, die auf Kudjak und AJjaska
wtjliuen. Von den westlichen Aleuten unter-
scheiden die Konat^gen »ich nur durch «lie geringere
Entwickelung de* Scheitelkamme* und durch die
grössere Abflachung des Hinterhaupts.
Der Verfa*» er hält sich für berechtigt, «wnvotd
Aleuten und Kotiacg«*n einerseits, wie Kenai und
Koljuschcn amlercrseits als Angehörige eines Imlianer-
Stammes aufzufa*»t*u. Man nennt alle diese Stämme,
welche «len Nordwestern Amerika’« einnehmen, mit
dem Hammel naiiien Y u tu a - Stämme Alle diese
Stämme «ind ausgezeichnet durch brach yeephale
Sehiiib‘1, — (loliiho<«pli«h* Schädel kommen gar
nicht vor — ferner durch ihre Hrpsocephalie, die
lHwondera 1mm Keiiai-Indianem zu finden ist, durch
ihren gleichen Gesichtswinkel und Orbitalindex.
Fenier ist allen Schädeln gemeinsam: der Scheitel-
kninm. das kolossale Planum temporale, das wenig
prominirende Occipitale, da-» Fehlen einer Spina
(Pnotulx-runtia iKttipitalis externa). Die Kenai und
Kölschen halien die ursprüngliche Schädelfonn am
reinsten erhalten; bei den Konnegeu und Aleuten sind
Veränderungen vielleicht durch Mischung mit fremden
Elementen cingutreten.
Das Skelett der Aleuten. (S. 42— 66.)
Der Verfasser beschreibt ausserordentlich genau die
einzelnen Skelett knochen und vergleicht dieselben
mit der gewöhnlichen Schilderung ; «*r hat «lie meisten
Knochen, namentlich das Becken, die ganzen Extremi-
tätriiknochpii gemessen und abgebildet. Ich trage
jedoch Bedenken, alle die abweichenden Detailan-
gaben liier wiederxugeben, weil dieselben doch nur
von 2, freilich einander »«dir ähnlichen. Skeletten.
<*inem mäuiiliclieti und einem weiblichen, hergeleitet
«ind. Aber ganz ausdrücklich mus» ich die aus-
führliche Beschreibung und Messung sowie die
genaue Kenntnis» und Bekanntschaft mit der zuge-
hörigen Litteratur hervorheben. Allgemeine Sätze
daraus zu ziehen bin ich nicht im Stande. Wer sich
mit ähnlichen Skelett- Untersuchungen in Betreff ein-
xelner Knochen beschäftigt, iiiuu die Qrghtal -Arbeit
selbst studieren.
Die Einzel maasse. die von den Schädeln gewonnen
sind, hat der Verfasser in Form einer grossen
Tabelle zm&uin mengestellt und »einer Ablmndlung zum
Schluss bcig«*fügt.
Au« den S c )i 1 u * * f o I g e r u n g e n (S. 66 —67)
des Verfassers hebe ich hervor:
Auf Grund der Untersuchung «ler Schädel (und
Skelette) muss man die Aleuten, Kouaegcn, Kenai
und Koljusclien als Angehörige eiue» und desselben
Volksstammcs auffussen, der den Indianern Nord-
Amerika’« zuzumdmen ist. Die Aleuten g«*h«"*ren
aber nicht xu den Eskimo«; die Aehnlichkeit zwischen
beiden ist nur eiue durch «lie gleiche Lebensweise
bedingte; sie i»t nur als ethnographisch zu be*
zeichnen, nicht als anthropologisch. Anthropologisch
sind «lie Alcute» und Eskinm* nicht verwandt.
Rechnet man Aleuten un«l Konaegen zu den
Indianern, so muss mau utinehmen, dass beide
Stämme zur Zeit, als die Imlianer von Süden nacli
Norden, von Osten nach Westen vordrangen, aus dem
Linern de» amerikanische» Continenta nach AJa»ki«
und von hier aucli nach den beiiachluurteii Inseln
wunderten. Dabei verdrängten sie die eigentlichen
Bewohner dieser Gegenden, wahrscheinlich die Es-
kimos. Die verdrängten Eskimo* zogen sich in den
nördlichen Theil von Aljaaka zurück; auf den aleuti-
scln,n Ins4'ln wurde die ursprüngliche Bevölkerung
vollständig vernichtet. Wann die»«* Kämpf«* zwischen
Indianern und Eskimo« stattgefunden haben, ist nicht
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Referate.
499
SU licstimmcn — vielleicht in nicht zu weit zurück*
gelegener Zeit.
Aber von welchem Land«* au« ist «lic ursprüng-
liche, frühere A «Siedlung der Völker des nordwest-
lichen Amerika*» erfolgt? Von Amerika aus oder
von Asien? Die meisten Stimmen sind zu Gunsten
der Annahme einer Wand«Tung der Vfdker aus dem
Nonien Asiens nach Amerika, — Diese Hypothese
würde au Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn inan
eine anthropologische Verwandtschaft zwischeu den
Indianern und bestimmten asiatischen Stämmen nach-
wcüen könnte. Hier ist nooh ein weite* Feld der
Untersuchung offen. Am ehesten hätten «lic genannten
4 Stämme (Konaegen, Alcutcn, Keuai, Koljtisehen) noch
Aehnlichkeit mit den Burjaten als reinen Mongolen
und mit den Tschuktsclieu, deren Stellung iin
anthropologischen System übrigens nach «1er Contro-
verse unterliegt.
Der Verfasser meint, dass hier vielleicht die
Untersuchung der Übrigen Skelett km «eben ent*
scheidende Ergebnisse liefern würde — er erinnert
daran, «las« Quatrefages und Hamy die Koljoschen in
craniologischer Beziehung zu den Tunguaen rechnen
wollen. —
m. Moskauer Arbeiten.
Runaisches anthropologische« Journal, horausgegeben von der anthropologiaehen Abthoüung
der K. Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaft. Anthropologie und Ethnographie
bei der Universität su Moskau.
I. Jahrgang 1900. Moskau, redigirt von AnL Iwanoviki.
Di«- neu«* anthropologische Zeitschrift ist am
30. März 1900, am Tage der Feier der 25 jährigen
Tliätigkeit di s Prof. D. X. Anutschin als Vorsitzender
der anthropoL Ahthciluug gegründet.
Bisher ist der erste Jahrgang (4 Bücher) er-
schienen.
I. Jahrgang, I. Buch. Moskau 1900. (S. 1—128.)
1. Anutschin. Dmitrj Nikolnjewitseb. Mit
ein«*m Portrait. Eine biographisch e
Skizze von Aut. Iwanowski. Bei
Gelegenheit der 25 jährigen Tliätigkeit Auut*
sehin* in d. K. Uiwlhchift «1er Freunde der
Anthropologi«' u. s. w. (S. 1 — 24.)
D. Anutschin ist am 27. August 1843 in
St. Petersburg geboren, besuchte da** Gymnasium,
dann die Universität in St. Petersburg, studirte zu«*r*t
Philologie, danach Naturwissenschaften, insonderheit
Zoologie auf «1er Uuiver*ität zu Moskau. Naclid«‘iii
er seine Studien in Deutschland und Frankreich
(Pari«) fortgesetzt hatte, k«*hrtc er Ende 1879 nach
Moskau zurück. Hut beginnt er im Januar 1880
seine Vorlesungen Uber ÄnUiro|M>logic an der Uni-
versität, jedoch ent 1891 winl «*r zum onlcutliclien
Professor «l«*r Gc«>graphie und Anthropologie «Tuannt.
Anutschin hat «-in«* aiisscronlcntliche Tliätigkeit auf
dem Gebiet «1er Aiithmpologi«* — im Anschluss iui
<li«* ArlHÜteii Bogdauow’« — «mt wickelt, un«l «las
Studium der Anthropologie und Archäologie uuter
«len riissiseh«*n Gelehrt«*!! ausserordentlich gefördert,
sowohl durch sein«* Tliätigk»*it in d«*r Gesellschaft für
Anthropologie, wie auch «lurch zahlreich«* littermriaehe
Arlwiten. Da» Verzeichniss «l**r Arlieitcu umfasst
201 Nuiitiueni. ist bIht nicht v «dl ständig, insofern
eine Menge kleiner Mittheilungen aus «len Protokollen
der „Gesellschaft“ etc. fehlen.
2. Anutsohin, D N. : Ein flüchtiger Blick
auf «1 i e Ve r g a n g e n h e i t d e r Anthro-
pologie und auf die Aufgabe der
Anthropologie in R u s s 1 a n d. (8. 25
bi* 42.)
3. Worobjow, W. W.: Die Gru*«ru**en
(Weßkorumy). Mit 0 Abbildungen. (S. 43 —82.)
In «1er vorliegenden Abhandlung stützt »ich der
Verfasser nicht auf seine eigenen Messungen und
Zählung«an, sondern giebt- eine zu sammen fassende
Darstellung verschiedener Arbeiten anderer Autoren.
Die Zahl «1er «len russischen Tvpus behandelnden
Arbeiten ist s«*hr gross, wie au* dem der Arbeit an-
gehiingten literarischen Verzeichnis» hervorgeht. Es
ist «!«*•< halb eiu sehr dankbare*, aber auch schwieriges
Unternehmen, aus allen jenen verschied«: nartigen
Abhamlltingeu das Wesentlichste hernuszuholen und
danach den russischen Typus festzustellen.
Der Verfasser betout mit Recht, dass inan, um
den physischen Typus der Groesrusaen featxu-
stellcn, auch über die Anthropologie hinaus, in das
Gebiet der angrenzenden Wissenschaften, sich hinein*
begeben müsse.
Das Ländrrgchict , in welchem sich «lic Keime
«l«*r grossrussiachen Bevölkerung bil«l«*ten , war weder
durch Meere noch durch hohe Gebirge vor feind-
lichen Ucberfällen geschützt ; weder «las Ural geh irge
noch die Wolga konnten di«* asiatis«-hen Völker ab*
halt«'«. Die enden Einwohn«*r in «1cm heut« von den
Grossrusaen bevölkerten Gebiete waren offenbar
Finnen — seit wie lange ««• in d«*n Nowgorodachen
Iündcrn (Gebiet vou Wladiinir - Susdabk) sasaen,
ist unbekannt. Das Filmische Gebiet hat sich jeden-
falls sehr weit eratreekt, — nach Oatco bis dahin,
wo heute mich die Tacheremisaen und Mordwinen
wohnen. Der Slavische Stamm kam etwa um das
V. VTI. Jahrhundert in Berührung mit «len Finnen.
Man hat die ältesten Stämme wohl zu aurlien in d«*n
Karpathen-Ländern, am Oberlauf der Weichsel, im
heutigen Galizien und im Gebiet von Wolhynien.
Im III. — IV. Jahrhundert nach Uhr. beginnt die Be*
w«*guug unter den Slaven, *i«* rücken nach Westen
bis zur Oder, nach Sü«lcu zum Don, und nach N«»nl-
osten «len Dnjcpr stromaufwärts. Im V. — VII. Jahr-
hundert dringt ein Theil der Slaven in die litthauischen
Länder und kommt in Berührung mit «l«*n Finnen.
Aber auch nach Osten rückt«*n die Slaven vor Über
di«* Des na und den Ssciin bis zum Don. Während
des IX. und X. Jabrliunderts ««*tzten sich die Slaven
allemllieh im Dnjcpr-Gvhict f«*st und bi'gannen von
hier ihre kolonisatorische Tliätigkeit.
Das Vorrücken der Slaven geschah offenbar
nicht massenhaft, nicht gewaltsam, sondern allmählich
in kleinen Portionen drangen die Slaven vor, dabei
di«* friedlichen Finnen langsam, aber sicher unter-
drückend. Die Slav«*n veraehnndzen mit «len Finnen,
63*
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500
Referate.
nah men von ihnen physische, linguistische um) psychische
Eigenschaften an, and — so bildete «ich der g r o s *-
russische Slam nt. Aber auch unzweifelhaft
sind dein heutigen russischen Volke heigemischt
warägische ( normannische) und mongolische
Elemente; die Beimengung nnmgolischen Blutes zu
leugnen, wie es Belajew thut, ist nicht richtig.
Neben diesen historischen Thatwichcn, die bei
einer Untersuchung in Betreff der Entstehung dos
grossrusaischen Volkes au berücksichtigen sind, muss
an die Ergebnisse der Grüberaufdeekungen und vor
allem an die ArWiten Bogdanow'* und seiner
Schüler erinnert werden.
Der erste Bewohner des nördlichen und
centralen Russlands, der Mensch aus dein Ende der
Gletseher-Fcriode, hat keine deutlichen Reste hinter-
lassen, das» man darau« üln*r seinen j>h yd sehen Typus
urtheilei» kann. Dann folgt eine grosse Lücke, an
die sich erst die Spuren der HltcKtcn Cultur der Stein*
Mit und der Anfang dar Rn>nrcsi*it im nördlichen
und mittleren Russland schließen. Noch der Ansicht
der Archäologen gehören die Gegenstände der ältesten
Oultur dem ugrischen (finnischen) Volksxtamme an.
Dann linden sich viele Gräber oder Begräbuiss*
statten aus der vorslavischen Zeit (VI. — VIIL .Jahr-
hundert), die wohl auch noch dem finniBcheu Volks-
stamme zuxuschreiben siuiL Jetzt erst treten die
Kurganc oder Hügelgräber auf. Einige der Kur-
gaue ilos IX. — XII. Jahrhunderts im nördlichen und
mittleren Russland gehören offenbar den Slaven an,
aber keineswegs alle. Keineswegs tragen alle Kurganc
die Kennzeichen der «lavischcn, genauer der slavi&ch-
waragisclien Cultur. Im Goar. Nowgorod z, B. «ind
Kurgane, die offenbar von den mordw inischen Fürsten
herrühren. Au» der jüngeren Zeit, XII.— X IH. Jahrh.
haben wir eine Reihe alter russischer christlicher
BegräbniiMÜiUcn. Vom IX. — XIII. Jahrh. annähernd
dauerte die sog. Kurganperindc, — ob in allen den
Kurgaiieii wirkluli Vertreter «lavischer Stämme be-
stattet sind, ist noch keineswegs endgültig entschieden.
Die Untersuchungen Bogdanow's haben ergeben,
dass im zentralen Russland ein Volk lebte, das
dolichocephal und leptopnwop (langküpfig und lang-
gesichtig) und von grossem Wuchs war. An einzelnen
Orten waren zwi«chen den dolichocephalcn auch
bmehyrepliale Vertreter zu finden. Die alteren Funde
weiten nur dolichocephale, die jüngeren grosse Bei-
mischung von brachycephaien Schädeln auf. — Weiter
nach Osten finden sich bekanntlich kurzköpfige, weiter
nach Wetten langköpfige Rasscti.
Bogdanow gelangte zu dem Ergebnis*, «lass in
ältester Zeit keine Ur-SIaven, keine Ur-Germanen
exist irt halten, sondern nur ein einziger laugköpfiger
VolksstiiHiHi, aus dem allmählich «ich die verschiedenen
Rassen entwickelt hätten. Bogdanow neigte zu der
Anschauung, dass durch die fortschreitende t'ultur die
LangkönfigkcitdorUrbcwohncr all mählich versch wunden
«ei und der Kurzköpfigkeit Platz gemacht habe.
Neuerdings hat sich ein tschechischer Forscher Niederle
in gewissem Sinne dieser Ansicht angeschlossen: er
•childert den Unlaven, den Stammvater aller slavischen
Völker als einen helläugigen, hellhaarigen, hochge-
wach«eticn Dolichocephalcn, der allmählich unter dem
Einfluss der Cultur «eine Dolichocephalic verloren
hätte.
Aber diese Anschauung ist. keineswegs schon be-
gründet, keineswegs feststehend und anerkannt; es
lässt sieh vieles dagegen einwenden.
Das erste Auftreten und die allmähliche Zunahme
von brachyoephalen Individuen im Gebiet dos centralen
Russland ist in den Begräbni*S-8UUien des IX. bis
XV. Jahrhunderts zu beobachten. Dieser Ejw icbe
entspricht die Ausbreitung des slavischen Stammes
— hierdurch erhält die Hypothese von der Kurzköpfig-
keit der Slaven eine grosse Unterstützung. Aber
daneben darf man auch nicht die andere Annahme
ausser Acht lassen, iIsm nämlieh die kurzköpfigen
Individuen in Russland dem finnischen Stamm angi-
liörrn. (Tannetzky, Europaeu«. Anutschin.)
Der Verfasser geht nun daran, auf Grund der
w insenschaftliehen Arbeiten den jetzigen Typus der
Oroasnmsec festzustellcn. Er bespricht , stets mit
Rücksicht auf die vorliegenden Zalileuangaben der
verschiedenen Forscher die K ö r p e r g r ö s s e, den
Kopfindex, die G e s i e h t s f o r in . die (ver-
tikale) Grösse des Kopfes, die Haar- und
A u g e n f a r b e u. «. w.
Es ist schwer möglich, alle die Detail- An galten,
die natürlich eine Wiederholung der Angaben anderer
Autoren sind, hier im Auszug wiederzugeben. Wir
begnügen uns mit der Wiedeignbe der Charakteristik
des Typus. Der Verfasser schreibt:
Auf Grundlage der erörterten Kennzeichen kann
der physische Typu« der heutigen Grotsrussen durch
folgend#* Züge rbarakterisirt werden: Blonde Haare,
bald in mehr hellen, bald in mehr dunkeln Schattirungeti,
mit gleiehmlasig vertheilten dunkeln und hellen Augen,
Körpergrösse über «las Mittel ; Kopf massig rund,
nubbrachyci'phal an der Grenze der Mesocephalie: die
Kopf- und GestchtsmaamH* sind grms, da« Gesicht
eher lang als breit; die Extremitäten proportion irt
und gut ausgebildet, d«*r Körperbau massig und
kräftig.
Selbstverständlich giebt es in einzelnen Gegenden
Abweichungen von diesem Typus; dieselben sind ale
hängig von der ungleichtnasaigeii Beimischung fremder
et hn »»eher Element«- zum Grundtypus.
Die Einzelheiten könm-ti nicht angeführt werden.
In der Meinungsverschiedenheit der Autoren, ob
<** 2 verschiedene Grundtypen der Kopfform giebt.
die dolichorephalc Form (lang und schmal) und die
braehyi^ephah* Form (kurz und breit), oder ob sich
die bracliycephale Form aus der doliehoceplialen
ulliuähüeh heraus gebildH hat, bekennt siel» der Ver-
fasser zu der erstereu Ansicht. Ferner spricht er
sich dahin aus, dass die verschiedene Körpergröße
auch auf 2 Grundformen des Typus (grosse Menscheu
von h o h e m Wuchs, und kleine von niedrigem
Wuchs) zurückziifühmi sei, und «lass in Betreff der
Haar- und Augen färbe auch 2 Urformen auzunehmen
seien, der helle (blonde) und der dunkle (brünette)
Typus.
Hiernach können wir zur Charakteristik «1er vor-
geschichtlichen Ur- Rassen ft Hauptkennzeichen ver-
wenden :
Lang- und Kurz köpfigkeit.
h o her und niedriger Wuchs,
blonde und brünette Farbe.
Wie soll man diese fl Kennzeichen mit einander
coinbiniren ?
In Europa haben in der neolithisrlien Epoche
mindestens 4 Russen gelebt:
1 . D o 1 i c h o c e p h a I e , kleine, schwach gebaute
Rasse: sie war ausgebreitet im Territorium de»
heutigen Großbritannien*. Frankreichs. Spaniens,
Italiens, auf den Inseln «los Mittel ui eeres, vielleicht auch
in Griechenland. Ihre direct en Nachkommen sind
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j
Referate.
501
viTinuUilit’li: die «panischen Buken, die Oorsikancr,
«li«- Bewohner einzelner Gebiete in England uiul Ir-
land — sic gehören zum brünetten Typus.
2. Massig brachycephale (81) hochgc-
waehscne Rawie : *ie war in der mittleren Zone
Europa’« verbreitet, Ihre vermut hliehen Nachkommen
sind die von Caesar und andern römischen Schrift-
steller« erwähnten Kelten, die Aich durch kräftigen
Körperbau und helle Haarfarlte (retli oder blond?)
ausgezeichnet haben. Einige Forscher halten diese
Ibisse für Arier ans Asien und setzen sie in Ver-
bindung mit einem lietrarlitlichen Theil der gegen-
wärtigen Bevölkerung Frankreichs, Dänemarks, Eng-
land«. Deutschlands, so wie mit den heutigen
slavisclieii Stämmen. Das ist die sogenannte
Keltisch- Slavische Rasse Broca’a, Taylor’» und anderer.
3. Hi H-hge wuchsen»1, physisch kräftige, dolicho-
c c p h a 1 c Hasse : sie bewohnte einst den ganzen
Norden Europa1«. Sie ist vielleicht die älteste der
eu römischen Ibissen ; sie hat sich entweder an Ort und
Stelle entwickelt oder sie ist als Erste nach Be-
endigung der Gletscherzeit hier aufgetreten. Mit
dieser Ka»sc verbinden die Autoren die Vorstellung
von den Teutonen, deuten sie helle Haarfarbe
und blaue Aug«*r» z tischrieben — der einzige Typus
reiner Blondins iu Europa. Diese Rasse spielte aller
Wahrscheinlichkeit nach keine geringe Rolle bei der
Bildung der heutigen großrussischen Bevölkerung.
4. Kleine, physisch kräftiges ausgesprochen
b r a e h y c e p h a l e Ibisse (Index von öl — 83'.
Diese Ibisse ist wohl nur wenig verbreitet gewesen,
oder vielleicht bald verdrängt oder vernichtet worden;
ihre Vertreter sind mir über ein verhält iiissmäaaig
geringes Gebiet verbreitet gewesen. Wenn man nicht
in Folge der sogenannten Lappeuähnlielikeit. diese
Rasse (Pruner-Bry) in den heutigen Lup|Mu wieder-
erkennen will, so sind für die ein/igeu direoten Nach-
kommen zu halten: die Bewohner der Auvergne, der
Dauphine, Savoyens u. s. w. — welche alle zum
hriioetteu Tvpu» gehören.
Woher die ältesten Bewohner Europa1» gekommen
sind, ist unbekannt. Der Verfasser weist auf die
Hypothese Sergi’s, die er aber nicht für genügend
Imgründet erklärt. —
Der physische Typus der Grossrussen ist nicht
der einer reinen R a * » e. Darauf deuten die
grossen Schwankungen de« Kopfindex, die versehieileneu
Schattirungeri der Haar* und Augenfarbe, die ver-
schiedene KönuTgrösse. Aber der Typus der Gress-
russen ist nicht nur als ein gemischter zu be-
ze ich neu, Mindern als ein nicht g 1 e i o h m ä s s i g e r ,
d. h. als ein Typus, der noch nicht zu einem gleich-
massig in allen Vertretern vorhandenen geworden ist.
Bei der Bildung des gro«»rus*i«chen Typus sind
entschieden betheiligt gewesen wowohl Elemente des
hellen Typus ( Blondin») ab des dunkeln Typus
(Brünette), sowohl Dolieephale wie Brachycepiiule,
sowohl Elemente von hohem wie von niedrigem
Wuchs. Der Verfasser meint aber doch, man könne
alle Combinationen durch die Vereinigung zweier
historisch bekannter Russen erklären. Der Sprach e
nach sind die Russen — 8 I a v © n , aber dadurch
wird nicht der physische Habitus bestimmt.
Nach der oben angegebenen Ansicht de» Verfassers
gehört zum Typus der Oro»*rusAen — ahgt'tehen von
groiMieiii Wuchs — die blonde Haarfarbe von der
hellsten bi« zur dunkelsten Schattiruug. graue nnil
graublaue Augen und eine mässigo Brachyoeplialic.
Können diese Kennzeichen auch als solche des
slavischen Stammes überhaupt gelten ? Der Verfasser
bejaht die Frage. Au« den Mittheilungen der alten
Schriftsteller entnimmt er, dass diese die 8 1 a v o n
als hellhaarig (und helläugig) kannten.
Jedenfalls erschienen die Slaven den Schriftstellern
heller als die Vertreter des sonstigen brünetten
Typus.
Im Gegensatz zu der allgemein angenommenen
(mässigen) Brachycephalic der Grossrussen so wie der
Slaven überhaupt, haben einzelne Autoren, z. B.
Niederie, auf Gruud de» Nachweise« dolichocephalcr
Schädel in alten russischen und tschechischen Gräbern
den « In v riehen Typus als ursprünglich dolichnccphal
.bezeichnen wollen. Aber die dies»1 Hypothese unter-
stützenden Gründe sind nicht zuverlässig. Dabei steht
diu Thatsachc fest, das« die dort Begrabenen eine
Kultur belassen, die heute von den Archäologen ab
« I a v i s c h gedeutet wird — deshalb brauchten die
Begrabenen doch keine Slaven zu sein, sie hatten
eben nur die Cultur des Lunde« angenommen. Die
Thatsachc des Auftreten» der hraohycenbalen Gräbor-
schädcl gleichzeitig mit der historisch beglaubigten
Einwanderung der Slaven spricht nicht für die
Dolichocephalie der Slaven, und schliesslich ist von
besonderem Gewicht der Umntand, dass unter den
heutigen slavisclieii Völkern die Dolichocephalie keines-
weg* verbreitet ist; — vielleicht wären hiervon die
Bulgarin auszunehinen, die ab dolichoceiih&l geilen,
aber sie sind eigentlich niurh zu wenig erforscht.
Da«« zu den shivischen Elementen der Gross-
russen andere Elemente «ich Ungemischt haben, unter-
liegt wohl keinem Zweifel; es können teutonische
wie finnische Elemente gewesen sein.
Der Einfluss mongolischen und türkischen Blute«
ist auf Grundlage der historischen Erwägungen wohl
nicht, zu leugnen; alter auf die eigentlich groß-
russische Bevölkerung im (Vntral - Russland ist
der Einfluss wohl n i c h t I» e «I c u t e u d gewesen.
Gelegentlich li essen sich wohl mongolische Kenn-
zeichen nachweisen, die auf eine Vermischung schlieswi»
lassen, allein diese ist — wie M scheint — jetzt in
gewissen Gegenden lebhafter als früher.
Der Verfasser schließt damit, dass weitere
Forschungen erwÜiiHcht «ind.
4. Minakow , P. A : Die Haare in anthro-
pologischer Bczieliuug. Mit 4 Ab-
bildungen. (S. HÜ — 86.)
Der Form und der Farbe der Haare wird In**
kanntiieh in der Klassiftcation der metwchlielum Rassen
eine fptMMt Bedeutung beigelegt. Der Verfasser ver-
weist auf die Eintheiluug, die Fr. Müller -Wien
und Eil. H a e c k e 1 - Jena gegolten halum. Er er-
innert daran , «lass Prunor-Be y den Versuch ge-
macht hat, auf die Form de» Querschnitte« der
Haare eine Eintheiluug des menschlichen Geschlecht«
zu gründen. Er citiert die Arbeiten von Ililgendorf,
Fritsch, Walihyer, Ranke, die »ich zum Theil für,
zum Theil gegen Pruner’s Anschauung ausgesprochen
haben. Nach den Ergebnissen de» Verfassers kann
man freilich in einem und demselben Haar, — einerlei,
von welchem Volk dunsllie stammt, »ehr verschiffen
gestaltete Formen von Querschnitt«*« antreffen, runde,
breite und schmälere, nierenförmige, dreieckige und
viereckige — aber die für jede Rasse charakteristische
Form de* Querschnitt.« Oberwirgt,
An den Haaren der Neger (Gallas und Km) fand
der Verfasser, in Ueberein-stimmung mit Waldcyer,
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502
Heferate.
nimm fast runden Qumchniti. Ihich ist dieser
Hcfnnd »eilen in der Mitte des Hundnfts,
häufiger nahe der Spitze und nahe der (kolbenförmigen)
Wurzel. In den glatten Haaren der (Jruinwen ist
der Querschnitt d«-* oUven Haarirhaftes rund oder
fast rund, im übrigen Abschnitt oval, niemi-
föruiig «Hier dreieckig. In der Nahe der kolben»
förmigen Wurzel ist der Querschnitt wi«rdef rund
«nler fast rund Wahrend also l»ei den Groi«ni*»«*n
der Querschnitt überwiegend oral «»der elliptisch ist,
ist er bei Gallas- und Km-Negern platt oval (elliptisch)
und nierenförniig.
Zu betonen ist aber, dass man sich Ihm der Unter-
suchung der Haan1 nicht mit einer geringen Anzahl
von Querschnitten begütigen mosa, »oudem dass man
viele, bis 100 Querschnitte an fertigen muss.
Die für jede Rame charakterist iwhe F«»rm des
Querschnittes ist in der Mitte des liaarschafts anzu-
treffen, — zur Spitze und xur Wurzel hin wird —
bei allen Haaren — der Querschnitt rundlich.
Zum Zwecke der Untersuchungen l»ett«*tp der
Autor eine kleine Anzahl von Haaren (0 — 10) in
wei«*e« Wachs und fertigt«* dann Querschnitte an. Er
untemichte die Haare des Hauptes bei R u s s e u ,
Ne gern, Jakuten, liei Südamerika ni ach e n
Indianern und l»ei Leichen alt-russischer
K u r g a n e.
Auf Grund zahlreicher Untersuchungen von Quer-
schnitten, die dem mittleren Drittheil de* einzelnen
Haare« entnommen waren, bestimmte er einen Haar-
Index, d. h. da* Verhältnis* des kurzen zum langen
Durchmesser der Ellipse — er ermittelte
1h*I einen» Gallas-Xeger 50,7
ln*i einem Km- Neger 55,4
bei einem Aral »er 59,8
1h i Russen (aus Moskau) wurd«* der Iudex be-
stimmt :
dunkelhaariger Knabe von 7 Jahren 66,6
Monde- Mädchen von 4 Jahren 64.8
erwachsene« mth haarig«-* Mädchen 61,5
hellbraun«* Frau 67,4
schwarchaariger Manu 62,6
dunk«'U>rauncr Mann 71,6
Danach schwankt der Haai'-Index bei den Mosko-
witern zwischen 61,5 und 71,6.
An den Haaren der Leichen au* allrussischen
Kunrunen (10 Proben) schwankte der Haar -Index
zwischen 61.0—73,8. im Mittel 66,2.
Folglich ist sowohl fiir die Moskauer, wie für
die Kiirgmn-Lrichen-Haare die n*gelinässig «»vale Form
des Querschnitt« charakteristisch; nierenfömiige uml
dreieckige Formen lindeti sich nur »eiten. —
Bei zwei Russen mit g«'hH‘ktem Haar wurde der
Haar-Index mit 73,5 und 76,0 bestimmt
Sehr nah«* der runden Form int der Querschnitt
bei einem Jakuten um! einem siulamcrikanisdicii Neger.
Jakuten ho. 2
peruanische Mumie 84,1
Paraguayancr 86,«'»
B«*i Jnkuten-Haareu ist der Querschnitt breit oval
oder kreisförmig.
Der Verfasser meint, das* der Untertuchong «1er
Form des Querschnitt* der Hann* di«* besondere Auf*
iiierksanikcit der Anthr«>|Mi]ogen zu widnt«-» ist
In Betreff «1er Dicke de* Haare* (Starke d«*»
Haar***) ist uns wenig bekannt. B a e 1 z -Japan 1m*-
stimmte die Dick«* de* Haare* bei 25—35 männlichen
Japanern mit 0,005 — 0,14 mm, lx*i Deutschen 0,075—
0.11 nun; bei einer japanischen Frau schwankt«! die
Di«*ke zwischen 0,016—0.11 mm.
Nach Heule ist das w«-iblichc Haar starker »1*
da* männliche — nach Pfsff ah«*r gerade umgekehrt,
bei Männern O.oh, Wi Weibern 0,06 mm.
Bei «len Autor«*n, welche die Dicke de« Haare«
prüften, ist nicht ang«*g«*ben, von welcher Gegend d«*»
Haupte» die Haare genommen sind ; doch i.»t daran
zu erinnern« da*» die Dick** de» Haare* in v er-
» u I) i c d e n «• n G«*gcnden der» Kopfe» verschieden
ist. Der Verfasser bestimmt bei einem 4jährigen
dunkel haarigeu Knaben die Dick«* «1«*» Haupthaan*».
Mittel
Müi.
Mm.
St im
0,06
0.03
0,08
mm
Scheitel
0,071
n.035
0,08
»
unterer Theil de« Nacken» 0,052
(0,03
0,07)
9
Schläfe
0.065
(0.04
0,10)
m
bei einer 26 jährigen Frau:
Stirn
0,088
(0.05
0.106)
„
Sclieit«*l
0,096
(o.OH
0.139)
«
Nack«*n
0,076
(0.047
0,18)
Schläfe
0.093
(0.06
0,12)
9
bei einem 28 jährigen dunkelbraunen Mann :
Stirn
0.080
(0.06
0,10)
■
Scheitel
0.092
(0,075
0.105)
•
Nacken
0,071
(0.037
0,085)
Schläfe
0.081
(0.04
0,10)
n
Die übrigen 8 Zahlenreihen müssen wir fort-
la»!H*ii.
F«»lgli«-h sind die Haan* arn «licksten (stärksten)
am S, hcitcl und Sch«*itclwirlM*l, «lann folgen nach
einander die Haan* der Schläfe, der Stirn und de*
unten*» Nackcngcgcud.
D«*r Haam-haft der a b » t e r b e n d «• n Haar«*,
die b«*n*its eine kolhige , verhornt«* Wurz«*l halten,
ist » p i n d «* I f ö r m i g . «las tritt besonder» deutlich
1k*i kurzen Haaren, z. B. den Augenwimpern, hervor.
(Die Zahlenreihen la*»e ich fort.)
Bei uo«'h lelH‘U*fähig<*n Haaren, mit einem Huar-
knopf (hohle Form der Wurzel) ist die Verengerung
d«** Haarxcliaft* in der Nähe der Wurzel entweder
gar nicht vorhanden oder »ehr gering. Man muo
dabei du* Haar im mittlcrvn Abschnitt des Ilaarschaft*
messen.
Zu «len wichtigen lta»*c Eigenschaften «los lliuuv»
g«'h«rt auch die Farbe: die Haare sind im Allge-
inciinn häufig schwarz uml «luuk«*lbraun, »eiten hell.
D«*r VerfaneMT gi«*bt eine OcM-reicht der Haarfarbe
nach Waldeyer, Deniker, Anutachin, Worobjcw u. a.
Besondere Aufmerksamkeit venlient alH*r auch
«las mikrosktmische Verhalten d«** Haar- Pigment»,
immli«h di«* Farbe, «lit* Gr6»s«* uml die Di«‘htigk«*it
uml «Ii«‘ Anordnung d«*» Pigment»,
Beim Menscben-Haar li«’gt da» körnige Pigment
gewöhnlich im peripherischen Abschnitt der Binden-
»ul «tanz — in dem centralen AWhnitt der Rindes
so wie in der Murkaubsianz ist nur wenig oder gar*
kein Pigment vorhanden. Viel seltener sind solche
Haar«* anzutrcffdi, Ihm denen «lic Pigm«,ntkörnch**n
gh'iclimässig über die ganze Rindenschicht verbreitet
sind. Nur ausnahmsweise liegrguct man aticli Haare*«
in denen da» Pigment central gelegen ist in der
Marksubstanz und in dem centralen Abschnitt der
Rindensubstanz, während die peripheren Abschnitte
sehr wenig Pigment enthalten od»*r völlig pigment-
frei sind.
Die centrale Anordnung der Anhäufung «le»
Pigment» i»t dem Haar der Thiere eigen tbümlich.
(Mau vcrgl. den 3. Querschnitt Fig. No. 3, Haare
Digilized by Google
Referate.
503
eine« Orang-Utang.) Der Vcrfasmf beobachtete diene
Thatsai-h«* auch an dem rothen Haar eine* Araber*.
(Fig. No. 4.)
In dem Abschnitt „Aus der fremden
Litteratur* (8. 95 — 109) wird besprochen :
O. Papi II aut. tyielqm** loia touchant In
croi»»ance et la la*aute du viMtfr humaiti. Bull, de hi
8oc. d'Antliropol. u Paris 1899. fas«-. 3.— (K. Luzeuko.)
Kami/.. Kin Beitrag xur Anthropologie dea
Ohre». Areh. für Anthr. XXIII. 1900.
Holl, llel/er di«* Lage der Olurvn. Mittli. «l«*r
anthmp. Ofwlbdi. su Wien XXIV. (W. W. Worobjew.)
Kamt*. Ursprung und Form der. Wiege
(Olohu» 1899 Xr. 15). (J. SdiniNrh.)
Im Abschnitt „Kritik u n d B i b 1 1 o g r a p h i e“
(S. 110 — 131) mram besprochen:
K i p I e y. The Rae«'« of Europe. London 1900.
(Anutschin.)
J. I) «* n i k e r. The Races of Man. London 1900.
(Anutschin.)
G. 8 e r g i. Specie e varieti* uniane. Torino 1900.
(AnutHchin.)
J. D e n i k e r. Le« rac«** de l'Rurope. I. L'indice
eephaliijuo «*ti Kurope. Pari» 1899. (Worobjew.)
I>. N. Nikolaki. Die Baschkiren. St. Friert»
bürg. Doet.-Dii»84*rt. 1899. (A. A. Iwanowski.)
J. I). Talko-Grjnsewitioh. Beitrag zur
Anthropologie der Nord-Chinesen. Die Chinesen in
K) äelita und Urga, (Arbeiten der K. Ran«. Gmgraph.
Geaellseh. in Kjiichta. B«l. II, 3. 1K99. Iwanowski.)
Die Vergangenheit un«l die Gegenwart «1er
»ihiriachen Eingeborenen. Material zum Studium der-
selben. I. Lief. F. A. Kou (Cohn). Physiologische
und biologische Thatsaclien über di** Jakuten (eine
anthropologische Skizze.) Miuu»»in»k 1899. (Xiknhki.)
A. K. Bauer. Zur Frage nach der physischen
Ausbildung d«*a weildiehen Geschlechts in «l«*r Ent-
wickelungs-Periode. Körpcrgri**»«* und Gewicht. Ihx-t.
Di»». Moskau 1900. (W. Was»ilj«*w.)
L. S t i e d a. Referate au» der Ru*». Littcrntur. I.
St. Petersburg. Bremisch w«*ig 1899 (A. A Iwanowski).
W. M. Z. Ripley. A selectcd bihliography
of the antliropology ainl ethnology <if Rumpe. Boston
1899. (A. A. Iwanowski.)
Der letzte Abschnitt. Nachrichten un«i Bemerkungen
bringt kurze Notizen über Prämien- Vertln-ilung, über
den Inhalt Verschiedener Zeitschriften, über ln*vor-
»tehendc Congr***»e u. s. w.
I. Jahrgang, H. Buch. Moskau 1900. (S. 1 — 118.)
5. Talko - Grynxewitaoh, J. D. : Die alten
Einwohner Central-Asiens. (8. 1
bi« 11.) Eine ethtmgraphinclic Skizze.
Der Verfasser giebt zuerst in gedrängter Form
eine übersichtliche Darstellung aller der Ergebnis»«»,
die ilurch «lic Untersuchung «1er Gräber (Kurgan«*)
Mittel- Asien» erzielt worden sind. Dann erürtert er
in Kürz«* «!«»• Mittbeiluiig«*n der chinesischen Geschieht*-
schrriber ttlwr die alten Volker. Aus allen dieaen
Einzel-Angaben zieht «l«*r Verfasser folgende Schlüsse:
In der ältest «-n Zeit h«*wohnt«*n 2 Völker Mittel-
Asien • ein t ü r k i * c h e s ( Turk-Taturcu j und «*in
ui o n g o I i s c h e ». Die Turktataren gewannen früh
die OIhtIuiiiiI und «raren vielleicht schon auf dem
Weg«* zu ein**r Imherrn Cultur; zwischen den noinaili-
sin*u«leii Stummen wurden eiuige ansässig; es <*nt-
«tand Ackerbau, international«* Handelsverbindungen
wunlen angrknüpft, Städte und Ortschaften entwick«*lt«’U
sich. Ausser der niedrig»tcu Form religiösen Glaulien«
— dem ScliHiiiBnisuius — fand Eingang «Irr Islam,
ausserdem der Ruddlii»mu» und auch »«»gar «in»
Christenthum. Allein die rohe Kraft der wihien
mongolischen Horden überwältigt«* nicht nur die
Türken, sondern auch ili«* ost europäischen Volker, v«*r*
dichtete die h«*ginnende Kultur — und hemmte auf
Jahrhundert«* laug die Entwicklung <lt*s Ostens.
Nachdem die Monarchie T » c h i n g i s - C h a n »
zu Grunde g«*riclitet ist, zerfällt die Tatarei in
viel«* klein«* lli-rrscliaftcn, die sich unter einander he-
kriegen und zeitweise unter die Macht China’* kommen.
Nach 30Ojährigem Kampfe vereinigt noch ein Mal
Dajan Ssexen • Chan im Jahr«* 1543 alb* kleinen
Fürstenthmiicr, aber nur auf kurze Z«*it. Nach seinem
Tode wird di«* Mongolei von seinen Söhnen gctlicilt.
Sobald aber in China die Dynasti*- I) a i z i n sich be-
festigt luu, fallt die ȟdliche Mongolei unter die
Gewalt Chinas. Die nördliche Mongolei (•*• Chalka)
kämpft lange mit den Giraten und Tshuugareti , bi»
auch »i«* schli« »»lieh der Uehermacht China» unterließ.
In Folg«- dieser Ereignisse ändert «ich die Karte
der nlb-ti Welt. Einzidnc türkische Stämme, von «len
mongolischen Nomaden Völkern gedrängt, wandern
Von Süden nach Nord«*n, — die zuriiekhleibemlen
nehmen die mongolische Oultur au oder verschwinden.
So wandern die Jakuten, die Tunguscn in <l«*n f«*ni«*n
Nonien; «li«* Buräten, die hinten an <b*r OslseiU* d«*s
Baikal lebten, hrviten sich zu Widen S«*iten des 8«*<*s
aus; sie vermischen sich mit den Tunguaen, auch
mit «len Nord-Mong**l«*n, den Chalko-Mongo|«*n, eignen
sich die Sprach«* und die Cultur «lern* Iben an — so ent-
steht «las jetzige Volk, der Moiigolen-Burjäte n.
Lu Norden der Wüste Goli breiten sieh Nord-
Mongolen (ChaJka) aus; sie halten sich heute für «iie
Vertreter der reinen mongolischen Rasse. I)a» alt«*
Territorium der Naimaneu und Figuren ist durch die
Tshungarert eingenomtnen ; zwischen «ler Wüste G«*hi
und «ler grossen Mauer lassen «ich die Tscliaren, di<*
Ordo» u. a. nieder. Auch iu den folgenden Jahr*
humlerten hat «Iie Vermischung, wie das freiwillige
Noma«li»iren der Mnngol«*n zu d«*n Buraten nicht
aufgehört. Die Dynastie Daiziti liat wohl absichtlich
die Vermischung lief ordert, indem »i** zur Beruhigung
«ler Motig«»len viel N«tiuaih*n von Norden nach Stolen
und anden* von Süd«*n nach Norden schickte. Die
am meisten westlichen Zweige der Mongolen, die
Giraten, drangeu bis zum Ufer des Don und d«*r
Wolga vor; sie heissen heute Kalmücke n.
Die gegenwärtig in Central - Asien kbenlrn
Völker l»e»tätigen mehr als je die Ansicht «ler An-
thropologen, da»» mau uicht die Sprache und «Iie Cultur
rin«*» Volkes und di«- anthropologische Ahstaimiimung
identificiren darf. E» giebt Völk«*r türkischer Ab-
»tummung, wi«* ihre nhysi»ch«*n Eigcns«‘)utfteu (Typus)
lehren, «Iie «lern Buddhinmu» zugi’tlian »ind und
mongolis«'h sprechen. E» giebt mongolische
Stämme, die «ich mit einander vermischt haben um!
längst nicht mehr an ihren alten Sitzen leben. Da*
•eben wir an «ton U r j ä n «• h e n , die »ich als Nach-
kotnm«*n der Uigun*n bezeichnen, au dm Djurbeten
(tshungariaeber Stamm), die »ich Giraten nennen
und im B«-zirk von K o h d «» leben, an d«*n Burjaten
und Tunguaen, «lie auch Mi*chling*ras*«‘n sind, und
au mehreren andern. —
6. Krassno w , A. N. : A n t h r o i» n I « g i s c h e
Untersuchungen und Messungen
in den Kreisen ('har ko w und
Walk i. (8. 12—22.)
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504
Referate.
Dar Autor hat im «Jahr 1890 wihrettd der Re-
krutirung mit Utiterstfitsnag einiger Studenten der
Universität Charkow eine Reihe anthropologischer
Messungen im Gouv. Charkow au»geführt. Die Er-
Hehniue sind damals theilweiie in der „Genera p h i*
»chen Sam in Jung (Sltortiik) der Studenten“ ali-
gedruckt worden. Er hat Alle« in Allein, nachdem
er in den Jahren 1898 — 99 noch ergänzende Messungen
gemacht hat, 1500 Menschen untersucht. Die Unter-
suchungen sind noch nicht beendigt — e» sind nur
Einzelheiten herauagegriffen.
Die Bevölkerung Charkow’« ist vorwiegend eine
kleinrussische, andere Elemente sind nur
ausnahmsweise anzutreffen. Die Aufzählung der
laugen Reihe von Ortschaften, in denen die Unter-
suehuugeu statt gefunden hat, lassen wir ln-iacite.
ZuniicliHt wird iler (Vphalitidex erörtert. Die
Original -Za hielt Bind nicht mitgctheilt, nur die Er-
gebnis»?, wobei leider nicht gesagt worden ist, oh die
Zahlen den einfachen aus der Länge und Breite
de« Kopfes berechneten Index oder einen redu-
cirten lud x dantcllcn.
In der Gruppe von Olschansk wurden
485 Menschen gemessen : die Cephalindiees sebwanken
l*ci 409 Individuen zwischen 80— 90; am grössten
ist die Zahl »1er Köpfe mit Itidiccs von 88 82 — iui
Mittel ist der Index 84—85. Ein einzig»1« Individuum
batte einen Index von 74, darunter keines. Individuen
unter 79 waren 25 vorhanden (5,/|%)l Individuen
Ül»er 90 gab es 15. folglich 31/, •/*. — Alle die ge-
messenen Individuen waren Kleinrusiu*n nach ihrer
Sprache, ihrer Kleidung uwl ihrem Familien-Xamen. —
Iu diT Gruppe vou L ij* x y wurden 389 Individuen
gemeinen; davon hatten 2»4 Individuen einen (’ephal-
index von 80 — 90. «bet* einen Imlex unter 79 hatten 81,
also 20,8 */#. Eine Erklärung für diese Zahlen ist in
»l»*in Ctmlande zu finden, dass zu dieser Gruppe nicht
allein Kleinruasen, sondern auch Grossrussen
gebürten.
Zu d»*r Gruppe, in der das gros»russU»che Element
fehlt, muss auch Walki gerechnet werden. Auch
hier walten die Cephalindices von 80 und höher vor:
unter 2*4 lndiv. hesassen nur 28 einem Index unter 80;
sehr gross war die Zahl vou Personen mit einem
Index von 88—89. nämlich 25; einen Index über 90
hatten 8 lndiv. Die Zahlen kamen den Zahlen der
Gruppe von Oisehanak sehr nahe.
In Betreff »1er A ii g e n f a r h e zeigte sieh ein
l’eWrwiegew der hellen (grauen und h I a u c nt
Augen. In der rein klcinrti «tischen Gruppe nimmt
nach d»*r grauen Karin* die grüne die zweite
•Stelle ein: dann erst kommen die braunen Augen.
Da* l*o Weist am sichersten die nachstehende Taltelh*.
—
Farbe
der A
u g e n
Charkow 1
iw
| OUrliany |
Walki
| Balioi |
[Dergatschi Summa
graue um!
blaue . .
10»
23»
151
52
79
39 887
grüne und
hellblaue
J 53
79
141
40
27
45 385
braune .
75
«0
24 i
29
8
13 j 208
Von der Bevölkerung Charkow’* und Umgebung
hahen 53,8 •/# graue und blaue Augen und nur 18,5 # 0
braune, der Rest von 80 #,« fallt somit auf die gri’men
und hellbraunen Augen. Bemerkenswert h ist da*
Verwalten »1er grünen Augeu. wie di»* grosso Ver-
breitung der blauen Augen l*ei den Imlivi»luen in
kleiurusBisehen Dörfern.
Iu Betreff der Haare
t.ipn-
P**rzst«ehij Raboi
< »Isohnny
Charkow
blond
45
28
Kl
54
106
hellbranb
isimmt-
fsrbi|;i
85
89
j 53
89
117
schwarz
10
1 "
2
13
Es zeigt »ich, dass ähnlich den dunkeln Augen
auch schwarze Haare eine Seltenheit indem betreffenden
Gebiet sind. Es überwiegen »lie verschiedenen Nuancen
d»*r kastanienbraune!] und reinhraunen Farbe. Wider
Erwarten sind, trotz des vorwiegeuden kbunruasischeu
Element«, graue Augen und l»rauno Haar** überall
vorherraehend , die dunkeln Elemente spielen mir »lie
Rolle einer Beimischung, die sich in der blonden
Urbevölkerung aufgelöst hat, entweder verschwunden
ist oder «ii«* kastanienbraun«- Farbe erzeugt hat.
Der Verfasser stellt nun die Augen- und Haar-
farbe zu verschiedenen Gruppen zusammen und kommt
zum Srhlti«K zu »1er Ansicht, dass die vorwaltende
Combination graue Augen mit h I o n d e n
Haaren od«*r graue und braune Augen mit
k a s t a u i e n b r a u u e u linurcu sind.
Ein bestimmt feststehendes Verhältnis* zwischen
«ler Kopfform und der Augen- un«l Haarfarbe konnte
der Verfasser nicht ermitteln.
Zum Schluss erörtert der Verfasser die bei der
Messung der Kürpergrösse, de» Brustum-
fangs und der B «• i n 1 ä n g e gewonnenen Zahh'ti.
Die überwiegende Zahl der Rekruten hatte eine
Körpergröise v»*n 2 Ar*chin 5 Werschok «»der 2 Arschin
4 Wemehok (157,8 — 182.0 cm f. Von «li»*s**tn Mittel
fiel di? Zahl »ler Individuen nach beiden Seiten schnell
ah — nur einzelne wenige hatten 2 Arsch. 9 W.
(179.8 cm) und 2 Arschin ha. 140 emh
Körpergrösse
1 Iiiyiy
Ibwgatuchl 1
Halioi J OtsduuiT
2 Arsch.
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—
2
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2
—
—
—
Die Ergebnisse der Messungen des Brustumfangs
und der B»*ine können wir bei Seite lassen. Der
Brustumfang erscheint hei d»*n Russen etwa» grösser
als b»*i den K lei nru »sen. Die Msastr der Beine Indien
keim* B»*deutung.
Andere Maasae wenlen nicht eiörtert.
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Referate.
505
Don Schluss macht der Verfasser, indem er sieh
bemüht, bestimmte Typen unter der Bevölkerung des
Oouv. Charkow festxustellen. Er unterscheidet 4 Typen :
1. Typus: Blonde, glatte Haare, graue Augen,
weis»' Ilnut färbe, Kopf mehr oder weniger rund;
vortretende Backenknochen in rundem Gesicht ; Bart-
wuchs spärlich, Nasenrücken grade oder leicht concav,
breite Brust, regelmässig geformte Ohrmuscheln. Ob-
gleich die Haare blond sind, so erscheinen sie mit-
unter l>ei strohgelbem Grund leicht goldig-röthlicli.
Dieser Typus wird entschieden in Olscliany und
Buboi angetrofFen.
2. T y p u s : Blonde Haare, graue Augen, das
Gesicht länglich, die Backenknochen weniger ver-
tretend; Nasenrücken leicht convex, selten grade.
Die Bartentwickelung schwach ; brachycephaler Kopf.
Dieser Typus wird in Lipxy, Olscliany. »eiten iu
Bftboi angetrofFen. Beide Typen (1 und 2) mit ihrem
Kopfindex von 88 — 90 sind charakteristisch für das
Gouv. Charkow — es sind die eigentlichen Kleinru»«en.
8. Typus: Gesicht mehr oder weniger rund;
Backenknochen stark entwickelt- Augen blau, selten
grünlich braun, Nasenrücken grade oder leicht concav;
Haar»- glatt, kastanienbraun oder dunkel, fast schwarz.
Bartwuchs schwach. Hautfarbe etwas dunkel. Körper-
grosse mittel, Kopfindex int Mittel 82. Dw Verfasser
meint, dass dieser Typus kein reiner sei — er sei
wahrscheinlich «las Produkt der Vermischung des
eingeborenen blonden Elements mit dem sehr selten,
nur sporadisch vorkoin inenden Element«', detwm Eigen-
schaften seien: ein langer Kopf, braune Augen, schwarze
Haar«*, dunklere Haut- uud Gesichtsfarbe. Dieser
schwarz haarige Typus, der von vielen für den «'igeiit-
lieh kleinrusnischeii gehalten wird, ist hie und da in
Charkow selbst anzutreffen — im Allgemeinen ist er
gatuc mit den andern Typen verschmolzen.
4. Typus : Gesicht oval, Backenknochen wenig
vertretend. Haan* rüthUeh blond, leicht lockig. Bart
schwach, aber stärker als bei d«*n vorhergehenden
Typen. Augen blau, Brust breit. Dieser sehr schöne
Typus ist in reinem Zustand«' sehr selten, »«*hr ver-
breitet sind dagegen allerlei aus ihm hervorg«*gaugeno
Mischformen. Es giebt Individuen mit braunen Augen,
dunkelkastanii iibrauuein Haar; sie unterscheiden sich
aber von den Vertretern der andern Typen durch ihr
lockiges gekräuseltes Haar, durch das runtlliche, regel-
mässige Gesicht mit wenig henrortretenden Backen-
knochen.
Dies*1 4 Tyjten sind in den eigentlich klein-
russischen Ansiedelungen zu treffen.
Ausserdem kann man noch 2 g r o s » r u s s i s c h e
Typen unterscheiden. Der e i u e Typus ist durch
folgende Merkmale «harakterisirt: doliehoccphalor
Kopf, Haarfarbe ziinmtbnftun bis strohgelb, Gesicht
rundlich oval, gleichmäßiger, weicher, starker Bart-
wuchs. Der andere Typus dagegen: rundliche
Gesichtsform, rmnlliehe Kopfform neben den andern
oben genannten Kennzeichen, Durch Vermischung
dieses zweiten Typus mit dein kh'inrusaischcii Typus
entstehen Formen, die für dio Beobachtung leicht
verwirrend wirken.
Jüdische, wi«* auch zigeunerische
Einflüsse sind sehr wenig zu beobachten, abgesehen
von den Bewohnern der Stadt Charkow.
Schliesslich ist hervorzti heben, dass in anthro-
pologischer Beziehung die Grossnissen und Klein-
rusacn keineswegs identisch sind, ferner, das» für die
Lokal-Bcvölkcrung Charkow1* einige Grundtypen nach-
Archiv fftr Anthropologie. Bd. XXVH.
xuweisen sind, als deren Mischung die allgemeine
Misse der Bevölkerung sieh heraus* teilt.
7. Nikolskj, D. : U e b e r die Tachnktschen
de» K o I y m s k e r B e z i r k ». (S. 23 — 2#.)
Vor einiger Zeit ist auf Kosten des Herrn
J. AL Sibirjäkow eine Expedition ausgerüstet worden,
deren Zweck eine Erforschung de» Tschuktschen-
Gebiets war. Ein Mitglied dieser Expedition, Herr
W. G. Bog«»ras. hat insbesondere die Tschuktschen
des Kolymsker Bezirk» untersucht. Dem von Herrn
Bog« »ra« abgekarteten Bericht entnimmt «1er Verfaascr
de» vorliegenden Aufsatz«»» folgende Mittheilungen :
Im Bezirk von Kolymsk (Kolyma) sind die
Tschuktschen als neue Ankömmlinge zu betrachten.
Von dem »eit Alters her durch die Tschuktschen l>e-
wohnten Gebiet ‘gehört nur die Insel A»on am west-
lichen Rand der Tsehaun-Bucht zum Kolymsker
Bezirk. Seit den zwanziger Jahren de» XIX. Jahr-
hundert» fiiud die Rennt hier-1 Tschuktschen in Folge
der starken Vermehrung ihrer Heerde« allmählich
nach Westen und nach Süden vorgedrungen , haben
die ganze Wsldxoue des Kolymsker Bezirks einge-
nommen und dabei die eigentlichen Bewohner dieser
Gegend, die Lamuteu. zurückgedrängt. Die Zahl der
Tschuktschen im Gebiet von Kolymsk beträgt nach
«len Ermittelungen de» letzten Jahres über 8000. Die
Hauptmasse der Standlager der Tschuktschen befindet
»ich in der Gebirgszoue. Die Bewohner verbringen
den Sommer am Ufer des Occans; mit dem Eintritt
der ersten Kälte wandern sie beim iu da» Innere
des Landes, verleben daselbst den Herbst und Winter
und kehren im Frühjahr wieder au die Küste zurück.
Ein anderer Thoil, und zwar ein kleiner Theil der
Tschuktschen, die sogeiianuteu Toion-Tschukt-
Sehen, leben au der Waldgrenze am Ursprünge des
Flusses Olli. Der dritte Theil der Tschuktschen lobt
im Westen am Kolyma- Flusse; eigentliche See- oder
Mccr-Tsfhuktechcn (russ. primorskije T.), solche, die
stets am Meerosufer wohnen, giebt es im Kolymsker
Bezirk nicht.
Der Beobachter hat 1. die Sprache (Folklore),
2. die Lebensweise, Sitten uud Gebrauch« untersucht,
3, anthropologisch«* Minsungen vorgenommen. Die
Zahl der Beobachtungen ist nicht gross, es wurden
40 Tschuktschen, 81 Lamutcn und 35 Russen unter-
sucht. Auf Grund der Messungen, (die nicht mit-
gethoilt sind, — ) schreibt der Boobachter den
Tschuktschen eine gute Körpergrösse und einen
kräftigen Körperbau zu. I)a» Gesicht bietet eiue Ver-
mischung verschiedener Typen dar — allgemein
charakteristische Züge sind mit Schwierigkeit zu
finden. Unter den benachbarten Völkern sind die
Jakuten den Tschuktschen am ähnlieh»teu. Dm Breit«*
der Buckenknocheu (Gesichtsbreite) ist bei den
Tschuktschen geringer als In-i den Tunguaen und
Lamuteu. Die Nase ist scharf mit einem Indien
Höcker. SchicfgcHtellte Augen »ind seltener als solche
mit horiz«>ntaler Lidspalte. Dio Augenfarbe ist fast
immer braun, die Haarfarbe schwarz.
Die Behaarung im Gesicht ist ziemlich spärlich,
mau findet meist nur Schuurrlnirte, und überdies nur
bei alteren Leuten. Ausnahmsweise trifft man kleine
runde Bärte. Das Haupthaar ist mitunter wollig uud
oft lockig. Die Augenbrauen »ind dicht; die Haut-
farlnj ist im Gesicht verschieden — bräunlich mit
einem Stich ins Brouzcfarbige. In Betreff des Ge-
sichts kann man sagen, «las» der Qeaichtsausilnick
ein harter ist; die Stirn ist niedrig, der Schädel ge-
64
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506
Referate.
druckt, der Unterkiefer massig, und der untere Theil
des Gesicht» unverhältni*»mä»sig gross.
Bei den Weibern »st di r mongolische Typus »ehr
scharf ausgesprochen : du (hticht ist breit, plattnasig
mit weit geöffneten Nasenlöchern; doch findet man
sowohl unter den Männern wie unter den Weibern
einzelne — auch vom europäischen Standpunkte aus —
mit hübschen Gesichtern.
Die Tschuktschen haben von verschiedenen Krank-
heiten viel n leiden. Bewiuders verderldieh sind
ihnen die Pocken; int Jahr** 1884 starben an den
Pocken zwei Drittel der Bewohner <ln Bezirks Unter-
Kolymsk. Ferner ist die Syphilis sehr verbreitet.
Von Zeit zu Zeit wüthet unter ihnen auch eine Art
Grippe, die viele Opfer fordert. Auch eine besondere
Hautkrankheit befällt namentlich die Leute höheren
Alters.
In Betreff des Charakters »1er Tschuktschen hebt
der Beobachter ihn* Wildheit in Verbindung mit einer
gewissen Streitsucht hervor. Sie können aus einer
ganz geringfügigen Ursache in einen aufgeregten Zu-
stand kommen und zu streiten anfangen. Der wtithend
geword«*ne Tscliuktache brüllt, fletscht grimmig die
Zahne, weint vor Zorn. Charakteristisch für *i»> ist
auch die Abneigung, sieh irgend einem fremden Willen
zu unterwerfen. Bei feindlichem Zusammentreffen
mit den Russen leisteten sie heftigen Widerstand,
die gefangenen Tschnktschen übten Selbstmord. Sie
verachten das Leiten und sind sehr geneigt, aus un-
bedeutenden Gründen dasselbe aufzugelten. Zu ihren
hcrvorragemlen Eigenschaften gehört auch die Gross-
nrahlerei, das persönliche Selbstbewusstsein und das
Bestreben, die alten Volkaritten zu erhalten. Trunk-
sucht ist sehr verbreitet unter ihnen. Andererseits
zeichnen eie sich durch Widerstandsfähigkeit, durch
Festigkeit beim Ertragen physischer Leiden aus. Für
eine Kreisscmle z. B. gilt e» für * hi tupf! ich. zu stöhnen
oder zu seufzen, uml wenn sie dem Sterben nahe
wäre. — Sie sind sehr zur Spötterei geneigt, geben
«ich gern allerlei Beinamen. Zu »len sympathischem
Charakterzüge u gehört ihr Flein*. Auch sind sie
gastfrei , »loch iu beschranktem Maas*»'. Jeder »larf
l>ei ihnen eintreten und am Mahle theilnchmcn, doch
nur zur gewöhnlichen Essenszeit. Zu anderer Zeit
muss »1er Gast warten.
Ihre Sprache ist noch wenig untersucht.
Der Abstammung na»‘h sind die Tehuktschen nach
der Meinung des Beobachter* jedenfalls Misch-
linge— asiatische wie amerikanisch«? Volks-Elemente
sind hier xusniniiiengeflosseri. Nach der Ansicht »les
Dr. S I j u n i n sind die Tschuktschen der Behrings*
Me**renge nicht vor dem XIII. Jahrhumlert aus
Amerika nach Asien hinübergewandert. Das Wort
*T * c h n k t s c h o“ kommt aus dem Worte
JP ■ 0 hu W 1 1 c h u “ , d. h. reich an Kennthiereu.
S« benennen sich die Rennthierechuktaehen im Gegen-
satz zu den Meer-T»chuklsrhen, welche die A k k a I y t,
d. h. die arn Meer Wohnenden, heissen. Jedenfalls
steckt in den Meer-Tsehuktsehen ein Element, »las
»len Eskimo» Amerikas (Aiwa uml Peek) entstammt.
Das i«t. insbesondere au* den Eigennamen der
Oris»,haften wie der Personen zu »chliessen. D»*r
Hundcattspnnn der Tschuk tuchen ist derselbe wie
hoi den Amerikanern. Geg«’nwärtig sind die Rennthier-
und Meer-TwhukUcheu mit einander so vermischt,
dass sie nur e i n Volk ausmachen. —
Die Rcligionsgehräiiche »ler Tschuktschen stellen
in ihrer Gcsawmtlieit eiu ganze* System dar. Ihre
Festtage bilden einen Cyklus, »ler im Herbst mit »lern
Schlachten der jungen Rennthiere beginnt und im
Frühjahr mit einem Fett endigt.
Die Feier der F«‘sttage ist begleitet von allerlei
Gebrauch«1!!, Opferungen von Rennthieren, Hunden und
symlMilischen Figuren, «iie aus Fell, aus Fleisch, au*
Blättern nnd sogar au* Schnee angefertigt werden
uml die Stelle der Opferthiere ersetzen Aussenh-tn
werden allerlei G «hacke aus Blut, Fett uml Wurzeln
za Opfemwecken angefertigt — aber auch sehr gern
gegessen.
Der Beobachter hat sehr genaue Beschreibungen
aller Feste und aller Opfergebräuche gesammelt. Be-
merkens werth sind die B e e r <1 i g u n g s gebrauche.
Die Leichen werden entweder verbrannt »»der. in Felle
eing»‘ wickelt. aufs freie Feld geworfen. Der Bericht-
erstatter führt viele Einzelheiten au. die wir nicht
alle wiedergehen können.
Sehr verbreitet ist unter ihnen die Vorstellung
von bösen Geistern, die ül»er die Erde wantlem und
Krankheit und To»l mit »ich führen. Davor schützt
man sich durch den »Schamanen. — Der böse Geist,
»ler einen Menschen überfällt, strebt danach, die
Meuschenseele zu verschlinget». Aber der Mensch
hat 6— ff Scalen (Uwirit), sie sind freilich klein wie
eine Mücke, aber ganz menschenähnlich. Der Mensch
kann eine oder zwei Seelen eitibüssen, ohne Schaden
an seiner Gesundheit zu nehmen, wenn über zu wenig
U wirken (Seelen) nach bleiben, so beginnt »ler Mensch
zu kränkeln.
Der Schamonismus der Tschuktschen besitzt viel
Originelle». Die männlichen Schamanen *iud ausge-
zeichnete Bauchreilner, die weiblichen nicht. — Ver-
wandlung eines Mannes in eine Frau, Eingehen einer
Ehe mit einem so verwandelten Mann auf Befehl des
Geistes u. s. w.
Auch da* Familienleben hatte viele Eigentümlich-
keiten. Es besteht unter auderm der Gebrauch, eine
sog. «Wechsel-Ehe* einzugehen : zwei oder
mehr Männer treten mit einander in Verbindung, so
dass sie alle in gleicher Weise ein Recht auf ihre
Frauen gewinnen. Dies Recht, wird ausgeübt bei
jedem Zusammentreffen der Betbeiligten, z. B. ln*i
einem Gast besuch u. s. w. Auch ein unverheiratheter
oder verwitiwetcr Mann kann eine sog. Wechsel-
Ehe eingehen. wenn er an einem und demselben
Ort mit einem Verkeiratheten labt — solch eine Ehe
gewinnt dann die F»>rm einer wirklichen Vielmännerei
(Polyandrie!. Die Weiber verhalten »ich diesem Ge-
brauch gegenüber sehr entgegenkommend — sogar
die russischen Weiher, die mit Tschuktschen eine
Ehe eingehen, unterwerfen sich gern diesem Gebrauch.
Andererseits aber gieht cs Beispiele, dass die
Ttchuktschen -Weiber, wenn ihnen die Männer un-
brauchbare „eheliche Beiwohner“ aufdrängea
»ich »las Leben nehmen.
Eine sehr gebräuchliche F»inn der Ehe ist die
Veriieirathung „Mind»rrjähriger“, die mit einander
nufwraehsen und erst später zu Ehegatten werden.
Die Keuschheit der Mädchen wird von «len Tschuktschen
sehr wenig geschätzt. Auch Vielweiberei ist bisweilen
anzut reffen, »loch h«-*chriitikt sich der Mann meist auf
2 Weiber. Die Miinner nehmen sich gern fremde
Frauen, von den lammten, Tungusen und Russen.
Auffallend ist, »las« die Jakutinnen niemals mit
Tschuktachen eine Ehe eingehen. — Die Frau spielt
eine ziemliche untepjrückte Rolle Die Ehen sind
kinderreich: die Kinder wurden sehr gut behandelt,
so lauge sie noch klein siml: vom 10. Leltensjahrc
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Referat«.
507
au worden sie abgehärtet, und es beginnt die Arbeit
dt« Leliena.
Charakteristisch tat auch die Sitte des frei-
willigen Tode* der Greise und Kranken. Es
ist keine Pflicht, aber ein gewisses Recht, dass sie
von der Hand ihrer nächsten Verwandten den Tod
verlangen, wenn sic das Leben nicht mehr ertragen
wollen. —
8. Minako w, P. : Die Nägel der mensch-
lichen Hand. (8. 30 30.) Mit einer Ab-
bildung.
Die Abhandlung bietet nur anatomisches, kein
anthropologisches Interesse. Uelwrdie* ist eine lieber-
setzung derselben abgedruckt in der Viertel-
jahresschrift für gerichtliche Medizin
von Schmidtmann und Strassmann. III. Folge.
XX. Band. Jahrgang 1900 S. 213 228, unter dem
Titel : „Ueber die Nägel der Mensch eu-
h i n d.“
Die dem I* r o f. A n u t s c h i n bei Gelegenheit
der Feier seiner 25 jährigen Thütigkeit dargebrachten
Ehrenbezeugungen. (S. 40 — 08.)
Aus der fremden L i 1 1 e r a t u r. (S. 69—93.)
II. K laut sch. Die Stellung des Menschen in
der Reihe der Säugelhiere. (Globus 1 899. Bd. XXXVI.
Mitth. der Anthropohtg. Gesellschaft in Wien. 1900,
Bd. XXX.) (A. Iwanowski.)
Riplcy. Anthropologie der Juden. (Globus
Bd. XXXVI. 1899.) Mit Abbildungen.
D. H v 1 m. Geber die Bedeutung der chemischen
Analyse bei verschiedenen Untersuchungen. (Mitth.
der Anthro|*olog. («»■sellschaft in Wien. Bd. XXX.)
(J. SiliniUcli.)
Nekrologe. (8. 91—98.)
Dr. 8. J. K o r s s a k o w, Prof, der Psychiatrie
an der Universität zu Moskau, gest. am 1. Mai 1900
— 47 Jahre alt. (W. W. Worobjew.)
Pitt- Rivers, General, Archäolog (von D.
Anutachin).
P h i I i p p e S a I in o n, gest, 5/17. Februar 1000
in Paris (von A. Iwanowski).
Kritik und Bibliographie. (8. 99 — 108.)
J. J, 1* a n t j u c h o w. Die Rassen des Kaukasus.
(Kaukasischer Kalender auf das Jahr 1900. 16 8. 8*.)
(W. Worobjew.)
A. Ta re n e x k y. Beitrag zur Skelett- und Schädel-
lehn* der Alcufcn, Kurnägeu, Kenai und Koljurehcn,
mit vergleichend nnthropolog. Bemerkungen (Sapiski
d. K. Akademie der Wiaa. zu. St. Petersburg. Bd. IX.
1900.) (von Iwanowski).
W. P f i t z n e r. Einflu«* des Lebensalters auf
den anthropologischen Charakter. (Zeitschrift für
Morphologie und Anthro|Hj1ogi»*. Bd. I.) (Iwanowski.)
W. P. Wsewolnschskj. Geber die Form-
verändeningen de» Schädel», die durch natürliche Ur-
sachen erzeugt werden. (Doctor-Dissert. 8t. Peters-
burg 1899.) (W. Worobjew.)
N. P. Bot w i n n i k. Materialien zur Frage
nach der Kurzsichtigkeit der Juden. (Wratsch 1899.
No. 42.) (A. Klkind.)
S. M. T s c h ii g u n o w. Materialien zur An-
thropologie Sibirien». X. Die Kurgane des Bezirks
von Karnak, Gouv. Tomsk. (Nachrichten zur K.
Univcrs. zu Tomsk, XVI. Buch. Toui»k 1900.) (A.
Iwanowski.)
W. J. Wassiljcw. Zur Frage nach dein
Einfluss der Volkwehule auf die physische Entwicke-
lung der Schüler. (Hera usgegeben von dem Mcdie.
Departement des [russ.j Ministeriums des Innern.
St. Petersburg 1900.) (W. Worobjew.)
G J. Roitowiew. Gelier den körperlichen
Zustand der Schiller in den Landschulen de* Kreises
Dmitrow (Gouv. Moskau) und ein Versuch, die Ab-
hängigkeit de* Zustande« von der Schulordnung, den
klimatischen und w’irthrehaftlichcn Bedingungen zu
erklären. (Dnawnik — Tageblatt »1er VlL Ver-
sammlung Russischer Aerxte zur Erinnerung au
Pimgow'. Kasan 1899.) (W. Wiariljt'w.)
N. K »» n s c h i n. Ein»* Bemerkung üIm*t den
Ursprung der Geschlechter der Mittleren Kirgi-
seu- Horde. (G<-dcnkbuch — Albuin des Gebiets
von 8euii}»alatiit*k auf da* Jahr 1900. Semipalatinsk
1900.) (A. Iwanowski.)
Dr. P. Rohrbach, Armenier und Kurden.
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu
Berlin 1900- Nr. 2— 8.
Die kurze Kritik lautot wörtlich: E* i»t ein »ehr
oljcrfläch lieber Aufsatz, der liekund»»t, dass der Ver-
fasser init der Litt»*rutur des Gegenstandes Kitlkouimen
unbekannt ist und dsa er nicht zu beobachten ver-
steht. Der Aufsatz enthält nicht eine einzige That-
sachc von wissenschaftlicher Bedeutung. Sonderbar
ist n, dass der Aufsatz in «len Schriften einer so
soliden Gesellschaft erschienen ist. — Iwanowski.
Nachrichten und Bemerkungen. (S. 109
bis 118.)
Errichtung eine* Denkmals auf dem Grabe
A. P. B o g »1 a n o w's. Vorlesungen Bbcr Anthro-
pologie an höheren Lehranstalten. (Waldeyers Rede.)
Von der sibirischen Scction der Orean-Expedition,
«lie von der Verwaltung des amerikanischen Muren ms
für Naturg»*scltichUi unter Beihilfe der K. Hus».
Akademie der Wissenschaften und der K. R. Geo-
graphischen üesollachaft ausgerüstet ist. Anthro-
pologie und Medizin. Der XII. archäoh »gische CJon-
gn*ss in Charkow 1892. Ein Denkmal für Huxley.
1)»»’ anthro pol. Gesellschaft der miüt. -mod. Akad.
in St. Petersburg. Die autliropol. Section der Mos-
kauer Gesellschaft für Naturwissenschaften.
I. Jahrgang. 111. Buch. M«iskau 1 D00- (136 S.)
9. Aristow, N. A.: Ethnologisches über
den Pamir und die angrenzenden
Gegenden nach alten, insbesondere
nach chinesischen historischen Ur-
kunden. (S. 1-74.)
Di«**»* ausserordentlich fleissige und umfangreiche
Abhandlung ist noch nicht beendigt — «lie beiden
ersten Kapitel sind in «lern vorliegenden 3. Buch, das
dritte Kapitel im folgeuden 4. Buch obgcilruckt.
Der Inhalt ist nur geschichtlich, eiu kurzer Aus-
zug nicht möglich. Wir begnügen uns hier mit einer
kurzen Anzeige. Der Verfasser giebt zuerst eine
geographisch -naturwissenschaftliche Schilderung des
Pamir- Gebietes und der angrenzenden Gegenden
unter ganz besonderer Berücksichtigung der zum
Pamir führenden Wege. Weiter bringt er sehr aus-
führliche geschichtliche Nachrichten über die erste
Dynastie Chan, während «les ersten Jahrhunderts
vor Chr. Geh. Der Pamir und »las Gebiet des
Kaschkari sehen Gebirgszuges , wie auch die Tluss-
bassins de* Jarkand - Dar ja um) Tisnaf waren in
64*
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Referate.
ältester Zeit bi» in «Ist ernte Jahrhumh-ri vor Chr.
Geb. bewohnt von etnrm Volke Zijtche, des den
Tibetanern sehr nabe *faml. Das Alui-Thal und
die FluNsthkler ilti oberen «ialliilnoi KyijrUSsi oder
N ans- Dar j a gehörten daneben einem Türken- Volk,
den S a i oder Säc.
10. Solan d, N. L.: Beitrüge xnr Anthropologio des
west sibirischen Bauern. (8. 75— SSL)
Der bekannte in Wrrny (Türke« tau) lebende
Arzt und Anthropotog Dr. Sei and tlieilt hier «sehr
sorgfältig ausgeführt U n tersuel t u ngen über die west-
libiriicbeu Bauern mit. Er untersuchte 241 Soldaten
der Stadt W»*my, die zum Theil aus verschiedenen
Kreisen des Goov. Tofaoltk und T«»iii>k, zum Theil
aus dem (rouv. Orenhurg. G»mv. Penn (das Kelutid
halb-sibirisch nennt), aus dem Serairetaehinak-Gebiet
stumm ten. Es handelt sieh hierbei d urch weg um
Einwanderer aus dein eigentlichen Russland. Wir
geben hier nur 2 Tabellen über die Haupt maus*»
wieder.
Ü3
M 1 St
3 -Ö
Männer.
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Briwt um fang
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108
141
44
35
70, t
07,7
OO.i'
77,0
Könjergrösse
1581
Broittr de* Thorax
2)7
f gr. IdUigsdurcbmeNser
181
Kopf '
! gr. QnrrdarchmcMter
148
1 kleiuster Stirndurchmcsser
101
Gesicht
| Läng«*
1 Breite
174
129
Ka»c
f Länge
1 Breit«
41
61
Indices :
1 Min,
74,2
C*'phaliii«lex j
[ Maxim.
88,7
\ Mittel
80,9
GeslchUindex
74,1
Nasen ind ex
71,5
I)us Endergebnis» ist, das* »1er Typus des wwl*
»ibiririschen Soldaten (Bauern) der»l»vi»cn-ru»i»cbe ist
Der Verfasser hat in »ehr verständiger und durchaus
loben »weither Weise nur die Hauptinaa&m des Kopfes
und des Geeicht« genommeu, die KörpergrfHSBC t *b-n
Brustumfang und die Druckkraft »1er rechten Hand
gemessen. Bei Weibern hat er statt dos Brustumfang«
den Abstand der Achselgruben mit Hülfe eines grossen
Tastcnzirkda gemessen. Eine besondere Aufmerk*
samkeit liat der Verfasser auf die Form des Kupfer»
verwandt. Zn Berücksichtigung der vielfachen Ver-
suche, auf die Kopfform gewisse Einthcilungcn zu
gründen (S«*rgi), ist es nicht ohne lotenpwe, grade
diese Au sei u and er« e tzn ngen Seiend'« hier in Kürze
vriederzugebea.
Bei der Feststellung der descriptimi Kftuurwfam
dos Kopfe» betrachtete der Verfasser «lei» Kopf von
der Beite, tob v o r n und von u bet».
I. Bei »1er Betrachtung von der Seite be-
stimmte er die Neigung der Stiru, das Hervortreten
der Attgeubraucn-Bbgeti, die Form de» Hinterhaupts
und die Profil- Ansicht »In oberen Kopf theil» (Scheitel-
gegend — Repo eiHcrania). Velier ditwn Theil
spricht sich der Vena» »er etwa» uüher aus: Ra ist
ln-kunnt. dass tenwbiedfw anormale Kopfformen be-
schrieben sind, nüinlieh bei der Profil- Ansicht :
1. Oxyoephslia, der hintere Theil de» Scheitels
ist mehr oder weniger stark erhöht. —
2. Cy mb oc e ph a 1 i a ; bei dieser Form geht
die Erhöhung «ler Scheitelgegend unmittelbar in die
stark zurück weichende Stirn über. (Nach Bertühm
Tete cn bfaace.)
3. Aarocephalia (nach Bertillon honnet k poi)«).
Schädel hoch, kur/, uud spitz sulaufend; allein die
Spitze ist nicht hinten, wie bei den Oxycephalen,
sondern vorn.
Ausser den angeführten Formen giebt es über
noch andere, bei denen die Scheitel* und Stirn-Gegend
einig»' interessante Abweichnngen, aber noch im
dem Bereich de» Normalen, zeigt. Die wichtigsten sind :
s) Die Scheitelgegend erscheint eben, mehr oder
weniger horizontal; «liese Form i»t nicht zelten ver-
einigt mit einer mehr oder weniger senkrechten 8t im
— eine rocht hübsche Kopfform.
b) Der hintere Theil der Scheitelgegend ist
höher als gewöhnlich, ohne jedoch deu Graul «ler
Oxyccphahc zu erreichen; der mediale Abschnitt des
Scheitelbein« i*t erhöht,
c) Dpt mittlere Theil »ler Scheitelgegend ist
höher als die übrigen, der Kopf gewinnt «las Aussehen
einer Kugel, zumal wenn dabei »bis Hinterhaupt kurz
und die Stirn gewölbt, ist.
d) Der vordere Theil «ler Scheitelgegend ist
höher als die übrigen, ohne di® aiid«?rn Kennzeichen
der Acroc«*pl>alie; die Erhöhung betrifft nur deu
vorderon Theil »lea Stirnbein».
IL Bei »ler Ansicht des Kopf*** von vorn bietet
«ler Kopf folgende verschiedenen Haupt forincu dar:
n) Der ober»* Theil de* Schläfenbeins und der
untere Theil des Schertelbeina, welche die Seiten den
Schädels (Kopfes) biklen, sind einander parallel.
b) Die Seitenwinde des Schadelz (Kopfes) dtver-
giren nach unten.
c) Die Seitenwinde divergiren nach unten so
beträchtlich, »In»* der Kopf die Gestalt einer tote «*n
tonpio (Kreisel form, Bertillon) erhält.
Bei der Betrachtung des Kopfe* von vorn er*
kennt man auch die Kahnform (Scapboeephalie) ,
ferner vervohiedone Asymmetrien u. >. w.
III, Bei der Betrachtung des Kopfe* von oben
her (Norma verticali») liegnügt »ich »ler Verfasser mit
der Beschreibung jener Vcr*ohiedcubeittui der Stirn,
wcldiB hi horiltzontaler Richtung »ich bemerkbar
machen; die Form des Hinterhaupt* ist abhängig von
dem Grade de» Vortrctena, wie dasselbe bereits hei
der Pro filhet rachtu ng b^chrieben ist, und dem Moaase
des grössten Q»i»*rdurchim*B»**r8.
Der Typus »ler westlichen Sibirier (Sibirjaky) ist
der alaviach-ruasiachet Ikm keinem der gemessenen
Individuen wurden mongolisch geformte Augenlider,
vortretende Backenkuoclicn und wulstig«* Lippen be*
obachtet, Helle Angen (blau, grau) über 75* # ; dunkel*
hratme and braune (blonde) Haare bei 60— ÖO*/#;
schwarze Haare sind »eiten.
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Referate.
509
Die Kopfform entspricht einer massige»
BrachvccpliaJic, «loch firulcn sich mitunter auch »**hr
Iwdeutcml hrachyccphale Formell. Dolichocephalie
Ut sehr selten. —
11. Worobjew, W. W. : Die Hoxirliungcn «ler
Haupt m » a » s e «l e s K «» p f e * u n «I Gesichts
zur K ftrpergröase. (S. 83 — 1*9. )
Na«*h einer kurzen U«4«er*icht «ler bisherigen
Littcnitur dieser Fragr bleibt «ler Verfasser hei «ler
Arhctt Ro sh «I es t w e n s k y * Moskau stehen und
giebt dann die Resultate seiner eigenen Untersuchungeit,
die er an 414 Individuen am:» -stellt hat <212 Bewohner
des Gouv. Ujitsan und 232 Arhcit«*r im Gouv. Moskau).
Die Ergebnisse der durch viele Tahelleti un«l
Diagramme ausgezeichneten Arbeit sind:
1. Die Beziehungen zwischen «ler Ki^rporgr»****«*
un*l «ler (vertikalen) Höhe des Kopfe* ( Ro-dulertwi-nsky)
sin«! auch vorhanden zwischen «ler Körpergröese und
»lern gauzeu K««pf, sowohl in Bezug auf «len Hirutheil
als auch auf den Geeichtst heil : ein grosser Wuchs
cntsfrricht ciuem verhalt u:**tnä*>ig iu allen Haupt ruaa-neu
kleinen Kopf.
2. Diese Thal «»che wird «ladurch erklärt . «lass
di«> absoluten K«ipfmaasse viel langsamer zutichtne».
als «lie Körpergröße. welche schneller *i«*h v«*rgrößcrt.
3. Der Grad, in «lern «lic einzelnen Kopfina**«*
hei «ler Vermehrung «1«t Körpergröst>e zunchmen, ist
nicht der gleu-he: die ein«*» Yergrü»*ern sieh
starker, «lie an«l«*rn schwacher.
4. Der gri»*ere «nlcr g«*ri tigere Grad «ler Zunahme
stritt nicht in direclcr Ahhäugigkiüt von der mittleren
Grösse «ler Maa-se ; ein Theil «ler absolut grösseren
M nasse wachst lau Zunalimeder Kiörpcrgrimse stärker,
« 1 »*r analere Tlied schwächer als die absolut klein«1»
Maasse.
5. Die einzelnen K«>pfmaasse veigrösseni sich mit
der Zunahme der Körper-grösst*, wie es scheint, weniger
als «lie einzelnen Gesiclitsmaasse.
12. Iwanowski, Al.: Die Jesiden. Nach
Untersuchung von K, J. Gorosch-
tachcwski. iS. 100—103.)
Die Jesiden (Yesidrn) sind Kurden. Der
Ursprung «ler Jesiden und die Weise ihres eigenartigen
Lelietis ist bis jetzt nicht erklärt. Ein Theil «1er
Forscher rechnet sie zu «len Nesforianern , analere
zählen sie zu den Muhammedanern , wieder andere
sehen in ihnen die Anhänger der lielire Zoroa*ter».
Andere meinen, e* seien «he Jesiden nicht.-* als von
der gregorianischen Kirche ahgcfallene Arnrnuicr, «lie Ab-
kömmlinge von 8ektirern : A rewapaschte n(Sonnen-
aubeter) and Di wa paschten (Teufclsanl»rtrf).
Wieler andere nehmen an, «1u*t die Jesüh-n von «ler
Seite «ler Origenisten ahstaimuen. — Schlu*»slich
meint 8. A. Jcgiaaarow, einer «l«*r neuesten F«»nu her,
dass in «lie K«*ligiou d«*r Jni'IrD . «lic an «lie Lolin*
Z»roa.sters erinnert, sowohl christlich«1 wie islamitische
Dogmen eingrdnmgcu sind. Von «len niuhainm«**
d»nis«-li«*n Schiiten wcr»len «lie heutigen Jemdra für
«lic Abkömmling«* «1«** Oiimiajaden Jcsi<| «« halten, der
auf blutige Weise «len Hawaii «»der Hussein er*
schlag« *n hatte und dana« h wi«ltTge*ctxUch Chalif ge*
wonkm war. Daraus erklären «lie Schiiten auch ihre
unaufhörliche Feindschaft gegen «lie J«**i«h»n. Nach
der Ueherlicfcning der Jesi«Icn soll ist stammen sii* von
Jez«l «aler Jezdan; sie alti«! nennen sich K*<1, al**r
nicht Jezd, un«l leiten «I«*» Namen ah v«»n «lern alt-
persischen Wort £zd oder Ezda, das „Gott" l»e-
»leutct ; davon i.-t abgeleitet R*di (exdi) göttlich. einer,
«ler an G«»tt glaubt. Die wwntrn F«»ra**her seh«*n iu
«len Jesiden n«ir Kurah-n, «lie einen iHHontlm»
Dialekt «Ics Kurdischen reden; sie haben *l«*n Kur-
dUcheu Typus, «leren Lei »ciw weise und Uullur: sie
unterscheid«*» sich v«m «len übrigen Kurilen in ihrer
Lebensweise nur. insofern diese von ihren religiöern
Ansi'liauuugen abhängig ist. Bei den Jesialen z. B.
Ixrsteht eine tlu*«»kratisehe R»*gicnmg**fonii un«l ein
Kartensystem; la-i deu Kurden existirt sreder «las
eim* noch «las aiulere, — es gielit w«I«t Kasten n«*«*h
Stände. —
Anthro|silogi.-*«‘he Untersuchung«*» . «lie vielleicht
«lie Frage nach «l«*r Herkunft «ler Jrstden erklären
könnt«-», existirteti Ins jetzt nicht. Erst Herr
K. .1. G o rose ht sehen ko hat kürzlich eine darauf
iM'zugliehe Arln-it unternommen. Kr untersuchte «li«*
Jesiden im Goar. Eriwan (Ansiedelung Ds ha in u s eh ly.
Kn *is Alcxsindropol). un«l zwar hat er 40 Imlividmm
gemessen, davon 33 itn Alter von 16 — <56 Jahren, 7 im
Alter von 10—11 Jahren. — Di«* Ge^ainmtzahl d«*r
Jesiden ist 9 — 10.000, davon leiten im Gouv. Eriwan
8000, im Gebiet von Kars 2CHHJ. «lie übrigen lei wo
iu Persien un«l iu «ler Türkei.
l>ie Hauptergebnisse «ler anthropologischen Unt«*r-
suchung sin«! iu einer Tal »eile zusatnmeugcstellt, die
hi«T in verkürzter Form, mit Fortlassung «ler auf
die Knalien bezüglichen Zahlen. wiedergegelten wird.
Kopf
Hohe
H<>riz->ntatumiang
litintr» tilgen
Qnvrtxigeu
Min.
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567 .
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77. *4
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i ijtwniurrh-
I meiner
I KN n:»i. r stirmlurvh
' üinwrr
( I^nce
f Obere Breite
l'ntm llrr.t.-
((ir-natr Briüte
K..r I '"e-
( Br«*ite
Spatium interorbitale
{Kopf
Ornriit
San«
Die taliellarisch zusamm«‘ngcst«*lltcn Zahlen ge-
statt«*n, den phy!*i« h«*n Tyi»ua «w*r Jesiden f«»lgen«ler-
maa>s«-n zu cliaraktiTisircn.
Thn*r allgi*mciti<*n K«"«rpeHa**ehaffenheit nach sind
«lie Jesiilen hager und mager; Karin* des Kopfhaar»**
fast aus!M*hlic**li«*h glänzend schwarz. (Bart wird
mdrt.) Die Haare *in«l glatt, «li«*l»t uml fest. Farbe
«b-r A«tgcn au***chli«*>!*li«'h gl« i» huiii*«ig hmun. Augen-
lidipnlte breit, horizontal gelagert ; «las «Iritt«* Augen-
li«l könnt«* nur b«*i «*inig«*u w»*uig«‘n Indivi«lu«*n Iu*-
obnc)it«*t w«*nl«*u, es war sehr iH-hvsrh «*ntwi«,kclt.
Die Nase hat einen hoben Kücken, in 3 — 1 Fäll«*n
waren H«ä*k«*r. Die Körpergn'ö-e ist unter «l«*m
Mittel, nämlii-li 1833 intn. Di«* K ör|M*rgn’’«*M* (Höhe
«1«** Kopf«** vom S«-hcitel bis turn Kiunrande absolut)
199 mm; im V«*rliältniaa zur K«*»rj»ergr«Öi*»e 12,2%.
Der horizontale Kopfunifaiig &49 uitu. E* ist Sitte,
«len Kopf der N«*u gehöre neu «lareh Bindcti zu
deformiren. Nach ihrvm Kopfin«b*x 77.88 Iwi Er-
wai’hsenen, 78,28 bei Kindern, sind «lie J«**i«l«*n zu
den M«**occph&!cii zu rechnen, mit «*iner gnox-ren
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510
Referate.
Annäherung an die Sulahdichocpphalifi als an die
Sul »braehycephalie.
Dolichocephale (bis 75) 5 Ind. 15% 1«. »
Snbdulkh<wv|>lttU- (75,01—77,79) 12 , 3K',JM '•
Mnoceplwlv (77, MO HU.ÜO) » . «7 % Jf7 •/„
8abbrachvii'|jliili' (80,01 88.33) li , 15%lwl
Brachyccphalc (69*84 und inehr) 2 w 6 % J •
Da* (Jesieht der Jcsiden i*t im grössten Durch*
Bciwr massig breit; die Nase ist nicht breit, der
Nnniindex l»ei einem Voyleich mit dem Mittel 61,57
geht nicht über 458,86 hinaus.
Ein Vergleich der anthropologischen Daten der
•fanden mit den an Kunleii gewonnenen (Danilow,
Chantre, Pantjuchowd ergiebt eine fast vollständige
I clMTeinstiinmung der physischen Eigenschaften.
Uoroschtschcnko meint, die Jcsiden »eien nichts anders
als Kurden, die sich wegen abweichender Religion»«*
Anschauungen abgesondert hättet», die keine Ehe mit
Weiliem anderer Stämme eingegangen seiet» und sich
deshalb rein erhüben hätten.
Ans der fremden Litteratur (8. 103 — 123).
J. Ranke. Die überzähligen Hautknochen des
menschlichen Schädeldach*. München 1900. (Antitschin.)
W. Z. Kipley. The gcographiral future of the
Eurojiean rare*. London 1*00. (Sinizkv.)
Kritik und Bibliographie (S. 124).
6. et A. de Mort Hieb Le prfhtsiorique origine
et l’antiquitc de l’hutmnc. 8®* etütion. Paris 1900.
(Anutscbin.)
Dr. B. Hel lieh. Prehistorickc lebky v. Oeehkch.
Praga 1899. Pracht* torische Schädel in Böhmen.
(Niderka.)
O. Soularue. Recherche» nur le» dimen»iona
de* o* et les proportions squclcttiquc* de l'homme
dans le» differente* races. Bull, de la Soc. d’Anthrop.
ä Pari«. XII. 1800. (Worowjew.)
N. W. Altuchow. Die Anatomie der Zähn* des
Menschen. Moskau 1900. (Anutschiu.)
Die Arbeiten der anthropol. Gesellschaft bei der
milit-mcd. Akademie zu St. Petersburg. IV. Bd.
(Iwauowaki.)
I>r. Talko-Hrynzcwicz. Pnyczynek do poz-
nania swiata Kurbano wego Ukrsiny. Krakow 1900.
(Auto* Referat.)
Prof. J. A. Kulakowsky. Die Alanen nach
den Mittlieilungcn der klassischen und byzantinischen
Schriftsteller. (Vorlesungen der Historischen Gesell-
schaft de» Chronisten Nestor. XIII. Bd-)(A. Ohachanow.)
Diinkelhäutige Juden. (Woscbod 1900. No. 41,
4fc) (A. KUdnd.)
«I. Kowarski. Die physische Entwirkeluiig »1er
alten .Imlen im Vergleich mit den jetzigen. (Zeit-
schrift „ Bnd usch nost“ 1900, No. 20, 21. 22.)
1. Jahrgang. IV. Buch. Moskau 1900. (114 S.)
13. Aristow, N. A . Ethnologisches über den
Pamir und die angrenzenden Gebiete,
nach alten chinesischen historischen
Mittheilungen. (Fortsetzung, 111. Kap.)
(S. 1-20.)
14. Roaanow, W. N. : Gynäkomastie. Mit
5 Zeichnungen. (S. 21 — 345.) (Nur auatomisch-
histulogisch.)
16. Mainow, J. J. : Ucber Mischlinge zwischen
Hussen und Jakuten. (Mit 4 Abbildungen.)
(S. 36-57.)
Seit die Russen zu Beginn des XVII. Jahr-
hunderts sich im Gebiet rem Jakutak gezeigt und an*
gemodelt haben, sind Vermischungen zwischen den ein-
gewanderten Russen und der eingeborenen Bevölkerung,
Jakuten uud Tunguaen, vielfach vorgekommen. Ins-
besondere haben die hier augesie« leiten russischen
Bauern und Kosaken aus Mangel an russischen Frauen
Ehen mit Jakutinnen und Tuugusinnen geschlossen.
Die an der Lena angesiedelten russischen Bauern
sind vielfach heute so weit jakutisirt, dass sie ihre
russische Muttersprache vergessen halten. Hier in
den Ansiedelungen an den Lena- Ufern zwischen
Jukutsk und Ulckminsk hat der Verfasser seine Unter-
suchungen an 421 Individuen angestellt, Ebenso
jakutisirt erscheinen die Bewohner einer Ortschaft
Ainginsk, 17H Werst (Kilometer) von Jakutsk ent-
fernt, am üatlichen Lena-Ufer gelegen. Dieae Ort-
schaft wurde 1731—60 Jahre früher als die andern
]/cna-An*iedclungeti durch Auswanderer aus dem
nordöstlichen europäischen Russland gegründet. Hut
konnten unter 86 Einwohnern 56 nicht mehr Bnamsch
rillen — sie waren jakutisirt durch ihre fortgesetzten
Hei rat hon »nit Jakutischen Frauen.
Der Verfasser hat nun eine Anzahl solcher Misch-
linge untersucht . Er nennt die Mischlinge J ak ot i oer
(russisch Jakutjänr); vorläufig hat er nur männliche
Individuen untersucht, und zwar Höhne russischer
Väter und jakutischer Mutter — weibliche Nach-
kommen der Mischlinge hat er nicht untersuchen
können; ebenso wenig hat er die Mischlinge aus Ehen
jakutinchcr Väter und russischer Mütter zu boobnehten
Gelegenheit gehabt. Er vergleicht die gewonnenen
Zahlen mit den Ergebnissen der Messungen von
Worobjew, Anutscbin, Talko-Ürynzewitsch
an Orossrusscn, der Messungen Giltschenko’a au
Klciurussen. Elkind’s an Polen und Hecker’«
au Jakuten. (Anmerkung. Die Abhandlung Heckers
über die Jakuten ist mir bisher nicht zugänglich ge-
wesen — ich hohe nicht in Erfahrung bringen könncu,
wo dieselbe erschienen ist; ich kenne sie nur aus der
vorliegenden Arbeit Mahlows, eine genaue bildiograph.
Angabe fehlt, wie leider sehr oft.)
Farbe der Haare und Augen. Es wurden
631 Jakutiner daraufhin untersucht. Unter ihnen
sind dunkelhaarig 60,64%; die Bewohner der
Lena-Stationen (471 Beobachtungen) zeigten nur
64,12 *% Dagegen weisen die reinen Groasrusacn an
dunkelhaarigen nur 61,4—67,0% auf. Unter den
Konaken und Städtehewohucrn an der Letia sind
65,86 * unter den Bewohnern von Ainginsk "je
aber 88 %
Die Dunkeläugigen unter den Grossnissen machen
41—48% aas. dagigcn unter den Jukutinern 88,72%
und zwar
bei den Lena- Bauern 47,66%
bei den Kosaken 68,66%
in Amginak 82.48%
Noch schärfer tritt der Gegensatz zwischen Russen
uud Jakutinem hervor, wenn wir die Individuen des
du ii kelu Typus (dunkel haarig und dunkeläugig)
einander gegenülicr stellen. Der Prozentsatz der
Individuen des dunkeln Typus erreicht bei den eigent-
lichen Russen kaum 40; bei den Jakutinem dagegen
46.75 % (4581 Beobachtungen), nämlich:
Lena* Bauern 4 1 , 1 9 %
Kosaken 48,78 %
Amgm.sk 73,20 %.
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Referate.
511
Die dunkle Färbung der Haare und Augen ist
offenbar aus dem Einfluss jakutischen blute* zu er-
klären.
Körpergrösse. 8450 Individuen wurden ge-
nieaten. Eine Tabelle über die Messungen giebt
bildende Zahlen:
Mittel Max. Min.
239 Stadtbewohner 168,48 186,69 126,08 cm
200 Lena- Hauern (Jakutsk) 164.39 180,58 137,79 *
365 Lena- Bauern (Olekininsk) 163,44 183,36 140,02 „
55 Bauern TOB Anyhafc 160,25 176,58 133,35 „
Daa Mittel aus allen 860 Messungen ist = 164,20 cm.
AU Mittelmaas» der KorpergrÖese der ön«*ru»»en gilt
165, 166 cm.
Das Mittelmann der KörpcrgrSese der Jakuten ist
nach Middendorf 160—162,50
„ Maak 147—165,10
* F. Kon (C»hn?) 1«2,3
j, Hekker 161.39
Wir können wohl das Mittel man»* der Jakuten
auf 161 tun fest setzen.
Eine Erhöhung dieses Maasscs liei den Mise h-
Iing«*n- (Jakutinem) ist demnach auf den Einfluss
Russischen Blute» zurückzuführen.
Das Bestreben, die Korpergrösse in ein bestimmte*
Verhältnis» zur Farbe der Haara und Augen zu setzen,
hatte kein Ergebnis».
In gleicher Weise bestimmte der Verfasser das
Verhältnis» der Lauge der Beine, «1er Arme, die
RtimpflHiige, den Brustumfang, Schulter- und Becken-
breite und den Kopf. Die Zahlen sind jetloch nicht
charakterist isch.
Wir bringen hier nur einige auf den Kopf bezüg-
liche Zahlen, insofern dieselben den Kopfindex be-
treffen. Da» Ergebnis.» ist, dass — auch mit Ein-
schluss der Bewohner von Amginsk — bei allen
Jakutinem der Kopf die für die Umssrussen typische
Form zeigt. Der Kopf ist mesoeephal mit einer
genügen Hinneigung zur Brachycephalie. Wunhjrw
ermittelte für 325 Oroesrtiseen in Rjasau einen Kopf-
index von 81,48; amlere Autoren fanden einen Kopf-
index von 82.0?; die vom Verfaaser angest eilten
Mesmngra ergaben für die 127 Jakutiuer einen Mittel-
Index von 81,06. Die Jakuten dagegen (nach Hekker)
sind mehr brachycephal.
Russische Jakutiner.
Mittel
Min.
Max.
Stadtbewohner
80,90
74,36
84,41
Kn»iikctt des nördlichen Bezirk»
80,16
77,66
68,94
Kulaken im Betirk von
Jakutsk
80.90
74,48
88.42
Koxak«-n in Olekminsk
81.06
76,14
85,98
Bauern im Bezirk von
lakutsk
82,50
76.14
90.76
Bauern im Bezirk Olekminsk
81,55
75,88
86.34
Bewohner von Amginsk
79,99
72,68
89.13
J e k u t e n nach Hekker.
Bewohner von
Mittel
Min.
Max.
Igidei
83,79
75,88
90,76
Ibilogur
83,68
76,53
94,80
Uhatyrik
82.64
71,72
91.57
Taragai
81,70
76,38
88,07
Di«* Schlusssätze de* Verfasser» lauten:
1. Die Jakuten werden von deu Russen in «1er
KörpergW**»e, in der Bein-Iäingc, der Fuss- und Han«l-
l&nge, sowie in der Schulterbreite über! raffen*
2. Alle die Kennzeichen sind auch bei «lrn Misch-
lingen (Jakutinem) an zu treffen ; ausgenommen sind
die Atnginzen, bei welchen sowohl die Schulterbreite
als auch die FuasUtnge hinter den entsprechenden
Zahlen der Jakuten Zurückbleiben.
3. Die Russen werden von den Jakuten über-
troffen : in der Länge «les Rumpfes, in der Länge der
Arme, Breite des Beckens, Länge und Breite de*
Schädels, Länge und Breit«* de* Gesichts.
4. Die Bewohner von Amginsk stehen in allen
diesen Kennzeichen «len Jakuten nahe — ausser in
der RutnpHünge und tlieilweise der Kopfbreite. Die
Lena-Bauern, im Vergleich mit «len russischen Slaven,
zeigen eine V ergrösserung «ler Gesichtsbrrito (Joch-
bein) und der Unterkieferbreite; in allen andern
Kennzeichen stehen sie den übrigen Slaven »ehr nahe.
Die Kosaken und «Iie Stadtbewohner werden von «len
übrigen Slaven nur ttbertroflen in «ler Breite des
Unterkiefers.
5. Der jakutische Einflug» hat sich, wie es scheint,
nicht auf deu Kopf der Mischlinge erstreckt.
6. Die den Jakuten eigenthümlicbc Grosse un«l
Form der Ohren ist ein Kennzeichen, «las oft bei
Mischlingen (Jakutinem) gefunden wird.
7. Audi in der Form «ler Augen lomert sieh «iie
jakutische Beimischung, obgleich «Iie ausgesprochene
mongolisch«* Augenfomi nur selten bei «len Misch-
lingen vorkommt.
8. Die «len Jakuten eigenthümliche dunkle Haar-
färbe und dunkle Augenfarbe findet »ich auch bei
den Mischlingen (Jakutinem), bei denen dadurch «las
brünette Element vermehrt wird.
Die hier ausgeführten Th at suchen können in
folgende allgemeine Sätze zosammengefaMt werden.
1 . Die männlichen Vertreter «ler russiseb-jakut isdien
Mischrasse (Jakutiner) haben von ihren russischen
Erzeugern «lie Körpermaasse und die Kopfform.
2. Die Gcsiditsfarhe und die Gcsichtazüge haben
sie in beträchtlichem M«ui»*c angenommen von ihren
jakutischen Erzengerinnen (Müttern).
Diese Schlüsse beziehen sich nur auf die männ-
liche NnchkinnmeiischHft «ler Russen, russischer
Männer un«l jakutischer Weiber. Wie sidi
die weiblichen Nachkommen verhalten, un«l wie
sieh «lie Nachkommenschaft jakutischer Männer und
rustiacKpr Weiber verhält, ist bis jetzt noch nidit
untersucht. —
16. Kon (Cohn?), Felix: Schwangerschaft,
Geburt und Kinderpflege bei den
Weibern der Kat sc hl neu. (S. 57 — 81.)
Die Katschinen oder Katseben (russisch Kat-
schinxen) sind ein turko- tatarisch er Stamm; sie leben
im B«*zirk von Minuasinsk (Gouv. Jeni**eisk -Sibirien),
in der Katsdiin-Steppc zwischen «lein Flusse A bakou
und den hehlen Jjuss. Ihre Zahl beträgt 10 bis
12000 Individuen.
Uelier den Eintritt «ler Menses kann man nidits
sicheres sagen ; weil «lie Mädchen dartber nidits mit-
theilen.
Da* Geschlecht des zu erwarten« len Kinde» kann,
so behaupten die Weiher, bereits während der
Schwangerschaft bestimmt werden; ist »ler Leib der
Schwangeren zugeapitzt, so winl ein Knabe, ist er
aligrfladit, so wird ein Mädchen gelwren werden.
Der Knab«* liegt in «ler rechten, ein Mädchen in «ler
linken Hälfte und darüber, E» giebt aber noch ein
andere* Mittel, «las Geschlecht vorbemsagen : Die
Schwangere setzt sieh auf «len Fusaboden, uni dann
— auf Geheiss einer erfahrenen Frau — sich plötzlich
zu erhellen. Stützt sie sich ilals-i mit der rechten
Hand auf den Fttssiioden, so giebt 's ein Mädchen.
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512
Referate.
stützt sie sich «her mit der linken Hand, so giebt’s
einen Knaben.
In die Jurte, wo Hieb die Kreissende befindet»
wird — bevor da» Kind aligeiuibelt ist, niemand
hereingelasson ausser der Hebamme. Frauen, denen
die Kinder starben, dürfen nicht den Dienst einer
Hebamme verrichten. Die Stellung beim Gebären
ist wie bei den Sarten, Kalmücken, Kirgisen u. ». w.
Die Frauen sitzen auf einem nndrigm Schemel oder
knieen. sie halten sieh dabei an einem strammen
horizontal gespannten Strick.
Die Gehurt geht gewöhnlich »ehr leicht von
Statten. Im Allgemeinen verheirat hen sich die Mild-
rheu sehr früh — fast im kindlichen Alter, selten
sinkt. In einer Familie, wo kein Sohn, sondern nur
Töchter sind, dürfen diese sich nicht früh ver-
heirathen, sondern müssen als Arbeitskräfte zu Hause
bleiben. Oft werden sie dson mit Knalien von 8 bis
10 Jahren ehelich vereinigt, so dass sie erst »ehr spiit
schwanger wen len. llei diesen Weibern kommen oft
schwere Gehurten vor.
Bei schweren Geburten ist die Anwesenheit des
Ehemann«*« imthwcndig. Erst werden versucht:
heisse Umschläge auf den Hauch, Einreihungen mit
Del und mit Seifen, Aufhütigcn u. s. w. Wenn das
alles nicht hilft, so führt die Hchamme «len Ehentann
heran. Er entledigt sich seines Gürtel» und wirft
ihn auf die Gebärende; dann werden alle Schlösser
der zahlreichen Kisten und Kasten geöffnet, es wird
der Deckel gelüftet, der «las Ofenrohr vcrschlicsst ;
man schiesst, um die Frau zu ernchreokeii ; noch
besser ist cs, wenn ein fremder und vollkommen un-
bekannter Mensch in die Jurte tritt und UImjt die
Gebärende hinweg schreitet. An ciuigcn Orten lauft
der Ehemann plötzlich buk der Jurte heraus, erwischt
das erste ihm in den Weg kommende Mädchen und
reis»! ihm den Rock von olien nach unten auf. Je
mehr das Mädchen um den zerrissenen Rock klagt,
um so besser ist für die Gebärende.
Die Weiber halten bei der Geburt viel aus. Nach
der Geburt des Kinde*! wird der Nabelstrang al»gp-
bunden, aber erst, wenn die Nachgeburt hcrausge-
kotninon ist- Der Nabelstrang wird mit einer Sehne
o»h*r einem trockenen Zwirnsfaden 2 Fingerbreit ober-
halb des Nabels unterbunden. Dann wird er auf eiu
Brettehen gelegt und durchschnitten.
Nach der Unterbindung des Na holst rang es treten
die männlichen wie weiblichen Verwandten in die
Jurte ein; ein Saufgelage beginnt, — auch die
Wöchnerin betheiligt »ich daran durch Trinken. Jetzt
wird dem Neugelmreneu auch sein Schicksal voraus-
gesagt. Wird ein Kind lad Vollmond gelungen, so
wird es glücklich werden und lange leheu; wenn bei
Neumond — lauge IoIk-i», über nicht glücklich; wenn
bei abnehmendem Mond — wird es bald sterben oder
unglücklich werden, kränkeln. Aber das kann durch
den Schamanen abgewandt werden. Besonders glück-
lich ist ein Kind, das in den Eihäuten geboren wird,
doch ist es nothwendig, dass die getrocknet« Eihaut
aufbewahrt werde — Ob der Katsche vor Gericht
ist, ob er auf die Jagd geht «xler ob er Karten spielt
■ — sobald er seine Eihaut (Glückshaut) auf der Brust
trägt, bleibt «1er glückliche Erfolg nicht aus.
Das neugeborene Kind wird mit warmem Wasser
abgewoschen, in Lapjien oder in ein Hasen feil ge-
wickelt und iu eine Wiege gelegt. Ehe «lies zum
ersten Mal geschieht, werden in die Wiege liinein-
gelegt eine Schecre, auf eine Schnur gereihte metallene
Knöpfe und auderc klingende Gegenstände; dann
wird di« Wiege gc*«'haukclt , damit Lärm entsteht ;
dadurch »dl «1er Teufel erschreckt und verjagt werden.
— Das ist «las einzig«* Mal, «lass die leer« Wiege ge-
schaukelt wir«!. Die Wiege erbt sich fort von einem
Kind zum andern, und jedesmal wird diese Procedur
wie«lerh«»lt. Ist al»er «las früher in der Wiege auf-
«rzogen« Kind gestorben, so wird «lie alte Wiege nicht
mehr benutzt, «Hindern eine neue angefertigt, —
Mit den Kindern wird sehr mihi und zart »an-
gegangen; die Kinder werden von der Mutter gestillt,
hin eine neue Schwangerschaft cintritt : dann hört das
Stillen auf. Stirbt al»cr «las neugeborene Kiu«l l*akl
nach «Irr Geburt, so wird das vorher altgewohnte
Kind wie« ler auf» Neue gestillt.
Die Frau gilt während «ler Geburt un«l lange
Zeit danaih für unrein. Wenn sie daher von der
Geburt ausserhalb ihres häuslichen Heerdes überrascht
wird» so lässt Niemand sie in »*ine Jurte. — In ihrer
eigenen Jurt<* Ixdarf sie keines Keinigungsopfen»;
aber beim Eintritt in eine andere Jurte erhält sie
von «ler Wirthiii etwa» Fett, was sie in1* Hcenlfeuer
werfen muss. Wenn sie ihr Kind bei sich hat, so
muss auch «lies der Reinigung sich unterwerfen , —
mau schmiert «lern Kinde den Nasenrücken mit Kiennin
ein. Diese Reinigungen wen len in je«l«*r einzelnen
Jurte wied<*rholt, die «las Woib nach «ler Gehurt zuin
ersten Mal betritt, wenn auch untertlesseu 2 bis
3 Monate and mehr verfloiuM>n sind.
Das Kin«I erhält seinen Namen 2—3 Tag«* nach
«l«*r Geburt, «xler auch später, nach einer W«»chet je
nachihun es «ler Mutter möglich ist aufzustehen, um
«las Festmahl »Bai a- toi" zu begehen.
Die entselieidcmlc Stimme liei «ler Wald d«*s
Namens hat der ältest«* «ler Thcilmhiner am Festmahl.
Er kann nach seinem Gutdünken «las Kind na«*h «lein
Nimmn des Monats, in «lern es gehören wurde, «xler
auch aiulcr» benennen. Die Kinder köuuen den
Namen «l«*r Eltern tragen, aber zwei Brüder «ler
Schw«st«*rti dürfen nicht dcnxell>en Namen tragen.
Das« i in Falle «1er Erkrankung dra Kindes der Name
gewechselt winl, wie einzelne Fortoher es behauptet
haben, k«>uute nicht bestätigt werden.
Aua «ler fremden L i 1 1 e r a t u r. (S. 62 — 7ö.)
Prof. Dr. Hansein an n. Hoher «las Gehirn dos
Herrn v. Helmholz. Zeitschrift für Psychologie und
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III. uinl IV. Jahrh. in «len Torflagern
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Ein Beruht. Mit «len P««rtraits von Majer, Kopernicki,
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L. K r h c h i w i z k y. Physische Anthropologie. Au«
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k swi als bei Kindern. Doct, Dümert. St, Petersburg
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Orient», herausgegeben von dem Lasarew1 sehen Institut
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(A. Ohachanow.)
Nachrichten und Notizen. (S. 110—114.)
Pritmiirung. Vorlesungen der Ecole d*A nthropologio
in Paris. XI. Congross Kuss. Aerzte und Natur-
forscher im Decemlier 1901. XIII. internationaler
CongrcM für vorgeschichtliche Archäologie und
Anthropologie in Wien 1903. Feier des 30 jährigen
Bestehen» der Socictk Italiana d'Antropologia zu
Florenz 30. April 1901. Ein neues englische» anthro-
pologische Journal. Kaiscrl. Russische Ger »graphische
Gesellschaft zu St. Petersburg. Russische anthropnl.
Gesellschaft bei der Universität zu St, Petersburg.
Die Anthropol. Gesellschaft bei der milit. - m<*l.
Akademie zu St. Petersburg, Die anthropol. Section
(Moskau) der Gesellschaft für Naturwissenschaft.
( Inhalt» Verzeichnis« der Referat*' aus der rtuwi*c*b«'ti I.iti ratur utiMtehrnd.)
Archiv fflr Anthropn|oKiP. IM. XXVTt-
65
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*
i
In halt»- Verzeichnis»
der Referate aus der russischen Literatur.
(Anthropologie, Ethnographie und Archäologie.)
I. Abhandlungen, wolohe den Kaukasus betreffen.
A. Pani juchow’s Arbeiten. Seit*
1. I»ie H*anmr*akancr 439
I. Ihr Krri« Aclulkaltki 440
3. Die Bevölkerung von Kultus . 441
4. Anthropul. Beobachtungen im KaukaMU . , . . 444
5. Metiaation 451
4. Blauäugige Gruaicr ..........451
7. Her T hallt emnel von Schau ra ..431
0. Di« Rassen de« Kaukasus 453
9. Di« inifiuebfn 443
10. Uühicnwohnungen and jetzige Behausungen im Kaukasus 454
11. Ueher »Jen Einritt*« de« tramkanka*. Gebiet« anf di« Entwicklung «irr Ang.wudi.lt cn 4rt3
li. Kaukasische Milzen 443
13. Zur Stalinlik der Pathologie do* Kaukasus 444
14. Kiurius» der Malaria auf die Kolonisation des Kaukasus 444
10. Auiutatx, Kropf und Grind 447
16. Volksmedizin in Tnuukankasien 467
17. Kobuleti 470
18. — 39. Anderweitig« Abhandlungen ohne Auszug 470
II. Schriften der K nuku» jochen Abthoilutig der K. Kus«. öeogr. Ucse llschaft.
1. A. M. Konarhin. Uebrr den alten Strnmlauf de« Amu Darja 470
3. A. W. Padtuchow. l'cber eine Besteigung de« Elbrus« am 13. Juli levu 471
8. A. W. Pastanhow. Teber eine Besteigung de« Berge« C'halatza am 15. August im»t 471
4. A. N. Dinnik. Eine Heine durch WriMIxMiien 471
5. A. N. Dinnik. Kei*e dnrrh Pschawion und Toachetien . 471
6. A 8. Chacbanow. Ein Beitrag xur historischen Geographie de« Kaukasus 471
7. Kurve geschichtliche Skizze de« Tcrck*K<>*ak«nheere« und der St&dte im Terek-Gebiet 471
8. W. W. Mar ko witsch. Benennung, Gebrauch und Verbreitung einiger für da« Volksleben wichtigen
Pflanzen 478
9. W, W. Markowittcb. ln deu Wühlern iUchkericiu 479
10. Karge w. Bemerkungen über die Kurden 479
11. Fürst K. D. Eriatow. Bemerkungen über Swanrtmn 474
Anhang.
Dr W. Oldcrogge. Vergessene. Skizze einer Heise durch da« fürstliche and da» freie Svranctien 4i*o
P. F. S w i d e r » k i. Materialien aur Anthropologie de« Kaukasus. Die Kumtiken . . 400
n. St Petersburger Arbeiten.
A. Protokolle der Sitzungen der Russischen Anthropologischen Gesellschaft bei der
Universität zu St. Petersburg.
VI. Jahrg. 18146/ti.
1. A. P. P au- low. Vorläufige UebcrsJcht der Anomalien der vom verstorbenen PtofeMor Iwanowski
gesammelten Schädel 4 HO
9. K. A. Bellkowsky. Ueber den V erbrecher-Typua ... 4SI
3. Dr. Malftrewski. Die untwwmMU’n und unwillkürlichen Factorcn der geistigen Tliiit igki-it de« Menschen 481
4. 1*. A. P utjfttiu. Die Trancheta (Conpoint) ein besonderer Typus von Schneide-Instrumenten .... 4M
ft. l*mf. Petri. Entwurf eine» Rundschreiben« mit Fragen über die Acclimatisation 461
4. S. A. Beljükow. Zur Erinnerung an Dr. A. W. JelisHejew 4M
7. W. A. Romanow, Mittheilung über eine Reue nach Pnlüidina und Syrnu 4SI
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515
Seit«
8. W. A. Itomtnow. Die Jnnirirn . 4SI
9- H- J. Iwanow. Die kraniologUchen Sammlungen K. Wolter'« 4M
10. E. M. Bespjtlow, Urbcr syrische und pallut Schädel au* der Sammlung W. A. Boqmww’*, 4K5
11. S. D- Komanowtki'Komank». Krzywicki ala Anthropolog 4er.
14. W. A. Uomannw, Ein« Sammlung arabischer Überlieferungen, abergläubischer Gebräuche «Ir. . . 4a&
18. W. A. Unmannw. Beschreibung von Hochzeits-Gebräuchen und (l«wuknb«iii>n in Jerusalem .... 4e&
14. O s t r o w » k i c b. Beiträge zur Ethnographie der im üebiet von Minussinsk lebenden Türken, insbesondere
der Kngtnzcn 4M
V1L u. VUL Jahrg. 18967 u. 1897/8.
15. Prof. A. J. Jakoby. Da« Verschwinden der Oatjäkcn im Norden von ToboUk 485
Id. E. J. Petri. Wort« der Erinnerung an A. P. Uogdannw . 4M
17. Prof. Poadnejew. Ueber einige Buddha-Bilder au» NishnJ-Udinsk 4M
IH. O. J. Iwanow. Natürliche* und UebernatfirlicliM in den Vorstellungen de« Volke« 4M
19. W. A. Knmanow. Bericht Aber eine Rebe nach der Halbinsel Sinai und in die C legend des Flusses
Jordan 485
to. D. A. Xoroptachewski. Ueber die lettische ethnographisch« Auartellung in Kiga (tatMsj 486
81. J. M. Maljirewski. Gedanken über die Entstehung der Organismen 485
8t. W. W. Peredoiskj. Bericht über eine Krise in* Gebiet dm Jenissei 48«
SS. Prof. E. Petri. Die Iicbre A Bastian« vom Völkergedanken 4*a
84. E. M BeapjJUow. Dritter Boricbt über die kraniologischc Sammlung Iwmnowski's 4*«»
85. Prof. Jakoby. Ueber di« Kalmücken de« grossen llrrbet« 48«
t«. Pazukc witsch. Heise nach 1 larrar nebst Demonstration ahyssiniseber (IcgciuUnde 487
*7. Prof. E. J. Petri. Ueber prujcctirtc Expeditionen nach Arabien und Syrien ........... 487
»8. Prof. K. J. Petri. Ueber Mörder-Typen, auf ürundlag« von Photographien 487
**. W. J Peredolsky. Ueber dir ersten Ansiedelungen im Ucbiet von Gross-Nowgorod 487
8«. Pazukc w itsch. Beiträge aur Ethnographie von Abyssinien 487
81. G. J. Iwanow. Die Nctdorianer am See Isaikul 487
8*. N. D. Pazukc witsch- Ueber die Kundrinsker Tataren 487
8J. K. A. v. Bjelilowski. Anthropologisch« Charakteristik der Kirgisen- Frauen 487
84. W. W. Peredolsky. Das Schamanenthum unter den (tatjäken 4M»
B. Arbeiten der anthrop. Goa. der K. mi lit-mod. Akad. zu 8t, Petersburg. JBd. III (1896/6 X
L Prof. A. J. Tarenctzky. Zur Erinnerung an I>r. A. W. Jelisaejew . 4«e
8. Kapitain Barschtsche wsky. Ueber eine llöhl« am Issyk-Kul und die darin gefundenen Knochen lind
8ebldcl 4«a
8. Fedorow und Kondratowitscb- Bericht über ihr« lieiae im Ob-Gebiet 4M
4. Prof A. J. Tarenctzky. Ueber Ostjäken-Schidel ..................... 488
5. N. W. Salessk j, St ml. med. Zur Ethnographie und Anthropologie der Kuragasseii 4M
•- A. W. Toinaschewaki. AnatomUche Untersuchung eines tizehigen Fu— « und die Frag« nach der
Bedeutung der Polydactylie 495
T. Dr. D. P. Nikolskj. Ab«rhluna des Trieimiuut» d. anthropol. Gesellschaft 494
8. Salessk j. Ueber die Karagassen 494
9. J. E. Scbawlowski. Vorlührung und Demonstration von Azteken 494
10. G. Kybakow. Ueber die Kirgisen ...........494
II. J. O. Schawlowski. Demonstration des ungarischen Knaben Dobo^b-Jaiiosch, d, Knaben mit dem
Vogelkopf , * 494
1*. D. P. Nikolskj. Bericht über den vierten Congreas für kriminelle Anthropologie 494
15. K. W. Kretschuuesko. Durch die Somali-Wüsto nach Abyssinien .............. 494
14. l>r. Marse band. Einig« Beobachtungen an Kindern von Verbrechern 494
16. Dr. W. N. T onko w. Ueber dicAnwrndting der K.mtgen-Strahlen bei Untersuchung de» Bkclrtt-W schslhtims 494
1«. Dr. W. Giese. Ein Kall von Mikrocephalie 494
17. Dr. D. P, Nikolskj. Einiges über die Zigeuner 494
18. J. G. Fedorow. Ueber das Leben und di« Sitten der Abywünier, nebst Demonstration ethnogrsph.
Gegenstände ... 4M
19. Kurzer Bericht über die Thätigkeit der anthropologischen Gesellschaft f. d. Lehrjahr 189A/7 494
*0. N. A. Ko* low. Vergleich von Kimlern verbrecherischer um! nicht verbrecherischer Eltern 494
81. A. Taren« taky. Beitrüge zur Skelett- und Schädolkunde. St. Petersburg !*oo . . 496
HL Moskauer Arbeiten.
KuBsisrlieft anthropologisches Journal (Moskau). L Jahrgang 1900.
1. I. Huch. Dmitrj Nikolajewitsch Anntschin. Biograph. Skizze von A. Iwanowski 499
9. D. N. Anntschin. Ein flüchtiger Blick auf die Vergangenheit und die Aufgabe der Anthropologie . . 499
8. W. W. Worobjow, Die Grossrussen (Welikorussy) 499
4. P. A. Minakow. Die Haare in anthropologischer Beziehung 601
Bücherbcsprecbungen, Kritik, Bibliograph!« 5oj
6. II. Buch. J. I). Talko-Gry na« witsch. Die alten Einwohner Ontral-Aaiens MS
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516
Seite
R. A N. Krauno*. AnthrnjMdo£i«eb« Cnterxtiehunjjen nnd Moa*ung>‘n in d«n Kn’iarn Charkow und Walk* sei
7. D. HlkoUkj. Uobor die IMUMwi d«** Roljftnikoc Bezirk« . . M6
H. P. Mintkuw. IH*i Nagel der manerhlichen Uand 607
ilüchcrbosprechungen, Kritik, Bibliograph!« 607
t. III. Buch. N. A. Ariatow. Kthnologineho* Aber den Pamir ond die angrenxenden (»egenden. Nach
alten, iiwlwwnilere chinetiiachen l’r künden 507
10. K. L*. Bel and. Beiträge xur Anthropologie de« we*t«ibiri»ch*n Bauern 60e
11. W. W. Worobjew. Die Bestehungen der Haupt rnaa»«« de« Kopfes und ti »wicht« xur KurporgriWuM . . Mio
It. Al. Iwanowaki. Di» Je«iden. Mach ünteranrhung von K. J. (lonwrfatechewaki fi«9
Bücher be«prechungen, Kritik, Bibliographie 610
18. IV. Bach. N.A. Aristo w. Kthnologi«:li«*» über den l’iunir und angrenzende (»obiote. (Forteetxnng. III. Kap.) »io
14. W, N. Roaanow. Djmftkomaatie. 510
16. J. J. Maino w. LVlwr Mischlinge xwiaehen KiiHrn und Jakuten Mo
10. Felix K«n (Cohn?). Bebwangeraehaft, (ieburt und Rmdcrplbw bei den Weibern der Katechincn . . »n
Bdchcrbeaprorhungen , Kritik, Bibliographie ..................... - 61t
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGI
ZEITSCHRIFT
von
NATURGESCHICHTE UND URGESCHICHTE DES MENSCHEN
Organ
der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
Begründet von
A. Ecker und L. Lindenschmit
Unter Mitwirkung ron
A. Bastian in Berlin, W. His in Leipzig, H. ». Holder in Stuttgart. J. Kollmann in Basel,
J. Mestorf in Kiel, B. Schmidt in Leipsig, O. A. Schwalbe in Straaeburg. I». Stieda in
Krmig.berg, B. Vlrohow in Berlin, A. Voss in Berlin und W. Waldcyer in Berlin
herausgegeben und rodigirt
von
Johannes Ranke in München
Siebeniindzwanzigstcr Band
Viertes Vierteljahrshoft
(Auagrgeben MArz l*tO:i)
Mit ln rlon Text eingedruckten Abbildungen
BRAUNSCHWEIG
DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SCHN
1902
Voranzeige.
Wir bringen hierdurch jur Xenntniss, dass eine Monographie
grössten Stils für unseren Vertag sich in Vorbereitung befindet.
Es wird für die ganze wissenschaftliche Weit von höchstem Jnteresse
sein, ju erfahren, dass Jferr Geheimrath Prof. J)r. Xeo Xönigsberger in
Jfeide/berg es unternommen hat, eine grosse Xetmhottz- Biographie ju
schreiben, weiche in unserem Verlage erscheinen sott. Die Aufgabe, die
der genannte Gelehrte sich gestellt hat, auf Grund des gesammfen wissen-
schaftlichen Nachlasses und der ihm jur freien Verfügung gestellten
Briefe von X^rnhoitz an seinen Vater und der Antworten auf dieselben,
sowie der umfangreichen Correspondenj mit persönlichen und wissen-
schaftlichen freunden u. s. w. unter thatkräf/iger Unterstützung von Seiten
der fami/ie, eine umfangreiche Darstellung des Sehens und der Werke
des grossen Forschers zu geben, ist naturgemäss eine überaus schwierige
und schiiesst bei einer solchen Persönlichkeit, wie Xcrmann v. Xelmholtz.
der in seiner ganzen wissenschaftlichen Bedeutung zu erfassen und als
Mansch in dem harmonischen Jusammenhange seines ganzen Chuns
und Denkens darzustellen ist, eine gewaltige Arbeit in sich, zu deren
Ausführung wohl ein bis zwei Jahre nöthig sein werden, wenn auch die
Drucklegung des ersten Bundes schon früher wird erfolgen können.
Wir behalten uns vor, Näheres über diese hochbedeutende pubiication
seiner 3 eit bekannt zu geben.
Verlagsbuchhandlung friedr. Vieweg c£ $ohn
in Braunschweig.
Hermann von Helmholtz:
Vorträgo und Reden.
4. Aufing«».
Mit dem Bildnis« des Vertaten und sahlr. liolzstiehen.
Zwei B&nde.
Preis Hand M. 8. — , geb. M. 9,50.
= Verlag von Frledr. Vieweg
Die Lehre von den Tonempfindpogeii
als physiologische Grundlage für
die Theorie der Musik * * * * +
5. Aufgabe. Mit dem Bildnis« des Verfassers und
66 Holnitichcn. M. 12.—, geb. M. 14. — .
& Sohn ln Braunschwelg. =
Zu bestehen durch alle Buchhandlungen. ■ .
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XVIII.
Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
Von
Dr. Miloje M. Vassits,
Cmtoi am Nationslm uaeam io Belgrad.
Mit 133 Abbildungen im Text.
Einleitung.
So wie es gewöhnlich mit den Entdeckungen der prähistorischen Wohnstätten geschieht,
dass sie muistentheils zufällig gemacht werden, war es auch der Kall mit unserer neolilhischen
Station Jablanica.
Ein für die Wissenschaft glücklicher Zufall wollte, dass die Bahnstrecke Mladenovac—
Misaöa, die sich auf dem 54. Kilometer von der Hnupthahnstreckc Belgrad-Nisch gegen Westen
zweigt, über einen niedrigen Hügel durchgeführt wird, den sie auch durchscbnciden musste. Bei
dem Abträgen der Erde kamen verschiedene alte Gegenstände zum Vorschein, die meistentheil*
aus Thon, wie auch aus Stein und Knochen verfertigt waren. Der dortige Dorflehrer sandte
die gesammelten Stücke dem Nationalmuseum zu Belgrad, auf diese Weise w’urdc mir diese alte
Wohnstätte bekannt. Die öfteren Besichtigungen des Fundortes, die ich mit dem Director des
Museums, II. M. Vallrovitsch, gemacht habe, führten uns zu dem Schlüsse, dass man hier mög-
lichst bald eine planmässige Ausgrabung vornehmen müsse. So kam es, dass ich erst im Herbst
(als in geeigneter Jahreszeit) zu der Ausgrabung ging. Die Ergebnisse derselben werde ich
weiter unten besprechen.
Vor Allem ist es nolhwendig, die Tonalität selbst zu beschreiben.
Zwischen den 4 kin und 4,30 km der neuen Bahnstrecke liegt der genannte Hügel, in
weichem die Alterthümcr gefunden wurden. Das ist sein niedrigster und schmälster Theil, denn
von der Bahnstrecke um 200 m gegen Osten verschwindet er in ein sumpfiges Thal, welches um
dem Bache Jablanica entstanden ist. Dieser Bach fiicsst von Westen gegen Osten der ganzen
Südseite entlang. Gegen Westen ist der Hügel am breitesten ausgedehnt, so dass er einiger-
maassen ein glcichschenkeligea Dreieck bildet, dessen Scheitel im Osten liegt. Der nördliche
Hügclabhang ist wieder durch ein schmales Thal von dem gegenüberliegenden Hügel getrennt;
ein ebensolches Thal befindet sich auch im Westen des Hügels. Der ganze Hügel ist etwa
35 bis 40 Hektar gross. Auf dieser ganzen Fläche sind Alterthümer unter dem Pfluge zum
Vorschein gekommen.
65«
/ '
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518
l)r. Miloje M. Vassits,
Auf dieser ganzen Fläche, wo mau auch graben wollte, schon in der Tiefe von 0,50 ni kam
unter dein Humus die alte Cullurschicht vor, die bis auf 2,30 m in die Tiefe ging. Dio Dicke
der Schicht war nicht überall gleich, ja an manchen Stellen war sie nur 30 bis 40 cm stark.
Das Kiste, was bei dem Graben in den horizontalen Schichten zum Vorschein kam, waren
die Klumpen vou dem gebrannten llüttenlehiu, an welchen man manchmal genau die Lageu des
abgebrannten Holze» ganz deutlich unterscheiden konnte ’). Darunter lagen die Topfscherben,
Knochen, Steinwerkzeuge. Thonstatuetten und andere Sachen. Kr»t nach dem Abträgen derselben
kamen die Feuerstellen vor. . neben welchen Mahlsteine und andere unförmige grössere Steine
lagen. Wenn man eine grössere Fläche blossgelegt halte, so erschien sie einfach wie bepflastert
von den Thonseherben, so dass man oft »«dir schwierig einen Feuerherd von dem anderen unter-
scheiden konnte.
Diese erste Schicht (wenn man sie so nennen dürfte) lag in ihrer ganzen Ausdehnung, bis
auf 1 m tief, in dem Uumtis. Von da ah setzt eine andere Bodenformalion ein, denn die Schicht
ist gelblich und zusammengesetzt aus Asche und gelber Erde, die sieb daun weiter unten ganx
rein ohue jegliche Beimischung fortsetzt. Ks ist auffallend, dass die untere Schicht feinere Ge-
fässc von einer anderen Technik ergab, während die obere rohere Gefässe von der Art der
Baudkcramik mit Uitzoronmentcn zeigte. Fein geschlemmter Thon ist charakteristisch für tiefere
Funde, dabei von grauer und gelblicher Farbe; dagegen sind die oberen Funde aus dem gröberen
Thon von grauer, manchmal rother Farbe. Die Fundmnslände werden gelegentlich weiter unten
genauer angeführt.
Fassen wir alles zusammen, was sich über diese Station sagen lässt, so scheint es mir, dass
nicht unr in der Hauptsache, sondern auch in Einzelheiten ein Satz des Herrn A. Koerte sehr
zutreffend sei, so dass er wie für diese Wohnstätte geschrieben erscheint. „Das Vorkommen der
lichtgrauen, sorgfältig geglättetem Thonwaare ist also ein sicherer Beweis für das hohe Alter
dieser Niederlassungen. Wir haben hier eine uralte phrygische Ansiedelung, deren Anlage mit
der von Dorylaion, Midaiou, Prymnesso» und anderen alten Phrygerstätteu völlig übereinstimmt.
Nicht auf steilen Felsen, sondern mitten in der Ebene, auf flachen Hügeln, die gegen Feinde
nur geringen Schutz gewährten, bauten die Phryger ihre ältesten Ortschaften und bekundeten
schon damit, dass sic kein kriegerisches Volk, sondern friedliche Ackerbauer waren *).“
Nachdem ich über den Fundort gesprochen habe, gehe ich zu der Beschreibung der Funde
selbst, um zuletzt auch mein Schlusswort zu sagen.
Das Material, das hauptsächlich nur von einer Ansgrabungsstelle, die etwa 84 qm gross ist,
stammt, ist ungeheuer gross und zahlreich.
Die Verschiedenheit des Materials bringt auch die naturgemässe Eintheilung der Arbeit
sellist mit. An erste Stelle setzen wir die Sculptur, in welcher wir erstens die Darstellung der
menschlichen Gestalt und zweitens die Darstellung der Thierc unterscheiden müssen. An die
Sculptur schliesst sich die Betrachtung verschiedener Gebilde, die höchstwahrscheinlich als Schmuck
*; Höhere Culturstufe der ulten Bewohner von Jablanica ist such daraus zu crachliessen, da man auf
einem Stücke des Hüttenlehms an der geglätteten Seite ganz sicher eine dünne Schicht eines weiasen l'eber-
zuges beobachten konnte, deshalb dürfte man vielleicht an das Tünchen der Uüttenwünde denken.
*) Athenische Mittheilungen XXII, S. ZS. Andere Beweise, die diesen Satz nur unterstützen, werden
weiter unten angeführt, Ilas Vorgreifen in die endgültigen Ergebnisse an dieser Stelle wird durch Koerle’s
Aufsatz in Ath. Mitth. XXIV, S. as II. und unsere weiter snzufiilirenden Kunde leicht begreiflich.
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 519
den Menschen gedient haben. Die zweite Hauptstelle behauptet die Keramik, bei welcher wir
verschiedene Stufen nach der Technik und Ornamentik zu unterscheiden haben werden. Sohliess-
lieh kommen die Werkzeuge aus Stein und Knochen.
Von allen diesen gefundenen Gegenständen sind die Thouidole das Wichtigste, mit denen
wir die Ueberaicht der Funde auch beginnen wollen.
I. Sculptur.
Schon die ersten Sendungen, die das Museum von dem Fuudorte Jablanica erhalten hat,
enthielten Fragmente von Thonidolen, darunter aber auch einen Vogelkopf, der sogar in Stein
(Serpentinasbest) gearbeitet ist. Dieser Umstand war hauptsächlich die Anregung für die plau-
ntässige Ausgrabung. Die Bearbeitung der prähistorischen Plastik ist leider immer noch haupt-
sächlich auf die einfache Beschreibung der gefundenen Stücke angewiesen. Derselbe Weg wird
auch hier einxuschlagcn sein; nur an einigen Stellen kann auf nähere oder weitere Analogien
hingewiesen werden. Die Beschreibung sollen die Abbildungen ergänzen, wie es auch umgekehrt
der Fall sein soll.
Der besseren Ucbersicbt wegen müssen wir auch diesen Theil in 1. menschliche Gestalt
und 2. Thiergestalt eintheilen.
Demnach führen wir zuerst an
1. Die Darstellung der menschlichen Gestalt
Die Prähistorie lehrt uns, dass die Kunst sich seit Urzeiten die Aufgabe gestellt hatte, die
menschliche Gestalt in verschiedenem Material zu bilden. Einen Beweis dafür liefert auch unsere
neolithische Station Jablanica. Aber diese Ausgrabung liefert uns noch einen Beweis für die
Behauptung, dass die ältesten uns bekannten prähistorischen Sculpturwerke nur das Weib zum
Gegenstände der Darstellung hatten. Auf allcu uns erhaltenen ganzen Stücken ist nur die weib-
licbe Gestalt dargestellt; demnach halten wir auch in den Fragmeuten (mit den ganz erhaltenen
Stücken lu t ragen sie iusgesammt 83 Stücke) Theile der weiblichen Statuetten zu erkennen.
Diese grosse Zahl der gefundenen Seulpturen räumt unserer Station Jablanica die erste Stelle
unter den gleichen Fundorten ein ; denn verglichen mit der bis jetzt tiekamilen reichsten
Station Bulmir (wo bis Ende 1896 nur 72 menschliche Thonstatuetteu gefunden wurden ')J über*
trifft sie ihn nicht nur au der Zahl, sondern noch mehr in Bezug auf das Verhältnis» der unter-
suchten Fläche. Die Station Buttnir wurde in ihrer ganzen Ausdehnung ansgeforscht, und ich
hatte nur einen minimalsten Theil von derjenigen bei Jablanica attsgegraheu. Denn was sind
84ipii zu den 35 bis 40 Hektar?!
Nur der leichtereu U ebersicht wegen werde ich hier die Scnlpturwerke in einige Gruppen
eingetheiit vorführen. A!s Grundlage zu dieser Eiutheilung nehme ich die Bildung des Gesichtes,
und zwar so, dass in die erste Gruppe der Vogelgesichtstypus gehört, welcher wieder in zwei
kleinere Gruppeu zerfällt: a) ohne Zeichnung und b) mit der Zeichnung der Gesichtatlieile. Die
zweite Gruppe bildet einen Typus für sich, wo nicht nur die Bildung des Gesichte», sondern
auch die des Kopfes bedeutend fortgeschritten ist, so dass mauebc Gcsichtstheile bald plastisch
(z. B. das Auge), bald mit eiugeritzten Linien verziert sind ( Kopfaufsatz (?) u. a. w.|.
') M. Hosrnos, Urseechichte der bildenden Kunst in Europa, 8. '.'87.
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520
Dr. Miloje M. Vassits,
Bevor wir aber au der Uebersicbt dieser verschiedene!! Gruppen übergeiien, ist es notli-
wendig, einige Stücke zu erwähnen, die zu keiner Gruppe zugerechnet werden konnten.
So ist Fig. 1 ein ganz rohes Idol, das einen stempelförmigen Füllt, seitliche Anschwellungen
in der Mitte und am oberen Theile zwei zugespitzte Armstümpfe (?) hat Ilühe 3,5 ein.
Fig. 2 ist ein kopfloses Idol mit stempelförmigem Ftissc, Armstümpfen und hat au dem
oberen, gerade abgeschnittenen Theile zwei Oesen, die an den Seiten von oben schräg auslaufcn.
Höhe 2,0 cm.
Fig. I.
Fig. 2. Fig. 2 a.
Fig. 3 ist ein 6cm hohes oylindrisches Stück; in der oberen Hälfte befinden sich zwei Oesen,
hinten eine ebensolche. Am oberen Theile ist ein 2 cm tiefes Loch angebracht.
Fig. 4 ist ein von den oben angeführten Stücken am meisten in der Bildung fortgeschrittenes
Idol aus lichtgelblichem Thon, dessen Höhe 4,5 cm beträgt. Der Kuss ist stempclfiirmig, zwei
Armstümpfe sitzen sehr hoch, dazwischen erhebt sieh eine halbkreisförmige, sich nach oben ver-
jüngende Scheibe. Diese Scheibe ist von vorn nach hinten (schräg zwischen den Armstümpfen)
angebracht.
Nachdem wir diese Stücke angeführt haben, von denen z. ß. zu Fig. 4 mir keine Analogie
bekannt ist, gehen wir zu der Ueborsicht der aufgestellteu Gruppen.
A. Gruppe mit V o g e 1 g e s i c h t.
Die mangelhafte Eiulheilung in die Gruppen zeigt sich ganz deutlich schon liei dieser
ersten Gruppe. Wir haben nur die Gesichlsbildung als Grundlage genommen, ohne ilabei die
Bildung anderer Kürpertheile zu berücksichtigen. Es ist aber für diese Gruppe sehr bezeichnend,
dass wir nicht nur stehend gedachte Figuren haben, sondern auch solche, die sitzend oder
halb liegend dargeBtelll worden sind.
Von diesem sitzenden Typus sind im Ganzen elf Stücke (darunter zwei Fragmente) bis
jetzt gefunden worden. Gemein haben alle diese Stücke einen Kopf mit Vogelgesicht, der bald
durch einen kürzeren, bald längeren Hals mit dem Körper verbunden ist. Der Körper hat eine
Fig- 9- Fig. 4.
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Die neolithische Station Jaltlnnica bei Medjuluzje in Serbien. 521
fast kugelförmige Gestalt, an dessen Untertheil zwei Stümpfe als Küsse angebracht sind. Jede
dieser Statuetten ist an dein hinteren Thcilc des Körpers von unten nach oben durchbohrt, als
ob sie zum Aufhängen an einer Schnur bestimmt waren; dennoch können sie ganz stabil auf
Fig. 5.
dem unteren Körpcrtheile aufgestellt werden. Fig. 5 zeigt den sitzenden und Fig. G den halb
liegenden Typus. Ks ist noch für diese Figuren charakteristisch, dass sie in der oberen Schicht
(bis zu 1 m tief) gefunden worden sind.
Fig. 6.
Die grösste von Fig. n ist 6 cm uud die kleinste kaum 3 cm hoch. Beide liegenden (Fig.
sind in der liegenden bage 4, 5 bis 6 cm hoch.
Nach der Krörterung dieser sitzenden Figuren gehen wir zu dein
6)
■ a) Yog e Igesich ts ty p us ohue Zeichnung
über. Aus dieser Gnippe sind wieder zwei Figuren auszuscheiden, die sich durch die Kopf-
bildung von anderen unterscheiden. Es ist Fig. 7 ein 4,8 cm hohes cylindrisches Idol, das oben,
wie auch unten platt abgeschnitten ist. An dem oberen Ende befindet sich eine vorspringende
Arclür far Anthru|.uU>K»e. Ud. XXVII. qc
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522 Dr. Miloje M. Vassits,
Naue, und au den Seiten die Andeutung der Ohren durch die zerbrochenen Oeaen. Die obere
KUclie bildet ein gleichschenkcliges Dreieck, an dessen dritter Seite drei zerstörte Oesen an-
gebracht sind l). E» sind Spuren von den gewesenen Armstümpfen vorhanden.
Fig. $ ist ein 4 cm hohes Fragment, au dum die abgebrochenen Armstümpfe und der Kopf
erhalten sind. Vome am Kopfe ist nur die weit vorspringende Nase plastisch ausgeführt. Quer
Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9.
Uber dem Scheitel läuft eine flache Vertiefung, die nur lici den entwickelteren Typen zu Iteob-
achten ist. Der Hals ist fast gar nicht angedeutet.
Fig. !> ist ein 5,5 cm hohes, brettartiges Idol, das Armstümpfe und Vogelgesicht hat, ohne
irgend welche andere Bezeichnung.
Fig. 10 ist durch acht llicila ganz, theils frngmentirte Exemplare vertreten. Das kleinste
Fig. 10.
Stück ist 2 cm und das grösste 4,5 cm hoch. Sie haben alle gemeinschaftlich deu stempelförmigen
Kuss, Armstümpfe und das Vogelgesicht mit der stark vorspringenden Nase.
Zu diesen Idolen kommen noch zwei andere, die durch die Andeutung der Hüften einen
weiteren Fortschritt bezeichnen; so ist Fig. 11 ein 5,5 cm hohes Idol mit dem stcmpclförmigcn
Fnsse, Armstümpfen und dein Vogelgesicht. Zwischen den Armstümpfen und dem Fuss befinden
sich auf jeder Seite je ein kleiner Vorsprung, die nur als Hüftenandeutung verständlich sind.
') Diese Oesen werden wir später bei deu entwickelteren Typen wiederflnden. Vgb Fig. 83, 24, 23, 26, 27 u. s. w.
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Die neolithische Station Jablanica bei Motljuluzje in Serbien. 523
Fig. 12 ist ein frngmentirtes Idol, da* gegenwärtig 5 cm hoch ist. Das VogelgcBioht und
die Armstümpfe sind wie bei Kig. 11; aber der vorepringende Nabel (?) in der Hüftenhöhe, wie
auch die Bildung der Hüften selbst deuten auf einen weiteren Fortschritt An der Hinterseite
geht eine rundliche Erhöhung von einer Hüfte bis zur anderen, die segmentfünnig gebildet ist1).
Zu diesem Typus gehört noch eine Figur.
Fig. Ul ist ein 4 cm hohes Idol, an dem wir zuiu ersten Mal die ausgeführten Brüste schou.
Es hat slcniprlfürmigen Kuss, Armstümpfe und den Kopftypus wie Fig. 8.
Fig. 14 ist ein 8cm hohes Fragment, an dem die beschädigten Armstümpfe, Brüste und
Fig. 14. Fig. 16.
der ganze Kopf erhalten sind, ln der Mitte des Gesichtes befindet sich eine warzenförmige
Erhöhung, die als Nase zu verstehen ist. Der Kopf ist oben flach abgeschnitten, und über der
•) Vgl. di« Figur aus Sercth (Much, Atlas, 8. 84, Fig. t«), die In ihrer Vorderansicht aut meisten Achn-
lichkeit mit unserer hat.
66*
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524 Dr. Miloje M. Vassits,
Xascnhöhe befinden sich zwei seitliche Vorsprünge, die durchbohrt und deshalb als Ohreu zu
crkliircn sind.
Durch die bisherige Aufzählung soll auch diese erste Gruppe ihren Abschluss finden. Die
fragmentirten Stücke, unter welchen höchstwahrscheinlich manche auch hierher gehören würden,
werdeu wir später unter der Grup|>e der Fragmente beschreiben, wie dies )>ci allen anderen
Gruppen geschehen wird. Den Uclnirgang zu dem
b) Vogelgesiohtsty pus mit der Zeichnung
bildet Fig. 15, ein 5 cm hohes Idol mit Btcmpelförmigcm Kuss, Armstümpfen und Kopfbildung,
wie sie Fig. 13 und Fig. 8 haben. Vorne in der Xascuhöhe befinden sich beiderseits jo zwei
eingeritzte Linien, die die Augen vorstellcn sollen. In dieser Augenhöhe ist der Kopf ain
breitesten dargestellt.
Fig. 16 ist ein 7,5 cm holles Idol mit Btcinpelförinigem Fuss, 1 1 üfteiiandeutiingon , Arm-
stümpfen und einem Kopfe des Vogelgesichtstypus. An dein Gesichte Bind seitlich des mittleren
Vorsprunges die Augen, über diesen dicht am ltandc die Ohren und in der Mitte ein spitzer
Winkel (Xase) gezeichnet.
Fig. 18.
Fig. 17 ist ein recht merkwürdiges Stück. Das Idol ist etwa 4 cm hoch, cylindrisoh und
an beiden Knden platt abgeschnitteu. Unter dem oberen ltandc befindet sich ringsumher eine
Vertiefung, die etwa den llals bezeichnen soll. Durch den Fingordruck ist das Vogelgesicht
entstanden. Ueber dem Scheitel geht eine gerade Linie bis zum Gesichtsvorspmng, und beider-
seits von ihr je zwei nach aussen gebogene Linien. Von der Halsvertiefung gehen die ein-
geritzten Verticalcn herab. An der vorderen Seite unter dem Gesichte und in der Höhe 1 cm
Uber dem Fasse befindet sich eine horizontale Linie, die die Verticalcn überschneidet
Fig. 18 ist ein 6 cm hohes Idol mit stempclförmigem Fusse, Armstümpfen und Vogel-
gesicht. Die Brüste sind abgefallen und sind nur die Spuren von ihnen vorhanden. An dem
Gesichtsvorsprunge sind beiderseits die Augen gezeichnet, und über diesen, etwa auf dem Scheitel,
sind fünf Linien gezeichnet, welche in zwei Gruppen (zu zwei und drei) nach aussen gebogen
sind. Zum ersten Male treffen wir hier die Zeichnung des Halsschmuckes (Halsbaud ?), der hier
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 525
ganz einfach angegeben ist und vorne über den Brüsten einen spitzigen Winkel bildet. Dieses
Stück scheint überhaupt sehr beschädigt zu sein. Ausser den lirüsten, von denen nur die Spuren
geblieben sind, ist diu ganze untere Partie gleichsam abgesehält worden, und nur ein Stückchen
unter dom linken Anne, dicht am Fasse, zeigt uns, dass auch an dieser Figur Bolche verticale
Zeichnungen gew esen sind, wie bei der vorhergehenden.
Am weitesten fortgeschritten und das interessanteste Stück dieses Typus, der auch einiger-
maasscu den Uebergang zu der nächsten Gruppe bildet, ist
Fig. 19, ein Idol, das bei der jetzigen Erhaltung 7,5 cm hoch ist. Der untere Thcil unterhalb
der Hüften ist abgebrochen. Der Kopf ist oben platt abgeschnitten; an der linken Kopfseite befindet
sich eine Oese, die das Ohr andeiiten soll; oberhalb dieser Oese ist noch eine, die aber zerstört ist.
Die rechte Kopfseite ist beschädigt. Etwa an der Stirne befindet sich eine eingeritzte Linie, oberhalb
der Ohren beiderseits je noch eine. Durch den langen Hals ist der Kopf mit dem Körper verbunden.
Anden Armstümpfen sind je eine Oese sichtbar. Zwischen den Armstümpfen sinddic lirüste plastisch
ausgeführt. Die Hüften sind stark Fig. 19.
betont Um den Hals herum gebt
eine eingeritzte Linie, die vorne wie
auch hinten mit eitlem spitzigen
Winkel endet Unterhalb der lirOsto
befindet sich ein eingeritztes Oma-
ment und in der Hüftenhöhe noch
drei ebensolche (dasjenige an der
linken Hüftu ist abweichettd, indem
die Horizontale fehlt und die Linien
beinahe senkrecht an die schräge
Linie angebracht Bind). An der Rück-
seite der Figur sind die schrägen
Linien von dem linken Arme zu der
rechten Hüfte und wieder von dem
rechten Arme zu der linken Hüfte
gezogen, so dass sich diese beiden Linien etwa in der Mitte zwischen Arm- und Hüftenhöhe
schneiden. In dem oberen lind unteren Kaumo sind wieder je eine horizontale Linie, und an
dieselben die senkrechten Kilzlitiicn gezogen ').
An der Fülle des Ornamentes Übei trifft diese Figur nur unser grosses Thonidol aus Klicevnc,
mit dem sie auch das Ornament oberhalb des Gürtels gemeinschaftlich hat; denn wfihrcnd dort
drei Wolfszähne, ist hier ein eigentümliches Ornament angebracht. Auf «len ersten lllick sieht
man den gewaltigen Unterschied in der Kopf- und Körperbildung, wobei der Kopf so sehr
vernachlässigt ist.
Mit Erwähnung dieses letzten Stückes sind wir am Ende der Betrachtung des Vogel-
gesiclitstypus. So mannigfaltig sie in Einzelheiten ausgeführt wurden, zeigen sie «lennoch einen
') Für »< 1 gezogene Linien timten wir die Analogien in ’Pmja, Bchliemnnn, llios, 8. 374, Nr. 193 und
M. Hoernes, Crgesebichto der bildenden Kunst in Lurups, 8. 173, Fig. 94; nur das* sie dort immer von vorne
und hier von hinten angebracht sind.
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526 Dr. Miloje M. Vassits,
Typus für sich, der sieh durch die Kopf- und Körperhildung gründlich von dem nächst zu be-
trachtenden Typus unterscheidet, wo die Bildung der verschiedenen liörpcrtheile weit fort-
geschritten ist. Die nähere Betrachtung dieses folgenden Typus wird uus recht deutlich zeigen,
in welchen Sachen sieh der Fortschritt bekundete.
B. Der fortgeschrittene Typus.
Die Gestaltung der Kopfform giebt uns das Hauptmerkmal, durch welches der frühere
und dieser Typus von einander r.n unterscheiden sind. Von diesem anderen Typus ist uus leider
kein ganzes Idol erhalten; dennoch den Fundumständen, wie auch dem Materiale und der Technik
nach können wir einigermaassen mit Sicherheit manche Fragmente de» Unterköq>ers als zugehörig
zu einigen Köpfen von diesem Typus erklären. Auch in der Bildung des Unterkörpers ist ein
gewaltiger Fortschritt zu notiren. Für die ähnlichen Figuren aus Butmir behauptete mit Hecht
M. lloernes, dass man über sie getrost sagen kann, „dass sie besser wären als alles, was die
locale Keramik und Steinplastik Griechenlands und der ägäischen Inseln in ähnlichen Formen
während der Zeit der mykeniseheu nud der Inselcultur hervorbrachto“ >).
Bevor wir aber zu der Beschreibung der einzelnen Stücke übergehen, müssen wir die Be-
rührungspunkte zwischen dem vorhergehenden und diesem Typus erwähnen. So ist zuerst die
Kopfform hervorzubeben, die bei diesem Typus durchgehend , beinahe ausnahmslos sehr eigen-
Ihümlich ist und deren Ursprünge schon bei Fig. 8, 13 und lf> zu finden sind. Fig. 7 liefert
uns wieder ein Beispiel für die au dom Hiuterkopfe angebrachten Löcher, die bei den Figuren
dieses Typus beinahe ausnahmslos wiederkehreu. Die Zeichnung des Auges fanden wir bei
Fig. 15, IG und 18, die Darstellung des Halsbandes bei Fig. 18 und 19.
Von allen diesen Figuren dieses wie auch derjenigen des vorhergehenden Typus unter-
scheidet sich
Fig. 20, ein Fragment von 9,5 cm Höhe. Den von oben platt ahgeschnittenen Kopf
theilt es mit Fig. 14 des fintieren Typus, sonst ist es aber durchaus originell in der Bildung
der übrigen Gesichtsthcile. Die rechte Seite des Kopfes, wie auch der rechte Arm sind be-
schädigt, ohne dass dabei für die Kenntnis« der Figur viel verloren gegangen ist. Das Fehlen
des Unterkörper« ist bedeutend mehr zu bedauern. Auf dem Gesichte sitzt eine weit vor-
springende spitzige Nase. Das linke Auge ist durch eine Höhlung und die cingeritzten Linien
dargestellL Beide Brüste sind erhalten und weit vovspringend. Der Armstumpf ist durch Striche
eines Instrumente« verziert, und zwar in einer eigenthümücheu Technik, über welche wir später
hei der Besprechung der Keramik reden wollen (vgl. weiter unten S. 560). Unterhalb des oberen
Kopfrandes au der linken Seite befindet sich eine Aushöhlung, die wir hei den anderen Exem-
plaren dieses Typus weiter ausgebildet wiederfinden werden. Bei der Betrachtung dieser Kopf-
form erinnert man sich unwillkürlich des Marmoridols von Naxos*), wie auch des Marmorkopfes
au» Araorgos *), welchen wir auch sj>ätcr öfters zu erwähnen haben werden; der Unterschied
zwischen unserer Figur und den angeführten Analogien ist leicht erkenntlich.
*) Butmir II. Theü, Vorwort 8. 2.
’) Perrot- Ch ipiez, Histolre de l'url, tom. VI, Kg. 331 ; Le Bus, voyage arch&dogique, Tsf. 123 und 8. 111.
Daun such die Musikanten von Amorgos, Ath. Mitth. IX, Tuf. 6.
’) Ahgeh. Atl». Mitth. XVI, 8. SS; Perrot-Ch ipiez, op. cit. VI, 8. 742, Kg. 338.
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuliizje in Serbien. 527
Wir gehen jetzt zu der Beschreibung der elf Köpfe (darunter zwei Fragmente), die eigent-
lich dienen Typus vertreten. Alle diese Köpfe machen einen einheitlichen Gesammteindruck,
dennoch sind die Einzelheiten so sehr abweichend, dass mau jeden Kopf für sich beschreiben muss.
20.
Fig. 22 ist ein wohlerhaltener, 3,5 cm hoher Kopf mit einem Tltoile des Halses. Die niedrige,
hervorstehende, wulstige Stirne ist von dem übrigen Gesicht durch tiefere Einschnitte hervor-
gehoben; die äusBcren Augenwinkel berühren diese Einschnitte, die inneren Augenwinkel sind
tief unten beinahe bis zur Nasenspitze gezeichnet, so dass die Augen (besonders das liuke) bei-
nahe senkrecht gezeichnet sind. Die obere bogenförmige Linie ist an dom rechten Auge go-
Fig. 21 stellt eiu 4,5 cm hohes Fragment des Gesichtes dar. Eitic sehr stark vorspringende
spitzige Nase sitzt mitten im Gesicht; beiderseits sind sehr grosse Augen durch einen Hogcu
und eine horizontal oingcritztu Linie gczeichuct. Das ganze Kinn und ein Stück von dem llalse
sind noch erhalten.
Fig. 21.
Fig. 22.
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528
Dr. Miloje M. Vassits,
1 »rochen, so dass sic statt ttogenföniiig senkrecht zu dem inneren Augenwinkel verläuft. Die
Nase ist ziemlich dick und weit vorspringend. An dem Hintcrkopfo und in der Höhe der seit-
lichen Einschnitte befindet sich eine Absetzung, die mit dem Halse ohne Unterbrechung ver-
bunden ist. Der Kopf ist von schwarzem, geglättetem Thone gearbeitet. Spuren rother Farbe
sind in der Gegend des rechten, inneren Augenwinkels und auf der oberen Seite der Absetzung
zu beobachten.
Fig. 23 int ein Ccm hoher Kopf mit Hain, der in den I Ianptsachcn dem vorhergehenden
Kopfe gleicht, nur dann die Augen linsenförmig und weniger nchief dargentcllt nind. Die Süsseren
Augenwinkel enden mit je einem Loche au den seitlichen Vorsprüngen unterhalb der Kinschnitle,
und mit den inneren Augenwinkeln reichen sie beinahe bin zur Nasenspitze. An der wulstigen
Stirne ist wieder je ein I<och oberhalb der Einschnitte angebracht. An der Absetzung des
Iliutcrkopfcs sind sechs durchbohrte Löcher zu beobachten.
Fig. 24 ist ein 5 cm hohes Fragment mit dem Untertheile des Kopfes, Hain und einem
Thcilc der lirust. Pis sind die Nase und die schiefen Augen erhalten mit ihren bis zu den Nasen-
flügeln reichenden inneren Augenwinkeln, l’arallel mit den unteren Augenlidern ist noch je eine
Fig. 23. Fig. 24.
Linie eingeritzt, und in diesem Haumc sind seitlich zwei Löcher angebracht. Der Hinterkopf
ist zerstört, dennoch sind die Spuren von zwei Löchern erkennbar. Um den Hals herum läuft
eine eiugerilzle Linie, die vorn in einem spitzigen Winkel endigt. Vorn an der Brust ist noch
eine solche parallele Linie erkenubar.
Fig. 25 ist ein 4 cm hoher, wohlerhaltener Kopf. Die Stirne ist in der Mitte stark gewölbt.
Oberhalb der Einschnitte befindet sich eino Linie, die über der Stirne in einer _/')_P’orm verläuft
und in deren äusseren Winkeln je ein Loch durchgebohrt ist. An der Alisetzung siud vier
Löcher erhalten.
P'ig. 26 ist ein 5 cm hoher, wohlerhaltener Kopf. Dem Kopfe P"ig. 23 Beiir ähnlich; die
Augen sind aber horizontal. In ihren äusseren Augenwinkeln ist jo ein Loch. Oberhalb des
linken Auges ist eine kleine Linie erkennbar. Hinten an der Absetzung Bind sectis Löcher,
tlieils zerstört, tlieils ganz erhalten.
P’ig. 27 ist ein 6 cm hohes Fragment, au welchem die oberen Körpertheilc eammt den
Brüsten eines Idols erhalten sind. Es ist ein höchst interessantes Stück. Leider ist die Erhaltung
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Die neolithixche Station Jablanica bei Medjuluzjc in Serbien. B29
nicht die beute. Aus der Mitte der flachen, zurückgezogenen Stirne springt die abgestossene
Naue hervor. Aii beiden Seiten und wohl pro)>oriiouirt sind die horizontalen Augen. Unterhalb
des rechten Auges ist ein kleiner durchbohrter Vorsprung (Ohr?). Die Armstümpfe sind ab-
geschlagen. I)io Brüste sind ziemlich flach und plastisch gearbeitet An der Absetzung hinten
sind sechs Löcher erhalten. Der Hals ist kurz uud dick. Das Kinn ist nicht von dem Halse
abgetrennt, sondern reicht mit seiner spitzigen Erhöhung bis zur Brual herab. An der linken
oberen Kopfseite sind vier, dann ol>erhalb des linken Auges sechs und oberlialb des rechten
Fig. 25. Fig. 26.
Auges ebenso die Spuren von den schrägen parallelen Linien (rechts drei, links vier) erkennbar.
Um den Hals herum ziehen sich vorne drei, hinteu je zwei parallele Linien, die in spitzigen
Winkeln auslaufen und dann senkrecht in der Mitte des Körpers herabfallen. Am äusseren
Bande neben den Brüsten geht je eine Linie, die von vorne und über den Armstümpfen, auch
Fig. 27.
von hinten bemerkbar ist Die Figur ist von braunem Thon, es sind aber Spuren rother Farbe
unterhalb des linken Armstumpfes, am ganzen Hals und Ilinterkopf wie auch im ganzen Ge-
sichte vorhanden.
F’ig. 28 ist ein Bruchstück eines Kopfes, das 3,5 cm hoch ist. Erhalten ist nur die ganze
Stirn, das rechte Auge und die Stelle, wo einst die Nase war. Die seitlichen Einschnitte sind
vorhanden. Oberhalb derselben sind die Stimccken mit Linien verziert. Das linke Auge ist
Archiv Ar Anthropologie ltd. XXVII. ß"
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530 Dr. Miloje M. Vassits,
horizontal, unter demselben befindet «ich noch ein kleine« Dreieckchen. Die Absetzung ist nicht
durchgebohrt.
Fig. 2!) ist ein 6 cm hoher und 6 cm breiter Kopf. Nase und ausser«* Künder des Gesichtes
sind verstossen. Die Seiteneinschnitte sind erkennbar. Au der linken Seite ist ein lareil an
«lein Vorsprunge angebracht. Die grossen Augen sind horizontal, die Augäpfel sind aber plastisch
angegeben. Unter den Augen ist noch je eine parallele Linie eingeritzL Geber dem linken
Fig. 29.
Auge sind fünf senkrechte Linien ausgeführt. Die Absetzung am Ilinlcrkopf ist ohne die
Löcher. — Der Kopf Ist von geschwärztem Thon, der geglättet ist. In dem Tlione sind «lie
glänzenden Flocken bemerkbar, wie dies auch in der trojanischen Keramik *) üblich ist. Auch
an diesem Kopfe sind reichliche Spuren von der lothen Farbe erhalten, namentlich um die Angen
herum, am Halse und besonders an der Absetzung des llinterkopfes.
Fig. 30 zeigt uns ein 5,5 cm hohes
Fragment, an welchem die Brüste, Hals
und Kopf erhalten sinil. Der Kopf weicht
etwas ab von den übrigen Köpfen dieses
Typus. Die hochgcwölbto, iu der Mitte
fast spitzige, wulstige Stirn ist von dem
Untergesicht durch die seitlichen Ein-
schnitte gctheilt Die Nase ist dick und
breit. Die Augen siud schief und plastisch
dargestellt. Unter dem Einschnitte an der
rechten Seite ist ein zerstörtes Loch er-
kennbar. Das Kinn ist spitzig. Auch die
Absetzung ist hier eigenthümlich gebildet,
Hals herum geht eine eingeritzte Linie,
«lie vorne und hinten in einem spitzigen Winkel ausläuft. Darunter siml noch je eine Linie ein-
gerilzl, die über die Schulter zu gehen scheinen und weiter unten den Körper entlang herab-
laufen. Die Brüste sind plastisch angegeben.
■) II. Behllemann, Uios, 8. 249.
au welcher fünf Löcher angebracht sind. LTm den
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluije in Serbien.
Kif». 81 ist ein 8 cm hohes Fragment, an (lein die Brust sammt linker Hand, Hals und detn
vollständigen Kopfe erhalten sind. An der hohen Stimc sind zwei reehteekige, parallele Linien
eingeritzt Zwischen beiden befinden sich seitlich je ein durchbohrtes Loch. Hie seitlichen Ein-
schnitte sind lief, unter denselben am ltande befindet sich wieder je ein Loch. Die Augen sind
schief und plastisch dargestellt; die äusseren Augenwinkel liegen dicht an den Einschnitten und
die inneren reichen bis zu den Nasenflügeln. Dicht unter dem rundlichen Kinn geht eine ein-
geritxto Linie, die auch hinten am Halse dargestellt ist Darunter ist in grösserer Entfernung
eine zweite Linie, die vorne und hinten in einem spitzigen Winkel ansläuft; von da ab läuft nur
eine Linie über die Mitte des Körper» herab. Zwischen den Brüsten und Armstümpfen läuft
noch je eine Linie, die über die Schultern geht. Die Brüste sind plastisch angegeben. Arn
Hintcrkopfe, an der Absetzung, sind vier Löcher angebracht An dem erhaltenen Armstümpfe
Fig. 31.
sind wieder zwei Löcher horizontal neben einander angebracht. — Der Thon ist schwarz und
glänzend geglättet.
Mit der Erwähnung der lctztcu Nummer ist die Betrachtung der Köpfe abgeschlossen.
Aber es wurden nicht nur die ganzen Figuren und Köpfe, sondern auch kopflose Fragmente,
die incistcntheils die unteren Körperpartien darstellen, gefunden. Darunter sind manche Stücke,
die bald den Kumpf allein, bald Armstümpfe, bald Küsse darstellen, vertreten. Diese Frag-
mente sind nicht weniger wichtig, daher müssen wir sie auch genauer betrachten unter einer
Gruppe dor
C. Fragmente der menschlichen Gestalt
Selbst der Inie ist mit der Betrachtung eines Kopfes mehr befriedigt als durch diejenige
des fragmentirten Kumpfes oder irgend eines anderen Körpertheilos. Der wissenschaftliche
Forscher ist es noch in höherem Grade, denn bei der Betrachtung eine» Kumpfes ist es die
erste Frage: -Wie mag der Kopf ausgesehen haben“; während man im umgekehrten Falle leichter
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Dr. Miloje M. Vassits,
auf die Kenutniss der übrigen Körpcrthcile verzichtet Aber l>ci dem maiiuigfaelien Materiale,
daa auf ho einem kleinen Kaume gesammelt wurde, stellt sich selbst der gewissenhafteste
Forscher unwillkürlich die Krage: Ob und welche Fragmente konnten eigentlich den gefundenen
Köpfen ungeschrieben werden? Während dies bei manchen unbedeutenden Fragmenten noch
r.u erreiclieu ist, bleilmii gerade die wichtigsten Stiicku entweder nur tlieilwcise oder ganz unbe-
kannt in ihrer ursprünglichen Form. Diu gröfseren Stücke sind eben schon in der Vergangenheit,
Fig. 36.
Fig. 40.
Fig. 88.
Fig. 30.
wie es scheint absichtlich zerstört Aber ist das uicht das Schicksal des grössereu Thciles der
Kunstwerke aus allen /eiten?
Und dennoch ist die Betrachtung der Darstellung der übrigeu Körpertheile von hohem
Interesse für die Wissenschaft. Bei dieser Betrachtung sind wir nicht einmal im Stande, so
lockere GrupjH'u der Fragmente aufzustcllcn, wie cs bei der Betrachtung der Köpfe möglich
war; deshalb sind wir nur auf blosse Aufzählung der Stücke angewiesen.
Fig. 32 stellt uns einen Uutcrthcil des brettartigen Idols dar, das in gegenwärtiger Grösse
6 cm hoch ist
Fig. 33 (hier nicht abgcbildet) ist 5 cm hoch und stellt ebenso den Untcrtheil des Körpers
mit dem stempelförmigen Fusse ohne irgend welches besondere /eichen dar.
Fig. 45.
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Die neolithixche Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 533
Fig. 34 (hier nicht abgebildet) ist ein 4,5 cm hohe» Fragment, da» ursprünglich Fig. 4
ähnlich atisgeschen haben mag.
Fig. 35 (hier nicht abgebildet) ist ein 4 cm hohes Fragment ohne Kopf.
Fig. 36 ist ein 4 cm hohes Fragment ohne Kopf, mit Armstümpfen und Brüsten, mit dem
stempelförmigen Kusse.
Fig. 37 (hier nicht abgebildet) ist ein 4 cm hohes Fragment ohne Kopf, Fusa und rechtem Arm-
stumpf. Die Brüste sind erhalten, und am Unken Armstümpfe befindet sich ein durchbohrte« Loch.
Fig. 38 ist ein 2,5 cm hohes Fragment ohne Kopf und mit stempclförmigem Fusse. Der
rechte Arm ist erhalten und an die Brust gelegt, der linke abgebrochen.
Fig. 39 ist ein 4 cm hohes köpf loses Fragment mit stempelförmigem Fusse und Arm-
stümpfen. Die Brüste sind plastisch dargestellt, in der Mitte der Brüste befindet sich ein Loch.
Ktwa in der Mitte der Höhe »wischen dem Fusae und den Brüsten befindet Bich eine Erhöhung
mit einem Loche, die eich als der Nabel, alter auch als weibliches Geschlechtsorgan erklären
lässt. An den Armstümpfen befinden sioh je zwei Über einander gestellte Löcher. In der Mitte
des abgebrochenen Halses von oben befindet sich wieder ein Loch; vielleicht diente da» letztere
zur Befestigung eines separaten Kopfes. Um dun Hals herum läuft eine Linie, die vorne /.wischen
den Brüsten in einem spitzen Winkel ausliiuft und hinten ebenso, nur dass von dem hinteren
Winkel eine eingeritzte Linie über die Körpcmiitte nach unten verläuft. Es sind noch Spuren
der quer eingeritzten Linien erkennbar.
Fig. 40 ist ein 6 cm hohes Fragment des Unterkörpers mit stempelförmigem Fusse, au «ier
linken Seite befindet sich eine Anschwellung mit einem durchbohrten Loche von vorne nach
hinten. Diese Anschwellung stellt, wie wir später scheu werdeu, die Hüften dar.
Fig. 41 (hier nicht abgebildet) ist ein 4,5 cm hohes Fragmeut, an welchem nur der Fuss
erhalten ist.
Fig. 42 (hier nicht abgebildct) ist ein 4 cm hohes Fragment mit Btcmpclfönuigcm Fusse und
der seitlichen Ilüftenatisehwellung. Von vorne Bind drei schräg cingeritzto Linien zu bcolmchten.
Fig. 43 (hier nicht abgebildet) ist ein 3 cm hohes Fragment de» stempelförmigen Fusse»
mit den parallel eingeritzten Linien, die in einen spitzigen Winkel auslaufen.
Fig. 44 (hier nicht abgebildct) ist ein 3 cm hohes Fragmeut des stempelförmigen Fusse».
Die vordere Seite ist mit zwei horizontal eingeritzten Linien verziert und die hintere mit den
vcrtiealen Linien.
Fig. 45 ist ein 4,5 cm hohes Fragment, au dem der Btem|»elfürmigc Fuss und Anschwel-
lungen der Hüften erhalten sind. Der Fuss ist mit vier horizontal eingeritzten Linien verziert.
An der linken Hüfte ist ein durcblmlirtes Loch. Ueber den Hüften an der hinteren Seite gehen
zwei senkrechte Linien.
Fig. 46 ist ein 5,5 cm hohes Fragment, den Kumpf darstellend. Es sind ganz leise ange-
deutete Brüste. Dagegen ist der Nabel eine sich nach oben zuspitzende Erhöhung mit eiuem
Loche darin. Eine eingeritzte Linie geht vorne wie auch hinten über die Körpermitte, und
ebensolche Linien befinden sich beiderseits des cingcschnürten Kumpfes entlang parallel mit der
Kumpfcontour.
Fig. 47 ist ein 6 um hohes Fragment des Kumpfes. Die Armstümpfe mit je eiuem Loche
siml erhalten. Die Brüste sind ganz flach gearbeitet. Der N'aliel ist wie bei Fig. 46. Zwischen
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Dr. Miloje M. Vassits,
den Brüsten laufen zwei )>arallcle Linien in einen spitzen Winkel au», und von da ab verlängert
Meli eine Linie bi» zu dein Nabel biminler. Die seitlichen Linien Mini wie bei Fig. 46 und
taufen filier die Schultern.
Fig. 48 ist ein 3,5 cm hohes Fragment, wo nur die Armstümpfe und ein Tlioil des Halses
erkennbar sind. Um den Hals gehen zwei parallele Linien, von welchen hinten acht senkrecht
eingeritzte Linien herabhäugcn (vielleicht Haare?). Um den rechten Armstumpf gehen vier
parallele Linien herum, der linke Armstumpf hat nur zwei solche, ist aber abgebrochen.
46. Fig. 49 ist ein 7,5 cm hohes Frag-
ment, das leider sehr verwittert ist.
Ks ist erhallen der steinpelförmige Fugs,
Hüftenpartie und ein Thcil des Rumpfes.
Kbenso wie wir die seitlichen Ein-
schnitte lici den Köpfen gefunden
haben, sind sic auch hier dargestellt
als eine Trennung zw ischen dem Rumpfe
und den unteren Köqiertheilen. Der
Nabel ist wie bei Fig. 46 und 47 dar-
gestellt, jedoch ohne Loch. Die Gesäss-
parlic ist stark betont. Die Zeichnung
ist am ganzen Fragmente zu beobachten,
ln der Mitte der hinteren Seite ist ein Raum durch zwei senkrechte Linien begrenzt, in welchen
parallele Zickzacklinien gezeichnet sind, vcrmuthlich ist es ebenso an der vorderen Seite, die sehr
verwittert ist, gewesen. Die seitlichen Partien sind durch parallele horizontale Linien verziert.
47.
Der untere Thcil des Fusscs bleibt frei. Ueber dem Hauche gehen zwei parallele schräge Liuieu
von rechts nach links; ebenso an der hinteren Seite. Wenn die Venuuthung, die durch den
Fundumstnnd unterstützt ist, richtig wäre, so möchte ich diesen Unterkörper einem vou den
Köpfen Fig. 23, 24, 25, 26, 29, 30 und 31 zuschreiben, da sie alle in derselben Schicht, ja um
eine nud dieselbe Fcucrstelle gefunden worden sind. Allein die nächstfolgende Nummer zeigt
uns, wie vorsichtig man mit den Vcrmulhungcu sein muss.
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Die neolitbische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 535
Fig. 50 ist i'in Cent hohes Fragment olmc Fuss, Armstümpfe und Hals. Die Hrüste sind
niclit angedeutet, der Nabel ist wie bei Fig. 49. Die Hüften sind starker betont, die Gesäss-
)iartie dagegen nicht so sehr. In der Hüftenhöhe und unter dem Nabel gehl ein Kranz kleiner
rundlicher Vertiefungen. Darunter sind |>arnllelc horizontale Linien ciugcritzt An dem oberen
Fig. 48. Fig. 49.
Theile des Fragmentes sind vorne drei |iarallele, in einen spitzigen Winkel zulaufende Linien
eingeritzt, und hinten ebenso, nur dass von dem Winkel noch zwei senkrechte Linien berabiaufen
und mit der horizontalen abgegrenzt sind.
Fig. 51 ist ein 3,5 cm hohes und 7,5 cm breites Fragment, welches nur die Hüftenpartie
darstellt. Die vordere Scito ist be-
schädigt, die hintere wohl erhalten.
Diese hintere Partie zeigt in der
Mitte eine Vertiefung und ist mit
senkrechten Liuieu verziert Kcich-
liche Spuren der rolhen Farbe sind
erhalten. Vielleicht gehört dieses
Fragment zu dem obeu beschriebenen
Kopfe, Fig. 29, wobei die Grösse
ganz entsprechend wäre.
Fig. 52 ist ein 7 cm hohes
Fragment Erhalten ist hauptsäch-
lich die Ilüftcn|«artio mit einem
Theile des Hauches und einem
grösseren Theile des Unterkörpers. Zwischen dem liumpfc und dem Unterkörper geht von
vorne eine schmale horizontale Vertiefung, in ihrer Mitte ist noch eine Linie, die rings-
herum um den Körper läuft Der Rumpf ist vorne vorstehend und in der Mitte sich
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l)r. Miloje M. Vassits,
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Dio neolithischo Station Jahlanica hei Medjuluije in Serbien. 537
etwas nach unten ansladend. Die Gesässpartic ist in der Mitte durch eine Vertiefung
getheilt Der Kaum zwischen den Linien ist mit parallel querverlaufenden Linien verziert,
die sich überschueidru , wodurch die kleinen Rhomben entstehen. Dieser verzierte Kaum
ist nach unten durch eine Linie abgesperrt, unter derselben geht noch eine parallele Linie um
den ganzen Körper herum. Die Hüften sind wieder durch bogenförmige Linien hervorgehoben;
an dom Hauche sieht man zwei parallele Linien, die schräg laufen, und deren Enden unter dem
rechten Winkel durch eine dritte verbunden sind.
Fig. 53 ist ein 5,5 cm hohes Fragment des stcmpelförmigen Fusses summt dem Uutcrkörper.
Die stark betonte Gesäss|>arlie ist durch eine leise Vertiefung getheilt. lieber dem Fusse ver-
laufen zwei parallele Linien, von welchen dio obere dem verzierten Kaum als untere Grenze dient
Vorn iu der Mitte sind zwei nach oben in einen spitzigen Winkel zusammenlaufcnde Linien,
diesen Ilaupllinien nach sind noch andere Parallelen gezogen. Au der hinteren Seite dagegon
sind die Parallelen in einer ~-förmigcn Linie gezogen.
Fig. 54 a b ist ein
7 cm hohes Fragment
mit dem stempelför-
migen Ftiss. Die Hüf-
ten sind durch seitliche
Anschwellungen ange-
deutet, in welchen sich
durchbohrte Lieber be-
finden. Der Kumpf ist
von dem Unterkörper
durch eine herum-
laufende Linie getrennt.
Das Gesäss ist durch
eine Einsenkung iu der
Mitte getheilt Am
Unterkörper sind vorne
querverlaufende Linien
gezogen , so dass da-
durch Rhomben entstanden sind. Hinten ist keine Verzierung. An dem Kumpfe sind vorn vier
und hinten drei senkrechte Linien gezogen.
Fig. 55 ist ein 7 cm hohes Fragment Dor Kumpf ladet sich nach vorne vorspringend aus.
Die Gesässpartie ist stark betont und getheilt An den Hüften ist jo ein Loch angebracht.
Zwischen Kumpf uud Unterküq>cr ist eine herumlaufende Linie, an den Seiten des Unterkörpers
sind je zwei parallele senkrechte Linien gezogen, die die vordere und hintere Kürperpartie
trennen. Die vordere Partie ist durch schräge Linien verziert, die sich überachnciden; die hintere
Partie dagegen ist nur mit senkrechten Linien verziert Unten ain Fusse befinden sich drei
parallele horizontale Linien. Der Fuss ist stempelförmig. Am Hauche sind in der Mitte zwei
parallele senkrechte Linien gezogen, und aus den Ilüftenlöchern geht je eine Linie der Körper-
contour entlang. Der Kumpf ist hinten in der Mitte vertieft; durch diese Vertiefung läuft oiuo
Archiv für Anthropologie. Bd. XXV1L .o
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538
Dr. Miloje M. Vassits,
senkrecht« Linie. Die bohlen Seitenlinien wie vorne. Der Thon ist lichtgclb und fein geglättet,
so dass manche Partien glänzend sind.
Fig. 36 ist ein 8 cm hohes Fragment mit stempclförmigcm Fuas. Die Hüften sind stark
betont und mit durchbohrten Löchern. Die Einschnitte sind auch vorhanden. Die Linie
zwischen Rumpf und Unterkörper läuft vorne in einen spitzigen Winkel aus, so dasB die horizontale
unter dem Bauohvorsprung hier ein Dreieck bildet. Die mittlere Linie Ober dem Bauche endet
mit einem loche. Der verzierte Kaum ist nach unten durch eine herumlniifendo horizontale
Linie abgegrenzt. Der Raum ist vorn durch kleine Löcher verziert, hinten dagegen zeigt sich
als Verzierung eine ~ -förmige Linie mit noch einer parallelen. Das Oesäss ist nicht gethcilt
Die Contourlinien sind vorne wie auch hinten vorhanden. Das Dreieck unter dem Bauchvorsprung
dürfte man wohl als weibliches Geschlechtsorgan (vulva) erklären.
Fig. 57 ist ein 7 cm hohes Fragment. Es ist erhalten nur der uuterste Theil des Bauches
sammt den Hüften und der ganze Unterkörper. Zwischen dem Rumpfe und Unterkörper läuft
eine starke Vertiefung, der Bauch ladet sich in der Mitte nach vorne fast in eine Spitze aus.
An dem Unterkörper sind keino Verzierungen, dafür aber sind beide Beine mit den Glutäen
durch die Vertiefung vorne und hinten betont Diese ziemlich breite und flache Vertiefung geht
bis zu den Füssen hinab, so dass man einen sicheren Eindruck der neben einander gestellten
Beine und Füsse bekommt Der Fuss unten ist nicht mehr rundlich, wie bei den früheren
Exemplaren, sondern quadratisch. Um den Eindruck der Füsse noch mehr hervorzuheben, sind
sogar die Knöchel (zumal an dem linken Fasse) angedeutet Die Fussspitzen sind leider abge-
brochen. Die Sohlen scheinen ebenfalls durch eino Vertiefung getrennt gewesen zu sein.
Aber die Bewohner der Wohnstätte Jablanica waren nicht nur im Stande, solche Thonidole, wie
eben das letztbeschriebene war, zu bilden, sondern auch solche mit ganz getrennten Füssen, wie uns
Fig. 58 zeigt Es sind zwei Beine, von denen eines 4 cm, das andere beinahe 5 cm hoch
ist Das erste Bein scheint das linke gewesen zu Bein, denn darauf weist uns die Verzierung
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 539
an dem Heine seilrat, die in zwei schrägen über einander gestellten Linien besteht, und die nur
an der sichtbaren linken Aussenscitc und vorne ausgeführt ist. Das andere Hein weist dagegen
keine Zeichnungen auf.
Seiner ungewöhnlichen Grösse wegen verdient ja noch ein Fragment de« Oberkörpers mit
dem linken Armstumpf erwähnt zu werden.
Fig. 69 stellt uns ein 8 cm hohe« Fragment dar, dessen Entfernung zwischen der linken Brust-
warze und dem äusseren Ende des Armstumpfes 5 cm beträgt. Die Brustwarze ist ganz flach
plastisch dargestellt, in deren Mitte ein Loch ist.
Fig. 60 stellt uns einen abgebrochenen Armstumpf mit zwei nelten einander durchgebohrten
I-öchern dar. An ihm ist noch ein Theil der ContourUnie erkennbar.
Fig. 58. Fig. 59.
Hiermit schliessen wir die Betrachtung der Darstellungen der menschlichen Gestalt. Die
allgemeinen Bemerkungen, wie auch die Anführung der Analogien werden wir am Schlüsse der
Betrachtungen der Sculptur anführen. Bevor wir aber zu diesen Betrachtungen übergehen, bleibt
nns zuerst noch
2. Die Darstellung der Thiergestalt
zu überblicken , denn auch die Thiere gaben den Künstlern Anregung zu künstlerischer Dar-
stellung ihrer Gestalt.
Die Thiergestalten waren, wie uns die bisherigen Funde zeigen, nicht nur aus Thon, son-
dern auch aus einer weicheren Steiimrt hergestellt, ein 1'nistnnd, der für die Kenntnis« dieser
Cultorstufe von Jablanica von höchstem Werthe ist. Die bisherigen Funde zeigen uns, dass nur
■wenige Thierarten Gegenstand der künstlerischen Darstellung waren. So ist zuerst
Fig. 61 , ein Vogelkopf, zu erwähuen. Er misst 7 cm von der Basis bis zum Scheitel und
8 cm vom Ilintcrkopf bis zu der Schnabelspitze. Der Kopf ruht mit seinem Halse auf einem
68*
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Dr. Miloje M. Vassits,
ländlichen platten Kusse. An dein Halse befindet sich eine schmale Vertiefung, die rings um
den Hals verläuft Auf dem Hinterkopfe befindet sich in der Mitte ebenfalls eine flache Ver-
tiefung. Der Schnabel ist von unten horizontal und glatt gebildet Die Seitenflächen laufen zu
einer Spitze, tvo sic immer Bchinäler und Bclunäler werden. Der Schnabelrficken ist rundlich und
spitzt sich ebenfalls zur Schnaltclspitzc zu. Es sind keine Spuren irgend welcher Zeichnung vor-
handen, deshalb ist cs vorauszusetr.cn, dass wenigstens die Augen mit irgend einer Karbe (Rotlif)
Fig. 01.
gemalt waren, da wir auch die Spuren rother Karbe schon au mehreren Idolen beobachtet haben.
Das Material (Serpentinasbest) ist von einem weissgelblichen Thone, der sich zu der Bemalung
vorzüglich eignet. Welche Vogelart der Kopf ursprünglich dargestellt hat, ist schwer zu ent-
scheiden, der Schnabclform nach müsste mau au eine Ente, Gans oder einen Schwan zuerst denken.
Die übrigen Thiergcstaltcu stellen lauter Vierfüssler, vielleicht ausschliesslich Kühe oder
Ochsen dar. Sie sind alle stark beschädigt und aus Thon verfertigt
Kig. 62 ist ein Kragment ohne den Kopf und die vier Küsse wie auch den Schwanz, die
alle abgebrochen sind. Das Kragment ist in gegenwärtiger Erhaltung 5 cm lang und 3 cm boclu
Der Hals ist inueu hohl.
Kig. 63 ist ein fragmentirtes Stück, etwa 5 cm lang und 3 cm hoch, sonst alles wie bei Kig. 62.
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Die neolithisclie Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 541
Fig. 64 ist das beste erhaltene Stück ummt dem Kopfe, drei Füssen und dem Schwante.
Der rechte Vorderfuss wurde heim Ausgralien beschädigt. Die Hörner sind schon früher abge-
brochen. Das Stück ist etwa & cm lang und 2,5 cm hoch. Ein Ochse oder eine Kuh ist leicht
darin zu erkennen.
Fig. 65 ist ein 4 cm langes und 2,5 cm hohes Fragment ohne Kopf, an dem nur der linke
Hintcrfuss und Schwant fast ganz erhalten sind.
Fig. 66 ist ein 3 cm langes Fragment, an dem nur der rechte Vorderfuss erhalten ist.
Fig. 64. Fig. 66.
grry
Fig 67.
Fig. 66.
Fig. «8.
Fig. 67 ist ein Kopf mit den Ilornern. Er scheint am hinteren Theile durchgebohrt ge-
wesen zu sein und wurde vielleicht als Schmuck oder Amulett getragen.
Fig. 68 ist ein Horn von 2,5 cm Länge, das vorzüglich gearbeitet ist Es ist von einem
Kopfe abgebrochen.
Werfen wir jetzt einen summarischen Blick auf die Darstellung der Menschen- und Thier-
gestalt in der Plastik von Jablanica.
Zuerst kommt die Stellung der menschlichen Gestalt in Betrachtung. Die Fig. 5 bis 6
ausgenommen , sind alle anderen Figuren aufrecht stehend dargestellt Die Fig. 5 ist sitzend
gedacht, ebenso wie die Thonfigur aus den thrakischen Grabhügeln '), wo wir auch die Analogien
für den halb liegenden Typus finden *), nur dass hier kein Stuhl vorhanden ist Das Fehlen des
Stuhles jedoch, wie auch die hindurchgehende Durchbohrung an der hinteren Kürperpnrtie bei
unseren Statuetten, könnte uns veranlassen, sie nur als Schmuckgegenstiinde, die vielleicht auch
als Amuletten gebraucht wurden, zu erklären1).
Fig. 1 hat keinen Kopf, dagegen bei Fig. 2 ist zweifelhaft und bei Fig. 3 höchstwahr-
scheinlich, dass separat gearbeitete Köpfe aufgesetzt waren, nur so ist das 2 cm tiefe Loch in
dem oberen Hände der Fig. 5 verständlich. Ebenso könnte man von Fig. 3!) denken, wo sich
ebenfalls ein Loch von 0,5 cm Tieft* auf dem gebrochenen Haine befindet.
') Vgl. Hnernes. Urgeschichte «1. bild. Kunitt in Kuropa, Taf. III, Fig. 6.
•) Ebda. Taf. UI, Fig. 5.
a) Aehnliche üegenstände werden wir weiter unten anführen, vgl. 8. &4l‘ f.
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542
Dr. Miloje M. Vasaits,
Bei der Betrachtung der Thonfiguren haben wir auch auf die Kopfform öfter* hingewiesen.
Von dem Vogelgesichtstypus weicht nur die Fig. 10 und 15 ab, wo der Schädel mehr rundlich
ist, und Fig. 14 und 20, wo der Scheitel platt abgeschnitlen ist1). Für den Vogelgesichtstypus
finden wir die nächsten Analogien in den Statuetten au* Butmir, wo der I. Theil, Taf. II,
Fig. 10a sicher und der II. Theil, Taf. III, Fig. 11 wahrscheinlich das Vogelgesicht haben.
Dagegen ist die Kopfbildung bei den Fig. 22 bis 31 fast ohne Analogie unter den uns bi* jetzt
bekannten Thonstatuetten *). Dieser Umstand sollte doch eine Ermahnung für diejenigen sein,
die in den Statuetten von Butmir sogar den Negertypus erkannten ’). Es ist schwer zu sagen,
was bei den letztgenannten Figuren aus Jablanica der hohle Kopfaufsatz bedeuten sollte4). Ich
kann nur sagen, dass ich die nächste Analogie in einem Kopfe von Bos-öjük 5) und den Statuetten
von Bclibreg (Arcb. £rtesitö, a. a. O. S. 105, Nr. 9 und 11; S. 107, Nr. 12) gefunden habe,
wobei man vielleicht auch an einen Kopf aus Phrygien im Berliner Antiquarium *) und an die
mittlere Figur bei Perrot-Chipiez, Fig. 337, aus Troja7) erinnern dürfte.
Die Nase ist ein Oesichtatheil, der schon auf den primitivsten Statuetten vorkommt. Ohne
diesen Theil ist beinahe kein Gesicht als Gesicht zu bezeichnen. Eben deshalb fehlt sie auf
keiner von unseren Statuetten, ausgenommen Fig. 1, 2, 3 und 4. Bei dem Vogelgesicht stypus
ist die Nase fast das ganze Gesicht. Sie ist überall plastisch gebildet.
Neben der Nase kommt zuerst das Ange zum Ausdruck, und von Fig. 15 ab finden wir
es theils gezeichnet, theils plastisch dargestellt. Die Augen sind öfters schief dargestellt, was
man nur durch die Entwickelung aus dem Vogelgesichtatypus erklären darf und nicht durch
einen eigenthümlichen liasscnuuterschied oder sogar durch das technische Nichtkönnen, wie das
Hoernes vorschlügt '), zu entrillhseln hat.
Da» Ohr ist ebenfalls so alt wie das Auge. Ob wir aber in den unteren Löchern an den
Fig. 23, 24, 25, 2G, 29, 30 und 31 das Ohr zu erkennen haben, ist leicht möglich, aber nicht
gewiss stichhaltig.
Der 51 und ist bei unseren Figuren ebenso wenig zu finden, wie das der Fall bei den
trojanischen Urnen ist, was auch S. Reinach ganz richtig bemerkt hat9).
Dennoch ist ein Fragment bei Perrot-Chipiez, Bd. VI, S. 904, Fig. 454, und die Urne
im Arcli. Anzeiger 1890 , 8. 106, wo der Mund dargestellt ist, aus der übrigen Gruppe der
trojanischen Urnen auszuscheiden.
Die Armstümpfe, soweit sie erhalten sind, sind immer horizontal ausgestreckt, wie wir
es eben auch in Butmir wiederfinden. Nur ein einziges Mal ist der rechte erhaltene Armstumpf
gebogen und auf die Brust gelegt, und zwar bei Fig. 38. Diese Statuette hat ihr Ebenbild in
') Vgl. Archaeologiai flrteailü, Bd. XVUI (188»), Heft 2, 8. 101, Fig. 10.
*) Ebda. 8. 101, Kr. », II, 1*.
*) Uoerne», op. eit 8. 889.
\l Bella ha jo» in Arcb. Lrteaitö, a. a. O., S. los, bezeichnet den Kopfuufcatz direct als „sapka", Mutz«,
bei Nr. 8 dnrtselbst.
4) A. Koerte, Kleinaaiatische Studien in Atbeu. llittb., lld. XXIV, 8. 37, Taf. 1, Fig. 6.
‘) Arcb. Anzeiger 1891, 8. 111, Fig. 2.
r) llistoire de l'art tome VI, p. 744.
*) lloernes, op. eit. 8. 228.
") 8. Iteinach, La tkulpture en Europe etc. (Separatabdruck S. 21 und 28.)
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 543
Mykenae ‘), wie auch in manchen Figuren von den Insein und aus Butmir, und es ist ja bekannt,
dass dieses Motiv von den Inseln herstau) ml.
Die Brüste, soweit sie angedeutet sind, sind immer plastisch dargestellt und Bitzen gewöhn-
lich hooh, in der Schulterhöhe. Sie sind in fast allen beschriebenen Groppen zu finden.
Der Nabel ist seltener zum Ausdruck gekommen, obzwar man ihn auch im Vogelgesichts-
typus findet, wie Fig. 12 und 19, aber ohne besonderes Kennzeichen, sondern nur als Erhöhung
am Bauche. Dagegen bei Fig. 46, 47 und 56 ist er durch ein Loch betont. Die Fig. 39 ver-
dient in dieser Beziehung besonderes Interesse. In der Beschreibung schon wiesen wir auf die
schwierige Entscheidung zwischen Nabel und Vulva. Bei der Statuette aus Butmir, Taf. III,
Fig. 12 *), sind der Nabel wie auch die Vulva dargestellt, die letztere ebenfalls mit dom Loche in
der Mitte; wir würden hier, mit Rücksicht auf die trojanischen Urnen, eher an die Vulva als an den
Nabel denken, wie es auch der Fall ist mit der Statuette aus Butmir (I. Theil, Taf. III, Fig. 8).
Die Hüften sind auch beim Vogelgesichlstypus theils durch kleine Seitenvorsprüngc, wie
Fig. 11 und 16, theils durch stärkere Anschwellungen, wie Fig. 12, 19, 32, 33, 40 und 54 (bei
den letzteren zwei Figuren ist noch je ein Loch in der Mitte vorhanden), angedeutet. Eine
fortgeschrittenere Bildung der Hüften, wo sogar die Hüftknochen angedeutet sind, zeigen uns
die Fig. 49, 51, 52, 53, 55, 56 und 57. Eine solche Andeutung der Hüftknochen finden wir nur
noch in Butmir (op. cit. II. Theil, Taf. IV, Fig. 9 b).
Durch den unrichtig angewandten Scharfsinn der Gelehrten und durch die Theorie über
den steatopygischen Typus ist die Betrachtung der Gesässdarstellung von hohem Interesse
geworden. Aber überblicken wir zunächst unsere Figuren und Fragmente. Die namhafte Dar-
stellung der Gesässparlie tritt uns zuerst in Fig. 12 entgegen, wo Hüften und Nabel sehr stark
betont sind, und die Gesässpartic mehr durch eine flachere, Bich nach unten ausladende Wulst
dargestellt ist. Bei Fig. 19 ist diese Gesässpartic ganz flach, ebenso ist sie ganz normal bei Fig. 50
und 54. Man könnte Einwand gegen Fig. 50 erheben, dass auf derselben auch die Brüste nicht
angedcutet sind; dennoch muss man sich erinnern, dass bei diesen Statuetten auch reichliche
Spuren der Bemalung erhalten sind, so dass die Brüste auch bemalt gewesen sein können; das-
selbe ist auch bei den Fig. 46 und 47 zu vermulhen, wo die Brüste ganz flach plastisch dar-
gestellt sind und durch die Bemalung hervorgeboben sein konnten. Ausserdem darf man nicht
vergossen, dass es sich hier überall nur um die Darstellung des Weibes handelt, und es wäre
ein seltsamer Zufall, wenn irgend ein Fragment als Darstellung des Mannes vorgekommen wäre9).
Nichts Abnormales finden wir auch bei den Fig. 55, 56 und 57, obzwar bei ihnen diese Gcsflss-
partic etwas stärker betont ist. Die Fig. 49, 51, 52 und 53 dagegen haben stark betonte, in
der Mitte senkrecht getheiltc Gesässpartic. Allein man darf nicht vergessen, dass dies alles die
stilistischen Merkmale sind, ebenso wie der spitzige Bauch bei Fig. 57. Oder dürfte mau an-
nehmen, dass die zapfenformige Bildung der Gesässpartie wie in Butmir (II. Theil, Taf. IV,
Fig. 6a, b, c) auf eine besondere menschliche Rasse hindeutet?
') Schlieraann, Mykena«, S. 149, Kr. 912.
*) Butmir, I. Theil, 8. IS.
a) An den Statuetten von Belibreg (Arch. Krt.. a. a. O.) vermutbet Beils Lajos in Kr. 9 einen Beiter
(a. a. O., S. 110), wobei man natürlicher Weise au einen Mann und nicht an eine Krau zu denken hat. Dafür
würde auch der Umstand sprechen, dass man an den erwähnten Statuetten von Belibreg keine Darstellung der
Brüste beobachten kann.
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544
Dr. Miloje M. Vassits,
M. Iloerncs hat sich gegen diese „ «teatopy gou» figurea“ in unseren Gegenden ausgesprochen
und denkt ganz richtig eher au „eine stilistische Besonderheit“ als an ein Rassnimerkmal '). Ich
möchte hier noch eine Notiz hinzufügvn, aus welcher man ersehen kann, dass diese Stefttopygie
auch den Griechen aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. angesichts ihrer älteren Kunstwerke auf-
fallend war*). Durch die grössere Zahl der Figuren von einem und demselben Fundorte sind
wir in der glücklichen Dago, diese steatopygische Theorie für unsere Funde ahzuweisen und darin
nur die stilistische Besonderheit zu erkennen.
Für das Bezeichnen des Geschlechtes an den Figuren dienen hauptsächlich die Brüste,
jedoch ist auch die Darstellung der Vulva vorhanden. Wir haben oben Seit« 543 die Fig. 39
erwähnt und besprochen. Während ea dort zweifelhaft ist, sehen wir an der Fig. 56 unter dem
Bauche ein kleines Dreieck, das nur als Bezeichnung der Vulva verständlich ist- Ebensolches
Dreieck finden wir an der Mannorstatuette aus Naxos*), nur dass dort noch ein senkrechter
Strich in der Mitte gezogen ist. Bei den Marmoridolcn von Amorgos4) sind die Geschlechts-
organe ebenso angedeutet.
Uebcrall, wo er erhalten ist, ist der Fass steiiipelfbrmig dargcstellt. Nur bei Fig. 57 sind
die Beine durch die flache Vertiefung getrennt und die Füsse dargestellt. Die Fig. 58 zeigt uns
zwei Beine, woraus man schliessen darf, dass auch hier Figuren mit getrennten Beinen gearbeitet
wurden, ebenso wie auch in Butmir (vgl. lf. Tbeil, Taf. IV, Fig. 9a, b und Fig. 10).
Die Thiergestalt ist ohne besondere Merkmale, dennoch mit den wesentlichen Körper-
theilcn dargestellL Für die Vierfussler verwaisen wir auf die Abbildungen bei Schliem an n
aus Troja5); für den Vogelkopf dagegen sind mir keine Analogien bekannt, ausser dem „kleinen
Vogelkopf aus glänzend rothem Thon“*).
Mit dieser Betrachtung der Darstellung der verschiedenen Körpertheile dürfen wir diesen
Abschnitt nicht schliessen, denn es hleihcn noch die Zeichnungen an den verschiedenen Körper-
theilen zu übersehen, die ebenso von Interesse sind. Aber als Verzierungen oder als ein Mittel
für die bessere Charakteristik des menschlichen Körpers dienen ja auch die verschiedenen Löcher,
die wir öfters bei der Beschreibung erwähnt haben.
Solche durchbohrten Locher an den Ohrtheilen sind ja leicht verständlich, dagegen sind die-
jenigen an den Hüften, Armstümpfen und dem Hinterkopfe (Absetzung) schwieriger zu erklären.
Bei der Besprechung der Statuette aus Sereth7) sagt M. Uoernea*), dass die Oesen in der
Schulterhöhe „nichts anderes bedeuten als die hcnkelförmig gekrümmten, mit den Händen auf
den Leib gelegten Arme“, allein dies ist nicht zutreffend für unsere Fig. 19, 31, 37, 39, 47 und
60, wo die Armstümpfe horizontal ausgestreckt und theils mit einem Loch theils mit zw’ei
*) Hoernei, op. dt. 8. 192.
•) Julius Lange, Darstellung des Menschen in der iUteren griechischen Kunst (deutsche Uebersetxung).
1899, 8. 557, fuhrt die Aristopli.- Verse aus Nube», 980 ff., an. wo Aristophanes die grossen Hintertheile bei den
älteren Figuren erwähnt.
*) Perrot-Chipiez, op. cit. tom. VI, p. 739, Fig. 331.
*) P. Wolters, Martnorkopf aus Amorgo*. Athen, Mitth. XVI, 8. 49, Fig. 1 und 2, und andere.
6) Behliemann, Illoe, 8. 625, Nr. 1204 bis 1207; vgl. auch Koerte, a. a. O., 8. 37.
*) K werte, a. a. 0., 8. 37. — Andere Beispiele bei 8. Ileinacb, op. dt. 8. 119 ff. Man vergleiche auch
8. 126 f. für die Darstellung der Vierfussler.
7) Much, Atlas, 8. 84, Fig. 16.
•) Hoernes, op. cit. 8. 213.
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 545
Löchern durchbohrt sind1). Dagegen kann für unsere Fig. 3 die Verniuthung Ho er n es’ zu-
treffend sein, obzwar man da auch der Schwierigkeit begegnet, dass noch eine dritte Oese vor-
handen war.
Diese Löcher befinden sich auch in der Hüftenhöhe wie bei den Fig. 40, 45, 54, 55 und 56,
wie auch an der Absetzung des Hinterkopfes bei Fig. 7, 23, 24, 25, 26, 27, 30 und 31, aber
ebenso auf dem hohen Kopfaufsatze von vorne nach hinten bei den Fig. 23, 25 und 31.
Nun sind aber diese Stellen, an welchen sich die Löcher befinden, seit jeher und bei allen
primitiven Völkern diejenigen, an welchen man die Schmuckgegenstünde aufzuhängen oder zu
befestigen pflegt. Oder sollte man noch zweifeln, dass eben am Hinterkopfe die geeignetste
Stelle für verschiedene Anhängsel ist, ebenso aber an der Stirn und den Ohren *). Die Arme sind
nicht weniger dazu geeignet, dasselbe gilt auch für die Hüften, wo gewöhnlich der Gürtel mit
dem Schmucke angebracht wird. Diese Löcher dienten also ausschliesslich zum Befestigen der
Schmucksachen, die in verschiedenen Blumen, Federn und anderen Gebilden der Natur und
menschlichen Hand bestanden haben mögen. Denken wir uns jetzt z. B. Fig. 31 geschmückt,
wo in den vier Löchern an dem Hinterkopfe, sagen wir bunte Federn, an den Stirn- und Ohr-
löchern andere Sachen, an den Armstümpfen wieder andere, die auch als Weihgaben der Gott-
heit dargebracht gedacht sein könnten, an den ilüftenlöchern wieder andere Gegenstände sioh
befinden sollten. Denken wir nns noch hinzu, dass die Figur selbst auch roth bemalt sein könnte,
und dann werden wir sehen können, wie aus so einer Figur wahrhaftig ein Furcht- und Achtungs-
gefühle erregendes Gebilde entsteht, das den Begriffen der Bewohner von Jablanica Über ihre
Götter wohl entsprochen haben mag. Diese Vorliebe und Neigung zur Schmückung des Körpers
ist wiederholte Male für die alten Thrnken hervorgehoben worden, und wir werden auch aus
anderen Umstünden diese Behauptung nur bestätigt finden *).
Ausser den Löchern sind noch die Zeichnungen an den Gesichtern und übrigen Körper-
theilcn zu erwähnen. Zuerst sind die Zeichnungen an dem Gesichte zu besprechen. Da be-
gegnet nns Fig. 27 mit ihren merkwürdigen Zeichnungen. Die schrägen Parallelen an der Stirne
oberhalb der Augen, wie auch diejenigen unterhalb der Augen, könnte man zuerst als Andeutung
der Augenwimpern erklären, allein dio Parallelen an der linken Stirneckc stehen in keiner Ver-
bindung mit dem Auge. Bei dem Kopfe (Fig. 29) dagegen sind diese Parallelen senkrecht auf
dem oberen Augenlid gezeichnet, so dass sic wirklich wie Augenwimpern aussehen. Ich bin nicht
im Stande, hier eine endgültige Entscheidung darüber ausznsprechen, dennoch ist es aber jeden-
falls richtig, wenn ich auf einen analogen Fall hinwoise. Das ist der bekannte Kopf aus Amorgos *),
') Solche Löcher linden wir auch auf der Statuette von Beiibreg (Arch. fcrt-, a. a. O., 8. 107, Nr. 1 -), auf
welcher die Anne in den Schoo« gelegt sind, und dennoch sind ln der Schulterhöhe die Löcher angebracht.
Nach Iloernes’ Krklilrung dürften wir hier die vorhandenen Arme wiederholt durch die Löcher angedeutet linden.
9t Bella-Lajos erklärt diejenigen Löcher an dem Hinterkopfe bei den Statuetten von Belibreg (a< a. O.,
8. 110) als Versinnbildlichung einer gewissen Haartracht. Dagegen für Nr. 0 (a. a. O.) denkt er an eine Be-
zeichnung des Riemens fS. 110), was einigermaassen zutreffend ist.
*) Sehr interessant und lehrreich ist in dieser Beziehung unser Idol aus Klicevac (vergL Taf. IV bei
Hoernes, op. cit.), wo wir dieee Anhängsel nicht nor am Kopfe, sondern such an der Stirne, alter namentlich
an der Rückseite des Körpers in der Hüftenhöhc finden. An den Ohrmuscheln befinden sich je fünf Löcher bei
diesem merkwürdigen Idol. Diese Uebereinstimmung in der Verzierungsart bei den Statuetten aus Jablanica
mit dem Idole aus Klicevac ist sehr wichtig für die Frage über das Kinüuzagehiet von Mykenae und Troja,
die wir später berühren und zu beantworten rereuchen werden.
4I Athen. Mittheilungen XVI, S. 40.
Archiv für Anthropologie- Bd. XXVII. gq
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546 Dr. Miloje M. Vassits,
auf welchem wir unterhalb der Angen senkrechte Parallelen finden, wie auch horizontale Linien
an der Stirne. Wolter» hebt hervor, das» auf diesem Kopfe reichliche Spuren von rolher Farbe
vorhanden waren, und in unserer Beschreibung der Fig. 27 und 29 wurde dasselbe betont.
Deshalb haben wir, wenigstens für Fig. 27, mit Wolters in den Streifen „nichts anderes zu er-
kennen, als eine Tätowirung oder Bemalung des Gesichts“ ') Bei der Ausgrabung wurde noch
ein Stückchen rollten Farbstoffes gefundon, der sehr weich ist; an dem Tltone gestrichen, färbte
er in derselben rothen Farbe, wie wir sie an den Statuetten fanden. Dieselbe Thatsache wurde
auch in Amorgos s) beobachtet.
Bei den Fig. 25, 28 und 31 dagegen sind die Zeichnungen an dem oberen Theile der
Stirne als Verzierung des hohen Kopfaufsatzes zu verstehen9). Ebensolche Zeichnung finden wir
auch auf einem kleinen Kopfe aus Butmir *), die mit derjenigen auf unserer Fig. 25 ziemlich
übereinstimmend ist.
Die Figuren 19, 49 und 52 zeigen auch Zeichnungen auf dem übrigen Körper, die wir
wieder nur als Tätowirung erkennen müssen. Bei Fig. 54 ist es unsicher, ob wir die senk-
rechten Linien auf dem Bauche ebenfalls als Tätowirung zu erklären haben.
Die eingeritzten Linien um den Hals, wie diejenigen, die über die Mitte und an den Rumpf-
eontouren verlaufen, wie bei Fig. 18, 19, 24, 27, 30, 31, 46, 47, 48, 50, 55, 56, sind am beeten
als die Darstellungen der Schmuckgegenstände zu erklären. Bei Fig. 48 sind die Linien um die
Armstümpfe herum höchstwahrscheinlich als Schmuck zu verstehen.
Nach all’ dem, was wir bis jetzt gesagt haben, ist der Oberkörper bei allen Statuetten als
nackt zu denken, am Unterkörper dagegen finden wir solche Muster gezeichnet, die uns zunächst
an gewebte Stoffe erinnern, wie z. B. Fig. 52, 53, 54 und 55. Deshalb dürfen wir annehmen,
dass auch Fig. 42, 43, 44, 45, 49, 50 und 51 ebenso mit dem Gewände versehen waren. Wie
dies Gewand ausgesehen haben mag, veranschaulicht uns am besten Fig. 55, auf welcher wir
sehen, dass an den Seiten das vordere Stück von dem hinteren durch einen unverzierten Raum
getrennt ist, so dass wir uns einen Sohurz von vorne und einen Schurz von hinten zu denken haben9).
Wir müssen noch erwähnen, das» diese dargeatclltc Schürze nicht bis zu den Füssen reicht,
sondern dass ein beträchtlicher Theil der Beine frei war. Deshalb sind die herumlaufendcn
Linien an den StatuettenfÜssen nur als eine rein künstlerische Verzierung aufzufassen, die mit
der Wirklichkeit der einstigen Tracht gar nichts gemeinschaftlich haben. Solche Linien sind
an den Fig. 44, 52, 53 und namentlich bei 55 zu beobachten.
Analogische Kleidung ist auch bei den Figuren aus Butmir zu finden, so Theil I, Taf. III,
Fig. 3 und 8 (die unserer Fig. 50 fast identisch scheint) u. s. w. c).
’) Op. dt. S. 67 f. — Auf den wertfivollen Schluss, den Wolters über die diesbezügliche Sitte der Thra-
kerinnen dorteelbst gezogen hat, werde ich später zurückkommen.
’) VgL Athen. Mitth. XVI, 8. 68.
*) Diese Verzierung ist noch deutlicher bei der Statuette von Bellbreg (a. a. 0., 8.106, Nr. 9) zu beobachten,
•) Op. dt. II. Theil, Taf. II, Fig. 6 a.
*) Vgl. Hoernee, op. eih 8. 929, für die Figuren aut Butmir. — Unwillkürlich muss man sich daran
erinnern, dass auch heutzutage solche Schürzen von den Frauen in Otteerbien getragen werden, die mit grösster
Sorgfalt und Geschick verziert sind. Natürlich tragen die Frauen darunter noch ein lange» Hemd, das bis zu
den Fusaen nnd noch länger reicht, weehalb eie oft oberhalb dea Gürtel* aufgenommen werden, wodurch der
schöne Faltenwurf entsteht, wie die« der Fall bei dem griechischen Peplos ist.
‘) Vgl. Hoernet, op. eit 8. 228; vgl. auch 8. *12.
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Die noolithischo Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 547
Für Fig. 17 können wir keine Erklärung geben , und Fig. 57 ist auch am Unterkörper
nackt dargestellt, denn es sind keine Verzierungen an ihr zu finden.
Es erübrigt uns noch, einige Worte über die Technik im Allgemeinen zu Bagcn.
Die Figuren sind alle aus Thon hergestellt (den Vogelkopf, Fig. 61, ausgenommen) und
sind schwarz, braun, roth, gelb oder grau. Die Fig. 31 ist geglättet und glänzend an der Ober-
fläche, ebenso die lichtgclbe Fig. 55 ist stark polirL Die Uinritzungen sind immer mit weisslicher
Masse ausgefüllt und die rothe Bemalung ist reichlich vertreten. Die Statuetten aus Butmir
aber sind „nie bemalt, und die Einritzungen an denselben nie mit weissen Einlagen gefüllt“ ').
Dagegen finden wir die Bemalung an den Mannorfiguren von den Inseln, und die mit weissen
Einlagen ausgefülltcn Einritzungen sind charakteristisch für die troischen und andere klein-
asiatische Funde, wie auch für unser Idol aus Klicevac.
Einer der wichtigsten Funkte unserer Funde liegt eben in den Sculpturen, so dass wir
getrost sagen können: das Gesuchte ist gefunden. Denn die räthselhaflcn Funde von Butmir
sind durch diese glücklichen Funde nicht nur enträthselt, sondern auch auf das wahre und richtige
Niveau herabgesetzt, so dass wir alle Theorien von einem mykcnisclien Einflüsse, von einem
Uobertragcn der Formen über das Adriatische Meer, von einem Negertypus, von einem selbst-
ständigen Ursprung an dem Fundorte selbst oder seiner nächsten Umgebung') und andere
Theorien als phantastische Gebilde betrachten können, und nur an das Donau- und Savethal als
den einzig richtigen Culturweg hinweisen müssen, den die Formen der Cultur von Butmir zurück-
gelegt haben müssen. Diese Behauptung wird durch die Funde von Belibrcg (Arch. Krt., a. a. 0.),
welcher Fundort sich an dem linken Donanufer befindet, noch stärker unterstützt.
Durch diese Funde ist eine feste Brücke zwischen Butmir einerseits und Amorgos, Klein-
asien und Troja andererseits geschlagen. Wir haben vor uns die Thatsachc, die uns deutlich
zeigt, dass alle diese neolithisoben Funde, wie auch Tordos, Cucuteni u. a. m. in engster Ver-
bindung mit einander stehen, und diese Thatsaclie weiter auszunützen und ein Ganzes aufzubauen,
wird die Aufgabe der Gelehrten sein.
Wir können nicht unsere Beobachtungen hier wiederholen, die wir bei dem Ueberbliok
der Darstellung des menschlichen Körpers und seiner Theile gemacht haben. Das geübte Auge
des Forschers wird immer mehr zu fühlen als die Ucbereinstimmungen festzustellen haben,
dennoch sind diese Ucbereinstimmungen zwischen Butmir und Jablanica sammt Belibreg einer-
seits und zwischen Jablanica sammt Bolibreg und dem europäischen Osten andererseits so gross,
so auffallend, dass sie uns zur Genüge zeigen, dass es sieh hier nur um eine Cultur, um ein
Culturvolk, fast nur um ein Culturcentrum handelt. Ob dieses Culturcentrum zu entdecken uns
gelingen wird, ist nur eine Frage der Zukunft. Wir versprechen uns mehr, als wir bis jetzt
leisten können, aber wie oft bringen neue Funde fast Ungeahntes an das Tageslicht.
Die weitere Betrachtung der Funde wird uns darüber belehren, wie gross die Ueberein-
stimmung zwischen Jablanica und dem europäischen Osten ist, deshalb sind wir wohl berechtigt,
schon an dieser Stelle einer Theorie über die Eintheilung der Balkanhalbinsel auf ein von Troja
und ein anderes von Mykenac beeinflusstes Gebiet im Norden der Balkanhalbinscl auf das Ent-
') Hoernes, op. eit. B. 227.
') Hoernes in „Neolithisehe Station Butmir”, I. Tbeil, 8. 4.
69*
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548 Dr. Miloje M. Vassit»,
schiedensle entgegenzutreten. Diese vermeintliche Grenze zwischen beiden Gebieten sollte eben
über das heutige Königreich Serbien gehen, welche hauptsächlich auf Grund der Beobachtungen
über das Idol aus Klicevac hergestellt wurde '). Wie gewagt diese Theorie ist, zeigen uns
eben die besprochenen Funde. Hoernes gieht auch selbst zu, dass in Bezug auf die Darstellung
der Thiergestalt „in Troja, auf Cypern und den griechischen Inseln die Sltestc Plastik ver-
hiltnissmässig arm an Thierbildern ist; und dasselbe Verhältniss zeigt im Norden die thrakisebe
Zone, sowie auch Butmir“. Aber nicht nur das, Bondern der Fundort Bclibreg, welcher sich
westlich von Kliöevac und östlich von Jablanica befindet, vereinigt auf einem und demselben
Fundorte die Haupttypen von Klicevac (vgl. Arch .Ert, a. a. O, S. 107, Nr. 14) mit denjenigen
von Jablanica (vgl. Arch. £rt,, a. a. O, 8. 105, Nr. 9, 10, 11; S. 107, Nr. 12).
Es sei uns erlaubt, hier ein Vorgreifen in die Beweise der Uebereinstimmung der Funde
von Butmir mit denjenigen von Tordos zu machen und zwar in Bezug auf die Keramik. Die
Keramik von Jablanica ist nicht in ihren Details so übereinstimmend mit deijenigen von Butmir,
dennoch hat A. Voss für die letztere die Uebereinstimmung mit derjenigen von Tordos nach-
gowiesen*). Dies ist ein weiterer Beweis für die Behauptung, dass Butmir nicht nur nach seiner
Plastik, sondern auch Keramik von dem europäischen Osten abhftngig ist.
Die von Hoernes vertretene Theorie beruht hauptsächlich auf Grund der plastischen
Funde, nun zeigen uns aber die Funde von Jablanica und Belibreg deutlich, dass auch dieser
Beweis nicht gültig ist, somit, das# auch die betreffende Theorio nur künstlich aufgebaut wurde.
Klicevac liegt mindestens 100 km östlich entfernt von Jablanica, so dass diese Entfernung immer*
bin zu beachten ist. Nach diesen neuen Funden ist das letzte Wort weder über Butmir noch
über das Idol aus Klicevac gcfalleu; die Erforschung muss erst vorgenommen werden, um eine
endgültige Entscheidung füllen zu lassen.
Aber noch eine Bemerkung sei uns erlaubt. Obzwar die Funde von Jablanica und Butmir
beide aus neolithischcr Zeit stammen, scheint mir, dass Butmir jünger alB Jablanica ist. Dies
ist auch nach der geographischen Ausdehnung desjenigen Volkes, dem diese Cultur zuzuschreiben
ist, des thrakischen Volkes, zu erschliesscn ; denn nach den neuesten Forschungen der Gelehrten
sind als der uralte Wohnort der Thraker die Karpathen zu betrachten. Von den Karpathen
aus sind die Ausstrahlungen nach Süden, Osten und Westen ausgegangen. Die Flussthäler
der Donau und Save bringen uns auch nach Butmir hin. Es ist aber nur merkwürdig,
dass Jablanica wie auch Butmir nicht in der nächsten Nähe dieser Thäler, sondern weiter süd-
lich liegen.
Soviel hielt ich für nöthig, hier zu erwähnen, indem ich auf die Besprechung anderer ver-
schiedener Theorien, über die neolithische Plastik überhaupt, verzichte; denn die Behandlung
dieser Fragen liegt der vorliegenden Arbeit fern. Wir beschränken uns liier hauptsächlich auf
die Beschreibung der gefundenen Gegenstände, die nicht weniger interessant ist.
Somit wollen wir jetzt diejenigen Gegenstände erwähnen, die aus Stein und Thon gearbeitet
wurden, und die wir hauptsächlich als
') Vgl. Hoernes, op. dt 8. *03 ff.
V) A. Von, Biebcnbürgiadie und bosnische Funde (Tonlos and Butmir) in Yerhsndl. Berliner Anlhrop.
GeieUech. 1694, B. 123. — Citirt nach Uoernee, op. dt. 8. 216.
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Die neolitliische Station Jablanica bei Medjuluzjo in Serbien.
549
3. Schmuckgegenstünde und andere Gebilde
bezeichnen dürfen.
Seiner Bestimmung nach dürfte Fig. 69 eher zu den Sculpturen gereehnet werden als zu
diesem Capitol. Es ist ein etwa 14 cm hoher Stein. Die viereckige Basis ist etwa 8 cm hoch
und etwa 6 cm im Viereck breit. Die Seiten sind tbeils roh gelassen, theils bearbeitet. Von
der Basis erhebt sich ein 6 cm hohes Stück, das rundlich gearbeitet ist, sich nach obeu ver-
jüngend. Unmittelbar unter dem obersten Theile geht eine Vertiefung ringsherum. Oben ist
ungleich ahgcschnitten. — Diesem Stücke entspricht noch ein anderes, das etwa 10 bis 1 1 cm
hoch und ebenso bearbeitet ist.
Aehnlichc Stücke Hilden wir in Troja >), wie auch als Bekrönung des Tumulus von Bos-
öjük s) u. s. w. Schlieroann wie auch Koerte zogen daraus, dass die Bevölkerung in Troja
wie auch diejenige von Bos-öjük den I’halluscult kannte, indem sie die betreffenden Stücke als
') Sehlifltnann, Ilioa 8. 31», Nr. ISS; 8. SOS IT., Nr. 082, 683, 684.
*) Koerte, a. a. 0., Taf. L, Fig. 1.
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550
Dr. Miloje M. Vassits,
Phallus erklärten. Heide denken, dass diese Sitte auch mit den Thrakern in Zusammenhang zu
bringen ist1). Wir glauben, dass man dassellie auch von unseren Stücken behaupten darf1).
Nun gehen wir zu den Gebilden aus Terracotta Uber, die hauptsächlich diese Gruppe
vertreten.
Schon bei der llesprechung der sitzenden Figuren S. 520 f. und S. '541 sprachen wir die
Vermuthung aus, sie hätten auch als Schmuck dienen können. Hier ist diese Vcrmuthung noch-
mals zu erwähnen, da wir solche Gebilde zu besprechen haben, die einerseits den primitiven
Idolen sehr ähnlich, ja manchmal mit den Köpfen des Vogelgesichtst ypns verziert sind,
andererseits aber fast sicher als Schmuckgegenstände gebraucht waren, was uns auch die durch-
gehende Durchbohrung und Analogie weiter zu Itesprechondor Gebilde deutlich beweisen. Dass
die Schmuckgegenstände in der Form der menschlichen Gestalt verfertigt waren, soll uns gar
nicht wundern, denn ebenso an den Diademen aus Troja ist ja diese Thatsache zu beobachten *).
Weniger wahrscheinlich wäre es, in diesen Gebilden die Darstellung des menschlichen Körpers
Fig. 70.
I
zu schon, wobei die Köpfe separat gearbeitet und mittelst eines Stiftes angesetzt sein sollten,
wie cs Ilocrncs für eine Figur aus Kreta vorschlügt4).
Insgesammt sind 16 solche Gebilde thcils fragmen tirt, theils ganz erhalten. Der Kürze
wegen führen wir hier nur sechs solche Stücke an.
Fig. 70 ist ein 5,5 cm hohes Stück, an dessen oberem Theilc zwei nach oben gerichtete
Stümpfe dargcstcllt sind. Die Durchbohrung geht durch die ganze Länge von unten nach oben.
Fig. 7 1 ist ein G cm hohes Stück, bei welchem die Stümpfe besonders stark gebildet sind.
Sonst wie oben.
Fig. 72 ist ein 6 cm hohes Stück, bei welchem die Stümpfe grösser und an den Enden
platt abgeschnitten sind. Sonst wie oben.
') Schliemnnn, a. a. O., 8. 313; Koerte, a. s. 0., 8. 7 ff.
*) Diese Annahme durfte vielleicht nicht Irrig sein Auch für die Stücke an* Hui mir. II, 7'af. XIX, Fig. 48 u. 50.
*) Schliemann, Ilioa 8. 507, Nr. «85 f.
') Op. cit. 8. 186.
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551
Die neolithisclie Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
Fig. 73 ist ein 5 cm hohes Stück. Die Stümpfe enden mit je einem Kopfe des Vogel-
gesichtstypus. Die Stümpfe sind mit je einem Striche von dem Kampfe getheilt. Sonst wie oben.
Fig. 74 ist ein 5,5ctu hohes Stück. Die Stümpfe sind in der Kopfform gebildet. Durch
die cingeriuteu Zickzacklinien ') scheinen hier zwei mit den Rücken neben einander gestellte
Fig. 71.
Fig 72.
Körper unterschieden zu sein. Dies Stück ist roihgebniunt, jedoch scheinen die Spuren eines
lichtgelblichen ITeberzugcs (Glasur?) erhalten zu sein. Sonst wie oben.
Fig. 75 ist ein 7 cm hohes Stück. Die Stümpfe enden mit den Köpfen. Das ganze Stück
ist mit parallelen Einritzungen in verschiedenen Richtungen verziert. Uebcr die Mitte des
Fig. 73.
Rumpfes geht je eine senkrechte Vertiefung, die den Rumpf in rechte und linke Hülfte mit je
einem Kopfe zerthcilt. Sonst wie oben. Die Verzierungsart ähnelt sehr derjenigen an den
Figuren von Cucutenl*), nur dass die Muster verschieden sind.
l) Für die 2Seiehnung«art vgl. inan den schwarzen Fass (?) aus ßutmir II. 8. 31. Fig. 24.
*) Hoernea, «p. cit. 8. SH, Fig. 41 bi» 46.
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552
Dr. Miloje M. Vassits,
Bei der Betrachtung der Figuren 73, 74 und 75 wird man unwillkürlich an die „deux
animaux adosscs“ ■) erinnert, nur dass man hier, nach der Analogie der früher besprochenen
Thonidole, eher an zwei menschliche Gestalten als Thiergestalten denken dürfte.
Diese Neigung, verschiedene Gegenstände mit Menschen- und Thierköpfcn zu verzieren,
finden wir fast überall und besonders in der späteren klassischen Kunst vertreten; sie äussert
Kig. 74.
sich auch auf den Gegenständen aus Jablanica, was namentlich an den weiter unten zu bc-
sprechenden Gebilden zu beobachten ist.
Das sind die Gegenstände, die unverkennbar die Form der Gefilsse nachnhmcn und deren
Henkel manchmal mit den Köpfen des Vogelgcsiebtstypus enden. So ist
Fig. 76.
Kur. 77. Ki(" 7a
Fig. 7G in gegenwärtiger Erhaltung 5 cm hoch. Sie ahmt die Form einer henkellosen Am-
phora nach’; der Fuss ist abgebrochen; das Stück ist von oben bis unten durchgebohrt.
Fig. 77 ist ein 4 cm hohes Stück, bei welchem weniger die Gefässform erkennbar ist, jedoch
finden wir hier auch die Henkel, die nach oben gerichtet sind. Es ist durchgebohrt.
Fig. 78 ist ein 4 cm hohes Stück in der Form einer bauchigen Amphora mit den nach
oben gerichteten Henkeln, von welchen einer abgebrochen iBt Es ist durchgebobrL
1 ) 8. Reinacli, op. cit 8. 109 u. s. w.
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Die neolithiüche Station Jnblanica bei Medjuluzje in Serbien. 553
Kig. 79 (hier nicht ahgehildet) ist ein etwa 5,5 cm hohes Stück in der Form der troischen
Gesichtsvmscn '); an dieselbe Form erinnern uns auch die Fig. 77 und 78.
Fig. 80 ein im gegenwärtigen Zustande 4 cm hohes Stück, in der Form der bauchigen
Amphora mit abgebrochenem Halse. Der Fuss ist sehr schmal; die Henkel sind horizontal ange-
bracht und enden mit den Köpfen des Vogclgcsichtstypus. Das Stück ist durchgebohrt.
Fig. 81 ist ein 5 cm hohes Stück in der Form einer fusslosen, aber stark bauchigen Vase.
Die Henkel sind horizontal mit den Köpfen endend. Das Stück ist dnrohgebohrt.
Diese vasenförmigen Schmuckgegenstände zeigen uns deutlich, dass auch die Gebilde in
den Fig. 70 bis 75 als Schmuck gebraucht waren. Solche gefüssformigen Anhängsel finden wir
in den Grabhügeln von Glasinac in Bosnien * *), welche aber aus Bronze hergestellt sind. Anderer-
seits bringen sie uns in noch engere Verbindung mit den Funden nus Troja, indem sie haupt-
sächlich die Gefassfortnen der dortigen Funde naebahmen, ja einfach copiren.
Alier betrachten wir noch weitere Funde, so ist zuerst
Fig. 82 zu erwähnen, in welcher uns ein Stück von 4cm Höhe und Breite vorliegt. Es
hat eine kugelförmige Form, aus welcher in wage- und senkrechter Kichtung Auswüchse atts-
Fiir. 81.
laufen. Die Durchbohrung ist durch die stärkeren Auswüchse ausgeführt. Man vergleiche ähn-
liches Gebilde aus Bronze von Glasinac in Bosnien (Wissensch. Mitth., Bd. I, S. 98, Fig. 158).
Fig. 83 ist ein merkwürdiges, etwa 5cm hohes Stück, das aus einem Cylinder besteht, an
welchem in gleicher Entfernung in der Mitte drei platt abgeschnittene Auswüchse angebracht
sind. Man vergleiche ähnliches Gebilde mit vier Auswüchsen aus Bronze von Sanskimost in Bosnien
(Wissensch. Miltb., Bd. VI, S. 90, Fig. 120). Die Durchbohrung geht durch den Cylinder. Die
Auswüchse sind an den platten Abschnitten verziert, von welchen einer mit einer Doppclspirale,
wie wir sie an den Scherben aus Butmir wiederfinden, verziert ist. Der zweite Auswuchs hat
nur zwei divergirende eingeritzte Linien, wie wir sie an dem Thonwirtcl aus Troja (Ilios, Nr. 1930)
finden. An dem dritten Auswüchse ist ein complicirteres Mäandermuster dargcstellt s).
Von dieser Schinuckgattung sind noch drei beschädigte Exemplare erhalten, jedoch ohne
besondere Verzierungen.
') Schliemsnn, nios, 8. SS». Sr. 158; 8. 342, Sr. 180; 8. S83, Nr. 22T u. «. w.
*) Vgl. Wissensch. Mitth. aus Bosnien und Herzegowina, Bd. I (1893), 8. 100, Fig. 171 bis 179; Bit. VI
(1899), 8. 13, Nr. 8.
*) .Eine Art schrägen Mäanders* soll nach tloernes (Butmir, II. Theil, 8. 4) auf dem Stücke Taf. XIII
Fig. 11, dargestellt sein.
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII. 7q
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554
Dr. Miloje M. Vassits,
Bedeutender ist
Fig. 84, in welcher uns ein mondsichelfbrmiges Gebilde, leider nur fragmentirt, erhalten
ist. In der Mitte (wo es abgebioclien ist) ist ein durchgehendes Loch erhalten.
Es ist noch zu erwilhnen ein thunwirtelft) riniges Stack.
Nicht weniger interessant ist
Fig. 85, ein Stück, das in der gegenwärtigen Erhaltung etwa ß cm lang und 2,5cm hoch
ist. Es hat die Form eines gewölbten Kammes mit nach oben geschweiften Enden.
Fig 83.
Fig. 84.
Fig. 88
Fig. 89.
Fig. 86.
Fig. 87.
Fig. 85.
Der obere Rand ist in der Milte flach vertieft, der untere Rand dagegen Bchmal und fast
scharf dargestellt.
Fig. 86 ist ein keulenförmiges, 3 cm hohes Stück, das am oberen dünneren Thcile durch-
gebohrt ist. Am unteren Theile hat es eine kleine Grube. Der Form nach steht es am nächsten
den Nr. 495 und 496 aus Troja (Uios, S. 463), obschon au dem unteren Theile keine Spuren
von irgend welchen Zeichen zu sehen sind.
Fig. 87 ist ein 2,5 cm hohes Stück, welches den oben angeführten Analogien noch näher steht
Denselben siegelartigen Gebrauch könnte man auch in
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 556
Fig. 88, fünf conusförmigen Gebilden von 1 bis 2 cm Hohe, verranthen, da wir dieselbe
Form auch in Nr. 492 ans Troja (Ilios, 9. 4f>3) wiederlinden.
Fig. 89 leigt uns einen 3 cm hoben und 6 X 6 cm grossen Tisch aus rotbgebrannter Terra-
cotta, an dessen Ecken je ein Küsschen angebracht war, von welchen nur eins ganz erhallen ist.
Auf der Tischplatte sind zwei Diagonalen gezogen , die die gegenüberliegenden Ecken mit
einander verbinden. Sonst sind keine anderen Abzeichen vorhanden.
Aehnliche Gegenstände nennt M. lloernes „Thonschemel“, ohne ihren Gebrauch näher
zu bestimmen '). Ein solches dreifüssiges Tischchen finden wir auch in Troja *) und zwei vier-
fQssige in Butmir 3).
Dieses Tischchen ist in unmittelbarer Nähe von Fig. 39 gefunden worden, daher mOchte
ich in diesem Tischchen keinen „Schemel“, sondern eher einen Untersatz für die erwähnte Figur
Fig. 90.
vermuthen. Es ist nur merkwürdig, dass in Butmir, wo so viele Thonfigoreti gefunden wurden,
nur zwei Thonschemcl zum Vorschein kamen, und in Szarvas bei Esseg wieder mehrere Thon-
schemel und keine Thonfiguren gefunden wurden. In Jablanica wieder ist neben so vielen
Fragmenten nur dieses eine Tischchen gefunden worden.
Fig. 90 zeigt uns einen ergänzten Dreifuss aus Thon, es sind zwei Füsse, etwa C cm hoch,
erhalten; die unergänzte Seite ist etwa 13cm lang. Zu was könnte dieser Dreifuss gedient
haben, — das ist schwer zu errathen.
t) Op. eit. 8. 924 und 29s aus Hzsrvas bei Eseeg.
') Sehliemann, Ilios, 8. 627, Nr. 1219.
■) I. The», Taf. III, Kg. 13; 11. The», T»f. VII, Fig. 7. — Vgl. durtaelb« 8. 31, wo diese Schemel als
.Gefäaeuntersdtze" erklärt, worden iiud.
70*
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556
Dr. Miloj.e M. Vassits,
Wie gross die Verxierungsliebe der alten Bewohner von Jablanica war, teigen uns deutlich
noch die hier gleieh tu besprechenden Thongegenstände, so ist
Fig. 91 ein knopfartiges Stück, das etwa 2cm hoch und im oberen Durchmesser etwa 3,5
bis 4 cm breit ist. An der unteren Seite ist ein etwa 2 cm breites und 1 bis 1,5 cm tiefes Loch.
Fig. 92 ist ein etwn 7,5cm breites, knopfartiges Stück; die obere Fläche ist glatt. Ain
unteren Theile ist eB stark eingetogen, so dass es schliesslich in eine 4ciu breite ltöhre aus-
läuft, die leider abgebrochen ist.
Fig. 93 ist ein 4 cm hohes und etwa 4,5 cm breites, knopfartiges Stück, das am unteren
Knde in eine 2.5 cm breite ltöhre ausläuft und ein etwa 2 cm tiefes Loch hat. Das Stück ist
gunr. erhalten, au ihm sind keine Vcriiernngen su bemerken. Seiner Form nach erinnert uns
Kig. 93.
Kig 95.
Kig. 94.
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Die neolithische Station Jablunica bei Medjuluzje in Serbien. 557
zumal dieses Stück an den Gegenstand aus Stein, der in Troja gefunden wurde und welchen
Schlicmann als Stockknopf erklärt hatte1). Eine solche Verwendung unserer Stücke wäre ja
ganz verständlich und folgt auch aus ihrer Form.
Ebensolche Verwendung ist wohl auch der ganz interessanten
Fig. 1)4 zuzuaohreiben. Es ist ein knopfartiges, etwa 5cm breites Stück, das oben glatt
abgeschnitten ist und nach einer Einziehung in eine etwa 3,5 cm breite Röhre ausläuft. In der
Mitte der oberen Fläche befindet sich ein lern breites Loch. An dieser Flüche sind auch Ver-
zierungen eingeritzt und zwar zwei gegenüberliegende ~-förmige Linien und je ein rechter
Winkel dazwischen. An der Röhre selbst befindet sich dicht unter dem oberen Rande eine
herumlaufende Linie, weiter unten noch eine solche. Die Röhru selbst ist eben dieser letzten
Linie entlang abgebrochen.
Die Eintheilung der Verzierung an der oberen Fläche, wie auch die Motive selbst an diesem
Stücke finden wir zunächst an dem Thonwirtel aus Troja Nr. 1889 (Ilios, Tafeln), nur dass dort
die Voluten statt der rechten Winkel zwischen den Spiralen stehen. Die rechten Winkel finden
wir aber öfters an den Thonwirteln verwendet, so z. B. Nr. 196G, 1997 u. s. w. Der Gebrauch
dieses Stückes ist zweifellos derselbe wie bei den drei vorhergehenden Nummern.
Von den Webstnhlgewiohten sind uns theils fragmentirt, theils ganz 30 Stück er-
hallen. 3 Stücke sind auch verziert, als Beispiel führen wir hier an die interessante
Fig. 95, ein etwa 9 cm broites Stück, das seiner Verzierung nach wichtig ist. In der Mitte
des Gewichtes ist das Loch zum Aufhängen angebracht. Die Verzierung besteht aus je zwei
parallelen Bogenlinien, die leider sehr flüchtig ausgeführt sind. Jedoch nach der Anordnung
wie auch nach dem Motiv selbst finden wir die nächste
Analogie in einem Thonwirtel aus Troja (Ilios,
Nr. 1930).
Von den Tbonwirteln selbst ist nur ein Stück
von gewöhnlicher Form gefunden worden, dafür aber
als Ersatz derselben 11 abgerundete und in der Mitte
durchbohrte Scherben (Fig. 9G). Diese Seltenheit der
Thonwirtel ist auch in Butmir bemerkbar (Butmir,
S. 25, II, S. 36). Solche Scherben finden wir zu-
nächst in Troja’), dann in. Bos-öjük’), aber auch in
Butmir4), wo sie seltener sind. Von den Scherben
aus Jablnuica misst der grösste etwa 4 cm, der
kleinste 2 cm. Zwei Stücke darunter sind abgerundet,
aber nicht durchgebohrt.
Einer der merkwürdigsten Funde von Jablnnica
sind die Kugeln aus gebranntem Thon. Sie sind rund gebildet und von verschiedener Grösse.
Manche der Kugeln haben einen Durchmesser von 8 cm; durchschnittlich aber messen sie 5 cm
') Ilios, 8. 072, Kr. 1409, 1410.
*) Beliliemann, Ille«, H. 283 nebst anderen dort an uv fuhr len Fundorten aus t'miam.
•) Koerte, op. eit 8. 38.
4) I. Theil, Taf. IV, Fig. 7 und 8.
Fig. !K>.
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Zu welchem Zwecke waren diese Kugeln lic.itimmt? In llutiuir wurden nur „einige Stücke
gesammelt“ in der Grösse von 6 bi» 7 cm1); dagegen wurden in grösserer Anzahl die Stein-
kugeln gefunden und sind als Qnetschsteine erklärt*).
Ebensolche Steinkugel wurde auch in der Nähe von Saloniki am Kusse eines Tumulus ge-
funden s), und Kocrtc behauptet, sie soll „den troisch-phrygischen Stücken durchaus gleichen“.
Schliemann (Ilios, S. 209) sagt: „Roh geschnittene, nahezu kugelförmige Steinwerkzeuge, wie
') Butrair, I. Tlieil , 8. StA; vgl. die Anm. 4 dortselbst für Lengyel; Thcil II. 0. SS.
•) L Tlieil, Fig. 81, B. 33 f.
•) Knerte, a. a. 0„ 8. 41.
558 Dr. Miloje M. Vassits,
im DurchmesHcr, dennoch sind auch kleinere vorhanden , so dass ein Kügelchen von kaum 1 cm
zum Vorschein kam.
Diese Kugeln wurden regelmässig um die Herde herum gefunden, aber auch zerstreut.
An einer einzigen Stelle w’urden 300 ganze Stück angesammelt gefunden und dabei noch mehrere
Bruchstücke. Um einen Herd herum wurden wieder etwa 50 Stück gefunden. Nur eine Kugel
wurde durchbohrt gefunden, und wiederum nur eine andere, die in sich befestigt noch eine
Topfscherbe hatte; offenbar wurde die Scherbe in die Kugel eingedrückt, als sich der Thon in
weichem Zustande befand. An keiner der Kugeln wurden irgendwelche Verzierungen beobachtet
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 559
Nr. 80 und 81, sind in allen vier unteren vorgeschichtlichen Städten »ehr zahlreich, ja ich kann
ohne Uebertreibung versichern, dass ich Tausende gesammelt habe “ Schlicmann nnd
T.in denachmit denken, dass inan in diesen Steinkugeln „die ältesten Mahlsteine“ erkennen darf1).
Allein die Erklärung kann nicht zutrefiend sein. Das massenhafte Auftreten solcher Kugeln
ist in Troja, wie auch in Jablanica nur so zu erklären, dass die Kugeln für die Schleuder etwa
als Wurfgeschosse gedient haben. Daher ist es auch verständlich, dass sie in so grosser Zahl
gefnnden wurden. Diese Erklärung wird auch durch die Funde aus Nippur unterstützt, denn
eben dort fand Hilprecht „während der Ausgrabung längs des Südendes der nordöstlichen
Stadtbefestigungen oft runde, gebrannte Thonkugeln“, woraus er den Schluss zog, dass „die
Sumerier bei der Belagerung ihrer Städte“ auch die Schleuder gebrauchten *). Man darf nur
noch daran erinnern, dass Jablanica eine Wohnstätte, wie auch Troja, gewesen ist; das Material
kommt dabei nicht in Betracht, denn es ist ja doch leichter, den Thon zu brennen, als einen
harten Stein zu bearbeiten. Der gebrannte Thon war und ist noch gegenwärtig steinhart, und
so konnten die Thonkngelu vollständig die Stoinkugelo ersetzen J). Die Fig. 97 zeigt uns einige
dieser Thonkugeln.
Hiermit schliessen wir dieses Capitel, in dem wir ebenso interessante wie auch wichtige
Funde aufgezählt haben, die uns verschiedenartige Beziehungen der Jablanica mit anderen
neolithischen Fundorten ganz deutlich veranschaulichen, aber darauf kommen wir noch einmal
später zurück.
EL Die Keramik.
Auch die Betrachtung der Keramik im engeren Sinne des Wortes dürfte nicht weniger
interessant sein im Vergleich mit den bis jetzt betrachteten Gegenständen. Wir werden nämlich
sehen, dass in Bezug auf die Töpferarbeiten ans Jablanica sehr enge Verbindung zwischen dieser
Wohnstätte und dem europäischen Osten bezw. Phrygien und Troja besteht.
Der Thon, aus welchem die Gefässe verfertigt wurden, ist ganz verschiedenartig gearbeitet,
deun zwischen den Scherben von ganz grobem Thone, der eine starke Beimischung der Quarz-
steine aufweist, befinden »ich auch solche Scherben von ganz fein geschlemmtem Thone, woraus
man auch kleinere Gefässe mit kaum 2 mm dicken Wandungen verfertigen konnte.
Hierin wie auch in dem Gebrauch der Drehscheibe stimmen unsere Funde mit denjenigen
von Bos-öjük und Troja4) überein, aber durch die Kenntniss der Drehscheibe unterscheiden sie
sich von den Funden aus Butmir *).
Ebensolche Verhältnisse bestehen ja auch in Bezug auf Bemalung der Gefässe, denn „an
dom grossen Becher Taf. I, 9 sah Kocrte*) deutlich die verticalen Pinselstriche“, mit denen
') Vgl. auch Bchliemann, Hin«, 8. 492. Nr. 63» und 639; S. »36, Nr. 1283.
*) Vgl. Gh. L. Henning in Globus. B<l. LXXVIII. Nr. 13, 8. 211.
*) Man vergi. hierzu noch den Artikel funda von G. Fougäree in Daremberg- Saglio, Diclionuaire etc.,
tom. II. >, p. 1363 f.
*) Man vergi. Koerte, Athen. Mitth., Hd. XXIV, 8. 23 (Tai III, 13, 27); für Troja: Poppelreuter,
Arch. Anzeiger 1896, 8. 1U5 und 106; Perrot-Chipiez, Hietoire de Part, toine VI. p. 696. 900.
*) Butmir, Theil I, 8. 16; Tb- II, 8. 28.
*) Koerte, a. a. O., 8. 26.
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560
l)r. Mil oje M. Vaasits,
der Farbciiberziig aufgetragen ist . . . und in Hutmir ■) sind bemalte GcflUwe nicht vorgekommen.
Unter unseren Fundatfleken und zumal nachdem wir die bemalten Thonslatuettcn gefunden
haben (vgl. oben S. 547), war es zu erwarten, dass auch Gof&sse bemalt waren. Diese Thalsachc
bestätigte uns ein schwarz gebrannter Henkel (Fig. 124), an dem man die Sparen von eben-
solcher rothen Farbe beobachten konnte, wie es bei den Statuetten der Fall war.
Z n den Funden aus Hutmir und von Bos-öjük treten noch diese Fund glücke aus
Jablanica, um die Behauptung des Herrn A. Koerte aufrecht zu erhalten, nämlich dass das
geringere Auftreten der Bemalung in diesen drei Fundorten entschädigt wird durch die
Anwendung anderer Technik für die Verzierung der Gefasse. So ist zunächst die Politur der
Gelasse zu erwähnen, die darin besteht, dass mau nicht den ganzen Thongrund glättet,
sondern zwischen den Polirstrichen kleine Zwischenräume lässt. . . . Beispiele dieser Verzierungs-
art in Troja erwähnt BrQckner |Troja 1893, S. 96, Fig. 41 J *)- Diese Verzierungsart finden
wir öfters bei unseren Funden aus Jablanica, insoweit sie nicht in verschiedenen Gruppen ver-
theilt sind und somit nur als Bcstandthcile einer grösseren Figur wirken. Dagegen finden wir
diese Verzicrungsart in Butmir fast gar nicht, wenn man nicht hierher das Stück Theil II,
Taf. V, Fig. 10 rechnen darf.
Dagegen kommen Verzierungen, die in den Thon eingedrückt Bind, besser zur Geltung.
Für die einfachsten Ornamente der Art genügt der Fioger des Töpfers, feinere Muster werden
theils mit einem stumpfen, thcils mit einem spitzen Werkzeug ausgeführt*). Diese Verzierungs-
art ist in .Tablanica vorzüglich vertreten, so dass sogar die Spiralen, selbst in dieser Art aus-
geführt, nicht fehlen. In Butmir dagegen ist diese Verzierungsart nicht zu finden, dafür aber
sind die Verzierungstnotive in Belief ausgeführt. Ich glaube aber, dass man die Technik in
Butmir leicht aus der eben besprochenen herleiten könnte. Andererseits sehen wir, dass in der
Richtung von Osten nach Westen mit der Abnahme der Bemalung die Zunahme des reliefartigen
Gefässsehmuckes neben einander schreitet, so dass das letztere in Butmir vollkommen zur Allein-
herrschung gelangt.
Aber auch die bandartigen Verzierungen, welche in Butmir bo verschiedenartig ange-
bracht, sind auch in Jablanica zu finden, dennoch aber ist diese Verzicrungsart spärlicher als
die vorher besprochene vertreten.
Ke ist noch zu erwähnen, dass auch das aufgesetzte Ornament vertreten ist und zwar nnr
auf einem Scherben, der mit demjenigen au» Troja') und demjenigen aus Butmir5) fast voll-
kommen übereinstimmt (vgl. weiter unten Fig. 132).
An den bisherigen Fundstücken konnte mau nicht beobachten, dass eine Art der Bemalung
durch die niedrigeren und höheren Grade der Hitze ausgeführt wurde. Die Thonfarbe der Ge-
wisse ist in allen Stufen von dem Grauen bis zu dem Rothen vertreten.
Die Gefassformcn konnten nicht in allen ihren Ersoheimingcn festgcstellt werden. Die
Formen der Vorrat!)»- und Kochtöpfe wird man erst durch die weiteren Nachgrabungen her-
') Butmir, Theil I, 8. 20.
*) Koerte, a. a. 0, 8. 25.
*) Koerte, e. a. O., 8. 25 u. 26.
•) nies, a 817, Nr. 150; vgl. euch 8. 658, Nr. 1565.
’) Butmir, I. Theil, Taf. IX, Fig. I, II, I»; II. Theil, Taf. XIV, Fig. 2, 7, 15.
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B61
Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
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uns ihrer Form nach an die Schmuckstücke, die wir oben Fig. 76 erwähnt hal>en. Beide Stücke
sind henkellos.
Kig. 100 ist ein etwa 4,5 cm hohes GeföBSchen, das nicht rund gearlieitet, sondern an den
Henkclseiten schmäler ist. Die Henkel sind horizontal. Die Fig. 77 sieht ihm am meisten gleich.
Fig. 101 ist rin 3,5 cm hohes, kugelförmiges Geföss ohne Ftiss und Hals und mit zwei
verticalen Henkeln, die durchbohrt sind.
Fig. 102, ein 3,5 cm hohes Geföss ohne Fuss und Henkel, aber mit stark sich ausbreiten-
dem Bauch.
Fig. 103, ein Fragment eines alabastronförinigen Geßsses ohne Hals und mit einem verti-
calen, durchbohrten Henkel. Das Fragment ist etwa Gern hoch.
') Illo«, 8. 219, Nr. 5»; 8. 383, Nr. ISS; 8. 398, Nr. 21S u. s. w.
v) Butmir, 1. Tlieil. 8. 1? und Anmerkung.
Archiv for Anthropoloffi* Bd. XXVII. yj
stellen können, dasselbe gilt auch für die besonders zierlich gearbeiteten Krüge und Kannen,
die aber in keinem Exemplar, nicht einmal annähernd, erhalten sind.
Für diese Formen sind wir auch hier auf die erhaltenen kleineren Gefösse angewiesen, die
wir anführen werden.
Fig. 98, ein 5,5 cm hohes, dreifnssiges Gelass. Die verticalen Henkel sind abgebrochen,
ebenso die Füsse. Das Geföss ist mit dem wahrscheinlich dazu gehörigen Deokel abgebildet.
Die nächsten Analogien finden wir in Troja1); aber die Gefösse mit den Füssen sind auch
dem Bos-öjük und Butmir a) keinesfalls fremd.
Fig. 99 stellt uns zwei Stücke dar, die vcrmuthlich dieselbe Form haben. Das kleinere
Stück ist 3 cm, das grössere 9,5 cm in gegenwärtiger Erhaltung hoch. Diese Gefösse erinnern
Fig. U8.
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562 Dr. Miloje M. Vussits,
, Kig. 104, ein 6,5 cm hohes Gefäss ohne Henkel. Es ist wahrscheinlich die Nachbildung
eines Vorrathstopf cs.
Fig. 105, ein ganzes, 5,5 cm hohes und 8 cm breites Gefäss, mit der 4 cm breiten Mündung,
mit einem abgebrochenen Henkel. Der Henkel, wie wir es später sehen werden, war nach oben
gerichtet. Sonst ist das ganze Gefäss gut erhalten. Dieselbe Form wird auch das zweite unter
Fig. 105 abgebildete Gefäss gehabt haben, welches arg beschädigt ist, und dessen Höhe 8 cm
und Bauchbreite etwa 10 cm beträgt.
Fig. 106 stellt drei besser oder schlechter erhaltene Gefässe mit Ausgussrohren dar. Da*
grösste Gefäss ist etwa 6,5 cm hoch und hatte noch einen verticalen Henkel, dos Ausgussrohr ist
Fig. 100.
abgebrochen, wie auch der Benkel. Beido anderen Gefässe sind kleiner und ohne Henkel. Ks
wurden noch zwei abgebrochene Ausgussrohren gefunden. Solche Gefässe mit den Ausguss-
rohren sind reichlich vertreten in Troja1), Tiryns»), Bos-Öjflk *) und auch Butmir *).
Dennoch sind die Schalen am reichlichsten vertreten, die man verschiedenartig zu bilden
gewusst hatte. So ist
■) llios, 8. 45*. Nr. 44S, 447; 8. «40, Nr. 1330 u. t. w.
*) Scliliemann, Tiryn«, 8. 133, Nr. 29.
•) Koerte, ». a. O., 8. 33 (vgl. Tat III, Fig. 16).
*) Butmir, I. Theil, 8. 20, Tat IV, Fig. 10 bi« 12.
fr
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I
f
I
i
I
l)io neolithischo Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
Kig. 105 a
71*
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564
Dr. Miloje M. V assits,
Fig. 107, eine 22 bis 23cm breite und 7cm hohe fusslose Schale r.u erwähnen, die man
vollkommen zerstückelt über den Scherben und dem Boden eines grossen Vorrathsgeßsses ge-
funden hat, weshalb man diese Schale auch als Deckel benutzt sich denken kann. Derartige
Schalen sind in vielen Scherben erkennbar, und die nächste Analogie bietet das Stück aus Troja ')•
Solche Schalen sind verschiedenartig gebrannt, es sind auch geglättete Scherben von denselben
gefunden worden.
Fig. 108 stellt uns zwei Schalen mit der Rinne, von welcher die kleinere 10 cm hoch und
mit den zapfenförmigen Henkeln 15 cm breit ist; die grössere ist fragmentirt, dennoch an den
Fig. 107.
erhaltenen Stellen 10cm hoch und mit den zapfunförinigcn Henkeln etwa 19 bis 20cm breit.
Aehnliche Schalen finden wir in Troja’) und vielleicht auch in Butmir’).
Fig. 109 ist eine Hälfte einer ähnlichen Schale, wie die Fig. 108, die auch ohne Rinne
gewesen sein konnte. Die grösste Breite sammt den grösseren (denn eB gieht noch ein Paar
kleinere) zapfenförmigen Henkeln betrug etwa 26 cm und die Höhe nur 7 cm. Der Boden ist,
wie auch bei der Fig. 108, platt. Es wurden mehrere Scherben von der gleichen Form gefunden.
') Illos, 8. 261, Nr. 62, für welche Form SchlieuiHnn behauptete: „Schalen dieser Art kommen in der
ersten Stadt sehr häufig vor* (8. 26»),
’) Ilio», a 338, Nr. 171.
*) Butmir, L Theil, 8. 16.
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 565
Fig. 108.
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566
Pr. Miloje M. Yassits,
Kig. 110 zeigt uns eine fuss- und henkellose Schale, von welcher Form mehrere Fragmente
gefunden wurden. Sie ist 5 cra hoch und oben 9,5 cm breit. Feiner gearbeitete Fragmente
zeigen deutlich die bekannte Form von Amorgos >).
Fig. 1 1 1 stellt uns eine neue Form der Schalen, die sehr niedrig sind , dafür aber breit
Fig. 10!>.
und mit dem abgesetzten, aufrecht stehenden Hände, dar. Ein solches Miniaturstück ist 3cm
hoch und 6,5 cm breit. Dieses Stück ist ähnlich demjenigen aus Ilutmir (II, Taf. VII, Fig. 5).
Ein grösseres Fragment einer ähnlichen Schale hat noch einen aufrecht stehenden Henkel,
welcher abgebrochen und nicht mehr als 6 cm hoch ist, bei einer wahrscheinlichen Breite von
etwa 15 cm.
Fig. 112 ist ein Sehalenfragment ohne Fass und mit dem abgesetzten Rande. Die Mütt-
lie. 110.
dungsbreitc war etwa 16 cm, die Bodenbreite etwa 6 cm und die Höhe 8,5 cm. Aehnliche Ge-
stalt mag auch das andere grössere fragmentirte Gcfass haben, dessen Mündung 22 cm breit ist
und die gegenwärtige Höhe 15 cm beträgt, ohne dass der Boden erhalten ist. Bei dem ersten
Fragment ist der Hand zwischen Bauch und Schulter mit dem Werkzeug in gleichmässigen
Abständen ausgeschnitten und polirt, wie das ganze Gelass selbst polirl ist. Bei dem anderen
') Athen. Miuh. XI, S. 18, Beilage 11, B. Kr. 3.
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B67
Die neolithiselie Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
Fragment ist die Schulter mit den geraden Polirstrichen in der oben beschriebenen Technik
verziert. Aehnlichc GefHssform finden wir anch in Bos-öjük •).
Sogenannte „It&uchergefiisse“ oder die Schalen mit höherem Kusse sind auch in Jablanica
vertreten, so stellt uns
Fig. 113 ein ganr.es (Ocm hoch, Mündung 7 cm und Fuss 3 ein breit) und ein fraguientirtes
(6 cm hoch, Mündung Ccm und Fuss 4cm breit) Gefiiss dar. Ausserdem wurden noch vier Frag-
mente gefunden, die hierher gehören. Solche Gcßsse sind uns aus Troja5) wie auch aus
Butmir5) bekannt.
Nebst Schale wurde auch der Becher als Trinkgeßss gebraucht. So ist
') Koerte, a. a. O., Tat. III, Fig. 12.
v) Uios, 8. 647, Kr. 1321 (als Rauchergofkss erklärt).
*) Butmir, I. Theil, 8. 17; II. Theil, 8. 29 (vgl. II. Theil, Tat VII, Fig. II und 12). In Butuür sind sie
namentlich sehr zahlreich.
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568
Dr. Miloje M. Vassit«,
Fig. 114 vertreten durch zwei fragmentirte Stücke von welchen eins eine cylindriache
Form hat (6,5 cm hoch, etwa 7 cm Mündung und 5 cm Fussbreite), mit einem erhaltenen zapfen-
förmigen Henkel. Das zweite Stück hat mehr eine conische Form (in gegenwärtiger Erhaltung
Fig. UZ
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Die neolithische Station Jublanicu l»ei Medjuluzje in Serbien.
„ Fiff. 114.
Fig. 113. *
569
ArelUv für Antbropologt«. IW XXVII
72
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570
Dr. Miloje M. Vassits,
etwa 6,5 cm hoch und mit einer Fussbreile von etwa 3 cm), ohne Henkel. Die eylindrischo Form
hat ihr Analogon in Amorgoa ') und die conische etwa in einem Gefilsse ans Butmir s).
Hier dürfte man auch die löffcl- oder kellenartigen Gefilsse erwähnen, von denen wir in
Fig. 115 (a. v. S.) zwei Fragmente besitzen. Heide Fragmente sind mit einem Griffe erhalten,
welcher bei dem grösseren nach unten gebogen und bei dem kleineren mehr gerade als nach oben
gekrümmt ist. Derartige Gcfässe sind ebenso in Troja *) wie auch in Butmir *) vorhanden. Nicht
selten sind auch die Fragmente der siebartigen Gelasse (Fig. 115 a, a. v. S.) vorgekommen. E»
w urden im Ganzen sieben Fragmente von verschiedenen Gcfässlörmcn gefunden. Es sind auch zwei
kleinere liandbruchstückc erhalten, woraus man schliesscn kann, dass sie die Napfform gehabt haben.
Hiermit wird die Behauptung von Schlieinann bestätigt1); aber dieselbe Form dürfte auch in
Pig_ Hg, Butmir vertreten6) sciu. Nach der Behauptung
M. Hoorn es’ 7) sind solche Gefässe in der älteren
Bronzezeit von Troja bis .Nioderösterreich ver-
breitet. Ob man in diesen Gefässen wirklich die
Thonsicbc zu erkennen hat, ist mir zweifelhaft,
ebenso wie dass ein solches Gefäss aus „Tnmulus
of I’lhif-Tepe“ „undoubtcdly was to protect the
Haine of the lamp from draughts“ ®).
Die Krüge und die Kannen müssen doch eine Form gehabt haben, an welcher man
genau den Bauch, die Schulter und den Hals unterscheiden konnte; denn darauf hin führt uns
die Anwendung der Verzierungen, da an manchen Fragmenten nur die Schulter verziert ist.
Dennoch ist cb fast ganz sicher, dass weder die Schnabelkanne noch das Seite tg aftqpixi'jrt AAov
bekannt waren.
■) VgL Athen. Mitth. XI, 8. I«. Beilage H, B. Nr. 4.
*) Vgl. Butmir, Theil II, Taf. VII, Fig. 6, vgl. auch 8. 49.
*) Illo«, 8. 457. Nr. 474 bis 475, vgl. auch S. «47, Nr. 1319.
') liutmir, Theil 11, Taf. VII, Fig. 1 und 2.
>) Illos, 8. 620, Fig. 1190 hl« 1196.
•) Butmir, I, Taf. IV, Fig. 9.
’) Urgeschichte der Kunst, 8. 297.
B) G. 11. Kdmonds in the Journal of heil. 8todies, vol. XX. p. 25.
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Die neolitlmche Station Jablnnica bei Medjulu/je in Serbien. 571
Wir haben schon bei Fig. 98 einen Deckel erwähnt. Ei* wurden noch drei Stücke gefunden,
darunter ein fragmentirtes Exemplar, dessen runder Knopf allein etwa 6 cm breit und etwa 4 cm
hoch ist, der höchstwahrscheinlich zu einem Vorrnlhsgelasse gehörte.
Für die Kenntnis» der Gcfässform dienen ofl auch die Henkel, die man meistentheils
abgebrochen von den Gelassen gefunden hat.
Wir haben schon früher die xapfenartigen Henkel bei den Gelassen (Fig. 108) erwähnt,
und solche Henkel sind oft gefunden. Manchmal sind diese Henkel nur kleine knopfartige,
niedrige Vorsprünge, die tlieils durch die gezogenen Linien, theils durch die Auskerbung des
ltandes verziert sind, so z. B.
Fig. 116, die uns einen niedrigen, knopfartigeu Henkel darstellt und noch zwei zapfen-
förmige längere Henkel, die an ihren Enden mit aufgesetzten Buckeln aus Thon verziert sind.
Fig. na
Fig. 117 stellt uns einen Henkel dar in der Form einer halbkreisförmigen Scheibe, die
senkrecht auf der Gefiisswandung befestigt ist.
Fig. 118 stellt uns drei Stücke von einer Henkelform dar, die in verschiedenartigen Ab-
arten vertreten ist und die wir uns aus den hornnrligen Ansätzen*) entwickelt denken, und
daher nach oben gerichtet. Diese hornartigen Ansätze sind auch in Jablanica vertreten, nnd die
Abstufungen zwischen der einfachsten und ausgebildetsten Form kann man schon feslstellen.
Aehnliche Beispiele finden wir auch in Butmir *).
Fig. 119 stellt uns einen horizontalen Henkel dar, welcher aus einem viereckigen Thon-
finden hergestellt ist, so dass in der Mitte eine senkrechte Oeffnung ist, wio auch das Stück von
Glasinar (Wissensch. Mitth., Bd. I, S. 118, Fig. 6).
*) Koerte, a. a. O., 9. M.
•) Butmir. I. TheU, 8. 1», Fig. »8 und Taf. IV. Fig. 18.
72»
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572
Dr. Miloje M. Vussits,
Fig. 120 stellt einen verticalen Henkel dar mit der horizontalen Ooffnung, der in eineD
Spitz ausläuft.
Fig. 121 ist ein verticaler Henkel mit der horizontalen Oeffnung. Am unteren Tbeile
befindet sich ein niedriger, knopfartiger Vorsprung; darunter an der Gefässwandung eine rippen-
artige Erhöhung, die in gleichmäasigen Entfernungen flach ausgeschnitten ist.
Fig. 122 ist ein verticaler Henkel mit der horizontalen Oeffnung und am unteren Tbeile
mit einem Vorsprung.
Fig. 123 ist ein verticaler Henkel mit dem geraden Kücken, der sich nach unten noch
verlängert.
Fig. 124 ist ein verticaler, bandförmiger Henkel, der am oberen Theilo zwei seitliche Vor-
sprünge hat. An diesem Henkel wurden die Spuren der rotben Bemalung beobachtet. Diese
Hcnkelfortn ist mit denjenigen von Bosnien, aus den Fundorten von Itipac (Wissensch. Mitth-,
Bd. III, S. 222, Fig. 18), Debelo Brdo (Bd. IV, S. 41, Fig. 14; Bd. VI, S. 137, Fig. 43) und
San. kimost (Bd. VI, S. 7!), Fig. 60 und Fig. 63; S. 137, Fig. 43) zu vergleichen, wobei die
Identität vollkommen ersichtlich ist.
Fig. 125 ist eine eigenartige Henkelform mit dem spitzigen Ansatz. Sie sieht etwa dem
Henkel aus Levkosia ähnlich, den Dü mm ler als „speciell kypriseben Ansatz am Henkel“ be-
zeichnet *). Solche Henkel mit den Ansätzen wurden häufiger in Jablanica gefunden.
Mit dieser Aufzählung der Henkel haben wir theils typische, theils eigenartige Ilenkcl-
formen erwähnt, ohne dabei die Abstufungen zwischen der einen und der anderen llauplform
berücksichtigt zu haben.
Damit ist aber die Betrachtung der Keramik noch nicht erschöpft.
Es bleibt uns noch, die Verzierungsmotive zu überblicken, die verschiedenartig ausgeführt
*) Athen. Mitth. XI. 1. Beilage zu S. 209, Fig. 10, vgl. 8. 231.
Fig. 11!».
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien.
Fi(f 120. Kg. 121.
573
Fig. 12».
Fig. 125.
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574 Pr. Milo je M Vassit«,
sind. Diese Motive sind meistentheils nur an den kleineren Scherben erhalten, und nur in
manchen Fällen lassen sie sich in Gedanken ergänzen.
Die einfachsten Verzierungsmotive bestehen aus den eingeritzten Linien, die mehr oder
weniger neben einander parallel verlaufen. So ist
Fig. 126 durch zwei Fragmente vertreten, von welchen das kleinere Fragment gebogene
Linien zeigt.
Fig. 127 ist ein Fragment eines Gef3Usl>odens, an dessen Wandung ein rechtwinkelige«
Dreieck gezeichnet ist mit Parallelen zu der senkrechten Linie.
Fig. 128 stellt zwei Fragmente dar, auf welche die horizontalen Parallelen wie anch eine
Art Zickzacklinie gezogen sind. An dem kleineren Stücke ist der llals von dem Bauch durch
eine horizontale Linie getrennt. Von dieser horizontalen sind die schrägen Linien über den
Fig. 127.
Fig. 126.
Bauch gezogen, so dass sie in einem spitzigen Winkel zulaufen. Das kleinere Stück hat eine
ähnliche Zeichnung wie das Geföss aus Troja *).
Fig. 129 ist ein Fragment, auf welchem zwei kreisrunde Linien verlaufen. Kt ist schwer
zu entscheidet), ob diese Linien die Theile der con een Irischen Kreise [in welchem Falle sie ihr
Analogon in Troja *) hätten] oder die Theile einer eingeritzten Spirale sind.
Fig. 130 stellt uns ein Fragment dar, auf Welchem zwei sich kreuzende Linien gezogen
und die gegenüberliegenden Vierecke mit den kreisrunden Vertiefungen (durch ein scharfes Werk-
zeug ausgeführt) gefüllt sind. Kino ähnliche Technik ist auch in Butmir bekannt«
Fig. 131 sind zwei Fragmente, eins von einem Napfe oder einer Schale, das andere wahrschein-
lich von einer Kanne mit dem ausgebogenen Rande. Behle Fragmente sind mit den band-
artigen Streifen verziert, welche hei dem kleineren Stücke mit eingedrückten Punkten ausgefüllt
sind und bei dem grösseren Stücke sind die Streifen leer gelassen, aber die Zwischenräume mit
*) II io*, 8. 25®, Fig. SR; vgl. Ruch 8. 334, Fig. 165.
•) liiofl. 8. 264, Nr. 72.
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Diu nenlithische Station Jablanica bei Medjuhizjc in Serbien. 575
ebensolchen Punkten verziert. Die Punkte sind bei dein kleineren Stücke mit weiblicher Masse
ausgetüilt, bei dem grösseren Stücke fehlt diese Füllung. Das sind die echten Vertreter der
Fig. 128.
sogenannten Uandkernmik, die wir in Butmir so reichlich vertreten Hilden, obzwar sic auch aus
Troja bekannt sind.
Fig. 132 stellt uns dasjenige SlQck vor, das wir oben S. &60 besprochen haben.
Fig. 190.
Fig. 191.
Bevor wir zu der in Jablanica am häutigsten verwendeten Verzicrungstechnik übergehen,
erwähnen wir noch ein Stück; welches mit der Verzierung eines GefTisscs aus Butmir überein-
stimmt.
Fig. 133 ist eine kleine Nachbildung etwa einer Schale; an dem Kunde befinden sich ein-
gedrückte Striche, die wir ebenso au dem Bande des kleinen Bechers aus Butmir ') finden.
') Butmir, il. Tkeil, S. 90, Fig. 19.
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576
Dr. Miloje M. Vassits,
liecht schön und zierlich müssen diejenigen Gelasse aasgesehen haben, die in der von
Ros-üjük wie auch jetzt von Jablanica bekannten Technik verziert waren, und über «eiche wir
oben S. 560 gesprochen haben. Mit dieser Verzierungsart sind recht viele Scherben gefunden
worden: wir führen hier nur einige an.
Fig. 1S5.
Kig. 132.
Fig. 133.
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577
Die neolithische Station Jublanica bei Medjuluzje in Serbien.
Kig. 134 stellt uns ein grösseres Fragment dar, an welchem der Hals sammt dem Mündungs-
rand und ein Thcil der Schulter (wenn nicht auch des Bauches) erhalten sind. Um den Hals
herum gehen die horizontalen Polirstriche. Uebcr die Schulter sind verticale Kippen gezogen,
die in den gleichen Abständen flach ausgeschnitten sind. Die Zwischenräume sind wieder mit
den Polirstrichen ausgefüllt.
Fig. 135 ist wieder ein Fragment (vielleicht eines GefussbauchcB) mit den verticalen
polirten Strichen.
Fig. 136 hat solche verticale Striche nur an der Geßssschulter; diese Striche sind schmäler
ausgeführt.
Fig. 137 ist ein Gefässfragmcnt, nn dem auch der Henkel (von der in der Fig. 117 be-
Fig. 137. Fig. 138.
schriebenen Form) erhalten ist. Die Polirstriche sind etwas schräg gezogen, aber in den Gruppen
vertheilt, so dass zwischen einzelnen Gruppen ein leerer Kaum vorhanden ist. Diese Gruppen
sind nur au der Schulter angebracht.
Fig. 138 zeigt uns ein Fragment, an dem die Grenze zwischen Hals und Schulter durch
einen Polirstrich bezeichnet ist. Dicht unter diesem Striche ist eine förmige Linie erkennbar,
deren Unke Hälfte leer gelassen ist, während
dio rechte mit Querstrichen verziert ist.
Auf diese Weise sind die metopenarligen
leeren und gefüllten Käume entstanden.
Es ist aber möglich, dass die ~ •förmige
Linie nach unten verlängert war, wodurch
eine Art Volute entstehen konnte.
Fig. 139 stellt uns ein Fragment dar,
an dem die Striche in der Form einer
Spirale gezogen sind; und danu wurden immer fortwährend um diesen Kern die Parallelen von
dem Halse gezogen, die immer als Fortsetzungen der Spirale gedacht worden sind.
Fig. 140 sind zwei Fragmente, an denen man ganz deutlich sehen kann, was wir oben bei
der Fig. 139 beschrieben haben. Den Kern an beiden Stücken bildet eine Spirale, die hier
nicht wie oben mit einem stumpfen Werkzeug ausgeführt ist, sondern einfach mit dem Finger
des Töpfers. Dann sind die parallelen breiten Vertiefungen an der Schulter ausgeführt. An
Archiv für Anthropologie. Ikl. XX VII. 73
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578 Dr. Miloje M. Vassits,
dem kleineren Fragment ist die eigentliehe Spirale mit dem Finger ausgeführt, und sie selbst
leer gelassen , aber die Zwischenräume (die auch nicht breiter sind als die Spirale selbst) sind
mit feineren Polirstrichen ausgefüllt, so dass man meint, man hätte zwei neben einander ver-
laufende Spiralen vor den Augen.
Fig. 141 ist ein fragmentirter Geflissboden, der unverkennbar mit der Hülfe der Töpfer-
scheibe hcrgestellt ist. Dies beweist auch die ganr. regelmässige, mit dem Finger ausgefülirte
Spirale, die sich in der Mitte der inneren ßodenflächc befindet, ohne dabei den Bodenrand r.n
berühren. Der Bodenlbrm und der Spiralverzierung nach dürfte dieses Gcfaas etwa eine Schalcn-
form mit breiter Mündung gehabt haben, sonst wäre die verzierte innere Bodenflfiche nicht
verständlich.
Fig. 142 ist ein Kandbruchstück einer Schale oder eines Napfes. Dicht unter dem Rande
geht eine wulstige Erhöhung, an deren Rücken sich eine erhöhte Wellenlinie fortbewegt. Diese
Wellenförmige Erhöhung ist in gleichinftssigen Abständen flach ausgeschnitten. Die nach oben
gerichteten Zwischenräume in der wellenförmigen Erhöhung sind wieder mit den verticalen
Polirstrichen verziert.
Von dieser mehr reliefartig ausgeführten Verzierung bis zu den rcliefartigen Spiralen in
Butniir ist nur ein Schritt, den die Bewohner von Jablanica bei ihrer Kcnntniss der Spirale
auch gemacht haben mögen; allein uns fehlt es an Funden und wir sind angewiesen auf dies
geduldige Abwarten der Ergebnisse der weiteren Nachgrabungen von Jablanica.
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Die neolit bische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 579
i»
Hiermit w&ren die Funde von Jablanica bei weitem nicht erschöpft. Es bliebe uns noch
übrig, zu übersehen die verschiedenen Geräthe aus Stein, Knochen und Hirschgeweih, dazu noch die
sogenannten Mahlsteine, die ebenfalls reichlich vertreten sind. Aber die Steinwerkzeuge sind so
zahlreich schon aus Bulmir bekannt, so dass wir getrost sagen können, dass fast alle Formen
von Messern, Schabern, Hämmern und Beilen obenso wie das Rohmaterial zur Verfertigung der
Steinwerkzeuge auch in Jablanica vorhanden sind. Eine schöne Uebereinstimmuug eines ge-
bohrten Stcinwcrkzcugcs aus Jablanica mit demjenigen aus liutmir1) ofTenbart sich darin, dass
Fig. 141. an dem schadhaft gewordenen Werkzeuge eine neue
Durchbohrung versucht, aber nicht ausgeführt wurde.
Die Nadeln und Pfriemen aus Knochen sind, wie
auch sonstwo, in verschiedener Grösse vorhanden. Eben-
so dio Werkzeuge aus Hirschgeweih.
Ausserdem blieben noch die Küchenabfälle, wie
auch einige Thierschiidel zu besprechen übrig, die in
I
I
diesem vorläufigen Bericht, in welchem man hauptsächlich das neue Material für die prähistorische
Kunst zu veröffentlichen beabsichtigte, nicht besprochen werden konnten.
Natürlich wäre es ganz schön, wenn man ein vollständiges Bild des Culturlcbens von Ja-
blanica entworfen hätte; aber vorläufig wäre das zu sehr gewagt, da man nur einen kleinen Tlieil
der Wohnstätte ausgegraben hatte, dem gegenüber eine unvergleichlich grössere Fläche, die
nicht erforscht ist, steht. Deshalb wurde davon Abstand genommen, und wir bemühten uns,
nur das vorhandene Material zu sichten, in Gruppen zu ordnen und den Fachgenosseu zum
weiteren Gebrauch vorzulegen.
Da wir aber vorläufig der einzige sind, der das aufgefundene Material an den Originalen
studiren konnte, wollen wir schon liier versuchen, einige Schlüsse aus den bisherigen Ergebnissen
zu ziehen, die wir in dem
III. Schlusswort
kurz zuaainmenstcllen wollen.
Wer bis jeut unsere Beschreibung der Funde von Jablanica und die Anführung der
Analogien aufmerksam verfolgt hat, wird sohon bemerkt haben, dass wir uns hauptsächlich, um
■) DtiUnir, II. Theil, Taf. XV, Fig. 5.
78»
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580 Dr. Miloje M. Vassits,
nicht xu sagen ausschliesslich, zwischen Butmir und Troja, als äussersto Grenzen, bewegt haben.
Darauf haben uns die Funde selbst angewiesen, aber nicht weniger auch die geographische
Lage unseres Fundortes.
Die fast räthselhaften Funde von Butmir, die einerseits wegen ihrer geographischen Lage,
wie auch andererseits wegen der EigcnthSmlichkcit ihrer Natur, waren mit den anderen Fund-
orten so gut wie gar nicht in Zusammenhang gebracht. Daher so viele IrrthQnier, daher so viele
Hypothesen, die alle nur die Funde von Butmir und ihren Zusammenhang mit den schon be-
kannten Fundorten zu erklären suchten. Allein ohne die Thatsaehen ist eine jede derartige
Bemühung umsonst geblieben.
Selbst der Fundort von Bos-öjük, der Troja zu nahe lag, konnte für die Erklärung der
Butmirfundc sehr wenig ausgenutzt werden. Aber Bos-öjük bildet, wie wir jetzt gesehen haben,
einen werthvollen Bing in der Kette Troja, Bos-öjük, Jabianica, Butmir. Wie klar und leicht
verständlich sind die L'ebergänge zwischen Troja und Bos-öjük, Bos-öjük und Jabianica, Jabianica
und Bntrnir. Erst jetzt, wo wir diese lange Kette in ihrer ganzen Ausdehnung betrachten
können, erscheinen uns die oben genannten Fundorte als selbstverständliche Ringe einer und der-
selben Kette. Und wie weit noch Hesse sich diese Kette verlängern! Dümmlcr meint, dass
auch die ältesten Nekropolen von Cvporn eine grosse Uebereinstitnmnng mit den Funden ans
Troja bezeugen '), gewisse Berührungspunkte fanden wir öfters zwischen Jabianica und Amorgos,
für Weiche wir nur an die Fig. 27, dann Fig. Gl (Vogelkopf), wie auch an unsere Ausführungen
(oben S. 545 f.) erinnern dürfen. Und auf diese Weise könnte man noch weitere Fundorte in das
Bereich dieser grossen Kette Troja-Butmir zuziehen, von welchen für uns derjenige von Gouver-
nement Kiew’) sehr wichtig ist, da dort Ansiedelungen mit „InselgefilBsen“, „Binoele- Vasen“
und „trojanischen Idolen“ in den letzten zwei Jahren aufgedeckt worden sind.
Allein hei dem grösseren Anhänfen von Material sind nicht nur die übereinstimmenden,
sondern auch die abweichenden Punkte bemerkbar, die sich theils in der Technik, tlicils in den
Formen offenbaren. Wenn wir z. B. nur die Sculptur betrachten, so selten wir, dass sie in
Europa weit mehr als in Asien vertreten ist. Die Gefüssverzicriing nimmt in der Richtung von
Osten nach Westen in Bezug auf reliefartigo Verzierung zu, dagegen in der Bemalung nimmt
sie ab. Recht charakteristisch ist auch, dass in Troja so viele und so reich verzierte Thon-
wirtcl vorhanden aind, die, wenn man sie mit Perrot-Chipicz für die Bewohner von Troja als
Schmuckgegenstände versteht*), in Jabianica durch andere von uns beschriebene Thongebildc
ersetzt worden sind; womit uns wiederholt die grosse Liebe für das Schmücken bewiesen wird
und wodurch man auf die Verwandtschaft beider Bevölkerungen zurückschliessen könnte. Auf
diese Weise lässt sich auch erklären, dass wir auf unserer Fig. 04 dieselben Motive verwendet
sehen wie eben in Troja, dann aber noch mehr in dem Vorhandensein der Stein- und Thon-
kugeln in Troja und Jabianica.
Ich will an dieser Stelle weniger auf die allzu gemeinschaftliche Thatsaehe, dass die ge-
fundenen Idole weiblich sind, Werth legen, aber desto mehr lege ich Werth darauf, dass
ebenso wie in Troja auch die Sleingcbildo in Jabianica und vielleicht auch in Butmir (vgl.
') Dümmler, Athen. Mittls. XI, 8. 213.
*) E. v. Steru, Arch. Anzeiger 1 yoo, S. |53.
•) Histoire de l’art, t >me VI, p. tfOS.
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Die neolithische Station Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. 581
oben S. 550, Amn- 2) gefunden wurden, die uns den Phalluscult in allen diesen Stationen
bezeugen.
Sind nicht deshalb die abweichenden Punkte mehr auf eine locale Entwickelung der ver-
schiedenen Stationen zurückzufiühren? Denn dass diese Stationen eine längere Zeit (die in Hunderte
von Jahren gegangen sein mag) ohne Unterbrechung bestanden haben, beweisen uns selbst die
Funde, die oft in einer Schicht von 2 m Stärke zerstreut liegen. Zwischen einer unteren und einer
oberhalb aufliegenden Feuerstelle müssen doch viele Jahre vergangen sein. Und ist es dann
möglich, dass die Bewohner einer solchen Station keinen der betreffenden Station cigonthüm-
liclien Fortschritt gemacht haben?
In dieser Beziehung ist es oben sehr lehrreich, zu beobachten, wie dio in Bos-öjük in derselben
Technik verzierte Schnabelkanne (Athen. Mitth. XXIV, Taf. II, Fig. 5) ganz einfache Striche
zeigt, während unsere Fig. 140 schon mit der Volute operirt. Und was für ein Unterschied
besteht ja donn dann zwischen den Spiralen von Jablanica und denjenigen von Butmir, d. h. im
Grunde und nicht in den kleinsten Einzelheiten genommen.
Nach diesen Funden aus Jablanica wird man kaum bestreiten wollen, dass die Funde von
Butmir ihnen aus vielen Gründen bedeutend näher stehen als z. B. die von Mykenae oder einem
anderen Fundorte im Süden. Dies genügt, um den Hypothesen über die Funde aus Butmir
aufs Entschiedenste entgegenzutreten, und zumal derjenigen, nach der wir die Balkanlialhinscl
in die östliche (thrakische) und westliche (illyrische) Hälfte getheilt vor uns hätten. Im Gegen-
tlieil, wir sehen eben, dass trotz seiner ausgesprochen westlichen Lage Butmir sammt seiner
Umgebung wenigstens für die neolithische Periode zu der thrakischen Sphäre gehört, noch mehr
aber Jablanica, an deren Funden wir so viele Merkmale entdeckt haben, die sie mit Amorgoa,
Bos-öjük und Troja am engsten verbinden.
Und wie grossartig fügt sie sieh in die Gruppe der Ortschaften, die Tomaschek1) und
Koertc4) als ausgesprochen thrakisch erklärt haben.
Aber cs wäre ja auch unbegreiflich, wenn die alten Tliraken, die, von den Karpathen her-
kommend, das obere Donauthal mit den angrenzenden fruchtbaren llügellandschaftcn Serbiens
vernachlässigt hätten, nachdem sie einmal die an Gold so reichen Berge Ostserbiens besetzt
hatten *). Dass sie aber so weit nach Westen sich ausgebreitet haben oder wenigstens ihn
beeinflusst haben, beweisen uns die Funde von Butmir.
Die von uns entworfene Kette ist vorläufig noch lückenhaft, und namentlich ist diese Lücke
in den Gegenden von Thrakien und Ostrumelien bemerkbar, in welchen sich dio zahlreichen
unerforschten Tumuli befinden. Für uns ist es zweifellos, dass ihre Erforschung unsere bis-
herigen Resultate bestätigen wird.
Daher ist es leicht begreiflich, dass wir schon am Anfang der vorliegenden Arbeit die
Lage der Wohnstätte von Jablanica mit denjenigen von Phrygien verglichen haben. Die Phryger,
nach den Ausführungen von Koerte, waren ja ein thrakischer Stamm, und aus all dem, was
bis jetzt gesagt wurde, ist es zweifellos geworden, dass in Jablanica ebenso eine rein neolithische
Station war, die von einem thrakischen Stamme in neolithischer Zeit besetzt und bewohnt war.
') Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. 1S8.
*) Athen. Mitth. XXIV, 8. 38 f.; vgl. auch die dort angegebene Literatur.
*) Gelegentlich kommen wir noch einmal darauf zurück; vorläufig dürfte schon diese Bemerkung genügen.
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582 Dr. Milojc M. Vassits, Die neolitli. Station Jablanica b. Medjuluzje in Serbien.
N achtrag.
Al* die vorliegende Arbeit schon fertig geschrieben war, erschien ein Vortrag des Herrn
Julius Teutsch in den Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft zu Wien, Bd. XXX
(1900), S. 189 ff.: BUeber dio prähistorischen Kunde aus dem Burzenlande“, aus welchem wir die
nächsten Analogien an den entsprechenden Stellen unserer Arbeit leider nicht anführen konnten.
Jedoch dem aufmerksamen Leser und dem geübten Atige des Forschers «erden diese Analogien
zwischen den erwähnten Funden und unseren Stücken nicht entgehen. Es genügt, an dieser
Stelle nur so viel zu sagen, dass der betreffende Vortrag unter den Anweisungen des Herrn
M. Hoerncs ausgearbeitet wurde (vgl. a. a. O. S. 202), um sofort ersehen zu köDnen, was sich
gegen den Schluss des Herrn J. Teutsch sagen lässt, indem wir schon oben S. 547 ff. all die
bis jetzt aufgestellten Hypothesen auf Grund der Thatsachen, die bis jetzt theils unbekannt,
thcils nicht erkannt worden sind, abgewiesen haben.
Von unserem Standpunkte aus betrachtet sind die Funde aus dem Burzenlande nur ein
weiterer, sehr werthvoller Beweis für unsere Hypothese, die dadurch nur noch kräftiger unter-
stützt wird.
Der Verfasser.
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XIX.
Die Gleichzeitigkeit der südpatagonischen Höhlenbewohner
mit dem Grypotherium und anderen ausgestorbenen Thieren
der argentinischen Höhlenfauna.
Von
Robert Lehmaon-Nit8ohe, Dr. phiL ot mod.
HcetJooacbef fllr Anthropologie am Museum zu La Plitz.
(Mit 4 Abbildungen.)
In überraschender Weise sind in letzter Zeit unsere Kenntnisse nicht nur von der Palä-
ontologie der ausgestorbenen Thicre, sondern auch vom vorgeschichtlichen Menschen Südamerikas
durch die Funde aus der Eberhardthöhle bei Ultima Espcranza in Südpatagonien bereichert
worden. Namentlich ist es ein grosser ausgestorbencr Kdentat , Grypotherium Dartcinii (var.
domesticum\ dessen Haut durch eingelagerte bohnengrosse Knöchelchen ein Unicum in der ge-
flammten Zoologie darstellt und mit Hecht die Aufmerksamkeit aller wissenschaftlichen Kreise
auf sich gezogen hat. Ausserdem sind seine Ueberrcste von so frischem Aussehen, dass man
wirklich angenommen hat, das Thier noch lebend antreffen zu können. Durch die Eigenart der
Fnndumstände glaubte sich R. Hauthal, welcher die umfangreichste Collection aus der Höhle
mitbrachte, so dass danach erst eine wissenschaftliche Bestimmung (durch S. Iioth) ermöglicht
wurde, zu dem Schlüsse berechtigt, dass dieses plumpe, faulthier * ameisenbärartige Geschöpf,
fast von der Grösse eines Ochsen, absichtlich vom Menschen in der Höhle als Hausthier gehalten
wurde, was S. Roth dazu führte, ihm den Speciesnamen domesticum beizulegen, obwohl sich
seine Reste fast nur durch die Grösse von Grypotherium Dartcinii Kcinh. unterscheiden. In
einem im Globus1) erschienenen Aufsatze hat Hauthal selber allcB Nähere über seine Unter-
suchungen mitgetheilt; dieser Aufsatz ist nur die erweiterte deutsche Wiedergabe des ersten
Theiles einer spanischen Originalarbeit1), welche in der Revista des Museums zu La Plata ver-
*) R. Hauthal: Erforschung der Grvpotheriumhöhle bei Ultima Kaper» aza. Globus. Bd. 76, Nr. 19,
11. Nov- 1899, 8. ff? bis 3o3.
*) Rudolfe Hauthal, Santiago Roth y Robert Lehmunn-Nitache : El mamifero miaterioao de la
Patagoni», , Grypotherium domesticum“. Revista del Museo de La Plata, Tomo IX, 1899, p. 409 — 472,
L Rudolfo Hauthal: Reeena de loa hallazgot en lau ca veraas de Ultima Espcranza, 1. c. p. 409 — 420.
II. Santiago Roth: Descripciöu de loa restos enoontradoe en la caveraa du Ultima Esperanz» , ). c.
p. 421—453.
III. Robert Lehiuann-Nitache: Coexixtencia del hombre con un gran deadentado y un equino en las
cavernas patagönicas, 1. e. p. 455 — 472.
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ä
584
Dr. pliiL et metl. Robert Lehniann-Nitsche,
öffentlicht wurde nnd »1« die erste Publication »ngesehen werden muss, die aber die Höhlen-
fnndc genügend Klarheit bringt. Im ersten Theile derselben (I.) schilderte Hauthal, »rie gesagt,
die Hoble und die Fund umstände, während im zweiten (II.) Santiago Roth die paläontologiache
Beschreibung sämmtlicher gefundener Knochenreste gab und im dritten Theile (III.) Schreiber
dieses an Hand des Itoth'schen Inventars eine Prüfung derselben vom rein anthropologischen
Standpunkte aus vornahm.
Seitdem habe ich in einer deutschen Publication *) auf Grund einer streng chronologischen
Uebersicht der gesummten bis Mitte 1900 erschienenen einschlägigen Literatur Ober sümmtliehe
aus der Eberhardthöhle stammenden Reste gezeigt, dass unser Grypotherium Daruinii var.
dimirsliciwi (besser als Grypothernim domesiieum) nichts mit einem von Herrn Florentino
Ameghino Neomylodon Liatai genannten, angeblich noch lebenden, fabelhaften Edentaten zu
thun haben kann; dass dos Wort .Jemisch“, womit nach Herrn Ameghino die Eingeborenen
Patagoniens dieses „ Jfcomylodon “ bezeichnen sollen, höchstwahrscheinlich Fischotter (Lutra
felina Mol.) bedeutet, worauf auch viele Eigenschaften des „Jemisch“ passen, während die
übrigen auf den Jaguar (/'Wt.s' onca L.) zurückzuführen sind, der früher viel weiter südlich als
heute und bis zu Ende des 18. Jahrhunderts vielleicht sogar bis zur Magelhacnsatrasse herabkam ;
als er dann immer mehr nach Norden zurückwich, kannten ihn die Eingeborenen nur noch der
Tradition nach nnd vermengten die von ihm überlieferte Vorstellung mit den Charakteren der
Fischotter, welche ihm in gewissen Lebensgewohnheiten ähnelt Märchen, Sagen und Erzählungen
der Indianer, in denen von einem wilden Tbiere die Rede ist, lassen sich zum allergrössten
Theile zwanglos auf den Jaguar zurückführen ; nichts deutet hin auf einen ausgestorbenen
grossen Edentaten, unser Grypotherium , oder einen sonstigen ausgestorbenen Zeitgenossen des-
selben; alle diese Thicre, die letzten Riesen der Pampaformation, sind zwar verhültnissmässig
spät vom Erdboden verschwunden, aber das ist doch schon so lange her, dass sich keine Er-
innerung an sie, weder in Sprache noch Sago der Indianer, unserem heutigen Wissen nach
erhalten hat.
Der vom Schreiber dieser Zeilen in spanischer Sprache veröffentlichte dritte Theil (III.)
unserer argentinischen Publication ist bisher immer noch die einzige Arbeit geblieben, welche
ausschliesslich die Frage von den Beziehungen des Grypotherium und der übrigen gleichzeitigen
Thiere zum Menschen vom rein anthropologischen Standpunkte aus behandelt hat. Das Inter-
esse, welches unser Thema in weiten Kreisen gefunden, lässt es berechtigt erscheinen, meine
Ausführungen nun auch in der deutschen Sprache hier in einer anthropologischen Zeitschrift
wiederzugehen. Sie sollen dazu dienen, Ilauthal’s Beobachtungen, die im Globus ja leicht
nachgeschen werden können, zn ergänzen und zu erweitern. Zum Schlüsse gehen wir noch auf
die einschlägige Literatur ein, soweit sic für den Anthropologen von Interesse ist, kommen
auch auf die allerneuesten , bisher noch uupublicirten Funde aus der Eberhardthöhle zu
sprechen.
■) Robert Lehmann -Nitscbe : Zur Vorgeschichte der Entdeckung von Örypotherium bei Ultima
Eeperanza. Naturwissenschaftliche Wochenschrift 1900, XV, Nr. 33, 35, 36.
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Die Gleichzeitigkeit der südpatagonischen Höhlenbewohner etc.
585
Die Gleichzeitigkeit des Menschen mit einem grossen Edentaten und
einer Pferdeart in den patagonischen Höhlen.
Wie Herrn Roth, von welchem die paläontologische Bearbeitung der von Herrn Hau-
thal aus der Eberhardt höhle mitgebmehten Reste her rührt, so liegen auch dem Schreiber dieser
Zeilen nur die blosseu Fundstücke als solche zur speciellen Beurtheilung vor, ob und inwie-
weit sich an ihnen die Hand des Menschen erkennen lasst, ln allererster Linie kommt natür-
lich der von R. Hauthal bereits er-
stattete Fund bericht in Betracht, der
die eigentliche Grundlage für alles
Weitere und alle Folgerungen bildet
Hautbal hat bereits selber die sich
aufdrängenden Schlüsse gezogen und zu
einem abgerundeten Bilde vereinigt; für
mich kann nur die Aufgabe vorliegen,
die einzelnen Stücke auf unsere specielle
Frage hin genau in Augenschein zu
nehmen.
Es erschien vortheilhaft, in der
Reihenfolge des von S. Roth gegebenen
Inventars vorzugeben, Stück für Stück
sorgfältig durchzusehen und am Schlüsse
die Ergebnisse kurz zusammenzufassen.
Wir beginnen also mit den Fundstücken
aus der Eberhard thöble, und zwar mit
den Resten des Tbieres, welche von
S. Roth bestimmt wurden als gehörig zu
Grypotherium domettieum , Roth.
Nr. 1 (Fig. l). Kann eigentlich am
besteu als llirnkapsel bezeichnet werden, denn
diese ist vom ganzen Schädel nur übrig ge*
lassen worden. Sie ist zum grössten Theile
noch mit dem Periost und den »»getrockneten
Resten der Muskelfasern bedeckt. Nament-
lich sind Fleisch reste an den höckerigen
Stellen des Schädels, also speciell in der
Gegend der Felsenbeine , dann aber auch
unterhalb der linken Linea semicircularis
occipitalis , der Gelenkhöhle für den linken
Unterkiefercondvlus , und um den linken
Condylus occipitalis herum erhalten ge-
lassen. Der Schädel bekommt dadurch ein
schmutziges, dunkelrothbräunliches Aussehen
und erscheint natürlich nur an den Stellen,
wo er nicht von Muskeln überkleidet war,
also z. H. auf der Oberseite des Kopfes, auf
den Scheitelbeinen zwischen den Temporal-
muskeln, sauber präparirt.
Archiv fttr Anthropologie, lui XXVII.
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586
I)r. phil. et nied. Robert Lehrminn-Nitsche,
Kr zeigt eine ganze Masse ihm künstlich beigebrachter Verletzungen, welche, wie getagt, eigentlich nur
die hloaee Hirnkapoel übriggdassen halten. Zunächst i*t der Schädel vorn in der Höhe der Jochbogeti quer
durch geschlagen worden. Von einer eigentlichen Bruchlinie kann nicht die Rede aein. Die Trennungsgrenzen
laufen ganz unregelmässig, am meisten vor steht nur ein zackenartiger Vorsprung des Parietale (a, Fig. 1),
wenn man den Schädel in der Nonna verticalis betrachtet. Von den beiden Seiten her besehen ist die Linie,
in welcher der Knochen zerbrach, ganz unregelmässig und zackig. Theilweise, namentlich auf der linken Seite,
ziehen sich Fissuren ziemlich weil nach hinten.
Dieses unregelmässige Bild wird natürlich im Wesentlichen durch die eigeuartige lacunöse Ausbildung
der Diploe bar vorgerufen. Ich brauche kaum hervnrzuheben, das» die Bruch flächen sowie die eröffneten Luft*
kammern der Diploe denselben Farbenton zeigen wie die Aussenfläclie des Schädels, wo dieser nicht von Fleisch-
und Bäuderfetxen beileckt ist und sich durch die Farbe deutlich von einer frischen kleinen Bruchstelle, die sich
zufällig anderswo am Schädel findet, unterscheiden lässt.
Von unten her betrachtet ist da» Bild der Zerstörung noch grösser. Vom Vomer ist gerade noch ein
Theil erhalten geblieben, sonst sind die Knochen unregelmässig zerschlagen, ohne dass man eine bestimmt*
Richtung erkennen könnte.
Soweit der Anblick, welchen der Schädel in seiner vorderen Partie darbietet. Aber das ist nicht alles.
Auch hinten, am Ende der Parietalia, ist die Lamina externa von aussen her eingeschlagen. Ein grosses
Loch ('&), unregelmäßig, sitzt links hinten im Parietale, an dessen Grenze mit dem Occipitale; man bemerkt
sehr schön an einer Ecke desselben noch , wie durch die Wirkung des Schlage» Randpartieeu der Oeffuung
hereingequetscht sind.
Dasselbe sieht man auch an einer kleineren Oeffnang im rechten hinteren Parietale (e), wo die Ränder
derselben, hinten wenigstens, concent ri«ch zersplittert und nach innen eingedrückt sind. Mau bemerkt noch
eiu kleines Loch (cf) vor dem letzthin beschriebenen, das ebenfalls unregelmässig ist und einen zersplitterten
Rand aufweist.
Um gleich mit dem Bilde, welches uns der Schädel in seiner Aufsicht darbietet, fertig zu werden, erkennt
man eine Bchlagspur (e), welche die Lamina externa leicht angeschlagen, aber nicht durchbohrt hat,
und die vielleicht znr Beurtlieiluug des Werkzeuges, mit welchem der Schädel zerschlagen wurde, wichtig ist.
Es scheint, hiernach zu urtheilen, eiu hackendes, mit kleiner ober stumpfer Spitze gewesen zu aein.
Des ferneren ist die Lamina externa in grosser Ausdehnung rechts hinten zerstört, und zwar an der
Grenze zwischen Parietale und Occipitale, wie man dies noch auf unserer Figur (/) erkennen kann. Auch
hier sieht man. dass der Itand angcsplittett und nach innen eingedrückt ist.
Beiderseits sind die Joch bogen fortsä tze der Temporalia dicht an ihrer Wurzel abgeschlagen , so dass
auch hier der Luftkamroerraum der Diploe eröffnet wird.
Auch die Pterjgoidea sind dicht an ihrer "Wurzel abgeschlagen. Auf der unteren Seite ist des weiteren
bemerkenswert!) eine Knochenzcrtiiuumeriing am Felsenbein einwärts nach innen und hinten vom rechten
Gehörgange dicht vor dem rechten Foramen condyloideum. Hier ist der Kuochen durch ein spitzes Instrument
angeschlagen worden, aber die Splitter halten noch, bedeckt %on den angetrockneten Muskel- und Gewebe-
massen, fest zusammen. Links ist eine analoge Zertrümmerung in noch stärkerem Grade. Ausserdem ist links
der Annulus tympsnicus vollständig abgeschlagen.
Beide Condylen zeigen Spuren gewaltsamen Eingreifens; der rechte ist sogar fast ganz abgeschlagen, man
sieht deutlich die Wirkung eines stumpfen, hackenden Werkzeuges. An einer Stelle ist sehr schön zu erkennen,
wie die Oberfläche der Cond v len in die schwammige Spongiosa eingedrückt wurde. Die Verletzungen der Con-
dylen wurden offenbar beigebracht, als iuan sich bemühte, deu Kopf von der Wirbelsäule zu trennen.
Ich brauche wohl kaum nochmals zu betonen, dass alle eben beschriebenen Verletzungen alt sind und den
gleichen Erhaltungszustand wie das ganze Stück aufweisen. Ks kann kein Zweifel sein, dass es sich um absicht-
lich beigebrachte Zertrümmerungen handelt. Man hat das Thier verspeist und auch den Schädel sich so gut
wie möglich nutzbar gemacht. Alles Fleisch ist ziemlich sorgfältig entfernt, und um möglichst alles Essbare
vom Schädel herunterbringen zu können, wurden alle Knocheuvorsprünge abgeschlagen, so dass nur die ab-
gerundete Stimkupsel Übrig blieb.
Spuren von Feuer sind nicht wahrzunehmen.
Nr. 2 ist der hintere Theil einer Schädelkapsel eines jüngeren Thieres. Was davon erhalten ist, ist von
einer brauugelblichen, glänzenden Farbe. Periost etc. fehlt überall, nur auf dem Hinterhaupte, und zwar in der
Höhe der Tuberosita« occipitalis, und beiderseits seitlich und ot>erhnlb der Condyleu sind ein getrocknete und
zusanmieugeschrumpfie Fetzen der dort inseriivnden Muskeln erhalten geblieben. Auf der unteren Seite de»
Schädels sind diu Knochen der Schädelbasis fast ganz vom Periost frei , dagegen sind beiderseits die unteren
Seiten der Petrosa und die Gegend um den äusseren Gehörgang herum bis zu dem Condylus occipitalis noch
vollständig von den ehemaligen Muskeln und Bindegewelwiuassen eingehüllt. Die Condyli occipitales sind zum
Theil noch von zusammengetrocknetem Gelenkknorpel überkleidet.
Der Schädel hier ist noch mehr zerschlagen worden wie der vorige. Wie bei diesem ist es nur der
hintere Theil der Schädel ka peel , die vorliegt, die aber noch mehr zerstört wurde wie das Stück Nr. 1. Von
vorne her gesehen ist die Schädethühle, was bei dem vorigen nicht der Fall , in grosser Ausdehnung eröffnet.
Der Schädel ist also ziemlich hinten quer durchgeschlagen worden und von den Parietalia sind nur die hinteren,
drei Angerb) eiten Partien erhallen geblieben. Von unten her besehen ist die Schädelbasis dicht vor dem
äusseren Gehörgange quer durchgeschlagen. — Oben hinten im linken Parietale, schon in das Occiput über-
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Die Gleichzeitigkeit der südpatagonischen Höhlenbewohner etc. 587
greifend, ist die Tabula externa in grosser Ausdehnung ganz unregelmässig eiugeechlagen worden. Der Rand
dieses Defectas ist zum Theil unregelmässig zersplittert und die Splitter sind nach innen eingedrückt. Die Joch*
bogeufurtsätz» sind fortgoschlagen. Der linke Condylus oocip. ist leicht beschädigt. Um den rechten äusseren
Gehörgang herum sind zahlreiche Zertrümmerungen und Zerquetschungen dos Knochens und der Gewebe.
Sämmtlichc Schlagspuren sind alt und ton der gleichen Farbe wie die Außenfläche des Schädels, und es
kann kein Zweifel darüber sein, das« es sich um die weggeworfenen Rest« einer Mahlzeit handelt. Man hat
sich nicht die Mühe genommen, den Schädel auf seiner unteren Seite sorgfältiger abzukiauben.
Brands puren sind nicht wahrzu nehmen.
Nr. 3. Grössere Anzahl ron Rosten von Temporal*, Frontal- und Nasalknochen. Alle sind kurz und
klein zerschlagen, die Bruchflächeu sind simmtlich al(. Tlmlweise noch danm hängende Fetzen von Perioet
und Muskeln. Eine detaillirte Beschreibung jedes einzelnen Stückes erschien uns überflüssig.
Nr. 4. Bequemes handliches Stück, aus dem rechten Oberkieferbeine geschlagen. Es ist fast vier*
eckig aus dem Schädel herau«geschlagen, der Jochbogen ist an seinem Ansätze weggebrochen worden. Da*
Stuck ist noch ganz mit zusammengetrockneten Weicht heil resten bedeckt. Ich Iass© e* dahingestellt, ob die
Zahnkronen absichtlich entfernt oder durch Verwitterung zerstört sind, möchte mich aber eher zu letzterer
Erklärung h m neige u.
Kr. 5. Ist ebenfalls ein Oberkieferstück, aber der linken Seite zugehörig. Das Stück ist sum Theil au*
der Verbindung mit den benachbarten Knochen herausgelöst , zum Theil direct abgeschlagen worden. Joch*
bogenfortsatz abgetrennt. Farbe ebenfalls gelblich glänzend ; von Welchthellreeten sind nur ganz geringe Spuren
in der Höhlung vor dem JochbogenfOTtaatse übrig geblieben.
Nr. 6. Verschiedene Splitter und Abfälle von Oberkieferbeinen. An den Bruchflächen klebt zum Theil
noch die Düngerschicht, in der die Stücke gefunden wurden.
Nr. 7. Acht einzelne Oberzähne, davon sind sieben in Fig. 2 wiedergegehen. Kommen für unser« Aufgabe
nicht in Betracht.
Fig. 2.
Nr. 8. Mehrere Jochbogen. Dieselben sind aus ihrer Verbindung mit dem Jooh bogen fortsmtze de« Ober-
kieferbeiu» ausgelöst, und wo dieses nicht gut ging (bei älteren Tbteren), ausgebrochen worden. Die Bänder
der damschaufelartigen Ansläufe sind zum Theil beschnitten.
Ein offenbar einem alten Individuum angehörendes Stück (Nr. 8 a) ist noch ganz mit Periost bedeckt und
mitten durchgeschlagen, so dass alle Ausläufer fehlen. Die übrigen Stücke sind vollständig frei von anhaftend«»
Bändermaesen.
Nr. 9. Mittelstück de* linken Unterkiefers, welche* die vier Zahne trägt. Um die»© sitzt noch das Zahn-
fleisch; sonst befinden sich nur an der Oberfläche des Knochen* einige Fetzen von Periost. Der vordere Theil
des Kiefers ist abgeschlagen, ebenso der hintere, wo man deutlich in der Höhe des letzten Backenzahn«« auf
der Innenfläche de* Kiefers etwas unterhalb der Zahnkrone zwei prächtige Schlagspuren sieht, welche eine
Impression mit Splittern zurückgelaßen haben. Die Partie zwischen drittem und viertem Zahn ist auf der
Innenseite des Knochens durch die Wucht des Schlages vollständig zerquetscht.
An der hinteren ßruclifläch© unten innen sieht man recht schön in die Spongiosa fest «ingedrückt«
Splitter der Externa, welche mit dieser noch zum Theil Zusammenhängen. — Die Zahnkronen sind wohl eher
durch Verwitterung zerstört als absichtlich abgeschlagen.
Nr. 10. Ganz ähnlich dem vorigen 8tücke , aber noch viel mehr zerschlagt». Zahnfleisch erhalten,
ebenso Fetzen von Periost. — Vor dem ersten und hinter dem letzten Zahne ist der Kiefer durchgeschlagen
und auch »eine Unterseite ist abgetrüromert worden, so dass die Höhlen der ebenfalls zertrümmerten Zahn-
wurzeln frei zu Tage liegen. Vom Hände der Bruchltnien aus ziehen gelegentlich Fissuren in die Knocben-
•ubsianz hinein.
Nr. 11. Grösseres Stück des rechten Unterkiefers (Fig. 3), ähnlich zerschlagen wie di» vorhergehenden. Zahn*
fleisch und einige Periostfetzen erhalten. Der obere Rand, welcher die Mündungen der Zahnalveolen trägt, ist
lametlenaTtig abgeschlagen, aber noch vorhanden. Das« das nicht nachträglich beim Ausgraben passirt »ein
kann, geht daraus hervor, das» di© Bruchfliichen vollständig auf einander pnssrn, a, b, c, da« Periost aber, welche«
die Kuochenlainulle bekleidet, anders aussieht und stärker zusammen geschrumpft ist als das Perioet des Haupt-
stückes. Anderenfalls müsste die Farbe der beiden Perioste die gleiche Milt*
Die hintere Beite des Kiefers ist nicht zerschlagen. Auf der Innenfläche, ziemlich am unteren Rand» in
der Gegend zwischen zweitem und drittem Zahn« sieht man ©ine sehr schöne Sehlagspur, durch welch© der
Knochen leicht angeschlagen, aber nicht weiter beschädigt ist. Sie ist deswegen besonders wichtig, weil daraus
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Pr. phil. et ined. Robert Lehinann-Nitsche,
unzweifelhaft der Beweis hervorgeht, dass sie ausgeführt wurde, als der Knochen noch ganz frisch und das
Thier eben erst getßdtet war. Bf an sieht nämlich in ihrem Bereiche eine sanguinolente Infiltration und Ver-
färbung des Knochengewebes, und das kann nur in ganz frischem Zustande des Knochens eingetreten sein.
Nr. 12. Verschiedene Stücke von Unterkiefern oder besser Knochenabfiille , ganz regellos zerschlagen.
Die Zähne fehlen, die Alveolen sind von Mist ausgefüllt, mit dem auch die ganze Oberfläche bedeckt ist.
Kr. 13. Nasenbogen, wundervoll erhalten. Weichtheile und Knorpelreste hängen noch daran, über directe
Schnittspuren sind nicht nachzuweisen, denn ich wage nicht zu entscheiden, ob einige Risse in dem knorpeligen
Ueberzuge der inneren Seite durch Schrumpfung oder durch Ritzen mit einem spitzigen Gegenstände hervor-
gebracht sind; aber das ist ziemlich belanglos, denn ein derartiges Stück kann nur dann isolirt und die beiden
Symphysen noch mit Dünger und Erde beschmutzt aufgefundeu werden, wenn es absichtlich aus seiner Ver-
bindung mit den übrigen Knochen herausgelöst worden ist.
Kr. 14. Zungenbein. Das eine Ende abgeschlagen.
Nr. 15. Eplstroplieus. Die Gelenkflächen, welche mit dem Atlas articuliren , sind erhalten, aber rissig
gesprungen. An einer Stelle sieht man jedoch deutlich den Unterschied zwischen den Rissen, die durch das
Zusammenschrumpfen entstanden sind, und künstlich beigebrachten Beschädigungen.
Der Wirbel ist ganz mit Bändermassen bedeckt. Die 8pange,
welche nach hinten den Wirbelcanal zusammen schliefst , ist abge-
schlagen. Ebenso sind Beschädigungen vorn und seitlich am
Wirbelkörper walirzunehmeu. Einige eigentümlich d unkelrot h-
scliwarz nussehende Stellen, speciell in grösserer Ausdehnung auf
der linken Gelenkfacette für den Atlas, sprechen möglicherweise
dafür, dass Stücke der Wirbelsänle geröstet und durch die Ein-
wirkung der Glutli die betreffenden Stellen in verschiedener Weise
afticirt wurden.
Nr. 16. Ein Halswirbel. Die Spitze des Dornfortsatzes und
die Reitenapophysen beschädigt. Die Gelenkfacetten tragen grössten-
teils noch den Knorpelüberzug.
Nr. 17. Verschiedene Rückenwirbel, vielfach und stark zer-
schlagen, so dass von manchen nur einige Splitter, von anderen
nur die Körper übriggelatsen sind. Alle sind, mehr oder weniger
mit dem Schmutze der Mistsehicht bedeckt.
Nr. 18. Stück einer Clavicula, die in der Mitte durchge-
schlagen worden ist. Reste der eingetrockneten Muskeln noch
vorhanden.
Nr. 19. Stück eines rechten Schulterblattes, das ganz böse
zerschlagen worden. Vorhanden ist der Theil, welcher die Cavitas
glenoidalis trägt. Diese ist noch ganz mit dem braunröthlich er-
scheinenden Knorpel Überzüge bedeckt, auch sind die Binder der
Gelenkkapsel noch vorhanden. Uebriggelassen sind ferner noch
Theile des Acromions, die Partie mit dein Foramen incisivum und
ein Theil der Basis der Spina scapulae. Das Schulterblatt ist
also ganz unregelmässig zertrümmert worden. An einer Verletzung,
die beim Zutagefördern des Stückes durch Spatenstiche herbei-
geführt wurde, lassen die Bruchflächen deutlich den Unterschied
zwischen dieser nachträglichen und den alten Verletzungen hervor-
treten.
Nr. 20. Viele kleine Abfälle und Splitter (gegen 30) von zerschlagenen Schulterblättern, zum Theil noch
mit geringen Resten der ansetzeuden Bänder und Muskeln.
Nr. 21. Mittelstfick der Diaphyse eines rechten Humerus, beide Epiphysen abgeschlagen. Betrachten wir
zunächst die proximale Bruchlinie von vorne her, so sehen wir an einer Stelle das Centrum der Schlagwirkung.
Dieses springt etwas in das Mittelstück des Knochens hinein, ist annähernd rundlich, und concentrisch herum
sind die äusseren Partien abgesplittert. Vermutlich hat aber dieser eine Schlag nicht genügt, den mit starken
Weichtheilen bedeckten Knochen mit einem Male zu durchtrenneu , wenn man auch nicht direct an anderen
Stellen des Umfanges der proximalen Bruchlinie solche Schlagcentren erkennen kann. Eine eigentliche Glätte,
wenigstens in den Theilen der Bruchlinie, welche die Lamina externa betreffen, und wie solche vorhanden ist,
wenn mit einem scharfen, geradachneidigeu Instrumente ein Schlag auf einen frischen Knochen ausgeführl wird,
ist nicht walirzunebmen-
Vollständig unregelmässig verläuft die distale Bruchlinie, die, zackig, bis fingerbreit unter die Tuberositas
deltoidea heraufsieht. Dort könnte man eher glauben, dass mit einem Instrumente mit kurzer, sehr stumpfer,
»1fr geradliniger Schneide ein leichter Schlug geführt wurde, der in der Mitte der Schlaglinie ein kleines
Stückchen Knochen muschelartig herauBgesplittert hat, indes» ist ea doch recht schwer, hiernach mit Sicherheit
das betreffende Instrument zu erkennen.
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Die Gleichzeitigkeit der südpatagonischen Höhlenbewohner etc. 589
Der Knochen ist im Uebrigen vollständig frei von Periost, seine Farbe ist glänzend und etwa« dunkler
als die übrigen. Zahlreiche Kritze im ganzen Bereiche der KnochenoberflÄche zeigen , das* er sehr sorgfältig
reingeklaubt wurde und man sich nichts von dem zarten Fleische entgehen liess. An zwei Stellen sind auch
Theile der äusseren Knochentafel mit weggerissen worden.
Die Kritze scheinen auf ein ziemlich stumpfes, mehr kratzende«, jedenfalls steinerne« Messer hinzuweisen.
Nr. 22. Abfall. Diaphyse de* rechten Humerus eines ganz jungen Thieres und zwar das Stück, an dem
der Deltamuskel anBetzt. Der Humerus wurde also querdurch in Stücke zerschlagen. Bestimmte Schlagmarken
nicht erkennbar.
Nr 23. Abfälle und zerschlagene Beste von Becken und Oberschenkelknochen, etwa 20 Stück. An
manchen haften noch Fleisch- und Scbuenreste. Wirkungen eine« scharfen Schlagwerkzeuge« nicht zu erkennen.
Eine detaillirte Beschreibung wäre zwecklos.
Nr. 24. Linke Tibia eines ausgewachsenen Thieres , auf den Gelenkfacetten noch die überkleidende
Knorpi-lsubstanz, rissig und zersprangen. Die inserirenden Muskelbiindel und Fetzen der Bänder fast überall
noch erhalten, auf der hinteren Fläche deuten verschiedene feine Kritze auf das Werkzeug, mit welchem das
Fleisch und die Bänder zum Tbeil recht unvollkommen entfernt worden sind. Die erhaltenen Weichtheilreste
sind faserig zerschlissen, was auf die Stumpfe des betreffenden Messers schließen lässt. — Wahrscheinlich, dass
ein kleiner Defect au der internen und ein anderer ganz unbedeutender an der vorderen Kante des Condylus
femoralis internus beim Zerlegen des Yiertels zu Stande kam. Sonstige Verletzungen oder Brandspuren habe
ich nicht finden können.
Nr. 25. Hechte Tibia eines erwachsenen Thieres. Auf den Gelenk facetten sitzt noch der dunkelkarmoiain-
rothbraune Knorpel. Die hinter« Seite des Knochens ist frei von Periost, während auf der Vorderseite noch
massenhaft Muskel- und Bänderreste, theilweise auch anscheinend Blutgerinnsel haften.
Dicht unterhalb des internen Bandes des Condylus femoralis internus findet sich eine starke Verletzung,
aber wohl erst beim Ausgraben durch einen Spatenstich beigebracht. Ganz zweifelhaften Ursprungs ist eine
ähnliche etwas oberhalb des Malleolu« tibialis.
Sonstige Verletzungen sind nicht zu erkennen.
Nr. 26. Oberes Diapbysenstiick der rechten Tibia eine« ganz jungen Thieres. Die proximale Epiphyse
war damit noch nicht knöchern verschmolzen und ist verloren gegangen. Da* Stück ist fast ganz frei von
Geweberesten. In der Mitte l*t es quer durvhsch lagen worden, die Bruchlinie verläuft ganz unregelmässig, von
einer Schlagmarke kann man vielleicht an der internen Kante sprechen.
Auf der nnteren Bruchfläche, im Bereiche der Spongiosa, die ganz mit Dünger beileckt ist, viele schwante
Stellen, ebenso einige wenige auf der oberen Fläche, mit welcher die proximale Epiphyse verbunden gewesen
war. Ich kann mich nicht sicher entscheiden, ob hier die Einwirkung von Feuer vorliegt oder ob durch die
Verrottung de« Miste« die Farbe eingetreten ist.
Nr. 27. Zwei Abfälle von zerschlagenen Fibulae. An der einen sind noch Reste de« Gelenk kuorpels
erhalten.
Nr. 28. Ein Srpiculum, ohne Besonderheiten.
Nr. 29. Ein Tuberosum, noch mit dem eiogetrockneton dunkelorangegelbbraunen Gelenkknorpel bedeckt,
auf der einen 8eiie beschädigt.
Nr. 30. Zwei Kahnbeine. Der dunkelornngegelbbranne Knorpel Überzug sowie Reste von Sehnen erhalten.
Das eine Stück ist leicht t>escbfcdigt.
Nr. 31. Ein Würfelbein. Erhaltungszustand etc. wie bei den vorigen. Leichte Beschädigungen.
Nr. 32, Ein vierter Metatarsus eines jungen Individuum*, zum Theil beschädigt. Oberfläche ganz cigeu-
thnmlich zerfressen, wo die Spongiosa freigelegt, i*t diese kalkig irnpräguirt. Jedenfalls ist da» Stück durch die
herabtropfenden kalkhaltigen Wässer der llöble so macerirt worden.
Nr. 38, 34, 35. Eine Endphalange de» Vorderfusses , eine solche des Hinterfusses und zwei Rudimentär-
pbalangen, zuin Theil mit noch daran haftenden Bändern. Lassen nichts Besondere* erkennen.
Eine andere Endphalange eine* Vorderfusses (Nr. 33 a) ist quer durchgeschlagen.
Nr. 3fl. Drei grosse Hornschalen. Erhaltungszustand sehr ungleich. Es ist schwer zu sagen , ob und
wie absichtliche Verletzungen zugefügt wurden.
Nr. 37. Drei rudimentäre und zehn unvollständig erhaltene Hornschalen. Auch hier gilt das unter
Nr. 36 Gesagte.
Nr. 38. Rippenstücke, quer zerschlagen, und Abfälle.
Ausser diesen, dem Roth 'sehen Inventarium nach, soeben einzeln Aufgezählten Stücken ist noch eine grosse
Masse (mehrere hundert) Knochenabfälle und Splitter vorhanden , ebenfalls von allen Theilen des Körpers her-
rührend, andere so klein zerschlagen, dass eiae genaue Bestimmung nicht möglich ist.
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590
Dr. phiL et med. llobert Loh mann -Nit sc he,
Ueberblicken wir kurz die übereinstimmenden Merkmale der eben beschriebenen Knocben-
reste des von S. Roth als Grypotherium domesticum bestimmten T hi eres, so ergiebt sich, dass
sie von allen Theilen des Körpers herstaratnen nnd künstlich vom Menschen zerschlagen und
abgefleischt sind. Dass man dabei nicht besonders zart vorging, geht aus der vollständigen
Zertrümmerung des grössten Theilcs der Knochen hervor. Wie das Thier getödtet wurde,
lassen die Reste nicht mit Sicherheit erkennen. Am wahrscheinlichsten ist, dass das mit »einen
acht Mahlzähnen ziemlich harmlose und unbeholfene Geschöpf durch Keulenhiebe auf den Kopf
erschlagen wurde. Das Fell wurde dann (wie wir gleich sehen werden) abgezogen und der
Körper zerlegt. Alle grösseren Stücke wurden hierbei möglichst kleingeschlagen und dann sorg-
fältig abgegessen, so dass höchstens die festhaftenden Muskel- und Bänderanaätze daran gelassen
wurden.
Betreffs des Werkzeuges, mit welchem die Zerlegung des Thieres vorgenommen wurde,
lässt sich nichts Genaueres erkennen; Schlagspuren eines scharfen oder gerad schneidigen Instru-
mentes sind nicht wahrzunehmen. Sfun tätliche Schlag marken und die Art der Knochen-
Zertrümmerung scheint vielmehr darauf hinzudeuten, dass man grössere scharfkantige Steine zur
Hand nahm.
Bei der Tafel gebrauchte man dann entweder gar nichts, man nahm seine Portion in die
lland und aas mit den Zähnen das Fleisch herunter, oder bediente sich eines Steinsplitters, von
denen zwei Exemplare in der Höhle aufgefunden wurden.
Das Fleisch wurde roh gegessen; Feuerspuren lassen sich nur bei wenigen Stücken ver*
muthen, nicht mit Sicherheit nachweisen. Schmackhaft wird es gewiss bei einem Pflanzenfresser
gewesen sein, und eine ganze Masse von KnocbenabflUlen jüngerer Thiere zeigeu, dass man
deren zarteres Fleisch sehr wohl zu schätzen verstand.
An dem Schädel Nr. 1 deutet nichts darauf hin, dass er zur besseren Herausnahme des
Gehirns speciell zerschlagen wurde, wie es hei dem Schädel Nr. 2 der Fall zu sein scheint
Die Annahme einer Beschädigung der Knochen durch Raublhiere, an die man vielleicht
bei einzelnen Proben denken könnte, erscheint durchaus unwahrscheinlich, da derartige Stücke
doch in Zusammenhang mit unzweifelhaft vom Menschen verletzten gefunden wurden.
Kr. 39. Grosse« Stück eine« Felle« von uuregelm&saiger Form and stark susammengeschruropft, wodurch
ziemlich schwer wird zu bestimmen, von welcher Körperregion es herrührt Nach 8. Roth kann es, nach der
Haarrichtung zu urtheilen , von der rechten seitlichen Vorderregion stammen; Gegend #i dürfte der Kücken-,
b der Kackenregion entsprechen, c einer Vorderextremität, d dem Rauche- Das Auffallendste sind die in der
Katur als Unicum dastehenden Knocheneinlagerungen, eo dass anfangs, als erst die zur Zeit in London und
Upsala befindlichen Hautreste und weiter nichts bekannt waren, die Annahme eines physiologischen Verhaltens
mir unwahrscheinlich war und ich an pathologische Erscheinungen dachte, Verkalkungen, wie sie ja als krank-
hafte oder senile Veränderungen in allen Geweben bin und wieder auftreten. Als das Wahrscheinlichste glaubte
ich das londoner Stück, welches ich in La Plata gesehen hatte, einem grossen Meersäuger zuschreiben zu
müssen, etwa Otaria jubata Scbreb. ßpeciell die Nackeupartic de« Felles dieses Thieres sieht dem Haare de*
Londoner Exemplare« ausserordentlich ähnlich, ebenso struppig, strohig und schmutziggelb. Die Nähe der
Meeresküste und die Grösse des ursprünglichen Felle«, von dem verschiedene Theile abgeschnitten wurden (an-
geblich auch das Londoner; da« unsrige hier zu besprechende hat damit nichts zu t-hun) — schienen meine
ursprüngliche Ansicht zu unterstützen. Durch den weiteren Fund von Fellstttcken ist nun ein so merkwürdiges
Verhalten, wie es die eingelagerten Knöchelchen darstelien, als normal aufgeklärt. Wenn sie nun auch nicht
mit Knochenresteu von Orypothtrium in directem Zusammenhänge gefunden wurden , so ist doch an ihrer Zu-
gehörigkeit zu^dieBem Thiere nicht zu zweifeln. —
Wie aus Hauthal’a Fundbericht hervorgeht, wurde unser in Rede stehendes Fell (Fig. 4) ohne Zu-
sammenhang mit Knochen etc. in der Mistschicht liegend aufgefunden. Auf Ihm lag einer der groseen, von der
Decke herabgestürzten ßteinblöcke, und da« hat bewirkt, dau die 8telle, wo der Stein auflag, ausgefault ist,
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591
Die Gleichzeitigkeit der südpatagonmchen Höhlenbewohner etc.
jedenfalls in Folge der Feuchtigkeit, welcher eie so fortwährend ausgesetit war. Mau sieht daher auch auf
unserer Abbildung ein ziemlich grosses Loch (Fig. 4). Die Kinder, welche dasselbe begrenzen, sind unregel-
mässig und ganz scharf zulaufend. Die Knocheneinlagerungen , welche in diesem Rande freigelegt sind, haben
ein mattes, sehr sauberes Aussehen, wie wenn sie eben erst aus der Macerirschale kämen.
Ganz anders dagegen ist der äussere Rand de« Felles. Zweifellos erkennt man die glatten, mit sicherer
Hand und mit eiuem anscheinend scharfen Werkzeuge geführten Schnitte, welche das Fell durchtrennt haben.
Auch auf der Abbildung ist dies gut wahrzunehmen. Die Schnitte sind eine ganze Strecke lang ohne abzu-
setzen geführt, ln dem 8chnittrande kommen natürlich ebenfalls, and auch das sieht man auf Fig. 4, die
Knöchelchen zum Vorschein, die, in scharfem Gegensätze zu denen, welche an dem inneren ausgefaulten
Rande hervortreten, abgerieben sind und glänzen. Es ist dies ein Beweis dafür, dass das Fell auch längere Zeit
gebraucht worden ist.
Auf seiner Ausseufläclie ist es zum grössten Theil noch mit Haaren bedeckt. Ich kann nicht entscheiden,
c 4.
ob und inwieweit an den Stellen, wo diese spärlicher sind oder fehlen, der Gebrauch des Felles durch den
Menschen die Ursache davon ist, da bei der Trockenheit des Haares (wohl bedingt durch die Länge der Zeit),
uud den Transport das Fell jedenfalls gelitten hat.
Auf der Unterseite ist zum grössten Theil zusammengesetztes Bindegewebe vorhanden, so dass der
Knochenpanzer nicht zu Tage liegt; nur an einigen zusammenhängenden Partien, wo das Bindegewebe und
die innerst« Hautschicht durch äussere Einflüsse zerstört ist, ist dies der Fall.
Das Fell ist so stark zusammengeschrumpft und -getrocknet, dass nur ungefähr seine ursprüngliche Grösse
angegeben werden kann. Es war ein Stück von ganz unregelmässiger Form, dessen grösste Länge n bis c in
Wirklichkeit 112cm betrug, wahrend die grösste Breite <i bis e, das Fell glatt gefaltet gedacht, 91cm misst.
Nach dem einen Ende hin ist es bedeutend schmäler, würde es glatt gestreckt, so betrüge die Entfernung / bis
g 40, h bis i 46cm. Bonstigc Maasse lassen sich, ohne das Exemplar zu beschädigen, nicht gut nehmen, aber
aus dem Mitgetheilten und der Abbildung geht die unregelmässige Form hervor.
Dass es vom Menschen nicht nur herausgeschoitteu, sondern auch zu irgend einem Zwecke verwandt
wurde, gebt aus der Beschaffenheit der Ränder mit den glatt geriebenen Hautknöchelchen hervor. Aber zweifei-
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Dr. phiL ot med. Robert Lehinann-Nitache,
bifl bleibt der Zweck. Sein Gebrauch »1# Kleidungsstück, Poncho oder dergl. erscheint bei der unregelmäßig*0
Form und relativen Kleinheit ausgeschlossen, ganz abgesehen davon, dass bei dem beträchtlichen Gewichte da»
Tragen eines solchen Stücke* eine I.ast gewesen wäre, ln seinem gegenwärtigen Zustande wiegt das Fell
17,7&kg, und rechnet man dazu den Abgang, welchen es durch Auafaulen eines nicht unbeträchtlichen Th eil es
und Verlust einer ziemlichen Menge des Haarkleides erlitten hat, so wird man das Gesammtgewicht auf gut
etwa 20 kg ansetzen können. Würde solche Schwere und die Starrheit des Felles eines frisch getödteten Cirypo-
tlierium* nicht von vornherein den Gebrauch desselben als Kleidungsstück uuaschlisssen , so würde man sich
doch schliesslich nicht einen unregelmässigen Fetzen von der Seite her, sondern eher ein symmetrisches Stück
vom Rücken dazu ausgesucht halten.
Eine bestimmte Art der Verwendung lässt sich nicht erkennen. I
Nr. 40. Mehrere kleine, fingerlange bis handtellergrosse Lederfetzen und -abfälle, einzeln in der Mist-
schiebt gefunden , zum Theil noch mit Resteu Haarkleides bedeckt. An manchen sieht man , dass eie ab-
geschnitten sind. Die Schnittflächen sind säramtlicb alt. — Drei dieser Stücke sind in Gewöll eingekleidet, und
es ist ziemlich gleichgültig, ob die betreffenden Raubvögel »ich Stücke vom Fell« abgerissen oder bereit» weg-
geworfene Abfälle verspeist haben.
Jedenfalls handelt, es sich um Lederabfälle, die nicht weiter verwandt wurden.
Nr. 41. Eine Menge einzelner Haare.
Nr. 42 bis 43. Gans erhaltene Kothballen und zerriebener Länger.
Reste der von G. Roth als Jonisch Listen bestimmten grossen Katze.
Nr. 44. Distales Endstück einen rechten liumerus, der querdurch zerschlagen wurde. Bruchflachen
zackig, unregelmässig, ohne ein scharfe* Instrument erkennen zu lassen. An dem Knochen sitzen noch Beat«
von Muskeln und Bändern und von dem Gelenkknorpel. Farbe glänzend dunkelgelblieh. Zahllose dunklere
Kritze und Ritze. Condylus externus abgeschlagen. Bruchflachen sämmtlich alt.
Nr. 45. Reste der Condylen des rechten Femur, so zerschlagen, dass der rechte Condylus ganz, der linke
nur zum kleinen Theil erbalten Ist. Die Trenniiugsfläche verläuft ziemlich gerade und das schwammige Ge-
webe der Spongiosa ist voll von zäher Erde. Ich vennuthete anfangs eine nachträgliche Verletzung durch
einen Spatenstich, doch ist diese«, wie mir Herr Uauthal versicherte, ausgeschlossen.
Der Knochen ist frisch nnd Reste von Knorjiel und Sehnen sind noch vorhanden.
Nr. 46. Metatarsu*. Das eine Ende beschädigt. Der Knochen ist grüestentheils mit faserigen und zer-
schlissenen Resten von Weicbtheilen bedeckt. Der Knochen ist ganz frisch und sieht so aus , als ob er eben
nach der Mahlzeit fortgeworfen wäre.
Nr. 47. Abgeschlagene Epiphyse eines andereu Metatarsus.
? Puma ? (Felis concolor L.)Y
Nr. 48. Vollkommen zertrümmerter Bnckenrcst, wohl von einem Puma. Was vorhanden, iat ein Rest
des Kreuzbeines mit einem Theile der rechten Schaufel. Muskel und Bänderreste in Menge noch vorbauden.
Hundeart.
Nr. 49 u. 50. Aus den distalen Enden der Tibia »ind Pfriemen geschnitzt , indem man den Knochen
zugespitzt hat. Die Oberflächen der beiden Stücke sind jedenfalls bei der Anfertigung mit einem stumpfen
Instrumente stark zerkratzt, im Uebrigen aber sehr glänzend uud auf längeren Gebrauch hiuweisend.
Mephitis suffocans (Stinkthier).
Nr. 51. Unterkieferhälfte, die für uns ohne weiteres Interesse ist.
Grosser Nager.
Nr. 52. Fragment der proximalen Epiphyse eines Femurs, das sich nicht genauer bestimmen lies«. Das
Capitulum fast ganz erhalten, das Collum der Länge nach durchgeschlagen, Trochanter roajor fehlt, Diaphyse
fingerbreit unterhalb der Linea intertrockanterica quer durchgeschlagen. Der Rand des Capitulum und der
kleine Trochanter zeigen die Spuren der darauf geführten Schläge.
Spongiosa zum Theil mit kalkigen Ablagerungen, jedenfalls durch das Höhlen wasser abgesetzt, wie wir
e* schon einmal beobachten konnten iGrypotherium-M*t»t*rsu» Nr. 32).
Das Stück wurde isolirt so aufgefunden und ist jedenfalls vom Menschen so zerschlagen worden.
Diqitiz ecLbyX.nnglr
Die Gleichzeitigkeit der güdpatagomnehen Höhlenbewohner etc.
593
Kleiner Nager (Ctenomyg magellant cu$).
Nr. 53. Schädel und ein Stück der Wirbelsäule.
Nr. 54, Ein Femur und eine Tibia, vielleicht auch so dieeem Thiere gehörend. Hier nicht weiter von
Inte reue.
Onohippidium Saldias », Roth.
Nr. 55. Ein oberer Molar.
Nr. 56. Ein Oberkieferstück mit zwei eehr beschädigten Incisiven. Ohne besondere* Interesse.
Nr. 57. Rest eine» Atlas. Derselbe ist zerschlagen und vorhanden ist nur ein Stück der linken Hälfte.
Auf den Gelenk facetten sitzen zum Theil noch die Knorpel.
Ein Theil des Condvlus occipitalis, hauptsächlich aber seine ganze Umgebung, sind abgebrannt, und
scharf hebt sich die brandgeschwärzte Stelle, auf der zum Theil noch weisse Aschenreste hatten , von dem
übrigen Knochen ab. Ein Beweis, dass man sich aus dem Fleische dieser Pferdeart, welche nach dieaen Retten
von 8. Roth neu aufgestellt wurde, einen Braten bereitete.
Nr. 58. Zwei Hufe ganz junger Thiere. In dem einen steckt noch diePhalange, überzogen von Knorpel,
der die Farbe einer zusamm enget rockneten Orangenschale hat. Am gleichen Btüok ist noch der Haarkranz un-
mittelbar Ober dem Hufe erbalten. Die feinen Haare zeigen ein zartes Hellgelb, stellenweise ins Röth liehe über*
spielend. An dem Rande de* zarten Felles, welche* diese feinen Haare trägt, sieht man hin und wieder die
Spuren des Schnittes, durch welchen der Huf vom übrigen Fasse abgetrennt wurde.
Nr. 59. Grösseres, beinahe halbmondförmiges Stück der Hornschale des Hufei, deren Ränder unverkenn-
bare Schnittspuren eines ziemlich scharfen Messers zeigen.
Dasselbe lässt sich auch an einem zweiten kleineren, in seiner Beschaffenheit dem vorigen sehr ähnlichen
8tücke erkennen.
Auchenia Lama .
Nr. 60 bi« 69. Sämmtlicbe unter diesen Nummern aufgeführten Reste vom Guanaco sind mehr oder
weniger zerschlagen; keine Anzeichen für ein scharfes Instrument.
Unbestimmbare Reste.
Nr. 70. Mehrer« hundert KnoclienabfäUe und -Splitter. Ihr Aufflnden in der Mistschicht lässt sie als
Küohenabfölle deuten.
Futterreste.
Nr. 107. Bereits ziemlich in Zersetzung übergegangene Pflauzeureste. Für Hauthal bilden sie ein
wichtiges Argument für die Annahme, das Grypotherium sei als Hansthier gehalten worden.
Federn und Haare verschiedener recenter Thiere.
Nr. 108. Die Spuren von Ratten und Mäusen, welche die letzten Bewohner der Höhle gewesen waren.
Uolzreste.
Nr. 109. Abfälle von Rinde, Wurzeln und Reisig, zum Theil angebrannt, in der Mistschicht aufgefnnden.
Zwei Steinlamellen.
Nr. 110. Zwei kleine lamellenartige Absprünge von Quarzit resp. einer Sandsteinart, die ausserhalb der
Höhle anstelit. Ohne gerade zu behaupten, dass die zwei Stücke als Messer gedient haben, denn Spuren von
Gebrauch lassen sich nicht wahrnehmeu, geht doch aus der ganzen Form hervor, dass sie künstlich von einem
grösseren Stücke abgeschlagen wurden.
Menschliches Schulterblatt.
Nr, 111. Der rechten Seite angehörend. Stark beschädigt. Es fehlen fast der ganze untere Winkel, die
Spitze des Acromion und der Rabenschnabelfortsatz. Auch der obere Rand ist stark defect. Ueberhaupt sind
fast alle Kanten mehr oder weniger stark ausgewittert und die Oberfläche ist zum groasen Theil mit einer
kalkigen Kruste überzogen. Offenbar haben die kalkhaltigen Ilöhlenwiuiser die Knochensubstanz stark an-
gegriffen und zum Theil macerirt, so dass die Spongiosa zu Tage tritt, die daun auch stellcuweise mit Kalk-
sinter imprägnirt ist.
Von anatomischen Eigenthümlichkeiten ist wenig zu sagen. Die Scapula i»t von mittlerer Grösse , eher
etwas klein, die Entfernung zwischen dem mittleren Punkte der Cavitas glenoidalis und dem Punkte, wo die
Archiv fBUr Anthropologie. Bd. XXVII. 75
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594
Dr. pbil. et med. Robert Lehmann-Nitsche,
Spina am inneren Rande endet, beträgt 113 mm. Sonstige M nasse laesen eich wegen der starken Besch&digung
des Stfickes nicht nehmen. — lncisura scnpulae ohne Besonderheiten. Der Rücken der Spina ist flach und an
einer Stelle stark nach nuten ausgewogen, die Foasa supraspinata stark reliefirt, Anzeichen, nach denen man
auf eine starke Entwickelung der Muskulatur zu schti«*sen gewöhnt ist.
Interessant ist ein pathologischer Befund mitten unterhalb der Spina in der Foesa infraspinata. Es sind
die Residuen einer vollständig verheilten Infraction and Perforation des Knochens. Unmittelbar unterhalb der
Spina findet sich nämlich eine dreieckige Impression , derart , dass die eine Seite des Dreiecks annähernd
parallel der Basis spinae verläuft und die Spitze desselben in acromialer Richtung hin tiefer eingedrückt i*t.
Dort in der Gegend dieser Dreieckspitze hat auch eine unregelmässige Zertrümmerung nnd Perforation des
Knochens stattgcfunden, die sich aber wieder vollständig geschlossen hat. Kur etwas vor dieser ehemals zer-
trümmerten Spitze, dicht unterhalb der Basis spinae, ist eine kleine, 8 mm lange, schlitzartige Lacune nicht zu*
sammengeheilt, zeigt aber vollständig vernarbte Räuder. Ebenso sind etwa« weiter unterhalb, zum Theil noch
im Bereiche der infractirten dreieckigen Stelle, zwei kleine Defecte mit glatten Rändern vorhanden.
Offenbar hat ein 8loes das Schulterblatt in tangentialer Richtung von median- nach lateraiwärts dicht
unter der Spina scapulae getroffen, es infractirt und die Spitze der (eingedrückten) dreieckigen Knochenlamelle
am meisten in die Muskelmasse des M. subscapularis hereiuged rückt Jedenfalls ist die Verletzung verhältnias-
mässig glatt geheilt und Callus fast vollständig resorbirt.
Obgleich bekanntennaassen in Tropfsteinhöhlen Knochen verschiedensten Alters durch die Einwirkung
der Tropfwässer eine ganz gleiche Beschaffenheit erlangen können , so liegt es hier doch am nächsten , den
Träger vorliegenden Schulterblattes gleichzeitig mit den ja doch verhältnissmässig jungen Edentaten anzu-
setzen.
Reste von Mytilus.
Nr. 113. Solche fanden sich am Eingänge in die Höhle in dem obersten Schutte und haben mit der
tieferen Mistschicht nichts zu tliuo. Man siebt hieraus nur, dass die Höhle auch später noch gelegentlich vom
Menschen besucht wurde, der darin seine Mahlzeit eingenommen hat. Zuletzt waren es nur Hatten und Eulen
(Nr. 108).
Wenden wir uns noch zu den Resten aus der zweiten kleineren Hohle, etwa 3 km von der
grösseren entfernt. Die von Herrn Il&uthal dorther mitgebrachten Fundstücke sind folgende:
Xr. 113 bis 117. Eine grössere Anzahl Knochen von GuAnaco, sämmtlich zerschlagen, die Röhrenknochen
der Länge nach zerspalten. An einem Stücke sieht man Brandspuren.
Nr. 118 und 119. Reste einer Pferdeart (Onohippidium?), die uns für unsere Frage gar keinen Auf-
schluss geben.
Nr. 130. Ein Tarso-Metatarsus vom Strauss.
Nr. 121. Eine grössere Quantität zerschlagener unbestimmbarer Knochen.
Nr. 122. Reste von Mytilus, die Schalen noch vielfach ganz erhalten, voller Bclimntz und Erde. Es
scheint, dass einige an der Aussenfläche russgeschwärzt sind, sicher zu entscheiden ist es nicht
Nr. 123. Schale einer Cardinm. Die Spitze ist abgeschliffen , so dass eine Perforation zu Stande
gekommen ist, durch die man einen Faden ziehen konnte, um das Stück am Hals« zu tragen. Für längeren
Gebrauch spricht auch die Abnutzung der Aussenfläche.
Sohlussbetraohtung.
Ueberschen wir kurz die Funde »uh der grossen Höhle, ho beweinen die Fundstöcke ans
derselben, dass der Merisel) den grossen Edentaten schlachtete, abhänteto, in ganz kleine Theile
und Stöcke zerlegte und dann alle» roh verspeiste. Schlagspuren eines eigentlichen Werkzeuges
lassen sich nicht erkennen, man nahm anscheinend grössere Steine und als Tischmesser hin und
wieder Steinlamellen. Alles Essbare wurde ziemlioh sorgfältig verzehrt, die Abfälle dann fort-
geworfen.
Dass dieser grosse Edentat längere Zeit die Höhle bewohnt hat, das beweist die Mächtig-
keit der Mistschicht. Hauthal glaubt sogar, dass er im domesticirten Zustande gehalten wurde.
Diese Auffassung hat viel Wahrscheinlichkeit, wenn man sich das Thier auch wohl nicht als
eigentliches llausthier, sondern als ein in Gefangenschaft gehaltenes wildes Thier vorstellen
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Die Gleichzeitigkeit der südpatagoninchen Höhlenbewohner etc. 595
muss* Das Fell wurde in Gebrauch genommen , ohne dass man einen bestimmten Zweck er«
kennen kann. —
Brandspuren an den Resten einer ausgestorbenen Pferdeart (Onohippidium Saldiasi) und
abgetrennte Hufe junger Thiere beweisen, dass das zarte Fleisch der Füllen, wie auch heute
noch bei den modernen Patagoniern, einen wohlschmeckenden Braten abgab. —
Bezüglich der übrigen Reste aus der grossen und der aus der kleinen Höhle sei auf das
im Text Gesagte verwiesen. —
Das Alter aller dieser Funde scheint mir relativ modern und der jetzigen geologischen
Epoche anzugehören.
Nach den Mittheilungen Aller, welche die betreffenden Gegenden bereist haben, ist es un-
möglich, noch lebende Exemplare von Grypotherium oder den anderen ausgestorbenen Thieren
anzutreffen; man kennt schon eine beträchtliche Zahl von Thieren, die durch den Menschen in
historischer Zeit ausgerottet wurden, und ich glaube das Grypotherium auch dazu rechnen zu
dürfen.
Bekanntlich fand Owen1) am Schädel des von ihm beschriebenen Mylodon zwei Ver-
letzungen, welche er durch fallende Baumstämme entstanden glaubte. Merkwürdiger Weise
zeigen fünf von den Mylodonschädeln des La Plata - Museums genau die gleichen vernarbten
Verletzungen. Es erscheint uns logischer und einfacher, derartige Wunden der Hand des
Menschen als stürzenden Baumstämmen oder Verwundungen durch andere Thiere zuzuschreiben,
wenn wir die Thatsachen in Betracht ziehen, die uns die Reste des Grypotherium kennen ge-
lehrt haben.
Zusatz zu dem vorhergehenden Aufsätze.
Vorhergehende Zeilen, eine deutsche Wiedergabe meiner spanischen Abhandlung, sind bis
dato die einzigen, worin eine Collection Fundstücko aus der Eberhard thöhle vom anthropologi-
schen Standpunkte aus untersucht wurde. Was die sonstigen, von anderen Forschern ein-
gesammelten Sachen anbelangt, so bewiesen die vor Hauthal durch Otto Nordenskiöld mit-
gebrachten •*), darunter Fellabfälle, Knochenpfriemen, Steinsplitter, die Anwesenheit des Menschen,
ohne dass die betreifenden Stücke genauer beschrieben worden wären. Auch eine weitere von
Erland Nordenskiöld gesammelte, nach unserer gemeinsamen Arbeit veröffentlichte Col-
lection 3) wurde nur vom zoologischen Gesichtspunkte aus beschrieben und nur gelegentlich auf
die uns interessirende Frage ein gegangen. Herr Erland Nordenskiöld glaubt nicht an die
Hausthierqualität des Grypotheriuius; darin werden ihm viele, welche die örtlichen Verhältnisse
der Höhle nur aus der Literatur her kennen, wie Schreiber dieses, Recht geben ; die Frage wird
9 Owen: Deacriptton of the skeleton <>f an extinct gigantic aloth , My Union rohuntus Owen. London
1842. p. 22—23, 156—158, pl. III.
*) Binar Lönnberg: On nome remains of .Neomyiodon Listai" Ameghino brought home by the
Swedlah Expedition to Tierra fiel Fuego 1898. Swentka Expeditionen tili MagellftnalÜoderna, Stockholm, Bd. II,
Zoologie, Erstes Heft, Nr. 7, 8. 149 bis 169.
J) Erland Nordenskiöld: Neue Untersuchungen über Neomylodon listai. (Vorläufige Mittheilung.)
Zoologischer Anzeiger, Bd. XXII. Nr. 593, 81. Juli 1899, S. 335 bis 338. — Idem; Meddtslande rftraude grftf-
ningnr i grottorna vid Ultima Esperanza (Södra Patagonien). Yrosr, Bd. XIX, Heft 3, 1899, S. 2«5 und 266.
(Vorherige kurz»! Notiz darüber in Ymer, Bd. XIX, Heft 2, 1699, 8. 215. Vorläufige Mittheiiungen.) — Idem:
Jakttagelaer och fynd i grottor vid Ultima Esperanza i Sydvestra Patagonien. Kongl. Swenska Vetenakape-
Akademien! Handlhigar. Bd. XXXIII, Nr. 3. Stockholm 1900. — Definitive Publication.
76*
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596
Dr. phil. et. med. Robert Lehmann-Nitsche,
sich meine# Erachtens kaum mit absoluter Sicherheit entscheiden lassen. In der That sind die
von Hanthal dafür vorgebrachten Gründe nicht absolut zwingend; dass die Höhle lange Zeit
hindurch von den Tbieren bewohnt gewesen, geht aus der Stärke der Mistschicht hervor; dass
es ausgewachsene und ganz junge Thicre waren, beweisen die Kothballen; der Durchmesser der
von uns untersuchten schwankt von 75 zu 185 mm; die Höhle war also jedenfalls das ständige
Heim der Thiere, wo sie sioh fortpflanzten und mit ihren Jungen lebten. Man kann sich nun
ganz gut voretcllen, dass eine jagende Indianerhorde die Thierfamilic, welche gerade die Höhle
bewohnte, tödtete, an Ort und Stelle verspeiste und dann nach einiger Zeit wieder weiterzog.
Die Höhle wurde nun von anderen Thieren bezogen, die ruhig darin hausten, bis sie das
Schicksal ihrer Vorgänger erreichte u. s. f. So erklärt sich ungezwungen unter anderem der
Umstand, dass in der Mistschicht, in welcher die vom Menschen bearbeiteten Stücke gefunden
wurden, sich auch Brandstellen und Asche vorfinden u. s. w. Die von Hauthal für Futter ange-
sehenen Pflanzenreste können auch dem Jäger zum Schlaflager gedient haben. Indess ist der Ansicht
Hauthal’s die Wahrscheinlichkeit, wie ich von Anfang an betont habe, durchaus nicht abzu-
sprechen, zumal der ganze Platz um die Höhle, nach den vielen Feuerresten zu schliessen, eine
Art alter Ansiedelung gewesen zu sein scheint, worauf wir nachher noch werden zu sprechen
kommen. Ausserdem haben die von Herrn Spenoer Moore1) vorgonomraenen Untersuchungen
der Grypothcriumkothballen, wenn ich die darüber mir bisher erst bekannt gewordenen Notizen
richtig verstehe, unter anderem ergeben, dass einige der Pflanzenreste scharf in einer Richtung
zerschnitten sind, was die stumpfen Zähne der Thiere schwerlich verursacht haben können.
Dagegen muss ich entgegen Herrn Erland Nordenskiöld durchaus meine Ansicht auf-
recht erhalten, dass die Knochen de* (irypolherium vom Menschen so stark zerschlaget) wurden,
als er das Thier roh verzehrte. Herrn Nordenskiöld's Deutung, wenn ich Bic recht auffasse,
die vielen Kritzcn und Brüche, Schlagspuren etc. kämen daher, dass auf die Knochen in der
Höhle hin- und hergetreten wurde, ist durchaus unwahrscheinlich und gekünstelt. Die von
Herrn Nordenskiöld so schön abgebildeten Knochen sind genau in der gleichen Weise
wie die von mir untersuchten zurechtgeschlagen ; z. B.: der Schädel ist hinter den Augen mitten
quer dnrchgebrochen ; aus dem Unterkiefer ist ein handliches Stück durch Wcgscblagen des
Kronenfortsatzcs und der Symphyse zurcchtgemacht etc.
Auch die allerletzten nach Erland Nordenskiöld und Hauthal vorgenommenen Aus-
grabungen in der Eberhardthöhle haben unsere Kenntniss vom Höhlenmenschen Südpatagoniens
erweitert. Ich verdanke die folgenden noch unpublicirten Mittheilungen Herrn Hauthal per-
sönlich, welcher Ende Juni 1900 von seiner letzten Heise ans Südpatagonien, wobei er wieder
die Höhle aufsuchte, nach Ja Plata zurückgekehrt ist.
Die in der Höhle gemachten Funde sind inzwischen in der ganzen dortigen Gegend be-
kannt geworden und die Speculation hat sich ihrer bemächtigt. Seit Ilauthal's letzten Unter-
suchungen haben sich drei unternehmungslustige Deutsche zusammengethan und die Höhle Juli
bis Octobcr 1899 auf eigene Rechnung so gründlich durchsucht, dass wohl kaum mehr etwas
zu finden sein dürfte. Von den vielen von (rrypotherium stammenden Knochenresten sind
‘) Spenoer Moore: (üeber die Excremente de» Grypotberium.) Britiih Association for the Advaoee-
ment of Science, 1899, Meeting of Dover. — Notiz darüber bei A. Smitb Woodward: Be suppoeed existiug
Ground-Slotb o t Patagonia. Natural Science, Bd. XV, Nr. 83, November 1899, 8. 851 bl» S54.
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Die Gleichzeitigkeit der aiidpatagonischen Höhlenbewohner etc. 597
namentlich sehr schöne Oberschenkelknochen, Schulterblätter und Unterkiefer zu erwähnen; vom
übrigen Schädel fand sich auffallender Weise nur ein einziges Stück, der hintere Theil des
Hirnschädels eines ganz jungen Thieres, genau so zerschlagen wie die von nns beschriebenen.
Von sonstigen Thierreslen der Schädel einer sehr grossen Felisart, den llauthnl für das La
Plata-Museum erwarb. Von Objecten, die auf den Menschen Bezug haben, sind Knoohenpfriernen
bemerkenswert)), das Hauptslück ist ein quartblattgrosses, nicht von Grypotherium stammendes
Stück Fell, aus zwei Theilen bestehend, die ganz roh mittelst Lederriemen in fortlaufender Naht
zusammengeniht sind. Es wurde in der Mistschicht gefunden.
In einer anderen kleineren, bis dato noch unerforschten Höhle fanden die Drei Ueberrestc
von Onohippidium (die Hauthal für das La l’lnta - Museum erwarb) und Asche; ferner überall
zwischen dem Berge und der Lagune zwischen den dort liegenden Conglomeratblöcken Aschen-
plätze, bedeckt von Humus und Geröll.
Alles dies spricht jedenfalls dafür, dass wir die Reste einer Art alten Ansiedelung vor
uns haben.
Von den von den drei bczeichneten Personen gesammelten Objecten erwarb im Januar
1900 einiges Herr Reiche für das Nationalmuseum zu Santiago de Chile, ohne selbst Grabungen
anzustelleu; Hauthal kaufte Ende Januar 1900 nur das schon Angegebene, so dass die drei
Schatzgräber immer nooh über Material verfügen, konnte auch selbst, aber nur zwei Tage, Aus-
grabungen vornehmen.
Was die Eberhardthöhle anbelangt, so geht aus allen diesen Untersuchungen nun Folgendes
hervor. Im Hintergründe ist sie durch einen Querwall abgeschlossen, hinter dem sich keine
Spur von Mist findet, obwohl er verhältnissmässig leicht zu überschreiten ist. Der Länge nach
ist sie durch einen Hügel, der durch von der Decke herabstürzendes Gestein entstanden ist,
in eine rechte kleinere und eine linke grössere Abtheilung getlieilt. Der kleinere Raum
rechts war der Hauptaufenthaltsort der palagonischen Troglodyten; Mist findet sich hier keiner;
hier dacht sich die Ilöhlenwandnng sanft ab, Stalaktiten fallen nicht herunter und es ist trockener.
Hier gelangt man auch direct vom Haupteingange aus herein, der von rechts berkommt. Am
Ende dieses Raumes, vor dem Eingänge zur vorderen Nebenhöhle, fand Nordenskiöld die
meisten seiner Sachen, namentlich Unterkiefer. In der vorderen Nebenhöhlo, wo das früher
erwähnte menschliche Skelet gelegen hatte, fanden die drei Höhlenforscher Aschenreste.
Die linke grössere Abthcilnng, links vom und hauptsächlich hinter dem Hügel, war der
eigentliche Kraal; die Mistschicht erreicht hier an ihrer stärksten Stelle eine Mächtigkeit von
2 rn und geht unten vollständig zersetzt in Erde über. Innerhalb der Mistschicht finden sich
von der Decke herabgestürzte Blöcke eingelagert, die also ganz von Mist bedeckt sind; unter
einem solcher Blöcke lag auch das erste Londoner Fell. Den Kraal von dem eigentlichen
Wohnraume abzusperren, war nach Hauthal’s Meinung verhältnissmässig leicht.
Hauthal glaubt nicht an den Unterschied zwischen Onohippidium -, Gri/i>olherium - und
Culturscbicht wie Erland Nordenskiöld, weil alles zusammen, Pfriemen und geschnittene
firgpoMeriumfellstückc u. s w., in der Mistschicht gefunden worden war. Oertlich ist die
Cultur- von der Mistschicht wohl getrennt, zeitlich aber nicht.
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XX.
Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheinland.
Von
I)r. O. Mehlis.
(Mil 8 Abbildungen.)
1. Das Steinidol von Drnsenheim im l'nterelsass.
Zu den ausgezeichnetsten Sammlungen der Steinzeit und der Bronzezeit im Rheinland«
gehört die von Staats rath Dr. Nessel, Bargermeisler zu Hagenau im Untereisass. — Mit
grosser Mühe und vielen Kosten hat dieser Archäolog eine Collection von ca. 800 Steinwerk-
zeugen, meist aus den Cantonen Hagenau und Niederbronn herrahrend, zusammengebracht und
stellt dicselhe in lilieralster Weise für wissenschaftliche Forschungen znr Verfügung.
Das interessanteste Object aus der Steinwerkzeugsammlung ist ein in Druscnheim
gefundenes Steinbeil. Druscnheim liegt 13km östlich von Hagenau unmittelbar am Rheiu.
Nach Wiuckler’s „Archäologische Karle des Eisass“1) theilt sich hier die uralte, von Basel
und Slrassburg herkommende Verkehrsstrasse und sendet einen Strang in nordwestnördlicher
Richtung nach Sulz unterm Wahl und nach Weisscnburg-Concordia, während der andere längs des
Rheines nach Sulz-Saletio und Lauterburg in nordostnördlicher Richtung zieht
Zu Beginn der neunziger Jahre, erzählte dem Referenten Herr Staatsrath Nessel, war
hier in Drnseuheim der Schwager Nesscl’s, Gutsbesitzer Huber, mit der Reinigung seines
Gartens von Steinen u. s. w. beschäftigt. Beim Aiifladcu derselben fiel ein rundes Steinsläck
herab, cs fiel ihm auf, er nahm es an sich und brachte es »einem Schwager nach Hagenau.
Es war der obere Theil des merkwürdigen , fein und sauber geschliffenen Beiles, das wir
in Fig. 1 und 2 dargestellt haben.
Nach längerer Zeit glückte es einem zuverlässigen Arbeiter Hober’s, int nämlichen Garten
zufällig im Grunde auch den unteren Theil des seltenen Stückes aufzufinilon, den Huber
ebenfalls seinem nicht wenig erstaunten Schwager brachte. Nessel fügte beide Stücke zu-
sammen. Die Ligatur sowie ein kleiner Suhstanzverlust sind auf unserer nach Nessel ’s Ver-
besserung angefertigten Zeichnung deutlich sichtbar. Das Stück ist also echt und alt; darüber
kann nach der authentischen Fondgeschichte kein Zweifel obwalten. Auch war von einem
Gewinn für den Finder keine Rede!
') Erschienen: Colmar 1886, .Versuch zur Aufstellung einer archäologischen Karte de* Eisaas“. Eine
wenig bekannt«, aber wertbrolle statistische Zusammenstellung der Funde im Elsase, mit Karte 1 : 200 0O0.
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000
Kig. l.
Dr. C. Mehlis,
Das ganze Stück hat eine Länge von 33 cm , eine
grösste Breite von 7,5 cm (Linie a — 6), eine stärkste Dicke,
in <lcr Mitte des Beiles, von 4,1 cm. Der Querschnitt o — b
zeigt eine bis zur Mitte regelmässig zunehmende Ver-
dickung des Materiales, die natürlich künstlicli durch
Alischleifung des Steinbrockens hergcatcllt ist. Das Material
besteht in einem hellgrauen bis grünen Gestein, ist schwer
ritzbar, fühlt sicli kalt an und scheint der mineralischen
Sorte des grauen Jade anzugehören '). Das ganze Beil
ist dann sauber und glatt abpolirl, so dass wir es getrost
dein neolithischen Zeitalter — pierre polie — zusprechen
können. Specifisches Gewicht nach Professor Nachreiner
= 2,88; Härte = 4,5. Beide Kennzeichen stimmen mit
Damour’s Jade blaue und dem eigentlichen Nephrit
Fischer'« überein.
In den oberen und breiteren Theil des nach unten
stark zugespitzten Beiles, das danach deutlich bestimmt
war, in einen Holzklotz oder in die Erde eingesteckt
zn werden, ist eine Zeichnung im Flachrelief ein-
geschnitten. Wollen wir uns über die Technik der Figur
corrcct aiisdrücken, müssen wir sagen: die Figur ist in
den harten Stein cingerieben. Nur durch Reibung eines
weicheren länglichen Steines — vielleicht Bimsstein
oder Tertiärkalk — auf der glatten Grundfläche konnten
die 9 mm im Querschnitte (vcrgl. Fig. 2) messenden , ver-
tieften, glatten Flächen hergestellt worden sein.
Die Figur selbst misst 17 cm Länge und 7 cm grösste
Breite. Von der Länge fallen auf den Kopf allein 7 cm,
8 cm auf den Leib und die Beine.
Der Umriss des eil face dargestellten Kopfes ist nach
unten zugespitzt: sonst macht er mit seinen ungleichmässjg
hergestellten Augenhöhlen, sowie dem grossen geöffneten
Munde den Eindruck, als ob der neolithischc Künstler
hätte darstellen wollen — „den Mann im Mond“.
Direct um das Kinn schliessen sich, von eingeriebenen
Intervallen umgeben, die im Winkol von 45° gebogenen
Anne an, deren scharf gezeichnete Hände die Brüste drücken.
Es folgt ein breites Intervall und dann schliessen
sich die mit den Knicen nach einwärts gebogenen Beine an.
so dass die Figur den Eindruck eines „Hockers“ macht.
') Vergl. H. Fischer: , Nephrit und Jadeit*. S. 221 bis 237;
Dsmour, 8. 366 bi« 36«.
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Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheinland.
601
Die Waden sind deutlich und stark, wie hei einer Frau, ausgedrückt , während die Küsse
nur auf der photographischen Darstellung etwas erkenntlich sind. Sic scheinen nach abwärts
gerichtet zu sein.
Nach dem fehlenden Glied und dem starken Schatten oberhalb der beiden Kniee, sowie
den starken Waden, dürfte die Gestalt dem weiblichen Geschlechts angehören.
Wir halten daher wohl das Abbild eines weiblichen Idoles vor uns, das entweder mit
der Spitze in einen festen Gegenstand gesteckt zu werden pflegte oder liei der Verehrung in der
Hand gehalten wurde, um es in geeigneter Weise zu verehren, zu küssen oder ihm vorgesohrie-
bene Opfergaben darzubringen.
Das rohe, aber in der Technik seiner Zeit vollendet hergestellte Bildwerk steht nach
unserer Information in Westeuropa einzig da. Nessel zwar berichtet, Dr. Lissauer habe
im Museum zu Kopenhagen „etwas Aehnliches“ gesehen. Allein Referent, der seiner Zeit unter
Führung des dänisohen Cultusministers Worsaae mit Dr. M. Much und Dr. R Sepp sen.
das „Nordische Museum“ zu Kopenhagen
durchstudirt hat, kann sich eines ähn-
lichen Gegenstandes dort nicht erinnern.
Analogien zum „Drusenhcimer
Steinidol“, wie wir die Figur wohl
nennen dürfen, bieten die allägyptischen *
Todteiiamulelte, die gleichfalls häufig die
rohen Umrisse einer menschlichen Gestalt
darstellen und dann „Ta“ genannt werden ‘).
Die grösste Aehnlichkeit in der Haltung der scharf gezeichneten Hände, in der Kürpcrbildung
und seihst in der unproportionirten Darstellung des KopfcB bietet ein von Ohnefalsoh-Riehter
publicirtes Thonbild aus Cyporn [vcrgl. „Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte“, 189!), S. 73, Fig. XV, li, Text S. (70) bis (72)]. Es
ist ein Rundidol — vcrgl. Fig. 5 — mit menschlichem Gesicht, bei dem zuerst zweierlei Be-
malungen, rothe und schwarze Bänder um Hals und Schwarz für die Scham, auftauchen. Es
stammt aus einem Grabe von Hagia- Paraskevi; das Original ist in Oxford. Ohnefalsch -
Richter hüll dies Idol für ein Abbild der nackten „Nana -Istar-Astarte- Aphrodite“ Cyperns,
deren II. Typus, den wir auch aus einem Grabe der späteren VI. Periode Cyperns kennen, nach
ihm zuerst in der vormykenischen IV. Periode Auftritt. Diese Periode fallt nach seiner Berech-
nung „in die Zeit von etwa 2.r>00 bis 1600 v. Chr.“ Er nennt sic die cyprisch-cyklodische
[vcrgl. a. a. O., S. (30) bis (37); 8. „38“, 2. Anmerkung. „Die ersten nackten Idole kommen in
der cyprisch-cykladiscben Schicht vor“].
Achnliche vereinzelte menschliche Bilder kommen auch an Gefässen der Schweizer Pfahl-
bauten vor, ebenso entsprechende Thonvögel mit eingelegten Zinnornamentcu a).
Des Weiteren sind hier anzuführen die Sleinligurcu vom Departement Gnrd an der unteren
Rhone bei Collorgues Auf einfachen Steinplatten sind hier rohe Reliefs dargestellt, welche
‘) Vsrzl. ti. Perrot und Oh. t'hipicz: „Aegypten", deutsrhe Ausgabe von Pietachtnalin, 8. IM', Kic 1"4.
f) Verxl. „ Verhandlungen", n.a. O., 8.(08), 2. Anmerk. n. tiron: „Les Prubobelvvtee", PI. XXII, Fitf. 0d.
*) H-.ru. „. Urp, -schichte der bildenden Kunst in Knrupa, 8. 244 bis 24S, Fig. 72, 7a, 74.
Archiv tur A.ul,, In. XXV11. -y
Fig. 2.
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602
Dr. C. Mohlis,
ein rohes, T-förmiges Gesicht un«l die Extremitäten »um Ausdruck bringen. Eine Figur trägt
HalHring, Arme und Keule (vergl. Fig. 4), die zweite nur die Keule, die dritte Dolch und Keule-
Allein schon der Dolch, ausserdem die gebrochenen Linien der Figuren weisen die Garder
Darstellungen einer späteren Zeit, der Bronzezeit, zu. Ilörnes erinnert an die Aehnlichkeil
mit der Gcsichtsbildung troischcr Frauenfiguren und gewisser thönerner Statuetten von
Butmir. Auch Tordos in Südungarn ist hier zu nennen '). Von den Figuren von Collorgues
entstammen zwei aus einem Ganggrabe (Tumulus mit Steinkammer und Corridor).
Ilörnes erinnert an den ägyptischen Bronzedolch und schliesst, „dass schon die älteste
statuarische Plastik in Westeuropa, etwa um dio Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr.,
unter den Auspicien des Südens (Aegyptens!) steht“ *).
Noch grössere Aelinlichkcit besitzen die mit Köpfen verzierten hölzernen „Ahnenbilder“,
wie wir sie in Afrika und Madagascar noch jetzt vorfinden.
Schweinfurth *) berichtet von solchen beschnitzten llolzpftihlen, die auf den Gräbern bei
den Bongonegem stehen. Bei den Majakalla, am „Fischcnnann-Soe“, bei den Lunda und Bagos
Fig. 3.
Ahnenbild aus Afrika
(,Fisehermann-8ee“).
Fig. 4.
Fig. 5.
Thonflgur au«
Cypero.
Steintigur von Collorgues
(Gard),
in Afrika werden Pfähle mit den aus Holt geschnittenen, schematisch behandelten Bildern der
Ahnen, bezw. deren Köpfen, auf den Gräbern aufgestellt. Eines dieser Ahnenbilder vom
„Fischermann-See“ bringen wir nach Büttikofer4) in Fig. 3 zur Darstellung. Man vergleiche
in dieser Beziehung auch die aus Holz mit Obsidianmessern geschnitzten Ahnen hilder von
den Osterinseln, welche im Globus, Bd. 76, S. 389 bis 390 abgcbildct und beschrieben sind.
*) Karl Qooi: Sofie von Torma's Sammlung prib. Alterthftmer, Hermannstadt 1878, 8. 18 bin 20.
*) Hörne«, a. a. O., 8. 247.
*) Vergl. „Im Herzen von Afrika“, 8. 119 bi« 120.
4) Vergl. L. Proben io«: „Die bildende Kunst der Afrikaner*, in Mittheilungen der anthropologischen
Gesellschaft Wien, 27. Bd., 1897, 8. 2, Fig. 9 u. 8. 17.
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Exotische Steinbeile der neolithwchen Zeit iru Mittelrhoinland.
603
Diese grotesken, menschlichen Figuren haben 16cm Länge und sind nach unten zugespitzt.
Die Andeutung der Gliedinaassen reicht nur bis zu den Knieen. Sie werden als kleine Haus-
götzen benutzt und Moi Toiromiro — „Holzgötze“ genannt, im Gegensätze zu den „ Moi Maie“,
den „Steingötzen“. — Nur bei Festen wurden sie aus ihrer BaatumhflUung bervorgeholL —
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine solche Sitte, Ahnen oder vergöttlichte Voreltern
auf den Gräbern aufznstellcn , auch bei den prähistorischen Völkern üblich war, die vor
drei bis vier Jahrtausenden die Osthänge des Wasgcnwaldes und die ITfer des Rheines besiedelt
und bewohnt haben, geherrscht hat. Der Ahnenkult ist ja nach Lippert’s Anschauung die
Wurzel des Animismus und der niederen Keligionsforrnen. Hörn es glaubt, dass die Steinbild-
werke vielleicht Nachahmungen hölzerner Grabpfeiler seien, die eine Gottheit darstellen *).
Ausser solchen sprechenden Analogien aber kommt die vorgeschrittene Schleif-
und l’olirtechuik in Betracht. Eine solche finden wir nur an einer Stelle der alten Welt,
in Aegypten. Hier erreichte nach den Ausgrabungen von Flinders Petrie bei Tuah, von
Amelinean bei Abydos und von de Morgan bei Naqada die ncolithische Periode
mit ihrer glänzenden Technik ihren Höhepunkt, Hier verstand man bereits 3000 Jahre v. Chr.
die Kunst, in der Steinzeit Thierfiguren und andere Formen aus feinkörnigen Grauwacken-
schiefern herzustellen ’).
Von hier aus muss diese Technik, welche das Steinidol von Drusenheim auszeichnet, ent-
weder an den Rhein gewandert sein, oder es brachten uralte Völker und Handelsverbindungen
dies Kunstwerk an die Ufer des rheinischen Stromes.
Hermann Gentbe weist mit Recht darauf hin*), dass der Bernstein anch auf dem
Westwege, d. h. längs der Rhone durch das Gebiet der ligurischen Stämme von Griechen, zu-
nächst Massiliotcn, bezogen wurde.
Das ist die „Ligurische Strasse“, die von den Rheiumündnngen den Rhein aufwärts zum
Rheinknie führte, dann in das Aartbal und längs desselben zum Genfer Sec und zum Rhone-
tlialc gelangte.
Man kann diese Handelsverbindung aus Grabhügelfunden in der Rheinpfalz seit dem Be-
ginn der Bronzezeit naehweisen. So enthalten die Grabhügel bei Otterberg neben Lanzen
der älteren Zeit triangulären Dolch, Knopfnadel, kleine Fibeln , Gcfiisse mit Bandornamentik,
Lcichenbrand, und ausserdem Bernstein in Form von Perlen von blutrother Farbe, der für die
rheinische Varietät bezeichnend ist. Erst die Concurrenz der Etrusker lenkte diesen Ilandels-
weg von Massilia ab über Cnlaro (Grenoble), die Lsere, den kleinen St. Bernhard, das Thal der
Doria und Kporedia (= Jorca).
Ausserdem haben sieb Andeutungen ergeben, dass sich seit der ncolithischcn Zeit ein
uralter Völkerzng von Italien und weiter von Nordafrika aus von der Rhönemündung her
längs dieses Stromes durch die „Burgundische Pforte“ an den Rhein bewegt hat *) 1
') Vergl. Homer, a- a. 0., 8. 248 bU 249; vergl. such „Schmuck und Spiel in der Urwirthschaft* von
Arthur Dix in „Des neue Jahrhundert", Köln, I. Jabrg., Nr. 29, 8. 82).
") Vergl. Prof. Kb. Fraae: „ Anthropologisches aus dem Lande der Pharaonen” im Oorreapondenzblatt d.
deutschen Gesellschaft für Anthropologie 1898, Nr. 2 und Pl. Petrie and Qnlbell: „Naqada and Dallas",
Tat. LIX. Manche Idole Oberägyptens zeigen ähnliche Formen, aber keine identischen!
a) „Ueber den etruskischen Tauschhandel nach dem Norden", 2. Aul, Frankfurt 1874, 8. 104 bia 107,
*) Vergl. Meblia: Prähistorische Blatter, 1898, Kr. 8, 8. 33 bis 37, 47 hia 48.
76*
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604
Dr. C. Mohlis,
Und hat doch kein Anderer, als der bewährte Altmeister der deutschen Anthro|>ologie.
Rudolf Virchow, auf dem letzten Anthropologencongre»» zti Braunschweig in seiner Er-
öfi'nungsredc mit Bezug auf Nordafrika und Westeuropa erklären müssen: „für die neolilhiscbe
Zeit erscheint mir die Möglichkeit sehr plausibel, dass in der That eine grosse, weite
Wanderung erfolgt ist“
Einen der Zeugen, der eine solche grosse, weite Wanderung miterlebt hat, eine Wande-
rung, die dunkelhaarige, schwarzäugige Volksgenossen von zierlicher Gestalt mit langem,
schmalem Schädel von den Küsten Nordafrikas und der 8onne Italiens zur jüngeren Steinzeit
hierher in die gesegneten Gaue des Mittclrbeinlnndes geführt hat, stellt vor:
„das Steinidol von Brusen heim“9).
Aus den Funden in der Gegend von Hagenau, im Ungenauer Walde, ist zu schliessen,
dass die Besiedelung von der neolithisehen Zeit hinein in die la-Tene- Periode gedauert hat'),
liier entsteht ein Hiatus, eine archäologische Lücke zwischen den letzten Hügelgräberfunden
mit Schwertern und Bibeln der gallischen la-Tene-Zeit und deren Reihengräbern.
Nessel will letztere sofort in die ersteren einschliessen, was aber archäologisch kaum um-
gänglich ist9).
Dieser Sprung ist nur durch Auswanderung des bisher hier seinen Sitz habenden
Volksstammes zu erklären.
Nnn haben der Verfasser nnd W. De ecke die Anwohner der Moder, die 702 als Metra
erscheint, mit der von Cäaar (de hello gallico IV, 10) zuerst als Anwohner des linken Rhein-
ufers genannten Mediomatrici identificirt. Nach De ecke9) bedeutet der ursprünglich zum
Tbeil ligurische Name (vergl. Madro in Piemont, Malrnna — Marne, ausserdem alter Name
der Mevrone in der Provence und einer Quelle am Mont Gencvre) „die in der Mitte der beiden
Matra Wohnenden“. Mit diesem geographischen BegrifT ist der Bezirk des Hagcnaucr Forste*
ausgedrückt, worin eben die Grabhügel liegen. Taoitus aber, ein Jahrhundert später,
kennt sie im Westen der Vogesen, wo Divodurum, „die Götterburg“, das spätere Metz, ihre
Hauptstadt war9). Ebenso setzt sie dessen jüngerer Zeitgenosse Ptolemaeos T) südlich der an
der Mosel wohnenden Treviri an.
Wir wissen nun auch aus Strab«, wer diesen allen ligurisehen, später gallischen Volks-
stamm vom Rheinufer vertrieben hat.
Es waren die germanischen Tribocchi, von denen Strabo, der Zeitgenosse des
Augustus, Folgendes berichtet (IV, 193): „Nach den Helvetiern bewohnen die Seqnaner und
Mediomatricer den Rhein; bei letzteren hat sich ein germanisches Volk, das aus seiner lleiniath
herübergekommen ist, angosiedelt, die Triboecher.“ Und wirklich finden wir deren Sitze später in
der Gegend südlich von Speyer, dann von der Lauter an bis zur Einmündung der 111 in den Rhein ’)
M Yergl. Correspondensblatt äst deutschen Gesellschaft für Anthropologie, IS98, 8. 78.
') Die Museen zu Berlin, Mainz und Dürkheim erhalten demnächst Uvpsabgüsse durch die Güte reo
Htaatsrath Messel.
a) Verg] Mehlis: „Das Grabhügelfeld bei Hagenau *, Kosmos, HL Jahrgang, Heft &,
*) Mündliche Mittheilung von tätaatsratb Kessel.
9) Vergl. Jahrbuch für Geschichte Klsaas-I-othringens, X. Jahrg., 8. 8.
') Taeitl Historie« I, »S und Kiepert: Lehrbuch der allen Geographie, $. 4M.
7) Geographie, II, 9.
*1 Mehlie*. „Studien*. YL Abth.. 8. 2 bis 4.
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Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheiuland. 605
Auch Cäsar (IV, 10) nennt eie bereit« unmittelbar nach den Mediomatricern als Rhein-
anwohncr. Und so sind wir auf Qrund der Thatsachcn der Geschichte in der Archäologie zu
dem Schlüsse berechtigt, das« in der letzten Periode der la-Tene-Zeit, etwa in Folge des Cirn-
bern- und Teutonenzuges und der damit zusammenhängenden Veränderungen und Verschiebungen
der mittelrheinischen Stämme von drüben her, aus der Lücke zwischen Oden- und Schwarzwald
auf das Unke Rheinufer ein germanischer Stamm eingewandert ist- Die Ureinwohner in
dieser Gegend, besonders an der Moder, brachte dieser zum Auswandem und besiedelte selbst,
wie sein Name beweist, der Waldbcrgbewohner ') bedeutet, die Hochflächen an der Ostscite des
Vogesengebirges, während die eigentlichen Mediomatricer sich durch die nnhen Pässe bei
Niederbronn und Zubern auf das Plateau von Lothringen und in das mittlere Moselthal
znrückzogen, wo sich die Murtha. ein versetztes Matra, wioderflndet — die Meurthe2). —
Den Verkehr mit dem Süden aber, durch den das Steinidol von Drusenheim, das an der
Mündung der Matra liegt, vermittelten wohl die Stämme, zu denen auch die Matraanwohner
ursprünglich gehörten, die Ligurer. Ihre Landsleute wohnten ja bis zur Rhönemündung und
durch ihr Gebiet führte die alte Bernsteinstrasse, welche den Bernstein nach Süden
und Gegenproducte nach Norden geführt hat2).
2. Zwei Jadei'tbeile aus der Rheinpfalz.
Die Rheinpfalz ist bekanntlich sehr reich an Steinwerkzeugen, die hier zu Lande
Douncrkeile, Donneräxte, mundartlich „Don n erk c idel“ (Hambach) genannt werden. Die
seltensten und wertlivollsten darunter Bind die hell- bis dunkelgrün gefärbten Stücke aus Nephrit,
Jadeit, Chloromclanit. Eines dieser Art wurde jüngst von Rudolf Trautz in Speyerdorf
au Lachen unterhalb Neustadt a. d. II. zufällig bei einem Landwirth aufgefumlen und dem Refe-
renten zur Bestimmung schenkweise übergeben. Der bisherige Besitzer zu Lachen gab seinon
vom Grossvater gefundenen „Donnerkeil“ nur ungern ab. — Dieses Beilohen ist vorzüglich
erhalten und völlig unverletzt (Fig. 6).
Es hat eine Länge von S,7 cm , eine
Schncidcnbreite von 4 cm, eine Breite an
der Rückseite von 1,7 cm; die stärkste
Dicke = 1,6 cm. Alle vier Flächen sind
sorgfältig glatt geschliffen und die beiden
Hanptflächen gleichmäaeig gewölbt. Die
Farbe de» Gesteins besteht in einer grün-
weissen Marmorirung mit einzelnen —
von Eisenoxyd — blassrothen Flecken
durchzogen. Das speciflsche Gewicht be-
trägt nach Untersuchung von Professor
Naohreiner 3,33, Härte — 7,5. Das Muttergestein kommt zweifellos auf deutschem Boden
nicht vor; denn Nephrit ist hier nur von Oberschlesien und von Steiermark (Murbett) bekannt.
') Mehlis: .Studien". I. Abth., 8. 72 bis 7d und Zeuse: , l>ie Deutschen und die NachbarsUlmme", 8.220.
’) Vergl. Huhn: Oueehicht« Lothringens, Karle zu 8. S. Ausserdem kommt das ligurisrhe Mure in Helracht.
*) Uenthe: Ceber den etruskiechen Tauschhandel nach dem Norden, 2. Aueg., 8. 104 bis los.
Querschnitt: Fig. 8.
b b
Jadeitbeil von Speyerdorf ln der Bbeinpfalz.
Nat. Grosse.
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606
Dr. C. Mehlis.
Kiff- 7.
Jadeitbeil aus dem Kheln bei FrnnkenthHl
in der Bheinpfalz.
Nat. Grösse.
Beide Varietäten unterscheiden sich in der Farbe
und der Substanz vom Speyerdorfer Stück. Da-
gegen besitzt dieses grosse Aehnlichkeit mit dem
von Geheimrath Professor H. Fischer bestimmten
Jadeitbcil vom Alsenzthale, das sich im Museum
zu Dürkheim befindet (vergL Fischer’s Werk:
„Nephrit und Jadeit“, 2. Ausgabe, Stuttgart 1880,
S. 398). Noch grössere Aehnlichkeit hat das Speyer-
dorfer Stück mit dem Dünnschliff eines tibetani-
schen JadeTtbeiles, das bei Fischer, Taf. II,
Fig- 16 abgebildet ist. Auch hier die blassruthen
Flecken. — Im Globus, Bd. 77 (1900), Nr. 19,
S. 310 ist nun die Fundstelle dieser Spielart von
Nephrit-Jadeit genau beschrieben. Diese liegt im
Pamir-Hochlande und zwar auf der östlichen Ab-
dachung in Ostturkcstan. Die Varietät: „hellgrün
mit rothen Flecken“ heisst dort: „Tsohul-Pan“ und
wird von den Chinesen mit Silber auf-
gewogen. Diese verarbeiten jetzt noch den
vulgo „Nephrit“ in der Gelehrtenwelt genannten
Halbedelstein zu Fingerringen, Amuletten, Spann-
ringen, Mundstücken zu Pfeifen, Gürtelschnallen
und Flayous. Nephritschleifereien befinden sich
in Chotau; die bekanntesten Brüche liegen am
Kara-Kosch und am Kara-Korumpass. Auch
der Deckstein des berühmten Grabes von Timur
in Samarkand besteht nach Professor Musch-
ketow in St Petersburg aus Nephrit vom
Flussbett des Raskom-Darja in Ostturkcstan. —
Schon in grauer Vorzeit, vor ca. 4000 Jahren,
gelangte das Speyerdorfer Steinheil durch Völker-
wanderungen oder Handelsverkehr von der YVelt-
scheide des Pamirhochlandes au da« grüne Ge-
stade des Speyerbaches und dient jetzt der Eth-
nologie als Beweismittel vorgeschichtlicher, ur-
alter Beziehungen.
Das zweite Jadci'tbeil fand sich nach
der gefälligen Mittheilung von Medicinal - Rath
Dr. Demnth in Frankenthal im Rheinbett
bei dieser Stadl und kam als Geschenk in
den achtziger Jahren an das Gcwcrbemuscum zu
Kaiserslautern.
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Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheinland. 607
Der Director denselben, Dr. Moser, flbcrlietui dasselbe dem Verfasser zu Wissenschaft*
liehen Studien (vergl. Fig. 7).
Dieses Beil oder vielmehr diese Hacke — das Artefact ist einfach convex geschliffen, während
Nr. 1 und 2 biconvex gestaltet sind — hat eine Länge von 14 cm, eine Sohncidcnbrcite von 6 cm,
eine Endbreite von 1,5 cm, eine grösste Dicke — bei c — von 2,6 cm. Die Unterseite ist
schwach flach gewölbt, während die obere Seite von der unteren Kante zuerst 1 bis l’/jcm
nahezu senkrecht, dann im Bogen zum Röcken ansteigt (vergleiche Querschnitt von Fig. 7).
Vom höchsten Grate des Rückens fällt die Schneide auf 4 cm Länge bis zur Vorderkante ab,
während von demselben Grate ans die sanfte Abdachung nach rückwärts 10 cm Länge beträgt.
Aach die Seitenkanten sind leicht geschwungen. Die ganze Hacke ist kunstvoll abgeschliffen und
spiegelglatt Bei b ist ein 3,5 cm langer nnd 1,5 cm breiter Dcfect bemerkbar. Ob dieser als
Splitter künstlich abgesprengt wurde oder aber mit dem Gcröllchurakter des Urmateriales
zusammenhängt, der bei o, d, e noch deutlich sichtbar wird, ist schwer zu bestimmen, da das
Steinwerkzeug vielleicht drei bis vier Jahrtausende lang von den äVellen des Rheinstromes
umspült worden ist
Das specifische Gewicht ist nach Prof. Nachreiner = 3,33, Härte = 7,5, so dass die
Beile von Speyerdorf und Frankcnthal nach diesen Kriterien identische mineralogische
Kennzeichen besitzen.
Die Farbe ist im Ganzen apfclgrün, an den Kanten nicht durchscheinend; dabei ist
die Oberfläche von zahlreichen, dunkelgrünen bis schwarzen Adern durchzogen, so dass das
Gestein wie marmorirt aussieht und dein Untcsberger Marmor darin sehr ähnlich erscheint
H. Fischer in seinem Werke: „Nephrit und Jadeit“, 2. Ausgabe, Tafel I, Fig. 7, bildet ein ähn-
liches Nephritbeil von Meilen am Züricher See ab (Züricher antiquarisches Museum). Auch
Fig. 5, Nephritbeil aus einem Tschudcngrab bei Tomsk (Sibirien), zeigt die charakteristische
schwarze Marmorirung. Ebenso Fig. 6, Nephrit aus Batougol in Sibirien.
Die schwärzlich grünen Stellen im „lichtgrasgrünen Grunde“ findet Fischer auch bei
einem Jadeitbeilchen ans der Sammlung von Ullersbergcr zu Ucberlingen am Bodensee. Da
bei diesem Beilchcn ausser der Färbung auch das specifische Gewicht, nach Fischer
= 3,340, stimmt, was für den Unterschied von Nephrit und Jadeit mit der Härte entscheidend
ist die bei Nephrit bis Grad 5 hcrabsinkt, so ist auch die „Hacke von Frankenthal“ wie das
Beilchen von Uebcrlingon alB echter Jadeit zu erklären (vergl. Fischer, a. a. 0„ S. 347 bis 348).
Auf den inneren Zusammenhang der zwei Punkte am Mittelrhein: Speyerdorf und Franken-
thal einerseits und der zwei Fundstellen am Oberrhein: Meilen und Ucberlingen, weisen wir
gleich hier hin.
Fischer giebt ausser den eben angeführten Stellen auch noch weitere Andeutung über
die Provenienz dieser grünen von schwarzen Adern durchzogenen Varietät S. 331 bis 332
beschreibt er Nephrite aus Turkestan „mit grösseren auf der Schliflflächn sich fetzenartig
prüsentirenden trüben Flecken“. — S. 336 beschreibt Fischer den über 3kg schweren
Nephritblock aus China. Er ist „schön lauchgrün“ nnd zwar „mit schwarzen, striemigen, matt
anssehenden Stellen“.
Es sei hier bemerkt, dass weder der Nephrit- Jadeit ans Neuseeland, noch der von Mittel-
und Südamerika — ausgenommen Fischer, S. 347 „d'Argenville; ? ? Nephrit“ — die oben
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608
Dr. C. Mehlis.
geschilderten »pecifischen Kennzeichen besitzt. Man wird deshalb kaum irre gehen, wenn man
das Urmiucral der „Hacke von Frankenthal“ wie das de» Beliebens von Speyerdorf oder
die beiden Artefacte selbst, wie sie vorliegen, aus dem Innern von Hochasien hierher
an die Gestade des Mittelrheincs gelangen lässt. Dies ist ja auch bei einer Reibe von
Beilen aus Nephrit und Jadeit, die auN den Pfahlbauten der Schweiz stammen, als das Wahr-
scheinlichere anzunehmen, wenn auch die Maurachcr BeUchen aus dem von Lein er ge-
nannten Khodonephrit vielleicht alpinem Materiale, das aber noch aufzufinden wäre, ihre
Provenienz verdanken ■).
Hierher gehört auch das Jadeitbeil aus dem Alsenzthale (Museum zu Dürkheim), das
Fischer — a. a. O, S. 398 — „als eines der schönsten Beile von Jadeit, die ich sah“, bezeichnet.
Es ist ein dreieckiges Flachbeil nach Art und Form der Gonsenheimcr Jadeitbeile. Länge
16cm, Schneidenbreite 6cm. Specifisches Gewicht = 3,333, Härte etwa = 8. Nach Fischer
und des Verfasser» Prüfung ist es „glatt polirt, schmutzig grasgrün mit bräunlichen (schwarzen)
Flecken und Striemen“. — Nach Farbe, specifiscliem Gewicht und besonders nach den schwarzen
Adern und Flecken stimmt das Alsenzer Beil genau mit dem Frankenthaler überein.
Zweifellos entstammt das Material zu beiden Artefacten demselben Platze, d. h. wahr-
schein lieh Hochasien.
3. Resultate.
Die Schlüsse aus den im Abschnitt 1 und 2 geschilderten Thatsachen stimmen mit der
vom Verfasser in seiner Schrift: „Die Ligurerfrage“, II. Ablb., S. 26 bis 27*) gegebenen
Ucbe reicht:
Wie schon Fischer5) nacligewiesen hat und Feilenberg und Desor vor ihm nach-
gewiesen haben5), lässt sich kartographisch feststellen, dass vom nördlichen Rande des Mittel-
mecres, von der Khönemündung diesen Strom aufwärts in da* Rheingebiet, und zwar stärker
auf der linken Rheinseite, eine starke Einführung exotischer Feinbeile, meist aus Jadeit, Nephrit
und Chloromelanit bestehend, bis zum Taunus stattgefunden hat.
Gross5) setzt als Zeit für diesen Import die epoqtie intermediaire an, d. h. die Periode
zwischen den ältesten Stationen der neolithischen Zeit und der Kupferzeit. Nach unserer An-
sicht fällt diese Einfuhr für das Rheinland an das Ende der neolithischen Periode, welche für
dies Gebiet vom Beginn bis zur Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. anzuselxen ist.
Fischer spricht sich hierüber kurz und gut folgendcrmaassen ans“):
„Der Zug der Völker, welcher alle dreierlei Nephritoidbeiie (Jadeit, Nephrit, Chloromelanit)
brachte, kam nicht von Osten, sondern von Süd über das Milteimeer.“
Wie höchst wahrscheinlich, ist der Ausgangspunkt des Urmateriales einerseits in Aegypten
*) Vergl. über die Schweiz in dieser Frage: Heierli: „Drgeechichte der Schweiz“, 8. '287 bis 28».
■) Sepftiatabdruck aus Archiv für Anthropologie, XXVI. Kd., 1. o. 4. Heft mit Karts.
*) Archiv für Anthropologie, XVI. Kd., 8. 563 bis 590 mit Karte.
“) Vergl. Fischer: „Nephrit und Jadeit“, 2. Ausgabe, 8. 252, 280; 286 bis 289. Debatte beim internatio-
nalen Congress im Jahre 1872 zu Brüssel.
5) Lee Protolielvetes, p. 10.
*) Vergl. Archiv für Anthropologie, XVI. Bd., 8. 579.
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Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheinland.
609
— „Idol von Drusenheim“ — , andererseits in Hochasien — Beile von Speyerdorf, Frankcn-
thal, Alsenz — anzusetzen. Durch uralte Handelsbeziehungen gelangten diese wohl an Ort und
Stelle verarbeiteten kunstvollen Artefacte in das Gebiet der Mittelmeerländer.
Desor und Mortillet1) sind der Ansicht, dass jene Gegenstände von den Völkern
des Orients selbst, d. h. von den ersten Colonisten, in die Rheinlande, in die Schweiz,
nach Südfrankreich und zwar als Prunk waffen gebracht wurden. Dieser Ansicht hat sich
der Verfasser in seiner Schrift: „Die Ligurerfrage“, aus wohlerwogenen Gränden an-
geschlossen. Ihre picce de resistanoc besteht in der Thatsachc, dass sich die Kone der Nephritoid-
beile wie ein breites Band von der Rhönemündung bis zum Taunus zieht, hier sich theilt und
ein Zweig längs des Rheines bis zur Lippe sich zieht, ein anderer längs Lahn, Rode und
Weser bis zur Elbemöndung sich ausdehnt. Dieser sieb in der Richtung von Süd nach Nord
ergicssonde „Strom“ wird im Norden ersichtlich schwächer und hat im Osten seine Grenzen
am Schwarzwald, Rauhalb, Odenwald, Spessart, Rhön*). Diese Erscheinung stimmt mit der Ver-
breitung der ältesten Colonisten in der Schweiz — Pfahlbauten — und im Mittelrheinland
— neolithiacbe Hockergräber — zu sehr flberein, als dass sic als ein Zufall erscheinen könnte.
Vielmehr ist diese Thatsache als eine Begleiterscheinung der vom Verfasser festgestellten Ein-
wanderung der mittelländischen Rasse in das Rhone- und Rheinthal zur neolithischen Zeit
zu betrachten. Diese gracile, langsohädelige und dunkelhaarige Rasse brachte diese Prunk- und
Staatswaffen, diese Idole und Amulette als Andenken an die ferne Heimath mit in ihre neuen
Wohnsitze, und diesen fortgesetzten Verkehr der Ligurer und verwandter Stämme unterbrach
erst das Vordringen der Etrusker*), welche die alte „Ligurische Strasse“, den Weg, auf
dem Bernstein mit Gränstein sich tauschten, änderten in einen ctrurischen Handelsweg, auf
dem die signa Tuscica ihren Weg nach dem Rheinlande und dem Norden fanden. —
4. Zur Nephrit frage.
Der Verfasser hat den Stand der Nephritfrage, d. h. der Frage nach der Ilerknnft der
Nephritoidbeile oder Feinbeile im Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropo-
logie, Ethnologie und Urgeschichte, 30. Jahrgang, Nr. 3, S. 21 zusammengefasst. Diese kurze
Uebersicht bilde unseren Schluss:
Die Frage, woher die lauchgrünen, glänzenden Steinbeile aus Nephrit stammen, bildet
bekanntlich einen Hnuptstreitpunkt. Nachdem Hofrath Fischer (f zu Freiburg im Breisgau)
in einem eigenen Werke den hochasiatischen Ursprung dieses Materials nachzuweisen den Ver-
such gemacht hatte, versuchte Hofrath A. B. Meyer, Museumsdiroctor zu Dresden, den Beweis
zu liefern, dass Nephrit lagerhaft in den Ostalpen, besonders in Steiermark, vorkomme.
(Spccialschriftcn von A. B. Meyer über die Nephritfrage erschienen 1882 bis 1891 zu Leipzig,
Berlin und Wien.) Natürlich waren es zunächst Flussgeschiebc aus Nephrit, um deren Befund es sich
handelte, anstehend ist eine hellere Abart von Nephrit nur in Schlesien gefunden worden, die
jedoch in ihrem Aussehen vom tibetanischen Nephrit ziemlich und deutlich abweicht. In
1 ) Fischer: .Nephrit und Jadeit", 8. 286 bis 287.
*) Vergl. Karte im Archiv für Anthropologie, XVI. Bd.
*) Genthe: .lieber den etruskischen Tauschhandel nach dem Norden", 2. Beerb., 8. 104 u. 10S.
Archiv ftar Aulhropoloip« Bd. XXVII. 77
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610
Dr. C. Mehlis,
Steiermark wurden nun früher bereit* drei Ncphritgeschicbe aufgefunden und zwar das
eine im Lcibnizer Museum, das zweite angeblich als Geschiebe aus der Sann, einem Neben-
flüsse der Save, dos dritte im Geröll der Mur tu Graz. Letzteres wurde angezweifelt. — Im
Mürz dos Jahres 1898 wurden nun zu Graz in Steiermark bei Erdaushebungen im Murschotter
drei weitere Nephritgeschiebe anfgefunden und zwar das eine in einer Tiefe von 3,60m,
das zweite in einem abgograbenen Erdhaufen, das dritte im seichten Wasser der Mur selbst. —
Alle drei Stücke sind Flachgeschiebe von 6,5 cm, 9 cm und 9 cm Länge bei einer Breite von
1,5 bis 3 cm. In ihrer Farbe (Nuancen von lauchgrün), Härte (zwischen Quarz und Feldspalh),
Bruch (sehieferig-splitterig), Structur (lang-parallelfaserig) gleichen die drei neuen Stücke voll-
ständig dem Sannthaler und Leibnizer, während das schon früher zu Graz gefundene Geröll-
stück habituell von diesen fünf Nephritgeröllen verschieden ist Zweifellos findet sich nach
diesen sechs Fundstücken Nephrit im Gebiete des Oberlaufes von Mur und Sann in Steier-
mark anstehend und zwar muthmaasslich im metamorphen Schichtgebirge der Karawanken
oder der Norischen Alpen. VergL Fr. Berwerth: „Neue Nephritfunde in Steiermark*
in den „Mittbeilungon des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark“, Jahrgang 1898,
S. 187 bis 191*). — Damit ist die Ansicht von A. B. Meyer gerechtfertigt und bewiesen. —
Allein dies gilt nur für die wirklichen Nephritgegenstände, nicht für die Nepbritoide, die
weissen und röthüchcn Abarten, auch nicht für die Jadeite, die besonders in Ligurien, an der
Uhüne und am Ober- und Mittelrhein zahlreich in bearbeitetem Zustande vorhanden sind.
Diese letzteren, besonders die Flachbeile, scheinen uns von der Rhönemündung direct fluss-
aufwärts in das Rheingebiet durch den Handel gekommen zu sein. Ihr Ausgangspunkt war
wahrscheinlich Aegypten oder, nach einem von Dr. Forrer im Jahre 1898 von Alezandrette
(Iskenderün) an der Küste Nordsyriens erworbenen Collectivfunde zu sclili essen, die Levante.
Letztere bestehen aus etwa 30 amulettartigen Nephriten, Jadeiten, Grünsteinen u. s. w. in Form
kleiner Beile, welche solchen Amuletten vom Miltelrhein genau gleichen.
Auch im alten Karthago wurde der Nephrit zu Schmuck und Amuletten verarbeitet
Ein Bericht in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung (1899, Nr. 48, S. 8) besagt: „in der
nrpunischen Schicht fanden sich 40 Gräber und ein Amulcttcylinder aus gravirtetn
Nierenstein.“ Zweifellos waren Pbönicier nnd Karthager die Verbreiter der Nephritobjecte
für den Seeweg, wie es früher für den Landweg die Ligurer und Iberer waren.
5. JadeVtbt'il von der Hnlikönigsburg.
Nach Abfassung de* obigen Aufsatzes besucht® der Verfasser im September 1901 die
Ilohkönigsburg bei Schlettstadt. Unter den dortigen, von Herrn kaiscrl. Regierungsbaumeistcr
Schesmcr erklärten Gegenständen, die im Jahre 1900 bei den Aufräumungsarbeiton «ich vor-
fanden, fiel mir ein grüne«, glattes Steinbeil auf. Von Herrn Architekt Ebhardt wurde
mir die* Stück zur Prüfung überlassen.
Letztere vollzog im October 1901 Herr Prof. Dr. Nachreiner und sie hatte folgendes
Ergebnis«:
*) Helerli: a. a. O., B. 289, ist geneigt, diese Kundetucke für .verloren gegangene und geroüte Objecte
alter Zeit“ zu halten, was höchst zweifelhaft erscheint.
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Exotische Steinbeile der neolithischen Zeit im Mittelrheinland.
611
Absolutes Gewicht
Gewicht im Wasser
Gewicht des verdrängten Wassers
Volumen des Beiles
Speciflsches Gewicht
43,35 _
12,98 —
Härtegrad (/.wischen Fcldspnth und Quart).
Diese Daten stimmen für Jadeit.
43,35 g
30,37 g
12,98 g
12,98 cm«
3,339
6,5 bis 7
Im specifischen Gewicht und Härtegrad, und ebenso in der Färbung beim Frankenthaler
und Hohkönigsburgcr Artefact stimmen die drei mittelrheinischen Jadeitbeile völlig überein.
Die Länge des am unteren Eingänge der Burg bei Section III gefundenen Jadeitbeiles
beträgt 5,7cm, die Breite an der Schneide 3,'
dagegen an der stärksten Stelle / bis 6 = 1,1
bis dunkelgrün und im Ganzen glciobförmig ver-
breitet. Auf einer Seite (verg). Abbildung)
durchzieht die Oberfläche eine dunklere, band-
förmige Zone, von der schwarze Streifen in das
hellere obere Gebiet hineinlaufen.
An den beiden Schmalseiten sind kleine,
glatte Vertiefungen sichtbar (vergl. o, a,, b,
c, C|) , welche den Geröllcharakter des Stückes
vor seiner Politur beweisen.
Politur weisen nur die Breitseiten auf.
cm, die Dicke am spitzen Ende (c bis d) 0,8 cm,
cm (vergl. Querschnitt). Die Farbe ist hell-
Fig. 8.
Die beiden Schmalflächen (<?, d, c) sind iin Ganzen unpolirt geblieben, nur die obere ist der
Schneide zu ungeschliffen.
Obwohl sich in der Nähe nach Herrn Schesmer’s Mittheilung auch Röiuermünzen im
Grund und Schutt vorfanden, so ist doch daran nicht zu zweifeln, dass das ueolithischc Jadeit-
beil mit diesen keine Gemeinschaft hat. Wie der Odilienberg weiter im Norden nach Dr. Forror’s
Funden wahrscheinlich zur jüngeren Steinzeit besucht, ja vielleicht bewohnt war, so nach
manchen Analogien auch die Stelle der Hohkönigsburg, von deren hochragender Warte ans
nach fast allen Seiten der Blick schweifen konnte, um Feinde und Jagdbeute zu erspähen. Die
Continuität der Besiedelung hat auch für diese in die Augen fallende Bergnase von jeher
ihre Bedeutung gehabt. Die obigen Besultate unterstützt das Jadeitbeil aus dem Oberelsass.
77*
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XXI.
Anthropologische Betrachtungen über die Porträtmünzen der
Diadochen und Epigonen.
Von
Carl v. Ujfalvy.
(Mit 16 Abbildungen.)
In einem vorhergehenden Aufsatze haben wir es versucht, bei den griechischen Dynasten
Baktriens und Indiens den somatischen Typus der Makedonen au beschreiben und haben auf
seine beharrliche Fortdauer hingewiesen. In vorliegender Arbeit beabsichtigen wir bei den
Diadochen, d. h. den unmittelbaren Nachfolgern Alexander’« des Grossen, sowie bei den zahl-
reichen Königsgeschlechtcrn der Epigonen denselben makedonischen Typus einer näheren
Betrachtung 211 unterziehen.
Wenn bei Alexander*» Tode sein Weltreich nicht alsobald in Trümmer fiel, so lockerten
sich doch sofort die Bande, die es zusammcngehalten und die heterogenen Elemente, welche
allein der eiserne Wille des grossen Königs zu vereinigen vermocht hatte, standen sich sogleich
feindlich gegenüber. Auf die unumschränkte Macht eines einzigen Makedonen folgte die meist
wirre Herrschaft einer grossen Zahl seiner Stamm eagenossen , die, wenn auch nicht das Genie
des unvergesslichen Helden, so doch seine typischen Eigenschaften bcsassen und fortpflanzten.
Kräftiges griechisches Blut wallte in ihren Adern und wir sehen bei den Diadochen Klein-
asiens, Syriens, Aegyptens, Thrakiens und Makedoniens seine eigenthümliche Körperbeschalfenheit
fortleben. %
Alexander war der Prototypus seiner Kasse (Fig. 1 a.f. S.), welche, was auch griechische Historiker
Gegen theiliges behaupten mögen, mit der hellenischen desselben Ursprunges war1). Von mittlerer
Körpergrösse, kräftig gebaut, hot das Antlitz des grossen Königs alle wesentlichen Merkmale
seiner Sippe: Ein tnässig langer, wenig hoher Gehimschädel, eine etwas zurQckweichende, wie
hei allen Griechen des Alterthums, niedere Stirne, mächtig entwickelte Augenbrauenwülste, eine
feine, gefällig gebogene Nase, einen kleinen Mund mit vollen Lippen, ein kräftiges Kinn kenn-
zeichneton das ovale Langgesicht, umrahmt von löwenartigem Haar.
*) Da« makedonische Königsgeschlecht, sowie die anderen Griechen und der makedonische and griechische
Adel waren zweifellos arischen Ursprünge«. (Ludw. Wilser: Die nordeuropäische Ra&se, Heidelberg 1000.)
Arische Stämme mit heller Hautfarbe, blauen Augen und blonden Haaren hatten die dunkelhäutigen schwarzen
Pelasger unterworfen und ihre Sprache aus ihrer nördlichen Heimatli mitgebracht. Der schwarze Klitos,
wie ihn Diodor und andere Historiker nennen, Alexander’» Milchbruder, war ein Pelasger und von anderer Rasse
als das makedonische Königsgeechlecbt.
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614
Carl von Ujfalvy,
Nach den bemalten Bas-reliefs <le* grossen Sarkophag* der Nekropole von Sidon r.u schließen,
besassen die alten Makedonen alle sieben charakteristischen Abzeichen der altarischen Rasse:
Hoher Wuchs, weisac Hautfarbe, Langschädel, blondes llaar, blaue Augen, Lcplorhinie und
Leptoprosopie.
Alle diese Merkmale haben sich natürlich an die verschiedenen Dynastien Europas und
Asiens nicht vererbt, aber bei jeder derselben linden wir eines odor mehrere vertreten und oft
besonders stark entwickelt. Es ist demnach interessant zu beobachten, mit welcher Beharrlich-
keit jene Merkmale, trotz der unvermeidlichen Kreuzungen,
durch Jahrhunderte sich fortgepflanzt und gewisse Nebentypen
hervorgcbracht haben, die sich insgesammt leicht auf den ur-
sprünglichen Typus zurückführen lassen.
Die Aufgabe dieser Arbeit soll es sein, die Beharrlich-
keit der arischen Rassen merktnale nachzuweisen und dadurch
ein- für allemal festzustellen, wie grosser Zeiträume es bedarf,
einen einmal fixirten Typus uinzugcstaltcn. Diese anthro-
pologische Thatsacho ist von grosser Wichtigkeit für alle
ikonographischen Untersuchungen und verleiht ihnen einen
unbestreitbaren Werth, da sie dem Forscher gestattet, Schlüsse
zn ziehen, die für die wissenschaftliche Genealogie nicht un-
wesentlich sind. Auf einer solchen reellen Grundlage fussend,
kann man die ikonographischen Forschungen dreist zu einer Specialwissenschaft machen, deren
vorsichtige und maassvolle Ausbeutung dem Ethnologen manche Befriedigung zu gewähren im
Stande ist.
Was die Geschichte der Diadochen uud Epigonen anbelrifft, so hat sie für den Zweck, den
wir verfolgen, nur ein ganz nebensächliches Interesse und verweisen wir diesbezüglich auf das
ausgezeichnete Werk von Droysen, der jene wirre Zcitepoche mit möglichst grosser Klarheit
und streng kritischem Sinn dargestellt. Die Urtheile, welche dieser Historiker über die Per-
sönlichkeiten und Ereignisse fällt, sind für uns maassgebend1).
Die ikonographische Seite unserer Betrachtungen stützt sich wesentlich auf die verdienst-
volle Arbeit des schweizer Numismatikers Itnhoof-ßlumer: Porträtköpfe auf antiken Münzen
hellenischer und hcllenisirter Völker, betitelt*).
Alexander der Grosse.
(336 — 323 v. dir.)
L Die makedonischen Könige aus dem Geschlechte des
Antigonos Monophtliulmos.
Nichts vermag eine bessere Vorstellung von der Schönheit der Prägung alt-makedonischer
Münzen zu geben, als ein Blick auf eine Octodrachrae Alexander'* des I. (498 — 454 v. Chr.), die
sich in einer Privatsammlung in Kertscli befinden soll. „Alles, der Reiter, das starkknochige
Pferd (die für Makedonien charakteristische Rasse) und der zierliche kleine Hund sind mit
*) Joh. Gttst. Droysen: Geschichte des Hellenismus. I. Thl. Geschichte Alexander'* des Grossen,
n. Thl. Geschichte der Diadochen. UL Thl. Geschichte der Kpigonen, Gotha 1877.
*) J. Imhoof-ßlutner: Portritlköpfe auf antiken Münzen hellenischer und hellenisirter
Völker, Leipzig 1885.
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Anthropologische Betrachtungen über die Porträtmünzen u. s. w. 615
einer wunderbaren Beobachtungsgabe ausgeführt und mit grosser Sicherheit gezeichnet. Die
Münzen sind die beredtesten Zeugnisse für die von der Geschichte uns überlieferte echt
hellenische Gesinnung und Bildung des Königs *).“ Das königl. Münzcabinet in Berlin besitzt
eine sehr seltene kleine Goldmünze, einzig in ihrer Art, welche die furchtbare Olympia», Mutter
Alexanders des Grossen , darstcllen soll •). Die Züge sind hart und schroff und unterscheiden
sich wesentlich von denjenigen des grossen Königs. Wenn auch Stirn und Nase an Alexander
mahnen, so ist der Gesichtsausdruck ein viel härterer und es fehlt der kühne lebende Blick, die
stolze Haltung des Hauptes, die auf den Lysimachosmünzen so sprechend zum Ausdruck kommen1).
Die ersten makedonischen Münzen, die unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen,
sind diejenigen des Demetrios Poliorketes, des waghalsigen Städtcerstürmers, dessen abenteuer-
liche Laufbahn die Diadochenzeit mit ihrem lärmenden Kufe erfüllt.
Der Sohn des habsüchtigen Antigonos Monophthalmos war Demetrios, echt makedonischer
Abstammung; ob sein Vater ein Tagelöhner war oder nach Scinax aus vornehmem Hause, ist
für unsere Forschungen ohne Belang*). Hochinteressant ist der Porträtkopf dieses Demetrios,
von dem Droysen sagt: „die volle Rüstigkeit und Strenge des
Soldaten, die bezaubernde und witzreichc Gewandtheit des
Atticismns, die schwelgerische, selbstvergessene Lnst asiatischer
Sultane ist in ihm zu gleicher Zeit lebendig, und man weiss
nicht, ob mau mehr seine Charakterkraft, sein Genie, seinen
Leichtsinn bewundern soll“. In seinen edlen Zügen spiegelt
sich seine Seele wieder und den besten Beweis dafür, dass dieser
Fürst wirkliche Portrntmünzen (‘rügen liess, finden wir in dem
Umstande, dass er zu verschiedenen Epochen seines abenteuer-
lichen Lebens abgebildet ist: als Jüngling und als gereifter
Mann (Fig. 2).
Besonders schön ist der Tetradrachmon des Münzcncabinels
von Wien. Die Stirn ist nieder, in ihrem oberen Tbeile etwas
zurücktrelend, die Augenbrauenwülstc mächtig angeschwollen, das tiefliegende Auge blickt voll
selbstbewusster Kühnheit, die Nase ist gross, edel geformt, der Mund sehr klein, ein ironischer
Zug umspielt die fast schmalen Lippen, das Kinn tritt energisch hervor, der untere Kinnbacken
ist weniger entwickelt, als bei Alexander dem Grossen, auch fehlt der geistreichen Physiognomie
das Löwenartige, das Unwiderstehliche dos grossen Königs. DaB Haar ist gelockt, das Ohr klein
und anliegend, der Hals mit kräftigem Muskelspicl, der Gesamiutansdruck entspricht der Be-
schreibung Droyscn’s *). Eine andere Münze aus der Sammlung von Photiados Pascha ver-
') A. v. Ballet: Zur griechischen Numismatik. Zeitschr. (. Numismatik, Bü. UI, I. Heit, B. S5.
Berlin 1876.
*) A. v. Ballet, loc. eit-, 8. 58. Weiblicher Kopf mit Schleier rechtshin. Bf. OJYM/1 IA.10X, Schlange
linkshin.
*) L. Müller: Die Münzen des thrakischen Königs Lysiuiaehus. Kopenhagen 1878, Taf. I.u. III.
*) Droysen, loc. dt., Bd. I, 8. 87 u. 248.
*) Kopf des Demetrios Poliorketes mit Diadem und Stierhorn, rechtshin. Bef.: B.ISIJKSLC JIIMHTPIOY.
Poseidon linkshin stehend, den rechten Pass auf einen Felsen gesetzt, die Linke auf deu Dreizack gestützt. Im
Felde links 1P in einem Kranze, rechts IM.
(lmhoof-Blnmer, loc. dt., p. 70, Taf. 1, Fig. 4.)
Fig. 2.
Demetrios Poliorketes.
(294 — 288 v. Ohr.)
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61G
Carl von Ujfalvy,
gcgenwärtigt uns den jugendlichen Demetrios, im Vollbewusstsein »einer Kraft. Das schöne
Profil trägt das Gepräge hochfliegender Pläne ■) (Fig. 3).
Gans verschieden ist der bejahrte Demetrios auf dem Tetradrachmon der Sammlung Im-
hoof-BInmer (Fig. 4). Die Züge sind dieselben, doch der Ausdruck des Gesichtes ist ein ganz
anderer. Die Stirn ist befurcht, das Auge in seiner Höhle vertieft, unter denselben und beim
Nasenflügel erscheinen tiefe Furchen, der Zug um den Mund hat noch immer denselben gering-
schätzigen Ausdruck, doch die Lippen sind zusammengeschrumpft, das Kinn ist eckig und schroff.
Das Antlitz atbmet Sorge und Enttäuschung1). Die Münze aus dem Wiener CabiDet steht, was
das Alter des Dargestelltcn anbetriflV, zwischen den beiden anderen.
Dometrios selbst starb verhältnissmässig jung, im 55. Lebensjahre, während zwei unter den
Anligoniden, sein Vater Antigonos Monophthalmos und sein Sohn Antigonoa L Gonatos, ein
sehr hohes Alter erreichten. Ersterer 83, letzterer 79 Jahre.
Der nächste makedonische König, von dem wir eine Portrntmünze besitzen, ist Antigonos II.,
von den Griechen spottweise Doson, d. h. „der geben wird“, benannt, weil er alles zu ver-
sprechen pflegte und nie etwas gab. Er war der Sohn des Demetrios des Schönen und der
Fig. 3. Fig. 4.
Olympia« von Larissa, ein Enkel des Demetrios Poliorketea. Das kritische Museum besitzt
einen Tetradrachmon, welcher diesem Könige zugeschrieben wird. Das zierliche Profil dieses
Fürsten mahnt wenig an das seiner grossen Vorfahren. Die Form der Nase ist fast dieselbe,
das Kion ist runder, das Antlitz voller. Der Physiognomio fehlt es an Charakter"). Die Züge
des Antigonos Doson mahnen an jene der Dynastien von Sicilien, man glaubt einen Gelon II.,
Hieron’s Sohn, vor sich zu sehen.
Bevor wir in unseren Beobachtungen weiterschreiten, wollen wir eine kleine Abschweifung
machen, die zum Verständnisse nnseres Gegenstandes beitragen dürfte. Wir wollen es nämlich
versuchen, auf zahlreiche Beispiele gestützt, hervorzuhoben , wie sehr die verschiedenen make-
donischen Königsgeschlechter geneigt waren, der Inzucht zu huldigen.
*) Kopf des jagendlichen Demetrios Poliorketes r., mit Diadem und Stierhorn. Bf.: RA2MRS11 JUMHTPIO T.
Nackler Poseidon linksbin stabend, den rechten Fuss auf einen Felsen, die linke lland auf den Dreizack gestützt.
Links und recht« im Felde je ein Mongramm aus KKP und ANT,
(Im h oof'Blumer, loc. cit., p. 71, Taf. nt Fig. 7.)
•) Kopf des bejahrten Demetrios Poliorketes r., mit Diadem und Btierhoro. Bf.: JHMUTPIOY ti 42t
AH212. Poseidon mit nacktem Oberkörper, linkshin auf einem Felsen sitzend, ein Aphlaaton und den Dreizack
haltend. Am Felsen und recht« im Felde je ein Monogramm AST, und /AH
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 71, Tat II, Fig. 8.)
*) Kopf des Antigonos Doson (*) mit Diadem, linkshin. Rf.: A — A. Das Bild de« Apollon, von Amiklai,
rechtshin neben einer Ziege stehend. Links im Felde Kranz.
(Imhoof-Blnmer, loc. cit., p. 71, Taf. II, Fig. 9.)
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Anthropologische Betrachtungen über die Porträt münzen u. s. w. 617
Alexander’» Schwester Kleopatra ward die Gemahlin ihre» Oheim« Alexander’» von Epeiros;
die leibliche Schwester de» gro«sen König» Kyntia heirathete ihren Vetter Amyntas; »ein Halb-
bruder Philippo« III. Archidaios nahm seiner Halbschwester Tochter Adea (Eurydike) zur Frau
und die jüngste Halbschwester Alexander’» Thessalonike ward die Gattin de» grausamen
Kassandro«, Antipatros’ Sohn, dem e» Vorbehalten war, daf? ganze Geschlecht des grossen Eroberers
i ausznrotten.
Betrachten wir die Antigoniden, so sehen wir, da»» Demetrio« Poliorketes, Kratero»’ Wittwc
Phila zum Weilte nimmt, später heirathet er Ptolemais, die Tochter des Begründers der Dynastie
der Lagiden, währenddem «eine Schwester, die schöne, vielumworbene Stratonike zuerst die
r Gattin des Sclcukos und später die seine» Sohne» Antiochos I. Soter wird, welch letzterer, ein
*• Don Carlo» des Alterthums, seiner Stiefmutter wegen vor Liebe verging, bi» sie ihm sein gros»-
müthiger Vater abgetreten, dank der geistreichen Verwendung des Arzte» Erasifttmto». Lysi-
* machoR heirathet zuerst Nikaia, Wittwe de» Perdikkas und Tochter de» Antipatros, und später
die ebenfalls wregen ihrer Schönheit berühmte Arsinoe, Tochter Ptolemaios’ I.
Das einschlägigste Beispiel beharrlicher Inzucht bietet uns das ägyptische Königshau» der
Lagiden.
Ptolemaios I. heirathet in dritter Ehe seine Halbschwester, die Wittwe des Philippos von
Kyrene (dessen Base sie gewesen), die schone, mit ihm später vergötterte Bercnike. Die oben
erwähnte Arsinoe ist vorerst die Gattin de» Lysimachos und dann die ihrer beiden Brüder Ptolemaios
Ke rau nos und Ptolemaios II. Philadelpho«.
Diese Beispiele dürften hinreichen, um »ich eine genügende Vorstellung zu machen von der
Intensität der Inzucht zur Zeit der Diadochen und Epigonen. Alexander selbst, der doch mit
der Wahl seiner beiden Frauen, der Perserinnen Hoxane und Stateira,
da« Beispiel zur Vermischung gegeben, bildet eine Ausnahme. Kehren
wir zu den makedonischen Königen zurück.
* Der Enkel des Gonat&s, Philippos V., besitzt Gesichtszüge, welche
denjenigen des Demotrios gleichen. Auf den beiden Tetradrachmen
der Sammlung Imhoof-Bl umer erscheint er jung und bejahrt1). Die
makedonische Stirn, deren unterer Theil mächtig hervortritt, sow'io
die edclgefonutc Nase kommen auf beiden Portriitmüuzen zur Geltung.
Wir sind beim letzten makedonischen Könige angelangt, bei dem
durch seinen Geiz und seine Habsucht berüchtigten Perseus*). Es
scheint, das« die psychischen Eigenheiten des tüchtigen Antigonos
*) Kopf des Philippo« V. von Makedonien, mit Hindern, rechtshin. Itf.: BAXUHSlX /IO V. linkshin
kämpfende Palla«, zwischen zwei Monogrammen aus IIP und HHP.
Derselbe Kopf mit den Attributen des Heros Perseus (Helm und Hurpt*) linkshin auf einem makedonischen
Schilda. Rf : HAXt.lKllX ‘PIJIHIIOY, Keule und drei Monogramme aus ISl. und A.V., Alle« in einem Kranze
von Eichenlaub; unter diesem ein Donnerkeil.
(Imhoof-Blumcr, loc. eit-, p. 71, Fig. 10 u. 11.)
a) Kopf de« Perseus von Makedonit-n mit Diadem, rechtshin. Ilf.: BAXl.tKllS 11HPKS12, Harpe und drei
Monogramme au« ©K, AY und AN, Alle« in einem Kranze von Eichenlaub; darunter Slern.
Derselbe Kopf rechtshin, darunter ISlt.iO V. Kf.; U A2IAHHZ , Adler rechtshin auf einem Donnerkeil
stehend und vor ihm X und Monogramm aus I/Dl, Alle« in einem Kranze von Eichenlaub und Eicheln;
darunter Stern.
Archiv für Bd. XXVII. 7g
Fig. 5.
Perseus, letzter König
von Makedonien.
(178— ISS v. Chr.)
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618
Curl von Ujfalvy,
Monophthalmos, ticinen Sobn den verschwenderischen Demetrio« Poliorketes überspringend, in
ihren Schattenseiten wenigstens, bei Anligonos Doson und Perseus zum Ansdruck gekommen
sind. Letzterer verdankt seine rasche Niederlage gegen das immer mächtiger werdende Iiom
zum grössten Theile seiner übermässigen Sparsamkeit. Wir besitzen von diesem Fürsten ein
Porträt auf einem Tctradrachmon aus der Sammlung Imhoof-Blumer und eine Kamee aus dem
Pariser Münzcabinet. Letztere ist prachtvoll gearbeitet1). Perseus scheint, sowie Alexander der
Grosse und Mithridates von Pontus, ein grosser Liebhaber geschnittener Steine gewesen zu sein.
Sein Antlitz ist im Ganzen schön, jedoch erscheinen die makedonischen Charakterzüge
bedeutend abgeschwächt (Fig. 5 a. v. S.). Es ist wohl der letzte, verkommene Sprössling eines
starken Geschlechtes !
11. Die syrischen Könige aus dem Geschlechts der Seleukiden.
Wenn nicht die bedeutendste, so doch die edelste Erscheinung unter den Diadochen ist
ohne Zweifel Seleukos Nikator, der Begründer der syrischen Dynastie der Seleukiden, dem es
an seinem Lebensabende gelungen war, einen grossen Theil der Weltmonarchie Alexanders unter
seinem milden Scepter zu vereinigen. Im Alter von 84 Jahren fiel er unter der mörderischen
Hand des Ptolemaios Kerantios, Sohns seines Jugendfreundes,
des grossen Lagiden, der, selbst hochbetagt (auch 84 Jahre
alt), ihm zwei Jahre früher vorausgegangen. Gewaltige Zeiten
erheischen eiserne Männer! Wie später nach der französi-
schen Revolution die dem Fallbeil entgangenen Mitglieder
des Nationalconvents ein sehr hohes Alter erreicht haben, so
war es auch dem begabtesten Feldherrn Alexander’s be schieden,
das gewöhnliche Mcnschenalter zu überschreiten.
Antigonos Monophthalmos fiel im Alter von 81 Jahren die
Waffe in der Hand, Ptolemaios starb mit 84 Jahren, Seleukos
wurde ebenfalls, 84 Jahre alt, ermordet und Lysimachos mit
80 vor dom Feinde getödtet. Auch Anlipatros soll 80 Jahre
alt geworden sein und wir wissen , dass selbst Parmenion,
als er auf Alexander's Befehl ermordet wurde, sehr alt gewesen sein soll.
Seleukos Nikator war nichts weniger als schön von Antlitz, die Kamee aus dem Pariser,
Münzcabinet, die sein Porträt sein soll, ist unter allen Umständen eine idealisirte Dar-
stellung*), aber seine rauben Züge tragen das Gepräge der Offenheit und der Thatkraft. Seine
Müuzen bieten uns ein typisches, echt makedonisches Porträt. Die stark hervortretenden Augen-
brauenwülste, die tiefe Einsattlung zwischen der Nasenwurzel und der Ginbella, eine lange,
schmale Nase, ein kräftiges Kinn mahnen an die edlen Züge Alexander's, nur sind sie härter
Fig. 0.
Seleukos Nikator.
(306 — 281 v. Chr.)
’) In einem vorhergehenden Aufsätze haben wir die Abbildung dieser schönen Kamee veröffentlicht.
(Anthrop. Betracht, über die Porträtköpfe auf den Münzen der griech.*baktr. und ind.-skyth.
Münzen. Arch. f. Anthrop, Bd. XXV, 1. Heft, 1899, 8. 50, Fig. 5.)
*) Siebe meine Anthropologischen Betrachtungen über die Porträtköpfe auf den griechisch,
baktrischen und indo-sk ylhiscken Münzen. (Arch. f. Anthrop., Bd. XXVI, 1. n. 2. Heft 18*9, 8. SO.)
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Anthropologische Betrachtungen über die Porträtmünzen u. h. w. 619
und schroffer, voll makedonischer Hauheil (Fig. 6)1). Seleukos hatte von Apatiten, der Tochter
des Sogdianers Spitamenes, Anüoohos I. Soter; seine zweite Gemahlin, die Tochter de* indischen
Fürsten Tschandragupta (Sandrakottos), scheint ihm keine Kinder geboren zu haben.
Antiochos I., sowie dessen Sohn Antiocbos II. Theos, gleichen sehr dem Gründer der
Dynastie, nur ist ihre Nase länger, das Kinn fleischiger, der Gesichtsausdruck weniger thntkräftig
(Fig. 7 u. 8)*). Während bei Antiochos III. (Fig. 9)*) dem Grossen die Nase, dieser wesentliche
Charakterzng der
Seleukiden, spitz, so
ist sie bei allen
folgenden Königen
dieser Dynastie stark
nach unten zu ge-
bogen, was man eino
Habichtsnase zu
nennen pflegt So
bei Antiochos VII.
(Fig. 10)*), An-
tiochos VIII.5), Se-
leuko*VI.(Fig. 11)*)
und Antiochos XII.
(Fig. 12)»).
Die Aehnlich-
Fig. 7.
Antiochos I. Boter.
(281—201 v. Cbr.)
Fig. 10.
Fig. 8.
Fig. 9.
Antiochos II. Theo».
(261 - 240 v. Chr.)
Für. 11.
Antiochn» 111. der Grosse.
(222—187 v. Chr.)
Fip. 12.
keit aller dieser Dy- Antiochos Vil.
(138 — 129 v. Chr.)
Seleuko* VI.
(00—05 v. Chr.)
Antiocho» XU.
(80—84 v. Chr.)
*) Kopf den Seleuko» Nikator, mit Binde, rechtshin. Rf.: •PIJETAIPO V, linkshin sitzende Athene, mit
Schild und Kpeer. Im Felde, Epheublatt, Bogen und A in einem Kreise. Tetradrachmon des Fhileuiro». —
Imlioof-filumer, Münzen der Dynastie von Pergamon.
*) Kopf des Antiochos Soter, mit Diadem, rechtshin. Rf. : RAH JESU ANTIOXOY. Apollon nackt, links-
hin auf dem Omphalos sitzend und den Pfeil in der Rechten haltend und die Linke Auf den Bogen gestützt.
Link» und recht« im Felde Monogramm aus MHTO und AKT ? Tetradrachmon. — Imhoof.
(Imhoof-Blumer, loc. cit p. 73, Taf. III, 0.)
*) Kopf des Antiochos III., mit Diadem und Gewandung, rechtshin. Rf.: BAZI JESU ANTIOXOY.
Apollon nackt, die Chlatnys über dem rechten Knie, linkshin auf dem Omphalos sitzend, einen Pfeil in der
Rechten haltend und die Linke auf den Bogen gestützt; rechts im Felde A\ im Abschnitt Monogramm aus
AZJ\ Tetradrachmon. — H. v. Dannenberg in Berlin.
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 75, Taf. III, 17.)
4) Kopf de» Antiochoe VII., mit DiAdem, rechUhin. Rf.: BAH JESU ANTIOXOY EVEPTETOY. Palla»
Nikephoro» linksstehend; links im Felde / und A; unter der Göttin Monogramm aus MHTPOJ , Lorbeerkranz.
Tetradrachmon. — Imhoof.
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 75, Taf. IV, 1.)
*) Kopf des Antiochos VIII., mit Diadem. Rf.: BAZI JESU ANTIOXOY EHPbANOYZ. Zeus mit nacktem
Oberkörper, linkshin stehend; über dem Haupte die Mondsichel, auf der Rechten ein Stern und in der Linken
das Seepter. L. im Felde, Monogramm aus Ml. Lorbeerkranz. Tetradrachmon. — Imhoof.
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 70, Taf. IV, 5.)
*) Kopf des Seleukos VI., mit Diadem, rechtshin. Rf.: BAZI JESU JNTIOXOY EIIPPANOYZ NIKATOPOZ.
Zeus Nikeplioros, linkshin thronend; links im Felde A und Monogramm aus /IJV; unter dem Throne N. Kranz.
Tetradrachmon. — Imhoof.
(Immboof-Blumer, loc. cit, p. 70, Taf. IV, 7.)
;) Kopf d. Antiochoe XII., m. Diadem, rechtshin. Rf.: BAZI JESU ANTIOXOY EIII'PANOYZ •PIJOIUTOPOZ
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620 Carl von Ujfalvy,
Hauten unter einander ist eine sprechende und besteht besondere in der charakteristischen Nasen-
form. Nebenbei begegnen wir überall den typischen makedonischen Augenbrauenwülsten, die
stetig vertreten sind. Auffallend schön ist der Kopf des jugendlichen Antiochos, Sohnes des
Selcukos m.‘>
III. Die ägyptischen Könige aus dem Hause der Lagiden.
Smerdis gab seiner Schwester Atossa, der Gemahlin de« Kambyee« und später des Darios L,
eine Perle, die Alexander bei Erbeulung des Schatzes des letzten Achämeuiden vorfand und der
athenischen Tänzerin Thais, der wegen des Brandes der Königsburg von Persepolis so be-
rüchtigten Helaire, schenkte. So kam jenes kostbare Kleinod an das Geschlecht der Lagiden.
dessen Gründer dieselbe Thai» gehoirathet und dessen letzte Vertreterin, die berühmte Kleopatra,
diese Perle in Wein aufgelöst (?) bei einem Gelage dem Markus Antonius vorgesetzt haben soll.
Mag diese Erzählung wahr sein oder nicht, genug an dem! Athenäus berichtet uns, dass
Ptolemaios, des Lagos Sohn, sofort nach dem Tode seines grossen Königs die Ilotaire Thais zum
Weibe Dahni, die ihm Meleagros und Leontiskos geboren haben soll.
Wie die meisten unter den Dindochen, hatte der Lagide mehrere Kranen: Artakama, un-
bestimmter Herkunft; Eurydike, die Tochter des Antipatros; Berenike, seine Halbschwester, die
sein Vater Lagos von der Antigone, der Nichte des Antipatros, gehabt und die vorerst die
Gattin ihres Vetters Pbilippo» von Kyrene gewesen, und endlich die Hetaire Thais.
Einer der trenesten Freunde Alexander’* und jedenfalls »ein glaubwürdigster Geschicht-
schreiber, Ptolemaios, war innig an das Schicksal de» grossen Königs gekettet. „Der umsichtigste
und gemessenste unter den hohen Ofticieren dieser Zeit . . . ., opferte der kälter rechnende
Lagide den Vortheil des Augenblicks, um später desto sicherer sein Ziel zu erreichen.“ So
Droysen’s Urthcil, welches Ptolemaios’ Charakter treffend bezeichnet.
Ptolemaios 1. ist auch ein echt makedonischer Typus (Fig. 13)*). Wir finden bei ihm die
mächtigen Augenbrauenwülste, die tiefliegenden Augen, die edelgeformte Nase, das energische
Kinn. Letztere« wird zum besonderen Merkzeichen der Lagiden. Wie bei den Seteukiden die
Nase immer mehr typisch wird, so bei den Nachfolgern des Ptolemaios das Kinn, das schon
beim grossen Ahnherrn besonders stark ausgeprägt ist. Besonnenheit und Leutseligkeit spiegeln
sich in seinen Zügen wieder. Die Münzen des Ptolemaios sind zahlreich und von besonders
schöner Prägung, seine Goldstatcr berühmt.
Seinen erstgeborenen Sohn Ptolemaios Keraunos, d. h. der Blitz, übergehend, bestellte der
Lagide den Sohn der geliebten Berenike zum Nachfolger, der, nachdem er vorerst Arsinoe, die
Tochter des Lysimachos geheiralhet , seine leibliche Schwester, die ränkesüchtige Arsinoe zum
Weibe nahm, dio selbst die Gattin des Lysimachos und des Keraunos gewesen.
X AAAINIKO V. Bärtige« Götterbild von vorn, auf einer Basis zwischen zwei liegenden Btiercn, darunter AZ
uud die Jahreszahl ZKX (227); links im Felde Monogramm aus 11 AP. Kranz. Tetradrachinon. — Dresden.
(Imhoof-Bl umer, loo. eit, p. 77, Taf. IV, 12.)
') Imhoof-Blumer, loc. eit, p. 74, Taf. III, 16.
*1 Kopf des Ptolemaios Boter, mit Diadem, rechtshin ; um den Hais die Aegis- Bf.: nTOJHMAIOt
BAZI.IKitZ. Zeus in seiner Etephantenquadriga linkshin; im Abschnitt ein Monogramm. Goldstater, Ptolemaios L
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 71, Taf. I, 2.)
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Anthropologische Betrachtungen über die Porträtmünzen u. s. w. 621
Hat Ptolemaios aus Liebe r.ur Bereniko «der in Besten Aegyptens Beinen Sohn Pliil-
adelphos gewählt? Die Sache ist unbestimmt, zeugt aber zu Gunsten seiner Umsicht.
Strabo berichtet uns, dass Philadclphos „blond, schwächlichen Körpers, von feinem, erreg-
barem Sinn, von der gewähltesten Bildung war“. Auf dem Golddrnchmon der Sammlung L. v. 11 irsoh
erscheint der König seinem Vater ähnlich, aber alle Zöge sind bedeutend abgeschwächt; ein
krankhafter Zug umspielt die Lippen (Fig. 14)'). Warum dieser feinfühlende, kunstsinnige, dabei
doch äusserst schlaue Fürst nach Verstossung seiner ersten Frau seine leibliche, bedeutend
ältere Schwester (eie war bis 40 Jahre alt) geheirathet, bleibt ein Räthsel, das sich nur durch
politische Beweggründe erklären lässt.
Sein Sohn und Nachfolger, Ptolemaios Evergetes „der Wohlthäter“, dem cs Vorbehalten,
die einst von Kambyses geraubten Heiligthümer nach Aegypten zurückzuführen, besitzt ein volles
Antlitz, dem es nicht an Ausdruck gebricht; Ptolemaios IV. (Fig. 15) s) und Ptolemaios V. bieten
Fig. 13. Fig. 14.
Ptolemaios 1. Soter.
(304 — 284 v. Cbr.)
Fig. 15.
Ptolemaios II. Phlladelpbos.
(284—247 v. Chr.)
Fig. lti.
Ptolemaios IV. Phüopator.
(222—204 r. Chr.)
Ptolemaios VI. Philometor.
(183—14« v. Chr.)
ähnliche Züge ohne ausgeprägten typischen Charakter. Erst bei Ptolemaios VI. Philometor sehen
wir das knochige Antlitz des Lagiden wieder auflebcn (Fig. 16)*). Das mächtige Kinn kommt
zur Geltung, wir begegnen der makedonischen Nase, den stark hervorspringenden Augenbrnuen-
wülstcn, doch trügt der Gesatnmtausdruck der Physiognomie Spuren auffälliger Verkümmerung.
*) Kopf des Ptolemaios 1L, mit Diadem und Gewandung, rechthsin. Rf.: H A lAbAll UTOAKVAtOY.
Füllhorn mit Binde. Golddraehme. — L. v. Hiraeli.
*) Das Bild der Arainoe bei Imhoof-Blumer, loc. cit., Taf. VIII, 3.
•) Kopf des Ptolemaios IV. mit Diadem und Gewandung r. Rf.: HTU.IKMAIOY •l-I.IOIIAToroS. Adler
uud Donnerkeil, r„ stehend; vor ihm Monogramm aus IIYPME. Goldoktodrachmon. — Brit. Museum.
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 87, Taf. VIII, 9.)
*) Kopf lies Ptolemaios VI., mit Diadem, r. Rf.: tlTOAEMAlOY HASUF.Sll *UOMKT()POS ©KOT.
Adler und Donnerkeil 1., eine Aehre über dem rechten Flügel; zwischen Füssen und Schwanzspitze, 1S1 A ; im
Felde nebst Monogramm aus ff 70, Tutradrachmon von Ptolemais. — Haag.
(Imhoof-Blumer, loc. cit., p. 88, Taf. VIII, IS.)
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622 Carl von Ujfalvv, Anthropol. Betrachtungen über die Porträtmünzen u. s. w.
So entnehmen wir aus Vorhergehendem, mit welcher starren Beharrlichkeit die make-
donischen typischen Eigenheiten sich bei den verschiedenen Geschlechtern erhalten.
Bei den Antigoniden die Stirne, bei den Seleukiden die Nase, bei den Lagiden das Kinn.
Während die anderen makedonischen charakteristischen Gesichtsrüge abgesehwächt erscheinen,
treten jene einzelnen Merkmale makedonischer Al>stammnng nm so versebfirfter hervor.
Nur ein kräftiger Urtypus in seiner stetigen Entwickelung, dnreh Inzucht gefördert, ver-
mochte solche Resultate hervorzubringen.
Im Uebrigen wareu die Seleukiden leptoprosope flache Langschädel, während die Anti-
goniden sowohl als die Lagiden gewölbte Langschädel besessen zu haben scheinen. Das
makedonische Blut lebt bei den einen wie bei den anderen durch Jahrhunderte stetig fort.
Der blonde, blauäugige Arier findet sich sowohl bei Alexander dem Grossen als bei
Demetrios Poliorketes, bei Ptolemaios Philadclpbos sowie bei Perseus, dem letzten make-
donischen König wieder. Die Münzbildnisse, die wir einer eingehenden Betrachtung unter-
zogen, sprechen für die zähe Beharrlichkeit des altarischen Typus, der in Südeuropa nnd dem
westlichen Asien erst mit dem Untergange der römischen Freiheit von den braunen, dunkel-
äugigen Rundköpfen überfluthet, beim Einbruch der blonden, helläugigen Barbaren des Nordens
wieder, wenn auch nur auf kurze Zeit, auflebte und endlich in diesen Gegenden fast gänzlich
verschwand und wohl niemals wieder den herrschenden Typus bilden dürfte.
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XXII.
Ueber die Formenveränderungen des menschlichen Schädels
und deren Ursachen.
Ein Beitrag zur Rassenlehre.
Von
Dr. Anton Nyström (Stockholm).
IIL Die Schädelformen früherer und tiefer stehender Völker.
Gleich wie die ältegten Schädel vorgeschichtlicher Völker eine ausgeprägt dolicho-
cephale Form zeigen, so findet sich diese Schädclfonn auch hei den meisten der am tiefsten
stehenden Wilden unserer Tage. Diese ermangeln auch in der Kegel der Lastthiere und, viel-
leicht mit Ausnahme des Bootes, aller Verkehrsmittel und Bequemlichkeiten sowie auch der
höher entwickelten Geräthe.
Indessen finden sich nicht unbedeutende Abweichungen in der Schädclfonn demselben
Stamme angehörender Wilden, und bei Völkern, die in der Mehrzahl dolichoccphal sind, kann
man oft verschiedene Mesocepbalen und mitunter auch Brachycephalen antreffen. OB beruht
eine solche Veränderung unzweifelhaft auf verschiedener Beschäftigung einzelner Individuen und
Familien des Stammes; dieses dürften gerade solche sein, die weniger die gröbsten Arbeiten
verrichten und eine etwas höhere Entwickelung erreicht haben. Man hat Grund, dieses unter
Anderem aus dem Bericht der Doctoren Sarasin über die Voddabs auf Ceylon zu scltliessen.
Für 21 Männer wird als Mittelzahl ein Breitenindex von 71,6 angegeben; von diesen Männern
gehörten 17 den sogenannten Naturveddahs (den am tiefsten stehenden Veddahs im Innern des
Veddahgebietes) an, und der Breitenindex derselben war im Mittel nur 70,5. Die niedrigsten
Maassc waren 64,8 bis 64,9 (bei dreien) oder ungefähr dieselben wie bei gewissen meiancsischen
Schädeln, z. B. bei einigen Fidschis und Neu-Caledoniem.
Ein mesocephaier Schädel mit einem Breitenindex von 75,9 wurde zwar bei den Natur-
veddahs angetroffen, derselbe erwies sich aber, sagen die Doctoren Sarasin, „in mehreren Hin-
sichten als eine Ausnahme“.
Von den 4 Küsten- oder Culturvcddalis der 21 gemessenen Veddahs waren 3 mesoccpha!
mit einem Breitenindex von 77,1 bis 78,4, und nur einer war dolichocephal. Diese Zunahme des
Breitenindex muss der veränderten Lebensweise zugeschricbcn werden, da hier, wie die Doctoren
Sarasin hervorheben, eine Kreuzung mit anderen Hassen nicht bekannt ist.
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624
Dr. Anton Nyström,
Bei den Veddab-Frauen ist der Breitenindex im Mittel 71,2; anch bei ihnen ist die Doli-
choccphalie bei den Naturveddahs mehr ausgeprägt, als bei den Küsten veddahs: 4 den Natnr-
veddaliK ungehörige Frauen hatten einen Breitenindex von nur 69,1, während von 4 den Küsten-
veddahs angehörenden Frauen eine massig dolichocephal und eine stark mesoceplial war und
einen Breitenindex von 79,8 hatte.
Auch bei den Völkern Oceaniens kommen Brachycephalen öfter vor, als man geglaubt
hat; so hat Ranke aus verschiedenen Angaben gefunden, dass von den Polynesiern 63 Proc.
dolichocephal, 23 Proc. mesooephal und 14 Proc. brachycephal sind.
Diese hohe Zahl für die Brachyccphalic dürfte xutn grossen Theil der lebhaften Schiffahrt
xuxuschreiben sein, die die Polynesier betreiben, und xum Vergleich verdient horvorgehoben xn
werden, dass die Brachyccphalie gewöhnlich auch bei anderen seefahrenden Völkern vorkommt,
so bei der Bevölkerung an Norwegens Westküste.
Die Maori Neu -Seelands gehören auch der polynesischen Rasse an und sind ruineist
mesoceplial mit einem Breitenindex von 76 bis 77; sie sind eines der meist entwickelten der uns
bekannten wilden Völker, und durch die Kinwanderung der Engländer sind sie xum grossen
Theil ihrer früheren Sitte entfremdet und halb europäisirt worden. Sie können lesen und
schreiben, haben gute Kenntnisse in der Geographie und Geschichte und rechnen ausserordentlich
gut. Sie beschäftigen sich mit Viehzucht und betreiben Handwerke, doch liegt ein grosser
Theil der Küstenfahrt in ihren Händen, und sie stehen in dem Rufe, unerschrockene und er-
fahrene Seeleute zu sein. Sie haben auch Pferde, und viele sind sehr gute Reiter. Der Breiten-
index der Australier ist im Mittel ungefähr 71,5, und während, nach Ranke, 89 Proc. Doli-
choccphalen sind, sind 11 Proc. Mesocephalen. Topinard hat indessen hervorgehoben, dass die
Brachycephalie auch bei den Australiern vorkommt. Man kann daher annehmen, dass nicht alle
Australier unter denselben Arbeitsverhältnissen leben und dass sich bei ihnen Beschäftigungen
finden, die eine verschiedene Stellung des Körpers bedingen, durch welche Verschiedenheiten in
der Form des Schädels hervorgerufen werden. Es ist auch bekannt, dass der Typus der
Australier keineswegs gleichförmig ist und dass die verschiedenen Stämme oft nicht unbedeutende
physische Verschiedenheiten darbieten. Allgemein wird auch angegeben, dass die westlichen
Stämme physisch tief nnter den südlichen und südöstlichen stehen und dass diese wieder von
den Quecnsländern iibertrofien werden. Dieses dürfte bei einer näheren Untersuchung in Betreff
der Verschiedenheiten in der Form des Schädels als Leitfaden dienen können.
Topinard hat bei den Negern Dolichocepbalie bei 56 Proc., Mesoccphalie bei 38 Proc.
und Brachycephalie bei 6 Proc. gefunden.
Von 17 von Virchow beschriebenen Dahomcy- Schädeln waren 14 dolichocephal (Breiten-
index 69,6 bis 74,3) und 3 mesoceplial (ßreitenindex 76 bis 78,7). Von 6 Kamerun - Schädeln,
die Virchow beschriehen hat, waren 2 dolichocephal (Breitenindex 70,9 bis 71,8) und 4 meso-
cephal [Breitcnindex 75,4 bis 78,8] ').
Es ist bemerkenswerth, dass Pfablbantcnvülker in der Schweix, die Bronxegerälhe
hatten, Doliehoccpbalcn waren, das* aber nach dem Eintritt der voll entwickelten Kisencultar
sowohl Brachycephalen, wie Dolioboceplialen anftreten. Dieses dürfte als das Resultat der Ver-
>) Zeitsohr. f. Ethnol. lMKi und 1897.
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Fürnioiiverändorungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. (125
theilung der Arbeit nnd eines grösseren Classonunterschiedes in mehr vorgeschrittenen Perioden
gedeutet werden können. Man weiss anch, dass das zahme Pferd erst in späteren Zeiten bei
den Pfahlbautcnvölkern in der Schweiz mehr allgemein wurde. Unter den bei Hallstatt ge-
fundenen Alterthümern ungefähr aus dem 5. and 6. Jahrhundert v. Chr., die von einer ziemlich
weit entwickelten Eiscncullur zur Seile der Rronzecultur Zeugnis» geben, finden sich viele
Zeichnungen von Reitern zu Pferde.
Die ältesten in Europa gefundenen Schädel — von Canslatt, Neanderthal, Naulette, Spy •
und mehreren anderen Stellen — gehören der mittelgrossen Canstatt- oder Neauderthal-
rasse an, die dolicbocephal war (Breitenindex im Mittel 72), ein sehr ausgezogenes Hinterhaupt
und eine stark hervorschiossende Hinterhauptbeinleiste hatte. Die Stirn war hoch und hatte
ungeheure Augenbrauen bogen; das Kinn war kaum entwickelt. Alle Knochenformen mit meh-
reren an die Knochen des Allen erinnernden Zflgen deuten auf eine besonders tiefstehende
Rasse hin. Die dieser Baase angehörenden Menschen gingen wahrscheinlich, wie man nach den
knimmen Schienbeinen Bchlicssen kann, im Allgemeinen mit etwas gebeugten Knien — auch
wenn sic dieselben ziemlich gerade halten konnten, was wohl möglich gewesen ist. Um den
Körper bei gebeugten Knien im Gleichgewicht zu erhalten, musste der Kopf und auch der
Rumpf etwas vornüber gebeugt werden, wobei die Nackenmnskeln stärker am Hinterhaupte
ziehen, als bei völlig aufrechter Haltung des Körpers. Obschon die der Neandertbalrasse zu-
gehörigen Völker anderen, noch kräftigeren und intelligenteren Völkern weichen mussten, gingen
sie doch nicht ganz unter, sondern sie vermischten sich zum Theil mit den neuen Völkern, oder
auch sie lebten in entfernteren Gegenden weiter. Dieses hat man Grund auzunehmen, da man
in verschiedenen Gegenden Europas — in Frankreich, England, Schottland, Dänemark u. s. w. —
Schädel aus neuerer Zeit mit einzelnen Kennzeichen der Rasse gefunden hat.
Die Völkor, welche diese Rasse verdrängten, gehörten der hoehgewachscncn Kro-Magnon-
Rasse an, auch diese hochgradig dolicbocephal (Breitenindex ungefähr 70). Schädel von ihrem
Typus hat man noch in unserer Zeit mehrererorten, in Frankreich, in Spanien, auf den Canarischen
Inseln, in Schweden u. s. w. gefunden.
Diese beiden Kassen benutzten ungeschliffene Steingeräthe, lebten meist von Jagd und
trieben keinen Ackerbau.
Die Kro-Magnon- Rasse scheint theils von später auftretenden Rassen, den kurzgewachseuen
Furfooz-, Grejielle- und Truchfcrc-Rassen, von denen man annimmt, daBS sie gegen das
Ende der Rennthierperiode nach Europa gekommen sind, geschliffene Steingeräthe benutzt und
Ackerbau getrieben haben, verdrängt worden zu sein, theils sich mit ihnen vermischt zu haben.
Diese Rassen waren mcsocephal nnd bracbycephal (Breitenindex 79,3 bis 84,3).
Die Brachycephalen des Stcinzeitalters in Knropa gehörten sicher von Osten gekommenen
Völkern mit sehr alter Cultur an und dürften theils Turanen, theils Iberer oder Basken oder
auch frühere Völker der Furfooz-Rasse u. s. w. gewesen sein.
Die Schädel, die man in nordischen Gräbern aus dem Steinzeitalter gefunden hat, sind
in der Mehrzahl dolicbocephal oder mesocephat nnd nur in geringerer Zahl bracbycephal ge-
wesen. Etliche Schädel sind besonders langgestreckt oder hyperdolichoeeplial gewesen, mit
einem Breitenindex unter 70, andere Schädel sind hyperbrachyoephal gewesen, mit einem höheren
Breitenindex als 85 (siehe Fig. 34 and 35).
Archiv für Anthropologie. Bd XXVII. 79
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626
Dr. Anton Nyström,
Zuerst wollten Sven Nilsson und Anders Rellins annehmen, dass die brachycephalen
Schädel von Lappen hcrrührcn, doch sprechen mehrere Gründe dagegen. Virohow hat solcher-
gestalt hervorgehoben, dass der Lappentypus nicht bei den brachycephalen Schädeln aus Gräbern
des dänischen Steinzeitaltcrs vorkommt und dass man noch beute ähnliche Unterschiede bei
allen europäischen Völkern findet, daher es schwer zu entscheiden ist, oh die gefundenen I-ung-
schädel und Kurzschädcl zwei Völkern oder ein und demselben Volke angehOrt haben.
Mir erscheint es als unzweifelhaft, dass sic derselben Rasse angehört haben, die indessen
eine Mischrasse gewesen sein kann, wozu noch die Möglichkeit einer Entwickelung verschiedener
Schädelformcn durch verschiedenartige Beschäftigungen kommt
Kig. 34. Kig. 36.
Brachycepbsler BchAdel (Brclteniudex 88,3) Itulichocephaler Schädel (Breitenindex 72,0)
su» dem jüngeren Steinzeitalter, gefunden in einem Ganggrabe hei Karleby in Veitergötland.
An 34 dänischen Schädeln ans dem jüngeren Steinzeitalter, gefunden auf Seeland
und theils im Museum der chirurgischen Akademie, theils im Ethnographischen Museum zu
Kopenhagen anfbewahrt, habe ich Messungen ausgeführt, deren Ergebnias folgendes ist:
Vom Rürby-Kund (4) sind
2 Schädel mesocephal (Breitenindex 76,2 und 78) und
2 Schädel dolichocephal (Brcitenindex 73,8 und 74,7),
Vom Ealshöj-Fund (4) sind
2 Schädel brachycophal (Breitenindex 81,7 und 91,8),
1 Schädel ist mesocephal (Breitenindex 76, 5) nnd
1 Schädel dolichocephal (Breitenindex 74,2).
Vom Borreby-Fund (26) sind
8 Schädel brachycophal I Brcitenindex 80 bi» 83,7),
13 Schädel mesocephal (Breitenindex 75 bis 79,6) und
5 Schädel dolichocephal (Breitonindex 74,7 bis 71,7).
Werden diese Schädel ans dem dänischen Steinzeitalter zusammengezählt, so zeigt es sich,
dass von 34 Schädeln 10 bracbyceplial, 16 mesocephal und 8 dolichocephal sind.
Hiernach scheinen also die incsoccphalen Schädel da» Ucbergewicht zu haben, daher »ioh
in der Tliat kein Grund findet, die beiden anderen Typen als besondere Rassenmerkraale zu
betrachten. Eine Verschiedenheit in der Form im Uebrigen, verschiedene Rassen anzeigend,
findet sich nicht Gegen die Annahme einer lappischen Uerkunft der brachycephalen Schädel
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Foriuenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 627
spricht der Umstand, dass sie, gleichwie die übrigen, von grobem und schwerem Knochenbau
sind, wahrend die meisten Uappenschädel dünne Wände und ein geringes Gewicht haben.
Von 9 in dem Museum der chirurgischen Akademie zu Kopenhagen aufbewahrten Schädeln
aus dem dänischen älteren Eisenzeitalter, welche ich untersucht habe, fand ich
1 brachycephal (Breitenindex 83),
2 mesocephal (Breitenindex 76,2 bis 77,4),
6 dolichocephal (Breitenindex 67 bis 73,9) und von diesen
4 hyperdolicbocephal.
Diese Maasse und das ganze Aussehen dieser Schädel deuten eine ganz andere Rasse als
die Schädel des Steinzeitalters an.
Von 8 in dem Museum der chirurgischen Akademie auf bewahrten, nach Professor
Chiewitz' Ansicht unzweifelhaft von ein und demselben Bauerngeschlecht herstammendeu
Schädeln ans dem dänischen Mittelalter, die ich untersucht habe, fand ich
1 brachycephal (Breitenindex 83),
2 mesocephal (Breitenindex 75,6 bis 77,3),
5 dolichocephal (Breitenindex 68, & bis 74,8) und davon
1 hyperdoliehocephal.
Es fanden sich eine grosse Menge solcher Sohädel im Museum, und nach dem Augcnmaass
zu urtheilen, hatten sie alle dieselben Maasse in ungefähr derselben Proportion und gehörten
sie derselben Rasse an.
In grösserem Maassstabe ausgeführte Messungen der Schädel der heutigen Dänen giebt es
meines Wissens nicht; alter nach einer von mir ausgefQhrten Messung einer geringeren Anzahl
solcher Schädel zu urtheilen hat es den Anschein, als ob bei ihnen die Brachycephalie und
Mesocephalie vorherrschend wären.
Nach Broca zeigen die im südlichen Frankreich gefundenen Schädel aus dem jüngeren
Steinzeitalter eine ausgeprägt dolichocepbale Form.
Auch in Portugal, in }Iugen, hat man in Gräbern des Steinzeitalters sowohl brachy-
cephale, wie dolichocepbale Schädel angetroflen. Die dolichocephalen haben sich hier, gleichwie
in Skandinavien, in viel grösserer Menge als die bracliycephalen gefunden.
In Deutschland, Polen und England waren die Völker, welche Dolmen aufführten,
überwiegend dolichocephal; in Losere und Sclaigneux in Belgien waren sie im Allgemeinen
brachycephal, doch sind hier zur Seite der brachycephalen auch dolichocephale Schädel in
wechselnden Proportionen gefunden worden.
Dass die Menschen zur Zeit der ungeschliffenen Steingeräthe hauptsächlich von
Jagd und Fischfang lebten und desshalb im Allgemeinen Nomaden waren, ist unzweifelhaft.
Aber sic konnten schon damals, wenn Wild und Fische in reicher Menge vorhanden waren, an
vielen Stellen anfangen, sesshaft zu werden, indem sie an einem Hauptorte lebten, von dem
aus sie nur Ausflüge machten. Hierdurch erfuhren bei ihnen die Lebensgewohnheiten eine
bedeutende Veränderung, und die anstrengende Arbeit wurde vermindert.
In diesem Stadium wurden vielerorten verschiedene Thiere gezähmt, und gewisse der-
selben kamen unzweifelhaft als Lastthiere zur Anwendung. Von grosser Bedeutung ist die Er-
klärung des dänischen Zoologen Steenstrup, dass die Knochen von Rindern und Pferden, die
79*
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A
628
Dr. Anton Nyström,
man in belgischen Höhlen Wohnungen aus dem Alteren Stcinzeitalter gefunden hat, von z ahmen
Individuen herrühren.
Eine höhere Cultnr zeichnete die Völker de* jüngeren Steinzeitalters aus, denen die
gröbere Arbeit Zeit genug liess, um sich Kunatproductionen, Aussohnitzereien u. a. w. eignen
zu können.
Eine Menge Funde zeigen, dass man in dieser Zeit in Europa Ilausthiere hatte: das Kind
und das Pferd, ausser dem Hunde, dem Schafe, der Ziege und dem Schweine, und es ist daher
höchst wahrscheinlich, dass die Völker im Grossen und Ganzen sesshaft waren. Sie lebten
liauptsächlich in fruchtbaren Gegenden, wo sie, ohne viel umherzuziehen, Nahrung für ihre
Heerden fanden. An vielen Stellen, z. 11. in der Schweiz, waren die Völker des jüngeren Stein-
zeitaltcrs Ackerbauer; ob sie dieses auch im Norden waren, betraebteu die Archäologen als un-
entschieden, doch kann mau annehmen, dass es wenigstens während des letzten Theiles des
Steinzeitallers sicher in verschiedenen Gegenden der Fall gewesen ist. Dass die Völker des
Steinzeitalters mit einander in friedlicher Berührung standen. Handel trieben und Waaren nach
ziemlich weit entfernten Stellen schafften, ist sicher. Ohne Zweifel wurden hierbei Lastthiere
angewandt.
Diese brachvcephalen Menschen des Steinzeitalters können zwar einer anderen Kasse als
die dolichocephalen angehört und nach Kämpfen oder auch ohne solche mit ihnen in friedliche
Berührung gekommen sein und sich mit ihnen vermischt haben. Möglich ist es indessen auch,
dass die beiden Schädelformen einer Kasse angchört haben und die Brachvcepbalie — wie
auch die Mesocephalie — allmählich in Folge steigender Cultnr, oder weniger anstrengender
Arbeit und des bei derselben von den Hausthieren geleisteten Beistandes, entstanden ist. Die
Haustbiere schafften sich auch die Menschen schon im Stcinzeitalter, namentlich in der Periode
der geschliffenen Steingeräthe, an.
Das Pferd kann in Europa ebensowohl wie in Asien Hausthier geworden sein, und man
ist keineswegs genöthigt anzunehmen, dass das zahme Pferd mit neuen Völkern von Osten her
nach Europa gekommen ist. •
Um verstehen zu können, dass sich bei den vorgeschichtlichen Völkern schon frühe
Perioden verschiedene Schidelformen finden, muss man das ungeheuer hohe Alter in Betracht
ziehen, welches das Menschengeschlecht hat und welches die Entwickelung vieler Ver-
schiedenheiten bei den einzelnen Völkern weit vor dem Eintritt des eigentlichen geschicht-
lichen Stadiums, das im Allgemeinen erst mit der Anwendung der Metalle seinen Anfang ge-
nommen hat, gestattet«.
Vordem besassen viele Völker, namentlich diejenigen, welche eine höhere Civilisation
erreicht hatten, viele Tausende von Jahren eine bedeutende Cultur — die man im Allgemeinen
allzu sehr übersehen oder unterschätzt hat — und für dieselbe hatten sie keineswegs die Mannig-
faltigkeit von Geräthen nötkig, die durch die Entdeckung der Metalle entstanden sind, obschon
dieselben in vielen Hinsichten Fortschritte sowie Verbesserungen der Lebensbedingungen der
Menschen bezeichnen. Die Metalle sind erst seit 4000 bis 5000 Jahren bekannt, daher sich die
Menschheit die längste Zeit ihres Daseins, das wahrscheinlich nach llunderttansenden von Jahren
gerechnet werden muss, mit Stein-, Knochen- und Holzgeräthen sowie, ausser mit einer Menge
aus Stein-, Pflanzenstoffen u. s. w. gefertigten Sachen, mit irdenem Geschirr — und das oft vor-
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 629
trefflich — beholfen hat. Dieses gilt besonders von der Zeit, wo geschliffene Steingerätlie
angewendet wurden, denn die technische Fülligkeit war da weit entwickelt, welche Zeit für viele
Völker nach Zehntausenden von Jahren zu berechnen sein dürfte. Es war in dieser bedeutungs-
vollen Zeit, wo der Mensch anfmg, Culturmensch zu werden oder sich über die frühesten
rohen Stadien zu erheben und höhere Einsicht in eine Menge Verhältnisse zu bekommen. Viele
Völker wurden auch damals sesshaft und gewannen immer grössere Bequemlichkeiten im täglichen
Leben. Die Industrie entwickelte sich durch eine lange Erfahrung und erhöhte Schluss-
folgcrungskunst immer mehr, immer bessere Werkzeuge, Waffen und irdene Gefässe wurden
verfertigt, die Gewebe wurden immer besser hergestellt, und der Mensch schnitte sich allmählich
eine grosse Anzahl Culturpflanzen und gewisse Hausthiere an, ja es waren in der Tbat die
Völker des Steinzeitalters, die den Gebrauch gewisser Metalle erfanden. In dem s|>äteren Stein-
zeitalter waren sicher die Intelligenz und die Unternehmungslust hoch entwickelt, religiöse Vor-
stellungen und die Ehrfurcht vor dem Leben des Geschlechtes hatten, wie die Opfersteine, die
Steinkreise und die Gräber, die von der Sorge für die Todten und dem Glauben an ein Leben
nach dem Tode zeugen, darthun, Eingang in die Sinne gefunden.
Alles dieses halte eine Theitung der Arbeit und eine Unterscheidung des Volkes
im (Jlassen auf Grund von Eigcnthumsbesitx oder geistigen Eigenschaften und damit im täglichen
Leben verschiedene Beschäftigungen bei verschiedener Körperstellung zur Folge, so
dass sich ein Theil bei der Arbeit aufrecht halten konnte, während ein anderer genöthigt war,
eine mehr vornübergebeugte Stellung einzunehinen, was sicher Verschiedenheiten in der Form
des Schädels hervorgerufen hat.
IV. Die Schädolformen der Schweden früher und Jetzt
Seit A. Iictzius in Uebereinstimmung mit »einen kraniometrischen Untersuchungen im
Anfänge der vierziger Jahre angegeben bat, dass die Schweden „Dolichocephalcn“ seien,
d. h. nach der neueren Bezeichnung Mesocephalen und Dolichocephalcn mit einem durchschnitt-
lichen Breitenindex von 77,3, hat man allgemein angenommen, dass es sich so verhält. Die
Angabe ist von grosser Bedeutung, da sie sieb auf die Schädel älterer Generatiouen als der
gegenwärtigen bezieht, und man kann überzeugt seiD, dass ein so sorgfältiger Forscher wie
A. Kctzius die Schweden nicht als „Dolichocephalcn “ bezeichnet haben würde, sofern er eine
nennenswerthe Anzahl Brachyccphalen unter ihnen gefunden hätte. Hat er solche unter den
angeführten schwedischen Schädeln gesehen, so dürfte er sie als Ausnahmen, oder vielleicht
als Zeichen einer Kreuzung mit kurzschädeligen Individuen von ausländischer Herkunft an-
gesehen haben.
In seinen ethnologischen Abhandlungen ') findet sich nicht einmal eine Brachyocphalic bei
den Schwedeu angedentet, aber desto bestimmter wird die Dolicbocephalie als ein liassenmrrkinal
derselben hervorgehobeu; er erklärt ausdrücklich, dass er bei der Einsnmmlung von Material
für seine kraniologiscbcn Untersuchungen der Schweden „die Speeünina, bei denen sieh eine
gemischte oder ausländische Herkunft annehnien Hess“ abgeschiedeu habe.
Man weis», dass A. Hetzius die Brachycephalie von einem Breitenindes von 80 an
*) Sieh»* Anders Itstzius Ssinladc »krifter af ethnoiogiskt Innshall. isst.
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ß30 Dr. Anton Nyström,
rechnete, daher die Schädelform der Schweden nach ihm diesen Index in der Regel nicht
erreichte.
R« hat zwar A. Retzius in seinen ethnologischen Schriften keine bestimmte Zahl als
Grenze zwischen den beiden von ihm aufgestellten Typen Brachycephalcn und Dolichocepbalen
angegeben, mau hat aber aus ein paar nach seinem Tode veröffentlichten Briefen Aufschluss in
dieser Hinsicht erhaltet) '). Danach wäre der Breitenindex der Dolichocepbalen ungefähr 76 und
der der Brachycephalen wenigstens 80, im Mittel 83,7. Man sieht, sagt Professor G. Re t zins,
dass A. Uetzius „anstatt eine bestimmte Grenze zwischen den beiden Classen zu ziehen, lieber
eine Mittelzahl, ein Cenlrntn wählte, um welches sich die verschiedenen Formen ordnen Hessen,
wobei zwischen den beiden Classen ein mehr neutrales Gebiet blieb, wo sie in einander über-
greifen konnten“.
Selbst hat A. Retzius über seine Untersuchungsmethode Folgendes milgetheilt: „Von den
schwedischen Schädeln habe ich nicht die ganze Sammlung gemessen, welche zwischen 200 und
300 Stück zählt. Nach mehrmaliger Musterung habe ich 6 Sohädel ausgewählt, 4 männliche
und 1 weiblichen, welche die allgemeinsten bei der ganzen Sammlung verkommenden Stamm-
verhältnisse ansdrücken. Nachdem ich sie beschrieben und gemessen hatte, habe ich wieder
Vergleiche mit den anderen Specimina angestellt und dabei ausgemustert, was sich nicht als
constant und allgemein erwies. . . . Das Problem ist das, anzugeben, was für die grosse Menge
jedes Volksstammes gemeinsam ist, und da die Ergebnisse um so sicherer sind, in einem je
grösseren Umfange zahlreiche Vergleiche angestellt werden können, habe ich für diesen Zweck
schwedische Schädel in grosser Menge gesammelt, theils aus dem Anatomiesaale, theils von Be-
gräbnissplätzcn.“
Die Anthropologen haben oft von individuellen Variationen in der Schädclforin des
Menschen gesprochen, die bei den niederen Rassen weniger oft Vorkommen sollen, bei den
civilisirten Völkern aber öfter zu finden seien. Dieses Verhältniss gab auch A. Retzius Ver-
anlassung, bei seinen Untersuchungen der verschiedenen Völker zu vermeiden zu suchen, „dass
durch die Einwirkung der Cultur wahrscheinlich in zahlreichen Wechselungen entstandene
individuelle und andere Abweichungen von der Stammform in die Berechnung auf-
genommen wurden.“ Er hob auch hervor, dass man „bei civilisirten Völkern das Material für
die Untersuchungen vorzugsweise von dem eigentlichen Volke und weniger von den höheren
Classen, mehr von der Land-, als der Stadthevölkerung holen muss“.
Auffällig ist es, dass die Mehrzahl der schwedischen Schädel, nioht nur aus der vor-
geschichtlichen Zeit, sondern auch aus dem Mittelalter, schwach mesocepbal oder dolichocepbal
sind. Professor E. Clason hat die Maasse einer Menge solcher Schädel angegeben, von denen
5G auf Ilelgeaudsholmen in Stockholm bei der Aufführung der Grundmauern für das neue
lieichstagsgehäude ausgegraben wurden *), ans dem Mittelalter stammen. Von diesen Schädeln
ist keiner brachycepha! , aber eine grosse Menge sind typisch dolichocepbal. Bei 12 Schädeln
aus dem Steinzeitalter und 6 anderen ohne Zweifel ebenfalls ans der vorgeschichtlichen Zeit
stammenden Schädeln (Knifsta) ist der höchste Breitenindex 76,7, und hei der Mehrzahl ist die
*) Sielie Ymer, 1896, Q. Itetzius: Blick pä den fysisks sotropologienn bistoris.
') Bielie E. Clsusen: Om ett fynd sf miinniskotkaller pä Helgeandshnlmen, Upsala I.äksre-
föreningens Körb. 1896 — 1607.
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Formen Veränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 631
Form ausgeprägt doliehocepbal mit einem ßreitenindex von 62,9 bis 72. Professor Clason
zeigt durch einen Vergleich mit schwedischen Schädeln aus der Jetztzeit, dass die Doliehocephalie
und Mesocephalie bei uns mit der Zeit einen immer grösseren Breitenindex erhalten
haben. So ist nach seinen Messungen der niedrigste Breitenindex bei Dolichoccphalcn , die
sicher aus dem Steinzeitalter stammen, 63,7 und bei Dolichocephalen aus unserer Zeit 67,8; der
höchste Breitenindex ist bei Mesocephalen aus dem Steinreitalter 76,7 und bei Mesocephalen aus
unserer Zeit 79,9.
Dass die Verminderung der Dolicliooephaiie, wie Professor Clason meint, in der immer
wenigeren Anwendung steifer SäuglingsmOtzen ihren Grund habe, dürfte kaum angenommen
werden können, denn theils wissen wir nicht, in welcher Ausdehnung dieser Gebrauch früher
zur Anwendung gekommen ist, theils können wir nicht entscheiden, ob durch diese Mülzchen
im Allgemeinen ein solcher Druck ausgeübt worden ist, dass dadurch der Kopf von den Seiten
znsammengedrückt werden konnte.
Ich bemerke hierbei, dass eine der beiden hypcrdolichocephalen Personen, die ich unter
den von mir untersuchten Schweden angetrofi'en habe, eine dem niederen Volke in Nerike an-
gehörende 57jährige Frau erklärte, nie eine steife Säuglingsmütze, sondern nur weiche gehäkelte
Mützchen getragen zu haben.
Von 15 von mir untersuchten aus den Ganggräben von Karleby, Lockegiird, Kroggard,
Backaryd und Backa (Vestergötland und Smäland) stammenden Steinzeitalterschädeln im Museum
des Karolinischen Institutes waren
5 tuesoccphal (Breitenindex 75,5 bis 78,8) und
10 doliehocepbal (Breitenindex 68,2 bis 73,6), davon
4 hyperdolichocephal.
Der einzige brachycephale Schädel dieser Sammlung war offenbar durch den Druck der
Erde deformirt worden, daher er nicht mit in die Rechnung aufgenommen werden konnte.
Auf Gotland habe ich 8 aus dem Eisenzeitalter stammende, in Visby, Fridhem, llemse
und Etelhotn gefundene Schädel von normaler Form zu messen Gelegenheit gehabt. Von diesen
Schädeln waren
4 mesocephal (Breitenindex 75,4 bis 76,2) und
4 doliehocepbal (Breitenindex 66,4 bis 73,8), davon
1 hyperdolichocephal.
Bei 2 Schädeln war die Stirnsutur offen.
Neulich habe ich alte Schädel in der Kirche auf Lidingö in der Nähe von Stockholm
begrabener Leichen untersucht. Die Kirche stammt aus dem Mittelalter, und unter dem Fuss-
bodon derselben haben sieb eine Menge Gräber gefunden, die eine ständige Fäulniss der Dielen
verursachten, so dass man schliesslich genöthigt war (1889), den Müll und die Skelette unter
dem grösseren Tlieile des Fnssbodoua zu entfernen. In der Kirche ist. seit mehr als 100 Jahren
Niemand beerdigt worden, und es stammten daher Bicher viele Skelette von Personen her, die
hier vor mehreren hundert Jahren begraben worden sind. Die ausgegnibenen Skelette wurden
auf dem Kirchhofe von Lidingö begraben, und dort konnte ich nun an 14 gut erhaltenen
Schädeln, alle symmetrisch und obno jede Spur einer Zusammendrückung, Messungen ausführen.
Von diesen 14 Schädeln waren
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632 Dr. Anton Nyströin,
5 mt-socephal (Breitenindex 76,1 bi« 78,5) und
9 dolichocepbal (Breitenindex 68,6 bi» 74,7), davon
1 liyperdolichnceplial.
Der letztgenannte Schädel, der äusserst porös war, schien sehr alt zu sein.
Bei einem Schädel war die Stirnsutur offen; derselbe hatte einen Breitenindex von 76,4.
Ein anderer Schädel schien rachitisch zu sein, indem da« Stirnbein und die Scbädelknochen
ziemlich ausgebuchtet erschienen; er war jedoch dolichocephal und hatte einen Breitenindex
von 74,7.
Ich habe an den Köpfen 500 lebender, erwachsener Schweden Messungen ausgeführt,
um diese Schädel durch die Bestimmung ihres Breitenindexes mit Schädeln früherer Bewohner
des Landes — au» dem Steinzeitalter, Eisenzeitalter, Mittelalter u. s. w. — vergleichen zu können.
Zu diesem Zwecke habe ich den erhaltenen Haulbreitenindex, wie man den Breitenindex bei
lebenden Personen wohl nennen kann, auf den kranialen Breitenindex redneirt. Da ich
gegen Brocas und Sticdes Reduction des I lautbreitenindexes um zwei Einheiten etwa« skeptisch
war, habe ich an acht laichen, bei denen ich znerst den Idingen- und Querdiameter der Schädel
mit ansitzender Haut und danach die Schädel nach Entfernung sowohl der Haut und der
Muskeln, wie de» Perikratiiums gemessen, neue Untersuchungen darüber ausgeführt. Der Unter-
schied in den Maassen ist nicht constaut, daher man sich an die erhaltenen Mittelzahleu halten
muss. Diese führen indessen zu einer geringeren Keduction, als der oben erwähnten.
Unterauchte Schädel
Verminderung de*
Längendiameteri j
Hreitendiameter«
Nr. 1
0,7 cm
0,8 cm
. 2
0.7 ,
0,8 »
> S 1 0,6 *
0,9 ,
, 4
0.« ,
0,76 *
„ ö
0,9 .
0.8 .
, «
0,86 „
0,65 »
„ 7
0,8 „
03 ,
. 8
1,15 .
1,95 .
Summa 8
6.30 cm
6,75 cm
Mittelzahl
0,78 .
«34 .
Bei der Redncirung des „Hautbreitenindexes“ zum Lianialen Breitenindex habe ich also
0,78 cm vom Längendiameler und 0,84 cm vom Breiiendiameter abgezogen. Wegen des geo-
metrischen Verhältnisses wird indessen hierbei der Breitenindex bei den breiteren und schmäleren
Köpfen nicht in gleichförmiger Weise rcducirt, sondern cs ergiebt sich folgende Serie Ver-
minderungen desselben:
bei Hvperbrachycephalen mit einem Breitenindex von 88 0,8 Einheiten,
87 bis 86 . . 0,9 „
85 „ 84 . . 1,0
83 * 82 . . 1,1
81 „ 80 . . 1,2
Brachyeepbalen
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Fonnenveräntlerungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 633
bei Mesocephalen
mit
einem
Breitenindex von
79
bis
78
. . 1,2
Einheiten
w ft
ft
w
1t 1»
77
75
. . 1,3
n
„ Dolichocepbalen
ft
n
» n
74
it
73
. . 1,3
rt
n n
1f
n
n »
72
rt
71
. . 1,4
n
n n
11
n
n rt
70
. . 1,5
it
„ Hyperdolichocephaleu
n
»
ft n
69
. . 1,5
ft
n ft
n
n
rt rt
68
. . 1.6
n
Nach dieser Serie habe ich die Heduction des Breitenindexes bei den von mir untersuchten
Schweden nusgeführt
Hervorgehoben mag hier werden, dass bei diesen Untersuchungen keine absichtliche Aus-
wahl — > der Theorie wegen — staugefunden hat, sondern dass sie bei allen Personen, die ich
getroffen und bei denen ich Gelegenheit hatte, Messungen vorzunehmen und nach der Her-
kunft u. s. w. zu fragen, ausgeführt worden sind.
Die Breitenindices und die entsprechende Anzahl Individuen der untersuchten lebenden
Schweden ergeben sich aus der folgenden Tabelle, wo die ganzen Einheiten auch die Individuen
mit Bruchtheilcn einer Einheit umfassen. So umfasst z. B. der Breilenindex von 86 auch Indi-
viduen mit einem Breitenindex bis zu 86,9 u. s. w.
Hrachycephaleu
Menocephalen
Dolichocepbalen
Breitenindex
87.9
86
85
84
' 88
82
81
90
79
78
. . < 77
76
75
74
73
72
•I71
7o
69
68
Anzahl
1
4
3
14
13
14
24
28 = 101.
41
81
62
68
65j= 297.
44
32
16
6
2
1
1 = 102.
600.
Die Schädelmcsstingeu, welche ich »usgeführt, haben allen Gosellschaftsclassen ge-
golten, und bei jedem Individuum habe ich so genau wie möglich Auskunft über seine Be-
schäftigung im Kindesalter sowie über den Stand und die Herkunft seiner Eltern
in Bezug auf die Provinzen des Landes und des Auslandes zu erhalten gesucht In den Tabellen
über die untersuchten Individuen ist auch der Stand des Individuums und die gesellschaftliche
Stellung der Familie desselben angegeben, wobei ich es für zweckmässig gehalten habe, zwei
Kategorien anzunehmen: Personen der höheren Stände (Gelehrte, Studirende, Beamte,
Archiv ftlx Anthropologie. Ed. XXVII. 0Q
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634
Dr. Anton Nyström,
Kauflcute, Künstler) und Personen der niederen Stünde (Bauern, Arbeiter in gewöhn-
licher Meinung, Dienstboten u. s. w.).
AuflSllig ist es, dass die Procentzahl der Brachycephalen, Mesocephalen und Dolieho-
cephalen bei den Standespersonen in beinahe gleicher Progression sinkt (58,4 Proc-, 38,7 Proc.
und 23,5 Proc.), während sie bei den Personen der niederen Stände in entsprechendem
Grade steigt (41,6 Proc., 61,3 Proc. und 76,5 Proc.).
Betrachtet man den persönlichen Stand im Verhältnis» zu dem Stande der Familie,
Bo findet man, dass von den 500 untersuchten Individuen 51, oder 13 Brachycephalen, 29 Meso-
cephalen und 9 Dolichocephalen, aus den niederen in die höheren Stünde übergegangen
sind. Ka zeigt sich indessen auch, dass dieser Vebergang aus den niederen in die höheren
Stände die Brachycephalen mehr als die beiden anderen Typen betrifft. So ist der Unter-
schied zwischen dem persönlichen Stande und dem Stande der Familie bei den Brachycephalen 12,9,
bei den Mesocephalen 9,7 und hei den Dolichocephalen 8,8 Proc.
Hochgradige Brachy cephalie mit einem Breiteniudex von 83 und darüber zeigen von
den 500 untersuchten Schweden 35 Individuen, von denen 27 den höheren uud 8 den
niederen Stünden angehören, während sich hochgradige Dolichoccphalic mit einem
Breitenindex von 72 und darunter nur bei II Individuen findet, von denen nicht mehr
als 3 zn den höheren und 8 zu den niederen Standen zu zählen sind.
Wirkliche Hyperbrachyccphalie mit einem Breitenindex von 85,1 bis 87,9 kommt bei
8 der 500 untersuchten Individuen vor, während sich wirkliche Hyperdolichocepbalie mit
einem Breitenindex von 69,7 bis 68,9 nnr bei 2 nachweisen lässt.
Von den Hyperbrachyecphalen — 6 Männern und 2 Franen — gehören 2 den höheren
und 6 den niederen Ständen an; die beiden Ilyperdolichocephalen — 1 Mann und 1 Frau —
gehören den niederen Ständen au.
Die untersuchten 500 Schweden zeigen solchergestalt in ihrem Breitenindex eine höchst
1 «deutende Variation, von 87,9 bis 68,9, also einem Totalnnterschied von 19 Einheiten.
Die fraglichen 500 nntersuchten Schweden stammen aus nahezu allen Provinzen des
Landes, die meisten gleichwohl aus dem mittleren und südlichen Schweden, aber nur ein paar
ans Rohusltn. »
Schlüsse hinsichtlich eines provinziellen Vorherrschen» des einen oder anderen Kranientypus
lassen sich bei der Mehrzahl der Individuen schwerlich ziehen, und es mag der Umstand hervor-
gehoben werden, dass ungefähr 116 väterlicher- oder mütterlicherseits aus zwei oder drei Pro-
vinzen stammen und 67 ausländisches Blut in ihren Adern Italien. Merkwürdig ist es indessen,
dass die, welehe ungemischt aus Schonen stammen, nnr Brachycephalen und Mesocephalen
sind und dass sich unter ihnen keine Dolichocephalen finden, während die ungemischt aus
Dalarne und den norrländischen Provinzen stammenden nur Mesocephalen und Dolicho-
cephalen sind und unter ihnen keine Brachycephalen Vorkommen. Dieses dürfte mit den ver-
schiedenen Lebensverhältnissen in diesen Provinzen in Zusammenhang gebracht werden können,
und zwar mit leichter Feldarbeit und bequemer Lebensweise in dem fruchtbaren Schonen, mit
harter Feld- und Waldarbeit in den weniger fruchtbaren nördlichen Provinzen.
Von 18 Individuen von ungemischter Herkunft aus Dalarne waren sowohl persönlich, wie
durch die Familie 4 den höheren und 14 den niederen Ständen angehörend. Von 10 Individuen
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. 635
mit ungemischter Herkunft aus den nördlichen Provinzen waren nach der persönlichen gesell-
schaftlichen Stellung 5 den höheren und 5 den niederen Stünden und nach der gesellschaftlichen
Stellung der Familie 1 den höheren nnd 9 den niederen Ständen angehörig.
Die 8 llypcrbrachycephalen stammen aus G Provinzen und 2 Städten des südlichen und
mittleren Schwedens, die 2 Hyperdolichooephalen aus Dalarne und Nerike. Bei den Reprä-
sentanten dieser beiden Typen fand sich ansländisches Blut bei 2 Hyperdolichocephalen, aber
die Breitcnindioe» bei ihren Eltern gaben an die Hand, dass die Hyperbrachycephalic bei ihnen
kein vererbtes Rassenmerkmal ist.
Das Verhältnis« zwischen der Brachycephalie (Breitenindex 80 und darüber), der
Mesocephalie (Breitenindex 79,9 bis 75) und der Dolichocephnlic (Breitenindex 74,9 und
darunter) bei den untersuchten 500 Schwedeu geht aus folgender Tabelle hervor.
Nach dem reducirten
Anzahl |
Persönlicher Stand
Stand, der Familie
Breiten iudex
höherer
niederer
höherer
niederer
Brach ycephalen
Meaooephalen
Dolichocepbalen
101 =20,2 Proc.
297 = 59,4 . !
1 102 = 20,4 . 1
59 = 58,4 Proc.
116 = 3«, 7 ,
24 = 23,5 .
42 = 41, 6 Proc.
182 = 613 , ;
78 = 76,5 „ |
46 =45,5 Proc.
89 as 29,0 „
16=14,7 . |
55 = 54,5 Proc.
211=71,0 „
87 = 85,3 „
500
1 198
302
147
i
858
Die Procentbcrcchnung in den letzten vier Colnmnen gilt den drei Hanpttypen.
Ueberraschend dürfte es sein, dass eine so grosse Anzahl oder ein Fünftel dieser 500 unter-
suchten Schweden Brnchycephalen sind, da man die Schweden bisher stets als Kesocephalen und
Dolichocepbalen bezeichnet hat.
Was das Geschlecht der 500 Untersuchten anbetrifft, so gehören 287 Individuen dem
männlichen und 213 dem weiblichen Geschlecht an, und die beiden Geschlechter vertheilen sich
auf die drei Typen in folgender Weise:
Männer
Frauen
Brach ycephalen
62 = 21,6 Proc.
39 = 18,3 Proc.
Meftocephalen
173 = 60,2 .
124 = 58,2 ,
Dolichocepbalen .....
[, 52 = 18,1 ,
50 = 23,4 „
287
> 218
Die Frauen scheinen im Allgemeinen etwas schmälere Köpfe als die Männer zu haben
während sich unter ihnen 5,3 Proc. mehr Dolichoccphalen finden, zählen sie 2 Proc. weniger
Mesoceplialen und 3,2 Proc. weniger Brachyoephalen als die Männer.
Werden die 67 Individuen mit ausländischem Blute abgerechnet, so ändert sich
indessen dadurch, wie die folgende Tabelle zeigt, das Verhältnis* bei den übrigen 433 unter-
suchten Schweden mit wissentlich nur schwedischem Blute nicht nennenswert!:.
so*
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<536 I)r. Anton Nyströin,
Nach dem reducirten
Persönlicher Stand
Stand der Familie
Breite uitidex
höherer j niederer
höherer
niederer
Brachycephalen
81 = 18,7 Proc. 40 =: 49,4 Proc. 41 — 50,6 Proc.
28 = 34 ,5 Proc
53 = 65,5 Proc.
Mesocephalen 259 = 59,8 „ 81 = 82,4 . 175 = 67,6 „ 56 = 21,6 . 208 = 78,4 „
Dolichocephalen , 98 = 21,4 „ 18=19,3 . 75 = 80,7 , 9 = 9,6 „ 81 = 90,4 ,
433 142 291 »3 340
Hieraus geht hervor, dass sich die Anzahl der Brachycephalen nur um 1,5 Proc. vermindert
hat, während die der Mesocophalen um nicht mehr als 0,4 Proc. und die der Dolichocephalen
nur nm 1 Proc. gestiegen ist.
Es zeigt sieh ferner, dass von den 433 Individuen 49, oder 12 Brachycephalen, 28 Meso-
cophalen und 9 Dolichocephalen, aus den niederen in die höheren Stünde hinaufgerückt
sind und dass dieses Hinaufrücken den Brachycephalen in höherem Grade (14,9 Proc.) als den
Mesocephalen (10,8 Proc.) und den Dolichocephalen (9,7 Proc.) gegolten hat.
Die Procentzahl der den höheren Ständen angehörenden Brachycephalen, Mesocephalen
und Dolichocephalen sinkt in derselben gleichen Progression, wie es die obige Tabelle von den
500 Untersuchten zeigt, oder um 49,6, 32,4 und 1 9,3 Proc., während sie bei den niederen
Ständen in entsprechendem Grade, oder um 50,6, 67,6 und 80,7 Proc., steigt.
Selten haben die Brachycephalen, auch wo sich ausländisches Blut im Geschlcehte gefunden
hat, ein fremdes, sondern in den meisten Fällen ein schwedisches Aussehen dargehoten,
welches indessen sehr wechselnd ist. Das eine oder das andere Individuum mit ausländischem
Blute hat zwar, mit schwarzem Haar und braunen Augen, ein fremdes Aussehen gezeigt, aber
auch bei dem einen oder anderen Individuum von wissentlich reiner schwedischer Herkunft ist
das Aussehen, bei schwarzem Haar und braunen Augen, ein ausländisches gewesen.
Obschon die Brachycephalen verhältnissmässig den höchsten Procentgehalt ausländischen
Blutes haben — 19,8 Proc. gegen 12,8 Proc. der Mesocephalen und 8,8 Proc. der Dolicho-
cephalen — so kann man doch nicht ohne Weiteres sagen, dass dieses, wenn schon es bei ge-
wissen Individuen der Fall sein kann, seinen Grund in einer Ueherföhrnug eines fremden,
brachycephalen Rassenraerkmales hat. Diejenigen aber, wo man anf Grund von schottischem,
wallonischem, finnischem, czechischem, polnischem oder französischem Blute eine brachycephale
Herkunft spüren könnte, sind allzu geringzählig. Einige Individuen mit „deutschem“ Blute
können zwar die Brachvcephalie durch eine mögliche slaviscbe Herkunft geerbt haben —
bei der Mehrzahl ist dieses aber sicher nicht der Fall gewesen, da die meisten von deutscher
Herkunft norddeutsche Stammväter haben dürften. Und in Norddentschland ist der brachy-
cephale Typus nur wenig repräsentirt. Was zwei der hochgradigen Brachycephalen betrifft
(Index 86,8 und 84,8), zwei Schwestern, so verhält es sich so, dass ihr Vater, ein Schwede,
bracliyceplial (Breitenindex 83,8), die Mutter aber, ursprünglich von deutscher Herkunft, dolicho-
cephal ist (Index 74,8).
Es scheint mir unzweifelhaft die wirkliche Ursache, dass sieb unter den Brachycephalen
mehr Individuen mit ausländischem Blute als unter den Mesocephalen und Dolichocephalen
finden, von cnltnrellcr Natur oder die zu sein, dass die fremden Elemente iu der schwedischen
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r
Formen Veränderungen de« menschliehen Schädels und deren Ursachen. 637
Nation in socialer Hinsicht, oder auf den Gebieten der Wissenschaft, der Knnst und der In-
dustrie, zum grössten Theil eine höhere Stellung eingenommen und daher weniger solche
gröberen Arbeiten verrichtet habe, die eine vornübergebeugte Körperhaltung erfordern.
Es zeigt auch die letzte Tabelle, dass 83 Proc. aller Individuen mit ausländischem Blute (also 56
von den 67) den höheren Ständen angehören und dass sich beinahe das gleiche Verhältnis« in
Betreff der Familien derselben findet (54 von 67). Bei den Brachycephalen ist dieses Ver-
hältniss noch mehr hervortretend, da von 20 brachycephalen Individuen 19 Standes-
personen sind und auch die Familien derselben in 18 Fällen von 20 den höheren
Ständen angehören.
Hinsichtlich des Breiionindexes war das Verhältnis* bei den 67 Schweden mit ausländischem
Blute folgendes:
Anzahl
Proportion
zur ganzen
Anzahl
(500)
Proportion
zur Anzahl
von demselben
Typus
Persönlicher Stand
Stand der Familie
höherer
niederer
höherer
niederer
Brachycephalen ....
20
4 Proc.
19,8 Proc.
19
1
18
2
Mesocepbalen
38 1
7,6 *
12.8 ,
31
7
80
8
Polichocephalen . . . .
9
1,6 „
8.8 .
6
3
G
3
1 67
13,4 Proc.
96
ii
61
13
Bei 67 oder 13,4 Proc. der 500 untersuchten Schweden fand sich ausländisches Blut Die
meisten dieser Individuen mit ausländischem Blute gehören indessen Familien an, wo mir eines
der Voreltern vor mehreren Generationen von ausländischer Herkunft gewesen iat, bo das? sie in
überwiegendem Grade schwedisches Blut in ihren Adern haben. Nur bei einer verschwindend
kleinen Anzahl ist der Vater oder die Mutter von ausländischer Herkunft gewesen. Kein In-
dividuum ist in die Berechnung aufgenommen, das sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits von
ausländischer Herkunft ist. Bei einigen findet sieb ausländisches Blut von verschiedenen Na-
tionen, daher bei einer Zusammenzählung der Ilerkuuftsqaellen mehr ausländische Elemente als
Individuen erhalten werden.
Die 67 Schweden mit ausländischem Blute haben folgende Herkunftsquellen :
Brachy-
cephalen
Meso-
cephalen
Dolicho-
cephalen
Brachy- Meso-
oephalen cephalen
Dolicho-
ceplialen
Deutsche, davon ungc-
Franzosen . . .
. . 4 8
führ der dritte Thetl
Engländer . . .
• • " - 1 2
1
von Pommern . .
9
16
6
Kurländer . . .
. . — ' 2
—
Schotten ......
5
8
—
I.ivlander . . . .
,.l|l 1
—
Wallonen u. Vlämen .
4
4
1
Estländer . . . .
. . 1
—
Holländer
-
—
i
Ungarn
— 1
—
Finnen (finnisch) . .
•
—
—
C zech t u . . .
... 1
—
Norweger
—
5
I
Polen
• • . 1 1 -
—
Ansser dem einen Falle von finnischer Herkunft ist bei sieben der untersuchten Schweden
angegeben, dass eines der Eitern von Finiand war; diese Individuen sind jedoch nicht unter
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I
t
638 Dr. Anton Nyström,
I
die mit ausländischem Blute aufgenommen, da ihre Eltern unzweifelhaft schwedische Finnen
waren. Von diesen sieben Individuen war eins brachycephal, vier waren mesocephal und zwei
dolichoccphal, ein Verhältnis«, welches hinsichtlich des kraniologischen Rassencharakters auch für
diese Auffassung spricht und nicht besonders auf einen finnischen Ursprung in ethnologischer
Meinung hindcutct.
Diese Untersuchungen der Schädel jetzt lebender Schweden zeigen bei einem Vergleich
mit Untersuchungen von älteren schwedischen Schädeln und den von A. Ketzins Uber die
Schädel der Schweden gelieferten Angaben, dass sioh der Breitenindex bei den Schweden
im Allgemeinen vergrössert hat, oder dass die Brachycephalie bei ihnen jetzt all-
gemeiner, die Doliehocephalie aber weniger allgemein als früher ist.
Auffällig ist es, dass unter den Schweden nunmehr so äusserst wenig Hy perdolicho-
cephalen vorzukommen scheinen — nur zwei der von mir untersuchten 500 waren Hyper-
dolichoccplialcn — , während sie früher ziemlich gewöhnlich waren, sowie dass der niedrigste
Breitenindex bei den 500 untersuchten jetzt lebenden Schweden 68,9 war, während er bei den
alten Schweden bis auf 62,9 herabging.
Es ist unter allen Umständen merkwürdig, dass unter diesen 500 untersuchten jetzt lebenden
Schweden nicht so wenig (35) hochgradige Brachycephalen Vorkommen und 8 davon wirkliche
Hyperbrachycephalen sind, sowie dass die Zahl der sioh unter ihnen findenden hochgradigen
Dolichocephalcn verhältnigsmässig gering (11) ist und nur 2 derselben hyperdoliohocephal sind.
Wir haben indessen hier oben (Seite 631) gesehen, wie verhältnissmässig zahlreich die
Dolichocephalcn unter den Funden ans dem Stein- und Kiscnzeitalter sind und dass in diesen
Zeiten in Schweden die Hypcrdolichocephalie gewöhnlich genug war, während die Brachy-
cephalie eine Seltenheit bildete.
Was namentlich Gotland betrifft — die einzige Provinz, wo ich zwischen Schädeln ans
alter Zeit (dem Eisenzeitalter) und der Jetztzeit Vergleiche anstellen konnte — , so erwiesen sich
von 8 Schädeln aus dem Kiscnzeitalter 4 als mesocephal und 4 als dolichocepbal, davon 1 als
hypcrdolichocephal mit einem Breitenindex von 66,4, während von 80 untersuchten jetzt
lebenden Gotländern ohne bekannte Herstammung aus anderen Provinzen 5 brnchyccphal,
20 mesocephal und 5 dolichocepbal waren und der niedrigste Brcitenindox sich bei ihnen auf
72,9 belief.
Was die Kopfmaasse anlangt, so zeigt es sich, dass der Längendiamcter bei den gotlän-
diachcn Schädeln aus dem Eisenzeltalter im Mittel auf 18,8 cm (der kürzeste ist 17,9 und der
längste 19,8) und bei den jetzt lebenden Gotländern (nach Uednction der Hautmaasse) auf 18cm
(der kürzeste ist 16,72 und der längste 19,42) beläuft und der Breitendinmeter bei den erstcren
im Mittel 13,2 cm (der kürzeste ist 12, G, der längste 13,8) und bei den letzteren 14,8 cm (der
kürzeste ist 13,6 und der längste 15,36) beträgt.
Die oben (Seite 627) milgctheilten Untersuchungen von dänischen Schädeln ans dem Eisen-
zeitalter und dem Mittelalter zeigen, wie gewöhnlich die Doliehocephalie früher auch in Däne-
mark war, wo sie jetzt selten zu sein scheint, gleichwie sie jetzt auch, nach meinen oben
(Seite 634) angeführten Untersuchungen zu urtheilen, in der alten dänischen Provinz Schonen
in Schweden seiten ist.
Ohne Zweifel ist die dolichoccphale Schädelform mit dem grossen nach oben von einem
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Formenveränderungen des menschlichen Schädels und deren Ursachen. <>39
Eindruck über die Spitze der Lambdanaht begrenzten Hintcrhauptbeinhöeker, welche Form
A. Retzins als für die Mehrzahl der schwedischen Schädel typisch bezeichnet hat, bei un-
zähligen Individuen wesentlich durch die bei unserem Volke seit unvordenklichen Zeiten gewöhn-
lichen Arbeiten: Urbarmachung unseres steinigen Boden*, Deichung, Feldbau, Bergbau, Waldbau,
Holzarbeit u. s. w., ausgebildet worden. Die harte Arbeit der Landbevölkerung hat, namentlich
früher, vielerorten die Ausbildung einer kräftigen Ilasso von „Ackerschweden“ herbeigeführt, die
in Ländern, in denen man sich weniger an solche Arbeiten gewöhnt hat, wie z. B. in Norwegen,
wo auch die Dolichocephalie nicht so gewöhnlich ist, sehr geschätzt sind.
Man dürfte annehmen können, daas, welche Rasse sich auch in älteren Zeiten in Schweden
niedergelassen hätte, um hier Wald uud Feld urbar zu machen und den Boden zu bebauen, so
würde sie durch die schwere Acker ar beit dolichocephal geworden sein. Die Lappen, die in
Schweden gewohnt, sind zum grössten Theil brachycephal geblieben, weil sie sich nie der Acker-
arbeit gewidmet haben; dagegen dürften aber die Finnen in Schweden — die in einigen
Provinzen des Landes, wie in Dalarne uud Norrland, ziemlich stark repräsentirt sind — durch
die Ackerarbcit allmählich mehr dolichocephal und mesoceplutl geworden sein.
Die beltisclien und germanischen Schweden sind seit unvordenklichen Zeiten aus derselben
Ursache wesentlich dolichocephal gewesen, obschon sich nun bei ihnen durch veränderte Arbeits-
weisen und Verkehrsmittel und durch eine geringere Strenge der Ackerarbeit in den fruchtbareren
Provinzen allmählich Mesocepbalie und Brnchycephalie entwickelt haben.
Die Lebensverhältnisse, die Gewerbe und Verkehrsmittel haben in letzter Zeit, oder seit
dem Anfänge oder der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, durch die Einführung der Maschinen-
industrie, der Dampfschillahrt, des Eisenbahnverkehrs u. s. w. grosse Veränderungen erfahren.
Hierdurch ist die Körperhaltung im täglichen Leben bei zahlreichen Individuen aus einer vorn-
übergebeugten in eine mehr aufrechte übergegangen, und die Form des Schädels hat sich dadurch
verändern können.
V. Sohlussbetraehtungen.
Man darf keineswegs erwarten, nach der hier dargestellten Theorie eine höbe Cnltur un-
willkürlich mit Brnchycephalie und die Dolichocephalie unwillkürlich mit niederen Culturstadien
verknüpft zu finden. Die Theorie geht nur darauf hinaus, dass — nebst der Erblichkeit — eine
durch verschiedene Beschäftigungen und verschiedene Lebensweisen bedingte Verschiedenheit
in der Körperstetlung im täglichen Leben eine Hauptursache der Verschiedenheit in der
Schädelform ist.
Viele Verhältnisse, die beim ersten Anblick gegen die Theorie zu sprechen scheinen,
werden sich bei einer näheren Kenntnis* gewisser Einzelheiten im I.cbcn der Völker sicher mit
ihr in Uebereinslimmung bringen lassen.
Die Theorie dürfte sich indessen mit den Gründen, die oben dargestellt worden sind, als
theoretisch berechtigt erweisen und daher zugestanden werden, dass die zwei Momente derselben,
das statische, oder Pascal’* hydrostatisches Princip, und das dynamische, oder die
Thätigkeit der Nebenmuskeln, Kräfte sind, mit denen man zu rechnen hat, Kräfte, von
denen angenommen werden muss, dass sie hei den Veränderungen der Form des Schädels die
grösste Rolle spielen.
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r,40
l)r. Anton Nyström,
Das Vorkommen von Brachyccphalie und Doliehocephalie bei demselben Volke kann ver-
schiedene, bei den verschiedenen Elementen der Gesellschaft mehr oder weniger kräftig wirkende
Ursachen haben. Verschiedene dieser Elemente können Standespersonen, Beiter, Seeleute u. «. «r.
sein, andere sind Handwerker, Landarbeiter u. s. w., und durch Ehen zwischen Individuen mit
verschiedener Beschäftigung und verschiedener Sohädelform können oft verschiedene Schidcl-
typen in derselben Familie entstehen.
Was die Einwände betrifft, die gegen die Theorie erhoben werden können, so will ich
hier daran erinnern, dass viele bestätigten naturwissenschaftlichen Theorien Anfangs von Fach-
leuten wegen Mangels direcler Beweise in allen möglichen Einzelheiten oder einer alt-
gewohnten Auflassung bestritten worden sind, llarvey’s Theorie des Blutumlaufes bat solcher-
gestalt bei mehreren hervorragenden Anatomen Widerspruch gclundeu, und mediciuiscbe
Facultäten widerselzten sich der Anerkennung derselben lange. Die Theorie war jedoch
richtig, obschon Harvoy nicht demonstrirt hatte, wie das Blut aus den Arterien in die Venen
gelangt, was man erst ein drittel Jahrhundert später durch Malpighi’s Entdeckung der
Capillargcfässo erfahren hat. Harvey’s Entdeckung ist für die Geschichte der Forschung von
grösster Bedeutung, da sie zeigt, wie weit man mit indirectcn und theoretischen Argumenten
kommen kann. Sie geschah nicht durch directe Beobachtung, sondern sowohl durch deductice,
wie durch inductive Beweise, d. h. durch Nachdenken — gau* wie ein Maler, den man fragte,
wie er seine Farben mische, sagte: „Mit dem Gehirn.“
Die Betrachtung des Falles eines Apfels brachte Newton auf den Gedanken, dass die
Gravitation die Ursache der Bewegung der Planeten sei und die Kraft, welche die Körper an
die Erde zieht, nicht nur bis in die höchsten Schichten der Atmosphäre, sondern bis zum
Monde u. s. w. reiche. Dnrch Berechnungen konnte er nachher sein Gravitationsgesetz for-
muliren, aber so gut er es auch demonstrirte — in seinen Principien — so bliob man doch
in allen Ländern kalt gegen dasselbe, und während mehr als 50 Jahren hat es auf die Arbeiten
der Gelehrten wenig oder gar keinen Einfluss ausgeübt. Mehrere zu Newton’ s Zeit lebende
grosse Mathematiker nnd Astronomen bestritten seine Theorien. Nichts kann deutlicher zeigen,
dass alles Neue, selbst wenn es die grösste wissenschaftliche Wahrheit ist, viele Widersacher
auf Grund der Gewohnheit, in einer gegebenen Weise zu denken, und dor unerhörtou Macht
der traditionellen Autorität findet Lavoisier’s Theorie der Oxydation nnd R. Meyer’»
Theorie der mechanischen Wärme landen, obschon sie durch die Forschung vollkommen be-
kräftigt waren, ebenfalls eifrigen Widerspruch bei Fachleuten.
Gleichwie Harvey, Lavoisier n. A. hat auch der Begründer der Evolutionstheorie
die Bedeutung des systematischen Denkens, d. h. die Bedeutung der Deduotion für die
Forschung dargelegt, indem es ihm mittelst der Deduction möglich gewesen ist, für die Er-
scheinungen wirkliche Gesetze zu formulireu, was er mittelst der concreten Detailforschung
nicht vermochte. Verschiedene Forscher sind einseitig der analytischen Methode gefolgt, die,
von der genauen Detailforschung ausgehend, mehr auf das den Individuen Eigenthürolicbe
sieht und streng scheidet, was verschieden erscheint, während andere der synthetischen Methode
folgen, die übersichtlich zuwege geht, dem Gemeinsamen und Verwandten naebforscht
und den Zusammenhang zwischen den Individuen und das Verhältnis» zwischen Ursache und
Wirkung zu ermitteln sucht.
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Formen Veränderungen de» menschlichen Schädels und deren Ursachen. <>41
Die ersteren haben indessen, da eie die Un Veränderlichkeit der Arten als erwiesen be-
trachtet, das Zeugnis* der vüllig geschichtlichen Zeit überschätzt und Möglichkeiten in den viel
längeren vorgeschichtlichen Zeiträumen übersehen; sie sind auch nicht geneigt gewesen, ver-
bindende Zwischenglieder der Entwickelung anzuerkennen, weil man dieselben nicht concret vor
Augen gehabt hat, und ebenso haben sie übersehen, dass die wissenschaftliche Demonstration,
namentlich in Betreff dynamischer Fragen, wenigstens in der Hauptsache zu positiven Er-
gebnissen führen kann, und dieses ebensowohl mit indirecten, wie mit directen
Gründen. Goethe, der erste Vertreter der Evolution»- oder Transformationslehrc in neuerer
Zeit, legte die Veränderlichkeit der Pflanzen- und Thierformen dar und demonstrirte sie gleich-
zeitig, indem er zeigte, wie die verschiedenen Naturkräftc modificirend auf die ursprünglichen
Typen wirken, aber seine Schriften hierüber wurden von der wissenschaftlichen Welt lange
gänzlich unbeachtet gelassen, um nicht zu sagen mit Geringschätzung betrachtet. Als später
Lnmarck, Darwin u. A. die Transformationstheorie noch ausführlicher dnrslelltcn, fanden sie
bei vielen Forschern den intensivsten Widerstand, obschon es sich gezeigt hat, dass die Theorie,
ungeachtet gewisser fehlerhafter Annahmen, als bestätigt zu betrachten sei.
Gleichwie die alten Classificationen des Pflanzen- und Thierreiches durch die Trans-
formationstheorie gefallen sind, so hat eine nähere Forschung die Schwierigkeit dargethan, die
Menschen nach äusseren Kennzeichen in streng geschiedene Rassen einzutheilen. Die Forscher
haben verschiedene Gruppen von Menschenrassen aufgestellt und dio Anzahl derselben zu
2 bis 3 bis 5 und mehr, bis zu 63, bestimmt, so dass die Anthropologen sich nicht über eine
bestimmte Anzahl wissenschaftlich unterschiedener Rassen einigen können. Die Arteinheit des
Menschengeschlechtes, die sich am deutlichsten aus den Fortpflanzung* Verhältnissen, oder der
Fruchtbarkeit bei Kreuzung verschiedener Rassen ergehen hat, lässt auch die für die Rassen
aufgestellten Unterscheidungszeichen oft als von ganz untergeordneter Bedeutung erscheinen ;
dieselben sind nur Modiflcationen, zum grossen Tbeil durch äussere Verhältnisse hervorgebracht,
und es gilt für die Forschung in Betreff der Rassoufrage die moditicirenden Umstände zu
finden, gleichwie es für sie in Bezug auf die alte Classification des Pflanzen- und Thierroiches
gegolten hat, die möglichen nnd annehmbaren Ursachen der Metamorphose nachzuweisen.
Die verschiedenen Schädelformen können wohl bisweilen für die Unterscheidung gewisser
Rassen von relativer Bcdeutuug sein, doch glaube ich gezeigt zu haben, dass sie nicht von
absoluter Beständigkeit, sondern, auf Grund gewisser Gesetze, modificirb a r sind.
Ich glaube indessen nicht, hier eine völlig bewiesene Theorie dargelegt zu haben, sondern
cs ist dieses nur ein Versuch, für die Entstehung kürzerer oder längerer Schädelformen eine
wissenschaftliche Erklärung zu geben, deren Schwierigkeiten ich sehr gut eingesehen und bei
deren Ausarbeitung ich selbst viele Einwürfe gegen sie gemacht habe, die solchergestalt hei der
Beweisführung berücksichtigt worden sind. Gewisse Einwürfe haben andere hei Demissionen
des Gegenstandes gemacht, und auch diese habe ich genan erwogen und, wie ich hoffe, in be-
friedigender Weise widerlegt- loh wage jedoch zu hoffen, dass da« Fundamentale dieser Theorie,
trotz der Schwierigkeiten, die sich für ihre Bestätigung finden, und obschon gewisse Einwürfe
gegen sie gemacht werden können, bei einer fortgesetzten Forschung als richtig befunden
werden wird.
Die schliesslich« Bestätigung der hier dargestellten Theorie des Entstehens der Brachy-
Archiv fhr Anthropologie. Bd. XXVII wi
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fi 42 Dr. Anton Nyströra, Formenveränderangen des menschlichen Schädels etc.
ccphalic und Doliehoeeplialie fordert neue und ausgedehnte ethnologische Untersuchungen bei
verschiedenen Völkern — in Uehereinstimmung mit den Principien und Gesichtspunkten der
Theorie — von Forschern und Forschungsreisenden.
Es gilt hierbei vor Allem die Untersuchungen so auszuführen , wie ich es bei lebenden
Schweden gelhan habe, nämlich theils die Herkunft zu erörtern, theils die untersuchten Indi-
viduen in den beiden Hauptgruppen : höhere und niedere Stünde aufzustellen, mit Hinsicht
der socialen Stellung sowohl der Familie wie des Individuums.
Die Aufstellung der erhaltenen Maassc in den drei Kategorien: Brachycephalen, Meso-
cephalen und Doliehocephalen dürfte auch als die am meisten praktische angesehen werden.
* *
•
Eis ist gesagt worden, dass die von mir aufgestellte Theorie, wenn richtig gefunden, „die
biologische Anthropologie Umstürzen würde“. Man hat mit dieser Aeusserung erklärt, dass diese
Wissenschaft sich auf die Annahme stützt, dass die verschiedenen Kopfformen unverän-
derliche Kassenmerk male seien, eine Annahme, die jedoch deutlich verfrüht gewesen
ist und wodurch man oft die Bedeutung dieser Formen in ethnographischer Hinsicht übertrieben
hau Sic wurde übrigens ursprünglich in der ersten Periode der Kraniologie gemacht; und
hier ist jetzt nur geschehen, was in allen Forschungszweigen eingetroffen ist, dass ältere Vor-
stellungen einer Revision unterworfen worden sind,' um, wenn möglich, die Wahrheit zu linden.
Ein anderes Ziel habe ich nicht gehabt, und ich kann nicht unterlassen zu erwähnen, dass ich
während meiner Studien über die Herkunft der schwedischen Kation durch eine Aeusserung
eines hervorragenden Anthropologen: dass er eine längere Zeit »eine Untersuchungen aufgegeben
hatte auf Grund der Verwirrung innerhalb der kraniologischen Ethnographie, gewissermaassen
veranlasst worden bin, eine Revision der Kraniologie zu unternehmen.
Ein positiver Nutzen ausserhalb der theoretischen Forschung würde aus den Resultaten
meiner Untersuchungen hervorgehen, wenn sie Bestätigung fänden, nämlich auf dem Gebiete
der internationalen Politik, wo die Vorstellung über fixe kraniologische Rassetimerkmale früher
Rassenhass und Chauvinismus unterstützt hat. Wie haben nicht etliche Forscher sich in
den Dienst der nationalen Eitelkeit und des offensiven Militarismus gestellt durch die Annhme,
dass die doliehocephalen Völker Europas den brachycephalen überlegen seien und
deswegen herrschen und siegen müssen u. s. w.
Wenn man jetzt zu der Ueberzeugung kommen sollte, da«» Dolichoccphalie kennzeichnend
für die meisten Völker auf früheren Stadien ist und dass Brnchycophalie immer allgemeiner
unter allen Völkern wird, wäre ja ein Argument gewonnen für eine öffentliche Meinung über
die Einheit des Menschengeschlechtes und über geringere Ungleichheit zwisohen den Völkern,
nls man angenommen hat.
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Kleine Mittheilungen.
XXI II.
Baumsargmenschen von Freckenhorst.
Von
Dr. H. Landois,
' Univ.-Pruf. der Zoologie an der König!. Universität Münster i. W.
Literatur:
Prof. Dr. H. Landois und Dr. B. Vormann: WeetphäHsohe Tod ten bäume and Baumsargmenschen. Mit
Taf. XIII bii XVI. Archiv für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Band 17.
In dieser Abhandlung ist die uns xugingliche übrige ältere Literatur über Baumsärge angegeben.
Vorbericht und Genchichtliches.
Wir erhielten nachstehende Mitteilung:
Herrn Professor Dr. Landoia, Münster.
Bei Ausgrabungen auf meinem in der Nähe der Kirche (dem alten Kirchhofe) gelegenen
Grundstück habe ich einige sehr gut erhaltene Särge ausgehoben. Dio Särge sind aus
ganzen Baumstämmen gefertigt, haben lose aufliegenden Deckel und die Gerippe der betr.
Leichen sind noch ziemlich gnt erhalten. Ich stelle den historisch wichtigen und inter-
essanten Fund dem Zoologischen Garten gern zur Verfügung und bitte um gef. umgehende
Nachricht.
Freokenhorst, den 13. August 1901. Achtungsvoll
Jos. Höckelmann.
Freitag, den 16. August fuhren wir bereits zu der interessanten Fundstelle, um die anthropo-
logischen Schätze zu heben.
Die ältest« und zugleich die Stiftsurkunde !) des Klosters in Freckenhorst ist datirt vom
Jahre 851 den 24. December:
«Daher haben wir Sünder, Everword und Geva, Eheleute in Freckenhorst, den Forst nahe
unserer Burg — auf den Rath des ehrwürdigen Vaters, Ludbert*)' Bischof in Mimigardo, von Grund
aushauen und ausroden lassen, — eine ansehnliche Kirche erbaut. — In dieser haben wir bei Nacht
*) J. B. Schölte, Pfarrdechant, Geschichtliche Mittheilungen über »las Stift Freckenhorst. Münster, in
Commission bei J. H. Deiters, 1852, 8. 50 u. ff.
*) Ludbertus, 849 — 872, der vierte Bischof von Munster.
81*
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644
Dr. H. Landoig,
and bei Tag bitterlich unter Thränen und unter Schmers den Herrn angeflehet, dass er nach seiner
Erbarmung wegnehmen möchte die Schmach der Kinderlosigkeit an unserer Ehe; aber der Sünden wegen
ist der Zorn Gottes verlängert gegen uns und die göttliche Güte hat ihre Ohren verschlossen umeivs
Klagen. Daher haben wir alle Hoffnung auf eine leibliche Nachkommenschaft, auf welche wir zu sehr
Sion und Gedanken gerichtet hatten, aus ganzem Herzen mit Thraneu aufgegeben und nach einen
Geschlecht« geistiger Nachkommenschaft unsere Augen gewendet, — haben wir Söhne und Töchter
an Kindesstatt angenommen. — Zu Söhnen haben wir angenommen Priester des allerhöchsten Gottes
mit ihren Diakonen. — lieber unsere Töchter verordnen wir also: Wir nehmen zu Kindern an freie
Töchter von gutem Namen, keine ©igenhörige, keine frejgelassen© u. s. w.“
„Die am Eingänge des Kirchhofes vom Markte her westlich von der jetzigen St. Bonifatius*
Pfarrkirche und so wie diese auf einer sanft ansteigenden Anhöhe gelegenen St. Peter ■•Capelle1),
ist nach der Tradition und nach alten Documeuten unzweifelhaft das von dem sei. Everword in Folge
der erzählten wunderbaren Erscheinung (Lichtglanz im Walde, zuerst von dem Schweinehirten Freckyo
— woher der Name Freckenhorst — beobachtet), laut der Stiftungsurkunde an eben der Stelle der
Erscheinung erbaute Oratorium, folglich die erste Pfarr- und Stiftskirche hierselbst. Die Zeit der
Erbauung fällt in das Jahr 850. Diese Capelle ist im Rektangel, dessen eine Seito 51, die andere
29 und dessen Höhe 12 Fuss beträgt, erbaut. I)i© Mauen» sind 3 Fuss stark ohne Strebepfeiler.“
Für die jetzige Stiftskirche wird die Jahreszahl 1129 als Einweihungsjahr gemeldet; die Weibe
nahm Bischof Egbert vor; er war der zwanzigste Bischof von Münster von 1127 bis 1131.
Die Lage der Baumsärge.
Vom Marktplatze in Freckenhorst führt ein breiter Weg zur Stiftskirche. Hechts vom
Anfänge dieses Weges liegt die alte Petri* Capelle, links das Wohnhaus des Plüschwebers Herrn
Joseph Höckel mann. Die Entfernung beider beträgt 18m.
In dem Ilöckelmann'schen Hause wurde im August 1901 eine Jauchegrube ausgeschacbtet und
ausgemauert. Die Dimensionen dieser Grube betragen in der Länge 6 m, in der Breite 2,50 m, in der
Tiefe 2,10 bis 2,20 m.
Beim Auascharhten dieser Grube sties» man auf Banmsärge und zwar in der Tiefe derselben.
Die Särge waren in gelbem Lehm und Senkel eingebettet, also in anstehendem Boden; über
denselben lag Schutt, Mutterhoden, überhaupt meist aufgeschüttete Culturerde. Der Lehm hat wohl
viel darauf eingewirkt, dass der Erhaltungszustand der Särge ein so guter war. Auch war der Lehm
theilweise mit dem Sickerwasser in die Särge eingedrungen und hatte die Knochen der menschlichen
Gerippe eingebettet, so dass diese der Verwesung auch gut widerstanden haben. Die schwarz-
braune Farbe der Skelette rührt von der Lobe der eichenen Sarge her.
Auf dem verhalfnissmässig geringen Baume von 15 qm lagen sieben Särge: drei grosse, von
denen der eine nicht gehoben werden konnte, weil er zu stark vermodert war; zwei von mittlerer
Grösse und zwei kleine Kindersurge.
Die Lage sä in in tli eher Särge war so, dass die Köpfe der Leichen nach Westen gerichtet waren
(bekanntlich wurden und werden die Leichen der katholischen Priester im Gegensätze zu den Laien
mit den Köpfen nach Osten bestattet).
Fundorte der Baumsärge in Westphalen.
Bis jetzt sind bei uns Baumsftrge gefunden worden in Rhynern, Büderich, Seppenrade,
Borghorst, Wiedenbrück und Freckenhorst
Diesen können wir an» neuester Zeit noch den Fundort in Ewers winkel zufügen. Bei unserer
Excuraion nach den Raumairgen in Freckenhorst hörten wir, dass der I^ehrcr zu Ewerswinkel in
seinem Hause, unweit der Pfarrkirche belegen, ebenfalls eine Aborigrube im August 1901 angelegt
habe. Dabei sei man auf einen Baunisarg gegossen, der aber erst als solcher erkannt wurde, als
wegen der Zerbröckelung von Sarg und Knochen die Sache zu spät war.
Jedenfalls geht aus den bisherigen Funden schon so viel hervor, dass die Bestattung in
Baumsärgen in der ersten christlichen Zeit in Westphalen allgemein gehandhabt wurde.
Mau wird bei weiteren Ausschachtungen in der Nähe älterer Kirchen wohl noch vielfach auf Baum*
särge stossen. Wcun die Särge selbst in der Folge keinen grossen Werth mehr haben, um bo wichtiger
für uns sind die darin enthaltenen Skelettreste, weil aus ihnen die Lösung der Frage näher gebracht
>) I. c., ö. 44.
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645
Baamsargmenschen von Freckenhorst.
wird, ob und wie «ich die Bewohner Weatphalens von der Steinzeit an in körperlicher und geistiger
Beziehung verändert haben.
Wir bitten uns deshalb von jedem neuen Funde an der Centraletelle wissenschaftlicher anthropo-
logischer Forschung unverzüglich Meldung zu machen.
Beschreibung der Baumsärge.
Nach Münster übergeführt wurden vier Särge.
Der I. hat eine Länge von 2,20 m und eine Breite von 0,50 m
. 11. , „
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. 1.98 , „ .
. . 0,49 »
. 1U. . ,
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„ „ 0,35 „ f Kindersarg)
l
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. 1.04 , . .
. . 0,38 „
Die F recken honster Baumsärge gehören nicht zu den ältesten ihrer Art. Ursprünglich spaltete
man einen Baum der Lange nach in zwei Hälften und höhlte ihn inwendig aus; die Rinde blieb am
Stamm. Beim Begraben konnten solche Särge leicht ins Rollen gerathen, und deshalb stützte man sie
an beiden Seiten mit dicken Kieselsteinen. So fanden wir die ältesten Todtenbäume in Borghorst ge-
fertigt und beigesetzt.
Allmählich wurden die Särge behauen, so dass sie sich mit der Zeit unserer jetzigen Sargform
nähern. Unten worden sie abgeflacht, um das Rollen zu verhindern; oben schrägte man sie dachförmig
ab, wahrscheinlich zn dem Zwecke, dass das Wasser jederseits ablaufen konnte.
Wenn die ältesten Todtenbäume, abgesehen von denen aus der Bronzezeit, in die Zeit Karl s des
Grossen versetzt werden müssen, so dürften unsere Freckenhorster einige Jahrhunderte jünger sein.
In den mit I. bis III. bezeichneten Särgen waren die Skelette ziemlich gut erhalten; sie wurden
deshalb auch montirt. In den übrigen fanden sich nur einzelne Knochen; wir haben aber von diesen
noch zwei (ziemlich defecte) Schädel gesammelt, sowie eine grosse Anzahl Wirbel, Rippen und Röhren-
knochen.
Beschreibung der Baumsargskelette.
Der Erhaltungszustand der Knochen ist ein ziemlich befriedigender. Der Gerbstoff und die
Gerberlohe der eichenen Baumsärge, welche den Knochen die tiefbraunsrh warze Färbung verlieh,
wird auch zur Conservirung derselben wesentlich beigetragen haben.
Im Allgemeinen ist uns die Mächtigkeit and Schärfe der Knochenvorsprünge aufgefallen.
Wadenbeine und Ellen haben z. B. so starke Hohlkehlen und scharfe Kanten, dass man sie aIh Messer
zum Schneiden gebrauchen könnte. Itiductiv tchliessen wir hieraus auch auf die Kräftigkeit der
vorhanden gewesenen Musculatur.
Der Sarg I. umschloss das Skelet eines (50- bis 70jährigen grossen und kräftigen
Mannes. Das Alter kann aus den stark ahgeechliffenen Zahnkronen und der Verwachsung der
Schädelnähte mit Sicherheit erschlossen werden. I)a fast sämmtliche Knochen sich vorfanden, konnte
das Skelett fast ohne Fehl montirt werden.
Der Sarg II enthielt das Gerippe eines kleinen und zarten Weibes. Das Geschlecht
kann aus der geringen Schädelcapacitat und dem flachen Becken mit Sicherheit bestimmt werden.
Die Knochen in dem einen Kindersarge (III.) sind ziemlich gut erhalten; in dem Sarge IV. sind
sie bis auf wenige Bruchstücke vermodert.
M a a s 8 e der Skelette.
Mann
Weib
Kind
Totallärgc
1 ,70 m
1.37m
0.60 m
Schädelinhalt
. L lflOOoem
1260 oem
V .
Wirbelsäule (bis zum Kreuzbein). .
0,63 m
0,40 m |
V
Oterarm
0,33 „
0228 „
0,11 .
Kilo
0,25 .
0,22 .
0,9 .
Hand
0,2« „
? „
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Oberschenkel
0,4« ,
0,42 .
0,15 ,
Schienbein
• i 0,38 .
0,30 .
0,13 .
Fasslänge
•1 O.W .
? . 1
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646
Pr. H. Lundois, Baunisargnujnschen von Freckenhorst.
Die F recken horster IUumsargraenschen sind den früher von uns (1. c.) beschriebenen Skeletten
aus Borghorst ausserordentlich ähnlich, so dass wir uns der Mühe entheben konnten, die verschiedenen
Scbädelindices aufs Neue foztzusetzen. Sie heissen: Langschädel, Flachschädel, Schiefzahner, schmal*
gesichtig, schmales Obergesicht, niederer Gesichtsschädel , leptoprosop, mesoconch, platyrrhin, lepto-
staphylin.
Soh&delcapacit&t
Mittel maa aee:
Steinzeitmenschen, Sünninghausen c t 1360ccm 2 1300 ccm
Baumsargmenschen, Borghorst and Freckenhorst ... c f 1496 „ $ 1880 „
Jetztzeit, dotichoccphale Sachsen cf 1446 „ 2 1330 „
Maximum cf 1790 * $ 1560 n
Die vorstehenden Zahlen sind das Frgebniss zahlreicher Messungen. Wenn wir nicht seit vielen
Jahren die Menschenreste früherer Jahrtausende gesammelt hätten, wäre die Feststellung des Inhaltes
der Schädel unmöglich gewesen. Jetzt haben wir die wissenschaftliche Befriedigung, feststellen zu
können :
Der 8ch&delinhalt, also auch die Grösse des Gehirns, hat sieh bei den Wostphalen
von der Steinzeit bis auf don heutigen Tag bodeutend vermehrt, von dom Maximum der
Intelligenz und der Schädelcap&citftt sind wir aber noch weit ontfernt.
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Referate.
647
Refe rate.
Aus der deutschen Literatur.
1. Stratz, C, H.: Die Fraucnkleidung. 8°. X.
186 Seiten, mit 102 zum Theil farbigen Abbil-
dungen. Stuttgart, F. Enke, 1900.
ln dem von der Verlagsbuchhandlung schon auage-
statteten, lesenswerthen buche bespricht der Verfasser,
dem wir die interessanten Studien über die Schönheit
des weiblichen Körpers verdanken, die Entwickelung«-
ge schichte der Frauenkleidung, die tropische und die
arktische Kleidung, das Nationalkoatüm in nicht euro-
päischen Ländern und in Europa, Nach einer aus-
führlichen Besprechung der Mode, apeciell der durch
die Mode vorgeschriebenen Formen des Coraeta und
der Fussbekleidung, wird der Einfluss der Kleidung
auf den weiblichen Körper, welcher bereits in dem
Huche „Die Schönheit des weiblichen Körpers" be-
sprochen worden ist, in übersichtlicher Zusammen-
stellung vor Augen geführt. Den Schluss bildet ein
Capitel über die Verbesserung der Frauenkleidnng.
Die Resultate der wichtigen und interessanten
Arbeit fasst der Verfasser in folgende beherzigens-
werthe Worte zusammen:
„Die Frauenkleidung ist festen, unabänderlichen
Gesetzen unterworfen , sie dient ausschliesslich zum
Schmuck des Körpers und wird geringer und dadurch
besser, wenn der Körper schöner wird. Eine Ver-
besserung der Frauenkleidung lässt sich nur erreichen,
wenn man die Gesetze, denen sie unterworfen ist, sorg-
fältig beobachtet, mit anderen Worten: Man suche
nicht die Fraueukleidung zu verbessern, sondern be-
inne mit der Verbesserung des Inhaltes, mit der
Besondere Beachtung verdienen die Rathschläge
zur Erziehung gesunder Frauen.
„Mit besserer Hygiene in der Lebensweise kann
auch jetzt schon", schreibt Stratz, rsehr viel gethan
werden, nnd dadurch wenigstens mittelbar eine Ver-
besserung der Kleidung erzielt werden.“
„Zunächst ist der Gebrauch von Seife und Wasser
such in besseren Kreisen noch lange nicht so ver-
breitet, als wünschenswert ist. Die meisten begnügen
sich mit einem sogenannten Reinigungsbad in aer
Woche. Das ist lange nicht genug. Wer sich erst
einmal an das tägliche kalte Bad, das im Winter durch
die kalte Douche ersetzt werden kann, gewöhnt hat,
der begreift nicht, dass es Menschen giebt, die diesen
Genuss entbehren können. Die ßlntcirculation wird
erhöht, die Haut erhält einen schöneren Teint (kaltes
Wasser war bekanntlich das Schönheitsmittel der Ninon
de Lenclos), der Körper wird abgehärtet gegen Kälte
und Erkältung, man fühlt sich frischer und kräftiger.“
Ein zweites Erfordeniisaist regelmässige Bewegung
in frischer Luft; wen sein Beruf verhindert, dies selbst
zu thun, sollte wenigstens seinen Kindern diese Ge-
legenheit, wo nöthig, aufdringen, um den Lungen die
erforderliche Nahrung zu geben. Lawntennis, Turnen,
Schwimmen, Reiten und vor allem das Fahrrad geben
Gelegenheit genug zu reichlicher und abwechselnder
Körperübung. Aber diese Uebungen würden ihren
Zweck verfehlen, wenn sie bi» zur Üebermüdung fort-
gesetzt würden, und da ist es wieder eine au und für
sieb scheinbar nebensächliche, in Wirklichkeit aber
unendlich wichtige Frage, in welcher Weise ausgernht
werden soll. Bei uns wird in der Pause, beim Tar-
nen z. B., gestanden, in seltenen Fällen gesessen; bei-
des ist gleich verkehrt. In Amerika wird, wie Dr.
Engel man n aus Boston dem Verfasser erzählte, in
allen Schulen, hauptsächlich in Mädchenschulen, in lie-
gender Stellung geruht; entweder lang auageBtreckt auf
dem Boden oder auf etwas schrägen Bänken. Dies ist
die einzige Lage, in der der Körper wirklich ausruhen
kann, und es wäre zu wünschen, dass andere civilisirte
Staaten sich Amerika znm Vorbild nähmen. Auch zu
Hause müssten wachsende Kinder stets Gelegenheit
haben, laug ausgestreckt liegen zu können; dass das
Bedürfnis« dazu naturgemäß besteht, weis» jede Mutter,
die unverständig genug den Kindern das „Herum-
rekeln“ verbietet.
„Befolgt man diese hygienischen Rathschläge, dann
macht sich gar bald die Ueberzeuguog geltend, dass
man viel zu warm gekleidet ist, alle die fürchterlichen
Erzeugnisse auf dem Gebiete der Unterkleidung, von
dem (ticken, gehäkelten, rotlien l’nterrock der deut-
schen -Mutier domestica- , von der flanellenen Unter-
hose der Niederländerin bis zu der schmutzigbraunen
Combination der Engländerin erscheinen überflüssig
und, von seiner schweren Last entfrachtet, bewegt
sich der Körper freier und ungezwungener, die Rolle
des Corsets als -Schmuckträger« ist leichter geworden,
es nimmt an Schwere und Umfang ab im Verbältniss
mit der Abnahme der Kleiderlast und damit schwin-
det seine Schädlichkeit für den Körper.“
Da» reich illustrirte Buch kann allen
Eltern auf« wärmste empfohlen werden, aber
auch der Ethnologe und Anthropologe findet
in demselben ihn interessireude Mittheilun-
gen und Ausführungen.
München. Birkner.
2. St ratz, C.H.:DieRassenschönheitdes Weibes.
8*. XVI. 350 Seiten, mit 226 in den Text ge-
druckten Abbildungen und einer Karte iu Farben-
druck. Stuttgart, rerd. Enke, 1901.
Das neue Werk des durch seine bisherigen Publi-
cationen rühmlichst bekannten Verfassers, das den
Herren Gustav Fritsch- Berlin, Johannes Ranke-
München, Ernst Grosse- Frei borg u. a. m. gewidmet
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648
Referate.
ist, reiht sioli, was Inhalt und Ausstattung be-
trifft, den übrigen Werken des Verfassers
würdig an.
Theilweise stützen sich die mitgetheiltcn Ansich-
ten auf eigene Beobachtungen und Studien, die Ver-
fasser auf seinen grossen Reisen anzustellen Gelegen-
heit hatte. Die Form ist ansprechend und nicht nur
für den Fachmann allein, sondern für weitere Kreise
bestimmt.
Von der Ausicht ausgehend, dass die kräftigste,
lebensfähigste, die höchst entwickelte Rasse die voll-
endetsten und darum schönsten Individuen hervor-
bringen muss, sieht Stratz die weisee Hasse als die
höchststehende auch in Bezug auf weibliche Schönheit
an und stellt als höchsten Maassstab zur Beurtheilung
weiblicher Kassenschönheit die körperliche Bildung der
bc*tentwickelten Individuen dieser Rasse auf. Die Be-
urtheilung der übrigen Rassen ergiebt sich dann aus
deren grösserem oder geringerem Grade, in dem sie
sich dieser vollendeten Form nähern oder von ihr
abweichen.
Als Kassentypus kaun jedes Individuum gelten,
das die der Rasse eigenthümlichen Merkmale be-
sitzt; UaBsenschönneit aber kommt einem Körper
zu, Hei dem die Rassenmerkmale so weit abge-
scbwächt sind, dass sie die Grenzen der Schön-
heit nicht überschreiten. Mit Ausschluss aller
durch schlechte Knt wicke tu ug, mangelhafte Ernährung,
unzweckmäßige Kleidung und Krankheiten erzeugten
Fehler sind die Hauptmomente für die Beurtheilung
die gleichmässig symmetrische Ausbildung des
Körpers im Allgemeinen und des Gesichtes im
Besouderen, und zwar im weitesten Sinne des Wortes,
und dann die vollendete Auspräguug des weib-
lichen Gesell lechtscharakters.
Da beim Weibe sich die Individualität dom Rassen-
Charakter unterordnet, also die Gattung in viel reinerer
Form repräsentirt, nimmt Stratz das Weib zur Grund-
lage der Rasseneintbeilung und kommt durch seine
eigenen Beobachtungen und seine Studien zu den-
selben Resultaten wie G. Fritsch.
Bei der Beurtheilung des Materials legte der Ver-
fasser den Hauptwerk auf eine Vergleichung des
Canons mit den Kopfhöhen ; seine Methode der Unter-
suchung ist folgeudu ;
Maasse mit Bandmaass und Tasterzirkel:
1. Körperlünge: Scheitel bin Ferse.
2. Mittel länge : „ „ Schritt*
3. Kopflänge: „ „ Kinn.
•4. Beinlänge: Hüftgelenk (Mitte der Schenkelbeuge
oberhalb des Schenkelknorrens) bis Mitte der
Fusssohle.
6. Nnsenschambeinlänge (unterer Nasenrand bis
oberer Symphysenrand = Höhe der Hüftgelenke).
6. Schulterbreite: Akromialenden bei hängendem
Arm.
7. Kleinste Taillenbreite in aufrechter Stellung bei
etwas gespreizten Armen.
8. Grösste llüftbreite in aufrechter Stellung bei
geschlossenen Beinen.
3. Brust warzenabstand in aufrechter Stellung.
10. Fusslänge von der Sohle gemessen.
11. Brustumfang (in der Höhe der Brustwarzen).
12. Hintere Dornbreite (Abstand der Kreuzgrübchen)
bei seitlicher Beleuchtung in aufrechter Stel-
lung.
Ausserdem nahm er die dist. spinar-cristar. und
trochanter., welch letztere meist mit der llüftbreite
zuiammenfällL
Der Messung folgte eine photographische Auf-
nahme, nach welcher sich die gefundenen Maasse mit
dem Fritsch’ sehen Canon vergleichen Hessen. Eine
Berechnung nach der Kopflänge ergab sich aus den
Maassen selbst.
Zuerst bespricht Verfasser den Begriff Rasse und
Rassenmerkmale im Gegensatz zu dem Begriff Volk.
Unter einer Kasse versteht er mit Emst Grosse
eine grössere Gruppe von Menschen, welche durch
den erblichen Gemeinbesitz eines bestimmten
angeborenen körperlichen und geistigen üabi-
tus unter einander verbunden und von anderen der-
artigen Gruppen getrennt sind, und unterscheidet:
1. Protomorphe Rassen, die Reste der passiven
Völker (Staudvölker), die sogenannten Primitivvölker,
die am meisten den Charakter der Urrasse bewahrt
haben: Australier, Negrito, Papua, Melanesier, Wed da,
Drarida, Aino, Koikoin, amerikanische Stämme.
2. Archimorphe Kassen, die herrschenden,
activen Rassen (Wandervölker):
a) Mongolen, die sogenannte gelbe Kasse (arkti-
scher Stamm): Chinesen, Japaner.
b) Mittelländer, die sogenannte weisse Rasse: Nordi-
scher Stamm, romanischer Stamm, afrikanischer
Stamm.
c) Kigritier, die sogenannte schwarze Rasse: Sudao-
neger, Bautuncger.
3. Metmnorphe Rassen, die aus den 'archi-
morphen Rassen her vorgegangenen Miscbrassen: Tu-
ranier, Tataren, Indochinesen, Aethiopier.
Nach einer Besprechung der Rassen ideale werden
die Vertreterinnen der verschiedenen Rassen in Wort
und Bild vor Augen geführt.
Den Schluss bildet eine Uebersicht der wichtig-
sten weiblichen Rassenmerkmale und eine Karte der
Menschenrassen.
„Lassen wir den farbigen Reigen“, schliesst Stratz
sein schönes Buch, „lieblicher Frauengestalten noch
einmal vor unseren Gedanken vorüberziehen: keine ist
reizlos, viele sind hübsch, so manche schön, nur wenige
vollkommen. Es lag weder in meiner Macht, noch war es
meine Absicht, eine vollständige Uebersicht sämmllicher
Rassen und ihrer Spielarten zu geben, oder feste un-
umstössliche Regeln aufzustellen. Ich wollte nur das
Wichtigste bringen, in grossen Zügen, in nicht trockener
Form anregen utid andeuten , ich habe so manche
Frage ungelöst gelassen und auch manche neue Frage
aufgeworfen. Die Hauptaufgabe aber war mir auch
hier wieder, das Evangelium der Natur in ihrer er-
erhahenen, ewig neuen Schönheit zu predigen, ein
Evangelium, das heutzutage nur ulizu leicht im Alltags-
leben voll kleiner Interessen, kleiner Vortheile und
kleiner Vorurtheile verklingt und vergessen wird.“
Man muss der Verlagsbuchhandlung
danken, dass sieesdurch ihr Entgegenkommen
dem Verfasser ermöglicht hat, das so inter-
essante und anregende Werk in so vollendeter
Ausstattung zu veröffentlichen.
München. Birkuer.
3. Flosa, Dr. H.: Das Weib in der Natur und
Völkerkunde, bieltente um gearbeitete und
stark vermehrte Auflage. Nach dem Tode des
Verfassers bearbeitet und herausgegeben von
Dr. Max Bartels. 8*. Ca. 105 Bogen mit
11 lithogr. Tafeln (je 9 Frauentypen enthaltend)
nnd ca. 610 Originalholzschnitten im Text.
Th. Grieben1« Verlag (L. Fernau), Leipzig.
Schon der Umstand, dass nach so kurzer Zeit
wieder eine neue Auflage nöthig erschien, zeigt die
grosse Beliebtheit des vorliegenden Werkes.
Wie alle vorhergehenden Neuauflagen, ist auch
diese siebente vom Geh. Sanitätsrath Dr. Max Bartels
in Berlin bearbeitet worden, was allein schon für die
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Referate.
649
Gediegenheit dos Inhaltes spricht. Der Text hat hier-
bei wiederum eine nicht unerhebliche Vermehrung
und Bereicherung erfahren, wobei die neuesten Er-
gebnisse wissenschaftlicher Forschung ihre Berück-
sichtigung gefunden haben. Es ist ein erschöpfendes
Werk entstanden, weiches die vielfachen Beziehungen
des weiblichen Geschlechts von den Kindesbeinen an
bis in das Greisenalter hinein erörtert. Auch dessen
Lebenserscheinungen vor der Geburt, sowie diejenigen,
welche, nach dem Glauben der Völker, ihm auch noch
nach »einem Tode zugesprochen werden, haben ihre
ausführliche Besprechung gefunden. So erscheint hier
das Bild des Weibes aus sämmtliohen Theilen unserer
bewohnten Erde und durch die- verflossenen Jahr-
hunderte hinduroh als ein vollständiges und abgerun-
detes, und sowohl Aerzte und Anthropologen, als
auch Ethnologeu und Volkskundeforscher wer-
den in dem Werke ein überreiches und wohlgeord-
netes Material vorfiuden. Aber nicht alleiu die Fach-
gelehrten, sondern jeder ernst denkende Gebildete wird
sich daraus über die Mehrzahl der das Weib betreffen-
den Fragen in einer ihm leicht verständlichen Weise
belehren können. Es ist dank dem liebenswürdi-
gen Entgegenkommen der Verlagsbuchhand-
lung in dieser neuen Auflage nicht allein der Text
erweitert, sondern auch die dem reichhaltigen Werke
beigegebenen Abbildungen sind um eine sehr grosso
Zahl vermehrt worden. Ueber 6Ü0 Illustrationen,
meistentheils nach seltenen und Bchwer zugänglichen
Originalen in getreuer Wiedergabe hergcstellt, erläu-
tern das im Texte Gesagte und bieten dem Leser die
Gelegenheit , sich durch den Augenschein zn über-
zeugen. Auf 11 lithographischen Tafeln sind ausserdem
99 weibliche Portraitköpfe aus allen Theilen unseres
Erdballs beigegeben.
Nachfolgende allgemeine Inhaltsangabe giebt ein
Bild von dem reich haltigen Stoffe, der in dem Werke
in mustergültiger Weise für weitere Kreise verarbei-
tet ist.
Erste Abtheilung:
Der Organismus des Weibes. I. Anthropolo-
gische Auffassung des Weibes. — 2. Psychologische
Auffassung. — 3. Aesthotische Auffassung. — 4. Auf-
fassung im Volks- und religiösen Glauben. — 6. Aeu*scre
Sexualorgane in ethnographischer Hinsicht. — 6. In-
nere Sexualorgane in ethnographischer Beziehung. —
7. Weiberbrust.
Zweite Abtheilung:
Da» Leben des Weibes. 8. Im Mutterleibo. —
9. Während der Zeit der geschlechtlichen Unreife oder
die Kindheit. — 10. Reife (Pubertät). — 11. Die monat-
liche Reinigung. — 12. Menstruation in ethnographi-
scher Beziehung. — 13. Menstruation im Volksglau-
ben. — 14. Eintritt in das Geschlechtsleben. — 15. Jung-
frauschaft. — 16. Im Geschlechtsverkehr. — 17. Pro-
stitution. — 18. Liebe und Liebcswerben. — 19. Ehe. —
20. Im Zustande der Befruchtung. — 21. Unfrucht-
barkeit. — 22. Therapie der Unfruchtbarkeit. —
23. Fruchtbarkeit. — 24. Des Kindes Geschlecht. —
25. Mehrfache Schwangerschaft. — 26. Physische» Ver-
halten während der Schwangerschaft. — 27. Normale
und abnorme Schwangerschaft. — 28. SocialeB Ver-
halten während der Schwangerschaft. — 29. Gesund-
heitspflege der Schwangerschaft. — 30. Gefahren und
Schutz der Schwangeren. — 81. Therapie uni Pro-
gnose der Schwangerschaft. — 32. Unzeilige Ueburten
und Fehlgeburten. — 33. Zufällige Fehlgeburt oder
natürlicher Abortus. — 34. Absichtliche Fehlgeburt
oder Abtreibung. — 35. Rechtzeitige Geburt. — 36. Ge-
burt im religiösen und Volksglauben. — 37. Mytho-
Archiv für Anthropologie. öd. XXVII.
logio der Geburt. — 38. Stätte der Niederkunft. —
39. Gosundheitsgemässe Geburt und ihre Bedingun-
gen. — 40. Erscheinungen der gesundheitsgemässen Ge-
burt. — 41. Helfer bei der GeburtsarbeiL — 42. Geburts-
hülfe iro Alterthum und im frühen Mittelalter. — 43 bis
45. Entwickelung der Geburtshülfe. 46. Hebamme
im Volksmundo und Volksglauben. — 47. Hülfsmittel
bei normaler Geburt. — 48. Manuelle and mechani-
sche Hülfsmittel bei normaler Geburt. — 49. Geburtsstel-
lung im klassischen Alterthum. — 50. Trennung des
Neugeborenen von der Mutter. — 51. Geburtshülfe
der Nachgeburtsperiode. — 52. Ethnographie der
Nachgeburtstheile — 53. Fehlerhafte Geourt. —
54. Schwergeburten im Volksglauben. — 65. Natürliche
Ilülfsmittef bei fehlerhafter Geburt. — 66. Geburt bei
fehlerhafter Kindeslage und die hierbei gebräuchlichen
Handgriffe und Operationen. — 67. Kaiserschnitt. —
68. Pbysiologie und Pathologie des Wochenbettes. —
69. Therapie des Wochenbettes. — 60. Diätetisches
Verhalten im Wochenbett. — 61. Ceremonielle Symbo-
lik und Mystik des Wochenbette». — 62. Säugen. —
63. Abnorme Säugammen. — 64. Mutterbrust im
Brauche und Glauben der Völker. — 65. Ungewöhn-
licher Gebrauch der Frauenmilch. — 66. Sociale Stel-
lung des primitiven Weibes. — 67. Sociale Stellung
des Weibes bei den alten Cultnrvölkern. — 68. Ein-
fluss der religiösen Bekenntnisse auf die sociale Stei-
lung des Weibes. — 69. Sociale Stellung bei den Cul-
turvölkern der Neuzeit. — 70. Das Weib in seinem
Verhältnis» zu der folgenden Generation. — 71. Das
geschlechtsroife Weib im Zustande der Ehelosigkeit. —
72. Die Wittwe. — 73. Das Weib nach dem Aufhören
der Fortpflanzungsfähigkeit — 74. Die Greisin im
Volksglauben. — 75. Das Weib im Greisenalter. —
76. Im Tode. — Anhänge: 1. Kurzer Ueherbliok über
die Völker und Rassen unseres Erdballs. — 2. Er-
klärung der Tafeln und Textabbildungen. — 8. Ver-
zeichn iss der benutzten Schriftsteller.
Möge auch die neue Auflage, von der bis
jetzt bereits 4 Lieferungen vorliegon, wie
die bisherigen, eine ihrer Bedeutung ent-
sprechende Aufnahme bei Fachgenossen and
Freunden der Anthropologie finden.
München. Birkner.
4. Mayr, Albert: Die vorgeschichtlichen Denk-
mäler von Malta. Abhandlungen der königl.
baver Akademie der Wissenschaften. I. Clause.
XXL Bd. Ill.Abth. 4®. 8.646 bis 726 mit 18 Fi-
guren im Text, 12 Tafeln nod 7 Plänen. Mün-
chen 1901.
Das vorliegende wichtige WTerk ist ein Resultat
der von Dr. A. Mayr vom October 1897 bis Januar
1893 unternommenen Studienreise nach Malta und Gozo.
Die prähistorischen Uebcrreste auf diesen Inseln
bestehen zum grössten Theile aus den Ruinen von
Bauten, neben denen nur in geringer Zahl sich Bild-
werke aus Stein oder Thon, sowie Tkougefüsse er-
halten habon.
Die Bauwerke Bind in sehr roher Wei»e aus
grossen, wenig bearbeiteten Steinen ohne Verwendung
von Kalkmörtel errichtet; die meisten haben einen
ziemlich unregelmässigen Grundriss uud sind durch
eine Verbindung von mehreren runden oder ovalen
offenen Räumen gebildet. Das Volk nennt sie in der
Regel Thürrae ftorri); Riesen solleu diese Steinmaasen
aufgethürmt haben; sonst weise die Sage wenig davon
zu erzählen.
Die in den bisherigen Berichten bereits erwähnten
Ruinen hat der Verfasser noch einmal eingehend unter-
sucht, einige uoch nicht bekannte neu aufgefundene
Photograph irt und Grundrisse davon angefertigt.
82
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Referate.
«60
Es sind eingehend beschrieben die Tempel«
r u inen G igantia, tal-Kaghan aufGozo, Mnaidru,
Hagar-Kim auf Mult«; ferner ll-torri-tal-Mram-
ma auf Gozo, die bisher noch nicht bekannt war.
Es wird auf isolirt aufgerichtete Steine sowie
auf Thurm ruinen hingewiesen. Ab Befestigungs-
anlage sind wohl der grösste Theil der Ruinen von
Borg-en-Nadur an dem Meerbusen von Marsa-Sci-
rocco zu betrachten. Es haben sich die Reste von dorf-
artigen Ansiedlungen gefunden, die Wohnstätten
auf dem Corradinohügel, Gebäudoreste bei
der Gigantia, bei tal-Kaghan, sowie künstliche
Aushöhlungen im Felsen.
Nach einer Beschreibung der gefundenen Bild-
werke und Thongefässe geht Verfasser dazu über, die
geschichtliche Stellung der beschriebenen
Denkmale zu besprochen, und kommt zu folgenden
Schlüssen :
»In einer nicht mehr bestimmbaren Zeit, etwa zu
Beginn der Metallzeit, sind libysche Stämme aus Afrika
auf Malta eingewandert und haben dort in einfachen
runden Steinsetzungen die ältesten Spuren ihrer Heilig-
tümer und Wohnstätten hinterlasseu. Während einer
eine Reihe von Jahrhunderten umfassenden Entwicke-
lung bildete sich eine eigenartige, wenn auch immer
noch ziemlich tief ateheude Cultur au», auf welche in vor-
tnykenischer und mykenischer Zeit ägäische Einflüsse
bis zu einem gewissen Grade eingewirkt haben und
die andererseits auf enge Beziehungen zu den Inseln
und Küsten des westlichen Mitteln! eures verräth. Mit
Sardinien, den Balearen und den südöstlichen Spanien
ist die Maltagruppe in den Jahrhunderten , welche
der Colonisirung der westlichen Mittolmoerländer
durch die Phömker voraufgehen, durch zahlreiche
Wechselbeziehungen verbunden; sie bildet mit jenen
Inseln und Küsten zusammen in dieser Periode ein
besonderes Culturgebieb Auch als die phönikisebe
und später die karthagische Seeherrschaft und Colooi-
sation grössere Ausdehnung gewann, hat sich, wie cs
scheint, in den grösseren Gebieten, wie auf Sardinien
und den Balear«n. die alte Cultur noch lange bei dem
eingeborenen Stamme erhalten. Auf den kleineren In-
sein über ist die einheimische Bevölkerung sicher
schon früh in der Zahl der phöniki*cheu Ansiedler
aufgegangen. Dieser Proceas muss sich auf Malta und
Gozo schon lange vollzogen haben, ehe diese Inseln
lim sechsten Jahrhundert v. Chr.) eiu Theil des kar-
thagischen Reiches wurden. Wir besitzen keine be-
stimmten Nachrichten über die Zeit, in der die pho-
nikischen Colonien auf Malta gegründet wurden. Aus
der lieber lieferung, welche die Entstehung derselben
an die phönikisebe Handelsfahrt nach Spanien anknüpft,
lässt sich ein einigermaassen bestimmter Zeitansatz
nicht gewinnen. Einen besseren Anhaltspunkt giebt
die Angabe, dass die Melitäer, worunter offenbar die
phönikischen Ansiedler auf Malta zu verstehen sind,
die Stadt Achulla an der tunesischen Küste gegründet
haben. Das muss, wie schon Movers betont hat, ge-
schehen sein, ehe Malta karthagische Besitzung wurde
und überhaupt che die karthagische Seemacht ihren
Aufschwung nahm, also wohl noch vor Beginn des
siebenten Jahrhunderts. Andererseits folgt aus der
ThaUache der Gründung von Achulla, dass damals die
phönikischen Ansiedler auf Malta und Gozo eine ge-
wisse Bedeutung und Macht belassen und also ohne
Zweifel die eingeborene Bevölkerung auf diesen In-
seln Bchon vollständig unterworfen und sieh asaimilirt
hatten. Es hatte also jedenfalls noch vor der Zeit,
in welche die Gründung von Achulla füllt, die Cultur,
die durch die geschilderten Denkmale repräsentirt
wird, ihr Ende erreicht.*
ln eiuem Nachtrage bespricht Verfasser die Be-
deutung der tischähnlichen Aufbauten in den vorge-
schichtlichen Heiligtümern von Malta. Er bringt
sie in Zusammenhang mit den dolmenartigen Stein-
kammern in Libyen.
H. Mayr hat in der vorliegenden Abhandlung einen
wichtigen Beitrag zur Vorgeschichte Maltas geliefert
und die archäologische Wissenschaft scbliesst sich ihm
an, wenn er all denen seinen Dank ausspricht, die ihm
auf Malta durch Rath und That geholfen haben, die
schöne, werthvolle Untersuchung auszuführen und zu
veröffentlichen.
München. ßirkner.
5. Festschrift der Geographisch - BthnoCTaphi-
sohen Gesellschaft in Zürich bei Anlass der
Versammlung de« Verbandes der schweizerischen
Geographischen Gesellschaften in Zürich im Jahre
1901. Nebst Jahresbericht für das Gesell-
schaftsjahr 1900/1901. 8°. 208 Seiten mit 2 Ab-
bildungen und 2 Karten. Zürich 1901.
Die bei der Versammlung des Verbandes der
schweizerischen Geographischen Gesellschaften in Zü-
rich 1901 von der Geographisch-ethnographischen Ge-
sellschaft in Zürich herausgegebene Festschrift enthalt
interessante geographisch-ethnologische Beiträge.
I. Herr Prof. Dr. Otto Stoll bespricht die ethni-
sche Stellung der Tc’utujil- Indianer von Guatemala
(S. 27 bis 59). Er kommt auf Gruud seiner histori-
schen und linguistischen Studien za folgenden Resul-
taten :
1. »Zur Zeit der spanischen Eroberung Guatemalas
bildete das Gebiet der Tz’utujiles ein besonderes,
von den Nachbarreichen der Qu’iches und Cak-
chiqueles unabhängiges Staatswesen, dessen Ein-
richtung derjenigen der Nachbarstaaten durch-
aus analog war.“
2. „Trotz der politischen Unabhängigkeit des
Tz'utujil-Reiches steht die Sprache der Tx’utu-
jiles ihrem nördlichen Nachbarn, den Cakchiquel
so ausserordentlich nahe, dass die Unterschiede
beider Sprachen nur geringfügig und wenig
zahlreich sind.*
3. »Die Unterschiede zwischen dem sogenannten
Tz’utujil vom Südufer des Sees von Atitlau und
den Cakchiquel vom Nordufer sind erheblich ge-
ringer, als diejenigen zwischen den Cakchiquel-
Dialekten von Sololü and von San Juan Sacate-
pequex.“
4. „Die Sprache der Tz’utujil- Indianer kann daher
die Dignität einer besonderen .Sprache* vom
Range der Quiche und Cakchiquel nicht bean-
spruchen. Sie ist vielmehr als blosser Dialekt
dem Cakchiquel unterzuordnen.
5. Das Cakchiquel zerfällt daher in drei wichtigere
Dialekte:
a) eiucu nördlichen, der die Sprache von
Sololü , Tecpam , Patzicia und Santa Maria
umfasst
b) einen östlichen, der in San Juan Sacatepe-
quez und San Pedro Sacatepequez geredet
wird, lHia ist der sogenannte rapuluca-
Cakcbiquel.
c) einen westlichen, der das Südufer des
Atitlan-Sec* umfasst und in den Ortschaften
Santiago Atitlan. San Pedro de la Laguna
und Sau Antonio Suchitepoquez geredet wird.
Das ist der Tz’utnjil der alten Gram-
matiker.“
f». „Die drei genannten .Dialekte* des Cakchiquel
unterscheiden sich von einander durch einzelne
bestimmte, theils phonetische, theil» syntaktische,
theila lexikalische Eigentümlichkeiten.
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Referate.
651
II. Prof. Theodor Felber. Die Allmenden
des alten Landet Schwyz. Mit einer Kartenbci-
lage (S. 61 bit 84).
Herr Prof. Felber. der schon manche inter-
essante Beiträge zum Studium der volkstümlichen
Wirthschaflsverhältuisse der Schweiz geliefert hat,
schildert die geschichtliche und wirtschaftliche Ent*
Wickelung der Allmenden de* Cantons Schwvz. Er war
einige Jahre Oberförster im Dienste der „Ober-
Allmeind“ und gründet seine Mittheilungen nicht bToss
auf Quellenstudium, sondern auch auf directe Beob-
achtungen und Erfahrungen.
Nirgends in der Schweiz, auch nirgends in den
Nachbarstaaten hat aich der gemeinsame Besitz des
Bodens in so gewaltiger Ausdehnung aeit vorgeschicht-
licher Zeit bis auf den heutigen Tag erhalten, wie im
alten Canton Schwy/. Selten wohl lässt sich die
ursprüngliche Nntzungsweise , dann aber auch der
Uebergang vom ursprünglichen Genossenschaftseigen-
thum des ganzen lindes in den Besitz einzelner Ge-
meinden und Privaten so ktar nachweison wie liier,
wo dieser Uebergang gerade heute noch sich vollzieht.
Die Bewirthschaftungs- und Nutzungsweiso der All-
menden des Cantons Schwyz giebt im Allgemeinen
ein getreues Bild der schweizerischen alpwirthflchaft-
lichen Verhältnisse überhaupt und damit die Er-
klärung so manch eigenartiger Erscheinung in dem
landwirtschaftlichen Betriebe des schweizerischen
Alpencantons.
III. U. Meister. Russland in Asien. Histo-
risch-wirtschaftliche Skizze. Mit 1 Karte (S. 85 bis
125).
Der Aufsatz giebt in znsammengefasster Form
den Inhalt zweier vom Verfasser im Laufe desWintprs
1900/1901 in der Geographisch* Ethnographischen Ge-
sellschaft gehaltenen Vorträge wieder und hat die
neuesten auf sicherer Quelle basirten Schriften zur
Grundlage.
IV. Prof. Dr. C. Keller. Die landw irth schäd-
lichen Zustände im afrikanischen Osthorn.
Mit 2 Abbildungen (S. 127 bis 143).
Verfasser schildert die landwirtschaftlichen Ver-
hältnisse der Osthornvölker, aus Somali- und Galla-
stammen bestehend , soweit er sie anf Grund eigener
Beobachtungen verfolgen konnte.
„Die Productionsfähigkeit des Landes lässt eine
starke Steigerung zu. Die Unsicherheit des Verkehrs
im Innern war bisher die ITauptursache, dass die Be-
wohner in der Landwirtschaft nur so viel producirten,
als sie brauchten. Die Steigerung ist allerdings nicht
in der Richtung des Ackerbaues zu rochen. Auch
forstlich ist wenig zu erwarten, da ausgedehnte Wald-
bestände fehlen. Höchstens Hesse sich eine Steigerung
der Gnmmiproduction erwarten, die allerdings jetzt
schon bedeutend ist, aber durch rationelle Vermehrung
der Gummi liefernden Akazien bestände noch sehr der
Ausdehnung fähig wäre.
Eine gewaltige Steigerung ist dagegen in der
Richtung der Viehzucht möglich. Die nnab»ehl>aren
Weideflächen sind bis heute nur ganz unvollkommen
ausgenutzt and trotzdem ist der Export an Häuten
and lebendem Vieh schon gegenwärtig angewachsen.
Dazu kommt, dass der Bewohner jener Lünderstricho
trotz »einer nach manchen Richtungen mangelhaften
Charaktereigenschaften als Viehzüchter grosse» Ge-
schick besitzt und seine Ilanstbiere mit viel Sorgfalt
behandelt, ein Factor, der jedenfalls nicht zu unter-
schätzen ist.“
V. Prof. Dr. Otto Stoll. Ueber xorot heimische
Rclicten in der Schweizer Fauna der Wirbellosen
(8. 145 bis 208).
In der Einleitung giebt der Verfasser eine Zu-
sammenstellung der bisherigen Ansicb'eu über die
Frage xerothermischer Ueberreste.
Es existiren keine zoogeograplnsclion Daten, die
gegen die Existenz einer besonderen xerothermischen
pontglacialen Klimaperiode, charakterisirt durch eine
grosse Ausdehnung der Steppenflora, spreche, wohl
aber eine Reibe von Thatsachen, die eine eolchn höchst
wahrscheinlich machen.
München. Birkner.
6. Ethnologisches Notiablatt. Herausgegeben von
der Direktion des königl. Museums für Völker-
kunde in Berlin. Band I[. Heft 1. S. 1 bis 76,
mit 39 in den Text gedruckten Abbildungen
nebst Randglossen. 16 und 71 Seiten. Band II.
Heft 2. 8. 1 bis 106 mit 50 in den Text ge-
druckten Abbildungen. BdL II Heft 3 mit 88 in
den Text gedruckten Abbildungen und 8 Licht-
druoktafeln. Bd. III. Heft 1 mit 176 in den Text
gedruckten Abbild, u. 3 Karten; mit einer Beilage.
8Ö. Berlin, A. Haack, 1901. Preis 8 und 9 Mk.
Das Ethnologische Notizblatt erscheint in zwang-
losen Heften , von denen je drei einen Band bilden.
Durch eine längere Abwesenheit des Herrn A. Bastian
wurde dio Herausgabe von Band II verzögert. Bis
jetzt sind Band II, Heft 1 bis 3, und Band III, Heft 1,
erschienen und enthalten eine reiche Fülle interessanter
ethnologischer Mittheilungen.
Die nenen Hefte bringen wieder eine Reihe von
interessanten Mittheilungen über Gegenstände aus dem
reichen Schatze des königl. Museums für Völkerkunde.
Band II. Heft 1.
1. y. Luachan: Ueber den Tanzschmnck
der Balantes (S. 1 bis 2 mit 1 Figur).
2. Orube, W.: Vorläufige Notiz über eine
neuerworbene chinesische Sammlung
(S. 3 bis 5).
[3. Grünwedel, A.: Bhrikuti (S. 6 bis 10 mit
2 Abbildungen).
4. Müller, F. W, K,: Aus der Kokkwa
(S. 11 bis 13 mit 2 Abbildungen),
5. Sol er: 0 uauhxicalli. Die Opferblut-
schale der Mexikaner (8. 14 nis 21 mit
11 Abbildungen).
6. von den Steinen, Karl: Ein marque-
sanischer Sarg (S. 22 bi» 27 mit 2 Ab-
bildungen).
7. Ehrenreich, P.: Zur Ornamentik der
nordamerikanischen Indianer (3. 27
bis 29 mit 4 Abbildungen).
8. Bartels, M.: Ostnfrikanischc Armringe
aus dem Hufe des Elefanten (3. 30 bis
31 mit 2 Abbildungen).
9. Baessler, A.: Masken von Mangain
(S. 32 bis 34 mit 3 Abbildungen).
10. von den Steinen, Wilhelm: Steinbeile
der Guarayo-Indianer (8. 85 bis 37 mit
7 Abbildungen).
11. Preuss, K. Th.: Die ethnographische
Veränderung der Eskimos des Smith-
Snndes (8. 38 bis 43 mit 3 Abbildungen).
12. Ankermann, B.: Eine Tanzmnske der
Ilaining (8. 44 bi» 47 mit 3 Abbildungen).
13. Weule, K.: Afrikanische» Kinderspiel-
zeug (S. 48 bis 52 mit 3 Abbildungen).
14. A. B.: Aus der indonesischen Samm-
lung Padanda Siva und Buddha (S. 53
bis 54 mit 3 Abbildungen).
15. Besprechungen (S. 66 bis 76).
Dem Hefte 1 sind „ Randglossen znr Erörterung
schwebender Fragen in der Menschen- und Völkerkunde“
beigegeben, 16 und 71 Seiten.
82*
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/
652
Referate.
Hand II. Heft 2.
1. Hahl: M ittheil u neen über Sitten und
rechtliche Verhältnisse auf Ponape
(S. 1 bi« 13). Dazu „Ethnologisch© Zu*
«ammengchörigkeiton4 (S. II bi« 40).
2. Eiion. F.: Verzeichnis« der japunisch-
huddhistischcn Holzbild werke (S. 41
bi« 57).
3. Müller , F. W. K.: Bemerkungen zu dem
vorstehenden «Verzoielmisa der japaniseh-
bu'!dhbti«chen Bildwerke4 (S. 58 bi« 59‘.
4. v. d. Steinen, K.: Der Parad iesgarten
als Schnitzmotiv der Payaguä-In-
diancr (S. 60 bi« 65 mit 5 Textfiguren).
5. Preuss, K. Th.: Der Affe in der mexi-
kanischen Mythologie (S. 66 bis 76 mit
43 Textfiguren).
6. A. B.: Zum Seelen begriff in der Ethno-
logie (S. 77 bi« 97).
7. A. B.: Bücherschau (S. 98 bis 106).
Band II. Heft 3:
1. Fülleborn, Dr. F.: U eher künstliche
Körperverunstaltungen bei den Kiu-
gchornen im Süden der Deutsch-ost*
afrikanischen Colonie (S. 1 bis 29, mit
65 Figuren im Texte und 6 Tafelu).
2. Baessler: Goldene Ilelme aus Colum-
bien (S. 30 bis 33, 1 Textfigur und 2Tafeln).
3. A. B.: Zur noetischen oder ethnischen
Psychologie (S, 34 bis 90).
4. A. B.: Auf Seite 91 bi« 113 werden eine
Reihe wichtiger Bücher besprochen.
Band 111. Heft 1:
1. Ankermann: Die afrikanischen Musik-
instrumente. Beschreibung und Classi-
fication, geographische Verbreitung, Ent-
wickelung und Herkunft (S. 1 bis 134, mit
171 Figuren im Text und 3 Karten).
2. Beier: Ein anderes Quauhxicalli (8. 135 bis
139, mit 5 Figuren im Text).
3. A. B.: Die Berührungspunkte der physi-
schen Psychologie mit der noetischen
(aus dem Bereiche der Ethnologie)
(B. 140 bis 161)
4. A. B.: Zur ethnischen Psychologie
(S. 162 bis 173).
5. A. B.: Bücherschau.
Die Beilage enthält eine Besprechung der Stel-
lung der Ethnologie zu den Culturaufgaben
der Gegenwart.
München. Birkner.
7. Höf ler. M.: Das Jahr im oberbayerischen
Volksleben mit besonderer Berücksichti-
gung der Volks medicin. Sonderabdruck aus:
Beitrsge zur Anthropologie und Urgeschichte
Bayerns. 1kl. XI II. Heft 1 bis 3. 8°. 48 Seiten.
München, F. Bassermunn.
In der vorliegenden interessanten Schrift hat
Hofier, der durch seine volksmedicinischeu Schriften
als Volkskundeforscher in Fachkreisen rühmlich st be-
kannt ist, gesammelt, was wir über die Bedeutung
der einzelnen Tage des Jahres und deren Heilige
vom volkatnedioiniscben, volkskundlichen und
sprachlichen Standpunkte aus wissen.
Die Schrift ist eine reiche Fundgrube für die Be-
urt Heilung unseres Volkslebens.
München. Birkner.
8. Können, Constantin: Karolingisches G räber-
fei d in Andernaoh. Sonderabdruck au« den
Bonner Jahrbüchern. Heft 106. S. 103 bis 146,
mit 10 Tafeln und Beitragen; Hans L ebner:
Die fränkischen Grabsteine von Ander-
nach. S. 119 bis 143 und Kruse: Die körper-
liche Beschaffenheit der Andernacher
Bevölkerung zur Zeit der Karolinger,
S 144 bi« 146.
Koenen hat bei Andernach ein grosses und
reiche« Gräberfeld von 232 Gräbern au« der Zeit der
Karoliuger nnsgegraben und mustergültig beschrieben
und allgebildet. Koenen setzt die Zeit des Gebrauch«
um die Zeit von Karl dem Grossen bis in dos Ende
des neunten Jahrhundert», wohl bis in das Jahr 881.
Die planmassige Aufdeckung de« fränkinchen Ander-
nacher Gräberfeldes ist für die Archäologie von be-
sonderer Wichtigkeit. Wir bekommen dadurch eine
Vorstellung von der Beschaffenheit eine« karolingischen
Todtenockers. Die Form des Sarkophage« weicht von
der der merowingbehen und nach karolingischen Zeit
ab. Die Fuude gewähren einen Einblick in das Leben
der karolingischen Zeit.
In einem Nachtrage beschreibt Koenen Gelass-
scherben, welche Herr Kaufmann J. M. Schumacher
schon im Jahr© 1879 bei der Anlage eines Eiskeller»
in Andernach find, die für die Markirung der Thon-
und Glasgefasse aus der ersten Epoche des nach karo-
lingischen Mittelalter« von Wichtigkeit sind.
Die fränkischen Grabsteine, die von Lehner be-
schrieben werden, gehören in das siebente und in den
Anfang des achttn Jahrhunderts, sind also älter als
das Gräberfeld.
Nach den Untersuchungen von Kruse ist der
Wuchs der Andernacher «eit mehr als 1000 Jahren
im Wesentlichen der gleiche geblieben. Die Schädel
sind langköpfig, Längenbreitenindex 74,6 gegen 81,2
der modernen Andernacher.
München. Birkner.
9. Retaiue, Gustaf: Urania sueciee nntioua.
Fjho Darstellung der schwedischen Menscnen-
schiidcl buk dein Steinzeitalter. dem Bronzezeit-
alter und «lern Eisenzeitalter, sowie ein Blick
auf die Forschungen über die Kasseneharaktere
der europäischen Volker. Gr. 4*. IV, 182 Seiten
mit 29 Figuren im Text und 100 Tafeln in
Lichtdruck. Stockholm. Aftonblader* Druckerei,
1900.
Ketzins hat in dem vorliegenden Werke in In-
halt und Ausstatt ong eine mustergültig© Monoigraphie
filier die alten schwedischen Schädel geboten, die allen
bisherigen Pracht werken dieser Art nicht bloaa an
die Seite gestellt werden kann, soudern dieselben
übertrifft.
Seit dem Jahre 1863, wo er das erste Mal an
einer Untersuchung von Gräbern au* der vorgeschicht-
lichen Zeit Tbeil nahm, hat der Verfasser ein Werk
filier die schwedischen Schädel der Steinaeit geplant
nnd «ich gelegentlich wiederholt mit der Kinsanunlnng
des dazu erforderlichen Material« beschäftigt. \<*r
Allem war es ala*r die Schwierigkeit . die Schädel in
guten Abbildungen zu bringen, was die Ausführung
des Planes verhinderte. Nachdem der Lichtdruck so
entwickelt uml verb‘«»crt wurde, dass Photographien
der Schädel in natürlicher Grosse und mit der erfor-
derlichen Schärfe wiodergegelien werden können, hat
Retzius ©* unternommen, mit Hülfe dp« Vorstände*
des photographischen Ateliers der lithographischen
Anstalt de* scfiwedischen Geltendst abe« Herrn G. Ask-
berg unter Benutzung einer ( amera von 2,75 m Focal-
di stanz die Schädel zu pbutographmm. Im Jahro 1899
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Referate.
653
erschien di« tchwodisube Auflage der Werke, von der
dio vorliegende deutsche eine etwas ruvidirto Uel>er-
setzung ist.
Für di« Kenntnis» von Europas früherer wie gegen-
wärtiger Ethnologie ist eine eingehende Erforschung
der Rassoncharaktcre de» schwedischen Volk«» von
hoher Bedeutung, es ist deshalb lebhaft zu Ixegrüssen,
dass Retsius es unternommen hat., die bis jetzt 1*»-
kanuteu Schädel der Steiu-, Bronze- und Eisenzeit zu
untersuchen und «las wicht ign Material in so herr-
lichen Abbildungen den Faengenossen zugänglich zu
machen.
In der ersten Abtheilung giebt Ketzin» eine
kurz gefasste historische Darstellung der Anthropologie
Europas mit besonderer Berücksichtigung der Kranio-
logie.
Kr unterscheidet drei Perioden.
I I>ie Linnö-Hlnrncnhach’sche Periode (bis
1840), in welcher die Völker Europas (ausser deu
i-i »pan und Finnen) ab eine einheitliche Kasse, die
europäische , weisse oder kaukasische Varietät oder
Rasse, innerhidh welcher keine bemerkenswerthen Ver-
schiedenheiten oder Kassennntersehlede liekanut waren
oder anerkannt wurden, aufgefaast worden sind.
2. Die Anders Retzius’sche Periode (1840 bis
1860), während welcher innerhalb der europäischen
Völker Wesentliche Verschiedenheiten oder Rassen-
unterschiede hinsichtlich der Gestalt des Schädels ent«
deckt wurden und die erste grundlegende Eruirung der
Schädel formen dieser Völker stattfand — eine Eruirung,
die wahrend dieser Periode von Anders Retzius fast
allein ausgeführt wurde
8. Die deutsch -französische Periode (mich listiü), in
welcher die anthropologische Forschung in dem
übrigen Kurojui, u. A. ln Deutschland und Frankreich,
aber auch in Russland. Oesterreich, England und
Italien in das Leiten gerufen wurde. (v. Rn er,
Welcher, Virchow, Ecker, Hit und Kiitemeyer,
v. Holder, Kollmatin, J. Ranke, Brocn. de t^uatre-
fages. Hamy, Collignon, Bogdunoff, Weisbaeh,
Davis, Thurnam, lluxley, Beddoe, Niccoluci,
M antegazza u. A.)
Gustaf Retzius ist bestrebt, vor allem die Ver-
dienste von Anders Retzius, die er bisher für nicht
genügend gewürdigt hält, hervorzuheben.
In der zweiten Abtheilung wird eine Uebersicht
über die Resultate, welche durch die Untersuchung
der in den alten Gräbern Europas gefundenen Schädel,
und zwar mit besonderer Berücksichtigung der Schädel-
foriuen der prähistorischen Rassen, gewonnen sind,
sowie über die Ansichten und Hypothesen, welche
diese Resultate veranlasst haben, geboten.
Die dritte Abtheilung enthält einen durch Abbil-
dungen anschaulichen und vortrefflichen kurzen Uclter-
blick über die Gräber und die Bcstattungsweisen der
Vorzeit, soweit die»»*lU*n durch die bisherigen Unter-
suchungen bekannt geworden sind. Es werden vor
Allem die Gräber beschrieben, sus welchen die unter-
suchten Schädel stammen.
Ihis Wissenschaft liebe Material, welches die Grund-
lage der vorliegenden ausgezeichneten Untersuchung
gebildet hat, besteht aus 42 Schädeln ans den Gräbern
des Stcinzcitalter*. zu denen noch 2 Schädel aus Torf-
mooren kommen, ferner aus 20 Schädeln aus Gräliem
des Bronzczeitalters und dazu noch 1 Schädel aus einem
Torfmoor« dieser Zeit.
Unter den 12 Schädeln der Steinzeit sind 23
dolichocophale, 1 ö mesocephale, 3 brachyccphale. Die
Schädel bieten keinen für sie alle gemeinsamen Typus
dar. Dio Steinzeit he völkerung ist offenbar aus meh-
reren K&ftseneleiueuteu zusammengesetzt gewesen.
Von den 20 Schädeln au» der Bronzezeit sind
13 dolichoeephal, 4 mesocophal, 8 brachyoephal.
Ein den Schädeln der Bnmxczoit gemeinsamer
charakteristischer Typus ist nach dem bisherigen Ma-
terial nieht vorhanden.
Aueh während der Eisenzeit fehlt ein gemein-
samer Typus, 28 von den 42 Schädeln sind uolicho-
cephal, 10 menocephal, 3 brachycephal.
Retzius kommt auf Gruiul seiner eingehenden
Untersuchung zu folgenden Schlüssen:
1. „Dass, soweit die Schädel au» dem Steinzeit-
alter, dem Bronzezeitalter und dem Eisenzeit-
alter, welche der Gegenstand dieser Untersuchungen
gewesen sind, eine hinreichende Beweiskraft besitzen
und Zeugnis» aldegen können, während dieser Periode
in Schweden die Doliehncephalie entschieden
and weit überwiegend gewesen ist.“
2. „Dass die Bevölkerung schon während des
Steinzeitalters hinsichtlich ihrer Rasaeneharaktere
nicht ganz ungemischt gewesen ist, indem schon
zu jener Zeit brachycephulo Elemente von einem
anderen Rassentypus — wahrscheinlich sogar von zwei
solchen Typen — in die dolichoccphale Stammbevöl-
kerung eingemischt waren.“
3. rI>uss die zugänglichen ulteu Schädel nieht be-
w eisen, dass während der prähistorischen Zeitalter
Einwanderung von neuen Rasscnelementen in einem
bedeutenderen Maas»« stattgefundan hat, sondern dass
vielmehr dieselben Yölkerrasscii während der
ganzen bis jetzt bekannten alten Zeit da»
schwedische Land bewohnt haben, wozu noch
der Schluss gefügt werden kann, dass die heutige
Bevölkerung hinsichtlieh ihrer Grundele-
mente von derjenigen der früheren Zeitalter
her« tarn ine, obwohl im Laufe der Zeiten eine Im-
migration fremder Elemente in lald grosserem, bald
geringerem Maasse stattgefuuden hat, wodurch die ur-
sprüngliche Stammbevf .lkerung buhl mehr bald weniger,
und in den verschiedenen Landestheilen in versctiie-
de nem Maas»«*, gemischt worden ist.“
«Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, da«» die
dolichoccphale Bevölkerung, welche in deu prähisto-
rischen Zeitaltern du» jetzige schwedische laind be-
wohnte, von eben derselben hoch wüchsigen, hellhaarigen,
blauäugigen und laugköpfigen Rasse war, welche noch
etwa 85 Pro«, der Bevölkerung dieses l^andes bildet,
oder mit anderen Worten, dass unsere Vorfahren
während des Kisenxeitalters, des Bronzezeit-
alters und des St.cinzeitaltern von gorntani-
schein Stamme waren.
Davon liefern ihre in den alten Gräbern gefunde-
nen Schädel deutliche Zeugnisse.“
«Inwieweit die verhiiltnissmässig wenigen brachy-
cephalen Elemente, welch« schon während der prä-
historischen Zeitalter in die Zusammensetzung der
Bevölkerung unseres Landes eingingen, von turaniseh-
finnischer oder lappischer Herkunft waren, oder ob
nicht wenigstens ein Tbeil derselben mit der brachy-
cephaleii Bevölkerung, die in früherer Zeit mehrere
europäische Gegenden bewohnte, verwandt war, lässt
sieh in Folge der geringen Anzahl und der defocten
Beschaffenheit der in Schweden bis jetzt angetroffenen
brachycephalen Schädel kaum mit einiger Sicherheit
entscheiden.“
Das Werk von Retzius nimmt oiue hervor-
ragende Stelle in der anthropologischen Lit-
teratur ein, und es wäre zu wünschen, dass
auch in anderen Ländern das kraniologischc
M aterial in gleich gediegener Weise den
Fachgenossen allgemein zugänglich gemacht
werden konnte.
München. Birkner.
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<>64
Referate.
10. Breitenstein > H.: Ei uundzwanzig Jahre in
Indien. Xu» dem Tagebuch eines Militär-
arztes. II. Th eil, Java. 8* XII, 406 Seiten
mit I Titelbild und 29 Abbildungen. Leipzig,
Th. Grieben’« Verlag (L. Fernau). 1900.
Der zweite Theil de« interessanten Werke« von
Breitenstein ist «einem Aufenthalt auf Java ge-
widmet.
Durch die häufige Versetzung als holländischer
Militärarzt hat er einen grossen Theil von Java kuuncti
gelernt und ist in Folge seiner Stellung im Stande,
Land und Leute zu schildern.
Ik*r Arzt speciell , der in den Colonien ähnliche
Verhältnisse trifft* wird Vieles aus dem Buche lernen
können; auch der Anthropologe und Kthnologe wird
d&ssellte nicht ohne Nutzen lesen.
Der Verfasser und die Verlagsbuchhandlung waren
bestrebt, den Inhalt und den illustrirtcn Theil gegen-
über dem ersten Theil zu verbessern, WM ihnen auch
gelungen ist.
Lin Sach ■ und Namenregister erhöht den Werth
des Buches.
München. Birknor.
11. Magni, Dott. Antonio: NuovePietre Cupelli-
formi nei dintorni in Gorac. (»r. ff,
118 Seiten mit 22 Tafeln und 1 Karte. (Estratto
dalla Itivista Archeologica deila Provincia di
Como. Fascicoli 43 u. 44.) Conto 1901.
Der Verfasser hat die Untersuchungen über die
Schalen- und Näpfchen steine, die in der Schweiz mit
so grossem Erfolge in letzter Zeit vornehmlich von
Herrn B. lieber angestellt worden sind, auf die Süd-
seite der Alpen ausgedehnt lind dort dieselben Ent-
deckungen gemacht, die Herr B. Heber für den Ca«-
ton Wallis in so ausführlicher und mustergültiger
Weise im Archiv für Anthropologie Bd. XX. S. 325.
XXL S. 305 «• XXIV. S, 91 veröffentlicht bat. Durch
die Untersuchungen von Magni werden die Arbeiten
Heber’« für die Gegend vom Comosee bestätigt.
ln der vorliegenden Publicstion liegt ein in-
teressanter und werthvoller Beitrag zur Frage der
Schalen- und Nlpfchensteine vor, der die Lösung dieser
wichtigen Frage wesentlich näher rückt. Der Publi-
kation sind zahlreiche sehr schöne Abbildungen als
Tafeln und eine Uehersichtskarte beigegol»eii.
München. Birk nc r.
Aus der französischen Literatur.
Von
Emil Schmidt-
Aua Bulletins de la sooiötO d’ Anthropologie de Paris. Tome haitieine (IV. Serie) 1897.
Paris, Maaaon
1. Bertholon : Qucl doit etro le röle de la
France dant l’Afriquc du Nord? — Colo-
niser ou assimiler? Dokuments anthro-
pologique« sur la question. S. 500 ff.
Bertholon tritt der Meinung Zlborowtki’s
(vergL Nr. 58) entgegen, der in Frage ungenügender
Information den französischen Colouisteu für unbrauch-
bar iu Algier und dieae Provinz. «fast für verloren für
Frankreich“ hält. Die Eingcl »«»reuen sind zwar nicht
zu assimiliron, solange sie unter dem mächtigen Ein-
flüsse des Koran stehen, dagegen bew ähren sich die
französischen Colonisten gut. und man muss ihre Aus-
wanderung nach Algier von Staats wegen begünstigen ;
nichtf ranz« wüsche Europäer bilden keine Gefahr für
die Colonie, da »io «ich dort nur wenig vermehren
und erfahrungsgemäss bald franxösirt werden.
2. Bloch, Alphonse: Caractöres particuliers du
type (Jraud-Rusaien. S. 457 ff.
Bloch siebt al« charakteristische somatische Merk-
male des Grossrussen folgende an : grau« Augen,
Haare heim Kind blond, braun oder blond in der
Jugend, braun beim Erwachsenen, Nase gerade und
wenig vorspringend oder auch aufgestülpt. Backenbart
schwach entwickelt. Diese Charuktcrisirung ist nicht
gerafft sehr scharf: mau wird damit nicht allzu viel
anfangen können.
Cie., editcurs.
8. Bloch) Alphonae; Le pigment du Systeme
pileux et «on origine. 8. 673 ff.
Bloch bespricht nach den neueren Forschungen
das Pigment der Haare, seinen Ursprung und seine
physiologische Bedeutung. Er berücksichtigt dalwsi
Mäanders auch dis Forschungen deutscher Gelehrter
{Wilderer, Bäls, Lanffoil« Unna. Thisrtch,
Karg, Riehl, Ehrmann, Aoby u. s. w.).
4. Capitan , L.: La Station acheulcenne de la
Vignole, vallöo de la Vezörc (Dordogne).
S. 130 ff.
Capitan lenkt die Aufmerksamkeit auf eine dicht
beim Weiler Vignole im Canton Montignac und nur
8 km vom Flüsschen Vczöro entfernte prähistorische
Station, deren primitive Stringer» the (ziemlich liäulige
coups de poing) dem Typus von St. Acheul angeboren.
Capitan hält diese Station für die älteste im Gebiet
dar Vözcrc.
5. Casiot: Ddcouvertes d’objets prehistori-
ques et protohistoriques, faite« dans
l’llo do Corse. S. 463 ff.
Caziot bcspriclit neuere von Ferton, Guidone
und Malasnina in Corsica gemachte Funde, darunter
zahlreiche Gegenstände aus reinem Kupfer, das «i»
verschiedenen Orten der Insel iu gediegenem Zustande
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Referate.
655
vorkomnit. Leider verkommen viele gefundene prä-
historische Objecte, und die Gründung eine» Museum»,
das ul» Sammelpunkt für dieselheu wirken würde,
et«* in Ajaccio oder in Bastia, wäre dringend zu
wünschen.
6. Du Chatellier: Lea Bigoudeu». S. 398 ff.
Verf. giebt eine kurze Beschreibung des Kopf-
I nitze» der Bigoudenfratien . jener eigenartigen Bevöl-
erung des ('an ton» Pont-TAbbe.
7. Chervin et Papillault: Rapport snr le prix
Godard. & 4*0 ff.
Der Preis Godard wurde zu gleichen Theilen ver-
geben an Gache (für die Arbeit: Climatologie medi-
cale de la republique argen t ine et des principales
ville« d’Ameriquc) und an Leb maun-Xitscho (Bei-
träge zur physischen Anthropologie der Bayern).
H. Collln, Reynier et Foujao: La Station de la
Vignette. S. 420 ff.
Die Verfasser beschreiben eine prähistorische
Niederlassung im Süden des Waldes von Foutaineblcau
(Seine-et-Marne), in der zahllose Steinsplitter «las Vor-
handensein einer alten Workstütte für Steingeräth
vermuthen lassen. Doch ist eine sichere Zeitbestim-
mung einstweilen nicht möglich, die Verfasser glauben
sie der älteren neolithischen Zeit zuruchnen zu dürfen.
9. Groiaier: Un c&s d’obesite chez un enfant
de 4 an »et */,. 8. 271.
Kin Fall von Fettsucht. Das 4*/, Jahre alte männ-
liche Kind war 1,0* m hoch, hatte im Niveau des
Nabd» einen gleich grossen Leibesumfang und wog
61 Kilo.
10. Deniker.J.: Les racos curopeennes. S. 189 ff.,
S. 291 ff.
Den i kor giobt hier vorläufige Mittheilungcu über
seine grosse Arbeit über die Kassen Europas. Vergl.
Arch. f. Anthr., Bd. 25, S. 821.
11. Dubois, Eugene: Sur le rapport du poids
de l’encenhale avec la grandeur du corps
chez le» Mammiferes. S. 837 ff.
Ihi diese Arbeit bereits im 25. Bde. dieses Archivs
in deutscher Sprache veröffentlicht, ward«, gehen wir
hier nicht näher auf dieselbe ein.
12. Dumont| Arsüno: Profession et natalite.
S. 75 ff.
Um eine Einsicht in die GeburtaxiiEeni nach
den einzelnen Professionen zu gewinnen, gelingen die
französischen Civilstandesregister nicht, in denen der
Beruf keine besonderen Vermerke erhalten hat; mau
muss dos Material in Gemeinden studircu, iu denen
gewisse Bernfsartcn bei Weitem überwiegend sind.
Ein sichere» Ergebnis» lässt sieh freilich auch auf
diese Weise nicht gewinnen, und es kann »ich, vor-
läufig wenigsten», mir um Wahrscheinlichkeiten han-
deln. Dumont giebt daher mit aller Reserve die
Eindrucke wieder, die er aus dem Studium dieser
Verhältnisse gewonnen hat , und die er in folgender
Weise tnsammenfasst : 1. Die Berufe mit festem Ein-
kommen sind im Allgemeinen viel weniger fruchtbar
als jene mit wechselndem, schwankendem Einkommen.
2. Gelehrte Berufe sind . auch wenn sic kein festes
Einkommen haben, gewöhnlich sehr wenig fruchtbar;
3. solche al>er mit festem Einkommen (angestellte
Lehrer u. s. w.) Bind die von allen am wenigsten
fruchtbaren. 4 Dagegen zeigen Berufe, die weder dem
Gclchrtcufltandc angehören, noch ein fisten Einkommen
haben, eine relativ grosse NatalitAt. 5. Die Natalität
hängt mehr von dem Stande ab, dem eine Familie
zustrvbt, als von dum, den sic selbst ein nimmt, fi. ln
reichen Familien hängt di« Geburtsziffer weniger
von der Grösse des Rcichthums, als von dem Gebrauch
ab, den man davon macht.
13. Eck, Andre: Un mot sur le Magdalöniou ot
le Robenhausien an Perroux (Seine).
8. 207 ff.
Eck weist auf die bisher vollständig unberück-
sichtigten Alterthümer in Perreux hin, wo sowohl di-
luvial - jwläolithische Funde (Patier), al* auch solche
aus noolithischer Zeit gemacht worden sind (im Htein-
bruch Mialct, Menic-henakdette , schöne geschliffene
Steinspitzen u. s. w.).
14. D'Enjoy: La femme. I. Le droit des veuves
en Europe et en Chine. 8. 69 ff.
Verf. rühmt die Stellung der Frauen und Wittwen
in China: „Man darf den Wunsch aussprechen , dass
ein uiuthiger Gesetzgeber bei unserem gesetzgebenden
Körper den klipp und klaren Erlass der chinesischen
Gesetze über die Wittwenscbaft beantrage.4*
15. D’Enjoy: Le baiser eu Europe et en Chine.
8. 181 ff.
„Ursprünglich war der Kuss in Europa ein Bis»
und ein Saugen, der Kuss der Mongolen ein Riechen.
Die Weimm geben dem Wesen, das sie umarmen, zu
verstehen, dass sie cs mit grossem Vergnügen aufesseu
mochten, die Gulben drücken ihm mit dem Kuss aus,
duz» es wie eine angenehme Beute riecht, Beule des
Magens oder der Liebe, je nach dem geweckten Ver-
langen.“
16. Fouju: Silex taillos provenant des pou-
dinges de Souppos (Seine - et - Marne).
8. 123 ft
Kino Fundstelle bei Modele ine und Soumie« ist
eine alte Steinwc rkstütte aus neolithischer Zeit , die
da» Eigeiithümlicho hat , «hiss das Rohmaterial aus
Puddingstein (Conglomermt?) herausgearlieitet und
nicht in Flussbetten auf gelesen wurde.
17. Gaillard, F.: Le dolmcn du Marie Hui ä
Kerlearec en Cirnae. 8. 34 ff.
Beschreibung eines durch Steinbruckarbeiten be-
schädigten Dolmens im klassischen Megalithen - Gebiet
von Camao. Gaillard hat bei einer vorläufigen
Untersuchung de» Dolmen ein« Anzahl werthvoller Ob-
jekte (darunter mehrere Stücke aus Jadeit , sow ie die
Fragmente eines reich ornamentirten Topfe» mit kleinen
Hcnkelehen) gefunden. Weitere Untersuch turnen und
Veröffentlichungen über diesen Dolmen stellt er für
später in Aussicht.
18. Haan, P. : Pratiques empiriquos de* Flau»
dres, ä la fin du XIX. siöcle. 8. 125 ff .
Angaben über Volksmedicin und abergläubische
Kuren, die noch jetzt in Flandern in Uebung sind.
19. Haan, P.: Vetement ou parure du gland
chez les indigäues du eud Africain.
S. 397 ff.
Haan zeigt die Photographie eine» Negers von
I/orenzo- Marquez vor, der die glans jienis mit einer
an der oorona glandi» befestigten Kamel bedeckt hat.
Die Arbeiter tragen dort solche cock-buxe» au* geweb-
tem .Stoff, Holz, die Reicheren aus Elfenbein oder Gold.
Haan ist der Ansicht, dass es sich hier lediglich um
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656
Referat«.
einen Schmuck handle , an dem inan sofort dir Rang-
atell unjf seines Trauer« erkenn«, also um eine Art
Visitenkarte.
20. Lagnoau : Bibliographie des travaux de
(»uitttv« L. S. SOK
Am Grabe von Lugneau hat J. Bergeron die
Lebenageachichte und die Werke desselben besprochen;
diese iMs wird hier mitgetbeilt.
21. Laville, A.J Station pröhistoriqtie deVille-
neuve-Triage fSeine-et-Oiae). 8. 212 ff.
Beschreibung der Funde, die aus einer Sandgrube
bei Villeneuve-Triage zu Tagt* gefördert wurden und
die« wenn auch nur Steirigemth und ThonwdierUm
und kein Metall gefunden wurde, doch nach der An-
sicht Lavilles der Bronzezeit angehören.
22. Letourneau: L’age procommercial. 8. 152 ff,
Letoumeau bespricht die niedersten Stufen der
menschlichen Gesellschaft , Imü denen noch keine
Ahnung von Hantle) und Verkehr besteht,
23. Letourneau , Ch. : Lu paleographie megali-
thique de certaines lettre» latfnes.
274 ff.
Wenn inan die Form der Alphabete in lang-
vergangenen Zeiten mustert , so findet man , dass die
Boca staben meist sehr «keblioh vom ihrer heutigen
Gestalt abweichen. Letourneau weist darauf hin,
«lass auf megalitbischen Inschriften Zeichen Vorkommen,
tlic ganz ideutisch sind mit solchen, die in frühchrist-
licher Zeit von den Kölnern gebraucht wurden. So
finden sich an den Innenwänden des „Holmen des
Marcliands“ bei Locina rinquer (Morbihan), sowie an
denen anderer inegalit bischer Denkmäler der Bretagne
übereinstimmende «chiiftühuliche Zeichen, die genau
so oder fast genau ao auf Kdicten Diocletian’s und
anderen römischen Inschriften der Kaiserzeit . sowie
auf gallischen frühchristlichen Inschriften Vorkommen.
Letourneau ltetrucbtet diese inegalit bischen Zeichen
als Buchstaben in statu naseendi. Es seien symbolische
Zeichen , die sich dann später zn wirklichen Buch-
staben gestalteten.
24. Manouvrier, L.: Note provisoire nur les
proportiom doi lobe* eirdbrinx et lenrs
consequences craniologiques. 8. 550 ff.
Bei »einem Tode hat Broca ein sehr reiches
Material von Grössenbeobachtniigen des Hirnes und
seiner einzelnen tappen hinterlassen ; Manouvrier
hat die« Material durabgearbritet und «r siebt hier
eine vorläufige Mittheilung über einige erhaltene Re-
sultate. Weder sexuelle Verschiedenheit noch Körjier-
gröeso oder Grösse des ganzen Hirnes hatten einen
Einfluss auf das Grössenverhältniss der einzelnen
tarnten . die immer in derselben Proportion zu ein-
ander stehen, niug auch die Intelligenz oder das Alter
noch so verschieden sein. Daher ist auch die Pro-
portion der einzelnen tappen zum ganzen Gehirn
immer eine constante.
25. Manouvrier, L.: Note *ur le» cr&nea hu*
maius quaternaires de Marcilly-sur-Enre
et de Bröchamps. 8. 564 ff.
Manouvrier bespricht zwei Schädel reste mit
„neandcrtheloiden" Merkmalen; beide summen aus
quaternären Ablagerungen. Der eine wurde im An-
fänge der 90er Jahre bei Bnkdmmpa f Arrondissement
Dreux , Dep. Eure-et-Loir) in einer Ziogelthongrubc
gefunden, deren Thone von vielen Fachmännern für
quaternär gehalten werden, und die einige Flintguräthe
vom Typns de* Mousterien einschlossen. Ks waren
darin die Knochen eines Skelets gefunden worden, von
denen aber leider nur das Schädeldach aufbewahrt
wurde, Manouvrier nennt »eine Form „neUenient
noaudeti haloide“. mir aei der Vorsprung des Amu
sujtcrciliaris nicht ganz so stark ausgesprochen. Die
Stirn ist schmal und stark zurückliegend, die Schädel-
capacitiit schätzt Manouvrier aut etwa 1400 ccm.
Die beigegebene Abbildung lasst es übrigens zweifel-
haft erscheinen, ob dieser Schädel, wenn er erst nach
der genaueren Methode Schw&lhe's untersucht wird,
wirklich der Neanderthal-Spy-Grupne zuzurechnen ist.
Ein Schädelfragment von sehr ähnlicher Form war in
einem ganz gleichen quaternären Thonlager schon vor
längerer Zeit bei Marcilly-sur-Enre gefunden worden;
auch es war „nettement neanderthahnde*, besass eine
stark zurückliegende Stirn und starke (wenn auch
nicht bis zu dem Grade der Neandorthal-Spy-Sch idel
»ungebildete) Arcus »upcmliarea. Die Stirnschuppe
ist niedrig, alx?r breit.
26. Manouvrier, L; Etüde des sqnelettes an-
tiqnes de Colloiiget , pres Keuiigny (Bour-
gogne^. S. 626 ff.
Bei ltcmigny (Saöne - et - Loire) befindet sich ein
wahrscheinlich au» der Merowingerzeit stammender
alter Friedhof, der von Variot untersucht wurde.
Manouvrier hat die dort gefundenen Skeletreste sehr
eingehend studirt, findet sie aber wenig homogen, die
Schädel dolichocephol und brachycepnal , mit einer
geringeren Anzahl von M aaocephalen ; einzelne Bracby*
eephale hatten grosse Körperlänge, bei den meisten
aber waren die Knochen derart durch einander ge-
worfen, dass man nichts allgemein Gültiges über das
Verhältnis« von Kopfform und Körpergröße aussagen
kann. Die Kxtreraitä tenknochon waren im Allgemeinen
sehr massig und kräftig ; Platycnemie war sehr «eiten,
ebenso Retrorersion de» Tibiakopfe» sowie eine stärkere
Entwickelung eines „Pilasters* und Plntymerie.
27. Manouvrier, L.: Observation« «ur quelques
na ins. 8. 654 ff.
Besprechung der Wachath um »Verhältnisse mehrerer
Zwerge. Einer derselben, Tuaillon. hatte vom 23.
bis 25. Jahre iu 20 Monaten 3 cm au Länge zugenom-
men; auffallend ist die» spute Wachüthuin . doch soll
nach Manouvrier die Grosaenzunahme bei Zweigen
sich öfters bis zum 80. Jahre in merklicher Weite
fortsetzen ; vielleicht auch wirkte dalxd das aufregende
Leiten von Paria mit ein. Stärkere Wachstnuins-
zu nähme war Ihm zwei männlichen Zwergen einige
Zeit nach der Geburt, bei einer Zwergin erst nach
dein 7. Jahre aufgetreten.
28. Manouvrier, L. : Not ice nur Thöophile Chud-
zinski. 8. 664.
Warme Worte des Gedenkens an den 1896 ver-
storbenen ausgezeichneten Anatomen und vergleichen-
den Anthropologen Chudzinski.
29. Martin, Mme.: M ouveineut de la population
en France pendant l’nnnoe 1895. S. 646 ff.
Frau Martin macht Miitheilungen über die Be-
völkerungsstatistik Frankreichs im Jahre 1895. Am
1. Januar 1895 38 4710U0 Bewohner (Zunahme in
44 Monaten 128 300); Zahl der Hciratbc» in 1895
282 918 (0,741 Proc); Geburten 834178 = 2,18 Proc,
uneheliche Gehurten 73278 (8.8 Proc aller Geburten);
Mortalität 851986 (2,23). als > 17 813 mehr als Geburten.
Besonder* gross ist die Sterblichkeit im Südosten
Frankreichs und an den Ufern des Aennelcanuls.
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Referate.
657
30. Mohyli&nski, N. : Note »ur les ossements de
la sopulture nöolithiquo de Livry-sur*
Veile. S. 120«.
Untersuchung von nenn unvollständigen Schädeln
uuil sielten Röhrenknochen aus der neolithiiicheii Be-
gräbnis* Sprotte von Livry. E® werden die wichtigsten
metrischen Zahlen und Indices gegelien,
31. Mortillet, G. de: Instinct et reiaonnemeni.
S. 439 ff.
de Mortillet fährt Beispiele dafür an, dass auch
Thiere Verstand und richtiges Unheil haben; er
sehliesat daraus, dass auf diesem Gebiet« zwischen
Mensch und Thier nur quantitative, über keine quali-
tativen, d. h. principiellen Unterschiede beständen.
»2. Mortillet, G. de: L’AtUntide. S. 447 ff.
de Mortillet bespricht die Hypothese, dass in
der Quaternär/eit eine Lutidverbindung zwischen Europa
und Amerika bestunden hat.
33. Nadaillao, le marquis de: Megalithes de
Loir et Cher. S. 260 ff.
Angaben über mehrere inegal ithische Denkmäler
im Dop. Loir et Cher.
34. Papillault, G.: Le transformisme et son
Interpretation en craniologie. S. 377 ff.
Verf. bespricht den Transformismus im Allgemeinen,
»eine Bedeutung für die Anthropologie und die Mög-
lichkeit, durch ihn manche sonst schwer verständliche
Dinge zu erklären (die Foramina parietal in der letzte
liest des „dritten Auges“).
35. Papillault, G.: Sur les populations de
l’Aure». S. 637 ff.
Papilla ult bespricht diu Körpermessungen (vor-
zugsweise Schädedmaasse), welche Frau Dr. Chellier,
Aerztin, an 15 Männern und 9 Weibern der Bewohner
des Gebe! Au res (Algerien) angestellt hat. Die Indi-
viduenzahl ist zu klein, um sichere Resultate zu er-
geben, umsoni 'hr, als in der Messung sehr erhebliche
Schwankungen hervortreten.
36. Piötrement, C. A.: Les chevaux des Aryens
vediques et le nornbre de leurs cotes.
S. 279 ff
Pietreinent batte vor 30 Jahren angegeben, dass
die Pferde der altindischen Arier 34 Kippen gehabt
hätten (anstatt 30). Er hatte sich dabei auf einen
Hymnus ini lüg -Veda gestützt, in dem vou 34 Kippen
des Pferdes die Rode ist, die beim Opfer hersus-
genommen würden. Nachdem aber Max Müller ge-
zeigt bat, dass die Stolle nicht bedeut«: die 34 Kipj>en,
sondern nur unbestimmt 34 Rippen, bekeunt Piatre-
ment, dass jene frühere Annahme ein Irrthum ge-
wesen sei.
-37. Raymond, Paul: Deux grottes sepulcralos
dana le Gard. Cnntribution k Fetud« de
Page du cuivre dans les Ceveuno». S. 65 ff.
Besprechung zweier Begräbnisshöhlcu im Düp.
Gard, in denen man zusammen mit Steingeruth der
neolithischun Zeit Gegenstände aus reinem Kupfer ge-
funden hat Jeanjean hat für diese Culturepoche
anstatt de» Namens „Kupferzeit“ die Benennung Epoque
Durfortienne vorgeschlagen (von einer Begräbni »»noble
bei dem Orte Durfort iin Dep. Gard).
38. Reboul, J. : Hommo volu, Präsentation d«s
pbotographies du sujet et du moulage
ues arcades dentaires. S. 444 ff.
Archiv ftu Anthropoloffl* Bd. XXV1L
Besprechung eines „Haarmenschen“, Rham-a-Saina,
angeblich von der iurkestanischen Grenze und vom
Fusse des Himalaya (?) stammend. Mit der Anomalie der
Behaarung waren Zahndeferte im Oberkiefer verbunden.
39. Regnault, Felix: Lo dieu Egyptien Bes
etait mvxoedeinateux. S. 434.
Verf. glaubt in der missgestalteten Figur des ägyp-
tischen Gottes Bes das Abbild eines Myxodomatischen
oder eines Cretin» zu erkennen.
40, Regnault, Fölix: Lutte ontre les peuples.
S. tm ff.
Regnault zeigt, dass di« allgemeine Ansicht, dass
bei Völkerkämpfen die Besiegten sich in die Berg«
zurückzieheu , in dieser Allgemeinheit ganz unrichtig
ist. Es kotnmcu bei den Resultaten von Kämpfen
xwischeu verschiedenen Völkern in erster Linie die
Naturbeding ungen, in zweiter die Cult Urzustände in
Betracht. Platzen Nomaden und Ackerbauer auf ein-
ander, so wird sieh der siegende Tbeil immer die
Gegenden als seinen Sitz wählen, die »einer Cultur
am angemessensten sind, der Nomade die Steppe, der
Ackerbauer das fruchtbare Und
4L Riviöre, £mile: La grotte de la Mont he
(Dordogne). S. 302 ff., 484 ff-, 4Ö7 ff.
In der dassischen Höhlengegend der Dordogne
hat Ri viere bei la Moutbe di« Fortsetzung einer
Höhle entdeckt, die man »chon vor 40 Jahren ganz
untersucht zu hallen glaubte, und deren Erde und ihre
Einschlüsse der Quaternärzeit angehörten. Der wich-
tigste Fund in derselben waren Zeichnungen . die in
die Wände der Grotte eingeritzt waren und die nach
Ri viere unbedingt »u» prähistorischer Zeit stammen.
In unmittelbarer Nahe einer Zeichnung vom BilOII
lagen Knochen von l’rsus spelaeus , Hytteua spclaco,
Taraudus ratigifer u. s. w*. Die Zeichnungen »teilen
Roviden (Bison) und vielleicht auch Euuiden dar. In
seiner zweiten Mittheilung berichtet Giriere üln-r
weitere Grabungen, die neue Reste von Diluvial-
thieren, Steingeräth uu» der Epoque Magdalonienne
und Knochenrest« mit linearen und figürlichen Ein-
rit zungen (vielleicht Bilder von Kquiden?) zu Tag«
förderten. Auch an den Wanden kamen neue Zeich-
nungen zum Vorschein: besonders ist davon zu er-
wähnen das Bild eines Steinbocks.
42. Riviöre, Emile: Nouvelles recherches a
Cro-Magnon. S.« 503 ff.
Ri viere hat in der berühmten Grotte von Cro-
Magnon einen noch unberührten Rest des Höhlenlehm»
gründlich untersucht und dabei »ehr werth volle Fund©
gemacht. Sie alle gehörten der Zeit de» Magdalenien
uu. Unter den Ttuerresteo berrteben Knochen «I* »
Renthieres rar, die BtdnnrtefMto geboren simmtlieh
zu den Formen des Magdalenien, unter den Knochen
mit bildlichen Darstellungen ist das wichtigste Stück
eine Rippe, auf der die ganze Figur einer nackten
Frau , uu Profil gesehen , eingeritzt »st , ein anderes
Knochenstück trägt die wohl ausgeführte Zeichnung
eines Bison, der als solcher durch seinen Höcker auf
dem Widerrist leicht kenntlich i*t.
43. Sanson, Andre : Cas curieux d’höredite
croisee. S. 433 ff.
Kurz« Notiz über ein Mädchen aus Villcbon (Seine-
et-Oise), dessen Vater bnunhsarig und schwarzäugig,
dessen Mutter blond und blauäugig ist. Da» Kind hat
auf der linken Seite das dunkel pigmontirt« Auge
vom Vater, auf der rechten das ganz hellblaue von
der Mutter geerbt.
83
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658
Referat«.
44. Variot: Le« Hepulturos de Collonges en
Bourgogn« (Saone-et-Loire). S. lilsff.
Beschreibung des (wahrscheinlich merowingisehen)
Gräberfeldes von Collonges, dessen menschliche Reste
Manouvrier studirt hat (vergl. Nr. 26).
4ß. Vire, Armand: Recherche« prohistorique»
dans le Jura et le plateau central, en
1896. — Grotte magdalcnienne d'Arlav;
grotte» et habitation« larnaudiennes de
Bmiime*lee*M#iaieiira, du Puit»-Billurd.
d’Arbois; habitation antiquo du Pnita de
Padirac. 8. 13 ff.
Eine flüchtige Untersuchung einer Höhle bei Arlay
hat Artefakte aus dem Magdalötmm ergelam (auffallend
ist, das» von eingeritxten Zeichnung«*!! nur DurstoUiiii*
gen von Fischen gvfuuden wurden); liei Baume -le»*
Messieurs bestanden langer dauernde Ansiedelungen,
welche von der Dooltthtschen bis in die spätere Bronzezeit
( Larimudicü) fortdauertim , dann aller durch den Ein-
sturz der Hohle ihr Ende erreichten; endlich beschreibt
Vir6 altes Luftniauerwerk liei Puit« «le Pa«lirac (Iz>t),
dessen Alter sich alter nicht genauer bestimmen lies».
46. Yirö, Armand: Nouvelles trouvaille« pre*
historiques dun« la vallee du Lunain.
Polissoirs. tnen-hirs, dolmen. 8. 262 ff.
Vire beschreibt eine Anzahl von Funden isolirter
Artefact© . sowie einen Holmen und einen Grabhügel
(wahrscheinlich über einem zweiten Dolmen) im Thal
de« Lunain.
47. Zaborowaki: Le» ho mm es ä qunne. 8. 28 ff.
Verf. wendet sich gegen die Legende, dass eB ge-
schwänzte Meiischenvarictütcn gel«?. Sogenannte
„Schwauz“ - Anhänge »eien Missbildungen, aber keine
morphologisch zu vcrwerthemlen Dinge.
48. Zaborowaki: Origine des ( am hodgien s.
T«iam«, Mo!«, Dravidiens, Camhodgien«.
s. 89 ff.
K» ist ein misslich Ding, auf Grund eines ganz
unzureichenden , nach wenigen Individuen zahh'iidcn
Materials die verwickelt sten Fragen nach Verwandt*
schäften von Völkerstämmen «ntscheiilcm zu wollen,
die nach vielen Millionen von Individuen zählen.
Zaborowaki unternimmt mit Muth und grosser
Sicherheit diese Aufgabe, indem er, gestützt auf ein
paar Aussagen von Reisenden und auf eigene Messun-
gen von «in paar Schädeln, die Rassenverhältnisso
Cambodaohas Wlciiohlot : die Mois sind nach ihm
Druwidas. die Tsiams alter Indottesen und Malaveii.
49. Zaborowaki: Malgache«. — Nia«. — Dravi-
d i e n *. 8. 84 ff.
Auch hier zeigt Zaborowaki dieselbe Gewandt-
heit in Lösung der schwierigsten Probleme: die MaJ-
g&schcu sind nach ihm nut Drawidablut gemischte
Malnynn, di« Nia* nahe mit den südindischen Drawida-
stämrnen verwandt.
50 Zaborowaki: La circoncision dos juifs et
au Soudan. S. 164 ff-
Zahorowski ist der Ansicht, «biss die Beschnei-
dung ursprünglich ein«1 Cerwmonie bei der Männerweihe
gewesen sei; er greift die Ansicht lieugnie's an.
dass es sich dabei zuerst um ein religiöses Opfer ge-
haiuleli habe.
51. Zaborowaki: Visite ä l’exnosition de« col-
l«otiOM ra liportc«*« par M.de Baye. S. 8SI fl.
Kurze Mittheilung älter «inen Besuch der von
de Baye veranstalteten Ausstellung seiner prähistori-
schen r Russland) und ethnographischen (besonders
Finnland) Sammlungen.
52. Zaborowaki: Aux caves d’tözy. S. 401 ff.
Zahorowski berichtet von «len» Eindruck, «len
eine früher von ihm gebrachte Notiz über die Höhlen-
bewohner von Ezy gemacht hat.
53. Zaborowaki: De Passimilation de« iodi-
getics algerieus. 8. 490 ff.
Zaborowaki erblickt die grösste Schwierigkeit
der Colonisati«m Algiers in dem Umstande, das« «lie
muhamedanischc Frau verschleiert geht.
54. Zaborowaki: Le T sincipitaL. — Mutilation
des eränes neoli t niquen, observee en Asic
centrale. 8. 501 ff.
Verf. weist darauf hin. dass das von Manouvrier
au neolithi sehen Schädeln Ite schrieben« »og. T sinci-
pital auch bei Stämmen Dardistans vorkomme. I»«*i
denen Kinder in den ersten Jahren anf dem Scheitel
und üImt dem Ohransatx gebrannt wurden ( Vor-
beugungsnut tel gegen Krank hoi teil de« Kopfes).
56. Zaborowaki: A propos de nl?assimilationu
«Ins imlig&nes algärien«. S. 68711.
Verf. sucht seine Ansicht filier die Assimilations-
möglichkeit der Eingeborenen Algiers gegen di« Ein-
wand« Bertholon'a (vergl. Nr. 1) zu vortheidigen.
Aua Bulletins de la sociötö d* Anthropologie de Paris. Tom« neu viäme (IV. Serie) 1898.
Paris, Massen & Cie, «diteurs.
66. Anthony, R.: Memoire sur le st ernum. S. 126 ff.
Anthony'« Doctordissertation wird von Manou-
vrier besprochen. ln anthropologischer Beziehung ist
das zweite (’apitel ain belangreichsten; es behandelt die
Grössen- und Formverhältnisse (Indiers) des Sternums.
1. Der von Weitgerber 1879 attfmeteUte Index
(das Verhältnis« von St ernal länge und Körpergrösae)
hat nur für die Bipeden Bedeutung.
2. Das Verhältnis« der Länge des Sternums zu der
der Wirbelsäule (auch von Weisgerber aufgestellt)
sollte nur an nicht getrockneten Präparaten gemessen
werden (da der Knochen sich beim Maccriren und
Trocknen »ehr verändert); dieser Index hat keinen
grossen Werth.
3. Ein Index des Längenbreitenverhältnisse« (auch
von WeiBgerber ane«?geben) leidet unter denselben
Pöbelst ;io den ; dagegen halt Anthony für dun besten
Index
4. den Breiten* Dickenindex
/. sagittale Dicke v 100\
V ~~ Breite /
Er ist auch an getrockneten Präparaten zu mhmm
und er zeigt wichtige Formverhält niese an. An-
thony misst di© transversale Breite und die sagittale
Dick*? an der Basis de« 1. .Sternebers. Anthony findet
eiue bestimmte Beziehung zur vierl üstdgen oder mehr
oder weniger aufrechten Körperhaltung (Index beim
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Referate.
659
Pferd =829, beim Hund 70, Macacus 65,6, Homo 32,5);
dagegen steht der Index in umgekehrtem Verb alt nies zur
Entwickelung der Ulavicula und den Processus coracoi-
dens, sowie der Anpassung der Vorderextremität zu
besonderen inichtGeh-)Functionen: Pferd = 329, Mensch
32,5, ( etodonten 10,9. So ist das am ausgesprochensten
für den vierfüssigen Lauf angepasste Pfera mit einem
seitlich znsammengedrüekten Sternum (Pachysternum),
der Hund mit einem Sternum von quadratischem Quer-
schnitt iMesatisternum) , der Mensch mit einem von
vorn nach hinten zusammen gedrückten Sternum (Platy-
slcrnum) versehen. Unter den Primaten istderfbim-
panse durch seinen Breitendickenindex des Sternum
am meisten deu niederen AtTen und den Vierfüsslern
nahe gerückt , unter den Menschenrassen haben die
Australier, Kcgritos, Hottentotten, die höheren Index-
zahlen (über 40, d. k. sie sind mehr pachystorn), die
Hindus und Europäer die niedrigsten (32,4, d. h. sie
sind mehr platy stern).
Von den übrigen Capiteln behandelt I die Gestalt
des Sternum bei deu verschiedenen Gruppen der
Säugethiere, III die Gelenkverbindungen des Sternum,
IV die Missbildungen und V die Muskelverbindungen
des Sternum mit der Vorderextremität.
57. Anthony, R.: Memoire sur les Organes vis-
ceraux d’un jeune Orang-Outan femelle.
S. 240.
Sorgfältige Zergliederung der Eingeweide eines
Orang. Die Somme der Ergebnisse fasst Anthony
dahin zusammen, „dass, wenn die Eingeweide durch
eine gewisse Anzahl ihrer Merkmale an die des Men-
achen erinnern, sie doch wieder durch eine gewisse
Anzahl anderer den Orang anderen niederen Thiereu
mit vierftissigem Gang nähern. Das Herz, mit seiner
Lage und Gestalt, der Herzbeutel durch die beträcht-
liche Entwickelung seiner mit dem Zwerchfell ver-
bundenen Fläche, die Lunge durch das Fehlen eines
Lobus axygos. die Leber durch ihre gedrungene Gestalt
und das Fehlen einer Unterglicderung in Lappen, wie
bei den Fleischfressern, den niederen Affen und selbst
den anderen Anthropoiden, lassen den Orang ata nahe
verwandt mit dem Menschen erscheinen. Dagegen
stellen ihn die Anordnung der grossen Arterienstämme,
die aus der Aorla entspringen, die Verrichtungen zur
Stütze der Leber und des Duodenum, die I>age des
letzteren, sowie des Pankreas zwischen zwei Blättern
des Peritoneum, das Fehlen des Freitischen Bandes
sowie der Ligamenta uterosaeralia, den niedereuThieren
näher; sie entsprechen wenig der Anpassung an den
aufrechten Gang. So erscheint der Orang als Zwischen-
wesen zwischen dem bipeden Menschen und dem
Vierfüsaer.
58. Atgior, le Dr.: Anthropologie de la Vienne
aux temps actuels. (Etüde de la popnlation
de ce departement d’apres les observations et
resultats statistiques rccueillta sur les hnrnmea
de la classc MIA S. 617 ff.
Das Departement de la Vienne ist eins der we-
nigen, die von der allgemeinen Bevölkerungsabnahme
Frankreichs eine Ausnahme machen; es hat von 1876
bis 1887 von 380916 auf 312 785 Seelen zugenommen.
Im Jahre 1871 (20 Jahre nach 18711 zeigt die Re-
krutenzahl aus naheliegenden Gründen eine erheb-
liche (ungefähr 12 Proc ) Abnahme gegen die Zahlen der
vorhergehenden Jahre (wie überhaupt in Frankreich,
das Jahr 1891 im Ganzen 20021 Rekruten weniger zählte
als 1898). Unter den 20jährigen Männern des Depar-
tements ist Hernie die häufigste Ursache der Dienst»
untaugliohkeit ; 10 Proc. köuncn weder lesen noch schrei-
ben (obgleich das Departement in Bezug auf .Schul-
bildung immer noch eine place respectahle einnimmt);
die Hälfte der Rekruten gehören dem Bauernstand
an. Yerf. hat die wichtigsten Körpermerkmale fest-
gestellt und sucht daraus einen Einblick in di» Rassen-
Zusammensetzung dieses Departements zu gewinnen.
Die Körpergrösse von 1867 Gemessenen beträgt im
Durchschnitt 1,659m; davon gehöreu 17,195 Proc. den
Kleinen (unter 1,60m; Mindermässige unter 1,54 in
waren darunter 41. d. b. 2,2 Proc.). 60.310 Proe. den
Mittelgroßen, 22,495 Proc. den Grossen (über 1,70 m) au.
Bei der Untersuchung der Haarfarbe fanden sich unter
1,755 Beobachteten nur 140 Rothhaarige; t heilte man
die Haarfarbe in dunkle, mittcldunklo und helle ein,
so fielen auf die erste Kategorie 44,84, auf die zweite
47,17 Proc. und Buf die Hellbaarigeu nur 7,97 Proc. Die
Augenfarbe war (bei 1786 Beobachteten) bei 63.60 Proc.
braun, bei 27,15 Proc. blau oder grün, bei nur 6,77 Proc.
grau oder hellbraun. Schliesslich wurden auch noch
aus jedem fanton ie 20 Individuen auf ihren Längen-
breitenindex des Kopfes untersucht und daraus der
Durchschnittsiodex des ganzen Departements berechnet ;
er betrug 80,62 und schwankte in den einzelnen Can-
tonen zwischen 78,35 und 82,92. Dotichocephalie kam
bei 19,67 Proc., Mesaticcphalie bei 24,51 Proc., Brachy-
cepbalie bei 55,80 Proo vor. Verf. schließt aus der Summe
aller Beobachtungen, dass die Masse der Bevölkerung
des Departements aus dem keltischen Typus gebildet
wurde; die übrigen seien theilo Nachkommen derKym-
ris und Iberen, theila Mischlinge aus diesen dreien.
59. Bedot, Maurice: Notes Anthropologiques
sur le Valais. S. 222 ff.
Bedot bat schon 1895 in den Bull, von 1895
Beobachtungen über die Rekruten des Unter -Wallis
veröffentlicht ; hier behandelt er die wichtigsten
Körpermerkmale der Rekruten des oberen Theila
dieses C'antons. Weit überwiegend ist Bracbycephalie
und Subbtachyoephalie (bei 65 Proc. der BevöUernug
von Wallis) und zwar sind diese Brach ycephalen be-
sonders in den iScitenthälcrn verbreitet; policho-
cephale und Subdolicbocophale fdie Schödelindices sind
durch Subtmction von zwei Einheiten aus den Kopf-
in dices der Lebenden berechnet! fand sich nnr bei
19 Proc. und zwar hauptsächlich in dem flachen Lande
und aaf den direct das Rhonethal begrenzenden Ab-
hängen. Eine Insel mit überwiegender DoUcho-
cennalie und Subdolichocephalie (von 44 Fällen 31 Mal)
bildet das DorfSnviez. Die durchschnittliche Körper-
grüsso ist 1.635 m (die mittlere 1,64 m), darunter sind
die Subdolichocephalen am grössten (1,641 m), die
Dolichooephalen am kleinsten (1.623 m). Braun tat die
am häufigsten uud zwar bei Bracbycephalen wie bei
Dolichocephalen vorkornmende Haarfarbe Die Blon-
den sind durchschnittlich etwas grösser als die mit
anders gefärbten Haaren. — Für eine klare Einsicht
in die Masscuvirhältntas« ist die Zahl der Einzel-
beobachtungen (1242 Individuen) zu klein.
60. Bloch, Adolphe: Sur une modification fre-
queute dans lo squclctte du petit orteil.
S. 153.
Bloch bespricht die sehr gründlichen und er-
schöpfenden Untersuchungen Pfitzner’s über die
häufig vorkommende Verschmelzung der zweiten und
dritten Phalanx der kleinen Zehe. Fr bringt einige
neue Beispiele aus den Muiöe Orfila und Broca bei.
Neue Gesichtspunkte werden nicht gegeben.
61. Bloch, Adolphe: Essai sur les levres au
point de vue an thropologique. S. 284 ff.
Verf. giebt zunächst eine allgemeine Beschreibung
der Lippen, ihrer Abgrenzung etc. Dann bespricht
83*
Referate.
6G0
er die liesonders für den anthropologischen Vergleich *tigcn Lippe viel inner. Auch hier folgt bei Kren-
wichtigen Merkmale; sie bestehen «ich 1. ftnf die zungen mit dünner - üppigen Typen der Mischling
Form- und Grössenverhältnisse, 2. auf die Färbung mehr «einem wulstig-üppigen Vorfahren. — Die sog.
der Lippen. l.Form und Grösse der Lippen. a) Höhe Doppetlippc, bei der du* Schleimhaut wulstig über
der Oberlippe liegt zwischen der Nasenlipjengrenze dem äusseren Lippenroth (sichtbar wird , iat keine
und dem Lippenxchluss ; die der Unterlippe zwischen Rasseneigenthüralicnkeit, sondern eine individuelle Ab-
Lippenschluss und der Labio-mentnl- Furche. Wich- normität, die bei Bläsern erworben, oder sonst auch
tigor als da« letztere Maas« ist die Hohe der Ober- angeboren sein kann. — 2. Die Färbung des freien
lippc: sie ist oft besonders gross bei den lentorrhinen. Lippenrandes lässt drei Stufen unterscheiden : a) ro-
dem blonden Typus angehörenden Engländern, aber »ige, b) bläulich - violette , c) braune oder schwarze
hohe Oberlippen kommen auch vor bei manchen Färbung. Die entere ist charakteristisch für die
Mandigonegern . bei dem feineren Typus der Ja- weiise Rasse; die bläulich-violette Färbung setzt sich
paner etc. Als individuelle Eigunthümlichkeit körn* oft auf der Schleimhaut des Mundes fest; sie kommt
men öfters sehr kurze, die Zähne nicht ganz be- besonders bei Individuen der gelben Rasse vor (Japaner,
deckende Oberlippen vor. b) Länge (besser Breite) Malayen, Indochinesen). Schwarze Lippen finden sich bei
der Lippen wird gemessen durch die Breite der Lippen- Negern mit ganz schwarzer Haut ; aie Lippenfarbe ist
spalte; es sind die drei Grade der breiten, mittel- dann einfach die Fortsetzung der allgemeinen Haut-
breiten und schmalen Lippen zu unterscheiden. Die färbe; aber auch bei brauner oder bronzefarbiger Haut
breitesten Lippen (66mm) wurden bei Australiern kommen schwarze Lippen vor. Dieser stärkere Grad
beobachtet; bei den Europäern beträgt die Breite im von Pigmentiruug findet sich nur bei dicken oder
Mittel nach Testut bei Männern 53 mm, bei Weibern wulstigen Lippen. — Zum Schlüsse schlägt Bloch
47 mm, nach Quetelet 54 mm bezw. 46mm. Nach einen Dickeunrcitouindex der Lippen vor, doch giebt
Weisbach sollen bei den Sudanesen und Australiern er selbst zu, dass bei der Beweglichkeit der Lippen die
bei den Weibern die Lippen öfters noch breiter sein, entsprechenden Maasse nicht mit Genauigkeit zu
als bei den Männern. Im Allgemeinen sind bei Cha- messen sind,
mäprosopeu die Lippen breiter, als bei I.eptoprosopen.
c) Bei aer Dioke (der s&gittalen Tiefe) der Lippen 62. Capit&n, le Dr. : Präsentation d’une sörie
will Blocb vier Stufen unterschieden wissen: dünne, de pieces provenant de la ballistiere
mitteldicke, dicke und „voluminöse4* Lippen. Patho- de Chelles. S. 423 f.
logische Dicke, wie sie bei Scroph u lösen , Myxödema- In den Kiesgruben von Chelles wurden durch
tösen, Akromegalen etc. vorkommt, sind natürlich l«?i Eisenbab narbeiter nicht nur paläolithische Gcräthe
Untersuchung der Rassenforroen auszuscheiden. Bei vom Chelles-Typus, sondern auch solche vom Acheul-
dünnen Lippou ist die Schleimhaut der Oberlippe Typus gefunden; ausserdem fand man in der ober-
(besser das Lippenroth) nur wenig sichtbar (besonders (lieblichen Erde über dem Sand und Kies die Reste
l»ei Leptoprosopen des blonden Typus der w ei wen dreier Hütten mit reichlichen neolithischen Artefacten,
Rasse) ; dagegen ist es bei mitteldickrn Lippen in einer
Ausdehnung von 6 bis 10mm sichtbar und gerundet: 63. Capitan, le Dr.: Nachruf am Grabe Gabriel
der Abstand beider Lippenroth- Rinder beträgt hei de Mortillot's. S. 455 ff.
dieser Kategorie nach Testut 10 bis 12 mm. Mittel- Gabriel de Mortillet, der ein Alter von 77 Jäh-
dicke Lippen kommen besonder» vor bei dem brünetten ren erreicht hatte, war zuerst Geologe; von lflßfl bis 1835
Typus der mittelländischen Rasse, z. B. bei Semiten etc., wurde er, nachdem er auf der Pariser Ausstellung
dann bei dem feinen Typus der central- und ostasia- von 1067 einen Tbeil der Abtheilung der Geschichte
tischen Hasse (Japanern. Koreanern etc.), hoi anderen der Arbeit eingerichtet hatte, Direetor des Mute« de*
Kassen mit branner und rotber Haut. Hei dicken antiquites nationales de Saint-Gcrmain-en-Laye. All
Lippen ist da» Lippenroth in grösserer Breite sicht- solcher stellte er 18*39 und 1872 seino Perioden-
bar und mehr oder weniger nach ausseu umgestülpt; theilung der Vorgeschichte auf Grund der Formen
die Wellenlinie der Begrenzung des oberen Lippen- der technischen Erzeugnisse auf. Seit mehr *1«
rothe* ist weniger bewegt, einfacher, oft ist die Kinne 20 Jahren war er Professor an der Pariser Ecole d’an-
de* Filtrum weniger vertieft. Gewöhnlich sind dicke thropologie. Seine Publicationen behandelten 1851
Lippen zugleich auch breit. Die Lippenform kommt bis 1862 oonchyliologiscbe und geologische Gegen*
nur bei stärker pigmentirten Rassen vor (gelben, rothen Btände, dann erschien 1881 Le Musee prebistonqne.
oder schwarzen), so bei dem groben Typus der L*p- 1883 Le prehistorique (2. Auflage 1886); sein letztes
pen , der Japaner, Koreaner, der Indochinesen, Kal- grössere» Werk war Formation de la langue fran^aise,
mücken, Samojeden elc.; dann bei Eskimos, Roth- 1897. Ausserdem war er Begründer der beiden Zeit-
häuten, bei Malayen, Papuas, Negritoa, Australiern, Schriften: Lea maleriaux poor l'histoire primitive et
Tabitiern. Poly- und Melanesiern, endlich bei dem naturelle d’homme (1864) und L’bomme 1884.
groben Typus der Altägypter, bei Galla», Nubiern,
Somalis, Buschmännern, hadern. Bei der Kreuzung 64. Chervin, le Dr. : Rapport sur le prix Ber-
dünnlippiger und dicklippiger Typen oder Rassen tillon. S. 519.
sollen die Lippen der Mischlinge immer dick sein. Der von Bertilion gestiftete Preis wurde in
„Voluminöse“ oder wulstige Lippen sind die, bei diesem Jahre an zwei Bewerber vertheilt, nämlich »n
denen sich das Lippenroth sehr ftark nach aussen Dr. M. II. Labit für seine Arbeit: £tode demogra-
nmwulstet; diese Lippen springen beträchtlich weit phique et anthropologique des departement des Ar-
nach vorn vor und finden pich vorzugsweise bei den aennes und an Dr. M. J. Marty, Verfasser von Races
Negern. Die Commissuren des Lippenrot he» sind et infirmites en France,
hier verdickt, indem die beim Weissen getrennten
Muskeln dieser Gegend beim Neger mehr oder weniger 65. Collln , fonile: Dolmen d'Erraenon v illr
mit einander verschmolzen sind, auch ist der Muse. (Oise). 8. 462 ff.
orhicularis oris bei den wulstigen Lippen dicker als bei Coli in giebt eine Beschreibung seiner Unter-
den dünneren; diu Bewegungen de» wulstigen Mundes snebung eines im Park des Prinzen Radxi willfw
sind daher plumper und das physiognomisch so aus- Ermenonvilb* (Übe) stehenden Dolmens, wird aber
drucks volle Lippenspiel d«B Weissen ist bei der wo!» sofort in der Discussion von Verne an zurecht-
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Referate.
6ßl
gewiesen, dass nicht er, sondern Verne au den Dol-
men untersucht habe. (S. Verne au.)
G6. Collin, ^Smile: Silex ouvres des departe-
ments de Saöne-et-Loire et de l’AUier.
S. 487 ff.
Colli n legt der Gesellschaft eine Anzahl paläoli-
tliischerSteingeräthe ans den genannten Departements
vor. von denen manche so schön gearbeitet sind,
dass A. v. Mortillet in der Diskussion Zweifel an
ihrer Echtheit nusspricht; jedenfalls müsse man noch
genauere Angaben über die näheren Umstände der
Funde abwartcu, bevor inan eie für echt erklären
könne.
67. Dubus, M. A.: Contribution u l’etude d*-s
epoques paleoli th irj ues et ncnÜthi-
ques des StationB de Bleville, la Mare-
aux-Clercs et Frileuse pres le Havre.
S. 328 ff.
Die Lehmgruben der genannten Gruben werden
strati graphisch beschrieben, correspondiren aber nicht
mit einander in der Schichtenfolge. Tn FrileuBe fanden
sich in den untersten Schichten Reste von Hhinoc.
tichorrh., von Fquus und Bo», in Bierille l'rsns, in
Mare-aux-Cleres keine thierischen Reste. In den un-
teren Schichten von allen drei Gruben fanden sich
Steingeräthe von den verschiedenen naläolitbrschen
Tvpen Chelles, Moustier und Saint -Acncul und zwar
gleichmäasig durch einander in denselben Schichten.
In den oberflächlichsten Schichten neolithisebes
(ieräth.
68. Dumont, A.: Coloniser ou assimiler. A
propos de la oommunication de M. Ber-
tbolon. S. 316 ff.
Dumont glaubt mit Bertholon, dass sich die
Berber nicht assimiliren lassen; eine Colonisation
von Frankreich aus ist ausgeschb-ssen bei dessen
prekären Bevölkern tigsverhältni säen ; er glaubt, dass
man fremde Einwanderung begünstigen müsse, nicht
die der rivaiisirenden Italiener oder Spanier (Deutsche
werden gar nicht genannt), sondern von Griechen,
Russen. Chinesen, Hindus, Japanern etc., so dass sich
hier eine allgemeine Panmixie unter der Hegemonie
Frankreichs entwickeln könne.
69. Dumont, Arsene: La poteric des Kroumirs
et celle des dolmens. S. 318 ff.
Dumont legt der Gesellschaft Stücke von Thon-
waaren der Krumirs vor, die ganz denen aus derneo-
lithischen Zeit gleichen. Das Verfahren bei der Her-
stellung wird beschrieben; es ist anztmehnun, das»
auch die Verfertiger des polirten Steingerathe» in
gleicher primitiver Weise bei der Herstellung ihrer
Thon waaren verfuhren.
70. Durante, le Dr.: Rapport sur une mission
an Caucase et au Turkestan. S, 436 ff.
Durch den Beistand der Pariser anthropol. Gesell-
schaft war Durante mit einer wissenschaftlichen
Mission betraut.. Seine Resultate sind kläglich. Im
Kaukasus und Tiflis hatte er zu wenig Zeit, um sich
mit irgend welchen Studien zu befassen, inSamachao.
wo der längste Aufenthalt gemacht wurde, Hessen
Feste und Einladungen ebenfalls wenig Zeit übrig.
So ist die Ausbeuie der Reise fast gleich Null.
71. d’Echörac: Su r une legende. 8. 20 ff.
Verf. bespricht die Entstehung einer Legende, die
sich an zwei alte runde Thürme knüpft.
72. d’Enjoy, Paul: Coloration dentaire des An-
namites. S. 466 ff.
Gewöhnlich wird die tiofdunkle Färbung der
Zähne in Indonesien und auf dem benachbarten Fest-
lande der Einwirkung des lk*telbi*6cns zuge^cb rieben.
d’Enjoy leuguet, dass Betel diese Wirkung haben
könne. Dagegen sollen sich nach ihm die Annamiten,
die einen Abscheu vor weissen, „nackten“ Zahnen Haben,
diese Färbung durch ein ganz besonderes Verfahren
ancignen. das die Geduld stark in Anspruch nimmt.
Die Zähne werden zunächst mit grösster Sorgfalt ge-
waschen, dann lange Zeit mit feinem Korallenpulver
abgerieben, so dasB nicht die geringste Unreinigkeit auf
ihnen zurückbleibt; zum Schluss dieser Vorbereitung
werden die Zähne dann noch mit Reisessig energisch
abgerieben. Jetzt beginnt die eigentliche Färbung :
mit kleinen besonderen Pinseln wird jeder Zahn auf
seiner ganzen Oberfläche mit einem Feber zog aus
Honig bestrichen, dem Beinschwarz (Mo konpl und
Pulver von Kalamhakholz (Ki natn, „Adlerholz“) bei-
gemischt sind. Täglich werden mehrere neue Schichten
aufgelegt, und der Patient muss dabei jedesmal den
Mund so lange offen halten, bis Alles trocken gewor-
den ist. Znm vollen Erfolg sind eine Anzahl solcher
Sitzungen nöthig. Der Ueberzug bildet einen festen,
schützenden Firniss, und d’Enjoy glaubt auf ihn die
vortreffliche Gesundheit der Zähne der Annamiten
zurückführen zu srdlen: bei alten Leuten wird die
ganze Krone bis auf das Zahnfleisch hinab abgenutzt,
aber der Zahn bleibt im Uebrigen ganz gesund.
73. d'Enjoy, Paul: La procedure et les gens
d’affairos en Chine. S. 481 ff.
Verf. ist ein grosser Lobredner der chinesischen
Processordnung, die Advocaten möglichst licsehränlct
oder ausschliesst.
74. Fouju, G.: Silex et poteries des foyers de
Villeneuvc- St. • Georges. Seine- et Oise.
S. 434 f.
Demonstration von neolithischen Steingeräthen
und Topfscherben.
75. Fourdrignier: lieber die „optische Sprache“
und die anthropographisch e Photo-
metrie. S. ISO f.
Fourdrignier verlangt allgemeine Annahme
eine« festen Maassstabes für photographische Auf-
nahme des Menschen und zwar einen solchen von
•/,„ für die aufrecht stehende pan/e Figur, und
für alle Detaildaratellungen.
76 Godin,loDr.: Observation d’nne naine. S. 681.
Beschreibung einer 0.993 m hohen, 43 Jahre alten
Zwergin aus Uregh bei Budapest.
77. Haray, E T.: Les vases peinta d’Jca (Pörou
moven) S 596 C
Jca heinst eine der beiden Provinzen des mittleren
Peru ; die Bewohner zeichnet« n sich bei der Ankunft
der Spanier durch die ungemein hohe Entwiokelung
ihrer Keramik aus; am reichsten an solchen üefässen
ist in Europa das ethnographische Museum in Bou-
logne-sur-mer. Die Gefasse haben sehr harmonische
und originelle polychrome Ihmalung: in Wärme der
Farbe und bisweilen auch in der Form des Gegen-
stände* {menschliche Figur) erinnern sie an asiatische
Erzeugnisse der Keramik.
78. Hervö, Georges: Allocution du President
ponr 181*8. S. 5 ff.
Herve bespricht in seiner Antrittsrede als Prä-
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662
1! eferate.
sidtnt der Antbropol. Gesellschaft von Pari* die Ar-
beiten der letzteren in den 17, seit Broca*« Tod ver-
flossenen Jahren.
79. Iwanowitsch-Btoyanow (de Bulgarie): P. Note
sur quelque cas de polymastie et de
polythölie ehe* Thomm e. S. 301 PT.
Verf. berichtet über vier Kille von Polymastie
(bei der sämmtHche Thcile der überzähligen Brust-
warze gut entwickelt, wahrscheinlich auch Reste der
Drüse vorhanden sind) und über vier Fälle von Poly-
thelie (bei der nur die Papille vorhanden ist), stimmt-
lieh bei cf Bulgaren; ausserdem auch noch von Poly-
thelie bei einer Französin. In mehreren Fällen war
direkte Vererbung von Vater oder Mutter nach-
weisbar.
80. Luupts, 1© Dr.: Lettre ü M. Zaborowski sur
Tötat et Tavenir des popnlations de
l’Algcrie et de la Tunisie.
Der Brief behandelt mehr Fragen der praktischen
Politik filier die Behandlung der Eingeborenen von
Mgyr und Tun»*, als cigen'lich anthropologisch-ethno-
logische Dinge.
81. Laville, A.: Le gisement Chelleo- Moustd-
rien ii Corbiculea de Clergy. 8. B6 ff.
Verfasser beschreibt die Schichten in einer Sand-
grube von Clergy bei Pontoise. Die dritte von oben
gerechnet enthält Steingeräth vom Typus von Chelle»
und Monstier; die vierte ist aber merkwürdig dadurch,
«lass sie ausser solchem Geräth und den auf ein kaltes
Klima hindeutenden Fossilen ( Klephas primigenius etc.)
auch noch zahlreiche Schalen von der Bivalve corti-
culari» fluminalis führt, die jetzt nur noch in wArmerea
Flüssen (wie im Nil und Euphrat) Vorkommen, ebenso
Ki ste von Elephas antiqnus etc. Auch in der zweit-
o bersten Schicht finden sieb solche Muscheln wie in
der erstgenannten, drittobersten Schicht.
82. Laville, A.: Les säble» et limons q uater-
nuirc« n silex tailles de Villejuif, Bi-
cetre et Paris. 8. 180 ff.
Verfasser schildert sehr eingehend die Schichten-
folge der genannten Oertlichkeiten, ihre palüontologi-
sehen Einschlüsse und die in ihnen enthaltenen Artc-
facte, die ihrer Form nach fast sämmtlich dem Ch ei-
lten und Mousterien zugehören.
83. Laville, A.: Gisement de silex tailles dans
les limons ü briques de Mnntes-la- Ville.
8. 1!*7 f.
Kurze f ehersicht über die Stratigraphie einer
Lehmgrube bei Man tes-la- Ville.
84. Laville, A.: Sepulture* anciennes d’Orly.
S. -495 ff.
Laville hatte schon vor mehreren Jahren meiner
Sandgrube bei Orly einen allen Thonscherbcu ge-
funden; neuerdings hat er ein Grab in derselben
Grub© untersucht, in dem ein Skelet und gebrannte
Steingcrathe lagen. Der Schädel dieses Skelets hatte
einen Schudelindex von 87,2, einen Facialindex von
fH8 und einen Orbitalindex von OU, 4. Nahe bei diesem
Grabe lag ein zweite», in dem ein Fragment eines
grossen, nicht auf der Ilrehscheihe gefertigten Topfes
(Brno) und die recht© Seite eines grossen Hunde-
skoluttes gefunden wurden; ausserdem noch mehrere
Thonscherben anderer Gebisse . einzelne Feuerstein-
splitter und mehrere Knocheustücke größerer Süuge-
tniere (Och*. Schwein). Mortillet, Garnier u. A.
glauben, dass diese Begräbnisse dem Eiseualter zu-
gehören.
85. Letourneau , Ch.t Un fait de paychologie
primitive. S. 321.
Letourneau stellt für die Ansichten der Völker
über die Natur der Zeugung drei Stadien auf, nämlich
1. die Annahme der Urzeugung oder geschlechtslosen
Zeugung (Entstehung des Menschen aus Schlamm,
Steinen etc.). 2. die einer unbefleckten Empfängnis.«,
d. h. einer Parthenogenssia (bei den Roth häuten, in
der Tartarei etc.), und 3., die der Inkamationeu , bei
denen eine Gottheit irdische belebte Gestalt annimmt.
Verfasser zieht eine Parallele zwischen diesen An-
schauungen und den primitiven Stufen der Gesell-
schaft; er glaubt, das» mau bei der niedersten gesell-
schaftlichen Organisation (hei der ursprünglichen
Groppenehe der Australier f?J z. II.) gar nicht die
Vorstellung davon gehabt habe, da*s die Geburt die
Folge eine* Beischlafes sei. Der zweiten der genannten
Stufen (der Parthenogenesis) entspräche das Matri-
archat, bei dem der Vater mit den Kindern gar nicht
verwandt gelte. Für die dritte angenommene Stufe
unterlässt es Verfasser, eine Parallele zu ziehen.
86. Letourneau, Ch.: Caracteres al pliabetifor-
me*. S. 425.
Letourneau macht aufmerksam auf die Aehn-
lichkeit, die besteht zwischen einzelnen Schrift Zeichen
auf alten Inschriften von Lahore (Pandschab) und
solchen auf manchen megalithischen Denkmälern.
Sieben dieser Schriftzeichen sind hier abgebildet.
87. Manouvrier, L.: Observati«>n d’un cas re-
marquablc d’ichthyose, S. 113 ff.
Manouvrier stellt einen Fall hochgradiger
Ichthyose vor; die Eltern waren frei von dieser Affec-
tion, dagegen litten von sechs Geschwistern noch zwei
ebenfalls an angeborener Ichthyose. Auch die Glan*
euis ist nicht frei von der eigentümlichen Epidermis-
»Idung. Manouvrier will in der Ichthyose nur
eine Monstrosität der Epidermis, nicht eine eigent-
liche Hautkrankheit sehen, da die Hautfunctioncn
nicht gestört sind. Die Dermatologen werden lieh
die Ichthyose aber nicht aus der Domäne der Haut-
krankheiten nehmen lassen.
88. Manouvrier, L.: Le Cerveau d’un Sourd-
Muet. S. 305 ff.
Die bisherigen Beobachtungen an der Leiche
machen p* wahrscheinlich, dass congenitale Taub-
stummheit meistens* mit Veränderungen in der Um-
gebung der FossaSilvii verbunden ist. Manouvrier
zeigt aas Präparat vom Gehirn eines Taubstummen,
bei welchem solche Veränderungen in hochgradiger
Weise auf der rechten Seite vorhauden sind, während
auf der linken Seite wenigstens kein« erheblichen
Abnormitäten zu eonstatiren sind. Rechts ist der
mittlere Theil der ersten Schläfenwindung der Sitz
erheblicher Veränderungen. Die Sy Ivi’ sehe Spalte
setzt sich in ihrem zweiten Abschnitt nicht in nor-
maler Richtung weiter fort; in dieser Richtung ist
nur eine ganz seichte, etwa 1 mm tiefe Rinne für ein
nn der Oberfläche verlaufendes Gefäss zu bemerken
Die Sylvi’sche Spalte «lagegen steigt hier nach ab-
wärt« und tritt au die Stellung der ersten Schläfen*
fiircbe. Dadurch wird di© erste Schläfen windung
auf ihren vorderen Theil reducirt; »hr mittlerer Theil
(das eigentliche Gehörcentrum) ist in Folge der Ab-
biegung der Sy I vi’achen Spalte unterdrückt; auf
Kosten der Schlifenwindung hat hier der Pnrietal-
lappcn an Grösse gewonnen. Die übrigen Schläfen-
wtndnngen *ind gan^ normal, ebenso die Brooa’sche
Windung. Auch dir Wägung zeigt, dass rechts der
Schcitellappcn auf Kosten de* Schläfenlappens an
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Referate,
6G3
Gewicht zugenotmnen hat: erster« r wiegt rechts 123,
links dagegen 116g, der Schläfenlappen rechts
69, links 98 g. — Interessant ist die Abbiegung
der Sy lv i’ sehen Spalte trotz des Vorhandenseins eines
kräftigen Blutgefässes an der normalen Verlaufstelle
jener Spalte, ein Umstand, der gegen die Theorie zu
sprechen scheint, dass die Entwickelung der Windungen
hervorgebracht wird durch die Lage der Blutgefässe.
69. Mathews, R. H.: Gravures et peintures sur
rochcrs par les aborigenes d'Australie.
S. 426 ff.
Matthews beschreibt mehrere Pictographien auf
Kelsen, das Werk Eingeborener Australiens. Auf der
Nordsuite der Uotany Bay, etwa 16 km nördlich von
Sidney, findet sich eine Gruppe, die drei riesige
Kischo darstellt; der grösste misst 11,78m Länge. Im
Co rate de Philipp ist eine andere Darstellung, auf der
71 iländeabklatsche noch deutlich erkennbar sind;
eine dritte, gleichfalls aus Händeabdrücken bestehende
Pictographie auf Felsen steht im Cotnte de Hunter.
90. Matignon, J. J.i Quelques su perstitions
müdicales du Chine. S. 406.
Matignon führt eine Anzahl von abergläubischen
Brauchen vor , die in China bei der Behandlung
schwerer Gehurteu und innerer Krankheiten üblich sind.
91. Morau, Henry: Nouveau proeöde d'embau-
nemeut. S. 17.
Morau wendet zur Erhaltung der normalen Fär-
bung der Muskeln und der Geschmeidigkeit der Bänder
folgendes Verfahren an: In 1 Liter Glycerin worden
40 g Salpeters. Kali und 40 g kohlens. Ivali gelöst und
diese Flüssigkeit wird in uie Aorta unter solchem
Drucke langsam injicirt, dass in den Extremitäten
eiu leichtes Oedem auftritt. Das Präparat bleibt dann
an der freien Luft. Er zeigt die Leiche eines vor
zwei Jahren injicirten Mädchens, die sich absolut gut
conservirt hat.
92. Mortillet, A. do: Pointes de fleches de Saöne
et Loire. S. 544 f.
Mor titlet hebt die Gründe hervor, die einerseits
für, andererseits gegen die Echtheit der schön gear-
beiteten Pfeilspitzen spricht, die von Co Hin (s.
Nr. 66) der Anthropol. Gesellschaft vorgelegt worden
waren. Er ist der Ansicht, dass ein best im mt es
Urtheil sich nur gewiunen Hesse durch genaue Unter-
suchung der Lagerstätte und der LooaTsamtn hingen.
93. Mortillet, Gub. de: Statuette fausse de
BaousBO-RouBse. S. 146 ff.
Verf. spricht sich Behr energisch gegen die Echt-
heit einer in einer Grotte bei Mentone, aber auf ita-
lienischem Boden gefundenen Statuette aus, die Sa-
lomo n Reinach als echtes Werk prähistorischer
Menschen in der Anthropologie (1898) beschrieben hatte.
94. Nicolas (d’Avignon): Inscription phenicieune
gravec sur un calcaire schisteux. 8. 45 IL
Beschreibung eines Kalkschieferblocks, der bei
Fuudamcntirungsarboiten in Avignon gefunden wurde
und eine phönicische Grabinschrift trug.
95. Papillault) G.: Variations numeriques des
vertebre» lombaires ehe* l'homme, leurs
catises et leur relation avec ane ano-
mnlie muscnlaire exceptionelle. S. 198 ff.
Für die Abgrenzung der einzelnen Wirbel reg tonen
ist dem Verf. die Function der Brustwirbel maass-
gebend'. nur ein Wirbel, der sich mit Beinen Kippen
an der Function des Thorax betheiligt, ist ihm Brust-
wirbel. Die Variationen der Wirbel zahl in der Lenden-
region hängen zusammen mit dem Hinauf- oder Hinab-
rücken dos Beckens an der Wirbelsäule: die Ursache
dieser Verschiedenheit im Ansatz des Beckens sind
meist anormale Entwickelungen einzelner Hauchorgane.
In einem Falle anormaler Wirbel zahl der Lendenregion
wurde eine eigentümliche, mit dem stäikeren Herab-
rücken des Beckens zusammenhängende Mnskelanomalie
beobachtet: die obersten Bündel des Ilio- Psoas waren
durch das Hinabsteigen des Beckens auseinander-
gedrängt, so dass oben vom Uauptmuskel noch ein
besonderer kleiner Muskel abgeapalten war.
96. Papillault: Sqnelette d’Eugene Veron. S.493.
Uebergabe des Skelettes des früheren Mitgliedes
der Gesellschaft, E. Veron, an die Anthropologische
Gesellschaft.
97. PapUlault, G.: Rapport sur le prix Broca.
S. 511 ff.
Der Preis ßroca’a wird getheilt zwischen Yves
De läge (la structure du Protoplasma et Iob theories
sur rheredit« et Icb grantis problcmes de la biologie
generale) und Anthony (du sternum et des connexions
avec le membre thoraeiquedans la aerie des mammiferes).
9$. Piroutet, Maurice : Station de Mornö ou des
Engoulirous (Jura). S. 418 ff.
Aufzählung einer grosseu Menge von Steinger&th
aus der jüngeren Steinzeit ; cs wurde bei Mornö, Arron-
dissement de Salis(J ura), augenscheinlich auf einem alten
W erkplatz für die Anfert igung solcher Geräthe gefunden.
99. Pitard, Eugene: Etüde de 51 erünes de cri-
mittels franvais provenant de la Nou-
vcllo-Caledouie et comparaisons avec
des sä ries de erünes qu elconques. S. 237 ff.
Wie zu erwarten war, zeigen diese aus allen Theilen
Frankreichs stammenden Schädeldurchaus keine Gleich-
förmigkeit. Der Vergleich mit auderuu französischen
Schädeln hat keinen grossen Werth; Pitard fasst
das Ergebnis seiner Untersuchung dahin zusammen,
dass wesentliche Verschiedenheiten beider Gruppen
nicht vorhanden sind, doch ist der Verticalindex der
Verbrecherschädel grösser. Ein Verbrechertypus ist
an diesen Schädeln nicht nach zn weisen. Am häufigsten
sind diese Yerbrecberschädel mesaticephal , daneben
kommen aber auch ebenso viele doücbooephale wie
brochycephale Formen vor.
100. Raymond) Paul: Nouvelles recherches
sur Läge de cuivre dtm les Cöveuues
(epoque darfortienne). 8. 8D£
Vorlegung einer kupfernen Dolchklinge uud einer
Kupferschlacke aus den Cevennen. Erstere wurde im
Departement Gard inmitten ausgesprochen neolithischer
Geräthe gefunden. VTon Zinn fand sich in beiden Stücken
keine Spur. Auch in den Grotten der Cevennen ist bisher
noch keine Bronze, sondern (von Metallflachen) nur
Knpfergeriith gefunden worden, das »ich in fleinen
Formen meist eng an die der ueolithischen Geräthe an-
■ohliflWt Raymond schlägt vor, für diese Kupferzeit
die Bezeichnung Epoqne darfortienne beizubehalten.
101. Raymond, P.: Söpulture dolmüniquc du
Gard. S. 125.
Grab bei Issirac (Gard). Seitlich von Steinplatten
begrenzt, au den Enden von Luftmauern; keiu Stein-
dach, Boden mit Steinplatten belegt. Darunter noch
vier weitere Etagen mit Steinplattenboden. Iuhalt:
Thonscherben , Perlen von Bernstein, von Steatit,
Schiefer und Kalkstein, Menschenknochen. Zeit: Kode
der neolithischen Periode.
102. Regnault, Fölix: Accroissemen t des ongles
de la main. S. Z& f.
Bei Rechtshändigen ist die rechte Hand nicht nur
breiter, sondern auch länger als bei Linksbündigen,
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6fi4
Referate.
und bei leUteren umip-kchrt die linke breiter und
länger als die rechte. Dasselbe gilt auch von der
Breite der Fingernägel, die, in der Mitte gemessen,
bei 100 Rechtshändigen um 0,5 bin 2 mm grösser ist.
Bei 5 Linkshändigen war das Umgekehrte der Fall:
gleichbreit an der rechten wie au der linken Hand
Fand Regnault die Fingernagel nur bei einer Links-
händigen und zwei Rechtshändigen. Besonders aus
sprochen ist der GegensaU in der Breite der Nägel
i Handwerkern und Arbeitern, die schwere Handarbeit
thun. — Parallel mit der grosseren Breite geht die
grössere Abplattung des Nagels. Ein Rass«-umerkmal ist
diese Abplattung nicht, sondern eine individuell er*
worbeuc Eigenschaft. Wenn Neger, Asiaten etc.
schmale Nägel haben, so ist auch das nach Regnault
kein ltassezeicben , sondern es kommt daher, dass
diese Leute mit der Hand nicht so schwere Arbeit
thun. Der Neugeborene bat kleine, platte Nägel.
103. Regnault, F.: Art grec coutempor ai n
rnitia ti. 5Ö f.
Regnault zeigt drei Cignrettenbüchsohen und
eiu Messer vor, die von griechischen Bauern ver-
fertigt sind und seiner Ansicht nach ganz im Stil,
Coat lim etc. den Darstellungen des alt - archaischen
Stils gleichen sollen. Die beigegebene Abbildung
durfte vor sachverständigen Archäologen diese Ansicht
kaum bestätigen.
DM. Regnault, Felix: Forme des surfaces arti*
culaires des raembrei införieurs. S. 535 fl'.
Englische Anatomen (Thomson, Havelock)
haben •‘«•hon vor einiger Zeit darauf hiugewiesen, dass
bei Vöikerstämmen , die gewohnt sind, sich nieder-
kauernd auszuruhen (Hindus etc.), die Gelenkfläohen
der Uuterextrcmitat häufig gewisse Veränderungen
(Vergrössernngou) zeigen. Regnault betrachtet hier
diese Veränderungen an llüft-, Knie- und Sprung-
gelenk , und stellt die Frage auf, ob die kauernde
Körperhaltung als einzige Ursache derselben an/.usehen
ist. Am Hüftgelenk findet sich am Fetnurkopf nicht
selten eine VmroflKnutg der Gehnklläehe. indem
dieselbe auf die Vorderfläche des Halses sich fortsetzt.
Bei niederen Rusen ist dieser Befand ziemlich häufig;
Regnault hat unter 30 prähistorischen Schenkel*
kuochen nur 7 gefunden, die eine solche Veränderung
geringeren oder grösseren Grades nicht besessen ; man
bat diese Veränderungen besonders häufig bei Hindus ge-
funden. Das Collum femoris ist dabei zugleich länger,
der Band der Pfaune ist unten und innen stärker
entwickelt («o dass der Schenkelkopf hier nicht leicht
aus der Pfanue luxirt werden kann), die Incisur ist
von beiden Seiten her durch stärkere Entwickelung
des Pfanueurandes mehr oder weniger überbrückt, so
dass die Gebisse, die hindurchgehen, bei nieder-
ekaut-rtcr Körperhaltung nicht gedrückt worden
önnen. — Aelin liehe Veränderungen kommen aber
auch bei Weiasen vor, die nicht gewohnt sind, in
jener Körperstellung zu verharren ; die obige Erklärung
reicht also hier nicht aus. Regnault weist darauf
hin, dass ein anderer Factor hier von Bedeutung ist,
nämlich die Form der Pfanne; ist diese relativ klein,
bo kommt dor Schenkelhals nicht mit ihr in Berührung
und es entsteht keine entsprechende Facette an der-
selben (Anthropoiden mit kleiner Pfanne haben keine
solchen Vergrößerungen der Gefookflüche des Schenkel-
köpfen). Dann ist auch die Form de» Ptannenrandes
von Bedeutung; ist diene nach vom stark entwickelt,
so bildet sich leicht am Innenhals eine entsprechende
Fortsetzung der (ielenkfläche des Kopfes. Fehlt jene
stärkere Entwickelung des Pfauuenrandes , so kommt
es auch trotz habitueller kauernder Körperhaltung,
wie z. B. bei Polynesiern, Arabern etc., nicht zur
Gelenkflächeuvergrösserung. Gleichzeitig mit jenem
Thcil des Pfannenrandes pflegt auch die Spin, il. anter.
inf. stärker entwickelt zu sein. — Am Knie findet
sich io manchen Fällen eine accessorisohe Gelenk-
flache auf der oberen Fläche des Cond. int. femoris
(öfter bei Hindus, bei prähistorischen Skeletten etc.).
Ohne Zweifel haben die englischen Forscher Recht,
wenn sie der kauernden Körperhaltung eine wichtige
Rolle dabei zuertheilen : Die Tibia stö#st dann au
dieser Stelle an den Condylus int. fern. an. Aber wie
tieim Hüftgelenk , so kommen auch am Knie diese
Veränderungen bei Europäern vor, die sich gar nicht
dauernd niederkauern können. Hier ist es die beson-
dere Form des Condylus , besonders der Grad seiner
Rundung, der die Tibia abnorm weit hinauf auch bei
geringerer Flexion mit dem Condylus sich berühren
und abnorme Gelenkflächen anschleifen lässt. — Ganz
ähnlich ist die Sache beim Sprunggelenk ; seine Gelenk-
flache am Talus verlängert sich öfters nach vorn,
uicht selten bis zum anderen Rand des Knochens,
uud am Vorderrand der Tibial - Gelenkfläcbe finden
sich corre«8pondirendc Gclenkflächen, die am Knochen
aufwärts sich fortsetzen. Diese Verhältnisse finden
sich sehr häufig bei niederen Völkerstämmen und sind
sicher oft die Folge niedergekauertcr Körperhaltung.
Auch nach hinten rückt die Talua-Gelenkflächi* öfters
weiter vor (bei Anthropoiden , bei manchen mensch-
lichen Füssen). Hier wirkt stärkere Plantarflexion,
wie sie beim Sitzen mit gekreuzten Beinen gewöhnlich
aasgeführt wird, auf das Zustandekommen dieser Ab-
normität. Aber diese Erklärung reicht auch nicht
aus; bei 36 Talus von Europäern, die nicht auf jene
Weise sitzen, fand Regnault jene Veränderung zehn-
mal. Auch hier ist die besondere Form der Gelenk-
flächen von grosser Bedeutung. Ist der vordere Theil
des TaluB mehr nach oben gerichtet, so wird er auch
bei geringerer Dorsalflcxion an die Tibia anstossen
und Gelenkflächen anschleifen ; auch die flache
Krümmung der Gelenkfläche (mit längerem Radius)
muss in ähnlicher Weise wirken. Es ist kein Zweifel,
da*» bestimmt« Bowegungsübungen von grosser Am-
plitude au alleu diesen Gelenken das Zustandekommen
der genannten Veränderungen bewirken können, aber
eben so sicher wirken in anderen Fällen andere Fac-
toren , nämlich die besonderen Gestaltungen der Ge-
lenke und ihrer Umgebung, mit.
105. Riviere, E.: Le dolmen des Clotcs (Dor*
dogne). S. 282 fl’.
Beschreibung eines bis dahin archäologisch noch
nickt bekannten Dolmens, 2 bis 3 Kilometer von Buisson
entfernt. (Iühi alle Tragsteine vorhanden und auf-
rechtstekeud. Eine vorläufige Grabung ergab einen
gesell lugeuun 8t einsplitter; spätere genaue Durch-
forschung beabsichtigt.)
106* Rollain, A.: Station de Page de la pierre
k J obere 7 (Marne). S. 69 fl.
Reiche Fundsteile von oberflächlich gelegenen bear-
beiteten Steinen im Canton Avise. Sowohl paläolithische,
als auch besonders zahlreich ueolithische Stücke wurden
f'efunden: die erstcren entstammen den tieferen (grau*
leben) Schichten des umgearbeiteten Bodens.
107. Rollain, A.: Comniunication lur leB decou-
vertea faites dans lea tracei de rectifi-
cation des egouts de la rive gauche. S. 413 ff.
Bei den Regulirungsarbeiten der Canalisation von
Paris wurden auf dem linken Seineufer zahlreiche
Artefacte aus den verschiedensten Zeiten gefunden,
ln einer torfartigen Schicht lagen zu unterst Stücke
aus gallischer Zeit, darüber solche gallo - römischen
Goo<
Referate.
665
und rein römischen Charakters, ganz oben fanden
aicli merovingischo Topfscherben. Das Alter der Be-
siedelung reicht also hier weit hinter die römische
Zeit zurück.
108. Rollaixt, A. : Anueau modele trouve a Chel-
les (Seine et Marne). S. 474.
Im Kies einer Kiesgrube WChelles fand sich der
Zshn eines Rhinoceros tichorrhinus: dicht dabei ein
von Menschen gefertigter Thonring (Fingereindrück»*)*
Rollain spricht die Möglichkeit aus, dass es der
Henkel eine* Gelasses gewesen sein könne.
109. Thieullen, Ad.: Les vöritables instrumenta
u su eis de Füge de pierre. (Res u me.) S. 29 ff.
HO. Derselbe: Lea veritables instrumenta
usucls de Füge de pierre. 8. 40 ff.
111. Derselbe: Lettre de M. Thieullen ä M.
Chauvot. S. 550 £T.
Wir fassen die drei Veröffentlichungen zusammen,
da sie im Wesentlichen gleichen Inhalt haben.
Thienllen wendet sich als Revolutionär gegen die
herrschenden Doctrinen der prähistorischen Schule.
Alles, was man bisher aufgestellt hat über Industrie und
darauf gegründete Perioaentheilung, ist im höchsten
Grade revisionsbedürftig; die jetzt allgemein auge-
nommenen Vorstellungen sind willkürlich und phan-
tastisch und ihre Dogmatisirung hemmt den Fort-
schritt. Was man jetzt für das Inventar der Steinzeit
hält, ist nur der allergeringste Theil derselben; was
man für das älteste Ger&th aus des Menschen Hand
hielt, die Form des Steinbeils von ('helles, ist es
durchaus nicht gewesen, sondern ein relativ späte«
Product; ia sehr viele Stücke der Steinzeit, nämlich
die, die keine Spuren von Abnutzung zeigen, sind
überhaupt nicht im Gebrauch gewesen. Der prä-
historische Mensch band sich nicht an die eng be-
grenzten Gcräthformen der heutigen Schulmeinungen :
vr bearbeitete sein SteingcriUh, wie er eben konnte, »ehr
verschieden nach dem Zweck, dem es dienen sollte
und nach dem persönlichen Geschick des Arbeiters.
So sind tausende und abertausende von Stücken, die
man jetzt für Abfall, für Ausschuss, für unfertige
Stücke hält, wirkliches Ge brauch »gerät h gewesen.
Alle platten, alle durchbohrten, alle auf einer Seite
concaven Stücke zeigen ohne Ausnahme Spuren
menschlicher Bearbeitung und wurden vom prähisto-
rischen Menschen benutzt. Die spärliche Ausbeute von
claisischen Schulformen der prähistorischen Stein-
geräthe zwang zu der Annahme einer spärlichen
Volksdichte und Besiedelung; aber unter aeiu ver-
änderten Gesichtspunkte über die Erzeugnisse des
prähistorischen Menschen muss sich die Auachauung
wandeln: nicht in weuigeu Höhlen war diu damalige
Menschheit zusammengedrängt, sondern sie entfaltete
sich auf dem freien Lande, an Quellen and Wasser-
laufen, überall da, wo die Ernahrungshedingungen
günstig waren, weit rascher, als man bisher an-
genommen hatte; die prähistorische Volksdichte war
viel grösser, als es die Schul© zulassen will. — Die
-Schule“ schweigt zu diesen revolutionären Ansichten,
aie a priori Manche« für «ich haben.
112. Vauvilld, Oot&ve: Cimetiere merovingien
de la rue dos Prötres-Saint-Germain-
FAuxerrois. S. 116 ff.
Bei Canal isationsarbeiten in der genannten Strasse
von Paris stiesson die Arbeiter auf Sarkophage. Eine
weitere genauere Ausgrabung legte acht Sarkophage
frei, aäinmtlich aus üyps, an einem Ende mit Relief-
Archiv fUr Aothropologi*. IW. XXVII.
Verzierungen ve.rschiedener Art geschmückt; Inhalt:
Knochen und Topfscherben aus Merovingischer Zeit-
US. Vauvillö, Ootave: Decouvertes de poteries
anciennes aur le boulevard Saint-Michel
et d'oasementa humaina et de poteries
du XIII. Siöclc sur la place Saint-Andrü-
des-Arts. S. 134 ff.
Bei Canalisationsarbeiten auf dem Boulevard Saint-
Michel fand mau gallo -römische Topfscherben in
grosser Tiefe ; an anderen Stellen glasirtes Thongerüth
aus dem 15. Jahrhundert, ferner Menachenknochen,
auch ein vollständiges Skelet zusammen mit Thon-
aachen aus dem 13. Jahrhundert.
114. Vauvilld, Ootave: Oisements humaina.
S. 140 f.
115. Derselbe: Oasementahnmainsdu cimetiere
gallo*romain de Soissona. 8. 144 ff.
116. Derselbe: Oasemonts humaina du cimetiere
gallo-romain de Soissona. S. 270 ff.
In der ersten dieser Mittheilungen übergiebt
Vauvillö der Gesellschaft einen (trepanirten oder
trepanationsähnlich verletzten , vollständig verheilten)
Schädel, eine Tibia und eine Fibula aus einem römisch-
gallischen Grabfelde bei Soissona.
In der zweiten berichtet er über die Nachlässig-
keit, mit der die archäologischen FundBtücke behandelt
werden und beantragt, dass die anthropologische
Gesellschaft die ausgrabenden Arbeiter für sorgfäl-
tige Sammlung und Aufbewahrung der Fundstücke
honoriren möchte.
ln der dritten Mittheilung verzichtet er auf wei-
tere Bemühungen für Sammlung der Funde, da die
Gesellschaft auf den genannten Antrag gar nicht
reagirt hat
117. Vauvlllö, Octave: Nouvelles decouvertes
faitea place Saint- Andre-dea- Arts et
rue de la Harpe. S. 432 f.
Au eratcrer Stelle wurden bei Canalisationsarbeiten
zahlreiche Menscbenknochen , an der zweiten zahl-
reiche zerbrochene und zersägte Thierknochen (von
geschlachteten Thieren) mit gallisch-rö mischen Topf-
scherben gefunden.
118. Verneau, R.: A propot de l’Atlantide.
S. 166 ff.
Verneau führt die Gründe auf, die gegen eine
frühere Land Verbindung der alten mit der neuen
Welt in der Breite der Canarischen Imeln sprechen.
Dagegen macht ein breites Plateau im Atlantischen
Occau, das sich zwischen England -Skandinavien nach
Grönland - Labrador hinüber erstreckt , eine solche
frühere Landverbindung im Norden viel wahrschein-
licher.
119. Verneau, R.: Obi cts provenantd’uneg rotte
des BaouBBÜ-Housse. S. 182 ff.
In einer der Grotten von Baousse- Rousse bei
Mentone, nämlich der Höhle Borma Grande, waren
1892 von Abbo drei Skelette gefunden worden und
Verneau vom Ministerium beauftragt worden, diese
Entdeckung wissenschaftlich zu untersuchen. Sein
Bericht ist heftig angegriffen, die Echtheit jener Funde
ange/.weifelt worden. Sicher sind Fälschungen später
gemacht worden (die von Reinach beschriebene
weibliche Statuette t. B.), aber Verneau zeigt, dass
die Funde, die er gemacht and in seinem Bericht be-
schrieben bat , unzweifelhaft echt sind. Sie gehören
84
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(!66
Referate.
zwei verschiedenen Zeiten an: die Funde in den
oberen Schichten sind unzweifelhaft quaternär, die
Gräber und die in ihnen enthaltenen Skelette stamme»
ebenso sicher aus jüngerer Zeit.
120. Yerneau: Ueber den Dolmen von Ermenon-
vi Ile (Oise). S. 464 ff.
Im Anschluss au die Mittheilung von Coli in
über deu genannten Dolmen (f. Nr. 65) corrigirt
Verneuu dessen Angabe über seine Ausgrabung.
Verncaa, nicht Coli in, hat die Untersuchung
geführt. Der Dolmen bat die Eigentümlich-
keit , dass er keine seitlichen aufrecht stehenden
Steinträger bat, sondern dass an deren Stelle Luft-
mauern zur Stütze des Deckensteins aufgeführt sind.
Der Hoden des Dolmens ist mit Platten belegt: der
zur Grabkammer führende Gang zeigt eine falsche
Wölbung, die durch L'eberkrsgung der höheren Stein-
reihen gebildet ist. Bronze wurde gar nicht gefunden.
Leider haben Arbeiten, die während der Abwesenheit
Verneaus gemacht worden sind, dies Mauerwerk
theilweis© zerstört, sowie die Plattcupflasterungeu am
Boden entfernt.
121. Verneau, R.: La main au point de vue
osseux ches les mammifore* monodel-
phiens. (Seixieme Conference aunucllc
transformiste.) S. 672 ff.
Verneau bespricht die Variationen den Hund-
skeletes nach Zahl und Entwicklungsgrad der ein-
zelnen Elemente des Carpus, des Metacarpus und der
Phalangen bei den monodclphen Säuget hierin.
122. VerneAU, R.: Ueber die Rassen Verhält-
nisse der Alt-Aegypter. 8. 612ff.
Im Anschluss an den Vortrag ZaborowBki’s
(s. Nr. 12SI) über den gleichen Gegenstand kritisirt
Verneau Fouquet’s Arbeit in Mo rgan’a Recherche*
sur les originca de l’Kgypte. Fouquet war nicht
recht vorbereitet für diese Aufgabe, auch fehlte ihm
die Möglichkeit des Vergleiches, und so nimmt er
sehr auffallende lUapenbeziehungen an. Verneau
ist im Besitz von Photographien der Schädel, die den
Untersuchungen Fouquet ’s zu Grunde liegen: auf
Grund dieser kommt er zu ganz anderen Schlüssen
als Zaborowski, nämlich, dass in Aegypten zur
Steinzeit ganz verschiedene Rasscntypcu gelebt
haben. Die Schwankungsbreit© des Längenbreiten-
index ist gar nicht so unbedeutend, wie Za bare wski
annimmt, und noch grössere Verschiedenheiten zeigen
die Indices des Gesichts, der Orbita und der Nase.
Fouquet.’» Hauptirrthum war der, dass er seine
Schlüsse aus einem einzigen Index ableitet©. Aus der
Prüfung der Photographien geht hervor, dass mehrere
Typen hei jenen Schädeln vorhanden find, zunächst
zwei, di© sich auch bei den Abyssiniern, sowie bei
den Alt-Aegypter« vom alten bis zum neuen Reich
nachweisen lassen. Bei dem einen derselben springen
die Scheitelhöcker stark vor und der Hirnschädel ist
niedrig; in der Norma verticalis erscheint er fünf-
eckig, wie auch von hinten her gesehen. Der zweite
dieser Typen ist im Gegentheil hochschädelig und
zugleich Jane; da die Scheitelhöcker kaum aus-
gesprochen sind, bildet der Koptumfang in der Norma
verticahs eine regelrechte Ellipse. Ausser diesen
beiden Typen scheint hei den altägyptischen Schädeln
auch noch ein dritter mit plumpen Formen vor*
zukommen, doch ist seine Abgrenzung nicht so scharf
umschrieben. Woher stammen nun diese Typen?
Das hisst sich einstweilen noch nicht sagen , aber sie
kommen im ganzen historischen Alterthum Aegyptens
bis zur griechischen Zeit vor, sie finden sich noch heute
in Abysainien, wie auch bei den Fulhes und bei den
Paul*. Jedenfalls sind auch bei den vorhistorischen
Aegypten» schon mehrere Rasscntypcu vorhanden.
123. Volkov, Th.: Decouvertcs preh istoriques
de M. Cbvojkft i* Kiew. S. 120 ff.
In Kiew wurden vonChvojka übereinander zwei
prähistorische Stationen gefunden, eine paUolitbiscbe
und eine ueolithische. Im quaternären Sand fanden
sich Knochen und Zähne von Mammuth, Unu spe-
laeus (?) und bearbeitete* Steingerütli , unter dem
aber die Formen von Cb die* , Acneul und Mousticr
nicht vertreten sind ; in den olicren Schichten des
Sandes waren ein© grosse Anzahl alter Gruben mit
allerlei Abfallen, darunter auch viele Süsswasser-
muschelschalen (Unio, Anodonta), vielleicht waren die
Gruben die unteren Theile von Hütten oder Woh-
nungen; was sich in ihnen findet, trägt rein neolithi-
scheu Charakter (ohne Spur von Metall). Unter den
keramischen Kunden ist besonders eine Statuette zu
nennen, die sehr einzelne« kleineren, von Schliemaun
in Troja gefundenen Idolen gleicht; auch Brennöfen
für Töpfer waren da. An Grabfunden »st Kiew arm;
ein einziges Grab mit aufrecht sitzendem Skelet ist
vielleicht dieser Zeit zuzurechuen.
124. Volkov, Th.: Les trou vailles d’objet s goths
en Ukraine. S. 260 f.
Die Gothen hatten im 4. Jahrhundert für kurze
Zeit ihre Wohnsitz© auch in der Ukraine; Erzeugnisse
ihrer Industrie sind dort sehr selten. Neuerdings hat
Chvojka im Distriet Tcbybryn© (Gouv. Kiew) heim
Dorfe Pastcrak© zwei Fibeln, drei Ohrringe, einen nicht
zusammengelötheten Hing und eine Pfeilspitze ge-
funden; die ersten fünf dieser Objecte werden hier
abgebildet; Volkov hält «io ihrer Form nach für
gothiech (oder xuerovingisch ?).
125. Zaborowski: I. Les Kourganes de laSihirie
occidentale. Peuples anoiens et moder-
nes de cette region. II.Dix-neuf erünes
de« Kourgancs Sibiriens rapportes par
M. de Baye. III. Les Ostiaks et autre»
Finuois. Leurs caractcres et ceux des
erünes des Kourgancs. 8. 73.
Zaborowski konnte eine grössere Sammlung
von Kurgnncnschädeln studiren , die au* der Gegend
von Tomsk. Tobolsk und Sysserte stammten. Schon
mehrfach sind die westsibirlschen Kurgan© untersucht
worden; nichts in den Funden spricht dafür, dass sie
bis in die Steinzeit zurückreichen. (Anders ist es im
südlichen europäiachen Russland, wo sehr viele Kulane
unzweifelhaft aus der neoliihischen Epoche stammen.)
Die sibirischen gehören gewiss nicht einer nriskythi-
schen Zeit an. Verfasser gieht nun einen Ueberblick über
die Skvthen. die aller Wahrscheinlichkeit nach eine
iranische Sprache sprachen und mongolisches, mit
arischem vermischtes Blut hatten. Sie drangen nicht
vor unserer Zeitrechnung nach Weetsibirien vor, und
älter sind sicher auch di© dortigen Kurgan© nicht.
Später kamen dann die mongolischen Hunnen, denen
»ich die türkischen Figuren »©geschlossen hatten.
iDaa Wort Hunugaron [Ungarn] soll aus beiden
Worten, Hannen und Figuren, verschmolzen sein )
Jedenfalls war Westsibirien ein ursprünglicher Haupt-
sitz der Figuren gewesen. — Wir dürfen in den westsibi*
rischen Kurganen erwarten: Reste von Skythen, Reste
von mongolischen Hunnen und Reste von eingeborenen
Stämmen (Figuren). Zaborowski prüft nun die
Frag©, wie sich dazu die von de Baye in jenen Kur-
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Referate. 667
ganen gesammelten Schädel verhalten. Sie sind recht
ungleichartig; vor allem aber treten zwei verschiedene
Gruppen hervor, die eine mit niedriger Nase und
Augenhöhle, die andere im Gegentheil mit hoher Ge-
staltung dieser Theile. Letztere Gruppe bezieht Za-
borowski auf die Tataren der Wolga, die ersteren
auf die älteren Eingeborenen, nämlich die Os(jaken
und Wogulen. Für die Erbauer der Kurgane irn
Norden und im mittleren Theile des europäischen
Kusslands hält Zaborowski die Vorfahren der heu-
tigen Finnen.
126, Zaborowski: Lcspotcriespeintesdesbords
du Dniestcr et du Dnieper. S. 136 ff.
Zaborowski bespricht die zahlreichen Funde
von alteu Topf?r.herben an den Ufern der genannten
Flüsse; er glaubt, dass die Kunst, diese höher stehen-
deu keramischen Krzeugnisse zu verfertigen, von aus-
wärtigen Coloninten eingeführt und dann an Ort und
Stelle weiter geübt wurde.
127. Zaborowski: I. Hans, Ougres, Onigours.
U. Inscription de FJenistei et de FOrk-
hon. Origine de F&lpbabet vieux ture.
8. 171 ff.
Zaborowski giebt noch einmal eine Uebersicht
über die Ethnographie der Hunnen , der Ugrer und
der Figuren, soweit sich darüber etwas sagen lasst.
Hann bespricht er alte Inschriften am Jenissei, die
man anfangs für russisch gehalten hatte, und von
Orkhon , die man den Hunnen zugeeehriobeu batte.
Die neuere Forschung zeigte, dass sie alttürkisch
sind, und dass die alttürkisch-uigurische Schrift sich
ans dem Syrischen entwickelt hat.
128. Zaborowski: La souche blonde en Europa.
8. 477 ff.
Zaborowski hat schon früher die Ansicht aus-
gesprochen . dass die von Asien her eingowanderten
Braohycephalen während der neoütbischeu Zeit nur
in sehr geringer Zahl auftraten, und dass sie durch
Vermischung mit den älter anwesenden Doüchocephalen
sowohl deren, als ihre eigenen Merkmale abschwächten.
D:e arischen Sprachen seien von ihnen nicht mit-
gebracht worden. Zaborowski findet in einer
neueren Veröffentlichung von Schenk eine Bestü-
tigung dieser seiner Ansicht. Woher aber kamen die
Blonden der neolithischen Zeit? Für ihn ist eine
Abstammung von der Rasse von Cro-Magnon gewiss.
Die Microsemie der Orbita ist für beide charakteristisch.
129. Zaborowaki: Races prehistoriques de Fan-
den ne figy pte. S. 697 ff.
Zaborowski bestreitet die Ansicht Fouqnet’s,
dass die prähistorischen, von Morgan gefundenen
Schädel Aegyptens auf verschiedene Kassenherknnft
hinweisen; er findet in den Mcssungsergebnissen
Fouqnet's eine grosse Homogenität der Formen, be-
sonders am Hirnschädel, etwas weniger am Gesichts-
Schädel, doch lässt sich keine deutliche Abgrenzung
aufstellen zwischen diesen Schädeln und denen der
neolithischen Zeit in Europa; Zaborowski weist
beide (1er mediterranen Kasse zu , doch sei hei den
Altägyptern ein semitisches (protosemitisches) Element
vorhanden. Der fontrast zwischen der Behandlung der
Todten in der neolithischen und der historischen Zeitj
den Morgan so auffallend findet, ist nach Zaborowski
nicht vorhanden: Anfänge einer (’onservirung der
Todten sind vorhanden (bituminöse Stoffe kommen in
vielen uraltägyptischen Schädeln vor).
Aus Bulletins de la sociötö cP Anthropologie de Paris. Tome dixieine (IV. Serie), 1899.
Paris, Munflon
130. Anthony, R.: Considcrationa anatomiqnes
sur la region sacro-eandale d’une oh atte
appartenant ä la race dite „nnoure“ de
File de Man. S. »03 ff.
Anthony hat die Schwanzgegend einer stummel-
schwänzigen Katze (anure Kasse von der InBel Man)
anatomisch untersucht (auf den malsyischen Inseln
kommt eine Kasse der Hauskatze mit kurzem Schwanz
vor [Felis catus tOTQIlta]$ auch das Genus Lvnx
besitzt einen kurzen Schwanz, wie Felis ccrvaria. Felis
canadensis, Felis lynx etc.). Die Katze hatte sechsmal
Junge geworfen und diese zeigten Verschiedenheiten
in der Schwanzbildung: 1. einige hatten einen langen
Schwanz, wie die gewöhnlichen Katzen; 2. bei anderen
war der Schwanz verkürzt, aber doch etwas länger,
als bei der Mutter; 3. eine dritte Gruppe besas« einen
ebenso kurzen Schwanz, wie die Mutter, und bei einer
vierten war die Redaction des Schwanzes noch weiter
vorgeschritten, als bei der Mutter. Bei jedem Wurf
befanden sich Junge, bei denen der Einfluss der Mutter
überwiegend war, und zwar waren solche Junge bei
vier Würfen in grösserer Zahl vorhanden als solche,
die die Schwanzverhältuisse des Vaters besessen; im
Ganzen also überwog der mütterliche Einfluss. Das
spricht dafür, dass die Katzenrasse von Man ihre Beson-
derheit bereits lange erworben und fest fixirt hat. Die
Zergliederung der stummelschwänzigen Katze ergab,
dass sich dasSacrum ganz wie bei einer gewöhnlicheu
Katze verhielt (drei mit einander verschmolzene Saoral-
wirbel). Dagegen enthielt der nur 4% cm lange
Schwanz nur o Wirbel (anstatt 22 oder 23); davon
Cie, Editeurs.
waren die ersten drei normal gross und normal ge-
bildet, der vierte ein wenig verkürzt, der fünft« be-
trächtlich verkürzt und in seiner Form weniger durch-
gebildet, und der sechste war nur ein ganz kleines, an
den vorhergehenden Wirbel fest angewachsenes
Knöchelchen von unlwstimmter Form. Der Wirliel-
canal hörte im fünften Wirbel auf. Die Schwanz-
muskeln hörten ebenso plötzlich auf, wie der Wirbel,
zeigten aber im Uebrigen keine Besonderheiten.
131. Atgier: I-.tude et Statistique ethnique de
Fludre. S. 171 ff.
Ganz wie beim Departement Vienne, das Atgier
im vergangenen Jahre in den Bulletins behandelt hatte
(s. Nr. 58), wurde auch da* Departement Indre iu
Bezug auf die Körpermerkmale seiner Rekruten unter-
sucht. Die Ergebnisse waren folgende : Der mittlere
Kopfindex des ganzen Departement» (360 Beobachtete)
war 79.91 , di* mittlere Kürpergrössc 1,666m« Dm
keltische Element wird durch fast die Hälfte der
ganzob Bevölkerung renräsentirt , nimliob durch
48,61 Proe. (im Departem. de la Vienne durch 55,80 Proc.).
Mischblütig ist etw» l/, der Bevölkerung 82,50 fin
Vienne 24,61 Proc.). Das iberische Element erreicht
nur 16,11 Proc. (24 Individuen von reinem Typus
and 34 in geringem Grade mit kym rischem Blut ge-
mischt); das ky inrische Element ist bei 12.77 Proc.
vertreten (22 Individueu reinblütig. 24 leicht mit
iberischem Blut gemischt). Im Ganzen kommt
Dolichocephalie bei 28,88 Proc. vor (in Vieune bei
19.67 Proc.).
84*
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668
Referate.
132. Balliot: Tumulus de Perrogncv, prt*s Lau*
gres (Haute Marne). 8. 630 ö.
Mehrere stark reducirte Tumuli bet Pcrrogney;
einer wurde von Balliot sorgfältig, ein zweiter summa-
risch untersucht. Iu dem ersteren etwa 20 Skelette ;
die Beigaben sprachen für „gallische“ Zeit.
133. Baye, le baron de: Dolmens de la region
nord du Caucase. S. 153 ff.
Verf. hat mehrere megalitbische Denkmäler im
nördlichen Kaukasicn gesehen und untersucht, so
einen Dolmen bei der Kleinen Stadt Ouclendjik ; er
wurde durch den Landbau blossgelegt und war wohl
Trüber von einem Krdhügcl bedeckt. (Deck block 4,37 m
lang, von vier anderen grossen Steinen getragen.) Noch
eine Anzahl anderer, aber meist zerstörter Dolmen,
sind in der Nachbarschaft. — Auch in der Provinz
Cuban stehen mehrere Dolmen; bei einem war die
Deckplatte 4'/, m lang, die Trsgsteine 4,25 m, und von
letzteren war einer (der nach Osten gerichtete) durch-
locht. In neuerer Zeit begann die archäologische
Commission von St. Petersburg, die Dolmen von
Cuban systematisch erforschen zu lassen : ein intacter
Dolmen daselbst war von einem Tumulus bedeckt; er
enthielt ein Grab mit vorzügliob gearbeitetem Stein-
geräth und mit bronzenen und goldenen Gegenständen.
134. Baye, le baron de: A propos des erünes
provenant de l'aoul ossete Nijni Kotan.
8. G2ö f.
Baye zeigt, dass bei den Osseten (Iraniern nach
Herkunft und Sprache) noch heute manche vornehme
Familien ihre llerkuntt auf Persien zurückführen.
135. Bloch, Adolphe: Discussion sur la platy-
cnümio. S. 447 ff.
Bloch sieht in der Platycnemie nicht eine Folge
mechanischer Gestaltung durch die Muskeln, sondern
ein besonderes Rassenmerkmal, ähnlich der Dolicho-
cephalie oder Brachycepbalie.
136. Bonnemöre, Lionol: L’influonce orientale
en Bretagne. S. 389 ff.
Verf. glaubt im Volksleben noch Spuren altphö-
nicischen Einflusses zu erkennen; so sollen die Bauern
bei Vannes noch beim „Moloch Ru1*, d. h. dem rotben
Moloch, schwören. verändert als Mulo— ch — Ru,
Male — ch — Ru etc. kommt das Wort in anderen Ge-
genden vor. (Verfasser verfolgt die Etymologie dieses
Wortes nicht geschichtlich rückwärts.) Ferner sollen
sich auf den Megalithen des Morbihau auch phönici-
sche Zeichen finden ; weiter kommen bei Vannes alte
Perlen vor, von denen Verfasser die aus Glas gefer-
tigten für karthagisch hält. Endlich sollen die
Stickereien auf den Westen der heutigen bretonischcn
Bauern noch ganz dem Ornament auf einer altagypti-
sehen Vase gleichen.
137. Breuii (Abbe): Note sur un terrier de Mar-
mottes quaternniros k Coeuvres (Aisnc).
S. 621 ff.
Breuii berichtet über das Vorkommen eines
Marmelthierbaues mit den Skeletten mehrerer dieser
Thiere in quaternären, mit paläolithischem Geräth und
mit Thierknochen (darunter Elepbas und Rhinocoros)
durchsetzten Schienten.
138. Capitan: Necrologie de M. Darcste. S. 20 ff.
Nachruf des 1822 geborenen Teratologen Dareste.
199. Capitan: Un lissoir en oa du Moyen-äge.
8. 315.
Ein bei Ausgrabungen hinter der Notre Dame-
Kirche gefundenes Knochengeräth zum Glitten von
harten Nähten.
140. Capitan: Ftude sur les collections rap-
portoes de Russie par le baron de Baye.
S. 822 ff.
Summarischer Bericht über die urgeschichtlichen
Funde, die Baron de Baye in den beiden letzten
Jahren in Russland gemacht und in Paris ausgestellt
hatte.
141. Capitan: Presentation d’un geant. S.381ff.
Capitan stellt einen 27jährigen Riesen von 2,02 m
Körpe Hänge vor; eine eingehende Untersuchung des-
selben giebt Papillaalt (s. Nr. 165).
142. Chatellier. P. du: Haches en pierre polie
type de la Guadeloupe, rocueillies dans
1« Kinistere. S. 678 ff.
Chatellier legt der Pariser anthropologischen
Gesellschaft aus seiner, mehr alt 900 pelirte Stein-
beile enthaltenden Sammlung drei im Departement
Fiuistöre (Bretagne) gefundene Steinbeile vor, die
durch ihre rings um das obere Stück herumlaufende
Rinne zur Befestigung an einen Stiel sehr an amerika-
nische Stoinbeiltvpcn erinnern. In der Discussion
weist Capitan darauf hin, dass das Material jener
Beile ganz mit dem anderer in der Bretagne gefun-
denen Beile üheremstimmt, und dass jene Kinne, wenn
auch selten, doch auch in den verschiedensten Ge-
genden Europas gefunden worden ist.
143. Chemin« A.: Note sur les taches congeni-
tales de la region sacro-lombaire chez
les Annamites. S. 130 ff.
Der Marinearzt Chemin hat über die angeborenen
Flecken in der Kreuzbeingegend folgende Beobachtun-
en gemacht: sie kommen vor bei den Kindern in
ochmchina und Ton k in ; bei den Cbinesenkindern in
der Buoht von Kwan-Tschöu-Han, bei den Mirsh-Luongs
(Mischlingen von Chinesen und Annamiten), bei den
Mischlingen von Chinesen und Siamesen, bei den
Siameseukindern von Bangkok. Genauere Beobachtungen
konnte Chemin nur bei 132 annaraitischen Kindern
(Impflingen) in Cocbinchina anstellen. 89 Proc. von
denen, die weniger als 1 Jahr alt waren, hatten die er-
wähnten Flecken; bei 2* bis 3 jährigen waren die Flecken
nur noch bei 71 Proc.; bei 3- bis fi jährigen nur noch bei
19 Proc. vorhanden. Farbe bläulich oder sebieferartig,
oft ekchymosenähnlich scharf begrenzt. Grosse sehr
verschieden ; öfters ist ein scharf begrenzter Theil eines
solchen Fleckeos viel tiefer pigmentirt, als der Rest
Manchmal nimmt die Intensität der Pigmentirung
nach dem Rande zu ab. Die Form der Flecken ist
sehr verschieden; am häufigsten sitzen sie auf der
Sacrolumbargegend, viermal unter 132 Fällen auf den
Schultern, noch seltener auf dem Rücken oder den
Armen. Oeftcrs sind die Flecken in mehrfacher Zahl
vorhanden. Gewöhnlich vorschwinden die Flecken
mit dem fünften oder sechsten Jahre.
144. Dumont, Arsöne: Aptitude de la France ä
fournir des colons. S. 503 ff.
Dumont läugnet die Möglichkeit, dass Frankreich
überhaupt colonisiren könne. Wenu man darüber
klagt, dass Frankreich keinen Geschmack zum Colo-
ixistrcn besitze, so kommt es in erster Liuic nicht
auf den Geschmack oder die Neigung, sondern auf
die materielle Möglichkeit an: um zu colonisiren,
braucht man Colanisten und diese kann eben Frank-
reich nicht abgeben. Frankreich hat mit seinen
628,572 Quadrat- Kilometern nur 70,6 Einwohner auf
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Referate. 669
den Quadratkilometer, dagegen hat Deutschland mit
540.490 Quadrat-Kilometern eine Volksdichtigkeit von
rund 100, und die kleinen Länder noch mehr (Belgien
217,6, Holland 153, England und Wales 200, Italien
100,1). Ebenso liegt bei den genannten Staaten die
Geburtsziffsr zwischen 30 und 35, in Frankreich 1j«*
trägt sie 22^2. Nur ein einziges Departement, Fini-
sterre, konnte Cotonisteu abgeben, lieber die Beschäf-
tigung giebt es bis jetzt nur eine Statistik , die den
Nordosten de» Landes umfasst: es zeigt sich, das» die
Bewirtschaftung des Landes nur in einem der Depar-
tement 45 Proc. der Bewohner beschäftigt; in der
Hälfte der Departements erreicht diese fast kaum %.
Auf einen einzelnen Landbauern kommen in den ein-
zelnen Departements 4% bis 14 Hektare Land;
6% Millionen anbaufähiges Land ist in Frankreich
überhaupt nicht bebaut. So kann Frankreich Niemand
entbehren, der für den Landbau tauglich ist; gerade
solche Leute sind es aber, die für das Colonisiren
m Frage kommen. Colonisiren bedeutet für Frank-
reich dasselbe, wie ein Aderlass für einen Blutleeren.
145. Fouju, G.: Ossements humains decouverts
dans une couche de terro argileuse, a
A un ay-sous-Crecy (Eare-ct Loir). S.88ff.
Reste zweier Skelette in Erdschichteu , die wahr-
scheinlich durch tlicaseudes Wasser umgetagert wor-
den waren und deshalb eine relative Altersbestimmung
unmöglich machen.
146. Fourdrignier, Ed.: Divinitos accroupies.
S. 158 ff.
In einer früheren Sitzung hatte A. de Mort i Ile t
die Statuette eines mit untcrgeechlagcnen Beinen
sitzenden Mannes vorgelegt: Fourdrignier weist
darauf hin, dass solche Darstellungen auch auf galli-
schen Münzen Vorkommen und glaubt, dass vielleicht
nach Gallien zurückkehrcnde Galater asiatische Mün-
zen mitgebracht hätten, die den gallischen zum Vor-
bild dienten; auch auf der skandinavischen Vase von
Gundestrup findet sich eine ähnliche Darstellung, zu-
gleich aber auch die eines Löwen und Klephanten.
Der letztere ist über und über gestrichelt wahr-
scheinlich der Versuch einer Wiedergabe von Be-
haarung. Fourdrignier glaubt, dass ein im Eis
gefundenes Mammuth das Vorbild für diese Dar-
stellung abgegeben haben könne.
147. L&borde, J. V. , Mnnouvrier. Papillault et
Gellä: Etudo psycho • physiologiaue,
medico-legalo et sn&tumiune surVacher.
8. 453 ff.
Untersuchung des Geisteszustandes, des Gehirns
(linke Hemisphäre), des Schädels und Ohres von dem
h ingerichteten vielfachen Lustmörder Vacher. Ma-
nouvrier fand am Gehirn nichts Pathologisches,
ebenso konnto Papillault keine eigentliche Anomalie
am Schädel nachweisen.
148. Laudouzy, I*. und Labbä, Marcel: Un cas de
porenoephalie tranmatiqne. S. 266 ff.
Die Verfasser beschreiben einen Fall der zuerst
von Heschl 1859 beobachteten Porenoephalie, die
hier zweifellos traumatischen Ursprungs war; sie
lauben, dass mehrere angeborene Falle dieser Gehirn-
efccte gleichfalls auf traumatische Läsionen während
des intrauterinen Lebens zurückgeführt werden dürften.
149. Laville, A. : Addition ü la note du 3. novom-
bre 1898 sur Iss »cpultures d'Orly.
8. 77 f.
Lavillc (vergl. Nr. 84) hat noch andere altere
Funde aus Orly kennen gelernt, die eine sicherere Zeit-
bestimmung zulassen. Danach stammen jene Begräb-
nisse aus der Hallstattzeit., die die Franzosen in ihrem
patriotischen Sinn gern Kpoque maruiennc nonnen.
150. Laville, A.: Station neolithiqne de Fresnes-
lea-Rungis. S. 78 ff.
Reste von Wohnungen ans neolithischer Zeit bei
Freenet.
151. Li&ville, A.: «Coups de poings“ avec talon
et poignee reserves, disque, coin et
dents d’Asinienst des couches ä corbi-
cules de Cergy. S. 90 ff.
Verf. hat schon früher über diesen Fundort be-
richtet; neuerdings hat er wieder mehrere Stücke
Steingeräth, zum Theil von eigentümlicher Form
(Ausschuss V), sowie eine gewisse Anzahl von Thier-
r entern beobachtet. Unter den letzteren glaubt er
einige Mahlzäbne eines Equiden auf Hemionus zurück-
führen zu dürfen, der danach noch in pleistocäner
Zeit in Europa gelebt habe. In der Discussion glaubt
A. de Mortillet, dass zu viel Bedeutung auf eine
Schmelzleiste gelegt worden sei, die sin wenig cou-
stautes Merkmal sei. Auch Sanson bat sich ent-
schieden gegen jene Annahme erklärt.
152. Laville, A.: Couche infra-nöolith iq uc rue
Danton. 8. 102 f.
Aufzählung einer bei einer Hausfundamentirung
in Paris freigelegten Schichtenfolge, die Lavillc in
einer späteren Sitzung genauer besprechen will. (Ist
bis jetzt nicht geschehen.)
153. Laville, A : Station» prehi» toriques et
gallo-romaine du Mont-Aime (Marne).
S. 677 ff.
Mont-Aime ist das Ostende des tertiären Plateaus
der Ile de France. Laville fand dort zahlreiche sehr
klein bearbeitete Silexstücke, ausserdem Thonscherben,
die er der gallisch- römiiohen Zeit znweist
154. Laville, A.: Station« archeologiques de
Draveil. 8. 398 ff.
Beschreibung von Flussablagerungen auf dem
rechten Seine-Ufer, 2 Kilometer von Draveil entfernt.
Die Funde in diesen Schichten stammen aus der neo-
Hthischen und aus der Bronzezeit (reichen vielleicht
noch in spätere Zeiten hinein).
155. Laville, A.: Fond de cabane gauloise de
Montereau. S. 641 ff.
Reste einer kreisrunden Hütte, in deren Boden
Bronze- und Eisengeräthstücke , sowie Topfscherben
und Haust hierknochen gefunden wurden. Gallische Zeit,
156. Letourneau, Ch.: La monnaie choz les
races de eonleur. S. 679 ff,
Verf. verfolgt die Entwickelung des Geldes in
Afrika, in Melanesien, bei den Indianern Nordamerikas
und bei den Chinesen.
157. Longraire, L. de: Traveaux archcologi-
qnes executes en Perse da 1897 ä 1898,
par M. .1. de Morgan. S. 247 ff.
Bericht über Morgan’» Veröffentlichung: „Compte
rendu sommaire des traveaux archeologiques executes
en Perse de novembre 1HÖ7 ä juin lHtfe.“
158. Maltre, Löon: Le dieu accroupi de Quilly.
— Figurine gauloise. 8. 142 ff.
Besprechung einer weissen Thonfigur mit unter-
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«70
Referate.
geschlagenen Beinen, die bei Qailly (Arrondissement
§t. Naxaire, Departement I<oirt* • Interieure ) gefunden
wurde; in ganz Frankreich sind etwa ein Dutzend
solcher Figuren gefunden worden, fünf davon io
Bronze, die anderen aus Stein; die Figur von Quilly
ist die erste in Thon gefertigte Figur dieser Art.
Sie stammt aus gallo-römischer Zeit ; auf dem Rücken
sind eine Anzahl concentrischer Kreise aufgepresst.
159. Matignon , J. J.: Sur l’age moyen de la
nubilitd che* la Pekinoise. S. 120 f.
Matign.on war 3% Jahre lang Arzt in Pekiug.
Nach seinen Beobachtungen tritt dort die Pubertät
der Mädchen sehr spat auf ; die Menses erscheinen
durchschnittlich erat mit 17 Jahren. Wahrscheinlich
ist dieB auch das Alter der Puhertätscnt Wickelung in
der Tartarei. Bei 40 Frauen, die sich, 17 Jahre alt,
verheirathet hatten, erfolgte die erste Gebart durch-
schnittlich erst im 19. bis 20. Monat der Ehe, und Ma-
tignon schliesst daraus, dass die Conceptionsfahigkeit
er*t etwa 10 Monate nach der Kheschliessung einge-
treten sei.
160. MortUlet, A. de: Vase en pierre ollaire de
l'epoque merovingienne. S. 28 ff.
Mortillet giebt eine liebersicht über die in
Italien gemachten Funde von Stcatit - Gefäsaen aus
alter Zeit, die in der Provinz Reggio (Kmilia) immer
zugleich mit Gcräth aus barbarischer (merovingischer)
Zeit gefunden worden, ln Frankreich wurde neuer-
dings bei Eisenhahnarbeiten in der Mähe von Marcib
sur-Manldre (Seine et-Oise) ein merovingischer Fried-
hof hlosagelcgt, in dem sich auch ein kleine», auf der
Drehbank bearbeitetes Gefas» befand.
161. Mortillet) A. de: Campigny et lo Campig-
nien- 8. 36 ff.
In der Revue mensnelle de l’ecole d'anthropologie
hatten äalmon, du Mesuil und Capitau eine neo*
lithische Station (den Boden von alten Hütten) bei
Campigny beschrieben und aus den dort gemachten
Funaen eine besondere Epoche innerhalb dpr neolithi-
schen Zeit, das Camnignien, ableiten wollen. A. de Mor»
tillet prüft die Funde und die daraus gezogenen
Schlüsse im Einzelnen und zeigt, dass dieselben nicht
stichhaltig sind. Die Station von Campigny zeigt
keine genügend scharfen Merkmale, um daraus ein
typisches Vorkommen einer speciellcu Epoche ableiten
zu können. Mortillet wird in der darauf folgenden
Discussion von den Urhebern jener „Epoche“ scharf
angegriffen.
162. Mortillet, A. de: Gippe dAcouvort daue le
de partement de t'Ande. S. 261 f.
Kleine Steins&ulc (Cippns) in der Nahe von Car-
cassoiinc; Zweck und Alter unbekannt.
163- Mortillet, A. de: Grande hache polie en dio-
rite, tronvee dans l’Orne. S. 199 f.
Im I »epartement Orne sind polirte Steinbeile aus
Diorit häutig; Mortillet zeigt einige solche, die sieh
durch ihre ungewöhnliche Grösse auszeichnen.
161. Papillault, G.: Quelques lois touchant la
croisnance et la heautA du visage humain.
Conference annuelle. Br*»ca. S. 220 ff.
Die WerthabmeMUng (Hierarchie) der Körpermerk-
mal« des Menschen kan» nach zwei Gesichtspunkten
liestimrat werden, nach dein der ontogeneti sehen
Entwickelung, wobei die weniger weit vom kindlichen
Zustande entfernten Merkmale als rückständiger, nie-
driger angesehen werden, oder nach der phylogeneti-
schen Entwickelung, indem thierähnlichere Formen
als niedriger gelten. Papillault möchte für die Be-
urtheilung der Schönheit, speciell des menschlichen
Gesichtes, als Norm das Maass ansehen , iu welchem'
seine Form durch höhere Cnltureinflüase innerhalb
der menschlichen Gesellschaft (sociale Wirkungen)
beeinflusst worden ist. Wesentlich betreffen diese
Einflüsse die Kiefer, die auf einer gewissen Vorstufe
des Menschen noch als starke Waffe dienten, bei fort-
schreitender Cultur aber nicht mehr, und deshalb
einer entsprechenden Reduction verfielen Betrachtet
man unter diesem Gesichtspunkte den Schade], «o ist
derselbe in erwachsenem Zustande nicht eine propor-
tionale Vergrösserung seiner kindlichen Form, son-
dern die Proportionen seiner einzelnen Theile haben
sich in erheblichem Grade verändert. Papillault
verglich 20 frische Schädel von Neugeborenen mit
OO Schädeln Erwachsener, indem er bei beiden eine
Reihe wichtiger Dimensionen maass und die mittlere
Grosse des kindlichen M nasses in Procentzahlen der
Grosse de» entsprechenden Maasses am erwachsenen
Schädel ausd rückte. Diese relativen Zahlen bewegten
sich in weiter Amplitude, zwischen 25 Proc. und
74 Proc., und zwar treten zwei Hauptgruppen der
relativen Grösse hervor; Alle Maasae an der oberen
Partie des Schädels zeigen hohe Procentzahlen , d. h.
sie haben bei der Geburt bereits eine beträchtliche
proportionale Grosse erreicht; so ist die relative
Grösse des StirnlwekorubatandcB 74 Proc., die kleinste
Stirnbreite 60 Proc. Der Querdurchmeaser zwischen
den Tubera parietal La hat die Zahl 64, der grösste
Längsdurchmesser des ilii uschädela 59, der grösste
Breitend »rchmesser 58. Auch der zunächst unter
dem Hirnschädel liegende Theil des Gesichtes bat
noch sehr relative Zahlen: so die Interorbitalbreite 56,
die Höhe der Orbita 56, die Breite derselben 68. Bis
dahin liegen alle Verbaltnisszahlcn über 56, weiter
unterhalb am Gesicht nicht mehr. Die relative Joch-
bogenbreite ist noch ziemlich gross (47); sie wird
noch stark von der Breite dos Hiruschädels beeinflusst.
Dies ist aber nicht mehr der Fall bei den llühen-
raaassen des Gesichtes. Die gauze Gesichtshöhe hat
nur eine Verhältnisszahl von 42 , die Höhe der Nase
38, die Höhe des os incisivum nur 26 (die kleinste
Verhältnisszahl am ganzen Kopf). Aber mitten in diesen
kleinen Zahlen füll auf die relative Grösse der Nasen-
breite 51. — Die Unterschiede in den relativeu ürossen-
zahlen des oberen und unteren Koufabschnitte* haben
ihren Grund in den besonderen Kigenthümlichkeiten
der Ncrvensubstanz uud der bindegewebigen Sub-
stanzen. Entere hat bei der Geburt der Hauptsache
nach ihre Entwickelung abgeschlossen, die Gewebe
aus der Gruppe des Bind eg« wehes entwickeln sich
unter der Einwirkung functinneller Reize weiter, sie
sind bei der Geburt noch proliferirende Gewebe, das
Nervengewebe nicht. Das Gehirn hat bei der Geburt
bereit* fast sein ganzes Capital von Nerveuelementen
aufgespeichert , bei den Gesichtskuochen dagegen
sammelt »ich während der praefuuctionellen (embryo-
nalen) Zeit nur ein geringer Vorrath von Knochen an,
der er*t spater unter dem Einfluss der Reize und der
Fnnction wächst. Nur an einer Stelle kommt im
Gesicht ein ähnlicher früher Abschluss der Entwicke-
lung vor, an den Schraelzkappon der Zähne; sic er-
reichen schon sehr früh ihre definitive Breite, am
frühesten von ihnen die Incisoren. Nur dadurch ist
die verhältnissmüssig grosse Breite des Zwischen-
kiefers, und in Folge dessen auch die grosse relative
Breite der Na$enöffoung bedingt. Wenn al*»r nun
dag Gebiss sich unter dein Einfluss höherer socialer
Verhältnisse verkleinert, so wird damit auch die
Nasenötfhung verengert. Schmale Naseuöffnung ist
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Referate.
671
deshalb ebenso wie Kleinheit des Gesichtes ein
Schönhcitsmerkmal, weil sie die Einwirkung höherer
Cultur erkennen lassen.
165. Papillault, G.: M ode de croissance chez
u n g e a u t. S. 426 iF.
In einer der .Sitzungen der Gesellschaft hatte Cap i-
tau einen jungen Maun mit Riesenwuchs vorgestellt.
Papillault hat denselben in exactcr Weise gemessen
una veröffentlicht hier seine Resultate. Zum Vergleich
hatte er die Maasse von drei grossen (177 cm), robusten,
wohlgebauten Männern genommen. Berechnet man
di© Maasse des Riesen in Procenten derjenigen des
Durchschnitts der normalen Männer, so erhält man
Verhält ni«szah!en, die zwischen 1*3 und 1H2 schwanken;
das Wachsthum der einzelnen Körpertheile des ersteren
ist also sehr verschieden von dem der letzteren. Es
fragt sich: ist in diesen Abweichungen ein gewisses
System vorhanden V Zunächst betreffen die Ab-
weichungen die Extremitäten, besonders die unteren,
ferner sind die proximalen Abschnitte der Extremi-
täten viel geringer gewachsen als die mittleren (Radius-
Ulna, Tibia-Fibula); die Endsegmente (Hand und Fuss)
zeigen ein etwas geringeres Wachßthum als die mitt-
leren. Das Dickenwachsthum der Extremitutenseg-
mente geht dem LängenwachBthum derselben nicht
parallel, das periostale Knochen wachsth um scheint
überall gleichmäßig gewesen zu sein und deshalb
sind die Segmente in dem Maasse verbreitert , als sie
mehr Knochen neben einander enthalten. Die ein-
zelnen Epiphysenknorpel scbliessen ihre Activität zu
verschiedenen Zeiten ab: manche sind schon obliterirt,
während andere noch weiter Knochen bilden. Tritt
nun ein pathologisches Wachsthum zu einer Zeit ein,
wo schon einzelne ganz verknöchert sind, andere noch
nicht, so wird das Wachsthum unproportional werden,
uud das tindet im vorliegenden Falle statt Dio
Weich (heile werden dadurch in verschiedener Weise
beeinflusst. Papillault meint, dass auch da, wo
die Knochen abnorm gewachsen sind, die Weichtheile
doch stationär geblieben seien und sucht durch dieses
Missverhältnis» verschiedene Erscheinungen bei dem
Riesen zu erklären, wie die stärker© Krümmung der
Wirbelsäule*, die Abdachung des Fussgewölbes , des
Genu valgum der linken Seite (auf der der Umfang
und damit di© Kraft der ÜberBchcnkelmuskcdn ge-
ringer ist, als auf der rechten). Auch am Kopf
lassen sich Formabweichungen auf abnormes Wachs-
thum an den Stellen zurückführen , an denen dos
kn ochen bildende Gewebe zur Zeit des pathologischen
Wachsthums noch functionirte. Wo das Wachsthum
schon vorher abgeschlossen war, sind die Dimensionen
normal oder selbst unteruormal (Mandibula, Stirn-
breit© u. s, w.), wo die Wachsthumsstellen noch activ
waren, sind die Dimensionen vergrössert. Besonders
stark war das Wachsthum au der Lambdanaht, so
dass hier di© Hintcrhauptsscbuppe stark abgesetxt
nach hinten hervorragt. Und eine im Jahre 1894 gefer-
tige Profilphotographie desselben Individuums zeigt,
dass dieser Vorsprung erst seit jener Zeit entstanden
ist, also nicht eine Folge von Rh&chitis in früherer
Kindheit ist — Für die Erklärung der ganzen Wachs-
thuinsstörung erscheint der Infantilismus des Be-
treffenden von einer gewissen Bedeutung zu sein (bei
Infantilen, auch bei Eunuchen sind di© Unterextremi-
täten beaonderal aug). doch reicht er allein nicht zur
Erklärung des Riesenwuchses aus, und Papillault
glaubt, das« beides, Infantilisimis und Riesenwuchs,
die Folge gewisser Störungen trophiacher Drüsen sind.
166. Papillault, G.: Rapport sur le prix Godard.
S. 658 ff.; prix Fau veile, 8. 662 ff.
Der prix Godard wurde getheilt und an Ilanotte
(anatomiu pathologique de l'oxycephalie) und So u 1 a r u e
(recherehes sur les dimenBions des os ei les propor-
tions squelettiques de l’homme dans les differentes
races) gegolten ; der prix Fauvelle hat nur einen Be-
arbeiter gefunden, Tn elia ult, der ein Werk über die
Beziehungen des N. vagus zum Sympathicus bei den
Vögeln einsandte.
167. Regnault, Felix: Morphogeni© ossouse
expliquee par la pathologie. S. 411 ff.
Ea ist lange bekannt, dass die Knochenvorsprünge
an den Ansatzatellen der Muskeln in gewissem Ver-
hältnis« zu der Entwickelung der letzteren stehen.
Im Allgemeinen sind sie bei Muskelu von grossem
Querschnitt breit und dick, bei laugen Muskelfasern
dagegen länger und dünner. Doch spielt hierbei auch
das Periost eine grosse Rolle und jene Sätze gelten
nur unter der Voraussetzung, dass dieses immer mit
gleicher Intensität auf den fuuctioncllcn Reiz des
Muskels reagirt Am rhachitischen Knochen besteht
©wohnlich ein grösserer Keizzustand dos Poriosts;
ie Knochenwuchcrungen und Voraprüngo am rhachi-
tiBchen Becken sind nlt bekannt, aber gleiche Vor-
sprünge Bind auch am übrigen Skelet , besonders an
den langen Röhrenknochen , häufig vorhanden. Sie
sind charakterisirt durch ihre Länge und durch ihre
spitze Endigung. Am stärksten tritt diese rhachitische
Knochenentwickelung an den Kanten and Ecken des
Knochens auf. Besonders häufig kommt bei dieser
Erkrankung ein Trochanter tertius vor; an 24 rhacbi-
tischen Oberschenkelknochen de« Musee Dupuytren
war er 20 mal mehr oder weniger stark ausgeprägt.
— Die Knocheavorspriinge entwickeln sich ferner auch
Märker, wenn der Kuochen in Folge pathologischer
Vorgänge (z. B. Verletzung der Epipbysenkuorpcl)
kürzer und dicker wird. Bei Zwergen mit geringem
Längen wachsth um sind die Apophysen oft ungemein
gross , dick und vorspringend ; auch t>ei Acromegalie
sind sie übermässig gross, während zugleich der ganze
Knochen verdickt ist. — Vertiefungen am Knochen
bilden sich aus, sobald ein, wenn auch schwacher
Druck dauernd auf den Knochen cinwirkt (Tumoren,
Rinnen der Arterien und Venen, Hirnwindungen u.s. w.).
So höhlt der Muskelbauch den Knochen aus durch
den constanten Druck seines Tonus. Bei Ankylosen,
Luxationen, alten Fracturen, Pes varus u. s. w., sind
die Vertiefungen noch verstärkt. Die Knochenrinde
ist über der Vertiefung durch dpn Druck des weichen
Organs verdünnt, an den Vorsprüngen dagegen ver-
stärkt (Zug der Aponenrosen oder Sehnen). Auch
bei der Austiefung des Knochens durch Druck spielt
da« Periost «eine Rolle; so werden nach Rcsectioneu
nicht nur die Vorsprünge grösser, sondern auch die
Rinnen tiefer; dasselbe ist der Fall bei Rhacbitis,
Osteoporose u. s. w. Bei entzündlichem Periost sind
die Kinder dar Knocheuvoriiefungen besonders er-
höht (chronische Osteomyelitis, Paget’schc Krank-
heit, multiple Osteitis der Epiphysen).
166. Riviöre, Emile: La lampe en gres de la
grotte de la Mouthe (Dordogne). S. 554.
Die Hohle von Mouthe in der Dordogne ist in
einer Entfernung von 60 bis 90 m vom Eingänge
stockfinster, aber trotzdem an ihren Wänden mit
Petroglyphen geschmückt. Man hat verschiedene
Erklärungen dafür versucht, aber erst eine von
Riviire im August 185*3 gefundene und aus der
Epoque magdalönienne stammende Lampe aus Sand-
stein. die noch Schwärzungen von Kuss zeigt«, hat
das Rath sei der Beleuchtung jener dunkeln Höhle
gelöst.
672
Referate.
109. Bobin, Paul: Cne residence föderativ e.
8. 602 ff.
Beschreibung einer socialen , vor drei Jahren in
Wainoni bei Chriatchurch (Neu Seeland) gestifteten
Secte.
170. Bollain, A.: Habitations neolithiques du
plateau des Hantes-Bruy eres (Yillejuif).
S. 200 ff.
Im Band VIII der P Anthropologie , S. 386 u. 308
beschrieb Laville neolithiacbe Wohnungen bei
Hau tesBruy eres; dieselben wurden von Rollain noch
weiter untersucht und dieser kommt zu dem Schluss,
dass hier auf die paläolithische Zeit ohne Unter*
brechung (oder höchstens mit einer sehr geringen)
die neoUthische gefolgt sei. Nur durch eine wenige
Centimeter dicke Krdachicht waren von der vorigen
Station getrennt Funde aus der Kobenhaascn'scuen
Periode, also einer sehr viel späteren Zeit
171. Bollain, A.:Scories de fer antehistorique«.
S. 317 ff.
Beschreibung eines sehr primitiven Eisenschmelz-
ofens in der Nähe von Kpcrnay (Marne); Rollain
hält ihn für vorgeschichtlich. In der Discussion weist
Lionel Bonnemöre auf zahlreiche ganz ähnliche
Schmelzofen in der Bretagne, in Cdtes du Nord, in
Loire inferieurc u. s. w. hin.
172. Schmit, Emile: La vigne aux morts de
Loisy-sur-Marne. Fouilles d’un cime-
tiere gaulois et gallo-romain. S. 563 ff.
Beschreibung eines Grabfeldes und der dort ge-
machten Funde sus gallischer und gallisch römischer
Zeit in der Nähe von Loisy-sur-Marne.
173. Soularue, G. M&rti&l: Heehcrchea Bur les
dimensions des ob et les proportions
sqnelettiques de l'homme dans les diffe-
rentes races. S. 328 ff.
Fleiasige Arbeit über die an 174 montirten Ske-
letten im Musee Broca und im Musee d’hist. nat. er-
haltenen Proportionen des menschlichen Skelettes.
Soolarue giebt am Schlüsse folgende Zusammen-
fassung seiner Resultate: 1- Absolute Länge, Umfang
und Querschnittsindex (das Verhältnis* von Länge und
Umfang) der Knochen variiren in jeder Hasse und bei
beiden Geschlechtern. Im Allgemeinen ist bei kleinerer
Länge eines Knochens sein Umfang vergTÖSBcrt. Das
gilt für das Individuum, wie auch für die K&sbc: bei
Kasseu von kleinem Wuchs sind die Knochenumfange
durchschnittlich vergrossert. In Bezug auf das Ge-
schlecht findet sich der größte Unterschied zwischen
Länge und Umfang des Knochens des Mannes und
dea Weihes bei der gelben Rasse und bei Europäern,
der kleinste Unterschied beim Araber und beim Neger.
— 2. Auch die Wirbelsäule variirt in jeder Rasse und
bei beiden Geschlechtern, sowohl in ihrer Länge als
auch in ihrer Dicke, als Ganzes wie in ihren einzelnen
Regionen. Ihre ganze Länge ist am grössten beim
Europäer. Zur Länge der Extremitäten steht die der
Wirbelsäule in umgekehrtem Verhältniss: so haben
die Neger die längsten Extremitäten und die kürzeste
Wirbelsäule. Beim Weibo ist die Wirbelsäule im
Allgemeinen etwas kürzer als heim Manne, aber nur
in der Dorsalregion ; der Lumb&rabschnitt ist ebenso
oder fast ebenso lang wie beim Manne. Die Breite
der Wirbelsäule in der Lendenregion ist beim Manne
grösser als beim Weibe, die der Dorsalregion gleich
ross oder fast gleich gross bei !>eiden Geschlechtern. —
. Vergleicht man die Rumpflänge mit der Länge von
Oberschenkel und Unterschenkel, so erhält man kurz-
beinige (brachyskele) Rassen (wie z. B. die gelbe)
und sehr langbeinige (macroskele), z. B. die Schwarzen.
Individuelle Abweichungen aber sind häufig und oft
gross. — 4. Die Untersuchungen über das Verhältnis«
zwischen Lauge der Extremitäten und Körperlänge,
zwischen lAnge der Ober- und Unterextremität und
zwischen den einzelnen Abschnitten der Extremitäten
haben die Resultate Ilumphry’s, Broca’s, Topi-
mird’s u. i. w. bestätigt.
174. Thieullen, Ad.: Les pierres percees. S.92ff.
Thieullen hat der anthropologischen Gesell-
schaft schon in einer früheren Sitzung eine Anzahl
künstlich durchbohrter Kiesel vorgelegt , ausserdem
auch durchbohrte Kalkschwämme. A. de Mortillet
hatte die Durchbohrungen für natürliche Oeffnungen
im Kalkschwamm gehalten. Thieullen sucht zu
zeigen | das» auch die natürlichen Oeffnungen , wenn
sie durch Kreidekalk verstopft waren, von den prä-
historischen Menschen wieder aufgemacht wurden.
175. Thieullen, Ad.: Dent d’elephas antiquus
decou verte ä Paris. S. 117 ff.
Zusammcnvorkommen eines Steingcräths vom
Saint Achenl-, sowie eines anderen vom Mousterien-
Tvpus mit dem Zahn eines Elephas antiquus.
176. Thieullen, Ad.: Cönes de silcx taillös.
S. 128 f.
Vorlegung einer Anzahl ironischer Steingeräthe,
die in ihrer Basis so gerade abgeschnitten sind, dass
sic aufrecht stehen können.
177. Thieullen, Ad.: Silex anti - classiqucs,
prösentös ülaSociete norraande d’F.tude«
prehistoriques. S. 296.
Thieullen berichtet über den Beifall, den seine
Ausführungen in einer Sitzung der genannten Ge-
sellschaft gefunden haben.
178. Tomaai, Paul: Les megalithes da sud-
ouest de la Corse et les stations nöoli-
thiques de Grossa canton de Sartcne.
S. 532 ff.
To was i führt eine Reihe von prähistorischen
Denkmälern (Menhirs, Dolmen, Steinsetzungeu u. s. w.)
uud üerüthfunden aus dem Süden von Coraica auf.
Die Mehrzahl dieser Fundstellen und Megalithen
waren bis dahin noch nicht bekannt.
179. V&riot, G.: Note surledolmendit du Mont
de Scne et sur quelques autres dolrnens
de la region voisine. S. 653ff.
Mehrere Dolmen in der Umgebung von Soutenay
(Cöte d’or). Variot hat einen derselben, den typisch-
sten, untersucht und nur Knochenreste darin ge-
funden; früher grub man dort aus : Jadeitbeile, Stein-
messer, steinerne Armringe, Ilolzpfriemen und -Nadeln,
eine Glas- und eine Granatperle.
180. Vauvillö, O. : Station gallo-romain e de
Venizel, canton de Soissons, departe-
ment de UAisne. S. 15ff.
Auffindung einer bedeutenden und reichen gallo-
römischcn Niederlassung im Departement Aisne.
181. Vauvillö, O.: Sepulture humaine et men*
les ä cernsor le grain de Vanxrezia
S. 17 ff.
Ein Begräbnis» aus unbestimmter Zeit in einer sehr
alten Grube, in der gerollte Kiesblöcke, wahrschein-
lich Getreidcruibsteine, ausgograhen worden waren.
Referate.
673
182. Vauville, O.: Dolmen de Missy-aux-Bois,
canton de Vic-de-Aisne (Aisne). S. 71 ff.
Rette eine* schönen Dolmen im Departement
Aitne.
183. Vauvillö, Ootave : Cimetiöre gallo-roraain
des Longnes-Raiea, tur le territoire de
Soissons. S. 103 ff.
Hi* Ende 1698 waren 101 Gräber (mit Holzsärgen)
eines Friedhofes ans römischer Zeit bei Soissons auf*
gedeckt worden. Die gefundenen Münzen umfassten
die Zeit von Caligala (37 n. Chr.) bis Marc Aorel
(180 n. Chr.), uud damit stimmten auch die übrigen
Funde.
184. VauviUd, O.: Station gallo-romaine sur
Pernant Aitne. S. <>44 f.
Ruinenstätte einer etwa 7 bis 8 Hektar grossen
gallisch-römischen Niederlassung.
166. Vauvilld, Octave: Ciseau en silex taillö
et poli trouvö ä Couvrelles, canton de
Rraisne (Aisne). S. 135 f.
Meisaelformigee Stei'ngeräth aus neolithischer Zeit.
186, Vauville, Ootave: Dicouvert© de sepul-
ture humaine ancienne sur le territoire
de Couvrelles (Aisne). S. 136 ff.
Zwei Gräber aus unbestimmter (vielleicht mero-
vingischer) Zeit.
187. Vnuvillö, O.: Decouvertes d’habitation
non construite et d’objcts de l’öpoque
gallo-romaine sur Soissons. S. 616 ff.
Bei der Entfestigung von Soissons wurden vieler-
lei Dinge aus gallisch-römischer Zeit gefunden: Topf-
reste und ganze Töpfe, eine Thonstatuette, ein be-
hauener Stein, Münzen u. «. w. Vauville glaubt,
dass man ri an dieser Stelle nicht mit einer Woh-
nung, sondern mit dem Magazin eines Händlers zu
thun hat.
168. Verneau: Photographie* de eränes an-
ciens de l’tfgypte. S. 26 f.
Verneau legt Photographien der von Fouquet
beschriebenen altägyptischen Schädel vor und zeigt,
dass die*e,entgegengcsetzt der Ansicht Zaborowski’s,
grosse Verschiedenheiten ihrer Merkmale aufweisen.
189. Zaborowaki: L’homo neanderthaliensis
et le crune d'Eguisheiro. S. 283 ff,
Zaborowski bespricht anerkennend Sch walbe’s
Arbeit über die Schädelformen der ältesten Menschen-
rassen U. 8. W.
HK). Zaborowaki: Restes h umains de stations
lacnstres de Page dn bronze en Snisse.
S. 548 f.
Verf. findet in den Angaben von Schenk uud
Pitard Bestätigung seiner Ansicht, dass in der spä-
teren neolithiseneu Zeit grosse blonde DoHchocephalen
in die Schweiz cind rangen and dort die herrschende
Rasse waren. Auch unter fünf in der Pfahlbannieder-
lassung von Coroelettea gefundenen Schädeln waren
vier Langköpfe.
191. Zaborowaki: Sur Porigino des Malgaches.
S. 649 ff.
Zaborowski trägt die Ansicht Grandidier’s
über die Rassenzusauimensetzung in Madagascar vor.
Er glaubt, dass die Frage noch offen »ei, oh das
schwarze Element der dortigen Bevölkerung afrika-
nischen oder papuanischen Ursprungs i«t,
192. Zaborowski: Contribution ä Pethnologie
ancienne et moderne dnCaucase. S.585ff.
Verf. beschreibt nach einer Umschau über den
Stand unserer Kenutnisse über die Prähistorie des
Kaukasus 1. einen sogenannten tnacrocephalen Schädel
(deformation couchöc), der nach seiner Meinung, wie alle
derartigen osteuropäischen Schädel aus der Umgebung
des Schwarzen Meeres, in seiner natürlichen Form dem
sogenannten kyrarischen Typus angehört habe ; 2. einen
bracbycephalen (wahrscheinlich $ ) Schädel, der nach
ihm „turaniscb- ist und wohl einer Frau fremden
Stammes angehört habe. Durch derartige Mischungen
sei allmählich die dolicbocephale Schädelform der
Bewohner am Nordufer des Schwärzen Meeres in eine
brachycephale umgcwandelt worden (Osseten). Weiter
beschreibt Zaborowski dolichocephale und leptor-
rhine, sowie mesocephsle und sabbrachycephale Schädel
ans Kurganen von Ilynskaia und Nachbarschaft.
193. Zaborowski: Sepultures des Noues Mario
pres Trieb S. 627 f.
Dolichocephaler Schädel mit kapselförmig (Chig-
non) vertretendem Hinterhaupt; Zeitbestimmung un-
möglich.
191. Zaborowaki: Galtchas, Savoyards, Sartcs
et Uzbegues. S. 698 ff.
Verf. glaubt, dass die Voreltern der bracby-
cephalen Galtschas und Tadschik ebenso wie die der
kurzköpfigen Savoyarden nicht die rundköpfige Schädel-
form ihrer heutigen Nachkommen besessen hätten,
sondern dass diese erst in Folge von Mischungen mit
Bracbycephalen kurzköpfig geworden seien. Er ver-
sucht dann noch eine anthropologische Schilderung
der Sarten, Usbeken, Ephthaliten u. s. w. nach einigen
wenigen Schädeln und nach den Angaben von Reifenden.
Aus Bulletins et mömoires de la sociötö d’anthropologfie de Paris.
V. Sdrie. Tome premier. 1900.
Die seit 1659 erscheinenden Bulletins der Pariser
anthropologischen Gesellschaft (bis jetzt 40 Bände)
beginnen eine neue (die fünfte) Serie. Sie erscheinen
von jetzt ab in grösserem Format. Die gleichfalls
von der Pariser anthropologischen Gesellschaft heraus-
gegebenen Memoire* hören auf zu erscheinen und die
Bulletins tragen von jetzt nb den veränderten Titel:
Bulletins et memoires.
195. Anthony. R,: A propos de la Telögonie.
S. 18 ff
Archiv Ar Anthropologie Bd. XXVII.
fase. 1 — 6. Paris, Masaon.
Verf. untersucht die Vererbungserscheinungen
bei den Nachkommen einer stummclscliwänzigcn
weiblichen Katze (von normalem Knter). Bei dem
Vergleiche der einzelnen Würfe findet er, dass der
mütterliche Einfluss abzunehtnen , der väterliche *u-
zunehmen scheint. Er hält die Erklärung für die
wahrscheinlichste, dass der väterliche Einfluss früherer
Begattungen im mütterlichen Organismus fortwirke
und sich summire, schlägt aber vor. die ganze Frage
noch einmal durch streng wissenschaftliche« Experi-
ment nachzuprüfen.
86
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Referat«.
«74
190 Anthony, R.: Le mneele prcaternel: «oi
formei fibreuset rudimcntaires, leur
frequenoe che* Ehomme et lenr priaence
chez certains »nitnaux. S. 4 8t j ff.
Ein rudimentärer, oft nur huh bindegewebigen
Fasern bestehender M. praestemalis kommt öfters vor
(in etwa 25 Proc. der Menschen); Verf. erklärt aeine
Entstehung ans dem beiderseitigen Zusaramenfliessen
der unteren Ansätze der Mm- sterno-mastoidei. Solche
Bildungen kommen auch bei anderen Süugethieren
mit breitem Sternum (platysternen Thieren) und breitem
Thorax vor.
197. Azoul&y, L.: „L’ere uouvelle des «ous et
des bruits.“ S. 172 ff.
Verf. bespricht die wissenschaftliche Bedeutung
des Phonographen. Er fixirt die Schallschwingungen
in object ivster Weise und giebt so die Möglichkeit
strenger analytischer Methoden in der Akustik. Für
die Anthropologie verspricht er als linguistisches
Hilfsmittel für die exacte Kenntnis» der Völker-
sprachen wie für die Entwickelung der Sprache des
Kindes grosse Erfolge.
196. Aaoul&y, L: Sur la construction d’un
musee phonographiq ue. S. 222.
Asoulay schlagt die Gründung phonographischer
Museen und Archive, sowie eine internationale Einigung
über Methoden und Apparate in der Pbonographie vor.
199. Palliot: Tumulus de Perrogney. S. 446 f.
Balliot hat in einem Tumulqs bei Perrogney,
den er nach früheren Funden der Kpoque marnienne
zugeschrieben hatte, eine Geldmünze mit dem Bilde
des Kaisers Nero gefunden.
200. Binet, E.: Observation« sur les Daho-
mrem. S. 244 ff.
Vorstellung einiger Eingeborener Dahotnös, die
zur Pariser Weltausstellung geschickt worden waren;
die Besprechung behandelt vorzugsweise ethno-
graphische und medicinisebe Fragen.
201. Bloch, Adolphe: Pourquoi les Anthro-
poide» ne sont-ils pas marebeurs bi-
p v d e s ? S. 238 ff.
Bloch behandelt die Anpassungsersoheinungen
der Anthropoiden an das Klettern: schmales Fersen-
bein , nach innen gerichteter, mit kleinen Gelenk*
Hachen ausgestatteter Talus, übermässig lange /ehen,
bewegliche Grosszehe, starke Entwickelung der Kapsel
des Tibio-tarsal gelenkes und meiner Seitenbänder,
Schlaffheit der Gelenke zwischen d< n einzelnen Fuss-
knochcn. Ketroversion des proximalen Tihiaendos, ge-
bogenes Mittelstück des Femur und der Tibia, wenig
S-förmig gekrummto Wirbelsäule, bewegliche, aber
weniger feste Wirbelsäule , weit nach hinten gewen-
dete Lage des Foramen magnum. Ferner geringe
Entwickelung der OesässinuHkeln und des Trioeps
crurmii», tiefe Insertion des Sartorius, Semitendinosus
und Semiraembranotu» an der Tibia.
202. Bloob, A.: Galien anth ropologiate. S.347ff.
Verf. weist auf di« noch nicht genug gewürdigte
Bedeutung G alen's für die Anthropologie und Ethno-
logie hin.
203. Bloch, Adolpho: Interpretation anthro-
pologique du mot latin Gallus (Gaulois).
S. 432 ff.
Bloch glaubt, dass der lateinische Name Gallus
(Gallien) »uf gallus, der Hahu, zurückzuführeu sei.
204. Bonoour, Paul O.: £tude des modiftei-
tions squelettiques consöcutivei * The*
miplägie infantile. L Le femur. S. 359 ff.
Die V crgleichung der gesunden und der knakas
Seite an den Oberschenkelknochen von sieben, a
Folge von spinaler Kinderlähmung einseitig Geisha-
ten. die während des Indiens und nach dem Tode io
genauer Beobachtung kamen , ergab an den Fernen
der gelähmten Seite Folgendes: Grössere Kleinheit sl«
au der gesunden Seite, geringeres Gewicht, kürzerer
Schenkelhals, grösserer Winkel des letzteren mit dem
Schaft, die Gelen k fläche de» Kopfes ist kleiner and re
greift nicht auf den Hals über, wie dies auf der ge-
sunden Seite auffallend oft der Fall ist («mpffnte,
dite iliaque); der Schaft ist nicht oder nur in ge-
ringem Grade nach hinten gekrümmt, seine Achte
bildet mit der Yerticalen einen entschiedeneren Winkel
als auf der gesunden Seite; eine „Pilaater*entwicke-
luog fehlt oder iit doch weit geringer als sof der
gesunden Seit«, wie denn auch sonst alle von Vaikcl-
ao sitzen herrülirenden Vorsprünge, Leisten ui.
gering entwickelt sind, der pathologische Knochen hl
im oberen Theile verbreitert in sagittaier Richtung,
wie auch der untere Theil des Schaft«« weuiger »-’•
gedehnt; ein Trochanter tertiua kommt sowohl auf
der gesunden wie auf der kranken Seite vor, dagegen
ist emeFoasa hypotrochanterica auf letzterer häutiger
und stärker ansgeprägt als auf der normalen Seite
205. Bonnemöre, I». : L’ornementatios bre*
tonne. 6. 114.
Bonneniere zeigt, wie »ich gewisse Ornament
formen aus der Bronzezeit bis auf den heutigen Tig
in der Bretagne erhalten haben.
206. Cat&logue de rexpoaition de la lociete
d’anthropologie de Paris. Expositioi
universelle de Paris de 1900. S. 254 ff.
A. de Mortillet veröffentlicht den Catalog (irr
im Trocadcro au (gestellten prähistorischen Aufstellung
der Pariser anthropologischen Ausstellung.
207. C&t&logtie raisonne et descriptif; ezpo-
sition de l'ecole d’anthropologie et de
lasouf-eommissioodesmonumentsmeits*
lithique». Par L. Capitan. S. 295.
Die Pariser anthro|iologi«ehe Schule hatte die
dortige Weltausstellung von 1900 mit einer prihieto
rischen Sammlung beschickt, die gemeinsam mit der
jenigen der «ouscommission de« uionumenU roiftb-
thiques aufgestellt war. Von beidon' giebt hier
Capitan einen eingehenden wissen wcbaftliclieu
Catslog,
208. Collin, £miJe: Monnnies du Congo. S. 3*
Collin führt der Pariser anthropologischen Ge-
sellschaft verschiedene Geldsorten aus den Län’er.
des oberen Ubangi vor (aus Eisen, Kupfer, Steinperleo).
209. Deniker, J.: Dolmen et superstitio»-
S. 110 ff.
Deniker weist auf einen vor 100 Jahren erschie-
nenen Artikel hin, der lieschreibt, wie man schwächlicbr
Kinder, um sie kräftiger zu machen, durch ein Loch
in der Seitenwand eines Dolmen hindurch steckfc-
Er zeigt, wie noch heutzutage auf demselben I)ol®w
Neugeborene niedergelegt werden und wie noch jett*
ältere Leute durch das Loch kriechen, um sich var
Fieber zu schützen. Auch bei anderen Dotm«
kommen ähnliche Proceduren zur Heilung von Krank-
heiten zur Anwendung.
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Referate.
fi75
210. Doigneau, A.: La sablicre des Rochottes.
S. 122 ff.
Vorführung und Abbildung einiger paläolithischer,
bei Ligine« (Sei ne -et -Marne) in einer Sandgrube ge-
fundenen Steingerüthe vom Typus des „Moustäricn“.
211. Duhouaset: Rh ara-a-sama, dit l’homme
primitif. S. 1 19 ff.
Besprechung mehrerer Haarmenschen mit Zahn-
anomalien.
212. Puhouaaet: LeBsnpplices en Perne. S. 202ff.
Duhouaset beschreibt frühere und (aus eigenem
Augenschein) jetzige ausgesucht grausame Strafen der
persischen Justiz.
213. Bnjoy, Pauld’: Les menteure et lee diffa-
mateurs devant la loi chinoise. S. IGOff.
Verf. vergleicht die Bestimmungen der französi-
schen und chinesischen Rechtspflege über Verleum-
dung und Lüge.
214. Bnjoy, Paal d' : Le Systeme des poids et
mesures annarnites. S. lOOff.
Beschreibung des (decimalen) Maass-, Gewichts-
und Münzsyatems in Annam.
215. Fourdrignier , Edouard: Le peigne litur-
gique. S. 163.
Fourdrignier verfolgt den Gebrauch des
Kammes als Cultgegeustand in der katholischen Kirche
bis in das IV. Jahrhundert n. Chr. zurück und glaubt,
dass derselbe von Osten her (Kleinasien und Aegypten)
eingeführt worden sei.
216. Gaillard, F.: Le tumulus du passage du
Laz a Carnac. S. 38 ff.
Verf. bat an der Meeresbucht de la Trinite in
der Gemeinde von Carnac einen grossen , aus Steinen
und Erde bestehenden Tumulus oberflächlich unter-
sucht, dpr über einem mehr als 30 m langen und quer
über die Längsachse des Tumulus gestellten Gang-
grabe errichtet war. Die dabei gefundenen Artefacte
wiesen auf die neolitbische Zeit hin. Das Ganggrab
verspricht bei näherer Untersuchung wichtige Auf-
schlüsse, da es noch unberührt ist
217. Guibert et Lhuisaier: Evolution mentale
et m icrocdnhalie. ä. 182 fl.
Die Verfasser naben eine dreißigjährige Micro-
cephalin aus Plougouvcr (Cötcs du Kord) während
des Lebens beobachten und nach dem durch Tubcr-
culose erfolgten Tode untersuchen können. Sie geben
eine allgemeine Schilderung ihres Wesens und eine
genaue Beschreibung des Gehirns und sie besprechen
zum Schluss die Beziehungen , die sich in diesem
Falle zwischen Gehirnausbildung und geistigen Fähig-
keiten erkennen lassen.
218. Letourneau, Ch. L.: Des reve* ancestraux.
^ S. 425 ff.
Verf. bespricht die Art von Träumen, die sieb
nur so erklären lassen , dass die Anordnung der be-
sonderen Organe im Gehirn, in denen sie zu Stande
kommen, schon von den Voreltern ererbt war.
219. Letourneau: Caracteres pheniciens sur
des mögalithes. 8. 450.
Letourneau weist auf eiuen Artikel in der Revue
scientilique du Bourbonnais (Aug.-Octbr. 1900) hin,
in dem das Vorkommen pbönicischer Buchstaben
(zwei Schriftzeichen, die dos Wort «Gal**, Grab, er-
geben) beschrieben wird.
220. MorttlleLA.de: Lacirconcision cn Tunisie.
S. 538 ff.
A. de Mortille t legt der Anthropologischen Ge-
sellschaft zu Paris eine Reihe von Artikeln des
Dr. A. Loir über die Beschneidung in Tunis vor und
giebt einen kurzen , die Ausführung der Operation
behandelnden Bericht über diese Arbeiten.
221. Papillault, G.: Rapport sur le prixBroca.
8. 563 ff.
Der Broca-Preis wird an Paul Boncour ver-
geben für seine Arbeit über den Einfluss der spinalen
Kinderlähmung auf die Form des Femur.
222. Pelletier, Madeleine: Recherohes sur les
indices ponderaux du eräne et des prin-
cipaux os longs d’uno serie de aquelettes
japonais. S. 514 ff.
Untersuchung der Gewichtsindices (nach Manou-
vrier’s Vorgang) zwischen Schädel und Femur,
Schädel und Unterkiefer, Hirngewicht (Schädelcapa-
cität) und Schädelgewicht, Humerus und Femur,
uud den beiden Unterschenkelknochcn und Femur an
89 japanischen Skeletten. Das Verhältnis* von Cnpa-
cität (= 100) zum Schädelgewicht (=x) l>eträgt (cf)
89,3 und ($ ) 36,46, das von Schädel (= 100) zu Femur
(= x) (cf) 103,0 und ($) 90,7; der Index cranio-
(= 100) mandibulari« (cf) 15,27, (9) 13.94 , Index
femoro (= 100) -humeralis (cf) 36,29, (9) 35,58; Index
cuemo-feraoralis (Femur = 100) (cf) 70,42, (9) 72,43.
223. Regnaul t, Föllx : Oblitöration prematuree
des sutures craniennes. Mecanisme des
deform ations. S. 65 ff.
Verf. bespricht die Ursachen der Form Veränderung
bei einem tngonocephalen Schädel; nach seiner An-
sicht ist Hemmung des Knochen wachath ums das
Primäre; die Folge sei, dass sich die Ränder der Sut.
mediofrontalia einander näherten, entsprechend auch
die Stirnhöcker, und da-s schliesslich jene Sutur sich
frühzeitig schliesse. Seine Ansicht wird in der dar-
auf folgenden Discussion von Manouvrier und
Papillault scharf angegriffen.
224. Regnault, Fölix: Les terres cuites de
S m v r n e. 8. 647 fl'.
Im Schutt der alten Stadt Smyrna kommen Terra-
cot L n vor. die auch medicinisches und anlhropo-
logische* Interesse haben ; sie zeigen uhb sehr natur-
wahr nicht nur exquisite Fälle von Kyphose, Ilydrocelc,
starker Lordose, Facialis - Krampf und LähmuDg,
Torticullis u. s. w., sondern auch akrooephale, scapho-
cephalu, künstlich deformirte Köpfe, wie auch Volker-
typen (charakteristischer Cbiuesenkopf).
225. Riviöro, E.: Les lampes prehistoriques
en gr&s. S. 67.
Auffindung zweier prähistorischer Lampen aus
Sandstein in einer Höhle der Charente; die von
Ri viere in der Höhle Ia Monthe entdeckte Lampe
unterschied sich von jenen durch eingeritzte Zeich-
nungen.
226. Riviöre, Emile: Les Menhirs deBosserons
(Seine-et-Oise). S. 1(4 ff.
Auffindung zweier 1,33 m und 88 cm hoher auf-
rechter Steine bei lirunoy , die von Ri viere für
Menhirs gehalten werden.
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Referat«.
227. Riviöro, Emil«: La Dordogne prchisto-
rique. S. 422 f.
Kurzer Bericht über neue Untersuchungen au der
Fundstelle de la Madeleine und io zwei Höhlen der
l)o rd ogne.
228. Soularue, Martini: £lude des proportions
de la eolonne vertebrale cbez l’homme
et eher la femmo. S. 132 ff.
Untersuchung von 174 Skeletten auf die sexualen
Unterschiede in den Proportionen der Wirbelsäule.
Es ergab sich : 1. dass die llalswirbeUiiule beim Manne
absolut länger, im Verhältnis» zur ganzen Wirbelsäule
ein wenig länger ist, als beim Weibe; 2. dass die
Brustwirbelsäule beim Manne absolut wie relativ nicht
unbeträchtlich länger ist, als beiin Weibe; daran sind
wesentlich die oberen 9 Brustwirbel betheiligt; der
10. und 11. sind bei beiden Geschlechtern gleich
oss, der 12. beim Weibe im Verhältnis» zur ganzen
irbelsäule stets grosser als beim Manne; 3. dass
die Lendenwirbelsaule relativ stet« grosser , absolut
oft ebenso lang ist als heim Manne. Verf. schlägt
vor, die beiden letzten Dorsalwirbel , die sich hei
beiden Geschlechtern lendenwirhcLäulenähnlich ver-
halten, Thoraco-abdominalwirbel zu nennen; 4. dass
das Sacrum beim Manne absolut höher und coneaver
ist, uls beim Weibe; in der Proportion dieser Region
stimmen beide Geschlechter überein. Die geringere
Länge der weiblichen Wirbelsäule ist also bedingt
durch die Verkürzung der lialswirbelsäule und der
oberen 9 Brustwirbel.
229. Thiot, L.: Notice sur la Station prehisto-
rique de Montmille (Oise). S. 440 ff.
Die Untersuchunjf der prähistorischen Station von
Montmille bei Beauvais hat ergeben, dass es sich hier
um eine Niederlassung aus dem Beginn der neoli-
thiseben Zeit handelt; die zahlreichen Fundstücke
aller Art lassen auf das Dasein einer Werkvtütte für
Steingeräth scbliessen, die Art der Funde auf eine
Bevölkerung, die von Ackerbau, zugleich aber auch
von Jagd lebte, die Verschiedenheit der Ausführung
der einzelnen Geräthe auf zeitliche Verschiedenheit
ihrer Herstellung.
230. Vauvillö, O.: Rouelles en bronze et mon-
naies gauloises decou verte» ensemble
ä Ambleny lAisne). S. 15 ff.
Vorführung einer Anzahl gallischer Bronzemünzen
(der Sequancr. Carnuti, Senoneu u. s. w.) und Bronze-
scheibchen , die gleichfalls als Münzen in Gebrauch
gowoaen waren.
231. Vauvillö, 0.:Enceinteganloised’Ambleny
(Aisnc). 8. 45 ff.
Beschreibung einer gallischen Befestigung iu der
Nähe von SoisHon», wo sich eine Niederlassung nach
den Funden bis in die neolithische Zeit zurückver-
folgen lässt. Sie war ibrem kleinen Umfang nach
ein castellum (kein oppidum) und wohl einer der
12 festen Plätze der Suessionen. Ke lassen sich aus
späterer Zeit (im 13. Jahrhundert! noch einfach in
die Erde gegrabene Höhlenwohnungen naebweiseu;
die Dauer der Besiedelung lässt sich noch bi« ins
15. Jahrhundert und später verfolgen.
232. Vauvilld, O.: Puits ucolithique pour l’ex-
traction du silex sur Frocourt, Com-
mune de Saint-Romain (Somme). 8. 483 ff.
Beschreibung einer nach den Funden aus neoli-
t bischer Zeit stammenden Feuersteingrabe in der
Kreide, in der Nähe von Frocourt (Departement
Somme).
233. Volkov, Th,: Une nouvelle däcouverte
monetaire ü Kiev. 8. 17 f,
Volkov berichtet von einem Goldfund aus der
Katharinen stresse in Kiew, bei dem unter anderen
Objecten aus Gold auch zwei Barren aus gleichem
Metall (offeuhar Gold) entdeckt wurden. Die dabei
befindlichen Münzen stammen «ub der Zeit zwischen
963 und 1059 n. Chr.
234. Volkov: Le sommeil hivernal chez les
paysans russes. S. 67 f.
Verf. berichtet, da** in Russland in Zeiten der
Hungersnoth in ganzen Landschaften die Bauern sich
oft nur dadurch erhalten können, dass sie sich durch
Ruhe, Dunkelheit und Nahrungsontziehung in (4 bis
5 Monate langen) Winterschlaf versenken.
235. Volkov: L’bomme-lion. S. 109.
Beschreibung einer- in Paris gestorbenen „russischen
Haarmenschen“ mit sehr unvollkommener Bezahnung.
236. Volkov, Th.: Defense d u maramoutb gravee
dugisementpalöolithiquedcKiev. S. 478 f.
Notiz über einen in der ruo de Cyrille in Kiew
gemachten Fand aus palänlithischen Schichten, in
denen ein über nnd über mit Einritzungen bedecktes
Stück Mammuthzahn lag. Die Bedeutung der Gra-
virungen ist zwar „absolut nicht zu entziffern“, doch
sollen sie „in »taunenerregender Weise“ mit den Zeich-
nungen der tnagdalemschen Kunst in Frankreich
übereinstimmen. ,
237. Zaborowski: Les Slaves de Race et leurs
origines. S. 69 ff.
Verf. ergeht sich in längeren Auseinandersetzungen
über die Slavcn als Ra»se und über deren Herkunft.
Am Schluss resümirt er seine Darlegung dahin, das»
die nördlichen Slaven ursprünglich in den Gegenden
der heutigen Südslaven gewohnt haben, nämlich
zwischen Donau und Adriatischcm Meer; sie standen
damals in naher Beziehung zu den Erbauern und Be-
wohnern der Terramaren der Emilia und auch die
Umbrer standen ihnen durch ihre ßrachycephalie
nahe, wenn sie auch schon damals Mischungen mit
den blonden Dolichocephalen des westlichen Europa
eingegangen waren. Auf ihrer vielleicht durch dpn
Bernstcinhandd veranlassten Nordwanderung folgten
die Slaveu dem Laufe der Oder und Weichsel, wo
durch sie eine eigenartige Cultur erstand (Leichen-
brand, Metall- und Glasindustrie); die Einwanderung
in die baltischen Gegenden würde auf das 8. bis
4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung auzusetzen
sein ; später verfielen sie germanischem Einfluss (Eisen-
Waffen und -geräth); noch später drangen sie coloni-
sirend in Russland vor.
238. Zaborowski: Portrait« d'homme» tatoues.
S. 170 ff.
Zaborowski legt Photographien von zwei über
den ganzen Körper tättowirten Franzosen vor und
knüpft daran einige allgemeine Bemerkungen über
T&ttowirung.
239. Zaborowski: De l’origine des anciens
Egyptiens. 8. 212.
Zaborowski wiederholt, was er schon früher
über die Altägypter, als Rasse und Volk, und über
die antochthone Entwickelung ihrer Cultur vor-
gebracht hat
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Referate,
677
240. Zaborowski: Le» Portugals d'apres des
photograph ies. S. 231 ff.
Zaborowski hat von einem Freunde 36 Porträts
von Portugiesen zugcschiukt erhalten. Aus denselben
glaubt er kategorisch versichern zu köunen, dass die
in alter Zeit in Portugal eindringeuden Stimme wesent-
lich aus Berbern und Aegyptern bestanden.
241. Zaborowski: Appareil phalliquo des oöre-
monies du manage au Laos. S. 242 f.
Zaborowski zeigt die Abbildung eines den
Coitus darstellenden Spielzeuges, das bei den Hoch-
zeitsfeiern in Laos eino gewisse Rolle spielt.
— II. Cräues de kourganes pröhistori-
ques, scythiques, drewilanea et Polanes.
b. 451 ff.
Die Cultur der ältesten Gräber von Mykene und
der tiefsten Fundschichten von Troja ist weit ver-
breitet auf den Inseln des Aegäischen Meeres und an
seinen Küsten ; zahlreiche Funde (an 30 verschiedenen
Stellen) haben gezeigt, dass sie auch iu das Donau-,
Dniester- und Duiepergebiet weit vorgedrungen ist.
Zaborowski versucht zu zeigen, dass gleichzeitig
mit dieser Cultur im Süden Russlands ein neuer
Schüdeltvpus , Rundköpfe, neben den ursprünglich
dort vorhandenen Dolichocephalen, auftrete.
242. Zaborowski: Mensurations de Tonkinois.
Les dolichocephales de l’Indo - Chine.
Crines tonkinois et nnnamites. S. 319 ff.
Ein Marioearzt in Tougkin, Henry Girard, hat
eine grosse Anzahl (20001 Eingeborene des nordöst-
lichen Indoohina antbropometrisch untersucht und
eine erste Abhandlung darüber veröffentlicht (Essai
sur l’indico oephalique de quelques populations du
nord-est de rindo-Chiue). Zaborowski bespricht
dieselbe; er weist darauf hin, dass es bei den Chinesen
sowohl Dolichocephale wie Brachycephale giebt. Er
selbst hat sieben Schädel aus Annam una Tongkia
gemessen, deren Längenbreitenindex sich zwischen 70
und SO bewegt.
243. Zaborowski: I. Industrie egeenne ou prö-
mycenieune sur le Dniestre et le Dniepre.
244. Zaborowski: Le fou sacre et le culte du
foyer chez les slaves coutemporains.
ö. 530 ff.
Zaborowski glaubt, dass sich unter den arisch-
europäischen Stämmen nur bei den Osseten ein echter
Feuercultus (der Herdflamme) erhalten habe, dass
sonst aber nur noch Ceberbleibsel desselben vor-
kämen. Er weist jedoch auf eine Notiz Titelbach's
im internationalen Archiv für Ethnographie hin , die
zeigt, dass bei den Slaveu der Balkanläuder das Feuer
noch immer in gleicher Heiligkeit steht, wie bei den
Osseten.
245. Zaborowski: La Chine et les Chinois
Conference anuuelle Brnca. S. 544ff.
Causerie über verschiedene ethnographische Pro-
bleme in China.
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REGISTER DES SIEBENUNDZWANZIGSTEN BANDES.
(Abhandlungen, Kleinere Mittheilnngen n. Referate. — * Verzeichnis d. anthrojjolog. Literatur.)
Mt«
Aarsberetning für 1897. Ref. 143
Aberglauben in der Medicin der Chinesen. Von
J. J. Mutig non. Ref. 663
Abfallhaufen (Kjökkemnöddinge). — Wer ist der
Entdecker der — aus dem Steinalter? Von
W. Sörensen. Ref. 141
Aboriginer de« Gebietes von Kiew. Von N. E.
Brandenburg. Ref. 286
Abyssinien, Beiträge zur Ethnographie von — . Von
Paznkewitsch. Ref. 4H7
Acbalkalaki, Der Kreis — . Von J. J. Pant-
juchow. Ref. 440
Argnisch" (pritnjetBisolw) Cultur von Dnieeter
und Dnieper. Von Zaborowski. Ref. . . . 677
Aleuten, Konftgen, Kenai und Koljäschen. Beiträge
zur Skelet- und Schädelkunde der — . Von
A. Tarenetzky. Ref. 495 |
Alphabet ähnliche Zeichen in Indien und auf franzö-
siNchen Megalithen. Von Cb. Le to Urne au. Ref. 662
Altügypter, Herkunft derselben. Von Zabo-
rowski, Ref. 676
— , Prähistorische Rassen der — . Von Zabo-
rowski. Ref. 667
— t Rassen Verhältnisse der — . Von R. Verne» u.
Ref. * 866
Altägyptische Schädel. Photographien von — . Von
Verneau. Ref. . 873
Altglaube in der Gegenwart, von Herjeadal. Von
O. Almgren. Ref. 144
Altrömische GmbdenkraAler Von K. Horm an n.
R**f 284
Altwendische Bevölkerung Mecklenburgs. Schädel-
form der — . R. Anmut . ......... I
Anatomischer Bau der Kelten . 186
Ancestrale Träume. Von Cb. Letonrneau. Ref. 675
Annami tische« Gewicht- und Münzsystem. Von
P. Enjoy. Ref. 675
Anomalien an K urganenschÄdeln. Von A. P. Paw -
low. Ref. 480
Anspaiinntigsgeräthe, alte. Von L. Laloy . . . 433
Anthropologie der Badener, Zur — . Von Otto
Ammon. Ref.. 133
Anthropologische Baiträge zur Kenntnis® der Ge-
Sichtsbildung. Von Franz Daffner .... 337
— Bemerkungen über Wallis. Von M. Bedot.
Ref. 659 |
— Beobachtungen im Departement Vienne, Von
Algier. Ref. 659
Rcll e
Anthropologische Betrachtungen ülier die Portrait-
münzen der Diadocben und Epigonen. Von
C. v. Ujfalvy. Ref. 613
— Literatur Brauti«chweigs. Von W. Blasius.
Ref. 281
— Photometrie. Von Fourdrignier. Ref. . . 661
— Untersuchungen und Messungen in den Kreisen
Charkow und W'nlkl. Von A. N. Krassnow.
Ref 303
Antonius I., des Kathotikos von Grusien Leben
und Thätigkeit. A. C. Ohachanow. Ref. . SOI
Anutschin, Draitij NikolajewitscU. Biographische
Skizze von A. Iwanowski. Ref. 499
Archäologisch -epigraphische Untersuchungen zur
Geschichte der röm. Prov. Dalmatien. Von
C. Patsch. Ref. 273
Archäologische Arbeiten in Persien. Von L. de
Longraire. Ref 669
— Ausstellungen während des Congrcsscs (Kiew
1899). Von W. B. A ntono witsch. Ref. . . 302
— Excursion zum westliche» Bug- Von N. F.
Belatchewskj. Ref. 289
— Funde in Podolien. Von E. Pulasky. Ref. 290
— Miscellen. Von F. Fiala. Ref. 273
Archiv für Criminal-Anthropologk* und Criminul-
KtauMik. Ref. 281
— — - Religionswissenschaft. III. lld. Ref . . 274
Asymmetrien de« Kieferapparates , 65
Atlantis. Von R. Verneau. Ref 665
Augenhöhle, Anthropologie der — . Von J. Zei Iler.
Ref. 278
Au res — Die Bewohner des Gebirges — . Von
O. Papillault. Ref. 657
Ausgrabungen bei Patel in Maccdonien. Von P. N.
Miljukow. Ref. 286
— im Kreise Akkeruian (Bessarabicn). Von Th J.
Knauer. Bef. 291
Kiew, Von A. M. Pokrowsky u. V. V.
Chwolko. Ref. 290
— in Cherson und Alexandrowo. Von D. J.
Ewarnitsky. Ref. 287
Axt des Sonnengottes und Thor's Hammer. Von
O. Montelius. Ref. 147
Badener, Zur Anthropologie der — . Von Otto
Ammon. Ref. 134
Barbarische Nachbildungen orientalischer Münzen.
Von H. Appelgren. Ref. 154
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080
Register des siebenundzwanzigsten Bandes.
•dte
Baumsargmenechen von Freckenhorst. Von 11.
Landois 643
Reckenneigung 40 2 .
Bedeckung und Schmuck der glans penis in Süd-
Afrika. Von P. Haan. Bef. 655
Bemalte Thonwaanra vom Duiester und Dnieper.
Von EatorovikL Bef 667 i
— Vasen von ica (Peru). Von E. T. Hain y. Bef. 661 :
Uenennung. Gebrauch und Verbreitung einiger für
das Volksleben wichtigen Pflanzen. Von W. W.
Markowitsch. Bef. 472
Bericht über die Ausgrabungen am Debelo brdo
bei Sarajewo. Von F. Fiala. Bef. 173
Beruf und Geburtsziffer. Von A. Dumont. Ruf. 655
Bescbneidung der Juden und im Sudan. Von
Zaborowski. Ref. 658
— in Tunis. Von A. de Mortillet. Bef . . . 675
Bevölkerung, Die — des Gouv. Kutaia. Von
J. J. Pantjuchow. Bef. 441
Bevölkerungsstatistik in Frankreich Im Jahre 1895.
Von ]f)M Martin. Bef. 656 i
Beziehungen der Hanptmaasae de* Kopfes und Ge-
siebtes zur KörpergrOsee. Von W. W. Worob-
jew. Bef. 509
Indo- europäischen Volksstftmme zu den
Finnen. Von L. Fogodln. Bef. 287 I
Blgouden». Von Du Ob Atoll ier. Ref. .... 665 I
Biographisches Lexicon hervorragender Aerzte.
Von J. Pagel. Rof. 43?
Blonde Stamm, Der — in Europa. Von Zabo-
row.ki, H.T. 8#7
Bulgarische erste Hauptstadt. Wo ist die — zu
suchen? Von W. N. Slatarskj. Bef. . . . 299
Brandgrubengriiber aus der Ia T4fie*Zeit iu West-
gotland. Von O. Almgren. Kef. 145
Bnuulgr&ber von Päivftoieml etc. Von H. 4. Heikel.
Bef. 281
Bretagne, Schmuck in der — . Von L. Bonnem^re.
Bef. «174
Bronzealterfund, ein beachteus weither. Von
A. Hack mann. Bef. . 154
neuer im eigentlichen Finnland. Von
A. ffftokamnu* Bef 165 1
Broozegeßfss, ein in Schwe len gefundenes — alt*
italischer Arbeit. Von 0. Monteliua. Bef. . 146
Burgwälle Schlesiens. Von H. Böhnel. R*f. . . 133
Burjäten ' und Kalmückenschädel. Von Julius
Fridolin 303 i
Cnnipigny und das Campignien. Von A. de Mor-
tillet. Bef. . . 670
Catah ig der megalithischeu Denkmäler Frankreichs.
Von Capitan. Bef. 674
Central- Asien, Die alten Bewohner von — . Von
J. D. Talko-Grynzewitsch. Bef. 503
China und die Chinesen. Von Zaborowski. Bef. 677
Chinesische Frauen, KörpergnVsse. Von B. Hagen. 265
Chudzinski, Nachruf an — . VonL. Manou vrier.
Bef. 656
Coli onges, merowingisches Gräberfeld von — . Von
Variot. Uef. 658
Coloniser on assirailer? Von A. Dumont. Bef. . 6«!
Colonisiren oder assimillren? Was ist die Aufgabe
Btio
Frankreichs in Nordafrika? Von Bcrtholon.
Bef. 654
Cranln suecica antiqua. Von Gustaf Retz ins.
Bef. 682
Cro- Magno n. Neue Untersuchungen in der Höbl*
von — . Von E. Ri viere. Rcf. 657
Oultur der Kelten 182
Culturhlstorische Studien unter Rückbezichung auf
den Buddhismus. Von A- Bastian. Ref. . . 268
Dahomeyaner. Von E. Bi net. Bef. 674
Deutm'he Stammeskunde. Von R. Much. Ref. . 283
Diadochen-Portraitmünzen 613
Dolmen des Clotes (Dordogne). Von B. Biviäre.
Bef. 684
— im Dep. Aisue. Von O. Vauvillä. Bef. . . 673
— in Cöte d’or. Von G. Variot. Ref. .... 672
— , nördlich vom Kaukasus. Von Baye. Ref. . 668
— und Aberglauben. Vou J. Dettikcr. Bef. . 674
— von Krmenonville. Von E. Coli in. Ref. . . 660
. Von B. Vernoau. Ref. ....... 666
Man«* Hui. Von F. Gaillard. Ref. . . 655
Dolmengrab im l)ep. Gard. Von P. Raymond.
Bef. 663
Dordogne, Neue Untersuchungen in den Höhlen
der — . Von E. RiviÄre. Ref. 676
Durchbohrt* Steine. Von A. Th ie ul len. Bef. . 672
Kheschliessung, Gebräuchliche Form derselben im
■AdwusU. Russland. Von 0. J. Uewitzky.
Ref. 296
Einundzwanzig Jahre in ludien. (I. u. II. Theil).
Von H. llreitunstein. Ruf. 275 ti, 654
Kiwnalterfunri in Uppland. Von B. Salin. Ref. 149
Eisenschlacken, Vorgeschichtliche. Von A. Bol-
lain. Ref. . . 672
Elbrus*, Eine Besteigung des — . Von A. W.
Pastuchow 471
Klefantenzahn und paläolithische* Oerath in Paris.
Von A. Thieullen. Bef. 672
Erabryologische Forsch ungxtnethoden. Von Ban-
dor Kästner. Bef. 283
Erblichkeit, gekreuzte. Von A. Sanson. Ref. . 657
Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grab-
hügel auf «lern Glasinac. Von Fiala. Kef. . 37?
Bsklmo-Bobidtl. lief 49"
Exotische Steinbeile der neolithiechen Zeit im
Mittel rheinla ml. Von C. Mehlis . . . . . . 599
Extremitäten, Proportionen der — beim Weibe . 410
Fälschung eines menschlichen Figürchens aus
Höhlen bei Mentone. Von G. de Mortillet.
Ref. 663
Femur, das menschliche, nebst Beiträgen zur Kennt-
nis* der Affenfemora. Von J. B u mtlller. Uef. 278
Festschrift der geographisch-ethnographischen Ge-
sellschaft in Zürich. Kef. 650
Fettsucht bei einem i'/jjälirigen Kinde. Von
Croisier. Ref. 655
Feuere ultus bei den heutigen ßlaven. Von Zabo-
rowski. Kef. fff?
Flachgräberfeld und die prähistorische Ansiedelung
in Sanakiuiost. Von F. Fiala. Ref. . . .273
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681
Register dos siobonundzwunzigsten Bundes.
MU
Flintwerkzeuge mit Schaft. Von Chr. Blinken*
berg. lief. 138
Form Veränderungen de« menschlichen Schade]»» und
deren Ursachen. Ein Beitrag zur Rassenlehre.
Von Anton Nyttröm (Stockholm) . 210, 317, 623
Forsrhuugurei»« , dritte, asiatische, des Grafen
Eugen Zichy. Kef. 270
Foasile ttitugethierreste aus der Save. Von J. Grim-
mer- Ref 274
Fötus von Gorilla Bavagei, Bericht über einen — .
W. L. H. Duck worth 234
Frauenkleidung, Die — . Von 0. ILStratz. Ref. 647
Fremdartige Formen in der prähistorischen Cultur
des Kaukasus. Von F. Heger. Ref. .... 285
Frosches, Anatomie des — . Von A. Ecker,
R. Wiederaheim, E. Gau pp. Ref. .... 275
Funde bei den Canalisation «arbeiten in Paris. Von
A. Rotlain. Ref. 864
— in Höhlen bei Mentone. Von R. Verne au. 685
Fusslänge in Proportion zur Körperhinge beim
Weibe 424
Galen als Anthropologe. Von A. Blocb. Ref. . 674
Gallische Alterthiimer aus Dep. Aisne. Von O. Va u*
vlllA Ref. 676
Wallburg im Dep. Aisne. Von O. Vau-
▼ 1114b Ref. 676
Gallisches Grabfeld bei Loisy •snr-Marne Bef. . . 672
Gallisch römische Niederlassung bei Pernaut Aisne.
Von O. Vauvill*. Ref 673
im Dep. Aisne. Von O. Vau vi 114. Ref. 672
— Skeletreste aus Soissons. Von O. Vau ▼! 114.
Ref. 6«5
— Thonscherben in Paris. Von O. YaavilU.
Ref. 665
Gallisch - römischer Friedhof bei Boissims. Von
O. Vau v NH. Ref. 673
Gallus, anthropologische Bedeutung des Wortes — .
Von A. Bloch. Ref. «74
Galt scheu. Bavoyarden, Barten und Uxbegen. Von
Zaborowski. Ref. 673
Ganggrab mitTuimilus bei Carnae. Von F. Gail-
lard. Ref. . 675 [
Gebissfonnen, Statistik der — 87
Gefärbte Knochen. Von J. A. Kulakowski. Ref. 288
Geheimbuddhismus, Esoterische Lehre des — . Von
A. P. Sin nett. Ref. 275
Gehirn eines Taubstummen. Von L. Manuuvrier.
Ref. 662
Geisterwelt, Aberglaube und Yolksmedicin in
Danderyd und Lddingö. Von Wallensteen.
Ref. 149
Geld aus den Congolttndern. Von K. Gollin. Ref. 674
— , das — bei den farbigen Rassen. Von Ch. Le«
tourneau. Ref. 669
Gclenkflächen, Form der — an den Unterextremi*
tuten. Von F. Bojtnanlt. Kef. «64
Geographische Namen im Gebiete von Tula. Von
N. E. Szewerny. Ref. 224
Geschlechtsreife, Zeit der — bei der Bewohnerin
von Peking. Von J. J. Matignon. Ref. . . 670
Gesicht, Gesetze der Entwickelung und Schönheit
des — . G. Papillault Ref. ....... 670
Seite
| Uesiohtsbildung 337
I Gestalt des Menschen. Von Gustav Fritsch.
Ref 130
Gewicbtshidex des Schädels und der langen Knochen
bei Japanern. Von M. Pelletier. Ref. . . . 675
Gleichzeitige Bteinwerkzeuge und römische Aller*
thümer. Von N. J. Wesselowski. Ref. . . 290
Gleichzeitigkeit der sudpatagoniachen Höhlen-
bewohner mit dem Grypotberium. Von R. Leh-
mann-Nitsche . 583
Gorilla-Fötus. Von W. L. H. Duckworth . . . 234
üorodischtschen, Langwitlle und Kurgane im Bassin
de* Flusse* 8sula. Von W. G. Laskoronsky.
Ref. 292
Gothische Funde in der Ukraine. Van Tb. Yolkow.
Ref. 666
Grabfund aus der Bronzezeit (in Finland). Von
H. J. Heikel. Ref. . 154
Grabstätte aus der Eisenzeit bei Orly. Von A. La*
villa Ref 662
Griechische Bronzehel me aus Bosnien und Uerce-
govina. Von F. Fiala. Ref. 273
— Kunst der Jetztzeit. Von F. Regnault. Ref. 664
Griwna, lieber die ursprünglich polnische — . Von
W. M. Wittyg. Ref. 296
üroasruuen, Die — . Von W. W. Worobjew. Ref. 499
Grossrussiacher Typus. Von A. Bloch. Ref. . . 654
Grotte de la Monthe (Dordogne). Von E. Rivi&re.
Ref. 657
Grusier, Blauäugige — . Von J. J. Pantjuchow.
Ref. 451
Grypotherium und Mensch, Gleichzeitigkeit von — 583
Haare, Die — in anthropologischer Beziehung.
Von P. A. Minakow. Ref. 501
Haarmensch aus RuMland. Von Tli. Volkov. Ref. 676
- — libam-a-sama. Von Duhousset. Ref. 675
— , Der — . Von J. Reboul. Ref. 657
Haarpigment. Von A. Bloch. Ref. 654
Haide, Die — im Alterthum. Von ti. J. F.
Barauw. Ref. HO
Hallstattfunde bei Orly. Von A. Laville. Kef. 669
Handel, Das Zeitalter vor dem — . Von Letour-
neau. Ref. 656
Handskelet der monodelpben S&ugethiere. Von
R. Verneau. Ref. . «66
Uausanlage, alte aus gallischer Zeit. Von A. La-
ville. Bef. 669
Hiatodontie . . . 86
Höhlenbewohner von Ezy. Von Zaborowski.
Ref. 658
Höhlenwobnungen im Kaukasus. Von J. J. Pant-
juchow. Ref. 456
Humauistische Studien. Von A. Bastian. Ref. 268
Hunnen, Ugrer, Uiguren. Von Zaborowski. Ref. 667
Ichthyosis. Von L. Manouvrier. Ref. .... 662
Indien, Einundzwanzig Jahre iu — . I. Tbeil,
Borneo, und II-Theil, Java. Von H. Breiten-
stein. Ref. 276 u. 654
Inguschen, Die — . Von J. J. Pautj ncho w. Ref. 453
Instiukt und Vernunft. Von G. de Mortille^
Ref. 657
J
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682
Register des siebenundzwanzigsten Bandes.
8*11«
.Jaldanica in Serbien, NooHthische Station bei — 517
.luderen , Wohnplatx au* dem Stein<er auf — .
Vou Gustafson Gabriel. Ref 142
Jahr, Pa* — im oberbayerischen Volksleben. Von
M. Höfler. lief. 652
Jitnuland und Herjeädal in heidnischer Zeit. Von
P. ülason. BlC 148
Jassen-Alanen. Von W. «I. Lauansky. Ref. . 300
Jenissei, Bericht über eine Reite ins Gebiet de* — .
Von W. W. Peredolakj. Ref. 488
Jenissey-Inschriflen. Von A. O. Heikel. Ref. . 154
Jeeiden, Die — . Von AL Iwanowski. Ref. . . 500
. Von W. A. Romanow. Ref. 481
J inländische Kinzelgräber aus dem Steinalter. Von
Sophus Müller. Ref 140
Kalmücken des grossen Derbets. Von Jacoby.
Ref. 486
Kalmückenscliftde) 803
Kumm als Cultgegeostand. Vou K. Fourdrignier.
Ref. «75
Kann Frankreich ColonUten liefern* Von A. Du-
rnont Ref. 068
Knragassen, Zur Ethnographie und Anthropologie
der — . Von N. W. äaleasky. Bef. .... 480
Karaiben, Aua dem Lande der — . Von F. Suud-
atral. Ref. 281 |
Karolingisches Gräberfeld ln Andernach. Von
€L Könen. Ref. 652
Katacbiren, Schwangerschaft, Geburt und Kinder-
pflege bei den — . Ref. 511
Kauernde Gottheiten. Von E. Fourdrignier.
Ref. 66»
Kauerndes Götterbild von Quilly (giillische*
Figtirchcn). Von L. Maltre. Ref. 660
Kaukasische Milzen. Von J. J. Pantjucbow.
Ref. 463
Kaukasus, Anthropologische Beobachtungen im — .
Von J. J. Pantjuchow. Ref. 446
— , Alte und neue Ethnologie des — . Von Zabo-
rowskt. Ref. .............. 673
— , Die Rassen im — . Von J. J. Pantjuchow.
Ref. 452
Kelten, Die — . Von Medicinalrath Dr. Hedingcr
(Stuttgart) 16‘j
Keltentypus 185
Keltische Hügelgräber im Bcheithau bei Mergel-
stetten, Oberamt Ileidenheim. Von A. He».
dlnger 157
Kenai- und Koljä*chen-8cbädd. Ref. 4#7
— s. a. u. Aleuten.
Keramik der neohthisclien Station bciJablanica in
Serbien 55»
— , steinzeitliche in der Mark Brandenburg. Von
K. Brunner. Ref 277
Keramische Funde , Ueber die Bedeutung der — .
Von E. R. ▼. Stern-Odessa. Ref. 294 |
Kiewsr.be Griwneu. Von A. M. Tscberepnin.
Ref. *j»5
Kinn- und Ramuswinkel de* Unterkiefers bei ver-
schiedenen Kassen »7
Kirgisenfrauen, Anthropologische Charakteristik
dej* — . Von K. A. v. Bjelilowski. Ret . . 487
KjokkenntOddinge s. u. Abfallhaufen.
Mtr
i Klcinrusaische Kosaken iu französischen Diensten.
Von A. W. Polowzew. Ref. 293
Knochenbildung, erläutert durch die Pathologie.
Von F. Regnaalt. Ref. .......... 671
Knorhengenitb zum Glätten harter Mähte. Von
Capitan. Ref. «68
Kobuleti als Strand-Kurort. Von J. J. Pa nt-
juchow. Ref. 470
Körpergrösse chinesischer Frauen. Von B. Hagen. 265
Körpermerkmale im Dep. Indre. Von Atgier.
Ref. 667
Körpermitte des weiblichen Körpers 391
Krankllogische Sammlungen Iwanowski’s.
Dritter Bericht Vou E. M. Bespiälow. Ref. 486
. E. Wolters’. Vou H. J. Iwauoff. Ref. 484
' Kreuzgrübchen 11»
Kunst, Geschichte der — . Von K. Wörraann.
Ref. ; . . . 280
i Kupferzeit in den Ceveunen. Vou P. Raymond.
Ref. 657, 663
Korden, Bemerkungen über (^io — . Von Karzew.
Hef. 472
Kurganaufdeckungen in Westwolhynien. Von W. B.
Antonowitsob. Ref. 284
Kurgnne bei Miropol. Von S. 8. Gamtschenko.
Ref. 288
— in den Kreisen Rowno, Lusk und Dubno. Von
E. Zf. Melnik. Ref. 288
— in Westsibirien. Von Zaborowski. Ref. . 66«
Kurguuensohädel, Anomalien an — . Von A. P.
Pawlow. Ref. 480
Kuss. Der — in Europa und in China. Von
d'Enjoy. Ref. 655
Küstenfunde aus dem Steinalter in Blckinge. Von
C. Wibling. Ref l.M
Labidodontie 80
Lateinische Buchstaben auf Megalithen. Von
Cb. Letourneau. Ref 656
Lu-Tene (irabfeld von Langugest bei Bilin. Von
tt. v. Weinzierl. Ref. 274
Leichenconscrvirung. Von U. Morau. Ref. . . 663
Lundenjtegend, Werth der — für anthropologische
und obstetrieche Messungen. Von C. H. 8t ratz 117
Lendenwirbel, Variiren der Zahl der — . Vou
G. Papillault. Bef.. ........... 663
Lippen, Die — in anthropologischer Hinsicht. Von
A. Bloch, lief. 65»
Magdalenien et Robenhausen len in Pcrreux. Von
A. Eck. Ref. 655
Malaria, Der Einfluss der — auf die Colonisation
des Kaukasus. Von J.J. Pantjuchow. Ref. 465
Malgaschen — Nias — Drawidaa. Von Zabo-
rowskL Ref. . 658
— , Ueber die Herkunft det* — . Von Zabo-
rowski. Hef. 673
Malta, Vorgeschichtliche Denkmäler von — . Von
A. Mayr. Ref. 64»
Mammuthzahn mit Gravirungen aus Kiew. Vou
Th. Volk«. v. Ref. 676
Mänadsbladet der kgl. Akad. der schonen Wissen-
schaften. Ref. 148
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683
Register des siebenundzwanzigsten Randes.
Seite
Megalithen im DepurLcmtMiL Loir-et-Cher. Von
de Nudaillac. Ref. fl 5 7
Megalithische Denkmäler in Still • Cornea. Von
P. Tomasi. Ref. AU
Menhirs von Bos*»rons. (Seine • et • Oise.) Von
E. Rivi&re. lief. ü.25
Men tonet . fli
Merowingisches Gräberfeld. Von O. Vauvill6
Ref. tiiLi
— Topfstcingefäss. Von A. de Mortillet. Ref. Q2ß
M ichafllis'sche Raute LU
Mimx'e|ihalie und geistige Entwickeluug. Von
Guibert und Lhuissier. Ref. 01 5
— , Ein Fall von — . Von W. Giete. Ref. . . 494
Mischlinge zwischen Russen und Jakuten. Von
J. J. Mai now. Ref 1 0
Mittheilungen aus dem Nordischen Museum. Von
Uazelius. Ref. Ult
Mortillet, G.de. Nachruf an-—. VonCapitan.
Ref. 6M
Münzen fand (aus dem I£L u. 1L Jahrh. n. Chr.)
in Kiew. Von Th. Volkov. Ref. filfi
Murmelthierbau quAtemÄrer Zeit. Von BreuiL
Ref. hgh
Musculus praesternalis. Von R. Anthony. Ref. 01A
Museumsbau in Helsin gfors. Von Hjalmar A ppel*
gren. Ref. IM
Myxödem , bildliche Darstellung des — in der
Gestalt des ftgypt. Gottes Be«. Von F. Reg*
nault. Ref. fl. *>7
Nägel der Hand, Wachsthum der . Von
F. Regnaalt. Ref. ............ 663
Näpfcbemtein bei Como. Ref. fl54
Neandertlmlschädol. Von Zaborowski. Ref. . 01Ä
Neolithische Fundstätte auf dem „Kraljevine“.
Von Th. Dragioevio. Ref 274
— ßkelette von Collonges. Von L. Mauouvrier.
Ref.
— Station bei Frtsncs. Von A. Laville. Ref. flfll»
Jablanica bei Medjuluzje in Serbien. Von
Miloje M. Vassits ^12
— und Bronzefunde bei Druveil. Von A. La*
ville. Ref. ftflg
— Wohnungen auf dem Plateau von Hautes-
Bruyeres. Von A. Rollaln. Ref. 012
Neolithischer Steinbruch im Departement Somme.
Von O. Vauvilld. Ref. 676
Neolithische« Steinger&th aus Congloinerat - Roll-
steinen. Von Fouju. Ref. . ü55
Nephritfrage. Zur — . Von C. Mehlis 609
Nomndenscbäde] , sog. der Kurgane. Von A. M.
Pokrowsky. Ref. 292
Nordwesten unserer oatafrikaniichen Colonie. Von
P. Kollroann. Ref. . 275
Norma occipitalis bei Mensch und Affe. Von
Haberer. Hef. 213.
Nuove pietre cupeUiformi nei dintomi di Como.
Von A. Magni. Ref. 654
Occipitale Region und das Studium der Birnober-
tl ärhe. Von D. Pfister. Ref. 132
Opisthodontie
Seit»
Orang-Utan, Eingeweide eines — . Von R. An-
thony. Ref. . ÜiiD
Orientalische Einflüsse in dei Bretagne. Ref. . . Mjj
Ossa parietalia des Menschen. Von P. D. Aigner.
Ref.
Ossetische Schädel. Von de Baye. Ref. .... liilü
Osteologie derOna- und Yahgan-Iudlaner des Feuer-
landes. V'on J. W. Hultkrantz- Ref. . . . 2tt
Ostjftken. Von Zaborowski. Ref. 03&
— . Scbamanenthum uuter den — . Von W. W.
Peredobski. Ref. 4t<H
Ostjäkenschädel. Von A. J. Türen utzky. Ref. ifi«
Paläolithische Funde bei Cergy. Von A. Ls-
ville. Ref. .
von Rochottes. Von A. Doigneau. lief, filfc
— Fundstelle bei Corbicules de Clergy. Von
A. Laville. Ref. 662
• — Fnndstücke vom Cbelles- Typus. VonCapitan.
Ref. Mli
Palwol Ith isolier Thonring. Von A. Holla in. lief. 665
Paläolithisches Standlager in Kiew. Von P. J.
Armaschewsky. Ref. 2S2
Pamir, Ethnologisches über den — . Vou N. A.
Aristow. Ref. 5Q2
Pathologie des Kaukasus. Zur Statistik der .
Von J. J. Pantjuchow. Ref. 4 tu
Petroglyphen in Australien. Von R. iL Mathews.
Bat 6fl3
Pfahlbauten, Menschliche Reste in Schweizer — .
Von Zaborowski. Hef. 673
Pfeilspitzen von der Saöne und Loire. Von A. de
Mortillet. Ref. flfl3
Pbaliisches 8pielzeug in Laos. Von Zaborowski.
Ref. >\77
Philippinonschitdvl. Franz Bauer 107
Phönizische Buchstabeu auf Megalithen. Ref. . . 015
— Inschrift in Südfrankreich. Von Nicolas.
Ref. fl A3
Phonograph als anthropologisches Uülfsmittel. Von
L. A tOOU y . lief 0 1A
Photographie und Reproductionstechnik. Jahrbuch
für . Ref. 273
Platycnemie. Von A. Bloch. Ref. 000
Polydactylie. Anat.. Untersuchungen eine# sechs*
zeitigen Fasse« und die Frage nach der Be-
deutung der Polydactylie. Von A. W. Tare-
netzki. Ref. 493
Polymastie und Polythelie beim Menscheu. Von
I wanowitsch-Stoy anow. Ref. ...... 002
Pore nceph alle, traumatische. Von L. Landouzy
und M. Lnbbc. Hef. flflö
Portugiesen, nach Photographien. Von Zabo-
r iVlkL Ref 677
Prähistorische Alterthümer im Jura. Vou A Viri.
Ref. 050
— Bronzen aus Bosnien und Hercegovina. Von
F. Fiala. Ref. 273
— Documente Bosniens und der Heroegowina.
Von K. Truhelka. Ref. 264
— Entdeckungen in Corsica. Von Caziot. Ref. flü
— Fonds in Kiew. Von Th. Volkov. Ref. . . >iM
— Lampen aus Sandstein. Von E. Ri vi£re. Ref. tili
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684
Register des siebenundzwanzigsten Bandes.
Salta
Prähistorische neue Funde im Tbale de« Lunain.
Von A. Vir4. Re/. 658
— paläolithische (Acheul-) Station in der Dor-
dogne. Von L. Capitan. Ref. 654
— - und gallo- römische Siedelungen im Departe-
ment Marne. Von A. La rille. Ref, .... 669
— Station von La Vignette. Von Collin. Bef. 655
von Montmilie (Oise). Von L. Thiot.
Ref. 676
Prähistorischer Mensch und jetzige Bevölkerung
Westeuropas 365
Probleme humanistischer Fragestellungen und
deren Beantwortungsweisen unter den Zeichen
der Zeit. Von A. Bastian. Bef. 269
Profllirung de« GeaichtaachiUleli. Von A. Wa*
rnaehkin. Bef. 277
Proportion der Gehirnlappen. Von L. Mauou-
vrier. Ref. 656
Proportionen der Wirbelsäule bei Mann und Weib.
Von M. Boularue. Ref. 676
— dt» Skelettes bei verschiedenen Rassen. Von
G. M. Soularue. Ref 672
Proportionsverhältnisse de» weiblichen Körper* . . 379
Paalidodontie 81
Quaternäre Ablagerungen mit Stein Werkzeugen in
der Nähe von Paris. A. La rille. Bef. . . . «62
— Menschenschädel von Marcilly-sur-Eure. Von
L. Manouvrier. Bef. 656
Bassen im Kaukasus, Die — Von «f. J. Pont ju-
ch ow. Bef. 452
Rassenschünbeit des Weibes. Von C. H. 8 träte.
R«f. 647
Realie xioon der indogermanischen Alterthums-
kunde. Von O. Schräder. Ref. 272
Rippenzahl der altindisrhen Pferde. Von C. A.
Piätrement. Ref. 657 !
Römische BronxegefHs«« mit Fabrikmarken. Von
Chr. Blinkenberg. Ref. . 139
— Bronzestatuetten. Von Chr. Rlinkenberg.
Ref.
— Münzen im Bassin de» mittleren Dniepr. Von
W. G. Ljäskorouekj. Ref. 293
Römisches Castrum in Magorello. Von K. Her-
mann. Ref 298
Röntgenstrahlen, Technik und Verwerthung der —
itu Dienste der ärztlichen Praxis uod Wissen-
schaften. Von Oscar Büttner und Kurt
Müller. Ref. 275
Kumpflänge. wel< lies ist die empfehlenswerthestc 389
Rundwälle der Niederlausitz. Von 11. Söhnel.
Bef- - • 133
Runen Inschrift anf einem in Bohuslän gefundenen
Goldmedaillon. Von 8. Bug ge. Ref. .... 145
Runenstein, ein neuer auf Gotland. Von 8. Rugge.
B «f. 145
.Buss*, Ueber den Ursprung der Benennung — .
Von Tb. J. Knauer. Bef. 294
HacrocMudalgegend einer stumm eUc-hwänzig^n
Katze. Von R. Anthony. Ref. 667
Sacm- Lu mbar i-egend, angeborene Flecke in der —
bei den Annamiteo. Von A. C hem in. Ref. 668
Seile
Samarkand. Ueber die letzte Zerstörung der
8tadt — . Von N. J. Wetselowski Ref. . . 301
Sandsteinlampe in der Höhle de la Monthe (Dor-
dogne). Von R. Riviöre. Ref 671
Schädel. Form Veränderungen des — 317
— aus einem ueolitbiseben Begräbnis* von Livry-
sur-Vesle. Von N. Mohilianski. Ref. . . . 657
— der Burjäten 303
— der Kalmücken 303
Behiidelfnnn, Die, der altwendischen Bevölkerung
Mecklenburgs. H Asmui 1
Schädeltypen in den Kurganen Wolhynien». Von
A. M. Pokrowskj. Ref. 289
Schamanenthum unter den Ostjäken. Von W. W.
Peredotski. Ref. 488
öchaora, Der Thalkessel von — , und desarn Um-
gebungen. Von J. J. Pantjuchow. Ref. . . 451
Schulkinderuntersuchung, eino — zum Zweck der
Rassenbest immung nach Farbencomplexion und
primären Korpermerkmalen. Von Alfred
Schliz 191
Schwangerschaft , Geburt und Kinderpflege bei
den Weibern der Katschinen. Von Felix Kon.
Ref 511
Schwauzmcnschen. Von ZaborowskL Ref. . . 658
Skelette , zwei bei Aunay - sous - Creesy. Von
G. Fouju. Ref. 669
Skeletveränderungen in Folge spinaler Kinder-
lähmung. Von P. Boncour. Ref. 674
Hlaveu, Die, nach Rasse und Herkunft. VonZabo-
rowski. Ref 676
Bomali-Wfiete, Durch die — nach Abyssinien. Von
K. W. Krctschunusko. Ref. 494
Spannweite, relative beim Weibe 393
Speisen- und Getriinkebcreitung , Alterthumlirhe,
bei den Serben. Von Sima Trojanovic . . 239
Sprache der Affen. Von R. L. Garner. Ref.. . 281
Ssamunakaner, Die. Von J. J. Pantjuchow.
Ref. 439
Station von Mornö im Jura. Neolithische — . Von
M. Piroutet. Ref MS
Stegodontie 85
Steinbeil, geschliffenes, von ungewöhnlicher Grösse.
Von A. de Mortillet. Ref. - . . «70
Steinbeile amerikanischer Form im Departement
Finistcre. Von P. du Chatellier- Ref.. . . 668
— , exotische im Mittelrheinland 599
Steingeriith, paläolithische« und ueolithisebes in
Lehmgruben bei lellävre. Von M. A. Dubus.
Ref 661
Steingeräthe , Die wahren — der 8teinzeiu Von
A. Thieullen. Ref. 665
Stein werk zeuge aus den Departements Saöue-ct-
Loire und Allier. Von K. Collin. Ref. . . . 661
Steinzeit im Gouvernement Wolhynien. W. B.
Antonowitsch. Ref. 285
Steinzeitliche Dorf, Das Grossgutach. Von
A. Schlitz. Ref. 435
— Fundstellen in Mecklenburg. Von R. Beltz.
Bef. 274
Steinzeitniederlassung bei Jubcrcy (Marne). Von
A. Rollein. Ref. 664
Su-inzeitreste ira Bassin de« Flusses Styr. Von
L. K. Sbity uskj. Ref. 268
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685
Register des Hieben und* wanaigsten Randes.
Beil«
Sternum, Da*. Von R. Anthon y. Ref. .... 058
Studien über den prähistorischen Menschen und
sein Verhältnis* zu der jetzigen Bevölkerung
Westeuropa*». Von N. C. Macnamara . . . 365
Süd nee t Studien und Beobachtungen au» der — .
Von Joachim Graf Pfeil. Ref. 129
Swanetien, Bemerkungen über — . Von Fünit R.
Dawid o witsch Erislow. Ref 474
— , Reise durch — . Von W. Olderogge. Ref. . 460
Symphysenwinkel des Unterkiefer» 92
Syrische und palästinische Schädel. Von E. M.
Bespiülow. Ref 485
T&towlrta Franzosen. Abbildungen derselben.
Von ZaborowskL Ref. 676
Telegooie. Von R. Anthony. Ref. 673
Tcrek-Kosackenheer und Städte des Terekgebiete*.
R*f- 471
Terracotten aus Smyrna. Von F. Regnault. Ref. 675
Tbonwaare bei den Krumir und in den Dolmen.
Von A- Durnont. Kef. 661
TodesKtrafen in Persien. Von Duhousset. Ref. 675
Tonkinesen, Annamiten, Indochinesen. Körper*
und Bchiidelmessungen. Von Zaborowski.
Ref. 677
TopeUus, Zacharias. Nachruf An . Von
R. Aspel in. Ref
Topographisch-authro potnetrische Untersuchungen
Uber die Proportion» Verhältnisse dea weiblichen
Körpers. Von Sara Tc um in 379
Tratisfortnismas und Craniologie. Von G. Pa-
pillault. Ref. 657
Trondhjem , Mittheilungen aus dem Alterthurns-
tuuMum von — . Von K. Rygh. Ref. ... 144
Tschuktschen de* Kolymsker Bezirks. Von D. Ni-
kolskj. Ref 505
T sincipital. Von Zaborowski. Ref. 658
Tnmuli aus gallischer Zeit bei Laogre*. Von
Balliot. Kef. 668
Tnmulus von Perrogney (»ns römischer Zeit). Von
Balliot. Ref. 674
Typologie, «ler Entwicklungslehre, angewandt
auf die menschliche Arbeit. Von O. Mon-
telius. Ref.
Seils
Verbrechertypus , Ueber den — . Von K. A.
Belikowsky. lief. 481
Verschmelzung der Endglieder der kleinen Zehe.
Von A. Bloch. Ref. 659
Völkerkämpfe und ihre Folgen. Von F. Reg*
na ult. Ref 657
Volksmedicin in Transkaukasien. Von J. J.
Pantjuchow. Ref. 467
Vorgeschichtliche Denkmäler von Malta. Ref.. . 649
Vorhistorische Funde in Finlanl. Von H. Hack-
mann. Ref. 152
— Station von V illeneu ve* Triage. Von A. La-
v i 1 1 e. Ref 656
Vorstellungen von Krankheitsursachen bei den
Naturvölkern. Von Th. Schwindt. Ref. . . 153
Vorzeitige Verknöcherung der Schädelnähte. Von
F. Regnault. Ref. 675
Wachsthum eines Riesen. Von G. Papillault.
Ref. 671
Walacheu, Herkunft und Benenuung der mähri-
schen — . Von P. D. Florinskj. Ref. . . . 299
Wechselnde Phasen im geschichtlichen Seh kreis.
Von A. Bastian. Ref 287
Weib, Das — in der Natur- und Völkerkunde. Von
H. Ploss und Max Bartel». Ref. 648
Weibliche Kopfform 385
WesUibirieche Bauern, Beiträge zur Anthropologie
der — . Von N. L. Seeland. Ref. 506
Wildziegen der griechischen Inseln. Von L. v.
Lorenz-Liburnau. Ref. 274
Winterschlaf bei russischen Bauern. Von Tb.
Volkov. Ref. 676
Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und
der llercegovina. Ref. 272
— Thätigkeit des archäologischen Congresses
(Kiew 1899). Von P. S. Uwarow. Ref. • , 302
Wittwenrecht in Buropa und in China. Von
d’Enjoy. Ref 655
„Ymer.* Zeitsc.hr. der schwedischen Gesellschaft
für Anthropologie and Geographie. 1898, Heft 3
bis 1899, Heft 3. Ref 150
Unterkiefer, Gestalt des — bei verschiedenen
Rassen 91
— , Rasaeneigenlhüinlichkeiten des ....... 78
— , »ehr auffällige, durch Auftrocknung und
Wiederanfeuchtung bedingte Grössen - und
Forraveründerungen des — . H. Welcker . . 37
— , WinkelbestiinmuDgen am *— 92
— , Zugehörigkeit de* — zu einem bestimmten
Schädel. H. Welcker 37
Untersuchung der wehrpflichtigen Mannschaften
in Schwellen. Vorläufiger Bericht. Von
G. Ketzin*. Ref. 151
Vaeber. Untersuchung de* Gehirns, Schädel» und
Ohrs des Verbrechers Vacher. Ref. 669
Verbrecher. Einige Beobachtungen an Kindern
von — . Von Marscliand. Ref. 494
Verbrecheracli&del, 51. Von E. Pitard. Ref. . . 663
Zähne, Abnutzung 71
— , bündige Stellung der — 73
— , Pfeifchenrillen an den 76
Zabnfärbung bei den Annamiten. Von P.d* Enjoy.
Ref. 661
Zeichen der Zusammengehörigkeit eines Unter-
kiefers und Oberkiefers 61
Zeitalter vor dem Handel, Das. Von Letourneau.
Ref. 656
Zeit der Uebersiedelung der Slaven vom Norden
der Karpathen nach Ungarn. Von L. Nieder!«.
Ref. 298
Zeugung, Ansichten über — bei primitiver Colt ur.
Von Gh. Letourneau Ref. 662
Zwerge, Beobachtungen an — . Von L. Manou*
vrier. Ref. 656
Zwergin, Beobachtung einer — . Von Godin. Ref. 061
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686
Register des siebenundzwan/.igsten Bandes.
VerxeiohniiB der anthropologiacben Literatur.
II. Anatomie.
1. Urgeschichte und Archäologie.
Ml»
Literaturbericht für 1898 und 1899 1, 15
Amerika, Asien 14, 26
Itelgie» 13, 24
Dänemark 10
Deutschland .... I, 15
Fi nland 11
Frankreich 11, 22
Ornesbritannien 9. 21
Italien, Spanien and Portugal 13, 24
Norwegen . 10
Oesterreich 8, 20
Schweden . 10
Schwei* ... .... 9, 21 |
Nachträge vom Jahre 1897 ....
Literatur töricht fUr 1898
UI. Völkerkunde.
Lituraturbericht für 1898 und 1699 39, 77
I. (Inellenkunde 39, 77
II. Ethnologie 41, 79
UI. Ethnographie 47, 84
IV. Zoologie.
Literaturbericht für 1898 und 1899 115, 133
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835
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
I.
Urgeschichte und Archäologie.
(Von Pr. A. Hi 0 hei in Aachen.)
(Di© nordisch« Literatur [Dänemark, Norwegen, Schweden, Finland]
ist, wie bisher, von Fräulein Prof. J. Mcatorf in Kiel zuaarn mengestellt , die polnische und
russische von Herrn Prof. Dr. A. Wrceiniowski in Warschau, die böhmische und mährische
von Dr. Matiegka in Prag. Ausführlicheres über die nordischeu Arbeiten thoilt Fräulein Prof.
J. Mestorf unter der Rubrik Referate mit)
A. Literaturbericht für 1898
(soweit nicht anders angegeben).
I. Deut
Altorth umafunde im Elsaas. (Korrexpondenzblatt
der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte um!
Bmt Jahrg. XVII, Trier 1H9H, Kp. 35—37.)
Bericht über Krihrngritlwrfuiide Iwi Kroningcn, Au**
grabungcn in Kgisheim und Gräberfunde an* keltischer
Zeit hei Schal hach.
Anleitung zur Beobachtung vorgeschichtlicher Denk-
mäler , herausgegeben von der Gr< »»herzoglichen
Commission zur Erhaltung der Denkmäler. (Jahr-
bücher und Jahresberichte des Verein* für mecklen-
burgische Geschichte und Alt©rthum«kunde. Jahr-
gang 63, Kchweriu 1K9K, Anlage. 16 8. mit Text-
Abbildungen.)
Archiv für Anthropologie. Zeitschrift für
Naturgeschichte und Urgeschichte des
Menschen. Organ der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Be-
gründet von A. Ecker nnd L. Linde nach mit.
Unter Mitwirkung von A. Bastian, W. Ris, H. v.
Holder. J. Kolltnann, J. Meatorf, E. 8chtnidt,
0. A. Schwalbe, L. Stieda, R. Virehow, A. Vom
und W. Waldeyer, herausgegeben und redigirt von
Johannes Ranke. Bd. XXV, Vierteljuhrshcft 8/4.
Mit in den Text eingedruckten Abbildungen und
10 Tafeln. Brauns* h wuig, Friedr. Vieweg u. Hohn,
1898, 8. 165 — 545 und 204 8. Verzeichniss der
anthropologischen Literatur. 11 8. Anhang. 4°.
62 Mark. Dasselbe. Bd. XXVI, Vierteljahrsbeft 1,
mit eingedruckten Abbildungen. Ebenda 1899. 8. 1
bis 240. 4®. 26 Mark.
Bach) Max. Fuudchronik vom Jahr« 1897. (Fund-
berichte aus Schwaben. Jahrg. V, Stuttgart 1897,
8. 2 — 7 mit > Abbildungen.)
Baicr, Rudolf. Ein Küstenfund auf Rügen. (Nach-
richten über deutsche Alterthnmsfunde, Jahrg* VIII,
Berlin 1897, 8. 94-95.)
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVU. ( V ki. d. aiitbrop. LU.)
ohland.
Baicr, Rudolf. Eine steinzeii liehe Wohnstätte auf
Rügen. (Nachrichten über deutsche Alterthurasfuude,
Jahrgang IX, Berlin 1898, 8. 10 — 12.)
Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayern».
Organ der Münchener Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte. Herauftgegvben und
begründet von W. v. Gümbel etc., redigirt von
Johannes Ranke. Band 12. München, F. Hasser -
mann, 1808. 2 BL 180 8., 7 Tafeln, gr. 8®.
Beiträge zur Anthropologie Braunschweig». Fest-
schrift znr 29. Versammlung der deutschen anthro-
pologischen Gesellschaft zu Braunachvreig im August
1898. (Herausgegeben von Biehn rd Andree.) Mit
Unterstützung des herzoglichen HtaatsininisteriumR.
Braunschweig , Friedr. Vieweg n. Sohn, 1898. V,
163 8. mit 1 färb. Titelbild, 10 Tafeln und Textab-
bildungen- gr. 8°. 3 Mark.
Enthalt felgende Abhandlungen : 1. Wilhelm Blstius:
Spuren paläolithinlier Menschen in den Di lumlabl »gerungen
der Itii be Länder Höhlen. 2. Kriti Grsbowsky: Die
L&bbensteme bei Helmstedt. 3. J. H. Kloos: Die braun-
schweigischen Jadeit belle. 4. Th. Voges: Bronzen aus
dem nördlichen Theile des Landes Braunschweig. 5. Lud-
wig Hsnselmanu : Die eingemauerteo mittelalterlichen
Thongrst hirn* Braunschweig*. 6. Oswald Berkhsn!
Alte Braunschweigische Schädel. 7. Richard Andrer:
Braunschweigische Bauerntrschtbilder. 8. H. Vasel: Volks-
thünihcbe Schnitzereien an Gerät hs* .haften sin Lande Brann-
schweig. 9. 11. Schattenberg: Der Scliimmelmter ira
Braunschweigischen. Besprochen im Globas, 74. Bd.,
1898, 8. 110 — 11:5.
Boltz, Robert. Hteinzeitliche Funde in Mecklenburg.
(Jahrbücher und Jahresberichte des Vereins für
mecklenburgische Geschichte und Altcrtlnirnakunde.
Jahrg. 63, Schwerin 1898, 8. I — 88 mit zahlreichen
Textabbildungen.)
I
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ä
2
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Belts, Robert. Die paläozoisch«» Funde des gross-
herzoglichen Museums in Schwerin. (Aus Archiv d.
Ver. der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen-
burg.) Güstrow, Opitz u. Co., 1898. 14 8. gr. 8®.
0,25 Mark.
Bezeichnung , Internationale, der palethnologischen
Karten und Publicatiouon. Mit Nachtrag von
K. Forrer, (Prähistorische Blatter, Jahrg. 10, Mün-
chen 1898, 8. 19 — 24, 87-40.)
Blätter, Prähistorische. Unter Mitwirkung von
Forschem und Freunden der prähistorischen Wissen-
schaft lierausgeget>en von Dr. Julius Naue in
München. X. Jahrg., München, literar.-artist. Anstalt
in Commission 1898. IV, 98 8. mit 8 Tafeln, gr. 8°.
8 Mark.
Blasius, Wilhelm. Lieber die Vorgeschichte und
Frühgeschichte des Bruuuschweiger Landes. (Corre-
spoudenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 29, München 1898, 8. 108—109.)
Blasius, Wilhelm. Die anthropologisch wichtigen
Funde in den Höhlen bei Hübeland &. H. (Corre-
spondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 29, München 1898, 8. 109 bis
112.)
Blümner. Bronze. (Pauly's Real * Enzyklopädie der
das«. Alterthumswissenschaft. 5 llalbbd. Stuttgart
1897, 8p, 892—897.)
Boohlau, Johannes. Aus ionischeu und italischeu
Nekropolen. Ausgrabungen und Untersuchungen zur
Geschichte der nacbmyken. griech. Kunst. Leipzig,
B. G. Teubner, 1898. V, 172 8. mit 15 Taf., 1 Plan
und zahlreichen Textabbildungen, gr. 4°. 2o Mark.
Boohlau, Johannes, und Felix von Qilsa zu Gilsa.
Neolithische Denkmäler aus H«-«sen. Mit 7 Tatein
und 81 Textabbildung*». (Zeitschrift für hessischo
Geschichte und Landeskunde. Supplementheft 12,
1898. Cassel, DöU. 21 8, 4®.)
Boetticher, Adolf. Die Bau- uud Kunstdenkmäler
der Provinz Ostpreußen, Im Aufträge des oetpreussi-
schen Landtage* bearbeitet. 2. Auflage. Heft 1: Das
Samland. Königsberg, B. Teicbert in Comm., 1898.
IX, 170 8. mit 108 Abbildungen und 4 Tafeln.
Lex.-H°. 3 Mark.
Der Verlas*« berührt auch die vorgeschichtlichen Ver-
hältnisse der Provinz.
Bohle, J. Ueber einige Öteinkammergräber des Kreises
Lehe (mit 3 Tafeln). (Jahresbericht der Männer vom
Morgenstern, lleimathbund in Nordhannover. Bre-
merhaven 1898. Abth. 4.)
Beschreibt zwei von einem Erdhügel überdeckte Gang-
gräber bei Bederkesa.
Br&noo, W. Die menschenähnlichen Zähne aus dem
Bohnerz der Schwäbischen Alb. 1. und 2. Theil.
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1898. 144 und 128 8.
mit 3 Tafeln. 8°. (Jahreshefte des Verein» für
vaterlilnd. Naturkunde in Württemberg.)
Der Verfasser ist der Ansicht, dass die 10 fossilen Zähne
aus dem Bohnerz der Gattung Dryopithecus zuzurechnen
sind; vergl. Laloy in L’Antbropologie , toine IX, Paris
1898, S. 191—194.
Brandenburg, N. E. Ueber die gefärbten Skelett«
in den Kurgau -Gräber». (Nach dem Russischen.
Prot. d. Sitzung der russisch-unthrop. Gesellschaft in
Petersburg 1890—1891. 3. Jahrg., 8. 39—43 mitge-
tlieilt von L. Htieda im Globus, 74. Band, 1898,
8. 118.)
Brunner, Karl. Die «tuiuzeitHohe Keramik in der
Mark Brandenburg. (S. A. au« dem Archiv für
Anthropologie, Bd. 25, Vierteljab rabeft 3, Braun-
schweig 1898, 8. 243 — 298.) Braunschweig , Friedr.
Vieweg ti. Sohn, 1898. 54 8. mit 75 Textabbildungen.
4» 5 Mark.
Vergl. Laloy in L’ Anthropologie, tome IX, Paris 1898,
8. 583 — 588; Deich müller im tYntralhlalt für Anthro-
pologie, B<1. III, Brodau 1898, S. 317. Hoeroes in «irn
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. XXVIU, N. F. XVIII, 1898, 8. 254.
Busse, Hermann. Hügelgräber bei der Hell-Mühle,
Kreit Ober -Barnim. (Nachrichten über deutsche
Alu-rthumsfunde, Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 12 — 16
mit 9 Textabbildungen und 1 Skizze.)
Busse, Hermann. Dat Urnenfaid am Rothpfuhlberg
bei Tempelfelde, Kreis Ober- Barnim. (Nachrichten
über deutsche Alterthumsfunde, Jahrg. IX, Berlin
1898, B. 22 — 23.)
Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte. Herausgegeben von Dr. med. et
pbil. (i. Buscha». Jahrg. III, 1898. Breslau, J. LJ.
Kern’s Verlag (Max Möller), 1898. 384 6. 8®. 12 Mark.
Cohausen, Aug. v. Die Befestigung» weisen der Vor-
zeit und de« Mittelalter«. Auf «einen Wunsch her-
auag. von Max Jäh ns. Mit einem Bildnisse den
Verf. in Kupferdr. u. mit einem Atlas von 57 Tafeln
Abbildungen. Wiesbaden, C. W. Kreidcl, 1898. XL VI,
340 u. ü 8. Lex.-#®. 25 Mark.
Ira I. Thcile, rrbcfe*tigungen , werden beschrieben : Be-
festigung mittelst des Walde». Befestigung mittelst de»
Wasser». Befestigung mit Steinen. Befestigung mittelst
Erd*. #
Deiobmüller , J. V. Ueber Maassregeln zur Erhal-
tung und Erforschung der urgesch ich dich en Alter-
thiimer im Königreich Sachsen. 4 Abhandlungen der
iiaturwiss. Otwlkllilt Isis in Dresden. 1897.)
Deichmüller, J. Eine vorgeschichtliche Niederlassung
auf dem Pnffeostsine in der sächsischen Schweiz.
(Abhandlungen der iiaturwiss. Gesellschaft Isis in
Dresden. Heft II, 1897, S. 73 mit 1 Tafel.)
Vergl. Osborac im Centrnlblatt Ar Anthropologie,
Bd. III, Breslau 1898, S. 324.
Dorr, Robert. Die Gräberfelder auf dem Silber berge
bei Lenzen und bei Serpi», Kreis Elbing aus dem
5. bis 7. Jahrh. n. Clir. Festschrift der Elbinger
Alterthumsgesellschaft zur Feier des 25 jähr. Bestehen«.
Elbing, 0. Meissner, 1898. 29 8. mit 7 Abbildungen,
3 Tafeln und 3 Bl. Erklärungen, gr. 4°. 3 Mark.
Die vom Verfasser ins 5. bis 7. Jahrhundert gesetzten
Gräber enthielten Fundgegenstände aus Bmiue , Eiseu,
Thon und Bernstein; vergl. dos ausführliche Referat von
Kemk* iin Ccotralblstt für Anthropologie, Bd. IV, Jena
1899, 8. 93—96.
Durner, Nicolau». Grabhügel und Hochäcker in der
Nähe von Bchwabagg. (Zeitschrift des historischen
Vereins für Schwaben uud Neuburg. Jahrgaug 24,
1897, 8. 127—130.)
Funde au« der IlalNtattperiode.
Edelmann, H. Bronzefunde aus Veringenstadt . (flohen -
zollerii). (Prähistorische Blätter, Jahrg. 10, München
1H9H, 8. 17—19 mit 1 Karte.)
Engel. Ueber den vorgeschichtlichen Menschen und
«•in muthtnaassliche* Alter. (Blätter de» 8<hwä-
bischeu Albvervin*. Tübiugen 1898, Nr. 2.)
F. , v. Christliche Kirchen über lieidnisclieu Stein -
katnmergräbern. (Oktal, 74. Bd., 1898, 8. 267 mit
Querschnitt durch den Dolmen in der Krypta der
der Kirche Sept Saint«.)
Florschütz. Eine archäologische Wanderung im Nas-
sauer Lande. (Mittheilungen des Verein* für uas-
sauisch« Alterthumskunde und Geschichtsforschung
1898 1H9». Wiesbaden 1898. Sp. 11— 14.)
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3
Urgeschichte und Archäologie.
Forrer, R. Steinbruchwerkstätteu auf dem Odilien-
berge im EUass. (Nachrichten über deutsche Alter-
thumsfunde, Jahr/. IX, Berlin 1898, S. 47 mit Text-
abbildung.)
Fround, K. Die vorgeschichtlichen Alterthümer im
Lübecker Gebiete. Programm der Lübecker Real-
schule 1898. 29 8.
Vergl. Central blatt für Anthropologie, Bd. IV, Jena
1899, S. 91.
Fritze, Adolf. Die 8tückelhöhlo bei Söhnstetton.
(Fundberichte aus Schwaben, Jahrg. V, Stuttgart
1897, 8. 18—23.)
Fromm. Oscar v. [Prähistorische Sammlungen de«
Henne b. alterth umsforschenden Vereins.] (Neue Bei-
trüge zur Geschichte deutschen Alterthums, Liefg. 14,
Meiningen 1899, 8. 72 — 74 mit 7 Tafeln.)
Fundberiohte aus Schwaben, umfassend die vor-
geschichtlichen, römischen und merovitigischen Alter-
thümer. In Verbindung mit dem Württemberg, Alter-
thumsverein lierauag. vom württemb. authrop« »lo-
gischen Verein unter Leitung von G. 8 ix. V. Jahrg.,
1897. Stuttgart, E. Bchweizerbart , 1898. 52 8. mit
Abbildungen und 1 Plan. 1,60 Mark.
Funde, Archäologische, im Bodensecgubiete. (Schriften
des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner
Umgebuug. Heft 27, Lindau 1898, 8. 161, 162.)
AlamannUi-her Friedhof bei dem Dorfe Bodmnn ant
Ueberlinger See.
Götze, A. Bronzeschwert von Felcbow, Kreis Anger-
münde , Brandenburg. (Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde, Jahrgang VIII, Berlin 1897, 8. 95
bis 96.)
Götz«, A. Bp&taeolithiscbe Grälrer bei Rottlebeu am
Kyffhäuser. (Nachrichten über deutsche Alterthums-
funde, Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 20—22 mit 3 Text-
abbildungen.)
Götze, A. Urnengräber mit Hteinsetzungen l>ei Eich-
städt, Kreis Stendal. (Nachrichten über deutsche
Alterthurasfunde , Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 23 — 25
mit 3 Textabbildungen.)
Götze, A. Die Schwedenschanze bei Trzek , Kreis
Bchroda, Provinz Posen. (Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde, Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 48.;
Götze, A. Die Urzeit des Menschen. Bilder aus den
frühesten Tagen unserer Heimath. Scenischer Vor-
trag. Berlin, Verlag der Gesellschaft Urania, 1898.
0,25 Mark.
Grabowaky. Prähistorische und proiohistorische Funde
auf Korsika. (Globus, 74. Bd., 1898, 8. 136.)
Gräberfund, Prähistorischer, auf dem Friedhofe von
Nauheim (Prov. Starken bürg). (Prähistorische Blätter,
Jahrg. lu, München 1898, 8. 27—29.)
Grösalor, H. Vorgeschichtliche Funde aus der Graf-
schaft Mansfeld. (Mansfelder Blätter, Jahrg. 12, Eis-
leben 1898, 8. 200—208 mit 2 Tafeln.)
Grou, V. Ein Gräberfeld der Tuneperiode von Vevey.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 1898, 8. 268 — 272 mit 1 Textabbil*
duog.)
Haas, Alfred. Die vorgeschichtliche Feuerstein werk-
stiitte zu Lietzow auf Rügen. (Jahresbericht der geo-
graphischen Gesellschaft zu Greifswald, VI, 2, 1898,
8. 63—73.)
Hartmann, Fr. Mittheilnng über einen interessanten
Fund in Schleswig- Holstein. (Correspondenxblatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 29,
München 1898, K. 34.)
Betriff! einen Plattweihsel ln der ursprünglichen Schäf-
tung vi>n Holz and Leder.
Hausmann, Richard. Vortrag über historische Be-
deutung der Ausgrabungen in der Gegend von Fel-
lin. (Jahresbericht der FelUner literarischen Gesell-
schaft 1890/95. Fellin 1898. 8. 30—33.)
Betr. ßrnudgriber mit Fundobjecten au« Bronze, Eisen,
Thea und Glaut.
Haxthausen, ▼. Trichter der Stein* und Bronzezeit
zu Fischelsbach. (Beiträge zur Anthropologie und
Urgeschichte Bayerns. Band XU. München 1897.
8. 11-26 mit 2 Tafeln.)
Besprochen in L’Anthrupologie, tofne IX, Paris 1898,
S. 7».
Hedinger, A. Alte Erzschmelzstätte auf der schwä-
bischen Alb. (Archiv fUr Anthropologie . Band 26,
Viertel jahrsheft l, Brannschweig 1899, 8. 41 — 44.)
Heidenmauer bei Dürkheim a, d. Hardt. (Korrespon-
denzblatt der Westdeutschen Zeitschrift Air Geschichte
und Kunst, Jahrg. XVII, Trier 1898, 8p, 65, 66.)
Aufdeckung zweier SkidctgTüber so* der ältere n Bronzezeit.
Hirt, Hermann. Die vorgeschichtliche Cultur Euro-
pas und der Indogermanen. (Geographische Zeit-
schrift, Jahrg. IV, Leipzig 1898, 8. 369 — 387.)
Vergl. das Referat in Pr 1 ermann’* Mittheilungen, 45. Bd.,
1899, Literaturbericht, S. 18.
Hoernes, Moritz. Griechische und westeuropäische
Waffen der Bronzezeit. (Aus der Festschrift für
Otto Benndorf.) 1898. 4°.
Jacob, Gottlieb Ernat. Zur Vorgeschichte des Her-
zogthums Meiningen. (Neue Beiträge zur Geschichte
deutschen Alterthums, Lieferg. 14, Meiningen 1899,
8. 27—39.)
Der Verfasser weist die Reihe der Culturperlodeo an der
Hand der roigeschkhtlirheu Kunde nach. Meiningen war
in der Steinzeit unbewohnt; die ersten Sparen mensch-
licher Ansiedelung iindeu sich in der JÜtereu Bronzezeit;
sehr reichhaltig sind die Fände der jüngeren Bronzezeit.
Jacob, Gottlieb Ernst. Untrer das Alter der Funde
und über einige scheinbar römische Futid gegen Stände
vom kleinen Gleichberg bei Rörahild (Herzogt hum
Meiningen). (Neue Beiträge zur Geschichte deutschen
Alterthums, Liefg. 14, Meiningen 1899, 8. 40—46.)
Di« meisten der hier beschriebenen Fände gehören der
La Tenczeit an.
Jahrbücher, Bonner. Jahrbücher des Vereins von
AlterthumsAreunden im Rheinlande. Heft 102.
Mit 6 Tafeln und 27 Textflguren. Bonn, gedruckt
auf Konten des Vereins bei A. Marcus, 1898. IV,
299 8. lieft 103. Mit 12 Tafeln und 63 TextAguren.
Ebenda 1898. IV, 271 8. gr.
Jentach, H. Vorslavische Wohnreste in der Sprucke,
Kreis Guben. (Niederiaoiitoer Mitthellungen, Bd, V,
Guben 1897, 8. 116.)
Kirchmann, Joaeph. Das alamannische Gräberfeld
bei fichretzheim. (Jahresbericht des hintori scheu
Vereins Dillingen, X. Jahrgang 1897, 8. 169 — 181.)
Untersuchung von 48 Gräbern.
Kirchmann, Joaeph. Das alamaunische Gräberfeld
bei Rchretzheim. (Jahrbuch des historischen Vereins
Dillingen, Jahrg. XI, 1898, 8. 208—212.)
Beschrieben wird der Inhalt von 10 Gräbern.
Klein. Bericht über die ThätJgkeit des Provinzial-
Museums zu Bonu in der Zeit vom 1. April 1897
bis 31. März 1898. (Nachrichten ülrer deutsche Alter-
thunisfumle, Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 41 — 45.)
Erworben wurden in der prähistorischen Abthcilang:
Rin Grabfund mit Thongefissen der Hsllstnttxeit vom
Brückberg bei Siegbarg und zwei germanische Gefässe.
Knoop, L. Vorgeschichtliche Urnen - und Knochen-
reste au* der Börssumer Gegend. (Braunschweigisches
Magazin, Bd. 4, Braunschweig 1898, B. 87, 88J
1*
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4
Verzoichnius der anthropologischen Literatur.
Köhl. Neu« Gräberfelder der jüngeren Steinzeit bei
Wonne. Bericht der *2». allgemeinen Versammlung
der «leutsehen anthropologischen Gesellschaft in
Braunschw’cig, 4. bis 6. August 1898.
VergL Centralblatt für Anthropologie , Bd. IV', Jens
1899, S. 42—43.
Köhl. Neue prähistorisch« Gräberfelder bei Wachen-
beim und bei Rheindürkheim in Rheinheeaan. (Nach-
richten über deutsche Alterthumsfuude, Jahrg. IX,
Berlin 1K96, 8. 45 — 17.)
Ncolithische Funde.
Koenen, Conatantin. Die Waldalgesheiroer Schmuck-
platten. (Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Ver-
eins von Alterth umsfreunden in» Rheinland«, lieh 102,
1898, 8. 158—162.)
Kotter, Fr. Untersuchung von Hügelgräbern im
Krauiohateiner Park. (Quartalblätter des histor. Ver-
eins für das Grossherzogthum Hessen 1899, Heft 3,
mit 2 TAfeln und Textabbildungen.)
Gräber so* der Bronze-, Hnllststt- und La Tenezeit mit
einigen Kundg*ge»>»täinlen.
Korrespondenzblatt der Weatdeutaohen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst, zugleich
Organ der historisch -antiquarischen Vereine zu Bir-
kenfeld, Düsseldorf, Frankfurt a. M,, Karlsruhe,
Mainz, Mannheim, Metz. Neuss, Prüm. Speyer, 8t rass-
burg , Trier, Worms, sowie des anthropologischen
Vereins zu Stuttgart. Vorrömische und römische
Zeit, redigirt von Uettner ; Mittelalter und Neuzeit,
redigirt von J. Hausen. Jahrg. XV 1L Trier, Fr.
(Jac.) Lintz, 1898. 224 8p. mit Textabbildungen.
Erscheint als Beilage tur «Westdeutschen Zeitschrift11 ;
vergl. unten. — Abonnement «preis auf die K««rrt*poude*ut-
hlättcr spnrt 5 Mark.
Krause, Ernst H. I». Pflnnzengeschjchte und anthro-
pologisch« Perioden. (Global, 74. Rd. , 189«, 8. 841
bis 346.)
Krause, G. Reihengräber von Hörpolding. (Monats-
schrift de» historischen Vereines von Oberbayern,
Jalirg. VI, München 1897, Nr. 12.)
Kuttler. Di« Ansgrabungen bet Zöachingeu 1897.
(Jahresbericht des historischen Vereins Dillingen,
X. Jalirg. 1897, 8. 133 — 141 mit Abbildungen.)
Vier HallsUttgräber mit Tb<m*rherben, Benjsteiuwlunuck
und Bronzegegruständen und ein Botnergrab.
Kuttler. Die Ausgrabungen bei Zöechingen 1898.
Jahrbuch des historischen Vereins Di 11 in gen , Jahr-
gang XI, 1898, 8. 190—198 mit 1 Tafel )
Aufdeckung verschiedener Grabhügel mit zahlreichen
Fundgegenständen aus der HalUtattperiode.
Lnkowitz. Das Heihengräberfeld von Kaldus im Kreise
Culm a. d. W. (Correapondenxblatt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 29, Mün-
chen l8yH, 8. 88.)
Lehmann, Robert. Neolithinche und bronzezeitliche
Zahnnachahmungeu aus Böhmen. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg.
1898, 8. 266—268.)
Löhner. Bericht über die Verwaltung des Provinzial-
museums zu Trier in derZeit vom 1. April 1897 bis
31. Marz 1 kwh. (Nachrichten über deutsche Alter-
thumsfunde, Jahrg. IX, Berlin 1898, 8. 38 — 40.)
Als vorrüisische Alterthümer werden verzeichnet die
Funde aus <lciu Gräberfeld« bei Biewer und aus zwei
Gräbern bei Grügelborn, Kreis 8t. Wendel, letztere der
Spit-La Teiiezcit angehörend.
Lehner. Grügelborn. Grabfunde der späten La Tfaie-
zeit. (Korraspoodeoiblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. XVII, Trier
1898, Sp. 17 — 20 mit 6 Textabbildungen.)
Urnen und Näpfe aus Th«u», sowie rin eisernes stark
verrostetes Bei).
Lehner, H. Ein Hügelgrab bei Holzhausen a. d. Haide.
(Annalen des Vereins für Nassauische Alterthums-
kunde und Geschichtsforschung, Bd. 29, Wiesbaden
1898, Heft 2 mit % Tafeln.)
Leiner, L. Rückblicke auf die Pfahlbautenfuude im
BotauN 1897. (Fund berichte aus Schwaben , Jahr-
gang V, Stuttgart 1897. 8. 23 — 26.)
Limesblatt. Mitthcilungeu der StreckencomminsHre
bei der Reichsliniescommisskin. Nr. 26 — 31. Trier,
Druck uud Verlag der Fr. (Jae.) Lintz’scbeu Buch-
handlung, 1898. 8p. 713 — 856 (Jahrg. VII). Mil
zahlreichen Textabbildungen. 8°.
Jährlich 5 bis 6 Nummern «um Preise von 3 Mark.
Lissauer, Eine gewellte Bronze-Urne von Nijmegen.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1697, 8. 480—488 mit 1 Text-
abbildung.)
Liesaucr, Anthropologischer Reisebericht ül»er die
Riviera di Ponente. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrgang 1898,
8. 24t> — 249 mit 5 Textabbildungen.)
1. Die FcUenbihler atu Monte Regu. 2. Die Baixi Rossi
. bei Metitone. 3. Die Holden iia Gebiete von Finale.
LÜhmaim, H. Die vorgeschichtlichen Wälle am Reit-
ling (Elm). (Correspondentblatt der deutschen Ge-
sellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 29, Müucheu
1899, 8. 184—140.)
Luachan, F. von. Alterthümer von Benin. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1898, 8. 146 — 162 mit 7 Text-
abbildungen uud 3 Tafeln.)
Math es. Schmidt. Ein zweites slavisches Gräberfeld
in Grntschno, Kreis Sch wetz in Westpreuiwen. (Nach-
richten über deutsche Alterthumsfunde , Jahrg. IX,
Berlin 1898, 8. 26—32 mit 20 Textabbildungen.)
Mathes. Schmidt. Vorgeschichtliches Gräberfeld bei
Grubno, Kreis Culm in Westpremwen, (Nachrichten
über deutsche Altertbumsfunde, Jahrg. IX, Berlin
1898, 8. 33 — 37 mit 34 Textabbildungen.)
Mehlia, C. Xeolitbisches aus der Rheinplalx. (Prä-
historische Blätter, Jahrg. 10, München 1898, 8. 88
bia 37 mit 1 Tafel.)
1. Steinbeil mit Zeichnung. 2. Amulette «tu «1er
jüngeren Steinzeit.
Mehlia, C. Die stcinzeitlichen Grabfelder am Mittel*
rhein und die Urbevölkerung der Rheinland«. (Mutter
Erde, Jahrg. I, 1H9H, Nr. 23.1
Mehlis , C. Archäologische« aus der Pfalz. (Corre-
spondenzblatt der deutlichen Gesellschaft fnr Anthro-
pologie etc., Jahrg. 29, München 1898, 8. 25 — 27.)
Enthält eine Beschreibung des ucolithischcn Funde* von
Gr«‘-'-Niede*hcim.
Mehlia, C. Fl int* teinlager ans der Vorderpfalz. (Corre-
spondenzblatt der deutschen Gesellschaft fürAnthro-
pdogto etc,, Jahrg. 29, Milchen 1898, S. 57 — 5e.)
Mehlia, C. Die Ligurerfrage. I. Die neolithischen
Grabfelder vom Mittelrheiu. II. Die Ligurer in Italien
und Rüdfrankreich- (Archiv für Anthropologie,
Bd. 25. Vierteljahrsheft 1, Braunschweig 1899, 8. 71
bis 94.)
MertinB, O. Kupfer- und Bronzefunde in Schlesien.
(Schlesien* Vorzeit in Bild und Schrift. Zeitschrift
de* Vereins für das Mu**um schlesischer Alter-
thüimr, Bd. 7, Breslau 1898, 8. 341 — 385 mit Text-
abbildungen.)
MertinB, O. Das Gräberfeld von üttwitx (8chlesi»*Hs
Vorzeit iu Bild und 8cl»rifL Zeitschrift de* Vereins
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Urgeschichte uiul Archäologie.
für das Museum schlesischer AlLerthümer, Bd. 7,
Breslau 1898, 8. 366 — 412 mit Textabbildungen.)
Kn t hält eine üeWwicht der in der Umgegend von Ott-
witt gefundenen (legenxtände.
Meyer, H. Hügelgräber am Losen meere in der Haare-
torfer Feldmark (Kreis Uelzen). (Nachrichten über
deutsche Alterthumsfunde, Jahrg. VIII, Berlin 1897,
8. Ml— HM mit 15 Textabbildungen.)
Miske , K&lm&n Freiherr von. Kunde von Velem
8t. Veit im Kisenburger Gomitat , Ungarn. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 1898, 8. 105 — 109 mit 15 Textabbil-
dungen.)
Mittheilungen des Anthropologischen Vereins in
Schleswig-Holstein. Heft 11. Kiel, Lipsius u. Tischer,
18 t» 8. Hö.
Moewes, F. Bibliographische Uebersicht über deutsche
Alterthutusfunde für das Jahr 1H97, (Nachrichten
über deutsche Altcrthumsfunde, Jahrg. IX , Berlin
1898, S. 49—74.)
Montelius , Oscar. l>ie Chronologie der ältesten
Bronzezeit iu Norddeutschland und Skandinavien.
(Archiv für Anthropologie, Bd. 25, Vierteljahnheft 4,
Braunschweig 1898, 8.443—488 und Bd. 26, Viertel-
jahrsheft 1, 1899, 8.1 — 40 mit 210 Textabbildungen.)
Müller, Sophus. Nordische Alterthumskunde, nach
Funden und Denkmälern aus Dänemark und Schles-
wig, gemeinfasslich dargestellt. Deutsche Ausgabe
unter Mitwirkung des Verf. besorgt von Otto Luitpold
Jiriczek. Bd. 11: Die ältere Eisenzeit — die jüngere
Eisenzeit. 1. bis 4. Lfg. ätraasburg, K. J. TrÜbner,
1898. 192 8. mit Abbildungen und 1 Heliogr. 5. bi*
7. Lfg. Ebenda V, 193 — 324 S. mit 189 Textabbil-
dungen und 2 Tafeln, gr. 8°. 2 Bde. 7 Mark.
Mu&eographie über das Jahr 18Ö7. 1. West-
deutschland und Holland. Bedigirt von P. Hettiter.
2. IXkmuvertes d’antiqnite* en Belgique. Par H.
Bchuermans. (Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte
und Kunst. Jahrg. XVII, Trier 1898, 8. 350 — 407
mit Textabbildungen und 10 Tafeln.)
Nachrichten über deutliche Alterthumafunde.
Mit Unterstützung des Königlich Preusa. Ministeriums
der Geistlichen*, Unterrichts- und Medicinalangelegen-
hei tan heraus«, von der Berliner Gesellschaft Air
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte unter
Rfdaction von K. Vlrchow und A- Voss. Ergän-
zangsb1ätU*r zur Zeitaehrift für Ethnologie, Jahr-
gang VII, Heft 8, Berlin, A. Asher u. Co., 1897.
Jahrg. VIII, Heft 1 — 5, ebenda 1898. Mit zahlreichen
Abbildungen im Text. h°.
Naue, J. Ober bayerische Sclunuck gegenstände der
HalUtattzeit. (Prähistorische Blätter, Jahrgang 10,
München 1898, 8. 5 — 10 mit 1 Tafel.)
Naue, J. Grabfund von Canon in Apulien. (Prä-
historische Blätter, Jahrg 10, München 1898, 8. 49
bis 56 mit 2 Tafeln und 3 Textabbildungen.)
Naue, J. Vier Schwertfunde aus oberbaycrischen
Grabhügeln der Bronze- und Hallstattxeit. (Prähisto-
rische Blätter, Jahrg. I0f München 1898, 8. 65 — 72,
81—88 mit 2 Tafeln.)
Nordhoff, J. B. Altwestfalen. Volk, Land, Grenzen.
Der 53. Generalversammlung der Geschichta - und
Alterthumsvereine gewidmet. Münster, Hegensberg
1898. 74 8. gr. 8°. 1,20 Mark.
Pallat , L. Depotfund von Eibingen bei Büdesheim.
Annalen des Vereins für nassauische Alterthums-
kumle und Geschichtsforschung. Baud 29, 1897,
Heft 1 mit l Tafel.)
Pallat. Die vorgeschichtlichen Grabstätten in Nassau.
(Mittheilungen des Vereins für nassauische Alter-
thumskunde und Geschichtsforschung. Wiesbaden
1898, Nr. 8/4.)
Pfaffenatein , Der, in seinen prähistorischen Be-
ziehungen. (Ueber Berg und Thal, Jahrg. 21, Dres-
den 1898, 8. 23 — 24.)
Plath. Ausgrabungen der Hünen- oder Frankeuburg
au der Langen Wand bei Binteln a. W. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1897, 8. 369 — 372.)
Projawa. Die frühgeschichtlichen Denkmäler in der
Umgebung von Lohne im Amte Vechta. (Bericht
über die Thätigkeit des Oldenburger Landesvereiua
für Alterthumskunde und Landesgescl ächte X, Olden-
burg 1898, 8. 1 — 28 mit Karten.)
I. Die alten HcenUrasscn. (Der Verfasser beschreibt
fünf Wege, die er auf Grund der prähistorischen Funde,
der S, haaren , Wartehügel etc. Air altheidnisch erklärt.)
2. Die Bohlwege, a) Die t omanischen, h) di« römischen
and späteren Bold weg«.
Prochno, F. Vorgeschichtliche Kunde bei Güssefeld.
(Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vater-
ländische Geschichte und Industrie zu 8alzwedel.
Abtheilung für Geschichte. 24. Ild., 2. Heft, 1897,
8- 69 — 72.)
ITrnentunde angeblich aus der Zeit der Völkerwanderung.
Quilling, F. Merovingisches Grälierfeld in Sindlingen.
(C<*rre«p<indfi)zblatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 29, München 1898, 8. 49
bis 51.)
Quilling, F. Fränkisches Gräberfeld in Sindlingen
a. M. (Annalen des Vereins für nassauische Alter-
tumskunde. Bd. XXIX, 1898, Heft 1 mit 4 Abbil-
dungen und 1 Tafel.)
VVrgl. Walter Im Centralblalt tilr Anthropologie,
Bd. III, Breslau 1898, S. 326.
Hademachor, C. Germanische Begräbnissstiitteu am
Niederrhein. Ausgrabungen auf der Iddelsfelder
Haidt. (Nachrichten über deutsche Alterthumafunde,
Jahrg. IX, Berlin IMS* 8. 1 — 7 mit 12 Text-
abbildungen.)
Rathgen, Friedrich. Die Conservirung von Alter*
thumsfuude». Mit 49 Abbildungen. (Handbücher
der königl. Museen zu Berlin. 7.) Berlin , W. 8pe-
tnann, 1898, VI, 147 8. 8*. 1,50 Mark.
Reineoke, Paul. Skytbische Gräber von Nagy Knyed,
Ungarn. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 230 — 232 mit
1 Textabbildung.)
Reinecke, Paul. Beschreibung der Skeletreste aus
dem Flachgräberfelde von Manchiug. (Beiträge zur
Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, Bd. 12,
München 1898, 8. 27 — 36.)
Reineoke, PauL Zur neolitliischeu Keramik von
Eichelsbach im Spessart. (Beiträge zur Anthropo-
logie und Urgeschichte Beverns , Bd. 12, München
1896. s. 165 — 168.)
Vcrgl. L’Aathropologie, totne IX, Paris 1898, 8. 440.
Reineoke, P. Der Goldring von Vogelgewang. (Schle-
siens Vorzeit in Bild und Schrift. Zeitm’hrift de*
Vereins für das Mu»eum echleeteeher Altert hü in er.
Bd. VII, Breslau 1898, S. 335 — 340 mit Abbildung
und 1 Karte.)
Erklärt den Ring flir skjrthisch.
Rhinoccrua, Das, der Diluvialzeit Mährens als Jagd-
thier des paläolithischen Menschen. (Gäa, Jahr-
gang 34, Leipzig 1898, 8. 18 — 24.)
Riem&nn, Fr. W. Da« Gräberfeld bei Förriesdorf.
(Bericht über die Thätigkeit des Oldenburger Laudes-
vereins für Alterthumskunde und Landeegeschichte,
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Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
X, Oldenburg 1898, 8. 52 — 63 mit 4 Textabbil-
dungen.)
Reihengräher- und rnirnfundi*.
Rößler, E. Archäologi*ch-ethnoli>gi*cher Bericht über
die für die Kai*«rl. mit*. Archäologische Cominimimi
unternommenen Untersuchungen im Oouv. Elisabeth-
pid im Februar und April 1897. (Verhandlungen
der berliner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg.
1898, 8. 290 — 329 mit. 41 Textabbildungen u. 1 Taf.)
1. Ausgrabungen südlich Ton Schuscha an der Eriwan-
•chea Poetetmsee. (Bestatt ungsgrab au« der Bron««*iPit.)
2. Untersuchung eine« von Dorfbewohnern zerstörten vor-
historischen Grabhügels mit Bestattungsgrab aus der Eisen-
zeit bei dem Dorfe Mechtikend , Kreis Srhuscha. 3. Aus-
grabungen hei Schuscha am Wege nach Daschalti in der
Nähe de« Forst wKchterhiuschen». 4. Zehn Tage in der
Mil' sehen Stepp«.
Sapper, Karl. Ueber Alterthümer vom Rio Ulna in
der Republik ITondura«. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898,
8. 133—137 mit 22 Textabbildungen.)
SohAble, L. Hügelgräber l>e» Kickliogen. (Jahrve-
beriebt de* historischen Vereins Dillingeu, X. Jahrg.
INI, 8. 142 — 158.)
Skelctfundo mit Schmurksarhen au« Bronse u. Urnen.
Schäble, L. Hügelgräber bei Kicklingen. (Jahrbuch
de« historischen Verein* Dillingeu, Jahrg. XI, 1898,
8. 181 — 189.)
Aufdeckung von vier Grabhügeln der jüngeren Hallstatt-
periode. Ceberrestt eine« Schmelzofen«.
Scheller, Magnus. Die Ausgrabungen bei Faimingcn
1897. (Jahrobericht de* historischen Verein« Dil-
lingen, X. Jahrgang, 1897, 8. 159 — 168.)
Scheller, Magnus. Die Ausgrabung* »» bei Faitningeu.
(Jahrbuch des historischen Verein« Dillingeu, Jahrg.
XI, 1898, 8. 199 — 207 mit 1 Tafel.)
Scheuthle. Eine vorgeschichtliche Eiseiiftclimelzslätle
auf dem Aalbuch. (Fundberichte au« Schwaben,
Jahrgang V, Stuttgart 1897.)
Scheuthle. Vorgeschichtliches au* der Alb. 1. Vor-
geschichtliche EiBcnschinelzMtättc bei Tatichcnwailer.
2. Der Lehmbübel bei lluudcrsingen. 3. Veber da»
Alter der Steinzeit und der Menschheit. (Blatter
de« Schwäbischen Albverein*, Tübingen 1898. Nr. 1.)
Schlosser, Max. HöhlenHudien im fränkischen Jura,
in der Oberpfalx und im Ries. (Corresjiondcnz-Blatt
d»*r deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 29, München 1898, 8. 17 — 22.)
Sehmitt, J. C. Die Eröffnung eines sogenannten
Hünengrabes im Adclliolz zwischen Acliol*hau»en
und Giebelstadt. (Archiv des historischen Verein«
von Uoterfranken und Aechaffenburg , Jahrg. 40,
Würzburg 1898, S. 233-2340
Id demselben Hügel wurden ein Brnndgrab aut der La
Tinezeit und eia Skeletgrab aut der ersten Alamannenzeit
gefunden.
Schnarrenberger, W. Die vor- und frühgeschieh t-
liehe Besiedelung de* Kraicbganea. Bruchsal, W. Ott,
1898, 41 8. mit 1 Tafel und 1 färb. Kalte. 4°.
1 Mark.
Schneider, L. Suevisch - «larische Ansiedelungen in
Böhmen. (Verhandlungen der Berliner GeeeuKfaalt
für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 201 — 214 mit
15 Textabbildungen.)
1. Podbaba bei Prag. 2. Nymburg. S. Lochen 1c. 4. Clkov.
Schneider, L. Bearbeitete Schädel au« einer Cultur-
schicht mit Terramare Keramik auf dem Burgberge
von Veltt bei Jicin. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1889, 8. 214
bi« 216.)
Schötenaaok, Otto. Untersuchung der Thierreste
au* dem Grlbtrfhldt der jüngeren Steiuzeit bei Worms
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1897, 8. 470 — 474.)
Schötensack, Otto. Die Thongefftss-Seherben aus der
neolit bischen Schicht vom Bchweizersbild bei Schaff-
hau*en. (Verhandlungen der Berliuer 0 seelische ft
tür Antlirojiologie , Jahrg. 1898, 8. 232 — 235 mit
12 Textabbildungen.)
Schuohhardt, Carl. Atlas vorgeschichtlicher Be-
festigungen in Kiedersachsen. Original -Aufnahmen
und Ürtaimtersuchungen, Heft VI, Hannover, Hahn,
1898, 8. 41 — 55 mit Textabbildungen uml 8 färb.
Plänen. 2*. 5 Mark.
Schuleaburg, W. von. Märkische Alterthümer und
Gebräuche. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jahrg. 1897, 8. 429 — 442
mit Textabbildungen.)
Schulenburg, W. von. Der Liudenhör*t bei Lüders-
dorf. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1897, 8. 443 — 447 mit
Textabbildung.)
Schumann, Hugo. Die Cultur Pommerns in vor-
geschichtlicher Zeit. Mit 5 Tafeln von A. Stuben-
rauch. Berlin, E. 8. Mittler und Sohn. 1897. 106 8.
8°. 2,20 Mark. (8.-A. au* den Baltischen Studien,
Jahrg. 46, 189«, S. 103 — 208.)
Vergl. da« Referat von H. Lemcke, in der Deutschen
Uteraturzeitang 1«98, Jahrg. 19, Sp. 477 — 479.
Schumann, Hugo. Ein slavisches Skelet- Gräl«rfeld
mit älteren Urnen -Gräbern von Ramin (Pommern*.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 1898, 8. 93 — 100.)
Vergl. Centralblatt f. Anthropologie, Bd. IV, Jena 1899,
S. 92.
Schumann, Hugo. Bronxa-Depotftind von Häuslingen
(Kr. Colberg), Pommern. (Nachrichten ülier deutsche
Alterthumsfunde, Jahrg. IX, Uerliu 1898, 8. 17 — 20
mit 12 Textabbildungen.)
Schumann, Hugo. Charakter und Herkunft der
pommerMiMtl La Tfifiofinniill (Centralblatt für An-
thropologie, Jahrg. III, Breslau 1898,8. 97 — 101.)
Vergl. I/Anthropologie, totoe IX, Pari« 1898, p. 453.
Schumann , Hugo. Potnmcrns Bewohner in vor-
geschichtlicher Zeit. (Jahresbericht der geographi-
schen Gesellschaft zu Greifswald, VI, 2, 189«, H. 74
bis 152.)
Nach der von demselben Verfasser in den Baltischen
Stadien, Jahrg. 46, 1896 veröffentlichten Abhandlung:
Die Cultur Pommerns in vorgeschichtlicher Zeit.
Schumann, Hugo. Die Waffen und Schmucksachen
Pommern* zur Zeit de* La To ne- Einflusses, ihr Cha-
rakter und ihre Herkunft, mit 2 Tafeln. Stettin 1898.
(Au* (len Beiträgen zur Geschichte und Alterthurn*-
kuude l’ommem*. Festschrift zum 25jiihrigen Jubi-
läum des Prof. Le nicke.)
Schweizersbild, Da*, eine Niederlassung au* paläo-
Hthischer und neolithischer Zeit- (Güa, Jahrg. 34,
Leipzig 1898, 8. 221 —233, 301—806 mit 1 Tafel.)
Seehars, Ferd. Ein prähistorischer Bcbmtisofen in
Wicklitz bei Türmitz. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 189
bis 190 mit 1 Textabbildung.)
Seger, H. Der Fund von Wicbulla. (Schlesien» Vor-
zeit in Bild und Schrift. Zeitschrift des Vereins für
da* Museum •chlevisoher Alterthümer, Bd. 7, Breslau
1898, 8. 413 — 439 mit 1 Tafel und Textabbil-
dungen.!
Betr. Knndobjectc griechisch * rümischer Herkunft am
dem 2. Jahrh. nach Chr.
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7
Urgeschichte und Archäologie.
Sergi , Giuseppe. Heber den sogenannten Reihen*
gräbertvpus. (Central Matt für Anthropologie, Jahr-
gang in, Breslau 189$, 8. 1 — 8 mit 2 Textabbil-
dungen.)
Vergl. Laloy in L* Anthropologie, tome IX, Pari* 1898,
S. 20«.
Sökeland. Neue Funde von Roggenkorn-Gemmen in
Deutschland. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft lur Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 48 — 54
mit 23 Textabbildungen.)
Speidel. Vorgeschichtliche Eisenschmelzstätten ira
Gebiete der mittleren Alb. (Blätter de* Schwäbischen
Albvereins, Tübingen 1898, Nr. 4 mit Kärtchen und
Abbildung.)
Splioth, W. Eine Gruppe vou Grabhügeln der älte-
ren Bronzezeit in Holstein. (Mittheilungen de« An-
thropologischen Vereins in Schleswig-Holstein, Heft 11,
1898, 8. 15—32.)
Grabhügelfunde aus der Umgegend von Itzehoe; Waffen
und Schinuclcsachett aus der frühesten Zeit des ßronzraltrrs.
Steiner, J. Archäologische Landesaufnahme im Jahre
1896 und im Frühjahr 1897. (Kundberichte au*
Schwaben, Jahrg. V, Stuttgart 1897, 8. 7 — 18.)
Steinmetz, Georg. Bericht über Ausgrabungen bei
Eichhofen (Oberpfalz). Mit 1 Tafel. (Prähistorische
Blätter, Jahrg. 10, München 1698, 8. 1 — 5.)
Tewoa, Pr. Die Steingräber der Provinz Hannover,
eine Einführung in ihre Kunde und in die haupt-
sächlichsten Arten und Formen, mit 24 Lichtdruck-
tafeln, 21 Grandrissen und 1 Kartenskizze. Hanno-
ver, Selbstverlag, 1898.
Tröltach, V. Vorgeschichtliche Funde vom Rodensee.
(Fundberichte aus Schwaben, Jahrg. V, Stuttgart
1897, 8. 20.)
Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Redigirt von Rud. Virchow. Jahrg. 1897. Berlin,
A. Asher und Co. Heft 0. Mit Textabbildungen. —
Dasselbe. Jahrg. 1898, Heft 1 — 5, Ebend. 8°.
Bilden den Anhang zur „Zeitschrift für Ethnologie*;
vergl. ernten.
Verzeichniss der vorgeschichtlichen und geschicht-
lichen Sammlungen der Alterthumsgesellschaft Inster-
burg. Insterburg, A. Quandel, 1898.
Vergl. CentralklAtt für Anthropologie , ßd. IV, Jena
1898, S. 98.
Virchow, Rudolf. Urgeschichtliche Funde von Brünn,
und rothgefarbte Knochen aus Mähren und Polyne-
sien. (Verhandlungen der Berliner («»-Seilschaft für
Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 02 — 76 mit 1 Tafel.)
Virchow, Rudolf. Roth angestrichene Menschen-
knochen. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie , Jahrg. 1898, 8. 281 — 285 mit
2 Textabbildungen.)
Virchow, Rudolf. Eröffnung prähistorischer und
römischer Gräber in Worms. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie, JAbrg. 1898,
8. 464 — 470.)
Virchow, Rudolf. Die Steinzeit In Deutschland.
(Correspoudenz- Blatt der deutschen Gesellschaft für
Anthro|>o)ogie etc., Jahrg. 29, München 1898, 8. 09
bi* 79.)
Voges, Th. Bronze- Depotfund von Börnecke. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie, Jahrg. 1898, 8. #1 *- SS mit l Abbildung.)
Voges, Th. Die vorgeschichtlichen Befestigungen am
Reitling in Elm. ( Correspondenx-Blatt der deutschen
Gesellschaft ftir Anthropologie etc., Jahrg. 29, Mün-
chen 1898, S. 140 — 148.)
Voges, Th. Beiträge zur Vorgeschichte des Landes
Brau n*ch weig. 24. Vorgeschichtliche Befestigungen.
(Braunschweigisches Magazin. Bd. 4, Braunscbweig
1898, 8. 121 — 125, 133, 134.)
Wagner, E. Archäologische Untersuchungen in
Baden 1897. (Prähistorische Blätter, Jahrg. 10,
München 1898, 8. 20.)
Walter, E. Die »teinzeitlichen Gefässe des Stettiner
Museums. Beitrag zur Festschrift zum 25jährigen
Jubiläum de« Prof. Lemcke. Stettin, Herrckt* und
Leheling, 1898, 8. 1 — 20 mit 4 Tafeln.
Vergl. da« Referat von Götze im CcntrslbUtt für An-
tlnpohgic, Bd. IV, Jena 1899, S. 92 — 98*
Wandtafeln, Vorgeschichtliche, füv Westpreusseu.
Entwoifen im Weatpreussischen Provinzial - Museum
zu Danzig. Sachs Blatt in farbigem Lichtdruck.
Grösse 70 X 86 cm. Verlag des konigl. Hof-Kunst-
Institutes Otto Troitzscb, Berlin 1898. 7,50 Mark.
Vergl. Mitlheilungrn der anthropologischen Gesellschaft
in Wien, 29. Bd. , 1899, S. 30 — 31. Ontralblntt für
Anthropologie, Bd. IV, Jena 1899, $. 97 — 98; Paul
Siroton, ein populäres Werk zur Verbreitung vor-
geschichtlicher Kenntnisse in der Nation, Jahrg. 16,
1698/99, 8* 138 f.
Die dargestellten vorgeschichtlichen Perioden sind :
1. Steinzeit (jüngere Steinzeit). 2. Bronzezeit (ältere und
jüngere Bronzezeit). 3. Bronzezeit (jüngste Bronzezeit,
IlalUUttxeit). 4. Eisenzeit (vorrötnische Zeit , La Tene).
5. Eisenzeit (römische Zeit). 6. Eisenzeit (arabisch - nor-
dische Zeit).
Weber, Pr. Die Hügelgräber auf dein bayerischen
Lechfeld. (Beiträge zur Anthropologie uud Ur-
geschichte Bayerns, XII, München 1898, 8. 37 — 46
mit i Tafel.)
Besprochen in (/Anthropologie, tomr IX, Paris 1898,
p. 80.
Weber, Fr. Bericht über neue vorgeschichtliche
Funde in Bayern. Für die Jahn 1894 — 1896 zu-
sammengesteUt. (Beiträge zur Anthropologie uud
Urgeschichte Bayerns, Bd. 12, München 1898, 8. 53
bis 84, 109 — 180.)
Weineck. Ein Urnenfeld bei Schiepzig, Kr. Lübben,
in der Niederlausitz. (Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde, Jahrg. VIII, Berliu 1897, 8. 88 — 93
mit 8 Textabbildungen.)
Weineck, F. Das Gräberfeld bei 8chlepzig, Kr. Lüb-
ben. (Niederlausitzer Mittheilungen , Bd. 5, Guben
1897, 8. 95— 111.)
Weineck, F. Das Urnenfeld bei Tanneberg, Kr. Luckan.
( Nieder laositxer Mittheilungen, Bd. V, Guben 1897,
s 151.)
Wiegand, Karl. Vorgeschichtliche Funde im König-
reich Sachsen. Neuentdeckte Lebmgräber in Sand-
hügeln. (Ulostrirte Zeitung, Leipzig 1897, Nr. 2841
mit zahlreichen Abbildungen.)
Wiliach, E. Zur Vorgeschichte des Oybin. Zittau,
A. Graun, 1897, 4 8. mit 2 Tafeln. 8*. 0,40 Mark.
Enthält Beschreibung von Gefibsacherbea und voo 4 Stein-
heilen.
Winter, A. Taarakult und Kilegundeu. Studie au»
baltischer Vorzeit. (Globus, 74. Bd., 1898, 8. 365
—308.)
Wunder, J. Ueber einige Bronzezeit - Funde der Na-
turhiatoriachen Gesellschaft Nürnberg. (Abhand-
lungen der Natu rhetorischen Gesellschaft zu Nürn-
berg. Jahresbericht für 1897, Nürnberg 1898 mit
11 Tafeln.)
Vergl. die Anzeige in den prähistorischen Blättern,
Jahrg. 11, München 1899, 8. 15 — 10.
Zeitschrift fttr Ethnologie. Organ der Berliner
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8
Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte. Redactinu* • Commission : M . Bartels,
R. Virchow, A. Voss, Jahrg. 2», 1897. Heft 6.
Berlin , Verlag von A. Alber u. Co. 1897. 8°. — •
Dasselbe. Jahrg. 30, 1898, Heft 1 — 5. Ebenda 1898.
8®. Mit Tafeln und Textabbildungen.
Mit der Zeitschrift zugleich werden die „Verhand-
lungen der Berliner Gesellsduifl flir Anthropologie etc.“
herstu« gegeben.
AU KrgäuzungsliiHttcr erscheinen die „Nachrichten über
deutsche Alterthumsfunde* (vgl. oben).
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte und
Kirnst. flrsgh. von F. Hettner und J. Hausen.
Jthrg. XVII. Trier, Jae. Lintz'ache Buchhandlung,
1898, 4 Bl., 407 8. Mit 14 Tafeln und mehreren
Textabbildungen. 8®. 15 Mark.
Als Beilage erscheint ein „ Korrespoadenzblatt“ (1898,
236 Sp.); vgl. oben.
n. Oesterreich.
Fiada, Franz. Die neolithische Station von Butmir
bei Sarajevo in Bosnien. Heratisg. vom bosnisch-
hereegov mischen Landesmuseurn , II. ThL Ausgra-
bungen in den Jahren 1894 — 1898. Vorwort von
M. Hoernes, Wien, A. Holzhausen, 1898, III,
47 8., 1 Plan, 19 Taf., 47 Abbild, im Text, 50 Mark.
Fischer, Ludwig Hans. Eine neolit bische Ansiede-
lung in Wltn (Obsr-Bt. Veit), Gemcindeberf. (Mit-
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. XXV1U, N. F. XVHI, 1898, 8 107 - 114
mit 61 Textabbildungen.)
Greiser, E. Brandgräberfeld aus derZeit derBomer-
herrschaft in Iatibacli. (Argo, Zeitschrift für krain.
Landeskunde, Jahrg. VI, 1896, Nr. 10.)
Hadaczek , Karl. Ausgrabungen lad Niesluchöw,
Bezirk Kamienka, Galizien. (Mittheilungeu der An-
thropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII,
N. F. XVHI, 1898, Sitzungsberichte, 8. 61.)
Hauser, Karl B. Altenhümer und Funde, welche
im Jahre 1897 flir den Geschichtsverein von Kärnten
erworben wurden. (Cariütliia I. Mittheilungen des
Geschichtsvereins für Kärnten, Jahrg. 88, Klagen-
furt 1898, 8. 28 — 29.)
Hein, Wilhelm. Die Grotte Schweizersbild bei
Schart hausen. (Mittheilungen der Section für Natur-
kunde des Oesterr. Tottristen-Club. Wien 1898, Nr. 3.)
Hein, Wilhelm. Armringe von Eibetthal in Nieder-
österreich und von Ukamba in Afrika. (Mittheilungen
der Anthropologischen Getellscb. in Wien, Bd. XXVIII,
N. F. XVIII, 1898, Sitzungsberichte, 8. 53 — 57 mit
6 Textabbildungen.)
Hoernes, Moriz. Vorgeschichte der bildenden Kunst
in Europa von den Anfängen bis um 500 vor Ohr.
Mit 203 Abbildungen im Text, 1 Farben* und 35
doppelt. Tafeln. Gedruckt mit Unterstützung der
kaiserl. Akademie der Wissen sch. Wien, A. Holz-
hausen, 1898, XXII, 709 8., Lox.-8*. 20 Mark.
Vergl. Globus, 73. Bd., 1898. 8. 192; Ssloinon
Kein uch in L’ Anthropologie , tome IX, Paris 1898,
p. 194 — 198; Korrespondeuzblstt der deutschen Gesell-
schaft flir Anthropologie etc., Jahrg. 29, München 1898,
S. 24. Mittheilungen der anthropologischen GesellM-haft
it. Wien, Bd. XXVIII, N. K. XVIII, 1H9H, 8. 101 — IM.
Hovorka Edler von Zdoras, Oscar. Die Steinhügel
(Gomiten) von Janjina. (Mittheilungen der Anthro-
pologischen Gesellschaft zu Wien, Bd. XXVIII, N. F.
XVIU, 1898, Sitzungsberichte, 8. 8 — 14 mit 10 Text-
abbildungen.)
Vergl. ebenda 8. 57 — 38 die weiteren Mittheilungen,
wonach die Gouilen prähistorische Gräber darstellen.
Hrase, J. K. Bericht über die Heidengriber im
Walde Bresovec bei ltataj , Bezirk Bechyu. (Mit*
theilungen der k. k. Central -Commission , Bd. 24,
■Wien 1898, 8. 2£1 — 232.)
Hrase, J. K. Die Bnmdgräber in Bezinky bei Mühl-
hausen in Böhmen. (Mittheilungen der k. k. Central-
Commission, Bd. 24, Wien 1898, 8. 230 — 231 mit
3 Abbildungen.)
Jenny. [Funde vom Fusse des Montikels hinter Blu-
denz.] (Mittheilungen der Central-Commission, Bd. 24,
Wien 1898, 8. 235 — 238 mit 4 Textabbildungen.)
Der Fund besteht aus 7 Sperren , 3 Aexten , 1 Hacke
and 1 sichelförmigen Gersth und gehört der Zeit der
Völkerwanderung an.
Korajac , Vilim. Die Pfahltauern. Silhouetten aus
slavonischen Ursitzen. Frei verdeutscht von Fried r.
8. Kraus». Allgern. National - Bibliothek Nr. 192,
193. Wien, K. Daberkow, 1898, 84 K. 8*. 0,40 Mk.
„Führt, in den Rahmen einer Novelle gekleidet, Sitten
und Bräuche vor“; vergl. Internationales Archiv flir Ethno-
graphie, Bd. XI, Leiden 1898, S. 250; Zeitschrift für
Ethnologie, Jahrg. 30, Berlin 1898, 8. 183.
Kris, Martin. lieber die Quartärzeit in Mähren und
ihre Beziehungen zur tertiären Epoche. (Mitlliei-
lu ngen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. XXV1U, N. F. XV111, 1898, S. 1—34.)
VI. Der Mensch: „Der Mensch erscheint in Mähren
erst in der gladalen Zeit, und zwar am Beginn der-
selben.“
Mazegger, B. Die Urnengräber von Welsberg im
Pusterthale. (Mittheilungen der k. k. Central -Com-
mission, Bd. 24, Wien 1898, S. 229 — 230 mit Text-
abbildungen.)'
Mittheilungen der k. k. Central - Commission
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale. Nene Folge der
Mittheilungen der k. k. Central - Commission zur
Erforschung und Erhaltung von Baudenkmalen.
Ilrsgb. unter der Leitung Sr. Exoellenx des Präsi-
denten dieser Commission, Dr. Jos. Alexander
Freiherrn von Hel fort. Redactcur: Dr. Karl
Lind. Bd. XXIV. Wien und I«eipzig, in Commis-
•iou bei W. Braumüller 1898, 254 S. mit 151 Ab-
bildungen und 25 Tafeln. 4°. 10 fl.
Mittheilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien. Redactions-Comit^: Franz Ritter
von Hauer, Matt ü. Much, Josef Szont*
bathy, Karl Toldt, 8. Wahrmann. Rcdac-
tions-Bcirath : M. Much, E. Zuckerkandl. Redac-
teur: Franz Heger. Bd. XXVIII. (Der neuen
Folge XVIII. Ild.) Mit 5 Tafeln, 5 graphischen Ta-
bellen, 2 Ma&sstabellen und 242 Text-Illustrationen.
Wien, in Commission bei Alfred Hülder, 1898, IV,
254 8. und 64 S. Sitzungsberichte. 4°. 10 fl.
Much, M. Frtihgeschichtlicbe Funde aus den öster-
reichischen Alpenlindern. (Mittheilungen der k. k.
Central-Commission, 24. Bd., Wien 1898, S. 125 — 142
mit 1 Tafel und 28 Textabbildungen. I. Die Email-
fllieln von Pecau und verwandte Erscheinungen.)
Aach separat: Wien, W. Brauiniiller, 1898. 4". 4 Mk.
Much, M, Grabfunde aus Zellerndorf iti Nieder-
Oesterreicb. (Mittheilungen der k. k. Central -Com*
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Urgeschichte und Archäologie.
mission, 24. Bd., Wien 1898, 8. 75 — 77 mit 5 Text-
Abbildungen.)
Müllner, A. Fund einer Bronzefibel bei Eisnern.
(Argo, Zeitschrift iür krainische Länderkunde, Lai-
bach 1897, Nr. 4.)
Müllner, A. Fund eines Kinbaumes hhi Moore bei
8cli w Arzdorf. Mit 1 Tafel und 8 Textabbildungen.
(Argo, Zeitschrift für krainiache Landeskunde, Lai-
bach 1897, Nr. 4 — 5.)
Müllner, A. Gallische Funde aus Kram. I. (Argo,
Zeitschrift, für krainische Landeskunde , Laibach
1898, Nr. 1 mit Abbildungen.)
Müllner, A. Prähistorischer Stahl von Mannaburg.
(Argo, Zeitschrift für krainische Landeskunde , Lai-
bach 1898, Nr. 3.)
Müllner, A. Ein prähistorisches Feldzeichen. (Argo,
Zeitschrift fnr krainische Landeskunde, Laibach 1898,
Nr. 7 mit Abbildung.)
Müllner, A. Ein Brand gräberfeld aus der Zeit der
Römer herrsche ft In Laibach. (Argo, Zeitschrift für
krainische Landeskunde, Laibach 1898, Nr. 8 — 10.)
Paglliardi, Jaroelav. Die neolithischen Ansiedlungen
mit bemalter Keramik in Mähren und Niederöster-
reich. (Mittheilungen der prfthistor. Commission der
Akademie, Bd. I, 1897, Nr. 4 mit 2 Farbendruck»
tafeln und 57 Abbildungen.)
Vgl. Walter im Centralblatt für Anthropologie, lld. IV,
Jena 1898, 8. 102 — 103.
Paulitaohke, Philipp. Prähistorische Funde aus dem
8omalilande. f Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII, N. F. XVIII, 1898,
8. 113 — 121 mit 3 Tafeln.)
Vtrgl. Th. Volkov io L’ Anthropologie , tom. X, 1899,
p. 78 f.
Reinecke, Paul. L'eber einen Bronzekessel im Mu-
seum zu Essog. (Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII, N. F. XVIII,
1898, 8. 34, 36.)
Beschädigter Kewel aus der HalUtattperiod».
Richly, Heinrich. Archäologische Funde aus den
Bocche di Cattaro. (Mittheilungen der k. k. Central-
Commission, 24. Bd., Wien 1898, 8. 143 — 152 mit
Textabbildungen.)
Rzehak, A. Massenfunde alterthümlicher Gefäsee im
Weichbilde der Stadt Brünn. (Aus der Zeitschrift des
Vereins für die Geschichte Mährens, Jahrg. 1, 1897.)
Brünn 1897.
Sabalich, G. Guida archeologica di Zara con illu-
strazioni arahlichi. Zara, Internat. Buchhandl. von
H. von Schönfeld, 1897, VIII, 514 und XXXII S.
12*. Mark 3.
Bzombathy, Josef. Tumuli von PawlowiU bei Pro-
fan in Mähren. (Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII, N. F. XVHI,
1698, Sitzungsberichte 8. 32 — 53 mit 10 Textabbild.)
Bzombathy, Josef. Sammlung prähistorischer Fundo
aus Ostgaltzieu. (Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII, N. F. XVHI,
1898, Sitzungsberichte S. 5 — 6.)
Weinzierl, R. von. Bericht über die Grabungen in
Preschen und Transchkowitz. (Mittheil, der k. k.
Central-Commission, Bd. 24, Wien 1898, S. 232 bis 233.)
Weinzierl, Robert von. Bericht über die Aus-
grabungen auf dem La Tent-Gr&hfelde iu Langügezd.
(Mittheilungen der k. k. Central-Commission, 24. Bd.,
Wien 1898, 8. 153 — 157.)
Wieaer, Fr. R. von. Prähistorische Wallbargen und
Ansiedlungen bei Sein und Kastelruth. (Zeitschrift
des Ferdinanden!!» für Tirol und Vorarlberg, 3. Folge,
Heft 42, Innsbruck 1898, 8. 377 — 381.)
Prähistorische Borfannirdlung mit akropoler Wall bürg.
Wieaer, Fr. R. von. Der Urnenfriedhof von Wels-
berg. (Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und
Vorarlberg, 3. Folge. Heft 42, Innsbruck 1898, 8. 374
bis 377.)
Betrltll drea 25 Braudgtäber, die nach Technik und Oma*
mentirung der dort gefundenen OefMsse der jüngeren
Bronzezeit angeboren.
Hl. Schweiz.
Engeli, J. Die Grabhügel im .Sangen“ beim Wolfti-
btrg. (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen
Geschichte, lieft 87, 1897, 8. 189— 195 mit Karte.)
Grabfunde aus der Hallstattperiode.
Helerll, J. Ein Gräberfeld der La Tt-ne-Zeit bei
Gempenscli (Champagni) im Kantou Freiburg. (An-
zeiger für Schweizerische Alterthumskunde 1897,
8. 126 — 180 mit 2 Tafeln.)
Heierli, J. Die Chronologie in der Urgeschichte der
Schweiz. (Festgabe auf die Eröffnung des Schweiz«-
rischen Landet-Museuius in Zürich am 25. Juni 1898.
Zürich 1898, mit 6 Tafeln und Textabbildung.)
Heierli, J. Die archäologische Karte des Kantons
Aargau ne bet allgemeinen Erläuterungen and Fund-
regi*u*r. (Argovia , Jahresschrift der historischen
Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 27, Aarau
1698.)
Mayor, J. Trouvailles räoeotea ü Geueve. (Anzeiger
für schweizerische Alterthumskunde 1897, 8. 50 L)
Heber, B. Monument» preliistoriques et lägtndea de
Zermatt. I. II. (Le Valai» romaud. Gen&ve 1898,
Nr. 51 — 52 mit Abbildungen.)
Reber, B. Antiquität et Lägende* du Valais. Genävt
1898, IV, 63 B. mit 6 Abbildungen. 8*. Kxtrait du
Valais Kornand.
Vgl. die Anzeige in den prähistorischen Blättern , Jahr*
gang 11, Mönche» 1699, S. 14—15.
Bt&helin, Hermann. Der Grabfund beim Langdorf,
15. Mai 18‘J7. (Thurgauische Beiträge zur vater-
ländischen Geschieht«, Heft 37, 1897. & 184— 186.)
Ulrich, R. Die Gräberfelder von Molinazzo- Arbado
and Castione. (Festgabe auf die Eröffnung des
schweizer. Landes - Museum* in Zürich am 25. Juni
1898. Zürich 1898 mit 4 Tafeln.)
IV. Grossbritannien.
Chrittiaon, David. Early fortifications in Scotland,
»Utes, camp* and fort*. Edinburg und London.
W. Black wund and Sons. 1898, 407 8., 137 Abbil-
dungen und 3 Kurten. 8*.
Vergl. Ccntralbl. f. Anthr*, Bd. III, Breslau 1896, 8. 307.
Art hi t fl»r Anthropologie. IkL XX VH. (7a. d. »etlirop. Lit.)
Goikio, James. The t und ras and steppes of prehia-
toric Europa. (Scottish geographica! Magazine, 1898,
June and July.)
Vtrgl. M. Boule la I.‘ Anthropologie , tot». X, 1899,
S. 71 — 74.
2
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Verzeichnis?* der anthropologischen Literatur.
Journal, The, of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland. Vol. XXVII.
Loudott, by Kega» Paul, Treoch, Tröbner and Co.
1898. 8®.
Lewis, A. L. Ancient measure« in prebiatorio raonu-
ments. (Journal of the Anthropological Institute.
Bd. XXVII, 1897, 8. 194.)
Vergl. Central bUtt für Anthropologie , Bd. III, Breslau
1898, S. 247.
Tsountas, Chreetos, and J. Irving Manatt. The
Mycenaean agr. A stad}' of tbo monnnients and
cuhurv of prehonieric Greece. Wilh an introductiou
by Durpfeld. London, Macmillan and Co. 1897,
XXXI, 417 8. mit lfl9 Abbildungen, gr. 8®.
Vers!, die Anzeige iin Literarischen CeutraUJatt 1898,
Sp. 1904.
Turner, William. Early Man in Scotland. (Nature,
IMS» fl. and Kt. Jan.)
Vergl. das Referat rot» II. Boule in L’ Anthropologie,
tom. IX, Paris 1898, p. 188 — 190.
V. Dänemark.
(Von J. Mestorf.)
Aarbögcr for nordisk Oldkyndighed og Historie
udgivnu af det Kongelige Nordiske Oldakrift-
Selakab. 1898.
lieft 1. Löffler, J. B. : AMersbestemmelse i vor
ruiuanske Teglstensarkitektur. — Helm, Jacob: Et Par
Tillaeg til Vaerket „Dan*ke Tutslenkirker“. — Koch, V.:
Vioduerammer af Egctrae i dnnske Landsbyklrker fra den
aeldre Middelalder.
Heft 2. Sarauw, Georg F. J.: Ljngbeden i Qldliden
Jakttagelser fra Gravhöje. — Blinkenberg, Chr.:
Skaeftede Stenalders-Redskaber. (8. d. Referate.)
Heft 3. Blinkenberg, Chr.: Skaeftede Stenaldrrs-
Red^kaber (Slutet). — Müller, Sophua: I>c jydake
Enkeltgrare fra Stenalderen (Slutea). S. d. Referate.
Heft 4. Müller, Sophus: De jydske Enkcltgrave fra
Stenaldi-ren (Slutet). S. d. Referate. — Julis sen, Fin-
nur: Edda Snorra Slurlcsonar, den« oprindelige form og
sammemaetning.
Sarauw, G. F. J. Lyngheden t Oldtiden. Jakt-
tagelaer fra Gravhöje. Kjöbenhavu 1898. (Bondcr-
abdruck aua den Aarböger.)
Sörensen, William. Hvem er opdageren af Stenal-
deretis Affaldadynger (Kjökkenmöddingern«)? Kn hi-
etorisk Redegörels*. Kiölwmhavn, V. Thaning «ft Appel
1899. (8. d. Referate.)
VI. Norwegen.
(Von J. Mestorf.)
Arbo, C. O. E. Fortaatte Bidrag til Nordmaendetie*
Anthropologi. V. Nedenes Amt. Med 7 Zinkotyper
og 7 grsfttke Tabeller. (Videuakabeaelskabeta Skrifter.
I. Mathematisk * Naturw, Klasse, 1898, Nr. 6. Chri-
stiania, Jacob Dybwad.) 8. die Referate.
Gustafson, Gabr. Kn Htenaldera boplats paa Ja«d«v
ren. Med 1 TI. og 32 dg. i tekaten. (Sonderabdruck
aus Bergen» Museums Aarbog, 1899, Nr. 1.)
Foreningen til Norske Fortidsmindesm&rkers
Bevaring. Aarsberetning f. 1897. Kristiania 1898,
Inhalt; Kicolaissen, O.: ündersögeUer S Nordlands
Amt 1897. — Bendixen, B.-F-: Porulevninger i Sind-
hordland. — Nicolaysen, N. : Udgravninger i 1897. —
Accvftsionsverzelchnisse der Museen in Christiania (O. Ry gh) ;
in Trondhjem , Staranger, Tromso (Nicola lasen) und
Bergen (Gustafson). — Nicolaysen, N.: Antikvariske
Notiscr. — Jahresberichte der Filialen in Bergen und
Tromsü und des Central Vereins. — Ausgrahungsbcricht
von Th. Petersen. Verzeichnis* der Hu-hergestellten
Denkmäler, der PuMicationen, Statuten und Mitglieder des
Vereins etc. (S. d. Referate.)
Kunst og Haandvork fra Norges Fortid udgivet
af Foreningen tili Norak. Mindeam. Ruvaring ved
N. Nicolnvsen. II. Raekke, Heft III, Text 8. 7
bis 8. PL XXII — XXX. Kristiania 1898, Gröndal
& Son.
Das diesjährige Heft des schonen in Poliuformal er-
scheinenden Werkes enthalt: Die St. Kkolaikinhe und
Marieukapelle von Gran (Hadcland) au* dem 12. Jahr-
hundert. Zwei neben einander liegende Kirchen, von der
die Sage erzählt, *i# seien von zwei feindlichen Schwestern
erbaut, die nicht in dieselbe Kirche geben wollten.
vn. Schweden.
(Von J. Me«torf.)
Almgren, Oscar. Ur herjeädnlens folktro. 1. Kn
st-n kvarlefva af en forntida tro. 2. Trenne folk-
skgner frän Funäadalen. (S. d. Referate.)
Hazcliue, Artur. Meddelanden fran Nonlitka Muaeet
1897, Stockholm 1898. (8. d. Referate.)
Har.elius, Artur. 8araftindet für Nordiska Muaeeta
friimjanrie 1897. Stockholm 1898 (Mitgliederverzeich-
niss etc.)
Svenaka Fornminnesföreningena Tidekrift. Band
10, Heft 3.
Inhalt: Olsson, Peter: Minnen fran Heijesdalrns
forntid. Mit 3 Fig. — Nordländer, Job.: Lapparnes
alder i Sodra Norrland. — Montei lus: Typologien «Iler
utverklingslärsn tillämpad pä det merokliga artete. Mit
76 Fig. — Upmark, Gustav (an.: Malninger i Sorunda
Kyrka i Sudertörn. Mit 2 Fig.
Heft 4. Montelius, Oscar: Suigudens yxa och Tors
hammare. Mit 24 Fig. — Ekboff, Emil: Tvlnne forn-
borgar vM Tulling«, Botkyrka socken. Södrrmanland. Mit
4 Fig. — Mndin, Erik: öfvertro c»m de döde i Hetje-
adalen. — Wigström, Eva: Varsel och fürebud. —
Kkhoff, Emil: Husahy Kyrka i Yestcrgötlsod. Mit
9 Fig.
MAnadsbl&det. 24. Arg&ngen. Mud 104 Fig., 1895.
Stockholm 1898.
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11
Urgeschichte unrl Archäologie.
Inhalt: Akademien« och ForraltningsuUkotteU Summan-
komster (14 Fig.). — Hildebrand, H.: Albert Molare
eller pcrMickare fl Fig.). — Derselbe: FunUr Sreusk*
Kyrkors (lü Fig.). — Derselbe: Kurkska Sämlingen
(46 Fig.). — Derselbe: Malningnron i Henne Kyrku,
Gotland (2 Fig.). — Nordländer, J.: Norrlaodska Namns-
studier. — Hildebrand: Planen oUnfnr Kaisnrportrn i
Yi*by. — Derselbe: Statens Ilistoriska Museum« och
K. Myntkabinettets Sämling»™«* lillrixt under Sr 1895
(15 Fig.). — Salin, B.: Stenahiersfynd frun Augerain i
Dick in ge (4 Fig.). — Derselbe: U n de rsoku ingar a Sela-
on, sommaren 1692 (19 Fig.). Jahresbericht des Reicht»-
antiquaren.
Monteliua, O. Bolgudens yxa »>ch Tora hanmiare in
4*. Koeraner* Boktryckeri Aktiebolag 1698. (8. d.
Referate.)
Salili , B. Öfven*igt öfver den europäiske Kulturen i
des» lidigaste skeden. (Sonderabdruck aus .Upp-
flnningamas Bok*.)
Ymer. Heit 3. 1898.
Inhalt: Juhanson, K. F. : Del inoderna Kaatrasendet i
Indien. — Nenn an, Gustaf: Ow Vättern* hydrografi. —
Fetter son, Otto. Tillkgg och rittelser (hetr. uppsnt-
*ea, S. 165 — 184). — Nathorst, A. G.: Om »pnnin-
garne efter Andree kring Spetabergen och Frans Josefs
land. — Fetterson, Otto: Om Atlantiska Oceanens
intlrtande pa vart vinterklimst. II. — Literatur. Sitzungs-
berichte. Notizen.
Heft 4. Ohl io, Axel: Om antarktiska färder och Ant-
arktis. — Nathorst, A. G. : Om 1898 ars Svenska
polarespcdition. — Literatur. Sitzungsberichte. Notizen.
1899: Hell 1. Nathorst, A. G.: Kung Karls Und.—
Norde nskiSld, A. B. : Om det inHjrtandc Marco Poloo
reseberättelsc utöfvat pa Gastaldis kartor Öfver Asien. —
Lin dm an, 0. A. >1. : Nigra bilder Drän den »ydameri-
k ans kn vildmarken Bl grau cliaco. — N ordeuskjdld,
Otto: Bn expeditiou tili Klondike och Yukonterritvriet
sommnreu 1898. — ■ Sitzungsberichte. Notizen. Nausen
über Andröe. Die Expedition des Fürsten Albert von
Monaco nach Spitzbergen 1898 etc. etc.
Vm. F in land.
(Von J. Mestorf.)
Finska Fornminneuföreningenß Tidakrift XVm.
Suotnen Muinaiarouisto — Yhdiatykaen Aika-
kauskirja. In finuischer Sprache mit einer lieber-
aicht in deutscher Sprache. Helsingfor* 1898. (8. d.
Referate.)
Finskt Museum. Fiuaka Fornuiinnesföreningens
Manadsblad V, 1898.
Inhalt : A m p e 1 1 n : SilboueUenschuetder in Flnlaod am
Ende des 18. Jahrhundert*. — Furtum, A. V.: Ptlan-
zennaiuen mit mythiarher Bedeutung. — Heikel, A. 0. :
Funde ton Altaachen au* heidnischer Zeit im Sommer 1898.
Suotnen Museo. Buomeu Muinaismnistoyhdistyk»en
Kuukmuslehti.
Forström : Bilder nr lifvet i Karelaka Gränsmarken.
Helsingfor* 1895.
Hfiyhft: Bilder ur folketalif i üstra FinUud, L Jul
och Nyir. — II. Regrafaing. — Winteriyaalor. (Ina
Bchwedinche Übersetzt und herauagegeben von Herz-
berg. Helsingfora 1897.)
IX. Frankreich.
L* Anthropologie. Matöriaux pour l’hiitoire de
i’homme — Revue d'authropologie — Revue d’ethno-
graphi« röunis. Paraissant tous les deux moia.
Kfdacteurs en chef: MM. Bou le-Ve rneau. Bul-
letin bibliographique, par M. Deniker. ton. IX,
annöe 1898. Paris, Massen et Cie., 1898. 2 Bl.
752 8. mit 223 Textabbildungen, 5 Tafeln und
2 Karten. 8*. 28 Free, der Jahrgang.
Arboia de JubainviUe, H. de. Les sacriftces hu-
mains chex les Gaulois et dans l'antiquitü claasique.
(Nou veile Revue hUtorique de droit fran^ais et
etrauger. 22, 1698, 3.)
Aveneau de la Granciore. Cacliette de fondeur
döcou verte ä Kerhon, en Roudouallec (Morbihan).
(Bulletin de la Bociötd polymathique da Morbihan.
Yanues 1897.)
Vergl. L* Anthropologie, tom. IX, Pari* 1898, p. 203.
Aveneau de la Graneiöre. Grotte söpnlcrale et
artiflcielle de Kerfulu» en Clöguerec (Morbihan) et
les cliambres souterraines unalogues döeouvertes en
Basse-Bretagne. (Bulletins de la §OOl4t4 polymathique
da Morbihan, Vannee 1897.)
Vergl. Boule ln L’Anthropologie, tom. IX, Paris 1898,
p. 71.
Aveneau de la Graneiöre. Les parure« pröhistori-
ques et antiques et» grains d’enfilagu et les Collier*
talismans celto - atnork-uin». Paris, I*eroux 1897.
176 B. mit 22 Tafeln. 8°.
Vgl. Boule Id L’Anthropologie, tom. IX, Pari» 1898,
p. 72.
Aveneau de la Gr&noiöre. Le bronzo dans le
Centre de la Bretagne- Amorique. Fonille du tumu-
Ins u e nannte aerui - circulaire de Saint • Fiacre , en
Melrand (canton de Baud, Morbihan). ^'Anthropo-
logie, tome IX, PariB 1898, p. 134—143 mit 17 Text-
abbildungen.)
Extrait d’un niAmoire lu A la soci£t4 Polymathique du
Morbihan, le 80 novembre 1897.
Boule , Marcellin et Louis Farges. Le Tantal.
Guide du touriste, du uaturaliste et de l'archöologue.
Paris, Masson et Cie. 1898, 136 8., 38 Abbildungen
und 2 Karten.
Vergl. L’Anthropologie, tom. IX, Pari* 1898, p. 455
bis 461 mit 8 Abbildungen.
Bulletins de la Sooiöte d’ Anthropologie de Paris«
Bör. IV, tom. IX, Paris IBM, fase. 1 — 3.
Carriöre, GabrioL Matöriaux pour »er vir ü la pal-
ethnologie des CVvcnue*. (L’Anthropologie, tom« IX,
Paris 1898, H. 369 — 379 mit 7 Textabbildungen.)
Cartailhac, Emile. Bronze« inödits da midi de 1.x
France. I. La cachette de bronzes d Aruave (Ariöge).
II. Bronzes Lozöriens et Aveyronnai». (I/Anthropo-
logie, tome IX, Paris 1898, Sl 666 — 671 mit 2! Text-
abbildungen.)
Cosiot. Döcouvertes d'objet» pröhlstoriques et prob»
historiques faitex dans l'ile de Corse. (Bulletins de
2*
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12
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
la Soci^tA d’Anthropologie de Pari», #4r. IV, tome
VIII, 1897, p. 463 — 476.)
VojL Boule in L’ Anthropologie, tMM IX, 1898,
p. 682 ; L a I o j Im Centrnlblatt fUr Anthropologie, Bd. DI,
Bmliu 1898, S. 340.
Chatelier, Paul du. Exploration* *ur le» mon-
tagnes d’Arrhtss et leur« ramiflcations, annAes 1895
et 189«. Saint-Brieuc 1897.
Vergl. Boule in L’ Anthropologie, tome IX, Pari« 1898,
p. 69 — 71.
Cliauvet, ö. Silex taill«s du Nil et de la Charente.
(Bulletin de la aoeiiti archtalogiqu* et historique
de la Charente 1898.)
I>er Verf. versucht die Gleichzeitigkeit der behauenen
Silexwerkzeuge de« NU« mit den in der Charente gefunde-
nen zu beweisen.
Chauvet, Q. , et JS. Riviera. Station quaternnire
de la Miooque (Dordogue), (Aus: Association fmn*
£ais« pour l'avancement des Sciences, Congres de
Saint -Etienne 1897.) Paris 1898 mit 2 Tafeln.
Daleau , Francois. Le« gravures sur rocher de la
caverne de Fair - non - Pair. (Actes de la 8oci4t6
archlologique de Bordeaux 1897.)
Vergl. Boule in L’Anthropologie, tome IX, Pari« 1898,
8. 6« — 68.
Davy, L. l.'ne aucienne in ine d'dtain entre Abbaretz
et Noxay (Ix>ire-I»förieure). (Bulletin de U socidtd
des Misaess naturelles de l'ouest de la France, tom.
VII, Nantes 1897. 4. trim. 8. 281 f.)
Delavaud, H. Sepultures nlolithiques dans la craie
de la butte de Snrville pres Montereau (Seine-et-
Marne). (I/Anthropologie , tome IX, 1898, 8. 657
bis 659.)
Dortei, A. et Ch. Pag^ot. Fouillee d‘un tumulus
dau« le Fetit-Auvern*. (Bulletin de la tocM4 archfol.
de Nantes, tome XXXVII, 1898, 8. 42 — 48 mit
4 Tafeln.)
Vergl. L’Anthropologie, tome IX, Pari« 1898, S. 562.
Hainy. Note sur le§ silex taill^s d'Eul Cb6*Ban*Ho
(Mongolie meridionale). (Bulletin du Museum d’histoirc
naturelle, tom. IV, Paris 1 898, 8. 46 f.)
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mann, J. Mestorf, E. Schmidt, G. A. Schwalbe,
L. Stieds, R. Virchow, A. Voss und W.W aldeyer,
herausgegehen und redigirt von Johannes Ranke.
Band 26, Vierte] jahrsheft 2/3. Mit in den Text ge-
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Fried r. Vieweg u. Sohn, 1899/1900, 8. 247—904 und
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herausgegehen von W. v. Gümbel etc., redigirt von
Johannes Hanke. Band 13. München, F. Basser-
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Mecklenburg. (Jahrbücher und Jahresberichte des
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thumskunde. Jahrg. 64. Schwerin 1899, S. 78 — 192
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Belts, Robert. Die Vorgeschichte von Mecklenburg.
Unter Mitwirkung von Richard Wagner. Mit
284 Abbildungen. (Mecklenburgische Geschichte in
Einzeldarstellungen. Heft 1.) Berlin, W. Süsserott,
1899. V1H, 188 8. gr. 8*. 6 Mark.
Da* verdienstvolle Werk wird eingehend besprechen in
den Prahifctoritchon Blättern, Jahrg. 11, München 1899,
S. 40 — 43 ; Mitteilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien, Bd. 29, N. K. 19, 1899, 8. 92—93; Archiv
für Anthropologie, Band 26, Vierteljahrsheft 3, Braun-
feh weig 1900. 8. 895—89«.
Berg, R. Mitteilung über Alterthnmsfuude in der
Gegend von Schmolsin. (MomlsÜftUsr der Gesell-
schaft für Poinraersche Geschichte und Alterthums-
kunde, 1899, Nr. 4.)
Blätter, Prähistorische. Unter Mitwirkung von For-
schern und Freunden der prähistorischen Wissen-
schaft herausgegehen von Julius Nane. Jahrg. XI,
München, Commi »sions verlag der literarisch -artisti-
schen Anstalt (Theodor Riedel) 1899. IV. 96 S. mit
8 Tafeln. 8*. Jährlich 6 Nummern. 3 Mark.
Böhls, J. Ueber vorgeschichtliche Funde im Lande
Hadeln. (Hannov. Geschichtsblätter, Band 1, 1898,
Nr. 51.)
Bonnet, A. Die steinzeitliche Ansiedelung auf dem
Michelsberg bei Untergrombach. (Veröffentlichungen
der Karlsruher Sammlungen, Heft 2, 1899, 8. 39— 54
mit 4 Tafeln.)
Brunner, K. Steinzeitliche und andere Funde aus
der Provinz Brandenburg. (Nachrichten Über deutsche
Alterthumsfunde, Jahrg. 10, Berlin 1899. 8. 40 — 45
mit 8 Textabbildungen.)
Buchholz. Verschieden« neuere Bronzefunde der Mark
Brandenburg. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 472—477
mit 11 Textabbildungen.)
Busch&n, G. Das erste Auftreten des Menschen auf
der Erde. (Nord und 8iid, Band 89, 1899, April.)
Vgl. Centrslblstt für Anthropologie, Band 4, Jen* 1899,
S. 277.
Busse, Hermann. Slaviiehe ßkaletgräber und ein
eisernes Schwert von der früheren „neuen Burg“ an
der Nuthe, zwischen Drewitz und Bergholz, Kreis
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16
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Zauch-Belzig , fl km von Potsdam. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg.
1898, 8. fllfl — 619 mit 2 Textabbildungen.)
Bush©, Hermann. Vorgeschicht liehe Funde aus der
Mark. (Nachrichten über deutsche Altert hunisfundo,
Jahrg. X, Berlin 1899, 8. 17 — 22 mit 34 Textabbild.)
Biume, Hermann. Vorgeschichtliche Fundstätten im
Kreis© Nieder- Barnim. (Nachrichten über deutsche
Alterth umstünde , Jahrg. X, Berlin 1899, 8. 22 — 27
mit 4 Textabbildungen.)
Centralblatt für Anthropologie, Ethnographie
und Urgoachiohte. Hernusgegeben von Georg
Buschan, Jahrgang 4. Jena. ii. Coatenoble, 1899.
88« 8. 2 Bl. Register. *4. 12 Mark.
Conwentz. Neue Beobachtungen und Funde aus dem
Gebiet« der Vorgeschichte in Westpreusaen. (Corre-
spondenzbUtt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 80, München 1899, 8. 49—6:1 mit
1 Abbildung.)
Corrospondenzblatt der deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte.
Redigirt von Johannes Ranke, Generalsecretitr der
Gesellschaft. Jahrg. 29. Mönchen, Akad. Buch-
druckerei von F. Straub, 1808. 203 8. 4°.
Deichmüller, J. Neue Urnenfelder aus Sachsen. I.
(Abhandlungen der naturwiasenadiafU. Gesellschaft
Isis in Dresden. 1888, H. 88 £)
Ebner, P. A. Zwei Schal ensteine im Lande Salzburg.
(Prähistorische Blätter, Jahrg. 11, München 1899,
S. 96.)
Edelmann, H. Massenfund von der oberen Donau.
(Präbli torische Blätter, Jahrg. 11, München 1899,
B. 1—4 mit l Tafel.)
Mtssenfnad ton Bronxegegetirtänden.
Edelmann, H. Zu dem Massen tu nd von der oberen
Donau. (Prähistorische Blatter, Jahrg. 11, München
ls99, 8. 17—19.)
Edelmann, H. Zu dem Bronzefunde au» Vertagen*
stadt (Hohenzollern). (Prähistorische Blätter, Jahr*
gang 11, München 1899, 8, 19 — 22 mit 1 Tafel.)
Ergänzung zu dem Bericht im Jahrgang 10, München
1898, 8. 17—19.
Eidam. Bronzefund bei Mertendorf (Mit Ul franken).
(Prähistorische Blätter, Jahrg. II, München 1899,
8. 33 — 37 mit l Tafel.)
Depotfund von Sclitnuckgegenständen aus Bronze.
Eisonlohr, E. Aus dem Reihe ngräberfeld in Pfullingen.
(Reutlinger Geschichtsblätter. Reutlingen IM99, Nr. 3
mit 1 Tafel.)
Folmer, H. C. Die ersten Bewohner der Nordseeküste
in anthropologischer Hinsicht, verglichen mit den
gleichzeitig lebenden Germanen in Mitteldeutschland.
(Archiv für Anthropologie, Band 26, Vierteljahre*
lieft 3, Braunschweig 1900, 8. 747—783.)
Forror, R. Der Odilienberg, seine vorgeschichtlichen
Denkmäler und mittelalterlichen Baureste, seine Ge-
schichte und seine Legenden. Strassburg, Karl
J. Triibner, 1899. 12*. VI, 90 8. mit 30 Abbildungen
und 1 Karte. 1,50 Mark.
Vgl. Globus, Bd. 76, 1899, S. 19.
Forrer, R. Die Heidenmauer von St. Odilien , ihre
rähis torischen Bteinbrüche und Besiedelungsreste,
trassburg, Schlesier u. Schweikhardt, 1899. 48 S.
mit 2 Bl. Erklärungen, 120 Abbildungen, Plänen und
Karten. Hoch 4°. 10 Mark.
lieferst von M. Much in den MittheiluDgen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien, Bd. 29, N. Y. 19, 1899,
S. 259 — 260; von K. Schuhmacher Im Centralblatt
für Anthropologie, B«L 5, Jena 1900, 8. 34 — 35.
Fundberichte ans Schwaben , umfassend die vor-
geschieh tlicbeu, römischen und merovingischen Alter-
thüiner. In Verbindung mit dem württembergischen
AU».-rthum§ verein hrsg. vom Württemberg, anthro-
pologischen Verein. 6. Jahrg. 1898. Mit Register
über di« Jahrgänge 1 — 6. Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1890. 74 8., 2 Tafeln, l Plan. gr. 8°. 2 Mark.
Funde , prähistorische, im Isarthal. I. Eine bronze-
zeitliche GiesasUUte auf Münchener Boden. Fund-
bericht. Von Ernst Brug. Archäologische Bespre-
chung de* Fundes von F. Weber. II. Depotfund
der Bronzezeit bei Pullaeb. Von W. M. Bchmid.
(Altluiyerisc die Monatsschrift, Jahrg. 1, Mönchen 1899,
8. 149 — 158 mit Textabbildungen.)
Geinits, B, und I#ettow. Werkstätte von Feueratein-
geräthen bei Oxtseebarl Wustrow auf dem Flachland.
(Mutter Knie, Bd. 1, 1899, 8. 504 — 507 mit 2 Text-
abbildungen.)
Götze, A. Ueber Hockergräber. (Centralblatt für
Anthropologie, Bd. 4, Jena 1899, 8. 321 — 324.)
Götze, A. Skulpturen an Steinkisten neolithiacher
Gräber in Mitteldeutschland. (Globus, Bd. 75, 1890,
8. 37 — 39 mit 4 Textabbildungen.)
Götze, A. Die Schwedenschanze von Sokolniki bei
Gtlltowy, Kreis Schroda, Provinz Posen. (Nachrichten
über deutsche Altert li umsfunde , Jahrg. 9, 1898,
8. 84—85.)
Götze, A. Gräberfeld an der Porta Westfalica. (Nach-
richten über deutsche Alterthutnsfunde , Jahrg. t»,
1808, 8. 90 — 03 mit 10 Textabbildungen.)
Götze, A. Neolithiaehe Hügelgräber »m Berlach bei
Gotha. (Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde,
Jahrg. 10, Berlin 189», 8. 9—16 mit 17 Textabbil-
dungen.)
Götze, A. Bpätneolitliiscbes Grab bei Nordbaasen.
(Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde, Jahrg.
X, Berlin 1899, 8. 30—83 mit 2 Textabbildungen.)
Götze, A. Einbauin aus der Oder bei Pollenxig, Kreis
Krossen. (Nachrichten über deutsche Alterthums-
funde, Jahrg. X, Berlin 1809, 8. 32.)
Grabowsky, F. Neue neolithieche Fundstellen im
Herzogtbum Braunschweig. (Correspondenzblatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 29,
München 1898, 8. 157 — 158.)
Grabowaky-Telge. Ueber einige im Thal« der Lippe
(Unterlauf) bei Wesel entdeckte neolithiaehe Fund*
stellen. (Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Jahrg. 29, München 1898, 8. 158
bis 160*)
Grempler, W. Die Bronzefunde von Lorxeudorf.
(Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. 7, Breslau
1899, 8, 51$ — 528 mit 7 Textabbildungen.)
Gross, V. Schädel aus dem Ufergebiet« de* Bieler
Rees. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 471 — 472 mit 1 Text-
abbildung.)
Gussstfttte, Eine bronzezeitliche, auf Münchener Boden.
I. Fnnd bericht. Von Ernst Brug. II. Beschreibung
de* Funde*. Von F. Weber. III. Chemische Ana-
lyse. Von Ad. 8 cb wag er. (Beiträge zur Anthro-
pologie und Urgeschichte Bayerns, Bd. 18, München
1899, B. 1 19 — 128 mit 2 Textabbildungen und 1 Tafel )
Gutmann, Karl. Die archäologischen Funde von
Egisheim. (Mittheilungen der Gesellschaft für Er-
haltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsa*»-
Bd. 20, 1899. Fundberichte, 8. 1—87 mit Textabbil-
dungen and 17 Tafeln.)
Vgl. Centralblatt für Anthropologie, Bd. 5, Jens 1900,
S. 36 — 37.
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Urgeschichte und Archäologie. 17
Gutm&nn, Karl. Bericht über einen La Time- Fund
bei Hochstetten im GroHsherzogthum Baden. (Prä-
historische Blätter, Jahrg. 11, München 1899,8.68 — 71.)
Hauthal , It. Erforschung der Grypotherium-Höhle
bei Ultima Ksperanza. Ein Blick in die pr&histo*
rischen Zeiten Süd - Patagoniens. (Globus, Bd. 76,
1899, ß. 297 — 303 mit 4 Textabbildungen.)
Hedinger, A. Alte Krzschmclzstätten auf dem Katter-
bruch. (Fundberichte aus Schwaben, Jahrg. 6, 1699,
8. 9 f.)
Henning, R. Elsäarische Grabhügel. 11. Tumulus 20
des Brumather Waldes. (Mittheilungen der Gesell-
schaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler
im Eltass, Bd. 20, 1699, 8. 352 — 357 mit 4 Tafeln.)
Hertxog. Die Heidenhöhle von Geberschweiler. (Corre-
spondeuzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 30, München 1899, 8. 41—43 mit
1 Abbildung.)
Hettner. Bericht über das Provinzial-Muaeum in Trier
im Jahre 1898 — 1899. (Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde, Jahrg. 10, Berlin 1899, 8. 36 — 39.)
Hofier) M. Zur vorgeschichtlichen Heilkunde in ger-
manischen Ländern. (Correspondenzblatt der deut-
schen Gesellschaft für Anthropologie , Jahrg. 30,
München 1899, 8. 3—5.)
Hoernes, Moritz. Die Anfänge der bildenden Kunst.
I Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899, 8. 85 — 86
mit 5 Textabbildungen.)
Jollinghaus, H. Vorgeschichtliche Grabstätten und
geschichtliche Dörfer um 8egeberg. (Mittheilungen
des Anthropologischen Vereins in Schleswig-Holstein,
Heft 12, Kiel 189V, S. H — 25.)
JoutzHOh. Spuren de» interglacialen Menschen in Nord*
deut-tchlaud. (Correspondenzblatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899,
8. 60 — 62.)
Ihering) H. ▼. lieber die vermeintliche Errichtung
der Sambaquis durch den Menscheu. (Verhandl. der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898,
8. 454 — 460.)
KapfT, E. Nachtrag zu dem Bericht über die neo-
lithischen Wohnstätten bei Hof Mauer. (Fuudberichte
aus Schwaben, Jahrg. 6, 1899, 8. 9 f.)
Köhl. Neue steinzeitliche Gräberfelder bei Worms.
Vortrag der 29. allgemeinen Versammlung der deut-
schen anthropologischen Gesellschaft in Brauuschweig,
4. bi» 6. August 1898. (Correspondenzblatt der deut-
schen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 29,
München 1898, 8. 146 — 157 mit 11 Abbildungen.)
Kollmann, Fingerspitzen aus dem Pfahlbau von
Coreelettes (Neuenburgcr See). (Correspondenzblatt
der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg.
30, München 1899, S. 86 — 91.)
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift
für Geschichte und Kunst, zugleich Organ der
historisch -antiquarischen Vereine zu Birkenfeld,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe. Mainz, Mann-
heim, Metz, Neues, Prüm, Speyer, Strassburg, Trier,
Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu
Stuttgart. Vorrömiache und römische Zeit, redigirt
von Hettner, Mittelalter und Neuzeit, redigirt von
J. Hausen. Jahrg. 18, Trier, Jac. Lintz, 1899, 240
Spalten mit Textabbildungen.
Erscheint als Beilage zur e Westdeutschen Zeitschrift“;
vergl. unten. Abonnement» preis auf die Korrespondenx-
blütter nj'tirt 5 Mark.
Krause, Ed. Archäologischer Ausflug nach Neuhaldeca-
leben. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Archiv für Anthropologie. Bat. XXVIJ. (Vera. d. antbrop, LH.)
Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 592 — 605 mit 38 Text-
abbildungen.)
Krause, Eduard. Steinzeitliche Knöpfe aus Eber-
hauern. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie, Jahrg. 1898, S. 605 — 607 mit
9 Textabbildungen.)
Krause, Eduard. Zwei Doppel-Uingwälle bei Petku«
und Liepe, Kreis Jüterbogk ■ Luckenwalde. (Nach-
richten über deutsche Alterthumsfunde, Jahrg. 10,
Berlin 1899, 8. 47 — 48.)
Kumm, lieber prähistorische Ausgrabungen im Kreise
Thorn. (Corres pondenxblatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München 1898,
8. 4 — 6, H— 15.)
Laloy, L. Der Tertiärmeusch, mit besonderer Berück-
sichtigung der ueueren Funde in Australien. (Central-
blatt für Anthropologie, Jahrg. 4, Jena 1H99, 8. 65
bis 67.)
Leehler. Zu den Funden in der Bocksteinhöhle (im
Lontbalc). (Blätter des schwäbischen Albvcrehis.
Tübingen 18V9, Nr. 6.)
Lehmann, Otto. Keltische Biesenbaudenkmaler.
(Mutter Erde, Bd. 2, 1899, 8. 230 — 233 mit 2 Text-
abbildungen.)
Lehmann - Ni taohe , Robert. Präcolumbianiaclie
Lepra uud die verstümmelten peruanischen Thon*
flguren des La- Plata- Museums vor dem ersten wissen-
schaftlichen lateinisch- amerikanischen Congressu zu
Buenos* Aires; die angebliche Krankheit llaga und
briefliche Nachrichten von Herrn Carrasquilla.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschuft für Anthro*
pologie, Jahrg. 1899, 8. 81 — 99.)
Lehrmittel für prähistorische Studien. (Beilage zur
Allgemeinen Zeitung, Jahrg. 1899, Nr. 57.)
Mit Br-xirhung auf die vorgeschichtlichen Wandtafeln für
Weitpreussen.
Leiner, Ludwig. Vom Pfahlbauwesen am Bodensee
und seine Vorzeit. Festgabe des Württemberg! scheu
Anthropologischen Vereins zur 30. Versammlung der
deutschen Anthropologischen Gesellschaft zu Lindau.
Stuttgart, Karl Gruninger, 1899. 22 S.
Luaohan, P. von. Beitrage zur KenntoiM der Stein*
zeit Ln Afrika. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1899, 8. 187 — 190
mit 1 Abbildung.)
Mayr, A. Die vorgeschichtlichen Denkmäler vou
Malta. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jahrg.
1899, Nr. 23.)
Mehlis, C. Die Ligurerfrage. 1. Abtheilung. (Aus
.Archiv für Anthropologie* , Bd. 25, 1899.) Braun-
schweig 1899. (Neustadt a, H. A. H. Gottschick-
Witters 8ort.) 24 8., gr. 4*. 1 Mark.
Mehlis, C. Zur Nephritfrage. (Correspondenzblatt der
deutscheu Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 30,
München 1899, 8. 21.)
Mohlis, C. Der Mauzenstein bei Herrenalb. (Prä-
historische Blätter, Jahrg. 11, Mtincbeu 1899, 8. 22
bis 25 mit 1 Abbildung.)
Mehlis, C. Der Froschfels bei Nürnberg. (Prähisto-
rische Blätter, Jahrg. 11, München 1899, 8. 37 — 39.)
Mehlis, C. Schalensteine aus der Vorderpfalz. (Prä-
historische Blätter, Jahrg. 1 1 , München 1899, 8. 55—56.)
Mehlis, C. Neues von der „Hehlenmauer* bei Dürk-
heim a. d. Haardt. (Mutter Erde, Bd. 1, 1899, 8. 172
bis 173.)
Mehlis, O. Zur Nephritfrage. (Mutter Erde, Bd. 1,
1899, a 515 — 516.)
Berichtet über Nephritfunde In Steiermark.
3
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18
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Mehlis, C. Bronzabarren der Vorzeit. (Mutter Erde,
Bd. 2, 1699, 8. 45— *46 mit 1 Textabbildung.)
Martins, O. Nachträge zu den Kupfer- und Bronze-
funden in Schlesien. (Schlesien» Vorzeit in Bild uud
Schrift, Bd. 7, Breslau 1899, S. 514 — 517.)
Martins, O. Zwei Gräberfelder der Bronzezeit. (Deutsch-
Warteoberg* Kreis Grftnberg; Polkau. Kreis Bolken-
huin.) (Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. 7,
Brodau 1899, S. 517 — 525 mit Textabbildungen.)
Mestorf, J. Steinaltergräber. (Mitthellungen de»
Anthropologischen Verein» in Schleswig 'Holstein,
Heft 12, Kiel 1899, 8. 26 — 36 mit Textabbildungen.)
Mittormaier, Franz. Das vorgeschichtliche und das
historische Inzkofen. (Beiträge zur Anthropologie
und Urgeschichte Bayerns, Bd. 13, Mönchen 1899,
8. 1 — t» mit 2 Textabbildungen.)
Mittheilung, Vorläufige, über die Ausgrabung von
zwei prähistorischen Grabhügeln durch die Natur*
historische Gesellschaft zu Nürnberg. (Prähistorische
Blatter, Jahrg. 11, München 1899, 8. 57 — 58.)
Grabhügel l*«i Labenricht und Behringerdorf mit vielen
F undgegenständen.
Fortsetzung der Ausgrabungen ebenda. 8, 89 — 91.
Mittheilungen des Anthropologischen Verein» in
8chleswig*Hol»t.ein. Heft 12. Kiel, Lipsiu* u. Tischer,
1699. 40 8. mit Textabbildungen.
Möwe«, F. Vorgeschichtliche Felseubilder an der
Riviera. (Mutter Knie, Bd. 2, 1899, 8. 4 — 8 mit
5 Textabbildungen.)
Monteliua, Oscar. Die Chronologie der ältesten
Bronzezeit in Nord-Deutschland und Skandinavien.
Fortsetzung. (Archiv für Anthropologie, Bd. XXVI,
Viertaljahnheft 2. Braunschweig 1899, S. 459 — 511
mit 116 Textabbildungen.)
Monteliua, Oscar. Heber die Chronologie der Pfahl-
bauten. (Corres poodenxblaU der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899,
8. 83 - 85.)
Muaeographie über das Jahr 1898. 1. Westdeutsch-
land. Redigirt von P. Hettner. Btteou verte» d’an-
ti<|uitä» er. B«lgii|ue. Par 11. 8 c hu er man». (West-
deutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahr-
gang 18. Trier 1899, 8. 37o — 430 mit Textabbildungen
und 8 Tafeln.)
Naohriohten über deutsche Alterthumafunde.
Mit Unterstützung de* König]. P reust. Ministeriums
der Geistlichen-, Unterrichts- und Medici uh] Angelegen-
heiten heratwg. von der Berliner OexelDchaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, unter
Bedaction von K. Virchow und A. Voss. Ergän-
zungsblätter zur Zeitschrift für Ethnologie, Jahrg. 8,
Heft 6, Berlin, A. Asher u. Co., 1896; Jahrg. 10,
Heft 1 — 4, ebenda 1899. Mit zahlreichen Abbil-
dungen im Text.
Naue, Julius. Bronsexeitgrab von Hammer bei Nürn-
berg. (Prähistorische Blätter, Jahrg. 11, München
1899, 8. 49 — 55 mit 1 Tafel.)
Naue, Julius. Neue Grubhügelfund« von Oberbayern.
(Prähistorische Blätter, Jahrg. LI, München 1899,
8, «5 — 68, 81 — 89 mit 2 Tafeln.)
KachU-ststtung einer vornehmen Frsu mit Heigsbeu aus
verschiedenen Culturperiodeu.
Nissen. Bericht über die Thätigkeit des Provinzial-
Mtiaurai in Bonn in der Zeit vom 1. April 1898 bis
81. März 1899. (Nachrichten über deutsch« Alter-
thuinafunde, Jahrg. X, Berlin 1899, 8. 33 — 36.)
Für die vorrSnmthe Abtbeilubg wurden Gegenstände der
Broiue-llullstatt- und La Tene-Zeit aus etuem Gräberfeld
bei Urmitz, sowie 3 Steinbeile aus der Gegend von Greven-
bruich erworben.
Noetling, Fritz. Ceber eine prähistorische Nieder-
lassung im oberen Zhob-Tbal in Baluchistan. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrgang 1898, 8. 460 — 471 mit 46 Text-
abbildungen.)
Noetling, Frits. Ueber prähistorische Niederlassungen
in Baluchistan. (Verhandlungen dar Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1899 , 8. 100 — 110
mit 13 Textabbildungen.)
Ohnefalaoh- Richter. Neues über Ausgrabungen auf
Cypern. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 1899, 8. 29 — 78, 298 — 400 mit
32 Textabbildungen.)
VgL V Anthropologie, turn« 10, Paris 1899, S. 708 — 712.
Olshausen. Kuocheuaache und Harz als Füllmanen
der vertieften Ornamente an Thongefässen. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 1698, 8. 546—549 mit 1 Textabbild.)
Olahauaon. Gesichts-Urnen. Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1899,
8. 129 — 167 mit 18 Textabbildungen.)
Olahauaon. Da# Gräberfeld auf dem Galgen bärge bei
Wollin. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie, Jahrg. 1899, 8. 217 — 220.)
Platon- Von tz, von. Bronzefund von Lancken auf
Wittow, Bügen. iCorresjxmdenzblatt der deutsehen
Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München
1899, 8. 25 — 27 mit 3 Textabbildungen.)
Preon, H. von. Ausgrabungen am Ochsenweg bei
Röttenbach am Inn, Ober- Oesterreich. (Prähisto-
rische Blätter, Jahrg. 11, München 1899, 8. 4 — 6 mit
1 Tafel.)
Rademaoher, C. Germanische Begräbniss-8tätten am
Niederrheiu. Neueste Ausgrabungen 1896. (Nach-
richten über deutsche Alterthumsfunde, Jahrg. X.
Berlin 1899. 8. 29 — 30.)
Ranke, Johannes. Die Vorgescliichte der Mensch-
heit, (Weltgeschichte, berausg. von Hans P. Hel-
molt. Bd, I, 1899, IV,, 8. 105 — 178 mit zahlreichen
Abbildungen.)
1. Die ältest«* o«ler psläolithische Cullurgeschichte deT
Menschheit. 2. Die l'alänntologir des oeolithischen Meeschen
in Europa. 3. Die Periwien aufdsmmernder Geschichte.
Ranke, Johannes. Neue Kühlen Untersuchungen in
Bayern. Künstliche Hohlen. Das Höhlenorakel de*
Ttophonios. (Beiträge zur Authropologie uud Ur-
geschichte Bayerns, Bd. 13, München 1899, 8. 20 — 24.)
Reinoeke, P. Zur neolithiscben Keramik von Eichels-
bach im Spessart. (Beiträge zur Authropologie und
Urgeschichte Bayerns, Bd. 13, München 1899, 8. 69
bis 72 mit 7 Taf ln und I Textabbildungen.)
Reinecke, P. Neolithisclie Station mit Bandkeramik
von Heidingsfeld bei Würzburg. (Beiträge zur Anthro-
pologie uud Urgeschichte Bayerns, Bd. 13, München
1899, 8. 73.)
Vorläufiger Bericht über Fumlstücke aus einer neolitlu-
sehen Ansiedlung in Unterfranken.
Reineoke, P. Urnenfelder der ältesten HalUuttzeit
in der Nähe von Birketifeld, Unter franken. (Beitrags
zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, Bd. 13,
München 1899, 8. 74.)
Reineoke, P. Der Warteberg bei Kirchberg in Nieder-
Hessen. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 1899, 8. 506 — 510 mit 12 Text-
abbildungen.)
Reineoke, P. Die Goldfund«* von Michatküw und
Pokuru. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie , Jahrg. 1899, 8. 510 — 527 mit
6 Abbildungen.)
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Urgeschichte und Archäologie.
Hei necke, P. Prähistorische Varia. I. Band verzierte
neolitbiarhe Keramik im Theissgebiet. II. Neolitlii-
»che Denkmäler aus Hessen. (Correspondenzblatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 30,
München 1809, 8. 27 — 32, 34 — 36 mit mehreren
Textabbildungen.)
Rösler. E. Neue Ausgrabungen nnd archäologische
Forschungsreisen in Transkaukasien. (Mai und Juli
1897.) (Fortsetzung.) (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 416
bis 453 mit 72 Textabbildungen.)
5. Ausgrabungen bei dem Dorfe Daschnlti, Kreis Sc husch«.
6. Vorhistorische Gräber aut' dem Berge „Kirs“ im Schu*
«chaer Bezirk. 7. Fortsetzungen der Ausgrabungen in
Cliüdshali, Bezirk Schuscha.
Rösler, Emil. Ausgrabungen in Transkauk Asien.
I Verhandlungen der Berliner Gesellschaft fiir Anthro-
pologie, Jahrg. 1899, 8. 243 — 291 mit 97 Toxtabbil-
düngen.)
Bohlosser, Max. Natürliche Höhlen in den Jahren
1894 — 1698 untersucht. I. lieber die prähistorischen
Schichten in Franken. II. Höhlenstudien und Aus-
grabungen bei Velburg in der Oberpfalz. HI. Aus-
grabungen und Höhlenstudien im Gebiet des ober-
pfälzischen und bayerischen Jura. IV. Höhlenstudien
im fränkischen Jura, in der Oberpfalz und im Ries.
V. Ueber Höhlen bei MOreiiheim (Mittelfranken) und
Ausgrabungen bei Velburg (Oberpfalz). (Beiträge zur
Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, Bd. 13,
München 1899, 8. 23 — 68 mit einigen Textabbildungen.)
Schlosser, M. Ueber Höhlen bei Mörnsheim (Mittel-
franken) und Ausgrabungen bei Velburg (Oberpfalz).
(Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899, 8. 9 — 14
mit 1 Abbildung.)
Sohmidt-Petersen. Moorfund in Schleswig-Holstein.
(Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899, 8. 57 — 58.)
Schultz. Bemerkungen zu vorzeitlichen Alterthümern.
(Zeitschrift des Vereins für Orts- und Heimathskunde
im Veste und Kreise Recklinghausen, Jahrg. 8, 1898,
8. 1—7.)
Schumacher, K. Pfahlbauten und Landantiedelungen.
(Globus, Bd. 76, 1899, S. 96 — 97.)
Schumacher, K. Einiges über vorrümische Wege.
(Globus, Bd. 76, 1899, 8. 249 — 250.)
Schumacher, K. Untersuchung von Pfahlbauten des
Bodensees. (Veröffentlichungen der Karlsruher Samm-
lungen, Heft 2, 1899, 8. 27 — 38 mit 2 Tafeln.)
Vgl. 1/ Anthropologie, t<»me 10, Paris 18Ö9, S. 706 — 707.
Schumacher, K. Gallische Schanze bei Gerichtstetten.
(Veröffentlichungen der Karlsruher Sammlungen,
Heft 2, 1899, 8. 75 — 84 mit I Tafel.)
Vgl. 1/ Anthropologie, tome 10, Paris 1899, 8.705 — 70«,
Schumacher, K. Zur prähistorischen Archäologie
Sud Westdeutschland*. (Fundberichte aus Schwaben,
Jahrg. 6, 1899, 8. 16 f.)
Schumann, H. Gräber aus dem Ende der Steinzeit
in Pommern. (Nachrichten über deutsche Altertbums-
fuude, Jahrg. 9f 1898, 8. 86 — 90 mit 5 Textabbild.)
Schumann, H. Skeletgrab der Völkerwanderungszeit
aus Friedefeld (Pommern). (Nachrichten über deutsche
Alterthumsf nnde, Jahrg. 9, 1898, 8. 93 — 91 mit
4 Textabbildungen.)
Schumann, Hugo, Bautnsarg-Grab mit Zwerg-Skelet
von Bodeuhagen b«i Colberg (Pommern). (Nach-
richten über deutsche Alterthumsfunde, Jahrg. 10»
Berlin 1899, 8. 1 — 9 mit 2 Textabbildungen.)
Vgl. L*Anthr*.pologie, ton» 10, Pari* 1899, S. 707 — 708.
Schumann, Hugo. Näpfchensteine aus der Umgegend
von Lebehn. (Monatsblätter der Gesellschaft für
Pomiuersche Geschieht« und Alterthumskunds, 1899,
Nr. 8.)
Seger, H. Schlesische Fuudchronik. (Schlesiens Vor-
zeit in Bild und Schrift, Bd. 7, Breslau 1899, 8. 531
bis 558 mit Textabbildungen.)
Steindenkmäler, die megallthischen , von Carnuc in
der Bretagne. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 340 — 341
mit 1 Textabbildung.)
Struck, Ad. Prähistorische Funde bei Kupanora in
Makedonien. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 539 — 546
mit 3 Textabbildungen.)
Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Redigirt von Rud. Virchow. Jahrg. 1898, Berlin,
A. Asher und Co., Heft 6. Mit Textabbildungen. —
Dasselbe, Jahrg. 1899, Heft 1 — 5, ebend. b°.
Bilden den Anhang zur „Zeitschrift für Ethnologie“;
vgl. unten.
Virchow, Rudolf. Ein Flachbei) au» Jadeit von der
Beeker Haide am Niederrhein. (Aus Sitzungsberichte
der preuss. Akademie der Wissenschaften.) Berlin,
G. Reimer, 1899. 7 8. mit 1 Abbildung, gr. 8°.
0,50 Mark.
Virchow, Rudolf. Bearbeitete Rhinocerosknochen
nus dem Braunschweiger Diluvium. (Correspondtnz-
blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie,
Jahrg. 29, München 1898, 8. 160.)
Vonderau, Joseph. Pfahlbauten im Fuldathale.
(Veröffentlichung de» Puldaer Geschichts-Vereins 1.)
Fulda 1899. 36 8. mit 2 Plänen und 7 Tafeln, gr. 4°.
3 Mark.
Voss, A. MHlheilung zur „Fibula“ von Ferclmu-
Kuhdorf bei Salzwedel. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8. 614
bis 616 mit 2 Textabbildungen.)
Voss, A. Zu den Schiffsfunden. (Nachrichten über
dänische Alterthumsfunde, Jahrg. X, Berlin 1899,
8. 45 — 47.)
Wagner, E. Die Grabhügelgruppe bei Salem (Ver-
öffentlichungen der Karlsruher Sammlungen, Heft 2,
1899, H. 55 — 74 mit 5 Tafeln.)
Wagner, E. Fränkisch -alemannische Friedhöfe von
Kichlersheiin und Hodmann. (Veröffentlichungen der
Karlsruher Sammlungen, Heft 2. 1899, 8. 85 f. mit
2 Tafeln.)
Wallbauten. (Hand Wörterbuch der Zoologie, Anthro-
pologie und Ethnologie, Bd. VITI, Breslau 1898, 8.486
bis 487.)
Waltor. lieber Alterthümer und Ausgrabungen in
Pommern im Jahre 1898. (Baltische Studien, N. F.»
Bd* 3, Stettin 1899, 8. 195 — 201.)
Wobor, Fr. Bericht über neue vorgeschichtlich«
Funde in Bayern. Für die Jahre 1897 und 1898
snsammengeetellt. (Beiträge zur Anthropologie und
Urgeschichte Bayerns, Bd. IS, München 1899, 8. 120
bis 150.)
Weber, F. Zur La TAno-Zeit in Ober- und Nieder-
bayern. (Correspondenzblatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899,
8. 1 — 3.)
Weber, F. Prähistorische Spuren in mittelalterlichen
Chroniken. (Oorrsepondenz blatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 30, München 1890,
8. 58 — 60.)
Weinzierl, Robert Ritter von. Das La T£ne-Grab-
fehl von Lungngest bei Bilin in Böhmen. Mit 49 Ab-
3*
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Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
bUdnngen im Text, 1 Grabfeldplane und 13 Lichtdruck-
tafeln. Htrtmg«g«b«n mit Unterstützung der Gesell-
schaft zur Förderung deutscher W inten schalt, Knust
und Literatur in Böhmen. Brannschweig, Fr. Vieweg
u. Sohn in Commission, 1899. XV111, 71 8. gr. 4*.
15 Mark.
75 Gräber und 8 Culturgrubeu mH zahlreichen Kunden
au* der Frth- and Mittel- Lu TI» Belt. VgL thriHtiste-
risebe Blätter, Jahrg. 11, München 1899, S. 61 — 64.
Mit! bedungen der Anthrcijvobiglsehen Gesellschaft in Wien,
Bd. M, N. F. 19, 1899, S. 92.
Wesel, 8. Die Hochacker und die Weiherscbanzcn.
Entgegnung. (Blätter de« schwäbischen Albvereins.
Tübingen 1899, Nr. 4.)
Winkler, C. Bronzc-Tumuli im Walde bei Forsthaus
Bannhol*. (Mittheilungen der Gesellschaft für Erhal-
tung der geschichtlichen Denkmäler im Elsas«, Bd. 19,
1898, 4 S. mit 3 Tafeln.)
Wolfenstetter, Joseph. Zinn zur Bronze aus dem
Fichtelgebirge? (Beilage zur Allgemeinen Zeitung,
Jlhtg. 1*99, Nr. 117.)
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner
n Oest
Dragicovio , Th. Neolithincbe Fundstätte auf den
„Kraljevine* bei Novi Seher. (Wissenschaftliche Mit-
theilnngen aus Bosnien und der Herzegowina, Bd. 6,
1899.)
Fiala, Franz. Bericht über die Ausgrabungen am
JDebelo Brdo hei Sarajewo im Jahre 1895. — Prä-
historische Bronzen aus Bosnien nnd der Herzego-
wina. — Die Ergebnisse prähistorischer Grabhügel
auf den Glasinac im Jahre 1890. — Die Ergebnisse
prähistorischer Grabhügel in Küdostbosnien im .Jahre
1897. — Da« Flach grftberfeld und die prähistorische
Ansiedelung in Sauskiinost. (Wissenschaftliche Mit-
theilnugen aus Bosnien und der Herzegowina, Bd. 6,
1899.)
Gorjanovic- Kramberger, Carl. Der paliolithische
Mensch und seine Zeitgenossen aus dem Diluvium
von Krupina tu Croatien. (Mittheihmgen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien, Bd. 29, N. F. 19,
Sitzungsberichte. 8. 65 — 68.)
Hauser, C. B. Die Gewanduadeln oder Fibeln im
Museum des Geschieht« verein». fGnrinthia 1. Mit-
theiltitigen des Geschichtsvercin* für Kärnten , Jahr-
gang «9, Klagenfurt 1899, 8. 71 — 77.)
1 . Fibeln aus der HaiUtatterzeit. 2. Die La T^ne-Flbeln.
3, Die Charnirrtibclo.
Hoemes, Moriz. Urgeschichte des Menschen. (Mit-
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. 29, N. F. 19, 1899, Sitzung« berichte, 8. 58 — 59.)
Skloptikonbildcr zu den vclksthümlichen Universitäts-
kursen.
Hrase, J. K. Die Onltorgruben bei Dobran in Böhmen.
(MiUheilungen der k. k. Central-Commission, Bd. 25,
Wien 1899, 8. 169 — 170.)
Gefunden wurden St eingerät he und Gefäassch erben.
Jenny, S. Prähistorische und römische Funde im
Khein - Com^ctionsgebiet. (Mittheilungen der k. k.
Central-Commission, Bd. 25, Wien 1899, 8. 55 — 56
mit 8 Textabbildungen.)
Kaindl, R. F. Archäologische Funde aus Galizien.
(MiMbeilungett der k. k. Central-Commission, Bd. 25,
Wien 1899. 8. 218.)
Knett, J. Drasenbofen al* prähistorischer Fundort.
' (Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte. Bedactions -Commisrion : M. Bartel»,
B. Virchow, A. Voss. Jahrg. 80, 1698, Heft 6.
Berlin, Verlag von A. Aslier u. Co., 1898. 8°. — Das-
selbe. Jahrg. 31, 1899, lieft 1—5. Ebenda 189«. 8°.
Mit Tafeln und Textabbildungen. Mit der Zeitschrift
zugleich werden die * Verband langen der Berliurr
Gesellschaft für Anthropologie etc.“ herausgegeben.
Als ErgünznngshläUer erscheinen die „Nachrichten
über deutsche Alterthumsfunde“ (vgl. oben).
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte und
Kunst. Hrsg, von F. Hettuer und J. Hansen.
Jahrg. 18. Trier, Jac. Lints*eche Verlagsbuchhandlung,
1899. 4 Bl., 430 8. mit 12 Tafeln und mehreren
Textabbildungen. 8®. 15 Mark.
Als Beilage erscheint ein „Korrespondenzblatt“ (1899,
240 8p.); vgl. eben.
Zeppelin, Graf Eberhard. Ueber die ethnographi-
schen Verhältnisse der prähistorischen Bodenaeebevöl-
kerung. (Korrespondcnsblatt der deutschen Gesell-
•ebaft für Anthropologie, Jahrg. 80, München 1*9?,
S. 91—94.)
erreich.
in Wien, Bd. 29, N. F. 19, Sitzungsberichte, 8. 41
bis ö2.)
Makowsky, Alex. Der Mensch der Diluvialzeit Mftknoi
mit besonderer Beziehung der in den mineralogisch-
geologischen Sammlungen der k. k. technischen Hoch-
schule in Brünn verwahrten Fundobjecte. (Ans Fest-
schrift der technischen Hochschule.) Brünn, C. Wlnik«r,
1899. 52 S. mit 9 Lichtdruck tafeln, gr. 4°. 4,80 Mark.
Makowsky, Alexander. Bearbeitete Mammutknocbea
aus dem Löss von Mähren. (Mittheil nngen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien. Bd. 29, N. F. 19,
1899, S. 53 — 57 mit l Tafel und 1 Textabbildung)
Mazegger. Die Uroengriber von Welsberg im Puster*
thftle. (Mittheil n ngeu der k, k. Central-Commission,
Bd. 25, Wiuu 1899, 8. 93 — 94.)
Miske, Kälmän Freiherr von. Prähistorische Werk*
stättcnfuude ans Velem — 8t. Veit bei Gun*. (Mit-
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899. Sitzungsberichte S. 6
bis 11 mit 20 Textabbildungen.)
Miske, Kdlman Freiherr von. Hirschhorn-Artefakts
der prähistorischen Ansiedelung Velem — 8t. Veit
(Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899. Sitzungsberichte 8. 13
bis 15 mit 14 Textabbildungen.)
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale. Neue Folge der Mitihri-
lungen der k. k. Central-rommission für Erforschung
und Erhaltung von Baudenkmalen. Hrsg, unter der
Leitung Hr. Excellenz des Präsidenten dieser Com-
mission Dr. Joseph Alexander Freiherr» von
Helfen. Beclacteur: Dr. Karl Lind. Bd. 25, Wie«
und Leipzig in Commission bei W. Braumöllvr, 1»*J-
226 B. mit 132 Abbildungen und 22 Tafeln. 4 .
10 fl.
Mittheilungen der Anthropologischen Gesell*
schaft in Wien. Redaction»*Comit6: Carl Toldt,
Franz Heger, Moriz Hoemes, Rudolf Me-
ringer, E. Zuckerkand), Joseph Hzombaiby.
Redacteur: Philipp Pnulitschk e. Bd. 29.
neuen Folge 19. Bd.) Mit 137 Text - Ilhutratioose,
9 Tafeln, 7 Tabellen und 5 Plänen. Wien, in Com*
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Urgeschichte und Archäologie.
luUftinn bei Alfred HSlder, 1899. IV, 266 8. um] 73 8.
Sitzungsberichte. 4°. io fl.
Müllner, Alf. Ein Brand gräberfeld aus der Zeit der
Rumorherrschaft in Laibach. Fortsetzung. (Argo.
Zeitschrift für kraiuische Landeskunde , Jahrg. 6,
Laibach 1898 , Kr. 11, 12 mit 1 Tafel. Jahrg. 7,
1899, Nr. I, 2.)
Müllner, Alf. Die Urne mit barbarischen Ornamenten
von Slepsek bei Nasaenfufls. (Argo. Zeitschrift für
krainische Landeskunde, Jahrg. 7, Laibach 1899,
Nr. 2 mit Abbildungen.)
Müllner, Alf. Eisenwaffen aus Kt. Michel und Watsch
der Collection Prinz WindischgrÄz. (Argo. Zeitschrift
für krainiscbe Landeskunde, Jahrg. 7, Laibach 1899,
Nr. 3 mit Abbildungen.)
Müllner, Alfr. Urna mit Bronzeknöpfen. (Argo.
Zeitschrift für kraiuische Landeskunde, Jahrg. 7,
Laibach 1899, Nr. 9.)
Richly, Heinrich. Prähistorische und frühgeschicht-
liche Verbindungen zwischen dein südlichen Böhmen
und der Donau. (Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. 29, N. P. 19, 1899. 8. 85 — 91.)
Richly, Heinrich. Prähistorische Funde aus der
Gegend utn Rudolphstadt im südlichen Böhmen. (Mit-
theünogen der k. k. Central-Commisston , Bd. 25,
Wien 1899, 8. 212 — 214.)
Btraberger, Jos. Prähistorisches und Römisches aus
Ober-Oesterreich. (Mittheilnngen der k. k. Oentral-
CommiiliOB, Bd. 25, Wien 1899, 8. 166 — 169 mit
5 Textabbildungen.)
Szombathy, Joseph. Bemerkungen zu den diluvialen
Säuge thierknochea aus der Umgebung von Brünn.
(Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien. Bd. 29, N. F. 19, 1899, 8. 78 — 84 mit 4 Text-
abbildungen.)
Entgegnung auf die Ausführungen Makowsky’s, S. 53
Mt 57.
Truhelka, Ciro. Documenta prehistorique» de Bonn io-
Herc/govine. 8aray/?eo 1899.
Weinzierl, Robert von. Prähistorisches. (Mitthei-
lungen de» Nordböhmischen Excursionsclub», Jahrg. 22,
Leipa 1899, 8. 82—85.)
Wieser, Fr. R. von. Der Urnenfriedhof von Wein-
berg. Prähistorische Wallburgen und Ansiedelungen
bei Heia und Kastelruth. Innsbruck, Selbstverlag des
Yerf. 1899.
A «gezeigt in den Prähistorischen Blättern, Jahrg. 11,
München 1899, S. 79— 80.
Wisnar, Julius. Prähistorische Gräberfunde in Znaim.
(Mittheilnngen der Anthropologischen Uesellschaft in
Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899. Sitzungsberichte, 8. 64
bis 65 mit 1 Textabbildung.)
Zellzko, J. V. Ueber einige prähistorische Armbänder
aus Südböhrnen. (Mitthsüungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899, Sitzungs-
berichte, 8. 59 — 61 mit 8 Textabbildungen.)
in. Schweiz.
Anzeiger für Schweizerische Alterthumskunde. Indi-
efttenr d'nntiquiiA» suinses. Amtliches Organ des
Schweizerischen Lamlesmunenms, des Verbandes der
Schweizerischen Alterthumsmuseen und der Schweize-
rischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunst-
denkmäler. Neue Folge 1. Zürich 1899. 8°. 3,25 fres.
Book, Q. Der Urmensch. Kritische Studie. Basel.
A. Geering, 1899. 62 8. gr. 8°. 1 Mark.
Vgl. L* Anthropologie, toms 10, Paris 1899, 8. 689.
Bernoulli , Daniel. Vorhistorische Gräberfunde aus
dem Binnenthal (Obsrwallis). (Anzeiger für Schweize-
rische Alterthum* künde, N. F. 1, Zürich 1899, 8. 57
bis 66 mit 1 Textabbildung und 1 Tafel.)
Felionborg, Edm. von. Ein Urnengrab aus der
Bronzezeit zu Uelp. (Anzeiger für Schweizerische
Alterthumskunde, N. F. 1, Zürich 1899, 8. 66 — 70
mit 1 Textabbildung.)
Heierli , J. Die archäologische Karte des Cantons
Aargau, nebst allgemeinen Erläuterungen und Fund-
register. (Aus: „Argovi*", Bd. 27, 1898.) Aarau,
H. R. Bauerländer u. Co., 1899, 100 8. mit 1 färb.
Karte, gr. 8°. 3 Mark.
Besprechen in den Prähistorischen Blätter». Jahrg. 11,
München 1899, 8. 60 — 61.
Mellet, Jules. Le« FouiUe» da Buy, entre Cbeeesiix
et Murrens (Vaud). (Anzeiger für Schweizerische
Alterthumskunde. N. F. 1, Zürich 1899, 8. 18 — 20
mit 2 Textabbildungen.)
Unter den Kunden befanden sich such einige vorrömiscltr.
Pitard, Eugene. Sur des restes humain* provenant
de diverses Station» lacustre* de l’&ge du bronas.
(ArCh. des Sciences pbvsic. et natur., toms 7, Genf
1899, 8. 349 f. mit 4 Abbildungen.)
Reber, Burkh. Monuments pr4historlque* et legendes
du Valais. (Le Valais romand , Gendvs 1898, Nr. 51
bis 56.)
Schenk, A. Description des restes humain* prove-
nant de söpulture« nfolithiques des snviron« de Lau«
sänne. (Bulletin de la Boci4t<* Vauduisc de» Sciences
natur., toms 34, 1898, Nr. 127.)
Schürch, Otto. Neue Beiträge zur Anthropologie der
Schweiz. Mit 18 Tafeln, enth. 32 Reprodurtionen von
prähistorischen Unterkiefern von Schädeln. Bern
1900 { 1 899), Kchrnid u. Francke in Comm. 118 8.
gr. 4°. 7 Mark.
Ulrich, R. Da* Gräberfeld von Orinasca * Arbedo.
(Anzeiger für Schweizerische Altert hmnskunde, N. V. 1,
Zürich 1809, 8. 109 — 119 mit 3 Tafeln.)
IV. Grossbritannien.
Abercromby, Jones. The Pre- and Proto -historic
Finns both Lastern and Western with the Magic
Songs of the West Finns. 2 vol., London, D. Natt,
1898. XXIV, 363 nnd XXIII, 400 8. mit zahlreichen
Abbildungen und Karten.
Angexeigt von Volkov ln L’Antkropob^gle, tome 10,
Paris 1899, S. 460 — 463j von M. Hnerne» lu den Mit*
theilungeti «Irr Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. 29, N. F. 19, 1899, S. 59.
Anderson, Joseph. Note* on the contents of a amall
cave or rocksheiter at Druimvargie, Oban; and of
time tbell-mounds in Orousay. (Proceedinga of the
Society of Antiquaries of Scotland, vol. 32, 1898,
B. 298 — 313.)
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22
Verzeichnis* der anthropologischen Literatur.
Anderson, Joseph. Notice« of the pottery, bronze
and other articles discovered dtiring the excavation«
of the rotnan Station at Ardoch. (Proceeding* of the
Society of Antiquarien of Scotland, vol. 32, 18#*,
8. 453 f.)
Cantnil, T. C. Not« on a Collection of Object* from
a Cairn in llrcconshire. (Journal of the Anthro-
pological Institute of Great Britain and Ireland, N.8.
vol. 1, 1898, 8-3 — 4 mit 10 Textabbildungen.)
Charlcson, Malcolm Mackonzie. Notes on «ome
■tone implementa and other retica of the early inhabi*
tants of Orkney. (Procecding* of the Society of Auti-
quarle« of flnflB— B, vol. SS, 1898, 8. 386 f.)
Clinch, Q. Prehinorie man ln the neighbourbood of
the Kent and Burrey border. Neolithic age. (Journal
of the Anthropological Institute of Great Britain and
Ireland, N. 8. vol. 2, 1899, 8. 124 f.)
Coles, Fred. R. Notice» of the discovery of a eist
wiih a double burtal at Ratho quarry. (Proceoding«
of the Society of Antiquaries of Scotland, vol. 32,
1898, 8. 44 f.)
Duncombo, CeoiL Kvidence of Lake Dwellinga on
the Bank« of the Costa, near Pickering, North Riding
of Yorkshire. (Journal of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland, N. S. vol 1, 1898, S. 150
bi« 153 mit 1 Tafel.)
Frames, Minett E. On «ome «tone im p leinen t* found
in a cave in Griqualand-Kast, Cape colony. (Journal
of the Anthropological Institute of Great Britain and
Ireland, N. S. vol. 1, 1899, 8. 251—257 mit l TatVl.)
Hutcheson, Alex. Notice of the discovery of a burial-
plnce of the bronze age on the kill of West niains
of Aucliterhouee. (Proceeding« of the Society of Anti-
qoaries of Scotland. vol. 32, 1898, ß. 205 f.)
Jones, T. Rupert. Exhibition of 8ton« Implement«
from Swaziland, South Afrtca. (Journal of the Authro-
pological Institute of Great Britain and Ireland, N. 8.
vol. l, 1898, 8. 48 — 54 mit 2 Tafeln.)
Journal, the, of the Anthropological Institut** of Gn-at
Britain an Irelaud. August and Nuvetnbre , 1898.
New 8eries. Vol. 1, No». 1, 2. (Old Serie«. Vol. 28,
Nos. 104, 105.) London, .by Kegan Paul, Trencli,
Trühner k Cu. gr. 8°.
Kno wlen, W. J. Irish flint «crapers. (Proceeding« of
the Royal Societv of Antiquarie» of Scotland, vol. 32,
1898, 8. 367—390.)
Leith, George. On the cave«, »hell mound« and «tone
implemenu of 8outh Africa. (Journal of the Anthro-
pologicAl Institute of Great Britain and Irelaud, N. 8.
vol. 1, 1899, 8. 258—272 mit 2 Tafeln.)
Munro, R. Prehiatoric Scotland and its place in
European civilisation. London , W. Blackwood and
8ons. IBM.
Myres, J. L. t’opper and Bronze in Cyprus and South-
East Europe. (Journal of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland, vol. 27, 1898, 8. 171
bi« 177 mit 1 Tafel.)
Pitt-Rivere. Excavations in Cranbome Chase, near
Kushmor* on the border* of Dorset and Wilta, 1893
bi* 1896. Vol. IV. Printed Prlvately, 1898.
Aogr zeigt in Journnl of the Anthropological Institute of
Great Uritain and Ireland, N. S. vol. I, 1898, S. 173—175.
Proceeding* of the Society of Antiqu&riea of
Scotland. Vol. 32, Edinburgh 1898.
Reid, A. G. Notice of an urn and bronze «word
found on the farm of Bailirland« in tbe pari sh of
Auchterarder. ( Proceeding« of the Society of Anti-
qtiaries of Scotland, VOL 32, 1898, 8. 314 f.)
Smith, Ceoil. Kouille* ä Melos, 1897. (Aus: l'Annuaire
de l’fecole anglaise d' Athene« pour 1897.) London
1898. 4°. 30 8.
Mycenische und vormycenitche Funde. Angezeigt in
l’Anthropologie, tome 10, Paris 1898, S. 209 — 210.
Wilson, T. Prehistoric Art; or Origin of Art as mani-
fest ed in Works of Prelristorie Man. London, Wesley.
1899. MO 8. 8°.
V. Frankreich.
L’ Anthropologie. Matdriaux pour PbiBtoire de 1‘horame
— Kevue d'anthropologie — Uevne d’rthnographic
rduniB. Paraiasant toua les drux mois. Redacteurs
en chef: >1. M. Boule-Verneau. Bulletin biblio-
graphique, par M. Den i kor. Tome 10, ann^e 1899.
Pari«, M&'«on et Cie., 1899. 2 Bl., 768 8. mit. 292
Textabbildungen, 2 Tafeln und 3 Karten. 8®. 28 frc*.
der Jahrgang.
Aveneau de la Grancidre. Fonille« du tumulu« de
Ooetnan en Malgudnac, canton de Olegnerrc(Morbihan).
(Extr. du Bulletin de la Sociltd polymatbique du
Morbihan.) Vannes 1898. 8 8. 8®.
Iu der Grabstätte wurden Gegenstände aus der Bronze-
zeit gefunden.
Aveneau de la Granciöre. De quelques «dpulture«
de lYpoque du bronze en Arraoriqae occidentaie. L’or
dan« la ddcoration des manches de poignard. Saint-
Brieuc 1899. 16 8. mit 1 Tafel. 8®.
Vgl. ^Anthropologie, tome 10, Paris 1899, S. 578 — 579.
Aveneau de la Granciöre. Seizc «6puiture« de l’&ge
du bronze en Basse - Bretagne. (Revue mensuelle de
Pßcol* d’Anthropologie de Paris, annded, 1898, Nr. 5
mit 1 Karte.)
Aveneau de la Granciöre. Le bronze dans la erntre
de la Bretagne-Armorique, Cachettr de fondettr decou-
verte « Fourdan Ml Guern, OftltOD de Pontivy, Mor-
bllian. (L1 Anthropologie, torae 10, Tari« 1899, 8. 158
Ina 171 mit 9 Textabbildungen.)
Baillot und G. Chauvet. Ddbnts «ur lea pröhisto-
riques ßgyptien et Charentaix. (Bulletin mensuel de
la soci^td arch&dogique et liistorique da la Charente.
Ruffec 1899, Nr 3!)
Barthdlemy, de. Rapport «ur le* fouillea ex^cutres
par Paul du Chatellier, dati« deux tumulu* ä
Plouneour- Lauveni (Fini»tere). (Bulletin arch&>*
logique, 1898, 8. 89 f.)
Baye, J. Baron de und Th. Volkov. Le giscraent
paleolithique d’Aphontova-Gor» pres de Krasnoiarsk
(Rusflie d'Asie). (L’Authropologie , tome 10, Paris
1899, 8. 172 — 178 mit 3 Textabbildungen.)
Berta ux, £mile. fetude d’un type d’habitation primi-
tive. Trulli. casellc et «pecchie de« Ponilles, (Annalea
de g&>graphie, 1899, 15 mai.)
Ausführlich besprochen von Keinach in 1/ Anthropologie,
tome 10, Paris 1899, S. 590 — 594 mit 3 Abbildungen.
Boaseboouf L, und Chaumier. Crvpte prehistoriqne
de Manthelan. (Bullet, de I» 8oci^t4 arch£ologique
de Touraine, tome 11, 1898, 8. 461 — 471.)
Boulanger, C. Le menliir de Doingt. Pari», Leroux,
J8f 8. 40 8. mit 3 Tafeln. 8®. 2,50 fre«.
Vgl. L’Antbropologie, tome 10, Pari« 1899, 8. 453.
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23
Urgeschichte und Archäologie.
Boulanger, C. La pierre de Sainte-Radcgonde et les
j_r i — ; de Saint -Martin. Paris, Leroux, 1899. 43 S.
mit Abbildungen. 12°.
„L'auteur dtkril «leui poltasoirH et racente les legende»
chr^iieaae» qui s’y rattmheni. Descriptinns et rteit» »ont
eatremelis de digreMion* g£n£ntl«s nur U prehi*toirett ;
vgl. L' Anthropologie, t»me 10, l’sri* 1899, S. 577.
Boulanger, C. La grotte molithique de Sormont.
Paris, Leroux, 1900. 24 8. 12'».
Boule, M. ot A. Verniöro. L’abri sonn röche du
Uond pri*s Saint- Aroons-d' Allier (Haute -Loire).
(I/Authropologie, tome 10, Pari» 1899, 8. 386 — 396 mit
23 Textabbildungen.)
Bulletin de la 8oci6t6 normande d’dtude* prehisto-
riques, tonte 6, annee 1898. Louvier» 1899.
RrtVrat von M. Boule in [/Anthropologie , tome 10,
Pari* 1899, S. 572 — 573.
Bulletins de la Soeiötä d’Anthropologie de Paria.
8£r. IV', tome 9, Pari» 1898, fase. 4 — 6. Tome 10,
1899, fase. 1, 2.
Capitan, L. Präsentation d’une Serie de pieces prove-
nant de la ballastiere de Chelle». (Bulletins de la
8oci4t4 d Anthropologie de Paris, sör. 4, tome 9, 1898,
fase. 5.)
Kunde der jüngeren Steinzeit.
Capitan, L. Les nculptures de la dalle de recouvro-
ment du dolmen dit la „table de marchands“. (Revue
mensuelle de FEoole d' Anthropologie de Paris, ann£e 9f
1899, 8. 183 f. mit 2 Abbildungen.)
Capitan, L. La Science präbistorique , »es nnSthodes,
(Revue mensuelle de l'ilcole d* Anthropologie de Paris,
annee 9, 1899, Nr. 11.)
Caraven-C&ohin, Alfred. Description geographique,
geologique, pahkmtologique, palethnologique et agro-
notnique de« däpartemeuts du Tarn et de Tarn-et-
Garonoe. Toulouse, Privat et Paris, Massen et Cie.,
1898. 20 frea.
Allgezeigt in (/Anthropologie , t«mc 10, Paris 1899,
8. 318 — 320.
Chatellier, P. du. Carte des lumulus et des trou-
vailles de bronze du däpartement da Finistere
(1899).
Chatellier , P. du. Le bronze d&ns le Finistere.
(Extr. da Bulletin de la Societ6 archfologique da
FtniatAre.) Qalmper, 1899. 56 8. 8°.
Angezeigt von Cartsilbsc in V Anthropologie, Unuc 10,
Paris 1899, S. 457 — 458.
Chatellier, P. du. Quelques monuments de la com-
mune de Floue»cat( Finistere). (L’Anthropologie, tome
U', Paris 1899, 8. 54 — 56 mit 1 Abbildung.)
Chatellier, P. du. Exploration du dolmen de Kervdret
en Plomeur (Finistere). (L* Anthropologie , tome 10,
Paris 1 899, 8. 424 — 429 mit 6 Textabbildungen.)
Chauvet, Q. Fouilles au Champignon , commune de
Garden (Charente). {L’Anthropologie, tome 10, Paris
1899, 8. 290 — 293 mit fl Textabbildungen.)
Chauvet, G. Renseignements nur les monuments
m4galithiques de rarrondissement de Confoleus. (Bul-
letin mensueJ de la »ociet^ urch&rlogique et hlstorique
de la Charente. Ruffec 1899, Nr. 3.)
Collard, G. Notice sur l’äge de pierre en Kurope,
suivie de quelques consid^rations sur Page de brouze,
les habitatious lacuitre» et les monuments megalit biques.
Auch, Capin, 1899.
Collin, E. Silex oavräs de« dtpartements de SaAne-
et- Loire et d'Ailier. (Bulletins de la Bociott d’Authro-
pologie de Paris, »er. 4, t<»me 9, 1898, fase. 5 mit Ab-
bildungen.)
Funde au» der Eiteren Steinzeit.
Dosmorgue. Contribution X la pr^histoire de la pro-
vince d’Oran. (Revue mensueUe de l'ficole d1 Anthro-
pologie de Paris, tome 9, 1899, 8. 30 f.)
Doudou, Ernest. fctudo sur les cavernes d'Engis.
(L1 Anthropologie, tome 10, Paris 1899, 8. 522 — 535
mit 1 Textabbildung.)
Dubua, M. A. Contribution» ä l’etude des dpoques
pahkdithique et ntalithiqne des Station« de Blcville,
la Mare-aux-Clercs et Frileuse, pro» le Havre. (Bul-
letin de la Societ£ d’ Anthropologie de Paris, sdr. 4,
tome 9, 1898, 8. 328.)
Vgl. I.' Anthropologie, tome 10, Paris 1899, S. 323 — 325.
Foujou, G. Bilex et poteries des foyera de Yilleoeuve-
Saint-George« (8eine-et-0ise.) (Bulletins de la 8od4t4
d 'Anthropologie de Paris, sdr. 4, tome 9, 1898, fase. 5.)
Foujou, G. Ossemeuls humains däcouverts dann une
couche de terre argilease, u Annay-sou« Cr4cy (Eure-
et-Loir.) (Bulletins de la Society d'Anthropologie de
Paris, s£r. 4, tome 10, Paris 1899, fase. 2.)
Fouraier, E. Decou verte d'un camp de l’lpoque nt?o-
lithique dans la vallee du Doubs, aux euvirons de
Besan^on. (L' Anthropologie, tome 10, Pari» 1899,
8. 57 — 58 mit 1 Tafel.)
Gagnier , G. Megalithes d'Auvergne. Tumulus et
ganotaaii-ea. (A travers le monde, nouv. s^rie, annee 4,
1698, 8. 241 — 244 mit 5 Textabbildungen.)
Görin-Ricard , H. de. Statistiqne pn'-histnriqae et
protohistorique des Bouches-du- Rhone, du Var et des
Basses-Alpes. Marseille 1898. 36 8. 8°.
Angezeigt io I/Anthropologie, tome 10, Paris 1899,
S. 690 — 691.
Haray, E. T. Note« sur les ailex taillea d’KuI-Ch&-
San Hao (Mongolie). Paris 1899.
Hamy, E. T. Boulogne dans l’antiquitA Boulogne
1899. gr. 8°. 52 8.
Enthüll «Ue 3 Perioden : Le Boulonnaift prthUtorique,
Boulogne rtunain und le Boulonnsi» »ous le» Merovingien«.
Hervd, Georges. Populations mesolithique» et neo-
lithique* de PF.spague et du Portugal. (Revue meu-
suelle de l’ilcole d'Anthropologie de Paris, annee 9,
1899, 8. 205 f.)
Jacquot, L. Les Troglodytes wpsgnol« d’Oran.
(L1 Anthropologie, tome 10, Paris 1899, 8. 192—193
mit l Plan.)
Kirwan, C. de. Le dringe de No4 et tes mees predi-
lu vienne«. Paris, Blond et Barral, 1899.
Kris, Martin. L'Apoque quaternaire en Moravie.
Suite II. La caverne .Kostelik*. (1/ Anthropologie,
tome 10, Paris 1899, 8. 257—280 mit 28 Textabbild.)
Labadie-Lagrave, G. Le» pygmles de l äge de pierre.
(Le inagasin pittoresque, ann6e 66, 1898, 8. 35.)
La Croix. 1/es fouilles architologique* de Saint-Maur-
de-Glanfeuil (Marne- Loire). Poitiers, Blay et Roy,
1899.
Lafan, G. Sur la prteence d’une statiou de la pdriode
ntaliiliique ä Chardonni£res, prös M&con. (Bulletin
de U BocMtA d'histoire natur. 1898. 12®.)
Laigue, L. de. Lee monuments mdgalithiques de la
province de Drenthe (Pays-Bas). (L'Andiropologie,
t^ime 10, Paris 1699, 8.1— 20, 179 — 191 mit ^Text-
abbildungen.)
Laville, A. Sepultures auciennes d’Orly. Bulletins
de la BoeUt4 d'Anthro^iologie de Paris, stfr. 4, tome 9,
1898, fase. 5 mit Abbildungen.)
Laville, A. Coupe prise ä cdtd du gisement ä osse-
meuts humains et ä »ilex taill^s d’Aunay-sous-Cröcy.
(Bulletin« de la Soctetä d'Anthropologie de Paris,
»er. 4, tome 10, 1899, fa»c. 2.)
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24
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Laville, A. Coach« infr* • -udolilhique ru« Dsubentou
(Paris). (Bulletin» de la Societd ({'Anthropologie de
Paria, flte. 4, tome 10, 1899» fase. 2.)
Liavillc, A. Station neolitliique de Presnes-les-Kungi».
(Bulletin« de la Socidtd d'Authropologie de Paria,
•er. 4, tome 10, 1800, 8. 78 f.)
Morgand, E. L’homme terti&ire. These de la Faculte
de mtklecine. Paris, Jouve, 1808.
Angezeigi von L. L»loy in L’ Anthropologie, tome 10,
Psria 1999» S. 104.
Mortillet, A. de. Pointe« de rieche* de Sadue-et* Loire.
(Bulletins de la Boeidtd d'Authropologie de Pari*,
»er. 4, tome 9, 18»H, fase. 6.)
Mortillet, A. de. Carapigny et le Campignien. (Bul-
letin* de la 8oc»dtd d’Authropologie de Pari*, »er. 4,
tome 10, 1899, 8. 38 — 82 mit Abbildungen.)
Piette, Edouard und J. Sacaze. I.e* tertre* fnndrairts
d’Avezac-Prat (Huntes •Pjrdntes); album par J. Pllloy.
Paris, Matson et Cie., 1899. 28 S. mit 29 Tafeln,
gr. 4°. 25 frcs.
Piroutet. Station de Mornö ou de» F.ngouÜron* (Jura).
(Bulletin* de la Bociete d'Anthropologie du Pari»,
»er. 4, tOIM 9» 1*98. fusc. &.)
Beschreibung neolitbitcher Funde.
Pitard, Eugöne. 8ur de nouveaux crnne» provenant
de diverses Station» lacustru* de l'dpnque udolithique
et de l’Äge du bronxe en Baisse. (L'Antbropologie,
tome 10, Pari» 189», 8. 281 — 289 mit 8 Textabbil-
dungen.)
Quilgars, Henri. L’indu»trie des silex a cotitour»
gdomet-riques aux environs de üudrande (Loire-
inferieure). (1/ Anthropologie , tomo 10, Pari* 1899,
8. 671 — 676 mit 4 Textabbildungen und 1 Karte.)
Reinaoh, Balomon. Un nouveau texte nur l’origin«
du commerce de l’etain. (1/ Anthropologie, tome 10,
Pari* 1899, 8. 397 — 409.)
Reinaoh, Balomon. Nou veile« ddcou verte» *geeuue«.
(1/ Anthropologie, tome 10, Pari» 1899, 8. 513 — 521
mit 12 Textabbildungen.)
Reinaoh, Balomon. Le corail dan« l’industri© celtique.
(Revue cultique, tom. XX, 1H99, Janv.-Avril; Auszug
in L‘ Anthropologie, tome 10, 1899, 8. 677 — 887.)
Angezcigt io den Prähistorischen Blättern, Jabrg. 11,
München 1899, S. 76 — 78.
Revue meneuelle de l*£cole d'Anthropologie de
Paris. Bewdl wensuol. Aaste 9, 1899, Nr. 1 — 10
(Jan.-Octob.). Pari», Fulix Alcau. 8°.
Erscheint am 15. jeden Mount»; Jahresabonnement 10 freu.
Rollain, A. llabitation» neolithiques du pUtMU des
Hautes-Bruyeres (Vülejuif). (Bulletin» de la Societe
d’Anthropologie de Paris, »er. 4, tome 10, 1899, 8. 2(to
bi* 219.)
Vgl. L' Anthropologie, tmne 10, Pari* 1899, S. 693 — 694.
Romain, G. Lindustrie campignienne datis le« i*n-
viro&l du Havre. (Revue mensueUe de l'fccoled’AnLhro*
pologk* de Paris, annd© V, 1899, 8. 133 f.j
Bauvage, H. E. Le tumnlu» funeraire de Wimeretuc.
Boulogne-*ur-mer, Hamain, 1898.
Servant, Stephane. La prdhistoirv de la France, hx
France de* premiem wge», pour »ervir d’introducthn
» Phistoirt de uotre pays. Pari*, Hchleicher, 1898.
18°. Mit 4 Tafeln und 45 Abbildungen.
Band 5 der „linre» d’or de 1« Science* (Sectiou pre-
hittoriqne).
Thieullon, A. Lettre « M. Chauvet. Pour faire
suite aux vdritables Instruments umicl» de l'dge de
la pierre. Pari» 1898. 22, 4, 3 8. 8°.
Vgl. CeutralbUtt für Anthropologie, Band 4, Jena 1899,
&. 278 — 279.
Thieullon, Ad. l*e» pierre» perede». (Bulletin« de U
Hocietö d'Anthropologie de Paris, »er. 4, tome 10,
1899, fase. 2.)
Vauville, O. Nouvellea ddcouvertes f&ite* place Saint*
Andre-dcM-Aris et rue da la Harpe. (Bulletins de t*
Socidte d' Anthropologie de Paris, sdr. 4, tome 9, I8W,
8. 432 f.)
VauvillA, O. Sdpnlture hnmaine et meutes a ecraier
le grain de Vanxrecis. (Bulletins de la Sociüte d’Anthio*
pologie de Paris, »Ar. 4, tome 10, 1899, fase. 1.)
Vauvilld, O. Dolmen de Mi**y-*nx-Boi» , canton de
Viedft-Alm (Aisnu). (Bulletins de la bocidtd d' Anthro-
pologie du Pari*, NT« 4, MM lu, 1899, 8. 71 f.)
Verneau, R. Le» nouvelles troovsille* de M. Abbo
dan» la Barma-Orand« prto de Menton. (L’ Anthro-
pologie, tome 10, Paris 1899, 8. 439 — 452 mit 14 Text-
abbildungen.)
Zaborowski. VftUigss ntolithique* de* bord* de U
Beine. (La Nature, 1898, Märx 19.)
Zaborowski. La souebe blonde en Europe. (Bulletin*
de la Bocidtd d’Anthropologie de Pari«, §dr. 4, tome ?,
1898, fase. 5.)
Zaborowski. La Periode rx-olithique dan» TAfriqu»
du Nord. (Revue msosuelle de l’fccole d’Anthropologi«
de Paris, anuce 9, 1899, Nr. 2.)
Vgl. Centralhistt für Anthropologie, Bd. 5, 1900, S. IW
bi* 110.
VI. B
L’&ge de la pierre au Congo. (La Helgique coloniale,
1899, Febr. 6.)
Ceuleneer, A. de. Lus dolmena et le» grunds. (Le
musee beige. 1899, April 15.)
Loö, Baron Alfred de. Fouille d’un cirnetiero du
promier äge du für u Biex (Brabrtut). (Auunlea de
la Societe d'archeologie de Bruxelles, tome 12, 1898.
8. 57.)
Puydt, Marcel de. Note» sur quatre instrumenta en
e 1 g i e a.
pierre. (Bulletin de la Socidtd d’Anthropologie de
Bruxelles, tome XV. 1898 mit 1 Tafel und 2 Text-
abbildungen.)
Stainicr , Xavier. L’&ge de la pierre an Congo.
Annale» du Mii84 du Congo, »««r. 3, tome 1, Bruxelles,
1899, fase. 1 mit 5 Tafeln und 1 Karte.)
Referat von M. Boule in 1/ Anthropologie , tom« 10,
l*»ri» 1899, 8. 685 — 586; von Buschan Im Central Matt
tür Anthropologie, Bd. 4, Jen» 1899, 8. 367 — 369.
VII. Spanien. Italien.
Andrade, Ad. Tombu a pozzo con vasi dipinti apparte- Ardu Onnis, E. La Bardugna preistorica. Not« di
nenti ad an su|xdcrcto preromano della necropoli paletuologia. (Estr. Atti dulla 8oc. Rom. di AntropoL 5,
d«ll' ADtica Genua. (Notizie degli »onvi di antichitä, 1698. 8. 293.) 82 S. 8°.
MiUno 1898, 8. 395 f.) Bclladoro, A. Nuove eiplornzioni delle »tazioni lacustri
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Urgeschichte und Archäologie. 25
di l'aeengo ne) Ingo di Garda. (Bulletino di palet no-
lngia itaiiana. Bur. 3, ton»o 5, Parma 1899, Nr. l
hin 3.)
Brisio, E. Epoca preistorica dell’ Italia. Storia polit.
dTtalia etc. 85 und 86« Milano, Vtlktdl, 1698.
Cftflci, J. Sepolcro neolitico di S. Cono pre**o Lkodia*
Eubea (Catania). (Bulletino di paletnotogia itaiiana.
Her. 8, tomo 5, Parma 1899, Nr. 4 — 6.)
Campi, L. de. Anticbi pani di rame riuvennti presso
Laurengo nella Naunia. (Aus: Bulletino di pnlet-
»ologia itaiiana, Ser. 3, tomo 8, Parma 1899, Nr. 1
l'is 3.)
Cara , Ceaare de. Lea populatious primitives du
Latium. Memoire ln a l'Mcademie pontiticale romaine
d’arcbänlogie, le 17 novembro 1898 (Difsertazioni
della pontif. Acad. Korn, surie 2, t. 7, 1899.)
Besprochen von S. Ke i nach in I.' Anthropologie, tomc 10,
PfeTia 1898, 8. 840 — 344.
Castelfranco, Porapeo. Arclieologia e Paletnologia.
(Aua: Atii della Bocietä Itaiiana di «cicnze naturali.
Milano, vol* 38.) •
Colini, O. A. II sepolcreto di Hvtnedello* Sotto tael
Bresciano e il periodo eneolitico in Italia (Fortsetzung).
(Bulletino di paletnologia italiaua. Ser. 3, tomo 5,
Parma 1899, Nr. 1 — 3 mit 2 Tafeln und Textabbil-
dungen.)
Die Abhandlungen Colini» über dir nu»gegraW»en
Nekropolen bei Kcinedollo-Sotto erschienen auch in Buch-
form. hirtna 1899, X, 298 8. mit 20 Tafeln und zahl-
reichen Textabbildungen; vgl. da» Referat von Vlrchow
in der Zeitschrift fÖr Ethnologie, Jahrg. 31, Berlin 1899,
8. 59 — 60.
Costanzi, V. Preistorica e protobtnrica dell’ Attlca.
(RivisU di atoria antica, tomo 4, 1899, 8. 189 f.)
Foloieri, G. A. Necropoli e »tazionl prebtoriche *ul
basso Oglio- Brescia. 1898.
Ghirardini, Glierardo. La nteropole primitive de
Vnlterra. (Monumenti antichi dei Lincei, tomo 8,
1898, s. 101—215.)
Vgl. I.’ Anthropologie, tome 10, Paris 18Ö9, S. 213.
Ghirardini, G. Di un »ingolare vaao di bronzo »co-
p«rto iu Cupramarittima e di alcuni ftttili della regione
bologuese. (Bulletino di paletnologia itaiiana. Ser. 3,
tomo 5, Parma 1899, Nr. 4 — 6 mit Textabbildungen.)
Giglioli, Enrico II. LVtä della pietra nella Cina,
colla dc-crizinne di alcuni esemplari nella mia colle-
sionu. (Archiv io per l'antropologia e la etnologia,
tomo 28, Firenze 1898, B. :>•» 1 f. mit 8 Abbildungen.)
Angezeigt von Lalojr in L’Anthropologie, totue 10, Pari»
1899, S. 586 — 588.
Leite de VaaconceUoa, J. Dolmen de Kspirito-Santo
d’Arca (Beira-Alta). (O portagues archeologo. Liaboe
1898, Nr. 12 mit Abbildungen.)
Mariani, L. Di alcune accett* in bronzo del museo
preistorico di Roma. (Bulletino di paletnologia itaiiana.
Ser. 3, tomo 5, Parma 1899, Nr. 4 — 6 mit Textabbild.)
Melida, J. R. Idolas ibericoi, encontiadoe en la Sierra
de Clieda , cerca de Binare» (Jaen). (Bevista du
arebivo», biblioteca» y muaeos. Madrid 1699, Nr. 1.)
Orsi, Paolo. Necropoli sicule »toi comunu di Gran-
michele, sede dell' nntien cittä di Eketln. (Notizie
degli scavi di antichitA, Milano 1898, 8. 462 f.)
Orsi, Paolo. Bronzt dell’ Apulin in Sicilia. (Bulletino
di paletnologia itaiiana. Ser. 3, tomo 5, Parma 1899,
Nr. 1—3.)
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Conduit iracbd-o-bronchique. — Poumoos. — Rim». —
Tube digestif. — Pols. — Conduit« biiiairea. — Panctäs*.
— Kote. — Rein». — Urttäres, ve**le et uri-lhre. —
Cnpsule» surrendes. — Ovairea. — Trotnpes de Fallope.
— Ut6ru». — V&giu et vulve. — Piritoinc.
Anthony, R. Du stemum et de sc# conticxions avec
le tnembre thoraeique dam» la sdrie de* Mammifäres.
8°. 194 S. mit « Tafeln Paris.
Referat: L’Anthr. IX, 8. 213 — 216. „Sou limr* est
divi** en cinq chapitr«*»: le preraier traiie de la morpho-
logie du stemum; le »eeood, de »es indiecs; le trofoiime,
de sc« nrticalations; le qustrieme, de se* anomalie»; le
cinqui^me, de se» ronnexions avec le membre thoraeiqu©.*
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Etüde de la population de ee deparlement d'apr«** le«
»■iWrvatioua et r^aultaU »tatistique« recucillia «ur le«
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de» cbeveux. — Couleur de* yeux. — Indier c^phalique.
Auvray. Hcaphotde double de la nmiu. Bull, de la
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1 Tafel u. 7 Figuren.
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Bronzezoit*Funde, Ueber einige, der naturhistori*cheu
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Carriere, G. Materiaux |H>ur servir & la palethno*
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7 flg.
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Cohn, H. Untersuchungen üh«r Sehproben bei Aegyp-
ten.. Z. E. V. XXX, 18rt ; 263.
ThrilweUc fand er eine 5- Ins 51/« f»chc Sehschärfe,
<1. h. eiueu Gesichts» iukel von 12 bis 11 Secundeu mehr
*1» Humboldt bei Indianern.
Die Culturvülker haben ebenso hohe Sehschärfe als die
Naturvölker, M beiden besitzen 80 Pfuc. Sehschärfe ».
Zusammenstellung der bisherigen Beobachtungen.
Coiinl. 11 sepolcreto di Kemedello e il periodo eneo-
liüco ln ItAlia. Bull. PaletnoL lul., XXIV, 8. 206
- 260.
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Cox, W. H. Over de Acquivalentic van Man en
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Deventer.
Cugnov, S. Materialy dlja antropotogii Bibiri^IX.
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veau et la grandeur du sujet che» le chien. Compt.
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Documenta on Medical Anthropology. Untrndden
Fields of Anthropology. Observation» on the esoteric
Mannen and Oustom» of 8emi- Civilized People»;
being a record of thirty years* experience in Asia,
Africa, America and Oc^ania. By a French Armv-
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von der Korpergrdsae bei den Bäugethieren und beim
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Dubois, E. De thanns bekende soorter van fo«aiele
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eenijing, D. V., Afl. 2 — 4, p. LXX — LXXIV.
Duckworth , H. L. Me&surements of a male negro.
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Die Ehen unter Blutsverwandten und die Statistik.
Globus 74, 8. 379.
Ehrenreioh, P. Neue Mitteilungen über die Guayaki
(Hteinzeitmenschen) in Paraguay. Globus 73, 8. 73
— 78. Mit 11 Fig.
Eisler, P. Zur Frage der KxtremitAtenhomologi«.
Biol. C. XVIII, 8. 92 — 94.
Eikind. Ueber Sergis1 Schädeltypen Ln ihrer Be-
ziehung zum Index de» 8chftdel». A. A. XXV, 8. 32«
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Bristol in 1898. p. 1011.
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Flechsig, P, Emde» sur le cerveau. Traduit par
L. L£vi. 8#. Pari*. Avec 5 fig.
Flörke, G. Ueber den Einfluss der Kiefer und Zähne
auf den Gs*icbt»au»drnck der Völker. Inaug. - Dia».
8°. Erlangen. 96 8. Mit 16 Fig.
Fraaa, E. Anthropologisches aus dem Lande der
Pharaonen. Corr. BI. XXIX, 8. 9— 12.
Neben Mitibeilungen über srch&ologUche uad klimstUche
VerbaUm»*« auch solche über di« Bewohner de« Landes.
Fralpont, J. Le» ntolithique» de la Meuse (Type«
de Furfooz). Bull. Anthr. Bruxelles, XVI, B. 311
— 392 mit 5 Taf. Schädel und Skelette.
1. L'ossuahe de FAbrv*ou*-roche de Sandron, k Huctorgne.
2. La svpulture de U n rotte du Doctenr, k Iluceorgne. 3. La
s£pulture du trou No. 1 de l'Uermitage, s Moha. 4. La
«epulture de 1* grolle du Mont FalhUe, i Auth*5«. 5. La
»epulture du vTnna»l Wesse1 4 Petlt-Modave. 6. La *4pul-
ture de la quatrtöroe Csterae de» Awirs, i Engl». 7. la
sepulture de ln Präalle, prts de Cbanxhe. — Car»ct4re»
genfrsox de* Näolithiques de* »ept «äpulture* ätudiäe*. —
Mode« de säpulture. — Origlee des NeoUthiques de la
Meute.
Frey. DrsI mlkrooepbalische Geschwister. A. A.XXV,
8. 33 — 44 mit 1 Abbildung.
Friederici. Der Gang des Indianers. Globus 74,
8. 273 — 278.
Fridolin, J. Amerikanische Bcbädel. A. A. XXV,
8. 397—412.
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Anatouiio.
31
Fritsoh, Q. Sacrale Hautgrübdien beim Menschen.
/. IS. V. XXX, S. 142— 144.
LH« säenden Hautgrübchen sind dom weiblichen Körper
oigenthümtich, wenn auch Ausnahmen Vorkommen.
Fritsch, Q. Uelx?r die Entstehung der Itnawnmerk-
male de» menschlichen Kopfhaare«. Corr.-Bl. XXIX,
8. 161 — 164.
Gruppirung der Haare auf dem Haarboden ; Einpflanzung
der Honrr; Form Im Querschnitt; Plgmentlrung; senk-
rechte Durchschnitte der Kopfhaut; Anhangidrüaen der
Haare.
Froriep, A. Zur Kenntnis« der Lagebexiebuogeu
zwischen Grosshirn uud Schädeldach bei Menachen
verschiedener Kopfform. Zugleich ein Beitrag zur
Vergleichung des Schädels mit der Todtenmaske.
Mit einem Anhang: Darstellung der cranio-cerebralen
Topographie in stenographischer Projectiou. Fol.
46 8. mit 5 Taf. u. Fig. im Text. Leipzig, Veit u. Co.
Funke, E. Ueber einen Processus odontoideus atlautis
hominis. Anat, Anz. XIV, 8. 385 — 390. Mit 3 Fig.
G. H. Anomalie du ptlrion. Rev. mens, öcole Anthr.
de Pmill, Nr. 8, p. 262 — 263.
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Journ. Anthr. Instit. Great Britaiu Irelaud, XXVII,
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I’hjrtical CbaracterUtic.
Gatschet, Albert S. Die Osageindianer. Mit Bild-
nissen hervorragender Stainmesangehuriger. Globus
73, 8. 349 — 354 mit 4 Abbildungen.
Giglloli, H. E. L'osto dclla morte ecc. tra gli indi-
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Gir&rd, H. Notes sur les Chinois du Quang-si (Prö-
fccture de Lang-lchdou). L'Anthr. IX, p. 144 — 171.
Taille. — Grande epvrrgure. — Indier clphalique. —
Indier nasal. — Proportion# vcrticalos de la tote. — Pro-
portion« transversales de la tdte. — Ouvertüre palplbrale.
— Bouche. — Oreille.
Girard, H. Note anthroponukrique sur les Chinois
de Lang-Tch£on (Quang-si). Proc. verb. de la
26. «ess- de l’assoc. franc;. pour Pavane, des sc.
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282 pp. Avec 70 fig.
Gi uffr i da- Ruggori , V. Le basi »cheletriche della
raasomiglianza , variazioni minime e variaxioni mas-
sime «i*lla norm» facciale. Arch. Antrop. Etnol.
XXVIII, 8. 355 - 360.
GiufTrida-Ruggeri, V. 11 peso delp encefalo in mp*
porto con la form» dcl cranlo e col metopismo.
Rivist» sperimentale di freniatria. VoL XXIV, p. 400
— 406. — Arch. italiennes de biologie, T. XXX,
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GiufTrida-Ruggeri, V. ITn osso zygomatico tripar-
tito e altr« rare anomalie. Rivista di freniatria
XX11I, p. 460 — 467. Con 4 fig.
Giuffrida - Ruggori , V. Un nuovo carrattere pite-
coide in !3 cranii alienati (Assenza della fossa glenoi-
de» de temporale). Rivista speriment&le di freniatria,
Vol. XXIV, F. 1.
Gooht. Lehrbuch der Röntgenuntersuchung. 8°.
Stuttgart. Mit 58 Fig.
Gooht. Herstellung von KnochenBtructnrbildern mit-
telst Röntgenst ruh ten. Fortschr. auf d. Gebiete der
Röntgenstrahlen, Bd. I, 8. 57.
Godin. Observation dune uaine (Agnes Sztyahely).
Bull Anthr. Paris, IX, 8. 531 — 535.
Gray, W. Notes on tlie natives of Tanna. Journ.
Authr. Instit. Great Britain Irelaud, XXV 111 (1),
p. 127 — 132. Mit 1 Tafel.
Gros, J. L'homme foesile. A venture« d’une exp&*
dition scientifique dan» les mers australes. 12°.
Paris. 288 pp. Avec flg.
Grunmach, E. Untersuchung von Phokomelen mit-
telst der Köntgenstrahlen. Z. E. V.XXX, 8.61 — 62.
Mit 1 Tafel.
S. Virchoir, R.: Di« Phokomelen und das Birenwcib.
Haddon, EL C. The study of man. 8*. 544 pp.
London.
Hagen, B. Anthropologischer Atlas ostasiatischer und
melanesischer Völker. 4°. XXIV und 113 8. mit
Aufnahmeprotocollen , Messungstabellen und einem
Atlas von 101 Tafeln in Lichtdruck. Wiesbaden.
0. W. KreidePs Verlag.
Referat: A. A. XXVI, 8. 522—625.
Hagen, B. Die Eingeborenen von Deutsch-Neu-Guineu.
Bericht der Benckenbergischen natui forschenden Ge-
sellschaft in Frankfurt a. M., 8. CVI.
Bericht über einen Vortrag.
Hamy, E. T. Coutribution« A ('Anthropologie du
Nayarit. Bull, du Mus. d’hist. aut., Nr. 6, 8. 251.
Harrison, A. A. A study ofHawaiian skulls. Trans-
actions of the Wagner free Institute of »cience in
Philadelphia. Vol. V. 55 pp. With 12 pls.
Heger. Le* photographics composite* de M. 1© Pro-
fesscar Bowditch (de Bostou). Bull. Anthr.
Bruxelles, XVI, 8. 89 — 93.
Ilicks, H. Ou the evidence of the antiquity of mau
furnished by ossiferous ravorns in ghwiated districts
in Britain. Quart. Journ. of the geolog. society.
24 pp.
Hirsch , H. H. Ueber ein© Beziehung zwischen
Neigungswinkel des Bchenkelhalses und dem Quer-
schnitt des Schenkelbeinsehaftes. Anatomische Heft©
XI, 8. 873 — 679. Mil 3 Taf.
Hladlk, J. Praebistoricke hradisko a phrebbte u
Obrau. 16 Tafeln. Ann. Mus. Francisc. Brunn. (53 8.)
gr. 8°.
Hoernes, M. Urgeschichte der Menschheit. Russ.,
übersetzt vou N. Beresin. 2. Ausg. 8t. Petersburg.
157 8. mit Abbild. 8°.
Hoffmonn, Charles Griffith. Die Neger Washing-
tons. Globus 73, 8. 86 — 89. Mit 4 Fig.
Holl, M. Ueber Gesichtsbild ung. Mittb. authr. Ges.
Wien, XXVIII (XVIII), 8. 57—1000 mit 22 Figuren
und 1 graphischen Tabelle im Texte, 20 Figuren
auf Tafel I u. II, 5 graphischen Tabellen und 2 Maas»-
ta bellen.
1. Ueber die Farraversciued«n heilen de* Gesichtsskclrttes
beim Erwachsenen; 2. über die Form Verschiedenheiten der
GesichUskelett« der Neugeborenen; 3. über die Unter-
schiede zwischen Gesichtern Erwachsener und Neugeborener ;
4. über das Wachsthum des Gesichtes; 5. über den
Gesichtuchldel des Greises; 6. über die GesichUfonnen
ln der Antike.
Hommel, F. Hethiter und Skythen. Corr.-Bl. XXIX,
8. 39 — 40.
Housd, E. Les type« ©thniques de la Belgique. Bull.
Authr. Bruxelles* XVI, 8. 78—89.
Aus 6000 Soldaten wurden 29 Typen ausgewählt, be-
schrieben, gemessen und photographirt.
Hovorka, Oskar, Edler von Zderas. Sollen wir
weiter messen oder nicht? Centr.BI. III, 8. 289
— 294.
Digitized by Google
32
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Hiütkranta, J. W. Heber congenitalen Schlüssel-
beindefect und damit verbundene 8ch Adel Anomalien.
Anat. An*. XV, Verb., 8. 237 — 241.
Ein« 46 jährige Frau, eine 28jährige Frin mit ihren
9 Töchter» ($'4 1% .Uhr and 1 Monat alt).
Hultkrants, J. W. Nigra bi drug tili Sydamerikaa.
Fysiaka antropologi, Ym«r, 8. 81.
Jacques, V. I#eti Congolnis de TExpoaiÜOn univer-
sell** de Bruxelles- Tervnereii Bull. Authr. Bmxell«*,
XVI, 8. 1*9 — 943 mit 3 Tafeln.
Be werden die Beobachtungen und Maats« au 165 cf,
62 9 dem Congogebiet mitgetheilt, darunter von 2 cf
Ttkki-Zwergen von 14 und 12 Jahren.
Jacques, V. Lea Naina. Bull. Authr. Bruxelles XVI,
8. 282 — 302 mit 1 Figur.
Eine tuaammenfassende Abhandlung Über Zwergvölker.
Des, G. Why human progrets in by leapa. Report
of tbe 67 th meeting of the british nssoclauon für
the ndvancement of science at Toronto in 1897,
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de grmuM'sae extra utöri tu*. Compt. rend. de ta «oc.
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Iwanovitch - Btoyanov , P. Note aur quelques caa
de polymastio et de polythelie chex 1‘ hum me. Bull.
Anthr. Paria, IX, 8. »01 — 304. Discuasion: Ray-
mond, de Mortille t, 8. 305.
Kirk, C. Eine aeltene Zahn-Anomalie. Cornspoodans*
Blatt f. Zahn Am«, IW. XXVII, 8. 220 — 223. Mit
6 Fig.
Köhl. Neue ateinseiDiche Gräberfelder bet Worms.
Corr.-Bl, XXIX, 8. 146- 157. Mit li Fig.
Köppol, A. Vergleichende Bestimmungen des Innen-
volumena der Rückgrat- und SchädelhöbJe bei Men-
schen und T liieren. A. A. XXV, 8. 1 71 — 184.
Kohlbrugge, J. H. F. Die Ifomotvpie des Ualaes
und Rumpfe«. Eine vergleichende Untersuchung der
Hals- und Brustnervcn und ihrer Muskeln mit einem
Anhang über den N. facialis. Archiv f. Anat., Anat.
Abth., 8. 199 — 262. Mit 27 Fig.
Kohlbrugge, J. Bi jd ragen tot de natuurlijke ge-
schieden!« van Menschen en Bieren. VI: Bchwans-
hildung und Steissdriise de* Menschen und das Gesetz
der Rückschlagvererbung. Natuurkundig Tijdechrift
vor Nederlandsch Indie, D. LVII. Mit 1 Taf
Kohlbrugge, J, H. F. L’untliropologie de« Teng*
geroia Indonesiens- Montagnar 'da de Java. L* Authr.
IX. 8. 1—25.
Cheveux. — Couleur de la peau. — Yen*. — Nez. —
Deut». — Orteila et doigts. — La tadle. — Metnbr«
supörieur. — Metnbre Interieur. — Lougueur totale du
pied. — Tete (lodicc cephalique). — ludice nusal. —
Indice du visage. — ln dir« frontal. — Angle fad«! de
Camper. — lofluence de la taille aur les proportiona du
corp«.
Koken , B. Lieber tertiftre Menschen. .lahresheft
d. Ver. f. vaterländische Naturk. in Württemberg.
Jahrg. LIV, p. LXXXIV — LXXXV.
Kollmann , J. und W. BQchly. Pie Persistenz der
Rassen und die Reconstruction der Physiognomie
prähistorischer Schädel A. A. XXV, 8. »29 — 360.
Mit 3 Taf. und 5 Fig.
Kollmann, J. lieber die Beziehungen der Vererbung
zur Bildung der Menschenrassen. Corr.-Bl. XXIX,
8. 116 — 121. Mit 1 Taf. u. 1 Holzscbuitt.
Kollmann, J. Die Weichtheil« des Gesichts und di«
Persistenz der Rassen. Anat. An*., Bd. XV, 8. 165
— 177 mit » Fig.
Auf Grund von Beobachtungen an 28 Leichen and der
Arbeiten von Welcher, Kupffer und Bcssel-Hagea
und H i * schliesst K. Folgende« :
1. An den ide»ti«chea Punkten des menschlichen Ge-
richte« ist das Verbal lni*s der Weichtheile zu den Knoches .
übereinstimmend bei gleichem Geschlecht, bei gleichem
Alter und bei gleichem F.rnahrung «zustande.
2. Da* Skelet i*t das Fundament für dir Weichtheile.
Auf einen weiblichen Schädel der neollthischen Periode
au.« Auvernier trug K. die Weichtheile auf und reconstruirte
so den Kopf (Frau von Auvernier).
Referat mit Abbildungen: E. Schmidt, Die Recon-
struction der Physiognomie ans dem Schädel. Globus 74,
8. 307 — 310.
Krause, Ernst H. I*. Pflanzen geschieht« und anthro-
pologische Perioden. Globus 74, 8. »42 — 346.
Krause, W. Roth gefärbt«* Knochen von Australien.
Z. K V. XXX, S 75. Dazu R. Virchow, 8. 7«.
Der eine untersucht« Schädel zeigte Flecken von Eisen-
oxyd.
Krause, W. CrAnes Australiens. L’Anthr. IX, p. 481
— 482 (Re£).
Krause, W. Das anthropologische Material de« ana-
tomischen Institute« der Königlichen Universität zu
Berlin. 4°. Th. 3., Abth. 1. 11 8. Braunsehwdg,
Fried r. Vieweg & Hobo.
Kreimer. Ueber einen Gräberfund beim ZelJerbof
JAhnwh. d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württem-
berg, Jahrg. 54, 8. 81. Bitzungeher.
Lablt, H. Anthropologie de« Ardenne«. Proc. vgk
de la 26. aes*. de Passoc. frnng. pour l'avanc. de« ic.
ä Baint-Ktienne en 1897, P. I, p. 316 — 818 (Discuv
sion: Coli ig non, Henrot); P. II, p. 645 — 656.
Lakowitü. Pas Reihengräberfeld von Kabln* im
Kreise Culm a. d. W. Corr.-Bl. XXIX, 8. 99*94»
Die Kürperlänge wurde mit 168 bis 186 cm gemessen.
Die Schädel waren dolirho-, mr«>- and brachycephal.
Laloy, L. Der Tertiärmenach mit besonderer Berück-
sichtigung der unncren Funde in Auatralien. Ontr.
Bl., Jahrg. 4, 8. 66 — 67.
Lapioque, L. Sur la relation du poida de Peuciphal*
au pou« du florpa* Compt. rend. de la aocietA da
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Laville, A. Sdpultures anciennes d'Orly. Bull. Anthr.
Paris, IX, 8. 495—506.
Description du crine du squelelto d’Orly par M. de
Dr. Manouvrier. Di« Zeit der Gräberfelder ist zu setzen
in die „dpoque niarnieonr“ , vielleicht auch früher, bw
in die „öpoque romaine*.
Leboucq, H. Recherche« sur le* Variation« anato-
miques de la primäre cöt» chex l'homme. Archiv«
de biologie XV, p. 125. Avec une pl.
Lehmaun-Nitache, R. Anthropologin e craniologia-
Beviata del Museo de la Plata, T. IX, p. 121.
Lehm&nn-Nitaehe, R. Anthropologin y craneologia,
conferencia data en la seccion uuthropologica «W
primer congreeso cientiflco latino - americano. 8*.
La Plata. 20 pp»
Letourneau, Cb. Revolution de l'6ducation dans 1«
diverses rares hu mnines. Bibi iothöq ue a n thron« dogiqu*.
t XIX. Paris.
Referat: L’Anthr. IX, 8. 350 — 352.
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Anatomie.
33
Liät&rd. De la rfoistance des typ«?« authropologi«iues
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de med. de Paris, Anne« LUt, Nr. 17 — 21.
Lindon, Gr&fln von. Die Frauenfrage im Lichte der
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Wllssr. Globus 73, 8. 509— Sil.
Livi, Ridolfo. La distribuzione geografica dei «mt*
teri tntropologici in Julia. Riv. iul. di Sociologia,
Bd. 2. 8. 415.
Livini, F. Variola delle ossu na sali. Monitore Zoolo-
gien italiauo IX, p. 10 0 — 105. Con 3 Tav.
Londo , A. et H. Moige. Applications de la radio
graphie ä l'etude des anomalies digitale«. Nouv.
Iconogr. de la 8alp6trifers, T. XI, p. 8i
Lumholtz, C. Tlie Huicbol Indian« o f Mexico. Bull,
of the American Museum of natural Uistory. Vol.X.
S pl.
Referat: L* Anthr. IX, S. 589 — 591 mit Angaben der
Korpergrüsse.
Lumholtz, C. u. A. Hrdlicka. Trephining in Mexico.
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pl. and tiga.
Lumholtz, C. q. A. Hrdlicka. A case of trepanning
in north-wftstem Mexico. Report of the 87. meeting
of the british »sso» iatiou for the advamctuenl of
Science at Toronto in Aug. 1897, p. 790 — 791.
Lumholtz, C. u. A. Hrdlicka. Market! human
bone» etc. Bull, cf the American Museum of natural
Jlistory, T. X.
Referat: L’Authr. IX, S. 474 — 475. Os humain* icolp
t4s provokant d’une nfcropole uidienne prdhistorique de
PElst de Michoacan, Motique.
Luachan, Felix von. Zur Anthropologie Kleinasiens.
Globus 73, 8. 211 — 214 mit Abbildungen. — A. A.
XXV, 8. 326 — 327 (Ref.).
Luachan, F. von. Trepanirte 8ebädel von Neu-Bri-
tannien. Z. K. V. XXX, 8. 398 — 401. Mit 2 Holz-
schnitten.
Es «erden 3 trepimirte Schädel beschrieben.
Muhrs, llinduetaner au« Labore. Z- E. V. XXX,
S. 85 — 86.
Männer (30-, 20 jährig) riud gross, wohlprnportionirt, 185,
177 an; die Frau (17 jährig) sehr mager, 150cm gross.
Brustumfang 85/91: 81/86, 68/75 an.
Maase. Togo -Leute. Z. E. V. XXX, 8. 251 — 252.
Mit 1 Tafel.
Maas». Der Storch • Mensch. Z. E. V. XXX , 8. 554
— 555.
Kin esccssiv magerer Mensch, sehr gelenkig.
Maass. Das .Flammen- Weib*. Z. E. V. XXX, 8. 62o
— 621.
Mac&lister. The cauaatiou of brachy- and dolirho-
eephaly. Jonrn. of Anat. and Phjn. norm, and pntli.,
VoL 32. N. 8. Vol. 12, 8. 334.
Maokinney, 8. B. O. The origin and nature of Alm».
2. cd. 8°. London. 326 pp.
Maggi) L. Placche osteoderraiche iuterparietali degli
ste«r«Keirtli e rispondenti centri di osaiftcazione inter-
parictali dell1 uoino. Rendiconti dsll* Instit. Lom-
bardo del Science XXXI, p. 211 — 228. Con una
tav.
Maggi, L. Ontologie craniali fr» Ittiosauri e feti dell*
uomo e d ahn maromiferi. Ricerche e oonsideruzioni
relative all’ ontogenia di fosaili. Rendiconti dell'Ietit.
Ijombarrio del ecienc« XXXI, p. 631 — 641. Con tav.
Maggi , L. 11 cannle cranio-faringeo neglt Ittiosauri
omologo * quello dell’iioroo e d'altri mammiferi.
Rendiconti dellTstit. Lombardo del ecienc« XXXI,
p. 761 — 770.
Maggi, L. Le osse sovra-orbitali nei mammiferi.
Rendiconti dell'Ietit. Iiombardo del science XXXI,
p. 1089 — 1099. Con una tav. «? 5 fig,
Maggi, L. Intorno alle o*«e bregmatiche degli Ittio-
sauri. Boll. ectantifleo XX, p. 6 — 8.
Makoweky, A. Der Löss von Brünn und «eine Ein-
schlüsse an diluvialen Thieren und Menschen. Ver-
handlungen des natnrf. Yer. in Brünn. Alit 7 Tafeln.
Mau a Anceators. Medical Record, p. 512.
Miaaing links sind ib weit «ntfrrnterrn F.rdperioden als
bisher aufzusuchen, falls sic ezistiren.
Manouvrier, L, Observation d*un ca« remarquable
dichthyose. Bull. Anthr. Paris IX. 8. 113 — 116 mit
4 Figuren.
3 Geschwister zeigten dieselbe abnorme Bildung.
Manouvrier, L. Le cerveau d’un Sourd-Muet. Bull.
Anthr. Paris IX, 8. 306 — 311 mit 2 Figuren.
Manouvrier, L. Apercu de la c£phalom4trie. Llnter-
m&liaire de biologiates, Annde I, p. 470 — 480, 490
— 501. Avec 6 üg.
Manouvrier, L. Pur l’allongement momentan^ de
la taille par extenaion voluntaire et sur quclque«
nutres Variation« du chiffre de la taille interessant
I‘ Anthr opometrie. Cornpt. rend. de la 26, ie«s. de
l'asaoc. fran<;. pour Pavane. des so. « Saint- Etienne
en 1897, P. II, p. 688—694.
Marcellin, C. La grotte de Magagnne (Alpe« Mari-
times). Bulletin« de la soci^U? de Speläologie. I. IV.
p. 24—31. Mit 13 Fig.
Marina, G. L'istituto antropologico italiano di Li-
vorno. 8. Livorno 1897. 8 pp. Uubersetzt von Frau
Dr. Müller. München-Gladbach 8.
Marion, C. Anatomie d’ane main et d’un pied hexa-
dactyles. Bull, de la *oc. anat. XII, p. 454 — 468.
Avec 4 ftg.
Matiogka, Heinrich. Ueber die Beziehungen zwi-
schen Körperbeschaffenheit und geistiger Thatigkeit
bei Schulkindern. Mittli. anthr. Ge«. Wien XXVIII
(XVIII), 8. 122—126.
Es wurde die Körpergröße, Haarfarbe, Auge» färbe, Kopf-
umfang, Kopfform an 7000 Prager Volks- ond BUrgerschul-
knaben aufgenoimuen und mit den» Clessenfortschritt ver-
glichen.
Matignon, J. J. Die Eunuchen im kaiserlichen Palast
zu Peking. Z.E. V. XXX, 8. 551. Mit 1 Abb.
Matthews, Washington. Ute of ruhber bag* in
gauging cranial ca|>acity. American Anthropologist
XI, p. 171 — 176.
Mayer, 8. Einige Versuche und Beobachtungen atn
Haare. ZeiUchr. f. Heilkunde, Bd. XIX, 8. 1—20.
Medina, J. T. Los lonchales de Las Cruces. Nuevos
material'** para sl estudio de Homhre prehistorico en
Chile. Keviata de Chile, 10 S. mit Fig.
Mehlis, C. Die Urbevölkerung des Kheinthale*. Corr.-
Bl. XXIX, 8. 12—13.
M. hält die sogeu. Ligurer für die Urbevölkerung dr*
Kheinthales.
Mehnert, E. I. Ueber Form Variationen der Speise-
röhre des Alenschen. II. Ueber Lngevariat-ionen d<*r
Aorta thoracica des Menschen. Anat. Anz. XIV.
Huppl. 8. 201—218.
Mies, J. Ueber die Masse und den Rauminhalt de«
Manschen mit Ausführung einer Bestimmung de«
speciftechcn Gewichte« am lebenden. Münch, tned.
W. Nr. 44-
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34 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Mies , J. Bestimmung der grössten Schädelbreiten.
Z. K V. XXX, fi. 339 — 342.
Mies, J. Ueber di« grösste Breit« de« menschlichen
Hirnsehädels. Corr.-Bl. XXIX, 8. 178—187.
Mit der Bitte um Ausfüllung der versendeten Zähl-
MKtit,
Müls, W. The psychic development of young animal»
and it# phy»ic*l (somatical) correlation with *|>eeial
reference to tlie brain. Transaction» of tb« R. nocietv
of Canads 1897, Vol. II, p. 3—31.
Moohi , Aldobrandiuo. Le o«sa di Paolo Emilio
Demi scultore livorneee. Arch. Antrop. Ktnol. XXVIII,
p. 43ü — 445.
Mondio, O. Etüde« *ur deux Cents cräne» me*»inoi*.
Archive* italiennr« de biologit? T. XXX, p. 294.
Mondio, Q. F,sa me di 200 tesehi Me*si»e*i 1180 aparte*
nenti a normali, 20 a ddiquenti) e le varietii morfo-
logiche trovale ine*si «econdo Ja clasaiflea del Prof.
Sergi. Kiforma medka, Vol. XIV, p. 115.
Monti, A. Da* Wachsthum de* Kinde« von der Ge*
hurt bis einschliesslich der Pubertät. Wiener Klinik
XXIV, B. 2H7— 316. Mit 9 Fig.
Moreau, H. Nouveau procAd« dVmbaumemeut. Bull.
Anthr. Pari«, IX, p. 17.
Moreau, H. Note *ur une mt'thode d'embautnement.
Compt. rend. de la soc. de biologie V, p. 34—33.
Much, M. Ueber einen Friedhof ans der Lombarden-
zeit. Corr.-Bl. XXIX, 8. 164—16«.
Schädel ohne einheitlichen Charakter, aber kein aus-
gesprochener Rundsrhädel , dagegen ein wahrscheinlich
asurtscher Schnürachidel.
Müller, W. Mannergehirn und Frauengehirn in
Thüringen. 4°. Jena. 16 8.
Nad&illac, de. L'homnie et le singe. Revue de*
questions acientiftques, Vol. XIV, p. 1*2 u. 414.
Neugebauer, Fr. Eine Reih* neuer Beobachtungen
ober männlich« Behaarung bei Weibern und über
einig« andere Anomalien der Behaarung und Ent-
wicklung. Chronika lekaraka (Polnisch).
Newton, E. T. Falaeolithic Man. Nature, 10. Febr.
Oberländer, R. Der Mensch vormals und heute.
Abstammung, Alter, Urlieimath und Verbreitung der
menschlichen Russen. 311 8. mit 5 Tafeln u. Fig.
8*. Leipzig.
Papillatüt , G. Os longs des Kourgane* Sibiriens.
Rull- Anthrop. Paris, IX, p. 109 — 111.
Femur, Tibia, Humerus aus Ossements de Bizioo, Toia-
now Goradok, Sysserte zu den von Zaborowski besprochenen
Schädeln gehörig.
Papillault, G. Variation« ntmi^riqurs de* vnrtäbrta
lombaires che* rhomme, leur causes et leur relation
avec une anomaliu musculaire exceptionnelle. Bull.
Antlir. de Paris, IX, p. 198 — 222. Avec 2 fig.
Papill&ult, G. Etüde morphologique de la base du
eräne. Bull. Anthr. Pari* , IX , p. 336 — 385. Avec
10 fig.
Angle cl Ivo-horizontal. — Direct i«n du trou occipital. —
Angle basilaire et orbito-ocdpital de Broca. — Direction
du piancher cerebral postirirur. Direction du rorher et
Situation du trou auditif eiterne.
Patin. Projet de cauon »cientiftqu« ä l'tisag* des Ar*
tiste*. L’Antlir. IX, p. 175 — 182. Mit 2 Figuren.
Peal, 8. E. Ein Ausflug nach Banpnra. Nach der
Originalhandschrift ft beriet* t und mit einer Einleitung
versehen von Kurt Klemm. Z. E. XXX. 8.281 — 371.
Mit Angaben über das Aeuasere, specleil über die Tlto-
wirnng der XagA, Hergstämine am Nordabhang der Rarall-
kette und de* PaUtoigebirges. Verteichnisa von Schriften
über die Nagä.
Pergen«. Lea yeux et le* fonctions visuelles des
C'oogolais de Tervueren. Bull. Anthr. Bruxelles, XVI,
p. 304 — 307.
Perrod. Contributn all’ antropologi» della Nuova
Guinea, (iiorn. d. R. Accad. di med. di Torino.
Anno «l. Nr. 9—11.
Pfitzner, W. Ueber Brachypbalangie und Verwandtes.
An«t. Anz. XIV. Verb. 8. 18 — 23.
Brachyphalangie gleich typische Verkürzung von Pha-
langen ohne Verkümmerung ; regressive Hyperpha-
langie; Articnlatio tibio-fibularls Inferior vera.
PhotogTaphies anthropologiquea. Revue men-
■uelle de lYcole d’anthr. de Paris, p. 105 — IIS.
Avec 5 pl.
1. Le Xu pur G. de Mort Ulet. 2. Unltd photographique
par K. Kourdriquier. 3. Mensuratioa par le Dr. Cspitau.
Pioaud, A. Application de la radiographie ä Pan*
thropologi«. Proe. verb. de la 26. se*s. de Paasoc.
franc. pour Pavane, des «c. tt Saint-Etienne en 1897,
P. I, p. 326.
Flotte, E. et J. do la Porterie. Etüden d’ethno*
graphie mreliistorique V. Fouille ä Braasempony en
1897. L’ Anthr. IX, p. 53] —555.
Pitt&rd, Eugene. Etüde de 51 eräne* de criminel*
frun^ais provimant de la Nonvtlle-C&ftdonic et cotn-
pantison» avec de s^ries de eränea fran^ai» qnel-
ronques. Bull. Anthr. Pari», IX, p. 237 — 243.
Pitt&rd, Eugene. Etüde de 114 träne» de valide da
RhAne (Haut -Valais). Revue mensuelle de l’doole de
l'authropologie. Ann6« VIII, p. 86 — 94. Avec 3 fig.
Pittard, Eugene. Etüde de 50 crAne« valaisans de
la vallfa du Rh Aue. Revue mensuelle de PAoole an*
thro|*ologique de Pari«, Nr. 7, p. 223 — 231. Avec
une fig.
Pitt&rd , Eugene. 8nr Pethnologie des populations
*uis»e«. L’ Anthr. IX, p. 646 — 656.
Comiminicatinn fsjtc «u Congros des Societes suisscs de
gcogrsphic, k Genive le« 5, 6, 7 septrm br* 1898.
Pitzorno, Marco. L'epietrofeo. Arch. Antrop. Ktnol.
XXVIII, p. 207 — 240. Alit 1 lithographisch. Tafel.
Eine vergleichend anatomische Studie.
Pl&tx, H. Der Mensch. Sein Ursprung, »ein« Rassen
und sein Alter. 3. Aufl. 400 Fig. Würzburg* und
Leipzig.
Pol&kowsky. Präcolumbische Lepra. Z. E. V. XXX,
8- 486 — 492. Dazu Virchow, 8. 493 — 494.
Polland, J. Skiagrapliic alias, »howing the develop*
ment of the bonM of the wrist and band. 8°. London.
Primrose, A. Anatomy of die Orang-Outung. Pro*
eeeding of the Canadian In*t. Toronto. N. 8. Vol. I,
Part. 6.
Prochowniek. Der gegenwärtige Stand der Pygmft*n-
frage. Corr.-Bl. XXIX, S. 60. *•
Die Pygmäen sind solche Völkerschaften , deren Er-
wachsene eine Körpergrü*** von 130 — 140 cm (und dar-
unter) ud<J ein dieser Hohe entsprechendes Gesaimn takelet
ohne pathologische Bildung aufireisen.
Pu 116, Francesco L. Protllo antroimlogico deUTtalia.
Arch. Antrop. JBtnol. XXVIII, p. 19 — 168, Alit 10
litiiographischen Tafeln.
Quilling, F. Merovingiache« Gräberfeld in Sindlingen
i»ei Höchst a. AI. Corr.-Bl. XXIX, 8. 50 — 51.
Ranke, H. v. Die Osaification der Hand nnL'r RAnt-
genbeJeuchtung- Münch, med. Wocliennrhr. XXXXV.
S. 13115 — 1369 Mit 17 Fig.
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Anatomie.
35
Rank6| J. Der Mensch. Ins Russin«' he übersetzt von
A. L. Ssinjawski um) D. A. Koroptscliewesky.
8Ä. 8t. Petersburg 1897/98.
Ranke, Johannes. WiMoaehnftliobir Jahresbericht
de* Generalsecret&rs mit Liste der neuen Publicatlonen
aus den Kreisen der Deutschen anthrop. Gesellschaft.
Corr.-BI. XXIX, 8. 83 — 100.
Ranke, J. Demonstration eines Menschen- und Orang-
utan-Schädels mit sagittaler Scheitelbein naht, sowie
eines Instrumentes zur Gaumeumessung. Corr. -Bl.
XXIX, 8. 160.
Ranke, J. Der Stirnfortsatz der Schläfenschuppe.
Sitzungsber. d. k. bayer. Akad. d. Wissensch., math.
phys. CI. XXVIII, 8. 227 — 270. Mit 12 Fig.
Ranke, J. Geschichte der Schädel typen in Bayern.
Natur u. Offenbarung XXXIV, 8. 368 (Ref.),
Ranke, J. Schädel der bayerischen Stadtbevölke-
rungen. I. Frühmittelalterliche Schädel aus Lindau.
Beitr. Anthr. Bayerns XII, 8. 127 — 164.
Ranke, K. K. Ueber die Hautfarbe der südameri-
kanischen Indianer. Z. E. XXX, 8. 61 — 78. Mit
1 Tafel.
R. girlit die Remlute »einer (Tnlersuchangen an den
Indianern von Xingu. Der Neugeborene ütHTtrifti in derllaut*
färbe »eines Rumpfe» an Helligkeit die hellsten Stellen «ler Er-
wachsenen. Der Erblichkeit ist die viel hellere Farbe von
Palma, Planta und die dunkle von Wurzenhofer *u»u-
■‘«•h reiben. Dir Haut des Indianer* bräunt sich unter dem
Einfluss der Sonne in ganz hervorragender Weise. Die
beobachteten Indianer sind eine zwar hellhäutige, alter
gelbliche Bevölkerung , sie stehen «len »ogen. gelben Völ-
kern Asiens sehr nahe.
E* ist eine sehr brauchbare Karbentafel beigegeben.
(Dazu Stnudinger und Virchow. Z. F.. V. XXX,
S. 110.)
Ranke, K. E. Beobachtungen über Bevölkerongs-
staud und Bevölkerungsbewegung bei Indianern Cen-
tralbrasiliens. Corr.-Bl. XXX, 8. 123 — 184,
Altersaufbau; Gliederung der Bevölkerung nach dem
Geschlecht ; FamiliensLund ; Fruchtbarkeit ; Mortalität (Aus-
satz , Syphilis , Tuberculoct , Lepra und Lues fehlen , da-
gegen Malaria vorhanden).
Rathgen , F. Die Conservirung von Alterthums-
funden. 8°. 147 8. mit 49 Fig. Berlin.
Reboul, J. Observation* concernant le eräue ? röpiinö
titmvä dan* un dolmen aupr^s de Montpellier -le-
Vieux. L’Antlir. IX, p. 580 — 383. Avec une flg.
Am Schädel befinden sieb auf den Scheitelbeinen zwei
Öffnungen, sowie verschiedene Exostosen.
Regnault, Felix. Forme de» »urfaces articulaires
des membre* inferionr». Bull. Anthr. Paris, IX,
p. 5i5 — 544. Mit 6 Fig.
Articulstion coio-femorale. — Articulation tibio-tarsiemie.
Reinecke, Paal. Beschreibung einiger Rassenskefette
auir Afrika. Ein Beitrag zur Anthropologie der
deutschen Schutzgebiet*. A. A. XXV, 8. 185—231.
Rospinger, H. B. Ein Beitrag zum Capitel der super-
numerären Zähne. Schweiz. Vierteljahrsschr. f. Zahn-
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Retterer, E. De l’ossificjition du pi»iforrae de l’homme,
du chien et du lapin. G. r. de la soc. de biologie V,
p. 435.
Retterer, E. Du pisiforme du «hat, du cheval, du
mouton et du porc. 0. r. de la soc. de biologie V,
p. 617 — 620.
Reynaud. Präsentation d’on eräne d'un nägre. Proc.
verb. de la 26. sess. de l’assoc. fran«;. pour l’avanc.
des sc. ä Öaii t-Etieune eu 1897. P. L p. 822.
Archiv für Anthropologie (Vers. d. anthrop. Liu) Bd. XXV 11
Riviöre, Emile. La grotte de la Moutte (Dordogne)
C. r. de Fas*oc. frang. pour l’avanc. d. sc. ä Saint-
F.tiennc en 1897. P. 2. p. 669 — 687.
Rividre , E. Le dolmen de« Clote* (Dordogne). Bull.
Anthr. Paris, IX, p. 282 — 284.
Riviöre, B. La grotte des Sp^lugues (Monaco). C. r.
de la 26. sess. de l’assoc. fran«;. pour l'avanc. de sc.
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Rodenaoker, G. Geber den bäugethterschwanz, mit
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de* Rinde». Morphologische Arbeiten, herausgeg. v.
J. Schwalbe. Bd. VI, H. 1.
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Berichte des naturw. Ver. f. Schwaben in Augsburg.
31 8.
Romiti , G. II signtflealo tnorfologico del processo
marginale ncll’ osao zigomatico umano. 8*. Pisa.
14 pp. Con una uv. — Atti della societä toecanu
di »cienze natur. Vol. XII.
Romiti, G. La «iguifleation morphologique du pro-
cessus marginal dans l’os zygomatiqne humain. Ar-
chive» italiennes de biologie XXX, p. 150 — 151.
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Menschen uml einigen Snugetliieren. Anat. Hefte XI,
8. 339 — 358.
Roth, B. Die physiologisch«*!« ZustÜude des Menschen
ira Hochgebirge. Globus 74, 8. 360 — 353.
Roth. H. Ling. T» Mrs. F. C. Smith a »Last living
ahoriginal ofTasmania?“ Jotim. Anthr. Inslit. Great
B ritain Ireland, XXVn, p. 451 — 454. Mit 2 Tafeln
und 2 HobKludUn.
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l«*s trare« de *a pr^sence au travor» des tetnps quar-
ternaire* et des temps moderne* en Belgique. Bull.
Anthr. Bruxelles, XVI, 8. 24 — 78.
Salzer, Hans. Zwei Fälle von dreigliedrigem Daumeu.
Anat. Anz. XIV, 8. 124—131. Mit 2 Fig.
Röntgenaufnahmen.
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Kdiz. 2. 8*. 67 8. Saluzzo.
Schein, M. Geber die Ursachen der Entwicklung de*
Bartes. Tester medic.-chirtirg. Presse, Jahrg. XXXII,
Nr. 1 u. 2.
Schein, M. Da* Haarkleid «Iss Menschen. Pester
medic. -Chirurg. Presse, Jahrg. XXXIV, Nr. 1.
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aOptilture« m'olithiqne# de Chamblande, du Cliätelnnd,
et de Montagny -sur- Lutry Arcli. des seien« es phys.
et natur., Anne« 180, Tomo 5, p. 536 — 549.
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de s^pulture* nöolithique« des euvirous de Lausanue.
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«m-i6t£ vaudoi*« de* Sciences uaturelles XXXTV, p. 27»
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der männlichen und weiblichen Typen mit Bezug
auf die Frage «1er höheren Frauenbildung. Uebera.
von C. Neudecker-Bortnikcr. 8°. Würzburg.
Schmidt, Emil. Die Mapptlla« {Mopiah*) der Malabar-
küste. Globus 73, 8. 60 — 65.
Schmidt, Emil. Die Echädeltrepanaiion bei den Inca-
Peruanern. Globus 73, 8. 177 — 179. Mit 2 Fig.
5
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!
36
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Schmidt, Emi 1. Deoiker'i n.’U' f Hvttpni der Körper-
typen Europas. Globus 73, 8. 214 — 215.
Schmidt, Emil. Verzierte Papunschädel. Globus 73i
8. 245 — 247. Mit 3 Fig.
Schmidt , Emil. Pie Schädelforcn der Elsässer im
Laufe der Zeiten. Globus 73, B. 346 — 347.
Schmidt, Emil. Pie Reconstruction der Physiognomie
aus dem Schädel. Globus 74, 8. 307 — 310. Mit
3 Abb.
Schmidt, R. Vergleichende anatomische Studien über
den mechanischen Bau der Knochen und »eine Ver-
erbung. Zeitsclir. f. wiwensch. JBooL LXV, 8. 65
— 111. Mit 2 Taf. und 6 Fig.
Schneider, L. Bearbeitete Schädel aus einer Cultur-
sohioht mit Terramarekeraniik auf dem Burglierg
von Velli» W Zicin. Z. E. V. XXX, 8. 214 — 215.
Dazu R. Vircbow, 8. 215 — 21«.
Die kindlichen Schädelknochen sind nicht bearbeitet.
Sehröttor, Hermann v. Demonstration von zwei
deformirten Peruanerschädeln. Mitth. Anthr. Wien,
XXVIII (XVHI), Verl». 8. 46 — 49. Mit 1 Text-
illustration.
Zwei Schädel atisCalaaiA in Nord-Chile. Die Abbildung
zeigt den Durchschnitt eines deformirten Pernanerschädel*
an der Kranznaht.
Schumann, Hugo. Slavischea Skelet-Gräberfeld mit
älteren UmengrÄbern von Kamiu (Pommern). Z. K.
V. XXX, 8. «3—100.
ße*rhreilmng und Mas»*« von 4 Schädeln und Skeletten,
darunter 3 männliche.
Schwalbe, E. Beitrag zur Kenntnis» der Arterien-
Varietäten de* menschlichen Armes. Schwalbe’»
morphol. Arbeiten, Bd. VIII, 8. 1 — 47. Mit 1 Taf.
u. 4 llolzachn.
Schwalbe, G. Das äussere Ohr. Bardeleben , Hand*
buch der Anatomie des Menschen. Bd. V, Abth. 2.
Mit 35 Fig.
Schweinfurth, G. Forschungen in Aegypten. Z. K.
V. XXX, 8. 00 — 91.
Di« vier vermeintlichen Begaschädel von Assuan (Q.cf,
cf, $ ?) haben: Lingenhreitenindei 79,5; 72,4; 72,48;
71,27. Höhenindex: 79,5; 71,03; 70,89; 69,94.
Schweinfurth, G. Die neuesten Gräberfunde in Ober-
Aegypten und die Stellung der noch lebenden
Wilfttengtämiiu- zu der nlUtgvptinchen Bevölkerung.
Z. K. V XXX, S. 1*0— 185. Mit 5 Fig. Dazu
R. Virchow, 8. 185—186.
Srh weinfurth constatirt zwei verschiedene, in ganz
bestimmter Weise eharakterüdrt«* R&smmi - Typen ; eine
schmal köpfigerv und eine breitköpfige.
Seggel. Der grösste und der kleinste Soldat der
Münchner Garnison. A. A. XXV, 8. 413 — 418. Mit
1 Abb.
Referat mit Abbildung: Globus 74, 8. 347.
8elenka, E. Menschenaffen (Anthropomorphae). Stu-
dien über die Entwicklung und den Schädel. Lief.1.
8*. Wiesbaden.
Senator, M. Umrisszeichnungcn der Häude von Togo*
Leuten. Z. K. V., 8. 278 - 280. Mit 1 Taf.
Nach den Umris»**-khnungen giebt S, die Länge und
Breite der Hand, die Lange des 2. und 4. Finger*.
Sergi, G. Ueber den sogenannten Reibengräbertypus.
Ccntr. Bl. IH, 8 1—8. Mit 2 Holzicbn.
Reihengriberschädel werden mit den ältesten italischen
Schädeln verglichen und »ehr übereinstimmend gefunden.
Die deutsche Bevölkerung setzt »ich aus zwei Stimmen
zusammen , aus dem ursprünglich afrikanischen Reihen-
gräbertypus und aus dem asiatischen arischen Typus.
Bergt, G. The varicties of the human species. Prin-
ciples and method of clasrification. Smithsoman Mia-
cellan. College. Vol. XXXVIII, p. 7 — 61. With 51 fig*.
öervant, 8. Ln prdhistorie de la Franc«. La Franc«
des Premiers Age*. 12*. 4 Taf. u. 45 Fig. Paris.
Shrubsall, F. A study of A*Bantu skull« and crania.
Journ. Anthr. Great Britwin Irvland, XXVIH (I)»
p. 55 — 94. With 1 pL
Shrubaall, F. Notes an Aschanti skull» and crania.
Journ. Anthr. Great Britain Ireland XXVIH (I), p. 95
— 103. Mit 1 Taf.
Spalikowski, E. Etüde» d’anthropologie Normande.
Fase. 8. Anatomie aotbropologique d’adulte. 8*.
Paris, p. 97 — 120.
Spalikowski, E. Anthropologie normande contempo-
raine. I. Les yeux et let cheveux en Normandie.
Arcbives provinciales des sciencea Petit Conronne,
pr&s Ronen. Nr. 1, p. 3 — 10.
Spalteholz, W. Handatlas der Anatomie des Menschen.
Bd. I. Knochen, Gelenke, Bänder. 2. Aufl. 8°.
Leipzig. Mit 750 theil* färb. Fig.
Sperioo, G. Anatouiia del Chimpanz6 in rapporto
con quellu degli altri Antropoidi e dell ’uomo. To-
rino 1897 — 1898. 8*. 478 pp. Con 14 Uv. e 12 fig.
Staurenghi, O. Communicaxinui präventive di cranio-
logia. 1. Sutnra metopica basilarv nel coniglio.
2. Ossicini endobregmatici nel Bo« taurua Cuv.
3. Intorno all' osaeto che sovente esiste ne bam-
bini etc. 4. Dell1 ossificazinae del frontale nmano.
Gazctta med. lomhanla, Anno LV1I , Nr. II, 81 pp.
Stioda, L. Jaworski’s anthropologische Skizze der
Turkmenen. Globus 74, 8. 93 — 98.
Stioda, L. Einige Bemerkungen über die Homologie
der Extremitäten. Ein« Beantwortung der von
Herrn Eisler gestellten Fragen. Biol. C. XVHI,
S. 682 — 687. Anat. Anz. XIV, Verh. 8. 163—165.
(Discunsion: Eisler, Stieda, Rabl, Osawa.)
8t ratz, C. H. Ueber die Körperformen der ein-
geborenen Frauen auf Java. A. A. XXV, 8. 233
— 242. Mit 15 Photogr. auf 6 Taf.
Talbot, E. S. Die Entartung der Kiefer des Menschen-
geschlechts. Uebersetzt von M. Bauchwitz. 8.
Leipzig. III. und 74 8. Mit 30 Fig.
Talk o-Hrynce wie*, J. K. antropologii velikorosaov
semelakiA (staroobri&dtcy) zabalkaUkiä. 2 Taf. t'ompt.
rend. de 1a Section des Tro»t2kossovsk'KiAkht* de 1»
Soc. Imp. de Geographie Tomsk. 62 8. Mit 2 Taf.
Referat: L’Antbr. IX, S. 352. Contribution k Tanthro-
pologie des Grands-Kussiens.
Tappeiner, F. Meinungen an 384 hyperbrachycephalen
und von 150 brachyccpbalen und mesocepbalea Tiroler
Beingruft-Schideln , zur Vergleichung mit den in
München, Berlin, Göttingen und Wieu gemessenen
Museumsschädeln. 7. K. XXX, 8. 189—275.
Diese Messungen bilden die Grundlage zu Tappeiner,
„Der europäische Mensch und die Tiroler*. Mrrnn 1896
Tappeiner, F. Der europäische Mensch und die
Eiszeit. 4#. 23 8. Menu».
Tautain. Etüde §ur la d 4 population de Parchipel des
Marquise». L’Anthr. IX, p. 298 — 318.
Le* ^pWhemie«. — Mortaliti ordinaire. (MaUdie* de
IV n fa nee. — A evident* , »tiicides , meurtre«. — Viei Hesse.
— La l&pre. — Tulwrenlo*«.) — La NaUliU (Ksv»;
1» lr>pre, i’ethnographir g&iitale, Opium, tuberculoee,
dfg^nere*cenee, Pavorteinent, I« consnnguinitA).
Taylor, A. E. Variation» in the human tootbform
as inet with in the iaolated te»'th. Journ of anat.
Vol. XXXH, p. 468 — 472. With 4 figs.
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Anatomie.
37
Taylor , A. E. Note on a caae of nix lurobar verte -
brat« and abnormal middle sacral actery. Jonrn. of
anat. P. 4, p. 687.
Tedeschi, E. E. Le forme del cranio trentiuo. 1 Taf.
Atti d. 8oc. Veneto-Trentina di sc. nat. 8er. 2.
Vol. 8. Fase. 2. 17 p.
Tenicheff, W. L'aetivitA de THomme. Beioins de
lliomme ; relation* de Tborame avec le monde ex-
tArieur; nur 1’activitA de Thomm« en g£n4nil ; une
npplication : Le« Esquimaux. Traduit du Russe par
l'auteur. 8#. 260 8. mit zahlr. Abb. Pari*.
Thompson) E. H. Ruin* of Xkimook. Field C-olum*
btan Muteum. Anthrop. serie*, Toi. II, Nr. 8.
Thurston) E. Anthropology (Eurasian* of Madra«
and Malabar; Malagasy -Nias-Dravidiana). Bull, of
Üio Madras Government Museum, Vol. II, p. 64 — 144.
With 10 pls.
Tihon, D. F. Le« caverne* prdhistoriques de la valide
de la Vesdre. P. 2. Mcm. de la soe. d’archeol. de
Bruxelles. T. XII. Llvr. 2.
Ein menschlicher Femur.
Tissot) J. Une famille de sexdigitaire«. M6decine
moderne. 9. Auntfa. Nr. 83.
Török, A. von. lieber Variationen und Corrulationcn
der Neigungsverhiltniss« um Unterkiefer. Eine
Studie xur Frage des kraoioJogischen Typus. Z. E.
XXX, 8. 125—182. Mit 8 Fig.
r. Török’s Gnatbomctcr wird bcochriebco. Bs wird
dann besprochen :
1. da« Xeigungsverhältniss zwischen der Symphysls- und
Basi«linie de« Ifnterkleferkörpers ;
2. das Neigungsverhnllni** zwischen der BaMslinir de«
Untcrkloferkbq*er« und der hintereu Randlinie seines Astes;
3. das Neigungsverhkltniss zwischen der Koronio-Kon-
dytlallinic de* Untrrkleferastcs und der Basislinie «eines
Körper».
Török, A. von. Ueber eine neue Methode xur cranio-
logischen Charakteristik der Nase. Intern. Monats-
schrift f. Anat., Bd. XV, 8. 113—143; 145—156.
Mit 1 Taf.
Tonkoff, W. Ueber anormale Anordnung der Haut-
nerven auf detn Handrücken de* Menschen , ver-
glichen mit dem normalen Verhalten bei den Affi n.
Intern. Monatsschr. f. Anat., Bd. XV, 8. 156 — 161.
Tonkoff) W. Ueber normale Anordnung der Haut-
nerven auf dem Handrücken des Menschen und de*
Affen. 1897. W ratsch Nr. 7 (russisch).
Tonta, B. Raggi di Röntgen e loro pratiche appli-
cazioni. 8*. Milano. 166 pp. Con 14 tav. e 16 flg.
Topin&rd) Paul. Coruouaille et Bretagne. L’Anthr.
IX, p. 641 —645.
T. nimmt für die Bretagne 4 Typen *n. Der allgemeine
mittlere Typus von Cornouillais ist „rooins grand, moins
blond“, „la fac« moins allong^e et leptroposope , le nex
moins saillaat que la g6n£rnlit£ des Anglais des uutres
parties de l’Angleterre*.
Torres • Straitn Anthropological Expedition. Interim
Report of the Committee, consisting of ßir W. Tur-
ner, A. C. Haddou, M. F oster, J. Scotl-
Keltie, L. C. Mia 11, Martball Ward. Rep. 68.
Meet of the British Assoc. of the Advanc. of 8c.
Bristol 1898, p. 688 — 689.
Traveraot Q. B. Stnzione neolitica di Alba. 8*.
55 8. mit 1 Kart« u. 4 Taf. Alba,
Trioomi. 8u dieci cervelli di criminali. Riforma
med. 8. 773.
TBohautsoW) M. Beitrüge zur Kenntnis* de* polni-
schen Schädels. ■ Anat. An*. XIV, 8. 609 — 616.
An cs. 3<>0 polnischen Bauemschkdeln verschiedenen
Altert wurden Capacitiit , Form und Xähto untersucht.
Männliche Capacität im Mittel 1468 ccm (Max. 1760, Min.
1212 ccm); weibliche CapacitÜt im Mittel 1328 ccm (Max.
1610, Min. 1007 ccm). Lüngen-Brcitendurchmesber im Mittel
männlich 81,6, weiblich 79,45.
TschugunoW) 8. Ueber die in sibirUcheu Kurganen
gefundenen künstlich deform irten Schädel. Arcb. d.
naturf. Gesellsch. zu Kasan. P. XXXII, Nr. 3, 35 pp.
Mit 1 Taf. (russisch).
Tuocimei) G. La teoria della evoluzione e il problema
della origine umana. Atti della Accademia dei
Lincei. Anno I, 1807, p. 140 — 141.
Tuocimei) J. Zoologicae res. De pithecanthropo erecto.
Vox urbi*. Ann£e L, p. 21 — 22.
Turner) A. I«. On the illumination of the air sinuses
of the skull, with some Observation« upon the *ur-
gical anatomy of the frontal sinuses. Edinburgh
medical journal UI, p. 460 — 473. With 2 pli.
Turner) W, A decorated «culptured humau skull from
New Guinea. Joum. of anat XXXII, p. 353.
Tumor. W. Early man in Scotland. Annala of 8co-
tish National History, p. 129 — 146. Nature, Nr. 1
und 2.
Ujfalvy, K. v. Zwei ka«ch mi rische Könige mit neger-
artigem Typus. A. A. XXV, 8. 419 — 422. Mit
3 A bb.
Ujfalvy, Ch. do. Memoire sur lea Huns blaues (Eph-
tlialites de TA sie centrale, Hunas de linde) et sur
la dlformation de leurs crAnes. L’Anthr. IX, p, 259
— 277; 384 — 407. Avec 10 fig.
Le* Sage« (Sskss). — Lea YuA-tehi. — Le* Kphthalite».
— Mocurs Ephthslite«. — Lee voyages du pilerla chlnois
lliouen. — Th«ang. — Le» anualistc« chiuois traduit« par
M. Specht. — Iastitution« poiyandriques et untres cou-
t uturs s'r rattachant. — Los Ephthalite* 4taient-ils de«
Yu4-tchir — Le» YA-tha sont-ils des Huns? — La difer-
mation cr&nienae ehe» les Huns et rhez les Hunas ou
Kphthnlitea de 1’lnde. — Pcrsistance du type Yud-tcbi
che* lea Dsrdous.
Unna, P. G. Das Haar al* Rasse nmerk mal und da*
Negerhaar insbesondere. Corr.-BL XXIX, 8. 54 — 56.
Die Bandforra des Negerhaares hat ihre Ursache in der
hochgradigen Abknirkong des Rulbu«.
Vauvillö. Oasemente hutnaius du cimetiere gallo-
romaiu de Soissons, Bull. Anthr. Paris, IX, p. 270
— 272.
Verneau, B. La main au point de vue oaaeux chea
les raammiföres monodelpbin*. Bull. Anthr. Paris,
IX, 8. 572—593. Mit 18 Fig.
Verneau, R. et Bipoche, D. Les sdpultarw Gallo«
Romaiues et M^rovingiennes do Mareuil - sur • Ourcq
(Oise). L’ Anthr. IX, S. 497 — 530. Mit 25 Fig.
V. Caractires ethniquea. A. Gollo-Romalne* (7 cf, 3 $).
Taille. Caract^res des o* longs. — T4te. — B. Merovin-
giennea (27 cf, 23 $ )• Tsille. — Caractere* des o» longs.
— Tete. — Owmeuts pathologiques.
Vierkandt, A. Die Culturtviien der Menschheit A.
A. XXV, 8. 61.
Virchow , H. Da* Skelet der gestreckten Hand. Z.
E. V. XXX, 8. 129—133. Mit 1 Holzschn.
Virohow, R. Ueber die ethnologische Stellung der
prähistorischen nnd protohistorieeben Aegypter, nebst
Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der
Haare. Abband], d. K. Preuss. Akad. d. Wis*. Berlin.
Gr. 4*. 20 8. mit 2 Taf.
Virchow, R. Die Phokomelen und das Bärenweib.
Z. E. V, XXX, 8, 55 — 62. Mit 1 Taf. u. 4 Holaschn.
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38
Vorzeichniss der anthropologischen Literatur.
Allgemeine Bemerkungen aber Phokomelie und ver-
wandte Missbildungen , mit einer Röntge ttphotagrnphic de*
Präparate* Nr. 819 de* Berliner pathologischen Institut*
von E. Granaich.
Virohow, R. Urgeschichtliche Funde von Brunn
und rothgef&rbte Knochen au* Mähren und Poly-
nesiern Z. E. V. XXX, 8. «2 — 74. Mit 1 Taf.
iWe urgeschichtlkhcn Funde zeigen Brandtpuren im Lö*s
tun Brünn , sowie Spuren einer Bearbeitung an den Rhi-
nooertwknnchen durch Menschen.
Die Färbungen sind I ocru*t«t ionen von Eisenocker, also
absichtlich vom Menschen gemacht.
Virchow, R. Zwei rothgeflcckte Schädel von Still-
fried. Z. E. V. XXX, 8. 72 — 74.
Die rothen Flecke an deu von M. Much eingesandten
Schädeln gehören wahrscheinlich in die Kategorie der so»
genannten wProdigMi»tii*fterke*. Der Knochen zeigt an den
rothen Stellen eine Infiltration.
Virchow, R. Knochen au* einem Gräberfeld der
Teneperhrie von Vevey. Z. E. V. XXX , 8. 288
— 272. Mit 1 Fig.
1 Schädel, 4 Skelet knochen. Beschreibung und Mauue.
Schädel: Cnpacit&t 1351 ccm . orthodolhhocephal (L-Br.-I-
= 71,7, L.-H.-L = 71,6, Ohrhöhend. = 57,6.)
Nach der Mittheilung von V. Gross, S. 471 —472,
»Urnmt der Schädel aus dem Ufergebiet des Bieter See*
und *war aus der BrouxeperindesUtioa Nidau.
Vlrchow , R. Anthropologische Notizen aus Bdea,
Kamerun. Z. E. V. XXX, 8. 275 — 278. Mit 12 Fi«.
Dieselben »Unnneu von Frhr. v. Stein, Stationschef
in Lolodorf, sie betreiben die Tätowirung, die Umriss« von
Hand und Fass, sowie die Haare voo drei Eingeborenen.
Virchow, R. Roth angestrichene Menscheuknochen.
Z. E. V. XXX, B. 281 — 285.
Allgemeine Bemerkungen über die Sitte des Bemalen*
der menschlichen Knochen.
Virchow, R. Knochen aus alten Gräbern von
Tennessee. Z. E. V. XXX, 8. 342 — 344.
Neigung zur Platyknetnie. Ein Schädel me*o{dolicho)-
cephal, der andere brach jrcephal.
Virchow, R. Ein lebend versteinerter Mann. Z. E.
V. XXX, 8. 344 — 345. Mit 1 Holxschn.
Myositis progressiva ouifican* hei Albert Schwarz
aus Rumänien.
Virchow, R. liagellizw erge in Kamerun. Z. E. V.
XXX, 8. Ul —586.
Die Aufnahme (Photographie, Beschreibung, Messung)
eine* 17 hi» 19 Jahr alten Mädchen» ist von Herrn Huns
v. Gliscslnaki gewicht. Körpergrösse 1 24 cm. Kopf
moocephal 77,1.
Die Aebnlkhkeit mit den Ewwe- (oder Akka*) Mädchen
ist unverkennbar.
Virohow, R. Vorführung von 8ioux -Indianern. Z.
K. V. XXX, 8. 557. Dazu Maass, 8. 557 — 559.
Virchow, R. Drei Geschwister mit Polysarcia prae-
matura. Z. E. V. XXX, 8. 619—820. Mit I Fig.
Virchow , R. Die Querdurchinesaer de* Gericht«*».
Internat, medio, t'ongrea* zu Moskau. Ref. A. A.
XXV, 8. 327 — 328.
Vols, WUh. Demonstration eine* Schädelahgusses von
Pithecanthropu» erectus. 75. Jahresber. der Schles.
Ge*, vaterl. Cultur. Xaturw. 8i*ct», 8. 10 — 20.
Vom, A. Polysarkiache Geschwister. Z. E. V. XXX,
8. 30. Dazu R. Virchow.
ISV.jSMptr Ku.be »on 258 1‘lmrt . Schwerter Hulda.
3 Jahre alt, 122 Pfund.
Waldeyer, W. Geschlechtsunterschiede der Furcbeii
und Winduugen beim menschlichen Fötus. Z. K. V.
XXX, 8. 280 — 281.
Soll ausführlich in Z. E. veröffentlicht werden.
Waldeyer, W. Das Becken. 8°. Mit 168 Fig. Bonn.
WalkhofT, O. Aufnahme der Gerichuknocben mit
Röntgen strahlen. Corr.-Bl. f. Zahnärzte XXVII, 8. 97.
Mit 2 Taf.
Weisbach, A. Die Deutschen Steiermark*. Mitth.
Anthr. Wien XXVUI (XVIII), 8.195—213. Mit
3 Kartenskizzen im Text und 6 Zablentabellen.
1. Körperiange; 2. Farbe der Haare; 3. Farbe der
Augen; 4. Farbe der Haut; 5. Typen; 6. Kopfmaaasc
, (Länge, Breite).
Welcker, H. Die Dauerhaftigkeit des Deesem* der
Riefelten und Fältelten der Hände. A. A. XXV,
8. 29 — 32. Mit 2 Abb.
Wieden mann. Untersuchung von 30 Dscltaggaach adeln.
A. A. XXV, 8. 381 — 39«. Mit 1 Taf. u. 15 Fig.
Wiedersheim, R. Grundriss der vergleichenden Ana-
tomie der Wirbelthiere. 8. Anfl. 4*. Jena. 559 S.
Zaborowski, M. Le* Aryens. Recherche* aur ln
origiuee. Etat de la questiou de Iangue et de race.
Revue mensuelie de PKcole d’Anthropologic de Paris-
8. 37 — 63.
Zaborowski. Lea Kourgane* de la Siberie Occiden-
tal«.*. Peuple* anciens et moderne« de cet.te region.
Bull. Anthr. Paris IX, B. 73 — 88.
Zaborowski. Dix-neuf eränes de« Kourganes Sibiriens
rapporte* par M. de Baye. Bull. Anthr. Paris, IX,
S. «7 — 99. Dincuesion : M. de Baye.
Cr&ne* <U Kourgsne* Toisnow - Qorudok pre* Tomsk,
Rizino prt* Tubolsk, Tschonde de Sysscrtc.
Zaborowski. Le* Ostinks et autres Finitoi*. I^urs
caract^re» et ceux des cr&nes des Kourgarte*. Bull.
Anthr. Pari», IX, 8. 99 — 106.
Zaborowski. La souche blonde eu Europe. Bull*
Anthr. Pari*, IX. 8. 477 — 482. Discustion : San*
»on, 8. 483 — 484.
Zaborowski. Races prthistoriqoM de Pancienne
flgypte. Bull. Anthr. Paris, IX. 8. 697 — 812. Dis-
cussioD : Verneau, de Mortillet.
Schädel von Beit*A11am, Negadah sttd.
Zichy, Graf Theodor. Farnilicntypu» und Familien-
ähnlichkeiten. Corr.-Bl XXIX, 8* 41 — 44; M— 54.
Zichy bespricht die FamilicnportriitR der Habsburger
und Bourbonen.
Zimmerer, Heinrich. Di© Bevölkerung Kleinarien».
Corr.-Bl. XXIX, 8. 22 — 24 ; 27 — 32 ; 34 - 39.
Ein zuvammenfisscndcr Bericht über die bisherigen
Forschungen.
Zojft, G. 8in«ularit£ du eräm* d’une femme de »4
ans. Arch. ital. de biologie XXX, p. 295.
Z<ya, G. A proposito delle osaa di Oian Gateazzo Vis-
conti. Bolletin »cient. Anno XX, p. ♦ — 6.
Zuccarelli, A. La capacitä cranica normale pato-
htgica e teratologica. L’Anomalo T. IX, p. 15.
Zltooarelli, A. Die Beziehungen zwischen Kriminal-
Anthropologie, gerichtlicher Mediciu und Paychiatri«
Ceti tr.- Bl. UI, 8. 193—195.
1
I
i
l
i
«
*
/
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Völkerkunde.
39
m.
Völkerkunde.
(Von Dr. A. Bichel in Aachen.)
Vorbemerkung. Für somatische Anthropologie besonders in Betracht kommende Artikel sind
durch einen Stern (*) gekennzeichnet.
Literaturbericht für 1898.
I. Quellenkunde.
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde.
a) Bibliographien.
Bibliographie, orientalische. Begründet von August
Müller. Unter Mitwirkung von N. F. Kutanov,
E. Kuhn, H. Nutzet, J. V. Prasek, C. Sutern an,
Y. Wicbmann, K. v. Zettersteen u. A., bearbeitet
und herausgegeben von Lucian Scher man. Mit
Unterstützung der deutschen morgenl&ndtscben Gesell-
schaft. XI. Band (für 1897) Halbjahnheft 2. Abge-
schlossen am 15. October 1898. Berlin, Keuther u.
Reicbard, 1898. VI, 1 BL, S. 153 — 322.
Die Bibliographie umfasst ueben einem allgemeinen Thrilc
alles , was «ich auf Yolksthum , Religion , Sitten, Sprache,
Literatur und Geschichte der Volker Asiens, Oceaniens,
Afrikas und der mongolischen Völker Europas bezieht.
Bd. XI, 2, verzeichnet die Titel, 2881 — 5510.
Bibliographische Ue borsicht. Bearbeitet von
Georg Bu sch an. Laufend* Literatur der Jahre
1897 und 1898. (Ontralblatt für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte. Hrsg, von Dr. tned. und
phiL ü. Busch an, Bd. III, Breslau 1898, 8. 68 — 96,
174 — 192, 249 — 288, 365 — 380.)
Literatur-Bericht, geographischer, für 1898. Unter
Mitwirkung mehrerer Fachmänner herausgegeben
von Alexander Bupan. (Beilage tum 44. Bde. von
Dr. A. Fetermann’s Mittheilungen.) Gotha, Justus
Perthes, 1898. XI, 208 8. 4°.
Hanke, Johannes. Liste der neuen Pobliostlonen.
I. 8omati«che Anthropologie; II. Ethnologie; III. Prü-
historie; IV. Zoologie und Botanik. (Bibliographischer
Anhang zum wissenschaftlichen Jahresbericht, er-
stattet auf der XX VIII. allgemeinen Versammlung der
deutschen anthropologischen Gesellschaft 1898; vgl.
l'orrespoudenz- Blatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie etc.. Jahrg- 29, 1898, 8. 91 —100.)
Zeitschriften. Regelmässige bibliographische An-
gaben über den Inhalt der Zeitschriften finden sich
namentlich im: Archivio per ! Anthropologin e 1»
Etnologia (rivista dei periodici) XXVIII, Firenze 1898;
in den Bulletins de 1* 8oci4t4 d* Anthropologie de
Paris, «Sr. IV, tom. IX, 1898; im Journal of the
Anthropologien! Institute of Great Britain and Ire*
land , vol. XXVII, 1897 und in L’Anthropologie,
tom. IX, 1898 (am Schlüsse der einzelnen Hefte).
b) Jahresberichte und kritische Revuen*
Bohr, F. Bericht über die Fortschritte auf den
Gebieten der Länder- und Völkerkunde 1897/98.
(Jahrbuch der Naturwissenschaften, Jahrg. XIII,
Freiburg i. Br. 1898, 8. 441 — 474.)
Deniker, J. Bulletin txibliographique (avec notes
analythiues). (1/ Anthropologie, tom. IX, Pari« 1898,
8. 105—112, 361 —368, 492 — 496, 618 — 624 und
726 — 733.)
Ueberaicht über den Inhalt der periodischen Literatur
mit kurzen Inhaltsangaben bei den einzelnen Artikeln.
Dozy, Q. J. Revue bibliographique. — Bibliogra-
phische Ueberaicht. (Internationales Archiv für
Ethnographie, Bd. X, Leiden 1898, 8. 27 — 31, 93 — 97,
136—139, 170 — 175, 226 — 230.)
Gerland, Georg. Bericht über die ethnologische
Forschung 1896 und 1897. 1. Oceauien. 2. Asien
und Europa. 8. Afrika von P. Gasigen*. 4. Ame-
rika. (Geographisches Jahrbuch. Begründet. 186«
durch E. Behra. Band XXI, 1898. Gotha 1899,
8. 123 — 254.)
Hanke, Johannes. Wissenschaftlicher Jahresbericht
des Generalsecretärs der deutschen anthropologischen
Gesellschaft über die Fortschritte auf den Gebieten
der Ethnologie und Anthropologie , erstattet auf der
28. allgemeinen Versammlung der Gesellschaft iu
Braunschweig 1898. (('orrespondenzblatt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 29, Mün-
chen 1096, 8. 67 f.)
Seheuflgen, Jacob. Bericht über die Fortschritte
auf den Gebieten der Anthropologie, Ethnographie
und Urgeschichte. (Jahrbuch der Naturwissenschaf-
ten, hrsgb. von M. Wildermann, Jahrg. XLU,
Frei bürg i. Br. 1-98, S. 331 —848.)
Literaturborichto : in den Mittheilungen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien. Bd. 28, 1898,
8. 45 — 56, 101 — 106, 190 — 194, 250—254.
$**
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40
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Mouvement scientifique «n France et ü Petranger:
in I.’ Anthropologie, tnra. IX. Pari* 1898, 8, 56 — 99,
183 — 236. 339 — 355, 437 — 483, 556—600, 676—714.
Die M-hr reichhaltige, Bücher und Jouroalliteratur gleich*
rnSsüig berücksichtigende Uebenicht Ut mit zahlreichen
Abbililungen au*ge»tattet.
Referate: im Archiv für Anthropologie, Band XXV,
Vierteljabnheft 4, S. 485 — 510. Au» der deutschen
Literatur, von J. Hanke, Th. AchelU und F. Birk*
ner. 8. 510 — 537. Au* der amerikanischen Lite-
ratur von Emil Schmidt (refe.rirt über The Ameri-
can Anthropologie, vol. VII, 1894; X, 1897. 8. 538.
Au» der russischen Literatur. — Ebenda, Bd. XXV,
Vierteljahraheft 1, 1898, 8. 145 — 223: Au» der rus-
sischen Literatur von L. Stieda; — 8.224 — 240: Au»
der nordischen Literatur von J. Mestorf.
Referate ; im Centralblatt für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte , hrsg. von 0. Buschun,
Bi III, Breslau 1898: Anthropologie, S. « — 28, 101
— 110, 105 — 212, 840 — 355. Ethnologie m.d BlWW>*
künde, 8. 88— 51, 110 — 184 , 212 — 24 2 , 20 5 — 808,
Urgeschichte, 8. 51—54, 134—173,242—248, 304—348.
c) Zeitschriften,
Amerika. The American Authropologiat. Published
qoartorly. Vol. XI, Washington 1H98. 3 Dollar«
jahrh — The American Antiquarien and Oriental
Journal, voi. XX, Chicago 1896. 8°.
Deutschland. Archiv für Authropologie , Bd 25,
Vierteljahrsheft 4. und Bd. 26. VierU-ljahrsheft 1,
Braun schweig 1898/99. — Corretqtondenz - Blatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc. . Jahr-
gang XXIX, 1698. — Centralblait für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte, Bd. 3, Breslau 1698.
— Olohu* , hr*g- von Rieh. And ree, Band 73/74,
Braunschweig 1898. — Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte, Jahrg. 1898. — Zeitschrift für Ethnologie,
Jahrg. 30, Berlin 1898. — Petermann s Mittheilungen,
Bd. 44, Gotha 1898. — Zeitschrift der Gesellschaft
für Erdkunde zu Berlin, Bd. 33, 1868, und Verhand-
lungen derselben Gi -elUchaft, Bd. 25, 1898. — Geo-
graphische Zeitschrift, br*p. von A. Hettner, Jahr-
gang 4. Leipzig 1H9H. — Koloniales Jahrbuch, Jahr-
gang XI, Berlin 1868. — Zeiscbrift für ufrikoninche
und oceanische Sprachen, Jahrg. IV, Berlin 1898. —
Zeitschrift des Verein* für Volkskunde, Jahrg. VIII,
Berlin 1898. — Deutsche» Kolon ialblatt. Nebst Mit-
thctlungeu von Forsch uugsmscnden und Gelehrten
aas den deutschen Schutzgebieten, Bd. XI, Berlin
1898; ferner die Jahresberichte der geographischen
Gesellschaften.
England. Folk -Lore. A quarterly review „f mytb,
tradition, institution and custom , heilig the T raus-
action» of the Folk -Lore Society am] incorporating
the Archaeological Review und the Folk-I<ore Jour-
nal. Vol. IX. London, l*y David Nutt, 1898. —
The Journal of the Authropological Institute of Great
Britein and Inland. Vol. XXVII, Loudou 1898. —
Ferner die geographischen Zeitschriften.
Belgien. Bulletin de Folklore. Organ de la *oci(öt6
beige de Folklore. Dirocteur Eugene Moscur.
Tum. XU, Brttieüf 1898.
Frankreich. L’ Anthropologie. Materiaux pour Phis-
toire de riiomme. Revue d'antliropologie , revue
dVthnographie reuuis, tom. IX, 1868. — Bulletin» de
la Societü d'Authropologie de Pari», sT-r. IV, tont.
IX, 1898. — Revue mensuelle de IT&oole d’Antbro-
pologie de Pari», ann4e VIII, 1898. Uevue de»
traditions populaires, annee XIIL Pari* 1898. — Lc
Tour du Monde. Nouveau Journal des voyages.
fond6 par Edtnoud Cbarton et iUnstre par not plus
ettebrss artiste». Ann.V 1898. Pari*. Hacbette.
635, 422, LX1V S. 4°. 25 frc».
Italien. Archivio per l’Antropologhs et la Etoologia.
Organo della societa italiana di antropologia , etno-
logia « psieologia comparata, publicato dal Paolo
Mantegazra. Vol. XXVIII, Firenze 1868.
Niederlande. Internationale» Archiv für Ethnogra-
phie. (Archive» internationale* dethnographie.)
Hrsg, von I). Anutschin, F. Boas, G. J. Doxy,
E. H Giglioli, E. T. Hatny. W. Hein, H. Kern,
J.-J. Meyer, F. Ratzel, G. Schlegel, J. D. E.
8chitieHz, Hjalmar-Stolpe, E. B.Tylor. Redac-
tion; J. D. E. Hch me ltz. Band XI. Mit 15 Tafeln
und mehreren Textillustratiouen. Leiden, Buchhand-
lung und Druckerei vormals E. J. Brill, 1898. X,
256 8. 4°. 21 Mark. l>er Urquell. Eine Monats-
schrift für Volkskunde. H ermutig «»geben von Fried r.
8. Kraus. Der neuen Folge II. Bd. Leiden, K. J.
BrUl, 1898. 12 Hefte, gr. 8®. 4 Mark.
Oosterreich. Zeitschrift für «österreichische Volks-
kunde, 4. Jahrg., 1898. Wien und Prag, E- Tempsky,
1898. 8°. — Mittbeilungon der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII. (Der neuen Folge
Will Bd.) Wien 1898. Mit Textabbildungen u. Tafeln
und Sitzungsberichten derselben Gesellschaft, ebenda
1898. 4®. — Oesterreich ische Monatsschrift für den
Orient. Hrsg, vom k. k. Handels-Museum in Wien.
Red. von .Tu). Böhm. Jahrg. 24, Wien 1896. 2°.
ti) Ctmgrcssc.
Association fran^aise pour l’&v&noement de«
Sciences. 26. session; congrto de Haint - Etienne ;
vgl. den Bericht über Anthropologie von Banson
in Revue menroille de pfccole d'Anthropologie de
Paris, annta VIII, 1898, No. 4, 15 avril.
Congrds international d’antbropologie criminelle.
Coropte rendu de la 4* »e*»ion , tenue ä Geneve du
24 au 29 aoüt 1866. Gencve , Fischbacher, 1897.
l PI. h". 10 fres.
CongresB russischer Naturforscher und Aerzte
in Kiew, August 1898. Bericht von Th. Volkov
iu V Anthropologie, tum« IX, 1898, 8. 718.
Internationaler medicinischer Congress in Mos-
kau, 19, bis 26. August 1897. Bericht ober «lie
Verhandlungen der anatomisch - anthropologischem
Abtheilung von Joseph Mies im Centralblatt für
Anthropologie, Jahrg. III, Breslau 1898, 8. 54 — 66.
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in
Braunachweig 1897. Bericht über die Vorträge von
F. Kahle in Putermanu’s Mittheilungen, 44. Band,
1898, 8. 14—17.
Doutscho Gesellschaft für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte: XXIX. allgemeine Ver-
sammlung in Brnunochweig vom 4. bi» 6. August
1898, mit Au»dügcu nach den» Eime und dem Harze.
(Bericht muh stenographischen Aufzeichnungen rtdi-
girt von Johannes Ranke, im Corntt|*mdcinzbiaU
der Gesellschaft, Jahrg. 29, München 1898, 8. 67 tT )
Vgl. such «len Bericht von Franz Heger in den Mit-
tbcilungen «1er Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. XXVIII, N. F. XVIII, Sitzungsberichte, S. 49 — 52;
ferner Jen Bericht von Joseph Mie» im Centralblatt für
Anthfappfoieir , Band 111, Breslau 1BW, 8* S55 — 368.
IW. IV, Jona 1899, S. 39—49.
Fries, 8. A. Religionsvuteuskapüga Kongressen i
Htocklioltu 1897. En futlsländig framaUUning af Kon-
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Völkerkunde.
41
gressen* uppkomtt ocli förhandl ingar jätnti» portritt
nf di»** president, jr*-l*e och samtliga talare.
Heft 1—5. Stockholm, Bohlin, 1897. 1. T., 240 8.
Sociedad eientiflca nrgentina, Bericht von Ro-
bert Lehmann- Nitsohe über den ersten Congreso
cientitko latiuo-americano, abgebalicn zu Buenos- Aires
vom ia bis 2". April 1899 im OntnlUltt für An-
thropologie, Bd. IV, Jena 1809, S. 49 — 53.
8. Museen und Ausstellungen.
Berlin. Köuigl. Museum für Völkerkunde. Führer.
7. Aufl. Berlin, W. Speinann, 1898.
F. v. Lusch&u, Hie Ausstellung SchSller vgl. Deutsche
Kolunialxeilung, Jahrg. XI, 1898, Nr. 28.
Brüssel. Mu *ee de la Porte de Hai. Beschreibung
der ethnographischen Abtheilung im Internationalen
Archiv für Ethnographie, Band XI, Leiden 1898,
8. 221 — 888.
Celle (Hannover). Beschreibung und Abbildung des
Museums in der lllnstrirten Zeitung 1898, Nr. 2578,
25. August. 8. 271, 272.
Danzig. Westpreusstsche« Proeinxlal-Museum. Bericht
für 1897; vgl. Internationale« Archiv für Ethnogra-
phie, Band XI, Leiden 1898, 8. 245.
Frankfurt a. M. Städtisches historisches Museum;
vergl. die Beschreibung von J. D. E. ßcliineltz
mit besonderer Berücksichtigung der Abtheilung für
Volkskunde im Internationalen Archiv für Ethno-
graphie, Bd. XII, 1899, 8. 27,
Haarlem. Kolonial-Meaeiim ; ülier den Jahresbericht
für 1897 vgl. internationales Archiv f. Ethnographie,
Band XI, 1898, B. 169.
Hamburg. Die koreanische Sammlung des Museums
Umlauff. Hamburg 1897. 47 S. mit 34 Tafeln,
gr. 8Ö. 3 Mark.
Vgl. lutrruatiiuudfs Archiv für Ethnographie, Band XI,
Leiden 1898, S. 224.
Hannover. Frovinjdal-Muwom ; vgl. den Bericht im
Internationalen Archiv für Ethnographie , Band XI,
Leiden 1898, 8. 224.
Honolulu. Occasional Paper» «f the Beniic« Fauabi
Bishop Museum of Polynesien Ethnulogy and Natural
Hietory. Vol. I, No. 1. ilouolulu, Hawaiian Islands
1898. 72 S. mit 41 Textabbildungen und 20 Tafeln.
8t* Jean -de -Lus. Die erste baskisclie Ausstellung.
Vgl. den Bericht von Karutz im Internationalen
Archiv für Ethnographie, Band XI, Leiden 1888,
8. 25 — 27.
Königsberg i. Pr. Katalog des Prussia - Museums.
Thell 11: Die Funde aus der Zeit der heiduischen
Gräberfelder (von Christi Geburt bi» zur Einführung
des Christenthum»). Mit einem Anhang enthaltend
den Katalog der ethnographischen Sammlung. Mit
188 Abbildungen. Königsberg 1897.
Krems a. d. Donau. Städtisches Museum; vergl. die
Beschreibung von Julius Benes in der Zeitschrift
des Verein» für Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin
1808, 8. 808 — 819.
Lübeck. Museum für Völkerkunde; vergl. die Be-
schreibung von Schmeltz irn Internationalen Archiv
für Ethnographie, Band XI, I*eiden 1898, 8.246 — 249.
Münster. Menechenraseetischidel der Sammlung der
westfälischen (Luppe für Authropo|i»gie, Ethnologie
und Uittssehichta im Provlnzisl-M u«eum für Natur-
kunde. Von Prof. Dr. II. Landois. (25. Jahresbericht
des westfälischen Provinzialvereins für Wift*enschaft
und Kunst. Münster 1897.) 8. 18 — 21.
Paris. Les nou veiles galerie« du Museum; R. V er-
nenn, 1a galerie d'anthropologie ; vergl. L’Antbro-
pologie, tonte IX, Paris 1898, 8. 327 — 336, mit Ab-
bildung. —
Le Mu*ee Ccmnschi ; vergl. über den Gründer; Inter-
nst ionsles Archiv für Ethnographie, Band XI, Leiden 1898,
S. 225.
Stuttgart. Ethnographische* Museum des Vereine für
lluodelsgcogrnphie; beschrieben von Lantpert im
Jahresbericht des Vereins. Stuttgart 1898.
Behrens, Albert. Die etli nographische Sammlung
dei Luueborger Museums. (Jahresberichte des
Mnseums- Vereins für da» Fürstenthum Luneburg.
1896/98, S. 93— HO.)
Goodo, G. Brown. Report apon the exhihit of the
ßmitbsonian Institution and the United States
National Museum at the Cotton States and inter-
national Exposition. Atlanta, Ga.. 1895. (Anuual
report of the bonrd of rvgeuts of the Smithsonian
Institution, July 1896, Washington 1898. ß. 613—635.)
Marina, Giuseppe. Das Italienische Anthropolo-
gisch*- Institut zu Livorno, (I’ebersetzt von Frau
Dr. Müller, München-Gladbach.)
Vergl. Zeitschrift flir Ethnologie , Jahrgang 3Ö, Berlin
1898, 8. 55 — 58.
n. Ethnologie.
1. Methodik. Geschichte der Wissenschaft.
Baaan , Atidolf. Die Aufgaben der Ethnologie.
Batavia, Al brecht u. Co., 1898.
Boa«. Ueber den gegenwärtigen Stand der anthro-
pologischen Forschung in Nordamerika. Bericht der
29. allgemeinen Versammlung der deutsche!) anthro-
pologischen Gesellschaft in Brauuschweig , 4. bis
8. August 1898.
Vergl. CentralbUtt flir Anthropologie , Band IV, Jena
1898, 8. 40 — 41.
Büchner, Max. Bedeutungen (Globus, 74. Bd., 1898,
8. 137 — 142, 39J). Dazu Entgegnung von H. Schurtz,
ebenda 8. 214.
C&rnoy, Henry. Dictionnaire interuational des Folk-
Archiv für Anlhropolofp«. bd XXV 11. (Vene. d. antlmip. Idt.)
loristes contetnporain«. Pari*, chez l’auteur, 1897
4°. 15 frv*.
Fiala, Franz. Ge*t. am 28. Januar 1898 zu Haia-
jevo. Nachruf in I/Anthropologie , tonn* IX, Paris
1898, 8. 100 ; von M. Hoerne* in den Mirtheilungen
der nnthropologiacheu Gesellschaft in Wien, Bd.
XXVIII, S. F. Bd. Will. Bitttmgftbtrieble, 8. 7—8.
Gümbel, C. Wilhelm von, gest. am I*. Juni 1898;
vergl. t'orrMpondenzblatt der deutschen Gesellschaft
lur Anthropologie etc., Jahrg. 29, München 1898,
8. 48.
Hovorka, Edler von Zderaa, Oskar. Sollen wir
weiter messen oder nicht? (('entralblatt für Anthro-
pologie, Band 111, Breslau 1898, S. 289 — 294.)
Lupouge, de. Le* leis fundamentale* de l’anthro-
pologie. (Revue scientitique, 1897, oct.)
6
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42
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Matiegka, J. Pocätky a poetap anthropologick^ho
studia obyvMtditn zenü ceakych. (Anfänge und
Fortschritte des anthropologisch an Studiums der Be-
völkerung der böhmischen Länder.) (Aut Naro-
dopistii Sbornik III. I Prag 1898.
Mortillel, Gabriel de, Professor für prähistorische
Anthropologie zu Pari«, gest. 121». September 1898;
Biographie von £raile Cartailhac iu L'Anthro-
pologie, tome IX, Pari» 1898, 8. 601 - 612, mit Por-
trät. Nachruf von R. Virehow in den Verhand-
lungen der Barliuer Gesellschaft für Anthropologie,
Jahrgang 189h, s. 4M -411*
Müller, Friedrich, gast, am 24. Mai 1898, Professor
für vergleichende Sprachwissenschaft und Sanskrit
in Wien; Nekrolog von W. Wolkenbauer ira
Globus, 74. Bd., 1898, 8. II — 18.
Radio, O. Ethnographischer and sodologiscber Frage-
bogen (Berb). Sbornik 1897. II.
Welcker, Hermann, gest. 11. September 1897 in
Wiutrrstein in Thüringen; vsrgl. Correspondenzblatt
der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jalirg. 2«, München 1897, 8. 1'"*.
Zöckler, O. Die Anthropologie (nebst. Psychologie)
seit etwa 1860. (Die Wissenschaften und Künste der
Gegenwart in ihrer Stellung zum biblischen Christen-
thum. Gütersloh *1898.)
2. Allgemeine Anthropologie.
Becker, V. De Mensch, zijne tegenwoordige en prae-
histonschc Rassen uaar J. Ranke „Der Mensch"
be werkt. Amsterdam 1898.
Bloch, A. Essai snr les levre« au point de vue
anthropologique. (Bulletin* de la BoeiltA d' Anthro-
pologie de Paris, a6r. IV, totn. IX. 1896, fase. 3.)
Caneetrini, G. Antropologia. 3. edit. Milano,
ü. Höpii, 1898.
Chudeineki, Th. Variation« mtuculalrea dan« les
rares humaines. (Memoire* de la 8o«iri6 d’ Anthro-
pologie de Paria, III. »er., tom. II, 1898, fase. 2.
223 8 )
Ehen, die, unter Blutsverwandten und die Statistik.
(Globus, 74. Bd., 1898, B. 379.)
Flürke, Gustav. I»rr Einfluss der Kiefer uud Zähne
auf den menschlichen Gesichtsausdruck. Eine anthro-
pologisch-ethnographische Studie. Bremen, W. B
Möllmann. II, 96 S. , mit Abbildungen, gr. 8°.
1,50 Mark.
Vergl. da« Referat im Centralblntt für Anthropologie.
Band IV, Jens 1899, S. 7—10.
Frobeuius, L. Die Weltanschauung der Naturvölker.
Mit 4 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. Beiträge
zur Volks- uml Völkerkunde, Band 8. Weimar,
B. Felber. 1898. XV, 427 8. gr. 8°. 9 Mark.
Gobineau, Joseph Arthur Graf. Versuch über
die Ungleichheit der Menschenra<;en. Vom Grafen
Gobineau. Deutsche Ausgabe von Ludwig Schemann.
Stuttgart, F. Frommann. Bil. 1, 18HM. VI, XXVIII,
290 8. Bd. 2, in». VI, 382 8. §•. 7,70 Mark.
Vergl P. F.h reureich im Globus, 73. Bd., 1898,
S. 327.
♦Haddon, A. C. The study of man. New York,
Putnam's Sons, 1898.
Haeckel, Ernat. Ueber unsere gegenwärtige Kennt-
nis« vom Ursprung des Menschen. Vortrag. Mit
erläuternden Anmerkungen uud Tabellen. Bonn,
E. Strau*«, 1898. 53 8. gr. 8°. 1,60 Mark.
* Holl, M. Ueber Gesichtsbildung. (Mittheilungen der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII
N. F. XVIII, 8. 57 — 100, mit TexUbbild ungen,
Tabellen und 2 Tafeln.
Auch separat : Wien, A. Holder, 1895. gT. 4°. 5 Mark.
Kohlbrugge, J. H. F. Der Atavismus. Utrecht,
G. J. C. Scrinerius, 1697. 8*.
Vergl. OntrslbUtt für Anthropologie, Jahrg. III, Bres-
lau 1898, S. 101 —103.
Kollmauu, J. Ueber die Beziehungen der Vererbung
zur Bildung der Menschenrassen. (Correspondenz-
blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
«Tahrg. 29, München 1898, 8. 116 — 121.)
Kollmann, J. und W. Büchly. Die Persistenz der
Rasaeu und die Reconstruction der Physiognomie
prähistorischer Schädel. (Archiv für Anthropologie.
Baud 25, Yiertcljaht »lieft 4, Braunschweig 1898.
8. 329 — 359, mit ft Textabbildungen und S Tafeln.)
Lavroff, P. I*. Perfjivania dotstoritcheskaho perioda.
Genf 1898. 8*. 160 8.
„Le lirrs de M. P. Lsvroff forme te sisi£me volume
de »on oeuvre mngistrale Esquissc de Involution de U
pen«ee; Psuteur tr«uve que les trsits priacipaox de la
diflerence eotre U vie froeiate „prihistorlque* et la vie
„bistorique“ soaft cau«£» par la pare»»e de la pen«Atu;
vergl. Tb. Volkov ln L’Anthropologie , tome IX, Pari»
1898, 3. 571 — 573.
Letournoau, Cb. La synthes* de Involution mentale.
(Revue mensuelle de l’Ecole d’ Anthropologie de Paris,
Bd. XII, 1898, B. 333 f.)
M&houde&u, P. G. L’origtne de l'homme d’aprfr» le*
tradition» de rAniiquitA (Revue mensuelle de l’ficole
d’Anthropologie. Annta VIII, Paris 1898, 8. 233 f.)
Manouvrier. Observation* sur quelques nain». (Bulle-
tins dt li» mmMN d’ Anthropologie de Paris, *$r. IV ,
1897, faac. 6.)
Mantegazza, Paul. De mansch in het gestachuleven.
Culturhiat en authropologiech onderzock naar deu
saxueelen otngnng blj de verschilfende vollen der
aardo. Voor Nederland bewarbt eu met tal van
ethnogr. bijzonderheden betr. da Nederl. bezittingen
in Indie vermeerded door A. R. Westerhout.
5. druck. Au>sterdam, von Klaveren, 1897. 3,90 fbcs.
Matiegka, Heinrich. Ueber die Beziehungen zwischen
Körperbeschaffenbeit uud geistiger Thätigkeit bei
Schulkindern. (Mittheilungen der Wiener Anthro-
pologischen Gesellschaft, Bd. XXVIII, N. F. XVIII,
1896, 8. 122 — 126.)
Negritoa, The, or pigmies. (Science of man, I, 1898,
7. S. 1 65 f.)
Oberländer, Richard. Der Mensch vormals und
heute. Abstammung. Alter, Urheimath und Ver-
breitung der menschlichen Rassen. Eine Völker-
kunde für Alt uud Jung. Wohlfeile (Titel-) Ausgabe.
Mit über 100 Textabbild ungen, 5 Tcnbilderu. Leip-
zig, O- Spanier, 1898. VIII, 311 8. gr. 8*. 2 Mark.
Pioard, Theodore. Essai d'anthropologie. Paris,
Pouasielgue. 8°. 3,50 fres.
Platz, H. Der Mensch. Sein Ursprung, seine Rassen
und sein Alter. 3. Aufl. Würzburg uud Leipzig,
L. Woerl, 1898. Mit 400 Abbildungen.
Vergl. Archiv (Ir Anthropologie, Bond 25, Virrteljahr*-
beft 4, Bteuasckweig 16M» s, 4M*
♦Pohl, J. Die Querschnittform des Kopfhaare* der
Kaukasier. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jahrgang 1897, 8. 483 — 488,
mit 1 Textabbildung.)
Proohownook. Der gegenwärtige Stand der Pyg-
innen fr* ge. (Correspondenzblatt der deutschen Ge-
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l
Völkerkunde.
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•ellschaft für Authropologie , Jahrg. 2V, München
1898, 8. BO.)
Reibmayr , Alb. Inzucht und Vermischung beim
Menschen. Wien, F. Deutliche, 1897. VI, 268 B. 8#.
4 Mark.
Reichenow, A. Handwörterbuch der Zoologie, Anthro-
pologie und Ethnologie. Band YITI. Lief. 72 — 74.
Breslau, E. Trewendt, 1898. 366 S. 8°.
Sammlungen, die anthropologischen, Deutschlands,
ein Verzeichnis* de* in Deutschland vorhandenen
anthropologischen Materials nach Beschluss der
deutschen anthropologischen Gesellschaft zusammen*
gestellt unter Leitung des Vorsitzenden der zu diesem
Zwecke ernannten Commission Johannes Rauke.
Tbeil III, Abthl. 1: W. Krause. Da* anthropolo-
gische Material de* I. anatomischen Institute* der
König!. Universität zu Berlin. (Archiv iür Anthro-
pologie, Band XXV, Vierteljahrsheft 4. Braun-
schweig 1898. 11 8.)
SchefFler, Hermann. Das Schöpfung» vermögen und
die Unmöglichkeit der Entstehung de* Menschen aus
dem Thier*. Nebst einer Kritik der Werke von
Darwin und Haeckel. Braunscbwalg, K. Wagner,
1898. IV, 152 8. gr. 6°. 3,60 Mark.
* Schein, Moritz. Da« Haarkleid de« Menschen.
Fester medtein. chirurgische Presse. Band XXXIV,
1898. 1.
Schmidt, Emil. Die Rekonstruktion der Physiogno-
mie aus dem Schädel. (Globus, 74. Bd., 1698, S. 307
— 310 mit 3 Textabbildungen.)
Auf Grund von Kollnaan’t Abhandlung: Die Per-
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Archiv für Religionswissenschaft in Verbindung mit
Honsset, D. G. Brinton, H. Gunkel etc. und
anderen Fachgelehrten herausg. von Th. Achelis.
Band I, Heft 1 —4. Freiburg i. Br., J. C. B. Mohr,
. 1398. gr. h'V 14 Mark.
Da* Archiv für Religionswissenschaft bezweckt nach der
Anzeige des Herausgeber* , di« Fühlung zwischen Sprach*
wivvetm halt und Völkerkunde hcrzustcllcn ; es »ollen be-
sonder» folgende Disziplinen behandelt werden: l. Griechi-
sche Mythologie. 2. Römische Mythologie. 3. SUvis.be
(nord-stidtdavi*che , finnisch-ugrische) Mythologie. 4. Ger-
manistik. 5. Romanistik. 6. Sanskrit. 7. Aegyptologie.
8. Assyrlologi*. 9. Semitisch-arabische Mythologie. 10. Alt-
persische (Avesta) und neupersisebe Mythologie. 11. Christ-
liche Mythologie. 12. Mythologie und Religion hei den
Naturvölkern (Asien, Afrika, Australien, Polynesien, Amerika).
13. Volkskunde. 14. Rrligionsphilosophic ; über die Be-
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Enjoy, Paul d\ Der Kuss in Europa und China.
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Lasch, Richard. Rache als Selbstmordmotiv. (Globus,
74. Bd.. 1898, 8. 37 — 39.)
Dazu eine ErgSusung von Kühne über ßauchaufschliUen
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Lasoh , Richard. Heber Geophagie. (Mirtheil ungen
der anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band
XXVIII, N. F. XVIII, 1898. 8. 214 — 222.)
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Schwangeren. Genphngie aus anderen Ursachen. Anhang:
Die pathologische Ge«»ph«gie und ihre Ursachen.
Schulenburg, W. von. Volkskundliche Mittheilungen.
1. Einen Strick um den Hai» tragen. 2. Der Boll-
werk. 3. Die Pestlöcher. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898,
8. 78 — 80 mit Textabbildungen.)
Treichel, A. Volkskundliche Mittheilungen. 1. Volks-
tümliche Bruchrechnung. 2. Schlüssel - Anhängsel.
3. lieber Schiessfcheiben-Bihler. (Verbandlungen der
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2 — 7, 1898. Leipzig, G. Lang. gr. 8*. h Liefrg.
0. 50 Mark.
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1. — 5. Lfg.) Leipzig, 8eele u. Co., 1898. 160 8. mit
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ä Lfg. 0,50 Mark.
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791 S. mit 3 Farbendr. und 2 färb. Karten. Neu-
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für Volkskunde, Jahrg. VIII, Berlin 1888, 8. 67 — 73,
182—188, 314—322.)
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31 S. 8®. 0,50 Mark.
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— 105.1
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Auf Grund der ernten allgemeinen Volkszählung im
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mann*» Mittheiluugen, 44. Band, 1898, Llteraturbericht,
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Völkerkunde.
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10. Blatt. Wien, A. Pichler Wittwe u. Sohn, 1898.
76 : «oem Frbdr. a 3,00 Miirk.
Enthalt: Bl. 7: Tiroler. 8: Magyaren. 0: Tschechen
Pilsener Gegend. 10: Ruthen«*». Dazu erklärender Text.
HnMUg. vm Fi Unliift. 908« xuit AWliwigw. gr. 8®.
0,80 Mark.
Zemmrich f j. Deutsche» uud tschechische* Sprach-
gebiet. Mit 1 Karte. (Meitner s geographische Zeit*
schrift, Jahrg. 4, 1808, Heft 5.)
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Brugmann, Karl, und Berthold Delbrüok. Grund-
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nischen Sprachen. I. Band: Einleitung und Laut-
lehre. 1 Hallte. (A. u. d. T. Vergleichende Laut-,
StaininbiMungs ■ und Flexioutdchrv der indogeriua*
uischeu Sprachen vou K. Brugmann. 2. Bearbei-
tung. I. Band : Einleitung und Lautlehre. 2. Hälfte.}
Strasburg, K. Trübner, 1897. IX, 623 — 1098 S. 8°.
12 Mark. — 4. Band. Vergleichende Syntax der in-
dogermanischen Sprachen von Berth. Delbrück.
2. ThL Ebenda 1H97. XVII, 500 S. 8*. 15 Mk.
Bruinier, J. W. Die Heimath der ludogermanen und
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Indogermanischen. Lund, Hj. Möller, 1897. XI,
115 Ö. 8«. 2,50 Mark.
Forschungen, mdogermaui»che. Zeitschrift für indo-
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vou Wilh. Streitberg. lld. », 1898.
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1898.)
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preiatorica. t’ou %ure dimoHmtive. Torino, Fr. Bocea,
IHOH 228 8. 8°.
Vergl. Hurra«* in <leu Mitthrilangen der anthropo-
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1898, S. 40—47.
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Ingen und Schulmänner in Dresden vom 29. Septem-
ber bis zuia 2. October 1897. Im Aufträge des Prä-
sidiums hrsg. von K. Al brecht. Leipzig, B. G. Teub-
ner, 1897. 8°. Indogermanische Sect.
Enthält: Streitberg, Entstehung de« Injmjctlr» im
Indogermanischen. Prell will, Zur Wortbildung im Indo-
germanist heu. Herkunft der latrin. Suftixe ariu» und
tarn«. Brugmsnn, Di*»irail*tori*che Veränderung TMI e
im Griechischen and Arittsrrh'i Regel über den Homer.
Wechsel von und et vor Vocslen. Hoffman n, Ent-
stehung de» grsmmat. Geschlecht» in den indogermanisch«*»
Sprachen. Schräder, Die Bog rille „Familie, Sippe und
Summ*'. F.trmol"gi»rheN au einem Sarhw&rterbuche der
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Vergl. L’Anthropologie, tome IX, Pari« 1898, S. 461;
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Bahlm&tm , P. Münaterläudisch« Märchen, Sagen,
Lieder und Gebräuche. Münster, J. Seiliug, 1898-
VUL 371 S. 8°. 3, du Mark.
Für die Volkskunde ziemlich werthta». Vergl. Zeit-
schrift de* Vereins für Volkskunde, Jahrg. VHI, Berlin
1898, S. 233; Globus, 73. Bl. 1898, 8. 165.
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bens iu ihrer geschichtlichen Aufeinanderfolge. (Bei-
träge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns,
Bd. XII, München 1898, S. 105—126.)
Vergl. L' Anthropologie, tome IX, Paris 1898, S. 508.
Bec hatein , Ludw. Thüringer Sagenbuch. 3. Aufl.
Herausg. von M. Berbig. Dresden, C. A. Koch,
1898. VI, 314 8. gr. 8°. 3,50 Mark-
Beck, H. Au* dem bäuerlichen Leben in Nordsteimke
(Brautischweig). Die bäuerlichen Feste. (Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin
1898, S. 428—439 )
Blind) Edmund. Die Schädel form der ebässischen Be-
völkerung in alter und neuer Zeit. Eine anthropo-
logisch-historische Studie über 700 Schädel aus den
etsässischen Ossuarien. Mit einem Vorwort von
G. Schwalbe. VIII, 107 S. , 2 Bl. Erklärungen,
10 Tafeln, I Karte. Beiträge zur Anthropologie
Kls*»»-Lothriugvn*. Herausg. von G. Schwalbe.
Heft l. Strasshurg, K. J. Trübner, 1898. 4°. 13 Mark.
Vergl. dos Referat von L. I.itloy in !.' Anthropologie,
tome IX, Pari* 1898, S. 219 — 221; Central blatt für An-
thrup llogir, Bd. 111, BralM IBM, 8. 298.
Boor, T, J. de. Beyner Bogmrtnau's Friescbe Rtjm-
spreuken. (De Vrije Fries. 19. Deel, 4 Reck*. 1 Deel,
2. Aull., 1897, 8. 205 -279.)
Mit Einleitung und Wortregister.
Brandt) Q. Die Körpergrosse der Wehrpflichtigen des
Reichslandes Elsa»* • Lothringen. Nach amtlichen
Quellen bearbeitet. Beitrüge zur Anthropologie
KisASB-Lothringena. Heft 2. Strassburg, K. J. Trüb-
ner, MM VJI, 82 S. mit S Kutten. 4*. 8 Mark.
Vogl Psrkbis im Gittas, 74. Bd. « 1022, 8» ISS»
Laloy In L’Aatltrvpologis , turne IX, Paris 1020) 8» 402
— 464.
Brenner) F. J. Bayerisch Land und Volk GUesseit»
des Rhein») in Wort und Bild. I. Tbcil: Südbayern.
II. Thell : Nortlbaycrn. München, Max Kdicrer,
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7
Digitized by Google
50
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Bd. VIII, Berlin 1898, 8.82—*«. 1*8—19«, 291—300,
«IS— 4M.)
KortM'tiujig von Bi VII, S. IO.H,
Dachler, A. Das Bauerntum* in Niederteterretoh and
•ein Ursprung. Mit 3 Tafeln und einer Kart«. Wien,
L. W. Seidel u. Sohn, 1397. 55 8. 8*.
D&hnhardt, Oscar. NaturgeschtchUiclie Volksmär*
dien au* Sah und Fern. Mit einer Titclzeichnung
von O. Set» windrazheitn. Leipzig, B. G. Teubner,
1898. VIII, 163 8. 8®.
D&hnhardt, Oscar. Volkstümliche» au» dem König-
reich Sach»en , auf der Thomnsschule gesammelt.
Heft 1, 2. Leipzig, B. G. Teubner, 1898. V 111,
10t S. u. V, 156 0. 8°. ä 1 Mark.
Dörlor, Adolf F. Die Thierwelt in der sympathe*
tischen Tiroler Volksmedizin. (Zeitschrift des Verein*
für Volkskunde, Jahrg. VIII, Berlin 1898, 8. 38 — 18,
168—180. )
Dreselly, Anton. Grabscbriflen, Sprüche auf Marter*
«Aulen und Bildstöcken etc. Dann Hausiuschriften,
Wirtlisechilder, Trinkst üben- Reime. Geräthe-Inschrif-
teu IL u. Salzburg, A. PutSt, 1080. VIII, 170 8.
<K«4 12°. 1,40 Mark.
Drosihn, Friedrich. Deutsch** Kinderreime und Ver-
wandtes aus dem Munde des Volkes, vornehmlich in
Pommern gesammelt. Nach seinem Tode herausge-
geben von Carl Bolle und Friedrich Bolle. Leip-
zig, B. G. Teubner, 1897. IV, 209 8.
Mit einem Anhang : 1. Vollurkthsel, Scherzfragen.
2. Sprichwörter und sprichwörtliche Wendungen.
Eggert, E. A. Die Verbreitung der deutschen Sprache.
(Preussische Jahrbücher, Bd. 92, Berlin 1898, 8. 544
—55*.)
Elenas* Lothringen, Da» Reichsland. Landes- und
Ortsbeschreibung. Hrsg, vom »tatist. Bureau des
Ministerium* tür Elsa»'»- lothringer!. I. Lfg. Btrass-
burg, J. H. E. Heit*, 1898. 160 8 2 Mark.
Den anthropologiMhea Tbeil hat Prüf. Schwalbe
bearbeitet, dir Sprach verhültni»»e und Mundarten im
deutschen Sprachgebiet Prof. Martin,
Eyan , Marie. Todtenbretter um Salzburg. (Zeit-
schrift de* Verein» für Volkskunde, Jahrg. VIII,
Berlin 1898, 8 205—209 mit 2 Tafeln.)
Faaterding, Gustav. Heidnische Erinnerungen auf
dem Westerwald«. (Rheinische GeschichUbl&tter,
Jahrg. 4, Bonn 1898, 8. 226- 234.)
Gross, Kurt. Holzlandsagen. Sagen, M&rchen und
Geschichten au» den Vorbcrgeti de» Thüringer Waldes.
2. Aull, von V. Lomtner. Leipzig, L. E. Wartig,
1898. XI.^213 8. 2 Mark,
Haaa, Alfred. Hin Kapitel itu* dem Volksglauben
und Volksbrauch in Pommern. 8. A. au» der Fest-
schrift zum 50j&br. Jubiläum des Prof. Lemcke.
Stettin 1898.
Haaee, K. Ed. Volksmedizin in der Grafschaft Hnp-
pin und Umgegend. (Zeitschrift des Vereins für
Volkskunde, Jahrg. VIII, Berlin 1898, 8. 56 — 62,
197—205, 304—309, 389—394.)
Fortsetzung von Jahrg. VII, 1897, 8. 412.
Hnaaa, Alb. Volkstümliche» aus Vögisheim im
baltischen Markgräflerland. (Zur deutschen Volks-
kunde, Nr. 6.) B<>un, P. Uanatein, 1898. 8®. 0,50 Mark.
Halm, Ph. M. Todtenbretter int bayerischen Walde.
( Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns,
Bd. XII, München 1898, 8. 85 — 104 mit 5 Abbil-
dungen und 2 Tafeln.)
Vrrgl. L l.aloy in l/Anthropologie , tmnr IX. Paris
1096» S. 577.
H&rpf, Adolf. Ueber deutsch volkliclimt Hagen and
Hingen. Streifzüge im Gebiete deutschen Schrift-
und Volksthum« mit besonderer Rücksicht auf die
deutsche Ostmark. Leipzig, J. Werner, 1898. VQ1,
148 8. gr. 8°. 2 Mark.
Heller. Volksmärchen au» Pommern. 1. Zigeuner in
Pommern. (Blätter für pommersrhe Volkskunde,
Jahrg. VI, 1898, 1.)
Horrmann, Paul. Deutsche Mythologie in genuin
verständlicher Darstellung. Mit 11 Abbildungen im
Text. Leipzig, W. Engelmanu, 1898. VIII, 545 8. 8*.
llottenroth, Friedrich. Deutsche Volkstrachten —
städtische und ländliche — vom 16. Jahrh. an bis
zum Anfänge de* 19. Jahrh. Volkstrachten au* Bö«l-
und Süd we«t- Deutschland. Frankfurt a. M-, H. Keller,
1898. VIII, 224 H. mit Abbildungen und 48 färb.
Tafeln. 4°. 24 Mark.
Hunaiker. Da« Bauernhaus de« Grossherzogthums
Badens verglichen mit demjenigen der Schweiz.
(Schweiz. Archiv für Volkskunde 1898, 2/3.)
Jeitteles. Beitrag zur Charakteristik des deutschen
Volksliedes. (Zeitschrift für üstei reich ische Volks*
künde, Jahrg. 3, Wieu und Prag 1897. Heft 9.)
Junsen, Christian. Zur Charakteristik der Nord-
friesen. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1898,227.)
Ille, Eduard. Rüftrhelznig au* Tirol. (Zeitschrift «le*
Ttttbl für Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin 1001,
8. 323 — 330.)
Knoop, O. Allerhand Scherze, Neckereien, Kenne
and Erzählungen über pommersche Orte und ihre
Bewohner. (Blätter für Pommersche Volkskunde,
Jahrg. V, 1897.)
Knothe, Franz. Die Markersdorfer Mundart- Ein
Beitrag zur Dialectkuude Nordböhmen«. Leipzig,
Nordhöhin. Excuraiona • Club, 1897. 128 S. 8°.
Vergl. Mittheilungen des Verein«» für Geschieht« der
Deutschen in Böhmen. 36. Jabrg., 1898. Liter. BeiLge 2,
S. 41.
Dipport, Julius. Das alte Mittelgebirgshaos in Böh-
men uud sein Rautypus. (Beiträge zur deutsch- böh-
mischen Volkskunde. Heraitsg. von der Gesellsehatt
zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst md
Literatur in Böhmen. Bd. 1, Hfl. 3, 1898. Mit
6 Tafeln. 24 8.)
Vergl. Andre« im Globus, 73. Bd.. 1898, S. 166 Mit-
theilungcn des NordböhmiM.hen Excursiont-Club, 21, 1898,
S. 60. Mittheiluugen «1er anthropologischen Ge»ell«haft
in Wien, Bd. XXVIII, N. F. XVIII, 1898, S. 47 — 48-
Luft, Wilhelm. Studien zu den ältesten germanischen
Alphabeten. Gütersloh, C. Bertelsmann, 1898. VIII,
115 8. gr. 8®. 2,40 Mark.
Lunglm&yr. Die Orts- und Flurnamen des Amts-
gerichts-Bezirkes Lindau. (Schriften de» Verein* für
Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung*
H.flt -'7, I.imUil 11-98. 8. 39 — 131.)
Marterl, Votivtafeln, Grabschriften , Feldkreuz«,
Leichenbretter, Haussprüche, ArmeseelenbiMer in
Tirol, Vorarlberg, Bayr. Wald, Vorgebirge und Alt-
bayrischen. Gesammelt von mehreren Touristen.
Regensburg, 0. Stahl. 1898. 34 8. 12°. 0,30 Mark.
— 2. illustr. Aufl. ebenda. 1 Mark.
Maurmann, Emil. Grammatik der Mundart von
Mülheim a. d. Ruhr. (Grammatiken deutscher Maad*
arten. Bd. IV.) Leipzig, Breitkopf u. Härtel, 1&98-
VII, 108, 8. 8®. 4 Mark.
Meatorf, J. Die Jahresfeste. (Mittheilungen de* An-
thropologischen Verein» in Schleswig-Holstein. HtfllL
1898. S. 3—14.)
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Völkerkunde.
51
Behandelt di« bei Frier der Jahresfeste io Schleswig-
Holstein üblichen Gebräuche.
Mielke, Robert. Ueber Volkskunst und ihre Rette
in der Mark Brandenburg. (Mittheilungen des Vereint
für die Geschichte Berlin«. 1898, 8. 36 — 45 mit
Textabbildungen.)
Betriebt hauptsächlich Trachten und Bauwerke.
Mont, Pol de, en Alfons de Cook. Bit xijn vlaam-
«che verte!*«* uit den volktmond opgeachreven. Met
30 teckeningen von K. Doudelet. Gent, van der
Poorten ea Deventer, Kluwer en Ci«., 1898. XVI,
452 ß. 8®. 3 Mark.
VergL Andre« im Globus, 74. Bd.t 1898, S. 182; aus-
führlich besprochen von J. Bolle in der Zeitschrift de*
Verein« für Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin 1898,
8. 463 — 466.
Much, Rudolf. Die Anfänge de« bayerisch -öster-
reichischen Volksatammes. (Beiträge zur Anthro-
pologie und Urgeschichte Bayern«, Band 12, München
1898, ß. 1 — 10T>
Much, R. Zur ßtammeaknnde der AlUachsen. (Cor-
respondenzblatt der deutschen Gesellschaft für An-
thropologie etc., Jahrg. 29, Münchcu 1898, 8. 113
— 116.)
P. V. Sagen von den Heiden im Gebiete de« Mill-
stätter See«. (Carintliia I, Mittheilungen des Ge-
ich iohts vereinst für Kärnten. Jahrg. 88, Klagenflirt
1898, S. 4—8.)
Partseh , J. Literatur der Lande«- und Volkskunde
der Provinz Schlesien. Heft 6. (Ergänzuugsheft
zum 75. Jahresbericht der «chlea. Gesellschaft für
vaterländ. Cultur. Breslau 1898.)
Philipp , Oscar. Die Zwickauer Mundart. Disser-
tation. laiipzig, E. Gräfe, 1897. 88 8. mit 1 Karte.
8®. 2 Mark.
Vergl. Deutsche Literaturzeit ung, Jahrg. 19, 1898,
8p. 1487.
Piger. Zaubermittel au« der Iglauer Sprachinsel.
(Zeitschrift für österreichische Volkskunde, Jahrg, 3,
Wien und Prag, 1897. Heft 9.)
Pniower, O. Die Bevölkerung Brandenburg« vor der
alavischcn Zeit. (Archiv der Brandenburgia , 1897.
III, 8. 94.)
RafT, Helene. Aberglauben in Bayern. (Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin
1«98, R. 394 — 402.)
Ranke, Johannes. Zur bayerischen Volkskunde.
(Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte
Bayern». Band 12, München 1898, B. 47 — 52 mit
2 Textabbildungen und 2 Tafeln.)
1. Zwei K«uehh&us«r am T«geru*ee. 2. MtUelfränkische
Ornamente.
Ranke, Johannes. Schädel der bayerischen filadt-
berölkernngen. I. Frühmittelalterliche Schädel und
Gebeine au« Lindau. Ein Beitrag zur Geschichte
der Schädeltypen in Bayern. (Beitrage zur Anthro-
pologie und Urgeschichte Bayern«, Bd. 12, München
1898, S. 127—164.)
VcrgL Laloy in L'Anthropologie, tom« IX, l’nri« 1898,
S. 464 — 466.
Reisehel. Da» thüringische Bauernhaus und «eine
Bewohner. (Archiv für Landes- und Volkskuude der
Provinz Sachsen. 8. Jahrg. Halle 1898.)
Reiser, Karl August. Sagen, Gebräuche und Sprich-
wörter de» Allgäu». Au» dem Munde de» Volke* ge-
sammelt. Heft 12. Bd. II, S. 129 — 192 mit Abbil-
dungen. Kempten, J. KöseL gr. 8°. 1 Mark.
Riohter, Paul Emil. Literatur der Lande»- und
Volkskunde de» Königreich» Sachsen. 3. Nachtrag.
(Beilage zum 26. Jahresbericht de* Verein« für Erd-
kunde zu Dresden.) Dresden, A. Huhle in Komm.,
1898. 77 8. gr. 8°. 0,89 Mark.
Rieger. Die ältesten Siedeliingen der Germanen.
( Veröffentlich, des historischen Verein» für dasGroe«-
herzogthum Hessen. 1897.)
Rohmeder, Wilhelm. Da» deutsche Volksthum und
die deutsche Behülft in ßüdtmd. Wien, C. Gtatsar,
1898, XI, 140 8. gr. 8°. 2 Mark.
Sagen und Gebräuche aus der Gegend von Branden-
burg a. H. gesammelt von Anna Werner, Ange-
lika Streich, Otto Jork, J. Handbücher,
J. Fried (Ander, A- Brost*. (Jahresbericht de*
historischen Vereins zu Brandenburg a. d. H. 29/30,
1808, S. 70—80.)
Sagenbuch, badisches, ln 50 Liefrgn. Freiburg i. Br.,
J. Waibel. Abth. I: Sagen de» oberen Kiieintlials
und der Waldntiidte. Neue Ausgabe in 10 Liefrgn.
LU**. 1 u. 2, 1898. gr. 8°. XXI, 40 & mit Abbil-
dungen u. 2 Lichtdr. ä Liefrg. Mark 0,50. Abth. II:
Die Sagen de» Ureiflgau« und der Banr. In l5Liefrgu.
Liefrg. 1, 189H. gr. 8°. VI, 26 8. mit Abbildungen
u. 1 Bildnis«. Mark 0,50.
Schattenberg, H. Da» ,Hän*eln‘ im ß raun sch weigi-
sehen. (Braunschweigische« Magazin, Bund 4, Braun-
schweig 1898, 8. 197 — 200.)
Bchiber, Adolf. Die Ortsnamen des Metzer Landes
und ihre geschichtliche und ethnographische Be-
deutung. Nach einem Vortrag. (Jahrbuch der Ge-
sellschaft für lothr. Geschichte. Metz 1898. S. 46
— 96.)
Schlemm, Julie. Zur Volkskunde der Schwaben in
He«M»D. (Mitthvilungen des Museums für deutsche
Volkstrachten zu Berlin. 1898. Heft 8. Mit 41 Ab-
bildungen.)
Schmitz, Ferdinand. Volkstümliche» vom Sieben-
gebirge. (Rheinische Geechichtsblfttlftr. Jahrg. III,
Bonn 1897, 8. 25 — 32, 61—64. 78 — 87, 104— 114,
177—188, 357 — 372. Jahrg. IV, Bonu 1898, S. 19
— 23, 82-84, 136—143, 177 — 186, 234—247.)
Schütte, Otto. Märchen uud Sagen. (Braunschweigi-
sches Magazin, Band 4, Brauusch weig 1898, 8. 23.)
Der Verfasser veröffentlichte in derselben Zeitschrift
norh folgend« auf die V«dk*kunde bezüglichen Aufsätze:
Volksrcimr. S. 37 — 39, 56. Kälhtri im Brnunsrhw.
I.ande gesammelt. S. 182, 183. Kinderlieder. S. 55, 56,
63, 64. Dorfneckereien. S. 94 — 98, 103, 104. Frühere
Horhseitsbriuche. S. 182.
Schukowitz, Hans. Hausgerät bi nach riftwn au« Nieder-
Oesterreich. (Zeitschrift de» Verein» für Volkskunde,
Jahrgang VH1, Berlin 1898, S. 49 — 56, 147 — 153.)
Schukowits, Han«. Piktographien eines bäuerlichen
Wirthschaftakalemlers von 1786. (Globus, 74. Bd.,
1698, 8. 392.)
Scobel, A. Thüringen, Land und Leut*», Monogra-
phien zur Erdkunde I. Bielefeld und Leipzig, Vel-
hitgen u. Kinsing, 1898. 156 8. mit 145 Abbildungen.
8°. 3 Mark.
VcrgL das Itrfend von O. Schlüter in den Verhand-
lungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Bd. 26,
1899, S. 171 f.
Seggftl. Der grösst* und der kleiuste 8oldat der
Münchener Garnison. (Archiv für Anthropologie,
Band 25, Vierteljahrsheft 4, Braunschweig 1898,
S. 413 — 418 mit 1 Abbildung.)
Seidel, Ernst. Synipathieformeln uud Zaubermittel
aus dem Saaltlial. (Schriften des Vereins für Sachsen-
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52
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Meiningische Geschichte und Landeskunde. Heft 29.
1808. 8. 37 — 65.)
Auf dem linken Saaleufirr zwischen Kahla und Jena ver-
breitet« B«*clmürong*fonoeln und Zaubermittel.
Tetzner, P. Zur deutsche» Volkskunde. (Die Um-
schau, Jahrg. III, IH98, Nr. II.)
Urban, Michael. Zur Volksheilkunde. iMUtheilungen
des Nordbuh mi#ch«*n Excur*ion*club, Jahrg. 21, Leipa
1899, 8. 171*11 1.)
beschreibt da» Aderlässen druUchUihmischer VolklKnU.
Verd&ra, J. Sporen van volksgeloof in onze taal en
letterkunde. (lfande)ingen en Mrdedeelingen van de
Maatschnpij der Necderlandsche Letterkunde t«
Leiden over het jahr 1897 — 1898. 8. 36 — 88.)
Vemalekon * Theodor. Die Zweige de* deutschen
Volkes in Mitteleuropa. Gras, 11. Wagner, 1898.
V. 72 S. gr. 8®. 1,60 Mark.
Volksthum, daa deutsch«. Unter Mitarbeit von
llana llelmolt, Alfr. Kirchboff. H. A. Köstlin,
Ad. Lobe, E ug. Mog k , Karl Bell . H * n r \ Thode,
Oak. Weise, Jak. W'vchgratn hrsg. von llana
Meyer. I*eipxig . Bibiiogr. Institut , 1898. VIII,
670 8, mit 30 Tafeln. Lex, 8°. 16 Mark.
Wegener, Philipp. Zur Kunde der Mundarten und
des Volksthums iin Gebiete der Obre. (Magdeburger
GeschiclitsbUUter, Jahrg. 32, 1807, 8. 328 — 364.)
I. Allgemeines iibrr die Mundarten des Ohregehietca.
11. Die Mundart von Rätzlingen. III. Volk«überli«‘frrung*n
aus Rätzlingen.
Weinook, Frans. Knecht Ruprecht und sein«* Ge-
nossen. (Aus: Nicderlausitxer Mittheilungeu.) Lüb-
ben Ld. L. 1898, 56 ß. gr. 8°. 0,76 Mark.
Vergl. die Anzeige im Literarisch™ (Yntralblatt , 1808,
8p. 913.
Weinhold, Karl. Aus Steiermark. Volkstümliche*
in alphabetischer Reihe. (Zeitschrift de* Verein* für
Volkskunde, Jahrg. VIII, Derhn 1698, 8. 43» 448.)
Weisbaeh, A. Die Deutschen Steiermark*. (Mit-
iheilungeii der anthropologische» Gesellschaft in
Wien, Bd. XXVIII, X. F. XVIII, 1898, 8. 195 — 213
mit Karten und Tabellen.)
Weller, Karl. Die fte*i**dlung de» Alamau neu laude«.
(Württemberg. Vierteljahr* hefte f. Land esgesch ich te.
N. F. Jahrg. 7, Stuttgart 1898, 8. 301 —360.)
Auch als S.-A. 111, 52 8. gr. 8°. 0,80 Mark.
Wirth, Chriatian. Laut- und Formenlehre der sechs-
ftint*ri«chen Mundart. (Archiv für Geschichte und
Alterthuruskumle von Oberfranke«. 20. Baud, Heft 2,
1697. 8. 148 — 232.)
Dialcct des Bezirksamtes Wunsicdel und des Amts-
gerichtes Selb in Oberfritnkcn.
Witte, Hane. Zur Geschichte des Deutschthums im
Elsas« und im Vogesengebiet. Forschungen xur
deutschen Lande*- und Volkskunde. Bd. 10, Hfl. 4,
129 s. i Karte.
Vergl. Peterumnn’* Mittheihmgcn 44. Bd. , 1898, Litera-
tnr- Bericht, S. 22; Verhandlungen der Gesellschaft für
Erdkunde, zu Berlin, B«nd XXV, 1898, S. 207.
Wossidlo, R. Mecklenburgische Volksfiberliefernngen.
Im Aufträge de* Vereins fnr m*»ck!enburgische Ge-
schichte uud Alterthumskunde gesammelt und heraus-
gegeben. 1. Band. Räth***l. Wismar, Hi natorff, 1897.
XXIV, 372 8. gr. 8®. 5 Mark.
Besprochen in Kuphnrion , Zeitschrift fiir Literatur-
geschichte 5, 1899, Iftt. 4, 8. 735 — 738.
Wuttke, Robert. Die Besiedelung Sachsens. (Neue
Jahrbücher für da* klasaisclm Altert hum etc., Jahr-
gang 1, 1898. lieft 5, 1.)
Zahler, Hans. Die Krankheit im Volksglauben der
Binimenthaler. Ein Beitrag xur Ethnographie de*
Berner Oberlandes. (Arbeiten aus dem g»»graphisclieo
Institute der Universität Bern. Hft. 4.) Bern 1698.
1 40 8. 9*
Vergl. Globus, 74. B.I., 1898, S. 327; Zeitschrift ffir
Ethnologie, Jahrgang 30, Berlin 1898, S. 277.
Zingerle, Anton. Tirolenaia. Beitrage iv Volk»-
und Landeskunde Tirols. Innsbruck , Wagner, 1696.
VI, 163 8. 8®. 2 Mark.
4. Die Skandinavier.
Arbo, C. O. E. Fortsaette bidrag tll Normaendene«
Antliropologi. 5. Nedenaas Amt; Chri»ttani&. Video-
skab Selsk. Skrlft. 1898.
Feilberg , H. F. Der Kobold in nordischer l’eber
Ueferung. (Zeitschrift de» Verein* für Volkskunde,
Jahrg. VIII, Berliu 1898, 8. 1—20, 130 — 146,244
— 277.)
Haxelius, Arthur. Bilder frau Skansen Sküdrinjzar
af sveusk natur oeb svenskt folklive. Under med-
verkan af J. Böttiger etc. Stockholm, Plausch- k
Litteratur Aktiebolagct, 1896. Haftet 1 — 4. 4 2 Krön.
Kriatensen, Ewald Tang. Dariske Sag«, som «Je
hör lydt i Folkemunde. 1. — 5. A fl ding. Aarhits«
Silkeborg (Molholm hei Veilje, Selbstverlag), 1892
— 1897.
Inhalt der Binde: 1. Berggeister. 2. Wald-,
und Bausgeister, religiöse Sagen, Vor- und Wahrzeichen.
3. Kiesen, Kirchen, Ortosagen, Schätze. 4. Personen«^#
(Könige, Krieg, Adel, Priester, Räuber und Monier, Stran-
dungen, Pest und Krankheiten). 6. Gespenster; vergl. di«
Anzeige im Giobu*, Band 75, 1890, S. 107/198.
Le Braa, Aiiatolo. Päques d’lslande. Paria, C. Levy,
1897. 18*. 8,80 fres.
Lehmann Fillics, M. Volkskundliche* aus Island-
( Zeitschrift de* Vereins fnr Volkskunde. Jahrg. VIII,
Berlin 1898, 8. 164—162, 286 — 291.)
Lehmann Filhds, M. Isländischer Aberglaube. (Zeit-
schrift des Vereins für Volkskunde, Jahrgang VIII,
Berlin 1808, 8. 448—462.)
Magnus, Hagbart. Studier over den norsk* bebyg*
gelse. I. Christiania, Haffuer u. Hille, 1898. VIII,
103 8. mit 1 Karte. 8°. 2 Kr.
Vergl. die Anzeige im Literarischen Centralhlatt 18W,
Sp. 018/619.
Magnus, Hagbart. Zur Siedelungskunde von Nor-
wegen. (Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde
xu Berlin, Band 23, 1898, 8. 367—392 mit 2 Tafel»-)
Pincau, Leon. Le* vieux chants populaire* tcAndi-
naves. (Gamle nordiske Folkeviser.) fcrude de Hdd*
rature oompar^e. I. fcpoque sauvage. I m ch«ots
de magie. Paria, E. Bouillon, 1898. XIV, 336 8.
8®. 10 fres.
Vrrgl. da» Referat von Keilberg in der Zeitschrift de*
Verein* fnr Vulkskunde, Jahrgang VIII, Berlin 1993, I
8. 103; Deutsche Literaturzvitung, Jahrgang 20, 1699,
Sp. 461.
8teffen, Richard. Emtroftg nordisk folklyrik i
forande mumtalliiiug. Stockholm, P. A. Norriedt 4
Boner, 1898. 8®.
Vergl. <la» Referat von Heuslcr in der Zeitschrift f®r
Volkskunde, Jahrgang VIII, Berlin 1898, 8. 349.
Willataen, P. J. AltiilAudisoh* Volksbal laden nnd
andere Volksdichtungen nordischer Yorzeit. 2. wr*
Digitized by Googlp
Völkerkunde.
53
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um* Nachf, 1897. XVI, BIS 8. 8°. 4 Mark.
Allgezeigt in der Deutschen Literaturzeitung;, Jnhrg. 19,
1898, Sp. 882.
5. Die Bewohner der britischen Inseln.
Gomme, Alice Bertha. The Traditioual Games of
England, Scotland and Ireland . with tutics, smgiug
rhyines and mothods of playing according tu the
Variante extant and recorded in different parts of
the kingdom, VoL II. Oats and beans. — Would
you kwow, together with a memoir oti the »tudv of
childrens game*. London, David Ntitt, 1898. XV,
531 8. 8«.
Vergl. d*p Referat von K. Weinhold in der Zeitschrift
der Verein* fiir Volkskunde, Jahrgang IX, Berlin 1899,
S. 1U3—105.
Holt) R. B. Marriage law* and custnms of the
Cymri. (Journal of the Anthropologie«! Institute of
Great Britain and Indand. N. 8. Vol. I, 1898,
8. 155—183.)
How the «nglish people are constituted and of what
races they are composed. (Science of man I, 1898,
5. 8. 1 1 1 f.)
Hübner. Brilanni. (Pauly’s RU-al -Encyktopädie der
klass. Ahcrthum*wit*eii*chuft. K«m Bearbeitung.
5. Hlbbd. Stuttgart 1897. 8p. 858 — 879.)
Enthält eine l'ebersicht über die ältesten Beviilkeruogs-
acjik'hten der britischen Inseln.
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tur*. London, David Nutt, 1898. LXXIX, 316 8. 8«.
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foseceB 4 ifleole du Ia>uvre en 1896. Paris, Leroux,
1897. Mit 31 Tafeln. 8°. 10 frei».
Chateau -Verdun) Marie de. Legendes bretonne*
et autrea recit*. Paris, Descläe et de Brouwer, 1897.
Mit 14 Abbildungen. 8°. 1,30 frc*.
Dem oli ns, Edmond. Le* Fnunjais d’aujourd'hui.
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Firmin Didot, 1898. XII, 485 S. 8«. 3,50 fres.
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thropo!«>gii|ue* sur 100 consent« de la clt»*e de 1897 et
sur 485 ileve* de divers Etablissement» scolaires de Saint-
Brieuc; vergl. L’ Anthropologie, tone IX, Paris 1898, S. 462.
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provenant da la Nouvelle-Catednnie et comparaisons
avec les ser.es de erftne* francais quelconques. (Bul-
letin# de la Soddtd d'Anthropologit de Paris, ser. IV,
tom. IX, 1898, fa*c. 3.)
Pittard , E. fctude de 114 Grane* de la vallee du
Rhone. (Revue mensuelle de l’tcolo d’ Anthropologie
de Paris, annee VIII, 1898, Ko. 3.)
Die untersuchten Schädel gehören dem 12. bi* 19. Jahr-
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Pittard ) Eugene, fctud« de 59 erftoe» Valaisnn» du
la valltfe «lu Rhön«. (Revue mensuelle dt l'flcolu
d’Anthropologia de Paris, ann£c VII, 1898, 8. 223 ff.)
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toire , leum moeurs et leurs tiaagea , leurs jeux et
teura divertissetneuU. Extrait* des ouvmges de
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Pierre Loli. Resumc de la paatorale .Abraham*.
Quelques poises basqne» (texte et traduction.l Baint-
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Cala y S&nchor, B. La despoblnelön de Andalucia.
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Camelat. Priores populaire* et formule» magique*
des Pvr^nees. (MMusinc, tom. IX, 1898, 3.)
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Erria, Revista Bascongadtt, vol. XXXVI, 1897, 8.178,
208, 23 1, 293, 327, 367, 420, 454. 531, 559 f. XXXVII,
8. 38, 69, II», 153, 223, 276 f.)
Campiön, A. La lengua Bascougada. iEuskal-Erria,
Re vista Bascongada, vol. XXXVII, 1897, 8. 363 f.)
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hielt u. A. Volkstrachten und ethnographisch wichtige
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Karat*. Zur Ethnograph je der Baaken. (Globu*,
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Referat von L. Kaum an n in 1'etermnnn’« Mitthedungen,
44. Bd., 1896, Literaturhericht, S. 176.
Freacura, B, L'AItopiano dei »ette oomuni vioentini.
Haggio di antropogeografla. (Atti dclla soc. Ligust.
di seien ze nat. e geogr., IX.) Genova 1898. 126 8. 8®.
Referat von L. Neu mann in Fetennann’s Mittheilimgrn,
44. Bd., 1898, Literaturhericht, S. 176.
Giuffrida-Ruggeri. La »tatura in rapporto alle
forme craniche. Note di antropologia Emiliana e
Lomluirda. (Atti della Societä Romana di antro-
pologia. 1898, Bd. V, II ft. L)
Auf Grund der Sammlung von 400 männlichen und
478 weiblichen Schädeln des psychiatrischen Instituts xe
Reggio.
LTtalie geogrnphique, ethnologique , hlstorique, ad-
ministrative, ecouomique, religieuae, littlr&ire, artis-
tiqtie etc. par R. Baziu, A. Mellion. M. Petit,
E. Weyl, E. Gebhart etc. Pari», Laroume, 1897.
Mit 243 Abbildungen und 6 Karten. 8°. 6 frcs.
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Trombatore, J. A. Folk -Lore Cttin^e. Pari*,
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Der italienisch« Text i*t in der vorjährigen Litvratur*
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Ermatinger, Emil. Die attische Autocbtbonensagr
bis auf Eunpidea. Mit einer einleitenden Darstellung
Digitized by Google
Völkerkunde.
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bis auf Kuripide*. Berlin, Mayer u. Müller, 1897.
III, 148 8. gr. 8°. 3,80 Mark.
Fabricius, E. Die Inael Kreta. 4. Die ethnogra-
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uer's geographische Zeitschrift, Jahrg. III, 1897,
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Httuttocoeur, H. Le folklore de l'lle de Kylhno».
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Lindau , tRudolf. Ein Ausflug nach den ägeiachen
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1898/1899, 8. 76 — 99.)
Philippson. Die Bevölkerungszunahme in Griechen-
land. (Hetiner's geographische Zeitschrift, Jahrg. III,
1897, Heft 7. IV, 1898, Heft 3.)
Rohde, Erwin. Psyche. Seelenkult und Unsterb-
lichkeitsglaube der Griechen. 2. verb. Auflage. Frei-
burg i. Br., J. 0- B. Mohr, 1898. Bd. 1 : VII, 32» 8.
Bd. 2: ID, 436 8. gr. 8®. 20 Mark.
Vergl. Aihslis im Globus, 73. Bd., 1898, S. 330.
Roscher, W. H. Ueber den gegenwärtigen Stand
der Forschung auf dem Gebiet« der griechischen
Mythologie uud die Bedeutung de« Pan. I Archiv
für Religionswissenschaft. Hrsg, von Th. Achelis.
Band I, 1898, Heft 1.)
Thumb, A. Die Maniaten. Ein Beitrag zur Volks-
kunde des heutigen Griechenlands. (Deutsche Rund-
schau, Jahrg. 24, 1898, Heft 7.)
10. Die Albanesen.
Baldacci, Antonio. Itinerari Albane»! {1892). (Mem.
Societä Geogr. Ital. Koina 1896, VI, 8. 45 — 78,
378 — 409; 1897, VII, 8. 15 — 44 mit einer Kart«.)
Vergl. Petermsno's Mitteilungen , 44. Bd, , 1898, Lite-
raturbericht. S. 100: „Beiträge zur Volkskunde, Religion,
Sitte und Blutrnche der Altaneten.*
Meyer. Gustav. Albanesische Studien. VI. Beiträge
zur Kenntnis» verschiedener alban arischer Mundarten.
(Aus: Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissen-
schaften.) Wien, C. Gerold's Sobu in Conim., 1897.
114 8. 8®. 2,50 Mark.
Pederaen, Holger. Zur albanesiacben Volkskunde.
IVbersetzung der in deu Abhandlungen der königl.
sächs. Gesellschaft der Wi&sensch., pbiL-hist. (.'laste
XV, vom Verfasser veröffentlichten albat.esischcn
Texte. Kopenhagen, 8. Miehaehen’s Nachf. , 1898.
V. 125 8. gr. H®. 8 Mark.
Vergl, Bulletin de Folklore. Organe de ls »ociet« beige
de Folklore. Tome 111, Bruselles 1898, S. 61; Zeitschrift
de» Vereins für Volkskunde, Jahrgang VII I, Berlin 1898,
8. 352.
8r. M. Y. Die Blutrache in Albanesien. Ein Stück
politische«- Kulturgeschichte. (Die Nation, Jahrg. 15,
1897/98, 578 — 579.)
11. Die Rumänen.
Jaworakij , J. Rumänischer und galizischer Volks
glaube. (Der Urquell, N. F., Band II, 1898, Heft 3/4 )
Kaindl . Raimund Friedrioh. Ethnographische
Streifzüge in den Ostkarpathen. Beiträge zur Haus-
bauforschung in Oesterreich. (Mittheilungen der
anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. XXVIII,
N. F. XVIII. 8. 223 — 249 mit 74 Textabbildungen.)
Diese Abhandlung bildet den Abschluss der von dem
Verfasser in früheren Jahren veröffentlichten Arbeiten über
die Huzulen.
Kochanowaka. Rumänisches Bauernhaus in der Buko-
wina. (Zeitschrift für österreichische Volkskunde.
1898, Heft 6 — 8.;
Röthy, L. Die italienische Herkunft der Rumänen.
(Ethnologische Mittheilungen aus Ungarn. Bd. 5,
1897, 8. 221 f.)
Weigand, Gustav. Linguistischer Atlas des daoo-
ru manischen Sprachgebietes. 1:000000. Lieferung I.
8 Blau. Leipzig, J. A. Barth, 1898. 52,5 X 49 cm.
4 Mark.
12. Die Slawen.
a) Allgemeines; Nordslaven.
Materyaly antropologicano-archeologiczne i et-
nograflezno. (Anthropologisch -archäologische und
ethnographische Materialien.) 11. Bd. Krakau 1897.
I>r Inhalt ist folgender: L. Magierowski, Die Lebens-
dauer im westgahzisfhen Städtchen Jacmierz. — J. Talko-
Hrvneewicx, Die anthropologischen Kennzeichen des pol-
nischen Adels der Ukraine. — L. Olechnowicz, Die An-
thropologie der ehemaligen Woiwodschaft von Sandomierz.
— Dari., Nachgrabungen im Lubliner Gouvernement. —
L. Demetryki c«r icz, di« Kurgane in der Umgebung von
Przemysl und Drohobvcz lüstgaliiicn). — D«rs., Die vor-
geschichGichen Begräbnisstätte» und Ansiedlungeu toi
Tarnobrzeg. — L. Wassilewski, Weissrussische Ksthsel.
— S. Rokossowska, klärchen ans dem Woiynier Dorf«
Jurkowszczyzna. — Swietke, Haber Rechtasittvn.
VergL Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
io Wien, 28. Bd., 1898, S. 33 — 34.
Barteln, M. Roggenkorn-Gemmen in Russland. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Jahrg. 1898, 8. 39 — 43 mit 2 Abbildungen.)
Baudouin de Courtenay, J. Die kaschubische
Sprache, das kaschubische Volk. (Russisch.) (Jour-
nal des Ministeriums für Volksaufklärung. 1897.
CCCX, 8. 306 — 357, CCOXI, 8. 83 — 127.)
Bloch, Ad, Caraet&re* particuliers du type grand-
ru*»ien. (Itulletins de la Hocidte d’ Anthropologie de
Paris, s4r. IV, tome VIII, 1897, fase. 5.)
Brooh, O. Studien von der slovakisch-kleinrnssischen
Sprachgrenze im östlichen Ungarn. (Videnskabssel-
skabets Skiilter. II, liistor. fllos. Klasse, 1898, Nr. 3.)
Öerny, Adolf. Mythiske bytosce luziskich Serbow.
(Dia mythischen Wesen der Lausitzer Serben.)
Bautzen *1898. X, 462 8.^ 8°.
Au* Nkrodoplsay stornik ceskoslovansky, 3, 1898.
Dix, A. Das Blaventunt in Prautsen, seine Bedeutung
für die Bevölkerungsbewegung und Volkswirthschaft
in den letzten Jahrzehnten. I Jahrbücher für National-
ökonomie und Statistik, Band XV, 1898, 5.)
Franko, J. Volkstümliches aus rtühanlschan Apo-
kryphen. (Der Urqnell, N. F. II, 1898, Heft 3/4.)
Friedl&nder, E. Ruthenische Sagen. (Der Urquell,
N. F. Band II. 1*9*. Heft 7,8.)
Ilipman, Ch. Pragne et les Tchöquea. Publik
avec la collaboration d'fcrivains framjais et tch&quas.
L La nation tcheque. Vol. III. Genüve, Georg,
1897. Mit Textabbildungen und 5 Tafeln. 2°. 5 fres.
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nische Ansiedelungen im Bascer Comitnta.) Lemberg
1898.
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in Wie», B4. XXVIII, M. F. XVIII, 1999, 8. 191 — 198.
Jaworakij, Jul. Din ,WiIdl Frau“. Au« dem Volk«*
glauben der Südntaaen. (Der Urquell, N. F. Band II,
1698, Hfl. S.)
Jaworskij . Jul. Hausgeister bei den Süd rüsten in
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schrift des Vereins für Volkskunde, «Jahrgang VIII,
Berlin 1898, 8. 331 — 336.)
J. gteht tun Schluss« seiner Abhandlung «in« Zusammen*
Stellung der Literatur über Vampyr« im »üdru*»i*chea
Volksglauben.
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ohexuovt trartöwanie kwestyi lechickiej. (Kwmrt&l-
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8. 1 — 20, 497 — 514.)
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Milukow, Paul. Skizzen russischer Kulturgeschichte.
Deutsche vom Verfasser durchgesehene Aufgabe von
E. Davidson. Mit einer Vorrede des Verfassers zur
deutschen Ausgabe. 1. Band. Leipzig, O. Wigand,
1898. XVI, 240 8. mit 6 Tafelu. gr. 8°. 6 Mark,
Niodorle, Lubor. Ycatnik «lovanskyeh «tarozistuoati.
lndicateur de* traveaux relatif« k l’antiquit6 slave.
Bvazek I. Praha, Xakladem vlastnim. V knmissi
u Buraika a Kohouta, 1898. 135 8. gr. 8°. 3 Mark.
Vergl. Pech im Glolus, 74. Bi, 1996, 8. 999.
Polivka, Georg. 8eit welcher Zeit werden die Greise
nicht mehr getödtet? Slavische Parallelen. (Zeit-
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Vaclavek. Daher die sogenannten Walachen Mährens.
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Seele u. Co., 1698. 20 8. gr. 8*. 0,30 Mark.
Kraus«, Fr. 8. Der Yoga -Schlaf bei den Südslaven.
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Th. Achelis, Baud I, 1898, Heft 3.)
Lovretic. Leben und Gebrauche der Bauern von
Otok. (Serbisch.) (Sbornik 1897, II.)
Pajk, Milan. Nachrichten über ehemalige slovenische
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der Museumsgesellschaft für Krain. VII, 1897. 8. 152
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Reader, M. La fernme au Montenegro. (Bibliotheque
univera. 1898, Mai.)
Renner, XL Durch Boanien und die Hercegovina
kreuz und quer. 2. in Wort und Bild ergänzte und
vermehrte Aufl. Berlin, D. Reimer, 1897. 567 ß.
mit 54 Vollbildern, 300 Abbildungen im Text und
1 Karte. H°. 3 Mark.
Vergl. Hasser! in Prtermanu’s Mittheilungen, 44 Bd.,
1898, 8. 101.
SmiJjanie, M. Die Hirten und Hirtennomaden Süd*
und Südostserbiens. (Globus, 74. Bd., 1898, S. 53
— 57, 71 — 75 mit 1 Abbildung.)
Strauss , Adolf. Die Bulgaren. Ethnographische
Studien. Leipzig, Th. Grieben, 1898. VII, 477 8.
gr. 8°. 9 Mark.
Enthält die Kapitel: I. Kostnogunische Spuren. 2. Di-
monrui 3. Schicksalsglauben. 4. Kr*! gebrauch«. 5. Volks-
medizin. 6, Todten gebrauche.
Vergl. Globus, 74, lld., 1898, S. 51; Zeitschrift für
Ethnologie, Jahrg. 30, Berlin 1898, 3. 183, 184.
Urbaa, Wilhelm. Sprichwörter der Slowenen. (Zeit-
schrift für österreichische Volkskunde, III, 1897, 10.)
Urbas, Wilhelm. Aberglaube der Slowenen. (Zeit-
schrift für österreichische Volkskunde. IV, 1898, 5.)
13. Letten und Littauer .
Brückner, A. Das alte Littauen, das Volk und seine
Gott*-!, i Polnisch ) (Bibi* WtVNNkW. Warschau 1897,
8. 235, 416; 1898, 8. 37.)
Jurkaohat, C. Littauische Märchen und Ei Zahlungen.
I. Theil. Heidelberg. C. Winter. 1899. »u. 4 Mark.
Krauen, P. Herkunft der alten Letten. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Authropologie,
Jahrg, 1898, 8. 236—237.)
Der Verfasser sucht die Abstammung der Letten ton
den alten Skythen zu beweisen.
Nehring, A., und R. Virchow. lieber Herber-
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Völkerkunde,
57
stein’* Angaben betreff* der Öamogiten. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc«,
Jahrg. 1898. ft. 879-889«)
Bchultze, Martin. Grammatik der altpreussischen
Sprache. Vernich einer Wiederherstellung ihrer
Formen, mit Berücksichtigung de* Sanskrit, des Lit-
auischen und anderer verwandter Sprachen. Leip-
zig. J. Schnitze, 1897. IV, 67 8. 8«. 1,60 Mark.
Tetzner, F. Die Verbreitung der littauischen Sprache
und Tracht in Deutschland. (Beilage zur Allgemeinen
Zeitung 1808, 14.)
Tetzner, F. , und H- I>ainos. Litiauische Volksge-
sänge. mit Einleitung, Abbildungen und Melodien
herauszegeben. Leipzig, Reclam, Universal ♦ Biblio-
thek Nr. 8184. 1Ü8, IV S. 0.70 Mark.
Besprochen iu Euphorie» 5, 1898, Heft 4, S. 740. Di«
Sammlung enthält uu»»er Nachrichten über Bräuche, Lite-
ratur und V'olkspocsi« der Littauer eine Schilderung der
littauischen Musikinstrument« und 70 zum grössten Thell
von» Herausgeber selbst übersetzt* Lieder, sowie 10 Melo-
dien.
Wiasendorf von Wisaukuok , H. Materialien zur
Ethnographie des lettischen Volksstaumie* des Witebs-
kischen Gou verneinen ta. Eine kritische Beleuch-
tung. Mitau (Leipzig, 0. Uarrassowitz), 1897. 24 S.
h°. 0,80 Mark.
Wolter, E. Lieder aus dem Gebiet« der Dsuken und
de« alten Sudauerlande* uud ein geistliches Lied aus
Kupischken. (Mittheilungen der littauischen lite-
rarischen Gesellschaft, Heft 22, 1H97.)
Wolter, E. Perkunastcmp«) und littauische Opfer-
und Delvenrtelne. (Mitihrilangeii der littauischen
literarischen Gesellschaft, Heft 22, 1897.)
Wolter, E. Zum Feuerkultus der Littauer. (Archiv
für Religionswissenschaft, hrsg. von Th. Achelis,
Band 1, 1898, Heft 4.)
Zweck, Albert. Littauen. Eine Landes- und Volks-
kunde. Mit 06 Abbildungen, 8 Kartenskizzen und
einer grossen Karte der Kurisehen Nehrung.
(Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen,
IW. I.) Stuttgart, Hobbing u. Röchle, 1898. VIII,
452 8. 8°. 8 Mark.
14. Lappen , Finnen und Verwandte.
Crawford, J. M. The Kalevala: the national epic
of Kiuland. Tramdat. into English verse. New edit.
2 Voll. Cincinnati, Clarke Co., 1897. 794, 49 8.
8®. 2,50 dol.
Dierkes, M. Land und Leute in Finnland. (Mit-
theilungen der geographischen Gesellschaft in Wien
1898, Heft 3/4.)
Qlina, Z. Die FytU- Lappen. (Mutter Erde 1898,
Nr. 13.)
Hyne, Cutcliff«. Thron gh Aretic I^ppland. London,
Adam and Charles Black. 1898. 284 8. mit Text-
abbildungen, 16 Vollbildern und 1 Kart«. 8°.
10 sh. 6 d.
«.Zahlreich und genau sind die Beobachtungen, betreffend
die Bevölkerung, deren Kleidung, Sitten, Leben, Nahrung,
ßlldungiverhältnisse und Auftreten gegen Fremdlinge* ;
vergl. Petermann’s Mittheilungen, Bd. 45, 1899, Literatur-
bencht, S. 37.
Iwanowaki, N. F. Uebcr Menschenopfer. (Aus dem
Russischen: Arbeiten der anthio|xdogi*cben Gesell-
schaft der kais. mil itär • medicinisclien Akademie zu
8t. Petersburg, 1. Bd., 1896, 8. 79 — 89, mitgetlieilt
von L. Ktieda im Globus, 74. Bd., 1898, 8. 101.)
Archiv fUr Anthropologie. Bd. XXVII. (Vera. d. antluop. Lit.)
lletrifll einen gerichtlich untersuchten Fall, der im Jahre
1892 unter den Wotjäken, rusa. Gouv. Wjlitka, passirte.
Krohn, Julius. Suomolaisen kirjalUsundcn vaiheeL
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nach einer Abhandlung in den Arbeiten der anthro-
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Pä&kkönen, L. V. Sora (Herreisen im russischen
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des karelischen Volks* taznme*- (Finnisch.) Finske
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Smirnow, N. Le* populatious tlnnoises des bassins
de bt Volga et de la Kama, fctudes d’ethnographie
liistorique. traduitee du russe et revue« pur Paul
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groupe bulgare. I.: Les Tcli4f4miaatK. U. : I^s
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8p. 1648—1650.
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Varaböry, H. Ueber den Ursprung der Magyaren.
(Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft
in Wien, Jahrg. 40, 1897, 8. 167—186.)
1 6. Türken.
Aristov, N. A. Notizen über die ethnischen Elemente
der türkischen Völker und Tribus. (Russisch.) Jiva’nt
starina, 8u Petersburg 1897.
Bittnor, Maximilian. Türkische Volkslieder. Nach
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London. RtBpMB LOW, 1898.
Marquart, J. Di«* Chronologie der altttlrkischen In-
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W. Bang. Leipzig, Dieterich, 1898. VII, 112 8.
gr. 8°. 4 Mark.
Nikolskj. D. P. Ethnographisch • anthropologische
Skizze der MeechUoheriken. (Referat von L. Stieda
nach einer Abhandlung in den Protokollen der
Sitzungen der Russischen anthropologischen Gesell-
schaft. Jahrg. 4/1». 8.71 f.; Archiv für Anthropologie,
Bd. XXVI, Vierteljahrsheft 1, 1899, S. 220 f.)
Die MeschUrberfcken sind türkische Auswanderer, »«««•
sig in den Gouvernement* Perm und Ufa.
Radloff, W. Die nlt türk »scheu Inschriften der Mon-
golei. Neue Folge. Nebst einer Abhandlung von
W. Bart hold: Die historische Bedeutung der alt-
türkischen Inschriften. Petersburg, Glaaouuof (Lejp-
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3 Mark.
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8
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58
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Dialecte. Liefg. 10. 8t. Petersburg, Leipzig, Von
8ort. in Coimn., 1808. Lex.-8°. 2,50 Mark.
Zaborowaki. 1. Han*, Ougree, Oui'gour«. 2. Inscrip-
tion de l'JAninei et de l’Orkhou. Origine de l’alphabet
vieax turc. (Bulletin* de la aocietd d'antliropologie
de Pari*, »Ar. IV, tom. IX, 1898, 8. 171 f.)
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reich* Ungarisch« Revue, Bd. 23, 1898, Heft 1/2.)
ßowa, Rudolph von. Wörterbuch de* Dialekt* der
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de» Morgenlande*, hrag. von der Deutschen Morgen 1.
Gesellschaft, Baml XI. Leipzig 1898, Nr. 1.) XIV,
128 8. 4,50 Mark.
Wlislocki, Heinrich von. Da» sogenannte „Pharaons-
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genl&nditchen Gesellschaft, Band 61, 1897, 8. 485
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Jahrgang XI für 1897, 2. Halbjahrsheft, Berlin 1898,
8. 154 ff, Nr. 2918-2932.
Bibliographie: Orientalische Bibliographie, siehe
obeu unter Quellenkunde la.
L Allgemeines und Vermischtes.
Delwas, £milo, Java, Ceylon, les Indes. Excursinn»
»ou* i’fcquateur et la zcme torride. Paris, Librairie
de l'Ait, 1897. 448 8. mit 9 Karten. a°.
Hommely Fritz. Hethiter und Skythen und das erste
Auftreten der Intnier in der Geschichte. Au»;
Sitzungsberichte der k. bobm. Geselhahaft der
Wistenaoh.) Prag, P. Rivnnc in C’umtn., 1698. 28 8.
gr. h°. 0,40 Mark.
Oppert, Ernst. Üstasiatische Wanderungen. Skizzen
und Krinuerungen aus Indien, China, Japan und
Korea. Stuttgart, Strecker und Moser, 1898. VII,
221 8. 8®. 2,50 Mark.
Vergl. Pcterniann** Mitthrilungrn , 44. Bd., 1898, Lite*
raturkierii ht. 8. 181.
Peiaer, F. E. Studien zur orientalischen Alterthums*
künde II- (Mittheilungen der vorderasiatischen Ge-
sellschaft, Jahrg. 3, 1898, Heft 6.) Berlin, W. Pei*er
in Cotrim. 52 8. gr. 8°. 3 Mark.
Radlinski. Lee peupUde» du nord * ent de l’Asie.
(Revue de gAogrupbie 189b, AoOt.)
Seidel , A. Anthologie aus der asiatischen Volkslite-
ratur. Beiträge zur Volk», und Völkerkunde, Bd. 7.
Weimar, E. Felber, 1898. XIV, 399 8. gr. 6®.
6 Mark.
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The world and its peoples, VI.) Boston, Hilver, Bur-
dett and Co., 1897. 328 S. 8°. 0,85 Dol.
Souhcsrnoa, R. de. I>e Saint-Petersbourg a Bamar*
kande. Paris, Challam«). o.J. 118 8. 16°. 2,50 frcs.
Hpillmann, Joseph. Durch Asien. 2. Hälfte.
Japan, China und Indien (Ost* und Südasien).
2. verm. AuÖ. Freiburg i. Br, Herder, 1898. X,
571 8. mit 1 Karte, gr. 4°. 9,80 Mark.
Szechenyi , Bela. Wissenschaftliche Ergebnisse der
Reise in Ostarien 1877 bis 1880. II. Band. Wien,
E. Hölze!, 1898. 781. gr. 8°.
Enthält Studien Ober die Draridanpraclien; vergl. Peter*
mano'i Mittheilungen , 44. Bd. , 1898. Literaturbencht,
S. 181.
T’oung pao. Archive« pour aervir ä l'etnde de
rhistoire, des langues, de la gAographie et de l'eth&o-
graphii* de PAsie orientale (Chine, Japou, Com-,
Indo-Chine, Atie centrale et Malairie). RedigAe* pur
Gust. Schlegel et Heuri Cordier. Vol. IX, Mir»
1898 — FAvr. 1899. Leiden, E. J. Brill, gr. 8°. 20 Mark.
Ujfalvy, Charles de. Memoire sur le» Huus blanc.»
(Ephthalites de PAsie centrale, Hunas de Find«) et
»ur la ddformation de leurs cranes. (L‘ Anthropo-
logie, tome IX, Pari» 1898, B. 259 — 277, 384 — 407
mit 10 Abbildungen.)
Vorrior, E. L'ethuologie de PAsie orientale. (Bullet,
de la SociAte d’ethnograpliie de Paris 1897.)
Winckler, Hugo. A Horten Ldische Forschungen.
2. Reihe. 1. Band. 1. bis 4. Heft (7. bis 10. der
ganzen Folge.) Leipzig, E. Pfeiffer, 1898. 192 8. gr. 8°.
II Mark.
Enthält : 1, Bruchstücke von KeUschrifttcxteo. Supri*.
Sareur und Atsarhaddon. Zu semitischen Inschriften:
1. Di« Grabinschrift von Petra, 2. Die Inschrift von
Limyr», CJAr 100. 3. CJAr 184.
2. Assyrien und Tyrus seit Tiglat-Pileser 111. Sh" mal unter
Sargon. Zur Geschichte des alten Arabien. II. Samienen.
HI. Zur Inschrift von Teitnur. IV. Die Könige von Chara*
cene. Die Polyandrie bei den Minäern. Einige semitische
Eigennamen. Lot. semed. hamnstu.
3. Die Reiche von Cillcien und Phrygien im Lichte der
altorientalischcn Inschriften. Aescfcylus Persae 751 bi» 789.
4. Zeit und Verfasser des Kobriet. Gog. Psalm 22,
Zur hamustu. Au« dem Archiv Ton Ninive.
Dasselbe 2. Reibe. 2. Band. 1. Heit (11 der ganten
Folge). Ebenda 1899. 2,60 Mark.
Zur inneren Politik itn neubabylonischen Reiche. Die
Zeit der Herstellung Judas. Neben las Reform. Daniel
und seine Freunde. Kebir itu A. T.
2. Kleinaaien. Armenien.
Anoutchine, D. N. ArrnianA v antropologuitcheakom
et gCogTHfitchcskom otnoeln-nii. (Die Armenier in
Anthropologischer und geographischer Hinsicht)
Morcou 1898. 13 8. mit 2 Lichtdr. 8°.
„Unc petite uionographie des Armenien» dan« la-piclJe
M. Anutchine a resuuiA tout ce qui a Ate publie »or
cette nation.“ Vergl. Volkor in L’ Anthropologie, tomc IX,
Paria 1898, S. 578.
Bugge, Bophus. Lykische Studien. 1. fYidenskabs-
•elakAbets Skrilter. II. Histori»k-ftlo*oflak Klaas« 1897,
Nr. 7.) Udgivet for Han* A. Bennechei Fond.
Christian!* , Jacob Dybwad, Comm., 1897. 91 8.
gr. 8*.
Vergl. das Referat in der Deutschen Litcraturaeituf
1899, Sp. 495 — 499.
C. F. La nation armttaienne. Bon pml, *on preaent,
»on aveuir politique et religieux. (La Terre Sainte
1897, 8. 181 f., 214 f., 228—230, 244—24«. 267—269,
274 — 276, 207 f , 340 — 342, 380 f.; 1898 , 8. 26 — 30.
42—44, 56—59, 69—71, 100—102, 118.)
Huart, Clement. Kenia. La ville <le» dorvicbe«
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Paris, Lcroux, 1897. Mit Abbildungen und 1 Karte.
12®. 5 frc«.
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Völkerkunde.
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Archiv für Anthropologie, Bd. XXVI, Vierteljahr*-
lieft 1, Braunschweig 1899, 8. 213 f.)
Jenson , P. Hittiter und Armenier. Mit 10 lithogr.
Schrifttafeln und einer U*bersicht*keiic. Sirnssburg,
K J. Trübner. XXVI, 255 8. gr. 8°- 2.'» Mark.
Latino, Anatolio. Gli Armeni e Zeitun. Floren*,
R. Betnporad, 1807. Bd. 1. 402, Bd. 2, 27« 8. 8°.
1,10 fr.
Vergl. H. Zimmerer in Prtrrnisnn’s Mittbeiluogeu,
Bd. 44, 189B, Literaturbcrieht, S. 183.
Reber, Frans von. Die phrygischen Felsendeukmälcr.
Untersuchungen über Styl und Entstehungszeit. Mit
12 Tafeln in Lichtdruck und 20 Textabbildungen.
(Abhandlungen der k. barer. Akad. d. Wissensch.
111. Ci., XXI. Bd., in Abth.) München 1897. 70 8.
4°. 8 Mark.
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307 8., 1 Karte. 8°. 3 Mark.
Vergl. Ppt«nrsnn,s Mittheilungen. 44. Bd., 1898, Lite-
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sertadou. Leipzig 1898. 63 8. 8°.
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—380.)
Lehmann, Carl. Kaukasische Gürtel und Bänder.
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pologie, Jahrg. 1898, 8. 329 — 332 mit 2 Textabbil-
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Bwiderskj , P. Th. Materialien zur Anthropologie
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und Schulmänner in Dresden vom 29. September bis
zum 2. OcUdn-r 1897. Leipzig. B. G. Teubner, 1897.
Orientalische Sect.)
Jackson, Will um« , A. V. A Brief Kote on the
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Th. Achelis, Bd. I, 1898, Heft. 4.)
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handlung in den Protokollen der Russischen anthro-
pologischen Gesellschaft, Jahrg. S, 8. 55 — 57 ; Archiv
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Braunschweig 1899, 8. 216 f.)
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1897. XII, 375 8. 8°. 4 fres.
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(Annales du Mu*4e Guimet- Bibliotheque dfltudew,
tom. VII, Paris 189«, 480 S.|
Kinde* des Psrsl - Znroastrlens ea Per»«. Population,
Costume, Usage», Fete«, Kaissancc, Investitur«, Maring«,
Fuoersitle«. Le „Psnrbsyct4*. L^ulation mo«lrnii*. m«-
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Klemm, Kurt, Völkerbilder au» A**am. (Beilage zur
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Peal, 8. E. Ein Ausflug nach Banpani. Nach der
Original • Handschrift übersetzt und mit einer Ein-
leitung versehen von Kurt Kleratu. l>»xu ei» An-
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Jahrgang 30, Berlin 1898, 8. 281 — 371 mit 21 Ab-
bildungen und 5 Karten.)
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Frankfurter, Oscar. 8iame§i»che Gesetze. (8. -A.
au* Jahrbuch der internationalen Vereinigung für
vergleichende Rechtst i»»en*elmft zu Berlin. 1897. 8®.)
Lofovro, E. Uu voyuge au Lao». Pari», Pion k
Nourrit, 1898. 303 8. 32 Taf.. I Karte. 8°. 4 fre».
Vergl. Prtermaan'» Mitthtilongen , Baad 45, 1899,
Lrtvrsturberkht, 8. 48.
8myth, H. Warrington. Five yea r» in 8iam from
1891 to 1896. London, John Murray, 1898. 16, 330
u. 9, 337 8. Mit Karten und Abbilduugen. 2 Bd«*.
8°. 24 »h.
Vergl. Csrlaen im Globus, 74. Bd. , 1898, 8. 51;
Titfsen in iVtmnann's Mittheilungen , Band 45, 1999,
Literatur bericht, 9. 48 f.
Young, Erneat. The Kingdom of the Yellow Robe,
beiug Sketche» of tbe domestic and religiou» rite»
and ceremouie» of the 8iamei«. VVjth iliuitrations
by E. A. Norbury. Westmiutter, A. Constable and
Co., lb9H. XIV, 399 8. 8°. 15 *h.
Der Verf. war mehrere Jahre im siamesischen Mlni-
steriaui «le» öffentlichen Unterricht.» thktlg: »ein Werk wird
►ehr günstig bciprodieo von 51. von Brandt in der
Deutschen Literaturzeitung, Jahrg. 19, 1898, Sp. 786 — 788;
vergl. auch Petrrmaun's Mittheilungen, Band 45, 1899,
Literaturbericbt, 8. 48.
d) Cambodga. Cockinchina.
Besuch, Ein, in Pnom-Penh (Cambodga). (Globus,
74. Bd., 1898, 8. 142 — 147 mit 4 Textabbildungen. )
Collineau. Le choum-choum (eau-de-vie de rix) de
Cochinchinc. (Revue mvnsuelle de l'Ecoto d'Authro-
pologie de Pari», annta VIII, 1898, No. 4.)
Enjoy, Paul d'. La colonDation de la Cochiuchine
(Manuel du Colon). Pari», 8oci4td dVditions seiend-
ticiues, UM, 379 S. 8®. 7,50 ftv».
Vergl. die Besprechung von 51. v. Brandt in der Deut-
achen Literaturzeitung, Jahrg. 19, 1898, Sp. 396 f.; Peter-
maiui'a Mitthrilungen , Band 45, 1899, Literaturbericht,
S. 48.
Leolere, A. La divination chez le* Carobodgiens.
(Revue fdontiiqu. Pari», 18y», 18, 19.)
Leclöro - Adhdmard. Huperatith»» and magic in Cara-
bodia. (Po pul. Science monthly. LIII, 1898, 8. 525 f.)
t) Annam und Tangking.
Chanel, J. Voyage chez le» Mo'i» du Bla; leurs
nroenr» et leura coutmne». (Bulletin de Geographie
hi»tori«|ue et descriptivc, Pari» 1897, 8. 39 7 f. mit
Abbildungen.)
Dlguet, Edouard. fetude de la langen TaT, pr£c(*dee
d'une notice »ur le» race* de» haute» regions du
Toukin , comprenant grammaire, m8thode döcriture
Tai et vocalmlaire«. Pari», Andr6, 1897. Mit Tafeln.
4®. |S frc».
Dumoutier, G. Tradition» populaires sino-annamitea.
(Revue d*-* tradition» populaire» XII, 1897, 8. 380
— 388, 417 — 434.)
Enjoy, Paul d’. Tap-Truyen (R«!*cits a la beuche).
Ci »me» et fegendes aunamites. Paria, Cli. Mendel,
1897. 10 frea.
Girard, H. Note »ur le» Nung» du Haut* Toukin.
(Revue mensuelle de l’fccole d'anthropologie, tom. IX,
1898, 8. 31 f.)
Lemiro, Ch. Le Art» et lea Cultes ancien» et
moderne» eu Annam -Toukin. Douai, O. Duthilloeul,
1897. 37 8.
Vergl. Bulletin de la soefete N'ruchateloise de geographie,
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Luro, E. Le pay» d’Annam. fetude aur l’organisation
politique et Mjcialo «le* Annainitc». 2# Edition.
Pari», Ltroax, 1898. 8*. 8 frc».
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64 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
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BUigden, C. Otto. Note« on the folk-lore and popu-
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Muaas, Alfred. Reist* nach den Mentawei Inseln.
I Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu
Berlin. Band XXV, 1898, 8. 177-189.)
Rer Reisebericht enthält werth volle Angaben über
Wohnungen, Sitten und Gebräuche der Eingeborenen.
Nijland, E. Handleiding voor de kenni« van liet
volkslcven der bewouert van Kederlaftdtch Ost-Indi?.
Leiden, E. Brill, IM7« IV, 179 8. IS Kanon. 8®.
1,50 fr.
b) Andomanen. Nicobaren .
Man, E. H. Notes on tlio Nieobarese. I. Nuraeric
System and Arithmedc. (The Indian Antiquary,
voi. XXVI, Bombay 1897, 8. 217 — 222, 265 — 277.)
Schlegel, Gutst. The Nicobar and Andatuan Islands.
Leiden 1898.
Temple, R. C. The Andamai« tokens. (The Indian
Antiquary, vol. XXVI, 1897, 8 192 — 194.)
c) Java . Celebes .
Brandstetter, Renward. Malitio-polynesische For-
schungen. 2. Reihe I. Die Geschichte von Djaja-
lankara. Kin makassa rischer Roman in deutscher
Sprache nach erzählt. Luzern 1898, 64 8. 8°.
Groahuis, G. P. De Javaanscbe folk. Haag,
A. W. Sijtboff. 1898.
Kern , H. Bijdragen tot de Bpraakkunst van hat
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kunde voo Nederlandich-Iudi». Bd. 49, 1898, Nr. 4.)
Kohlbrugge. Die Krankheiten eines Bergvolkes der
Insel Java. Janus, Band II. Amsterdam 1897.
Nov., Deo.
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thropologie, l'.imt 111, brc.-lau 1*98. S. 223 — 225.
Kohlbrugge , J. H. F. L'anthropologie des Teng-
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pologie, tonn* IX, Paris 1898, 8. 1—25.)
Vergl. Ceotralblatt für Anthropologie, Band IV, Jen*
1899, S. 36—37.
Leolerqu, Jules. Uu B4jour dans l’ile de Java. Le
pays. Les huhitants. Le Systeme colonial. Paris, Pion,
Nourrit & Cie., 1898. 294 S. mit 20 Abbildungen
und 1 Karte, lö®. 4 fres.
Sarasin, P. und F. Exploration de Olebe«. (A tra-
vers le monde, 1897, 8. 33 — 30, 41 — 44.)
d) Kleine Sundainseln .
Bose, C. M. E. R. C. v. Een en ander over bet
eiland Atnboina. Nijmegen - Arnhem , Gehr. E. u.
M Cohen, 1898. Mit 8 Abbildungen nach Photo-
graphien. 0,09 fl.
Der V erf. schildert die Einwohner der llnuputiidt Am-
hon, Europäer, Ambo neuen, Chinesen, Andrer etc., ihre
Sitten, Gebräuche und Cbsraktcrzüge.
Korn, H. Besch re ven sbeen van Tjandi Sewoc*. (Bij-
dregeo tot de taal-, Land- en volkenkuude van Nedcr*
land«ch-Indie, Bd. 49, 1898, Nr. 4.)
Kruijt. Volkskunde der Poso-Alfuren. (Mittheilungen
der Geographischen Gesellschaft zu Jena. Band 17,
1898.)
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Abella y Caaariego, Enrique. Filipinas. Madrid.
Teodora y Alonso, 1898. XX, 91 8. 8°. l ih*s.
Vergl. Putennana’s Mittheilungen, B*nd 45, 1899,
Ltteratnrfaericht, s. 61.
Alguo, Jose. Album de la« differentes Kazas de
Mindanao. Tototopias de Marty. Album II, Serie E.
O. O. u. J.
Vergl. Pelertnann1* Mittheilungen, Band 45, 1899,
LUemlurbericht, 8. 52.
Brinton, Daniel G. The peoples of the Philippinen
(The American Anthropologist, 1898, Oet.. S. 293 f.)
Auch als S.-A. Washington, Judd li Detweiler, 1898.
15 8. mit 1 Karte. 4°.
Vergl. F. Blumentritt in Pctermana’s Mittheilungen,
Band 45, 1899, Literaturbericht, 8, 52.
Filloa-mödecins, L**. dansant es au x Philippines. (Jour-
nal d’hygtäne 1898, April 28.)
Ino, Y. Correspoudance du Form ose. (Journal der
anthropolog. Gesellschaft in Tokio, Nr. 142, Jan. 1898,
8. 123 f.)
In japanischer Sprache; vergl. J. Deniker in L’Anthro-
pnlogir, tum. X, 1899, 8. 94 — 97.
Marcel, G. La carte des Phitippines du P£re Murillo
Velarxle d« 1734. (Bulletin de lil-ographie historique
et descriptivo, Paris 1897, 8. 82 f. mit 2 Karten und
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Notes interessantes sur les metis et les Indiens.
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1898, 8. 222 — 226.)
Wirth, Albrecht. Die eingeborenen Stämme auf
Formosa und den Liu-kiu. (Petermann’fl Mittheilmi-
gen. 44. Band, 1898. 8. 81 — 36.)
Der Verf. scliliesst sich dem Urtheil* Joe*t*s (Welt-
führten, 18951 an, dass die Eingeborenen de« Norden* voa
Formosa weder mit Malaien, noch Negritus, MiaoUe «der
Papuas verwandt seien.
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Woroeator, Dean C. The Philippine Islands and
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1898. XX, 529 8. mit Abbildungen und 2 Karten.
8°. 4 dol.
Vergl. F. Blumentritt in Prtcrmann’s Mitllieilungen,
Band 45, 1899, Litermturbcricbt, 8. 51.
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Borei, H. De Chiueesche filosofle toegelicht vor niet-
siuo)og»*n. IL Lao Ttt\ Amsterdam, van Kämpen
k Zoom, 1898. VI, 219 8. 8°.
Borei, Henri. Weisheit und Schönheit au« China.
Aus dem Holland, von E. Keller-Boden. Bibliothek
der Gesamintliteratnr des In- und Ausland«*, Nr. 1200
— 12 :*. Halle, O. Hendel, 1898. XII, 164 8. 8*.
2 Mark.
Brandt, M. von. Aus dem Lande de« Zopfes. Plau-
dereien einet »Heu Chinesen. 2. verm. Aufl. Leip-
zig, G. Wigand, 1698. Vll, 195 S. 8®. 2 Mark.
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66
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3 Mark.
Vergl. M. von Brandt in Peterniann’» Mitthcilungen,
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Conrady, Aug. Die Beziehungen der chinesischen
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Jedermann. Heit 3, 1898. 17 8.
Coucheron-Aamot) W. Durch da« Land der Chinesen.
Deutsch von K. Robolsky. Neue Ausgabe. Lftrg. I.
Leipzig-Reudnitz, R. Bautn, 1898. 32 8. mit Porträt
und 2 Tafeln, gr. 8®. 0,75 Mark.
Dohrn, H. ß. Die Strafen der Chinesen. Nach dem
Engl. Dresden, Dohrn, 1898. 47 8. mit 21 Abbil-
dungen und 1 Titelbild, gr. 8°. 2 Mark.
Enjoy, Paul d’. Le calendrier chinois. (Revue seien*
tiHque, 1898, März 5. u. 12.)
Qirard) Henry. Notes sur le« Chinois du Quang-8i.
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Leipzig, J. J. Weber, 1H98. VII, 294 8. mit 145
Textabbildungen , 27 Tafelu , 6 Beilagen , 3 Karten,
gr. 8°. 14 Mark.
Hirth, Friedrich. Zur Kulturgeschichte der Chi-
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Boci^td beige de Ubrnirie, 1897. 8®. 0,50 fr.
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Archiv für Anthropologe!»- Bd. XXV1L (Vors- <L »nlhrtrp. Llt.)
MisaionsgesellBcbaft , 1898. 80 8. mit Abbildungen,
gr. 8®. 0,80 Mark.
Vcrgl. Tetcnuann’* Mittheilungen , 44. Band, 1898,
Literat urbericlit, S. 188.
Die Religionen Chinas.
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der Bunts • Confucianismu*. Stuttgart, Strecker und
Moser, 1898. 121 8. 8®. 2 Mark.
Genähz, J. Die Religion der Chinesen. (Zeitschrift
für Missionslttinde und Religionswissenschaft. Jahr-
gang 12, Berlin 1897, 8. 79 — 92.)
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nected therewitli. Publislied with a stibvention Ihn
the Dutch colonial government. Vol. II and 111.
Book 1. Disposal of the dead, Part III, The Grave
(2 halft). Mit Textabbildungen und LicbtdrucktafVIi».
Leiden, Buchhandlung und Druckerei vorm. E. J. Brill
(II: VIII, 8. 361—827. 1892. 15 Mark. UI: IV,
8. 829 — 1468), 1897. 20 Mark. Lex. 8«
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Menzel. Die Religion der Chinesen und die bisherigen
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Humboldt-Verein für Volksbildung am 6. Februar
1898. Breslau, Geschäfts stelle des evang. Schriften-
Vereins. 18 8. gr. 8°. 0,50 Mark.
Parker, Edw. H. The religion of the Chinese. (New
Century review. 1897, Hept,)
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1898. 24 8. 8®. 0,10 Mark.
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50 Abbildungen und 2 Karten. 8®. 24 sh.
Vergl. üottschc in Petennann’s Mittbeilungen, 44. IW.,
1898, Literat urbericht , S. 187; ('arlam im Globus.
73. Bd., 1898, S. 165.
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the rovetou» magi »träte.
Landis , E. B. The Capping ceremony of Korea.
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Britain and Irelaud, vol. XXVII, 1898, 8. 525 — 531.)
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der Kaiser!. Kuss. Geographischen Gesellschaft.
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Hohes ethnographisches Intereiwe beanspruchen Ab-
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9
Digitized by Google
66
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Vergl. Deutsche Litersturzeitung, Jahrgang 19, 1699,
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impr. G. Maurin (J. Maisonneuve), 1897, 28 8, 8®.
1,50 fr.
Ainos.
Ribaud, M. Un ote au Japon borfril. Paris und
Lyon, Delborame u. Briguet, 1897. 318 8. 50 Ab-
bildungen. 8°. 4 Öres.
Enthält eine Schilderung der Aino» auf Ye»o ; «ergi.
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470 S. 4°. 30 fres.
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8 (’hromotafeln und 1 Karte. Leipzig, F. A. Br«>ck-
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Eine verkürzte Version de» Werkes von den 1 00 000
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und Ethnologie, Band VIII, Breslau 1896, 8. 23 — 37.)
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der Kaiserlich militar -medicinisclicii Akademie zu
8t. Petersburg. 2. Band. 1897, 8. 145 — 208.) Im
Auszüge mitgctheilt von L. Stieda. (Globus, 74. Bd.,
1898, B. 93 — 98 mit 4 Abbildungen.)
Vergl. CeairalMatt fUr Anthropologie , Band IV, Jen«
1899, S. 34 — 35; Archiv fUr Anthropologie, Bd. XXVI,
Virrteljahrsbeft 1, BraunschwHg 1899, S. 192 — 197.
Rein. Eine Ferienreise nach Samarkand, (Jahres-
bericht de* Verein« für Erdkunde zu Metz, 20, 1897/98,
M*-tz 1898, & 73— 83.)
Kut hält auch Mittheilung über di« Bevölkerung (Sarten,
Usbeken and Tadschik«).
Turkomanen, Türkmen, Turkmenen, Uzen, Ghu-
sen. (Hudnrtrterbuch der Zoologie, Anthropologie
und Ethnologie, Band VIII, Breslau 1898, 8. 244
— 249.)
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Konnan, Georg. ZeltJeben in Sibirien und Abenteuer
unter »len Korjaken und anderen Stämmen in Kam*
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Ottmar Dittrich. (Meyer’« Volksbücher Sr. 1192
— 1196, 1898. 384 S.)
Konti ratowitsch, O. W. Zur Ethnographie der Ost-
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Au* den Arbeiten der «nlhiMpologivcheu l«e*rlLc.haft der
k«i*. miUtär-mediciauchea Akademie /u St. Petersburg, 2,
1897 , S. 299 — 331, inittcthnlt von I.. Stiedn; vergl.
auch da» Reternt vn« demselben im ArchiT für Anthro-
polOfi«, Band XXVI, Viertrljahrsheft 1, Brsunsrhueig 1899,
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Krol, M. Da« Geschlecht»- und Familitnwssen der
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Kudakow, P. E. Olchon. Wirtschaft und lieben
der Buriaten der Jelanzini«chen und Kutulschcn
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(Schriften der Huns. Geogr. Gesell sch. Brat. Section,
Band VIII, Lfg. 1. St. Petersburg 1898. Mit Karte.
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einer Abhandlung iu den Arbeiten der anthropol.
Gesellschaft der kais. militar - medic. Akademie in
St. Petersburg, Bd. 2, S. 236 — 257; Archiv für An-
thropologie, Band XXVI, Vierteljahrsheft 1, Braun*
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8 Textabbildungen .und 2 Tafeln. 4. Mittheilung:
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1 Tafel. 5. Mittheilung: Ueber Kchiidelmasken. Mit
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ta belle.
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für Anthropologie, Jahrgang 1898, 8. 397 — 398.)
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für Anthropologie, Jahrgang 1898, 8. 398 — 401 mit
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Jahrg. 30, Berlin 189H, 8. 74 — 120 mit 194 Text-
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1898, 8. 145 — 153 mit 1 Tafel.)
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Macmillan, 1897. 000 8. mit 3 Karten. 8°. 14 sh.
Frobenius, L. Der Ursprung der afrikanischen Kul-
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des Verfassers, 9 Tafeln und 240 Textabbildungen.
Berlin, Gebr. Borntrigmr, 1898. XXXI, 368 8. gr. 8°.
10 Mark.
Vergl. das Referat (abgprerhrtid) von Andrer im
Globus, 74. Bd., 1898, 8. 363. Ein Auszug des Werkes
findet sich in der Zeitschrift der Gewlliehaft für Erdkunde
su Berlin, Band XXIII, 1898, S. 111 — 125.
Frobenius, L. Der westafrikanisL-he Kulturkreis.
(Petermaun’s Mitt bedungen , 44. Band, 1898, 8. 193
— 204, 205 — 271. 2 Karten.)
Fortsetzung der in Band 43, 1897* S. 225 und 262
erschienenen Au (sät re.
Giglioli , Enrico H. Due aingolariasime e rare
firombe da guerra guernite di ossa umane, dell’Africa
et de!!' America meridiouale. (Archivio per l'Antro-
pologia et l'Etnologia, vol. XXVII, Firenze 1897,
fase. 2.)
Vergl. L’Anthropologic, tome IX, Paris 1898, 8. 98.
Langkavel , B. Afrikanische Trommeln und die
Trommetspruche. (Mutter Knie, Bd. 1, 1898, 8. 175
mit 1 Textabbildung.
Lusohan, Felix von. Fremder Einfluss in Afrika.
(Westermann's Monatshefte, 1898, September.)
Marchand. La religion Musulmane au Houdan. (Ren-
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Mit Karte.)
Vergl. Pet ermann*» Mittheilungen, 44. Bd. , 1898, Ute-
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Mcroier, E, Im population indigene de l’Afrique sou*
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cueil des ootice» et memoire« de In societA archAo-
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Seidel, A. Transvaal, die südafrikanische Republik,
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dargestellt. 2. Auflage. Berlin, Allgemeiner Verein
für Deutsche Literatur (Hermann Paeteli, 1898. XV,
481 8. mit 17 Vollbildern, 48 Textabbildungen und
6 Karten, gr. 8°. 7,50 Mark.
Der Verf. erörtert such die ethnographischen Verhält-
nisse; vergl. Globus, 75. Bd., 1899, S. 182.
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3,50 fres.
Schildert u. a. die Bevölkerung unter besonderer Be-
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Petermann’» Mittheilunges, Band 45, 1899, Literatur-
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Vergl. Petermann’* Mittheilungen, Baud 45, 1899,
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Hourat. Sur le Niger et au pays des Touaregs. La
Misaion Hon i st. Pari», Pion, Nourrit et Co., 1898.
XII, 479 S. mit 190 Abbildungen und 1 Karte. 8°.
4 freu.
Ethnologisch werth voll ist das Capitel über die Tuareg;
vergl. das Referat ron Hahn ia Petermann’s Mittheilungen,
Band 45, 1899, Literaturbericht, 8. 56.
Lapie, Faul. I*es Civilisalioo« tunisiennei. (Musul*
lUiins, Israelites, Europeens.) fctude de psychologie
Sociale. Paria, Alcan, 1897. 301 ß. 12*. 3,50 frc».
Enthält die Capitel: Die Grundlage der tunesischen
Clvilisatioaen. Die Sprachen. Der Besitz. Die Familie.
Der Staat. Die Religion. Die Kunst.
Le Blanc de Pröbois, Paul. Essai de contes kaby-
le«. Traduction arabe et fran^aise. Constautine,
G. Heim, 1897. 16 8. 8°.
Le Blanc de Pr4bois, Paul. Essai de contes kaby-
le». Avec traduction en frauqais. I. livraisou.
Batna, Beim, 1897. 93 8. 8°. 2 frc».
Leroy-Beaulieu, Paul. L'Alg^rie et la Tunisie.
2. editiön reinaniee et augmentce. Pari», Guillaumin
et CoM 1897. XIV, 620 8. 8°. 9 fres.
Philippson , M. Algerien. (Die Nation, Jahrg. 15,
1897/98, 8. 477 — 479.)
Enthält Mittheilungen über die Zusammensetzung der
Bevölkerung Algerien».
Robert, Achille. Croyance» des indigttnes de 8edntta.
(Suite.) (Revue de» traditions populaires, XII, 1897,
8. 581 f.)
Robert, Achille. Mddecine populair* arabe. (Saite.)
(Revue des traditions populaires, XII, 1897, 8. 615 f.)
Saurin, Jules. Le pcuplement (rin^sii de la Tuuisie.
(Revue de Paris, 1897, VI, 8. 328 — 364.)
Stumme , Hans. Mürclien und Gedichte aus der
Stadt Tripolis in Nordafrika. Eine Sammlung
transkribirter prosaischer und poetischer Stücke im
arabischen Dialekte der Stadt Tripolis nebet, Ueber-
«etzung, Skizze des Dialekt« und Glossar. Leipzig,
J. C. Hinriohs, 1898. X, 317 8. Lex. 8°. 16 Mark.
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Breslau 1898. S. 186— 193.)
Wahl, Maurice. L’Alg6rie. 3. Edition revue et
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during the year 1897 — 1898. Baited by F. LI, Grif-
ft tb. With Illustration« and maps. London 1898.
3 Bl., 70 8., 1 LichUlr., 5 Karten, gr. 8°.
Enthält: I. Egypt Exploration Fund. Petrie, W. M.
K linder«: Excavation at Dendereh. S. 1, 2 mit 1 Abbil-
dung. Clarke, Somers: The Tempi« of Deir el Bn-
hari. S. 3. Griffith, F. LI.: Archneological Surrey.
8. 4. Greufell, B. I’.: Graeco-Roman Brauch. S. 4, 5.
II. Progress of Egyptology. Petrie, W. M. Künders:
Excavation« at Hierakonpoü» : The earliest monument» »f
Kgyptian hiatory. S. 6 — 10 mit 1 Abbildung. Griffith,
F. LI.: Archaeology, hicroglyphic studirs. S. 11 — 48.
Kenyon, K. G.: Graeco-Roman Egypt. 8. 48 — 54.
Cr um, W. E.: Coptic Studie». S. 55 — 69.
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pologie, Jahrg. 1808, 8. 280 — 262 mit 2 Textabbil-
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Torr, CeoiL Bur quelques pretendu* na vires egvptiens.
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mit 5 Textabbildungen. Ergänzung 8.717 mit 1 Ab-
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Virohow, Rudolf. Di« Kopfhaar« aus den prä-
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Jahrg. 1898, 8. 401 — 405.)
Virchow, Rudolf. Ueber die ethnologische Stellung
der prähistorischen und protohistorischen Aegypter,
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der Haare. Mit 2 Tafeln. (Aus Abhandlungen der
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1898.)
Berlin, B. G. Reimer, 1898. 20 8. 4°. 3 Mark.
Besprochen von licrk hau im Clobu«, 74. Band, 1898,
S. 102; im Internationalen Archiv filr Ethnographie, Band
XI, Leiden 1898, 8. 251.
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Pasig, Paul. Das modern« ägyptische Volkslied. (Die
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Somalis. Basel und Genf, Georg u, Co., 1897. VI,
223 8. mit 2 Porträt«, 25 Abbildungen und 1 Karte,
gr. 8°. 12 Mark.
Enthält Notizen Über die Cullur der Somali.
Luuribar. Paul de. Douze ans eu Abyuinie. Kon-
venir» d’un offleier. Paris, Flanunarion, 1898. 648 8.
5,50 frc».
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8*. 0,20 kr.
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deuzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie.
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uud Geleinten aus den deutschen Schutzgebieten,
Band XI, 1898, 3.)
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and Ijo» of the Niger Coast Protectorate. (Tbe
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Britain and Ireland. N. 8., Vol. I, 1898 , 8. 104 —
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Zeitung, Jahrgaug XI, 1898, Nr. 46.)
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kunde zu Metz, 20, 1897/98, Metz 1898 , 8. 54 — 72,
mit 1 Kart«.)
Enthält einig« ethnographische Bemerk ungen über dir
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mit 13 Ansichten und 2 Karten, gr. 8°. 5 fres.
VergL Petei— »nV Mittlieilungen , 45. Band, 1899
Literaturbericht, S. 56 f.
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Plehn. Zur Kenntnis» der Sprechen in Togo. (Zeit-
schrift für afrikanische und oceanische Sprachen.
1898, Heft 3.)
Plehn, Rudolf. Beiträge zur Völkerkunde de» Togo-
Gebiet««. Inaug. Dissertation. Halle 1898. 40 8.
mit 2 Tafeln und 1 Karte, gr. 8°.
Vergl. «hu Referat von Und. Virchow in dcT Zeit-
»ehr» ft für Ethnologie, Jahrg. 30, Berlin 1898, 8.279—280.
Roth, H. Ling. Notes on Benin Custom«. (Inter-
nationales Archiv tür Ethnographie, 1kl. XI, Leiden
1898, S. 235 — 242 mit Textabbildungen.)
Seidel , H. Au» der Fetischstadt Iasele am unteren
Niger, (Globus, 74. Bi( 1898, S. 6 — 9 mit l Ab-
bildung.)
Seidel, H. Lome, die Hauptstadt, der Togokolonie.
Ein Kultnrbild ans 'Westafrika. Sammlung geogra-
phischer und kolonial - politischer Schrift«*»», hcrauag.
von Rud. Fitzner, Nr. 12, Berlin, Paetel, 1898,
42 8. gr. 8*. 0,80 Mark.
Senator, Max. Umritt» -Zeichnungen der Hände von
Togo- Lauten. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1898, 8- 278 — 280
mit 1 Tafel.)
Stosa, Wilhelm. Das deutsche Togoland. (Reclam’s
Universum. 1898/99, Nr. 6 mit Abbildungen.)
Woerl, Leo. Dahomey , da» Land der schwarzen
Amazonen. Eine Skizze von Land ttnd Leuten.
Leipzig, Woerl, 1898. 24 8. mit 10 lllustrationne
gr. 8°. 1 Mark.
Zech, Graf von. Vermischte Notizen über Togo und
das Togohinterland. (Mittheilungen au* den deut-
schen Schutzgebieten, Band II, 1898, 8. 89 — 161
mit 7 Abbildungen und zahlreichen Textskizzen.)
Vergl. Petetmanu*» Mittheilongn», 45. Band, 1899,
Literaturbericht, S. 57.
7. Bantuvölker.
Bortrand, Alfred. Au pay* de« Ba-Rotai (Haut-
Zambeze). Voyage d'cxploration en Afrique et retour
par le» chute» de Victoria, le MatebeU-land, le Trans-
vaal, Natal, le Cap. Pari», Hachette, 1898. 340 8.
mit 105 Abbildungen und 2 Karten. 8°. 20 fres.
Vergl. Globus , 74. Bd., 1898, S. 24 — 30, 39—44;
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin,
Hund XXV, 1898, S. 404.
Botz, R. Die Trommelsprache dor Duala. (Mit-
ihetlutigen von Forschungtreisenden und Gelehrten
aus «len deutschen Schutzgebieten. Band XI, 1898,
Nr. 1.)
Bunzon , Charles. A Lambartal. Lettre* et Sou-
venir*. Nancy, Berger- Levrault, 1897. XXXV, 152 8.
mit 3 Abbildungen und 4 Plänen. 8®. 2,50 frc».
Der Verfasser war Missionar mn Ogowe; »ein Werk ent-
hält Schilderungen von Charnktcr und Sprache der Pahouin
und Galoa; vergl. Petetmaan’» Mittheilungen, 44. Hand,
1898, Literaturbericbt, 8. 191.
Burrowa, Gay. On the native» of tbe upper Welle
district «>f the Belgian Congo. (The Journal of the
Anthropologifftl Institute, N. 8-, Vol. I, 1898, 8. 35 —
47 mit Tafel).
Capus, Peter. Eine Mission »reise nach Uha und
Urundi. Auszug aus dem Tagebuch. (Peterroann’s
Archiv für Anthropologie. IM. XXVII. (Vers. d. antbrop. Lik)
Mittheilungen, 44. Band, 1898, 8. 121 — 124, 182
— 185.)
Coillard, F. On the Threshold of Central Africa.
A record of twenty years Pioneering atnong the
Barotsi of the Upper Zambe»i. London, Hodder and
8tougbton, 1897. XXXIV, 6638. mit 44 Abbildungen
und 1 Karte, gr. 8°. 15 »b.
Coillard, F, Sur Ic Haut -Zainbez«. Voyage» et
travaux de mi«»ion. nouv. Edition. Pari»/ Berger-
Lev rau) t, 1898. XXVIII, 590 8. mit 33 Abbildungen
und 2 Karten. 4°. 8 frc».
Mit ethnographischen Notizen über die Bawtse; vergl.
Bulletin de lu »ociet£ Nem huleloise de gfographie. Tome X,
1898, S. 514. Petermann’s Mittheilungen, 44. Bd., 1898,
Litoraturberh'ht, S. 192.
Denett, E. Note» on the folklore of th« Fjort (Frenoh
Congo). With an intro<luction bv Mary H. King»-
ley. Lllustrated. London (published for the Folk-
lore Society), David Nutt, 1898. IV, XXXII. 169 8.
8°. 7 th. 6 d.
Sehr beifällig besprochen von And ree in» Globus,
Band 75, 1899, S. 245 f.
Goffart, Ferdinand. Traite m^thodiqne de g6ogra-
phie du Co»»go. Geologie, orographic-, hydmgraphie,
ethnographie , productions naturelle»; Organisation,
politi«iue, Industrie, commerce, communleation». An-
ver*. CI. Thibant, 1897. Mit Abbildungen u. Karten,
gr. 8°. 3,75 frc».
Pnblication «lu Club africain d’Anvers. Der Verf. schil-
dert in einen» besonderen Abschnitte die Eingeborenen des
Kongogebtete*.
Hochländer, Die mittleren, de* nördlichen DenUeh-
0»t- Afrika. Wi»»en»c1iafUiche Ergebnisse der Irangi-
Expcdition 1896 — 1897 nebst kurzer Reisebeschrei*
bung. Im Auftrag« der Iratigi • Gesellschaft heraus-
gegeben von dem Führer der Expedition O. Walde-
mar Werther. Unter Mitwirkung der Herren:
Bruno Hassenstein, F. Kartell. H. J. Kolbe,
F. v. Luschan, P. Mntschie, A. Relchenow,
A. Blidll, L. v. Tippclskirch, G. Tornier,
E. Wagner, G. Witt. Mit 5 Vollbildern, 126 Text-
illustrationen und 2 Originalkarten. Berlin, Herrn.
Paetel, 1898. 8, 497 8. gr. 8°. 18 Mark.
Mit einem ethnographischen Theil.
Jacques. Contributton ä 1’ethtiologie de l’Afriqti«
centrale, halt c raues du Haut- Congo. (Bulletin de
la Societd d’Anihropologie do Bruxelles, tom. XV,
1897. )
Johnston, Sir Harry H. British Central Africa.
London, Methnen and Co.t 1897, XIX, 544 8. mit
229 Abbildungen und 6 Karten, gr. 8®. 30 *h.
Vergl. Heiermann"« Mittheilungen , 44. Band, 1898,
UtavaUtfWrkhtf 8. 191.
Jtinod, Henri A. Le» Ba-Ronga. Etüde ethnogra-
pliique »ur le» indigene» de la haie de Detagoa.
Moeurs. Droit coutumier. Vi«* nationale. Industrie.
Tradition». Superstition« et Religion. (Bulletin de
la »ocidte Neuchateloise de geographie. Tome X,
1898, S. 5 — 500. 4 Lichldrucktafelu und Text-
abbildungen.)
Der Verfasser ist Missionar in Loaren^o Marques :m der
Delagon-Bai. Die Abhandlung wird ausführlich besprochen
v«*n II. Seidel im Globus, 74. Bd., 1898, S. 185 — 193,
wo auch einige Abbildungen wiedergegeben werdet».
Kollmann, Paul. Der Nordwenten unserer ostafri-
kanischen Kolonie. Eiue Beschreibung von Land
und Leuten am Victoria Nyanza nebst Aufzeichnungen
einiger daselbst gesprochenen Dialekte. Berlin, Schall,
1898. VIII, 191 8. 8°.
10
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74
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Liebroch ts und Mosui. Guido de la sectkra de
1'fctat indejiendant du Congo 4 /Exposition de
Bruxelles - Tervueren en 1897. Bruxelles, Moimom,
1897. XIV, 5*24 8- mit Textabbildungen und Karten.
Einhalt auch eine Beschreibung der Sitten und Gebräuche
der Bewohner de* Congo; vergU IVtermsnn’* WUthrilungen,
44. BdL 1898, Lilernturliericht, S. 192
Luschan , F. von. Beiträge tar Ethnographie den
abflusslosen Gebiets von Deutsch- Ost- Afrika. Berlin,
H. Paetel, 1898.
S. A. au* W. Werther „Die mittleren Hoihlioder des
nord liehen Deut*rh>Ostafrika.u
Macdonald , J. R. L. Solderiug nnd 8»rveying in
British East Africa. London, Edward Arnold, 1897.
XVI, 333 8. mit 12 Ansichten und 8 Karten, gr. 8°.
16 sh.
Enthalt einige ethnographische Not ixen ; vcrgl. Peter*
tnann’s Mittheilungro , 44. 1WI. , 1898, Literaturherkht,
S. 190.
Mftlbec et H. Bourgeois. Los flaches etnpoieoniv^es
du pays Baya (Ilaute-Sangha). (Revue mettsuelle de
l’ficole d' Anthropologie de Paris, annöe Vlll, 1898,
Nr. 10.)
Nanters, A. J. I/fctat independnnt du Congo.
Bruxelles, Falk, 1898. 528 8.
Enthält ausser historischen und geographischen auch
ethnographische Mittheilungrn.
Ramsay. Ueber seine Expedition«! nach Ruanda
und den Bikwa • 8m. (Verhandlungen der Gesellschaft
für Erdkunde tu Berlin, Band XXV, 1898, 8. 303
— 888.)
Bit einigen ethnographischen Notizen.
Bchoeiler. Pie ethnologischen. Verhältnisse des äqua-
torialen Ostafrika. (Deutsche Kolonialmttung, Jahr-
gang XI, 1898, Nr. 31.)
Bchoeiler, Max. Einige wissenschaftliche Ergebnisse
seiner Expedition nach Aeqnatorial * Ost «Afrika und
Uganda lfo.Mi.y7. ( Verhandlungen der Gesellschaft
für Erdkunde zu Berlin, Band XXV, 1898, 8. 251
— 262.)
Enthält einige ethnographische Angaben.
SchöUer, Max. Meine Aeqnatorial «Ost* Afrika- und
Uganda- Expedition 1896/97. (Verhandlungen der
deutschen Kolonial -Gesellschaft, Abtheilung: Berlin-
Charlottenburg. 1897/98. Heft 5, 8. 159 — 233 mit
1 kolor. Karte.)
Soidol , A. Ein Suaheligedicht über die Vorgänge
beim letzten Thronwechsel in Sansibar. (Deutsche
Kolonialzeitung, 1898, Nr. 7.)
Thonner, Franst, Im afrikanischen Urwald«*. Meine
Bois«* nach dem Kougo und der Mongalla im Jahre
1896. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst V ohsen), 1898.
X, 116 8. gr. 8°. Mit 20 Textbildern, 87 Lichtdruck-
tafeln und 3 Karten.
VergL Globus, Band 75, 1898, 8. 245.
Velton, C. Märchen und Erzählungen der 8uaheli.
(Lehrbücher des Seminars für orientalische Sprachen,
XVIII.) Berlin, W. Spemann, 1898. XXIII, 168 8.
gr. 8°. 8 Mark.
Velten, C. Kitten und Gebräuche der Suaheli. (Mit-
theilungen aus dem Seminar für Orient. Sprachen :
Afrikanische Studien. Berlin 1898, 8. 9 — 85.)
Yergl. Goldschmidt im Globus, 74. IM., 1898, 8. 17.
Virohow, Rudolf. Anthropologische Notizen aus
Edea, Kamerun, (Verhandlungen «ler Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Jahrg. MN, 8. 273 —
278 mit 12 Textabbildungen.)
Die Zeichnungen sind mn Krh. von Stein, Stathms-
ebrf in lailodorf eingesandt.
Volkens, G. Die FI iit ton bauten der Wadschagga.
(Deutsche Kolontalzeitung, Jahrg. XI, 1898, Nr. 51.)
Wauters, A. J. L’ltat indepemlant du Congo.
Bruxelles, Falk Als, 1899. XIII, 527 8. mit Karten.
12°. 5 fres.
Enthält eine Abtheilnng „Ethnographie*.
Widonmann. Untersuchung von 30 Dschaggasch adeln.
(Archiv für Anthropologie, Bd. 25, Vierteljahrsheft 4,
Braunschweig 1B9H, S. 361 — 396 mit Textabbildungen
und 1 Tafel.)
8. Hottentotten und Buschmänner.
0. Afrikanische Inseln.
Bastard. Moeurs »akalaves. Odrämoniss funebres.
(A travers le tnonde, 1897, 8. 121 — 124.)
Cournot, M. La famille ä Mailagnsear. Disoours
prononce ä l'aiulience solenneile de rentrte de la
Cour d'sppe) d' Angers, le 16 octohre, 1897. Angers,
impr. P*ä, 1897. VII, 41 8. 8'\
Daweon, J. Will. On specimen* in the Peter Bed-
path Museum of Mc Gill University illustrating the
physical charactera and afflnities of the Guanchc* or
exstinct jieople* of the Canary Islands. (Journal of
the Tranaactions of the Victoria Institute, vol. XXIX,
1897, 8. 239 — 262.)
Koller, C. Die oBtafrikanisc.hen Inseln. (Bibliothek
der Länderkunde, Bd. 2.) Berlin, Schall n. Grund,
1898. VII, 1(6 s. mit Abbildungen , «Tafeln und
3 farbigen Karten, gr. 8°. 5 Mark.
Enthält ethnographisch e Mittheilungi*n suf Grund eigener
Beobachtungen ; vergh Globus, 74. Band, 1898, S. 182;
Internationales Archiv für Ethnographie, Band XII, 1899,
B. 39.
Piolet, J. B. De l'esclsvsge ä Mmlagascar. (Cor*
respomlsnt, vol. 182, 1(97, S. 447 — 480.)
Werth, E. Tumbatu, die Insel der Watumhstu.
(Globus, 74. Bd., 1898, 8. 169 — 173 mit 2 Zeichnungen.)
E. Amerika .
1. Allgemeines.
Evans, E. P. Beiträge zur amerikanischen Literat ur-
und Culturgeschichte. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf.,
MN. XL 424 8. gr. 8*. 8 Mark.
Fridolin, Julius. Amerikanische Schädel. (Archiv
für Anthropologie, Bd. 25, Vierteljahrsheft 4, Braun-
schweig 1898, 8. 897—416.)
Hamy, E. T. Galerie Americaine du Mua£e d’Ethno*
grapuie du Trocad£ro. Choix de pieces nrchäolo*
giq'.ies et etbnographiques. Paris, E. Leroux, Livr. I:
1897; II: 1898. 2°. 60 fres.
Berkhan , O. Ein Namaweib aus Deutsch - Sildwest-
afrika. (Globus, 74. Bd., 1898 , 8. 60 u. 81 rait Ab-
bildungen.)
Leutwein. Deutsch -Kiidwestafrika. (Verhandlungen
«ler deutschen Kolonialgesellscliaft, Abth. : Bcrliti-
Charlottenhurg, 1898/99, lieft 1.) Berlin, Reimer.
1898. 48 8. mit 1 Karte. 8°. I Mark.
Mit Berücksichtigung «ler ethn.igrnphi sehen Verhältnisse;
vgl. Petermaon’s MUlliei Jungen, Band 45, 1899, Literatur-
bericht, 8. 59.
Shrubsall, F. Craoia of African Bush races. (Jour-
nal of the Anthropological Institute ot Great Britain
and Irsland, vol. XXVII, 1897, 8. 263—292 mit 1 Tafel.)
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%
Völkerkunde. 75
Vergl. Seler im Globus, 74. Bd., 1898, 8. 181; L’Ao-
thrnpologie, t. X, 1899, S. 10‘2 f.
Montelius. Die Cnlturcutwicklung Amerika* im Ver-
gleich mit derjenigen der Alten Well. (Congres
internal, des Amlriranistcs. Compte rendu de la
10. seesion. Stockholm, Haeggstrüm, 1897. 8. 1 f.)
2. Nordamerika.
a) Allgemeines. Eingcurnnderte J kw.
Dumont, Arscne. Essai sur la natalitd au Massa-
obusttk (Manuel du la BooUU de xtatistiquc de
Pari». Nancy 1898)
VerjL L'AuthropMlugic, lerne IX, Pari* 1808, S. 476;
L’auteur cuoclut que ln population est lein de s’accroStre
nornJiilciiHMit dun» cet Etat; eile ne s’y «ccroit que per
1‘immigratioii et le* mariagc* entre immigres.
Knortz, Karl. Da« DeuUchthum in den Vereinigten
Staaten. (Sammlung gemeinverständlicher wissen-
schaftlicher Vorträge, begründet von RudLVirchow
und Fr. von Holtzendorff, lierausg. von Rud.
Virchow. Neue Folge. Heft 281, 282; 1808. 84 S.
8°. 1 ,20 Mark.)
b) Eskimo.
Frioderioi. Die darstellende Kunst der Eskimo.
(Globus, 74. Baud, 1808, 8. 1*24 — 132 mit Text-
abbildungen.)
Hoffmann, Waltor James. The graphic arL of the
Eskimos. Based upon the collections in the Nat ional
Museum. (Annual Keport of the boanl of regents
of the Smithsonian Institution . . . für the year
ending June 30, 1805. Report of the National
Museum, Washington 1897, p. 739 — 908.)
Vergl. Lalor in L’Anthroputogie, tome IX, Paris 1898,
S. 585 — 587. '
Murdoeh, J. Eskimo boot- strings. (The Americau
Anthropologist, vol. XI, Washington 1898, Nr. 1.)
c) Indianer .
Boas, Franz. The social Organization and the secret
societies of the Kwakiutl Indians. (Annual Report
of the boanl of regents of the Smithsonian Institution
. . . for the year ending June 30, 1895. Report of
ibe National Museum, Washington 1897, 8. 311 —
738.)
Bssed ob personal ubservations and on notes nnide by
Mr. George Hunt. Referat von Laloj in L'Anthru-
jxdogle, tome IX, Paris 1898, S. 704.
Boas, Frans. Introduction to traditions of the Thomp-
son River Indians of British Columbia. From the
im-moirs of the American Folklore Society. VoL VI.
Boas, Franz. The Mvthology of the Bella Coola
Indians. (Memoirs of the American Museum of
Natural History, VoL II. Anthropology I. Nov. 1898,
Mit Abbildungen.)
Boas, Frans. Fielt! Puiutings of the Iudians of
Northern British Columbia. (Memoirs of the Ameri-
can Museum of Natural History. Anthropology I.
The Jesup North Pacific Expedition. New York
1898. Mit 6 Tafeln.)
Auf diese Abhandlung besieht »ich Cb. L Henning’»
Aufsatz im Globus, 74. Bd-, 1898, S. 194—196: Die
Gesichts lfm düngen der Indianer von Nord-Britiach-Odumbia.
Brinton, Daniel G. A record uf study in aboriginal
american languagen. Media, Pu. 189U. 24 8. ha.
Brinton, Daniel G. Native American »tringed znnai-
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Culin, Stewart. American Indian Oames. (Rulletiu
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versity of Pennsylvania. Vol. I, No. 3. Philadelphia
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Besprochen von Seler im Globus, 74. Band, 1898,
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nual report of the Bureau of Eihnology 1893/94,
Washington 1897, 8. 203 — 244.)
Dorsey, George A. Bootfahrten zwischen Haidn-
und Tlingit - Dörfern , in der Nähe von Dixons Kn-
trance. (Globus, 74. Bd., 1898, 8. 358 — 362 mit
7 Textabbildungen.)
Fewkes, J. Walter. Preliininnry aeeount of an ex-
peditiou to the Pueblo rulns near Winslow, Arizona,
in 1896. (Annual report of the board of regents of
tlie Smithsouiau Institution, July 1896, Washington
1898, 8. 517 — 539 mit 1 Karte und 27 Lichtdruck-
tafeln)
Fewkes, Josse Walter. Tusayan Snake ceremonies.
(XVI. Auuual report of the Bureau of Ethnology
1894/95, Washington 1897, 8, 207 — 812.)
Fewkes, W. Hopis snake washing. (The American
Anthropologist, vol. XI, Washington 1898, Nr. 10.)
Fewkes, J. W. The W&lpi Hute obesrvance ; a study
of primitive dramatization. (Journal of American
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Friederici. Der Gang des Indianers. (Globus, 74. Bd.,
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Gloss. The Cm language. (Prooeedings of the Cana-
dian Institute, new ser., vol. 1, Toronto 1898, 8. 104f.)
Mg Gee. Ponba Feather Bymbolism. (The American
Anthropologist, vol. XI, Washington 1898. No. 5.)
Mc Gee, W. J. The Siouan Indians. A preliminary
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Miller, Merton Lel&nd. A preliminary study of
the Pueblo of Taos. Chicago 1898. 3 Tafeln.
„L’auteur dünne des renseigiieroents sur l’orgunioation
sociale, 1c» frte», le» maears, le caJendrier, la l&ngue <le*
Tao«, dans le detail desqucls nous »e peuvon» entrer ici“;
vergl. Laloy in L’Antbropologir , tome IX, Poris 1898,
S. 588.
Mooney, J. The Jacarilla Genesis. (The American
Anthropologist, vol. XI, Washington 1898, No. 7.)
Morioe. Au pays de Tours noir. Cliez le*« sau vages
de la Oolomln* britannique. Recit* d’uu miwionnaire.
Pari», Delhomme et Briguet, 1897. Mit 20 Text-
abbilduDgen , 5 Lichtdruckbildera und 1 Karte. 8°.
4 fres.
Prince, J. Dyneley. The Passama quoddy Warn*
pum Records. (Prooeedings of the American philo-
sophicat sOciety. Philadelphia, Dec. 1807. Vol. 36.
Nr. 130, 8. 479 — 495.)
Enthält neben dem Urtext die englische IV b*r Setzung.
8tarr, Fr. Home Noth • American 8pear - throwers.
(Internationales Archiv für Ethnographie, Baud XI,
Leiden 1898, 8. 233 — 235 mit 1 Tafel.)
Wilson, Thomas. The autiquity of the red race in
America. (Annual Report, of the boanl of regents
of the Smitksonian Institution . . . for the year
ending June 30, 1895. Keport of the National
Museum, Washington 1897, S. 1039 — 1045.)
Besprochen in L’Anthropologie, tome IX, Paris 1898,
S. 570.
10*
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#
76 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Young, Egerton R. Uut**r den Indianern Britisch-
Nordamerikas. I. Band. Im llirkenkahn und Hunde-
schlitten. Au» dem Englischen von E. von K n gel-
lt ardt. Gütersloh, C. Bertelsmann, 1899. V, 200 S.
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Brinton. The uffiuiües of the Otomi languAge with
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caalftai. Oompte nnda de !a 10* sassSoa. stock-
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Brinton, Daniel O. The etbolc afflnities of the
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Diguet, Leon. Not« ttir eertaines pyramide» de»
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Vergl. Internationale* Archiv für Kthnugraphle, Bd. XI,
Leiden 1898, 8. 182—184.
Qiglioli, Enrico H. Tromba completate con un
teschio umano nel Messico. (Archiv»» per PAntro*
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Vorwort versehen von Fried r. Müller. (Aus:
Bitxungsber. der k. k. Akademie der Wiasenscb.)
Wie» . C. Gerold'» Sohn in (’omm. , 1898» 149 8.
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Pittin, H. Prim er a coutribucion para el estudio de
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nationales Archiv für Ethnograph!*, IW. XI, Leiden
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Vergl. L’Anthrupologie, nunc IX, Paris 1896, 8. 474.
Beier, Ed. Da« Tonalamatl der alte» Mexikaner.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft Tür Anthro-
jiologie, Juhrg. 1898, 8. 165 — 177 mit 5 Textab-
bildungen.)
TunslsmsU «das Buch der Tage" war der Kalender der
Meiikaner.
Beier, Ed. Die Venusperiode in den Bilderschriften
der Codex-Borgia-Gruppe. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrgang 189«,
S- 348 — 383 mit 78 Textabbildungen.)
Beier, Ed. Ueber die Herkunft einiger Gestalten der
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Religionswissenschaft, herausg. von Th. Achelis,
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Beier, Ed. Altmexikaulsche Knochenrasseln. (Globus,
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Beier, Ed. Der Codex Borgia. (Globus, 74. Bd , 189*.
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Bach, Joseph. Der Telegraph der Catu«piiuarü-
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Colonel G. Earl Church im Geographical Journal,
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del Institute UeogrAdco Argeutino, XVIII, 1898,
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Bonnefous, J. de. Eu Amazonie. Impressions de
voyage. Paris, Balitout, 1898. 256 8, 1 Karte.
8®. 3,50 fres.
Die ethnographischen Angaben des Verf. haben keinen
wissenschaftlichen Werth; vergl. lVtennann’s Mülkeilungeti,
44. Bd., 1898, Literatur bericht, S. 200.
Brettes, Joseph de, comte. Cliez les Indiens du
Nord de la Colombie. (Le Tour de monde. IY, 1898,
nouv. s^r., 8. 61—96.)
Kritisch beleuchtet von W. Slevers im Globus, 73. Bd.,
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Brinton , Daniel G. The dwarf trib« of the Upper
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Auch als H.-A.
Brüning, Hans. Moderne Töpferei der Indianer
Perus. (Globus, 74. Bd., 1898, 8. 259—200 mit Ab-
bildungen.)
Church, G. Earl. Notas on the Virit of Dr. Bach
to the Catuquinarü Indians of Amazonas. (The
Geographical Journal, XII, 1898, 1.)
Coudreau, Henri. Voyage au Tocantins Arnguaya
(31 ddeembre 1896 — 23 mal 1897). Avec 87 vignettes
et uue carte des rivierea „Tocantins • Araguaya”.
Paris, Lahure, 1897. 303 8. 4°. 7,50 fres.
Coudreau, Henri. Voyage au Xingü (30 mai 1896
— 26 octobre 1897). Paris, A. Lahure, 1897. 230 8.
66 Vign. und 1 Kart«. 4®. 7,50 fres.
Mit wcrthwllen Angaben über die ringeb«rene Bevöl-
kerung und deren Kückgnng; vergl. I’. Khrenrcicb in
Potcnuann’s Mittheilungen, 44. Bd., 1898, Literatur bericht,
S. 206 — 207.
Crawford, Robert. South American Sketches. l*ou-
«Io», Longmau», Green and Co., 1898. 280 8. 8*.
6 sh.
Kot hält Schilderangen des ('hsrsktcrs und Cultur-
zustande« «Irr Bewohner der Psinpss Urngnys; vergl.
I'olskowskv in lVtermsnn’s Miltheilungen , 44. Band,
1898, Literatur bericht, S. 202.
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77
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. Vergl. ftlsmun'i Mittheilungen , Baml 45, 1898,
Literaturbericht, 8. 72.
Gubernatis, Conto Angelo de. I/Argentinn, Ricordi
e letture. Florenz, Beeter, 1898. 355 8. 5 L.
Kirke, Henry. Twenty-five years in Briti*h Guiaua.
London , Low, 1898. 358 8. mit Abbildungen und
1 Karte. 8°.
Enthalt in Cap. 7 — 11 ethnographLn-he Mittheiluugeu ;
vergl. l'ctcrinauu’s Mittbeilungen, 44. Bd., 1898, Litcratur-
bericht, S. 205.
Lahille, F. Guayaqui» y Anamita«. (Re visu del
Museo de La I’laUt, VIII, La Plata 1898, 8. 453 f.)
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Lamport, Kurt. Die Kopfmurnieu der Jivaro-Iudianer.
(Mutter Erde, 1898, Nr. 6.)
Meyer, Hermann. Bows und arrows in central Bra-
sil. (Annual report of the board of regents of the
Smithsonian Institution, July 1898, Washington 189«,
8.549 — 590 mit 1 Karte und 4 Tafeln-Abbiidungcn.)
Ucbersetxuog der Jenaer Dissertation : Bogen und Pfeil
in Central* Brasilien. Leipzig, Bihliogr. Institut, 1898.
Munis, Manuel Antonio, and W. J. Mc Goe. Pri-
mitive trephining in Peru. (Annual Report of the
Bureau of American Ethnology 10, Washington 1897,
8. 3 — 72.)
Vergl. B. Schmidt im Ontralblatt fiir Anthropologie,
Band 111, Breslau 1898, S. 348 ; Archiv für Anthropologie,
Band 25, Vierteljahrsheft 4, Brauaschurcig 1898, S. 529.
Outes, Felix F. Los Queraodies. Breve contribuciön
al estudio de la etnografia argenthu». Buenos Aires,
Biedum, 1897. 202 8. 8°.
Vergl. Centralblntt filr Anthropologie, Band IV, Jena
1899, S. 80. PeUnaaan’» Mittheilungen, Band 45, 1899,
Literatur bericht, S. 60.
Outes, Felix. Etnografia argen! ina. 8egunda contri-
bticiön al estudio de loa Indios Querandies. Buenos
Aires, M. Biedtua. 1898. IV, 60 8.
Verteidigung der vorhergehenden Schrift gegen eine
Critik von Samuel A. Lafone v t^uevedo in La Kacton
1898, 2i. Mtnu
Panhuys, L. C. van. Proeve eener verklariug van
de ornainenlick van de Indianen iu Guyana. (Inter-
nationale« Archiv für Ethuographi« , Bd. XI, Leiden
1898, 8. 51 — 71 mit Textabbildungen.)
Polakowsky, H. Zur Kenntnis» der indianischen
Heilkunde in Bolivia. (Apothekerzeitung, Berlin,
30. Nov. 1898.)
Polakowsky, H. Die heutigen Arankauen. (Globus,
74. Bd., 1898, 8. 173 — 176 mit 6 Textabbildungen.)
Ranke, Karl Ernst. Beobachtungen über Bevol-
kerungsstand und Bevölkerungsbewegung bei In-
dianern Central - Brasiliens. (Correspondensblatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
29, München 189«, 8. 123 — 134.)
Ranke, Karl Ernst. Reise - Eindrücke von der
3. Xingu-Expeditlou. (Jahresbericht der geographi-
schen Gesellschaft zu Greifswald, VI, 2, 1898, 8. 177
— 213.)
Ranke, Karl Ernst. Bevölkerungsstatistische Beob-
achtungen aas den ludianerdörfcru des Xingu. Be-
richt der 29. Allgemeinen Versammlung der deutschen
anthropologischen Gesellschaft iu Braunschweig,
4. -0. August 1898.
Vergl. Ontralblatt für Anthropologie , Baud IV, Jena
1899, 8. 41 — 42.
Ranke, Karl Ernst. Ueber die Hautfarbe der süd-
amerikanischen Iudiauer. (Zeitschrift für Ethnologie,
Jahrg. 30, Berlin 1898, 8. 61 —73 mit 1 Tafel.)
Vergl. Heiermann’* Mittheilungen, 44. Band, 1898,
Literat urberiebt, 8. 205.
Röthlisberger, Ernst. El Dorado. Ueise- und Kultur-
bilder aus dem »tidauierikauischen Kolumbien. Bern,
Scbmid und Franke, 1898. VII, 366 8. mit vielen
Abbildungen.
Vergl. IVtennann’* Mittbeilungen, Band 45, 1899,
Litrrnturbrricht, 8. 07 — 08.
Schmidt, Max. Ueber das Recht der tropischen
Naturvölker Südamerikas. (Zeitschrift für ver-
gleichende Rechtswissenschaft, Jahrg. 13, 1898, 2.)
Schneider, H. G. Die Buschneger Surinams. (Aus:
Allgem. Missionsxeitachrift.) Herruhut, Missions-
huchhdlg. 70 8. mit 1 Karte, gr. 8°. 0,25 Mark.
Biemiradzki, Josef von. Beitrüge zur Ethnographie
der südamerikanischtn Indianer. (Mittbeilungen der
anth ropok)gtMh«n Gesellschaft in Wien, Ihl. XXVIII,
N. F. XVIII, 1898, 8. 127 — 170 mit 39 Textabbil-
dungen.)
Tupi. (Handwörterbuch der Zoologie, Anthropulogie
und Ethnologie, Bd. VIII, Breslau 1898, 8.232 — 230.)
Vorneau, R. Pygmee« de TAmerique du Kud. (L’An-
thropologie, tonte IX, Paris 1898, 8. 360.)
Bespricht Sullivan’s Bericht über Auffindung einer
Zwergrasse am Rio Negro.
Literaturbericht für 1899.
I. Quellenkunde.
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde.
fl) Bibliographien.
Bibliographie, Orientalische. Begründet von
August Müller. Unter Mitwirkung von N. F.Knta-
nov, E. Kuhn, II. Nutzet, J. V. Prä sek, Y. Wich-
mann, K. V. Zetter* teen n. A. bearbeitet und
In rausgegehen von Lucian Schennnn. Mil Unter-
Stützung der Deutschen Morgenläuditchen Gesellschaft.
XII. Baud (für 1898). 2 Hefte. Abgeschlossen am
15. September 1899. Berlin, Ruuther und lieichard,
1899. VI, 1 Bl., 320 8.
Die Bibliographie umfasst neben einem allgemeinen
Theil Alle*, was sich auf Volksthum, Religion, Sitten,
Spreche, Literatur und Geschichte der Völker Asiens,
Ocenniens , Afrikas und der mongolischen Völker Europas
bezieht. Band XII verzeichnet die Titel 1 — 5489.
Bibliographische Uebersicht. Bearbeitet von
Georg Buscbnn. Laufende Literatur der Jahre
1898 und 1899. (Centralhlatt für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte. Hregb. von Dr. med. und phil.
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78
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
O. Hu.ch.n, Bund 4, Jena ln»9, 8. 54 — «:>, 109
— 129. 171—192, 240—255, 297 — SIS, 371— 583.)
Literatur -Bericht, Geographischer , für 1899.
Unter Mitwirkung mehrerer Fachmänner herausge-
geben von Alexander ßupan. (Beilage tum 45. Bde,
von Dr. A. Petermann’s Mitthcilnngeo.) Gotha, Justus
Perthes, ihü». Xi, 206 s. 4°.
Zeitschriften. Regelmässige bibliographische Angaben
über den Inhalt der Zeitschriften iindeti sich nament-
lich im: Archivio per l'Antropologia • la Sinologie
(rivistA de! periodici) 29, Firenze 1899; in den Bul-
letins de 1a KocieU* d’ Anthropologie de Paris, »er. 4,
tome 10, 1899; im Journal of the Authropologiral
Instituts of Graut Britala and Irefand, n. vol. l,
1889 uml in L’Atithropologi« , tome 10, 1899 (atu
Schlüsse der einzelnen Hefte).
b) Jahresberichte und kritische Revuen.
Bohr, F. Bericht über die Fortschritte auf den Gebieten
der Länder- und Volkerkuude 1808/99. (Jahrbuch
der Naturwissenschaften, Jahrg. 14, Freiburg i. Br.
189», 8. 853 — 380.)
Deuikor, J. Bulletin bibliographique (avec notev
annlytiques). (L'Anthropologie, tome 10, Pari* 1899,
S. 121—128, 249—25«, 377—384, 503—512, 634—640,
739—747.)
IVbersirht über den Inhalt der periodischen Literatur
mit kursen Inhaltsangaben bei den einzelnen Artikeln.
Dozy, G, J, Revue bibliographique. — Bibliogra-
phische Uebenlcht (Internationales Archiv für
Ethnographie, Bd. II, Leiden 1H99, 8. 28 — 36, 111
—119, 156—159, 1 85— 190, 232—237.)
Oberh umxner , Eugen. Bericht über Länder- und
Völkerkunde der antiken Welt. II. (Geographisches
Jahrbuch, Band 22, Gotha 1899, 8. 206 — 244.)
BoheufTgen , Jacob. Bericht über die Fortschritte
auf den Gebieten der Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte. (Jahrbuch der Naturwissenschaften,
brsg. von M Wildermann, Jahrg. 14, Freiburg
i. Br. 1899, 8. 289—310.)
Literaturberichte : in den Mittheilungen der wnthro-
pchigisrhnn flswillsnhaA in Wien, Band 29, N. F. 19,
1899, 8. 30—34, 58—80, 92—97, 169—174, 232—235.
Mouvement seien tiflquo on France et & l’ötran-
ger: in L’ Anthropologie, tomc 10, Paris 1899,
8. 71—111, 194—242, 318—870, 453 — 496, 572—620,
688—738.
Die sehr reir.hhnltige, Hiu-her und Jouraaliiteratur gleich»
niä*»ig berücksichtigend* Ucbcroicht ist mit xahlmchen
Abbildungen ausgeststtet.
Referate , im Archiv für Anthropologie, Band 26,
Vierteljalindiefl 2, 1899, 8. 513 — 525. Au» der
deutschen Literatur von F> Blrkner und J. Koll-
mann. H. 526 — 55h. Aus der russischen Literatur
von L. Btieda. Ebenda, Yierteljahrsheft 3, 1900,
8. 769 — 894. Au» der russischen Literatur (Fort-
setzung) von L. Btieda. S. 893 — 904. Aus der
deutschen Literatur von F. Birkner u.Th. Achelis.
Im Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte, lierausgcg. von G. Busch an, Bd. 4,
Jena 1899: Anthropologie, ß. 7 — 20, 67 — 74, 135 — 143,
196 -208, 262—271, 325—329. Ethnologie, 8. 20—39,
74—81, 143—164, 208—228, 271—276, 329—359. Ur-
geschichte, 8. 81— 108, 164—171, 228—239, 277—297,
359—371.
c) Zeitschrißen.
Amerika. The American Anthropologie. Publiahed
quarterlv. New Kerles, vol. 1. Washington 1899.
3 Dollars jährlich. — Journal of American Folk-Lon*.
vol. 11 1899- — The American Antiquariat! iuwi
Oriental Journal, vol. 21, Chicago 1899. 8®.
Australien. Science of mau and Australasian Anthro-
pologie») Journal, vol. 2, Sydney 1899.
Belgien. Bulletin de la Bociitd d’Anthropologie de
Bruxelles, tome XVI, 1899.
Deutschland. Archiv für Anthropologie, Bd. 26, Yiertel-
jahraheft 2, Brauns« hweig 1899, und 3, 1900. —
Correapondenablatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie, Jahrg. 30, München 1899, Nr. 1 — 9.
— Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte, Band 4, Jena 1899. — Globus, hr*g.
von Bich. Andre«, Bd. 75/76, Braunschweig, 1899.
— Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte . Jahrg.
1899. — Zeitschrift für Ethnologie, Jahrg. 31, Berlin
1899. — Ethnologisches Notizblatt, brsg. von der
Directum de» König!. Museums für Völkerkunde in
Berlin, Bd. II, 1899. — Petermann’s Mittheilungeu,
Bd. 45, Gotha 1899. — Zeitschrift der Gesellschaft
für Erdkunde zu Berlin, Bd. 34, 1899 und Verhand-
lungen dersellien Gesellschaft, Bd. 26, 1899. — Geo-
graphische Zeitschrift, brsg. von A. Hettner, Jahr-
gang 5, Leipzig 189». — Koloniales Jahrbuch, Jahr-
gang 11, Berlin 1898/99. — Zeitschrift des Vereins
für Volkskunde, Jahrg. 9, Berlin 1899. — Deutsches.
Kolonialblatt. Nebst Mittheilungen vou Forsc h unp-
reisend en und Gelehrten aus den deutschen Schutz-
gebieten, Bd. 10, Berlin 1899; ferner die Jahresbericht«
der geographischen Gesellschaften.
England. Kolk -Lore. A quarterly review of mytli,
Lradition , Institution and custom , ballig the Trans-
actions of the Folk - Lore ßoeiety and ineorporating
the A rchaeological Review and the Folk-Lore Journal.
Vol. 10, London by David Nuti, 1899. — The Journal
of the Anthropological Institute of Grant Britain
and Iraland. New Heries, vol. I, London 1898/99
Ferner die geographischen Zeitschriften.
Frankreich. L 'Anthropologie. Matlriaux pour Hiis-
toire de lliomme. Revue d' Anthropologie, revue
d’ethnographle neuntes, tome io, 1899. — Bulletins
de la Society d’ Anthropologie de Pari», *4r- 4, tome 10.
1899. — Revue ineusuelle de l’fecole d’ Anthropologie
de Paris, «mne 9, 1899. — Le Tour du monde.
Nouveau Journal des vovages. An nie 1899. Pari«,
Hachette. 4°. 25 frea.
Italien. Archivio per l'Antrupologia e la Ktnologia.
Orgauo dtllw »ocietä italiana di antropoiogia , «Uio-
logia e psicologia comparata, publicato dal Paolo
Mantegnzza, toiuo 29. Firenze 1899.
Niederlande. Internationales Archiv für Ethno-
graphie. (Archiv«« internationales d’ethuographie.)
llr»g. von D. Anutschin, F. Boas, G. J. Dozy,
K. H. Giglioli, E. T. Hamy , W. Hein, H. Kern,
J. J. Meyer. F. Ratzel, G. Schlegel, J. D. K.
ßclimeltz, Hjnlmar Stolpe. F». B. Tylor. Bedac-
llon: J. D. E. Bohmeltx. Band 12. Mit 12 Tafeln
und mehrereu TextillustriUiouen. Leiden, Buchhand-
lung und Druckerei vormals E. J. Brill, 1899. YB,
244 8. 4®. 21 Mark. — Volkskunde. Tijdschrift
voor Nederlandsehe Folklore. Redactie vau Pol de
Mont en A. de Cock. Jahrg. 12. Gent, A. Uoste,
1899. (Vlämische Zeitschrift.)
Oesterreich. Zeitschrift für Österreichische Volks-
kunde. Organ des Vereins für Österreich. Volkskunde
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Völkerkunde,
79
in Wien, Rcdig. von M ich. Haberlandt. Jahrg. 5.
Wien, (ierold n. Co. inComm. 1899. Jährlich 6 Mark.
— Mittbetlungen der Anthropologischen Gesellschaft iu
Wien. Btld 39. (Der neuen Folge 19* Bd.l Wien,
Alf«. Hohler in Comm., 1899. Mit Textabbildungen
und Tafeln und Sitzungsberichten derselben Gesell-
schaft. 4°. 20 Mark. — Oestcrreichiftche Monat»M-hrift
für den Orient. Hrsg, vom k. k. Handel eMuHeum in
Wien. Redig. von R. von Kössler. Jahrgang 25.
Wien, Verlag de» k. k. österr. Handel «-Museum*, 1899.
2®. 10 Mark.
Portugal. Portugal i». Matcriae* para o estndo do
povo Portugnez. 1, Porto, 189». 8°. 22 freu.
d) Congrcsse.
im Internationalen Archiv für Ethnographie, Bd. 12,
Leiden 1898, 8. 150—151.
Leiden. Rijks Ethnographisch Museum te Leiden.
Verslag van den Directeur over bet tijdvak van
f.Januari 1897 tot 30. September 1H98. Met 44 Illu-
strativ. ’s Grnvenhage, Landesdruckerij, 1899. 59 8.
mit 16 Tafeln. 8®.
Lübeck. Museum für Völkerkunde; vergl. Internatio-
nales Archiv für Ethnographie, lland 12, Leiden 1899.
8. 151 — 154.
Paris. Accroiasement des collections anthropologiques
du Museum en 1898. (L' Anthropologie , tome 10,
Paris 1899, 8. 502.)
Le* entree* du Muȣe tFEtbnographie en 1898. Ebenda
S. 502 — 5o3.
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte: XXX Allgemeine Ver-
sammlung zugleich 111. gemeinsame Versammlung
der Deutschen und Wiener anthropologischen Gesell-
schaft in Lindau vom 4. — 7. September 1899 mit
Ausflügen nach Bregenz, Wetzikon, Zürich, Biel und
Bern. (Bericht nach stenographischen Aufzeich-
nungen redigirt von Johannes Ranke im Corre-
»|K>ndenzblatt der (teselbchaft , Jahrgang 30, 1899,
8. 67 IT.)
Ausführlicher Bericht in der Gäa, Jahrg. 35, 1899,
S. 677—690.
Geographencongress, Internationaler, zu Berlin vom
28. September bis 4. October 1899; Bericht von Lud-
wig Wilser im Centralblatt für Anthropologie,
Band 5, Jena 1900, 8. 39—43.
2. Museen und Ausstellungen.
Budapest. A Magyar Neinzeti Museum Ncprajzi
Gyüjtemfmyei. I. Ethnographische Sammlungen des
Ungarischen Nationaluiuseuin». I. Beschreibender
(’atalog der ethnographischen Sammlung Ludwig
lliro's aus Deutsch-Xeu-Guinea lllerlinhafeii). Auf
Unkosten der Ungarischen Akademie der Wissen-
schaften und des Ungarischen Nationalmuseums hrsg.
durch di« ethnographische Abtheilung des Ungarischen
Nationahnuiwum». Budapest, F. Kilian Nachf., 1899.
X , 100 8. mit 23 Tafeln und 20 Textabbildungen,
gr. 4°. 5 Mark.
In deutscher und ungari*cher Sprache. Referat von
Bartel» in der Zeitschrift für Ethnologie, Jahrgang 31.
Berlin 1899, 8. 58. Ausführlich besprochen von K. Th.
Prru»s im Globus, Band 76, 1899, 8. 127 — 129 mit
mehreren Textabbildungen.
Danzig. WcstpreuKsUche* Provinxialmuseum. Amt-
licher Bericht über die Verwaltung der naturhisto*
rischen, archäologischen und ethnologischen Samm-
lungen für das Jahr 1898. Mit 28 Abbildungen.
Danzig 1898.
Der von dem Director des Museums, Prof. Couwentz,
veröffentlichte Bericht hat eine ausführliche Besprechung
erfunden itn CYntralbhitt für Anthropologie, Band 4, Jens
1899, $. 284—288.
Hamburg. Museum für Völkerkunde; vgl. das Refe-
rat von Wilh. Hein über den Jahresbericht 1898
St. Germ&in-en-Laye. Catalogue sommairedu mu»4e
de Saint -Germuin -en -Laye par Salomon Reinach.
Paris, librairies-imprimeries r*'*unies, 1899.
Stuttgart. Ethnographisches Museum des Vereins für
liandelsgengraphie ; vergl. J. D. E. Bchmeltz im
Internationalen Archiv für Ethnographie, Band 12,
Leiden 1899, 8. 155—156.
Dorsey, George A. Notes on the antliropological
museums of Central Europe. (The American Anthro-
pologist n. s., vol. I, 1899, 8. 462 f.)
Giglioll, Enrioo H. La etnologia all1 esposlzione di
Torino nel 1898. (Archivio per l'antropologia e la
etnologia, tomo 29, Firenze 1899, 8. 19 f.)
Guelliot, O. Les musees d’antiijuitcs et d’etbnogra-
phie scandinaves; opportunitd de la cn*ation (Tun
musoe ethnographique de la Champagne. Reims,
Michaud, 1898. Mit Abbildungen. 8*. 1,25 frea.
Extrail de» „Travaux de l'Acadtaiie de Reims*.
Le Clert, Loula. Mus^e de Troyes : bronzea. Catalogue
descriptif et rnisonn^. (Extr. des Memoire* de la
8oci*tc acadi-mique d'agriculture, des Sciences etc. de
l’Aube, tome LMI, 1898.) Troycs, au Musöe et
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Karlsruhe, G. Braun’scbe Hofbuchdr., 1899. 4°. 111,
105 8. mit Abbildungen uud 14 (1 färb.) Tafeln.
5 Mark.
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62,50 frc*.
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153 8. gr. 8®. 3 Mark.
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bearbeitet und herausgegeben von Max Bartels.
Mit 1 1 lithographirten Tafeln und ca. 490 Abbil-
dungen im Text, (ln 17 Lfgn.) 1. — II. Lfg. Leip-
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aus der ostosiatischeu Reise des Herrn Grafen Be la
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8z6chenyi und über den Sachaliner Aiuo^chädel
des königlich-zoologischen uud Hiithropidogisch-ethno-
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48 Tafeln. Vierter Th eil. Fortsetzung. (Archiv für
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Ujfalvy, C&rl von. Anthropologische Betrachtungen
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und indo-skythischeu Münzen. 11. Die indo-skythischen
und Huna-Fürsten. (Archiv für Anthropologie, Bd. 26,
Vierte Ij ahrsheft 2, Braunschweig 1899, 8. 841 — 371
mit. 22 Textabbildungen.)
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mit 3 Abbildungen and 2 Tafeln.)
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Enthält ausser einer geschichtlichen Einleitung die
Capilet : 1. Die Elemente der socialen Entwickelung.
2. Die politische Entwickelung.
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24 Abbildungen und 15 färb. Karten. 24 Mark.
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tuug und Yulkftwirthschall im Deutschen Reich, Jahrg. 23,
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87
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gr. P. 4 Mark.
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IV, 560 8. 12®. 5 Mark.
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Dörler, Adolf F. Tiroler Teufelsglaube. (Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde, Jahrg. 9, Berlin 1899,
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Leipzig. B. Franke 1866, 226 8. gr, H°. 3,50 Mark.
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4. Gegend von Einheck, Dassel, Solling.
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0,50 Mark.
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mit 35 Textabbildungen.)
Gerhardt, M. und R. Petach. Uckarm&rkische
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kunde, Jahrg. 9, Berlin 1899, 8. 878—164, 366
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Grad, Charles. L’Alsace. Le pays et ae* habüaut*
Paris, liachette et Cie., 1898. Mit 350 Abbildungen,
gr. 8°. 8 fres.
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©•seltne ha ft in Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899,
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Greifswald, J. Abel 1896. VIII, 139 B. 8°. -j Mark.
V«|L Zcttaehrlft das Vereins für Volkskunde, Jahrg. »,
Berlin 1899, 8. 342—343.
Haushofer, Max. Tirol. Mit 200 Abbildungen nach
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Bielefeld, Vellingen und Klasiug, 1899, 198 8. gr. 8°.
4 Mark.
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Heyne | Moriz. Fünf Bücher deutscher Hausalter-
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zum 16. Jahrhundert. Ein Lehrbuch. 1. Das deutsche
Wohnungswesen. Leipzig, 8. Hirzel 1899, VII,
406 8 , mit 104 Textabbildungen, gr. 8*. 12 Mark.
Besprechen von O. Brenner in der Beilage xur Allge-
meinen Zeitung, Jahrg. 1899, Nr. 291, 293.
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l’iloty uud Loehle 1899, XI, 922 S. Lex. 8°. 35 Mark.
Ange2eigt von K. Weinhold in der Zeitschrift de«
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Frankfurt a M.. H. Keller, VIII, 220 S., mit 52 Text-
abbildungen und 48 färb. Tafeln, gr. 8*. 24 Mark.
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Arlon, die Hauptstadt von Belgmh-Lutemburg.
König, Karl. Thüringer Bageuschatz und historische
Erzählungen. Mit 18 Abbildungen von A. Jung-
heinrich und Gehrts. 1. Bd. , 4 Hefte. 2. Anfl.
Leipzig, B. Franke 1899, 166 8. gr. 8*. 3 Mark.
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2. Ruhla, Thal und Umgebung. 3. Der Hürselberg und
Umgebung. 4. Waltmbauscu und Umgebung.
KüfTner, Georg M. Die Deutschen im Sprichwort.
Ein Beitrag sur Culturgeacbichte. Heidelberg (Diaser-
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i
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4 Mark.
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von Hans Meyer. Leipzig, lühliogr. Institut 1898.
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Berlin, P. Btankiewicz , 1899, V, 40 8., mit 88 Ab-
bildungen. gr. 8*. 1 Mark.
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Morer, Mathilde. Sagen aus dem Görtschitxthale.
(Carinthia I. Mittheilungen des Geackichtsvercius
für Kärnten. Jahrg. 89, Klageufurt 1899, 8. 51
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Morer, Mathilde. Sagen aus Trixen. (t’arinthia I.
Mittheilungen de« Geschichtsvereiu« für Kärnten,
Jahrg. 89, Klageufurt 1899, S. 153—155.)
Müllenhotf, Carl. Bugeu, Märchen und Lieder der
Hcrzogthümer Schleswig • Holstein und Lauenburg.
Anastntische Reproduction des zweiten Abdrucks der
AuflAge vom Jahre 1845. Kiel, M. Liebechcr, 1899,
UV, 622 8. gr. 8W. 10 Mark.
Vergl. Globus, Bd. 76, 1899, S. 309.
Mundarten, deutache. Zeitschrift für Bearbeitung
de» mundartlichen Materials. Hrsg, von Job.
Willib. Nagl. Bd. I, Wien, C. Fromme 1899.
gr. 8».
Paudler, A. Naturgeschichte im Volksmunde. (Mit*
theilungen des Nordböb mischen Kxcursions - Club«,
Jahrg. 22, Lei [ja 1899, H. 251—259.)
Paudlor, A. Sagen aus Deutschhühmen. (Mitthei*
hingen de* Nord böhmischen Excur*ions*Clube, Jahrg.
22, I/eipa 1899, 8. 324—330.)
Putsch , Robert. Neue Beiträge zur Kenntnis* des
Volkar&tbatla. (Paiii'tra, Untersuchungen und Texte
aus der deutschen und englischen Philologie. Hrsg,
von Alois Brandt und Erich Schmidt, IV.)
Berlin, Mayer und Müller 1899, VIII, 152 8. gr. 8*.
8,60 Mark.'
Aßgezeigt in der Zeitschrift des Verein» Jur Volks*
künde, Juhrg. 9, Berlin 1899, 8. 222-223.
Rohm, Hermann Siegfried. Da« Haus de« Eifel-
bauern. (Globus, lld. 75, 1899, 8. 336—338, mit
2 Textabbildungen.)
Reichhardt, R. Volksastronomie und Volksmeteoro-
logie in Nordthftringeu. (Zeitschrift des Verein« für
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Reiser, Karl August. Hagen. Gebräuche und Sprich-
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1899, 2. Bd., 8. 257 f., mit Abbildungen, gr. 8*.
•4 l Mark.
Bach, August. Das Herzogthum Schleswig »n seiner
ethnographischen und nationalen Entwickelung.
2. Abtheilung. Halle, Buchhandlung des Waisen-
hauses 1899, III, 338 8. gr. 8°. 5,2t) Mark.
Sagen aus dem Milstätter Heegebiete. ((.’arinthia I.
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Jahrg. 89, Klagen fort 1899, 8. 37 — IO.)
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burg* und des Breisgaus. Hrsg, durch J. Waibel
und H. Flamm. Freiburg i. B., J- Waibel 189»,
XII, 350 8., mit Tafeln und Textabbildungen, gr. 8*.
5 Mark.
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Bez.-Amt Garmisch , Herzogthum Oldenburg , in der
Lichtenfclser Gegend and im 9. Bezirk der Stadt
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Scholl, O. Droikönigslieder vom Xiederrheiu. —
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1. Das Verbrennen de* Fastnacht*- Funkens. S. Die
Fastnacht verbrennen. 8. Da» Begraben der Fa**--
nachtnäre. 4. Bonne, Wäsche und Freier. (Ver-
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Schwanold, Heinrich. Das Fürstenthum Lippe.
Das Land und seine Bewohner. Mit Karten und
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Sch wart«, Wilhelm. Heidnische Ueberreete in den
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Sehmsdorf, Erich. Die Germanen in den Balkan
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C. L. Hirschfeld 1899, VI, 74 8. gr. 8°. 2,40 Mark.
Spedener, G. Sagen de* Escherthaies (Luxenih oiy)
l’Ons Hemeclit, Jahrg. 5, Luxemburg 1899, 8. 214
—222, 335—336, 414—422.)
Die Hoktieubettler. Die mitternächtlichen Reiter lau
l’ütibachcr Walde. Die Judenbucbe.
Spielmano, C. Hagen und Geschichten aus dem
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und Haus lierauagegeben. Neue Ausgabe. Wies-
baden, H. Staadt, 1899, VII, lttu 8., mit N YoH-
bildern, gr. h°. 1,60 Mark.
Sprichwörter und alte Volks- and Kinderlieder in
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65 8. 12°. or50 Marie.
Stein , Friedrich. Die Htamuisage der Germanen
und die älteste Geschichte der deutlichen Stamm«.
Erlangen, F. Junge, 1699, VIII, 81 8. gr. 8®.
1,80 Mark.
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Tille, Alexander. Yule and Christmas, their phN
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3 BL, 218 8. 8*.
Angezeigt iu der deutschen Literstuneitang, Jahrg- 21,
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Treichel, A. Hagen. (Zeitschrift des historisch«)
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89
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Volkslied, das deutsche. Zeitschrift für seine Kennt-
nis» und Pflege. Unter Laitang von .Jo*. Pommer
und Han» Fraungruber. Hrsg, von dem deutschen
Volksgesang • Verein in Wien. Jahrg. 1, Wien,
A. Hohler in Cotnra. 1899/1900. 10 Hefte, gr. 8*.
4 Mark.
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Bf Hin im, B. 340-341.
Wigand, Paul. Der menschliche Körper im Munde
des deutschen Volkes. Eine Sammlung und Betrach-
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furt a. M., J. Alt, 1899, UI, 11» 8. 8". 1,50 Mark.
Wilhelm, Friedrich. Haussprüche aus dem Btnbai-
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kunde, Jahrg. 9, Berlin 1899, 8. 284 — 287.)
Wilaer, Ludwig. Germanischer Stil und deutsche
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42 8. gr. 8°. 1 Mark.
Allgezeigt im Ceotrslblatt für Anthropologie, Bd. 4,
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Woasidlo, Richard. Mecklenburgische Volksüber-
liefernngeu. Gesammelt und hermusgegeben. 2. Bd.;
Die Thier* im Mundo de» Volkes 1. Theil. Wis-
mar, Hinstorff 1899, XJ1I, 504 8. gr. 8“. 6,6« Mark.
Wuttke, Robert. Sächsische Volkskunde. Mit
260 Abbildungen , 4 Tafeln und 1 Karte. Dresden,
G. Schönfeld 1899, VIII, 520 8. gr. 8*. 10 Mark.
Zell, Franst Bauernmöbel aus dem bayeriachen
Hochland. Frankfurt a. M., H. Keller 1899, 30 Tafeln
in Licht- und Farbendruck, init 4 8. iilustr. Text,
gr. 2°. 30 Mark.
Angezeigt in der Zeitschrift des Vereins fljr Volks-
kunde, Jahrg. 9, Berlin 1899, 8. 344 — 345.
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Biiflnger, Gustav. Untersuchungen Über die Zeit-
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IV, 100 8. gr. 4°. 2,50 Mark.
Bugge, Sophus. The homme of the Eddie Poems
will» especiml reference to the Helgi-Lays. Revised
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W. H. 8chofl«ld. London, D. Nult 1899, LXXIX,
408 B,
lieferst von 0. Jiricxek iu der Zeitschrift des Vereins
für Volkskunde, Jahrg. 9, Berlin 1899, S. 452 — 455.
Buschan, G. Bornholm. (Globus, Bd. 76, 1899,
8. 85 — 91, 117 — 127 mit 13 Textabbildungen und
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i Mandt s Minrie forte» navnlig i Vestjylland. Anden
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Pari», Perriu et Cie. 1899.
Jonsson, Brynjülfur. Ueber ,höfdaletur". Au* dem
Isländischen übersetzt von Margarete Lehmann-
FilUl (Zeitschrift des Vereins für Volkskunde,
Jahrg. 9, Berlin 1899, B. 181—189.)
Behandelt Aufschriften mit eigeuthliinlicheu Buchstaben
auf isländischen Holzschnitzereien.
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Skansen. (Bidrag tili vir odling» häfder 6.) Stock-
holm 1899, 114 8. mit 4 Textabbildungen. 8®.
Lorenaen, A. Die Bicdelungsverhältnisse Norwegen*.
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 276—278.)
Nach der in der vorjährigen Literaturübersicht ange-
zeigten Schrift von llagbart Magnus: Studier over den
nor*k« bebyggelsc I. Christiania, Haflher und Hille 1898.
Rüge, Sophus. Norwegen. (Land und Leute, Mouo-
graphien zur Erdkunde, III.) Mit 115 Abbildungen
nach photographischen Aufnahmen und 1 farbigen
Karte. Bielefeld uud Leipzig, Vellingen und KUsing
1899, 2 Bl. 140 8. gr. 8*. 3 Mark.
Wallenateen, J. P. Vidskepelser , vantro och hus-
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A. Schall 1898. 18 Bl., mit 8 8. Text gr. 2*.
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1897/98, Abhdl. VI), 27 8. 1 Karte. 8*.
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Jahrg. 12 für 1898, Berlin 1899, 8. 4 — 5, Nr. 53
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Bibliographie: Orientalische Bibliographie, siehe
oben unter Quellenkunde Ia.
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riiiatoire, de« languea, de la g^ographtc et de l'ethno-
graphie de l’Asie orientale (Chine, Japon, Coric,
Indo-Chine, Asie centrale et Malaisiu). Rcdigdea par
Guat. Schlegel et Henri Conlier. Vol. X. Mar»
1899 — Fdvr. 1900, 5 nra. Leiden, Buchhandlung
und Druckerei vorm. E. J. Brill, gr. 8°. 20 Mark.
Hedin, Sven, Durch Asiens Wüsten. Drei Jahr«?
auf neuen Wegen in Pamir, Lop-nor, Tibet und
China. Mit 256 Abbildungen, 4 Chromotafeln und
7 Karten. Leipzig, F. A. Brockhaua 1899, 2 Bde.,
XIX, 512 8. und IX, 496 8., 1 Bl. gr. 8®. 20 Mark.
Au« dem Schwedischen übersetzt. Die englUcho Auf-
gabe de* Werke« erschien «hon 1898, die fratunsische
ebenfall.* 1899 unter dem Titel: Troi* An* de Lutte» auz
D£*ert* d’A»ie, truduit du »u£doi« et risnmd par Cb. Itahot.
Pari*, Hachette. Besprochen in Petennanu’» Mittheilungen,
BdL 45, 1899, Literat urliericht S. 106— 107; Globus,
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Publishing Co. 1896, 326 und 342 8. kl. 8°. 2 Dol.
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Briefe Über ein« Reise um die Weitest. Petersburg
1898, 658 8. 8®. 2,50 Rbl.
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Bd. 45, 1899, Uteraiurberkht 8. 167 — 168.
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Mit 6 zinkngr. and 17 lithegr. Tafeln. 1898 , XllI,
783 S.
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ungariacben Original. Mit 14 lithogr. und 1 zinkogr.
Tafel, 37 zinkogr. Textabbildungen und 7 Tabellen, femer
mit «lern üeneralindox zu dem gaiutru Werke. 1899, VII,
b 23 8.
Uchtomskij , Fürst E. Orieutreise Kr. Majestät des
Kaisers von Russland Nikolaus II. als Growfürst
Thronfolger. Im Aufträge Kr. Majestät verfasst.
Aus dem Kussischeu übersetzt von Herrn. Brunn*
bofer. Mit 4 Heliograv., 362 Abbildungen uud
1 Karte. Hd. 2. Leipzig, F. A. Brockbaus 1899,
482 8. 55 Mark.
Vergl. Globus, Bd. 75, 1899, S. 151 — 152.
Wlnokler, Hugo. Die Völker Vorderasiens. (Der
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berausgegeben von der vorderasiatischen Gesellschaft.
Jahrg. 1, Heft 1.) Leipzig, J. C. Hinrichs Verlag
1899. 3« 8. gr. 8«. 0,60 Mark.
Winekler, Hugo. Altoricntalische Forschungen.
2. Reihe, II. Bd., 2. Heft (12. der ganzen Reihe).
Leipzig, E. Pfeiffer 1899, B. 241 — 320. gr. 8°.
4,40 Mark.
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Mit riuigrn ethnographischen Mittbeilungen.
Belek , Waldomar. Aus den Berichten über die
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der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttinger*.
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Belek, W. und C. F. Lehmann. Bericht über eine
Forschungsreise durch Armenien. (SUnugSbtrfofats
der preUKsiscbeti Academie der Wissenschaften.}
Berlin, O. Reimer in Comm. 1899, 5 ß. gr. Ö0.
0,50 Mark.
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Ergebnisse einer im Jahre 1894 unternommenen Heise.
Chantre’s Reisen im Antitaurus und in Cilicien.
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 287 — 293, 301 —305, mit
13 Textabbildungen.)
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Oberhummer, Roman und Heinrich Zimmerer.
Durch Syrien und Kleiuasien. Reiseschilderungen
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Ammon etc. 51 it 16 Lichtdrucktafeln, 51 Text-
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Vergl. Globus, Bd. 75, 1899, S. 348 — 354.
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zahlreichen Abbildungen, gr. 8*. 2 fres.
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Baye, baron de. Au sud de ln chaine du Caaca**-
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6 8. mit 1 Bildnis* gr. 8*. 16 Mark.
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8. 127— 187. gr. 8*. 6,40 Mark.
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Keuiink u. Zoon 1898, VI, 466 8. IV, 292 8. mit
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Möller. Offene Darlegung an die kaiserl. Österreich.
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und einem Ungern Exkurs über den Mondcultus der
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gr. 8*. 2 Mark.
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1899. VII, 91 8. gr. 8*. 3,20 Mark.
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Baumstark. Chaldaioi. (Pauly's Real - F.ncyklopädie
der claBsisehen Alterthumswisxenschaft. Neue Bear-
beitung brsg. von Georg Wissowa, Halbbaud 6,
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97 Abbildungeu , 1 Inscbriftentafel und 2 Karten.
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(Assyriologische Bibliothek XII, 2.) Leipzig, J. 0.
Hinrichs 1899, 8. 81 — 128 mit 19 Tafeln, gr. 4Ü.
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Gicht Aufschluss filier die ha hasch i tische Bevölkerung
des MahraUndcs.
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zum Persischen Golf durch den Hauruu, die syrische
Wüste und Mesopotamien. Mit 4 Orjgituükarten von
Dr. Richard Kiepert, einer Uebersichtskart« uud
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(t Vohsen), 1H99. XV, 334 8. gr. 8°. SO Mark.
Besprach™ von II, Zimmerer In der Beilage zur All-
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0. Vorderindien.
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Der VcrfaMer giebt die Erfahrungen und Eindrücke der
unter den Tamulen wirkenden Missionare wieder.
Gründler, O. Frauenelend und Prauenmission in
Indien. Mit Vorwort von Warneck. 3. vermehrte
Auflage. Basel, Missionsbuchhandlung 1869, 84 8.
mit Abbildungen. 8*. 0,25 Mark.
Hillebrandt, AlfTed. Alt -Indien. Culturgeachiclit*
liehe Skizzen. Breslau, M. u. 11. Marcus 1899. IV,
1 Bl. 195 8. gr. 8*. 5 Mark.
Enthält die Kapitel : 1. Das heutige Indien. 2. Sans-
krit. 3. Ueber den Rigvcda. 4. Brahmanismus und
Volksthum. 5. Unterricht und Erziehung. 6. Buddhis-
mus. 7. Kftnig A^oka. 8. Zur Charakteristik de* indischen
Drama«. 9. Materialisten und Skeptiker. 10. Chinesische
Reisend« in Indien.
Karsten, Paula. Kinder und Kinderspiele der Inder
und Singhalesen. (Globus, Bd. 76, 1899, 8. 213—217,
234 — 238 mit 15 Textabbildungen.)
Karsten, Paula. Die Entstehung der Weissen. Nach
indischer Auslegung erzählt von T. 8. Saarn v.
(Globus, Bd. 76, 1899, 8. 260 — 261.)
Kishori Lai Sarkar. The Hindu system of moral
Science, or a Um wovda on the Sattwa, Raja, and
Tama Gnnas. 2. editiou. Calcutta 1898. IV,
156 8. 8®.
Lefmann, 8. Stori«. dell* antica India. Disp. 1 — II.
Milano, 8oc. ed. libraria 1898, 8. 1 — 96. 8®. 2 L.
Ueborsetzt aus der Oncken’sehen Sammlung.
Maindron, M. L’art Indien. Paris, May 1899.
Manwaring, A. Marathi proverb* collected and
irannlated. Oxford. Clarendon Press (I/mdon, Henry
Frowde), 1899. X, 271 8. 8®. 8 sl». 6 d.
Referat in der Deutschen Literat urzc itung , Jnhrg. 21,
1200, Sp. 801 —803.
Müller, Emil. Anschauungen und Bekenntnisse eines
Eingeborenen. Selbstverfasster Lebenslauf des Semi-
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Anmerkungen versehen.) Friedenau-Berlin, Buchhand-
lung der Gossnerschen Mission, 1899 , 30 8. mit
5 Abbildungen, gr. 8°. 0,15 Mark.
O. 8. Eine Augen blicksphotographie von Natacha-
tnädrhen. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 33H — 54« mit
einer Abbildung: Indische Tänzerinnen auf einen»
Jahrmärkte.)
Oldenberg, Hermann. Aus Indien und Iran. Ge-
sammelte Aufsätze. Berlin, Wilhelm Hertz 1889,
2 Bl. 195 8. gr. 8°. 4 Mark.
Enthält die Kapitel : 1. Ueber SnnskTitforfchung. 2. Die
Religion des Veda und des Buddhismus. 3. Der Satan
des Buddhismus 4. Buddhistische Kunst in Indien.
5. Tai ne'» Essay über den Buddhismus. 6. Zarathustra.
Peteraon, Ester. Besuche in den Frauengemftehern
in Madura. Ans dem Schwedischen übersetzt. (In-
dische Lotosblumen, Nr. 1.) Leipzig, Verlag der
ev.-luth. Mission, 1899, 21 8. mit Abbildungen. 8°.
0,10 Mark.
Sentenaoh , Naroiso. La lengua v la literatura
sanskritas. Conferencias dadas en el Alteneo de
Madrid. Cordoba 1898, 90 8. 8°.
Sisir KumAr Ghosh. Indian »ketches. Calcutta 1898,
150 8. 8®.
Temple, R. C. The Folklore in the Legend* of the
Panjab. (Folklore, vol. 10, 1899, Dez.)
Thibaut, G. Astronomie, Astrologie und Mathematik
(der Inder]. (Grundriss der indo-arischen Philologie
uud Alterthuinskundu. Bd. 3, Heft 9.1 Strassburg,
K. J. Triibuur 1899, 82 S. gr. 8°. 4 Mark.
Uhlenbeck , C. C. Kurzgefasstes etymologisches
Wörterbuch der altindischen Sprache. 2. Bd.
Amsterdam, J. Müller 1899, 8. 161 — 367. gr. 8®.
5 Mark.
Bd. 1 erschien 1898.
Vogel, J. Ph. De beoefning der oud- indische littc-
ratuur in Nederland. Amsterdam , Hebel teina en
Holkema 1808. IV, 38 8. 8°. 0,75 fl.
Wegener, Georg. Von Ceylon zum Himalaya.
(Mutter Erd»-, Bd. 1, 1899, 8. 8 u. f. mit zahlreichen
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(Nature, vol. 58, 1898, 8. 213 — 235.)
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fase. 117.1 Paris, Bouillon. 8®. 5 fas.
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in* Deutsche übertragen von Arthur Pfungst.
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I
Völkerkunde. 97
Autoriairte Ausgabe. (Universal-Bibliothck, Nr. 3941.
3942.) Leipzig, Ph. Reclam jun. 1899. gr. 18°.
0,4» Mark.
Grünwedel} Albert. Zur buddhistischen Ikono-
graphie. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 169 — 177 mit
16 Textabbildungen.)
Hegglin, Alois. Der moderne Hinduismus unter dem
Einfluss« christlicher Ideen. (Stimmen aus Maria
Laach, Bd. 57, 1899, 8.39 — 52, 122 — 138, 280—294.)
Hillebrandt, Alfred. Vedische Mythologie. 2. Bd.
Uaas Agni. Radra. Breslau, M. u. H. Marcus 1899.
IV, 254 8. gr. 8°. 12 Mark.
Kriahnariv Arjun Keluakar. The lifo of Gautama
Buddha in Maräthi. Bombay 1898, 316 8. 8*.
Kronenberg, M. Buddhistische Lehren und Be-
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La VaUde-PousBin, Louis de. Bouddhisme. (hu des
et mntcriaux. Adikarmapradipa. Bodhicaryavata-
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Olden borg, Hermann. Buddhistische Rtudien. (Zeit-
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Bd. 52, 1898. 8. 613 — «94.)
Prdville, A. de. I/lnfluence politique du Lamaüune.
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Regnaud, Faul, (lindes vtdiqiM* et post- Y&liqne*.
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Leroux 1898. VIII, 217 8. 8®. 7,5U fres.
Schlagintweit, Emil- Die Lebensbeschreibung von
Padma Bambhava, dem Begründer des Lamaismus
747 n. Ghr. 1. Theil: Die Vorgeschichte, enthalt, die
Herkunft und Familie des Buddha Q'Akyamuni. Aus
dem Tibet, übersetzt. Mit einer Textbeilage. (Aus:
Abhandlungen der königl.-bayr. Akademie der Wissen-
schaften.) München, G. Franz in Comm. 1899, 28 8.
gr. 4*. 1 Mark.
Weber, Albreeht. Zur indischen Religionsgeschichte.
Um koisoriadM Uebmleht* (DmMw Revue,
Jahrg. 24, 1899, 8. 199 — 229.)
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0,75 Mark.
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F. Gide 1899. XVI, 271 8, Mit 14 Tafeln und
1 Karte. 8®. 2,75 fres.
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du monde Nr. 51. | Paris, Pion, Nourrit et Cie. 1898,
88 8. 8°. 0,15 fr.
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ürifflth 1898, 334 S. 8« 9 *h. 6 d.
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Paris, Pliui et Nourrit 1899, 24» 8. 12*. 4 fres.
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Pavie, Auguste. Mission Pavie (Indo -Chine 1879
— 1895). Ktudes diverses I: Recherches sur la litt**-
rature du Cambodge. du Laos et du 8iam. Mit
zahlreichen Textabbildungen, 20 färb. Tafeln und
1 Karte. II: Recherches sur l’histoire du Cambodge.
du Lao* et du 8iam. Contenant la traduction des
inscriptions, par M. Schmitt. Mit mehreren Abbil-
dungen, 70 Tafeln und 1 Karte. Paris, Leroux 1898.
4*. ä 10 fres.
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Perrara, M. and B. Burma. London, Sarapson
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Galloi*} Eugene. Au pays de* pagodes et des
monasteree. En Birmanie. Paris, Larousse, 1899,
118 8. 4*. Mit zahlreichen Karten, Photographien
nnd Zeichnungen.
Karaten} Paula. Kotes sur la vie birmane. (A tra-
vers le monde, nouv. s£rie, an mV 4, 1898, 8. 409
— 412, 417 — 420 mit 9 Textabbildungen.)
Massieu , Isabelle. Uns colonie auglaioe. Birmanie
et ^tats shans. (Revue des deux mondes , nnntu 69,
Paris 1899, tome 155, 8. 377 — 416.)
Tanera. Aus Birma. (Mutter Erde, Bd. I, 1899,
8. 7, 32 — 34 mit Textabbildungen.)
c) Malakka.
Hartwich) C. Ueber einige Pfeilgifte von der Halb-
insel Malakka. Zürich 1899. 8*.
Preuaa, K. Th. Die Zauherbildemchriften der Negrito
in Malakka. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 345 — 348,
364 — 369 mit 1 1 Textabbildungen.)
Preuaa, K. Th. Die Zauber-Muster der Orang Semang
in Malakka, bearbeitet nach den Materialien von
Hrolf Vuughan titefens. (Zeitschrift für Ethnologie,
Jahrg. 31, Berlin 1899, 8. 137 — 197 mit zahlreichen
Abbildungen.)
d) Siam.
Barth olomy, P. de. he Laos. (Ribliotheque des
voyages Nr. 44.) Paris, Pion , Nourrit et Co. 1898,
32 8. mit Abbildungen. 8°. 0,15 fr.
Hesse- Wartegg, Ernst von. Siam, da* Reich des
weissen Elefanten. Leipzig, J. J. Weiter 1899. VI,
1 Bl., 252 8, mit 120 Textabbildung«’!) , 18 Tafeln
und ] Karte, gr. 8*. 12 Mark.
e) Cambodga. Cochinchina.
Agostini , 8. Pnom-Penh (Yoyage au Cambodge).
(Le tour du monde, nouv. Serie, annAe 4, 1898,
8. 289— 3üü mit 13 Textabbildungen.)
Der Verfasser bereiste Cantbotlga in den Jahren 1893
und 1894.
Leoläro, Adhemard. Le* codes cambodgiens, publies
sous le* au spiee« d* M. Doumer et de M. Ducoa.
13
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98
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682 8. »». 30 frc*.
Leclöre, A. Une Version eambodgienne da jugeroent
de Halomon. (Revue de 1'hUtoire de» religions, tome
38, 1899, No. 2.)
Vedol, Emile, Une excursion wi |»ya d'Angkor.
(Revue den d**ux moodes, Annfe 69, 1899, 4. Periode,
tome 151, 8. 596—622.)
f) Annam und Tongking.
Larohipol du Tonkin. (A travers le moode, nouv.
*4rie, nnnte 4, 1898, 8. 305 — 307 mit 3 Abtul»
düngen.)
Badier, A. et H. Au Toukin, jouraal d un «ous-ofA-
cier d'iufanterie de marine. Nouvclle <Stli t ion. iltustrta
de 2t» grav. »nr boU. Parin, 8oci4t<6 d'dditiou et de
librairic 189«, 15« 8. 8*. 1,50 fr.
Bernardin, J. B. Un voyage au Tonkin. Avignon,
Leguin 1898, 156 8. mit Abbildungen. 8*.
Du montier, O. Tradition* populaires »ino-annamite*.
(Suite.) (Revue de« tradition* populaires, tome 13,
1898, 8. 26 — 35.)
Enjoy , Faul d\ La Coloratiou dentaire die* le*
Annamltü. (Bulletin* de la Soeidtd d1 Anthropologie
de Paris, s£r. 4, tome 9, 1898, fase. 5.)
Grammaire aunamite, a l'usage des Frar^ais de
i'Annam et du Tonkin, par P. G. V. Hanoi, P. H.
Schneider 1698. VIII, 208 8. 8*. 10 frc*.
Hatny, E. T. Le* geophage* du Tonkin. (Bulletin
du Musfa d’histoirc natur. 1899, S. 64 f.)
Jamraes, H. L. Au pavs annamite. Notes etbuo-
grapliiquea. Paris, Cb’allamel 1898, 284 8. 12°
3,50 fr.
9. Inselindion.
a) Allgemeines.
Bijdragen tot de Taal •, Land • en Volkenkunde van
Nederlaudsch-lndie. Uilgegeven door bet kon. Insti-
tunt voor de Taal-, Land en Volkenkunde van Ned.-
Indie. 6. Volgreeks, VI. Deel. fs üravenliage, M. Nij-
hoff. 1699. VI, 702, XXII 8.
Bericht Uber den Inhalt des Bandet tu den Mittheilun-
fjea der Anthropologim-hen Gesellschaft io Wien, Bd. 29,
N. K. 19, 1899, 8. 264 — 266.
Bastian, Adolf. Mittheilungen von einer Reise narb
Niederländisch -Indien. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie , Jahrg. 1899, 8. 420
— 436.)
Juynboll, H. H. Die Verbreitung de* Tiwah- Festes
in Indonesien. (Internationale* Archiv für Ethno-
graphie, 1kl. 12, Leiden 1899, 8. 149.)
T«ohudnow«ky, J. A. J. I)e la gflographie medical«
de l’archipel malai*. Pari* 1899.
b) Andamanen. Nicobarm.
Picard, E. Lea Pygmee*. I. Le» N^gritoa de* ilea
Andaman. (La Science sociale 1899, Mürz.)
Portman , M. V. Notes on the lauguages of tbe
8outli Andaman group of tribe*. Calcutta, Ort. of
the Buperint. of Goveni. Print ing, India 1898. VIII,
191 8. mit 1 Karte. 4*. 13,50 Mark.
Temple, R. C. A Wanderin# ghoat at the Nicolmrs.
(The Indian Anti^uary, vol. 27, 1898, 8. 336.)
e) Sumatra.
Fürst, E. Die Bataker. (Naturwissenschaftliche
Wochenschrift, Jahrg. 13, 1698, 8. 225 f.)
Pleyto, C. M. Ringgeld aus Korintji. (Globna,
Bd. 76, 1899, 8. 372 — 873.)
VoIr, W. Gebräuche in Sumatra. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie , Jalirg.
1898, 8. 535 — 538 mit 4 Textabbildungen.)
Volz, Wilhelm. Hausbau und Dorfanlage bei den
Battakern in Nordsumatra. (Globus, Bd. 75, 1899,
8. 31« — 325 mit 12 Textabbildungen.)
* Vola, Wilhelm. Zur somatischen Anthropologie
der Uattaker in Nonl-Bumatra. (Archiv für Anthro-
pologie, Bd. 20, Vierteljahrsheft 3, Braunschweig
1900, 8. 717 — 732 mit 6 Textabbildungen.)
d) Jam mit Madura.
Fürst, E. Reise durch Java* unabhängige Fürsten-
thürner. (Naturwissenschaftliche W ochenechrift , Bd. 13,
l«98, 8. 13—18.)
Fürst, E. Theater und Musik der Javaneu. (Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift, Jahrg. 13, 1898,
8. 493 f.)
Galloia, Eugene. Un« visite h Pfle d« Java hiver
1896/97. (Bulletin de la Bocidte g^ogr. de Lille,
tome 29, 18*8, 8. 317 — 848, 369 — 399 mit
1 Karte.)
Kern. Beitrag zur Sprache de* Alt javanischen. (By-
dragcu tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederl.*
Indifi 1899, Nr. 1.)
Kiliaan , H. N. Nederlsndsch • Madoereeach worden-
boek. Batavia 1898, 4, 368 8. 8".
e) Borneo. Celebes.
BeyfusB. Schwerter au* Borneo. (Verhandlungen der
Berliner Ge»ell»chaft für Anthropologie, Jahrg. 1899,
8. 448 — 453 mit 1 Abbildung.)
Breitenstein, H. Einundzwanzig Jahre in Indien.
Au* dem Tagebuche eines Militärarztes. I. Theil,
Borneo. Leipzig, Th. (iriebens Verlag (I*. Fernau)
1899. VIII, 264 8., I Titel - und 8 Textabbildungen,
gr. »°. 5,50 Mark.
Vgl. Zeitschrift für Ethnologie, Jahrg. 31. Berlin 1899,
8. 276; l’ctermann’« Mitthrilungen , Bd. 45, 1899, Utr-
raturbericht S. 174— 175; Giebas, Bd. 76, 1399, S. 97
— 98.
Foy, W. Schwerter von der Celebes-See. Mit fl Licht-
drucktafeln. Anhang: Ueber den Namen Celebes.
(Publikationen au* dem Königl. ethnographischen
Museum in Dresden, XII.) Dresden, Stengel u. Co.
1899. IV, 17 8. gr. 2®. 35 Mark.
Referat von Andree im Globus, Bd. 76, 1899, S. 131.
Furness, William Henry. Polk-Iore in Borneo.
A Sketch. Privately printed. Wallingford, Delaware
County, Pennsylvania 1899, 30 8. mit 6 Tafeln. 8*.
Referat von Bartel* in der Zeitschrift für Ethnologie,
Jahrg- 31, Berlin 1899, S. 27« — 277; von Gr»bovr»ky
im Globus, 1kl. 76, 1899, S. 242; von f.aloy in (/Anthro-
pologie, tome 10. Pari» 1899, S. 727 — 729.
Weetenenk, L. C. Bijdragen tot de kennis der folk*
lore von West- Borneo. (Tijdschrift voor indische
Taal-, Land- en Volkenkunde. Deel 41, Batavia
1898, Aflev. 3/4.)
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Völkerkunde.
99
Bchomacher, Robert. Eine Reise zu den Tschin-
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Stevens, J. E. Yesterdays in the Philippinen. London,
Low. IMS, Mfe S. mit Abbildungen. 8*. 7 sh. ft d.
Tan&ka. [Bemerkungen über den Volksstamm der
Ttiival iu Formosa.] (Zeitschrift der anthropolo-
gischen Gesellschaft in Tokyo, Bd. 14, 1892, Nr. 154.)
In japanischer Spruche.
Tori]. [Physische Charaktereigenschaften des Volks*
Stammes der Peipo auf Formosa.] (Zeitschrift der
anthropologischen Gesellschaft in Tokyo, Bd. 13t
1898, Nr. 153 mit Abbildungen.)
In japanischer Sprache.
Toril, R. [Bericht über die anthropologischen Unter-
suchungen auf der Insel Formosa.) (Zeitschrift der
anthropologischen Gesellschaft iu Tokyo, Bd. 13,
1898, Nr. 144.)
In japanischer Sprache.
Vicolfi, malayischer Volksstamm auf der Philippinen-
insel Luson. (Handwörterbuch der Zoologie, Anthro-
pologie und Ethnologie, Bd. VDIf Breslau 1822,
8. 394 — 396.)
Virchow, Rudolf* Die Bevölkerung der Philippinen.
2. Mittheilung. (Aus „Hitzungsber. der preußischen
Akademie der Wissenschaften*1.) Berlin, G. Reimer
in Comm. 1899, 13 8. mit 2 Abbildungen, gr. 8#.
0,50 Mark.
Visaya, Visayer, oft auch fälschlich Bisaya genannt,
grosser Malayenstamm auf den Philippinen. (Hand-
wörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethno-
logie, Bd. VIII, Breslau 189«, 8. 401 —402.)
f) Kleine Sutulainseln.
Foster, S. Simüarity of Alefurug and Australian
aborigiues. (Science of man 1, 1898, 8. 256.)
Foy, W. und O. Richter. Zur Timor -Ornamentik.
Mit 38 Textabbildungen. (Abhandlungen und Be-
richte des kgl. zoologischen und anthropologisch-
ethnographischen Museums zu Dresden 1899.) 26 8.
4*. 4 Mark.
g) Philippinen. Formosa.
Bolleaaort , Andrö. üne semaine aux Pliilippines.
(Revue des deux mondes, Ann6e 69, 1899, 4. Periode,
tome 151, 8. 791 — 827.)
Blumentritt y F. Kace questions in the Philippine
Islands. (Popul. Science Mimt Uly, vol. 55, 1899,
8. 472 f.)
Blumentritt y F. Verzeichniss philippinischer Sach*
Wörter aus dem Gebiete der Ethnographie und
Zoologie. (Abhandlungen und Berichte des kgl.
zoologischen und anthropologisch •ethnographischen
Museums zu Dresden 1899.) 111, 36 8. 4°. 4 Mark.
Brinton, D. Professor Blumentritt's studies of the
Pliilippines. (The American Authropologist, N. 8.
WL 1, 1899, 8. 122 f.)
Ernst, Paul. Die Bevölkerung der Philippinen.
(Mutter F.rde , Bd. 2. 1899, 8. 303 — 305, 330 — 333
mit 3 Textabbildungen.)
Fischer, Adolf. 8trcifzüge durch Formosa. (Wester-
mann's Monatshefte, Bd. 87, 1899, 8. 111—135, 245
— 273 mit 34 Textabbildungen.)
Floren« y Carl. Formoaauiscbe Volkslieder. Nach
chinesischen Quellen. (Mittheilungen der deutschen
Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostiuiens,
Bd. 7, 1898, 8. 110—158.)
Foremann, J. The Phitippiue islnnds: an historical,
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Low, Marston and Co. 1899.
Göriolles, A. de. Les Philippines. (Bibliotheque des
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Nourrit et Co. 1898 mit 32 Abbildungen. 8°. 0,15 fr.
Göriolles, A. de. Aux Philippines. (Le inagasin
piltoresque, annee 66, 1898, 8. 154 — 157 mit 4 Text-
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H&mm, Margherita Arlina. Manila and the Philip-
pinen. New York, Neely 1898, 218 8. 8°. 1,25 dol.
Hanawa. [Sitten und Gebräuche der Eingeborenen
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schaft in Tokyo, Bd. 13, 1898, Nr. 149 mit Abbil-
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In japanischer Sprache.
KakyOy Ino. i)ie wilden Stämme von Formosa, ihre
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Kiel, Friedrioh Wilhelm. Schilderungen von den
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Pion, Nourrit et Cie. 1898, 32 8. 8°. 0,15 ftp.
Boell , Paul. Contribution » I\;tude de la langue
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Brandt, M. von. Ein Kapitel aus der chinesischen
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Vgl. Peterinann1« Mittheilungen, Bd. 45, 1899, Literatur»
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Paris, annee 9, 1899, 8. 350 f.)
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Chine. (Bulletins de la 8oci£t4 d’Anthropologie de
Paris, a6r. 4, tome 9, 1898, fase. 5.)
Forke, A. Blüthen chinesischer Dichtung. Mit
21 reproducirtcn chinesischen Original - Pinselzeich-
nungen. Aus der Zeit der Han- und Sechs- Dynastie.
II. Jahrhundert vor Christus bis zum VL Jahrhun-
dert nach Christus. Aus dem Chinesischen metrisch
übersetzt. Magdeburg, Faber in Komm. 1899. XVI,
148 8. p*. 8*. 4 Mark.
Aageieigl von Albert Geiger in der Beilage zur All-
gemeinen Zeitung, Jahrg. 18«9, Nr. 280.
13*
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100 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Glas, chinesisches. (Mittheilungen dea Mährischen
Gewerbe • Museums, Jahrg. 17, Brünu 1899, 8. 73
-75.)
Goldmann, Paul. Ein 8on>mur in China. Frank*
furt u. M., Literarisch«* Anstalt Hütten und Locning
1899. 2 Bde. 4 Bl. 261 und 2 Bl. 291 8. gr. 8*.
5,40 Mark.
Grube. Vorläufige Notiz über eine neuerworbene
chinesische Sammlung. (Ethnologische« Notizblatt,
Bd. 2, 18Ö9, R. 3.)
Karaten. Ein Blick in da» ludustrieleben China«.
(Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik,
Jabrg. 21, Wien 1898/9», Heft 5.)
Le Tellier, Adr. La Chine; e&sai ethnographique
medical et bygi6nique. Paria 1899.
Littlo, A. China, curioua cu Storni and habits of tim
people. (Journal of the Manchester geographical
8oeic*ty, vol. 14, 1898, 8. 391 f.)
Little, A. Intimate China: The Chinese a* I bave
»een thern. London, Hutchinson 1899.
L6cxy, Ludwig von. China im Welthandel und
chineaiache Sitten. Eger 1899, 28 8. 8*.
Mad rolle, C. Lea peuples et les langues de la Chine
miridionale. Parier de File d'Haman et de la pres-
qvUlt de Loui-Tcli4ou. Pari«, Challamel 1898. Mit
Karten. 8*. 4 fres.
Martin, W. A. P. The Chinese, theär education,
philosophy and letten*. llamlin papera. New
cheaper edition. New York and Chicago, Revell Co.
1898, 319 S. 8*. 1,25 dol.
Matignon, J. J. Diu Eunuchen im kaiserlichen
Palast zu Peking. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jabrg. 1898, 8. 551
mit 1 Textabbildung.)
Matignon, J. Sur Füge tnoyen de la nubilit4 chez
la Pekinoise. (Bulletin« de 1a Sociltl d* Anthropologie
de Pari«, s^r. 4, tome 10, 1899, R. 120 f.)
Matignon. Superstition, crime et misere en Chine.
Lyon, Storck 1899.
Ravenoau, Louis. La Chine 4conomique däpres lea
travaux de la Mission Lyonnais* 1895 — 1897.
(Autmlea de Geographie, tome 8, Pari« 1899, Nr. 37.)
Ruhatrat, Ernst. Aus dem Lande der Mitte. Schil-
derungen der Ritten und Gebrauche der Chinesen.
Mit 20 einseitigen und 2 doppelseitigen Vollbildern.
«. Tausend. (Veröffentlichungen des Verein» der
Bücherfreunde, Jahrg. 8, 1899, Bd. 5.) Berlin,
A. Schall. V, 31 S. 8*. 5 Mark.
Ang«*r« igt iu Prtmnann’s Mittheilnngen , Bd. 45, 1899,
LitcraturWridit S. 170.
Bchaub, M. Die chinesische Sprache und Schrift.
Basel, Missionsbucbhamllong 1898, 18 8. gr. 8*.
0,20 Mark.
Smith, Arthur H. Chinesische Chamkterrüge.
Deutsch frei bearbeitet von F. C. Dürbig. Mit
28 Titalvigaattan von Fritz Tursch und 1H Voll-
bildern nach Original - Photographien. Würzburg,
A. Staber (C. Kabitzsch) 1900. VIII, 210 8. 1 Bl.
gr. 8®. 5,40 Mark.
Der Verfasser, 22 Jahre laug Mitglied der amerikanischen
Mission in China, ist in Folge »eines Berufes in nahe Be-
ziehungen zu den Bewohnern Chinas getreten und verstand
es, sich eine gründliche Kenntnis» von Sprache und Sitten
der Chinesen anzueignen.
Btolzonlaufon, Daa, in China. (Globus, Bd. 75, 1899,
8. 193 — 194 mit 1 Textabbildung.)
Tisaandier , A. Le premier joui* de Fan en Chine.
Affichea ebinoise». (Nature, tome 27, 8. 175 t)
Voakamp, C* J. Unter dem Banner des Drachen
und im Zeichen dea Kreuze«. Berlin, Buchbandlang
der Berliner ev. Missionsgesellschaft 1899, 176 8.
mit Abbildungen. 8°. 2 Mark.
1L Korea.
Chastang. Lea Corden«. Caract eres moraux, moeurs
et coutume«. (Gazette dea höpit., tome 72, 1899,
8. 521, 552, 569, 581.)
Che v&llier , Henri. C4r4monial de Fache vement des
travaux de Hoa Ryeng (Corde). (1800.) Trudtiit et
rdaumd. (Aua: „T’oung-pao.") Leiden, Buchhand-
lung und Druckerei vorin. E. J. Brill 1698, 15 R.
mit 13 Tafeln, gr. 8°. 4 Mark.
Cbev&Uier, Henri. Le* coiffures cordenne*. (Inter-
nationales Archiv für Ethnographie, Bd. 12, Leiden
1899, 8. 225 — 232 mit 2 Tafeln.)
Corde, La, et la question d’cxtreme-Oricnt, (A travers
le munde, uouv. s4rie, auuüe 4, 1898, 8. 89 — 92 mit
4 Textabbildungen.)
Gale , J. 8. Korean sketches. London , Oliphant
1898, 256 S. 8*. 3 ah. 6 d.
Hough, W. Korean clan Organisation. (The Americau
Antliropologist, N. 8. vol. 1, 1899, 8. 150 f.)
12. Japan.
The Hansel Zasshl. Vol. 13, Tokyo 1898, Nr. 1—12,
498 S. mit Textabbildungen und Tafeln. 8°. Je
6 sh. (für Europa).
Inhaltsangabe in der Orientalischen Bibliographie, Bd. 12,
1898, S. 49 und 200, Erscheint von 1899 an unter dem
Titel : The Orient.
Aston, W. G. A history of Japaneae literature.
London, lieinemann 1899. 6 sh.
Ballard, Susan. Fairy tale* from far Japan. Trans-
lated from Japanese. Pref. note by Isabelle Bishop.
London 1898, 128 8. mit Abbildungen. 8*. 2 sh. 6d.
Chamberlain, Beeil Hall. A Quinary System of
Notatiou eniployed in Luehu on th« Wooden Tallie*
termed Sho-Chü-Ma. (Journal of the Authropolo-
gical Institute of Great Britain and Irelnud, vol. 27,
1899, 8. 383 — 395 mit 2 Tafeln und Textabbil-
dungen.)
Eh mann , P. Die Sprichwörter und bildlichen Aus-
drücke der japanischen Sprache. Gesammelt, über-
aetzt und erklärt. V. (Schluss -)Theil (von Tanshi
bia Zukan), nebst Nachtrag. (Mittheilnngen der
deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde
Ostasien«- Buppl. V. TheiL) Berlin, A. Asher u. Co.
1899, 8 321 — 428. gr. 8®. 6 Mark.
Fujikawa, T. Die Massage in Japan im Anschluss
an die Geschichte der Massage. (CeutralbUtt für die
Grenzgebiete der Medizin uud Chirurgie, Jnlirg. 2,
1899, Nr. 15, 16.)
Heese -Wartegg, Ernst von. Spiele und Festlich-
keiten der japanischen Jugend. (Vclhagen und
KlasingV Monatshefte, Jahrg. 14, 1899/1900 , 8. 41»)
— 418 mit 8 Textabbildungen.)
Jagor, F. Japanische Zauberspiegel. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg.
1898, 8. 527 — 531.)
Kaisenberg, Moritz von (M. von Berg). Vom
Gcsandtscliaftsattach^. Briefe über Japan und seine
erste G »'sellschaft. Hannover, M. und H. Schaper
1*99. XV, 319 8. gr. 8“. 5 Mark.
Die Grundlagen des Buches bilden die Aufzeichnungen
eines nach Tokio kommandierten Ofthriers.
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Völkerkunde.
101
Knapp, Arthur May. Feudal and Modern Japan.
2 Bde. London, Duckworth u. Co. 181*8, 462 8.
8 ah.
Vgl. IVtrnDinn'i Mitthcilungen, Bd. 45, 1899, Literutur-
barkkt S. 109.
Leisching, Julius. Japanische Pinselzeichnnngen
und ParbenholzBcbnitte. (Miltheilungen des Mähri-
sehen Gewerbe • Museum«, Jahrg. 17, Brünn 1899,
8. »7 — 103.)
Oehler, Luise. Bilder au» Japan. Land, Leute und
Miaaiou des japanischen Iuselreicht. 2. Aull. Basel,
Miasionsbuchhandlung 1898, 56 8. mit Textabbil-
dungen. 8°. 0,2c» Mark.
Ok&saki, Tomitau. Geschichte der japanischen
Nationalliteratur von den ältesten Zeiten bis zur
Gegenwart Leipzig, F. A. Brockhaus 1899. XI,
153 8. gr. 8*. 5 Mark.
Salway, Charlotte M. Japanese monographs. V.
On funeral ceremonies of the Japanese. (The
Imperial and Asiatic Quarterly review, 3. »er. vol. 6,
1898, S. 177— 182.)
Schmeltz, J. D. E. Tentoonstelling van Japanscbe
Kunst. Gids voor den bezoeker. Met 4 Lichtdruck-
platten. Haarlem, H. Kleinmann u. Co. 1899.
Webemuater und Tättowirung auf den Lutschu-
Inseln. (Globus, Bd. 76, 1899, 8. 19 — 20 mit Text-
abbildaugen.)
Nach einer Abhandlung von William Furness, ver-
öffentlicht im Bulletin of thr Free Museum of Science,
Cniversitj of Feunsjlvania , vol. 11, Nr. 1, Philadelphia
1899.
Ainos.
Kuwano. [Arbeiten Tarenetzky’s über die Aino-
schädel.) (Zeitschrift der anthropologischen Gesell-
schaft in Tokyo, Bd. 13, 1898, Nr. 153.)
In japanischer Sprache.
Török, Aurel von. Ueber den Yezoer Ainoecliädel
aus der ostasiatischen Reise des Herrn Grafen ßlla
Kzechenyi und über den Bncbaliner Ainoecliädel
des königlich-zoologischen nnd anthropologisch-ethno-
graphischen Museums zu Dresden. Ein Beitrag zur
Reform der Kraniologie. (Vierter Theil. — Fort-
setzung.) (Archiv für Anthropologie, Bd. 26, Viertel-
jahrsheft 2, Braunschweig 1899, 8. 247 — 315; Ebenda
Vierteljahrsheft 3, 1900, 8. 561 — 689.)
13. Central- und Nordasion.
a) Allgemeines.
Blanc, Edouard« Journal de route en Asie centrale.
Du Fergauah en Kachgarie. (Revue des deux mon-
des, annee 69, 1899, t«me 155, 8. 628 — 656, 877
— 9<»4.)
Vambery, H. Noten zu den alttürkischen Inschriften
der Mongolei und Sibirien«. (Memoire* de la socieiö
tinno-ougrienue. XIT.) llelsingforv. Leipzig, O. Har-
rassowitz 1899, 120 8. gr. 8*. 2,40 Mark.
b) Mongolei, Mandschurei, Tibet.
Franke, H. Zum I^adäker Volkslied. (Globus, Bd. 75,
1899, 8. 238 — 242.)
Franke, H. Ladäker mythologische Volkswagen.
(Globus, Bd. 76, 1899, 8. 313 — 315.)
Krahmer. Russland in Asien, Bd. IV. Russland in
Ostasien (mit besonderer Berücksichtigung der Mand-
schurei). Mit einer Skizze. Leipzig, Zuckschwerdt
u. Co. 1899. 4 Bl. 221 8. gr. 8*. 6 Mark.
Enthält Mittheilungen über die verschiedenen Völker-
schaften drr Mandschurei.
Landor, Henry B. Auf verbotenen Wegen. Reisen
und Abenteuer in Tibet. Mit 202 Abbildungen,
8 Chromotafeln und 1 Karte. 5. Auflage. Leipzig,
F. A. Brockhaus 1899. XIV, 511 8. gr. 8°. 9 Mark.
Poadnjejeff, A. Die Mongolei und die Mongolen.
Resultate einer Reise in die Mongolei iu den Jahren
1892 — 1893. Bd. II. Herausgegeben von der kaiserl.
russischen geographischen Gesellschaft. (Russisch.)
8t. Petersbarg 1898, XXIX, 517 8. 4*.
Puini, Carlo. II P. Ippolito Desideri e i suoi viaggi
neir Indiz e nel Tibet (1712 — 1727). II Buddhismo
nel Tibet. Firenze 1899, 63 8.
Besprochen von Ujfalvy in L’Anthropologic, tomr 10,
Paris 1899, S. 598 — 601.
Radio ff, W. Die alttürkiacken Inschriften der Mon-
golei. 2. Folge. BL Petersburg, Leipzig, Voss’ Bort,
in Commission 1899. (III, XXIV, 122, 140 and 29 8.
hoch 4*. 7,50 Mark.
Enthält: Hadloff, W.: Die Inschrift des Tonjukuk.
Hirth, Fr.: Nachwort sur Inschrift des Tonjukuk.
Bart hold, W.: Die alttttrkischen Inschriften und die
arabischen Quellen.
Waddell, L. A. The Lepcha or Rong language a*
illustrated in its sotigs. (Journal of the Asiatic
Society of Bengal, vol. 67, part 3, 8. 75 — 85.)
Waddell, L. A. The .Lepcha#* or „Hongs" and their
songs. (Internationales Archiv für Ethnographie,
Bd. 12, Leiden 1899, 8. 41 — 37 mit Textabbildun-
Angexeigt in L’Anthropologie, tome 10, Paris 1899,
8. 719 — 720.
Waddell, L. A. Among the Uimalayas. London,
A. Constable and Co. 1899. Mit Karteu und Abbil-
dungen.
Enthält treffliche Schilderungen der mongolischen Völker-
schaften ; vgL Globus, 1hl. 75, 1899, 8. 245.
Wakh&n, Wachan, Wakhaner, zu der eraniseben
Völkerfamilie gehörige Völkerschaft im Süden und
Siidosten des Pamir in Central- Asieu. (Handwörter-
buch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie,
1kl. VIII, Breslau 1898, 8. 473 — 474.)
c) Turkestan.
Boehzn, Georg. Reist-skizzen aus Trauskaspien. (Geo-
graphische Zeitschrift, Jahrg. 5, Leipzig 1899, 8. 24t
-251.)
Mit einigen Notizen über die Turkmenen.
Skrine, E. H. and A. D. Rosa. The heart of Asia.
A history of Ruasinu Tiirkostan and the Central
Asia Khanates froui the earlicst time«. London,
Methuen 1899.
d) Sibirien uml Amur gebiet.
Huth. Meine Reise zu den Turiguseu nach Ostsibirien.
(Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz,
21, 1899, 8. 34 — 37.)
Inhaltsangabe eines Vortrag«.
Jochelson, W, In rolargegenden. (Mutter Erde,
Bd. 1 , 1899, 8. 261 — 260, 285—288 u. ö. Bd. 2,
8. 207 —208 u. ö. mit zahlreichen Textabbildungen.)
Kuthält Mittheilungea über die Völkerschaften im Nord-
osten der Provinz JnkoUk , die Jakuten, Jukagiren, Tun-
gusen, Tuchnktschen elc.
Dii
jed by Google
102
Vorzeichniss der anthropologischen Literatur.
Krahmor. Der Anadvr Bezirk nach A. W. Olssnfjew.
I PeU-miann’s Mitthei langen, IUI. 45( 1899, 8. 29 — 37,
m — 88S, 261 — 287.)
Kap. 2 behandelt die Bevölkerung.
Labbt*, Faul. De Tomsk n Taschkent. L'instrucliou
publique. Le* 4coles ru säe* et indigenes, Renseigne-
ment du fran^ais. Une feto au dessert. (A travers
1« monde, üouy. s4rie , ann6e 4, 1898, 8. 73 — 76,
143 — 148 mit 9 Textabbildungen.)
Melnikow', N. Die ehemaligen Menschenopfer und
der 8ch»roanismus bei den Burjaten des Irkutakischen
Gouvernement*. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 132 —
ISA.)
Melnikow, Nicolaus. Die Burjaten (Burjaten) des
Irkuukfcchen GouvernemenU. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft fiir Anthropologie, Jahrg. 1899,
8. 439 — 448.)
Melnikow, Nioolaus. Die Burjaten de* Irkutakischen
Gouvernements. (Internationales Archiv für Ethno-
graphie, Kd. 19, Leiden ISS#, 8. ISS— SIS.}
Dieselbe Abhandlung wie vorher.
Romanow, F. P. Das Gouvernement Tomsk. Nach
den statistischen Veröffentlichungen im sibirischen
Handels- und Gewerbebuch, Tomsk 1898, 8. 20!
— 219. Ina Deutsche übertragen von F. Tliiess.
(Petermann’s Mittheilungen, Bd. 45, 1899, 8. 67 — 70.)
Mit statistischen Angaben fiter die Zusammensetzung
«ler Bevölkerung.
Stenln , P. von. Jocheisous Forschungen unter den
Jokagiren am Jassatscbnaja und Korkodon. (Globus,
Bd. 76, 1899, 8. 166 — 172 mit Textabbildungen.)
Vornean, R. Leg populntions de la Sibdrie orientale.
(L'Anthropnlogie. tomc 10, Paris 1899, 8. 631—632.)
Nach einem Bericht von Paul Latte.
C. Australien.
1. Allgemeine«.
Science of man and Auslralasian Anthropological
Journal, edited by Carrol, Sydney, New South Wales.
Vol. 2, 1899. Fnbtiahers iletmessey, Barper and
Comp. Um. Sydney.
Carrol, A. The peoples in Australasia, and their
liues of migratiou. (Science of nmu, vol. 2, 1899,
Nr. 3.)
Carrol. Flow Austmlia was pwpU. (Science of
man. vol. 2, 1899, Nr. 3.)
Foy, W. Zur Verbreitung des Augenschirmes in der
MM*. (Globus, B«l. 7«, 1899, 8. 309.)
Fridolin, Julius. Södaeescbädel. (Archiv f&r Anthro-
pologin, Ii*I. 26, Vierteljahrsheft 3, Braunschweig
1900, 8. 691 — 715 mit 16 Tafeln.)
Froboniua, Hermann. Oceanische Bautypen. (Aua:
Zeitschrift für Bauwesen.) Berlin, W. Ernst u. Sohn
1899, 14 8. mit Abbildungen und 3 Tafeln, gr. 2°.
6 Mark.
Reeves, Edw. Brown men and women, or the South
Bea Islands in 1895 and 1896. London, Bonmnschcin
1898, »02 8. mit Abbildungen und 1 Karte. 8*.
10 *h. 6 d.
Schmidt, W. Die sprachlichen Verhältnisse Oceanien«
(Melanesiens, Polynesiens, Mikronesien* und Indo-
nesiens) in ihrer Bedeutung für di« Ethnologie.
(Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899, 8. 245 — 258.)
2. Neu-Guinoa und daB übrigo Molanoaion.
Ballonmützen, Die, auf Bougainville (Salomo- luseln).
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 243 — 244 mit 1 Textabbil-
düng.)
Blum, Hans. Das Wirtschaftsleben der deutschen
Südseeinseler. (Preussische Jahrbücher, Bd. 98,
Berlin 1899, 8. 294 — 319.)
•Blumenreich, R. Untersuchungen der Haare von
Neu- Irländern. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Jahrg. 1899, 8. 483 — 486.)
Catalog, Beschreibender, «ler ethnographischen Samm-
lung Ludwig Birö’s aus Deutsch-Neu-Guinea (Berlin*
hafen), siehe unter Völkerkunde I, 2.
Chalinera, James. Vocabularie« of the Bugibti and
Tagota Dialects, British New Guinea. Witli a brief
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II. Ray. (Journal of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland, vol. 27, 1898, 8. 139
-144.)
Cholmer», James. Toaripi. (Journal of the Anthro-
pologie*! Institute of Great Britain and Ireland, vol.
27, 1899, 8. 326 — 334.)
Chalmers, James. Anthropometrical Observation*
«>u BOOM Natives of the Papuan Gulf. (Journal of
the Anthropological Institute of Great Britain and
Ireland, vol. 27, 1899, 8. 335 — 342.)
Glaumont. Voyage d’exploratiou aux Nouvellet-
Hlbridas. Niort 1899, 114 8. mit zahlreichen Abla-
dungen und Karten. 8*.
Referat von Laloy »n L’ Anthropologie , ton»« 10, Pari*
1899, S. 359 — 361.
Guise, R, E. On the tribes inhabitiug the inouth o <
the Wanigela river, New' Guinea. (Journal of tbe
Anthropological Institute of Great Britain and Ire-
land, N. 8. vol. 1, 1899, 8. 205 f.)
Hagon , B. Unter den Papuas. Beobachtungen und
Studien über Land und Leute, Thier- und Pflanzen-
welt in Kaiser - Wilhelmsland. Wiesbaden, C. W.
Kreide!, 1899, VII, 827 8. mit 46 Lichtdrockbiltlera.
gr. 4*. 30 Mark.
Referat von R. Virchow in der Zeitschrift für Eth-
nologie, Jahrg. 31, Berlin 1899, S. 278 — 279; vwn
Busch an Im CentrnJblatt für Anthropologie, Bd. 5, 1900,
8. 95 — 99.
Jenningo, John. Notes on the Exhibition of ad
Ethnolugical Collection fron» Santa Cruz and the
New Hebrides. (Journal of the Anthropologie»!
Institut« of Great Britain and Ireland, N. 8. voL 1,
1898, 8. 164 — 165.)
Ilea, Lea, ßous-le* Vent (A travers le monde, noov.
stdrie, annfo 4, 1898, 8. 81 — 84 mit 5 Textabbil-
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Karutz. Zur Ethnographie der Matty- Insel. (Inter-
nationales Archiv für Ethnographie, Bd. 12, LeWea
1899, 8. 218 — 223 mit 2 Tafeln.)
Krieger, Maximilian. Neu Guinea. Mit Beiträgen
von A. Freiherr v. Dattckelman, ¥. von Lusch*»,
Paul Matschie uud Otto Warburg mit Unter-
stützung der Colonial • Abtheilung d«* Auswärtigen
Amtes, der Neu-Guinea-Compagnie und der deutsche*
Colonial - Gesellschaft. Berlin, Alfred Schall 1699.
XII, 535 8. mit 33 Tafeln und Karten und 55 Text-
abbildungen. gr. 8°. 11,50 Mark.
Bibliuthck der Länderkunde, Bd. 5/6.
Lttsohan, F. von. Neue Beiträge zur Ethnographie
der Matty-Insel. ( Internationales Archiv für Kttrno*
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Völkerkunde.
103
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Mit 1 Karte im Text. Anmerkungen mit einer
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Berichte des kgl. • zoologischen und anthropologisch*
ethnographischen Museum« zu Dresden 1899.) 14 8.
4*. 4 Mark.
Parkinson, R. Zur Ethnographie der nordwestlichen
Salomo - Inseln. (Aus: „Abhandlungen und Berichte
des kihiigl. • zoologischen und anthropologisch - ethno*
graphischen Museum« zu Dresden.“) Berlin, R. Fried-
länder und Sohn 1899. III, 35 S. Imp. 4°. 4 Mark.
Angficigt von Richard And ree im Globus, Rd. 75,
1899, S. 214 - 215.
Pfeil, Joachim Qraf. Duk Duk and other Custom» as
form* of Expression* of the Melauesians Intellectual
Life. (Journal of the Anthropological Institute of
Great Britain aud Ireland, vol. 27, 1898, S. 181
— 191.)
Pfeil, Joachim Qraf. Studien und Beobachtungen
au« der Siidsee. Mit beigegebenen Tafeln nach
Aquarellen und Zeichnungen des Verfassers und
Photographien von Parkinson. Braunschweig,
Fried r. Vieweg und Sohn 1899. XIII, 322 B., 22 Ab*
bildungen. gr. 8°. 12,50 Mark.
Kecennirt von R. Virchow in der Zeitschrift für Eth-
nologie, Jahrg. 31, Berlin 1899, S. 279 — 28Ö; von
Grabowsky iin Globus, Bd. 78, 1899, 8. 58 — 83; von
A. Haas im Ceutrslblatt fiir Anthropologie, Bd. 5, 1900,
S. 100 — 101«
Preusa, K. Th. Künstlerische Darstellungen au* dem
deutsch - holländischen Grenzgebiet in Neu • Guinea.
(Internationales Archiv für Ethnographie, Bd. 12,
leiden 1899, 8. 161 — 135 mit 27 Teztabbildungen
und 3 Tafeln.)
Schmidt, P. W. Heber das Verhältnis« der lnelaue-
sischcn Sprachen zu den polynesischen und unter
einander. (Aus: Bitzungsber. der k. Akademie der
Wi**enschaften.) Wien, C. Gerold’s Sohn in Gomnt.
1899, 93 B. gr. 8*. 2,10 Mark.
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Kourrit et Co. 1898, 32 8. mit Abbild uugeu. 6*.
0,15 fr.
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dans l’ftucienue ßgypta par d'Echerac. (Revue iuen-
suclle de l'fecole d’Anthro|»oIogie de Paris, annee 9,
Paris 1899, Kr. 3.)
Auge de Laasu«, I*. L’art %yptien. (Petit© biblio-
theque de vulgariaation artistique.) Pari», Sori&e
frau<;. d'editions d’art. 1998, 64 8. mit Abbildungen.
8°. 0,75 fr.
Braulik, August. Altägyptische Gewebe. Unter
Zugrundelegung einer reichhaltigen Sammlung sach-
lich untersucht und besprochen. Mit 126 Original-
Abbildungen im Text. Stuttgart, A. Bergslrässer
1900. VII, 93 8. gr. 8°. 4 Mark.
Budge, Wallis A. Egyplia» religion. London, Paul,
Trencb, Trübner and Co. 1899.
Capart, J. Kotes sur les origines de l’fcgypte d’sprr*
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Bruxelles, tome 4, 1898, No. 2.)
Ch&ntre, Ernest. Uecberches craniologiques sur 1«
population piVpharaonique de J’fcgypte. NAcrnprie
de Khozan pres de Louqsor. (Revue mensudle de
l’fccole d’ Anthropologie de Paris, annAe 9, 1999,
8. 409 f.)
Clödat, Jean. Origines dgvptiennes. (Revue ruen-
«uelle de rfecole d' Anthropologie de Paris, anu^e t,
1899, 8. 201 f. mit 21 Abbildungen.)
Clddat, Jean. OWrvationa sur deux tableaux ctboo-
graphiques egyptien». (Revue mensuelle de l’fecole
d’ Anthropologie de Paris, »nnAe 9, 1899, 8. 297 f.)
Ebors, Georg. Aegyptische Studien und Verwandt«-*.
Zu »einem Andenken gesammelt. Stuttgart, deutsche
Vcrlagsanstalt 1899, IX, 517 8. mit Porträt, gr. $*•
8 Mark.
Besprochen von Ulrich Wilcken in der Beilage ror
Allgemeinen Zeitung, Jahrg. 1899, Kr. 288.
Groffj William. Origiu* of art. Ob the religioiu
sigmflcance of »culpture and paiiiting aruong th«
ancient Egyptians. Printed and publ. bv the Cincin-
nati Museum Association 1899, 20 B. 8®.
Kenntnis«, Unsere gegenwärtige, der Frübsgypt«-
(Globus, Bd. 76, 1899. 8. 129— 130.)
Auf Grund der Abhandlung von W. Fl» oder* Petrle in
the Jonrnnl of tlie Anthropologie»] Irutitutc of Grest
Britain and Irelnnd, N. 8. vol. 1, 1898, .8. 202 C
Maspero, G. fttndea de mythologie et «Parchfelegw
tfgyptJennoa. Tome III. Paris, Leruux 1898. Mil
2 Abbildungen, 436 3. 8®. 15 fr©9.
Biblioth&quc rgvptolopque, tome VII.
Müller, W. Max. Die Liebespoesie der alten Aegyp*
ter. Mit 18 Tafeln in Autographie und 3 Tafeln in
Lichtdruck. I«eipzig, J. C. Hiurichs Verlag 1899.
V, 46 3. gr. 4®. 22 Mark.
Perry, W. 8, Egypt the land of the temple builder*.
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Völkerkunde.
107
Boston, Prang Educational Co. 1898. XY, 249 8. mit
Abbildungen und Karten. 8°. 1,50 dol.
Petri© , Flinder«. On our present knowledge of the
early Egyptiana. (Journal of the Anthropologieal
Institute of Qreat Britaiu and Ireland , N. 8. vol. 1,
1899, 8. SOI f.)
Revillout , Eugene. Pr4eis du droit £gyptien , com-
part* aux autres droits de 1’antiquitA Paris, Giard
et Briere 1899.
Schweinfurth, Georg. Bega -Gräber. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie,
Jahrg. 1899, 8. 538 f.)
Wiedemann, A. Die Urzeit Aegyptens and seine
älteste Bevölkerung. (Die Umschau, Bd. 3, 1899,
8. 39, 40.)
Zahorowski. Kaces pr^bistorique* de l’ancienne
Ägyptc (d’apr^s les travaux de Morgan et Fouquet).
Bulletins de la Bocietä d’Antliropologie de Paris,
s£r. 4, tome 9, 1898, fase. 6.)
Zaborowaki. Origines afric&ines de la civilisation de
Tancienne flgypte. (Kevue scientiflque , tome 11,
1899, S. 289 f.)
pittnresque, ann4e 80, 1898, 8. 304 — 306, 309 — 311
mit Textabbildungen.)
Leymarie, Henri. Impressions d'Abyssinie. (A tra-
vers le tnondc, nouv. serie, aunfo 4, 1898, 8. 281
— 284 mit 4 Textabbildungen.)
Paulitechke , Philipp. Ethnographisches au« Ost-
afrika. (Mittbeilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899, Sitzungs-
berichte, 8. 1 — 2.)
Pearce, F. B. Rambles in lion land. Thre« months1
leave passed in Somaüland. London, Chapman
1898 , 272 B. mit Abbildungen und Karten. 8°.
10 ah. 6 d.
Robecchi, Bricchetti I*. Somalia e Benadir: viaggio
di esplorazione nelP Africa orientale. Milano, Ali-
prandi 1H99.
Vannutelli, L. und C. Citerni. I/Omo, viaggio di
©sploraxione nell’ Africa Orientale. Milano, Ulrico
lloepli 1899.
Vgl. Globus, Bd. 76, 1899, S. 311
6. Obere Nill&ndor und östlicher Sudan.
b) Neueeil.
Ball, B. A. Reynolds. The city of the Caliphs.
A populär study of Cairo and its environs and the
Nile and iu antiquitiea. London, Unwin 1898. 4 Bl.
335 8. mit Abbildungen. 8®. 10 sh. 6 d.
Gayet, Al. Un tour en Egypte. (A travers le monde,
nouv. s£rie, an»4e 4, 1898, 8. 385 — 388, 393 — 39«
mit Textabbildungen.)
Grünau , Freiherr von. Bericht über meine Reise
nach Miwah. (Zeitschrift der Gesellschaft för Erd-
kunde zu Berlin, Bd. 34. Berlin 1899, 8. 271—280.)
Mit ethnographischen Mittheilungvii ; der Verfasser be-
schreibt u. ». die Vorgänge bei einer Hochzeit ira Hause
eins« Scheehs.
Kemoid, H. J. Cairo and Egypt and life in the
land of tbe Phnrnons. Pictorial and deeeriptlve
guide to Cairo and the Nile. 2. odition. London,
Slnpklo 1898, 114 8. 8°. 1 sh.
R. T. K. Unter den Fellachen des Landes Gosen.
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 54—59 mit 6 Textabbil-
dungen.)
R. T. K. Unter den Beduinen der ägyptischen Wüste.
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 189 — 193 mit 0 Textabbil-
dungen.)
Ruete, Said. Der Todtencultus der Barabra. (Globus,
Bd. 70, 1899, 8. 338 — 339.)
Verneau, R. Les migrations des Äthiopiens. ((/An-
thropologie, tome 10, Paris 1899, 8. 641 — 662 mit
8 Textabbildungen.)
4. Nordostafrika.
Alford, H. 8. L. and W. D. Sword. The Egyptian
Bondan, its lost and recovery; including a rapid
sketch of the history of the Bouda», a narrative of
the Dongola ©Spedition, 1890, n full Account of the
Nile exp<-dition 1897/98. London, Macmillan, 1888.
XIV, 330 8. mit Abbildungen und Karten. 8*.
10 sh.
Burrows, Guy. The Land of the Pi g mies. London,
Pcarson 1898, 800 8. mit Einleitung von Stanley,
Abbildungen, sowie im Anhang einem Brief König
Leopolds und einem Vokabular mit Phraaensainm-
lung der Mangbutu. 21 sli.
Angeirigt in Petermann's Mitlhrilungen , Bd. 45, 1899,
Literuturbericht S. 185.
Neufeld, Karl. In Ketten des Kalifen. 12 Jahre
Gefangenschaft iu Omdurman. Berlin , W. 8[>emanii
1899, 316 8. mit Textabbildungen and Tafeln, gr. 8®.
8 Mark.
Obrwalder, Joseph. Ten years’ captivity in the
Mahdis camp, 1882 — 1892. From the original
mantiwripis by F. R. Wiugnte. Populär edition.
I/ondon, Low. 1898, 128 8. 8°. 6 d.
Rosignoli, Paolo. I inie» dodici anni di prigouia in
mezzo ai dervisci del Sudan. Mondovi , Graziano
1898, 263 S. 4 L
8 lat in Pacha, R. Fer et feu au Boudan. Traduit
de la 8* 6dition allemande par G. Bettex. Pr&’öd^
de 2 lettres du Mahdi ecrite« pendant la Campagne
de 1890. 2 vol. (Le Caire, Diemer.) Paris, Flam-
marion 1898. 8*. 20 fres.
6. Mittlerer und westlicher Sudan und
Küstenländer.
Alti man, A. Niooletti. Tradizioni e loggende
abiseine. (Rivista d’ltalia 1898, Nr. 4.)
Barden, Abeseintohe. (Globus, Bd. 70, 1899, 8. 278.)
Bartel«. Ostafrikanische Armringe au* dem Zahne
des Elefanten, (Ethnologisches Notizblatt, Bd. 2,
1899, 8. 30 f.)
Berghold, Kurt. Schilderung der Spiele der Somnl-
Jugend. (Mittheilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien, Bd. 29, N. P. 19, 1899, Sitzungs-
berichte 8. 39 — 41.)
Goedorp, Victor. Au pays du Negus. (Le magaxin
Delafoaao, Maurice. Lea Val, leur langue et leur
Systeme d’ecriture. (L’Anthropologie, tome 10, Paris
1899, 8. 129 — 151, 294 — 314 mH 1 Karte und
mehreren Scbrifttafeln.)
Dier, Matth. Unter den Schwarzen. Mittheilungen
au* Togo über Land und Leute, Sitten und Ge-
bräuche. Bteyl , Miesionwlruckerei 1899, 192 8. mit
Abbildungen. 8°. 0,75 Mark.
Franz , A. Die Entdeckung der Bronzegötter von
Benin (Velbagen und Klaaing's Monatshefte, Jahrg.
13, 1898/99, 8. 229 f. mit 5 Abbildungen.)
14*
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108
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
yreemann, R. A. Travel« »nd Life in A.lmnli und
Jam an. Westininster, A. Constable and Co. 189$.
XX, 560 8. mit über 100 Abbildungen und 2 Karten,
gr. 8°. 21 ah.
An gezeigt in Petermsnn’s MUthellungeti , Bd. 45, 1890,
Literaturbencht, S. 117 — 118.
Heger, Frans. Benin und meine Alterthümer. (Mit-
teilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. 29, N. F. 19, 1899, Sitzungsberichte
8. 2 — 6.)
Kemp , Dennis. Nine Years st the Gold Coast.
London, MacmiUan 1898. XV, 279 8. mit 39 Abbil-
dungen und 1 Karte, gr. 8°. 12 »h. 6 d.
Klose, Heinrioh. Togo unter deutscher Flagge.
Beitebilder und Betrachtungen. Mit 23 Lichtdruck-
tafeln und fly Textabbildungen. Berlin , I>. Reimer
1899. XXII, 581 & mit 1 Karte, gr. 8°. 14 Mark.
Maodonald, Oeorge. Tlie Gold Coast Pan and
Present, A »hört Deecription of the Coantrjr and it»
People. London, Lougmans 1898, 352 B. mit xahl-
reictien Abbildungen und 1 Karte. 7 sh. 6 d.
Vgl. Tetermann's Mittheiluogfii, Bd. 45, 1899, Liters-
turbericht, S. 117.
Noll', Ned. La France au 8oudan de 1863 — 1H98.
(A travers le monde, nouv. sörie, aninV 4, 1898,
8. 169 — 172, 135 — 188 mit 7 Abbildungen und
1 Karte.)
Piqueres, C. La Gnlnde frangaise. (A travers le
monde, nonv, a^rie, ann^e 4. 1898, 8. 369 — 372 mit
4 Textabbildungen.)
Rend, Charles Horculos und Ormond Maddook
Dalton. Antiquities from the city of Kenin and
from other parts of West Africa in the British
Museum. Printed by Order of the trustees. London,
British Museum 1899, 81 8. mit 32 Liehtdruek-
tafeln. 2*.
Roth , H. Ling. Personal Ornaments from Benin.
(Bulletin of the Museum of Science and Art, Vol. 2,
Nr. 1, Philadelphia 1899.)
Shrubsall, F. Note» on Anhand Skulls and Crania.
(Journal of the Anthropological Institute of Great
Britain and In-Iand, N. S. Vol. I, London 1898,
8. 85 — 108.)
Bpiess, C. Die Sch mi eilet unst im Evhelatide (Togo).
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 63 — 64.)
Toutde. Du Dahomey au Sahara. La natu re et
Thomm«. Paris, A. Colin 1 899. XII, 2728. 12*. 3,50 fres.
Vey, Yai, Vei, Wey, zu der Völkergruppe der
Mande gehöriger Ncgerstainm in der Republik
Liberia, Ober Guinea. (Handwörterbuch der Zoologie,
Anthropologie und Ethnologie, 1hl. VIII, Breslau
1899, S. 393 — 394.)
Wadai und Tibesti. (Beilage zur Allgemeinen
Zeitung, Jabrg. 1899, Nr. 96.)
Wadawa, Wadawi, die Bevölkerung de» Königreichs
Wadai. (Handwörterbuch der Zoologie, Anthro-
pologie und Ethnologie, Bd. VIII, Breslau 1899,
S. 450 — 452.)
Die etwa 21/* Millionen starke Bevölkerung setzt sich
aus verschiedenen afrikanischen Stämmen zusammen, denen
sich arabische Elemente zugesellt haben.
Webeapparat bei den Togonegern. (Mutter Erde,
Bd. 1, 1899, 8. 516 mit 1 Textabbildung.)
7. Bantuvölker.
Adams, A. M. Im Dienste de» Kreuze». Erinne-
rungen aus meinem Missionsleben in Deutsch • Ost-
afrika. Augsburg, Mich. Beit* in Comm. 1899. XIV,
154 8. mit Textabbildungen und 2 Karten, gr. H°.
3 Mark.
Enthält Mitthoilangen über Sitten and Gebrauch«* der
Wahehe.
Andre«, Richard. Ueber die Bedeutung der uralten
Ruinen im Matabele» und Maschonaland. (Globus,
Bd. 75, 1899, 8. 308 mit 1 Textabbildung.)
Angus, H. Crawford. A Year in Azimba and
Cbipitaland: the Customs and Superstition» of the
people. (Journal of the Anthropological Institut*- of
Great Britain and Ireland, vol. 27, 1898, 8. 316
— 325.)
Angua, H. Crawford. Neue ethnographische Gegen-
stände au» Central - Afrika. (Verhandlungen der
Berliuer Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1898,
EL 478 — 479 mit 3 Textabbildungen?)
Angua, H. Crawford. The „Chensamwali* or Initia-
tion ceremony of girls, us perfonned in Azimba
Land, Central -Africa. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Jabrg- 1898, 8. 479
— 482.)
Anaorge, W. J. Uuder The African 8un. A des-
criplion of native races in Uganda, sporting »dven-
tures and other experiences. London , Heinemann
1899. XIV’, 355 8. mit 131 Abbildungen und 2 colo-
rirten Tafeln, gr. 8°. 21 sh.
VgL rVtcnnaniTs Mittheilungen, Bd. 45, 1899, Litera-
turbericht 8. 119; Globus, Bd. 76, 1899, S. 130 — 131;
Ceutndblatt für Anthropologie, Bd. 5, Jen» 1900, S. 26
— 27.
Baumann, Oscar. Gottesurtheil« bei den Swahili.
(Globus, Bd. 76, 1891», 8. 372 — 373 mit 1 Textabbil-
dunf{.)
Begum, E. Au Ha-Rotse. (Bulletin de la Soci4te
Xeuchätcloiw de göographie , tome 11, 1899, 8. 93
— 101.)
Bertrand , Alfred. Au pays des Ba - Rotsi (Haut-
Zambözei. (Le tour du inonde, nouv. s£rie, ann4e 4,
1898, 8. 97 — 144 mit 60 Textabbildungen.)
Brincker, P. H. BachUbegriA» und ltechtohand-
habung unter den Bantu. (Mitthei lungen des Semi-
nars für orientalische Sprachen, Bd. 1, 1898 , 8. US
— 119.)
Castellani, Cb. Les femmes au Congo. Pari»,
Flammarion 1899. Mit 66 Abbildungen. 12°.
3,50 fres.
Cleve, G. L. Di# Auffassung der Neger Deutsch-
Üstafrikae von den Kranklieitszuständen. (Deutsche
Colouialzeitung XVI, 1899, Nr. 6.)
Conrau, G. Leichenfeierlichkeiten bei den Banyang
am oberen Calabar (Croesriver) , Nordkarnemu-
(Globus, Bd. 75, 1899, 8. 249 — 251.)
Elmalio, W. A. Among the Wild Ngoni. Being some
Chapters in the History of the Livirigstonia Mission
in British Central Africa. London, Anderson und
Ferner 1899, 316 8. mit 14 Abbildungen und
1 Karte, kl. 6°. 3 sh. 6 d.
Vgl. Petcraana's MittheU langet». Bd. 45, 1899, Litera*
turbericht S. 183.
Erdbauten, die, in Bonduku. (Globus, Bd. 76, 1899.
8. 257 — 259 mit 4 Textabbildungen.)
Gold Schmidt, M. Märchen und Erzählungen der
Suaheli in Deutscb-Ostafrika. (Globus, Bd. 76, 1899,
8. 160—161.)
Hutter. Der Abschluss von Blutsfreundschaft und
Verträgen bei den Negern des Graslandes in Nord-
kamerun. (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 1 — 4.)
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Völkerkunde.
109
Hutter. DilTölkenlümai an der Sftdgrenze Ad am au as
(Nordkameruu). (Globus, Bd. 75, 1899, 8. 377 — 382
mit Textabbildungen und 1 Karte.)
Hutter. Politische uud soziale Verhältnisse bei den
Grasbtnd Stämmen Nordkameruu». (Globus, Bd. 76,
1899, 8. 284 — 289, 303 — 309 mit 3 Textabbil-
dungen.)
Jacques, M. V. Mensurations anthropomtHriques de
trente-ueuf uegres du Congo. (Bulletin de la 8uciet6
d’Authropologie de Bruxelles, tome 15, 1898, 8. 237 f.)
Langhaus , Paul. Mgr. Lechaptois’ Reisen auf der
Uflpa- Hochfläche und im Rikwn* Graben. Mit Be-
nutzung brieflicher Mittheilungen des P. Bigiex.
(Petermann’s Mittheilungeu , Bd. 45, 1899, 8. 223
— 22« mit 1 Karte.)
Mannbarkeitsgebrftuoho bei den Kaffern. (Globus,
Bd. 75, 1809, 8. 230 — 231 mit l Textabbildung.)
Meinhof, Carl. Grundriss einer Lautlehre der Bantu-
sprachen, nebst Anleitung zur Aufnahme von Bantu-
sprachen. Anti. Verzeichnis* von Bantu wortstäminen.
(Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes,
Bd. 11.) Leipzig, F. A. ßrockkaus' Bort, in Comm.
1899. VIII, 245 8. mit 1 färb. Kart«. gr. 8*.
8 Mark.
Meinhof, Carl. Einwirkung der Beschäftigung auf
die Sprache bei den Bantustämmen Afrikas. (Globus,
Bd. 75, 1899, 8. 361 — 364.)
Muldlebrook’s Photographien aus dem Leben der
ZulukafTern. (Globus, Bd. 75, 1892, 8. 268 — 271 mit
5 Textabbildungen.)
Mille, P. Au C’ongo beige. Paris, Colin 1899.
Nys, h. L'astronomie et la mlteorologie chez les
Noirs du Congo. (Revue scientifique, tome 9, Paris
1899, Nr. 15, 16 avrii.)
Der Verfasser schildert die Vorstellungen der Ab um ml hu
von den Wett« rcrschein ungen und ihren Glauben an den
Hindus» der Fetische auf Aendrrung de# Wetter».
Römer, Ch. Kamerun. Land, Lute und Mission.
8. Aufl. Ergänzt und bi* auf diu Gegenwart fort*
geführt von P. Steiner. Mit 1 neuen Kart« von
Kamerun und 16 Bildern. Basel, Misaionsbuchhdlg.
1899, 84 8, 8°. 0,25 Mark.
Shrubaoll, F. A Study of A - Bautu Skulls and
Crania. (Journal of the Anthropological Institute of
Great Britnin and Irtdand, N. 8. vol. 1, Londou
1898, S. 55 — 94 mit Tabellen und l Tafel.)
Seidel , A. Grundzuge der Grammatik der Sprache
von Karagwe. (Zeitschrift für afrikanische und
oceanische Sprachen, Jahrg. 4, 1899, Nr. 4.)
Taylor, W. E. The gronndwork of the Swahili
langiiag«. London 1898. 8*. 2 sh.
Velten, C. Kiknmi. die Sprache der Wakami in
Deut>ch-Ostafrik». IH— Ttlllflll Würzburg 1899.
Wabondol, Wabonde, den Wasegua und Waschambaa
verwandter Bantuslamm im nördlichen Deutsch-Ost-
Afrika, in der Landschaft Böndfti, zwischen U »ambar»
und der Küste. (Handwörterbuch der Zoologie, An-
thropologie und Ethnologie, Bd. VIII, Breslau 1609,
8. 437 — 438.)
Waboni, Wabuni, Bon, Bantuvolk in der Nähe der
äquatorialen Ostküste Afrikas. (Handwörterbuch
der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie, Bd. Vlll,
Breslau 1809, 8. 438 — 439.)
W&daohagga, Wadj&gga, Dsoh&gga, grosse, zu
den Bantu gehörige Völkerschaft an den »tid Ört-
lichen und südlichen Hängen de» Kilimandscharo.
(Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und
Ethnologie, Bd. VIII, Breslau 1699, 8. 455 — 457.)
Waganda, Volk in Central- Afrika, nördlich und nord-
westlich vom Victoria Nyansa. (Handwörterbuch
der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie, Bd. Vlll,
Breslau 1899, 8. 459 — 461.)
Wagner, Hans. Die Zuluwanderung. (Mutter Erd«,
Bd. 2, 1899, 8. 501 — 503 mit 3 Textabbildungen.)
Wagogo, grosse Völkerschaft im Centrum Deutsch-
Ost- Afrikas, zu beiden Seiten der grossen von der
Käst» nach Tabor» führenden Karawanenstrnaae.
(Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und
Ethnologie, Bd. VIII, Breslau 1699, 8. 462 — 464.)
Warundi, die. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung,
Jahrg. 1899, Nr. 7.)
Widenmann, A. Die Kilimandscharo- Bevölkerung.
Anthropologisches und Ethnographisches au» dem
Dschaggalande. (Petermann's Mittheilungen, Ergän-
zungsheft 129.) Gotha, J. Perthes 1899. IX, 104 8.
mit 11 Tafeln und 75 Textabbildungen. Lex. 6°.
7 Mark.
Vgl. Centralblfttt filr Anthropologie , Bd. 4, Jen» 1899,
S. 350 — 352.
Zache, Hans. Sitten und Gebräuche der Suaheli.
Ausgewählte Capitol aus einer späteren umfang-
reichen Darstellung. (Zeitschrift für Ethnologie,
Jahrg. 31, Berlin 1899, 8. 61 —86 mit 1 Abbildung.)
1. Die Geburt. 2. Die Gescblechtsweihen. 3. Dir
Hochzeit.
8. Hottentotten und Buschmänner.
Bachmann, F. Die Hottentotten der Cap-Colouie.
Ein ethnographisches Genre - Bild. (Zeitschrift für
Ethnologie, Jahrg. 31, Berlin 1899, S. 87 — 98.)
Schwabe, Kurd. Mit ßchwert und Pflng in Deutsch.
Süd westafrika. Vier Kriegs- und Wauderjahre. Mit
zahlreichen Karten und Skizzen sowie Abbildungen
nach photographischen Aufnahmen. Berlin, E. S.
Mittler und Sohn 1899. X, 448 8. gr. 8°. 10 Mark.
Vgl. Globus, B«l. 75, 1899, S. 343.
9. Afrikanische Inseln.
Azoren, die. (Globus, Bd. 75, 1889, 8. 251 — 256 mit
5 Textabbildungen und 1 Karte.)
Baumann, Oscar. Der Sansibar- Archipel. Ergeb-
nisse einer mit Unterstützung de* Verein» für Erd-
kunde zu Leipzig 1895/98 ausgeführten Forschungs-
reise. 3. Heft. Die Insel Pemba und ihr« kleineren
Nachbariuselu- (Wissenschaftliche Veröffentlichungen
des Verein* für Erdkunde zu Leipzig. Bd. 3, Heft 3.)
Leipzig, Duncker uud liumblut 1899, 15 8. mit
I Kart«, gr. 8". 0,80 Mark.
Vgl. lVteriDaun's Mittheilungcu , Bd. 45, 1899, Litera-
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gewassert , plantages , goudvtdden , volkstypeu «S.
llaarlem, II. Kleiuniaun o. Co., 189N. 23 Lichtdruck-
Tafeln mit 1 Bl. deutschem und holländischem Text,
qu. 2°. 10 Mark.
Archiv für Anthropologin. 1kl. XXVIJ. (Vors. d. snthrop. Ltt.)
15
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Zoologie.
115
IV. Zoologie.
(Von Dr. Max Schlosser in München.)
Literaturbericht für Zoologie in Beziehung zur Anthropologie,
mit Einschluss der lebenden und fossilen Säugethiere,
für das Jahr 1898.
A. Menschen- und Säugethierreste aus dem Diluvium und der prähistorischen Zeit.
Anderson, J. Notes on the contents of a small rave
or rocksbeiter at Druimvargie Oban and of Ihres
shell Hounds in Orontay. Prooeeding* of the ßociety
of the Antiquaries of Scotland 1898, Vol. XXXII.
p. 298 — .813. Befer. Götze iu : Centralblatt für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1899,
p. 279, 280.
Dis Höhle enthielt Aschenlagen nebst Knochen von
Hirsch, Wildschwein, Otter und einem kleinen Vogel,
»ovrie von Fischen, ferner Muscheln und Krebse. DleGeräthe
bestehen aus Knochen. Die Muscbelhaufen enthalten ganz
ähnliche Ueberrcste. Verf. stellt diese Funde in die Zeit
der Ablagerungen von Mas d'Azil, zwischen der älteren und
jüngeren Steinzeit.
Blasius, Wilhelm. Ueber die Vorgeschichte und
Frühgeschichte de» braunschweiger Landes. Corre-
s (mode nzblstt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898, 8. 106
— 100.
Die Kii beiander Höhlen waren vom paläidithischen Men-
schen bewohnt. Auch bei Watenstedt sind bearbeitete
Khiiioceroaknochen zum Vorschein gekommen. Der
Mensch lebte hier mit deT alten Fauna zusammrn. Der
neolithischen Zeit gehören tncgalithUche Denkmäler an,
Lübbensteine, Hüncnstrine and Steinkisten griber. Aus
dieser Zeit liegen viele Steingeräthc vor.
Blasius, Wilhelm. Die anthropologisch wichtigen
Funde in den Höhlen bei Rübeland a. 11. Corre*
spondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898, 8. 109
— 113.
Von den einzelnen Kammern der Hermannsböhl« enthält
nur di« oberste, die Bärenhöhle, Beste de« Menschen,
dagegen enthält die Baumannshöhle, obwohl »ie nur au*
einer Klage besteht, doch viele Feuersteingeräthe und
bearbeitete Knochen , meist geschliffen , and zwar gehören
diese Knochen zum Theil dem Höhlenbären an. Kau-
ri istisch lassen sich in diesen Höhlen zweierlei Schichten
nsters* beiden , die ältere, der letzten luterglarialieit ent-
sprechend mit Höhlenbär, Leopard, Hyäne, Kbiiioce-
ros, und die jüngere mit echter Glsdalfaunu — He nt hier,
Lemming, Schneehase, Polarfuchs. Renth lerreste
sind sehr häufig. Aber auch die Steppenfauna hat Spuren
hinterlassei» — Springmnus. Nachträglich hat aber Ver-
mischung dieser Thierreste stattgefunden , wohl in Folge
von durchatrömendem Wasser der Bode , allein es sind
doch noch immer Terrassen im Hohlrnlehm zu beobachten.
Auch in den Schattkegeln, deren Material von oben herab-
gekommen ist , lässt sich eine Trouuung der älteren und
jüngeren Fauna wabmehmen, l>esonder» gut in der Bau-
mann«höble , wo das Material augenscheinlich durch eine
Spalte herabgekommen ist , die auch jetzt noch Thierreste
der arktischen Fauna enthält. In der Banmannshöhle und
zwar in der oberen Ilöblenlehmtrrrft*»e ist auch besonders
deutlich zu sehen, dass der paläolitbis«hc Mensch mit dem
Höhlenbären zusammen gelebt und dessen Knochen ver-
arbeitet hat, denn gerade hier fehlt die jüngere Glacial-
faunn mit Reuthier.
Boule, Marcelin, et Louis Fargos. Le Cantal.
Guide du tonriste , du naturaliste et de l'nrcb^o-
togue. Paris, Basaou, 1898. 136 p., 38 2 Karten.
Befer. TOI (artailhac in L' Anthropologie 1898,
p. 455 — 461. 8 Fig.
Liegt nicht vor.
Der Vulcan von Ca »ul brachte in» Miocän Bauiltcmp-
tionen. Ueber diesem Materiale liegen Flusssande, die
Silez enthalten, welche letzteren aber sicher nicht vom
Menschen bearbeitet sind. Später erfolgten Andeaiterup-
tionen , and im Pliouiti concentrirte sich die vnleanische
Thätigkeit auf einen einzigen Krater. Die späteren Ab-
lagerungen bestehen aus Andesitbrecden und verschiedenen
Aschenlagen. Zuletzt erfolgten die PUoaoliteruptionen.
An den Seiten brachen die Didwabawlte aus. Noch später
war das Gebiet vergletschert. Beim ersten Auftreten des
Menschen hatte jedoch die Gegend im Wesentlichen
das nämliche Aussehen wie in der Jetztzeit. Die ältesteu
Spuren des Menschen bestehen in Feuerstpingeräthen , die
wohl in die Zeit vor der zweiten Vergletscherung zu*
rückdstiren. Die Renthierzeit ist hier nicht vertreten,
dagegen um so besser die neulithlsche, Ueräthe aus Hirsch-
horn, desgleichen auch die Bronzezeit.
Boule, Maroelin. L’antiuuitö 1* Komme pur nipport
» Flpoque glaciaire. LAnthropologie 1898, p. 357.
Referat.
Kicks fand angeblich in Höhlen ton Wale« Rest« des
Menschen zusammen mit Thiervn aus praglacialcr Zeit,
welche Altersbestimmung jrdoch Autor ernstlich l*e-
zweifelt.
CapitAn und Emil Collin. Präsentation d'un« a^rie
de» pi^*ces provenant de la ballastiöre d« Chelles.
Bulletin de la Socio te d’ Anthropologie 1898, p. 423
— 424.
Di« Schotter von CWIlet enthalten ausser den paläo-
lithiscben Silez auch Rest« von Eleplias primigenins,
16*
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116 Verzeichnis«! der anthropologischen Literatur.
de 1a BoeieUä d'Anthropologie, Paris 1898, p, 328
— 335.
I» den Ziegeleien von Hlevillc, U Marc aux Clerc uttd
Friteuse liegt der L&m auf Lehm mit Silc* and dieser auf
Eorin. An leUterer Station allein kommen Thierrcste vor.
Zwischen den vier Lehmeu »chalteu »ich hier drei klein«
Lagen mit Schottern eia. Der Huina« enthalt nur neo-
lithische Reste. Der Lehm unmittelbar über der oberst rtt
Schotterlagr schliesst retouchirtr Silex ein , die sich mit
solchen aus dem 5Ugdal*nien vergleichen lassen, der Lehm
über der zweiten Svhottcrlage lieferte Silex mit Mischung
von Moustier- und Aeheuleen- Merkmalen. Auch in den
tieferen Schichten kommen solche Silex vor. Am selten-
sten sind die des Chell£o-Mousli£rien, am häutigsten solche
des Mousti£nen, etwas weniger häufig die von Ctiellten-
und AcbetüUypus. Die beiden erstgenannten Lcx-alitäten
zeigen im Wesentlichen die nämliche Schichten folge.
Baton, Q. F. The Prehistoric Fauna of Block Island,
aa ittdkated by iu Ancient Shell lieaps. The Ameri-
can Journal of Science aud Art*. Vol. CLVI, 1898,
p 137—169, 2 pl.
Block Island , zwischen der Insel Long Island und
Marth»«. Wineynrd, enthält zahlreiche Muschelhaufen, bis
zu 20' mächtig, die tnno als KjökkemMöddinger deutete,
lu der Glazialzeit waren alle drei Inseln mit einander und
dem Festland« verbunden. Jedenfalls war die Landfauna
bereits vorhanden, ehe Block Island eine Insel wurde. Die
Muschel häufen sind wohl schon entstanden, ehe sich hier
Indianer niederlte**rn. In den Muschelhaufrn konnte
Verfasser nach weisen Rrste von Mensch, Cerva» vir*
gininnns, Canis faroiliarit, Ursns nmericanns,
Lutra canadcusis, Phoca vituliua, grocnlandica,
Halichoerus grypus, Globiocephalus. Castor
canadensis, A rvicola riparia, zahlreiche Vogelarte«,
Schlangen, Landschildkröten, Seefische und Meeresmollusken,
Helix' und Stein- und Knachenwerkzeuge — zum Tbeil aas
Bäretiknochen — nebst Thongeschirreu. Die 5fen»chen-
reste deuten auf Cannibalismus.
Flacher, Ludwig Hans. Eine neolithinche Ansiede-
lung in Wien (Ober-St.-Veit) Geroeindeberg. Mitthfi-
lungeu der anthropologischen Gesellschaft io Wien,
XX VIII, 1393, 6. 107 — 114. 76 Fig-
Die Thierreste dieser Station vertheilen sich auf
Schwein, Pferd, Rind, Reh, Hirsch, Schaf oder
Ziege, Hund, Facha. Am häutigsten ist Rind und
Hirsch. Die Geweihe sind vielfach xu Gerät hen ver-
arbeitet , die Knochen fast s&mmtlirh zerschlugen. Arte-
fakte aus Knochen sind nicht selten und meist zugrrpitzt.
Die Pferd errate gehören einer kleinen Rasse an. Metall-
gerät he wurden zwar nicht gefunden , doch lässt di« Be-
schaffenheit mancher Bein - and Geweihstücke auf den
Gebrauch von Metall scbliessen.
autiquus, Rhinocero» Mercki, Boa, Equus, Ursus
spelaeus, Hyaena spelaea und Trogont hcrium.
Iu den obersten Schichten unmittelbar unter dem Humus
finden sich auch neolithische Reste.
Colini , G. A. II aepolcrato di Remedello aotto nel
Bresciano e il periodo eneolitico in Itali«. Bullet suo
di paletnologia italiaua. Purina 1898. p. 1 — 47, 88
— 110, 206 — 260, 2ÖO — 225.
Der Aufsatz tat bioss archäologisch. Für diesen Bericht
kommt er mir insofern in Betracht, als bei Skeletten auch
Rente von Pferd, Hund, Sebweiu, Hirsch und Rind
(ür?) gefunden wurden. Diese Ucgräbnisss'ätte gehört
der allerjüngttcn Steinzeit an. Eine kleine Höhle enthielt
eine Brr ccic von Men sc henk machen nebst Thonscherben
und Knochen von Kind, Schwein, Hund, sowie
Conchjlien. Die Funde haben grosse Aehnlichkeit mit
jenen aus den liguriscben Hüblengribera. Höhlen in Sar-
dinien, Piuuosa und Slcllleu dienten ebenfalls als Grab-
stätten iu der neolitbischrn Zeit. Kiue Höhle bei Cagliari
enthielt Reste eine» kleinen Bo Video, von Mufflon und
Raubt liieren, die Station von Vülafrati auch Hund,
Schwein, Pferd, Hausrind und Ziege.
Cunnington, William. On snme Palneolithic Imple-
ment* frorn tlie Plrileau grwvels a>id tlielr Evidenc«
concerning Eolithic Man- The geological Magazine
London 1898, p. 237, 238. The Quarterly Journal
of tbe Geological Bociety of London 1898, p. 291
— 300.
Auf dem Kalkplaleau von Keut kommen nicht selten in
den Plateau-Schultern anscheinend bearbeitete Silex vor.
Die Schotter hielt man früher für pllocftn. Man unter-
scheidet zwischen gespaltenen pal äolit bischen Gerfcihen und
Iwhnnenen Edithen. Letztere sind jedoch überhaupt nicht
vom Menschen in ihre Form gebracht worden, wohl aber
die ersteren. Mithin haben auch jene Schotter palio-
lithiüches Alter. Die sogerinnntcn colithischcn Silex ver-
danken ihre Form natürlichen Einflüssen — Frost. Ein
Geröllstück vom Plateau yon Kent zeigt neben Spuren von
Bearbeitung auch Kritzer, wie die Moränrngetichiebc. Diese
Kritzer sind wohl erst später entstanden, die Bearbeitung
geschah früher und zwar durch den palidit bischen 51 en-
schen.
D&loau f Fron Cola. Le* gravure* aur roclier du In
caverne de Pairnoo Pair. Actes de la 8ociet4 areh^o-
logique de Bordeaux 1897. Bef. von M. Boule in
L'Anthropologie 1898, p. 86 — 68 mit Fig.
Die Hohle von Pairnon Pair Lei Mariamp» (Gironde)
enthält angrhlich Ablagerungen de» Mou«ti«-rien, Solutreen
und Magdulfaleu , jedoch gehen nicht hlo»» die Reste von
Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Riesenhirsch, Ren,
Mammutli und Rhinoceros durch alle drei Schichten
hindurch, sondern rs finden sich iin 51ou»tifrirn auch Stein-
geräthe vom Chelkentypo* und im Solutrien Elfenbein-
gerätho, die sicher dem MagHal^nirn angehören. Am wich-
tigsten von allen Funden sind jedoch die an den Wänden
der Höhle cingeritzten Zeichnungen, welche Elephant,
Pferd und Wiederkäuer davstellen. Ihre Anfertigung
soll in die Zeit de« Solutr£en lallen. Aebnliche Zeich-
nungen kennt man auch aus der Höhle Ln Mouthe (Dor*
dogne).
Dola vaud, H. SlpulLurcs n^olilhiques duns la craie
de la butte de Surville pröa Monterenu, Sein« et
Marne. L'Antbropologie, Paris 1897, p. 657 — 659.
Diese Grabstätte aus neolithischer Zeit enthielt au*»*r
zahlreichen Men schenknochen , Urnen und Steingrräthrn
■uch Reste von Boviden. ln der Nachbarschaft befinden
sich einige künstliche Höhlen.
Dubua, A. ContributioD k l’Rdd« de» «ipoques pah'o-
lithique» et nlolithiqucs des stations de Bleville, la
Marc aux Clerc* et Prileuse prea le Hä vre. Bulletin
Fritze, Adolf. Die Stöckelhöhle bei ßöhnstelten-
Fundbericht au» Schwaben 1897, Jahrg. V, p. 18
— 23. Hef. von Deichraüller in Ceutrmlblatt für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898,
S. 393.
Die Höhte war vom Menschen immer nur vorüber-
gehend besucht, aber nie bewohnt. Die Kunde besteh«»
in Fouerstcinuicssern und Thonscherben und in Knochen
von recenten Thieren , daneben aber auch einige K«*te
vom Wildpferd.
Gaillard. Sur 1*b ge de* gravier» quatornaires de Vilie-
franehe. Rhone. Comptfe* rendua de rAcad^mit- dw
Sciences. Paris 1898, Tome CXXVI, p. 447, 448.
Das Alter der Schotter von Villefranebe wnr bisher nicht
vollkoxmuen sicher festgestellt. Deptret hielt sie
der Merck 1 -artigen R hi nor er os zahne , di« in die*eu
Schichten gefunden worden sein sollen , für intergUcid,
Boule dagegen für ober quartär — M am m uthpsriade,
letzte Glacialxcit. Das genauere Studium der aus dieser
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Zoologie.
117
Ablagerung stammenden Thierrcstr bestätigt nun die An-
sicht Boule'*, denn eie vertheiien eich auf Elepha«
primigenius, Cervus canadeqsis, elaphus, Uran-
du«, Bison priscus, Rhinoceros tichorhinus,
Kquus caballus, Castor flber, doch kommen auch
Elepha? mcridionali* und Rhinoceros Mcrcki vor,
allein die Reste dieser beiden letztgenannten Arten befinden
•ich hier augenscheinlich auf sccundärer Lagerstätte. Alan
kennt auch Silex vom Moustiertvpu* au« diesen Schottern.
G fitze , A. Die Schwedenschanze von Sokolnikl bei
Gultowy, Kreis Schroda, Provinz 1’osen. Nachrichten
über deutsche Altcriliuinafumle 1898, S. 84, 85.
In dem Graben diese« Walte* fanden aich Reste ton
Hnusschwein, Kalb, Ziege, Pferd. Das Alter ist
nicht genau zu ermitteln, da nur spärliche Geschirrt nimmer
vorliegen.
Gr&bowsky, F. Neue neolithische Fundstellen iin
Herzogtlium Br»uu*cbweig. CorreapoinlenzblaU der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie
und Urgeschichte 1898, 8. 1 57, 158 und ürnbowaky-
Telge. Ueber einige im Tlmle der Lippe bei Wesel
entdeckte ueolithische Fundstellen. Ibidem, 8. 158
— 180.
Bei und in Braanschwcig befinden sich neolithische
Stationen, ebenso bei Ilotzminden und im Thale der Lippe.
Sie enthalten auch Knochenreste.
Green wood, George. Ossiferous Caves in tbe Baaque
Count ry, Bnyonne. The geological Magazine. Loudon.
1898, p. 384.
Bei Isturitx im Bnskenlamle befinden sich mehrere reiche
Knochenhöhlen , deren Inhalt — Höhlenbär, Pferd,
Steinbock und «ohl auch Spuren des Menschen — in
der untoisiändigsten Weise \erschleudert wild.
Gross, V., und Virchow, Rudolph. Ein Gräberfeld
der Teile- Periode vou Veray. Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Antlitopologie , Ethnologie
uul Urgeschichte 18M, 8. 1 Fig.
Aus dem Gräberfelde von Veray untersuchte Virchow
einen weiblichen menschlichen Schädel und andere Menschen-
kuochen, deren Erhaltungszustand mit dem der Reste au»
der Pfalilhnuzcit überciiistimmte. Von Thicren wurden
nachgewriesen Hirsch, Schaf, Ziege und Hund.
GroM, V. Schädel aus dein Ufergtbliti den Bieter
See». Verhandlungen der Berliner Gesellschart für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898,
8. 471, 47!>.
Profil zu dem Funde des Sihüdrl«. Es handelt »ich um
einen Pfahlbau.
Hftnsson. En slenaldere boplat« pa Gotland Bvenaka
foiminiieiis fuienigeiiB Tid*krift Stockholm 1897,
lhl. X. p. I — 18 mit IS Fig. lief, von O. Almgren
iu Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie uud
Urgeschichte 1898, 8. 311.
Im Kirchspiel Nae» aul Gotland faud Verf. eine nco*
lithi»che Station mit weh* Feuerwellen und Knochen von
Seehund, Wildschwein, Hund, Fuchs, Hase, Igel,
Hausse)» wein, Vögeln und Fischen.
Ilioks, Henry. On tbe Eridencea of the Amiquity of
Mn n fournished by Ossiferous Cn venia in Glaciated
Districts in Britain. QttltlVlj Journal of the Geo-
logien! Society London 1898, p. LXXV111 — CU.
Die Frage, oh der Mensch bereit» in der Glacialzrit
oder sogar schon früher iu England existirt hat, lässt sich
am ehesten durch die Untersuchung de* Inhalts der Höhlen
beantworten , welche sich in dem ehemals vergletscherten
Gebiete befinden. Die Tertiürzeit ist hier augenscheinlich
durch keine Lücke vom (Quartär getrennt. Die plioeäne
Fauna zeigt oft Mischung mit den Thicren eines kalten
Klimas.
Für North Wales und das nordwestliche England lässt
»ich fest »teilen, dass schon un lliocän die Entstehung der
jetzigen Flüsse begonnen hatte , welche dann Material von
den höheren Punkten herabführten und auch in die Hohlen
rinschwemintm. Ent auf diesen Flussabtagerungen häuften
sich die Thierreste, uud zwar hillirlltswn hier zürnt die
Arten eines warmen Klimas — Hyaena — ihre Ueberreste.
Mit Zunahme der Kälte wunderten arktische Formen ein,
und e» fand Mischung der Fauna statt, uud in Folge des
V’orrucken» der Gletscher wurde endlich die gewannst*
Thicrwelt vertrieben.
Was die Fynnon Beunohöhle betritt, so lassen sich hier
folgende Perioden feststellen: Zuerst wurden Flussgerölle
eingesehwemmt, als der Eingang sich noch in gleicher
Höhe mit dem Ftune befand. Ala sich dann das Thal
vertiefte, wurde die Höhle von Hyänen und gelegentlich
auch vom Menschen besucht. Die Hyänen verlies«»»
die obere Höhle, alt das Eis und der Schnee vorrückten.
Während der Eingang der Höhle geschlossen war, bildete
sich die Sinterdecke. Beim Abochmelien des Eises drangen
Wasser in die Höhle ein, zerbrachen die Stalagini t endet ke
und vermengten deren Trümmer mit aufgewühlten K muhen
und mitgetuhrtem Gr*tein*inuteriale. Viele Knochen wurden
bei dieser Gelegenheit in Spalten geschwemmt. Beim Vor-
dringen des Eise* gelangte viel Muränenmaterial in die
Höhle, ln der Postglarialzcit wurde da» vor der ilöblc
angesamtntke Morinrnmaterial zum Thcil wieder wegge-
führt und der Eingang wieder frei, ln dieser Höhle fanden
sich Stein gerät he de* palaolithbchen Menschen Heben
Resten von Mammut!» und Rbinoceros unter derStolag-
miteudecke, so das* an der Gleichzeitigkeit des Menschen
mit jenen Thieren kein Zweifel bestehen kann.
Die Cae Gwyu -Höhle enthielt zu ohrrst rothe Hohlen*
erde, darunter eisenschüssigen Lehm und Knlkinatrriul.
Erst darunter folgte der eigentliche llöbtenlchm mit erra-
tischen Gerollen, mithin gleichaltrig mit dein Geschiebe*
lebm. Die Knochen sind offenbar in dieser Periode aus
ihrem eigentlichen Lager aufgewühlt und ln regelloser
Anordnung wieder abgelagert worden. Zu bemerken sind
llenthierreste and tiu Stein Werkzeug; nn einer Stelle
fanden sich Reste von Mammut)» und Rhinoceros.
Ausserdem kennt man au* dieser — vielleicht aber auch aus
der vorigen — Höhle Höblcnlöwe, Hyaena cröcuta,
Wolf, Fuchs, Bär, Dach«, Eber, Riesenhirsch,
Edelhirsch, Reh, Ren, Pferd. Die Schichte ufolge ist
von oben nach unten Geschiebelchm , nn der Basis mit
Muscheln, Sand und Gerölle, geschichteter Lehm. Knochen-
führender Lehm vor und hinter dem Eingänge, ln der
gegenüberliegenden Ty Nrwyddhöhle bestehen die tiefsten
Schichten au« Geschieben , deren Material in der Nachbar-
schaft ansteht, erst darüber kommt der glaciale üeschiehe-
lehro. Auch in den Höhlen auf der Westseite des t'lwyd-
Thale« liegt da* erratische und marine Material auf dem
eigentlichen Höhlenlehm. Man kenut aus diesen Höhlen
Elephas nntiquus, llippopotamus, Rhinoceros,
Bison, Ren, Höhlenbär, Hyäne und Gulo.
Die t'oygan-Iiöhle, Caennnrtbenshire , lieferte unzweifel-
hafte Beweise für die Gleichzeitigkeit des paläoüthischen
Menschen mit dernlten PkUtoränfauna. Die hier gefundenen
Knochen des Maturouth, Pferd, Rhinoceros ticlio-
rhinus und Ren sollen nach Bovd Dawkina von den
Hyänen eingesrhleppi worden sein. Rhinoceros ist hier
auffallend häufig. Der Mensch ist hier Idos* durch eine
knöcherne Ahle und ein paar Sleingeräthe vertreten. Der
neolithiach« Mensch fehlt vollkommen. Spatere Unter-
suchungen ergaben dagegen die Anwesenheit von Bison,
Ur, Riesen- und Edelhirsch, Höhlenlöwe, Höhlen-
und brauner Bär. Die Höhle liegt gerade an der Grenze
des Glacialgebietcs und wur daher noch länger bewohnt
als die übrigen genannten Höhlen. Immerhin war das
Gebiet während der Vergletscherung und der darauf fol-
genden Senkung de» Lande* unter den Meeresspiegel für
Thierc nicht zugänglich.
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118
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Die Victoria- Hohle, Seit!« Yorkshire, war in der PrÄ-
glacialzeit Ton ausgcstorbenen Thiercn bewohnt, deren Heute
dann später Ton Moränenmaterial bedeckt worden. Man
kennt von hierKlephns antiquus, Khinoceros lepto-
rhinua, llippopotani us, Hyäne, Blr , Edelhirsch.
In den schottischen Höhlen sind bis jetzt noch keine
Sporen des paläolilhischen Menschen gefunden worden,
wohl aber konnten auch hier Reste der genannten Thiera
nachgewiesen werden und zwar in oder unterhalb der
Glacialablagerungcn. Nach Howorth liegen die Schichten
mit Mamrauth stets unter den GlarialMhichten. Geikie
unterscheidet in Schottland einen oberen und einen unteren
y Geschiebelehm, von denen der letztere niemals geschichtet
ist und oft Sandlagen, Spuren von Laudvegetation und
Mammuth und Reu enthält, zuweilen auch arktische
marine Muscheln. Die Einlagerungen von Sand, Lehm und
Geröll in den Grschiebelehmen veranlagten Geikie, fünf
Vergletscherungen am «nehmen, die durch vier Intcrglacial-
perioden mit milderem Klima von einander getrennt waren.
Der Mensch kam nicht vor der zweiten Eiszeit nach Gross-
britannien; erst in der zweiten Intergiacialzeit — Stufe
des Klephst antiquus — werden seine Spuren häufiger.
Der paläolithische Mensch ist in Nordwesteuropa auf
die Zeit vor der dritten Vergletscherung beschränkt.
ltn östlichen England war damals dos Land viel aua-
gedehnter als heutzutage, denn ein Theil der jetzigen Nord-
see lag trocken. Auch hier mischten sich südliche und
nördliche 1 hierarten. Nach Phillips wären die Ilessle-
Srhotter mit Mnmrouth prüglacial, da sie von Gescbiebe-
lehm bedeckt werden. Nach Lamplugh’s Untersuchungen
ist auch die Fauna der sogenannteu 8« wer by’ sehen Infra-
glacialbe-is die nämliche wie aus der Kirksdale-Höhle. An
dieser Local itat entstanden zu Anfang der Gladalzeit Saud-
dlinen. Das Klima war zuerst nur feucht, aller noch nicht
besonders rauh, erst bei der Hebung des Landes wurde die
Kälte intensiver. Zuletzt wurde die Nordsee fast ganz vom
Eis ausgefullt.
Die Fauna des Norfolk-Porestbed ist im Ganzen die Däm-
liche wie jene der genannten Höhlen in North Wales
und Vorkshire. Auch die Ueberlagerung dieser Schichten
durch den mächtigen Geschirbclrhm bildet ein Analogon
zu den Verhältnissen in jenen Höhlen im Clwyd-Thale, wo
ebenfalls die tiefen Schichten pleistocaue Thierreste und
Raumstämmc enthalten. Wie in jenen Höhlen ist auch die
Fauna des Korest Wd eine Mischung von nördlichen und
südlichen Arten. Seine Fauna setzt sich zusammen aus
Elephas antiquus, primigeniua, Hippopotamus
ampbibius, Equua caballua, Sus scrofa, Bison,
Ovibot moschalu», Cervus elaphua, capreolus,
megaceroa, Machairodus, Cants lupua, vulpea,
llyacna crocuta, Uraus apelaeua, Gulo luscua,
Lutra vuigarla, Arvicola amphlbius. Bei der Zu-
nahme der Kälte wunderten die südlichen Arten zuerst au*.
Sie sind auch älter als die nordischen. Letztere blieben
auch «ährend der F.iszeit in dem eisfreien Gebiete zurück
— Mammuth, Hhinoceroa — , doch wurtlen auch sie
endlich durch die Fluthen, die durch das Abschmrlzen dea
Eises entstanden, vertrieben. Ihre Reste tinden sich immer
nur in oder unter Ablagerungen der Eiazeit, niemals in post*
glacialen , so dass es ganz unwahrscheinlich ist, dass sie
nach der Eiszeit wieder zurückgekehrt wären.
Nach Prestwlch sind die Hochterrassenschotter im
Sommetbale am Anfänge der Eiszeit entstanden, di« Mittel-
terrasscu entstanden durch die Vertiefung der Thäler
während und nach der Eiszeit, die Ablagerung der Sieder-
terrassenschotter endete mit dem Auf hören dieser Ur-
sachen.
ln England erschien der Mensch schon in der Präglai ial-
zeit, der wohl auch noch die Silex vom PUteau von Kent
und Sunex angehören, ebenso auch die Hochterrassen im
Sommethale bei Amiens, an der Seine bei Paria und dem
Avonthale bei Salisbur y , jedoch ist präglacial als Zeit vor
dem Vordringen der Gletscher und nicht als Zeit , wo et
noch krine Gletscher gab, zu detiniren.
In seinem Resum£ änssert sich Verf. dahin, da»* die aus-
gestorbenen , in den Hohlen von Wnles gefundenen Säogr-
thierarten und ebenso auch der mit diesen jedenfalls gleich-
zeilig lebende Mensch der PräglaciaLzeit angehören. Durch
das Vordringen der Gletscher wurden die ThUrr und dir
in ihnen befindlichen Höhlen vollständig abgesperrt, doch
wurde öfters in die Höhlen Moränenmatorial eingeschnrmat
und der Höhleninhalt aufgewühlt. Zur Zelt, als dieHyieea
lebten , mischten sich bereits Arten eines kalten Klimas
mit den bis dnbin allein vorhandenen Arten eine» wannen
Klimas.
Housd, E. Pescription d'une mandibulu quaternaire.
Bulletin de U soeiött* d’Anthropologie de Bruxelles
1896/07, p. 213. Baf. von liovorka in Centr&lblait
für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 169»,
8. 365.
Der Kiefer stammt aus dem Diluvium von Wy 1x6 Lim-
burg und zwar aus einer Tiefe von 6 m.
Ihering, H. v. Ueber die vermeintliche Errichtung
der 8*tnbftqu6s durch den Meuachen. Verhand-
lungen der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie
und Lrrgeschiohte, Berlin 1898. 8. 454 — 460.
An deu Kütten von Brasilien tinden sich die Sambaqa^,
die man bisher für künstliche Aufschüttungen hielt, und
als Kjökkenmöddinger betrachtete, die aber natürliche Az-
häufungen von Muschel häufen sind und der Thätigkrit dtt
Wellen ihre Entstehung verdanken. E» kann da» übriget-
auch für viele europäische Kjökkenmöddinger zutrefre.
Ala Spuren des Menschen dürfen «ie nur gedeutet
werden , wenn sie Menschenreste enthalten.
Koller, Konrad. Die Abstammung unserer Hansthierv.
Nach dem Bef. von Bottger in Zoologischer Garten
1808, 8. 196, 197.
Die Geschichte der Hnuslhierc lässt sich nur wt
Hülfe der prähistorischen Forschung ermitteln, auch ■»*»
ausserdem der Ilauttlm-rbesland wilder Volker verglüh«
werden. Unsere Hausthierc sind nicht sammt und soodm
zwischen Ural und Kaukasus in Europa ringewaodert.
sondern sie haben mehrfachen Ursprung, theils afrikanweb«-
theils asiatischen. Der llnnd setzt sich aus einer nördlich«
und einer südlichen Kasaengrupp« zusammen — die leUur?
umfasst die Pariahunde des südlichen Asien« und Anitr»*
liens und die Windhunde. Alle übrigen sind in »«d-
liihen Gebieten zu Hause. Das Pferd tritt ent in Att
Bronzezeit auf (? Ref.), der Hund schon in der jungem
Steinzeit. Da» grosse Pferd ist in Europa elnheimiMä,
der Esel in Afrika, eltenao die Katze. Schaf und Ziege
treten zuerst in den Pf« hl bauten auf und sind wohl *“*
Asien gekommen. Von den Rindern stammt d« Fleck-
vieh jede utall* vom europäischen primigeuius, da» Br*«*-
viel» geht jedoch auf das afrikanische Buckelrind rnröcl.
Kennard, A. Santor. The Authenticity of PkW*
Hin. Natural Science. ToL 12. 1898. p. 27— M o»'1
Abhott, Lewis W. B. The Authenticity of Plate»“
Implement«. Natural Science. VoL 12. 1898. p. H*
— 116. 4 pL
Beide Autoren sprechen sich dabin aus , da« «
bei den Silex vom Plateau von Kent wirklich um SU*»-
ge rät liv des paläolitbischen Menschen handelt.
Kfia, Martin. Ueber die Quartürxeit in Böhmen und
ihre Beziehungen xttr tertiären Epoche. Mitthes-
Jungen der anthropologischen Gesellschaft io
XXVIII. Bd. 1898. p. 1 —34.
Im Miocän reichte vom Wiener Becken ein Meerr»4^'
nach Mähren hinein. Das Wiener Becken selb** ***_
sowohl mit den Meeren im Westen ala auch mit j*“w
Outen in dirertcr Verbindung. Während der ponti«i<*
Stufe war letzteres jedoch nur mehr mit dem »rd«^*'
tischen Meere verbunden, und gegen Ende de* Teftl4n
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119
Zoologie.
wurde auch dieses (Jebiet Festland. Unter den mährischen
Fundorten thierischer uud menschlicher Uclwrreste ver-
dient die Kninahühle bei flloup hervorragende» lntere*»f,
denn in ihren 16 m mächtigen Ablagerungen sind alle
Perioden des Quartär* vertreten. Diese Höhle hat folgen-
des Profil:
a) 12 m Kalkschotter und Lehm mit Resten von grossen
Grussfressern und Carnivoren — priglaclat;
b) .1,60 m Kalkschotter und Lehm mit ähnlichen Thier-
resten, zugleich aber mit solchen von arktischen
Thieren — glacial;
c) im oberen Theile fehlen jedoch die glacialen
Thiere, dagegen sind die Steppenbewohner sehr
häufig, daneben aber noch Mammuth und Rhino-
ceros;
d) schwarze Schicht mit Resten von Haus thieren.
Ausserhalb der Höhlen sind die Quartärablageruugen
durch Fluasbildungcn und durch den inharrischcn lis»
vertreten. Namentlich der Löss zeichnet »ich durch
organische Einschlüsse aus und. zwar 'lässt sich auch hier
eine präglariale, glacial« und postglneiale Fauna unter-
scheiden.
Wenn wir die Fauna aller dieser Ablagerungen als ein
Ganzes betrachten, so haben wir zu unterscheiden zwischen
domesticirten und wilden Thieren. Von den Hauslhiercn
ist das Geflügel und die Katze sicher erst in histo-
rischer Zeit bei uns eingrfiihrt worden, das Pferd hin-
gegen ist schon früh domesticirt worden und muss zum
Theil von dem europäischen Wild pferd abgeleitet werden.
Die Herkunft des Rindes lässt sich nicht mit Sicherheit
ermitteln. Es tritt schon früh auf und lebte sogar noch
xuaammen mit dem Ur. Ziege,* Hund und Schaf sind
wohl ich verlieh ursprünglich in Europa zu Hause. Das
zahme Schwein hingegen darf vielleicht vom Wild-
schwein abgeleitet werden. Die wild lebenden Thiere
des Diluvium be wohnen zum grossen Theil noch jetzt
unser Gebiet. Von den ausgestorbenen Thieren war
Mammuth circumpolar , Rhinoreros dagegen auf die
alte ^elt beschränkt. Der Höhlenbär scheint aus
Sibirien eingewandert zu sein, das nämliche gilt auch vom
Riesenhirsch; aurh Hühleulüwe und Höhlenhyane
dürften aus Asien stammen. Ren, Eisfuchs, Schnee-
hase, Lemming, Moschusochse, Schueehuhn uud
Schneeeule kamen jedenfalls aus arktischen Ländern,
dagegen die anfangs noch mit ihnen zusammen lebenden
Steppenthiere — Saiga, Lagomys, Cricetus phaeus,
Arctomys bobac, Sper mophi lus rufescens, Alac-
jaculus und Arvicola gregalis, au» dem öst-
lichen Europa und dem westlichen Asien.
Verf. geht nun auf die Beziehungen dieser Arten zu
den Säugethieren de* Tertiär« und die Trrtiärf%unen der
verschiedenen Conti nrnte ein, ohne jedoch Neues zu brin-
gen. Die älteste Diluviulfauua, die des Forestbed, enthält
noch plioräne Arten neben der eigentlich quartären, welche
letzteren jedenfalls aus Asien stammen und nicht etwa
endemisch »ich aus solchen des Tertiärs entwickelt haben.
— Bedürfte wohl noch eines genaueren Studiums. Ref. —
Eingehend behandelt Verf. auch die gewaltigen Ver-
änderungen, welche unsere Flora im jüngeren Tertiär
und im Quartär erlähren bat. Er kommt zu dem Schluss,
duss unsere Waldbäume und Sträucher eircampolaren Ur-
sprunges und erat am Schluss des Pliocän bei uns einge-
wandert sind, und zwar erfolgte ihre Verbreitung radial
nach Süden, sowohl in Europa und Asien, als auch in
Nordamerika. Die europäische Tertiärrtora erlag zum
Theil der Verschlechterung des Klimas , theil» wunderte
sic nach Asien aus. Die Abkühlung der Temperatur be-
gann in Grönland schon im älteren Tertiär, in Europa
erst im Pliocän, Bei Beginn des Quartär herrschte bei
uns ein gemässigtes Klima, dann wurde es kalt und nass.
Während der Steppenzeit waren die Sommer heiss, die
Winter sehr kalt , die Niederschläge aber sehr gering.
In der neoilthischen Zeit wurde das Klima wieder ge-
mässigter, aber zugleich auch feuchter. Ueber den prä-
historischen Menschen macht Autor folgende Angaben:
Der Mensch erscheint in Mähren erst mit Beginn der
Glacialzeit, die präglacialcn Schichten der Kulna enthalten
von ihm noch keine Spuren, wohl aber bereits die Schich-
ten mit arktischer Fauna. Ebenso ist der Mensch auch
bei Predinost mit der Ulscialiäuna vergesellschaftet. Dieser
erste, in Mähren einheimische Menseh war bereits ein
echter Homo sapiens, er kannte bereits den Gebrauch
des Feuers, nährte sich von Beerenirücbten und dem
Fleisch von Pferd, Ren, Ur, Schneehase, Eber,
Schneehuhn, Eisfuchs und jungen Mammuth.
Dagegen besas* er noch keine Ilausthiere und keine Thon-
geschinre. Er kleidete sich in Felle, die er mit Knochen-
ahlen und Rmthicrsehnen nähte. Seine Jagdgeräthe
verfertigte er aus Renthiergeweih und Knochen und
Steinen. Den Körper bemalte er mit Röthel, er schmückte
sich mit fossilen Muscheln. Er lebte wahrscheinlich als
numadisirender Jäger und hatte bestimmte Sommer- und
Wintemitze. Seine Heimath hatte er in Sibirien, von dort
war er mit der nordischen Fauna gekommen. Er geht
auf den plioeänen Menschen zurück, dessen Reste wir
in den Tertiärschichten der circumpolaren Länder und
nicht in Mitteleuropa oder In Mittelasien zu suchen haben.
— Sehr hypothetisch. Ref. —
Krynchtaiovitaoh , N. Depots qualernaires dan« lei
environs de ln Nouvelle Alexandri. Bulletins de
l'Iustitut d’agriculture et dVconomie forest io re de In
Nouvelle Alexandri*. Varsovie 1886. 68 p. 1 carte,
2 pl. Ref. von Tb. Volkov in L’ Anthropologie.
1898. p. 680 — 682.
Hei Gora Pulawska am linken Weichsetufer im Gouv.
Lublin wurde eine paläolithiscbe Station mit vielen quar-
tären Thieiresten aufgeschlossen. Das Profil ist:
Humus,
tbouige, graugelbe Sande,
graugelbe Sande mit Gerd II schichten,
lehmige Sande ähnlich dem Idiss,
grauer Thon mit Thierrcsten und Silei — interglscial.
Die Thierrestc vertheilen »ich auf Mammuth, voll-
haariges Rhinoceros, Bos priscus, Equus caballus
fossilrs und Sus scrofa fossilis. Die ziemlich häuiigrn
Silex zeigen den Magdalönlentypus wie jene von Kiew, von
Kostenki und aus den Höhlen von Ojeowo. Das Wich-
tigste daran ist, dass die Mammuthrcste nicht, wie man
erwarten sollte, von Industrie des Cbell£en oder des
Moustiericn begleitet waren.
L&ville, A. Gi »erneut du silex tftillf*» dans les limooe
a briques de Mantes la Ville. Bulletin de la Society
d’Anthropologie. Paris 1898. p. 197 — 168.
Die Idealität zeigt einen Schichleucomplex toh 10
bis 12 m, davon zu oberst etwa 1 m Sandgerölle, mit einem
Chelleensilex, darunter lehmiger Sand, und darunter fünf
verschiedene Lehmschichten, von denen die zweithöchste
Silex von Chell£eu- und Mousliertypus enthielt.
I*&frille, A. Söpultures aacienne« d'Orly. Bulletin de
la 8oci£td d’Antliropologie. Paris 1899. p. 495
— 506. 7 Fig.
Zwischen Choisy le Roy, Orly und der Seine befinden
sich Grabstätten anscheinend aus neollthlscher Zeit. Die
Funde bestehen in Topfscherben, Silex, einem Menschen»
uud einem Hundeskelet, von mittelgrosser Rasse, nebst
Resten voo Schwein und einem grossen Bovidcn.
Einige der Grabstätten scheinen aber auch der römischen
Zeit anzugehören.
LaviJlo, A. fctnde de« limona et gravier« quatemnires
a Silex tailläs du la Olactere, Hicetro et Villejuif,
»uivie d’une not« sur un gisement des silex taülös
dans les limona ä briques de Manie la-Ville. L’ An-
thropologie 1898. p. 279 — 297. 23 flg. und: Les
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120
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
nablea et limons quatcrnaire» » «Hex tailMs de Ville-
juif, BicAtre et Farin. Bulletin de )h soeiAlA d‘ An-
thropologin de Paria 1898. p. 186 — 197. 2 fig.
Bei Vfillcjuif Ist folgendes Prolil von I, unten nach
oben a:
). grosse Blocke und Gerolle 1,30(0,
k. feiner Sand 1,20 m,
j. grauer sandiger Lehm mit l'atula und einem Silex
1,60 m,
h. Schicht ohne Kiesel geriSIle 0,10 m,
g. sehr ihonlger, Stiers auch sandiger Lehm mit Mou*
stiersilex und Retten des Mammuth 1,10 bis 1,80 m,
f, r«th gelber Lehm ruit schwarzen Punkten, unten sehr
sandig 0,50 bis 4 m,
e. rother Lehm, mit Chelllensitex 1 bis 2,5t) m,
d. grauer oder schwarzer Thon, von dem vorigen durch
eine Schicht kleiner Gerölle getrennt, mit Moustierien*
srlex 0 bis 2,30 m,
c. ein« oft unterbrochene Schicht von Gerollen und
eckigen Kreidefeuersteinen und einem Chellfensilex,
b. gelber kalkiger Lehm mit I<ö**kindi hen, Land* lwecken
und Mammuth, sowie Silex,
a. rother Lehm mit oeolithischen Silex.
Bei BicAtre sind Im Ganzen die nämlichen Schichten
vorhanden, doch fehlt d.
a bis c entsprechen dem oberen, c bis h dem mittleren,
und i bis 1 dem unteren Diluvium Lad r irres.
Auch In Pari« (Kue du Pot au Lait) kann man eine ahn*
hebe Schichtenfolge beobachten. I und k enthalten hier
Bos, Cervus inegacero»? Pferd, Felis und Nager,
sowie Klephnnt,j zahlreiche Süsswassem-hnecken, g lieferte
einen Maustirrsile«. Die Bithyniaart, auch in Moos-
bach und Cannstadi gefunden, stammt aus k. g liefert«
jetzt in Nordeuropa lebende Arten, o Mammuth und
Moustier-, f ChellAensilex , e Chelleen-, d Moustier*,
c Chelltansilex , b unbestimmbar* Silex und Mammuth,
und a neolithische Steingerüth«.
Bei Mnntes la Ville sind fünf verschiedene Lehm schich-
ten und ebenfalls Chelleen* und Moustiersilex. Eine ge-
nauere Parallelisirung ist nicht möglich , k und I gehören
dem unteren Quartär an.
Lavillo, A. L»? Oisumunt Ohidleo-MoustiArien h Corbl-
eules de Otm. Bulletin de la SoflMM d’Anthrn-
pologie de Paris 1898. p. 56 — 69. 4 flg.
Bei Cergy in der Umgegend von Pontoisc enthält eine
Kiesgrube vier verschiedene Schichten, von denen eine
wegen des Zusammen Vorkommens too Silex mit Eie-
p h a nt e n zähnen besonderes Interesse verdient. Das Profil
ist von unten nach oben:
I. Lutetien mit Lunulites — ■ Oligodln,
II. Sand und Gerolle mit feinen lehmigen Sandlagen
und KalktufTen, und Silei von Chelleen- und
Moustiertypu« , Säugethicrresten und Süsawasser-
muscheln — Corbieula, Cyelas 2,8 bis 4 in,
UI. feiner Sand lehmig 7,2 m,
IV. Schotter, mit zum Theil kantigen Gerollen 1,2 in,
V. Humus.
Die Klephantenrcst« vertheilen sich sowohl auf
Klepha« antiquus als auch auf E. prlrolgenlus und
intermediusV Von Säugethieren kommen ausserdem vor:
Sus, Cervus sp. gross, Bos priseua, Equus, angeblich
dem Stenonls ähnlich, Asinus, Rhinoceros, älter alt
tichorhinut, Ursus sp. In III. fand sieh nur ein
Hirschgeweih, in IV. zwei Silcz von ChellAen — und
Monstiertvpus und ein Mammuth zahn. Das Vorkommen
von Corbieula fluroinalis spricht für ein wärmeres
Klima, denn die*« Art lebt jetzt nur mehr in Afrika and
in Kleinasim. Diese Schichten wurden in einer ziemlich
starken Strömung nbgesetzt, die mittlere Hl. aber in
ruhigem Gewässer. l)ic tiefen Schichten scheinen die
lirhergangtzeit vom CbeliAen zum Mouslierien — Arheu-
lecn — anzudenten.
Le Norde*. Un Station pr6h»storique au Munt
d’Huberville prAs Vallogne. Comptes rendn* des
s^ancea de PAcadAmie de* Scieuce*. Paris 189t).
Tome 126. p. 773 — 774.
Nur Quarntgcritbe ohne genauere Angabe des Typ«.
Lisauuer. Anthropologischer^ Reisebericht über die
Riviera di ponente. Die Balzi Ib.wwi bei Mentone,
Verhandlungen der Berliner Ge*H]l*ch»ft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898. p. 343
— 247.
Der Felsen der Balzi ro**i Ihm Meutooe enthält setic
Höhlen, welche schon wiederholt Grgrnstand eingehender
Untersuchung waren und zahlreiche Knochen - and Stein*
geräthe, sowie Menscbenrestc geliefert haben, [he
vierte llähle enthielt ausserdem auch llöhleabir.
Höhlenlöwe und Rhinoceros. Als Werkzeuge wurden
meist Knochen und Geweihe vom Hirsch verwendet.
Auch fanden sich in dieser und der fünften und sechstes
Hohle ganze Menschenskelette, in der fünften »odi
Hyäne und Mammuth. Was das Altrr dieser Men-
schen betrifft, «o sind sie nicht neolithirrb, sondern wie*
lithisch , denn H an »t hier* und Thongeachirre fehles
vollständig.
M&kowsky, Alexander. Neuer Fund ans dem Lös«
von Brünn, forrespondenzblatt der deuUchen Gesell-
schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
18a8. p. 12.
Am Uotben Berge bei Brünn fanden sich in einer Twfe
von 10m im Löss Knochen von Mnmmuth, Rhmsctrsf
tichorhinua, von beiden junge Individuen, Bison priscv»
und Equus. Das Durcheinnnderliegen dieser Knochen
deutet Verf. als den Ueberrest einer Mahlzeit dm dilir
vialen Menschen.
Meli) R. Sopra alcuni denti fossili di mammifeti
(Uugulati) rinvenuti nelle ghiaie alluviooali dei
dintorni di Koma. Bolletino della Societä geologka
italiana. Vol. XVI. Roma 1898. p. 187—194.
Au der Sedia del itiavolo an der Vi» Notnentana wuri#
ein Zahn des Elep ha* antiquus in einem Taff «Ksatnnen
mit Chelleen- und Moustier - St ei ngerithen gefunden. Der*
sell*e zeigt jedoch auch Anklänge an primi gen iu». An»
gleichaltrigen Schichten von Meiafuino an der Vi« KUusmb
stammt ein Zahn von Equus raballus, von Mzglwsa
an der Via Portuense ein Zahn von Hippopo U»o»
m ajor.
Mehlis, C. Neolit bischer Fund von Gross Niwlesheim,
Hheinpfal*. Correspoudeuzblatt der deutschen 0e**fl*
•cliaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
1898. p. 26 — 27.
Au*scr Stein Werkzeugen uud Thongcsehirrcn fanden «tb
auch Knochen von Pferd oder Rind. Es handelt »ich
um neolithische Zeit.
Morton, O. H. Pleistocene m am mal in at Litt)*
Orme‘s Head (Llandundo , North Wales). Quarti-rly
Journal of the geological Societv of London IW*
p. 396.
In einer Felsspalte fanden sich hier eingescliwwort
Reste von BKr, HrllS, Rhinoceros, in einer ct*u
höher gelegenen Spalte ein Menschenschädel.
Müller, Bophus. Nye Stenalder* Former. Aarbog«
for nordisk OUtkyndighed og Historie. 1896. p.
— 499. 30 Fig. Kopenhagen, lief, von Saran*-
Centralblatt für Anthropologie 1899. p. 87, 88.
Geräthe aus Renthiergewrihcn sind selten; das Be®
lebte hier nicht mit dem Menschen zusammen, aoJ
scheinen daher diese Stöcke von Norden importirt worie«
zu sein. In der neolithischen Zeit wurden H s rsch*
geweihe verarbeitet, sowie die Ulna von Hirsch and Kok.
Der llauzabn des Ebers scheint als Messer gedient «
haben.
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121
Zoologie.
Newton, E. T. Pulaeolitliic Mau. Nature. Vol. 57.
1898. p. 354, 355.
An dem echt pleistocänen Alter de* Menachen kann
nicht gezweifell werden, denn ea finden »ich nicht bloss
Artrfucte, sondern auch Knochen desselben zusammen mit
ausgestorbenen Thicren , indessen müssen die Schädel cot»
CannhUidt , Kngi* , Ntndcrtbal und der Mnulin Quignon-
Kiet'er ausser betracht bleiben , da ihr geologische* Alter
nicht genauer bekannt ist. Jedoch kann nicht geleugnet
wrrdrn , dass »ie wirklich primitive Merkmale haben.
Sicher pleistoc&n sind dagegen der Sehlde] von Kngisheim
und der Kiefer von Naulette und wohl auch die Skelette
Tun Spy. Au« England hat man aus unzweifelhaftem
Pleistocin einen Zahn in der Pont - Newyddhöhle , ein
Sihldelfragment au* dem Ziegellehm von burv St. Ediuonds
und ein Skelet aus den Hochterrassen-Sebottern von CSalley
Hill. Per Schädel i»t jedoch nicht mehr *o affen ähn-
lich wie der von Keanderthal , welch letzterer geradezu
zwischen den jetzigen Mensche nschiideln und dem von
Pithecanthropue in der Mitte steht. Der pnläolithische
Mensch stand in bezug auf Kunstfertigkeit nicht viel
tiefer als gewisse Wilde der Jetztzeit.
Noetling, Frita. Ueber eine prähistorische Nieder-
Innung im oberen Zhob-Thal in Bai acht »tan. Ver-
handlungen der Berliner Oeaellichtft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1898. p. 460
— 470. Mit Fig.
In Bcludsrhistan konnte Verf. die Existenz eine* prä*
historischen Volkes nachweisen, das in Steinhütten wohnte,
Rind und Schaf züchtete und sich neben den Bronze-
geräthen vielfach noch der Steinwerkzeuge bediente. Pie
Töpferei war jetloch schon hoch entwickelt.
Piette, E., et J. de la Porterie. Fouilles a Braasem-
pony en 1897. L' Anthropologie 1898, p. 531 — 568.
29 Pig.
Pie Ausgrabungen in der Höhle du Pape wurden von
beiden Autoren im letzten Jahre fortgesetzt. Per unter*
suchte Thril der Höhle war fast ganz mit Lehm aus-
gefüllt, der von oben berabgefalleu ist, und nur Reste aus
iüngstcr Zeit enthielt, ln tieferen Lagen konnten jedoch
Foyers uarhgewiesen werden, die auch hier Knochen mit
eingeritzten Zeichnungen lieferten, theils Robben, theils
Kinder, theils Pferde darstellend. Pie Silex sind sehr
verschieden, viele aber auch wohl retoachirt. Auch Ge*
rüthe aus Uenthiergeweihcn kamen zum Vorschein. Pie
Station hat das Alter des Magdalenien; da aber auch
gleichzeitig Silex vom Solutnftypu* Vorkommen, so wird e*
?ehr wahrscheinlich, dass das SoIutr4en überhaupt nur
eine Form des Magdal£uien durstellt. Es ist desshalb der
Käme Solutrten zu unterdrücken; Magdalenieu würde
ebenfalls zu ersetzen sein und zwar durch Epoche glypti-
que mit gravirten Zeichnungen im Gegensatz zur Periode
glyptlqoe mit Skulpturen, letztere ist etwas iltrr. Pie
Statuetten wurden au* Elfenbein gefertigt und stellen fast
nur menschliche Figuren — Mac d’Azil — dar. ln
brassempouy fand »Ich dagegen ein Pferdekopf. Pie
jüngste Phase der glyptischen Periode, Schnitzereien auf
Kcnthiergeweihen , ist hier nicht vertreten. Die Fauna
besteht zum grössten Thril aus nusgestorbrnen Thieren.
Ren ist dagegen spärlicher. Jn den Höhlen des Pyrenäen-
vorlandes ist Ren sehr häufig, — Höhlenbär, Hyäne,
Mammut h etc. viel seltener, Nashorn fehlt fast ganz,
doch finden sich gerade hier Nachbildungen dieser Thiere
— Mammnth, Auerocbs, Hyäne, Nashorn. Piece
Verschiedenheit in der Verbreitung der Fauna während
der glyptischen Periode führt Verf. auf klimatische Unter-
schiede zurück.
Plunkert, Thomas. Furtlier Exploration of the
Forrnaimgh Cnves. Th« geological Magazine. 1898.
p. 5 70— 571.
Pie Fermanagh-Höhlen lieferten bisher nur Artefacte aus
Archiv für Anthropologie. Ikt. XXVII. (Vers. d. snthrop. Lit.)
der jüngeren Stein * und der Bronze • und Eisenzeit nebst
Menschenreeten und solchen von Pferd, Hirsch, Kind,
Schwein und anderen noch lebeudeu Thieren, aber keine
von ausgestorbenen Arten. Jetzt hat sich jedoch auch ein
Hühlenbirenschade] gefunden, der aber wohl aus einer
höher gelegenen Kammer herabgeschwemmt worden sein
dürft*.
Roger, Otto. Ueber fossile Affen- und Menschen-
reste. Vortrag gehalten in der Verein* Versamm-
lung. 33. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins
für Ecli waben und Neuburg in Augsburg. 1898.
p. 48.
Behandelt rrferirend die bisher bekannten fossilen
Affen und den Menschen von Spy — Neanderthalrass*.
Rollain, A., Ault du Meanil et Capital). Communi*
cation sur Je* decou verte* feitet dans les tracös
de reetifkation des egouls de U rive gauclie. Bulle-
tin de la Sociötd d’Anthropologie. Paris 1898. p. 413
-418.
Bei der Selnecorrertion knm unter den Schuttlageu aus
der jüngsten Vergangenheit torfige Erde mit Geschirr-
triimmern und Knochen von Pferd, Rind, Schaf,
Schwein, Nagern und Vögeln zum Vorschein. Ihr»*
Schicht war durch eine Sandlage abgothoilt. Pie Thier-
reste sind in beiden auf diese Webe abgegrenzten Schich-
ten die nämlichen, aber der obere Torf enthielt nur
Geschirre au* römischer Zeit, der untere nur gallische
Tbongeräthc.
Saint Venant, J. de. La cuill&re ä travers les ages.
Auxerre 1898. 22 p. 8°. 3 pl. Bef. von E. Cartailhac
in L’Authropologie. p. 558.
Ist kurze Zusammenfassung der Funde aus Rcnthier-
uud neolithischer Periode in Frankreich.
Salmon, Ph., d'Ault du Mesnil et Capit&n. Le
Campignien. Fouill« d'un fond de cabane au Cam-
plgny , commune de Blangy »ur Bresl«, Seine in*
fori eure. Revue mensnelle de l'dcole d' Anthropologie
de Paria 1898. p. 365. 52 flg. und Kart«.
Liegt nicht vor. Rcf. von Götze in Ceatralblatl für
Anthropologie 1899, p. 232, 233.
Unter der eigentlich neolithischcn Schicht befindet sich
eine Herdgrube mit zahllosen Feuersteinen, die theils
retouchirt, theils bloss rob geschlagen sind, so dass man
also hier von einer Zwischenstufe zwischen neolithischer
und paliolithiKhcr Zeit sprechen kann, Pie Thierreste
vert heilen sich auf Rind , Pferd , Hirsch. Der Mensch
scheint bereits Getreide gebaut und Th«nge*cbirre be-
sessen zu haben.
Schlosser, Max. Höhlenstudien im Fränkischen Jura,
in der Oberpfalz und im Ries. Correspondenzblatt
der deutschen anthropologischen Gesellschaft. 1898.
p. 17—22.
In der Elchsiätter Gegend ist der Dolomit der Bildung
von Höhlen nicht günstig, denn nur in dem Dolomit,
welcher ein tiefere* geologisches Niveau entnimmt, finden
sich eigentliche Uöhtcn , da dieser bei der Verwitte-
rung nicht eckige, sondern rundliche Massen liefert. Erst
im Schutterthal kommt dieser ältere Dolomit vor und
enthält hier auch zwei Höhlen , von denen die eine Reste
von Mammuth, Pferd, Höhlenbär, Wolf, Fuchs,
Wildschwein, Schaf, Rind, Edelhirsch, Maus,
Siebenschläfer, Wasserratte geliefert hat, welche
Reste jedoch zumeist nu* jüngerer Zell stammen. Pie
,Arogrub“, eine Höhle im Altmablthal, enthält nur
Knochen von Haussieren. Die Höhlen im Nanbthale bei
Kallmünz sind steril , auch unter den Höhlen der Sulz-
bacher Gegend liat nur die Appelhöhle bei Ncukirchrn
Höhlenbär und Mensch — Regnbuisaplatz — geliefert.
Pas Windloch bei Kupprechtsstegen enthielt zwar »ehr
viel Höhlenlrhm, aber nur dürftige Reste von Höhlenbär
16
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122
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
und Mammuth, Am Hohenfels bei Happurg befindet
sich eine gross«, -nber an den Seiten nur wenig geschlossene
Halle. I>er Höhlenlehm schloß« Knochen von Höhlen-
bär ein, auch war eine neolithische Schicht vorhanden.
Die Höhlen im Ries bei N&rdiiogen Hegen nicht im Dolo-
mit, sondern im obersten Jurakalk. Kine dieser Hohlen
wurde schon von O. Fraa» ausgcbcutet , eine Neben*
lt Ammer aber erst in jüngster Zeit von Seite des natur-
historischen Vereins für Schwaben in Augsburg. Es
fanden »ich hier ausserordentlich viele Zähne von Pferd,
auch aolcbe von Mammuth, Rhlnoceros, Kiesen*
hirsch, viele von Hyäne und etwa» von Höhlenbär. Auch
vom Menschen kamen einige Knochen und Zähne zum
Vorschein. Die Feuersteine lassen keine eigentlichen
Typen erkennen. Die Mikrotäunn stammt wohl ausschliess-
lich aus neuester Zeit. Hin Theil des Uühlenlehm» ist
offenbar durch eine Spalte von oben herab in die Höhle
gekommen. Die übrigen Höhlen im Kies scheinen steril
su »ein. Die Höhlen de» bayerisch - fränkischen Jura sind
insgesammt nicht allxu reich an Kesten des prähistorischen
Menschen. Nur dort, wo Höhlen in grösserer Zahl bei-
sammen liegen , wie in der fränkischen Schweix und hei
Velburg, sind auch die Spuren desselben häutiger. Am
Schlu»» macht Verf. Vorschläge für Anfertigung einer
neuen Höhlenkarte. .
Shrubsole, O. A. On «»m« High Level Grevels in
Berkshire and Oxfordahire. The Qunrterly Journal
of the Geolo^ical Society of London. 1898. p. 585
— 600. 1 pL
Von den unterschiedenen Gerölllagen haben die Gorning
Cap Quarzgerölle murinen , die Quarzite tiuvintilen Ur-
sprung. Die LocalgeröUe haben rinige Stcingeräthc ge-
liefert.
Busch an in Ouutmlblalt für Anthropologie, Ethnologie
uml Urgeschichte IMS. p. 244— 246. lief, über:
Studer, Th. Beiträge zur Geschichte unserer Hunde-
rassen. Naturwissenschaftliche Wochenschrift 1897,
Nr. 2h.
Koller, C. Die afrikanischen Elemente in der euro-
päischen Hausthierwelt. Globus 1897, Nr. 18.
Die europäischen Haushunde können nur von Wölfen
und Schakalen alistnuimcn. Sie treten erst in der neo-
litbi-chen Zeit auf. in den l'falilbautcn giebt es bereits
drei Rassen — Canis palustris, Torfspitz, C. Ino-
»t ranzen l, gro-M? Hunderasse, und Canis famitiaris
Leineri — von Bodman am Ueberllnger Sec, der Ahne
von lllrschhund und Wolfshund. Auf den Spitz
geht auch der Pinscher zurück, auf die grosse Ras^e
die Doggen und Bernhardiner. In der Bronzezeit
lebte der Schäferhund — matria optimae, der Vor-
läufer des Pudel und Nachkomme des Leineri — und
der Jagdhund intermedio», ein Krenxungsproduct der
beiden erstgenannten neolitbischcn Kassen. Der Lauf-
hund ist aus La Tenc zum ersten Male bekannt. Keller
leitet ihu ton afrikanischen Ca n Iden ab. In Altägypten
gab es bereit» Laufkunde mit Hängeohren. Der Lauf-
hund ist die Stammform von Voriteh-, Wachtel- und
Dachshund. Der Windhund und der Pariahund
müssen von einer Ü<|uatoriatcn Dingo-ähnlichen Stamm-
form abgeleitet werden.
Das Hauspferd stammt theils von dem europäischen
Wild pferd, theils aber auch, die kurxköpfigen Rassen,
aus Innerasien. Das Pfahlbaupferd ist asiatisch. Der
tb»»ile europäische Wildesel hat keinen Autheil an der
Bildung des zahmen Esels. Der letztere stammt jeden-
falls aus Afrika. Ebenso verhält Os »ich mit der Haus-
katze, die theils von Felis ebaus, theils von tnani-
culata abstammt. Schaf, Ziege und Schwein »ollen
asiatischer Herkunft »ein — das Schwein sicher nicht.
— lief. — Von den Rindern gehen die Niederung»- und
Steppenrinder auf Bos primigen] us, die kleinen kurz-
hornigen auf das Torfrind zurück. Erst in spätem
Pfahlbauzett fand Kreuzung der beiden Rassen statt. Da»
eigentliche Pfahlbaurind ist der Nachkomme des afri-
kanischen Zebu, jedoch hat in Aegypten bereits die Um-
wandlung des letzteren in ein Braun rieh »tattgefundefi.
Szendrei, Johann. Der Bodrogvöcaer Fund au» der
Zeit der Landnahme. Archiv ßrteeitö. 1898. p. 7
— 14. Bef. von F. Millucker in Ceutralblatt für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898.
p. 364.
Hei den Füssen eine« der Skelette dieses Friedhofe«
lagen di« Knochen eines Pferdes.
Taramelli, A. Im g rotte pröhistoriqne de Miamu en
Ork«. Extrait de {'American Journal of Archaeologv.
1897. p. 287 — 312. B«L von Balomon Reinach in
L'Anthropologie 1898. p. 448.
Archäologisch. Unter einer Grübrrschicht findet sich
liier eine neolitbischc, mit Geräthen aus Kinderknochee,
und angehrunnte Knochen von Rind, Schaf, Ziege,
Hase und Kaninchen.
Tihon, Ferdinand. Len caverues prehistorique* de
1» vallfo de 1» Ve*dm. Fouillea ä Fond de Forft
Annfth» de la Bocldtd d’arcliöologie de Bruxelles.
T. XI 1, 1898. lief, von M. Boule in L'Antbro-
pulogiv 1898. p. 339 — 340.
Die Höhlen im Thal« der Vesdre wurden bereit* vo»
Schmerling untersucht. Neuere Forschungen habn
jedoch nur in zweien derselben günstige Resultate ge-
liefert IHe Zahl der Silex war in einer Schicht ausser-
ordentlich gross. Doch zeigen dieselben sowohl <!*■
Typus des Moustirrieu als auch den de» Magdalenie«.
Auch («arbeitete Knochen kamen zum Vorschein. Re«
ist hier häufiger mit Mammuth zusammen als im Thal
der Mehaigne. Das einzige menschliche Femur ha*,
den Neandrrthaltypus wie jene von 8py.
Nach Ansicht der frauxösUchen Autoren sollen die »Ha-
sten palaolithischeu Schichten ThierTeste , die auf eis
warme» Klima »chliesaen lassen, — Klephas antiquus,
Khinoceros Mercki Hippopotauiu» — enthalten und
erst auf sie sollen die Formen eines kalteu Klima» ”
Mammuth, Rhinoccro» tichorhinus — folgen. Di«
belgischen Autoren wollen diese Unterscheidung jedoch nicht
gelten lassen, weil bei ihnen die erstere Fauna nicht vor
handen ist. Auch die Form der Silex giebt nach Tihoa
keinen Anhaltspunkt für die Chronologie. Die M*w
muth periode fällt nach ihm iu Belgien in eine luter
glacUläeiL
Turner, William. Early Man in Scotland. Nature.
London. Vol. 57. I89M. p. 234 — 237, p. 257— 25*
Ob in Schottland bereits in der Tcrtiärzeit der Mensch
gelebt hat. sofern es überhaupt einen tertiären Men-
schen giebt, wird sich niemals feststeilen lassen, d» hier
die Ablagerungen aus dieser Zeit aut Eruptiv-Ge-
»teilten bestehen , welche natürlich keine organisch«*
Reste enthalten können, im Plelatocän war da» Land v»a
3004) bis 4000 Fass mächtigen Gletschern bedeckt, welche di«
Grundmoräne — Lower Bouidrrclay — bildeten. Zwischen
dieser und dem oberen Geschiebelehm befinden sich maris«
Schichten , weshalb zwei Vergletscherungen angenommen
werden müssen , die jedoch durch eine Interglacia!-
periode getrennt waren. Von ganz Grossbritannien Mi«b
uur England südlich der Themse eisfrei, ln der later
glarialzeit lebten die Thiere, deren Ueberreste »n 4«
Höhlen begraben liegen — Höhlenbär, Hyäne, K«n*
thier, Hippopotamus, Rhino ceros , Mamm uth etc ,
eine sehr sonderbare Zusammenstellung.
Gleichseitig mit diesen Thieren hat der palaollthi»<hf
Mensch gelebt. Während in England solche Ueberreste
»ehr zahlreich aind , bat man solche in Schottland B«T io
viel geringerer Menge augvtroffen, und zwar nur M*n»-
muth, Ren, Riesenhirsch, Pferd und Bar. Pif
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123
Zoologie.
Ursache dieser Seltenheit liegt darin, dass durch die
zweite Vergletscherung die meinten Ablagerungen aus der
Interglarialzcit wieder zerstört wurden, und ferner darin,
dasa hier Höhlen viel seltener sind als in England. Auch
hat sich hier der paläotithischc Mensch bis jetzt nicht
gefunden, eher kann man ihn erwarteu in den Ablage-
rungen aus der Zeit nach der zweiten Vergletscherung.
Später senkte sich das Land um etwa 100 Futs, was ein
Auatreten des Meeres zur Folge hatte. Nach der zweitcu
Hebung des Landes war das Klima wieder so gemässigt,
dass Ür, Edelhirsch, Elch existiren konnten. Auch
später senkte sich das Land nochmals um 30 Kuss.
Hierauf hob »ich das Land »o bedeutend, dass Gross-
britannien wieder mit dem Festlande verbunden war, —
Periode der Baumstämme im Torf — - um sich aber dann
wieder 50 Futs unter den Meeresspiegel zu senken. —
Aus der Zeit der 50 Fuss-Terrasse hat msn bereit» neo-
litbisch« Reste — Kjökkrnroödding von Fnlkirk. Neben
einem Finwslskelet bei Airnthrey Castle fand sich ein durch-
bohrtes Hirschgeweih, eien« auch bei Blair Drum-
mond, in der Gegend von Stirüng. Reichlichere Ueber-
reste des Menschen sowie von wilden und zahmen
Thiercn kennt man aus den Höhlen von Oban — Hirsch,
Reh, Schwein, Hund, Ziege, Bo* longifrons,
Dachs, Otter. Di« Bronzegerithe wurden nach Schott-
land importirt und nicht im Lande selbst erzeugt. Von
einer Wiedergabe der archäologischen Verhältnisse kann
Verf. abaeheu. Der Mensch der Bronzezeit scheint nicht
direct vom neolithlschen Menschen abzustammrn. Der
nrolithische Mensch, welcher auch die Hausthiere mit-
brachte, muss zu einer Zeit in Grossbritannien eingewan-
dert sein, als diests mit dem Continent verbunden war.
Es ist ni« bt unmöglich, dass »ich der neolitfaische Mensch
mit dem paläolithisrhrn vermischt hat.
Virehow, Rudolph. Urgeachicht liehe Funde von
Brünn und rotbgefurbte Knochen aua Mähren und
Polynesien. Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
1808. p. 61 — 75.
Der Lön* enthält oft schwarze Lagen , die theils auf
eine ursprüngliche Vegetation hioweisen und sauer re-
agiren, theils aber wirklich Brandstätten sind und Holz-
kohlen enthalten , wie die mikroskopische Untersuchung
beweist. Auch Rhino ceros - Röhrenknochen zeigen
manchmal Brundspureu. ander« sind nach Enllernuiig ihrer
Enden ausgehöhlt worden, so dass sie je zwei Hoblkegel
»ufweisen , in welchen vielleicht Hölzer befestigt worden
sind. Jedenfalls hat der Mensch diese Knochen bearbeitet.
Die bei Brünn vorkoramenden prähistorischen Menachen-
knochen sind nicht allzu selten durch Eisenocker r»th
gefärbt und zwar scheint diese Farbe absichtlich aufge-
tragen worden und nicht eine Folge von zufälliger Infil-
tration zu »ein. Aach jetzt werden noch bei manchen
wilden Völkern die Knochen der Verstorbenen vor dem
definitiven Begräbnis« roth gefärbt . In der neolithischcn
Zeit war dieser Gebrauch jedenfalls ziemlich häufig.
Virohow, R. und Makowaky. Bearbeitet« Bhino-
ceroflknochen aus dem Brmunschweiger Diluvium.
CorrcspondenzbUtt der deutscheu Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1898.
p. 160—161.
Wie im Löss von Brünn finden sich auch in Braun-
schweig Extremitälenknochm von Rbinoceros, an
denen die Epiphysen fehlen und an welchen dann aus den
freiliegenden Enden die spongiös« Substanz herausge-
uommrn wurde. Makowsky glaubt, dass der Mensch
das Mark verzehrt hätte und erblickt hierin einen Be-
weis für die Gleichzeitigkeit von Mensch und Rhino-
ceros. Auch Vlrchow hält diese Höhlungen ffir künst-
lich und meint, dass diese Knochen als Untersätz« von
Stein- oder Holxgeräthen gedient hätten. Es handelt sich
wohl nur um eine Verwitterungserscheioung, denn auch
Knochen aus dem Tertiär zeigen solche Höhlungen. Ref.
Volkor, Th. DiSoouvertea präblstoriques do M. Chvojka
ä Kiev. Bulletin du la aociötö d' Anthropologie.
Paria 1898. p. 120— 123.
In der Sanct Cyrill-Strasse in Kjew fanden sich an der
Landzunge des Dujepr eine paläolithische und darüber eine
ncolithischc Station. Bereits im Jahre 1668 war hier
in den grauen Sanden unmittelbar über den Tertiärschich-
ten ein Eie ph antenzahn gefunden worden. Jetzt kamen
noch mehrere Reste von Mammuth hinzu, und zwar
lagen dieselben mit Holzkohlen und Silez zusammen; die
Röhrenknochen waren calcinirt. Auch an der entgegen-
gesetzten Seite dieser Landzunge wurden jetzt ganz ähn-
liche Funde gemacht — ausserdem auch Zähne von Ursua
(speisen*?). Auch hier enthielten die höheren Schichten
ebenfalls Spuren de» Menschen, aber gleichfalls ohne
Mammuth. Chvojka halt die Ablagerung ftir inter-
lacial, Armachevsky dagegen für poatglacial. Die
ilex erinnern an solche drs Magdalenieu. Die höher
gelegenen neolilhischen Stationen bestehen aus Gruben,
die mit Kohlen, Knochen und den Schalen von Unio und
Anodontn angetullt sind, wohl bloss Feuerstätten des in
Höhlen wohnenden neoiit bischen Menschen. Di« Ge-
rät he sind aus polirtrm Stein, oder aus Hirsch- und
Elengcweiben hergestellt. Die gefundenen Menschen-
schidel geben über die Rasse keine Auskunft.
Wilson, Edward. On tb« Exploration of two Caves
at irphill, Wes ton super -Maie, containiiig Romain»
of Pleistocene Mammalia. The Geological Magazin«
1898. p. 569 — 670.
Die Höhlrnrrde in den Höhlen von Uphill zeigt folgen-
de» Profil:
Rother, weicher, sandiger Lehm 4',
grünlicher, aandiger Lehm l',
grünlicher, lehmiger Sandstein 5*.
In der letzten Schicht finden sich Rest« von Hy ne na,
Pferd, Mammuth, Höhlenbär, Fuchs. Die niedriger
gelegene Höhle enthielt Hyäne, kleine Raubthiere und
Nager und bearbeitete Steingerith« , jedoch nicht mehr
in ursprünglicher Lagerung.
B. Sftugethierreste aus dem Pleistocän ohne nähere Beziehung zum prähistorischen
Menschen und Geologisches.
Blasius, Wilh. Demonstration von Foasilresteu aus
dsn Rubel Ander Höhlen. Verhandlungen der Gesell-
schaft deutscher Naturforscher und Aerzte, 69. Vers.
Brnunscliweig, 2. Tb, 1668« p. 182 — 1M3.
Botti, 17« Osservaxioni sulP Eleplias primigoniu*
in Italia. Bolletmo dell» Societa geologica italiana.
Vol. XVII. Roma 1898. p. 25—27.
Ausser von Turin erwähnt Autor das Vorkommen von
Elephas prlmigeniut auch für di« Höhle von
Cardamotie bei Ütranto — hier die Varietät hvdrunti-
nus, auf welche auch eine Anzahl anderer Klephanten*
zähne von italienist heu Localitäten bezogen werden müssen.
Dagegen giebt es bis jetzt keine sichere Reste de«
E. Trogont herii in Italien. Wenn auch alle Elephas-
Arten von meridionalis nbsUmmrn, so können sie doch
nicht in die Gruppen von meridionalis und Trogon*
therii vereinigt werden.
Boule, Marceline. La dürft* del' epoque glaciaiie.
[/Anthropologie. Paria 1898. p. 357 — 358.
Die Dauer der Eiszeit wird sehr verschieden berechnet,
und schwanken die Schätzungen zwischen 2501H) und
selbst 300 UO0 Jahren, nnrh Penck dürfte man sogar
IG*
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Verzeichnis# der anthropologischen Literatur.
54)0000 Jahre annebmen. Bannister hat «einen Be-
rechnungen die Geschwindigkeit au Grunde gelegt , mit
welcher das Inlandeis erratische Blöcke transportirt und
dabei für di« erratischen Blocke von Wisconsin aus ihrer
Heiinath 25000 Jahre gefunden. Da aber doch mehrere
latergUcialaeiteii eiistirt haben , so darf man diese Zahl
wohl unbedenklich vervierfachen.
Broom,R. On the nftinities and habita of Tb ylaeoleo.
Proceedinga of the Linnean Society of New South
Wales. 1898. Ifc-f, iu: Nature. London 1898. Vol. 58.
p. 192.
Die neu entdeckte kleine Phalangeriden • Gattung
Burrainvs verbindet dies« Familie mit jener der Kän-
guru, denn sie besitzt wie letalere im Gegensatz an
den übrigen Phalangeriden geriefte Prämolnrrn. Die*«*
Zahne erinnern aber auch zugleich in Folge ihrer relativ
sehr beträchtlichen Grösse an jene von Thylacoleo.
Diese carnivore Beutelthiergattung stammt wohl von einer
hurra tu yaihnlichen Form ab.
Cheliua. lieber Lösebildung. Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthrojxdogie , Ethnologie
und Urgeschichte. 1898. p. 74.
Nicht all« Lössfund« buben gleiches Alter, vielmehr le-
findet sich nur mehr «in kleiner Theil des l^u in ur-
sprünglicher Lag«, während die überwiegende Masse zu
den verschiedenen Zeiten umgelagert wurde. Im Oden-
wald hat man folgendes Profil:
Jüngerer Löss , Windbildung mit Cultunwh lebten , LÖss-
lebra.
Sandlöss au« Wasser abgesetst.
leimen, hum«*, alte Cultur — Schicht mit Kohle, bear-
beiteten Geweihen — Elsas*,
älterer Los», Windbildung, Lagerstätte der Knochen von
Mammuth.
Die Oberfläche diese* älteren Löss bat ein« Vegetation
getragen, die aber durch neuere Uebcrwehung unter-
broeben worde, weshalb öfters Lö«s mit Leimen wechselt.
Deobambre, P. La robe du cbeval primitif. Revue
seien tifique. 1898.
Der äussere Habitus der Pferderassen hat tlieils durch
natürliche Einflüsse, theils durch die Domestiraiion Ver-
änderungen erfahren. Ursprünglich war du» Pferd gelb-
braun, die Beine aber schwarz. Daraus entwickelte sich
einerseits die Zebrastreifung — hierher auch der Esel — und
andererseits die Tüpfelung. In der Kenthierperiode bähen
dies« Typen noch existirt.
Do Lorenzo, G. I grandi laglii pleistocenici delle
fahle del Vulture. Rendiconti della BnI« Acenderaia
dei Liucei. 8. V. Vol. VI, Roma 1898. p. 328 — 330.
Der »Ine der Iteiden Seen befand sich im heutigen
Vitalla - Thalc , der andere auf der Hochebene von Veuosa
und Lavello Monte di La Quercia. Die Ablagerungen
dieser Seen enthalten Süaswassertu uschein und Reste von
Höhlenbär, Höhlenlöwe, Hippopotamus mnjor
und Klephas antiquus, bei Terrunera auch Stein-
geräthe — die Bestimmung als Höhlenbär, Höhlen-
löwe dürfte wohl etwas problematisch sein. ReC —
Girtanner, A. Ueber das B lein hoc kgehörn aus dem
Pfahlbau von Greng im Murtense«. Mittheüungen
der natiirforachendcn Gesellschaft. Bern 1897/98.
p. 47—52.
Liegt nicht vor.
Harlöj Edouard. Age de ln pinine de In Carotine
en amont et en »vnl de Toulouse. Bulletin de ln
•oci6t6 göologique de France. 1898. p. 413—418.
Thalau twärt* von Toulouse ist das Bett der Garantie in
Tertiär -Mergel ringeschnitten. Pie Alluvionen — iuferieur
plaine — enthalten aber Elephas primigenius. Sie
sind jünger als die Niedertcrrasse. Man fand M Ammut h
bei Toulouse, Plsargucl, bei Corne barirn, in der Gemeinde
Murrt und in einem Letten von Vielte Toulouse. Tfcobli
wärt» fanden sich Mainmnthreate bei Grenade Layrsc,
Agen, Feugarolles, Damagan , Hure, an mehrere« Steiles
zusammen mit Rhinoceros tichorhlnus, eher all»
Stücke stammen hier aus der Tem«se.
H&rld, Edouard. Porcepic quaternaire de Mont
anunös (Haute Qaronne). Bulletin de !a aoeiete
geologique de France. 1898. p. 532 — 534. 1 Fig.
Im Pleistocün von Frankreich halte sich bisher nur m
einer Brecrie bei Marseille Stachelschwein vorgefund»»
— Hystriz mnjor Gervais. Jetzt ist in der Hoble v«a
MontMuncK ein Astragalu* von Hystriz cristata, den
«.üdeuropäischen Stachelschwein, zum Vorschein ge-
kommen. Diese Höhle enthält auch sotrai uur Thier»
eines wärmeren Klimas, Hyaena striata und Rhins-
cero* Mercki. Ablagerungen aus dieser Zeit sind ziem-
lich selten, weshalb auch die Seltenheit dieses Stachel-
schweines nicht verwundern darf. In Deutschland ist
Hystriz weniger selten, allein die dortigen Reste gehören
einer anderen Art, der asiatischen Hystriz hirsati-
ros tri* an, die mit der Steppenfauna nach Europa er-
wanderte, alier nicht mehr Frankreich erreichte. Nur
Sprrtnophil us rafescen* und Saiga tartariex
kamen weiter noch Westen. — Diese Periode füllt ia
das Mag.tul.men und $olutr£en. Hystriz cristata
stammt von inajor, diese von refossa im l'liocäo von
Perrier, und letztere von pritnlgeaia von Rottfculh'o
und PlktrmL Ref. —
Hibsch, J. E. Schadeltheil einer Saiga- Antilope
(Saiga prisca Nehr.t) au« diluvialem Lehm der
Umgebung von Tetaclien a. d. Eibe. Neue« Jahr-
bucu für Mineralogie , Urologie und Paläontologie.
1898. L Bd. p. 60—63. 2 tlg.
Das Schädel stück mit den beiden Homzapfrn fand »nk
ia einer Tiefe von 3 w. Es gehört unzweifelhaft io
Saiga.
Kennode, P. de C. The Irish Elk Cervus gigan-
Uül In the Iale of Man. The Geologie al Magazir*
London 1898. p. 116—119.
Ausgrabungen in dem Mergel von Closey - garey Ui
Poortuwn, Insel Man, lieferten 13 Fass unter der Ober-
fläche Knochen und Geweihrr»te von Riesenhirsch, x*
einer anderen Steile rin vollständiges Skelet. An dieser
Loralität kommen auch Reste von Kquus caballux vor.
Kinkelin, Friedrich. Kleine Notizen au« der gvo*
logisch - palii ontologischen Sektion. Berichte der
Benekenbcrfischen naturforachenden Geaellecbaft-
Frankfurt a. M. 1898. p. 191—195.
1. Hyaena spelaea tioldf., rin Oberkiefer ao* dem
Lös« tun Sossenheim bei Höchst.
2. Cervus eorycerus Aldr. im Um von Brwkee*
heim , Sossenheim , jetzt auch hei Rödelheim — Uster*
kieferfragment und Schädrlhrurhstück mit Rasen stock-
Etwas älter sind die Reste aus dem unteren Geächtete*
merget von Ritdorf hei Berlin und dem Sand von Grates*
rheinsfelden. In Mosbach kommt dieser R lesen Hirse k
nicht vor, wohl aber Aires latifrons.
Kiesling; E. Neue Funde vou diluvialen Arclotip'
Renten aus der Umgegend von Bern. Mittbeilunss*®
der naturforschenden Gesellschaft in Bern. 1897/9*
I>. S - 7.
Liegt nicht vor.
Lamplugh, G. W. The glacial Periode and the Irisl»
Fauna. Nature. London. Vol. 67. 1898. p. 245.
Die irische See war während der Eiszeit von Gletschern
ausgefüllt, wodurch den Landlhirren, i. B. dem Rea*
thier, ein Weg nach Irland grüflnet war. Ihn Fai er-
reicht eine Höhe von 3000 Fu*s über dem Meeresspl^FÜ.
Al»»r bei der allmählichen Zunahme der Wärme entstand**
am lotnde auch wieder Plätze, welche ein Thier- uo«i
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125
Zoologie.
Pflanzenleben ermöglichten, wie di« Einschlüsse von Priati-
»n und Cru*Ucecn in 8chotterterra*»«n zeigen. In di«««r
Periode kam auch der Riesenhlrtch auf die Intel Man.
In der Po*tglarialzeit gab es keine LaDilbriicke mehr
iviiirhrn Schottland und Irland.
Marek, Joseph. Das lud vetiaih gallische Pferd und
wine Beziehung zu jlen prähistorischen und zu den
recenten Pferden. Abhandlungen der schweize-
rischen palAontoIogi sehen Gesellschaft. Vol. XXV.
1898. 62 p. XIV. Taf.
Verf. studirte insbesondere Ja* Pferde material aut
den Pfahlbauten von Ij» The, Auvemier, Bleierne«, Moos-
seedorf, Solutr£, Thayingen und recente Kasten. Pferd
und Esel zeigen besonder» auffällige Abweichungen in
den Dimensionen de» Ptlugscharausschuittes vom hinterm
Ende der Gsnmennalit einerseits und vom Kommen mag-
num andererseits. Die eingehenden Studien de* Schädel*,
Gebisse» und der Extremitäten, über welche zahlreiche
Tabellen beigegeben sind, führen zu dem Ergebnisse, dass
das helvetisch * gallische Pferd und die prähistorischen
Pferde nur mit dem orientalischen und zwar mit dem
arabischen Pferde in Beziehung gebracht werden
können, doch muss hierbei von der geringen Grosse dieser
prähistorischen Pferde abgesehen werden. Nur das
Pferd von Moosteedorf hat Pony • Merkmale , jedoch Ist
der Gesirhtsthell im Verhältnis zum (u-binitbril länger
als beim Pony. Auch dieses prähistorische Pferd gehört
aber noch dem arabischen Typus an. Die übrigen prä-
historischen Pferde der Schweix haben im Sehädelhau
mit dem Pony gar nichts gemein. An die isländischen
Ponys erinnert nur die geringe Körpergröße and die
Zieriithkeit der Extremitäten, welch letzte n* jedoch auch
beim arabischen Pferde anzutretVeu ist. Ebenso wenig
wi« mit den Ponys ist das helvetisch - gallische Pferd
mit dem Wildpferd der Quart irxcit näher verwandt.
Das Diluvialpferd von Schusscnried hatte einen kurzen
eselurtigrn Schädel, breite Stirn und zierliche Extremi-
täten , jedoch war es nicht besonders klein. Seine
Scheitellänge war bedeutender als bei den prähistorischen
Pferden der Schwei*.
Mülais, John Guille. British Peer mul ttieir Horns
with 185 text and full page Illustration* mostly by
the Aiithor, axsisted by Sidney Steel, and photo-
graph« and a aeties of unpublished aketchea by Sir
Edwin Landseer. Loudon, Henry Botheran. 1897,
4". 224 p. lief, in The OtologtaÜ Magazine. London
1898. p. 133—140. 2 pl., 2 fig.
Von diesem Werk bietet besonderes Interesse, was Verf.
von fossilen in England gefundenen Hirschen berichtet.
Der Aires latifron* aus dem Crorner Forest bed ist
oft schwer von A. in ach Hs zu unterscheiden, von welchem
auch bereit» an verschiedenen Localitäton fossile Beste zum
Vorschein gekommen sind. Weiter kennt man Beste vom Ben ,
vom Edelhirsch (incl. polignacus, Brounii, Savii),
von Cervus Dawkinsi und Kitchi, beide verwandt mit
Alces, und Cervus verticornis, tetraceros und
Sedgwicki, sämmtlich aus dem Porestbed. Pie wich-
tigste aller fossilen englischen Hirscharten »st jedoch
Cervus giganteus (= Megaceros hiberniens), ein
Verwandter vom Damhirsch und nicht vom Elen. Von
ihm sind in Irland zahlreiche vollständige Skelette aus-
gegraben worden. Er i*t jedoch schon ausgestorbeu , als
die Torfmoore entstanden, also nicht vom Menschen
»usgerottet worden. Seine Skelette finden sich immer in
einem Seeletten mit Unio- und Anodnnt.i -Schulen in einer
Tiefe von etwa 7 bis 8 Fass. Dir darüberliegemlen
Schi« hten sind : Torf, Sand, Torf mit Baumstämmen , eine
Schicht mit Eichenlaub, bla »er Letten mit Muscheln, Die
Thlere sind vielleicht durch Ftutheu uingekummen. Edel-
hirsch, Reh und Damhirsch sind in verschieb n-
aHrigen Pleistocänschirhten in England nnchgewiesen
worden. Da» Reh stammt schon aus dem Pliocän.
Mourlon, Michel. 8nr 1a decouverte d'un gixement
de Mnmmoutli en Condroz. Bulletin* de l’Aca-
ddmie royale de Belgiqne. 3. Serie. T. X XXXIV,
Nr. 11. 1897. Bef. von M. Boule, L’Anthropologie.
Paria. 1898. p. 64, 65.
Bei Sovet zeigt ein Bahneinschnitt gelben Lehm mit
einer Lage Gerolle i*n seiner Basis, darunter geschichtete»
Lehm , der lachen förmig in den Cnrbondohiiuit ei »greift
und zu unterst ebenfalls Gerolle führt. Letztere Schicht
schließt auch tuanrhmü Mammut b- und Pferde zähne
ein. Es gehört diese Schicht den Hochterruswn schottern
an, welche älter sind als die tiefer unten liegenden Lehme.
Die gleichaltrigen Schichten von Ilern Motnuu bei Havre
enthalten ebenfalls häufig Mamuiuth und Rhinoceros
tichorhinus, sowie SUex. Diese Ablagerung ist aber
entschieden jünger als da» ChellArn , zu welcher Zeit ein
warmes Klima herrschte.
Nohring, Alfred, lieber Alactaga aalien* fosai-
lia Nebr. (= Alactaga jaculu» fosailis Nelir.L
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palä-
ontologie. 1898. Bd. II. p. 1—38. 2 Taf.
Reste von Atactagu »allen» kennt man von Wester-
egeln — hier atn häutigsten — , Thiede bei Wolfenbüttel,
aus dem Lös# von Wiirzburg, von Quedlinburg, aus der
Baumannshöhlc im Harz, von Zuzlawitx im Böhmerwald
und aus dem Lüoa von Aussig, TÜrmiiz - Nordböhmen und
von Kossir bei Prag.
Von recenten A I acta ga arten werden genannt: Ala-
ctaga salirn», apicnlum, mnngolicus, «later,
aeontion und tetradaety lua. Sie »lad charakterisirt
durch die Anwesenheit von Afterzehen — erste und fünfte,
während diese bei Dipus fehlen. Von Dipus kennt man
vier Arten, lagopus, telum, gerboa und hirtipes.
Alactaga saliena, die grösste aller Springmäuse, hat
auch in der Gegenwart die westlichste Ausdehnung aller
Springmäuse, weshalb »io auch in der Diluvinlzeit am
weitesten nach Westen rorgedrungen ist. Alactaga be-
sitzt im Gegensatz zu den meisten Dipus fast immer
einen kleinen P im Oberkiefer. Der Schädel ist schlanker,
die Rullue oaseae »ind kleiner, dk* Spange filier dem Infra-
orbitalforatnen ist schmälrr als bei Dipus, die J h«l**n
keine Längsfurchen und die M sind couiplicirter als bei
Dipus und relativ länger und schmäler. M, und Mt
haben eine grosse Einbuchtung auf der Innenseite und
vier Kalten auf der Ausseuseite. J!4 ist kleiner. Die
Einbuchtuzgen werden bei der Abkauung zu Inseln.
M, und M( des Unterkiefers haben j« drei innere und jo
zwei äussere Einbuchtungen, M, ausser«lem eine auf der
Vorderseite; an Ma sind aussen und innen je zwei vor-
handen. Die unteren M haben je zwei, die oberen
drei und M, und M# je vier Wurzeln; P, i*t rinwurrelig.
Der Nagezahn reicht bis in den Gelrnktörtsnts des Unter-
kiefers.
Alactaga zählt 7 Hals-, 12 Brust-, 7 Lenden-, 4 Sarrul-
und 26 bi» 31 Sch wanzwirbel. Die Lendenwirbel haben
kräftige Dorn- und Quertortsätze, eben*« die ersten
vier Schwanzwirbel. Der Humerus hat eine dreieckig«
DeltoidcrisU und ein Snpratrochlear — , aber kein
Entepicondylarforameu. I>ie Knochen der Hinten xt rem Kit
sin«! ungemein charakteristisch und erinnern im Ganzen
etwa» an die vom Känguru. Das Becken nähert sich in
der Form von Isthium, Pubis und Acetabulnm dem Becken
der Leporiden. Da* Kontur ist schlank, aber doch zugleich
kräftig, das Caput zierlich , dick. Trochanter und die
Crista intertroduuiterira sowie die Comlyll sind ungemein
stark entwickelt, die Diaphrse biegt sich etwas nach vom
and aussen. Die Tibia ist beträchtlbh länger als das
Femur, Im oberen Drittel dreikantig, weiter unten oval im
• Querschnitt und hier mit der Fibula verwachsen. Das
dUtale Gelenk hat einige Ähnlichkeit mit dem vom Pferd.
I)er Calcaneus Ist ziemlich kräftig, «las Cuneilorme I sehr
verlängert. 1H« langeu Metatarsale II — IV verwachsen
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126
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
schon sehr frühzeitig mit einander, doch bleiben di« distalen
üelenkköpfe frei. Die erst« und fünfte Zehe sind rudi-
mentär, bei teiradactylus fehlt die Innere ganz. Der
verschmolzene Metatarsus siebt dem der WaJ -Vogel »ehr
ähnlich , kennzeichnet sich aber als der eines Säugers
durch die Bescluillmheit seiner proximalen Oelenkflächen,
Wie bei den Vögeln hst dieser Knochen such hier glas-
artige Teztur. MctaUrsule V ist etwas länger als Meta-
tarsale I, und dieses kaum ein Drittel so lang als die
mittleren. Die Phalangen sind relativ lang und schlank.
Alactaga saliens ist der charakteristischste Steppen*
nnger des europäischen Russland. Kr findet sich beson-
ders im Tschernosjem , selten in den Sand - und Salz-
steppen. Er geht westlich bis zum Dnjepr, nördlich bis
ürel, am verbreitetsten ist er in Sarepta, Saratow, Simbirsk
und Kasan, in Samara zusammen mit Ziesel, Speriuo-
philus rufescens. Dl« sm Südfuas des Ural lebende
Varietät — „Dtpus decutuaitas11 zeichnet sieh durch
ihre Grösse aus. Alactaga bewohnt Knilöcher, in wel-
chen er auch bei Ucberschwrtnm ungen zu Grund« geht.
Auch die fossilen Reite dürften zum Theil von solchen
ertrunkenen Thieren herriihren, andere aber stammen aus
Gewöllen von Raubvögeln, ln Böhmen und bei Wester-
egeln tindet sich Alactuga im subaeriseben Löss, dessen
Bildung ein trockenes Klima voraussetzt.
Nehring, A. Diluvial« Rest*- von arktischen und
Steppensäugethiercu in den belgischen Höhlen und
ihre Beziehungen zur Diluvialfauna Mitteleuropas.
Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Natur-
forscher und A erste, di). Veraaminlung Braunschweig.
189«. 2 Tf. p. 1 8t) — 182.
Bereits anderweitig public irt. Siehe Ref. für 1897.
Nossilow, K. Un entier Mamruuth. Revue acienti-
flque. 189«. Tom« I. p. 153.
Am Juribei im Samojedenlande ist ein ganzer Cadaver
eines riesigen Mammuth zum Vorschein gekommen.
Pavlow, Marie. Uebersicht der russischen Literatur
in der Paläontologie der Säugethiere 1896 — 1897.
Annuaire gdologique et mindr&JogiqnR de la Ruaaie.
Vol. IIL Livr. 1. VAraovie 1898. p. 1 — 8.
Verf. bespricht di« Abhandlungen von N. K risch ta-
fowitach*, ti. Bogoljubski, P. Armascliewski,
K. Nosailow, M. Pavlow, N. Tichomirow, O. Clerc,
I« Batzewitz, N. Kaschtacheuko *, S. Kusnetzow,
W. Jonow, B. Doss*, J. Sinzow und A. Slöaariki,
von denen jedoch über die mit * versehenen schon im
vorigen oder in diesem Bericht besonders referirt ward«.
Kusnetzow behandelt den Kund eines Mainmutbs
mit Menschen spuren hei Tomsk, Jonow den Kund von
Mammuthresten bei Kamenka im Gouv. Ssaratow,
hier auf einem Sandstein liegend und bedeckt von weissern
Sand, Thon, löesähnlichein Thon mit Concretionen,
dunkelbraunem Thon mit Gerollen und Schwarzerde.
M. Pavlow berichtet über die geologischen Verhältnisse
des M a in m u t h fuudes lei Jarosslawlj 1896. — Das Skelet
lag auf gelbem grobem Sand , darüber feinerer Sand und
Gerolle und auf diesem unmittelbar vom Humus über-
lagert gelblicher Lehm. Unter dem Skelet befaud sich
grober Smd und darunter feiner Leliro. Die etwas
höher gefundenen Knochen befanden sich auf secundärer
Lagerstätte. Dieses Mammuth wird als Klephas tro-
gontherii bestimmt, sein Alter ist glAciat. Tichomirow
will mit diesem Mammuth zusammen Keucrstellen, Thon-
geschirre und Stücke von Thierfellen gefunden haben.
Clerc behandelt den Kund eiuea M amm uthskeletes bei
Kiahnaja Purtowaya im Kreis Kamjschlow im Gouv. Perm.
Daa Skelet war etwas verstreut , ein Theil scheint von
einer früheren Strömung fortgeschwrmmt worden zu sein.
Die Knochen lagen zusammen mit einem Stück Hirschhorn
in einem Thon, der von weisslichem Thon, grauem Sand
und Humus bedeckt ist. Spuren des Menschen kamen
nicht zum Vorschein. Früher fand man an dieser Leta-
lität ausser einem Maromutbstosazahn ein Hum voa
Bo* priscus, ein Hirschgeweih und Unterkiefer *oa
Rhinoceros tichorhinus. Batzewltz erwähnt «inen
M aui in utli-Sioasxahn aus dem Torf am l'erechodnsja im
Amur - Becken — in der Nachbarschaft fand sich eia
zweiter Debet einem Renthiergeweih — , Bogoljubski
einen solchen aus dem TscbuktschaHuss im Gouv. Jentsseük.
Ar maschewski berichtet über die Kunde von Mammuts.
Rhiuoceroa, Pferd, Hippopotamua (? Ref.), Oviboi
aus dem Löss von Kiew und von einem Maroxnuth-
akelet bei Nishnije Muly, Gouv. Perm, sowie von einem
weiteren hei Grosuenskaja. Nossilow erwähnt, dass ihm
ein Samojede von einem ganzen Mammuth am Puninvlc
erzählt hätte.
Sinzow berichtet von Kunden von Zähnen des Dine-
therium giganteum in Beasarabien, in Cherson, Charkow
und im (Meaaaer Bezirk.
Im Kreis Kowno fand sich ein Renthiergeweih tn
ungewöhnlicher Grösse.
Slösarski giebt eine populäre Notiz über aasgestortear
Riesenhirsche. Ferner beschreibt er drei Schädel des
Boa pritnigeuiut, von denen jener aus Grabow der
grösste ist und aus einem Torflager stammt-. Voa
Wloctawsk im Weichsclthal liegen Schädcllbeile vo*
Bison priacus vor.
Pollen, Q. C. H. Exploration of Py Newydd Cures,
Tremeirchion, North Walen. The Qoarterly Journal
of the Geologieal Society of London 1898. p. 119
— 134. 7 pl.
Die Untersuchung der Cae Gwyn-, Ffynnon Beuno-, Fy
Newydd- Höhle im Clwyd-Tbale bietet nur für britische
Verhältnisse grosseres Interesse. Der Verf. giebt sebr
viele Profile, die jedoch nur Gerolle, Sande, plastisches
Thon, Lehme ln verschiedener Folge aufweisen. Das
Material der Fy Newydd und der tieferen Schichten der
beiden anderen Höhlen stammt aus nächster Nähe, ua*i
ist älter als der glaciale Gcschirbelehiu. Vor der Ver-
gletscherung lebte hier noch Rhinoceros. Hicks hatte
in der Ffynnon - Beuno - Höhle folgende Schichten unter-
schieden: Oberflächen! ehm mit Knochen von Schaf,
Breccie, rothen Höhleulehm, fetten gelben Lehm, GeröiU.
Pollen, O. C. H. Further Exploration of th« Fy
Newydd Cuve, Tremeirchion, North Wales. The
Geologieal Magazin« 1898. p. 569.
Die Höhle enthielt von organischen Resten nur ein«
Pferdezahn in der tiefsten Schicht. Darüber Stalag-
miten und über diesen eingeschwemmt« Geröll*.
Portis, A, Di aleun« avanzi elefantini fowüi
acoperti presso Torino. Bolletino della aocieUl g*'lo-
gica ilaliana. Roma 1898. p. 94 — 120.
Von Carignano stammt ein Stoaszahn de* Elfpha»
autiquns — nicht des prinaigenius, wie Gaataldl
meinte, — aus dem Po bei Turin ein prim igeniai, d«
aber Anklänge an antiquua hat. Daa Diluvium GsataMi’«
ist trotz dea Vorkommens von Mammuth doch bereits
Ptiocäo,
Riatori , G. Keati d'Orao nel quaternario dl Pool*
alla Nave d'intorni d’Arezzo. Atti Soc. Toec. Seien«
Nut. Fiaa Mem. Vol. 16. 1898. p. 229-289.
Ein Unterkiefer von Ursus «pelaeus.
Rutot, A. Le r^aean fltivia! de la Helgiqu* *°*
tempa quaternairea. Le monvement göographiqu«
1896/97. Le* modificationa du §ol du Flaadre« *
puisa qae l'homme a pu y dtablir sa deuienr*.
Gand 1897, 27 p. Lea condition* d’exiatenoe de
l'homme ot lea tracea de aa prdeenoe aux travers
dea tempa quaternairea et de* tempa moderne* «i
Belgique. Bull, de la soeiäte d' Anthropologie d«
Bruxellea. T. XVI. 1897/98. Le* original duquater-
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127
Zoologie.
nahe de la Belgiqne. Bull, de la 8o<*. beige de
Geologie. T. XI. 1897. Memoire«. Ref. von Pb.
Glnngaud in L' Anthropologie 1898. p. 58 — 04.
Au» Ende der Tertiirzeit war Belgien noch vom Meer
bedeckt, die MaaB, die zuerst die Ardennen begrenzte, be-
gann ebeu ihr heutige« Bett au»zuwn* hen. Die Schelde,
die «ich weit über Belgien ausdehnte , zog sich zurück.
Am Anfang de« Quartär» — Moseen — drang da* Meer
wieder vor bis Mästricht und Antwerpen, die Schelde hin-
gegen drang nach Westen vor. Da« Meer bildet im Maas*
delta HuviolagunKre Ablagerungen — Mergel und Torf.
Hier lebten nach der Trockenlegung de« Boden« Bi*on
und Hirach. Auch der Mensch »oll nach Rutot hier
bereit» erschienen sein — Mrsvinie». — Es finden sich
zwar Silex an der Ha*i« der folgenden Stufe, Campanien,
jedoch ist es nicht statthaft, sie mit denen de» Chelleen
zu identiticiran — nach Ansicht de* Ref. — .
lu Campanien wurde durch Hebung des Boden» da»
Meer verdrängt, reissende Flüsse brachten GerHlle au* den
Ardennen bis an die englische Küste. England war damals
mit dem Festland« verbunden. Die Schelde reichte bi«
(•ent. Di« Geröll - Ablagerungen haben eine Mächtigkeit
bis zu SO in. Sic enthalten Maromuth und Rhinoceros
tichorhinus, wo sie niedriger liegen als die Ablage-
rungen mit Mesvinien - Silex. Letztere sind nach Rutot
nicht gleichaltrig mit denen von Acheul und Moustiers,
»onderu älter; denn dies« gehören bereit * der Mamrouthzeit
an. Die Maas hat am Ende des Campanien bereits ihr
jetziges Bett ausgewaschen . Der Meuach bewohnte die
Höhlen, In dieser Zeit lebten Höhlenbär, Hyäne,
Moschusochsc, Riesenhirsch. Das Klima war kalt,
entsprechend der damaligen ersten Vergletscherung Europas.
Auf die Stämme des Acheuleen folgten während des
Campanien die Höhlenbewohner, welche Silex aus der
Champagne benutzten in Form von Schabern, während die
enteren Cbellfen * Beile und Moustiers - Spitzen bes&sscn.
Jene Schalter entsprechen etwa den SoIutr4-Silex.
Im darauf folgenden Hesbayeu — entsprechend dein
Schmelzen der Gletscher— erfolgte ein Ansteigen de» Meeres-
spiegels und ein Sinken des Boden* von Belgien. Die
Hochplateau» am linken Mna*ufcr ragten nicht viel mehr
über das Meer heraus, als der Boden von Brabant. Die
Schmelz wa**rr der Gletscher bildeten ein Becken, das bis
in das Gebiet der Nordsee reichte. Die Ablagerungen be-
stehen in Lehmen mit Succinea oblonga und Pupa
muscorum. Mit dem Track enerwenien des Klimas
erschien das alte Flussuetz de» Campanien begrenzt von
geschichtetem Lehm. Der Lehm wurde zuletzt durch
Winde fort geführt und als Löss abgelagert. Während des
Hesbnyen scheint Belgien weder vorn Menschen noch
von Landthieren bewohnt gewesen zu sein. Im Flandrien
brach da* Meer im nordwestlichen Belgien und in Holland
ein; die Sande au» jener Zeit erfüllten die Thäler, welche
wahrend der vorigen Perioden entstanden waren. Sie
schliessen noch jetzt lebende Concbylien-Arten ein.
Bei der wiederbeginnrndrn Hebung de« Landes wurde
durch die Flü»»e ein wohlge»chichteter Lehm — Egeron
— mit Landschneckrn abgesetzt. Aus dieser Zeit stammt
das heutige F!ua*netz Belgiens und der heutige englische
Canal. Spuren des Menschen aus dieser Periode kannte
man nur aus Höhlen und zwar ist es der Mensch
des MagdaUnien. Kentbierreste und Gerätbe nu» Ren-
t hier ge«- eilten und Knochen sind in solchen Ablage-
rungen häutig, während das Msmmutb allmählich ver-
schwindet.
Die darauf folgende moderne Zeit beginnt mit der neo*
lithlachen Periode. Das Klima wird dem jetzigen immer
ähnlicher. Reine Ablagerungen au» der neolithischen Zeit
»ind aus Belgien nicht bekannt, jedoch giebt es sicher
keinen Hiatus zwischen dieser Periode und der paläoli-
thischen. Das Meer zieht steh immer weiter zurück,
während Ihm die F!üs»e durch die Ebene folgen und
hier bei ihren vielfachen Windungen zur Torfhildung An-
lass gehen, welche dann, den Funden nach zu schliessen, bis
in die römische Zeit fortdauerte. Da »eit der Zeit Julius
Cäsar's der Torf noch um 30cm bis zum vierten Jahr-
hundert gewachsen ist, im Ganzen aber eine Mächtigkeit
von 7 in hat und die neolithi*chen Gerätbe grösst entheils
in den mittleren Schichten liegen , so ergiebt sich für
letztere ein Alter von 3500 — 4000 Jahren, für die Torf-
bilduDg selbst eine Dauer von 7000 Jahren.
Nsch der römischen Zeit zwischen dem vierten und
nrunteu Jahrhundert gewann da* Meer wieder eine grössere
Ausdehnung, um aber bis zum Jahre 1000, wo es sich
wieder neuerdings ausbreitete , wieder zurückzuweichen.
Während der Ruhepause bildete »ich in altgeschlossenen
Buchten der untere Polder = Letten. Eine abermalige
Ruheperiode trat während des 12. Ws Endr de*
18. Jahrhundert* ein und von hier ab bleibt der Boden
Relgieu» und Hollands stationär. In Aestuarien entstand
der obere Polder = Letten.
Bcb&rdt, IL Revue g^ologique sulsse pour Tanne«
1898. Ref. von M. Boule in L'Antbro|>ologia 1898,
p. 879 — 680.
Für uns bietet von dm besprochenen Arbeiten nur die
von Mühlberg über die Gegend von Aarau grösseres
Interesse. Er fand Spuren mehrerer Vergletscherungen
und einen äolischen Losa zwischen der Hoch- uud Nieder-
terra*»*. Antor nimmt jetzt fünf Eiszeiten an. Tier
Decken - Schotter ist der Rest der ersten Vergletscherung,
die schon in der Zeit von Elephas ineridionnl i» er-
folgte. Mammath und Ren finden sich in den Schottern
der Uochterrasse.
ScharfF, R. P. Borne Romain» of ihe Wild Ilorse
in Irelarui. Nature. London 1898. Vol. 57. p. 228
— 229.
Bei Nun* , Kildar« Co. , fanden sich Schadeifragmente
eines Pferdes, das nur die Grösse des Esels hatte.
Bohröder , Henry* Revision der Mosbacher Bäuge-
thierfnuna. Jahrbücher des nanaauisclien Vereins
für Naturkunde. 51. Jahrg. 1898. p. 211 — 230.
Bei Mosbach enthält sowohl der Lü*s als auch der viel
ältere Sand sehr viele Säuget hierreste. Nur au» dem Lös*
kennt man Murmclthier, Maulwurf, Mammuth-
»owie bearbeitete Knochen. Die Reste aus saudigen Ein-
lagerungen im Löss sind von denen aus den echten Sauden
nur schwer zu unterscheiden. Die Fauna der letzteren
besteht nu* Eqnus caball u**, sehr gro*« und häutig,
Rhinoceros et ruscus*, kleiner aber häutiger als die
folgende Art, Rh. Mcrekii*, Su* acrofa*, Hippo-
potamus atnphibiu* var. major*, Cervus capreo-
lus* elaphus*. — Die zahlreichen Reste »ind zum
Theil auch dem Maral-Hirsch zuzuschreiben — , C. lati*
fron** häutig, und verschieden von Eurvceros, Capra
aegagru* (Ilorn), Bison priscus* häufig, ebenso Eie-
phas antiqu us*, E. trogontherii* und prim igenius •,
Wide »ehr selten, Lepus, Crlcetus fr um en tarius,
Mus, Arvicola, Castor fiber*, Trogontherium
(’uvlerl* selten, llrsus spelaeus, Meies vulgaris,
Canis, Hyaena spelaea, Felis leo spelaeus. und
Lyn*. Di« mit * versehenen Arten kommen auch im
englischen Forestbed vor, das daher bereits ebenfalls zum
Plcistorän gerechnet werden mus», wenn e* auch einige
l'liocäne Arten enthält — Equus Stcnoni», Elepha»
meridionalis, Mach airodus und «u*ze*torbrnr Hirse he.
Die Mosbachcr Sande nehmen in geologischer Hinsicht
vielleicht eine Mittelstellung ein zwischen den Sü»*enborner
Schottern und den auf ihnen ruhenden Tuffen von Weimar,
indem die ersteren nur Rhinoceros etrusens, letztere
nur Merck) enthalten, während die Schotter von Mosbach,
rbenso wie die Sande von Mauer bei Heidelberg beide Arten
ein*cltlic«*ef». Es ist aber auch nicht unmöglich, das»
die Sande von Mosbach beide Horizonte repriUentiren.
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128
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Sern&nder, Rutger. Zur Kenntnis* der quartären
Säugt thiei-fmina Schweden*. Bolle! in Geologtake
Institut. Univcm Upnk YoL III. I8W. p, 327
— »42.
Verf. nennt *1* in Schweden fossil nacbge wiesen :
Boa }• r I ui igeuiu» Boj., der Schädel eine* sehr kleinen
Individuum» au» einem Torfmoore in Schonen; fr gehurt
der Kirfrrn periode an.
Bo« I on gi fron» 0 w , ein Skelet au* einem Torftnooie
auf Gotland, gehört der Eichen- oder jüngeren Steinzeit an.
Sua acrofa Linn im untersten ('ladium-Torf auf Got-
land.
Crrru» alccs I. aus der Utorina-Zeit auf Gotland.
Er hat aber auch schon während der Eichenzell <U»*lbtt
geleit.
Cervua capreolus au* der Eicheuzeit.
Castor Fiber aus der Eicheoceit in Upland.
Woodward, Henry. Kote on the Antlers af a Red
Deer (Cervua elaphna Linn.) from Alport, Youl-
urenvi* bmt Bake well, Derby «hi re, now in ü»*
British Museum, Cromwell Roud, London. The Geo-
loglcal Magazine 1898. p. 49 — 51, 1 pl.
Dies«* Kdelbirscfageweih zeichnet sich durch wtae
Grösse und Stärke aus und erinnert an da» Geireib von
Wapiti (Ccrrua canadenaia). K* »lammt aus eineta
ziemlich jungen Kalktuft.
C. Säugothiere aus dem Tertiftr und der mesozoischen Zoit.
Ameghino, Florontino. Bur 1! Arh indem ur, genre
du terfJauv d« Parana, rijriuBtut un type nouveau
de in elnove de* M nimm fürea. Comptea rendua de«
M-aiicesderAcntlcmic de« Science* Paris, Tome CXXYII,
p. »95 -396. 1898.
Der Schädel von A rh i n o 1 e tu u r n. g. aus dem Tertiär von
l'arana hat, wir der Schädel der Lemuren, grosse Augrn-
höhlcn und weit abstehende Jochbogen. Kr ist ausserdem
auch sehr niedrig, ziemlich flach und von oben gesehen
fast kreisrund im Umriss. IHo Nase steigt ein wenig au,
ebenso der Scheite], der mit einem kräftige u Kamme ver-
sehen Ixt. Die Stirn weist jedoch eine viereckige Vertiefung
auf. Die Zwlsrhcnkiefer sind durch einen Spalt von einander
getrennt und von den nach vom stark zugespilzten Nasen-
beinen durch eine <1 förmige Kinne, deren Basis mit
Knochensubstanz ausgefüllt i*t; die vorderen Nasenlöcher
sind also geschlossen (V Bef.). Die grossen Orbita werden
nach unten durch eine Knochen platte abgeschlossen , der
Post orbital forUatz »tinsl an den Jochisogen. Die gerundeten
Scheitelbeine lassen au! eiu grosse* Gehirn achliessen. ln
der vorderen Partie des Unterkiefer» uud an den Wangen
— zwischen Oberkiefer, J »chbogen und PranrbitalforUut« —
i»t je eine Grule vorhanden , die nur hei Reptilien und
Vögeln, al«r ui-ht bei 8lugethiercn vorkommt —
jedenfalls nicht» Andere*, als du** eben da» PräorLital-
toraiucn resp. Mentalfonuneu eine Rinne bildet (Ref.) — Von
den drei kleinen obcicn I ist 1, noch der grösste. Unten
exifttiren bloss 2 1 und dahinter noch ein rudimentärer
Zahn. Wegen der angeblichen Anklänge an Reptilien
und Vögel hält »ich Verf. berechtigt, hierfür nicht bloss
ein neue* Geuux, sondern sogar eine besondere Ordnung zu
errichten — die der Arhinolemuridcn. Wir haben es
jedoch offenbar nur mit einem degenerirteu Lern uren oder
Taraiiden zu tbun, der wahrscheinlich von Anaptomor-
pbus abstammt (Ref.).
Ameghino, Florentiner. Löge des coucbe* foaailnörea
de Pntftponie, nouvelle* decou verte» dea uiHinmiferes
fossile«, lievue «cientlfiqne, Pnri* 1898, II, p. 72 — 74.
Verf. wendet sich gegen die Angaben Hatche r’s, wel-
cher im Gegensätze zu ihm den Schichten in Patagonien,
insbesondere dem Santacruzcn», ein viel geringeres Alter
»schreibt. Da* Santncruzcno liegt nicht auf den pata*
goniacheu marinen Schichten, sondern wechscllagert mit
denselben. Letztere hatan aber nach Am eg hin o eoeänes
Alter, mithin auch da* Santncruzeno. — Die We« hxellagcrung
»chcint allerdings vorhanden zu »rin, allein auch die
marinen Schichten sind sehr jung; der Umstand, da*» mir
fünf lebende Arten darin Vorkommen , kann hieran nicht
das Geringate andern, denn auch in Europa stellt skh jetzt
uach den genaueren Untersuchungen des Wiener Mioc-än
, und de» italienischen Pliorän ein ähnliches Verhältnis» her-
aus (Ref.). — Auch die Fauua der Py rot her i u m • Schichten
ist nach Hatcher »ehr jung; er scheint jedoch diese
Schichten nicht gefunden zu haben. Was er dafür hält,
«oll anscheinend Santacruzcno »ein. Die morphologischen
Veränderungen gewähren keine Anhaltspunkte für da» geo-
logische Alter. Die Chronologie der übrigen Autoren ist
demnach absolut falsch, nur Auiegbiao’« Vorstellungen,
di« alle* auf den Kopf stellen, sind die richtigen. — MH
diesem Autor kann man schliesslich überhaupt nicht nwfcr
discutiren (Ref.).
Zwischen den Py rot her i um -Schichten und demSastz-
cruzeno hat sich jetzt eine neue Faunn gefunden. Pyro-
theriiden. laotemnidcn, Palaeopeltidae fehlen kirr
gänzlich, die Notostylopaiden sind schon »«Heit, dajfcgrfl
werden die Notohippidcn häutiger, auch treten Gat-
tungen de» Santacruzeno auf. Auch in den Dinosaurier-
Schichten unter den Pyrotherium-Schichtcn sind jetzt
Saugethirre zum Vorschein gekommen — ein Mierokl»*
theriide mit d i de lphy »ähnlichem Gebiss — Proteo-
didelphys praecuraor n. g. n. ap. mit kleinem C, ha-
ger Symphyse, mit auf der Innenseite complicirten P and
uusgehreiteten Incisiven — ähnlich Pa urodon. Archaeo-
lophus iuclpien» n. g. n. sp von Schaf grosse mit IUmI-
wulst auf der Aussensrite der 1. Es scheint, als ob tick
Beziehungen zwischen «kn Hufthieren und den carnivom
Marsupialiern herausstellen werden. — Sicher aid»t
Re!. — . Auch bexahnte Eden taten und G ravlgradta
hat es zu dieser Zeit schon gegeben. Es handelt »ich jedra*
falls nur um neue Künsteleien, wie »ie Autor liebt (lief.
Böhm, Qeorg. Uober da* fossile Trittpaar im Tertiär
des badischen Oberlandlw. Zeitschrift der deutschen
geologischen Gesellschaft 1898, 8. 204 — 206. 2 Kg-
Die Fus**puren im Oügocäu des bad wehen OberUnHr«
wurden zuerst einem Vogel zugeschrieben. Es r*t jedoch
wahrscheinlicher, das* sie von einem dreizehigen Hnf*
‘ thlere, vielleicht von einem Lophiodon oder Pake«*
therium herrübmi.
Brnnco, Wilhelm. Die menschenähnlich«!! Zähne
dem Boimerz der Schwäbischen Alb. Jahrmkeftt •!<*
Vereins für vaterländische Naturkunde in Württem-
berg 1898, 144 8. 3 Taf.
Aua «lea Bohnerzen der Schwill« sehen Alb kennt man
schon seit ziemlich langer Zeit eine Anzahl »solirter Zähor,
«tic man bald dem Me n sehen, bald einem fossilen Ant hrope*
morphen «^geschrieben hat. An ihrer Fosrilitit W
nun nicht im Mindest* n zu zweifeln, ebenae wenig dar»»,
dass sie aus Miocän-AUagcrungcu »lammen. JeJenCdl*
haben sie mit den Menschen zähnen grünere Aehalicbh«*
ul» alle anderen fossilen Affenzähne. Es ist zwar nkh*
ganz sicher , aber auch nicht unmögli« h , das« »ie dr»
Dryopitheeua angehört haben. Anfang* hielt ro»n de,
wie diu ja auch sehr nahe liegt, für wirkliche Menschen*
zähne. Der Beschreibung dieser Zähne schickt Verf. «***■
Ueberbliek über die hi* jetzt bekannten fossilen Mensche*-
affen voraus, wobei er sich jedoch vorwiegend auf &•*
boi* — siehe diesen Utcraturbericht fiir 1897 — rtüifl-
F.» sind die» Pa laeopit hecu » aivalenai* und Pithe-
canthropus erectu» in Asien und Pliopithec«* »®*
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129
Zoologie.
tiqous, Pliobylobnte* eppelsheimensis and Dryo- Zweifel darüber bestehen, du« wir e* wirklich mit den
pithecus Fontsni io Europa. Wahrend Dubais wegen Zahnen von Anthropomerpbeu und nicht mit Men*
der relativen Kürze de* Eppeisheimer Femur »ich gewothigt sehen zähnen iu thuu haben. Ohne die Sch mel Geisten
glaubt«, hierfür eine besondere Specie» und sogar eine wären eie, abgesehen von ihrer Gröese, denen de* Gibbon
eigene Gattung errichten iu müssen, lässt Verl', mit am ähnlichsten, und auch deshalb ähnlicher als jenen des
Recht auch die Möglichkeit zu, dass diesen Stück trotzdem Menschen, weil sie etwas länger sind, ln der Grösse
zu Dry epithecus gehört«, denn euch der Oberarm knoebe«, allerdings und hinsichtlich der Anwesenheit der Scbmelz-
deo man mit sehr viel Wahrscheinlichkeit zu Dryo- leisten schlossen sie sich aber wieder enger an di« Zähne
pithecus rechnet, ist wesentlich kürzer, als er nach den des Menschen an. Jedenfalls sind es die menschen*
Verhältnissen von Gibbon sein müsste. Es ist daher ähnlichsten A nth ropomor phenxähne , die wir bis jetzt
recht gut denkbar, dass Dryopithecus im Skeletban kennen. Sollten sie sich jedoch als Menschenzähneer*
dem Menschen noch ähnlicher war als dem Gibbon. weisen, so wären cs die affen ähnlichsten Menschen*
Eine Betrachtung dieser Zähn« ergiebt grosse Ärmlichkeit zähne, die es picht. Zugleich hätten wir dann die ältesten
mit Zähnen des Menschen. Beste des Menschen vor ans, denn sie stammen Zweifel*
Was zunächst die menschlichen Zähne betrifft, so los aus der Tertiärzeit,
haben die oberen in der Begel vier Höcker , von denen Zwei Zähne zeigen einige Abweichung von den übrigen,
jedoch einer, der hintere Innenbücker, wenigstens an den Ihre Bestimmung bietet allerlei Schwierigkeiten. Vielleicht
beiden letzten M sehr stark redudrt sein kann, und zwar handelt es sich um Milchzähne , vielleicht aber sogar um
am häutigsten bei den Culturvölkern. — On Lemur ine in* einen Zahn einer anderen Gattung. Der zweite dürfte
v«rsion in humun dentitioa (Cepe). — Es kann aber auch aber eher ein Ma sein. — Ist es auch. Ref.
statt der Rcdurtion Compücatioa durch Auftreten eines Was die Vergleichung der Bohnerzxähne mit denen des
fünften Höckers erfolgen. Die oberen M der Menschen* Dryopithecus Foutani betrifft, so kann eine solche
affen haben so gut wie immer vier Höcker. Die Zahl nur mit den unteren M vorgeeommen werden, da man
der Wurzeln ist sowohl beim Menschen als auch bei den von letzterem nur die untere Bezahnung kennt. Die
Affen stets drei. Noch variabler als im Oberkiefer des unteren M sind auch bei Dryopithecus länger als breit
Menschen ist di« Zahl der Höcker im Unterkiefer; sie und ebenfalls mit Schmelzleistcn versehen. Der hinterste
wechselt zwischen 7 und 2, normal lat sie beim Menschen Aussenhücker ist stärker entwickelt als beim Menschen
und bei den Anthropoiden &. Der letzte Zahn, Ma, Ui und auch nicht so stark nach rückwärta verschoben wie bei
bei den CulUirrwaeen des Menschen der kleinste, bei den diesem. Es erscheint demnach wohl zulässig, diese Zähne
Menschenaffen aber meistens der grösste. Der C ist dem Dry op ithecus zuzuschreiben, wenn auch der letztere
bei <l*o Anthropoiden stets viel stärker entwickelt als an seinem unteren M ein Basal band besitzt, das an den
beim Menschen. Die Zähne dieses letzteren stehen gewisser* Zähnen aus den Bohnerzco nicht vorhanden ist.
Insassen in der Mitte zwischen denen von Gorilla und Was die Abstammung des Menschen betrifft, so zögert
Gibbon einerseits und jenen von Schimpanse Und Orang Verfasser keinen Augenblick, dessen Vorfahren in einem
andererseits — indem die Höcker etwas niedriger sind als Anlhropomorphen su suchen. Die Unterschiede im
bei enteren, nnd die Runzeln nicht so stark wie bei Bau des menschlichen Körpers gegenüber den Anthropo-
letzteren. Die Zähne des Menschen sind im Verhältnis* morphen sind nkht bedeutender als die Unterschiede
etwas kürzer als die der Anthropoiden. Die mensch* zwischen letzteren und den niedriger stehenden Affen.
Heben MiUhzahn« unterscheiden sich von jenen der Sie besteben eigentlich nur in einer abweichenden Form
Anthropoiden viel weniger, sls die Zähne des detini- des Cuneiforme 1, in Folge dessen di* grosse Zehe sich
tiren Gebisses. nicht an die übrigen an legi, wie das beim Menschen
Die untersuchten Zähne aus den Bohnerten sind nun der Fall ist. Das Centrale Carpi kommt auch beim Men*
folgende: swei oben M von Meldungen, sieben untere M, sehen sehr häufig vor, der bei den Anthropomorpheii
theils von Meiehingea, tbeils von Salmendingen und ein paar fehlende dritte Femurtrochanter fehlt auch oft beim Men*
anderen Orten, und ausserdem ein unterer Mikbxabn D « (?). sehen, ln der Jugend, insbesondere beim Embryo, ist die
ln der Grösse stimmen diese Zähne sehr gut mit Aehniichkelt zwischen Mensch und A nthropo morphen
menschlichen Zähnen überein, doch dürfte der An thro- ausserordentlich gross, sie wird ent mit zunehmendem
pomorphe, dem sie angebört haben , etwas kleiner ge* Wachsthum geringer, indem alsdann beim Menschen die
wesen sein als ein Mensch von Durchechnittsgrösse. Entwickelung des Gehiraschädels di« Entwickelung des
Sie sind schmäler nnd relativ länger als die des Men* Gesichtsschädels übertrifft, während bei den Affen das
sehen und der lebenden Anlhropomorphen, mit Aus* Umgekehrte der Fall ist.
nahm* von jenen des Gibbon, und an der Oberfläche mit Die höhere Entwickelung des Menschen wurde da*
Schmelzleisten bedeckt, die für den Orang und Schien* durch eingeleitet, das« ein Anthropomorphe der Tertiär-
. pans« charakteristisch sind und öfters auch beim Men* zeit aufrechten Gang annahm, wodurch die Arme auf*
sehen auftreten, aber hier nie so stark nnd so zahlreich hörten, als Bewegungsorgane zu dienen und daher für
werden f wahrend sie hinwiederum bei den genannten höhere Functionen frei wurden. Die Arme dieser alten
Affen viel zahlreicher sind als au den Zähnen aus den Stammform mussten aber auch kürzer »ein als die der
Rohnerzen. Vorne und hinten besitzen sie eine Querfurche. jetzigen Authropomorpben — in der Thal ist auch
Beim Menachen kommt eine solche, wenn überhaupt, da* Verhältnis# der Längenmaa**« zwischen Vorder* und
nur an einem Ende vor. Die Furchen an den Höckern Hlnterestremität des Menschen ein viel primitiveres als
reichen tiefer hinab als bei den Zähnen des Menschen. hei den jetzigen Authropomorpben. Nach Cope war
Diese Furchen enden an den oberen M in einem Grübchen. der Fuss bereits bet der Stammform des Menschen sls
Der hintere Innenbücker ist hier ebenso gross wie die Gehfusa entwickelt.
drei anderen Höcker, beim Menschen kleiner. Der dritte Dryopithecus galt lange Zeit als menschenähnlichster
AnssenbÖcker ist nicht nach einwärts verschoben wie aller Anthroporoorphen. weshalb Gaodry auch kein
beim Menschen. Di« Gipfel der Höcker sind mehr an Bedanken trug, die angebliche Bearbeitung der Feuersteine
die Kanten des Zahnes gerückt, als bei diesem der Fall aus dem Miocän von Thenay dem Menschen zuzu schreiben,
ist. Der P D gehört unbedingt einem Anthropomorphen Später freilich kainüaudry auf Grund des zweiten Fundes
an. Während beim Menschen der letzte M vou den von Dryopithecus*Kiefern zu dem Schlüsse, dass Dryo*
.übrigen verschieden ist, hat er hier fast die gleiche Zu- pithecus vom Menschen mehr verschieden sei sls jeder
saramensetzung und Gestalt wie die übrigen. Die er* auder« Anthropomorphe und verfiel damit in da» andere
wähnten Unterschiede zusammengenommen lassen keinen Eurem. Dryopithecus ist nach Schlosser Ahne von
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII. (Vers. d. anthrop. Ut) jy
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130
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Schimpanse und Orang, nicht aber der des Menachen,
denn die Schmelzleisteu «einer Backenzähne sind noch
nicht so zahlreich wie bei jenen, aber doch zahlreicher
als beim Menschen. Jedenfalls hat er aber die men-
schenähnlichsten Zähne und man könnte ihn daher auch
für den m en sehen ähnlichsten Anth ropomorphen
halten. Nach Gaudry aber i«t er gerade der raensclien-
unähnlichste, denn er hat die längste Zahnreihe und folg-
lich auch die längste Schnauze, ferner ist auch der Kaum
für die Zunge am schmälsten und kürzesten und daher
auch die Befähigung zum Sprechen am geringsten. Da« Kinn
ist viel weniger steil, als Lar t et glaubte, ferner erscheint
Ma schon bald nach Verlust des I>4 und endlich ist der
Canin doppelt so lang als die übrigen Zähne. Verf. bringt
gegen diese Gründe verschiedene recht triftige Grgcngründ«
vor, doch wird gerade das Wichtigste, was man Gaudry
nicht bloss Vorwerfen kann, sondern auch vorwerfen muss,
dass er nämlich sich nicht darüber klar ist , dass eine
mioeäne Form nothwendigerweise primitiv sein wird, nur
zu leise angedeutet (Ref.j.
Was die Prognathie betrifft, so lässt sich thierische und
menschliche Prognathie ohnehin kaum direct vergleichen.
Auch beim Menschen kommt die parallele Stellung der
Zahureiheu vor, die Form des Kinnes beweist auch nicht
allzuviel, denn unter den Cebiden ist die Bildung des-
selben viel menschenähnlicher als bei den An th ropo-
morphen. Die Beschaffenheit des Canin und der Zeit-
punkt des Auftretens des Ms waren möglicherweise auch
beim Menschen der Tertiärzeit die nämlichen wie bei
Dryopithecus.
Pithecanthropus ist nach Ansicht des Verfassers ein
fossiler Anthropoide, der aber Merkmale des Menschen
besitzt, namentlich in Bezug auf die Gestalt seines Femur»,
während der Schädel sich mehr an jenen von Hylobates
anschlicsst, der Zahn aber wieder einen ganz eigenartigen
Typus aufweut, und wegen seiner Rauhigkeiten mehr an
Drang und Schimpanse erinnert. Uebrigens zeigt nach
Eimer auch das Schädeldach mehr Anklänge an Schim-
panse als an Gibbon. Der Mensch hat sich wohl schon
vor der Ezistenz des Pithecan thropus von den Anthro-
poiden abgezweigt. Da ein jeder Anthropoid« in
gewisser Beziehung dem Menschen ähnlicher ist als di«
übrigen Anthropoiden, so kann es auch nicht über-
raschen, dass es einen Anthropoiden gegeben hat, der
in der Grosse des Gehirns dem Menschen viel näher
kommt als di« übrigen. Es ist daher nicht recht wahrschein-
lich, dass Pithecan thropus das Bindeglied zwischen
Mensch und Aff« darstellt. Sowohl Pithecan th ropus
als auch Dryopithecus übertreffen in Bezog auf Men-
»chenahnlichkeit all« übrigen Anlhropoiuorphen.
Letzterer hat die menschenähnlichsten Zähne , ersterer hat
den menschenähnlichsten Schädel und das menschenähn-
lichste Femur. Es ist daher nicht undenkbar, duas im
Tertiär An th ropomorphen gelebt haben, welche dem
Menschen näher standen als die jetzigen, so dass letztere
erst nach unJ nach sich vom Menschen weiter entfernt
hätten. Jedoch müssen wir berücksichtigen , dass auch
der Mensch sich verändert hat. Alle fossilen An th ropo-
morphen haben mehr oder weniger rüge Beziehungen
zum Gibbon, und dieser erscheint in jeder Beziehung
— • abgesehen von der I dinge der Anne — als der genrrali-
sirteste aller Anthropoiden. Ihm schliesseu sich nun
auch die fossilen Gattungen Pliopithecus und Dryo-
pithecus im Zshnbau sehr innig an, während die jetzt
leitenden Anthropoiden in dieser Beziehung zweifellos
specialisirt erscheinen. Auf die primitiven Gruppen der
alten Gibbon geht nun vermnthlicb auch der Mensch
zurück , wenigstens haben beide zum Mindesten den näm-
lichen Ursprung. Möglicherweise gebürt auch Plthecan-
thropus dieser Grupp« au.
Wenn man Pithecanthropus als Vorfahren de* Men-
schen betrachtet, so muss man auch annehmen, dass die
ersten Menschen ungefähr dl« gleiche KSrpergrösse batte*
wie die jetzt lebenden. K* hat jedoch nach Kollmaan
den Anschein, als ob die ältesten Menschen Pygmäen
gewesen wären, wie solche noch jetzt in Afrika, Central
asien und anderen Theileu der Erde leben. Ka wäre daher
nach vorn u»zu setzen , dass der Mensch sich aus einein
kleineren A nthropoi den entwickelt hätte. Hierüber lässt
•ich nun zur Zeit nicht das Mindeste nach weisen , wohl
aber hat die Annahme von der Ezistenz des tertiäres
Menschen sehr gross« Wahrscheinlichkeit für sich, denn
ohne sie lässt sich die Verbreitung des quartären Menschen
über die ganze Erde nur schwer erklären. Es ist daher such
nicht ausgeschlossen, dass Dryopithecus der Zeitgenosse
des Menschen in statu nascendi war. Immerhin fehlen na*
Thitzachen , welch« die Frage lösen könnten. Das Eise
ist jedoch sicher, dass die jetzigen Anthropoiden nur
entfernte Verwandte des Menschen sind. Seine Vorfahren
müssen ln einer längst ausgestorbenen Gattung der A n t h ro-
pomorphen gesucht werden, welche dem Menschen iiu
Körperbau — namentlich in der Kürze der Arme und ia
Hinsicht auf den aufrechten Gang — , sowie in der Schädel-
grosse ähnlicher war als die heut« lebenden.
Was die Abstammung der Anthropomorphen und der
übrigen Affen betrifft, so stellen sich hierüber mehrere
Ansichten gegenüber. Die beiden Gruppen der Kats-
rhitien — incl. des Menschen — und die Platyrhinen
sind schon im Miocän getrennt. Di* letzteren sind wegen
ihrer höheren Zahnzahl die primitiveren. Beide gehen
nachlläckel auf Lemuren und diese auf Insectivoren
zurück. Nach Oskar Schmidt, Gaudry und Filkoi
bestehen dagegen Beziehungen zwischen den Affen oad
Lemuren einerseits und den „ Pacby dermen * , alsoHof-
thieren andererseits. — Wie Autor eine so haltlose Ansicht
überhaupt anfuhren mochte, ist dem Ret räthselhaft. —
Sach Schlosser besteht hingegen zwischen den A nthrope-
morphen und Cynopitheeinen überhaupt keine Ver-
wandtschaft. Die ersteren gehen vielmehr auf die *nd-
amerikanisrhen Platyrhinen zurück und habeo wenig-
stens mit ihnen die Stammform gemein , während die
Cynopitheeinen von gewissen Pseudölrmuriden des
nordamrrikanischrn Tertiärs abstammrn, denn die beulte
ersten Familien haben mit einander die alternirende Stel-
lung der Höcker gemein , die beiden letzteren aber die
opponirte Höckerstellung. Die Platyrhinen ihmsetf»
stammen von Lemuriden ab. Der Mensch entstand wohl
schon im Plincän , war aber noch spedffsch von Home
sapiens verschieden. Orang und .Schimpanse stammen
von Dryopithecus ab, dieser, Gorilla und Mensch,
gehen auf eine gemeinsame Stammform zurück und diese hat
mit der Gibbou- Reihe einen gemeinsamen Ursprung. Nxä
Dnbois endlich gehen Mensch und die Antbropo”
morphen von einem hypothetischen Prothy lobatei
aus. Der Mensch ist mit diesem durrh den Palaeo-
pithecufe der Siwalikhills und Pithecanthropus ver-
bunden. Dryopithecus wäre alsdann ein ganz bedeu-
tungsloser Sriteuzweig , der sich vom HaupUtamme schon
sehr bald nach der Abzweigung der Cercopithedde*
abgetrennt hat. Alle genannten Typen gehen dann auf
einen Archipithecus zurück, der zugleich auch der
Stammvater der Platyrhinen ist, was aber nicht tm
geringsten zu bewelteu ist (Ref.). Autor kommt dagegen
uuf Grund der Zahnzahl zu dem Resultate, dass man dm
Gruppen annehmen müsse, als erste altweltliche Affe»
und neuweltliche Affen, als zweite heutige Lemu-
riden und fossile Lemuridct» und als dritte Gropp*
die Pseudo lern uritien. — Verf. hat inzwischen *»ne
Ansicht geändert. Gleiche Zahnzahl beweist sehr wenig Ä
wirkliche Verwandtschaft, denn schon unter den neuweit'
liehen Affen giebt es Formen mit nur 32 Zähne* ( die
Lemuren aber weisen sehr verschiedene Zahlen auf (FeL)*
Nach Morris und auch nach Ref. ist der relativ kstt*
Arm des Menschen nicht erworben, sondern primitiv
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131
Zoologie.
nach Copc a ach der Gehfusa des Menschen. Der Greif-
t'uBB der Affen hüte eich dagegen au» dem Gehfua* ent-
wickelt. Der Gehfuss wäre abxolntrn Ton einer Condyl-
arthrrnntrcmität — Phenncodua- ähnlich. Die Affen
wurden also auf einen alten Typus der Hufthiere zurück-
gehen. — Wie Autor diea ernstnehxnen konnte , iat dem
Ref. unerfindlich , denn er hätte doch bedenken sollen,
dass sogar der lebende Tarsiu* an einigen Zehen noch
mit Krallen, anstatt mit Nägeln reraehen iat. — Jeden-
falls aber mtlsscn all« Primaten in letzter Linie von
Creodonten, den ursprünglichsten Pleiachfreaaern ,
abgeleitet werden.
Wenn nun auch der Abatand des Cultur- Menachen
vom Affen ein auaaerordentlich groiaer i»t, ao muss eben
doch in Betracht gezogen werden, dass derselbe seine Höhe
erst allmählich erreicht hat, ja es ist nicht ausgeschlossen,
dass er in seiner Entwickelung noch weiter fortsebreiten
und zum „Uebermenscben“ werden wird , freilich kann es
auch geschehen, dass er statt dessen seiner Degeneration
entgegeugeht.
Ref. muss bemerken, dass durch die von Harli ge-
machten neuen Funde von Dryopl thecus-Klefem die
Kenntnis« dieser Form wesentlich bereichert wird. Seine
beiden Exemplare unterscheiden sich ebenso von einander
wie das Lartet’sche Original vom G audry’schen. Wir
haben demnach zwei Kiefer, bei welchen der Querschnitt des
Zahnes in Folge der schwachen Entwickelung des dritten
Aussenhöcker» fast quadratisch ist und zwei weitere Exem-
plare, bei welchen dieser Höcker sehr kräftig ausgebildet
und der Zahn daher länger als breit iat. Die Zähne aua
den Bohnerzen zeigen aber einen besonderen Typus, inso-
fern dieser dritte Höcker zwar auch sehr gross , aber
zugleich auch sehr weit nach einwärts verschoben ist,
wodurch die Aehnlichkeit mit den Menschenzäh-
uen entsteht. Es erscheint nun jedenfalls höchst inter-
essant , dass gerade diese drei Variationen aueh beim
Orang statthnden, welcher nach den Untersuchungen von
Selen kn überhaupt sehr stark im Variiren, wenn nicht
sogar wirklich in Bildung verschiedener Arten begriffen
ist. Wenden wir dieses auf Dryoplthecus an, so müssen
wir auch Ihm grosse Variabilität zuschreiben , wobei es
gar nicht ausgeschlossen ist, dass er auch in phylogene-
tischer Beziehung eine wichtige Rolle spielt, wenigstens
für Orang und Schimpanse, wenn auch kaum für
Homo.
Dep&ret, Charles. Observation* sur les terrain*
neog^nes de la regiou de Barcelone. Bulletin de la
soctetd gdologique de France, 3 sdr. , totne XXVI,
1898, p. 853 — 858.
Auf dem marinen Plioeäu von Barcelona liegen Mergel
mit Maatodon arvernensis, darunter Schotter mit
Hipparion gracile, Mastodon longirostris, Micro-
meryx etc. — politische Stufe, unter dieser die sar-
umtische — zweit« Mediterran -Stufe . darunter das eben-
fall» marine Bourdigalien — erste Mediterran-Stufe. Bei
Llobregat trifft man jedoch unter dem Pliocän rothe
Schichten mit Conglomeraten — Aquitanien , aus welchen
Sciurus Feignouxi, Cricetodon antiquuui, Dremo-
therlum und A cerotheri um bekannt sind. Auch in
Algier ist diese Stufe in ähnlicher Weise entwickelt.
Depöret, Charles. 8ur le gisumeut des vertdbrdn
nquitaniens des mines d'asphalte de Pyrimont. Savoie.
Coiuptes reodua des adances de l’Acadömie des Sciences.
Paris, Tome CXXVII, 1898, p. 787 — 789.
Das aaphaltführende Urgonim wird von einem Con-
glomerat« und dieses von grünlichen Mergeln überlagert.
Das Conglomerat lieferte ein ganze* Skelet eines Rhino-
eeros mit zwei Hörnern an den Seiten der Nasenbeine,
wie bet Rh. pleuroceros von Gannat und dem nord-
amerikanischen Dicerat berium. Das Thier war grösser
als jene« von Gannat und besoss kurze, plumpe Fuxsknochen
wie Rhlnocerps brachypus. Die Mergel enthielten Pera-
therium Blainvillei, Tapirus helvetlcus, Acero-
therium minntum, sehr viele Caenotherium com-
mune, ferner Hyotherium Meisneri, Ancodus mit
brachyodusähnlichen Zähnen, Dremotherium Feig-
nouxi, Steneofiber viciacensis, Therldomys par-
vulus, Titanomys visenoviensia, Lutrictls Vale-
toni, Amphlcyon lemanensia, Palaeoeri nace us
Edwnrdsi, Palaeonycteris robustus, also eine Fauna
wie die von St. Gdrand le Puy, Mainz und Ulm.
Barle, Charles. KeUtionship of Mio Gliriacidae
to tbe Primates. The American Naturalist 1898,
p. 281, 262.
Obwohl es auch unter den Creodonten bereits sehr
spedalisirte Formen giebt , so Ist doch die Abgrenzung
dieser Ordnung gegen die Hufthiere sowohl wie gegen
die Insectivoren sehr schwierig. Chriaeus — Puerco-
bed — , den man bis jetzt zu den Creodonten gerechnet
hat, zeigt in Wirklichkeit wenig Ucbereinstiimnung mit
denselben , dagegen schliesst er sich ziemlich eng an die
Hyopsodontiden an und stellt demnach entweder bereits
selb«! einen Primaten dar oder er Ist zwar uoch Inaee-
tivor, aber doch schon unverkennbar mit den Primaten
verwandt, wie der Zahn bau zeigt. Diese Annahme Klimmt
auch ganz gut mit den Ergebnissen der Ontogenie des
lebenden Tarsius überein, wodurch es sehr wahr-
scheinlich wird, dass alle Lemuren auf Unguiculaten
zurückgehen.
Barle, Ch. Noteeon the Fossil Mammalia of Kurope.
VI fremarks on the Fossil Tapiroida of France.
The American Naturalist 1898, p. 115 — 116.
In Nordamerika sowohl als auch in Europa finden sieh fast
während der ganzen Tertiärzeit Tapir«, ln Nordamerika
ist die älteste Gattang Isectolophus im Bridgerbed,
doch scheint diese Gattung auch in Europa zu existiren
— in Argenton Gaudry’s Colodon minus—. Die
echten Colodon haben mit den Tapiren nichts zu
thun und sind überdies auf Nordamerika beschränkt, denn
die als Colodon gedeuteten Protapirus Douvillei und
Hyraehyus intermedius sind wirklich Protapirus
reap. Hyraehyus. Die Gattung Lophiodon umfasst
nach den neueren Untersuchungen nur mehr grosse Arten.
Die kleinen gehören theils zu Isectolophus, theils zu
Hyraehyus, theils tu Propalaeotheri um. Isecto-
lophus hat einen convexen zweiten Ausseohöcker auf den
oberen M und kann daher »ehr gut der Ausgangspunkt
für die Tapire und Lophiodon sein.
Barle, Charles. VII Note on the 8tructure of the
Skull in Dichodon. The American Naturalist 1898,
p. 117.
Dichodon hat sich jetzt auch in den Phosphoriten des
T Quercv gefunden , — langst vom Ref. nachgrwicsen , und
zwar ist daselbst auch der bisher noch nicht bekannte
Schädel zum Vorschein gekommen. Derselbe weicht von
dem der A noplo theriiden bedeutend ab — höheres aber
schmäleres Gesicht, Nasenlöcher mehr zurückstehend, ohne
Praorbiulgrube — hat aber viel Aehnlichkeit mit dem der
Karneole. Dichodon steht den echten Selenodonten
näher als den Anoplothcriiden — was ja richtig ist, in-
sofern die grosse Gruppe der Anoplothcriiden dringend
einer Reduction bedarf. Dichodon ist am nächsten ver-
wandt mit den ebenfalls ausgestortanen Xiphodon (Ref.).
Gaillard, Claude. Apparitiou des Ours de l’dpoque
miocene. Coiuptes rendus des sdanccs de l'Acad^mie
des Sciences, Paris 1898, Tome CXXVII, p. 1237
— 1239.
In La Grive St. Alban bei Lyon , bekannt wegen des
Vorkommens sehr vieler fossiler Carn i voren- Arten , hat
sich jetzt ein Oberkiefer und ein unterer Mt eines Bären
gefunden, dessen oberer Mf jedoch noch nicht so lang war
wic_bci den jetzigen Büren, während der obare P4 noch
17*
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A
182
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
relativ lang lat. Sein Innenhücker steht jedoch schon
neben dem Aussenxacken und nicht mehr vor demselben.
Am enteren M, ist der Talon schon ziemlich lang. Er
besteht aus zwei Höckern. Von den beiden Innenhöckern
ist der hintere sehr schwach entwickelt. Dass dieser
„Ursus primaevus“ nicht der Eheste der bekannten
Daren Ul, scheint Verf. nicht zu wissen, in Wirklichkeit
kennt man bereits einen Ursus bre vir hi nus susG »risch —
ebenso alt wie der von La Grive, und ferner ist es dem Autor
offenbar auch entgangen, dass bereits Deperet aus La
Grive einen Ursustabn abgrbildet hat, freilich als Lutra
dubia. Eine sehr überflüssig« Tabelle zeigt die Ver-
schiedenheit ln den Proportionen der P und M beiCaniden
und REren und verwandten Können.
Harle, Edouard. Une mäcboire de Dry opithique.
Bulletin de In soci£t6 g^ologique de France, Tome XXVI,
189», p. 377 — 883.
Bisher kannte man nar Kiefer von zwei Individuen dieses
menschenähnlichen Affen. Jetzt hat alch an der
nämlichen Localität (St. Uaudras, Haute Garoane) abermals
ein Unterkiefer gefunden, welcher hinsichtlich der Zähne
dem zweiten von Gkudry beschriebenen Kzemplare sehr
ähnlich ist, nicht minder auch in seiner Grösse. Er eul-
hält den Eckzabn, die beiden P und die drei Molaren. Der
M| ist nar wenig kleiner als Mg. Di« M haben dir
A ntb ropomorphen zähne ein ungemein kräftige» hossi-
baud , such die Wurzeln sind ungemein stark, ln beiden
Stacken kommt Dr jropithecus dem Gorilla am nächsten,
ohne jedoch mit ihm näher verwandt zu sein ; denn die Zahn*
bi 1*1 urig ist bei beiden durchaus verschieden. Bemerkens*
werth Ist der Umstand, das« man aus der Ahkauung der
unteren Zähne die Grenzen jedes einzelnen oberen M
ermitteln kann. Bei den lebenden A nthropom orphen
soll dies nicht der Fall sein, ln St. Gsudens kommen
ausser DryopithecusFontani noch vor; Di not her i um,
Chalicotherium grande, Rhinoceroa, Listriodon
splendena, Sus, Dicrecerus elegans, mithin eine
ganz ähnliche Fauna wie im San »an und Simorre. Trotz*
dem ist Verf. geneigt, sie für etwas jünger zu halten.
Kilian« W. Sar una müchoirc deLophiodon ddeou-
verte h St. Laurent du Font, Dere. Bulletin de la
gAologiqne de France 1898, p. 45.
Kur Kotii über einen Fund von Lophiodou in einer
alteocänen Ablagerung im D£p. IsAre.
Kinkelin , Friedrich. Kleine Notixen aus der geo-
logisch-paläontologiacbeo Sectio». Berichte der Sencaen-
bergischen naturforsebenden Gesellschaft, Frankfurt
a. M. 1898, 8. 195 — 197.
Schon vor einigen Jahren hatte sich bei Biebrich-Mosbach
ein Unterkieferlruchstück und ein Koeenstock gefunden, die
Verf. auf Amphitragulus Potneli bezogen hatte. Jetzt ist
cio besserer Unterkiefer daselbst zum Vorschein gekommen.
Die Zahl der P ist sicher nur drei, die ziemlich glatten M
haben keine Mittetrippe auf der Innenseite, das Palao-
lueryz -Wulst rhen ist schwach entwickelt — daher Amphi*
trugulu*. Auch der an der früheren Localität Vor-
kommen de Dremotherium Feiguouzi hatte ein Geweih.
Löcsy, Ludwig v. Beschreibung der fossilen Sauge«
thiere, Trilobiten- und Molluskenrest«.
Wissenschaftliche Ergebnisse der Heize des Grafen
B61a Bxecbenyi in Ostasien, III. Band, VI. Ab-
theilung. Budapest 1898. Shugelhiere. 8. 11—20,
1 Tafel, 8 Textflguren.
SäugethJerrcste finden sich bei Quetä am oberen Hoangho
— und zwar sind es Knochen grösserer Thiere und ein
Kagerkiefer — und bei Tsiugthchou in der Provinz Kansu
am oberrn Wej-ho. Diese Reste haben pllodtncs Alter. Ein
Hornzapfen vom Bison scheint jedoch aus dem Lös* zu
stammen. Dieses Stück wird als Bison rfr. priscus ßoj.
bestimmt. Von Tsingtschou stammt ein Zahn eines Pro-
boscidiers — Stegodoo iusignis Pate. n. Cautl., sowie
ein Kieferbruchsttick von weisser Farbe mH Partikeln eine»
röthlichen Gesteins. Stegodon insignis ist aus Chäaa,
Japan und Indien bekannt. Von Quetä liegt ausser nahe*
stimmbaren Knochen nur der Unterkiefer einen Nagers vor
— Siphneus arvicolinus Kehr. — fast doppelt m
gross als die lebenden Siph aeus- Arten. Der Kiefertwa
und die Form der Zähne erinnert etwas an die Arvi-
coli ne n. Während bei den übrigen Biphneus alle drri
Backzähne drei innere Schmrlzprismen besitzen , — die
Aussenaeite der Zähne ist nur schwach wellig — trägt
der vorderste Zahn bei arvicolinus deren vier. Slpk-
neus scheint mit Arvicola rerwsodt zu »ein. Beide
Gattungen haben nichts mit Rhizomy» zn thun, welche«
Genu* vielmehr zu den Spalacfden gehört.
Luca«, F. A. Contributions to Paiaeontology. A New
Speeles of Dinictis (major). The American Jour*
nal of Science and Art*, VoL CLVI, 1898, p. 399.
Di« neu« Art ist grösser als alle bisher bekanntes
Dinictis und nfthort sich in den Dimensionen dem
Puma, ist aber plumper. Sie stammt aus einem Saad*
stein von Bird Cage Gap, West*Nebrn*ka.
N eh ring, Alfred. Ueber Dolumya n. g. fass. Zoo-
logischer Anzeiger 1898, 8. 13 — 18. 2 Fig*
In der jungplioeänen Kuochenbreccie von Beresnend bei
Mobacz in Ungarn kommen Reste eines Kagers vor, der
im ZAhnbau an die amerikanische Gattung Phenacon/f
und Evotomys erinnert. Auch sind die Zähne hier be-
wurzelt. Die Falten reichen nicht in die Alveolen hinab.
Die neue Gattung unterscheidet sich jedoch durch die
Länge der Kagezahnal veole, von Phenacomys auch durch
die beiderseits gleich tiefen Falten — bei Pbeuacomy* di* »of
Aussen seit« seicht — , von Evotomys durch die kantiges
Schmelzfalten, von beiden überdies durch das auageaproebtat
Alterniren der Faltro. Im Foresthed kommt eine ähnliche
Form vor — „Arvicola“ iotermedias Kewtoa.
Onborn, H. F. The Origin of tbe Mammalia. The
American Naturalist 1898, p. 809 — 334. 14 Fig.
The American Journal of 8ci*nce and Alts, VoL VH,
1899, p. 92—96 und Prooeedings of the international
Congreaa of Zoology , Cambridge 1898, p. 415—41*-
Was die Abstammung der verschiedenen Classen d«
Wlrbelthiere betrifft, so hält man für die Ahnen der An*
phiblen die Croesopterygier, für die Ahnen der älte-
sten Reptilien — Pareiosauria — die stegocephale*
Amphibien mit rachitosneu Wirbeln. Ueber di*
kunft der Säugethiere dagegen sind die Mein ongeu frtb*Üt-
Man fuhrt sie entweder auf Hypolheria — Amphibie*“
oder auf stegocephale Amphibien, oder auf caraiver*
Reptilien — Tberomorpba — , oder auf ein* Parallel-
reihe dieser letzteren, die hy)>otheti*cben Sauren»*«'
mal in, zurück.
ln der Gegeowart und auch bereits ln weit «urfick*
liegenden geologischen Perioden ezistiren drei Hauptgrufp«*
der Säuger, die Placentelia, die Marsuptal'*
— sie bilden zusammen die Entheria * — und die Meso*
tremata — Prototberia — . Innerhalb der Blxf**
thiere hat eine fünfmalige Spaltung siaUgefuaden, niatlid
1. Die Spaltung der australischen Beutelthiere, V*'
teutheria;
2. die Spaltung der tertiären Placentalier der
lieben Hemisphäre, Caeneutheria;
3. die Spaltung der tertiären Placentalier w ***"
amerika ;
4. die Spaltung der cretoclschen Placentalier der aeri'
liehen Hemisphäre, Meseutherla;
5. die Spaltung der jurassischen Placentalier un<llf|r*
supialia. t
Stets haben bei diesen Spaltungen kleine, landbew0b«oJ,‘
Insectivoren als Stammformen die Hauptrolle |e*pWt
niemals aber »lifferenzirte Typen, wie Waaeeehewohiwv
entochiedenc Fleisch- oder Prianienfreeeer. So sied ****
Digitized by Google
133
Zoologie.
di» »o v«r»chi»denr» Typen der Marsupialier sämmt'kb
um didetpb ts- ähnlichen Formen entstanden und die
verschiedenen Gruppen der Plncentnlier nu» primitiven
Creodonten, also gcneralioirtctt Insectl voren. Diese
Creodonten lebten noch mit den letzten Multituber*
culaten luMiumeü, welch« bei der Spaltung im Jura ent*
stauden «raren. Mit den Promarsupialia haben die
Creodentcn sehr Tieie Merkmale gemein: kleinen Körper,
grossen Kopf mit langem Gesicht, endständige Nasenöffnung,
tritubcrculäre M , echten Zahnwechsel , inseetivore oder
omnivore Lebensweise, Intercentren zwischen den Wirbeln,
20 Dorsolumber -Wirbel , — gebogenen Bücken, langen
Schwanz , Scapula , Iletun schmal , Humerus mit Deltoid-
uad Condylarcrista nebst Entrpicondylarforamea , Dreizahl
der Femurtmchanter , plsntigraden Fass, Hand als Greif*
organ entwickelt, Anwesenheit eines Centrale Carpi and
Auswärtedrehung des Ellenbogens.
Im ältesten Jura ezistiren Eutheria und Prototheria,
für beide linden wir unter den penniechen Reptilien
— - Theriodontin oder Theriomorpha — sehr ähnliche
Formen, für die einen unter den caraivoren Cy nodontla,
für die letzteren unter den berbiroren üomphodonta,
und zwar äussert sich diese Aehnlichkelt im Gebiss, im
Bau des Schultergürt«]« — der nämliche wie bei den Mono*
tremen — und des Humerus, sowie in der Beschaffenheit
der Xasalia and des Beckens. Der Schädel der Eutheria
liest sieb sehr leicht von dem der Cynodontia ableiten}
es war nur noth wendig, dass die Praefroatalia , Postfron -
talia und Quadrate mit benachbarten Schädeltheilra ver-
wuchsen. Es wir» daher wohl möglich , dass wir in den
Theriodontin die Ahnen der Siugethlere zn suchen
hätten. Die bis jetzt bekannten Theriodontia sind zwar
zweifellos schon sperialisirte Formen, wohl aber könnte es
kleine , inseetivore gegeben haben , welche dann durchaus
den hypothetischen Ahnen der Säugethiere entsprechen
dürften. Ea Ist jedoch auch nicht unmöglich , dass die
Sänger von Amphibien abstammeu, allein dies könnte
dann nur für die Eutheria gelten, denn die Monotremen
müssen, wie ihr Ei beweist, unbedingt aus Reptilien
hervorgegangen sein. Wir hätten alldano nöthig, eine
dipbyletieche Entstehung der Säuger anzunehmen.
Oeborn, Henry Fair fl old. Complete Skeleton of Cory-
pliodon radians. Note« upon the Locorootkm of
thia Animal. Bulletin of tbe American Museum of
Natural Hittory, New York, VoL X, Art. VI, 1898,
p. 81 — 91, 1 pl., 2 Textflg.
Da« Wasatchbed tou Neumexico hat In letzter Zeit
keine Coryphodou mehr geliefert, wohl aber das Big-
horabasln. Im Windriverbed fand sich eine Zwisehenform
zwischen Pantolambda und Coryphodon. Da« Material
von C. radians ist jetzt so vollständig, das« es die Auf-
stellung eine« Skeletes erlaubte. Der gToase Schädel bildet
einen «tacken Contrnet zu dem relativ kleinen Rumpf.
Sehr merkwürdig ist die Kürze der Rippen, sowie die
Kürze der Dornfortsätze an den Hals* und Rückrnwirbeln
und der gedrungene Bau der Extremitäten. Am Schädel
fallen auf die gewaltigen, weit aus einander stehenden
Schneide- und Eckzähn«! , das breite, niedrige Schädeldach,
die kurzen Zwischenkiefcr , die weite Ausdehnung der
Naaalia und Oberkiefer, die Anwesenheit von Wülsten
über der Augen* und Schläfengegend und die Zierlichkeit
der Jochbegen. Der Hals hat 7, der Kücken 15, die
Lendenregion & und da« Sacruru 4 Wirbel. Die Lenden-
wirbel sind auf der Unterseite mit einem Kiel versehen.
Die fünf ersten Rippen «ind abgeplattet , die sechste und
siebente dreikantig und die zehnte und fünfzehnte oval im
Queraehnitt. Vordere und hintere Scapula-Parti» sind von
beinahe gleicher Grosse. Die Scapula salbet Ut sehr hoch,
der Acromlonfortsatz «toset fast an den Humerus. Dieter
zeichnet «kh durch die lange, kräftige Deltoid leiste und
das grosse Tuberculum aus. Der Unterarm und die Finger
sind etwas auswärts gedreht, die Metacarpalien «ind schief
und nicht senkrecht gestellt wie beim Elepbnnten, den
man fälschlich immer zum Vergleich« hernnzog wegen der
Zahl und der Kürze dieser Knochen. Die Beckenknochen
sind sehr kräftig, die Ilea stehen weit aus einander. Der
Unterschenkel ist Aut um die Hälfte kürzer als der merk-
würdig schlanke Oberschenkel: Ober- und Unterarm diffe-
riren dagegen nur unbedeutend in ihren Längenmaassen.
Der kleine Trochanter steht ziemlich tief, der diitte in
Mitte des Femur, der grosse ragt nicht Über dessen Kopf
hinaus. Die Tibialfacetle des Astragalus ist nahezu eben,
der Astragalu» besitzt noch ein Kommen. Der Hinterfuss
war plsntigrsd, jedoch bei den einzelnen Arten io ziem-
lich verschiedenem Mjuusc. Der Vorderfus* war ein Mittel-
ding zwischen digitigrader und plontigrader Extremität.
Der Schwanz war ziemlich kurz. Im Allgemeinen sieht
Coryphodon einem Bären ähnlicher als einem Huf-
thirre. Er war vermuthlich zum Theil nackt, aber da-
für wie Rhinoceros mit Homschwielea versehen. Die
von Marsh gegebene Restauration dieses Tbieres bat
eine überaus gezwungene Stellung, hingegen macht die
jetzt vorliegende einen durchaus wahrheitsgetreuen Ein-
druck (Ref.).
Oaborn , Henry F&irfleld. A complete Skeleton of
Teleoceraa fossiger. Notes upon tb« Growth
and Sexual cbaracterea of this Specie«. Bulletin of
the American Museum of Natural History, New York
1898, Vol. X, Art. IV, p. 52 — 59. 2 pl.
Statt Aphelops fotsiger mus* der Name lanten
Teleoceraa fossiger, T. major ist nur ein besonders
sterkes Männchen dieser Art. Aphelops megalodus
hingegen gehört zu Aceratberium. Das Horn steht
hier auf der Spitze der Nasenbeine. Die P können bis
auf zwei verloren gehen, was bei keinem anderen Rhi-
nocerotiden vorkommt — Elasmotherlum Ref.? —
Die Hörner der Mäonchen , sowie ihre Caoincn sind auch
hier wie bei den übrigen Rhinoce roten und bei den
Titanotherien kräftiger als jene der Weibchen. Zahl-
reiches Material gestattet jetzt die Aufstellung eines ganzen
Skelets, dessen Theile jedoch von inehrerem Individuen
2 0 3 3
stammen. Die Zahnzahl ist ^1» jC, jj**’ 2*** davon die I,
abgesehen vom oberen Q , sehr schwach , desgleichen die
vorderen P. Die oberen Mt und M, werden sehr hoch
und besitzen mehrere Schmelxfalten. Der untere Pa fällt
ziemlich bald aus. Die Nasenbeine sind kurz und nadi vorn
zugespitzt, der Scheitelkamm niedrig, die Jocbbogen sind
hoch und reichen fast bis an die Zähne herab. Di« Zahl
der Halswirbel ist 7, die der Rückenwirbel 19 und die
der Lendenwirbel 3. Die fünf Sacralwirbel verwachsen
mit dem Becken. Die Extremitäten sind ungemein kurz,
während der Rumpf ganz die Verhältnis«« wie bei anderen
Nashörnern zeigt, aber in Felge der Kürze drr Beine
fast den Boden berührt. Der Habitus von Teleoceras hat
demnach mehr Aehnlichkelt mit dem eines Flusspferdes
als mit dem eines Nashorn«. Die Femurlrochanter sind
mässig entwickelt, dagegen hat die Tibia eine zweifache
CneroialcrisU. Im Zahn- und Schädel bau, sowie auch im
Bau und in der Kürze der Beine zeigt Teleoceras »ehr viele
Anklängc an die europäischen Rhinoceros brachypus
und aurelianensis. Es war vermuthlich rin Wasser-
bewohner. Das Gehirn ist sehr gross, der Schädel bracby-
cephaJ, hat aber keine Diploe. Er erinnert etwa» an den
von Rhinoceros bicornit und limas, das Occiput
aber mehr an unicornls. Die C der Männchen werden
länger als bei jedem anderen Rhluoccroltden.
Oaborn, Henry F. Evolution of the AmblypodA.
L Taligrada und Pantodonta. Bulletin of the
American Museum of Natural History, New York,
Vol X, Art. XI, 1898, p. 169 — 218. 29 Fig.
Die Amblypoden geben wie alle Hufthfere aufCreo-
d<> n t r n zurück, doch müssen sie eich von letzteren schon
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134
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
in der oberen Kreide abgezweigt haben. Im Laramiebed glebt
n nun auch wirklich Zahntypen, welche sich am ehesten mit
jenen von Peripty chidcn — Ectoconu», Haploconu»
— vergleichen lassen. Diese Formen sind Synconodon,
Ectoconodon und Protolambda. Der entere hat
schmale , lange obere M. Die untereu M haben in der
Vorder* und Hinterhälfte je drei Zacken, Bel Ecto-
conodon besitzen die oberen kl ausser den drei Höckern
auch schon Pfeiler auf der Auasenseite. Bei Proto-
lambda bilden die Höcker der oberen M ein Dreieck,
drssen Ausseoseite langgestreckt erscheint , in Folge der
Compression der beiden Aussenhöcker.
Die Periptychiden haben bunodonte Molaren im Ober-
kiefer mit secundären Auwenhöckeni und einem eompri-
mirten Trigon — die drei ursprünglichen Hocker — . Die
Innenhöcker der oberen P sind als halbrunde Hügel entwickelt
und leiten somit schon nach Pantolambda hinüber.
Ketoconus zeigt auch schon Compliration des unteren 1\.
Bet Pantolambda sind alle Höcker als Halbmonde ent-
wickelt t die oberen M zeigen ausser diesen drei Monden
auch schon einen Vorderpfeiler (Parastyl). An den unteren
M besteht die Vorderpartie aus drei sehr hohen Zacken,
die Hintrrpartie eigentlich nur aus zwei Höckern — ein
dritter, innerer fehlt.
Coryphodon trägt auf den oberen M ein echtes Vor-
joch und ein sehr kurze« Nachjoch, mit letzterem ist voru
aussen der erste Aussenhöcker — Paracou — verbunden,
und hlulen der halbmondförmige zweite Aussenhöcker
— Metacon — , ausserdem sind noch zwei Ausscnpfciler
vorhanden. An den unteren M ist der vordere Zacken,
Parnconid, niedriger, die beiden anderen — l'rotoconid und
Mctacouid — sind dagegen höher geworden.
Bei l’intatherium bestehen die oberen M aus zwei
V förmig convergirendeu Jochen, die unteren haben ln des
Vcrderparti« neben dem auffallend hohen Metaconid noch
eiuen hohen Secundärhöcker , während das Pararonid ver-
schwunden ist, Bathyopsis bildet hinsichtlich seiner
unteren M den Uebergang von Coryphodon zu Uinta-
therium, die oberen M sind allerdings noch nicht ermittelt.
Wie im Zahnbau, so bestehen nun auch in der Be-
schaffenheit der Fatremitäleu Uebergänge zwischen den
Creodonten und den AmMypoden. Auch bei den
ersterrn zeigt der Carpus keineswegs, wie man bisher
nnnahm, serialc , sondern altemirende Anordnung, denn
auch bei ihnen liegt bereit« das Lunare auf dem Und-
fonne und das Scapho -Centrale auf dem Magnum. Bei
den Amblypoden hat dnnu Vergrößerung des Magnum
und Verschmelzung der Centrale mit deren Scaphold statt-
gefunden. Erst später ist es dann bei Pbenacodus zur
Bildung des serialen Carpus gekommen, in Folge der Ver-
lagerung des Körpergewichtes auf die mittlere Zehe.
Im Tarsus liegen die Verhältnisse allerdings etwas anders.
Die drei Unterordnungen der A mblypoden sind folgen-
dermaassen chnrakterisirt :
I. Taligrada. Gehirn mit grossen Riech lappen,
Cerebellum nicht bedeckt von dem noch glatten , schwach
entwickelten Grosshlrn. Schädel noch ohne Lufträume,
aber mit Scbeitelkamm und deutlicher Stirn - Scheit elnahl,
rndständigen Nasenlöchern, getrennten, nn die Nasal ia an-
stossrn'len Zwiarhenkiefern, ohne Rauhigkeiten odrr Horn-
on sitze auf Nasen!»einen , Oberkiefer und Scheitelbeinen,
frei stehendes perforirtes Mastoid, kein Alisphenoidranal,
schlanker Jochbogen, hoch gestelltes, aufwärts gerichtetes
Unterkiefergelenk, 44 Zähne, davon die obereu M aus zwei
äusseren und einem inneren Halbmond bestehend, Irituher-
culärseleuodont mit vollkommenem Paracon , obere P aus
rinern äusseren und einem innerrn Halbmond gebildet.
C kräftig, von lundcm Querschnitt, Halswirbel kurz, niedrige
Dorn fort sitze auf Kücken - und Lendenwirbeln , kurze
Rippen, Scapula oben zugespitzt, aus zwei gleich grossen
Feldern bestehend, Iteum oben xugespitzt, Vordereztremität
am Ellbogen auswärts gedreht, Humerus mit Eatcpteoa-
dylarforamen und vorspringendem Deltoid- und Ectepk»o-
dylar-Kamm, Hinterrand der Ulna convex; Ulna ud
Radius von gleicher Länge. Anwesenheit eines Centn!»
im Carpus, Magnum klein, Lunare ganz auf dem Uacifenw
ruhend, plantigrader Vorderfuas, vorspringeuder , dritUr
Femurtrochanter, Tibia mit rudimentärer Spina und Cnewul-
crista, und dicht beisammen stehenden Pemoralfaceti**,
Fibula und Calcaneum artieulirend, Tarsus mit Tlbiale fW*
sehen, Mesocuneiforme klein, Astragalu« mit Hals, mit Fin-
alen und mit schräg nach ausaen gerichteter Cuboid*Fao»tt»
versehen, Mrtatarsale V gekrümmt, proximal, mit seithekeu
Fortsatz, Kuss plantigrad mit fünf gleich dicken Zehen.
II. Pantodonta. Der Schädel hat bereits ein fUrim
Dach sowie Luftkammern, auch sind die Nähte bereit»
verschmolzen; die Zwischenkiefer stossen nicht mehr an
die Nasalia, auch sind sie oben mit Furche vemke*.
Stirn- und Scheitelbeine haben bereits Rauhigkeiten. IH*
Nasenbeine haben sich verkürzt, die Mastoidea sind coro-
primirt, der Unterkiefergelenkkopf hat eine schräge Stet*
lang bekommen , die oberen M sind seleivolopbodoat ge-
worden, ihr Paracou ist bereit« redueirt. Die C sind n*t«:
dreikantig und übenlies grösser geworden. Die Zahl der
Rückenwirbel ist 15, die der Lendenwirbel 5; an der
Scapula hat sich dos hintere Feld vergrösaert, das Ufas
ist oben breiter geworden. Am Humerus ist das Entep*™»-
dylarforameu verschwunden und der Entepicondylu» »*5b*t
schwächer geworden. Der Hinterrand der Ulna ist toots».
da» Centrale Carpl ist mit dem Scaphoid verschmolz» t>,
das Magnum hat sich vergrössert, die Hand ist Mtbdigw-
grtd geworden, der dritte Femurtrochanter hat RedocL*«
erlitten. Das Tibiale kann bereits fehlen, das Mesoouxr
»g forme ist grösser, der Astragalusbals aber kürzer gewoidrt.
doch kommt noch öfters ein Astragalu&foramrn vor;
Cuboidfacette des Astragalus hat sich vergrössert «ad
horizontale Lage bekommen und der Navicularfacv«»
genähert. Mrtatarsale V ist gerade uud sein seitliche:
Fortsatz sehr schwach geworden. Der Fus» hat sich mebT
aufgerichtet — subdigitigrad.
III. Diuocerata. Die Zwischenkiefer treten Hier 1BV
einander, stossen au die Nasalia und haben die J verlor*«.
Auf Oberkiefer, Nasenbein und Scheitelbein haben «ri
Hornzapfen ent wickelt , auch ist ein Alisphenoidcaaat «*'
standen. Das Unterkiefergelenk bat sich nach riiek wärt*
gerichtet und eine tiefere Lage bekommen , die oberen M
sind triangulär lophodont und die P M ähnlich ge«oni«e.
der Paracon der oberen M ist verschwunden, die uatefto
C hal«n die Form von J und die oberen C Lanxrttlom
angenommen. Die Zahl der Saeralwirbel ist vier;
Scapula ist drrieckig, ihr hinteres Feld ist sehr fi**4
geworden, der Ellbogen hat rrrticale Stellung angenwniDC*.
die Hand ist digiligrad geworden, der dritte Femaru»"
chantcr ist verloren gegangen. Die Fibula articulirt
mehr mit dem Calcaneum, die Cuboidfacette des A*k**
gal us ist von der Navicularfacette getrennt und der Rieten
fuss ist digiligrad geworden.
Die Taligrada umfassen die beiden Familien
Perlpty chiden und der Pantolambdiden:
Periptycbidne: bunodonte trituberculäre obere M ■**
Vorderpfeiler (Panistyl) und kleinem zweitem Innenböcitf
Hypocon, untere M mit Ilypoconid (Aussenhöcker
Talon), untere P, und P4 abnorm gn>M. Astragslu* •*»
Cuboid liegend. Nach Matthew und Anderen geh**1
diese Familie zu den Condy lar th ren — »ehr richtir-
Ref. — Die Periptychiden theilen sich wieder i* **
zwei Unterfamilien der Anisonchinac — arboreal; A»tn*
galus kurz, aber mit breiter, tiefer Rolle — ■ und J
Periptychinae — A»tragnlus mit Racher Rolle; tb»«*
im Puerco-, theil» im Tonrejonbcd.
Pan tolam bdidae, 44 Zähne, oberer P4 ein-, Pn a.
P4 dreiwuredlg , C von gerundetem Querschnitt- N*r m
Torrejonbed.
Pantolambda cavirlctus, Pl dicht hioter C, •"*
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Zoologie. 135
getrennt tob Pt. Di* oberen C werden an der Rückseite
abgenutzt.
Pantolambda bathmodon. Von dieser Art kennt
man den Schädel; dieses primitivste aller Hufthiere war
etwa *n gross wie Gnlo loscus, hatte einen kurzen
Hals, einen 'sehr kräftigen Rumpf und einen langen
Schwanz, ln der Fussstellung erinnerte es an die Bären.
Mit den späteren Pantodonta hat diese Gattung gemein
den Abstand der Zwischenkiefer von einander und die
weite Ausdehnung der Nasenbeine — bis hinter die Augen*
hohlen, die Gestalt de* Humerus, die Auswärtabiegung des
Ellbogen und die Verschiebung des Lunatum auf das Un*
ci forme. Di« Endphalangrn sind echte llufe. Im Carpus
ist besonders erwihnenswerth die Anwesenheit eines freien
Centrale und die relative Gross« des Trapezium im Ver-
gleich zum Trapezoid und Magnum — bei den Panto-
donta und Dinocerata sind alle drei fast gleich gross.
Das Metatarsale I zeichnet sich durch seine Biegung , da»
Metat&rsale V durch den Besitz eines Processus peronei
brevis aus. Das Ertocuneiformc berührt in Folge der
Flachheit des Navicnlnre fast direct den Astragalus, dessen
Tibialfacette nach einwärts geneigt ist. Das Cubold keilt
sich zwischen Calcaneum und Astragalus ein.
Pantodonta, viel grösser als di« vorig« Familie, mit
starken C, breitstirnigem Schädel und seleoolophodonten M,
mithin fortgeachrittener als dir vorigen. Von den 21 vou
Cope aufgestellten Arten von Coryphodon können etwa
13 festgehaiten werden. Die verschiedenartige Kut Wicke-
lung dieser auf einen langen Zeitraum vertheilten Formen
spricht dafür, dass wir es mit mehreren besonderrn
Stammesreihen zu thun haben, so zeigt z. B. eine der
jüngsten Arten noch sehr primitive Schidelfonn, ähnlich
wie Pantolmm bda. Nach der Form der C und M kann
man sbgar drei soteber Reihen unterscheiden:
Die im Querschuitt anfangs runden Eckzähne werden
entweder dreikantig oder lanzettförmig und zwar ver-
längern aie sich im letzteren Falle wie jene der Dino-
cerata. An den oberen M stellt zieh da* Nachjoch,
welche.» bei Pantolambda JL gegen das Vorjoch ge-
richtet ist, schräg zu diesem und die Höcker und Pfeiler
der Auasenwand verschwinden, oder es stellt sieb parallel
zu diesem. Am M, treten dies« Modificationen stets zuerst
auf. An den unt«ren M wird von den drei Höckern de«
Talon der Innenhürkrr mehr oder weniger stark reducirt
und die anfangs schräg stehenden Joche stellen sich zuletzt
senkrecht zur Längsachse des Zahnes. Die beiden Ge-
schlechter sind auch bei Coryphodon zu unterscheiden.
Die Männchen sind auch hier grösser und mit stärkeren
Eckzahnen versehen. Die einzelnen Arten lassen sich in
drei Entwickelnngsreiheu gruppiren.
1. Reihe, ziemlich primitiv; schmales, mit Scheitelkaram
versehenes Hinterhaupt, C von rundem Querschnitt. Sämmt-
licheJ von gleicher Gross« — 'Coryphodon Wortmani — ,
merkwürdiger Weise eine der jüngsten Arten, Windriverbed.
2. Reihe, Schidel breit und flach, unterer J, vergrBssert,
J, verkleinert. C von dreieckigem Querschnitt , Joch der
unteren M bald schräg, bald senkrecht zur Längsachse
gestellt, unterer Ms zwei- oder dreilobig. Coryphodon
elephantopus (=obliquas), repandus, cinctus —
oberer M* fast quadratisch — , C. testis, di« zweit-
grösste, und am besten studirte Art; C. lobatus (= anaz,
pacbypus), die grösste aller Arten, die Männchen bereits
mit Hornan sitzen auf den Scheitelbeinen. C. cuspldatus,
sehr klein, ähnlich dem eocaenus von Frankreich — ,
latidens, sehr klein, Joche fast senkrecht zum Kiefer,
C coroprimirt, curvicristi* ähnlich, aber grösser, ebenso
ventanns mit etwas verlängerten und abgeflachtrn C;
Cuneiforme an Metacarpale V stossend, wie bei Uinta-
tberinm.
3. Reihe, kleine, bochdiffereuxirte Typen mit Aachem,
schmalem Schädel , ohne llornansätze , mit seitlich zusam-
mengedrückten, vorn nusgefnrehten oberen C, verlängerten
unteren M, deren Joche nahezu vertical'stehen , M, zwei-
theilig. C. aroatui (= simus, moirstu», loroas), allen-
falls auch hierher C. marginatus, ähnlich dem vorigen.
Incertae sedis sind: C. radians, die am längsten
bekannt« unter den nordnmrrikanischen Arten , unterer C
ähnlich wie bei Gnitatberium hamntus. M quadra-
tisch, mit Hypocon versehen; C. singularis nur durch
Extremitätenknochen vertreten. — Das Naviculsrc schiebt
sich vollständig zwischen Cuboid und Kctocnnei forme,
welch letzteres hierdurch mit dem Astragalus in Be-
rührung kommt, Tibia schlank und lang, die zweiten
Phalangen sehr kurz, also an die Organisation von Uin-
tatherium erinnernd.
Die von Cope vorgenommene Trennung der alterthilm*
liehen Hufthiere in Plathyarthra und Atnblypodn
j/hyodonta ist nicht in der Natur begründet, denn im
Bau der Hinterestremität besteht zwischen den Peripty-
chiden und Amblypoda kein fun<lamentaler Unterschied,
beide gehen vielmehr suf Creodonta zurück, doch hat
allerdings bei den Amblypoden sehr bald die Länge des
TjArtrngalus* Halses abgenommen, weshalb die Tibialfacette
bis an die Navicularfacette reichen konnte.
Von Coryphodon werden folgende Artru aufrecht er-
halten: Wortmani, ventanns und singul arls Windri-
verbed — , also die jüngsten Arten — testis, repan-
dus,cinctus, marginatus, s ein i einet us, lobatus —
auch in New Mexico; mix, pacbypus, elephantopus,
auch in New Mexico, euspidatus, latidens, simus,
molcstus, loints nur New Meiico, obliquus ausser
hier auch in Wyoming, latipea, armatos, radians,
hamatus, subquadratus, carvicriatis. Es dürfte
»ich nicht empfehlen, die von Cope aufgestellten Gattun-
gen — Bathmodon, Ectacodon, Metalophodon und
Manteodon aufrecht zu erhalten.
Obwohl manche der Coryphodon arten im Schädel-
und Zahnbau , namentlich In der Form der C schon
sehr lebhaft an Uintatherium erinnern, so fehlt doch
bisher das eigentliche Zwischenglied zwischen beiden
Gattungen.
O»born, Henry, Fairfteld. Remountt<] Skeleton of
Phenacodus primaevu«. Comparison with Eu-
protogunia. Bulletin of the Americau Museum of
Natural History. New York 1898. Vol. X. Art. IX.
p. 159 — 164. 1 pl., 4 flg. Reconstruction and Model
of Phenacodus priniAevus Cope. Report of the
67 Meet. brit. Association Toronto 1898. p. 684.
Das von Cope beschriebene Skelet des Phenacodus
primaevus wurde jetzt neu montirt und hierbei in
manchen Stücken verbessert. Die Hinterextremität ist
viel höher als die vordere, welche überhaupt bereits mehr
Perissodactylen-artlg ist, während die erster« sowie
die Läng« des Schwanzes und der Lendenregion noch sehr
an die Creodonten erinnert. Die Schädelbasis zeigt
hinsichtlich der Gruppirung und der Enge der Koramina
noch eine sehr alterthüroliche Beschaffenheit , der Schädel
selbst stimmt mit dem der übrigen älteren Hufthiere, wie
Pantolambda, Periptycbus, im Wesentlichen überein.
Die primitiven Hufthiere besaßen wohl sämmtlkh 15
Rücken- und 5 oder 6 Lendenwirbel, während Marsh viel
mehr angenommen hatte. Die Gelenke für die Rippen
und Zygapopbysen stehen an den letzten Rückenwirbeln
nicht direct auf den Querfortsätzen . sondern auf lieson-
deren Trägern. Enprotogo n ia, der Stammvater von
Phenacodus, hat bloss die halbe Gräme des letzteren,
doch aiod seine Seitenxehen noch länger. PcbcThaupt ist
diese Gattung noch viel Creodonten -ähnlicher. Phena-
codus hat folgende Fortschritte aufzuweisen: concave
Rückseite der Ulna, Vergrößerung des Magnum und Trape-
zoid, echte Hufe, kürzere, niedrige Cnemialerista , Verlust
des Foramen und Verlängerung des Tibialgrlenkes am
Astragalus, digitigrade Zehenstellung, Kednction der Seiten-
zehen , gerade Metatarsalia und Phalangen. Kuproto-
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136
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
goala besitzt 18 Schwanswirbel , für P henacodus ist
die Zahl derselben noch nicht ermittelt.
Oaborn, Henry , Fairf. On Skeletons and Rosto-
rations of Tertiary M am mal«. Report 87 Meeting
of the Britiah Aa*odation. Toronto * p. 684 , und
The Olyptio and Graphic Art applied t« Paldontology.
Nature. London. Vol. 67. 189H. p. 392 — 395.
Von folgenden 3äugethieren de* nordsnterikanischeu
Tertiär hat K night geradezu bewunderungswürdige
Bilder hergestellt : Patrtofelia, Mesony z, Hoplo-
phoneut, Protorohippus , Palaeoayopa, Metarav-
nodon, Aceratherium, Hyraeodon, Teleoeeras,
Uintatherium , Mastodon, Mammuth, Eloiherium,
Protoreraa und Ctruleek
Oaborn, H. P. Pliobyrax Fraaai n. ap. Nature.
Vol. 5H. 1898. p. 42«.
Auf einen Schädel au» dem Pliocän von Samoa bosirt
Autor obige Gattung und Speciea. Der Schädel ist doppelt — ?
wohl drei* bis viermal, Ref. — so gross wie jener von D en-
droh vraz. Der obere J, ist kräftig und von den kleineren
Ja und J, getrennt. letztere bilden mit den C und P eine
geschlossene Reihe. Der C gleicht ganz dem P, und hat
wie dieser zwei Wurzeln und zwei Höcker. Der Joch bogen
war wohl sehr kurz. Da» InfraorbiUlforainen steht ober*
halb P4. — Ref. hat inzwischen gezeigt, dass ea zieh um
keine neue Gattung, sondern um Lrptodon graecus
bandelt, von welchem bisher nur ein Unterkiefer aus
Pikrrmi bekannt war.
Otborn. Henry Fairf. The Rxtinct Rhinoeerones.
M ernennt of the American Museum of Natural Hiatory.
Vol. I. Part. III. New York. 1898. p. 74—164.
pl. 12 a— 20. 48 Teatf.
ln diesem Bande beschränkt sich Autor auf die Ent-
wickelung des Schädel» und Gebisses der Khinocerotoidea
im Allgemeinen und auf die Beschreibung dieser Organe
bei den nordamerikanischeu A ceratberie n.
Die Periasodactylen werden eingetheilt in die Ord-
nungen der Titanotheroidea — Titanotheriidae — ,
Hippoidea — Equldae und Palaeothsriidae — ,
Tapiroidea — Tapiridae und Lophiodontidae — ,
Khinocerotoidea — Ilyracodoatidae, Amynodon'
tidae und Rhi nocerotidae unddieChalicotherioidea.
Von den drei Familien der Rhinocerotiden haben die
Hyracodontidae folgende Merkmale: Zum Laufen be-
fähigt, Hand praktisch dreifingerig, alle J und C einfach
gebeut und peniatirend, am oberen M, sind Aussenjoch
und Nachjoeh in einer Linie , obere M mit Crista und
Anlecrochet, Gesicht und Craniura gleich lang, Cranium
hoch. PostglrnoidfortsaU breit, pferdrähnlich« Diffcren-
zirung — Hyrschius, Hyraeodon — •
Die Aroynodontidae sind aquatil. Hand vierfingerig,
C in beiden Kiefern robust, J verschwinden, oberer M,
quadratisch, Aussenjoch und Nachjoch senkrecht zu einander
gestellt, M nur mit Antecrochet, Cranium breit, flach,
Gesicht kurz, tapirähnliche DMTerenzirung — Amynodon,
Cadurcotheri um.
Die Uhinocerolidae, echte Nashörner, Hand drei-
fingerig, ober« C und fast alt« J verschwinden, unterer
C und oberer Jf robust oder atrophirt, oberer Ma drei-
eckig, Aussen- und Xacbjoch in eiuer Linie, oiwre M oft
mit allen möglichen Neubildungen, Postcotyloidfortsaix am
Unterkiefer; Poslglenoidfortsatz schmal, Gesicht und Cranium
gleich lang — Aceratherium, Khinoceroa,
Die Rhinocerotiden waren anfangs schlank gebaut
wie die Hyracodontiden , die späteren werden plump,
z. B. Teleoeeras. Im Miocän theilten sich die Nas-
hörner in kurze und hochbeinige Formen, je nach dem
Wohnort, und in brachyodonte und hypseiodout« Formen,
je nach ihrer Nahrungsweisc. Hörner fehlen bei den
alteren Typen. Während die Hy racodontideo auf Nord-
amerika beschränkt sind und die A mj nodontiden erst
au ScWuso ihrer Entwickelung nach Ruropa kamen, finden
sich die Rhinocerotiden anfangs bloss in Europa, spitsr
sind sie in beiden Theilra der aärdllcbea Hemisphäre
gleich zahlreich, sterben sber zuletzt in Amerika la
Nordamerika lebte Aceratherium während der Ablage-
rung des White River- und Loupforkbed, Dicwrathgriun
aber kommt nur im John Daybed vor.
Die Rhinocerotiden gehen auf eine ziemlich schlanke,
H y ra ch i u s -ähnliche Stammform mH schmalem, Langem
Schädel zurück. Die kleine, hinten offene Augenhöhle
reichte bi« zum Ma, das Gesicht hatte «He gl riebe Länge
wie bei den lebenden Nashornarten. Die Nasenbeine
waren schmal and nicht kürzer als die Nasenhöhle, auch
stossen sie an die Prätnaxilla. Der Schädel hatte einen
einfachen hohen Scheitelkamm und ein niedriges Oeripot.
Der äussere Gehörgang war weit offen , er bildete eia
weites Dreieck und noch nicht einen bfovsen Spalt, wie
beim lebenden Nashorn. Eine Verschmelzung der F*r»-
mins der Sehiddhaais war noch nicht erfolgt, das Msstoid
war frei wie bei den Pferden, die J i C hatten noch
primitive Gestalt, P, stand dicht neben Pa, aber in ziem-
licher Entfernung von C. Die P waren noch einfacher
als die M. Die Jochform der Molaren ist schon sehr früh
entstanden, ihr zweiter Aussenhöcker — Metacon, ist im
Gegensatz zu dem der Tapiroidea grösser als der erste
— Paracon, auch gehen die Querjoche von der Spitae
und nicht von der Basis dieser Höcker aus, wie das bei
Tapir der Fall ist. Der untere M, hat niemals einen
dritten Lobus, dl« Joche der unteren 11 stehen senkrecht
zur Zahnreihe. Hyrachius zeigt den Urtypus des
Rhi nocero «zahne*. Die accesaorischen Bildungen der
oberen M — Crista, Crochet, Antecrochet , f nt wickeln
sich bei Ȋmmtlicben Stammesreiben der Rhinocers*
tiden und bilden daher keine Zeichen für nähere Ver-
wandtschaft. Daa Nämliche gilt von der Complicatioa
der Prämolarrn. Im Gegensatz zu den übrigrn Peristo-
dactylen, bei denen die CompUcation der P dadurch
erfolgt, dass das Nachjoeh mit dem sich theilenden Innen-
hückcr verschmilzt, bildet sich hier das Nachjoch meiste«»
selbstständig und verschmilzt nicht immer mit dem zweites
Innenhöcker, welcher hier in der Regel mit dem Yoijoch
verbunden ist. Di? Hand der ältesten der Rhinocers-
tiden hatte vier Finger. Die Carpalia zeigten »ehr ge-
ringe Verschiebung gegen einander. Alle drei Familie«
der Khinocerotoidea sind darin einer Parallelentwkke-
lung fähig, dass der P sich coropliciren und die M ace«**
sorische Zuthaten erlangen können — Crista, Crochet.
Antecrochet, bald alle drei, bald nur die eine oder andere
derselben.
Die divergirende Kat wirke lang aussert sich in deT ver-
schiedenen Höhe und Grösse de« Cranium und der ver-
schiedenen Länge des Gesicht«, in der Verkürzung der Nasalis
und in ihrer Entfernung von den ZwiMhankiefera, in Re*
ductiou der Zwiochenkirfer, io der Weite, resp. Eng« ör*
Gehürgaages, unten oft ganz geschlossen , in der Verb»*
meruag «Ist Verstärkung von Inctaivra und io der Höhe,
resp. Niedrigkeit der Zahnkrone, in der Anwesenheit •»»**
Crochet »n den M, in der Raductbm der Ausscnwand 4»
oberen Mat in der Zehenzahl und der Verschiebung der
Carpalia. Diese Veränderungen kommen hei den einen
Formen oft schon früh zu Sunde , z. B. der hebe Zah*
von Amynodon schon im Oligocäu, bei F.l nsipolherin»
erst im Plcistoeän. Sohr primitiv sind di« Hyracsdoa*
tiden hinsichtlich der GesUlt der J und C, um es diflt*
renzirter aber im Extremitälenbau. Die Amynedos*
tiden sind hochdiflerenzirt in Bezug auf die Mira» dH
Gesichts, die keduction der P und die Höbe der Zähne,
•ber primitiv bezüglich der vierfmgerigen Hand. Di*
Rhinocerotiden sind specinlisirt hinsichtlich der Bad«*'
tlon der Nasenbeine und Zwischenkiefer, sowie der J •*-
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Zoologie. 137
C und der Höbe de« Crauium , primitiv aber «egen der
spät eintretenden HÖhcnxunahrae der Molaren.
Die Tapire befinden sich sowohl im Han des Schädels
als auch der Gliedmaassen und Wirbel in einem Stadium,
welches die Rhinocerotoldsa bereits im Oligocän hinter
sieh hatten. Die Veränderungen im Schädel l*u werden
bei diesen letaleren durch das Auftreten von Hörnern, die
der Zähne durch Hinzulreten von Innenfalten und von
Ceraent and durch die Erhöhung der Zahnkrone veranlasst,
die Extremitäten werden robuster.
Die Nashörner der Gegenwart unterscheiden sich von
einander durch folgende Merkmale :
a) primitiv, swei Hörner, grosse Nasenbeine, J and C
schwach, aber in Gebrauch, Postglcnoid- und Post*
tympaoicumfortsatx getrennt: Ceratorhinua suma-
trensis. Aaien.
b) Nur ein Horn, i J y C in Gebrauch , Postglenoid-
und Poattvmpanicumfortaatx sich lieriihrend. C »on*
daicus (javanicus) und nnicomi« (indicus).
Asien.
c) Zwei Hörner, J und C fehlend oder rudimentär, Post*
glenoid * und Posttympanicumfortaata nicht ganx xu-
sammenstossend. Ate Io Jus bicornis (bracbyodont).
A. situ us (hypselodont). Afrika.
Die höchsten Zahnkronen haben jene Nashörner, welche
trockene Steppen bewohnen, niedrige die Wald- and Sumpf-
bewohnrr.
Die ältesten Khinocerotiden kennt man aus den
Phosphoriten des Quercy in Südfrankreich , wenig später,
wenn nicht gleichzeitig, erscheinen sie auch in Amerika —
Oligocän — , werden dort sehr zahlreich — A cerather i u tu
— und aterb«n mit Aphelops im Miocän aas, während
sie sich in Europa bis ins Plristocin, in Asien und Afrika
bis jetzt erhalten, und zwar gehen die letzteren auf ziem-
lich indifferente Miocäo- und Pliocäntypen zurück. Aus
den alt weltlichen Aceratherlen sind sowohl hornlose,
als auch die ein - und zweihortilgen Nashörner entstan-
den. Bei den späteren Aceratherlen degeneriren die
Nasenbeine; die ersten Horner besitzen Rhinoccros
aurelianensis, sansaniensis und simorrensis. Der
älteste Rhinocerotide ist vielleicht Lophiodon rhino-
cerodes aus den Schweizer Bohnerzen — oder Prothy-
racodon aas dem Kocäu von Siebenbürgen — siehe den
▼origen Literatur bericht unter Koch. Ref. —
Die Morphologie des Rhinocerosxahnes. Auch
der Zahn der Rhi nocero tiden geht aus einem trituber-
culären, resp. tulierculärsectorialcn hervor, zeichnet sich aber
dadurch au», dass sich die cinxelnen Höcker »ehr bald zu
Jochen (Lop hoi) verbinden, welche die beistehenden Be-
zeichnungen erhalten:
Obere M : Paracon -f- Metacon — Ectoloph ;
Ausaenjoch
Paracou -j- Protocon = Prutoloph;
Vorjoch
Metacon -f- Hjrpocon = Metaloph;
Nachjoch,
untere M: Protocooid -f- Metnconid = Protolophhl;
Vorjoch
Entoconid ~f- Hypconid = Metalophsd ;
Nachjoch.
Im Gegensatz zu den Zähnen der Pferde entwickelt »ich
hier nicht zwischen beiden Aussenhöckern , sondern Tor
dem ersten, dem Paracon, ein Nebenpfeiler, ParastyL Die
Zähn« werden dann noch weiter dadurch «omplicirt , da«s
»ich Vorsprünge an den Jochen des ersten Querthale» bil-
den — am Ectoloph die Crista, am Metaloph das Croehet
und am Protoloph das Antecruchet.
Diese drei Neubildungen treten jedoch nicht immer
rusammen auf, sondern es entsteht zuerst die eine oder
die andere derselben und zwar meist das Antccrochet
zuerst. Dazu kommt noch ein B&salband, da« in der Regel
Archiv für Anthropologie. Bd. UT1L (Vorm. d. snthrop. Idt.)
am Vorderrand am stärksten ist. Die Aussenseite da» Ecto-
loph kann sich immer mehr nbtiarhen; das Nachjoch kanu
»ich aiirli mit dem hinirren Rasalbsnd verbinden. Durch
jene sectindären Neubildungen an den oberen M entstehen
xaletzt drei Gruben, für die geologisch jüngeren Rhino-
c er o teil charakteristisch. Der Schmelz kann sich ferner
kräuseln , ferner kann Cernent auftreten. Der obere M,
zeichnet sich durch die Verschmelzung von Kcto- und
Metaloph aus.
Die primitiven Zähne sind charakterisirt durch die
niedrige hinten verengerte Krone, das äussere Cingulum,
den dünnen, glatten Schmelz, das schräge Ectoloph, die
deutlichen Höcker an den Jochen und am Vorderpfeiler.
Auasen- und Nachjoch an M, divergirend. Abkauung der
Krone in schräger Richtung.
Die oligocänen Zwischenformen unterscheiden sich
bereits durch quadratischen Umriss der Krone, Verlust des
äusseren und Schwachheit de« inneren Basalbandes, ferner
dadurch, das* der Höcker nur mehr am Vorderpfeiler und
vorne am Ectoloph — Paracon — kenntlich ist, ferner durch
«las Aultreten eines Antecrochet und den Beginn einer
Crista und dadurch, dass Ectoloph und Metaloph de« Ma
eine Linie bilden.
Die extremen plelstocänen Endglieder haben mehr
oder weniger hohe, im Umriss quadratische Kronen, bloe*
mehr eia hinteres Cingulum und rauhen, dicken Schmelz.
Höcker sind nicht mehr zu erkennen , Antecrochet fehlt,
dafür sind Crista und Croehet vorhanden , sowie drei mit
Gement versehene Graben. Die Krone wird in horizon-
taler Richtung abgetragen.
Die Prämolaren werden zuletzt molaräbnlich , mit
Ausnahme des »ehr variablen, fast immer zweijochigen
P,. Auch P# hat schon frühzeitig zwei vollständige Quer-
joche; erst viel später bekommen sie auch Ps , sowie P4.
Statt des vollständigen Nachjochs war früher an diesen
beiden P ein vom Votjoch abgeschnürter, nach hinten ver-
schobener Kegel vorhanden. Die Neubildungen — Crista,
Croehet, Antecrochet — entstehen viel später als an den M,
sofern sie überhaupt sämratlieh oder theilweise Vorkommen.
Die D-Milchzähne — sind häufig complirirter als die
Molaren der nämlichen Species , der hinterste wird zuerst
M ähnlich. Die »oberen Jt geben schon «ehr frühzeitig
die Antagonisten für die unteren C ab. Letztere halten
entweder dreieckigen oder ovalen Querschnitt. Die übrigen
J und C erleiden eine immer weitergehende Reduction.
Der Schädel. Im Gegensatz zu dem Schädel der
Pferde verlängert sich fiel den Rhinocerotlden das
Gesicht überhaupt nicht, nur die Kiefer werden höher.
In Kolge der Verkümmerung der oberen J und C nicken
die Nasenbeine von den überdies atrophirenden Zwischen-
kiefern weg. Auch der Unterkiefer erleidet am Kronfort-
satz und in seiner Vorderpartie Reduction. Der Sebeitel-
k atu m wird immer niedriger und zuletzt durch zwei seit-
liche Supratemporalkämme ersetzt. Das anfangs niedrige
Qcciput hängt über dir Grlrnkküpfe Uber, richtet sich
aber dann auf und biegt sich sogar manchmal nach vorn
über. Bei den übrigen steht cs senkrecht und ist über-
dies sehr breit, dolichocephal resp. hrachycephnl. Po«t-
tympanicum- und Postglcnoid fortaatx treten mit ihren
Unterenden mehr oder weniger nahe zusammen und
schließen so den äusseren Gehörgnng ein. Luftböhlen
finden sich nur in den Schädeln der jüngeren Nas-
hörner.
Di« Rhinocerotlden gliedern sich in vier Unter-
familien :
1. Aceratheriinae, alle primitiven und einige speri-
alisirte Rhinoccros e. Hörner fehlen oder bleiben rudi-
mentär. Die Kingerxahl ist aufaug» vier, s|4Uer drei.
Schädel dolichocephal — Acoralherium des Oligocän
(resp. europäischen Untermiocän) nebst incisi vum brachy-
ceplial — Teleoceros und alle tnioeänen und pliodinen
A ce rat her l um -Arten.
18
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M
138
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
2. Dicerathertinae, special isirt. Zwei weltliche Homer
an den Nasenbeinen. 3:3 Zehen — , nur da* miocäne *
Genu« Dir crntheri um.
3. Cerntorhi nae, »pecialisirt. Die grossen Nasalia
tragen in der Mitte ein Horn, häufig auch die Frontalia.
3:3 Zehen, dollchocephal — alle europäischen Rhino*
eero» vom Pliocin an ausser pachygnathu» — , brachr-
cephal — alle europäischen tnioc&nen Nashornarten, sowie
alle lebenden ausser sumatrensis.
4. Klasmotheriin ae «pecialisirt , reducirte Nasalia.
Horn bloss in Mitte der Frontalia. 3:3 Zehen, dolicho*
rephal — Elasmotheri u in plelstocäu.
Diese Systematik verdient den Vorzug vor allen bis*
herigen Gruppirangen der fossilen und lebenden Rbino-
cerotidea.
Die nordatnrrikanisehen Acerathcrleii bilden zwei
Kntwirkelungsreihen. Die erste hat folgende Merkmale:
Dos Nachjoch der oberen I* legt sich an den zweiten
Innenböckcr und verschmilzt mit ihm; die im Querschnitt
ovalen unteren C liegen horizontal. Die Nasenbeine ver-
kürzen »ich, das Ocdput ist breit und niedrig. Ausgang**
formen der mioeänm Aceratberium*Artcn. Hierher:
? l 4
Leptaeerathcri um trigonodum, O. W. - J — C- I',
113
persistirender grosser oberer C, starker unterer C, die
dreieckigen oberen PB und P4 mit oder ohne kleines
Trtartocoa. Basalband der oberen M nicht gut sichtbar.
Schädel hoch, Scheitel kämm niedrig, kurze, in Mitte nicht
vertiefte Nasenbeine, Nase selbst kurz. Postglenoid* und
Posttympanicumfortaatz stehen weit aus einander. Primitiv-
ster aller Rhioocerotiden. Im oberen Ti tau other i um*
bed, vielleicht der Ahn« von Cop ei.
2 1—0
Aceratherium mite Cope (= pumilum) - J — —
ci=5p-
Der kleine, fast liegende, untere C nahe an P,
kurze Symphyse, oberer C fällt später aus, J# und JB
gross, P, klein, P, und P4 fast dreieckig, kräftiges inneres
Basalbaud, Aniecrocbet am oberen M,. Tttanotbcrf um*
bed von Colorado und dann wieder im Protocerasbed.
3 0 4
A. platycephalum 0. W. ^ J y C ^ ^ P, oberer J,
verschwindet, ebenso zwei untere J, der unter« C hat fast
horizontale Lage. Pa und P4 mit freistehendem zweitem
Innenböcker und grossem Voijoch, M., mit PosUinus, M,
und Mt mit Antecroehet. Breiter, niedriger Schädel mit
viereckigem Hinterhaupt. Kurze Nasenbeine, weit entfernt
von den Zwischenkiefern. Augenhöhle sehr weit vorne.
Postglenoid* und Posttympanicumfortsatz nähern sich ein*
ander. Sehr grosses Thier. Titanotheriumbed bis
Protoerasbed.
Hiermit vielleicht identisch die nur mangelhaft bekann-
ten Arten siroplicidcns Cope mit complicirten obere«
M und hespericuiu Leidy. Unterkiefer.
Die zweite Kntwickelungsreihe zeichnet «leb dadurch
aus , dass der zweite Inneuhöcker der oberen PB und P,
vom Vorjoch ausgeht und cr»t später mit dem Kachjorb
zusammen tri llt, da*« ferner der untere C dreieckigen Quer-
schnitt und steil« Lage hat , and die Kaaetibeitie länger
und das Hinterhaupt schmaler nnd breiter werden.
A. Copei 0. 2J, 1— OC, 4P. Oberer Jt gross, J,
kleiner, oberer C fällt spater aus, oberer Pg mit zwei
vollständigen Jochen, deutliches inneres Basalband; di« M
»iud mit Antecrochet versehen. Schädel mit Scheitelkumtn.
OooipQt ziemlich breit, aber niedrig, Jnchbogeu achlaak.
Nasenbeine lang und spitz; hat Tapir-Grösse. Irn unteren
Oreodonbed; Ahne der beiden folgenden Arten.
2 0 4
A. occidentale Leidy - J - C - — - P. J, nicht sekr
gross, unterer C halb liegend, nicht »ehr lang. Nachjoch
des P, kräftig und bald mit dem Vorjoch verbunden.
Nachjoch de» oberen P4 bei den geologisch jüngeren Indi-
viduen wohl entwickelt. M mit Antecroehet; kurze, glatte,
etwas gebogen« Nasenbeine, Scheitclkamm sehr weit hinten
am Cranium , Hinterhaupt hoch und schmal , Postglenoid-
und Posttrmpanicumfurtsatz eiuander genähert. Der obere
P4 hat »ehr variable ZuitaniraenseUung, der untere ist
molarähnlich. Die Weibchen haben kiirzrre C als die
Männcheu, bei denen auch die Nasenbeine dicker und
wülbter sind. Die oberen C fehlen bereit« in der Jugend.
Diese im ganzen Oreodonbed vorkoromrnde Art ist s»
längsten bekannt und geht auf Copei zurück. Sein Nach-
komme ist:
A. tridactylum O. (= Dicerat herl um proavitum
2 0 4—3
Hatch.) - J - C - — - P, Üt*rer J, schwach , unterer C
lang, dreieckig im Querschnitt. Nachjoch der oberen I*
kräftig, am P4 mit dem Voijoch verbunden, Schmelz wird
rauh, die M haben Crista und Antecroehet. Die gewölbten
Nasenbeine sind bei den Männchen dick und rauh. I>a*
Cranium trägt einen breiten, kurzen Scbritelkamm. Da*
Hinterhaupt ist hoch , die Jochbogen biegen sich hintea
weit aus, und Posttyuipanieum* uud PostgleooidfortMtz
berühren sich unten. Die Nasalia haben schon zuweilen
seitliche Vorsprünge, di« beim Nachkommen des tridsc-
tyluin — dem Dicerut herium de* John Dnybed — zu
den beiden seitlichen Hörnern werden. Tridactylu»
stammt von occidentale ab und findet »ich nor i»
Protocerasbed.
In der Entwickelung des Gebisses lassen sieb bei de«
genannten Arten folgende Parallelen erkennen:
1. Reihe 2. Reihe
1. oberer C bleibend, Pt and P4 mit rudimentärem zweitem Innenhöcker Leptacerat her iu m trigonodum ?
2. „ C alt verschwindend, |’B und 1*4 mit kräftigem Innenhöcker Aceratherium mite A. Ciptl
3. . C fehlt; zweiter Innenhöcker des Pa uud P4 mit dem Nachjoch
verbunden „ platycephalum ?
Pfl and PB M-ihnlich A. occideutalf
Pt bis P4 M-ähnlich A. tridactylum
Ottolenghi, F. Nota sopra una scimmia fossile
italiana. Atti della nociötä ligustica di Scions«
naturali e googratica. Vol. IX, Nr. 3. Genova
1898. p. 399 — 403.
Aus den Ligniten von Montcmsssi (Massa Marittima)
stammt ein Atlennnterkiefer mit den M und dem P4. Kr
gehört dem Oreopithocua Bambolii, einem Cyno-
pithcciden an. Auch Antilopen kommen an dieser
Localität vor.
Redlich, Karl A. Kinn Wirbeltbierfatma aus dom
Tertiär von Leoben. Sitzungsberichte der kaiserl.
Akademie der Wisneuscbaftcu. Wien. Mathem.-
natnrvrisa. Clause. Btl. CVH , Abtli. I, 1898, p* ***
— 460. 2 Taf.
Ans den obermioeänen Brauckohlenschichten von Leeden
wsr bisher nur Dinotberiam bavaricum beluast.
Jetzt haben sich ausserdem gefunden Parasore* *p-«
Plesictls Leobensis n. *p. Kiefer , Ste neofiber
Jaegeri, Mastodon angnstidens, Diuotheri«"1
bavaricum, Dicrocerus vlcgans, Hyaemoscho»
cra ss us, Antilope sansanienais — Kiefrrfragtueatf — .
von den übrigen genannten Arten liegen nur »whrle
Zähne vor. Die Gattung Plesktls nutersebeidet »icb
von Martes, welche von ihr abstammt, durch die An-
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139
Zoologie.
Wesenheit tob zwei Wurzeln an dem überdies auch viel
«reuiger reducirtea Mt. Auch in La Grive kommt
Plesleti» noch vor.
Riggs, E. 8. On the Skull of Amphictis. The
American Journal of Science and Arte. VoL V,
1898, p. 257 — 359. 2 Fig.
Von Amphictis, zuerst nue dem Miocän vun St. Gerand
— le Puy bekannt und dann auch in den Phosphoriten
von Quere v nachgewiesen, kannte mau bisher den Schädel
noch nicht, ln den Phosphoriten hat si<h jetzt ein sol-
cher gefunden. Er vereinigt Merkmale der Musteliden
— relative Dimensionen und Hahitus, Beschaffenheit de*
Ohrs und der ParoccipiUl - und M.vslokl partie, Besitz von
Glenoid- und getrenntem Cendylarforameu, mit solchen der
Vlverren — weiter, aber kurzer äusserer Gebörgung — ,
der Bau der - M einfach ,
2 *
aber nicht reducirt und Besitz
eine« A lisphenoidcanales. Die Annahme; dass beide Grup-
pen. Musteliden und Vlverriden, sehr nahe mit ein-
ander verwandt sind, wird hierdurch bestätigt.
Roger , O. ‘Wirbelt hiermit« aus dein Binotherium-
Mtiide der hayeriach-scliwHbi schon Hochebene. 3'.». Be-
richt des patnrwlaeetttchaftl. Yenina für Schwaben
und Keubttrg 189H, p. 3 — >1«, p. 385—396. 3 Taf.
Verf. erwähnt das Vorkommen von Pliopithecus
antiquu* (beide Unterkiefer); Hemicyon laasanlen-
sie — isolirte M — , Amphicyon giganteu» — (als
inajor gedeutet), Mustela Filholi, l.utra dubia,
M achai rodus Jourdani, Steneofiher Jaegeri,
Hystriz luertea, A ochitheriomys Wiedemsnni
n. g. — grosse Iucisiven mit feinen Längdeisten —
Sciurus gibberosus (Humerus), Myolagus Meyer!,
Dinotherium bavaricum, Mastodon angustidens,
zahlreiche M von sehr variabler Grösse, Rhinoceros
Goldfussi — die hinter dem sehr steil stehenden C be-
findliche Zahulütke ist sehr kurz, ähnlich wie bei Aphe-
lops; Nasenbeine zu einer Unzeltartigen Platte «erwachsen,
an beiden Seiten der Stirn je eine kleine Itoroschwiele;
ExtremitätenkniH'lieii ungemein plump, Aceratheri um
incisivum — sehr selten — , Rhinoceros sansaniensls,
einzelne sehr einfach gebaute Zähne, Rhinoceros stein-
heimensis, Chalicotherium antiquum — P sehr
einfach gebaut, und kurz mit ebener Aussenwand und
einem sehr unvollständigen zweiten Joche, Anchitherium
aurelianen»«, llyotberium Sömmeringi, medium,
— kleine, einfach gebaut« Zahne, pygmaeum, Li st r io-
don splendcns, Dorcatheriuiu Naui, guntianum,
l'alaeomeryz eminens — auch oberer C — , Bojani,
Kaupi, elegans, — - selten Kirferreste, häufig Geweih-
ah würfe, furcatus, Meyeri, parvulus n. sp. — von
der Grösse des Micromeryx flourensianus, aber
mit Geweih versehen, purailin, nicht grosser alsCacno-
therium; nur isolirte Zahne.
Die kleinen Rhinoceros- resp. Acerather iuin -
Reste werden gewöhnlich aU Rhinoceros minutus be-
stimmt. Dieser Name muss jedoch auf das Original
Cu vier’« beschränkt werden. Die Reste aus Cadibona
sind als Aceratherinm? Cadibonense, die aus dem
Untermiocän als Croiseli und die ans dem Obcrmiocän
als A. steinheimense zu bezeichnen.
Roth , Öantjago. Aviso prelimiuar »obre matniferot
«wwikoi «oeoBtradoa «b Patagoaia. IciiatA dd
Museo de la Plata 1898. Tonio IX, p. 381—389.
Die Säugcthfere des älteren Tertiärs von Patagonien
sehli essen sich schon eng an die Formen aus jüngeren
Schichten an , und das Nämliche gilt auch von jenen aus
den Pj rot her iuru- Schichten, welch« Amegliino bereits
in di« Kreide stellt. Diese letzteren Schichten bat Autor
jedoch ebenso wenig finden können, wie Uatcher, wohl
aber traf auch er Säugethierreste in mesozoischen Schich-
ten, an einer Stelle über solchen mit Dinosauriern —
Uweist also nichts für die Altersbestimmung (Ref.) — , aber
mit marinen Kreideconchylien vermischt, an einer anderen
Stelle mit Megalosauriern und an einer dritten mit
Reptilien, besonder* Schildkröten — beweist über-
haupt nichts. Diese Beobachtungen lassen jedenfalls auch
andere Deutungen zu als mesozoisches Alter der Schichten.
Ref. Was diese mesozoischen Säuger selbst betrifft, so
werden folgende beschrieben:
Polyacrodon n. g. 6 flaupthikker , in drei Reiben
angeordnet — ähnlich wie bei Trigliphus Fraasi und
daneben durch RandhÖcker. Paracon und Protocon sind am
höchsten.
Polyacrodon lanciformis — . Krone niedrig; 2 llaupt-
und 5 Nebeuhöcker. Protocon durch Kämme mit den
Aussenhöckern verbunden — ligatus. Sollen die Ahnen
der Toxodontier sein?
Olyphodon Langi, niedrigere, conische Höcker, Krane
selbst hoher als hei Polyacrodon. M, mit 6 Höckern
und Basalband. Schädel erinnert an die Litopterna,
das Hinterhaupt an M acrauchenia, di« Nasenbildung
an Nesodon. Statt der Bullae otscae soll nur ein
knöcherner Ring vorhanden gewesen sein.? J1C4P3M.
Megacrodon n. g. 2J1C4P3M im Unterkiefer, nie-
driger gebogener Unterkiefer. Krone der M ziemlich hoch,
Vonlerpartic aus zwei Spitzen bestehend und höher nls
der aus drei Höckern gebildete Talon. Prolixu* n. sp.
hat Basalband, planus n. sp. ohne solche». Ma ähnlich
dem von Eupithecops proximus Amcgh.
Proacrodon transformatus n. g. n. sp. Die beiden
Höcker der Vorderpartie sind durch ein Joch verbunden,
ähnlich wie bei Hy rach i us, daa Protoconid, Aussen-
höcker, l*t halbmondförmig. Am Talon ist Uow der
mittlere der drei Höcker vorhanden und zwar als Joch
entwickelt.
Polymorphus Lechei g. n. n. sp. 3J1C4P3M im
Unterkiefer, der kleine J, hat gerundete Krone. J, mit
»Schmeixfalte. J, < Jf und Jr C klein , an den der
Carnivoren erinnernd, aber schwächer, P, und Ft
schneidend, ähnlich den P von Didelphys. P, eln-
wurzelig. P| und P4 ähnlich den P von Megacrodon,
mit zwei Spitzen in Vorderpartie, Hinterpartie eben,
jedoch mit scharfem Kamme versehen. M lophodont.
Staurodon üegenbauri n. g. n. sp., untere C und
M au Astrapotherium erinnernd. C dreieckig im Quer-
schnitt, stosszahuartig und gekrümmt. 3P, davon P4
sowie die M ähnlich den Zahnen von Notostylops
Amcgh., vorn zwei durch eine zarte Crista verbundene
Spitzen. Protoconid halbmondförmig. Talon mit Joch.
Sp. supern us > als die vorige Art.
Heteroglyphus Dewoletzkyi n. g. n. »p., oberer
M lophodont, ist aus dem von Polyacrodon entstanden.
Von dem AussenhÖcker gehen verticale Kämme aus. Beide
Ausxenhöcker mit einander verbanden, ebenso der kleine
erste Zwischenhörker mH dem ersten Ausseuhöcker und
der zweite Zwischenböcker mit dem zweiten Innenböcker.
Protocon nur durch eine Basalwarze angedeutet. Krone
niedrig. Auf Innen* und Anssenseite Basalbnnd.
Periphraguis llarmeri n. g. n. »p. M an die von
Homsiudontotherium erinnernd, aber mit Aussen-
pfeiler versehen.
Rhyphodon Lankasteri n. g. n. sp. M ähnlich
denen der vorigen Gattung , aber ohne Basalbnnd. Krone
mit rtuhem Schmelz? 44 Zahne. Au* diesen Beschrei-
bungen geht unzweifelhaft hervor, das« diese Formen
nicht mesozoischen Alters sind. Die Terminologie
Osborn's für die Elemente der Säuger-Molaren hat Autor
augenscheinlich nicht ganz verstanden. Ref.
Roth y Santjugo. Apunto »obre 1h Geologin y la
Paläontologin de los territorios de! Rio Negro y
Neuquen. Revisla <lel Museo de la Plata. Tomo IX,
1898, p. 1 — 56, 7 Taf., 1 Karte.
Die im Osten aus Lös» bestehende ober« Pampasformation
18*
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140 Veraeichniss der anthropologischen Literatur.
wird nach Westen immer sandiger und zuletzt durch
Gerolle repräsentirt, am Anfang der Cordillere aber durch
Moränen und Klussterrasaen. Im Osten 20 bis 100 m
mächtig liegt sie auf der mittleren Pampasformation,
weiter westlich auf dem etwa ntiueänen Rio Negro- Sand-
stein , ganz im Westen auf Kreide. Sie ist quartären
Alters. Die mittlere I’ainpa*f«nn*tion liegt hei Bahia
Bianca auf der unteren Abtheilung dieser Stufe, dem Piwi
hennosino Ameghino’s. Der hiermit gleichaltrige Rio
Negru-Sandstein wird bei Chubut von marinem Tertiär —
Santa Cruzeno — unterlagert, dessen Conchvlien für Miocän
sprechen. In den obersten Schichten finden sich Säuge-
t hie re tob etwas höherem Alter als die von Rutre Kio*.
Autor hat in dem Gebiete zwischen Rio Ncgro und
Neuquen in diesen Schichten folgende Säugetbiere
gefunden:
Huftliiere: H eget otheri uni andinum n. sp. etwa*
lange Zwischen kiefer , J, schmal, Jt oval im Querschnitt,
C »ehr klein. Backzähne relativ gross, aber schmäler als
hei den übrigen Arten und allseitig von Schmelz umgeben.
II. mirabile, ininum.
Propachy rucos n. g. n. sp. ohne Zahnlücke. Kiefer
niedrig. Symphyse kürzer und schmäler ab bei Pachy-
ruco», P und M ohne lunetifalten , alle, mit Ausnahme
des Ma, mit nur einer Aussenfalte. Die P gleichen hier
den M, bei Pacltyrucos sind sie verschieden von diesen.
P. depreesus n. sp., mrdianus n. sp. , robustus
n. sp.
Icochilus endiadys n. sp. Ja erinnert an den C, der
C an die Pj von Carnivoreu. P etwa* verschieden von
den M. M fa*t gleich gr»>»a und mit je einer Innenfalte.
P, bis P, von dreieckigem , P4 von viereckigem Quer-
schnitt. Schädel ähnlich dem von I n teratheriu ra , aber
hrdtrre Kiefer und grössere Augenhöhle. Stirn schmäler
als bei Protypot heri um.
Neaciotheriurn indiculu» n. g. n. sp. Der einzige
M ähnlich dem von Icochilus. Die Innenfalte theilt
den Zahn in zwei ungleiche Theile. Aussenseite convex
und vorn etwa* gebogen; Vorderseite schief, Ilinter««ite
senkrecht zur Kieferachse.
Nesodonopsis n. g. Unterkiefer dem von Nesodon
ähnlich. M allseitig von Schmelz umgeben, ohne Aussen -
pfeiler. lnnenfalten nur an M, vorhanden. N. specio-
iqi Amegh. sp. , der Unterkiefer von Stenotephanus
speclosu* gehört zu Nesodonopsis.
K. Burckhardti n. sp. Grösse des Nesodon ovi-
DUt. Untere J halbkreisförmig gestellt. C isolirt. P, mit
Aussenfalte, Pg ebenso, Pa mit einer. 1*4 mit zwei Innen-
falten. M = P4. Oberer J, prismatisch , der kleine J,
steht isolirt. C ebenfalls sehr klein. Pt., mit Schmelz-
inseln, M ähnlich denen vonToiodon, M„ mit nur einer,
M, und Ms mit zwei Innenfalten.
N. deform i» niedriger Uaterkiefer, aber mit groasen,
schmalen M. Scbmelzbäuder wie bei Eutrachytheru».
Entrachytherus tuodestus n, sp. > spegazzinin-
nns. M schmal, Aussenfalten fehlen, innenfalte gegabelt;
dazu eine Furch« in der Hinterpartie. C klein , cylin-
drisch, Pt C ähnlich.
Polyeidodon obtusum n. g. n. sp. Zäbne neso-
don ähnlich, aber Ma aussen concav , wie bei Stenote*
phnous. Der obere, nahezu rhomboidal« Ma hat wie
bei Eutrnchytheri um eine gegabelt« Innenfalt«, der drei-
eckige M„ drei Falten. Untere M länger und, breiter als
bei Nesodon, mit drei Schmelzinseln. Von Nesodon
und liomalodontotheriutn liegen nur spärliche Reste
vor, von letzterem aber auch Eitremitätenknochen.
Monoeidodon prinum n. g. n. sp. Obwohl bloss
auf zwei untere P baslrt , soll diese Gattung doch die
A strapotherlden mit den Toxodon tiden verbinden.
Diese Zähne halten Aehnlichkeit mit «lern M, von Astra-
potherium, sie besitzen Cetnent, alter keine Falten und
kein Basalband.
Diadiaphorus minusculu* kleiner als majusen-
lus, Kiefer niedrig, M mit Bassi band ond N«?benpfei1*r,
ähnlich wie bei Llcaphrium. Theosodon Lydekkeri.
V'on Nagern liegen vor: Keoreomya indi visus,
Prolagostomus pusillus, Lagostumus lateral»*,
Eocardia montan», perforatus und Megsstoi
elongatns n. g. n. sp. mit nur 2M. Jeder derselben
mit einer Falte anf Vorder- und zwei Falten aaf A tuten -
seite. Schädel schmal und lang. Hinterhaupt fsust wie bei
Eocardia. Grösse von Dolichotia patagooica. Die
zahlreichen Nager-Knochen sind nicht näher Beatiminhar.
Edentata: ürarigrada: Pseudoha p a 1 o pt Ruti-
meyeri, Eucholaeopt Ingens, Ellipaodoo lleimi
n. g, n. sp. Gröso« det Mylodon gracili«, Zähne
ähnlich denen von Lestodon trigonoid es, besonder*
der hinterste — ebenfalls kreisrund im Quernchuitt, die
übrigen elliptisch. Oben wohl fünf Zihue.
Glyptodontia: Propalaeohoplophoru s informis
n. tp. Unterkiefer nicht so hoch wie hei nuatralit,
auch die Hintercxtrcmität kürzer, aber ebeiuo plrnnp,
wenigstens das Femur, Metatarsale IV jedoch dünner und
länger. Die Panzerplatten sind nicht sehr dick und ihre
Centren polygonal anstatt rund. Der ernte Zahn hat
elliptischen Querschnitt, die Innenseite ist hier und am
folgenden Zahn convex. Dieser letztere hui autseu zwei
Einbuchtungen, der vierte besitzt eine Innenfurche; der
dritte ist breiter als bei australis.
Daaypoda: Prozaediua ezilis, protlmui, Procu-
tatus lagen», Prodasypus patagonieu».
Roth, Santjago. Catalogo de los Mamiferoz ftwiles
coueervado# en el Museo de la Pinta. tlrupo Un-
gulata. Orden Toxodontta. La Platz» 1898,
p. 1—128, « Ta f. Textf.
Die Toxodontta stehen, wie Autor meint, in einem
verwandtschaftlichen Verhältnis» zu den Nagern. Die
Zahnformc) ist bei den meisten - J - C — 1* M. Die
3 0 3 3
Zehenzahl de« bald dlgitigraden , bald plantigrndcn Fu**es
wechselt voa 5 bis 3. Von vielen Individuen liegen
mehr oder weniger vollständige Skelrte vor und zwar
stammen dieselben aus sämmtlichen Schichten Südamerika*,
in welchen überhaupt R«*te von Säugethiercn Vor-
kommen. Im Schädelbau — Beschaffenheit der Nasenbeine,
Zwischenkiefer, Jochbogen — Zahnhau — prismatische
Zähne; Fehlen eine» Eckzahnes — erinnern die Tozo*
dontier etwas an die Nagetbiere.
Genus Toxodon. Von den zahlreichen beschriebenen
Toxodonarten werden nur vier anerkannt, ß urmeisteri,
platensiz, Darwin! und elongatns n. sp. Mehrere
der beschriebenen „Arten4* sind nichts als jung« Indivi-
duen. Auf solchen basirt auch die Gattung Dilobodon.
Toxodon hat ungefähr die Dimensionen eines Nas-
horn, unterscheidet sich aber hiervon sehr wesentlich
durch den eher an die Nagethlere erinnernden Schädel,
die plumpen Extremitäten, den viel umfangreicheren Rumpf
und die merkwürdig« Haltung — der Rücken ist gerade,
während der Hals mit dem Kopf »ich herabbiegt , ähnlich
wie bei Nagern, z. B. Hydrochoerus.
Der Schädel. Die Nasalia nehmen im Gegensatz zu
den Verhältnissen bei den Nagern auch an der Bildung
der Schade Ul au ken thcil. Die Zwischenkiefer schieben
»ich nicht zwischen Oberkiefer und Nasalia ein. Die letz-
teren verschmelzen sowohl mit den Kiefern als aueh mit
den Stirnbeinen. Wahrscheinlich war die grosoe Lücke
zwischen dem Oberrande der Zwi»chenkiefer und den
Nasalia mit. Knorpelmaase aosgefnllt. Di« Anwesenheit
eine* Rüssels Ist wenig wahrscheinlich. Die Nase wsr
wie bei Hydrochoerus dick und elastisch. Dk
schmalen und kurzen Stirnbeine verwachsen vorn mit
den Ns*eo- und hinten mit den Scheitelbeinen. Letztere
beginnen am Postorbitnlfortsatz. Sie sind mit zwei seit’
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141
Zoologie.
liehen Kämmen versehen , die jedoch itet» nur auf eine
kurz« Strecke mit einander zu einem einzigen Scheitel*
kämm verschmelzen und auch dann weiter hinteu wieder
aus einander weichen — individuell »ehr variabel — . DU
Schläfengrube hat eine gross» Ausdehnung. Da» Hinter-
haupt setzt »ich zusammen aus dem grossen quadratischen
Saprmoccipitale , aus dem Perioticum und Tympnnium.
beide mit einander und dem Schläfenbein verwachsen, und
den auf die Ecken beschränkten Ezuccipitalin. Das Hinter-
haupt bietet mehr Auklänge an H ippopotamus als an
die Kager. Der Joch bog« i»t ziemlich massiv, steht
aber nicht »ehr weit vom Schädel ab. Die Augenhöhle
ist in der Jugend verhältni**mä*«ig weiter als im Alter.
Die das Gehirn einschlicssendeo Knochen nehmen mit deui
Alter an Umfang «u, besonders verdickt sich das Schädel-
dach. Die Unterkiefer zeichnen sich durch die uugetnrin
lange Symphyse aus, in der Jugend bis P4l im Alter bis
M, reichend. Der Kiefer selbst erinnert am ehesten an
den von Rhinoceros, doch ist der Krunfort-satx viel
schwächer entwickelt. Die Alveolen reichen fast bi* an
den Unterrand des Kiefer».
Gebiss. Während die definitiven Zähne lange Kronen
und offene Tulpen haben, ist die Krune der llilchikhne
niedrig. Diese Zähne selbst sind mit Wurzeln versehen.
Die Backzähne lassen den Jochtypus noch etwas erkennen.
l>ie beiden oberen locisiven haben Aehnlichkrit mit Nage-
xähm-n.. Kur io der Jugend ist ein kleiner Canin vor-
handen.
Weser Zahn ist jedoch wohl eher der CD. P4 scheint
seiner starken Abkauung nach schon «ehr frühzeitig zu
funetioniren ; »ein Vorgänger, D«, hat itu Gegensatz zu den
Übrigen D keine Wurzel. Der vorderste P, P„ ist cylin-
drisch ohne Kalten , aber aussen und vorn mit Schmelz
überzogen. Pt hat hei den einen Arten viereckigen, bei
den anderen elliptischen Querschnitt , und im letzteren
Palle auch eine Furche auf der Innenseite. P, und P4
haben rhombischen Querschnitt, und zwei inner« und eine
vordere Furche. Die kl haben mehr oder weniger drei-
eckigen Querschnitt und ausser den beiden Aussrnfurchen
eine »ich gabelnde Innrnfalte. Die Unterenden der P und
>1 beider Oberkiefer treffen in der Mittellinie des Gaumens
zusammen. Die ganz frischen Zähne lassen noch Höcker
auf der Krone erkennen, auch sind sie oben viel schmäler
und kürzer im Querschnitt, als tiefer unten. Die unteren
J, und Jt sind auf der Rückseite concav, an der Spitze
geradlinig abgestutzt. J, ist dreikantig. Alle diese J
haben fast horizontal« Lage. Die bewurzelten J D halten
auch nur auf der Außenseite Schmelz. Der schräg-
stehende Canin ist anfangs allseitig mit Schmelz bedeckt.
Sein Vorgänger ist noch nicht bekannt. Die D haben
mit Ausnahme de» isoHrt stehenden cinwurzcligen D, je
zwei Wurzeln. Die M und P wachsen aus je zwei offenen
Büchsen. Die Aussrnseite der P ist bei den meisten
Arten ronrav, die Innenseite dagegen convex. Pg siebt
dem D§ sehr ähnlich, P* ist etwas grösser und überdies
mit je einer Innen- und Ausaenfurebe versehen, der P4
mit einem vorderen und zwei hinteren Weilern. Seine
Innenfurche reicht bis an die Basis. Die M bestehen aus
je zwei Säul«; aussen sind sie mit einer Rinne, innen mit
je zwei tief« Kalten versehen. Auch diese unteren Zähne
sind an der Basis dicker als nn ihrer Spitze. Die Zahn-
torra.l M fjD^CD j PD rt,p. ?J
Die Zahl der Wirbel ist 7 Halt-, 17 Rücken-, 3 Lenden-,
5 Sacrul - und 8 Schwanzwirbel. Auf den kurzen Hals
folgt die bis incl. 6. Wirbel sehr steil aufsteigende Rücken-
region , die aber dann vom 7, an fast horizontal wird.
Der Atlas erinnert an Rhinoceros und besitxt auf der
Oberseite drei, auf der Unterseite aber nur ein Forsmen.
Am Bpistrophcu» ist der Arierienranal von sehr verästelten
Fortsätzen umgeben.
Die DornfortsäUc der Halswirbel sind ziemlich kurz,
um so höher jedoch die der vordersten Rückenwirbel, aber
gleichwohl liegen die Spitzen dieser letzteren mit jenen
der Lendenwirbel in einer Ebene.
Die VVirbelkörper sind ungemein dick , der Rumpf ist
viel plumper als bei Hippopotamus und selbst dicker
als beim Klcphant«. Das Sscrum bat in der Überansicht
einige Aehniichkeit mit dem von Tapir. Es verschmelzen
aui Sscrum nicht bloss die Wirbelkörper , sondern auch
die DornforUatze. Die Schwauzwirbel »iud von oben her
«ibgcffacht , aber mit langen, breiten, öfters an einander
stossenden Querfurtaätzen versehen. Die Rippen , von
denen neun am Sternum befestigt sind, find relativ wenig
kräftig. Da* Munubriuiu ist »ehr lang, hinter deiu kurzen
Mesosternum folgen vier Glieder.
Extremitäten. Die Scapula hat eiue etwas gebogene
Spina, aber kein Acromion, und zwei fast gleich grosse
Flachen. Sie ist höher als breit und der von Rhino-
ceros nicht ganz unähnlich, dagegen lässt sich der
Humerus noch aiu ehesten mit dem von Hippopotamus
vergleichen. Auf der Rückseite liegt zwischen beiden
Tuberkeln ein tiefes Thal. Der Ectepicoudylns ist »ehr
stark entwickelt, ein Eiitepieondylurforamcn kommt niemals
vor. Die Ulnarfacette ist nahezu eben und viel groaser
als die Radialfacette. Radius und Ulna erinnern eher an
die von Edcntatcn als au die von Hufthieren.
Das Überende des Radius steht vor, da» Uuterende aber
nebeu der Ulna. Erster« war etwaa drehbar, und ziemlich
dünn; die Ulna i»t distal stark verdickt, in der Mitte
stark gekrümmt , das Olcrranon ist sehr hoch und »ehr
massiv , die Sigraoidgruhe aber sehr enge. Aussen »m
Radius scheint noch ein besonderer Knochen — < >s annu-
lare mit dem Ligamentum annulare verbunden — vor-
handen gewesen sein und am Humerus articulirt zu haben.
— Di« Hand war sriuiplantlgrad und der von Rhino-
ceros nicht unähnlich; die Anordnung der (’arpalicn ist
alternirend. I>aa sehr hohe Sen ph nid articulirt seitlich
und hinten mit dem Lunatum, beide sind schmäler als das
relativ niedrige t*uiieiforme. Am Trapezoid articulirt e ein
kleines Trapezium und der Rest des Daumens. Das Mag-
nuro legt sich stark auf Metacarpale 11 herüber, auch
»tönst es au das Unci forme, welches, wie das Cuneifonne,
schräg steht gegenüber den übrigen Carpali«. Do» Rudi-
ment des Mrtflcarpalp V keilt »kli zwischen Uncifnrme
und Mc IV ein, das Mc 111 zwischen Unci forme und Mag*
num. Die Metacarpalirn aitid dicker als bei Rhinoceros,
das zweite ist länger als das dritte und diese» läbger als
das vierte. Die Gelenke für die Phalangen sind fast
cylindriscb gelmut , letztere sind noch kürzer als bei
Rhinoceros.
Das Becken hat gewaltigen Umfang. Die dreieckigen
riesigen llea biegen rieh weit nach au**«, die Publs sind
dicker als die auffallend schwachen Ischia; dagegen ist
di» Symphyse verbkltnissmässig schmal. Die Tuberosita»
»tösst rechtwinkelig an da» Ischium. Das Femur lat viel
länger als der Humerus, aber relativ schlank. Der grosse
Trochanter ist ziemlich schwach und der kleine gar ukht
entwickelt.
Das Caput steht höher als der gross« Trochanter , dir
beiden Condyli haben nur geringen Abstand von einander.
Die Patella hat Arbnlirhkeit mit der von Hippopotamus,
die Tibia und die dicke, im Querschnitt dreieckige Fibula
dagegen mit denen von Gravigraden. Die beiden letz-
teren Knochen verschmelzen schon frühzeitig «n ihren Gier-
enden. I>tr untere Tbeil der Tibia ist rtwas schlanker
als der obere. Sie erinnert ein wenig «n tHe von Hippo-
potamus, jedoch fehlt die Cneraielcrista. Die Fibula
stützt »ich auf daa Calcaneusn.
Der Astragalus hat eine nahezu ebene, fast quadratische
Gelenkffäche für die Tibia. Er trägt auch nn seiner Seite
je eine Facette — für den Malleolua der Tibia resp. für
die Fibula. Er liegt mit zwei Facetten dem Calcaueum
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Vorzeichniss der anthropologischen Literatur.
auf. Du niedrig? Naricniare greift zwischen die beiden
Cuneiforme mittelst eine» eckigen Vorsprung» ein. Du
grosse, dem der Eleplianteu nicht unähnliche Calcaneum
articulirt aiuser mit dem Cuboid auch mit dem Navieu-
larc. I>u Cuhoid Dt gleich den beiden Cuneiformen sehr
flach, ein drittes Cunei formt ist nur durch einen seitlichen
Vorsprung an Cuneiform« 11 angedeutet. Das Metrtar-
ule II stösst seitlich au das Ectocunei forme. Von den
drei Metatarsülien ist das dritte das längste uud dickste,
du zweite das schlankste, das erste das kürzeste. Alle
al>er sind etwas weniger plump als die Metacarpalien, wie
überhaupt die Hinteroxtröroitit relativ schlank erscheint
im Vergleich zur Vordcrcxtremitat. Die Hufe sind denen
von Glyptodon nicht unähnlich , also von der Seite
dreieckig, von oben geseheu quadratisch.
Von Tozodou will Autor nur folgende vier Arten an*
erkennen :
Toxodon Bur meisten. Oberer Jt schmaler als J,,
dreikantig, aussen couvex , innen ooncav. Vorderster I*
viereckig, die übrigen P mit scharfer Vorderkante. Wand
der M nur wenig gebogen. Untere J niedrig, J» schmal,
von oben gesehen concav und mit Furche auf Innenseite.
P, nach aus>en convex. Schädel und Kiefer relativ zier-
lich. Oberkiefer nicht so verengert wie heim folgenden,
Nasenbeine lang, Kiefer-Symphyse relativ kurt. Humerus-
facette der Scapula elliptisch, Humerus und l’lna ebenso.
Tibia uud Fibula schlanker al» bei den anderen Arte».
ÜlerranoD relativ kurz , dritter Femurtrochanter bloss als
kurze, unbedeutende Lebte entwickelt.
Totodon platensiz. Plumper Ja breiter als J, , mit
scharfer, Versprengender Ausscnkante , innen breiter als
aussen. Krone nach oben xugcspitxt, Pt elliptisch, Aussen-
seile des Utzten P zweimal , die der M dreimal gebogen.
Untere J, und Jt kräftiger, J, breiter als bei voriger Art,
ohne Schmclzband in der Nkhe des Innenrandes, wohl aber
am Aussenrande. Schädel breit und plump, ebenso die
N&salia, Stirn concav. Unterkiefer stärker und mit
breiterer Symphyse als bei iSurmeisterL
Tozodou Darwin i. Schädel unbekannt, J schwach,
J| im Querschnitt dreieckig. Jt kleiner als Jt und dem
von platensis ähnlich, auf der Innenseite ohne Schmelz.
Untere J mit convexer Oberseite, ziemlich schmal; nur Jt
etwas breiter. Oberseite gefurcht, Unterseite ohne Schmelz,
J, relativ nahe an P,. Kleferzymphyae niedrig, uud vom
an allen Punkten gleich breit.
Toxodon elongatus. Obere J mehr gerundet, Jt
elliptisch im Querschnitt, auf 4er Vorderseite etwa* convex,
auf der Rückseite etwa» concav. J, > Jf, dieser hat
nahezu kreisrunden Querschnitt. Obere P grösser als bei
den übrigen Toxodon arten und viel complicirter mit
deutlichem Hinterlobus. M relativ gross and cumprimirt,
mit breitem Mitteilobus, vordere Inucnfalte kurz. J,
schmäler als bei den anderen Arten. P und M iw Ver-
hälluiss klein , Schädel gestreckt , Jochhogen nicht sehr
hoch und nicht sehr weit abstehend. lufrnorbitalforameu
eng und dem von Macrauchcnia ähnlicher als dem von
ToxodoD. Untere Grube der Augenhöhle weiter, Hinter-
haupt und Unterkiefer niedriger als bei den anderen
Arten. Symphysenrand halbkreisförmig, Symphyse oelbat
mehr liegend.
Scott, W. B. Die Osteologie von Hyrftcodon Leidy.
Petitschrift für Gegenbeur. Leipzig 1890. p. 350
— 384 3 Tafeln. Kef. war leider nicht in der Lage,
über diese wichtige Arlteit früher referiren zu
können.
Die Gattung Hyracodon, ein Seitenzweig der Rhino*
cerotidcn, hat im Gegensatz zu den eigentlichen Rhino-
cerinen und deren Vorläufer Acerotherinm noch ein
sehr primitives Gebiss , denn die J uud C sind noch voll-
zählig erhalten und besitzen auch noch die ursprüngliche
Kegel - resp. Meißel farm und die ursprüngliche Stellung,
dicht neben einander. — In der oberen Zwhnreihe ist J, > C,
ln der unteren umgekehrt C > J. Oben und unten folgt
auf den. C ein langes Diastema. Die Zahl der P ist
-• Der letzte P hat in beiden Kiefern die Zusammen-
setzung eines M , die vorderen P «lagegen sind noch nicht
so stark complicirt. Die M haben die Gestalt von primi-
tiven Khinocerotidon* Zähnen, der obere M, hat sogar
eiu kurzes zweites Querthal , M, und Mt besitzen Crista
uud Antlerwliet Auch im Milchgebiss fehlt bereit» der
Vertreter de» unteren P,.
Der Schädel hat im Allgemeinen den Bau des Acera-
theri um -Schädel», allein die postorbitale Einschnürung
ist geringer, auch befindet sie »ich näher an den Orbita,
die aber hier nicht sehr weit vorn stehen. Da» Cracium
iat »ehr lang , da* Schädeldach nahezu eben , da* Gesicht
auffallend hoch, das Basloccipltale »ehr lang, die Exucci-
pltalia uud ebenso das Supraorcipitale sind schmal und
hoch, die Condyli breit uud niedrig. Der dünne Parocci-
pitalfarUatz steht weit ah von dem des Pusttympanicum.
Da» Gehirn wird fast ausschliesslich von den Parictalia
bedeckt, welche mit einem langen düunen, gegen die wohl-
entwickelten Postorbita Ifart Ȋtze hin sich gabelnden Schei-
tel kämm versehen sind und seitlich sehr tief herahreichen.
Die PkwtgleaoidfoctaltM stehen wie bei den ältesten Ace*
ratherien »ehr weit ah von den Hinterbauptsgeleuk-
küpfen. Da» Klefergclenk ist ganz ähnlich dem der
Rhinoeerotiden. Der Jochbogen Dt diinn, aber hoch.
Das Infraorbital farataen befindet »ich dicht vor der Augen-
höhle. Die Nasalia sind lang, schlank und vollkommen
glatt. Das letztere gilt auch von den Frootalia. Die
Anwesenheit von Hörnern erscheint hierdurch vollständig
ausgeschlossen. Das grosse Tympanicum war nur lose
um Schädel befestigt und die Anwesenheit einer eigent-
lichen Bulla ossea daher nicht sehr wahrscheinlich. Die
Prämaxillen begrenzen auch seitlich die Nasenöflnung im
Gegensatz zu den Verhältnissen bei den meisten Khioo-
cerotiden. Das Gesicht schnürt sich oberhalb des P,
stark zusammen. Da» Infraorbitalforamcn liegt hoch
oberhalb des Pr Die Palatina erstrecken sich weit nach
rückwärts, nehmen aber nur auf eine kurze Strecke an
der Ganmenbildung theil. Der hohe , aber kurze horizon-
tale Unterkieferast schnürt sich vor den P sehr stark
ein, um sich aber beim C wieder »ehr stark auexudebneu.
Die Symphyse beginnt dicht vor den P. Der hohe und
breite aufsteigende Kieferast hat einen weit zurückstehen-
den Krem fortsatz und eine sehr kleine, hoch oben befind-
liche Müsset <r grübe. Dos Gelenk hat keinen Postootyloid-
processus.
In Folge der Länge der Halswirbel gewiunt da» Thier
eine grosse Aehnlirhkrit mit den Pferden, in den Detail»
stimmen die#« Wirbel jedoch recht gut mit denen von
Aceratherium überein. Der auffallend hob« Atia» hat
»ehr kurze Querfortsätze; der lange Epistropheu» einen
beilförmigen Dornfortsalz. Au den folgenden Wirbeln bis
zum sechsten fehlen Dorn fort »atze vollkommen. An den
Rückenwirbeln und Lendenwirbeln sind diese Fortsitze
ziemlich hoch und schmal , erst an den Lendenwirbeln
biegen sie sich nach vorwärts , bei Hyrachiu» hingegen
schon an den letzten Rückenwirbeln. Dir Zahl der letz-
teren beträgt 18, die der Lendenwirbel 5 oder 6, hei
11 y rach i us noch 7. Die Läng« de» Halse» ist eine
DifTcreuxirung , ebenso wie die Kürze des Halse» der
Rhi noceroton. Beide sind aus der indifferenten Or-
ganisation des Hyrachiu» hervorgegangen. Der Schwanz
reichte etwa bis zum Knie. Die Rippe« waren ziemlich
kurz und schmal.
Die Scapula ist schlank and hoch, ihr Hals »ehr dünn,
«las Gelenk kreisrund , der Coracoidfortmtz sehr schwach,
das Metacromioii der Spina dagrgrn ziemlich kräftig.
Letrtere theilt die Scapula in zwei gleiche Thelle. Bei
Aceratherium Dt dieser Knochen breiter. Der schlanke
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Zoologie. 143
kurze Humerus ist dem der älteren Aceratherien siena*
lieh ihn lieh. Er besitzt ein kräftiges Caput und wohl
entwickelt« Tuberkel, zwischen denen sich die tiefe, breite
Bicipitalgrube befindet. Die kräftige Deltoldleist« reicht
bU sur Hälfte des Schaftes, die hohe und schmale Trochlcn
articulirt von vorn gesehen ausschliesslich mit denn
Kadiu«; sie besitzt eine deutliche lntercondy larleiste. Der
schlanke, selbst an den Enden nicht viel verbreitert« Radius
ist etwas länger als der Humerus und zeigt Biegung nach
vorn und nach innen. Die dünne, aber truLzdem noch
nicht mit dem Radius verwachsene Ulna hat ein sehr
hohe« Olecranon, aber eine sehr kleine Pyramidaltnrette.
II r rar hin* hat einen körzeren Radius und eine noch
nicht so stark rcducirt« Ulna. Die eutapm-henden
Knochen der älteren kleineren Aceratherien sind, abge-
sehen von ihrer relativen Kürze und Dicke, denen von
Hyracodon nicht unähnlich. Der Corpus unterscheidet
sich von dein der Rhinocerotideu eigentlich bloss durch
seine Schmalheit und die relativ beträchtlichere Höhe.
Da* Scnphoid liegt zu gleichen Theilen auf Magnum und
Trapezoid , während es Wi den Uhinocerotiden mehr
nach der ulnaren Seite rückt. Die Articulatiou mit dein
kleinen, fuuctlonalosen Trapcxtum ist sehr beschränkt,
ebenso die des Lunatum mit dem Magnum. Das Lunatum
ruht distal vollständig auf dein Uneiforme. Daa Pyrami-
dal« ist sehr schmal, sicht aber dem von Aceratherium
sehr ähnlich, ebenso das Piai forme. Da* Magnum dagegen
ist hier viel schwächer als bei Aceratherium. Die
beiden proximalen Flächen des Unclforme »tossen unter
einem sehr stumpfen Winkel zusammen. Seine Facetten
für Mctacarpule HI und V sind »ehr klein. Die für die
Rhinocerotideu charakteristische Verschiebung des
Und forme nach der radialen Seite ist hier sehr gering.
Bei llyrachius sind Lunatum und Unciforme noch viel
breiter und die Articulatlonen des Lunatum mit dem
Mngnum und de» Unciforme mit dem Pyramidale daher
viel inniger, Triplopu« dagegen zeigt schon die nämlichen
Verhältnisse wie Hyracodon. Das annähernd conische
Rudiment des Metacarpnlr V legt sich an Mc IV und nn
dos Unciforme an. Mc II und IV sind viel kürzer und
dünner als Mc 111 und stehen fast parallel zu diesem.
Mc II kommt mit dem Trapeziuui nicht mehr in Berüh-
rung und ragt nur wenig über Mc UI hinaus. Acern-
therium hat dickere Mrtapodien, bei Hyrachiua sind
alle gleich stark, und Mrtararpale V ist noch nicht redu-
cirt. Bei Triplopu s sind sie schlanker als bei Hyro-
codon. Die Phalangen von Hyracodon aiud denen von
Aceratherium sehr ähnlich, nur etwas länger, die der
dritten Zehe erinnern etwa» an jene von kl esohippnt.
Da» lange, aber ziemlich schwache lleum verbreitet sich
vorn in eine stark nach auswärts grhogrne Platte , auch
daa kurze Ischium verbreitert sieb , aber nach hinten zu.
Dem tiefen, grossen Acetabulum entspricht am Femur ein
huUikugcltormiges , ungestielte» Caput, daa etwas höher
»teht als der kräftige er»te Trochanter, Der zweite
Trochanter bildet eiuen schwachen Kiel, der dritte einen
weit vorstehenden Uppen auf der Mitte de* Schaftes. An
den langen , etwa» vorwirta gebogenen Schaft achliessen
»ich die ziemlich schwachen , nahezu gleich grossen Con-
dyti an. Die Patella ist nicht sehr gross. Die Tibia ist
kürzer und dicker als das Femur, aber zierlicher als bei
Aceratherium. Von der Tibia de* letzteren unter-
Kheidut sie sich auch durch die starke Ausfurchung ihrer
distalen Facette. Die Fibula stellt einen dünnen , vier-
eckigen Stab dar, der aber nirgends mit der Tibia ver-
wächst, Itar Tarsus stimmt im Wesentlichen mit dem
von Aceratherium überein , jedoch Ist die Tibialfncette
der Astrngalu» stärker ausgefurcht. Dieser letztere legt
sich unten mittelst einer L förmigen Facette auf dos
plumpe Sustenlaculum de* Calcanrum. Der Astragalus-
hal» Ist kUrz*-r als hei Aceratherium. Mit dem Cuboid
urtkulirt er bloss seitlich. Letzteres berührt ansser dem
MrUtartsle IV auch Mt III. Im Gegensatz in dem breiten
Ectovuneiforme ist das Mesocuneiforme sehr klein. Daa
Entocnneifonne bildet einen langen Fortsatz auf der
Hiuterseite des Kusse» uud berührt hier auch Metatamlr III.
Bel Hvrachiu» fehlt dieser Fortsatz , aber sonst ist der
Tarsus sehr ähnlich , nur etwas höher. Di« drei Mcta-
tarsalia von Hyracodon haben fast sämmtlich gleiche
Länge; Mc II und IV sind im unteren Tlieil stark nach
rückwärts gebogen.
Hyracodon unterscheidet sich von Aceratherium
besonders durch da» primitivere Gebiss, den längeren llals,
den plumperen Schädel, die Höh« der Kiefer, den längeren
Rumpf und den relativ kleinen Thorax. Vorder- uud
Hintcrcxtremität haben wie bei den Rhinocerotideu
beinahe gleiche Länge. Trotz der relativen Kürz« de»
Humerus liegen Ellbogen- und Kniegelenk doch in gleicher
Höhe, weil die hohe Scapula tiefer hernbreieht. Im Ver-
gleich zu Aceratherium sind bei Hyracodon alte
Knochen der Vordere ztremität höher, nm Hinterfus* aber
nur die Tibi» nebst den Metatarsalicn und Phalangen.
Die Schlankheit der Estremititcn and die Reductlou der
Seitenzehen erinnert etwaa au Meaohippus. Bei den
Ahneu von Hyracodon waren der Kopf kleiner und der
Hai» kurzer, die Leudenregion alter länger und die Heine
plumper. I)o» Aussterbeu dieses Stammes ist vielleicht
auf die Concurrenz mit den noch viel besser adaptirten
Equiden xurikkzufiihrcn.
llyrachius ist der Stammvater von Triplopu»;
au» einer Triplopus-Art des Uintabed entwickelte sich
Hyracodon. Die meisten Triplopu» sind »pecialUirter
als Hyracodon und können daher kaum als dessen
direetc Ahnen in Betracht kommen. Hyrachius ist
jedenfalls auch mit der Stammform der Aceratherien
sehr nahe verwandt. Hyracodon ditfercozirte sich zu
einem schnellen Läufer, während die älteren Acera-
therien den Habitus und die Lebensweise von Tapir
bebauen. Die Plumpheit der Rhinoceroten ist erst
allmählich eutatandm, Hyracodon ist ausschliesslich
auf Amerika beschränkt.
Scott, W. B. Notes on the Canulae of the White
River Oligocene, Transaktion» of the American
Philosoph i' ttl Society. Philadelphia, Vol. XIX, 1898,
p. 325—415. 2 pL
Die Abstammung der Caniden ist bis jetzt noch nicht
mit genügender Sicherheit ermittelt , indessen scheint es,
das» die nordamerikanischen Daphaenus und Cyno-
dirti» für die Geschichte dieses Stammes nicht geringe Be-
deutung haben. Die Gattung Daphaenus umfasst in
erster Linie Formen, welche Leidy zu Ampbieyon ge-
3 1
stellt hatte. Die Zahnformel ist wie bei diesem J -
3 1
4 3
C - P - M. Der obere J. steht weiter vom C entfernt
4 3 *
als bei Canis, P, iat von C und Pt getrennt. Von den
drei ersten P hat nur P, einen hinteren Höcker. P« iat
einfacher als bei Canis, aber breiter und kürzer und
sein Innenhöcker stärker. An dem dreieckigen oberen M,
ist der Innenhöcker klein , der vordere Zwischenhöcker
aber gross, Mt stimmt mit dem von Canis überein.
Keiner dieser beiden M hat ein inneres Basalband. Die
untere C legt sich in eine Vertiefung de» Zwischenkiefers.
Die unteren P besitzen mit Ausnahme des einzigen P(
einen Hinterhöcker und ebenso wie die unteren M ein
Basal band. M, ist, abgesehen von »einer Breite, dem von
Canis ähnlich, hat aber noch ein höheres Protoconid und
ein stärkeres Mrtaconid, und ein dreiböikerige* Tatonid,
während da» Paraeonid niedriger geworden ist. Letztere»
hat sich noch an M, erhalten M, ist in beiden Kiefern
sehr klein. Aehnlicher als die Bezahnung von Canis
ist die der fossilen eoeänen Gattung Miact».
Das Gesirht iat laug, das Cranium ziemlich klein,
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144 Verzeichnias der anthropologischen Literatur.
du Oeciput brat und niedrig, dir kurzen Paroccipital-
forte&t» »trhcn «reit ab von den kleinen Bullae ommc,
die hintere Gehörkamtner war vielleicht noch nicht
verknöchert. Aul dem Scheitel befindet sich ein hoher
Kamm, die Pustorbital-Etasciinüruag befindet sich ziem-
lich weit hinter den Orbit*. Oie Forarnina der Schädel-
basis haben die nämliche Anordnung wie hei Ca nie.
Der Unterkiefer iat kur«, der uutVtrigcnde Ast breit
und niedrig. Da« Kleinhirn i»t ziemlich gnm, ebenso
die Kiechlappen , da« Grosshirn aber ziemlich klein und
einfach. Die Anordnung der Forarnina de« Atlas ist
die nämliche wie bei den Feliden, ebenso die Gestalt
de« Dornfurtsatze* de« Kpbtropbeu». Die oberen Bogen
der Halsvirbel sind schmäler, die DornforUätee höher
und die Zygnpophysen länger als beim Hund, dagegen
gleichen die 13 Rückenwirbel ganz denen vom Hund,
abgesehen vou der Uingc der Dornfortsätze. Die Grösse
der Lendenwirbel und die Länge ihrer Fortsätze erinnert
dagegen an die Feliden, ebenso auch die Beschaffenheit
des Sacruui und die Länge und Form der Schwanzwirbel.
Der Humerus hat mit dem von Dinlctis die niedrige
Trocltlea, die Grösse der Epicondyli, di« Anwesenheit eines
EiitcpUundvlarforameiis und die vorspringende Deltoid*
Leiste gemein; am Radius ist da« Oherrnde gerundet und
da« Unterende stark verbreitert. Die Ulna ist stärker
reducirt als bei Canis. Da» Scapholnnatum und die ge-
spreizten, schlanken, im Querschnitt gerundeten faul Mcta-
carpaüen erinnern an die Feliden. Da» Becken ist eben-
falls dem der Feliden — Machairodontiden — ähnlicher
als dem der Hunde. Das kurze Femur hat einen dritten
Trochanter. Patella und Tibia nähern »ich auch eher denen
der Feliden, nicht minder auch die ziemlich kräftig«,
an den Enden stark verdickte Fibula. Die Aebnlichkeit
mit den Machairodontiden erstreckt sich auch auf
Tarsus und Metatarsus. Von den fünf Zehen ist die erste
noch sehr wenig reducirt. Der Astragalus war nicht sehr
tief MMgefercbt, distal aber stark verbreitert. Die Pha-
langen »ind lang, aber von oben her zusamroengrdrückt,
die der zweiten Reihe ähneln denen der Feliden und
konnten wohl ebenfalls etwas umgetegt werden. Die
Endglieder sind gerade, comprimirte, stumpfe Krallen.
Von den fünf Daphaenun-Arten linden sich vetus,
hartshornian us, felinus (n. sp.) und Dodgei iin
White River, cuspigerus ltn John Daybed. Von ihrem
Ahnen Miacis weichen sie ab in Folge der Anwesenheit
eines inneren Basalhandes am oberen M,. Bei Cnnis i»t
dieser Zahn compliclrter.
Die kleinen Caniden de* White Riverbed stellt Verf.
zu Cynodlctis. Die Zahl der oberen M ist hier 2. Die P
sind klein , aber meist mit Nebeutacken versehen , P4 bt
mehr als Schneide entwickelt und sein Innenhöcker
schwächer als bei den europäischen Arten und daher
dem der Vircrren ähnlicher als dem von Daphaenus.
Die M haben hier viereckigen, hei den europäischen Cyno-
dlctis aber dreieckigen Querschnitt. An dem unteren M
ist das Metaconid niedriger and der zweite Innenhöcker
des Talonid deutlicher als bei diesen. Der Schädel
erinnert an den der Vlverren. Kr hat ein langes
Craniam, aber ein kurzes Gesicht, die Postorbitaleinschnä-
rung fällt dicht hinter die Augenhöhle. Der immer nur
schwache Scheitelkamm wird bei einer Art durch zwei
Lebten ersetzt. Das Hinterhaupt bt breit und niedrig,
Frontal-Sinus fehlen. Die Bullae osseae sind vollständig
verknöchert und stehen weit ab von den Paroecipltalfort-
Sätzen. Die Forarnina der Schädelha«b sind wie bei
Canis gruppirt , nur das» der CaroUdcanal frei bleibt.
Der horizontale A»t des Unterkiefers i*t schlank und kur»,
der ansteigende hoch und schmal. Die beiden Hälften
des Grosshirns sind zwar noch kleiner und einfacher *U
bei Canis, aber doch schon compliclrter ab bei Dapbae-
n us. Die Kiechlappen haben beträchtliche Grütze. Auch
hier bt der Atlas Feliden-, der Kpbtropheus aber
Viverren -ähnlich. Die Querfortsitz* de» Atlas erscheinen
jedoch stark verkürzt. Die übrigen Halswirbel haben
mehr mit denen der Feliden gemein. Die relativ
kleinen Kumpfwirbel besitzen lange, zierliche Dornfortsätze.
Die ln der 7*Zahl vorhandenen Lendenwirbel sind sehr lang
und massiv und durch die langen Quer fortsä tze ausge-
zeichnet. Der Rücken war im hinteren Tbeil etwas ge-
bogen; der Schwanz hatte Aehnlichkcit mit dem von
Hrrpestea. Die Stcrnalglieder haben beträchtliche
Länge. An der breiten, niedrigen Scapula »ind Acromion
und Coracoidfortsati wohl entwickelt. Der Humerus ist
V iverren -ähnlich — starke Delloidcrbta , niedrige
Trochlen und Anwesenheit eines Entepicondylarforainen — ,
der Radius besitzt einen laugen Styloidfortaatz. Die Ulna
bl sehr kräftig. Scapholunatuin , Magnum und Trapezoid
«eben denen der Hunde, Uncitorme und Pyramidale, sowie
di« Metapodien denen der Viverren ähnlich. Da»
Becken hat, abgesehen von der Länge des Poatacetabular*
theilea, mit dem der Hunde grosse Aehulichkeil. Das
Ob penis gleicht dem von Crjptoproeta und den
Musteliden, die Patella jener der Viverren. Das
Femur bt Caniden -artig, hat aber einen dritten Trochan-
ter. Es ist nicht viel länger nls die Tibia. Letztere er-
scheint am dbUlen Ende stärker ausgeschnitten als bei
Daphaenus. Die Fibula iat ziemlich kräftig. Der Fus*
zeigt zwar Merkmale der Vieerren, aber zugleich auch
solche von Daphaenus und Canis. Die Metatarsalia
sind im Vergleich zu den Metararpalieii sehr lang. Die
erste Zehe ist noch wenig reducirt. Die Phalangen waren
sicher nicht retmetü.
Cvnodictis geismarianus hat den Habitus von
Hrrpestes, gregarius hingegen den von Vulpes. Im
John Daybed kommen ausser diesen beiden Arten auch
latidens nnd binar vor, während dem White Riverbed
nur lippincottianu« eigen ist. Es tritt aber auch hier
bereits gregarius auf.
Die Gattung Cynodicti« findet sich bereit« neben Mi aeia
im UiuUbed. Miacis ist, wie schon erwähnt, der Ahne
von Dapharnus, letzterer der «Stammvater von Enhy-
drocyoo, Cvnodesmus, Hy potemnodon und Tera-
nocyon. Oligobunis bt vielleicht europäischer Her-
kunft.
Boule leitet die Tbooiden von Amphicyon, die
Alopeooiden dagegen von Cynodictia ab. Letztere*
wird, abgesehen von anderen gemeinsamen Merkmalen,
durch da» Fehlen van Frontalsinusen wahrscheinlich. Auch
die Annahme eine» mehrfachen Ursprunges der Canideu
hat sehr Viele» tür sich; Parallelentwickelung dürfte über-
haupt häutiger sein, ab man bisher glaubte. Solche besteht
z. B. zwischen den Machairoduntiden und den Feliden,
von deneu die ersteren mit den Hunden die Beschaffen-
heit der Schädelbasis, mit den Feliden aber Aehnlichkeit
im Gebiss und der Extremitäten gemein haben. Allein es
ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich die A lopccoiden
erst später von den Tbooiden getrennt haben. Cyno-
dicti* bt alsdann möglicher Weise der Stammvater der
Füchse. E« wäre aber auch nicht ganz undenkbar, das»
zugleich auch die Thooiden au» ihm entstanden wären.
Gegen letztere Annahme kann man jedoch einwenden, dass
die Thooiden in Nordamerika eine genetische Reihe
bilden, in welcher »ich Cynodicti« nicht unterbringrn
lässt. Die Thooiden sind daher wohl amerikanischen
Ursprung«, während die Alopecoiden von einem Theo-
iden abstammeu , der nach Europa gelangt war. Das
älteste 1 ►«kannte Glied der Thooiden -Reihe bt Miacis,
das jüngste Canis. Die Zurückziehbarkeil der Krallen
dauerte nur so lange wie die Plantigmdie , sie hörte bei
Tetnnocyon auf. Auch bei den Katzen scheint »ie
vielleicht ein Ende zu nehmen — Cynaelnrus. Unter
den Kaubthicren haben die älteren Caniden, Mus-
teliden, Vlrerriden und Feliden so viele Merkmale
gemein, dass ein gemeinsamer Ursprung dieser vier Grap-
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145
Zoologie.
pen nicht unwahrscheinlich ist. Di« Bären haben »ich
erst »pater cur Ccniden, die Ilyänidcn aus Viver-
rlden entwickelt. — Diese Vermut hangen dürften sich
schwerlich bestätigen. Hef.
Scott, W. B. The Osteology of Elotherium.
Transite tions of tlie American Philoeophical feocietv.
Vol. XIX, 1898, p. 273-324. 3 pL
Elotherium kommt sowohl in Europa als auch in
Nordamerika vor, aber dennoch war es bisher nicht mög-
lich, eine vollkommen genaue Restauration dieses Thiercs
cu geben.
3 14 3
Die Zahnformrl ist - J y C - P ~ M. Die meist coni-
schen J nehmen von innen nnch aussen an Grosse zu.
Der obere Ja ist von dem mächtigen C durch rinen
Zwischenraum getrennt. Auch dieser und die drei ersten
einfachen 1* stehen isolirt — nur bei E. Mortoni »toset
1', an P«. Die ziemlich kleinen oberen M besitzen je
sechs Hücker, von denen jedoch der Hy poco» mit dem
Basalband vereinigt ist. Die unteren .1 sind fast gleich
gross. Der untere C greift in die Lücke zwischen dem
oberen J, und C ein. Das Geschlecht hat hier auf die
Grösse der C keinen Einfluss. Die J und C dienten wahr-
scheinlich cum Ausrei&sen von Wurzeln. PB ist der
höchste aller Zähne. Statt des fünften Höckers ist an
den unteren M oft nur ein Basalhand vorhanden. Im
Oberkiefer beträgt die Zahl der Milchrahne sicher vier.
Der auffallend grosse Schädel besteht au* der langen
Gesichtspartie und dem relativ sehr kleinen Cranium.
Das Occiput wird wenigstens bei den amerikanischen
Arten nach oben zu sehr schmal. Das Cranium trägt
einen hohen Scbeilelkainm und liegt mit den Nasalia in
einer Ebene. Die Augenhöhlen sind vollständig ge-
schlossen. Hinter ihnen entsendet der weit abstehend«
Jochbogen einen Inppentörmigen , schräg herabhängenden
Fortsatz, dem «in Unterkiefer zwei knopfartige Auswüchse
unterhalb des C und P, entsprechen. Die grublg ver-
tieften K&oecipitalia erstreiken sich mit ihren Unterendeu
Isis sn das Kiefergelenk. Die Bullae «asear sind klein,
aber hohl im Gegensatz zu denen von Su* und Hippo-
potaro us. Das Fnramen magnum ist sehr eng, das
Infraorbitalforamen steht weit vor der Augenhöhle.
Scheitel- und Stirnbeine und selbst das Infraoccipitale
sind mit Lultkanmern versehen. Der horizontale Unter-
kieferast ist sehr lang, der aufsteigende dagegen »ehr nie-
drig , bildet aber einen weil herabhängendrn breiten Lap-
pen. Bis zum Gelenkkopf Innfrn beide Unterkiefer beinah«
parallel, hier aber treten *ic weit aus einander. Der vor-
dere Thcil des Zungenbeinappimite* ist dem von Hippo-
potamus ähnlich, aber etwas länger, der hintere aber
lässt sich mit keinem eines anderen Paar hu fers ver-
gleichen. Die Aehnlichkeit, welche der Schädel von Elo-
theriura mit dem von Hi ppopotain us aufweist, ist
wohl nur durch di« nämliche aquatile Lebensweise veran-
lasst. Das Cerebrum ist von einer für Säugethiere sel-
tenen Kleinheit. Die Zahl der Windungen ist sehr gering,
die Klechlappen haben dagegen ansehnliche Grösse. Sie
sind wie da* hohe, aber ziemlich kleine Cerebellum scharf
abgesetzt vom Grosahirn.
Mit Anoplotherium bat Elotherium die beträcht-
liche Länge des Atlas gemein, jedoch sind bei ihm auch
die Querfortsätze sehr laug. Der zweite und dritte Hals-
wirbel ähneln denen von Hippopotamus. Der Wirbel-
körper des Kpistropbeus entsendet nach hinten drei Hypa*
popbyscn. Der Odontoidfortsatz ist coniscb, der Dornfort-
satz endet schon vor dem dritten Wirbel. Vom fünften
Halswirbel an werden die Dornfortsätze immer länger, die
obere» Bogen immer kürzer. Der Hals hat im Vergleich
rum Schädel sehr geringe Länge, auch Ist er gleich dem
Rücken sehr wenig gebogen. Die Nerrenlücher sind in
anderer Weise angeordnet als beim Schwein. Der
Archiv für Aulhropologlt. Kd. XXVII. (Vera. <1. iuttbrop. LH.)
Rumpf hat 13, die Lendenregion 6 Wirbel. Die Ceulra
der drei ersten Rückenwirbel sind breit, aber niedrig, die
der folgenden sind hoch, sie haben dreieckigen Querschnitt.
Vom 7. Rückenwirbel an werden die Donifortsätze kürzer.
Der des 13. biegt sich vorwärts.
Der letzte Rückenwirbel trägt wie die Lendenwirbel über
der cjrlindrischen Postzygapophyse noch ein Iwsondcrex
Gelenk wie die Wirbel von Sus, so das* die Verbindung
zweier Wirbel im Durchschnitt ein 8 bildet. Die Lenden-
wirbel sind ziemlich kurz, nur der letzte hat etwns längere
Querfort sätze, Die Lendenwirbel von Sus sind viel
länger, dagegen haben die Rnckeuwirbel mit denen von
Elotherium grössere Aehnlichkeit als die von Hippo-
potamus. Dos Sacrum besitzt bloss zwei Wirbel , die
jedoch sogar mittelst ihrer Domfortsätze mit einander
verwachten. Die Wirbelz&hl des ziemlich kurzen Schwan-
zes ist 15. Dieser selbst hat im Ganzen Aehnlichkeit mit
dem von Giraffe, obwohl die mittleren Wirbel beträcht-
liche Länge besitzen und denen der Fellden nicht un-
ähnlich sind. Die ziemlich schwachen und kurzen Rippen
alt nein denen von Sus, sie sind jedoch viel gleichmäßiger
gebogen und bedingen keinen sehr geräumigen Brustkorb.
Das Praeatemum ist kürzer und höher als bei Sns.
An der hohen schmalen Scapula von Elotherium steht
die Spina ziemlich writ vorn , mit Ausnahme der John
I>ay- Arten, bei denen die Scapula auch breiter ist. Das
Coracoid ist gross, das Acromion aber klein. Im Allge-
meinen ist das Schulterblatt dem von Sus xirmlich ähn-
lich. I)rr lange Humerus besitzt ein gewaltiges Caput
and ein kräftiges Tuberculum majus, sowie eine wobl aus-
gebildete, wenn auch nicht vorspriugende Deltoid - Rauhig-
keit. Der innero Epicondylus ist wl« bei allen moderneren
Paarhufern verkürzt. Abge*ehcn von seiner relativ be-
trächtlichen Länge — ebenso lang wie da» Femur — hat
der Humerus mit dem von Sus grosse Aehnlichkeit. Der
Radius ist ebenso lang wie die Tibia und mit der Ulna
fest verbunden. Letztere hat ein hohes Olecranon , arti-
culirt aber nicht mehr mit dem Humerus, wohl aber, da
sie unten länger ist als der Radius, mit dem Lunatum.
Der Carpus weist trotz der Keduction der Seitenzehen
noch einige primitive Verhältnis*« auf. Die Facette des
Radius für das Scaphoid Ist kleiuer als die für das Luna-
tum. Diese beiden stehen im Ganzen ziemlich weit aus
einander. Das Scaphoid — bei den europäischen Arten
ist es noch breiter — hat ein« kleine hohle Gelenktläche
Itir das kleine dünne Trapexoid, aber keine solche für ein
Trapezium. Das Lunatum Ut schmäler, alter doch grösser
al» da» Scaphoid. Es artieulirt mit dom sehr grossen
Unciforme zwar nur seitlich , aber auf eine lange Strecke
hin. Das Pyramidale ist dem Scaphoid ziemlich ähnlich.
Seine ganze distal« Fläche wird vom Unciforme einge-
nommen. Im Gegensatz zu Sus kommt hei Elotherium
das Trapezoid noch nicht in Berührung mit dem Metacar-
pale III. Das von vorne gesehen fast quadratische Mag-
num ist mit Lunatum um! Unclfonne nur durch sehr
kleine Gelrnktiächeu verbunden, wohl aber artieulirt es
mit dem Trapezoi.l, im Gegensatz zu dem von Sus. Bei
letzteren) Ist auch das Unciforme breiter und die Facette
ftir Metacarpale V nicht so stark nach der ulnaren Seite
verschoben. Die Zahl der functionircnden Motapodfon ist
bei Elotherium bekanntlich bloss mehr zwei, die Seiten-
zehen sind zn winzigen Stummeln geworden. Die Gclctik-
ilächen von Metararpale III und IV gegen den Carpus sind
denen vou Sus sehr ähnlich. Dagegen sind ihre utitereu
Gelenke viel breiter als hoch und auch nur auf ihrer
Rückseite mit einem Kiele versehen. Die Zebenglledcr
sind mit Ausnahme der langen, spitzen Klauen viel kürzer
als bei Sus. Bei letzterem Ist die Länge der drei Zehen-
glieder auch grösser als die des entsprechenden Meta-
podiuma, bei Elotherium ist dieses länger als seine
Zehenglieder.
Das lange, schmale Becken verbreitert sieh nach vom«
19
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146 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
su sehr bedeutend. Dz« hchium ist fast eben su lang wie
<iu Ileam. Die Gelenkpfanne ist ziemlich eng, das Kura-
nten obturatoriam ziemlich lang and oval. Das schlanke
Femur erinnert etwa« an daa von Ltama und selbst eher
an da« von Anthracotheriuro und Hippopotamus
als an das von 8us. Iler grosse Trochanter ragt nicht
über das hoch gestielte Caput hinaus. Die Trochanter
sind nicht mit einander verbunden. Die ganze distale
Partie ist sehr schlank. Die Patella ist in der Mitte
breit , wird aber nach oben und unten zu sehr schmal.
Die Tibia ist kllrier und zugleich kräftiger als das Femur,
ihr distale« Ende hat q und rat i sehen Querschnitt: die
Cnemialcrista reicht bis zur Mitte der Tibia. Mit der
dünnen Fibula kommt sie nur oben und unten an je einer
kleinen Pacette in Berührung. MitSus hat Elotherium
in der Beschallen heit der Tibia grosse Aehulichkeit; da«
nämliche gilt ihr den Astragalus — seine distale Flache
scheint jedoch etwas breiter und auch nicht so stark
gegen die proximale Troehlea verschoben zu sein wie bei
Su«. — Ref. Da« Ca Iran eu m ist auf der Aussenseite ausge-
furcht. aber sonst durchaus Suiden-ähnlich, die übrigen
Tnrsalien sind sehr hoch. Das Xavieulare articulirt distal
fast ausschliesslich mit dem Kctocunei forme, mit welchem
das Mesocuneiformc fest verwachsen Ist. Letztere* kommt
mit Metatamale III gar nicht in Berührung, wohl aber
aiticulirt mit diesem such der lange hintere Fortsatz des
stuminelartigrn F.ntocunei forme. Das ziemlich breite
Cuboid stösst nur seitlich an das Rudiment des Metatar-
snle V. Metatarsale IV ist wie Immer kürzer als Mt III.
Die Phalangen de« Fasses sind ««blanker, die Endglieder
auch kürzer al« die der Ilaud.
Von Elotherium hat nuch Marsh eine Restauration
gegeben. In dirsor Darstellung erscheint jedoch der Kopf
zu klein, der llats viel zu schlank, auch sind seine Doro-
fort sitze viel zu kurz, der Rumpf zu »chlank und zu
lang, ebenso die Lendengegend. Ferner ist die Scapula
viel zu breit und zu niedrig, Ihr Acromion zu undeutlich.
Das Ileum erscheint zu kurz und seine Vorderpartie nicht
scharf genug abgesetzt. Endlich ist auch das Isehiuui zu
schlank. Di« einzelnen in Nordamerika vorkommenden
Arten der Gattung Elotherium variimi nicht «ehr stark,
jedoch zeichnen sich dl« aus dem John Daybcd durch
ihre plumperen Extremitäten au«.
Elotherium i»t «war mit den Buiden verwandt, aber
die Trennung beider muss schon im Kocän erfolgt »ein.
Die Verwandtschaft mit Hippopotamu« ist ebenfalls
keine sehr innige. Die Anklänge im Schädelbau sind
wohl durch gleiche Lebensweise bedingt, also blosse Kon-
vergenz-Erscheinungen . die Extremitäten zeigen dafür um
so grössere Verschiedenheit. Elotherium stammt jeden-
falls von einem nahen Verwandten der Gattung Achse*
nodon ab, die jedoch nur 3P betast. Eine Achaeno-
don-Art — u in Lense — hat im Schädelbau mehr Achnlirh-
keit mit Elotherium als mit den übrigen Ac haenodon ,
welch** Gattung auf keinen Fall direct« Nachkommen
hinter lassen hat. In John Day erlischt auch die Gattung
Elotherium.
Siiusow, J. Einige Bemerkungen über die in Repa-
rablen und dem Gouvernement von Cherson auf-
gefundeneu Diuotherien-Reste. Schrift der neurussi-
schen naturforschenden Ct «Seilschaft Odessa. 22. Bd.,
1898» p. 185 — 139. 1 Tafel, russisch.
Die Rest« bestehen aus einem Unterkiefer und zwei
oberen M des Dinotherium gigantenm.
Sinzow, J. Ueber ein neues Genus der neogenen
Cetaceeu. Verhandlungen der kaiaerl. russischen
mineralogischen Gesellschaft Petersburg, Bd. XXXV,
1898, p. 117—134. 2 Tafeln.
Für die von Nordmann als Balaenoptera beschrie-
benen Cetaceen-Wlrbel wird rin neues Genus Archaco-
cetas errichtet.
Smith Woodw&rd, A. Relational) ipx of America and
European Mammalia» Fauna«. Natural 8cience 1898,
p. 328 — 336. Ref. in American Nuturalist 1898,
p. 523.
Der Aufsatz ist bloss compllatorisch und bringt auch
nichts Neues.
Im Anfang des ivoeän waren die Saugethierfnonen von
Europa und Nordamerika ira Wesentlichen die gleichen.
Bald aber entwickelten sieb in Nordamerika allein die
Condylarthra und Amblypoda — nur Coryphodon
auch in Europa. Dagegen scheinen die Proboscidier
ursprünglich der alte» Welt anzugehören — wohl Süd-
amerika. Ref. — Von den Perlssodact ylen sind
Tapire, Rhinocemten und Pferde beiden Krdhälften
eigen , allein die beiden letzteren Gruppen sterben in
Amerika zuletzt gänzlich aus. Von den A r ti odactyle n
scheinen die Hirsche und Schweine beiden Continenten
nnzugehören — ? Ref. — , die Kameele sind in Amerika,
die Rinder ln Europa zu Hause. Die Creodonten lebten
in beiden Erdtheilm, allein unter ihren Nachkommen, den
Carnivoren, sind die Hunde und Mnsteliden ur*prüng-
lich amerikanisch — ? Ref. — und ebenso die Nimraviden ,
die Viverren, Hyänen, Feliden und Bären aber alt-
weltlich. Die alterthümlichen Primaten lebten in Nord-
amerika und in Europa, starben aber in Nordamerika ganz
aus, während sie in Europa später durch die echten Affen
ersetzt wurden.
ToulAj Frans. Phoca vindobonensis n. «p. von
Nussdorf bei Wien. Beiträge zur Paläontologie und
Geologie Oesterreich-Ungarn« und des Orient«. Wien
1897, p. 47—70. Taf. IX— XI.
Die bei Wien nicht allzu seltenen Robben -Reste wur-
den meist als Phoca pontica bestimmt. Sie finden sich
in dem dortigen marinen Miocän -Tegel. Autor bespricht
alle bisher in der Literatur beschriebenen Robben reste,
auf welche Zusammenstellung liier jedoch nicht näher
eingegangen werden kann. Aus der Wiener Gegend
liegen fast säromtliche Thrile des Skelets vor, jedoch
wurde bis jetzt noch kein Schädel gefunden.
Bei der neuen Art Phoca vindobonensis ist der
Atlas schmäler und länger als bei der tebcudrn vitulina,
die Lendenwirbel sind schmäler, die Scapula ist länger
und ihre Gelenkgrobe tiefer, der Humerus gedrungener ;
die Ulna bat kürzere Facetten, das Sternum hat eine
etwas abweichende Form, der Radius ist gestreckter, da*
Scaphoid ist kleiner, die Metocarpalien sind schlanker, das
lleutu ist flacher und wulstiger, und sein Vorderrand
weniger abgest hrägt , die Gelenkpfanne und der Über-
schenkelkopf kleiner, die Tibia gestreckter und oben
schmäler, die Fibula dünn und zierlicher; das Culcaneutn
und Cuboid sind schlanker als bei vitulina. Auch durch
die kleine Xavicalnrfacette des Astragalus , das plumpere
Naviculare, die geringe Lange des Tarsus und die längeren
und schlankeren Metatarsalien und Phalangen unterscheidet
sich diese Art von der lebenden.
Bei der ebenfalls fossileu holltschensis ist das
Cuboid plumper, der Tarsus höher, dagegen sind die M«*ta-
tarsalin zierlicher, die Glieder der dritten Zehe kürzer und
die Phalangen »chlanker, bei Pboca pontica endlich sind
Scapula und der Humerus plumper und die Schwanzwirbel
haben eine andere Sculptur.
Toula, Franz. Ein neuer Fundort von sarmatischen
Delphin- Beaten im Stadtgebiete von Wien. Neue«
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie and Paläonto-
logie 1898, 1. Bd., p. 64 — fl«.
Von Charapsodetphis K arreri liegen vor ein Kiefer-
stück, Scapula, Obcrnrmfragmcnt, Ulna, Radius, Atlas,
mehrere Rücken-, Lenden- und Schw&nxwirbel.
Tuccimei , O. Sopvm nlnni cervi pliocenici della
Sabina o della provincia di* Koma. Memorie delta
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Zoologie. 147
Pont- Accftd. dei Noovi Lince». Vol. XIV. Koma
1898, p. 34—53 con tavola.
Aus einem Mergel von San Valentine* bei Poggio Mir-
teto liegt ein Gcweihbruchslück de» Cervu» pardineniis
Crolz et Job. von Morente, bei Montopoli ein solches von
Cervu» etuenarum und von Campo Merlo bei Korn ein
Geweih rrst von Cervu* arvernen«« Croiz et Job. vor. Cervu»
pardinensis ist verschieden von Perrieri und issiodoremi«.
Wortinan, J. L. The Extiuct Camelidae of North
America and some aasociated Furms. Bulletin of tbe
American Muneum of Natural Uiatory , New York.
Vol. X, Art. VII, 1898, p. 93 — 142, 1 pl., 23 Tftxtf.
Als ältester Cameloide galt bisher Pantoleste» im
WasatcbWd, doch krnnt man von ihm sowie von den
Bridgcrbed -Gattungen llomacodon und Helohyu* zu
wenig] um ihre wirkliche Verwandtschaft mit den Camc-
loiden festst eilen zu können. Erst im Windriver treten
unzweifelhafte Cameloidrn auf, die aber immer noch
Beziehuugeu zn anderen Selenodonten und besonders
zu den Oreodontiden zzfvchen. In» oberen Uintabcd
fehlen solche Typen, weshalb di« Verbindung mit den
Formen de» White Kiver noch nicht näher ermittelt werden
kann. I>ie älteste Form ist:
Leptoreodon Alarsbi n. g. n. sp. hat im Gegensatz
zu den echten Oreodon vor uud hinter dem unteren P,
eine Zahnlücke, stimmt aber sonst — abgesehen von der
Anwesenheit eine» vorderen Zwischenhöcker» an den
oberen M, der übrigen» auch bei Protoreodon vorhan-
den ist, im Zahnbzu sehr gut mit Oreodon überein.
Dagegen unterscheidet er »ich durch die niedrige Sym-
physe, die langen Kiefer und den schlanken Schädel sowie
durch die hinten nicht abgeschlossene Augenhöhle , durch
das Kehlro einer Priiorbitalspalte , und die zierlicheren
Extremitäten. Hyomeryx hat oben bloss 2 J, hei Pro-
toreodon ist die Zahnreihe geschlossen. Im Uebrigen
sind beide »ehr ähnlich. Leptotragulu» hat zwar eine
ähnliche Form der Symphyse, aber der Schädel stimmt
mehr mit dem von Oreodon überein. Die fünfte Zehe
war hei Leptoreodon wohl schon rudimentär.
Bunomrryx montanus n. g. n. sp. mit nur drei
unteren P, ohne zweiten Innenhör ker am oberen Mt und
Mgl wohl aber mit zwei Zwischenhöckern an allen oberen
>1. Alle Höcker sind halbmondförmig. Oben sind P, und
P„ unten Pt und P, al* Schneiden entwickelt. Der untere
P« ist aber sehr complidrt. Die Hikker der oberen M sind
Halbmonde, jene der unteren dicke Monde. Bei der nahe
verwandten Gattung Homicodon sind die Höcker noch
mehr kegelförmig, auch fehlet» Ausscnpfeiler an den oberen
M , d.igegen hat sie vier untere P , davon der letzte ein-
facher als hei ßunomeryx, aber auch am oberen M„
nicht bloss an Mt ein Hypocon. Auch Dichobune unter-
scheidet »ich durch die mehr kegelförmigen Höcker. Da»
hohe Oedput ragt etwa» nach hinten hinaus und trägt
einen hinter den Augenhöhlen gegabelten .Scheitel kämm.
Erster« sind hinten noch nicht geschlossen. Das Pyrami-
dale articulirt bloss mit der Ulna, das Lunatum liegt
ebenso viel auf dem Unci forme al» auf dem Magnum. Da»
Metacarpale Ul articulirt auch mit dem Unciforme, Mt II
mit dem Magnum. Letzteres war noch nicht mit dem
Trapezotd verschmolzen. Die mittleren Mc «nd länger al*
Me II, und diese* länger al» Mc V. Am Trap*»ziau» arti-
cutirte wohl nur ein Mc I, aber kein vollständiger Finger.
Ulna und aeitliche Metacarpalia sind schon sehr dlinn ge-
worden. Die Phalangen sind denen von Poebrotherium
und Prolocera» ähnlich.
B. elegans n. ap. i»t kleiner als die vorige Art. Der
untere Pt steht von P, ziemlich weit ab. P4 ist noch
etwa» einfacher als bei montanus. Am oberen M, ist.
noch eine Spur eine» Hypocon, zweiten Inuenhöcker», vor-
handen. Bnnomerjx ist jedenfalls der Nachkomme von
Hoiuaeodon, der aber noch einen kegelförmigen Hypocon
besitzt. Von den ursprünglichen sechs Höckern scheint
bei den Artiodacty len, mit Ausnahme der Caenon
theriden uud Dichobune, der Hypocon verloren gegangen
zu sein und der zweite Zwischenhöcker, Metacouulu», den
Hypocon zu ersetzen. Der vordere Inneuhöcker ist dagegen
zweifellos der Protocon , der aber später hei den vier-
theiligen Zähnen der A rtlodactylen den ersten Zwischen-
höckcr Protocon ul u* aufgesaugt hat.
Parameryx (Leptotragulu») proavus wurde bisher
zu den Tragulinen gerechnet, ist aber ein Tylopode.
Am dritten Lobu* des unteren M, sind zwei Halbmoude
vorhanden. Alle Halbmonde der unteren M sind viel ge-
streckter als hei den übrigen gleichzeitigen Paarhufern.
Von den drei unteren I* sind die beiden ersten schneidend
entwickelt; vor P, befindet »ich eine Zahnlücke. Der C
ist vorwärts geneigt. Am liinterfuss ist Mt V schon ganz
reducirt wie bei Poebrotherium, doch stammt letztere
Gattung nicht von Parameryx ab, denn dieser hui unten
bloss mehr drei P, davon jedoch P, sehr stark complidrt;
auch ist C relativ stärker als bei Poebrotherium.
Protylopu» Petersoni n. g. n. sp. Die M haben
bereits die Zwischcnhöeker verloren , besitzen aber noch
einen Aussen pfeller. Die Zahnzahl ist noch normal —
44 — , der C ist in beiden Kiefern J ähnlich geworden.
P, jedoch hat »ich nicht verändert. Die drei ersten P
beider Kiefer sind als lange Schneiden entwickelt, auch
der untere P4 hat noch keinen Innenhöcker. Die Unter-
kiefer-Symphyse ist sehr lang, die Kiefer selbst schlank;
die Augenhöhle ist bereit» von einen» Vorsprung über-
wölbt wie bei den Kam ec len, aber noch nicht von der
Schläfengrube getrennt. Die Zahl der Lendenwirbel i»t 7
wie bei den Kaineelen, die Kückenwirbel sehen denen
von Llnma sehr ähnlich, dagegen sind erst vier Kreuz-
bcinwirbel vorhanden. Hecken und Kxtremitätenknocben
stimmen ganz mit denen von Poebrotherium überein,
diu Kniegelenk ist schon ganz k am eel artig. Radius und
Ulna verwachsen in der unteren Partie, der obere Tbell
der Fibula war bereit* resorbirt. Der Vorderfus» hatte
wohl noch vier, der Hinterfass aber nur mehr zwei Zehen ;
die MelApodien hatten jedoch noch elliptischen Quer-
schnitt. An den Tersalicit waren die Fortsätze auf der
Hiiiterseite noch ziemlich stark entwickelt.
Poebrotherium hat bereits gestrecktere M von mehr
• elenodontrm Typus. Der obere C <1 als J,. Am M,
ist der dritte Lohn* wie bereit» bei Protylopu» mit
eioem zweiten Hikker versehen. Radius und l'lna sind
der ganzen Länge nach verwachsen , die Fibula fehlt voll-
kommen. Audi der Yordcriüs* hat bio»B mehr xwei
Metapodien, die aber noch frei bleiben. Bei der älteren
Art, Wiltooi, — Cheyenne-Becken — ist im Unterkiefer
noch keine Zahnlücke vorhanden, l*«i der jüngeren, labia-
tu m, nur in Colorado vorkommend, ist P, sowohl von C,
als auch von Pf durch ein Diastema getrennt. Letztere
Art entspricht zeitlich wohl dem Protocerasbed. Sie
variirt sehr beträchtlich in ihren Dimensionen.
Gomphot ht-rium. Der C hat hier bereits die für die
Knmceic charakteristische. Gestalt , hohe zurückgebogetie
Spitze, und stebt ganz isolirt, Die Augenhöhle i»t hinten
durch eine knöcherne Brück« abgcgrriizt. Di« Metapodien
sind zwar noch nicht verschmolzen, sehen aber sonst dem
Canon der späteren Käme eie sehr ähnlich. G. Stern-
bergi John Daybed. Der Schädel hat, abgesehen von der
iJingc der Nasalia, schon ganz die Form des Kaoisel-
schädels. Da» Gesicht erinnert au das der Karneole,
weniger an das von Llama. Während bei Poübro-
theriam die Inneopirtie, bei den Knmeelen aber die
Autsenpartie der Bullae osseae grösser ist, sind hier beide
TUeile gleich stark entwickelt. Die proximale Partie de»
Humerus weist bereit» Verdoppelung der Bicipitalgrube
auf. G. camrloides > und jünger als Sternbergi.
Der C ist hier an den Jt gerückt,
Protolabis hat vielleicht immer noch drei obere J,
jedoch ist der obere Pt reducirt. Der obere C ist nicht
19*
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148
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
so gross wie J„, Jt und Js sind kräftig entwickelt. Die
Kronen der M sind noch nicht so hoch wie bei den fol-
genden Gattungen. P. Irans mo uianu* hat fast die
gleichen Dimensionen wie LI atu a, dagegen sind die
Naislia länger, und das Gesicht ist etwas mehr zusammen*
gedrückt. Die Meta|mdien kennt man nicht genügend.
Procamelus. Im Alter verschwinden J, und Jr Die
vier P sind noch sämmtiieh erhalten. Die Metapodien
bilden fast immer einen festen Canon. P. robustua
(— Protolabis heterodontus und prebensilia) bat
ein hohes Kinn. J( und Jv scheinen sich hier an conser-
viren. Die M sind wenigpr schmal als hei den kleineren
Arten. P. occidentalis (= ranin us und augustidena)
ist kleiner aber häutiger als robust us. Die beiden Kiefer
bilden eine feste Symphyse. Die Phalangen haben bereits
mehr elliptischen Querschnitt im Gegensatz zu jeneu der
älteren Formen. Pr. graeilia von Llum u-Grösae. Im
Vordertuss sind die Mrtnpodirn noch nicht verschmolzen,
wohl aber itn Hintcrfu**. Auch bleiben die beiden Kiefer-
äste noch getrennt.
Pliauchenia bat bereit» den unteren Pt verloren.
Drei Arten rinden sich im Loupfotkbcd von Neu -Mexico,
und auch noch im Blancobed von Texas. PI. humplire-
siana kommt auch in Kansas vor, minima überhaupt
nur in Kansas. Die erster« Art ist so groaa wie Pro-
camelus occidentalis, spatula ist grösser als das
Dromedar. P, und P4 sind sehr klein geworden; vor
dem enteren befindet sich eine lange Zahnlücke. Die
Phnlangen uud Metapodien sind zwar schlanker als bei
den Kam «eleu, aber sonst denselben sehr ähnlich. Die
Metapodien verwachsen fest mit einander. PI. minima
bildet möglicherweise den (Jebergang za Auchenia, da
der P, zu fehlen scheint.
Camelops. Die Beste dieser Kameele sind zwar im
Equusbed überall sehr häufig, al»er nur mangelhaft er-
halten und daher schwierig zu bestimmen, namentlich
weist man »ehr wenig über die so wichtige Zahl der P.
Der Pg war verrouthlirh noch nicht so stark reducirt wie
bei Llsma. Letztere Gattung hat einen Pfeiler an den
unteren M, der bei Camelops nicht vorkommt. Bei
Camelops ist der untere C sowie der P4 noch viel
grösser als bei Eschatiu». Die zahlreichen Arten sind
bis auf zwei sehr problematisch. C. kansanua— Mega*
lotneryx niobrarensia, Auchenia hesterna, huer-
fanensia, und Holomeniacnt aulcatus uud hester-
112
nus mit g J yC y P batte die Grösse des Dromedars,
ist alter sehr variabel in der Stärke der Extremitäten-
knochen. Bei einem ungemein langen Canon stehen die
unteren Enden der Metapodien sehr dicht beisammen.
Camelops vitikerianus von LI a in a -Grösse.
Camelua atnericanus n. sp. mit 3J1C2P im Plci-
stoeän hat schaufeliÖrtnSge J , hinter denen unmittelbar
der kleine C folgt, dagegen ist dieser von P, und letxtcrer
von P4 durch du Diadem« getrennt. Der P4 ist etwas
complicirter als hei den echten Ca m el us- Arten. Vom
Dromedar unterscheidet sich diene amerikanische Art
auch durch die Kleinheit den C und ihre viel geringeren
Dimensionen.
Eschatiua conidens im Pldstocän von Oregon von
Dromedargrösse ist fortgeschrittener als Auchenia, inso-
fern der obere P4 nur mehr als einfacher Kegel ent-
wickelt ist. Die xweite Art, longirostris, ist nicht
genügend bekannt.
Die für die jetzigen Cameliden charakteristische Form
des Schädels, der Zähne, der Wirbel und Extrrmitäten-
kuochen macht sich schon bei Protylopua des l'iutabed
bemerkbar, die Bildung des eigentümlichen Daches übet
den Augenhöhlen beginnt auch schon bei Protylopus. die
Abgrenzung der Augenhöhle von der Schläfengrube bei
Gnmphothcrium, die Verkürzung der Nasenbeine bei
Procamelus, und die Vergrößerung der äusseren Ge-
hörblasen bei Goto photherium. Die echt ae1enod«oi<re
Mola icn finden sich schon bei Poel, rot her 1 um; der
aufaugs J ähnliche C wird bei Gom photherium scltoa
gross und seine Spitz« biegt sich zurück wie bri des
lebenden Kameelen. Auch beginnt hier schon die Re-
duction der P. Die oberen P, und P, gehen bei Pre-
camelus im Alter verloren, bei Pliauchenia auch
schon der untere Pr Diese Reduction schreitet fort bei Ct-
3 f
melus bis zu r» bei Auchenia sogar bis zu — P, Eschs-
2 6 l
tius verliert »ogur den inneren Halbmond seines oberen
P4. Die Verschmelzung von Ulna und Radius beginnt ans
unteren Ende bei Protylopus, und ist bei Poebre*
therium bereits vollendet, die Reduction der Fibula bei
Gomphotherium; dagegen erfolgt die Canonbildung erst
bei Procamelus, denn selbst bei Gom photherium
bleiben die Metapodien wenigstens oben noch getreanf:
Was die Seitenzehen betriflt, so brsas* Protylopni
solche vielleicht noch an der Hand, die der Hintrrextrrnii-
tät sind aber schon hier bloss mehr durch Splitter repra*
sentirt. Die für di« Tylopoden so charakteristische
Form der Patella tritt zuin ersten Male bei Procamelus
auf. Auch nehmen erst hier die Phalangen die F«nn an,
welche jetzt für di« Cameliden und Llainas so ty-
pisch ist. Bis zu jeneT Gattung hatten sie die nämliche
Gestalt wie bei den echten Wiederkäuern. Diese Or-
ganisation war jedenfalls durch die Zehensteilung — us-
guligrad — bedingt. Ein höchst merkwürdiger Moment
ist endlich auch die allmähliche Zunahme der Körper-
größe in dieser Formen gruppe , denn auch dieser Stamm
beginnt mit sehr kleinen Formen. Protylopus w*r
nicht viel grösser als ein Hase, Poebrolheri um nicht
grösser als ein Schaf.
Die zeitliche Verbreitung ist folgende: Im WuitdW
Pantolestes, im Bridger Homacodoo, im UioU Para-
meryx, eine Form, die ohne Nachkommen auastirbt,
während der gleichseitige Protylopus den Ausgangspunkt
bildet für Poebrothcrium des White Rirrrbed. Au*
diesem entwickelt sich im John Daybed Gomphotherium
und aus diesem im Deep Riverbed Protolabis. Von
letzterem stammen ab Procamelus und Pliauchenia
des Loap Kork, und zwar ist der kleine Procameln»
graeilia der Ahne der lebenden Auchenia; aus Pro*
camelua robustns dagegen entwickelt sich einerseits
Pliauchenia spntala des Blancobed , und andererseits
Procamelus occidentalis und aus diesem wieder
Pliauchenia humphresiana. Pliauchenia spatula
führt im Equusbed sn Camelops kansanua uud letz-
terer zu der Eudform Eschatiu». Dagegen st am tuen voa
Pliauchenia humphresiana Camrlops vitikeriaua»
und von diesem Camelua smrricsnu* des Kquasbcd
ah, auf letzteren gehen dann die lebenden Alien der Gat-
tung Catnelus zurück. Die Nachkommen Ton Proca*
melus graeilia scheinen schon sehr bald nach Süd-
amerika nus gewundert zu sein, denn in Nordamerika giebi
cs keine Zwischenfonnen zwischen diesem und den leben*
den Llamas.
D. Lebende Säugethier e. Verbreitung, Systematik derselben sowie Odontographle.
Adloff, Paul. Zur Entwickelungsgeachichte des Nage*
tliiergebisses. .Icnatsclie Zeitschrift für Natur-
wissenschaft, Bd. XXX11, N. F. XXV, 189«, p. 347
— 4X0. 5 Tafeln. 4 Textfig.
Spermopbilus citillus hat vor der Anlage de*
eigentlichen Nagezahnes, J4, noch eine solche eines J,,
und ausserdem hinter Jf Spuren eines JB und C im Ober-
kiefer und im Unterkiefer, labial der Anlage des Nage*
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Zoologie.
149
zahne* eine Knot|« , die rudimentäre An lag? de* Nage*
zahne* der ernten Dentition. Bei leptodact ylu» ist J,
und Ja angelegt, dagegen fehlt ein C, wohl aber iat da*
Rudiment eine* P D, zu beobarhtcu. Labial vom oberen
P D, zieht man eine prälacteale Anlage , ebenso labial
mm oberen und unteren PDa. Im Unterkiefer befindet
»ich labial vom Xagezuhn eine prälacteale Anlage und ein
verkalkter Vorgänger erster Dentition, sowie ein Rudiment
de* PDr
Scinrua Prevosti zeigt vor dem Nagezahn einen J„
hinter ihm die Anlage eine* Ja, noch weiter hinten die
d« C; die Schmelzletstc setzt auch in der ZlkllftdM fort.
Im Unterkiefer bemerkt man einen rudimentären J, und
labial vom Nagerahn die rudimentäre Anlage de* JDt;
vor PDa ausserdem die Anlage eine« PDg. ücioru«
Brook ei lässt ebenfalls einen rudimentären oberen J,
und einen verkalkten Ja erkennen. Die Anlage des C ut
bereit* ln HeductJon begriffen. Zwischen PDt und PDa
befindet sich ein labialer Kpithelzapten, prälacteale Anlage,
die zu PDt gehört. Im Unterkiefer ist ein J, sowie der
rudimentäre Vorgänger de» Nngezahne* zu »eben und
außerdem eine Anschwellung in der Gegend de* C. Die
eigentümliche Lage von PDf und PDa im Oberkiefer
scheint dafür zu sprechen, das* bei den Sekunden ohne
PD( dieser Zahn mit PDa verschmolzen Ut.
Unter diesen Ergebnissen ist jedenfalls da* wichtigste^
das* labial vom unteren Nagrzahn ein Rudiment seines
Vorläufer*, de* Jl>4, angelegt wird, während der obere
Nngeziihn keinen solchen Vorläufer tasitzt.
E» sind also an Anlagen hei den Sciuromorphen
vorhanden :
JD^ JD, CD PD, PDt PDa
JD, JD,’ CD PDt PDr
Autor zahlt den letzten P immer als 3, da er als An-
fänger, der die Literatur unmöglich genau kennen kann,
nicht weis*, dass die normale Zahl der P vier und nicht
drei Ut. Ref. Die untersuchten Stöcke von Ca via
cobaya und Dasyprocta Aguti bieten nichts Beson-
deres, nur im Unterkiefer Ue*u sich ein rudimentärer Jt
nachwcisen. PD wird schon vor der Geburt resorhirt.
Auch bei den Muriden entspricht der Nngezahn dem
Jt, ein Vorläufer desselben war aber nicht mehr zu beob-
achten, wohl aber ciu Rudiment des J,. Auch lingual
kommt eine Anschwellung der Schmelz lehrte vor, — liest
eines Ja — - aber in der Zahnlücke fehlt die SchmelzleUte
vollkommen. Recte von P fehlen somit gänzlich, was
auch bei der frühzeitigen Gebissreduction der Muriden
nicht verwundern kann. Ref.
Lepu* cuniculus. Auch hier wird ein J, angelegt.
Die Lagotnorphen sind primitiver als die übrigen Nager,
da sie noch einen lünctionireuden oberen J, und auch
mehr P besitzen aU diese.
Auch das Nagethiergebiss hat sich aus einer ursprüng-
lich geschlossenen Zahn reihe entwickelt. Die Nagczähne
haben auf Kosten anderer Zähne ihre beträchtliche Grosse
erreicht. Sie entsprechen sicher dem zweiten und nicht
dem ersten Incisir, wie dies auch Cope an fossilem
Materiale nachgewiesvn hat.
Nach Leche tritt die Keduction de* Gebisses im Ober-
kiefer später ein als im Unterkiefer. Dies zeigt sich auch
hier, insofern unten keine Scbmelzleiste mehr vorhanden
iat, während sie oben sogar noch neue Keime producirt.
Dafür sind unten , nicht aber oben noch Anlagen prälac-
tealer Zähne vorhanden, vor dem Jg. Der Zahn Wechsel
beschränkt sich mir mehr auf die P und wird wohl noch
gänzlich aufhören. Ausser den beiden erwähnten Denti-
tionen giebt et noch eine der Milchdentition vorhergehende
uud eine der definitiven folgende, fl* hat also vertnuth-
lieh hei den Uebergungsformen zwischen Reptilien und
Säuget hieren vier functionirende Dentitionen gegeben,
von denen jedoch die erste und vierte allmählich ver-
kümmerte. In der Gegenwart findet auch Reduction des
Milchgebisses statt, es kommt zuletzt zu Monophyoduntis-
mus. Reste der ersten nnd vierten Dentition sind besonders
bei Beutelthieren und Inaectlroren häutig, kommen
aber auch bei Nagern , besonders hei den primitivsten
derselben, den Sciuromorphen, vor. Hier verschmilzt
sogar die prälacteale Anlage mit dem Mikhznhn PD, — -
■oll beisseu PD«. Ref. — , was rin Beweis für die Con-
crescenztbeorie ist, wie Autor meiut.
Nach Wilson und Hill soll die Dentition der Beut-
ler dem perrnau enteil Gebiss entsprechen, prälacteale An-
lagen sollen nach ihum nicht eaistiren, die von ihnen
beobachteten labialen Epithel - Sprossen sollen vielmehr
durch die Bctbeiligung der Lippenfurche erklärt werden.
Autor hält dagegen daran fest, dass es sich hier wie bei
den Nagern uui prälacteale Gebilde handelt. Die An-
wesenheit eines freien Schmelzlelstenendc» hält er für ein
Zeichen, dass auch di? permanenten Zähn# ersetzt werden
können. Leche betrachtet das permanente Gebiss als
einen Neurrwerb der Säugethier#, w»* aber insofern nicht
recht wahrscheinlich int, da alsdann die Spuren der fol-
genden Dentition im Unterkiefer nicht soweit vorgeschritten
wären als iiu Oberkiefer, was doch der Fall sein müsste,
da letzterer viel primitivere Verhältnisse aufweist. Die
Molaren sollen nach Kükenthal zwar der ersten Denti-
tion angehören , doch bet heiligen »ich au dem Aufbau
ihres Schmelzorgane» auch prälacteale und zweit« Denti-
tion. Autor deutet dies in der Weis«, dass zwar nicht
fertige Zähne mit einnnder verschmelzen, dass aber wohl
ganz allmählich Verschmelzung der Keime beider Denti-
tionen stattgefundeu hätte. Später unterblieb dann eine
DiiTcrenzining in zwei selbständige Anlagen.
Autor denkt sich den Vorgang so, dass zuerst normal
lingual von der labialen Anlage die nächste Dentitiou ent-
springt, dann aber beide neben einander treten und zuletzt
sich vereinigen. Kr sieht einen Beweis für diese Möglich-
keit von Verschmelzungen darin, das» PD„ richtiger 1*D41
der Sciuromorphen mit einer prilactenlen Anlage wirk-
lich verschmilzt. Die Verschmelzung ist eine» der wesent-
lichsten Momente für die Entstehung der Bäugelhierback-
zähne. — Dass die* nicht der Fall ist, zeigt die Phvlo-
genie der Säuger. Di« Verschmelzungstheorie kann über-
haupt als abgethan betrachtet werden, nachdem selbst für
die Fische durch Semon die t’ uh alt barkfit derselben
dargelegt wurde.
Af lato , O. F. Sketch of the Natural History (Ver-
te brat es) of the British Island«. Bibliograph; of
Populär Work» relating to tlie British Fauna. Lon-
don, Blakwood & Co. 1808. 8*. 512 p.
Allen , J. A. Revision of the Chickarees or North
American Red 8quirrel*. (Tamiaaciurtis.) Bulle-
tin of the American Museum of Natural llistory
New York. VoL 10, Art. XIV, 1898, p. 249 — 298.
Von Seiurus hudsonicu» treunt Autor sieben Sub-
•peeics ab — loquaz, dnkotensi», ßaileyi, ventorum,
Ilicharxlsonii , Streatorii , vanconverrnsis , von Douglas!
drei roollipilosns, 'anadeosis, californicus , von Fremonti
ebenfalls drei SnbspeOM neomexiennus , mogollonensi*
und grahomensis , nur Mesrnsi wird nicht weiter zer*
legt.
Allen, J. A. Nomenclatorial Notes on Certain North
American Mammuts. Bulletin of the American
Museum of Natural Biatory. New York, VoL 10,
Art. XVIII, p. 449—461.
Scinrua ruhricatus hat nicht di« Priorität vor Dou-
glasi, Bo ttae bezieht »ich wohl auf Douglasi, califor-
nicu» auf Douglasii albolimbatu»; albipes und varius sind
unter Sciurus Wagneri n. sp. zu vereinigen; Mus
euipetra Ut Spermophilus eftipetra. Arctomys Lewisii
statt Cynomys leucunis; GUa canadensis =s Arctomys
idodii. Arctomys pruinosns wohl nur am Liard
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150 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
River, caligatu» in Alaska, Hypudaeus ocbrogaster
statt Microtus auiteru». Statt Mus! ela lutra conadensis,
Lutra canadeosis. Mustela caoadensis = M. Pen*
nanti.
Allen, J. A. A Pocket Mouse in Confinement. The
American Naturalist 1898. p. 683 — 684.
Prrognatbu» trinkt wie die übrigen Pairle* Nager an*
scheinend überhaupt kein Wasser.
Allen, J. A. The Bea Otter. The American Natu-
ralist 1898. p. »6«— 358.
Die Seeist trr (Latax lutris) war ehemals an der
ganzen Westküste von Nordamerika Ten den Aleutcn bis
nach Nieder-Californien verbreitet, ist aber jeUt dem Aus*
sterben nahe, was auch bei deu Seelöwen der Fall ist.
Die Seeolter bat la Folge Ihrer fort gewirtet» Jagd ihre
Lebensweise geändert, sie lebt jetzt vollständig auf schwim-
menden Algenmassen, anstatt nn Land zu geben.
Allen, J. A. The Mammali of Florida. The
American Naturalist 1898. p. 433 — 430.
Siebe diesen Bericht D: Rangs Üutram.
Ameghino Florentino. Bur Revolution den dents
des Mammif&rea. Bulletin de la tocictl g&dogique
de France 1898. p. 497—499.
Entgegen der jetzt allgemeinen , wohl begründeten An-
nahme, dass die I' bei den ältesten Säugern einfach waren,
und dann aber, je näher wir der Gegenwart kommen, um
so compUclrtrr wurden, glaubt Autor gerade für di« älte-
sten coroplicirtr Prämolaren unnehmen zu müssen , denn
i. B. Protodidelphis und Hnuiunculus haben schon
P, welche nach dem Typus der >1 gebaut sind. In Folge
der Kiefervorkiirxung hätten sie später aber nicht mehr
genügend Platz gefunden, und daher Reductiou erlitten,
namentlich in ihrer hinteren Partie. Der Zahnwechsel,
der anfangs erst beim älteren Thier eintrat, erfulgte all-
mählich immer früher, und da hierbei die M erst später
in Function treten, so fanden die D und 1* genügend Platz
zu ihrer vollen Entwickelung, daher die Rückkehr zu einer
früheren Organisation.
Ameghino Florentino. Premiere notice sur 1«
Neomylodon Listui, an repnsentant vivant dea
auciena Gravigradea fossiles de PArgentine. La
Plat» 181*8. h p. und: An Kxistmg üround Bloth
in Patagonia. Neomylodou Listai. Natural
Science. London, Vol. 13, 1898. p. 324 — 320.
Einheimische berichteten schon seit längerer Zeit, dass
in Santa Cruz ein Mylodon -ähnlicher Eden täte noch
in der Gegenwart unterirdisch lebe. Der Forscher Lista
hat vor Jahren das Thier selbst gesehen und vergleicht es
•einem Aeusseren nach mit dem indischen Schuppen-
thier, Mania, doch »oll es statt mit Schuppen, mit
rothem Pelz bekleidet gewesen »ein. Es handelt sich
dieser Beschreibung nach jedenfalls um eine Mylodon*
ähnliche Form, die schon in der Kreide (?? Bef.) — beginnt
und auch noch in der Postpampasfortuallou vorkommt. Die
geologisch jüngeren Mylodon, Psendolestodou und
Glossotheriuiu besitzen bohuenförmige isulirtc Haut-
kuochen, bei Mylodon klein, trapcxoiiUl , bei Glosso*
therium dick und flach. Vor Kurzem erhielt nun Verf.
aus Patagonien ein« Anzahl solcher ganz frischer Knöchel-
chen mit dem Beifügen , dass dieselben aus einem 2 cm
dicken, am Boden gefundenen Fellstück herausgeschnitten
worden seien und zwar stammen sie aus der untersten
HauUcbiehL
Anderson , Rieh. J. Note on a Diastema between
Molar» and Premolar» io an Ox. Internationale
Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. 15. Bil.,
1898. p. 200-207.
Liegt nicht vor. Jedenfalls ganz bedeutungslose Bil-
dung.
Baokhouee, J. Occumnre of Nntterer’t Bat in North
Wales. The Koologitt, London 1898. p. 493 — 494.
Bailey, Vernon. A new Name for M icrotus’insu-
laris Bailey. Science- New York. Vol. VIII, 1898.
p. 782.
Microtus nesopbilus n. sp.
Bailey, Vernon. A uew 8peciea of Evotomys from
British Columbia. Proceedings of the Biological
Society of Washington 1898. p. 21 — 22,
Evotomys caurinus n. sp. mit Wraogeli nm näch-
sten verwandt, hat aber kurzen , breiten Schädel. Die an
der gleichen Localität vorkommenden occidentalis und
saturatus sind wesentlich verschieden — insbesondere
grossere und gewölbtere Bullne oa+cae. — Vorkommen au
der Küste von British Columbia östlich der Stra*se von
Georgia, südlich bis zum Fraser River.
Bailey, Vernon. Dcscription of elcven new »peciea
and »ubepccies of Vole» (Microtus). Proceedings *»f
the Biological Society of Washington. Vol. 12, 1898.
p. 85—90.
B&ngs, Outrnm. Descriptious of aome new Mim*
mali from the Sierra Nevada de Santa Marta
Columbia. Proceeding* of the Biological Bocietv of
Washingtou. VoL 12. p. 161 — 185.
Bange, Outram. The Land Main malt ofPeninsular
Florida and the Coast Region of Georgia. Proceed-
iugs of the Boston Society of Natural History.
Vol. XXVU1, Nr. 27, 1898. p. 157 —235 with tex-
tenta. Liegt nicht vor. Ref. von Allen, J. A. The
Mamnials of Florida in: The American Naturalist
1898. p. 433—436.
Man kennt jetzt 73 Arten, und zwar 88 au» Florida,
5 aus Georgia. Diese beiden Gebiete sind in Folge der
Aehiilichkeit ihrer |d»y»ikall»chen Verhältnisse einander
auch faunistisch sehr ähnlich. Von den beschriebenen
Arten bespricht Rrf. »peciell Neofiber Alleni (Micro-
tus), Pcrotnyscu» floridanu» und nlveiventris.
Die Zahl der Arten konnte in erstaunlicher Weise ver-
mehrt werden.
Bang*, Outram. A List of Main malt of Labrador.
The American Naturalist 1898. p. 489 — 507. 3 fig.
Das Land zeriältt in drei Gebiete: die Barren, die
Semibarren und die Waldregion , die natürlich die Fauna
stark beeinflussen. Verf. nennt: Lepns americanus
americanus, arctirus Bangsi, Erethizon dorsal u», Zapus
hudsonicus hudsonicus, insigni», Fiber xibetbieu* zibethi-
cus, Dicrostonyx hudsonicus, Synaptomys innuitus,
Microtus enixus, pennsylvanicus labradorkus, Evotomys
ungava, protcua, Phenacomys latimanua, ungava, l’ero-
ui y sco» mauiculatus , Castor caaadensi», Arctotnys
monax melanopus, Sei uro» hudsonicus hudsonicus,
Sciuropterus aabrinus, Sorex personatus, Coodylura
crislata, Myotis lucifugus, subulatus, Alces americanus,
Rangifer caribou, axcticus, Roimarai rosmarus, i’hoen
vituüna, hispkla, groenlandica , Erignathus barbatus,
Halichoerus grypus, Cy stophora rrislata, Thaliarctos
masstimus , Ursus Richardsoni, Kuarctoa americanus
Sornborgeri n. subsp. , Gulo luscus, Lutra hudsonica
hudsonica, Mephitis mephitica, Mustela americans,
brumalis n. sp. viel grössere Zahne, breitere Schnauze
als bei voriger, flachere Stirne als bei caurina, M. Pcnuanti,
Putorlns viaon vison, Ckcognanli, Vulpes lagopus,
pennsylvanicus, Caois albus, occidentalis und Lynz caua-
densi*. Genaue Angabe der Verbreitung der einzelnen
Arten.
B&ngs, Outram. The Küstern Races of the American
varying Hart». Proceedings of the Boston Society
of Natural Hittory. Vol. 12, 1898. p. 77 — 82.
I.epus americanus americanus, americanus virginianus,
americanus struthopu».
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Zoologie.
151
Bange, Outram. Deacriptiou of a new white footed
Mouae (Perorayacusoreaa) ap. Proceedings of the
Boaton Society of Natural History. Vol. 12, 1808.
p. 83—84.
Bange , Outram. A new Race of Piue 8quirrel
(Sciurua hudsonicua ozariua n. subsp.). Proceed-
ings of the Boston Society of Natural History.
Vol. 11, 1808. p. 281—282.
Bange, Outram. Deacriptiou of the New Koundland
Otter (Lutra degener n. ap.) and Vulpea dele-
trix n. ep. Proceedings of the Bouton Society of
Natural Hiatorjr. VoL 12, 1898. p. 85—38.
Bange, Outram. Description of two new Skunks of
the Genus Mephitis. Proceedings of the Boston
Society of Natural History. Vol. 12, 1898. p. 31
— 34.
Mephitis »pissigrada n. sp. nria n. sp.
Bange, Outram. A new name for the Nova Scotia
Fox. Science. Vol. VIT, 1898. p. 271—272.
• Vulpe* pennsylvanica rubricos* nicht »fr«.
Bange, Outram. A new murine Opossum from
Margerita Island. Proceedings Biological Society of
Washington. Vol. 12, 1898. p. 95 — 96.
Marmosa Robinson! n. sp.
Bange, Outram. A new Kacoon front Nassem Island.
Bahames. Proceedings of the Biological Society of
Washington. Vol. 12, 1898. p. 91 — 92.
Procyon Mnynardi n. sp.
Bange, Outram. Deacription of e new Fox from
Santa Marte Colombia. ProCMdinga of the Bioto-
gical Societv of Washington. Vol. 12, 1898. p. 93
— 94.
Urocyon aquilus n. sp.
Bange, Outram. A new race of the little Harveut
Mouse from West Virginia. Proceedings of the
Biological Society of Washington. Vol. 12, 1898.
p. 167 — 168.
Reithrodontoroys Lecontll Impiger.
Bange, Outram. A new Rock Vole (Microtus
chrotorhinus raru« n. subsp.) from Labrador.
Proceedings of the Biological Society of Washington.
Vol. 12. p. 187—188.
Bange, Outram. On Sciuru* variabilie from the
Santa Marta Region of Colombia. Proceedings of
the Biological Societv of Washington. Vol. 12,
p. 183—180.
Bange, Outram. A new Sigmodon (sanctae
marta«) from the SantA Marta Region of Colombia.
Proceedings of the Biologioal 8oclety of Washington.
Vol. 12, IM. p. 189—190.
Baring, A. H. Albinic example of Longtuiled Rat.
The Zoologist. London 1898. p. 261 — 262.
B&rret Hamilton, O. E. Notes on the Introduction
of the Brown llare (Lepus europaeus Pall.) into
Ireland with additional reraarks on others introduc-
tions of Ha res hoth brown and blue in the British
Ialea. The Irish Naturalist. Vol. 7, 1898. p. 69
— 76.
Liegt nicht vor.
Barret Hamilton, GL E. H. Deacriptiou of a new
Species of Bare from Algerin. The Annals and
Magazine of Natural Bistory. London 1898. Vol. II,
p. 422.
Lepn» pallidior n. sp. von Biskra, Algerien, heller
gefärbt als kabyllcus.
Barret Hamilton, O. E. H. Note on the European
Dormice of the Genera Muscardinus and Gtis.
p. 423—426.
Muscardinus puleher n. sp. grösser und lebhafter
gefärbt als avellanarius, ebenso Gilt Italicus n. sp.
grösser als Qlis.
Barret H&milton, O. E. H. and Bouhote, J. L.
On two 8ubspecies of the Arctic Fox. Annals and
Magazine of Natural History. London 1898. Vol. I.
p. 287—289.
Per Eisfuchs von Spitzlirrgen wird als Canis lago-
pus Spitzbergens!* vom echten Canis lsgopustypl*
cus abgetrennt, dessen Schädel grosser ist. Per von
Island , Grönland und Novnja Semljn ist mit dem von
Spitzbergen Identisch.
Barret Hamilton, G. E. H. Notes ou the Beteh
Marte na of the Palaearctic Region. Annals and
Magazine of Natural History London. Vol. I, 1898.
p. 441—442.
Mnstela toufaca ist einfarbig. Bei den übrigen ist
das Wolihaar anders gefärbt als die Contour- Haare , Pelz
rothbraun mediterranes, Pelz sepiabraun leucolach-
naea und foina (hier nicht wollig).
Beddard Frank , E. On certaiu Point« in the Atia-
tomy of the Cunning Rassariac. (ßassariacus
aatutua.) Proceedingt of the Zoological 8ociety of
London 1898. p. 129—131. 1 Textf.
Gehirn und Ernährung»* Canal. Aehnlkhkeit mit den
Organen der Aretoidea.
Berg, G. Lobodon caroinophagua en el Rio de
1a Plata. Communicacionea dul Museo Nacional Buenos
Aires. Tom. I, 1898. p. 15.
Liegt nicht vor.
Berg, Carl. A propoaito de Dolichotia salinicola
Buru». Comunicacionea del Museo Nacional. Buenos
Aires 1898. T. L p. 44—45.
Blanford, W. T. Notes on Lepus olostolus and
L. pallidns from Tibet and on u Kaahtnir Mac«-
que. Proceedings of the Zoological Society of
London 1898. p. 357—362.
L. oiostolus ist vielleicht nur eine Varietät von
hypsibius. Der Macacus ist M. rhesus vlllosus
und nicht assamensl*.
Bocage, J* V., Barbora de. Nota «obre a preaeixja
do Lycaon piotus Temm. no aertuo de Benguela.
Jomale de Öcieticiaa Mathemntica , phy». e, naturaL
R. Academia do Sciencias. Lisboa. Vol. V, 1898.
p. 184.
Bocage, J. V., Barbora de. Sur nne nou veile es poco
deCynonycteria d’Angola(angolensis). Journale
de 8cienoia* mathemat. phy«. e. natural. Reale Aca-
demia »cienciut Lisboa. T, V, 1898. p. 133 — 139.
10 flg.
Bonhote, J. L. On the Speciea of the Genus
Viverricula. Annals and Magazine of Natural
History. London. Vol. I, 1898. p. 119—122.
Basioccipitale nach vorne convergirend , Bullae lang,
Marken deutlich, V. mal accensis, Marken undeutlich,
tn. descrtl. Bosioccipitale nach vorne nicht convergirend,
Bullae kurz, schwarzes Band an der Kehle, raste, ohne
dieses pallida.
Boa, J. Ritzoma. Zur LebetunschichU der Maul-
wurf». Biologische» Centralblatt 1898. p. 63 — 64.
Der Maulwurf lullt keinen Winterschlaf, sammelt aber
einen Vorrath von Regen Würmern und beisst ihnen, damit
sie nicht flüchten können, den Kopf mit den vorderen
Segmenten ab.
Boutrier, E. L. Sur le» inammifures et leroiseaux
en voie de diaparition de la faune fran^aise. Bulletin
de la Society Zoologique de France. Tom. 23, 1898.
p. 22—31.
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152 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Branoo, Wilhelm. Art und Ursachen der Red uction
de* Gehirne* bei fUUtfethieien. PTMitaun der kgl.
iHndwirthschaftlicheu Akademie in Hohenheim 1897.
128 8.
GewU*ermaa*«cn als zweiten Theil »einer Arbeit über
„Die menschenähnlichen Zähn« aus den Bohnerreu
«Irr rch*ibkr|j(n Alb" behandelt Verf. das Gesetz der
Reduction bei den Wi rlielthiere i», unter Anführung
tob Beispielen für den Gang uns! den Grad der erlangten
Reduction de« Gebisse« und die möglichen Ursachen der
Reduction des Gebisse* und der Umgestaltung der Zahn*
formen.
Die niederen Wirbeltblere besitzen bekanntlich meist
zahlreiche , aber dafür einfach gebaute Zähne , die noch
dazu einem oftmaligen Wechsel unterworfen sind , hin-
gegen verringert «ich hei den h&chstatcheoden Wirbel-
thiereu, den Säugern, die Zahnzahl sehr beträchtlich,
wofür jetlocih die Zohnform eino um so complicirtere wird;
auch d«-r Zahnersatz wird immer seltener und unterbleibt
bei vielen sogar gänzlich. Aua der Polyphyodontie wird
die Diphyodonti-* und ans dieser die Monophyodontic.
Immerhin weisen auch die Riugethiere noch Spuren
mehrerer Dentitionen auf, ja es i»t nicht au -geschlossen,
das» auch noch weitere Dentitionen entstehen können.
Auch die für die niedrigsten Wirlelthier« charakteristische
Anwesenheit von Zähnen auf beliebigen Stellen der Haut
kommt abnorm noch bei Sängethieren vor, über normal
sind die Zähne bei diesen atrta auf die Mundhöhle be-
schränkt.
Der mehrhöckerige Zahn der Säuger hat »Ich nach der
Ansicht der meisten Autoren aus einem einhöckerigen
durch Sprossung neuer Höcker entwickelt, andere dagegen
bissen ihn durch Verschmelzung aus mehreren einfachen
Zahnen entstehen. Verf. entscheidet sich dafür, dass
beide Wege zur Bildung der complicirten Sängethierzähne
möglich gewesen wären. — Diese Krage kann denn doch
nur durch das Studium von genetischen Korroenreihen
gelöst werden , und hier zeigt »ich aufs deutlichste , dass
die Cotnplication d*n einfacheren Zahnes immer nur durch
Sprossuog neuer Höcker erfolgt, dabei ist allerdings nicht
ausgeschlossen , dass Zähm* , welche der Redurtion anheim
gefallen sind, da* Material zur Verstärkung der bleibenden
liefern. Uebrigeni ist nach den Untersuchungen von
Semon die Verwachaungsthenrie selbst für die Fische
durchaus unzulässig. Ref.
Reduction der Zahnzahl lässt »ich fast in allen Gruppen
der SMugethiere beobachten. Die normale Zahnxabl des
3 14 3
definitiven Gebisse* ist 44. - J -C - P — M, bei den alte-
3 14 3
-ten llufthieren ist sie immer noch Vorhanden . auch bei
den Perissodactylen ist sie nicht wesentlich reducirt,
nur die Rhinocerotiden weisen zum grössten Theil
einen nennenswerten Verlust von J und C auf. Unter
den Artiodactylen haben die echten Schweine selbst
in der Jetztzeit noch 44 Zähne, bei den Tylopoden und
Wiederkäuern erfolgte dagegen Rcduction gewisser J
und P. Die Redurtion trat jedoch in den einzelnen
Familien zu sehr verschiedenen Zeiten ein und Hnt auch
sehr verschiedenen Grad erreicht — Cavicornia 32
Zähne, Equiden 40 — . Auch bei den ältesten Halb-
affen war die Zahnzahl 44, jedoch gab es schon neben
ihnen Formen mit nur 30 Zahnen, Necrolemur. Bei
der Mehrzahl der lebenden Lemuren ist sie 36, bei
Chiromys jedoch nur mehr 18, bei den umweltlichen
AfTen 36 und bei den aitwelt liehen sowie beim Menschen
32; jedoch haben wir einerseits Anzeichen dafür, dass hei
den Ahnen des Menschen mehr Zähne, namentlich P,
vorhanden waren und andererseits dafür, dass die Zahn*
zahl noch weiter vereinfacht werden wird, denn schon
jetzt kommt Wi den höheren Rassen der letzte M in der
Regel iileht mehr zum Durchbruch. Bei den Anthro-
pomorphen scheint es dagegen zur Vermehrung der M
zn kommen; diese Affen entfernen sich somit immer
weiter von der Stammform, welche sie mit dem Men-
schen gemein haben. Nur die Weiheheu und die Jungen
haben noch mehr Ähnlichkeit mit diesem , doch kommt
bei den Weibchen der Umstand in Betracht, dass der
Schädel in Folge der Kleinheit der C und der Schwäche
der Kaumuskeln nicht so stark specbilisirt erscheint , als
der der Männchen ; in der Jugend überwiegt aber ttW»-
haupt immer der Gehirnschädel über den Grsichtsschädel.
Wenn auch bei den höheren Rossen des Menschen das
Geld*« unzweifelhaft einer Rcduction unterworfen ist, so
lassen doch selbst die ältesten bis jetzt gefundenen Rente
de« Menschen keine eigentlichen Unterschiede gegenüber
dem lebenden Menschen erkennen. Alle prähistorischen
Menschenreste gehören bereits derjenigen Menschen-
rasse an, welche noch jetzt die grösste Verbreitung besitzt
und sich al« gelbe, grobhaarige, groeehirnige und weit-
mrhädelige bezeichnen läset. Ihr sieht eine zweite gegen-
über, in Australien, der Sihj»ee, Südindien und Mittel- und
Südafrika , von welcher bis jetzt keine fossilen Reste be-
kannt »ind. Sie lässt sieb ebarakterisiren als schwarz,
feinhaarig, kleinhirnig und rngwhädelig.
Die Reduithm des Slugelb irrgehissc» führt wohl nur in
vereinzelten Füllen zum vollständigen Verlust der Zähne,
sie betritt! vielmehr in der Regel nur gewisse Partien des
Gebisse«. Ersatz für die verlorenen Zähne, soweit dies«
für die Zerkleinerung und Ausnutzung der Nahrung in
Betracht kommen, findet häutig insofern statt, als der
Darm coraplicirter wird. Ersatz tür verloren gehende,
ursprünglich al» Waffe dienende Zähne erfolgt in der
Weise, da*s »ich neue Waffen, z. B. Geweihe, Hörner, bil-
den. Die Ursache für die Reduction de* Gebisse« besteht
in der Verkürzung der Kiefer. Hierdurch wird vor
allem der Kaum tür die Zähne beschränkt, etwaige Zahn-
lücken «chliessen sich, manche Zähne stellen »ich schräg
— z. B. Mops — , manche verschwinden, und einfache
Zähne verschmelzen mit ihren Nachbarn — sicher nicht
Ref. — Die Redaction betritt! bei den Raa hihi er en
die vordersten P und die hintersten M , also ähnlich , wie
bei Zehen red uction die seitlichen Zehen zuerst verschwinden.
Während aber bei den Zähnen die Redurtion durch einen
Druck der sich verkürzenden Kiefer erklärt werden kann,
trifft diese Annahme für die Reduction der Seitenzehen
nicht zu. Die Verkürzung der Kiefer hat auch beim
Schwein einigen Einfluss auf die Gröss« de* letzten M,
dagegen kanu für Pferd der Nachweis noch nicht ge-
liefert werden, dass Verkürzung des Gesichte mit Ver-
kürzung der Backzahnreihe verbunden wäre , ja das kurz-
schnnuzige arabische Pferd bat sogar eine Verhältnis»*
massig längere Zabnreihe als das lingergesichtige occi-
dentale Pferd. Es Ut nicht ausgeschlossen , das# bei
Verlängerung der Kiefer die Zahttzahl zunimmt. Die
Länge der Kiefer dürfte auch tür di« Länge der Zunge
bestimmend sein.
Die Verkürzung der Kiefer wird veranlasst durch die
Art der Ernährung. Für die Hausthiere konnte nach-
gewiesen werden , das* reichliche Ernährung namentlich
mit weichem Kutter eine Verkürzung des Gesicht« und
der Kiefer zur Folge hat. So i»t das Holländer Ft ind
noch laug- und «chmalküpfig, sein Nachkomme, das Short-
horn, dagegen kurz- und hreitköpfig, lediglich in Folge des
spärlichen, rc*p. reichen Futters. Auch für die Schweine
treffen diese Erfahrungen vollständig zu. Gut« Nahrung
bedingt Frühreife, die Gesichts- und F.x t rem i täten knoeben
wachsen »chneller und bleiben daher kürzrr als bei den
schlecht genährten Individuen der nämlichen Art. Es liegt
nun nube, diese Erfahrung auch auf den Menschen an-
zuwenden und hierdurch die Ortho- resp. FVognathie zu
erklären, allein hier tritt! die», nur theilweUe zu. vielmehr
kommen noch andere Umstände hinzu. So ist es erwiesen,
das* Inzucht bei den Hausthieren einen niedrigen schmalen
Schädel und ein kürzeres Craninm , dagegen längere
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163
Zoologie.
Schnauze und längere Zuhnreih«? hervorruft. Die«« In-
zucht war auch in «len früheren geologischen Zeiten, alt
die Individuenzahl einer Art noch nicht «ehr gross war,
in der That nothwendiger Weite .veltr häufig und ganz da*
Gleiche gilt auch für die älte»ten Menachen.
Aehnlicb wie Inzucht wirkt bei dep Ilnuathieren
aber auch die Cnstration. Ein weitere» Moment für die
Gebissrrduction iat ferner auch da« starke Wachsthura
einer bestimmten Znhngattung, — z. B. die Hauer der
Suiden, drun durch eie werden benachbarte Zähne be-
engt und zuletzt gänzlich unterdrückt, ausserdem iat alier
auch nicht selten der Kall gegeben , das* andere Organe
die Function , welche ein Theil der Zähne hatte — über-
nehmen — Waffen <*ler Grriforgane (Küsset der Eie*
phanten, Hand des Menschen); oder es ist der Kiefer
hornig geworden, wie bei den Vögeln. Endlich kann das
Gebiss auch in Folge der Lebensweise gänzlich Überflüssig
werden — Bartenwale, Vögel — , Zahnxabl am grössten
bei den Raubthieren mit gemischter Nahrung. Gewisse
Zähne — C der Stuten — gehen durch die hochgradige
Wucherung des Gement« zu Grunde.
Einen grossen Einfluss auf die Bildung der Zähne hat
endlich auch die Menge des zugeführten Blutes, die ihrer-
seits wieder abhängig ist von der grösseren oder geringeren
Intensität der Kauheweguug. Reich liehe Krnähtutig erzeugt
feiuerc Knochen, die alier zugleich ein höheres »pecitisches
Gewicht erUngrn. ln Bezug auf dir Zahne kommt sie
insofern zur Geltung, als diese früher wechseln und einen
dickeren Schmelz bekommen: beim Pferde- und beim
Men sehen zahn wird die Kräuselung de» Schmelzes durch
reichliche Ernährung geringer, beim Schwein aber stärker.
Die Zahngcstalt wird wesentlich beeinflusst durch die
Richtung und di« Art der Kaubewegung. Die Verschmel-
zung der einhöckerigen Kegelxähne zu roehrhöckerigrn Mahl-
zähnen kann mnn dadurch erklären , das# die »ich ver-
kürzenden Kiefer einen Druck auf die Zahnleiste ausgeübt
haben. Nimmt nmu aber an, «lass der zusammengesetzte
Zahn durch Sprossung neuer Höcker sich gebildet hat, so
wäre der senkrechte Druck, welchen die beiden Znhnrrihen
auf einander »u»nben, die Ursache reichlicher Blutzufuhr
gewesen , welche ihrerseits wieder die Entstehung neuer
Höcker begünstigt bat.
Zu der Kaubewegung in senkrechter Richtung gesellte
»ich bei vielen Säugern auch eine solche in seitlicher
Richtung, und diese Art der Kieferbewegung veranlasst«
die Entstehung von Schmelzfaltcn und Kämmen. Bei den
Nagern endlich erfolgt die Knubewrgung von vorwärts
nach rückwärts und^uiugekehrt, was auch deutlich in der
Stellung der Zähne und im Verlauf ihrer Sthmclzkämmc
zum Ausdruck gelangt.
Die Studien’ des Säugethiergebissca berechtigen uns zu
dem Schluss, «lass dieses anfangs ans zahlreichen, ein-
fachen Kegclzäbncn bestanden, dann aber Reduction er-
litten bat, die jedoch mit ungleichartiger , aber zweck-
massigerer Umgestaltung «ier übrig bleibenden Zähne ver-
bundeu war. Dieses „aristokratische Princip* gipfelt in
der Entwickelung des Gehirns, das »ich in Folge der Ver-
kürzung des Gesichtaschidels immer mehr vervollkommuen
kann.
Birot/A. Cas de jiolydaetylie cliez un cheval. Comp*
tes reuilus de U Bocidtd Blologique. Paria 10, T. V,
1898, p. 400 — 484.
Liegt nicht vor.
Corbin, ö. B. Btoata turning with« in winter. Tbe
Zoologist, London 1898, p. 261, 262.
Der Kopf de» Wiesels wird zuletzt weis*. Die Weiss-
färbung tritt öfters schon tm September ein und hält bis
zum Mai an. Am intensivsten ist sie im Januar.
Corbin, G. B. Otter* in South Western Hampshire.
The Zoologist, London 1898, p. 262, 268.
Biologisches.
Archiv für Anthropologie. Bd. XXY1L (Vera. d. antlirup. Lit.)
Dohms, P, Der Scheich des Nibelungenliedes. Na-
turwissenschaftliche Wochenschrift. 18. Bd. 1898,
p. 263 — 270, und: Nochmals der grimm Scheich.
Ibid. p. 348.
Unter Scheich ist auf keinen Fall der Riesenhirsch
zu verstehen, ebenso wenig da» Wild pferd, sondern das
Elen, dessen geweihloses Weibchen im frühen Mittelalter
mit dem Esel, Onager, verwechselt worden ist. Man
nannte das Elen auch M cerochse resp. Meerkuh.
De Winton, W. O. On the Ha res of Western Eu-
ropa and North Africa. Annals and Magazine of
Natural History, London, Vol. 1, 1898, p. 149—158.
Lepus europacus oeeideu talis, n. *ub*p., lebhafter
gefärbt als typirus, England. Lilfordi, n. *p., Spanien,
mediterraneus, corsicanus, n. sp., kabylicus, n. »p.,
Algier, Schlumbergeri, n. sp., Tanger, und tunetae,
n. sp., Tunis.
De Winton, W. C. On a snuill Collection of Main-
mala made bv Me, C. V. A. Peel in Bomaliland. The
Aunals and Magazine of Natural ilistory, London
1898, Vol. I, p. 247 — 251.
Mncros celides Revoilii, Crocidura nana, Hcrpestes
oehraceus, Ictony xerythraea, n. sp. , kleiner als Zorilla,
Cani* lupaster, Otocyon megaloti», Xerus dabagnla,
üerbillu» ruberrimus, imbellis, n. sp. Peeli, n. sp.,
Pectlaaiar fipekal.
De Winton, W. C. Description of Three new
Kodents from Africa. The Annal« and Magazine
of Natural History. London 1898, Vol. I, p. 251 — 254.
Anoinalurus Jacksoni, n. sp. , UganJa, äbnlirh
ctnercu«, Gerhfllos Phillipsi, n. sp., schmal« J und
M. Somaliland; Georhvebus Lugardi , a. »p. Schädel
ähnlich dem ton Bocagei, Kalahari-Wüste.
De Winton, W. E. Felis chait« and its Allies,
with Description« of new Bubspecies. The Annnls
and Magazine of Natural. London 1898, Vol. II,
p. 291 — 29».
Felia chaus typica, Kaukasus, Turkestan , F. ch.
affiuis, Indien, hat längeren Schwanz, E. ch. nilotica,
Aegypten, K. chaus furax, Palästina, sehr grosse Back-
zähne.
De Winton, W. E. A new Specie* of Shrew from
Ashantee. The Annnls aml Magazine of Natural
History. London 1898, Vol. II, p. 484, 485.
Crocidura Glffardi, n. sp., ist die grösste Art dieses
Genu».
De Winton, W. E. On the Nomenclnture and Di-
stribution of tonte of the Kode nt* of South Africa
with Description* of new Npecie». The Annal« and
Magazine of Natural History. London 1898, Vol. II,
p. 1—8.
Die zu Eliomvh gestellten afrikanischen kleine» II y-
oxiden gehören in Wirklichkeit zu Graphiurus. Graph iu-
rusoculari», Capcolonie. Gerbillus zerfällt inGerbilJua
(gerbillu») paeba, Transvaal, Gerbillus {Tatera) cafer, Cap
bis Mashunalami, G. (Tatera) Brantsi, Transvaal, G. (Ta-
tera) LobcnguUe, n. sp. , MauLelelund , verwandt mit
leucogaster, G. (I'achy urotnys) auricularia, Sa-
hara. Otomys irroratua, unisulcatus, Brantsi Cap.
Sacrostomus campestris, jetzt auch hei Grahamstown
gefunden. Myatromys albicaudatus — ein Cricetiuc,
Transvaal, Malacothriz trpicus, ein Dcndro nty ine,
Kimberlejr. Georliycbus (Cryptemys) cnpenti».
De Winton, W. E. On tonte West African Sqir reis
with h Description of a new Bpecies, and proposed
Alteration in the Arrangement of the Groups. The
Annal« and Magazine of Natural History. London
1898, Vol. II, P- 9 — 18.
Am Gabun lebt ausser Funisciurus pyrrhopu» auch
auriculatus, an» Benito eine neue Art, F. myttaz, n.
20
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154
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
«p., dem nnerythrus ähnlich, aber im Zahnban »ehr
verschieden , nämlich complicirter durch Entstehung einer
dritten Austenfalte. Ach tilich v erhalt sich anch J ac k so n i ,
jedoch sird die Hiidirr bei diesem noch deutlicher «ni*
gebildet.
Sciurut Nordhoffi gleicht im Zahnh.iu dem Stan-
gcri, hat aber «ehr weite Infraorbitaltoramina, wie Ano-
nialuru«. Bei Wilsoni ist ea normal, bei dem «ehr
ähnlichen Kbii aber weiter. Beide letzteren, sowie Au*
hinii, «teilt Autor zu Punlaciuru«, Stangerl und
Nordhoffi zu Sciitru«. Die Sciurideti mit straffen
Haaren «ehlie*«en «ich auch in Schädel- und Zahnhau mehr
an Sciarut, die mit weichem Haar aber mehr an Xerus
an, mit Ausnahme de« rufobrachiatu».
De Winton, W. E. Exhibition of a akin of a Zehr»
(Equus Böhm.) from British EastAfric«. Proceed-
ings of the Zoological Society of London. 1898, p. 3.
Bisher war Ton British Ost-Afrika nur E. Bure belli
bekannt.
De Winton, W. E. Exhibition of and remark» tipon,
a head skin of a Koan Antelope (Hippotragus
equinu«) ftom British F.ast Africa. Prck-eeding* of
the Zoological Society of London 1898, p. 127.
Diese Antilope bat weite Verbreitung, vom Cop bis
Senegal und Aby Minien,
De Wintern, W.E. Ön new a Genua and Speciea of
Rodeni* of tlte Family A notnaluridae from We»t
Africa. Proceedings of the Zoological Society of
London 1898, p. 450 — 454, 2 pL
Das neue Genus Aetburus gllrinu» von Benito, nörd-
lieb vom franzbs Leben Congo, sieht dem Anomalurus
Uh tilich, hat aber keine au*gtf breitete Flughaut; Schädel
und Zahne fast wie bei Idiurus, aber ohne Supraorbital’
forUatz an der FronUlia. Beschreibung des Schädel» und
des äusseren Habitus. Zähne wohl nur mit einer seich-
ten Aussenfalte, ähnlich der von l’edetes, und einem
medianen Querjuch. Incisiven «ehr kräftig ; vielleicht hier-
mit identiftch Zenkerella iu»igni« Matsch ie.
De Win ton, W. E Liat the 31 Hm mala obtajned
by Mr. lt Me D'Ha wkerduring hi« recent Expedition
to Somaliland. Proceedings of the Zoological Society
of London 1898, p. 761 —768.
Rhinolophus Antinorii, Triaei*op» persieu«, Vesper-
tilio minutus , Crocidnra muri na, M acroscelide«
KeToili, Feli« , pardu«, serval, caracal, juhata, Herpe-
«tes ochracena, Crosaarchus somalica», Helognl«
Atkinsoni , Hyaena crocuta, striata, Canin tnesotncia*,
Melllvora ratel , Xem*. rutilu», Gerhillu* Pbillijwi,
Arvicanthu« Neumanni, Trachyoryc te« splendrn*, Di-
pu* jaculu», l'ertinntor Sprkei, Pracavia Brurei soma-
lica , Bubali* Swovnei, Madoqua Phillip»! , Gazella
l’elzelni , Spekei , Soemmeringi . Lithocraniu» Walleri,
Oryx heisa, Stiepaicero» strepsicero» und imberbL.
Dewoletxky , R. Offene Fragen aus der Geschieht«
der niederen Säuger. •lahresbericht des nieder-
österreichischen Landes-Realgynrnaiioni« in Mödling.
Wien 1898, p. 1 — 26
Autor hrBpncht <liu Vorkommen von fossilen Beutel-
thieren — Polyp rotodonten noch im älteren Tertiär
in Europa, in Amerika noch ln der Gegenwart, Di-
prodonten, im Pleixtocän von Australien und ver-
wandte Formen auch im Tertiär von Südamerika — . Aber
*ch»n in der mesozoischen Zeit gab es in F.uropa im Jura und
in Nordamerika von Trias bi* incl. Kreide Benteltbiere
und zugleich mit ihnen die M ultituberrulaten —
riebt Allotheria, wie Autor schreibt — die wohl mit
den Monotremen verwandt sind. Diese Multitu-
Lerculaten, welche in Nordamerika und in Europa auch
noch im ältesten Eocän gelebt haben , sind hinsichtlich
ihres complidrten Zabubau* gewi**en permischen Reptilien
ähnlich — den Gomphodontia — , während die ältesten
Polyprotodonta die Protodonta mit einfacheren Zäh-
nen, ebenfalls An klinge an gewisse altertbüroliche Reptilien
zeigen — die Cynodontia — , welche mit den Gompho*
dontia zusammen die Ordnung der A nomodontia bilden.
Es ist wohl möglich , dass wir auch in der Gegenwart
noch eine Beutler form ausfindig machen werden, wie
die Entdeckung von Notorycte» und Caenulestes er-
warten lässt.
Bel den Placentaliern Ist ausser dem Milcbgelnss
und dem definitiven t’lebi«» noch eine pralactrale und eine
vierte Dentition vorhanden Bei den Beutelthicren
entspricht da* definitive Gebiss dem Milchgebiss der I’la-
cent aller. Verf. vennuthet, dass die Zahne der Multi-
tuberculaten und die Zahnantagen der Monotremen
dem prälactealen Gebiss der Placen talier und dem Milch-
gebiss der Marsupialier entsprechen durften. Die fol-
genden Dentitionen dieser beiden letzteren Formen wären
nach Leche neu erworben. Die Monotremen stehen
den Reptilien in so vielen Stücken — Eierlegen, nie-
drige Bluttewperatur und Bau de» SchultergQrtel» — viel
näher, als die übrigen Säuger, weshalb es sich empfiehlt,
sie mit den Reptilien als Theropsidae zu vereinigen.
Der Umstand, dass bei den M ultituherculatrn die Inci-
siven und der letzte Prämolar eine ähnliche Form haben
wie bei den Dip rotodonten, beweist nicht« für eine
nähere Verwandtschaft zwischen beiden, denn ähnliche In*
cisiven kommen auch bei verschiedenen Placentaliern
vor. Bei den Priiuolarcn handelt es aich nur um eine
ähnliche Iftfferenzjrung und nicht um ein Zeichen von
wirklicher Verwandtschaft , was schon daraus hervorgeht,
das» die alten P ln ginn laciden mehrere solche Zähne
beseasen haben, die Mnrsupialier aber nur je einen solchen,
während die übrigen einfach gebaut sind. Die Trennung
in Multituberculata und Maraupialia müsste schon
mindestens nach der Trios erfolgt seiu, alter wahrscheinlich
geben die höheren Säuger auf Reptilien mit einfachen,
die Multituberculala — Man ntreraata — aber auf
solche mit complicirtrn Zähnen zurück. — Im Ganzen
decken sich diese Anschauungen mit denen von Osborn.
Siehe diesen Bericht, lief. — .
Duck worth, W. L. H. Note on an Anthropoid
Ape. Proctwdinga Of thl Zodogftul Society of Lon-
don. London 1898, p. 989—994. 8 Fig.
Ein weiblicher A ntrnpomo rphe von Gabun bietet der
generischen Be*tiummng einige Schwierigkeit. Verf. »tu-
dirte deshalb die l'ulerachiede zwischen Schimpanse und
Gorilla und kommt dabei zu dem Resultate, dass es sich
doch uro einen Schimpanse handelt, denn die Ohren
sind grösser, der Interorbitalraum breiter, der Abstand der
Oberlippen von der Xa*e bedeutend, Hand und Pu* schlan-
ker und schmäler, Daumen und grosse Zehe kräftiger, die
Zähm* kleiner und die Hintereitremität hat einen Plantaris-
tnuskel. Verfasser giebt Tabellen von Miutssen und Di-
mensionen von Gcsicbtspartien. Das Exemplar gehört
wohl dem Kulukaniba an, der zwischen Gorilla und
Schimpanse in der Mitte steht.
Eismann, Gustav, per Capscho Klippschliefer
(Hyrax capetiai*) in der Gefangenschaft. Der
zoologische Garten. Frankfurt a. M. 1896, p. 118
—120.
Biologisches.
Eismann, Gustav. Das Erdferkel (Orycteroptia
capensis) und «ein Fang. Der zoologische Garten.
Frankfurt a. M. 1898, 8. 169—172.
Biologische».
Elliot, D. G. Msmmif&res arnericain« nouveanx.
Revue Bcientiflque. Tome X, 1898, p. 441, 442.
Neotoma fuzeipes annectens, n. subsp., fuscus afönis, n.
subsp. , Peromyscus dyselias, n. >p.. San Mnteo ihn-
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155
Zoologie.
lieb califurnien» , Zapus Allrui, n. *p. , verwandt mit
trinotatus.
Ewart, J. C. On Zebra Hör*« hybride. The Zoo-
loriA London 1898. p. 4^ — 68. 3 pl.
Stuten mit einem Zebra hengst — Matop« — gepaart,
brachten fünf Kohlen zur Welt. Biologische* über dieses
Zebra, insbesondere dessen Färbung, — selbst bei ehiem
and demselben Thier** ist sie nicht auf beiden Seiten
gleich — - um s« weniger stimmen zwei Zebra ganz mit
einander überein. Biologische» über di» Bastarde Roinulus —
jung viel Zebra ähnlicher gefärbt als später — Remu»,
Brenda, Heckla und Sorna.
Flower, Stanley S. Exiruct fron» letter froiu. on
the locality of rhe 8iamang, Uy lohnte» syndac*
tylus. Proceedings of tim Zoological Society of
London 1898, p. 924.
Das Thier stammt au» Negri Sembilan , nördlich von
Malacca. Angaben über die Verbreitung.
Girtannor, A. lieber die Wildschafe. St. Gallen 1898.
8*. 42 p. R«jf. von Böttger in: Der zoologische
Garten 189«, p. 899.
Die Wild schaf arten sind auf die Gebirge der nörd-
lichen Hemisphäre beschränkt. Verf. behandelt das nord-
afrikanische Mihnenschat Ovis traget» p hu», den tnr-
dinischeu Mufiou (Ovis tuusltnon), dos nordamerikanische
Bergschaf QvU montan a und da» Pani Irbchaf Ovis Pol II.
Biologische» und äusserer Hubitn». Die asiatischen und
die amerikanischen Arten sind nahe verwandt , vielleicht
zum Theil nur geographische Varietäten. Die Ableitung
de« Hausschafes von einer der bi* jetzt bekannten Arten
ist nicht mit Sicherheit durchzuführen.
Greve, Carl. Die. geographisch« Verbreitung dea
Kien» einar und jetzt. Der zoologische Garten 1898,
8, 800— 307, 819 — 839. Mit Karte.
In Deutschland lebte da* Elen überall noch zur Römer-
zeit, ain Unterrhein, in Pommern noch im Mittelalter, in
l'reussen eiistirt e« noch bi» in die Gegenwart. In Skan-
dinavien findet «s sich zwischen dem 86. und 58. Breite-
grade. ln Finnland war e* nie häufig. In Russland geht
e» nördlich bis zur Waldgrenze. Zahlreich ist es im Gou-
vernement Nowgorod , auch nicht selten in der Peters-
burger Gegend. In den Ostseeprovinzen und in Litbnucn
i*t es seltener geworden. In Polen erstreckt sich seine
Verbreitung südlich bis fast zum 50. Grade, in Mittel-
russland aber nur hi» zum 55, Grade, jedoch erweitert
»ich die«e Grenze in den letzten Jahrzehnten gegen Süden.
In Asien lebt das Elen im Allgemeinen zwischen dem
50. und 65. Grade. K* ist immer nn da» Vorhandensein
von Wäldern gebunden. Häufig sind die F.len am Unter-
laufe de» Amur. Am Stillen Üeean geht das Elen bi*
zum 43. Breitegiade. Das amerikanische Elen hält Verf.
bloss für eine Local rosse. Früher reichte die Südgrenze
den östlichen Vereinigten Staaten bis zuro 35. Grade, jetzt
nur mehr bis zum 43.
Grev6, Carl. Dia geographische Verbreitung der jetzt
lebenden Perisaodacty la, Lamnungia und Ar-
tiodactyla non Ruminautin. Nova Actu Acade-
mia** Oaaaaiia LaopoUUa. OhoHd. 70. Bd., 1898,
p. 289 — 377. 5 Karten.
Autor behandelt zuerst die geologische Verbreitung der
fossilen Unpaar hu fer, ohne jedoch selbständige Beobach-
tungen zu bringen, und bespricht sodann da» Vorkommen
folg «»wie r Arten: Equus caball us, mit var. Equus equi*
forus, E. Prxewalskii (Asinus), Kquu» onager, Equu* ho*
mippus, hemlonu», taeniopu», Zebra, Grevvi, quaggu, Bur-
cbelli mit var. t'hapmani, Rhinoceros Indien», javaua*.
sumatratius mit vor. lasiotls, bicornls , »imu» , Tapir ns
umericouu* , pinchacus, Bairdi , indicus, Byrox capen*is,
»rhonnus, mit var. yayakari, mficep», abeasinlciis, pnllidu»,
Wslwitchi, IWagei, Bruce! , Emloi, validu», orboreus, dor-
sal!», nigricans, Stuhlmanni, John»t»ni , Gravi, Neumnnni,
ferner die fossilen Suiden uud die Verbreitung der ver-
schiedenen lebenden Arten: Hippoputamu» »tuphihiu»,
Choerops i» liberiensis, Sus »crofa , »enaanensj» , leuco-
mvstaz, cristatus, sondaicus, moupieusis, sinmensi», anda-
mauensi» , vittatus , verrucosus mit var. cclebcnsi* , mysta-
cinus, niger, timoriensis, papuensi», barbatu« mit var.
calamianensi» , palavensis, longirostri» , salvanl», Pota-
raoehoeru» larvatus, pesicillatus , Ed wardsl , Porcus
Iwbyrussa, Pbacochoeru» africanu», nethiopicu», Dico-
tvles labiatus uud torquatu», Die Axbeit bildet für die
menten Arten eine werthvolle Zusammenstellung. Der
die fossilen Formen behandelnde Theil ist freilich nicht
nur etwa» unvollständig, sondern lässt auch häufig die
uöthige Kritik vermissen.
Greve, C. Die Verbreitung der Haiga- Antilope
einst und jetzt. Correspondenzldatt de* naturwissen-
schaftlichen Vereins in Riga. XLI, 1888, p. 109— 112.
Liegt nicht vor.
Hagmann, G. Ueber Variationen der Griiasenverhält-
nine im Gebimi einiger Raubt liiere. Bulletin de
la 8oci£td zoologique Buisse, Beru 1698, p. 9 — 11.
Liegt nicht vor.
Hahn, Eduard. Benutzung der Haustbiere und der
gezähmtyn Tlriere von Seiten der Menschen. Die
Natur. 46. Jahrg., 1897, p, 388—393.
Harting, J. E. On the breeding Habite of the Grey
Seal. Nature, Vol. 57, 1898, p. 465—407. 2 flg.
Halichoerus grvpu» bringt die Jungen im Herbst zur
Welt. Die Jungen haben bl» zur 7. Woche ein »ilber-
weisse» Wollkleid. Der gemeine Seehund hingegen wirft
im Juni. Die Jungen sind mit ziemlich dickem Haar be-
kleidet und gehen schon nach einigen Stunden ins Wasser,
während die Jungen de* ersteren an geschätzten Plätzen
am Straude verweilen.
Hill, James P. Un mareupial placentaire (Peru melea).
Revue Scientitlque. Tome IX, 1898, p. 567 — 568.
Holding, R. E. Exhibitiou of and reraarks upon a
pair of borns of the .Sungn' or Galla Ox of
Abysaitiia. Proceedings of the Zoological Society.
London 1898, p. 4»3, 494. 1 Hg.
Der abyssinische Zebu hat uugcmeiu grosse Hörner.
Hughes, PingleG. Notes on the Red Peer, Cervus
elaphus Lina. The Geological Magazine. London
1 898, p. 119—1*22. 1 Ag.
Beluindrlt die Geweibbiidung de« Edelhirsches. Aus
Cresswell Bog, östlich «ler Cheviothügel, fand sieb ein
riesige» Hirschgeweih aus neolithischcr Zeit.
Jentink, F. A. What nbout the Javan Bear? Note»
from the Levden Museum. Vol. XX, p. 189H, Note
XIX, p. 109—112.
Cr *u* tnalayanua fehlt in Java, Geleites und den
' kleinen Inseln, dagegen lebt er In Sumatra und Borneo.
Jentink, F. A. Zoological Besait* of the Dutch
Scientific Expedition to Central Borneo. The Ma tu-
rn als. Notes from Leyden Museum. Vol. XX, 1898,
Note xx. p. llfl
Hjrlcbate» Mttlh-ri, Setnnopi thecu* femoralis, VI-
verra tangalunga, Paradox uru» hermaphroditus , A r-
ctogale leucoti», Hemignlus derbyanu» , Arctictis
binturong, Herpe*te» bracbyorus, Putorius nndipes,
Aunvx cinereus, Tupaja tann, Rhinolophu» trifolla-
tus, llarpiocephalu* suillus, Yrsperiilio adversus,
inuricola, Scluru» albiceps, »oricinu*, exilis, Rheitrw*
sciurus macrot i*, Bibos banteng. Biologisches.
Jentink, F. A. On the „ Diana" and the „Roloway”.
Note* from the Leyden Museum. Vol. XX, 1898,
p. 233—23».
Cercopltheeus di-tua von der Goldküste Ist versebie-
20*
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156
Verzeichnis« (1er anthropologischen Literatur.
<l«i von jener ans Liberia, Letzterer ist die typische
Diana, während «lern ersteren der Käme Roloway «u-
kommt.
Jontink, F. A. La Fossane de Buffon. Fossa Fossa
Schreber. Kotes from the Levden Museum. Vol.XX,
1898. p. 243—248. 1 pl.
Das Original von Fossa ne Buffon befindet steh in der
Leydener Sammlung. Nach Pollen soll der Name Fossa
der Crjrptoprocta feros zukommen , während unsere
Fossa Fossa, eine Viverre, Sabady genannt würde,
nach Flaeourt hätte Cryptoproctu den Namen Fa-
ras su und nach üraadidler den Namen Fossa, während
unter Zabada Viverra Schlegeli verstanden werden
müsste.
Joly, G. De la aolipddiaatinn des Equldä» tl.tns le*
tempa actuela. Compte» renda» des s6snees de PA ca*
dem je de» Science«. Pari» 1898, Tome 128, p. 157»
—1581.
Während bei dem Pferde von Solatre die beiden seit-
lichen Metarnrpmlieo noch frei sind, Hndrt bei den jetzigen
Pferden Verwachsung derselben mit d«*m mittleren Meta-
carpale statt und zwar wird dieser Proces* jetzt sogar be-
schleunigt, denn er erfolgt bereits bei tunt- und sogar bei
drei- und zweijährigen Thieren, während er bis zuut Jahre
1870 erst im sechsten Lebensjahre eint rat. Im Tarsus
hatte das Pferd von Solutre wie Hlpparion «och sechs
Knochen , darunter zwei Cunei forme. Jetzt kommt nicht
allzu selten Vereinfachung auf fünf vor.
Johnston, Sir Harry H. On the Larger Mumtnal*
of Tun Dia. Proceeditig« of the Zoological Society of
London 1898, p. 851—853.
Biologische« über Löwe, Schakal, Leopard und
amirre Kaubthiere, über Cynocephalus hutnadryas,
Büffel, Bubalis boselaphus, Addax naionucu*
latus, Oryi leucoryx, Wildschaf und Gazelle.
Köhler, E. Äff. Die liausthiere der Chinesen (Pferd,
Esel, Maulthier). Der zoologische Garten 1898,
B. Iß- 25, 54—60.
Die Pferde sind nicht besonder* verbreitet. Man kennt
eine o*t- und eine westmongolisch« Rasse. Ksel Dt mehr
verbreitet als Pferd. Die Mault liiere werden besonder»
als Zugthier« benutzt.
König, Clemens. Fang und Verbreitung der See-
hunde. Xntin wissenschaftliche Wochenschrift, 18. Bd.
1898, 8. 273—279, 288.
Biologisches und Verbreitung. Walross — jung mit
5 J T c i p r; M' ",l ““ IC5P SM’ circu,nP,,,*r — •
Otaritden, jung mit J j C ^ oder ^ P -f- M, alt mit
8 15 5
-J C - oder P -f- M. Otaria j ubata in Südamerika.
2 15 ß
Stellen im Stillen Ocean, ursinu* von Japan bis
Behringsstrasse und in Amerika bis 84* n. Br., Arrto-
cephalua australis, Westküste von Südamerika, O.
lobata in Australien, Gilliespii im Nordpariftc. Pbo-
S 1 3
ciden, jung, simmtlieh mit -J - C- M. Mscro-
rhinus proboscideus, Südamerika und Australien und
südlicher Paritic. Cystophora cristata, Atlantischer
Ocean, östliches Eismeer, aotillarum, Westindien. Steno-
rhynchus leopardinus autarktisch, carcinophagus ,
östlich der Südspitze von Südamerika, Monacbus medi-
terraneus, fast nur Mittelmeer, tropicalis, Westindien.
Phoca vitulina und annullala circumpolar, ausser im
Norden von Amerika, barbata in den arctUcheu Ge-
bieten der östlichen Halbkugel, groenlandica atlantischer
Ocean, fasclata und maculata Ostnsien, huicalensis
nur Baikals«, caspica nur Kaspische* Meer und Hali-
cboeru« grypu« nördlicher Atlantischer Ocean. Die
Seehunde stammen theils au» den Meeren von Süd-
amerika, theils aus deu Meeren westlich von Asien.
Langk&vol, Bernhard. Die Verbreitung des Ovi*
Polii in den Pamirs. Der zoologisch« Gurten 1898,
p. 67 — 69 und Ovia Polii Blyth. Ibidem p. 174
— 170.
Bringt die Berichte der verschiedenen Autoren über die
Verbreitung diese* Wildschafes. Biologisches. Be-
schreibung des äusseren Habitus.
Langk&vel, Bernhard. Der Kürz des nördlichen
Deutschland. Der zoologische Garten 1898. p. 83
— 84.
Der Kürz Ist in NorddeuDchland sn manchen Orten
häutiger als die Fischotter. Früher lebte er auch in
Frankreich — Khonetbal — Schweiz und Mahren , vor
Kurzem noch in Croaticn, in ganz Russland mit Ausnahme
der Krim und von Sibirien. Jetzt ist er auch in Mecklen*
bürg ausgestorben.
Lavor, H. The Xammala, Reptile» and Fialies
of E»»ex. A Contribution to the Natural Hi story of
the Coontv. London, Simpkin 1898. 8°. 146 p.
Lönnberg, Einar. Om de i Österojön fon-kommende
Själhunda-Artemo och deraa Kaum lecken. Sveimka
Fiak. Tiilskrift 1898. p. 19 — 23.
Lorenz Liburnau von, Ludw. Siugethiere von
Madagaarar und Sansibar. Abhandlungen der Senken-
bargiiaban Mtarfonebendra OwtHnkäft 18»8. 21. B<1.
p. 441 — 4ß9. 4 Tu fein.
Cercopithecus albogolarD, Otolemur agisymbanus
Sansibar, Calcaneum und Naviculsre verlängert wie l>«i
Tarsius, Microcebut myotinus, Lepidolemur tnus-
telinus mit Subspecie» tvpicus und rufescen* , ersterer
Antema * und Kandani*, letzterer in Ambundube *. l/mur
mongoz mit rutifrons Kandani und nigrifrons Ambundube
und Bctsako*, Lemur albimanus Kandnni und Andema,
Avahis lanigrr occidentalis Ambundul* , Propitbecua
coronatu» Kandani, Anhema, Verreausi Morond&v**,
Coquereli Bctsako AmbundubA, Nyctinomus limbatu*
Majunga* und Sansibar, bracbypteru* Sansibar, pumitus
Aldabra, Vesporogo minutus Mnjunga, Triaenop« afer
Majunga, Pteropus Edwardii ibidem, aldabrensis Aldabra,
Kpomopborus gambianus Sansibar, Setiger »rtosu».
Ms jung» , Centetes ecaudatus AmbundubA, Mnjunga.
Zahn Wechsel erfolgt er*t spät, Crocidura madagascariensi»,
auriculata, beide Majunga, mit ^ J y P jj M, Herpes-
tea ornat us, Sansibar, verschieden von grandis , albicauda
Viverra rivetta erientalis, beide Sansibar, Viverricula
Schlegeli Majunga, Felis catus, wohl verwilderte Haus-
katze. Mut dccumanu* und musculus Majunga. Neso-
tragu» moschatus, Sansibar, Phacoehoerus africanu«,
Wituland, Potamocboeru» africautis, Sansibar, Sus
sp. Majunga • auf Madagaskar. Diese Thiere wurden von
Dr. Voeltzkow gesammelt.
Lydekker, Richard. On the Geograph ical Rares of
the Banting. ProCMdfaga of the Zoological Society
of London 18D8. p. 276 — 278. 1 pl.
Alte Bantiug-Rinder wurden bisher als Bossondaicus
bestimmt, der echte ist aber nur in Java, der von Burma
sowie der von Manipur sind besonder* Rassen.
Lydokkor, Richard. The Deer of all Lauda, a
Hiatory of the Family Cervidae living and extinrt.
London, R. Ward 1898. 4*. 350 p.
Liegt nicht vor.
Marsh, O. C. The Origin of Mammals. The
American Journal of Science and Art». Vol. 156,
1898. p. 40ö— 409.
Die etwaige Verwandtschaft der SSugethiere mit den Rep-
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157
Zoologie.
Ulien lässt sich erkennen nn 4er Beschaffenheit 4er Zähne,
de* Squ»mo«um , den Quadrat um , de* Occipitnk-ondylus
und de« Unterkiefer». Zahndifferenxirung ähnlich wie bei
«kn Säugethieren findet »ich nur bet solchen Rep-
tilien, welche mit den Sauget hierrn nicht naher ver-
wandt sind. Auch die mächtige Entwickelung de* Qua-
dratum kommt l*ei verschiedenen Reptilien, nicht blaaa
bei den Tberiodontin vor. Der «lern Quadrat uiu der
Re|iti1iea homologe Knochen i*t für die Säugethiere
überhaupt nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Die Sauge-
thierc haben zwei Condyli , die Keptilien aber blo»» einen.
Verf. vergisst, ilius der doppelte Condylu» der Sauge*
t liiere ein Theilutigsproduct ist. Der Unterkiefer der
Säugethiere besteht bloss au» einem, der der Rep-
tilien au* verschiedenen Knochen. Der Ursprung der
Siugethiere muss wohl in alten Amphibien, vielleicht
■chon in solchen de» D. von gesucht werden, -und von
letzteren gehen auch die Reptilien aus.
Matschie, Paul. Verwandtschaft zwischen Löwe
uml Tiger. Naturwissenschaftlich« Wochenschrift.
13. Bd., 1898. p. 465.
Ldwe und Tiger sind »ehr nahe verwandt. Der
Turkmenentiger ist dem Perserlöwen »ehr ähnlich,
we»ha1h auch BntUrdi rangen zwischen Löwe und Tiger
nicht» besonder» Auffallendes bieten.
Mataohie, Paul. Aua der Säuget hier weit der mitt-
leren Hochlinder Deutschest Afrikas. Wertler, Mit-
theilungen au» den Hochländern des nördlichen
Deutsch - Ostafrika 1898. p. 205 — 267. 1 Taf.
32 Textflg.
Liegt nicht vor.
Mataohie, Paul. Zur Faunist ik Deutsch • Ostafrikas.
5. Säugethiere. Archiv für Naturgeschichte. Berlin
1697. I. Bd. p, 61—88.
Unlieb verspätet. In die*er Lifte bedeutet K Ku*t«*n-
gebiet, M Ma**ai»teppc, N Ost- und Nord käste des Nyasaa,
V Victoria Nyanzj», Kl KilimnKd]aro, Z Zanzibar, li dessen
Hinterland.
Primaten: Anthropopithecu» troglodytes V, Colo-
bus ecaudatus Kl. palliatu» K, Kirki Z, Papio roth K,
Langheldl H, doguera kl, Cercopithecu» rufovlridis H,
pygerythrus K, Schmidt] V, itlbigularis K, Otogale
crsisskaudatus K, agisymbt&nus Z, Kirki K. Oalago
getagt) KH, zauzibariensi» Z. Chi rop irren: Epomo-
phorus gatnbianu* ZK, comptu* V, minor ZKH, Xan-
tharpyia *t nun inen Z, collari». III. KV, Nycteri» gran-
di« Z, hispida ZK, thchaica Z K H V, Megaderma fron»
Z K II M , cor Kl, Rhinolophu» Hildcbrandti K, cnpensis
ZK, Hipposideros caffer K, Triaenop* afer Z, Hippo-
*ideros Commcrsoni Z, tridens Z, Eptesicns Grandl-
dierl Z, tenuipinnis V, minutus KH, Kerivoula africana
ZK, Vesperugo Temmincki K, tiaou* ZKH.V, Nycti-
cejus Schliefivni H, borbonicus Z, Miniopteru» tcotinu*
K, Coleura afra Pemba , Nyctinomus augolensi* H,
brachypteru» ZK, hivittatas K II, limbatu« ZKH, pumilu*
KH, Martiensscni K, Taphozous manritianu* ZK. In-
■ ectivoren; Petrodromue tetradactylus ZK. H, Rhyn*
chocyon Peter*» ZK, Macroscelides pulcher II, Cro-
cidura gracilipes ZK, Fischen M, Erinaccus alhirentris
KHM. Rodentia: Lepns ochropos KH, vktoriae V,
Xeru* rutilu» KM, Sciurn» congicus K, Cepapi KHM,
Pauli K,. annulatu« II . mutabili* K, palliatu» KZ, Eli*
omya murinu* KH, MV, A nomal uru» cinereu» N,
orientalis K, Pedete» taffer H, Dendromys nigrifron*
Kl, pumilio KH, M V, Steatomy* praten*i* H, Lophuro-
my» aquilu» KK1, Otorar* irroratu* Kl, Gerblllu«
Böhrai II V, ricinus M, purillu» IIM, Acomys Wilsoni K,
Cricetomya gAtnhianu* ZKV, Golunda fallax Usam-
bar», Arvicanthis dorsali« K, pumilio Kl, Neumanni M.
barbaru* HM. abyaahaicus HM, Mus decumanu» K, rattus
ZKHV, aleiandrinu» ZK, dolichuru* KMV, natulensi*
KHM, musiulus K, minimu« Z, KHV, Aulacodu» twin-
deriauua KH, Khisotnys splenden* Kl V , Myoscalops
argenteocinereu* KHV, Hystrix africac austrah» Z K, H M.
Carnivora: Hraena crocuta KHMV, Protei«* crista-
tu» HK, Lycaon pictus KH, Otocyon tnegalotis K,
Cania vitriegatu* MH, adusttts KIK, Leo somniknsis
KUH. Caracal nubica Kill, Felis cMigata KHM, Ser-
val ZKH, Leopardus nimr KHM, Cyuaoluru* gutta-
tu» KIM, Viverra civetta orientah» ZKH, Viverri-
cula malaceeiuds Z, Ge net tu felin» K, pardiun V, tigrina
H, Nandinia Gerrardi K , Udeogale puisa ZK, crassi-
caoda KM, Herpes tr» galera HM, caffer Kl, alhicauda
KMV, Granti K, gracilis ZK II V, Crossnrchus fasciatus
ZKH, Uelogale undulatJi KVH, Khy nchogale Meilen
K, Ictonyx zorilla II V* , Poocilogale albinucha V,
Meltivora rate) KM, Lutra capensi» KV, maculicolli»
V. Proboscidea: Klephas africamu KHM. Hyraco-
idea: Dendruhyrax Scheelei K, Stuhlmanni V, Neu-
manni Z, ralidus Kl, Proflivl» Brucei K H. Periaso-
dactyla: Kquus Böbini K, Crawshayi H, Granti M,
Khinoceros hicornU KHM. Artiodacty la: Hippopo-
tamus nmphibius KHM, Phaeochoerus afrkanu*
KHM, Potamocboerus africanu* KHM. Giraffa
enmclnpardali* K, aethiopica M, Buffelus caffer KHM,
Dubalis Lichtensteini H, leucoprymnu» K, Cokei M,
Connochaetea Johtutoui H, taurinos K, albojubatus M,
Cepbaloloph us Marveyi K, »padii Kt, Sylvicapra
grimmia K, Madoqua Kirki M Kl, Xesotragus moscha-
tus ZK, Pediotragus Neumanni M, Oreotragus sal-
tator IIM, Oryx callotis M, Tragelaphu» Roualeyni
KI1, Spekei V, Cobus elliptiprymnus K, Crawshayi N,
defossa II MV, Adenota Vardoni H, Thomasi V, Cer-
virapra arundinum II, Chandleri K, bohor M, Aepi-
ceros »uar» HM, Gazella Granti M, Thomsoni M,
Lithocrnnius Walleri M, Hippotragu* tiiger KH,
Bakeri HM, Strepsiceros alrepskems KHM, imberbis
M, Orea* oreaa H , Livingstoni K. Edentata: Manis
Temmincki KM, Orycteropu« capenris II. Sirenia:
llalicore Dugong K.
Mo Corquedale W. Huzne. Giraffe from the
Niger Territorien. Nature. London 1898. Vol. 57.
p. 389 — 891. 1 Karte.
Das Exemplar ist das einzige, da* man bisher aus West-
afrika kennt. Es wurde in Calabar südlich vom Benue
erlegt. Old fiel d Thomas errichtete hierfür eiue besun-
dere Subspecies Giraffe camelpardalis peralta.
Mearna, Edgar A. Dcscriptiona of three new Forma
of Pocket Mice from the Mexican Border of the
United State*. Bulletin of the American Mu*eum of
Natural Hittory. New York. Art. XV, 1898. p. 299
— 302.
Perognathns pneitku* n. sp. sehr klein, aber ähnlich
bimaculatoa, P. tangimembris Bangst n. subsp. , P. eremi-
cua n. sp. von Texas gehört in die penicillatus-Gruppe.
Muurns, Edgar A. A Study of tb« Vertebrat v
Fauna of the Hud*on Higbland*. Bulletin of the
American Museum of Natural History 1888. Arf. XVI.
p. 303—352.
Von Säugethieren : Didelphis virginiana, Lepns ayl-
raticu», Zapus hudsoniu* , Fiber zibethicus, Microtus
pennsylrankus, Evotomys Gaperi Rboadsi, Peromyscus
leocopus, Neotoma pennsylvanira , Mus decumanus,
tnusculus, Arctomya monax, Tamias strintua, Scinru»
hudsouicus loquax, carolineiuia leucotis, Sciuropteros
rolans, Sorex persooatu*. Blarina brevicauda, Scalop*
aquaticus, Parascalop» Breweri , Condylu ra rristata.
Myotis subulatus , Vrspertilio fu*c<u, Pipistrellu»
»ubAavu«, Lasionycteri* noctivagus, Lasiuru» borealis,
Dorcetaphus virginianus, Phoca ritnlina. Procyon
toter, Lutra hudsonica, Putorius vison lutreorephalus,
noreboracensit , Cicognani, Mephiti» mephitica, Vulpes
i
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158
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
peunsylvaniru* , Urocyon cinereoirgeuteua , Lyn» rufu»;
früher lebten auch hier Castor canadensts , Ursu»
awerteanu» und Sciurus ludovidanu* cinereus. Verf.
giebt ausserdem rin Verzeichnis« der Flor».
Mearna, Edgar A. Note» on th. Mumm ul» of the
Catskill Mountain» New York with general remarka
on the fall na und flora of the regio«. Proceedinga
of the United States National Museum. Vol. 21,
1898. p. 341—360.
Sciuropterus sabriauB niHcrotis o. subsp.
Mearns , Edgar A. Preliminary Diagnosia of new
MammaU of the Genera Sciurus, Castor, Neo-
toma and Sigiuodon from the Mexicnn Bordt-r of
the United States. Proceedings of the U. 8. National
Museum. Vol. 20, 1M*8 p. 5ui — 5u5.
Sciurus toasor Anthoiiri San Diego, Castor nu*
densis frondator Sonora, Neototna cuuiulator San Diego,
Sigmodon hi»pidus palliatui und eremicus.
Mögnin, P. Le Cbien et m race». 2 edition. Tome I
L’bistoire du Cbien depuis les temp» Um plus reett-
lea, Torigine des races et leur clasaitication. Tome 11
Lt*n Chien» darret«. Pari» 1897, 1898. 8°. p. 825
resp. 268.
Merriam, C. Hart. Mammals of Tres Maria»
Island» of Wentern Mexico. Proceedings of the Biolo-
gical Society of Washington 1898. p. 13 — 19.
Man kannte ron dienen Inseln ausser Fledermäusen
nur drei Arten ron tandbewohnenden Säuget liieren.
Jetzt sind noch zwei weitere nachgewiesru worden. Die
Faun» setzt »ich zusammen aus Marmosa insularis
n. sp. verglichen mit caoescena, Oryzomy» Nelson i
n. sp., Peromjracu» madrenals n. sp. , Mut rattus,
Lepu» Graysoni, Procyon lotor insularis n. sp.
subsp., Zalophus califor nicus, Rhogäessa parvula,
Myotia nigricans, Otopterus mexicanu», Glosso-
phaga mutica n. sp. äholich soricina, Chaero-
nycteris mexicana, Lasiurus borealis mexiranu*
Phocaena coniinoiiii, Prodelphinus lougirostris.
Morriam , C. Hart. Detcription» of two new Sub-
genera and t bitte new Bpeciee of Microtu» from
Mexico and Guatemala. Proceedings of the Biolo-
gical Society of Washington 1898. p. 105 — 108.
Als Typus von Micro tus betrachtet Verf Microtu»
arvalls. Microtu» fulviventer n. sp. Oataea, ihn*
lieh mexicanu*, Subgenus Qrthriomvs unterer M, mit
einem geschlossenen äusscreu , zwei geschlossenen inneren
und zwei otTenen Dreiecken , Mt mit zwei geschlossenen
Dreiecken (eines an jeder Seite) und zwei inneren schrägen
Schlingen. Oberer Ma mit einem geschlossenen Dreieck
auf beiden Seiten. Zähne ähnlich denen von Phenaco-
rojrs. Nur eine Art, Mirrotus umbrosus n. sp.,
Onsaca, llerpetoray» n. subgen. — Zähne wie hei
Orthriomys, jedoch oberer M, mit xwei äusseren und
einem inneren geschlossenen Dreiecke nebst einem halb-
mondförmigen hinteren Fortsatz. Dieser Zahn »ieht dem
der echteu Microtu» ähnlich. Nur eine Art, Microtu*
guatetn alensi* n. sp. Guatemala.
Morriam , C. Hart. The Kiirliest Getieric Name for
the North American Peer with Description» of live
new Hpecit» and Subwpecio». Proeeediact of the
Biological Society of Waehingtou. Vol. XII, 1898.
p. 99—104.
Der virginisebe Hirsch muss anstatt Cariacu» oder
Dorcelaphu» den Namen Odocoileus virginianut
führen. Autor unterscheidet beim Columbia blacktail
Odocoileus columbiauus zwei Subspecie»: O. colum-
bianus sitkiensis n. subsp. von Sitka Alaska, kleiner als
der typische, und 0. colurobianus scaphiotu» n. subsp. von
Cali formen mit längeren Ohren und dunklerer Farli«.
O. cerroecnsi» n. *p. rnn Xiedercalifornien , kleiner als
der cnlifornische 0. hemionus. O. Thomasi von
Huchurtan, Mexico, ziemlich gross, roth gefärbt. Schädel
ähnlich dem von clavatus au* Honduras. 0. Nelsoni
n. sp., San Cmtobal, Mexico, mittelgross dunkel braungrau,
kleines Geweih. Beschreibung des äusseren Habitus und
der wichtigsten Skelet merk male dieser Formen.
Merriam , C. Hart. Description of »ix new Ground
Squirrels from the Western United State». Pro-
ceeding» of the Biological Society of Washington
1898. Vol. XU. p. «9—71.
Spermophilu» oregonns n. sp, au* drr arraatuK-
Beldingi-Gruppe, K Untat h Baain Oregon. Schädel ge-
streckter als bei Beldingi. Sp. roollis Stephens!
n. subsp., Owen» Valley Nevada, mollis yakiinensia
n. subsp. , Yukitua Co. Washington, mollis canus
n. subsp., Wasco Co. Oregon, Spermophilus trede-
clmlineatus Allen! n. subsp., Bighorn Mt*. Wyoroing
und tredecimlinea tus texeusis n. subsp. Cooke Co.
Texas. Beschieibung des Schädels und der äusserrn Merk-
male dieser Arten.
Morriam, C. Hart. Dascription» of thic-o new
lind ent« from the Olytnpic Mountain* Washington.
Froceeding» of the Academy of Natural Science* of
Philadelphia 1898. p. 352—353.
Arctomys olympus n. sp. ähnlich dem caligatus,
aber ander» gefärbt, Kutamia» caurinu» n. sp. äimlidi
dem ainoenus, aber vor allem mit längeren Hinterbeinen,
beide von Timberline, Microtu* macrurus n. sp. von
Lake Cushman, ähnlich dem mordax, aber dunkler, grosser,
mit längerem Schwanz und längeren Hinterbeinen.
Morriam, C. Hart. New Name» for Spermophilu»
brevioaudu», Canis pnllidu» and Sorex cau-
dattta. Merr. Science. VoL VIII, 1898. p. 782.
Liegt nicht vor.
Merriam, C. Hart. A New Genu» (Neotomodon)
and three new Specie» of Murine ltodents from the
Mountains of Southern Mexico. Proceedings of the
Biological Society of Washington 1898. p, 127 — 129.
Neotomodon n. gen. hat die Grosse von Microtus,
nackte Ohren , raässig laugen Schwanz, j Pectoral
und
- Lendenzitzen. Im Habitu» zwischen Microtus und
Peromyscus stehend, kurze*, rundes Cranium , langes
Diastema, grosse, massive, bewurzelte Zähm*. Obere M,
und Ma mit drei äusseren und zwei inneren Pfeilern,
nebst zwei äusseren und einer inneren Falte, ähnlich denen
von Neotomn, M, einfacher, untere M, und M, mit
drei Pfeilern und zwei Kulten auf jeder Se.te. Ma S-fonnig
— untere M ähnlich denen von Hodomys. Neotomodon
Alstoni n. »p,, Michoacan Mexico, perotensis n. »p.
Veracruz, Urizabae n. sp., Puebla, Mexico.
Merriam, C. Hart. Dcacription» of twenty m*
Speeles and a new 8ubgeuu» of Peromyscus from
Mexico and GuHtemula. Proceedings of the Biolo-
gien! Society of Washington. Vol. XII. 1898. p. 115
— 125. 1 Fig.
Da» neue Subgeno» M egadontomv > unterscheidet sielt
von den echten Peromyscus durch die Gross« und die
lauge Schnauze. M in drr Jugend höckerig, M, und Mr
mit Secundärpteiler auf jeder Seite. M, mil drei vor-
springenden und zwei einspringenden Dreiecken auf jeder
Seite. M. (Peromyscus) Thomasi n. sp. , Querrem,
Nelsoni n. sp. Vera Cruz, Peromyscus znrhynchus
n. sp., Chiapos, zarhvnchus cristobalen s is n. subsp.,
guatemalensis n. sp.t Guatemala, lepturus n. sp.,
O&xaca, megalops n. sp. und auritu» n. sp. eben-
daselbst, cninptu* n. sp., Guerrero, P. mexicanu»
totontepecu* n. *ol>»p., Oaxnca, mexicanu» sazatilis
n. subsp., Guatemala, tnexiesuu» Orixabae u subsp.,
\
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Zoologie. 1 59
tehuantepecu* n *p., oaxacensi» n. »p., felipensls
n. »p. in Oaxaca, I*. gratus n. »p., Thal von Mexico,
laevipe» n. sp., Tlaxcala, diene drei zur difficilis-
Gruppe gehörig, hy lotete» n. »p. , Michoacan, üiukb*
leiden u sp., Oaxaca, verwandt mit leuoopus, megts-
turus n. np., Pueblo, nehr lang geschwänzt.
Merriam , C. Hart. Deacription of a new Fox
from 8outli California. Prnceedjnga of the Biologicnl
Society of Washington 1898. p. 135 — 138.
Vulpen macrot i» n. np.
Meulemann, E. Lea animnux domeatique* de
l’Etat iudependant du Cougo. Revue scienliftque
1898, II, p. 559 — 562.
Pferd int erst jrUt eingriiibrt, die Esel stammen
thril» von den Canarinchen hinein, theiln von Maskat. Rind
ist überall verbreitet, wild aber nur im östlichen Kwango,
ain A Ibert-Eduard-Ser, Katanga etc. Von Rind eiistirt
auch eine hornlose Rasse. Die Ochsen dienen auch als
Reitthierr. Die Ziege int die nämliche wie in den
meisten Thailen von Afrika, die von Mangbettu besitzt eine
RUi'kenmähne. Dan Schaf ist «hm centralafrikanische und
sieht einem kleinen Bison ähnlich. Am obereu Nil bat
uian ein dem steatopyga ähnlichen Schaf, Schwein
wird fast nur im Süden gehalten. En gehört zur benschen
Ranne: das von Mau gebet tu ist ein gezähmtes Wild-
schwein. Itn Sudan ist ein dem Windhund der Araber
ähnlicher Hund, die übrigen erinnern an die Hunde der
wilden Völker in Asien und Oceanien.
Miller Gerrit , S. jun. Deacription of a new Bat
from Lower California. The Anna In and Magazine
of Natural Hiatory. London 1898. Vol. II. p. 124.
Mvutis peniusularis n. sp. kleiner als vetifer,
Farbe wie bei callfornicus.
Mills, W. The Dog Book. Maauul on the Üog:
hi» origin, hiatory, varietie», bmding, •dneation and
general manage in ent in health and disease. London,
Umvin, 1898. 8*. 424 p. I col. pl. 43 Textf.
Muay , M. L'extinction de quelques Mamtnifore»
suiaaes. Revue scientiAque. T. 11, 1898. p. 56.
Nasaanow, N. Ueher die krallenartigeu Gebilde an
den hinteren Extremitäten bei Lantuungia. Ana-
tomischer Anzeiger 1898. p. 12—16. 6 Fig.
Während zwei Zehen de» llintcrfu»»«» von Procavla
mit platten Nägeln versehen »iod , hat die innere rin«
dicke Kralle, di« offenbar zum Reinigen des Pelze» dient.
Nehring, Alfred. Di« Gruppe der Mesocricetus-
Arten. Archiv für Naturgeschichte 1898. p. 373
— 392. 1 Tafel.
Der echte ^Cricetus“ nigricans »taimut jedenfalls
von der Nordseite des Kaukasus, wa* über *on»t noch auf
nigricans IfMgtti wurde, mos« wohl in mehrere Arten
zerlegt werden. — Die Mesocricetus zeichnen »Ich
durch da» ovale , statt nuten schlitzförmige Infraorbital-
foramen, sowie durch die schwache Entwickelung der vor-
deren Partie des Jochbogens aus, ferner durch dir kürzeren
Incisivtbramiua , die kürzeren Alveolen der unteren Nage-
zähne, dir F.iufachheit des letzten Molaren, das Fehlen
einer Entepicon«lylar»j»ange, «lie Kürze de» Schwanzes, den
tiefschwarzen Brustrirck und die helle Karbe des Unter-
arms gegenüber Cricetus vulgaris. Von den kleinen
grauen Harnst er arten (Cricetulu» phneus) unter-
scheiden »ich die Mesocricetus insbesondere durch den
plumperen, höher gewölbten Schädel, «las Fehlen der Knte-
picondvlarspange am Humerus, die robuster« Gestalt uud
die Färbung. Li« Mesocricetus- Arten sind folgende:
M. nigriculus (nigricans) n. sp., Nordkaukasien,
Raddei Dagestan, Brandt! Tranvkaukasien (Persien,
Kleinaaien?), Newtoni Ostbulgarien, auratus Syrien.
Nehring;, A. Ueber Cricetus Raddei n. sp. Zoolog.
Anzeiger IMS« p- 189— 188.
Nehring;, A. lieber Cricetus Newtoni n. ap. aus
Ostbulgarien. Ibidem, p. 329 — 332. 1 Fig.
Nehring, A. Feber Cricetulu* und Mesocricetus
n. g. suüg. Ibidem, p. 493—495.
Der Hamster von Dagestan ist eine besondere Sperie*,
die sich von nigricans durch das tiefe Hineinragen der
Krontnlia zwischen die Parictalia ähnlich wie bei vul-
garis, sowie durch die Grösse und durch die Form der
Backzähne unterscheidet. Cricetus Newtoni n. np. aus
Ostbulgarien unterscheidet sich von «lern kaukasischen
nigricans durch die Anwesenheit eine» schwarzen Längs-
streifens am Rücken, die gelbe Farbe de* Bauches, die
kleineren Ohren, die Kürze und Breite der Interparietal ia
und da» Fehlen eine* EntepicondyUrfnramen am Humerus.
Nigricans zerfällt in vier Arten. Siehe das vorige Referat.
Der Gattungsname Cricetus wurde zuerst vonCuvier
angewandt. Man muss hiervon das Subgenus Crice-
tulus, klein, grau, hellbäuchig — mit furunculus,
arenarius, songarut, phaeus abtrennen. Auch die
oben genannten Arten bilden ein wohl char»kteri*irtes
Subgenus Mesocricetus, doch muss c* statt M. nigri-
cans „nigriculus“ heissen.
Nehring, A. Feber Spnlax hungarieus n. sp.
Zoologischer Anzeiger 1898. p. 479—481. 3 Fig.
Der Spa lax von AlfÖbl in Ungarn ist bedeutend ver-
schieden von typhi us und nicht bloss eine Varietät des-
selben. Die Zahne sind hei ihm gerundet, ohne Einbuch-
tung auf der Innenseite. Beschreibung de» äusseren
Habitus. Kommt auch in Bulgarien vor. Der in SUd-
uugarn fossil vorkoromende Spa lax priscus ist von
hungarieus verschieden.
Nehring, Alfred. Ueber Spalax gruecu» n. »p.
Zoologischer Anseiger 1898. p. 228—230 und: Einige
Nachträge über die Speeles der Gattung Spa lax.
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender
Freunde zu Berlin 1898. p. 1—8 mit Fig.
Diese Art unterscheidet »ich von typhi n» durch eigen-
thümliche Einbuchtungen de* Schmelzes. Die Zabnrcilirn
stehen weit au» einander, die Bullae sind mehr blasig. Die
Weibchen, wenigsten» die Schädel derselben, sind immer
kleiner als die der Männchen. Spalnx inicrophtbalmus
zeigt in der Einbuchtung der Innenseite der 31 eine
eigenthnralichc Kräuselung de* Schmelxblechr*.
Spal »x von der Dohrudscha scheint mit dem ungarischen
nah« verwandt zu sein. In Bosnien und Herzegovinn lebt
eine besondere Art, Spalax nion tieola n. »p. Sie
ähnelt im Scldidelbau und Gebisa dem hungnricas,
jedoch Ut der Alveolarfurtsatz des unteren Nagezahne»
niedriger als der Processus condyloideus und die Zahn-
reihe länger. Der Spa lax von der mittleren Wolga ist
dem Kirgisorum ähnlich, jener von Troja (Kleinasien)
scheint iutrrraediu» zu »ein. Ehreubergi von Jaffa
zeigt die hintere Einbuchtung auf der Innenseite de» Ma
nicht immer deutlich, die an 31, erhält sich immer,
während sie bei hungarieus und monticola stet* nur
durch eine Insel vertreten ist und bei uilcropht halm us
überhaupt fehlt.
Nehring:, A. Einige Bemerkungen Uber die Blind-
mftuse und ihre geographische Verbreitung. Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift. 13. Bd., 189H.
p. 261—263. 4 Fig. Gröasenuuterachied der Männ-
chen und Weibchen bei den Bl iudmäusen. Ibidem,
p. 439.
Beschreibung de* äusseren Habitus. Biologisches. Die
Blindmäuse »ind schwerlich im Stande, Flüsse za durch-
schwimmen. Es sind 10 Arten bekannt. Sieb« den Be-
richt für 1897.
Nelson, E. W. Change of name for Sciurus albi-
pes q Herein ws Nelsa. Science. New York. VoL VIII,
1898. p 783.
Sciurus albipes Hernnndrti.
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160
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Noumann, Oscar. On a nenr Aatelnpe of the
Genus Uippotragu*. Proceedings of tbe Zoologiol
Society of London 1898. p. 850 — 851.
Hippotragu» rutbpallidu* n. sp. in Ostafriks ver-
schieden von equinu» in Wrstafrikn.
Nitache, Heinrich. Studien über Hirsche (Gattung
Cervua itn weitesten Sinne), Heft I. Untersuchungen
über nielirstangige Geweihe und die Morphologie der
llufthierhörner im Allgemeinen. Leipzig , Willi.
Engelintinn 1898. 4\ 103 p. 11 Taf., 12 Textflg.
Liegt nicht vor.
Olivier, Ernest. La Faune de 1‘ Allier. Le* Yer-
t4brös. Moulins 1898. 8". 171 p. 4 pl. Bef. in
Revue scientiHque 1898, II. p. 307.
Liegt nicht vor. Ausser den llaustbieren sind 47 wild
lebende Säugethierarteu bekanut. Hirsch ist jetzt
ausgestorbeii. Abgebildel sind: Viverra genetta und
Mustela lutreola. Auch die fossilen Arten des Bour-
bonoais werden erwähnt.
Olivier, Erneat. La Geuette vulgaire. Geuetta
vulgaris. Revue scientiAque de Bourbonnais.
Tome XI, 1898. p. 100.
Olivier, Erneat. Le Vison d’Europe Mustela
lutreola. Ibidem. Tom. XI, 189H. p. 100.
Parsen«, F. Q. On the Anatomy of the Africau
Jumpiug Hare (Pedete* caffer) compared wiüi
that of the Dipodldae. Ptocecdmgs of the Zooto-
gical Society of London 1898. p. 858 — 89t». 12 ftg.
I'edete» hat bloss zwei Zitzen, nur sein Embryo besitzt
geriefte Indsiren, Dipus aber auch im Alter. I’edetes
hat Nägel an der Hand arid einen radialen Praepollex,
am Kuss befindet sich ebenfalls ein radiales KnüdteU- hen,
aber in der distalen Reihe. Die Trachea ist durch ein
Septum gethrilt. Gallenblase fehlt. Pedetes hat zwar
in der Muskulatur viele Aehnlirhkeit mit Dipus, aber
zugleich auch Merkmale von Hystricomorphen.
Faraons, F. O. and Windle, B. C. A. The Myology
of the Terrvstrinl CarnivorH. Proceedings of the
Zoological Society of Londorf. Part 11, 1898. p. 152
— 18«.
Verl*, gebe« am Schlüsse ein« tabellarische Zusammen*
Stellung über die Muskulaturverhältnisse bei dcu einzelnen
Familien der Carnivorcn. Cynaelurus erinnert hierin
thriis no die Fehden, thcils an die Caniden. Crypto*
procta ist viverrin , ebenso Pruteles, Cercolrptes ist
im Ganzen proeyonid , hat nhrr auch zwei Merkmale der
Musteliden und eine* der Bären.
Patterson, Arthur. The Mammalia of Great
Yannouth Mid ita hnmodlaU neighbourbod. The
Zoolugist London 1898. p. 299 — 310.
Von Great Yannouth (Norfolk) kennt mau fossil
Mawmath und Biber, lebend: Plecotu* auritas,
Vesperugo noctuln, pipistrellas, discolor, Erituceat
europaeu», Talpa europaea, Sorcx rulguris, Crossopus
fodient, Vulpe» vulgaris, Mustein martes, vulgaris
erminea, putorius, Lutra vulgaris, Meies tazut, Sciurus
vulgaris, Muscardinus avellanarius , Mus minutus, syl*
vatirus, mutculus, rattus, decumanus, Micro tu« agreslia,
amphibius, Lepus timidus, cuniculus, Phoca vitulina,
Halichoerus gryphu». Triebet hu * rosmarus?, Bnlaena
biseayensis , Ralaconoptcra musculus, rostrata, I'hjr*
■ eter maeroccphalu* , Uypernodou rostratus, Orca
gladiator, Phocaeoa communis, Delphinu» slbiro»trU
und dclphis.
Auf dieser Liste sind noch viele Namen, welche jetzt
nach dem im Zoologist erschienenen Aufsatz von Oldfield
Thoma» anders lauten müssten. Die Nubtaccrptirung
dieser Am. Irrungen zeigt, wie wenig Werth solche
Künsteleien haben.
Pcaao, A. E. Tbe Badger, a Monograpb. Loodon,
Lawrence B. 1898. 8W. 12« p.
Pooook, R. J. Lion Tiger Hybrid. Nature, London
1898. Yol. 58, p. 200.
Der Bastard besitzt zwar die Farbe de* Löwen, zeigt
aber auch namentlich am Schwanz die Streifung de*
Tigers und ausserdem den schwarzen Fleck am Mund*
wiukel.
Pollok, Colonel F. T. Indian Wild Cattle. The
Tai ne and the Gaur (miscalled Bison). The
Zootofitt. London 1898. p. 1 — 10.
Der Gaur findet *kh in ganz Indien. Biologisches.
Pollok, Colonel F. T. The Indian Hispid Hare
(Lejiua hispid us ). The Zoologist. London 1898.
p. 22.
Beschreibung des äusseren Habitus dieses linsen.
Pollok, Colonel F. T. A Chat about Indian wild
Least«. The Zoologist. London 1898. p, 154 — 177.
Biologischen über Tiger, Cynaelurus jubatai,
Leopard (Felis pardus), Bären (Ursus tibetsna»
und labiatus), Elephant, Rhinoceros unicarni«
(sondaicus), Tapir und Su» salvaniua.
Reeker , H. Naturgeschichte der Walt liiere.
28. Jahresbericht der Zoologischen Section des
Westfalisch. Provinz.- Vereins 1898. p. 29—39.
Auszug aus den Arbeiten Kükenthal'».
Rendall, Percey. Field Note* on the Antelope»
of Nyassaland. Novitäten Zoologie««. London. Vol.V.
1898. p. 207 — 215.
Behandelt: Coitus eliipsiprymnu* , Crawshayi, Vir-
doni, leche , Cervicapra arundinum, Üreotragu» orco-
tragus, Nesotragus hvingstonUnu* , Nanotragus tra*
gulus, Ourebia hnstata, Cephalophus Grimmi. Aepj*
cerus nielampus, Trage laphu« scriptus lloualeyni, Angasi,
Selousi , Strepsiceros strepsiceros , Oreas UriapOM,
Hippotragu* niger, equinus, Atcelaphus Lirhtenstciiu,
Connochneles taurinua Jacksonl.
Renshaw, Graham. Kxisting Öpecimens of Bqaai
quagga. The Zoologist London 1898. p. 213.
Giebt eine Zusammenstellung der in den verschiedenen
Museen enthaltenen Exemplare.
Ropo, G. T. Notes on the Bank Vota» The Zoolo^
gist. London 1898. p. 503 — 504,
Biologisches und Maassr verschiedener Exemplare «m
Microtus glareolus.
Römer, F. Vorkommen von Mus rattus in Deutsch-
land. Der biologische Garten 1898. p. 35.
Ist in Deutschland noch häutiger, als man aunimmt. be-
sonders am Niederrhein.
Rothschild, The Hon. Walter. Note on sonas
Kanguroo Hybrids. Novit ates Zoologie»?. London
1898. Vol. V, p. 4.
Rothschild, Walter. Note* 00 Tragelapbu*
Spekei spukei und T. Spekei gratu» with des*
r.ription of a new Species. No vitales xoologicae.
London. Tom« V’, 1898, p. 200.
Spekei lebt mehr östlich, grstus mehr westlich.
Selousi n. «p.
Rzehak , Emil. Die Chiropteren Oesterrekhisch*
Schlesien«. Mittheil. des naturwissensch. Versio*
Troppau 1898. j», 183 — 167.
Liegt nicht vor.
Saint Loup Remy. Une bonne ***p5ce. A propo*
du Dolicliutia salinaritt Burm. Cooiunicaeionc*
del Museo Nacional. Buenos Aires 1898. T. L
p. 43.
Saint Loup Remy. Le Dolichoti« patagonies.
Recherche« d'Auntomie comparee. Annales de*
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161
Zoologie.
8ciences naturelle«. Zoologie T. VI, 1898. p. 293
—374.
Satunin, K. Spalax N eh ring i n. sp. Zoologischer
Anzeiger 1898. p. 314—315. 3 Fig.
Zeichnet «ich durch dir Läng« der Nn%c aas, sowie
durch die eckiger Parietalia — ähnlich bei micro-
phthnliuu* — und durch die ganz merkwürdigen unregel-
mässigen Kinkerbungen au den M, namentlich an M|. Der
Pelz hat graue Farbe.
8atunin, K. Ueber Situ grilliere der wolga-uraliacheu
Steppen. Sitzuuga • Berichte der naturforachenden
Gesellscli. Kasan. £2a Jabrg. 1895/96 , 1898. 11 p.
Liegt nicht vor. Aü sp.
Sänchez, Domingo. L<.'s Mamiferos de Filipiuaa.
Anales de 1a Kocieta Kapaiiola de Historia Natural.
T. 1898. Madrid, p. 93—110.
Kur allgemeine Bemerkungen über die wichtigsten
Können und Aufzählung der vorkoirnncndeu Familie». Es
sind die« Simiidue, Lrmuridae, Tarsiidae, Ptero-
podidac, Khinolophidae, Nycteridae, Vespertilio-
nidae, EmbaIlonuridae,üalcoplthecldae, Tupaii-
dae, Soricidae, Muridae, Sciuridae, Hystricidae,
Kelidac, Viyerridac, Mustelidae, Hovidne, Cer*
vidae, Tragulidae, Suidae, Manidne, !i alicoridae,
Delphinidae, Balacnidae.
Scabra, A. F. de. Noticia «obre umn nova especi«
do genero , Cy nouyeteris“ e ainioUyio des eapu-
cie» (l'e*te genero qui existent uas collecgues do
Museo Nacional de Lisboa. Jornal de ScienciaB
maihvninth. physic. y natural Acadcmia K. Seien-
cias Lisboa. Vol. V. 1898. p. 157 — 162.
C. Bocagei u. sp.
Scabra, A. F. de. ßobre a deterniina^ao dos genero«
da familia Pteropodid ae fundada no« carncteres
extrahidos da forma, diapoaifio e numera da« pregas
do paladar, e lista da* eepeeiee tTeeia familia existen-
ta« nas collec^öiies do Museo de Lisboa. Jornale de
8ctaicils mathemat. v physic. nau Academia R. do
Sciencias Lisboa. Vol. V, 1898. p. 163 — 171. 1 tav.
2Z> p.
Liegt nicht vor.
SchÄfT, Ernst. Neue Beobachtungen über den Lem-
ming. Natur wissen sch. Wochenschrift. 1IL Bd.,
1898. p. 110—112.
Krfcnit über Coli et, K. Mittheilungen über den
Lemming. Biologische«. Der Lemuiing bewohnt ganz
Skandinavien , soweit es über der Baumgrenze liegt, ln
manchen Jahren vermehrt er sich bedeutend. Die ersten
Jungen werden noch im nim lieben Jahre fortpfiauxungs-
fähig, die zweiten nur ausnahmsweise, ln den fruchtbaren
Jahren finden die Wanderungen statt. Wenn sie in Thilrr
herabgekomtnen sind , können sie nie wieder io höher
gelegene Gebiet« kommen. Ihre Wanderungen erfolgen
ganz ziellos. Die Thier« gehen hierbei zum grössten
Thcil zu Grunde, viele gerathen sogar in da» Meer.
Schnee. Hirsche und Känguruhs in Deutsch- Neu-
Guinea. Zoologischer Garten 1898. p. 172 — 174.
Au*ser De utelthteren lebt bekunutlich nur «ine
Sch weine- Art auf Neu -Guinea. linportirte Hirsche
haben sich daselbst fortgepflanzt, Känguruh« giebt cs
zwar auf N'eapommern , aber in Guinea sind sie jedenfalls
•ehr selten.
Schreiner, fl. C. Cronwright. The Angora Goat,
And a Paper on tbe Ostrich. London 1898. 89.
p- I — XV. Liegt nicht vor. Ref. von Ray Lan-
ka st er in: Nature 1898. Vol. 58^ p. 314 — 315.
Die Ziegen »tammen nach An»iilit Schreiner1» ins-
gerammt von der persischen Wild siege, Capra hir-
cua aegagrus, und nicht von der Mackhor ab. Wo und
wann »ic zuerst gezähmt wurde, ist nicht zu ermitteln.
Archiv für Anthropologie. Ud. XXVII. (Von. d. nnthrop LiL)
Auch die Angora-Ziege ist schon eine alte Varietät.
Di« Abstammung der llausziege von der Mackhor
Kalconeri ist schon deshalb nicht möglich, weil letztere
keine Wollhaare hat. In der Kap-Colonie wurde die
Angora-Ziege schon Im Jahre 1538 eingefübrt.
Sclater, Philip Lutley. Exhibition of and rumarka
upou, so me speciraens of Mammala frun the Gam-
bia, with a List of the Antelopes known from
that CoJony. Proceedings of the Zoological Society
of London 1898. p. 350. 1 fig.
Bubalus plaiiiion.il, Hippotragus equinus, und
Oreas derbyanu», die Hörner von diesem abgebildet. K*
exist iren dort folgende Antilopen: ßubalis major,
Damaliscus korrigum , Cephalophu* rufilatu«, Mai-
weih, coronatu», Ourebia nigricaudata, Cobus unctuosu«,
Kob', Cervicapra redunca, Gazclla rutifron.» , Orjrx
leucorjx, Hippotragus equinus, Tragelapbu» scrlptus,
Orea* derbyanu».
Selenka, Emil. Menschenaffen ( A nthropomor-
phae). Studien über Entwickelung und 8-hadelbau.
L. Lieferung. Rassen , Schädel und Bezahnung des
Orangutnn. Wiesbaden, Kreidel 1898. 4°. 21 p.
IM Textfiguren. 1 Karte.
Da» reiche Material , welche» dieser Arbeit zu Grunde
liegt, hat Verf. selbst gesammelt. Di« zahlreichen Abbil-
dungen sind von bewunderungswürdiger Schönheit und
Genauigkeit.
Di« Rassen des Orangutnn verdanken ihre Entstehung
der örtlichen Begrenzung durch breite Waaserläufe und
Gebirgszüge, die für den Orang unüberwindliche Hinder-
nisse bilden. Autor unterscheidet vor allem zwei Gruppen
nach der Anwesenheit reap. dem Fehlen der Wangen-
polster — vorhanden bei Simia satyrus dadapensis
crosshirnig , bautangtuensis, Jandak kensis, Wal*
lacei und »umatranus deliensis kleinhimig. Fehlen
der Wangenpolster: satyrus «kalauensis, tuakensi»,
beide grosshirnig, sstyru» rantaiensi», genepaiensis
und «umatranus abongensi», diese drei kleinhirnig.
Die Dad np- Rasse hat breitere und längere Zähne als die
Sk alau -Rasse, das Gesiebt Lt schwarz, die Haaie dunkel
rothbraun. Di« Sk alau -Rasse hat ebenfalls schwarzes
Gesicht, die Behaarung ist ziemlich dunkel rothbraun, beide
Rassen sind mcgalencepha). Die Rantai - Unter - Rosse hat
kleinen Schädel.
Bei tuakensi» ist der Schädel megalencephat, Gesiebt
und Haut röthlirh, die Haare rostfarben, südlich vom Klin-
Wang- Gebirge. Bantang tuensis ist mirrrncepba),
gr«»s*e Backzähne, Färbung wie bei der Dadap-Rasse. Diese
Rasse hat sehr weite Verbreitung. Genepaiensis ist
micrencephal, Farbe wie bei der benachbarten Dadap*Rai»e.
Auch die Sandak-Rhsse ist micrencephal, desgleichen der
dunkelbraune Wal lacei. In Sumatra kommen die beiden
bereits erwähnten Rassen vor, von denen di« delicniis
micrencephal ist.
Drr Rauminhalt der Himkapsel kann heim erwachsenen
Orang fast um das Doppelte — 300 — 534 ccm variiren,
eine Variabilität , die sich in ähnlichem Grade bei keinem
anderen Säugethier findet, ausser bei Gorilla und Schim-
panse, sowie beim Menschen: die Grösse der üehirtt-
kap«el i»t jedoch hier ein Russenmerkma), nur die Skalau-
Rasse weist neben den in der Kegel grosahimigen Indi-
viduen auch wirkliche Zwerge auf. Der männliche Srhädel
ist im Durchschnitt um 70 ccm grösser als der weibliche.
Der menschliche Schädel hat ungefähr die dreifache
Capacität des Ora ng-Schidels. Die Capacität der weib-
lichen Orang-Schldel variirt mehr wie die der männ-
lichen. Stets bleibt sie jedoch der Korpergrötse propor-
tional. Der Gehimschädel hat Wim Durchbruch drr
Molaren bereit* nahezu seine definitive Grösse erreicht,
beim Menschen aber erst gegen d«s 2£L Jahr. Seine
Gestalt muss als brachycephal bezeichnet werden. Während
21
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A
162 Vorzeichniss der anthropologischen Literatur.
des Zahnwechsel« nimmt die Breit» de* Crnniurn etwna
ab , die Höhe dagegen behält während de« ganzen Leben*
ihr ur* prang] iche* Verhältnis* zur Länge. Die Verbreite-
rung der vorderen Partie der Ilirukapsel bleibt gegen die
Gesammtvergrüftherung des Cranium etwa* zurück.
Die Schädelfortu der Anthropomorphen wird aussrr-
ordentlich l>eeiüriu**t durch da* Gebiss. Der männliche
Schädel erleidet viel bedeutendere Umformungen al» der
weibliche, weil «eine Kckzähne viel grösser werden al* die
der Weibchen. Die*« Kckzähne erreichen jedoch er*t nach
fast ‘20 Jahren ihre definitive Grosse , d. h. die normale
Länge der Wurzel — und so lange dauern auch die Modi*
ficationeu de* Schädel». Sie bestehen in Verlängerung der
Gaumenplatte, sowie in Verbreiterung derselben, ln Kr»
höhung und Verstärkung von Ober- und Unterkiefer, in
Ausweitung und Verstärkung der Jochbogen und der
Maxillen und des Felsenbeine* . ferner in dem Auftreten
von Knochenkämmcn auf dem Schädeldach , die sich beim
Mänuchrn zuletzt in einer hoheu Crista vereinigen, beim
Weibchen aber erhält sich der Torus al* rauher Wulst.
Der Gericbtsschadel wird vorwärt» geschoben ln Folge der
Srhidelverengung, die äusseren AugenbrauenlKigen werden
nach Tome gedrückt, die Flügelfoi tsätzr des Keilbeines
verrücken «ich und die Ba*i* de» Schädel* verbreitert und
verstärkt sich. Bei den Weibchen sind diese letzteren
Umformungen viel geringer. Individuell kommt sehr
häufig Asymmetrie des Schädels vor; der Schnauzentheil
kann mehr oder weniger nach aufwärts oder abwärts ge-
bogen sein und hierdurch kann sich auch die Stellung des
unteren Augenhöblenrnndes ludern. Die lieiden Geschlech-
ter von Gorilla und Schimpan*« verhalten sich ganz
ähnlich »de die de* Drang, dagegen sind die vom Gib-
bon sehr wenig verschieden.
Gewisse Schädel kn ochen zeigen grosse Variabilität. Bei
wenigen wild lebenden Säugethieren dürfte sie so bedeu-
tend sein wie bei O rang u tan. Der Orang stammt
wohl von einem gihbou ähnlichen Typus ab, sein un-
mittelbarer Vorlauter war jedoch ein Schimpan*« und
der Ahne von diesem Drygopit hecu». Gorilla soll nach
Verf. auch mit dem Schimpanse verwandt «ein, was
Kef. jedoch bestreiten möchte. Jedenfalls sind die drei
grossen lebenden A nt h ropomor phen junge Formen und
die Localformen de* Grau gu tan selbst tragen wieder
bereits den Stempel neuer Arten.
Von den Schideiknochen sind die Kasalia am variabel-
sten in Bezug auf Breite und Höhe. Sie können bis auf
ein Rudiment reducirt »ein. Die Form des Augenhöhlenein*
gange* und der Rieehmuschrln ähnelt der de» Menschen,
variirt aber sehr stark. Im Gegensatz zu Schimpanse
und Gorilla kommt e* heim Orang nie zur Bildung
eines Stirurinu*. Do» Stirnbein ist häufig mit der
Schläfenschupp« verbunden.
Ihr Zähne von Orangutan zeichnen eich riimmtlich,
auch die J,, durch die Anwesenheit zahlreicher Schmelz-
mitteln aus, auf der Innenfläche an den J und Ct auf der
Kauääclie an den I’ und M. Sie kodtmen in etwas ge-
ringerer Zahl auch heim Schimpanse, weniger bei
Dryopithecu» und noch weniger beim Menschen vor.
Dagegen »ind die Höcker der Orangutan zähne schwächer
entwickelt al« bei den übrigen Anthropoiden und dem
Menschen, ihre Zahl kann jedoch bedeutend zunehmen.
Di« J und C tragen nur Längsrunzeln. Am zahlreichsten
sind die Runzeln an den M — ■ bis zu 60 — . Sie stehen
hier rechtwinklig zu den anstossenden Kanten und Huupt*
furchen. Relativ spärlich sind sie au den Pränvlureu.
Die M haben Neigung zur Verkleinerung der llaupt-
tuberkcl and zur Kntwickelung von acccssorischrn Höckern.
Die oberen M tragen normal wie bei allen Anthropo*
tnorphen und dein Menschen vier alterairende Höcker
und je zwei äussere und eine innere Wurzel, die unteren
fünf Höcker, drei aussen und mit diesen — wenigstens in
der Hinterhilfte — altemirend zwei innere. Die Zahl der
W'urzeln ist zwei, eine vordere und eine hintere. Die
Bildung von Nebenhöckern ist beim Orangutan viel
häufiger als beim Gorilla und Menschen. Den ur-
sprünglichen Höckerzahn haben Gibbon und Gorilla am
reimten bewahrt. Die Nebenhöcker treten besonders in
der vorderen lnaenecke der oberrn M , und der Mitte der
Innenwand der unteren M auf und überdies auch am
HintvrTunde dieser Zähne. Diese letzteren sind zwar
kleiner, aber meist in der Zweizabl vorhanden. Die P
bestehen mit Ausnahme des ersten unteren P au» je einem
Aussen- und einem Inuenbücker. Die Milchzähne — 20
Zähne — unterscheiden sich durch ihre relative Kleinheit,
die schärferen Ränder und die weissliche Farbe von den defi-
nitiven. Di« JD und CD sind überdies bei beiden Ge-
schlechtern gleich. Sic stimmen mit den gleichnamigen
definitiven Zähnen hinsichtlich der Zahl und Stellung der
Wurzeln überein.
Was den Zahnwechsel betriiU, so erscheinen zuerst die
M,, nach diesen die M( und die J, nach einer Pause, aber
rasch nach einander , die P, aehr bald danach die C und
erst nach einer längeren Pause die M*. Die Hälfte der
gleichnamigen Dnurrzshnc erscheint zuerst im Oberkiefer,
die andere im Unterkiefer. Im Unterkiefer erscheinen von
gleichnamigen Zähnen zuerst J„ J#, Ma, im Oberkiefer C,
M,, Mt, Ma. Beim Gibbon dagegen treten die gleich-
namigen Dauerzlhne zuerst im Unterkiefer auf. Es giebt
jedoch individuelle Verschiedenheit, besonders beim 0.
Verzögerung durch benachbarte Zähne kommt öfters vor,
selten dagegen sind kariöse Zähne, aber es »ind dann nicht
wie beim Menschen die M, sondern meist die oberen J,.
Sehr häufig sind bei Orangutan und auch tei
Gorilla überzählige M, nämlich besonders im Unter-
kiefer and zwar häufiger bei Männchen, bei Gibbon
dagegen scheinen die >!, wie beim Menschen in Rück-
bildung begriffen zu seiu. ITeherzählige P sind sehr selteu
*— aber wichtig, Ref. — , sie entsprechen dem früher vor-
handenen Pr Ihr Bau ist einfach.
Shitkow, B. M. Materialien zur Räugethierfaunu dea
Gouvernements Simbirak, Tagebuch der zoologischen
Station und de» zoologischen Museums. Bd. II, Nr. 8.
Nachrichten der kaiserl. Gesellschaft von Freunden
der Naturwissenschaft, der Anthropologie und Eth-
nologie. Bd. 86. Moskau 1898. 27 p. russisch.
Liegt nicht vor. Kef. ▼. Grevä in Zool. Central-
blatt 1808. p. 687.
Biologisches und Verbreitung von PI ecotu* auritus,
Vrsperugo noctuta, discolor , Nathusii, Vcspertilio
Daubcntonii , mystacinua, dasyrnrme, Erinaceus euro-
paeus, Crossopus fodiena, Sorez vulgari« , Talpa euro-
paen, Myogale moschst», Ursus arcto», Canis vulpes,
iupus, Meies taxus, Mustela martes , Foetoriua puto-
riua, rrminea, vulgaris, Sciurus vulgaris, Spermophi-
lua gut tat ns, Arctomy* bobac, Crlcetus frumentarius,
Mus decumanus, musculus, sylvaticu», agrariu*, minutus,
Arvicola nmpbibius , oeconomus , glarvolus, campestri*,
nrvalis, Spalax typlilu», Alactaga salirns, Lepu» euro-
pueu», vsriabilt» , Myoxu* dryss , Georhycbus alpinna,
Alces palmatu». Die Zähne der A rvicola- Arten haben
je nach dem Alter sehr verschiedene* Aussehen.
Sokolowaky, Alexander. Der Borstenigel. Natur-
wissenachaftliche Wochenschrift. 13. Bd. 1898. p. 557.
1 Fig.
Hemicentetes ecaodntus in Madagascar documentirt
sich als eine uralte Form durch den Berit« eine» Stachel-
kleides und die Läug»streifung , sowie durch den Aufent-
halt an feuchten Orten, Ccutetes hat jene Zeichnung
bloss In der Jugend.
Sokolowaky , Alexander. Ueber die Herkunft der
Hirsche. Naturwissenschaftliche Wochenschrift.
19. Bd. 1898. p. 121 — 122.
Verf. glaubt, dass die ältesten Hirsche ein gedeckte«
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163
Zoologie.
Haarkleid besessen Haben, wie es »ich noch jetat bei den
tropischen Formen , bei Reh und Edelhirsch aber nur
in der Jugend findet, während die eigentlich nordischen
Formen in Folge Ton Anpassung einfarbig wurden. Der
Berber hlrach hat auch im Alter noch Reckzeichnung,
obwohl er nur eine Rasae des Edelhirsches Ist. Die
Hirsche sind in dem nördlichen Tbeil der alten Welt zu
Hause.
Bordell!, F«rd. Intorno ad una colleaJone di corna
di Antilopidi donata al Mute«) Civico dal Sign.
Gior. Maalni. Atti SocietA Itnüana di Seien»« Natu-
rali Pisa. Vol. 37. 1898. p. 260—263. 28 sp.
Liegt nicht vor.
Bouthwell, Thomas. Noten on the Seal and
Whale Fisherv 1897. The Zoologist. London 1898.
p. 69—77.
Bouthwell, Thom. The Migration of the Right
Whale (Ralaena mysticetua). Natural Science.
Vol. 12. 1H9H. p. 367 — 414.
Spencer, Baldwin. Description of a New 8pecie* of
Marsupial from Central Australia. Pcragale
minor. Proceedings of the Royal Society Victoria.
Vol. 9. 1897. p. 5—11.
Seesd&le, John N. The Insecti vorn and Rodentia
of Nortuutnberiand. The Zoologist. London 1898.
p. 284.
Talpa, Sorex vulgaris und pvgmaeus, Crossopus
fodiens , Sciurus vulgaris, Mus musculus, aylvatirua,
Arvlcola ampbibiu*, agrestis, glareohis.
Thomas, Oldfield. Exhibition of and rernarks upon,
the akull of a suppnoed new subspecies of Giraffe
from West Africu proposed to he named Giraffa
camclopardalis peralta. Proceedings of the
Zoological Society of London 1898. p. 39 — 41.
Thomas, Oldfield. On somc Mainmats obtained by
the late Mr. Henry Durnford in Chubnt E» Pate*
gonia. Proceedings of the Zoological Society. London
1898. p. 210—212.
F.ligmodontia griseoflava , elegant, gracilipcs, Ako-
don cmneserna, Ctmomys magellankus, Ca via australis,
ilippocatnelus bisulcus.
Thomas, Oldfield. Exhibition of and remarks upon,
a Serie« of specimens of a Siamese 8qoirrel showing
variability io coloration. Proceedings of the Zoolo-
gical Society of London 1898. p. 245 — 248.
Sciurus Finlaysoni hat sein* verschiedenartige Fär-
bung.
Thomas, Oldfield. Description of a new Dikdik
Autelope (Madoqua) discovered in N. E. Africa
by Mr. H. S. H. Cavendiah. Proceedings of the
Zoological Society of London IBM» p. 278—279.
Madoqua CtirmdUhi n. sp. verwandt mit Kirkii. Be-
schreibung des Schädels und Felles, dunkler als damarensh;
«ehr grt»*e Form.
Thomas, Oldfield. On a amall Collection of Mim*
mala obtained by Mr. Alfred Sharp« 0. B. in
Nyasaland. Proceedings of the Zoologien I Society of
London 1898, p. 391—394.
Rhyuchocyoti Cirnei, Vieerra elvetta, Genetta
tigriua, Croasarchua fazclatus, Lutra capensia, maculi-
collis, Sciurus mutabilia, Gerbillua afer , fraterculus
n. sp. kleiner als Hohmi und glatte Inciwven, Steatomy s
pratensis, Equus Burr belli Crawshayi, Bubalia Lichten*
fteini.Cephalophus lungens n. sp., zur monticola-Gruppe
gehörig, aber grösser, Kesotragu» LIvingtloniauu»,
Kobus Verdoni und Oreas canna Livingstonei.
Thomas, Oldfield. On Matmnals eollected by Mr.
J. I). La Touche nt Knatu N. W. Fokicn China.
Proceedings of the Zoological Society of London 1698.
p. 786 — 775.
Maeacus rhesus, Rhinolophus luctus, l'earaoni, Vea-
pertilio murinua superans n. subsp., Pipistrellus Savii
pulverst ut, abramus, Scotophilua oroatu», Marina
leuengnstra, Crocidura sp. , Talpa wogura , Felis
dominicanoruro, Muatela dnvtguln, Sciurus Maclellaudii,
Swinhoei, Funambulua Pernyi, Thyphlomy* cinrreus,
Mus Latouchci , humiliatua, rattus Aavipectus , Ed war «Ui,
confucianua, Cherneri, Harti u. sp. verwandt mit agrarius,
pygmaeus, Microtua inelanogazter , Kbizomya sinensis
und Lepua sinensis.
Thomas, Oldfield. Description of two new Cuscu-
aea (Phalanger). Novitatea Zoologicae J/ondon.
Tringer. Vol. V, 1898. p. 433—434.
Ph. Rothachildi n. sp., orientalia Meeki n. subsp.
Thomas, Oldfield. Description* of new Dornoan and
Sumatras M am mal*. The Aunala and Magazine
of Natural History. London 1898. Vol. II. p. 245
— 254.
Taphozous longimanus albiplnnis n. subsp.
Labuan, Chimarrogale phaeura n. sp. Saia, Balu, ver-
wandt mit bimnlaicn. Crocidura baltienais n. sp.
Balu verwandt mit fuliginosa, Funambulus insignia
diversua n. subsp. Sarawak, Funambulua niobe u. sp.
Sumatra, Glypbotes aimus n. g. n. sp. dieser letztere,
wie Funambulus zu den Sciurlden gehörig. Schnauze
und Incisiven breit, die unteren oben etwas divrrgirrnd,
Balu, äuascrlich dem Sciurus uotatus ähnlich.
Thomas, Oldfield. Description* of new Mamma ln
from South America. The Annals and Magazine of
Natural Hittory. London 1868. Vol. II. p. 285
— 275.
Sciurus pyrrhiuus sp. n. ähnlich rariabilis Peru,
Sciurus (Microsciurus) mimulus u. sp. Ecuador,
öryzoinys dryas n. sp. Ecuador, 0. dryas hurnilior
n. subsp. Bogoli, Oryzomy* flavicana subluteua
n. subsp, CundinamarcA , Zygodontomya brunneua
n. sp. vrrwandt mit hrevicands, eben daher, Phyllo-
tis Haggnrdi n. sp. Ecuador, ähnlich Darwini, Ako-
don lenguarum u. sp. verwandt mit ohscurus, Para-
guay. Unter Daayprocta aguti sind sehr verschiedene
Typen vereinigt. I). croconota am Amazonas mit
weissen J, D. rubrata n. sp. in Trinidad und Guiaua.
D. rubrata flavescrn* n. subsp. Venezuela, Mar-
moai regina n. sp. Cundinamarc* , verwandt mit
cinerea.
Thoma8y Oldfield. On the Zululand Form of Living-
*ton«'a Antolope (NesotragusLiviugstonianus).
Th*» Aunala and Magazine of K&tural History. London
IMS. Vol. II. p. 317.
In Zululand bat dies« Antilope feinere Hörner alz die
von Zambeai, daher neue Subspecies N. Livingstonianus
zuluensis.
Thomas , Oldfield. Notes on variout American
Main ui als. The Annals and Magazine of Natural
History. London IBM. Vol* II. p. 91B — SSt«
Sphaerony ctcria toxophyltum Venezuela, Microny-
cteris hirauta Costa Rica, Conepatus mapurito Guatemala,
Oryzomy* vestitus , Aepcomya vulcanl. Statt Lepua
sjrlvaticu» schlägt Verf. den Namen roalluru* vor, statt
Lepua Trowbrldgei L. Bach man i.
Thomas, Oldfield. Th« teebnical names of British
Main mal*. The Zoologist. London 1898. p. 97
— IBS»
Statt folgender gewöhnlich gebrauchter Namen haben
folgende* die Priorität — * die»« Namen sind gesperrt.
Synotus biirbastrllus — Barbastellus harhastellu», Vea-
perugo discolor — V.m urioua; statt Vespemgo mu»* es
heissen Pipistrellus noctula, Leislcri, pipistrellus, statt
21*
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164
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Vespertllio Myoti* Beckstein!, Nattereri , Daubenloni,
mystarinus, statt Crossopus fodlen» Neomy* fodiea», statt
Vulfrts vulgaris Vulpes vulpes, statt Mustela abietum
Mustela martes, Statt Mustela — Putoriu» putoriu*,
erroincus , hibernicu«, nivalis« statt l.utra vulgaris Lutra
lutrn, statt Triebrebus rosroarus Odobacnu* rottnsru»,
statt Arvicola amphibius and sgrestis, Microtus umphi-
bius und ngrestls, statt Arvicola glareolu* Evotomys
glareolu* , statt Leptu timidus L. europaeus, statt
Taviabilis, timidus und statt Capreolus raprea C. capreo-
lut. Bef. hält derartig« Haarspaltereien fiir eine* Natur*
forscher« unwürdig.
Thomas , Oldfleld. Tbe Scientific Name of tbe
Badger aud tbe Common Vole. The Zoologie.
London 1898. p. 263 — 264.
Statt Meies taxus mu-s es heissen Melea me! es, statt
Arvicola agrestis — Mierotus sgrestis.
Thomas, Oldfleld. On tbe M am mala obtained by
J. Whitehead during bis recent Expedition to the
Philippine*. Will» Field Not«** by the Collector,
Tnujiactioö« of tbe 8odo|&Ctl Society of London,
XIV, 1898. p, 377—412, pl. 30—36.
Auf dem Plateau — 2000 m — von Monte Data auf Luxoo
wurden gesammelt: Crocidura Grayi, Felis domestiea,
Paradoturus philippineusis, Celaenomys silaceu« n. g.
n. sp., Chrotomys Whitcheadi t». g. n. sp., Rhynchoinys
soricoides n. g. n. «p., verwandt roll Ecbiotbrjx, Phloe-
mys pallidus, Mus Evcretti, laxonirus n. sp. decumnnus,
cbrysocomus, ephippium nrgrinu*, Batomy* Granti n. g.
n. sp., Carpomys melauurus, phaeurua n. g. n. »p. sp.,
beide verwandt mit den iM indischen Baummäusen.
Crateromys Schsdeubergi ähnlich I.enomys. Im
District IsaWltn: Cronomyi fnllax n. g. n. sp. Nur auf
Samar und Leite wurden Tarsius, Galeopitbecus und
Seinrus beobachtet. Chrotomys, Crunomyi und
Celaenomys gehören zu den australischen Hydro*
myinen. Fell« kennt inan bloss von Panay, Negro* und
Cebu. Viverra, Paradox urun, Macacus und Sus
kommen auf allen Philippinen - Inseln vor. Im Ganzen
werden erwähnt : Macacus cynonmlgus, Tarsius phiiippi*
nensis, Pteropus jubatua, rampyms, Xantharpyia
aropleiicaudata , Harpy iony cteri» Whitrheadi *, Car*
ponycteris australi», Ui pposideros diadema, Pipi*
strellus imbricatus , Myotia macrutnrsu», Kerlvoula
Whiteheadi, Miniopterus Schreibend, pusillus, Galeo*
pithecus philipplnensU, Crocidura Gravi, Felis
minuta, domestiea, Viverra taogalunga, Paradox urus
plülippioensis , Sei urus samarensis, Nannosciurus
samaricus n. sp., Celaenomys silaceu**, Chrotomys
Whitrheadi, Crunomyi falls«*, Rhynchomys sori-
coWk**, Phloeomys pallidus, Mus Bveretti, luzonicus,
der umanas, rattus, mindorensis n. sp., chrysocotnus, ephippium
negrinus n. subsp. , Batomys Granti*, Carpomys
uielanurus*, phneurus*, Crateromys Schade n her g i *,
Bubalus mindorensis, Sus celebeusis pbilippinensls.
* abgebildet.
Thomas, Oldfleld. Deskription of three new Mara*
mal« from the Kant Indian Archipelago aud
Australia. Novitäten Zoologie*«. London 1898. Yol. 5.
p. 1-4.
Mallnmys Kothschildi n. g., Phslanger melanotis,
Sminthopsis hirtipes.
Thomas, Oldfleld. On tbe Main mals collected
during Capt. Bottego, Käst espeditiun to Lake
Rudolf and the upper Sobat. A unalt di Museo
Civico di Storia Naturali Genova. Vol. 18. 1898.
p. 676—679.
Crocidura Bottegoi n. sp.
Thomas, Oldfleld. Dsaeriptions of two new Cu«-
cnsea (Pbalanger) obtained by Dr. Loria in
British New Guinea. Viaggio del Dr. Larnhi Loria
nella Papntia Orientale. Annali di Museo Civico di
Storia Naturale Genova. Vol. 19. 1898. p. 5 — 8.
P. carmelitae, leurippus.
Thomas, Oldfleld. Viaggio del Dr. A. Boralli nel
Cbaco Bolivinno. On the «mall M am tu als. Bolletino
di Muss! di Zoologia cd’ Anatomia comparat. Torino
1898. Vol. 13. 4 p.
Liegt nicht vor. 20 sp.
Thomas, Oldfleld. On new M am mal* from Western
Mexico and te>wer California. Aunals and Magazine
of Natural History. London 1898. Vol. I. p. 40
— 46.
Felis yuguarondi tolteca n. subsp. Sinalao, Peroroy-
scus «van. sp. Nieder-Californien verwandt mit aztecus,
P. Icucopus Coolidgei n. subsp. Nieder - Californlen,
Lcpus eslifornieu* Xanti u. subsp. ebendaselbst.
Thomas, Oldfleld. On lodigenou* Muridae in the
West Indies, with the Description of a new Mexican
Oryzomyi. The Annals and Magazine of Natural
Hiatory. London 1696. Vol. L p. 176—180.
Oryxoniys antillnrum n. sp. Jamaica verwandt mit
Couesi, 0. viel us n. «p- 8t. Vincent im Scbädclbnu
ähnlich dem 0. longicaod atns, und O. Cfaapmani
n. sp. Jalspa, Mexico, kleiner als melanotis.
Thomas, Oldfleld. Description of a new Bat from
North Borneo. The Annals and Magazine of Natural
History. London 1696* Vol. I. p. 243.
Hipposiderus sabanus u. sp. Der vordere obere P
fehlt wie bei megslotis. Nascnblatt stark redocirl.
Thomas, Oldfleld. Description of a new Kcliimys
from the Netghbourhood of Bogota. Tbe Annals
and Magazine of Natural History. l^ondon 1898.
Vol. I. p. 243 — 243.
Echimys chrysaeolus n. sp. Schädel ähnlich dem
von trinit at is, Schnauze jedoch breiter und Interparietal-
Kämme viel kräftiger.
Thomas, Oldfleld. On seine new M ammal* from
the Neigbonrbood of Mount Sahntna, Bolivia. The
Annals and Magazine of Natural History. London
1898. Vol. I. p. 277—283.
Conepatus rex n. sp. am ehestes! noch verwandt mit
C. nasutus, Phyllotis? Garleppii n. sp. hat kurzen
Schwanz und haarigen Fu**, Chinchillula n. g. sah am«»
n. sp. Schädel ähnlich dem von Phyllotis, aber Zähne
viel grösser und sehr hoch. M, mit einfacher letzter
Lamelle. Akodon Berlepsch ii n. sp. Schädel ähnlich
dem von in ollis, aber andere Färbung, Ca via niatar
n. sp. Grösse de» australis, aber Schädel kurz uud ge-
rundet.
Thomas, Oldfleld. Description« of Two new Argen-
tioe Bedeut*. Annals and Magazine of Natural
Ilistory. London 1898. VoL L p. 283 — 285.
Cavis maenas n. sp. ähnlich australis, aber grosser
Rioja, Ctenumys talarum n. sp. Ensenada.
Thomas, Oldflold. Ön Seven new Small Mamma la
from Ecuador and Venezuela. The Annals and
Magazine of Natural History. London 1898. Vol. I.
p. 451 — 457.
Rhei trodontomys Sö<lerströtni n. sp. verglichen mit
costaricrnsis , Quito, Aepeomya n. g.f Vulcani n.
sp., Mount Pichincha, Thomasomys paranorum
n. sp., oberer M, sechshöckerig ; kleiner als cinereus,
südlich vom ChimboraoM». Oryxomys vestitus n. sp.
Merida Venezuela, ähnlich raeridensis, Marmosa
marica verwandt mit pusilla, drras n. sp. Zahn-
reihen fast parallel , Schnauze spitzer als bei marica,
Blarina meridensis n. sp. Venezuela. Die M der
neuen Gattung Aepeomys sind wie bei Oryxomys,
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165
Zoologie.
der Schädel wie bei Oiymycteru», alle «Irr» letztge-
nannten neuen Arten Ton Merida.
Trautzach , Hermann. Die geographische Verbrei-
tung der Wirbeltbiere in der Orönland - und Spitz-
licrgensee mit Berücksichtigung der Beobachtungen
Nansen’«. Biologische« ÜeutralbUtt IKöh. p. 313
— 335.
Das Renthier lebt in Grönland, Spitzbergen und Noraja
Seinlja UWrall als besondere Rasse. E* scheint von Nord-
osten gekommen zu sein. Eisfuchs ist vollkommen cir-
mmpolar, Eishase fehlt auf den Inseln nördlich von
Europa and Asien, ebenso Grönland- und Fi n mark ■* Lem-
ming, dieser aurh in Island und Nowaja Semlja,
M otehusoebse lebt in Grönland und Finmnrken. Eis-
bär, circumpolnr, fehlt in Finmarkcn *. Phoca barbata
rirrmnpolar . fehlt wie bei Island und Grönland, Grön-
Undira fehlt dagegen in Franz-Josephsland und Finmarkcn,
hispida kommt auf Spitzbergen und Fiumarken, Cysto-
pbora cristata auf Grönland, Island und Bäreninsel vor.
Odobnenus rosmarus Insel Shannon bei Grönland, Spitz-
bergen, Novaja Setnlja und Kranz-Josephslnnd. Monodon
monoceros und Beluga lenes* in Grönland, Bäreninsel,
Spitzbergen und Fronz-Jo*cph*l*nd , letztere Art auch hei
Novaja Setulja. Hypcroodon rostrat u* selten bei Grön-
land und Spitzbergen. Balaena mysticetu* ebendaselbst
und der Bäreitlnsel. Balaenoptera musculus eircum-
polar, bei Grönland nur in den südlicheren Meerestheilen,
fehlt bei Franz- Juaephsland. Sibbaldi nur sicher bei Spitz-
bergen und Fiumarken, Begaptera boops bei Grönland,
Spitzbergen und Finmarkcn*, Hermelin, Vielfras* und
Wolf fehlen auf den Inseln nördlich von Europa und
Asien.
Literaturbericht für Zoologie in Beziehung zur Anthropologie,
mit Einschluss der lebenden und fossilen Säuget liiere,
für das Jahr 1899.
A. Thier- und Monschonreste aus dem Pleietoo&n und der prähistorischen Zeit.
Ameghino, Plorentino. 8inop«i» geologico - paleon-
tologica Segundo Ceimo de ln Rdpublica Argenlina.
Mayo 1895. Tome I, p. III — 255 coii 105 Fig. Buenos
Ai reu 1898.
Hier kann auf diese Arbeit nur soweit eingegangen wer-
den, aU sie den kl cd sehen betritB. Die ältesten Spuren
desselben linden »ich nach Ameghino im Miorän-Piko her-
mösico — , hantiger werden sie in der Pnmpaaformation, die
nach ihm ptiocän ist. Der älteste Schädel ist jener aus
der untersten Pampa*ibrmation von klirsraar. An dieser
Stelle hat mau auch Knochen von Scelidotheri um und
anderen Thieren gefunden. Nach Leh m an n - Nitache —
Centralblatt für Anthropologie 1900, 8. 119 — ist dieser
Schädel zwar sicher faseil, aber ebenso sicher quartär unj
zwar aus der oberen Paropnsforination, in welcher Meoschen-
rcste schon wiederholt beobachtet worden sind.
V. Andrian Worb lirg, Ford. Jahresbericht. Sitzungs-
berichte der anthro|K>logi$chen Gesellschaft in Wien
1899, p. 19 — 37.
Das Kunigsgrätzcr Museum erhielt von Kreihofen bei
KBnigsgrätz eine bearbeitete BeckenhSlft« des Rhinoceros
aus dem Löss. Hier waren schon früher Knochen dieses
Tlik res und ein rohes Feuersteinmesser zum Vors« hem
gekommen. In der Höhle von Luom im nördlichen Ungarn
«tiess man auf vier Skelette des Höhlenbären und einige
Msromuthkoochen. kfammuth fand sich auch in der
Höhle Lei Wesna; di« Höhle bei Bilczezlote in Galizien hat
auch jetzt wieder viele Reste des prähistorischen Menschen
geliefert — Thongesehirre , Knochen- und Steingeräthe,
einige aber auch au* Kupfer. Be» PfaflVtätten in Nieder-
österreich wurde eine ncolithische Station entdeckt. Die
V las ca jama-Höble bei Nabresina lieferte Knmhcnartefacte,
Pfeilspitze , Hammer nnd Zeichenstift aus Hirschhorn;
in der Pccina jama »and sich ein klenschenskclet
in einer Aschenschi« ht , Flintspine und Artefacte aus
Knochen und Uirschhorn, sowie Reste von Fischotter,
Ktnys europaea und ünio pictorum. — Nur Funde
des Mensch« n aus der Steinzeit sind hier erwähnt. Ref.
Baye, J. De. et Voikow, Th. Le gisetneul pal&>
litique d’Aphoutova-Gora pr£s de Krasnojarsk. Ruasie
d’Asie. I/Anthro|>ologi«- , Pari» 1899, p. 172 — 178,
3 Agures.
Die erste Terrasse besteht hier au* einer »ehr »näch-
tigen Schottermass«, wr'cho von Lös* überlagert wird, an
dessen Basis Thierknochen gefunden worden. In diesem
Löa» kommen auch die charakteristischen Schnecken vor.
Die Steingeräthe, welche im Lö»s angetroffen wurden, zeigen
den Moustiertypu». Die Thierreste gehören theils dem
Ren, theils dem Bison, theils dem kfammuth an.
Böhla, J. Leber vorgeschichtliche Funde im Lande
Hadeln. Hannoversche Geachichtsblntter 1898. Bd. I.
Nr. 51. R«f. Centralblatt für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte 1899, p. 289.
Im Ha.ieler Randmoor hnt man Steinbeile gefunden, die
in ein fast 1 m langes Stück Ej.chenholzcingelust.cn waren,
und zwei andere , deren Schaft Hirschgeweihstangen von
*/, m bilden.
Boule, Maroelin. I.#es mamraifüres quartaires d*-
Algerie d'aprea las tmveaux de Pomel L’Anthropologie
1899, p. 382 — 371.
Menschenreste sind zwar in Algier an verschiedenen
Orten angetrolTen worden, allein ihr genaues Alter konnte
bisher nirgends mit Sicherheit festgestellt werden. Man
hat auch Schädel in der Höhle des Grande Rocher gefun-
den. Die Dolmen scheinen von einem Volke der weisaen
Rasse herzu rühre n , was insofern höchst wichtig ist, da
Algier jetzt von libyschen Stämmen bewohnt wird. Welcher
Kasse aber der neolithische Mensch Algeriens angehört
hat, welcher die Zeichnungen an Felsen aogefertigt hat,
wird wohl nie zu ermitteln »ein. Siehe unter li. in diesem
Berichte.
Boule, M. et Vorniero, A. L'abri ftou» Roche du
Roud pres Saint Arcoua d’ Allier (Haute Loire).
L'Anthropologie, Paris 1899, p. 385 — 398, 23 flg.
Aus Cantal und Haute Loire kannte man bisher »nwb
kein« Station de* M»g«laUnieo, welche Thierre*te geliefert
hätte. Die untersuchte Station befindet sich hinter Saint
Arcons bei Chaze* im Canton I.angea<- (Haute Laiire) am
Kusse der Baaaltfelsen. Vomiere konnte folgend« Schich-
ten unterscheiden von unten nach oben:
A. 0,60 iti Schutt mit Dasaltlrümmern ohne organisch»
Reste.
B. 0,50 m Schutt mit kleinen Steinen und Resten von
Bob, Equus und Höhlenbär.
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166
Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
C. 0r20 m schwarze Schicht mit Feuerstätten und Asch e,
zahllosen Feuersteinen und zerschlagenen Knochen.
Der Bovide der Schicht B. Ui wahrscheinlich Bison
priscus. Von Crsn* tpelneus and Hymens Heften nur
einige Zähne vor. ln C. fanden sich Beste von W olf, Fuchs,
vielleicht logopus, Pferd, Edelhirsch, vielleicht eine
densls, Ren, Boa oder Bison, Steinbock, Hase,
Arvicola nivalis and subterranea. Jedenfalls haben
wir es mit einer Fauna der Renthirrperiode zu lltun. Die
Steingeräthe sind zum grössten Tbeil aus Basalt angefer-
tigt. Die Silex halten drn Typus des MagtlaUwien. Ein
bearbeiteter Renthierknochen diente offenbar als Dolch.
Die Seltenheit paläolithiseber Stationen in der Auvergne
erklärt sich daraus , dass dieses Gebiet zum Tbeil ver-
gletschert war, und auch noch lange Zeit danach ein »ehr
rauhes Klima besessen hat.
Curaven, Cachin Alfred. Deacription geographique,
gäologique, palethnologiqne des departementa du Tarn
et Tarn et Garonne. p, 684. 8°. Toulouse I8y8.
Kef. von M. Boule. L* Anthropologie 1899. p, 318
— 320.
Der Autor zählt zum Unterquartär die alten foesilfrrien
Alluvioneo der Plateaus, zum Mittelqu&rtär die Terrassen
und Thalschotter mit Cbellien- und Acheul4engeräthen und
zum Oberquartär die Alluvionen in der Thaisohle, sowie
die Ablagerungen in den Höhten. Die in den erwähnten
Departement« vorkommenden Fossilien und Steingeräthe
stammen aus den Schottern der unteren Terrasse — die
Mammuthreste dagegen meist aus dem Löss. Die bis-
herigen Funde sind in einer Liste zuMunmengestellt. Die
Höhle des Roset bei Uiceley , Tarn , enthielt zu unterst
Moustier- Silex, darüber Steingeräthe von Weidenblatlform
und xu oberst neolithische Gerät he. In den Holden de*
Aveyron- und Ronettethale* ist das Magdalenien ausgezeich-
net vertreten — Station Bruniquel.
Clarke, W. G. Early Man in Britniu. Spttrious Flint
Implement*. The Zoologiat, London 1899, p. 18—22.
2 Fig.
Im östlichen England (Suffblk) werden sowohl neolithische
als auch paläolithischr Steinwrrkxcuge gefälscht.
Dal Pias, G. Grotte e fenoraeui ca huch del Belunese.
Memoric della societn geografle* itaüana. Vol. IX.
Roma 1899. p. 178 — 222, 7 Uv.
Die Höhle von Monte Toroatico bei Feltri enthielt Beste von
Ursus — zwei Species — , M ustela, Canis, Arctomy»,
Lepus, Bo», Capra, Ovi», Khinolophus und mensch-
liche Artefacte.
Doudou , Ern ©st. Etüde aur loa cavernes d' Engis.
L'AnthropoIogie, Paris 1899, p. 522 — 835.
Die Höhle von Engis wurde im Jahre 1830 von Schmer-
ling untersucht, wobei der nachmals so berühmte mensch-
liche Schädel zum Vorschein kam. Im Jahre 1872 unter-
nahm Dupont an einer noch unberührten Stelle Ausgra-
bungen, welche Knochen des Menschen zusammen mit
solchen von ausgestorbenen Thieren und Silex vom Moustier-
typua ergaben. Die im Jahre 1885 von Fraipont vor-
genommene Ausgrabung förderte zwar keine Menschen-
knochen zu Tage, wohl aber zahlreiche Silex vom Moustier-
tvpus, grobe Scherben und bearbeitete Knochen ausgrstorbener
Tbiere. Zuletzt hatte auch Verfasser Untersuchungen vor-
genommen.
Die Gräberhohle ist die tiefste der Höhlen von Engis.
Sie enthielt folgende Schichten:
1. Steine und Humus mit Knochen vom Ren. 0,29
bis 0,30 m.
2. Erde mit zahlreichen Knochen von Nagern und
Insectivoren. 0,40 m.
3. Lehm and Gerolle mit Knochenfragmenten.
4. Steine in rrgelmi**iger, absichtlicher Gruppirung,
Scherben, Silex, Knochen von Rhinoceros und
Ursus. 0,40 m.
5. Menschliche Reste.
6. Höhlenboden.
Der neolithische Mensch scheint diese Höhle nie be-
sucht zu haben, denn sonst müsste die erwähnte zweite
Schicht Störungen sufweisen. Auch zwischen der zweiten
und dritten Höhle fand sich unter einem Felsvorsprung«
eine ähnliche Fauna. In der Gräberhöhle konnten nach-
gewiesen werden: Mustela foina, Sus scrofa, Mus
rattus, Talpa fotsilis, Vrspertilio murinus, Canis
lupus, Meies taxus und Lepns timidus. Die dritte
Schicht scheint durch Spalten vom Plateau in die Höhte
gelangt zu sein. Di« Steine der vierten Schicht sind regel-
mässig an einander gelegt und dienten wohl als Grabhügel.
An den Steinen waren noch Spuren von Kenerbrand zu
beobachten. Die Urnen fragmente zeigen sehr rohe Bear-
beitung, auch sind sie sehr unvollkommen gebrannt. Von
Thieren fanden sich in dieser Schicht nur wenige Zahne
und einige Knochen von Rhinoceros tichorhinus,
Pferd, Ur, Höblenlöwc und Höhlenbär, während
diese Thiere in den benachbarten Höhlen zahlreich* Reste
hinterlassen haben. Verf. deutet diese dürftigen Reliquien
deshalb als Grabbeigaben, was um so wahrscheinlicher
ist, als unmittelbar unter dieser Schicht ein mensch-
liches Skelet zum Vorschein kam. Die bisher gefundenen
Menschenreste vert heilen »ich auf drei erwachsene Indi-
viduen und ein Kind. Auch die*« Schädel haben den
echten Typus des berühmten Engissehädels. Verf. be-
streitet die allgemeine Annahme, dass der paUiolithische
Mensch nach keine Geschirre besessen hätte. Es gilt
dies, wie er zuglebt, zwar *1* die Regel, allein an Orten,
die weit vom Wasser entfernt liegen, wusste er sich doch
mit Wnsservorrath versehen , zu welchem Zwecke er die
primitiven Urnen anfertigte. Die in den Höhlen von Engis
begrabenen Skelete gehören nach Doudou ohne Zweifel
dem Menachen der Mam m uthzeit an nnd nicht etwa
einer apäteren Periode,
In der zweiten, schwer zugänglichen Höhle fand Verf.
zahlreiche Moustiersilex , einen Knochen von Mammulh
und einige Menschen zähne.
Die dritte Höhte hat sehr geringe Dimensionen, aber
trotzdem lieferte sie ein Urnenfragment und Reste von
Höhlenbär, Mammuth, Rhinoceros, Pferd, Ren,
Hyäne, Höhlenlowe, Ur, Dacha, Iltis und Fucha.
Auch in der Nische zwischen der zweiten und dritten
Höhle erhielt Verfasser eine grosse Ausbeute von Urnen,
Moustier- und Magd« len rnsilex und K nochengerät hrn, sowie
von kleinen Knöchelchen, wie in der Gräberhöhle. Merk-
würdiger Weise hat man bisher in der ganzen Gegend
noch niemals Spuren des neolithischen Menschen an-
getroffen; ent in einer Entfernung von 2 km kam am
rechten Ufer der Mao» eine solche Station zum Vorschein.
Fournier, E. Dicouvert» d’un camp de l'4poque ueo-
lithique dnns la valide du Douba aux euvirons de
ßeaau<;on, L'AnthropoIogie, Paria 1899, p. 57 — 58.
Ausser Grräthrn aus Stein und Hirschhorn und
Knochendolchen nebst Geschirrresten enthielt diese
Station aus der jüngsten Steinzeit Ueberreste von Rind,
Hirsch, Ziege, Wildachwein und Hund.
H&rlä, Edouard. Catalogue de Paläontologie qnater-
nairu des collectiona du Toulouse. Bulletin de U
socidtd d'histoire naturelle de Toulouse. Tome XXXII.
1898, 1899. 41 p., 1 pl., 18 Textf.
Die Knochen au» dem Quartär der Umgebung von Tou-
lons« stammen theib au» den Alluvionen der Garonne,
theils aus Höhlen. I>ic Thaler der Garonne bestehen aus
der Flussniederung , aus einer unteren und einer oberen
Terra»»«. Auf dieser liegt noch eine iluriatile Schicht.
Leider haben sich nur Im untersten Niveau Thierknochen
erhalten. Um so reicher sind dagegen die Höhlen an Säuge-
thieruberresten. Während sonst das Magdalenien durch die
Häufigkeit von Re nt hi er charaktcrisirt ist, giebt es im Ge-
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167
Zoologie.
biete von Toulouse Stationen, in «eichen iwir die Industrie
den Typus des Magdal£nJen aufweist, das Ken selbst
jedoch durch Edelhirsch vertreten wird. Auch kommt
darin Elen vor, dagegen fehlen bereits Saiga und Ziesel.
Itit jüngeren Höblrnnldagrningrn enthalten viele Spuren
des Menschen, die älteren vorwiegend Höhlenbär,
Hyäne. Dem Mittel quartär gehören an Ablagerungen mit
Rhinoceros Mercki und Murmelthier in Muntoussec,
Montsaunfa, Ks-Talieoa, dem ältesten Quartär dagegen Ab*
Ingerung mit Inuus und H y aena striata. Aus Alluvi-
onen in der Gegend von Toulouse kennt man El cp ha s
primigr nins, Pferd, Rind, Edelhirsch, Rhinoceros
tiehorhinus, Felis spelnea (Fundort unsicher). Wohl
aber fanden sich alle genannten Arten nebst Megacer o«
bei Jnfernet zusammen mit Cheli£ensilex. Diese Reste
stummen au* der uuteren Abtheilung des oberen Quartär,
aus der Zeit, als die heutigen Thäler schon fertig waren.
Unter den jüngeren Höhlenablagerungen sind besonders
reich jene aus den Höhlen von I.'Hertn bei Foix. Sie
enthielten Höhlenbär, Wolf, Furhs, Höhlenhyäne,
Ilöhlenlöwe, Panther, Luchs, Rhinoceros ti-
chorhlnua, Pferd, Roviden, Edelhirsch, Ren,
Steinbock, Gemse. Höhlenbär liegt ausserdem vor
au« der Höhle von Gargas, Auber, Mus d’Azil, Malarnaud,
Portel, Houi«'h«'ta, Bo*c, Ply de l’Aii, Minerve Salleles
Cabardes, Aurignac, Arbas, HöhlenhyKne von Ruuicheta,
Bach, Peyre , Sallele« Cabardes, Aurignac und Maui^on ;
Rhinoceros von Auber, Mignet, Aurignac; Nimmutb
von Mas d'Azil, Bose; Höhlenlöwe von Bose, SalUles,
Mignet; Ken von Portel, Mignet, Aurignac; Pferd beson-
der» in Mignet, hier auch Megaceros, ein grosser Bovide
besonder» in Bach. Sonst liegen noch aus der einen oder
anderen dieser Höhlen vor Dachs, Wolf, Fuchs, Biber,
Hirsch. Ren bat man an IS prähistorischen Stationen,
Pferd an 13, Edelhirsch an 10 solchen Localitäten nach*
gewiesen, von Laugerie Haute hat man Mamiuuth, von
Martioet und Bruniquel Saiga, von hier, sowie von Massai
und Sallele» Cabardes auch Steinbock. Die Industrie dieser
Stationen gehört dem Magdalänien an. Aus jüngeren Ablage-
rungen liegen Rrste von Schwein, Ziege, Schaf und
Hirsch vor. Die im Touiouser Museum befindlichen Sauge-
tbieireste von fremden Quartärablsgerungeu interessiren uns
nicht weiter; um so wichtiger sind dagegen die Thierreste,
welche Autor selbst gesammelt hat. In Montsaunes fand
er Macacus, Bär, Dachs, Hund, Cyon, Hyaeua
striata, Katze, Hystrix, Biber, Klepha* (ein Zahn),
Rhinoceros Mercki, Pferd, Eber, Edelhirsch, Reh
und Bovide n. Hyaena striata liegt auch von Bagnerc*
de Uigorre vor. Beide Localitäten enthalten altquartäre
Schichten. Der Mitte des Pleistocän gehören die Breccien
von Montousae an mit Bar, Luchs, Hund, Fuchs, Igel,
Maulwurf, Spitzmaus, Hose und Kaninchen, Murroelthirr,
ArvicoU, Pfad , Rhinoceros Merckii, Edrlhirmch, Reh und
Biv>n. Aus dem oberen Quartär besitzt Vcrf. Reste von
Höhlenbär, braunem Bär, Ursus priscu», Dachs, Iltis, Wiesel,
Fuchs, Wolf, Hund, Cu»n , Höhlenhyäne , Ilöhlenlöwe,
Panther, Luchs, Katze, Spitzmaus, Igel, Maulwurf, Fleder-
maus, Hase, Kanin* hen, Murmelthier, Ziesel, Biber, Wühl-
mäuse, Maus, Rhinoeero« tiehorhinus, Pferd — gross
klein, Wildschwein, Edelhirsch, Reh, Kiesenhirsrh , Elen,
Ren, Bison, Steinbock, Gemse und Saiga.
Hauthal, Rodolfo. Rosen» de los hallazgos en l»s
ca vernas de l’Ultima Ksperanza. Kl Mumifero miste-
rioeo de la I*atagon»a (Gry potlierium dom«*
stie um). Revlsta del Museo de la Plata 1899. p. I
— 18, 1 Flg , 1 lam.
Im Jahre 1H95 fand man in der Gegend von Puerto
Consuelo, am MrerLusen von Ultima Esperanxa, in einer
lluhle ein Stück Haut von l1/, in Längr, 80 rm Breite und
10mm Dicke, das tod röthlichen, groben, bis zu 5cm
langen Haaren bedeckt war und zahlreiche Knöchelchen
enthielt. Nordenskjöld entdeckte später in derselben
Höhle ein zweites solches Hautstück, eine Klaue und Haar-
batleo. Das erst« Stück erwarb dagegen Moren o, der es
zur Untersuchung an Smith W’oodward in London
schickte. Bei den von Nordenskjöld fortgesetzten Aus-
grabungen kamen auch noch andere Thierreste zum Vor-
»chrin. Der Höhlenboden war zum Theil von einer Kotb-
schichtc bedeckt. Auch der Mensch muss hier bereits
gleichzeitig mit den Thierrn gelebt haben, denn es fanden
sich Bruchstücke von Muscheln, eine Ahle nnd Stücke von
Pechstein , den die Indianer zu Pfeilspitzen verarbeiten.
Die Knochen sind von frischen fast nicht zu unterscheiden
und zum Theil sogar noch mit Periost versehen. Die sehr
geräumige Höhle liegt . 200 tn über dem Meere in einem
Hügel, welcher unten aus gelbem Sandstein, oben aus Coo-
glomerat von jungtertiärem Alter besteht. Den Boden
deckt im vorderen Theite eine Erdschicht, die auch Steine
und trockenes Laub enthält, nebst Myti lusschalen und
Knochen von Gotnaco und Hirsch. Weiter hinten ist
diese Schicht 30 cm bis 1 in mächtig und besteht hier aus
gröberem Material. An einer Stelle befindet sich eine
trockene Kothlagevon über 1 m, deren Geruch an Dasypus
erinnert. Hier lag das Fell, welches offenbar künstlich ge-
faltet und zugeschnitten war. Die darüber befindliche
Kothschicht lieferte Säugethierknochen , die zum Theil von
Menschen aufgeschlagen sind. Der innere Theil der
Kothlage zeigt Brandspuren, auch enthalt die Asche Knochen
bis zu einer Tiefe von 1 m. In einer Nische stie*s mnn
auf ein Indianrrskelet. Die Höhle war zweifellos vom
Menschen bewohnt und auch als Stall benutzt, denn sie
ist nach vorne durch einen Steinwall fast vollkommen ge-
schlossen. ln der Nachbarschaft giebt es noch einige andere
Höhlen, eine davon enthielt einen Kiefer vom Fuchs, eine
zweite zeigt in ihrem vorderen Theil dreierlei Schichten.
Die oberste , 30 bis 50 cm , besteht aus Erde und Bautn-
zweigen nebst Mytilusschalen und vielen zerbrochenen
Knochen, die zweite, 20cra, au» Asche, die dritte aus
l1/, m feinem Sand mit Knochen von Guanaeos, Pferd and
Straus», aber ohne Mist. Die erste Schicht lieferte auch
eine durchlochte Carditaachale. Die Mehrzahl der Knochen
aus der grossen Höhle gehören dem Grypotberium und
nicht etwa einem Mylodon an und zwar ward* dieses
Thier vom Menschen als Unusthier gehalten. Menschen-
reste konnten zwar nicht mehr aufgefunden werden, allein
es handelt sich wahrscheinlich um die nämliche Rasa«,
von welcher in einer Entfernung von 60 km ein Grab ent-
deckt wurde, da* einen Schädel and Steingcräthe aus Ob-
sidian enthielt. Vermutblich lebte diese Menschenrasse
zwischen der ersten und zweiten Glacialzeit. II aut ha 1
bezweifelt durchaus die Möglichkeit, dass Grypotherium
noch in der jüngsten Vergangenheit exist irt hätte.
Holmes, William H. Prelimiuary re vision of the
evidence relating to suriferous gravelman in California.
The American Anthropologiat 1899. VoL 1, p. 107
und p. 614.
Die goldführenden Schotter Califomiens sind nicht, wie
man bisher glaubte, Jungtertiär, sondern sogar eoeän. Die
Men sehen reste, darunter auch der bekannte Caluvrra**
Schädel, sind erst nachträglich in diese Schichten ge-
langt und zweifellos nicht einmal quartär , sondern sicher
modern .
Jentach. Sporen des interglaciakm Menschen in
Norddeutschland. Correapondcnzblatt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte 1899, p. 60 — 62.
Ausser drei Fundstücken bei Eberswalde und einem von
Halensee kannte man bisher noch keine Spuren des inter*
glscialen Menschen in Norddeutschland. Kürzlich fand
nun Maat bei Posen in einer äuvialen Kiesacbicht zwei
geschlagene Feuersteine. Die betreffende Schicht wird von
Gesch iel>emergcl überlagert und von dem älteren Geschiebe-
mergel unterlagert und ist mithin intrrglarial.
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168 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Kr&mer, Hermann. Die II austhierfunde von
VindouiMB. Mit Ausblicken in die Rassen sucht des
clasainchen Altorthum«. Revue suisse de Zoologie.
OmH«. Tome HL 1899. p, 148— 17*. 1 Tafel.
19 Textflgnren.
Die Geschichte der Haust hie re linst sich am zuver-
lässigsten durch die anatomische Methode ermitteln, jedoch
sollte nebenbei auch die oultur- and cprachgeschirhtliche,
die ethnographische, physiologische und prihiitorische Me*
thode beachtet werden.
Canis faiuiliarls. Die Mannigfaltigkeit der prähisto-
rischen und frühgeschichtüchen Hunderassen macht es
sehr wahrscheinlich, das» die H^nde polyphyletUclien Ur-
hprungrs sind. Aus den uns überlieferten Bildwerken geht
hervor, dass die Aegrpter mehr kleine, die Assyrier und
Babylonier aber vorwiegend grosse Hunde züchteten. Sehr
gross war die Zahl der Hunderassen iu Griechenland.
Die wichtigsten waren der grosse Canis inolossus und
der Spitz; Windhunde gab es zwar auch in Griechen*
land, am hantigsten wurden sie jedoch in Gallien gezüchtet.
Die Römer hatten schon grössere und kleinere, lang- und
kurzhaarige Jagd-, Hirten- und Hofhunde. ln den
Pfahlbauten lebte der vom Schakal stammende Torf-
hund, aus welchem die Jagd- und Wachtelhunde, die
Pintscher und Spitze lirrv orgegangen sind. Die zweite
Pfahibaurasse , der Canis Inostranzewi, lieferte die
Doggen, Mastiffs, X e ufou nd 1 an de r und Bern-
hardiner, die dritte, Canis Leineri, den Canis tuatris
optimsc der Bronzezeit. — Alle diese gehen auf den
W'olf zurück. Der grosse Bronzehund des Bielersec« ist
dem Palustris ähnlich, hat aber ein kleineres Gehirn.
Später bildete dieser Bronzehund zahlreiche Rassen, auch
Spitze und breitschnauzige Formen. Die keltische Station
von Siggenthal enthielt einen Hund der Palustrisraese,
sein Gesicht war jedoch schon mehr verkürzt als beim
echten Palustris. In Vindoniaaa findet sich neben einer
kleinen Palustrisform noch eine grossere, kräftigere, die
wohl durch Kreuzung mit dem grossen Bronzehund des
Btrlerseea entstanden ist, aber das Craniuin ist relativ
kleiner als bei Inostranzewi. Eine Kreuzung mit W'olf
erscheint gänzlich ausgeschlossen für diese grössere Rasse,
die wohl aus Italien stammt und als Ausgangspunkt des
Bernhardiner betrachtet werden darf. Dieser kann nicht,
wie Studer meint, von Canis Inostranzewi abgeleitet
werden , jedoch hat sich der Schädel der Vindon «saras»e
bei der Umwandlung in de» Bernhardiner etwas ver-
ändert — Jochboge n stehen weiter ah, Craniuro und Schnauze
sind höher und das Gesiebt ist kürzer geworden. Die Stamm-
form des Canis molossus und des Vindonissahundes
ist der Hund von Tibet. Von dieser Bernhardiner-ähn-
lichen Form exiatiren auch schon Abbildungen auf römischen
Münzen und Thongerätbcn.
Reste von Schwein sind iu Vindonissa sehr häutig,
freilich ist darunter das Wildschwein selbst sehr spärlich
vertreten. Die Reste aus Siggenthal gehören dem Torf-
schweine an, welches jedoch niemals in wildem Zustande
in Europa existirt bat, wie Rütimeyer meinte. Auch in
Vindonissa hat es viele Ueberreste hinterlssseo , daneben
existirt hier auch eine gelähmte Kasse des Wildschweins,
die sich vom Torfschwein durch di« Anwesenheit von
Caninprotuberanzeti , den plumperen Bau des Kiefers, die
länge der Symphyse und die geringere Entwickelung der
Prämolarmhe unterscheidet.
Vom Schaf bähen schon im Alterthume viele Knsaen
existirt. Als wilde Stammformen kommen in Betracht
Ovis ammou, Ovis musimon, in Sardinien und Corsicn,
früher auch in Spanien und Kleiiuuien, und Ovis trage-
laphus in Koniafrika. Iu der Steinzeit war das Schaf
noch selten; das Torfscbaf stammt vielleicht von einer
ausgestorbenen Wildform, der fossilen Ovis primaeva, ab;
in der jüngeren Steinzeit gab es schon grössere schwer-
hornige Schafe, wohl Nachkommen des M auf Ion oder
eine importirte Rasse. In der Bronzezeit existirte eine
hornlose Kasse, von welcher die lebende» Xiederungsrasern
abstammen. Von den Schafen von Vindonissa gehört das
eine zur Torfscbafrasse, das andere ist mouflonartlg
und hat stark gekrümmte Homer und viel ansehnlichere
Grösse. Iler lauge, gestreckte Schädel des Torfschafes
erinnert an Ziege.
Die Ziege hatte in der classischen Zelt viel geringere
Bedeutung als das Schaf; in der trüberen und in der
späteren römische» Zeit war es jedoch umgekehrt. In
Italien gab es hornlose und gehörnte Ziegen, daneben war
im Alterthume aber auch eine Ziege mit gewundenen
Hörnern sehr verbreitet. Die Stamm tonn ist Capra
aegagrus auf den griechischen Jnseln und in Kteinasien.
Die Pfahlbauziege ist von der lebenden Ziege der
Alpen nicht verschieden; in der späteren Steinzeit gab r*
auch eine Aegagrus- ähnliche Form; in Vindonissa lebte
neben der gewöhnlichen auch ein« gro*a* mit starken Hör-
nern. Hel diesen letzteren geben, ebenso wie heim Schaf,
die Höhlungen nicht bis an die Spitze der Hörner, wühl
aber ist dies der Fall bei der gewöhnlichen Ziege. Diese
grosse römische Ziege hat sich noch in Wallis erhalten.
Rind iit in Vindonissa überaus häufig. Schon in der
Steinzeit gab es Kreuzungen zwischen Brncbyceros und
Pritnigenius. Der emtere ist der Stammvater des Alpen-
viehes. In Griechenland wurde schon frühzeitig Primi*
gen ins gezüchtet. Dagegen scheint die wilde Stammform
des Brncbyceros nicht im continentalrn Europa gelebt
zu halben. Sie ist im Zebu zu surhen, der aber ursprüng-
lich bis nach Griechenland verbreitet und hier auch domcstl-
drt war. Nach Italien gelangten Priuiigeniusrinder
erst in der historischen Zeit von Epirus her; die meisten
römischen Rinder warm jedoch brach yc e rosartig. Da-
neben existirt« iu Italien auch der Brachycephalus, der
auch in den Bm tuest at innen der Westschweiz gefunden
wurde. Die keliische Station von Siggenthal lieferte Horn-
zapfen des Bos primigenius und einen Zahn des Bractay-
ceros. In Vindonissa existirte ausser diesen beiden auch
Brachycephalus. Brachyccros zeichnet sich ausser
durch die kurzen Hörner auch durch den fast senkrecht
aufsteigendrn Kiefrrast und die Concenfration de* Gebisses
aus. Es giebt aber in Vindonissa eine schwerere und eine
leichtere Kasse des Brachyccros; letztere ist fast noch
kleiner als das Torfrind. Brachycephalus ist hier am
häufigsten; seine Hortunpfeu sind rund, die Metacarpalia
sehr kurz. Er ist eine römische Form, die sich nur im
Eringer Thal erhalten hat und sonst nur in Tyrol, aber
nicht io der Schweiz. Frontosus fehlt in Vindonissa voll-
ständig.
In der Bronzezeit — Siggenthal — gab es in der Schweiz
nur ein importirtes Pferd von orientalischer Her-
kunft, kenntlich an der Breite der Zähne und den ein-
fachen Schmelz falten , dem runden Innenpfeiler der oberen
Molaren und den aussen convexen, innen concatrn ladsiven.
Dagegen lieferte Vindonissa auch Ueberreste de* europäi-
schen Pferdes neben solchen drs orientalischen.
In Vindonissa fanden «ich auch die ältesten aus der
Schweiz bekannten l’cberreste de* Haushubns, das von
dem lebenden italienischen nicht zu unterscheiden ist.
Kramberger, Karl Goi^janovic. Der paläoiithiache
Mcuac.li und seine Zeitgmioasen aus dem Diluvium
von Krapina in Croatie». Mittbeilungen der anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XXIX, 1899,
Sitzungsberichte, p. 65 — 68.
Während Reste des neolithischen Menschen in
Croatien keine Seltenheit sind, waren solche des paläo-
lithisehen Menschen hi*r bi* jetzt noch nicht bekannt.
An der Localität Krapina haben sich nun Schädelkuochen
und Kieferstürke des Menschen, *owir primitive Stein-
geräthe neben Kesten von Rhinocero* tichorhinu s *,
Ursus «pelaeus und Bos primigenius gefunden. Die
Fundstelle ist eine Fehm Ische iu Congiomeraten und Senden
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169
Zoologie.
in dem murinen Aquitanien. Ala da* Reil des Krapinica
noch 25 in höher lag, als heutzutage, setzt« er in dieser
Nische Gerolle, spater aber, bei Hochwasser, nur mehr
Schlamm und Sand ah. Später bildete sich durch Ver*
Witterung der Felsen auf dkm Flussablagerungen noch
eine Schicht von i>an<l«teiub rocken , welche mit Hülfe von
dunklen Streifen, bestehend aut Holzkohle, Asche und an*
gebrannten Knochen, in neun Zonen gegliedert werden
konnte. Die Rette von Höhlenbär, Ur und Nashorn*
gehen durch alle diese Zonen hindurch, die unterste ent*
hält ausserdem auch solche von Biber. Vom Menschen
liegen zwei Über- und ein Unterkiefer, zahlreiche Zähne und
Thrile der Ohrregion vor. Die Kiefer sehen dem von
Naulelte und Schipka sehr ähnlich. Die Steingeräthr sind
nur auf einer Seite zugeschlagen und bestehen aus Feuer-
stein, Quarz, Jaspis, Opal, Calcmlon. Diese Menschen-
rasse muss von grosser, kräftiger Statur gewesen sein, zeigt
aber keinerlei ptthecoiden Merkmale. Die Knocheu sind
zum Theil angebrannt . was auf CjHnil.<alDinu* schliessen
lässt. — Ist Rhinoceros Merckl, Rcf.
Kriz, Martin. L’epoque quarternaire en Moravie II.
La Oarerne Koatelik. L’Anthropologie , Paria 1899,
p. 257—280. 28 Fig.
Die Kostelikhöhle — .Kleine Kirche* — liegt etwa eiue
Stunde nordwestlich von Brünn im Devonknlk , 44 m über
der Thalsoble. Die Länge beträgt 60 m, die breite 16 m
und die Höhe 2 bis 3 tn. Der grössere Theil de» Boden«
ist eben , weiter hinten finden sich Blockanhäufungen und
am Hude der Hohle beginnt ein bisher noch nicht zugäng-
licher Kamin. Autor nahm die Untersuchung in der Weise
vor, dass er sieben Gruben herstellte. Die erste Grube,
dem Kingange zunächst, lieferte folgendes Profil:
a) Humus und Kalksteine 1.40 m
k| gelber Lehm mit Kalkbroeken 1,10 „
e) Erde und Sand 0,20 .
d) gelber Saud, gerundete Gerolle und Silez . 8,60 „
11,60 m.
Die zweite Grube:
a) Humus mit Steinen • « , . 0,30 ut
b) gelbe Krde mit grösseren Steinen ..... 1,70 .
c) sandige Erde und Gerolle ........ 0,20 .
d) gelber Sand wie bei I . 6,80 .
c) weisser Sand mit gelben Streifen .... 0,60 .
»7l0m.
Die dritte Grube zeigte noch geringere Mächtigkeit der
Humusschicht uud erreichte nur eine Gesamrattiefe von
2,10 m, die viert« dagegen 3,60 in. Die Humusschicht
fehlte hier vollständig , dagegen waren drei gelbbraun?
Lagen vorhanden. Diese Profile Hessen sofort erkennen,
dass der Höhleuinhalt von hinten her, nach vorne durch
den Kamin gegen da» Thal zu in die Höhle gelangt sein
musste. Ausser diesen Gruben lies« Autor auch Gräben
von einer Wand znr anderen ziehen, am etwaige Störungen
in den Schichten ermitteln zu können; allein die Profile
stimmten durchaus mit jenen der Gruben. Der Humus
hat sich in der Höhle selbst gebildet, aber nur in jenen
Tbeilen der Höhte , welche noch Vegetation ermöglichten.
Die Thierreste reichen nirgends tiefer hinab al« bis an die
obere Grenze de* gelben Sande». Jene der eigentlich fossilen
Thiere sind offenbar durch den Kamin in die Höhle gelangt.
Die Ueberreste der eigentlichen Quartärfauna sind nirgends
mit 1 solchen von Hausthieren Termengt. Von Hausthieren
konnten nachgewiesen werden Rind, Schaf, Ziege,
Schwein und Hund. Ausserdem enthält die oberste
Schicht noch Hauskatze, Ratte, Wanderratte, Fasan,
Numida meleagris und Gallopavo mcleagris.
Da» Ren hat «ich hier lange Zeit erhalten. Von dm
eigentlich quartären Thierarten sind ausgestorben: Main-
tnulh, Rhinoceros tichorhinus und Cervua inega*
ceros, südliche Furrnen sind: Höhlenlöwe und Hyäne,
Archiv für Anthropologie Bit XXVII. (Vers. d. anthrop Lit.)
arktische: Moschusochso, Reu, Schneehase, Eis-
fuchs, Halsbandlemming — diese vier ungemein häu-
fig — , Myodesobensis, Arvloola ratticeps, Lagopus
albus und alpinus und Strlx nyctea, alpine: Arvi-
cola nivalis, Lcput variabilis, Lagopus aipfnus.
Steppenbewohner sind: Lagomys pusillus, sehr häutig,
Crlcelus phaeus und Arvicula gregalis. Bi» in die
Jetztzeit haben »ich erhalten: Pferd, überaus häufig, Bo»
primigenius und Bison, Elen. Edelhirsch, Reh,
Wildschwein, Fuchs, Wolf, Luchs, Wildkatze,
Edelmarder, Foetorius patorlus, erminca, vul-
garis, Dachs, Fischotter, Arvicola aiuphibius,
glareolus, arvalis, agrestls, Biber, Igel, Sorcx
vulgaris und pygmaeus, Rhinolophus bipposi-
deros, Auerhahn, Birkhahn und Wildguns. Die in
den Kostelik gefundenen Menschenartefakte reichen von
der paläolitlmchen Zeit bis in die Gegenwart. Al« prä-
historische Zeit fasst Autor alle Perioden zusammen zwi-
schen der christlichen und der paläolithischen Zeit Diese
Periode hat auch hier schöne neollthische Geräthe und
Werkzeuge aus Hausthi«rkoocheu geliefert. Die grösste
Mächtigkeit hat jedoch die paläoiithische .Schicht. Sie ist
häufig durch Kalksinter zu einer compacten Masse um*
gewandelt worden.
Von Geräthen de« Menschen verdienen besonderes
Interesse die Schalen »us Stein gesrhlagen . verarbeitete
Rcnthierge weihe und Zeichnungen von Fisch auf Pferde-
kiefern.
Laube, Guutav. Ueber bearbeitete Knochen von
Bhinocero» (Coelodonta) antiquitati* Blum-
bacli aus quartären Ablagerungen der Umgebung
von Prag. Sitzungsberichte des deutschen natur-
wissenschaftlich - medicinischen Vereines für Böhmen
„LofeW* 1899. Nr. 1. p. 1 — 3.
Makowsky bat für Mähren nachgewiesen, dass der
paläoiithische Mensch nicht bloss junge Mammut h
jagt«, sondern auch Rhinoceros, deren Knochen er aus-
höhlte, um das blutreiche Innengewebe zu bekommen.
Solche Rhinoceros kuochen finden »ich auch In Böhmen
— * LS«» von St. Johann, sowie von Schmirhow. An ersterer
Local i tat, kam auch ein Feuersteinschalier zum Vorschein,
der ganz genau In die Höhlung eine» Humerus passt. Die
Stcenstrup’sche Annahme, dass der Mensch der Ren-
thierzeit gerade wie heutzutage in Sibirien gefrorene
Cadaver von Mammuth und Rhinoceros sich nutzbar
gemacht hätte , hat schon deshalb keine Berechtigung,
weil die böhmischen Ablagerungen, welche dies« Thlerrcste
enthalten, überhaupt nicht Glaciaiblldungen sind, und da»
Ei» ohnehin niemal« Id» in die»« Gegend vorgedrungen ist.
Der Löss von St. Johann an der Srharka ist sicher eine
äolische Bildung. Wie in Mähren kommen auch hier neben
Mammuth und Nashorn Ren and Pferd, »owic Stein-
gerithe vor. Die hier beobachtete Hirschart scheint Ce r v u »
primigenius zu sefii.
Laville, A. 4'oucbn infrantkdithique, rue Danton.
Bulletin de la «oci4U d‘Authropolugie , Paris 1699,
p. 102 — 103.
Die Localitit zeigt fünf Schichten. Zu unterst grauer
Letten mit Bythinia und andereu Muscheln und einem
Silez. dann sandiger gelbbrauner Lehm, ebenfalls mit
Bythinia ueb»t Planorbis und Succinea, gelblich grauer Lehm
ohne Mollusken — einen Zahn von Kind und Thongeschirr-
reste von gallischem Habitus enthaltend, schwarze Erde
und Kalksand mit zerschlagenen Knochen und römischen
Geschirren, darüber Aufschüttung aus dem Mittelalter.
1 bi» 3 gehört der infraneolithischen Zeit an uud ent-
spricht der Schicht B an der beruhmteu Localität Mas d’Azil.
Laville, M. A. Coup de potng« avec talon poignds
röservös disque, coin et deute d’ Asinien« des couohet
a corbiculea d« Ottgy. Bulletin de la »ociötd d’Antbro-
pologie de Paria 18‘J9, p. 60 — 87. 7 fig.
22
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170 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Au wr rerM'hiedrnen Stein grräthen lieferten die letzten
Ausgrabungen bet Cergv nuch viele Säugethierzäh ue. dar-
unter einen von Rbinocero» (nicht tlchorhlnus) und
eine Reihe von liquiden zähnen und eine Wialange. lau-
tere gehört in Folge ihrer Kleinheit Richer einem K»el
un ; hd den Zähnen fehlt die Palte zwischen beiden Innen-
liückcnt, die beim Pferd »tet* vorhanden ist, aber nicht
Iwim Esel. Die Anwesenheit der Falten, resp. ihr Fehlen,
bietet jedoch nicht immer ein zuverlässige» Merkmal. Von
Cergy kennt man au» diesen Ablagerungen des Chellte-
omoustierien auch Zähne von Mmumuth, Elephan anli-
<|uua und Rhinoceroa Merck ii.
Laville, A. Fond de enbane gauloi»e de Montereau.
Bulletin de 1h soeiöte d’Authropologie , Pari» 1809,
p. 0*1 —648.
Ausser interessanten Urnen auch einige Reste von
Rind, Schaf oder Ziege und ziemlich viel von Schweiu
— Wildschwein — * in einer Sandgrube.
Laville, M. Station» arcliAiloginuea de Draveil. Bul-
letin d« la sociötö «V Anthropologie de Paris 1809,
p 896—416.
Di« .Sandgruben von Draveil am rechten Seineufer ent-
halten Artefacte aus neolithlscher Zeit , sowie aus der
Bronze- uud Kömerzeit. Auf die Schotter folgen gelber,
lehmiger Sand, gelber Lehm, öfter» bläulich, mit SU*»-
wasserschuecken , darüber gelber Lehm mit neolithisohen
Feber re. len und zu oberst Humus mit den jüngeren Resten.
Ausser Feuersteingeratht-u enthielt die bi# zu 3 m mäch-
tige »eolithischr Schiebt Schweine, Rind (kleine Hass«),
Bison — Mctarnrpus — , Edelhirsch und Pferd. Di«
Feuerstätten scheinen au# der Bronzezeit zu »tarameu. Es
ist uicht ganz unmöglich , dass diese Station eine Art
Pfahlbau war. Santon hält den als Bison bestimmten
Metacarpus für den eines grossen Ochsen.
Leith, Q. Ort tke «ave# »hell lnound» uud atonc im-
plemeuts of South Africa. Journal of Anthropological
Institute 1899. p. 858—178, pL XVII, XVUI.
Die Höhlen im Stormberg bei Burgberstorp wareu von
Buschmännern bewohnt. Ausser Steingerätheu fanden sich
auch Knochennadeln , Holzasche. Aebnlich« Verhältnisse
zeigen auch di« Höhlen an der Mosselbucbt und bei Fjsst
London. An verschiedenen Stellen der Küste befinden »ich
Muschel häufen, welche Qunrzitsplitter, Knochrnnndeln, Ei-
schalen von Straus«, Sch weinszihne — ? Kef. — und
Knochen von kleinerem Wild enthalten.
Lomaz, J. On Worktd Flinte from GUcial Deports
of th« »hin and th« 1*1« of Matt. The geological
Magazine. London 1899, p. 80.
In Nordengland haben sich Feuersteine nur an zwei
Stellen, in Wirral und auf der Insel Mau in Glacialahl&ge-
rungen gefunden und zwar seltener im Geschietelebm, als
in Sauden und Schottern. Sie »iqd zweifellos bearbeitet.
Bel Freuten — ßirkenhead — liegen solche im Sande
unter dem Geschiebelehm, ebenso bei Spital (apenburst,
Moliington bei Che*tcr und Ramsey auf der Insel Man.
Makowsky, Alexander. Der Mensch der Diluvial-
zeit Mährens, mit besonderer Berücksichtigung der in
der rmncrnlogipch - geologischen Sammlung der k. k.
technischen Hoc liac hule in Brünu aufkewahrten Fund-
object«. Festschrift der k. k. technischen Hochschule
in Brünn 1899, 52 p. 9 Tat.
Diese Abhandlung ist eine Zusammenfassung der ver-
schiedenen Aufsätze, welche Autor schou früher Über den
diluvialen Menacben veröffentlicht hat. Sie sind zum
grössten Theil bereit» einzeln vom Ref. bc#prochen worden.
Verf. behaodrlt die Thier- und Mensrhenreste au*
dem Lös# und aus den Höhlen. Hier sei nur bemerkt,
das# er für Mähren keine besonder.- K e u t h i e r period«
anerkennt , das übrigens sehr häutige Ren hat hier viel-
mehr mit Mammutb und Kbiuoeeros zusammengelcbt.
Im Lft*s hat man an verschiedenen Orten alte Feuerstellen
gefunden, welche angebrannte und aufgesi-hlagene Knochen
von Mammutb und Rhinoceroa enthielten und zwar
meist von jungen Individuen, welche vom Menschen er-
legt und verspeist worden sind. Die Steingeräthe sind
noch nicht polirt. Al# Idole dienten am Rande gekerbte
Scheiben, Auch hat man aus einer Station ein au.« M am-
tnut hei fenWin geschnitztes Götzenbild. Die Mruschen-
knoeheu sind nach erfolgter Macerinutg meist mit rot her
Farin- bemalt worden. Schädel und Kiefer des Menschen
hat mnu aus zwei Höhlen, die eine bei Lantech, die Andere
— * Schipka — bei Stramberg, sowie au» dem Lös» von
Brunn — Rot brr Berg — , Uussowitz und Schlappnitz.
Die wichtigsten Stationen sind im Lös» Brünn — Rother
Berg, Thomas7 Ziegelei, Pausraut, Prediuust und Loskowitz — ,
in den Höhlen die von Slonp, KiriU-in, Litten und
Stramberg.
Liegt nicht vor. Nach dem lief, im Centralblatt 190t».
Makowsky , Alexander. Bearbeitete Mamruutli-
kuocheu aus dem Lös# von Mähren. Mittheilungen
der anthropologischen OtMÜMblft in Wien, 1899,
p. 53 — 57, 1 Tafel, 1 Textfigur.
ln Mähren reichte der nordische Gletscher nur bis au
den Nordfuss der Karpathen und Sudeten , nur durch das
Oderthal ging ein Arm de» Gletschers Iris I\>hl-Wei*#kirrhen.
Im Sommer war sonst überall der Boden immer wieirr
eisfrei und nirgends gefroren. Auf den Tundren und
Steppen lebten Herden von Pferden uni R ent hie reu,
die Nadelwälder nährten Mammuth, Nashorn, Moscbus-
oebsen, Riesenhirseh, Wisent und El«n. Das Ren
lebte in Mähren mit dem Mammuth zusammen, eine
eigentliche Reuthierzelt gab es nicht. Die Mammuthreste
fanden sich theils in den Schottern, theils im Lö*s, welcher
vom Wind abgesetzt wurde. Seltener sind die Reste des
Mammuth in Höhlen, und zwar sind es dann solche Von
jungen Thieren , die von Rnubthieren eingeschlrppt
wurden. Aber auch der Mensch hat junge Mammuth
erlegt und verzehrt^ wie die Funde im Löss zeigen — Jos-
lowitz, Brünn, Predmost und an der Wranamühle bei
Brünn. Kohlenspuren kamen hier zwar nicht zum Vor-
schein, aber doch wareu die Knochen offenbar vom Menschen
angehäuft , öfter» auch zerschlagen und offenbar im Feuer
gelegen. Das Interessanteste daran ist , dass aus vielen
Röhrenknochen von Mammuth und Rhinoceros die
spongiöse Substanz herausgekratxt war, ja manche Mam-
mulhknochen wteseo einen prismatischen Hohlraum auf,
der wohl au dem Zweck« hergestellt war, um darin Hölzer
als Zeltstangen einzölligen. Hiermit ist der Beweis für
die Gleichzeitigkeit von Mensch und Mammuth geliefert.
Die Fundstelle lieferte ausser Mammuth uud Rhino-
ceros noch Bison, Pferd, Kiesenhlrsch, Hvaue und
Höhlenbär.
An der Lö»*»tation Joslowitz hatte schon Wurm*
brnnd bearbeitete Knochen und Stosszähn« von Ham*
niuth entdeckt. Auch jetzt sind daselbst wieder eigen-
tümlich bearbeitete Knochen, nusgrhöhlt uud an den
Enden abgeschlagen, auch durchlocht — von Mammuth
und Pferd — zum Vorschein gekommen.
Flitsche, Robert Hermann. CoexUtencia de| ho in bre
con un gran de*tentado y un oquiuo en las ca-
veniH* patagönia». Bartete fiel Museo de La Plate
1899, p. 47 — 04.
Der Schädel de» Grypotherium zeigt Sehtagspuren
und Löcher, die mit einem spitzen Instrumente hervor-
gebracht worden »ein müssen. Das Fleisch wurde offenbar
verzehrt ; Spuren von Feuer sind nicht zu bemerken. An
dem jugendlichen Schädel baten sich noch Reste von
Weicht hei len und an den Gelenkköpfen noch Knorpel er-
halten. Viele Knochen sind augenscheinlich abgeschlagen.
AI# Werkzeug dienten wohl Steingeräthe. Daa Fleisch
wurde mit den Zähnen, vielleicht ater auch mit Stein-
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Zoologie.
171
niHvrn abgetrennt. LH« Haut wurde offenbar ibtidillich
in Stücke geschnitten , deren Zweck jtdwh nicht mehr er-
kennbar int. Auch die Knochpn de» Frlidcn, der Hunde,
«>wie jene von Orohippidiuro und Auchenia sind
offenbar ahgehauen. Die vom Pferd «eigen in» Gegensatz
xu den übrigen Bratidspureti. Die Steinsplitter lassen
keinen bestimmten Typus erkennen; sie acheinen Bruch*
■türke eines grösseren Werkzeuge* xu sein. Di« eben*
daselbst gefundene menschliche Scapula liat jedenfalls
das nämliche Alter wie jene Thierreste, hingegen stammen
die an der Oberfläche und beim Höhleneingnnge liegenden
Muschelschalen aus einer noch jüngeren Zeit als die Reste
de* Menschen und der genannten Thiere, die übrigens
auch kein sehr hohe* Alter haben. Ob der Mensch, wie
Santjago Roth meint, da» Grypotherium wirklich als
Haust hier gehalten hat, erstheint ziemlich fraglich; dagegen
ist es nicht abgeschlossen, dass er diese Th irre ausgrmttct
hat. Auch die My lodouschädel lassen häutig Verletzungen
erkennen, die wohl nur vom Menschen verursacht »ein
können.
Nordenskjöld. La grolle de (ilossotherium.
Oomptes Rendas de* Seance* de L Acadötnie de»
Sciences, Piril 1899, Tom« 129, p. 1216, 1217 and
Neue Untersuchungen ülx?r Neo mylodon Listni.
Zoologischer Anzeiger 1899, p. 335 — 336.
In einer Höhle beim Meerbusen von Ultima Esperanxa
fand Autor eine Ed ent ntenklaue und ein Stück Haut
mit langen Haaren und vielen Knöchelchen eines aus*
gestorbenen Thieret, das demselben Individuum «»gehört
hat, von welchem bereits Moreuo ein solches Hautstikk
bekommen hatte (s. Haut hui in diesem Berichte). Im
Gegensatz zu Hauthal unterscheidet Nnrdenskjöld in
dieser Höhle drei Schichten — a) Oberfläche mit Asche,
Muschelschalen und Knochen receater Thiere , die offenbar
vom Menschen zerschlagen worden sind, nebst einigen
Artefacten, b) Mittelschicht mit Baumzweigen , Laub mit
einer Menge von Kothballen und Resten von Lama und
Orohlppidium — in dieser Schicht lag auch das Fell — t
»•) Grundschicht, l m mächtig, ohne Laub, aber mit trocke-
nem Gras und Knochen von G ry potberi um , Felis,
Macbairodus und Orohippidium. Das Keomylodon
— recte Glossot herium — i*t zwar «(oartär, aber doch
wohl älter als der dortige Mensch uod nicht von diesem,
sondern von Raubthieren getödtet worden.
NQeach, J. Neuer Fund von Pygmäen der ueoli-
thiackeu Zeit aus der Grubhühle vom Dach*enbü«l twi
Herblingen, Cunton ScUaflfliftusen. GorreapnndenxblftU
der deutschen anthropologischen OmUmKüH 1899,
p. 145.
Wie am Schweizersbild haben sich auch ain Dachsen*
biiel Skelette von Pygmäen gefunden, an letzterer Stelle
ausserdem auch Reste von Urnen und Zähne und Knochen
von Edelhirsch, Wildschwein und Alpenhase. Diese
Funde gehören der neolithischen Zeit an.
Nüesch, J. Neu« Grabungen und Funde im Kessler-
loch bei Thayngen. Corres poodensblatt der deutacht»
anthropologischen Gesellschaft 1899, p. 142 — 145 und
Sitzangsberichbt? der anthropologischen Gesellzchnft
in Wien 1899, p. 68, 69.
Die prähistorischen Schichten am Ke**lerloch bei Schall*
hausen liegen über den Moränen der jüngsten Eiszeit.
Der Mensch hat hier erst narb der Eiszeit gelebt. Von
den früher hier gemachten Funden haben bekanntlich die
Zeichnung eine» Rcnthiere» und der geschnitzte Kopf
eine» M osch usoehten grosse* lutere*»« erregt, aber
einige der späteren Funde erwiesen sich als Fälschungen.
Neue Ausgrabungen an bisher noch unberUbrten Stellen
lieferten zahlreiche Gerälbe aus Feuerstein und R ent hier*
geweihen und Knochen des Alpenhasea, sowie durch-
bohrte Zähne von Eisfuchs und Höhlenbär. Eia Stück
Renthiergeweib zeigt die eingravirte Zeichnuog eines
menschlichen Gesichte*. Auch fanden sich bearbeitete*
Elfenbein und ein Paar Backenzähne von Mammuth, sowie
Wirbel, angehrannte Knochen und Zähne von Mammuth*
kälbern und in 3 m Tiefe eine Feuerstätte, neben welcher
ebenfalls Reste von Mammuthkälbern zerstreut lagen.
Da* Mammutb lebte also noch mit dem Menschen der
Renthierxeit zusammen. Die Microfauna vom Schweizers*
hild fehlt hier. Die Artefacte vom Schweizersbtld sind im
Vergleich zu jenen vom Ke**l«rloch wesentlich primitiver.
An dieser letzteren Localitit hat sich eine Steinplatte
mit der Abbildung eine* M-unmuth gefunden.
Rollain, A. Habitntkm* neolithhiues du plateau de«
Haute« Itnm*r«*a (Villejuif). Bulletin de In «ucitrtG
<P Anthropologie de Pari». 1899. p. 200 — 219. lOfig.
Schon Laville, Capitau und Collin haben hier *—
Bericht für 1896/97 — Untersuchungen angestellt. Die
Feuerstätten aus neolithischer Zeit befinden sich in den
Senden unter dem % iu mächtigen Humus. Die Silex
haben tum Tbeil noch paläolithisebe Form , was dafür
spricht , dass die ältere und jüngere Steinzeit nicht allzu-
weit aus einander liegen. Die Töpferei war noch ziemlich
primitiv. Von Thierresten sind zu neunen Knochen vom
Schwein uud Bovlden und kleinen unbestimmten Arten.
Im Humus kamen polirte Steingerät le und andere Objecte
aus der Pfahlbauperiode zum Vorschein.
Roth; Santjago. Deacripcion de los restos encontra-
dos eo ln ca verna de Ultima Ksperanza. El Mami*
fero mlsterioso d« la PaMgonia. Grypotherium
domesticum. Reviata del Museo de ln Plate. 1899.
p. 13 — 45, con 3 latn.
Autor beschreibt die Thierreste, welche von Hauthal
— siehe diesen Bericht — in der Höhle von Consuela bei
Ultima K*|H*ran/.u gefunden worden sind.
Als dos Interessanteste erscheint ein Hautstück, welche*
allgemein auf einen ausgestorbenen Edentaten bezogen
wird. Während aber Ameghino, der nur isolirte flaut*
knochen kannte , diese» Object einem Fabelthier der
Teliuekhe-Iudianer zuschreibt, welche» mit Mylodon ver-
wandt »ein soll , und deshalb hierfür eine besondere Gat*
tung Keomylodon Llstai n. g. n. *p. errichtet, kommt
Roth zu dem Resultate, dass r* zu Grypotberium ge-
hören müsse , von welchem auch die zahlreichen Schädel*
und Extremitätenknochen, sowie die Kothballen und Haar-
büschel stammen, welche in dieser Hohle gefunden worden
sind. Das Hautstiiek trägt aoasen gelbbraun« , grobe
Haare, bis zu 6 cm lang, auf der Innenseite sind zahlreiche
Knöchelchen eingebettet, von denen die grünsten die Di-
mensionen eines Dattelkernes erreichen.
Von der Gattung Grypotherium aus der Pampas*
formatiou von Argentinien kannte man bisher eigentlich
nur den Schädel und den Unterkiefer. Es gehören jedoch
hierher verschieden« Ueherreote, die theila als Mylodon
Darwini, theils als Glossotherlum oder als Scelido-
therium bestimmt waren.
Die Zahnzahl ist ^ ■
Der
letzte obere mul der erste untere Zahn sibd kleiner als
die übrigen. Von den oberen Zähnen bat der erste ovalen,
die folgenden aber dreieckigen Querschnitt, von den unteren
der vorderste runden , die folgenden ovalen Querschnitt.
Der hinterste Zahn ist zweitheilig. Die drei letzten unteren
M be*itzcn seichte Furchen , von den oberen bloss der
vorderste. Der langgestreikte Schädel ist durch »ein«
Höhe und Schmalheit ausgezeichnet, sowie durch die Länge
der Schnauze. Die Zahnreihe begiuot rrst ziemlich weit
hinten.
Santjago Roth ist der Meinung, das* der Mensch
diese Thiere in der Gefangenschaft gehalten hätte , wes-
halb er ihm auch den Namen Grypotherium domesti*
cum gegeben hat. Es liegen fast alle wichtigeren Knochen
sowie zwei fast vollständige Schädel vor, die, ebenso wie
die Knochen, Verletzungen aufweisen, welche offenbar nur
22*
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172
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
vom Mcn*(h«D verursacht worden sein können. Von
der Linker bekannten Art, Grypotherium Darwin»,
weicht die neue durrh ihre relative Kleinheit ab. Die
Wirbel* und Eatreaiiiätenknocheu sind etwa ebenso gross
wie bei Mylodon robustus, Scapula und Tibia dagegen
noch grösser, noch zeichnet »ich di« erster« durch ihre
viel tiefer« Gelrnkgrube aus. An Mylodon erinnern die
Uarpslis und Phalangen, an Scelidotherium aber der
Humerus. Der Habitus scheint nach der Form der Pha-
langen dem des Ameisenfressers ähnlich gewesen au
selu, jedoch hatte das Thier fast Rh i noc er os grosse. Die
Form der zahlreichen Kothballeu erinnert an die vom
Pferd, ihre GrSsse aber an die vom Elephant. Sie I«*
stehen aus Gras und Laub.
Von einer grossen Katar liegen Femur, Humerus und
Metataraalia vor. Roth besieht dieselbe» auf den Je misch
der Indiaurr , da es sich nach deren Schilderung nur um
ein Raubthier, aber nicht um einen Kdentaten handeln
könne. Die Knochen sind denen des Tigers ähnlich.
F.in Canide ist vertreten durch eine au einer Ahle ver-
arbeitete Tibia und ein Stück Fell. Ein Unterkiefer wird
als Mephitis suffocans bestimmt; von einem Nager
»tnmiut ein sehr grosses Femur, das aber doch nicht au
Megamyt geboren kam». Die lebende Gattung Cteuowya
ist durch einen Schädel und einige Knochen vertreten, eine
aasgestorbene Pferdeform — Orohippidiutn Sal-
diasi n. »p. — * durch einige Zähne, von denen der obere
M dem der Gattung Hippidium sehr khnlüh sieht. Hei
O. Munuisi ist der vordere Innenhöcker der oberen M
kftrser und der hintere grösser und mehr gerundet. Von
Llama liegen auch einige Reste, darunter Kiefer und
HautätUcke, vor.
Die Anwesenheit des Menschen Ist erwiesen durch
eine Scapula, einige bearbeitete Steine, eine Knorhenahle
und Muschelschalen.
In der benachbarten kleineren Höhle landen sich Reste
.von Llama, ein Zahn und Hufe von Hippidium, ein
Knochen vom Strauss und Schalen von MyUlus, eine See*
mutchel.
Rüssel, Frank. Human Kcmnin from the Treu ton
Gravels. The American Naturalist 1899, p. 143— 153,
9 «g.
Die in den Sander» des Delawarethale* bei Trenton gefun*
denen Schädel stammen aus jüngster Vergangenheit.
Bohötenaaok, Otto. Die neolitliische Niederlassung
bei Heidelberg. Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft Tür Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte
1899, p. 566—574.
Bei den Ausgrabungen in der Nähe Heidelberg* in Berg-
hrim fanden sich — unter den Ueherreslen aus dem
Mittelalter auch solche aus neohthischer Zeit — charak-
teristische Thongeschirre und Abfall« von Steingcräthen.
Von Tbierrcsten wird nur «in kleines Kind und eiu kleines
Raubthier erwähnt. Auch die Mensrhenknocben
scheinen spärlich zu sein. Die Gegend von Heidelberg hat
übrigens auch schon früher Hirschhorngeräthe und ge-
schliffen« Sieinbeile geliefert.
Schötensack , O. Untersuchungen von Thierresien
aus dar naolitbiaelitn Naeropol« tob Worin* und
aus einem der gleichen Periode migeliörigea Graben
bei Schwabsburg in ltheinheasen. Verhandlungen des
naturhistorischen medizinischen Vereins au Heidel-
berg. 1898, Band VI, p. 42 — 50.
Ueber die Funde bei Worms wurde bereits berichtet. —
Siehe Bericht für 1897, — Bei Schwabsbarg fand sich
Pferd, die nämliche Rasse wie am Schweizersbild und
nicht das schlanke Pferd der Pfahlbauten aus der Bronze-
zeit, ferner Torfschwetn und Torfkub und ein Hund,
ähnlich dem grossen Hund der Pfahlbauten im Neuen-
burger See und dem Fskimohunde , also der sonst »ehr
seltene Inostranzewi.
Bchlosser, Max. Unber Höhlen bei Hörnsheim
(Mittelfranken) und Ausgrabungen bei Velburg (Ober-
pfalz). Correuspondenzblatt der deutschen Gesell-
schaft lur Anthropologin, Ethnologie und Urgeschichte
1899, p. 9 — 14.
Die Höhlen bei Mörnsheim sind gänzlich steril. Die
gross« Höhle bei 8t. Wolfgang enthielt, wie neuer« Gra-
bungen zeigen, auch die Nagerwchicht, wie die schon vorher
untersuchten benachbarten Nischen. Die neolithische
Schicht lieferte viele Thierreste und Artcfscte, jedoch sind
die Funde hei der Ausgrabung durch einen dortigen Di-
lettanten nicht »orgGUtig von jenen aus späterer — vor-
christlich - slavischrr — Zeit getrennt geblieben. Sieber
neolithisch sind wuld nur die Silrs, einer davon in Kuochen
gefasst. Di« Form der Silei ist keine bestimmte , meist
sind sie sehr klein , da mit dem ziemlich seltenen und
dürftigen Material gespart werden umaste. Das Alter von
Schichten lässt «ich daher viel sicherer aus der Fauna als
aus den Silestypen ermitteln. Von den Menschenknochen
zrigen manrhe Bearbeitung, als Dolche geformt. Haus-
t liiere diese* Menschen waren Rind, Schaf, Schwein,
Pferd, Hund, wild lebten Hirsch. Reh, linse, Biber,
Wildkatze, brauner Bär, vielleicht auch Ur. Das
Hausrind gehört einer sehr kleinen Rasse an. Unter der
neolithischen Schicht lag auch hier die weis»* Nager*« hiebt
mit Kesten von Halsbandlemming und Schneehuhn.
Die unter dieser befindliche grlb* Nagerschicht lieferte:
Leucocyo» lagopus, Foetorius crromca, Krejici, vulgaris,
minutu«, Talpn europaea, Sorez vulgaris, alpinns, Lepus
variabiti«, Lugomys punJlus, Myodes tor«{uatus, Arvi-
eola aiuphibius, gregalis, nivalis, rattioeps, arvalia, agre-
stis, campe» tri», Cricetus frumentarius, Sus scrofa fern»,
Ran gifer tarandus, Lagopus aipinus und albus und ver-
schiedene Vögel , darunter auch Eulen und Wasservögel.
Letztere scheinen dagegen zu sprechen, dass das Klima be-
sonders trocken gewesen wäre. Ren und Wildschwein
sind sehr selten. Jo Bayern und Kranken hat vermulhlicb
der paläolithische Mensch des Magdslenien überhaupt
nicht esistirt , während er am Schweizersbild zahlreiche
Reste hintrriassen hat. Es ist dies ziemlich räthselhaft,
da ja doch dir Fanna bei Velburg jener vom Schwcinsrs-
bild so ähnlich ist, aber freilich sich doch gerade durrh
die ausserordentliche Seltenheit de» Kenthier* unter-
scheidet. Es ist nicht wahrscheinlich, dass bei Velburg
noch andere Steppenthiere , etwa Ziesel, Bobac, Alac-
taga, zum Vorschein kommet» werden. Die Lutzmano-
steinrr Höhle nördlich von Velburg enthält im Höhlcolcbn»
ziemlich zahlreiche Reste von Höhlenbären, aber auch
begrabene menschliche Skelette aus frühmittelalterlicher
»lavisther Zeit, wie Ranke erkannt hat, was au* der Be-
schaffenheit der Thongeachirre hervorgeht. E* fanden sich
auch eiserne Waffen und sehr viel ungebranntes Getreide.
Schuhmacher, K. Untersuchungen von Pfahlbauten
de* Bodensee*. Veröffentlichungen der Sammlung
für Alterthum»- und Völkerkunde und de* Alter-
thunisvcreiu« io Karlsruhe. 1899, 2. Bd., p. 27—38.
3 Tat
Wie in der Schweiz , so liegen auch am Uebcrlingersee
— Bodman — die Pfahlbauten der Steinzeit nicht un-
mittelbar an derselben Stelle wie jene aus der Bronzezeit,
sondern näher am Ufer uud ihr Rost reicht meist direct
an das Ufer.
Siccard, Q., et Q. Parieren. Grotte de l'Ksclaval-
gadoti. Bulletin de 1» 8ociöt4 d'Etudes acientiflques
de l’Aude. 1898, Turne IX. p. 49 — 59.
Liegt nicht vor. Ref. von K, Cartailhac io PAnthro-
pologic 1899, p. 79.
Die Höhle bei Clton zwischen Cannes uni Lespinasaiöre
enthielt in zwei Kammern zahlreiche Meswcheakaecheo, in
der einen ausserdem ein Horn von Strinbork und durch-
lochte Muscheln, in der andern» Thonscherben, Lanzen-
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173
Zoologie.
spitzen am Fewnlcin, fein retouchirt, am! Knochen von
.Schuf, Kind und Pflfi
Smith, Woodward. Siehe diesen Bericht unter B.
8&ombathy, Josef. Bemerkungen zn den diluvialen
Siiugethierknochen aus der Umgebung von Brünn.
Abhandlungen der Riithropologinchen Gesellschaft in
Wien, 1899, p. 79— M. 4 Kig.
Einige Rhitioceros- und Maimnuthknochcn von
Brünn zeigen bekanntlich eine Höhlung, welch« nach An-
nahme Bakowsky’s von Benschen ausgebohrt worden
sein sollte, um darin Pfühle tum Zeltbau ei nzu fügen.
Autor bestreitet die Richtigkeit dieser Annahme und be-
merkt, dass lediglich Knochen von Rhinocero», niemals
aber die von Mammuth eine solche Höhlung bekommen
könntet», denn nur die von Kbinoceros enthalten spon-
giöse Substanz, beim Elcphantenoberarro ist aber immer
•ine Markhöhle vorhanden. Es soll jedoch nicht geleugnet
werden, das* an verschiedenen dieser Knochen Beschädi-
gungen za beobachten sind, welche nur vom Benschen
herrähren können, der auch rennuthlich das Mark daraus
verzehrt hat.
ThieuUen, Ad. Dent d’Elephas antiquus dö-
couverte ä Paria. Bulletin de Ja Hoci6tä d’Anthro-
pologie* Paria 1899, p. 11? — 119.
An der SUrnssenecke von Biolli* und Cambroue fanden
sich in dem tiefsten dortigen Diluvium ein Silex toii
Acheuiltypu* und ein Zahn von Elephas antiquus und
spater auch ein unzweifelhaftes Steingerlith des Moustierien.
Vernuau, R. Lea nonvellea trouvailles de M. Abbot
dans la Barum Grande prüa de Menton. L’Anthro-
pologie. Paria 1899, p. 439 — 452. 14 Textf.
Int Jahre 1894 fand Abbot abermals ein mensch-
liches Skelet in der Höhle von Barmu Grande, alter dies
Bai mehr in der Tiefe der Höhle. Daneben lagen einige
Kckzähnc von Hirsch und durchlochte Muscheln, Kassa.
Die hier gefundenen Skelette sind zweifellos begraben
worden. Die in den höheren Schichten Hegenden Silos
zeigen archäischen Typus und mit ihnen zusammen kommen
auch Knochen von Eie p baut vor, der von Mammuth
verschieden sein soll. Die angebliche Vermischung der
Faunen ist wahrscheinlich auf jene Begräbnisstätten l>e-
schriukt und durch diese veranlasst. Aus einer Schicht
mit retouchirten Silez stammt ein Unterkieterfragment von
Ren, während <jie Übrigen Reste von Cerviden dem
Edelhirsch angehörem Verf. ist geneigt, alle mensch-
lichen Skelette aus dieser Höhle dem Benschen des Mngda-
linieu zuzuschreiben.
Virchow, Rudolf. Thierische und menschliche
Knochen aus einer Felsspalte des Biggenthale». Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte , 1899, p. 634
— 535.
ln einer Felsspalte in den Kolkbriichen von Attendorf
kamen Knochen von zwei menschlichen Individuen
nebst einem Schädel, sowie Knochen von Hirsch, Pferd
oder Esel und Katze und Zahne vom Rind zum Vor-
schein. Das Alter ist jedoch nicht featzust eilen.
Virchow, Rudolf. Extremitätenknochen des Midi-
muth und des fossilen Khiuoceros. Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., 1899,
p. 670.
Autor hatte die Vermuthang gelussert , «las« die oft
tieobachtcten Höhlungen in den langen Röhrenknochen von
Mammuth und Khlnoeeros durch die Thitigkrit de»
Menschen entstanden seien, der diese Stücke zum Ein-
setzen von Zeltstangen benutzt hätte, während Szom-
bnthy dies bestreitet und diese Höhlungen lediglich als
natürliche Bildungen nnsprieht. Die Stücke nun , welche
Makowsky abbildet, haben viereckig» Löcher. — Es ist
sicher, dass solche Röhren durch Verwitterung entstehen
können, dem» sie linden sich auch an Knochen aus dem
Tertiär. Ref.
Virohow, Rudolf. Photographie eines mit Tliior-
flguren verzierten Commandottabes vom Schweizers-
bild bei ScliafThauaen. Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie etc., 1899, p. 128 —
129. 1 Fig.
Die Zeichnungen von dem sogenannten Commsndostabe
stellen zwei Wild pferde dar, deren Beine hinten lange
Haare tragen. Das Stück fand sich zusammen mit Reu-
thlerresteu, Silex und KüchenabfÜllen.
Zaborowski, M. La pöriode neolitbique dans PAfrique
du Nord, lievue de* l'^oole anthropologlque de Paris.
1899, Tome IX, p. 41.
Aus der Sahara kennt man 17 neolithische Stationen,
eine derselben — Onsldan — enthielt auch Ucberreste
einer ansgestorbenen A otilope — Dorcas— , eine andere
auch Katneel, das auf den Hieroglyphen nicht verkommt
und daher nach der neolithiwrhen Zeit aus Afrika ver-
schwenden zu »ein scheint. Die Häufigkeit von Sü** wasser-
muscheln spricht dafür, dass da» Klima früher feuchter
war al» jetzt. Sehr interessant sind die Zeichnungen aut
Felsen in Ornn , Marucco und Kezxau. Sie stellen ausser
Benschen Stier, Löwe, Hund, Strau»s, Elephant,
Antilope dar, niemsts aber Esel, Pferd, Schaf. Ref.
von Walter Stettin, Centralblatt iur Anthropologie 1900,
p. 109.
B. SäugethierreBte aus dem Pleistocän ohno nähere Beziohung zum prähistorischen
Menschen und Geologisches.
Adumetz, Leopold. Die Abstammung unsere» Haus-
rindes. Oesterreich l»che MolkereizeitUDg. Wien
1899, p. 1—19.
Als Ahne unseres Hausrindes galt früher allgemein
Bos pri migeniu», der Ur oder Auerochse, allein
lediglich die Steppen- und Niederungsrinder können
auf diesen xurückgetührt werden, weshalb Rütimeyer die
K urihornrinder vom Pfahlbaurind und diese» wieder
von »inet susscreuropiUchen Art ablvitete. Nach Keller
wäre diese der asiatische Bos sondaicus, Banteng.
Nehring dagegen führt auch jetzt noch die Brachycems-
rasse auf primigenius zurück. Autor hat nun in der
Ualkanbalbinsel Formen gefunden, welche dem Pfahlbau-
rind ungemein nahe stehen, weshalb es nicht mehr nothig
erscheint, diese Ra>»e mit algerischen Rindern in Be-
ziehung zu bringen. Das Rind ist daher durchweg
europäischen Ursprungs. Dieser Stammvater des Pfahl-
baurindes muss in dem Bos brachycero» europaeu*
Adamelx gesucht werden, von welchem ein fossiler Schädel
bei Kreeszowice gefunden worden ist, der viel kleiner war
als jener von primigenius. Die Kindeirasj'en werden
folgendenu&assen eiugetheilt :
I. Typus. Bos tsurus primigenius, Stammform
primigenius. Nachkommen sind Steppenrind — - Ungarn,
Mittelitalien, SüdrussUnd — , prlmigeue» Bergvieh — Au-
vergne — , Niederungsvieh: Normannische, friesische,
holländische Kasse — auch in Siidostengland — und breit-
siirnige« Alpenvieh — frontosus — Schweizer Fleckvieh.
II. Typus. Bos taurus europaen», Stammform Bo»
braehyceros europaeus mit Brachycero». Kurz-
hornrind — fast in ganz Europa — , hornloses Kind —
England, nördliche» Skandinavien und .Norden von Russ-
land— , longifrons, Alpenbrnchyceros — Ostschweiz,
Nor&alpen, Aschthal — , Urachycrphalu», Kurzkopfrind
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174
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
— Zillerthal, Pusterthal, Pinzgau, diese mit Prhnigeni us-
mischung, ('«brrpogiionn toi» longifrons xa brachy-
ccphalus — Tnrantaisc — , und Pecudoprimigeniu»
— England uod Schottland.
Ameghino, Floren tino. KI tunraifero misterioeo
de la Pntngonia (Neoffl ylodon Liatai). un sobruvi-
viente actual de Ion megaterios de la antigua
Pampa. La Pyramide La Plata. 1899, p. 51 — 54,
82 — 84.
Autor schildert io populärer Weise die ausgestorbenen
Riesenedentaten der Pampasfonnation — Mega-
Ihr riii m, >1 ylodon. Das erste Skelet eioes solchen
Thierrs gelangte im Jahre 1789 von Lujait nach Spanien.
Nach den Erxählungen der Tehuelche soll noch heutzutage
eine solche Thiergattung leben, dk aie Jemiacb, Wasser-
tiger, nennen und als riesige« wasserbewohnrades Raub-
thier schildern; die Schilderung passt ziemlich gut auf
M ylodon, ebenso auch di* Erzählung de« Pater Lozano
aus der Mitte de« vorigen Jahrhundert» von <1eto Kiesen*
thkr Su oder Succarath. Vor einigen Jahren wurde
dann in einer Höhle am Meerbusen von Ultima Ksperanza
ein Stück Fell gefunden , welches mit «reichen , langen
Haaren und auf der Innenseite mit kleinen Knöchelchen
versehen war, wie solche auch häufig xutammen mit Ketten
von Mylodon an getroffen werden. Ameghino glaubt,
das« das Thkr, von welchem dieses HautstUck stammt,
noch heutzutage lebe. Kr giebt ihm dem Name« Nco my-
lodon Listai. Von der ausgestorbenen Gattung Mylodon
unterscheidet es »ich durch seine relative Kleinheit. Die
Zähne, von Koth beschrieben, sind denen von tilosso*
tberium ähnlicher als denen von Mylodon.
Blake, William P. Ketimins of a 8p*dM of Bo» in
the quaternary of Arizona. The American Oeologiat
1898, Vol. 22, p. 65—72.
Bo» arizonica.
Blake, W. Bison latifrons and lloi arizonica.
Ibidem p. 247 — 248.
Boule, M. et Chauvet. L’existence d'uuo fautie
d'animaux arctiquos dans la Charente n l'lpoque
quaternatre. L’ Anthropologie. Pari» 1899, p. 315 —
317 und: Gomptet rendoa des nAances de l'Academie
de* Sciences, Pari«. Tome 128, p- UN — 1190.
Bei Chiteauneuf sur Charante stiess man schon vor
längerer Zelt auf eine Spalte, die mit Tbierknocht n gefüllt
war. Sie vertheilen sich auf Aretomys marmotta —
vielleicht aber bobac — , Spermophilu» rufescens,
Lepus vari abi lis , Arvicola amphibiua, arvalis,
ratticeps, Cani* vulpes, lagopus, lupus, Hyarnn
crocuta var. spelaea, Mustela putoriua, Felis leo
var. spelaea, Equus caballus, Bnvide — Bison
priscua — , Cervus tarandns, Vögel, Frösche und
Kröten. Man hat zwar bereits an vielen Orten in Frank-
reich Beste nordischer Thier* gefundeu, aber noch niemals
so viele Arten zusammen angetroffen , insbesondere war
bisher die Anwesenheit von Eisfuchs, Schneehuhn und
Arvicola ratticeps in Mittrlfrankreich noch nicht be-
kannt. Die Ueberrest« der meisten Carnivoren und
de» Pferdes rühren von jungen Individuen her.
Boule^ Marcelin. Otmervaiioo» sur quelques Equidea
fossile*. Bulletin de la aoeiäte gtologiquc de France.
1899, p, 531 — 542. 22 flg.
Die Abstammung der einzelnen Pferde arten ist noch
immer nicht genügend fettgestellt. Autor beschränkt sich
hier jedoch darauf, auf gewisse AnkUnge zwischen fossilen
Pferden und Hipparion hinxuweisen. Kquus asinus
atlauticus aus dem Pleistocin von Algier hat mit dem
Dauw und mit Zebra, aber auch mit Kquus Stenonia
die Anwesenheit eines besonderen Pfeilers am Hinterrande
<les letzten unteren Milchxahnes gemein, der aber bei
caballu« immer fehlt. Ferner ist bei allen divsetf Arten
der Innenpfeiler, Protocon, der oberen Molaren vkl kürzer
und mehr oder weniger kreisrund Im Querschnitt, auch
sind die Aussenmonde der oberen M vkl mehr compnmirt
und vkl weniger roncav auf ihrer Aussenseite und jene
der unteren M viel mehr als erbte Halbmonde entwickelt
als beim Pferde, ferner ist auch der zweite Innenhöcker
am letzten oberen Molaren — Hypocon — viel kräftiger
als !>ei diesem und endlich hat auch dieser Zahn recht-
eckigen anstatt trapezoidalen Querschnitt. Diese Merkmale
sind hei Hipparion natürlich am deutlichsten. Diese
Zebra- Aehnlkbkeit der fossilen algerische« Kquiden
scheint dafür xu sprechen, dos« auch das Zebra seihst,
ebenso wie Phacorhorr us, Hippopotainus und Kbi-
noceros simus früher in Nordafrika gelebt haben , und
da auch Equus Simonis mehr Anklänge au die Zebra
und an Hipparion hat, al» an Kquus caballus, wäre es
auch nicht undenkbar, dass diese Art überhaupt gar nicht
den Stammvater von Equus caballus darsteth. Indessen
ist Equus Stenoais doch eine sehr variable Art, deren
Älteste — Pomel's Kquus ligeri» von Chagwy, Saiozetles,
Le Coupet — allerdings Zebr amerkroale aufweist, während
die jüngere — PomePs Kquus robustu» von VeUy,
Soiilhac, Taulhac, Ceyssague — durch die Grösse und den
complicirteu Fnltenhau ihrer Zahue, die tiefe Einbuchtung
der Aussenwand der ol»eren M und den doppelten äusseren
Mittelpfeiler — Mesostyl — sich schon sehr an Kquus
caballus anschlicsst. Aus der Steinzeit hat man eine
Anzahl Zeichnungen, welche Pferde darstellen mit Streifen,
auf rechts teilender Mähne und einer Schwanzquaste. Es
waren die» aber sicher keine wirklichen Zebra», sondern
der Zebrahabitus war früher allen Kquiden eigen und ist
erst durch die Domesticatiou verloren gegangen.
Hipparion ist auf keinen Pall der Vorfahre de»
Pferdes. Die unteren Milchzähnr von Hipparion haben
auf der Mitte der Aussenseile und manchmal auch noch
an der vorderen Außenseite einen besonderen Pfeiler,
während ein solcher bei Equus Stenonia und beim
Zebra nur in der Hinterecke verkommt, weshalb auch
dies« Zuthat bei Hipparion nicht als „prophetische*
Merkmal14 gedeutet werden kann.
Boule, Marcelin. Le» Mr mini ft* re* quaternairo»
de FAlgörie d’aprös les tiavaux de Po mul. L’Anthro-
pologie. Pari* 1899, p. 362 — 371.
Das grosse Werk Pomel’» über die fossilen Siugethier«
Algeriens ist in 13 Lieferungen xwiscjien 1893 und 1898
erschienen, dem Kef. leider nicht zugänglich, weshalb
er sich bisher auf die Besprechung der Ausxüge beschrän-
ken musste, welche in Compte» rendus enthalten waren.
Jetzt giebt Boule eine Kritik dieser Publicationen , aus
der allerdings hervorgeht, das* die neuen Po mel* sehen
Arten zam Theil sehr mangelhaft begründet sind.
Statt di« Reihenfolge einzuhalten, in welcher die Arten
in den einzelnen Lieferungen behandelt sind, zieht Ref. es
jedoch vor, diese Thieraiien der Zeit nach zusatutnen-
zustellen, aus welcher ihre Reste stammen.
Römische Zeit: In dieser Periode hat zweifellos noch
das Wildschwein in Nordafrika gelebt.
Neolithische Periode: C.imelus dromedariu»,
Bos taurus ibericu» — noch in der Gegenwart ln
Nordafrika — , Cervus n. sp., Oreas procanna, Canis
familiaris, Ovis africana und eine Ziege — Ovis
prora aza. Aus dieser Periode stammen auch die zahl-
reichen Zeichnungen auf Felsen, welche Giraffen, Bo*
elaphus, Oryx leueoryx- und andere Antilopen, sowie
den Elephas atlanticus und ein dem Ovis sodanica
ähnliches Schaf darstellen. Die Haushunde vertheilen
sich nach Pomel auf vier Arten.
Paläoiithiscbe Zelt: Caroclu» Thomas! — ein
zweihöckerige* Kamee! — , Ternifioe — Connocbae-
te« prognu, Bo* elaphus probubalis — in Abukir —
und ambiguus, Elephas atlanticus, dessen Zähne an
die von raeridionalis erinnern, und Ovis sondaica.
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175
Zoologie.
Id die prähistorische Zeit geht noch Bubalu» snti-
i{uut hinauf, der bereit* im alteren Quartär aultritt und
dem iudi sehen BülTel ähnlich ist, prähistorisch sind ausser-
dem Ru» opi»t honnmus, dessen Beim* schlanker sind
als die des sonst sehr ähnlichen primigenius, ferner Ele-
pha» at'ricanu».
Nicht näher angegeben i»t da» Alter von folgenden
Arten :
Cer v us pachygeny» mit dicken Kiefern und rrnthicr-
ähnlichem Geweih, aus Höhlen und lahmen, Ros elaphus
— richtiger Alcelaphus probubalis und saldensis —
au» Höhlen an der Küste, Bo» curvidens, 11 Arten
von Guzellen — Dorca» subgaxella und sub-
kelvella, beide jung quartär — und setlfensi« und
Thomasi recte atlautica aus dem älteren Quartär,
Aegocerui troglody tornm und lunata, Nagor
Maupa»it Palaeorea» Gaudryi, Oreonagor Tour*
uoueri, (irimntia leporina — letztere Antilope au»
den Tuffen von Setif. An dieser Localität kommt auch
der mit »trau* wahrscheinlich identische Khinucero*
mauritanicu« vor. Rhinoccros subinermi» — im
Zahnhau dem etruscas und Merckii sehr ähnlich, aber
ohne knöcherne Nasenschcidewaud — Elepha» meli-
tensis und jolenai» — letzterer dem antiquu» »ehr
ähnlich. Hippopotamu» hi pponensis, siren»i» und
icosienaia — letztere Art nur aus Höhlen bekannt — ,
8ns phacochoeroides in Altquartär, Su* algcriensis
und barbarus und zwei Arten von Pbaeochoerns im
jüngeren Quartär. Aus Quartär stammt angeblich auch
K q u u 0 Stenoiii* (jetzt von Pomel tjutnidiu* genannt)
und der sehr dürftig begründete E. mauritnnicus,
nur au» Höhlen Asiuus africanus. Aus dem Quartär
stammen endlich auch die Reste von Felis spelaea,
Felis antiqua, Hvaena »pelaea und vulgaris, alle
aus Höhlen, sowie Ursus libycus — mit persistirenden
l'rauiolaren , Canis aureu», Viverra? Zorilla? l»ie
Breccien von Trara* bei Am Mefta endlich haben Reste von
einem Affen — Macacu» proin uu» geliefert.
ltn Quartär war die algerische Säugethierwclt schon eine
echt afrikanische.
Copo, E. D. Vertebrate Ketimins front the Fort
Kennedy Bone Deposit. Journal of the Academy of
Natural Science* of Philadelphia. 1899. 4*. p. 193
— 2fi7. 4 pl.
Die Höhle, welche Mercer — siehe diesen Bericht —
kürzlich au»gt> beutet hat, lieferte ausser einer Schlange
und drei Schildkrötenarten 47 Arten vou Säugeth ieron.
Davon leben noch heutzutage :
Erelhizon dorsatum, Cnstor Über, Zapu» hudsomua,
Hesperomys leucopus, Lepu» sylvaticus, Ursu» ameri-
canua, Vulpes ciuereoargenteu», Oulo luscu», Tazidea
americana. Felis evrn und Cariacus virginianu«.
Ausgestorben sind dagegen von Rodentia: Sciurus
ralyrinu», Anaptogonia (Evotomys) hiatidens , Sy ein in
cloarinum, kl icrot us dilu vianus, »peothen, dideltus und in-
volutus, Liigomys palatiuu», von Kdentata: Mylodon
liarlani, Megalonyx Wbratleyi, tortulus, »ealper, von
Insecti voren : Blarina simpliriden«, von Carnivoren:
llrsus haplodoii, Cants priscolatran», Vulpes latideuda-
tus, Mustrla diluviana, Osmotherium spelacum , Me**
phitis fosstden», orthostichu», leptope , obtusatu*, Pely-
cictis lobulatus, Lutra Rhoadsi, Machairodn« gracili»,
SmiloJon Merceri , Uucia ineipectata — früher als
Crocuta bestimmt, Lynx calcaratu«, von Ungulata:
Mastodon americanus, Tapirus Haysii, Equus fraternus,
Mrlobyu» tetragouu», pennsylvanicu», tuuutu», Teleop*
ternus orlentalis und Cariacus laevicornis.
De Gregorio, A. Deux notiveaux depots d'Klepha«
antiquu* dann lt* quat* rrmire des environ» de
lhilermo. Annalen d« Geologie et Paläontologie.
Livr. 26. Palermo UM, p. 1 — 6. 9 Ut.
Bei Luparello und Aqua dei Corsari fanden sich Zähne
von Klcpha» antiqnus. Jene von der emtereu Localität
sind auffallend klein.
Dopdrot, Ch. Etüde *ur quelques gi»ptnenU nouveaux
deVertdbre» pleiitot^nea de nie de Corse. Animi«»
de la Soctetö Linneenne de Lyon 1898. Ref. von
M. Boule in L’Anthropologie. Paria 1899. p. 321,
322.
Die beiden Höhlen von Cap Corse lieferten Ueberreste
von Cervus Cazioti n. sp. , verwandt mit Damhirsch
und dem lebenden Corsica • Hirsch sowie mit pliocänen
Arteu von England und Italien, Eine Höhte von Bonifacio
enthielt ausser dieser Hirschart auch Lagomy» rorsi*
can us. der auch schon im Pliocän von Perpignan vor*
kommt, nebst Knochen des Menschen, der zweifellos mit
diesen beiden Arten zusammengelebt bat. Die Portesistenz
pliocäuer Arten auf Corsica ist deshalb interessant, weil
dies« Insel mit dem Festlamle bis in die jüngste Zeit ver*
bundeu war.
Di Btof&no, G. Kinveniinento di mainmifvri fossili
nel quaternär io di Morrocu press«) Iteggio Calabria.
Bollotiuo della »ocietä geologica italiana. Vol. XV III.
Roma 1899, p. 70—71 und:
Di Stefano, G. L'Klepliu» ineridionali« «*d il
Khinocems Merck! nel quaUarnario calabrese.
Ibidem p. 421—423.
Bei Morrocu an der Basis de* Quartär fanden sich jetzt
Zähne von Klepha» meridionali» , der bisher aus Calabrien
noch nicht bekannt war. Auch in marinem Quartär von
Archi sind Zähne dieses Elephaulen zum Vorschein ge-
kommen, hier zusammen mit Zähnen von Rhinocero»
Mercki, dieser auch au* dem Quartär von Capo Stilo
bekannt. Aus dem Quartär von Terreti stammen Zähue
des Elepbns arineniacus, au» dem Miocän von Aguau.»
solche de» Antbracotherium maguum.
FraaB, Eberhard. Di« Sibyllenböble auf der Teck
bei Kirchheim. Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft 1899, p. 75 — 88.
Die Höhle auf der Teck liegt in einem Sch warn in kalk
des weissen Jura und senkt sich nach innen zu. Der
Kamin aiu hinteren Ende führte früher vermuthlich Wasser
in die Höhle. Auch fand Stalaktitenhildung statt. Auf
dem 1 bis 1% m mächtigen Bahnerzlhon liegt der ebenso
mächtige Höhleulehin. Die hier vorkomtnenden Knochen
und Zähne der Bären sind nicht stark abgerollt und ver*
muthlich durch deu Kamin hcrabgcschwemint und an den
llöhleuwämlen abgerieben worden. Die Bärenroste bilden
etwa 95 Proc. aller Säugethierre»te, aber nur die wenigsten
gehören «lern Höh len hären au, die meisten, darunter
12 Schädel, stammen vielmehr vom llrsus aff, priscus,
ausgezeichnet durch die flachere Stirn, die gross« Nasen*
grübe und die kurzen Nasenbeine. Dieser Ursus n. *p.
rar. »ibyllinn bildet den Uebergang zutu Höhlenbär.
Die relativ seltenen Reste de» Höhlenbären sind nicht
abgemllt. Höhlealöwe und Hyäne siud nur spärlich
vertreten, Pferd ist noch seltener. Mensche ureste
fehlen vollständig, denn der einzige Feuersteinsplitter kanu
auch zufällig seine Gestalt bekommen haben. Die wenigen
Rette von Schwein, Hirsch und Fuchs stammen aus
neuerer Zeit. Ursus spelaeua ist wohl älter als der
erwähnt« Ursus priscus.
Geikie, James. The Tundra» and Steppe» of pre-
bistorlc Europ«. Scottiah geographica! Magazin«
1999.
Liegt nicht vor. Ref. von M. Boule in L'Anthr«|»o|ogic.
Paris 1999. p. 71 — 74.
In der Gegenwart weisen die arktischen Gebiete von
Europa, Asien und Nordamerika zwei Zonen auf, eine
nördliche , deren Vegetation nur atu Moosen und Flechten
nebst krautartigem Weideoge» trupp besteht, und eine süd*
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176
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
liehe, unvermittelt an die erster© gpreiureud, die Nadelwald-
looe. Die erster* hat in Eurnsirn den Namen Tundra, in
Nordamerika den Namen lUrrcnground. Der Boden ist in
dieftcr Zone meist sumpfig, das Klima stets kalt. Di«
charakteristischen Bewohner der Tundren sind der Hals-
bandlem tning in Kurasien, und der Moschusochse in
Nordamerika; Eisfuchs und Schneehase sind arvum-
polar. Das Ren bewohnt itn Sommer die Tundien, im
Winter die Watdzon«. Die Sturme wehen in den Tundren
nicht bloss SchnremaftMMi zusammen , »ondern auch Sand*
dunen. Die Steppen haben einen ziemlich verschiedenen
Limdtchuftscliurakter — bald eben , bald hügelig. Meist
haben sie Graswuchs, jedoch giebt es auch WaldbesUUtde,
bald Laub', bald Nadelwald. Das Klima ist im Sommer
sehr warm und trocken , im Winter sehr kalt und reich
au Niederschlagen. Auch hier häufen Stürme nicht bloss
Schnee, sondern auch Ssndmas&en an, unter welchen
Thiere begraben werden. Die charakteristischen Bewohner
der Steppen sind Springmäuse, Ziesel, Hohne, Pfeif-
hase, Hamster, Wildpferd, Saiga-Autilope, Canis
corsac und Felis tnanul.
Aehulicbc klimatische und geologische Verhältnisse haben
nun früher auch in Mitteleuropa von Polen und Ungarn
bis in dss westliche Frankreich geherrscht. Auch die Säuge-
thierfauna der Tundren und Steppen ist hier an vielen
Orten nachgewiesen worden. Der Löss, welcher sehr aus-
gedehnte Gebiete in Eurupu liedeckt, wird jetzt allgemein
als eine äolische Bildung angesehen, die mithin auf die
tuimlich« Weise entstanden ist, wie die Schnee* und Snnd-
würhtcu in den Tundren und Steppen. Seine organischen
Einschlüsse entsprechen theils jenen iu den Saudw ächten
der Tundren, theils jenen iu den Sandwäcliten der Steppen.
Man hat au* dem Löss sowohl Ueberreste von Lemming,
Eisfuchs, .Schneehase, sowie von arktischen Pflanzen,
als auch von Ziesel, Springmaus, Pfeifhase, Saigs
und anderen lU-wobnern der Steppen. Ausserdem enthält
er aber auch Reste von Tbieren , die jetzt gänzlich aus-
gestorben sind, nämlich Matuni uth und Khinoceros
tichorhinus. Auch der Mensch bat während des
Sommers die Lössgebiete besucht. Wir haben volle Be-
rechtigung zu der Aun&hme, dass es auch in Mitteleuropa
zuerst eine Periode der Tundren und nach dieser eine
Periode der Steppen gegeben hat. Mammuth gehörte
beiden Perioden au. Wie in Sibirien, sind auch in Europa
diese Thiere durch Schnecstürine zu Grunde gegnngen und
mit Schnee und Saud bedeckt worden.
Die Verhältnisse am Schweizersbild zeigen deutlich die
Aufeinanderfolge von Tundrenfauna, Steppenfauna und
Waldfauna. Mit der Waldperiode beginnt auch die neoli-
thische Zeit. Dass die Tundren- und Steppenzeit auf eine
Eiszeit gefolgt ist , kann nicht zweifelhaft sein , allein da
es mehrere Eiszeiten gegeben hat, und die Schichten mit
arktischer Fauua bald auf, bald unter den Moränen liegen
und auch während jeder Glacialzeit Löss sich gebildet hat,
so können die Ablagerungen verschiedene» Alter haben.
Ara Schweizersbild liegen die Schichten mit der Tundren*
tauna auf Gerollen der dritten Eiszeit, welche der vierten
Eiszeit des nördlichen Europa entspricht. Die Steppen-
fauna verschwand aus Mitteleuropa während der vierten
Interglacialzeit.
Grandidier, Quill, Pencription* d’oaaemeDt* de
Lein urion» dhpirot. Bulletin du Mu^mn d histoire
naturelle. Paris. Tome V, p. 272 — 276, 6 flg.
p. 344 — 348. 11 fig.
Von Amboliiatra liegen die Femur von Megaladapis
madagascariensls und Kilholi vor, beide plump, von
vorne nach hinten comprimirt, mit kurzem Hals, tief-
sitzendem und kräftigem zweiten Trochanter und weit von
einander abstehenden Condylen. Auf einen unteren M,
wird die Gattung und Species Peloriadapis begründet,
fast doppelt so gross wie Megalndapia. Bald darauf
fand sich auch über- und Unterkiefer, letzterer sehr stark
gekrümmt. Der innere Höcker der oberen M steht schräger
als bei Megsladapis, auch beginnt der Jochbogen nicht
vor, sondern hinter M,.
Von Antislrabe kennt man jetzt eine Gattung, Palaeo-
chirogalus luliyi n. sp. und Hrachylemur robus tot
u. sp., ähnlich Cbirogale, von ßelo Palaeopropit hecus
ingens n. g. n. sp. und ßraehyletnur robustus n. g.
n. sp. Ersterer, dem Propithecu* Verrauxi im Zahn-
bau ähnlich , hatte Men*rhrngrö**e. Unterkiefer mit P«
and zwei M , deren Vorderpartie kräftiger ist als beim
Indri. Der Kiefer von Braehylemur ist kräftiger als
bei Lophioletuur und Necrolemur, auch stehen die
beiden P un-J C dichter an einander. Die beiden J haben
schräge Stellung. An M, ist der Hinterhöcker ver-
schwunden.
Grimmer, Johann. Foaiile Säuge thiere aus der Save.
Wimentchafüiche Mittheilungen aus Bosnien. Herce-
govinu 1H99, 6. Bd., p. 842—850.
Liegt nicht vor.
Hagmann, G. Die diluvial« Wirbelthierfauna von
Yölklinshofen (Oberelsass). I. Raub thiere und
Wiederkäuer init Ausnahme der Rinder. Ab-
handlungen zur geologischen Specialkarte von Elsau-
Lothringen. Neue Folge. 111. Heft. Strass bürg 1899,
p. 1 — 122. 7 Tafeln. 10 Tabellen.
Ein verfallener Steinbruch im ßunUamlstein hat zahl-
reiche Ueberreste von diluvialen Säuget liieren geliefert, die
in einer Art Lös* eingebettet waren nebst einigen Schnecken
— Cyclostoma elegant, Helix obvoluta und Clau-
• iiia dubia. Diese Reste scheinen hinsichtlich ihres Alters
dem mittleren der drei Lösshorizont« zu entsprechen,
welche man im Elsas« unterscheidet. Schuhmacher
nennt diesen Löss auch den Hauptculturhorizont. denn nur
dieser Lös» enthält Thierreslc. An der Idealität Völklius-
hofen sollen auch Steingeräthe gefunden worden sein. Die
Thierreste vertheilen sich auf: Canis tupus, Vulpes
vulgaris, lngopus, Ursus spelseu« und arctos «ubfasaili»,
Gulo luscus, Hyaena »pelaen, Fell» speisen, Lynchns
Lyn* , Arctomys marmotta, Spermo philus guttatua,
Myoxas gUs, Arvicoln amphibius arvalis, Myodea tor-
quatus , Mus sylvaticus, Lepus variabills, Capra ibex,
Hupicapra rupirapra, Cervus elapbus und sp. Rangifer
tarandus, Bos primigenius, Equus cnballas, Khinoceros
tichorhinus und Elephas primigenius.
Canis lupus. Die drei von Wo Id rieh aufgestellten
Arten Lupus vulgaris fossilis, spelneu» und Suessi
haben keine Berechtigung, denn ihre angeblichen Merkmale
trifft man auch beim lebenden Wolf. Auch der fossile
Vulpes lagopus ist vom lebenden nicht verschieden.
Gegenüber Vulpes vulgaris zeichnet sich diese Art
durch den rechteckigen Querschnitt des Mt und die paar-
weise Gruppirung vou dessen Haupt - und Innenzacken —
Protoconid und Pareconid — au».
Ursus arctos subfossilis steht dem sibirischen
Bären am nächsten; sein oberer P« hat mehr Neben böcker
als der überdies auch kleinere des lebenden arctos. Vom
Höhlenbären unterscheidet er sich schon durch den Be-
sitz eines unteren P,. Ursus »pelaeus hat meist eine
* hoch gewölbte Stirn ; am leichtesten kenntlich ist er je-
doch an seinem ungewöhnlich hohen Unterkiefer. Schmer-
ling hat mehrere Arten de* Höhlenbären unterschieden,
die aber ebenso unbegründet sind wie U. arctoideus
Cuv. und Pittorii Marc, de Serr.
Der fossile Guto sowie der fossile Lyn* stimmen mit
den lebenden vollkommen überein. Lyn* cervarius in
Sibirien lat eine besondere Art.
Felis spelaea ist vertreten durch einen Unterkiefer,
welcher kleiner und schwächer ist «1» bei den bisher be-
kannten Exemplaren des Höhlenlöwen. Der M, hat
noch die nämliche Länge wie bei Felis leo, ist aber
kürzer als bei spelaea. Diese selbst unterscheidet sich
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177
Zoologie.
von Lowe und Tiger durch die wie bei Fells ooca
•ehr »teil Ansteigende Symphyse. Beim Löwen ist im
Gegensatz zum Tiger und Jaguar die Xasenöffhung
breiter als hoch. Der Scheitelkamm fehlt beim Tiger
ganz, beim Löwen ist er kürzer und schwacher als beim
Jaguar. Beim Löwen steht der mittlere der drei
Gamnenlappen tiefer, beim Tiger aber in gleicher Höhe
mit den seitlichen. Endlich ist beim Tig.r der Unterrand
des Unterkiefers concav, beim Löwen ronrtz. Die Grösse
der einzelnen Zähne wechselt bei allen drei Arten indi-
viduell sehr bedeutend.
Hyaena spelaea ist stets grösser als die lebende cro-
cuta, auch hat ale stärkere Basalwülste an den P, aber
stets nur eine Wurzel ara oberen M, , crocuta dagegen
häufig zwei; beide Arten gehen auf eine gemeinsame
Stammform zurück, nicht aber crocuta auf spelaea.
An dem Schädel von V'ölklinsbofen fällt die Grösse des
l*B und die Stellung de» vordersten P besonder* auf —
neben, statt hinter dem Canin, eine Keductionserschcinung.
Aus dem Breuschthal liegt ein riesiger lang - und breit*
schnauziger H y ä n e n Schädel vor. Gegen das Kode der
DiluviaUrit acheint der Ahne von Hyaena crocuta nach
Süden gewandert und der Vorläufer von striata und
brunnea von Norden her vorgedrungen zu sein — eine
ganz irrige Ansicht, denn gerade striata findet sich vor-
wiegend im ältesten Pleistocän von Südfrankreich, Ref.
Die Unterscheidung von Capra und Ovia ist bei iso-
lirten Zahnen unmöglich. Auch beim Stein bock ist die
Grösse der einzelnen Zähne starken Schwankungen unter-
worfen. Der fossile Steinbock ist wesentlich, die fossile
Gemse aber nur wenig grosser als die lebenden Exem-
plare. Daa Vorkommen von Gemse im Pleistocän von
Belgien hat sehr geringe Wahrscheinlichkeit für sich.
Cervus elaphus hat kleinere Molaren als canaden-
sis, dessen M, jedoch auffallend kleiner ist als Mt. Beide
Arten bilden mit enstrphanus und mural eine besondere
Gruppe. Von Völklinshofrn liegt rin Oberkiefer mit sehr
grossen Molaren vor, bisher fälschlich als Riesen hi re eh
bestimmt. Dieses Stück wird als Cervus *|>. bestimmt.
Zu dieser, dem canadensis sehr nahestehenden Form ge-
hört jedenfalls auch Strongyloccrus apelaeus. Alle
übrigen Hirschreste stammen von Cervus elaphus.
Rangifcrtarandu« ist an dieser Localltät sehr gut
vertreten. Die vorliegenden Rest« röhren von wilden
Renthieren her, die etwas grösser waren als die leben-
den und nur im Milchgebiss die nämlichen Dimensionen
besitzen wie diese.
Der Arbeit sind zahlreiche Maasstabellen beigegeben,
aus denen die bedeutenden individuellen Schwankungen er-
sichtlich werden, sowie di» vollkommene »pecifische Iden-
tität der pleUtocänen Arten mit den lebenden.
Kermode. Gigantic Irish Bear Romain*. Report
of tho Committee'* conaisting of Prof, W. Bo yd
Dawkina, Hi» Uonour. Deemster Gill, the Rev.
E. B. Sa vage, Mr. G. W. Lainplugb and Mr.
P. M. C. Kermode, appoinied to examine the
condition« under which remaina of the Gigantic Irish
De er aru found in the I*le of Man. The Geologie«!
Magazine 1809, p. 72 — 75.
Ein Mergel bei Closey Garer , nördlich von 8t. John,
lieferte ein vollständiges Skelrt von Riesenhirsch. Das
Geweih betass sechs Sprossen aus»»r dem Augenspross.
Das Skelet lag in weissem Mergel 9 Fuss unter der Ober-
fläche , der Kopf in einer Vertiefung des Geschicbelehms.
Da» Thier war sicher an Ort und Stelle verendet. Im
aufgewühlten Boden kamen Knochen , Kiefer und Zähne
eine» zweiten Exemplars sowie ein Radius und zwei Kiefer
von Pferd zum Vorschein, die jedenfalls aus der näm-
lichen Zeit stammen. Ein Metatarsu* zeigte künstliche
Durchbohrung,
Das Profil war:
Archiv fUr Anthropologi«. Bd. XXVII. (Vera. «L authrop. Lrt.)
Aufgegrabener Boden und Torf 3'
Wrisser litten mit Riesenhirsch .... 6,6'
Blauer Mergel V
Rot her Sand und Gerolle . 0,3'
Sand und Geröllei . . , I 0,3'
Th.» | { 4 .
Der Torf enthält Sumpf- und Wasserpflanzen , ebenso
der weisse Letten, auch fand sich in diesem Chara.
Der rothe Sand enthält Laubhlälter — Betula, aber auch
PoUmogeton.
Bei einer früheren Ausgrabung bei BaUough fand »ich
über dem Chara - Mergel ein arktischer Krebs und Polar-
weide. Von dieser Locnlität dürfte das Riesenhirschskelct
in Edinburgh stammen.
Löunborg;, Einar. On some remains of „Neoiny-
lodon Listai“ Ameghino. Brought hoine by the
Swediah Expedition to Tierm del Fuego, 1895 —
1897. Stockholm 1899. 8*. 3 pL
Liegt nicht vor.
Luoaa, Fred A. The Clinractora of Bison Occiden-
tal i e , the fossil Bison of Kansas und Alaska.
Kansas Uni veraity Quarterly. Vol. VIII, 1899, p. 17—
18. 2 pl.
Liegt nicht vor.
Luc&s, Fred A. The fossil Bison« of North America.
Proceeding« of the United State» National Museum.
Washington 1899. h". p. 755 — 771. 20 pl.
Ausser dem Schädel eignen sich nur die Hornzapfen,
aber nicht die Zähne zur Unterscheidung der Arten , von
denen Lucas folgende anerkennt: Bison bison Linu.,
sut fossil Kentucky, Kansas, Löss von Missouri und lebend,
B. occidentalis Luc., (Juartar von Alaska und Kansa»,
grösser als voriger, B. untiquus Leidy, Kentucky, Cali-
fornien , californicus Rhouds , B. crassicornis Rieh.
= alascensi» Rhoads, Alaska, B. Alleni Marsh — Plei-
stocän Kansas, Idaho = B. grampianus Copc, B. ferox
Marsh. Nebraska, B. latifrons Harlan, Kentucky, Ohio,
Texas, Florida, Carolina = Boa arizoniea Blake.
Major, Forsyth. Exhibition of, und remark» upon,
»pecimens of two «ubfo«ail M am mal« from Mada-
gasear. Proceeding« of the Zoological Nociety of
London, 1899, p. 988 — 989.
Nesopithecu* australi« n. sp. kleiner als Robcrti.
Gesicht weniger »teil, Lummalforamen am Orbitalrand be-
findlich, Orbita etwas auswärts gerichtet. Nesopithecu»
Koberti und Globilemur sind identisch. Diese Gattung
hat mit den Lemuren Madagasc&r* die grossen Bullae und
den weiten Gehörgang gemein, überkieferzahnzuhl wie bei
den Cebidcn. Zahl der unteren P und M wie bei den
Lr murine n, zwei untere J. Die oberen J sehen denen
der Cercopit beeiden ähnlich, die unteren J stehen fast
vertteal. Die M haben den nämlichen Bau wie bei den
Cercopitheciden. Es ist daher uicht ohne Weiteres
sicher, ob Nesopithecu» ein hoch entwickelter Lemure,
oder der niedrigsUtehende Anthropoide ist. — Seit wann
ist Cercopithecus ein Anthropoide — Ref.? — Von
Mcgaladapis kennt mnn jetzt ein* noch grössere Art —
M. insignis. Schädel fast ‘/»m lang!
Mercer, Henry C. The Cave Rone at Port Kennedy,
Pennsylvania and it« partial Excavation in 1894,
1895 and 1896. Journal of the Academy of Natural
Sciences of Philadelphia. VoL XI, Part 2. 1899.
4*. 4 pl 11 Textf. p. 287 — 283.
Die Knocbenhühie von Port Kennedy, ungefähr 30' unter
der Oberfläche befindlich, wurde zuerst im Jahre 1871
untersucht. Die Knochen sind auf die eigentliche Höhle
besebräukt , die mstowUldsB Gänge sind steril. — Wa*
den Erhaltungszustand der thierischen Uebenreste betrifll,
so sind dieselben sehr zerbrechlich, auch Ist et unmöglich,
die zu einem Individuum gehörigen Theile zusammen-
23
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173
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
zufinden, alleTheiie sind vielmehr wahrend der Ablagerung
durch strudelndes Witter aus einander geschwemmt wor-
den. Trotzdem kommen doch auch Reste von kleinen
Thieren vor, allein sie finden sich fast ausschliesslich ln
deT obersten und in der zweilliefstcn Schicht. Di* vier
unterscheidbaren Schichten zeigen concentTische Ablagerung.
Die oberste — I# dick — stellt eine Sumpfbildung dar
und besteht aus schwarzem sandigen Lehm mit Pflanzen-
testen — Moos, Blätter, Gras, Nüsse. Die zweite Schicht
— 4 bis 13' dick — ist gebildet au« rüthlhhem sandigen
Lehm, FluiNgeröllen und Ceberresten kleiner Thiere. Die
dritte — 2 bi* ♦' dick — ist sandiger schwarzer l<rhm
und offenbar da* Verwesungsproduct von Pftaastnresten.
Sie enthält viele kleine Knochen. Die vierte Schicht —
10' dick — besteht sus Sand, Lehm und losen Steinen.
Sie bat gelbliche Färbung und ist durch ihren Reichthum
an Thierknochen ausgezeichnet. Um die erwähnten Schich-
ten abzuseUen, musst«- der FJuas nur um 20 Fusa An-
steigen. Die Thierreste vertheilen sich *uf:
Erctbizon dorsatum*, Sciurus calicinu», Castor
über*, Zapus hudsonicus*, Hesperomys, Anaptogonia
liiatiden», Sycium cloacinum, Microtus diluvianus, speo-
then , dideltus, involutus, Lepus sylvaticu»*, Lagomys
palatinus, Megalonyx Wheatleyi, tortulus, loxodon, seal-
per, Mylodou Harlani, Blarinn simplicideu«, Sealops?,
Vrspertilio, Ursus huplodon, americanu», Caois prisc©-
Utrans, *p. Vulpe« laiidentatus, cinereoargenUtu»*,
Mustela dilutiann, Gulo luscus*, Osmotherium spe-
laeout, Mepbitls fodiens, orthostiebus, leptope, obtusatus,
sp., Felycictis lobulatus, Lutra Rhoadsi, Taxidea
americana*, Machnirodus gradlis, Stnilodon Mercerl,
Uncia inexspectata , Felia eyra*, Lynz calearatu»,
Mastodon americanu», Tapirus Hayesi, E-juu» frater-
nus, pretinatus, Bo», Mylohyus pennsylvnnicu« , tetra-
gonus, nasutus, Teleopternu* orientalis, Cariacu» sp.,
laevkorni», Meleagri* altua, Gallinago, Cleromvs
insculpU*, percrasaus, Chelonier sp., Toxaspis anguillu-
latus, Zamentia acuminatus, Ra na und Käfer — noch
lebende Arten.
Die ausgestorbenen Arten sind viel zahlreicher als die
lebenden , weshalb an dem wirklich pleistocinen Alter
dieser Schichten kein Zweifel möglich ist. Von den leben-
den Arten gehören die meisten der neotropischen Region
an. Unter allen Thierresten sind solche von Kdentaten
die häufigsten. Die Ablagerung kann nur durch die
Thätigkeit de» Wassers erklärt werden, denn für die Thiere
war es unmöglich, ia diese Spalten hinabzusteigen. Aus
diesem Grunde erklärt sich vielleicht such das Kehlen des
Menschen. Hätten die Thiere in der Hohle gelebt, so
wurden die Knochen Spuren von Benagung zeigen. Das
Klima war jedenfalls warmer als heutzutage.
Meroerat, A. Sur le Naotnylodon Listal Amcgb.
Uomunicaciones dal Museo Nacional da Buenos
Aires. Tome I, 1899, p. 155—157.
Nach Gallardo wäre der von Ameghino aufgestellte
Name belzubehalten, die Annahme Roth’s — siehe diesen
Bericht — , das* es sich um Grypother ium handle, sei
nicht richtig. Der von Roth dem Jemisch zogeschric-
benc Humerus gehört zu Machnirodus, der Orohippi-
diumzahn soll ein Eq auszahn sein.
Miilor, Gerrit ß. A new fossil Bear from Ohio.
Procaedinga of the Biological Society of Washington.
VoL XIII, 1898, p. 53 — 56.
Ursus procerus n. sp. Liegt nicht vor.
Nehring, Alfred. (Jeher einen Löwen - und einen
Biberrett aus der Provinz Brandenburg, »owie über
craniologische Unterschiede von Löwe und Tiger.
Sitzungsberichte der Gesellschaft uaturforschender
Freunde zu Berlin 1699, p. 71 — 74.
Der Löwenrest besteht aus einem Schädel, aus einer
Ziegelei bei Königs-Wusterhausen , wo auch Rhinocerot
tichorhinus, Elcphas primigenius und Bo» narh-
ge wiese« werden konnte. Das Biberkreuzbein stammt
aus einem Moore bei Mittenwalde. Der Schädel des
Löwen unterscheidet sich von dem de« Tigers dadurch,
dass die Nasalia kürzer und breiter sind, die Frontalfort-
Mätze der Oberkiefer bi* zum Hinterrande der Nasalia
reichen , die Falatinforamina grösser sind und weiter
zurückliegen und das Gaumenkeilbeinloch ebenfalls grösser
ist. Die allermeisten fossilen als Felis »pelaea be-
stimmten Schädel aus deutschen Diluvialablagerungen
dürfen auch mit Bestimmtheit auf den Löwen und nicht
auf den Tiger bezogen werden. Siehe auch Hagmann
in diesem Bericht.
Nehring, Alfred. Ehemaliges Vorkommen derSaiga-
Antilope in Westpreussen. Das Waidwerk 1899,
p. 257 — 258. 2 Fig.
Bei Kulm fand sich in einer Ziegelei eiu männlicher
Schädel der Saiga-A nt Hope, von der bisher aus Deutsch-
land nur ein sicherer Ueberrest aus Uraudenz vorlag, wäh-
rend sie im Diluvium von Frankreich nicht allzu selten ist.
Nehring, Alfred. Eine Biesenhirsch- Schaufel ans
dem russischen Gouvernement Gmdno. Deutsche
Jägerzeitung 1899, XXXII. Bd., p. 681—683. 2 Fig.
Wie die Schaufel aus Robekow hat auch diese Kiesen-
hirsch- Schaufel einen Augenspross, eine Andeutung eines
Eissprosses, einen Mittelsprou und drei starke Schaufel-
sprosse. Während an dem ersteren Geweih der Augen-
spross Gabelung und Abplattung aufweist , ist die« hier
Uri dem Mittrbpross der Fall, ln jüngster Zeit hat sich
auch ein Geweih vom Kiese nhirsch in der Kahnüken-
stepp« gefunden. Alle Ueberrest* des Riesen Hirsches
stammen aus der Dilurialzeit.
Nehring, Alfred. Gab es einst Wälder in der Kir-
gisensteppe 1 Globus 1899, LXXV. Bd., p. 130 — 131.
Die Steppeu Südrusslands czistJren schon lange Zeit,
jedoch scheint der Wald, drr jetzt dort nur durch einzelne
Inseln vertreten wird , früher grössere Bestände gebildet
zu haben, denn hierfür sprechen die Funde von Edel-
und Riesen hirsch Überresten , sowie eines Bison- und
M am muth scbädels bei LuUchka an der Wolga, Sarepta.
Es haften ihnen noch Lü»spartikelchen an. Der Bison
gleicht mehr dem kaukasischen als dem europäischen
priscus, das Hirschgeweih erinnert an Maral und
Wapiti.
Nehring, Alfred. Ueber neue Funde diluvialer
Thierreste von Fössneck in Thüringen. Sitzungs-
berichte der Gesellschaft naturforsebender Freunde
zu Berlin 1899, p. 99—101.
Aus dem Uypsbruclie bei Oepltz erhielt Verf. Reste von
Hyaena »pelaea, Rhinoceros tichorhinus, Bison
europarus, Cervu* tarandua, Cervus maral fass.,
Sua scrofa ferus, Spcrmophilu* rufescens, Alse-
taga saliens foss., drei sp. Arvicoln, Mus sp., Elio-
mys, Sorez, Crocidura, von Vögeln, von einer Schlange
und von Kröten.
Nehring, Alfred. Ueber einen Ovibot- und einen
8a iga schädel aus Westpreusaen. Ibidem p. 101.
Der Ovibos schädel stammt aus einer Kiesablagerung,
der Saigaschädel aus einer Ziegelei.
Nehring, Alfred. Ueber Lemmingsreste aua einer
portugiesischen Höhle. Sitzungsbericht« der Gesell-
schaft naturforschender Freunde zu Berlin 1899, p. 55
— 57 und:
Nehring, Alfred. Ueber M jodet lemmua var.
crassiden* aus Portugal. Archiv f. Naturgeschichte
1899, p. 175 — 182. 3 Fig.
Die von Gadow in einer Höhle bei Santarem in der
Provinz Katrrmadurn gefundenen Lern tu i ng schädel sehen
ganz frisch aus, so dass man glauben konnte, dass sie von
einer lebenden, aber bisher noch nicht beobachteten Art
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179
Zoologie.
stammen. Sie schliessen »ich auf» Endete an jene den
norwegischen Lemming — M. letnmui — an, viel
weniger an obenait und schlsticolar. Vom typischen
Letnmu» unterscheiden »ie «ich nur durch die breitereu
Zähne and den breiteren Prwe**u* coronoidous. I>rr
Schädel diene« r« eifellos plristocänen Myodes lern man
var. crassiden» ton«, ist breit und flach. Die Trocken-
heit des Höhlenlehm» ist jedenfalls die Ursache dieses
merkwürdig frischen Erhaltungszustandes. Iin Höhlenlehm
fand sich auch ein Bärenkiefer, höher oben, im Staub,
lagen einige Feuersteinsplitter.
No w ton, fe. P. Additional Note« o« tbe Vertebrato
Fauna of tbe Bock flstur« at Iglitbam (Kcat).
Quarterly Journal of the Goological Society of Lon-
don 1899, p. 419 — 429. 1 pl.
l'eber Thierreste aus dieser Spalte wurde schon früher
— siche Bericht für 1894 — referirt. Neuere Aufsamm-
lungen ergaben Reste von folgenden Arten: Vögel: Anser,
Spatula elypeata, Kairo peregrinus, llirundo
russica, Lanius collaris, Kringilla caeleba, Ac-
rentor moduliris, Tnrdus merula. — Säugelhiere:
Vespertilio Bcchsteinif, DaubeotoniY, Lepus
variabilis, cuniculus, Sperrnopbilus erythro*
genoides, Mus Lewisü (== alias A bbot ti Newt.), Mi-
c rot us arvalistoiralis,Mustela vulgaris, putorius,
robust«, Canit lupu»?, Felis catus, Lutra vul-
garis? jang, Meie» taius.
Lepus variabilis (=tiiuldu» Linnc) hat im Gegen-
satz xu europacu» eine tiefe Furche auf der Innenseite
der oberen P, aber nur eine »eichte Rinne auf den oberen
J. Der Huraeruskopf ist mehr oval, die Ulna im mittleren
Theile schmaler und dir Ansatzstellen der Muskeln neben
dem Trochanter reichen weiter herab. Fand »ich auch in
den Höhlen von Somerset. Beim Kaninchen ist im
Gegensatz zu den oben genannten Hasenarten die hintere
Gaumenspalte enger und die Innenseite der P mit Falten
versehen. Spermophilus ery throgenoides — auch
in den Sandrn von Fisherton gefunden — bat wie der
recente erythrogenya weit abstehende Jochbogen.
Mustela robust« ist dem Iltis ähnlich, aber viel
grösser. H. v. Mever’s M. antiqua dürfte wohl iden-
tisch sein. Auch Hensel und Wold rieh haben wohl
diese grosse Form beobachtet.
Boule und Cbauvet — siehe diesen Bericht — haben
bei Chnmp» Gaillards (Chnteauneuf sur Charente) eine sehr
ähnliche Fauna gefunden. Die Zusammensetzung dieser
Thierge*ellschaft bedingt, wie Newton meint, ein sehr
kaltes Klima. Ref. glaubt jedoch , dass wir es mit der
Steppenfauna zu thun haben, die sicher auf kein besonders
kaltes Klima «chlic»*cn lässt.
Newton, Edwin T. Exhibition of and reruarka
upon , sonte fossil remain« of a Mouie (Mus Ab-
bott!, now to be named Mus Lewiai) froro
Ightbam Kc-nt. Pmcaeding« of the Zoological Society
of London 189V, p, 381.
Der Kam« Mn» Abbott! Ist bereits für eine lebende
Art angegeben, daher die Namenänderung für diese syl-
vaticos ähnliche Mau», deren vorderster!)! jedoch keinen
un paaren Vorderhöcker besitzt.
Osborn, H. F. Habit« of Thylacoleo. The Arncri-
can Naturalist 1899, p. 174 — 175.
Owen hielt Tbylacoleo filr einen Fleischfresser wegen
der schneideartigen Entwickelung der P, Flow er hingegen
fljr einen Pflanzenfresser wegen der Aehnlichkeit mit den
herbivoren Maraupialiern. Broom hat jetzt die näm-
liche Ansicht wie Owen, denn mit Fleischfressern hat
Tbylacoleo die Stärke der Schlifenrouskeln gemein.
Autor hingegen kann dies nicht als Beweis anerkennen,
denn die Stärke der Jochbogen und der Besitz eines
Scheitel kämme« kommen auch bei deu geologisch alteren
Hufthieren vor. Ebenso wie diese hat auch Thylacoleo
diese Organisation von cnrnlvoren Ahueu ererbt.
Reidj Clement. Further t Kontribution» to the Geolo-
gical History of tbe British Flora. Annales of
Botany, vol. XII, 1898. Ref. von M. Boule in
L’Antbropologie 1899, p. 203.
Autor unterscheidet folgende Perioden in der Entwicke-
lung der britischen Flora :
Keolithlach — postglaciul. Versunkene Wälder, See-
bildungen oder All uv innen mit Flora eines gemässigten
Klimas, Auftreten der ersten Culturpflanzen.
Jüngere Eiszeit. — Seebildungen mit Kesten ark-
tischer Pflanzen auf den jüngsten Schottern und Moränen.
Interglaeial. — Ablagerungen mit Pflanzen eines ge-
mässigten Klimas , eingeschaltet zwischen die älteren und
jüngeren Glacialbildungen.
Aeltere Eiszeit. — Mergel mit arktischen Pflanzeu
au der Basis der Moräne von Norfolk.
Präg lac iah — Jüngste» Plioein vouCroiner (Forest bed).
Sativage, H. E. Le Hammouth dan* la partie aud
de la mer du Nord. Boulogne 1899. 8®, 10 p. Kef.
von M. Boule in L'Anthropologie 1899, p. 321.
Reste v<m Mammuth werden in der Nordsee bei Dün-
kirchen »ehr häufig Wim Fischen heraufgeiudt. An dieser
Stelle floss vermuthlich der Rhein in der Richtung gegen
Walton zu der Zeit, als England mit dem Ccmtinent ver-
bunden war.
Wood ward , Smith. On a Portion of Mamiualian
Ski», named Neomylodon Listai, from a Caveru
near Consuelo Cove, La»t Hope Intet, Patagonla by
Dr. F. P. Moreno vrith a Deacription of the Speci-
men by A. Smith 'Wood ward. Proceeding» of the
Zoological Society of London 1899,- p. 144 — 158. 2 pl.
Morrno berichtet über die Ausgrabung, welche Nor-
denskjöld begannen und Hauthal fortgesetzt hat. Er
selbst fand zuerst ein Stückchen Fell, das an einem Baume
hing; da« Vorhandensein kleiner Knöchelchen in diesem
HauUtiick drängte ihm die Yermuthung auf, dass es zu
Mylodon Beziehungen haben könnte. Wegen Mangel an
Zeit musste er sich mit einer flüchtigen Untersuchung der
Höhle begnügen. Auch spätere Forschungen ergaben In
den obersten Hohlenschichten nur Knochen von lebenden
Nagern sowie einige dürftige UeberTesle des Menschen.
Ein zweites Haut*tück hatte Norden»kjö!d bekommen.
Auf diesem Funde basirt die Mittheilung Ameghino’s
über deu angeblich noch lebenden Neomylodon List ui.
Wahrscheinlich erhielt er auch von «lern erwähnten Haut-
stück einige Knöchelchen. Nach Ansicht Moreno'* ge-
hören sie jedoch der Gattung Mylodon selbst an.
Mylodon ist wie die übrigen Pampasthierr wohl erst in
historischer Zeit ausgestorben. Hierfür spricht nämlich
der frische Erhaltungszustand der Mylodon- und Pa-
nochthusreste au» dem Humus in der Provinz Buenos
Aires , mit welchem auch neolithische Steingerät he ver-
gesellschaftet sind und nicht minder auch die Entdeckung
einer Röthelzcichnung , welche ein Qlyptodou darstellt,
in einer Höhle an» Rio de Uw Pato* in der Cordlllere.
Endlich erzählen auch die Indianer noch von diesen Thleren,
die früher jedenfalls auch in Patagonien ezistirt haben.
Du FelDtück ist ebenso frisch erhalten wie die mensch-
lichen Mumien aus Patagonien, von denen c* sicher Dt,
das» sie einer ausge-storbenm Rasse angehören.
Da» Fell *lück ist etwa */t m breit und ebenso lang. Die
Ausscnseitc ist mit Haaren bedeckt, die Innenseite hin-
gegen stark abgerieben , so dass die Hautknochen zuui
Vorschein kamen. Die Dicke beträgt 1 bi« 1,5 rm. Die
Haare sind gelblich braun und 5 bi« 6 cm lang. Das Fell
besitzt sogar noch Serumpartikel und scheint au* der Hais-
und Schultergegend za stammen. Die Knöchelchen sind
um die Hälfte kleiner als die von Mylodon und überdies
fast glatt, während «ie bei Mylodon Grübchen aufwrfsen.
Nach Ljönberg »ollen sie keinen Havers’ochen Canal ent-
halten, was nber bei der von Moreno geschickten Haut
sicher der Fall ist.
23*
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180
Verzeichnis« <lcr anthropologischen Literatur.
C. Sftugothicro aus dam Tertiär und dem Meaosoicum.
Ameghino, Florentino. Los Arhinolemuroidea,
un nuevo orden de mamiferoa extinguidos.“ Comu*
nieac. HllMO NftdoMl, Bueno* Aires. Tom. I, 1899,
p. 146 • — 151. 2 flg.
Ueber die vorläufige Mittheilung wurde schon beim vori-
gen Bericht referirt.
Andrews, Chaa. W. Fossil Mammalia froni Egypt.
The Geological Magazine. London 1899, p. 481 —
4H4. 1 pl.
Die ilt«*«ten foMilen La nd säuget hi erc finden sich im
Mmcän von Moghara westlich von Cairo. Kin Unterkiefer
gehört zur Gattung Brachyodus, einem Anthracothe-
rüden, unterscheidet sich aber von Brachyodus onoi-
Ueus aus Eggenburg durch die relative Kleinheit und die
iiu Verhältnis» etwas längeren M, daher Brachyodus
nfricanu» n. sp. Hyopotamus giganteus und An-
thracotherium hyopotamoides nus den Siwalik sind
vermnthlich ebenfalls Angehörige der Gattung Brachyodus.
Bo*eo, C. Hytrix etruaca n. »p. Fnlneontographi»
Italic». Pisa 1899, vol. IV, p. 141 — 143.
llystrix etrusca au* den Mergeln desVald’Arno und
den Ligiiiteu von Ghiolzzano ist grösser als die recrute
crlstata, aber sehr ähnlich. Von Terrmnuovu Braccio
stammen zwei Schädel dieser neuen Art.
Boaco, C. I Koditori pliocenici del Val d'Arno
»npieriore. Nota präliminär«. Rendiconti dell» B.
▲ocadamia dei Lincei. Borna 1899, aer. V, vol. VIII,
p. 2«1 — 2ß5.
Man kennt von Val d’Arno Castor plicidens Maj.,
Trogontberium Cuvieri Fisch., Arlcola pllocae-
nica Maj., Hystrix etrusca Bosco, Lepus valdarnen«
sis Weilh., Lepus etruscus n. sp., I.agomys sp. Viel-
leicht existirt noch eine dritte Art von Lepus.
Depdret, Charles. Apercu gdndrml zur la bordura
miiiitnnlitiijue du massiv ancien de Barcelone et
«Hude du 1» faune oligocenc de Calaf. Bulletin de la
MMIM gdol. de France 1898, p. 713 — 724.
Aus dem Oligccän - Lignlten von Calaf in der Provinz
Barcelona , 30 km nordöstlich von Montserrat , stammt rin
Unterkieferfragment des Ancodu» Aymardi Pom. und
ein Schädel von Dip lohn ne minor. Letzterer ist dem
Schädel von A noplotherium ähnlich, hat aber keinen
Knorpel zwischen den Nasenbeinen und den Zwischenkiefern;
der Unterkiefer verjüngt sich nach vorn zu viel weniger
als bei A noplotherium. Die Schnauze muss daher viel
schärfer abgestutzt gewesen sein. Von Mollusken kommeu
vor Melanoides albigensis Nonl. var. Dumas! FonL,
occitanius Font., Stri&tella Nysti Duch., Vivipara
fisorieluensia Noul.. Planorbis Helix sp. Ancodus
ist charakteristisch für den Horizont von Ilonzon — Infra
Tongrien. Diplobunc kannte man bisher nur aus den
Phosphoriten und Bohnerzen.
Di« Schicbtenfolge ist hier die nämliche wie im Becken
von Alais.
Dubois , Eugen. Remark« upon de Brain - cast of
Pithecaothropiia erectUH. Proceediug* of the
IV. International Oongrew of Zoologiata. Cambridge
1899, p. 78 — 95 und
Dubois, Eugen. Abotract of Remark* on the Brain -
a*t of Pithecanthropu« erectus. Journal nf
cAnatomy and Physiology. Vol. 33, Part II, 1899,
p. 273—27«.
Liegt nicht vor.
Qaillard , Claude. M ammifurea mioeüues nou-
veaux ou peu eonnus de la Grive 8t. Alban -I«»*re.
Archive* du Museum d'Histoire naturelle de Lyon.
Tome VII, 1899. 8*. 80 p., 3 pl.
Die zahlreichen Säugethirrreste au» La Grive St. Alban
finden sich in S|*alten des Doggerkalkes in einem rothen
Lehm. Das geologische Alter Ist ein etwa* höhere» als
das der Fauna von San »an und drr Säblet de fOrltanai*
und etwa das nämliche wie jene* der Fauna von Stein-
heim , Gcorgensgcmünd und GÖriach. Durch fortgesetzt#
Aufsammlungen kann man jetzt folgende Arten nach*
weisen:
Pliopithecus antiquus, Cynonyeteris, Vespertili©
grivensU, antiquus, Rhinolophus delphlnensis , Krina -
ceuf sansaniensis, Palacoerinacen* intertnedius, Galeri x
exilis, Sorex pusillus, Proacapanus sansaniensi*, Talpa
uinuta, Scaphonyx Edward»!, dolichochir, Plesiodi-
mylu* Chantrei, Machairodu« Jourdani, Feti« Zilteli,
Aelurogale intermedia (? Ref.), Pseudael uru« quadri-
dentatu», transitorius, Lorteti, Urans primaevus, Dino-
cyon Thenardi , Göriarhensis , Amphicyon? sp. , Cepha-
logateVsp. , Lutra Lorteti, dubia — iat identisch mit
„Ursus“ Ref., — Muatela Filholi, delphinensis, transitoria,
Trochicti* hydroeyon , Plesictia mutatns — Viverra
leptorhyncha , modic* . »ff. steinheimensis , Herpest**
cvaasoa, Filholi, Prog«netta iueerta, Sciurus »perme-
philiau«, Xeru* grivensia, Sciuropterus albanensl»,
Gaudry i, Jourdani , M y o x u s tnnsaniensis, Cricetodon rboda -
niutn. medium, minus. Prolagu« Meyeri, I.agomys verus,
Macrotherium grande, Dinotherium giganteum (Rasse
levius), Mastodon angustidens, Anchitheriam aorrlia-
nrnse, Rhinorrro* sansaniensi* , bracbvpu», Listriodon
splcnden«, Sus grivensi* , Choeromorus pyginaeus,
Protragocerua Chantrei, Hyaemoschu* Jourdani, Pa-
laeomeryx magnus (recte eminens Ref.), Mlcromeryi
flourensianus, Dicrocerus elegans.
Chiroptera: Cynonycteri«? Ein Humerus, mit
hoher Deltoiderisla, dem der recenten aegyptiaca ähn-
lich. Die Bezahnung war wohl noch etwas mehr inaec-
tivor als bei den recenten Phyllostomatiden.
V es per t i I io(?) grivensis. Ein Unterkiefer , der
vielleicht auch xu Plecotus gehören könnte, da «ich beide
Gattungen nur durcli die Zahl der oberen P unterscheiden.
Vesperitilio antiquus n. sp. Ebenso gross wie V.
murinui. Der vorletzte P — Pa — iat hier eben«»
gross wie Pft bei den recenten Arten ist er kleim-r. Die
obeim M haben etwas Ähnlichkeit mit Rhinolophus
in Folge der starken Einbuchtung de* Hinterrandc». Von
«len fossilen Vesperitilio sind nur wirkliche Veape rilio
V. insignls und praecox von Weisenau, murinoidea
von Sansan und antiquus. ln Folge der geringen Re-
duction der P bildet diese Art den Uebcrgnng xu P a «
laeony cter i*.
Rhinolophus delphinensis n. sp., fast ebenso gross
wie Rh. ferrum eq u i n u m , 4 hat aber längere 1*. Bei
Pseudorbinolophus sind di* P nicht so stark reducirt
und der C hat runden Querschnitt. Zwischen Rh. col-
longensis und lugdunensis von Montceindre steht die
neue Art hinsichtlich ihrer Dimensionen in der Mitte, sie
besitzt auch im Gegensatx« zu diesen noch einen P#
stimmt aber mit ihnen darin überein, das# der kleine
hinter dem oberen C befindliche P noch innerhalb der
Zahnreihe steht.
Insecti vora: Erinaceus sansanienaia Lart. hat
die nämliche Zuhuzahl und Zahoform wie der etwas
grössere E. europaeu*. Der so wichtige obere P4 ist
leider nicht bekannt.
Palaeoerlnaceua intermedius n.sp. unterscheidet
•ich von Erinaceus nur durch die geringere Reduktion
der P, die Zwciwurzeligkeil des oberen l’t, und die Klein-
helt de» Innen zacken am unteren P4, sowie durch die
Breite des aalst cigendrn Unterkieferastea. Di« oberen
Pt »mH C sind zweiwurzelig. Der obere Theil de« Humerus
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Zoologie. 181
Ist verdickt wie Lei Ccntetrs, der untere Lut im Gegen-
sätze su Erlnaceus ein Entrpicandylartbrnmen. i'slaeo*
erlnacen» ist di« grösste Art dieses Genu«; Edward»!,
Caylnzi und priseus sind kleiner.
Gnlerix exilis Blain v. Diese weit verbreitete Art tat
hinsichtlich ihrer Dimensionen »ehr variabel.
4 1 2 3
Sorex puslllus mit - J - C - P M. An Croci-
dura «ranea erinnert der Bau der oberen >1 und die
Genial t de» Humerus. In der Anordnung und Zahl der
OherkirtVrzähno und der unteren J stimmt diese fossile
Art jedoch mehr mit Sorex vulgaris überein, nur der
letzte obere I’ ist in Folge seiner Kürze dem von Crossopu*
Ibnticher.
Talpldae. Fossile Humerus von Talpiden sind nicht
allzu setten. Dieselben gehören jedoch nur zum Theil
der Gattung Talpa an; die von La Grive vertheilen sich
auf Scnptonyx, Talpa (Urotrichus), Proseapanu»
und Plesiodlmylu».
Proacapanus sansanlentls Larl. »p. gen. nov.
3 14 3
mH «H# in geschlossener Reihe und mit
Ausnahme von P4 und den M sehr einfach gebaut. Im
Gegensätze xaScapanus nndCondylura find die oberen
M hier dreieckig. Der obere Jj hat dreieckigen Quer-
schnitt, der obere C sowie Pt ist ein-, Pt und P, sind je
zweiwurzelig, und P4 und die M je dreiwurzelig. M„ ist
stark verkürzt. Alle unteren Antemolareu mit Ausnahme
des P( sind ein wurzelige, einfache Kegel. Ms < Mf. Unter-
kiefer, sowie Radius. Ulna und Femur sind denen von
Talpa sehr ähnlich, dagegen ist der Humerus breiter.
Hyporyssua (Talpa) telluris unterscheidet »ich von
»ansanleusis durch die Stärke de« unteren Js,
Talpa? ralnuta Blainv. Der Humerus ist in seiner
oberen Hälfte breiter als bei Proseapanu« und Talpa.
Dies« relativ häutige Art ist um ein Drittel kleiner als
T. europaea.
Scaptonyx Edwardai n. sp. Die unteren Pa und P4
haben je eine rückwärts gekrümmte Spitze und zwei Wur-
zeln, P4 noch dazu einrn Talon. Der oben und unten
gleich breite Humerus i»t viel weniger gedrungen als bei
Talpa. Er erinnert an den von Scaptouyx fuscoeuu-
datus aus Tibet, sowie an den von „Talpa* brachychir
aus dem UntermiodLn.
Scaptouyx dolichochlr n. sp., kleiner als die
übrigen Talpiden von La Grlre. Der anfTallend gestreckte
Humerus erinnert mehr an den von Sorex als an den
von Talpa, jedoch ist die Clsviculargelenkiläche grösser
als bei Sorex. Urotrichus und Uropsilu» haben einen
sehr ähnlichen Humerus.
Diroylidae. Unterfamilie der Talpidae. Plesio-
3 14 2
dimylus mit - JyC-P-M. lu» Gegensätze zu Di-
mylus sind die unteren M hier gleich lang und ziem-
lich gestreckt. Der obere Mt bat dreieckigen an-
statt viereckigen Umriss; auch bat er nur mehr zwei
Höcker. Dafür besitzt der bei Dimylus einfache kegel-
förmige obere P4 hier einen zweiten Höcker und dreieckigen
Querschnitt und ist dadurch dem P( von Eriuaceu»
etwas ähnlicher geworden. Die M sind denen von Eri-
naceus nicht unähnlich. Bezüglich der Reduction des
oberen M. und des Fehlen» de» Mä einerseits und der
Complication des M, andererseits erweist »ich Plesio -
dimylu» apeclaiisirter als alle übrigen Insectivoren.
Die unteren J4 und C haben fa»t die nämlichen Dimen-
sionen. Dagegen sind P, und P, sehr klein. Alle Zähne
sind mit Basalband versehen. Drr Humerus erinnert an
den Ton Talpa; »eine überdies »ehr kleine Dorsalisapophyse
•teht aber viel höher, auch ist seine Clavicularfncette nicht
so groas.
Carnivora: Felidne: Felis Zitteil n. »p. bedeutend
kleiner als die Hauskatze , aber sehr ähnlich , jedoch ist
der untere Jt etwa» aus der Reibe gerückt. FelisZittcli
Ut grosser als pygmaeu von Sansnn, aber viel kleiner
als Felis media, die ebenfHlU aus Sansan stammt,
aber wie pvgiuaen wohl keine echte Felis ist.
Pseudaelurus quadrideu tatus schließt sich im
Zahubau und seinen Dimensionen sehr eng an den Panther
an, hat aber noch drei P und einen viel kräftigeren
oberen und einen wohl entwickelten Talon am unteren
M,. Der obere C ist ausserdem viel flacher und steht
weiter ab vom vordersten P.
Pseudaelurus transitorius Dep. hat die Grösse vuq
Serval. Der Humerus sieht dem vom Luch« ähnlich,
ist aber breiter.
Pseudaelurus l.orteti n. sp. hat die Grösse von
Caracal. Das Skelet ist fast vollständig bekannt, aber
stark verdrückt. Pseudaelurus Edwardsi aus den
Phosphoriten hat ähnliche Dimensionen, gehört aber wohl
einem anderen Genus an.
Ursidae. Diese Familie sollte, wie mau bisher an-
nahm nur in dns Plitwän zurückdatiren , jetzt haben sich
jedoch bereit* in Ls Ght« Zähne von Bären gefunden. —
In Wirklichkeit sind solche auch schon in den Braun-
kohlen von Steiermark und in Schlesien zum Vorschein
gekommen, aber al» Hyaenarctos hrevirhinus be-
schrieben worden , welche Verf. übrigen» vollständig iguo-
rirt. Auch scheint c* ihm entgangen zu «ein. dass anrh
bereits von Ln Grive ein Ursidrnzahn abgebildet, aber
freilich als I.utra dubia bestimmt worden war. lief.
Ursus primae? ni n. sp. unterscheidet sich nicht
bloss durch seine Kleinheit, sondern auch durch die Kürze
de» Talons am unteren M, und atn oherrd Mt von allen
späteren Bären; überdies ist der untere M, und der
obero P4 relativ grösser. Es erscheint höchst eigentüm-
lich, dass Gaillard diese Merkmale nicht für hinreichend
hält, um für diese Form eine besondere Gattung auf-
zustellen, wie dies von Seiten de* Ref. geschehen ist, der
hirrfür da» Genus Ursavas errichtet hat. Dieser Con-
senratismus man als überaus inconsequent bezeichnet
werden, da ja Verf. für die fowsilen Talpiden mit Recht
besondere Gattungen aufstellt. Dagegen giebl er eine höchst
überflüssige Tabelle mit den Dimensionen des oberen
P4 und der M von Canis, Amphicyon, Hemlcyon,
Hyaenarctos und ITrsusarten, um zu zeigen, dass der
V ergTÖsserung der M eine Verkleinerung der P entspricht.
Da aber diese Formen keineswegs mit einander im geneti-
schen Zusammenhänge stehen, so hat diese Zusammenstellung
nicht den geringsten Werth. Nach Gaudry wäre auch
jetzt noch nach der Ermittelung eines mioeänen Ursus,
Hyaenarctos der Stammvater von Urans, was natür-
lich nicht ernst zu nehmen ist , denn einerseits ist
Hyaenarctos viel specialisirter und andererseits giebt
es auch schon im älteren Tertiär Formen , von welchen
sich Ursus viel leichter ableiten lasst.
Canidae: Amphicyon sp. Der obere Jfl, hat nur
einen InnenhÖcker und ist auch kleiner als der von
major und steinheimensia — gehört wohl doch xu
letzterer Art.
Cephslogale. Zwei Oberkieferfraginente mit Meinem
PBi dickem , mit starkem Inuenhikker versehenen P4 und
dreihöckerigem M„ dessen llasalband sehr kräftig ist. M*
war noch ziemlich gross. Wenn nicht am >1, ein Zwi-
schcnhüekcr vorhanden wäre , könnten diese Reste sehr
wohl zu Pseudarctos bnvaricu» gehören. Ref. Siehe
diesen Bericht C. Schlosser.
Mustelidae: ZuPlesictis mutnta Filh. wird eit» Unter-
kiefer gestellt, dessen M, einen kräftigen Innenxacken be-
sitzt, während der Talon ziemlich kur* ist und der relativ
schwache Mf nur mit einer Wurzel versehen Dt. Da
aber für Plesictis gerade die Gros*« und Zweiwurzcligkeit
des unteren M, charakteristisch ist, so kann dieser Kiefer
nicht zu Plesictis gehören, welche Gattung übrigens
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182
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
wirklich noch io da» Miocän hinaufgeht — PI. leobeusi*
Redlich — was aber Gaillard nicht ru wissen scheint.
E» handelt »ich hier aber doch um die Gattung Haplogale,
charnkterirtrt durch die Schlankheit der P, den kleinen
Innen zacken Je» unteren M, und den etnwunudigeii , aber
einhöckerigen kleinen Mf. Die r«m Filhol und Dcp^rel
abgebildeten Unterkiefer gehören zweifellos zu Haplogale,
wenn die* auch von Gaillard bestritten wird; sein Ori-
ginal nimmt allerding» eine unsichere Stellung ein. Da-
gegen gehurt der Unterkiefer, welchen Gaillard und
I>cp£ret abbilden, wohl in der That zu Plesictis, denn
mit diesem «tim int die Beschaffenheit der P ziemlich gut
uberein, und der M, hat ebenfalls dreiseitigen Umriss, drei
Hocker und drei Wurzeln, Auch Redlich bezieht da*
Original Deperet-S auf Plesictis. Für Haplogale
mntata bleibt dann nur der Oberkiefer, welchen Filhol
abbildet und Gaillard auf Pseudaeluru» trunsito-
riu» bezieht. In dieser Weise wären die Angaben
Gaillard1« zu berichtigen . Plesictis i*t jedenfalls der
Vorfahre tod Marte*. Der al* Plesicti* bestimmte
Schädel au» La Grire hat einen kräftigen Scheltelk «mm,
während bei dem der echten Pleaictia statt desselben zwei
Schläfenklmme vorhanden sind.
Mustela Filhol i Dep. ist grösser al* die nahe rer*
waudten Marte*, jedoch stehen die vorderen P iaollrt.
Muatcla Dclphinrnsis D6p. hat die Grö*ae de*
Furet — und Foina ähnliche Zähne. Mt ist dreihöckerig.
lluatela tranaitoria n. *p. viel grösser al» Marte*,
hat ein lange* Cranlum mit zwei Schläfeukammcn , lang
gestreckten oberen P4 und einen muttelaartigen oberen
M, und unterscheidet »ich hierdurch von Troebicti* — ,
der M, ist complicirier al* bei Martea. Kef.
Viverridae. Viverra leptorbvncha Filh. Unter-
kiefer ?
Viverra mndica n. sp. Der Kiefer ist fast so schlank
wie hei Eupleres. Die unteren M sind wie bei deu
älteren fossilen Virerren noch »ehr einfach, jedoch sind
die Zacken des Talon von M, sehr hoch geworden, in Folge
der Anpassung an insectlvore Lebensweise. Vjv.
minima ist kleiner, Herpest es cra**us Filh. grösser
als der sonst sehr ähnliche untermioeäne »ntiquus. Die
P »ind länger und ihr« Vorderpartie ebenso gross wie die
Hinterpartie. P4 hat im Gegensätze zu dem der lebenden
Herpestes einen sehr kräftigen Aossenhöcker , während
der innenböcker relativ schwach ist.
Herpeste* Filhol! u. sp. ist der kleinste aller
Viverridei», ausser Viverra minimn- Beide fossilen
Arten haben jedoch verschiedenartigen Zahnbau. Bei den
ebenfall* sehr kleinen reccnten Galidla elegans und
Herpestes grlseus sind die P niedriger und der Kiefer
kurzer. Au die recenten Mangusta erinnert dir Form
der unteren M.
Nager. Sriuridae; Sciuropterus albanensi*
F. May. >• Sciurus vutgari*. Die Zähne haben gröbere
Falten als die de* lebenden Pteromys. Die oberen M
besitzen einen Innen- und drei AussmhÖdcer.
Sciuropterus Gaudryi n. sp. Die unteren M haben
je drei Anaseo- und drei Innenhöcker und glrich dem
P4 viereckigen Umrl»« , nur M, i*t etwas gertreckt. !u
der Grö**e steht der lebende Sc. ss'gitta aus Java nahe;
Sciuropterus sansaniensis ist etwas grösser.
Sciuropterus Jourdani n. sp. Die drei Aussen-
höcker sind den drei Innenhöckern direct gegenuberge*tellt.
Ma ist beträchtlich verlängert, der Kiefer sehr massiv.
Die Höcker sind hier viel hoher und M# viel länger al*
bei den übrigen Sciuropterus, Jourdani > alba-
nensia.
Artiodaetyla: Sus grivensis n. sp. = Sua. aff.
uteinheimensis, Hyotberiuio Rasse grivensis Dep.
Dieser in La Grive ziemlich häufige Suide hat einen
langen mit ansehnlichem Talon versehenen oberen M,.
Die P und M bieten nichts beendete*, jedoch treten zwi-
schen den P bereit* Lücken auf, auch nehmen wie bei
den echten Sus die M einen grösseren Raum ein al* die
P, wenn die* auch hier noch nicht in dem Maa*»c der
Fall ist, wie bei erytnanthius. Die Kronen der M sind
allerdings noch einfacher als bei den typischen Arten von
Su» und »chliesat sich diese vorliegende Art hier noch
mehr an Hyotherium an. Der obere C ist schon «ehr
gross geworden. Er hat ovalen Querschnitt , auf der
Rückseite eine Furche, und auf der Vorderseite einen Kiel.
Der C ist im Querschnitt dreieckig, die J sind noch nicht
so lang wie bei d«u rechten Sus.
In der Fauna von La Grive kommen bereits lebende
Genera vor, allein e* sind die» meist kleine Formen, welche
in Folge ihrer grossen Individumzahl sich viel leichter
erhalten , al» grosse Thicre , deren Spccies und Genera
immer auch eine viel kürzere Lebensdauer besitzen. Der
Charakter der Thierwelt spricht für ein tropisches Klima.
Die Hoheu waren mit Wald bedeckt , die Niederungen
füllte ein Süsawsaoertee au«.
Günther, Hob. J. The Piloten« Mammalia of tbe
Bone Beda of Maragha. Journal of tbe Linncan
Society of London. Zoologie. VoL 27, 1899, p. 376—378.
Autor sammelte bei Maragha: Hjaena eiimia, Icti-
therlum hipparlouuiu , Meie* maraghanu», Gaaell a
desperdita, brevicornis, Prostrepaiceroa, Tragoceros
ainaltheus, Palaeorcas I.indsnnuyeri , Antilope *p-
Palaeoryx Pallasii, Protory* longiteps, Gaudryi, Heli-
cophora rotundicornis , Criotberium argalioidcs — bat
nichts mit den Schafen zu thun, lief. — Samotherium
Boissieri — recte Urmiatherium, Ref. — , Sus ery-
manthius, Hippari on uiediterTaneum , Rhinoceros cfr.
Blanfordi, M astodon Pentelici, sp. Orycteropus Gaudryi.
Harld, Edouard. Nouvehea Pi£ces de Dryopitheque
et quelques coquillea de St. Gaudens (Haute Garoune)-
Bulletin de 1& aoeidtd gdologique de Preuce 1899,
p. 304- 310, 1 pl.
Innerhalb eines Jahres ist es Harle gelungen, zwei
Unterkiefer von Dryopithecu* zu finden; der zuletzt ge-
fundene hat nur mehr Mf und M,; der Mf trägt einen
BaaalhÖckcr , aber nicht auch der Ma. Am letzteren ver-
schmelzen die Wurzeln oben mit einander. Der besser
erhaltene Kiefer zeigt , das« das Kinn uuten scharf abge-
stutzt war, auch war er doch nicht so schief, und der
Rauin für die Zuug« weiter als Gau dry glaubt. Die
Symphyse nregion hat bei dem G audry’schen Exemplare
mehr Aehnlichkeit mit dem von Gorilla, an dem neuen
Kiefer aber mit Drang und Schimpanse. Der ausser-
dem in letzter Zeit hier gefundene Hi rach zahn erinnert
an Dauia von Montrejeau. Auch Dinotherium findet
sich. Die Ablagerung von St. Gnudens ist jünger als die
von Sansan , und etwa gleichaltrig mit der von Simorrr
und dem bayerischen Hinz sowie mit Oeningen. — Der in
St. Gaudens vorkommende Unlo ist flabellatus.
Harmer, Sidney P. On a apecimen ofCervus Bel-
grandi Lart. (C. verticornia Dawk.) frora the Forest
bed of Kaat Anglia. Traniaction* of the Zoological
Society of London. Vol. 15, 1899, p, 97 — 108.
Harmer, 8. F. Notice of a memoir on the remaina
of a Decr from the Foreat Bed aeriea of Pakefleld
near Lowestoft. Proceedings of the Zoological Society
of London 1899, p. 715—716.
Bespricht ein Schädelstück des fossilen Cervus verti-
cornis, dessen Geweihspitzen 6 Fass weit von einander
nbstehen. Da* Geweih ist viel länger al» man bisher ge-
glaubt hatte und dem de* irischen Riesenhirsch ähnlich,
der auch wohl der Nachkomme dieser Art war. Cervua
Beigrand i ist mit verticornis identisch, nicht aber
Cervus carnutorum.
Hay, O. P. On the na me» of Certain North American
Fossil Vertebrale». Science, Vol. 9, 1899, p.593 u. 594.
Liegt nicht vor.
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183
Zoologie.
H&y, O. P. Not« on the Nomenclature of «ome North
American Koutil Yertebrnta. Science, Vol. 9, 1899,
p. 253 n. 254.
Liegt nicht vor.
Kla&taoh, H. Der gegenwärtige Stand der P i t h e -
c&ntbropuafrage. Zuaammenfassende IJeberaicht.
Zoologisch*« Centralblatt, 6. Jahrgang, 1899, p. 217
— 235.
Es ist nicht zu bezweifeln , da»» «La* Schädeldach , der
Zahn and das Kemur wirklich xu einem Th irre gehören,
und ebenso wenig daran, das« Pithecanthropu» mit
dem Menschen nabe verwandt ist, wenn er auch viel*
leicht nicht dessen Stammvater ist.
Kornhubor, A- Ueber das Geweih eines fossilen
Hirsche* aus einem Leithakalkquader dee Domes
zu Pretburg. Verhandlungen des Vereins für Natur-
und Heilkunde zu Pretburg. Jahrg. 1897 — 1898,
1899, p. 1—9, 1 Taf.
Diese« Geweih gehört jedenfalls xu Dicrorerus, unter-
scheidet sich aber von dem des aurelianensis durch die
stärkere Divergent der hehlen Spros»en , sowie durch das
Kehlen von Längsfarcheu , weshulb hierfür eine neue Art
posoniensi» aufgestcllt wird — die natürlich nicht di«
mindeste Berechtigung hat, denn da« Geweih von Diero-
cerus ist an und für »ich «ehr variabel und dieses über-
dies zweifellos stark abgerieben. Es wird daher wohl auf
aurelianensis bezogen werden dürfen. Ref.
Laloy, L. Der Tertiftrmcnach mit besonderer Be-
rücksichtigung der neueren Funde in Australien.
Centralblatt für Anthropologie. Ethnologie und Ur-
geschichte. Jena, 4. Jahrg. 1899, p. 65 — 07.
ln Europa giebt es zwar in verschiedenen Tertiär-
nblagerungen — Thenay - Üligocän , TajoÜial in Spanien,
Otta in Portugal , Puy Corvey in Frankreich , Cromer
ForestWd in England — Feuersteine, die mit künstlich
bearbeiteten Aehulichkeit haben, aber doch aller Wahr-
scheinlichkeit nach pur durch unorgauisebe Kräfte ihr«
jetzig« Form erhalten haben. Da* Nämliche gilt auch
vennutblich von den Peucrsteingeräthrn , welche Kötling
im Pliocän von Burma gefunden bat. Der Fund von
Pithecanthropu« erectun in Java scheint dafür zu
sprechen , dass im Tertiär von Asien der Mensch über-
haupt noch nicht ezistirt hat , sondern erst dessen Vor-
läufer. Auch die angeblichen Funde aus dem Tertiär von
Nordamerika — Calavcrasscbkdel , sowie die Streifen und
Bohrungen an Knochen von Proboacidier n und Eden-
taten, welche ausser in Nordamerika auch in Südamerika
gefunden worden sind , können nicht als Beweise für
die Existenz de« Tertiärmenachen ungesprochen werden.
Jetzt hat nun Arcbibald in Australien, Warnumhool
Victoria in einem Sandsteine , dessen Alter freilich nach
manchen Autoren nicht tertiär, sondern quartär sein soll,
menschliche Kussspuren xusammen mit solchen von
K m u aufgefunden.
Lankaster, E. Ray. Not« on the Molar of Trilopho-
dont Mastodon (anguntidena) from the Base of
the Saffolk Ong. Geologien! Magazine 1899, p. 289
—292, 1 pl,
Einen Mastodon zahn aus dem Crag von Suflolk be-
stimmt Verf. als den von Mastodon angustldens var.
latidens, da er anscheinend aus dem Miocan-Crag von
Antwerpen stammt. Lydekker hielt ihn fiir einen Zahn
von M. longirostris.
Laube, Gustav C. Bängethierzähne au* dem Basalt-
tu ff von Waltach. Sitzungaberichte de« deutlichen
naturwiMennchaftlich-mediciniichen Verein* für Böh-
men „Lotos“ 1899, 6 p., B Fig.
Aus deu Biisalttuflen von Waltsch beschreibt Verf. zwei
Zahne. Den einen deutet er als Acer atherium ininu-
tum, den anderen als Uyotheriuui Sümmeringl, diese
Tülle sind daher nicht so alt, wie jene des böhmischen
Mittelgebirges. — Unter Aceratherium rainutum wird
alles Möglich« zusammengeworfen , der Name muss daher
auf das Cur ier’sche Original beschränkt werden. Im vor-
liegenden Falle wird wohl die Bestimmung als Rbino-
ceros sansaniensis oder als steinheimensls die rich-
tige sein. Ref.
Longhi , Paolo. Sopra i re. -ui di un cranio di
Campiodelpbi» fossile. Atli della Societa
Yeneta — Trentin. de Scienze Naturale. Vol. III, 1899,
p. 323—381.
Campsodcl phi s Ombonii n. sp.
Lydekker, Richard. Ou the Skull of a Sharktoothed
Delphin from Patagonia. Proceedings of the Zoolo-
gical 8ociety of London 1899, p. 919—922, 2 flg.
Im Tertiär von Chubut, Patagonien, kommt ein Delphin
vor mit squalodon ähnlichen Zähnen — Prosqualodon
australis, dessen Zahnznhl geringer (10 — ll) und dessen
Unterkiefer kürzer ist als bei Squalodon. Ein neu gefun-
dener Schädel sieht dem von Phocaena Gramput u. s. w.
ähnlich. Er hui die gleiche Grösse wie der Schädel von
Cogia brevicept. Die beiden Zahn wurzeln sind bereits -
verwachsen und die Zahl der Spitzen der einzelnen Molaren
ist kleiner als bei Squalodon. Der Schädel selbst hat den
nämlichen Bau wie beiden Delphinen. Die Bartenwale
stammen zweifellos von Zahnwalen ab — z. B. A rgy ro-
delphis.
Major Forayth, C. J. Note ou a Table of Contem-
porary Geologicnl Deposit* arranged Stratigraphi-
cally with their characteristic Genera of Mammalia.
The Geological Magazine. London 1899, p. 60 — 69.
Diese Tabelle kann hier nur soweit sie die verschiedenen
Säugcthiere führenden Ablagerungen betrifft berücksich-
tigt werden , dagegen muss wegen Raummangel von der
Aufzählung der darin vorkommenden Gattungen abgesehen
werden. Verf. unterscheidet:
Plelatocän, Torf, Alluvium, Löss, Thalschotter, Zkgel-
lehin , Höhleulehm , HühlenaMagcruiigen und Seebildungen
in Madagaskar.
Unterpleistocän. Korcstbed, St. Prent, Durfort,
Arezzo, Leffe, Equus- und Megalonyxbed, Pampasformation.
Centralaustralien,
Oherpliocän. Siwalik (partim), Trinil (Java), Borneo,
Kos, Red Crag (partim), Moutpellkr, Perrier, Arde, Coupet,
Astigiano, Val d’Aroo, Olivola, lilancobed.
Unterpliocin. Siwalik (partim) , Eppelsheim,
Baröth (Siebenbürgen), Casino, Montpellier, Roussillon,
Alcoy, Red Crag (partim). Antwerpeuer Crag, Blancolieil?,
Araucanische Formation, Monte Hermoso.
ObermiocSn. Siwalik partim, Maragha, Samos,
Pikermi, Haltavar, Belvedere, Sulmendingen*, Eppelsheim*,
Monte Bamboli, Mont Leberon, Croix Rousse, Concud, Loup
Kork, Pntagonische Formation.
Mittel m io cäri. Georgensgmünd , Steinbeim , Ries,
Günzbtirg, Möaakirch*, Güriaeh*, Kränzen» bnd *, San San,
St. Gaudens, Grive St. Alban, San Isidro, Santa Cruzeno.
Untermiocin. Weisenau, Ulm, St. Gerznd le Puy,
Calcairc de Beauce , Schio , Belluno , John Daybed , l'yro-
theri umschichten.
Oligocin. Hempstend, Phosphorite partim, Lukawitz*,
Ulm*, Pappeuhcim , Calaf , Rouzon , Roehette , Cadihona,
White River bed.
Obereocän. Bembridgr , Hordwell , Montmartre,
Beauchamp , Phoaphorile (partim), Debruge, Bohnerze —
Egerkingcn, Mauremont, Delsberg, Fwhnstetten, Ulm,
Heideubeim, Pappenheim — Monte Zuella, Uintabed»
Mitteleocän. Brackkahaui , Egerkiugen , Maurement,
Argonton, Issel, Buchsweiler, Andräshaz» (Siebenbürgen),
Bridgerhed, Jamaica.
Untereocän. I-ondon Clay, Pariser Becken, Egerkiugen
partlui, Waaatchbed.
»
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184
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Unterstes Kocin. Cernay, La Fire, Torrejon, Puna
Obere Kreide. Ceratopsbed, Laramie.
Jura. Purbeck, Stoucsfield, Atlantosaurusbed.
Triai. Kromc (Somersetebire), Echterdingen, Connecticut
ttmbti
Zwilchen Ober ■ und Miltelmiocän ist die marine Stufe
des Orkanais und Helvetica^ einimu halten , die eint be-
sondere Fauna enthält. Hierher Tuchorschitz.
Die mit * versehenen Loyalitäten hat Autor gar nicht
gekannt «-der Uli« neben , die gesperrt gedruckten Namen
an unrichtiger Stelle eingesetzt.
Die fossile chinesische Säugethierfauna hat^Verf. wohl
vergessen. Sie hat das Alter der Siwalikfauna.
Major , For»yth C. J. On Fossil Dorm io fl. The
Geological Magazine. London 18Ö9, p. 482 — 501.
Bereits im Miucän sind zwei verschieden* Typen von
Myoxus vorhanden, ein musrardinus- und eliomys-
ähnlicher. Die vermeintlich einzige Species Myoxus
sanianiensis muss in zwei Arten zerlegt werden: Mus*
cardinus san saniens is (hiermit idetitisch Myoxus
niteloldrs D*p. und M. Zitteli Hofm.) und Eliomys
hamadryas n. sp. Muscardinus zeichnet sich durch
den reducirteu o Iw reu Främotaren aus, der aber bei der
fossilen Art noch vier Leisten und drei Wurzeln hat, wäh-
rend beim lebenden avellanarius nur zwei Leisten und
eine Wurzel evisUren ; die M haben Hache Kronen, deren
Leisten niemals in Hockern endigen. Der obere M, hat
sieben, Mt sechs ganze und zwei halbe- (Querleisten, Ma 12.
Bei avellanarius bat M, fünf, M, sieben, M. sechs. Di«
unteren M, und M, haben je sechs Leisten und zwei Wur-
zeln, bei avcllnnarins hat M, und Ma je drei, vier
und Pl eine Wurzel.
Eliomys hamadryas n. sp. alias Myoxus sansa-
niensis Schlosser ln Sansan , Steinheim. Kies und Ls
Grive Ist grösser als s an s an i e n si s. Die unteren M
haben vorn zwei und hinten je ein« , F aber bloss eine
Wurzel. Die Zahl der Querkämau- ist die gleiche wie
bei Ulis und Eliomys nitedula. Di« Kronen sind am
Rande hoher als in der Mitte , die des Pt Ut schmäler
als lang. M, hat sechs Leisten , die zweite und fünfte
kürzer als die übrigen, Mj hat zwischen den beiden ersten
Leisten eine Nebenleiste , die dritte Leiste hat einen Aus-
läufer gegen die zweite. Der Unterkieferfortsatx ist
durchlocht. Bei „Myoxus murinua" jetzt Eliomys
P<> tu t* 1 i Trouess Aus dem l’r.tcrmiocin sind die M denen
von Eliomys ähnlich. Die M halten hier nur zwei Wur-
zeln. Pa ist «iowurzelig. Zwischen den vier vollständigen
stehen noch drei halbe Querleisten. Diese Art ißt nicht
ganz so gross wie die vorige. Der grosse Siebenschläfer
■ — Leithia gigantea aus dem Pleistocän von Malta soll
nach Ly de kk er nicht mit Myoxus verwandt sein, son-
dern eine besondere Familie — Leitbilds« — bilden, im
Zahnbau mehr an Xerus und Pteromys erinnern und
ein kleines InfraorbitaJforamen besitzen. Diese Gründe
sind jedoch nicht zutreffend. Das erwähnte Koratnen ist
vielmehr in Wirklichkeit gross. ImZahnbau besteht auch
zwischen Sciurus und Eliomys eine gewiss« Aebnlkh-
keit. An manch« Anoroalurus erinnert der molarartige
Pa und die Form des Innenweite» der oberen M. Uebrigens
ist auch die Gattung A nomal urus mit Myoxus verwandt.
Die Myoxinae gehören in die Familie der Anoma-
luridae, zu welcher auch di« Protrognmorpha v.
Zittels — dl« Trechorovini, Th *r idomyi nae und
Fedetini zu zählen wären. Hingegen ist die Kintheilung
in Myomomorpha, Sciuromorph* und Hystrico-
Murphs nicht in der Natur begründet. — Es braucht
wohl kaum bemerkt zu werden , wie verfehlt es ist , eine
erotische Gattung einer grösseren Grupp« als Typus zu
Grunde zu legeu , welche zumeist aui einheimischen Gat-
tungen besteht. Ref. hält übrigens noch immer an der
bewährten Eintheilung in Sciuroumrplia u. s. w. fest.
Major Foreyth, O. J. Pliohyrax graecas froui
Samo*. The Geological Magazine. London 189®.
p. 547—553, 1 pl.
Ein bisher zu RMaoeeros pachygnathus gestellter
Schädel gehört in Wirklichkeit zu „Lcptodon graecus“,
welche Art bisher lediglich aflf einen Unterkiefer aus
Fikcrmi basirte, jetzt aber auch in Samos durch Kef. nach-
gewiesen worden ist. Unterkiefer iu der Münchener und
Schädel in der Stuttgarter Sammlung. Der Londoner
Schädel trägt noch dos Hinterhaupt, dessen Sch laten leisten
sich erst oberhalb des Kiefergelenkes zu einem Scheitel-
karnmc vereinigen. Di« kleine, hinten geschlossene Augen-
höhle liegt oberhalb des Ma , das Infraorbitailoch oberhalb
des Mt. Die Nasenlöcher enden erst hinter dem Mr Bei
Hyraz ist die Augenhöhle viel grösser. Auch steht sie
ebenso wie das Iufraorbitalforamen viel weiter vorn, auch
enden die Gaumenbeine viel weiter vorn. Auch im Ge*
bi*s ist die Aehnlichkeit mit Hy rav recht gering, denn die
M sind hier viel weniger lophodotit , dagegen Ut der
Vorder- und der Mittelpfeiler viel kräftiger. Endlich
siud hier auch alle normal zwischen J, und M, stehenden
Zähne Jt, Jt, C, F, vorhanden und dicht an einander ge-
rückt, während Hyraz Ja und Cif sowie P, verloren hat.
Der Name Leptodon soll bereits für ein anderes Thier
vergelten sein und wäre daher durch Pliohyrax zu er-
setzen. Siehe auch Schlosser unter C. in diesem Be-
richte.
Major Forsyth , C. J. Some Rode nts from tbe
Middle Miocene Incuatrine Deposit* of Oeningen.
Southern Gennaoy. The Geologlcal Magazin« 1899,
p. 362—872.
Mit der Breda’ sehen Collection erwarb das britische
Museum eine Anzahl ürninger Platten mit Nagethierrestan.
Auf einem dieser Skelett« beruht der Name Sciurni
Br« dai H. v. M«y. Das Thier hatte di* Dimensionen
des Sciurus spermophilinus von La Grive. Seine
lncisiven sind ebenfalls mit einer Langsrinne versehen.
Eine zweite Platte enthielt das Skelet eines Lsgoroyiden.
■ — Den ersten Vertreter dieser Familie aus Oeningen hat
König als Anocmi oeningmsis beschrieben. Es ist
dies die kleinere der beiden in Oeningen verkommenden
Lagomydenarten. 11. v. Meyer benannt* den ersten
von ihm untersuchten Lagomyden Lagomys oenin*
gensis. Für die König'sthe Art muss die Bestimmung
lauten Prolag us (Lagomys). Lagopsis verus hat sicher
fünf Backenzahn«, wi« die gut erhaltenen Kiefer aus
La Griv* zeigen, jedoch besteht der fünft* nur aus einem
(Teiler. Hensel hat diesen Lagomyden, von dem
meistens dieser fünfte Molar nicht erhalten oder nicht
sichtbar Ist, irriger Weise suTitanomys gestellt, der aller-
dings wirklich nur vier Backenzähne besitzt, von denen
aber aoeh der letzt* aus zwri Cy lindern besteht. Lagopsis
verus wurde von Hensel zuerst aus der M<d««se von
Alfhausen beschrieben , H. v. Meyer bildet in winem
Manuscript Kiefer desselben auch von Schweizer Loeali-
täten ab. In La GriTe kommt ausser verus noch eine
weitere Art vor — Titanomys Fontannesi Dep., der
vielleicht auch in Oeningen gelebt hat. In La Grive ist
diese Art häufiger als verus. Si« hat einen längeren
Unterkiefer und eine weitere Zahnlücke, auch ist der
Unterm ud des Kiefers weniger gut ausgebuchtet. Die
oberen P erinnern an die von Lagomys; der vorletzte
hat fast dreieckigen Querschnitt und eiue von oben ge-
sehen halbmondförmige Aussen falte. Bei Titanotnys
Fontannesi Ist dieser Zahn noch mit Wurzeln versehen.
Ein© Oeninger Platte zeigt ein Nugerskekt mit einem
Cricetodon zahn von der Grösse und Zasammen»«tzan(
wie hei C. minus.
Marsh, O. C. Note on a Bridger Eocene Car di vor«.
American Journal of Science and Arta, Vol. 7, 1899,
p. 397.
Teluratocy on n. g. *UU Lrmnocyon nparius Mar»h.
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185
Zoologie.
Matthew, W. D. A Provisional Classification of the
Fresh Waler Tertiary of the West. Bulletin of the
American Museum of Natural Science. New York
1899, Vol. XII, Art, III, p. 19—75.
Verf. gieht eine «ehr daukenswerthe Ueberdcht der
Säugethier« enthaltenden Ablagerungen Nordamerika« mit,
Anführung der charakteristischen Gattungen.
P I © i * t o ci n.
P 1 i o c £ n.
Obermiocän.
M Ittel tniocin.
Untermiocän.
O 1 i g o r ä n.
Oberen <■ U n.
Mittel eorin.
rntermioein.
Hasaleocän.
Shrridanbed 100' mächtig, mit Equua in Oregon, Nebraska u. •. w.
Blancobed 150' n oben mit Pliauchrnia, unten mit Hippidiura, Niobrara.
f Loop Forkbed 40ö' „ mit Procaroelu», Niobrara.
[ Deep Kiverbed 150' w mit Cjrclopidiu», Montana.
Fehlt, nur in Oregon gehen John Day Genera in das Deep Rirerbed hinauf.
John Daybed 1000* mächtig, mit Diceratherium, Oreg»»n.
White Rirerbed 800* „ mit a) Protoceras, b) Oreodon, c) Titanotherinm, Sioux Lake Bn»in.
Uintabcd 800' „ mit a) Diplacodon, b) Telmatotherlum, lltab.
Uridgerbed 2000' „ mit Uintatherium (Green Rirer), Wyoming und Colorado.
I Wind Rirerbed 800' „ mit Bathyopsi», Wyoming,
i Watatchbed 2000' „ mit Coryphodon, Wyoming.
Torrejonbed 300' „ mit Paatolambda, Neumexico.
Das Puercobed zwischen Rio Grande und Sau Juan
Dt durch folgende Gattungen charakterDirt :
Polymastodon , Neoplagiaulax , Pmtocbriacus , Triiaodon,
Oxyacodon, Periptrchus , Kcloconus, Hemithlaeus, Coua*
c.idou, AnijMinchu«, Protogonodon, llemiganu«, Onychodecte«.
Da* Torrejon, cbendaaclbst durch: Ptilodus , Chirox,
Indrodon, Mixodectes, Chriacus, Goniaeodon, Sarcothraustca,
DDmcu», Virerrarus, Claenodon, Periptychus, AnDonchus,
liaplocouu», Euprutogonia, Miorlaenu«, Protoselene, Panto*
lambda, Fsittacutheriuin, Cottoryctea.
Dax Wasatch im Big Horn und Buffalo Basin, Neu*
Mexico durch: Hyopsodu«, Pelyeodus, Paramys, Viverravns,
I lintacyon , PaDeosinopn , Sinopa , Oxyaena , Palaeonietla,
Parhyaena , Esthonyx , Calamodon , Phenacodus, Menisco-
therium, Coryphodon, HvTacolheriura, Systemodon, Trigo-
nolestea.
Da« Wind Rirerbed im Wyoming- und im Huerfnno*
becksn in Colorado durch : Hyopsodu« , Pelycodus,
Microayopa, Paramys, Yirerravu», Ulntacyon , cinopa,
Esthonyx , Phenacodus , Coryphodon , Bathvopaia , Hyraco-
theriura, Protorohippus, Lambdotherium, Hrptodon, Trlmato*
theriutu.
Da* Bridgrrbed ausser im Bridgerbecken auch im
Huerfano- und Washakie enthält: Hyopsodua, Mlcroayopt,
Notharrt us, Omomvs, Anaptomorphu«, Paramys, Viverrarua,
Sinopa. Patriofelia, Tillotherium, Stylinodon, Uintatherium,
Orohippua, Helalete» , Hyrachyus , Palacoayops , Telmato-
tlierium, Homarodon, Achnmodon, Pantoleates.
Da* Uintabcd enthält folgende Genera: Hyopsodu»,
Paramys. Prodaphaenus , ProcynodictD, Oxyaenodon , Me-
sonyx, Epihippus, laectolophu» , Trlplopus, Amynodon,
Telmatotherium , Palaeoavopa, Diplacodon, Bunomerys,
Leptoreolon, Eomeryx, Protelotherium.
Da« White Rirer Dt filier den grössten Theil de«
westlichen Nordamerikas rerbreitet, Colorado, Nebra«ka,
Süddakotn. Montana und Canada. Ea enthält die Gat*
tungen : Didelphya, Ischyromya, Sdurtu, Steneofiber,
Gymnoptychos, Kumys, Palneolagus, Hyarnodon, Dnphaenus,
Cynodicti», Cynodesmu», Phlsoryon, Bunaelnru«. DinietD,
Hoplophoueu», Euamilas, Ictops, Geolabi», Mcsohippus,
Anchippu«, Colodon. Protapirus, HyracoJon, Metaroynodon,
Leptaocntbariaa , Acemtherium . Titanotherium. Ancodu«,
Elotherium, Agriochoerua, Oreodon, Eporeodon, Mesoreodon,
Leptaurbenia , Poebrotherium , Protomerr* , Leptoraeryx,
Hypertraguln», HrpDodua, Prutoceraa.
Das John Daybed liefert dieGenera: Sciuru«, Allomya,
Steneofiber, Entoptychus, Paciculos, Lepns, Paradaphaenua,
Kothocyon , Trmnocyon, Ilyptotemnodon , Oligobunis,
Enhydrocyon, Dinicti«, Archaelurn». Nlmravua, Pogonodon,
Hoplophoueu«, Mcsohippus, Diceratherium, Boochoeru»,
Bothrolabi* , Agriochoeru« , Kjmreodun , Merycochoeru»,
Protornerv *, Hrpcrtragulus.
Daa Loup Forkbed in Colorado, Wyoming, Montan*
Oregon, Nebraaka, Neumexico, Kan»a*t Nebraska und
Texae enthalt: Arctvmy*. Mylagaulu«, Eucastor, Geutny»,
ArcUlv fttr Anthropologie, Bd. XXVII. (Vers. d. anthrop. LiL.)
Achenodon, Pseudaelurus, Mastodon, Anchippu«, Protohippus,
Pliohippus, Hipparion, Aceratherium, Teleocera«, Merychyu«,
Cyclopidiu», Procamelus, Protolabia, Miolabi«, Blastomeryx,
Co«oryx.
Die Fauna de« Equuabed Dt noch recht uugeniigend
bekannt. Im P alo- Dur obecken fuhrt ea Aphelop»,
Protohippus, Pliohipptu , Equu«, im Blancobed kommen
ror: Cunimartca , Borophagn« , Felis, Megalonyx, Tetra*
belodon, Dibetodon, Equua, Platygonua, Pliauchenia. Neue
Gattungen sind Palaeictopa, mit Ictopa verwandt,
2 14 2
Phlaocyon mit — J - C- P- M. Stammvater ron Pro-
1 3 14 3
cyon Dt Miolabis = Procamelua p. p. und Proto*
labia pp.
Matthew , W. D. la the White River an Aeoli&n
Formation? The American Naturalist 1899, p. 403
—408.
Daa White Rirerbed ron Nordamerika, welche« bekannt*
lieh durch den Reichthum and die gute Erhaltung der
Säugcthierreate ausgezeichnet Dt, wurde bisher allgemein
für eine Süsswasserbildung gehalten. Wäre die« der Fall,
»o müssten »ich an den Rändern diese» Becken« Strand*
marken oun»tatiren lassen , ferner müsste die ganxe Ab*
lagcruog deutlich geschichtet «ein ; auch wären gewiss
Deltabildungen vorhanden. KaunDti«che Gründe, welche
gegen die Ablagerung au» Wasser sprechen, sind da«
Fehlen von Süsswasserconchylien , Fischen und Wasser*
»childkrdten, »owie die geringe Zahl von wirklich aqua-
tilen Säuget hi eren — , nur in den tlef«ten und höchsten
Schichten kommen solche vor, in den enteren Mctamy*
nodon, in den letzteren Lcptauchenia und Steneo*
fiber. In Süaswasaerbildangcn sind endlich auch die Skelette
nicht mehr im Zusammenhänge, wie die« hier in der
Regel der Fall int. Sofern hier Skelette nicht vollständig
erhalten sind , li*«t aich dies durch die Tliätigkcit von
Raubthicrvn erklären. Die Zusammensetzung der Säuge*
tbierfauna , die Häufigkeit von fossilen Landschildkröten
und die Beschaffenheit de» üesteiDamateriaies — meist
feinkörniger kalkiger Sand — - sprechen für eine Eutatehung
auf trockenem Lande, ähnlich wie die» für den Lös» nach*
gewiesen werden konnte. Mit dieser Annahme lässt »ich
auch die write räumliche Ausdehnung des White Rirerbed
sehr gut io Einklang bringen.
Morgand, E. L’bomme tertlaire. These de la Facultl
de in4d£cine. Paris 1898. Ref. vonLnloy in 1/ An-
thropologie. Paris 1899, p. 194.
Autor schlägt ror, Pithecanthropus ereetua als
den trrliären Menschen xu betrachten.
Osborn , H. F. Fossil Vertebrales in the American
Museum of Natural History. Nature. London.
Vol. 59, 1899, p. 272—275, 5 Fi, g.
Autor giebt verschiedene Methoden an , um Skelette
von fossilen SKugethieren aufxustellen — nls freie Skelette
und Hochrelief». Abgebildet Aceratherium tridac-
24
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186
Verzeichniss (1er anthropologischen Literatur.
tylum, Titanothrrium robusturo, Phenacodu«
primxvai, Coryphodon (Iltis, Telcocera*
fonigir.
Oaborn , H. P. Frontal Horn in Accra therium
l&lillTBIk Bcienc« 1899, p. 161—102. 1 pl.
I)a Autor an einem Schädel »ob Aceratherium iucl-
ni v uro aus Eppelsheim eine Rauhigkeit auf «Irin Stirn-
beine gefunden hat, die wohl einem Horn al* Bazi* ge-
dient hat, so glaubt er die»e Art von Aceratherium
bereit» zu Rhinoceros «teilen zu dürfen, zugleich wäre
dies die Form, au« welcher Elasmotherium herror-
gegnngen int, denn auch bei diesem steht das Horn an
der nämlichen Stelle, auch zeichnet »ich Klasroutherium
gleichfalls durch die Kleinheit der Nasenbeine au*.
Redlich, Carl A. Heber ’Wirbelthierreate au» dem
Tertiär von Neufeld (Ujfaln) bei Eberfurth an der
österreichisch - ungarischen Grenz*. Verhandlungen
der k. k. geologischen Reichsnnstalt. Wien 1899,
p. 147—150, 3 Fif.
Die Lignita enthalten Zähne von Mastodon cfr. Ion-
giroatrla, Boraoni und Sa» »p. — Die erstem
M »ftodon zahne sind sehr Weit, die letzteren haben
breite , flache Kronen. Der S u i d e n sahn ist dem von
Suk palaeochoerus ähnlich, aber auch dem von Hyo*
theriuro simorrense. Früher soll hier auch Acea*
therium incisivutn und Machairodus eultridens
beobachtet worden sein. Die Lignit e liegrn unter Schichten
mit Congerien und sind selbst schon plincin.
Rigg*, 8. Eimer. The Mylagauüdae, an extinct
family of Sciuromorph Roden t«. Field Columbian
Museum publication. Ueological Serie*. Vol. 1, Nr. 4.
Chicago 1899, p. 181—187, 5 Fig.
Von Mylagaulu* unterscheidet sich die neue Gattung
Mesoganlus mit der Speeles ballen sls an» dem Deep
Riverbed von Montana durch den langen, aussen fast flachen
ersten Backenzahn und durch den ItroUrundrn Querschnitt
de* letzten Backenzahnes. Er*terer i*t auch langer als
der zweite. Der aufsteigende Ast des kurzen, aber hohen
Unterkiefers ist sehr massiv. Von den drei Backenzähnen,
ausser welchen aber wohl noch ein weiterer eiistirt hat,
trägt nur der erste Schmelzinseln.
Protogaulus ( Men i scotny * ) b ipp od u* unterscheidet
»ich von den» echten Mrniscotn ji durch die flache
Aussen scitc der oberen M , durch die Kürze der Wurzeln
und den Besitz eines Querkarome* auf den unteren M.
Auch i*t der untere P4 länger und mit einer Aussen-
furche versehen. Der untere J hat eine Längsfurche.
Die Mylagaulidae haben mit Hystrix den langen
unteren P4 und mit den Sciuromorphen die Form de*
Eckfortsatzes gemein, sie unterscheiden sich jedoch durch
da* Fehlen ein««* vierten Backenzahnes und den Besitz
wirklicher Schmelzinseln — , Siginogompbiu* und
Kucastor haben allerdings auch nur drei Backenzähne,
aber der Unterkiefer i*t nicht s« kurz und die Maaseier-
leiste i»t nicht so weit vorgerückt. Der P4 hat hier die
llauptfunctlon übernommen. Der Ahne von Mesogaul u*
— Protogaulus — hat noch vier mit Wurzeln, Schmelz-
leisten und einer Auß-enfurche versehene Backenzähne.
Da* jüngere nordamerikauische Tertiär weist folgende
Sciuromorphen auf:
Geomyiden: Gymnoptychu* montan»*, trilopliu*,
Heliacomy* verus, White Riverbed, Pleurolicus lopto-
phry», John Pavbed, Entoptychus crasslramis, planifröns,
Nebraskabed.
Castoridae: Steneofiber nebrasrensis, penlnsulatus,
pansus White Riverbed, SL gradatu* John Ilaybed, roon-
tanus Deep Riverbed, Kucastor tortu» Nebraskabed —
im Pleiatocän Castor Aber, plicidrns, Rosinae.
Sciuridae: Sciurus relictus White River, WortmanJ,
John Daybed, Aretomy» vetu» Nebraskabed, Menis-
comy* liolophu», cavatus, niten» John Daybed. — Im
PlcDtocän Sciurus calydnus, panolicu», Tntnias Wen-
dens, Aretomy s monax fossili».
Mylagaulldae: Protogaulus hippodus John Day,
Meaogaulus ballen»!» Deep River, Mylagaulus roon*
tanus, »esquipedalis Nebraskabed.
Schlosser, Max. Neue Funde von Leptodon
graecua Gaudry und die systematische Stellung
diese* Bäugethiere*. Der Zoologische Anzeiger 1899,
8. 378—380, 385 — 387.
Von Leptodon graecus kannte man bisher nur den
von Gaudry beschriebenen Unterkiefer au* Pikermi.
Jetzt i»t davon in Samo« in gleichaltrigen Schichteil noch
ein weiterer Unterkiefer und ein Schädel gefunden worden,
letzterer vonOsborn al» Pliohyrax Fraasi Iwsrlirieben.
F^ ist aber nicht zweifelhaft, da»* e* sich nur um Leptodon
handeln kann. Dagegen ergaben «ich Schwierigkeiten
hinsichtlich der systematischen Stellung , denn hei den
PerlsBodactylen, wohin man diese Gattung bisher rech-
nete, sind die J schwächer al» die C, hier aber sind die
mittleren J viel grösser als die übrigen, und die C haben
die Gestalt von P. Bei Hy ras hat aber überhaupt
Reductinn der J , C und der vordersten P stattgefunden.
Eine gewisse AehuHchkeit hat Leptodon mit manchen
fossilen südatnerikauischen Hufthieren. Ueher die etwaige
Verwandtschaft zwischen Hyraz und Leptodon konnte
nur die mikroskopische Untersuchung der Zähne ent-
scheiden ; die von Hyraz zeigen nämlich eine ganz
andere Structur al* bei allen Hufthiercn.
Schlosser, Max. Ueber di« Büren und bä reu -
ähnlichen Formen de* europäischen Tertiär«. Palaeon-
togra^hica. Bd. XL VI, 1899, p. 95—147, Taf. XIII
Ursa« besitzt von den gewöhnlichen fünf Höckern der
Otarkiefermolarcn der Carnivorcn nur die beiden Aussen-
böcker — Paracon und Metacon — , den Innenhöckrr —
Protocon — und den hinteren Zwischcnhöcker — Meta-
cotiulu* — , während der vordere Zwtschenhöcker — Proto-
oonulu* — fehlt Deshalb können auch die Amphicyo-
niden mit fünf Höckern nicht die Ahorn der Bären sein,
sondern dieselben müssen in Formen gesucht werden,
welche nur vier Höcker besessen haben. Solche Formen
existiren aber bereits auch thatsächlich schon im älteren
Tertiär.
Die gegenseitige Verwandtschaft der jetzt leleuden
Bären lässt sich am besten aus ihrem ZalmLuu ermitteln,
und hierbei zeigt sich, das» Hrlarctos maiayanu»,
Thalassarctos mnritirou», Melursus labiatu*,
Tremarctos americanus uud ornatu* nicht nur viel
primitiver sind, al» die lebenden Euarctos arcto* und
tihetanua, sondern auch als alle bekannten fossilen
Bären, mit Ausnahme etwa de» obenuioeänen brevi-
rhi iius, der alter auch schon zu diflerenxirt lat, als das»
er für den Ahnen von maiayanu« gelten könnte. Da-
gegen lässt «ich die Euarctosreihe von brevirhinus au
sehr gut verfolgen. Sie fuhrt Ton Ursa vu* brevirhinus
au* dem ObermiodLn von Steiermark uud Schlesien —
früher al» Cephalogalc und Hyaenarcto* bestimmt -■
hiermit vielleicht identisch der etwa* grössere Ursavn«
primaevus von La Grive St. Alban, zu Ur*us Böckbi
— OnterpÜoein von Siebenbürgen, ür»u» etrn»cu»
(arvernensis) , Oberpliocin der Auvergne , von RouaaBloa
und Val d’Arno und zu Urans sprlacu« einerseits und
arcto* andererseits. Die Veränderungen innerhalb dieser
SLawtnesreihe bestehen in allmählicher Zunahme der
Körpergröße, in Verlust von Praemolaren und iu Com-
plication der Moloren — durch Streckung uud Vergrö**e-
rung derselben und durch Auftreten von Secundärhöckeru.
Die primitive Gattung Urssvu» unterscheidet sich von
Urs us durch den Besitz von - P, von denen der erste
nur ein«, die übrigen dagegen mit Ausnahme der oberen
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187
Zoologie.
dreiwurzcUgen P4 je zwei Wurzeln haben, ferner durch
■len einfacheren Bau und die relative Kleinheit der Molaren
und den primitiveren oberen P4 , dessen Innenhöcker noch
nicht so weit zurückateht.
Hyaenarctoa galt bisher als Stammvater der B Iren.
Er tritt aber eher später als Ursavus auf und ist sogar
speeialUirter als die Bären — I* mehr reducirt und
letzter derselben , mehr complirirt — , auch haben die
Hocker der M eine etwas andere Gruppirung , und der
Kiefer ist kürzer. Vielleicht stammt von dieser Gattung
der lebende Aclurop us melanoleucus ab. Der pliocine
Hyaenarctos arctoideua aus dem Pliocän von Mt.n-
tredon ist wohl eher ein Ursavus.
Hetnicyon mit kurzen Kiefern, h und «ähnlichen P
und grossen, aber relativ kurzen, vierhöckerigen, oberen M,
steht scheinbar in der Mitte zwischen Amphicyou, dessen
Gebiss dem der Hunde noch ähnlicher ist und den
Bären, allein auch Hemicyou ist schon zu gross, als
dass er der Ausgangspunkt der Baren sein konnte,
zudem erscheint er erst gleichzeitig mit Ursavus und
hal überdies lange zierliche Metapodien , vermuthlich wie
Cephalogale. Die wichtigsten Arten sind Hemicyou
sansaniensii und göriacbensis, beide im Obermiocän.
4 2
Cephalogale, ebenfalls mit -P - M, hat niedrige P
und M(. P sehr einfach uud kurz, Innenhöcker am obereu
P4 weit zuriiekstehend. Obere M relativ lang, vierhöckerig
— K| dreieckig, M, elliptisch im Umriss. Dem GtUdt
nach könnte diese Gattung die Stammform der Bären
sein, allein die Metapodicn sind lang und schlank und
digitigrad. Im Untormiocln C. Geoffroyi, rninor und
die mangelhaft bekannte brevirostrla — , die beiden
enteren auch in den Phosphoriten. „Cynodictis "
Boriei, Gryei und Leymcriei sind gänzlich erloschene
Formen, die schon Aukuü p tu ng an Pachycy nodon zeigen,
die beiden ersten sind dagegen der Ausgangspunkt von
Hemicyon; brevirostris könnte vielleicht zu Ursavus
hinüberleiten.
Pachycy nodon hat mit Cephalogale den Stamm-
vater gemein, aber die Kiefer sind plumper, der Talon
der unteren M ist sehr gross und hoch. Die Höcker
stehen paarweise. Oberer ist gerundet oblong; die
P sind klein und ganz einfach, der Inncuhöcker des oberen
P4 steht ziemlich weit hinten ; der Unterkiefer ist sehr
hoch. Typus dieser wahrscheinlich oligoclnen Gattung
ist „Cynodictis" «rassiroatrls Filb. Sie bildet wohl
den Ausgangspunkt der Bären. Ihn* Metapodien waren
kurz und plump, die ArtkulationaAichen derselben waren
fast ganz wie bei Cephalogale.
Paracvnodon und Cynodon sind einander sehr ähn-
lich. Bel dem letzteren stehen die P dicht an einander,
unterer P4 ohne Nebenzackeu ; Innenböcker des oberen P4
weit zurück geschoben , obere M mit je vier Höckern,
zwei aussen, zwei inneu, und mit innerem Basalbaud.
31, dreieckig , M# elliptisch im Querschnitt , beule stark
gerunzelt. Untere M mit grossem , grubigetn Talon und
Innenzacken neben dem llauptxackrn. Schädel cauiden-
ähnlich , Bulla« osseae sehr dach , Extremitäten kurz und
dick. Diese beiden Gattungen sind die ältesten bis jetzt
ermittelten Vorläufer der Bären. Paracynodon v ul-
pi n us Bohue rz von Ulm und leptorhynchus Phosphorite,
Cynodon velaunon OUgocän Honzon, Cynodou gra-
cilis Phosphorit«.
Pseudarctos nov. gen. mit ^ M. P simmtlich klein,
3
ohne Nebenzacken, untere M mit grossem, grubigem, aber
llachem Talon, Mt mit stark reducirter Vorderhilft«, aber
ebenso wie >1, auffallend gross und breit. Ober« M, und
Mt anscheinend dreieckig, viel breiter als lang, mit nur
einem einzigen Innenhöcker. Oberer 31, vermuthlich
elliptisch, oberer P4 kurz, mit ziemlich weit zurück*
stehendem Innenhöcker. Pseudarctos bavaricus n. g.
n. ap. aus dem Obermiocän von Tutzing. Die Verwandt-
schaft dieser Gattung ist nicht näher zu ermitteln. Nur
Pachycy nodou hat Aehnlichkeit im Bau der P und der
unteren M , dagegen sind die oberen M mehr oblong und
ein M, fehlt vollständig.
Dinocyon, Jndsivcn mit Nebenzacken, unterer M, mit
hohem Hauptzarken, mit weit xuriickstchendem Metaconid,
schneidendem Talon um! kleinem Innenzacketi , Mt init
opponirtein Metaconid, und einem aus drei Höckern be-
stehenden Talon , Mg mit dreihöckeriger Vorderhllfte.
Oberer P4 mit kleinem, weit vorstehendem Innenzacken,
hohem , massivem Hauptzncken und kurzer Schneide.
Oberer 3! mit zwei AuMcn - und einem Innen- und zwei
Zwischmhövkrrn und einem kräftigen Innenwulst, M, ge-
rundet dreieckig, 31, trapezoidal. Vielleicht Ist ein oberer
N| vorhanden. Metacnrpalien denen von Amphicyon
ähnlich, kurz und plump. P wohl wie bei Amphicyon
relativ gross und cumplicirt. Im Obermiocän Dinocyon
Thenardi, vielleicht mit Pseudocyon am nächsten
verwandt.
Pseudocyon mit- sicher - 31. J vermuthlich ohne
Nebenzacken, Zahnlücken zwischen den kleinen Plt Pt und
l’B. Oberer P4 mit kleinem , weit vorn stehendem Innen-
böcker, unterer P4 mit Hinterböcker, unterer Mj mit
kleinem Metaconid und wie Mt mit nur kurzem, schnei-
dendem Talon ; unterer Ma relativ gross. Erster Aussen-
böcker der oberen Mj und M, vi^l grösser als der zweite,
Innenböcker sehr niedrig; Zwischeuhöcker ganz undeut-
lich, aber dicker innerer BasalwulsL M, gerundet drei-
seitig, M, oval, M, elliptisch. Kiefer härenähnlich. An
Amphicyon erinnert die Dreizahl und die Form der
oberen M und die Zusammensetzung der unteren 31, und
Mt. an Dinocyon der Kieferbau und die Form des uuteren
Mj und der gezäbnelte Eck/ahn. Pseudocyon sansa-
n i e n • i s im Obermiocän von Sansan und Steiermark ;
bohemicus u. sp. — aus dem Mitielmiocäu von Tuchor-
schita — erweist sich nach neueren Untersuchungen des
Kef. als mehr mit Amphicyon verwandt, wenigstens mit
dem A. major von Sansan.
2
Amphicyou hat sicher nur - 31. Die verschiedenen
Arten haben alle mit einander gemein di« Anwesenheit
von nur einem Innenliöcker und zwei Zwischrnhückrrn
an den oberen 31 , den Besitz eines Nebenzacken am
unteren P4, die schnrMenartige Ausbildung des Autseii-
und Innen Höckers am Talon der unteren Jf4 und 3(t und
die Form der Jletapodlen. Auch inserirt die KpicondyUr-
spange bei allen sehr hoch oben am Humerus. Die Gat-
tung Amphicyon weist verschiedene Typen auf:
1. A. steinheimrnsis und lemaneosis mit ein-
fachen P und M. Die Zwischenhücker der oberen 31
werden immer kleiner , der obere 3la wird reducirt , ist
aber oval, unterer M, relativ gross. Steinhcimensia,
Obermiocän , giganteus und lemanentia im Unter*
mioeän. Letzterer ist die am besteu bekannt« Art.
2. A. major. Complication der oberen 31 durch
Verdickung des BasalwuUtc» und Vergrösserung de»
zweiten Zwischenhöckers. *— Obermiocän und Pliorän.
Wohl Nachkomme des lemanenais.
3. A. rugosidena mit sehr kleinem oberen M, und
rauher Obertläcbe der M. Vorläufer und Nachkommen
bis jetzt noch nicht bekannt, l'atermiocin.
4. A. ambiguus, mit sehr kurzen oberen M, und
schneidendem Talon an den unteren 31. P dickt an ein-
ander stehend , Kiefer kur*. Phosphorite von Quercy.
Stammvater der beiden ersten Typen I
Pseudamphicyon. Hauptzacken um unteren P4 und
Mj, »ehr hoch, Talon der uUm 31 schneidend, unterer
M, sehr klein, oben nur 2 M anwesend. Innenhöcker des
24*
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188
Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
oberen P, »ehr gm»», Basalwulst der oberen M »ehr schwach
entwickelt. Starke Ausbildung des vorderen statt de*
hinteren Zwischenhöc-kcrs am oberen Mt. M, fast längeT
als breit. Gesiebt »ehr kurz. Die eigentümliche Form
der oberen M und da» Fehlen eine» dritten oberen M
spricht gegen eine direct« Verwandtschaft mit Amphi-
cyon. Cynodicti* geht vielleicht auf die nämliche
Stammform zurück wir Paeudanipbicyoa; P«. lupinus
im OHgocän von Ulm, helveticus in den eoclnen Bohn-
erzen von Canton Waa.it.
Extremitäten: Amphicyon. Die Extremitäten haben
einige Aehulichkeit mit jeneu der Bären, aber zugleich
auch noch mit denen von Cjr nodictis, also mit der Orga-
nisation der Viverren. Unterarm und Unterschenkel
sind aber relativ lang anstatt verkürzt , wie bei den
Bären. Der Astragalu» hat noch einen langen Hals und
eine tief ausgefurchte TJbialflache , das Calcaneum ist
noch ziemlich schlank und das Scapholuuare noch sehr
niedrig. Die Metacarpalien und Metatarsalien hingegen
»ind denen der Baren recht ähnlich, nur greifen sie noch
nicht so weit über einander über und in den Carpus resp.
Tarsus hinein , auch ist das fünfte noch nicht grösser
als das zweite, während es beim Bären dns grösste und
stärkste von allen Ist. Auch arüeullrt Metarsale IV siel
inniger und viel tiefer unten mit dem dritten, dieses
aber mit dem zweiten fast gar nicht, beim Bären aber
sehr fest. Die Amphioy o n raetapodien sind daher im
Allgemeinen zwar viel primitiver als bei Uriu* — wo
sie in Folge der - Plantigradie Bpecialisirung erfahren
haben , aber doch nicht fundamental verschieden. Die
Phalangen haben grosse Aehniichkeit mit jenen der
Bären. Cy nodictis hat noch primitiver« Extremitäten
als Amphicyon, jedoch ist auch die von Ursut in eiuigen
Stücken primitiver als bei Amphicyon und kann daher
nicht wohl von der von Amphicyon abgeleitet werden.
Pseud amphicyon bat auffallend kurze, plumpe Meta-
podieu, die auch viel gespreizter stehen ab bei Amphi-
cyon und Cynodicti». Gespreizte Zeheustellung i»t zwar
im Allgemeinen ein primitive* Merkmal, z. B. — Eupro-
togonia, der ältest« Vertreter de» Pferdestammes —
hier aber doch wohl eine Specialisirung.
Cephalogale erinnert im Kxtrcroitätenbau sowohl an
Amphicyon als auch an Cynodictis, aber die langen
Röhrenknochen sind viel schlanker als bei beiden , die
Metapodien länger und die Metacarpalien greifen viel
tiefer in die Handwurzel hinein.
Pachycynodon hat ähnliche Gelenkung der Meta-
rarpalleu wie Cephalogale, während die der Metatarsa-
lien mehr jener von Cynodicti« gleicht. Alle Meta-
podien sind jedoch viel kürzer ab bei diesen Gattungen, und
Metacarpale V und Matatar»ule V sind sehr kräftig. Es be-
steht somit kein nennenswerthe* Hindernis« für die Ab-
leitung der Bärenextremität von jener von Pacby-
cynodoo.
Paracynodon und Cynodon haben auffallend gruaae,
plumpe Metapodien, die auch, wie hei Pseudamphicyon,
sehr gespreizt stehen, was wohl als ähnliche Differenzirung
gedeutet werden muss.
Die ursprüngliche Organisation von Hand und Kuss
war Digitigradic wie bei Cynodlctia, was schon des-
halb wahrscheinlich wird, weil auch bei den ältesten
Ursiden der Astrmgalus wie bei Cynodictia einen
langen Hab und eine tief ausgeschnittene Tibial-
facette besass. Sowohl innerhalb der alten U r $ i d e n
ab auch innerhalb der A mphicyoniden kommt
sowohl Digitigradic, ab auch Plantigradie vor. Bei den
enteren ist Pachycynodon digitigrad, Paracynodon
plantigrad, bei den letzteren Amphicyon, resp. Pseud-
amphicyon. Be» zunehmender Körpergrösse werden die
melkten plantigrad — Ursus, Uyaennrctos, Dlnocyon,
Amphicyon, andere aber echt digitigrad — Cephalogale
Hemlcyou.
Die Bären können unmöglich von Amphicyon ab-
stammen , denn aie erscheinen fast gleichzeitig mit diesem
Genus; auch bt nicht amunehmen , dass gewisse Com-
plicationen des Gebisses — - Auftreten von Nebenhöckern
und Vergrößerung de* oberen M, — bei Amphieyon erfolgt
wären , um dann wieder ganz rückgängig zu werden,
wobei der obere M, sogar vollständig hätte verloren gehen
müssen. Viel besser eignet sich ab Stammvater der
Bären die Gattung Pachycynodon mit ihren einfachen
kleinen Pt und den relativ einfachen, aber ziemlich grossen
M und den kurzen Metapodien.
Den Uebergang zwischen Ursus resp. Urtavus und
Pachycynodon vermittelt virilricht Cephalogale
brevirostria.
Pachycynodon geht wohl anf Cynodon zurück. Schon
Cynodon und Paracynodon haben im Wesentlichen den
gleichen Zahnbari wie die Bären, nur mit dem Unter-
schiede, dass die M noch nicht so gestreckt sind.
Hyaenarctoa hat wohl mit Ursus den Stammvater
gemein. Die Complication der Zähne erstreckt sich aber
hier auch auf den hintersten Prämolaren. Nachkomme i*t
vielleicht Aeluropus melanoleucus.
Im Obereocän beginnen bereit« die jetzt gänzlich
erloschenen A mphicyoniden, die im Miocän ziemlich
artenreich werden und im Pliocän völlig erlöschen , ver-
mutblich deshalb, weil weder ihr Gelds« sich der ge-
mischten Ko»t aiipassru konnte, wie jene* der Bären,
noch auch ihre Extremitäten einer Umbildung in Lauf-
organe fähig waren, wie jene der Hunde. Die A mphi-
cyoniden unterlagen daher im Kampf ums Dasein mit
den vom Obermiocän immer häutiger werdenden grossen
Keliden.
Der Zusammenhang zwischen den genannten Gattungen
ist folgender:
Hemicyon Obermiocän; Cephalogale Untermiocän,
Oiigocän; Paracynodon? Kocän; Ursus rcccnt Pliocän;
Uraavus, Obermiocän und Hyaenarctos Pliocän, Ober-
miocän; Cephalogale brevirostria? Untermiocän ;
Pachycynodon Oiigocän; Paracynodon leptorhyn-
chus, Cynodon Eocän?; Pseudarctos, Dlnocyon
Obermiocän , Hrrkunft nicht bekannt; Amphicyon Plio-
cän— Oiigocän; Pseudocyon Miocän; Pseudamphi-
cyon Oiigocän, Eocän?; Cynodictis Kocän. Alle diese,
sowie Cynodon und Amphicynodon, geheu auf die
nordamerikauische Gattung Ulntacyon zurück.
öchwalbo , G. Studien über Pithecantliropua
erectua Dubois. 1. Tbeil. Das Schädelfragment.
Abtbeilung I : Allgemeine* , Stirn-, Schläfen- und
Sehei Udregioo. Zeittchrift für Morphologie und
Anthropologie 1899, 8. 16—240, 3 Taf. , 58 Textftg.
Pithccanthropus unterscheidet sich im Schädel bau *o
beträchtlich von Hylobatea, das« «n eine nähere Ver-
wandtschaft nicht gedacht werden kann ; der Schädel ist
dolichocephal und stärker gewölbt und swar liegt die
grösste Wölbung viel weiter hinten. Die Stirnregion hat
eine andere Curve, die postorbitale Einschnürung ist viel
bedeutender und viel weiter vorn, der Krontoorbitalmdex
grösser, da* Stirnbein mehr horizontal und kürzer; statt
des Sulcus glabellaris Ist eine Crista frontalis mediali*
vorhanden. Durch die Dolichocephalie unterscheidet sich
Pithccanthropus auch von den Anthropoinorpben,
ebenso durch die Lage der grössten Schädelwölbung,
ferner durch die geringere Einschnürung und durch sein
ganz abweichende» Stirubeinrelief. ln anderen Merkmalen
stimmt er jedoch mit Schimpanse überein.
Mit manchen niederen Affen zeigt Pithccanthropus
Aehniichkeit hinakhUich der Calottenhöhe, der Lage der
po»torbitalcn Einschnürung, in der Krümmung des Stirn-
beine» und de* Scheitelbeines. An die iieuweltllcheu
Affen erinnert besonders der Werth de« Po*torbitalindex
und die Länge der Par« glabellaris.
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189
Zoologie.
Von dem Neundcrtb a 1 sch ädel unterscheidet lieb der
dea Pithecanthropus durch »eine Dolichocephalie, den
niedrigeren Frontoorbital- , Interorbital* und Frouto-
I*artetnliudei, die geringere Hübe und die Lage der Calotte,
den geringeren Index dea Stirn- und Bregroawmkel* , den
höheren Index de« Hregma» und der ParieUlkriimmung
und endlich durch das Kehlen der Stirnhöhlen. Dagegen
erweint »ich Pithecanthropus fortgeschrittener wegen
der Kürze der Para glabellaria. Die Lage der postorbltaleu
Einschnürung , der Kregmawinkel de« Frontale und der
Parietalindex sind hingegen bei beiden gleich.
Pithecanthropus unterscheidet sich von allen
Affen wrc*entlicb durch die grosse Schädelcapaeitat , aber
er steht ihnen doch näher als die Neandertbal rasae.
Diese achlieast sich enger an Pithecanthropus als an
die lebenden Menschenrassen an.
Soott, W. B. The Selenodont A rtiodacty 1s of tlie
Uinta JEocene. Tranaaction of the Wagner Free
Institute of Science of Philadelphia. VoL VI, 1899,
120 p-, 4 pl.
Die vorliegende Arbeit liefert einen werthvollen Beitrug
zur Kenntnis» der älteren fossilen Paarhufer Nord-
amerika» und zugleich auch den Beweis, das« in der west-
lichen Hemisphäre zwar die Heimath der Tylopoden,
nicht aber auch der Cerviden und Cavicornier ge-
sucht werden darf. Alle seleiUNlonten Paar h ufer, welche
im Tertiär von Nordamerika gefunden wurden sind, halten
mehr oder weniger enge Beziehungen zu den Tylopoden ,
wie dies auch schon Kiitimcycr aus droi Schädel bau der
wenigen zu «einer Zeit bekannten Typen gefolgert hatte.
Yerf. behandelt ausser den A rtiodacty len des Uintabed
auch mehrere Gattungen aus dem etwa» höheren Wliite
Riverbed , deren systematische Stellung bisher noch nicht
mit voller Sicherheit festgestellt worden war. Ba sind
dies die Gattungen Leptotragulus, Leptomeryx ,
ttypisodus und Protoceras. Sie werden als Familie
der Leptomeryclden xusatmneuge fasst.
Leptomeryx mit - J — C- P - M. Das Fehlen aller
r ' 3 14 3
oberen J, sowie des oberen C ist noch nicht definitiv con-
•tatirt. Alle oberen P besitzen einen Innenhöcker und
aussen eine vorspringende Mittelrippe. Auch an den
oberen M sind kräftige Aussenpfeiler entwickelt, die Innen-
monde hingegen sind unvollständig ausgebildet. Von den
fast horizontal stehenden unteren J ist der erste der
längste. C hat die Gestalt eines vierten J, P, die eines
C. Letzterer ist sowohl von C al* auch von P, durch
eine Zahnlücke getrennt. Pt — , sind sehr einfach und als
Schneiden entwickelt, aber doch mit einer Innenlamellc
versehen und erinnern ebenso wie die M au die Zähne
der Tragulinen, die M insbesondere dadurch, da»« »ic
gleichfalls einen Wulst hinter dem ersten Ausaenmond be-
sitzt. Der lange schlanke Schädel ist dem von Poebro-
theriiim, dem ältesten Cameliden, sehr ähnlich, jedoch
steht die Augenhöhle nicht so weit hinten, und das Kiefer-
gelenk ist nicht so flach wie bei Poebrot herium. Der
aufsteigende Ast de» langen zierlichen Unterkiefer» ist
auffallend verbreitert. Der Hals ist viel kürzer als bei
den Cameliden, der Uiicken zeigt beträchtliche Krüm-
mung. Die breite Scapula erinnert an die Traguliden,
der Humerus eher au den von Poobrotherium. Die
dünn«, aber der ganzen Länge nach erhaltene Ulna ver-
wächst niemals mit dem Kadius. Der Carpu» hat Aehn-
lichkeit mit dem der Tragulinen. Die Seiteuzehen »lud
»phr dünn geworden. Im Gegensatz« zur Vorderextremität
haben die dicken Hinterbeine eine ansehnliche Länge. Das
Becken hat Aehnlichkvit mit den» von Poebrot herium,
ebenso das Femur. Die Fibula i*t bis auf einen proxi-
malen und distalen Best verschwunden ; der erster« ver-
schmilzt mit der Tibia. Ito Tarsus verwachsen Naviculare
und Cuboid, im ('arjius Magimm und Traprxoid — wa*
bei den fossilen nordatnerikaniftchen Selenodonten nicht
häutig Torkommt. Die distalen Enden der mit einander
verwachsenen mittleren Metatarsalien dirergiren wie bei
allen Tylopoden sehr stark. Nur die HinterKÜte ist mit
einem I-eilkiel versehen. Die seitlichen MeUUrsalirn sind
bis auf splitteräbnliche proximale liest« verschwunden.
Die Fhnlaugen gleichen denen von Poebrotherium.
? I 4 3
Hypertragulus. — J -Cg P - M. Die untemt J
sind schräg gestellt. Vor und hiuter dein normal ge-
bauten C befindet sich eine Zahnlücke. Die P sind noch
einfacher als bei d«m nahe verwandten Leptomeryx.
Der obere P, hat zwei Wurzeln und ist gleich P# als
Schneide nusgebildct ; P, ist mit einem schwachen Inneu-
höcker und drei Wurzeln versehen. Der untere Pj ist
vollständig verloren gegangen. Pf ist wie Pg als Schneide
entwickelt, trägt aber doch bereits einen basalen Hinter-
höcker. Bei Leptomeryx nehmen die Überdies auch ein-
facher gebauten P einen viel grösseren Kaum ein. Der
relativ breite Schädel spitzt »ich wie bei Auchenia nach
vorn »ehr rasch zu. Die Schnauze ist »ehr kurz, ebenso
auch der Unterkiefer. Die Augenhöhle hat einen »ehr
beträchtlichen Durchmesser. Radius und Ulna ver-
schmelzen mit einander, dagegen ist dies nicht der Kall
bei den Metatarsalirn.
Hypsisodus ist der kleinste Artiodartyl des White
Kiverbed. Nicht bloss der C, sondern auch P, hat hier
im Unterkiefer die Gestalt eines J bekommen. Die Zähne
haben sehr hohe Kronen. Die Extremitäten batten ver-
muthlich den nämlichen Bau wie bei Leptomeryx.
0 14 3
Protoceras mit - J-C-Pr- M gehurt zweifellos
3 14 3 *
auch iu die Familie der Leptom ery cidae. Der untere C
hat die Form eioes vierten 3, dagegen ist der ober« C
bei den Männchen al» kräftiger Hauer entwickelt, mit
welchem dann im Unterkiefer der ähnlich geformte P,
correspondirt. Die P sind langgestreckt wie bei Poebro-
therium. Der Bau der P und M erinnert aber mehr an
den von Leptomeryx. Die Männchen tragen drei Punr
kräftiger Protuberanzrn, je eines auf den Scheitelbeinen, dieses
romprimirt , je eine» auf den Stirnbeinen und je ein nach
hinten gebogene» auf den Oberkiefern. Der im Ganzen
ty lopoden artige Schädel ist mit Hinterhaupts- und Pfeil-
nahtkamm versehen. Die Schnauze Ist sehr lang, das
Cranium hingegen kurz. Die hinten geschlossene Augen-
höhle steht weiter zurück al» der obere Ma. Wie bei
den Carnivoren fallt das Gesicht mit der .Schädelbasis
in eine Ebene. Die kurzen Jochbogen sind »ehr fnassiv,
das Tympanicum ist sehr klein. Der Unterkiefer gleicht
iiu Ganzen dem der Wiederkäuer, hat aber die geringe
Höhe des Coronoid mit den Oreodonliden gemein. Wie
bei der Saiga-Antilope endet die Schnauze in einen
Kussel. Der Hai» ist ziemlich gestreckt, der Epistropheus
gleicht im Allgemeinen dem von Poebrotherium, hat
aber einen laugen Dornfortsatx wie bei Leptomeryx.
Das untere Eude der Ulna verwächst im Atter mit dem
Kadius, welcher hier mit dem Pyramidale gar nicht in
Berührung kommt. Magnum und Trapezoid bleiben ge-
trennt. Die fieitlicbcn Metacarpalien buben nur geringe
Keduction erlitten. Becken und Oberschenkel sind denen
von Poebrotherium ähnlich, die Tibia ist länger, da»
Femur kürzer als bei dieser Gattung. Von der Fibula
hat sich nur ein obere» und ein untere» Rudiment erhalten,
von den seitlichen Metatarsalien nur je ein proximaler
Rest. Die plumpen Phalangen haben am meisten Aehn-
licbkeit mit denen von Poebrotherium.
Da« Uintabed , aus welchem die im Folgenden be-
sprochenen Formen stammen, hat nur eine geringe Aus-
dehnung. Es liegt direct auf dem Bridgerbed. Man hat
es bisher nur im nordwestlichen Colorado und im östlichen
Utah gefundAi.
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190
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Camelidae. Protylopus ist der älteste Vertreter
der echten Cmoeliden. Seine Beziehungen xu den übrigen
Sei enodo nten lassen sich nicht genauer ermitteln.
-J-C^P-M. Die kleinen spitzen J haben seukrcchtr
Stellung , eigentliche Zahnlücken sind nicht vorhanden.
Die C sind nur wenig grösser als J,, auch der untere
functionirt hier noch al» echter Canin. Die P und M
sind nicht so lang und nicht so hoch wie bei Poebro-
therium. Der Schädel hat eine kürzere Schnauze, ein
kleineres Craoiutn , und ein kleineres und einfacheres
Tympanicum als bei Poel» rotberi um. Der Coronoid-
fortaatx hat nahem die Form wie bei den Wieder-
küuern , die Wirbel • und Kat remitätenknochen sind
denen von Poebrotherium ähnlich. Die Ulna
verwachst erst im Alter mit dem Radius. Der Carpus
ist noch »ehr hoch. Metacnrpale V ist fast ebenso lang
wie 111 und IV. Metacarpale II stö»*t noch nicht an das
Mag nun» und ebenso hat auch Mc Ul keine Gelenkung
mit dem Trapezoid. Die Hand war einfingerig und ein
Mittelding zwischen adaptivem und inadsptirem Tjrpu*.
Die Fibula Ist noch nicht durchbrochen , aber doch ««hon
»ehr dünn. Die seitlichen Metatarsalieu werden durch
proximale Splitter rcpräsrntirt. Die Metapodien sind noch
nicht so gestreckt wie l»ei Poebrotherium, der Tarsus
dagegen noch höher. Cuneiforme II und 111 »ind bereit»
verwachsen , Metatarsale II hat nur ein« »ehr undeutliche
Articulaii«n mit Cnneilorme 111. Au» Protytopus hat
sich Poebrotherium und au> diesem Gomphotherium
entwickelt. In dieser Entwickelungsreihe strecken sich
allmählich die Kiefer, wodurch Zahnlücken entstehen. Die
Entwickelung der C und der vorderen P ist in dieser
Reihe keine regelmässige. Protylopus hat echt« G und
kurze P, bei Poebrotherium ist der C J-nrtig und dir
P, sind Ungestreckt. Gomphother i u m hingegen repetlrt
nahezu die Organisation von Protylopus.
Leptotragulus (= VParameryx Marsh). Die Iden-
tität mit der M a r s h ’ scheu Gattung Parameryz lässt
»ich nicht mit Sicherheit feststellen, da letztere »ehr
mangelhaft beschrieben wurde. Der Unterkiefer hat viel-
leicht nur drei P ; Pf steht ganz laolirt. Der C hat noch
normale Gestalt. Die P und M sehen denen von Proty-
lopus sehr ähnlich, jedoch »iad die M schmäler. Pf ist
ein seitlich cotuprimirtcr Zacken mit schneidenden Rändern.
Pj hat einen Innenhücker und hinten ausserdem eine
louenlamelle. P« ist noch etwa» complicirter. Die unteren
M besitzen einen Basalpfciler, Mg ausserdem auf der Innen-
seite des dritten Lobus einen besonderen Höcker, der
sonst bei keiner Uintatorm zu linden ist. — — Auf Lepto-
tragulus geht vielleicht Hy pertragu 1 us zurück.
Leptomerycidae. Leptomeryx (= Me ry codcsmus)
8 14 ,
~ J j C - P. I>ie oberen J sind schwächer als bei Pro-
tylopus und kegelförmig gestaltet. Der starke C hat
D-fönuigeu Querschnitt. Zwischen J3 und C , sowie xwi-
srhen diesem und dem P, und zwischen P( und Pa ist
je eine Zahnlücke vorhanden. Im Unterkiefer hat C die
Form eines J und Pa die des C angenommen. Die olteren
P haben einfachen Bau, die unteren P., und P4 besitzen
je einen Innenböcker. Die ricrbockcrigen oberen M haben
kräftige Ausseopfeiler uud coocavs Aussenmonde. Der
Schädel ist etwas massiver und die Schnauze etwa* länger,
aber doch sonst dem von Protylopus ähnlich. Die Hals-
wirbel sind nicht sehr lang. Der Epistropheu* bst einen
langgestreckten Dorn fort »atz und einen tonischen Odon-
toidprocessuz. Die dicken Lendenwirbel tragen lange
Querfortsätze. Die Knochen der Vorderextremität haben
»»wohl Anklänge an Protylopus, nts auch au Oreodon.
Die Ulna verschmilzt nirgends mit dem Radius. Das
dicke Ulecranon zeigt fast keine Utickwüriskrümmung.
Da» Lunatum liegt ebenso viel auf dem Mngnum wie »ul*
dem Uneiforme. Das Pyramidale kommt mit dem Radis«
nicht in Beriihruug. Von den vier Fingern sind die
seitlichen nicht viel schwächer als die beiden mitt-
leren. Die Hinterextremität zeigt nur geringe Abweichun-
gen von der hei Protylopus, jedoch hat die Tibia
keine so hohe Cnemialerista. Die Fibula und die seit-
lichen Metatarsalien sind noch nicht so stark reducirt,
da» Naviculare verwächst noch nicht mit dem auffallend
niedrigen Cuboid. Wortmann stellt diese Gattung zu
den Oreodontiden, nach Scott wäre sie jedoch der Vor-
läufer von l'rotoceras, denn bei »fiesem sind die Extremi-
täten sehr ähnlich, auch hat der obere C dieselbe
Gestalt.
Caraelomeryx hat bloss zwei meisaelartige obere J#
davon der äussere weit entfernt von dem kräftigen,
aber ziemlich kurzen, kantigen C. Der untere C hatte
die Form eine* J, P, die eines C. Letzterer steht
von Pt weiter ab als von C. Die oberen P sind zum
Thdl relativ kleiner als bei Leptoreodon. Das Craniotn
ist kleiner und schmäler und der Scheitelkamm kürzer
als bei dem sonst sehr ähnlichen Schädel von Lepto-
reodon. Auch i*t der Schädel zwischen den Augenhöhlen
stärker eingesebnürt , und diese selbst sind mehr nach
vorn gerückt, ähnlich wie bei Leptomeryx. Die lange
Utna verwichst wahrscheinlich mit dem Radius, ist aber
noch wenig reducirt. Der Carpus ist hoher und die seit-
lichen Mctacarpalia sind noch massiver als die der sonst
sehr ähnlichen Hand von Leptomeryx. Das Lunare ruht
mehr auf dem Mugnura als auf dem Unciforme. Da«
Trapezoid bleibt noch frei. Wahrscheinlich besaas die
Hand hier noch ein Trapeziura und einen Daumen. Da»
MeUcarpnle H berührte da» Magnum. Die Hinlerextxe-
mität sieht der Ton Protylopus ähnlich. Der Astragalus
ist weniger gebogen und schlanker als bei Protoreod ob ,
aber breiter als bei Leptoreodon. Das Cuboid srticulirt
ebenso viel mit dem Astrngslu» wie mit dem Calcaneutn.
Es hatte wahrscheinlich kein Gelenk für MeUtamle V
und bleibt vom Naviculare getrennt. Die seitlichen Metatar-
»alieu waren wohl zu protimalen Splittern reducirt. Im
Gegensatz zu Leptomeryx sind die mittleren Metatar-
salien nicht verschmolzen. Caraelomeryx hat längere
Phalangen als Protylopus und lange spitze Hufe. Ware
nicht die Verwachsung von Ulna und Radius, so dürfte
man wohl Leptomeryz von Camelomcryx ableiten.
Orouteryx besitzt Im Gegensatz zu deu erwähnten
Gattungen eine geschlossene Zahnreihe. Die VorderhSlftc
der oberen M ist breiter al» die Hinterhalfte, was bei
Protylopus nicht der Fall Ist. P, ist merkwürdiger
Weise nur zwei wurzelig. Von Oromeryx stammt viel-
leicht 11 y per t rag u 1 um ab.
Homacodontidae. Runomeryx geht auf Hon»*
codon im Bridgcrbed zurück. Die Homacodontide n
sieben in einem ähnlichen Verhältnisse zu den Ty lopoden,
wie die Dichobuniden zu den Ruminantirrn. Die
Stellung und Kleinheit des zweiten Innenmondes der oberen
M spricht dafür, dass dieses Zahnelement nicht al* Hct
Hypocon gedeutet werden darf, sondern vielmehr der
Mrtsconulu* — zweiter Zwischenhöcker Ist. — Sehr
richtig. Ref.
Oreodontidae: Protoreodon (= Agriochoeru»
Marsh, Eomeryx, Agrlotherium) mit normaler Zahn-
zahl ist ito Ulntabed relativ häutig. Das Gebiss unter-
scheidet sich von den» von Oreodon fast nur durch die
Anwesenheit eine» fünften Höckers — Protoconulus auf
den oberen M , auch sind die P etwas schmäler , die M
dagegen breiter als bei Oreodon. Die Zahl der oberen J
schwankt zwischen 3 bis 1. Der obere P, besitzt zwei
Wurzeln. Mit Agriochoeru* hat Protoreodou gemein
die breiten M , da» schmale , gestreckte Crmniutn , dos
Fehlen von Lacrymalgrubeu und die unvollkommen ge-
schlossene Augenhöhle. Abgesehen hiervon , sowie von
der Schlankheit der Jochbogen und der Kleinheit und Ein-
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191
Zoologie.
fachheit des Gehirn* Ut der Schädel dem von Or«odon
»ehr ähnlich. Auch di«? Bwchiffmliiit d«r Wirbel ist bei
beiden Gattungen dieselbe. Protoreodon war sicher
lang geschwänzt. Der Daumen ist noch nicht so reducirt
wie bei Oreodon und das Lunare hat sich noch nicht «o
stark auf das Unci forme verlagert. Der Tarsus ist noch
nicht so breit wie hei der White Rirc-rgattung , auch Hat
sich noch ein Rudiment de» Metatarsale I erhalten. Die
Metatarsalien sind schon ziemlich lang. Cuneifonue II
and 111 sind bereits verwachsen. Von P. purailus, para-
dozicus und mtnor könnten höchstens Hyomerya
ohne obere J altgeleitet werden. Sie haben weniger ul*
drei obere J. Dagegen hat sich aus P. parvu* mit drei
oberen J Oreodon entwickelt. Dagegen ist der Vorfahre
von Leptauchenia noch nicht ermittelt. Die Oreodon*
tiden haben mit den Tylopoden die Urform gemein.
Agr loch oeri dar: Protag rl och oerus «nitVJ 1C4P3M
ist grösser als die übrigen Selenodonten des üintabrd.
Nur J| hatte noch normale Grösse. Der obere C sieht
dem von Agriochoerus und Oreodon ähnlich; der
obere zweiwurzelige P, steht nahe an C, während bei
Agr iochoerus ein weites Diastema vorhanden ist. Der
obere P, hat einen kräftigeren Innenhöcker al» bei
Agriochoerus, dessen P4 jedoch die Form eines M er-
langt hat, während er hier noch uormal gebaut ist, aber
immerhin sind die Pdocb complicirter als bei Protoreodon.
Der untere Pj halte wohl die Form des eigentlichen C
und dieser die Form eines J. Mit Agriochoerus hat
Protagriochoerus dir doppelte Einstülpung der Aussen*
wand de* oberen M gemein. Die M sind hier insofern
noch primitiver, als sie noch einen fünften Höcker be-
sitzen. Der Schädel erinnert wegen seiner (dinge mehr
an den von Protoreodon ala an den Ton Agriochoerus,
dagegen ist der Tarsus dem der letzteren Gattung viel
ähnlicher als dem der enteren. Die Hufe waren noch
nicht in Krallen umgeformt, wie dies hei Agriochoerus
der Fall ist. Agriochoerus ist jedenfalls der Nach-
komme von Protagriochoerus, doch schliesaen sie
nicht so vollständig an einander wie Oreodon an Pro-
toreodon. Die Agriochocriden und Oreodontiden
sind im Bridgerbed noch nicht getrennt. Der Schädel der
ersteren bleibt primitiver , dagegen weist das Gebiss Spe-
cinlisirung auf (Pt ^ M) und die Huf* sind zu Krallen
geworden. Die rigenthümlichcn Einstülpungen der Aussen*
wand, die sich auch bei den A nthracotherien findet,
Ist kein Zeichen von Verwandtschaft zwischen diesen und
den Agriochoeriden, sondern nur ähnliche Spedali*
airung.
Die Oreodontiden und Agriochoeriden stellen
aberrantc Zweige der Tylopoden dar, die bis in das
jüngste Tertiär die einzigen uordarncrikanischen Vertreter
der Selenodonten (Paarhufer) geblieben sind. Sie haben
folgende genetischen Beziehungen zu einander:
White
Eporeodon Leptauchenia Protoceras
i
Prutoceraabed
River' Oreodonbed Agriochoerus Oreodon
Titanotheri umbcd
Uinta Protagriochoerus Protoreodon Hyomeryx Leptoroodon Camelouicry* Oromery* Lrptotragnlui V Protylopus
Stibarus? Leptoineryx H/piaodm Hypcrtragulu* Poebretherium
llridger
Wasatch
Homncodontidae
I
Trigonolestes
Seeley, H. G. On the Distal end of a Itf ammalian
Humerus front Tonbridge. (Hern io in um major.)
Quarter ly Journal of the Geologiciil Society of London
1890, p. 41» — 415. 3 Fig.
Bla untere* Ende eines Oberannknochcns, dessen geolo-
gisches Alter nicht bekannt, aber vielleicht Jura-Weoldon
ist, erinnert etwas an den Huuieru« von Artlodactylen
durch die Form der Olecranongniba und der Supratrochlear-
grube, dagegen ist der äussere Condylos sehr kurz und die
Rolle viel weiter nach vorn gebogen, als bei jedem be-
kannten Säuget hiere, weshalb ein besondere* Genas —
Hcminmui — dafür aufgestellt wird.
Btromer v. Roiohenbach. Ueber Rhinocerosreste
im Museum zu Loyden. Sammlungen du« geolo-
gischen Reichamusouma in Leyden, 1899. p. 68 — 94.
2 Taf. 4°.
Das Leydener Museum besitzt von Rhinoceros etrus-
ciis eine grössere Anzahl von Schädel- und Eztremitäten-
kuochen , nebst Wirbeln und eiuigen Zähnen , die offenbar
von einem einzigen Individuum stammen und vormuthlicb
in Holland gefunden worden sind. Die Bestimmung der
altplrlstocäncn und jungplioeänen Rhinucerosreste wird
durch den Umstand erschwert , das« zwischen den als
etruscus, Mercki, leptorhinus und megarhinus
beschriebenen Arten zweifellos Urbergiage bestehen, und
QU-idies auch die Literatur vielfach ungenügend ist. Die
vorliegenden Reste nun gehören der Mercki gruppe au,
und zwar einer Form, die mit dem echten etruscus noch
die meiste Ähnlichkeit hat, denn wie bei diesem zeigt der
Schädel kräftige H«rnan*ätze , und eine bereits theilweisc
geschlossene Nasenscbeidewand. Auch der Zahnbau und
die Beschaffenheit der Extremitltenknochen erinnern an
etruscus von Val d’Arno, dagegen unterscheiden sich
sowohl das hier beschriebene Rhinoceros als auch das
typische von Val d’Amo von dem Sacco'sehen etruscus
aus Dusino nicht unbeträchtlich , und xwnr vor Allein
durch ihre geringeren Dimensionen. Der echte etruscus
hat eine dünne, fast vollständig verknöcherte Nasrntebcide*
wand und hohe, aber schmale Jochbogm. Die Nasalia fallen
steil ab, hinten sind sie sehr dick. Der Sulcus arteriae
des Atlas ist vorn überbrückt. Die Extremitäten sind
sehr schlank. Die von Dawkins abgebildeten Zähne
zeigen den Typus am reinsten. Mit etruscus hängt
. Mercki von Irkutsk sehr eng zusammen, jedoch bestehe»
im Schädelbou beträchtliche Differenzen. Rh. etruscus
findet sich nicht bloss in Italien, Spanien und Frankreich,
sondern auch im englischen Forest bed, in Holland- Westen-
hoveu, bei Ludwig*hafen • Jockgrlutm. Die Daxlaudform
kennt man auch aus Gibraltar, nicht bloss von Taubach.
Etruscus und Mercki waren wohl ursprünglich in Süd*
curopa zu Hause; ans einem n<>rda*iaf Ischen Mercki hat
sich vielleicht antitpritatis herausgcbildet. Wahrschein-
lich geht auf etruscus hemitoechus, und auf hemi-
toechus antlquitatia zurück. Die Davlandforro ver-
mittelt den Uebergang zu heiuitoechus. Etruscus
selliat Ut die älteste und primitivste Art. Der Tsubacher
Mercki unterscheidet sich bezüglich der Extremitäten fast
nur durch seine riesigen Dimensionen von etruscus. Die
Gibraltar- und llfordforra weicht schon etwas mehr von
etruscus ah, Ut aber nicht so gross wie der Tnubaeher
Mercki. Rhinoceros antiquitatls Ut wohl der Nach-
komme von Mercki, docli bat man bisher noch keine
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192 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Ueberginge. Die Mercki gruppe hatte ein« lang« Lebens*
'lauer. Die Haupttypen fluid: a) et ruscus Leyden, Pisa,
Lodenan*, 1») Rhinocrros von Dusino, «) Mercki von
Daxland und Taubach, d) Mercki hemitoechu», Ilford,
Gibraltar, e) dir Form von Irkutsk. In den Niederlanden
hnt sich Rh. jintiquitatia bei Maastricht und Hollanduch
Die* gefunden.
Suesa, Eduard. Ueberreste von Rhinoceroa au«
der östlichen Mongolei. Verhandlungen der kaiterl.
russischen mineralogischen Gesellschaft Ht. Peters*
bürg. Bd. XXXVI. 1899, p. 171 — 173.
Auf dem Plateau Chuldjin iu Gold, zwischen Urga und
Kulgan, fanden sich Bruchstücke von Zähneu, die jeden*
falls einem Rhinoceros an gehört haben. Die Gobi*
schichten sind daher wohl jungtertiär.
Toula, Franz. Zwei neue Säuget hieve aus dem
,kryatalliniachenJ Sandstein von Waise« in Nieder»
nnd Perg in Oberösterruicli. Neue» Jahrbuch für
3Iineralogie, Geologie und Mineralogie 1899. Beilage-
band. p. 447 — 476, Taf. XI, XII.
Von Wal»«* stammt der Naturausguis eines Widerkäuer-
— Ccrviden — gchirns. Von früheren Ansammlungen
kennt man von dieser Localltät Balaenodon Lintianus,
Halianassa Collnil und Sqaalndon Grateloupi, von
Gauderttdorf Halltherium. Die Linzer und Walseer
Halitherien hut man bisher als Halitherium Schinzi,
das Hainhurger als M etaxy theri um Christo!! bestimmt.
Der Srhädelausgus* aus Walsee wird als Dirroeerus
walsceensi* n. sp. beschrieben. Der Vordertheil der
Großhirnhemisphären ist hier breiter als beim lebenden
Muntjac. Zwischen Occiput und dem Parietalkainm ist
eine Grube vorhanden, die wohl bei Ziegen, aber nicht
beim Mnntjar vorkommt, auch fallen bei letzterem die
Scheitelbeine nicht so dachartig ab. Bei Dicroceru*
elegant ist der Schädel an der Stiraeinschriürung breiter.
— Dem Horizonte nach könnte es sich vielleicht statt am
Dicrocerus, von welcher Gattung schwerlich eine neue Art
berechtigt iat, allenfalls um Palaromeryx Kaupi handeln.
Ref. — Die Sirene aus Perg wird gleichfalls als neue
Speeles beschrieben, nämlich als Metaxy therium per-
gense. Der Schädel war länger und gestreckter als bei
Halltheiium, auch ist das Schädeldach viel flacher.
Das Gehirn iat faxt glatt und besitzt grosse Riechlappen,
das Kleinhirn war sehr wenig entwickelt und nach hinten
abgeflacht.
W&g^ter, Oeo. ün Tetracaulodon (Tetruhelodon)
Khaphardii Cope. Kansas Univcrsity Quarterly.
1890, vol. VIII, p. 99 — 103.
Liegt nicht vor.
Woodw&rd, Henry. Notes on Elephas (Stegodon)
gnneaa Falc. et Cautl. from the Pliooene Deposits
of the Bewalik Hills Iadia. Oeologiral Magazine.
Vol. VI, 1899, p. 337 — 341. 2 pl. 1 flg.
Stegodon ganesa ist die grösste aller fossilen indi-
schen Arten. Der Schädel Ist hrachycephal, die StosszäiiDe
stehen weit aus einander. Die Molaren sind denen von
Mastodon ziemlich ähnlich, daher auch der Clifl'ache
N'ame Mastodon elrphan toides. M, hat zehn Joche.
Elephas insignia sieht dem ganesa ähnlicher als
bombifrons.
Wortman, J. 1*. and Matthew, W. D. The Ancestry
of certain luember» of the Canidae, Viverridae
and Frocyonidae. Bulletin ofthe American Museum
of Natural llistorv. New York 1890, Art. VI, p. 109
— 138. 2 pl. 10 flg.
Die echten Camivoren gehen anf gewiss« Creodonten
zurück, jedoch kennt man die directen Verbindungsglieder
bisher erst bei zwei Gruppen, nämlich bei den Caniden
und den Viverriden. Die ersteren stammen von der
Gattung Uiotacyon ab, die jedoch, entgegen der bisherigen
Annahme, nicht mit Miacis identisch ist. Uintacvon
unterscheidet sich von Vulpavus (= Miacis) durch die
Dreiiah) der oberen M, den hohen dicken Unterkiefer und
das rundliche, aber abgestutzte Kinn. Die Caninen sind
meist seitlich znsammenged rückt und die Primolaren rela-
tiv klein. Die Gattung Uiotacyon enthält folgende Arten:
UiDtacyon promicrodon n. sp. Wasatchbed — P4,
im Verhältnis« zu den übrigen sehr gross, Kiefer kurz und
hoch, M, sweiwurxelig.
Uiotacyon canavus Cope sp. und brevirostris Cope,
beide Wlodriverbed , mit zwei wurzeligem Mr bei dem
er»teren Ist P4 klein . der Kiefer schlank , bei letzterem
ist der Vorderzacken de« M# reducirt und der C coroprimirt.
Uiotacyon vorn« Leidy (= bathygnathu* Scott)
langer, niedriger Kiefer, grosse P4 , Ma ein wurzelig, aber
gross, Astragalu* proximal beinahe eben; pugnax u. sp.
sehr klein, kurzer, plumper Kiefer. C nicht romprimirt,
edax Leidy klein, Kiefer lang, alle drei im Bridgerbrd.
Prodaphaenus Scotti n.g.u.sp. l’intabed. Der obere M,
hat im Gegensatz zu dem von Daphaenus im White
Rirrrbed ein äusseres Basalband mit Secundärböckern in
der Vorden»u***necke und ist überdies noch viel breiter,
dagegen ist der Inuenhocker noch nicht m> gross. Pro-
daptiaenus und Daphaenus haben einen dritten oberen
M und runde Hocker auf den oberen M, sowie relativ
kleine Primolaren.
A. Extremitäten fünfzehig und kurz, oberer P4 und
unterer M, schräg gestellt.
1. Drei obere M vorhanden:
a) Daphaenus. Oberer M, oval, Vor»icraus*en-
hbeker mehr auswärts stehend als Hlnterau&seii-
li iicker. Talon der unterm M niedrig, Entoconid
-chnridenartig, M, knnpfartig nusgebildet. Vetus
Leidy sp. hartshornianus Cope sp. felinus
Scott sp. Oreodonbed, Dodgei Scott Titann»
theriumbed.
b) P« radaphaenus n. g. obere M sehr verbreitert,
M3 nicht einwärts verschoben, Talon der unteren
M auch an Mt und M, beckenartig, beide Zähne
mit Vorder* und Innensacken versehen. Para-
daphaenu« cuspigeru» Cop« (= Amphicyou
entophychi) und transversus n. sp., beide John
Daybed.
2. Nur zwei obere M vorhanden:
a) Temnocyon. Talon der unteren M Kamm «rüg,
unterer M, ohne Innensacken. T. altigeni* Cope
wnllonianus Cop«, feroz Eyermao, alle im
Jobndaybed.
b) Hypotemnodon. Talon der unteren M kamm-
artig, aber M, mit Iunen- und Vorderzacken.
H. coryphaeus, Joseph!, beide von Cope au»
dem Jnhndaybcd beschrieben.
c) Cynodicti*. Talon der unteren M beckenformig.
obere M breiter als lang. C. gregsrius und
lippincottianus, beide vou Cope aufge*tellt,
im Oreodonbed, teinnodon n. sp. von den Dirnen-
«innen des H. Joseph i, im Protocerasbed,
d) Nothocyon. Ober« M ziemlich schmal, P4
klein, untere M mit beckenformigem Talon, Vor*
derpartic des unteren Mt »ehr klein , aber mit
Xebrnhöcker , N. latidena und temur, beide
von Cope beschrieben aus dem Johndaybed.
3. Praemolaren reducirt:
n) Euhydrocyon, unten 3 P 2 M. E. »teno-
cephalus Cope John Day.
3 1
b) Hyaeuocyon - P - M. H. basilatu!> und »ec-
J J 3 1
toriua Cope John Day.
4. Molaren reducirt. Oligobuni» | P ^ M. crassi-
vultis Cope John Day.
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Zoologie. 193
3
B. Moderubirt, hochbeinig, vierseitig: Otocyun ^ M,
2
('»nid, Lycaon, Kothocyon, Urocyon - 31, Cyon
f M, Icticjron ^ M.
2 3 2
Procyo aitleu: Kuno:, breiter Schädel, Augenhöhlen
vurwürta gerichtet, oberer P4 mit zweitem Innenhöcker,
fünfzehig, plantigrad.
A. ^J~ C4-P?M. Unterer Ma gestreckt. Bas sariscus,
Procyon, ßassaricyon, Na*na, Cercolepte»;
alle lebend.
B. | J | C 4 P | M. Unterer Mt nicht gestreckt. Phla-
ocyon leucosteo» hlatth. im obersten White
Rivertod.
Die neue Gattung Phlaocyon hat mit den Hunden
noch die Anwesenheit einen unteren M„ sowie die geboge-
nen Caninen gemein, inil den Procyoniden die vorwärts
gerichteten Orbit« , den Schädel!»« , sowie dir Form des
Unterkiefers, und den Besitz eines zweiten Jnuenhöekers
am oberen P4, ferner die gedrängte Stellung und dir Klein’
heit der P und die gerundeten Höcker der oberen M. Die
unteren J stehen in einer Keihe, die oben» M sind relativ
schmal. Dos Crauium ist noch kleiner und die Schädel-
basis noch schmäler als toi Procyon. Der kurze, aber
bohr Unterkiefer hat einen niedrigen Krön fort »atz. Die
Gaumenbeine reichen nur bis an den Mf, ein Paroceipital*
fnrtsatz fehlt; der Albpheuoidranal verläuft wie bei Cyno-
dictls, der hintere Artericncanal des AtLos roüudet schräg
nach rückwärts, bei Cani» vertical, bei den Procyoniden
horizontal. Wirbel und Extremitäten gleichen denen von
Cynodictis. Der Humerus Ist schlanker, sein grosser
Tuberkel hoher und die Deltoidrrista stärker als toi Pro-
cyon. Radius und Ulna haben noch dreieckigen , nicht
ovalen Querschnitt. Das erste Metacaqule ist um die
Hälft« kurzer als bei Procyon. Das Femur hat stärkeren
zweiten und schwächeren ersten Trochanter als toi Pro-
cyon und eiu längere« Collum. Unten ist dieser Knochen
schmäler und die Condvli springen mehr vor als toi
diesem. Die Fibula i*t he» Procyon starker reducirt, die
Tibia dicker als bei Cynodictis. Da* Cubold articulirt
noch ein wenig mit dem Astragalus. B* ist breiter, der
Astragnlu* schmäler, das Cuneiforme 111 niedriger und Meta-
tarsale 1 kürzer als toi Procyon. Die Phalangen der
zweiten Reihe zeigen im Gegensatz zu jenen von Procyon
aussen noch eine Vertiefung, was auf Zurückziehbarkeit
der relativ grossen Krallen schließen lässt. Die erste
Zehe ist hei Phlaocyon lencosteus stärker reducirt als
hei Procyon, weshalb dieser nicht wohl von dar ge-
nannten Spccies abttammen kann. Der obere P4 hat mit
dem von Bassariscns grosse Aehnllcbkelt , jedoch ist
letztere Gattung in der Gestalt des Unterkiefers, lang und
schlank, noch weniger fortgeschritten als Phlaocyon.
Die zwischen diesem fossilen Genus und Cercoleptes
und Kasua bestehende Lücke ist noch grösser als jene
zwischen ihm und Procyon.
Temnocyon ist der Stammvater von Cyon. Beide
tositxrn einen schneidend entwickelten Talon am unteren
Mg, dagegen ist toi Cyon der zweite Innenhöcker der
oberen M verloren gegangen und ebenso der untere M,.
Der toi Temnoeyou bereits reducirte Mt ist bei Cyon
sehr klein geworden. Beide Gattungen haben mit einander
die Höhe der vorderen Uulcrkieferpnrtie gemein. Schädel
und Extremitäten sind toi beiden sehr ähnlich. Bei Jcti-
cyon und Cyon sind die Kztremitätcn und der Schwanz
im Verhältnis» zum Rumpf sehr kurz. Oligobunis,
Enhydrocyon und Hyaenocyon haben bereits im
Miocän die nämliche Reduction de« Gebisses erfahren, wie
Archiv fQr Anthropologie. Bd. XXVII. (Yen. d. anthrop. Llt).
der lebende Cyon. Temnocyon stammt von Daphaetius
ab. Beide besitzen gerundete Höcker auf den oberen 11,
hohen Unterkiefer , schneidend entwickelten Talon der
unteren M, auch fehlen toi beiden Zwbcheuhücker an den
oberen M.
liypote tnnodon verbindet die Gattung Cynodictis
mit Daphacnu*. Nur M, hat hier schneidenden Talon,
was aber auch bei einem Cynodictis des White Rivertod
vorkommt. Die Gattung Cynodesmu* stammt trotz der
Anwesenheit von Frontalsmusen doch nicht von Daphse-
uui, sondern von Cynodictis ah.
Cynodictis gebt auf die eocauen Gattungen Vulpavus
und Procynodicti» zurück. Letztere hat vielleicht noch
drei, entere sicher nur zwei obere M. Vulpavus palu-
stris Marsh Wind Rivertod. Oberer M, mit weit vor-
springender vorderer Au*«enecke, Vorderhöcker viel stärker
als Hinterhäcker. Von den beiden Innenhöckern ist der
vordere sehr kräftig und als Halbmond , der hintere bloss
al* Basal wulst »«.«gebildet. Ein lauere» Basalband fehlt,
dagegen sind zwei Z wisch enhöcker vorhanden. Auch Mt Ist
ziemlich complieirt. Beide M sind noch entschieden Creo-
donten ähnlich. Die Unterkieferzähne, der Kiefer selbst und
die Extremitäten gleichen denen von Cynodictis. Vulp-
avus parvlvorus Cope (Mlacis) Bridgertod ist kleiner
als palustris und sein Mv nicht so stark comprimirt.
Eine Verwachsung von Scaphoid und Lunatum Ut ver-
m ul h lieb noch nicht erfolgt.
Procynodicti» rulpicep» — g. n. »p. n. — hat, wie
Vulpavus, »m oberen M, noch eine weit vorspringende
Au**cnccke, aber der zweite Aussenhöckcr ist schon fast
ebenso gross wie der erste. Der zweite Innenhöcker ist
noch sehr schwach. Die Metatarsalien sind plumper als
toi Cynodictis, M»n*t wie bet diesem; Krallen nicht
vollkommen zurückziehbar. Scaphoid und Lunatum sind
verschmolzen. Cynodictis grrgarlns hatte viel ge-
spreiztere Zehenstellung als Cani*; auch sind die Dbtal-
enden der Metapodien noch nicht knntig , sondern immer
noch halbkugelfnrmig, auch w’aren die Krallen noch etwas
rrtnutil. Der Metarnrpi» ist im Verhältnis* xnm Mcta-
tarsu» sehr kurz, Metatarsale 1 relativ noeh sehr lang.
Der Schädel ist kürzer, die Lenden und Schwanzwirbel
sind dagegen viel länger al* bei Cani*.
Ein Typus der riidamrrikanbchrn Füchse — Notho-
cyon u. gen. hat schon Vertreter im John Dav, nämlich
in (Galecynus) Intideu«, lemur und geismarianus.
Diese Gattung hat kürzere Schnauze und kleineren oberen
P4 als Canis, ferner grosse, fast viereckige obere M und
breiten Talon am unteren M,; die Vorderpartle die»«»
Zahlte* ist dagegen sehr klein. Die C sind schlanker, die
Bullae osseae grösser als toi Canis. Die beiden lebenden
Arten sind urostlctu« und parvidens. Notbocyon
hat läugereu Metatara «* und ein grössere* Crauium nls
die Cynodictis de* White Rivertod.
Viverravidae nov. fara.
Der Käme Viverravus graeilis Marsh hat die Priori-
tät vor Didymicti* dawkinsimnu* Cope, dem Typus
der Gattung Didymicti*. Mit Uintacyon bat dieselbe
nicht« gemein, weshalb auch die Pnmilie der Miaciden —
Didymictis und Uintacyon umfassend — , hinfällig wird.
Viverravus Dt dem Skelet nach schon ein echter
Vivrrride, jedoch Dt die Verschmelzung von Scaphoid
und Lunatum noch nicht erfolgt uud Viverravus mithin
noch ein Creodont. Der Schädel von Viverravus ist
wie bei Yiverricula langgestreckt, namentlich der Ge-
sichtstheil und folglich auch der Unterkiefer. Der Schädel
hat einen hohen Schcitclkamm , das Orciput hängt nach
hinten etwa* über, das Mastold tritt nicht besonder* hervor.
3 14 2
Die Zahnzahl Dt wie toi den Viverren ^ J ^ C - P - M.
Der obere P4 und der untere M, haben echten Viverron-
typns , ebenso verhält sich der Atlas und die einzelnen
26
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194
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Wirbel und Extrrmitätcnknochei». Vivrrr»vu* tritt
bereit« im unteren Eocäo auf, Torrrjonbed. Vollständiger
bekannt sind Viverravus protrnu« und leptomylus
aus dem Wasatchbed.
Der Zusammenhang zwischen den genannten Gattungen
i*t folgender:
Der lebende Ictlcyon gebt auf die mioc&ne Gattung
Öligobani« zurück, der mit letzterer nabe verwandte
Üyaenoeyon auf Enhydrocyon. Ihre früheren Vor-
läufer sind ebenso wenig bekannt wie die der gleichfalls
mlocknen Gattung Parsdaphaenus. Cyon geht auf den
mlocänen Temnocyoti, dieser auf Daphaenus im White
Rivcrbed, letzterer auf Prodaphaenus im Ulntab«*d und
dieser wieder aufUintacyon Bridgcr bis Wasatrh zurück,
Canis existirt bereit« im Loupfork und diese alteu Arten
stammen von flypotemnodon im Johndavbed ab, letz*
tereT von Cynodicti« des White Riverbed. Ein solcher,
lippincottianus, ist der Ahne gewisser lebender Canis,
«ndere gehen auf Gynodesmu* lu White River zurück.
Cynodicti« stammt von Procy nodicti» in Uinta, und
dieser von Vulpavu«, Bridger bis Wind River, ab. Ein
Cynodicti» führt aufwärts zu Notbocyoo schon im
John Day, aber auch noch lebend, und zu Batsariscut.
Proeyon stammt von Phlaoeyon des White Riverbed ab.
Wortxn&n, J. L. Restoration of Oxyaena Inpina
Cup« with descriptions of oertain new apecics of
Kocene Cruodonts. Bulletin of the American Museum
of Natural llistory. New York 1899, vol. XII, Art. VII,
p. 13» — 148. 3 Text f. 1 pl.
Die Gattung Oxyaena im Waaatchbed hat eine sehr
Ähnliche diflerenzirt* Zahn form wie die Peliden; im
Uebrigen erweist sie «ich dngegen noch als sehr primitiv-
kleines Cranium, kurze Beine, gespreizte Zeheustellung,
nicht zurückziehbare Krallen. — Sie stemmt wahrscheinlich
aus Europa , denn in Nordamerika giebt es keinen älteren
Creodonten, von welchem sie abgeleitet werden könnte.
Die Oxyaeniden mit den Gattungen Oxyaena,
Patriofelis und Oxvaenodon unterscheiden sich von
den Palaeonlctiden mit den Gattungen Palaeon ictls,
Arobloctonus und Aelurotherium dadurch, dass bei
ihnen der zweite kl vergrossert erscheint, bei «Uesen da*
gegen der erste.
Von Oxyaena luplna kennt man jetzt fast das ganze
Skelet eine« Individuum«. Ein Theil davon wurde von
Cope bereits im Jahre 1881 aufgelesen; der andere aber
erst 15 Jahre später von einer New Yarker Expedition.
Der Schädel hat eia kurzes breites Gesicht , ein lange»
Cranium mit weit nach vorn reicheadem Scheitelkamm
und sehr massive Jocli bogen. Die Zahl der J ist sicher
3
-, jedoch sind die unteren viel schwächer als die oberen.
P, ist ein-, Pg zwei- und P, drei wurzelig. Im Gegensatz
zu den Caraivoren, bei welchen der obere P# zusammen
mit dem unteren M, als Seheere functionirt, ist dies hier
hei dem oberen M, und dem unteren M, der Pall. Der
schräg gestellte obere Mt hat keinen Antagonisten. Die
Grosse der Unterkieferzähne uimiut von P, bis M( ganz
allmählich zu. An den unteren NI hat der Innenzacken
sowie der Talon beträchtliche Reduction erlitten; bei
Patriofelis sind diese Bestandteile überhaupt ver-
schwunden. Der Atlas erinnert an den der Katzen hin-
sichtlich der Perforation der Querfortsatze. Auf die
13 Brustwirbel folgen 7 Lendenwirbel. Die Zygapophysen
der Lendenwirbel haben hier nur einfache Gelenke im
Gegensatz zu denen bei anderen Creodonten. Das Thier
batte einen langen kräftigen Schwanz. An der Scapula
sind Coracoldfortaatz , Akromion und Metakromion wohl
entwickelt. Der Humerus kiesitzt Hne lange Deltoidirista
und eine tiefe Bicipitalgrube. Sein Unterende gleicht dem
der Katzen. Die Ulna hat ein »ehr hohes Olecranou,
der Radios oben einen sehr grossen Tuberkel; unten hat
er dreieckigen Querschnitt. Eine Verschmelzung von Car-
palien findet nicht statt. Das erste Glied drs Daumens
ist ungemein kräftig. Alle Krallen , bis auf die fünfte,
sind mit einem tiefen Spalt versehen. Das Femur hat
einen geraden Schaft, aber einen schwachen dritten Tro-
chanter. Die Astragalusfacette der massig gekrümmten
Tibia ist nur wenig vertieft. Der Astragalus hat ein
Foramen und artiknlirt sehr innig mit dem Cuboid. Die
Fibula hat sehr geringe Reduction aufzuweisen. Der Hinter-
fus« ist schlanker als der Vordcrfuss. Obwohl die Cunei-
forme ähnliche Anordnung »eigen wie bei den Katzen,
ist die wechselseitige Verbindung der Metatarsalia doch
eine viel losere. Die zweite Zehe {st die dickste, die dritte
die längste.
Oxyaeuodon dysodus n. g. n. *p. Aas dem Uintabed
liegt ein Schädel vot, der einem Thier von etwa Fuchs-
grösse angehört hat, und folglich dem kleinsten aller bis-
her bekannten Oxyaeniden. Die Zabnformel ist auch
hier ^J-C-P-M. Di« Kiefersymphvse erstreckt sich
3 14 2 tri
bi« zum Pr Die unteren P sind »ehr einfach und haben
bloss hinten einen sehr schwachen Bntalhücker. Am
oberen P3 fehlt der Innenhücker. Der Unterkiefer ist
niedrig, das Gesicht lang. Auch hier findet sich, wie bei
allen Oxyaeniden, die starke Postorbitaleinacbnürung,
auch endet da» Frontale ebenfalls weit hinter der Augen-
höhle. I>a« Lacrytnale *tö»«t ebenfalls mit dem Oberkiefer
zusammen, auch fehlt der Fortsatz des Stirnbeins zwischen
Oberkiefer und Nasenbein. Der Scbeitclkamm erstreckt
»ich weit nach von». ln diesen Stacken erinnert der
Schädel der Oxyaeniden an den der Pinnipedia.
Mesonychidae. Die geologisch jüngsten Mesony-
chiden haben lange Laufbeine; an den Zähnen sind da-
gegen gewisse Höcker verschwunden. Die älteste Unter-
familie der M r »onychiden, die Triisodontiden, besitzt
kegelförmige Hücker, wie die genetische Reihe Dlssacu«,
Pachyaena, Mesonyx. Die Höcker der M sind jedoch
bei ihnen kräftiger, auch haben die Kiefer eiue kräftigere
Symphyse. Auch die Reihe Trüsodon, Sarcot braustet
und Goniacodon zeigt Reduction der Hücker. Aus einem
Triisodon hat sich der Mesonychide Dissacus des
Tonrejonbed entwickelt. Von Dissacus an wird der
Talon der unteren M immer kleiner. Pachyaena inter-
media n. sp. ist im Gegensatz zu P. gigantea und
osslfraga wohl direct aus Dissacus entstanden, denn
nur bei dieser neuen Art ist der letzte obere M ebenso
stark redurirt, wie bei Dissacus. P. iutermedia
•cMtoet «ich zugleich auch enger an Mesonyx an, als
die beiden genannten Arten.
D. Recente Säugothiere. Verbreitung und Systematik derselben.
Alcoekj N. H. Tlie Natural Hlatory of the Irish
Bat«. The Irish Naturalist 1899, Vol. 8, p. 29 — 36,
p. 53 — 57, 2 pl., 4 fig. und p. 169 — 174.
■ Liegt nicht vor.
AUen , J. A. The North American Arhoreal
Squirrels. The American Naturalist 16Ö9, p. 635
— 042.
Autor unterscheidet folgende Arten und Subgenera:
Hesperosciurus griieus mit zwei Subsp. — nigripe«
Anthonyi — , alle Califoralen, Neosciurus carolinensi»,
New York bis Florida, mit Subip. lencotb Südcanada, hypo-
phaeu» Wisconsin, fuliginusu» Louisiana, exlimu* Florida,
Otosciorus Aberti Colorado, Arizona, A. concolor Colo-
rado, Parssciuru« virginianu» Virginia bis Florida, ludo-
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Zoologie. 195
vidanu* weit verbreitet mit Subsp. vicina Westvirginia ind
Pennsylvania, limills Texas, Mexico, Areosciuru» apache,
arisonensU und buachuca, alle Arizona etc., Tstniasciuru*
hudsooicu* Canada bis Alaska, b. gymnicu* New England,
Ostcanada , h. loquax südlich hiervon bis Nordcarolina , b.
minnesota n. subsp. Minnesota, h. dakotenai» Dakota, Wyo-
ming, Kaileyi, Wyoming Montana, h, ventorutn Wind River
Mountain», h. Ricbanbonii Montana, Idaho, British Columbia,
h. Streadori Washington, British Columbia, b. vancouvc-
rensis Vancouver bi* Sitko, St. Douglasii Oregon, Washing-
ton mit den Subsp. D. mottipilosus Calitoroien , D. cas-
cadensi* Oregon Washington , D. albolimbatus Californien
bis Oregon , D. Mearnsi Niedercali formen , Frepontl Colo-
rado Wyomiug mit Subsp. F. neomexicanu* Neumexico und
F. mogollonensis Arizona.
Allen, J. A. ün MammaU from the Northwest
Territory collected by McA. J. Stone. Bulletin of
the Americau Museum of Natural Hiatory New York
1899, Vol. 12, p. 1—9.
Im Dee«? Lake Revier im Nord west Territorium und
Alaska wurden gesammelt Ovis Stonei, Dalli, Zapu*
saltator n. sp., verwandt mit hud*onieu*, Lemmas hcl-
volus, Pbenacomys Constable! n. sp., verwandt mit ungav«,
Evotomys alaseensis, Dawsoni, Micro tu» Stonei n. sp.,
verwandt mit fontigrnus, M. vellrrosa» n. sp., Schadet ähn-
lich pennsylvanicus , cantus n. sp., Pemmisous tesanus
arcticu«, Neotoma Drummondi, Mus musculus, Tamm
quadri vittatu* borealis, Sicuru* hudsonicas, Sorex «pha-
gnlcola,
Alleny J. A. Deecription of Fife New American
Rodeuta. Bulletin of the American Museum of
Natural Hiatory. New York 1899, Art. II, p. 11 — 18.
Lepus araericanus phaeonotus u. subsp. Kitt*»n Co. Minne-
sota, Lepus Bishopi n. sp. Nord-Dacota, am ähnlichsten
dem phaeonotu», Lepus floridanu* Chapmani o. subsp.
Texas, Thomomy» tulvus alticolis n. subsp. von Sierra
Lag u na Niedercalifornicn und Sciurns Chapmatii n. sp.
von Trinidad verglichen mit Hoffmanni.
Alleny J. A. New Rodenta from Columbia and
Venezuela. Bulletin of the American Museum of
Natural Hiatory, New York 1899, Yol. 12, Art. XVI,
p. 195 — 218.
Lepus superciUaris n. sp. von Bunds, Columbia, ver-
wandt mit L. (Sjrlvilagus) insolitus, Iso th rix rufodoreall*
n. sp. von Onaca Col. , Zahnbau und Schädel ähnlich
Lasiuromys villnsus. Echimys Mincac n. sp. Ton Minca
Col. verwandt mit L. Trinitatis, Echimys Oriclii n. sp.
von Quebrada Secca Venezuela, wie Trinitatis, aber viel
kleiner, Echimys canicollis n. »p. von Bonds, äusserlich
dem Loocheres caniceps ähnlich, Heteromys Jesupi u.
sp. von Minca, verschieden von melanoleucu* und anumalus.
Akodon venczueleDsis n. sp. kleiner als Urichi, Akodon
columbianus n. sp. verglichen mit bogotensU, Oryzomys
maculiventer n. sj>. von Sierra El Libano Col., die grösste
aller Oryzomy s arten, O. trichuru* n. sp. von Bonda ver-
wandt mit davicans , O. sancUe Martae n. sp. ebendaher,
verwandt mit brevicauda, 0. tnollipilosus n. sp. Santa
Maria, ähnlich graf Hi», ebenso 0. Magdalena« n. sp. von
Minca, villosus n. sp. Santa Marta, verwandt mit meridensis,
O. palmariu* n. sp. von Quebrada Secca ähnlich trinitatis,
O. tenuicauda n. sp. von Los Palmale* Yen., kleiner als
velutious, O. modestus n. sp. Campo Alegre Yen., verwandt
mit der vorigen, O. vulviventer n. sp. von Quebrada Secca
nimmt eine Sonderstellung ein. Sciurus saltucnsls bonda«
n. subsp. von Bonda und Sciurua acstuans quebradrnsis
n. subsp. von Quebrada Secca.
Alleny J. A. The Generic Name« Echimys and
Loncherea. Bulletin of tbe American Museum of
Natural Hiatory. New York 1899, VoL 12, Art. XX,
p. 257—284.
Die Gattung Echimys theilt Autor in Dactylomy*
typus, Neloray* cristatus, paleaceus, Blainvillei, tomivillosus
dldelphoide* , aruiatus und Echimys myosurus (Lon-
cheres longicaudatus) , spinosus und di« neue Gattung
Proechiroys mit cnycnnensis, hispidus, setosus, albiapinis,
dimidiatus, ferruginrus, semispinofeus centralis, clirysaeolus,
decumanus, gymnurus, Trinitatis, canicollis Urichi, Miucae
und Cherriel. Geschichtliches über diese Arte».
Ameghino, Floren tino. On the primitiv Type of
tbe Plexodont. Molara of Main mala. Proceeding*
of tbe Zoological Society of London 1899, p. 555 —
570, 16 Fig.
Der complicirte Zahn der Saugethiere ist nach den
einen Autoren aus dem einfachen Reptilienzabu durch
Entwickelung neu auftretender Höcker entstanden, nach
den anderen, darunter Amegbino, ist die Grundlage «in
Sechbhöckerzahu und nicht elu Dreihöckerzahn , wie Jene
meinen , und selbst dieser geht vielleicht auf einen Zahn
mit noch mehr Höckern zurück. Dieser Scchshöckcrzahu
findet sich schon in der Kreide bei Proteodidelpbis,
dem Ahnen von Didelphis, und vou ihm lasseu sich
auch die Zähne der Fleischfresser, Insecti voren,
der diprotodonten Beutler, der Nager und selbst der
Hufthiere und Primaten ableiten, jedoch sind bei den
Fleischfressern ein oder mehrere dieser Höcker ver-
schwunden, bei den Hufthieren oft der vordere and der
mittlere InnenbÖcker,
Die Prämolsrcn und Milchtähnc batten ursprünglich die
nämliche Zusammensetzung wie die Molaren. Die Milcbzähne
verhalten sich in dieser Beziehung allerdings couservativer
als die Prämolaren, welche bei den Säugern der nörd-
lichen Halbkugel schon sehr einfach geworden sind durch
Reduction aus einer aiolarühn liehen Form. Die Grösse der
Prämolaren hangt davon ah, ob die Molaren später oder
frühzeitig erscheinen, weil hierdurch die Grösse des Raumes
bestimmt wird, welcher für die erstereu iibrlg bleibt. Da
nun im jüngeren Tertiär die Molaren erst wieder später
erschienen, so konnten die P wieder grösser, molarähnlich
werden , wie sie es in der Kreidezeit waren. Ebenso ist
die Grösse und Zusammensetzung der Milchzähnc von der
Zeit des Erscheinens der Molaren abhängig. Wie die P,
so »ind auch jetzt die Milchzähnc, namentlich der letzte
— D4 — , wieder sehr eomplicirt geworden.
Der Sechshöckeruhu ist die Gruudluge für den Zabnbau
der Säuger überhaupt. Die Plexodontie ist demnach der
ursprüngliche Zustand , die Huplodontie ist erst secundär
entstanden.
Au diesen Ausführungen ist nur soviel richtig, dass der
untere Molar aller Säuger ursprünglich aus sechs Höckern
bestanden hat, der obere M war aber triuibrrrulir , wenn
er auch schon frühzeitig Nebenhöcker besessen haben
dürfte. Die Prämolurrn waren dagegen zweifellos ursprüng-
lich ganz einfach gebaut. Der von Amegbino immer
wieder aufgetischte Irrthum , dass die alten sUdatneri-
knni*chen Säuger die Ahnen der Säuger der nördlichen
Halbkugel uud bereits cretaceisch wären , bedarf keiner
weiteren Widerlegung. Ref.
Bange, Outr&m. A new Pigmy Oryzomy a from
tlie Santa Marta Region of Columbia. Proceeriinga
of the Biological Rociety of Washington 1899, Vol. 18,
p. 9—13.
Oryzomys nsvu*.
BangSy Outr&m. A new raceof etriped Spermophilo
from Missouri. Proceedinga of the New England
Zoological Club 1899, Vol. I, p. 1 — 2.
Spermophilus (Ietidomys) trcdecemliueatu* subsp. n.
BangSy Outr&m. The Florida Puma. Proceedinga of
the Biological Society of Washington 1899, Vol. 13,
p. 15—17.
Felia Coryi n. sp.
25*
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196
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Bangs, Outram. Descriptions of wrae new M am mala
fron» Weitern North America. Proceeding* of the
New England Zoological Club 1899, Vol. I, p. 85 — 72.
Liegt nicht vor.
Bangs, Outram. A new Bat, Arctibeu* femur*
villosutn n. »p., from Columbia. Proceeding* of tlie
New England Zoological Club 1899, Vol. I, p. 73—74.
Bangs, Outram. Descripli<>n of a new Weasel, Pu-
torius (Arctogale) longlcauda oribasus n.
subsp. Proceeding» of the New England Zoological
Club 1899, Vol. 1, p. 61—82.
Bangs, Outram. A new Race of Chikaree (Sciuru*
huiUonicu» gymnicui n. Bp.). Proceeding» of the
New England Zoological Club 1899, Vol. I, p.27 — 29.
Bangs, Outram. A new Sigmodon (sanctae
tnartae) from the Santa Mart* Region of Colombia.
Proceeding» of the Biological Society of Washington
1899, Vol. 12, p. 189 — 190.
Bangs, Outram. A new Lvux front the coast of
California. Proceeding» of the New England Zoolo-
gical Club 1899, Vol. 1, p. 23 — 25.
Lyux (Cervaria) fasciatus oculeu* u. »ub*p.
Bangs, Outram. Descriptions of two new pika»
(Ochotoma) from Wentern North America. Procee-
ding» of the New England Zoological Club 1899,
Vol. I, p. 39—42.
Bangs, Outram. Three new Weasel» from North
America. Proceeding» of the New England Zoological
Club, Vol. I, p. 53—57.
Putorius noveboraemsi» notius n. subsp. I*. oecisor.
n. »p. P. xanthogeny« tnundu?« n. subsp.
Bange, Outram. A new Gray Fox from tho Upper
Mississippi Valley. Proceedings of the New England
Zoological Club 1899, Vol. I, p. 43— 44.
Urocyon eltiereoargeuleu» oejihons.
Bangs , Outram. Notes on »om« M am mal» from
Black Bay, Labrador. Proceeding» of the New Eng-
land Zoological Club 1899, Vol. I, p. 9 — 18.
11 sp. 3 n. subsp. Arctomy» ignaru» n. »p. Liegt
nicht vor.
Barret Hamilton, Q. E. Exhibition of, and remark«
upon, aume spooinieus of European Bquirrcl* (Hciurus
vulgaris) »howing local colour Variation». Procee-
ding» of the Zoological Society of London 1899, p. 3
— 6.
Da* britische Eich böm eben bt verschieden von dein
europäischen Sciuru» vulgaris und soll eigentlich den
Namen Sc. leacurus führen. Her Schwane bt stets
heller gefärbt als bei vulgaris. Leut er** Art tnus» in
mehrere Subspccies gegliedert werden: Sc. vulgaris rufus,
Mitteleuropa, im Winter nicht anders gefärbt ab im Sommer;
Sc. vulgaris vnrius, nördliches und östliche» Europa
und Sibirien, im Winter fast weis6 werdend; Se. vulgaris
typicut in Südskandinavien, ähnlich dem leucuruB, aber
mit rothem Schwanz, ebenfalls mit Wiiiterfarbung, und
Sc. vulgaris calotus in OsUibirien, im nördlichen China
und iu Korea, wohl mit Sc. argenteus identisch, im
Winter gelblich am Kucken. Die europäischen Eichhörn-
chen neigen stark zu Melanismus. Die Verschiedenartig-
keit derselben lässt darauf schllessen, dass in Europa über-
haupt mehrere Kuunengebiete unterschieden werden müssen.
Barret Hamilton, G. E. On the Speck** of the
Genu» Mu» inhabiting St. Kilda. Proceeding» of the
Zooiogical Society of London 1899, p. 77 — 88, 1 pl.
Da* Vorkommen von Mäusen auf dem Felsen von St. Kilda
galt lange für durchaus unwahrscheinlich. Di« untersuchten
Exemplare gehören theils zur sylvaticu«-, thcils zur
musculus'Gnippe. Diese letztere Form erbilt den Namen
Mus raurali* n. sp. und unterscheidet sich von den echten
mutculu» durch ihre Grösse, Stärke und Färbung — ähn-
lich hierin dem »ylvaticus trpicus. Mus hirtenai»
n. »p. aus der ayl vaticns-Gruppe hat längere Beine und
kleinere Ohren als die echten »ylvaticus und steht dem
Mu» hebridensi* »ehr nahe. Mus muralis ist zweifellos
eine ganz junge, aus musculu» entstandene Art, dagegen
muss birtensis aus sylvaticus hervorgegangen sein,
der schon in geologisch älterer Zeit nach St. Kilda ge-
langt war.
Barrot Hamilton, G. Exhibition of and remarks
upon ankinofthe Varying Hare (Lepus variabiiis)
in the Spring moulting »tage. Proceeding» of the
Zoological Society of London 18»9, p. 598 — 599.
Der veränderliche Hase hat in Siidirland noch im Mai
sein Winterkleid.
Barret Hamilton, G. E. H. Note on the Water
Voles ofBosnia, A«ia ininor and Wettern Persia.
Annals and Magazine of Natural lliatory. London
1899, Vol. 3, p. 223 — 225.
Microtus Musignani illyricus n. subsp. zwischen
persicu» und dem echten spanischen Musignani in der
Mitte stehend.
Barret Hamilton, G. Note on the Sicilian Dormico
of tho Genera Eliomy» and GH». Anna!» and
Magazine of Natural History. London 1*99, Vol. 3,
p. 226 — 228.
Eiiomys pallidus n. sp. ähnlich quercinus; in
Marokko lebt der algerische mumbyanus. Glis insu*
laris n. sp. kleiner als ltalicu*.
Barret Hamilton, G. Note on the Harvest Miee
of the Palaeartic Region. Annal» and Magazine of
Natural Hittory. London 1899, Vol. V, p. 341 — 345.
Mus mioutus tnessoritis Hampshire, Mus minntu» typi-
cub Holstein, Mus m. pygmacus Fokicn , Mus na. usuricua
u. subsp. Sibirien, Mus campestrb, minutus, ftavus, soricioos,
pendulinus, parvulus, pratensis, agilis, meridionalb und
arumlinaceus.
Barrot Hamilton, G. Note on the Beecli Marten
and Badge r of Crete. Aunai» and Magazine of
Natural Hiatory. London 1899, Vol. IV, p. »83 — 385.
Drr Marder von Kreta ist die afghanische und turke-
«tanische Varietät von Mustela foina, nämlich vor.
lencoiachnoea, der Dach» ist Meies melas eine-
• eens von Kleiu&sien.
Barret Hamilton. Note» on the Habit« of the Northern
Pur Seal, Otaria ursina. Natural Science 1899,
Vol. 15, p. 17—41.
Bartlett, Edward. How doeathe new born Kangoroo
get IntO the Motbers Pouch? The Zoologi»t 1899,
p. 3«8 — 8«9.
N»ch einigen Beobachtern soll die Mutter das Neu-
geborene mittelst der Hand, nnch anderen mittelst der
Lippen in den Beutel stecken. Das Junge ist nach der
Geburt nicht grösser »ls der kleine Finger eines Kinde«.
Batch older, Ch. F. Homo unrecognized jumpiug
Mice of the Genu« Znpus. Proceedings of the New
England Zoological Club 1899, Vol. 1, p. 3 — 7.
Liegt nicht vor.
Bedd&rd, Frank E. A. Gontribution to our Know-
ledge of the Cerebral Convolotiona of the Gorilla.
Proceedings of the Zoological Society of London 1899,
p. 65—77, 7 fig.
Bell, Ernest D. and Holis, Ainslio W. M a m ni a 1 i a n
Longevitv. Nature, London 1899, Vol. 59, p. 486
— 487 und 1899, Vol. 60. p. 30.
Die Lebensdauer der Siugethierc berechnet man aus
dem Eintritt der Maturität. 10% mal die Zeit der
Maturität, dividirt durch die Cubikwurzel au« dieser Zahl.
Ilolls hält dieses Resultat für zu hoch.
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Zoologie. 197
Böttger. Zwei neue Giraffen. Der xoologi&che
Garten, 1899, p. «0 — 61.
Giraffe Schilling»! Mntschir vom Kilim» Kdscharo,
ähnlich der Sudangiraffe und G. TippeUkirchi aus
dem Massailande. Beschreibung des äusseren Habitus.
Bolau, Heinrich. Die wichtigsten Wale de« Atlan-
tischen Oceans und ihre Verbreitung in demselben.
Segelhandbuch für den Atlantiachen Ocean , 1 899.
2. Aufl., p. 345 — 35«, 1 Karte. 6 Fig.
Bonhoto, J. L. On a new Speciea of Tatniaa fron»
Eaztern Siberia. Annal* and Magazine of Natural
Hittory. London 1899, Vnl. V, p. 385.
Tntniaa orientalis n. *p., vom oberen Ussuri, muss
sowohl Von asiatieus als auch von aenesceu» unter«
schieden werden.
Broom , R. A Contribution to the Development of
the Common Phalanger (Trichosurus vulpe«
cula). Proceedings of the Linnean Society of N.-8.«
Wale» 1899, Vol. 33, Para IV, p. 705—729.
Broom , R. Marsupial Bhouldergirdle Development
and Morphology of. Nature, Vol. 59, p. 311.
Nach den Befunden bei Phalangist* and Phaseol-
arcto« (Wallaby) ist da* wohlent wickelte Coracoid de»
Marsupialiertötus und der Coracoidprocessu» der höhe-
ren Säuger homolog dem hinteren Coracoiddcment der
M y not remen und Beptilien, das Kpicoracoid der
Monotremeu und Theromor p he n ist homolog dem
Präcoraröid der Amphibien. Do* Präcoracoid wird bei
den höheren Säugern bloss durch da» Coracoelavicular-
ligament repräsentirt.
Bourardie, P. Note aur le dressage de l’Elephant
d'Afriqne 4 la miaaion de Fernan Vaz. Balletin da
Museum d’Histoire naturelle. Pari* 1H99, Tom. V,
p. 66 — 88.
Brouce, William B. The Mammalia of Franz
Josefs Land. Proceedingt of the Royal Phyairal
Society of Edinburgh 1899, Vol. 14, p. 78 — 86.
Liegt nicht vor.
BumÜller, Johanne«. Das menschliche Femur
nebst Beiträgen zur Kenntnias der Affenfemora.
Inauguraldissertation. München 1899, 142 p. und:
Affen- und Meoschenfemur. Correapnndenzblatt
der anthropologischen Gesellschaft 1899, p. 167 — 160.
Die ausführliche Beschreibung de* menschlichen Femur
zu referiren, fallt nicht in da* Gebiet des Berichterstatter* >
derselbe muss »ich vielmehr darauf beschränken, die Unter-
schiede zwischen menschlichem und Affen -Femur zur
Darstellung zu bringen.
Der Schaft des menschlichen Ferner hat im Gegen-
satz za dem der Affen nicht runden, sondern dreieckige!
Querschnitt; die laterale Seite, sowie die mediale Seite
sind abgeflacht und beide bilden zusammen eine scharfe
Kante, den Pilaster. Der FDutoMkt — das Verhältnis»
zwischen S.igittal- und Querdnrehmcsser — 100 — beträgt
raelBt 100,7. Di« Krümmung de* Schaftes ist keine gleich-
mäßige; sie setzt sich vielmehr aus zwei Knickungen zu-
sammen. Bei den Affen ist das Femur entweder gerade
oder gleichmäßig gebogen, ln der Poplltealregiun bildet
der Querschnitt de» Schaftes ein rechtwinklige« Dreieck,
dessen kleinste Seite auf der Aussen (Lateral-) seit« de*
Femur liegt, während die Innenseite, die mediale, eine
Kante durstellt. Bet den Anthropoiden ist der Quer-
schnitt oval nnd gleich mastig and der Ssgittaldurchmesser
kleiner als der Querdurrhroe**er. Unter den niederen
Affen kommen Formen vor, die hierin einige Aehnliehkeit
mit dem menschlichen Femur aufweisen. Beim Men-
schen hat ferner der innere Condylus stets einen viel
geringeren SagitUldurclimeAwer als der äussere, stärkere.
Bel den Affen ist umgekehrt der inner« der stärkere.
Beim Menschen ist ausserdem der horizontale Band-
rad iua kleiner als der vertirale, bei den Affen aber um-
gekehrt, weshalb auch der Mensch allein wirklich auf-
recht gehen kann , und di« Achs« von Femur und Tibia
eine gerade Linie bildet , während dies« Knochen beim
Affen stet* unter einem Winkel zusamroena-toasen , der
kleiner ist als 180°.
Bei den Anthropoiden — Gorilla, Orang und
Schimpanse — Ist daa Femur kurz und plump, die
l)iaphy*e ist nicht gebogen, sie hat ovalen Querschnitt,
ein Pilaster fehlt, die Fo**a ublirjua ist märhtig entwickelt;
die Poplitcalregion hat, wie erwähnt, nicht dreieckigen,
sondern Hach gerundeten, gleichmäßigen Querschnitt. Der
Condylus medinli* ist stärker al* der laterale. Die Schief-
heit de* Femur ist nach Aussen gerichtet. Die Anthro-
pomorphen entfernen sich gerade in den wichtigsten
Merkmalen am weitesten vom Menschen — well sie eben
diiTerenzirt sind. Bef. — Hylobste» hat dagegen hinsicht-
lich de« Femurs viel mehr Ankläug« an den Menschen.
Der Pilaster ist medinl, der Querschnitt der Popliteal-
region ist nicht flach, sondern hoch, ein lateraler Angulus
kann fehlen, hat aber, wenn anwesend, ebenso wie der
mediale, gerundete Form. In Bezug auf die Beschaffen-
heit der Bandradien ist daa Femur sehr niedrig organiairt.
D«s Femur der Cy uopithecinc n ist plumper nl* bei
Hylobate» und Mensch und gleichmäßig gekrümmt.
Es hat runden Querschnitt de» Schafte» und gleich lange
Coiulyli oder der Ausaencondylu» ist länger als der innere.
Der untere Transversa)durcbmes6er steht in seiner Pro-
portion zwischen dem von Mensch und Hylobate». Die
Bnndradien »ind echt thieriseb.
Die Platyrhinen zeigen »ehr verschiedene Organi-
sation, bald an Anthropoiden, bald an Mensch
ertnuernd; sehr primitiv verhalten sie sich bezüglich des
grossen Sagiltahlurchmesscra in der distalen Partie und der
Länge der Condyli. Beide Condyli sind bald gleich , bald
ungleich gross. Die Protim iae haben ein schlanke»
Femur mit grossem Aasscncondylns and sagittal stark
nusgedehnter Poplitealregion , mit hohem , schmalem Knie-
gelenk und einem deutlichen dritten Trochanter. Bei der
foaailen Gattung Adapi* bat die Poplitea! region Aehnlich-
keil mit jener der Anthropoiden.
Nur von vier fossilen Affen kennt man da* Femur —
nämlich von Adapia, Mesopitbecu», Pliohy lobate»
recte Dryopitbecus Ref. und von Pithecanthropua,
jedoch bieten die beiden ersteren kein besonderes Interesse.
Daa Femur de» Eppelsheimtr Anthropoiden bat am
meisten Anklänge un das von Hylobate» — gerader, im
Querschnitt fast kreisrunder Schall , Stärke nnd Verlauf
der Linea aspern, di« Gestalt der Anguli, und di« laterale
Schiefheit. — Mit dem Menschen hat dieser Affe die
transversale Verbreiterung der Poplitcalregion gemein, mit
den grossen lebenden Anthropoiden den niedrigen Quer-
schnitt der Poplitealregion und die geringe Ausdehnung in
der Sagittalrichtuug, mit den Cynopithecinen die
gleiche Grösse beider Condyli, sowie die gleichmäßige
Kundung derselben, wodurch ein aufrechter Gang unmög-
lich gemacht und die Bewegbarkeit de* Femur auf 90®
beschränkt wird. Hylobate», Pliopithecu», Dryo-
pithecu» und Pliohylobatc» von Eppelsheim bilden,
wie Verf. meint, eine besondere Familie — die Ilylo-
batidae — , die jedoch unhaltbar ist. Bef.
Bei Pithecantropu» zeigt das Femur fast genau die
nämliche Proportion zwischen Länge und Umfang wie beim
Menschen, uud ist somit sehr viel schlanker als bei den
Anthropoiden, aber im oberen Thril des Schafles ist
der Sagittuldurcbiucsser doch ein wenig grösser, als der
Querdurchmesser — beim Menschen sind beide gleich.
— Während beim Menschen der Querschnitt der Diaphyae
dreieckig ist , in Folge der Abflachung der medialen und
dorsalen Seite, Ist hier nur die letztere abgeplattet , die
übrigen aber gewölbt. Im Gegensatz zu dem zweimal
geknickten menschlichen Femur zeigt da* von Pithe-
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198
Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
canthropu» nur geringe, gteichmässige Biegung, auch
acheint da» Femur nach unten zu nicht dicker zu werden,
wie beim Menschen, sondern eher schwacher. Der
Querschnitt der Epiphyse scheint in der PoplitealgegenJ
glcichmissig gerundet zu sein, beim Menschen hingegen
ist er dreieckig, wobei die Innenseite die Spitze des Drei*
ecket bildet. Beide Conds ii »lud gleich gross, während
heim Menschen der äussere viel weiter nach vorne reicht.
Di« BandradientUiche ist viel beschrankter als beim Men-
schen, weshalb eine wirkliche Aufrichtung des Femur
in die Verlängerung der Tibienachsc nicht statttinden konnte.
Auch die Drehbarkeit des Oberschenkelknochens war jeden-
falls viel geringer als beim Menschen. Wie im Bau des
Femurs zeigt Pitheeauthropu» auch im Bau des Schädels
die grösste Aehulichkeit mit Hylobates — über die
wesentliche Verschiedenheit des ungleich wichtigeren Zuhn-
t laues setzt sich Vwf. spielend leicht hinweg — Kef. — ,
so dass man den fossilen Java affen geradezu Hylobates
giganteus neunen könnte. Es ist viel wahrscheinlicher,
dass Plthecanthropns auf allen Vieren ging, als dass
er zu aufrechtem Gang befähigt gewesen wäre. — Erst eres
wäre bei dessen Organisation ein Kunststück. Bef. —
Mensch und Affe unterscheiden sich vor Altem durch
die Beschaffenheit des Kniegelenkes , welches bei ersterein
eine so starke Aufrichtung des Femur ermöglicht, dass
dieser Knochen gleichsam zur directen Verlängerung der
Tibia wird, während Wide Knochen heim Affen stets nur
einen stumpfen Winkel bilden. Ferner hat nur das
in ensch liehe Femur deutlich dreieckigen Querschnitt und
einen wirklichen Pilaster zwischen der Innen* und Aussen-
tlärbe. Die Linea aspera des Menschen entsteht durch
Verschmelzung der beiden, Wi deu Affen immer getrennt
bleibenden Labien, iiusseniem hat die Poplitealregiun immer
dreieckigen, bei den Affen aber glcichmässigen gerundeten
Querschnitt und die Diaphyse ist im unteren Tbeii dicker
als Im mittleren, beiin Affen umgekehrt. Die Widen
Anguli der Poplitealregion sind beim Menschen niemals,
bei drn Affen immer gleich, und die Aussen Bäche des
Kniegelenkes stet* grösser als die innere, bei diesen um-
gekehrt, oder es sind Wide Flächen gleich. Da* Verhält-
nis# der Länge zur Dicke beträgt Wi den Affen nie unter
30. Der Fotuurhala ist Wim Affen stets etwas nach vorn
geneigt, und der grosse Trochanter Wsitzt niemals einen
nach hinten gerichteten Fortsatz.
Buxton, Edwards North. Remark« on the Bisons
(Bison europseus) obeerved during a vieito to the
Forest of Bieloveg«: iiu Lithuanin. Pruceeding* of
the Zoological Society of London 1899, p. 64.
Die Zahl der Bison beträgt sicher nicht mehr 700,
wie Neverli geschätzt hat.
Carleson, Albertina. Ueber Zahnent Wickelung; der
diprotodonten Reutelthiere. Zoologische Jahrbücher,
Abtheilung für Anatomie und Ontogenie 1899, 12. Bd.
p. 407 — 424, 1 Tat
Nach Leche haben die Beuteith iere rin pridactcalr*
Gobi**, ein zweite*, bestehend aus den persititirendeo Zäh*
nen , dem Milchgebiss der höheren Säuger homolog , und
ein drittes, bestehend aus den P, und lingualen Keimen,
dem definitiven Gebiss der höheren Säuger entsprechend.
Nach Wilson und Hill sind die persistirenden Zähne der
Beutler denen der übrigen Sauger homolog, PD, über
ein echter Mikhzahn , die prälactealen Anlagen verküm-
merte Milchzihne , die lingualen Keime nur Reste der
Schmelzlciste.
Verf, hat Petaurus, erwachsen, JD „CD „ PD - M ^
2 0 3 4
und Trlchosurut-Embryoue untersucht und kommt zu
folgenden Resultaten: Alle Antemolarrn legen sich Wi
Tricbosurus gleichzeitig an, auch PDa, aber letzterer
entwickelt sich rascher. Er gehört dem persistirenden
Gebisse an und nicht zu der Dentition der prälactealen
Anlagen. Dagegen gehurt Pa wirklich in die Dentition,
welche durch die Anlage des Ersatzgebisses rep rasen tirt
wird. Er ist der einzige Knatzxahn, während die übrigen
angelegten Ersatzzähne wieder resorbirt werden.
Das Ersatzgebiss ist iu progressiver, nicht in regressiver
Entwickelung begriffen. Dass es sich Wi den Beutel-
Ikleren wirklich um Anlagen von Ersatziähnen handelt,
geht aus der langen Dauer dieser Gebilde hervor.
Eine prälacteale Dentition kommt nicht bloss im vor-
deren Kiefertheit, sondern auch neben den Molaren vor.
2 1.3
Bei Tarsipes rostratus mit nur J - C- P -f- M - oder
* sollte man eigentlich Rudimente eines trüber zahlreicheren
Gebisses erwarten. Die Zahnreduetion ist jedoch so bedeu-
tend , dass nicht nur Anlagen von weiteren persistirenden
Zähnen fehlen , sondern auch oolchc von prälactealen , lin-
gualen und selbst von Pa.
Carruccio, Antonio. Sorra alcnni caratteri morfologici
di un Hylobates Müllerii Martin donato di 8. M.
il Be all Istitato Zoologie« di Roma. Bolletino della
Nocieti roniaua di »tndj Zoologie he 1899, Yol. 8, p. 1
— Iö, 5 tav.
Liegt nicht vor.
Carua, J, Victor. Ueber eine Anomalie im Gebisse
des Urangutaus. Berichte über die Verhandlungen
der königl. sächsischen GeeelDchaft der Wissenschaft.
Math. phys. Claase, BO. Bd., 1898, 1899, p. 52—35.
Liegt nicht vor.
Caaalia de Fondouce. Contribution A «ne fauoe
htstorique du Bas Langnedoc. Bulletin de la 8oci4t4
languedocienne de geogmphie 1899. Referat von
M. Bo ul« in L’ Anthropologie 1899, p. 688 — 689,
Wie in den meisten Ländern Mitteleuropa* hat auch im
Languedoc die Säugethierwelt seit der neolithischen Zeit
Veränderungen erfahren , indem gewisse Arten durch des
Menschen ausgerottet worden sind, nämlich Wolf, Bär,
Edelhirsch, Reh, Damhirsch und Wildschweit.
Autor giebt Daten Über das letzte Aultreten dieser Arten.
Cooks, A. H. Exhibition of and remarks upon , »pe*
cimens of stipposed kvbrida between the Stoat,
Muetela erminea, and the Ferrel (M. furo).
Proceedinga of the Zoological Society of London
1899, p. 2—3.
Ausser der Bastardirung von Wiesel und Fretchen ist
auch Bastardirung zwischen diesem und Iltis möglich.
Co ward, T. A. The Natural Htstory of Bata. The
Irish Naturalist 1899, Vol. 8, p. 124.
Liegt nicht vor.
Cunmngham , Robert O. Note on the Preeenoe of
Supern um ent ry Uouea occupyiog the Place of the
Prefrontal» in the Bkulls of certain Mammala. Pro-
ceedings of the Zoological Society of London 1899,
p. 76 — 77.
Ausser Wi Hippopotamus und Wi Lemur kommen
scheinbare Prä front alis auch bei Macropus giganteus
und Phascolomys platyrrbinua vor.
Do Winton. Ou the Giraffe of Somaliland. Annala
and Magazine of Natural History. London 1899.
Vol. IV, p. 211— 212.
Die Giraffe vou Sumaliland ist rine W*ondere Varietät,
Camelupardalis, Giraffa rcticulata.
De Winton. On Mn mm als collected by Lieut.*
Colonel W. Giffard in the Northern Territory of
the Gold Coast. Annals and Magazine of National
History. London 1899. Vol. IV. p. 353 — 359.
Epomnphorns mscrucephalus, pusillus, Rousettu»
»traminrus, Megadcrma front, Nycteris macrutis sp.t
Chalinolobus vsriegstus, Scotophilui nigritellns n.
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Zoologie.
199
*|». , ähnlich Kuhli und uigrita , Sc. ßchliefT'-tii , hiruiwlo
n. tp. , ähnlich albofuwn»*, Crocidur» Giffardi , Xeru*
erythropus , Funlsciurus annnlatn* , »uhstriatu* n. »p-,
groMrr ala poentd» , um nächsten verwandt mit lemni-
*catu», Gerbillus *p., Mu» erythroleucus, ArvicantbW
sp,, Bubali* major , Cephalophu* rufilatu», Ourebin
nigricaudata, Hippotragus «quinu» gambianu*.
Do Win ton, William E. Exhibition of and remnrks
upon , thi tail of a Fox (Ga nix vulpex) aliowing
tlie gl and on the upper aurface. Proceedinga of the
Zoological Society of London 1899, p. 292.
De Winton, W. On tvro Ha res from British Käst-
Africa, obtained by Mr. Richard Crawahay. Pro-
cecdings of the Zoological Society of London 1899,
p. 415—417. 1 pl.
I.epu* somalensi» fleuglin au* ITkainha, verwandt
mit tigrensis aus Abyssinien und L. Crawshayi n. »p.,
verwandt mit L. Whytiae von Nyassaland , — obere J
schmäler. Diene neue Art stammt vou Neugia Kitwi.
De Winton, W. On the Speciea of Canidae, found
on the Continent of Africa. Proceedinga of the Zoo-
logical Society of London 1899, p. 533 — 552. 18 flg.
ln Afrika leben von Canidcn: Canis simensla, rin
echter Hund, Abyssinien, Canis anthus, von Senegal Ws
Nordafrika, variegatua, östliches Afrika, C. luesomelas,
Abytslniro , C. lateralis, von Namaqualand Ws Oaboen
und von Zululand Ws Tanafluss — Schakale — , Canis
vulprs aegyptiaeus uud atlanticu«, beide Roth-
fuchse in Nordafrika , Canis pallidua, Suakim und
Dongola, C. faraciirus, Aegypten, C. dorsalis, Senegal,
C. chama, Südafrika, Gelbfüchse, Canis «erda
Fennek, Sahara, ütocron roegalotis, von Cap bis
Somaliland, und Lycaon pictus, von Südafrika bi« Abyaai-
nlen. Beschreibung de» äusseren Habitus, Abbildung der
Schädel und Synonymik dieser Arten.
De Winton, W. List of and renmrka upon, specimens
of Mai» mall containcd in a Collection from British
Central-Africa. Proceeding« of the Zoological Society
of London 1899, p. 771.
Lycaon pictu«, Hystrix sp., Rhinocero» bicomi*,
Equus Crawshayi, Couuochaete* Johnstoni , Cepha-
lophus lugen*, Ourebia hastnta, Hippotrago* eqninus
und Tragelapbns itoualeyni.
De Winton, W. A. Exhibition of and remarks upon,
two mounted heads and a skull of the Red flanked
Duiker, Cephalophus rufilatus. Proceeding* of
the Zoological Society of London 1899, p. 771.
De Winton, W. A. Exhibiton of a ipecfmen of a
new Mouse from 8onthern Abyseinia, proposed to
be named Dendromy» Lovati. Proceeding» of the
Zoological Society of London 1899, p. 986 — 987.
Ori'nK: wie von Dendromys typicu», Streifung ähnlich
wie bei Ta ml an.
De Winton. On Chinese Mammals principally from
Weitern Sechuen, with Note* on Chinese ßquirreU
by F, W. Styan. Proceedings of the Zoological
ßoeiety of London 1899, p. 572 — 578. 2 pl.
T’Mnopithecu* Roifllana* •, Rhinnlophn* R<mit,
Vespertillo diseolor superans, Nectogale elegan»,
Chimarrogale Styansi n, «p. , Soriculu» hypsibia*
n. sp., Talpa longirostri» , Aeluropus melanoleucus,
Arctoinrs himahtjanu*, Cricetus obscurus, triton n. »p.,
Lepus *«chuenen»i« , L. Swinhod, Ochotoma tibetana,
Sciurus vulgaris, davidianu*, Fernyl, pyrrhomern*, casta-
aeoventsia, Styaasi und Swinhoei. ^ abgebildrt. Beschrei-
bung der neueu Arten; Chimarrogale Styansi ver-
glichen mit Nectogale und Crossopus, Soriculus
hypsibius ähnlich minor, Cricetus triton ähnlich
longlcandatus, Lepus sechuenensls verwandt mit
hypsibius.
Diatant, W. L. The .Rea-Elephant“, Macrorhinna
elephantopua. The Zoologist. London 1899, p, 385
— 387. 1 pl.
Lebt noch auf den Falklands- Inseln. Auf den Heards-
Inseln findet tuan dagegen nur mehr zahllose Skelette
dieser Robbe. Es ist nicht sicher, ob de von Pflanzen
oder von Moll u*ken lebt. Per Kalifornische M. angu»liro*tri*
ist nahe verwandt. An den Küsten Südafrika* lebt Macro-
rhinus leonlous.
Dollo, Lollis. Lcs ancetre* des Manu pianx 6taient-
ils arboricol? Miscellan^es biologique* (tedita au
Prof. Alfred Giard n Voccasion du XXV anniver-
sftire de la fondntion de la Station zoologique de
Wimereux. 1899, p. 188 — 203. 2 pl.
Die Mnrsupialier sind nicht da* Zwischenglied
«wischen den Monotremen — Prototheria — und
Placental iern — Eutheria — , sondern viel eher eiu
Sei lern weig der letxteren, welcher Reduction der Placeuta
und ebetiiMi Reduction de* Milchgebisse» erfahren hat. Nach
der hergebrachten Ansicht sollen die Mimupialier frei-
lich noch nicht in den Besitz einer Placenta gelangt »ein,
allein hiermit steht die Thalsache itu Widerspruch , da**
gewisse Marsupialier wirklich ein Rudiment, einer sol-
chen bealtzeu.
Per Hinterfus* war liei allen ursprünglich fünfzehig und
bei allen noch jetzt arbnricolen Marsnpialiern ist seine
erste Zehe opponirbar. Sie wirkt mit der vergrösserten
vierten zusammen, während die zweite und die dritte re-
dueirt werden und mit eiuander verwachsen. Eine solch«
Organisation, GreifTuss, findet »Ich aber nicht nur bei
urboricolen Marsnpialiern, sondern überhaupt bei allen
arhoricolrn Formen, z. B. Fledermäusen, Nagern,
Affen — Tarsiu* und Hylobates. Die Krallen wer-
den hierbei ganz oder theilweise in platte Nägel urngo-
wandelt.
Es Ist nun merkwürdig, da»* auch die nicht arboricolen
Marsupialier wenigsten* ähnliche Verhältnisse zeigen,
z. B. die I)a*y ariden in der Reih« Sminth opuis,
Phascogate, Da*yurut, Myrmccnbin», Antcchino-
tny* mit Gebergang zum vierzehigen Fas«, die Phasco-
lomys und die Phalanger mit Reduction der zweiten
und dritten Zehe und Umbildung der ersten Zehe — ja
diese ßpecialisirungen sind selbst bei dem grabenden
Notoryctes typhlop* zu beobachten. Bel den Pera-
inellden und Macropodiden i»t der Fass in Folge der
Verstärkung der vierten Zehe praktisch einzellig, während
die zweite und dritte Zeh« verwachsen. Die l’erame-
liden haben überdies den Daumen verloren. Dendro-
lagus, ein Macropodide, hat »ich an» einer terrestrischen
wieder in eine arboricol« Form umgcwandelt.
Nach den Ergebnissen der neueren Forschungen empfiehlt
es »ich, die Siugethiere in vier anstatt in drei Gruppen
ri nz ut heilen, nämlich in
1. eierlegewl — Prototheria — in der Gegenwart
Monotremata;
2. lebendgebärend — aber placental«** — Metatheria
— jetzt fehlend ;
3. lebendgebärend — placental — Eutheria — jetzt
Placentalia;
4. lebendgebärend — Placenta reduclrt — jetzt Har-
supialia.
Duckworth, M. W. L. H. Sur un Anthropoide
vivant. L'Anthropologi«. Paria 1699, p. 152 — 157.
1 pl. 1 Textfigur.
Autor schildert den in Barn am f* Menagerie befindlichen
— inzwischen aber gestorbenen, Ref. — Anthropoiden
„Johanna“ , der etwa zehn Jahre zählte. Biologische»,
Ernährung. Menstruation, Beschreibung des äusseren Habi-
tu*. Beim Festhalten von Gegenständen l*edient sich das
Thier nicht de* Daumens, »rindern des Zeige- und Mittel-
finger*. Johanna l*t kein Gorilla, aber auch nicht der
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200
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
gewöhnlich« Schimpanse Troglodytrs niger, sondern
eine ZwiNchenform zwischen beiden , wie Troglodytcs
Aulirr!, — Ein« Zwischenform zwischen Gorilla und
$c bim panse i»t undenkbar. Ref.
Duckworth, W. I«. H. Further Note oo Specific
DiflknnoM in the Anthropoitl Apen. Proceedings o t
the Zoological Society of London 1899, p. 312 — 314.
Der angebliche .junge weibliche Gorilla4* d«T Samm-
lung ln Jena ist in Wirklichkeit ein nicht mehr junger
Sc hi ui pause. Umgekehrt hat KUkenthal da» Gehirn
eine» Gorilla — Gorilla enge na — als da« einrsTro-
glodyte» beschrieben, denn Troglodyte» Sauvagesi
i*t identisch mit Gorilla. Diener Dt jetit auch bei
Brazzaville am Cong« gefunden worden. Dagegen scheint
der angeblich« Gorilla bei Stanley Fall« ein Schimpanse
xu »ein.
Düret, J. Ulrich. Die Kinder von Babylon, Assy-
rien und Aegypten und ihr Zusammenhang mit den
Binderrasaen der Alten Welt. Ein Beitrag aur Ge-
schieht« des Hausriudes. Berlin, G. Reimer, 180».
4°. 98 p. 8 Tftf.
Liegt nicht vor.
Hüffe, O. Edm. Wüsteumüuse in der Gefangen-
schaft. Der Zoologische Garten. Frankfurt 1899,
p. 38 — 44.
Biologische» von Gerbillus aegyptlcu*.
Elliot, D. G. List of Mamma ls. nbtaineri by Thnd-
deu« Surber, colleetor für tbe Museum, cmtflf in
Üklohania and Indian Territorien. Field Coluiubinn
IWMfll Publicatious Zoolog. Serien, Vol. I, 1899,
p. 291— -303.
Liegt nicht vor.
Blliot, D. G. Description of apparently new Spe-cies
and Kutapecies of Mammals from Oklobama Terri-
tory. Field Columbian Museum Pnblica Lions Zool.
ftect., Vol. I, 1899, p. 277 — 282.
Neotoma macrupu» Surberi u. »ulep., Scalop»
machrinus intermedius n. subsp.
Blliot, D. G. Descriptinns of apparently n«w Specics
and Snbspeciex of Mammals from the Indian Terri-
tory. Field Columbian Museum Publications Zool.
8er', Vol. I, 1899, p, 285—286.
Lepn« telmalemonus n. *p., Blsrina brevirauda
hylophaga n. «ubep.
Blliot, D. G. Catalogue of Mammals from the
Olympic Mountains Washington, with deseriptions of
new species. Field Columbien Museum Publications
Zool. Beet , Vol. I, p. 241 -—276.
Liegt nicht vor.
Blliot, D. G. Preliitiinary Descriptions of new Rodcnta
from tbe Olympic Mountains. Field Columbian
Museum Publications Zool. Sect., Vol. I, 1899, p. 223
— 228.
5 n. »p. 1 n. lulmp, Liegt nicht vor.
Ewart, J. C. The Penycuik Experiments. London
1899. 177 p. Ref. in Nature, Vol. 60, p. 272 — 274.
5 Fig.
Handelt von der Kreuzung zwischen Zebraheng»t,
Matopo, und Pferdestute, Mulatto, worau» der gestreifte
Bastard Kumulus hervorglng, uud von der Kreuzung
zwischen Matopo ntlt Pony-, Irish- und Clydesdalcsstuten.
Nur in der Färbung waren die Fohlen zebra&hnlich.
Das Soraalizebra scheint der primitivste aller lebenden
Rn uiden zu sein. Die Streifen sind jedoch bei jenen
Fohlen zahlreicher als beim echten Zebra.
Flower, Stanley Smith. Note ou the Proboecis
Monkey — Nasalis larvatus Wurrnb. Proceediugs
of the Zoological Society of Ixrndnn , 1 899 , p. 785 —
787. 2 tlg.
Beschreibung de» iu«seren Habitus von Männchen und
Weibchen dieses Affen au» Borneo.
Gage, Simon Henry. The Importance and the Pro-
mis« in the 8tudy of domestlc animals. Hcienre,
Vol. 10, 1899, p. 305 — 311.
Liegt nicht vor.
Gibeon, Erneut. Field notes on the Wood Cat of
Argentinia (Felis Geoffroyi). Proceedings of the
Zoological Society of London 1899, p. 928—929.
Biologisches dieser Wildkatze und Beschreibung de«
llabitu». Sie geht bis zum 38. Breitengrade.
Gilbey, W. Tbe Great Hora« or tbe War Horse
from tho Time of the Roman Invasion tili its De-
velopment into the Bhire Horse. London 1899. 8*.
78 p.
Liegt nicht vor.
Grabham, Oxley M. A. Borat Habit« of Bats. The
Zoolog ist London 1899, p. 131.
Entgegen der Angabe Oldbam’s, das» die Fleder-
mäuse ihre Beute weder mit Hülfe de» Funr» noch adeb
mit der Handwurzel ergreifen, hat Autor ganz genau nach-
gewiesen, dass sic dieselbe mit dem Daumen frethaiten.
Grabham Oxley. Albino Bqirrel in Wlltehire. The
Zoologist. London 1899, p. 132.
Grandidier, Guill. Descriplion d une nouvelle eepece
des Mus (auratua) provenant de Mndagascar.
Bulletin du Museum d'histoire naturelle. Paris,
Tome V, 189», p. 277 — 278.
Mu« auratut n. »p. sieht dem »Iriandrinu» ähnlich.
Gebiss fast wie bei derumanu».
Grandidier, Guill. Description d’une nouvelle tsp&ce
d’Insectivore provenant de Madagaskar. Bulletin
da Museum d’histoire naturelle. Paris, Tome V,
1809, p. 340.
Microgale brevicaudatn,
Grevd, CarL Die Verbreitung der Yaks. Der zoolo-
gische Garten, 1699, p. 313 — 314.
Die Heimat h de« zahmen und wilden Yak i»t da» Hoch-
lamDystcm von Innerasien, Tibet, Nord hang de* Himalaya,
l.üdak , Kuenluen , Karakorum in 4000 hD 6000 m Höhe,
Yarkaml, Kaschgar, ArknUgh , Altyntagh, Gbas, Moskow-
»kij chrebel. lui russischen Turlestan giebt es nur zahme
Yak, ebenso im nördlichen China.
Grev6, C. Die Verbreitung des Stein bock« einst
und jetzt. Sitzungsbericht« der natnrforschendea
Gesellschaft JurjefT. Dorpat 1899. 12. Bd. p. 59 — 73.
Liegt nicht vor.
Greve, C. Raub- und Nutzwild des Russischen
Reiches. Der Waidmami. 1899, p. 2.
Verbreitung der elf dort vorkommenden Felis arten.
Günther, A. The Wild ßheep of the Urmi Islands.
Ovis ophion var. Journal of the Linnen u Society
of London, Vol. 27, 1899, p. 374 — 376.
Dieser Ovis orientnlis var. urmiana »teht «lern
cyprischrn Ovis ophion am nächsten, jedoch bildet da»
Hörnende keine Spirale.
Hnagner, Alwin C. Habitat of the Thick tailed
MnitgOOfl», Cynictis penicillata. Tbe Zoologist.
Ijondon 1899, p. 179.
Cynictis penicillata lebt nicht bloss in der .Cap-
colunie, sondere auch In Transvaal. Vorne fünf, hinten
vier Zehen.
Haagner, Alwin C. Tbe Suricate in the Trans-
vaal. Tbe Zoologist. London 1899, p. 516.
Surtcata letradactrla ist wiederholt in Trau*vaal
beobachtet worden. Sie hebst hier Meerkat.
Hausmann, Werner. Uebcr Bau. Wachsthum und
Entwickelung der Bäugetbiere, vorzüglich der Tal pa
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Zoologie. 201
europaoa and de* Dmypu» no verneine tu ■. Innng.
Dissertation. Leipzig 1899. 77 p.
Liegt nicht vor.
Hesse, Paul. Zebrabastarde. Der zoologische
Garten, 1899, p. 93.
Ausser in London existirro noch in Parana Zebra*
baa tarda.
Hesse, Paul. Der Biber in Hüdfrankreicb. Der
zoologische Garten, 1899, p. 125.
Lebt noch an der unteren Rhöne, wir! aber auch hier
stark verfolgt.
Hecht, E. lieber das Vorkommen der Hausratte
(Mus rat tos) in Frankreich. Der Zoologische Garten
1899, p. 265 — 267.
Es scheint, das* durch die jetzt immer mehr eingeführte
Canal isatlufi der Ortschaften die Existenzbedingungen der
Wanderratte (Mus decumanus) schlechter würden, wes-
halb Mus rat tu« jetzt wieder häutiger wird.
Holding', R, E. Exhibition of, and remarka upon,
some »pecin)«tia of malformed antlera of the Axis
and Fa 1 low Deer. Proceedings of tbe Zoological
Society of Londou 1899, p. 3. 1 pl.
Ihr schlechte Entwickelung der «inen Grweihhälft« bei
einem Axishirsch beruhte wohl auf der Krankheit de*
Thicres, bei einem Damhirsch auf einer Verletzung der
Arterie.
Holding, R. E. Exhibition of, and remarks upon,
the Horns of a Muntjac from Singapur*?. Ibidem
1899, p. *295. 2 flg.
Bei stärkeren Individuen — oder anderer Art? — ist
<La* Geweih dicker, aber der Geweihträger viel niedriger
als beim echten Muotjak.
Holding, R. E. Exhibition of horna of the Biberian
Roebuck (Capreolua pygargos) And the Altai
Deer — Cer vvs eustephan us. Ibidem 1899,
p. 987.
Da» Geweih dieses Rehes variirt bedeutend; bei Cervus
eustephanua fehlt zuweilen das dritte Spnmenpur,
Hornung, Victor. Weitere Mittlieilungeo über den
Pinselaffen, Hapale penicillata. Der zoolo-
gische Garten 1899, p. 208 — 209.
Biologisches.
Hornung, Victor. Weisoe Bpi tz in aus. Der zoolo-
gische Garten 1899, p. 59.
Bei Bielefeld.
Hornung, Victor. Abstammung des Fettsteiss*
Schafes vom wilden Argali. Der zoologische
Garten 1899, p. 60.
Houasay, P. Anomalie* dentaire». Revue de l'£col«
d’Anthropologie. Paris, Tome IX, 1899, p. 37. Ref.
in 1’ Anthropologie. Paris 1899, p. 614.
Man kennt bisher drei Fälle, in welchen beim Menschen
während de* ganzen Lebens niemals Zähne zum Durch-
bruch gelangt sind. Auch ist e* schon vorgekommeu, dass
die Milchzähne während de* ganzen Lebens sich erhalten
haben.
Ivroa, Marquiz. Note on the Wild Goats of tbe
Aegean Islands. Proceedings of tbe Zoological
Society of London 1899, p. .599.
Di« Zieg« der Insel Jours ist kein Bastard von Capra
aegagrus und hircut, sondern eine Varietät der erste reu,
also aegagrus vor. jourensis.
Jentink, F. A. La Fossaue de Buftou. Fossa
fossa Schreber. Notes from the Leyden Museum,
Vol. 20, Note XXXVII, 1899, p. 243 — 248. 1 pl.
Jentink, F. ▲. On the .Diana“ and the Roloway
Cercopithecus. Note» front the Leyden Museum,
Vol. 20, Note XXXV, 1899, p, 233 — 239.
Archiv HVr Anthropologie. Bd. XXVII (Vers. d. snthrop. Li«. j
Kadich, Han# Maria v. Der nordamerikauische
Bison in der Vergangenheit und Gegenwart. Das
Waidwerk, Bd. IX, 1899.
Liegt nicht vor.
Keith, Arthur. On the Chimpanzees and their
Relationship to the Gorilla. Proceedings of the
Zoological Society of London 1899, p. 29« — 313. 1 pl.
Biologisches , Gehirn , Bezahnung , ITntenichird in der
Muskulatur und Osteologie, äussere« Ohr, Haar und Färbung,
Blut- und Vrrdarmngsayvtnn , Gericht und Schädel von
Gorilla und Schimpanse. Letzterer erlangt schon mit
12 bis 13 Jabreu dos vollständige Erutzgebiu. Der
Gorilla ist primitiver als der Schimpanse. Seine Zahne
sind viel kräftiger als bei letzterem, wo sie in einer Art
von Rückbildung begriffen sind. Der Sdieitelkamm ist
viel kräftiger. Die Muskulatur de* alten Schimpanse
repräsentirt da* Jugend Stadium von jener bei Gorilla.
Im Extrcmitätenbau ist hiergegen der letztere diffVrcnzirter,
und »eine Bewegung der de» Menschen ähnlicher, wäh-
rend der Sch im pause noch mehr arborcale Lebensweise
führt. Derselbe stammt von einer gorillaähniichen
Form ab — oder vielmehr von Dry opilbecu». Ref. —
und zeigt die HauptforUchritte in der Entwickelung de*
Gehirns. Die Molaren von Gorilla bestehen au» mehrerrn
massiven, glatten, hohen Kegeln, während sie bei Sch im*
panse nur undeutliche Höcker aufweisen und zahlreiche
Runzeln besitzen. Dir l'r »molaren, Caninen und Inciriren
des Gorilla sind viel grosser als bei Schimpanse, je-
doch hat der innerafrikanische Schimpanse noch mehr
Anklänge an Gorilla, als die anderen Arten. Das kleine
Ohr de» Gorilla kommt öfter* auch hei Schimpane»
vor, in der Regel hat dieser jedoch sehr men sch ähnliche
Obren. Iro Leben unterscheidet sich der Gorilla von
jenem sehr leicht durch »eioe Wildheit , seine langen , bis
rum Infraorbital rund herabreichenden Nasenbeine, durch
die Berührung der Nasenflügel mit der Oberlippe, durch
sein Gebiss, die breiten, kurzen , dicken Hände und Küsse,
die lange Ferse, die Länge und Stärke de» Oberarmes und
die relative Schwäche de« Unterarme».
Kirby, T. Vaughan. Pield Note« on tlie Blue Duiker
of the Cap Colony. Ceph&Iophu» mouticola.
Proceedings oftlie Zoological Society of London 1899,
p. 830 — 833.
Biologische» über diese Antilope.
Klaataoh, H. Die Stellung de» Menschen io der
Primatenreihe und der Modns seiner Her Vorbildung
au» einer niederen Form. Corre*poudenzblmtt der deut-
schen anthropologischen Gesellschaft 1899, p. 154 — 157.
Die jetzt existirenden, sowie die prähistorischen Menschen-
rassen zeigen zwar itt»ge»ammt *o wesentliche Gebereia-
»timmung unter einander, da** man nicht wohl von Ueber-
gängrn zu den Affen sprechen kann, allein nicht« desto
weniger besteht kein Grund , an der Verwandtschaft
zwischen Mensch und Affen zu zweifeln. Die Anthro-
poiden selbst erscheinen allerdings zu sprcialuirt, als da**
sie die Ahnen dr* Menschen »ein könnten , denn dieser
erweist «ich als eine relativ primitive Primatcnforqi, welche
der mächtigen Entwickelung des Gehirn* die Conscrvirung
vieler einfacher Zustände verdankt. Auch l'ithecan-
thropus kann nicht wohl der Stammvater des Menschen
sein, dran der menschliche Typus dürfte schon früher als
im Plincän esistirt haben. Sein geologische» Alter wird
fast allgemein unterschätzt. Die Organisation der Extre-
mitäten ist sowohl beim Menschen als auch heim Affen
primitiver als bei den meisten lebenden Säugetbieren. Der
Mensch ist eine primitive PriuuUenfnrm , die Primaten
»elb*t »iud eioe primitive Säugetliierfonn. Da«* der
Meusch »o viele ursprüngliche Merkmale bewahren konnte,
verdankt er der langen Periode, in welcher die Pro-
sa tbropen wenig vom Kampfe unu Dasein berührt
wurden? Ref.
20
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202
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Kqjeynikov, M. GL A. Boeuf avec troia come«.
Bulletin du MuBeam d'Histoire naturelle. Paria 1699,
tomeV, p. 205.
In Türkest an traf Ivanovsky einen Rinderschädcl mit
einem dritten Horn auf der Stirne.
Köhler | E. M. Einige Zusatz« zu meinem Artikel
.das Pferd als ÜAuatliier der Chinesen*. Der zoolo-
gische Garten 1899, p, 45 — 49.
Geschichtliche chinesische Mittheilungen über die Pferde-
zucht and chinesische Thierheilkamle.
Köhler, E. M. Der Yak oder Grnnxochte in
•einer Heimath. Der zoologische Garten 1899,
p. 72 — 75.
Der domesticirte Yak seil das Kreuzungsprodnct zwischen
einem wilden Yakstier und einer Kuh des Hausrindea
»ein, jedoch wird er dann schon nach wenigen Generationen
unfruchtbar. Aeusserer Habitus, biologische«.
Köhler, E. M. Die mongolische Kropfantilope,
Antilope gutturosa. Der zoologische Garten 1699,
p. 856 — 341.
Diese Antilope wird im Winter nicht selten von den
Mongolen als Wildpret nach Peking gebracht. Das Thier
hat die Grösse und Statur des Rehes, aber einen dicken
Kopf, einen Kropf und zottige Haare. Biologisches. Wohn-
orte sind die mongolischen Steppen and die Mandschurei.
Langkavel , B. Die Schwarzwedel lu den west-
lichen Staaten Nordamerikas. Der zoologische Garten
1899, p. 64 — 90.
Als Schwarzwedelhirsch bezeichnet man das Mule
De«r — Cervus macrotis Say — und das Blacktailed
Deer — Cereus columbianus Rieh. Sir gehen nörd-
lich bis mm 54. Grad, südlich bis Mexico. Columbianus
ist unter vielen Kamen beschrieben worden. Biologisches.
Cervus macrotis bat Neigung zur Sc bau fei bi klung.
L&ngk&vol, B. Ein neue« Bergschaf aus Nord-
amerika. Der zoologische Garten 1899, p. 30 — 51.
Allen beschreibt diesen Ovis Stonei aus dem briti-
schen Territorium nahe bei Alaska in 6500' Meere*hohe.
Vergleichende Maasstabelle von Stonei, errvina und
Dalli. Grosse und Hörner wi« bei Dalli, aber ab-
weichende Färbung.
L&ngk&vel, B. Wildkatzen im Königreich Preu*»en.
Der zoologische Garten 1899, 40. Jahrg., p. 162.
Tabellarische Zusammenstellung der im letzten Deccnnium
erlegten Exemplare und Angabe von deren Gewicht und
Qvschlecht.
I*oo, R. B. History and Doscription of tho Modern
Doga of Great Britein and Ireland (non sporting
division) inclusive Toy, Pet, Toncy and Ladies Doga.
New edition. Illustrated by Arth. Wardle and
R. H. Moor*. London, H. Gox, 1699. 6°. 440 p.
Lorenz Liburnau, Ludw. v. Die Wildziegen der
griechischen Inseln und ihre Beziehungen zu den
anderen Ziegen formen. Wissenschaftliche Mittbei-
lungen au» Bosnien, Herzegowina, 6. Bd., 1699, p. 851
— 686. 3 Taf.
Liegt nicht vor.
Loring, J. Alden. Occurrence of the Virginia Opos-
sum, Didelphia virginiana in Southern Central
New York. Science, voL 9, 1869, p. 71.
Lydekker, Richard. The Dental Formula of the
Maraupial and Placeutal Carnivora. Proceedinga
of the zoological Society of London, 189», p. 924 — 928.
1 plate.
Die Molarähnlichkeit des hintersten Milrhzahnts P4
spricht dafür, dass auch di« Molaren zur ersten Zahnreihe
gehören. Di« Aebnliehkeit des Gebisses der Raubbeutler
mit dem von placentalen Car ui voreu macht es sehr
unwahrscheinlich , dass die bisherige Numerirung ge-
wisser Zahne der erstereu wirklich oorrect ist. Der ein-
zige bei den Beutlern vorhandene Ersatzaahn ist nach
F 1 o w e r dem P4 der Placrnt alter homolog , nach Owen
hingegen hätten diese keinen P4 und ihr M, war« identisch
mit dem D4 der Placentalicr und folglich ein persisti-
render Milchzahn. Gaudry schreibt die Zabnformel von
Thylacinus wegen der Aebnliehkeit der Zähne mit denen
von Uyaenodon 3J IC 4P 8 M. Durch Thomas end-
lich wird die Homologie de* ErsaLt zahne* der Msrsupia-
lier mit dem P4 der Placentalicr festgestellt, sowie das
Fehlen eines echten Pr Die Beziehungen zwischen den
placentalen und den «placentalen Carniv oren stellen sieb
jetzt in Folge der Entdeckung der Sparassodonta im
patsgonischen Tertiär als innigere heraus, als es bis jetzt den
Anschein hatte, denn sie vermitteln den Uebergang zwischen
den Creodonten und deu Dasyurlden. Sie stimmen
mit den letzteren in der Anwesenheit von Gaumenlücken
— einige — , Pro thylacinus auch in der grösseren
Zahl der Incisiven - überein, sowie in der Gestalt und
Zahl der Backenzähne, sieben, davon sind vier molarartig.
Ihre Prämolarrn deutet Am eg bin« als Pt_ 4. Die Zahl
der Milchzähne ist geringer als bei deu Creodonten,
aber grösser als bei den Dasyuriden. Borhyaena
wechselt bloss C und P4, A tuphipro viverra und Pro-
thylncinus auch noch Pa und Pa. Ein Wechsel der In-
cisiven ist aber bis jetzt noch nicht bekannt. Zwischen
Hyaenodon und den Dasyurlden füllen dieSparasso-
douta die Lücke aus, alle Glieder dieser Reihe besitzen
4P und 3 M. Der scheinbar vierte P von Prothylacinus
ist zweifellos ein Mikhzahn. Triconodon wechselt den
vierten Backenzahn, vermuthllch aber wie die Creodou ten
auch die drei vorderen P. Von dieser Gattung gehen alle
Marsuplalier aus. Dir Sparasaodonta mit wechseln-
der Zahl der Ersatxzähnr überbrücken die Kluft zwischen
Triconodon uud Didelphys mit nur einem Erwtzzahn
— P#. Thylacinus endlich erhält auch diesen Zahn
schon vor der Geburt.
Ob ein Zahn der ersten oder zweiten Dentition angebört,
lässt sich mit Hülfe der bisherigen Zahnfonnein nicht deut-
lich veranschaulichen, weshalb Antor compliclrte an wendet,
wobei die Milcbzähnc mit M J , MC und M P bezeichnet
werden , was aber doch höchst überflüssig ist , da hierfür
di« bisherigen Bezeichnungen DJ, DC, DP auch genügen.
— Kef. Das definitive Gebiss enthält dann bei folgenden
Gattungen:
Hyaenodon :
Borhyaena:
Prothylacinns:
Thylacinus:
UJ jlcllilipUJM.
1 2 5 1 1.2 5 4 1.2.3
? II 23 4 1.2.5
iciDP hp :DP
kJ^DjiDolDpLlpiDpi^M.
1.2.8 1 1 2.3 4 1.2.3
1.2.3
DJ
IpC — DP -P - DP
1 1 .2 8 4 1.2.8
Die Prothylaciniden sind Marsuplalier und mit
Dasyurlden verwandt. Zugleich stehen die Sparasso-
donta aber auch mit deu Creodonten und somit auch
mit den Carnivoren und Iusectivoreu in Beziehung.
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203
Zoologie.
Das Ersatzgebiss hat sich bei den Creodonten erhalten,
bei den Marsupialiern aber vereinfacht. Dio gemein-
samen Ahnen jedoch, die mesozoischen Gattungen Tri*
conodon und Amphiperatherium hatten noch einen
vollständigen Zohnwecb«cl und sind daher keine echten
Deutelthiere. Diese Verhältnisse sind jedoch auch einer
wesentlich anderen Deutung fähig. Ref.
Lydekker, Richard. Exhibition of, and remarks
upon, a pale coloured specimen of the Ree d buck
Oervioapra »rund in um. Proceedinga of tbe Zoo-
logical 8ocIety of London, 1899, p. 555.
Diese Antilope stammt von Lake Njn»a.
Lydekker, Richard. On aWestAfrionn Kob Ante-
lope. Proceedinga of the Zoological Society of
London, 1899, p. 794. 1 pl.
Die neue Art — Cobus nigricans — ist dem Cobus
cob. nahe verwandt. Sierra Leone. Die Kobaatilope
von Barotseland Ist eine Suhspecies von Puku — Cobus
Vardoni senganus statt Cobus senganu*.
Lydekker, Richard. On the Leopard of the Cau-
caaua. Proceedinga of the Zoological Society of
London, 1899, p. 795 — 796.
Nach Demidoff soll der Schneeleopard — Felis
uncla — Im Kaukasus Vorkommen. Es handelt sich je-
doch eher um Felis tulliana, die in Kleinaaien und
Persien lebt.
Lydekker, Richard. On the suppoeed former Exi-
etence of a Sirenian in St. Helena. Proceedinga of
the Zoological Society of London, 1899, p. 796—798.
Im Jahre 1810 soll die letzte Seekuh bei St. Helena
beobachtet worden sein. Da aber keine Flussmündungen
vorhanden sind, kann dies auf keinen Fall rin Manatus
gewesen sein, eher noch ein Halicore.
Lydekker, Richard. Exhibition of, and remarka
upon, a mounted he»d of a Bwarop Deer — Cervua
Duvauceli. Proceedinga of tbe Zoological Society
of London, 1899, p. 829. 1 Fig.
Auch Cervus El di gehört dem Geweih nach eher In
diese Gruppe als zu Panolia.
Lydekker, Richard. Specific Charaetera of the
Chilian (lue mal. Proceedinga of the Zoological
Society of London, 1899, p. 917 — 919. 1 pl.
Dieser chilenische Hirsch ist grösser als der von Peru
und auch anders gefärbt. In Patagonien bat dieser Mazama
bisulca jedenfalls ein graues Winterkleid.
Lydekker , Richard. Deecription of the Skin of an
apparently new Kob Antelope fron» the Neighbour-
bood of Lake M weru with Kote ona Sknll and Homa
of an Antelope of the tarne Genua. Proceedinga
of the Zoological Society of London, 1899, p. 981 —
984. 1 pl.
Grösser als Cobus Warduni und in den Dimensionen
dem Cohn« marin ähnlicher von Bahr el Gbazal , auch
in der Färbung. Hörner und Hals sind bei diesem „Cobus
Smithmanl* jedenfalls lang.
Lydekker, Richard. Wild Oxen, Sheep and Goats
of All Lands. Liring and extinct. London Ward
1899. 4°. 334 p. with pl*.
Liegt nicht vor.
Lydtin, A. und H. Werner. Das deutsche Rind.
Beaehreibung der in Deutschland heimischen Rinder-
achläge. Berlin, Parey, 1899. 8° 901 p. 41 Blatt Atlas,
nicht vor.
Major foreyth. Exhibition of and remarka upon,
aonw «pecimen* of a Lemur (Prositnia rufipea
Gray) frotn Mndngascar. Proceedinga of the Zoolo-
gieaü Society of Loadou, 1899, p. 553 — 554.
Bei Lemur mtcieo lat das Männchen schwarz, das
Weibchen, als leucomyatax beschrieben, rotb. Mil ne
Edwards glaubte daher auch, das« das Weibchen des
Lemur nlgerrimus die braune Proslmia rufipes
wäre. Man hat jedoch von rufipes männliche und weib-
lich« Exemplare. Dagegen scheint rufipes mit Lemur
rufiventer und flaviventer identisch zu sein.
Major Forayth. Exhibition of and remarka upon,
eome skull« of foetai Malagasy Lemur a. Proceedinga
of the Zoolngical Society of London , 1 899, p. 987 —
988.
Bei allen madagassischen Lemuren nimmt der Annulus
tyrapanicus niemals Thell sn der Bildung der Butlae oaaeae.
Zuerst ist bloss der Annulus vorhanden, dann beginnt die
Verknöcherung der häutigen Bulla vom Periotium aus.
Auch die fossile Gattung Adapis verhält sich ebenso; bei
alleo anderen Lemuren verbindet er sich mit der Bulla.
Major Forayth, C. J. Fossil and Recent Lago-
morpha. Transaction* of the Linnean Society of
London, 1899, vol. VII, part. 9. Zoology. p. 433 —
520. pl. 38 — 39.
Diese umfangreiche Arbeit kann wegen Raummangel
nicht mehr in diesem , sondern erst im nächsten Berichts
besprochen werden.
Major Forayth, O. J. The Carpus of the foemrial
Rodent Ctenomy*. Proceedinga of the Zoological
Society of London, 1899, p. 428 — 437. 1 flg.
Ctenoroys aus Argentinien hat auf der Rückseite des
Daumens ein phalangenähniiches Knöchelchen , das an das
Nagelglied befestigt ist. Es kommt auch bei Mus, bei
Brachyuromys, Spalaz und Lagomya vor. Vielleicht
handelt es sich um die herausgeschobene Mittelphaiange
des Daumens, der ja bei den Raugethieren nur zwei Pha-
langen besitzt. Nach Pfitzncr verschwindet bei Reduction
von Phalangen nicht die letzte, sondern die mittlere , und
hierfür würde auch sprechen, dass bei Chrysochtoris
alle Zehen nur zwei Phalangen und auaserdem ein dorsales
Knöchelchen besitzen. Dagegen bat aber Oryzoryctes
trotz der Dreixahl der Phalangen auch ein solches Knöchel-
chen. Beim Menschen findet sich ein solches Gebilde
an der Gclenkung des Metacarpale I mit der ersten Pha*
lange, beim Hunde an Metacarpalien und Metataraalien.
Man kennt sie auch von Talpa, Condylura, Myogale,
Oryzoryctes, Spalaz, Lagomys und Oryeteropus,
und dürften sie sich wobt überhaupt noch bei vielen
anderen Thirren nach weisen lassen. Vermuthlich befinden
sie sich ursprünglich zwischen den Phalangen. Das Pisi-
forme von Ctenomys besteht aus zwei Knochen, ebenso
auch bei Bathyergua, Pedetes, Cercolabes; dieser
sogenannte Praepollez hat als Gegenstück einen Praehallux
am Calcaneum; Pislforme und Calcaneum wären alsdann
Metapodien. Ra handelt sieh in allen diesen Fällen nicht
uro einen primitiven Zustand, sondern uro eine Anpassung»-
erscheinung. Ebenso Ist auch der Knorpel, der die Flug-
baut von Seluropterus stützt, zu erklären.
Ctenomys besitzt endlich auch einen sehr grossen
Fortsatz am Radius auf der Volarseite. Bei jungen
Exemplaren von M us , Brachyuromys und Arvicanthls
befindet sieb an der betreffenden Steile rin freies Knöchel-
chen , dagegen besitzen sie kein freies Lunatum. P h a-
scolarctus besitzt ebenfalls in der Jugend scheinbar ein
freies Lunatum, welches Knöchelchen dann mit dem Unter-
randt* des Radius verwächst. Es hat daher fast den An-
schein , als ob es sich bei den genannten Arten nicht um
ein wirkliches Scapbolunare handeln würde, sondern um
eine blosse Vergrösserung des 8caphoid , während das
Lunatum mit dem Radius verwächst. Das Hamatum be-
trachtet man auch öfters als eine Verwachsung von Car-
pale 4 und 5 in Wirklichkeit ist es aber nur das vierte,
ein etwaiges fünftes verschmilzt eher mit dem Metacarpale
V. Etwas ähnliches ist es mit dem Centrale. — ? Ref.
Die Bathyorginen besitzen ein sogenanntes Centrale
Carpi, das oben mit den» Lunatum und unten mit Trap«-
2fi*
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204
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
seid und Magnum articulirt, bei Myoscelopt aber be-
findet »ich an der Stelle von Centrale und Trapexoid ein
einziger Knochen, der mit Trapexiuia, Sraphoid und Meta*
rarpale II articalirt. Der Tarsu» hat bei den Batbyer-
ginnt «wischen Naviculare und Mrtatarsnle II noch da*
normal i* Mesucunei forme , bei Myoscalops *tös»t da*
Naviculare an Mrtatarsale II, wir hätten also bei M y o -
■ calop» Verwachsung von Centrale und Trapezoid, resp.
von Naviculare und Mtsocuneifonn». Im Tarsus zeigt
•ich jedoch oben am Metatarsalc II ein rudimentäres
Knüchekhen, wohl das Mesocuueiforme, wodurch ea wahr*
scheinlicb wird , das» auch das eigentliche Trapexoid
rrducirt und durch du» Ontrale ersetzt worden ist. Diese
Erklärung trifft jedoch für Ctenouiys und Mas wobt
nicht zu, denn Lepidolemur hat trotz des normalen
Lunatum ebenfalls ein freies Knöchelchen am Radius, auch
bei Hylobates findet sich manchmal ein solches zwischen
Radius und Ulnare — Osslculuin Campen, welches mehr-
fach mit dein Intermediuin leim Menschen bomologisirt
wurde. Bet Pbascolomy» kommt ebenfalls ein solcher
Knochen vor, aber mehr proximal. Beim Menschen ist
das Intermedium homolog dem Ulnare antebrachii und dem
Pisi forme secundarium. Du CKsiculutn Daubentonii gehört
eher zum Carpus — Pisiforme.
Matachie , Paul. Säugrthiere aus den Bamml ungen
de» Herrn Grafen Zu oh in Kratyi, Togo, gitzungs-
berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde,
Berlin 1899, p. 4 — 15.
16 sp. l.vpus Zecht n. »p. , Colobus veUerosu»,
Cercopithecus fantiensi*, Erinaceua albiventris, Phyl-
lorhina caifra, Sei urns punctatus, Xerus erythmpyga«,
Criectomys gambiaous , Gerbillns leucogaster, Mus
erythroleucus , Arvicantbts ahyssinicu*, Cobus un-
ctuoaus, Tragelaphus scriptus, Potamochoerus peni-
cillatns.
Matsohie, P. Eine anscheinend neue Adenota vom
wetaeen Nil. Sitzungsberichte der Gesellschaft nntur-
forschender Freunde zu Berlin, 1899, p. 15.
Adenota nigroscapulata.
Matachie, Paul. Beiträge zur Kenntnisa von H y p •
signathus roouatroau» Allen. Sitzungsbericht«
der Gesellschaft naturforschender Freund« zu Berlin,
1899, p. 28 — 30. 1 ü|.
Pteropus Haldemanl Haldwell ist ein junger Hypsi-
goathus monstrosu*.
Matsohie, Paul. Beschreibung eines anscheinend
neuen Klippschiefers, Procavia Keratingi.
Sitzungsberichte der Gesellschaft oaturforschender
Freunde zu Berlin, 1899, p. 59 — 64.
Stammt von Togoland«
Matachie, Paul. Vespertilio venustos n, sp., eine
neue Fledermaus aus Deutsch-Ost Afrika. Sitzungs-
berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin, 1899, p. 74 — 76.
Matachie, Paul. Ueber die Verbreitung der Hirsche.
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforechender
Freunde zu Berlin, 1899, p. 130 — 132.
Tabellarische Uebersieht.
Matachie, Paul. Einige Nachrichten Tiber die Sauge-
tiere des Keniagebietes und von Karagwe. Sitzungs-
berichte der Gesellschaft naturförechender Freunde
zu Berlin, 1899, p. 138 — 139.
Colobu» caudatn», Cercopithecus albigularis,
Schmidt!, Felis leopatdu», caligata, Equus ßohtui, Cer*
vicapra arundinuin, Hippotragu* Bakeri , Gazella
Thomsoni, Cobus defussa, Damaliscus jimela, Scopo*
p hör us haststus.
Matachie, Paul. Die Fledermäuse des Berliner
Museums für Naturkunde. 90 unter I^oitung von
Prof. W. Peters und Paul Matsohi« gezeichnete
und lithographirte Tafeln. Bearbeitet und durch
Verbreitougskarten und Bestimmungstabellen für alle
bekannten Arten ergänzt. 1. Lief. Die Megachi*
roptera. Berlin, Reimer, 1899. 8°. 102 p. 14 Taf.
Von den zwei Karten zeigt die eine di« Verbreitung
der Gattung Pteropus, die andere die zoogeographUchen
Gebiet« der äthiopischen Region. Neue Gattungen sind
Scotonycteris und Balionycteris, neue Subgenera
Seryonvcteris, Sty locteri um , Micropterus,
Nanonycterls, Myonycteri«, Theopteru«, Bae*
lygma und Syconycteris. 13 n. sp. Liegt nicht vor.
Bef. von Laugkavel in Zoolog. Ceotralblatt 1900,
p. 344.
Mdgnin, Pierre. Le Chien et »es racei. Tome III.
Levriera, Cbiens courrant* et Baoaets, avec 68 por-
traits de Chiens. Pari« 1899. 8°. 326 p.
Merriam. C. Hart. Deecriptions of six new Rodents
of the Genera Aplodontia and Thomomys. Pro-
coedings of the Biological Society of Washington,
1899, p. 19 — 21.
Aplodontia pacifica n. sp. von Oregon, kleiner al«
alle anderen Arten, aber mit größeren Obren. Schädel
schmäler als bei rufa, obere P sehr gras*. Aplodontia
pbaca n. sp. , Califoruicn, klein, Ohren kürzer als bei
pacifica. Schädel grüst-er als bei dieser, grosse obere P.
A.oljiupica n. sp., Washington, grösser, aber sonst ähn-
lich der rufa, Jorhbogeit waren weiter abstehend.
A. rnajor Rainer!, Washington, dunkler al» major,
schlankerer Jochbogen. Thomomys melanops n. sp.,
Washington, klein, Färbung wie bei mmma, Schädel
dem von Douglssi ähnlich, aber kleiner, Interparietalr
hinten kürzer, kleinere Bullae. Thomomys Douglasi
yetmensis □. subsp., Washington, dunkler al« Douglasi,
Interparietale grösser.
Merriam, C. Hart. Kesulta of a Biological Survey
of Mount Shasta, California U. 8. Department of
Agriculture , Division of Biological Survey. North
American Fauna Nr. 16, Washington, 178 p.
Der Mount Shasta, zwischen der Sierra Nevada — Caii-
fernien — und dem Cascade Range — Oregon — gelegen,
bildet eine thiergeographHcb* Grenze. Es lassen »ich da-
ne)b»t die obere Sonora-, die Uebergangs-, die cswaduche,
die hndsonische und die alpine Zone unterscheiden, deren
Säuge thU'rfaunrn tabellarisch dargestellt werden. 68 Arten,
davon neu: Lepus klamathensis, Lynx fasciatus
pallesceos, Neurotrichu« Oibbsl major, Procyon
psora pacifica, Rheitrodontomy s klamathensis,
Sorex »hastensis, Thomomys mootieola pine-
torum, Urocyon californicus Townsrndi. Abge-
bildet: Ochotoma se h ist iceps , Lutreoln vfson «er*
gumenos und Muatela caurina. Liegt nicht vor. Bef.
von Laugkavel iu Zoolog. Centralblatt 1900, p. 110.
Meyer, A. B. Bäugethiere vom Celebes- und
Philippinen - Archipel. II. Celebes -Sammlung dea
Herrn Sarasin. Anhang. J. Jablonowaki. Die
löflelförmigen Haare der Molossi. Abhandlungen
und Bericht« des kgl. zoologischen und anthropolo-
gisch-ethnologischen Museums in Dresden, Bd. 7,
p. 1—52. 11 Taf.
Miller, Gerrit 8., jr. Preliminary List of New York
Mumm als. Bulletin of the New York State Museum,
vol. VI, 1899, p. 271 — 390 und The American
Naturalist 1899, vol. XXXIV, p. 816 — 320.
Miller, Gerrit 8., jr. Descriptious of Tbree New
Free Tailed Bats. Bulletin of the America« Museum
of Natural Hiatory. New York, Art. XII, 1899,
p. 173 — 181. 3 Fig.
Xyctinorous mioutus tu sp. von Cub«, kleinste aller
Arten dieses Genus * J yC jjP ^M, Saeeopteryx per-
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Zoologie.
205
spicillifer n. »p. von Gaurn, Trinidad. Schädel grm.*er al*
Wi bilioeata, Ptcropteryx triaitatis n. sp. , Trinidad,
kleiner mW csnina und Kappleri, kurze Tibia. Autor giebt
»ehr eingehende Beschreibung dieser Arten.
Miller, Oerrit 8., jr. Description» of Tao New Gray
Foxe«. Proceedings of the Academy of Natural
Science« of Philadelphia, 1899, p. 276 — 280.
Urocyon parviden* n. sp., Merlda in Yukatnn, ähnlich
fraterculu*, aber kleiner, namentlich die hintersten P und
die M, kürzerer Schwanz und mehr gelb geiMrbt. Uro«
cyon gnatemnlne n. «p. Newton, Guatemala, ähnlich litto-
rnli«, aber dunkler. Reisszahn kräftiger al» bei dienern.
Miller, Oerrit 8., jr. Th« Volts collected by
Dr. W. L. Abbot in Central Asia. Proceedings of
the Academy of Natural Sciences of Philadelphia,
1899, p. 261 — 298. 2 pl.
Microtus (Phaeomjr») Blvthi Blanf.* Zwisrben
Spiti und Pankong-e«, sehr ähnlich dem Strauchi von Tibet;
Microtu« ravidulus* n. sp. vom Aksnithal in Turkeston,
ähnlich dem europäischen arvali» und Microtus pami-
renata n. »p. vom Pamir, wesentlich verschieden von allen
übrigen Arten — Zähne überdies grosser ata bei arvali«.
Microtu* (Hyperacriua) ArtehUoni MUL Kaschmir
mit sieben Reihen an den oberen M, Microtu* fertili*
True* und brarhelia n. sp.* mit nur je sechs Reihen,
beide ebenfalls aus Kaschmir, mit kleineren Ohren al* fer-
tilla. Microtus alticola mit den Arten Wynnei obere
Ma mit nur vier Ecken, Koylei, montoiai. stolicz-
kaoui, Blanfordi, Stracheyi, alblcanda mit je sechs
Ecken am oberen Ma, und acrophllus und cricetulu*
mit je fünf Ecken am oberen Ma. Microtu* Roley Gray
aus Kaschmir, «toliezk anu* Blanf. von Lodak , Stra-
chtyi Th<im. Kumann, Blanfordi Scully Gilgit, Wynnei
Blanf., Murret*, montoMi» * Tnie, Centralkaschmir, alt»!-
cauda True, Baltistan, cricetulus * n. sp. Lodak, letztere
Art dem atbicauda ähnlich, aber Schwanz kürzer,
Schädel plumper. Acrophllus* n. tp. Lodak, ähnlich
»toliczkanus , aber Schwanz kürzer. Beschreibung de*
äusseren Habitus, de* Schädel* und der Zähne der mit *
bezeiebneten Arten.
Miller, Oerrit 8., jr. Descriptions of 8ix New Ameri-
can liabbit«. Procoedings of the Academy of
Natural Science« of Philadelphia, 1899, p. Ä80 — 69 <X
Macrolagua (Lepus) asellus n. sp. , ähnlich Mrrri-
ami, aber Schwanz kürzer, Ohren länger. Sun LuU Potosi,
Mexico. Microlagu* mit Bachmaoi nberieolor n.
»ubsp. Beaverton, Oregon , dunkler und röther als Bach-
munni'Typus. Sylvilagu»: (Lepus) floridanus y uca-
tanicu» n. »ubsp. von Merida. Yucatan, ähnlich floridanus
axtccufl, aber grosser und dunkler; floridanus auheine«
tus n. »ubsp. , Xegrete Michoaran , Mexico, ähnlich fl.
Chapmani, floridanus subcinctu* n. »ubsp., Fort Clark,
Texa», ebenfalls dem fl. Chapmani ähnlich und L. flori-
danus Sanct Diegi n. subsp., San Diego, Californieo,
ähnlich fl. Auduboni.
Miller, Oerrit 8. A new Vol« from llall Island
Bearing 8ea. Proceedings of the Biological Society
of Waahington, 1899, vol. XIII, p. 13 — 14.
Microtus abbreviatus n. sp.
Miller, Oerrit 8. Description of n new Vole from
Eaatern Siheri». Proceedinga of the Biological Society
of Washington, 1899, p. 11 — 12.
Microtus tschuktschorum n. ap.
Miller, Gerrit S., jr. A new Polar Har© from
Labrador. Proceeding» of the Biologien 1 Society of
Washington, vol. XDT, 1899, p. 39 — 40.
L«pn« labradoriua n. sp.
Miller, Gerrit 8. Two new Gloaaophagine Bat«
from West-Indie«. Ibidem 1899, p. 33 — 37.
Phyllonycteri« bomhifrons n. sp. und plani-
frou* a. sp.
Miller, Gerrit 8. A uew Moose from Alaska (Alcea
gigaa n. sp.). Ibidem p. 57 — 59.
Miller, Gerrit 8. Notes on the Naked tailed Arm»-
d illos. Proceedinga of the Biological Society of
Waahington. vol. XIII, 1899. p. 1 — 7.
Tatoua (Ziphila) centralis n. sp.
Milne, Edwards. De l'exislence d’une com« ehe*
une Bich«* Wapiti. Bulletin du Museum d’histoire
naturelle. Pari» 1899, toine V, p. 115—116.
Man kennt daa Vorkommen von Geweihen bei Weibchen
von capreolus, elaphu», virginianus, Aristotelia
mol uccensl* und canadenais.
Moyano, Pedro. Notaa etnolögicas «obre ganado
espafiol. Acta» de la 8ocietad Espanola de Historia
natural, 1899. p. 265 — 288. 2 Fig.
Moyano, Pedro. Razas caballare» espaöola*. Actaa
de la Socielad Espanola de Historia natural, 1899,
p. 177 — 183.
Nadailhac, Mis. de. L’Hotnme et le Singe. Revue
des queetiona «cietttiäque*. 1898. Bef. in L'Anthro-
pologie 1699, p. 318 von M. Boule.
Zwischen Thier und Mensch l»t kein Zwischenglied
möglich, denn sowohl die physische Organisation als auch
die geistigen Fähigkeiten sind bei beiden verschieden.
Nehring, A. Microtu« ratticepa var. Stimmingi
Nehr. ati» dem Kreise Soldin, Reg. -Be*. Frankfurt a.O.
Zoologischer Anzeiger 1899, p. 358 — 359.
Ausser in Brandenburg konnte Verf. auch in Vorpommern
und Ostpreusaen und bei Frankfurt a.O. diese Varietät der
nordischen Wühlmaus nach weisen. Sie ist zierlicher ah
der echte ratticepa.
Nehring, A. Heber craniologi«che Unterschiede
zwischen Löwe und Tiger. Sitzungsberichte der
Gesellschaft naturforscliendor Freunde ru Berlin, 1899,
p. 71.
Die Vergleichung eine» im Diluvium von Brandenburg
gefundenen Schädel» von Felis apelaea sowie mehrerer
Schädel an« der GaiVnreutber Höhle mit Schädeln von
recenten Löwen und Tigern zeigte, da** der Höhlen*
löwe auch wirklich ein Löwe und kein Tiger ist, wie
man öfter* geglaubt hatte. Der Schädel de» Löwen bat
eine breitere, flachere Stirn, kürzere, aber größere Nasen-
beine und der frontale Fortsatz der Oberkiefer geht bis an
da» Hinterende der Xa*eubrine.
Nehring, A. Ueber eine Nesokia-Art aus der Oase
Merw und ein« solche aus dem Lande Moah.
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturfor 'sehender
Freunde zu Berlin, 1899, p. 107 — 111. 1 Fig.
Nesokis ist rattenlhnlich , unterscheidet sich aber
dnreh den Bau de» Gebh»e* und de* Schädels. Die Nage-
zähne sind »ehr breit. Die Molaren bestehen aus parallelen
Lamellen (M, au* drei , M, und Mt au* je swei). Da*
Ende de* unteren Kagezahne» wird auf der Außenseite de*
Kiefer* durch einen kolbigen Fortsatz markirt, wie bei
Spalax. Ne«okia geht westlich bis Persien, Turkrstan
und Palästina — hier N. Bache ri (Land Moab am Todten
Meere), in Merw N. Huttoni v»r. Satuoini, kleiner al»
Huttoni. Bei Bacheri hat im Oberkiefer M, sechs M,
vier, M, drei Wurzeln, Im Unterkiefer M, fiänf, M, und
Ma drei Wurzeln.
Nehring, A. Heber einige Varietäten des gemeinen
Hamster» (Cricetus vulgaris Desm.). Sitzungs-
bericht der Gesellschaft naturforschender Freund«
zu Berlin. 1899, p. l — S.
Autor unterscheidet eine auf der Oberseite graue Varie-
tät aus Belgien — var. eine» eens — und eine auf der
Oberseite fuchsige Varietät vom Ural — var. rufescen».
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206
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Kngelmaon , 1899, 102 p., IS Taf. Liegt nicht vor.
Bef. in Zoolog. Centralblatt. 1899, p. 494 — 496.
Verf. behandelt nicht da« normale , sondern das mehr'
«tanglge Hirschgeweih. Nebenstangen sind jene, welche
getrennt von den beiden Normalstangen enUtehen und
auch getrennt von diesen abgeworfen werden. Die roehr-
«tengigen Geweihe lassen sich in Tier Typen elassificirea.
beim ersten entstehen sie auf einer sonst geweiht»™
Stelle des Stirnbeines , heim r weite u spaltet sich der
Rosenstoek und entwickelt zwei Aeste, die Normal* nod die
Xebenstange, beim dritten enteprosst dir Nebenstange an
einer Seitenfläche des Rosen stocke» , beim vierten ist der
Rosenstoek tief gespalten und liefert ausser der Haupt-
stange noch eine Nebeoatange, welche die in diesem Falle
fehlende Nebensprosse vertritt. Die Geweihe sind Aus-
wüchse der Stirnbeine, anfangs mit Hearen bekleidet and
fallen später ab. Bei den Giraffen und Cavicorniera
sind cs selbständige Epiphysen , die erst nachträglich mit
dem Schädel verwachsen. Bei Giraffe sind sie mit Haaren
Überrogen, die sich erneuern, bei Antilocapra ebenfalls,
aber hier gabeln sich diese Gebilde und wechseln alljähr-
lich, bei den Boviden haben sie keinen Haarüberzug und
werden auch nicht ahgeworfen. Die Cerviden unter-
scheiden sich al*o fundamental von den übrigen Wieder*
käuern, für welche Verf. die Kintheilung in Cerviden,
Giraffiden, Antllocapriden und Cavlcornia ver-
schlägt.
Noaok, Theo. Kin neuer Oreotragus. Zoologischer
Anseiger 1899, p. 11 n. 12.
Eine Sammlung aus Lindi in Dcutach-Ostafrika enthielt
ausser Tragelaphus silraticus, var. RouaJeyui, Kobo*
ellipsiprjmuQs , Hippotragu« uiger und Bquus Chap-
mani einen neuen Oreotrag us — aceratos n. sp. Schädel
langer als bei saltator. Habitusbeschreibung.
Noack, Th. Noch einmal Capra Mengest. Zoolo-
gischer Anseiger 1899, p. 13 u. 14.
Capra Menge»! ist von sinaltica verschieden.
Oldham, Charles. Whiakered Bat (Myotis mysta*
cinus) in captivity. The Zoologiat. London 1899,
Vol. 49.
Die Fledermaus bildete mittelst des Schwanzes und
der Schonkelflughaut eine Tasche, in der sie die Insecten
während de* Essens festhielt.
Palmor, T. 8. Th© Family Narae of the Dormice
( Muscard inidae). Science N. T. Vol. 10, 1899, p. 412
u. 418.
Nehring, Alfred. Uebsr da« Vordringen de« Ham*
nters in manchen Gegenden Deutschlands sowie
namentlich in Belgien. Ibidem 1899, p. 3 — 4.
Der Hamster verbreitet sich immer mehr in Sachsen,
bei Berlin und besonder* In Belgien, wo er jetzt auch da*
Unke Maa*ufer überschritten hat. Kr lebt jetzt sogar in
der Landschaft liegbare und zwar als graue Varietät.
Nehring, Alfred. Ueber dua Vorkommen der nordi*
«eben Wüblratte (Arvicoln ratticeps Keys. u.
Blae.) in Ostpreussen. Ibidem 1899, p. 67 — 71. 1 Fig.
Von dieser Wühl rat te erhielt Autor eine grosse
Menge Knochen, die au* Kulengrwöllen au* der Nähe von
Königsberg stammen. Charakteristisch i»t der untere M,
und der obere M,. Erstem besitzt fünf innere, aber nur
drei äussere Schmelzschlingen , letzterer dagegen aussen
und innen je vier Kanten. Die Kiefer sind relativ klein.
Verf. stellt hierfür eine besondere Varietät — var. Stirn*
mingi — auf. Biologisches.
Nehring:, Alfred. Ueber das Vorkommen einer
Varietät von A rvicola r atticep* Key», u. Bla*. bei
Brandenburg a. d. H. und Inti Anklam in Vor-
pommern. Ibidem 1899, p. 57 — 59.
Die Kleinheit dieser Form berechtigt zur Aufstellung
einer besonderen Varietät — var. StlmmSngi. Arvlcola
ratticep* wurde lebend auch bei Haarlem und in Nieder*
Ästerrdch gefunden. P»*il ist *i« häutig in Ablagerungen
au* der Steppenzeit.
Nelson, E. W. Descriptions of TbreeNcwBquirrel’a
from South America. Bulletin of tlie American
Museum of Natural History. New York. Vol. 12,
Art. IV, 1899, p. 77—80, 1 Fig.
8ciuras (Microsoftciuru*) Uthmiu* n. sp. vom Fernando-
flu*st Columbia , durch dm breiten Schädel unterscheidet
er sich von Alfari und peruanue. Scinrus (Micro*
«ciurns) simills n. sp. Csurathal, Columbia, ähnlich
Alfari. Sciuru» (Gueriinguetus) caucensis n. »p., eben
daher, ähnlich Microaclurus, aber nur ein oberer P
vorhanden.
Nelson, E. W. Mammala of the Trea Marias Island.
North American Fauna. U. 8. Department of Agri-
culture. Nr. 14, 1899, p. 15—19.
Liegt nicht vor.
Nelson, E. W. Revision of the Bquirrels of
Mexico and Central America. Proceedings of the
Washington Academy of Science. Vol. I, 1899, p. 15
—110.
43 sp. und subflp. , 3 u. *p. , 3 n. subgenera. Boi o *
sciurus, A raeosciuru*, Otosciurus, llespero*
sciurus Macrotus).
Liegt nicht vor.
Naumann, O. Drei neue afrikanische B&ugetbiere.
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender
Freunde ru Berlin 1899, p. 15 — 22.
Colobus Matschiei, von Kavirondo, Cephalolophus
leucoprosoptis, Lithocraniu« S» Uteri aus Soroalilaud.
Neumann, O. Ueber die Bartmeerkatxen. Gerco*
pitheci barbati Bel. Sitzungsberichte der Gesell-
schaft natorforschender Freunde zu Berlin 1899,
p. 22—25.
Bemerkungen über Cercopi t hecus diana, ignitue, leuco*
campys, nrglectus, Brazzac, Stuhlmannl.
Naumann, O. Ueber die Gleichartigkeit vonBubalis
Jacksoni Thom. und Acronotus lulwel Heuglin
und ihre Färbung. Sitzungsberichte der Gesellschaft
naturfovschender Freunde zu Berlin 1899, p. 76—79.
Nitsohe, H. Studien über Hirsche (Gattung
Cer v u* im weitesten Sinne). Heft I. Untersuchun-
gen über mehrstangige Geweihe und die Morpho-
logie der Hufthier hörn er im Allgemeinen. Leipzig,
Palmer, T. 8. On Thylacomya Owen. Aunal*
and Magazine of Natural History. London 1899.
Vol. IV, p. 300-302.
Thylacoroys wurde zuerst als Pcratoeles lagotls
beschrieben, später als Pcragalia, welche Namen nicht
miuehmbar sind, weshalb der von Owen für diesen
westuostraHtchen Bandlcut aufgestelltc Name Geltung bat.
Palmer, T. 8. Notes on three genera of Dolphins.
Proceedings of the Biological Society of Washington.
Vol. 13, 1899. p. 23 u. 24.
Neomeris, Orca und Turaio. Statt Neomeri*
wird der Name Neophocaena gewählt.
Parana, Baron de. Zebra Horse Hybrids. The
Zoologist. London 1899, p. 180.
Nicht bloss in Frankreich , sondern auch in Brasilien
sind Kreuzungen von Zebrahengsten mit Pferde-
stuten gelungen.
Paraons, P. O. The Position of Anoroalurus
as indicated by its Myology. Journal of the Linnean
Society of London. Vol. 27, p. 317 — 334. Natur«.
London, Vol. 60, 1899, p. 118.
Anoroalurus steht in Bezug auf die Mosculatur den
Sclaroraorpheu am nächsten, erinnert aber auch an die
Myo morph«. Die Aehnlichkeit mit Pedetes iu der Au*-
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207
Zoologie.
bildung von drei Muskeln hat keine Bedeutung. Pedctes
steht sicher wischen den M,o morphon und Hystrl-
comorphen-
Patergon, R. Lloyd. Irish Bat*. The Irish Natu-
ralist, Vol. 8, 1899, p. 81.
Peaae, Alfred E. Supplement nl Note on the Distri-
bution of Loder's Gazelle and the Dorcas Gazelle
in Algeria. Proceedings of the Zoological Society of
London 1899, p. 593 u. 594.
PoLia&rguee, E. de. Sur uue nouwlle eap^ce de
Gapromys (C. Ueayi) dücouvert par M. Geay
dann le Nord de Venezuela. Bulletin du Museum
d’histoire naturelle. Paris, Tome V, 1899, p. 150— 154,
4 ßg.
Langgeschwänzt sind Caprom y» prehensilis und mcla-
nuru». kurzgeachwänzt Ingrahami brachyurus und thora-
i-*tus, in der Mitte stehen pilorides und Geayi n. sp. Die
Zähne des letzteren sind denen von Ingrahami ähnlich.
Poua&rgues, E. de. Sur un nouveau Colo he
decouvert par M. Ed. Foa aur la rive occidentate
du lac Tanganjika. Bulletin du Museum d'hiatoire
naturelle. Pari» 1899, Tome V, p. 278—280.
Colobus Foai n. sp.; cs ist jedoch nicht ausgeschlossen,
dass dieser Affe das Männchen von Colobus Tholloni wäre.
Pousargues, E. de. Note complömentaire aur le
Bu«a Dejoani. Bulletin du Museum d’histoire
naturelle. Paris, Tome V, p. 18 u. 19, 1 flg.
Beschreibung des Geweihes eines Hirsches aus Setrhuao.
Nach Lydekker wären Rusa equinos, Dejeani und
Swinhoei nur Rassen einer einzigen Art, was Verf. nicht
aoceptirL
Pousargues , E. de. Sur Tidentiss sp^ciflque du
Felis Bieti A. M. Edw. et du Felis pallisa Biicho.
Bulletin du Museum d'histoire naturelle. Paris,
Tome V, 1899, p. 857—359.
Prazük, J. P. et Trouessart, E. Description d une
esp^ce nouvelle de Z»bre (Kquus Foai) et remar-
ques sur les caracterea du sous gen re Hippotigris.
Bulletin du Museum d'histoire naturelle. Paris.
Tome V, 1899, p. 350—354, 5 flg.
Von den fünf Arten der Zebra sind zwei ausgestorben,
Equus Quagga und Burchelli. Chapmanni ist am
verbreitetsten. Grevyi ist die nördlichste, C. Zebra
die südlichste der drri lebenden Arten. Die neue Art
Foai stammt Tom Zambrsi.
Preble, Edw. A. Revision of the Jumping Mice
of the Genus Zapus. North American Fauna. U.8.
Dep. of Agriculture. Division Biological Survey.
Washington 1899, 89, 41 p., 1 pl., 4 Ag.
Die nordamerikanischen Springmäuse leben nicht in
Wösten, sondern auf feuchten Plätzen. 12 Species, 9 Sub-
species nov. suhgenera, Napaeozapas, Eozapus. Liegt
nicht vor.
Rawitz, Bernhard. Ueber Megaptera boops Fabr.
nebst Bemerkungen zur Biologie der norwegischen
Mystacoceton. Archiv für Naturgeschichte,
68. Jahrg., 1. Bd., 1899, p. 71—114, 1 Taf.
Hörig, Adolf. Ceber die Trftcbtigkeitsdauer einiger
Cerviden. Der zoologische Garten. 1899, p. 75— 84.
Cer v us elaphua 232, ranadensi» 224 — 230, porcinus
221, azis 220, sika 218, rasa 274, davidinnus 282,
capreolua 141 — 151 Tage; bei Kanchil 119 — 128,
Schafe 140 — 150, Boa arm 274, 11 ausrind 284
—290 Tage.
Hörig | Adolf. Welche Beziehungen bestehen zwi-
schen den Reproducti onsorganen der Cerviden und
der Gewcihbildung derselben1? Archiv für Ent-
wickelungsmechanik, 8. Bd., 1899, p. 382 — 447.
Liegt nicht vor.
Rörig, Adolf. Ueber die Wirkung der Castration
von Cervus (Cariacus) mexicanus auf die
Sch&delbildung. Archiv für Entwiokelungimechanik.
8. Bd., 1899, p. 633—641.
Hörig; Adolf. Ueber die Beziehungen zwischen den
Keproductionaorganen und der Oeweihbilduug bei
den Cerviden. Der zoologische Garten. Frankfurt
1899. p. 314—319, 329—338, 367—370.
Dass zwischen den Geschlechtsorgarrn und der Geweih*
bildung Beziehungen bestehen , ist bekannt. Männliche
Individuen mit abnormen Geschlechtsorgane!! habeu stets
abnorme Geweihe , bei den Weibchen ist dies weniger
regelmässig. Hermaphroditen hatten stets Geweihe.
Hodenatrophie verursacht Perrhckcnhildung , Verletzung
der Hoden Abwurf «le* Geweihe*. Dagegen hat da* Ab-
»chneiden der Stangen keinen KinHuss nuf di« Zeugungs-
OUfkeR.
Rothschild; Th. Hon. Waith, and RothaohUd,
N. C. Descriptions of three new Kangaroos, and
Notes on the Skull of Dendrolagus benuetianus
de Vi». Noviutea Zoologicae Tringer. London 1899,
Vol. V, p. 511—513.
DendroUgu* marimus, Dorcopsis rufolateralis und
surantiacus.
Rothschild ; Hon. W<h. Dendrolagus maxi*
mus. Novitates Zoologicae T ringer. London 1899,
VoL VI, p. 117.
Liegt nicht vor.
öatunin, K. A. Ueber S&ugethiere de« Kaukasus.
Tageblatt der Zoologischen Abtbeilung der Freunde
der Naturwissenschaft. Moskau, russisch 1899, Tome 2,
p. 52 u. 53.
Liegt nicht vor.
Schliep; Henri. Das Wiesel und seine Sippe*
Fauna. Verein Luxemburg. Naturfreunde. 8. Jahrg.,
1899, p. 219 —222, 229 -237.
Schreiner; Crownright 8. C. The Trek Bokke,
Gazella Euchore, of the Cape Colony. The Zoo-
logist. London 1899, p. 213 — 219.
Mit <irm Trek Bokke ist wohl der H»nbokkc identisch.
Früher lebten sie in riesigen Heerden. Jagd derselben.
Sch weder, G. Abstammung und Verbreitung der
Equiden. Correspond enx bla tt des natu r forschenden
Vereins Riga. XL1I, 1899, p. 169 u. 170.
Liegt nicht vor.
Sol&tor, Philip Lutley. Exhibition of a photograph
of the femate specimen of Grevy’s Zebra living in
the Jardin Zoologique d'Aoclimation Paris. Pro-
oeedings of the Zoological Society of London 1899,
p. 713, 1 Fig.
Solator, Philip L Description of Cercocebus con*
gicus n. sp. Proceedings of the Zoological Society
of Iiondon 1899, p. 826 u. 827, 1 Fig.
Bclater, W. L. Descriptive List of the Roden ts of
South Africa. Annals of the South African Museum,
Vol. I, 1899, p. 181—239. Ref. von Langkavel in
Zoologisches Centralblatt 1900, p. 414.
Malacothrii pentonyz n. sp. Xerut eapensia, Funi-
sciurus Cepapi , palliatus, congicus, Graphiurus ocu-
lari», murinus, platyops, nanu*, Kelleri, Gerbillua paeba,
afer, BranUii, Lobengulae, Pachyuromys auriculatu»,
Otorays irraratu*, unisulcatus, BranUii, Dendrotuy*
meaomelas , pumilio , mclanoti» , Steatom j» pratensis,
Malacothrii typicus, pentonyz, Mas decuroanas, rattu*,
chrysophilui , auricomis, paedulcus, dolkhurus, nigricauda,
damarensls, concha, colonus, Verrozi, nmsculus, mlnutoldes,
lekochta, namaquensis, taffer, muscardinus, Ssccoitomui
campestris , A ndersonl , fuscus , Aromjt subsptnosus,
Selousi , Dasymys incomtus , ArvirantUis pumilio,
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208
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
dilertus n. tubsp. bechnnnae □. tu Up. dortall* , fallax,
Mystromys albicaudatus , lanugloosu», Bathyergus
maritimus, Georhychus capensls, Darlingi, hottrntatu»,
Nimrod», Pedetes cafler, Petromya typicus, Thryo-
noroy* swinderianus, Hyairix africuc australis, Lepus
capensi», sazatilu, crassiraudntu*.
Sclater, W. L. and Ph. Lutley. The Geograpliy
of Mammali. London. Kegan . Paul , Prench,
Trübtier and Co. 1899. 8*, 338 p„ 8 map», Ref. von
R. Lydokker in Nature. Vol. LX, 1899, p. 217— 219.
Scheint wenigsten», soweit Systematik , Palaeontologie
und Geologie in Betracht kommen , nach diesem Referate
»ehr achtfach zu sein. Liegt nicht vor.
Solunka, Emil. Menschenaffen (Anthropo-
m o r p h a e ). Studien über Entwickelung und
Schädelbau. 2. Lieferung, II. Capitel. Schädel des
Gorilla und Schimpanse. III. Capital. Entwicke-
lung des Gibbon (Hylobntes und Sismang).
Wiesbaden 1899, p. 94—172, 10 Taf, 70 Textftg.
Gorilla, Schimpanse und Orang stimmen darin
5 brrcin , dass der Schädel der Männer in der Regel
grosser ist al* der der Weiher, ferner darin, das* die
Schadclaiparitat innerhalb weiter Grenzen variirt. Sie
unterscheiden sich jedoch dadurch, das* die Durchschnitts-
zahl der Capacität nicht bei allen gleich gross ist. Diese
Verschiedenheit beruht in erster Linie auf der verschieden
starken Entwickelung der Musculntur, entsprechend der
geringen Ausbildung der Musculatur und der geriogen
Verschiedenheit im Skeletbau. Die Differenz in der
Schsdclcapscitst ist bei beiden Geschlechtern von Schim-
panse am geringsten, 30 ccm , dagegen bei Gorilla
relativ am bedeutendsten , 60 ccm ; am bedeutendsten, 60
bis 70 ccm, ist sie freilich beim Orang, allein sie beruht
hier auf der Existenz von zahlreichen Rassen. Da» Mittel
ist bei Schimpanse $ 390, 420, bei Orang {£ 390,
^ 455, bei Gorilla $ 450, *b MO. Da» Warhsthum
der Schädelkapsel erfolgt bei allen drei Arten gleich-
mässig 90 bi» 86 Proc. bei Vollendung de* Milchgebisses,
94 bis 97 Pkw, bei Durchbruch des Mt. Das Verhältnis*
der Länge der Hirnkap««! zur Breite und Hübe variirt
bei alten nur wenig, sie sind sämmtlich brachycephsl. Die
relative Breite schwankt sehr »tark, sie ist am bedeutend-
sten beim Säugling. Der männliche G o r i 11 a schidel ist
schmaler al* der weibliche.
Das Gebiss der Anthropomorphen. Die Zähne
von Orangutan und Schimpanse besitzen Schmelz-
ronzeln , die jedoch bei dem letzteren schwächer und
spärlicher sind. Dagegen fehlen an den Zähnen des Gorilla
eigentliche Runzeln , wohl aber zeigen sie Furchen und
Leisten. Die oberen M und D habeu bet allen Anthro-
pomorphen vier, die unteren fünf Hocker, die bei
Gorilla am stärksten, hei Orangutan am schwächsten
»lud. Letzterer besitzt uicht allzu selten einen vierten M,
seltener ist dies der Fall bei Gorilla. Dieser M, ist
al>er kleiner und einfacher als M,. Oefter treten an den
M und I) accessoristhe Höcker auf. Ih*r untere Pa von
Gorilla und Schimpanse hat nur einen Hocker, der
untere P« auch einen Inuenhocker, nicht »eiten »ogar deren
zwei. Abgeknut »eben die Zahne des Schimpanse
Menschenxähnen sehr ähnlich, namentlich die von klein-
zahnigen Individuen.
Die JD sind beim Gorilla am kleinsten, «Ue CD
aber am grössten. Die Dauerzahne des Schi tn pause
werden nicht so gross wie bei Orangutan und Gorilla,
die C der Männchen sind stet» stärker als die der Weib-
chen, aber stets schwächer als bei den beiden anderen
Arten und deshalb wird aurh die Kaamosculatur nicht
sehr kräftig. K» fehlt daher auch ein eigentlicher
Srheitelkamru. Der dritte Molar ist nicht selten kürzer
al» M, und M* Di« Zähne des Orangutan varliren
Umsicht lieh ihrer Grü&se »ehr beträchtlich, ebenso ist
auch die Gestalt des Oberkiefers sehr wechselnd , sowie
seine Lage zur Hirukapsel. Von den D erscheinen bei
Schimpanse und Gorilla zurrst der obere oder untere
JD, danu die JDfI hierauf die P D,, daun erst P D« und
zuletzt CD. Von dm Diwcrzäbncn erscheinen zuerst die
Mj, bei Schimpanse hierauf die J, , bei Gorilla aber
M|, sodann Ja , hierauf I', und nach diesem P« , nachher
erst C und zuletzt Ma. Ueberzäblige Zahne kuumrn
zuweilen bei Gorilla, seltener bei Schimpanse vor und
zwar netten dem oberen C,
Die Charakteristik der Schädel der drei grossen An*
thropomorpben kommt in einer tabellarischen Zu-
sammenstellung zur Darstellung. Sie gründet sich auf
300 Schädel vou Orangutan, 90 Schädel von Gorilla
und 60 von Schimpanse. Die Augenbrauenwühite sind
bei alten Männchen und Weibchen von Gorilla und
Schimpanse »ehr Mark, beim Orangutan aber bl©**
bei den Männchen. Bei Schimpanse zeigen sie schon
in der Jugend kräftige Entwickelung. Bei Pithecan-
thropus und dem Neanderthalschädel haben sie nnr die
Bedeutung eines aceessorischen Merkmales — ? Ref. — ,
bei den genannten drei Gattungen »teilen sie entweder
ein vererbte* Gebilde dar oder sie sind eine Folge ge-
schlechtlicher Anpassung. Der jugendliche Gorilla-
schädel besitzt ein deutliche» Kinn, die kindlichen Zwi-
»chenkiefcr sind beim Orang breiter als beim Gorilla
und Schimpanse. Die Kiefer erreichen bei den alten
Individuen der Anthropomorphen eine beträchtliche
Grösse. Eine Talielle giebt Aufschluss über die Schädel-
capacität, die Gestalt der Hirnkapael , da» Auftreten deT
Augenbrauenwülste, die Beschaffenheit der Zwischenkiefer,
den Verlauf der Profillinie , die Breite de» Interorbita]-
septum», die Länge und Ausdehnung der Kasslio, die Ein-
fachheit resp. Verzahnung der Schädelnähte, da» Vorhanden-
sein von Schaltknochcn , den Zeitpunkt der Verwachsung
von Pt änuu Illen und Oberkiefer, die etwaige Verbindung
der Schläfen schuppe mit dem Stirnbeine, die Grosse der
JD, da» Vorhandensein und die Stärke der Runzeln za
den PD bei den jugendlichen Individuen von Orangutan,
Schimpanse, Gorilla und Mensch, eine zweite Uber
die Häufigkeit der Variation des Schädels, die Anwesenheit
von Geschlechtsuntersrhieden, den Betrag der Schädel -
capacität , den Grad der Ueberemstlnunung von Schädel
und Gehirnform, der Länge und den Ab«tand deB Gesichts-
schädels von der Hirnkapsel , die Breite der Himkapeel,
die Stärke der AugenbrauenwüUte, die Grosse der Sinus
frontales, die Breite des Interorbitalseptums , die Ausdeh-
nung der Nasenbeine, die Stärke der Schläfemouskcln und
die Anwesenheit eine» Sagittalkammes und eines queren
Ocelpltalkamine» . die Grösse der Dauerzähne und des
Cauin , die Anwesenheit resj». Stärke der Runzeln an den
51, die Zahl der Molarhocker und tlaa Vorhandensein eine*
M4 bei den erwachsene» Individuen dieser Arten.
Der Geeichtsschädel riirkt beim Gorilla von der Hirr-
kapael immer weiter weg. Die Schidclnähte sind beim
Gorilla am einfachsten, beim Orangutan am compli-
cirtesten. Auch »ind bei ihm Schaltknocben am häufig-
sten. Die Präraaxülen verwachsen bei Gorilla erst nach
dem Erscheinen des Mt mit den Maxiilen. Bei Gorilla
and Schimpanse ist die Schlafens« huppe immer, bei
Orang aber selten mit dem Stirnbeine verschmolzen.
Ein sagittaler Knochenkamm kommt bei Schimpanse
fast nie und auch danu uur bei den Männchen vor, beim
Orang nur bei de» Männchen, bei Gorilla aber auch bei
den Weibchen. Der quere Occipitalkamm fehlt nur bei
den Weibchen von Schimpanse. Diploische Räume
finden »ich in der Kieferpartie und lrn Schläfenbeine,
Sinus sphenoidales in der Schläfenbasi»; Frontal höhlen
fehlen nur beim Orangutan.
Am speciaUsirte*ten unter allen Anthropomorphen
Ul Orangutan — starke* Varilrea und Rasscnbilduug,
starke Verschiedenheit der Geschlechter , Anwesenheit
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209
Zoologie.
rinn Occipitalknmme* bei Männchen an«! Weibchen , Ver-
flachung der Zahnhücker und starke Ruruelung der
Zähne, Auftreten von M« und Auftreten von Schaltknochen.
Altcrthümllch ist das Fehlen von Stirnhöhlen, die Schmal*
heit de* Interorbitabeptum* und der Kasalia und die Ver-
bindung de* Parietale mit dem Keilbeinfliigel. Der
Schimpanse ist conservativer — geringe Gerchlccht*-
unterschiede , Kleinheit der Zähne und Kiefer, Kurse der
Nasalia, Fehlen oder Schwäche der Knuchenkämme, Neu
erworben sind die starken Augenbrauenwülate , das breite
Interorbitalseptum , die starke Kunsetung der M und da*
Auftreten von Ncbenbockern , die RfftscUon der M, und
die Verbindung der Frontalia mit der tkhläfenschuppe.
Die Aehnlichkeit der M und P mit den menschlichen
scheinen dafür tu sprechen , dass Schimpanse und
Menschen von einer dryoplthecusähnlichcn Form ab*
stammen, «las Milchgebiss ist jedoch dem des Ürang sehr
ähnlich. Gorilla hat als Neuerwerb auftu weisen bedeu-
tende Gescblcchtsunterschiedr , starke Knocbetiklitmiu1
(— ? Ref. — ), grosse Capacität , starke Augenbrauen-
Wülste, Grösse der P und M, Länge der Kiefer und
Nasenbeine (? Ref ) , Kegelform der Höcker der M , Auf-
treten von M„ langes Persistiren von Schädel nähten, Ver-
bindung des Frontale mit der Schläfenschuppe Am
stärksten spcvialiairt erscheint der Mensch In Folge de*
aufrechten Ganges und der Vergrößerung des Gehirns,
wodurch Umlagerang de« GcsirhUschüdel* nach unten und
Beugung der Schädelbasis und der Scliädelaxe eintrat.
Service^ Robert. An Albino of the Beaver. Casio r
canadenais. Tbe Zoologist, London 1899, p. 220
— 221.
Diener Biber-Albino wurde schon im vorigen Jahrhundert
zwischen Huron- und Michigan -See erlegt, ln Assaiu soll
kürzlich ein Tiger- Albino geschossen worden sein.
Sixta, V. Vergleichend oateologische Bemerkungen
über den Öchultergürtel des Ornithorh ynchus
paradoxua and der Eidechse U roiuastix apinifer.
Zoologischer Anzeiger 1899, p. 329 — 335.
Nach Haeckel hat Ornilhorhy nchus folgende primi-
tive Saurier merk male: die Bildung de* Seholtergürtel»,
das Freibleiben von Coracokl um! Interclavicula, die per*
manente Cloake nbildung , die primitive Form des Penis,
den Mangel von Zitzen, die sanropaidc Ribilduug und die
partielle Furchung und disooidale Gastrulation, nach Höch-
sten er erinnert auch das Gefäßsystem von Ornltho-
rhyuchus an jene* von Reptilien. Was da» Skelet
betrifft , so ist der Schädel entschieden rogel ähnlich, die
K uneben verwachsen sehr bald mit einander. Der Unter-
kiefer ist auffallend niedrig, die Halswirbel haben noch
Kippcnrudiroente und die Wirbelkörper in der Hais- und
Kumpfregion noch besondere Vertehraiforamina. Der
Schultergürtel besteht aus dem Kphternum, den Clavl-
culae, den Coracoidea und Kpicoracoldea and den Scapulae
nebst Suprascapulae. Das Sternum besteht Im Gegensatz
zu dem von Uromastix aus fünf Stücken, jedoch hat «•»
bei letzterem wenigstens den tün&eitigen Umriß, wie das
Manubrium too Omithorbynchus — drei Glieder des
Corpus manubrium und Vorsprung desselben — . Das un-
paare knöcherne Epiaternum , von dessen Scheitel zwei
Quernrme harvor geben , ruht auf dem knöchernen , hei
Uromastix auf dem knorpeligen Theil des Sternum. Di«
schwach bogenförmigen Claviculae verwachsen mit den
t^uerarmen de* KpUterauiu — , bei Uromastix nur mit
dem iuuereu Kode desselben. Die Coracoide bilden schmale
Säulen, bei Uromastix sind sie breit, ruhen auf dem
Sternum und sind mit der Scapula verwachsen. Die Kpi-
curacoidea sind verknöchert, — bei Uromastix noch
knorpelig, umgaben das ganze Coracoid — , und verbinden
die Coracoidea mit den Schlüsselbeinen. Die grossen, aber
Hacheu Scapulae, bei Uroma»tiz stark und kurz, ver-
wachsen mit den Coracoidea. Die Suprturapulae sind
Archiv für Anthropologie. Bd. XXVII (Vers. d. anthrop. Lit.)
klein, bei Uromastix gross« Knorpel, die den Processus
ha rnatus um säumen. Isolirt würden die Knochen des
Schultergürtel* schwerlich als solche von Saugethieren er-
kannt werden, so gross Ist ihre Aehnlichkeit mit solchen
von Reptilien.
Smith; G. Eiliot. The Brain of the Edentatea.
Transaktion* of the Linnen» Society, London 1899,
Vol. VH, p. 277 — 394.
Liegt nicht vor.
Smith; G. Eiliot. Furlher Observation* ou Um Auä-
tomy of tbe Brain in the Monotremata. Journal
of Anatomy and Physiology 1899, Vol. 33, Part 11,
p. 309 — 342.
Liegt aicht vor.
Bniitt, ▲. F. Phoca caspica and Phoca groen-
landica. Annals and Magazine of Natural Hittory,
London 1899, Vol. IV, p. 339 — 341.
Fossile Knochen von Robben aus Holland und der
Westküste von Schweden lassen sich nur mit sulchen von
Phoca caspica und groenlandica vergleichen , welch
letztere auch aus schwedischen Glucinlnhlagerungcn bekannt
ist. Bei Phoca vitmllna und foetida ist nämlich das
Femur um etwa 60 Proc. kürzer als die Tibia, bei caspica
und groenlandica aber relativ länger als hei jenen beiden
lebenden Arten. Caspica und foetida sind miteinander
nahe verwandt , sogleich verbindet erster« aber auch
foetida mit groenlandica. Iw Kztrecmtätenhau schließen
sich caspica und grocnlandicn enge au einander au,
während caspica im Schädel bau der foetida näher steht.
South well; Thomas. Note* ou the Seal and Wliale
Fisbery 1898. The Zoologiat, London 1899, p. 103
— 112.
Bericht über di« Ausbeute des Rohheit- und Walfisch-
fange* im Jahre 1898.
Stojnegor , Leonhard. Tbe Proper Name of the
Polar Bear. Science, New- York 1899, Vol. 9, p. 377
— 378.
Thalnssnrctos maritimus.
Stone, Witmer. The Puma* of the Western United
State*. Science, New-York 1899, Vol. 8, p. 34 — 35.
F«lis oregonensis Raf. und F. oregonensis hlppo-
leite*.
Taylor, William. Phoca groenlaudica on the
Aberdeenshire Coaat. Annals of the ticottiih Natural
History 1899, p. 46.
TichomiroW; A. Dm wilde Pferd Mongolen«. Aus*
zug von Grev6. Zeitschrift für Naturwissenschaften,
Halle 1899, 72. Bd., p. 224 — 225.
Liegt nicht vor.
Thomas, Oldtleld. Exhibition of the Skull of an
apparently new Bpecies of Baboon fYom Aden, pro-
po*ed tu b« unuted Papio arabious. Prooeedings
of the Zoological Society of London 1899, p. 929.
Diese Art ist kleiner als hsmadryas.
Thomas, Oldfleld. Descripüon of a new Phascogale
front British New-Guinea, obtained by Dr. L. Loria.
Annale del Museo Civico di Scienze Naturale Genova
1899, Vol. 20, p. 1 Öl — 192.
Phascogale melanura n. sp. — Liegt nicht vor.
Thomas, OldOeld. On some small Mammals frorn
the District of Ouzco Feru. Annals and Magazine
of Natural History, l^mdon 1B99, Vol. III, p. 40.
Die Sammlung enthielt ausser Crbus albifrons, Lago«
thrix HuniboMti, Myotis, Starnira lilium, Putorius
mifiurus , Dasyproeta Uthtnica, Rhipidomys letico-
dnctyhis, Oryxomys Stolzinanui, Akodon caligiuosus noch
Sciurua aeatuau» cutlotus n. subsp., Nectomys Gur-
leppi n. sp., äbuUch dem spicali» von Gayaqui), Marmosa
rappt»« n. sp., ähnlich der cinerea und dem Didelphy*
27
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210
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
noctlvaga umi Mirmon quichua o. sp., ähnlich uiarica;
jedoch ist ihr Schädel grösser.
Thomas, Oldfleld. On a new Species of Marmosa.
Annals and Magazine of Natural History, London,
ToL tll» p. 44 — 45.
Marmosa phacn n. sp. in Columbia, um nächsten noch
mit Didelphys Waterhousi verwandt.
Thomas, Oldfleld. On new amall M am mal ■ from
South America. Annala and Magazine of Natural
History, London 1899, Vol. IQ, p. 152 — 155.
Oryzomys boeop* n. ap. in Ecuador, verwandt mit
nivekeps, lästerlich dem laniger ähnlich, Loncheres
punctata* n. sp. von Caicara, Orinnco, verwandt mit semi-
villoaus, Peramys breviraudntua Orinoci n. subsp. eben*
daselbst, Peramys rubidus n. sp. von Bahia, ähnlich dem
brevlcaudatns.
Thomas, Oldfleld. Descriptions of new Neotropical
MammiU. Annala and Magazine of Natural History,
London 1899, VoL IV, p. 278 — 288.
Tyloray* Mime n. sp. von l’nramL», Ecuador, grösser
ab die übrigen Tylomys; T. Watsoni n. sp. Chiriqoi,
Panama, verwandt mit nudicaudatu* von Guatemala, Ory-
zomya indefessus n. ap. von Galapagos, mit kürzerem
Schwanz als bei galapagoetud» und Buuri, Reithradon
fosoor n. sp. Nordargentiuien, hat zum Graben eingerichtete
Extremitäten , Echymia decutnanus o. sp. Guayns,
Ecuador, verwandt mit semispinosus, Coendu quiehua n.
sp. Pachincha, Ecuador, Zähne grösser, Schnauze länger als
bei Cercolabe* villosus, Coendu vestitus n. sp. Colotnbia,
Grösse von C. pallidu* , Metachirus Opossum melunurus
n. subsp., Pnramba, Ecuador, Philander laniger pallidus
o. subsp. Panama, Phil an der laniger guaynnus n. subap.
Ecuador und Marmosa Simons! n. sp., Puna und Gaya-
quil, ähnlich dem Waterhousi, das Weibchen hat jedoch
einen Beutel.
Thomas, Oldfleld. Descriptions of new Rode nt*
from the Orinoco and Ecuador. Annals and Magazine
of Natural History, London 1899, Vol. IV, p. 378- — 383.
Rhipidomys murtauuinu n. sp. vom obereu Orinoco
hat wegen de* schwach behaarten Schwanzes und des
dichten Pelzes mehr Aehnlichkeit mit Oryzomys als mit
Rhipidomys, Oryzomys nuriventcr n. sp. am oberen
Pättaaa, Ecuador, äusserlich an nureus, im Kuss* und
Schädrlbau aber an latioeps oder gTOcilis erinnernd, Zygo-
dontomys stell«« n.sp., am oberen Orinoco, steht zwischen
den typischen Zygodontomys und Hesperotnys in der
Mitte, Echimya Chcrriei n. sp., am oberen Orinoco, die
kleinste aller Echimyaarten und Loncheres bistriatus
Orinoci n. subsp. ebendaselbst.
Trouensart, E. L. Catalogua Mammaiium tarn vi-
ventium quam Mliun Nova editio (prima com-
pleta) Fase. IV. Appendix. Addenda et Comgenda.
Index alphabeticus, Beroliui 1899, Friedliinder und
Sohn. 8*
Vftnhöffen, Ernst. Sind die Wale Hochseebewohner?
Zoologischer Anzeiger 1899, p. 396.
Wale und Delphine sind Küstenthiere.
Vomeau, R. La roain au poiut de vue osseux chez
lea tnatnmif£re* monndelphion.«. Bulletin de la
»ocidb6 <P Anthropologie, Paris 1898, p. 672 - 593, 18 ftg.
Eine populäre Schilderung der Vorgänge bei der Diffe*
renzirung der Hand bei Affen, Robben, Insectivorcn
und Hufthieren, mit besonderer Berücksichtigung der
Zt'henreducUon.
Walte, Edgar R. The Generic Name Tliylacomys.
The Annals and Magazine of Natural History, London
1898, VoL II, p. 19«.
Der Name Thylacomys wurde für Peramelea auf-
gestellt, der Muride , Thylacomys* ist als „Thal«*
comys“ beschrieben worden.
Waito, Edgar R. Dencriptions of a Ringiailed
Opossum, regarded as a variety of Pseudocbirua
herbertensis Collet. Records of the Australian
Museum 1899, Vol. 3, p. 91—93.
W&ite, Edgar R. The Neat or Drey of the King
taileu Opossum, Pseudochirus peregrious Bodd.
Ibidem, p. 93 — 94, 1 pl.
Weber, Max. Anatomische Bemerkungen über Ele-
phas. Studien über Käugethiere, 2. Theil , p. 133
— 153, 1 Taf., 5 Textftg.
Liegt nicht vor.
Wostberg, Gustav v. Ueber dis Verbreitung de«
Wisent im Osten des europäisch-asiatischen Conti-
nentes. Abhandlungen des naturforschenden Vereins
zu Riga 1899, 80 p.
Windle, B, C- A. and Pareons, F. G. On the *y°-
logy of the Edentata. Proceedings of the Zoo-
logical Society of London 1899, p. 314 — 339, 990
— 1017.
Musculatur von Kopf, Hals und den beiden Extremitäten
bei den Rradypodid ae, My rmecophagidae, Daay
podidae, öryct eropodidae, nämlich Bradypu* tri-
dactylu», Cboloepus didactylus, Myr mecophaga jubata,
Tsroandus tetradactyla, Cyclothurus didactylus, Da»y
pus villosus, sexdiictus, Tatusia peba sp. Chlamydo-
phorus truueatus, Manis niacrura, sp. aurits, tricuspis,
javanka, Orycteropus eapetuis.
Winge, Herluf. One nogle Pattedy r i Danmark-
Vidensk. Meddelser fra den naturhistor. Foren i
Kjobhavn 1899, p. 283 — 316.
Von Siugetbieren kommen folgende Arten in Dänemark
und auf den dänischen Inseln vor: Erinaceus europaeus,
schon in Ablagerungen aus der Steinzeit; Vespertilio
Nnttereri, mystacinus, Daubeutouli, dasyeuemus; Plecofus
auritui; Vesperugo abramus, pipistn-llus, discolor, borealis,
noctula, serotinus; Synotus barbastellu»; Lepus rariabiU»
— versprengt, europaeus; Srointhus subtilis; Muscar-
dinus avcllanarius; Ilypndaeua giareola; Arvicola
arvalis, agrestis; Mus rattus, decumanus, minutua, agraria*;
Castor Aber*; Scinrus vulgaris; Felis catus*, lynx*;
Cants Tulpen, Lgopu» versprengt; Canls luput*; Ursus
arctos*; Marte* sylvatica, foiua; Mustela putoriua,
ertuinea, vulgaris; Meies Um* ; Lutra vulgaris; Phoca
fortida, vitulina; Halichoerns grypu*; Sus scrofa*;
Cervua eapreolu*, elapbus, giganteos , Alces machli**;
Bos bison* und taurus var. urus* — * jetzt ausgerottet.
Folgende Wale wurden bisher beobachtet: Balaenoptera
rostrata, musculus ; M egaptera boops; Lagenorhy nch us
albirostris; Turstops turrio; Delphinus delphis; Pho-
c&eun communis; Orca gladiator; Pseudorca craMiden*;
Globiceps melas; Delphi napterus Icucas; Meso-
plodon bidens; Hyperoodon mstralu* und Physeter
macrocephalus. Aus Tertiärschichten kennt man bloea
Mesoplodon sp. , aus Glaciala blagerungen: Tricbechu*
rosmarus, Elephas primigeuius, Ovibos mimhatus und
Balaena myslicetus, aus der Pi**tgiaci«lzeit : Rangifer
Uranduft und Sperraophilua rufesccns, aus der Steinzeit :
Phoca groenlandka, vitulina; llalichoerus gTTpu* und
Delpbinapterus leacas, ausserdem Igel, Lepus euro-
paeun, Hypudaeus giareola, Arvicola agrestis,
auipHibius, Mus sylvaticus, Castor über, Fells calu*
und lynx, Cauis lupus, Ursus urctos. Martes sylvatk*,
foina, Mustela putorius, Meies taxus, Lutra vulgaris,
Alces machlis, Bos taurus var. uru*.
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Verlag von Friedrich Yievreg und Sohn in Braunschweig.
System
der
deductivcn und inductiven Logik.
Eins Darlegung
der
Principien wissenschaftlicher Forschung, insbesondere der
Naturforschung.
Von
John Stuart MilL
In’e Deuttohe übertragen
von
J. Sohiel.
Zweite deutsche,
nach der fünften dos Originals erweiterte Auflage.
In zwei Theilen.
Preis zusammen 4 Thlr. 24 Sgr.
gr. 8. Fein Velinpap. geh.
Die logischen Principien, welche den Methoden der Naturforschung xu Grunde liegen, sind auch die
Grundsätze, welche uns bei der Erforschung der Wahrheit im allgemeinen als Richtschnur dienen müssen,
sic kommen nicht bloss bei den Geschäften des Naturforschers in Anwendung, sondern auch bei allen anderen
Geschäften des menschlichen Lebens, denn der Jurist, der Staatsmann, der Geschichtsschreiber, der Militair
u. s. w. üben allo mehr oder weniger und bewusst oder unbewusst die Methoden der Naturforschung, und der
in der Ausübung ihrer Geschäfte erreichte Grad von Vollkommenheit wird um so höher sein, je strenger
sie diese Methoden selbst einkalten.
Di« Methoden der Erforschung der Wahrheit basiren auf den Grundsätzen der inductiven und deductivcn
Logik. Die inductive Logik, die Induction, welche von Bacon begründet wurde, hat ihre Ausbildung
weniger den Logikern von Fach als den Naturforschern zu verdanken, die deutsche Philosophie insbesondere
hat sich bei ihrer mehr ontologischen Richtung an der Ausbildung der Induction so gut wie gar nicht bethei-
ligt. Für eine Theorie der Induction war iwar ein ziemlich reiches Material obwohl zerstreut vorhanden, die
Verarbeitung desselben xu einem System wurde Jedoch von Forschern ersten Ranges vor noch nicht entfernter
Zeit als eine Unmöglichkeit bezeichnet. Wie gut indessen Mi II die schwierige Aufgabe gelöst hat, beweist
die Thatsacbe, dass sein Werk im Verlauf kurzer Jahre in England nicht weniger als fünf Auflagen, in
Deutschland deren zwei, erlebt hat.
Die in «weiter Auflage nach der fünften Auflage des Originals erscheinende deutsche Ucbersetzung von
Mill’a Logik verdient in jeder Beziehung als eine iusserst cor recte und sorgsame bezeichnet zu werden.
Die Methode der inductiven Forschung
als die
Methode der Naturforschung in gedrängter Darstellung
hauptsächlich nach John Stuart Mill
von
J. Schiel.
gr. 8. Fein Velinpapier, geh. Preis 24 Sgr.
Die Meinung, dass manche Zweige des menschlichen Wissens, wie die politischen, die socialen and die
Geistcswissenschaften Überhaupt, nur durch Anwendung der strengeren Methoden der Naturforschung auf eine
höhere Stufe der Ausbildung gehoben werden können, dass ein allgemeinerer Gebrauch dieser Methoden von
unberechenbar wichtigen Erfolgen begleitet sein wird, macht sich nachgerade allseitig geltend. Für die aus-
serhalb des engeren Gebietes der Naturforschung Stehenden ist aber die Erwerbung einer gründlichen Kennt-
nisa der angeführten Forichangswebo mit Schwierigkeiten verknüpft, und selbst für den darin Stehenden ist
ein frühzeitiges Kichldarwerden, sowohl in Beziehung auf Mittel und Wege, als auch auf Zweck und Gegen-
stand der Forschung, nicht gerade eine leichte Sache und wahrscheinlich weniger häufig, als man glauben
möchte. Das vorliegende Werkehen ist eine gedrängte und höchst fassliche Darstellung der zum erstenmal
von John Stuart Mill zu einem System verarbeiteten Methoden der Erforschung allgemeiner Wahrheiten
und dürfte die Erwerbung einer Kenntnis» der inductiven Forschung v erhol tniss massig leicht machen.
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4 * • •
Verlag von Friedrich Vieweg and Sohn in Brannachweig.
Globus.
Hlustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde
' mit
besonderer Berücksichtigung der Anthropologie und Ethnologie.
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern
hcrausgrgvben von
• Karl Andre e.
Erschienen sind bt» Ende Juni: Erster bis elfter Band complet.
D*r „Globus** er»ch«iot halbmonatlich, in Urfrrungtn von j« virr Bog«, reich Uluatmt und mit
Kartonbeilagen, zum Subacriptionapreia« von S Thlr. pro Band. Zwölf Lieferungen bilden einen Bund.
Vollständige Exemplare der früheren Binde können, soweit der Vorrath reicht, «um Preise von S Thlr.
pro Band durch jede Buchhandlung bezogen werdet!.
Lehrbuch der Psychologie
als
Naturwissenschaft.
Von
Dr. Theodor Waitx,
lUMWMtaaUUhni hatMtif An rfcJUawpti* •« Hirk«rf,
gr. 8. geh. Fein VcUnpap. Preis 3 Thlr. 10 Sgr.
Ueber unsere Kenntniss
von den .
Ursachen der Erscheinungen in der organischen Natur.
Sechs Vorlesungen für Laien, gehalten in dem Museum für praktische Geologie
von
Professor Huxley, F. R. 8.,
Uebersetzi von
Carl Vogt.
Mit in den Text eingedruckten Uolzstichcn.
gr. 8. Fein Yelinpap. Geh. Preis 20 Sgr.
Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur.
Drei Abhandlungen:
Leber die Naturgeschichte der menschenähnlichen Alfen,
lieber die Beziehungen des Menschen zu den niiehatniederen Thieren.
Leber einige fossilo menschliche Ucberrcstc.
Von
Thomas Henry Huxloy.
Aus dein Englischen übersetzt
ron J. Victor Carus.
Mit in den Text eingedruckten Uolzstichen.
gT. 8. Fein Vclinpsp. geh. Preis 1 Thlr.
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BOUND
JUNisiö23
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