Skip to main content

Full text of "Archiv für Anthropologie, Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel"

See other formats


Archiv  für  Anthropologie, 
Völkerforschung  und ... 

Deutsche  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGIE 

XXVII.  BAND 


Digitized  by  Google 


Alle  Recht«,  namentlich  dasjenige  der  Ueberseteung  in  fremde  Sprachen, 
Vorbehalten 


Digitized  by  Google 


ARCHIV 


FÜli 

ANTHROPOLOGIE 


ZEITSCHRIFT 


NATURGESCHICHTE 


FOB 

und  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN 


Organ 

deutschen  Gesellschaft  Pur  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 

Begründet  von 

A.  Ecker  und  L.  Lindenschmit 


"i*»ung  von 

J.  Mestorf  in  Kiel^E.  Üha«"  oTVoh"  Tb'^'  J‘  K°Umann  in 

Königsberg,  B.  Virchow  in  Ilerli,  A . V.„  , Z™"  " 


bt rnusgegoboi,  und  redigirl 

von 

Johannes  Ranke  i„  München 


S i e I»  (*  n ii  n (1  z w a n z i gs  t o r II  a n d 

Erstes  Vierteljahrsheft 

( Auagugfben  September  1900) 

■Dt  in  den  1 o x t Gt Qgsilriick len  \ i» l ■ t i 

ugeurncitten  Abbildungen  und  acht  Tafel 


R RA  UN  SCH  YV  K I <i 


I»  KÜC  K UNI)  V E K I, 


Ati  VON  Kit  1 1;  DU  IC  II 


VIKWKCI  I ND  SOHN 


I !»  0 II 


Digitized  by 


INHALT  DES  ERSTEN  HEFTES 


I.  Abhandlangen.  Kleinere  Mittheilnngen. 

I.  Die  Schidelform  der  iltwendUchen  Bevölkerung  Mecklenburg».  (Aus  dein  anatomischen  Institut 

in  Rostock.)  Von  K.  Asmu».  Mit  Tafel  I und  11  und  iweiUurvcntafeln  ........  I 1 

II.  Dio  Zugehörigkeit  eine»  Unterkiefers  zu  einem i bestimmten  Schädel,  nebst  UntcrBuchongen  über 
»ehr  auffällige,  durch  Auftrocknung  und  Wiederftnfeuohtung  bedingte  Groasep  - und  Komi« 
Veränderungen  de«  Knochens.  Von  Ttcrmanp  Welcher.  Mit  37  Abbildungen 37 

III.  Leber  Schädel  von  den  Philippinen.  Von  Kran*  Bauer.  Mit  neun  Abbildungen. 107 

IV.  Der  Werth  der  Lendengegend  für  anthropologische  und  obstetnsehe  Messungen.  Von 

C.  fl.  b träte.  Mit  15  Abbildungen,  zumeist  auf  Tafel  111  bi«  VI .~T~  117 


n.  Referate. 


Zeitschriften-  und  Bücberaoh&u. 

Aua  der  deutschen  Llteratnr; 

1.  Pfeil,  Joachim  Graf ; Studien  und (Beobachtungen  au»  der  Südsee.  Von  F.  Birkper.  129 

2.  Fritsch,  üustav:  lbe  (jestalt  de«  Menschen.  >fit  Benutzung  der  Werke  von  F.  Har» 


lau  und  y,  Sflhmiflk  Yon  k.  tfirfcner  . , , » , , i > « t ; t * t , 13Q 

3.  Ammon,  Otto:  Zur  Anthropologie  der  Badener.  Bericht  über  die  von  der  anthropo- 


»chülern  vorgenom  menen  Untersuchungen.  Im  Anltrage  der  Commission  bearbeitet. 

Yqr  f.  Birkacr  t t ^ 131 

4.  Pfister,  Dr.  med.  Hermann:  üeber  die  occipitale  Region  und  daa  Studium  der  Gross- 

hirnoWlläche,  Von  F»  UirKner  , . . , T , 132 

5.  Söhnel,  Herrn.:  Die  Rundwälle  der  Niederlausit*  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der 

Forschung  (1886),  und 

6.  Söhnel.  Herrn.:  Die  Burgwälle  Schlesiens  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Forschung 
(S.  89—106  in  .Schlesien»  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift1'  ld96E  Von  F.  Senf  ....  133 


Aus  der  nordischen  Literatur:  Von  J.  Maatorf ISS 

Dänemark: 

1.  Blinkenberg,  Chr.:  Flintwerkreuge  mit  Schaft  . . . . . . 138 

2.  Blinkenberg,  Chr.:  Römische  Bromegefänse  mit  Fabrikmarken 139 

3.  blinfcenberg,  Uhr.:  Kötni»<»hft  Hrnngftiitaturtten 139 

4.  Müller,  Sopnus:  Die  Jütländiechen  Einzelgräber  ans  dem  Steinalter 140 

6.  Sarauw.  (ieorg  J.  F-:  Die  Haide  im  Altcmmme  . . . . . . . . . ..........  UT> 

6.  Sörensen,  William:  Wer  ist  der  Entdecker  der  Abfallhaufen  (Kjökkenmöddinge)  aus 

dem  »tfiBiltgr? 7 7TT~t  HI 

Norwegen: 

1.  Gustafson,  Gabriel:  Wohnplatx  aus  dem  Steinalter  auf  Jaederen 142 

. 2.  Äar$bfre\nmg  für  1897  ..........  7 . 143 

3.  Itygh,  K. : Mittheilungen  aus  dem  Alterthumsmuseum  in  Trondhjom 144 

Schweden: 

1.  Almgren,  Oscar:  Altglaube  in  der  Gegenwart  im  Herjeidal  144 

2.  Almgren,  0.:  Brand grubeugräber  aus  <ler  la  Tene-Zeit  in  Weatgotland  . . . . . . . . 145 

3.  Bugge,  Sophus:  Die  Kunenmschrift  auf  einem  in  Bohuslän  gefundenen  Goldmodaillun  14ä 

4.  Bugge,  Sophus:  Kin  neuer  Runenstein  auf  Gotland  . . . . . 145 

5.  Hazclius:  Mittheilutiffcn  aus  dem  Nordischen  Museum  und  Jahresbericht  . . 14~5 

( i . Monteliu»,  0.:  Ein  in  Schweden  gefundenes  BronzcgeflLs»  altitalischer  Arbeit 14t> 

7.  .Moüiciiua.  (J.:  Die  Axt  des  Sönnengöjitcg  und  Thors  Hammer  . . 147 

8.  Montelius,  O.:  Die  Typologie  oder  die  Entwickelungglebre  angewandt  auf  die  mensch» 

liehe  Arbeit  , 7~~T  H7 

9.  MantuUbladet  der  Kgl.  Akademie  der  Schonen  Wissenschaften  — Geschieht»«  nnd  Alter- 

thumskunde,  heräusgegeben  vom  Reichsantiquar  Pr.  Hans  Hildebrand  . . . . . . 148 

10.  Olsson,  Peter:  Jämtlanq  undHerjeädal  in  heidnischer  Zeit.  Fine  allgemeine »U ebersicht 

der  Natur-  und  Culturzustande  in  genannten  Ländern  von  der  /eit  ihrer  Besiedelung 
ET  in  die  historische“  Zeit,  , ...  .-7  . . x.  , x s lifl 

11.  Salin,  Bernh.:  Ein  Eisenalterfund  in  üppland  . . . . . . . » . . . . . . . . . . . . 149 

1^.  Wallen» teen:  Ueisterwrlt,  Aberglaube  und  Volksmedicin  in  Ihtndcryd  und  Lidingu  um 

da»  Knde  des  Jahrhundert»,  herauegegeben  von  K Hammarstedt  . . . . . . 149 

13.  - Xmefy  Zeitachnft  der  schwedischen  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Geographie. 

Jahrg.  \mt  Heft  3 u.  4;  1699,  Heft  1 u.  2 . . . 150 

1W7  Jahrgang  jm . IKITgT 

14.  Swedenborg,  H.  V-  K.r  l>ie  aullsland  gefundene  Schwimmboje  von  der  Andree-Kxpedition  150 

ITT  Wibling,  Carl:  Kustenfundu  aus  dvm  Steiualler  in  Blckinge . . . H)T 

IWr.u  Jahrgang  1899.  Heft  4:  

16.  Retzius,  Gustav:  Vorläufiger  Bericht  über  die  von  der  Schwedischen  Gesellschaft  für 

Anthropologie  und  Geographie  veranstaltete  Lntersuchung  der  wehrpflichtigen  Maun- 
äch alten  in  Schwaden  161 

Finland; 

1.  Appelgren,  Iljal mar:  Der  Museumsbau  in  Helsingfor» . 151 

2.  Hack  man  n,  A.  : Vorhistongche  Kunde  in  r inland  162 

(ForUruung  <i«*  lohalu  sifbe  dir  vorlttst«  Seit«  de»  Umschlags.) 


INHALT  DES  SIEKENUNDZWANZ ICSTEN  BANDES, 


LX. 

X. 


I.  Abhandlungen.  Kleinere  Mittheilungen. 

Satt.; 

I.  Oie  Schädel  form  der  ftHwendigchen  Bevölkerung  Mecklenburg».  (Au*  dem  anatomischen  Institut 

in  Kostoek.)  Von  K.  Aimu».  Mit  Tafel  1 und  11  und  zwei  Curventafeln  .......  1 

II.  Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  su  einem  bestimmten  Schädel,  nebst  Untersuchungen  über 
»ehr  auffällige,  durch  Aüftföckhuttg  Wlederafaftidfchtühg  bedlhgtti i Qföstteb  - ünd  Form- 

Veränderungen  des  Knochen 8.  Von  Hermann  VVe Icker.  Mit  37  Abbildungen 37 

in.  lieber  Schädel  von  den  Philippinen.  Von  Kran x Hauer.  Mit  l>  Abbild urigen" . 107 

TV.  Her  Werth  der  CeödengegenS  für  anthropologische  und  obstetnscbe  Messungen.  Von 

r.  11.  St  ratz,  Mit  15  A^»f>»Mungen.  gumeiat  auf  Tafel  111  bi«  VI  . . ■ . . . . . . I 117 

V.  Keltische  Hügelgräber  im  Scheit  hau  bei  Mergelstetten,  Oberamt  Heidenheiro.  Von  A.  Hedinger. 

Mit  »1  Abbildungen  . . . 167 

VI.  Die  Kelten  Von  A.  Hedinger  . . . . . . ...  . ■ . . . . . . . . . . ...  189 

\ll.  baue  Schulkinderuntersuchuug  »um  /.weck  der  Kysen  bestimm  ung  nach  Uarbenootnplcxion  und 

pnmären  Körpermerkmalen.  Von  Alfred  Schlia  . . . . . 7 . . , . . . . ...  . . . . 191 
VIII.  lieber  die  Konnenveranderungen  des  menschlichen i Schädel*  und  deren  Ursachen.  Kiu  Üeitrag 

zur  Kasscnlehre  (1).  Von  Anton  ström.  Mit  elf  Abbildotigen  . . . . • . . . . . . . 211 
Bericht  über  einen  Kötua  von  tjonlla  savagei,  Von  W.  J„  H.  Unekworth.  Mit  fünf  Ab- 

« . . . . . » . ■ » . . » . > . 233 

Alterthümliche  .Speisen-  und  Uetränkebereitung  bei  den  Serben.  Von  Sima  Trojanovic. 
Mit  acht  Abbildungen  . . . . . . . . . . T \tv' . . . 239 

XI.  Die  Körpergrösse  chinesischer  Kranen.  Von  11.  llagen 265 

XII.  Burjaten*  ond  Kalmuckensch&dol  Von  J nliuY  Pri^olin.  Mit  Tafel  VH  hia  XX.  enthaltend 

, Abbildungen  . . . . . . ♦ . . . . . . . . . . . . . . ...  . . . , . , ...  » . ~ 808 

XIII.  lieber  die  Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  and  deren  Tranchen.  Ein  Heitrag 

7,  ii  r Kassen  lehre  (11).  Von  \ nton  X v ström.  Mit  22  Abbildungen  (Eig.  12  bis  33)  . . . 317 

XIV.  Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Ueaiehtshildung.  Von  Franz  Da  ff  per  . . . . 337 

XV.  Studien  über  den  prähistorischen  Menachen  und  wein  Verhältnis«  zu  der  jetzigen  Kevölkerung 

Westeuropas.  Von  Msonamsra.  Mit  latelAM  ln«  Will,  enthaftend  33  Abbildung^  366 
Topoyraphisch-anthropometnsche  Untersuchungen  über  die  l’roportionaverhältnisse  de«  weiblichen 

Körpers.  Von  Sara  leum in.  Mit  ‘2  graphischen  Herstellungen ~ $79 

Alte  Anspannungsgeräthe.  Von  l.  L.loy.  Mit  2 Abbildungen 43S 

XVIII.  I>ie  neol'thische  .Station  J.bl.Dic.  h-i  Medjiiluzje  in  Serbien.  Von  M ilo  1 e M.  V aasiti.  Mit 

Abbildungen  ibewichn,  l’ig.  1 hi,  32.  M fo~bi»  «)  ir.  bi.  7S  HO  bi.  U2|  . 617 

XIX-  Die  lileicfateiligiieit  der  »üd|>atagoni«chen  Hiihlenhewohner  mit  dem  (iryputhernitn  und  anderen 
»utgestorbenen  Tbieren  der  argentinischen  HOhlent.una.  Von  ttobert  EehmannN ltiohe. 

Mit  d Abbildungen 683 

Exotische  Steinbeile  der  nenlitbisehen  /.eit  im  Mittelrheinlnnde.  Von  L.  .Vlehlia.  Mit  8 Ag 

bildungen  . 61*8 

Antbropologuche  tietrnclitnngen  aber  die  rortrstmumen  (1er  llindoeben  and  Epigonen.  Von 
~~ CI?1  v.  rif.lvv.  Mit  ld  Abbildungen  . . . ■ . . ■ . ■ ■ ■ ...  613 

l:eber  die  Forroenverindermigen  de»  men»chlicben  Schädel»  nnd  deren  Ursachen,  Ein  Heitrag 
znr  Itawenlehre  (III).  Von  Anton  X y«t i-inn.  Mit  2 Abbildungen  (1-ig,  :(♦,  35)  ....  628 

XXIII.  Baum  Bar  gmensrlien  von  freckenliorat.  Von  H.  l.nndoi«  P43 


XVI. 

XVII. 


ÜL 

XXI. 

xxu. 


427365 


Digitized  by  Google 


VI 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 

II.  Referate. 


Seit« 


I.  Verhandlungen  gelehrter  Gesellschaften  und  Versammlungen. 


Der  XI.  Russische  archäologische  Congresa  in  Kiew  1»99.  Von  L.  Stieda 284 

Einleitung 284 


284 

Bericht  über  die  Sitzunqen 

284 

I.  Abth.:  Vorgeschichtliche  Alterthümer 

284 

I. 

Hörmann.  Dr.  Konstantin:  Ueber  attrümiseke  Grabdenkmäler 

284 

2. 

Trnehelka,  i)r.  K.:  Documents  prühistoriquee  de  Bosnie  et  de  Herzeeoyine 

284 

37 

Antonowitech,  Prof.  W.  B.:  Ueber  die  Kuriranatifdeokunsren  in  WentwroUiynien  . . . 

234 

*7 

Heger,  l>r.  Kranz:  lieber  ciniee  fretudartieo Formen  in  der  prähistorischen  U'ultur  de« 

2«r, 

5. 

SsiBow,  W.  J.:  Lange  Kurganc  im  Gouvernement  Smolensk 

285 

nr 

Antono  witsch,  Pr<>f.  \V.  B.:  l'eber  die  Steinzeit  im  Gouvernement  Wolhynien  . . . 

285 

77 

Brandenburg,  N.  E.:  Die  Aborigenen  de«  Gebiete«  von  Kiew 

28t) 

37 

Kadles.  Dr  K : lieber  die  Aothweudickeit  einer  russischen  VeroltenUicüunir  der  bei 

den  byzantinischen  Schriftstellern  vorkommenden  Nachrichten 

286 

9. 

Miljukow,  F.  N.:  Leber  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  u.  s.  w.  im  Herbst 

286 

bei  der  Ortschatt  i'atel  am  See  öilrowo  in  Macedonien  

10. 

Pogodin,  L.:  Ueber  die  Beziehungen  der  indo- europäischen  Volksstämme  zu  den 

linnen  

287 

11. 

üorodzow,  W.  A.:  Die  Nothwendigkeit  einer  Bearbeitung  der  Nomenclatur  uud  Systo- 

12. 

matisirung  der  vorgeschichtlichen  Keramik 

287 

Ewarmtzky,  D.  J.:  Ueber  die  Ausgrabungen  in  den  Kreisen  von  Cherson  und  Alex  an- 

287 

drowo  (tiouvernement  Cherson) 

13. 

Shitynskj,  L.  K.:  Die  Ue,te  der  Stein  reit  im  Bassin  de«  Flusses  Styr 

233 

nr 

Uamlscbenko,  s.  S.:  l»ie  Aufdeckung  der  luirgaue  bei  .Utronol  in  liusm  de*  Flusse« 

WH 

15. 

Kulakowski,  Prof.  J.  A.:  Ueber  die  gefärbten  Knochen 

288 

nr 

Tschereunin,  A.  J. : Ueber  die  Aufdeckungen  vcm  Kurganen  ira  Gouvernement  Kjäsan 

288 

17. 

Mclnik,  Frau  E.  N.:  Die  Aufdeckungen  von  Kurganen  in  den  Kreisen  Rowno,  Luzk 

288 

18. 

uud  Dubno  (Gouvernement  Wolhynien) * . 

Pokrowski,  A.  Al.:  Ueber  die  Typen  der  Schädel,  die  in  den  Kurcanen  Wolhynien* 

289 

gefunden  sind 

19. 

llelasckcwski,  N.  F.:  Die  Ergebnisse  einer  archäologischen  Ezoursion  rum  westlichen 

289 

Bug  . . . 7 ..........  

20. 

Armaschcwaky.  l’rul.  1’.  J.:  lieber  ein  Standlngcr  (alte  Ansiedelung)  ans  palaoii- 

239 

21. 

Pokrowsky,  A.  M,  und  Chwoiko,  V.  V.:  Ueber  Ausurabunsen  im  Kreise  Kiew.  . . 

290 

22. 

Wesselowski,  Prof.  IS.  J.:  lieber  gleichzeitig  gefundene  Sieinwerkzeugo  u.  s.  w.  aus 

‘.>90 

28. 

L ila.jp  w,  Prof.  M.  J.:  Ueber  Kurgunaufdcckuugöu  hei  der  Stadt  Neshin  ....... 

290 

24. 

l’ulasky,  F.:  Archtiolomscbo  Funde  im  tiouvernement  Pixlolien 

290 

2b. 

Knauer,  Prof.  Th.  J.:  Ueber  Ausgrabungen  im  Kreise  Akkurman,  tiouv.  Jtessarabiun 

291 

2U. 

Pokrowsky,  A.  M.:  Leber  die  sogenannten  Nomadenschädel  der  Kurgane  

“292 

II.  Abth,:  Historisch- geographische  uud  ethnographische  Alterthümer 

292 

27. 

Schtscherbina.  W.  J . : Die  Starosteien  der  Ukraine  nach  den  Reiseberichten  des 

?9? 

28. 

Troizky,  I*.  J.:  Die  alte  Stadt  Lopa»*nia  und  ihre  I.see 

292 

29T 

Bunin,  A.  J.:  Wo  lagen  die  tstwdte  Linezk  und  \V argul  u.  s.  w 

"292 

30. 

Daschkc witsch.  Prot.  N.  1’.:  Einige  Yermuthungen  über  den  Anfang  des  südrussi- 

?92 

31. 

Ewarnizky,  I>.  J. : Zur  Frage  uach  der  Zahl  u.  b.  w.  des  Saporoger  Sctschen  auf 

292 

32. 

Grund  neuer  archivalisiher  Forschungen  

LaskoronBky,  W.  l>.:  lieber  die  Uorodischtschen  u.  s \v.  im  Bansin  des  Flusses  Ssula 

"292 

»3. 

SehUeberbina.  \V.  .1.  1 eher  die  letzten  lto»te  des  Kosukcnthums  lu  ,1er  reelitsutneen 

34. 

Jaschtschurshinski , Ch.  P.:  Ueber  Erntegebr&ucbe  und  Erntegesünge 

293 

3J. 

l’oluwzew.  A.  W l'eber  kleinrumache  KoüSkou  in  Iran?., isischen  Diensten  1646  77“ 

293 

3«. 

Jiikolaitschik  . II.:  Ueber  den  Anlane  und  die  Zunahme  der  Uolonisation  der  linken 

Dnjiiprufergegend  durch  die  Fürsten  Wiscbnewi'tzkj 

293 

37. 

Ssezinskj,  E. : Einige  Erläuterungen  zur  archäologischen  harte  des  Gouvernement* 

293 

lodolica  u.  a.  w.  ■ 7.  , ...  l 

Digitized  by  Google 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


VII 


Half 


38. 

Bunin,  A.  J.-  -Wo  befand  sich. das  in  der  Chronik  von  1268  Benannte  Thor?  .... 

293 

39. 

Lj üskoronskj . W.  G,:  Die  Funde  römischer  Münzen  im  Bassin  des  mittleren  Dnjepr 

293 

40. 

Kopf,  A.  A.:  lieber  Alter tbümer  des  Kreises  I>*bedin  im  Gouv.  Charkow 

294 

41. 

Matwejew,  A.  A.;  Die  Topographie  der  Schlacht  bei  Berestetschko  (1651)  ..... 

494 

42. 

tfseworny,  N.  L.:  Leber  die  geographischen  .Samen  im  Gebiete  von  iula,  als  .Material 

294 

zur  Naturgeschichte  u.  e.  w.  des  Gebietes 

43. 

Kordt,  Unirersitätebibliothekar  W.  A.:  Bericht  über  die  kartographische  Ausstellung 

?94 

44. 

Knauer,  Prof.  Th.  J.:  Heber  den  Ursprung  der  Benennung  „Buss“  

294 

45. 

Uolubowakv.  Prof.  P.  W.  und  biwliakv.  E.  A:  lieber  die  lleretelluoir  einer  Kurte 

des  Gouv,  Tscheruigovr  bis  zum  XVI.  Jahrhundert 

291 

46. 

Autonowitscli.  Pro!.  \\.  li.:  lieber  «lie  Lutre  der  in  den  Chroniken  erwähnten  Urte 

Schurinsk  und  Peressopniza 

294 

47. 

Sikorskv.  Prof.  J.  A. : lieber  den  Nachweis  der  Rassenverxnischung  in  einer  Bevölke- 

294 

48. 

ltagalej,  Prof.  D.  J.:  lieber  einige  der  zweiten  Abtbeiluog  des  C'ongresses  übergebene 

Abhandlungen 

294 

III.  Abth.:  Kunst- Alterthümer  (vereinigt  mit  <ler  X.  Abth.:  Numismatik  und  Sphragistik)  . 

294 

49. 

Jstoniin.  M.  P.:  Die  Fresken  des  XVII,  bis  XYI1I.  Jahrhunderts  in  den  Kirchen  und 

Capellen  des  südwestlichen  Russlands  . 

294 

60. 

T HChetyrkin,  J.  D. : Leber  einige  alte  Gegenstände,  die  aus  dem  südlichen  Kussland 

(Gouvernement  Ischernigow  und  Kiew)  nach  Kaluga  gekommen  sind 

61. 

Stern,  l'rol.  E.  K.  v.:  1 eher  die  Bedeutung  der  keramischen  funde  für  die  Cultur- 

geBchicbte  der  Schwarzen  Meer • Uolonisation 

294 

52. 

Ssusslow.  \V.  W. : Die  Periode  des  Verfalles  der  alt  • russischen  Architektur  am  Ende 

des  XVII.  und  zu  Beginn  des  XVI 11.  Jahrhunderts 

296 

53. 

Köper,  Dr.  K:  Polnische  Kunstdeukmiiler  in  Russischen  Museen 

295 

54. 

N i ko luiti  w , W.  V:  Uie  Innenwände  der  ero.sen  Kirche  der  Ku'W-l'eUcheriknehen 

Lawra  nach  Entfernung  der  Stnccatur  

295 

IV.  Abth.:  Häusliches  und  Öffentliches  Leben  ....................... 

296 

55. 

Deratsohenko,  G.  W.:  Was  ist  nnter  Ljudi  pritomnije  (poln.  ludzie  pzytomni)  zn  ver- 

66. 

Golubowskj,  P.  W.:  Bis  zu  welcher  Zeit  kaun  man  in  Sudrussland  das  Verfahren, 

295 

67. 

sich  beim  Kampt  durch  eine  Wagenburg  fKus«.  labor)  zu  schützen,  verfolgen?  . . . 

Jassinskv,  Prob  A.  N.:  Ueber  die  mittelalterliche  Agrarordnung  Böhmens* 

58. 

Tscherepnin,  A.  AI.:  Ueber  die  Kiewseben  Uriwneu 

296 

6«.». 

\\  ittvn  (Wittich V),  w.  M.,  in  polni»cher  .Spruche:  lieber  ilio  uraprüüKlicbe  polnuche 

Griwua  und  ihre  besondere  1 beiluug 

296 

60. 

Bogoj  aw  lewsk  i , S.  K.:  Ueber  das  Gesetzbuch  des  Zaren  Fedor  Iwanowitsch  .... 

296 

ST7 

.laaainnkv.  l’roi.  A.  P : ZurPratro  nach  dem  Urtwrunir  der  mittelalterlichen  llfburien 

TiltT 

62. 

Rodakowa.  K.  P.:  l>a*  wirtschaftliche  Leben  der  kleinrussischen  (Gesellschaft  des 

XVIII.  Jahrhunderts  nach  den  damaligen  Kevisionsbüchem 

296 

63. 

M ü Iler.  I).  F. : Ueber  die  l’ikeniere  (Lanzenreiter)  des  WH.  Jahrhunderts 

64. 

Lewitzky,  O.  .1.:  Die  gebräuchliche  Form  der  Fheschliessung  im  südwestlichen  Russ- 

296 

land  wahrend  des  XVL  und  AVIL  Jahrhunderts 

V.  Abth.;  Kirchliche  Alterthümer . . 

297 

66. 

Schtschepkin,  W.  N. : Ueber  eine  Zeichnung  in  der  Nowgoroder  Malerschule  . . . 

297 

66. 

Trozki,  N.  J.:  Das  Wappen  der  Stadt  Kiew  und  der  Erzengel  Michael  u.  1.  w.  . . . 

297 

67. 

Tschetyrkin,  J.  I).:  Ueber  diu  Kreuze  der  Altgläubigen  m Kaluga 

2t)7 

68. 

Ssusslow,  W.  W.:  Wiederherstellung  der  ursprünglichen  Form  der  Sophien kathedrale 

in  Nowgorod 

297 

69. 

Dolgow.  8.  0.:  Die  Legende  vom  Bilde  Gottes  des  Vaters  u.  *.  w 

297 

70. 

Titow.  Prof.  Tb.  J.:  Was  stand  in  alter  Zeit  an  der  Stelle  der  heutigen  AudreaskircheV 

71. 

Titow,  Prof.  Tb.  J.:  Leber  die  sogenannten  auilandUchen  Klö.ter  der  Kiewichen 

Eparchie 

297 

72. 

Ssezinski.  Priester  K J.:  Die  älteste  Kirche  l’ndoliens 

"297 

73. 

Istomin,  Sl.  P.:  Die  hauptsächlichsten  Grundzüge  der  Ikonographie  in  Wolhynien 

74. 

wahrend  des  AVI,  hia  AWI1.  Jahrhunderts . . 

Golubzow,  Prof.  A.  P.:  Ueber  ein  altes  Mutter-Gottesbild  und  über  die  alte  geistliche 

297 

?97 

76. 

Swerow,  8.  K.:  Ueber  die  bildliche  Darstellung  des  heiligen  Mitrofan  in  Woroneech 

297 

76. 

Georgiewskj,  >\.  P.:  Ueber  diu  Alterthümer  der  Stadt  Susdal  ........... 

297 

77. 

r o c h w a 1 i n s kj  , E.  K.:  Ueber  allrussische,  am  Körper  getragene  Kreuzehen  und 

297 

Heiligenbilder . 

78. 

Uapenakj,  M.  J.:  Ueber  dio  Schule  der  ruaaiacben  lleili|jenbildermalem 

297 

7U. 

Guorgie wnkj , W.  T. ; zur  Frage  uach  der  Methode  des  Studiums  der  russischen 

297 

HeilieenbiMermalerei V 

80. 

Fotinskj,  0.  A-:  Ueber  die  Kreuzbrüderschaft  und  andere  Verbrüderungen 

297 

81. 

Korolkow.  Prof,  und  Priester  J.  N-:  Ueber  die  Darstellungen  der  hellenischen  Weisen 

und  Sibyllen  in  russischen  rechtgläubigen  Tempeln  ■ ■ 297 


I 


Digitized  by  Google 


VU1 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


VI.  Abth.:  Denkmäler  der  Schrift  nnd  Sprache 21*7 

82.  Schtschepkin.  ~W.  N. : Ueber  die  Theilnng  der  altslaTiBchcp  und  bolgari»chcn  Sprache 


in  Ihaleklül 


83.  Raieyr»ki.  A. 

I Jarofllaw~ 


S.:  Ueber  ein  Gebetbuch  in  der  Bibliothek  de»  erzpriegterlichen  Hau  »Qi 
dem  XIII.  Jahrhundert 


tsiz 


Ktmmip.  J.  M.:  Die  ilauptmpmente  in  der  Geschichte  der  Kniwickcluag  der  Ȋd- 

ruspischen  Schrift  wahrem!  deü  XV.  bi«  XVIII.  Jahrhundert» 287 


86.  SobolovrBhv,  Prof.  A.  J.;  Die  alten  kirchcnalavigchen  Dichtungen  and  ihre  Bedeutung 

die  GoBchiobte  und  Sprache  . ■ . 297 

SO.  Dagchke  witsch,  l*rof.  X.  1*. : Einige  lietrachtUDgcn  über  ileti  »agenhallcn  llja  Maro- 

meti  u.  »■  w T T~  298 

87.  Abramowitach,  Prof.  D.  J.:  lieber  den  Umfang  und  Charakter  der  literarischen 

I'hatigkeit  dea  Chronisten  >e«tor  ~ 298 

88.  W’TTlkow.  l’rol.  M.  Vi.:  Ueber  die  ältesten  kircheutlavitchen  Xotcnbücher  . ■ . . , . 288 

89.  Wlmdimirotr,  l’rul.  1‘.  W,;  Heber  den  Zusammenhang  der  apokryphisohen  Ikono~ 

graphie  u.  g.  w 7 .....  238 

90.  Speranskj,  Prof.  M.  N.:  blaviach-rueälscbe  l ebergetzungen ...  208 

91.  Lawrow.  TT"* ~ ‘ " 


Um  «lavoni«chg  Ucbergetzung  der  Suunra  u.  «■  w7 


VII.  Abth.:  Byzantinjgche,  classische  uml  wegteuropäisrhe  Alterthümer 298 

92.  Hu»es«kul,  Prof.  W.  P.:  Ueber  die  Erfolge  u.  H-  w,  auf  dem  Gebiete  der  griechigoheu 


li«a:hif.liür~ 


_2aa 


93.  Farmakowski,  B.  W.:  Die  neuesten  wissenschaftlichen  Unternehmungen  de»  (ra»«i- 

gelten)  archäologischen  Institut«  lp  KouBtantinopcj  . . .......  7 ......  , 298 

04.  Ilorin an p,  l)r.  K.:  Ueber  da«  römische  Castrum  in  Magorello  . . . 293 

HO.  Farmakow  a k i , ().  W.:  Ueber  eine  byzantinische  Handschrift mit  Miniaturen  . . . . 208 
00.  Vocht,  W.  IC:  lieber  die  astrologischen  Thatnachen  der  Geburt  de«  Uä«ar,  de»  Agrip~ 


ptnus  unil  de»  Tiheriu» 
07.  Kulaknw»ki,  Prof.  J.  A.: 


298 


Zar  Geschichte  de»  Hoaportu  (Kertach)  während  de»  XI 

bu  A11I.  Jahrhundert ■■■■..■■ 206 

VIII.  Abth-  Al<tr>bamer  der  »<»1  liehen  und  wotlicbeo  Steven , . 288 

98.  goboleweki  Prof.  A.  J.:  Die  kirehenBteTtechen  Texte  mährischen  Uraprong»  ....  298 

99.  Micderle,  Prof.  I)r.  L.:  1 eher  die  Zeit  der  Ucbetsiodelung  der  Slave n vom  fiorden 

der  Karpathen  nach  Ungarn  ■ 298 

100.  Flonnsk),  i'rot.  r.  li.T  Ueber  die  Herkunft  uad  die  Iteaennung  der  mährischen 
Vi  aladuml 


jfiö 

....  299 

102.  Lsmansky,  Prof.  W.  J.:  lieber  di»  Jasaen-Alanen  900 

IX.  Abth.:  Orientalische  Alterthümer 901 


101.  Slatarsk j,  Prof.  W N.l  Wo  ist  die  älteste  bulgarische  Hauptstadt  (Residenz) 
suchen r 


103-  M 


Sprache 


L S.: l'eber  die  eogepaauten  Wan’achea  Elemente  in  der  armenischen 


104.  Chachanow,  Prof.  A. 

battial.ku»  vi;,p  IjrtlflVlL 


Ueber  da»  Leben  und  die  Thätigkeit  Antopiu»  j.,  dei 


301 


105,  Tnrajew,  B.  A.:  Ueber  die  kopti»cheu  Texte.  die  W.  G.  Bock  in  Aogypten  erworben 


_äüi 


HäC 


_au 


108,  Weaaelowski,  X.  J.:  Ueber  die  letzte  Zerstörung  der  Stadt  Samarkand 801 

X.  Abth.:  Numismatik  und  Sphragistik.  »iehe  III.  Abth . 301 

XI.  Abth.:  Archäographitche  Penkmitler  901 

107.  Zwetajew,  I‘rof.:  Ueber  die  Warsehaner  Archive  301 

lOH.  Lwow,  A.  >. : Ulf  rassischen  (je»et?.eBbe»timinungoii  ia  lletreil'  der  Archive  . . . ~ ÖÖT 

100.  Haicwsk].  A.  6,:  10’ rieht  aber  die  KaUUohew-l'ommmion  de»  Jahre»  1873  in  Betreff 

ijer  Kinrichlung  vun  Archiven  301 

110.  Bagalej.  l’rol.  d.  J . : Heber  Imtorisebe  Materialien  »I»  Uaellen  der  Archiuiingie 

nkreif 


X02 

W 

7TO 


111.  SS'oroaow,  A.  1'.:  l>ie  Arcbive»  departementaie»  in  rrankreicb  

112.  hamanin,  J.  .M  : Leber  die  »achverslandigi.  I ntcrsnchiing  gelalachter  Pncuniente  . 

113.  Scbipowitach.  Priester  J.  l’I  : Die  L'hronik  de»  Kaparlnerkinsters  in  Wioniea  der  Jahre 

1741  bi.  m ■ 1—3112 

114.  Schniclew,  Ci.  X.:  Theorie  nnd  1‘raj.i»  der  Archivverteiehniw 302 

116.  Sawelow,  L.  >1.:  Ueber  da»  Archiv  der  Versammlungen  der  Adeladepntirten  . . . . 302 

lHi.  Samokwatmi  y , Ural.  1>.  J. : I oln-r  ilie  (Vntrali»ati»n  der  Keiclnarehire  in  We»t7 

europa  a.  «■  w ■ ■ 302 

117,  Uewiik.i,  I).  J,:  Ueber  da»  Schiek»al  der  Acten,  die  »ich  aal  die  Urenten  de»  »Üdwe»t7 
i-Ru»»land  bgkieliei 


Tictiea  Üebiete»  von  Klein-Rumland  beziehen  , , ...  , . . 7.  302 

118.  Schmurlo,  E.  F. : Ueber  die  Einriohtuug  einer  ru»«i»ch.p  archäographiaclien  Com- 

IU1«»R.U  beim  tatifaaiHchen  Mu-eam  302 

119.  Kamanin,  J.  M.i  Ueber  die  Archive  iu  Wolhynien  and  Podolien  302 

120.  llagali-j,  Prof.  1).  J.:  I t-lier  die  Xuthwemligkoil  der  Kiariabtiing  eine»  l'entralarchir» 

lä  Utiärkoy.'  ... . 302 

121.  Uaschkarcw,  P.  A.:  Diu  kirchlichen  ARerthümer  der  Sladt  T^eheraigow  ......  302 


Digitized  by  Google 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes 

IX 

Allgemeine  Sitzungen 

Salt* 

m 

122.  Do wnar-Sapotskj , M.  W.:  Uebersicht  der  Thätigkeit  der  Gouvernement«- Archivs- 

commission  während  der  letzten  drei  Jahre  

an* 

- 

123.  Wittyg,  W.  >1.:  Heber  die  Nuthzustünde  der  Archäologie  im  Zarthnm  Polen  . . . . 

802 

124.  Hoissuuowskj,  W.:  1 eher  kleine  Bleiplüttcheu  mit  bestimmten  Zeichen 

302 

125.  Markowitsch.  Prol.  A.  J.:  lieber  die  Conserviruug  alter  Denkmäler 

302 

126.  llwarow,  Gräfin  F.  8.:  Vorlesungen  über  Archäologie  an  russischen  Universitäten  . . 

302 

Allgemeine  Schlusssitzung  am  19.  August . 

302 

127.  Antono witsch,  Prof.  W.  B.:  Heber  die  archäologischen  Ausstellungen  während  des 

longresses 

302 

128.  Kamanin,  J.  M.:  Uebersicht  der  aufgestellten  Handschriften  und  alten  Bücher.  . . 

302 

129.  Uwarow,  Gräfin  F.  S.:  Allgemeine  Uebersicht  über  di*?  wissenschaftliche  Thätigkeit 

de»  archtoloifincht'D  ConKre»»c» . . 

302 

Schlussbericht 

,80? 

An«  der  rmmisrhpii  Literatur: 

Anthropologie,  Ethnographie  und  Archäologie.  Von  L.  Stieda 

440 

i. 

Abhandlungen,  die  den  Kaukasus  betreffen*) 

440 

A.  Pantiuchow's  Arbeiten  über  den  Kukiioi 

441 

B.  Schriften  der  Kaukasischen  Abtheilung  der  K.  Russ.  Geogr.  Gesellschaft 

470 

n. 

St.  Petersburger  Arbeiten 

400 

A.  Die  Russische  Anthropologische  Gesellschaft  bei  der  Universität  zu  St.  Petersburg  . . . 

480 

Protokolle  der  Sitzungen  von  1895/96,  VI.  Jahrgang  

480 

Protokolle  der  Sitzungen  eon  1 ‘■<96/97  und  1897^8,“ \ 11  und  VIII.  Jahrgang 

485 

B.  Die  anthropol.  Gesellschaft  der  K.  milit-mcd.  Akademie  zu  St.  Petersburg 

488 

Arbeiten  der  anthropologischen  Gesellschaft  Bd.  III  (1895  96)  

488 

m. 

499 

Russisches  anthropologisches  Journal  (Moskau),  /.  Jahrgang  1900  

499 

II.  Zeitschriften-  und  Büchersohau. 


Ans  der  deutschen  Literatur: 

Pfeil,  Joachim  Oraf:  Studien  und  Beobachtungen  aus  der  Südsee.  Von  F.  Birkner  . . 129 

Fritte b,  Gustaf:  Die  Gestalt  de«  Menschen.  Mit  Benutzung  der  Werke  von  EL  Har- 
les» und  C.  Schmidt.  Von  F.  Birkner  . ISO 

Ammon,  Otto:  Zur  Anthropologie  der  Badener.  Bericht  über  die  von  der  anthropo- 
logischen  Commission  des  Karlsruher  Alterlhumsvereius  an  Wehrpflichtigen  und  Mittel- 
schülern vorgenom  menen  Untersuchungen.  Im  Aufträge  der  Commission  bearbeitet. 

Von  E.  Birkner  1S1 

Pfister,  Dr.  med.  Hermann:  lieber  die  occipitale  Region  und  das  Studium  der  Gross- 

hiraahsjllikiie,  Vnu  ,k\  üir  kner  1 ^ x • ° >.*»**  > *.  . 132 

Söhael,  Herrn.:  Die  Kundwälle  der  NiederlausiU  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der 


(S.  89 — 106  in  „Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Scnrift“  1896).  Von  F.  8enf  ....  183 
Bastian.  A.:  i>ie  wechselnden  Phasen  im  geschichtlichen  Sehkreis.  Von  Th.  Aohelis  . . 267 
Bastian,  A.:  Culturhistorische  Studien  uuter  Rüekbeziehung  auf  den  Buddhismus,  1.  Von 

Th.  Acheli*  268 

Bastian,  A.:  Die  humanistischen  Studien  in  ihrer  Behandlungsweise  nach  comparativ- 

genetischer  Methode  auf  naturwissenschaftlicher  Unterlage.  Von  Th.  Achelis  . . . 268 
Bastian,  A.:  Die  Probleme  humanistischer  Fragestellungen  und  deren  Bcuutwortungsweisen 

unter  den  Zeichen  der  Zeit.  Von  Th.  Achelis 269 

Dritte  asiatische  Forschungsreise  des  Grafen  Eugen  Zichy.  Band  I:  Herkunft  der 
magyarischen  Fischerei  von  Dr.  Johann  Jan  ko.  Mit  einem  vorläufigen  Bericht  des 
Grafen  Eugen  Zichy.  — RioalioB  des  Werkes,  von  Otto  llennan.  — Antwort 
an  Herrn  Otto  Herman,  von  Dr.  Job.  Jankö  und  Auhang:  Antwort  Dr.  Wilibuld 
Semnyers  auf  die  Bemerkungen  Herrn  Otto  Herman'*  zur  UebtrteUuog  desselben 
Werke*  — Nachtrag  zur  Recen*ion  de*  Werkes,  von  Otto  Herman.  Von  F.  Birkner.  270 
Schräder,  O.:  Reallexikon  der  indogermanischen  Alterthumskunde.  1.  Halbbaud.  Von 

F.  Birkner  272 

Wissenschaftliche  Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Ilercegovina.  Herausgegebcn  vom 
Bosnisch -herccgovioischen  Landes  muteum  in  Sarajevo.  Kedigirt  von  Dr.  Moritz 
Hoerne«.  TL  Band.  Von  F.  Birkner 272 


*)  Bezüglich  Je»  Inhaltes  der  einzelnen  Bande  mu»  auf  die  den  vorliegenden  Referaten  solbit  am  Schluss*  sngt- 

fügte  Inhaltsübersicht  (S.  514  bi»  616)  verwiesen  werden. 


Digitized  by  Google 


i 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 

* X 

Rfite 

Daraus  besonder»  besprochen: 

Fiala,  Franz:  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf 

Fiala.  Franz:  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  in  Süd- 

ostDOinien  (auschlie»»end  an  den  Glasinac)  im  Jahre  1897 

2 73 

Fiala.  Frau/:  Das  Flach zräberfeld  und  die  prähistorische  Ansiedelung  in  Sauskimost 

‘J7H 

Fiala,  Franz:  Bericht  über  die  Ausgrabungen  am  Debclu  brdo  bei  Sarajevo  im 

Fiala,  Franz:  Prähistorische  ßronzcu  aus  Bosnien  und  llercegovina 

273 

Fiala.  Franz:  Griechische  Brouzehelme  aus  Bosnien  und  ilercegovma 

"273 

Patsch,  Carl:  Archäologisch -cpigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der 

273 

rörmnehen  Provinz  Dalmatien.  lll.  iheil 

Fiala,  Franz:  ArohäoWijchc  Miscellen 

273 

Dragicevic.  Thomas:  Neolithische  Fundstätte  auf  den  „Kraljeviuo“  bei  Novi-Seher 

274 

Grimmer,  Johann:  Fossile  Saugelhierrestc  au«  der  Save  

274 

Lorenz  - Li  b u rn  a u . Ludwig  von:  Die  Wüdzicgcn  der  griechischen  Inseln  und 

ihre  Beziehungen  zu  anderen  Ziegenformen  . . . 

274 

Archiv  für  Religionswissenschaft,  horausgegeben  von  Prof.  Dr.  I'h.  Achelis.  III.  Baud. 

274 

Weinzierl.  Robert  Ritter  von:  Da»  La  Teno- Grabfeld  von  Langugest  bei  Bilin  in  Böh* 

274 

Beltz,  Robert:  Die  steinzeitlichen  Fundstellen  in  Mecklenburg.  Mit  Anhang:  Geinitz 

und  Lettow:  Fundstätte  von  Fcuersteiugerälhen  bei  Ostseebad  Wustrow  a.  d.  Fisch- 

Und.  Von  F.  Uirkner  . 

274 

Büttner,  Dakar,  und  Müller.  Kurl:  Tecbuik  und  Yirwerthunir  rler ltunteen'aehea  Strahlen 

Jahrbuch  für  Photographie  und  Reproductionstechnik  für  da«  Jahr  1900,  horausgegeben 

273 

von  liotrath  Dr.  Josef  Maria  Erter.  XIV.  Jahrgang.  Von  F.  Uirkner 

Eckor’s  und  Wiedersheim  s Anatomie  des  Frosche«,  auf  Grund  eigener  Untersuchung 

durchaus  neu  bearbeitet  von  Dr.  Ernst  Gaum».  I.  u.  11.  Abtheilung.  Von  I.  Birkner 

Hollmann:  Paul:  Der  Nordwcsten  unserer  ostafrikauischen  Colonte.  Von  F.  Birkncr  . 275 

Sinnett.  A.  P.:  Die  esoterische  Lehre  oder  Geheimbuddliistnu*.  Von  I.  Birkncr 275 

Bruitcnstein.  H.:  Einundzwanzig  Jahre  in  Indien.  1.  Iheil:  Borneo.  Von  F.  Uirkner. 

273 

Haborcr:  Ueber  die  „Nortna  oocimtalil*  bei  Mensch  und  Affe.  Inuug.-Dissert.  Von 

m 

Brunner,  Karl;  Die  steinzeitliche  Keramik  in  der  Mark  Brandenburg.  Inaug. * Dissert. 

m 

Waruachkin,  Alexander:  lieber  die  Profilirung  des  GeaichtMehideU.  Horizontale 

277 

Messungen  am  Gesichtsachädel.  Inang.-Düaert.  Von  F.  Birkncr 

Zeiller.  Joseph:  Beiträge  zur  Anthropologie  der  Augenhöhle.  Inaug. -Dissertation  Von 

278 

Bnmttller,  Johannes:  Das  menschliche  Femur  nebst  Beiträgen  zur  Kenntnis«  der  Affen- 

278 

femora.  Inaug. -Dissert.  Von  I.  Uirkner . . 

Aigner,  P.  1).:  Uebcr  die  os*a  parietalia  de«  Menachen.  Ein  Beitrag  zur  vergleichenden 

279 

Anthropologie.  Inaug.-Dissert.  Von  1*.  Birkncr 

W nermaim.  Karl:  Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Volker.  1.  Band:  Die  Kunst. 

Archiv  für  Kriminal-Antkroi>olo(rie  und  Kriminalistik.  Hframcuacben  von  i’rof.  Dr.  Hans 

2H1 

Sundfttral,  Franz.:  Aus  dem  Livude  der  Karaibcn.  Culturhistorische  Fragmente.  Von 

28] 

Gamer,  R.  L.:  Die  Sprache  der  Affen.  A.  d.  Engl,  übers,  u.  herantgogeben  von  Prof.  Dr. 

w illiam  Mars  hall  Von  F.  Uirkner 

2dl 

Heikel,  II.  J,:  Die  Brandgr&ber  von  Piiväniemi.  Säiioki  und  Kirmukurmu  in  SatakunU. 

(Analuta  archäologica  Fe.nnica  IVr.)  Von  F.  Birkner  

291 

Blasius,  Wilhelm:  Die  anthropologische  Literatur  Braunachweig«  und  der  N'achbargcbiete 

mit  Einschluss  des  ganzen  Harze?».  Von  1*'.  Uirkner... . . . , 

291 

Hultkranz,  J.  Wilh.:  i^ur  Osteologie  der  Ona-  und  Yabgan- Indianer  des  Feuerlandee. 

(Aub  Wissen  sch.  Ergehn,  der  seliwed.  Exped.  nach  den  Mageilanslundcrn  1895  bi«  1897 

nnt.  Leitg.  v.  Otto  Piorrtenskiölrt.  Bd.  I.J  Von  h.  Birk  ne r 

282 

Kaestncr,  Sändor:  Fmhrvologische  Forachungsmetboden.  Von  F.  Birkncr 

2*3 

Much,  Rudolf:  Deutsche  Stammeskunde.  Von  F,  Birkncr  

283 

Scliliz,  A.:  Das  ateinaeitliche  Dorftirowsarlach.  «Hu«  Kultur  und  die  smitcre  vorrachiobt. 

liehe  Besiedelung  der  Gegend.  Vron  J.  Kanko.  

435 

Page! , Dr.  Julius:  Biographische*  Lexikon  hervorragender  Aurzte  dos  neunzehnten  Jahr- 

hundert».  Von  J.  Ranke 

437 

Stratz,  H.:  Die  Frauenkleidung.  Von  F.  Birkncr 

647 

Stratz,  U.  H.:  Die  Raasenaohönbeit  des  Weibes.  Von  F.  Birkncr 

'147 

Floss,  Dr.  H.:  Das  Weib  in  der  Natur  und  Völkerkunde.  Von  F.  Birkner 

648 

Mayr,  Albert:  Die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  von  Malta  (Abhandl.  der  köniirl.  baver. 

Akademie  der  Wissen  schalten.  1.  Ulaase.  XXL  Hd..  III.  Abth.l.  Von  F.  Birkner  . 

649 

Digitized  by  Google 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes.  XI 

1 Belli 

Festschrift  der  Geographisch-Ethnographischen  Gesellschaft  in  Zürich.  Nebst  Jahresbericht 

für  das  Gescllsenaltfliahr  llKJö 1901.  (Enthalt  Beitrage  von  Frof’.  Pr.  Otto  Stoll. 

Prof.  Theodor  Felber,  U.  Meister,  Prof.  Dr.  C.  Koller.)  Von  F.  Birkner  . . . 660 
Ethnologisches  Notizblatt.  IDrausgeg.  von  «1er  Direction  des  königl.  Museums  für  Volker- 
künde  in  Berlin,  Bd.  11.  Hält!  2,  3;  IM.  Ul,  Heft  I.  Von  F.  Birkner  . . . ...  m 


Volksmcdicin  (8. -A.  aus:  Beitrage  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns. 

Bd  XIII,  Heft  1 bis  31.  Von  F.  Birkner 662 

Bonner  Jahrbücher.  Heft  105.  (Enthält  u.  a.  an  Beitragen:  Koenen,  Constantin:  Karo- 
lingischc»  Gräberfeld  in  Andernach;  Lehpor,  Han»:  Pie  fränkischen  Grabsteine  von 
Andernach:  Kruse:  Pio  körperliche  Beschatfenheit  der  And*  rnacher  Bevölkerung  zur 
Zeit  der  Karolinger.)  Von  F,  Birkner  . ....................  ~ 652 


schftdcl  au*  dein  Stciozeitalter.  dem  Bronzp/eitaltcr  und  dem  F.isen/eitaltcr.  sowie  ein 
Blick  auf  die  Forschungen  über  die  Hassencharaktere  der  europäischen  Völker.  Von 

F.  Birkner  v.  ...... 662 

Breitenstein.  H.:  Einundzwanzig  Jahre  m Indien.  Ans  dem  Tagebuch  eines  Militärarztes. 

1L  IheiL  JaYS:  Vgn  t-  IHrKngr  . ...  664 


Am  4er  franzfffitechyn  14t*raU*r,  Von  Emil  Schmidt, 

L Aus  JiuUetina  de  la  societt  tf  Anthropologie  dt  Paris.  Tome  VIII  ( 1 Vme  saic),  18V7 664 

1.  Bertholon:  Qael  doit  etre  le  role  de  la  France  dans  FAfhgue  du  Nord:  Coloniser  ou  assi- 


2. 

37 

47 

5. 

G~ 

7. 

ST 

nr 

ia 

li. 


12: 


15. 

rn 

l L. 
la 

19. 

2Ö7 

2T 

22. 

537 

24. 


26. 
2 L 

K 


nnlerV  Documents  anthropologmue»  sur  In  question 
Bloch,  Alphonse:  Gar  acte  res  partic  ‘ 1 


654 

iculicr»  du  type  Lrand-Uussicu  654 

Bloch,  Alphonse:  Lo  pigment  du  Systeme  piieux  et  son  ongine  . ! I I i ! I i ! 6o4 

Capitan,  L. : I.a  Station  acheulcetinc  de  la  V knote,  vallöe  de  1*  Vt zero  (Pontogne)  . . . . 654 
Caziot:  Pecouvertes  d’objets  prehistbriques  ot  protohistoriques,  faites  dans  l'ile  de  t'orse  . . 654 

Du  Chatcllier:  Les  Bigoüdeis  . ■ ■ ■ • TV  . -T  • .“TT 665 

Cherviu  ot  Papillault:  Rapport  xur  le  prix  (iodard 655 

Co  Hin,  Keynier  et  Foujac:  La  Station  de  la  Vignette 6W> 

Croisier:  Ün  cas  d’obcsltc  che»  on  enfant  de  4 ans  */. 655 

Deniker,  J. : Les  raccs  curopeentie»  . . . . . ♦ . . . . .......  ..........  665 

Uubois,  Eugene:  Su r ic  rapport  du  poids  de  l’enccpbale  avec  la  grandeur  du  corps  chez 

kg  - i . - : : t ; ? • = • f “ • r ........  665 


Damopt.  Ars6 ne:  Profession  et  natalite  . ♦ . .«  . . 665 

13.  Eck.  Andre:  Un  mot  sur  le  Magdalenien  et  le  Kobenhausien  au  Ferreux  (Seine) 665 

14.  D'Eniov:  La  femme.  I,  Le  droit  des  veuves  en  Europe  et  en  Chine ü6b 

D’Knjoy:  Le  baiser  en  Europe  et  en  Chine  . . . . . . . . . . . . . tjOT 

Fouiu;  Silex  tailJe»  urovenant  des  poudmges  de  Souppes  (S<mic-et«Marnc) 655 

Gaillard.  F. , Le  dolroen  du  Mane  llui  ä Kerl^arcc  en  t'arnac  , . . .7 6&S 

Haan,  F. : Pratiques  empiriqoea  des  Flandres,  ä la  fin  du  XIX.  siäcte  . 

Haan.  F.:  Vetement  ou  parure  du  gland  chez  les  iodig».:oes  du  sud  Africain 66b 

Lagneau:  Bibliographie  des  travaux  de  liustavo  E.  666 

TTäville,  A-:  SUition  prehistorique  de  Villencuve^Triage  fSelnc-et-Qlse)  . . 666 

Letourneau:  E'äge  proconimercial  I . . . . . . . . . . . . . ..  . . . BOT 

Le  tour  n ea  u,  Cb!:  paleograpbic  nicgalithigue  de  certaines  lettres  latines  . 656 

Manouvrier,  L : Note  provisoire  sur  les  proportions  des  lobe«  cerebraux  et  lenrs  cqdbb- 

quences  craniologiques  . ♦ . . . « » » ; • • * - 

Manouvrier,  L : Note  sur  les  cruuca  humains  quaternaires  de  MarciUy- sur -Eure  et  de~ 

Brechamps  

Manouvrier.  T..:  TTlu.Tc  .tt^  suu ekUcs  »hrt-iu.^  rt«-  rnttonges,  pri»s  ffemtgriy  rBnurgogno)  . . 
MftBouyr.ier,  h_.  Qbsenations  sur  quelques  najnjT 

V . I I ’h  .1/1  v.n.lri 


666 

666 

-ew 

— . „ ~6BS 

Maiioavrior.  Xotia«  »ur  Theopbil^  Cfaudaingki  ......  . . , ■ . • 666 

Marlin.  Mine.:  Momrcinent  (Io  la  iionnUtion  en  Irance  penüant  l'annee  ltt‘6 6Mi 


Moll vlianaki.  X.:  Xul«  sur  les  o»»iineni«  de  la  i<ipuliure  niolithiqac  ilc  I.ivry-sur-S>i>lr  , . 657 

Mortillet.  0.  de;  Instinct  et  rauuinnoment  . . 6ö7 

MÖrlilUl,  (i.  de:  I.Atlanti.!.-  ■ . . . 1 . ■ . ■ . I ! . . ■ / : ■ ■ ■ 657 

{jadaillac,  le  marqaia  d»;  Megalithea  de  Loir  at  lihar  . . ■ i>67 

rapillault,  O. : La)  Iranslormume  et  »on  inlerpretation  en  cramuloKie Ö6T 

raiullaiilt,  u ; Sur  le»  popnlmtiona  de  l’Aure»  ■ ■ ■■■■■.  66T 

.....  1‘ielreinenl.  U.  A.:  Le«  chevaux  de«  Arven»  vediqiice  et  le  numbre  de  leure  cote»  . ■ ■ ■ ■ 6ST 
37,  Kayroond,  l*aul:  Iieux  grnttea  sepulcrale,  <laa,  lo  6ard,  Conlribution  ii  l’etade  de  läge  du 

CUlTre  dan>  |e,  revepnL-a  . . . 6Ü7 

Reboul.  J.:  Hotmne  velu,  Präsentation  des  ]>hotogra,ibie8  du  sniet  et  du  monlage  des  arcadea 

dentairea S57 


Sö. 

32. 

ST 

547 

557 

SfT 


38. 


Kl,  Regnault.  Felix:  Le  dien  Kgyptien  lie»  ütait  mvxoedilinateux 667 

40,  Regnauit.  l'Vlix;  Lutte  entrele»  peuple.  . . • ■ n.77 

41  Kivterc,  Kmtle:  1 .u  grotte  de  la  Moutlie  (Uurdognel M» 

42,  Kiviere,^  lSmilui  Xoavellet  recherebe»  a Uro-Magnon 60< 

43,  banaon.  Andre:  Caa  curieux  d'heredite  rroi8ee  . • • » . ■ • . 667 

44,  Variot:  Lea  aOnnlturca  de  Cullunee»  en  Uourgogne  (Sadne-et-Loire> 658 


Digitized  by  Google 


XII  Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


46. 

Vire.  Armand:  Recherche«  prehistoriques  dan«  le  Jura  et  le  plateau  central,  en  1896.  — 

Grotte  ma^dalenienne  d'Arlav;  grottes  et  babitation»  larnaudiennes  de  Baumedes-Messieurs, 

du  Puits-billard,  d’Arbois;  halmation  antique  du  Pults  de  Padirao 

658 

46. 

V i r c , Armand:  Jlouvelle»  trouvaillei  preuistorique«  dso«  la  valle  du  l.unam.  PöIissöIrsT 

men-hir«.  dolmen  

658 

47. 

Zaborovrski:  Los  hommes  i i uueue 

"W 

48. 

Zaboroweki:  Orisine  des  Cambodeien«.  T#iiim»,  Mol»,  Dravidieu»,  Cambod(rien« 

1555 

40. 

Zaborowski:  Mafgachos.  — — Dravidieus 

öü. 

Zaborowski:  La  oirconei»ion  de»  juif»  et  au  Soudau 

“C5B 

61. 

Zaborowski:  Visite  ä l'oxpoeition  des  collections  rapportees  par  M.  de  baye 

"C3H 

62. 

Zaborowski:  Aux  caves  d hr.v 

658 

50. 

Zaborowski:  De  lassimilation  des  iudigencs  algeriens 

~nss 

64. 

Zaborowski:  Le  T »incipital.  — .Mutilation  de»  orune»  neolitbique«,  olwervee  en  Aale 

65« 

65. 

Zaborovrski;  A propo»  d«  .l'assimilation*  de»  iodinene»  aluerien» 

658 

. Aus  Bulletins  de.  la  societr  <V  Anthropoloqic  de  Paris.  Tome  IX  (IV  me  serie)t  ltt98 

659 

56 

IhfiR 

57. 

Anthony,  lt:  Memoire  »nr  le»  oriranes  nioeraux  d'un  jeune  Orapc-Outan  femelle  . . . . 

659 

58. 

Algier,  le  Dr. : Anthropologie  de  la  Vienne  aux  ternps  actuels.  (Etüde  de  la  populaUon  de 

ce  departement  d'apres  les  Observation*  et  resultats  statistique»  recueillis  sur  les  bommes 

de  la  cl»»se  1891)  

66» 

59. 

Itedot,  Maurice:  Notes  Anthropologiques  sur  le  Valais  

1555 

6n. 

61. 

bloch,  Adolphe:  Essai  sur  les  levres  au  point  de  vue  autbropologique . 

"TOI 

62. 

Capitan,  le  I»r.:  ereaentation  d une  »eri<-  de  niece»  provenant  de  la  ballistlere  de  Uhclle»  . 

Tsrn 

61 

Capitan»  le  Dr.:  Nachrul  am  Grabe  Gabriel  de  Momllet's 

T5SJ 

64. 

Cb  er  v in, Je  Dr. : Kapport  sur  le  prix  Hertillon 

"CBS 

ns- 

Collin,  Emile:  Dolmen  d'Erroenonville  (Oise) 

TSSJ 

66. 

Coltin.  Emile:  Silex  ouvres  de»  departement*  de  Saöne-et-Loire  et  de  l’Allier 

tiöi 

67. 

Dubus,  M,  A.:  Contribution  ii  l’etude  des  epoque»  palöolitbiques  et  neolithique»  des  Stations 

de  bleville,  la  Mareaux-Glercs  et  Fi-ileuse  pres  le  Havre 

661 

68. 

Dumont,  A.:  Coloniser  ou  assimiler.  A propo»  de  la  communication  de  M.  Bertholon  . . 

un 

60. 

Dumont,  Arsene:  La  potene  des  Krourairs  et  celle  des  dolmen* 

“E5I 

70. 

Dorante,  le  Dr.:  Kapport  sur  une  mission  au  Caucase  et  au  1 urkestan 

“TOT 

71. 

d'Kcherac:  Sur  une  legende  

bol 

72. 

d'Knjoy,  Paul:  Coloration  dentAire  des  Annaniites 

un 

73. 

d'Kniov,  Paul:  I.a  proeedure  et  les  eens  d’affaires  en  Chine  . . . . T-  ! I 

bbl 

74. 

Fouiu.  G. : Silex  et  poteries  de»  foyer*  de  Villoneuve-St.-Georges.  »Seine-et-Oise 

661 

76. 

Fou  rdrignier:  leber  die  „optiaehe  Sprache“  und  die  authropographische  Photometrie  . . 

“ESI 

7b. 

Godin,  le  l»r. : Observation  d'une  naine 

bbl 

77. 

Ilamv.  E.  T.:  Les  vases  peints  d’Ica  (Perou  moven) 

un 

78. 

Ilervo,  Georges:  Allocution  du  President  pour  1898  

661 

70. 

I wanowitsch-Stoyano w (de  Bulgaric),  P.:  Note  sur  quelque  cas  de  polymastio  et  de  poly- 

m 

80. 

Laupts,  le  Dr.:  Lettre  n M.  Zaborowski  sur  l’etat  et  l'avenir  des  populations  de  l’Algfofo 

662 

81. 

Laville,  A. : Le  gi«ement  Chelleo-Mousterien  a Corbicules  de  Clergv 

662 

H2. 

Laville,  A.:  Les  sables  et  limons  oualernaires  u silex  tailles  de  Villeiuil,  bicetre  et  i'aris  . 

öoa 

83. 

Laville,  A. : Giscment  de  silex  tailies  dans  les  limons  ii  brnnies  de  Alantes-la-Villc 

662 

84. 

Laville,  A.:  Sepultures  anciennes  d’Örlv 

"UB3 

65. 

US 

WS. 

Letourncau,  Ch.:  Caract<‘roB  alphabetiiormea 

U63 

6;. 

Manouvrier,  L.:  Observation  d’un  cai  remarquable  d'ichthyoBe 

US 

86. 

Manouvrier,  L.:  Le  Cerveau  d'un  Sourd-Muet 

US 

80. 

Mathews,  IC  H.:  Gravures  et  peintu  res  sur  rochers  par  los  aborigenes  d'Australie 

US 

00. 

Ala t ig non,  J.  J.:  yuelquos  superstitions  mddiculet  du  CTTTTiö 

U63 

iti. 

Mora«.  Henry:  Nouveau  procole  d'cinbaumemput 

US 

02 

US 

93. 

Mortillet.  Gab.  de:  Statuette  fausso  de  Baousse-KousBe 

668 

94. 

Nicolas  (d’Avignon):  Inscription  phonicicnne  grav«Se  sur  un  Ofclc&ire  sebisteux 

663 

06. 

Papillaolt,  G.:  Variation«  nuiniriqucs  des  vertebres  lombaires  ohez  rhomtne,  leurs  cause« 

663 

et  leur  relatiou  «vec  une  anoraalie  inusculaire  cxceptionelle 

96 

Papillault:  Squelctte  d’Eugene  V6rou . . . . 

US 

07. 

Papillault,  G.:  Kapuort  sur  le  prix  broeu 

US 

98. 

Piroutet,  Maurice:  Station  de  Mornö  ou  des  EngouüronB  (Jura) 

«63 

00. 

Pitard,  Eugene:  Etüde  de  öl  crancs  de  cnmineß  lrancais  provenant  de  la  Nouvelle-Cale* 

668 

ilonie  et  oomparaison«  avec  des  «eries  de  eränes  auelconques 

100. 

Kaymond.  Paul:  Nouvelles  rcchercbes  sur  Pfliro  de  cuivre  dans  les  Ccvennes  (epoque  dur- 

663 

101. 

llaymond,  P. : S^pulture  dolmenique  du  Gard 

«63 

102. 

liegnnull.  k olixl  Accroim-mrat  de»  onglc»  de  In  mam 

US 

{ 


i 

4 

u 

»i 

k: 

in 

ic 


Digitized  by  Google 


Inhalt  des  siebunundzwanzigatuu  Bandes. 


XIII 


S«1U 


103. 

Regnault.  F.:  Art  grec  contemporain  rustic 

664 

kn. 

Kcgnault,  Felix:  Forme  de»  »urface»  articulaires  de»  mcinbres  Interieur* 

IkU 

105. 

Kiviöro.  E.:  Le  dolmen  des  Clote»  rDordogne) 

1564 

106. 

Uolluin,  A.:  Station  de  Füge  de  la  pierre  a Juberoy  (Marne) 

06» 

Iu7. 

Koll.in.  A.:  (Jumtnumcaüun  .ur  1«.  tiucouYcrte»  faitt-i  dass  lea  truco»  de  rectihc.tion  de. 

egouts  de  la  rive  gauche  

664 

108. 

Roll ain,  A. : Amieau  modele  trouve  ü (.'belle*  (Seine-et- Marne) 

661» 

109. 

Thieullen.  Ad.:  Le.  yeritable.  in.troment«  usuel.  de  I'ujfo  de  pierre  (Reaume) 

665 

111. 

iW,[, 

112. 

Vaaville,  Oetavc:  CimtHare  mürovingien  de  la  rue  des  IVctres-Saint-Germain-l’Auxerroi»  . 

665 

113. 

Vau vi Ile,  Oetavc:  Döcouvertes  de  poterie»  auciennes  sur  le  bo ule vard  Saint  Michel  et  d’osse- 

ments  humains  et  de  poterics  du  XI II.  Siede  *ur  la  place  Saint-Andre-dis-Arts 

G66 

114. 

\auvillö.  Octave:  Oaaemants  humam» . . 

«65 

116. 

Derselbe:  Ossements  humains  du  cimetiero  gallo-romain  de  Soissons 

665 

1 10. 

Der.vlbe:  üääüment»  hum.in.  du  cimutii-rc  «llo-romain  de  Soi»«on« 

ӆ63 

117. 

Vauvillc,  Oetavc:  Mou  veiles  decouvertea  laitea  plaoe  Saint  - Andre :•  des  - Art»  et  rue  de 

la  Harpe  . 

665 

118. 

Yerneau,  K. : A propos  de  FAtlantide 

665 

119. 

Vcrneau,  K.:  Objeta  provenant  d’une  grotte  de«  Uaousse-ltousse 

7563 

12U. 

Verneau:  Leber  den  Dolmen  von  Ermenonvillo  (Oise) 

"CCB 

121. 

Vcrneau,  K.:  La  main  au  point  de  vue  osseux  chex  les  mammiferes  monodelphicns  (Scixiemo 

666 

122. 

conferenue  annuelle  translormiste.) 

Verneau.  R.:  lieber  die  Kassenvernältnisse  der  Alt-Aegypter 

666 

123. 

Volkov,  Th.:  Decouvertcs  prehisioriques  de  M.  Chvojka  ä Kiew  . . 

6b6 

124. 

Volkov,  Th.:  1/es  trouvaülcB  dobjets  goths  en  Ukraine 

666 

125. 

Zaborowski:  1.  Le»  kourganes  de  la  Sibene  occidentale.  l'enples  anciens  et  moderne»  do 

cette  rAgion.  11.  Dix-neuf  eränes  des  Kourganes  sibunens  rapportes  par  M.  de  baye. 

666 

111.  Le*  Datiaks  et  autre*  Fmnois.  Leurs  caractcres  et  ceux  des  eränes  des  Kourganes  ! . 

12«. 

Zaborowski:  bes  poterics  peintes  des  bords  du  Dnicster  et  du  Dnieper 

"SC7 

12/ . 

Zaborowski:  1.  lluns,  Ougrea.  Uuigours.  11.  luscription  de  ('Jenissei  et  de  l'Urkbon. 

Origine  de  l’alphabet  vieux  turc  

067 

128. 

Zaborowski:  La  souebe  blonde  en  Euroi>e  . . 

“B57 

lä». 

Zaborowski:  Races  prebistoriques  de  l'ancienne  Egypte 

667 

III.  Aua  Bulletin»  de  la  societe  d’Anthroi  oloqie  de  Paris.  Tome  X (/!'««  terie),  1809 

667 

190. 

Anthony,  R.:  Considerationa  anatomiques  sur  la  region  sacro-caudale  d’une  chatte  apparte- 

667 

131. 

nant  u la  race  dite  ,anoure~  de  l'ile  de  Man  . 

Atgier:  tfiude  ei  Siaiistique  etbnique  de  l’Indre 

66/ 

132. 

Uulliot:  lumulus  de  Ferrogney,  pres  bangres  (Haute  Älarne) 

“665 

1337 

baye,  le  baron  de:  Dolmens  de  la  region  nord  du  caucase  

134. 

Baye,  le  baron  de:  A propos  des  orones  provenant  de  l’aoul  ossete  Nijni  Ko  tan 

668 

135. 

Bloch,  Adolphe:  Discussion  Bar  la  platycnemie 

"BES 

T3CT 

Bounemore,  Lionel:  L'influence  orientale  en  Bretagne 

"CT8 

137. 

B reu  11  (Abbe):  Note  sur  un  terrier  de  Marmottes  quaternaires  a Coeuvres  (Aisne) 

“GUI 

138. 

Cap  i tan:  Necrologie  de  M.  Dareste  

“BBS 

139. 

Capitan:  ln  lissoir  en  ob  du  Moyen-äge 

“BBS 

140. 

Capitau:  Etüde  aur  le»  collection*  rapportees  de  Kusaie  par  le  baron  de  Baye 

“BES 

141. 

Cap l tan:  Präsentation  dun  geant 

“BBS 

142. 

Chutellier,  t’.  du:  Huche»  en  pierre  polie  type  de  la  (ruadeloupe , recueillie«  dann  le 

Fimstere 

606 

143. 

Chomin.  A.;  Note  »ur  le.  tacbe»  conKenitale.  de  la  reeion  «acro-lombaire  che»  lei  Annamite» 

668 

144. 

Dumont.  Arsene:  Aptitude  de  la  Frauce  ü tburnir  de»  colona 

“BBS 

145. 

Fouju,  Li.:  Ossements  humains  decouvert*  dans  une  couche  de  terre  argileuse,  ä Aunay-sous- 

146. 

_ C'reey  (Enre-et-Loir)  _.  .......  

669 

F ourdrignler,  Ed.:  DlvlnlfÄs  accrouptes . 

147. 

La  borde,  J.  V.,  Manonvner,  Papillault  et  lielle:  Etüde  psycho-phvBiologique,  tnrdico- 

legale  et  anatomique  sur  Vacber 

669 

148. 

Landouzy,  b.  und  Labbe,  Marcel:  Un  cas  de  porencephalie  traumatique 

“BBS 

140. 

La  vH  le,  A.:  Addition  a la  note  du  3.  novembre  lHtfti  sur  le»  st-pulturea  d’Orlv 

“BOTT 

160. 

Laville,  A.:  Station  neolithique  de  Fresnes-les- Rungis . 

“EBB 

151. 

Laville,  A.:  „Coups  de  poings*  avec  talon  et  poigneu  reaerves,  disque,  coin  et  dents  d'Asi- 

U2. 

669 

Laville,  A.:  Couche  inlra-neolithique  rue  Danton  . 

6H» 

1337 

Laville,  A.:  Mations  pretustonques  et  gallo- romame  du  Mont-Aime  (Marne) . 

“BB9 

154. 

Laville,  A.:  Mations  arcb*ologiques  de  Draveil 

“BBS 

165. 

Laville,  A.:  Fond  de  calmne  gauloise  de  Montereau  

“BBS 

156. 

Letourneau.  Ch.:  La  monnaie  chex  les  raoe»  de  ooiileur 

157. 

Longraire,  L.  de:  Traveaux  archeologique*  exdcut6a  en  Pene  de  1897  a 1898,  par  M.  J. 

de  Morgan 

669 

168. 

Maitre,  Leon:  Le  dieu  accroupi  de  Ouilly.  — Figurine  gauloise 

669 

1597 

Matignon,  J.  J.:  Sur  läge  moyeu  de  la  nubilite  ehe*  la  Pekmoise 

“E7Ö 

Digitized  by  Google 


XIV 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


Sette 


16<K  Mortillet,  A.  de;  Vase  en  piorce  flllaire  de  Pcpogue  merovingienne  . 670 


161. 

Mortillet,  A.  du:  Campignv  at  le  C&tnpignien 

67o 

rar 

Mortillet,  A.  de:  Cippe  decouvert  dana  le  düpartement  de  l'Aude 

~S7ö 

res r 

Alortillet.  A.  de:  Grande  hacbe  polie  en  diontc,  trouvöe  daua  lUrne 

Hilf 

164. 

Papilla  ult.  G.:  (Juelquea  loia  touebant  la  croisaance  et  la  beautö  du  visagc  humain.  Con- 

670 

165. 

Pupillault,  0.:  Mode  de  croisaance  ohez  un  gcant 

671 

rar 

Papillault,  G.:  Kauport  aur  le  prix  Godard;  prix  Fauvelle 

tl‘1 

I87T 

Kcgnault,.  Felix:  Morphogeniu  oaaeuee  expliquee  pur  la  pathologio 

671 

rar 

Kiviöre,  Emile:  La  lampe  en  grea  de  la  grotto  de  la  Moutbe  (Dordogne) 

h*i 

rar 

Kobin.  Paul:  Lne  rcsidenee  iüderative 

“B75 

T7ÖT 

Kollain,  A.:  Habitationa  ntSditbiquca  du  plateau  de*  Hautca-Bruyerea  (Villojuif) 

“E72 

jlvi. 

Kollain,  A-  Seoriea  de  fer  antebialoriquea  . . 

6*2 

IV! 

Schmit,  Emile:  La  vigue  aux  morta  de  Loiav* aur* Marne.  Fouilles  d’un  cimetiere  gaulois 

et  irallo-romain 

672 

173. 

Soularue,  G.  Martial:  Kecherches  aur  lea  dimenaions  dea  ob  et  le«  Proportion«  aquelettiquea 

67? 

174. 

Thieollen.  Ad.:  Le,  »ierre*  »Breie» 

67? 

17.'.. 

T hie  ul  len.  Ad.:  Dent  deleubua  antiuun»  decouverte  a Paria 

672 

176. 

Thieollen.  Ad.;  Cones  de  ailex  tailleu 

672 

177. 

Thieullen,  Ad.:  Silex  anti-clasaiquee,  presente«  a laSocietö  normande  d’Etudes  prehiatnriques 

672 

17d. 

I omaei,  Paul:  Lea  megaülhea  du  «udoueat  de  la  Corse  et  Iuh  atatioua  neolithiquea  de  Grosea 

672 

179. 

Variot,  0.:  Note  aur  le  dolnten  dit  du  Mont  de  S&ne  et  aur  quolquea  outrea  dolmena  de  la 

iso. 

region  voisine 

672 

\ auville,  0.:  Station  gallo-roiuame  de  Vemzcl,  canton  de  Soiaaona.  dOpar'cment  Me  l'Aiano 

“872 

IHTT 

V auville,  u.:  hepulture  imnwine  et  meuie»  0 ecra«or  le  irrain  de  Vsuxrezu 

“B72 

IBZ" 

V auville.  (>.  I>olmeu  de  .Missy  aux-Bois.  canton  de  Vie-de-Amne  GViano) 

“B73 

rar 

Vauville,  Uctave:  Uimetierfc  gallo-roinain  de*  Luneues-Kaio«,  *or  le  terriloire  de  Sois»on« 

67S 

1H4, 

V auville,  U : Station  gallo- romaine  aur  Pernant  (Alane) 

“S73 

iKh. 

> auville,  Uctave:  Useau  en  ailex  taille  et  pull  trouve  u Couvrullea.  caulon  de  Uraiane 

186. 

(Aiane)  

673 

Vauville,  Uctave:  Deoooverte  de  aepulture  humaine  aucicune  aur  le  territoire  de  t ouvrolba 

<Ai«nei ‘ . . . — . 

673 

167. 

Vauville,  U. : Decouverte«  d’habitation  non  conatruite  et  d'objels  de  Pepoque  gal  o rotnaiue 

fi7fi 

188. 

Verneau:  Photographie«  de  criinea  ancieni  de  l’tgyptc 

673 

rar 

/.abornwaki:  l/hnrno  neauderthalie»*)«  et  le  eruno  d’Euuisheim  

“873 

190. 

Zahorowski:  Beate«  humain«  de  «tntion*  lacuatrea  de  l’&ge  da  hronze  en  Suiaae  

673 

191. 

Zuhoro w«ki:  Sur  l’oriirine  de«  Malgaches 

673 

192. 

Zaborowaki:  Contribution  a Pethnologie  ancienne  et  moderne  du  Caueaan 

673 

103. 

Zaborow»ki:  Sepiilture«  de»  Nooe«  Marie  »re»  Triel 

673 

191. 

Zaborowaki:  Gälte  ha«.  Savovarda.  >artea  et  Uzbägaea 

-R73 

Aus 

i Bulletins  et  »i^moirc#  de  la  nocirti  d’anth rov olotjie  de  Paris  (F»«  sine  der  früheren  Bulle- 

tiv*  de  la  $oc%He  tTAnthroitologie  de  Paris).  Tome  /.  1900.  Pasc.  1 — 6’ 

«7,3 

195- 

Anthony,  R.:  A propna  de  la  Telegonie  

673 

HW. 

Anthony«  K. : l.e  musole  preaternal:  ae«  forme«  tibreuae»  rudimentaire«.  leur  tre<juence  chez 

rhomme  et  leur  rreaence  eher,  certain«  animaux 

674 

197. 

Azouiay,  L.:  I/ere  nouvelle  dea  «on«  et  de«  bruita 

«74 

196. 

Aroulav.  JL:  Snr  la  cwwtmction  d'u»  muaee  »honoerranhiooe 

674 

199. 

Halliot:  Tumulua  de  Perrognev 

674 

200. 

Bi  net.  E.:  Obaervationa  «ur  lea  Dahomeen«  

074 

2ÖT7" 

Bloch.  Adolphe:  Pourquoi  lea  Anthropoide*  ne  aont-ila  paa  maveheurs  bipedea? 

674 

2H27 

Bloch,  A.:  Gaben  authropologiate  . . " 

6(4 

5Ö3T 

Bloch,  Adolphe:  Interpretation  anthropologique  du  mot  latin  Gallua  (Gauloia) 

674 

2U4. 

Boncour.  Paul  G. : p.tude  dea  modütoauona  aquoleiuquee  conseeuuve«  u 1 hemiplcgie  miau 

tile.  I.  Le  iiraur 

674 

205. 

Bonnern e re.  L.:  L'ornementation  bretonne  

«74 

5ÖBT 

Catalogue  de  l’expoaition  de  la  aoeiete  d'anthropologie  de  Pari«.  Exposition  universelle  de 

207. 

Cataloguc  raisonne  et  deacriptif;  expoaition  de  Ptieole  d’anthroi>ologic  et  de  la  sous-öom- 

209. 

roiFaioD.duB  monumenta  megatithiquea.  Par  L.  Capitan 

074 

CöTTTnT  Emile:  .Monnaiea  du  (.longo 

b(4 

2ÖÜ7" 

Denikcr,  J.:  Dolmen  et  «uperatitionB 

674 

210. 

Doigneau.  A. : La  «abliere  dea  Knchottea  

676 

2t  1. 

Duhouaaet;  Rham-a  sarua,  dit  l'horome  primitif * 

675 

212. 

Duhouaaet:  Le«  «upplicea  en  Peru« 

676 

2 t 3. 

Enjov,  Paul  d':  Le«  menteura  et  lea  diffamateure  devant  la  lo»  chinoiae 

"875 

214. 

Eniov,  Paul  dr:  Le  Systeme  des  poids  et  mcHurea  annumitua 

"B7J 

215. 

Fourdrign ier,  Edouard:  Lo  peiguc  litnrgique 

"875 

216. 

UeUltrilT  K.:  Le  tumuln»  du  läwage  du  Lar  i.  Cernec 

«75 

Digitized  by  Google 


Inhalt  (los  siebonundzwanzigsten  Bandes. 


XV 


Kaiü» 


217. 

Guibert  et  Lhuisaier:  Evolution  mentale  et  microcephalie 

676 

ST5T 

Letourneaa.  Cb.  L*.:  De*  röves  ancestraux 

675 

219. 

Letourneau:  Caracteroa  pheniciena  sur  dea  roegalithes 

”575 

33HT 

Mortillet,  A de:  La  circoncmon  en  lunme . . 

”575 

221. 

Papillault,  G. : Rapport  sur  le  prix  Broca 

676 

222. 

676 

longa  d'uoe  senc  de  squelettes  japonaia 

223. 

Regnaalt.  Felix:  Ubliteratron  prumaturee  dea  suturea  cramemiea.  Mccamsme  de*  de- 

formatmn«  . 

f>7D 

224. 

Regnault.  Felix:  Lea  terrea  cuitea  de  Smyrne 

676 

426. 

Ki viere,  K : Lea  lampea  prehistoriquea  eu  gres 

675 

226.  Kivi^re,  Lea  Menbira  de  Boaserona  (Scinc-ct-Uise) 

”575 

“676 

228. 

Soularue.  Martial:  P.tude  dea  proportiona  de  ia  colonue  vertebrale  che/,  Thomme  et  eher. 

«76 

229. 

Thiot,  I,':  Notice  «ur  la  «Ution  Drehiatoriane  de  Montmille  (Oi««l 

676 

230. 

Vauville.  0.:  Kouellea  en  bronze  et  monnaiea  gauloiae*  decouvertea  ensemble  ü Amblenv 

(Aiane) 

676 

231. 

Vauville,  (>.:  Enceinte  gauloise  d’Ambleny  (Aiane) 

676 

232. 

Vauville,  O.:  Puita  ncolitbique  pour  l’extraction  du  ailex  aur  brocourt,  Commune  de  Saint- 

676 

Romain  (Somme) ...» ..  . . 

23  t. 

Volkov,  Th.:  Une  nonvelle  decouverte  monctaire  a Kiev 

”575 

234. 

Volkov:  l^e  aommeil  hivprnal  cbez  lea  payaans  ruaae« 

”575 

Volkov:  l.’homme-licm  ........  

”575 

230. 

OTT- 

Volkov,  Th.:  Defenae  du  mammouth  grav^e  du  gisement  paleolithique  de  Kiev 

676 

23».  Zahorowskir  1'ortrailB  d'hummt.  tatou.R  . . 

675 

239. 

Zaborowaki:  De  l’origmc  dea  anciena  Egyptiena . . 

67« 

2TOT 

Zaborowski:  Les  Portugals  d'aprea  des  photographtes 

m 

241. 

Zaborowaki:  Appareit  phullluuc  de«  cort-monie«  du  manage  au  Lao«  . 

6i  • 

242. 

Zaborowaki:  Menauratioua  de  Tonkineis.  Lea  dolichocopbales  de  l’lndo- Chine.  Cräne* 

677 

243. 

Z.liorowiki:  1.  Imlu.trie  6ffe»nne  ou  prbmyoeni.nne  «ur  le  Dnie.tr.  et  U>  Dnicpro.  — 11.  Crime. 

677 

de  kourganea  prehiatoriauea,  sevthiuuea.  drewilauea  ct  Polanea  

244. 

Zaborowaki:  Le  feu  aacre  et  le  cube  du  foyer  chcz  lea  »lavea  oontemporaina 

677 

5I7T 

ZaborowsKi;  La  Cttiat  et  lea  Unapin.  Cppkreuce  maudle  Uro'.a  , 1. , ..  .....  ..  . ...  . ,IT 

Ml 

Au*  der  italienischen  Literatur: 

Magni,  Dott.  Antonio:  Kuove  Pietro  Cnpelliformi  nei  dintorni  in  Como.  (S.*A.  aus: 

Kivista  Archeologica  della  Provincia  di  Como.  Faac.  48  u.  44.)  Von  F.  Birkner  . . 664 


Aas  dftr  iiordi.sr.hr.il  Literatur:  Vqü  J.  Moatorf 


158 


Dänemark. 


1. 

Blinkenberg,  Chr.:  Flintwerkzeuge  mit  Schaft . . . 

138 

± 

Blinkenberg,  Chr.:  Römische  Bronzegefäsae  mit  Fabrikmarken 

”135 

3, 

4. 

Müller.  Sophue;  Die  Jütläudiachen  Einzelgräber  aus  dem  Stoinalter 

140 

6. 

Sarauw.  Georg  J.  1*.:  Die  Haide  im  Alterthume 

TID 

G. 

Sörenaen.  William:  Wer  iat  der  Entdecker  der  Abfallhaufen  (kjokkenniöddinge)  aua  dem 

SteiauHgr?  . . t ..  t r 8 ......  8 ^ t ...  . t . ? Hl 


Norwegen: 

JL  Qnatafaon,  Gabriel:  Wohnplati  aus  dem  Steinalter  aof  Jaoderen  . 

3.  fiir  U$7  . . . . . . . . . . . 

3.  Rygh,  K.:  Mittheilnngen  au*  dem  Alterthuroamuseum  in  Trondhjem 


142 


T44 


Schweden: 


1. 

Almgren.  Oacar:  Altglaube  in  der  Gegenwart  im  Herjeadnl 

144 

i 

Alragren,  U.:  Brandgrubeugruber  aua  der  la  Icne-Zeit  in  Weatgotland 

145 

1 

Bugge,  Sophua:  Die  Kuneninaehrift  auf  einem  in  Bohudfcn  gefundenen  üoldmedaillon  . . 

145 

4. 

Hugge.  Sophua:  Ein  neuer  Runeuatein  auf  Gotland  . * 

u& 

5. 

11a  zeliua:  MiUbeitungcn  aua  dem  Word  wehen  Museum  und  Jahresbericht 

145 

6. 

Moutcliu*.  U.:  Ein  in  Schweden  gelundene*  Bronzegeläaa  altitaliacber  Arbeit 

14« 

7. 

Monteliua,  0.:  Die  Axt  dea  Sonnengottes  and  Thora  Hammer 

147 

8. 

Mouteliu«,  0.:  Die  Typologie  oder  die  Entwicklungslehre  angewandt  auf  die  menach- 

147 

9. 

MawifigMadet  der  Kgl.  Akademie  der  Schönen  Wissenschaften  — Geschichte-  und  Alter- 

thumakunde,  herauegegeben  vom  Reichsantiouar  Dr.  Hans  Hildebrand 

148 

10. 

Oltton,  Peter:  Jumtland  und  Herjeadal  in  heidnischer  Zeit.  Eine  allgemeine  Uebersicbt 

der  Natur-  und  Cult,arzu»tände  in  genannten  Landern  von  der  Zeit  ihrer  Besiedelung 

bi«  m die  6i.tori5i.ue  Zeit 

jua 

Digitized  by  Google 


Inhalt  des  siebemindzvrüiizigsten  Bandes. 

Seif 

11.  Salin,  Bernh.:  Ein  Eisenalterfund  in  Uppland 149 

12.  Wallensteen:  Geiwterwelt,  Aberglaube  und  Volksmedicin  in  Danderyd  und  Lidingo  um  das 

Ende  des  18.  Jahrhunderts,  herausgegeben  von  K.  Haminarstedt  . . . . . • . . . . . 149 

13.  » 1’mer.*  Zeitschrift  der  schwedischen  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Geographie. 

Jabrg.  189H.  Heft  3 u.  4;  189!*,  Heft  1 u.  2 . . . 150 

_ Ymtr*.  Jahrgang  lfflll  KTIT3: 

14.  Swedenborg,  ö.  V.  E. ; Die  auf  Island  gefundene  Schwimmboje  von  der  Andree-Kxpedition  160 

15.  Wibling,  Carl:  KüsJenfuiide  aus  dem  Steinalter  in  ßlekinge 151 

. Yw»rr.u  Jahrgang  1899,  Heft  4: 

16.  Retftiui,  Gustav:  Vorläufiger  Bericht  über  die  von  der  Schwedischen  Qeaellscbaft  für 

Anthropologie  und  Geographie  veranstaltete  Untersuchung  der  wehrpflichtigen  Mann« 

«halten  in  «Awcdtn  , V ; i . . » i « i t , I , «.  ..  l&i 


Finland; 


1. 

Appelgren,  ITialmar:  Der  Museumsbau  in  Hclaingfore 

161 

Flackmnnn.  A.:  Vorhistorische  Funde  in  Finland 

IM 

-Finiikt  Museum*.  linska  Forum  inne*  fArenincens  Mänadiblud,  Jahrgang  1898: 

3. 

Schwindt.  Th.:  Die  Vorstellungen  von  Krankheitsursachen  bei  den  Naturvölkern  .... 

153 

4. 

Heikel.  H.  J.:  Ein  Grabfund  aus  der  Bronzezeit 

154 

6. 

A.relin,  J.  R. : Nachruf  auf  den  lliitorikrr  Zacharia«  Topoliu. 

164 

57 

Appelgren.  Hialmar:  Barbarische  Nachbildungen  orientalischer  Münzen 

154 

f . 

Heikel.  A.  0.:  Die  sibirischen  Jcnisaey-Inschriften 

154 

Tikkanen.  J.  J.:  Drei  armenische  Miniaturen 

154 

164 

_ Stumm  Museo*  Jahrgang  181*9: 

8. 

Hackntann,  A.:  Ein  beachtcnswcrther  Bronzealterfund 

154 

9. 

Hack  mann:  Ein  neuer  Bronzealterfund  im  eigentlichen  hinland 

165 

linier  den  niebennndzwanzignlen  Händen  (Abhandlungen,  Kleinere  Mittheilungen 

und  Referate) .679 


in.  Verzeichntes  der  anflm>i>ologtechen  Literatur. 

Urgeschichte  nnd  Archäologie.  Von  Pr.  A.  Riohel  in  Aachen 


(Pie  nordische  Literatur  [Dänemark,  Norwegen,  Schweden,  Finland]  igt,  wie  bisher, 
von  Fräulein  Prof.  J,  Meslurf  in  Kiel^zusammepgestellt,  die  uolmschc  und  ’ T v 
rntur  von  Herrn  Prof.  l>r.  A.  W rci-sn  low  sk  i in  >V.tr*chuu,  die  b'ditnwhc  i 
von  Dr.  Matiegka  in  Prag.  Ausführlicheres  über  die  uordischcn  Arbeiten- 
Prof.  J.  Mcatorf  unter  der  Kabrik  Keferato  mit.! 


A.  Literatorbericht  für  1898. 
L Deutschland 


-1 


1L Oesterreich  . , . > i « 8 


IV.  Grossbritannien  

V.  Dämnnark 

VI.  Norwegen  . .....  ...  . .,  . 

VIII.  F inland 

11 

IX 

X.  Belgien . . . 

XI.  Spanien.  Italien 

i» 

XI 

. Amerika.  Asien 

IL_ 

Literaturhericht  für  1899. 

Deutschland  

V 

VI 

• Belirieü  

34 

VI 

. Spanien.  Italien 

24 

VII 

Amerika.  Asien  und  Australien 

26 

Anatomie.  Von  Dr.  F.  Birkner  in  München 

i. 

Nachträge  vom  Jahre  1897  

11. 

Literaturboncht  für  1898  

38 

Digitized  by  Google 


Inhalt,  des  siobeuundzwanzigsten  Bandes. 

XVII 

Seit« 

. . an 

Oft 

I.  Quellenkunde 

1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde 

a)  Bibliographien 

cj  Zeitschriften * 

. . 40 

• d)  Congresae 

2.  Museen  nnd  Ausstellungen 

KL  Ethnologie 

. . 41 

2.  Allgemeine  Anthropologie 

Pithecanthronna  crectua  Dnbois 

. . 43 

8.  Allgemeine  Sooiolorie 

. . 43 

4.  Snecielle  Socioiogie 

1'.  Ehe  und  Familie U 

3.  Religion.  Cultu»,  Moral.  Aberglaube 

4,  Bestattung 

5.  Körperliche  Verstümmelungen 

ß.  Technologie.  Tracht  und  Schmuck 

. . iß 

7.  Kunst.  — Wohnung  

.*4.  Sitte  und  Brauch  

9.  Wissenschaft.  Sprache  und  Schrift 

10.  ( ulturptlanzon  nnd  Hausthiere 

III.  Ethnographie 

1.  Allgemeine  Ethnographie  

2.  Specielle  Ethnographie 

A.  Europa 

1.  Allgemeine*  und  Vermischtes 

2.  Arier 

3.  Die  Deutlichen 

. . 53 

Baaken 

2.  Die  Griechen 

. . 55 

a)  Allgemeines;  Nordslaven 

. . 55 

. . 5fi 

14.  Lappen,  Finnen  und  Verwandte 

15.  Magyaren . 

16.  I Orken 

17.  Zigeuner 

B.  Asien 

*1.  Allgemeine*  und  Vermiichto* 

«>  lt  IttinnatAn  A mtAnion  .r>K 

4.  Persien,  Afghanistan.  Belnchistan 

fr.  Stemitiaofag  Länder  , , ■ = * 

ai  Geschichtliches,  

u)  Palästina,  Phöaiiien,  Syrien  

/I)  Arabien.  Islam  

y)  Euphrat-  und  Tigrialftnder 

b)  Das  heutige  Syrien.  Palästina,  Arabien  und  Mesopotamien  . . 

ß.  Vorderindien  



Die  Religionen  Indiens  . . 

7.  Ceylon 

Digitized  by  Google 


XVIII 


Inhalt  des  giebenumlzwanzigsten  Bandes. 


Stile 


8.  Hintermdien 

ai  Allgemeines 

sa 

63 

b)  Burma,  Assam,  Malaoca 

63 

d)  Cambodga,  Coohinohina  

e)  Annam  und  Tongking 

9.  Inseiindien 

64 

ai  Allgemeines . 

b)  Andamanen.  Nicobaren 

64 

c)  Java.  Celebes 

d)  Kleine  bundainseln 

e)  Philippinen.  Formöiä 

Die  Religionen  China» 

11.  Kore» 

12.  Japan 

a)  Allgemeine» 

b)  Mongolei,  Mandschurei,  Tibet 

87 

c)  Türken  tan 

d)  Sibirien  and  Amurgebiet 

C.  Australien 

1.  Allgemeines 

2.  JJeu-öuinea  und  das  übrige  Melanesien  

es 

3.  .Neuseeland,  Polynesien.  Mikronesien  . . . . 

t.  Allgemeine»  und  Vermischte* 

2.  Atlasländer,  Tripolis,  Sahara 

71 

a.  Aegypten 

b)  Neuzeit 

4.  Nordostafrika 

72 

72 

7.  Bantuvölker 

9 Afrikanische 

E.  Amerika 

1.  Allgemeines 

.........  74 

ft)  Allgemeine».  Eingewanderte  Rassen 

b)  Eskimo 

c)  Indianer 

7J 

■L  Südamerika 

l.iteraturbericlit  fär  1899 77 


I.  Quellenkunde  , ■ ■ . 71 


1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde 

. 77 

al  Bibliographien 

b)  Jahresberichte  und  kritische  Revuen 

. 78 

c)  Zeitschriften 

(1)  Kongresse 

. 

. 79 

2.  Museen  und  Ausstellungen 

II.  Ethnologie 

. 79 

1.  Methodik.  Geschichte  der  Wissenschaft 

. 79 

2.  Allgemeine  Anthropologie . . . 

. 80 

U.  Allgemeine  Sociologie 

-i.  Specielle  Soziologie 

1.  Ehe  und  lamme 

3.  Religion,  Cu Itus,  Moral 

4.  Aberglaube.  Astrologie 

b.  bitte  und  Brauch 83 

Digitized  by  Google 


Inhalt  den  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


XIX 


6.  Technologie.  Tracht  und  Schmuck 

F.  Wissenschaft  .Sprache  und  Schrill 

5».  Ackerlm«,  Colturoflanzen  und  llausthiero 

Ethnographie 

1.  Allgemeine  Ethnographie 

2.  Specielle  Ethnographie 

.Europa * 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes • . . 

2.  Arier 

3.  Kelten , Gallier 

ü.  Die  Bewohner  der  britischeu  Inseln 

7.  Die  Bewohner  Frankreichs 

Baaken  .....  

5° 

10.  Die  Griechen  und  Albanesen 

Öl 

at  All  itemeine»;  Nordslavon 

b)  Sudslaven 

14.  Lappen,  Finnen  und  Verwandte  . . . 

15.  .Magyaren 

17.  Zigeuner * . 

53 

1.  Allgemeine»  und  Vermischtes 

2.  Kleinasien,  Armenien  

!'4 

4.  Pereion . Afghanistan.  Belnchistan 

a>  Geschichtliches 

«)  Palästina,  Phöuirien,  Syrien 

EU 

. /f)  Arabien.  Islam 

y)  Euphrat-  und  Tigrislinder  

SB 

Die  Religionen  Indien»  . 

7.  Ceylon 

i>7 

ft 

Allgemeine* 

b 

Burma.  .Warn ..... 

3 

Malakka  . .'  V . . V . ......  . VV/TTT" 

a1 

Siam 

f 

Annam  und  I ongking 

Allgemeine« 



IT 

Andamauen.  Nicobaren 

c 

Sumatra 

ü 

% 

Borneo.  Celebes 

£ 

Kleine  bnndainselu 

1 Philippinen.  Formosa 

10  t’hin«  

iHi 

12.  Jap 

13.  Central-  und  Nordoaien 

a 

Allgemeines 

b 

Mongolei,  Mandschurei,  Tibet 

o 

iurkestan  ....  . . . 

ar 

Sibirien  und  Amurgebiet  

Digitized  by  Google 


XX 


Inhalt  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


C.  Australien 


1.  Allgemeine*  ...... 

2.  Neu  - flu  inert  mul  iTTTr 


ge  Melanesien  . 


102 


~UTJ 


NVii8eelan<l.  fV.IvtiHaieti.  Mikronesien 102. 

.4.  l-'sgtlaitd  und  TasiaMien  . . ...  ....  . 10« 


1.  Allgemeine.  . 

2.  Snrdnmfirika . 


_U2 


Eingtw.pd.rlt-  Batten 


110 

"TRi 


tralamerika.  — Wettindien 


_U1! 


_Ui 


4.  Südamerika 


_112 


IV.  Zoologie.  Von  Dr.  Max  Schlotter  in  München, 

Litcraturbericbt  für  Zoologie  in  Btri.lmng  rur  Anthropologe . mit  Eintehlnm  der  lebenden  und 

fotailen  Siiueotbiere.  lür  dm  Jahr  18QS  115 

A.  Menacben-  nnd  Säugetbierreate  an»  dem  tiilnTinm  nnd  der  prähittoritcben  Zeit 115 

B.  Silugethierrcat.  aua  dem  Plcittocan  ebne  nähtro  Beziehung  »um  pr&bigtoritchen  Mentchen  und 

Uettl  ogiache* 123 

C.  Sangethicre  aup  dem  TertiAr  undder  nieaozoiacheo  Zeit 128 

I>.  Leitende  Säagethiere.  Verbreitung,  Systematik  Uersell>ei>  aowie  Odontographie 148 


Litcraturbericht  für  Zoologie  tn  Beziehung  zur  Anthropologie,  mit  Einachluas  der  lebenden  und 

foatilgn  Säugtitbiore  für  tlaa  Jahr  1B*J9 ■ " ~ 165 

A.  Thier-  und  MepBcbenrcate  aua  dem  Pleiatocan  und  der  prähistorischen  Menacben 165 

B.  Saugetbiorrugte  aus  dem  lMciatoc&n  ohne  nahen:  Beziehung  zum  prähistorischen  Menachen  uml 

Ueologlgcüca 173 

C.  Sänget!)  iere  aus  dem  Terti&r  und  dem  Me§or.oicmn 180 

D.  Recente  Siugethiere.  Verbreitung  nnd  Systematik  deraelben 194 


Digitized  by  Google 


I. 

Die  Schädel  form  der  altwendischen  Bevölkerung 
Mecklenburgs. 

(Aua  dem  anatomischen  Institut  in  Rostock.) 

Von 

R.  Asmua. 

Hit  2 Tafeln  (Schädelabbüdungsn)  und  4 Tabellen. 

Mit  der  im  Brennpunkte  de*  Tagesintoresses  stehenden  slavischen  Nntionalitätsfrage  ist 
auch  die  Frage  nach  den  somatischen  re»p.  craniologi sehen  Eigenschaften  der  slavischen  Kasse 
in  der  anthropologischen  Literatur,  nachdem  sie  in  Folge  der  bis  dahin  erhaltenen  scheinbar  nicht 
gut  mit  einander  zu  vereinbarenden  Ergebnisse  gcwissermaassen  etwas  in  fachwissenschaftlicbrn 
Misscredit  gerathen  war,  wieder  mehr  in  den  Vordergrund  getreten.  So  haben  neben  russischen 
namentlich  böhmische  Forscher,  vor  Allen  Maticgka  und  Niederle,  sich  eingehend  mit  dem 
craniologUchcn  Studium  ihres  Volke»  beschäftigt,  und  hierdurch  wenigstens  einiges  Lieht  auf 
die  una  bisher  ziemlich  dunkle  ethnische  Beschaffenheit  der  slavitchen  Kasse  fallen  lassen.  Den 
Genannten  kam  bei  ihren  Untersuchungen  besonders  za  Statten,  dass  ihnen  neben  dem  roconten  auch 
ein  grösseres  mittelalterliches,  vor  Allem  aber  auch  ein  umfangreiches  prähistorisches  und  frflh- 
historisches  Material  zur  Verfügung  stand,  auf  welches  naturgemäss  eine  jede  derartige  Untersuchung 
in  erster  Linie  zurückzugreifen  genöthigt  ist.  Für  die  Bevölkerung  des  mittleren  und  östlichen 
Gebietes  unseres  Vaterlandes,  in  Betreff*  welcher  eine,  wenn  auch  nur  annähernde  Lösung  dieser 
interessanten  Frage  vielleicht  von  demselben  Interesse  sein  dürfte,  liegen  die  Verhältnisse  in  Hin- 
sicht der  prähistorischen  Seite  dieser  Aufgabe  nicht  annähernd  so  günstig,  da  trotz  des  meist 
wohl  reichlich  in  den  Museen  angcsammclten  Materials  an  altslavischen  Schädeln  faohwissen- 
schafiliche  Bearbeitungen  derselben  bishor  nur  sehr  spärlich  vorliegen.  Soviel  mir  bekannt,  hat 
< zuerst  Virchow  seit  dem  Beginn  der  siebziger  Jahre  sich  gelegentlich  mit  der  Untersuchung 
' prähistorischer  Slavenschädel  aus  Pommern*“)  und  Posen*1)  beschäftigt  und  eine  Anzahl  der- 
selben mit  Angabe  der  Hanptmaaase  in  den  Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen 

Archiv  fttr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  j 

( 

Digitized  by  Google 


2 


R.  Asmus, 


Gesellschaft  besprochen.  Eine  eingehendere  Abhandlung  über  die  Schädel  des  slavischen  Grab- 
feldes von  Kaldus  (Westpreussen)  verdanken  wir  Lissauer').  Sonst  liegen  aus  der  älteren 
Literatur,  ausser  gelegentlichen  Einzetberichten  (meist  aus  Virchow’s  Feder)  bis  zum  Anfang 
dieses  Jahrzehnts  Veröffentlichungen  nicht  vor.  Erst  neuerdings  hat  sich  Schumann  dem  ein- 
gehenderen Studium  altslavischcr  Grabschädel  Pommerns  zugewandt  und  sich  durch  mehrfache 
Veröffentlichungen,  so  vor  Allem  über  Schädel  aus  den  Bcgräbnissplätzen  des  altberühmten 
slavischen  Emporiums  W’ollin  u),  sodann  über  Schädel  von  Raminls),  und  durch  eine  Anzahl 
Einzelberichte  (Bock,  Blossin,  Friedeberg  u.  A.)  um  diese  Frage  verdient  gemacht. 

Aus  Mecklenburg  liegen  über  altwoudische  Schädel  bisher  keinerlei  Veröffentlichungen  vor, 
obwohl  unser  Land  an  derartigen  Grabfeldern  überaus  reich  ist*).  Seit  man  begonnen  hat,  auf 
alle  Nachrichten  von  Funden  menschlicher  Veberreste  sein  Augenmerk  zu  richten,  hat  sich  die 
Zahl  der  uns  bekannten  Grabfelder  dieser  Art,  die  noch  im  vorigen  Jahrzehnt  zu  den  grossen  Selten- 
heiten gehörten,  in  überraschender  Weise  vermehrt.  Leider  sind  diosc  jedoch  meistens  entweder 
durch  äussere  Einflüsse,  wie  die  fortschreitende  ßodencultur,  dermaassen  gestört,  dass  sich  nur 
noch  wenig  cranioinetrisch  Verwerthbares  retten  lässt,  oder  die  Ungunst  der  Bodenverhältnisse 
bedingt  eine  derartige  Verwitterung  der  noch  vorhandenen  Reste,  dass  eine  dauernde  Con- 
servirung  nicht  ausführbar  ist.  Immerhin  ist  es  gelungen,  besonders  in  den  letzten  Jahren,  eine 
verhältnissmäsaig  bedeutende  Anzahl  Schädel  zusammenzubringen,  sodass  eine  vorläufige  Zu- 
sammenfassung nach  allgemeinen  Gesichtspunkten  lohnend  erscheint. 

Das  der  vorliegenden  Arbeit  zu  Grunde  gelegte  Schädel  material  gehört  verschiedenen 
Sammlungen  an.  Die  Mehrzahl  der  Schädel  wurde  mir  in  höchst  entgegenkommender  Weise 
von  der  Dircction  des  grossherzoglichen  Museums  für  mecklenburgische  Alterthümer  in  Schwerin 
zur  Verfügung  gestellt  Acht  Schädel  sind  dein  Neubrandenburger  Alterthumsmuseum,  sechs  der 
Sammluug  des  anatomischen  Instituts  zu  Rostock  entnommen.  Ein  Schädel  entstammt  dem 
Güstrower  städtischen  Alterthumsmuscum,  einen  weiteren,  in  Privathänden  befindlichen,  verdanke 
ich  dem  freundlichen  Entgegenkommen  des  betreffenden  Herrn  Besitzers.  Dein  Fundorte  und 
dem  Aufbewahrungsorte  nach  verthcilen  sich  die  Schädel  folgendermaassen : 

1.  Bobzin  bei  Lübz: 

8 Schädel  aus  Schwerin,  1 Schädel  aus  Güstrow**): 

2.  Alt-  Bartelsdorf  bei  Rostock  *): 

7 Schädel  aus  Schwerin,  1 Schädel  ans  Rostock. 

3.  Gamchl  bei  Wismar*): 

10  Schädel  aus  Schwerin. 

4.  Gross  «Niekör  bei  Gnoien: 

2 Schädel  aus  Schwerin. 

5.  Zehlendorf  bei  Lange  *) : 

4 Schädel  aus  Schwerin. 

*)  So  vermochte  ich  innerhalb  weniger  Monate  in  der  Umgegend  Rostock»  nicht  weniger  als  fünf  bis- 
her nicht  bekannte  altwendinche  Grabfelder  nachzuweisen  (Gehlsdorf,  I.  und  II.,  Kassebohm,  Fresendorf, 
Reez).  Leider  waren  alle,  wie  gewöhnlich,  schon  arg  gestört 

••)  Eine  weitere  Serie  sehr  schöner  Schädel  aus  diesem  Grabfelde,  die  sich  im  Privatbeaita  befindet, 
konnte  wegen  Weigerung  des  Besitzers,  dieselben  für  die  erforderlichen  Messungen  znr  Verfügung  sn  stellen, 
leider  nicht  ausgenutzt  werden. 


Digitized  by  Google 


Die  Sehädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs. 


3 


6.  Prisaunewitz-Scharsdorf: 

2 Schädel  aus  Schwerin9),  1 Schädel  aus  Prisanncwilz. 

7.  Muchow  bei  Parchim: 

1 Schädel  aus  Schwerin. 

8.  Grewenstein  bei  Dassow: 

2 Schädel  aus  Schwerin. 

9.  Burg  Mecklenburg  bei  Wismar: 

5 Schädel  aus  Rostock. 

10.  Bargensdorf  bei  Stargard  in  Mecklenburg -StroliU c): 

7 Schädel  aus  Neubrandenburg. 

11.  Ncubrandenburg9): 

1 Schädel  aus  Neubrandenburg. 

Die  Fundorte  vertheilen  sich  also,  abgesehen  von  dom  südwestlichen  Landestheile,  ziemlich 
gleichmassig  Ober  das  ganze  Mecklenburg. 

Die  unzweifelhaft  altwendische  Provenienz  ist  bei  allen  diesen  Funden  durch  die  charak- 
teristische Art  der  Bestattung  und  durch  chronologisch  wie  ethnologisch  bestimmbare  Grab- 
beigaben hinreichend  fcstgestellt.  Ich  vermeide  daher,  auf  die  Fundverhältnisse  etc.  näher  ein- 
zugehen, und  verweise  auf  die  angeführten  Liteiaturangaben.  Eine  Ausnahme  machen  vielleicht 
cur  die  Funde  von  der  Burg  Mecklenburg  bei  Wismar  und  von  Grewenstein  bei  Dassow.  Bei 
den  Schädeln  vom  ersteren  Orte  findet  sich  nämlich  nur  ein  kurzer  Vermerk:  „Altes  Grab  von 
der  Burg  Mecklenburg“  ohne  weitere  Fundangaben.  Die  ursprünglich  alt  wendische  Burg 
Mecklenburg  ist  nun  auch  noch  im  christlichen  Mittelalter  nach  der  deutschen  Einwanderung 
zeitweilig  bewohnt  gewesen,  doch  hat  sich  glücklicher  Weise  mit  den  Schädeln  eine  der  Grab- 
beilagen,  ein  langer,  aus  einem  Röhrenknochen  hergestellter  sogenannter  Einstcokkaram,  erhalten, 
wie  er  häufiger  aus  altwendiscben  Burgwällen  und  Wohnplätzcn  in  Mecklenburg  zu  Tage  tritt. 
Ich  halte  ans  diesem  Grunde,  wie  ich  glaube  mit  voller  Berechtigung,  die  Diagnose  auf  alt- 
wendische Herkunft  auch  dieser  Schädelserie  für  hinreichend  gesichert.  Die  beiden  Grewen- 
steiner  Schädel  entstammen  nach  den  freundlichen  Mittheilungen  des  Herrn  Conservator  Dr.  Beltz 
(Schwerin)  einem  bei  Vornahme  der  Ausgrabung  schon  arg  gestörten  Skeletgrabfelde,  dessen  ganze 
Anlage  jedoch  vollkommen  charakteristisch -altwendiscben  Typus  aufweist.  An  Beigaben  sind 
nur  einige  unverzierto  Geßssscbcrben  von  der  bekannten  stcingrusa-durchmengten,  scbwach- 
gebrannten,  prähistorischen  Art  erhalten  geblieben.  Ich  glaube  daher  auch  diesen  Fund  mit 
grösster  Wahrscheinlichkeit  als  wendisch  ansprechen  zu  können,  da  in  prähistorischen  Zeiten 
grössere  Skeletfelder,  zumal  von  so  charakteristischer  Anlage,  ausser  in  der  Wenden-Zeit  hier  in 
Mecklenburg  nicht  Vorkommen. 

Eine  weitere  Serie  von  fünf  Schädeln  aus  einem  alten  Begrübnissplatz  innerhalb  der  jetzigen 
Stadt  Schwerin  stammt  von  einem  urkundlich  schon  im  12.  Jahrhundert  nachweisbaren  „vetus 
cimeterium“  *);  ich  habe  mich,  da  charakteristische  Beigaben  fehlen,  und  die  Bestattungsart 
manches  Eigenthümlichc  bot,  nicht  entschlossen  können,  die  aus  ihnen  gewonnenen  Resultate 
in  dem  descriptiven  und  statistischen  Theil  der  Arbeit  zu  vorwertheu , um  nicht  die  Gesammt- 
resultate  zu  gefährden,  und  gebe  nur  die  Maasstabelle  derselben. 

1» 


Digitized  by  Google 


4 


R.  AsmuB, 


In  die  Curventafel  I.  sind  diese  Sohädcl  mit  anfgenommen  worden,  sind  aber  durch  f als 
solche  gekennzeichnet. 

Der  Zeit  nach  gehören  sämmtücbe  Schädel  der  Periode  vom  9.  (frühestens)  bis  zum  Kode 
des  12.  Jahrhunderts  an.  Die  Ausstattung  der  Gamchler  Gräber,  die  u.  a.  Münzen  von 
Heinrich  dem  Löwen  enthielten,  zeigt  schon  vollkommen  christlichen  Charakter,  während  das  Alt- 
Bartelsdorfer  Grabfeld  neben  den  Skeletgräbern  noch  Brandgräber  aufweist,  und  deshalb  wohl 
früher  zu  datiren  ist. 

Der  Erhaltungszustand  ist  ein  sehr  verschiedener:  manche  der  Bobziner  und  Bargensdorfer 
Schädel  sind  so  wunderbar  gut  erhalten,  dass  sie  erfolgreich  an  Festigkeit  und  Härte  mit  den 
besten  maccrirten  Anatomieschädeln  ooticurriren  können,  dagegen  Hessen  sich  au  den  Gross- 
Niekörer,  dem  Muchower  und  der  Mehrzahl  der  Bartelsdorfer  Schädel  wegen  der  starken 
Verwitterung  und  Morsohheit  derselben  nur  mit  grösster  Sorgfalt  die  erforderlichen  Messungen 
vornehmen. 

Unter  den  zur  Beobachtung  gelangten  Schädeln  befinden  sich: 

33  vollständig  erhaltene  Schädel  mit  Unterkiefer  („Cranium“), 

5 „ „ „ ohne  „ („Calvarium“), 

9 Hirnschädel  mit  erhaltener  Basis („Calvaria“), 

6 „ ohne  „ („Calvaria,“), 

2 Schädel  mit  defectcr  Hirnschale, 

4 mehr  oder  weniger  grosse  Fragmente. 

Gewisse  Schwierigkeiten  machte  die  Bestimmung  des  Geschlechts.  Leider  licssen  sich  aus 
der  Bestattung  selbst  und  der  Art  der  Grabbeigaben  so  gut  wie  in  keinem  Falle  irgend  welche 
sichere  Schlüsse  in  dieser  Hinsicht  ziehen.  Auch  die  Beckenknochen  waren  in  den  meisten  Fällen 
nicht  inehr  zu  beschallen.  Die  Bestimmung  erfolgte  daher  nach  den  bekannten  Geschlechtsmerk- 
malen am  Schädel,  die  freilich  neuerdings  fast  BÜiumtlich  von  Bartels  auf  Grund  eines  grösseren 
Materials  als  unzuverlässig  hingcstellt  worden  sind1).  Besonders  berücksichtigt  wurden:  Grösse 
der  Glabella,  Vorhalten  des  Stirn-  und  Scheitelprofils,  Dünnheit  der  oberen  äusseren  Augen- 
höhlenränder, Entwickelung  der  Linea  nuchae  Superior,  der  Protuberantia  occipitalis  externa,  der 
Processus  mastoidei,  der  Muskelinsertioncn  am  Hinterhaupte,  Stärke  des  Kauapparates,  sowie 
besonders  die  Grössenverhältnisse,  da  in  der  That  bedeutende  Volumdifferenzen  zwischen  den 
Schädeln  beider  Geschlechter  evident  sind.  Auch  das  Lebensalter  der  einzelnen  Individuen  liess 
sieb  im  Allgemeinen  nur  mit  grösserer  oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  feststellen,  da  z.  B. 
Nahtverknöchernngen,  die  naturgemäss  mit  am  meisten  ausschlaggebend  sein  mussten,  sich 
mehrfach  bei  offenbar  noch  in  jugendlichem  Alter  stehenden  Individuen  nachweisen  Hessen. 

Ebenso  zeigte  das  Gebiss  sehr  häufig  grössere  AnomaUen  in  der  Absoblcifung.  Die  Schädel 
sind  deshalb  in  den  Tabellen  nur  nach  dem  ungeßhren  Lebensalter  angesetzt,  womit  allerdings 
in  den  meisten  Füllen  das  Richtige  getroffen  sein  wird.  Es  bedeutet: 

Juv.:  Jugendliches  Alter. 

Adult.:  Kräftiges  Alter  der  Erwachsenen. 

Matur.:  Reifes  Alter. 

• Sen. : Greisenalter. 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  5 

Was  die  M nasse  anbelangt,  so  sind  dieselben  im  Allgemeinen  in  Uebereinslimmung  mit 
den  Vorschlägen  der  Frankfurter  Verständigung  (F.  V.)  genommen  worden.  E»  entsprechen 
denselben  die  Maasse: 

Nr.  2:  grösste  länge  = F.  V.  Nr.  2;  Nr.  8:  gerade  Länge  = F.  V.  Nr.  1;  Nr.  4:  Inter- 
tuberallänge  = F.  V.  Nr.  3;  Nr.  5:  grösste  Breite  = F.  V.  Nr.  4;  Nr.  6:  kleinste  Stimbreito 
— F.  V.  Nr.  5;  Nr.  9:  ganze  Höhe  nach  Vircbow  = F.  V.  Nr.  6;  Nr.  11:  Ohrhöhe  = F.  V. 
Nr.  8;  Nr.  12:  Sagittalumfang  = F.  V.  Nr.  15;  Nr.  16:  Horizontalumfang  — F.  V.  Nr.  14; 
Nr.  17:  verticalcr  Querumfang  = F.  V.  Nr.  16;  Nr.  18:  Länge  der  Schädelbasis  = F.  V.  Nr.  10; 
Nr.  19:  Breite  der  Schädelbasis  = F.  V.  Nr.  10a;  Nr.  20:  Länge  des  Uinterhauptloches  = 
F.  V.  Nr.  12;  Nr.  21:  Breite  des  Uinterhauptloches  = F.  V.  Nr.  13;  Nr.  22:  Jochbreite  = 
F.  V.  Nr.  18;  Nr.  23:  Gesichtebreitc  F.  V.  Nr.  17;  Nr.  24:  Gesichtshöhe  = F.  V.  Nr.  19; 
Nr.  25:  Obcrgesichtshöhe  = F.  V.  Nr.  20;  Nr.  26:  Gesichtslänge  nach  Kollmann  = F.  V. 
Nr.  30;  Nr.  28:  Nasenhöhe  = F.  V.  Nr.  21;  Nr.  29:  grösste  Nasenbreite  = F.  V.  Nr.  22; 
Nr.  31:  grösste  Augenhöhlenbreite  = F.  V.  Nr.  23;  Nr.  32:  grösste  Augenhöhlenhöhe  = F.  V. 
Nr.  25;  Nr.  33:  Gaumenlänge  = F.  V.  Nr.  27;  Nr.  34:  Gaumenbreite  = F.  V.  Nr.  28. 

Hinzu  kommen  noch: 

Nr.  7.  Auricularbreite : Distanz  der  beiden  senkrecht  Ober  den  Gehörgängen  stehenden 
Punkte. 

Nr.  8.  Asterionbreite:  Distanz  der  Asterien,  d.  h.  der  Punkte,  an  denen  Schläfen-,  Scheitel- 
und Hinterhauptsbein  zusammenstossen. 

Nr.  10.  Ganze  Höhe  II.  nach  Virchow:  entsprechend  der  ganzen  Höhe  I.  nach  Vircbow 
(Nr.  9),  doch  vom  hinteren  Endpunkte  des  Foramen  magnum  gemessen. 

Nr.  13,  14,  15.  Stirnbogen,  Scbeitelbogen,  Uinterhauptsbogen  = Tbeilstrecken  des  Sagittal- 
bogens  im  Bereiche  der  entsprechenden  Schädelknochen. 

Nr.  27.  Distanz  zwischen  dem  vorderen  Hinterhauptsloehpnnkt  und  der  Mitte  des  unteren 
Bandes  des  Unterkiefers. 

Nr.  30.  Vom  inneren  Messpunkte  der  Orbitalbrcite  zum  entsprechenden  Punkte  der 
anderen  Seite. 

Nr.  35.  Breite  am  Unterkieferwinkel:  grösste  Ausladung  der  KicfcrwinkeL 
Nr.  36.  Breite  an  den  Condylen:  grösste  Ausladung  der  Gelenkfortaätze  des  Unter- 
kiefers. 

Nr.  37.  Kinnhöhe  am  Unterkiefer:  vom  Alveolarrand  zwischen  den  mittleren  unteren 
Schneidezähnen  zum  Kinnrande. 

Nr.  38.  Asthöhe  des  Unterkiefers:  vom  Unterkieferwinkel  zur  grössten  Höhe  des  Gelenk- 
höckers. 

Nr.  39.  Astbreitc  des  Unterkiefers:  an  der  schmälsten  Stelle  des  Astes  senkrecht  zur 
Asthöhe. 

Zum  Feststellen  der  Maasse  wurden  benutzt: 

Der  Virchow’seho  Reisecraniometer  (von  Wichmann  in  Hamburg),  Tastcrzirkel,  Reiss- 
zeugzirkel and  Bnndmaass. 

Die  Indiees  sind  genau  nach  den  Angaben  der  Frankfurter  Verständigung  ermittelt. 
Hinzu  kommt  noch  der  Längenbreitenindex  des  Foramen  magnum. 


Digitized  by  Google 


6 


R.  Asmus, 


Um  die  Beziehungen  der  unteren  Gesichtspartie  zur  oberen  zum  Ausdruck  zu  bringen, 
habe  ich  mich  statt  des  allgemein  als  unzw'cckmässig  anerkannten  Profilwinkels  der  Frank- 
furter Verständigung  in  vorliegender  Arbeit  des  neuerdings  auch  in  Deutschland  mehrfach 
angewandten  Flowers’ sehen  Gnathic-Index  bedient,  nach  der  Formel: 

x = Schädelbasislänge  X 100 
Hinlerhauptslocli -Oberkieferrand 

Der  Modulus  des  Hirnschädels  ist  nach  E.  Schmidt14)  gemäss  der  Formel 

Länge  -f-  Höhe  -f-  Breite 

3 


berechnet. 


Aus  demselben  ergiebt  sich  das  Volumen  des  Hirnsohädels  nach  der  Formel 


/n996y 

V 162397  A 


1,089. 


Die  Capacität  ist,  da  Füllung  mit  Bleischrot  wegen  der  grossen  Zerbrechlichkeit  der  meisten 
Schädel  nicht  ausführbar  war,  nach  dem  Vorschläge  Bartels’1)  festgestellt.  Als  Füllmaterial 
dienen  grüne,  getrocknete  Erbsen.  Es  handelt  sich  hierbei  zunächst  darum,  sich  im  gleich- 
m&ssig  dichten  Anfüllen  von  Schädeln  so  weit  einzuüben,  dass  mehrfache  Messungen  am  gleichen 
Object  annähernd  dasselbe  Resultat  ergeben,  d.  h.  um  nicht  mehr  als  15g  differiren.  Dann 
füllt  man  den  lianke'schen  Bronzeschädel  oder,  wie  im  vorliegenden  Falle,  einen  nach  vor- 
herigem Aufsägen  wasserdicht  gemachten  Schädel  mit  Erbsen,  stellt  den  Inhalt  durch  Wägen 
feBt  und  füllt  ihn  dann  nach  Ausleeren  der  Erbsen  mit  WuBBcr.  Aus  dem  Inhalt  an  Wasser 
in  Cubikcentimetcrn  und  aus  dem  Gewicht  der  aus  Erbsen  und  aus  dazwischen  befindlicher  Luft 
zusammengesetzten  Masse  ergiebt  sich  durch  einfache  Berechnung  diejenige  Menge  Wasser,  die 
einem  Gramm  der  entsprechenden  Erbsenfüllmasse  entspricht.  Man  erhält  so  einen  Coefficienten, 
der  je  nach  der  individuell  verschiedenen  Art  des  Einfüllens  bei  verschiedenen  Beobachtern  ver- 
schieden sein  wird,  der  aber,  wenn  alle  zu  messenden  Schädel  in  gleichmässiger  Weise  mit 
Erbsen  gefüllt  wurden,  durch  einfache  Multiplicalion  mit  dem  Gewichte  der  jedesmaligen 
Erbsonfüllung  mit  ziemlicher  Zuverlässigkeit  die  Capacität  in  Cubikcentimetern  Wasser  ergeben 
muss. 

Eine  Zusammenstellung  sämmtlicherMaasszahlen  und  Indices  giebt  Tabelle  1.  In  Tabelle  II. 
sind  die  Mittelzahlcn  mit  der  wahrscheinlichen  Abweichung,  dem  sog.  Oscillationsindcx,  auf- 
geführt. Zur  näheren  Orieutirnng  über  die  Anwendung  derselben  in  der  Crnniometrie  sei  auf 
die  einschlägige  Literatur  [Ihering  s),  Stieda1“),  neuerdings  Tür 5k  >“)]  hingewiesen.  Erwähut 
«ei  nur  kurz,  dass  für  jedes  Glied  einer  Reihe  gleichartiger  Maasse  die  Abweichung  vom  Mittel 
festgestellt  wird.  Die  Summe  dieser  Differenzen  dividirt  durch  die  Anzahl  der  Glieder  (also 
das  arithmetische  Mittel  aller  dieser  Differenzen)  ergiebt  den  Oscillationaexponenten.  Wird  der 
Oseillationsexponent  mit  0,8453  multiplicirt,  so  erhält  mau  eine  Zahl  (r),  welche  als  Oscillaüons- 
exponent  der  ganzen  Reihe  angesehen  werden  kann.  Das  Mittel  der  Reihe  -|  dem  OsciUations- 
exponenten  einerseits,  das  Mittel  — t andererseits  sind  die  beiden  Grenzen,  innerhalb  welcher 
die  Hälfte  der  Einzelfillle  der  ganzen  Reihe  liegen,  jenseits  dieser  Grenzen  kommt  auf  jede  Seite 
der  Curve  je  ein  Viertel  aller  Einzelfalle  zu  liegen  (E.  Schmidt,  Anthropologische  Methoden14). 
Ist  dieser  OBcillationsindex  ein  relativ  kleiner,  d.  h.  gruppirt  sich  die  Hälfte  aller  Glieder  der 
Reihe  in  engen  Zahlengrenzen  um  das  Mittel,  so  lässt  dies  auf  eine  grössere,  im  umgekehrten 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  7 

Kalle,  bei  grossen  Distanzen  der  Grenzwerthe,  auf  eine  geringe  Homogenität  der  Componenten 
der  Keihe  schliessen.  Bei  der  Benrtheilung  derartiger  Untersuchungen  Bind  natürlich  auch 
noch  andere  Factorcn,  so  die  Anzahl  der  Glieder,  Maximum  und  Minimum  u.  a.  zu  berück- 
sichtigen. 

ZusammenfasBende  allgemeine  Darstellung. 

Der  Modulus  des  Hirnschädels,  der  sich  im  Ganzen  an  24  männlichen  und  19  weiblichen 
Schädeln  ermitteln  Hess,  schwankt  für  die  ersteren  zwischen  147,7  und  160,7,  für  die  letzteren 
zwischen  136,15  und  150,8.  Das  Mittel  betrügt  151,7  resp.  145,0  mit  einer  wahrscheinlichen 
Abweichung  von  2,41  resp.  2,34.  Stellt  man  die  Schädel  nach  dem  Volumen  ihrer  llirnkapsel 
zusammen,  so  finden  sich  nach  E.  Schmidt’s  Abgrenzungen“): 

nannocran  microcran  flubmicrocran  mesocran  submegacran  megacran 
unter  den  Minus™  ( <"  ‘“>  <"‘«>  <~\“>  <-•»>  f> 

unter  den  Weibern  M-1^  “l>  <"'«>  >M> 

' 1 4 3 9 3 0 

in  Summa:  1 4 13  18  6 1 

Demnach  ist  der  Charakter  der  Schädel  dem  Volumen  nach  submicrocran  bis  mesocran,  bei 
den  Männern  mehr  zur  Megacranie,  bei  den  Weibern  eher  zur  Microcranie  binneigend.  Dies 
statistische  Ergebniss  stimmt  durchaus  mit  dem  dnreh  blosse  Betrachtung  gewonnenen  Eindruck 
überein.  Schon  beim  ersten  Anblick  füllt  der  Grössenunterschied  zwischen  den  oft  massigen 
Miinnerschädoln  und  den  kleinen,  feingebaulen  Frauenschädeln  in  die  Augen. 

Die  Capacitill  konnte  wegen  vielfacher  Defecte  an  Schädeldach  und  Schädelbasis,  beson- 
ders aber  wegen  der  Empfindlichkeit  des  Materials,  nur  an  22  männlichen  und  12  weiblichen 
Schädeln  festgestellt  werden.  Sie  beträgt  für  erstere  1432,  für  letztere  1261  ccm  im  Mittel,  mit 
einer  wahrscheinlichen  Abweichung  von  81,4  resp.  81,7.  Die  grössten  und  kleinsten  Werthc 
betragen  für  Männer  1670  und  1265,  für  Weiber  1093  und  1471. 

Betrachtet  man  die  verschiedenen  Umfänge,  so  ergiebt  sich: 


Mittel 

Maximam 

Minimum 

Abweichung 

1 a * 

cf  9 

cf  9 

! er  9 

Horizontalumfang  .... 

. . ||  551» 

527 

497 

483 

’ 522,6 

502,5 

9,14 

6,70 

Sagittalumfang 

. .|  898 

378 

350 

336 

370,3 

301,8 

9,81 

8,07 

Verticaler  Querumfang  . . 

. . 330 

817 

296 

288 

315)1 

297,1 

7.31 

5,48 

Die  drei  Umfänge  verhalten  sich  bei  Männern  wie  bei  Weibern  = 100  : 72  : 60  (resp.  59). 
Vom  Gesammtmittel  des  Sagittalumfanges  entfallen  bei  beiden  Geschlechtern  34,7  Proc.  auf  den 
Stirnbogen,  33,6  Proc.  auf  den  Scheitelbogen  nnd  31,7  Proc.  auf  den  Hinterhauptsbogen.  Die 
grösste  Länge  ist  wenigstens  bei  den  Männern  (26)  eine  beträchtliche.  Sie  schwankt  bei  den- 
selben zwischen  176  und  196  mm  (Mittel  183,1,  wahrscheinliche  Abweichung  3,58),  bei  den 
Weibern  (23)  zwischen  169  nnd  184  mm  (Mittel  173,9,  wahrscheinliche  Abweichung  3,67).  Ueber 
190  mm  messen  vier  männliche  Schädel. 


Digitized  by  Google 


8 


R.  Asmus, 


Die  Breite  männlicher  Schädel  (26)  beträgt  im  Maximum  149  mm,  im  Minimum  135  mm, 
die  der  weiblichen  (22)  148mm  im  Maximum,  129mm  im  Minimum;  das  Mittel  iat  140,6  reap. 
133,6  mm,  mit  einer  wahrscheinlichen  Abweichung  von  3,25  reap.  3,27.  Schwankende  Zahlen 
ergiebt  auch  die  Schkdelhöhe.  Die  24  männlichen  Schädel  sind  zwischen  142  und  120  mm  hoch, 
das  Mittel  iat  133,1,  mit  einer  wahrscheinlichen  Abweichung  von  4,53;  die  Höhenmaassc  von 
20  weiblichen  liegen  zwischen  117  und  137,5,  Mittelwert!)  125,3,  wahrscheinliche  Ab- 
weichung 4,57. 

Stellt  man  die  Schädel  nach  ihren  Hauptindices  zusammen,  so  ergiebt  sich  Folgendes: 
Der  Mittelwerth  der  Längonbrcitenindices  beträgt  für  26  Männerschädel  76,6,  für  22  Weiber- 
schädel 76,9  (wahrscheinliche  Abweichung  2,24  reap.  2,27).  Im  Kinzolnen  vertheilen  sich  die 
Indices  folgendermaassen : 


70.0  — 70,9  1 

71.0  — 71,9 1 

72.0  — 72,9  5 14*)  Itolichooephalc  = 29  l'roc. 

78.0  — 78,9  2 

740  — 74,9 5 

75.0  — 75,9  7 

76.0  — 76,9  6 

77.0  — 77,9  5 25  Mesoeephate  = 52,1  Pro«. 

78.0  — 78,9  4 

79.0  — 79,9  3 

80.0  — 80,9  2 1 

81.0  — 81,9 5 

82.0  — 82,9  0 9 llrachvcephale  = 18,7  Pro«. 

83.0  — 88,9  1 

84.0  — 84,9  1 


Demnach  sind  über  die  Hälfte  der  Schädel  (25  von  48)  mesocephal,  von  welchen  wiederum 
der  grössere  Theil  (13)  an  der  unteren  Grenze  der  Mesocephalie  (zwischen  75,0  und  76,9)  stebt. 
Die  andere  Hälfte  ist  zum  grösseren  Theil  dolichocephal,  zum  kleineren  brachycephal , und 
zwar  an  der  unteren  Grenze  der  Brnehycephalie  stehend.  Die  weiblichen  Schädel  sind  durch- 
schnittlich. etwas  breiter  als  die  männlichen.  Man  kann  also  den  Typus  als  mesocephal  mit 
ausgesprochener  Neigung  zur  Dolichocephalie  bezeichnen. 

Hinsichtlich  des  Längenhöhenindex  zeigen  die  Schädel  im  Allgemeinen  mittlere  Verhält- 
nisse. Von  44  Beobachtungen  befinden  sich  zwischen: 


66.0  - 66,9  1 

67.0  — 67,9  1 

68.0- 68,9  2 

69.0  — 69,9  8 

70.0  — 70,9  8 

71.0- 71,9 8 

72.0  - 72,9  8 

73.0- 73,9  7 

74.0  — 74,9  3 

75.0  - 750 3 

76.0- 76,9  1 

77.0  — 77,9  1 

78.0  — 78,9  1 

79.0  — 790 2 


7 Chamücephale  = 15,91  Proc. 


29  Orthoccphule  ae  65,9  l’roc. 


8 Ilypaicepbale  — 18,18  l’roc. 


*)  Rechnet  man  strenge  nach  dem  Schema  der  Frankfurter  Verständigung  (Dolichocephalie  bis  75,0,  so 
ergehen  sich  15  Dolichocephale  und  24  Meeocephale. 


Digitized  by  Google 


Di«  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  9 

Also  mehr  als  drei  Fünftel  aller  Schädel  sind  ortbocophal,  Aber  die  Hälfte  aller  Indices 
liegt  zwischen  71  und  73,9;  die  anderen  zwei  Fünftel  vertheilen  sich  gleichtnässig  auf  Chamä- 
cephalie  und  Hypsicephaüe.  Dementaprechend  beträgt  auch  das  Mittel  für  Männer  72,7,  für 
Weiber  72,4  mit  einer  wahrscheinlichen  Abweichung  von  2,09  resp.  1,62.  Der  Weibcrschädel 
ist  also  um  Weniges  niedriger  als  der  der  Männer. 

Nach  dem  Höhenbreitenindex  ergiebt  sich  eine  Zahlenbrcitc  von  82,4  bis  108,7,  die  sich, 
wie  folgt,  vertheilt: 


82.0  — 84,9  1 

86.0  — 86,9  2 

86.0  — 86,9  1 

87/) — 87,9 1 11  niedrige  Schädel  — 26/18  Proc. 

88.0  — 88/1  1 

89.0  — 89,9  1 

90.0  — 90,9  1 • 

91.0—  91,9 2 

92.0  — 92,9  3 

93/)—  93,9  ........  4 

94.0  — 94,9  3 . 24  mittelhohc  Schädel  = 55,80  Proc. 

95/)—  95,9  5 

96.0  — 96,9  2 

97.0—  97,9  ........  7 ' 

98.0  — 98,9  8 

99.0  — 99,9  0 

100,0—  100,9  1 8 hohe  Schädel  = 16,02  Proo. 

101/)  — 101,9 2 

102/)— 108,9  2 


d.  h.  etwas  mehr  als  die  Hälfte  der  Schädel  sind  dem  Breitenhöhenrerhältniss  nach  mittelhoch. 
Der  Rest  ist  zum  grösseren  Theile  flach,  zum  kleineren  hoch.  Das  Mittel  für  24  Männerschädel 
ist  95,0,  für  19  Weiberschädel  94,3.  Höher  als  breit  sind  nur  5 Schädel  oder  11,6  Proc,  unter 
90  liegt  der  Index  von  10  Schädeln  oder  23,2  Proc.  Fasst  man  nlso  diese  Verhältnisse  zusammen, 
so  ist  der  Gesammtcharakter  der  vorliegenden  Schädel  als  ein  orthomesocephaler  mit  mittleren 
Breiteuhöhenrerhältnissen  und  überwiegender  Neigung  zur  Dolichocephalic  zu  bezeichnen. 

In  der  Normt  frontalis  erscheint  das  Gesicht  im  Verhältnis  zum  Ilirnscbädet  verhält, 
nissmässig  gross.  Die  Ursache  hierfür  ist  die  zwar  breite  (der  Index  frontalis  Broca’s  beträgt 
69,4  resp.  69,2),  aber  niedrige,  meist  steil  gestellte  Stirn,  die  im  Niveau  der  Stirnhöcker  mit 
rascher  kräftiger  Umbiegung  vor  Allem  bei  den  Weibern  in  die  flach  gewölbte  Scbcitelcurve 
übergebt.  Die  obere  Stirnpartie  in  der  Stirnhöckergegend  weist  gewöhnlich  eine  noch  bedeutend 
grössere  Breite  auf,  als  die  untere.  Neben  den  Schläfenlinien  und  den  Stimjochbeinfortsätzen 
ist  meist  nur  ein  schmales  Stückchen  des  Hirnschädels  sichtbar.  Die  Rundung  des  Schädel- 
daches ist  in  der  Frontalansicht  meist  eine  kräftige,  bisweilen  annähernd  dachförmige, 
mit  leicht  abgeflachten  Seitenconturen.  Die  Grundform  des  Gesichts  ist  dem  Gcsammt- 
eindrucke  nach  eher  lang  und  schmal,  als  niedrig  und  breit  zu  nennen,  wenn  auch  ausgesprochen 
breite  Gesichter  nicht  selten  sind.  Sie  ist  bei  den  Weibern  gewöhnlich  lang-oval,  bei  den 
Männern  in  Folge  der  starken  Aasladung  der  üntcrkieferwinkel,  99,0  für  cf,  92,7  für  $,  oft 
viereckig  abgerundet.  Die  Wangenbeine  sind  im  Allgemeinen  an  den  Seiten  nnr  selten  stärker 
bervorstebend , wodurch  das  Gesiebt  dann  mehr  sechseckige  Form  annimmt.  Bei  männlichen 

Archiv  für  Aftüiropoktgfft-  Bd.  XXVII.  2 


Digitized  by  Google 


10 


R.  Asmus, 


Schädeln  Oberwiegt  gewöhnlich  di«  mittlere  Gesichtspartie  mit  dem  kräftig  modellirten  Ober- 
kiefer, zuweilen,  bei  sehr  stark  nusgebildetem  Unterkiefer,  auch  die  untere,  an  den  Weiber- 
schädeln  dagegen  fast  immer  die  Orbitalregion.  Die  Jochbreite  ist,  da  die  Jochbogen  an  ihrem 
Ursprünge  sehr  abstehen,  nicht  unbeträchtlich,  sie  beträgt  im  Mittel  133,2  für  Männer  und  127,1 
für  Weiber;  in  etwas  auffallendem  Verhältnis»  steht  hierzu  die  ziemlich  kleine  Gesichtsbreite 
nach  Virchow  (zwischen  den  untersten  Punkten  der  beiden  Zygoinaxillaroähte  gemesseu)  mit 
einer  Durchschnittszahl  für  21  Männer  von  92J3,  für  14  Weiber  von  86,5.  Beide  llreitenmaasse 
verhalten  sich  zu  einander  nach  ihrem  Gesammtmittel  wie  100  : 70.  Gesichtshöhe  und  Obcr- 
gesichtshöhe  betragen  für  18  (23)  Männer  und  14  (16)  Frauen  im  Durchschnitt  114,2  resp.  106,0 
und  65,9  resp.  61,3. 

Ordnet  man  die  Schädel  zunächst  nach  dem  Gesichts-  und  Obergesichtsindex  nach  Koll- 
mann,  soweit  sich  diese  ermitteln  lassen,  so  erhält  man  folgende  Reihen: 

GeaichUindex 

00  — 84,9  11 

86  — 89,9  5 

90  — 94,9  5 

96  — 98,9 4 

also:  chamäproBop 16 

leptoprosop  ....  9 


Mittel 87,7  resp.  88,5 

wakrscheinl.  Abw.  . 3,17  „ 4,94 

Nach  dem  Vorschläge  Weisscnberg’s*’),  der  für  den  Kollmann’schen  Gesichts-  und 
Obergesichtsindex  eine  Untcrabthcilung  der  Mesoprosopie  (85  bi*  90  resp.  60,1  bis  55)  aufstcllt, 
würde  sich  von  den  16  Chamäprosopen  noch  eine  Gruppe  von  5 Mesoprosopen  abzweigen 
lassen.  Von  den  Obergesichtem  wären  dann  ebenfalls  11  chamäprosop,  13  wären  mesoprosop 
und  nur  4 leptoprosop.  Im  Gegensatz  hierzu  ergiebt  eine  Zusammenstellung  nach  dem  Gesichts- 
und Obcrgcsichtsindex  Virchow’ b als  Mittel  für  17  (21)  Männerschädel  bedeutendere  Zahlen- 
werthe:  122,4  und  70,9,  Maximum  und  Minimum  betragen  127,7  und  109  für  den  Gesichts-, 
sowie  78,5  und  60,6  für  den  Obergesichtsiudex.  Das  Mittel  beider  Indices  für  die  Weiber  ist 
122,6  und  70,4  mit  einer  Zahlenbreit«  von  107,4  bi*  138  und  von  62,5  bis  79.  lliernach  wäre 
also  sowohl  Gesicht,  wie  Obergesicht  ausgesprochen  leptoprosop,  während  nach  dem  Virchow - 
sehen  Gesichts-  und  Obergesichtsindex,  wie  aus  Obigem  hervorgeht,  die  Schädel  als  an  der 
Grenze  zwischen  Lcptoprosopie  und  Charaäprosopie  stehend  zu  bezeichnen  sind.  Die  Breite 
der  Nasenwurzel  ist  nicht  beträchtlich,  sie  schwankt  für  25  Männer  zwischen  19  und  26,  für 
21  Weiber  zwischen  16  und  25.  Die  Mittolzahlen  sind  22,5  und  20,1,  die  wahrscheinliche  Ab- 
weichung beträgt  1,25  resp.  1,30.  Die  Augenhöhlen  sind  gross  und  ziemlich  lief,  bei  den 
Männern  meiBt  von  annähernd  rechteckiger  Form  mit  stark  abgerundeten  Winkeln  und  leicht 
gewölbten  Seiten,  bei  den  Weibern  mehr  viereckig -abgerundet  bis  rundlich.  Bei  letzteren 
erscheint  der  äussere  untere  Augonhöhlenwinkel  nach  unten  ausgeweitet-  Der  obere  und  untere 
Rand  springen  bei  beiden  Ge»chlecht«ra  nach  dem  Centrum  der  Orbitalebene  zu  ziemlich  stark 
vor,  der  erster«  ist  bei  den  Männern  oft  wulstig  uud  stumpfkantig,  bei  den  Weibern  besonders 
am  äusseren  Theile  fast  regelmässig  sehr  dünn,  ja  bisweilen  fast  schneidend  scharfkantig  zu 
nennen. 


VW»  ue.icmcuov* 

44  — 46,9  4 

47  — 49,9  7 

60  — 52,9  9 

53  — 65,9  6 

56  — 57,9 . . . 2 

also:  chamäprosop  . 11 

leptoprosop 17 

Mittel  60,4  resp.  51,4 

wakrschemL  Abw.  . 2,0  „ 3,26 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  alt  wendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  11 

Der  Orbitalindex  betrügt  bei  22  Männerschädeln  im  Mittel  85,5  mit  einer  wahrschein- 
lichen Abweichung  von  2,79,  der  der  Weiber  ist  wesentlich  grösser:  aus  16  Beobachtungen 
ergab  sich  als  Mittelwerth  88,41  (wahrscheinliche  Abweichung  2,69). 

Im  Einzelnen  vertheilen  sich  die  Indices  folgendermaassen : 


80  — 90,9  2 

81—81,9 1 

82  — 82,9  2 15  mesoconche  (12  cf,  3 ?)  = 38,59  Proc. 

83  — 83,9  7 

84  — 84,9  3 

85  — 88,9  4 

86  — 86,9  2 

87  — 87,9  2 

88  — 88,9  4 

89  — 89,9  8 

90  — 90,9  2 24  Hypsiconchs  (12  ?,  12 cf)  = 61,5  Proc. 

91  — 91,9 0 

92  — 92,9  3 

93  — 93,9  0 

94  — 94,9  8 

95  — 95,9  1 


Demnach  sind  also  über  drei  Fünftel  aller  Fülle  hypsioonch,  der  ltest  mesoconcb,  während 
die  Chamäconchie  überhaupt  nicht  vertreten  ist. 

Die  Käse  ist  von  ziemlicher  Höhe.  Das  Mittel  der  Nasenböhe  beträgt  für  25  Männcr- 
schädel  51,0,  für  15  Weiberschädel  47,3  (wahrscheinliche  Abweichung  2,34  resp.  2,39).  Die 
Nasenöffhung  ist  hoch,  mässig  breit  und  zeigt  im  Allgemeinen  stark  geschweifte,  seitlich«  Ränder, 
die  Basis  der  Nasenöffhung  zeigt  stark  gerundete  Winkel  und  in  der  Mitte,  in  Folge  des  kräftig 
entwickelten  Nasenstachelansatzes  eine  mehr  oder  weniger  deutliche  Einkerbung.  Die  mittlere 
Breite  beträgt  bei  23  Männern  24,7,  bei  15  Weiberschädeln  22,9  (wahrscheinliche  Abweichung  1,62 
resp.  1,01).  Dem  Nasenindex  nach  geordnet  ergiebt  sich  aus  38  Beobachtungen  folgende 
Zahlenreihe: 


40.0  - 40,9 

41.0  — 41,9 

42.0  — 42,9 

43.0  — 43,9 

44.0  — 44,9 

45.0  — 45,9 

46.0  — 46,9 

47.0  — 47,9 

48.0  — 48,9 

49.0  — 49,9 

50.0  — 60,9 

51.0  — 51,9 

52.0  - 52,9 

53.0  — 63,9 

54.0  — 54,9 

55.0  — 55,9 


1 

1 

2 

5 
1 
1 
0 

6 
2 
3 
7 

3 
1 

4 
2 
1 


9 heptorrhinc. 


12  Mesorrhine. 


11  Platyrrhine. 


Der  mittlere  Nasenindex  ist  für  23  Männer  48,8,  für  15  Weiber  48,7  (wahrscheinliche 
Abweichung  3,04  resp,  1,89).  Rechnet  man  strenge  nach  dem  Schema  der  Frankfurter  Ver- 
ständigung, nach  welcher  die  Leptorrhinie  nicht  bis  46,9,  sondern  bis  47,0,  und  die  Mesorrhinie 

2* 


Digitized  by  Google 


12 


R.  Asm  us, 


nioht  bi#  50,9,  sondern  bis  51,0  reicht,  so  ergeben  »ich  11  Leptorrhine , 16  Mesorrhine  «nd 
9 Platyrrhine.  Nach  Broca  (Leptorrhinie  bi»  47,9,  Meeorrhinic  bis  52,9)  stiege  die  Zahl  der 
Leptorrhinon  sogar  auf  15  gegen  16  Mesorrhine  und  nur  7 Platyrrhine.  Im  Allgemeinen  weist 
also  der  Nasalindcx  mesorrhinen  Charakter  auf,  freilich  mit  sehr  grossen  Schwankungen  nach 
beiden  Extremen  hin:  er  ist  von  allen  Schädelindices  derjenige,  welcher  am  deutlichsten 

stärkere  Kassenvermischung  der  altslavischen  Bevölkerung  Mecklenburgs  r.u  erkennen  giebt, 

Norma  temporalis.  ln  der  Seitenansicht  erscheint  die  Mehrzahl  der  Schädel  lang- 
gestreckt und  verhältnisamässig  flach,  besonders  in  Hinsicht  auf  den  vorderen  Theil.  Im  Ver- 
gleich zum  Hirnschädel  ist  das  Gesicht  bei  den  Männern  von  mässigon  Grössenverhältnissen,  bei 
den  Weibern  ausgesprochen  klein,  besonders  bei  den  Langschädeln.  Bei  den  Männern  Qber- 
wiegt  auch  in  dieser  Hinsicht  von  den  Gesichtsregionen  die  den  Kanapparat  bildende  mittlere 
tind  untere  Partie.  In  ihrer  Gesammtheit  ist  die  Stellung  des  Gcsichtsschädels  zum  Hirnsehädel 
meist  eine  steile,  gleichsam  einwärts  gedrückte,  doch  zeigt  der  Oberkiefer  in  den  meisten  Fällen 
eine  stark  prognathe  Stellung  des  Alveolarfortsatzes,  an  welcher  auch  die  Schneide-  und  Kck- 
zähne  stark  betheiligt  sind,  ln  ausgeprägten  Fällen  tritt  der  Alveolarfortsatz  oft  schnauzenartig 
hervor.  Die  Zähne  bilden  in  ihrer  Richtung  dann  die  Fortsetzung  der  Profllrichtnng  des 
Alveolarfortsatzcs.  An  den  Schädeln  älterer  Individuen  kommt  diese  Alveolarprognathie  wegen 
der  mehr  oder  weniger  starken  Resorption  der  Alveolen  weniger  zur  Geltung.  Der  Verlauf  der 
Zahnbogenlinie  ist  fast  regelmässig  nach  unten  leicht  convex. 


Bringt  man  diese  Prognathie  durch  den  Flo  wer’ sehen  Gnathicindcx 

zum  Ausdruck,  so  ergiebt  sich  für  21  Männer  ein  Mittelwerth  von  88,8,  für  12  Weiber  ein 
solcher  von  89,0.  Die  Zahlengrenzen  liegen  für  erstcre  zwischen  80,8  und  96,9,  für  letztere 
zwischen  84,7  und  94,4.  Die  wahrscheinliche  Abweichung  beträgt  2,45  resp.  2,02,  für  beide 
Geschlechter  zusammen  1,78.  Hiernach  wären  also  die  Weiberschädel  etwa»  mehr  prognath, 
was  auch  die  einfache  Betrachtung  der  Schädel  schon  vermuthen  lässt.  Im  Einzelnen  vertheilen 
sich  die  Indices,  wie  folgt: 


80.0  — 83,9  2 

84#  — 84,9 1 

86.0  — 85,9  1 

86.0  — 86# 5 

87.0  - 87,9  6 

88.0  — 88,9  2 

89.0  — 89,9  3 


90.0  — 90,9  4 

91.0  — 91,9 3 

92.0  — 92,9  8 

93.0  — 93,9  1 

94.0  — 94,9  1 

95.0  — 95,9  2 

96.0  — 96,9  1 


Demnach  liegen  also  mehr  als  drei  Viertel  aller  Fälle  zwischen  86,0  nnd  92,‘J. 

Die  Naseninsertion  erfolgt  meist  nnter  ziemlich  stumpfem  Winkel;  besonder»  bei  den 
Weibern,  bei  denen  die  Nasenprotillinie  oft  ganz  allmälig  in  die  der  gleichmässig  flachgewölbten, 
lang  emporsteigenden  Glabella  übergebt  Bei  den  Männern  wird  dieser  Eindruck  etwas  ab- 
geschwächt durch  die  wulstig  prominirende,  bisweilen  fast  überhängende  Glabella,  die  jedoob 
schnell  in  das  Stirnprofil  übergeht.  Bisweilen  zeigt  sich  jedoch  an  den  Männerschädeln  auch 
eine  mehr  scharfwinklige  Einsattelung  der  Nasenwurzel.  Das  Stirnprofil  der  Weiber  steigt  steil 
in  die  Höhe  und  ist  oft  sogar  etwas  nach  vorn  ausgebaucht,  im  Niveau  der  Stirnhöcker  biegt 
es  mit  kräftiger  Rundung  in  die  flache  Schcitellinie  um.  An  den  Männerschädeln  ist  die  Stirn 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  13 

mehr  zurückgeneigt  und  geht  mit  glcichraässig  starker  Wölbung  in  die  mehr  als  bei  den  Weibern 
gerundete  Scheitelcnrve  Ober.  Hinter  den  Scheitelhöckern  fällt  bei  beiden  Geschlechtern  die 
Profillinie  des  Schädeldaches  mit  beträchtlicher  Abplattung  zum  Ilinterhaupte  ab,  bei  den 
Weibern  allerdings  noch  in  stärkerem  Maasse.  Das  letztere  scheint  in  Folge  dessen  verlängert, 
welcher  Eindruck  durch  den  stark  vorspringenden,  oft  kapselartig  abgesetzten,  kräftig  gerundeten 
oberen  Tbeil  des  Hinterhauptbeines  noch  verstärkt  wird.  Der  untere  Theil  desselben  verläuft 
mit  gleichmässigcr  Wölbung  nach  unten  und  vorn  zum  Foramcn  magnum. 

Norma  verticaüs.  In  der  Scheitelansicht  ist  die  Grundform  der  Schädelkapscl  an- 
nähernd eine  lang-eiförmige  mit  breit  abgestutztem  vorderen  und  mehr  oder  weniger  aus- 
gezogenem hinteren  Pol.  Die  grösste  Breite  dieses  Ovals  liegt  stark  nach  hinten  verschoben, 
(läufig  in  der  Gegend  der  Scheitolhöcker.  Letztere  liegen  meist  niedrig  und  sind  oft  stark  vor- 
gewölbt, wodurch  im  Verein  mit  der  flachen  Stirnprofillinie,  den  bisweilen  stärker  vorspringenden 
Stirnjochbeinfortsätzen  und  dem  ausgezogenen  Hinterhaupte  eine  mehr  lang- fünfeckige  Form  ent- 
stehen kann.  Bei  einzelnen  Männerscbädeln  werden  die  stark  gewulsteten  Augenbrauenbögen 
an  der  Stirncontur  als  ziegenbornartig  nach  den  Seiten  ausgeschweifte  Vorwölbungen  siohtbar. 
In  Folge  des  erwähnten  Zurückliegens  des  Gesichtsschädels  werden  bei  richtiger  Oriontirung 
so  gut  wie  alle  Theile  desselben  durch  die  Contnren  des  Hirnscbädels  verdeckt,  abgesehen  etwa 
von  den  vordersten  Punkten  der  Nasenbeine.  Die  häufig  stark  angelegten  Jochbögen  werden 
im  Allgemeinen  nicht  oder  nur  in  geringem  Maasse  sichtbar. 

Norma  occipitalia.  Die  HinterhanptsanBicht  zeigt  meist  eine  annähernd  fünfeckige, 
mehr  breite  als  hohe,  an  den  Ecken  stark  abgerundete  Form.  Die  beiden  oberen,  den  Scheitel- 
beinen angeliörenden  Seiten  sind  gewöhnlich  ziemlich  abgeflacht  und  stossen  unter  sehr  stumpfem, 
bisweilen  kaum  sichtbarem  Winkel  zusammen.  Seltener  findet  sich  eine  etwas  mehr  winklig 
ausgebildete  Form  der  Spitze  dieses  Fünfecks.  An  den  Seheitelhöckern,  die  besonders  bei  den 
Männern,  und  hier  wiederum  bei  den  ßreitköpfen,  gut  entwickelt  sind,  biegen  sie  mit  voller 
kräftiger  Wölbung  in  die  bald  mehr,  bald  weniger  abgeflachten,  nach  unten  za  leicht  oon- 
vergenten  Seitenconturen  um.  Die  Basis  des  Filofecks  ist  im  Verhältniss  zu  den  anderen  Seiten 
gewöhnlich  breit,  sie  ist  stärker  als  diese  gewölbt  und  zeigt  in  der  Mitte  meist  eine  mehr  oder 
weniger  tiefe  Einkerbung.  An  den  Weiberschädeln  nähert  sich  die  Hinterliauptsansicht  in  Folge 
der  weniger  vorspringenden  Winkel  mehr  rundlichen  Formen. 

Norma  b s h a 1 i s.  Dieselbe  bietet  im  Allgemeinen  keine  grösseren  Besonderheiten.  Der 
UmriBs  des  unteren  Hintcrhauptschuppentheilcs  ist  breit  - parabelformig  mit  stark  abgeflachtem 
Pol.  Das  Ilinterhauptsloch  hat  meist  abgerundet -rhomboido  bis  lang-ovale  Form  und  ist  nur 
in  wenigen  Fällen  rnndlioh.  Der  mittlere  Werth  des  Foramenindex  ist  für  21  Männer  86,5,  für 
16  Weiber  etwas  geringer:  84,6.  Zwei  Drittel  aller  Indioes  liegen  zwischen  80,0  und  88,0. 
Höchster  und  geringster  Werth  sind  73,0  und  05,5.  Die  Jochbogen  treten  in  dieser  Ansicht 
seitlich  von  den  Unterkicforwinkelii  als  an  ihren  Ursprung  stark  abstehende,  dann  aber  nach 
kräftiger  Umbiegung  nach  vorn  ziemlich  stark  convcrgent  verlaufende,  flach  gewölbte  Leisten 
auf.  Die  Processus  zygomatici  des  Oberkiefers  treten  ziemlich  weit  aus  dem  vorderen  Gesichts- 


Digitized  by  Google 


14 


R.  Asmus, 


theile  heraus  und  gehen  mit  scharfer  Umbiegung  nach  hinten  in  die  Jochbeine  Ober.  Der 
Gaumen  ial  meist  kur*,  platt  und  sehr  breit  (durchsehn ittlieh  41,1  resp.  37,6  mm)  und  von 
breit-parabolischer  bis  halb-ellipsenförmiger  Gestalt 
Dem  Index  nach  entfallen  auf: 


78  — 78,9  1 | 1 Leptostaphyliner. 

79  — 79,9  0 

80  — 80,9  0 

81  81,9  0 4 MesostaphyHne. 

82  — 82J1 0 

83—  83,9  3 

84  — 84,9  1 

85  — 85,9  2 

86  — 80,9  2 

87  — 87,9  2 

88  — 88,9  0 

89  — 89,9  3 

90  — 90,9  7 

91  — 91,9 2 

92  — 92  9 8 33  HjP^hiphylm«. 

93  — ^93,9 3 

94  — *94,9  1 

95  — 95,9  2 

96  — 96,9  ..  . 1 

97  - 97,9  1 

98—100,9  1 


Demnach  ist  die  überwiegende  Mehrzahl  hypsistaphylin.  Zwei  Drittel  aller  Fälle  liegen  allein 
zwischen  89,0  und  97,9.  Auch  die  4 Mesoslaphylinen  stehen  an  der  oberen  Grenze  der  Meso- 
slaphvlinie.  Das  Mittel  für  23  Männer  und  15  Weiber  beträgt  90,6  bis  90,7  mit  einer  wahr- 
scheinlichen Abweichung  von  2,92  resp,  2,82.  Ich  halte  diese  Hypaistaphylinie  für  eine  der 
constantesten  Eigentümlichkeiten  an  den  vorliegenden  Schädeln. 


Specielle  descriptive  Merkmale  der  einzelnen  Schädeltheile. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  speciellen  descriptircn  Merkmalen  der  einzelnen  Schädeltheile, 
und  zwar  zunächst  zu  denen  des  Hirnschädcls,  so  bietet  vor  Allem  die  Stirnregiou  bemerken»- 
werthe  Erscheinungen.  Die  auffallendste  ist  das  nnverhältnissmässig  häufige  Vorkommen  einer 
Sutura  frontal  is  persistens,  die  in  fast  allen  vorliegenden  Fällen  in  ganzer  Ausdehnung  vorhanden 
ist  Nach  Welker11)  fanden  sich  unter  987  Anatomieachädeln  aus  Halle  und  Giessen 
105  Kreuzköpfe,  d.  h.  in  10,6  Proc.  der  Fälle-  Ranke11)  fand  unter  2535  Schädeln  der  alt- 
bayerischen  Landbevölkerung  190  vollkommene  Stirnnähte,  d.  h.  in  7,5  Proc.  Popow11)  stellte 
unter  216  Schädeln  der  Charkower  Sammlung  Exemplare  mit  Stirnnaht  in  8 Proc.,  Gruber11) 
unter  1093  Petersburger  Slavenschädeln  in  6,4  Proc.,  Witt*1)  unter  100  Esthenschädeln  in 
12  Proc.  der  Fälle  fest  Nach  Matiegka*)  finden  sich  unter  den  Böhmen  Kreuzköpfe  in 
8,2  Proc.;  vergleicht  man  mit  diesen  ziemlich  gleichmässigen  Resultaten  das  Ergebniss  aus  vor- 
liegenden Sohädeln,  so  ergiebt  sieh  ein  überraschend  hoher  l’roccntsatz:  von  55  Schädeln  und 
Schädelresten,  an  denen  das  Stirnbein  hinreichend  erhalten  war,  zeigten  10  eine  vorzüglich  ans- 
geprägte Slimnabt,  d.  h.  also  18,2  Proc.  Bemerkt  sei  noch,  dass  schon  Merkel  '*)  auf  das 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  15 

häufige  Vorkommen  einer  Sutura  fronlalis  persistens  unter  den  mecklenburgischen  Schädeln  der 
Sammlung  des  Rostocker  anatomischen  Instituts  hinweist  und  die  Vermuthung  ausspricht,  dass 
es  sich  hierbei  um  Stammeseigenthumlichkeiten  handeln  dürfte.  Wenn  nun  auch  die  Zahl  der 
vorliegenden  Schädel  bei  Weitem  nicht  ausreicht,  um  maassgebende  statistische  Schlüsse  von 
auch  nur  annähernder  Zuverlässigkeit  ziehen  zu  können,  so  scheint  mir  doch  der  genannte  Be- 
fund eine  gewisse  Beachtung  als  Kassencharakteristikum  zu  verdienen. 

Koste  der  Stirunaht  oberhalb  der  Stirnnasennaht  finden  sich  unter  55  Beobachtungen 
31  Hai,  also  in  56,4  Proc.,  in  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  sind  dieselben  doppelt  vorhanden. 


Von  100  Schädeln  haben  also: 

vollkommene  Stirnnaht  ♦ . 16,2 

Reste  der  Stirnnaht 56,4 

keine  Reste  der  Stirnnaht 25,4 


100,0 

Die  Stirnbein  schuppe  ist  breit,  niedrig,  nur  selten  mittlere  Höhe  erreichend,  bei  den  Weibern 
steil  gestellt,  biaweilen  überhängend,  bei  den  Männern  etwas  mehr  zurückgelegt,  doch  niemals 
fliehend. 

Die  SlirnnahUschädel  zeichnen  ausnahmslos  sich  durch  besonders  grosse  Stirnbreite  aus. 


Die  kleinste  Stirn  breite  beträgt: 

bei  Männern  mit  Stirnnaht  (5) 100  im  Mittel 

9 , ohne  s 97  „ „ 

B Weibern  mit  „ (4)  96  „ „ 

9 B ohne  » 91  . „ 


Das  Stirnbein  ist  im  unteren  Theile  meist  flach  oder  nur  wenig  gewölbt;  höher  hinauf,  in  der 
Gegend  der  Stirnhöcker  zeigen  jedoch  alle  Schädel,  besonders  die  der  Weiber,  eine  kräftige 
Rundung,  sowohl  in  der  liorizontalebene,  wie  in  der  Sagittalebene.  Bei  den  Weibern  sind  die 
Stirnhöcker  fast  ausnahmslos  gut  entwickelt,  die  bei  den  Männern  in  Folge  der  mehr  gleich- 
massigen  Rundung  der  vorderen  Schädelliälfte  nicht  in  dem  Maasse  bervortreten.  Bemerkens- 
werth ist  das  Vorkommen  eines  leicht  erhabenen  sagittalen  Wulstes,  der  meist  etwa  in  der 
Mitte  der  Stirn  beginnt  und  sich  gewöhnlich  bis  in  die  Bregmagegend,  seltener  darüber  hinaus, 
in  der  Richtung  der  Coronalnaht,  fortsetzt.  Er  scheint  im  Allgemeinen  bei  Männern  etwa» 
häufiger  vorzukommen  als  bei  Weibern,  unter  50  Beobachtungen  habe  ich  ihn  28  Mal  mehr 
oder  minder  deutlich  ausgebildet  nachweiae»  können,  d.  h.  in  56  Proc.  Rechnet  man  die 
Schädel  mit  Stirnnaht,  mit  welcher  zusammen  ich  ihn  nicht  beobachtet  habe,  hiervon  ab,  so 
ergiebt  Bich  sogar  ein  Verhältnis«  von  70 Proc.  Eine  ähnliche  Bildung  findet  sich  nach  Witt*5) 
an  den  Esthen  Schädeln  ebenfalls  sehr  häufig. 

In  der  Scheitelgegend  interessirt  besonders  das  häufige  Vorkommen  einer  mehr  oder 
weniger  deutlichen,  queren,  flach  eingesattelten  Einsenkung  in  der  Bregmagegend,  dort  wo 
Pfeilnaht  und  Coronalnaht  Zusammentreffen.  Dieselbe  liegt  in  den  bei  Weitem  meisten  Fällen 
hinter  dem  Bregrna  und  nur  in  vier  oder  fünf  Fällen  vor  diesem.  In  manchen  Fällen  erscheint 
hierdurch  die  Stirnpartie  merkbar  gegen  den  hinteren  Theil  des  Hirnschädels  abgesetzt,  be- 
sonders wenn  mit  dieser  Einsenkung  eine  grössere  Abflachung  der  Scheitelcurve  verbunden 


Digitized  by  Google 


16 


R.  Asinus, 


int,  wodurch  zusammen  dann  der  Schädel  den  Eindruck  grosser  Niedrigkeit  macht.  Diese  Ein- 
sattelung findet  sich  in  verschieden  starkem  Maasse  unter  51  Beobachtungen  31  Mal,  also  in 
circa  60  Proc.  Leicht  schildförmige  Erhebung  der  Bregmagegend  ist  nur  in  gauz  wenigen 
Fällen  vorhanden.  Die  Coronalnaht  ist  in  ihrem  mittleren  Drittel  meist  sehr  zahnreich,  feiu- 
zithnig  und  sehr  oft  labyrinthisch  verschlungen;  erstes  nnd  vor  Allem  letztes  Drittel  sind  dagegen 
sehr  zahnarm  und  kleinzähnig.  Ein  etwa  groschengrosser  Schaltkuochen  findet  sich  einmal 
linksseitig  im  mittleren  Drittel  der  Coronalnaht  (Mecklenburg  I.).  Verknöcherung  des  unteren 
Drittels  der  Coronalnaht  kommt  öfter  vor,  auch  bei  offensichtlich  jüngeren  Individuen.  Die 
Pfeilnaht  ist  im  Allgemeinen  zahnärmer,  groaszähniger  und  weniger  verschlungen  als  die  vorige; 
das  vierte  Fünftel  ist  stets  besonders  zahnarm  und  grosszähnig  und  verläuft  in  einigen  Fällen 
fast  geradlinig.  Vereinzelt  liegt  sie  etwas  vertieft  in  einer  flachen  Erhöhung,  die  dann  die  Fort- 
setzung des  oben  erwähnten  Stimwulstcs  bildet.  Die  Gegend  des  vierten  und  fünften  Ab- 
schnittes ist  meist  stark  abgeflacht ,_  in  manchen  Fällen,  bei  älteren  Individuen,  findet  sich  hier 
im  Verlaufe  der  Naht  eine  etwa  fingerbreite  Rinne,  die  am  Lambda  endet.  Dieselbe  scheint 
durch  Resorption  des  Knochens  entstanden  zu  sein.  Foramina  parietalia  fehlen  ganz  in  29  von 
51  Fällen,  d.  h.  in  57  Proc.,  in  37,3  Proc.  sind  sie  einseitig  vorhanden  (10  Mal  linksseitig, 
9 Mal  rechtsseitig)  und  nur  in  drei  Fällen  sind  sie  deutlich  auf  beiden  Scheitelbeinen  nach- 
weisbar. Meist  sind  sie  klein,  oft  nur  punktförmig.  Die  Scheitelbeinhöcker  sind  im  Allgemeinen 
gut  entwickelt,  oft  sogar  stark  hervortretend,  besonders  bei  den  Männern,  wodurch  die  Scheitel- 
beine in  der  Gegend  der  ersteren  recht  kräftige  Wölbung  aufzuweisen  pflegen,  während  sie  im 
Uebrigen  nur  flach  gewölbt  erscheinen.  Bei  Nr.  24  ßobzin  (Güstrow)  ist  der  hintere  innere 
Scheitelbeinwinkel  auf  der  rechten  Seite  am  Lambda  durch  eine  besondere,  stark  bogenförmig 
verlaufende  Naht  vom  übrigen  Scheitelbeinkörper  abgetrennt  und  bildet  einen  selbstständigen 
Schaltknochen  von  etwa  Pfenniggrösse,  vcrgl.  Abbildung.  Der  obere  Theil  der  llinterhaupts- 
schuppc  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  er  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  ganz  unvermittelt 
sich  kapselartig  und  mit  starker,  oft  kugeliger  Wölbung  von  dem  Niveau  der  umgebenden 
Schädeltheile  abhebt;  mir  selten  beginnt  diese  llerauswölbnng  des  Hinterhauptes  schon  ober- 
halb der  Larabdanaht  im  Gebiete  der  unteren  Schüdclbeinpartien.  In  ausgeprägten  Fällen  sind 
die  dem  Hinterhauptsbeine  angehörenden  Nahtzähne  der  Lambdanaht  durch  die  gewissermaassen 
gewaltsame  Herauswölbung  des  oberen  Schuppentheiles  aus  ihrer  Verklammerung  mit  den  dem 
Scheitelbeine  angehörenden  Nahtzähnen  gleichsam  luxirt,  sie  greifen  dann  zungenförmig  auf  das 
Scheitelbein  über  nnd  zeigen,  da  ihnen  der  Gegendruck  von  Seiten  der  letzteren  mangelt,  aus 
einander  geflossene  Form  mit  dünnen,  scharfen  Rändern.  Im  Uebrigen  ist  die  Oberschuppe 
des  Hinterhauptsbeines  niedrig  und  erscheint  ausserordentlich  breit.  Die  Entfernung  zwischen 
beiden  Astericn  beträgt  im  Mittel  für  29  Männer  111,7,  für  23  Weiber  108,1. 

Die  Linea  nuchae  superior  ist  selten  scharfkantig  oder  stärker  wulstig,  sondern  meist  ab- 
gerundet, oder  nur  in  geringem  Grade  prominirend.  Bei  den  Weibern  ist  sie  in  der  grossen 
Mehrzahl  der  Fälle  so  gut  wie  ganz  verstrichen.  Aehnlich  ist  das  Verhalten  der  Protuberantia 
occipitalis  externa,  doch  kommt  diese  bei  einzelnen  Männerschädeln  auch  in  recht  kräftiger  Aus- 
bildung vor.  Dio  Lambdanaht  ist  im  mittleren  Drittel  meist  sehr  zalmreicb  und  vielfach  stark 
labyrinthisch  verschlungen.  Dag  obere  Drittel  zeigt  weniger  reiche  Zähnung,  das  untere  ist 
ziemlich  zahnarm. 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  17 

An  isolirten  Verknöcherungen  der  Hinterhauptsschuppe  kommen  vor:  Os  apici*  in  drei 

Fällen  von  51  (5,7  Proc.)  (Nr.  3 Bargensd.  45G,  Nr.  20  Bobzin  805,  Nr.  22  Bobzin  810). 
Ein  Os  incae  porfectum  ist  nicht  vorhanden,  ein  unvollständiges  linksseitiges  Incabein  zeigt 
Nr.  42  (Mecklenburg  IV.).  Dasselbe  gleicht  vollkommen  dem  in  den  Verhandlungen  der  Berliner 
anthropologischen  Gesellschaft  (Zeitschr.  f.  Ethnologie  1894)  S.  45  abgebildeten  an  einem  alt- 
slavischen  Schädel  von  Wollin.  Viermal  finden  sich  Reste  der  Suturn  occipitalis  transversa: 
nätnlich  bei  Mecklenburg  IV.  (Nr.  42)  links,  bei  Bobzin  (Güstrow)  (Nr.  24)  links  und  rechts, 
bei  Bargensdorf  456  (Nr.  3)  links  und  Bargensdorf  455  (Nr.  4)  recht». 

An  der  Beitenwand  des  Schädels  zeichnen  sich  die  Plana  temporalia  durch  bedeutende 
Höhe  und  Grösse  au»,  »io  reichen  vielfach  bi»  zu  den  Scheitelhöckern,  wodurch  die  meist  deut- 
lich auagebildeten  doppelten  Schläfenlinien  der  Pfeilnaht  verhfdtnissmässig  näher  rücken.  Be- 
sonders bei  den  Männern  tritt  der  vordere  Tbeil  der  äusseren  Schläfenlinie  häufig  als  scharfe 
Kante  hervor.  Wo  sie  sich  mit  der  Coronalnaht  schneiden,  ist  letztere  gewöhnlich  etwas  ein- 
gedrückt und  in  ihrer  Richtung  leicht  nach  vorn  abgelenkt. 

Die  Schläfengogend  bietet  in  mancher  Hinsicht  verschiedene  bemerkenswerthe  Erscheinungen. 
Vor  Allem  hervorzuhoben  ist  das  sehr  häufige  Vorkommen  von  mehr  oder  minder  deutlich  aus- 
gesprochener Stenocrotaphie,  die  gewöhnlich  beiderseits  in  gleichem  Maasse  auftritt.  Von  48 
untersuchten  Schädeln  zeigen  7 ausgeprägteste  Stenocrotaphie,  bei  13  kommt  das  Stirnbein 
dem  Schläfenbeine  so  nahe  (6  bis  8 min),  dass  man  diese  ebenfalls  als  atenocrotaphisch  bezeichnen 
muss,  während  bei  28  zwischen  beiden  ein  grösseres  Spatium  gelegen  ist. 

Ein  vollkommener  Processus  frontalis  fand  sich  nicht,  doch  zeigen  drei  Schädel  doppelseitig, 
drei  linksseitig  und  einer  rechtsseitig  einen  mehr  oder  minder  schwach  entwickelten,  gegen  das 
Stirnbein  gerichteten  Fortsatz  des  Schläfenbeins,  Zu  diesen  Anomalien  der  Pteriongegend 
kommt  noch  das  ziemlich  häufige  Auftreten  von  Ossa  epipterica.  Sie  kommen  im  Ganzen  an 
11  Schädeln  vor.  Ossa  epipterica  anteriore  finden  sich  2 Mal  bei  Nr.  42  (Mecklenburg  IV.) 
und  Nr.  24  (Bobzin- Güstrow),  Ossa  epipterica  posteriore  treten  in  neun  Fällen  auf  und  zwar 

4 Mal  beiderseitig,  3 Mal  linksseitig  und  2 Mal  rechtsseitig.  Am  Bobziuer  Schädel  ans 
Güstrow  ist  besonders  bemerkenswert!!,  dass  der  etwa  erVsengrosse  Sclialtknochen  auch  von  der 
Orbita  aus,  zwischen  Stirnbein  und  Keilbein  eingelagert,  zu  erkennen  ist. 

Die  Alae  magnae  des  Keilbeins  bieten  der  grossen  Mehrzahl  nach  das  gleiche  Bild:  sie 
sind  klein,  schmal,  mit  ihrer  Axe  senkrecht  zur  Horizontalen  gestellt  und  meist  stark  concav. 
Ihr  vorderer  und  hinterer  Rand  verläuft  annährend  parallel,  die  obere  Begrenzung  durch  da» 
Stirnbein  ist  kurz,  mit  dem  Schläfenbeine  berühren  sie  sich  meist  nur  auf  eine  Strecke  von 

5 bis  8 mm,  die  hintere  obere  Partie  ist  nur  selten  nach  hinten  ausgezogen  und  als  spitzer  Keil 
zwischen  Stirnbein  und  Schläfenbein  hincingeschoben.  Sehr  häufig  findet  eich  eine  rinnenförmige 
Excavation  des  oberen  hinteren  Theiles  des  Keilbeinflügels,  die  sich  in  vielen  Fällen  auch  noch 
auf  den  vorderen  nnteren  Scheitclbeinwinkel  fortsetzt.  Das  Schläfenbein  ist  verhältnissmässig 
lang  und  niedrig,  und  meist  platt  oder  nur  schwach  gewölbt;  entsprechend  der  Form  und 
Stellung  der  Keilbeinflügel  steigt  der  vorder«  Rand  steil  mit  geringer  Krümmung  empor,  biegt 
obeu  ziemlich  scharf  um  und  verläuft  dann  mit  gleichmässig  starker  Krümmung  bis  hinten  zur  _ 
Incisura  parictali».  Letztere  i«t  bald  deutlich  eingesebnitten,  bald  mehr  oder  minder  verstrichen 
und  abgerundet.  Die  Joch  bögen  sind  an  ihrer  Ursprungsstelle  meist  ziemlich  stark  ausgeladen, 

Archiv  für  AuthropolofU.  Hit.  XX.V1I.  y 


Digitized  by  Google 


18 


R.  Asnni», 


verlaufen  aber  mit  flacher  Krümmung  und  mehr  oder  minder  convergirend  in  die  Jochbeine  au«. 
Die  Ohrötfnung  ist  klein  und  lang-oval  und  bietet  keine  Besonderheiten. 

Der  Processus  mastoideu«  ist  bei  den  Männern  oft  von  ausserordentlicher  Mächtigkeit,  bei 
den  Weibern  dagegen  verhältnissmässig  gering  ausgebildet,  und  dürfte  dies  vielleicht  noch  am 
ehesten  an  vorliegenden  Schädeln  als  eines  der  zuverlässigeren  Geschlechtsmerkmale  anzusehen 
sein.  Ihre  Form  ist  in  der  That  zitxenförtnig,  an  der  Basis  breit  und  sich  erst  nahe  dem  unteren 
Ende  stärker  zuspitzend.  Die  Incisura  mastoidea  ist  meist  tief  und  scharf  ausgeprägt.  Am 
unteren  Theile  der  Hinterhauptsschuppe  sind  die  Insertionen  für  die  Nackenmuskulatur  bei 
den  Männern  gewöhnlich  mässig,  bei  den  Weibern  nur  in  geringem  Maasse  ausgeprägt.  Die 
Gegend  des  Hinterhauptsloches  ist  vielfach  trichtorartig  nach  unten  vorgewölbt,  selten  ganz  ab- 
geflacht. niemals  aber  eingedrückt.  Das  Hinterhauptsloch  seihst  ist  meist  rhombisch  bis  laug- 
oval (20  Mal),  seltener  breit-oval  (13  Mal),  während  annähernd  runde  Formen  nur  7 Mal  Vor- 
kommen. Häufig  wird  das  Hintcrhauptsloch  durch  die  etwas  einspringenden  Condylen  in  seiner 
vorderen  Hälfte  leicht  eingeengt.  Die  letzteren  sind  gewöhnlich  schmal,  hoch  und  langgestreckt. 
Der  vordere  Theil  der  Gelenkfläche  ist  gegen  den  hinteren,  sowohl  um  die  Längsaxe,  wie  um 
die  Qucraxc  stark  gedreht;  in  der  Mitte  findet  sich  bei  mehreren  Exemplaren  eine  mehr  oder 
minder  starke  Verschmälerung  der  Gelenkfläche,  wodurch  die  letztere  daun  die  Form  einer 
langgestreckten  Acht  erhält.  Die  Eticne  des  Foramen  magnum  ist  meist  gegen  die  Horizontale 
sehr  stark  geneigt.  Die  Differenz  zwischen  der  ganzen  Höhe  I.  und  der  ganzen  Höhe  II., 
deren  unterer  Messpunkt  der  vordere  resp.  hintere  Hand  des  Hinterhauptslochcs  sind  (siehe 
oben),  beträgt  für  Männer  und  für  Weiber  je  3,3.  Die  Verlängerung  der  Hinterbauptsloeh- 
ebene  schneidet  die  Verbindungslinie  zwischen  Nasenwurzel  und  Alveolarrand  des  Olierkiefers 
meist  im  mittleren,  bisweilen  auch  im  unteren  Nasendrittel,  das  obere  Nasendrittel  oder  der 
Nasenhoden  werden  selten,  Alveolarfortsatz  oder  Schneidezähne  niemals  von  derselben  getroffen. 
Am  vorderen  Medianpunkte  des  Hinterbauplsloehes  findet  sich  an  einem  Schädel  (Nr.  17, 
Bobzin  800)  ein  nur  kleiner,  doch  deutlich  ausgchildeter  Condylus  tertius  mit  runder  Gelenk* 
fläche;  ein  anderer  Schädel  (Nr.  40,  Mecklenburg  II.)  zeigt  an  derselben  Stelle  einen  etwa 
6 bis  8 mm  langen,  leicht  abgeplatteten,  warzenartigen  Vorsprung  ohne  Gelcnkfläche,  dessen 
Spitze  nach  der  Mitte  der  Foramenebene  gerichtet  ist*).  In  einem  dritten  Kalle  sind  hier  zwei 
kleine,  dicht  neben  einander  stehende,  zum  Theil  mit  einander  verschmolzene  Höckerchen,  eben- 
falls ohne  Gclenkfläche,  nachweisbar  (Nr.  46,  Neubrandenburg).  Die  Pars  basilaris  des  Hinter- 
hauptsbeines ist  gewöhnlich  kurz,  breit  und  glatt,  seltener  wulstig  und  uneben. 

Die  Processus  pterygoidei  des  Keilbeins  sind  in  der  Regel  klein  und  sehmal.  Die  Grube 
zwischen  beiden  Lamellen  ist  ziemlich  tief,  die  äussere  Lamelle  übortrifft  die  innere  meist  nur 
wenig  an  Grösse:  von  32  Beobachtungen  war  eie  10  Mal  klein,  9 Mal  mittelgross  und  4 Mal 

gross  zu  nennen. 

Ein  Forainen  pterygospinoeum  (Civinini)  durch  Bildung  einer  Kuochenspange , die  sich 
vom  unteren  Rande  der  äusseren  Lamelle  zur  Spina  angularis  des  Keilbeins  erstreckt,  konnte 


*)  Im  Strassburger  Schädelcatalog  ”)  beschreibt  M ebnen  genau  dieselbe  Erscheinung  am  Schädel  eines 
Elsässers,  Nr.  22  (Nr.  SM).  Ganz  ähnliche  Bildung  erwähnt  Koganei  als  an  Ainoschädeln  häufig  verkommend, 
er  bezeichnet  sie  sehr  glücklich  als  ..fingerförmig*,  welcher  Ausdruck  auch  für  den  vorliegenden  Kall  vorzüg- 
lich passt. 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  19 

ich  nur  1 Mal  einseitig  (Nr.  20,  Bobzin  801)  feBtstellcn.  Die  Choancn  sind  gewöhnlich  hoch 
und  meist  verhäUtnissmiissig  schmal.  Die  Grube  für  die  Gelcnkfortsätze  des  Unterkiefers  ist 
gross  und  tief,  der  massigen  Ausbildung  der  letzteren  entsprechend. 

Schaltknochen  linden  sich  an  den  vorliegenden  Schädeln  ziemlich  zahlreich.  Fasst  man 
die  Exemplare  mit  Schaltknochen  der  Coronal-,  Sagittal-,  Lambda-  und  Temporomastoidealnaht 
zusammen,  so  beläuft  sich  die  Zahl  derselben  auf  24  von  52,  also  auf  46,2  Proc.  Schaltknochen 
der  Lambdanaht  kommen  darunter  23  Mal  vor,  also  in  42,2  Proc.,  solche  der  Pfeilnaht  finden 
sich  unter  50  Beobachtungen  7 Mal,  darunter  1 Mal  ein  Os  brcgmaticum  (Nr.  49,  Prisanno- 
witz  III.);  einen  grosebengrossen  Schaltknochen  der  linken  Coronalnaht  zeigt,  wie  schon  gesagt, 
Nr.  39  (Mecklenburg  I.).  Dreimal,  bei  Nr.  24  (Bobzin-Gttstrow)  und  bei  Nr.  2 und  6 (Bargers- 
dorf  854  und  1051)  Hessen  sich  Schaltknochen  der  Ineisura  parietalis  nachweisen.  In  einzelnen 
Fällen  sind  die  der  Lainbdanaht  eingelagertcn  grösseren  und  kleineren  Schaltknochen  so  Oberaus 
zahlreich,  dass  sie  zwischen  Scheitel-  und  Hinterhauptsbein,  zusammen  mit  labyrinthisch  ver- 
schlungenen Nahtpartien,  eine  etwa  2 an  breite  Zone  bilden,  durch  welche  beide  genannten 
Schädelknoehon  vollkommen  von  einander  getrennt  erscheinen,  so  z.  B.  bei  Nr.  50  (Zehlendorf 
543).  Wie  obige  Zusammenstellung  zeigt,  iiberwiegeu  die  Schaltknochen  der  Lambdanaht  bei 
Weitem,  ferner  sieht  man,  dass,  wenn  Schaltknochen  in  den  anderen  Nähten  Vorkommen,  so  gut 
wie  jedes  Mal  auch  die  Lnmltdauaht  Einlagerungen  aufweist.  Das  häufige  Vorkommen  von  Schalt- 
knochen Bteht  offenbar  mit  der  ausserordentlich  rcicheu,  häufig  labyrinthisch  verschlungenen 
Zähnelung  der  Nähte,  vor  Allem  der  Lainbdanaht,  in  Zusammenhang;  bisweilen  ist  es  auch  nach 
gründlicher  Untersuchung  nicht  ganz  leicht  zu  entscheiden,  ob  rann  wirklich  selbstständige  Ein- 
lagerungen, oder  nur  sehr  eomplicirtc  Nahtzahnpartien  vor  sich  hat. 

Am  Gesichtsschädel  bietet  die  Bildung  der  Nase  sehr  charakteristische  Erscheinungen,  die 
sich  mit  ziemlicher  Kegelmäsaigkeit  an  allen  Schädeln  mehr  oder  minder  gut  ausgebildet  nach- 
weisen lassen.  Die  Stirnnasenbeinnaht  bildet  einen  stark  nach  oben  convexen  Bogen.  An  den 
Nasenbeinen  lassen  sich  in  allen  Fällen  sehr  deutlich  zwei  etwa  gleich  lange  Theile  unterscheiden. 
Der  obere  Abschnitt  ist  sehr  sclimal  und  flach  mit  annähernd  parallel  verlaufenden  Längsseiten. 
Der  obere  äussere  Nasenbeinwinkel  schiebt  sich  bisweilen  zwischen  Stirnbein  und  Stirnfortsatz 
des  Oberkiefers  keilförmig  ein.  Unter  einander  bilden  die  oberen  Nasenbeinabschnitte  stets 
eineu  scharfkantigen,  steil  dachförmigen  First.  Ganz  anders  ist  das  Verhalten  des  unteren  Ab- 
schnittes. Etwa  in  der  Mitte  biegt  der  bis  dahin  geradlinig  nach  vorn  unten  verlaufende  äussere 
Naaenbeinrand  mit  gleichmäßiger  Rundung  nach  aussen  unten  ab.  Während  die  Fläche  des 
oberen  Abschnittes  sehr  stark  seitlich  gerichtet  ist,  dreht  sich  die  nun  kräftig  gewölbte  Fläche 
des  unteren  Abschnittes  stark  nach  oben  und  vorn , wodurch  der  Querschnitt,  statt  der  vorher 
dreieckigen , nun  eine  hochgewölbte  parabelförmigc  Form  erhält.  Im  Gegensätze  znm  scharf- 
kantigen oberen  Theile  des  Nasenrückens  ist  der  untere  Thcil  bisweilen  sogar  leicht  abgeplattet. 
Die  seitliche  Ausschweifung  des  Nasenheinrandes  und  die  kräftige  Wölbung  der  unteren  Nascn- 
beinhälftcu  entstehen  durch  eine  gleichmäßige,  bald  stärkere,  bald  schwächere  Ausbuchtung  der 
vorderen  Handpartie  des  Processus  frontalis  des  Oberkiefers,  wodurch  die  sonst  im  Allgemeinen 
lang  und  schmal  angelegte  Nase  etwa  in  der  Gegend  des  unteren  Orbitalrandes  merkbar  ver- 
breitert erscheint.  Von  vorn  betrachtet  zeigt  die  Oberkiefernasenbeinnaht  in  Folge  dessen  häufig 
die  Form  eines  schwach  gekrümmten,  umgekehrten  römischen  S.  Im  Seitenprofil  zeigt  der  Nasen- 

3* 


Digitized  by  Google 


20 


R.  Asmus, 


rücken,  der  an  das  Stirnbein  gewöhnlich  unter  ziemlich  stumpfem  Winkel  inserirt,  und  anfangs 
mehr  nach  unten  als  nach  vorn  verläuft,  regelmässig  eine  mehr  oder  weniger  tiefe,  gleichmäßig 
gerundete,  seltener  leicht  winklige  Einsattelung,  ist  dann  aber  wieder  mehr  nach  vorn  gerichtet 
und  leicht  gewölbt;  das  Gesammtprofil  des  Nasenrückens  erhält  so  die  Form  eines  flach  und 
ebenmässig  gerundeten  römischen  S.  Die  Medionasalnaht  ist  niemals  verknöchert.  Die  Form 
der  Nasouöft'nung  ist  meist  lang-birnenförmig  bis  lang-oval,  selten  breit-oval,  oder  abgerundet 
dreieckig  und  nur  in  ganz  wenigen  Fällen  annähernd  dreieckig.  Die  eben  beschriebene  Form 
des  Nasendaches  findet  sich  mit  geringen  individuellen  Modificationen  bei  fast  sümmtlichen 
Schädeln.  Am  reinsten  ist  sie  wohl  bei  den  Bobzincrschädeln  nachzuweisen,  während  bei  den 
Bargensdorfer  Schädeln  am  ehesten  diese  Merkmale  undeutlich  und  verwischt  erscheinen.  Ueber- 
haupt  zeigen  die  Bargensdorfer  Schädel  manche  den  übrigen  fremde  Eigentümlichkeiten.  Wenn 
auch  ihre  sicher  wendische  Herkunft  durch  charakteristische  Beigaben  über  allen  Zweifel  erhalten 
ist,  so  scheinen  doch  gerade  sie  am  meisten  fremde  Beimischungen  in  sich  aufgenommen  zu 
haben. 

Die  Entwickelung  des  Nascnstnchels  ist  eine  sehr  verschiedene,  es  kommen  alle  Ueber- 
gänge  von  langen,  spitzen,  scharfkantigen,  bis  zti  ganz  stumpfen,  kümmerlich  ausgebildeten 
Formen  vor,  im  Allgemeinen  überwiegen  jedoch  die  ersteren  bedeutend.  Fossac  praenasales 
finden  sich  nur  in  fünf  Fällen  (Nr.  1,  3,  4,  8,  16)  deutlich  ausgesprochen,  gewöhnlich  ist  der 
untere  Nasenrand  scharfkantig,  häufig  sogar  schneidend  scharfkantig  und  nur  in  wenigen  Fällen 
stumpfkantig  oder  verstrichen.  Fasst  man  die  angegebenen  Merkmale  zu  einem  ßildo  zusammen, 
so  ergiebt  sich  eine  schmale,  kräftig  angesetzte,  wohlgeformte,  ziemlich  grosse  Nasenform  mit 
ausgesprochener  Neigung  zur  „ Adlernase“,  mit  im  oberen  Theile  scharfkantigem,  stets  ein - 
gesatteltem,  nach  unten  zu  sich  verbreiterndem  Nasenrücken  und  schön  geschwungenen  Flügeln. 
Es  ist  dies  geuau  die  Form,  wie  man  sie  noch  täglich  in  sehr  vielen  Gegenden  Mecklenburgs, 
besonders  unter  der  Landbevölkerung,  als  die  am  meisten  verbreitete  beobachten  kann:  in  der 
Rostocker  Gegend,  vor  Allem  im  unteren  Wamowtbale,  südlich  und  südöstlich  von  Rostock,  wo 
sich  bedeutendere  wendische  Reste  gehalten  haben  müssen.  Auch  unter  den  Schädeln  der  Samm- 
lung des  Rostocker  anatomischen  Instituts,  die  zum  grössten  Theil  aus  Mecklenburg  stammen, 
findet  sich  diese  Nasenforni  rein  oder  durch  fremde  Beimischung  mehr  oder  weniger  beeinflusst 
als  die  der  Zahl  nach  bei  Weitem  überwiegende , im  Gegensätze  zn  den  Nasen  mit  laugem  ge- 
raden, in  ganzer  Länge  scharfkantigen  Rücken  nnd  breiten  rechteckigen  Nasenbeinen,  die  ich 
eher  als  ein  germanisches  Erbtheil  des  heutigen  Mecklenburgers  ansprechen  möchte. 

Die  Qucraxc  der  Augenhöhle  fällt  in  etwa  der  Hälfte  aller  Fälle  stark  nach  unten  und 
aussen  ab,  bei  den  übrigen  ist  sie  mässig  geneigt  und  nähert  sich  nur  in  etwa  drei  Fällen  etwas 
der  Horizontalen.  Cribra  orbitalia  kommen  unter  39  Beobachtungen  11  Mal  vor,  d.  h.  in  deni 
ausserordentlich  hohen  Procentsatzc  von  28,2  l’roc.  Im  Uebrigen  sei  auf  das  oben  über  die 
Augenhöhlen  Gesagte  verwiesen.  Die  Wangenbeine  sind  bei  den  Männern  kräftig,  oft  massig 
ausgebildet,  bei  den  Weibern  im  Allgemeinen  schlanker  nnd  zierlicher;  ihre  Wölbung  ist  meist 
eine  flache;  die  Tnberosit&s  malaris  ist  in  etwa  kaum  der  Hälfte  aller  Fälle  mittelmässig,  sonst 
jedoch  schwach  entwickelt  oder  sehr  oft  ganz  fehlend.  Die  Fläche  der  Wangenbeine  ist  steil- 
gestellt  und  mehr  oder  weniger  seitlich  gerichtet,  oft  stark  angelegt.  Stark  nach  vorn  gerichteto 
Jochbeine  kommen  überhaupt  nicht  vor.  In  vielen  Fälleu  zeichnet  sich  der  Processus  frontal is 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  21 

des  Jochbeins  durch  erhebliche  Breite  aus,  sein  hinterer  Rand  ist  oft  stark  geschweift  und  zeigt 
am  oberen  Ende,  nahe  der  Stirnjochbeinnaht,  eine  grössere  llöckerbildung.  Spuren  einer  queren 
Jochbeinnaht  waren  in  keinem  Falle  nachweisbar. 

Am  Oberkiefer  steigt  der  ziemlich  breite  Stimfortsatz  raässig  schräg  nach  hinten  oben  empor. 
Er  ist  an  seiner  unteren  vorderen  Randpartie  seitlich  bald  mehr,  bald  weniger  ausgebuchtet, 
während  der  obere  Theil  platt,  bisweilen  sogar  leicht  concav  ist.  Sein  die  untere  Augenhöhlen- 
grenze bildender  Rand  ftlllt  ziemlich  steil  nach  unten  aussen  ab,  die  Fortsetzung  desselben  bildet 
die  in  gleicher  Richtung  verlaufende  Oberkieferjochbeinnaht,  die  gewöhnlich  kurz  vor  ihrem 
Ende  unvermittelt,  oft  fast  im  rechten  Winkel  umhiegt  und  noch  l'/tcm  nach  unten  verläuft. 
Der  untere  Rand  des  Processus  zvgomaticus  erscheint  von  vorn  in  der  grossen  Mehrzahl  der 
Fälle  nach  oben  zu  bogenförmig  ausgeschnitten,  am  unteren  Rande  der  Oberkieferjochbeinnaht 
findet  sich  dann  eine  höckerige,  rauhe  Prominenz. 

Die  Fossao  caninae  sind  meist  tief,  gross  und  erstrecken  sich  als  deutlich  wahrnehmbare 
Gruben  bis  zu  den  Wurzeln  der  ersten  Molarzähne,  wodurch  die  untere  Obcrkioferpartio  mit 
kräftigen  Conturen  aus  dem  Gesichte  heraustritt.  Verstärkt  wird  dieser  Eindruck  durch  die 
ausgesprochen  starke  Prognathie  des  Processus  alveolaris,  die  diesen  vielfach  fast  schnauzen- 
förmig vorstehen  lässt.  Nur  4 Fälle  von  39  neigen  zur  Orthognathie,  von  den  übrigen  zeigen 
mehr  als  die  Hälfte  die  erwähnte  extreme  Stellung  des  Processus  alveolaris.  Die  Juga  alveolaria 
sind  meist  hervortretend,  vor  Allen  diejenigen  der  Eckzähne,  wodurch  der  Alveolarbogen  winklig 
abgeknickt  erscheint.  Manche  Schädel,  z.  B.  Nr.  39  (Mecklenburg  I.),  Nr.  50  (Zehlendorf  543), 
besonders  männliche,  zeigen  dicke  Auflagerungen  von  Zahnstein  an  Mahl-,  Eck-  und  Scbueide- 
zähnen.  Caries  der  Zähne  lässt  sich  nnr  an  sehr  wenigen  Schädeln  und  immer  nur  an  ver- 
einzelten Zähnen  nachweisen.  Bemerkenswerth  ist  die  frühzeitige  Abnutzung  der  Kauflächen, 
auch  bei  ersichtlich  jugendlichen  Individuen.  Das  Dach  des  kurzen  und  breiten  Gaumen«  ist 
ausserordentlich  flach  gewölbt;  oft  bildet  es  eine  annähernd  ebene  Fläche,  in  einzelnen  Fällen 
ist  es  sogar  leicht  convex  nach  unten.  Ein  Torus  palatinus  kommt  in  seiner  typischen  Form 
nicht  vor,  schwächer  ausgebildet  fand  er  sich  unter  39  Schädeln  7 Mal,  d.  b.  in  18  Proc.  Im 
Uebrigen  ist  das  Gaumendach  meist  ziemlich  glatt  und  zeigt  nur  selten  Processus  spinosi  oder 
sonstige  Unebenheiten.  Dagegen  finden  sioh  am  hinteren  Gaumenrandc  an  der  grossen  Mehr- 
zahl der  Schädel  gut  ausgebildete  Cristac  marginales,  oft  von  bedeutender  Höhe.  Die  vordere 
quere  Gaumennaht  lässt  sich  unter  38  Fällen  20  Mal  in  grösserer  oder  geringerer  Ausdehnung 
nachweisen,  d.  h.  in  52, G Proc.  Der  Verlauf  der  hinteren  queren  Gaumennaht  ist  bei  38  Beob- 
achtungen 20  Mal  nach  vorn  convex,  13  Mal  annähernd  geradlinig  und  5 Mal  nach  hinten 
convex,  zeigt  also  deutliche  Abweichung  von  der  Norm  zu  Gunsten  der  geradlinigen  Naht,  die 
nach  Killermann1)  procentuell  sonst  viel  weniger  häufig  Vorkommen  soll*). 

Der  Unterkiefer  ist  gewöhnlich  kräftig  gebaut  und,  besonders  bei  den  Männern,  von  be- 
deutender Grösse.  Der  Unterkieferast  zeigt  meist  beträchtliche  Breite  und  inscrirt  steil  am 


•)  Killermann  stellt  Dolichoeephalie . Prognathie  und  Leptostapbylinie  mit  einem  geringeren,  Brachy- 
eephalie , Orthognathie^uad  Braehystaphylinie  mit  einem  grüneren  Procentsatx*  der  nach  vom  gerichteten  Naht 
mummen.  Im  vorliegenden  Falle  verbindet  sich  allerdings  ein  geringer  Procentaatz  mit  sur  Dolichoeephalie 
neigender  Kchädelform  und  Prognathie,  während  jedoch  der  Qernnen  ausgeeprochen  brachy-,  nicht  lepto- 
stapbvlia  ist. 


Digitized  by  Google 


22 


R.  Asmtis, 


Körjier.  Die  Gelcnkforlsäute  sind  gross  und  massig,  die  Incisnr  ist  im  Allgemeinen  massig 
lief.  Besonders  die  männlichen  Unterkiefer  teigen  stark  gewulstete  Insertionastellen  für  die 
Kaumuskulatur.  Die  Entfernung  zwischen  beiden  Unterkieferwinkeln  ist  eine  beträchtliche : sie 
beträgt  für  19  Männer  99,  für  16  Weiber  92,7  im  Mittel.  Der  abgerundete  dicke  Unterkiefer- 
rand  verläuft  mit  leichter  Krümmung  zum  Kinn.  Letzteres  ist  stets  stumpf  abgeschnitten,  zu- 
weilen mit  deutlicher  Eckenbildung,  doch  ist  die  Protuberantia  mentalis  externa  ateta  gut  ent- 
wickelt. 

Fasst  man  dasErgebniss  obigerUntersuchungen  zusammen,  so  erhält  man  folgendes  Resultat : 

„Die  Schädetform  der  chemaliyen  wendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs  ist  orthomesocephal, 
steht  jedoch  an  der  unteren  Grenze  der  Mcsoeephtdie  und  zeigt  entschieden  Neigung  zur  Dölicho- 
cephalie;  die  Schäddhöhe  ist  im  Allgemeinen  bedeutend  kleiner  als  die  Breite.  Die  breite, 
niedrige,  ziemlich  steil  gestellte  Stirn  zeigt  in  einem  auffallend  hohen  Procentsatze  eine  Saturn 
frontalis  persistens , in  anderen  Fällen  ist  an  der  Stelle  derselben  ein  leicht  erhabener  Sagittal- 
iviilst  nachweisbar.  Die  Bregmagegend  ist  sehr  häufig  flach  eingezogen.  Am  breiten  massigen 
Hinterhaupte  wölbt  sich  der  obere  7 heil  der  Hinierhauptssrhuppe  stark  vor  und  ist  meist  kapsd- 
flirmig  abgesclzt.  Die  Schläfengegend  zeigt  vielfach  Aiumuilien  ( kleine  steilgestdtte  Keilbein- 
flügel. Stenoerotaphie,  Ossa  epiplerica.  Processus  frontalis  Uss.  temp.).  Die  Nähte  sind  zahnreich 
und  complicirt  und  zeigen  sehr  häufig  Schaltknochen , besonders  am  Hinterhaupte.  Die  Nase  ist 
im  Allgemeinen  mesorrhin  mit  starken  Variationen  nach  beideti  Extremen  hin.  Der  Nasen- 
rücken ist  im  oberen  Thcilc  schmal  mit  scharfkantiger  Firstbildung , im  unteren  verbreitert  und 
hochgewölbt,  in  der  Mitte  findet  sich  stets  eine  mehr  oder  icenigcr  starke  Einsattelung.  Der  Band 
der  Nasenöffnung  ist  stärker  geschiceifl.  Die  Nase  zeigt  den  ausgesprochenst  Charakter  der 
Adlernase.  Die  Augenhöhlen  sind  hypsiconeh;  das  Gesicht  mesoprosop;  der  Gaumen  ausgesprochen 
brachgstaphylin;  der  Gesiehtsschädel  ist  zum  Hirnschädel  steil  gestellt,  doch  zeigt  der  Processus 
alveolaris  hochgradige  Progmdhie;  die  untere  Gesichtsjmrtie  mit  dem  Kauapparate  ist  kräftig 
nwdellirt  und  tritt  stark  hervor,  ebenso  das  Kinn.  Der  Weiberschädel  unterscheidet  sich  vom 
männlichen  durch  die  Schädelform  im  Ganzen,  sowie  durch  die  relative  Kleinheit  aller  Maasse; 
er  erscheint  breiter,  niedriger,  mit  etwas  höherem  Gesicht  und  entschieden  höheren  Augenhöhlen.“ 


In  der  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Nr.  26,  1894,  S.  330  IT.  macht  Sch u man n -Löknitx  aut 
gewisse  Beziehungen  zwischen  Längenbreiten-  und  Längenhöhenindez  an  altslavischen  Schädeln 
aus  Pommera,  Posen  und  Westpreussen  aufmerksam.  Dieselben  bestehen  nach  ihm  darin,  dass 
mit  zunehmender  Schädelbreite  auch  die  Höhe  entsprechend  grösser  wird,  während  umgekehrt 
eine  Verminderung  der  Breite  auch  mit  gleichzeitigem  Niedrigerwerden  verbunden  ist,  dass  also 
mit  dem  Grösserwerden  des  Längeubreitenindex  gleichzeitig  auch  der  Längenhöhenindex  zu- 
nehmen muss.  Zum  Nachweis  dieser  Beziehungen  bedient  er  sich  eines  rechtwinkligen  Coordi- 
natensyslems,  in  welchem  die  Längcnbrcitcnindices,  nach  ihren  Zahlengrössen  geordnet,  auf  die 
Abscissenaxen , die  Nummern  der  entsprechenden  Schädel  dagegen  anf  die  Ordinaten  vcrthcilt 
wurden.  So  entstand  eine  nach  oben  allmälig  ansteigende  Curvc  der  Längenbreitcnindicea.  Die 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  23 

Längenhöhenindice*  wurden  dann,  entsprechend  den  zugehörigen  Längenbreitenindices , gleich- 
fall* in  Form  einer  Curve  eingetragen.  An  mehreren  Einzelcurven  einer  Gesammtcurve  lies* 
sich  dann  nachweixen,  dass  mit  dem  Ansteigen  der  erstcren  Indexoarve,  auch  allerdings  durch 
starke  Schwankungen  beeinflusst,  ein  Ansteigen  der  zweiten  verbunden  war,  dass  also  die  an- 
gegebene Beziehung  beider  Indiens  zu  einander  in  der  That  vorhanden  sein  muss,  soweit 
wenigstens  das  von  ihm  benutzte  Material  in  Betracht  kommt,  welches  sich  aus  16  pommer- 
seben*), 8 posenschen  **)  und  24  westpreugsisclien  ***),  altslavischen  Gräberschädeln  zusammen- 
setzt. Auf  diese  Anregung  hin  ist  auch  in  vorliegender  Arbeit  der  Versuch  gemacht,  dieselben 
Beziehungen  an  den  ihr  zu  Grunde  gelegten  mecklenburgischen  Slavenschädeln  auf  die  gleiche 
Weise  zum  Ausdruck  zu  bringen,  da,  wenn  sie  in  der  That  für  altslavischo  Schädel  überhaupt 
nachweisbar  sind,  anzunehmen  war,  dass  sie  bei  der  wohl  als  feststehend  anzunehmenden  engeii 
Stammverwandtscbaft  der  slavischen  Bevölkerung  Mecklenburgs  mit  der  Pommerns  und  des 
übrigen  deutschen  Ostens  auch  hier  sich  mit  gleicher  Deutlichkeit  aussprechen  würden. 

In  Curvcntafel  I.  sind  die  betreffenden  Indices  von  47  Schädeln  in  der  angegebenen  Weise 
zusammcngestellt.  Wirft  man  nur  einen  flüchtigen  Blick  auf  dieselbe,  so  erscheint  anfangs  dem 
Gesammteindrucke  nach  die  Lage  beider  Curven  zu  einander  eine  ganz  zufällige,  uncoordinirte, 
von  keiner  Gesetzmässigkeit  beeinflusste  zu  sein:  schon  gleich  im  Anfänge  erreicht  die  Längen- 
höhenourve,  die  sich  gerade  hier  aus  relativ  niedrigen  Werthen  zusammensetzen  sollte,  ihre 
höchsten  Werthe,  während  sic  an  ihrem  Ende,  wo  dies  nach  der  Voraussetzung  der  Fall  sein 
sollte,  sogar  maximalen  Abfall  aufweist.  Bei  eingehender  Untersuchung  lassen  sich  jedoch  drei 
Abschnitte,  ein  mittlerer  grösserer  und  zwei  endatändige  kleinere  unterscheiden.  Von  diesen 
entspricht  das  Verhalten  des  mittleren  grösseren  Abschnittes  durchaus  dem  der  Schumann- 
sehen  Curve:  ein,  allerdings  grösseren  Schwankungen  unterworfenes,  aber  unverkennbares,  all- 
mäliges  Grösserwerden  der  Längcnhöhenindices  entsprechend  dem  Ansteigen  der  Curve  der 
Längenbreitenindices  lässt  sich  auch  hier  mit  Sicherheit  feststellen.  Bemerkenswerth  ist,  dass 
die  Grenzen  dieser  mittleren  Gruppe  kaum  merklich  über  da»  Gebiet  der  Mesocephalie  über- 
greifen, am  meisten  noch  zur  Dolichocephalic  hin:  Sie  reichen  ettva  von  Nr.  12  resp.  Nr.  15 

bis  Nr.  41,  mit  vereinzelten  Vorläufern  schon  bei  Nr.  2,  3,  4 und  8.  Beido  links  und  recht« 
gelegenen  endständigen  Gruppen  zeigen  dagegen  genau  das  umgekehrte  Verhalten:  bei  ihnen 
wird  die  aufsteigende  Curve  der  Löngsbreitenindioes  von  der  abfallenden  Gesamintrichtung  der 
Längshöhcnindexcurve  gekreuzt.  Spuren  dieser  der  Hauptrichtung  der  Curve  entgegengesetzten 
Tendenz  machen  sich  für  die  rechtsseitige  braohycephale  Gruppe  schon  unter  den  letzten  Meso- 
ccphalcn  durch  vereinzelte  tiefere  Remissionen  (Nr.  88)  bemerkbar,  während  andererseits  die  im 
Allgemeinen  abfallende  Cnrvenrichtung  der  linksseitigen , dolicbocephalen  Gruppe  schon  im  Be- 
ginne durch  vereinzelt«  niedrige  Indices  im  Sinne  der  Hauptrichtung  der  Gesammtcurve,  wie 
schon  oben  erwähnt,  unterbrochen  wirdf).  Uebrigcns  scheint  mir  auch  die  Schumann’schc 


*)  Vom  Galgen-  und  Silber  berge  von  WolUn1*)  “). 

*•)  XJlejno,  Pawlowice,  Kacmierz*1). 

***)  Kaldus  (Westpreussen) '). 

t)  Bei  Schädel  Nr.  S (Gamelil,  507)  ist  die  abnorme  Höhe  wahrscheinlich  durch  postmortale  seitliche 
Verdrikkuug  entstanden , da  er  in  der  Uicbtung  der  Goronalxmht  aus  einander  gesprengt  Ist.  Die  Schädel- 
Wandung  ist  zudem  ausserordentlich  dünn  und  biegsam,  was  diese  Yermuthung  noch  wahrscheinlicher  macht. 


Digitized  by  Google 


24 


R.  Asmus, 


Curve  an  beiden  Enden  Ähnliche,  wenn  »nch  kleinere  und  weniger  deutlich  sioh  abhebende 
derartige  Gruppen  mit  entgegengesetzter  Tendenz  aufzuweisen  *). 

Ich  bin  geneigt,  diese  mittlere  Gruppe  wegen  der  bedeutenden  Anzahl  ihrer  Glieder  und 
deren  immerhin  geschlossenen  Zusammenhang  wegen  ihres  meso-  bis  dolichocephalen  Gesammt- 
charaktcre,  der  sich,  wie  wir  unten  sehen  werden,  bei  allen  nördlichen  slavischen  Stämmen,  wenn 
auch  durch  Mischung  alterirt,  nachweiaen  lässt,  vor  Allem  aber  wegen  der  grossen  Ueberein- 
stimmung  mit  der  Sohumann’schen  Curve  als  dem  slavischen  Typus  angehörig  anzusehen, 
während  ich  in  beiden  endstiindigen  Gruppen  fremde  Beimischung  vermuthe,  die  sich  durch  das 
entgegengesetzte  Verhalten  der  Indezcurven  doeumentirt.  Mit  Schumann’s  Ansicht  in  dieser 
Frage  kann  ich  mich  nicht  einverstanden  erklären.  Schumann  meint  zur  Erklärung  des  aus 
seiner  Curve  sich  ergebenden  Resultats  (das,  wie  gesagt,  mit  dem  meiner  mittleren  Gruppe  über- 
einstimmt)  mit  Virchow  zwei  slaviscbe  Urrassen  annehmen  zu  müssen,  die  eine  mit  niedrigem 
dolichocephalen , die  andere  mit  hohem  brachyccphalen  Schädel,  und  erblickt  in  den  mehr 
mittleren  Formen  eine  blosse  Mischung  beider  Componenten.  Diese  Erklärung  erscheint  auf  den 
ersten  Bliek  sehr  plausibel.  Dem  widerspricht  aber,  wenigstens  an  der  von  mir  zusammen- 
gestellten besprochenen  Curve,  das  Verhalten  der  beiderseitigen  Endgrappen,  an  denen  sich, 
wenn  man  eine  Mischung  zweier  verschiedener  Elemente  annchmen  wollte,  naturgemiss  die  am 
reinsten  erhalten  gebliebenen  Fälle  beider  unsainmeln  müssten.  Diese  Endgruppen  sind  aber, 
im  Gegensätze  zum  Verholten  der  mittleren  Glieder,  nicht,  wie  man  nach  Schumann  annchmen 
müsste,  niedrig-dolichocephal  resp.  boch-brnchycephal,  sondern  verhalten  sich  gerade  umge- 
kehrt: hoch  - dolichocephal  resp.  niedrig  - brachycephal.  Wollte  man  aber  eine  Mischung  aus 
diesen  letztgenannten  Elementen  annehmen,  so  würde  sich  nalurgomäss  für  die  Mittelgruppe  nie 
uud  nimmer  eine  mit  der  Längenbreitcncurve  anuähenid  parallel  verlaufende  Längenhöhencurve 
ergeben  können,  die  letztere  müsste  entweder  im  fortwährenden  Zickzack  verlaufen,  oder  aber 
in  ihrer  Gesammtrichtung  die  Längen breiteneurve  direct  kreuzen.  Welcher  Art  die  von  mir 
angenommenen  fremden  Beimischungen  sein  mögen,  lässt  sich  vor  der  Hand  auch  nicht  im 
entferntesten  vermuthen;  man  könnte  an  west-  oder  nordgermanischc , wie  an  autochthone, 
vor  Allem  aber  au  von  den  vordringenden  slavischen  Stämmen  schon  anfgesogeue  östliche 
Elemente  denken.  Von  diesen  Stämmen  waren  gerade  die  mecklenburgischen  Wenden  die  am 
meisten  nördlich  und  westlich  gegen  Sachsen  und  Skandinavier  vorgeschobenen,  was  nicht  ohne 
Einfluss  auf  die  Ueiucrhaltung  ihrer  Rassenmerkmale  bleiben  konnte.  Auch  ist  wohl  als  sicher 
nnzunehmen,  dass  zur  Wendenzeit  bei  dem  geringen  Interesse  und  der  durchaus  fehlenden  Sorg- 
falt, die  alle  wendischen  Bestnltungsplälze  erkennen  lassen,  auf  demselben  Grabfelde  unmittelbar 
neben  freien  Leuten  slavischer  Rasse  ohne  Weiteres  auch  sowohl  eingeborene  Leibeigene,  als 


*)  Schumann  hat  bei  seiner  Curve  für  die  west  preußischen  Schädel  die  von  Lissauer  angegebenen 
L&ngenhöhcnindices  benutzt.  Kine  genauere  Betrachtung  der  Lissaner'schen  Arbeit  ergiebt  aber,  dass  dieser 
für  die  TAngenböheniudexberechnnng  nicht  die  vom  vorderen,  sondern  die  vom  hinteren  Hintorhaupteloeh- 
punkte  gemessene  Höhe  benutzt  hat,  welch  letztere  durchschnittlich  um  etwa  4 mm  höher  ist  als  die  erst- 
genannte. in  Folge  dessen  sind  auch  die  angegebenen  Längenhöhenindlces  gegenüber  denen  der  mit  ihnen  zu- 
samtnengesteüten  posenschen  und  pommerachen  Schädel  um  etwa  zwei  bis  drei  Einheiten  zu  hoch.  Berechnet  man, 
wie  es  unten  bei  der  weiteren  Benutzung  der  Lissauer’scheu  Indices  geschehen  ist,  den  IAngenböhenindex  in 
der  allgemein  üblichen  Weise  ond  setzt  diese  in  die  ScUumann'sche  Curve  ein,  so  gewinnt  letztere  noch  be- 
deutend an  Qlsichmäsaigkeit. 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  25 

auch  durch  Rauh,  Gefangenschaft  oder  Kauf  dazu  geworbene  Individuen  zur  Bestattung  kamen. 
Auf  diese  Weise  mögen  die  verschiedensten  Elemente  unseren  slarischen  Grabfeldern  bei- 
gemengt worden  sein,  die  jetzt  das  Qesammtbild  trüben  und  entstellen. 

Wie  am  Hirnschädel,  so  lassen  sich  auch  am  Gcsichtsschädel  gewisse  Beziehungen 
zwischen  den  einzelnen  Indices  naehweisen.  Auf  der  Cnrventafel  II.  sind  die  Nasen-,  Obergesiohts-, 
Oberkiefer-,  Augen-  und  Gaumenindices  in  derselben  Weise  wie  auf  Curventafel  I.  graphisch 
zusammengestellt.  Die  Reihenfolge  der  Schädel  ist  hier  nach  der  Grösse  des  Nasenindex  ge- 
ordnet: einmal,  weil  derselbe  sich  von  allen  Gesichtsindices  am  häutigsten  ermitteln  licss,  so- 
dann auch,  weil  bei  »einer  im  vorliegenden  Falle  bedeutenden,  auf  starke  Mischung  hinweisenden 
Variabilität  so  am  ehesten  eine  Trennung  nach  den  einzelnen  Bestandtheilcu  möglich  zu  sein 
schien.  Aus  den  Curven  ergiebt  »ich  kurz  Folgendes: 

Die  Curve  der  Nasenindices  wird  von  der  der  Obergesichtsindices , die  verhältnissroässig 
ausserordentlich  glcichmilssig  von  der  Seite  der  Leptorrhinie  zur  Platyrrhinie  abfallt,  etwa  in 
ihrer  Mitte  gekreuzt,  d.  h.  also:  Mit  dein  Breiterwerden  der  Nase  verbreitert  sich  in  gleich- 
massiger  Weise  auch  das  ganze  Gesicht.  Genau  wie  die  Curve  des  Obergesichtsindex  verhält 
sich  auch  die  Curve  des  Oberkieferindex , auch  hier  überraschend  gleichm&ssiger  Abfall  von 
der  Seite  der  Leptorrhinie  zu  der  der  Platyrrhinie.  Die  Augenhöhlenindices  sind  im  Ge- 
biete der  Platyrrhinie  am  niedrigsten,  werden  aber  mit  abnehmender  Breite  der  Nase  immer 
höher  und  zwar  anfangs  unregelmässiger,  später  gleichmässig.  Erst  im  Gebiete  der  aus- 
gesprochenen I.eptorrhinie  werden  sie  wieder  niedriger  und  nähern  sich  unter  grösseren 
Schwankungen  wieder  mehr  den  anfänglichen  kleinen  Werthen.  Ein  grosser  Theil  der  Schwan- 
kungen ist  jedenfalls  auf  Conto  der  Differenz  zwischen  dem  männlichen  und  weiblichen  Augen- 
höhlenindex zu  setzen:  dieselbe  beträgt,  wie  oben  gezeigt  wurde,  im  Durchschnitt  2,9,  muss 
also  die  GleichmäsBigkeit  der  Curve  entschieden  nachtheilig  beeinflussen.  Die  Curve  der  Gaumcn- 
indices  zeigt  ebenfalls  im  Gebiete  der  platyrrhinen  Gruppe  im  Allgemeinen  ihren  niedrigsten 
Stand,  steigt  dann  ebenfalls,  je  mehr  die  Nasenbreite  abnimmt,  unter  wesentlichen  Schwankungen 
aufwärts,  erreicht  etwa  im  Bcreicho  der  unteren  Mesocepbalio  ihren  Höhepunkt  und  fällt  dann 
wieder  ziemlich  schnell  ungefähr  auf  das  Niveau  ihrer  anfänglichen  Höhe.  Im  Allgemeinen 
ergiebt  sich  also  mit  dem  Längerwerden  der  Nase  auch  ein  verhältnissmässig  sehr  gleichmässiges 
Zunehmen  der  Indices  des  ganzen  Gesichtes,  sowie  seiner  einzelnen  Componentcn:  des  Ober- 
kiefers, der  Angenhöhlen  und  des  Gaumens.  Eine  Ausnahme  machen  anscheinend  die  lcptorrhincn 
Schädel,  bei  welchen  mit  gleichfalls  langem  Obergesieht  und  Oberkiefer  ztim  Theil  verbältniss- 
mässig  breite  Gaumen  und  niedrige  Augenhöhlen  verbunden  sind. 

Uebcr  die  Beziehungen  zwischen  Gesichts-  und  Hirnschädel  ist  noch  zu  bemerken,  dass 
sich  die  Lang-,  Mittel-  und  Breitgesichter  anscheinend  regellos  auf  die  drei  Hirnschädclgruppen 
vertheilen.  Unter  sieben  Dolichocephalen , an  welchen  sich  der  Obcrgcsichtsindex  feststelien 
liess,  waren  zwei  chamäprosope,  vier  mesoprosope  und  nur  ein  leptoprosoper  Schädel,  unter 
15  Mesocephalen  fanden  sich  acht  Chamäprosope,  fünf  Mesoprosope  und  zwei  Leptoprosope, 
von  fünf  Brachycephalen  war  einer  chamäprosop,  drei  mesoprosop  und  einer  leptoprosop.  Be- 
merkonswerth  ist  jedoch  eine  andere  Erscheinung:  von  den  Schädeln  der  platyrrhinen  Gruppe 
nebst  dem  letzten  Glied»  der  Mesorrhinen  ist  merkwürdiger  Weise  fast  die  Hälfte  (fünf)  dolicbo- 
cephal,  ebenso  viel  sind  mesocepbal,  nur  ein  Schädel  ist  brachycephal ; die  leplorrhine  Gruppe 

Arthlf  für  Anthropologie  Hd  XXV1L  4 


Digitized  by  Google 


26 


R.  Asm us, 


und  die  ersten  drei  Glieder  der  raesorrhinen  Gruppe  setzen  sich  aus  fünf  brachycephalen, 
sieben  meeocephalen,  und  nur  drei  dolichocepbalen  zusammen,  während  die  mittlere  mesor- 
rbine  Gruppe  von  12  Gliedern  durchweg  mesocephal  ist.  Demnach  erscheint  also  die  Dolicho- 
cephalie  vorzugsweise  mit  Platyrrhinie  und  die  Brachycephalie  mit  Leptorrhinie  vergesellschaftet 
zu  sein. 

Soweit  sich  aus  den  bisher  vorliegenden  wenigen  und  vereinzelten  Veröffenüichungon 
erkennen  lässt,  scheinen  sich  die  gleichen  Erscheinungen,  die  wir  für  die  Schädel  der  altwendi- 
schen Bevölkerung  Mecklenburgs  ihrer  Gcsammtheit  als  typisch  ermittelt  haben,  auch  bei  der 
alten  Bevölkerung  des  ganzen , ehemals  von  Slavcn  bewohnten  deutschen  Nordostens  in  ähn- 
lichem Verhältnisse  wiederzufinden.  Genauere  Untersuchungen  grösseren  Umfanges  sind,  ab- 
gesehen von  zahlreichen , aber  vereinzelt  erschienenen  Berichten  S c h n m a n n ’ s le)  ttnd 
Virchow’s  *>),  aber  die  Schädel  des  alten  Wollins,  bisher  nur  von  Liasatter  über  das 
Grabfeld  vom  Lorenzberge  bei  Kaldus  in  Westpreussen *)  bekannt  geworden;  die  aus  gleicher 
Zeit  stammenden  altböhmischen  Schädel  sind  von  Matiegka >•)  *)  in  einer  umfangreichen 
Arbeit  eingehend  behandelt  worden,  deren  Kcsultate  von  mir  nach  den  in  der  Fachliteratur 
veröffentlichten  Heferaten  für  die  folgenden  Zusammenstellungen  benutzt  worden  sind.  Die 
erwähnte  Gleichartigkeit  mit  den  altmecklenburgischen  aus  gleicher  Zeit  stammenden  Schädeln  findet 
zunächst  in  der  Wiederkehr  derselben  äusseren  charakteristischen  Bildungen  an  den  einzelnen 
Schädeltbeilen  ihren  beredten  Ausdruck.  In  allen  Berichten  finden  wir  dieselben  Merkmale,  die  wir 
oben,  als  unseren  Schädeln  eigentümlich,  aufgezählt  haben,  regelmässig  besonders  hervorgehoben. 
Hierhin  gehört  vor  Allem  die  niedrige,  breite,  steil  aufsteigende  Stirn,  die  aussergewöhnlich 
häufig  vorkommende  Sutura  frontali»  persistens  *),  oder  an  deren  Stelle  der  Stirnwulst,  die  Ein- 
ziehung der  Bregmagegend , die  grosse  Breite  der  oben  abgeplatteten , hinteren  Schädelpartie, 
die  kugelige  Vorwölbung  des  oberen  Hinterhauptssohuppentheiles , die  Häufigkeit  des  Vor- 
kommens von  Schaltknochen,  besonders  der  Lambdanaht,  die  Schläfenenge  und  die  sonstigen 
Pterionanomalicn , die  starke  Zähnelung  der  Nähte,  ferner  am  Gesichtsschädel  vor  Allem  die 
stark  hervortrelende,  eingesattelte,  stark  geschwungene  Adlernase,  die  angelegten  Jochbein- 
partien, der  kräftig  modellirt  hervortetende  Oberkiefer  mit  starker  alveolarer  Prognathie,  häufig 
auch  die  bedeutende  Daumenbreite  nnd  das  hervortretende  Kinn. 

Diese  sich  ans  den  äusseren  Schädelmerkmalen  ergebende  Gleichartigkeit  wird  durch  Ver- 
gleichung der  genauen  Schädelmaasse  mit  einander  vollkommen  bestätigt.  In  folgenden  Tabellen 
sind  die  Mittelzahlen  der  Hauptmaasse  von  26  mecklenburgischen,  18  westprenssischen, 
12  pommerschen  **)  und  etwa  60  böhmischen  Schädeln  männlichen  Geschlechts  aus  dem 
8.  bis  12.  Jahrhundert  zusammengestellt,  soweit  sich  dieselben  ermitteln  liesaen: 


*)  Bo  bei  den  Schädeln  von  Kaldus  bei  20  Beobachtungen  fünf  Mal.  also  in  17,2  Froc.,  was  ziemlich 
genau  mit  dem  aus  unseren  Schädeln  erhaltenen  Resultate  (18,2  Proc.)  übereinstimmt. 

**)  9 von  Coollin,  3 von  Ramin  ls). 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  27 


fl 

1 9 

i fl 

3 

s 

'S 

bl 

CQ 

Höhe 

o 

'S 

*2  m 

ll 

« 

a 

3 

s 

X 

O M 
X A 

a -c 
a 

3 

ö 

s 

X 

■O  M 

x © 

fl 

.2  .2 
'S 

fa 

CQ 

Kleinste 

Stirnbreite 

Böhmen 

....  185,2 

143,4 

141,9 

76,97 

74,13 

99,77 

98,2 

Mecklenburg 

140.« 

133,1 

76,6 

72,7 

96,00 

97,0 

Wectpreaaaen 

135,1 

139,1 

74,77 

73,6 

99,1 

95,8 

Pommern 

. . . . ■ 186,2 

138,3 

137,6 

74,3 

73,3 

97,7 

97,6 

1 M 
£ 
X 
ß 

I ° 

| 

■ 

< 

W 

J& 

o a 

3 

llorizontal- 

umfang 

5 J 

? B 
tä  3 

fl 

• 

te 

o 

X 

£ 

V) 

fl 

fl  1 

bC 

% 

1 

'S 

X 

Cß 

■ 

o» 

2 B 
«8  O 

Böhmen 

111,8 

101,7 

622,3 

379,9 

_ 

_ 

Mecklenburg 

111,7 

09,3 

5223 

376,3 

129,6 

125,9 

120.7 

Westpreuseen 

110,1 

— 

620,9 

374,5 

126,8 

124,4 

117,7 

Pommern | 

— 

— 1 

619,8 

376,1 

| 128,6 

129,6 

119.8 

1 

I 

u 

« 

1 ö 
<y 

Jochbreite 

Gesichtsbreite  | 

i.  3. 

*2  4> 

.2  J 

-e  =i 

Ü.S 
° E 

fl 

X 

•o 

X 

5 

X 

B 

’S 

9 

o 

Augenhöhe 

•S 

'S 

u 

X 

a 

fl 

M 

fl 

«< 

Böhmen 

. , 317.2  1 

129,4 





32,3 

38,8 

Mecklenburg  . . . 

. I 315,0 

132,2 

1143 

99,0 

114,2 

33,5 

36.4 

Wesipreussen  . . . 

. J — 

129,8 

116,2 

96,6 

116,4 

32,9 

40,3 

Pommern 

. | 314,8 

129,4  | 

— 

102,4  1 

- 

3321 

40,4 

fl 

X 

«o 

1 

1 

>5 

S 

s 

1 

2a 

i 

X 

V « 

M 

o 

ix  a 

x 2 p 

-l  i « 

rli 
©'  * 

4m  . 
■Säo 

*S  ax 

?S" 

il? 

o 

K 

fl 

•O 

-S  i 

3 

X 

k 

o 

K 

O 

*T3 

.9 

■s 

8 

Böhmen 

. ....  ll  51,2 

26,4 

69.9 

52,24 

70,71 

83,3 

49,22 

Mecklenburg 

50,6 

34,7 

65# 

50,41 

70,86 

85,7 

4866 

Westpremsen 

60,6 

26,0 

68.4  1 

54,23 

79,6 

50,00 

Pommern 

23,7  | 

— 

- 

- 1 

83,0 

46,3 

Aus  diesen  Zahlenreihen  ergiebt  sich  eine  unverkennbare  Gleichmässigkoit  fast  slmmtlicher 
angeführten  Hauptmaasse  für  alle  vier  Stämme.  Die  wesentlichsten  Schwankungen  steigt  der 
Längenbreiten-,  sowie  der  Obergesichtsindex,  worauf  ich  unten  gleich  zurückkommen  werde.  Im 
Uebrigen  lassen  sich  die  vier  Stämme  in  zwei  Gruppen  sondern,  eine  mehr  central  gelegene, 

4 • 


Digitized  by  Google 


28 


R.  Asmus, 


pommerisch-we»tpreussische,  und  eine  von  dieser  aus  gerechnet  mehr  peripher  gelegene  mecklen- 
burgisch-böhmische. Letztere  unterscheidet  sich  von  der  ersteren  durch  etwas  grösseren  Längen- 
breitenindex, durch  grössere  Stirn-  und  Hinterhauptsbreite  (die  Mecklenburger  auch  durch 
grössere  Jochbreite),  durch  grössere  Umfange,  grössere  Obergesichtsbreite  (nach  Kollmann), 
grössere  Nasenöflnnngsbreite,  sowie  durch  geringere  Augenhöhlenbreite,  welch  letzteres  auch 
durch  den  grösseren  Augenhöhlenindex  zum  Ausdruck  kommt.  Ausserdem  sind  die  Mecklen- 
burgerschädel  dem  Längenhöhenindex  nach  merklich  flacher,  die  böhmischen  etwas  höher,  als  die 
der  preussisch  - poinmcrsohen  Grupj>e.  Unter  einander  wiederum  unterscheiden  sich  Mecklen- 
burger und  Böhmen  dadurch,  dass  erstere  einen  etwa»  geringeren  lAngenbrcilcnindcx  haben, 
während  der  Längenhöhenindex  gleichzeitig  ebenfalls  etwas  kleiner  wird,  dass  die  Augenhöhlen 
noch  höher  und  die  Nase  noch  schmäler  wird,  was  sich  auch  duroh  Grösserwerden  der  Augen- 
höhlen und  Kleinerwerden  des  Nasenindex  zu  erkennen  giebt;  dazu  kommt  dann  noch  die  eben 
erwähnte  geringere  Höhe.  Vergleichen  wir  dann  die  Pommern  mit  den  Westpreussen,  so  zeigen 
auch  diese  merkwürdiger  Weise  den  letzteren  gegenüber  alle  die  kleinen  Unterschiede,  die  wir 
soeben  zwischen  Mecklenburgern  und  Böhmen  festgestellt  haben,  was  wiederum  auf  gewisse 
grössere  Zusammengehörigkeit  der  Mecklenburger  mit  den  Pommern  und  der  Westpreussen  mit 
den  Böhmen  hindcuten  könnte.  Es  scheint  demnach  also,  als  wenn  Pommern  wie  Böhmen,  am 
Schädel  gewissermaassen  als  vermittelnde  Elemente  zwischen  der  altslavlsehen  Bevölkerung 
Mecklenburgs  und  Westpreussens  anzusehen  sind.  Wenden  wir  uns  nun  wieder  specielt  zu  dem 
Verhalten  der  Längenbreiten-  nnd  Längenhöhenindiccs. 

In  folgender  Tabelle  ist,  um  ein  grösseres  Zahlenmaterial  zu  gewinnen,  hei  Mecklenburgern, 
Pommern  und  Westpreussen  das  Gesammtmittel  von  Männern  und  Weibern  genommen,  da  der 
Zahlcnwerth  der  Indices  beider  Geschlechter  ja  nahezu  derselbe  ist.  Hierzu  kommen  ausserdem 
noch  die  Mittelwerthe  von  zehn  altposenschen  Schädeln  beiderlei  Geschlecht»,  die  vonVirchow 
gemessen  sind,  und  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  seiner  Zeit  Vorgelegen  halten  *'). 


L.-B.  L.-1I. 

Westpreussen 74,79  (90)  73,90  (91) 

Pommern 73.3  (23)  73,8  (18) 

Posenor 75,3  (10)  72,4  (8) 

Mecklenburger 76,76  (48)  72,6  (44) 

Böhmen 76,97  (100)  74,13  (c.  90) 


Es  fanden  sieh  unter: 


Dolichoccph&l 

Meeocephal 

Brachycephal 

30  weetpreusBiachen  Schädeln  . 

13  = 43 

Proc, 

13 

= 43  Proc. 

4 = 13  Proc. 

23  pom  raerachen  „ 

12  = 62 

• 

11 

«1 

p- 

-** 

II 

— 

10  poienachen  „ 

6 = 60 

3 

= 30 

2 = 20  „ 

4Ö  mecklenburgischen  „ 

15  = 31 

71 

24 

= 50 

9 = 18,75  „ 

111  alUlavUcheu  Schädeln 

45  = 40,54  Proc. 

51 

= 46,96  Proc. 

15  = 13,5  Proc. 

Beide  Zusammenstellungen  ergeben  unwiderleglich  das  bedeutende  Ueberwiegen  der 
dotichocephaien  ins  Mesocephalo  übergehende  Sehädolfortnen  unter  der  altslawischen  Bevölkerung 
obiger  Gebiete,  lassen  jedoch  auch  gleichzeitig  eine  nicht  vollkommen  gleicbmässigc  Vortbeilung 
derselben  erkennen.  Am  ausgesprochensten  findet  sich  die  Dolichocephalie  bei  der  westpreuasiach- 
pommerseben  Gruppe  mit  einem  Mittel  von  74,79  resp.  74,3;  der  Index  der  Schädel  aus  dem 
mehr  südlich  gelegenen  Posen  ist  schon  etwas  höher  (75,1),  während  die  am  weitesten  von  der 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  (1er  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  29 

erstgenannten  Gruppe  west-  resp.  südwärts  gelegenen  Gebiete  Mecklenburg  und  Böhmen  dem  Mittel- 
werthe  ihres  Längenbreitenindex  nach  schon  ausgesprochen  mesocephal  sind,  wenn  sie  auch  noch  an 
der  unteren  Grenze  derMesocephalic  stehen  (76,75  resp.  76,9).  Entsprechend  dieser  Zunahme  des 
Längenbreitenindex  nimmt  der  Lüngenliöhenindcx  in  derselben  Reihenfolge  und  derselben  geo- 
graphischen Richtung  ab:  Preussen  73,6,  Pommern  73,3,  Posen  72,4,  Mecklenburg  72,6.  Eine 
Ausnahme  macht  auffallender  Weise  Böhmen  mit  74,1. 

Dieses  Breiter-  und  Niedrigerwerden  in  der  Richtung  von  Osten  und  Norden  nach  Westen 
und  Süden  lässt  sich  nur  durch  in  gleicher  Richtung  zunehmende  Beimischung  dem  slavischen 
Typus  nicht  angehörender  bracbycepbaler  flachköpfiger  Elemente  erklären:  es  ist  offenbar  die 
Einwirkung  jener  Bevölkerung,  deren  verhältnissmissig  noch  ziemlich  unverinischt  gebliebene 
Repräsentanten  wir  vorhin  bei  Besprechung  der  Curventafel  I.  in  den  Gliedern  der  rechten  end- 
ständigen Gruppe  kenueu  lernten,  und  welche  uns  dort  im  Kleinen  an  einzelnen  Individuen  das 
gleiche  Verhalten  zeigte,  das  wir  soeben  in  Folge  der  verschieden  starken  Beimischung  dieser 
fremden  Elemente  auch  au  ganzen  Stämmen  nachgewiesen  haben.  Niederle1*),  welcher  in  dem 
langköpfigen  Typus  den  ursprünglichen  arischen,  letto-slavischen  feststellt  und  ihn  für  gleichartig 
mit  dem  germanischen  Reihengräbertypus  erklärt,  weist  ebenfalls  auf  das  Zunehraen  des  Procentsatzes 
der  Langköpfe  unter  den  Slaven  in  der  Richtung  nach  Norden  und  Osten,  das  Abnehmen  derselben, 
unter  Zunehmen  der  Breitköpfe  in  der  Richtung  nach  Süden  und  Westen  hin.  Er  erblickt  in 
dieser  brachycephalen  flachköpfigen  Rasse  die  alte  eingeborene  Urbevölkerung  Mitteleuropas,  deren 
Spuren  sich  zu  beiden  Seiten  des  gesammten  europäischen  Alpenzuges  von  Westfrankreich  bis 
ans  Schwarze  Meer  und  nach  Klcinasien  hinein  nachweisen  lassen  und  die  sich,  wio  mit  den 
von  Norden  und  Osten  vordringenden  Kelten  und  Germanen,  so  auch  mit  deren  Stammes- 
verwandten  Nachfolgern,  den  Slaven,  in  verschiedenem  Grade  vermischt  hat.  Je  mehr  an  jene 
Gebirgszone  heran  und  je  mehr  nach  Westen,  um  so  mehr  brachycephale  Einflüsse.  An  der 
lland  einer  Untersuchung  von  221  recenten  Slavenschädeln  kommt  auch  Wembach*1)  zu  dem 
Resultate,  dass  die  Südslaven  viel  mehr  brachycephal  sind  als  die  Nordslaven,  und  dass  die 
Dolicbocephalie  bei  letzteren  von  Westen  nach  Osten  entschieden  zunimmt,  unter  gleichzeitiger 
Abnahme  der  Mittelfonncn  und  der  Brachy cephalie , sowie,  dass  der  Slavenschädel  von  Westen 
nach  Osten  an  Höbe  gewinnt.  Leber  diese  ursprünglich  ausgesprochen  dolichocephale  Schädel- 
form der  slavischen  Rasse  ist  noch  zu  bemerken,  dass  dieselbe  auch  bei  den  Russen  von  Zograf 
in  seinem  umfangreichen  Werke  über  die  grossrussische  Bevölkerung,  über  welches  mir  ein  deutsch 
geschriebener  Auszug ,T)  vorliegt,  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist.  An  der  Hand  von  vielen 
Tausenden  von  Beobachtungen  an  Militärpflichtigen  theilt  er  die  heutige  grossrussiBche  Bevölke- 
rung in  eine  kleine,  dunkle,  ausgesprochen  brachycephale  Rasse  und  eine  grossgewachsene, 
blonde,  mesocephale,  mit  ausgesprochenen  Spuren  von  Dolicbocephalie,  sowie  die  entsprechende 
Mischform,  während  er  die  erstere  mit  dem  in  ganz  Ostrussland  noch  heutzutage  sitzenden  finnischen 
oder  ural-ultnlschcn  Völkern  identificirt,  erklärt  er  mit  Entschiedenheit  die  zweite  Rasse  als  die 
ursprünglich  slavisch-litlhauische,  die  allerdings  schon  nach  Grossrussland  nicht  mehr  in  vollkommen 
reinem,  ungemischtem  Zustande  gekommen  ist.  Spuren  dieser  grossen  blonden  Rasse  sind  nach  ihm 
im  ganzeu  westlichen  Russland  von  Jantschuk  und  Ikow  bei  den  Weissrussen,  von  Diebolt, 
Emme  und  Talco-Hryncewitz  bei  den  Kleinrnsseu,  von  Krasnow  bei  den  Grossrussen  von  Char- 
kow, von  Brenusohn  bei  den  Litthanern,  von  Waeber  bei  den  Letten,  von  Meier  und  Kopernicki 


Digitized  by  Google 


30 


R,  Asmus, 


bei  den  Polen  mit  Sicherheit  nachgewiesen.  „Dieser  hochgowachscne,  blonde,  langköpfige  Typus 
ist  ohne  Zweifel  das  Erbtheil,  das  uns  die  alte  Bevölkerung  Russlands  hinterlassen  bat,  ebeuso 
wie  ihre  zahlreichen  Kurgane.mit  den  dolichocephalen  Schädeln,  mit  den  BronzealterthQmern 
slavischcn  Styls  ....  Ich  bin  sicher,  dass  dieser  Typus  der  ursprünglich  elavisch-litthauische  ist, 
der  aber  nach  Grossrussland  schon  nicht  mehr  in  rassereinem  Zustande  kam.“  Auch  an  anderer 
Stelle,  bei  der  Untersuchung  einer  Anzahl  aus  dem  Moskauer  Kreml  stammender  Schädel  des 
16.  Jahrhunderts *•),  nimmt  Zograf  Gelegenheit,  den  exquisit  langköpfigen  Charakter  der  alten 
slavischcn  Bevölkerung  Russlands  zu  betonen.  Fragen  wir  uns  nun,  was  aus  dieser  noch  vor 
800  Jahren  über  einen  grossen  Theil  des  nördlichen  Mittel-  und  Osteuropas  ausgebreiteten 
dolichocephalen  slaviscben  Schiidelform  geworden  ist,  so  finden  wir  dieselbe  heute  vollkommen 
von  rundköpfigen  Formen  verdrängt.  Wie  Zograf  in  beiden  oben  erwähnten  Arbeiten  nach- 
gewiesen hat,  ist  dieselbe  in  Russland  fast  ganz  geschwunden  und  gegenwärtig  nnr  noch  in 
geringen  Spuren  nachweisbar.  Auch  in  Böhmen  machte  sich  schon  während  des  Mittelalters 
ein  immer  mehr  zunehmender  Procentsatz  von  Brachycephalen  bemerkbar,  trotz  bedeutender 
deutscher  Einwanderung.  Nach  Matiegka  beträgt  das  Mittel  des  Längenbreitenindex  für  Prager 
Schädel  aus  dem  16.  Jahrhundert  80,77,  für  Beinhausschädel  von  Melnik,  Budine  und  Tre- 
bivlioc,  vorwiegend  aus  den  letzten  Jahrhunderten  stammend,  83,19.  Ton  60  Schädeln  aus 
dem  Beinhause  von  Senftenberg  haben  nach  L.  Niederle  12,5  Proc.  einen  Index  von  über  90, 
das  Mittel  beträgt  84,5’*)  und  von  395  neuerdings  untersuchten  Schulkindern  in  Lobositz  waren 
nur  5,3  Proc.  mesocephal,  97,5  Proc.  waren  brachycephal  mit  einem  Mittel  von  87,1  **).  Dieselbe 
Erscheinung  wiederholt  sich  nun  auch  an  den  mecklenburgischen  Schädeln.  Sowohl  die  mittel- 
alterlichen wie  besonders  auch  die  recenten  Schädel  der  Sammlung  des  Rostooker  anatomischen 
Instituts  zeigen  einen  überwiegenden  Procentsatz  von  Brachycephalen,  welcher  noch  zunchmen 
würde,  wenn  es  gelänge,  die  zahlreichen  durch  die  deutsche  Colonisation  und  durch  s|»ätere 
Einwanderung  beigemischten  rein  germanischen  Elemente  auch  nur  annähernd  zu  eliminiren. 
Ich  bin  sicher,  dass  das  Resultat  einer  näheren  Untersuchung  hinsichtlich  der  Breitenzunahme 
vollkommen  mit  dem  sich  aus  obigen  Zahlen  für  Böhmen  ergebenden  übereinstimmen  würde, 
wenn  auch  der  mittlere  Längenbreitenindex  des  heutigen  Mecklenburgers  nicht  annähernd  die 
extreme  Iiöhe  des  oben  für  die  heutigen  Böhmen  angegebenen  erreicht 


Der  Zweck  vorstehender  Arbeit  war,  nicht  etwa  eine  erschöpfende  Abhandlung  über  vor- 
liegende Schädel  zu  geben,  Bondern  zunächst  nur  auf  diesem  leider  noch  wenig  bearbeiteten 
interessanten  Gebiete  der  prähistorischen  Anthropologie  für  weitere  Studien  Material  horbeizu- 
schaffen.  Es  sind  daher  manche  Einzelheiten  zunächst  unberücksichtigt  geblieben  oder  nur 
flüchtig  erwähnt,  so  auch  vor  Allem  die  Vertheilung  der  einzelnen  Besonderheiten  auf  die  ver- 
schiedenen Hirnschädelformen  n.  a.  m.  Ich  hoffe  hierauf  zurückkommen  zu  können,  sobald  ein 
umfangreicheres  Schädelmaterial  vorliegt,  das  sicherere  Schlüsse  zu  ziehen  gestattet  Bei  dem 
grossen  Reichthum  Mecklenburgs  an  altwendischen  Skelctgrabfeldem  und  der  Beachtung  von  sach- 
verständiger Seite,  die  diesem  früher  arg  vernachlässigten  Gebiete  der  mecklenburgischen  prä- 
historischen  Forschung  seit  den  letzten  Jahren  zngewandt  ist,  kann  man  wohl  mit  berechtigter 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  alt  wendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs.  31 

Erwartung  einem  baldigen  Zuwachs  unserer  anthropologischen  Schütze  auf  diesem  Gebiete  ent- 
gegensehen. 

Meinem  verehrten  Lehrer,  Herrn  Prof,  der  Anatomie  Dr.  Barfurth  (Rostock)  spreche 
ich  für  die  mannigfaltige  Förderung,  die  derselbe  jederzeit  meiner  Arbeit  hat  angedeihen 
lassen,  an  dieser  Stelle  meinen  herzlichen  Dank  aus;  desgleichen  Herrn  Medicinalrath  Brückner 
(Noubrandenburg),  Herrn  Dr.  Beltz  (Schwerin),  Herrn  Prof.  Markwardt  (Güstrow),  Horm 
Rentier  Schlosser  (Nenbrandenburg),  sowie  allen  Anderen,  welche  mir  bei  der  Beschallung 
des  Materials  und  den  sonstigen  Schwierigkeiten  in  so  liebenswürdiger  Weise  hülfreiche  Hand 
geleistet  haben. 

Resultate: 

1.  Die  altwendische  Bevölkerung  Mecklenburgs  zeigt  überwiegend  ortho  - dolichocephnlen 
bis  ortho-submesocephalcn  Schädeltypus,  lässt  aber  stärkere  Beimischungen,  besonders 
einer  flachköpfigen,  brachycephalon  Rasse,  erkennen. 

2.  Dieser  dolichocepbale , zur  Mesocephalie  hinneigende  Typus  ist  der  ursprünglich  sla- 
vische,  der  sich  zusammen  mit  der  Mehrzahl  der  übrigen  für  altmecklenburgisohe  Slavcn- 
scbädel  charakteristischen  Erscheinungen  (siehe  5.  und  0.)  auch  bei  den  altslavischen 
Stämmen  der  Pommern  und  der  westpreussischcn  und  posenschen  Polen  als  überwiegend, 
bei  den  Altböhmen  als  sehr  häufig  auftretend  nachweisen  lässt  Die  flachköpfigen, 
brachycephalen  Elemente  gehören  der  (nicht  arischen?)  Urbevölkerung  Mitteleuropas 
an.  Je  mehr  nach  Norden  und  Osten,  um  so  reiner  der  dolichoccphale  Slaventypus, 
je  mehr  nach  Süden  und  Westen,  um  so  mehr  Vermischung  mit  Brachycephalen. 

3.  Der  mecklenburgische  Zweig  der  Slaven  hat  sich  gleich  den  Böhmen  unter  den 
genannten  Stämmen  am  meisten  durch  diese  Vermischung  von  dem  reinen  Typus  ent- 
fernt, der  durch  die  altpoluische  Bevölkerung  Westpreussens  repräsentirt  zu  werden  scheint. 

4.  Bei  den  rein  slavischen  Schädeln  nimmt  mit  dem  Grösserwerden  des  Längenbreiten- 
index auch  der  Längenhöhenindex  zu;  entgegengesetztes  Verhalten  scheint  auf  fremde 
Beimischungen  hinzudeuten. 

5.  Der  Gesichtaschädel  der  mecklenburgischen  Wenden  ist  mesoprosop  nach  Kollmann, 
leptoprosop  nach  Virchow,  mesorrhin  mit  entschiedener  Neigung  zur  Leptorrbinio, 
hypsiconch  und  brachystnphylin-  Die  beiden  ersten  Eigenschaften  zeigen  grössere 
Schwankungen  auf,  während  Uypsiconchie  und  vor  Allem  Braohystaphylinie' mit  zu  den 
constantesten  Erscheinungen  des  Gesichtsschädels  gehören. 

6.  Mit  dem  Breiterwerden  der  Nase  geht  relativ  ein  Breiterwerden  des  ganzen  Gesichts, 
des  Obergesichts  und  des  Oberkiefer»,  ein  Niedrigerwerden  der  Augenhöhlen  und  ein 
Schmälerwerden  des  Ganmens  parallel. 

7.  Die  hauptsächlichsten  Merkmale  des  Hirnschädels  sind:  Breite,  niedrige,  steilgestcllte 
Stirn,  häufiges  Vorkommen  des  sagittalen  Stirnwulstes,  auffallend  hoher  Procentsatz  der 
Persistenz  der  Stirnnaht,  Einsattelung  der  Bregmagegend , starke  Breitenentwickelung 
der  hinteren  Snhädclpartie , starke,  kapselartige  Vorwölbung  des  oberen  lliiiterhaupts- 
schuppentheils,  kleine,  schmale,  steilgestellte  und  stark  ausgehöhlte  Keilbeinflügel^nebst 
anderen  Anomalien  der  Pteriongegend  (Stenocrotaphic , Ossa  epiptcrica)  häufiges  Vor- 


Digitized  by  Google 


32 


R.  Asmtis 


kommen  von  Schallknoehen , besonders  der  Lainbdanaht,  sowie  starke  Zähnelang  der 
meisten  Nähte. 

8.  Der  Gesichtsschüdel  zeichnet  sich  aus  durch  den  oben  steil  daohformigen , unten  hoch 
gewölbten,  in  der  Mitte  cingesattelten  Nasenrücken,  durch  seitlich  nusgebuchtete  Künder 
der  Nasenöffhung,  sowie  durch  starkes  Heraustreten  der  ganzen  Nasenpartie  (Adler- 
nase); ferner  durch  Anliegen  der  Jochbogcn,  Hervortreten  des  kräftig  modellirten  Ober- 
kiefer» mit  gleichzeitig  ausgesprochener  Prognathie  des  Alvcolarfortsatzes , an  welcher 
auch  die  vorderen  Zähne  theilnehmen,  und  durch  starkes  Hervortreten  des  Kinnes. 

9.  Der  weibliche  Schädel  unterscheidet  sich  vom  männlichen  neben  den  allgemein  be- 
kannten Geschlechtsmerkmalen  durch  die  auffallenden  Grössenunterschiede,  er  ist  ver- 
hältnissmässig  niedriger,  breiter,  mit  etwas  höherem  Gesicht  und  entschieden  höheren 
Augenhöhlen. 


Digitized  by  Google 


Tafel 


Digitized  by  Google 


Archiv  fbr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  Verlag  von  Friadr.  V leweg  u.  8obn  ln  Brmuntchwelg. 


I 


Digitized  by  Google 


•II 


Digitized  by  Google 


Archiv  fttr  Anthropologie.  Bd  XXVII.  Verlag  von  Friede.  Vltwtg  u.  Sohn  In  Bnianachwcig. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Die  Schädelform  der  altwendisjchen  Bevölkerung  Mecklenburgs. 


33 


Verzeichniss  der  im  Text  erwähnten  Literatur. 

')  M.  Bartel«:  Eine  neue  Methode  der  Capacitätabestimmung  de«  Schädels.  Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellsch.  f.  Anthropologie.  Zeitsehr.  f.  Ethnologie  XXVIII,  1896,  S.  256  ff. 

*)  P.  Bartel«:  Heber  Geschlecht  «unterschiede  am  Schädel.  Berlin  1897. 

•)  R.  Belts:  a)  Skclctgräber  von  Alt-Bartelsdorf.  Skeletgräber  von  Zehlendorf.  Skeletgräber  von  Gamehl. 
Da«  Vetu«  cimeterium  von  Schwerin.  Jahrb.  f.  Mecklenb.  Geschieht«-  u.  Alterthumskunde  LVI1I, 
8.  219  ff.  b)  Skeletgräber  von  Gamehl.  Skeletgräher  von  Bobzin.  Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumskunde  1895,  S.  20  und  fNj. 

4)  A.  v,  Brunn:  Da*  Foramen  pterygospinoBum  civinini  und  der  Porus  crotaphitico-buccinatoriu«.  Anatomi- 
scher Anzeiger  Nr.  4,  8.  96. 

*)  I bering:  Zur  Einführung  der  Oscillationsexponenten  in  die  Craniomotrie.  Archiv  f.  Anthropologie  X, 

S.  411. 

•)  Jahresbericht  XXVI  über  das  Museum  zu  Neubrandenburg. 

r)  S.  Ki Hermann:  Feber  die  Sutura  tranBversa  palatina  etc.  Archiv  f.  Anthropologie  XXII,  1894,  8.  393  ff. 
*)  Lissauer:  Da«  Grabfeld  am  I^orenzberg  bei  Caldus  im  Culmer  Land.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1878, 
8.  81  ff. 

*)  H.  Matiegka:  Fntersuchung  der  Knochen  und  Schädel  au«  böhmischen  Bcinh&usern  (czechisch).  Nach 
einem  Referat  des  Verfassern  im  Archiv  f.  Anthropologie  XXV,  1898,  S.  150  ff. 

’*)  II.  Matiegka:  Urania  Bohemiea.  Nach  einem  Referat  von  L.  Nicderle  im  Archiv  für  Anthropologie  XIX, 
1892,  S.  91. 

*')  E.  Mehnert:  Katalog  der  anthropologiflchen  Sammlung  des  anatomischen  Institute  der  Universität  Strass- 
burg. Archiv  f.  Anthropologie  XXII,  1894. 

'*)  Merkel:  Handbuch  der  topographischen  Anatomie. 

*•)  L.  Niedcrle:  Ueber  den  Ursprung  der  Slaveu  (ezecliisch).  Referat.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1897,  S.  36. 
M)  E.  Schmidt:  AnthropologiRche  Methoden.  Leipzig  1888. 

'*)  Schumann:  Slavisches  Skeletgräberfeld  von  Ramin  in  Pommern.  Verhandlungen  d.  Berl.  anthropologischen 
Gesellschaft.  Zeitschr.  f.  Ethnologie,  1898,  S.  S30  ff. 

*•)  Schumann:  Einzelne  Berichte  über  da»  »lavUche  Skeletgrabfeld  vom  Galgen-  und  Silberberge  vonWollin. 

Verhandl.  d.  Berl.  Gesellsch.  f.  Anthropologie  1891,  8.  689  und  705;  1892,  8.  4iM;  1894,  8.  44. 

,r)  Schumann:  Uebcr  die  Beziehungen  de«  Längenbreitenindex  zum  Längt-nhohenindex  an  altalavischen 
Gräberschädeln. 

*•)  L.  Stieda:  Ucber  die  Anwendung  der  Wahrsclieinlichkeitsberechnung  in  der  anthropologischen  Statistik. 
Archiv  f.  Anthropologie  XIV,  S.  161  ff. 

**)  A.  v.  Török:  Ueber  den  Yezoer  Ainoschädel  aus  der  ostasiatischen  Reise  des  Grafen  Bola  Szechcnyi  etc. 

Ein  Beitrag  zur  Reform  der  Craniometrie,  Thcil  IV.  Archiv  f.  Anthropologie,  1898. 

**)  R.  Virchow:  Slavische  Schädel  von  Wollin.  Verhandlungen  der  Berliuer  anthropologischen  Gesellschaft. 
Zeitschr.  f.  Ethnologie  1874,  S.  210;  1876,  8.  234. 

*')  R.  Virchow:  Schädel  von  Ulejno,  Kacmiercz  und  Pawlowice.  Verhandlungen  der  Berliner  anthropo- 
logischen Gesellschaft.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1882,  S.  152  ff. 

”)  A.  Weisbach:  Bemerkungen  über  Slavenschädel.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1874,  S.  306  ff. 

")  S.  Weissenherg:  Ueber  die  verschiedenen  Gesichtamaasse  nnd  Gesichtsindices,  ihre  Eintheilung  und 
Brauchbarkeit.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1897. 

M)  L.  Wilscr;  Die  Bevölkerung  von  Böhmen  in  vorgeschichtlicher  und  frühgcschichtlicher  Zeit.  Globus, 
62.  Bd.,  Nr.  24,  S.  369  ff. 

,s)  E.  Witt:  Die  Schädelform  der  Ksthen.  Dissertation.  Dorpat  1879. 

*•)  Zograf:  Ueber  allrussische  Schädel  aus  dem  Kreml  in  Moskau.  Archiv  f.  Anthropologie  XXIV,  1897, 
S.  62,  63. 

n)  Zograf:  Die  Rassenmerkmale  der  Grossrussen.  Auszug  des  Verfassers  aus  seinem  Werke:  Anthropo- 
logische Untersuchungen  der  männlichen  grossrussischen  Bevölkerung  in  den  Gouvernements  Wladi- 
mir, Jaroslaw,  Kostroma.  Globus,  62.  B<L,  Nr.  24,  S.  377  ff. 


Archiv  für  Anthropologin.  Bd.  XJCY1I.  5 


Digitized  by  Google 


34 


R.  Asmus 


Culvarium 

cf  t 

Ad. 

1303 

Cranium 

er 

Jnr. 

1897 

Calrarium 

cf 

, Ad. 

14*6 

Calrarium 

cf 

Mat. 

1646 

Omnium 

$ 

Ad.  1 

128« 

Cranium 

cf 

Mat. 

1626 

QdiMh 

cf 

M»»  j 

16*8 

Omnium 

Ad.  i 

1310 

Cranium 

cf  1 

Ad.  ! 

1246 

Cranlam 

y 

Ad. 

1374 

Cttl«ari*| 

¥ 

Ad.  1 

H 

Cranlam 

cf 

Mat. 

i«»r. 

Cranium 

cf 

Jar.  , 

1 “ 

Calrarlam 

Ad.  1 

1098 

Calvari»| 

$ 

Mat. 

— 

Cranlam 

cf 

Sen. 

1617 

Craniatn 

1 er 

San. 

1411 

Calvarlum 

! cf> 

Ad. 

Cranlam 

$ 

Jar. 

1471 

Cramam 

9 

Ad. 

1336 

Cal  rarla,  1 

$ 

San. 

Cranlam 

cf  : 

Mat. 

1870 

Calraria 

9 

Mat 

— 

Cranlam 

9 

,Jar.  1 

1383 

Oranium 

$ 

Ad.  1 

1146 

Crantum 

cf 

Jar. 

1426 

Calrarlai 

cf» 

San. 

| 

Cranlam 

cf 

Mat 

12M 

Calvaha] 

cf 

Sen. 

Calraria  ^ 

9 

Sen. 

Cranlam 

cf 

Ad. 

1612 

Cranlam 

2 

Mat 

Cranlam 

2 

Inf.  11 

l _ 

Cranlam 

2 

Ad. 

Cranium 

cf 

Mat. 

14(8 

Calraria 

2 

Mat. 

uatl 

Cranlam 

cf 

Ad. 

163* 

Calrartum 

2 

Jnr. 

— 

Cranium 

cf 

; Ad. 

1470 

Cranium 

cf 

Mat 

1170 

Cranlam 

2 

1 Jur. 

1173 

Calraria 

cf? 

Mat. 

>3H 

Oalrarium 

1 San. 

! 13.5 

Fragment 

? 

1 - 

— 

Oalrarium 

2 

*»»• 

| — j 

Cranium 

cf? . 

!*<i. 

1336 

Cranium 

' Ad. 

1394 

Calraria 

$ 

Jur. 

Calraria, 

2 

t i 

Cranium 

1 Cf  : 

: Ad. 

1600 

Cranium 

2 

i Ad.  I 

Calraria 

cf 

Baal« 

? 

j Mat 

Calraria 

cf 

Ad. 

1462 

Cranium 

cf 

Ad. 

1644 

Cranium 

cf 

Mat 

1666 

Cranium 

cf  I 

Mat. 

1406 

Cranium 

* 1 

| Ad.  j 

1196 

Maas 


3 

3 

. 

6 

• 

7 

8 

,0- 

11 

13 

iTTit  16 

mm»  I 

i 

j 

i 

& 

V 

3 

I 

1 

° 

| 

0 

c 

3 

o 

1 

= 

• 

I 

© 

5 

£ 

1 

a 

5 

f 

5 

| 

3 

< 

a 

i 

i 

< 

i 

s 

s 

9 

0 

-1 

• 

« 

B 

| 

O 

• 

i 

x> 

0 

t* 

i 

5 

9 

I 

1 

* 

| 

55 

.1 
1 £ 
i 3 

11 

IV 

^7 1 

176,5 

.« 

1«8 

144 

92 

126 

10« 

12« 

182 

107 

7» 

127 

110  113 

IDO 

181 

176 

140 

B9 

128 

113 

13* 

136 

116 

866 

... 

132  11« 

89981« 

176 

uo 

177,5 

142 

97 

12* 

112 

139 

146 

11« 

881 

129 

1«180 

616  310 

1*4 

184 

i« 

13* 

97 

120,6 

110 

135 

140 

113 

382 

132 

132120 

630.312 

176 

177 

1*1 

137 

92 

112 

110 

12* 

130 

101 

873 

127 

126  130 

610  802 

1*141 

1*2 

1*0 

140 

lOrJ 

123 

119 

142 

14» 

120 

300 

12« 

140  132 

520  326 

— 

188 

19o 

13» 

9* 

122 

111 

14t 

144 

10« 

802 

130 

135  127 

630  320 

1*1 

1»S 

l!7 

136 

96,5 

118 

110 

131,6 

121 

1« 

356 

12* 

111  117 

SSO  SM 

1T4,6 

177* 

17** 

136 

90.5 

11« 

104 

170,5 

135 

107 

8«5 

125 

126  115 

Mlüri 

174,6 

176,8 

177* 

134,6 

9146 

113 

107,6 

131,5 

183 

106 

8*4 

128 

126  III 

504  30« 

— 

i« 

»86* 

148 

07 

120.5 

109,6 

128,6 

131 

109* 

37« 

132 

127  117 

525  31»! 

189,6 

19145 

144 

9641 

124 

110 

131 

126 

107 

*71 

130 

110  Ul 

642  310 

177,6 

17741 

176,5 

136 

91 

114 

loe* 

132 

128 

109 

856 

1» 

116  117 

«»;  30« 

107 

167 

16'. 

131 

11« 

103 

129 

126 

100 

846 

118 

120  105 

4*3  29k 

— 

178,5 

178,6 

133 

90 

— 

112 

— 

— 

375 

131 

120  124 

503  SO«' 

189 

1*0 

191 

1*0 

18646 

183 

143* 

14« 

112.5 

110.6 

126 

120 

118,6 

120 

1*7,0 

127.6 

141 

136 

118 

108 

387 

386 

1» 

140 

130 127 
136  115 

533  8*0 

— 

196,6 

19241 

143 

— 

116,6 

II646 

— 

— 

384 

13« 

131  115 

179 

1T9 

181 

188,6 

91 

117 

108 

130.5 

131 

107 

870 

12U 

126  W 

615  8O0! 

171 

171 

174 

136.2 

Hl» 

114,5 

1011 

129 

143 

108 

869 

126 

ISO  114 

49*  302 

_ 

178,6 

1*8 

i« 

106 

- 

— 

— 

— 

— 

128 

«»,- 

O J 

184 

1*6 

186 

141,5 

87 

12« 

117 

182 

133 

112 

*73 

177 

110  134 

627  30*j 

178 

178,6 

133 

91 

110 

107 

130 

— 

110/s 

370 

WS 

31  117 

603  3<J  H 

174.6 

1*1 

179 

13441 

93* 

117,6 

110 

129 

174 

■17 

500 

114 

135  109 

51«  300 

176 

174 

174,6 

13046 

90 

114 

112 

120 

130 

101 

3*4 

122 

122  120 

«95  2*4 

179,8 

179,6 

1 1 1 

180,6 

w* 

112,6 

105 

142 

144 

118 

W»4 

185 

133  116 

607  HO 

178, r. 

1*8 

149.6 

* 

— 

119 

— 

— 

— 

3*5 

140 

ISO  115 

6*0  » 

1*0 

18  * 

180 

187 

W* 

11* 

nt 

130 

135 

104 

3*0 

»27 

30  113 

717  700 

- 

184 

13« 

— 

116 

107 

- 

— 

— 

- 

- 

26  115 

610  308 

— 

16* 

.7. 

— 

93 

II* 

105 

120 

129 

102 

350 

176 

118  112 

406*7» 

ISS 

184 

184 

143 

96 

13* 

120 

134 

135 

113,5 

375 

151 

130  115 

633  81* 

171,6 

172,5 

17« 

136 

Nt 

121 

110 

125 

136 

10«* 

363 

iss 

120  118 

564  303 

1*4,6 

167 

170.6 

133 

*3 

103 

107 

130,5 

122 

103,5 

360 

125 

115  110 

47  5 237 

178,6 

184 

1*4.6 

132 

97 

120 

108 

126 

127 

100 

372 

131 

119  122' 

627  294 

1*7 

1*8.6 

186 

177 

9» 

123 

116 

138 

142 

111 

3*2 

130 

145  107 

628  304 

— 

18*3 

i*i 

12^6 

93 

110 

108 

1*0 

— 

106* 

367 

127 

129  111 

1 ss 

1*4.6 

186,5 

143 

108 

126 

109 

138 

141 

118 

3*4 

1271 

137  120 

63.3 'ai.  ' 

— 

IBS 

182 

— 

90 

— 

10* 

— 

IS. 

117 

874 

125 

132  117 

— r- 

191 

192,6 

156 

103 

ISO 

118,6 

136 

143 

118 

39* 

13« 

12«  132 

66«  89 

186,5 

186 

1*3 

13« 

10”* 

114,5 

111 

123 

130 

10* 

366 

128 

123  120 

524  2* 

1*6 

168 

168,5 

137 

96 

113,6 

111 

117 

125 

100 

345 

120 

110  115 

«•*  29 

— 

176 

173 

13« 

8* 

116 

110 

124 

— 

100 

336 

120 

106  111 

602  20 

irr 

177,5 

173 

146.5 

96,5 

117,5 

110,5 

120 

ISO 

106 

BGH 

133 

110  126 

620  M 

184 

— 

— 

96 

— 

108 

— 1 

— 

— 

378 

133 

125  120 

— 

1*8 

IT1 

— 

i» 

93 

1124. 

103 

123 

129,5 

94 

— 

— 

19  110 

— « 

1*9,6 

17» 

172 

135 

93 

110 

117 

122 

12* 

; 

85« 

125 

125  IOO 

500  8 

18-1 

182,5 

183.5 

135 

" 

123 

103 

132,6 

13« 

107 

S71 

125 

130  11« 

>>1 J y ' 

— 

164 

162 

l«,* 

1« 

102,6 

122 

12* 

— 

— 

116  10* 

46*  >1 

— 

175 

177 

127,6 

9« 

— 

106 

— 

— 

— 

856 

122 

12«  113 

49*'  - 

186,5 

1*4 

IBM 

139,5 

96 

12* 

11* 

132 

135 

116 

8*6 

126 

24  135 

527, X 

179,5 

179,5 

190 

134 

92 

113 

107 

129 

— 

111 

— 

126 

ISO  — 

60»  * 

— 

187 

189.5 

140 

99 

122 

116 

130 

— 

111 

8*1 

135 

126  120 

686  8 V 

- 

— 

- 

— 

— 

117 

108,5 

— 

— 

— 

— 

— 

— — 

» 1«  _ | 

187 

191,6 

184,5 

9« 

119 

1»9 

131 

— 

112 

«07 

1S2 

127  128 

627  8 

1*7 

1*7.6 

190 

14* 

100 

I2> 

111 

13« 

13« 

109 

3*4 

182 

122  130 

648  8 

194.;. 

197 

139,5 

92 

121 

1144» 

13« 

141 

114 

407 

14» 

133  134 

648* 

180.6 

181,5 

17646 

184 

98 

*-•1,16 

11746 

141 

140 

114 

360 

116 

121  122 

6i8s 

169,3 

173,6 

178,0 

12*41 

88 

11146 

104 

— 

lil 

1O0 

359 

138 

117,118 

48»|l 

t 


Digitized  by  Google^ 


35 


I 

Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs. 


Ib  e 1 1 e I. 


36  lt.  A Bin us,  Die  Schädelform  der  altwendischen  Bevölkerung  Mecklenburgs. 

Maasotabcllc  II.  Mittelzahlen  und  wahrscheinliche  Abweichung  derselben. 


cf 

9 

Total 

a 

$ 

M 

s 

e 

5 

3 a 

3,2 

09 

N 

3 

s 

1 

S 

Wahrscheinliche  Ab- 
weichung 

a 

1 

5 ö 

§ s 

3 3 
s.!2 
•8| 
3 3 

N 

2 

1 

53 

Wahrscheinliche  Ab- 
weichung 

3 

8 

"s 

s 

3 

Wahrscheinliche  Ab- 
weichung 

1 t 

Capacität 

22 

1432,5 

81.4 

u 

1261 

81,7 

1375,5 

81,5 

2 

Gerade  Länge 

22 

182,4 

3.18 

14 

172,5 

3,45 

178,5 

4,12 

3 

Grösste  Länge 

Intort  liberal  länge 

26 

183,1 

3,58 

23 

173.9 

3,67 

179 

4.47 

4 

27 

182,3 

8,99 

23 

176,3 

4,16 

179,8 

4.31 

b 

Gröffte  Breite 

26 

140,6 

3,25 

22 

188,6 

3,27 

137,6 

2,00 

3,53 

6 

Kleinste  Stirnbreite  ........ 

26 

97.6 

3,43 

22 

92,5 

2,89 

96 

7 

Anricularbreite 

27 

121,0 

3,49 

20 

114,0 

2,92 

117,9 

4.13 

8 

Affterialbreite 

29 

111,7 

3,34 

23 

108,1 

1,99 

110,1 

3,08 

3,87 

9 

Ganze  Höhe  I 

94 

133,1 

3,83 

20 

125,9 

9,87 

129,9 

10 

Ganze  Höhe  II 

24 

136,3 

4,40 

17 

129,2 

2,77 

133,3 

4,64 

11 

Ohrhöhe 

24 

110.7 

876.8 

3,42 

20 

106,9 

3.74 

108,5 

3,73 

12 

Sagittalumfang 

27 

9,81 

20 

361,8 

8,07 

370.3 

9,99 

13 

Stirnbogen 

27 

129,8 

3,86 

20 

121,7 

2,86 

127,5 

3,66 

14 

Scheitelbogeu 

28 

126,9 

6,26 

24 

129,7 

4,99 

124,4 

5,75 

Iß 

Hinterhauptsbogeo 

28 

120,7 

6,34 

22 

113,6 

3.85 

117,6 

4,89 

16 

Horizontal  um  fang 

27 

622,6 

9,14 

20 

502,5 

6.70 

513,8 

10,55 

17 

V'erticaler  Öuerumfang 

Länge  «1er  Schädelbasis 

26 

316,0 

7,31 

21 

297,1 

5.48 

30722 

7,80 

18 

25 

99,3 

3,28 

17 

93,7 

2,67 

97 

3,72 

18 

Breite  iler  Schädelbasis 

26 

105,2 

3,62 

19 

99,3 

3.39 

102,7 

3,85 

20 

Länge  des  Hinterhauptsloche«  . . . 

24 

37,7 

2,03 

1,76 

18 

35.4 

1.98 

36,8 

2,08 

21 

breite  de«  Hinterhauptsloche«  . . . 

24 

32,3 

16 

30.4 

M6 

31,5 

1,68 

22 

Jochbreite 

29 

132,2 

3.03 

17 

120 

3,45 

127,1 

5,16 

23 

Gesichtsbreite 

21 

92(8 

3,26 

14 

86,5 

2,99 

90,3 

2,19 

94 

Gesichtshöhe . 

18 

114,2 

5,52 

14 

106 

5.25 

1 10,6 

5.97 

26 

ObergesiohUhöhe . 

23 

66,9 

3,18 

16 

61,3 

3,3 

64,8 

3,3 

20 

Gesiclitslänge 

23 

88,4 

4,00 

14 

83,1 

2,65 

86,4 

4.22 

27 

baaion  bis  Kinn 

17 

110,8 

ö.GÜ 

12 

103,1 

2,07 

107,6 

6,32 

2« 

Nasenlänge 

25 

51,6 

2,34 

15 

47,3 

2,39 

49,3 

2,79 

21) 

Nasenbreite 

22 

24,7 

1,62 

15 

22,9 

1,01 

24 

1.44 

30 

Interorbitalbreite 

25 

22,5 

1,25 

21 

20,1 

1,90 

21,4 

1,52 

31 

Augenhöhlenbreit«  . 

23 

38,4 

1,31 

15 

37,6 

1,23 

38,1 

1,30 

32 

Augenhöhlenhöhe 

2ß 

33,5 

1,31 

15 

33,0 

0,87 

83,3 

1,23 

33 

üaumenlänge  

24 

45,0 

2,33 

15 

41,5 

1,52 

44,2 

2,55 

34 

Gaumenhreite 

24 

4U 

1,74 

15 

37.6 

92.7 

2,19 

39,7 

2,06 

36 

Unterkieferwinkelbreito 

19 

99,0 

3,90 

16 

4,06 

96,1 

4,37 

36 

Cond  vienbreite 

16 

118,3 

3,33 

2,74 

13 

110,4 

4,17 

1143 

4,69 

2,6» 

87 

Kinn höhe  ....  

19 

27,6 

17 

26,6 

2.52 

26,7 

38 

Asthöhe 

19 

65.2 

3,77 

14 

57.5 

2,93 

61,9 

4,45 

39 

Astbreite 

18 

83,8 

2,27 

15 

38,3 

1,94 

31 

2,86 

40 

Gnathicindex 

21 

88,8 

2,45 

12 

89 

2,02 

88,9 

1,79 

41 

l.ängenbreitcnindex 

26 

76,6 

2,24 

22 

76,9 

2,27 

76,75 

2,37 

42 

Längenhöhenindex 

24 

72,7 

2,09 

20 

72,4 

1,62 

72,6 

1,98 

43 

breitenhübeniudex 

21 

95,0 

3,73 

19 

94,3 

3,06 

94,7 

4,08 

44 

45 

J ochbrei  tengesicht«  index  { K o 1 1 m a n n) 
Jochbrcitcnobcrgesichtsindex  (K  o 1 1 - 

14 

87,7 

8,17 

11 

88,5 

4,94 

88,1 

4,18 

manu) 

17 

60,4 

122,4 

2,00 

11 

51,4 

3,26 

50,8 

2,43 

46 

Gcsichuindex  < Vircho w) 

17 

3,66 

15 

122,6 

5,35 

122,5 

4,45 

47 

Obergesichtsindex  (Virehow)  . . . 

22 

70,9 

3,24 

14 

70,9 

3,14 

70,86 

3,20 

48 

Nasalindex 

23 

48,8 

3,04 

15 

4b, 7 

1,89 

48.7 

3,02 

49 

Orbitalindex 

22 

85,5 

2,79 

16 

88.4 

2,69 

8t»,6 

2,85 

50 

Gaumenindex 

23 

90,8 

86,5 

2,92 

15 

90,6 

2.81 

90.7 

2,88 

61 

Forameu-roagnura-Index 

21 

8.95 

16 

HO, 6 
145,1 

4,01 

85,9 

3,97 

52 

Modulus 

24 

151,7 

2,41 

19 

2,3« 

1483 

3,21 

Digitized  by  Google 


II. 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten 
Schädel,  nebst  Untersuchungen  über  sehr  auffällige,  durch 
Auftrocknung  und  Wiederanfeuchtung  bedingte  Grössen-  und 
Formveränderungen  des  Knochens. 

Von 

Hermann  Weloker. 


„Wenn  an  einem  Schädel  die  Bänder  des  Unterkiefergelenkes  gelöst  sind,  so  giebt  es, 
sofern  nicht  ausdrückliche  und  zuverlässige  Zeugnisse  der  Zusammengehörigkeit  vorliegen, 
keine  Sicherheit,  dass  beide  Theile  demselben  Individuum  angehörten.“ 

1.  Bei  der  Vielheit  der  in  Form,  Grösse  und  dem  gesammten  Verhalten  der  Knochen  und 
Zähne  liegenden  Bedingungen,  die  zu  einem  guten  „Zusaminenpassen“  eines  Oberschädels  und 
Unterkiefers  Zusammentreffen  müssen,  wird  man  obigen  Ausspruch,  den  ich  aus  dem  Munde  eines 
trefTlichen  Forschers  — J.  van  der  Hocven  — hier  wiederhole,  vielleicht  für  allzu  rigoristisch 
halten.  Dennoch  glaube  ich,  dass  derselbe  in  vielen  Fällen  zutrifft. 

Erwägt  mau,  wie  viele  Schädel  unserer  Sammlungen,  ohne  dass  der  Untersucher  hiervon 
Kunde  erhält,  mit  falschen  Unterkiefern  behaftet  sind,  so  wird  man  znstimmen,  dass  eine  grössere 
Sicherheit  in  der  Feststellung  der  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Schidclabschnitte , die  im 
besonderen  Falle  von  grosser  Wichtigkeit  »ein  kann,  unter  allen  Umständen  erwünscht  ist. 
Soweit  mir  bekannt,  und  wie  die  von  mir  befragten  Autoritäten,  insbesondere  die  Herren  Ranke, 
v.  Török,  Virchow  und  E.  Schmidt  mir  bestätigen,  ezistirt  in  der  Literatur  ausser  einigen 
gelegentlichen  Bemerkungen  nichts  über  die  in  der  Ueberschrift  genannte  Frage.  Ich  habe  mich 
daher  bemüht,  die  hier  in  Betracht  kommenden  Erscheinungen  möglichst  vollständig  zusammen- 
zustcllen  und  auf  ihren  Werth  zu  prüfen'). 

Kein  Schädel  hat  mir  hinsichtlich  der  im  Titel  genannten  Frage  so  grosse  Schwierigkeiten 
bereitet,  wie  der  durch  die  Beschaffenheit  seines  Unterkiefers  wohl  als  ein  Unicttm  dastehende 
Schädel  eines  Australiers,  und  es  ist  derselbe  hierdurch  die  Veranlassung  dieser  Unter- 
suchungen geworden.  Die  an  diesem  Unterkiefer  beobachteten  Thatsachen  bieten  zugleich  ein 

')  Abschnitt  IL 


Digitized  by  Google 


38 


Hermann  Welcker 


nicht  geringe»  histologische»  Interesse,  und  es  »ind  im  Verfolge  de»  Gegenstandes  höchst  eigen- 
artige und  räthselhafte  Erscheinungen  zu  Tage  getreten,  welche  im  I.  und  IV.  Abschnitte  dieser 
Abhandlung  verzeichnet  werden. 

I.  Abschnitt 

Ein  schwieriger  Fall  (Australierschädel). 

2.  Durch  den  Naturalienhändler  Frank  in  London  bezog  ich  im  Jahre  1892  für  die 
Haitische  anatomische  Sammlung  zwei  vorzüglich  schöne  Australierskelette , deren  eine»,  Nr.  I, 
einem  26-  bis  30jährigen,  das  andere,  Nr.  II,  einem  40-  bis  50jährigen  Manne  entstammt.  Beide 
Skelette  waren  offenbar  auf  freier  Flur  oder  im  Walde  in  die  einzelnen  Knochen  zerfallen.  Das 
mit  II  bezeichnete  Skelet  ist  da»  uns  zunächst  interessirende. 

Eine  Reihe  von  Zeichen  »prach  für  die  Zugehörigkeit  des  Unterkiefers,  ja  diese  Zeichen 
schienen  jeden  Zweifel  ausztischliessen.  Aber  eine  widersprechende  Thatsachc  Hess  das  Zusammen- 
treffen aller  jener  Zeichen  als  ein  blosses  Spiel  de»  Zufalls  erscheinen:  der  Unterkiefer  ist 

so  schmal,  das»  er  nicht  in  die  Pfannen 
passt  (vergl.  die  nach  einer  Photographie  gepauste 
Fig.  1). 

Verzeichnet  man  auf  die  Mitte  der  Gelenkköpfe 
sowie  auf  beide  Pfannenmitten  genaue  Marken1),  so 
liegen  diese  am  Oberschfidel  96,6,  am  Unterkiefer 
nur  83,0  mm  aus  einander’).  Fügt  man  den  einen 
Gelenkkopf  des  Unterkiefer»  in  die  Mitte  seiner 
Pfanne,  so  trifft  der  andere  statt  in  die  Pfanne  auf 
die  Mitte  der  Schläfeubcinpyramide.  Setzt  man,  wie 
in  Fig.  1,  den  Unterkiefer  symmetrisch  unter  den 
Schädel,  so  treffen  die  medialen  Künder  der  Gelenk- 
köpfe auf  die  Spinae  der  grossen  Kcilheinflügel;  die 
lateralen  Ränder  der  Köpfe  treffen  auf  die  Pfanne 
Vordere  Hallt«  de«  Schadet«  des  Aaitraliers  11,  mitten,  die  seitliche  Hälfte  jeder  der  beiden  Pfannen 
von  unten.  bleibt  leer.  Der  vielerfabrene  Conservator,  dem  ich 

den  Schädel  zur  Aufstellung  des  Skelets  übergab,  erklärte  kategorisch,  dass  der  Unterkiefer 
falsch  sei.  Und  Anatomcu  haben  ihm  beigestimmt. 

Um  den  Unterkiefer  an  den  Schädel  anheften  zu  können,  habe  ich  von  dem  medialen 
Ende  jedes  der  beiden  Gelenkköpfe  ein  4 mm  langes  Stückchen  abgesägt  und  weiterhin 
jeden  Gelenkkopf  bis  dicht  an  die  I’funnenmitte  mit  der  Feile  abgerundet. 

3.  Bei  Versuchen,  die  sich  auf  die  Frage  nach  dem  interstitiellen  Knochenwachsthum 
beziehen1),  hatte  ich  an  zahlreichen  Knochen  des  trockenen  Skelets  geringe,  aber  in  typischer 

')  Ein  Nacbexperiinenlirender  wird  dieselben  vorfinden.  Es  sind  auf  den  Coudylen  fein  cingeritzte 
Kreuzchen;  in  den  Pfsnuenmitten  «eichte,  mit  einem  Spitzbohrer  eingebohrte  Grübchen. 

*)  Sr*  am  Tage  der  ersten  Untersuchung,  f*.  Juni  1892. 

B)  Wacbsthum  und  Bau  de«  menschlichen  Schädel«.  Leipzig  1882,  S.  11,  27  n.  f. 

Digitized  by  Google 

j 


Kig.  1. 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  39 

Weise  auftretcndo  Verkleinerung,  sowie  merkliche  Gestaltsveränderungen  als  eine  Wirkung  dos 
bei  der  Auftrockoung  erfolgenden  Schrumpfens  des  Knochenknorpels  nachgewiesen,  während  ich 
fand,  dass  „die  Wiederanfeuchtung  eine  interstitielle  Auseinnnderrenknng“  des  Knochen- 
gewebes bewirkte.  Betreff»  des  Unterkiefers  war  ich  in  dem  ErgebnisB  gelangt  (a.a.O„  S.  12), 
das»  die  von  mir  nachgewiesenc , 1 bis  1,6  Proc.  betragende  Verkürzung  der  Condylcnbreite 
(Linea  intercondvloidea)  zum  geringsten  Theile  aufVcrkflrzung  seiner  Hälften,  grösstentheils  aber 
auf  Gegeneinandorbiegung  beruht.  Ganz  dem  entsprechend  zeigte  es  »ioh  bei  frisch 
skelettirtcn  Rippen,  dass  deren  Krümmung  durch  die  Austrocknung  zunahm  (a.  a.  O.,  8.29).  Als 
Endergebnis  hatte  ich  verzeichnet  (8.  30), 

„dass  diese  Gestaltsveränderungen  an  gekrümmten  Knochen  (Unterkiefer,  Rippen,  Femur) 
nicht  sowohl  auf  absoluter  Vergrössernng  oder  Verkleinerung,  sondern  grösstentheils  anf 
Zunahme  der  Krümmung  in  Folge  der  Austrocknnng  beruhen,  sowie  auf  Abnahme 
der  Krümmung  durch  Wiederanfeuchtung*)*. 

Eingedenk  dieser  Versuche  und  Feststellungen  legte  ich  mir  die  Frage  vor: 

Sollte  der  Unterkiefer  dieses  Australierschädels  nicht  dennoch  echt  sein, 
die  Engigkeit  desselben  aber  auf  einer  ungewöhnlich  starken,  durch  die  Austrocknung 
erfolgten  Schrumpfung  seines  Knorpels  beruhen? 

4.  Der  Oberschädel,  dessen  Pfannenbreite  (Lin.  interfovealis)  9G,5,  und  der  Unterkiefer, 
dessen Condylenbreite  (Lin.  intercondyloidea)  83  mm  betrug,  wurden  nun  in  Wasser  eingescnkl. 
Bereit»  nach  einer  Stunde  war  die  Breite  des  Unterkiefers  um  mehr  als  einen  Centimeter! 
gewachsen  und  derselbe  passte  ganz  leidlich  in  die  Pfannen.  Am  dritten  Tage  der  Wasser- 
einsenkung waren  die  grossen  Durchmesser  der  Schädelkapsel  durchschnittlich  um  2 mm,  die 
Pfannenbreite  um  1mm,  die  Länge  der  KörperhälAen  des  Unterkiefers  um  3mm,  die  Inter- 
condylenbreite  aber  um  15mm  (gegen  die  Trockenmasse)  gewachsen.  Das  Zusammenpassen 
der  beiden  Schädelahschnitte  war  das  denkbar  vollkommenste.  Passt  man  die  Kiefer  so,  wie  die 
correspondirenden  Vorsprünge  und  SohliffHächcn  der  Zähne  es  fordern,  so  bleibt  zwischen  Pfannen- 
boden und  Gelenkkopf  auf  der  linken  Seite  ein  3 mm  breiter,  rechts  ein  2,8  mm  breiter  Raum 
frei,  genan  so,  wie  dies  nach  Wegfall  des  Meniscus  und  des  Gelenkknorpels  zu  erwarten  ist. 
Würden  die  Schädel  nicht  trocken,  sondern  in  Flüssigkeit  auf  bewahrt,  so  würde  nirgends  eine 


‘)  In  histologischen  Werken  bin  ich  seither  keiner  Erörterung  dieser  Verhältnisse  des  Knochens  begegnet.  Nur 
betreffs  d**s  Elfenbeins  linde  ich  einige  von  einem  Physiker  (R.  Hildebrand)  für  technische  Zwecke  gemachte 
Feststellungen,  dass  des  Elfenbein  ganz  ähnliche  Quellungserscheinungen , wie  die  von  mir  beim  Knochen  nach- 
gewiesene  zeigt,  elfenbeinerne  Schrauben  durch  Einlegen  in  Wasser  quellen,  dünne  Zahn,  nnd  Knochenschliffe 
bei  ungleichmäsaiger  Anfeuchtung  sich  werfen , hatte  ich  in  meiner  ersten  Mittheilung  (W.  u.  H.,  lssz,  8.  90, 
Note  1)  erwähnt  Bei  Ilildebrand (Untersuchungen  über  den  Einfluss  der  Feuchtigkeit  auf  den  Längenzustand 
von  Elfenbein.  Annalen  der  Physik  und  Chemie,  N,  F.  XXXIV,  1881)  heisst  es  8.  384,  dass  das  Elfenbein  in 
hohem  Grade  hygroskopisch  ist,  hierin  nur  von  wenigen  Hölzern  übertroffen  wird.  Ein  lufttrockener,  202,91  mm 
messender  Elfenbeinstab  verkürzte  sich:  einen  Tag  getrocknet  auf  201,96 ; zwei  Tage  getrocknet  auf  201,34;  drei 
Tage  getrocknet  auf  201,01.  In  gesättigter  feuchter  Luft  verlängerte  er  sich  anf  201,47;  am  dritten  Tage 
anf  203,37,  Diesen  Ziffern  ist  zu  entuchmen,  dass  auch  Hildebrand  am  ersten  Tage  der  Trocknung  wie  der 
Wiederanfeuehtung  die  stärksten  während  der  gänsen  Versuchsxeit  erfolgten  Maassunterschiede  beobachtete. 
Ohne  Zweifel  würde  H.  auch  am  Elfenbein  [wie  dies  meine  Tabelle  III  (8.  8)  für  den  Knochen  naebweisi]  die 
Hauptwirkung  bereite  innerhalb  der  ersten  Stunde  nach  der  Anfeuchtung  gefunden  haben. 


Digitized  by  Google 


40 


Hermann  Welcker, 


Grössendifferenz  bei  der  SchidclstSrke  hervorgetreten  und  ein  Zweifel  an  der  Zusammengehörigkeit 
niemals  entstanden  sein.  (Vergl.  Fig.  2 und  3.) 


Fig.  8.  Fig.  8. 


Vordere  Hälfte  der  Schädelbasis  des  Australiers  II.  Fig.  2 in  trockenem  Zustande,  Fig.  3 nach 

dreitägiger  Einlagerung  in  Wasser. 

Der  Abstand  des  äusseren  Contour*  des  Oelenkköpfchens  vom  äusseren  Contour  der  Jochbogenbasis  betrug 
im  trockenen  Zustande  9 mm,  im  feuchten  2 mm. 

Bei  meinen  Untersuchungen  bediente  ich  mich  einer  Anzahl  von  Zirkelmaassen,  über 
deren  Lago  und  Anwendung  Nachfolgendes  einzuschalten  ist: 

Breitenmaasse  des  Unterkiefers. 

1.  „Lin,  oc.“  Intercondyloidalbreite.  Von  der  Mitte  eines  Gelenkkopfes  zum  andern. 

2.  „Lin.  aa.“  Winkelbreite.  Von  Angulus  zu  Angulus. 

L&ngenmaass  e. 

3.  „Lin.  io.“  Von  einem  nach  Extraction  der  beiden  inneren  Incisivi  auf  das 
Septum  alveolare  gebohrten  feinen  Bohrloche  znr  Condylenmitte.  Dient  als 
ungefährer  Ausdruck  der  Länge  der  Unterkieferhälften. 

4.  „Lin.  tu  a.“  Von  der  Kinnmitte  zum  Angulus.  Ungefährer  Ausdruck  der  Länge 
des  Unterkieferkörpere. 

Zu  meinen  älteren  Maassen  des  Oberecliädels  fügte  ich  hinzu: 

5.  „Lin.  interfovealis.“  Von  einer  Gelenkpfannenmittc  znr  andern. 

Da  bei  diesen  Untersuchungen  Maassunterschiede  von  weniger  als  1 mm  von  Wichtigkeit 
sind,  so  war  es  wünschenswert!),  Brnchtheile  des  Millimeter  mit  möglichster  Sicherheit  anschreiben 
zu  können.  Die  hier  getroffenen  Maassregeln  sind  folgende: 

An  die  Messpunkte  wurden  feine  Kretizchen  eiugeleilt,  lieber  noch  feine,  ganz  seichte 
conische  Grübchen  mittelst  einer  dreikantig  geschliffenen  Nähnadel  eingebohrt,  in  deren 
Mitte  die  Zirkelspitze  sich  mit  vollkommenster  Sicherheit  centrisch  einsetzt. 

Da  es  sich  bei  den  Messungen  dieses  Abschnittes  keineswegs  um  absolut  correcte 
Bestimmung  der  einzelnen  Maasse,  sondern  um  strengste  Beibehaltung  der  einmal 


Digitized  by  Google  , 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  41 

gewählten  Messpunktc  handelt,  so  wurde  für  diese  Grübchen  nicht  immer  genau  die  Mitte 
des  Gelenkkopfes  u.  s.  f.,  sondern  die  für  die  Herstellung  des  Grübchens  günstigste,  einen 
festen  Knochenboden  bietende  Stelle  gewählt ').  Die  Grübchen  werden  mit  einem 
Bleistiftringe  umgrenzt. 

Zur  Messung  diente  ein  sehr  genauer  stählerner  Maassstab,  und  es  wurde  bei  allen 
Messungen  ein  und  derselbe  Theilstrich  als  Ausgangspunkt  benutzt.  Da  es  für  ein  geübtes 
myopisches  Auge  doch  keine  grosse  Sache  ist,  trotz  der  durch  die  Strichbreite  der  Theil* 
striche  entstehenden  Schwierigkeiten  Zehntheile  des  Millimeters  mit  einiger  Sicherheit 
abzulesen,  so  wird  man  an  meiner  Anschreibung  von  Decimalen  keinen  Anstoss  nehmen. 
Die  Schwierigkeit  liegt  ja  weit  weniger  in  der  Abschätzung  der  Millimeterbruchtheile 
als  in  der  correctcn  Absteckung  der  zu  messenden  Grössen.  Diese  glaube  ich  für  die 
mit  dem  Spitzzirkel  abzusteebenden  Maasse  durch  obige  Maassregeln  überwunden  zu 
haben;  weit  weniger  sicher  sind  die  mit  dem  Tastzirkel  zn  nehmenden  grossen  Durch- 
messer der  Schädelkapsel,  bei  welchen  der  von  mir  ira  Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  I, 
8.  97,  eingeführte  Maassstab  (mit  Anschlagplatte  am  Kulipunkte)  benutzt  wurde. 

Das  Wasser,  in  welches  die  feucht  zn  messenden  Knochen  eingesenkt  wurden,  besass 
eine  Temperatur  von  etwa  li1  H Ich  liabe  bei  Anwendung  von  10  bis  20°  dieselben 
Ziffern  erhalten. 

Die  Gegeneinanderlage  der  für  uns  wichtigsten  Maasse  des  Unterkiefers  unseres 
Australiers  — der  Linie  ec  und  der  beiden  Lineae  ic  im  trockenen  und  feuchten  Zustande  — 
zeigt  (nach  den  Aufnahmen  vom  5.  und  9.  Juni 
1892)  Fig.  4. 

Diese  Abbildung  und  die  eingeseichneten 
Maasse  lassen  erkennen,  dass  es  sich  (ganz 
ähnlich  wie  bei  meinen  vor  mehr  als  30  Jah- 
ren am  deutschen  Unterkiefer  ansgeführten 
Messungen)  nur  in  sehr  geringem  Grade  um 
eine  Volumvergrösserung,  in  erster  Linie 
aber  um  eine  Gestaltsveränderung,  um 
Streckung  eines  gebogenen  Knochens, 
handelt;  die  beiden  freien  Enden  des  be- 
feuchteten Unterkiefers  weichen  gleich  den 
Spitzen  eines  sich,  (öffnenden  Zirkels 
aus  einander.  Die  Schüdclkapsel  trifft  (neben 
anderen  Bedingungen)  offenbar  auch  darum 
eine  weit  geringere  Vergrössernng  ihrer  Maasse 


*)  Bo  liegt  auf  dem  rechten  Gelenkkopf-  dca 
(Toterkiefers  des  Australiers  II  das  eingeritzt«  Kreuzchen 
nicht  genau  in  der  Mitte,  so  dass  den  Mesmarken  nach  die  rechte  Linea  «c  um  0,6  mm  langer  zu  sein  «cheint 
als  di«  linke,  wahrend  umgekehrt  diese  um  1,1  min  grösser  ist.  11a  ea  »ich  hier  nicht  um  dia  absoluten  Maats« 
der  Umerk leferhfelften,  sondern  um  die  je  nach  der  Feuchtigkeit  wechselnde  Lauge  eines  und  deeseiben  Knoehen- 
abwhnittes  handelt,  ao  war  kein  Grund  vorhanden,  den  Knochen  aufs  Nene  durch  Anleitung  zu  beschädigen. 

Archiv  fUr  Aatbropologt«.  Bd.  XXVII.  6 


Fig.  i. 


Fig.  4 zeigt  in  vollen  Linien  den  Umri«  and  die 
Lineae  ic  und  ec  des  Australien  II  nach  viertäger 
Einlagerung  in  Wasser,  ln  gebrochenen  Linien 
dieselben  Maasse  des  trockenen  Unterkiefer»  und 
einen  Theil  seine*  Umrisses. 


Digitized  by  Google 


42 


Hermann  Welcker, 


(».  u.  Tab.  VI),  weil  die  einzelnen  Theilstücke  durch  die  gegenseitige  Ineinanderzapfung  an 
ausgiebiger  Gestaltsveränderung  gehindert  sind  *). 

5.  Nach  Herausnahme  des  Australierechädels  aus  dem  Wasser  war  derselbe  bereits  am 
zweiten  Tage  nahezu  auf  seine  früheren  Maasse  zurückgegangen;  ja  ich  war  verwundert  zu  sehen, 
dass  die  Lineu  cc,  die  bei  der  ersten  Trockenmessung  83  mm  betrug,  im  Verlaufe  mehrerer 
Wochen  sich  auf  80mm  und  weniger  verkleinerte.  Es  war  alsbald  zu  bemerken,  dass  ein 
bestimmte»,  festes  Maass  der  Unterkieferbreite  dieses  Australierschädels  sich  gar 
nicht  angeben  lässt,  indem  derselbe  bereits  bei  sehr  geringen  Aenderungen  der  Luftfeuchtigkeit 
seine  Mauve  ändert,  so  dass  in  demselben  ein  Hygrometer  von  grosser  Empfindlichkeit  vorliegt. 

Sicherlich  werden  viele  unserer  Schädel,  an  welchen  wir  Messungen  ausführen,  von  weit 
stärkerem  Wechsel  der  Luftfeuchtigkeit  betroffen,  als  dies  bei  diesem  Australier  der  Fall  war; 
wir  bleichen  die  Schädel  an  der  Sonne  unter  oft  wiederholten  Wasserbegiessungen  und  führen 
ohne  Bedenken  Messungen  an  Schädeln  aus,  die  in  heissen  Klimaton,  Wind  und  Wetter  aus- 
gesetzt, im  Küstetisande  bleichten,  und  ich  habe  niemals  von  Maassregeln  gehört,  die  in  dieser 
Hinsicht  bei  Schädelmessuugen  zu  treffen  seien.  Ob  die  genannten  Einwirkungen  ganz  ohne 
Einfluss  auf  die  Grössen  Verhältnisse  und  somit  ohne  Bedeutung  für  die  Messung  Bind,  wird  der 
Verlauf  dieser  Untersuchungen  lehren. 

Zum  genaueren  Nachweise  der  hygroskopischen  Eigenschaften  des  Unterkiefers  des 
Australiers  II  folgen  hier  einige  Messungen  »einer  Linea  intcrcondyloidea. 

Tabelle  I. 

Messungen  des  lufttrockenen  Unterkiefers. 

I. 

1892.  20.  August.  Die  Lin.  ce  de*  im  Arbeitszimmer  freistehenden  Unterkiefer«  mi«*t  ....  jj 

1.  September.  Aufstellung  ebenda;  «eit  einigen  Tagen  etwas  Hegen | 

1803.  26.  März.  Unterkiefer  seither  im  Glasschranke  der  Sammlung | 

5.  April.  Ebenda.  Seither  sehr  trockenes  Wetter . . 

Differenz  der  Grenzwertho  2,0  mm. 

n, 

1R93.  1 . Mai.  Der  seit  OTagen  aus  deinWasser  genommene  und  nahezu  lufttrockene  Unterkiefer  zeigt  I 
4.  Mai.  Seit  gestern  Regenwetter 

8.  Mai.  Kein  Hegen  I 

9.  Mai.  Ebenso I 

17.  Mai.  Am  Tage  zuvor  war  in  dem  Arbeitszimmer  viel  mit  Wasser  gearbeitet  worden  - 
27.  November.  Seit  Mai  dem  Arbeitszimmer  entnommen  und  iu  den  Sam  rolungsach  rank 

verbracht * 

Differenz  der  Grenzwertho  1,6  mm. 

IU. 

1895.  26.  November,  Morgens  10  Uhr.  Im  schwach  geheizten  Arbeitszimmer  frei  stehend  ...  ! 

eodem,  Abends  6 Uhr.  Seit  8 Stunden  in  einer  Neben karnmer,  in  der  einige  Topfpflanzen 

27.  November,  Abends  8 Uhr.  Nach  einatündiger  Aufstellung  im  Keller 

eodem.  In*  Zimmer  zurückgebracht,  bereit«  nach  l/f  Stunde * 

28.  November,  Morgens  9 Uhr  

eodem,  Nachmittags  2 Uhr  

Differenz  der  Grenzwerthe  1,6  mm. 

')  Anders  bei  den  isolirten  Knochen  eines  gesprengten,  zumal  jugendlichen  Schädels  (vergl.  W.  u.  B.,  S.  5; 
Abdachung  der  Schädelknocben  während  ihre*  Wachsthums). 


81,3 

81.7 
80,2 

79.7 


79,6 

79,8 

79.2 
79,0 
79,6 

78.2 


78.2 

78.7 

79.0 

78.8 

78.3 

78.1 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  43 

Diese  Maassunlerschiede  sind  nicht  gross,  aber  überraschend  bleibt  es,  mit  welcher  Sicherheit 
dieselben  dem  Kcnchtigkeitswechsel  der  umgebenden  Luit  antworten. 

Dass  dieses  bei  dem  Unterkiefer  unseres  Australiers  gefundene  hygroskopische  Verhalten, 
wenn  auch  in  sehr  verschiedenem  Maasse  sich  zeigend,  ein  allgemeines  Vorkommen  ist, 
zeigen  die  Messungen  der  hier  folgenden  Tabelle  II. 


Tabelle  II. 

12  lufttrockene  Unterkiefer  verschiedener  Hassen.  Maass  der  Lin.  ce. 


L '! 

2. 

8. 

4. 

5. 

6. 

7. 

r 

Erste 

Mes-  Zweite 

8UÜK  Messung 
1892 

7.8epuj  8.  Sept. 

Dritte 

Messung 

11.  Sept. 

Vierte 

Messung 

10.  Oct 

Fünfte 

Messung 

26.  Oct 

Sechste 

Messung 

9.  Not. 

Sietente 

Messung 

1893 

16.  März 

gfj 

jjüf 

Aepypt.Mumie 

95,3  95,5 

+ 0,2 

95,6  1—  0,0 

95,3 

— 0,2 

• — — 

— 

— 

95,1 

-08 

— 0,2 

Deutscher,  1 . 

99,4  99,7 

+ 0,8 

99,4  -0.3 

99,4 

— 0,0 

99,4  +0,0 

99,3 

-0,1 

99,0 

— 0,3 

— 0,4 

Deutscher,  2 . 

102,6  103,0 

+ 0.4 

102,8-0,2 

102.4 

— 0,4 

102,5  +0,1 

102,5 

— 0,0 

102,3 

-0,2 

-08 

A. 

Deutscher,  3 . 

90,5  91,0 

+ 0,5 

90,8—0,2 

90,6 

-0.2 

»0,8  + 0.2 

90,6 

— 0,2 

90,4 

-0,2 

— 0,1 

Alt-Peruaner,  1 

104,2  104,5 

+ 0,8 

104,5  —0,0 

104.4 

-0,1 

104, r.  fo,i 

1015 

-0,3 

116,0 

— 0,2 

-08 

Alt-Peruaoer,2 

95/>  96,0 

+ 0,5 

95,5  —0,6 

»5,6 

+ 0,1 

95,7  +0,1 

95,6 

— 0,1 

»5,4 

— 0,2 

— 0,1 

Alt-Peruaner,  3 

101,5  102,0 

+ 0,6 

101,7  —0,3 

1018 

+ 0,1 

101,7  +0,1 

101,6 

— 0,1 

1018 

— 0,3 

— 08 

Hermit  . . . 

92,6  93,0 

+ 0,4 

92,8  —0,2 

92,7 

— 0,1 

92,8 !+  0,1 

92.6 

— O.sH 

928 

— 0,3 

— 0,4 

Eskimo  . . . 

108,4  103,9 

+ 0,5 

103,6  —0,3 

103,5 

-0,1 

103.6  + 0,1 

103,4 

-0,2 

103,1 

- 0,3 

— 0,3 

B. 

Pleasant.  « . 

96,8  99,4 

f 0,6 

99,0  —0.4 

98,9 

-0,1 

98,9  +0,0 

98,6 

-0,3 

988 

-0,3 

—08 

Neuhebride,  1 

101,4  102,2 

+ 0,8 

101,9  —0,3 

101,7 

-0,2 

101,6  +0,1 

101,4 

-0,2 

101,1 

-0,3 

— 0,3 

Neuhebridc,  2 

98,1  99,0 

+ 0,9 

96,6  —0,4 

»8,4 

— 0,2 

98,3-0,1 

96,3 

— 0,0 

97,5 

— 0,8 

— 0,6 

Mittel  aas  12 

98,6  99,1 

+ 0,5 

98,8  —0,26 

98,7 

-0,1» 

99,1  +0,04 

1 

98,9 

— 0,1« 

98,3 

— 0,3 

Am  7.  September  1892  wurden  die  in  Tabelle  II  verzeichneten  Unterkiefer  den  Sammlungs- 
schr&nken  entnommen  und  deren  Lin.  ce  (Col.  1)  gemessen.  An  dem  zuletzt  vorhergehenden 
Tage  war  etwas  Hegen  eingetreten,  der  auf  die  in  den  Schränken  befindlichen  Schädel  noch 
nicht  gewirkt  hatte,  bei  den  nun  freistehenden  Schädeln  aber  bereits  nach  24  Stunden  eine 
mittlere  Vergrösserung  der  Lin.  ce  um  0,5  mm  bewirkte  (Col.  2),  für  die  folgenden  Tage  wurden 
die  Witterungsverhflltnisse  nicht  regelmässig  notirt;  dass  indess  am  11.  September  (Col.  3),  sowie 
am  10.  October  (Col.  4)  trockene  Luft,  am  26.  October  (Col.  5)  feuchte  Luft,  am  9.  November  1892 
und  am  16.  März  1893  (Col.  6 und  7)  wiederum  trockene  Luft  einwirkte,  giebt  die  Tabelle 
deutlich  zu  erkennen,  indem  durch  jede  einzelne  Columne  hindurch  meist  sämmtliche 
Unterkiefer  ihre  Maasse  in  gleichem  Sinne  ändern1). 

6.  Die  rapide  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Gelenkköpfe  des  Unterkiefers  unsere» 
Australiers  bei  der  Einseukung  in  Wasser  aus  einander  treten,  wird  dnreh  folgende  Messungen 
gezeigt,  denen  zum  Vergleiche  die  Maasse  von  vier  ebenso  behandelten,  aus  unserer  Maceration 
hervorgegangenen  deutschen  Unterkiefern  beigefBgt  sind. 


*)  Wir  werden  auf  obige  Tabelle,  insbesondere  auf  die  hier  eingeftthrte  Oruppirung  zurttckkommrn 
(Abschnitt  IV). 


0» 


Digitized  by  Google 


44 


Hermann  Welcker 


Tabelle  I1L 

Maas«©  der  Linea  ce  vom  ersten  Momente  der  Waasereinsenknng  bis  zum 

Maximum  der  Quellung. 


Vier  deutsche  Unterkiefer 

Australier  II J ■ — — - : 

I Nr.  26  [ Nr.  82  ; Nr.  25  Nr.  32  Mittel 


Die  lufttrockenen  Unterkiefer  messen: 

28.  November  1896,  Mittage  12  Uhr g 78,1  J 110,7  | 96,2  | 89,7  | 107,9  j Obfi 


Um  12  Uhr  Einaenknng  ins  Waseer 


12  Uhr  1 Min 

78,8 

— 

— 



— 

— 

12  . 2 

79,2 

— 

— 

— 

— 

12  , 6 , 

80.3 

— 

— 

— 

— 

12  . 10  , 

83,0 

— 

— 

— 

• — 

— 

12  , 15  „ 

85,0 

90,9 

97,8 

100,0 

1092 

99,6 

12  . 20 

88,0 

91,0 

98,4 

100,0 

109,4 

99,7 

12  „ 30 

91,2 

91,4 

98,6 

100,1 

109,6 

99,9 

12  „ 40 

93,2 

— 

— 

— 

— 

— 

i 

91,4 

92,0 

98,8 

100,3 

109,7 

100,2 

2 

95,1 

92,6 

98,9 

100,4 

109,9 

100,0 

3 

95,5 

— 

— 

— 

— 

— 

« 

96,6 

92,8 

99,0 

101,0 

110,2 

100,7 

12  - Nachts 

96,0 



— 

_ 

— 

29.  November,  9 Uhr  Vormittags 

96,0 

93,3 

99,8 

101,0 

110,7 

101,1 

30.  November,  am  2.  Tage  nach  der  Einsenkung 

96,5 

93,7 

99,7 

101,1 

110,9 

101,3 

2.  December,  . 4.  „ . . 

96,6 

93,9 

99,8 

101,4 

111,0 

101,5 

1«-  . .W.... 

97,1 

94,1 

99.9 

101,5 

111,3 

101,7 

18-  , . 18.  , , . 

97,1 

94.1 

99,9 

101.5 

111.3 

101,7 

Maximal- Differenz  der  Trocken-  und  Feucht- 
mesanngen 

19,0 

3,4 

3,7 

1,8 

3,4 

3,1 

Nicht  ohne  Interesse  ist  es,  zu  verfolgen,  in  welcher  Weise  die  Effecte  der  Anfeuchtung 
sich  der  Zeit  nach  vertheilen.  Spaltet  man  die  Tabelle  in  drei  Perioden,  so  erhalt  man  nach- 
folgende Ueberoicht: 


Zunahme  der  Linea  intercondyloidea. 

Reim  Australier  II:  Bei  den  vier  Deutschen  (im  Mittel). 

I.  Inerhalb  der  ersten  Stunde: 

Yon  78,1  auf  94,4,  d.  i.  um  16,3  mm.  Von  98,6  auf  100,2,  d.  i.  um  1,6  mm. 

II.  Innerhalb  der  folgenden  3 Stunden: 

Von  94,4  auf  96,5,  d.  i.  um  1,1  mm.  Von  100,2  auf  100,7,  d.  i.  um  0,6  mm. 

111.  Innerhalb  der  nächsten  17  Tage: 

Von  95,5  auf  97,1,  d.  i.  um  1,6  rum.  Von  100,7  auf  101,7,  d.  i.  um  1,0  mm. 

Summe  der  Zunahme  19,0  mm.  Summe  der  Zunahme  3,1  mm. 

Nach  diesen  Ziffern  ist  der  weitaus  grösste  Theil  der  Verbreiterung  dieses  Australier- 
Unterkiefers  bereits  innerhalb  der  ersten  Stunde  erfolgt.  In  der  gesummten  folgenden  Zeit 
betrug  die  weitere  Zunahme  kaum  mehr,  als  das  innerhalb  der  ersten  fünf  Minuten  Erreichte. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  45 

Einen  wesentlich  anderen  Rhythmus  zeigt  die  Verbreiterung  bei  den  vier  europäischen  Unter- 
kiefern. Der  Zuwachs  in  der  ersten  Stunde  beträgt  hier  nur  die  Iiälfte  der  gesammten 
Verbreiterung,  während  er  bei  dem  Australier  für  dieselbe  Zeit  fast  */,0  des  Ganzen  ausmacht. 

Dass  dies  nicht  etwa  Rasseeigenthflnilichkeiten  sind,  sondeni  dass  andere  Bedingungen 
zu  Grunde  liegen,  wird  der  Verfolg  der  Untersuchung  lehren. 

7.  Bleibende  Gestaltveränderung  des  Knochens  durch  wiederholte  Anfeuchtung. 
Die  oben  nachgewiesene  hygroskopische  Eigenschaft  ist  es  keineswegs  allein,  welche  die  Angabe 
eines  bestimmten,  für  immer  als  richtig  geltenden  Maassee  der  intercondyloidalen  Breite  unseres 
Unterkiefer»  unmöglich  macht;  mehr  noch  wirken  Grössen  Veränderungen,  die,  wie  im  Verlaufe 
der  Untersuchung  alsbald  hervortrat,  dieser  Unterkiefer  in  Folge  wiederholter  Wasserein- 
Senkungen  erlitten  hat.  Der  wieder  trocknende  Unterkiefer  schrumpfte  (so  mindestens  iu  den 
sechs  ersten  Versuchen)  nach  jeder  weiteren  Wassereinsenkung  auf  eine  etwas  geringere 
Condylenbreitc  zusammen.  Nach  dem  siebenten  Versuche  hat  der  Knochen  nicht  unerhebliche 
Eingriffe  erlitten,  die  sehr  möglicherweise  die  mechanische  Constitution  desselben  derart  verändert 
haben,  dass  die  von  7.  ab  verzeiehneten  und  etwaige  spätere  Versuche  sich  nicht  ohne  Weiteres 
mit  den  frfiheren  gemeinsam  und  als  unter  denselben  Bedingungen  stehend,  beurtheilen  lassen 
möchten  ')• 

Die  Messungen  ergaben: 

Tabelle  IV. 

Gegenseitiger  Abstand  der  Köpfchen  (Lin.  cc)  des  Unterkiefers  des  Australiers  II 
in  lufttrockenem  und  in  durchfeuchtetem  Zustande. 


Luft- 

trocken 

Durch- 

feuchtet 

Differenz 

1.  Aelteste  Messung,  5.  Juni  161)2.  Der  Unterkiefer  hatte  seit  etwa  14 Tagen 
frei  im  Arbeitszimmer  gestanden 

83,0 

9.  Juni.  Der  seit  4 Tagen  in  Wasser  eingesenkte  Unterkiefer  zeigt.  . . 

— 

90,0 

15,0 

2.  16.  August  1802.  Unterkiefer  seit  44  Tagen  ausser  Wasser,  frei  im  Zimmer 

81,3 

— 

— 

5.  April  1893.  Seit  7 Monaten  im  trockenen  Glasschrankc  . 

79,2 

— 

— 

5.  April.  Zweite  Wassereinsenkung. 

21.  April.  Der  seit  16  Tagen  im  Wasser  befindliche  Unterkiefer  zeigt 

— 

90,7 

17,6 

3.  27.  November  1693.  Unterkiefer  seit  Mai  1893,  d.  i.  seit  etwa  7 Monaten, 
im  Glasschranke 

78,0 

27.  November.  Dritte  Einsenkung. 

17.  December  1893.  Seit  20  Tagen  im  Wasser 

— 

97,0 

18,8 

4.  October  1095.  Unterkiefer  seit  2 Jahren  im  Glatschranke 

78,0 

— 

— 

5.  Oetober.  Vierte  Einsenkung. 

Nach  einstundigtra  Wasserhärte  war  die  Ziffer  96.0  erreicht;  der  Versuch 
wurde  sodann  unterbrochen. 

*)  Um  Material  für  eine  chemische  Untersuchung  zu  gewinnen,  wurden  an  der  Innen-  und  Aussenseite 
de*  Körpers  vier  Reihen  kleiner  Grübchen  eingebobrt  und  am  linken  Rauius  mit  dem  Trepan  eine  Sobeibe  aus- 
geschnitten. Ferner  ist  bei  einer  Formung  in  Oyps  der  Unterkiefer  leider  sehr  reichlich  mit  Hiibül  bestrichen 
worden. 


Digitized  by  Google 


46 


Hermann  Welcker, 


Luft- 

trocken 

Durch- 

feuchtet 

Differenz 

6.  28.  No verober  1895.  Unterkiefer  »eit  1%  Monaten  ausser  Wasser.  . . ( 

28.  November.  Fünfte  Einsenkung. 

78,1 

- 

- 

15.  December.  Seit  17  Taffen  im  Wasser 

15.  December.  Herausnahme. 

6.  SO.  Januar  1606.  Unterkiefer  aeit  46  Tagen  ausser  Wasser,  in  trockenem 

5*7,1 

19,0 

Räume  aufbewahrt  

30.  Januar.  Sechste  Einsenkung. 

75,6 

— 

— 

Rereits  nach  einer  Stunde  05,0,  nach  24  Standen  und  ebenso  nach  10  Tagen 

— 

98,1 

22,6 

7.  4.  Marz  1896.  Unterkiefer  seit  21  Tagen  ausser  Wasser,  trocken  aufbewahrt 
4.  Marz.  Siebente  Einsenkung. 

76,0 

i - 

“ 

11.  März.  Seit  sieben  Tagen  iro  Wasser  

11.  März.  Herausnahme. 

27.  April  1896.  Unterkiefer  seit  47  Tagen  ausser  Wasser:  79,7.  Nach 
mehrfachem  Regen  am  2.  Juni:  81,4.  Während  des  sehr  regnerischen 
Juli  frei  auf  dem  Tische  stehend:  82.0. 

! 

98,5 

22.5 

8.  6.  August  1806.  Seit  5 Monaten  ausser  Wasser 

6.  August  Achte  Einsenkung. 

Zeigt  am  10.  Tage  5*6,0,  am  13.  Tage  96,1. 

81,7 

— 

— 

20.  August  Unterkiefer  seit  20  Tagen  im  Wasser  .......... 

1 ’ 

96.6 

1 U'9 

Die  Quellungsdiffcrenz,  die  bi»  nun  7.  Versuche  in  stetigem  Wachsen  von  15,0  bis  r.n  22,5 
gestiegen  war,  erreichte  hiernach  im  8.  Versuche  nur  14,9.  Eine  weitere  Verbreiterung  als  die 
am  26.  August  1896  erreichte  (96,6)  würde  in  Lin.  CC,  nachdem  dieselbe  im  Versuche  1 ihr 
Maximum  bereit»  am  4.  Tage,  in  Versuch  6 bereit«  nach  24  Stunden  erreicht  hatte,  durch  eine 
Verlängerung  des  Wasserbade»  über  den  20.  Tag  hinaus  sicherlich  nicht  erreicht  haben. 

Wie  der  Unterkiefer  im  8.  Versuche  sein  Qnellungsmaximum  (98,5)  nicht  erreichte,  so  ist 
derselbe  nach  der  letzten  Wiedernuftrocknung  auch  nicht  auf  die  im  5.  Versuche  erreichte 
Schmalheit  (75,6)  zurückgegangen;  die  nach  der  letzten  Herausnahme  aus  dem  Wasser 


(26.  August  1866)  verzeichnetcn  Maasse  lauten: 

28.  August  (am  2.  Tage) 86,6 

30.  August  (am  4.  Tage) 84,0 

17.  September  (am  20.  Tage) 84,0 

25.  November  (nach  3 Monaten) 79,2. 


8.  Die  übrigen  Maasse  des  Unterkiefers  sowie  einige  Oberschüdelmaasse  des 
Australier»  II. 

Während  die  Breite  des  trockenen  Unterkiefers  des  Australiers  II  (Lin.  ec)  durch  Anfeuch- 
tung, wie  wir  sahen,  um  mehr  als  20mm  zunimmt  — bei  Zugrundelegung  der  unter  6 ver- 
zeichnctcn  Bestimmung  eine  Zunahme  von  29,7  Proc.  der  trockenen  Breite  — , differiren  die 
Längenmaasse  des  Unterkiefers  in  beiden  Zuständen  nur  um  wenige  Millimeter,  in  maximo  um 
etwa  4 Proc. 

Die  Messung  des  lufttrockenen,  seit  46  Tagen  (15.  December  1895  bis  30.  Januar  1896) 
ausser  Wasser  befindlichen  und  sodann  am  30.  Januar  in  Wasser  eingesenkten  Unterkiefers 
(sechste  Einsenkung)  ergab: 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  47 


13  reiten  maas  e o 

Lingenmftaiie 

ft 

b 

o 

d 

e 

f 

K 

h 

Differenz 

Different 

trocken 

feucht 

in 

HiUintotor 

d_  trockanen 

Mmmm 

li»  Pme. 

trocken 

feucht 

io 

Millimeter 

d.troekMiM) 

in  Proc. 

Lin.  cc  . . . 

75,6 

98,1 

22,5 

29,7 

Lin.  ic  . . . 

102,5 

106,5 

3,9 

3,8 

Lin.  oa  , . , 

83.0 

91,0 

8,0 

9,6 

Lin.  ma  . . . 

82,0 

63,1 

1,1 

Es  wurde  bereits  oben  bemerkt,  dass  diese  Maassveränderungon  nicht  glcichmässig  auf 
Quellung  beruhen;  der  Bogen  des  quellenden  Unterkiefers  streckt  Bich,  und  die  Bewegung 
ist  eine  zusammengesetzte.  Die  Veränderung  der  Längenmaasse  beruht  reiu  auf  Quellung; 
die  Zunahme  der  Breitenmaasse  anf  Quellung  uud  Verbiegung. 

Ich  habe  dieselben  M&asse  bei  zahlreichen  anderen  Unterkiefern  genommen,  insbesondere 
bei  acht  Deutschen  (siehe  vier  derselben  in  der  folgenden  Tabelle  V,  vier  in  Tabelle  VI).  Bei 
diesen  sind  die  Maassunterschiede  im  trockenen  und  feuchten  Zustande  sehr  viel  kleiner;  aber 
— was  von  hoher  Wichtigkeit:  die  Reihenfolge,  in  weloher  die  einzelnen  Maasse  in 
höherem  oder  geringerem  Grade  wachsen,  ist  genau  dieselbe.  Nach  Tabelle  V ist  bei 
dem  Australier,  wie  bei  den  deutschen  Unterkiefern  das  am  meisten  wachsende  Maass  die 

Lin.  cc,  ihr  Wachsthum  beträgt  beim  Australier  II  29,7,  bei  den  Deutschen  8,45  Proc. 
es  folgt  „ aa,  „ „ . „ „ „ 9,6,  „ „ , 1,5  „ 

n n n ^ n » nun»  5,8,  ns  » b,7  n 

n s n tat,  n » n n n n 1A  n n » 0,4  - 

Dieses  dem  Gange  nach  gleichmässige  und  nur  quantitative  Unterschiede  zeigende  Verhalten 
beweist,  dass  es  sich  bei  unserm  Australierunterkiefcr  um  einen  gesetzmässigen , auf  inneren 
Bau  Verhältnissen  beruhenden  Vorgang  handelt  und  dass  an  eine  zufällige  Einwirkung,  wie  etwa 
l’ostbumous  distortion,  als  Ursache  der  Missform  dieses  trockenen  Unterkiefers  nicht  gedacht 
werden  kann. 

Tabelle  V. 


Die  hier  untersuchten  vier  deutschen  Unterkiefer  gehören  jugendlichen,  dem  Präparirsaale 
entnommenen  Männerschädeln  an.  Sie,  wie  der  Unterkiefer  des  Australiers  II,  waren  ihr  diese 
Messungen  17  Tage  lang  in  Wasser  eingelegt  worden. 


Breitenin ttne  de«  Unterkiefers 

L&i 

i genmaaiie  dei  Unterkiefer! 

a 

1 trocken 

1 

b 

feucht 

o | d 

Different 

d trockenen 
tB  MäMKI 

m V, <*. 

e f 

trocken  feucht 

K h 

Different 

d.  IrockrDDQ 
Muasci 

l„  Pro.. 

Deutscher  25  1 99,3 

101,6 

2,3  i 2.3 

! 101,3  101,7 

0,4  1 0,4  • 

22  107,6 

111,3 

3,7  3,4 

! 120,4  121,3 

0,9  0.7 

. 26  90,1 

91,1 

3,7  1,1 

113,0  113,9 

0,9  0,6 

Lin.  cc 

. 32  1 96,1 

99,9 

3,8  | 1,0 

Lin.  ci 

103,7  101,4 

0,7  0,7 

' Mittel ...  98,36 

101,72 

33,75  3,45 

| 110,35  111,07 

j 0,72  ] 0,7 

Auitralierll  75,6 

i » * 

j 98,1 

22  fi  j 29,7 

| 102,6  | 106,6 

3,9  | 3,8 

Digitized  by  Google 


48 


Hermann  Welcker 


Breitenm  imi  des  Unterkiefer«  Län  g e nm  aasse  d es  U n terk  i efers 


a 

trocken 

b 

feucht 

c ! d 

Differenz 

d.  trocken«»  1 
111  Mauxi  ; 

Minimal«,  „ 

e 

trocken 

f 

feucht 

K ! h 

Differenz 

d. trockenen 

1d  Zu«. 

MilltnaWr  1 ptoc 

Deutscher  25 

84,7 

85,6 

0.9 

1,1 

68.6 

68,8 

0,8 

0,3 

. 2a 

Itttf 

104,4 

2.2 

2.1 

86,7 

87,3 

0,6 

0,7 

. 26 

103,0 

104,6 

1.6 

1.& 

81,8 

82,0 

0,2 

0,2 

Lin.au 

» 32 

89,6 

90,6 

1,1  | 

12  Lin.»*« 

68,3 

68,6 

0,3 

0,4 

Mittel.  . . 

94.85 

96,3 

1,45  | 

J.5 

76,35 

76,67 

0.47 

0.4 

Australier  11 

83,0 

91,0 

8,0 

9.6 

82,0 

83,1 

U 

1,3 

Um  festzustdlen,  wie  .«ich  das  Quellen  der  Schädelkapse)  des  Australiers  II  zu  dem 
unserer  Anatomiescbildel  verhält,  habe  ich  die  drei  Hauptdurchmesser  der  Kapsel  nebst  zweien 
anderen  M nassen  bei  vier  Anatomiescbädeln  in  trockenem  und  feuchtem  Zustande  gemessen 
(Tabelle  VI).  Der  Vollständigkeit  halber  wurden  an  den  Unterkiefern  dieser  vier  Köpfe  die  in  der 
vorigen  Tabelle  gegebenen  Messungen  — fast  mit  Erlangung  derselben  Mittelwerthe  — 
wiederholt. 


Tabelle  VI.  (Nr.  I und  II  sind  Männer  von  24  bis  25  Jahren,  alle  Nähte  offen;  III  und 
IV  Siebzigjährige,  Schädelnähte  meist  obliterirt.) 


Unterkiefermaasse  Obcrschäde  lmaati*,e 


i 

! 

1 

a 

trocken 

b 

feucht 

o | d 
Differenz 

<!.  trockenen 
*“  Mumm 

Mlllinal«  ' 

* 

( trocken 

f 

feucht 

8 •> 
Differenz 

d.  trockenen 
ko  Mumm 

MilUi».l«.  PmL 

Deutscher  I 

106,7 

110.1 

3.4 

3,2 

176,1 

177.1 

1.6 

0,9 

, n 

99,4 

103,0 

3,6 

3.6  I 

164.5 

165.8 

1,3 

0,8 

. in 

99,1 

102.9 

3.8 

s.8  & 1 

190.6 

192,3 

1,7 

0,9 

Lin.  cc 

, IV 

95,8 

98.6 

2.8 

9 0 e = 

2,9  .4  ^3 

192,3 

1,7 

0.9 

Mittel.  . . 

100,2 

103,6 

3,4 

3,4 

1 — 

- 

1.6 

0.9 

Australier  II 

75,6 

98,1 

22;, 

29,7 

167,7 

171,1 

3,4 

2,0 

Deutscher  I 

91,8 

92,9 

1,1 

1,2 

145.7 

146,8 

1,1 

0,8 

, ii 

90,7 

91,7 

1,0 

1,1  £ 

137,6 

138,3 

0,7 

0,5 

. in 

99.0 

101,0 

2,0 

2,0  g S 

134,8 

135,6 

0,8 

0,6 

Lin, «« 

, IV 

99,0 

100.3 

1.3 

18  t-% 

141,9 

143,3 

1,4 

1,0 

Mittel  . . . 

»5.1 

96,5 

1.3 

1,4  | *J 

140,0 

141.0 

1,0 

0.7 

| Australier  II 

83.0 

91.0 

8,0 

9,6 

122.0 

124,2 

2.2 

1.8 

Deutscher  I 

99.2 

100,0 

0.8 

0,7 

123,0 

121,2 

1,2 

1,0 

. ii 

110.4 

111,0 

0.6 

0,5  0 

129,0 

130,2 

1.2 

0,9 

. in 

102,7 

103,8 

1,1 

1,1  g | 

131,4 

133,2 

1,8 

1.4 

Lin. je 

. IV 

100,0 

101,1 

u 

1.1  \ || 

127.2 

128,5 

1,3 

1.0 

Mittel.  . . 

101, t 

101.0 

0.9 

0.8  =| 

P 127.65 

129,02 

14 

u 

Australier  II 

102,0 

106,5 

3,1) 

3.8 

123.6 

127,2 

3,6 

2,9 

Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  *u  einem  bestimmten  Schädel  etc.  49 


Obersch&delmaasse 


a 

b 

° 

d 

Differenz 

trocken 

feucht 

in 

de*  trockenen 

Millimeter 

in  Pro«. 

Deutscher  I . 

98,0 

98,9 

0,9 

0,9 

. ii  • 

101,7 

102,9 

0,6 

0,6 

Lin. 

. m . 

99,3 

100,2 

0,9 

0,9 

inter- 

. IV  . 

99,0 

100,8 

1,8 

1,8 

Mittel  .... 

99.6 

100,52 

1,0 

1,0 

Australier  II  . 

95,4 

98,0 

2,6 

2,7 

Wio  die  Ziffern  der  Tabelle  V fDr  den  Unterkiefer  des  Australiers  II  eine  grössere 
Differenz  der  trockenen  und  feuchten  Maasse  ergeben,  als  die  bei  unseren  Anatoinieschfideln  sich 
befindenden,  so  beweist  Tabelle  VI  dasselbe  für  die  Maasse  dos  Oberschftdels.  Für  jedes  einzelne 
Maas*  zeigt  folgende,  der  Tabelle  VI  (Cot  c und  g)  entnommene  Zusammenstellung  für  den 
Australier  II  eine  grössere  Differenzziffer,  als  für  den  Deutschen. 


Tabelle  VII. 


Diffe 

renten  der  trockenen  und  feuchten 
Maasse  dea  Unterkiefers 

Differenzen  der  trockenen  und  feuchten 
Maasse  des  Oberschädcls 

beim 

beim 

beim 

beim 

Australiern 

Deutschen 

Australier  II 

Deutschen 

Lin.  cc  . 

j 22,6 

3,4 

Lanffezidurchmesser  . . . 

3,4 

1,6 

Lin.  aa  . 

J 8,0 

1,3 

H'iheodurchmesser  (1)  . . 

3,6 

1.4 

Lin.  ic  . 

0,9 

Lin.  interforealis  .... 

2,6 

1,0 

Lin.  ma 

0,6 

Breitendurchmesaer  . . . 

2,2 

1.0 

Lin.  n6  

1,5 

0,9 

')  Die  Differenz  dieser  trockenen  und  feuchten  Utiterkiefermaaaae  i*t  fast  dieselbe,  wie  bei  den  vier 
deutschen  Unterkiefern  der  Tabelle  V. 

Dort  lauten  die  Mittel  werthe:  Lin.  cc  aa  ic  ma 

103,4  101,5  100,7  100,6 

hier:  103,4  101,4  100,8  100,6 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  j 


Digitized  by  Google 


50 


Hermann  Welcker, 


Die  Differenssiffcrn  sind  in  beiden  Abschnitten  der  Tabelle  VII  nach  abnehmender 
GröRse  geordnet  und  es  ergiebt  sieb:  Die  stark  quellenden  Maasse  sind  dieselben  bei  dem 
deutschen  Macerationsschädel,  wie  bei  unterm  Australier;  die  Ordnung  ist  durch  die  ganze 
Messungsreihe  hindurch  (mit  einer  durch  ein  ! markirten,  nicht  störenden  Ausnahme)  dieselbo 
bei  dem  einen,  wie  bei  dem  anderen.  Wir  gelangen  in  dem  Ergcbniss: 

Der  Unterkiefer  (sowie  der  Oberschädel)  des  Australiers  II  erleidet  durch 
Austrocknung  und-Wiederanfeuchtung  qualitativ  dieselben  Gcstaltsrerändernngen, 
wie  der  normale  deutsche  Schädel;  die  Unterschiede  sind  lediglich  quantitative, 
der  Gang  der  Wirkungen  ist  derselbe. 


9.  Die  Gestalt  des  trockenen  Unterkiefers  dos  Australiers  II.  Welches  war 
die  Gestalt  des  lebenden  Unterkiefers? 

Die  Gestalt  dieses  Unterkiefers  im  trockenen  Zustande  ist  eine  ungewöhnliche,  sie  macht 
einen  etwas  kämmerlichen  Eindruck;  sie  erinnert  an  dag  Zerdrückte,  Verbogene,  was  so  häufig 
die  Skelete  von  Europäern  den  Skeletten  der  „Naturvölker“  gegenüber  zur  Schau  tragen,  während 
die  Gestalt  des  durchfeuchteten  Unterkiefers  des  Australiers  II  ein  durchaus  normales,  gefälliges 
Ansehen  hat. 


Geht  man,  wie  es  für  die  Beschreibung  s 
verbreiterten  Knochens  aus,  so  sind  (vergl 
Fig.  5. 


Volle  Linien  der  Umriss  und  die  Llneae  ic  und  ec 
du  durchfeuchteten  Unterkiefer»  de»  Australier»  II. 
Gebrochene  Linien  dieeelben  Maasse  und  ein  Theil 
des  Umrisse»  des  trockenen  Unterkiefers. 


i bequemsten,  von  der  Gestalt  des  durch  Anfeuchtung 
Fig.  5),  als  auffallendste  Eigentümlichkeiten  des 
trockenen  Unterkiefers,  beide  Körperhälften  stark 
gegen  einander  gebogen,  dies  aber  mit  einer  in  der 
Gegend  des  ersten  praemolaris  beginnenden,  die 
Uuterkieferwinkcl  nach  aussen  und  oben  wendenden 
Torsion,  in  Folge  deren  die  buccalen  Ränder  der 
Stockaahnkronen  höher,  die  lingualen  tiefer  au 
stehen  kommen.  Wenn  wir  sahen,  dass  die  Maasse 
der  feuchton  und  trockenen  Lin.  cc  um  volle  19, 
j»  um  22,5  mm  difTeriren,  die  der  feuchten  und 
trockenen  Lin.aa  nur  um  7 bis  8 mm,  so  war  diese 
Torsion  bereitB  durch  jene  Messungen  ausge- 
sprochen. 

Den  unmittelbaren  Eindruck,  dass  diese 
Torsion  in  Folge  des  Eintrocknens  des  Unter- 
kiefers sich  vollsieht,  gewährt  Fig.  6,  die  Inein- 
anderaeichnung  der  Ilinterseitc  des  durchfeuchteten 
und  des  trockenen  Unterkiefers.  Diese  Figur  zeigt, 
dass  die  Aeste  des  durchfeuchteten  Unterkiefers 


nach  oben  divergiren,  die  des  trockenen  nach  oben  convorgiren.  Geschähe  die  Gegen- 
einanderbiegung der  Hälften  des  trockenen  Unterkiefers  ohne  Torsion,  so  würde  die  längs  des 
Hinterrandes  des  Ramus  verlaufende  Lin.  ac  nach  a'c'  rücken,  während  dieselbe  vermöge  der 
Torsion  die  Lage  a'c"  einnimmt.  In  Folge  dessen  ist  am  feuchten  Unterkiefer  die  Condylenbreito, 
am  trockenen  die  Winkelbreite  das  grössere  Maass. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  oines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  51 

Zar  Gewinnung  der  Fig.  6 wurde  der  Umriss  der  llinterflücbe  der  Rami,  erst  des 
trockenen,  später  des  feuchten  Unterkiefers  auf  eine  an  den  Knochen  festgeheftete 
Glasplatte  gepauset.  Die  Lage  der  Lin.  ac  konnte  mit  vollster  Sicherheit  wieder- 
gegeben werden,  indem  der  mediale  Rand  der  Rami  eine  mehr  als  zwei  Centimcter  lange, 
geradlinig  verlaufende  Kante  besitzt,  längs  welcher  die  Lin.  ac  auf  das  Glas  aufgetragen 
wurde  *). 

Um  beide  Formen  dieses  merkwürdigen  Unterkiefers  nicht  bloss  in  der  Zeichnung, 
sondern  körperlich  neben  einander  zu  haben,  wurde  der  dnrchfeuohtetc,  eine  Lin.  cc 


Hg.  8. 


Binterseite  des  Unterkiefers  des  Australiers  II.  ff  die  Rami  des  feuchten,  U die  des  lufttrockenen  Knochens. 
Diese  Figur,  gepauset  nach  den  Knochen  des  sechsten  Einsenkungarersuchs  (8.  48),  zeigt  die  grösste  beobachtete 
Differenz  der  Linien  cc  des  trockenen  und  des  feuchten  Unterkiefers  (22,8  ram).  Die  vorige  Figur  (5),  mit  den 
Ms  aasen  des  Versuchs  1,  zeigt  die  kleinste  Differenz  (18  mm). 

von  98  mm  zeigende  Unterkiefer  in  Gyp»  abgegossen.  Für  die  Abformung  de»  trockenen 
Zustandes  würde,  da  bereits  wenige  Minuten  nach  einer  Anfeuchtung  eine  Verbreiterung 
von  mehr  als  einem  Centimeter  erfolgt  (vergl.  S.  44),  die  Anfertigung  einer  Keilform 
nicht  möglich  gewesen  sein.  Ich  habe  daher  einen  der  gewonnenen  Abgüsse  des  feuchten 
Unterkiefers  in  der  Kinnlinie  durchschnitten  und  die  mittelst  Thon  provisorisch  vereinigten 

k)  Wenn  in  der  Zeichnung  die  Endpunkte  der  Liu.  ac  des  rechten  Ramus  mit  dem  am  Knochen  durch  X 
bezeiebueten  Messpunkte  Zusammentreffen , während  aut  linken  Ramus  das  X für  den  Funkt  a etwas  zur  Belte 
fallt,  so  beruht  dies  darauf,  dass  der  Bau  des  rechten  Angulus  in  der  Richtung  der  Lin.  ac  für  die  Einechneidung. 
einer  Messmarke  keinen  paseendeu  Boden  darbot.  Für  unsere  Messung  und  Zeichnung  ist  dies  ohne  Nachtheil. 

7» 


Digitized  by  Google 


62 


Hermann  Welcker, 


Hälften  unter  genauer  Abmessung  der  trockenen  Lineae  ec  und  aa  so  regulirt,  dass  die 
Gestalt  des  daneben  stehenden  trockenen  Originals  vollkommen  erreicht  war,  worauf 
dann  die  beiden  Körperhaften  in  dieser  Stellung  mittelst  Gyp*  definitiv  verbunden 
wurden.  Dass  hierbei  die  Masseunterschiede  der  Inn.  ic  um  eine  Spur  und  die  sehr 
geringe  Diokenzunahmc  des  gequollenen  Kiefers  ganz  vernachlässigt  wurde,  kommt  nicht 
in  Betracht1). 

Fragen  wir  nun:  Welche»  ist  die  Lebendgestalt  des  Unterkiefers  dieses  Australiers? 
die  des  getrockneten  oder  des  durchfeuchteten?,  so  dürfte  schon  die  Missgestalt  des  trockenen 
Unterkiefers  Zweifel  an  der  Echtheit  dieser  Form  erregen.  Vor  Allem  aber  scheint  die 
Thatsache,  dass  ja  doch  der  lebende  Knochen  durchfeuchtet  ist,  unbedingt  für  den  feuchten 
Kiefer  zu  sprechen.  Die  Pfannen,  welche  diesen  Unterkiefer  beherbergten,  müssen  den  für  den 
gequollenen , nicht  für  den  trockenen  Unterkiefer  passenden  Abstand  besessen  haben.  Ist  cs 
auch  zunächst  rntbselhaft,  durch  welche  Einflüsse  bei  diesem  Unterkiefer  die  Austrocknung  — 
die  als  gestaltsänderndcr  Factor  bis  hierher  gar  nicht  bemerkt  oder  nicht  beobachtet  wurde  — 
so  gewaltige  Grössen-  und  Formänderungen  bewirken  kann,  so  scheint  doch  die  Annahme 
schlechthin  unmöglich,  dass  die  Gestalt  des  getrockneten  Knochens  die  Lebendgestalt  bedeuten 
sollte  und  dass  die  Wiederanfeuchtung  des  getrockneten  Knochens  dessen  Form  stören  oder 
verfälschen  könnte*). 

Wir  sind  vor  die  Aufgabe  gestellt,  am  Knochen,  zunächst  am  Unterkiefer  frisch  verstorbener 
Menschen,  zu  ermitteln: 

Ob  und  inwieweit  die  Gestalt  des  lobenden  Knochens  durch  die  VVicdcr- 
anfeuchtung  des  getrockneten  Knochens  wieder  hergestellt  wird? 

Bereits  bei  meinen  alten  Versuchen  zeigte  ein  frisch  skelettirter  Unterkiefer  nach  seiner 
Auftrooknung  ein  Minus  seiner  Maasse,  welches  dem  Plus  nahezu  gleich  kam,  welches  ein  zweiter, 
allskelettirter  und  völlig  trockener  Unterkiefer  durch  Wiederanfeuchtung  gewann  (W.  n.  B.,  S.  11 
u.  12);  doch  gestattet  dieser  vereinzelte  und  nicht  an  ein  und  demselben  Unterkiefer  angestellte 
Versuch  nur  eine  unsichere  Vermuthung  betreffs  der  hier  aufgeworfenen  Frage. 

10.  Stellt  Anfeuchtung  des  Knochens  die  Lcbendgestalt  desselben  her? 

Um  zu  ermitteln,  inwieweit  etwa  der  Knorpel  des  getrockneten  Knochens  durch  Einsenkung 
in  Wasser  in  die  gleiche  oder  in  eine  ähnliche  Spannung  versetzt  werde,  wie  der  lebende 
Knorpel  durch  seine  natürliche  Durchtr&nkung,  habe  ich  folgende  Versuche  angestcllt. 

Bei  vier  menschlichen  Leichen  wurde  der  Unterkiefer  möglichst  bald  (am  dritten  Tage) 
nach  dem  Tode  herausgeschnitten  und  gemessen  und  es  wurde  an  dem  sodann  skelettirten,  an 
einem  luftigen  Orte  aufgestclltcn  Kiefer  die  Messung  bis  zur  erfolgten  Lufttrockne  wiederholt. 
Hierauf  wurden  die  vier  Unterkiefer  behufs  einer  40tägigcn  Maceration  ins  Wasser  verbracht 
und  sodann  im  feuchten,  sowie  später  in  trooknendem  Zustande  und  endlich  lufttrocken 
wiederholt  gemessen.  Während  dcB  ganzen  Versuchs  wurden  die  vier  Unterkiefer  völlig  gleich 
behandelt. 


')  Exemplare  dieser  Abformungen  Anden  sich  in  der  Sammlung  unserer  Anatomie  neben  dem  Kkelete. 

*)  Ob  diese  Betrachtung  unter  allen  Umständen  richtig  ist,  darauf  werden  wir  bei  Untersuchung  des 
Schädels  des  Australien  X (Abschnitt  IV)  zurückkommen. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  53 

Du?  Ergebnis«  dieser  Versuche  ist  ein  sehr  bemerkenswerthes.  Die  vier  durch  die  Auf- 
trocknung um  etwa  1 mm  ihrer  Condylenbreite  verschmälerten  Unterkiefer  kamen  nach  40  tägiger 
Wiedcranfeiichtung  genau  mit  dem  Maassc  des  frischen  Knochens  aus  dem  Wasserbade 
zurück’). 

Die  Ziffern  lauten: 


I. 

| cf  44  J. 

11. 

< f 46  J. 

m. 

a 49  j. 

IV. 

cf  25  J. 

Mittel 

Messung  des  frischen  Unterkiefers  . 

\ 107,2 

107,1 

111,8 

107,0 

108,3 

50  Tage  später  nach  lOtägiger  Trocknung  und  darauf 

folgender  40 tägiger  Maceration | 

107,3 

107* 

1 11,9 

107,0 

103,3 

Nach  mehrwöchigem  Trocknen  war  das  Maas»  wiederum 

am  durchschnittlich  2 Proc.  heruntergegangen  . . . 

• 105,5 

1 04.3 

1 1 

109,2 

105,0 

106,0 

Dieselben  Maasse  fanden  sich,  nachdem  die  Kiefer  drei  Jahre  hindurch  in  der  Sammlung 
verweilt  hatten  und  am  29.  November  1895  aufs  Neue  gemessen  wurden;  nach  14tügigom 
Wasserbade  kehrten  die  Maassc  zum  zweiten  Male  mit  einer  Genauigkeit,  wie  sie  grösser  nicht 
gewünscht  werden  kann,  auf  die  Maasse  der  frisch  skeleltirten  Knochen  zurück,  um  nach 
18  tägiger  Trocknung  abermals  der  2 l’roc.  betragenden  Schrumpfung  zii  untcrfallen. 

Es  war  hiernach  der  Mittclwerth  der  Lin.  ec  der  frischen  Unterkiefer,  der  zum  ersten  Mal 
und  der  drei  Jahre  später  zum  zweiten  Mal  wiederangefeuchteten  Unterkiefer  in  allen  drei 
Versuchen  genau  derselbe:  „108,3“;  der  Mittelwerth  naoh  der  ersten  Auftrocknung  107,3, 
nach  der  zweiten  106,0,  nach  der  dritten  105,9. 

Ich  will  nicht  unterlassen,  die  detaillirte  Tabelle,  deren  Hauptergebnisse  ich  in  Obigem 
zusammengestellt  habe,  hier  beizufDgen. 


Tabelle  VIII. 


Maass  der  Lin.  ee  bei  vier  deutschen  Unterkiefern. 


I 1 

1 cf  44  J. 

II. 

cf  46  J. 

III. 

cf  49  J. 

IV. 

cf  25  J. 

Mittel 

a.  Messungen  im  August  bi»  October  1892. 

Feucht,  unmittelbar  nach  Herausscbneidung  aus  der 

1 107,2 

107,1 

111,8 

107,0 

108,3 

Leiche  „Trocken“,  nach  10 tägiger  Aufbewahrung  des  | 
skelettirten  Kiefers  im  trockenen  Zimmer*) 

; 106.2  | 

106,8 

111,2 

106,2 

107.3 

Nach  40 tägiger  Maceration  soeben  dem  Wasser  entnommen 

107,3 

107,2 

111,9 

107,0 

108,3 

Ende  October  1892,  nach  einer  zweiten  Auftrocknung  . 

105,5 

104,3 

100,2 

105,0 

100.0 

b.  3 Jahre  »pater,  November  1895. 

26.  November.  Die  Kiefer  hatten  3 Jahre  lang  frei  im 
Sammlungssaale  gestanden 

106,3 

104,3 

109,2 

105,0 

100.0 

26.  November,  2 Uhr.  Die  Kiefer  werden  in  Wasser 
▼erbracht  und  nach  10  Minuten  gemessen 

106,0 

104,5 

109,8 

106,4 

100.3 

27.  November,  2 l'hr.  21  Stunden  im  Waaser  .....  1 

107,0 

106.0 

111,2 

106,6 

107.7 

6.  Deoember.  10  Tage  im  Wasser 

107,3 

107,1 

111,9 

107,0 

108,3 

10.  December.  14  Tage  im  Wasser  . . . f 

1 107,3 

107,1 

111,8 

107,0 

108,3 

’)  Diese  vier  Unterkiefer  werden  in  der  Halieschen  Sammlung  für  etwaige  Wiedcrmeasungen  aufbewahrt. 
*i  Vergleicht  man  die  Ziffern  dieser  Keilte  mit  denen  der  unten  felgenden  Trockenmeiaungen,  so  erkennt 
man.  dass  die  erste,  zehntägige  Trocknung  der  frisch  skelettirten  Unterkiefer  die  LufUrockne  noch  nicht  erreieht 
hatte,  waa  aber  flir  die  Bedeutung  dor  ganzen  Versuchateihe  gleichgültig  ist. 


Digitized  by  Google 


54 


Hermann  Welcker, 


i. 

Cf  M J. 

II. 

cf  46  J. 

in. 

cf  49  J. 

« , Mi«*1 

cf  25  J. 

c.  Atn  10.  December  1895  Herausnahme  der  Unter- 
kiefer aus  dem  Wasser. 

18.  December.  Seit  8 Tagen  ans  dem  Wasser 

28.  December.  Seit  18  Tagen  aus  dem  Wasser  . . . . J 

106,6 

106,1 

106.3 

104.4 

110,6 

109,3 

106,3  1 — 

105,0  106,9 

Dag»  die  Wicdoranfcuchtung  eines  Knochens,  wie  vorstehender  Versuch  cs  für  den  Unter- 
kiefer darthut,  denselben  „auf  die  Maasse  des  Lebenden  7.11  rückführe“,  möchte  ich  zunächst  nicht 
behaupten.  Immerhin  dürfte  dieser  Versuch  darthun,  dass  bei  Knochen,  die  so  behandelt 
werden,  wie  es  bei  nnseren  Macerationen  und  Skelcttirungen  zu  geschehen  pflegt,  man  wohl 
darauf  rechnen  könne,  dass  die  Wiederanfenclitung  die  Lebendmaasse  „mit  ziemlicher 
Genauigkeit“  zurückbringc. 

11.  Um  wieviel  verkleinern  sich  die  Maasse  der  Schädelkapsel  durch  die 
Auftrocknung? 

Es  dürfte  den  Kraniologen  wohl  interessiren , etwas  Genaueres  hierüber  zu  wissen.  Die 
Annahme,  dass  der  Schädel  sich  bei  der  Trocknung  um  so  viel  verkleinern,  als  die  Maasse 
eines  trockenen  Schädels  durch  Wiederanfeuchtung  zunehmen,  würde  doch  zunächst  des  experi- 
mentellen Nachweises  bedürfen.  Ich  wiederholte  daher  denselben  Versuch,  der  unter  10  am 
Unterkiefer  ausgeführt  wurde,  am  ganzen  Schädel. 

Da  mir  für  diesen  Versuch  Köpfe  frisch  Verstorbener  nicht  zur  Verfügung  standen, 
so  war  ich  auf  Leichen  angewiesen,  die  nach  etwa  14tägiger  anatomischer  Benutzung 
von  ihrem  Feuchtigkeitsgehalte  selbstverständlich  ein  Ansehnliches  abgegeben  hatten. 
Doch  ist  nicht  anzunehmen,  dass  „Auftrocknungswirkungen“  an  den  bis  zum 
Beginne  meines  Versuches  von  ihren  Weichtheilcn  bedeckten  und  das  Gehirn  enthaltenden 
Knochen  bereits  eingetreten  seien. 

Die  mit  I.,  II.  und  IIL  bczoichnelcn  Köpfe  von  in  den  mittleren  Lebensjahren  stchendon, 
Anfangs  März  18%  verstorbenen  Männern  herrUhrend,  wurden  unmittelbar,  nachdem  ich  am 
12.  März  1890  an  den  Stellen,  auf  wclolien  der  Zirkel  aufgesetzt  wurde,  die  Weichtheile  bis  auf 
den  Knochen  weggeschnitten  und  an  den  Messstellen  kleine  Kreuzchen  eingerilzt  hatte,  gemessen 
(Col.  a.  der  Tabelle  IX),  und  dann  sofort  nach  gröblicher  Skelettirung  und  Entfernung  des  Gehirns 
in  Wasser  eingesenkt.  Nach  einer  dreimonatlichen  Maccrntion  wurden  dieselben  am  11.  Juni 
vollständig  gereinigt  und  am  6.  Juli  (d.  L nicht  ganz  vier  Monate  nach  der  ersten  Feuchtmessung) 
abermals  in  völlig  durchfeuchtetem  Zustande  gemessen  (Col.  b.)- 

Vergleicht  man  die  Maasse  der  noch  mit  Fleisch  besetzten  und  der  nach  der  Maceration 
fcncht  gemessenen  Schädel  (Col.  a.  und  b.),  so  finden  sich  mehrere  der  Col.  b.  nm  0,1  bis 
0,3  kleiner  als  die  Maasse  der  Col.  a.  Ich  glanbe  nicht,  dass  eine  wirkliche  Grössen- 
differenz  der  macerirten  und  der  noch  im  Fleische  steckenden  Schädel  vorliegt,  sondern 
es  mögen  die  Maasse  der  frischen  Schädel  darum  hier  und  da  um  ein  Geringes  grösser 
ausgefallen  sein,  weil  die  flachen  Zirkelspitzen  des  Tasterzirkols  — zumal  an  der  Schädel- 
basis — anf  etwas  haftend  gebliebenes  Bindegewebo  auftrafen. 

Col.  <L  zeigt,  dass  unsere  fünf  Maasse  der  Schädelkapsel  durch  die  Auftrocknung  sich  11m 
0,2  bis  1,2  mm  verkleinern.  Nach  den  am  Schloss  der  Tabelle  gegebenen  Mittelwerthen  darf 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  oinem  bestimmten  Schädel  etc.  55 

man  annehmen,  das«  der  L&ngsdnrchmesscr  eines  Schildeis  durchschnittlich  etwa 
0,9  mm  grösser  gewesen  sei,  als  der  des  skelettirtcu  Schädels,  während  die  Diffcreui  bei  dem 
Breitendurchmesser  durchschnittlich  0,6,  heim  Höhendurchmesser  durchschnittlich  0,5  beträgt. 

Tabelle  IX. 

Maasse  ron  drei  Männcrschädeln, 


gemessen  am  leichenfeuchten,  trockenen  und  wieder  durchfeuchteten  Knochen. 


a. 

b. 

0. 

d. 

e. 

r. 

12.Mirzl896.' 
1 Leichen- 
feucht 

6.  Juli. 
(Seit  12.  März, 
d.  i.  nicht 

Ran  * 

4 Monate  im 
Wasser) 

12.  Sept. 
Lufttrocken 
(Seit67Tagen 
ausser 
1 Wasser) 

Differenz 
zwischen 
a.  und  o. 

Feucht- 
in esBung 
am  4.0ctober 
(Seitl2.Sept., 
d.  i.  22  Tage 
im  Wasser) 

Differenz 
zwischen 
a.  und  e. 

Schädel  L 


L (Lnngadurchmespcr)  . 

179,8 

179,7 

178,9 

— 0,9 

179,5 

— 0,3 

B (Breitendurchmesser)  . 

146,8 

146,8 

146,0 

— 0,8 

116,7 

— 0.1 

11  (Höhend  urchmeaser)  . 

133,2 

133.2 

183,0 

- 0,2 

133,2  • 

± 0,0 

Lin.  nb 

103,4 

103,2 

102,6 

— 0,8 

103,1 

- 0,3 

Lia.  gg 

96,7 

96,6 

96,0 

— 0,7 

96,5 

— 0,2 

Schädel  II. 

L (Langsdurchmeseer)  . 

173,9 

173.8 

173,0 

— 0,9 

173,9 

± 0,0 

B (Breitendurchmesser) . 

143,8 

143,7 

143,0 

— 0,8 

143,8 

± 0,0 

H (Höhendurchmesser)  . 

113,3 

113,2 

112,6 

— 0,7 

113,3 

± 0,0 

Lin.  nb 

88,0 

87,9 

87,0 

— 1,0 

87,8 

— 0,2 

Id“-  gg 

91,3 

91,2 

90,1 

— 1.2 

90,4 

— 0,9 

Schädel  III. 

L (Längs-durobmesscr)  . 

172,0 

172,0 

171,1  1 

— 0,9 

172,0 

± 0,0 

B ( Breitendurchmesser)  . 

138,2 

138,1 

137,8 

— 0,4 

138,1 

— 0,1 

H (Höhend  urchmessor)  . 

123,4 

123,3 

122.7 

— 0,7 

123,5 

+ 0.1 

Lin.  nb 

102,4 

102.1 

101,2 

— 1,2 

102,1 

— 0,3 

Bin.  gg . 

90,7 

90,7 

89,7 

— 1,0 

90,3 

— 0.4 

Mittel  aus  Sohadel  I,  U und 

111. 

L (Längsdurchmesser)  . 

175,2 

175,2 

174,3 

— 0,9 

176,1 

-0,1 

B (Breitendurchmesser) . 

142,« 

142,8 

142,3 

— 0,6 

142.9 

- 0,07 

II  (Uöhendurchmesser)  . 

123,3 

123,2 

122,8 

— 0,6 

123,3 

— - 0,0 

Lin.  nb 

97,9 

97,7 

96,9 

— l.o 

97,7 

— 0,27 

Bla.  gg 

92,9 

92,8 

91,9 

— 1,0 

92,4 

— 0,3  ■) 

Mittel 

- n,s 

Mittel  - 0,15 

Bei  jedem  unserer  drei  Schädel  zeigte  der  Breitendurchmesser  eine  etwas  geringere  Auf- 
trocknungsverkleinerung,  als  der  Längsdurchmesser;  diese  drei  Schädel  erscheinen  mithin  im 
getrockneten  Zustande  utn  eine  sehr  geringe  Spur  brachycephaler , als  dem  hebend  zustande 
entsprechen  würde. 

CoL  e.  zeigt,  dass  die  Wiederanfeuchtung  der  getrockneten  Schädelkapsel  die  Lebend- 
maasse  bis  auf  nicht  in  Anschlag  kommende  Brnehtheilc  des  Millimeter  wieder 
herstellt 

')  Wenn  man  das  Mnass  von  Lin.  gg  de«  Schädels  II,  bei  welcher  Messung  offenbar  ein  Fehler  vor* 
gekommen  ist,  bei  der  MiUeiziehung  auaaebliesst 


Digitized  by  Google 


66 


üermann  Woicker, 


12.  Steht  der  Australier  II  mit  seiner  lncongruenz  der  beiden  Kiefergelenk- 
stflcke  durchaus  für  sich  allein  in  der  Schädelreihe  da? 

Durch  die  in  §§.  8 und  10  gegebenen  Aufschlüsse  über  die  verschiedenen  Grade  der 
Quellung  am  gewöhnlichen  Schädel  und  über  die  Wiederherstellung  der  Lebendform  des  trocknen 
Schädels  durch  Wiederanfeuchtung  hat  das  an  unserem  Australierschädel  beobachtet«  höchst  auf- 
fällige Vorkommnis-  offenbar  an  Besonderheit  verloren,  und  man  möchte  wohl  annehmen,  dass 
es  nur  ein  quantitativer  Unterschied  sei,  wodurch  das  an  diesem  und  den  gewöhnlichen  Unter- 
kiefern Erfolgende  sioh  unterscheide.  An  allen  Skeletten  ist,  wie  wir  nun  wissen,  der  Bogen 
des  Unterkiefers  enger  gespannt,  als  im  Lebendzustande;  der  Australier  II  leistet  in  dieser 
Beziehung  nur  etwas  ganz  Ungewöhnliche».  Aber  sollte  dieser  Unterkiefer  in  seinem  extremen 
Breitenwechsel  wirklich  so  ganz  allein  dastehen?  Sollte  man  nicht  erwarten,  dass  wenn,  wie  ich 
zeigte,  ein  Minus  von  1 bis  3 mm  das  Gewöhnliche  bei  der  Breite  aller  unserer  skelettirteu 
Unterkiefer  ist,  statt  eines  plötzlichen  Sprunges  von  20  mm  doch  ab  und  zu  auch  mittelgrosse 
Abweichungen,  um  etwa  6 bis  10  mm,  Vorkommen? 

Ich  durchsuchte  die  Hallesche  und  einen  Theil  der  Leipziger  Sammlung  und  fand  zunächst 
wenig  Erhebliches.  Ala  einzigen  Anhalt  fanden  sieh  etwa  fünf  Schädel,  bei  welchen  die  Köpfe 
des  Unterkiefers  eine  nicht  unbeträchtliche  mediale  Verschiebung  in  den  Pfannen  zeigtet);  bei 
sonstiger  bester  Verbürgung  der  Echtheit  schienen  die  Unterkiefer  um  mehrere  Millimeter  zu 
enge.  Andererseits  fand  ich  vier  Schädel  mit  dem  umgekehrten  Verhältniss;  die  Unterkiefer 
waren  zu  weit  gestellt.  Bei  der  einen  Schädolgrappe  blieb  bei  symmetrischer  Anfügung  des 
Unterkiefers  der  laterale  Theil  der  Pfannen  auf  einige  Millimeter  leer;  bei  der  anderen  ragte 
der  laterale  liand  des  tielenkkopfes  jederseits  als  ein  3 bis  4 mm  vorspringender  Höcker  neben 
der  Seitenkantc  des  Jochbogens  vor.  Ich  setzte  nun  die  Möglichkeit,  dass  durch  Kinsenkung 
dieser  Schädel  in  Wasser  der  Zustand  sich  verbessern  werde,  indem  hier  die  Querlinie  der  Pfannen, 
dort,  ähnlich  wie  bei  dem  Australier  II,  die  Qnerlinie  der  Gelenkköpfe  eine  grössere  Quellungs- 
zunahme entfalten  werde.  Es  ist  dies  aber,  wie  ich  mich  durch  ausführliche  Messungen  über- 
zeugte, durchaus  nicht  der  Fall,  und  ich  konnte  den  Zusammenhang  dieser  ziemlich  compticivten 
Verhältnisse,  der  erst  durch  die  in  Abschnitt  IV  gegebenen  Versuchsweise  sioh  ergeben  wird, 
zunächst  nicht  erkennen. 

13.  Posthumous  distortion. 

Es  war  mir  bisher  nur  ein  einziger  Zustand  bekannt,  bei  welchem  der  zweifellos  zugehörige 
Unterkiefer  nioht  in  die  Pfanne  passt:  bei  Posthumous  distortion.  Ein  College,  dem  ich 
den  verengerten  Unterkiefer  des  Australiers  zeigte,  behauptete  mit  Bestimmtheit,  dass  jener  Zustand 
hier  vorliege.  Das  ist,  wie  ich  behaupten  darf,  nicht  der  Fall;  doch  ist  es  uöthig,  Einiges  über 
den  Gegenstand  zu  bemerken. 

Der  Vertreter  der  Ansicht,  dass  die  Schmalheit  des  Unterkiefers  unseres  Australiers  auf 
Posthumous  distortion  beruhe,  beruft  sioh  auf  eine  Beschädigung,  welche  der  Oberschädel  auf  der 
rechten  Seite  des  Hinterhauptes  und  der  Schädelbasis  erlitten  hat.  Es  findet  sich  hier  eine 
geringe  Diastase  der  Sutura  occipito  mastoidea  und  der  Fisaura  petroso  - basilaris , verbunden 
mit  einetn  den  rechten  Processus  jngularis  des  Hinterhauptsbeines  durchziehenden  Sprunge  und 
einem  die  rechte  Flügelgaumengrube  durchziehenden  Bruche  de»  rechten  grossen  KeilbeinflUgels 
— Alles  Erscheinungen,  welche  wohl  auf  einen  heftigen  Stoss  oder  Schlag,  nicht  aber  auf  den 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  67 

langsam  wirkenden  Belastungsdruck  zurückzuführen  sind,  welcher  dem  in  feuchter  Erde  liegenden 
Knochen  die  Poslhumous  distortion  aufd rängt.  Hätte  dieselbe  Gewalt,  welche  die  erwähnten 
Beschädigungen  der  Schädelkapsel  erxeugte,  auch  den  Unterkiefer  getroffen,  derselbe  hätte 
möglicherweise  zerbrochen,  nicht  aber  in  so  symmetrischer  Weise  zusainmengchogcn  werden  können. 

Die  Posthumous  distortion  bildet  sieh  meiner  Auffassung  nach  dadurch,  dass  die  Schädel- 
kapsel oder  andere,  zumal  hoblliegende  Knochen,  ganz  oder  theilweise  von  Erde  bedeckt,  an  ver- 
schiedenen Stellen  verschieden  stark  belastet,  unter  Mitwirkung  von  Feuchtigkeit  verbogen  werden. 
Dies  selbstverständlich  in  unregelmässigen,  dem  Typus  des  Knochenwuchscs  oft  sehr  wider- 
sprechenden Formen.  Uebcrall,  wo  ich  speciell  den  Unterkiefer  von  Posthumous  distortion  betroffen 
sah,  da  war  derselbe  stets  asymmetrisch  verbogen,  oftmals  die  eine  Knochenhälfte  herauf-,  die 
andere  herantergebogen  und  in  verschiedener  Richtung  — seihet  deutlich  spiralisch  — torquirt, 

Anders  bei  unserem  Australier.  Bei  ihm  (und  wie  meine  Messungen  zeigen,  ganz  ent- 
sprechend, wiewohl  in  sehr  viel  geringerem  Grade  bei  jedem  anderen  Unterkiefer)  haben  wir 
einen  seitlich  symmetrischen  Körper,  der  durch  Auftrocknung  verschmälert,  duroh  Wieder- 
anfcuchtung  verbreitert  wird,  aber  in  beiden  Zuständen  von  der  seitlichen  Symmetrie 
beherrscht  bleibt1).  Dort  haben  wir  Knochen  und  Knochencompleze,  die,  sofern  sie 
ursprünglich  eine  seitlich  symmetrische  Form  besessen,  nun  durch  äussere  Gewalt  und  unter 
Verlust  ihrer  Symmetrie  in  irrationelle  Form  gedrängt  werden.  Auftrocknend  und  wieder  angc- 
feuchtet  machen  dieselben  innerhalb  dieser  neuen  Gestalt  — ähnlich  einem  Uolzstücke,  weiches  aus 
einem  gebogenen  Holzmöbel  herausgeschnitten  wurde  — kleincBewegungcn,ohne  abcrdurch  Anfeuch- 
tung oder  Wiederauftrocknung  jemals  die  ursprüngliche  symmetrische  Form  wieder  zu  gewinnen. 

Da  überdies  in  § 8 (S.  46  ff.)  dor  Nachweis  gelang,  dass  die  Scbrumpfungsverschicbungen 
nach  Maass  und  Richtung  sich  über  den  menschlichen  Unterkiefer  in  einer  ganz  bestimmten 
Anordnung  vertheilen,  und  dass  eine  genau  entsprechende,  gesetzmäasige  Anordnung  und  Ver- 
theilung  dieser  Schrumpfungsverscbicbungen  an  dem  trocknenden  Unterkiefer  des 
Australiers  II  sich  wioderfindet,  so  ist  die  Annahme  der  Posthumous  distortion  für  diesen 
Fall  absolut  ausgeschlossen. 

Noch  erwähnt  sei,  dass,  während  bei  Posthumous  distortion  die  Knochen  mit  seltenen  Aus- 
nahmen in  höherem  oder  geringerem  Grade  verwittert  sind,  sie  in  unserem  Falle  vollkommen 
frisch,  plastisch  und  glänzend  erscheinen.  In  Betracht  kommt  ferner,  dass  sämmtliche  Knochen 
des  Skelets  unverbogen  nnd  von  correcteBtcr  Gestalt  sind  *). 

14.  Mechanismus  der  Gestaltsverändcrungen  des  Unterkiefers  des 
Australiers  II. 

Bei  meinem  Versuche,  die  Schrumpfung  und  die  Scbrnmpfungsbewegungen  des  trocknenden 
Unterkiefers  zu  erklären  (VV.  u.  B.,  S.  11  u.  f.),  ging  ich  davon  aus,  dass  die  minimalen,  am 

*)  Wenn  ich  unter  f>0  normalen  Unterkiefern  nur  fünf  betreffs  der  Länge  ihrer  Körperhälften  ganz 
symmetrisch  fand  (II,  § 22)  und  wenn  auch  der  Unterkiefer  dee  Australien  II  einen  sehr  geringen,  durch 
Messung  eben  noch  nachweisbaren  Grad  von  Asymmetrie  insofern  besitzt,  als  seine  rechte  Kftrperliilfle  um 
Bruehtheile  eines  Millimeters  länger  ist,  als  die  linke,  so  dürfte  hierin  kein  Widerspruch  gegen  Obige»  gefunden 
werden  können. 

r)  Dass  die  Poethumotts  distortion,  wie  einige  meinen,  nur  bei  prähistorischen  oder  doch  nur  bei  sehr  alt- 
begrabenen  Knochen  Vorkommen,  ist  entschieden  unrichtig;  ich  habe  extreme  Kille  der  Posthumous  distortion  bei 
zweifellos  modernen  Hinduschädeln,  sowie  an  Mongolenachädelu  ausKurganen  von  der  Bteppe  bei  Sarepta,  die  loh  von 
Dr.  Glietseh  und  von  K.  Riebeck  erhielt  und  die  ich  an  die  ITatlesche Sammlung  geschenkt  habe,  beobachtet. 

Arrbir  für  Anthropologie.  IM.  XXVII.  u 


Digitized  by  Google' 


58 


Hermann  Welcker, 


Schädel,  Femur  und  anderen  Knochen  von  mir  naehgowiesenen  Grössenändernngen  offenbar  darauf 
beruhen,  das«  dem  Knochenknorpel  in  sehr  reichlichem  Maasse  eine  nicht  oompressiblo  Substanz, 
die  Knoohenerde,  beigemischt  ist.  Ich  nahm  demgemäss  an,  dass  ein  Knochen,  in  dessen 
Knorpelgrundlage  die  Kalkaalxe  sparsamer  eingestreut  «eien,  stärker  schrumpfen  werde,  als  ein 
reichlich  mit  Kalksalzen  durchsetzter  Knochen  und  dass,  falls  an  bestimmten  Stellen  die  Ein- 
streuung eine  ärmere  sei,  die  Schrumpfung  an  diesen  Stellen  beträchtlicher  auafitllen  werde. 

Betreff«  des  Unterkiefers  des  Australiers  IT  nahm  ich  an:  s)  dass  derselbe  in  seinem 
gesummten  Gefüge  arm  an  Knochenerde  sei.  Da  ein  stärkerer  Zug  längs  des  Innenrande«  des 
Unterkiefers  ein  Gegeneinanderrücken  der  Condylen,  ein  stärkerer  Zug  längs  de«  Aussenrandes 
aber  ein  Auseinanderrücken  der  Condylen  bewirken  müsste,  so  vermuthete  ich  zugleich,  b)  dass 
bei  diesem  Unterkiefer  die  Kalksalze  vorzugsweise  am  Innenrande  sparsam  eingestreut  seien. 

Einige  Versuche,  deren  Aufgabe  es  war,  da*  am  trockenen  Knochen  Erfolgende  an 
Modellen  zu  erläutern  und  die  Möglichkeit  der  von  mir  angenommenen  Vorgänge  im 
Allgemeinen  zu  prüfen,  siud  folgende: 

Ich  hatte  gefunden,  dass  ein  geradliniger  Streifen  gelüsten  Tischlerleimes  bei  seiner  Auf- 
trocknung  sich  verschmälert  und  verkürzt,  seine  gestreckte  Form  aber  im  Ganzen  beibehält, 
während  ein  gekrümmter  Leimstreifen  bei  der  Auftrocknung  seine  Krümmung  vergrössert.  Um 
nun  ein  die  physikalische  Constitution  des  Unterkiefers  nachahmendea  Modell  zu  gewinnen,  goss 
ich  in  vier  mit  dem  Finger  in  Thon  eingedrückte  hufeisenförmige  Kinnen  der  Reihe  nach: 
in  die  erste  heissen  Tischlerleim; 

in  die  zweite  heissen  Leim,  welchem  eine  geringe  Menge  Sandes  beigemischt  wurde, 
dies  aber  (mit  Rücksicht  auf  die  oben  unter  b)  erwähnte  Annahme)  reichlicher 
am  Aussenraude  als  am  Innenrande  des  Bogens; 
in  die  dritte  Leim  mit  einer  geringen  Menge  Sandes,  letzteren  reichlicher  am 
Innen raude; 

in  die  vierte  Leim  mit  gleiohmässig  und  sehr  reichlich  beigemischtem  Sande. 

Fig.  7. 

a » e 1» 


Dasselbe  M'dell  bei  j in  feuchtem,  bei  I ln  trockenem  Zustande.  Fig.  7,  A nur  Leim,  B und  C beim  mit  wenig, 

D mit  »ehr  viel  Sand, 

An  den  in  Fig.  7,  A mit  n*  und  a bezeichncteti  Stellen  wurden  in  die  aus  der  Form 


genommenen  Abgüsse  kleine  Holzstäbchen  eingesetzt,  welche  hei  der  Messung  der  unserer 
Lineac  ma  und  <ia  entsprechenden  Maasse  zum  Anfsetzen  des  Zirkels  dienten. 

Diese  Leim-Sandmodelle  des  Unterkiefers  machen  während  des  Auftrocknens  und  bei  der 

Wiederanfeuchtung  wesentlich  dieselben  Bewegungen,  wie  die  von  mir  am  Knochen  beobachteten, 

/ 

# 

Dflgitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  59 

die  Längen-  und  Querraaasse  verhalten  sich  in  ganz  entsprechender  Weise  verschieden,  und  die 
Umrisse  B,  C und  D der  Fig.  7 stimmen  mit  Fig.  6 im  Gange  der  Maass-  und  Fonnveränderung 
qualitativ  durchaus  überein. 

In  allen  vier  Versuchen  hat  sich  die  Länge  der  beiden  Schenkel  des  Hufeisens  durch  die 
Auflrocknung,  wenn  man  die  Bogenmaasse  misst,  nur  in  geringem  und  in  den  vier  Versuchen 
nicht  sehr  erheblich  wechselnden  Graden  verkürzt.  In  sehr  viel  höherem  Grade  ist  der  gegen- 
seitige Abstand  der  freien  Enden  der  getrockneten  vier  Leimbogen  verschieden  (Lin.  aa).  In 
Fig.  7,  A,  ist  eine  noch  weitere  Bewegung  nach  innen  dadurch  verhindert,  dass  die  Schenkel- 
enden  in  gegenseitige  Berührung  getreten  sind;  die  Lin.  aa  ist  die  möglichst  kleinste  geworden. 
In  B ist  die  Lin.  aa  etwa  um  die  Hälfte,  in  C um  ein  Drittel  verkleinert;  in  D betrügt  die 
Verkleinerung  nur  2 mm,  d.  i.  */»  des  feuchten  Moasses.  Es  ist  ohne  Weiteres  verständlich, 
dass  in  B der  relativ  grössere  Leimreichthum  des  Innenrandes  das  Gegeneinanderrücken  der 
Schenkelenden  begünstigt,  in  C der  Ueberschuss  des  Sandes  am  Innenrande  dem  Gegeneinander- 
rücken entgegengewirkt  hat.  Aber  es  bedarf,  um  eine  Scala  von  stark,  weniger  stark  und  wenig 
sich  verengernden  Leim-Sandhufeisen  herzustellen,  keineswegs  einer  solchen  ungleichen  Vertheilung 
des  Sandes,  wie  dies  ja  von  selbst  ersichtlich  ist  und  durch  weitere  Versuche,  in  welchen  ich 
die  Sandtnongen  gleichmäßig  einstreute,  bestätigt  wurde. 

Die  Möglichkeit,  dass  die  Innentlächc  der  Unterkiefer,  zumal  bei  dem  Australier  II,  relativ- 
ärmer  an  Knochenerde  sei,  ist  a priori  nicht  zu  bestreiten.  Doch  würde  nach  diesen  Versuchen 
die  excessive  Verengerung  des  Australierunterkiefers  auch  ohne  eine  derartige  ungleiche  Ver- 
theilung der  Knochenerde,  einfach  durch  Armuth  an  Erde,  verständlich  sein. 

Nach  diesen  Voruntersuchungen  schritt  ich  zu  directen,  am  Knochen  vorgenommenen 
Bestimmungen.  Offenbar  musste  für  meine  Annahme,  dass  Armuth  an  Kalksalzen  die  Ursache 
des  starken  Schrumpfens  unseres  Unterkiefers  sei,  eine  Bestimmung  des  specifischen 
Gewichtes  desselben  von  entscheidender  Bedeutung  sein.  Da  das  specifische  Gewicht  des 
phosphorsauren  Kalkes  dasjenige  des  Knorpels  um  das  Doppelte  übertrifft,  so  muss  sich  jede 
nennenswerthe  Abweichung  in  dem  Mischungsverhältnis»  jener  beiden  Hauptbestandteile  des 
Knochens  durch  Aendernngen  des  specifischen  Gewichtes  zu  erkennen  geben. 

Für  eine  solche  Bestimmung  wurde  aus  dem  Itarnus  des  Unterkiefers  des  Australiers  II  und 
in  gleicher  Weise  aus  sechs,  den  mittleren  Lebensjahren  entstammenden  deutschen  Unterkiefern 
je  eine  Scheibe  von  17  mm  Durchmesser  mit  dem  Trepan  ausgeschnitten.  Die  Bestimmung, 
welche  mein  College,  Herr  Geheimrath  Märker,  die  Güte  hatte,  in  dem  Laboratorium  dor 
agricultur-chcmischcn  Versuchsstation  zu  Halle  für  mich  ausführen  zu  lassen,  ergab: 


Specifisclios  Gewicht  des  Unterkiefers. 


Europäer  1 1,83 

. II 1.83 

, 111  . .......  2,00 

. IV 221 

» V 1,83 

„ VI 3,03 


Australier  II 1,77 


— das  ist  beim  Australier  10  Proc.  weniger,  als  da«  europäische  Mittel  und  3 Proc.  weniger, 
als  das  in  unserer  Reihe  beim  Europäer  gefundene  Minimum. 

8* 


• Digitized  by  Google 


60 


Hermann  Welcker, 


Die  gross«  Verminderung  des  specifischen  Gewichtes  bei  dem  Australier  IT  kann  nur  auf 
einem  erheblichen  Mangel  an  Knochenerde  beruhen,  und  es  wQrde,  wenn  das  in  Fig  7,  D, 
gegebene  Modell  den  deutschen  Unterkiefer  erläutert,  dem  Australierunterkiefer  ein  Modell  mit 
sparsamer  Sandbeimischung  von  der  Form  (und  möglicherweise  auch  der  Art  der  Sandvertboilung) 
der  Fig.  7,  C entsprechen. 

Die  filr  unsere  Betrachtung  maassgebenden  Ziffern  lauten: 

Specifisch»  Gewicht  des  phosphorsauren  Kalkes 8,18, 

„ m » deutschen  Unterkiefers 1,85, 

„ , „ Unterkiefer«  des  Australiers  II 1,77, 

„ , „ Knorpels 1.50. 

Um  zu  ermitteln,  ob  etwa  neben  der  Armuth  an  Kalksalzen  zugleich  eine  ungleiche 
Vertheilung  desselben  bei  dem  Unterkiefer  unseres  Australiers  (im  Sinne  der  Leimmodelle 
Fig.  7 B und  C)  eine  Rolle  spiele,  wurde  eine  chemische  Untersuchung  hinzugcfBgt. 

Behufs  derselben  wurden  dem  Unterkiefer  des  Australiers  II  längs  beider  Körper- 
hälften  auf  der  Aussen-  wie  auf  der  Inuenseite  je  13  bis  16  coniscbe  Gruben  Ton 
durchschnittlich  4 mm  Breite  und  3 mm  Tiefe  eingebohrt,  so  dass  von  beiden  Knochen- 
fischen ungefähr  gleiche  Mengen  Knochenmehles  gewonnen  wurden.  In  derselben  Weise 
wurde  bei  den  sechs  deutschen  Unterkiefern  verfahren. 

Die  Analyse  ergab: 

. Tabelle  X. 


a.  b.  o. 

Aussenfläche  des  Unterkiefers  Innenfläche  j Mittel  aus  Aussen-  u.  Innenfläche 


Mittel  ans  sechs  deutschen  Unterkiefern. 


Leim | 

j 24,38  1 

Leim 1 

l 25,00 

! Leim  . 

24.60 

Abc  hu 

! 67,78  1 

Asche j 

«7,21 

Ascho  i 

67,50 

Feuchtigkeit,  Fett  u.  Verlust 

| 7, *4 

Verlust | 

7,79 

Verlost 

7.81 

Summa 

100,00 

Summa 

100,00 

Summa 

100,00 

Unterkiefer  des  Australiers  11. 

Leim  1 

25,75 

Leim  

26,25 

Leim  . 

26,00 

Asche 

69,56 

Ascho * . . . | 

69,63 

Asche 

60,54 

Feuchtigkeit,  Fett  ».Verlust 

4,70 

Verlust  | 

4,22 

Verlust 

4,46 

Summa 

100,00 

Summa 

100,00 

Summa 

100,00 

Einige  dieser  Ziffern 

würden  sich  allerdings  mit  der  Annahme  einer  ungleichen  Ver- 

tbeilung  der  Erde  in  der  durch  das  Modell,  Fig.  7,  B,  domonstrirten  Weise  vertragen; 
der  Leimgehalt  hat  in  der  Tabelle  beim  Deutschen,  wie  beim  Australier  für  die  Ittnen- 
fläohe  eine  höhere  Ziffer,  als  für  die  Aussenfläche;  beim  Deutschen  25,0  gegen  24,4, 
beim  Australier  26,2  gegen  25,7.  Zugleich  erscheint  dieser  Leimgehalt  der  Innenfläche 
beim  Australier  (26,2)  grösser  als  beim  Deutschen  (25,0).  Aber  die  für  die  Asche 
erhaltenen  Ziffern  zeigen  beim  Australier  für  Aussen-  und  Innenfläche  keinen  Unterschied. 
Vereinigt  man  die  für  Aussen-  nnd  Innenfläche  erhaltenen  Wertlio  (Col.  c),  so  finden 
wir  auch  hier  wie  bei  dem  Australier  einen  erheblicheren  Leimgehalt  (26,0  gegen  24,7). 

Alter  die  flir  die  Asche  erhaltene  Ziffer  verträgt  sich  nicht  mit  dem  unanfechtbaren 
Ergebnisse  der  Bestimmung  des  specifischcn  Gewichtes;  cs  mag  wohl  die  Menge  des  von 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  61 

mir  zur  Untersuchung  gelieferten  Knochenmehles,  boi  dessen  Gewinnung  ioh  den  Unter- 
kiefer dos  Australiers  möglichst  zu  schonen  suchte,  zu  einer  vollkommen  sicheren  Analyse 
nicht  aasgereicht  haben. 

Ich  folge  meiner  stets  gepflegten  Uebung,  alle  die  Erscheinungen,  welche  der  von 
mir  vertretenen  Annahme  nicht  günstig  sind,  zur  Sprache  zu  bringen.  Wenn  nach  den 
S.  40  fl',  mitgetheilten  Ziffern  der  Unterkiefer  de*  Australiers  II  aus  jeder  der  sechs  ersten 
Wassereinsenkungen  mit  vermehrtem  Schrumpfung*  vermögen  hervorging,  so  würde  sich 
dies  sehr  wohl  verstehen  lassen,  wenn  angenommen  werden  dürfte,  dass  der  Knochen  mit 
jedem  Bade  an  seinem  Salzgehalte  verloren  — resp.  mehr  an  seinem  Salzgehalte,  als  an 
seinem  Leimgehalte  — verloren  habe.  Dies  ist  indess  kaum  anzunchmen;  leider  ist  die 
faulig  riechende  und  beim  Abgiessen  stark  schäumende  Flüssigkeit  nicht  chemisch 
untersucht  worden. 

15.  Als  Ergebnis*  der  Untersuchungen  dieses  Abschnittes  werden  wir  verzeichnen  dürfen, 
dass  das  exccssivc  Schrumpfen  und  die  Sehrumpfungsbewegungcn  dieses  Unterkiefers  auf  einer 
erheblichen  Armuth  desselben  an  Knochenerde  beruhen  nnd  dass  alle  Zeichen  dafür  sprechen, 
dass  die  Grösse  und  die  Form,  welche  der  fenchte  Unterkiefer  des  Australiers  II  zeigt,  dem 
frischen  Zustande  (ganz  oder  nahezu)  entspreche. 

Wenn  nun  beide  Skelctstückc  im  feuchten  Zustande  sich  genau  so  verhalten,  wie  die  Theile 
eines  und  desselben  Schädels,  so  wird  man  zugeben  müssen,  dass,  wenn  zugleich  zahlreiche  andere 
Zeichen  für  die  Zusammengehörigkeit  beider  Theile  sprechen,  die  Incongruonz  der  Gelenkflächen 
der  getrockneten  Schädelabschnitte  selbst  dann,  wenn  man  die  von  mir  gegebene  Erklärung  des 
Schrumpfnngsvorganges  nicht  als  richtig  annehmen  wollte,  die  Nichtzusammengehörigkeit  nicht 
beweisen  könnte. 

Im  folgenden  Abschnitt  werde  ich  die  wichtigsten  Zeichen,  welche  zum  Nachweise  der 
Zugehörigkeit  oinos  Unterkiefers  dienen  können,  soweit  ich  sie  aufzubringen  vermochte,  zusammen- 
stellen, sic  näher  prüfen  und  sicher  zu  stellen  suchen;  in  einem  dritten  Abschnitte  aber  den 
Unterkiefer  unseres  Australiers  mit  Hülfe  diesor  Semiotik  einer  nochmaligen  strengen  Kritik 
unterwerfen. 


II.  Abschnitt, 

Die  Zeiohen  der  Zusammengehörigkeit  eines  Unterkiefers  und  Oberschädels. 

A.  Gestalt  des  Unterkiefers. 

16.  Können  Altersversohiedenheiten  der  beiden  Schädelabschnitte  nachgewiesen  werden, 
in  welcher  Beziehung  die  Ausprägung  der  einzelnen  Abschnitte  des  Unterkiefers,  die  Textur  des 
Knochens  und  der  Vorrath  und  Bau  der  Zähne  vorzugsweise  in  Betracht  kommeu,  so  ist  dies 
von  entscheidender  Wichtigkeit. 

17.  Zum  Zusammenpassen  eines  Unterkiefers  und  Oberschädels  gehört,  was  zunächst  die 
Form  und  die  allgemeinen  Maassverhältnisse  anlangt,  eine  entsprechende  Gestalt  und  Grösse  der 
Kieferbögen,  eine  entsprechende  Länge  und  Richtung  der  Unterkieferäste  und  ein  entsprechender 
gegenseitiger  Abstand  der  Gelenkköpfu. 


Digitized  by  Google 


62 


ilermunn  Welcker, 


Da«  Ernte,  was  bei  dem  Vereinigungsversuche  geschieht,  wird  immer  die  Einfügung  der 
Gclenkköpfo  in  die  Pfannen  «ein.  Nach  dem  oben,  S.  56,  Hergebrachten  können  erhebliche 
Maas« unterschiede  der  Linea«  gg  und  cc  Vorkommen,  ohne  das«  darum  die  Zusammengehörigkeit 
ausgeschlossen  ist,  und  cs  haben  darum  ausführliche  Messungen  der  Pfannen-  und  Condylcnbreite, 
die  ich  im  Anfang  dieser  Untersuchungen  sum  Zwecke  der  Unterkieferdiagnose  anstellte,  für 
diese  einen  sehr  geringen  Werth  (derselbe  liegt  auf  einer  anderen  Seite  — siehe  unten,  IV)1). 
Immerhin  wird  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fülle  eine  entsprechende  Spannweite  der 
Condylen  als  eine«  der  ersten  Zeichen  der  Möglichkeit  des  Zusammcngehörens  gelten  dürfen. 
Passen  nun  die  Condylen,  so  müssen,  damit  sieh  die  Zahnbögen  in  normaler  Weise  an  einander 
fügen,  der  Hamas  und  die  Körperhülftcn  die  entsprechende  Länge  und  deren  Winkel  das  rechte 
Maas«  besitzen.  Ist  der  Hamus  au  kurz,  oder  der  Winkel,  in  welchem  er  mit  dem  Körper 
zusammentrifft,  zu  gross,  so  werden  die  Zahnbögen  vom  klaffen;  bei  zu  kleinem  Itamuswinkel 
bleiben  die  hinteren  Zähne  ausser  Berührung. 

Vieles  Einzelne  übergehend  sei  hier  nur  daran  erinnert,  dass  Nichtcongruenz  beider 
Kiefer  (geringe  Grade  von  Mikrognathie,  vorderes  Vorstehen  des  Unterkiefers  und  dergl.) 
eine  nicht  seltene  Erscheinung  ist. 

Scheint  ein  Unterkiefer  nach  Grösse,  Form  und  anderen  Zeichen  einem  bestimmten  Ober- 
schädel zuzugehören,  so  liegt  für  mich  ein  weiteres  und  vielleicht  eines  der  besten  Krkenuungs- 
mittel  (welches  allerdings  nur  bei  erhaltenen  Zfilmen  Anwendung  findet)  dann,  dass  die  Zähne 
beider  Kiefer  mit  ihren  „in  gebundener  Stellung“  in  einander  greifenden  Kronen  *)  sich  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  derart  in  einander  schliessen,  dass,  wenn,  wie  der  Zahnarzt  sagt,  der  „richtige 

1 Trägt  mau  auf  die  Mitten  der  Pfannen  wie  der  Condylen  mittelst  des  Augenmaa*aes  unbefangen  ein 
Kreuzchen  auf,  so  wird  man  die  hierdurch  bezeichneten  Idncae  g 7 und  cc  desselben  Schädels  selten  von  genau 
gleicher  Idinge  ünden.  Ein  noch  ungünstigere«  Ergebnis*  erhält  man.  wenn  man  an  den  dienten  der  Pfannen- 
runder  mit  dem  Zirkel  hin-  und  bermiest.  Bet  durchaus  normalen  und  hinsichtlich  der  Unterkiefer  zöllig 
sicheren  Schädeln  ünden  sich  Unterschiede  beider  Mn**»c  bis  zu  5 mm,  und  es  ist  bald  der  Oberschädel,  bald 
der  Unterkiefer,  welcher  das  grössere  Maass  zeigt.  Offenbar  beruhen  diese  Unterschiede  vielfach  auf  Fehlern, 
die  bei  der  Eintragung  der  Measinarke  unterlaufen;  aber  auch  hiervon  Abgesehen  ist  der  gegenseitige  Abstand 
der  wirklichen  Mitten  der  oberen  und  unteren  Oelenküächen  — der  Punkte,  die  am  lebenden  Kopfe  bei  Buhe- 
stellnng  des  Unterkiefers  zusammentrafen  — bei  nicht  wenigen  Schädntn  unserer  Sammlungen  verschieden  gross, 
so  dass  hier,  wie  ich  mich  durch  langwierige  Messungen  überzeugt  habe,  ein  diagnostisches  Mittel  nicht  gcgetien  ist. 

Einer  grösseren  Reibe  von  Messungen,  dis  ich  an  blindlings  heransgegrilTcnen  „normalen*  Schädeln 
entführte,  entnehme  ich  die  zehn  zuerst  and  die  zehn  zuletzt  ausgefübrten.  Dieselben  ergaben  für  den  Condylen. 
abttand  als  Orenzwerthe  ein  Plus  von  5,8  und  ein  Minus  von  4,0,  sowie  ein  durchschnittliches  Plus  von  0,1 : 


Bin.  i ig 

Lin.  cc 

Different 

hin.  gg 

Lin.  cc 

Differenz 

88,0 

»0.0 

+ 8,0 

104,8 

103,0 

— 1,8 

106,0 

105,0 

— 1,0 

84,3 

89,0 

+ 4,7 

97,1 

»»,0 

+ i.» 

95,1 

95,0 

— 0,1 

09,6 

96,5 

— 1,1 

95,9 

»5,9 

± 0,0 

»3,8 

94,1 

+ 0,8 

83,3 

88,0 

+ 2,7 

08,0 

101,0 

+ 3,0 

99,1 

96,0 

— 3,1 

97,0 

»8,0 

— 4.0 

95,1 

95,1 

A o.o 

03,1 

96,0 

+ *,» 

97,9 

96,1 

— 1,8 

103,4 

105,3 

+ 1.» 

101,1 

99,6 

— 1,5 

94,0 

99,8 

+ 5,8 

96,0 

95,9 

— 0,8 

*)  „Articulation*  der  hehlen  Zahnreihen. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  63 

Biss“  gefunden  ist,  die  an  einander  gepressten  Kiefer  durch  leichteren  Seitendruck  kaum  gegen 
einander  verschoben  werden  können.  Die  Zähne  achliessen,  wie  das  Petschaft  auf  dem  Siegel. 
Hält  die  eine  Hand  den  Obcrschädel,  die  andere  den  Unterkiefer,  so  folgt  die  erstere  bei 
seitlichem  Hin-  und  Herdrehen  oder  bei  Vor-  und  Rückwärtsschiebung  des  Unterkiefers  dem 
letzteren,  ohne  dass  die  Zähne  von  einander  loslassen.  Die  Zähne  passen  so  genau  auf  einander, 
dass  die  richtige  Stellung  des  Unterkiefern  auch  dann  mit  Sicherheit  gefunden  werden  würde, 
wenn  man  die  Raini  durch  Absägung  entfernt  hätte.  Hält  man  nun  beide  Kiefer  eines  auf  die 
Zugehörigkeit  zu  prüfenden  Schädels  in  dieser  Stellung  gegen  einander,  so  wird  stielt,  wenn  beide 
demselben  Individuum  entstammen,  zwischen  den  Oberflächen  des  Gelenkkopfes  und  der  Pfanne 
eine  gebogene  kappeuf&rmigc  Lücke  finden,  in  welcher  ein  entsprechend  geformter  Körper  von 

2 bis  3 mm  Dicke  — der  Meniscus  sammt  den  Knorpelüberzügen  beider  Knochen  — Platz 
linden  würde.  Dass  der  „richtige  Biss“  trotz  der  Zusammengehörigkeit  nicht  gefunden  werden 
kann,  wenn  ähnliche  Verhältnisse  bestehen,  wie  bei  dem  trockenen  Schädel  des  Australiers  II, 
erhellt  von  selbst, 

18.  Gestalt  der  Pfanne  und  des  Gelenkkopfss. 

Die  Pfanne  erscheint  im  Allgemeinen  als  ein  ziemlich  getreuer,  etwas  verbreiterter  Abklatsch 
des  GeleDkkopfes.  Vereinigt  finden  sich  meist  gerundeter  Kopf  und  gerundete  Pfanne,  von  vorn 
nach  hinten  zusammengedrückter  Kopf  und  quer  elliptische  Pfanne  — doch  begegnen  uns  hier 
auch  humerkenswerthe  Ausnahmen.  Verzeichnet  man  auf  den  Gclcukköpfcn  sowie  in  den  Pfannen 
jederseits  einen  den  Querdurchmeaser  bezeichnenden  Querstrich  (was  bei  mangelndem  Knorpcl- 
überzuge  der  Pfannen  oft  recht  schwierig  ist),  so  werden  die  Winkel,  in  welchen  die  nach  innen 
verlängerten  Querstriche  (vergl.  S.  64,  Fig.  8 und  9,  Lin.  CC)  gegen  die  Mittellinie  nach 
hinten  couvergiron,  bei  Zusammengehörigkeit  gleich  oder  nahezu  gleich  sein. 

Oefters  zeigt  der  einer  Rolle  gleichende  Gelenkkopf  nach  vorn  eine  deutlich  abgegliederte 
Facette;  diese  trifft  dann  auf  eine  entsprechende  Fläche  des  die  Grube  vorn  begrenzenden 
Tnber  articulare.  In  einzelnen  Fällen  hat  der  Gelenkkopf  an  seinem  Vorderrande  einen  Vor- 
sprung, in  anderen  eine  Einbuchtung;  wieder  in  anderen  Fällen  findet  sich  die  Einbuchtung  am 
Hinterrande,  und  fast  immer  zeigt  dann  auch  die  Gelenkgrubo  entsprechende  Vorsprünge  und 
Vertiefungen. 

Hinterer  Kandgipfel  der  Pfanne.  Einen  nicht  unbrauchbaren  Messpunkt  fär  die  Lage 
der  Pfanne  — sehr  brauchbar  auch  bei  Bestimmungen  der  Symmetrie  oder  Asymmetrie  des 
Gesichtsschädels  — bietet  ein  am  Hinterrande  der  Pfanne,  in  der  Richtung  der  Glaser'schen 
Spalte  gelegener,  zipfelförmiger  Knochenvorsprung ')  (vergl.  S.  64,  Fig.  9,  z). 

Der  nach  der  Pfanne  gerichteten  Vorwölbung  dieses  Fortsatzes  entspricht  sehr  häufig  eine 
quergestellte  Abplattung  oder  Ausbuchtung  der  hinteren  Fläche  des  Geienkkopfes  von  etwa 

3 bis  5 mm  Breite,  und  selten  wird  man,  wenn  das  eine  der  beiden  Schädelstückc  an  der 
genannten  Stelle  eine  charakteristische  Ausprägung  besitzt,  an  dem  andern  Stücke  irgend  welche 
hierzu  in  Beziehung  stehende  Bildung  vermissen. 

Dieser  beim  Menschen  luilil  grössere,  bald  kleinere,  selten  ganz  fehlende  Processus 
rctrofovealis  findet  sich  bei  verschiedenen  Säugern,  insbesondere  den  Anthropomorphen, 

*)  Von  Schwalbe  sl»  Processus  »rticularis  posterior,  von  v.  Tarök  als  Procwsu»  retrofoveali»  bezeichnet. 


Digitized  by  Google 


64 


Hermann  Welcker, 


in  stärkerer  Ausprägung  und  ist  bei  Mycetes  tu  einem  langen,  naoh  abwärts  ragenden 
Knochenzipfel  vergrössert.  Oeffnot  man  das  Gebiss  eines  Aflenschidcls  etwas  weit,  so 
hebelt  sich  bei  Orang  und  Gorilla,  mehr  noch  beim  Gibbon  und  in  extremer  Weise  bei 
Mycetes,  der  Gelenkkopf  — durch  Anstosscn  des  Hinterrandes  des  Gelenkfortsatzcs  — 
nach  vom,  so  dass  er  unter  das  Tuber  articulare  zu  liegen  kommt. 

Da  es  nicht  unmöglich  schien,  dass  der  erwähnte  hintere  Randzipfel  der  Pfanne  bei 
den  verschiedenen  Menschenrassen  charakteristische  Unterschiede  zeige,  so  habe  ich  bei 
einigen  Schädeln  seine  Länge  gemessen.  Es  geschah  dies  so,  dass  von  der  Austritts- 
Stelle  der  Chorda  aus  dem  Glaser’schen  Spalte  eine  Bleistiftlinie  quer  naoh  vorn  und 
aussen  zur  Mitte  des  seitlichen  Pfannenrandes  gezogen,  auf  diese  Linie  von  der  Spitze 
des  Kandgipfels  ein  Loth  gefallt,  und  dessen  Länge  gemessen  wurde.  Nach  diesen 
Messungen  scheint  die  mittlere  Längo  unseres  Fortsatzes  allerdings  Unterschiede  bei  den 
Rassen  zu  zeigen.  Ein  „pithocoidcr  Charakter“,  wie  man  etwa  vermuthet  hätte,  liegt 


Fig.  8.  Fig.  8. 


S S 

indes»  in  diesem  Fortsatze  schwerlich;  derselbe  zeigte  sich  in  meiner  kleinen  Reihe  bei 
den  aussereuropäischen  Rassen  sogar  kleiner,  als  bei  den  Europäern,  loh  fand 
bei  10  Deutschen  mittlere  Länge  3,9,  Grenzwerthe  3,1  bis  5,3, 


10  Siamesen 

» 

. 3.6. 

n 

2,4  , 

4,9, 

10  Negern 

fl 

S 3.3, 

* 

2,0  „ 

4,9, 

10  Paguas 

f! 

„ 2,6, 

fl 

M , 

4,0. 

Abnorme  Gelenkflächen.  Eine  sehr  häufige  Erscheinung  ist  ungleiche  Form  der  beiden 
Pfannen ; fast  immer  wird  man  in  solchem  Falle  bei  Sem  zugehörigen  Unterkiefer  eine 
entsprechende  Ungleichheit  seiner  Köpfe  finden. 

Vereinzelt  kommen  Schädel  vor  — meist  solche  mit  schlechter  Knochenbildung  oder  sonst 
abnormem  Baue  — , bei  welchen  unser  Satz,  dass  die  Pfanne  ein  ungefähres  Abbild  des  Gelenk- 
kopfes sei,  nicht  zutritVt,  so  dass  bei  ihnen  aus  dem  Bau  dieser  Tlieile  nichts  zu  entnehmen  ist. 
Ich  gebe  einen  prägnanten  Fall  dieser  Art. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  66 

Bei  dem  ganz  sicheren,  einem  30jährigen  Manne  entstammenden  Schädel  Nr.  105 
unserer  Sammlung  sind  die  Gelenkpfannen  (vergl.  Fig.  8)  rundlich  und,  an  den  kindlichen 
Zustand  erinnernd,  fast  ganz  flach;  die  Gelenkfortsätze  sehr  schwächlich  und  derart 
verdreht,  dass  die  Längsaxen  beider  Köpfchen,  die  normal  in  einem  sehr  stumpfen, 
im  Mittel  etwa  140"  betragenden  Winkel  nach  hinten  convergiren  (vergl.  Fig-  9)  *),  hier 
einen  Winkel  von  nur  93°  bilden  (vergl.  Fig.  8).  Die  hintere  Fläche  des  Gelenkkopfes, 
sonst  nach  hinten,  dem  Zitzenfortsatze  zugewendet,  ist  nach  aussen  gedreht*). 

Man  vergleiche  die  Figuren  8 und  9,  deren  letztere  ungefähr  den  normalen  Zustand, 
die  orBtore  die  Verhältnisse  bei  unserm  Schädel  darstellt  In  beiden  Figuren  ist  SS  die 
Sagiltallinie  des  Schädels,  ee  die  Läugsaxe  des  Gelenkkopfes. 

Breite  des  Gebisses;  Lage  der  Kronenfortsätze.  Bekanntlich  ist  die  Breite  deB 
Gebisses  am  Alveolarrande,  wie  an  den  Aussenflächen  des  ersten  Molaris  gemessen,  am  Unter- 
kiefer um  einige  Millimeter  geringer,  als  am  Oberkiefer;  es  ist  diese  Tlialsaclie  bei  der  Frage 
nach  der  Zusammengehörigkeit  mit  ähnlicher,  wenn  auch  geringerer  Einschränkung  maassgebend, 
wie  nach  dem  S.  62  Beigebrachten  die  Maasse  der  Lineae  gg  und  ce. 

In  ähnlichem  Sinne,  wie  die  Adaptionsflächen  des  Unterkiefers,  lassen  sich  die  Spitzen 
der  Kronenfortsätze  für  die  Diagnose  verwenden.  Dieselben  haben,  wie  ich  finde  (beim 
Menschen  und  den  meisten  Säugctliicren),  ihre  Lage  ziemlich  genau  in  der  Mitte  der  Schläfen- 
grübe,  innerhalb  deren  sie  von  den  inserirenden  Fasern  des  Schläfenranskels  einigermaassen 
gleichtnässig  umfasst  werden. 

22.  Asymmetrien  des  Kieferapparates. 

Es  kommen  asymmetrische  Unterkiefer  vor,  bei  welchen  die  eihe  Seite  sehr  viel  länger  ist 
als  die  andere,  so  dass  ihre  Form  der  eines  Cursiv-A  gleicht.  Meist  ist  dieser  Zustand  die 
Folge  einer  frühzeitigen  Obliteration  der  einen  Hälfte  der  Kronennaht,  und  cs  besitzt  ein  solcher 
Schiefschädel  einen  entsprechend  geformten  schiefen  Unterkiefer.  Ist  die  Oblitcration  rechts- 
seitig, nnd  somit  die  Medianebene  iles  Schädels  so  verbogen,  dass  die  stärkere  seitliche  Vor- 
wölbung der  Kapsel  nach  links  gerichtet  ist,  so  ist  auf  dieser  Seite  das  Längenmaass  des  ohoren 
wie  des  unteren  Schädel  Vierecks  grösser,  als  rechts,  und  hiermit  übereinstimmend  ist  die  linke 
Körperhälfte  des  Unterkiefers  länger,  als  die  rechte  *). 


Ich  gebe  hier  die  Maasse  eines  Schädels  mit  rechtsseitiger  Obliteration  der  Kronennaht: 


links 

recht« 

Lin.  fp  (Abstand  vom  Stirnhöker  zum  Scheitelhöker1) . 

92 

63 

Lin.  zm  (Abstand  vom  Jochfortaatze  des  Stirnbeine«  zum  Zitsenfortsatze)  ....... 

70 

62 

Lin.  ic  des  l'nterkiefers 

76 

67 

')  Im  Mittel  aus  zehn  .normales“  Schädeln  fand  ich  den  'Winkel  der  beiden  verlängerten  Gelenk- 
axen  s = 140#;jsls"Grenzwerthe  122  und  182. 

*)  Bieter  in  mehrfacher  Beziehung  merkwürdige  Schädel,  welcher  linkerseits  eisen  ansehnlich  grossen 
Processus  frontal»  des  Schläfenbeins  besitzt,  trägt  anf  der  Stirn  folgende  von  Meckel’s  Hand  geschriebene  Aufschrift: 
.1.  Caput  obliquum.  2.  In  sinistro  latere  monstrositas  rarisslma:  pars  squamosa  o.  terap.  lato 
proeessn  os  frontis  attlngens.  Adsunt  simul  in  hnjns  lateris  font.  puisatili  ossa  Wormiana  duo;  nt  videtur 
ahnormitas  baec  efüci  neseWormiano  cum  squamae  o.  temp.  parte  anteriore  concreto.  11.  Juli  182u.“ 

Es  giebt  überzeugender«  Schädel  für  diese  Theorie,  doch  hat  Meckel  dieselbe  hier  ganz  im  Vorbeigehen 
und  ehe  man  von  dem  .Processus  frontalis  o.  temp.“  etwss  wusste,  im  Wesentlichen  erschöpfend  gegeben. 

*)  Vergleichs  die  Hclutdelnetze  von  fünf  Schiefschädeln  auf  Tafel  Vll  itn  W.  u.  B.  d.  m.  Sch. 

ATVhis  für  Aultiropologj...  Ul  XXVII.  3 


Digitized  by  Google 


66 


Hermann  Welcker, 


Aber  niolit  diese  extremen  Fälle,  bei  welchen  sich  sofort  die  Vcrliältnisse  übersehen  lassen, 
sind  die  für  unsere  Diagnostik  wichtigeren,  sondern  gerade  die,  bei  welchen  die  ungleiche  Dinge 
der  beiden  Unterkicferhälflen  erst  durch  die  Zirkelmessung  entdeckt  wird.  Dass  die  Condyleu 
des  Unterkiefers,  wenn  die  Pfannen  eine  ungleiche  Lage  zur  Medianebene  haben,  gleichfalls  und 
in  entsprechender  Weise  verlagert  sein  würden,  war  zu  erwarten;  verwundert  aber  war  ich,  diesen 
Zustand  — eine  geringe,  den  Oberschädel  und  Unterkiefer  zugleich  treffende  Gesichtsschiefheit  — 
so  häufig  und  nahezu  als  die  Regel  zu  finden  und  hierdurch  ein  sehr  sicheres  und 
häufig  anwendbares  Zeichen  für  unsere  Semiotik  zu  gewinnen. 

Es  handelt  sich  um  den  Maassunterechied  der  linken  und  rechten  Lin.  ig  des  Ober- 
schädels und  der  linken  und  rechten  Lin.  ic  des  Unterkiefers.  Wenn  nun  für  die 
Feststellung  der  Schrumpfung»-  und  Quellungsunterschiede  die  nach  meinen  früheren 
Angaben  aufgetragenen  Messpunkte  durchaus  genügten,  so  ist  dies  nicht  der  Fall  hier, 
wo  es  sich  um  die  Abstände  identischer  Schädelstellen  handelt.  Fig.  9 (S.  64)  zeigt 
ausser  dem  Punkte  t (der  Spitze  des  hinteren  Randzipfels  der  Pfanne)  den  Punkt  g\ 
diese  beiden  Punkte  sind  es,  zumal  der  letztere,  die  ich  für  die  genaue  Bestimmung  der 
Pfannenlage  benutze').  Schienen  am  Unterkiefer  die  „in  der  Mitte“  der  Condylen 
aufgetragenen  Messpunkle  nicht  sicher,  oder  ergab  sich  eine  so  minimale  Differenz,  dass 
ein  etwaiger  Messfehler  hätte  von  Nachtheil  sein  können,  so  benutzte  ich  statt  der 
Pfannenmitte  jene  gut  charakterisirte  Stelle,  wo  das  Hinterende  der  vom  Kronenfortsatze 
zum  Gelenkfortsatze  laufenden  Kante  den  Knorpclrand  des  Köpfchens  trifft  (k  in  Fig.  4, 
S.  41). 

Indem  ieh  die  Maassc  der  Linien  ig  und  cc  — resp.  ihrer  Vertreter  — rechts  wie  links 
an  50  aufs  Gerathewohl  herausgegriffenen  „normalen“  Schädeln  verschiedener  Rassen  bestimmte, 
erhielt  ich  nachfolgende  Tabelle: 

Tabelle  X. 

Ordnung  der  Schädel  nach  Abnahme  der  Differenz  des  am  Oberschädel  links  und 
rechts  gefundenen  Maasses  der  Lin.  ig  (CoL  c). 


Oberschädel  iLineae  ig) 

Unterkiefer  (Lineae  ic)  1 

g- 

»• 

i. 

£ 

a. 

links 

b. 

rechts 

c. 

Differenz 

d.  j e. 

links  j recht-« 

f- 

Differenz 

44  Schädel  mit  asymmetrischer  Lage  der  Pfannen. 

1 Deutscher . 

10«, 4 

109,6 

+ 5,2 

112,0  1 117,3 

+ 5,3 

1 8 

— 

— 

2 : Javane  . . 

96,0 

100,0 

+ 4,0 

99.6  101,4 

+ 1.8 

J 

— 

— 

3 Chinese  . . 

101,9 

101,3 

— 3,6 

103,7  101,4 

; -2,3 

d 

— | 

— 

4 Eskimo  . . 

95,7 

99,0 

+ 3,3 

106,0  | 106,6 

+ 0,6 

d 

— 

— 

Summa 

4 

_ 

- 

')  Zieht  man  auf  der  unteren  Fläche  des  Jochfortaatzss  de»  Schläfenbeine»  eine  etwas  gebogen  ausfallende 
Linie,  welche  die  Grenze  von  dessen  facialer  und  seiner  Muskelursprungsfläche  einhält,  nach  dem  lateralen 
Bande  der  Hanne,  so  liegt  der  Pnnkt  fj  da,  wo  jene  Linie  den  seitlichen  Knorpelrand  kreuzt  — meist  auf  dem 
Gipfel  eines  oft  dreikantigen  Höckers,  von  dessen  Spitze  daun  eine  Fläche  nach  hinten  und  innen  abfällt  — sie 
gehört  der  Gelenkgrube  an;  eine  Fläche  fällt  nach  hinten  und  aussen  ab  — sie  gehört  dem  fecialen  Theile  des 
Jocbfortsatxe»  an;  die  dritte  fällt  nach  vorn  und  innen  ah:  ein  Theil  der  Ansatz  fläche  des  M,  masseter. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eine»  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  67 


*] 

Obersohädel  (Lineae  ig) 

Unterkiefer  (Lineae  i'c) 

*’ 

h. 

i. 

1 

a. 

links 

b, 

rechts 

0. 

Differenz 

d. 

linke 

e. 

rechts 

f. 

Differenz 

Uebertrag 

4 

1 | 



* 

Deutscher 

96.4 

92,4 

— 3,0 

101.2 

100,1 

— 0,8 

d 

l 

6 

Jude 

94,0 

96,9 

+ 2,9 

100.0 

IW 

+ 2,8 

d 

— 

— 

7 

Alt- Peruaner 

96,0 

98,8 

+ 2,8 

106,0 

107,3 

+ 1» 

1 d 

1 

— 

8 

Sondanete  .... 

104,0 

101,2 

— 2.8 

106,0 

103,0 

-2,0 

d 





9 

Amerikaner 

94.8 

97.6 

+ 2,7 

1103 

111,3 

+ 0.5 

d 

— 

— 

10 

Kusse 

100,3 

97,7 

-2,6 

104,0 

101,6 

-2.4  1 

d 



— 

1> 

Neger 

103,7 

106,1 

+ 2,4 

108,0 

106,4 

+ 0.1 

<1 

— 

— 

12  I 

Deutscher 

90,6 

93,0 

+ 2.4 

99,8 

100,6 

+ 0,8 

d 





13 

Kurganschädel  . . . . 

96,0 

93,6 

— 2,4 

97,0 

97,8 

+ 0,8 

— 

k 



14 

Eskimo  

109,3 

107,0 

— 2.3 

111,8 

1 *»9,2 

— 2,6 

d 





16 

Araber 

101,3 

103,4 

+ 2,1 

105,3 

107,7 

+ 2,4 

1 d 

— 



10 

Amerikaner 

106.2 

108,2 

+ 2.0 

107,0 

107,4 

+ 0,4 

| d 

— 

— 

17 

Neuer 

67,0 

85,0 

-2,0 

91,1 

94,1 

± 0 

— 1 

— 

u 

18 

Jude 1 

96,8 

98.6 

+ 1.2 

100.0 

102,3 

+ 2,3 

d 

— 

19 

Peruaner  ' 

94,1 

95,7 

+ 1.8 

102,0 

104,9 

-f-  2,9 

d 





20 

Deutscher 

89,0 

90.6 

+ 1,5 

93,7 

94,6 

+ 0,9 

d 





i'i 

Deutscher  

80,6 

88,0 

+ 1.5 

95,4 

97,1 

+ 1,7  j 

d 



— 

22 

Deutscher 

102,0 

100,6 

— 1,5 

105.9 

104,1 

— 1,8 

d 

_ 



23 

Hottenlott 

92,4 

91.0 

— 1,4 

98,0 

96,3 

— 1,7 

d 





24 

Magyar 

107,6 

106,3 

- 1,3 

108,6 

107,0 

- 1,6 

d 





25 

Jude  . 

99,0 

100,1 

+ 1.1 

99,6 

101,8 

+ 2,2 

d 

— 



26 

Malaie 

104,5 

103,4 

— 1,1 

104,3 

102,0 

— 2,3 

d 





27 

Deutscher 

104,0 

102,9 

-1.1 

104,6 

100,4 

— 4,2 

d 

. 



2- 

Araber 

94,8 

96.8  ; 

+ 1.0 

103,9 

107,8 

+ 3,4 

d 





2» 

Magyar 

96,7 

97,7 

+ 1.0 

103,2 

102,0 

— 1.2 

k 



30 

Peruaner 

88,3 

90,2 

+ 1,9 

99.0 

102,0 

+ 3,0 

d 





8! 

Holländer 

96,8 

94,9 

— 0.9 

94.0 

94,0 

± 0 

— ' 

— 

u 

32 

Australier 

101.0 

101,8 

+ 0,8 

111,7 

113,0 

+ 1.3 

d 





83 

Chinese 

87,9 

87,1 

-0,8 

99,0 

94,6 

— 4,4 

<1 

__ 



34 

Deutscher  ....... 

95,4 

96,1 

+ 0,7 

104,0 

106,0 

+ 2,0 

d 

— 1 



86 

Kaffer 

107,6 

108,3 

+ 0,7 

111,2 

112,3 

+ U 

d 

— 



86  1 

Deutscher  ....... 

96,1 

96,8 

+ 0,7 

111.1 

112,7 

+ 1.« 

d 

— | 

— 1— 

37 

Deutscher  

100,4 

101,1 

+ 0,7 

100.6 

101,8 

+ 1.2 

d 

— 



38 

Deutscher  

106,9 

106,5 

+ 0,6 

110,7 

107,1 

+ 6.4 

d 





3» 

Deutscher 

96,9 

96,5 

+ 0,6 

106,6 

106,8 

+ 1,2 

d 

' — : 



40 

Chinese 

101,6 

101,0  1 

— 0,6 

99.1 

99,0 

— 0,1 

d 

I 

. 

41 

Deutscher 

99,6 

100,1 

+ 0,5 

102,7 

104,0 

+ 1,3 

d 

— 

— 

42 

Madurese  ....... 

97,6 

98,0 

+ 0,4 

97,6 

100,0 

+ 2,4 

d 

1 



43 

Deutscher 

103,0 

103,2 

+ 0,2 

97,3 

9«, 2 

+ 0,9 

d 

— 

— 

44 

Chine»«  ........ 

96,8  i 

96,6 

— 0,2 

105,5 

106,5 

± 0 

— 

- 

u 

Summa 

39 

2 

3 

6 Schädel  mit  sytnm 

etrischer  Lage  der  Pfannen. 

45 

Soootrnner 

101,6  1 

101,6 

± 0 

100,0 

104,0 

| -2.0 





46 

Javano 

93.4 

93,4 

±0 

102,8 

104,6 

+ 1,8 

j - 

— 

— 

47 

Deutscher 

97,6 

97,6 

+ o 

92.5 

91,2 

+ 1.2 

— 

— 

48 

Sundanese  ....... 

105,9 

106,9 

1 i0 

110.7 

110,6 

— 0,1 

— 

— 

— 

49 

Siamese  . ...... 

109,0 

109,0 

±0 

108,8 

108,8 

± o 

— 

— 



GO 

Slave  ......... 

87,1 

87,1 

± o 

100,0 

100,0 

± 0 

— 

— 

«• 


Digitized  by  Google 


68 


Hermann  Welcker, 


i 


Die  Musterung  vorstehender  Tabelle  zeigt: 


Zahl 

der  Fälle 


1.  Xu  einer  Reihe  von  SO  Schädeln  liegen  Pfannen  und  Condylen  symmetrisch  zur  Medinnehene 

(Nr.  49  und  SO)  in  2 F allen [ 2 

2.  Pfannen  symmetrisch,  Condylen  asymmetrisch  (No.  45,  40,  47,  43)  in  4 Fallen  I 4 

3.  Pfannen  asymmetrisch,  Condylen  symmetrisch  (Nr,  17,  31,  44)  in  3 Fallen [j  3 

4.  Pfannen  und  Condylen  asymmetrisch,  in  rdockender  Asymmetrie0;  39  Fälle  (in  Col.  g mit  d 

bezeichnet) II  39 

5.  Pfannen  und  Condylen  asymmetrisch,  in  kreuzender  Asymmetrie  (Nr.  13  und  29,  in  Col.  h mit 

k bezeichnet) 


Summa 


60 


Unter  unsern  50  Schädeln  befinden  aich  hiernach  nicht  weniger  als  39  (=  78  Proc.!),  bei 


welchen  die  obere  und  untere  Asymmetrie  eine  harmonische  ist;  nenn  Schädel  (die  unter  1.,  2. 
und  3.  aufgefülirteu),  die  für  unsere  Frage  aich  indifferent  verhalten,  und  nur  zwei  ungünstige 
Fälle  — die  mit  kreuzender  Asymmetrie. 


Unser  Krgebnisa  lautet: 

Findet  sich  ein  Schädel  mit  oberer  Asymmetrie  (ungleicher  X-age  der  Pfannen  zur 
Schneidezahnmitte),  so  ist,  falls  grössere  Untersuchungsreihen  nicht  ein  sehr  anderes  Zahlen- 
verhältniaa  wie  dieser  erste  Versuch  ergeben  sollten,  mit  einer  Wahrscheinlichkeit  vou 
etwa  40  gegen  2 darauf  zu  rechnen,  dass  die  Condylen  des  zugehörigen  Unterkiefers 
eine  entsprechend  ungleiche  Lage  besitzen. 


Noch  bemerkt  sei,  dass  wenn  die  Unterschiede  der  rechts-  und  linksseitigen  Moasse 
in  unserer  Tabelle  oft  sehr  gering  sind,  doch  bei  geschicktem  Verfahren  Fehler  von  mehr 
als  0,5  mm  kaum  Vorkommen  dürften. 

Hygroskopische  Aendernngen  der  beiden  Scbädelabscbnitte  während  der  Messung 
würden  gleichgültig  sein,  da  beide  Stücke  voraussichtlich  gleichrnäaaig  aulbcwahrt  wurden 
und  da  es  ferner  hier  nicht  auf  die  absoluten,  sondern  nur  auf  die  Maassunterschiede 
von  rechts  und  links  ankommt. 

Fig.  io.  8.  Asymmetrie  des  Zahnbogens. 

Meist  stimmt  der  obere  Zahnbogen  mit  dem  stets  um 

einige  Millimeter  schmäleren  unteren  derart  überein,  dass  aus 

der  Gestalt  des  einen  die  Gestalt  des  anderen  erschlossen 

werden  kann.  Ein  gutes  Entscheidungsmittel  ist  gegeben  durch 

das  allerdings  nicht  sehr  häufige  Vorkommen  von  Asymmetrie  der 

Zalinbögen,  indem  die  eine  Hälfte  des  Zahnbogens  vielleicht 

mehr  gestreckt,  oder  sonst  anders  gebogen  ist,  als  die  andere 

Hälfte.  Wichtig  sind  auch  geringere  Grade  dieser  Asymmetrie 

über  welche  das  Augeninaass  kaum  sicher  entscheiden  kann. 

Umriss  der  Zahnt  lögen,  der  obere  in  Ich  präge  in  solchen  Fällen  das  Bild  des  oberen 

vollen,  der  untere  in  gebrochenen 

Linien.  Zahnbogens  auf-  ein  unverschieblich  aufgelegtes  Blatt 

Papier  ab,  über  welches  mit  dem  mit  Graphit  bestäubten  Finger  gestrichen  wird,  so  dnss 
die  Spitzen  der  Zahnkronen  sich  cindrückcn.  Es  wird  sodann,  ohne  die  Einzelheiten 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einom  bestimmten  Schädel  etc.  69 

der  Kronen  weiter  auazuführen , lediglich  die  laterale  und  mediale  Grenzlinie  der  Zahn- 
reiben durch  einfache  Bogenlinien  eingetragen,  der  eine  Umriss  (weil  gegen  den  anderen 
verkehrt)  am  Fenster  dnrchgezeiclinet  und  beide  in  einander  geschobenen  Umrisse 
gemustert  (vergl.  Fig.  10).  Man  erreicht  hierdurch  auch  bei  sehr  viel  geringeren  Graden 
von  Asymmetrie,  als  die  in  Fig.  10  abgebildete,  mehr  als  durch  umständliche  Messungen. 

24.  Mentoncs.  Verschiedene  Difformitäten  der  ächädelkapsel  fordern  mit  grösserer  oder 
geringerer  Strenge  eine  besondere  Gestalt  des  Unterkiefers.  Ich  gedenke  liier  nur  einer  etwa 
in  12  bis  15  Fällen  von  mir  beobachteten  Schädelform,  die  ich  mit  der  Aufschrift  „Menlo“ 
versehen  habe1). 

Bei  diesen  zunächst  durch  die  ausserordentliche  Gcsicbtslänge  und  meist  durch  sehr  tiefe 
Fossae  caninae  auffallenden  Schädeln  mit  opisthognathem  Oberkiefer  und  spitz  nach  unten  herab- 
tretendem  Unterkiefer,  der  durch  einen  sehr  kleinen  Kinnwinkel  und  sehr  grosse  Ramuswinkel 
ausgezeichnet  ist,  besitzt  die  Richtung,  in  welcher  die  Wurzeln  der  unteren  Zähne  sich  in  den 
Knochen  senken,  etwas  ungemein  Charakteristisches.  Während  sonst  die  Mundhöhle  von  einer 
ringsum  nahezu  senkrechten  Wandung  umgeben  zu  sein  pflegt,  bildet  bei  den  typischen 
Exemplaren  dieser  Form  der  vordere  Thcil  beider  Kiefer  zusammen  die  Hälfte  eines  Kegel- 
mantels, dessen  Spitze  in  der  Nasenhöhle  liegen  würde.  Zu  einem  Oberkiefer  dieser  Form 
wird  man  nicht  leicht  einen  fremden,  einigermaassen  passenden  Unterkiefer  finden,  und 
umgekehrt. 

B.  Aussenfläche  des  Knochens. 

25.  Textur.  Besitzt  der  Unterkiefer,  gegenüber  dem  dünnwandigen,  pneumatischen 
Oberkiefer  auch  ein  weit  derberes,  compacteres  Knochengewebe,  so  bestellt  doch  in  der  Textur, 
in  dem  Korne  der  Oberfläche,  in  der  kräftigeren  oder  spärlicheren  Entwickelung  des  Knochens 
fast  immer  eine  sehr  ausgesprochene,  für  die  Diagnose  wichtige  Uebereinstimmung  zwischen 
beiden  Schädeltheilen.  Die  Oberfläche  beider  erscheint  bald  matt  und  stumpf,  bald  glatt  und 
glänzend,  sie  zeigt  bald  ein  marmor-  oder  steingutähnliches,  bald  ein  weicheres  Ansehen.  Bald 
ist  die  Oberfläche  dicht  und  geschlossen,  bald  übersäet  mit  feinen  Grübchen. 

Wie  ich  finde,  pflegen  vorzugsweise  folgende  Stellen  der  beiden  Schädelabschnitte  von  sehr 
ähnlichem  Gefüge,  Korn  und  Färbung  zu  sein:  der  Processus  condyloidcus  des  Unterkiefers  und 
die  ihm  zunächst  angrenzenden  Theile  des  Schläfenbeins  (der  hintere  Theil  des  Processus 
zygomatiens  und  der  über  dem  Porus  liegende  Theil  der  Schuppe). 

2(i.  Bei  Schädeln  von  sehr  robustem  Bau  — sehr  dicken  Jochfortsätzen  u.  dergl.  — ist 
fast  ausnahmslos  auch  der  Unterkiefer  in  allen  seinen  Theilcn  ähnlich  kräftig  entwickelt. 

Das  Skelet  eines  Maori,  das  ich  für  die  Ilallesche  Sammlung  von  Frank  bezogen,  zeigt 
überall  so  überaus  kräftige  Muskelfortsätze,  Cristae  und  Muskellinien,  wie  ich  dies  niemals  bei 
einem  anderen  menschlichen  Skelette  beobachtet  habe.  Ganz  dem  entsprechend  hat  auch  der 

')  Nach  der  bei  Arnobiu*  verkommenden  Bezeichnung  Mento  = «Einer,  der  ein  grosses  Kinn  hat,* 

Der  von  L.  Meyer  (Griesinger'*  Archiv  für  Psychiatrie  1SS7,  8.  »«)  als  „progenen“  Schädel  bezeichnet™ 
Form,  deren  Begriff  etwas  weiter  gefasst  ist,  haben  ohne  Zweifel  auch  Schädel  dieser  specielten  Form  mit  zu 
Grunde  gelegen.  Spätere  Autoren  haben  die  .Progonen*  mit  den  Prognathett  zusammengeworfen,  mit  welchen 
sie  absolut  nichts  gemein  haben,  indem  dieselben  trotz  des  vorstehenden  (aber  mehr  mtcb  abwärts  als  nach  vorn 
ragenden)  Kinnes  ortbognath,  ja  sehr  häutig  opistognalb  sind. 


Digitized  by  Google 


70 


Hermann  Wulcker, 


Unterkiefer,  zumal  an  der  Innenfläche  der  Aeste,  eine  ganz  ungewöhnlich  kräftige,  durch  die 
einzelnen  Kaumuskeln  bewirkte  Modellirung;  selbst  das  Platysma  myoides  und  der  Triangularis 
mcnti  haben  zu  beiden  Seiten  des  Kinnes  stark  vortretende  KnochenwQIstc  entwickelt. 

Dass  die  Schädel  aussercuropäischer  Völker,  wie  das  gesummt«  Skelet,  durchschnittlich 
von  robusterem  Bau  und  zugleich  regelmässigerer,  mehr  symmetrischer  Bildung  sind,  als  die 
Schädel  und  Skelette  der  Europäer,  ist  eine  Bemerkung,  die  wohl  jeder  Anatom  gemacht  hat. 
Ein  ganz  ähnlicher  Unterschied  findet  sich  zwischen  den  Knochen  der  wilden  und  der  Hausthicre. 

27.  Exostosen  der  Alveolarränder. 

Von  erheblicher  Beweiskraft  können  Eigenthflmlichkeiten  und  Abnormitäten  des  Knochen- 
gewebes und  der  Knochenoberfläche  werden,  wenn  dieselben,  bei  an  sich  grosser  Seltenheit  ihres 
Vorkommens,  an  einem  Oberschädel  und  Unterkiefer  zugleich  Vorkommen. 

So  fand  ich  am  Unterkiefer  der  Uypsabgüsse  des  sogenannten  Schillerschädels  sehr 
merkwürdige,  bis  dahin  nirgends  erwähnte,  erbseuförmige  Exostosen  an  den  Alveolen  der  Eck- 
und  Scbneidezähne ').  Ganz  ähnliche,  wenn  auch  etwas  flachere  Exostosen  zeigen  die  Alveolen 
eben  derselben  Zähne  des  Oberschädels,  und  es  beweist  dieses  seltene  Vorkommen  bei  dem 
Zutreffen  aller  übrigen  Zeichen  das  Zusammengehören  beider  Stücke  mit  hoher  Sicherheit*). 

In  einer  etwas  anderen  Form,  in  der  dieselben  einen  geschlossenen,  exostotischen  Saum 
bilden,  fand  ich  Alveolarexostosen  bei  einem  Lettenschädel  (G.  Gandras,  47  J.,  Halle  Nr.  62). 
Hier  sind  die  Alveolarränder  der  Schneide-  und  Eckzähne  mit  flachen,  am  Oberkiefer  streifen- 
förmigen (senkrecht  gestellten),  am  Unterkiefer  mehr  rundlichen  Exostosen  besetzt,  so  dass  der 
sonst  papierdünno  Zahuflächenrand  beider  Kiefer  in  einen,  die  Zahnhälse  begrenzenden  wulst- 
förmigen  Saum  umgewandelt  ist.  Der  gleiche  Charakter  dieser  nicht  häufigen  Abnormität  an 
beiden  Kiefern  giebt  die  vollste  Ueberzeugung  der  Zusammengehörigkeit. 

In  schwächerem  Grade  zeigt  diesen  Zustand  ein  Chinesenschädel  der  Halle’schen  Sammlung 
(Lie  Assie). 

28.  Entsprechende  Erhaltung  der  Knochen.  Färbung. 

Besonders  wichtig  sind  gewisse  Charaktere,  welche  die  Knochen  durch  äussere  Einflüsse, 
durch  die  Art  der  Behandlung  und  Conservation  gewinnen;  dies  vor  Allem  bei  Schädeln,  welche 
bei  ungestörter  Zusammenlage  beider  Kopfabschnitle  in  der  freien  Natur  zum  Kuochenkopfe 
wurden.  Aehnlich  bei  exhumirten  Schädeln.  Viel  weniger  machen  sich  dergleichen  Zeichen  bei 
unseren  macerirtcn  Schädeln  geltend,  die  meist  dasselbe  indifferente  Ansehen  des  macerirten  and 
gebleichten  Knochens  besitzen,  wenn  auch  allerdings  in  einzelnen  Fällen,  wo  Ober-  und  Unter- 
Bchädel  getrennt  und  verschieden  behandelt  wurden,  beide  Theile  oft  ein  sehr  verschiedenartiges 
Ansehen  gewinnen. 

*)  Beschrieben  und  abgebildet  in:  Schiller'»  Schädel  und  Todtenraaske.  Braunschwcig,  18*3,  8.  50  und  5t. 

f)  Im  Supplemente  zu  Bd.  XV  dos  Archivs  für  Anthropologie,  S.  170,  hat  Schaaffhausen  ein  aus- 
führliches mit  kritischen  Kramen  verbundenes  Referat  meiner  oben  citirten  Schrift  über  den  Scbillerschidel 
gegeben,  welches  mit  dem  Ausrufe  echiieeet:  .Der  Schillerschndel  ist  echt,  aber  der  Unterkiefer  ist 
fälscht*  Da  ich  die  Unvereinbarkeit  der  Tndtenmaake  Schillers  und  des  Schillerechldels  an  dem  Gehirntheüe 
des  Schädels  nachgewiesen  hatte,  so  wäre  die  Frage,  ob  jener  Unterkiefer  dem  falschen  SchlUersehÄdel  angehöre 
oder  nicht,  zunächst  gleichgültig.  Bei  Widerlegung  der  betreffenden  Angabe  Schaaffhauscn’s  habe  ich  (Archiv 
für  Anthropologie  XVII,  8.  20 — 27)  mehrere*  zur  Lehre  und  der  Unterkieferdiagnose  Gehörige  beigebracht,  das 
ich,  auf  jene  Darstellung  verweisend,  hier  wiederhole. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eine»  Unterkiefer»  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  7 1 

Die  Techniker  benutzen  ein  Verfahren,  durch  welches  (mittelst  Bespritzung  mit  Kalkwasscr) 
an  einem  Holzstosae  oder  einem  für  den  Wegebau  bestimmten  Steinhaufen  mit  grosser  Sicherheit 
bestimmt  werden  kann,  ob  die  Stücke  in  ihrer  ursprünglichen  Lage  verblieben,  oder  ob  der 
Haufen  angetastet  wurde.  In  ähnlicher  Weise  macht  in  manchen  Fällen  die  Wirkung  der 
Atmosphärilien  sowie  pflanzlicher  oder  erdiger  Farbstoffe,  welche  die  in  normaler  Aneinander* 
fügung  freiliegenden  Skeletthcile  längere  Zeit  hindurch  treffen,  an  diesen  »ich  geltend.  Ober- 
schädel  und  Unterkiefer  lassen  in  solchen  Fällen  die  gleiche  Wetterseite  erkennen,  und  die  in 
charakteristischer  Weise  und  mit  mannigfachen  Unterbrechungen  und  Abschätzungen  vom 
Oberschädel  auf  den  Unterkiefer  überspringende  Färbung  bat  beiden  Stücken  den  Stempel 
der  Zusammengehörigkeit  aufgeprägt. 

Spricht  üebereinstimmung  der  Färbung,  zumal  wenn  dieselbe  eine  selten  vorkommende  ist, 
mit  grossem  Gewichte  für  die  Zusammengehörigkeit,  so  ist  keineswegs  das  Umgekehrte  der  Fall. 
Es  konnten  ja  beide  Schädeltheile  von  einander  getrennt,  an  verschiedene  Orte  verbracht  und 
durch  Zufall  oder  Absicht  sehr  verschiedenen  Einflüssen  ausgesetzt  worden  sein. 

29.  Verletzungen  des  Knochens,  Fremdkörper. 

Aehnlich  wie  durch  die  oben  erwähnte,  streifenförmig  vom  Ober-  auf  den  Untorschädcl 
übertretende  Färbung  kann  die  Zusammengehörigkeit  durch  mancherlei  andere  Wirkungen,  die 
beide  Stücke  glcichmässig  trafen,  gekennzeichnet  werden.  So  kenne  ich  mehrere  Schädel,  hei 
welchen  die  Spnr  eines  Säbelhiebes  in  so  charakteristischer  Weise  von  der  Kapsel  auf  den 
Unterkiefer  überspringt,  dass  die  Zusammengehörigkeit  mit  Absicht  nicht  besser  hätte  bezeugt 
werden  können.  Am  Schädel  einer  Snndanesin  (Iteberg  Mn  Scna)  springt  der  von  hinten  mit 
einem  Schwerte  auf  den  Hinterkopf  geführte  Hieb,  der  mit  Einklemmung  von  Kopfhaar  den 
linken  Warzenfortsatz  angcspaltcn  und  infractirt  hat,  auf  den  Gelenkkopf  des  Unterkiefers  über, 
so  dass  dieser  eine  scharfe,  genau  in  der  Richtung  der  Oberschädelwunde  verlaufende,  hinten 
3 mm  tiefe,  nach  vorn  seicht  anslaufcndc  Hiebwunde  zeigt. 

Bei  einem  Altperuanerschädel  fand  ich  dasselbe  (anscheinend  von  Farnkräutern 
herrührende)  verfilzte  Gewurzel,  welches  die  Choanen  und  alle  Oeflnungen  der  Schädelbasis 
erfüllt,  auch  in  das  Foramen  maxillare  des  Unterkiefers  hineingedrungen  und  beide  Stücke 
verbindend  — eine  Art  natürlicher  Plombirung. 

Dasselbe  feine  Moos  und  dieselben  nur  1 bis  2 mm  grossen  Schnecken  häuschen 
(Pupa  umbilicata  Drap  und  Succina  oblonga  Drap),  welche  die  Schädelbasis,  die  Schläfengegend 
und  den  Oberkiefer  eines  von  Professor  Cleland  mir  gesendeten  Irenschldels,  der  dem  Rasen 
des  Friedhofes  von  Cläre  Galway  Abbcy  entnommen  war,  besetzten,  fanden  sich  ganz  ebenso  am 
Unterkiefer. 

Bei  einem  Grönländeiskelet,  welches  ich  Panum  danke,  färbte  das  Blut,  welches  bei  der 
Verwesung  die  Wirbelsäule  benetzte  und  mit  einer  schwärzlichen  Kruste  umgab,  auch  das 
Hinterhauptsbein  und  den  hinteren  Theil  des  Unterkiefers. 

C.  Zähne. 

30.  Wohl  die  wichtigsten  aller  für  die  Unterkieferdiagnose  dienenden  Merkmale  liegen  in 
den  Zähnen.  Sind  diese  wohl  erhalten,  so  ist  dies  das  günstigste  Verhältnis«,  und  im  Vorder* 
gründe  steht  das  S.  62  und  f.  über  den  sogenannten  „richtigen  Biss“  Gesagte. 


Digitized  by  Google 


72 


Hernutnn  Welcker, 


Die  Form  und  Beschaffenheit  der  oberen  Zähne  stimmt  innerhalb  gewisser  Grenzen 
fast  immer  mit  der  der  unteren.  Bald  sind  die  Zähne  autfillig  gross  (sehr  oft  bei  Negern, 
Australiern),  bald  sind  sie  bei  ansehnlicher  Grösse  und  starkem  Baue  des  Schädels  klein  (ich 
fand  dies  oft  bei  Russen,  Knrganschädeln,  Grönländern).  Bald  sind  die  Zahnkronen  (von  der 
Lippeuscite  besehen)  kugelförmig,  wie  aufgetrieben,  bald  erinnern  sic  an  Stifte,  sic  sind  lang 
und  schmal. 

Die  Kronen  der  Molares  zeigen  bald  eine  reichlichere,  bald  geringere  Zerfällung  in  Papillen, 
bald  bilden  die  sie  trennenden  Furchen  ein  einfaches  Kreuz  (bei  vier  Papillen),  bald  sind  einzelne 
Balken  des  Kreuzes  nochmals  getheilt,  es  besteht  hierin  oben  wie  unten  fast  immer  eine  nahe 
Uebereinstimmung. 

Da  jeder  obere  Zahn  ziemlich  genau  in  demselben  Lebensjahre  und  mithin  unter  den 
Einwirkungen  desselben  Gesundheitszustandes  wie  der  gleichnamige  untere  sich  entwickelt,  und 
da  ferner  jeder  obere  Zahn  vorzugsweise  auf  dem  gleichnamigen  unteren  arbeitet,  so  begreift  es 
sioh,  dass  die  gleichnamigen  Zähne  eines  und  desselben  Individuums  iu  ihren  angeborenen  und 
erworbenen  Eigenschaften  in  der  Regel  nahe  flbereinstimmen. 

31.  Qucrriefohen.  Nicht  selten  zeigt  der  Schmelz,  zumal  der  vorderen  Zähne,  auf  der 
vorderen,  wie  auf  der  Zungenseite,  quere  liiefcben  und  Furchen,  3 bis  6 und  mehr  Schmelz- 
dofeetc,  die  eine  Folge  gestörter  Entwickelung  sind.  Dieser  Zustand  findet  sich  nach  Angabe 
Professor  Hollaender’s  bei  Individuen,  welche  zur  Zeit  der  Entwickelung  der  Zähne  an  acuten 
Exanthemen,  Keuchhusten  oder  anhaltenden  Diarrhöen  litten.  Es  erklärt  sich  hieraus,  dass  solche 
Defecte,  die  einen  oberen  Zahn  betreffen,  stets  auch  an  dem  gleichnamigen  unteren  sieh  finden. 

Bei  vielen  Schädeln  zeigt  die  Schmelzoberfläche  noch  andere,  ausserordentlich  viel  feinere 
Querriefehen,  die  allerdings  nur  von  gut  beobachtenden  Myopen  gesehen  werden  mögen.  Ich 
finde  in  diesen  Riefchen  den  Ausdruck  der  reihenweise  gestellten  Enden  der  Schmelzfascrn,  die 
bei  solchen  Zähnen  einen  ähnlichen  Geaichlscindruck  machen,  wie  etwa  allerfeinBtc  Linien  eines 
Stahlstiches,  die,  wenn  nicht  scharf  in  der  Sehweite  betrachtet,  mehr  als  ein  weicher  Ton  wahr- 
genommen werden,  bIs  dass  sie  als  Linien  erkannt  würden.  Diese  Beschaffenheit  der  Zähne  wird, 
wenn  der  eine  Kiefer  sie  zeigt,  dem  anderen  nicht  fehlen. 

32.  Farbe  der  Zähne.  Verwitterung. 

Eine  ähnliche  Rolle  wie  bei  den  Knochen  spielt  bei  den  Zähnen  die  Farbe,  die  oft  in 
sehr  charakteristischen  Nuancen  oben  wie  unten  auftritt.  Nicht  selten  ist  der  Hals  der  Zähne 
gelblich  oder  bräunlich,  grünlichgrau  u.  s.  f.  gefärbt,  dann  fast  immer  ölten  und  unten  zugleich. 

Charakteristische  Zeichen  liefert  (bei  Malayen,  Siamesen  u.  a.)  die  Betelfärbung.  Bald 
ist  dieselbe  ganz  leicht,  nur  einzelne  Streifen  bildend,  bald  tiefer  braungelb  und  über  die  ganze 
Krone  verbreitet,  braun  bis  tief  schwarz;  nicht  selten  besitzen  die  Zähne  einen  krnstenförmige» 
Ueberzug,  und  eiu  gutes  Merkmal  liegt  darin,  dass  sehr  häufig  oben  wie  unten  Färbung  und 
Ansatz  auf  der  einen  Kopfseite  sehr  viel  stärker  sind  als  auf  der  anderen. 

Bei  mehreren  Schädeln  — so  u.  a-  bei  einer  Irländerin,  deren  Gebiss  zugleich  eine  „Pfeifchen- 
rille“  aufweisl  — finde  ich  die  Zungenseite  der  oberen  und  unteren  Zähne  stark  gelbbraun 
gefärbt,  oftmals  den  Rand  der  Kronen  nach  dem  Zahnhälse  hin  bogenförmig  gesäumt.  Da  cs 
hier  nm  Schädel  von  nicht  mit  Betel  färbenden,  wohl  aber  stark  rauchenden  Nationen  sich 
handelt,  so  vermuthe  ich,  dass  dieses  werthvolle  Zeichen  eine  Wirkung  des  Tabakrauches  ist. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  73 

Nicht  selten  bietet  auch  der  Weinstein  in  der  Art  seines  Ansatzes,  seiner  Färbung 
Charakteristisches.  Sehr  häufig  sind  die  Zähne  der  einen  Kopfseite  stark  incrustirt,  die  der 
anderen  völlig  rein  *). 

Auch  die  Art  der  Verwitterung  ist  bei  exhumirten  und  prähistorischen  Schädeln,  wenn 
die  zusammengehörigen  Stücke  getrennt  and  verwechselt  worden  waren,  für  die  Diagnose 
verwendbar. 

33.  Entscheidende  Zeichen  bietet  die  Abnutzung  der  Zähne.  Ein  bekanntes  Sprichwort 
variirend,  mache  ich  mit  den  Worten: 

„Dens  dentem  terit* 

eine  der  ergiebigsten  Quellen  unserer  Diagnose  namhaft. 

Zeigt  ein  Zahn  die  Abschleifung  seiner  Kauhöcker,  so  muss  derjenige  Zahn,  oder  es  müssen 
diejenigen  Zähne  des  anderen  Kiefers,  gegen  welche  jener  Zahn  auflritft,  entsprechende  Ab- 
Nchleifungen  zeigen1). 

Am  charakteristischsten  finden  sich  die  Abschleifungen  bei  Zähnen  jüngerer  Schädel,  bei 
25-  bis  36  jährigen.  Hier  sind  nicht  selten 
jeder  Molaris  vier  biB  fünf  isolirte,  spiegelnde, 
wie  mit  einer  feinen  Feile  gearbeitete  Schliff- 
flächen zeigt.  Die  zusammengehörigen  Schliff- 
flächen der  oberen  und  unteren  Zähne  sind 
begreiflich  keineswegs  immer  von  gleicher 
Grösse  und  Form;  ja  nach  dem  Umrisse  des 
betroffenen  Kroncnkegols  fällt  der  Umriss 
rundlich,  oval  oder  eckig  aus. 

Da  beim  normalen  Gebiss  in  Folge  der 
Schmalheit  der  unteren  Incisores  die  übrigen 
Zähne  vom  zweiten  Schneidezahn  an  bekannt- 
lich um  fast  eine  halbe  Zahnbreite  vorrücken 
(vergl.  Fig.  1 1),  so  beschränkt  sich  die 
Abnutzung,  die  jeder  Zahn  bewirkt,  nicht  auf  einen  einzigen  Zahn,  sondern  es  reibt  jeder 
untere  Zahn,  mit  Ausnahme  dos  ersten  Incisors  an  dem  gleichnamigen  oberen  Zahne 
und  (meist  in  geringerer  Ausdehnung)  an  dessen  vorderem  Nachbar. 

Findel  sich  nun  bei  einem  Zahne,  z.  B.  bei  dem  oberen  ersten  Praemolaris,  Abschleifiing 
der  beiden  Kronenkegel,  so  dass  eine  labiale  und  eine  linguale  Kaufacette  vurliegt,  während  der 
Scbmelzübcrzug  des  entsprechenden  Zahnes  des  beigelcgten  Unterkiefers  intact  ist,  so  kann 
dieser  Unterkiefer  auch  bei  sonstiger  Uebereinstimmnng  dem  Schädel  nicht 
angehört  haben.  An  einem  zweiten  Schädel  zeigt  der  erste  untere  Molaris  eine  frische 
Abschleifung  der  Krone  (zumal  des  hinteren  Theile»  derselben),  während  der  angeblich  zugehörige 

')  Ein  Zahnarzt  berichtet  mir,  <lam  der  Weinstein  auf  derjenigen  Kopfseite,  auf  welcher  vorzugsweise 
geechlafen,  ein  anderer,  dass  er  auf  der  Beite,  auf  welcher  gekaut  wird,  sielt  starker  bilde. 

*)  Selbstverständlich  vorausgesetzt,  dttes  die  Zähne  echt  sind.  Es  gehört  aber  bekanntlich  zu  den  Künsten 
der  Herren  Anatomiediener,  die  Schädel  durch  Einsetzung  falscher  Zähne  zu  verschönern;  man  verschaffe  sich 
daher  betr.  Falles  durch  Herausnahme  und  sorgfältige  Wiedereiupessung  dee  Zahnes  volle  Sicherheit. 

Anhft  Ar  Anthropologie.  Hd.  XXVII.  JQ 


sämmtliche  Zahnhöcker  ungeschliffen,  so  dass  z.  B. 
Fig.'ll. 


Projection  der  Zahnkrone  gezeichnet,  mm  Medianlinie. 


Digitized  by  Google 


74  Hermann  Welcker, 

Oberschädel  an  der  Stelle  des  ersten  Molaris  eine  vielleicht  bereits  aus  dem  Kindesalter  datirende 
Zahnlücke  mit  Resorption  der  Alveole  aufweist;  so  besass  mithin  der  Oberschädel  in  diesem  Falle 
keinen  Zahn,  der  jenen  unteren  Molaris  hätte  schleifen  können  und  beide  Kiefer  gehören 
nicht  zusammen. 

34.  Molares  nnd  Pracmolares. 

Wie  betreffs  ihres  Baues,  so  auch  sehr  häufig  in  der  Art  ihrer  Abschlcifung  zeigen  die 
ersten  Molares  allen  übrigen  Zähnen  desselben  Schädels  gegenüber  gemeinsame  Charaktere. 
Bereits  im  siebenten  Lebensjahre  aufgetreten,  sind  sie  älter,  und  darum  frühzeitiger  vcrschliffen 
als  alle  anderen  Zähne.  Oft  bereits  bei  24-  bis  39jä!irigen  Individuen  sind  die  Schliffflächen 
des  ersten  Molaris  zu  einer  einzigen,  fast  die  ganze  Krone  einnehmenden  Fläche  znsammen- 
geflossen,  während  bei  den  übrigen  Zähnen  die  Abschleifnng  nur  erst  die  Spitzen  nnd  die 
scharfen  Kanten  der  Kronenkegel  getroffen  hat. 

Auf  die  Art,  wie  die  Molares  und  Pracmolares  einander  anschleifcn,  hat  auch  der  Umstand, 
dass  das  obere  Gebiss  breiter  ist  alB  das  untere,  so  dass  die  facialen  Ränder  der  oberen 
Zähne  an  den  unteren  heruntergreifen,  und  umgekehrt,  einigen  Einfluss;  immer  jedoch 
fand  ich  bei  menschlichen  Gebissen,  dass  die  labialen  Höcker  der  oberen  Zähne  die  labialen  der 
unteren  (und  umgekehrt),  die  lingualen  die  lingualen  anscliliffen.  Anders  bei  den  Anthropo- 
morpben.  Bei  Schädeln  alter  Orangs  und  Gorillas  fand  ich  am  Oberkiefer  die  linguale,  am 
Unterkiefer  die  labiale  Hälfte  der  Molar-  und  Prämolarkronen  tief  ausgeschliffen,  während  oben 
die  labialen,  unten  die  lingualen  Kronenhöcker  leidlich  erhalten  sind.  Die  obere  linguale  Fläche 
schleift  also  hier  vorzugsweise  auf  der  unteren  facialen.  Alles  dies  erklärt  sich  leicht  aus  der 
sehr  viel  breiteren  Spannweite  des  oberen  Zahnbogens. 

Sehr  inBtructiv  für  meine  aus  dem  Satze:  „Dens  dentem  terit“  abgeleiteten  Regeln  sind 
einige  Schädel  der  Halle’schcn  Sammlung.  (Bei  Prüfung  der  folgenden  Angaben  leistete  ein 
Blick  auf  Fig.  11,  S.  73,  gute  Dienste.) 

1.  Bei  einem  dieser  Schädel,  dessen  Unterkiefer  ausgezeichnet  passte,  konnte  die 
Kichtzusammengchörigkeit  aus  der  Beschaffenheit  eines  einzigen  Zahnes  mit  Bestimmtheit 
erschlossen  werden.  Der  linke  obere  Molaris  I,  der  an  diesem  Schädel  vier  spitz  vor- 
springende, fast  unverletzte  Krunenspitzen  besitzt,  trifft  auf  die  mit  starken  Vertiefungen 
ausgeschliflene  Krone  des  gleichnamigen  Unterkieferzahnes.  Da  beide  Zähne  mit 
Sicherheit  den  Alveolen  angchören,  in  denen  sie  sich  finden,  so  beweist  dies  mit  absoluter 
Sicherheit  die  Nichtzusammongchörigkeit  beider  Schädclstücke. 

2.  Bei  dem  Schädel  einer  23jährigen  Frau  sind  sämmtliclic  Zähne  mehr  oder  weniger 
stark  abgeschliffen;  besonders  gilt  dies  von  dem  ersten  Bicuspis  des  Oberkiefers,  der  an 
Stelle  von  Kronenspitzen  zwei  spiegelnde  Facetten  von  2 bis  3 mm  Durchmesser  besitzt, 
welchen  ähnliche  Facetten  des  gleichnamigen  unteren  Zahnes  entsprechen.  Die  Schmelz- 
spitzen des  zweiten  Bicuspis  beider  Seiten  des  Oberkiefers  sind  fast  unversehrt:  — 
ihre  Opponenten  im  Unterkiefer  waren  im  Kindesalter  verloren  gegangen;  der  ent- 
sprechende Theil  beider  Seiten  des  Unterkicferkürper*  zeigt  tiefe  Resorptionsgruben. 

3.  Bei  einem  von  J.  B.  Davis  mir  gesendeten  Altperuancrsobädel  (besclir.  von  Davis: 
Thesaurus  crauiorum,  Nr.  394,  p.  241)  passen  die  Gelenkköpfe  sehr  gut  in  die  Pfannen, 
aber  die  Rami  sind  zu  kurz,  die  Zalmbügen  treffen  nicht  in  einer  Ebene  zusammen, 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  75 

sondern  die  Ebenen  der  Zahnkronen  divergiren  erheblich  nach  vom,  da«  Kinn  steht 
zurfick.  Alle»  dies  könnte  Folge  von  Micrognathie  und  der  Unterkiefer  echt  sein.  Aber 
die  Zähne,  die  auch  bei  Voraussetzung  grösster  Ausgiebigkeit  der  Unterkiefergelenke 
einander  nicht  hätten  treffen  können,  sind  in  hohem  Grade  und  genau  so  abgeschliffen, 
wie  nur  ein  Zahn  den  andern  schleift,  und  der  Unterkiefer  ist  daher  falsch. 

35.  Die  Abschleifung  der  Schneidezähne  ist  verschieden,  je  nachdem  es  sich  um  das 
gewöhnliche  Gebiss  handelt  (bei  welchem  die  unteren  Schneidezähne  scheerenartig  hinter  den 
oberen  hiuauftreten),  oder  um  das  Gebiss  des  „Vorderkauers“  (bei  welchem  die  Zähne  „Kopf 
auf  Kopf“  auf  einander  treffen).  Im  crstcren  Falle  trifft  die  Anschleifung  die  oberen  Schneide- 
zähne mehr  unten  und  hinten,  die  unteren  oben  und  vorn,  während  beim  Vordcrkaner  die 
Schliflff&chen  flach  liegen.  Dieselben  werden  am  horizontalgestellten  8chädel  bei  Scheerengebiss 
durch  eine  nach  vorn  abfallende  Ebene,  beim  Vorderkauer  durch  eine  horizontale  Ebene  getrennt. 

In  nicht  seltenen  Fällen  erzeugt  beim  Vordcrkaner  die  Schneide  der  oberen  Incisores  eine 
tiefe  Querfurche  auf  den  flach  abgesehliffeuen  Kronen  der  unteren  Schncidezähne.  Mau  wird 
hiernach  bei  einiger  Umsicht  nicht  in  Versuchung  kommen,  den  Unterkiefer  eines  Vorderkaucra 
einem  normalen  Oberschädel  anzusetzen  und  umgekehrt. 

Eine  entschieden  unrichtige  Anweisung  giebt  (bei  seiner  Kritik  meiner  Angaben  Ober 
den  Schillerschädel)  Schaaffhausen1),  der  auflälligcrweisc  von  der  Ansicht  ausgeht, 
das  Gebiss  des  Vorderkauers  — senkrechtes  Aufoinandertreften  der  Scbneidezähne  — 
sei  das  Normale.  „So  ist  es  in  jedem  schönen,  normalen  menschlichen  Gebisse  der 
europäischen  Kasse.“  „Wenn  bei  richtigem  Ansatz  der  Zähne  des  Unterkiefers  an  die 
des  Oberkiefers  (senkrecht  an  einander  gesetzte  Schncidezähne)  über  dem  Gelenkkopfe 
eine  Lflckc  von  1 Sinnt  bleibt,  so  ist  der  Getenkkopf  eben  zu  kurz,  der  Unterkiefer 
gehört  also  nicht  zum  Schädel.“ 

In  seltenen  Füllen  greifen  die  unteren  Schneidezähne  vor  die  oberen  (zu  langer 
Unterkiefer);  in  noch  selteneren  findet  sich  an  einzelnen  Stellen  des  Gebisses  ein  Uebergreifen 
der  Zähne  nach  aussen,  an  anderen  nach  innen  („Kreuzgebiss“);  die  Art  der  erfolgten 
Anschleifungen  wird  auch  hier  ein  Licht  auf  die  Zugehörigkeit  werfen. 

In  nicht  seltenen  Fällen  bilden  die  vereinigten  Kauffächen  der  Zähne,  die  in  verschiedenster 
Weise  schräg  ungeschliffen  und  gekerbt  sind,  eine  off  sonderbar  geknickte  Zickzacklinie,  die 
wegen  der  Ecbthcitsfrage  vollste  Sicherheit  giebt. 

36.  Sehr  ansgiebige  Unterkieforbcwegungen. 

Muss  es  nach  Obigem  als  eine  feste  Kegel  gelten,  dass  ein  abgeschliffener  Zahn  keinen 
unverletzten  Gegner  haben  kann,  so  darf  doch  nicht  unbeachtet  bleiben,  dass  manche  Menschen 
ungewöhnlich  grosse  Bewegungen  des  Unterkiefers  nicht  nur  ausfuhren  können,  sondern  — zumal 
bei  defect  gewordenem  Gebisse  — auch  gewohnlioitsmässig  ausfuhren.  Hier  wird  Beachtung 
aller  Verhältnisse  vor  Fehlschlüssen  bewahren. 

Starke  Scbmelzabschleifung  der  oberen  Schneidezähne,  ohne  dass  liier  an  gegenseitige 
Anschleifung  gedacht  werden  könnte,  fand  ich  bei  einem  Negerschüdel  der  Freiburger  Sammlung*). 

*)  Dieses  Archiv,  Bd.  XV,  Sappl-,  S.  173. 

*)  Abgebildet  von  A.  Kcker:  „Schädel  nordoetafrikaniechcr  Völker“.  Frankfurt  a.  M.,  1868,  Taf.  V,  Schädel 
voa  Tegem  — Gebel  — Out 

10“ 


Digitized  by  Google 


76 


Hermann  Welcker, 


Bei  diesem  Schädel  sind  in  Folge  stark  prognather  Erhebung  de«  Zwiscbenkiefer*  die 
oberen  Schneidecähne  »ehr  nach  vorwärt*  gerichtet,  während  ««gleich  der  Vordertheil 
de«  Alveolarfortsatzes  des  Unterkiefers  eine  (auch  an  Ecker’«  geometrischer  Aufnahme 
erkennbare)  Abwärtsbiegung  zeigt,  «o  dass  bei  sonst  geschlossenen  Kiefern  die  vorderen 
Zähne  ausser  Berührung  bleiben  und  eine  3 cm  lange,  in  der  Mitte  1 cm  hohe  spindel- 
förmige Lücke  die  obere  und  untere  Zahnreibe  trennt  — ein  Zustand,  der  in  geringerem 
Grade  bei  Xegerschädcln  nicht  allzu  selten  ist  und  als  „klaffendes  Vordergebiss“  bexeichnet 
werden  kann.  Ob  die  Zunge  bei  der  auffälligen  Bildung  des  Negers  von  Ecker’s 
Tafel  V eine  Rolle  gespielt  hat,  ob  dieselbe  eine  durch  in  früher  Jugend  geübten 
Missbrauch  des  Gebisses  erworbene  ist,  lasse  ich  dahingestellt. 

Beim  Anblick  der  Kcker’scben  Abbildung  wird  man  fragen:  Wie  mag  es  hier  mit 
den  Schmelznnschleifungen  stehen?  Der  Güte  Herrn  Professors  Wiedersheim  verdanke 
ich  die  Gelegenheit,  diesen  Schädel  genauer  untersuchen  zu  können. 

Entsprechend  dem  nicht  vorgeschrittenen  Alter  sind  die  Molares,  Praemolares  und 
Canini  nur  tnässig  stark  ungeschliffen ; bei  den  oberen  Schncidezälmen  aber  fällt  cs  auf, 
dass  deren  eigentümlich  verlängerte  hintere  Schmelzflächcn ■)  stark  und  in  grossem 
Umfange  abgenutzt  sind.  Die  Zähne  des  Unterkiefers  haben  diese  Abschleifungen  nicht 
bewirkt;  um  die  Schneidezähne  dieses  Unterkiefers  mit  denen  des  Oberkiefers  in 
Berührung  zu  bringen,  müssten  die  Condylen  auf  eine  Entfernung  von  4cm  aus  den 
Pfannen  gehoben  worden.  Offenbar  sind  diese  zu  normalem  Gebrauche  untauglichen 
Schneidezähne  zur  Ergreifung  und  Bearbeitung  umfänglicher  Gegenstände  benutzt  worden, 
und  es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  diese  Gebissform,  mindestens  theilweise  eine 
Folge  solchen  Missbrauches  ist,  eine  Annahme,  welche  auch  Herr  Dr.  med.  C.  Röse  zu 
Freiburg,  der  mir  dankenswerte  Mittheilungen  über  diesen  Schädel  machte,  zu  theilen 
scheint. 

37.  Pfeifchenrillcn. 

Als  ein  Zeichen  der  Zusammengehörigkeit  kann  endlich  noch  eine  andere  Art  der  Ab- 
nutzung der  Zähne  dienen:  die  Spuren,  welche  das  Festhalten  eines  irdenen  Pfeifchens  bei  längerer 
Ucbung  am  Gebisse  hinterlässt.  Wie  nach  einem  Zirkebchlage  sind  die  Kronen  zweier  oberen 
und  zweier  unteren  Zähne , welche  das  Pfeifohen  festhielten,  ansgeschliffen  (vergl.  Kig.  1 1 , S.  73), 
so  das»,  wenn  die  Wirkung  vollendet  ist,  bei  geschlossenen  Kiefern  eine  kreisrunde  Lücke  von 
etwa  6 mm  Durchmesser  vorliegt.  I-n  der  Regel  fand  ich  die  Rille,  wie  in  obiger  Abbildung, 
zwischen  dem  äusseren  Schneidezahn  und  dem  Caninus  des  Oberkiefers  und  dem  Caninus  und 
Praomolaris  I de«  Unterkiefers.  Ich  kenne  einen  Schädel,  bei  welchem  auf  beiden  Kopfseiten 
solche  Pfeifchenlücken , auf  der  rechten  Seite  aber  zwei  neben  einander  vorhanden  sind,  welche 
sämmtlioh  aufs  Extrem  »ungeschliffen  und  darum,  den  Dienst  versagend,  durch  eine  frisch 
angelegte  vierte  Rille  ersetzt  wurden. 

Es  versteht  sieh  von  selbst,  das*  diese  Rillen  an  einer  obere»  und  unteren  Gebisshälfte  die 
Zusammengehörigkeit  für  sich  allein  nicht  beweisen,  während  allerdings  das  Fehlen  der  einen 
Killenhälftc  das  Nicbtzusammengehörcn  beweisen  würde. 

*)  Die  Lange  des  rechten  oberen  Inclsors  I beträgt  24  mm;  davon  kommen  volle  lf»  mm  auf  die  hintere 
BchmelzlUrhe,  die  bei  tkhiieidezäbnen  anderer  Neger  nur  10  bis  12  mm  zu  betragen  pflegt. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  77 

Meines  Wissens  hat  zuerst  J.  B.  Davis1)  auf  diese  besondere  bei  Holländer-,  Iren- 
Hottentotten-  und  Australierschfideln  nicht  seltene  Beschaffenheit  der  Zähne  aufmerksam 
gemacht  E.  Schmidt  notirt  diese  „halbrinnenfönnigcn  Ausschleifungen*  der  Zähne 
bei  Holländerschideln  wiederholt  in  seinem  Cataloge. 

38.  Gefeilte  Zähne.  Ausbrechen  der  Scbneidezähnc. 

Auch  die  von  wilden  Völkern  durch  die  Feile  geübte  (neuerdings  mehr  nnd  mehr  in 
Abnahme  kommende)  Zahntoilette,  die  wie  jede  Mode  nationalen  und  Stammesverechiedenheitcn 
unterliegt,  kann  unserem  Zwecke  dienen. 

Dasselbe  gilt  von  dem  Ausbrechen  der  unteren  Schneidezähne,  welches  bei  ver- 
schiedenen Völkern  beim  Eintritt  in  die  Mannbarkeit  an  den  Jünglingen  geübt  wird;  nicht  leicht 
wird  sich  hei  den  Unterkiefern  irgend  eines  Volkes,  welchem  jener  Gebrauch  fremd  ist,  ein  Unter- 
kiefer mit  jenem  scharfkantigen  Verheilen  der  Schncidezahnalvcolen  bei  intnetem  Zustande  des 
übrigen  Gebisses  vorfinden. 

Bei  einem  Neger  der  Herrnhuter  Sammlung  „Ex  Africa  importatus“  findet  sich  oben  wie 
unten  dieselbe,  durch  seitliches  Anfeilen  bewirkte  Zuspitzung  der  Schncidezähne;  doch  widerspricht 
das  Fehlen  der  unteren  Anfeilung  keineswegs  der  Zusammengehörigkeit;  es  finden  sieb  Negerechädel, 
die  bei  völlig  intaclcr  Zahnreihe  im  Unterkiefer  die  Zuspitzung  der  Zähne  nur  im  Oberkiefer  haben. 

39.  Rhythmus  der  Zahnerkrankungen.  Zahnvorrath. 

Zahnärzte  versichern  und  die  gewöhnliche  Erfahrung  bestätigt  es,  dass  gleichnamige  Zähne 
rechts  und  links  wie  oben  und  unten  mit  Vorliebe  gleichzeitig,  oder  in  nicht  zu  grossen  Zeil- 
intervallcn  zu  erkranken  pflegen,  worin  Wahrscheinlichkeitsgründc  für  unsere  Diagnose  gegclicn 
sind.  Doch  finden  sich  nicht  selten  erhebliche  Unterschiede  in  dem  oberen  und  unteren  Zahn- 
vorrathe,  und  meist  sind  es  die  unteren  Zähne,  welche  länger  ausdauern.  So  finden  sich  denn 
ab  nnd  zu  Schädel,  deren  Oberkiefer  fast  zahnlos,  der  Unterkiefer  dagegen  noch  leidlich  mit 
Zähnen  besetzt  ist. 

Instructiv  sind  die  Verhältnisse  bei  einem  Greisenschädel  der  Hallosclicn  Sammlung, 
liier  ist  der  Oberkiefer  völlig  zahnlos,  sämmtliche  Alveolen  mit  Ausnahme  derer  der 
inneren  Incisivi,  sind  reaorbirt  und  auch  von  diesen  beiden  Alveolen,  den  letzten,  die 
noch  Zähne  trugen,  sind  als  einziger  Rest  zwei  seichte  Gruben  verblieben.  Der  nach 
allen  Zeichen  zugehörige  Unterkiefer  trägt  zehn  zum  Theil  sehr  wohlerhalteno  Zähne: 
vier  l’raemolares,  zwei  Canini  und  vier  Incisivi,  während  die  Molares  auch  hier  fehlen  und 
die  Kieferresorption  dort  complet  ist.  Was  nun  den  Zustand  der  Kronen  der  zehn 
erhaltenen  Unterkieferzähne  anlangt,  so  sind  die  Schmelzflächen  der  vier  l’raemolares 
völlig  unverletzt;  die  Spitzen  der  Canini  zeigen  eine  geringe  Abschlcifung ; die  äusseren 
Schneidezähne  eine  stärkere,  schräg  von  aussen  nach  innen  zunehmende,  dio  inneren 
Schncidezähne  eine  tiefgreifende  horizontale  Abschleifung,  so  dass  eine  von  einem  zum 
anderen  Eckzahne  ziehende,  in  der  Mitte  am  tiefsten  greifende  bogenförmige  Aus- 
schleifung vorliegt.  Alles  dies  stimmt  trefflich  mit  dem  Zustande  des  Oberschädels, 
dessen  beide  letzten  Zähne,  die  inneren  Incisivi,  indem  sie  die  unteren  inneren  roll,  die 
äusseren  aber  mehr  nur  an  ihrer  inneren  Seite  trafen,  jene  bogenförmige  Ansschleifung 

’)  Thesaurus  oraniorum,  313. 


Digitized  by  Google 


78 


Hermann  Welckor, 


bewirkten,  während  dio  PracmolarcB  des  Unterkiefer»  bereits  im  jugendlichen  Alter  durch 
Ausfall  ihrer  Gegner  vor  Abnutzung  bewahrt  wurden. 

D.  Kasseeigenthümlichkeiten  des  Unterkiefers. 

40.  Wenn  einem  nach  seiner  Herkunft  sicher  bestimmten  Oberschädel  ein  nicht  verbürgter 
Unterkiefer  beigegeben  ist,  so  ist  cs  nicht  unwichtig,  darüber  Aufschluss  zu  gewinnen,  ob  der 
Unterkiefer  die  Charaktere  jener  Rasse  besitzt,  oder  nicht 

Die  Rasseeigenthüralichkeitcn  dos  Unterkiefers  sind  bisher  wenig  beachtet  worden.  In  der 
Regel  beschränkten  sich  die  Autoren  darauf,  bei  Specialuntersuchung  einer  bestimmten  Rasse 
auch  dem  Unterkiefer  eine  mehr  oder  weniger  eingehende  Schilderung  zu  widmen,  während  eine 
Zusammenstellung  der  Rasseeigenthümlichkeitcn  dos  Unterkiefers  meines  Wissens  fehlt.  Es 
ist  keineswegs  meine  Absicht,  eine  solche  hier  zu  geben,  sondern  ich  muss,  um  die  seit  mehreren 
Jahren  verzögerte  Herausgabe  dieser  Arbeit  nicht  noch  weiter  hinauszuschieben,  mir  genügen 
lassen,  von  den  von  mir  beobachteten  Rasseeigenthümlichkeitcn  nur  die  stärker  hervortretenden 
und  bei  unserer  Diagnose  verwendbaren  hervorzuheben  und  kurz  zu  schildern. 

Die  wichtigsten  Eigentümlichkeiten  liegen  auch  hier  in  den  Zähnen.  Sie  bctretlen  vor 
Allem  die  Grösse  und  allgemeine  Form  der  Zähne,  die  Form  und  Zahl  der  Kronenkegel,  zumal 
der  Backenzähne,  und  die  Form  und  Zahl  der  Wnrzelspilzen,  insbesondere  der  Prämolaren. 

Ein  nicht  unwichtiges  Zeichen  habe  ich  in  der  Art  des  Zusammentreffens  der  oberen 
und  unteren  Schneidezähne  aufgefunden. 

a)  Stellung  der  Zähne,  insbesondere  die  labidodoute  und  psalidodonte  Zalmstellung. 

41.  Seitherige  Angaben. 

In  der  Anatomie  gilt  (ob  für  den  Europäer,  ob  für  den  Menschen  überhaupt,  blieb  unaus- 
gesprochen) die  seheerenförmige  Stellung  der  Schneidezähne  ab  das  Normale.  Das  „senk- 
rechte Aufeinandertreffen“  der  Schneidezähne,  „Kopf  auf  Kopf“,  von  Einigen  als 
„Hundegebiss“  bezeichnet,  wird  als  ein  ausnahmsweises,  abnormes  Vorkommen  betrachtet1). 

Entgegen  dieser  herrschenden  Annahme  hat  Schaaffhausen*)  das  senkrechte  Aufeinandcr- 
trelfcn  der  Schneidezäbnc  als  die  „jedem  schönen,  normalen  menschlichem  Gebisse  der 
europäischen  Rasse“  zukommende  Form  erklärt-  Direct  entgegengesetzt  lautet  die  Angabe 
v.  Török’s1): 

„In  Bezug  auf  die  Schneidezähne  können  drei  Typen  aufgestellt  werden:  1.  Vorder- 
gebiss, wo  dio  oberen  Schncidczähne  vor  den  unteren  zu  stehen  kommen;  dies  ist 
der  normale  und  echt  menschliche  Typus.  2.  Das  Gerade-Gebiss,  wo  die 

')  Hyrtl  sagt,  das«  beim  Zubeissen  die  Schueidezähue  des  Oberkiefers  sich  vor  jene  des  Unterkiefers 
stellen  wie  Bcheerenblätter  (Lelirb.  der  topogr.  Anse  I,  386).  Henle  (Eingeweidelehre,  8.  89):  Bei  natürlich 
geschlossenem  Munde  überragt  die  obere  Zahnreihe  die  untere  nach  aussen,  am  auffallendsten  an  den  Schneide- 
zähnen.  Aeby  (Ban  des  menschlichen  Körpers,  8.536)  sagt,  dass  die  oberen  Schneidezäbne  .meist  um  mehrere 
Millimeter  über  die  unteren  hervorragen*,  wobei  die  unteren  Bchncidezähne  .an  die  ihnen  schief  gegenüber- 
stehende  Innenfläche  der  oberen  Zähne  anstossen*. 

*1  Dieses  Archiv,  Bd.  XV,  8uppl.  8.  173. 

*)  Diese«  Arohiv,  Bd.  XXIV,  H.  573. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eine#  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  79 

oberen  Schneidezähne  gerade  auf  den  unteren  zu  stehen  kommen  (thierischer  Typus, 
Hundegebiss).  3.  Das  H intergobias,  wo  die  oberen  Schncidezühne  hinter  den  unteren 
zu  stehen  kommen.“ 

Eine  Rasseneigenthümliohkeit  scheint  in  den  Verschiedenheiten  des  Aufeinander* 
treffen a der  Schneidezähne  bisher  von  Niemandem  gesucht  worden  zu  sein.  Es  ergiebt  sich  dies 
wohl  am  schlagendsten  daraus,  dass  die  in  einer  jüngsten  Anleitung  zu  somatisch  -anthropo- 
logischen Beobachtungen  betreffs  der  Zähne  gegebenen  Fragen  ')  das  in  Rede  stehende  Structur- 
verhältniaa  nicht  entfernt  berühren. 

42.  Meinen  Beobachtungen  zu  Folge  kann  weder  die  eine,  noch  die  andere  Art  der 
Schneidezahnstellung  schlechthin  als  das  Normale  bezeichnet  werden,  sondern  es  ist  dieselbe 
bei  verschiedenen  Rassen  wesentlich  verschieden.  Es  giebt  Rassen  mit  scheeren förmiger 
oder  vorzugsweise  scheercnförmiger  Z&lmstellung,  Rassen  mit  auf  einander  treffenden  oder  vorzugs- 
weise auf  einander  treffenden  S chncidezahn spitzen , und  es  ist  hierin,  was  ich  geltend  machen 
möchte,  ein  wichtiges  Merkmal  für  die  Rassendiagnostik  gegeben. 

Ich  habe  die  Schädel  der  Sammlungen  zu  Halle,  Berlin,  Leipzig,  Göttingen,  Marburg  und 
Giessen  suf  die  Stellungen  der  Schneideziihne  untersucht  und  hierbei,  soweit  Mittelwerthe  bereits 
zu  geben  sind,  das  scheerenförmige  Gebiss  bei  Deutschen  und  Romanen  zu  etwa  80  Proc.  der 
untersuchten  Schädel,  bei  Finnen  zu  etwa  70  Proc^  bei  Slaven  und  Chinesen  zu  etwa  50  Proc., 
bei  Polynesiern,  Negern  und  Papuas  zu  etwa  40  Proc.,  bei  Sundamalayen  zu  etwa  20  Proc.,  bei 
Hottentotten  und  Altperuanern  zu  etwa  15  Proc.,  bei  Mikronesiern  zu  etwa  10  Proc.,  bei 
Amerikanern  zu  etwa  5 Proc.  gefunden;  bei  Australiern  habe  ich  scheerenformigo  Stellung 
der  Schneidezahne  bis  jetzt  niemals  beobachtet 

43.  Fünf  Formen. 

Es  finden  sich,  was  die  Stellung  der  Schneidezähnc  anlangt,  in  der  Reihe  der  Menschen- 
schädel  neben  den  typischen  mancherlei  Uebergangsformen;  doch  glaube  ich  für  das  menschliche 
Gebiss  mich  auf  Annahme  von  fünf  Haupttypen  (Fig.  12  bis  16,  S.  80)  beschränken  zu  dürfen2). 

Für  die  durch  Fig.  12  Ins  16  dargestellten  Formen  erlaube  ich  mir  des  kürzeren 
Ausdrucks  wegen  und  um  den  Nachtheilen  der  (insoweit  sie  überhaupt  vorhanden) 
sehr  schwankenden  Terminologie  zu  entgehen,  die  Namen  labidodont,  psalidodont, 
stegodont,  opisthodont  und  hiatodont  zu  benutzen2). 

')  Corrsspondenxblatt  der  Deutschen  anthropologischen  Gesellschaft,  Nr.  11  and  12,  November  und 
Deeember  1896,  6.  145. 

*)  Vou  der  Gebisaform,  bei  welcher  die  unteren  Scboeidezfthne  vor  denen  des  Oberkiefer«  vorstehen,  Ul 
hier  wohl  abzusehen,  indem  dieselbe  mehr  eine  blosse  Missbildung  und  nicht  eine  Basseneigenthümlichkeit 
darstellt 

*)  Von  die  Zange;  die  Scheere;  das  Dach.  Die  Bezeichnung  opisthodont  will  nicht 

etwa  Bück  wärt«  wendong  der  unteren  Scbnetdezähne,  sondern  Zurückstehen  der  unteren  Zähne  gegen  die  oberen 
andeuten.  Für  die  fünfte  Form  habe  ich  statt  der  Bezeichnung  chasmodont  die  unmittelbar  verständliche 
hybride  Wortform  vorgezogen. 

Auf  die  unter  Fig.  14  b abgebildet«  Gebisaform  würde  der  bei  Zahnärzten  gebräuchliche  Terminus  „gerader 
Bisa“  nicht  passen,  weil  die  Zähne  hier  nicht  gerade,  sondern  sehr  schräg  stehen;  und  doch  gehören  die  unter  Fig.  14, 
a bis  c gezeichneten  Forme«,  da  in  allen  die  Zähne  zangenartig  und  mit  den  Bpitxeu  auf  einander  treffen,  einer 
und  derselben  Grundform  an.  Auch  die  Bezeichnung  „Hundegebi**“,  die  von  Einigen  für  .Kopf  auf  Kopf* 
treffende  Stellung,  von  Anderen  für  die  bei  manchen  Hunden  (Bulldoggen)  vorkoinmende  Stellung,  wo  der 
Unterkiefer  vor  dem  oberen  vorsteht,  gebraucht  wird,  deckt  sich  nicht  mit  Lahidodontie. 


Digitized  by  Google 


80 


Hermann  Welcker, 


Nur  Milten  dürfte  eine  dieser  fünf  Gebiwfonnen  (vielleicht  mit  einziger  Ausnahme  der 
Australier)  bei  irgend  einer  Rasse  ausnahmslos  sich  vorfinden;  wohl  aber  scheint  das  Vorkommen 
innerhalb  der  einzelnen  Rassen  derart  geregelt  zu  sein,  dass  in  demselben  ein  werthvolles  Zeichen 
der  Rassendiagnosc  zu  schützen  sein  wird. 


Fig.  IS.  Fig.  IS.  Fig.  14. 


Zangenförmige  Zahnstellung : Schweren  förmige  Dachförmige  Zahnctellung: 

Labidod  ontie.  Zahnstellung:  Stegodontie. 

Fsalidodontie. 


Fig.  15.  Fig.  16. 


Oebisa  mit  nach  hinten  gerückten  Klaffende*  Gebiss: 

unteren  Schnvider&hncn : Hiatodontie. 

Opistbodont  ie. 

44.  I.  Labidodon  tie. 

Legt  man  eine  Glanplatte  gg  (ich  bediene  mich  einer  elliptischen  Scheibe  von  9 : 7 cm) 
auf  beide  Zahnreihen  den  Unterkiefer«  (vergl.  Fig.  17,  II),  bo  ruht  dieselbe  auf  den  Sclmeide- 

Fig.  17. 


I«abidodonte»  Gebisc.  (Geometrische  Aufnahme.) 

I.  Kahnreihe  des  Oberkiefer«  mit  der  an  den  Molaris  I angelegten  Glasplatte  gg. 

II.  Zahnreihe  des  Unterkiefers. 

111.  Beide  Zahnreiheu,  geschlossen. 

kk  die  parallel  verlaufenden,  in  111.  vereinigten  Zabnkroncnlinien. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiofers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  81 


zähnen  (wohl  auch  auf  den  Schneide-  und  Eckzähnen)  und  den  hintersten  Molaren;  die  dazwischen 
liegenden  Zähne  bleiben  unberührt.  Mustern  wir  nun  das  Profil  des  in  angegebener  Weise  die 
Glasplatte  tragenden  Unterkiefers,  so  wird  es  sehr  deutlich,  dass  die  Oberflächen  der  Zahnkronen 
in  einer  gebogenen,  nach  oben  concaven  Linie  liegen:  „Zahnkronenlinie“  (kk,  Fig.  17). 
Der  grösste  Abstand  dieser  Linie  von  der  Glasplatte  („Scheitel  der  Zahnkronenlinie“)  beträgt 
meist  3 bis  4,  nicht  selten  auch  2 bis  6 mm. 

Legt  man  die  Glasplatte  an  den  Zahnbogen  des  Oberkiefers  an,  so  ist  eine  feste  Lage 
nicht  zu  finden;  man  kann,  indem  der  obere  Zahnbogen  nach  unten  convex  ist,  mit  der  Glas- 
platte eine  Schaukelbewegung  ausfuhren,  bei  welcher  das  Glas  meist  der  Reihe  nach  mit 
sümmtlichen  Oberkieferzähnen  in  Berührung  kommt.  Die  Zahnbögen  des  Ober-  und  Unter- 
kiefers sind  bei  Labidodontie  von  gleicher  Krümmung  und  von  gleicher  Lage. 
Vereinigt  man  beide  Kiefer  oder  beide  Hälften  unserer  Zeichnung  in  der  Richtung  des  vom 
oberen  Schneidezahn  auf  die  untere  Glasplatte  gefällten  Lothes,  so  berühren  sich  sämmlliche 
Zähne  beider  Kiefer,  die  Molaren  und  Prämolaren  in  „gebundener“  Stellung,  die  Schneidezähne 
„Kopf  anf  Kopf“  (Fig.  17,  III.). 


45.  II.  Psalidodontie. 

Legt  man  die  Glasplatte  auf  die  Zähne  des  Unterkiefers  (Fig.  19,  II.),  so  ist  daa 
Krgebuiss  wesentlich  dasselbe,  wie  bei  der  vorigen  Form:  die  Zahnkronenlinie  des  Unterkiefers 
ist,  wenn  auch  meist  in  geringerem  Grade  als  bei  den  Labidodonten,  concav. 

Fig.  18.  Fig.  18. 


Wohlgebildetes  psalldodontes  Oebiss. 

I.  Aufnahme  von  der  Zungeuseite  (rechte  Kopf- 
hälfte). ult  und  ot  die  vereinigten  Zahukront-nlinien, 
von  den  Canini  an  behufs  Bildung  des  Scheerengebisses 
tlivergireud. 

U.  Dasselbe  Gebiss  (linke  Hälfte)  von  aussen  be- 
trachtet , Zeichnung  der  Zahnreihen  in  ebener  Prnjection. 

(Nach  einem  in  der  Hallesclien  Sammlung  von  mir 
aufgeetellten  Präparat«.) 


""  ffvv-r  trrK  ' ’ 


Psalidodontet  Gebiss  mit  »“förmiger  oberer 
Kronenlinie. 

L Die  auf  die  Glasplatte  aufgesetzte  obere  Zahn- 
reihe  mit  der  Kronenlinie  oJt. 

II.  Die  an  die  Glasplatte  angelehnte  untere  Zahn- 
reihe.. 

III.  Geschlossenes  Gebiss  mit  den  hinten  vereinigten, 
vorn  divergirenden  Krouenlinien. 


Anders  ra  Oberkiefer.  Der  den  Labidodonten  eigene  Paralielismns  beider  Kronenlinien 
fehlt.  Niemals  ist  bei  Psalidodonten  der  vordere  Tlieil  der  Kronenlinie  convex;  eine  Convexilät 
aber  findet  sich  in  nicht  seltenen  Fällen  im  molaren  Abschnitte  der  Kronenlinie  (Fig.  19,  I.). 
Oftmals  ist  die  obere  Kronenlinie  in  ihrem  ganzen  Verlaufe  concav;  in  typischen  Fällen  gilt  dies 

Archiv  fttr  Anthropologie,  Bd.  XXVII.  ]| 


Digitized  by  Google 


82 


Hermann  Welcker, 


stet»  von  ihrem  vorderen  Abschnitte  (Fig.  18,  IL),  der  jedoch  in  einzelnen  Fällen  auch  nahezu 
geradlinig  ist. 

Würde  in  Folge  der  mitgetheilten  wechselnden  Form  seiner  Kronenlinie  ein  Oberschäilcl 
Zweifel  Ober  da»  Vorhandensein  der  Psalidodontie  lassen,  so  giebl  die  Betrachtung  des  voll- 
ständigen Schädels,  zumal  beim  Anblick  von  vorn,  stets  sicheren  Aufschluss.  Immer  sind  die 
unteren  Sehneidezähno  — meist  bis  zu  ihrem  oberen  Drittel,  oft  bis  zur  Hälfte  und  mehr,  selten 
um  nur  1 mm  von  den  oberen  Schneidezähnen  überdeckt. 

46.  Nach  Obigem  besteht  der  wesentliche  Unterschied  der  labidodonten  und  des  psalido- 
donten  Gebisses  darin,  dass  bei  ersterem  die  Zahnkronenlinien  beider  Kiefer  identisch 
gekrümmt  sind,  während  beim  paalidodonten  Gebiss  in  dessen  vorderem  Abschnitte  beide  Linien 
eine  entgegengesetzte  Krümmung  besitzen.  Der  Zusammenschluss  beider  Zahnreihen  wird 
bei  diesen  Verhältnissen  dadurch  ermöglicht,  dass  der  psalidodonte  Unterkiefer  um  ein  Geringes 
verkürzt  ist,  so  das»  die  Schneidezähne  des  sich  bebenden  Unterkiefers  sich  hinter  den  oberen 
Zähnen  hinanfzuBcbieben  vermögen,  was  um  so  leichter  gelingt,  als  die  sagittalcn  Durchmesser 
der  Schneidezahnkronen  nicht  gross  sind.  Da  bei  beiden  Gebissformen  die  oberen  und  unteren 
Molaren  und  Prämolaren  in  gleicher  Weise  in  gebundener  Stellung  stehen,  so  kann  die  erwähnte 
Verkürzung  des  psalidodontcn  Unterkiefers  nur  in  dessen  vorderstem  Abschnitte  gesucht  werden. 

Ein  guter,  meist  deutlich  ausgesprochener  LTnter»cbied,  der  bereite  oben,  S.  73,  berührt 
wurde,  liegt  in  der  Art  der  Abnutzung  der  Zähne.  Die  Ebene,  in  welcher  die  Abnutzung»flächen 
der  Schneidezähne  auf  einander  treffen,  liegt  (vergl.  Fig.  20)  bei  den  Labidodonten  horizontal. 


Fi«.  20. 


1/ 

u v 


Richtung  der  AbuutzungsflArhea. 
a bei  Labidodontie. 
b beUPsalidodontie. 


bei  den  Psalidodontcn  der  Kegel  nach  schräg,  von  hinten  und  oben 

^ nach  unten  und  vorn;  doch  finden  sich  bei  Psalidodonten  in  Folge 

/—)  r , ° 

j j j von  Verschiedenheiten  der  in  manchen  Fällen  geübten  Kau- 

L / bewegungen  auch  abgerundete  und  flachgestellte  Schliffflächen  der 

Incisores, 

Bei  den  Labidodonten  pflegt  der  erste  stärker  abgeschUflene 

Zahn  der  Incisivus  I zu  sein,  während  dies  bei  Scbeerengebiss  fast 

ausnahmslos  vom  ersten  Molaris  gilt. 

Sehr  charakteristisch  zeigt  sich  dies  bei  dem  in  dieser 

Abhandlung  beschriebenen  Schädel  eines  etwa  25jäbrigen  Australier».  Die  Molaren  und 

Prämolaren  beider  Kiefer  zeigen  mässige  Schmelzanschleifungen;  eine  sehr  geringe  Freilegung 

Fig.  2t-  einer  Elfenbeinpapille  zeigt  nur  der  eine  untere  Prämolaris  I 

in  Folge  tiefgehender  Schleifung  durch  da»  Thonpfeifcben.  Durch 

Abschleifung  der  Spitze  der  oberen  Oanini  tritt  an  diesen  eine 

kleine  Elfenbeinflüche  von  1 bis  2 mm  Durchmesser  zu  Tage. 

. '~Z  . Die  oberen  und  unteren  Schneidezähne  dagegen  sind  bereits 
Vordertbwl  der  oberen  Zahnreine  de»  ° ° 

Australiers  L (Natürliche  Grösse.)  stark  verkürzt;  jeder  derselben  zeigt  eine  ansehnlich  breite, 
oblonge,  ringsum  von  Schmelz  umsüumte  Elfenbeinfläche,  welche  bei  den  oberen  inneren  Schneide- 
zähnen im  sagittalen  Durchmesser  bis  zu  2,5  mm  misst1).  (Vergl.  Fig.  21.) 

■)  Nach  der  sehr  zweckmässigen  Bestimmung  der  Grade  der  Zahnabnutzung,  welche  E.  Schmidt 
(Anthropo).  Methoden,  S.  154)  gegeben  hat,  würde  bei  den  Molaren  und  Prämnlaren  der  erste,  bei  den  Canini 
der  erste  bis  zweit«,  bei  den  Incisivi  der  dritte  Grad  der  Abnutzung  vorliegen.  Bei  anderen  Australiern  zeigen  die 
Schneideziihne  den  vierten  (höchsten)  Grad,  während  die  übrigen  Zähne  nur  den  zweiten  und  dritten  Grad  erreichten. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  83 

47.  Ethnische  Bedeutung  der  Psalidodontie. 

Wenn  wir  wissen,  dass  die  oberen  Molares  und  Praeinolares  mit  ihren  facialcn  Kronenrändern, 
die  Canini  mit  ihrer  Spitze  oder  in  toto  fast  in  der  ganzen  Säugelhierreihe,  vorzüglich  bei  den 
Fleischfressern  und  Affen , und  so  auch  bei  den  labidodonten  Mcnschenscliädeln,  Oberdecken, 
während  die  Scbneidezähnc  «Kopf  auf  Kopf“  auf  einander  treffen,  so  dass  die  Aussenflächc  der 
unteren  Scbneidezähnc  frei  liegt,  so  gewinnen  wir  den  Eindruck,  dass  die  Psalidodontie  nichts 
Anderes  ist,  als  eine  Steigerung  und  ein  Vorgreifen  dieses  Zustandes  in  das  Gebiet 
der  vorderen  Zähne.  Bei  den  Labidodonten  greifen  die  oberen  Molares,  Praemolares  und 
vielleicht  Buch  die  Canini,  bei  den  Psalidodonten  simmtliche  oberen  Zähne  über  die 
Aussenfltche  der  unteren. 

Meine  Untersuchungen  dürfen  zur  Annahme  berechtigen,  dass  die  Psalidodontie  eine 
Eigenschaft  vorzugsweise  der  indogermanisclhenltasse  sei,  während  die  Labidodontie 
als  eine  pitbecoide  Bildung  anfznfassen  ist. 

48.  Angaben  über  die  Biegungen  des  Zahnbogens  liegen  bereits  vor  von  Seiten 
Schaaffhauscn’s.  In  seiner  Abhandlung:  „Ueber  das  menschliche  Gebiss“  >)  sagt  dieser  Forscher: 

(1.)  «Im  wohlgebildeten  GebiBS  des  Menschen  liegt  der  ganze  Zahnbogen  in 
einer  horizontalen  Ebene.“  (!) 

(2.)  „Bei  den  Anthropoiden  stehen  die  Schneidezähne  des  Unterkiefers  höher  als  die 
Molaren,  so  dass  die  Zahnlinie,  von  der  Seite  gesehen,  von  hinten  nach  vorn  aufsteigt;  diese 
Bildung  findet  sich  auch  bei  rohen  Rassou,  z.  B.  bei  den  Negern  und  Malayen.“ 

Das  bei  (1.)  Gesagte  ist  wold  nie  der  Fall,  cs  steht  in  schneidendem  Widerspruch  mit  den 
Grundverhältnissen  des  menschlichen  KieferbauoB.  loh  habe  nie  einen  menschlichen  Unterkiefer 
gesehen,  dessen  Gebissünie  nicht  nach  oben  concav  gewesen  wäre. 

ad  2.  Die  von  Schaaffhausen  dem  wohlgebildeten  Gebisse  des  Menschen  abgesprochene, 
für  die  Affen  nnd  niederen  Menschenrassen  alter  statuirtc  Concaviltt  der  unteren  Zabnkronenlinie 
ist,  wieoben  gezeigt,  den  niederen  und  höheren  Rasseu  gemeinsam  eigen.  Dass  das  Wesentliche 
des  in  Rede  stehenden  Unterschiedes  in  Verhältnissen  des O b e r kiefers  beruht,  ist  Schaaffhausen 
entgangen. 

Uebrigens  bringt  Schaaffhausen  die  von  ihm  berührte  Verschiedenheit  der  Form  des 
Zahnbogens  in  keiner  Weise  in  Beziehung  zur  scheeren-  oder  znngenartigen  Stellung  der 
Schneidezähne,  wie  denn  auch  des  Vorkommens  oder  des  Unterschiedes  beider  Gebissarten  in 
jener  speciell  dem  menschlichen  Gebiss  gewidmeten  Abhandlung  auffälligerweise  nirgends 
gedacht  ist  Wohl  abet  bat  Schaaffhausen  an  einem  anderen  Orte')  das  senkrechte  Aufeinander- 
treffen der  Schneidezähne  (so,  wie  es  der  angebliche  Schillcrschädel  in  Carus’  Abbildung  zeigt, 
sowie  in  Fig.  1 meiner  Schrift  über  Schiller's  Schädel  — beste  Paradigmen  der  echtesen  Labi- 
dodontie) für  da s Normale  erklärt: 

— „so  ist  cs  in  jedem  schönen  normalen  menschlichen  Gebisse  der  europäischen  Rasse. 
Dass  die  Vorderzähne  des  Unterkiefers  bei  geschlossenem  Munde  hinter  den  oberen 
stehen,  kommt  zumal  an  weiblichen  Schädeln  nicht  selten  vor. An  kräftig  entwickelten 


l)  Verhandlungen  de«  naturwissenschaftlichen  Vereine  für  Rheinland  und  Westfalen,  43,  8.  7h. 
*)  Archiv  für  Anthropol.,  Bd.  17,  Suppl.  B.  173  ff. 

11* 


Digitized  by  Google 


84 


Hermann  Welcker, 


Marmorn  ist  diese  Stellung  (die  Psalidodontio!)  höchst  seiten;  bei  einigen  fremden  Rassen 
scheint  sie  häufiger  als  bei  uns“  (!). 

40.  Um  einen  Einblick  in  die  Variationen  zu  geben,  in  welchen  die  beiden  hier  betrachteten 
Ilauptforinen  des  menschlichen  Gebisses  auftreten,  entnehme  ich  einer  grösseren  Reihe  nach  Art 
der  Eigg.  17  und  19  aufgenommener  Gebissprofile  (Schädel  mit  nennenswerthen  Abschleifungen 
der  Zahnkronen  wurden  ausgeschlossen)  eine  kleine  Zahl  von  charakteristischen  Fällen. 

Der  unter  Kr.  9 aufgeführte  Fall  zeigt,  dass  die  Labidodontie , wenn  sie  bei  Gennanen 
auflritt,  mit  derjenigen  der  niederen  Rassen  völlig  öbereinstimtnt ; Nr.  15  (Psalidodontie  eines 
Negers)  zeigt  das  Entsprechende  für  diese  Gebissform. 

I.  Labidodontie. 

Nr.  1.  Australier,  cf,  40  Jahre.  Unterkiefer:  Die  Glasplatte  berührt  (wie  bei 
allen  folgenden  Fällen  dieser  Gruppe)  nur  die  beiden  inneren  Schneidczäbne  und  den 
Hinterraml  der  Tardivi  (wo  diese  fehlen,  den  Hinterrand  des  zweiten  Molaris).  Grösster 
Abstand  der  Kroncnlinic  am  Molaris  I = 3,6  mm.  Ruht  der  bei  allen  Schädeln  dieser 
Gruppe  schaukolnde  Oberkiefer  auf  dem  ersten  Molaris,  so  erhebt  sich  die  Kaute  des 
inneren  Sehneidezahnes  5 mm,  der  Hinterrand  des  Tardivus  3 mm  über  die  Glasfläche. 

Nr.  2.  Australier,  cf,  30  Jahre.  Bogen  beider  Kronentinien  flacher  gespannt; 
Abstand  des  unteren  Molaris  I von  der  Glasplatte  nur  2,5  mm.  Die  Erhebung  des 
Tncisivus  I des  Oberkiefers  2 mm,  des  Hinterrandes  des  Tardivus  3 mm. 

Nr.  3.  Australier.  Die  Mitte  der  unteren  Kronenlinie  liegt  2,5  mm  tiefer  als  die 
vom  Inciaivns  I zum  Tardivus  ziehende  Ebene.  Liegt  der  mittlere  Thcil  der  oberen 
Kronenlinie  dem  Glase  an,  so  stehen  Incisivus  I und  Molaris  III  um  3 mm  höher. 

Nr.  4.  Sundanesin.  Starke  Krümmung  beider  Kronenlinien;  Scheitel  der  unteren 
Kronenlinie  6 mm,  Erhebung  des  Vorderrandes  der  oberen  Kronenlinie  5,5  mm,  des 
Hintcrrandes  5 mm.  Der  äussere  Schneidezahn  und  der  Caninus  liegen  etwas  höher  als 
ihre  Nachbarn,  so  dasB  sie  beim  Schaukeln  die  Glasplatte  nicht  berühren. 

Nr.  5.  Sundanese.  Tardivi  oben  wie  unten  fehlend.  Scheitel  der  unteren  Kronen- 
linie 3 mm  hoch;  vordere  Erhebung  der  oberen  Kroncnlinio  2,0  mm,  hintere  2,8  mm. 

Nr.  6.  Mikronesier.  Die  Abstände  der  Kronenlinien  von  der  Glasplatte,  in  der- 
selben Reihenfolge  wie  bei  Nr.  5 verzeichnet,  lauten:  3,3,  3,6,  1,5mm. 

Nr.  7.  Neger.  Scheitel  der  unteren  Kronenlinie  2,4mm.  Der  Oberkiefer  ruht  mit 
den  Molares  I und  II  auf  dem  Glase;  vordere  Erhebung  2,5mm,  hintere  2mm. 

Nr.  8.  Alt-Peruaner.  Die  maassgebenden  Ziffern  lauten  in  der  bei  Nr.ö  gewählten 
Reihenfolge  3,5,  2,5,  4 mm.  Der  übrigens  schaukelnde  Unterkiefer  ruht  gleichzeitig  auf 
den  Prämolaren  und  dem  Molaris  I. 

Nr.  9.  Deutscher,  cf,  18  Jahre.  Alle  Charaktere  der  Labidodontie  genau  wie  bei 
den  vorhergehenden  Rassen.  Das  Obergebiss  schaukelt,  sämratliehe  Zähne  treffen  der 
Reihe  nach  die  Glasplatte.  Die  Ziffern  lauten : 3,5,  3,3,  3 mm. 

Nr.  10.  Deutscher,  cf,  30  Jahre.  Die  Kronenlinie  des  schaukelnden  Oberkiefers 
hat  eine  kleine  Einziehung  zwischen  dem  ersten  Incisivus  und  Caninus,  indem  der  änssere 
Schneidezahn  höher  steht. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  85 

II.  Psalidodonlie. 

Bei  allen  Schädeln  auch  dieser  Gmppe  coucave  untere  Kronenlinie;  bei  keinem  Schädel 
ein  schaukelnder  Oberkiefer. 

Nr.  11.  Deutsche,  $ . Untere  Kronenlinie  mäasig  stark  cnncav,  Scheitel  2,5  mm. 
Obere  Kronenlinie  vom  ersten  Incisivus  bis  ersten  Molaris  ooncav  (Scheitel  2,0),  molarer 
Abschnitt  geradlinig.  Etwa  ein  Drittel  der  unteren  Schneidezähnc  wird  von  den  oberen 
überdeckt. 

Nr.  12.  Deutscher.  Glasplatte  rnht  auf  Canini  und  Tardivi  des  Unterkiefers; 
Scheitel  der  Kronenlinie  2,8mm.  Die  Kronenlinie  des  Oberkiefers  nahezu  geradlinig; 
nur  eine  seichte  Einziehung  nach  oben  am  Caninus  und  Praemolaris  I.  Hebt  sich  der 
Unterkiefer,  so  schiebt  sieb  das  Vordergebis«  unter  und  hinter  das  obere  und  ein 
Drittel  der  Schneidezahnkronen  wird  verdeckt. 

Nr.  13.  Deutscher.  Scheitel  der  unteren  Kronenlinie  2,5mm.  Die  obere  Kronen- 
linie fast  geradlinig;  sämmtliche  oberen  Zilhne,  mit  Ausnahme  der  äusseren  Schneide- 
zähne und  der  Tardivi,  rühren  an  die  Glasplatte  an.  Dennoch  psalidodonte  Ueberdeckung 
eines  Drittels  der  unteren  Sohneidezähne. 

Nr.  14.  Magyar,  cf,  25  Jahre  (abgebildet  Fig.  13).  Unterkiefer.  Die  Glasplatte 
ruht  auf  den  inneren  Schneidezähnen  und  dem  Hinterrande  der  Tardivi.  Scheitel  der 
Kronenlinie  4,5  mm.  Die  obere  Zahnkronenlinie  stark  S- förmig  gekrümmt,  vorderes  Ende 
abwärt«-,  hinteres  aufwärtsgebogen,  so  dass  die  auf  den  ersten  Schneidezahn  und  den 
ersten  Molaris  aufgesetzte  Glasplatte  nach  dem  Tardivus  hin  geschaukelt  werden  kann. 
Kuht  der  Olierkiefer  auf  dem  ersten  Schneidezahn  und  ersten  Molaris,  so  steht  die 
Spitze  des  Eckzahnes  2,5  mm,  die  hintere  Ecke  des  Tardivus  6,5  mm  oberhalb  der  Glas- 
platte. Bei  geschlossenem  Gebisse  wird  die  Hälfte  der  unteren  Schneidezähne  überdeckt. 

Nr.  15.  Psalidodonter  Neger.  Tardivi  fehlen.  Am  Unterkiefer  ruht  die  Glas- 
platte auf  den  Schneidezähnen  und  dem  Hinterrande  des  zweiten  Molaris;  Scheitel  der 
Kronenlinie  4 mm.  Am  Oberkiefer  berührt  die  Glasplatte  die  Sohnoidezähno  und  den 
eisten  Molaris;  Praemolaris  I liegt  3 mm,  Molaris  II  2,6  mm  oberhalb  des  Glases.  Etwa 
die  Hälfte  der  unteren  Schneidezähne  wird  überdeckt, 

Nr.  16.  Noch  geringer  als  bei  dem  vorigen  Schädel,  und  nur  oben  angedeutet,  ist  die 
S- förmige  Krümmung  der  oberen  Kronenlinie  bei  dem  folgenden  Schädel,  einem 
Deutschen.  Die  Platte  ruht  auf  den  Canini  und  Tardivi  des  Unterkiefers,  die  bereits 
etwas  angeschlitfenen  Schneidezähne  bleiben  unberührt.  Scheitel  der  Kronenlinie  3 mm. 
Am  Oberkiefer  berührt  die  Glasplatte  sämmtliche  Zähne,  mit  Ausnahme  des  Caninus  und 
Praemolaris  I,  die  sich  1 bis  1,5  mm,  und  des  Tardivus,  der  sieh  1 mm  über  die  Platte 
erhebt.  Nicht  ganz  ein  Drittel  der  unteren  Schneidezähne  werden  überdeckt. 

50.  Die  drei  übrigen  Formen. 

III.  Stegodontie.  Bei  dieser  Gebissform  (Fig.  22,  S.  86)  findet  sich  stets  eine  mehr 
oder  weniger  deutliche  Erhebung  des  Zwischenkiefers.  Die  unteren  Schneidezähne  werden  von 
den  flach  vorspringenden  oberen  dachförmig  überdeckt,  bald  in  der  gelinderen,  Fig.  22  a 
abgebildeten  Weise,  bald  wie  bei  b und  noch  in  extremeren  Formen  (Chinesen).  Auch  hier  ist 
die  bündige  Stellung  der  Backzähne  in  der  Kegel  ungestört. 


Digitized  by  Google 


86 


Hermaun  Welcker, 


Bei  undeutlich  ausgesprochenen  Können  von  Stcgodontio  kann  man  in  Zweifel  »ein,  ob 
nicht  eine  unreine  Form  von  Psalidodontie  oder  anch  von  der  unter  22  b abgebildeten  schräg- 

zahnigen  Labidodontie  vorliegt,  namentlich  bei  den  Snnda-Malayen 
»ind  dergleichen  Mischformen  häutig.  Paalidodont  wird  man  einen 
Schädel  dann  nicht  mehr  nennen,  wenn  die  Längsaxen  der  Schneide- 
zähne erheblich  von  der  Senkrechten  abweichen  und  der  untere 
Sobneidexalin  nioht  mehr  den  unteren  Theil  oder  die  Kronenraitte 
de»  oberen,  sondern  die  Grenze  de«  Zahnhalses  trifft. 

IV.  Opisthodontie.  Bei  dem  opisthodonten  Gebisse 
(Fig.  23)  stehen  die  unteren  Schneidezäbne  um  2 bis  10  mm  und 
mehr  hinter  den  oberen  zurück  und  manche  der  sonst  wohl  als 
Mikrognathie  bezeichnten  Schädel  dürften  in  diese  Gruppe  gehören. 
Wesentlich  für  die  Opisthodonten  ist,  dass  die  unteren  Schneide- 
Zähne  von  den  oberen  nicht  überdeckt  werden,  so  dass  beim 
Anblick  von  vom  die  unteren  Schneidezähne  frei  liegen. 

Oie  Verkürzung  des  Unterkiefer»  ist  eine  derartige,  dass  die  bündige  Stellung  der  Back- 
zähne keineswegs  gestört  ist.  Oie  Form  erscheint  als  eine  (öfters  bei  Sunda-Malayen  vor- 
kommende) Nebenform  der  Labidodontie,  zu  welcher  geringe  Grade  der  Opisthodontie  einen 
deutlichen  Uebcrgang  bilden. 

Fig.  23. 


Gebiss  mit  nach  hinten  gerückten 
unteren  ßehneiiiezahnen ; 

Opisthodontie. 

V.  Hiatodontie-  Bei  vollständigem  Kieferschluss  bleibt  zwischen  den  oberen  und 
unteren  Schneidezähnen  ein  oft  bis  zum  ersten  Pracmolaris  verlaufender  klaffender  Spalt  (von  30  bis 
40  inm  Länge  und  2 bi»  7 mm  Breite).  Oies  wird  dadurch  ermöglicht,  dass  der  Zwischenkiefer 
sich  schnauzenförmig  emporhebt,  während  das  Vorderende  des  Unterkiefers  eine  Biegung  nach 
abwärts  besitzt  (vergl.  Fig.  24).  Die  untere  Kronenlinie,  t tk,  in  ihrem  buccalen  Theile  wie  die 
aller  menschlichen  Unterkiefer  concav,  verliert  am  vorderen  Pracmolaris  — in  gelinderen  Fällen 
am  Caninns  — diesen  concavcn  Verlauf  and  senkt  sioh,  einen  stumpfen  Winkel  bildend,  nach 
vom  und  abwärt»,  so  dass  die  Vorderenden  beider  Kronenlinien  einen  divergirenden  Verlauf 
gewinnen. 


Fig.  24. 


Fig.  22. 


Dachförmige  Xahnntellutig : 
Stegodontie. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  87 

Wie  der  Vergleich  der  Figur  19 III  mit  Figur  24  zeigt,  bildet  die  Hiatodontie  den 
extremsten  Gegensatz  zur  Psalidodontie  i die  Zahnkroncnlinien,  in  ihrem  hinteren  Laufe  vereinigt, 
besitzen  in  beiden  Fällen  vorn  einen  divergirenden  Verlauf,  so  jedoch,  dass  bei  der  Psalidodontie 
das  Vorderende  der  unteren  Kronenlinie  nach  oben,  bei  der  Hiatodontie  nach  unten  liegt 

Diese  Form  der  unteren  Zahnkronenlinie,  die  ich  am  häufigsten  bei  Negern  fand1),  dürfte 
der  einzige  Fall  sein,  in  welchem  am  menschlichen  Schädel  die  untere  Zahnkronenlinie  nicht  in 
ihrem  ganzen  Verlaufe  nach  oben  concav  wäre. 

51.  Statistik  der  Gebissformen. 

Für  nachfolgende  Tabelle  habe  ich  die  Schädel  der  Sammlungen  zu  Halle,  Berlin, 
Leipzig,  Güttingen,  Marburg  und  Giessen  auf  die  Stellung  der  Schneidezähne  geprüft. 
Wenn  auch  leider  bei  weitaus  der  Mehrzahl  unserer  Sammlungsschädel  das  Gebiss  mangelhaft 
zu  sein  pflegt,  so  konnten  doch  noch  mehrere  tausend  Schädel  mit  Vortheil  auf  unsere  Frage 
gemustert  werden.  Für  unten  folgende  Tabcllarisirung  jedoch  wurden  sämmtliche  Schädel  mit 
mangelhaftem  Gebiss,  vor  Allem  solche,  die  nicht  in  beiden  Kiefern  mindestens  auf  einer  Kopf- 
seite sämmtliche  Schneidezähne  besitzen,  von  der  Untersuchung  ausgeschlossen.  Ich  glaubte  hierbei 
so  streng  sein  zu  müssen,  dass  von  den  vielen  tausend  Schädeln  der  genannten  Sammlungen 
kaum  voll  800  Exemplare  zu  dieser  Tabcllarisirung  zugelassen  wurden. 

Ich  gebe  zunächst  meine  Ziffern  und  habe,  um  sogleich  eine  ungefähre  Orientirung  über 
die  Vertheilung  der  Psalidontie  und  Labidodontie  in  den  verschiedenen  Rassen  zu  gewinnen, 
trotz  der  für  jetzt  noch  sehr  geringen  Zahl  der  untersuchten  Einzelfälle  Mittel  und  Procent- 
werthe  berechnet. 

Wenn  die  Zahl  der  Schädel,  die  zur  Gewinnung  der  Mittelwerthe  benutzt  wurden,  in  zahl- 
reichen Gruppen  20  nicht  erreicht,  so  ist  das  Wagniss,  diese  Mittelwerthe  zu  ziehen,  doch  nicht 
so  gross,  als  es  scheinen  müchte,  da  das  an  den  völlig  completten  Schädeln  Gefundene  an  dem,  was 
an  der  grossen  Zahl  der  nicht  completten  Schädel  beobachtet  werden  konnte,  eine  wesentliche 
Stütze  fand. 


Statistik  der  Gebissformen.  (Ordnung  nach  abnehmender  Labidodontie.) 


1 

Absolute  Werthe 

Procentwerthe 

Lab. 

Psal. 

Steg. 

Opistho.  Hiato. 

Lab. 

Psal. 

Steg. 

Opistho.  Iliato. 

le 

Australier  

18 





1 

j 

100,0 





1 



16 

Amerikaner,  excl.  Peru  .... 

15 

i 

— 

— 

93,7 

6,2 

— 

— 

— 

13 

Altperu&ner 

1 11 

2 

— 

— 

— 

Bl, 6 1 

16,4 

— 

— 

— 

12 

Mikronesier 

10 

1 

— 

i 

— 

83,3 

8,3 

— 

8.3 

— 

6 

Hottentotten , einschliesslich 

Buschmänner 

5 

i 

— 

— 

— 

8a,» 

16,6  | 

— 

— 

— 

16 

Nördl.  Mongolen  (Antarktiker) 

10 

6 

— 

— 

— 

62,4 

37, S 

— 

— 

- 

7 j 

Polynesier 

4 

3 

— 

— 

- 

57,1 

42,9  , 

— 

— 

— 

14  ; 

Papu&B  

s 

6 

— 

— 

- 

57,1 

42,8 

— 

— 

— 

Neger 

34  | 

26 

2 

— 

2 

53,1 

40,6 

3,1 

3,1 

IBS 


')  Eine  ähnliche  (7  tmu  hohe)  Lücke  zwischen  den  oberen  Kanten  der  Bchneidezähnc  zeigt  ein  Bornu- 
neger  AS  der  Freiburger  Sammlung;  eine  5 mm  hohe  der  Neger  A 5 3051  der  Marburger  Sammlung-  Aehnlicbe 
Fälle  sind  zbgebildet  bei  Ecker  (Schädel  nordostafrikanischer  Völker),  Tafel  3,  4,  5 und  10. 


Digitized  by  Google 


88 


Hermann  Welcker, 


Absolute  Werthe 

1 

Procentwerthe 

Lab. 

Psal. 

Steg.  | 

Opistho. 

Hiato. 

Lab. 

Psal. 

Steg. 

Opistho.'  Hiato. 

16« 

99  Sunda*  Malayen  ......  1 

52 

22 

5 

18 

1 3 

52.5 

22,2 

5,5 

18.9 

2,0 

42  sSlaven 

11 

22 

1 

1 

i i 

40,6 

62,4 

2.3 

a.3 

2,3 

5 Hindun ... 

11  Juden  

2 

l 2 

1 

— 

— 

40,0 

40,0 

20,0  | 

— 

4 

1 i 

1 



- 

36,0 

63,6 



— 



23  » Magyaren,  Käthen,  Finnen  . . 

* 

17 

| i 

_ 

i j 

17,4 

73,1) 

4,3  | 

— 

4.3 

402  1 Deutsche  (Schikdcl) 

67 

320 

7 

5 

3 

18,7 

! 79,6 

1,7  1 

1,2 

0,7 

8 ' Romanen . . J 

■ I 

7 

— 

12,5 

87,6 

— 

— 

— 

18  Chineeen,  Japaner I 

774  J“ 

1 3 1 

9 

6 

1 

" 1 

j IM 

60,0 

83,8 

5,5 

52.  Ergebnisse. 

Psalidodontie. 

Den  höchsten  Procentsatz  der  Psalidodonüc  habe  ich  bei  den  (8)  Romanen  (mit  87,5  Proo.) 
und  bei  Deutschen  (mit  79,6  Proc.)  gefunden,  bei  denen  die  Labidodontie  nur  mit  12,6  Proc. 
liciw.  16,7  Proc.  vertreten  ist.  Ueber  das  Verhilltniss  der  übrigen  germanischen  Völker  gestatten 
meine  Tabellen  keine  Aussage. 

Ein  gutes  Verhältnis  der  Psalidodontie  zeigen  die  Schädel  der  Magyaren,  Esthen  und  Finnen 
(73,9  Proc-  gegen  17,4  Proc.  Labidodontie);  geringer  ist  die  Häufigkeit  der  Psalidodontie  bei 
den  Juden  (63,6  Proc.),  Slavcn  (52,4  Proc.)  und  Chinesen  (50  Proo.).  Dann  folgen  mit  annähernd 
gleichen  Verhältniswahlen  die  Polynesier  (42,9  Proc.),  Papuas  (42,8  Proc.),  Neger  (40,6  Proc.) 
und  Hindu  (40  Proc.),  denen  sich  die  nördlichen  Mongolen  (Antarktiker)  mit  37,5  Proc.  nahe 
anschliessen.  Dann  aber  kommt  eine  grössere  Differenz.:  erst  mit  22,2  Proc.  setzen  die  Sunda- 
Malayen  wieder  ein;  bei  sechs  Hottentotten  war  Psalidodontie  mit  10,6  Proc,  bei  13  Altperuanem 
mit  15,4  Proc.  vertreten.  Am  seltensten  kam  die  in  Krage  stehende  Gebissform  bei  Mikronesiern 
(8,3  Proc.)  und  bei  nichLpcruanischen  Amerikanern  (6,2  Proo.)  vor. 

Labidodontie. 

Die  höchste  Ziffer  für  die  Labidodontie,  vielleicht  ausschliessliches  Vorhandensein  dieser 
Gebissform,  findet  sich  bei  den  Australiern1)  (100  Proc.),  nächst  ihnen  bei  den  Amerikanern, 
bei  welchen  das  Culturvolk  der  Altperuaner  einen  kleineren  Proceutsatz  (84,6)  aufweist  als  die 

*)  Neben  den  in  dieser  Tabelle  aufgefnbrten  Australierschkdeln  standen  mir  die  Unterkiefer  von 
23  anderen  Anstralierschädeln  (der  Göttinger,  Freiburger  Sammlung  und  den  aus  der  Godefroy’schen  Sammlung 
stammenden  Schädeln  des  Leipziger  Völkermuseums)  zu  Gebote.  Bei  IS  Exemplaren  dieser  Beihe,  bei  welchen 
die  Schneidez&hne  vorhanden  sind,  spricht  die  Art  der  Znliubenutxung , genau  wie  in  dem  oben  (8.  32) 
abgebildeten  Falle,  stets  mit  voller  Sicherheit  für  typische  Labidodontie.  Bei  den  Scbneldexähnen  aller  dieser 
Unterkiefer  ist  der  obere  Tbeil  der  Sehneidekaule  - — bei  alteren  Exemplaren  bis  nabe  zum  Zahnhälse  hinab  — 
recbtwinkelig  zur  Schftdelsenkrechten  abgeschiiffen , an  dass  bei  den  Schneidezkbuen  aller  dieser  Unterkiefer  da« 
Elfenbein  in  Form  eines  1 bis  3 mm  breiten  8treifens  zu  Tage  getreten  ist.  Von  einer  Anschleifung  dar  anderen 
Fläche  der  Krone,  wie  sie  beim  Sclieerengebiss  immer  in  höherem  oder  geringerem  Grade  erfolgt,  nicht  eine  Spur. 

So  dürfte  hierdurch  die  Labidodontie  für  41  Australier  mit  Sicherheit  nachgewiesen  sein,  wahrend  mir 
eine  andere  Gcbissform  bei  dieser  Hasse  bis  jetzt  nicht  vorgekomtnen  Ist.  Ob  sich  bei  Untersuchung  einer 
grösseren  Zahl  von  Australiern  nicht  auch  einmal  ein  vereinzeltes  Schecrengebiss  ünden  würde,  bleibt  dahin* 
gestellt;  sicher  alter  ist  nach  obigen  Beobachtungen,  dass  das  Typische  bei  dem  Australier  die 
Labidodontie  ist. 


Digitized  by  Google 


f 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  89 

roheren  Stämme  (93,7  Proo.).  Gleiche  Häufigkeit  der  Labidodontie  zeigen  die  Sohädcl  der 
Mikronesier  und  Hottentottcn-Busebmünner  (beide  83,3  Proe.);  bei  den  nördlichen  Mongolen 
(Antarklikern)  sind  noch  immer  fast  zwei  Drittel  der  Schädel  labidodont  (62,4  Proe.);  dann  folgen  mit 
fast  gleicher  Häufigkeit  die  Polynesier  (57,1  Proe.),  Papuas  (57,1  Proe.),  Neger  (63,1  Proe.)  und 
Sunda-Malayen  (52,5  Proe.).  Slaven,  Hindus  und  Juden  zeigen  die  Dahc  zusammen  stehenden 
Häufigkeitsziffern  40,5  Proe.,  40  Proe.  und  36  Proe.;  nur  in  einem  Sechstel  der  Schädel  oder 
noch  weniger  kommt  Labidodontie  vor  bei  Magyaren.  Eslhen,  Finnen  (17,4  Proo.),  bei  Deutschen 
(16,7  Proe.),  bei  Romanen  (12,5  Proo.)  und  bei  Chinesen  (11,1  Proe.). 

Stegodontie  fand  sich  bei  Chinesen  und  Japanern  in  einem  Drittel  (33,3  Proe.),  bei 
Hindus  in  einem  Fünftel  (20  Proe.)  aller  Fälle,  bei  Sunda-Malayen  nur  in  6,5  Proo.  bis  18,9  Proe. 
verwandter  Mischformen  (Opilhodontie).  Nur  vereinzelt  kommt  diese  Gebissform  vor  bei  Nord- 
slaven  (2,8  Proe.),  Magyaren,  Eslhen  und  Finnen  (1,7  Proe.)  und  Deutschen  (1,7  Proe.). 

Opisthodontie  ist  (mit  Ausnahme  der  Sunda-Malayen)  im  Ganzen  selten,  die  grössten 
Iläufigkeitsziffem  zeigen  ausser  den  genannten  die  Mikronesier  (8,3  Proe.)  und  die  Chinesen 
und  Japaner  (5,6  Proe.).  Slaven  (2,3  Proe.)  und  Deutsche  (1,2  Proe.)  weisen  diese  Form  nur 
vereinzelt  auf. 

Hiatodontie  ist  am  häufigsten  bei  der  Gruppe  Magyaren,  Esthen  und  Finnen  (4,3  Proe.) 
und  bei  den  Negern  (3,1  Proo.);  Slaven  sind  mit  2,3  Proe.,  Sunda-Malayen  mit  2 Proe.  damit 
vertreten  und  bei  Deutschen  findet  sich  diese  Gebissform  nur  sehr  vereinzelt  (0,7  Proe.). 

Das  Gebiss  der  Sunds- Matsyen  setzt  der  Unterbringung  in  unsere  fünf  Gruppen  in  einzelnen 
Fällen  nicht  gering#  Schwierigkeit  entgegen.  Mit  Sicherheit  indessen  tritt  hei  den  Sunds-  Mslsyen 
im  Gegensatz  zn  den  Deutschen  eine  sehr  hohe  Frocentzifffr  der  Ijtbidodontie  und  ein#  sehr  geringe 
Ziffer  der  Psalidodontie  hervor.  Die  llalle'schen  und  Berliner  Schädel  haben  ergehen  62,6  Proo.  sichere 
Labidodonten , 22,2  Proe.  Fsalidodonten  und  24,4  Proe.  Stcgo-,  Opistho-  und  Hiatodonten,  sowie 
Mischformen , unter  welchen  ein  den  Psalidodonten  nahestehender  Schädel  sich  mit  Bestimmtheit 
nicht  befindet. 

53.  Stellung  der  Schneidezähne  bei  den  Säugethieren.  Ein  pithekoider 
Charakter  am  Oberkiefer  der  Sunda-Malayen. 

In  der  Säugcthierreibe  herrscht  durchaus  das  Zangengebiss  vor,  doch  linden  sich  auch 
neunenswerthe  Ausnahmen. 

Typisch  labidodont  sind  die  Anthropoiden,  ebcnBo  Cercopitherus,  Cynocephalns,  Mycetes 
Ateles  und  andere  niedere  Affen.  Bei  Inuus  fand  ich  einen  sehr  geringen  Grad  von  psalidodonter 
Uebcrdeckung. 

Bei  den  Fleischfressern  würde  man  auf  den  ersten  Bück  wohl  allgemein  Zangengebiss  annehmen; 
ich  fand  solches  bei  Hnnden,  Katzenarten,  Ursus,  Gelo,  Lutra,  Mnstela  u.  a.  Typisch  labidodont 
scheint  bei  erfolgter  Anschleifung  auch  das  Gebiss  des  Löwen,  Tigers.  Bei  jugendlichen  Tiger- 
sebädeln  aber  zeigt  sieh  eine  gelinde  psalidodonte  Uebcrdeckung  der  unteren  Sohneidezähne.  Die 
unverletzten  Incisorcs,  ölten  wie  unten,  besitzen  vorn  eine  messerartige  Lippe,  hinten  einen 
gerundeten,  die  Hauptmasse  der  Krone  bildenden  Höcker1).  Die  Lippe  des  unverletzten  unteren 
Scbneidezahnes  des  Tigers  steigt  hinter  der  des  oberen  hinauf. 

Jedenfalls  viel  echtere  Labidodonten  als  Löwe  und  Tiger  sind  Orang  und  die  Mehrzahl 
aller  Affen,  bei  welchen  am  jungen  Tbiere  die  Schneiden  der  Incisivi  scharf  auf  einander  treffen. 

')  Just  dieselbe  Bildung,  die  auch  am  Bchnelduzalin  des  Menschen,  nur  in  anderen  Proportionen  sich  findet. 

Archiv  für  AnUircj»U>fte.  Bd.  XIV 11.  12 


Digitized  by  Google 


90 


Hermann  Welcker, 


Stark  verkürzte,  desgleichen  nach  vorn  übergreifende  Unterkiefer,  zuweilen  aber  auch 
wirkliche  Psalidodontie  findet  «ich  bei  einzelnen  Haushunden.  Bei  einem  Raubbentler, 
Chirosectes  Yapok,  schieben  die  unteren  Incisivi  (acht  Stück)  «cheerenförmig  hinter  den  zehn 
oberen  herauf. 

Pboca  o r i s t a t a.  Die  «ehr  spitzen,  pfriemenförmigen  Schneidezühne  de*  Unterkiefer« 
«teigen  hinter  den  oberen  herauf,  fast  X cm  hinter  denselben  zurückliegend;  so  bei  drei  Kzem- 
plaren.  Bei  zwei  anderen  treffen  die  oberen  und  unteren  senkrecht  auf  einander. 

Das  Gebiss  der  Nager  darf  in  der  Ruhestellung  labidodont  genannt  werden.  Indem  beim 
Nager  die  unteren  Schneidezähne  abwechselnd  hinter  und  vor  die  oberen  treten,  schärft  jeder 
Zahn  »einen  Gegner,  eine  schräge  Kerbe  auf  der  Hinterseite  desselben  einschleifend,  während 
das  freie  Ende  der  vorderen  Schmelzrinde  beider  Zähne  die  Schneiden  bildet. 

Labidodont  ist  das  Pferd;  psalidodont  Dicotyles.  Beim  Schweine  treffen  die  Uuter- 
enden  der  ziemlich  senkrecht  herabtretenden  oberen  Schneidezähne  auf  die  Spitze  der  sehr  flach 
Hegenden  unteren. 

Sehr  merkwürdig  ist  da*  Vordergebiss  von  Macropu«  giganteua  (Vorderzähne  ‘ ).  Der 
«ehr  flach  liegende,  ja  etwas  nach  abwärts  gerichtete,  sehr  lange,  Bcharf  zugespitzte  untere 
Schneidezahn  wird  von  der  Spitze  an  bis  nahe  zur  Wurzel  der  Reibe  nach  von  den  breiten 
Kronen  der  drei  senkrecht  herabtretenden  oberen  Schneidezflhne  getroffen,  so  dass  hier  eine 
Zange  vorliegt,  deren  obere  Branche  durch  die  Kronen  der  sechs  oberen  Schncidezähnc 
gebildet  wird,  die  untere  Branche  durch  die  sehr  schräg  gestellten  Gebissflächen  der  beiden 
unteren. 

Je  stärker  bei  einem  Schädel  die  Sch  nau  zenbi  Id  ung  wird,  um  «o  mehr  im  Allgemeinen 
verliert  die  Lage  der  Schneidezühne,  die  in  Fig.  14 e gezeichnete  orthodonte  Richtung  und  cs 
erfolgt  Proodontie  (Fig.  14b).  Weit  über  das  Maas«  der  gewöhnlichen  Schnauzenbildung  hinaus 
treten  bei  zahlreichen  Thieren  die  Kiefer,  stark  nach  vorn  ausladend,  vor,  *o  dass  die  Vorder- 
enden derselben  pincotlenartig  gegen  einander  treffen.  Nur  bei  wenigen  Thieren  dieser  Art  aber 
folgen  dann  die  Schneidezähne  Iteider  Kiefer  dieser  Flachrichtung,  so  dass  die  linguale  Fläche 
der  oberen  nahezu  nach  unten,  die  der  unteren  nach  oben  zu  liegen  käme.  Bald  sind  es  die 

oberen  und  unteren  Schneidezähne  (Pferd),  bald  nur  die 
oberen  (Schwein),  welche,  indem  «ie  anfhören  der 
Fluchtlinie  des  Kiefers  zn  folgen,  eine  mehr  orthodonte 
Lage  gewinnen,  so  dass  die  Prognathie  des  Kiefers 
durch  Orthodontie  der  Zähne  corrigirt  wird1). 

Fig.  25  fuhrt  die  Vorderenden  dreier  Schädel- 
durchschnitte vor,  geordnet  nach  wachsender  Scbnatizeu- 
bildung.  Wenn  der  Winkel  der  Schneidezahnaxen 
beim  Neger  mit  der  Zunahme  der  Prognathie  und  der 
Schnauzenbildung  sich  erheblich  zugespitzt  hat,  so  ist 
dies  bei  dem  weit  mehr  prognathen  Orang  keineswegs  der 


Fig.  25. 


» b c 


Richtung  der  Schneidezäbne  beim  Deutschen, 
Neger,  Orang. 

if  Winkel  der  8chneidexahnaxen  (gebildet 
durch  zwei  von  der  Wurzelspitze  zuin  Ende 
der  Kronenschneide  gezogene  Gerade). 


')  Rehr  flach  hegen  die  Scfaneidezftbne  des  Ober-  oder  de«  Unterkiefers,  wenn  die  andere  Üebiashälfte 
zahnlos  ist;  ln  solchem  Falte  liegen  sie  im  Oberkiefer  horizontal,  als  Stoaszabn  beim  Narwal;  oder  im  Unter- 
kiefer sehr  flach,  bei  den  Wiederkäuern. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  91 

Kall,  sondern  es  ist  bei  ihm  durch  orthodonte  Scbneidczahnstellung  die  oben  erwähnte  Cornpen- 
satiun  der  Scbnauzenbildnng  erfolgt. 

Wie  ich  finde,  macht  «ich  dieselbe  compeusirende  Zahnstellung  auch  an  menachlichen 
Schädeln  geltend:  so  bei  den  Sunda-Malayen,  und  es  verleiht  dieselbe  diesen  Schädeln 
einen  ganz  eigenthümlichcn,  an  den  Affonschädet  erinnernden  physiognomisclien  Ausdruck  '),  der 
allerdings  viel  mehr  beim  Anblick  des  Schädels,  als  an  einer  Zeichnung  hervortritt.  Dabei 
folgt  der  innere  obere  Schneidezahn  der  Fluchtlinie  tt  des  Zwischenkiefers  oder  es  zeigt  die 
Axenlinie  ii  des  Schneidezahnes  eine  orthodonte  Ablenkung  um  mehrere  Grade.  Uebrigens  ist 
diese  letztere  Bildung  nicht  allzu  häufig;  bei  44  Sunda-Malayen  der  Halle'schen  Sammlung,  die 
ich  zumeist  von  C.  Swaving  erhalten  habe,  findet  dieselbe  sich  deutlich  nur  bei  4 Exemplaren. 
Häufig  sind  Zwischenformen  zwischen  den  Extremen. 

Die  Krage  anlangend,  ob  die  proodonte  Stellung  der  Zahnkrone  auf  einer  nach  vorn  convexen 
Biegung  des  Zahnes  oder  auf  einer  nach  vorn  mehr  abfallenden  Einpflanzung  beruhe,  schien 
es  bei  Untersuchung  herausgefallener  Zähne  sowie  der  Alveolen,  dass  beide  Momente  zu  dieser 
Bildung  beitragen. 


b)  Gestalt  des  Unterkiefers  bei  verschiedenen  Rassen. 


54.  Vordertheil  des  Unterkiefers  bei  Betrachtung  von  unten.  Zahnbogen. 

An  Unterkiefern  von  Eskimos  war  mir  bei  Betrachtung  von  unten  stets  eine  EigcnthQmlich- 
keit  der  Bogcniinie  in  der  Kinngegend  aufgofallen.  Während  bei  anderen  Bassen  der  von  beiden 
Kürperhälften  umschlossene  Raum  dem  Vorderende  einer  Ellipse  oder  eines  un  seiner  Spitze 
abgerundeten  Dreiecks  gleicht  und  beide  Hälften  der  den  freien  Raum  umschliessenden  Contur 
an  keiner  Stelle  eine  besondere  Ausziehung  darbieten,  besitzt  bei  zahlreichen  Eskimoschädeln 
dieser  Raum  in  der  Kinngegend  einen  kleinen,  von  zwei  Bogenlinien  umschlossenen  Recessus  » 
(Fig.  26),  an  dessen  hinterem  Ende  sich  jederseits  ein  nach  innen  Fig.  26. 

gerichteter  mehr  oder  weniger  stark  ausgebildeter  Vorsprung  zu 
erkennen  giebt- 

Ein  treffliches  Rassenmerkmal  bildet  die  Gestalt  des  Zahnbogens, 
der  bald  winklig  enge,  bald  breit  und  von  nach  hinten  divergirenden 
Zahnreihen  gebildet  ist.  Die  Reihe  der  Schneidezähne  verläuft  bald  in 
einer  mehr  geraden  Linie,  so  dass  der  Bogen  an  dem  Caninus  jederzeit 
eine  deutliche  Knickung  zeigt,  bald  scbliesst  sich  die  Heihe  der  Schncidczähne  dem  öhrigen  Zahn- 
bogen in  gerundetem  Gange  au. 

Vergleicht  man  bei  verschiedenen  Rassen  den  gegenseitigen  Abstand  der  beiden 
zweiten  Molares  (Krononmitte)  mit  dem  der  beiden  ersten  Praemolares,  so  wird  man  den 
ersteren  bei  den  verschiedenen  Rassen  wenig,  den  letzteren  stärker  wechselnd  finden. 


')  Auch  bei  Braailianenchädeln  erinnere  ich  mich,  demselben  pithekoide»  Zuge,  der  dem  Schädel  einen 
sehr  thierischen  Charakter  verleiht,  begegnet  zu  sein,  vermeide  aber  darauf  einzugehen,  da  ich  diese  Sehadel 
jetzt  nicht  vor  mir  habe. 


12* 


Digitized  by  Google 


92 


Hermann  Welcker, 


a.  b. 

Gegenseitiger  Abttaml  der  Gegenseitiger  Abstand  der  a:b  — 100: 
beiden  Molares  11.  beiden  Praemolares  I. 


Deutsche  . . 

. 60,0  mm 

31,5 

mm 

0,63 

Hindus  . . . 

• 50,5  „ 

36,2 

» 

0,71 

Australier  . . 

. 49,5  „ 

36,0 

n 

0,74 

Neger  . . . 

. 53,0  „ 

42,4 

n 

0,8 

Diese  Zitlern  sagen  aus:  Die  Breite  des  hinteren  Theiles  des  Zahnbogens  ist  bei  den  ver- 
schiedenen Hassen  wenig  verschieden;  seine  beiden  Schenkel  convergiren  bei  den  höheren  Rassen 
stark,  bei  den  niederen  weniger  stark  nach  vorn,  so  dass  hierdurch  bei  letzteren  die  stärkere 
Knickung  am  Caninns  bewirkt  wird. 

Da  die  Frage,  ob  ein  bestimmter  Unterkiefer  der  Gestalt  seines  Zahnbogens  nach  einem 
Schädel  angehören  könne,  durch  den  gegebenen  Oberschädel  stets  sicher  entschieden  werden 
kann,  so  wird  hier  auf  die  Rassenbestimmung  des  Zahnbogens  nicht  näher  eingegangen. 


c)  Profil  des  Unterkiefers. 

65.  Der  Winkel. 

Tn  ihren  Grundzügen  wird  die  Form  des  Unterkiefers  chnraklorisirt  durch  die  Winkel 
desselben,  nämlich  den  Winkel  am  Kinn  (Symphysis-Winkel  des  Unterkiefers)  und  den  Winkel 
des  Ramus.  Ich  erhielt  einen  Kanakenschädel  mit  äuBscrst  spitzem  Kinn  und  sehr  stumpfem 
Ramuswinkel;  da  für  die  Kanaken  gerade  die  entgegengesetzte  Beschaffenheit  dieser  Winkel 
charakteristisch  ist,  so  war  mir  das  der  erste  Grund,  die  Echtheit  des  Unterkiefers,  der  sich  in 
der  Thal  als  unecht  erwies,  anzuzweifeln.  * 

Die  Kenntniss  der  Mittelformen  jener  beiden  Winkel  wird  uns  sagen,  ob  in  einem  gegebenen 
Falle  die  Winkel  die  für  die  Rasse  charakteristischen  sind.  Sind  sie  es  nicht,  so  liegt  darin, 
da  bei  jeder  Rasse  diese  Winkel  innerhalb  nicht  allzu  enger  Grenzen  schwanken,  durchaus  kein 
Gegenbeweis  gegen  die  Zugehörigkeit,  immerhin  aber  ein  nicht  zu  verachtender  Fingerzeig. 

Ich  stelle  in  Fig.  27  (S.  98)  die  sur  Bestimmung  der  beiden  Winkel  von  mir  benutzten 
Linien  für  sechs  Rassen  zusammen. 

Moine  Bestimmungen  dieser  von  verschiedenen  Autoren  und  mittelst  verschiedener  Methoden 
gemessenen  Winkel  habe  ich  an  einer  sehr  umfänglichen  Messungsreihe,  deren  Abdruck  ich 
hier  unterlasse,  direct  am  Schädel,  in  einer  zweiten,  hier  mitgetheilten,  an  geometrischen  Profil- 
aufnahmen  des  Schädols  ausgeführt. 

Bereits  Lucae  hat  bei  Einführung  seiner  vortrefflichen  Methode  der  geometrischen 
Bildaufnahme  nachgewiesen,  dass  zahlreiche  Messungen  weit  sicherer  und  bequemer  am 
Bild,  als  am  Object  selbst  ausgeführt  werden,  und  zu  diesen  Messungen  gehören  — sofern 
ein  solches  allerdings  nicht  mühelos,  sondern  nur  mit  Aufwendung  vieler  sehr  sorgfältiger 
Arbeit  herzustellendes  Material  zur  Verfügung  Bteht  — ohne  Zweifel  die  Messungen  der 
Unterkicferwinkel. 

Behufs  meiner  der  Herausgabe  harrenden  Untersuchungen  über  das  Profilbild  des  Schädels 
and  den  Aufriss  seines  Sagittalschnittes  habe  ich  in  den  sechziger  bis  achtziger  Jahren  die  geo- 
metrischen Aufnahmen  von  je  10  bis  20  dnrehsägten  Schädeln  von  32  der  wichtigsten  Rassen 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  93 

ausgeftlhrt  (alle  männlich  mit  Ausnahme  einer  Reihe  von  30  deutschen  Weiberschfideln)  und  ich 
wählte  aus  diesem  reichen  Material  die  Unterkieferbilder  Ton  25  Rassen  aus. 

Sümmtliche  unten  folgenden  Umrisse  von  Unterkiefern  sind  Milteiformen,  construirt  mit 
Hülfe  der  von  10  bis  30  geometrischen  Bildaufnahmen  gewonnenen  Maasse.  Da  bei  der  geu- 
metriachen  Profilaufnahme  des  Schädels  der  Blick  schräg  auf  die  Aussenflftche  des  Unterkiefers 
fällt,  so  erscheint  er  in  einiger  Verküranng,  was  bei  der  Bcurtheilung  unserer  Bilder  wohl  r.u 
beachten  ist.  Dass  das  Maas«  dieser  Verkfirxung  bei  den  verschieden  breiten  Schädeln  in  geringem 
Grade  wechselt,  ist  eine  nicht  erwünschte,  den  Werth  des  Verfahrens  jedoch  nicht  aufhebende 
Zugabe,  die  gegenüber  anderen,  in  dem  Object  liegenden  und  jede  Methode  dieser  YVinkel- 
messungen  gefährdenden  Schwierigkeiten  kaum  in  Betracht  kommt. 

Wir  fassen  den  Profilumriss  des  Kinnes  als  einen  Kegel  mit  abgerundeter  Spille  auf  und 
wünschen  den  Scheitelwinkel,  nach  dem  die  Wandungen  des  Kegels  convergiren,  au  messen.  Es 
würde  dies  keine  Schwierigkeit  haben,  wenn  die  den  Kegelmantel  begrenzenden  Linien  gerade 
wären.  Statt  dessen  sind  diese  Linien  gebogene  und  oftmals  ziemlich  unregelmässig  gebogene 
and  morphologisch  keineswegs  feste  Linien,  deren  Vertauschung  mit  geraden,  nach  unserem 
Gefühle  regulirten  Linien  uns  ins  Gebiet  des  Arbitrium  fuhren  würde,  während  Anlegung  des 
Lineals  an  je  iwei  vorragendste  Punkte,  wie  wir  nicht  vergessen  dürfen,  den  Knoten  durchhaut, 
aber  nicht  löst. 

Zur  Messung  der  beiden  Winkel  siehe  ioh,  das  Lineal  an  die  vorragendste  Stelle  des 
Umrisses  anlegend,  eine  Linie  JG  längs  des  Vorderrandes,  eine  Linie  GA  längs  des  Unterrandes 
Fig.  27.  und  eine  Linie  A C längs  des  hinteren  Randes  des 

Umrisses.  Für  Messung  eines  dritten  Winkels, 
welcher  seinen  Scheitelpunkt  bei  t bat,  des  Winkels 
Gim,  benutze  ioh  noch  eine  Linie,  deren  Enden 
auf  der  Krone  des  ersten  unteren  Schncideaabnes 
und  des  ersten  unteren  Molaris  liegen  — Linie  >»r 
Die  Linie  JG  tangirt  den  Vorderrand  des 
ersten  Schneidezahnes  und  die  vorragendste  Stelle 
des  Kinnes.  Schwierigkeiten  entstehen,  wenn  der 
Zabn  nicht  vorhanden  ist,  und  ob  wurden  Kiefer, 
bei  welchen  der  Zahn  nicht  mit  Sicherheit  ersetzt 
und  die  Profillinie  ergänzt  werden  konnte,  aus- 
geschlossen. 

Wenn  ich  bei  meinen  Unterkiefermessungen  den  Schneidczatin  mitmaass  nnd  bei  dein 
Winkel  g die  Zahnkronenlinie  heranzog,  so  stehe  ich  damit  in  Widerspruch  mit  v.  Török 
und  anderen  Forschern,  welche  entweder  an  edentaten  Unterkiefern  arbeiteten  oder  die 
bemhnten  bei  ihren  Messungen  so  behandelten,  dass  die  Zähne  vom  Messinstrumente  unberührt 
blieben. 

Ich  habe  bei  Messung  der  Höhe  des  Unterkiefers,  wie  bei  den  Winkelinessungen  mit 
gutem  Bedacht  den  Schneidezahu  mitgemessen  und  den  vorderen  Winkel  des  Kinnwinkels 
nicht  an  den  Knochen,  sondern  an  den  Schneidezahn  angelegt.  Ich  gehe  hierbei  von  der  Be- 


Digitized  by  Google 


94 


Hermann  Welcker, 


trachtung  aus,  dass  wir  bei  unseren  Messungen  des  Schädels  den  bezahnten  Obcrscliädel  und 
den  bezahnten  Unterkiefer  zu  Grunde  legen  und  dass  der  seiner  Zähne  beraubte  Schädel  nur 
ein  Fragment  ist.  Pas  grösste  Kopfmaass  (Scheitel  zur  Kinnspitze)  wird  selbstverständlich  am 
bezahnten  Schädel  gemessen,  und  wir  bringen,  wenn  wir  auf  einen  Edentulns  angewiesen  sind, 
einen  die  Kiefer  in  dem  rechten  Abstande  fixirenden  Körper  zwischen  dieselben ').  Der  Abstand 
der  Sehneidezahnspitze  bis  zum  Kinn  ist  auch  beim  Schädel  des  2&jährigen  ein  festeres  bestimmtes 
Maass,  als  das  von  der  Kinnspitze  zu  dem  papierd ilnnen  unbeständigen  Rande  der  Alveole. 

Doch  würde  ich  einen  sehr  grossen  Werth  gar  nicht  einmal  darauf  legen,  ob  man  (selbstverständ- 
lich bei  gleichmässiger  Behandlung)  das  Oberende  des  Schneidezalines  oder  der  leeren  Alveole 
zu  Grunde  legen  wollte.  Was  die  Exactbeit  dieser  Messungen  wesentlich  gefährdet,  liegt 
nicht  hier,  sondern  in  den  „gerundeten*  Formen  (vergl.  unter  Anderem  Fig.  28),  die  unseren 
Messinstrumenten  keinen  sicheren  Anhaltepunkt  bieten,  Schwierigkeiten,  die  weder  durch 
eine  feste  Regel,  noch  durch  ein  schraubenreiches  Messinstrument  zu  beseitigen  sind.  Hier  wird 
es,  wie  in  vielen  anderen  Fällen,  in  welchen  unsere  Semiotik  entscheiden  soll,  wahr  bleiben  — 
was  wahrlich  dem  Werthe  der  Exactheit  keinen  Abbruch  thut  — , dass  unserer  Technik  und 
unserem  durch  Gesetze  sicher  gestellten  Wissen  unser  Fühlen  und  ein  sicherer  Blick  stets  einen 
guten  Theil  voraus  sind. 

Die  Linie  GA  (Basislinie  des  Unterkiefers)  lehnt  sich  an  die  Punkte  an,  mit  welchen  der 
sieb  Belbst  überlassene  Unterkiefer  auf  einer  ebenen  Unterlage  ruht.  Für  die  Richtung  der 
Linie  GA,  bezw.  für  deren  Werth  und  Brauchbarkeit  ist  cs  daher  von  Wichtigkeit,  ob  diese 
Ruhepunkte  möglichst  weit  aus  einander  liegen,  nämlich  die  hinteren  Ruhcpunkte  in  nächster 
Nähe  des  Angulus,  der  oder  die  vorderen  am  Kinn  oder  in  dessen  Nähe  (günstigstes  Verhalten) 
(Fig.  27),  oder  aber  ob  die  hinteren  und  vorderen  Unterstfltzungspunkte  nahe  gegen  einander 
Fig.  28.  gerückt  sind,  so  dass  das  Kinn  (wie  bei  dem  keines- 

wegs als  erheblich  abnorm  auffallenden  Unterkiefer 
Fig.  28)  sich  hoch  von  der  Unterlage  erhebt  In 
nicht  seltenen  Fällen  ist  der  gesammte  Unterrand 
des  Unterkiefers  derart  gerundet,  dass  der  Unter- 
kiefer auf  seiner  Unterlage  hin  und  her  schaukelt. 

Die  Linie  AC,  die,  wie  die  Fig.  27  zeigt,  an 
die  beiden  vorspringendsten  Punkte  des  Hinter- 
rnndes  des  Unterkiefers  sich  anlehnt,  macht  kaum 
jemals  irgend  welche  Schwierigkeiten. 

Es  ist  klar,  dass  in  Fällen  mit  hoch  von 
der  Unterlage  sich  erhebendem  Kinn,  bei 
welchen  der  Unterrand  des  Unterkiefers 
nicht  einen  ungefähr  geradlinigen  Schenkel 
des  „Kinnwinkels“  bildet,  sondern  selbst  winkelig  geknickt  ist,  sowie  bei  verdicktem 
Unterkieferrande  (wie  solche  zumal  bei  Maoris  und  Sandwichinsulanern  häufig  sind)  eine 
exacte  Messung  des  „Kinnwinkels“  mittelst  keiner  Methode  möglich  ist.  Die  Natur- 

l)  Dem  steht  allerdings  nicht  im  Wege,  dass  auch  die  Messungen  des  Unterkiefers  mit  Ausschluss  der 
Zähne  ihre  Begründnng  haben  kennen. 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  95 

körper  sind  oftmals  „rund“,  ohne  sicher  greifbare  Messpunkte  und  spotten  unserer 
Messung. 

Alle  Forscher,  welchen  wir  Messungen  des  Kinnwinkels  (Symphysiswinkel«)  verdanken,  haben 
meines  Wissens  als  unteren  Schenkel  desselben  die  Basislinie,  d.  h.  die  Linie,  längs  welcher  der 
Unterkiefer  auf  einer  ebenen  Unterlage  aufruht,  benutzt.  Es  ist  aber  ganz  augenscheinlich,  dass, 
wenn  wir  bei  Formen  wie  bei  der  Fig.  28  die  Linie  GA  bei  der  Bestimmung  des  Symphysiswinkels 
benutzen,  wir  einen  ganz  unmöglich  spitzen  Winkel  erhalten.  Man  könnte  daran  denken,  allein 
die  Linie  GX  zu  wilden,  was  aber  einen  offenbar  zu  grossen  Winkel  orgeben  würde.  Die 
Wahrheit  wird  in  der  Mitte,  oder  besser  zwischen  beiden  Positionen  liegen.  Ob  wir  aber  das 
liechte  treffen,  ob  wir  unserem  Gefühle  nach  eine  der  Linie  YF  parallele  Linie  als  den  einen 
Winkelschenkel  annchmen,  ist  nicht  zu  sagen. 

An  den  Stellen,  wo  ich  an  dem  gerundeten  Umriss  des  Kinnes  und  am  gerundeten  Umriss 
des  Angulus  den  Scheitelpunkt  des  Winkels  suche,  habe  ich  in  allen  meinen  Zeichnungen,  und 
so  auch  in  Fig.  27,  8.  93,  ein  kleines,  den  Umriss  kreuzendes  Strichlein  (bei  G und  bei  A) 
angebracht.  Umzieht  man  nun  bei  meinen  Rassenaufnahmen  das  Bild  des  Unterkiefers  mit  den 
Linien  JG,  GA  und  AC,  so  theilt  das  verlängerte  Strichlein  A den  Winkel  GAC  leidlich 
genau  in  zwei  Hälften,  das  Maass  des  gefundenen  Winkels  entspricht  also  unserer  Abschätzung. 
Das  verlängerte  Strichlein  am  Kinn  aber  trifft  meist,  und  so  auch  in  unserer  Fig.  27,  S-  93, 
statt  in  den  Scheitel  des  von  den  Linien  JG  und  GA  gebildeten  Winkels  auf  die  Linie  JG 
(in  extremem  Grade  ist  dies  bei  der  Fig.  28  der  Fall);  der  durch  die  Messung  gefundene 
Winkel  ist  also  weit  spitzer,  als  das  Kinn  unserer  Abschätzung  nach  und  ohne  Zweifel  auch  in 
Wirklichkeit  ist.  Dies  Alles  sind  Schwierigkeiten,  die  durch  die  Complicirtheit  der  Messinstru- 
mente, und  durch  die  Möglichkeit,  Deciraale  von  Winkelgraden  abzulesen,  nicht  gehoben 
werden  können. 

v.  Török  sagt  in  seiner  Abhandlung:  „Wie  kann  der  Symphysiswinkel  des  Unterkiefers 
exact  gemessen  werden?“  ( Arch.  f.  Anthrop.  XVII,  S.  141),  dass  bei  solchen  schaukelnden 
Unterkiefern  immerhin  jede  Winkelmessung  eine  sehr  delikate  Aufgabe  bleiben  werde. 
Diese  Aufgabe  ist  mehr  als  delikat,  sie  ist  schlechthin  unlösbar.  Man  könnte  daran 
denken,  solche  Exemplare  von  der  Messung  auszuschlicssen ; das  würde  aber  bei  solchen 
Rassen,  bei  welchen,  wie  ich  bei  Maoris  und  Sandwichinsulanern  finde,  diese  gerundeten 
und  nach  unten  geknickten  Basislinien  sehr  häufig  sind,  eine  Fälschung  der  Mittelziffern 
bewirken.  Noch  schlimmer:  ganz  ohne  Zweifel  wandert  jener  in  Fig.  28  bei  X befind- 
liche Vorsprung,  die  Lago  der  Basislinie  und  somit  den  „Kinnwinkel“  ändernd,  bei  den 
einzelnen  Individuen  bin  und  her,  während  der  wirkliche  Kinnu-inkel,  bezw.  die  Umriss- 
linie des  Kinnes  bei  diesen  Individuen  vielleicht  wesentlich  gleich,  oder  in  ganz  anderem 
Gange  verschieden  ist. 

v.  Török  giebt  sehr  richtig  an,  dass  man  durch  Anlegen  einer  Schiene  an  den  Vorderrand 
des  Unterkiefers  (also  auch  durch  Anlegen  meiner  Linie  GJ  an  den  Vorderem!  de«  Unterkiefer- 
profils) den  Symphysiswinkel  nicht  genau  messen  kann,  indem  das  Oberende  des  zu  messenden 
Schenkels  in  eine  Vertiefung  zwischen  den  beiden  inneren  Alveolarvorsprüngen  der  inneren 
Schneidezähne  liege.  Es  scheint  mir  aber,  dass  diese  und  andere  kleine  Inconvenienzen,  die 
überdies  in  allen  EinzcUullen  wesentlich  in  gleichem  Maasse  sich  geltend  machen,  und  somit  für 


Digitized  by  Google 


96 


Hermann  Welcker, 


unsere  Untersuchung  sehr  wenig  bedeuten,  gar  nicht  in  Betracht  kommen  gegen  die  oben  von 
mir  hervorgehobenen  weit  grösseren  Fehlerquellen,  denen  gegenüber  unsere  Entscheidung  einzig 
Sache  des  Eindruckes  und  der  Abschätzung  ist,  während  für  eine  cx&cte  Entscheidung  jede  Hand- 
habe fehlt.  Auch  der  von  mir  oben  nioht  in  Betracht  gezogene  vordere  Schenkel  des  Symphyais- 
winkels  bietet  Schwierigkeiten : es  ist  z.  B.  klar,  dass  der  Symphysiswinkel  sehr  viel  kleiner  wird, 
P>K-  *9-  wenn  bei  dem  Unterkiefer,  Fig.  28,  S.  94, 

die  vordere  Bogenliuic  des  Unterkiefers 
statt  so,  wie  voll  gezeichnet,  in  der 
Richtung  der  punktirten  Linie  verlaufen 
würde,  während  die  Lage  der  unsere 
Linie  GJ  bestimmenden  Vorsprünge  die- 
selbe bleibt. 

Trotz  der  hier  hervorgehobenen,  bei 
einzelnen  Unterkiefern  sehr  grossen  Schwie- 
rigkeiten der  Winkelmessung  dürfte  den 
bei  verschiedenen  Rassen  an  den  Profil- 
aufnahmen gewonnenen  Mittelwerthen 
immerhin  ein  nicht  geringer  Werth  zuzu- 
gestehen sein , zumal  in  der  Nebenein- 
anderstellung  beider  Winkel,  und  ich  gebe 
daher  liier  meine  Tabelle  der  bei  25  IJauptraasen  gewonnenen  Ziffern.  Für  fünf  dieser  Rassen 
füge  ich  in  Fig.  29  die  durch  die  Aneinanderfügung  der  drei  die  Winkel  bildenden  Linien  ent- 
stehenden Umrissfiguren  hinzu. 

Fig,  29  und  mehr  noch  die  nebenstehende  Tabelle  zeigt,  dass  die  Kleinheit  des  Kinnwinkels 
vorzugsweise  mit  grossem  Ramuswinkcl  zusammentrifft,  und  umgekehrt,  so  dass  also  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  Vorwärtsschwankung  des  oberen  Endes  der  an  den  Vorderrand  des  Unterkiefers  an- 
gelehnten Linie  mit  Vorwärtsschwankung  der  an  den  Hinterrand  angolehnten  Linie  Hand  in  Hand 
geht.  Theilt  man  die  Tabelle  der  nach  wachsendem  Kinnwinkel  geordneten  Rassen  der  Reihe 
nach  in  vier,  je  6,  7,  7 und  6 Rassen  umfassende  Gruppen,  so  lauten  die  Mittolwcrtho  der 
Karauswinkel:  122,9,  121,5,  116,0  und  119,0. 

Bei  dieser  Combination  der  beiden  Winkel  finden  sich  vorzugsweise  bei  den  Indogermanen 
spitzes  Kinn  und  nach  rückwärts  fliehender  Ramus;  bei  Malayen,  Mikronesiern,  Negern,  Papuas 
rückwärts  fliehendes  Kinn  und  steilstehender  Ramus.  In  letzterer  Beziehung  fallen  die  Australier, 
die  bei  stumpfem  Kinn  den  nicht  gerade  kleinen  Ramtiswinkel  121°  zeigen,  ans  der  Reihe. 

Der  allerdings  nur  aus  drei  Schädeln  gewonnene  sehr  grosse  Ratnuswinkel  (126°)  für  die 
Somali  erklärt  sich  wohl  daraus,  dass  zwei  der  benutz.ten  Schädel  sehr  jugendlichen  Individuen 
angehörten. 

Der  Winkel  am  Ramus  dürfte  in  seinem  Mittelwerthe  am  weiblichen  Schädel  wohl  allgemein 
grösser  sein,  als  am  männlichen  Schädel  derselben  Rasse.  Für  den  deutschen  Unterkiefer  hatte 
ich  dies  bereits  in  einer  früheren  Mittbeilnng  angegeben  und  Weisbach  hat  dies  bestätigt. 
Ich  habe  dasselbe  nenerdings  auch  bei  Javanern,  Negern  und  Eskimos  gefunden.  Fig.  30  zeigt 
den  mittleren  Umriss  des  deutschen  Weiberunterkiefers  in  den  des  inünulichen  eingetragen.  Die 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  97 

Winkel  »ind:  am  Ramus  beim  Manne  126,2°,  beim  Weibe  127,6°;  am  Kinu  beim  Manne  74° 
beim  Weibe  74,9°. 

55.  Wichtiger  für  unsere  Diagnose,  als  die  Ziffern  der  Winkel  (die,  wenn  wir  unser  Lineal 
stricte  an  die  vorspringenden  I’nnkte  des  Kieferrandes  anlegen,  vielfältig  nnwahr,  wenn  wir  die 
Linien  corrigiren,  arbiträr  sind)  ist  das  Bild  des  Unterkiefers,  die  Gcsanimtform  desselben. 

Betreffs  der  Gcsanimtform  des  Unterkiefers  verschiedener  Russen  war  mir  von  jeher  auf- 
gefallen die  Kflrr.e  des  Körpers  und  die  relativ  bedeutende  Höhe  des  Unterkiefers  bei  den  Chinesen, 
und  die  grosse  Breite  und  geringe  Höhe  des  Ramus  bei  Papuas  und  Mikronesiern. 

Tabelle. 


Kinn-  und  Ramuswinkel  bei  25  Rassen.  Ordnung  uaeh  wechselndem  Kinnwinkel. 


Mittel  aus 

a. 

Indoge  rnianen 

Kinn-  Uaruus- 

winket  | winkel 

h. 

Mongolen 
und  Amerikaner 

c. 

Malayen,  Mikro- 
und  Polynesier 

d. 

Papuas,  Neger» 
Hottentotten  und 
Auftralier 

s 

(1 

B 

U 2 3 
= 1 g 

m 

m 

ns 

Kinu- 

winkel 

IUmus- 

winkel 

Kinn- 

winkel 

Rarnus- 

witikel 

Kinn- 

winkel 

Ramus- 

winkel 

15  Socotraner  . 

71,4 

121.9 

t 

_ 





1 



10  C/tthai 

73,0 

128,4 

— 

— 

— 

— 

— 

10  .luden  . . . 

73,4 

123,11 

— 

— 

— 

— 

— 

i. 

30  Deutsche  cf  . 

74,0 

126,2 

| — 

— 

- 

— 

— 

— 

7433 

.5  Reihengräber- 

j 

123,9 

Schädel  . . . 

74,3 

116,2 

| — 

— 

— 

— 

— 

— 1 

30  Deutsche  $ . 

74,9 

127,6 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

10  Kul mückeu  . 

— 

75,0 

118,1 

— 

— 

— 

10  Groaanisseu  . 

76,4 

120,0 

— 

— 

— 

— 

— 

15  Indinner  . . 



— 

76,0 

121,1 

— 

— 

— 

— 

ii. 

15  Msoris  . . . 

— 

— 

- 

— 

76,0 

116,0 

— 

— 

10  Irländer  . « . 

76,2 

125,3 

— 

— 

— 

— 

15  Altägypter  . 

76,2 

121,8 

— 

— 

— 

— 

6 Türken  . . . 

76,3 

124,4 

— 

— 

- 

— 

15  Hindu»  . . . 

77,6 

118,3 

— 

— 

_ 

— 

5 Siamesen  . . 

— 

78,0 

121,1 

— 

— 



— 1 

10  Eskimos  . . 

— 

76.2 

123,3 

— 

— 

— 

in. 

10  Hottentotten  . 

— 

__ 

' . 

— 



78,9 

122,0 

8506 

3 Somalis  . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

80,9 

126,3 

121,5 

10  Chinesen  . . 

- 

81,0 

120,8 

— 

— 

— 

— 1 

25  Sutidamaluyeu 

— 

“ 

81,1 

118,7 

— < 

10  Nubier  . . . 

_ 

— 

— 

— 

81,9 

115,8 

15  Australier  . . 

— 

— 

— 

— 

— 

83,0 

121,2 

15  Sandwich-I.  . 

— 

— 

83,1  ? 

117,6  ? 

— 

— 

IV, 

10  Mikronesier 

6952 

(Gilbert-I.) 

- 

— 

- 

85,3 

111,6 

0 

116,9 

15  Neger  .... 

— 

— 

— 

— 1 

— 

— 

86,8 

117,0 

10  Papuas  . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

87,1 

112,0 

Im  Durchschnitt 

74,7 

1225 

77.6 

121,5 

81,2 

116,0 

83,1 

119,0 

Wenn  in  Col.  b-,  c.  und  d.  der  Tabelle  mehrere  llanptrassen  zu  einer  Mittelberechnung  vereinigt  sind 
und  die  Tabelle  in  vier,  je  sechs  bezw.  sieben  Oruppen  vereinigende  Horizontalreihen  zerfallt  ist,  so  geschieht 
dies  lediglich,  um  die  Zahl  der  beobachteten  Columnen  zu  reduciren,  also  der  Haumersparniss  wegen,  und  nicht 
etwa  in  der  Meinung,  als  ob  die  hier  vereinigten  Bussen  in  genetisch  näherem  Zu-ammenhange  ständen. 

Archiv  für  Anthropologie  Bd.  XXVIX,  j j 


Digitized  by  Google 


98 


Hermann  Welcker, 


Ich  stelle  in  Fig.  30  bis  35  die  von  mir  construirten  Mittelformen  einiger  Rassen  zusammen 
unter  Ilinzufügung  der  wichtigeren  an  meinen  Zeichnungen  gefundenen  M nasse. 

Behufs  dieser  Messungen  (vergl.  Fig.  27,  S.  93)  wurden  über  den  bereits  oben  erwähnten 
Linien  JO,  OA,  AC  und  <73/  die  seither  beim  taten  Messpunkte  t,  c,  sowie  die  Punkte  g und  a 
eingetragen.  Weiterhin  wurden  in  den  aus  den  Kinzelmaassen  construirten  Mittelbildem  solche 
Linien  eingezoichnet,  deren  genauere  Lagen  aus  der  Fig.  27,  S.  93,  ersichtlich  sind. 

II  — Länge  des  Körpers.  Maass  einer  in  der  Mitte  zwischen  Zahnkronenlinie  und  Basis- 
linie  verlaufender  Geraden. 

mh  = Höhe  des  Körpers  in  dessen  Mitte,  d.  h.  Länge  einer  vom  Hinterrande  des  ersten 
Molaris  (einschliesslich  dessen  Höcker)  zur  Basislinie  gezogenen  Geraden. 

ig  ” Höhe  des  Körpers  am  Vorderrande,  einschliesslich  der  Höcker  des  ersten  Schncide- 
zahnes;  von  G nach 

ac  = Höhe  des  Ramus  am  Hinterrande;  von  a nach  e. 

rb  — Breite  des  Ramus.  Ungefähr  in  der  Mitte  (an  der  eingezogenen  Stelle  gemessen), 
von  r nach  b. 

Fig.  30,  S.  99,  giebt  die  Ineinanderzoichnung  des  männlichen  und  weiblichen  deutschen 
Unterkiefers,  Fig.  31  bis  35  die  Umrisse  der  Unterkiefer  von  sechs  verschiedenen  Rassen;  in 
jedem  derselben  ist,  als  Maassstab  und  als  Ausgangspunkt  der  Vergleichung  mit  punktirter  Linie 
die  Mittelform  des  deutschen  Schädels  eingetragen.  Hier  nun  entstand  die  wichtige  Frage:  In 
welche  gemeinsame  Linie  sind  beide  Umrisse  in  einander  zu  zeichnen? 

Ich  halio  die  beiden  Umrisse  längs  der  Grenze,  welche  den  Oberscbädel  von  dem 
Unterkiefer  trennt,  d.  h.  in  die  durch  eine  gebrochene  Linie  ausgedrUckten  Zahnbeinlinien  in 
einander  geordnet,  ein  Verfahren,  welches  mir  nach  mehrfachen  vergleichenden  Proben  zweck- 
mässiger schien,  als  etwa  Iueinanderoriontirung  beider  zu  vergleichenden  Unterkiefer  auf  die  in 
wechselnden  Biegungen  verlaufende  Basislinie  GA. 

Die  Unterkieferumrisse  der  sechs  Rassen  nach  wachsendem  Symphysiswinkel  ordnend, 
erhielt  ich  folgende  Reihe  (A): 

1.  Deutsche  cf  (74°);  2.  Chinesen  (81°);  3.  Australier  (83°);  4.  Mikronesier  (85,3*); 

5.  Neger  (86°);  6.  Papuas  (87,1"). 

Ordnet  man  die  sechs  Umrisse  nach  abnehmendem  Winkel  gin »,  so  erhält  man  (B-Reibe): 

1.  Deutsche  cf  (84*);  2.  Mikronesier  (83°);  3.  Chinesen  (79,7*);  4.  Papuas  (78*); 

5.  Australier  (77*);  6.  Neger  (74,4*). 

Es  scheint  mir,  dass,  wenn  inan  hei  der  Beurtheilung  keinerlei  Winkel,  sondern  lediglich 
das  Aogcnmaass  befragt,  man  zu  einer  Reihenfolge  gelangt,  welche  der  durch  den  Winkel  gitn 
erzielten  ähnlicher  ist,  als  der  durch  den  Symphysiswinkel  erzielten. 

Wenn  der  Symphysiswinkel  den  Papua  an  das  Ende  der  Reihe  stellt,  so  ist  es  doch 
ganz  augenscheinlich,  dass  der  Neger  ein  sehr  viel  stumpferes  (stärker  nach  rückwärts 
fliehendes)  Gesicht  besitzt,  und  der  Papua  verdankt  seinen  grossen  Symphysiswinkel  nur 
dem  Umstande,  dass  das  Hinterende  seiner  Basislinie  stark  nach  unten  abweicht.  Ganz 
ähnlich  wird  der  Mikronesier  durch  den  Symphysiswinkel  iu  die  zweite  Hälfte  der  Reihe 
gerückt,  während  ihm  nach  dem  Winkel  gitn  die  zweite  Nummer  zukommt.  Bei  ihm 
kreuzt,  wie  bei  dem  Papua,  die  nach  hinten  stark  abwärts  gesenkte  Basislinie  diejenige 


Digitized  by  Google 


100 


Hermann  Welcker, 


de»  deutschen  Unterkiefer«.  Hin  Blick  auf  den  Kinmunriss  des  Australiers,  welchen  der 

Syinphysiswinkel  in  die  erste  Hälfte  der  Reihe  stellt,  belehrt  uns,  dass  der  Australier 

nahe  an»  Ende  der  Reihe  gehört,  wohin  der  Winkel  mig  ihn  auch  stellt. 

Ich  behaupte  keineswegs,  dass  der  Winkel  gim  die  Gestalt  de«  Kinnes  überhaupt  richtig 
angiebt,  aber  es  scheint  mir,  dass  er  cs  in  vielen  Fällen  richtiger  thut,  als  der  SytnphysUwinkol. 

Die  Musterung  der  Umrisse  der  I<’ig.  30  bi»  35  zeigt  auf  einen  Blick: 

1.  Einen  langen  Körper  (im  Vergleiche  zum  deutschen  Unterkiefer)  haben  Papuas 
und  Mikronesier,  einen  antTällig  kurzen  dagegen  die  Chinesen  (zumal  im  Verhältnis 
zur  Ramushöhe). 

2.  Die  Höhe  des  Ramus  wechselt  innerhalb  engerer  Grenzen.  Relativ  zur  Körper- 
länge ist  derselbe  «ehr  niedrig  bei  Papuas  und  Mikronesiern,  sehr  hoch  dagegen  bei 
den  Chinesen. 

3.  Durch  ausserordentliche  Breite  des  Ramus  fallen  auf  Papuas  und  Mikronesier; 
vier  Linien,  welche  die  Höhe  und  Breite  des  Ramus  markiren,  umscbliessen  bei  Papuas 
und  Mikronesiern  ein  Quadrat,  bei  den  Chinesen  dagegen  ein  steilstehendes  Oblongum. 

Einen  «ehr  breiten  Ramus  besitzt  der  Neger,  der  die  niederste  Ziffer  der  Ramus- 
höbe,  dagegen  die  ansehnliche  ltamusbreite  von  58  mm  zeigt. 

4.  Das  Kinn  ist  am  stärksten  rückwärtsfliehend  beim  Papua  und  Neger;  es 
folgen  (uach  dem  Augenmaass  und  dem  Winkel  gim ) die  Mikronesier,  Australier. 
Chinesen;  am  spitzesten  (in  der  Reihe  der  sechs  Figuren)  ist  das  Kinn  der 
Deutschen. 

5.  Der  Winkel  am  Angolas  ist  am  grössten  bei  den  Deutschen,  nächst  diesen  bei  den 
Australiern ; er  ist  am  kleinsten  (steil  nufsteigender  Ramus)  bei  den  Papuas  und 
Mikronesiern. 

Mit  Hülfe  solcher,  die  Mittelfonn  von  Rassen  darstellender  Umrisse  wird  sich  in  vielen 
Fällen  entscheiden  lassen,  ob  ein  Unterkiefer,  der  einem  Schädel  einer  bestimmten  Rasse  bei- 
gegeben ist,  die  Charaktere  derselben  in  höherem  oder  geringerem  Grade  besitzt. 

III.  Abschnitt. 

Prüfung  des  in  I untersuchten  Unterkiefers  eines  Australiers  auf  seine 
Zugehörigkeit  zu  dem  ihm  beigegebenen  Obersohädel. 

56.  Ist  nach  den  Ergebnissen  des  I.  Abschnittes  die  Echtheit  dieses  Unterkiefers  durch 
die  Kleinheit  der  Condylenbreitc  des  getrockneten  Knochens  nicht  ausgeschlossen,  so  wäre  es  ein 
Triumph  der  im  vorigen  Abschnitt  angebahnten  Semiotik,  wenn  es  gelänge,  auf  Grund  der  dort 
zusammengcstcllten  Zeichen  die  Zusammengehörigkeit  beider  Schädeistücke  zu  beweisen.  Es 
handelt  sich  hierbei  keineswegs  um  diesen  einzelnen  Schädel,  sondern  es  soll  versucht  werden,  zu 
zeigen,  welcher  Grad  von  Sicherheit  sich  erreichen  hisst. 

Hier  kommt  nun,  wie  bei  jedem  Indicienboweiso,  nicht  sowohl  das  Gewicht  eines  einzelnen 
Zeichens,  als  die  Vielheit  der  in  gleichem  Sinne  sprechenden  Zeichen  in  Betracht.  Nicht  ein 
einzige«,  au  «ich  noch  so  schlagendes  Zeichen  bringt  den  Beweis;  ein  einziges  widersprechendes 
Zeichen  aber  würde  den  Werth  aller  übrigen  umstossen. 


Digitized  by  Google 


I 

I 

Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  101 

57.  Eine  besonders  wichtige  Rolle  spielen  in  diesem  IndicienbcvreUe  die  Zähne  nneh  dem  in 
Abschnitt  II,  8.  73,  »ufgestcliten  Satze:  „dem*  dentem  terit.“  Ihre  Musterung  sei  vorangcstcllt. 

I>io  Zähne  sind,  wie  fast  immer  bei  Australiern,  sehr  kräftig  entwickelt.  Im  rechten  Ober- 
kiefer fehlt  der  erste  Praemolaris,  im  Unterkiefer  fehlen  die  Schneidezähne;  nach  dem  Zustande 
der  Alveolen  hat  das  Skelet  alle  diese  Zähne  ursprünglich  besessen.  — Obere' und  untere  Zähne 
zeigen  gleichartige  Entw'ickelung.  Im  Oberkiefer  und  im  Unterkiefer  sind  dio  Kronen  der 
Molares,  Praemolares  nnd  Canini  auf  der  Lippenseite  kugelig  gewölbt;  mehrere  derselben  tragen 
oben  wie  unten  eine  bis  zwei  senkrecht  verlautende,  faltcnartige  Furchen. 

Die  Canini,  oben  wie  unten,  zeigen  auf  der  Lippenseite  »ehr  enggestellte,  bogenförmig 
horizontal  verlaufende  Schmelzstreifen.  Die  Convexit&t  dieser  Streifungen  ist  nach  dem  Zahnhalse 
hin  gerichtet. 

Auf  jeder  Kopfseite  findet  sieh  (zwischen  dem  oberen  Canums  und  dem  äusseren  Schneide- 
zahn sowie  dem  unteren  Caninus  und  vorderen  Praemolaris  eine  schön  gerundete,  den  Stiel  eines 
Thonpfoifchcns  aufnehmende  Rille. 

Einen  erheblichen  Wahrscheinlichkeitsgrund  für  die  Zusammengehörigkeit  bilden  diese  Rillen 
an  uuserem  Schädel  an  und  für  sich  keineswegs;  diese  Rillen  sind  bei  Australicrsehädcln  sehr 
häufig1);  wohl  aber  bildet  das  genaue  Zusammenpnssen  der  oberen  und  unteren  Hälfte  des 
Schlitfkanats , die  beim  angefeuebteten  Schädel  scharf  in  denselben  Zickelschlag  fallen,  so  dass 
eine  eingelegte  Pfeifenrohre  fest  umschlossen  wird  und  etwas  nufgcrichtet  zur  Horizontalen  stellt, 
ein  erhebliches  Indicium. 

58.  Verhalten  der  Käuflichen. 

Passt  man  den  feuchten  Unterkiefer  dieses  Australierschädels  gegen  die  Schädelkapscl,  so 
bleibt  gar  keine  Wahl  und  kein  Zweifel,  wie  derselbe  angesetzt  werden  müsse.  Die  Zahnreihen 
passen  mit  allen  ihren  Vorsprüngen  und  Vertiefungen  so  genau  auf  einander,  dass,  wenn  man 
den  Unterkiefer  gegen  den  Oberschädel  stärker  vordrängt,  seitliche  Rückbewegungen  den  Unter- 
kiefer nicht  aus  seiner  Stellung  bringen,  nnd  man  würde  dieselben,  auch  wenn  man  die  Gelenk- 
fortsätzc  abgesägt  hätte,  lediglich  durch  die  Fixation  der  Zähne  geleitet  genau  in  dieselbe,  allein 
richtige  Stellung  bringen. 

Von  grösster  Wichtigkeit  für  unsere  Diagnose  ist  uns  das  Verhalten  der  Kaufläche  der 
einzelnen  Zähne,  und  ich  muss  schon,  da  ich  nicht  eine  Wahrscheinlichkeitsdiagnosc,  sondern 
volle  Sicherheit  gehen  will,  mit  einiger  Peinlichkeit  Vorgehen. 

Dio  Mehrzahl  der  Zähne  dieses  Schädels,  namentlich  sämmtliche  Molaren  II  nnd  einige 
Praemolaren,  zeigen  scharf  umgrenzte,  gegen  den  umgebenden  unverletzten  Schmelz  sich  scharf 
abhebende,  spiegelnde,  theils  schwach  concave,  theils  schwach  convexe  Anschleifuogen  des  Schmelzes, 
die  je  nach  der  Gestalt  des  betreffenden  Kronenkegels  einen  gerundeten,  halbmondförmigen  oder 
sonstwie  gestalteten  Umriss  besitzen*).  Man  erwartet  sofort,  wiewohl  es  »ich  bei  der  Complicirlheil 


Bei  dem  raiigekauften  Fratellus  findet  dieselbe  sfcb  gleichfalls  auf  beiden  Kopfseiten  und  von  den 
beiden  anderen  cf  Anstralierscbädeln  unserer  Sammlung  bat  sie  der  eine. 

*)  Mehrere  schwächere  AnaclUeifungen  sind  nur  frei  scharf  auffallendem  Licht  and  passenden  Hin-  und 
Herbewegungen  des  /ahnet  zu  erkenncu ; um  eine  sichere  Febersicht  über  die  Yertheilung  der  Schhffltaehi-n  zu 
gewinnen,  war  es  nötbig,  zunächst  aämtnlliche  Schliffflächt'n  durch  Färbung  hervorzuheben. 


Digitized  by  Google 


102 


Hermann  Welcker, 


der  Verhältnisse  nicht  sogleich  im  Einzelnen  ültcrsehcn  lässt,  dass  für  jede  Sohlifffläche  der  Unler- 
kieferzähne  im  Oberkiefer  ein  Schmelzkegel  sich  finden  müsse,  der  unter  seiner  eigenen  Ab- 
schlcifung  jene  bewirkt  habe. 

Da  die  Zähne  dieses  Schädels  ein  gut  „gebundenes  Oebisa“  darsteHen,  so  schleift  tuit  Ans- 
nähme  der  oberen  Tardivi  (soweit  diese  an  diesem  Schädel  überhaupt  in  Berührung  kommen) 

und  der  unteren  inneren  Schneidezihne  jeder 
Zahn  mit  zwei  Zähnen.  Von  jeder  Schliff- 
ftäche  eines  unteren  Zahnes  dieses 
Unt  e rkie  f er»  giebt  eine  Schliff  fläche 
eines  oberen  Zahnes  Rechenschaft. 
Unter  Bezugnahme  auf  die  in  Fig.  30  und 
37  gegebenen  Abbildungen  darf  meine  Be- 
schreibung kurz  sein. 

Fig.  36  zeigt  die  durch  das  Aufeinander- 
treffen der  correspondirenden  SchliflTocetlcn 
gebildete  Zickzacklinie. 

In  Fig.  37  sind  die  auf  einander  treffen 
den  Zähne  durch  punktirte  Linien  so  ver 
bunden,  daas  man  erkennt,  in  welchem  Umfange  die  unteren  Zähne  je  zwei  obere  treffen.  Die 
durch  gegenseitige  Anschleifung  erzeugten  Facetten  der  oberen  und  unteren  Zähne  sind  in  beiden 
Figuren  durch  gleiche  Ziffern  bezeichnet. 


Fl*.  37. 


59.  Da  es  nicht  uninteressant  sein  dürfte,  einmal  nachgewiesen  zu  sehen,  wie  weit  die  durch 
die  Zusammengehörigkeit  zweier  Kiefer  bewirkte  Uebereinstiinmung  der  Abschiebungen  sich 
verfolgen  lässt,  so  sei  dies  in  unserem  Falle  höchst  wichtige  Symptom  im  Einzelnen  gemustert. 


Fig,  S6. 


Digitized  by  Google 


[ 

I 

Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  103 

Schlagend  ist  das  Verhalten  der  TardivL  * 

Dieselben  zeigen,  da  die  schwach  entwickelten  und  nach  rückwärts  gerichteten  oberen  mit 
den  unteren  nur  in  geringe  Berührung  kamen,  nur  wenige  und  nur  die  äusserslen  Kronenspitzen 
treffende  Anschleifungen. 

Der  linke  untere  hat  an  seinem  vorderen  äusseren  Kegel  eine  rundliche  Anschleifung  o, 
die  er  dem  oberen  Tardivua,  und  vorn  eine  äussere  bogenförmige  b und  eine  innere,  nicht  sehr 
deutliche  c,  die  er  dem  Uinterrande  des  zweiten  oberen  Molaris  verdankt. 

Der  rechte  untere  Tardivut  hat  nur  eine  kleine,  streifenförmige  Anschleifung  d ',  die  von 
einer  papillenartigen,  nun  flachgeschliffenen  Schmelzspitzc  des  llinterrandes  des  zweiten  oberen 
Molaris  herrührt').  Die  Kronenspitzen  des  oberen  rechten  Tardivua  sind,  da  er  beim  Kiefer- 
scblns«  in  der  Luft  schwebt  und  seinen  Partner  niemals  berührt  hat,  unverletzt. 

» 

Zweiter  Molaris. 

Der  zweite  untere  Molaris  hat  auf  der  linken  Seite  der  Reihe  nach  vier  gutbegrenzte 
Facetten  1,  2,  3,  4,  deren  hintere  (1)  sehr  klein  und  leicht  zu  übersehen,  die  zweite  rundliche 
(4  : 5 mm)  weitaus  die  grösste  ist.  Dieselben  liegen  in  einer  zickzackförmig  gebogenen  Ebene 
und  es  stemmt  sich  2 des  Unterkiefers  von  hinten  her  gegon  2 dos  oberen  zweiten  Molaris, 
4 gegen  4 des  ersten  oberen  Molaris. 

Die  durch  Wegschleitung  des  hinteren  lingualen  Kegels  des  zweiten  unteren  Molaris 
gebildete  Facette  12  (welche  mit  einem  den  hinteren  Schenkel  der  Kreuzfigur  überspringenden 
Zipfel  anf  den  labialen  hinteren  Kegel  Übertritt  und  durch  eine  Kante  von  der  Facette  2 getrennt 
ist)  schleift  an  der  scharf  umgrenzten  Facette  12  des  zweiten  oberen  Molaris. 

Die  grosse  rundliche  Facette  13  des  zweiten  unteren  Molaris  endlich  schleift  an  der  mittel- 
grossen  spitzovalen  Facette  13  des  inneren  hinteren  Kegels  des  ersten  oberen  Molaris. 

Beim  Blick  anf  die  Kanflächen  liegt  am  oberen,  wie  am  unteren  zweiten  Molaris  die  Fläche  12 
nahezu  horizontal;  sie  liegt  tief  am  unteren,  hoch  am  oberen  Zahn;  seitlich  grenzen  an  die 
Fläche  12  die  Flächen  2 und  1,  die  am  unteren  Zahne  hochgelegen  und  durch  eine  freie  Kante 
etwa  100°),  am  oberen  Zahne  ticfgelegen  und  durch  eiue  Furche  getrennt  sind.  Solche 
auch  sonst  an  diesem  Gebisse  vorkommenden  Fixationen  passen  auf  einander  wie  Patrize 
und  Matrize. 

In  einer  Reihe  verlaufen,  oben  wie  unten,  die  Flächen  1,  2,  3,  4,  unten  aämmtlich  dem 
zweiten  Molaris  angehörig,  während  oben  die  Fläche  4 auf  dem  ersten  Molaris  liegt,  1 und  2 
am  Unterkiefer  durch  eine  Kante,  2 und  3 durch  eine  Furche,  3 und  4 wieder  durch  eine  Kante 
getrennt,  während  am  Oberkiefer  umgekehrt  1 und  2,  sowie  3 und  4 durch  Furchen  und  2 und 
3 durch  eine  Kante  getrennt  sind.  Diese  und  andere  Lagen  Verhältnisse  der  einzelnen  Schliff- 
flächen, die  bei  directer  Winkelmessung  überall  ein  strenges  Correspondiren  zeigen  würden, 
beweisen  die  Zusammengehörigkeit  mit  vollster  Bestimmtheit. 


’)  Pa  ich  bei  dieser  Musterung  Von  den  unteren  Zähnen  ausgehe,  so  werden  bei  allen  oberen  Zähnen 
diejenigen  Anachleifungen,  die  von  einem  unteren  Hintenahne  herrühren,  nicht  nochmals  erwähnt. 


Digitized  by  Google 


104 


Hermann  Welcker, 


Erster  Molaris. 

Ri  wurde  schon  oben  erwähnt,  dass  hei  verliältnisamässig  jugentllirhen  Schädeln  die  ersten 
Molares,  da  sie  bereits  im  7.  bis  8.  Lebensjahre  das  Kaugeschäft  mit  besorgen,  der  Schmelz 
oftmals  starb  abgeschliffen , ja  das  Elfenbein  blossgelegt  ist.  So  auch  hier.  Nur  die  oberen 
Molares  I besitzen  an  ihrem  Ilinterrande  zwei  deutliche  Facetten  (13  und  4),  geschliffen  von  dem 
Vorderrande  der  unteren  Molares  II:  die  übrigen  Papillen  der  oberen  und  die  unteren  Molares  I 
sind  mit  Ausnahme  der  spitz  verbleibenden  inneren  vorderen  Papille  derart  abgeschliffen,  dass 
in  der  Mitte  der  Kronenflächen  das  grubig  angeschliffene  Elfenbein  in  breitem  Umfange  zu 
Tage  tritt  nnd  die  Grenzen  der  einzelnen  in  einander  geschliffenen  Schmelzflilchen  sohwor  zu 
erkennen  sind. 

Der  Vorderrand  des  linken  unteren  Molaris  1 hat  dem  ilinterrande  des  zweiten  Praemolaris 
zwei  Schlifffläcben  beigebracht  (Flächen  15  und  6). 


Praemolaris  II. 

Die  Schmelztlächon  der  Praemolaren,  zumal  die  der  vorderen  oberen  sind,  soweit  es  sich  um 
Anschleifungen  handelt,  die  ein  Zahn  durch  den  anderen  (nicht  durch  das  Thonpfeifchen)  erleidet, 
auffällig  wohl  erhalten.  Wenn  ich  diesen  Umstand  zunächst  nicht  zu  erklären  weiss,  so  bereitet 
er  doch  unseren  Schlussfolgerungen  keine  Schwierigkeit;  im  Gegentheil,  auch  hier  entspricht  der 
Zustand  jedes  einzelnen  Zahnes  dem  seines  Gegners. 

Der  untere  Praemolaris  11  besitzt  an  seinem  Aussenrande  zwei  Schliffflächen;  eine  wenig 
deutliche,  7 (sie  erzeugt  die  vorderste  der  drei  Schliffflächen  des  oberen  gleichnamigen  Zahnes), 
und  eine  unter  Anschleifung  der  äusseren  Spitze  des  Zahnes  erzeugte  Fläche  8,  welche  hinten 
und  aussen  an  den  olieren  ersten  Praemolaris  schleift. 

„ 

I 

Die  flbrigen  Zähne. 

Der  erste  untere  Praemolaris  und  Cauinus  (jederseits)  zeigen  einander  ergänzende 
Anschleifungen,  welche  die  eine  Hälfte  einer  Pfeifenrille  darstollcn;  dasselbe  gilt  von  den  Canini 
und  äusseren  Schneidezähnen  des  Oberkiefers.  Von  Schleifungswirklingen  an  dem  Vordcrrande 
des  gleichnamigen  oberen  Zahnes  zeigt  der  Ilinterraiid  des  unteren  Praemolaris  I nur  sehr 
geringe  Spuren  und  es  ist  dem  entsprechend  auch  der  obere  erste  Praemolaris  von  Zahn- 
anschleifung  frei. 

Die  unteren  Canini  zeigen  mesial  rott  dem  Pfeifchenschliffe  eine  geringe,  vom  oberen 
äusseren  Schneidezahn  herrührende  Ausschleifung  ihrer  mesialen  Kante:  diese  Aussehlcifung  ist 
ani  linken  unteren  Caninus,  da  hier  der  obere  zweite  Schneidczaiin  (vergl.  Fig.  36,  S.  102)  weit 
nach  hinten  ziuückliegt  und  dämm  den  Caninus  des  Unterkiefers  wenig  traf,  sehr  viel  geringer, 
als  auf  der  rechten  Seite  des  Gebisses. 

Die  drei  in  normaler  Stellung  stehenden  oberen  Schneidezäbne,  zumal  die  inneren,  sind  am 
unteren  Rande  stark  angeschliffen,  so  dass  bei  den  inneren  fast  in  der  ganzen  Breite  der  Schneidc- 


Digitized  by  Google 


Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  zu  einem  bestimmten  Schädel  etc.  105 

kante  der  Schmelz  fehlt  und  das  Elfenbein  zu  Tage  tritt. ' Ule  llinterfläche  der  Schneidezähne 
zeigt  keine  Abschleifung,  beider  sind  die  unteren  Schneidezähne  am  Skelet  ausgefallen.  Setzt 
inan  indess  passende  Zähne  in  die  leeren  Alveolen  des  Unterkiefers  ein,  so  treffen  diese,  indem 
unser  Versuch  beweist,  dass  der  Träger  des  Schädels  und  dieses  Unterkiefers  der  normalen, 
scheerenartig  an  einander  schleifenden  Stellung  der  Schneidezähne  ermangelte,  mit  den  Schneide- 
kanten anf  die  Schneidekanten  der  oberen  Zähne  ’). 

Denselben  Beweis  liefert  die  photographische  Aufnahme  des  Schädelprofils:  die  Canini  des 
Uuterkiefcrs  (dem  die  Schneidezähne  fehlen)  fügen  sich  in  die  Fluchtlinie  der  oberen  Sohneide- 
zähne. Würde  dieser  (mit  dem  Oberschädel  zusammengesetzte)  Unterkiefer  so  gebaut  sein,  dass 
ihm  eingesetzte  Schneidezähne  hinter  die  oberen  Schneidezälme  fielen  und  deren  llinterfläche 
träfen,  so  würde  durch  sie  die  Anschleifung  der  oberen  Schneidezähne  bewei&cn,  das«  der  gewählte 
Unterkiefer  falsch  sei. 

Nachdem  diese  speciell  die  linke  Seite  des  Gebisses  treffende  Musterung  kein  einziges 
Zeichen  ergeben  hat,  was  gegen  die  Zusammengehörigkeit  beider  Schädcltheile  spräche,  wohl 
aber  eine  ganze  Reihe  von  Zeichen,  die  in  überzeugender  Weise  für  die  Zusammengehörigkeit 
sprechen,  darf  ich,  auf  Fig.  35  verweisend,  unterlassen,  über  das  auf  der  rechten  Kopfseite  in 
ganz  entsprechender  Weise  Gefundene  im  Einzelnen  zu  berichten. 


Nach  vorstehender  Beweisführung  glaube  ich,  dass  trotz  des  räthselhnften  Verhaltens  des 
getrockneten  Unterkiefers  die  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Stücke  als  erwiesen  betrachtet 
werden  muss.  Was  unseren  Indicien  die  hohe  Beweiskraft  verleiht,  ist  nicht  sowohl  die  grosse 
Zahl  derselben,  als  der  Umstand,  dass  sie  ans  sehr  verschiedenen,  von  einander  völlig  unab- 
hängigen Quellen  fliessen;  dasselbe  wird  von  sehr  verschiedenen  Seiten  her  und  von  jeder  durch 
eine  grosse  Anzahl  harmonirender  Indicien  bewiesen. 

Die  Wahrscheinlichkeitsrechnung  lehrt,  dass  bei  sechs  Würfeln  nnter  46  656  Würfen  nur 
einmal  alle  sechs  Würfel  sechs  Augen  nach  oben  tragen;  unsere  Musterung  des  Gebisses  zeigte, 
dass  nicht  sechs,  sondern  mehr  als  30  Schmelsschliffllächen  des  Unterkiefers  und  ebenso  viele 
des  Oberkiefers  in  gleicher  Weise  entwickelt  und  vcrtheilt  sind.  Man  vergegenwärtige  sich,  wag 
dazu  gehören  müsste,  wenn  dieser  Unterkiefer  und  dieser  Oberschädel  nicht  zusammengehören 
sollten.  Es  müsste  innerhalb  desselben  Decenniums  zwei  gleichalterige  (oder  nahezu  gleichalterige) 
Australier  gegeben  haben,  deren  Schädeldimensionen  so  vollkommen  gleich  gewesen  wären,  dass 
der  Unterkiefer  von  Kopf  zu  Kopf  vertauscht  werden  könnte  — mit  solcher  ins  Einzelnste 
gehenden  Uebereinstimmung  der  Marke,  dass  selbst  die  Unterkieferzähne  des  einen,  wie  des 
anderen  sich  nicht  hinter,  sondern  senkrecht  unter  die  oberen  Schueidezähnc  stellten.  Beide  Australier 
arbeiteten  mit  ihren  Zähnen  derart,  dass  am  Tage  ihres  Todes  jeder  dieselbe  Zahl  und  Form 


’)  Genau  dieselbe  Zahustellung  «mit  den  .Schneidekanten  senkrecht  auf  einander  treffende  Schneide- 
zithne"  besitzt  der  Auatraliererhädel  I,  dessen  Incisivi  (bis  auf  den  unteren  inneren  der  linken  Seite)  wobt 
erhalten  sind  and  bei  welchem  d&s  Elfenbein  der  Schneidekanten,  zumal  der  oberen  inneren,  in  Folge  ihrer 
ungünstigen  Stellung  in  Form  breiter  Streifen  freiliegt,  wahrend  seihet  an  dem  ersten  Malaria  nur  je  zwei  bis 
vier  punktförmige  Freilegungen  des  Elfenbeine  vorhanden  sind. 

Archiv  Ar  Anlhrasolegle.  114.  XXVII.  ]4 


Digitized  by  Google 


106  Hermann  Welcker,  Die  Zugehörigkeit  eines  Unterkiefers  etc. 

der  Sobmelzschliffflächen  hergestellt  hätte.  Beide  Australier  mussten  Raucher  sein,  beide  das 
Pfeifchen  an  derselben  Stelle  in  den  Mund  gesteckt  und  mit  denselben  Zähnen  gefasst  haben. 
Die  Leichen  beider  mussten  an  solchen  Stellen  der  Verwesung  anheimfallen,  dass  beide  Schädel 
in  gleicher  Weise  durch  Farbstoffe  gebrannt  wurden  und  die  Färbung  bei  beiden  in  gleicher 
Weise  und  bei  beiden  dieselben  Schädelstellen  treffend,  in  bandartigen  Zügen  vom  Oberschidel 
auf  den  Untcrschädol  übersprangen.  Es  musste  der  Obcrschüdel  des  Einen  und  der  Unter- 
kiefer des  Anderen  dem  Naturalicnhändlcr  Frank  in  die  Hände  fallen,  um  schliesslich  als 
gefälschtes  Präparat  nach  Halle  verkauft  zu  werden.  Crcdnt  Jndneus  Apella! 


Digitized  by  Google 


UI. 

Ueber  Schädel  von  den  Philippinen. 

Von 

Dr.  Franz  Bauer. 

(Hit  n«un  Abbildungen.) 

K.  Virchow  that  in  einem  Aufsatte  Ober  mikronosische  Schädel  die  Aeusserung,  „es 
scheine  ihm,  dass  gerade  die  Philippinen  mehr  als  die  bis  jetzt  vorzugsweise  herangezogenen 
Molukken  den  Schlüssel  zur  Lösung  der  raikronesischen  Frage  darbieten“  •). 

Diese  Anschauung  des  berühmten  Anthropologen  veranlasst  mich,  nachstehend  einige  Mit- 
theilungcn  über  Philippinenschädel  zu  geben,  welche  sich  im  Museo  de  Ultramar  im  Retiro  zu 
Madrid  linden. 

Das  Museum  ging  hervor  aus  einer  Colonialausstellung  und  enthält  reiche  Schätze  anthro- 
pologischer utid  ethnographischer  Natur. 

In  Folge  gänzlichen  Mangels  wissenschaftlicher  Ilülfsmittel  musste  ich  von  vornherein  an 
eine  Bearbeitung  eines  Theiles  des  Materials  an  Ort  und  Stelle  verzichten;  andererseits  musste 
ich  wegen  meiner  Abreise  von  Madrid  mich  auf  die  in  Folgendem  gegebenen  Daten  beschränken. 

Ich  wählte  die  drei  typischsten  Formen  aus;  die  beigegebenen  Abbildungen  verdanke  ich 
der  Liebenswürdigkeit  meine»  Freundes,  des  Herrn  Porträtmalers  Carl  Otto  aus  Wiesbaden, 
welcher  sich  gleichzeitig  mit  mir  in  Madrid  aufhielt.  Die  Zeichnungen  sind  nicht  geometrische, 
sondern  künstlerische  Reproduetionen,  die  jedoch  den  Habitus  des  Objecte«  in  vollkommen  natur- 
getreuer Weise  wiedergehen. 

Bemerken  möchte  ich  noch,  dass  nachstehende  Zeilen  nichts  mehr  als  ein  bescheidener 
Beitrag  sein  sollen  zur  Lösung  der  verwickelten  ethnographischen  Probleme  der  Philippinen,  der 
vielleicht  den  einen  oder  anderen  Forscher  veranlassen  möchte,  das  so  reiche  Material,  das  in 
Madrid  als  trauriger  Rest  ehemaligen  Glanzes  aufgehäuft  ist,  zum  Gegenstände  eingehenden 
Studiums  zu  machen.  Gewiss  würde  das  Resultat  den  Aufwand  an  Zeit  und  Mühe  reichlichst 
lohnen. 

Die  zur  Besprechung  kommenden  Schädel  «ollen  der  Kürze  halber  mit  fortlaufenden 
römischen  Nummern  bezeichnet  werden. 

')  Auszug  aus  ’lrm  Monatsbericht«  der  khuigl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  8.  Decbr.  1801. 

14* 


Digitized  by  Google 


108  Dr.  Franz  Bauer, 

Schädel  I (Luton). 

Die  »panische  Kl  i<|  netto  giebt  an:  Craneo  de  primitivo  imtigena  de  la  isla  de  Luton  — 
Schädel  eines  Ureingeborenen  von  der  Insel  Luzön.  Der  nähere  Fundort  sind  die  Höhlen  von 
Cargraray ')  (Albay). 

Seine  Länge  beträgt  150  mm,  die  Breite  158  mm,  woraus  sich  ein  Längenbreiteninde*  von 
105,33  ergiebt. 

Bei  einer  Höhe  des  Schädels  von  126  mm  resultirt  als  Höhenbreitenindex  83,99  — d.  h. 
wir  haben  einen  hypcrbrachycephalcn,  hypsicephalcn  Schädel  vor  uns. 

Die  Gesichtshöhc  ist  60  mm  bei  einer  Jochbreite  von  139  mm;  der  Jochbreiten -Ober- 
gesichtsindex  sonach  43,16,  d.  h.  der  Schädel  ist  chamäprosop. 

Fär  die  Augenhöhlen  ergeben  sich  als  Höhe  35  mm,  bezw.  36  mm  (rechtos  bezw.  linkes 
Auge)  und  als  Breite  37  mm;  die  entsprechenden  Indiens  sind  demnach  105,71  und  102,78,  d.  h. 
enorm  ausgebildete  llypsiconchie. 

Die  Nase  hat  eine  Höhe  von  50  mm  bei  einer  grössten  Breite  von  27  mm  — der  ent- 
sprechende Index  ist  54  — , das  Mittel  der  platyrhinen  Reihe,  welche  zwischen  51  und  58,0  liegt. 

Diese  Breite  der  Nase  wird  in  ihrem  Eindrücke  noch  accentuirt  durch  die  beträchtliche 
Breite  an  der  Stirnnasennaht  von  25  mm. 

In  der  seitlichen  Ansicht*)  erregt  die  starke  Prognathie  des  Oberkiefer»  unsere  Auf- 
merksamkeit; nicht  weniger  die  gleich  über  den  Superciliarbögen  zurücktretende  Stirn;  ebenfalls 
springt  die  Höhe  des  Schädels  sofort  in  die  Augen  *). 

Die  Norm»  facialis  zeigt  eine,  vom  Beschauer  aus  betrachtet,  rechtsseitige  Verschiebung 
des  Schädels*);  die  breite,  flach-ebene  Stirn  lässt  unwillkärlich  an  künstliche  Deformation  durch 
mechanische  Kopfpressen  denken. 

Am  Gesichtsschädel  fällt  da«  starke  Hervortreten  der  Jochbogen,  die  grossen,  fast  ipiadra- 
tischen  Augenhöhlen,  sowie  die  Breite  des  Nasenrückens  in  die  Augen,  die  wohl  ebenfalls  Folge 
von  Deformation  im  Kindesalter  sein  dürfte*). 

Die  starke  Ausbildung  der  l’ränasalgrubcn  ist  In  der  Zeichnung  weniger  zum  Ausdrucke 
gekommen. 

Die  Norm«  verticalis  giebt  uns  im  Bilde  wieder,  was  uns  der  Index  von  105,33  bereit« 
vermuthen  liess  — den  übertriebensten  Fall  von  Brachyocphalic. 

Heber  die  am  Abfalle  zum  llinterhanptc  wahrnehmbare  Einmuldung  soll  beim  nächsten 
Schädel  die  Rede  sein. 

')  Virehow,  Die  Bevölkerung  der  Philippinen.  Sitzungsbericht  der  kgl.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin,  1897,  XTI,  p.  11  (289),  erwähnt  Schädel  von  Cragarav. 

*)  Anm.:  Den  aufgeluhrten  Maassen  sowohl  als  den  Zeichnungen  ist  stets  die  deutsche  Horizontale  zu 
Grande  gelegt. 

')  cf.  den  oben  angegebenen  Index  von  83,99. 

*)  cf.  K.  Virehow,  lieber  alte  und  neue  Schädel  von  den  Philippinen,  bei  Jagor,  Reisen  in  den 
Philippinen.  Berlin  1873. 

*)  Vergl.  B.  Virehow,  Heber  alte  und  neue  Schädel  von  den  Philippinen  a.  a.  O.,  8.  375,  worin  eine 
MiUheilung  des  fransösisehen  Missionars  Montronzier  gegeben  wird,  die  berichtet,  dass  in  ganz  Neukaledonien 
nach  der  Geburt  des  Kindes  Wasser  heiss  gemacht,  die  Finger  in  dasselbe  getüncht  und  mit  denselben  die 
Nase  des  Neugeborenen  zerquetscht  wird.  B.  Virehow  fügt  bei:  Freilich  ist  von  den  Philippinen  bi«  jetzt 
Aehnlicbes  noch  nicht  bekannt,  alter  vielleicht  wird  ee  damit  wie  mit  der  HcbädelverunstaUung  gehen. 


Digitized  by  Google 


Ueber  Schädel  von  den  Philippinen. 


109 


Schädel  I. 

C'raneo  de  primitivo  iii- 
digena  de  la  isla  de  Luw.n 
(Schädel  eine»  U reingebore- 
nen von  der  Insel  I.uxdn). 


e 


b 


Figurenerklärung: 
a)  in  der  norma  lateralis, 
h)  „ „ n facialis, 

c)  „ „ n vcrticalis. 


Digitized  by  Google 


J 


110  Dr.  Franz  Bauer. 

Schädel  II  (Mindanao). 

Craneo  de  indigena  — Cargayan-Misamis.  — Schädel  eines  Eingeborenen  von  Cargayan 
bei  Miaamis1). 

Der  allgemeine  Habitus  diese*  Schädels  ist  typischer  noch  als  der  des  elwsn  besprochenen. 

Besonders  schön  sind  hier  die  Nähte  zu  beobachten.  In  der  Kranznaht  ist  ein  ziemlich 
beträchtlich  entwickelter  Schaltknochen;  ein  solcher  findet  sich  ausserdem  noch  am  rechten 
Ilinterhauptstheile  in  der  Lambdanaht. 

An  dem  Zusammentreffen  der  Stirn-,  Kranz-  und  Sagittalnaht  ist  die  allgemeine  Verlaufs- 
linie  unterbrochen  durch  eine  scharf  markirte  Einrenkung*). 

Die  Länge  des  Schädels  ist  158  mm,  die  Breite  151  mm,  der  zugehörige  Indez  mithin  95,57. 
Obschon  letzterer  hinter  Schädel  I fLuzön)  um  nahezu  10  zuräckbleibt,  so  ergiebt  er  doch  noch 
ausgesprochene  Hyperbrachycephalie. 

Die  Höhe  des  Schädels  beträgt  119  mm,  woraus  im  Zusammenhalte  mit  der  Länge  von 
158  mm  sich  als  Index  75,81  ergiebt,  wodurch  der  Schädel  eben  noch  als  hypsicephal 
charakterisirt  wird. 

Die  Gesichtshöhe  ist  64  mm  gegenüber  einer  Jochbreite  von  135  mm;  der  Joehbreiten- 
Obergesichtsindex  demnach  47,4,  d.  h.  ausgesprochen  chamäprosop. 

Die  Augenhöhlen  haben  eine  Breite  von  36  bezw.  35  mm  bei  einer  Höho  von  37  mm;  als 
Indices  erhalten  wir  mithin  102,78  für  das  rechte  und  105,71  für  das  linke  — es  sind  dieselben 
wie  am  vorigen  Kraniura,  nur  umgekehrt,  d.  h.  rechts  und  links  sind  vertauscht. 

Die  Höhe  der  Nase  beträgt  50  nun,  ihre  grösste  Breite  29  mm;  als  Index  erhalten  wir 
daher  58,  d.  h.  den  äussersten  Grenzwerth  der  Platyrhinie. 

Konnten  wir  bereits  an  Schädel  I (Luzön)  eine  aussergewöhnliche  Breite  der  Nase  er- 
kennen, so  ist  dies  hier  noch  viel  mehr  der  Fall,  indem  sie  35  mm  beträgt  und  wohl  unzweifel- 
haft durch  gewaltsames  Eindrücken  derselben  im  Kindesalter  verursacht  ist. 

Gehen  wir  zur  Betrachtung  der  einzelnen  Schädelansichten  über,  so  fällt  in  der  Norma 
lateralis  auch  hier  die  starke  Prognathie  des  Oberkiefers  in  die  Augen. 

Diese  Ansicht  zeigt  auch  die  bereits  erwähnten  zwei  Schnltknochen ; deren  grösserer  in  der 
Kranznabl,  der  kleinere  in  der  Lambdanaht  liegt.  Die  gleichfalls  schon  erwähnte  Einsenkung 
am  Zusammentreffen  der  Stirn-  und  Kranznaht  lässt  sofort  die  Vermutbung  auf  kommen,  als  sei 
sie  künstlich,  etwa  durch  Binden,  hervorgerufen.  Charakteristisch  — wie  auch  an  Schädel  I 
(Luzön)  — ist  der  Steilabfall  des  Hinterhauptes  und  der  daran  sieh  anschliessende  scharfe 
Beugungswinkel  gegen  den  basalen  Theil  desselben. 

Die  Norma  facialis  zeigt  vor  Allem  die  grosse  Jochbreite,  wennschon  die  Jochbogen  im 
Verhältnis*  zti  Schädel  I weniger  vorstehend  erscheinen  (135  mm  zu  139  mm). 

')  Mitainis  hegt  auf  Mindanao. 

*)  Vergl.  die  Abbildung  in  R.  Yirchow,  Die  Bevölkerung  der  Philippinen.  Sitzungsbericht  der  königl. 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  1697,  XVI,  S.  10  (28*!;  idem  bei  Jagor  a.  a.  O.,  Tafel  I,  Fig.  8; 
diese  Figur  in  Verbindung  mit  Fig.  4 derselben  Tafel  geben  in  ausgesprochener  Weise  den  Typus  dieser  un- 
zweifelhaft deform irten,  brachycephalen  Rasse  wieder,  wie  er  auch  ati  vorliegenden  Abbildungen  so  aus- 
gesprochen zu  beobachten  ist. 


Digitized  by  Google 


Ueber  Schädel  von  den  Philippinen. 


111 


Schädel  II. 

Craneo  de  indigena, 
Cargayan  — Misamie  — 
(Schädel  eine«  Eingebore- 
nen von  Cargayan  bei  Mi- 
«ami»  auf  Mindanao). 


Figurenerklärung: 

a)  in  der  iiorma  lateralis, 

b)  » „ „ facialis, 

c)  . „ . verlicali». 


e 


Digitized  by  Google 


112 


Dr.  Frans  Bauer, 


Neben  den  quadratisch  gestalteten  Augenhöhlen  rändern  hebt  sich  die  tinge<t'ühnlich  breit 
erscheinende  Nase  ganz  besonder»  ab. 

Am  Gehirn  schildel  sieht  man  die  flächen  hafte  Abplattung  der  Stirn,  die  hier  um  so  schöner 
hervortritt,  weil  der  Schädel  keinerlei  Verzerrung  erlitten  hat. 

Die  Stirnnaht  hat  sich  nicht  geschlossen,  sondern  ist  von  der  Stininascnnaht  an  deutlich 
sichtbar.  Uebcrhaupt  sind  an  diesem  Krnnium  die  Nähte  sehr  ausgebildet,  was  namentlich 
schön  die  Ansicht  von  oben  zeigt.  Die  Braehycephalie  spricht  auch  hier  selbst  ohne  Messung 
aus  dem  Bilde;  jedoch  lässt  ein  Vergleich  den  in  Zahlen  bereits  gegebenen  Unterschied  zwischen 
Schädel  I und  II  geradezu  plastisch  werden. 

Die  Norm:«  verticalis  erscheint  am  hinteren  Hände  gelappt. 

Sohädel  III  (Luzön?). 

Während  die  beiden  anderen  Kranien  nach  ihrer  Herkunft  bestimmt  sind,  ist  dies  bei 
Schädel  III  nicht  der  Fall;  nur  so  viel  steht  fest,  dass  er  ein  Philippinenschädel  ist.  Jedoch  der 
Umstand,  dass  er  bei  anderen  Schädeln  aus  Luzön  liegt  uDd  auch  nach  seinem  Habitus  an  die 
eben  besprochenen  sich  anreiht,  hat  mich  veranlasst,  Luzön  in  Parenthese  beizufflgen. 

Da  der  Gesichtstheil  fehlt,  sind  leider  nur  wenige  Maassc  anzugeben. 

Die  Länge  des  Schädels  Qbertritft  noch  die  bereits  besprochenen,  indem  sie  168  mm  beträgt; 
die  Breite  ist  161  mm  und  der  Index  mitbin  = 89,88.  Die  Jochbreite  ist  analog  den  vorigen 
Schädeln;  sie  ist  139mm. 

Die  allgemeinen  Merkmale  des  Schädels  stimmen  mit  den  beiden  auderen  ziemlich  genau 
Oberem;  nur  sind  sie  bier  noch  schärfer  und  typischer  ausgeprägt,  wie  ein  Vergleich  der  Ab- 
bildungen leicht  erkennen  lässt.  Die  Stint  steigt  erst  ziemlich  steil  an,  um  dann  in  einer  Linie 
zu  verlaufen,  welche  parallel  zur  Linie  des  Hinterhauptes  ist,  von  der  Beugung  desselben  an. 

Von  der  Scheitelhöhe  aus  beginnt  die  Abdachung  zum  Hinterhauple,  die  zuerst  schwach 
geneigt  verläuft  und  dann  beinahe  senkrecht  bis  zum  Hinterhauptswinkel  abfällt- 

Aueli  hier  zeigt  die  Norma  facialis  die  flach-ebene,  halbmondförmige  und  abgeplattete 
Stirnfläche. 

Am  Gesichtsachädel  lassen  »Ich  die  grossen  quadratischen  Augenhöhlen  leicht  ergänzen; 
Jochbreite  und  Breite  der  knöchernen  Nase  entsprechen  gleichfalls  dem  bereit«  au«  dem  Vorher- 
gehenden bekannten  Typus. 

Dasselbe  gilt  von  dem  Bilde,  das  uns  der  Sohädel  in  der  Norma  verticalis  darbietet. 

Die  Suturen  sind  wegen  einer  leichten  Inkrustation  nur  schwach  kenntlich,  bieten  jedoch 
nichts  Aussergewöhnliches,  weder  in  ihrem  Verlauf  noch  in  ihrer  Ausbildung. 

Schädel  IV  (Luzön). 

Zur  Vervollständigung  meiner  Angaben  will  ich  hier  noch  die  Maasse  eines  Schädels  der 
gleichen  Hasse  anföhren,  welchem  jedoch  die  obere  Schädeldecke  fehlt.  Dieser  Mangel  wird 
dadurch  reichlich  ersetzt,  dass  auf  diese  Weise  eine  Erscheinung  blossgelegt  wird,  die  wohl  eine 
seltene  sein  dürfte:  im  ganzen  Umfange  des  Schädels  fehlt  die  Diploe1),  d.  h.  die  schwammige 

*)  Vergl.  meine  Mittheitune  im  Aust.  Ans.  1300;  „Heber  iteu  Schwund  (1er  Diplot*  sn  einem  Philippinen- 
Schrille!“. 


Digitized  by  Google 


Ueber  Schädel  von  den  Philippinen. 


113 


Schädel  III. 

Schädel  von  den  Philippi- 
nen; Ort  der  Herkunft  nicht 
genauer  angegeben. 

An*l<  nn  Antbropntnirl*.  IM  XXVII 


Figurenerklärnng: 

a)  in  der  norina  lateralis, 

b)  „ * * facialis, 

c)  „ „ - verticalis. 

1» 


Digitized  by  Google 


114 


Dr.  Franz  Bauer, 


Knochenmassc  zwischen  dem  äusseren  Schädeldache  und  der  inneren  Glastafel  (tabula  vitrea). 
An  den  beiderseitigen  Wänden  ist  sie  wohl  gering  entwickelt,  jedoch  kommt  sie  nicht  zur  Be- 
rohrung, sondern  lässt  einen  Zwischenraum  im  ganzen  Verlaufe  des  Schädeldaches  frei,  der  am 
Ilinterhaupte  8 mm,  an  der  Stirne  6 mm  und  an  den  beiden  Setten  3 mm  beträgt.  Sei  es  nun, 
dass  wir  eine  Rückbildung  der  Diploe  vor  uns  haben,  oder  ein  Verschwinden  derselben  durch 
atmosphärische  Einflüsse  — wogegen  jedoch  die  vorzügliche  Erhaltung  des  Schädels  spricht  — , 
auf  jeden  Fall  haben  wir  ein  Analogon  zu  dom  vor  uns,  was  R.  Virchow  von  einem  jugend- 
lichen Schädel  berichtet:  „Zugleich  sieht  man  die  beträchtliche  Verdickung  der  Knochen  ganz 

besonders  an  den  Scheitelbeinen“  *). 

Die  Maaase  des  Schädels  sind  folgende: 

Die  Länge  beträgt  167  mm  bei  154  mm  Breite;  es  ergiebt  sich  sonach  ein  Index  von  92,21. 

Die  Höhe  der  Augen  ist  31  mm,  die  Breite  40  bezw.  39  mm  — die  entsprechenden  Indiens 
sind  129  bezw.  125,8. 

Die  Nasenhöhe  beträgt  53  mm  bei  einer  grössten  Breite  von  27  mm  — der  Index  ist 
demnach  50,94,  d.  h.  er  liegt  an  der  äussersten  Grenze  der  Mesorhinie. 

Die  Gesichtshöhe  ist  65  mm;  die  Jochbreite  140  mm,  der  Jochbreiten  - Obergesichtsindex 
= 46,28,  d.  b.  das  Obergesioht  ist  chamäprosop. 

Dieser  Schädel  zeigt  eine  ausscrgewöhnliche  geringste  Stirnbreite  von  93  mm,  gegenüber 
einer  Jochbreite  von  140mra  und  einer  Breite  des  Schädels  von  154mm. 

Nach  diesen  kurzen  Bemerkungen  möge  die  nachstehende  Zusammenstellung  der  Maasse 
nochmal  einen  Ueberblick  über  das  Gesagte  geben. 


L 

n. 

in. 

IV. 

Längenbreiteniodex 

105,33 

95,67 

89,99 

92.21 

Längeohöhenindex 

83,99 

1 76,31 

— 

— 

Jochbreiteff-Obergeaiehtahöhenindex  . 

13,16 

47,9 

-•) 

48,28 

Augenhöhenindex  . . 

105,71 

100,78 

102,78 

105,71 

129 

125 

Nascnindex 

54 

58 

— 

50,94 

Eino  Vergleichung  der  MaasBzahlcn  bezw.  der  daraus  sich  ableitenden  Indices  ergiebt, 
dass  Bämmtlicbe  Schädel  die  Hyperbrachycephalie  in  Verbindung  mit  Ilypsicephalie  zeigen. 

An  den  ebamäprosopen  Gesichtaschideln  fallen  die  grossen,  beinahe  quadratisch  geformten 
Augenhöhlen  auf  — typische  Beispiele  für  Hypsiconchie  — , während  die  Nasenindices  durch- 
wegs Platyrhinie  ergeben;  nur  der  letztbesprochene  Schädel,  mit  einem  Index  von  50,94,  steht 
eben  noch  an  der  äussersten  Grenze  der  Mesorhinie.  Die  Prognathie  des  Oberkiefers  ist  eben- 
falls eine  sehr  bedeutende. 

Die  Hassenzusammengehörigkeit  der  besprochenen  Schädel  ergiebt  ein  Blick  auf  die  Ab- 
bildungen; es  ist  immer  der  gleiche  Typus , sowie  die  gleichen  Formen  — seien  sie  non  natür- 
lich oder  rühren  sie  von  künstlicher  Deformation  her. 

Ich  habe  nur  diese  Schädel  gemessen;  aus  Mangel  an  Zeit  und  Hülfsmitteln  war  es  mir 

l)  R.  Virchow,  Oie  Bevölkerung  der  Philippinen  a.  a.  0.,  S.  1 1 (289).  Vergl, abends  die  Figur  S.  10  (298). 

v)  Oie  Jochbreite  ist  hier  139  wie  bei  Schild  1-1  I,  hei  TI  = 139  und  bei  IV  = ISO. 


Digitized  by  Google 


Ueber  Schädel  von  don  Philippinen.  115 

nicht  möglich,  meine  Untersuchungen  auf  weiteres  Material  auszudehnen.  Ich  würde  mich 
glücklich  schütten , durch  diese  kurte  Mittheilung  anregend  gewirkt  tu  haben,  und  auf  diese 
Weite  ein  kleines  ßaustcinchen  tur  Lösung  der  so  verwickelten,  aber  auch  höchst  interessanten 
mikronesischon  Frage  beigetragen  tu  haben. 

Bereits  R.  Virehow  hat  auf  die  Aehnlichkeit  dieser  Formen  mit  Peruancrscbädeln  hin- 
gewiesen '),  und  in  der  That  unter  der  im  Münchener  anthropologischen  Institut  vorhandenen 
Sammlung  von  Schädeln  aus  Peru*)  befinden  sich  mehrere,  welche  die  gleichen  Verhältnisse 
teigen,  wie  die  eben  kurt  geschilderten. 

Znm  Vergleiche  will  ich  hier  die  Indice«  von  vier  derselben,  die  denselben  Typus  wie  die 
beschriebenen  Philippinenschädel  zeigen,  letzteren  gegenüberstellen. 


Philippineneohädel 

Peruanisch 

e Schädel  a) 

i.  ii. 

ni.  iv. 

&. 

b. 

o.  | d. 

Längenbreitenindex | 

Längenböhenindex 

I 106,33  96,57 

83,99  75,31 

1 

89,99  92,31 

105,29 

88 

106 

86 

100  Mß9 

82,27  80,1 

Diese  Indiens  und  mehr  noch  die  unten  angegebenen  Maasse  selbst  lassen  auf  eine  gleich- 
förmige Deformation  bei  den  beiden  räumlich  so  sehr  au»  einander  gerückten  Volksstämmen 
schlieascn.  Die  Erklärung,  welche  R,  Virehow  für  die  Deformation  der  Peruaoerschädel  gegeben 
hat,  gilt  wohl  auch  in  gleicher  Weise  für  die  Philippinen:  »Durch  einen  starken  Druck  auf 
Stirn  und  Ilinterkopf  ist  eine  eigenthümlich  breite  und  hohe  Form  mit  Abplattung  de»  Hinter- 
kopfes und  Zurückdrängung  der  Stirn  erzeugt  worden“*). 

Nur  scheint  bei  den  Pernanerschädeln  das  Deformationemittel  eine  Binde  gewesen  zu  sein, 
während  der  starke  Beugungswinkel  am  Hinterhaupte  bei  den  Philippinenschädeln  eher  auf  De- 
formation mittelst  Bretter  hinzuweisen  scheint*). 

Nach  diesen  kurzen  Notizen  über  die  Philippinenscliädel  könnte  ich  wohl  mit  der  Be- 
merkung Virchow's  schliessen:  »Es  ergiebt  sieb  zunächst  aus  diesen  Verhältnissen  in  ganz 
unzweifelhafter  Weise,  dass  diese  in  ausgezeichnetem  Sinne  brachyccphale  Bevölkerung,  die  doch, 
wie  es  scheint,  einer  lange  vergangenen  Zeit  angehört,  nichts  zu  thun  hat  mit  den  Ncgritos, 
insofern  diese,  soviel  bis  jetzt  angenommen  wird,  mit  den  Melanesiern  in  Beziehung  stehen, 
welche  sich  alle  anszeichnen  durch  die  relativ  geringe  Breite  ihre»  Schädel»  im  Verhältnis»  zu 
einer  relativ  beträchtlichen  Länge“  *). 

’)  »Es  sind  Formen  der  Abplattung,  die  stark  an  die  peruanischen  erinnern.“  B.  Virehow,  Die  Be- 
völkerung der  Philippinen  a.  a.  O-,  8.  10  (288). 


*)  Geschenk  Ihrer  KgL  Hob.  Prinzessin  Therese  von  Bayern. 


•)  Die  entsprechenden  Maas»«  sind:  Länge 

Breite 

Höhe 

Länge 

Breite 

Höhe 

a)  151  mm 

15»  mm 

133  mm 

c)  158  mm 

158  mm 

130  mm 

b)  158  . 

166  , 

136  „ 

d)  171  . 

152  , 

187  „ 

4)  R-  Virehow,  Anthropologie  Amerikas. 

Zeitechr.  f. 

Ethnolog.,  Bd.  IX,  1877,  8.150.  Eine 

interessante 

Vergleichung  der  Indios  Südamerikas  und  der  Bewohner  der  Philippinen  in  linguistischer  Hinsicht  findet  eich  von 
P.  Martinez  de  Zuäiga  in  Estado  de  las  islas  ülipinas  eil  IMS  per  e)  autor  del  Aristodemo  Bd.  II,  pag.  5 ff. 

*)  M.  Thövenot,  Relation*  de  divers  voyages  curieux,  Paris  1591 ; und  Virehow,  Die  Bevölkerung  der 
Philippinen  e.  a.  O»  8.  10  (288). 

*)  R.  Virehow,  Ueber  alte  und  neue  Schädel  von  den  Philippinen  in  Jngor’s  Reisen  in  den  Philippinen. 
Berlin  1873. 

15“ 


Digitizecf  by  Google 


116  Dr.  Franz  Bauer,  lieber  Schädel  von  den  Philippinen. 

Alter  um  dies  wiederholt  darzuthun,  möchte  ich  noch  die  Maas««  zweier  typischer  Negritos- 
schädcl  auffjkhren , die  gleichfalls  im  Museo  de  Ultramar  zu  Madrid  zieh  befinden;  ich  maass 
wegen  Zeitmangels  bloss  diese  beiden,  weil  sie  den  Typus  der  Rasse  ganz  scharf  wiedergeben 
und  so  den  grossen  Gegensatz  zur  brachyceplialen  Kasse  auf  den  Philippinen  darthuu. 

Der  eine  dieser  Schädel  ist  ctiquettirt  als  Cranco  de  Libud-Samal-Darao  (Mindanao)  und 
zeigt  folgende  Verhältnisse: 

Bei  einer  Länge  von  18h  mm  und  einer  Breite  von  143  mm  ergiebt  sich  als  Index  77,2!)  — 
Mesocephalie.  Die  Höhe  beträgt  153  mm,  so  dass  sich  als  Index  82,70  ableitet  — llypsicephalie. 

Die  Gesichtshöhe  mit  70  mm  entspricht  einer  Jochbreite  von  140  mm  — der  Jochbreiten- 
Gesichtsindex  ist  mithin  gleich  50,  d.  h.  der  Gesichtsschädel  ist  nieder,  chamiprosop. 

Die  gleichmässig  ausgebildeten  Augenhöhlen  haben  eine  Höhe  von  38  mm  und  eine  Breite 
von  42  mm  — der  Index  ist  demnach  1 10,51,  d.  li.  ausgezeichnete  Hypsiconchie  >). 

Die  Höhe  der  Nase  ist  57mm,  die  grösste  Breite  26;  der  Iudex  mit  45,61  ergiebt  somit 
Leptorhinie. 

Die  geringste  Breite  an  der  Stirn  mit  115  mm  giebt  ebenfalls  einen  scharfen  Gegensatz 
zur  hrachycephalen  Kasse  zu  erkennen,  wo  wir  sie  93  mm  fanden. 

Der  andere  Schädel,  den  ich  gemessen,  trügt  die  Etiquelte:  Craneo  de  Negrito.  Baluga, 
l'ayapao  (l’ampanga)  ’). 

Seine  Länge  ist  182mm,  seine  Breite  141mm;  der  entsprechende  Index  — 77,47. 

Aus  der  Höhe  von  153  mm  resultirt  im  Zusammenhalte  mit  der  Länge  als  Höhen- 
index 84,06. 

Die  Gesichtshöbe  ist  75  mm,  die  Jochbreite  145  mm,  der  Jochbreiten -Gesichtsindex  ist 
mithin  51,7. 

Die  Höhe  der  Augen  beträgt  35  mm  bei  einer  Breite  von  43  inm,  der  Index  ist  demnach 
122,85  — öbertriebene  Hypsiconchie;  die  Augen  erscheinen  übermässig  gross  und  quadratisch. 

Die  Nase  ist  56  mm  hoch  und  28  mm  breit  und  steht  daher  mit  einem  Index  von  50  an 
der  Grenze  der  mesorhinon  Formen. 

Diese  Zahlen  im  Zusammenhalte 5)  mit  den  oben  gegebenen  sprechen  deutlich  für  die 
gänzliche  Trennung  der  brachyceplialen  Kasse  auf  den  Philippinen  von  den  Negritos;  in  diesem 
Sinne  einen  kleinen  Beitrag  zur  Kenutniss  der  Bewohner  der  Philippinen  zu  liefern,  war  der 
Zweck  dieser  kurzen  Mittheilung. 

l)  Yirchow  (bei  Jagor  h.  ».  O.,  8.  3S9)  hebt  au  <lem  Schädel  'von  Arituktuk  ebenfalls  die  quer- 
viereckige  Gestalt  der  Orbita  hervor,  die  sie  wesentlich  von  den  Augenhöhlen  aller  anderen  Philippinen* 
eebäde]  unterscheide. 


*)  Pampsnga  ist  eine  Provinz  der  Luzön-InseL 


■) 

n 

n. 

m. 

IV. 

1. 

2. 

faiuigenbrritiiniidi’x 

95,57  1 

«9,88 

92,21 

77,29 

77,47 

htkngenhöUeuHKlex  ...... 

83.99 

75,31  | 

— 

— 

82,70  | 

84,08 

Joch  breitet!  - Obur^iiht'huhe  . 

1 43,16 

47,4 

— 

, 46,28 

50 

51,7 

Augenhfthlenindex 

. . . . 

1 105.71 

* * * ' \ 102,78 

102,78 

105,71 

— 

| 129 
125 

110,51 

122,85 

NaMnir.dex . 

14 

| 58 

— 

50,94 

45,81  I 

50 

*)  I.  bi«  IV.  bnohjcephalc, 

1 und  S 

NegritoswIiÄdel. 

München,  im  October 

1899. 

Dr.  Fra 

n % Han 

er. 

Digitized  by  Google 


IV. 


Der  Werth  der  Lendengegend  für  anthropologische  und 
obstetrische  Messungen. 

Von 

Th.  C.  H.  Stratz. 

(Mit  15  Abbildungen,  zumeist  auf  Taf.  III  — VI.) 

Nach  einem  Vortrag,  gehalten  auf  der  Naturforschcrvcrsammlung  in  München  1899. 


Im  Jahre  1895  habe  ich  einen  kurzen  Aufsatz  über  die  Raute  von  Michaeli«  veröffent- 
icht1)  nnd  dabei  den  Wunsch  ansgesprochen,  das«  derselbe  zu  weiteren  Untersuchungen  Veran- 
lassung geben  möchte. 

Dieser  Wunsch  ist  in  überraschender  Weise  erfüllt  worden.  Kein  Geringerer  als  Waldeyer 
hat  sich  der  Sache  angenommen  und  die  Resultate  seiner  sorgfältigen  und  ausgebreiteten  For- 
schungen in  einem  prächtigen  Werke  niedergelegt,  das  im  Anfänge  dieses  Jahres  erschienen  ist1). 

Waldeyer*«  Veröffentlichung  hat  in  mancher  Hinsicht  meine  Auffassung  und  zugleich,  wie 
ich  mich  aus  Gesprächen  mit  verschiedenen  Fachgenossen  überzeugen  konnte,  die  allgemein 
gültige  obstetrische  Auffassung  über  die  anatomische  Grundlage  der  Michaelis' sehen  Raute 
verbessert  und  vervollständigt. 

Durch  Waldeyer’s  Bearbeitung  war  die  Frage  einer  endgültigen  Auflösung  um  vieles 
näher  gerückt;  was  mioh  persönlich  betrifft,  so  war  ich  darüber  sehr  erfreut  und  habe  sehr  viel 
daraus  gelernt,  aber  befriedigt  fühlte  ich  mich  nicht,  ganz  klar  war  mir  die  Sache  noch  nicht. 
Ich  habe  deshalb  aufs  Neue  mit  den  mir  znr  Verfügung  stehenden  Mitteln  weiter  gearbeitet 
auf  Grund  des  neuen,  durch  Waldeyer  entzündeten  Lichtes  und  bin  dadurch  zu  einem  ge- 
wissen Resultat  gelangt,  das  ich  besonders  darum  erwähnen  möchte,  weil  es  mir  nicht  nur 
obstetrisch-nnatomischen,  sondern  auch  anthropologischen  Werth  zu  liaben  scheint. 

Es  sei  mir  gestattet,  in  kurzen,  grossen  Zügen  die  bisherige  Entwickelung  der  Streitfrage 
zu  recapituliren. 

Baudelooque1)  benutzte  als  hinteren  Messpunkt  znr  Bestimmung  seiner  Conjugnta  externa 
den  Processus  spinosus  des  V.  Lendenwirbels,  resp.  die  Grube  unterhalb  derselben. 

l)  Zeitschrift  für  Geburuhülfe  und  Gynäkologie,  93,  8.  94. 

*)  Waldeyer,  Das  Becken.  Bonn  1899. 

*)  Bsudelocque,  Principe*  nur  l'art  de*  acconchemente,  1775. 


Digitized  by  Google 


118 


Dr.  C.  H.  S t r a t z, 


Michaelis1)  hat  als  Erster  eine  sorgfältige  Beschreibung  der  nach  ihm  benannten  Raute 
gegeben  und  als  Endpunkt  derselben  festgestellt:  Nach  oben  den  Processus  spinosns  des  V,  Lenden- 
wirbels, seitlich  die  Spinae  posteriores  superiores  ossitim  ilei,  nach  unten  den  oberen  Rand  der 
Crena  ani.  Ben  seitlichen  Abstand  bestimmte  er  auf  9,8  cm.  Nun  folgte  eine  lange  Zeit  einer 
— ich  möchte  sagen  — wissenschaftlichen  Gedankenlosigkeit,  in  der  die  Michaelia'sche  Be- 
grenzung ohne  Nachprüfung  als  feststehend  angenommen  wurde  und,  trotzdem  häufig  der  Bia- 
meter Baudeloojuii  gemessen  wurde,  Niemand  auf  den  Gedanken  kam,  zu  untersuchen,  ob  denn 
in  allen  Fällen  der  Processus  spinosut  des  V.  Lendenwirbels,  der  hintere  Baudelocquc’sche 
Messpunkt,  zugleich  auch  der  constante  obere  Grenzpunkt  der  Michaelis’scben  Raute  sei. 

Waldeyer  war  es  Vorbehalten,  in  unzweifelhafter  Weise  naebzuweisen,  das»  dies  keineswegs 
immer  der  Fall  ist,  ja,  dass  gerade  bei  gut  gebauten  Becken  der  obere  Grenzpunkt  der  Raute 
auf  den  vierten,  dritten  Processus  spinosus  und  selbst  höher  zu  liegen  kommt.  Er  unterscheidet 
die  Lendenraute,  die  äussere  Configuration,  von  der  Kreuzraute,  der  ostcologischen  Basis1). 

„In  der  Gegend  der  Lendenwirbel  und  des  Kreuzbeins  tritt,  namentlich  bei  Streckung  des 
Rumpfes,  eine  rautenförmige  Bepression  hervor,  die  Lendenraute.  Bic  dem  Kreuzbein  ent- 
sprechende untere  Hälfte  dieser  Figur  bildet  eine  auch  ohne  stärkere  Muskelaction  wahrnehmbare, 
leicht  gewölbte  Abflachung,  die  ebenfalls  rautenförmig  gestaltet  sein  kann  — Kreuzrautc  — , 
öfter»  aber  auch  als  ein  Breieck  mit  unterer  Spitze  — Kreuzbeindreieck  — erscheint.“ 

Bes  Weiteren  setzt  Waldeyer  aus  einander,  dass  der  obere  Winkel  der  Lendenraute 
durch  die  Muskelwölstc  der  Musculi  sacrospitiales  markirt  wird,  die  verschieden  hoch,  zwischen 
dem  XII.  Brustwirbeldorn  und  dem  III.  Lendenwirbeldorn  Zusammentreffen  können,  demnach  sehr 
inconstant  sind.  Bcr  obere  Winkel  der  Krenzraute  dagegen  ist  stets  markirt  durch  den  Pro- 
cessus spinosus  des  V.  Lendenwirbels  und  steht  constant  tiefer. 

Burch  Waldeyer’»  Darlegungen  aufmerksam  gemacht,  haben  verschiedene  Gynäkologen  und 
auch  ich  an  lebenden  Frauen  nachgemessen  und  haben  seine  Auffassung  vollauf  bestätigen  können. 

Ebenso  wie  der  obere,  ist  auch  der  untere  Messpunkt  von  Muskelwiilsten,  hier  von  den 
Glntaci,  abhängig,  und  deshalb  ebenfalls  inconstant. 

Was  die  seitlichen  Mcsspuukte,  die  Spinne  posteriores  sup.  ossis  il. , betrifft,  so  zeigt  uns 
Waldeyer,  dass  diese  zwar  mit  den  seitlichen  Krenzgröbcbcn  correspondircn,  aber  etwas  tiefer 
liegen. 

Ich  habe  in  meiner  Eingangs  erwähnten  Arbeit  diese  Grübchen  als  „charakteristisch 
für  das  weibliche  Geschlecht“  angesehen.  Waldeyer  sagt  darüber  S.  8:  „ — es  entsteht  beider- 
seits ein  Grübchen,  welches  die  beiden  Seitenwinkol  der  Kreuzraute  markirt  und  ins- 
besondere bei  Frauen  deutlich  ist“  Ferner  S.  121:  „Eine  Lendenraute  fehlt  auch  dem 
Manne  nicht;  auch  eine  Kreuzraute  UDd  das  Kreuzbeindreieck  kommen  vor;  also  können  diese 
Bildungen,  wenn  auch  meist  besser  beim  Weibe  ausgeprägt,  doch  nicht  als  für 
letzteres  charakteristisch  angesehen  werden.“ 

Es  war  nicht  blosser  Autoritätsglaube,  der  mich  die  W aldey er’schen  Auslegungen  als  die 
richtigen  erkennen  liess;  loh  habe  mich  von  der  Richtigkeit  derselben  durch  eigene  Wahr- 
nehmungen überzeugen  können.  Bezüglich  der  letzteren  Auffassung  aber,  des  Absprcchens 

*)  Michaelis.  Das  enge  Becken,  1895. 

*)  Das  Beckes,  8.  7 u-  8 und  8.  ISO  ff. 


Digitized  by  Google 


Der  Werth  d.  Lendengegend  f.  anthropologische  u.  obstetrische  Messungen.  119 

der  von  mir  als  für  das  weibliche  Geschlecht  charakteristisch  bezeichnten  Kreuz- 
grübchen, blieb  ein  Zweifel  bestehen,  den  ich  durch  weitere  Untersuchungen  zu  läsen  suchte. 

So  wie  die  Sache  jetzt  steht,  ist  mit  Waldeyer’»  Zugeständnis»,  dass  die  Grübchen  „ins- 
besondere bei  Frauen  deutlich“,  und  „wenn  auch  meist  besser  beim  Weibe  ausgeprägt“ 
sind,  ebenso  wenig  entschieden,  als  mit  dem  seiner  Zeit  von  mir1)  gethanen  Ausspruch,  dass 
ebenso  wie  der  Bart  ein  männliches,  die  Kreuzgrübchen  ein  weibliches  Attribut  sind,  trotzdem 
beide  auch  im  anderen  Geschlecht  Vertreter  und  Vertreterinnen  aufweisen  können. 

Stets  von  Neuem  sagte  mir  mein  Auge,  dass  der  Unterschied  ein  zweifelloser  war,  und 
ich  suchte  nach  dem  beweisenden,  sicherstellenden  Moment.  Zunächst  galt  es,  sich  den  gegen- 
wärtigen Standpunkt  deutlich  zu  machen.  Bezüglich  der  Kreuzraute  habe  ich  meinen  Irrtlium 
erkannt  und  Btimmc  mit  W aldcyer,  ebenso  wie  alle  Gynäkologen,  jetzt  völlig  überein. 

Bezüglich  der  Coufiguration  der  I, endenraute  ist  ebenfalls  die  W aldcyer’ sehe  Definition 
für  mich  maassgebend  geworden,  um  so  mehr  nls  er,  zu  meiner  Freude,  in  seiuem  letzten  'Werke 
die  schönen  Untersuchungen  von  Kicher*)  gebührend  gewürdigt  hat  und  auch  den  von 
Richer  zuerst  hervorgehobeuen  Einfluss  der  Vertheilung  des  Unterhautfettes  auf  die  Con- 
figuration  der  Lendenraute  hervorbebt. 

Auf  Waldeyer’s  Untersuchungen  weiterbauend  kam  ioh  zu  dem  Schlüsse,  dass  wir  den 
oberen  und  unteren  Grenzpunkt  der  Lendenrante  als  zwei  veränderliche  und  individuell  sehr 
verschieden  gestaltete  Theile  fallen  lassen  müssen,  so  dass  uns  nur  die  seitlichen,  festen  Mess- 
punkte, die  den  Spinae  posteriores  superiore*  entsprechenden  „Kreuzgrübchen“  übrig  bleiben. 

Ich  bitte,  mir  und  Ihnen  die  Beschrei- 
bung des  vielfach  geschlungenen  l’fudes  er- 
sparen zu  wollen , der  mich  endlich  durch 
Nacht  zum  Licht  führte;  ich  müsste  eine 
ganze  Reihe  von  Merkmalen  wiederholen, 
die  Waldeyer,  Richer  und  ich  angeführt 
haben , welche  sich  weitaus  häufiger  beim 
einen,  aber  doch  auch  wieder  beim  anderen 
Gexclilechte  finden,  und  deshalb  nicht  des 
Pudels  Kern  enthalten.  Ich  begnüge  mich, 
auf  die  klassische  Zeichnung  von  Richer 
(Fig.  1)  zu  verweisen,  die  den  männlichen 
und  weiblichen  Typns  in  scharfen  Gegensatz 
bringt. 

Die  grössere  oder  geringere  Tiefe  der 
Kreuzgrübchen , die  beim  Mann  mehr  läng- 
liche, bei  der  Frau  mehr  rundliche  Form 
derselben,  das  beim  Mann  häufiger,  bei  der  Frau  nur  einmal  (dnreh  Waldeyer)  constatirte  Auf- 
treten je  zweier  Grübchen  an  jeder  Seite,  das  Alles  hielt  nicht  Stand  vor  einer  strengen  Kritik. 


Fl*.  I. 


')  L 8.  104. 

*)  Bicher,  Anatomie  artistique,  neuerdings  euch  der  von  Bicher  geschriebene  Abschnitt  Myologie  in 
Poirier’e  Anatomie. 


Digitized  by  Google 


120 


Dr.  C.  H.  Stratz, 


Von  all  diesen  wogenden  und  fluthenden  Rückenlinien  blieb  schliesslich  nur  eine  stets  fest  und 
unveränderlich,  und  das  war  der  Abstand  der  Kreuzgrübchen  von  eiuandor,  die  Di- 
stantia  fossnlarum  lumbalinm  lateraliutn  (inferionira). 

Zahlen  beweisen,  aber  nur  dann,  wenn  sie  richtig  angewendet  werden,  und  uro  so  viel 
möglich  Fehlerquellen  zu  vermeiden,  habe  ich  mich  bemüht,  möglichst  gleicbwerthigo  Reihen 
einander  gegenüber  au  stellen,  und  nicht  durch  die  Zahl,  sondern  durch  die  Auswahl  der  Indi- 
viduen den  Werth  der  Messungen  an  erhöhen. 

Zu  diesem  Zwecke  habe  ich  aus  einer  Reihe  von  500  Frauen  und  Mädchen  zunächst  die- 


jenigen ausgesucht,  die  dein  Augcmuaasse  nach  die  besten  Körperfortnen  darboten.  Unter  diesen 
habe  ich  wieder  in  engerer  Wahl  solche  Individuen  ausgeschieden,  die  l*i  genaner  ärztlicher 
Untersuchung  keinerlei  Krankheiten  oder  Spuren  Oberstaudener  Krankheiten  aeigten,  namentlich 
aber  mit  Sicherheit  nicht  schwindsüchtig  und  nicht  rharhitisch  waren,  und  bei  denen  endlich 
die  Diagonalconjugata  mindestens  13,5  cm  oder  mehr  betrug. 

Auf  diese  Weise  gelangte  ich  an  einer  Auswahl  von  20  weiblichen  Individuen,  von  denen 
ich  wusste,  dass  sie  völlig  normal  gebaut  und  gesund  waren.  Es  waren  8 Mädchen  und 
12  Frauen,  welche  letzteren  stets  normale  und  sehr  leichte  Entbindungen  durehgemacht  hatten, 
äämmtlicbe  20  aeigten  schön  ausgebildete,  runde  Kreuagrflbchen.  Ein  Beispiel  davon  giebt  Fig.  2, 
Taf.  III,  der  Rücken  eines  Schcvcninger  Modells,  das  ich  in  der  Lage  war,  photogrnpbircn  au  lassen. 

Zur  Vergleichung  habe  ich  neben  dem  Lebensalter  folgende  Maasse  in  einer  Tabelle  ver- 
einigt: 1.  Körpergrösse;  2.  hintere  Dornbreitc;  3.  vordere  l)ornbreite;  4.  Kammbreile;  5.  Ilüft- 
breitc;  die  letatcrcn  drei  Maasse  entsprechen  den  obstetrischen  Spinae,  cristae  und  trochantores. 

Von  den  gefundenen  Maassen  entspricht  der  kleinste  Abstand  der  Kreuagrübcbcn  9,8  (Nr.  19) 


dem  von  Michaelis  auf- 
gestellten  Durcbschnitts- 
werthe.  Die  durchschnitt- 
liche Körperlänge  ist  um 
+ 8 cm  grösser  als  der  für 
europäische  Frauen  von 
Quetelet  berechnete 
Werth  von  158. 

Dieser  Tabelle  stellte 
ich  eine  aweite,  möglichst 
gleichwertige  von  20 
jungen  Männern  zwischen 
19  und  24  Jahren  gegen- 
über, welche  ich  der 
Liebenswürdigkeit  vom 
Generalstabsarzt  Dr.  van 
Binnendyk  verdanke. 

Es  wurden  aus  einer 
grösseren  Anzahl  völlig 
gesunder  Soldaten  die- 


Tab.  I.  Normale  Frauen  (*)  und  Mädchen  17  bis  36  Jahr. 


Name  Alter 

Körper- 

lüngo 

Spin. 

post. 

Spin. 

Criat. 

trochant. 

JO.  !i  33 

167 

10,5 

26 

29 

33 

1 • 

L.  P.  K.  2« 

108,6 

12 

26,6 

29 

84 

2* 

Mary  17 

166 

11 

23 

27,25 

31 

8 

Sohw.  22 

162 

10 

23,5 

26 

31 

4 

Met  23 

168,5 

11,5 

23,5 

32 

35,6 

5* 

F.  38 

169 

11 

26 

31 

36,75 

6* 

Hab.  32 

161 

11,75 

24 

27,5 

33 

7» 

M.  W.  18 

168 

11,5 

26 

28,5 

33,5 

8 

J.  II.  H,  21 

170 

11 

26 

n 

35 

9* 

C.  d.  W.  21 

166 

10 

25,5 

29,75 

34 

10 

M.  P.  20 

156 

10,6 

26 

28 

32,25 

11 

W.  31 

170 

10,25 

27 

31,5 

34,5 

12* 

J.  v.  B.  24 

161 

10,5 

23 

26 

29 

13* 

H.  22 

162 

11,5 

29 

32 

34,5 

14* 

Bl.  20 

159 

10 

22,5 

27 

31 

15 

Td.  1 30 

160,5 

10 

23,6 

27,5 

33 

16* 

v.  W.  36 

163 

10 

26,5 

29,5 

33 

17* 

J.  Kl.  17 

164 

10 

22,5 

26,5 

Bl 

18 

Br.  19 

152 

9,8 

22 

26,6 

31,25 

19 

Ryttc  ]|  20 

155 

10,5 

23,5 

27 

50,75 

20* 

Durchschnitt: 

162,4 

10,(1 

A2 

28,5 

32J4 

Digitized  by  Google 


Der  Werth  d.  Lendengegend  f.  anthropologische  u.  obstetrische  Messungen.  121 

jenigcn  ausgesucht,  dio^deutliche^Grübchen  im  Kreuze  zeigten;  wie  mir  Dr.  van  Hinnendyk 
mittheilte,  fanden  sieh  dieselben  in  etwa  25  Proc.  aller  daraufhin  untersuchten  Fälle  in  mehr 
oder  weniger  deutlicher  Weise  ausgeprägt. 

Die  Ergebnisse  dieser  Messungen  linden  sich  in  Tabelle  II.  Tabelle  II.  Normale 

Vergleichen  wir  die  Resultate  beider  Messungen  mit  einander,  Minner,  19  bis  24  Jahr, 
so  linden  wir  zunächst  im  Durchschnitt  bei  den  Frauen  auf  162,4 
Körporlänge  eine  Distantia  spinar.  posterior,  von  10,6  cm,  bei  den 
Männern  auf  166,8  Körperlänge  eine  Distant.  spin.  post,  von  8;  dem- 
nach 2,6  cm  mehr  bei  denf Frauen  im  Durchschnitt. 

Als  Maximal-  und  Minimalwerth  ergiebt  sich: 

Maximum  Minimum 

Frau (Nr.  2)  12  (Nr.  19)  9,8 

Manu (Nr.  2)  10  (Nr.  1)  5,5 

Das  Maximum  der  Frau  ist  also  um  5,5  cm  grösser  als  das 
Minimum  des  Maunes,  während  das  Maximum  des  Mannes  das 
Minimum  der  Frau  nur  um  2 mm  übertritll. 

Bei  den  Frauen  bewegen  sich  weitaus  die  meisten  Werthe 
»wischen  10  und  11cm,  bei  den  Männern  weitaus  die  meisten  zwi- 
schen 7 und  8 cm. 

Für  beide  Geschlechter  ergiebt  sich  ferner,  dass  die  Körpcr- 
längo  in  keinem  constanten  Verhältnis!)  zum  hinteren  Dornenabstand 
steht»  Auf  das  Vcrhältniss  der  Spin,  poster.  des  Weibes  zu  seinen 
übrigen  Beckenmaassen  behalte  ich  mir  vor,  noch  zurückztikommen. 

Die  Berechtigung,  diesen  beiden  Tabellen  einen  grösseren  Werth 
beizulegen,  schöpfe  ich  aus  dem  Umstande,  dass  beide,  Männer  sowohl  als  Frauen,  ärztlich 
sorgfältig  untersucht  und  völlig  gesund  befunden  wurden,  dass  es  sich  in  beiden  bandelt  um  die 
ausgesucht  schönsten  Exemplare' einer  Reihe  von’mohrercn'hundort  Individuen. 

Ich  möchte  dieses  Beispiel  benutzen,  am  in  aller  Bescheidenheit  auf  eine  gewisse  Unklar- 
heit bei  anthropologischen  Messungen  bezüglich  der  Begriffe:  Durchschnittswert!)  und 
Normalwcrth  aufmerksam  zu  machen. 

Wenn  wir  eine  grössere  Anzahl  von  Individuen  ohne  Wahl  messen,  und  ans  den  gewonnenen 
.M aaseen  das  Medium  berechnen,  so  erhalten  wir  einen  Durchschnittswerth,  dessen  Be- 
deutung nnd  Genauigkeit  ausschliesslich  abhängt  von  der  Zahl  der  gemessenen  Individuen. 

Wenn  wir  aber  nur  die  jeweils  schönsten  Individuen  nach  sorgfältiger  Untersuchung  aus 
einer  grösseren  Zahl  auslesen,  nnd  die  Maasse  denselben  mit  einander  vergleichen,  so  ist  der  so 
gefundene  Durchschnittswert!]  zugleich  auch  der  Normal  werth.  Die  Genauigkeit  und  Be- 
deutung des  Normalwerthes  hängt  also  hauptsächlich  ab  von  der  Sorgfalt,  mit  der  die  schönsten 
Exemplare  ausgesucht  sind,  die  Zahl  der  Individuen  spielt  nur  insofern  eine  Rolle,  als  man 
natürlich  unter  einer  grösseren  Anzahl  leichter  die  geeigneten  Exemplare  finden  kann. 

Für  die  beiden  angeführten  Tabellen  können  wir  behaupten,  dass  es  sich  in  beiden  Fällen 
um  völlig  normale,  weder  durch  Krankheiten,  noch  durch  Entwickelungsstörungcn  beeinfiusstc 
Körper  gehandelt  hat.  Der  einzige  Fehler,  den  wir  vielleicht  gemacht  haben  können,  ist  der, 

Arohlv  fUr  Anthropologie  Kd  XXVII,  jy 


Körper- 

lange 

Spin. 

post. 

1 

161 

5.6 

2 

173 

10 

s 

156 

8 

4 

16!) 

9,6 

5 

160 

9 

6 

178 

8 

7 

171 

8 

175 

9 

9 

164 

8,5 

10 

169 

7,6 

11 

172 

7,5 

12 

170 

7,5 

13 

163 

7 

14 

167 

8 

15 

160 

8 

16 

164 

9 

17 

161 

7J> 

18 

173 

8,25 

19 

170 

8 

20 

170 

7,5 

Durch*  l 
schnitt! 

166,6 

8 

Digitized  by  Google 


122 


Dr.  C.  H.  S t r a t z , 


da»*  vielleicht  ein  oder  das  andere  normale  Individuum  unserer  Aufmerksamkeit  entgangen  und 
in  den  Tabellen  nicht  mit  angeführt  ist;  dadurch  wird  aber  deren  Werth  nicht  vermindert 

Die  Schlussfolgerung,  die  ich  für  meine  Zwecke  aus  den  gegebenen  Maasscn  nhlcitcn  kann, 
ist  demnach  zunächst  die  folgende: 

Der  Abstand  der  Kreuzgrübchen  von  einander,  dio  Distantia  fossularum  lum- 
balinm  lateralium  ist  bei  der  normalen  Kran  um  2 bis  3cm  grösser  als  beim  normalen 
Manne  und  ist  in  beiden  Fällen  ganz  unabhängig  von  der  Körpergrösse.  Dieser 
Abstand  beträgt  beim  Manne  in  weitaus  den  meisten  Fällen  7 bis  8,  bei  der  Frau 
10  bis  11  cm. 

Jedermann  und  auch  Waldeyer  wird  mir  zngeben  müssen,  dass  mit  der  Bestimmung 
dieses  Maasses  ein  fundamentaler  Unterschied  zwischen  männlicher  und  weiblicher  Kreuzgegend 
gegeben  ist 

Nun  aber  möchte  ich  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  erinnern  an  die  zahlreichen  schönen 
Studien  von  Charcot,  Richer  und  ihren  Schülern  in  der  Ieonographie  de  la  Salpötriöre,  welche 
nachwiesen,  dass  neben  den  ausgesprochenen  Androgynen  und  Gynandern  weit  häufiger,  als  man 
bisher  annahm,  das  eine  Geschlecht  körperliche  Eigenschaften  des  andern  zeigt,  und  dass  sich 
sehr  zahlreiche  Uebergänge  finden. 

Da  ich  nun  immer  noch  der  Ansicht  bin,  das  runde,  deutlich  ausgeprägte  Krouzgrü heben 
für  eine  specifisch  weibliche  Schönheit  zu  halten , so  habe  ich , indem  ich  20  Männer  aussuchte, 
dio  dieses  Merkmal  besnssen,  Waldeyer  eine  grosse  Conccssion  gemacht,  trotzdem  aber  den 
Grössenunterschied  feststellen  können. 

Wenn  nun  schon  trotz  dieser  Concession  der  Unterschied  in  den  Maasscn  ein  auffallend 
grosser  war,  so  muss  derselbe  bei  strengerer  Scheidung  noch  viel  deutlicher  wcrdcD. 

l'm  die»  zu  beweisen,  habe  ich  in  dem  kürzlich  erschienenen  anthropologischen  Atlas  von 
Hagen1)  an  40  Männern  ohne  Wald  die  Spin.  post,  bestimmt.  Ich  konnte  dazu  nur  solche 
Aufnahmen  benutzen,  bei  denen  eine  seitliche  Beleuchtung  das  Messen  ermöglichte.  Die  ge- 
wonnenen Zahlen  habe  ich  mit  8 vervielfältigt,  da  llagen  angiebl,  dass  er  die  Figuren  alle 
anf  ein  ’/*  natürlicher  Grösse  gebracht  habe.  Damit  habe  ich  die  Maasse  von  15  Frauen  (bei 
zweien  war  die  Messung  nicht  möglich)  verglichen. 

Es  ergab  sich , dass  von  40  Männern  der  Durchschnitt  der  Spin,  poster.  6,7  cm  beträgt, 
das  Minimum  4cm,  das  Maximum  8,8om.  Bei  den  15  Frauen  ist  der  Durchschnitt  10,9cm, 
das  Minimum  8,  das  Maximum  12;  das  Maximum  erreichten  4 von  den  40  Männern,  3 von 
den  15  Frauen. 

Was  die  Confignration  betrifft,  so  hatten  unter  den  40  Männern  7 deutliche  einfache  Grüb- 
chen, also  18  Proo.,  17  doppelte  Grübchen  mit  oder  ohne  Furehonvcrbindung  und  16  nur  seit- 
liche Furchen  ohne  Grübchen.  Die  15  Frauen  hatten  sämmtlich  deutliche  runde  Grübchen  und 
nur  2 darüber  ein  zweites  Paar  kleinere  Grübchen,  die  jedoch  in  keinem  Falle  durch  eine  Furche 
mit  den  unteren  verbunden  waren. 

In  dieser  Gruppe  beträgt  der  Unterschied  zwischen  Mann  und  Frau  mehr  als  4 cm  im 
Durchschnitt.  Wir  können  demnach  den  oben  für  den  Normalinensohen  (mit  Concession)  auf- 


l)  Kreide],  Wiesbaden  1898. 


Digitized  by  Google 


Der  Werth  d.  Lendengegend  f.  anthropologische  u.  obstetrisclie  Messungen.  123 

gestellten  Satz  jetzt  für  den  Durchschnittsmenschen  dahin  erweitern,  dass:  Im  Durchschnitt 
betrügt  die  Distantia  fossular.  lumbal,  beim  Manne  6 bis  7,  bei  der  Frau  10  bis  11cm. 

Einen  weiteren  Unterschied  zwischen  männlicher  und  weiblicher  Lendengegend  hat  Merkel 
nachgewiesen.  Er  fand,  dass  die  Lcndenwirbelsänlc  der  Frau,  von  vorn  gemessen,  relativ  und 
absolut  grösser  ist  als  die  eines  gleichwertbigen  Mannes,  dass  aber  an  der  Hinterflächt-  der 
Corpora  vertebrae  genommene  Maasse  genau  dos  entgegengesetzte  Resultat  ergeben.  Daraus 
folgt,  dass  die  weibliche  Wirbelsäule  eine  viel  stärkere  physiologische  Lordose  hat 
als  die  männliche  und  die  weitere  Folge  ist: 

1.  dass  die  weiblichen  Processus  spinosi  vert.  lumb.  viel  dichter  an  einander 
stehen  als  die  männlichen; 

2.  dass  das  weibliche  Kreuz  hohler  ist  als  das  männliche; 

3.  dass,  znr  Ausgleichung  der  Lordose,  das  weibliche  Kreuzbein  stärker  gegen 
die  Horizontale  geneigt  ist  als  das  männliche; 

4.  dass  die  über  das  hohlere  Kreuz  sich  spannenden  Bänder  der  Mnsculi 
sacrospinales  beim  Weibe  deutlicher  hervortreten. 

Sehr  überzeugend,  wenn  auch  nicht  anatomisch  ganz  richtig,  zeigt  die  einschlägigen  Ver- 
hältnisse die  dem  Thomson’schen  Werke  entnommene  schematische  Fig.  3. 

Nehmen  wir  noch  als  drittes  Moment  die  von  Kicher  znerst  beschriebenen,  auch  von 
Waldeyer  anerkannten  Unterschiede  in  der  Vertheilung  des  Unterhautfettgewebes  bei  Mann 
und  Frau  hinzu,  so  erhalten  wir  eine  ganze  Reihe  von  wesent- 
lichen nnd  accidentellen  Momenten,  welche  die  weibliche  von 
der  männlichen  Lendengegend  scharf  trennen. 

Zu  den  bereits  genannten  Punkten  kommen  dnreh  den 
den  weiblichen  Körper  und  namentlich  die  Hüften  stärker 
abnmdenden  Fettansatz  die  folgenden: 

1.  Die  Kreuzgrübchen  sind  runder,  weicher 
und  tiefer  als  beim  Marine. 

2.  Das  Niveau  der  Lendengegend  liegt  bei 
der  Frau  tiefer  in  der  sich  stärker  abheben- 
den Umgebung  eingebettet. 

Kassen  wir  die  Ergebnisse  unserer  bisherigen  Unter- 
suchungen zusammen,  so  kommen  wir  zu  den  folgenden 
Schlüssen  (für  normale  Individuen): 

Die  Lendenraute  ist  bei  der  Frau  um  2 bis  4cm 
breiter,  flacher,  deutlicher  abgegrenzt  und  stärker 
gegen  den  Horizont  geneigt  als  beim  Manne. 

Die  Kreuzgrübchen  finden  sich  bei  der  Frau  stets,  beim  Manne  in  18  bis 
25  Proc.;  bei  der  Frau  sind  sie  tiefer,  runder,  deutlicher  umschrieben.  Nur  in 
seltenen  Fällen  findet  sich  bei  der  Frau  ein  zweites  Paar  von  Grübchen  über  dem  ersten,  beim 
Manne  kommt  dies  häufiger  vor. 

Die  für  die  Frau  charakteristische  Form  giebt  Fig,  2,  Taf.  III,  für  den  Mann  charakteristisch 
ist  Fig.  4,  Taf.  IV,  nach  der  Photographie  eines  Münchener  Modells. 

1U* 


Fi«.  S. 


Digitized  by  Google 


124 


Dr.  C.  H.  S t r a t z , 


Bi»  hierher  bezogen  »ich  meine  Untersuchungen  mir  auf  die  Feststellung  des  Unterschied» 
zwischen  männlicher  und  weiblicher  Conliguration  der  Lendenraute.  Dabei  ist  mir  jedoch  auf- 
gefallen,  das»  die  Distantia  fossnlarum  lumbalium  posterior,  eine  weit  grössere  Bedeutung  zu 
haben  scheint,  als  ihr  bisher  zugemessen  wurde. 

In  den  meisten  anthropologischen  Acten  wird  dieselbe  nicht  erwähnt,  ebenso  wird  sie  in 
der  Obstetrie  nur  beiläufig  hier  und  da  angeführt.  Dass  jedoch  die  Spinae  posteriore»  — 
wie  ich  diesen  Abstand  der  Kürze  halber  im  Folgenden  bezeichnen  will  — eine  gewisse  Bedeutung 
haben,  darauf  schien  mir  zunächst  der  Umstand  hinzudeuten,  dass  die  Brcitenentwiekelung  dieses 
der  Wirbelsäule  ungehörigen  Theilcs  völlig  unabhängig  ist  Bowohl  von  den  übrigen  Breitcn- 
maassen  des  Beckens,  als  auch  von  der  jeweiligen  Gesammthöhe  des  Körpers. 

Des  Weiteren  fiel  mir  auf,  dass  sowohl  in  den  in  Tabelle  I angeführten  20  Fällen,  als  auch 
in  einer  ganzen  lieihe  weiterer  Beobachtungen  eine  Grösse  von  10cm  und  mehr  der  Dist.  spin. 
poster.  stets  zusammeutraf  mit  einer  Länge  der  Conjugata  diagonali»  von  13,6 cm  und  mehr. 

Wir  hätten  es  somit  zu  thun  mit  einem  Maas»,  das  viel  constanter,  viel  weniger 
individuellen  Schwankungen  unterworfen  ist,  als  andere  Körperdimensionen  und 
dessen  Entwickelung  gleichen  Schritt  hält  mit  dem  obstetrisch  wichtigsten  der 
Beckenmaasse,  der  Conjugata  vera. 

Wenn  sich  diese  Auffassung  bei  weiteren  Controluntersuchungen  ats  richtig  erweist,  so  er- 
hellt ohne  Weiteres  die  weittragende  Bedeutung  dieses  Maasses  für  die  Obstetrie,  sowie  für  die 
Anthropologie.  Für  beide  Fälle  konnte  ich  meine  Beobachtungen  als  Gynäkologe  nur  an  Frauen 
machen,  für  den  crstcren  ist  ja  ohnehin  schon  das  männliche  Geschlecht  ausgeschlossen. 

Was  nun  die  Obstetrie  betrifft,  so  kann  ich  zunächst  mittheilen,  dass  in  40  Fällen,  bei 
denen  ich  die  Spin,  posteriores  auf  10  cm  und  mehr  bestimmen  konnte,  stets  auch  die  Diagonali» 
mit  13,5  und  mehr  sich  feststellen  lies»;  in  allen  diesen  Fällen  bandelte  es  sich  um  völlig  normale 
Becken. 

Bei  meiner  beinahe  ausschliesslich  poliklinischen  geburtshülflicben  Thüligkeit  war  ich  selten 
in  der  Lage,  in  pathologischen  Fällen  genaue  Maasse  nehmen  zu  können,  und  bei  den  Schwangeren, 
die  in  die  Sprechstunde  kamen,  Hess  sich  wegen  der  bestehenden  Gravidität  die  Diagonali»  nicht 
bestimmen. 

Immerhin  kann  ich  einige  wenige  pathologische  Fälle  mittheilen,  die  desto  deutlicher  sprechen. 

Von  einer  Frau  mit  mässig  plattem  Becken,  die  ich  schon  früher  ■)  erwähnt  habe,  war  ieh 
später  in  der  Lage,  noch  einige  Maasse  nehmen  zu  können: 

Körperhöhe  156  cm,  Dist.  spin.  27,  Crist.  29,  Trochant-  32,  D.  spinar.  poster.  6/),  C.  diagonali» 
11,76,  demnach  eine  Conjugata  vera  von  10cm  oder  weniger. 

Die  Kreuzgrübchen  sind,  wie  aus  der  beigefügten,  nach  einer  Photographie  hergestellten 
Flg.  5,  Taf.  III,  hervorgeht,  sehr  schön  ausgeprägt;  jedoch  ist  ihr  Abstand  (8,5)  zu  klein. 

In  diesem  Falle  entspricht  also  ein  Missverhältnis»  der  Dist.  spin.  post,  trotz  übrigens  guter 
Breitenmaasse,  einem  Fehler  in  der  Conjugata  vera.  Wir  haben  ein  einfach  plattes  Becken  vor 
uns,  das  sich  aus  dem  geringen  Abstand  der  Spinae  posteriores  diagnosticirvn  lässt. 

Einen  weiteren  Beleg  bietet  der  folgende  Fall. 

Bei  einem  Mädchen  von  32  Jahren  (J.  Nr.  1G3)  wurde  icli  wegen  einer  Difformität  des 

')  7-eitachrift  für  UsbupsU.  o.  Gyn.  Sä,  Fi*.  IS. 


Digitized  by  Google 


Der  Werth  d.  Lemlengegend  f.  anthropologische  u.  obstetrische  Messungen.  125 

Beckens,  und  wegen  Symptomen  seitens  der  Genitalien  in  Consnll  gerufen.  Ks  handelte  sich 
um  einen,  später  durch  die  mikroskopische  Untersuchung  der  Secrete  bestätigten  Fall  von 
chronischer  Tubercntose,  die  vor  20  Jahren  begonnen  war.  Vom  alten  Process  war  eine  Fistel 
über  dem  rechten  Darm  beinkam  me , sowie  eine  secundärc  tuberculosc  Affeetion  der  Genitalien 
zurückgeblieben,  nebst  der  erwähnten  Asymmetrie  des  Beckens. 

Die  Untersuchung  des  Beckens  ergab,  dass  das  rechte  Os  ilei  der  Mittellinie  näher  gerückt 
war  und  etwas  höher  stand,  dass  übrigens  die  beiden  Ossa  ilei  genau  die  gleichen  Maassc  hatten. 
Ich  stellte  die  Wahrschcinlichkeilsdiagnoao  auf  eine  ausgeheiltc  tuberculosc  Affeetion  des  rechten 
Ileosacralgelenks  mit  Ausgang  in  Synostose.  Eine  Aufnahme  nach  Röntgen,  bei  der  das  linke 
Ileosacraigelenk  als  heller  Streifen  erschien,  während  die  rechte  Seite  gleiohmässig  dunkel  blieb, 
liestätigte  diese  Auffassung. 

In  diesem  Falle  waren  die  Beckenmaasse:  Spinae  25,  Crist.  28,75,  Trochant.  31,5,  Dist. 
apin.  poster.  10. 

Bei  späterer  Narcosc  behufs  Operation  hatte  ich  Gelegenheit,  die  Beckenhöhle  zu  unter- 
suchen, und  fand,  dass  die  rechte  Beckenhälfte  leichter  abzutasten  war  (daher  rechtsseitige  Ver- 
engerung des  Beckencanals),  dass  dagegen  die  Diagonalis  14  betrug. 

In  diesem  Falle  traf  trotx  der  übrigen  Difformität  des  Beckens  die  Grösse  der  D.  spin. 
post,  von  10  mit  einer  normalen  Conjugata  vera  von  < 12  zusammen. 

Weitere  Belege  sind  von  mir  in  der  oben  erwähnten  Arbeit,  sowie,  unabhängig  von  mir, 
von  Müllerheim1)  publicirt.  Es  ist  mir  nicht  bekannt,  ob  andere  Gynäkologen  unserem  Beispiel 
gefolgt  sind. 

Die  Dist.  spinar.  poster.  lässt  sich  bei  der  lebenden  Frau  sehr  leicht  messen.  In  weitaus 
den  meisten  Fällen  sind  die  Grübchen  bei  seitlicher  Beleuchtung  sehr  deutlich  au  sehen.  Man 
legt  dann  in  die  Grübchen  die  Endpunkte  des  Taslerxirkel*  und  liest  das  Maas«  ab;  um  ganz 
sicher  au  gehen,  kann  man  sich  die  jederzeit«  tiefste  Stelle  der  Grübchen  durch  einen  schwarzen 
Punkt  markiren.  In  zweifelhaften  Fällen  lassen  sich  die  Spin,  poster.  superiores  durch  die 
Palpation  ermitteln. 

Löhlein*)  ist  meines  Wissens  der  einzige,  der  die  obstetrische  Wichtigkeit  der  DisU 
spinar.  poster.  herrorhebt,  Controlmessungen  sind  aber,  soweit  mir  bekannt,  in  grösserer  Zahl 
nicht  gemacht  worden.  Ich  halte  die  Bestimmung  der  Spin,  poster.  von  geburtshülflichem  Stand- 
punkt für  ungleich  wichtiger  als  die  der  übrigen  ßreitenmaasse,  denn,  wie  wir  sehen  werden, 
finden  sich  trotz  kleiner  ßreitenmaasse  bei  den  Javaninnen  doeb  geräumige  Becken,  und  in 
solchen  Fällen  entspricht  der  grossen  Conjugata  vera  eine  ebensolche  Distanl.  spin.  poster. 

Doch  damit  kommen  wir  allmählich  zugleich  auf  die  anthropologische  Bedeutung  der 
hinteren  Dornbreite  zn  sprechen. 

Bei  Betrachtung  der  Maasse  von  Nr.  13  auf  Tabelle  I lallt  es  auf,  dass  trotz  auffallend 
kleiner  ßreitenmaasse  (Spin.  23,  Cr.  26,  Troch,  29)  doch  eine  Dist-  spin.  post,  von  10,5  nnd  eine 
Diagonalis  von  14  cm  gefunden  wird. 

Die  betreffende  Frau  stammte  im  dritten  Grade  von  javanischen  Eltern  ah,  und  hatte  die 
typische  Form  de»  runden  javanischen  Beckens. 

‘)  Die  äussere  Untersuchung  der  Gebärenden. 

a)  Centralbl.  für  Gynäkologie  istnt,  8.  1035. 


Digitized  by  Google 


126  Dr.  C.  H.  St  ratz, 

Leider  hatte  ich  »einer  Zeit  bei  meinen  Messungen  an  javanischen  Frauen  *)  die  Dist.  Spin, 
poster.  nicht  beachtet. 

In  drei  Fällen  jedoch  gelang  es  mir,  mit  Hülfe  der  Photographien  (*/i«  Lebensgrösse)  das 


fehlende  Maas»  ans  dön  übrigen  zu  roconstruiren. 

Diese  drei  Messungen  zusammen  mit  Nr.  13  von  Tabelle  I ergeben: 


Körper- 

länge 

löagonal.  I 

Spin.  ]>oat. 

»Spin. 

Criste 

Trocb. 

1.  Frau  X 

161 

14 

10,6 

23 

26 

2!) 

2.  Moeakidja 

160 

14 

10 

22.5 

26,5 

26 

3.  Ko*m  inten 

148  ; 

16 

ln 

23 

25 

27 

4.  Roo» 1 

1 146 

11 

8 

20,5 

22,5 

25,5 

Es  zeigt  sich  auch  hier  eclatant  die  Coinciden*  der  Ausdehnung  der  Maassc  für  Diag.  und 
Spin.  post,  bei  sehr  wenig  entwickelten  Breitenmaasscn. 

Im  vierten  Falle  handelt  es  »ich  um  ein  halbwüchsiges  Mädchen;  das  Becken  war  kindlich, 
dementsprechend  sowohl  Diagonalis  als  Spin,  poster.  unterhalb  der  Norm. 

Der  Vollständigkeit  halber  sind  die  bezüglichen  Bilder  von  Moeakidja  (Fig.  0,  Tal'.  III), 
Rosminten  (Fig.  7,  Taf.  V)  und  Rooa  (Fig.  8,  Taf.  V)  nach  Photographien  hier  beigefügt. 

Unter  den  oben  erwähnten  Typen  ostasiatischer  und  melanesischer  Völker  von  Hagen, 
die  ein  Durchschnittsmaass  von  10,6  haben , ist  (mit  Ausnahme  einiger  halberwachsener  Indi- 
viduen) an  normalen  erwachsenen  Frauen  die  constante  Grösse  der  Dist.  spin.  post,  nachzuweisen. 

Aus  den  bisherigen  Untersuchungen  lässt  sich  der  Schluss  ziehen,  dass  wir  in  der  Distantia 
spin.  post,  ein  Maas»  besitzen,  das,  ganz  unabhängig  von  der  Körpergrösse,  unabhängig  von 
den  übrigen  Breiten  maassin  des  Beckens,  unabhängig  auch  von  der  Rasse,  bei  normaleu  weib- 
lichen Individuen  eine  feste  Grösse  von  10  bis  11  cm  besitzt. 

Wenn  weitere  Untersuchungen  meine  Beobachtungen  bestätigen,  so  haben  wir  damit  einen 
Maassstab  normaler  Entwickelung,  der  um  so  grösseren  Werth  hat,  als  er  in  die  schwankenden 
Grössen  von  Rumpf  und  Extremitäten  einen  festen  Normalwerth  einfuhrt.  Jedenfalls  scheint  es 
mir  sehr  wünschenswert,  der  hinteren  Dortibreito  bei  obstetrischeu  sowio  auch  bei  anthropo- 
logischen Messungen  eine  grössere  Beachtung  zu  schenken,  als  bisher  geschehen  ist. 

Bei  der  Beschreibung  der  Lendenraule  verweist  Waldcyor  nach  Richer.  Wenn 
ich  diesem  Werke  folge,  so  finde  ich  bei  Ri  eher  *)  in  nnec  die  folgenden  Charakteristica : 

Die  obere  Begrenzung  der  Lendenrant«  ist  inconstant,  bedingt  durch  die  jeweilige  Ent- 
wickelung der  verschiedenen,  zu  ihrer  Bildung  beitragenden  Rückenmuskeln.  Die  seitliche  Be- 
grenzung wird  (beim  Manne)  gebildet  durch  je  zwei  Paar  Grübchen,  die  Fossulae  lumbales 
laterales,  von  denen  die  Snperiores  der  Insertion  der  Musculi  sacrolumbales  an  den  Cristae  ilei 
entsprechen,  die  Inferiores  den  Spinae  posteriore»  »uperiores  ossium  ilei.  Die  oberen  verschwinden 
bisweilen  bei  stärkerem  Fettansatz  oder  werden  nach  unten  gedrängt.  Sie  sind  inconstant,  die 
Fossulae  inferiores,  unsere  Kronzgrübchen  par  excellence,  sind  viel  oonstanter.  „C’est  la  seule 
d’ailleurs,  qui  existe  cbez  la  fomme“,  fügt  Richer  hinzu. 

In  der  Mitte  wird  die  Lendenraute  gelheilt  durch  die  mittlere  Rflckonfurcbe , an  der  man 

')  Archiv  fttr  Anthropologie  XXV,  1*98. 

*)  Anatomie  artistique,  p.  182. 


Digitized  by  Google 


Der  Werth  il.  Lendongegend  f.  anthropologische  u.  obstetrische  Messungen.  127 

bisweilen  drei  bis  vier  knopifartige  Erhebungen  (Processus  spinosi)  selbst  in  der  aufrechten 
Steilung  angedeutet  sicht,  ln  der  unteren  Hälfte  des  Kreuzbeins  verliert  sich  diese  Furche 
vollständig.  Ain  Ueborgang  der  HSckenfurche  in  das  Kreuzbein  findet  sieh  häutig  eine  Depression, 
die  Fossula  lumbalis  mediana,  die  etwas  oberhalb  der  Verbindungslinie  der  Dist.  spin.  post, 
sup.  o.  i.  liegt.  Beim  Manne  setzt  sich  die  Verbindungslinie  der  Kossulae  lumbales  laterales 
jeder  Seite  mehr  oder  weniger  deutlich  in  der  Richtung  der  Cristae  ilei  fort,  während  bei  der 
Frau  durch  das  von  der  Hüfte  aufsleigende  Fettpolster  die  ganze  Ausscnfläcbo  bis  zur  Taillen- 
furche hinauf  gleichmässig  abgerundet  und  geglättet  wird.  (Vergl.  Fig.  1,  8.  119.)  Nach  nnten 
wird  die  Lendenraute  begrenzt  durch  die  Insertionen  der  Glutaci,  die  oberhalb  der  Crcna  ani 
zusammentreten. 

Le  bonrrelet  graisseux  — , fährt  Richer  fort,  — chez  la  femme  ^ flaue  toute  barriere  ontre 
la  region  des  Annes  et  de  la  fesse  . . . 

Ces  forme«  <jui  sont  speciales  au  sexe  feminin,  se  retrouvent  quelquefois  attemufcs  chez 
l’homme,  de  meme  que  certaines  femmes  peuvent  se  rapprocher,  sons  ce  rapport,  du  type 
mascnlin,  si  bien  que  la  nature,  daus  l'infinie  Variete  des  formen  individuelles,  peut  presenter  tous 
les  degres  intermt-diaires  entre  les  deux  types  qui  characteriseni  les  sexes. 

Richer  theilte  mir  persönlich  mit,  dass  er  bei  seiner  Beschreibung  ausschliesslich  vom 
Manne  ausgegangen  ist  und  absichtlich  die  Frau  nur  nebenbei  erwähnt  habe.  Ich  will  versuchen, 
in  seinem  Sinne,  jedoch  von  entgegengesetzter  Richtung,  die  verschiedenen  Typen  aufzustellen. 

Ich  möchte  hierbei  noch  ausdrücklich  hervorheben,  dass  ich  dabei  von  der  Kreuzraute 
völlig  absehe.  Durch  deren  oberen  Endpunkt,  den  Procoas.  spinös,  vert.  lumb.  V,  ist  schon 
genug  Verwirrung  gestiftet.  Er  spielt  in  der  Geburtshülfe  nur  als  hinterer  Messpunkt  des 
Diamcter  Baudelocquii  eine  Rolle  und  hat  ebensowenig  als  dieser  mit  der  Lendenraute  irgend 
etwas  zu  thnn.  Den  bisherigen  Irrthum,  dass  der  obere  Endpunkt  der  Lendenraute,  die  mit 
der  Michaelis'  sehen  Raute  identisch  ist,  stet*  auch  der  Proc.  spin.  V sei , hat  W a 1 d e y e r ja 
genügend  entkräftet 

Die  M i chaelis’sche  Raute  in  ihrer  jetzigen  Auffassung  ist  die  schon  bei  blosser  Be- 
trachtung sichtbare  Lendenraute  des  Weihes. 

Zu  dcu  von  Richer  aufgestclltcn  Richtungspunkten  bat  Waldeyer  noch  einen  weiteren 
gefügt,  die  dem  unteren  Winkel  der  Raute  (IV.  bis  V.  Kreuzbeinwirbel)  entsprechende  Fossula 
sacralis  medialis,  inferior  ira  Gegensatz  von  der  von  Kicher  genannten,  die  zur  snperior  wird. 

Wir  haben  also  im  Ganzen  sechs  Fossulae  sacrales  zu  unterscheiden,  eine  obere,  eine 
untere,  nnd  je  zwei  seitliche,  also  die  Fossulae  medialis  superior,  medialis  inferior,  und  je  zwei 
laterales  superiores  und  laterales  inferiores. 

Die  normale  weibliche  Lendenranle  muss  die  folgenden  Merkmale  haben: 

a)  Ausdehnung  in  die  Breite  10  bis  11cm, 

b)  seilliebe  Begrenzung  durch  die  Fossulae  laterales  inferiores, 

c)  Fehlen  der  Fossulae  laterales  superiores, 

d)  gleichmässigo  Fläche  ohne  mittlere  Rückenfnrche, 

e)  unterer  Winkel  90*  oder  beinahe  so  viel. 

Diese  gemeinschaftlichen  Merkmale  können  im  Zusammenhang  mit  individuellen  Schwan- 
kungen die  folgenden  normalen  Variationen  bedingen. 


Digitized  by  Google 


128 


Dr.  C.  II.  St  ratz,  Der  Werth  der  Leudengegend  etc. 

1.  Alle  vier  begrenzenden  Fossulac  deutlich  ausgeprägt,  die  unterste  etwas  ßber  dem 
Ende  der  crena  ani.  Die  Verbindungslinien  bilden  ein  regeltnissiges  Quadrat.  Idealraute. 

Dieses  Verhältnis«  findet  sieb  am  schönsten  ausgeprägt  an  dem  Torso  eines  spanischen 
Mädchens  aus  Barcelona  (Fig.  9,  Taf.  IV). 

Nicht  minder  schön  ist  die  Lendenraute  einer  18jihrigen  Wienerin  (Fig.  10,  Taf.  V)  aus 
der  Heid’scben  Sammlung. 

2.  Der  obere  Endpunkt  der  Haute  ist  nicht  scharf  markirt  (Fig.  11,  Taf.  IV  und  Fig.  2, 
Taf.  III). 

3.  Die  seitlichen  Grübchen  sind  in  die  Quere  verzogen  durch  localen  stärkeren  Fettansatz. 
Als  Beispiel  hierfür  diene  ein  belgisches  Mädchen  (Fig.  12,  Taf.  VI). 

Bei  noch  stärkerer  Spannung  der  Haut  kann  sich  sogar,  wie  Waldoyor  bereits  erwähnte, 
eine  Querfurche,  von  einer  Foss.  lateral,  infer.  zur  anderen  über  die  Lendenraute  hinziehen  (vergl. 
Fig.  5,  Taf.  IH). 

4.  Die  mittlere  Kückenfurche  tritt  tiefer  in  die  obere  Hälfto  der  Raute  hinein  (Fig.  6, 
Taf.  III). 

5.  Die  Begrenzung  der  Haute  ist  verwischt  mit  Ausnahme  der  Foss.  lateral,  inferiores 
(Fig.  13,  Taf.  IV). 

Von  der  normalen  weiblichen  Lendenraute  weichen  alle  diejenigen  Formen  ab,  die  den 
U ebergang  zum  männlichen  Typus  bilden,  sowie  alle  pathologischen  Formen. 

Als  wichtigste,  an  den  männlichen  Typus  erinnernde  Formen  sind  ansscr  dem  geringeren 
Maasse  der  Qncrdiagonale  bervorzuhoben: 

1.  das  Eintreten  der  mittleren  Kückcnfurcbe  nnterhalb  der  Querdiagonale  (Fig.  14,  Taf.  VI). 

2.  dos  Sichtbarwerden  der  Fossulae  laterales  superiores  über  den  inferiores,  wie  dies 
deutlich  anf  Fig.  8,  Taf.  V,  zu  erkennen  ist. 

In  diesem  Falle  handelt  es  sich  nun  allerdings  um  ein  halberwachsene«  Mädchen;  es  muss  jedoch 
hervorgehoben  werden,  dass  sich'  der  weibliohe  Typus  der  Lendenraute  schon  in  früherem  Alter 
manifestirt,  was  durch  Betrachtung  von  Fig.  15,  Taf.  VI,  bestätigt  wird,  einem  11  jährigen  Wiener 
Mädchen,  das  trotz  des  jugendlichen  Alters,  trotz  des  geringen  Fettansatzes,  die  Kreuzgrübchen, 
namentlich  rechts,  auf  der  Photographie  selbst  bei  nicht  sehr  günstiger  Beleuchtung  deutlich 
erkennen  lässt. 

Dass  durch  pathologische  Verhältnisse  die  Gestalt  der  Lendenraute  vielfach  beeinflusst  wor- 
den kann,  habe  ich  bereits  oben  und  auch  früher  schon  horvorgcliobeu  (vergl.  Fig.  5,  Taf.  III). 

Selbstverständlich  finden  sich,  wie  Kicher  hervorhob,  zahlreiche  Uebcrgänge  vom  männ- 
lichen zum  weihlichcn,  sowie  vom  normalen  zum  pathologischen  Typus,  die  auch  trotz  grosser 
Uebung  sich  nicht  immer  erkennen  lassen,  ioh  hoffe  aber,  dass  es  mir  trotzdem  gelangen  ist, 
zunächst  einige  Hauptpunkte  zur  Bcurthcilung  festzustellen,  dann  aber  auch  zu  weiteren  Unter- 
suchungen über  die  Bedeutung  der  Lendongegend  anzuregen.  Ob  dieselben  meine  Befunde  be- 
stätigen oder  widerlegen,  ioh  werde  sie  stets  mit  Freude  begrüsson,  denn:  Du  choc  dos  opinions 
jaillit  la  vörite. 

den  llaag  1899.  C.  H.  Stratz. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


fllr  Anthropologie.  Kd.  XXVII.  Druck  iixui  Vtrltg  tob  Friodr.  Vlovtg  u.  8-.hn  1b  Knomehwiif. 


Digitized  by  Google 


II  •*!! 


Digitized  by  Google 


■ol  -S!J 


Digitized  by  Google 


Archiv  fttr  Anthropologie  Btl.  XXVIl  I>r«ck  and  Vorla«  von  Frietlr.  Vi»W#|  a.  Boli»  ln  Braunvoliwtig. 


Digitized  by  Google 


Fig.  1*. 


Digitized  by 


Googie 


Archiv  für  Anthropologe*-  Bd.  XXVII-  Druck  und  Vnlif  von  Friodr.  Vitwcg  u.  Sohn  in  Draunwfaweig. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


129 


Re  ferate. 


Aus  der  il  e u t s c ii  e n Literatur. 


1.  Joachim  Graf  Pfeil:  Studien  und  Beob- 

achtungen aus  der  Südsee.  H*.  XIII, 
322  Seiten  mit  22  Tafeln  nach  Aquarellen  und 
Zeichnungen  de*  Verfassers,  und  Photographien 
von  Parkinson,  braunschweig.  Friedr.  Vieweg 
u.  Nohn,  IN!»!». 

In  dem  Sr.  KönigL  Hoheit  dem  Grossherzog  von 
Sachsen  gewidmeten  herrlichen  Werke  schildert  der 
Varia— r die  Eindrücke,  die  er  wahrend  seine«  Aufent- 
haltes in  der  Südsee  gewonnen  hat.  Fa*  hat  sich  zur 
Aufgabe  gastollt,  den  diutaohon  ( oiooiolbaaits  in  dar 
Südsee.  so  wie  er  in  Wirklichkeit  ist,  ohne  jegliche 
Verschönerung,  aber  auch  ohne  Verunzierung,  zu 
schildern.  Wenn  er  auch  einige  malerische  Fhnntaaie- 
hilder  zerstört,  so  hofft  er  dafür  doch  Thatsachen  an 
deren  Stelle  zu  setzen,  die  wohl  mitunter  seiltet  zum 
stimmungsvollen  Bilde  «ich  gruppiren  können  und 
welche  durchweg  der  Aufmerksamkeit  würdig  sein 
dürften. 

Nach  einer  allgemeinen  Schilderung  dos  ge- 
flammten deutschen  Besitzes  und  der  Guschichte  von 
dem  ersten  Ansiedler  bis  zur  Eroberung  durch  Deutsch- 
land folgt  die  Benchmbuug  der  Bewohner  in  ethno- 
logischer Beziehung.  Zuerst  wird  der  Katiakc  nach 
seiner  lajbennweise , seinem  Verhalten  zu  uns  und  zu 
seinen  Stammesgeoossen  geschildert , um  dann  die 
Charaktereigenschaften , soweit  es  bis  jetzt  möglich 
ist,  einer  Besprechung  zu  uuterziehen. 

Nachdem  dem  Leser  ein  anschauliches  Bild  des 
Bewohners  gegeben  worden  ist,  geht  der  Verfasser 
dazu  Aber,  die  Gegend  zu  beschreiben;  die  Thätigkcit 
der  Vulcane  und  des  Wassers,  das  Klima,  dio  Flora 
und  Fauna  werden  dem  Ltaer  in  fesselnder  Dar- 
stellung vor  Augen  geführt. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  dio  Colonisation 
de«  deutschen  Besitze«  sind  die  Anschauungen,  welche 
im  fünften  Capitol  niedergclegt  sind.  Es  werden  die 
Arbeiterfrage,  die  Uechtspffoge , die  Besteuerung  der 
Eingeborenen,  die  Mission,  die  Schule  und  die  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  besprochen.  Wenn  auch 
vielleicht  einzelne  Theorien  und  Anrichten  des  Ver- 
fasser« sich  als  falsch  erweisen,  so  bilden  sie  doch 
einen  werthvollen  Beitrag  zur  Losung  der  schwierigen 
Frage:  Wie  können  Land  und  Idente  der  Cultur  zu- 
gänglich gemacht,  fiir  sie  gewonnen  und  dadurch  mit 
Nutzen  für  das  Vaterland  dessen  Besitzstand  augegliedort 
werden  ? 

Aus  seinen  Hciseerlehnissen  theilt  der  Verfasser 
nur  seine  Expedition  in  das  Innere  von  Ncu-MeckJeu- 
hurg  mit,  auf  welcher  zwei  Leute  seiner  Truppe,  ein 
Ualbweiaser  Kamsay  au«  Jamaica  und  sein  Diener 
Martin,  den  Tod  fanden,  sowie  eine  Heise  nach  den 
Salonmnrinseln. 

Die  somatische»  Eigenschaften  der  Bewohner  der 
deutschen  Südsee  werden  folgemlermaasflen  geschildert 
(3.  6B--&9): 

„Luter  den  Kanakeu  finden  sicli  kräftige  und 

Arehlr  fax  AnlLrt>polo*ln.  ftd  XXV1L 


wohlproportionirte  Leute,  die  Einwohner  von  Beyning 
und  Kabairu  auf  der  westlichen  Seite  der  Gazcllcn- 
ha) hin sei  zeichnen  sich  durch  breite  Schultern  und 
kräftige  Entwickelung  der  Anmutiskeln  au«.  Die 
Neu-Mecklenburger  sind  zierlicher  ab  alle  anderen 
Kanakeu,  dennoch  wird  uns  weder  ihr  Körper  noch 
ihr  Gesicht  in  dem  Grude  anmuthen,  wie  da«  des 
Negers.  Ihr  lauerndes  Wesen,  ihr  bewusstes  Miss- 
trauen, der  Abschliessung  suchende  Zag  in  ihrem 
Charakter  rauben  ihnen  die  Grazie  der  Bewegung  und 
spiegeln  sich  iu  dem  Gesichte,  dessen  Zuschnitt  auch 
iu  der  Form  hinter  dem  des  Negers  zurücksteht. 
Auch  in  dieser  Beziehung  machen  die  Salomoni- 
insu  lauer  eine  Ausnahme,  ihr  gesetzte»  Wesen  ver- 
leiht ihnen  etwas  Würdevolles,  und  unter  ihnen  fiudet 
man  recht  hübsche  Kinder.  Die  verschiedene»  Summe, 
mit  denen  der  Europäer  hauptsächlich  iu  Berührung 
kommt,  unterscheiden  sich  ganz  wesentlich  von  ein- 
ander. Der  Bewohner  Ncu-Pommerns  zeichnet 
sich  vor  den  anderen  durch  seine  Kcrpergrosse  aus. 
die  im  Allgemeinen  sich  über  Mittelgrösse  erhelten 
dürfte.  Er  ist  entsprechend  breit,  und  wenn  er  wohl- 
genährt ist,  sind  «eine  Formen  voll  und  kräftig,  aller 
weich.  Sein  Kopf  ist  im  Vergleich  zu  den  anderen 
Summen  rund,  Messungen  würden  ihn  wahrscheinlich 
als  ausgesprochenen  Kuraschadel  erweisen.  Sein  Ge- 
sicht ist  rund  und  breit,  der  Mund  gross  und  grob, 
mit  breiten  wulstigen  Lippen,  doch  Verhältnis« massig 
wenig  prognath.  Der  Haarwuchs  ist  stark  entwickelt, 
nicht  nur  ist  der  Kopf  von  einer  zottigen  Woilpe rucke 
und  das  Gesicht  von  starkem  Barthaar,  wenn  dieses 
nicht  plamuässig  entfernt  ist,  bedeckt,  auch  der  Körjwr 
zoigl  starke  Behaarung,  die  bei  einzelnen  Individuen 
sogar  über  das  gewöhnliche  Maas«  hinausgeht.  Im 
Verhältnis«  zu  dieser  ilaarbedeckung  sind  die  Augen- 
brauen wenig  entwickelt,  vielleicht  werden  sie  von 
deu  Eingeborenen  ausgerupft . doch  sind  sie  bei  den 
Neu  Pommern  immer  noch  starker  als  bei  den  anderen 
Stämmen.  Die  Augen  sind  meist  tiefliegend  und 
etwas  gelblich,  mit  dünner,  rother  Äderung;  dieser 
Zustaud  scheint  in  früher  Jugend  einzutreten , die  er, 
weil  er  ein  älteres  Aussehen  mit  sich  bringt,  viel 
ihres  Heize«  beraubt.  Die  Stirn  des  Neu-Pom mern  ist 
im  Allgemeinen  hoch , doch  wird  sie  nach  oben  zu 
schmäler,  und  an  den  Schläfen  finden  «ich  oft  tiefe 
Einsenkungen , die  sic  zwar  hervortretend  erscheinen 
lassen , aber  «loch  den  Ausdruck  mangelnder  Intelli- 
genz mit  «ich  bringen.  Ganz  auffallend  ist  der  Unter- 
schied zwischen  Küsten-  und  Inselbewohnern, 
und  den  Laoten  desselben  Stammes,  deren  Wohnsitz 
im  Inneren  des  Landes  liegt.  Erster«  sind  breiter 
und  tiefer  iu  «1er  Brust,  ihre  Arme  sind  sehniger  und 
läuger,  ihre  Beine  aber  viel  dünner  and  muakello«. 
Die  Erscheinung  ist  auf  ihre  Bootfahrten  zurückzu- 
fuhren.  Sie  gehen  wenig  und  steigen  fast  nie  in  die 
Berge,  ihre  Schenkel  werden  daher  weder  geübt  noch 
angestrengt.  Tagtäglich  dagegen  bringen  sie  viele 

17 


Digitized  by  Google 


130 


Referate. 


Ständen  in  ihren  Canoet  zu  und  da»  Rudern  übt 
natürlich  auf  Arme  und  Lunge  einen  kräftigenden 
Einfluss  auBi  so  dass  der  Oberkörper  im  Gegensatz  zu 
den  unteren  Extremitäten  kräftig  entwickelt  wird.  Eine 
ganz  merkwürdige  Erscheinung,  die  ich  indessen  nur 
unter  den  Leuten  Nen-Pommerni  beobachtete,  ist  eine 
Herzgrube  von  solch  ungemeiner  Tiefe,  dass  in  ihr 
fast  die  Faust  eines  Mannes  Platz  finden  würde.  Diese 
Erscheinung  ist  wieder  unter  den  bootfahrenden  Leuten 
viel  häufiger  als  unter  den  l^ndbewohnern  und  dürfte 
zweifelsohne  mit  der  Art  der  Beschäftigung  Zusammen- 
hängen. 

Der  Nen-Mecklenburger»  d.  h.  der  Bewoh- 
ner der  beiden  Inselenden , ist  von  nicht  so  hohem, 
aber  gefälligerem  Wuchs  als  der  Neu -Pommer,  er  ist 
wohlproportionirt,  etwas  sehniger  und  in  seinen  Be- 
wegungen graziöser.  Sein  Kopf  ist  etwas  länger,  nach 
hinten  besser  entwickelt,  das  Gesicht  in  seinen»  unteren 
Th  eile  schmäler,  die  Stirn  breiter,  obwohl  niedriger, 
doch  nimmt  sie  im  Verhäitniss  zum  Gesicht  mehr 
Kaum  ein  als  bei  den  anderen,  auch  ist  sie  im  Profil 
mehr  gebogen.  Die  Nin  ist  besser  geformt,  nament- 
lich im  Profil  gerade,  der  Mund  weniger  grob,  kleiner, 
die  Lippen  mehr  geschweift.  Die  Augen  sind  etwas 
vorliegender  und  freundlicher  und  stoben  weiter  von 
einander  ab,  die  Bewegungen  sind  lebhafter.  IterXeu- 
McckJenburger  macht  ausserlieh  den  besten,  sowie  den 
intelligentesten  Eindruck.  Bei  ihm  ist  der  Haarw  uchs 
auf  dem  Körper  geringer  als  bei  den  anderen,  und 
auch  Bärte  sind  unter  ihnen  selten.  Der  Salomons- 
insulaner  steht  an  Körpergrösse  und  Haarbedeckung 
zwischen  den  beiden  Erstgenannten.  Er  ist  kräftiger 
als  der  Neu  - Mecklenburger , und  in  seinen  Be- 
wegungen und  in  seinem  Aensseren  gefälliger  als  der 
Neu  - I’ommer.  Seine  Nase  ist  gerade,  sein  Kinn 
energisch;  er  hat  hohe  Backenknochen  und  sein 
Hinterkopf  ist  oft  merkwürdig  kräftig  entwickelt. 
Seine  Stirn  ist  meist  gewöhnlich,  niedrig  und  schmal, 
oft  über  der  Nasenwurzel  eingedrückt,  im  Verhältnis« 
zu  dem  Rest  des  Gesichte  erscheint  sie  unbedeutend. 
Schon  früher  wurde  erwähnt,  dass  sein  Haar  nicht 
filzig,  sondern  oft  weich  und  sanft,  bei  manchen  Indi- 
viduen sogar  lang  ist.  Allen  diesen  drei  Stammen 
ist  die  Eigentümlichkeit  gemeinsam , dass  sie  trotz 
verhältnissmässig  wenig  Arbeit  viel  gröbere,  ordinärere 
Hunde  haben  als  die  Neger,  bei  denen  schöne  Hände 
so  häufig  sind.  Sie  verwenden , im  Gegensatz  zu 
letzteren,  keinerlei  Sorgfalt  auf  die  Extremitäten, 
daher  sind  auch  ihre  Küsse  unschön.  Wie  bei  allen 
Itarfuss  laufenden  Rassen  sind  zwar  die  Zehen  gut  an 
den  Kuss  geteilt  und  liegen  leicht  getrennt  von  ein- 
ander, namentlich  ist  dies  bei  der  grossen  und  nächsten 
Zehe  der  Fall.  Merkwürdig  oft  findet  man  die  kleine 
Zehe  in  fast  rechtem  Winkel  nach  aussen  stehen, 
doch  mag  dies  auf  Verletzungen,  Ausrenkungen  u.  s.  w. 
zurückzuTuhren  sein.  Handgelenke  und  Knrichel  sind 
fast  bei  allen  Stämmeu  im  Verhäitniss  schwach  und 
dünn.  Für  unterscheidend  hält  Pfeil  den  Haut- 
geruch. Beim  Neu -Pommer  kommt  zu  seinem  eigen- 
thümlichen  Huutgeruch  noch  der  Duft  nach  Betel 
und  anderem  Gewürz,  dom  Neu-Mecklenburger  haftet 
nur  sein  Hautgeruch  an,  die  Salomonier  scheinen  ver- 
hsltni— ni—ig  frei  von  Hautgeruch  zu  sein.  Da  die 
Nahrung  bei  allen  die  gleiche  ist,  dürfte  die  Haut- 
thütigkeit  die  Verschiedenheit  bedingen.  Hinsichtlich 
de*  Gesichtsausdruckes  zeigt  der  Neu-Fommer  durch- 
weg den  Ausdruck  der  kalten  Abwehr,  der  Nen- 
Mecklenburger  den  der  unterdrückten  Wissbegierde, 
der  Salomonier  den  der  kühlen  Kritik.“ 

Diese  Schilderung  der  somatischen  Eigenschaften 
der  Bewohner  der  Südsee  wird  auch  dann  noch  einen 
grossen  Werth  besitzen,  wenn  es  gelungen  sein  wird, 


die  Beschreibung  auf  eingehendere  Studien  und 
Messungen  zu  gründen. 

Da  die  Verlagsbuchhandlung  dem  Werke 
durch  die  Ausstattung  ein  würdiges  Acussere 

f egeben  hat,  so  muss  dassetbe  als  ciue  in  jeder 
linsicht  hervorragende  Bereicherung  der 
Literatur  über  die  Länder-  und  Völkerkunde 
unseres  Colonialbesitzes  bezeichnet  werden. 
Die  Lectüre  derselben  ist  jedem  zu  empfehlen, 
der  für  die  Völker  der  Erde,  speciell  für  die 
unserer  Colonien,  Interesse  hat 

2.  Fritsch.  Gustav:  Die  Gestalt  des  Menschen. 
Mit  Benutzung  der  Werke  von  K.Harle** 
und  C.  Schmidt.  4°.  VIII,  173  Seiten  mit 
25  Tafeln  und  287  Abbild,  im  Text.  Stuttgart, 
Paul  Neff,  IW. 

Es  existirt  eine  grosse  Reihe  von  Werken,  welche 
sich  zur  Aufgabe  gestellt  haben , die  menschliche 
Anatomie  für  Künstler  zu  beschreiben;  aber  es  ist 
eine  unleugbare  TbaUache,  dass  diese  verdienstvollen 
Werke  nicht  in  dem  Maasae  benutzt  werden,  als  man 
vorauaaetzte.  Alle  sind  für  die  Zwecke  der  Künstler 
zu  eingehend.  Der  Künstler  will  sich  nicht  zum 
Anatomen  ausbilden.  Dass  die  Künstler  eine  leichtere, 
ihnen  handlichere  I Darstellung  der  anatomischen  Körper- 
verhültnisse  vorzichen,  dürfte  sich  au*  dem  grossen 
Erfolge  ergeben,  welchen  Brücke’»  „Schönheit  und 
Fehler  der  menschlichen  Gestalt-  aufzuweisen  hat. 

Auf  mancherlei  Aufforderungen  aus  Künstler* 
kreisen  und  von  Anthropologen  hat  Fritsch  ea  unter- 
nommen, mit  8chmiat’s  Proportionsachlüssel  in  der 
Hand  auch  die  in  Harle ss?  Lehrbuch  der  plastischen 
Anatomie  vergrabenen  Schätze  zu  heben  und  eine  all- 
gemein fassliche,  handliche  Darstellung  unserer  Körper- 
form zu  geben,  welche  für  Künstler  und  Autbropologen 
einen  Leitfaden  abgiebt,  um  sich  über  die  natürlichen 
normalen  Verhältnisse  schnell  und  sicher  zu  orien- 
tiren. 

Ohne  die  künstlerischen  Darstellungen  des 
menschlichen  Körpers  zu  unterschätzen  und  zu  ver- 
nachlässigen, hat  aer  Verfasser  die  Fortschritte  der 
Photographie  in  dem  vorliegenden  Werke  benutzt 
und  dazu  aiirfte  wohl  kaum  Jemand  mehr  geeignet 
sein  als  gerade  der  Verfasser. 

An  der  Hand  reichen  photographischen  Material* 
werden  die  Darstellungen  von  Harles»  wieder  belebt 
und  dem  modernen  Künstler  zugänglich  und  nutzbar 
gemacht.  Es  ergiebt  sich  daraus  ein  höhere«  Ver- 
ständnis« der  menschlichen  Gestalt,  sowohl  in  idealer 
Hinsicht  unter  Feststellung  der  Körperfonnen,  welche 
wir  zur  Zoit  als  den  Gipfelpunkt  unserer  Entwicke- 
lung in  beiden  Geschlechtern  aufzufassen  berechtigt 
sind,  al*  auch  wenigstens  in  den  Grundzügen  der 
durch  individuelle  Variation  und  Einfluss  der  Rasse 
veranl&asten  hauptsächlichsten  Abweichungen. 

Nach  einer  den  Bedürfnissen  de*  Künstlers  an- 
gepasston  Beschreibung  de«  Skelets,  der  Bänder  und 
der  das  Skelet  bedeckenden  Weichtheile  geht  Fritsch 
dazu  über,  die  Umriasa  des  Körpers  in  ihrer  wechsel- 
vollen  Erscheinung  vom  anatomischen  Standpunkte 
aus  vor  Augen  zu  führen.  Es  wird  da*  Auge  und  das 
Gesicht  behandelt  und  der  äussere  Umriss  des  be- 
wegten Körpers  an  der  Hand  des  borghesischen  Fech- 
ter« und  mustergültiger,  nach  der  Natur  au/ge- 
nommeuer  Photographien  besprochen.  Die  Mechanik 
der  Stellungen , die  Ortsbewegung,  der  Kampf  mit 
mechanischen  Widerständen , sowie  die  Bewegungen 
des  Körpers,  nach  Aufnahmen  durch  die  Moment- 
photographie,  werden  eingehend  dargestellt.  Den 
Schluss  bildet  ein  Abschnitt  über  die  graphischen 
Methoden  der  Darstellung,  welchem  al*  Anhang  die 


Referat«. 


131 


Orfl— eaverhUtni— e der  Gesichtstheilc  und  de»  Körpere 
nach  Messungen  an  Lohenden  augefügt  sind. 

Es  ist  unmöglich,  in  einem  Referate  die  Fülle  des 
Gebotenen  wiederzugeben,  es  sollen  hier  nur  die  be- 
herzigenawerthen  Worte  über  unsere  Kenntnisse  der 
individuellen  und  rassenhaften  Unterschiede  dos  mensch- 
lichen Korpora  mitgetheilt  werden. 

«Die  wissenschaftliche  Feststellung  der  Variabilität 
de«  Menschen“,  schreibt  Fritsch,  «verlangt  gewiss 
such  schon  eine  eingehendere  Untersuchung  der  euro- 
päischen Abweichungen  und  den  Nachweis,  wie  weit 
solche  auf  bestimmte  Rasseucinflüsse  zurückzufübren 
sind.  Die  Angaben  der  Anthropologie  und  Ethno- 
graphie erscheinen  in  dieser  Hinsicht  trotz  des  grossen 
Umfange«  erstaunlich  dürftig  au  allgemein  verwerth- 
t»aren  Daten,  ohne  das«  damit  den  verdienstvollen  Ur- 
hebern der  betreffenden  Arbeiten  ein  Vorwurf  ge- 
macht werden  könnte.  .So  hat  J.  Ranke  in  seinem 
prächtigen  Werke  «I>er  Mensch“  mit  grossem  Heiss 
und  Veratändniss  reiche  eigene  Beobachtungen  und 
die  zuverlässigsten  anderer  Autoren  zu  allgemeinem 
Nutzen  niedergelegt,  der  Künstler  wird  gleichwohl 
in  ihm  so  wenig  seine  Rechnung  finden , wie  in 
Ratzel's  umfangreichem  Werk,  obwohl  Beide  auch 
dos  beste  Material  an  Abbildungen  eusammengetragen 
haben. 

Ich  selbst  habe  schon  vor  Jahron  in  den  geo- 
graphischen Bildertafeln  zu  Sev  dlitz’  Schulgeographie 
einen  Auszug  aus  dem  mir  vorliegenden  Bildersckatz 
gegeben  und  das  Material  dabei  gleichsam  Revue 
passiren  lassen.  Das  Ergebnis»  war,  dass  zur  Zeit 
dasselbe  noch  ausserordentlich  lückenhaft,  vielfach 
unzuverlässig  und  wenig  lehrreich  erscheint.  Von 
dieser  Ueberzeugung  mnsate  ich  mich  auch  bei  einem 
erneuten,  die  Körperverhältnisse  Bchärfer  ins  Auge 
fassenden  Versuch  leiten  lassen,  der  in  Meyer’«  Con- 
versationslexicon  (Der  Mensch  in  Natur  und  Kunst) 
Aufnahme  gefunden  hat.  Die  strenge  räumliche  Be- 
schränkung gerade  bei  diesem  Aufsatz  war  eine  recht 
angenehme  Entschuldigung , die  Dürftigkeit  des  zur 
Zeit  vorhandenen  Materials  mit  dem  Mantel  christ- 
licher Liebe  zu  bedecken.  Die  wenigen  nackten  Fi- 

Suren,  die  aufzunehmen  mir  selbst  vergönnt  war.  oder 
ie  unter  der  Aegide  der  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie in  Berlin  gemacht  wurden,  stellten  das  ürn« 
der  verfügbaren  l uterlageu  dar.“ 

«Ich  darf“,  fährt  er  fort,  «gleichzeitig  die  dringende 
Mahnung  an  Alle,  die  dazu  Gelegenheit  haben,  nicht 
unterlassen , nach  Kräften  dazu  beizutragen , dass  ein 
ausgedehnteres  photographisches  Material 
an  nackten  Figuren  aus  aller  Herren  Län- 
dern gewonnen  wird,  solange  noch  die  schnell 
verschwindende  Möglichkeit  gegeben  ist, 
einigermaasseu  sichere  Rassentypen  zu  ge- 
winnen. 

Die  allgemeinen  Regeln  für  die  Aufnahmen  würden 
wesentlich  dieselben  sein,  wie  für  die  anthropologische 
Forschung,  und  ich  darf  daher  auf  die  von  mir  in 
Neumayer's  Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Unter- 
suchungen auf  Reisen  (II.  Aufl.  1888)  niedergelegten 
Angaben  verweisen.  Die  wesentlichsten,  fast  selbst- 
verständlichen Anforderungen  sind  dabei,  dass  die 
Personen  möglichst  unbekleidet  seien.  Man  lerne 
endlich  begreifen,  das«  die  natürliche  Nacktheit  an 
sich  nicht  unsittlich  ist,  sondern  dass  die  wirkliche 
Unsittlichkeit  in  den  Augen  de«  Beschauers  liegt, 
dessen  angekränkelte  Phantasie  von  sinnlichen  Ge- 
danken sich  uicht  lo*zulöeen  vermag.  Man  wähle  auf- 
rechte SUdlungen  von  vorn,  von  der  Seite  und  von 
rückwärts  in  ungezwungener  natürlicher,  nicht  künst- 
lerisch verstellter  Haltung,  damit  die  Verhältnisse 
messbar  bleiben.  (Gerade  eine  solch  wissenschaftliche 


Haltnng  ist  an  und  für  sich  geeignet,  jeden  sinnlichen 
Eindruck  zu  verwischen.  I)er  Ref.) 

Eine  daneben  in  der  Bildebene  aufgehangte  oder 
auf  senkrecht  gestellten  Stab  aufgetragene  Maas*- 
eintheilung  ergiebt  die  Gewinnung  absoluter  Werth« 
für  die  Grössenverhältnisse. 

Genaue  Angabe  über  Stamm,  ungefähres  Alter  und 
lleiinath  sind  natürlich  unerlässlich. 

Ich  fürchte  leider,  dass  ich  den  Tag  nicht  sehen 
werde,  an  welchem  eine  annähernd  vollständige  Ueber- 
sicht  über  die  Körperform  des  Menschen  nach  seinen 
R&ssenmerkmalen,  über  die  auch  nur  wahrscheinliche 
Beeinflussung  dersell>en  durch  Klima,  I.<ebenswöise  und 
Gewohnheit,  und  der  Entvrickelungsgaug  derselben  iu 
Vergangenheit  und  Gegenwart  mit  dem  Ausblick  auf 
die  Zukunft,  gewonnen  wurde.“ 

Wir  wollen  hoffen,  dass  diese  Befürchtungen  des 
erfahrenen  Gelehrten  nicht  in  Erfüllung  gehen , son- 
dern dass  es  gelingt,  in  absehbarer  Zeit  den  überhaupt 
möglichen  Ueborblick  zu  gewinnen. 

Das  vorliegende  Werk  ist  von  der  Verlags- 
buchhandlung vorzüglich  ausgestattot  und 
ist  für  jeden  Künstler  und  Anthropologen  ein 
willkommene»  Hülfsmittel,  um  «ich  rasch  und 
eingehend  über  die  äussere  Gestalt  des  Men- 
schen und  die  damit  zusammenhängenden 
Fragen  zn  orientiren. 

3.  Otto  Ammon:  Zur  Anthropologie  der 
Badener.  Bericht  über  die  von  der  anthro- 
pologischen Commission  de«  Karlsruher  Alter- 
thumsverein»  an  Wehrpflichtigen  und  Mittel- 
schülern vorgenommenen  Untersuchungen.  Im 
Aufträge  der  Commission  bearbeitet,  gr.  8°. 
XVI,  707  Seiten  mit  24  in  den  Text  gedruckten 
Figuren  und  15  Tafeln  in  Farbendruck.  Jena, 
G.  Fischer  1889, 

Die  Frucht  einer  mehr  als  dreizehnjährigen  un- 
ermüdlichen Arbeit  liegt  hier  vor.  Angeregt  durch  die 
XVI.  allgemeine  Versammlung  der  deutschen  anthropo- 
logischen Gesellschaft  im  August  1885  zu  Karlsruhe 
beschloss  am  26.  November  desselben  Jahres  der  da- 
malige Karlsruher  anthropologische  und  Altcrthums- 
vcrein  (seit  1887  Karlsruher  Altert  hu  ms -Verein)  die 
Niedersetzung  einer  anthropologischen  Commission  zur 
Erforschung  der  körperlichen  Beschaffenheit  der  Be- 
völkerung des  Grownerzogthums  Baden.  Die  Com- 
mission bestand  damals  aus  dem  Generalarzt  I.  CI. 
und  (’orpsarzte  des  14.  Armeecorps  Herrn  Dr.  von 
Beck  als  Vorsitzendem  und  den  Mitgliedern  General- 
arzt a.  D.  Herrn  Dr.  Heffmann,  Oberstabs- 
arzt beim  1.  Badischen  Leib  - Grenadier  - Regiment 
Nr.  109  Herrn  Dr.  G e r n e t , Herrn  Dr.  W 1 1 s e r 
als  Schatzmeister  und  Herrn  O.  Ammon  als  Schrift- 
führer. Die  beiden  Herren  Amnion  und  Wilser 
haben  die  schwierige  und  mühevolle  Aufgabe  über- 
nommen , die  Messungen  durchzuführen.  Im  Laufe 
der  Jahre  ergaben  sich  einige  Veränderungen  in  der 
Zusammensetzung  der  Commission.  Herr  von  Beck 
wurde  nach  seinem  Wegzuge  aus  Karlsruhe  oorreepon- 
direndes  Mitglied , an  seiner  Stelle  übernahm  Herr 
Hoff  mann  den  Vorsitz.  Als  correspondirendes  Mit- 
glied wurde  aufgeuoramen  Herr  Prof.  Dr,  Wieder»- 
heim  in  Freiburg,  als  Mitglied  Herr  General-  und 
Corpsarzt  Dr.  Eifert,  nach  dessen  Ausscheiden  Herr 
General-  und  Corpsarzt  Dr.  Strub«. 

Die  erste  Aufgabe  bestand  darin , dass  im  Januar 
1868  491  Manu  des  1.  Badischen  Leib-Grenadier-Regi- 
ments  Nr.  109  und  des  S.  Badischen  Infanterie-Regi- 
ments Nr.  111  auf  die  Augen-  und  Haarfarben,  die 
Körpergröase,  Sitzgrösse,  sowie  die  Kopflänge  und  Kopf- 
breite  hin  antenacht  wurden.  Die  Ergebnisse  sind  im 

17* 


132 


Referate. 


Corre»pondeuzblatt  der  deutschen  anthropologischen 
(iwdkbfl  1886,  Nr.  1 nitgdbdit  Di  die  Maun- 
»ehaften  da»  Ergebnis«  einer  auf  beatünmle  Ziele  ge- 
richteten militärischen  Auslese  darstollon  und  deshalb 
nicht  im  Stande  sind,  ein  Bild  der  gesummten  Bevölke- 
rung zu  liefern,  ging  man  noch  in  demselben  Jahre  dazu 
über,  beim  Kreatzgeschäft  an  den  Wehrpflichtigen  die 
Untersuchungen  zu  beginnen.  Dies«  Untersuchungen 
wurden  dann  bis  zum  Jahre  1894  fortgesetzt.  Vom 
Jahre  1890  bis  18!*5  kamen  dann  noch  Untersuchungen 
an  den  Mittelschulen  dazu. 

Im  Ganzen  wurden  80678  Wehrpflichtige  und 
2201  Schüler  gemessen. 

Von  jedem  Untersuchten  wurde  der  Name.  Ge- 
burtsort, Beschäftigung  oder  lioruf,  Farbe  der  Augen, 
der  Haare  und  der  Ilaiit  auf  geschrieben , lÄng«  ihm! 
Breite  des  Kopfes,  Körpergnmse  nach  dem  Militär- 
tiiaas»  und  Sit/grösse  gemessen.  Zur  Beurtheilung  der 
Verschiedenheiten  der  individuellen  Entwickelung 
wurde  vom  Jahre  1887  au  die  Entwickelung  der 
Körporbebaaruug  liciiutzt,  je  nachdem  die  Kör|>erhaare 
überhaupt  noch  nicht  vorhanden  waren,  oder  nur  die 
ersten  I laarspitzen  um  Schien  Bein  beziehungsweise  eine 
leichte  oder  fortgeschrittenere  oder  übermässige  Be- 
haarung constatiri  werden  konnte. 

Während  anfangs  die  grösste  Länge  des  Kopfes 
mit  dem  Tasterzirkel  gemessen  wurde,  wurde  auf  den 
Vorschlag  des  Herrn  Geheimrath  Virchow  später  die 
grösste  horizontale  Länge  des  Kopfes  (der  Kopf  hori- 
zontal gestellt)  mittelst  eine»  Sclnebexirkel«  gemessen. 

Im  Jahre  1891  wurde  da»  Aufnahmeschema  dahin 
erweitert,  dass  zu  den  bisherigen  Angaben  noch  die 
des  Geburtsorte«  de»  Vaters  der  Pflichtigen,  die  Ent- 
Wickelung  des  Bartes,  der  Achsel-  und  Schamhaare 
und  der  Farbe  derselben,  sowie  der  Umwandlung  der 
Stimme  hinzukamen. 

Das  Werk  soll  nach  der  Absicht  der  Commission 
eine  anthropologische  Urkundensatnmlung  sein,  es 
wurden  deshalb  theoretische  Betrachtungen  nur  in- 
aoweit  aufgenommen , al»  dies  noth wendig  erschien, 
um  da»  Ganze  durch  einen  gemeinsamen  Gedanken 
zusammen  zu  halten. 

Der  I.  Tbeil  „Die  Grundlagen“  schildert  in  zwei 
Vorberichten  den  Verlauf  der  ganzen  Arbeit  bin  zur 
Abfassung  des  Werkes  selbst,  ferner  die  geographische 
Eiutlieiluug  des  Groesherzogthums  in  natürliche  Be- 
zirke, die  den  Amtsbezirken  vorgezogen  wurden. 

Im  II.  Theil  werden  „Allgemeine  Ergebnisse  au» 
der  Gesummt  zahl  der  Wehrpflichtigen“  abgeleitet. 

Es  werden  die  GeHtalts-  und  Farbenmerkmal«, 
sowie  die  Entwickelungsmerkmale  und  der  Wechacl- 
ljeziebungen  bei  den  kindlichen  Wehrpflichtigen  des 
20.  bis  22.  Lebensjabre«  besprochen.  Bei  den  städti- 
schen Wehrpflichtigen  des  20.  f^«bensjahr«s  werden 
die  Eingcwandcrten  und  die  Stadtgeborenen  von  den 
Söhnen  hange wandertcr  und  Stadtgeborener  getrennt 
behandelt. 

Der  III.  Theil  enthält  eine  eingehende  Betrach- 
tung der  Verschiedenheiten  der  Wehrpflichtigen  in 
den  einzelnen  Landesgegenden , »owie  die  Unter- 
suchnngsergebnisse  an  jüdischen  Wehrpflichtigen  und 
Mittelschülern. 

Bei  dem  überaus  grusson  Material  und  den  vielen 
Fragen,  welche  sich  bei  der  wissenschaftlichen  Ver- 
arbeit mg  desselben  ergeben,  ist  cs  nicht  möglich,  in 
dom  Ranmen  eines  Referates  die  Ergebnisse  mitzu- 
t heilen  und  kritisch  zu  beleuchten,  es  »ei  auf  das 
Werk  selbst  verwiesen. 

- Auf  15  Tafeln  in  Farbeudruck  sind  die  Haupt- 
ergebnisse kartographisch  zur  Daretelhmg  gebracht. 

Es  vraro  zu  vrünnchen,  dass  auch  für  die  übrigen 
Länder  DeuUchlauds  und  Europas  eine  solch  ein- 


gehende Untersuchung  vorliegen  würde,  wie  in  dem 
vorliegenden  Werke  für  Baden.  Es  kann  für  die 
anthropologische  Landesforschung  als  Muster  dienen, 
und  die  Berücksichtigung  der  Erfahrungen,  welche  in 
demselben  mitgetheilt  sind,  i*t  im  Stande,  bei  Inangriff- 
nahme ähnlicher  Untersuchungen  in  anderen  Ländern 
viel  Mühe  and  Zeit  zu  ersparen. 

Man  muss  dem  Karlsruher  Altertkum«  • 
Verein  und  allen,  welche  zum  Gelingen  de» 
Werkes  beitrugen,  danken,  da»»  »ie  keine 
Mühe  scheuten,  um  die  für  die  anthropolo- 
gische Wissenschaft  wichtige  Untersuchung 
in  so  vollendeter  Weise  zu  Ende  zu  führen 
und  allen  Forschern  zugänglich  zu  macken. 

4.  Pfister,  Dr.  med.  üermann:  Ueber  die  occi- 
pitale  Region  und  das  Studium  der 
Grosshirnöberfläche.  8®.  bfl  Seiten  und 
12  Figuren.  Stuttgart,  Ferdinand  Enke,  1800. 

Bei  der  vorliegenden  Untersuchung  verwendete 
der  Autor,  entgegen  der  bisherigen  Gepflogenheit,  nicht 
das  laichen  material  von  Irrenanstalten , Anatomien 
und  Gefängnissen,  sondern  das  Sectionsmutcrial  eines 
Krankenhauses,  e»  sind  damit,  soweit  die«  überhaupt 
möglich  ist,  jene  Individuen  von  der  Untersuchung 
ausgeschlossen  worden,  welche  sich  durch  ererbt«, 
zum  Theil  schon  in  der  lliruanlage  bedingte,  mehr 
oder  weniger  schwere,  pathologische  Seelenzuständc 
auszuichncu,  Individuen,  bei  denen  der  im  Irrenhaus« 
oder  durch  Selbstmord  erfolgte  Tod  oft  nur  da»  letzte 
Glied  einer  Kette  von  mehr  oder  minder  offenkundigen, 
abnormen  psychischen  Vorgängen  bildet,  welche  mög- 
licherweise in  einem  zu  Anfang  voll  werth  igen,  häufiger 
aber  in  einein  zw  eifeil  o«  von  vornherein  debil  an- 
gelegten Gehirn  «ich  abgespielt  haben.  Unter  dem 
SectioDRmateriaJ  au»  Krankenhäusern  befind«»  »ich 
wohl  gelegentlich  auch  einmal  erblich  zu  Geistes- 
krankheit disponirte  Individuen,  die  im  Irrenhaus« 
möglicherweise  geendet  haben  würden , wenn  nicht 
vorzeitig  du«  körperliche  leiden  ihr  Lebensende  herbei- 
geführt hätte,  Individuen,  deren  Gehirn  also  eventuell 
auch  morphologisch  au#  dem  Rahmen  der  Norm 
herausfällt,  aber  diese  Eventualität  ist  im  Verhältnis»« 
so  dom  Material  anderer  Herkunft  uur  in  einem  gaaa 
minimalen  Procentsatze  zu  fürchten. 

Besonder»  werthvoll  ist  die  Pnblication  auch  des- 
halb, weil  sie  ein  sehr  seltene»  Material,  Kinder- 
gehirne, zum  Gegenstände  hat. 

Da»  Untersuchungsmaterial  stammt  aus  dem 
Kaiser  und  Kaiserin  Friedrich  Kinderkrankenhaus« 
so  Berlio  aus  den  Jahren  1896*  1696  und  l896l  Dabai 
wurden  alle  Gehirne  wahllos  untersucht,  sofern  nicht 
ein  pathologisch  - anatomische«  Interesse  eine  ander- 
weitige Vcrwertbung  wünschen» werth  erscheinen  lies». 
Von  selbst  schieden  sich  die  Gehirne  au«,  an  denen 
die  Pia  in  Folge  entzündlicher  Verwachsungen  nicht 
abztiziehen  war.  Ebenso  wurde  auf  die  Untersuchung 
von  Gehirnen  verzichtet,  bei  denen  stärkerer  Hydro- 
cephalu»,  sklerotische  Prooesao  u.  ».  w.  eiue  mögliche 
abnorme  Beeinflussung  der  Oherflächengestaltnng  fürch- 
ten Hessen. 

Al»  reines  RasBcnraatcriol  können  die  untersuchten 
Gehirne  nicht  gelten,  weil  »ie  nicht  von  rein  germani- 
schen Individuen  stammen,  sondern  zum  Theil,  wenn 
auch  in  massigem  Procentsatze,  Slaven  und  Romanen, 
allerdings  selten  wohl  ganz  unvermischt  mit  deutschen 
Elementen,  sich  darunter  befinden. 

Es  wurden  350  Großhirnhemisphären  von  175  Ge- 
hirnen untersucht,  und  zwar  gehörten  davon  1 16  Kindern 
aus  «lein  ersten  Vierteljahre  de#  liehen«.  104  solchen 
aus  dem  zweiten  bi»  vierten  Quartale  des  ersten  Jahre* 
und  100  Kindern  aus  dein  Beginne  de«  zweiten  bi» 


? 

I 


Digitized  by  Google 


Referate. 


133 


Ende  dos  sechsten  .Jahres  an ; 80  Hemisphären  stammten 
von  älteren  Kindern  bis  zum  14.  Lebensjahre.  Von 
den  880  Hemisphären  gehörten  1!K)  Knaben,  100  Mäd- 
chen an. 

Hinsichtlich  der  Untersuchungsmethode  sei  auf 
die  Arbeit  selbst  verwiesen. 

Nach  Bemerkungen  über  die  übliche  Auffassung 
und  Umgrenzung  des  Hinterhaupt lappen*  werden  die 
typischen  Forchen  der  Oonvexitüt  und  ihre  ver- 
gleichend anatomische  Würdigung  besprochen;  der 
zweite  Theil  ist  der  Besprechung  sogenannter  atypi- 
scher occipitaler  Furchungen  gewidmet. 

Der  Autor  hält  es  für  angezeigt,  auf  jede  strenge 
Abtheilung  des  Hirns  nach  läppen  zu  verzichten  und 
für  eine  nähere  t'harakterisirung  sich  auf  Furchen  zn 
beziehen , ohne  ängstlich  nach  Lappengrenzen  einzu- 
theilen,  welche  die  Hirnphysiologie  und  Pathologie 
stets  durchbrechen  muss. 

Nach  einer  eingehenden  Behandlung  der  Frage 
nach  den  menschlichen  Homolognn  der  Affenspalte, 
Sulc.  per pendicu Uris  exlernu»,  behandelt  Pfister  den 
Sulo.  occipit  transversus,  anterior  und  lateralis  und 
deren  Cooflua 

Aasgehend  von  der  Thateache,  dass  die  bisherigen 
Versuche,  ein  einheitliches  Schema,  einen  Grundtypua 
für  die  (trosshimfurchung  zu  suchen,  von  geringem 
Erfolge  waren,  sieht  Pfister  die  Gründe  der  Miss- 
crfolge  zunächst  darin,  dass  man  bisher  von  der  nie 
bewiesenen  Voraussetzung  ausging,  das»  die  Oberfläche 
aller  normalen  Menschenhirne  nach  einem  ganz  ein- 
heitlichen, nur  wenig  variablen  Orundplane  raodeüirt 
sei,  demnach  auch  die  verschiedenen  Furchenbilder 
auf  ein  Einheit sschema  zu  beziehen  sein  müssten, 
ferner  in  dem  bisher  üblichen  Verfahren,  die  Ilirn- 
furchung  stets  als  etwa*  für  sich  Gegobcmn  zn  be- 
trachten, ohne  gleichzeitig  den  vorliegenden  dimensio- 
nären  Verhältnissen  der  Grosshirnlamicn  des  l^treffen- 
den  Hirns  Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Nur  ein 
gemeinsames  Studium  von  öberflächenfurchung  und 
relativen  wie  absoluten  (irö»*en Verhältnissen  der  Hirn- 
lappen hält  er  allein  für  richtig.  Zum  Beweise  führt 
er  einige  extreme  Kalle  vor,  die  weder  auf  pathologi- 
sche Storungen  der  Hiraent  Wickelung  noch  auf 
Alters-,  Geschlechts-  oder  Rameneigen beiten  xnriiek- 
zuführen  sind,  sondern  durch  die  Fähigkeit  des  Grois- 
hirns  erklärt  werden  können,  nicht  nur  in  der  äuaser- 
tichen  Gestaltung  seiner  Oberfläche,  sondern  auch  in 
gewissem  Grad«  in  der  Zusainmcnordnung  der  rela- 
tiven Grössenproportionen  seiner  inneren  Theile  zu 
variirea. 

Die  vorliegende  Untersnchung  wird  in  der 
Grosshirnforschnng  jeder  Zeit  einen  wich- 
tigen Platz  einnehmen.  Ki  ist  zu  wünschen, 
dasB  der  Antor  da*  hervorragend  wichtige 
Material  auch  hinsichtlich  anderer  bis  jetzt 
noch  unentschiedener  Fragen  untersucht  und 
den  Forschern  noch  weiter  zugänglich  macht. 

München.  Birkner. 

5.  Söhnel,  Herrn.:  Die  Rundwälle  der  Nieder- 

lansitx  nach  dem  gegenwärtigen  Stand« 
der  Forschung.  Guben  1886. 

6.  Söhnel,  Horm.:  Die  Burgwälle  Schlesiens 

nach  dom  gegenwärtigen  Stande  der 
Forschung.  S.  öi) — 106  in  „Schlesien«  Vorzeit 
in  Bild  und  Schrift“.  Breslau  1896. 

In  beiden  Veröffentlichungen  giebt  Söhnol  eine 
danken  swerthe  Ueberffcht  über  den  Ertrag  der 
Schau  Zellforschungen  von  Büsching,  Preuskcr, 
Schuster,  Zimmerraanu,  Stöckel,  Vag  etc. 
Verf.  hat  auch  die  Burgwallacten  de«  Breslauer  Mu- 


seum» oingcachon  und  selbständige  Beobach  ton  gen  ge- 
macht. 

Diese  Lebe  reicht  erstreckt  »ich  auf  Namen,  Ver- 
breitung, Lage.  Form,  Grosso,  Aufbau.  Funde,  8agc*n, 
Erbauer  und  Bestimmung  der  alten  Schanzen. 

Die  im  Volke  hier  und  da  üblichen  Namen: 
Tataren-,  Schweden  - , Panduren-,  Hasaitenschanaen, 
verdanken  ihren  Ursprung  nur  etwaiger  zeitweiliger 
Besetzung  in  spateren  Kriegslftnfteu  und  sind  natürlich 
abzulehnen. 

„Auf  die  Art  der  Benutzung  gehen  die  Namen: 
Burgberg,  Solllose  borg,  Burgwal!,  ilorehelt,  Räuber- 
lieb  nel,  Bauernburg.*  Unseres  Erachten«  deutet  nur 
dip  letzte  Bezeichnung  anf  den  ursprünglichen  und 
ersten  Zweck  der  so  benannten  Schanzen,  die  anderen 
entstanden  erst,  als  sich  Burgen  und  Schlösser  von 
diesen  schon  durch  die  Natur  und  dann  noch  durch 
Kunst  gesicherten  Punkten  erhoben.  Auch  für  Kirchen- 
bauten wurden  sie  aufgesucht.  Hier  in  Görlitz  liegt 
die  herrliche  Peterskirche  auf  alter  Schancenstätte. 
Fast  alle  Kirchen  der  völligen  Ebene  de«  Kreise«  Brieg 
haben  bei  ihrem  Bau  merkliche  Bodenerhebungen  vor* 
gefunden,  die  den  dortigen  Dörfern  einst  unentbehr- 
lichen Bancrnbttrgen.  Die  künstliche  Entstehung  der- 
selben verrathen  die  dichtbenachbarten  tiefen  „Luschen“. 
Nachdem  sie  zur  Errichtung  der  Schanze  das  nöthige 
Material  hergegeben  hatten,  verliehen  sie  ihr  auch 
noch  Sohntz  und  Wasser.  In  anderen,  frühorhin 
häufigen  Ein-  und  Uelierfallen  ausgesetzten  Gegenden 
wird  die  I«age  der  Kirche  Veranlassung  zu  ähnlichen 
Beobachtungen  bieten.  Alte  Urkunden  der  Ober- 
Lausitz  gedenken  auch  der  Capellen , die  nach  der 
Uückgermanirirung  in  vielen  Schanzen  erbaut  wur- 
den1 i.  so  in  der  von  Baruth  und  von  Nieda. 

Die  an*  vielen  slaviscben  Ortsnamen  hervorlench- 
tende  Stammsilbe  Grad,  Grod  lässt,  immer  auf  frühere 
Schanzen  schliesson.  I>as  Wort  bedeutet  „Umfriedi- 
gung*. Dialektisch  wandelt  es  sich  um  in  Gorod, 
Gröd,  Mrad,  Grad  etc. 

Im  Volksmunde,  wie  mit  Nachdruck  zu  betonen, 
ist  „Kessel“  die  am  weitesten  verbreitet«  Benennung 
der  alten  Schanzen.  In  Ebersbach  bei  Görlitz  z.  B. 
fragt  man  vergeblich  nach  der  Schanz«,  aber  jeder 
Schulkuah«  weis*  die  Frage  nach  dem  „Kessel*  zu 
beantworten.  Anderwärts  machten  wir  dieselbe  Er- 
fahrung. 

Die  Schanzen  verbreiten  sich  über  ganz  Xord- 
und  Mitteleuropa.  Hier  und  da  reibt  sich  in  3 km 
Entfernung  eine  an  die  andere.  Selten  liegen  sie  ver- 
einzelter. In  Schlesien  zählt  man  gegen  300.  Nur  in 
neun  Kreisen  wurden  vorläufig  noch  keine  gefunden. 

Ihrer  Lage  nach  bevorzugen  selbstverständlich 
die  alten  Befestigungen  schon  durch  die  Natur  ge- 
sicherte Orte : Berge,  Tbalräoder,  moorige  Niederungen, 
Fluss-  tind  Bachläufe,  gern  begleiten  sie  auch  die  Ver- 
kehrswege *)  vergangener  Zeiten.  Besonder»  geeignet 
für  ihre  Errichtung  erschienen  Ik*rgvor»prüngo,  deren 
Kuss  von  Wasser  umflossen  war. 

Seltener  begegnet  man  der  viereckigen  Form  der 
Schanzen,  häufiger  der  ovalen  und  runden,  vorherr- 
schend der  halbrunden.  Letzteren  Falles  wird  die 
offen«  Seite  des  Walles  durch  einen  Felsabstar*  oder 
einen  Fluss  unzugänglich  gemacht,  während  die  dem 
Angriff  ausgesetzte  Stirn  »ich  bi»  zu  20  m erheben 
kamt.  Die  Hufeisenform  bot  einen  doppelten  Vortheil, 
»ie  erforderte  nur  die  halbe  Arbeit  und  sie  erleichterte 

*)  Preusker,  Blicke  in  die  vaterländische  V urzeit.  Leip- 
zig 1841,  II,  122.  BerL  Verb.  1895,  S.  571;  1898,  S.  510. 

Söh nel,  1888,  S.  18  u.  38. 

*)  Neue»  Leus.  Magazin.  Görlitz  1880,  8.  344.  Vug, 
Schics.  HeidenM-faaiucen,  S.  17. 


Digitized  by  Google 


134 


Referate. 


ungemein  den  Eintritt  und  Eintrieb.  Auch  bei  den 
höchsten  Sichelwällen  verlaufen  nämlich  die  beiden 
Enden  ganz  niedrig. 

Die  Grösse  der  Schanze  wurdu  durch  ihren 
einstigen  Zweck  bestimmt.  Je  nachdem  sie  die  Be- 
wohner und  Heerden  eine«  einzigen  Dörficiu«  oder 
mehrerer  Orte  oder  einer  ganzen  Landschaft  bergen 
sollte,  kann  sie  bis  zu  20  Morgen  und  mehr  umfassen. 
In  der  Ober -Lausitz  lässt  es  sich  deutlich  verfolgen, 
wie  die  Grosse  der  Schanzen  vom  dachen  Ijande  aus, 
Ebersbach  7,  Melaune,  nach  den  Bergen  hin  Kittlitz, 
Nietheu,  merklich  zunimmt  und  auf  den  letzteren, 
Schafberg  hei  Löbau,  Csorneboh  bei  Bautzen,  den  Höhe- 
punkt erreicht,  weil  bei  stärkerer  und  anhaltender 
Kriegsgefahr  schliesslich  dorthin  von  woit  und  breit 
her  Habe  und  Heerden  geflüchtet  wurden. 

Zum  Aufbau  der  Wälle  nahm  man,  was  zur 
Hand  lag.  Das  gewöhnlichste  Material  war  Erde.  Die 
Sumpfburgen  entstanden  jedenfalls  in  der  Weise,  dass 
im  Winter  das  Eis  der  erwählten  Stelle  Jahr  für  Jahr 
so  lange  Schüttung  auf  Schüttung  erhielt,  bis  die  bei 
Thauwetfccr  versinkenden  Massen  ©ine  Schanze  zu 
tragen  vermochten.  Zur  Beschleunigung  dieses  Pro- 
resse»  erhielt  nachweislich  hier  und  aa  die  Schüttung 
eine  Unterlage  von  Baumstämmen  und  Balken*)  oder 
einen  Pfahlrost*). 

Begreiflich  ist  es , dass  die  ausserordentliche , bis 
46°  angehende  Steilheit  der  Böschung  der  Wälle  sich 
oft  bis  heute  erhalten  hat,  wenn  man  hört,  dass  bei  ihrem 
Bau  die  Erde  mit  Brettern  und  Balken  festgeschlagen 
und  fcstgestampft  wurde.  So  berichtet  uns  der  viel- 
genannte Ibrahim  ibn  Jacub,  ein  spanischer  Jude, 
der  mit  einer  saracenischen  Gesandtschaft  an  den  Hof 
Otto  des  (»rossen  und  dann  bis  nach  Mecklenburg  hin* 
auf  kam,  wo  er  Schanzen  errichten  sah. 

Auf  Bergen,  wo  wenig  Erde,  aber  viel  Stein  vor- 
handen war,  benutzte  man  natürlich  den  letzteren  zum 
Schanzenbau , oft  in  enormen  Massen.  Der  Wall  von 
Otzenhausen  mit  seinem  Vorwall  enthält  228 382  cbm 
Steine  *). 

Unter  den  Steinwällen  haben  die  verschlackten 
der  Forschung  ein  Rüth  st- 1 aufgegeben,  das  bis  zu 
unseren  Tagcu  die  verschiedensten  Lösungen  fand,  zu- 
weilen recht  wunderliche6).  Den,  wie  ich  meine, 
richtigen  Aufschluss  über  das  Geheimnis«  der  Schlacken - 
wälle  gab  mir  der  Stromberg  •)  bei  Weissenberg  in 
der  Such«.  Ober -Lausitz.  Prof.  Virchow  hatte  1870 
den  dortige»  Sch  lacken  wall  von  15  Kuss  breiter  Basis 
und  ca.  5 Fass  Höhe  einer  gründlichen  Untersuchung 
unterworfen  und  hierzu  aufreissen  lassen ?).  Al«  wenige 
Wochen  später  meine  Wandeningen  mich  an  die  auf- 
geschlossene Stelle  brachten,  gab  eine  Kleinigkeit  die 
Anregung  zur  Verfolgung  eines  naheliegenden  Ge- 
dankens. In  dem  Trümmergewirr  fielen  auf  einige 
wenige  Steine,  die,  regelrecht  auf  einander  geschichtet, 
der  jetzt  nur  noch  in  ihren  letzten  Resten  vorhandenen 
Trocken mauer  angehörten,  welche  vom  Sohanzenplanum 
aus  in  den  Wall  ninciuführte.  Nach  rechts  bin  fanden 
sich  die  noch  schwächeren  Spuren  einer  Parallelmauer, 
die  den  gleichen  Weg  nahm.  Somit  drang  hier  früher 
ein  Gang  in  den  Korn  der  Schanze  ein,  natürlich  nicht, 
um  dort  auf  Steine,  sondern  um  auf  einen  Ilohlraum 


7 Schuster,  Heidnisch  »turn  Dresden  1869,  Karte 

Nr.  24,  32,  40,  43,  319,  321. 

*)  Berl.  Vertu  1876,  S.  170;  1880,  S.  103. 

*)  Elmtri.  1875,  8.  127. 

7 Die  XIV.  allgem.  Vers,  der  deutsch.  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.  zu  Trier.  München  1883,  8.  72. 

5)  Berl.  Verb.  1870,  S.  259. 

*)  Schuster,  a.  a.  0.,  S.  322. 

7 BerU  Verh.  1870,  8.  257. 


zu  stosaen,  auf  bewohnbare  Kasematten,  die  noeh 
heute  für  jede  Festung  unentbehrlich  sind.  Auch 
wenn  die  alten  Schanzwerke,  wie  wahrscheinlich,  nur 
zeitweilig  besetzt  wurden , so  konnte  doch  die  Be- 
satzung nicht  tage-,  vielleicht  wochenlang  für  die 
Nacht,  für  anhalteude  Regengüsse  etc.  ohne  gcachützto 
Unterkunft  bleiben.  Selbst  die  Männer  jener  Zeiten 
waren  gegen  die  Unbilden  der  Witterung  nicht  so  ab- 
gehärtet, wie  früher  in  der  Tertia  zuweilen  gelehrt 
wurde.  Auf  dom  Erzstreifen , der  sich  an  der 
Antoninussäulc  emporwindet,  sind  sie  bekleidet  bis  an 
den  Hals  hinan.  Jedenfalls  mussten  Frauen  und  Kinder 
wettersicher  untergebracht  werden  können , wenn 
drohender  UeberfalF  sie  in  die  Bergstätten  trieb.  So 
lag  die  Nothwendigkeit  vor,  gleich  liei  Errichtung  der 
Schanze  vor  Allem  auf  die  Befriedigung  dieses  un- 
abwcislichen  Bedürfnisses  Bedacht  zu  nehmen.  Es  galt 
Wohnräume  her/ustellen,  die  hei  plötzlich  ausbrechen- 
dem Kriege  für  sofortige  Aufnahme  der  Flüchtenden 
bereit  standen,  zugleich  alter  auch  Itei  noch  so  langem 
Frieden  and  langer  Nichtbenutzung  dem  Verfall  nicht 
ausgesetzt  waren.  Diesen  Ansprüchen  genügten  in 
vorzüglicher  Weise  die  in  der  Tiefe,  auf  der  Sohle  des 
Walles  sich  hinziehenden  Kasematten.  Man  hat  dabei 
nicht  etwa  an  eine  ununterbrochen  fortlaufende  Unter- 
kellerung zu  denken,  sondern  an  lauter  einzelne,  dicht 
un  einander  stosaende , aber  durch  Mauern  getrennte 
Hohlräume.  «Schiedlich  und  friedlich“,  eine  gute 
Kegel  von  alten  Tagen  her.  Wenn  nicht  die  Notn  es 
anders  nboti  hatte  jede  Familie  ihre  Kasematte  für 
sich.  Noch  heute  zerschneidet  sich  manche  Schanze 
in  so  viel  Besitztheile , als  das  Nachbardorf  Bauern- 
höfe zählt. 

Oft  mögen  die  Kasematten  von  Frauen  und  Kin- 
dern so  dient  erfüllt  gewesen  sein,  wie  das  Schanzen- 
planurn  von  geretteten  Heerden.  Darum  hielten  sich 
die  Männer  so  lange  als  imglich  ausserhalb  auf. 
Hatten  sie  doch  ohnehin  am  Tage  die  Rinder  auf  die 
Weide  und  zur  Tränke  zu  führen,  nachtsüber  aber 
dem  Wochtdienste  obzuliegen.  Um  beide  Thätigkeiten 
zu  erleichtern , waren  sehr  zweckdienliche , oft  bis 
heute  erhaltene  Vorwerke  angebracht  und  dem  Ein- 
gänge zum  Hauptwerke  in  einigem  Abstande  halb- 
mondförmige Walle  vorgelegt.  WO  einer  nicht  ge- 
nügend erachien,  sehen  wir  zwei,  ja  drei  hinter  einander 
liegen.  In  diesen  einigermaassen  gesicherten  Räumen 
fand  bei  dringender  Gefahr  das  geweidete  Vieh  durch 
schnellen  Eint  rieb  seine  vorläufige  Bergung,  um  von 
da  einzeln  durch  den  schmalen  Eingang  in  den 
Schanzenring  zu  gelangen.  Bot  derselbe  keinen  hin- 
länglichen Kaum,  so  schloss  sich  dem  Fasse  der  Iioch- 
schanze  ein  umwallter  Viehpferch  an,  der  in  der  Regel 
eine  Cisterne  besitzt1  )•  Beides,  Pferch  wall  und  Cisterue, 
finden  wir  noch  wohlerhalten  unterhalb  der  Schanzen 
von  Jauernick*)  und  N'ieda,  Kr,  (Girlitz. 

Wir  behaupteten  vorhin,  das  Gelände  zwischen 
Wall  und  Vorwall,  bezw.  Vorwällen,  sei  der  gewöhn- 
liche Aufeuthalteurt  der  Männer  gewesen  am  Tage, 
um  von  da  aus  den  obou  angedeuteten  und  anderen 
Geschäften,  der  Jagd  u.  *.  w.,  nachzugehen,  solange  der 
Feind  noch  fern  blieb,  in  der  Nacht  aber,  urn  ihm 
eutgegenzutreten.  wenn  er  nahte.  Auf  nicht  vorülier- 
gehendeu , sondern  ständigen  Aufenthalt  lassen  die 
zahlreichen  Hütten  schliessen,  die  dort  lagen  und  noeh 
dort  liegen,  natürlich  nur  noch  in  ihrem  Unterbau. 
Hinter  den  Vorwällen  der  Sehmoritz ’) , eines  mäch- 
tigen Stcinwalles  auf  dem  Czornehoh,  fieleu  auf  zer- 
streut liegende,  bis  zu  2m  hohe  Steinhaufen,  um  dio 
herum,  ihnen  zugeneigt.,  hier  und  da  rohe  Platten  aus 

M SBhnel,  1896,  S.  92;  1886,  S.  50. 

7 Schuster,  Nr.  24,  42. 


Uoog 


Referate. 


13B 


dem  Boden  ragten.  K»  galt  zu  untersuchen,  oh  die 
letzteren  die  compactere  Fussumgürtung,  die  ersteren 
aber  die  losere  Bedeckung  dos  Lehm-  und  Rohrmantels 
einer  aus  starken  Stangen  gefügten , kegelförmigen 
Hütte  gewesen  waren,  die  auf  luftiger  flöhe  gegen 
peitschenden  Sturm  und  Kegen  gar  sehr  des  Schutzes 
bedurfte.  So  gingen  wir  an  die  mühsame  Abrüumung 
einiger  der  vorerwähnten  Steinhügel,  deren  mehr  als 
100  zu  zählen  sind.  8chli»**»lieh  ergatau  sich  immer 
meist  ovale,  au»  grösseren  Platten fragmenten  her- 
gestellte  Pflasterungen  von  etwa  3 und  6 tu  kleinstem 
und  grösstem  Durchmesser.  Eine  der  Platten  war 
vom  Feuer  gewöhnlich  halb  durrhrostet.  In  den  Fugen 
zwischen  den  Platten  starke  Kohlen •,  Asche-  und 
Scherbenspuren.  Ein  Scherbenrest  mit  Schachbrett- 
omament*)  liegt  im  Museum  zu  Bautzen.  Andere 
fanden  einmal  einen  Mühlstein,  das  Alles  sind  Zeichen, 
die  auf  eine  Wohnstätte  aeblicasen  lassen. 

Nach  den  bisherigen  Ausführungen  erblicken  wir 
in  einem  grossen  Theile  unserer  Isehanxeu  Flucht- 
burg  en,  Bau«  rnburgen  *),  wie  sie  noch  heute  in  Kur- 
land und  Livland  heissen.  Von  anderen,  die  anderen 
Zwecken  dienten,  hatidclu  wir  später.  Nach  der  langen 
Abschweifung  kehren  wir  endlich  zur  Frage  von  den 
Schlackenwollen  zurück. 

Zunächst  haben  wrir  den  ursprünglichen  Zustand 
dieser  Schanzen  und  sodann  die  i ebenührung  in  den 
jetzigen  darzulegen. 

Der  Bau  eines  Steinwalles  begann  stets  mit  dem 
der  Kasematten  auf  seiner  ganzen  Trace.  Hierzu 
wurde  Stein  auf  Stein  geschichtet.  biB  die  Trocken- 
nmuern  die  erwünschte  flöhe  erreicht  hatten.  Der  so 
entstandene  Kasemattenrauni  mit  seinem  Ausgange 
nach  dem  Planum  behielt  natürlich  nicht  den  Himmel 
znr  Decke,  sondern  wurde  in  verschwenderischer  Weise, 
um  dem  Zusammenbruche  vorzubeugen,  mit  behauenem 
und  unbehauenem  Holze  überlagert.  Diese  starke 
Holzdecke  verdichtete  man  gegen  eindriugenden  liegen 
durch  Auftragung  einer  dicken  Schicht  von  LcLm 
o«ler  Thon  oaer  Sand,  die  zweckdienlicher  Weise  ver- 
inuthlich  noch  festgestampft  wurde.  Und  nun  erst, 
und  nun  um  so  schneller,  stieg  die  Schanze,  durch 
Ueberhügelung  des  fertigen  Kiisemattenunterbaues  mit 
Steinen,  bis  zur  geplanten  Höhe  empor. 

Da  die  erwähnte  Lehmschicht  *)  bei  den  später  zu 
besprechenden  Schmelzerscheinungon  eine  höchst  be- 
deutsame Rolle  spielte,  bedarf  es  des  zweifelsfreien 
Nachweises,  dass  sic  dereinst  in  Wirklichkeit  vor- 
handen war.  Diesen  Nachweis  lieferte  die  Schanze 
von  Otzenhausen,  deren  Holzeiubau  nicht  dem  Feuer, 
sondern  gänzlicher  Vermoderung  atihcinifiel , wo  sich 
also  die  fragliche  Erddecke  in  völliger  Unberührtheit 
vorfinden  musste.  Dort  ftioss  die  Unterauohang  von 
1*83  in  einer  Tiefe  von  1,80  m unter  der  Krone  auf 
eine  80  cm  starke  Lehmschicht4),  die  sich  durch  den 
ganzen  Wall  zog.  Ebenfalls  nur  wenig  unter  der 
Krone  des  Walles  von  Niederburg  bei  Ferschweiler 
kam  Dr.  Bo  ne  auf  eine  durchgehende  Schicht  aus 
Sand. 

Nach  dem  Aufbau  der  Stcinwälle  gehen  wir  an 
ihre  Zerstörung,  an  ihre  Ueberführung  und  Verwand- 
lung in  Schluckenwälle. 

')  Sohnei , 1886,  S.  36.  Bert.  Verh.  1898,  S.  46», 
Nr.  39. 

*)  Preusker,  I,  100;  II,  118,  192,  219;  III,  129.140. 
Einer  Borinburg  bei  Fritzlar,  io  welch«  sich  di«  benachbarten 
Anwohner  vor  den  in«  (and  cinbrechenden  Sachsen  zurück- 
■OfB,  gedenken  schon  774  di«  Ann.  Latin».  Prcnsdor,  I,  143. 

*)  Bert.  Verh.  1870,  8.  265.  Söbnel,  189«,  S.  »4. 
.Musch  kau  im  Neuen  Laus.  Magazin,  Bd.  61. 

4)  Die  XIV.  allgetu.  Vers,  etc.,  S.  87. 


Offenbar  geschah  sie  durch  de*  Feuers  — in  diesem 
Falle  wohlthätige  — Macht,  da  seine  Oluth  die  Wahr- 
heitsbeweise für  alles  bisher  Gesagte  hinter  sich 
zurückgelaasen  hat. 

Jede  Festung  wird  für  die  Dauer  unhaltbar  mit 
völliger  Vernichtung  ihrer  Kasematten. 

So  legte  die  Vertheid igung  Brandfackeln  an  die- 
selben im  letzten  Augenblicke  vor  der  Capitulation. 
Der  Eroberer  that  ea,  wenn  er  bald  weiter  ziehen, 
aber  den  Wall  für  Wiedorbcsetzung  von  Seiten  der 
Ueberwundenen  unbrauchbar  machen  wollte.  Freund 
wie  Feind  konnte  an  der  Zerstörung  eines  Walles 
Interesse  haben,  daher  die  Häufigkeit  der  Schlacken- 
wälle. 

Es  lässt  sich  denken,  dass  der  Brand  der  starken 
Holzdeeken  der  Kasematten,  deren  Wände  und  Fata- 
böden  vennuthlich  auch  Holzverkleidung  liesassen,  die 
gewaltigsten  Schmelzerscheinungen  hervorrufen  musste, 
zumal  da  einerseits  zu  seiner  Anfachung  durch  den 
Kasemattencingang  und  durch  die  wahrscheinlich  auf 
don  Zutritt  von  Licht  und  Luft  berochneten  Kase- 
matteuschlitze1), die  von  Uohausen  l*co1whtctc,  der 
nöthige  Sauerstoff  zufloss,  und  andererseits  seine  Glutb 
durch  den  dicken  Stcinmantel  zusammengehalten  wurde, 
in  desaeu  tiefster  Tiefe*)  sie  wüthete.  Dort  unten  «tiess 
Professor  Virchow  auf  „zusammenhängende  Brand- 
massen“. Die  eine  besass  bis  vier  Fuss  Breite  und 
drei  Fus»  Höhe  und  hatte  das  Aussehen  einer  „mäch- 
tigen gebackenen  Mauer“.  Bald  lief  sie  zu  Ende,  aln-r 
dicht  hinter  ihr  begann  eine  neue*).  Das  waren  die 
im  Feuer  zusammeugesuukenen  Kasematten , deren 
Basalt  steine  von  der  Hitze  tbeils  nur  geröthet , thells 
in  verschiedenen  Graden  blasig  angcechmolzen  sind. 

In  völligeren i)  Schmelzfluss  war  natürlich  die  mit 
Kieseln  twtermiaente  Lehmdecke  der  Kasematten  ge- 
ruthen.  Ihr  Schmelz  drang  zwischen  die  Steine  hin- 
ein, dieselben  zusarnmenbaekend,  er  nahm  von  den 
Spalten  und  Kissen,  Hächen  und  Winkels,  Köpfen  und 
Jahresringen  «1er  Deckenhölzer  bewundernswert!»  ge- 
naue Abdrücke  *),  er  erstarrte,  wo  er  Ilohlräume  unter 
sich  fand,  zu  Tropfen  und  Trauben,  Zapfen  und  Bän- 
dern, er  bahnte  sich,  im  Ueberflusae  vorhanden . wohl 
auch  einen  Weg  nach  der  bergab  geneigten  Aussen  Seite 
der  Schanze  und  verlieh  ihr  einen  glänzendem  glasigen 
Ueberzug.  Daher  werden  die  Schlacken  walle  in  Schott- 
land vitrified  forte,  in  Frankreich  fort»  vitrifins  „Glue- 
bürgen“  geuaunt. 

Wollte  ein  Museum  einen  seiner  Schlackenblöcke 
durchsägen  und  die  gewonnenen  Mächen  polirmt 
lassen , so  würde  man  deutlich  wahrzunehmen  ver- 
mögen, einen  wie  geringen  Antheil  der  Basalt  und 


*)  A.  a.  O.,  S.  178. 

*)  A.  s.  S.  179.  bet).  Verh.  1870,  S.  258. 

*)  Bert.  Verh  1870,  S.  262,  26«. 

*)  A.  a.  O.,  S.  964. 

»)  A.  a.  O.,  3.  265. 

*)  B«rl.  Vrrh.  1870,  8.  264.  Allerdings  Übst  sich  be- 
zweifeln, «Iss«  die  Schmelzmasse  dünnflüssig  genug  war,  um 
in  fein«  Spalten  etc.  cinxudringca , und  da*s  ihr  duu  die 
nöthige  Zeit  blieb,  da  unter  ihr  das  HoU  von  der  Glutli  mit 
einer  Schnelligkeit  un«l  Gründlichkeit  verzehrt  wurde,  die  nur 
kümmerliche  Reste  von  „Kohle“  (a.  a.  O. , S.  264)  and 
„Kohlenpulver“  (elieod.  S.  262)  zurück  lies*.  Wahrschein- 
licher dünkt  uns  die  Annahme,  dass  «ler  Lehm  im  feuchten, 
weichen  Zustande  auf  «tic  Holzdecka  der  Kasematte  auf- 
getragen und  dort,  wi«  schon  oben  gesagt , festgestampfl 
wurde.  Dann  musste  das  Material  auch  die  zartesten  Linien- 
vorsprüoge  und  Vertiefungen  »einer  Unterlage  Abdrücken, 
un  i zugleich  bis  auf  den  heutigen  Tag  bewahren , wenn  e* 
stellenweise  nur  nahezu , aber  nicht  Uber  das  rechte  Mau*» 
hinaus  in  Schmelzfluss  gericih. 


Digitized  by  Google 


136 


Referate. 


einen  wie  grossen  der  Lehm  zur  Schmelzmasse  bei- 
trug. 

Zu  Üunrten  unserer1}  Anschauungen  dürfen  wir 
wohl  noch  bemerken,  dass  eine  Autorität  iu  Schanzen* 
»agcn.  Oberst  von  Gehäusen,  ihre  Richtigkeit  ohne 
Einschränkung  bestätigte.  verwundert,  dass  er  die  ge* 
gelten«  Rätbsellüsung  nicht  selbst  gefunden  bube.  Jn 
seinem  Briefe  vermieste  er  nur  di«  Angabe  der 
Miaus«. 

Der  Hauptitache  noch  waren  die  Erdschanzen  ge- 
nau so  construirt,  wie  die  Steinschanzen , auch  sie 
waren  kasemattirt.  Schon  l«oö  spricht*}  Professur 
Wein  hold  von  „einer  Menge  kasematti-n  artiger  Woh- 
nungen, die  tot  Halkeii  und  nbrunter ')  Lehmdeoke" 
in  den  BurgwaU  von  Grossurachsdorf  im  Vogtlande 
eingebaut  waren.  Zu  diesen  Kinbuuten  wnruen  zu- 
weilen auch  Steine  mit  verwendet,  wie  Prof.  Jentsch 
berichtet  4) , meist  aber  bestanden  sie  aus  Hol/.. 
Wenn  an  dasselbe,  wie  bei  Eroberung  der  Schanze 
hantig  geschah , Feuer  gelegt  wurde,  so  liess  es  je 
nach  dem  Grade  der  Krdfeuclitigkeit,  die  es  «in- 
gesogen  batte,  entweder  halbverkohlte  Balken  hinter 
sich,  so  auf  dem  Burgberge  von  Mdaune*),  oder  es 
blieb  nur  eine  Schiebt  pulvcrisirtcr  Kohle  übrig,  80 
auf  der  Schanze  von  Köditz  bei  Görlitz  und  auf  der 
von  Klein-Oeli,  Kr.  Ohlan.  Dort  batten  immer  schon 
Kaninchen  schwarzes  Beweiamaterial  von  der  Sohl« 
des  Walles  hervorgewühlt.  Mehrfache  Nachgrabungen 
stieaseu  immer  wieder  auf  die  gesuchte  Kohle» schiebt. 
Am  leichtesten  wird  man  Erfolge  erzielen,  wenn  man 
den  Spaten  in  der  Nabe  des  bclum/etiei »ganges  oder 
am  Fusse  der  Sohanxenstiro "}  einsetzt,  vorausgesetzt 
natürlich,  dass  das  Kasematten  bolz  nicht  vermoderte, 
sondern  verkohlte.  Dort  bot  die  Stärke  des  Schauzcn- 
korpera  für  Unterbauten  den  weitesten  Raum,  dort 
mussten  auch  die  Vcrtheidiger  bei  drohendem  Angriff 
augenblicklich  zur  Hand  »ein , also  auch  für  Ruhe- 
pausen eine  nahe  UaHtstutte  linden  können. 

Die  Funde7}  in  den  Schanzen  gestalten  sich 
verschieden,  je  uaohdem  an  ihrem  Bau  mehrere  Volks- 
stämme*),  wie  öfter,  nach  einander  arbeiteten,  oder 
nur  ein  einziger,  je  nachdem  sie  kürzere  oder  längere 
Beeetzungsperioden  erlebten,  bei  langsamem  Verfalle 
gründlich  ausgernumt  oder  bei  schneller  Erstürmung 
eiligst  verbrunut  wurden.  Letzteren  Fullen  ist  der 
Boden  der  Kasematten  ei»  reiehbesetztes  Museum  von 
allerlei  Gegenständen,  wie  sie  der  Mensch  zum  Leiten 
im  Kriege  und  Frieden  gebraucht.  Vieles  zerbrach, 
als  die  Wohnung  im  Feuer  ziisammenHank.  Hier  atOMMI 
wir  auf  Hämmer*}  und  Amulette  von  Stein,  au  anderer 
Stelle  auf  bronzene  Ringe,  Sicheln,  Lanzensmtze» , an 
einein  dritten  Orte  auf  eiserne  Messer,  Schild beaoh läge. 
Speere,  Speer-  und  Pfeilspitzen.  Thon-,  Glas-  und 
Bernstoinpcrlen , Kämme  deuten  auf  die  Anwesenheit 
von  Frauen;  andauernde  6ogar,  die  zum  Nähen, 


')  „Die  vemhlackicn  Wälle  in  d*r OlnT-La«uiU.*  Neue* 
Archiv  für  Sich*.  Geschieht*.  Dresden  1884,  S.  227  tV. 
„Die  vemchUckteu  Wlüle.“  Nnie  Freussuchc  Zeitung  1885, 
Nr.  172.  „Uralt?  Kasematten.14  Schics.  Ztg.  1822,  Nr.  514. 
„Der  Ritscheberg.*  Hehle*.  Ztg.  1824,  Nr.  366. 

*)  Di«  heidnische  Todtcn bestatt  uug  etr.  Wien  1852, 
S.  60. 

’}  Sühnet,  1826,  S.  25. 

*)  Bert.  Verb.  1881,  8.  118  u.  115;  188«,  8.  583. 
Söhne  1,  1826,  8.  24. 

*)  Schuster,  Nr.  40,  54,  304. 

"}  Die  XIV.  alldem.  Vers,  etc.,  S.  177. 

0 Sohnei , 1886,  S.  7—12,  21;  1826,  100.  Berliner 
Verb.  1886,  8.  587  u.  562. 

"}  Kerf.  Verh.  1826,  8.  488. 

*}  Einen  )MÜ&«litliisL-hen  fand  ich  auf  Schuiixe  Kiölilx. 


Spinnen  and  Weben  Zeit  gab,  verrathen  bronzene  und 
knöcherne  Nadeln,  thonerne  Wirtel  und  Webgewichte. 
Eine«  der  14,  die  im  Walte  von  Niemitsch  auf  engen 
Kaum  zusammengedrängt  lagen,  fiel  geradewegs,  nach- 
dem die  Gluth  den  haltenden  Faden  versengt  hatte, 
in  den  darunter  stehenden  Topf  hinein1},  ihn  zer- 
sprengend. Eine  periodisch  langer  anhaltende  Besetzt - 
heit  der  Schanzen  bezeugen  auch  Messerscharfer.  Korn- 
^uetschcr,  Mühlsteine,  Schleifsteine1).  Die  Mahlzeiten 
Dessen  hinter  sich  die  Knochen  von  Hirsch,  Reh,  Eber, 
Elen,  Kind,  Schaf,  Hund  und  Vögeln,  Fiaobgrithen  und 
Muscheln.  Mächtig«  Aschen  - und  Kohlenschichten, 
schuff cl  w«i*e  Anhäufung  von  Getreide,  das  bei  schliess- 
lichor  Eroberung  und  Brandlegung  der  Schanze*!  ver- 
kohlt«', liefern  den  Beweis,  da»«  eiu/.elne  dieser  Werke 
von  den  Vertheidigeru  beharrlich  gehalten  worden 
waren  und  ni>ch  weiter  gehalten  werden  sollten.  Das 
einstige  Topfgeschirr  ist  meist  nur  noch  in  Scherben 
vorhanden,  die  vorwiegend  da*  sogenannte  Schanzen- 
ornament  zeigen,  einfache  und  mehrfache  Wellenlinien. 
Charakteristisch  sind  auch  die  mittelst  Stempel  aus- 
geführten Verzierungen , besonders  der  Urnenboden, 
Kranz4!,  Radkreuz . Kreit,  Bad  ntt  deban  Spaohan, 
Stern.  Viereck  mit  Diagonalen.  Zu  den  Dingen,  welche 
aus  Wall  und  Planum  schlesischer  Schanze»  auttauchtcu, 
fügen  wir  noch  Hufeisen,  Trensen,  Pfriemen*)  und 
Löser  aus  RehgewuihspiUeu  und  dergleichen. 

I>ufis  in  hart  umlagerten  Schanzen  je  daun  und 
wann  auch  an  Krankheit  oder  Wunden  Verschiedene 
beigesetzt  werden  mtlMteu,  beweisen  die  hier  und  da 
gefundenen  Schädel,  Gerippe  und  Geheinurnen  •). 

üb  die  gleichfalls  seltenen  Funde  an  (ioldgeräth, 
arabischem  Hacksilber,  Silberbarren,  Schläfenringen, 
römischen , auch  böhmischen  Münzen  und  Braoteatan 
vou  den  die  Eroberung  befürchtenden  Vertheidigern 
der  Schanzen  oder  vielleicht  von  dort  Schutz  suchen- 
de» Handelsleuten  vergraben  worden  sind,  wird  »ich 
schwer  feststclleii  lassen. 

Auch  anderwärts  haben  die  Schanzen  dieselben 
Einschlüsse  ergeben,  wie  in  Schlesien  und  der  Lausitz. 

Die  Sagen,  die  sich  an  die  meisten  Schanzen 
knüpfen,  enthalten  nichts,  was  von  wesentlichem  Be- 
lang wäre. 

Um  die  Erbauer  einer  Schanze  fc*r zustellen, 
daxu  bedürfte  es  einer  bis  auf  ihre  Sohle  herab- 
gehenden, gründlichen  Untersuchung,  die  obenein  viel 
Glück  baten  und  auf  charakteristische  Einschlüsse 
»toaseu  müsste.  Hier  und  da  ruht  auf  germanischem 
Unterbau  slavischer  Weiterbau.  Auf  dem  Hügel  bei 
Burg,  weit  und  breit  dem  einzigen  iu  sumpfiger  Gegend, 
bauten  an  dem  Walle  zweifellos  alle  V öfter  weiter, 
die  dort  durchzogen  und  Zeiten  lang  dort  sassen.  Die 
Schanzen , die,  «M  oben  erwähnt,  Ibrahim  ihn  Jacob 
in  Mecklenburg  errichten  sah  0*  sind  vurmuthlich  rein 
slavisch.  Zu  derselben  Zeit  können  noch  rein  ger- 
manische entstanden  sein.  Di«  Völkerwftuderung  ent- 
leerte unser  Vaterland  nirgend«  vütlig,  vielerwifti  aber 

*)  Bari.  Verh.  188«,  S.  584. 

*)  Eben«.  1826,  8.  29. 

*)  Au*  der  von  Mrlauoe  lies«  seiner  Zeit  ihr  Besitzer, 
Herr  von  l'oncet  auf  PeliftchiitK,  6tH)  Kuder  zur  Düngung 
seiner  Wiesen  abfuhren.  Unter  deu  Getreklekörneru  konnte 
man  uuterm-huiden : Weizen,  Roggen,  Gerste,  Hirse,  ander- 
wärts such  Erbsen,  Linsen,  Hafer,  Saubohnen,  l’reusker, 
11,  19 1.  Sfthnel,  1996,  8,  97. 

*)  Archiv  für  Anthropologie  XX,  17;  XXI,  322. 

*)  Söhnet,  1826,  S.  28,  erwähnt  einen  mit  Flutcben- 
kreuz. 

*)  Söhnet,  1886,  S.  Hl«;  1886,  S.  98. 

?)  Den  Wortlaut  seines  Berichtes  siehe  Herl.  Verl».  1881, 
S,  48  und  Söhnet,  169«,  S.  101. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


137 


sehr  stark  von  unseren  germanischen  Vorfahren.  Wenn 
dort  dio  Slave»  zunächst  friedlich  in  geringen  Mengen, 
später  aber  Nachschub  auf  Nachschub  einzogen,  s<>  •las« 
sie  zur  Mehrzahl  auwuchsen  und  ihr  Uebergewicht  in 
störender  Weise  geltend  machten,  so  drängten  sich,  frei- 
willig oder  unfreiwillig,  die  Qencinwn  in  einzelne  Dörfer 
zusammen.  IHeae  erhielten  von  den  überwiegenden 
slaviscben  Umwohnern  den  Namen  „Deataohendorf*. 
Nieraen.Niemtsch,  Xiemitzsch,  Niemaschleba,  Nimptsch, 
Niemegk,  Nimlau,  Nehmitz  u.  s.  w.  Wo  ein  Ortsname 
an  die  genannten  anklingt,  ihre  Zahl  ist  Legion,  wird 
in  nächster  Nähe  selten  die  alte  Schanze  fehlen.  Die 
germanische  Minderzahl  musste  eine  Fluchtburg  haben, 
wohin  sic  gegen  dio  slavischu  Mehrzahl  im  Nothfallo 
«ich  bergen  konnte. 

Schliesslich  giebt  Söhnel  «‘ine  Zusammenstellung 
der  Anschauungen  «einer  Vorgänger  über  die  Be- 
stimmung der  Burgwälle.  Er  schliesst  sich  dabei 
engao  den  alten  Preusker  >)  an,  der  auch  hier  wieder 
einmal  das  Richtige  traf  und  nicht  einseitig,  wie  An- 
dere t baten,  allen  Schanzen  ein-  und  denselben  Zweck 
zuschreibt.  Aber  uicht  darauf  kommt  es  an , wozu 
einig«»  wenige,  sondern  wozu  die  meisten  bestimmt 
waren;  nicht  darauf,  wozu  sie  zeitweilig  und  abwech- 
selnd , sondern  wozu  aio  ursprünglich  und  immer 
wieder  dienten. 

Einzelne,  wie  schon  ihre  Kleinheit  verräth,  waren 
allerdings  nicht*  mehr  als  Wachtposten,  Stätten  für 
Keuorsiguale.  Ansteigender  Rauch  bei  Tage,  leuch- 
tende Hamrne  in  der  Nacht  boten  damals  die  einzigen 
Mittel,  schnell  uud  weithin  das  Nahen  des  Feindes  zu 
verkünden.  In  der  Regel  erfolgten  diese  Zeichen  von 
den  Schanzen  hochragender  Bergo  aus,  bei  uns  hier 
vom  Rothstein f),  Schafberge,  Czorneboh. 

Alle  Ortschaften  waren  nach  diesen  Punkteu  hin 
orieritirt,  von  allen  Urnen  fehlem  aus  kann  man  un- 
mittelbar einen  dieser  Berge  sehen.  Anderwärts  gebot 
die  Beschaffenheit  der  Gegend  die  Anlage  vou  Zwischen- 
Stationen  besonderer  SignalfHisten  *). 

In  ihrer  Mehrzahl  dienten  die  Schanzen,  wie  wir 
bereits  darlegten,  der  Befriedigung  eines  Bedürfnisses, 
das  in  jenen  kriegerischen  Tagen  oft  genug  eintrat. 
Oft  genug  sahen  «ich  die  Bauern  genöthigt,  mit  Kind 
und  Kino,  wie  Frau  von  Hip|*l  aage.n  würde,  in  ihre 
Burgen  zu  flüchten,  deren  Grösse,  wie  auch  schon  be- 
sprochen, auf  die  Grosse  der  zu  bergenden  Mengen 
zugeschnitten  war. 

Ein  nicht  unbeträchtlicher  Thcil  wurde  zum 
Schutze  *)  der  alten  Heer-  und  Handelsstraascn  erbaut, 
an  denen  sie  liegen.  In  unserer  Nähe  begleiten  sie 
treulich  dio  antiqun  st  rata  von  Breslau  nacn  Leipzig. 
Unser  wiedergewonnene*  „ Strassburg  ’ hat  viele 

Preuskcr,  Blicke  etc.  I,  104. 

r)  Schuster,  Nr.  325. 

•)  Söhnel,  1H 8«,  S.  29. 

Neues  Laus.  Mnguiin,  1880,  8.  344. 


Namensvettern  in  deutschen  Landen.  Es  waren  die 
Kaserneu  für  die  Wachtmannschaftcn , auch  die  Kara- 
wanserei« für  die  Handelsleute. 

Hier  uud  da  liegen  zwei  Strasseuschinzcn  einander 
gerade  gegenüber,  vermischten  also  in  Kricgsläuftcn 
eine  völlige  Stra*»enverri«‘gelung  bequem  durchzu- 
führen. So  z.  B.  erheben  »ich  bei  Schöps  *),  Ober- 
lausitz, recht«  und  links  der  Stresse  zwei  gewaltige 
Werke.  Eben  dieselbe  Erscheinung  nehmen  wir  wahr 
an  der  schmälsten  Stelle  des  Engpasses  zwischen  Ober- 
halbendorf und  Schönberg  *),  Oberlausitz.  Dicht  bei 
dem  südlichen  Sperrfort  fand  ich  einen  seltsamen 
Schaber  aus  Feuerstein , wie  ich  noch  in  keinem 
Museum  sah  Der  3 cm  lauge  Schaber  wächst  aus 
einem  ebenso  laugen  vrismutischeu  Griffe  heraus.  Ge* 
sammtge wicht  0,7  g.  Bequem  zum  Abhüuten  und  Holz* 
schnitzcln. 

Gegen  die  Meinung,  dass  die  alten  Schanzen  zu 
Cultuszwecken  errichtet  worden  leien,  lässt  sich  der 
Czorneboh  ins  Feld  führen.  An  beiden  Enden  des 
Höhenzugea,  zwei  Stundeu  von  einander  entfernt,  be- 
finden sich  zwei  mit  Cistemen  versehene  feste  Werke, 
deren  grossartige  Geräumigkeit  auf  die  Aufnahme 
zahlreicher  Heerdeu  und  Menschenmengen  berechnet 
erscheint,  im  Osten  der  Hochstein  wall  *),  der  sich  an 
eine  bis  15  m steil  ansteigende  Felswand  auxchliesst, 
im  Westen  auf  dem  Mehltheuerberge  der  Schmoritz- 
wall  *).  dessen  offene  Seite  durch  einen  jähen  Absturz 
geschützt  wird.  Bei  beiden  Schanzen  kann  man  um 
so  weniger  an  Cultusstätten  denken,  da  diese,  die  be- 
rühmte Preschitza  *),  der  Fragefelsen,  sich  ungefähr 
in  der  Mitte  zwischen  beiden  erhebt.  Auch  ist  nicht  wahr- 
scheinlich, dass  auf  einor  Linie  von  zwei  Stunden  Länge 
drei  Cultusstätten  nahe  bei  einander  lagen.  Das  schliesst 
freilich  nicht  aus.  dass  vorübergehend  auch  im  Höch- 
stem* und  Schnioritzwalle  in  Bclugerung»zeiten  Cultus- 
handluugen  vorgenommen  worden  sind.  Bleibender 
mag  das  eingeschüchterte,  ersterbende  Heidenthum 
seinen  lichtscheuen  Cultus  an  einzelne  entlegene  .Schan- 
zen geheftet  haben.  Hierauf  Hesse  die  Thataache 
schliessen,  dass  man  gern  heidnische  Heiligthums- 
stätten  mit  christlichen  Kirchen  überbaute  und  zu- 
deckte, und  die  letzteren,  wie  wir  schon  oben  be- 
merkten, in  Schanzen  keine  Seltenheiten  sind. 

Hoffentlich  verübeln  es  uns  die  Schanzenfreundo 
uicht,  wenn  das  Referat  nicht  immer  zwischen  der 
SöhneFscheu  und  unseren  eigenen  Anschauungen 
klar  unterscheiden  lässt.  Das  Gegebene  wollte  nur 
der  Forschung  eine  kleine  Anregung  geben.  Besonders 
wünschten  wir  der  Frage  vou  den  verschlackten  Wällen 
erneuert«’  Aufmerksamkeit  zuzu wenden. 

Schuster,  Nr.  38,  39,  57. 

Audree,  Wendische  Wanderstuiiicn.  Stuttgart  1874, 
S.  115,  116,  124. 

F.  Senf. 


Archiv  für  AnthrotHUngM.  Rd.  XXV]  1 


IS 


Digitized  by  Google 


138 


Referate. 


Aus  der  nordischen  Literatur. 


Von 

Fräulein  Prof.  J.  MöStOrf. 


Di  no  mark. 

1 . Blinkenberg , Chr. : F 1 i n t w e r k z e u g e mit 
Schaft.  Aarböger  1896^  lieft  2. 

Nachdem  ilas  Kopenhagens  Muaeum  «chou  vor 
Jahren  eine  Prämie  ausgesctxt  hatte  für  die  Einliefe* 
rung  eine«  Stein*  oder  Hronzegeräthca  mit  dem  erhal- 
tenen llobuchaft,  wurde  im  Jahre  1897  zum  ersten  Mal 
eine  Flintaxt  mit  Schaft  eingeoandt.  Ein  hölzerner 
Axtstiel  ohne  Axt  war  achon  früher  einmal  in  den 
Besitz  des  Museum»  gelangt.  Funde  dieser  Art  werden 
immer  Seltenheiten  oleiben , denn  wo  ein  Werkzeug 
mit  Schaft  in  einem  Grabe  niedergelegt  oder  auf  Wohn* 
oder  Arbeitsplätzen  liegen  gehliehen  war,  du  ist  der 
Holzschaft  im  Iiaufe  der  Jahrtausende  vergangen,  die 
Consürvirung  solcher  können  wir  nur  unter  den  Moor* 
fuuden  erhoffen.  Aber  da  werden  sie  nur  zu  leicht 
übersehe».  Wenn  der  Torfgräber  eine  Steinaxt  findet, 
dann  hebt  er  sie  auf,  deu  daneben  liegenden  Holz- 
resten  wird  er  kaum  Aufmerksamkeit  schenken,  es  sei 
denn,  dass  ihr  Zusammenhang  mit  der  Axt  noch  so 
augenscheinlich  ist,  «las*  er  sie  al*  Stiel  derselben  er- 
kennt. Auch  hei  dem  glücklichen  Funde  TOB  1807  in 
dein  Sigerslever  Moor  (Sterns)  war  der  Stiel  in  zwei 
Stücke  gehauen,  weil  die  Arbeiter  da«  Holzstück  erst 
als  solchen  erkannten,  als  sie  die  Axt  erblickten.  Sie 
sammelten  dann  die  Stücke  vorsichtig  auf,  und  da  zu- 
fällig ein  Beamter  des  Kopenbagener  Museums  in  der 
Nähe  beschäftigt  war,  konnten  die  Bruchstücke  (es 
war  Eschenhol*)  gleich  in  Behandlung  genommen  wer- 
den. Die  Beschaffenheit  des  Moores  lässt  vermuthen, 
das«  die  Axt  mfittlig  in  eisern  8amof  verloren  war. 
Die  Länge  des  Stieles  dürfte  bO cm  betragen  haben; 
ein  Zwischenstück  fehlt.  Die  Form  ist  schlank  und 
weniger  krüokenartig,  als  bei  denen  der  Schweizer 
Pfahldörfer.  Audi  i*t  die  Blatt  nicht  wie  bei  diesen 
erst  in  eine  Hülse  gesteckt,  sondern  direct  in  den  ge- 
lochten Schaft  und  zwar  so,  dass  das  Bahnende  über 
denselben  vorragt.  Die  Schnittflächen  sind  noch  heute 
so  scharf,  dass  man  noch  jetzt  die  Sicherheit  der  Hand, 
die  ihn  geschnitxt,  bewundern  muss.  Die  Ansätze  des 
Flintimrsser«  und  die  einzelnen  Schnitte  lassen  sich 
vortrefflich  verfolgen. 

Die  Schäftung  der  Aexte  au«  der  älteren  Periode 
scheint  anders  gewesen  zu  sein,  da»  zeigt  ein  neuer- 
dings gefundener,  aus  Hirschhorn  fabricirter  Axtstiel 
aus  jener  Zeit,  und  auch  die  von  Herrn  ('apitiin  Smith 
augc»teUten  Versuche,  die  kleine  „Kjökkaiimöddingaxt* 
als  Werkzeug  zu  benutzen.  lehrten,  das»  ca,  um  <lie 
Schläge  wirksam  zu  machen,  eine*  Zwischenstückes 
bedurfte,  Ucber  die  Art  der  Schäftung  der  Aexte  mit 
spitzem  Bahnende  giebt  ein  Fund  Auskunft,  der  seiner 
Zeit  von  dem  verstorbenen  Kammerherrn  Sehestedt 
zu  Broholm  beschrieben  wurde.  Sehestedt  macht 
auf  zwei  Erscheinungen  aufmerksam : auf  einen  eigen- 


artigen (»lanz  an  dem  Ende  der  Axt,  da»  in  dem  Stiel 
steckte  (durch  Reihung  in  dem  StieUoch  hervor- 
geb  rächt)  und  auf  die  verschiedene  Färbung  der  Axt 
an  dem  Ende,  das  von  dem  Schaft  bedeckt  war. 
Dr.  Blinkenberg  widmet  den  verschiedenen  Methoden 
der  Schäftung  gründliche  Untersuchungen.  Kr  be- 
merkte auch  an  den  allseitig  geschliffeneu  Acxten  ge- 
wisse Absplitterungen  an  den  Schmal-  und  Breitseiten 
nach  dem  Bahnende.  Ihn  einer  bestimmten  Axtform 
fand  er  das  Bahnende  abgeschrägt , wodurch  die  Stel- 
lung der  Axt  (der  Schneide)  zum  Schaft  bedingt  wird. 
Spuren  von  einer  Umschnürung  fand  er  niemals.  Der 
Schaft  ist  am  unteren  Ende  etwa*  nach  rückwärts  ge- 
bogen. Verf.  bemerkt,  dass  die  Abschrägung  der 
Flintäxte  an  der  Bahn  noch  nicht  genügend  ticachtet 
ist.  Nur  von  einem  Exemplar  ist  es  sicher,  da»«  es 
aus  einem  Grabe  stammt  und  zwar  au«  einem  Gral*? 
unter  Bodenniveau.  Etliche  im  Kieler  Museum  befind- 
liche Flintäxte  mit  abgeachrägter  Bahn  stammen  eben- 
falls an»  den  von  Refer.  früher  publicirten  holstei- 
nischen Muldengräbern. 

Ein  zweites  höchst  interessante«  Flintgeräth  mit 
Stiel  wurde  bei  Stenild  fAmt  Aalborg,  Jütland)  in 
einem  1,40  in  tiefen,  auf  Sandboden  lagernden  Moor 
gefunden,  dessen  botanische  Bestandteile  den  Ausweis 
geben,  dass  dies  Moor  schon  vor  Jahrtausenden  nicht 
Mief  »ende«  Wasser , sondern  Sumpf  gewesen  ist.  Da» 
Gerith  lag  1,10m  tief.  Der  hölzerne  Schaft  ist  86  cm 
lang,  da«  untere  Ende  auswärt«  gebogen;  das  obere, 
stark  ansehwellend  und  gerundet,  hat  an  einer  Seite 
einen  rechtwinkeligen  Ausschnitt  mit  Falz  und  ist 
quer  gelocht.  In  diesem  Loch  steckt  ein  ctnschtmidigcr 
Flintspan  mit  dickem  Rücken,  die  Schneide  nach  unten 
gerichtet.  Beim  Auffinden  war  der  Span  durch  zwei 
hölzerne  Keile  in  dem  Schaftloche  befestigt.  Er  stützte 
sich  auf  den  Falz;  von  einer  Umschnürung  oder  son- 
stigen Befestigung  keine  Spur.  Der  Span  zeigt  an  der 
Schneide  Spuren  starker  Abnutzung  und  Reihung. 
Verf.  erkennt  in  diesem  bi»  jetzt  einzig  dastehenden, 
hochinteressanten  (»eräth  eine  Sichel  Das  Schuft- 
loch ist  uusserst  sinnig  so  eonstruirt,  dass  die  Klinge, 
wenn  siu  abgenutzt  war,  heraufgenommen  und  durch 
eine  neue  ersetzt  werden  konnte. 

Nachdem  man  in  Kopenhagen  auf  diese  Form  der 
Flint snäne  aufmerksam  geworden  war,  fand  man,  dass 
sic  sehr  zahlreich  vertreten  ist.  Ein  Depotfund  auf 
Fünen  enthielt  deren  12,  alle  stark  abgenutzt.  Nach 
der  hübschen  Auffassung  de»  Verfasser«  veranschau- 
lichen sie  da«  Dankopfer  eines  Mannes,  der  nach  der 
Vollendung  einer  gesegneten  Ernte  dem  Erntegott  die 
Sicheln,  die  ihm  in  seiuer  Arbeit  geholfen,  al»  Weih- 
geschenk dargebracht  I»hh*  die  Steinalterleute  Ge- 
treide gebaut  , lehren  uns  nicht  nur  die  Querosteine  aus 
Steinaltergräbern,  sondern  vor  Allem  die  von  Dr.  Sa* 
rauw  entdeckten  Getreideköroer  in  dem  Thon  irdener 
Gcfitsse  aus  der  Steinzeit. 


i 


Digitized  by  Google 


Heferate. 


1 39 


2.  Blinkonberg,  Chr. : Römisch«  Bronzegefätio 
mit  Fabrik  marken.  (Atrbüger  f.  nord.  UM- 
kyndighod  etc.,  1900,  Haft  1,  8.  51—64.) 

I>er  Kcichthum  an  römischen  Brenzegefasscn  im 
Kopenhagencr  Ahcrthuint»muiioum  erhielt  im  Jahre  1896 
einen  neuen  Zuwachs  aus  einem  in  der  Stadt  Odense 
selbst  entdeckten  Grabe.  Bei  den  Erdarlieiteu  behufs 
Anlage  einer  neuen  Strasse  im  äussersten  Norden  der 
Stadt  war  man  auf  Steine  gestossen , die  »ich  als  ein 
Grab  aus  der  sogenannten  römischen  Zeit  erwiesen. 
Es  war  ein  Nkeletgrab,  umrahmt  von  grosseren  unbe- 
hauenen Steinen , deren  glatteste  Seite  nach  innen  ge- 
stellt war.  Auch  die  Decke  bestand  aus  grösseren 
Steinen , deren  I*age  an  beiden  Enden  einem  Gewölbe 
glich.  Die  Mitte  war  leider  bei  der  Entdeckung 
zuerst  zerstört.  Es  war  2.50  m lang,  0,00  m breit  und 
lag  uuter  Bodonniveau  ohne  üuseere*  Merkzeichen. 
Hichtung  8.-W.  : N.-O.  Der  Kopf  lag  nach  8,-W. 
Oberhalb  des  Kopfes  lag  ein  Beinkamm,  neben  dem 
Kopfe  ein  Messer  und  eiu  Fragment  einer  Scheere,  beide 
von  Bronze.  Ungefähr  auf  Gürtelhöhe  lag  eine  Schnalle 
von  Bronze  von  seltener  Form , ringförmig  mit  ein- 
gehängtem I>orn  und  feinem  geperlten  Silberdraht  an 
drei  V orsprüngen.  Am  Fussend«  fand  man  drei 
Brunzeschöpfgetässe , zwei  kleinere  lagen  umgestürzt, 
das  grössere  stand  auf  dem  Boden,  ade  drei  vortreff- 
lich erhalten  und  von  der  bekannten  bei  Müller, 
Kiseuolter  191,  abgebildeten  Form.  Man  kennt  deren 
aus  dänischen  Funden  circa  9l)  Exemplare,  die  sieh 
nach  der  Grösse  in  zwei  Gruppen  sondern  lassen.  Die 
beiden  kleineren  Gebisse  von  Odense  haben  inwendig 
einen  Belag  von  Weissmetall,  der  au  manchen  römi- 
schen Bronzen:  Gebissen,  Löffeln , Fibeln  u.  a.  ver- 
kommt Bei  Gegenständen  für  den  täglichen  Gebrauch 
dürfte  derselbe  den  Zweck  gehabt  haben,  die  Bildung 
von  Grünspan  zu  verhüten  Die  chemische  Analyse 
gab  keine  sicheren  Resultate,  weil  der  Belag  so  dünn 
ist,  data  bei  der  Abnahme  des  nüthigen  Materials 
Kupfer  mit  Zinn  und  Blei  vermischt  war.  Ob  der  Be- 
lag aus  reinem  Ziun  oder  aus  Zinn  und  Blei  besteht, 
Hess  sich  deshalb  nicht  feststellen.  Da 9 grossere 

Odcnser  Gefaas  ist  nicht  verzinnt.  Nun  ist  es  indessen, 
wie  eine  Untersuchung  der  dänischen  römischen 
„Casscrolen“  zeigt,  keine  Regel,  dass  die  Verzinnung 
bei  den  kleineren  vorhanden  ist  und  bei  den  grösseren 
fehlt,  vielmehr  führt  sie  auf  die  Vermutlnmg,  dass 
einige  Fabrikanten  ihre  Gefäeso  verzinnten,  andere 
nicht,  was  durch  den  Befund  solcher  Gefäase,  die  den- 
selben Fabrikstcmpel  tragen,  bestätigt  wird. 

An  der  imicreo  Seite  bemerkt  man,  und  zwar 
nicht  nur  in  den  dänischen  Gefassen,  sondern  auch 
bei  solchen,  die  im  Anstande  gefunden  sind,  wag»?rechte 
Linien,  über  deren  Zweck  verschiedene  Meinungen  ge- 
äussert  sind;  doch  werden  sie  im  allgemeinen  als  An- 
gaben gewisser  Maasse  anerkannt.  Ilr.  Blinkenberg 
hat  die  im  Kopenhagoner  Museum  vorhandenen  „Casse- 
reden“  von  diesem  Gesichtspunkte  untersucht  und  bei 
denjenigen,  wo  die  Striche  für  eine  solche  Prüfung 
deutlich  genug  erhalten  waren  (vier  der  grösseren, 
vier  der  kleineren  Form),  eonstatircu  können,  dass  sie 
dem  römischen  Muass  für  flüssige  Waaren:  srstarius 
“ 2,  he  mimte  = 12,  caathi  = 0,546  Liter  entsprachen. 
Zwei  räumten  je  1 hnnimi,  die  beiden  Odenser  das 
Doppelte,  1 »ertarius.  Das  eine  war  durch  die  wage- 
rechten  Striche  in  2 hemmue  abg«theilt,  da«  andere 
räumte  bis  an  den  ersten  Strich  von  unten  10  cyathi 
(*/«  des  ganzen  Raumgebaltes). 

Alle  drei  Odenser  Gefäsae  tragen  eine  Fabrikmarke 
und  zwar  kommt  es  zum  ersten  Mal  vor,  dass  in 
einem  Funde  verschiedene  Stempel  auftraten.  Die 
beiden  kleineren  sind  bezeichnet  ClPl  POLYB.  Dieser 
bekannte  Stempel  in  vollständiger  correcter  Form 


Publias  Cipitis  Polyimin,  kommt  in  Dänemark  noch  in 
vier  vcrscnicdcncn  Abkürzungen  vor.  Verf.  zeigt  in 
einem  Excurs  über  diesen  Stempel,  dass  Publius  Cipius 
Polybiu«  nicht  der  einzige  Gemssfahrikant  seines  Ge- 
schlechtes war.  und  das«  die  Odonser  Gebisse  nicht 
wohl  juuger  als  79  D.  Chr.  Geb.  sein  können. 

Das  grossere  Gefuss  des  Odenser  Fundes  trägt 
deu  Stempel  NSIEPHAPRODIT.  Denselben  Stempel 
findet  Verfasser  in  weniger  guter  Erhaltung  auf 
einem  Gefiiss  aus  einem  anderen  SoeländischeD  Grabe 
LPHAPROD.  In  seiner  vollständigen  richtigen  Form 
lautet  er:  Lucius  Ansius  Kpaphroditu*.  Auch  diesen 
Stern  j*el  verfolgt  Verfasser  uurcli  verschiedene  Länder 
bis  nach  Italien  hinunter  und  kann  auch  von  Epaphro- 
ditus  nachweiseu,  dass  er  einer  Fabrikantenfamilie 
augehörte,  welche  die  Herstellung  von  Metallgefiiasen 
betrieb  und  im  I.  Jahrhundert  n.  Chr.  lebte.  Der 
Odenser  Grabfund  zeigt,  dass  die  Wlftra  der  beiden 
genannten  Fabrikanten  gleichzeitig  nach  dem  Norden 
ausgeführt  und  gleichzeitig  dort  neben  einander  in 
Gebrauch  gewesen  int,  woraus  Verfasser  auf  einen 
regelmässigen  Handelsverkehr  schlieast  und  das  Alter 
des  Odenser  Grabes  in  die  Zeit  von  50  bis  100  n.  Chr. 
ansetzt. 

Zum  Schluss  führt  er  noch  einige  andere  auf  in 
Dänemark  gefundenen  ßronzegefassen  vorhandene 
Fabrikstempel  au:  GICICATI  (in  zwei  verschiedenen 
Formen).  DIS A VC VSF,  NIGELLIO  F,  MATVRVS  F 
und  PICV8  (oder  Bleu»)  fecit.  Sonach  zusammen 
14  BronzegemMe  mit  Fabrikftempel. 

3.  Blinkenberg,  Chr.:  Römische  Bronze- 
Statuetten. 

Seitdem  der  verstorbene  Professor  Engelhardt 
im  Jahrgange  f.  1871  der  Aarhöger  die  in  Dänemark 
gefundenen  römischen  Brnnzestatuet-ten  veröffentlichte, 
ist  die  Zahl  derselben  noch  um  drei  Exemplare  ver- 
mehrt. Die  Frage,  ob  diese  kleinen  Figuren  für  die 
Nordländer  eine  religiöse  Bedeutung  gehabt,  ist  viel- 
fach erörtert  worden.  Dr.  Blinkenberg  wendet  mit 
Recht  dagegen  ein.  dass,  wenn  die  Skandinaven  sie 
als  Bilder  ihrer  Götter  betrachtet  hätten,  die  Figuren 
bestimmte  Typen  repriaentiren  müssten,  in  welchen 
sie  die  Göttergestalten , so  wie  sio  in  ihrer  Phantasie 
lebteu , hätten  erkennen  können.  Das  ist  über  nicht 
der  Fall;  im  Gegentheil  zeigen  alle  bisher  zu  'läge  ge- 
kommenen Statuetten  eine  andere  Gestalt.  Die  neueren 
von  Dr.  Blinkenberg  in  Wort  und  Bild  dargestellten 
Götterbilder  veranschaulichen  einen  blitxacnleudern- 
den  Jupiter,  einen  jugendlichen  Lar  und  einen  galli- 
schen Gott,  der  den  Darstellungen  einer  Götterfigur 
ähnelt,  welche  Casar  mit  dem  römischen  Namen  Dis- 
pater bezeichnet.  Voraussichtlich  wird  diese  inter- 
essante Abhandlung  Bli nkenberg’ s in  den  Memoirea 
des  Antiouaires  du  Nord  einem  weiteren  Leserkreise 
zugänglich  gemacht  werden,  da  eino  Beschreibung  ohne 
die  Abbildungen  die  Leser  kaum  intereesiren  dürfte^ 

Beachtenswert!)  ist,  wie  Verfasser  hervorhebt,  dass 
die  genannten  drei  Statuetten  alle  auf  Fünen  gefunden 
sind  und  das»  die  übrigen  (von  Langeland , Seeland, 
dem  südöstlichen  Jütland  und  dem  nordöstlichen  Schles- 
wig) sich  gleichsam  um  die  Insel  Fünen  grunpiren, 
wo  überhaupt  zahlreiche  andere  römische  Fabrikate 
gefunden  sind,  darunter  z.  B.  die  beiden  einzigen  an- 
tiken Spiegel,  die  bis  jetzt  im  Norden  ans  Licht  ge- 
kommen sind.  Verf.  zieht  daraus  den  Schluss,  dass 
in  den  ersten  Jahrhunderten  n.  Uhr.  dor  Handels- 
verkehr mit  dem  Süden  »ich  vorherrschend  nach 
Fünen  bewegte  und  erst  einige  Jahrhunderte  später 
sich  weiter  nach  Osten  verzog,  wovon  die  reichen 
Funde  an  römischen  Waaren  im  südöstlichen  .Seeland 
Zeugnis»  gelten. 

18* 


Digitized  by  Google 


140  Referate. 

4.  Müller,  Bophus:  Die  Jütländischen  Einzel*  in  einer  solchen  Fülle  vorhanden,  das»  Verfasser  Serien 

irr  aber  au»  dem  Steinalter.  Aarböger  1898.  von  Gräbern  vorlegen  konnte,  in  welchen  die  oben 

„M uldengräber“  oder  Gräber  unter  Boden*  genannten  Beigaben  in  einer  bestimmten  Zusammen* 

niveau  können  wir  die  von  Dr.  Sophus  Müller  t*e-  Stellung  auftraten.  Er  beschreibt  dann  eine  Anzahl 

handelten  Gräber  nicht  nennen,  weil  Bie  nur  zum  Theil  derselben  im  Detail  mit  Abbildungen  der  Gräber  und 

unter  der  gewachsenen  Bodenflüche  liegen  ; andere  der  Beigaben.  Unter  letztgenannten  findet  man  „Streit- 
liegen auf  dem  Boden,  etliche  sogar  höher.  Die  Be-  Hammer“,  wie  Müller,  Ordning af  Sten  olderen,  Fig.  72 

Zeichnung  „Einzel grübe r*  ist  dahingegen  im  Norden  bi»  75  u.  81.  Flintäxte,  wie  ibia.,  Fig.  59  bis  G2.  Bern- 

berechtigt,  weil  dort  die  mcgalithiscnen  Gräber  in  steinscheiben  von  10 cm  Durchmesser;  Bernsteinringe; 

der  Regel  mehrere,  bisweilen  eine  grosse  Anzahl  von  unter  den  Thongefässen  Schalen  mit  vier  oder  fünf 

Skeletten  und  Skeletresten  bergen.  niedrigen  Füssen,  geschweifte  Becher  und  gerade 

Die  ilügel  sind  ursprünglich  rund  und  klein.  Becher  mit  einem  Wulst  am  oberen  Rande. 

V,  bis  l m hoch  bei  16  m Durchmesser.  Etliche  sind  Gräber  ohne  Waffen  und  Werkzeuge,  statt  dessen 

indessen  durch  Nachbestattungen  auch  in  späteren  mit  Bernsteinschmuck  und  Thongefässen  ausgestattet, 

Coltorperiodexk  dergestalt  erweitert  und  erhöht,  dass  betrachtet  Müller  als  Krauengräber.  Iu  dom  sorg- 

sie  zu  den  grössten  Grabhügeln  gehören,  die  man  faltigen  Bau  standen  sie  den  Alanncrgrüberti  gleich, 

überhaupt  kennt.  Wo  mehrere  Gräber  über  einander  Unter  den  Bernstc  in  perlen  fehlen  die  axtformigen. 

liegen,  sind  sie  uur  durch  eiuc  dünue  Erdschicht  ge-  Sie  sind  oval  oder  von  der  Form  einer  Hach  gedrück- 

t rennt,  so  daas  es  eine*  kundigen  Auge»  bedarf,  um  ten  Kugel,  oder  gewölbte  Knöpfe, 

die  verschiedenen  Begräbnisse  zu  erkennen  und  zu  Audi  Dr.  Müller  ist  der  von  Kef.  bereits  mehr- 

unterscheiden.  In  den  holsteinischen  Muldcngräbern  fach  gdiusserten  Ansicht,  dass  die  jüngsten  Kinzcl- 
pflegt  ein  Stein  oben  im  Ilügel  auf  das  Grab  hinzu-  gröber  bis  an  die  Bronzezeit  heranreichen.  Die  in 
weisen.  Der  Manu,  welcher  o»e  meisten  Gräber  dieser  den  „obersten“  Gräbern  der  vierten  Gruppe  gefundenen 
Art  anfgedeckt  hat,  pHegte  zu  sagen;  „Wenn  ich  den  bekannten  sogenannten  Pfeilschaftglätter  (Müller, 
Stein  fand , brauchte  ich  nur  Benkrecht  weiter  zu  a.  a.  O. , 196)  kennen  wir  aus  einem  holsteinischen 
graben,  dann  stiess  ich  unfehlbar  auf  das  Grab.“  Bronzealtergrabe (Tinsdahl).  Dahingegen  ixt  Dr.  M ü 11  er 

Die  dänischen  Einzelgräber  haben  Manueslünge  nicht  der  Ansicht,  dass  die  Kinzdgräber  iu  der  Zeit 

mit  der  Richtung  0. : W.  Ob  der  Kopf  iu  0.  oder  W.  nach  den  Gangbautcn-  und  Steiutiatengrähern  auf- 
gelegen, ÜCM  »ich  nicht  erkennen.  Dr.  Müller  unter-  treten,  er  bringt  im  Gegentheil  den  Beweis,  dass  sie 

scheidet  vier  verschiedene  Begrühnissformen.  Gräber  gleichzeitig  waren,  und  erblickt  in  ihnen  die  Spuren 

unter  dem  Boden  (unseren  Muldengräbern  ent-  zweier  Volkerfamilien.  Die  Erbauer  der  megalithischeu 

sprechend),  Bodeugrüber  (auf  dom  gewachsenen  Gräber  kamen  im  Beginn  de»  jüngeren  Steiualters  au 

Boden  augelegt);  obere  und  oberste  Gräber,  je  nach  der  Ostseite  ins  Land,  gingen  nach  den  Inseln  hinüber 

der  höheren  Lage.  Die  Muldengräber  sind  in  der  und  siedelten  sich  in  Jütland  in  der  Mitte  des  Landes 

Regel  viereckig  oder  rechteckig  mit  abgerundeten  an  und  in  Osten.  Später  erschienen  an  der  Westseite. 

Ecken  oder  oval.  Am  Boden  Endet  man  ein  sorgfältig  vom  Süden  heruufkommend , die  Erbauer  der  Einzcl- 

gelegtcs  Steinpflaster,  dem  die  rcgclloeo  Steinum fassung  griber  und  Hessen  sich  im  westlichen  Jütland  nieder, 

wenig  entspricht.  Die  scheinbare  Unordnung  findet  T>a  in  Jütland  der  Osten  vom  Westen  nicht  durch 

indessen  Erklärung  in  der  Vermuthung,  das»  sie  der  natürliche  Grenzen  geschieden  ist,  konnte  es  nicht 

eigentlichen  Holzumrahmung  als  Stütze  diente,  und  in  ausbleibeu , dass  auch  die  Bevölkerung  sich  berührte 
der  That  hat  mau  in  einem  Grabe,  wo  die  Boden-  und  in  einander  schob.  Parallelen  in  dcu  Beigaben  aus 

heschaffeuheit  der  Uon*erviruug  des  Holze»  günstig  den  chronologisch  auf  einander  folgenden  vier  Gruppen 

war,  eine  aus  senkrechten  Pfählen  gebildete  Holz-  der  Einzelgräber  und  denjenigen  der  chronologisch 

Umfassung  entdeckt.  Am  Boden  fand  man  Holzkohlen  auf  einander  folgenden  „Familiengräber“  konnte 

von  Reisern,  desgleichen  au  mehreren  Stellen  im  Hügel.  Dr.  Müller  nachweUen,  und  dies  stützt  seine  Theorie. 

Von  letzteren  meint  Verfasser,  sie  könnten  von  einem  In  Holstein,  wo  die  Einzelgräber  «ich  nicht  nur  im 

Feuer  herruh  reu , welche«  gezündet  war,  um  den  Westen  finden,  scheiut  nach  den  jüngsten  Unter* 

Todten  zu  wärmen  oder  seine»  Weg  ins  dunkle  Jen-  suchungen  auch  Müller  » zweite  Gruppe  vertreten 

seit»  zu  heleuchten.  Ref.  möchte  dazu  bemerken,  da»»  zu  »ein.  Wie  aber,  wenn  man  keine  Verschiedenheit 
das  Feuer  auch  augezündet  »ein  könnte , um  die  un-  des  AlterB  annehmen  will , sich  die  Erscheinung  er- 
läuteren Wichtel  zu  verscheuchen.  klären  lässt,  dass,  wie  bei  Teusfcld,  Einzelgräber  und 

ln  den  „Bodcngräbern*  fehlt  das  sorgfältige  Stein-  Laug-  oder  Ricseubutten  auf  einer  Koppel  beisammen 

ptlaster,  l>as  Grab  ist  mit  einem  grossen  Hachen  lagen,  müssen  weitere  glückliche  Funde  lehren. 

Steinhaufen  (tob)  bedeckt..  Die  Beigaben  rep  rasen  ti  reu 

drei  verschiedene  Perioden.  — Die  „oberen  Gräber“  5.  Barauw,  Georg  J.  F. : Die  Haide  im  Alter- 
der dritten  Gruppe  erkennt  mau  an  einer  Stcinsetzung  t harne.  Aarböger  1898,  Heft  2. 

mit  darin  liegenden  Stoingerätbcn.  Das  eigentliche  Dr.  Sarauw,  dem  wir  bereits  mehrere  hübsche 

Grab  ist  4 m lang  und  mit  Holzplanken  umgeben  und  und  wichtige  Untersuchungen  über  BodenbeBchaffen- 

budeekt.  Diese  Holzumrahmung  und  Decke  wurde  heit  und  Ackerltau  in  vorgeschichtlicher  Zeit  ver- 

durch  diu  Steine  gestützt.  Bei  dem  Vermodern  des  danken,  veröffentlicht  in  dem  oben  näher  bezeiclmetcn 

Holzes  stürzten  sie  nach  und  bilden  nun  einen  völlig  Heft  der  Aarböger  das  Resultat  seiner  Untersuchungen 

regellosen  Haufen,  wodurch  die  correete  Auffassung  über  das  Alter  der  Haiden.  Vor  ihm  haben  schon 

der  ursprünglichen  ( onstruotion  Behr  erschwert  wird,  andere  Forstleute  und  Botaniker  sich  mit  der  Frage 

Nicht  minder  schwierig  ist  das  Erkennen  der  vierten  beschäftigt  und  verschiedene  Ansichten  darüber  kund 

Groppe,  d.  h.  der  noch  höher  im  Hügel  liegenden  gethan.  Dr.  Sarauw  sucht  die  Belege  für  diu  »ei- 

Gräber.  Sie  bilden  ei uen  Steinhaufen  (rös).  in  dam  diu  uigen  in  den  Grabhügeln  der  Vorzeit,  die  einem  feinen 

Beigaben  liegen.  Die  Richtung  immer  0. ; W.  Auch  scharfsichtigen  Beobachter  über  die  Beschaffenheit  des 

hier  wurden  Holzspuren  beobachtet.  Erdboden»  zur  Zeit  ihrer  Errichtung  sicheren  Auf* 

Die  Beigaben  bestehen  in  einer  Axt  mit  Schaft-  Schluss  zu  geben  vermögen, 
loch,  einer  Pfeilspitze  (Waffen);  in  Flintaxt,  Flint-  Die  vielfach  erörterte  Frage  ist  nämlich;  ob  ehe- 

schmalmeisacl  und  Flwtapan  (Werkzeugen);  in  Scheiben  mal»  da»  ganze  Land  mit  Wald  bestanden  gewesen 

von  Bernstein  und  in  Tnongefässen.  Das  Material  ist  und  die  Haiden  erst  nach  dem  Verschwinden  der 


zed  by  Google 


Referate. 


141 


Wälder  entstandet»  sind,  oder  oh  die  lloide  durch  das 
Zurück  weichen  der  das  Erdreich  bearbeitenden  Thierwelt 
entsteht,  das  die  Bildung  einer  zähen  Wurzelfilzschicht 
rar  Folge  hatte , welche  die  Luft  nbsj>errte  und  da* 
durch  eine  Veränderung  in  der  Zusammensetzung  des 
oberen  Bodens  bewirkte. 

Die  Schichtung  des  Haidebodens  ist  constant  fol- 
gende : Haidekraut  — zäher  Wurzelfilz  — , grauweisscr 
Santi  (Bleisaud)  und  darunter  Ahlerdc.  letztere,  von 
Fo  r c b h a m m e r Torf  Sandstein  genannt-,  ist  ein  braunes 
oder  »chwarzbrauues,  hartes  Gebilde,  in  welchem  die 
Sandkörner  in  humussauren  Salzen  oder  nieder- 
geschlagenen Humussäuren  eingehüllt  sind.  Wo  man 
auf  den  jütländisohen  Haiden  längs  eines  Bahngeleises 
oder  einer  Fahrstrasse  einen  Terrainabstich  zu  beob- 
achten Gelegenheit  hat,  erkennt  man  diese  bandför- 
mige Bodenschichtung  deutlich  auf  weiten  Strecken. 

Findet  inan  nun  in  Grabhügeln  der  Bronzezeit,  ja 
in  solchen  der  jüngsten  Steinzeit,  am  Boden  eine  Ahl- 
hc hiebt , so  ist  dies  ein  Beweis , dass  der  Hügel  auf 
Haideboden  errichtet  worden , denn  die  Ahlerue  ent- 
steht aus  dem  Haidekraut. 

Kann  man  nun  die  Gräber  in  eolchcu  Hügeln 
archäologisch  bestimmen,  so  lässt  »ich  danach  das 
relative  Alter  der  Haide  angebeu.  Nicht  selten  findet 
man  in  den  Grabhügeln  eine  zweite  Ahlschicht,  die 
darauf  zurückzufuhrcu  ist,  dass  das  Grab  mit  llaide- 
soden  bedeckt  worden,  die  sich  durch  Absperrung  der 
Luft  in  Ahlerde  umwandelten.  Diese  Ahlerde  ist  bis- 
weilen so  hart,  dass  sie  wie  ein  eiserner  Panzer  ge- 
waltsam zerschlagen  werden  muss.  (Das  war  auch  in 
einem  Bronzealterhügel  bei  Lüptin  in  Holstein  der 
Fall.)  Die  Neubildung  der  Haide  war  schon  von 
Emois  und  P.  E.  Müller  in  etlichen  aus  ilaidesoden 
und  Saud  aufgebauten  und  mit  Haide  bedeckten  Hügeln 
constatirt,  aber  die  Berechnung  der  Zeitdauer,  in 
welcher  sich  dieselbe  vollzogen,  wurde  erst  durch  die 
archäologische  Bestimmung  ermöglicht. 

Verl,  beschreibt  dann  die  Coustruction  von  48  Grab- 
hügeln, deren  etliche  durch  photographische  Auf- 
nahmen veranschaulicht  werden,  und  ergänzt  seine 
Beobachtungen  dieser  über  Jütland  vertheilten  Hügel 
durch  einige  andere  gleichfalls  auf  Haideboden  liegen- 
den aus  Schleswig-Holstein  und  Hannover. 

Man  könnte  gegen  diese  Schlussfolgerung  ein- 
wenden . dass  die  Bodenschichtung  eines  Grabhügels 
immer  nur  eine  kleine  Fläche  bildet.  Wo  aber  eine 
grossere  Anzahl  von  Hügeln  in  einer  Gruppe  dicht 
beisammen  liegen . die  alle  die  gleiche  Schicht  ung 
zeigen , da  darf  man  annehmeu , dass  dieselbe  Boden- 
art sich  räumlich  weiter  erstreckt,  Verf.  betont  in- 
dessen die  Noth Wendigkeit . ausser  der  Oberfläche  der 
Hügel  auch  den  umliegenden  Boden  durch  senkrechte 
Einschnitte  zu  untersuchen,  die  Stärke  einer  jeden 
Schicht  sorgfältig  zu  müssen , und  vor  allem  nicht 
etwa  Raseuerz  und  Oker  mit  Ahlerde,  nicht  etwa 
Ackererde  mit  Wurzelfilz  etc.  zu  verwechseln.  Sehr 
lehrreich  sind  solche  Hügel,  wie  zuin  Beispiel  der  von 
Dr.  Splieth  aufgedeckte  bei  Schuby  (Schleswig), 
wo  der  mit  Haidesoden  bedeckte  Hügel  bei  einer  spä- 
teren Bestattung  erhöht  und  in  Folge  dessen  durch 
Absperrung  der  Luft  die  Huidesoden  in  Ahlerde  um- 
gewandelt  waren.  Wo  man  hei  der  Errichtung  eines 
Grabhügels  statt  der  Haide  Rasensoden  verwendete, 
ist  der  Basen  vollständig  vergangen,  so  dass  der  Hügel 
aus  Erde  allein  aufgeworfen  zu  sein  scheint. 

6.  Böronsen.  William:  Wer  ist  der  Entdecker 
der  Abfallhaufen  (Kj  ök  kennt  öd  d i ng  e)  aus 
dem  Stcinaltcr?  Kopenhagen  1809. 

Veranlassung  zu  dieser  Schrift  gab  ein  Vortrag 
des  Professors  L ulken  in  der  Videnskab.  Selskab  am 


24.  September  1897.  Er  findet  sich  abgedruckt  in  den 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  unter  dem  Titel : 
Japetus  Steenstrup:  Sein  Leben  und  »eine 

Thätigkeit. 

Verf.  erhielt  erst  ein  Jahr  später  Kenntnis»  von 
diesem  Vortrage,  in  dein  Redner  äussert,  dass  Steens- 
trup schon  im  Beginn  seines  Lehramtes  an  der  Uni- 
versität die  Entdeckung  gemacht  habe,  dass  gewisse, 
bi»  dahin  als  natürliche  Mu»chelan»ammlungen  auf- 
gefasste Anhäufungen  von  Scethieren . Vogel-  und 
Fischresten  u.  *.  w.  durch  Vermittelung  de«  Menschen 
entstanden  und  als  alte  menschliche  Wohnstätten  zu 
betrachten  Beien,  Nach  dem,  was  Herr  8örensen  von 
der  Sache  wusste,  erschien  ihm  diese  Aeusscrung  nicht 
correct,  und  sie  veranlasst«  ihn.  derselben  weiter  nach- 
zuforschen. 

Die  Arbeiten  der  dänischen  Archäologen  sind  viel- 
seitig. Während  einige  den  Aushau  der  Prähistorie 
durch  Grabungen  und  Bearbeiten  des  erworbenen 
Materials  zu  fordern  bestrebt  sind,  widmen  sich  An- 
dere der  Geschichte  derselben,  d.  i.  der  historischen 
Entwickelung  dieser  Wissenschaft.  Manche  schützbare 
Arbeit  in  dieser  Richtung  verdanken  wir  Dr.  Sophus 
Müller,  l'ud  als  eiu  Beitrag  ist  auch  Sörenaen’s 
vorliegende  Schrill  zu  betrachten , der  «einer  Klärung 
der  oben  erwähnten  Frage  alle  Commissionsberichte 
jener  Zeit  zu  Grunde  legt. 

Professor  Lütken  meint,  wenn  Steenstrup  in 
keinem  seiner  Berichte  sich  als  den  eigentlichen  Ent- 
decker der  „Kjökkenmnddinge“  bezeichnet,  so  sei  der 
Grund  der,  das»  er  die»  für  unnüthig  gehalten  habe. 
Nicht  alle  seine  Zuhörer  theilten  diese  Ansicht.  Die 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  hatte  eino  Commission 
zur  Untersuchung  ernannt,  die  erst  au«  einem  Geo- 
logen (Fo  r c h h a in  tu  e r),  einem  Zoologen  (Steenstrup) 
bestand,  und  später  noch  um  einen  Archäologen 
(Worsaau)  erweitert  wurde.  Steenstrup  hatte  die 
Muschelhuufen  als  natürliche  Auhäufuugen  unter  Wasser 
aufgefasst , die  mit  einer  Bodenhebung  zu  Tage  ge- 
treten waren,  oder  als  todte  Schalthiere . die  durch 
Wellenschlag  an  den  Strand  geworfen  und  aufgehäuft 
worden,  unter  welche  Land  Schnecken  und  auch  ein- 
zelne Flintspäne  hineingerathen  sein  konnten.  Dass 
derartige  Bänke  mit  gleichartigen  Einschlüssen  an  so 
manchen  Stellen  anf  Seeland  und  in  Jütland  vor- 
kamen , war  ihm  ein  Beweis . dasH  das  Meer  ehemals 
tiefer  ins  Land  einschnitt  in  jetzt  verschwundenen 
Buchten. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  dem  Verfasser  in  seiner 
Prüfung  aller  Comniissionsherichte  zu  folgen-  Ich  be- 
gütige mich  mit  tlcn  Resultaten  derselben,  die  Ver- 
fasser selbst  aui  Schlüsse  «einer  Schrift  zusammenstellt. 

Nachdem  »chon  im  Jahre  1831  der  Gutsbesitzer 
Dahlsgaard  auf  gewisse  Ablagerungen  von  Auster- 
schalen  aufmerksam  geworden  war,  in  denen  er  auch 
Geräthe  von  Stein,  Bein  und  Thon,  und  Knochen  von 
Säugethiereu  eingebettet  fand,  fand  Steenstrup 
1837  in  ähnlichen  Bänken  bei  Visborg  und  Havnoe 
je  einen  Flintspan.  Steenstrup  war  ob  ferner, 
welcher  diese  Muschelhaufen  zuerst  literarisch  be- 
handelte. Es  waren  nach  ihm  geologische  Formationen 
aus  eiuer  Zeit,  wo  das  Land  schon  von  Menschen  be- 
siedelt war.  Die  1K48  von  StMMirip  und  Forch- 
hammer  vollzogenen  Untersuchungen  lieferten  dasselbe 
Resultat.  Noch  Ende  November  1850  betrachteten 
genannte  Herren  die  Mnsohelhanfen  als  geologische 
Formationen. 

Im  Spätsommer  desselben  Jahres  hatte  Worsaae 
mit  dem  (futsbesitzer  Olsen  zusammen  die  Muschel- 
haufen bei  Meilgaard  untersucht  und  hatte  erkannt, 
da«»  es  sich  nicht  um  natürliche  Formationen  handle, 
sondern,  dass  man  Anhäufungen  von  den  Abfällen 


Digitized  by  Google 


142 


Referate. 


i 


menschlicher  Mahlzeiten  vor  »ich  habe.  Die  Richtig- 
keit dieser  Auffassung  konnte  Steenstru  p betätigen, 
als  er  im  Deceraber  die  Bänke  bei  BOfidt  und  Havelse 
flüchtig  untersuchte  und  um  Weihnacht  wurde  diese 
Erklärung  gelegentlich  einer  Untersuchung  bei  Havelse 
von  dem  ganzen  Comite  als  anbestritten  richtig  an- 
erkannt. 

Danach  begannen  die  scharfsinnigen,  schönen 
Untersuchungen  Steenet ru ps,  der  aus  den  animali- 
schen Ueberresten  nachweison  konnte,  dass  die  Menschen 
dort  dauernd  gewohnt  hatten , dass  sie  einen  zahmen 
Hund  besasacn,  und  andere  interessante  Aufschlüsse 
über  die  Fauna  jener  fernen  Vergangenheit  Wer- 
ft aae  seinerseits  kam  nach  den  Studien  der  Manufact© 
aus  den  Abfallhaufen  und  der  ähnlichen  an  den  Küsten 
gefundenen  rohen  Fliutgeruthe  zu  der  Erkenntnis«, 
dass  diese  eine  ältere  Zeit  bezeichnen,  als  die  schönen, 
geschliffenen  Steingeräthe  und  begründete  dadurch 
die  Zweitheilnng  des  Steinalters. 

Von  diesen  Beobachtungen  Worsaae’s  Bchweigt 
Steenstru p in  dem  von  ihm  zusammengestelltcn  Be- 
richt  sowohl,  als  in  seinen  späteren  Schriften.  Er 
schweigt  auch , als  in  späteren  Jahren  in  mehreren 
Schriften  er  als  derjenige  gerühmt  wird,  dem  allein 
die  Ehre  zuerkannt  wird,  die  richtige  Erklärung  der 
Abfallhaufen  gefunden  zu  haben. 

Unter  den  Zoologen  und  Archäologen  Dänemarks 
herrschen  andere  Ansichten.  Eine  Notiz  in  Worsaae’s 
Tagebuch  von  1850  lautet:  .Man  ist  in  der  That  ge- 
neigt, hier  eine  Art  von  Mahlzeitplätzen  einer  ältesten 
Bevölkerung  zu  vermutheo.  Daher  die  Kochgeschirre, 
Kohlen,  Thierknochen,  Flintspäne  u.  s.  w.  Freilich  ist 
dies  bis  jetzt  nur  noch  eine  blosse  Vermuthung  . . 
Und  später  äussert  W orsaae:  „Es  war  ein  Zufall,  dass 
ich  1844  gewisse  rohe  Steingeräthe  für  älter  erklärte, 
als  die  bekannten  feinen  Gerithe,  zumal  sic  öfters  au 
den  Küsten  gefunden  wurden  und  «ich  dann  auch  in 
don  Muschclhaufen  fanden.  Das  „Oldsager  Comite“ 
wollte  sie  damals  nicht  als  fertige  Geräthe  anerkennen, 
sondern  betrachtete,  sic  als  misslungene  Arbeit«- 
product*.“  Und  ferner:  „Ebenso  wie  man  erst  die 
Erklärung  der  Abfallhaufen  als  unmöglich  betrachtete 
und  dann  doch  anerkennen  musste,  wird  auch  der 
Streit  über  die  Zweithcilung  des  Steinalters  den  Nutzen 
haben,  dass  er  die  Forschung  controlirt  und  das 
Resultat  klarstellt.“  — Nun  könnte  inan  der  Ansicht 
sein,  dass  Berichtigungen,  wie  sie  Hörcnsen  hier 
vorlegt,  nur  ein  internes  Interesse  haben,  allein  der 
Streit  über  die  Theilung  des  Steinalte ra  etc.  zwischen 
den  dänischen  Gelehrten  ist  in  so  weiten  Kreisen  be- 
kannt geworden,  dass  auch  dieser  „Beitrag“  gekannt 
zu  werden  verdient. 

Norwegen. 

1.  Guatafson , Gabriel : Wohnplatz  ans  dem 
Stei naher  auf  Jaederen.  Mit  Tabelle  und 
82  Figuren  im  Text.  (Jahrbuch  des  Museums 
zu  Bergen  1899,  I.) 

Seit  Jahren  war  ea  den  norwegischen  Archäologen 
bekannt,  dass  auf  Jaederen  dicht  unter  der  Boden- 
fläche  grosso  Ansammlungen  von  Flintsteinen  liegen, 
deren  Beschaffenheit  (fertige  Geräthe,  Späne  und 
Splitter)  von  der  einstmaligen  Anwesenheit  und 
manuellen  Thätigkeit  des  Menschen  an  diesem  Orte 
Zeugnias  geben,  ln  den  Museen  von  Uhristianis, 
Bergen  und  Stavanger  findet  man  grosse  Maasen  dort 
gesammelter  Kiintsachen.  Auch  Dr.  Gustafson  hatte 
ui©  Fundstelle  wiederholt  besucht,  konnte  aber  erst 
im  Sommer  1M)8  zu  einer  methodischen  Untersuchung 
schreiten.  Er  wählte  dazu  die  bekannte  Flint-Fund- 
stelle auf  flolehein  am  Ufer  der  Figjaelf,  wo  er  an 


mehreren  Stellen  in  den  Hodeu  eindrang  und  zu- 
sammengenommen eine  Fläche  vou  20  qm  untersuchte. 

Er  hatte  in  der  That  das  Glück,  mehrere  Heerdstellen 
aufzudecken  mit  Ansammlungen  von  Kohlen , Nuss-  , 

schalen,  Scherben  von  Thongefässcn , Flintgcräthcn, 
fand  aber  weder  Thierkuochen  noch  Mu*chel*cbalen. 

Da«»  keiue  Spuren  von  Knochen  gefunden  wurden, 
erklärt  der  V'erf.  durch  die  dafür  ungünstige  Boden- 
beschaffenheit, Beweis  dafür  ist,  dass  selbst  in  den 
Gräbern  der  letzten  heidnischen  Zeit  sich  die  Leichen- 
rette  selten  erhalten  haben. 

Die  von  den  dortigen  Grundbesitzern  gelegentlich 
unternommenen  Abgrabungen  der  Haideflächen  haben 
so  grosse  und  zahlreiche  Flintausammlungen  frei- 
gelegt,  dass  man  auf  eine  nicht  unbedeutende  Be- 
völkerung des  Ortes  iu  jener  Zeit  sebtiessen  muss. 

Desto  auffallender  ist  es,  dass  von  ihren  Gräbern 
keine  Spur  bisher  gefunden  ist,  zumal  es  an  Material 
für  megalithische  Hauten  nicht  fehlt.  Verf.  ver- 
rnuthet,  dass  die  alten  Bewohner  von  Jaederen  ihre 
Todtcn  in  Mulden-  oder  Flach gräbern  bestattet  haben, 
wie  dies  in  Holstein  und  Jütland  jetzt  nachgewiesen, 
allein  auch  diese  sind  dort  uoch  nicht  cutdeckt.  Verf. 
wählte,  wie  gesagt,  für  »eine  Untersuchung  eine 
Strecke  Lundes  an  der  Figia,  an  deren  Ufern,  wie  I 

auch  beim  Ahstechen  der  Haide,  sogenannte  „Flint- 
felder“ zu  Tage  gelegt  waren.  Ein  «■  nkrechtcr  Ab- 
stich einer  Kiesgrube  lies«  folgendes  Profil  erkennen. 

Unter  15  cm  Haideboden  und  Sand  lag  eine  5 cm 
dicke  nschenubnliehe  Schicht  und  darunter  eine  45  cm 
tiefe  Culturschicht ; darauf  folgte  1,10  m Kies  und 
Geröll  und  darunter  der  helle  feine  Sand.  An  Fund- 
sachen aus  einer  am  Wege  liegenden  Kiesgrube  nennt  l 

Verf.  Scherben  vou  Thongefnssen,  eine  Schieferspitze 
und  Kcrnsteinc,  Schaber,  Pfeile,  Sägen,  Messer  von  \ 

Flint,  SchlagNteine,  Stücke  scharfkantigen  Quarzite, 

Bimsstein  mit  abgenebenen  Flächen,  verbrannte  Nuss- 
schalen, Kohlen  und  Stücke  rother  Kreide.  — Oestlich 
vom  Luudwcge  fand  Verf.  ein©  zweite  wohlerhaltene  . 

Heerdstelle  in  gleicher  Tiefe  und  mit  gleicher  Boden- 
schichtung wie  die  erste.  Der  runde  Heerdplatz  war 
mit  Steinen  belegt,  die  in  der  Mitte  eine  Senkung 
zeigten,  Fliesen  von  Glimmerschiefer,  die  vom  Feuer 
so  gemürbt  waren,  dass  sie  bei  der  Aufnahme  zer- 
bröckelten. Gefunden  wurden  ferner  dieselben  Flint- 
geräthe  wie  oben,  ein  Schieferpfeil,  Schlegsteine,  von 
denen  mehrorc  bei  der  Arbeit  zersprungen  waren, 
aber  deutliche  Schlagmarkan  zeigten,  irdene  Scherben 
und  Kohlen.  — Nach  weiteren  Versuchen  stiess  man 
auf  einen  kleine»  runden  Heerdplatz  und  nur  30  cm 
davon  entfernt  auf  einen  größeren,  die  von  einem 
sich  weit  erstreckenden  Lager  von  Fliutsplittern  und 
Abfall  umgehen  waren.  Der  kleine  Heerd  bestand 
aus  einer  40ctn  grossen  Platt©  von  Glimmerschiefer, 
die  durch  die  Gluth  des  Feuers  vielfach  gesprungen 
war.  Auf  derselben  lagen  Kohlen.  Zwischen  diesem 
kleinen  und  dem  grösseren  Heerde  fand  man  viel© 

Scherben  von  Thongefässcn.  Der  Heerd,  von  unregel- 
mässiger Form,  hatte  ein  aus  mehreren  Lagen  be- 
stehendes Steinpflaster,  unterhalb  desselben  bemerkte 
man  eine  schwarze,  zähe,  lehmhaltig©  Masse,  wohl  da* 

Product  des  seiner  Zeit  stattgehabten  Kochen«.  Auf 

den  Steinen  lagen  Kohlen,  verkohlte  II asolnu »schalen, 

ein  Schitferpfeil,  Stücke  Bergkrystall,  Scherben,  Flint- 

spane;  dieselben  Objecte  wie  oben  genannt,  auch  die 

Bimssteinstück©  mit  abgeschliJlenen  Kanten.  Unter  | 

den  Nur  lei  waren  einige,  von  denen  zarte  feine  Späne 

ab^elöat  waren,  desgleichen  ander©  von  gewöhnlicher 

Gros  B©. 

Eine  vierte  und  fünfte  Heerdstelle  zeigten  ähnliche 
Lagerung  und  Fundslücke.  Nr.  5 lag  etwas  weiter 
entfernt. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


143 


Diu  irdenen  Scherben  waren  zu  klein,  um  die 
Form  der  Gefäas«  zu  erkennen.  Kur  von  der  dritten 
Wohtif teile  Hessen  sich  etliche  so  weit  zusammenfügen, 
dass  man  eine  ähnliche  Form  mit  spitzem  Boden 
feetstellen  konnte  wie  bei  Müller:  Ordning  af 
Stenalderen,  Fig.  226  oder  42;  andere  erinnern  au 
ibid.  220  und  222.  Etliche  sind  grob  und  dickwandig, 
andere  dünn  und  fein.  Die  Ornamente  bestehen  in 
ungeschickt  eingestochenen  Linien,  die  in  horizontalen 
oder  senkrechten  Reihen  beisammen  stehen.  Einige 
kleine  Bruchstücke  zeigen  an  der  Aussen-  und  Innen- 
seite Ornamente. 

Die  rundlichen  Steinpfiastrrungcn  waren  schon 
früher  von  anderen  Forschern  beobachtet  und  für 
Zeltplätze  gehalten.  Auch  Lorange  (Aarsheretniug 
1874,  S.  86)  hielt  sie  dafür  oder  für  BodeuHachcu 
von  Hütten.  Er  fand  dort  Pfeilspitzen,  Späne,  Nuclei 
und  Knollen  von  Flint  uud  zwei  Pfeile  und  zwei 
MeUsel  von  Schiefer. 

Dr.  Gustaf s on  dringt  auf  die  Weiterführung 
dieser  Untersuchung,  wenn  man  einen  Einblick  in 
die  Wohnverhältnisse  und  Lebensweise  der  Steinalter- 
bevolkerung  gewinnen  will,  und  fasst  die  bis  jetzt  er- 
zielten Resultate  zusammen.  Zum  ersten  Mal  lernt 
man  die  norwegische  Keramik  der  Steinzeit  kennen, 
wenngleich  die  gefundenen  Bruchstücke  nicht  zur 
Wiederherstellung  ganzer  (»©fasse  genügen.  Die 
Scblagsteiue  aus  gcdcckteu  Wohustätten  bestätigen, 
dass  die  bisher  im  Erdboden  gefundenen  und  als 
solche  betrachteten  wirklich  bis  in  die  Steinzeit  zu- 
rückreichen. Die  abgeriebenen  und  abgeschliffenen 
Bimssteinstücke  haben  offenbar  zum  Schärfen  und 
Abschleifen  von  Gegenständen  aus  weichem  Material, 
wie  IIolz,  Bein  etc.  gedient.  Man  findet  den  Bimsstein 
am  Meeresstrande  und  nimmt  an , dass  er  von  den 
Yulc&ncn  auf  Island  herstammt  und  von  dort  von 
der  See  herübergetragen  ist 

Besondere  Aufmerksamkeit  widmet  Verl,  den 
.Schiefergeratheu.  Seitdem  Prof.  O.  Ry  g h 1866  nach 
dem  Material  der  Steingerätbe  eine  arktische  und 
eine  »ogouanntc  skandinavische!  Steincultur  unter- 
schieden, bat  mau  das  örtliche  Vorkommen  von 
Schiefergeräthen,  namentlich  auch  wo  sie  weiter  süd- 
lich zu  Tage  kamen,  mit  Interesse  verfolgt.  Es  sind 
deren  sogar  auf  der  Insel  Gotland  in  einem  Grabe 
gefunden.  Ob  diese  auf  einen  mehr  oder  minder 
zufälligen  Verkehr  mit  den  östlichen  Ausläufern  der 
arktischen  .Steinaltercultur  an  den  grossen  finnisch- 
russischen  Seen  hindeuten,  lässt  sich  noch  nicht  ent- 
scheiden. Es  verdient  Beachtung.  dass  man  auch  auf 
Gotland  wohl  Wohnplätze,  aber  bis  jetzt  keine  rtiega- 
lithischcn  Steinaltargräbar  gefunden  hat.  Dr.  Gustaf* 
son  bat  den  ersten  Versuch  gemacht,  ein  Bild  von 
dem  Leben  der  Steinalterb-völkerung  in  Norwegen 
zu  entwerfen,  da»  nur  durch  fernere  Untersuchungen 
weiter  ausgeführt  werden  kann.  Möchten  ihm  die 
Mittel  dazu  gewährt  werden  und  das  Gluck  bei  der 
mühsamen  Arbeit  ihm  zur  Seite  stehen. 

2.  Aarsborotning  für  1897.  (Jahresbericht  des  nor- 
wegischen Altert  bums  verein».) 

0.  NicoUyssen  grub  im  Nordlandsamt  in  der 
Steiger  Harde.  Zunächst  berichtet  er  über  eine 
Hügelgrupoe  aus  der  älteren  Eisenzeit,  die  durch 
Armbrustfibeln  mit  Thierkopf,  wie  Montelius,  Ant. 
sued.,  Fig.  326,  bestimmt  werden.  In  einem  Grabe 
fand  er  eine,  in  einem  anderen  vier.  In  letzterem 
lagen  zwei  Gräber  über  einander.  In  dem  oberen 
lagen  einige  Gerätho  von  Bein  und  zerstörte  Eisen- 
Bachen  neben  dem  Skelet.  Unter  denselben  Kohlen 
und  einige  verbrannte  Knochen.  Weiter  unten,  durch 
eine  Erdschicht  und  Steine  von  dem  oberen  getrennt, 


lag  ein  zweites  gemauertes  Grab,  welches  ausser  den 
Skelet  rosten  una  den  oben  genannten  4 Bronzefibeln 
2 Bronzetiadeln  mit  Vogelkopf  enthielt,  24  Perlen 
von  Bronze,  1 von  WWMf  Gla»,  2 von  Bernstein, 
einon  kleinen  Goldring  13mm  weit,  Bronzebeschläge, 
Pfriemen  von  Bein  und  einen  kleinen  Wetzstein.  Also 
wohl  ein  Frauengrab.  Eine  andere  Gruppe  von  sieben 
Hügeln  enthielt  Gräber  aus  der  jüngeren  Eisenzeit. 
Sie  waren  tlieils  rund,  theila  oval,  einige  enthielten 
Sparen  von  Bestattung  in  einem  Boote.  Ein  reich 
auRgestattetca  Grab  enthielt  einen  Kessel  von  Topf- 
slein mit  eisernem  Traghügel.  Der  Boden  war  darch 
den  Gebrauch  so  dünn,  dass  er  an  eiucr  Stelle  durch- 
gebrannt war.  In  einem  anderen  Hügel , der  schon 
früher  geöffnet  war.  fand  man  noch  ©ine  kleine 
Bronzeschale  mit  Silberbelag,  die  gleichfalls  so  ver- 
braucht war,  dass  am  Boden  ein  Stück  Bronzcblech 
aufgenietet  war.  Um  denselben  zu  dichten , w'ar 
zwischen  den  ursprünglichen  Boden  und  den  flicken 
ein  Stück  Leinwand  gelegt,  die  wohlerhalten  war. 
Auch  an  der  .Seitenwandung  der  Schale  befand  sich 
ein  kleine»  Loch,  über  welches  ein  Stückchen  Bronze- 
blech mit  Nieten  befestigt  war.  Ausser  dieser  kleinen 
Schale  enthielt  daa  Grab  ein  zerbrochenes  Gcfass  von 
Topfstein,  eine  ringförmige  Glasperle,  ein  Fragment 
von  einem  Kamm , Bronzebesch  lag  mit  anhaftenden 
Leder-  und  Holzresteu,  eine  kleine  Sichel,  einen  eisernen 
Schlüssel,  Bruchstück  von  einem  Schloss,  Boot- 
nägel u.  e.  w. 

Dr.  Bend  ixen  in  Bergen  »ah  sich  durch  un- 
günstige Witterung  in  Beinen  Untersuchungen  ge- 
hemmt und  beschränkte  seine  Thätigkeit  auf  die 
Aufmhme  von  Gräbern  und  Bautas'einen , und  die 
Inspicirung  der  Kirchen  in  Sündhordtand. 

Antiquar  Nicolaysen  grub  im  Suldal  und  Sand 
(Stavanger).  Ein  reich  ausgestatteles  Skelutgrab  der 
jüngeren  Eisenzeit  schien  zwei  Leichen  (Mann  und 
Frau)  zu  bergen.  Die  meisten  Gräber  waren  ärmlich 
auseestattete  Gräber  der  älteren  Eisenzeit ; manche 
enthielten  zwei  Thongefösse,  eines  mit  verbrannten 
Gebeinen  und  ein  Beigefäs«. 

Professor  O.  Rygh  berichtet  über  den  Zuwachs 
der  Centrabammlung  in  Uhristiania.  Es  nind  169 
Nummern . worunter  auch  diesmal  die  Steinflachen 
am  zahlreichsten  \ertreten  sind;  freilich  Einzelfunde. 
Unter  den  Bronzefunden  ist  besonders  der  leider  nur 
in  Fragmenten  zu  Tuge  gekommenen  Bla*hörn©r 
(Lurer)  za  gedenken,  die  (gleich  den  dänischen)  im 
Moor  gefunden  siud  auf  dem  Pastoratland  zu  Brandbu 
(Amt  Christiania).  Dies  ist  der  zweite  Ilörnerfund. 
Der  erste,  gleichfalls  zwei  Hörner,  kam  vor  mehreren 
Jahren  im  Amte  Stavanger  hei  Beveim  zu  Tage  und 
befindet  sich  im  Museum  zu  Stavanger.  Bemerkens- 
werth sind  ferner  ein  Depotfund  von  Goldringen  und 
reich  au  »gestattete  Gräber,  sowohl  au»  dem  älteren 
als  aus  dem  jüngeren  Eisenalter. 

Das  Museum  zu  Trondhjem  (K.  Rygh)  wurde 
um  61  Nummern  vermehrt.  Der  nördlichen  Lage 
entsprechend,  ist  die  Physiognomie  eine  andere.  Unter 
den  Steinalterfunden  bleihen  die  „skandinavischen* 
hinter  den  „arktischen*  zurück;  aus  dem  Eisenalter 
sind  diejenigen  der  letzten  Periode  zahlreicher  als 
diejenigen  aus  der  älteren  Eisenzeit.  Unter  den  erst- 
genannten ist  ©n  llacksilberfuud  zu  erwähnen,  unter 
letzteren  ein  angeblich  in  einem  Grabe  gefundener 
Goldbracteat  (Nachbildung  einer  Münze  von  Kaiser 
Constaus  und  mit  lateinischer  Umschrift). 

Das  Museum  in  Stavanger  zeigt  einen  Zuwachs 
von  27  Nummern,  darunter  vier  aus  der  Steinzeit,  dio 
übrigen  aus  der  Eisenzeit,  darunter  mehrere  näher 
beschriebene  Grabfunde. 

Daa  Museum  zu  Tromsö  (Nicolaissen)  bringt 


Digitized  by  Google 


144 


Referate. 


8 Nummern  : 1 Hohieferspeer.  laus  dem  älteren,  1 aus 
dem  jüngeren  Eisenalter  una  4 aut  historischer  Zeit. 

Hergen  (Guatafson)  meldet  einen  Zuwachs  von 
HO  Nummern,  darunter  viele  mit  über  10  Objecten. 
24  aut  der  Steinzeit,  1 aut  der  Bronzezeit,  63  aut  der 
älteren  Eisenzeit.  Von  diesen  gehören  47  zur  Aus- 
beute eine*  Gräberfeldes  aus  der  älteren  Eisenzeit  auf 
Jaederen,  welches  Dr.  Guatafson  ausführlich  publi- 
ciren  wird.  Unter  den  z.  Th.  sehr  interessanten 
Fundstücken  au«  der  jüngeren  Eisenzeit  verdienen 
besonderer  Erwähnung  eiue  orale  Spange  mit  seltsamer 
Thierfamilie  verziert  und  ein  unbekanntes  Geräth  von 
Walfischbein,  22  und  23,5cm  im  Quadrat,  mit  zwei 
Thicrküpfen;  nach  Gnstafson'a  Meinung  ein  beim 
Weben  gebrauchtes  Geräth. 

Rygh , K. : Mittheilu ngen  aus  dem  Alter- 
thumsmuseum in  Trondhjem.  Aus  deu 
Schriften  der  Kgl.  Norske  Videnskabers  Selskab, 
UMl  Nr.  9. 

Verf.  berichtet  zunächst  über  vier  verschiedene 
Wohnstätten  aus  dem  Steinalter,  wo  ausser  Flint  auch 
Schiefer  und  Sandstein  bearbeitet  worden.  An  einigen 
Stellen  Hunderte  von  Spitzen,  Schabern,  Messern  und 
Pfeilspitzen,  Aexte  sind  einige  wenige  gefunden. 

Auf  einem  Moor  auf  Bvneset  stiessen  Torfgräber 
in  der  Tiefe  von  1,5  m auf  eine  Anzahl  llolzgefässe, 
meistens  nur  in  Bruchstücken  erhalten,  doch  Hessen 
»ich  etliche  Formen  erkennen.  Eine  Schale  von 
Birkenholz  war  am  Bande  mit  einem  m wände  rsrti  gen 
Handornament  versehen  und  am  Boden  mit  einem 
vorspringenden  Bande.  Eine  ca.  25  cm  grosse  Platte 
zeigt  in  der  Milte  ein  vierspeichigea  Rad  zwischen 
Schlangen.  Dr.  Bygh  glaubt,  diese  Gefässc  dem 
Bronzealter  zu  sprechen  zu  dürfen. 

Aua  der  älteren  Eisenzeit  stammt  eine  kleine 
goldene  Fibel,  die,  früher  in  Privatbesitz , letzt  dem 
Museum  übergeben  ist.  Eine  Abbildung  brachte  schon 
der  Jahresbericht  für  1874,  Fig.  10.  Aus  etwa«  jün- 
gerer Zeit  stammen  zwei  kleine  ovale  Hronzespangen 
mit  Thieroinament  ans  dem  rfarrl>ezirk  Vang  (Hede- 
marken).  In  Norwegen  waren  Fibeln  dieses  Typus 
bisher  nicht  bekannt.  In  Dänemark  fährt  Müller 
10  Exemplare  au,  darunter  7 von  Bornholtn.  Eiue 
Abbildung  findet  sich  in  Ordning  of  jernalderen, 
Fig.  626.  Verf.  legt  für  die  Altersbestimmung  be- 
sonders Gewicht  darauf,  dass  Scharnier  und  N adelrast 
an  dem  ftandc  der  Spange  angebracht  sind,  und  be- 
trachtet sie  als  zu  den  ältesten  schalenförmigen 
Spangen  gehörend. 

Eine  eingehende  Behandlung  widmet  Verfasser 
einer  in  einem  Baugrunde  in  Trondhiem  gefundenen 
Platte  von  Waliischknochen.  Aehnlicbe  Platten  sind 
aus  Gräbern  der  jünger«  n Eisenzeit  bekannt.  Verf. 
kennt  deren  etwa  17.  Sie  sind  ca.  24cm  lang.  20cm 
breit,  am  oberen  Ende  bogenartig  und  mit  Thierkopf- 
ornament abschliessend.  Man  hat  über  den  Zweck 
dieser  Platten  verschiedene  Ansichten  geüussert  und 
ein  bei  der  Weberei  gebrauchtes  Geräth  darin  er- 
kennen wollen.  Dr.  Bygh  hält  sie  für  ein  K«sgeräth, 
für  Teller,  wie  deren  noch  bi»  in  jetzige  Zeit  von 
Holz  im  Gebrauch  geblieben  sind.  Dafür  spricht  auch, 
dass  sie  in  Männer-  and  Frauengräbcru  gefunden 
sind. 

Aus  einer  anderen  Baugrube  kamen  drei  merk- 
würdige Lcderschcideu  zu  Tage,  zwei  für  einschneidige 
Schwerter,  eine  für  ein  langes  schmales  Messer.  Die 
schönen  eingepressten  Ornamente  und  die  Formen 
veranlagten  Verfasser,  sie  für  importirte  fränkische 
Arbeit  zu  erklären,  die  gar  nicht  in  Gebrauch  genom- 
men zn  sein  scheinen.  Auch  diese  können  nicht  wohl 
jüuger  als  900  n.  Chr.  sein.  An  Schmucksachun  ist 


bei  den  Erdarbeiten  nur  eine  mittelalterliche  runde 
■Spange  gefunden,  Kämme  sind  über  100  Stück  zu 
Tage  gelwramen , darunter  ein  Exemplar  aus  dem 
älteren  Mittelalter  mit  nicht  mehr  zu  entziffernder 
Runenschrift  und  in  gewöhnlicher  lateinischer  lincial- 
schrift: OUK  : IOHAN  : IBUSK  : UINIR. 

Schweden. 

1.  Almgren,  Oscar:  Altglaube  in  der  Gegen- 
wart iin  He  rj  eil  dal.  (Sonderabdruck  aus  der 
Svenska  Fornminnesföreningens  Tidskrift,  X. 
Heft  3,  Nr.  30.) 

Wir  haben  wiederholt  zur  Erklärung  der  Depot- 
funde auf  eine  Aeusserung  Snorre  Sturlessons  im 
8.  Capitel  der  Ynglingsaga  hingewiesen,  die  Odin  in 
seiner  Eigenschaft  als  Gesetzgeber  das  Wort  iti  den 
Mund  legt:  Alle  Menschen  sollen  nach  ihrem  Tode 
verbrannt  werden  mit  Hab  und  Gut,  und  was  an 
solchem  mit  ihnen  auf  deu  Scheiterhaufen  gelegt  wird, 
das  sollen  sie  in  Valhall  wtederfioden  und  ebenso 
soll  der  Mensch  das,  waa  er  bei  seiner  Lehzeit 
selbst  vergräbt,  bei  mir  geniessen.  Snorre 
Stnrlesson  schrieb  sein  Werk  im  13.  Jahrhundert, 
sonach  herrschte  noch  damals  die  Sitte,  Schätze  zu 
vergraben.  Isländische  Sagen  bestätigen  dies.  Alm- 
gren führt  mehrere  Beispiele  an  und  erzählt  alsdann 
eine  Begebenheit  aus  dem  Heijeitdal,  welche  zeigt, 
dass  dieser  Brauch  noch  heutigen  Tages  nicht  aus- 
gestorben  und,  wie  schon  in  alten  Zeiten,  öfters 
auf  Eigennutz  und  Rachsucht  zurückzuführen  ist. 
Im  Funäathal  wohnte  ein  reicher  Bauer,  den  man  oft 
damit  beschäftigt  sah,  eine  Holzdose  mit  Thier  zu 
überst reichen.  War  der  Theer  an  der  Sonne  getrocknet, 
»o  erneuerte  er  den  Anstrich.  Keiner  wusste,  zu 
welchem  Zweck.  Nach  seinem  Tode  sachte  man  ver- 
geblich nach  den  blanken  Speciesthalern,  man  fand 
weder  Geld  noch  die  an getl leerte  Dose.  I>a  hiess  es 
allgemein,  dass  er  das  Silbergeld  in  der  Dose  vergraben 
halte,  denn  die  Alten  glaubten,  dass  man  nach  der 
Auferstehung  wiederfinden  werde,  was  man  hier  ver- 
grübt, damit  man  im  Jenseits  nicht  mit  leeren  Händen 
wieder  anfangen  müsse.“ 

In  der  vom  Verfasser  angeführten  isländischen 
Sage  von  Egil  Skallagrims  iod  heisst  oa,  er  sei 
mit  »einem  feil,  seinen  Waffen  und  seinen  Schmiede- 
werkzetigen  begraben.  Von  Geld  uud  Kostbarkeiten 
wird  nichts  gesagt,  aber  „das  konnte  man  bei  «lern 
geizigen  Egil  auch  nicht  erwarten,  das  batte  er  längst 
vergraben“.  l>ass  der  mit  dieaem  Brauch  verknüpfte 
Glaube  um  Jahrtausend«*  älter  ist  als  die  isländischen 
Sagen,  lehren  die  Depotfunde  nicht  nur  au*  dem  Be- 
ginn der  Eisenzeit,  auch  denjenigen  aus  der  Bronze- 
zeit und  selbst  aus  dem  Stemalter  können  ähnliche 
Vorstellungen  zu  Grunde  liegen. 

Angeregt  durch  diesen  Aufsatz  des  Dr.  Almgren, 
berichtet  Herr  Erik  Modin  in  der  nächstfolgenden 
Nummer  derselben  Zeitschrift  über  ähnliche  Fälle 
inderseiben  Landschaft.  Zunächst  erzählt  er  von 
einem  Vorfahren  des  obeugenannten  Mannes  im  Funäs- 
thal,  der  vor  ca.  200  Jahren  lebte  und  von  dem  es 
heisst,  er  habe  einen  Norweger  erschlagen  und  ihn 
seines  Geldes  beraubt,  habe  aber  wegen  Gewissens- 
bissen desselben  nicht  froh  werden  können.  Als  er 
gestorben  war,  fand  man  unter  seinem  Nachlass  kein 
Geld,  aber  man  wusste,  dass  er  es  vergraben  habe 
und  zwar  in  einem  Kasten,  den  er,  damit  keine  bösen 
Geister  daran  könnten,  inwendig  mit  Blättern  aus  der 
Bibel  belegt  habe.  — Aus  deu  GerichUprotokollen  in 
Funäathal  erfuhr  Verfasser,  dass  ein  I^appe  seinen 
Sohn  erschlagen,  aber  ihn  danach  mit  Fürsorge  im 
Gebirge  begraben  hatte.  Als  man  die  Leiche  ausgrub, 


Referate. 


145 


fand  tnan  sie  mit  einem  weissen  Hemde  bekleidet,  in 
eine  vrarme  Hecke  gehüllt,  an  welcher  Nadel  und 
Faden  hingen.  Daneben  lagen  Nahrungsmittel,  Tabak, 
Feuerstein,  Zunder  und  Schwefel.  Von  dem  Richter 
befragt,  sagten  die  Anwesenden,  „das  geschehe,  damit 
der  Todte  für  das  künftige  Leben  wohl  ausgerüstet 
sei“. 


2.  Almgren,  O.:  Brandgrubongräber  aus  der 

la  Töne-Zeit  in  \\  cstgotland. 

Gräber  au»  der  la  Teno- Zeit  waren  bisher  auf 
dem  schwedischen  Festlande  sehr  selten  zum  Vorschein 
gekommen.  Sigualisirt  waren  sie  vor  Jahren  beiSödra- 
Tund  unweit  Linköping,  wo  eine  eiserne  Tenetibcl  und 
ein  Gürtelbeschlag  gefunden  wurde,  letzterer  in  Gestalt 
einer  rechteckigen  Platte  von  Eisenblech  mit  Belag 
von  ßronzebleiHi  mit  gepressten  Ornamenten.  Nun 
fand  Dr.  Almgren  im  vorigen  Jahre  (1899)  eben- 
solche Gräber  am  Südabhange  des  Kinnekulle  in  West- 
gotland. Und  zwar  ganz  zufällig.  Mit  der  Aufdeckung 
von  Hügelgräbern  aus  der  Wikingerzeit  beschäftigt, 
fand  er  zunächst  grosso  ßrandlager  mit  Kohlen,  Asche, 
verbrannten  Gebeinen  von  Menschen  und  Thicren  und 
etliche  Beigaben  aus  der  Wikingerzeit.  Unterhalb 
dieser  Brandschichten  stiess  er  in  zwei  Hügeln  auf 
ßrandgrubou,  die  sich  um  ca.  1000  Jahre  älter 
erwiesen,  als  jene.  Diese  Gruben  waren  l/fm  weit 
und  nicht  ganz  so  tief.  In  einer  derselben  fand  er 
ausser  den  sauber  gewaschenen  verbrannten  Lciehen- 
resten  zwei  vom  teuer  angegriffene  Bronzefibeln,  la 
Tene-Form  mit  langer  Spirale,  am  Bügel  mit  grünem 
Email  in  Gestalt  eines  T.  ferner  zwei  Gürtelbeschläge, 
bestehend  in  rechteckigen  Kisenplatten  mit  Belag  von 
gepresstem  Bronzi  blech,  auf  der  einen  xweimal  die 
Figur  eines  TriquetrumB;  ferner  zwei  Fingerringe  von 
Bronze,  bandförmig,  die  Enden  spiralförmig  aufgerollt; 
endlich  Scherben  vun  einem  Thongefass,  das  mindestens 
einen  Theil  der  Gebeine  enthalten  hatte  Die  Grube 
war  mit  einer  kleinen  Steinplatte  bedeckt  Die  Brand- 
grobe  unter  dem  zweiten  Vr  ikingergrabe  glich  bis  auf 
die  fehlende  Steinplatte  der  oben  beschriebenen.  Sie 
enthielt  viele  verbrannte  Gebeine,  mehrere  Scherben 
eine»  groben  Thongefasses  und  ein  kleines  feineres 
Beigefass.  An  einer  anderen  Stelle  des  Gräberfeldes, 
wo  Hügel  und  St  einringe  bei  einander  lagen,  entdeckte 
Dr.  Almgren  unter  den  Steinen  eine  Steinplatte,  und 
als  er  dieselbe  heben  lies»,  darunter  eine  Brandgrube 
mit  Leichenresten  und  einer  Spät -la-T^neti bei  von 
Eisen,  aber  keine  irdenen  Scherben.  Diese  Funde 
machen  fernere  Untersuchungen  überaus  wünschens- 
wert!). Almgren  glaubt  nicht,  dass  die  Br&ndgruben 
die  la  Tene-Zeit  überdauern.  Sie  sind  schwer  zn 
finden,  weil  die  Steinplatten,  wo  überhaupt  solche 
vorhanden,  von  auseen  kaum  sichtbar  sind. 

3.  Bugge,  Bophua:  Die  Runeninschrift  auf 

einem  in  Bohuslän  gefundenen  Gold- 
medaillon. (Svenska  Fornminnesföreningeu» 

TidBkrift,  Nr.  32.) 

Das  Medaillon  zeigt  auf  beiden  Seiten  ein  männ- 
liches Brustbild,  nach  Professor  Bugge  die  Nach- 
bildung einer  römischen  Kaisormünze  des  4.  Jahr- 
hunderts, und  Runenschrift.  Bugge  liest  Sigudur. 
Das  Wort  bedeutet  einen  Personennamen,  der  indessen 
zu  dem  Bilde  in  keiner  Beziehung  »teilt.  Wo  auf 
liracteatcn  ein  Name  im  Nominativ  stobt,  da  bezeichnet 
er,  wie  Bugge  lehrt,  entweder  dm  Besitzer  des  Gold- 
schmuckes, oder  den  Künstler,  der  ihn  gemacht.  Der 
Narnc,  aus  SigihaduR  entstanden,  ist  nicht  nordisch. 
Nach  der  Form  der  Runen  und  der  Sprache  setzt 
Verfasser  den  Bracteatcn  in  die  Zeit  am  GflO  bis  660; 

Archiv  frr  Authropolotfc.  IM.  XXVII. 


doch  giebt  er  die  FestBtellung  der  Zeit  den  Archäo- 
logen anheim,  welche  das  Medaillon  weiter  zurück - 
datiren  dürften. 

4.  Bugge,  Sophua:  Ein  neuer  Runenstein  auf 
Gotland. 

Der  Stein  wurde  im  Pfarrbezirk  Grötlingbo  von 
Dr.  G e r h a r d Holm  entdeckt  und  soll  unter  einem 
Haselstrauch  gelegen  haben.  Es  ist  eine  Sandstein- 
platte  von  uuregelmässig  dreieckiger  Form,  ca.  60  cm 
breit.  Man  erkennt  darauf  die  Figur  eines  Pferdes, 
darüber  eine  undeutliche  Figur,  in  der  Bugge  einen 
Vogel  zu  erkennen  meint,  und  hinter  dem  Pferde  einige 
Runen;  ältere  Stäbe  und  Binderunen.  Bugge  liest: 
iu  |>in  udR  riai)d.  Das  ist  das  Kobs,  welches  Udd 
eingeritten  hat.  Professor  Bugge  begründet  diese 
Lesart  und  Deutung. 

6.  Haaeliue:  Mitt  heilungen  aus  dom  Nordischen 
Museum  und  Jahresbericht. 

Der  letztjührige  setzt  wie  immer  in  Erstaunen. 
Man  könnte  denken,  das»  das  Publicum  ermüdet,  das» 
Skansen,  nachdem  der  Reiz  der  Neuzeit  verflogen, 
nicht  mehr  die  Zugkraft  übt,  wie  anfangs,  aber  das 
i»t  keineswegs  der  Fall.  Die  Jahresfeate  nach  Vater- 
Brauch,  die  nistoriachen  Gedenktage,  die  altnationalen 
Tänze  und  Spiele  in  den  schönen  Volkstrachten,  üben 
immer  gleichen  Zauber.  Das  Volk  fühlt,  das»  dahinter 
etwas  Anderes  steckt  als  blosse  Schaustellung,  dass  da 
etwas  Landcaeigenthüniliehes  »ich  abapielL  Sagen  aus 
der  Kindheit,  Klänge  alter  Weisen,  die  liier  immer 
auf»  neue  vor  Augen  geführt  werden.  Skansen 
besitzt  eine  reichhaltige  Garderobe.  Wohlgesittete 
Schulkinder  werden  darein  gesteckt  und  führen  auf 
dem  Tanzplan  die  Spiele  und  Tanze  auf,  zu  allgemeiner 
Lust.  — Im  Sommer  1897  waren  die  Lappen  kitten  von 
drei  Lappenfamilien  au»  Jämtland  und  iierjc&daleti 
bewohnt,  die  »ich  dort,  bänglich  einrichteten  und 
Gelegenheit  boten,  eilten  tieferen  Einblick  in  ihre 
Lebensweise  und  Gewohnheiten  za  thun. 

In  einer  Darlegung  der  Entwickelung  und  der 
jetzigen  Verhältnisse  des  Nordischen  Museums  mit 
SkanBt-n  nimmt  iiazelius  den  Handschuh  auf,  deu 
Dr.  Sophus  Müller  den  „Freiloftmueeen“  und  deren 
Gründern  hingeworfen  in  dem  seiner  Zeit  von  uns 
beleuchteten  Aufsatz „ Museum  og  Interieur“.  Iiazelius 
weist  Müller’»  abfälliges  Urtneil  zuruck  uud  hebt 
hervor,  das«  Manches  und  Vieles  hiustirbt,  was  zu 
bewahreu  im  Interesse  der  VoUsgenchichte  ist,  was 
aber  nicht  in  riar  Wänden  und  unter  Dach  aufbewahrt 
werden  kann.  Solche  Dinge  fordern  ein  eigenartiges 
Unterkommen  und  daraus  entstehen  die  Frei  luft - 
museen“,  junge  Schöpfungen,  deren  Ausbau  erst  lehren 
wird,  wie  man  sic  gestalten  solL 

Die  Arbeiten,  welche  die  Verwaltung  des  Nordi- 
schen Museums  auferlegt,  zu  bewältigen  und  daneben 
noch  die  Frische  zu  behalten,  diu  Volksfeste  auf 
Skansan  zu  ersinnen  und  ins  Werk  zu  setzen,  wäre 
unmöglich,  wenn  nicht  eine  grosse  Anzahl  jugend- 
frischer  und  erfahrener  Kräfte  zusammen  arbeiteten, 
Uud  die  sind  vorhanden,  da  Hazeliu*  über  einen 
Stab  von  ca.  10t)  Personen  verfügt.  Gelehrte  und 
Techniker,  Herren  und  Damen,  l'nterbeamte  und 
Diener,  alle  erfüllt  von  Begeisterung  für  die  grosse 
nationale  Schöpfung,  zu  deren  Entwickelung  sie  bei- 
tragen. Iiazelius  arbeitet  mit  Millionen.  Die  Anzabl 
der  Besucher  ist  staunenerregend.  Am  Maiabend 
allein  lÖOtlO  Personen.  Am  10.  Juni  betrug  die  Ein- 
nahme 12  313  Kronen  = 13  852  Mk.  Das  während 
der  grossen  Ausstellung  eingenommene  Eintrittsgeld 
belief  sich  auf  46071  Kronen  = 50704  Mk.;  atn  letzten 
Tage  allein  8802  Kronen  = 9902  Mk.  Kein  Jahr 

19 


Digitized  by  Google 


146 


Referate. 


vergeht  ohne  Schenkungen  und  Vermächtnisse.  Was 
soll  werden,  wenn  der  Zauberer  dereinst  die  Augen 
sch  liegst! 

«>.  Montelius,  O. : Ein  in  Schweden  gefundenes 
Bronzegefäss  altitalischer  Arbeit. 
Sonderdruck  aus  der  Festschrift  für  Professor 
lei  big,  S.  200  bis  211,  in  4°,  mit  14  Abbil- 
dungen »m  Text.) 

Dieselbe  Abhandlung  in  erweiterter  Form  (108 
Seiten  in  8°,  mit  104  Abbildungen  im  Text)  in  der 
Svenska  Fornmiunesföreuingetis  Tidskrift,  Nr.  32, 
Bd.  XI,  Heft  1,  als  „Beitrag  zur  Kcnntniss  der 
Handelsverbindungen  zwischen  Skandinavien 
und  südlicheren  Ländern  vor  dem  Beginn 
unserer  Zeitrechnung“. 

Verf.  nimmt  als  Ausgangspunkt  das  bekannte 
Bronzegefäss  von  Bergsidholm  in  Schonen  und  gruppirt 
um  dieses  eine  Anzahl  anderer  Bronzegefasso  süd- 
lichen Crsprungs.  Kennzeichnend  für  dieselben  ist, 
dass  sie  nicht  gegossen,  sondern  aus  gewalztem  Blech 
angefertigt,  grossentheils  aus  mehreren  Stücken  zu- 
sammen genietet  sind  und  dass  die  Ornamente  nicht 
in  gezogener»,  sondern  in  punktirten  Linien  ausgeführt 
sind,  d.  h.  in  kleinen,  von  innen  heraus  getriebenen, 
neben  einander  stehendeo  Buckeln.  Bisweilen  bestehen 
die  Ornamente  auch  nur  aus  Buckeln  verschiedener 
Grösse. 

Wir  geben  hier  einen  kurzen  Hinweis  auf  die 
Formen  der  vom  Verfasser  als  Belege  für  seine  Dar- 
stellung herangezogenen  Gefanse  und  deren  nach  den 
Fundorten  feBtgegtellten  örtlichen  Verbreitung. 

1.  Go  fasse,  deren  Ornament  figur  in  einem  Rad 
(oder  couoentrischen  Kreisen  J besteht,  um  das  bogen- 
förmig ein  Bund  zieht,  welches  an  beiden  Enden  in 
Vogelköpfen  ausläuft,  Fundorte:  Schonen,  Fünen, 
Jütland.  Mecklenburg,  Baiern,  Ungarn  und  Nord- 
italien  (Rivoli). 

Dieselbe  Ornamentiigur  finden  wir  auf  einem 
Bronzogürtelblech  aus  deu  Gräbern  von  Benacci 
(Bologna). 

2.  Bronzcgefässe  mit  Fqbs,  mit  Buckclornamcntcn, 
zum  Theil  auch  mit  Vogolkopfen.  Fundorte:  West- 

r missen,  Posen,  Böhmen,  Oesterreich  (Hallstatt)  und 
talien  tCorneto). 

3.  Bronzekannen  aun  gewalztem  Bronzeklech  mit 
Buckclortiamcnten,  spitzköpfigen  Nieten  und  mit  Henkel. 
Fundorte:  Holstein,  Mecklenburg,  Oesterreich  fflall- 
ftatt),  Bayern. 

4.  Offene  Schalen  mit  concentrischen  Ringen  und 
Vogclköpfen.  Fundorte:  Pommern,  Bayern,  Oesterreich 
(Hallfttatt}  und  Italien  (Arnoaldi). 

5.  Bronzewagen.  Fundorte: Mecklenburg, Branden- 
burg, Schonen,  Seeland,  Böhmen,  Schlesien. 

6.  Tassen  von  Bronzeblech  mit  Buckolornuinenten 
und  einem  Henkel  Fundort«:  Fünen,  Schleswig, 
Mecklenburg,  Provinz  Sachsen,  Schlesien,  Ungarn, 
Italien  (Corneto). 

7.  Flache  Schalen  mit  Buckelornament.  Fundorte: 
Schweden,  Gotland.  Verschiedene  Varianten  mit  und 
ohne  Henkel:  Fünen,  Seeland.  Mecklenburg,  Bran- 
denburg, Posen,  Hessen,  Hävern;  ähnlicb,  doch  etwas 
anders  profilirt,  in  Frankreich. 

8.  Bronzcgefässe  mit  Doppelhenkcl  und  kreuz- 
förmigen Henkelbeschlügen,  in  welche  die  Henkel  ein- 
greife n: 

a)  mit  rundlichem  Boden  in  Dänemark,  Branden- 
burg, Galizien,  Mähren,  Oesterreich  (IiaUstatt), 
Ungarn.  Siebenbürgen,  Steiermark,  Bayern: 
b)  in  Eiform  mit  Stehfläche:  Schonen,  Seeland, 
Fünen,  Provinz  Sachsen,  Brandenburg,  Knrnthen, 
Italien  (Benacci). 


Ö.  Bronzocisten  _a  cordoni41:  Holstein,  Hannover, 
Posen,  Oesterreich  (Hallstatt),  Mähren,  Krain.  Bayern 
(1  in  der  Schweiz,  1 in  Frankreich),  Italien. 

10.  Bronzesitulen : 

a)  eiförmig  mit  Stehfläche:  Seeland,  Westpreuasen, 
Bayern,  Böhmen,  Oesterreich  (Hallstatt),  Schweiz, 
Holland,  Bretagne,  Italien  (Sesto  Ualcnde, 
Benacci ) ; 

b)  mit  Stehfläche,  nach  unten  sich  weniger  ver- 
engend: Schweden,  Hannover;  eiförmig  anf 

Moen. 

11.  Bronzeschilde:  Schweden,  Dänemark,  Branden- 
burg, Steiermark. 

12.  Bronzebänder  mit  getriebenen  Ornamenten : 
Schweden,  Seeland,  Falster.  Mecklenburg,  Holstein, 
Brandenburg.  Oesterreich  (Hallstatt). 

Ausser  den  Gefässen  und  etlichen  anderen  Gegen- 
ständen weist  Verfasser  hin  auf  die  bekannten  Dolch- 
und  Schwertformen,  Helme  u.  s.  w. , deren  südliche 
Provenienz  ausser  Zweifel  steht. 

In  mehreren  der  oben  citirten  Bronzegefässc  lagen 
bei  ihrer  Auffindung  Goldschalen  (in  dem  von  Lavins- 

gXrd,  Fünen  elf,  in  dem  von  Unter  - Glauheim, 
ayero,  zwei).  Diese  Goldgefasst  pflegte  man  gleich- 
falls als  fremde  Fabrikate  zu  brachten.  Montelius 
meint  dahingegen,  daas  sie  sehr  wohl  einheimische 
Arbeit  sein  können,  weil  das  weiche  Metall  sich  leicht 
mit  dem  Hammer  bearbeiten  liess,  und  stützt  diese 
Ansicht  auf  das  bei  mehreren  ausgesprochen  locale 
Gepräge.  Dass  es  dem  nordischen  Metallarbeiter 
dahingegen  nicht  gelingen  wollte,  die  Bronze  in 
gleicher  Technik  zu  behandeln , beweisen  gewisse 
Objecte,  an  denen  die  getriebenen  concentrischen 
Kreise  durch  Oats  hergestellt  sind  (z.  B.  einige  Hänge- 
umen,  glockenförmige  Buckel,  Fibeln,  wie  Montelius’ 
Antiqmtes  suedoises  223  u.  a.  in.).  Verfasser  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  die  Bronzegeiasse,  welche 
als  Behälter  für  dio  goldenen  Schalen  dienten,  kaum 
minder  kostbar  gewesen  seien  als  der  Inhalt.  Aus 
weiter  Ferne  importirt,  von  vortrefflicher  Arbeit,  im 
Zustande  der  Neuheit  selbst  dem  Golde  gleichend, 
werden  sic  kaum  minder  geschätzt  worden  sein  als 
jene.  Montelius  glaubt  deshalb  mit  anderen 
Forschern,  dass  sie  nicht  profanem  Gebrauch,  sondern 
Cnltuszwecken  gedient  haben,  worauf  auch  die  als 
religiöse  Symbole  anerkanten  Ornamente:  Rad,  Vogel, 
coDcentrische  Kreise,  hindeuten. 

Die  Fabrikation  der  vom  Verfasser  durch  Abbil- 
dungen und  Beschreibungen  vorgelegten  Gefässc  fallt 
nach  Beiner  Rechnung  in  die  Zeit  vom  11.  bis  ti.  Jahr- 
hundert und  cs  fehlt  ihm  nicht  an  Zeugen,  dass  der 
Handelsverkehr  zwischen  Norden  und  Süden  bis  100t) 
und  darüber  v.  Chr.  zurückreicht  In  den  Gräbern 
von  Mykenae  von  etwa  1500  sind  BcrnBteinperlen 
gefunden,  die,  wie  die  Analyse  ergiebt,  uus  nordischem 
Bernstein  gemacht  sind.  Die  Wege,  längs  welchen 
«ich  dieser  Handel,  den  man  sich  wohl  als  Zwischen- 
handel von  Volk  zu  Volk  zu  denken  hat,  bewegte, 
zeichnet  Montelius,  wie  folgt:  längs  der  Etsch  und 
Eisak  über  den  Brenner,  längs  dem  Sill,  Inn  und  der 
Donau  bis  nach  Linz,  von  dort  an  die  Moldau  und 
Elbe  an  die  Nordsee.  Ein  zweiter  minder  wichtiger 
Weg  scheint  sich  längs  Weichsel,  Weser  und  Rhein 
bewert  zu  haben. 

Nerf.  versucht  ferner  zu  beweisen,  dass  dieWaaren 
auf  diesen  Wegen  sehr  wohl  in  der  Zeit  von  2 bis 
3 Jahren  von  Süden  nach  Norden  gelangen  konnten. 
Der  Weg  vom  AdrUtifOhea  Meer  bis  an  die  Elb- 
mündung z.  B.  ist  nicht  länger  als  von  Ystad  nach 
Umeä.  Adam  von  Bremen  erzählt,  dass  man  von 
Schonen  über  Land  nach  Sigtunn  in  einem  Monat 
gelangt,  daB  ist  halb  so  weit,  wie  von  Verona  nach 


Digitized  by  Google 


Referate. 


147 


Hamburg  ( Allen  Im  Vogelweg  gerechnet),  D i od o r 
nagt  von  dem  Zinn , es  komme  in  Leder  booten  von 
England  nnd  in  30  Tagen  längs  der  Loire  und  dem 
Rhone  nach  Ma>*ilia  und  da«  ist  nicht  viel  weiter  als 
von  Verona  nach  Hamburg.  Dies  Alles  erwogen,  so 
äussert  sich  Verfasser  weiter,  darf  man  wohl  annehmen, 
dass  die  hier  behandelten  Bronzegefässo  auch  südlich 
der  Alpen  noch  im  Gebrauch  warcu,  als  sie  schon  den 
Norden  erreicht  halten.  Al*  Stütze  für  diese  Rechnung 
erinnert  Verfasser  an  den  Fund  von  Petit  Villette  im 
Departement  Cher,  wo  unter  22  kg  zerbrochener 
Bronzen,  die  eine  späte  Periode  der  Bronzezeit  in  Frank- 
reich repräsentiren,  einige  Bruchstück©  von  nordisch«  n 
Bronzegcfä**en  der  fünften  Periode  lagen,  ein  Beweis, 
dass  sie  während  der  Bronzezeit  nach  Frankreich 
gekommen  und  dort  gebraucht  und  verbraucht  waren. 
Zum  Schluss  gedenkt  Verfasser  der  Verdienste  eines 
verstorbenen  Collegen,  der  schon  vor  40Jahreu  werth- 
volle  Beiträge  zur  Geschichte  des  Handelsverkehrs  im 
Alterthum  geliefert  hat,  nämlich  des  auch  in  Deutsch- 
land bekannten  Dr.  Wiberg  in  Gelle,  dessen  auch 
gegenwärtig  noch  beachtenswerthe  Werke  in  deutscher 
lf Übersetzung  erschienen  sind.  (1.  Der  Einfluss  der 
elastischen  Völker  auf  den  Norden  durch  den  Handels* 
verkehr.  Hamburg,  Otto  Meissner,  1867  und  2.  Der 
Einfluss  der  Etrusker  und  Griechen  auf  die  Bronze- 
cultur  durch  den  Handelsverkehr.  Archiv  f.  Anthro- 
pologie, Bd.  IV,  1869.) 

7.  Montoliu»,  O.:  Die  Axt  des  Sonnengottes 
und  Thors  Hammer.  14  S.  in  kl.  Fol.  mit 
24  Figuren  im  Text.  Dieselbe  Studie  durch 
Abdruck  in  der  Svonska  Fornminnesforeningens 
Tidskrift  (X,  4,  Nr.  31)  weiteren  Kreisen  zu- 
gänglich gemacht. 

Montelius’  Forsch ungsmethode  zeichnet  sich 
von  derjenigen  seiner  Collegen  dadurch  aus,  dass  er 
seine  Untersuchungen  auf  ein  weites  Gebiet  ausdehnt. 
In  der  vorliegenden  Abhandlung  belehrt  er  seine 
Leser  darüber,  dass  der  Sonnengott  und  der  Gewitter- 
gott  ursprünglich  Eins  waren,  dass  die  Waffe  des 
Elfteren  die  Axt  war,  die  später  zum  Hammer  uro- 
gebildet  wurde,  dass  demnach  aer  Mythus  vom  Hammer 
Thor's  nicht  im  Norden  entstanden  und  nicht  auf  den 
Norden  begrenzt  ist.  In  Schweden,  wo  die  F.rgebnisso 
der  vergleichenden  Mythen  forschung  verhültnisB- 
mässig  spät  in  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden 
sind,  war  diese  Beweisführung  neu  und  wichtig. 
Basreliefs  aus  Ninive  und  Olympia  und  Rhodos,  und 
eine  Münze  von  Tarsos  zeigen  eine  Göttergestalt , di© 
in  einer  Hand  eine  Axt.  in  der  anderen  den  Blitzstrahl 
hält.  Dieselben  Attribute  erblicken  wir  auf  einem 
Bronzerelief  aus  Ungarn,  welches  den  auf  einem  Stier 
stehenden  Jupiter  Dolichenus  darstellt.  Dieselbe 
Doppelaxt  sehen  wir  zwischen  den  Hörnern  des  gol- 
denen Stierkopfes  von  Mykenao  und  unter  den  Funden 
von  Olympia,  in  der  Hund  des  Hephästos  auf  einem 
griechischen  Vasenbilde,  und  in  der  Hand  de»  galli- 
schen Gewittergottes  Taranos.  In  Frankreich  finden 
wir  dies  Symbol  an  der  inneren  Wand  eines  Stein- 
altergrabes.  Die  Steinäxte  wurden  und  werden  über 
Europa  hinaus  als  Donnerkeile  betrachtet,  die,  von 
dem  Gewittergott  geworfen , tief  in  den  F.rdboden 
eiud ringen.  Sie  schützen  vor  dem  Blitzschläge.  Ref. 
erhielt  vor  einigen  Jahren  eine  Steinaxt  zum  Geschenk, 
die  uoch  unter  den  Dachsparren  steckte,  wo  sie  noch 
Aussage  de«  Besitzers  seit  Grossvaters  Zeit  gesteckt 
hatte,  um  das  Haus  vor  Gewitterschaden  zu  bewahren. 

In  Skandinavien,  wo  keine  Götterbilder  erhalten 
sind,  hat  sich  das  Attribut  des  Gewittergottes,  der 
Hammer,  als  Symbol  und  heilkräftiges  Amulet  in  viel- 
facher Gestalt  bis  auf  de«  heutigen  Tag  tewahrt. 


Montelius  hält  die  grossen  schweren  Steinäxte,  die 
für  den  praktischen  Gebrauch  nicht  dienen  konnten, 
für  göttliche  Symbole:  ebenso  und  wohl  mit  Recht 
die  bekannten  prächtigen  Bronzoixte  (s.  Antiquität 
suödoises,  Fig.  134),  die  nicht  von  massivem  Guss 
sind,  sondern  eine  dünne  Bronzedecke  über  einem 
massiven  Thonkerne  bilden  und  deshalb  nicht  für 
den  praktischen  Gebrauch  bestimmt  sein  konnten. 
Aexte  derselben  Form  finden  wir  auf  einem  der 
Figurensteine  des  Kivikmonnmentea  in  Schonen 
(s.  Nilsson,  Bronzealter),  wo  deren  zwei  zur  Seite 
einer  conischen  Figur  stehen,  die  Nilsson  als  Symbol 
des  Sonnengottes  deutet.  Als  Amulette  dürften  die 
kleinen  Bernsteinperlen  in  Form  einer  Doppelaxt  zu 
betrachten  sein  und  noch  in  letzter  heidnischer  Zeit, 
die  unter  der  Bezeichnung  Thorshammer  bekannten 
kleinen  Hammerzeichen , die  öfters  mit  anderen 
Sohmucksacheu  und  besonders  mit  Hacksilber  gefun- 
den sind.  Auch  auf  Runensteinen  Anden  wir  den 
Hammer  in  derselben  Form. 

Die  symbolische  Bedeutung  des  Hammers  be- 
schränkt sich  indessen  nicht  auf  den  skandinavischen 
Norden.  Aus  Grimm’s  Rechtsalterthümern  lernen 
wir,  dass  der  Hammer  auch  in  deutschen  Rechts- 
bräuchen eine  wichtige  Rolle  spielte.  Der  Hammer- 
wurf bestimmte  die  Grenze  eines  Besitzes.  Noch 
heute  wird  mit  drei  Hammerschlägen  ein  Neubau 
geweiht.  In  der  Hand  des  Auctionators  besiegelt  der 
Hammerschlag  die  Gültigkeit  eines  Verkaufes,  der, 
nachdem  der  dritte  Schlag  gefallen,  nicht  mehr  rück- 
gängig gemacht  werden  kann.  AU  einen  hübschen 
Beweis  von  dem  noch  heute  herrschenden  Glauben 
an  die  Heilkraft  des  Hammers  erzählt  Montoliu?, 
dass  in  der  St.  Olafskirclic  zu  Simrishainm  sich  ein 
Bild  des  Heiligen  mit  einer  silbernen  Axt  befindet, 
die  so  eingerichtet  ist,  dass  man  das  Axtblatt  von 
dem  Schafte  abnehmen  kann.  Am  St.  Olafstago , am 
29.  Jnli,  wandern  die  Gläubigen  iu  die  Kirche,  nehmen 
die  Axt  aus  der  Haud  dos  Heiligen  und  b—trciobcn 
sich  dreimal  damit,  stecken  die  Axt  jedesmal  wieder 
auf  den  Stiel  (damit  sie  neue  Heilkran  gewinne)  und 
wiederholen  dies  dreimal ; der  heilige  Olaf  war  be- 
kanntlich an  die  Stelle  Thor’s  getreten  und  hatte  auch 
dessen  Attribut  (den  Hammer  oder  die  Axt)  von  dem 
Gotte  geerbt. 

8.  Montelius,  O.:  Die  Typologie  oder  die  Ent- 
wickelung sieh  re  angewandt  auf  die 
menschliche  Arbeit 

Auf  der  1696  in  Stockholm  tagenden  16.  Ver- 
sammlung skandinavischer  Naturforscher  sprach  Pro- 
fessor Montelia«  über  die  vor  ca.  80  Jahren  von 
ihm  und  II  ildebrand  in  die  archäologische  Forschung 
eingefiihrte  typologisehe  Methode.  Man  hat  dieselbe 
mehrerseits  angegriffen,  Montelius  tritt  stets  aufs 
neue  für  sie  ein  und  zeigt,  dass  sie,  richtig  geband- 
habt,  iu  der  prähistorischen  Forschung  nicht  wohl 
zu  entbehren  ist,  da  sie  allein  die  Möglichkeit  ge- 
währt, das  relative,  und  in  manchen  Fällen  selbst  das 
absolute  Alter  gewisser  Formen  oder  Objecte  zu 
bestimmen.  In  dem  vorliegenden  Vortrage  (abgedruckt 
in  der  Svenska  Fornmiuiiesföreningens  Tidskrift, 
Nr.  30)  zeigt  Verfasser  an  einer  Serie  von  Abbildun- 
gen italischer  Bronzdtzte,  dass  die  stufenweise  fort- 
schreitende Entwickelung  der  Axt  aus  dem  flachen 
Steinbeil  oder  Rronzccelt  sich  dort  genau  so  verfolgen 
lässt  wie  im  Norden.  E>ne  zweite  Serie  von  Abbil- 
dungen veranschaulicht  di©  sich  alimälig  voll- 
ziehende Umbildung  der  nordischen  Hronzeschwert- 
griffe  und  eine  dritte  zeigt  die  typologisehe  Ent- 
wickelung der  italischen  Bronzefibel  aus  der  einfachen 
Sicherheitsnadel  bis  za  der  vollendet  ausgebildeten 

19* 


148 


Referate, 


Spanne  und  danach  die  parallele  Entwickelung  der 
nordischen  Bronzcfibel  von  der  einfachen  Bügelfibel 
zu  den  bekannten  grossen  Brillen-  oder  Plattenfibelu ; 
Verf.  macht  darauf  aufmerksam.  wie  gewisse,  M den 
ältesten  Formen  nöthige  Bestandtheile  »ich  in  den 
jüngeren  noch  eine  Zeit  lang  ah  Ornament  erhalten. 
Eine  ähnliche  Entwickelung  der  Formen  lässt  sich  in 
älteren  und  jüngeren  Culturperiodcn  verfolgen. 
Amüsant  ist  es.  wie  Verfasser  von  den  prähistorischen 
Prodacten  der  menschlichen  Arbeit  in  die  Neuzeit 
ölierspringt  und  an  der  Hand  von  Abbildungen  zeigt, 
wie  »ich  die  heutigen  Eisen  liahn  wagen  aus  der  alten 
Postkutsche  entwickelt  haben.  Vergleichen  wir  in 
tvpologischer  Besieh  ung  das  westliche  Europa  mit 
dem  Orient,  so  schliesst.  Montolius,  da  zeigt  sich 
eine  weit  gr»sscre  Lebhaftigkeit  in  unserem  Wclttbeilo 
als  in  den  Ländern  de»  Ostens.  Wir  finden  in  Europa 
einen  Fonuenreichthum,  eine  Neigung  zu  Neuerungen 
und  Veränderungen,  die  in  den  meisten  Fällen  wich- 
tige Vcrl>esscrungt»n  in  praktischer  Beziehung  herbei- 
führen und  in  Folge  dessen  eine  schnelle  Entwickelung, 
die  in  auffälligen»  t'ontrast  steht  mit  der  Vorliebe  des 
Orients,  die  alten  Formen  unverändert  beizubehalten. 
Die  Kostbarkeit  des  Materiah  im  Orient  gewährt  nur 
einen  geringen  Ersatz  für  den  Formeurcichthum  in 
Europa.  Dieser  schon  früh  hervortretende  und 
dauernde  Gegensatz  zwischen  Abend-  und  Morgen- 
land steht  in  nahem  Zusammenhänge  mit  dem  Volks- 
charakter in  genannten  Ländern,  der  für  die  Ent- 
wickelung ihrer  Bewohner  von  so  grosser  Bedeutung 
gewesen  ist  und  bestimmend  für  ihre  Geschichte  und 
ihr  gegenwärtiges  Verhältnis«  zu  einander.  Zum 
Schlüsse  bebt  Verfasser  hervor,  dass  man  vor  An- 
wendung der  typologischen  Forsehungsraetbodc  auf 
den»  Gebiete  der  menschlichen  Arbeit  kaum  jemals 
auf  den  Gedanken  gekommen  sein  würde,  dass  auch 
dort  wie  in  der  Natur  die  Entstehung  neuer  Formen 
nicht  sprungweise  geschieht,  sondern  das  Product  einer 
stufenweise  vurwärtssebreitenden  Entwickelung  ist. 

0.  Mi.nadßbladet  der  Kgl.  Akademie  der  Sch*  nen 
Wissenschaften  — Geschieht«-  und  Alterthums- 
kunde,  hemusgegeben  vom  Heichsantiquar 
Dr.  Hans  llildebrand. 

Diese  stets  lehrreiche  und  interessante  Zeitschrift 
ist  in  Rückstand  mit  ihrem  Erscheinen.  Der  letzt - 
erschienene  Band,  1898  ausgegeben,  bildet  den  Jahr- 
gang 1895.  Beiträge  zu  dem  Inhalte  lieferten  die 
Herren  Hildebrand.  Nordländer,  Salin  und 
Almgren.  Dos  Accessionsverzeichniss  des  National- 
museum« für  genanntes  Jahr  umfasst  zwar  viele 
Kinzelfunde,  aber  auch  manche  wichtige  geschlossene 
Fuudgruppe,  darunter  die  von  Dr.  Stolpe  »ufge* 
deckten  \ endclgrüber , deren  Publication  wir  seit 
Jahren  mit  benxthtigtem  Verlangen  entgegensahen. 
Auch  um  kostbare  Goldfunde  wurde  das  Stockholmer 
Museum  wieder  bereichert. 

Dr.  Almgren  berichtet  über  die  von  Dr.  Wib- 
ling  aufgedeckten  Steinaltcrgräber  bei  Augerum  in 
Bleking«  f«.  weiter  unt.-n)  Die  Construction  dieser 
Gräber  ist  noch  etwas  dunkel;  jedenfalls  sind  es  keine 
megalithischen  Bauten. 

Dr.  Salin  untersuchte  einige  Gräber  auf  der  uu 
Grabdenkmälern  überaus  reichen  Selaö,  einer  im 
Mular  gelegenen  Insel,  wo  bereits  mehrfach  gegraben 
worden  ist.  Es  sind  dort  Stein-  und  Eisenaltergräber 
aufgedeckt,  bis  jetzt  dahingegen  keine  aus  der  Bronze- 
nit  Dr.  Salin  erfreute  «ich  der  Begleitung  de« 
Dr.  Hackmann  aus  llelsingfors.  der  sich  an  den 
Ausgrabungen  betheiligte.  Es  wurden  31  Gräber  auf- 
gedeckt,  darunter  drej  Skelet gräber,  die  übrigen  ent- 
hielten verbrannte  Leichenrede.  Letztere  waren  in 


mehreren  Fällen  sauber  gewaschen,  wie  sic  im  Bronze- 
alter  gefunden  werden.  Unter  den  Beigaben  werden 
16  mal  Thougefässc  oder  irdene  Schcrlien  genannt, 
doch  ist  niemals  gesagt,  dass  die  verbrannten  Gebeine 
in  Urnen  gelegen.  Enter  den  Beigaben  finden  wir 
Beinkämme  (11),  Ringspangen  (2),  Wirtel  von  Bein  (2), 
Fibeln  (2),  Schnallen,  Beschläge,  Riemenzungen, 
Nägel  etc.  und  Perlen  genannt,  letztere  von  Glasfluss 
oder  Email,  mehrmalB  auch  von  spiralförmig  gewun- 
denem Bronzedraht  und  einmal  von  ßolddraht.  Io 
einem  Grabe  wurden  zwei  Bärcnklauen  gefunden  , in 
einem  andercu  Grabe,  nebst  BrottspieUteinen  und 
irdenen  Scherben,  eine  Goldmünze,  barbarische  Nach- 
bildung eine»  Solidus  von  TheodosinB  II.  mit  einem 
Loch,  um  als  Anhängsel  getragen  zu  werden.  Waffen 
und  das  gewöhnliche  Klcingeräth  fehlen.  Nur  in  den 
drei  Skelet gräbern  im  Brunsberger  Hag  fand  man 
ein  Messer  ond  eine  Scheere.  — Salin  setzt  diese 
Gräber  ins  6.  oder  7.  Jahrhundert.  Auch  mehrere 
Schalensteine  fand  Verfasser  iu  der  Nahe  vom  Dorfe 
Turn»  und  erfuhr,  dass  noch  gegenwärtig  kleine  Opfer, 
wie  Läppchen  von  Kleidern,  Stecknadeln,  Kupfer- 
münzen u.  dgl.  n».  in  die  Schälchen  gelegt  werdeu. 
Unter  der  aufwachsenden  Generation  scheint  indessen 
die  Furcht  vor  der  Rache  der  Elben  nicht  mehr  stark 
zu  sein,  weil  die  Kupfermünzen  meisten«  bald  aus 
den  Schälchen  verschwinden.  Doch  konnte  Salin 
bemerken,  dass  der  Glaube  an  die  Wichtel  und  Haus- 
geister noch  heute  fortdauert,  zumal  die  Leute  ungern 
von  den  Unsichtbaren  reden. 

10.  Olsson,  Peter:  Jüratland  und  HerjeÜdal  in 
heidnischer  Zeit.  Mit  26  Figuren  im  Text. 
Oestersuud  1900.  Eine  allgemeine  (Jeber- 
sicht  der  Natur-  und  Culturzu stände  in 

? genannten  Ländern  von  der  Zeit  ihrer 
lesiedulung  bis  in  die  historische  Zeit 
Die  Steinalterfunde  lehren,  dass  der  Mensch  dort 
ziemlich  spät  in  der  neclithischen  Periode  zuerst  auf- 
getreten ist  und  zwar  unterscheidet  man  Geräthe  von 
allgemein  skandinavischen,  sagen  wir  nordcurupüiscben 
Formen  und  sogenannte  arktische.  Erstere  sind  mit 
80  Stück  vertreten,  letztere  mit  97.  Oh  diese  Geräthe 
eine  mehrtausendjährige  Vergangenheit  haben,  ist 
fraglich,  da  die  Enarc-Lappen  auch  vor  hundert  Jahren 
da*  wilde  Ren  mit  Stcinpfeilen  erlegten  und  die 
Kerai- Lappen  die  Haare  von  den  Fellen  mit  Stein- 
meisseln  schabten.  — Gräber  sind  hiB  jetzt  nicht  mit 
Sicherheit  nachgewiesuu,  doch  ist  damit  nicht  gejagt, 
das*  der  Menten  nur  auf  seinen  Jagdstreifzfigen  jene 
Gegenden  betreten  habe,  es  sind  im  Gegentheil  An- 
zeichen vorhanden,  die  auf  Wohn-  und  Arbeitstätten 
hindeuten.  Die  Gräber  können  ohne  Steinsetzungen 
im  Erdboden  liegen  und  Ul  jetzt  nicht  als  solche  er- 
kannt sein. 

Rron/eartefactc  und  Dronzcgräbcr  Bind  bis  jetzt 
nicht  gefunden.  Die  ältesten  Eiscnaltergr&ber  und 
Geräthe  sind  spät.  Eine  Bronzcfibel  vom  Borgatedt- 
typus  (mit  Thierkopf  am  Fussende)  weist  etwa  an 
das  Ende  des  4.  Jahrhunderts.  Gräber  aus  der  Eisen- 
zeit sind  bis  jetzt  nicht  zahlreich , wo  solche  aufge- 
deckt sind,  wurde  l.eicheubrand  eoustatiri. 

Mit  merkbarem  lutere*««  Ix  richtet  Vertaner  über 
Felsenbildcr  in  Jämtland  und  zwar  gemalte.  Die 
Figuren  sb  d nämlich  in  breitem  Gontour  mit  rother 
Farbe  gemalt,  oder  in  Flächcnmalerei  ausgeführt. 
Man  erkennt  unter  den  Darstellung'  u Bär,  Ren,  Elg 
(auch  als  Zugthier)  und  den  Menschen.  Dass  diese 
Bilder  nicht  alle  gb-icbalterig  sind,  erkennt  man 
daran,  das«  bisweilen  ältere,  verblasste  mit  frischen 
Figuren  übermalt  sind.  Verf.  schreibt  sie  den  Vor- 
fahren der  heutigen  Lappenbevolkerung  zu.  Sie 


Referate. 


149 


erinnern  an  die  sibirischen  Bildwerke  TOD)  Jenissei, 
Irtisch  und  Ural,  von  wo  die  Lappen  einst  ins  nörd- 
liche Europa  eingewandert  Bind. 

Reicher  als  die  älteren  Culturperioden , ist  unter 
den  Funden  das  jüngere  Eisenalter  vertreten.  Verf. 
berichtet  ausführlich  über  den  Verkehr  mit  angrenzenden 
I Ändern,  namentlich  mit  den  Trondern  (v.  Trondhjem 
Stift  in  Norwegen).  Unter  den  Fundgerüthen  sind 
Waffen  und  Jagdgeräth  reichlich  vertreten  , aber  es 
fehlt  nicht  an  anderen  Dingen , die  von  einer  sess- 
haften Bevölkerung  zeugen.  Auch  Schmuoksachen 
sind  keineswegs  spärlich.  Verf.  schliesst  mit  Nach- 
richten aus  historischer  Zeit  und  erwähnt  z.  B.  einer 
Tradition,  nach  welcher  ein  reicher  Mann,  der  Hof- 
[►ode  (Tempelvorsteher)  gewesen,  um  das  Jahr  1050 
oder  1060  einen  Runenstein  errichtet  habe,  dessen 
Inschrift  der  Welt  kund  that,  das»  er  derjenige  sei, 
der  die  christliche  Lehre  in  Jämtland  eingeführt  habe. 

11.  Salin,  Bernta.:  Ein  Eisenalterfund  in  Upp- 
land. 

Der  hier  von  Dr.  Salin  behandelte  Fund  ist 
keine  neue  Acquisition,  vielmehr  vor  nahezu  30  Jahren 
gehoben.  Verfasser  erkannte  indessen  die  überaus 
wichtige  archäologische  Bedeutung  desselben,  so  dass 
er  weitere  Kreise  auf  denselben  aufmerksam  zu  machen 
werth  hielt  Die  Fundstücke  wurden  bei  Tibble  im 
Ksp.  Litslena  in  Uppland  aus  einer  Kartoffelgrube  zu 
Tage  gefördert,  worauf  einzelne  Stücke  derselben  von 
Montelius  in  seinen  Antiquität  suödoises  (Fig.  269, 
284,  2H6,  339  u.  340)  publicirt  wurden.  Ausser  diesen 
Figuren  (einem  sogenannten  weberschiffförmigen  Stein 
in  Bronzefassung , einem  Scheidebeschlag  von  Silber 
und  einem  Mundblcch  von  Silbor  mit  Niello,  beide 
mit  Vogelkopfornanient,  einer  Gürtelschnalle  mit  Be- 
schlägen von  Bronze  und  mit  Belag  von  gepresstem 
Silberblech  mit  blauem , rothem  und  grünem  Glas- 
fluss) enthielt  der  Fund  Fragmente  eines  zweischnei- 
digen Schwertes  von  Eisen , zwei  schlichte  Goldringe 
ca.  2cm  weit,  andere  Schnallen  und  Beschläge  von 
Bronze,  Bronzehenkel  und  Beschläge  von  einem  Holz- 
eimer, Fragment  von  einem  Bein  kämm  und  Eiten- 
fragmente,  worunter  solche  von  einer  Speerspitze. 

Es  ist  ein  Grabfund,  und  zwar  scheint  der  Leich- 
nam in  einem  Holzsarge  bestattet  gewesen  zu  sein, 
der  mit  Steinen  umsetzt  und  mit  eiuem  Hügel  be- 
deckt wurde. 

Die  prächtige  Ausstattung  hat  ihre  Seitenstücke 
im  Norden.  Gepresstes  vergoldetes  Silheiblech  als 
OrnsmcDtmotiv  findet  man  an  Spangen,  Schnallen  und 
Beschlägen  in  Schweden.  Norwegen,  Dänemark,  in 
den  Funden  von  Sakrau  (Schlesien),  Häven  (Mecklen- 
burg), Voigtshagen  (Pommern)  u.  s.  w.  Auch  die 
Verwandtschaft  mit  etlichen  Objecten  aus  den  grossen 
Moorfunden  von  Schleswig  und  Fünen  fallt  in  die 
Augen.  Die  Heimath  dieser  Technik  findet  Verfasser 
in  Südrussland.  Von  dort  gingen  vom  2.  bis  ß.  Jahr- 
hundert n.  Chr.  zwei  Culturströme  aus,  wovon  der 
eine  nach  Norden  ging  (vom  Ende  des  2.  bis  ins 
4.  Jahrhundert  hinein),  der  zweite  vom  Ende  des 
4.  Jahrhunderts  nach  Westen  sich  bewegte  mit  einer 
Neigung  nach  Süden.  Vom  Westen  kann  der  Norden 
diese  Technik  und  Ornamentmotive  nicht  wohl  er- 
halten haben,  weil  die  damit  ansgestattctcu  Obiccto 
z.  Th.  ins  3.  und  etliche  gar  in  das  Ende  des  2.  Jahr- 
hunderts weisen,  während  in  der  südlichen  Strömung 
das'  gepresste  Silberblech  und  der  farbige  Glasfluss, 
z.  B.  in  Ungarn,  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 

4.  Jahrhunderts  und  weiter  nach  Westen  gar  erst  im 

5.  auftritt.  Die  Frage,  ob  die  in  der  nlwigenannten 
Art  decorirten  Objecte  importirt  rind , oder  ob  man 
sich  im  Norden  die  Technik  angeeignet,  ist  Verfasser 


geneigt  im  letztgenannten  Sinne  zu  beantworten  und 
findet  eine  Stütze  in  dem  Umstande,  dasB  gewisse 
Formen,  z.  B.  die  Fibeln  mit  einer  Scheibe  am  Bügel, 
um  die  Zeit  im  Norden  zahlreich,  nach  Südcu  dahin- 
gegen gar  nicht  Vorkommen.  Nach  einer  cimrchenden 
Behandlung  der  einzelnen  Fundstücke  setzt  der  Ver- 
fasser den  Fund  von  Litslena  um  die  Mitte  oder  in 
die  zweite  Hälfte  des  4.  Jahrhundert«. 

Das  örtliche  sporadische  Auftreten  der  charak- 
teristischen Fundsachen  spricht  nach  Ansicht  des 
Verfassers  für  eine  Wanderung,  die  von  Norddeutsch- 
land ausging.  Es  war  die  Zeit,  wo  die  Slaven,  von 
Osten  kommend,  die  Germanen  verdrängten.  Die 
Massenbewegung  war  nach  Süden  gerichtet,  Dr.  Salin 
hat  indessen,  gestützt  auf  manche  Erscheinungen,  die 
er  in  einem  noch  nicht  abgeachlosBenen  Werke  gründ- 
lich behandeln  wird,  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
dass  ein  geringerer  Tbeil  gen  Norden  gezogen  sei, 
nach  den  dänincheu  Inseln,  nach  Norwegen  und  nach 
Schweden,  nicht  in  grossen,  als  Eroberer  auftretenden 
Schaaren,  sondern  iu  kleinen  Gruppen,  die  sich  lang- 
sam vorschoben.  Wären  diese  sporadisch  auftreten- 
den Sachen  auf  dem  Wege  des  Handels  nach  dem 
Norden  gekommen,  da  würden  sie  in  den  fruchtbaren, 
reichcrou  Gegcudeu  zu  Tage  kommen,  wo  man  eine 
wohlhabende  Bevölkerung  vermuthen  darf.  Diese 
sucht  man  indessen  nicht  in  Norwegen  bis  nach 
Trondhjem  hinauf,  auch  Uppland  zeichnet  sich  nicht 
durch  besonderen  Reichthum  aus.  Der  Gedanke,  dass 
eine  kleine  Abzweigung  der  grossen  Völkerschaaren 
sich  nach  Norden  gewandt  habe,  ist  neu  und  kann 
zur  Erklärung  mancher  bis  jetzt  dunklen  Erscheinun- 
gen führen. 

12.  W allen stoen : Geisterwelt,  Aberglaube  und 
Volksmediciu  in  Danderyd  und  Lidiugö 
um  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts, 
herausgegeben  von  E.  Hammarstedt.  Sonder- 
abdruck aus  Bidrag  tili  vär  Odlings  Häfder. 

Der  Kircbenpatron  der  Kirchspiele  Danderyd  und 
Lidingü  (Södermanland)  hatte  im  vorigen  Jahrhundert 
ein  Buch  gestiftet  für  die  Abfassung  einer  Chronik 
des  Pfarrbezirke«.  Pastor  Wallen  st  een  hat  dieser 
Aufforderung  in  umfassender  Weis«  entsprochen,  in- 
dem er  die  noch  leeren  Blätter  fällte,  mit  Allem  was 
ihm  für  die  Zukunft  wissenswerth  erschien.  Dem 
von  Dr.  Hammarstedt  veröffentlichten  Canitel  über 
Aberglauben,  Volksmedicin  u.  s.  w.  entnehmen  wir 
Folgendes.  Die  werthvoll©  Zusammenstellung  zeigt 
wieder,  dass  das  Seelenleben  des  schwedischen  Volke« 
unserer  norddeutschen  Volksseele  nahe  verwandt  ist. 
Länger  als  bei  uns  aber  hat  sich  dort  die  Vorstellung 
von  den  Ursachen  von  Krankheit  und  Missgeschick, 
von  Glück  und  Gedeihen  in  der  ländlichen  Bevöl- 
kerung erhalten.  Man  weiss , dass  jedes  günstige 
oder  ungünstige  Ereignis»  sich  auf  die  Gunst  oder  den 
Zorn  der  Elben  zurückführen  lässt,  „der  Kleinen11,  die 
in  der  Luft  uns  umschweben,  in  der  Erde,  im  Wasser, 
in  den  Häusern  stets  gegenwärtig  sind,  den  Menschen 
zu  Nutzen  oder  Schaden.  Diu  meisten  Krankheiten 
werden  Kindern  und  Erwachsenen  von  erzürnten 
Elben  ..angebl&scu*.  Um  sie  zu  versöhnen,  muss  man 
ihnen  Opfer  bringen,  z.  B.  eine  Schale  süsser  Milch 
(in  die  man  in  schweren  Fällen  etwas  Gold  vom 
Trauringe  schabt),  einen  Milchbrei  oder  eine  Kiuder- 
mutze,  die  man  unter  einem  erdfesten  Stein  versteckt, 
oder  an  einen  Ort  legt,  wo  inan  möglicher  Weis©  die 
Wichtel  erzürnt  haben  könnte.  Ich  habe  öfters  in 
Wort  und  Schrift  von  den  Opfern  gesprochen,  die 
man  ehemals  und  noch  heutigen  Tages  im  Norden 
an  den  Hchalensteinen  (Eli »ensteinen  oder  Elbenmühlen) 
zu  bringen  pflegt.  Pastor  Wallcnsteen  erzählt 


150 


Referate. 


ähnlich  von  einem  Schalen  stein**  im  Kirchspiele  Spänga. 
Wer  für  sich  oder  einen  Angehörigen  den  Elben 
opfern  will,  der  geht  an  den  Stein  und  reibt  die 
Schälchen  mit  einer  Speckschwarte  oder  mit  einem 
mit  Fett  getränkten  Wolllappen.  Während  er  reibt 
(„den  Elben  mahlt*),  sagt  er  einen  Spruch,  der  ihm 
von  einem  klagen  Manne  gelehrt  ist.  aber  dun  man 
nicht  weiter  sagen  darf,  weil  mau  dann  sterilen  muss. 
Ist  das  Schälchen  gut  eingefettet,  legt  man  ein  kleines 
Geldstück,  eine  Stecknadel  oder  dgl.  hinein.  Den 
Fettlappen  darf  man  nicht  wieder  ins  Haus  tragen, 
wohl  aber  reibt  man  den  Kranken  ein  mit  dem  Fette, 
das  an  den  Fingern  haftet.  — So  berichtet  Fastor 
Wallensteen  von  dem  Schalen  steine  zu  Spanga.  Ich 
erinnere  mich  gehört  za  halten,  dass  man  die  Opfer 
an  den  Elbensteinon  am  Donnerstag  nach  Ncnmond 
zu  bringen  pflegt. 

18.  „Ymer“ : Zeitschrift  der  schwedischen  Ge- 
sellsch.  f.  Anthropologie  u.  Geographie. 
Jahrg.  1898,  Heft  8 u.  4;  1899.  Heft  1 u.  9. 

Das  3.  Heft  des  Jahrganges  1898  bringt  einen 
interessanten  Bericht  über  die  Forschungen  de«  Is- 
länders Thor oddsen  anf  seiner  lleimathinsel , die 
vun  ihm  in  geographischer  und  geologischer  Richtung 
so  gründlich  durcliforscbt  ist , wie  es  in  der  Aus- 
dehnung vorher  niemals  geschehen.  Die  Kartologi- 
sirang  auch  der  am  schwersten  zugänglichen  Gebiete 
ist  ein  Schatz  für  die  Geschichte  der  Insel ; die  Re- 
sultate seiner  geologischen  Untersuchungen  sind  von 
grösster  Wichtigkeit,  weil  sie  zum  Theil  m Gegenden 
nusgeführt  wurden,  die  bisher  von  keinem  Geologen 
betreten  waren;  in  Folge  dessen  hat  Thoroddsen 
manche  Irrthümer  berichtigen  können.  Summtliche 
Lavafelder  sind  jetzt  in  tu  rer  Flnchenausdehnung, 
ihrer  Begrenzung  und  Structur  durchforscht ; sämmt- 
liche  Eruptiimsorto  Bind  besucht  und  die  Ausdehnung, 
Höhe  und  das  Gefälle  der  Lavaströme  vermessen  und 
die  verschiedenen  Kraterformen  beschrieben.  Durch- 
aus eigenthümlieh  für  Island  ist  die  Erscheinung,  dass 
viele  Fh'uptionen  aus  Erdspalten  erfolgt  sind,  ohne 
dass  ein  Vulean  im  gewöhnlichen  Wortsinn  entstanden 
ist.  Heftige  Erdbeben  haben  diese  Risse  im  Boden 
verursacht,  aus  welchen  gewaltige  «Ströme  hervor- 
mndlen.  Oftmals  entsteht  kein  besonderer  Krater, 
der  Spalt  füllt  sich  nicht  aus,  sondern  liegt  in  seiner 
ganzen  Lunge  offen  zu  Tage.  Diese  Erdrisse  sind 
erat  durch  Thoroddsen  bekannt,  geworden.  Der 
grösste,  Eldgja  genannt,  ist  3 Meilen  lang,  120  bis 
160  m tief,  durch  senkrechte  Wände  begrenzt  und  die 
ausströmenden  Lavatnaseuii  haben  eineu  Flächenranm 
von  800  qm  bedeckt.  Die  vielseitigen  Forschungen 
haben  ein  groasartiges  Material  ergeben , wolchos 
Thoroddsen  literarisch  bearbeit  et. 

Heft  4 des  Jahrganges  1898  und  das  1.  Heft  1899 
enthalten  einen  werthvollen  Bericht  von  Nathorst 
über  die  schwedische  Polarexpedition  von  1898  nach 
Spitzbergen,  hauptsächlich  nach  Osten  bis  Kong  Carls 
Land,  dem  eine  besondere  Abhandlung  gewidmet  ist. 
Die  Ergebnisse  und  reichen  Sammlungen  bringen  ein 
neues  unschätzbares  Material  für  Geologen.  Zoologen, 
Botaniker,  Mineralogen,  Hydrographen  und  Karto- 
graphen. „Von  Andre«  keine  Spur.“  Alle  Nordfahrten 
der  letzten  Jahre  wurden  in  der  Hoffnung,  zum  Theil 
eigens  zu  dem  Zweck  angetreteii,  etwas  über  das  Schick- 
sal der  kühnen  Luftschiffer  zu  finden,  alle  find  heim- 
gekehrt, ohne  das  geringste  Zeichen  von  ihrem  Ver- 
bleib zu  entdecken.  Heft  2 berichtet  ausführlich  über 
die  zu  dem  Zweck  ausgesandten  Expeditionen  von 
Stadl  in  g und  Martin,  welche  zwischen  Jenessei 
und  Ijcna  u.  a.  dem  Gerücht  nach  forschten,  dans  der 
Ballon  und  drei  Leiche»  gefunden  seien,  was  be- 


kanntlich auf  eine  Mystification  hinauslief.  Man  ver- 
gisst fast  bei  der  fesselnden  Lectüre,  welchen  Ge- 
fahren die  tapferen  Miuimr  ausgesetzt,  welche  Strapazen 
und  Entbehrungen  mit  solchen  Rciseir  verbunden 
sind.  Für  Deutschland  ist  e«  beschämend,  wenn  man 
hört,  dass  die  Mittel  für  solche  Expeditionen  hauptsäch- 
lich aus  Beiträgen  von  Privatleuten  zusammengebracht 
sind,  denen  freilich  auch  (1er  hochherzige,  für  Wissen- 
schaft und  Kunst  begeisterte  König  obenan  steht. 

In  der  Sitzung  der  Gesellnchaft  vom  15.  März 
1899  sprach  Prof.  Monteliua  über  das  Gold  im 
Alterthum.  Das  Gold  war  schon  in  frühesten 
Zeiten  ein  allbeliebtes  und  gesuchtes  Metall.  Io 
Schweden  war  es  von  allen  Metallen  zuerst  bekannt. 
In  einem  Grabe  in  Westgotland,  dem  Montelius 
ein  Aller  von  4000  Jahren  zuspricht.  fand  er  einen 
Goldring.  Aus  späteren  Perioden  besitzt  das  National- 
BIMUB  in  Schweden  einen  grossen  Heichthum  an 
Goldfunden.  Der  Iwdeutendste  ist  der  um  1774  ge- 
hobene Fund  vonTureholm  aus  dem  5.  Jahrb.  n.  Chr.. 
der  ursprünglich  29  Pfund  enthielt,  wobei  in  Betracht 
zu  ziehen  ist,  dass  das  Gold  ehemals  einen  erheblich 
grösseren  Werth  hatte  als  heutzutage.  „Goldländer“ 
ab  es  schon  im  Alterthum.  Aus  dem  Kaukasus 
olt©  Iason  das  goldene  Vlies;  Kleinasiens  Gold- 
reichthum war  bekannt.  Die  Goldschätze  der  ägypti- 
schen Könige  entstammten  den  Bergwerkeu  in  Nubien. 
In  Europa  werden  besonders  vier  Goldländer  ge- 
nannt: Thraoien.  welches  einst  jährlich  Gold  zum 
Wertlif  von  4000000  Kr.  prodacirte;  Ungarn  und 
Siebenbürgen,  von  wo  im  2.  Jahrtausend  v.  Chr. 
der  Norden  das  ihm  zugeführte  Gold  erhielt;  die 
pyrenäische  Halbinsel,  die  ehemals  jährlich 
20000  Pfund  prodacirte  im  Werth#  von  20  00Ü  000  Kr. 
(1832  nur  noen  für  ea.  6800  Kr.),  und  Irland. 

Für  das  goldene  Vlies,  welches  Iason  aus  dem 
Kaukasus  holte,  hat  Montelius  folgende  Erklärung. 
In  den  goldführenden  Strom  legte  man  Ziegcnfelle 
gegen  den  Strom,  das  Haar  nach  oben.  Das  schwere 
Metall  haftete  an  dem  Haar,  der  leichtere  Saud  wurde 
vom  Wasser  fortgespült.  Auf  Anfrage  des  Redners, 
ob  ähnliche  Vorgänge  bei  der  Goldgewinnung  bekannt 
seien,  erwiderte  Dr.  Holst,  dass  das  goldführende 
Erz  oder  Gestein,  nachdem  ob  zerkleinert  and  fein 
pulverisirt  worden,  geschlemmt  und  über  mit  Queck- 
silber belegte  Kupferplatten  geleitet  werde,  auf  denen 
die  grösseren  Partikel  des  Goldes  durch  Amalgami- 
rung  mit  dem  Quecksülier  haften  bleiben,  die  kleinen 
mit  dem  Wasser  fortgeschwemmt  werden.  Um  auch 
diese  zu  gewinnen,  pflegt  man  vor  die  Ablaufrinne 
Filz#  zu  legen , an  denen  di©  feinen  Goldpartikel 
hängen  bleiben.  Das  wären  etwa  Gegenstücke  zum 
golnonen  Vlies. 

,YmerÄ : Jahrg.  1899,  Heft  8. 

14.  Swedenborg,  GL  V.  E.:  Die  auf  Island  ge- 
fundene Schwimmboje  von  der  Andre#* 
Expedition. 

Wir  haben  wiederholt  über  di©  von  der  schwedi- 
schen Anthropologischen  Gesellschaft  kritisch  be- 
leuchteten Nachrichten  über  Andrf*e  berichtet,  weil 
sie  ab  die  einzig  zuverlässigen  zu  lietrachten  sind. 
Gegenwärtig  dürfte  zwar  kaum  Jemand  auf  die 
Wiederkehr  der  kühnen  Männer  hoffen,  indessen  ist 
cs  immer  von  Interesse,  über  die  echten  Depeschen 
Nähere#  zu  hören.  Swedenborg  gedenkt  zunächst 
aller  sich  ab  falsch  erweisenden  Gerüchte  und  prüft 
dann  die  einzig  echten:  die  Taubenpost  vom  13.  Juli 
und  die  Schwimm!»  >je  vom  11.  Andröe  halte  eine 
Anzahl  Karten  mitgenommen,  die  auf  der  einen  Seite 
eine  Skizze  der  Polarländer  zeigen,  während  die  andere 
für  die  Mittheilungen  Irestimmt  ist  Eine  solche  Karte 


Heferat«. 


151 


sollte  auf  jedem  Breitengrade  in  einer  Sehwimmboje 
ausgeworfen  werden.  Diu  nm  14.  Mai  1899  an  der 
Küste  von  Island  auf  dem  65°  34'  uördl.  Br.  und 
21”  28'  westl,  L.  gefundene  Sohwimmboje  enthielt 
eine  solche  Depesche  mit  folgendem  Text.  „Diese 
Karte  ist  von  And  ree’«  Ballon  ausgeworfen  um 
10  Uhr  65  Min.  Nachm.  G.  M.  T.  am  11.  Juli  auf 
circa  82“  lat.  und  26°  long.  0.  Grw.  Wir  schweben 
auf  600  m Höhe.  All  well.  Andren.  Fraenkel. 
Strindberg.“  Die Sehwimmboje  ist  mit  7 gestempelt 
und  auch  auf  der  Karte  scheint  eine  7 gestanden  zu 
haben,  die  in  eine  2 umgeändert  ist  Sonach  wäre 
dies  die  zweite  ausgeworfene;  die  erste  ist  noch 
nicht  gefunden.  Aul  der  Tolarkarto  (Rückseite  der 
Depesche)  ist  der  Cur«  mit  einem  Blei  fuderstrich  an* 
gegeben  und  da  ist  die  Longitude  mit  19%*  (nicht 
mit  25)  gezeichnet.  Da  der  Ballon  sieb  am  1J.  Juli 
(dem  Tage  des  Aufstiegs)  auf  dem  82"  nördl.  Br.  be- 
fand, muss  er  sich  entweder  im  Centrnm  des  Cyklou 
befunden  haben,  oder,  einen  Bogen  nach  Norden  und 
Westeu  beschreibend,  auf  dem  Wege  dorthin  gewesen 
sein.  Da  aber  die  zwei  Tage  später  ausgesandte 
Taubenpost  von  einem  weiter  westlich  gelegenen  Orte 
ausgesandt  war,  dürfte  der  Ballon,  als  die  Depesche 
geschrieben  wurde,  noch  nicht  in  den  Bereicn  der 
Windstille  gekommen  sein.  Yerf.  ergeht  sich  nun 
in  Vcrmuthuugen,  wo  Andre«  hätte  medergelien 
können  oder  müssen.  Ware  es  auf  Spitzbergen  oder 
Kranz  Josefs- Land,  hätte  man  längst  Nachricht  über 
das  weitere  Schicksal  der  Expedition.  Aus  dem  Wort 
All  well  sch li esst  Verf.,  dass  es  den  kühnen  Schiffern 
gelungen  sei,  die  Schlepptaue  auBZubesscrn.  Sweden- 
borg hofft  auf  weitere  Nachrichten  in  der  Ver- 
muthung.  dass  irgendwo  an  den  Küsten  des  Atlanti- 
sche« Ooeans  noch  weitere  Schwimmbojen  angetrhben, 
aber  noch  uioht  gefunden  sind , oder  noch  in  den 
Mecreswojifen  treibe»,  wenn  sie  nicht  etwa  in  dem 
Polarei«  eingebettet  liegen. 

15.  Wibling,  Carl:  Küstenfonde  aus  dem  Stein- 
alter in  Blekinge. 

Die  in  den  letztverflossenen  Jahren  vollzogenen 
Studien  über  die  Verschiebungen  von  Land  und 
Wasser  veranlagten  Dr.  Wibling,  während  eines 
mehrjährigen  Aufenthalte»  in  KarlsKrona  sich  mit  den 
einschlägigen  Kragen  zu  beschäftigen , zumul  etliche 
Kunde  von  Steingeräthen  thcils  von  Kjokkcnuiodding- 
Typen,  theils  solchen  aus  dem  arktischen  Steiualter 
seine  Aufmerksamkeit  auf  «ich  gezogen  hatten.  Seine 
im  Aufträge  der  Königl.  Yitterhets  Akademie  ange- 
führten Untersuchungen  fallen  hauptsächlich  in  die 
Jahre  1892  (an  der  Ostküste  von  ltleKinge,  Torshuinn) 
und  1894  (in  der  Gegend  von  lbmuebv).  Bl  handelt 
sich  besonders  um  uralte  Wohnstätten  aus  einer 
frühen  Periode  der  Steinzeit,  der  Dolmenzeit  (zwischen 
Kjökkentn  ödding-  and  Ganggräberperiode I.  Die  Flora 
bestand  in  Birke,  Hasel,  Erle,  Eiche.  In  den  ältesten 
Wohnstätten  fand  er  keine  Scherben  von  Thougefässcn, 
die  in  den  jüngeren  reichlich  Vorkommen.  Die  Unter- 
suchungen Wibling’«  bestätigen,  dass  da*  Küsten- 
land von  Blekinge  bereits  eine  zahlreiche  Steinalter- 
bevölkerung gehabt  hat  zu  einer  Zeit,  als  das  Meer 
höher  stund  als  heute,  d.  h.  an  der  sogenannten 
Litorinagrenze.  Er  studirte  in  deutschen  Museen 
Fundsachen  von  Bügen,  Livlaud  und  aus  Nordrussland 
(Perm).  Das  Ergebnis«  seiner  Beobachtungen  fasst 
er  dabin  zusammen,  dass  sowohl  die  Völkerschaften, 
die  sich  noch  heute  ähnlicher  Gcrüthe  bedienen , so 
wie  die,  welche  vor  unberechenbaren  Zeiten  in  Ble- 
kinge gewohnt,  der  mongolischen  Basso  augehörteu, 
und  vertritt  die  Ansicht,  dass  die  Lappen  ehemals 
den  ganzen  Norden  bewohnt  haben  (?).  Die  geringen 


Spuren  von  dem  ältesten  Dasein  der  Menschen  werden 
leicht  übersehen,  zumal  weil  die  archäologische  For- 
schung (seiner  Meinung  nach)  sich  vorzugsweise  mit 
den  Ueberrciten  aus  den  jüngeren  Perioden  beschäftigt 
hat.  Die  Untersuchungen  in  Blekinge  zeigen,  dass 
die  Bevölkerung  in  der  ältesten  Steinzeit  eine  weit 
zahlreichere  gewesen  ist , als  bisher  angenommen 
worden.  Manches  spricht  dafür,  dass  der  Mensch 
schon  vor  dem  Maximum  der  letzten  Landsenkung 
(de«  Liturinatneeres)  dort  gewohnt  hat.  Jedenfalls 
zeigen  dortige  Kunde,  wie  auch  ähnliche  auf  Born- 
holm und  auf  Gotland,  dass  während  de«  Steinalters 
auf  dem  südbaltisohen  Gebiete  bedeutende  Niveau- 
Veränderungen  stattgefunden  haben  und  das«  die 
ältere  Periode  des  sogenannten  jüngeren  Steinalters 
in  Siidsch weden  noch  fortgedauert  haben  muss,  nach- 
dem ein  absehbarer  Theil  der  Laudhebuug  vor  sich 
gegangen  war,  die  auf  die  eben  genannte  Senkung 
folgte  und  der  Bildung  unserer  heutigen  geographi- 
schen Verhältnisse  zu  Grunde  liegt. 

„Ymer“:  Jahrg.  1891»,  Heft  4. 

16.  Retziu«,  Gustav;  Vorläufiger  Bericht  über 
die  von  der  Schwedische»  Gesellschaft 
für  Anthropologie  und  Geographie  ver- 
anstaltete Untersuchung  der  wehr- 
pflichtigen Mannschaften  in  Sohweden. 

Diese  Untersuchungen  der  21  jährigen  Rekruten 
werden,  da  die  Aushebung  in  den  verschiedenen 
Landestheilen  zugleich  stattflndet,  von  zehn  Aerzten 
besorgt.  Die  Kosten  werden  seit  1896  durch  eine 
von  Prof.  Hctzius  gestiftete  Summe  von  3000  Kr. 
(=  3375  Mk.)  bestritten. 

Bei  der  Untersuchung  wird  zunächst  der  Geburts- 
ort des  Individuums  und  derjenige  seiner  Eltern  fest- 
gestellt; danach  die  Körperlänge  in  aufrechter  und 
sitzender  Stellung  gemessen,  die  Brustbreite.  Länge 
und  Brette  des  Kopfes  und  Geaichtsform,  und  endlich 
die  Karbe  der  Augeu  und  Haare  notirt.  Die  Tabelle 
der  bereits  gemessenen  Individuen  umfasst  45000. 
Die  Bearbeitung  de*  gewonnenen  Materials  wird  viel 
Zeit  und  Muhe  erfordern,  schon  die  Uobertragung 
solcher  Individuen,  die  nicht  an  ihrem  Geburtsort 
untersucht  wurden,  in  die  Listen  ihrer  lleimath  ist 
eine  zeitraubende  Arbeit.  Prof.  Retzius  giebt  des- 
halb eine  kurze  Uebersicht  über  da«  Verhältnis«  der 
Dolichocephalen  zu  den  Brachycephalen  und  da  «teilt 
es  «ich  herau«,  da««  erstere  unter  der  schwedischen 
Bevölkerung  vorherrschen.  In  Dalarne  ergaben  die 
Messungen  6,35  Proc.  Brachycephale  und  U4.65  Proc. 
Dolichocephale ; in  Westmanland  7,59  Proc.  Brachy- 
cephale und  92,41  Proc.  Dolichocephale;  in  Bohuslän 
Proc.  Brachvcephale  und  89,37  Proc.  Dolicho- 
cephale; auf  Gotland  11.2  Proc.  Brachycephale  uud 
88, H Proc.  Dolichocephale;  in  Smaland  auf  2864  Indi- 
viduen: 18.08  Proc.  Brachycephala  uud  81,92  Proc.  Do- 
liohöcephalc.  Da«  ergiebt  das  überraschende  Resultat, 
dfiss  die  Dolichocephalie  nach  Norden  zunimmt  und 
dass,  wie  stet«  gelehrt  worden,  die  Dolichocephalie 
in  Schweden  vorherrscht. 

Fi  nl  an  d. 

1.  Appelgren,  Hjalm&r:  Der  Museumsbau  in 
Uelsingfors. 

Di«  Stadt  llelsingfor«  sieht  sich  gemässigt,  ein 
neue«  Musoumsgebände  zu  errichten.  Au  Zeichnungen 
für  dasselbe  ist  kein  Mangel,  die  verschiedenen  Bau- 
und  Aufstellungssysteme  sind  vielfach  erörtert  und 
berat  heu.  ln  der,  wie  «•  scheint,  nicht  unbegründeten 
Befürchtung,  dass  schliesslich  ein  Bauwerk  errichtet 
werde,  welche«  dem  Architekten  zur  Ehre  gereichen, 


152 


Referate. 


den  Wünschen  und  Anforderungen  der  Museums* 
beamten  »her  keineswegs  entsprochen  würde,  beleuchtet 
Dr.  Appelgren  in  vorliegender  Schrift  die  Frage 
nochmals  vom  rein  praktischen  Gesichtspunkte.  Kr 
prüft  die  Vorzüge  und  Nachtheile  des  sogenannten 
Kastcnsystcms  und  des  -gruppirten  Systems“,  und  ent- 
scheidet sich  unter  Vorbehalt  für  letztere«. 

Es  handelt  sich  um  die  Unterbringung  eines  prä- 
historischen, cul tu rh »torischen  und  einheimisch  ethno- 
graphischen Materiales.  Sehr  richtig  hebt  Verfasser 
hervor,  dass  die  Mehrzahl  der  Besucher  keine  Vor- 
bildung »niibringt , und  für  diese  soll  ein  Museum 
ein  Lehrinstitcit  »ein.  Will  man  der  Bevölkerung  die 
fortschreitende  Entwickelung  der  heimischen  Kultur 
vor  Augen  führen,  da  dar!  die  chronologische  An- 
ordnung keine  räumliche  Unterbrechung  erfahren. 
Ein  zersplittertes  Material  unterbricht  den  Gedauken- 
gang,  hinterlässt  keinen  bleibenden  Eindruck.  Eti- 
kette» , Wegweiser , Führer  gewähren  da  keine  Ab- 
hülfe. 

Verf.  legt  eine  Bauzeichnung  vor,  die,  wie  Rcf. 
scheint,  den  Anforderungen  an  eiti  prähistorisch-histo- 
risch - ethnologisches  Museum  durchaus  entspricht. 
Beiderseits  der  Vorhalle  liegen  die  Verwaltung»-  und 
Arbcilsrüuine , die  Bibliothek  u.  s.  w.  Au  die  Halle 
»chlieKSt  sich  ein  Mittelbau  mit  zwei  Seitenflügeln, 
die  unter  «ich  verbunden,  aber  jeder  für  »ich  mit  dem 
Orridor  in  Verbindung  stehen,  ln  dem  linken  Flügel 
werden  die  prähistorischen  Sammlungen  untergebracht ; 
der  Mittelbau  ist  für  du»  culturhistorische  Material 
bestimmt,  der  rechte  Seiten  Hügel  für  die  Sammlungen 
für  Volkskunde.  Im  oberen  Stock  werden  ausländische 
archäologische  und  ethnographische  Sammlungen  unter- 
gebraelit  und  Vorrathsräume  für  Hinge,  die  nicht  zur 
Ausstellung  gelangt,  geschaffen,  und  für  andere  Zwecke 
verwandt. 

I>er  Appelgren' sehe  Plan  bietet  ausser  manchen 
Vorzügen  auch  den,  dass,  wer  nur  eine  Abtheilung 
besuchen  will,  nicht  die  ganze  Suite  von  Sälen  zu 
durchwandern  braucht,  um  wieder  auf  den  Korridor 
hinaus  zu  gelangen,  und  da««  eine  räumliche  Erweite- 
rung einzelner  Abtheilungon  durch  Anbau  keine 
Schwierigkeiten  macht.  Mau  darf  den  verdienstvollen 
{inländischen  Archäologen  in  der  That  dringlich  wün- 
schen, das«  der  Vorschlag  des  Ihr.  Appelgren  bei 
den  maasngebenden  Behörden  Genehmigung  linde  und 
die  Errichtung  eines  stattlichen  zweckmässigen  MuseumB- 
gehäude«  sich  nicht  länger  verzögere. 

2.  Huckmann . A. : Vorhistorische  Funde  in 
Fi  ul  an  dt.  {Text  zum  Kartenblatt  31  de«  Atlas 
öfver  Fiulana,  hurauagegeben  von  der  {inländi- 
schen geographischen  Gesellschaft.) 

Aus  den  vortrefflichen  Schriften  der  {inländischen 
Archäologen  wissen  wir  zwar,  da«s  Finland  an  den 
Hauptculturperioden  stets  Theil  gehabt  bat,  allein  die 
vorliegende  Gesainmtübemcht  des  in  Deutschland 
langst  rühmlich  bekannten  Verfassers  ist  besonders 
schätzbar,  weil  sie  uns  die  einzelnen  Perioden  im  Zu- 
sammenhänge vor  Augen  führt. 

Der  ältere  Theil  der  neolithischen  Periode  ist  in 
Finland  nicht  vertreten,  weil  das  Land  sich  derzeit 
noch  nicht  «0  weit  aus  dem  Meere  gehoben  hatte,  um 
den  Bedingungen  für  die  Existenz  des  Menschen  zu 
genügen.  Aus  der  späteren  ncoüthischen  Zeit  mehren 
»ich  die  Funde  von  Jahr  zu  Jahr.  Gneis,  Diorit,  Sye- 
nit, Sandstein,  Hornblende,  Porphyr  und  Quarzit  bil- 
den das  zur  Anfertigung  der  Gerutbe  benutzt«  Mate- 
rial. I»er  Flint  felut,  Die  gefundenen  Flintgeräthc 
sind  deshalb  als  importirt  zu  betrachten. 

Die  Archäologen  unterscheiden  eine  südwestliche 
und  eine  östliche  resp.  nordöstliche  Gruppe.  Die 


Funde  aus  dem  südwestlichen  Küsten  lande  gleichen  in 
den  Formen  den  skandinavischen;  nur  das  Material 
ist  ein  anderes,  weil,  wie  schon  gesagt,  der  Flint  fehlt. 
Die  Aehnliohkeit  der  Gerithformen  und  die  impor- 
tirten  Flintaachen  deuten  hin  auf  einen  Verkehr 
zwischen  den  Anwohnern  der  westlichen  und  südöst- 
lichen Küste  des  bottnischen  Busens  und  bestärkten 
Montelius  und  Aspel  in  in  der  Ansicht,  dass  schon 
in  der  späten  neolithischeo  Zeit  ein«  germanische 
(skandinavische)  Bevölkerung  im  südwestlichen  Fin- 
land  sesshaft  gewesen  sei. 

Im  östlichen  Finland  sind  die  Steingeräthe  von 
einfachen,  zum  Theil  von  ausgeprägt  uralischen  For- 
men. Welche»  Volk  derzeit  den  Osten  inne  gehabt, 
ist  noch  eine  offene  Frage.  Die  Lappen  haben  ehe- 
mals weiter  südlich  gewohnt  und  sind  erst  von  Finnen 
verdrängt.  Wann  dies  geschehen,  weis»  mau  nicht, 
da  die  Lappen  noch  Ende  des  18.  Jahrhunderts  neben 
Metallgerutnen  schneidende  Werkzeuge  von  Stein  im 
Gebrauche  gehabt  haben.  Asnelin  glaubt.  dass  neben 
den  I<appen  «in  anderer  Volksstamm  gewohnt  hat, 
weil  unter  den  Steingerätheu  local«  Verschiedenheiten 
erkennbar  sind  und  weil  in  Begleitung  von  Stein- 
geräthen  (z.  B.  in  den  grossen  Funden  im  Ladogacanal) 
Langschädel  und  Kurzschädcl  beisammen  gefunden 
sind,  welch  letztere  auf  die  Lappen  hinweisen. 

Wohnstätten,  wo  neben  Steingerätlien  auch 
Knochenreste  und  Thongefäss«  von  Steinalterformen 
zu  Tag«  kamen,  sind  conatatirt;  sichere  Gratwrfundc 
dahingegen  bis  jetzt  nicht. 

K«  sind  bis  jetzt  ca  9000  Steingeräthe  in  Finland 
gefünden,  die  «ehr  ungleich  über  das  Land  vertheilt 
sind.  Am  zahlreichsten  sind  sie  am  nördlichen  und 
westlichen  Ufer  des  Ladoga,  was  dadurch  zu  erklären 
sein  dürfte,  das»  dort  im  Osten  die  Steinzeit  von  län- 
gerer Dauer  gewesen  ist  als  im  Südwesten,  wo  das 
Metall  früher  bekannt  und  benutzt  worden.  Am  La- 
dt >ga  kommen  Metallgeräthe  in  grösserer  Anzahl  erst 
um  900  bis  1000  n.  Cnr.  in  Gebrauch.  Da»  spärlich« 
Vorkommen  oder  gänzliche  Fehlen  von  Steingeräthen 
auf  den  Alandinseln  und  in  Ostl>ottni«n  dürft«  auf 
eine  »|>äte  Besiedelung  dieser  Gebiet«  hinweisen. 

W nun  das  Steinaltcr  in  Finland  geendet,  lässt  sich 
nicht  sagen.  Von  Schweden,  mit  dem  das  südwestliche 
Finland  in  Verkehr  stand,  sind  auch  die  ersten  Bronze- 
gerät he  gebracht  worden  und  zwar  schon  id  den  frühen 
Pvkdn  dar  Bronzezeit,  aber  in  geringer  Zahl.  Verf. 
glaubt,  das«  die  minder  Begüterten  »ich  auch  ferner 
ihrer  Steingeräthe  bedienten.  Es  sind  bis  jetzt 
84  Bronzegeräthe  gefunden , die  sich  auf  29  Funde 
vertheilen.  I>as  Fundgebiet  ist  im  östlichen  Wasa, 
Hiornehorg,  Aland  und  ein  breiter  Küstenstrich 
zwischen  Abo  und  Helsiugfors.  Drei  Funde  stammen 
aus  dem  südlichen  Kareliern 

Gräber  aus  der  Bronzezeit  kennt  man  in  nicht 
geringer  Anzahl.  Es  sind  .Steinhaufen  (ri»s^  oftmals 
mit  Ceutr&lstein.  Verbrannt«  Leichenreste  liegen  am 
Boden  ausgestreut  und  daneben  in  der  Hegel  eine 
Beigabe  (Dolch,  Messer,  Colt).  Es  ist  beachtonswerth, 
das»  in  Nord-  und  Mittel  Schweden  die  Bronzealter- 
ffräber  von  ähnlicher  Coustruction  sind.  Die  in  Fin- 
Iand  gefundenen  Bronzen  repränentiren  skandinavische 
oder  westeuropäische  Typen.  Von  inländischer  An- 
fertigung bronzener  Gerätlic  fehlen  alle  Beweise.  Nur 
ein  FlobTcclt  könnte  in  Frag«*  kommen,  weil  die  Orna- 
ment« den  skandinavischen  ähneln-  Ausser  den  skan- 
dinavischen kommen  nämlich  auch  östliche  Typen  vor 
(z.  B.  Hohlcelte  und  Gussformen  für  solche).  Formen 
und  Ornamente  derselben  weisen  nach  dem  Ural. 

Ein«  höher«  Bronaeooltar  i»t  damit  nicht  be- 
wiesen, wohl  aber  «in  lebhafter  Verkehr  mit  den 


Referate. 


153 


Umlgebietcn , wo  eine  der  sibirischen  verwandte 
Brorizeeultur  herrschte. 

Den  Beginn  deB  Kiseoalters  setzt  Verfasser  etwa 
um  400  n.  C'nr.  Einzelne  Fundstücke  weben  zwar  ins 
zweite  Jahrhundert,  aber  erst  im  fünften  kann  im  Süd- 
wetten  von  einer  EiscnaRcrcultur  die  Rede  §ein.  Im 
Osten  ist  das  Eisen  auch  gekaunt,  aber  keineswegs  in 
allgemeinem  Gebrauch.  Die  römiuclien  Fundstück«-  be- 
schränken sich  auf  eine  bronzene  Schöpfkelle  und  drei 
römische  Münzen.  Die  Schmuckgcgcnslande  sind  reich- 
licher und  mannigfaltiger  als  in  der  Bronzezeit.  Als- 
dann kennt  man  klcingerüth  (Scheeren,  Messer,  Wirtel) 
und  Waffen  (Schildbuckel,  Aexte,  Speere,  wenige  Schwer- 
ter). Die  Gräber  gleichen  in  der  Construction  den- 

Ciigen  der  Bronzezeit.  Die  Beigaben  sind  oft  beim 
ichenbrand  und  somit  absichtlich  zerstört.  Auch 
das  Fundgebiet  ist  ungefähr  dasselbe  wie  in  der  vor- 
hergehenden Periode.  Nur  die  weberschiffförmigen 
Steine  sind  weit  über  das  Land  verbreitet,  das  nörd- 
lichste Exemplar  wurde  über  den  Polarkreis  hinaus 
gefunden. 

Von  400  n.  Chr.  werden  die  Funde  zahlreicher. 
Aus  den  folgenden  Jahrhunderten  sind  grosse  Gräber- 
felder aufgedeckt  und  reiche  Funde  zu  'läge  gefördert. 
I)ie  Fundsachen  lehren,  dass  der  Verkehr  mit  Skan- 
dinavien und  den  Ostsceprnvinzen  fortdauerte.  Es 
wurden  aber  auch  in  Finland  Met&llarheitcn  angefer- 
tigt. Die  einheimischen  Fabrikate  sind  fremden 
Mustern  Hochgebildet,  durch  Veränderungen  der  For- 
men und  Ornament»-  entstanden  nach  und  nach  ein- 
heimische Typen.  Andere  Funde  zeugen  von  einem 
Verkehr  mit  slaviBchon  Stämmen  in  Rusnland  und 
durch  deren  Vermittelung  mit  den  arabischen  Landern 
Asiens.  An  dem  Goldreichthum , der  um  diese  Zeit 
nach  Schweden  gekommen,  hat  Finland  so  gut  wie 
keinen  Anthoil  gehabt.  I>ahingegen  liesitzt  es  präch- 
tige BronzcBchmucksachcn , etliche  von  besonderen 
fiuuischen  Formen : kostbare  Spangen  und  Perlen,  Ge- 
webe mit  eingewebten  oder  aufgenähten  Spiralen  von 
Bronzedraht  u.  s.  w.  Die  Formen  der  Waffen  und 
Gcräthe  sind  übrigens  au«  Aspolin’s  Atlas  und  den 
Schriften  der  finnischen  Archäologen  bekannt.  Auch 
die  Hacksilberfunde  sind  reich  vertreten.  Dr.  Hac  k m a n n 
bekennt  sich  zu  der  Ansicht  derjenigen  ColkgCD, 
welche  die  kunstvoll  geflochtenen  Silberringe  als  ein 
heimisches  Fabrikat  betrachten.  Ich  habe  mich  ander- 
erta  dagegen  «uigoeprochcn,  weil  die  Abenu  schwie- 
rige Ausführung  der  v«)Uendet  schönen  Arbeit  und  die 
grosse  Aehnlichkeit,  ]a  völlige  Gleichheit  mancher  in 
Russland,  Finland,  Schweden,  die  Ostaeeküste  entlang 
bis  nach  Schleswig-Holstein  gefundenen  Schmuckringe 
nur  das  Product  langjährig  geübter  Technik  sein 
können  und  in  FahrikAtätten  im  Südosten  entstanden 
sein  dürften. 

Neben  Lcickenbmud  erscheinen  im  7.  Jahrhundert 
Sb  Südwesteu  tiefliegende  Skeletgräbcr.  Um  diese 
Zeit  sind  merkbar«»  Fortschritte  in  der  Landescultur 
Wahrnehmbar. 

Die  Frage  «wann  die  Finnen  eingewandert  sind, 
ist  noch  Gegenstand  lebhafter  Discussion.  Hervor- 
ragende Forscher  sind  der  Ansicht,  duss  sie  zu  An- 
fang de»  „)üngeren  EiBcnalters“  au«  ihren  Heimsitten 
in  Mittclrussland  aufgebrochen  und  in  Finland  auf- 

Setretcn  sind.  Zuerst  über  die  Karelische  Landzunge 
ie  Tawasten;  die  eigentlichen  Finnen  kamen  von 
Esthlnnd  übera  Meer;  zuletzt  die  Stielen  TOB  den 
nördlichen  Gestaden  des  Ladoga.  Die  Schweden  seien 
durch  sie  nach  Akad  und  Schweden  zurückgedrängt 
und  erst  in  historischer  Zeit  als  Colonistcu  wieder  er- 
schienen. Wenn  dies  sich  so  verhält,  so  kann  die 
Völkerbewegung  sich  nur  sehr  langsam  vollzogen 
haben , denn  unter  den  Fundsachen  deutet  nichts  auf 
Archiv  fttr  Anthropologie,  Bd.  XXVII. 


einen  plötzlichen  Wechsel,  eine  gewaltsame  Invasion, 
vielmehr  lässt  sich  ein  ununterbrochener  Zusammen- 
hang zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Periode  des 
Eilenalters  nachweisen. 

Der  Kampf  zwischen  Christenthum  und  Heiden- 
thum hat  in  rinland  lange  gedauert.  Erst  mit  dem 
Zuge  Birger  Jarls,  mit  der  Gründung  von  Pawaitohus 
1249  und  der  Feste  Viborg  1293  war  in  West-Karelien 
ein  feste«  Bollwerk  für  die  katholische  Kirche  ge- 
wonnen. In  dem  Gebiete  am  Ladoga , welches  in  die 
Gewalt  Nowgorods  gekommen  war,  scheint  das  Heiden- 
thum erst  nach  1500  durch  russische  Missionare  völlig 
nusgerottet  zu  sein.  Die  heidnischen  Begräbnisse 
dauerten  in  Folge  dessen  dort  länger  als  im  Westen 
und  sind,  wo  keine  anderen  historischen  Quellen  fliessen, 
üusserst  lehrreich.  Zwischen  den  beiden  Flussarmen 
des  Wuokaen,  vor  seiner  Mündung  in  den  Ladoga 
liegen  mehrere  grosse  Gräberfelder  aus  dem  12.  bis 
Mitte  des  14.  Jahrhunderts : im  Abo  län  kennt  man 
solche  aus  dem  12.  Jahrhundert.  Erdfunde  sind  aus 
dem  Süden  Finlands  bis  uack  dem  nördlichen  Ust- 
bo  Union  bekannt.  In  der  letzten  heidnischen  Periode 
war  Leichenbestattung  üblich;  keine  Hügel-,  keine 
Steinhaufengräber.  Bisweilen  stösst  man  im  Boden- 
niveau auf  ein  ein-  oder  zweifaches  Steinlager.  Die 
Leiche  war  in  geringer  Tiefe  gebettet,  ausgerüstet  mit 
Kleidern,  Schmuck,  Waffen  und  Gerätb,  den  Kopf  nach 
Norden  in  einer  Umrahmung  von  Holzk«ih)eQ,  auf 
einem  Lager  von  Kuhlen,  Lehm  oder  Fellen,  bisweilcu 
auf  einem  Fussbodeu  von  Holz  und  über  dem  Grabe 
ein  Ilolzdach.  In  einem  Brand  grübe  lagen  die  Leichen  - 
reste  in  einem  Hohgefäss.  Auf  Aland  und  in  Sawo- 
laks  hat  man  verbrannte  Leichenreste  in  einem  Stein- 
haufen (Wb)  gefunden.  Die  Beigaben  aus  diesen 
Gräbern  zeugen  von  einer  hochentwickelten  Cultur. 
Gewebe-,  Holz-  und  Metallarbeiten  in  vorzüglicher 
Ausführung,  Waffen  und  Schmuck  in  grosser  Schön- 
heit. In  etlichen  ist  noch  der  skandinavische  Einfluss 
sichtbar,  z.  B.  in  den  ovalen  Spangen,  die  aber  einen 
eigenen  finnischen  Stil  repräsentiren.  Weit  zahl- 
reicher sind  jedoch  die  Gegenstände,  welche  Verwandt- 
schaft mit  den  gleichzeitigen  Manufacten  der  in  Russ- 
land sitzenden  finnischen  Stämme  zeigen,  löthin 

gehören  z.  B.  die  mit  Bronzedraht röllchen  durchwehten 
ewander.  Nicht  selten  sind  ferner  die  Funde  von 
landwirtschaftlichen  Geräthon.  Unter  den  Schmuck- 
suchen  kommen  nicht  selten  das  Kreuz  und  andere 
christliche  Symfode  zur  Erscheinung.  In  Karelicn  ist 
öfters  ein  Kreuz  am  Halse  de«  Leichnam«  gefunden; 
auch  silberne  Spangen  mit  den  Bildern  byzantinischer 
Heiligen ; und  diese  Dinge  sind  von  Bedeutung  als 
redende  Zeugnisse  von  lebhaftem  Handel  und  Verkehr 
mit  den  Ländern  im  Westen  und  Osten. 

Flnakt  Museum.  Finska  Fornminne»  fürenin- 
gons  Mäuadsblad,  Jahrgang  1HÖ&. 

3.  8chwindt,Th.:  Die  Vorstellungen  von  Krank- 
heitsursachen bei  den  Naturvölkern. 

Nach  einer  allgemeinen  Rundschau  auf  die  An- 
sichten über  die  Ursachen  von  Krankheiten  Ik.*I  den 
Naturvölkern  schildert  Verfasser  etliche  darauf  bezüg- 
liche Vorstellungen  und  Gebräuche  bei  den  Finnen. 
Epidemien  fahren  in  Gestalt  eines  schwarzen  Hahnes, 
wohl  auch  anderer  Vögel  und  Thier«  über  l*und.  — 
Al«  Mittel  gegen  Kopfschmerz  diente  ein  kleines  In- 
strument von  Holz  von  löffelähnlicher,  vorn  gerade 
abgeschuit teuer  Form  , an  das  drei  Bäreukluiicn  wie 
Zul  ine  befestigt  sind.  Mit  diesem  Instrument  wurde 
der  schmerzend«^  Kopf  leise  gekratzt.  Dies  Mittel 
dürfte  früher  auch  unter  den  höheren  Ständen  An- 
wendung gefunden  haben.  Ref.  sah  in  Schweden  in 
20 


154 


Referate. 


einer  befreundeten  Familie  ein  kleines  Instrument,  be- 
stellend in  einer  kleinen  Hand  von  Elfenbein  mit  einem 
Stiel  von  Ebcnboli.  Ea  itmnnts  mh  Finland,  hisss 
Kli-Oommissarius  und  diente  dazu,  bei  heftigen  Kopf- 
schmerzen die  Kupfhuut  leise  zu  kratzen.  — Durch- 
bohrte Bärenzähnc,  an  einem  Bunde  um  den  Hals  ge- 
trugen,  schützen  vor  dem  bösen  Blick  und  sonstigem 
Zuuber.  — Man  kann  Krankheiten  auf  lebende  und 
leblose  Gegenstände  übertrugen.  Verf.  bringt  die  Ab- 
bildung einer  roh  geschnitzten  kleinen  menschlichen 
Figur  in  einem  Holzkusten.  Auf  eine  solche  Figur 
überträgt  ein  „Kundiger“  die  Krankheit  eines  Menschen 
and  begrübt  sie,  wie  einen  Todten.  Der  Patient  wird 
gesund  und  lebt  vergnüglich  weiter. 

4.  Heikel,  H.  J.:  Ein  Grabfund  aus  der 
Bronzezeit. 

Im  Abo  län  liegen  in  der  Nähe  des  Dorfes  Iatihia 
circa  zehn  grossere  und  kleinere  Steinhügel  (ms),  von 
welchen  Heikel  einen  untersuchte.  Dieser  „ros“  von 
10  m Durchmesser  war  ringsum  zwei  erdfeste  Steine 
aufgeschüttet.  Am  Fusse  des  einen  ('entrumiteines 
befand  sich  an  der  Ostseite  fine  Höhlung,  in  welcher 
drei  Stein  Hinten  über  einander  lagen,  die  an  den  Enden 
durch  zwei  andere  derart  gestützt  wurden,  dass  sie 
einen  stumpfen  Winkel  bildeten.  Unter  diesen  Steinen 
fand  man  verbrannte  Gebeine  und  Kohlen  und  zwischen 
den  Miesen  und  dem  Centrumstein  lag  ein  Bronze- 
messer mit  sogenanntem  ScliifTsornatnent  und  stark 
aligenutzter  verwitterter  Klinge. 

6.  Aspelin,  J.  R.,  widmet  dem  am  12.  März  189«  im 
Alter  von  80  Jahren  verstorbenen,  in 
Finland  allverehrten  Historiker  Zacha- 
rias Topelius  einen  warmen  Nachruf. 

Top  alias  war  mehr  als  Gelehrter.  Er  wirkte 
mit  Erfolg  für  die  Gründung  und  Belebung  gemein- 
nütziger und  wissenschaftlicher  Institute:  er  beschränkte 
seine  Lehrthätigkeit  nicht  auf  akademische  Vorlesun- 

fen,  Finland  verdankt  ihm  ganze  Serien  historischer 
Erzählungen,  durch  welche  die  Bevölkerung  mit  der 
Geschichte  ihrer  Heitnath  vertrauter  wurde  als  durch 
gelehrte  Abhandlungen.  Topelius,  Hu  neberg, 
Catträn  — sie  sind  jetzt  alle  gigangen.  aber  ihr  An- 
denken lebt,  und  Finland  wird  nie  aufhören,  sie  zu 
den  besten  seiner  Söhne  zu  zählen.  Ihre  Namen  sind 
überdies  weit  gen  Süden  über  Europa  gedrungen. 

6.  Appelgren,  Hjalmar:  Barbarische  Nachbil- 
dungen orientalischer  Münzen. 
Veranlassung  zu  dieser  Studie  galten  zunächst 
zwei  Silberfunde,  der  eine  aus  dem  Lun  Tavastchus, 
der  andere  aus  dem  Abo-Dän.  Diese  Nachbildungen 
orientalischer  Münzen,  die  Verfasser  zum  Theil  den 
Wolga- Bulgaren  zuschreibt,  sind  oft  so  vortrefflich 
«macht,  dass  sie  nur  von  Fachmännern  als  solche  er- 
anut  werden.  Leichter  zu  erkennen  sind  die  ein- 
seitig geprägten  Silborbructeateu,  von  denen  Appel- 

?ren  annimmt,  dass  sie  in  Formen  gegossen  seien; 

’unde  von  Gussformeu  für  verschiedene  Scbmuck- 
•achen  stutzen  diese  Ansicht , zumal  auf  Aland  Brac- 
teaten  mit  entstellter  Schrift  gefunden  sind.  Der 
Fund  von  Tojöla  (Tavastehua)  kain  zu  Tage,  als  ein 
Bahnbea tnler  iu  seinem  Hause  eine  Feuerstelle  anlegen 
wollte.  Beim  Aufbrechen  dos  Fußbodens  fand  man 
dicht  unter  demselben  in  der  Erde  den  aus  Schmuck 
und  Münzen  bestehenden  Schatz. 

7.  Heikel,  A.  O.:  Die  sibirischen  Jenisscy-  la- 
sch riften. 

Wir  halten  in  früheren  Jahrgängen  des  Archivs 
für  Anthropologie  ausführlich  über  diese  lange  Zeit 


räthselhaftcn  Inschriftsteino  berichtet.  Der  dänische 
Gelehrte  Thomsen  fand  den  Schlüssel  dazu  in  einem 
aittürki&chen  Alphabet  und  seitdem  haben  diese  Steine 
in  der  Gelehrteuwelt  ein  lebhaftes  Interesse  erweckt. 
Diu  Steine  sichen  am  oberen  Laufe  des  Jeaissey  und 
Orchon.  Die  Uebersctzung  Radio  ff ’s,  in  deutscher 
Sprache  herau«gegeben  unter  dem  Titel:  „Die  alttür- 
kiscben  Inschriften  der  Mongolei  und  die  historische 
Bedeutung  der  ulttürkischcn  Inschriften“,  hat  die  Re- 
sultate weitesten  Kreisen  zugänglich  gemacht.  Nach 
eiuigen  in  den  Inschriften  erwähnten  Begebenheiten 
lässt  sich  das  Alter  derselben  ungefähr  in  die  zweite 
Hälfte  des  7.  Jahrhunderts  n.  Cnr.  bestimmen.  Sie 
preisen  den  Todten,  schildern  seine  Verdienste  und 
Hddentb«tes  und  verherrlichen  MUMB  Nameu  etc. 
Der  Verdienste,  welche  Heikel«  Aspelin,  Sncll- 
inaiiu  und  Appelgren  sich  urn  diese  Inschriftsteinc 
erworben,  haben  wir  früher  gedacht. 

Tikkanen,  J.  J.,  }>ehandelt  drei  armenische 
Miniaturen  und  knüpft  daran  eine  Untersuchung 
verschiedener  Oruamentformen.  z.  B.  eine«  Vogelalpha- 
bets uud  Bpätclaflsischer  Flecht-  und  Bandmuster,  die 
eine  weite  Verbreitung  in  Europa  uud  Asien  erfahren 
haban. 

Varia.  Nachdem  bereits  mehrere  Wohnplätzo  aus 
der  Steinzeit  in  Finland  constatirt  waren,  ist  neuer- 
ding« wieder  «in  solcher  tob  l>r.  Appalfrca  nach- 
gewiesen  durch  Ablagerungen  von  Asche  nebst  Stein- 
geräthen,  Scherben  von  Thongefässen,  Knochen  etc- 

Au«  dem  Jahresberichte  der  Finska  Forn- 
minneaförening  ersieht  man , wie  rührig  die  fin- 
nischen Coli  egen  arbeiten  und  wie  lebhaft  das  allge- 
meine Interesse  au  ihrem  Erfolge  und  dadurch  auch 
die  Hülfe,  die  den  Archäologen  oort  von  allen  Ständen 
zu  Theil  wird.  In  der  Stadt  Satakunta  wurde  im 
Jahre  1888  ein  historisches  Museum  gegründet.  Die 
Sammlungen  (Waffen,  Mobilien,  Kleider,  Kunstgegen- 
h Lände,  Bibliothek)  sind  in  dem  kurzen  Zeiträume  so 
angewachsen,  dass  mau  daran  geht,  ein  eigenes  Ge- 
bäude dafür  zu  crrichtcu.  zu  welchem  Zweck  ein  be- 
deutender Baufoud«  bereit*  vorhanden. 

Die  Sitzungen  der  Gesellschaft  werden  regolmüaiig 
gehalten.  Vorträge,  Berichte  über  die  Thutigkeit  der 
Mitglieder  erstattet,  z.  B.  auch  über  die  topographische 
Aufnahme  der  Denkmäler*  die  dort  «ut  gediehen« 
dass  wir  nicht  ohne  Beschämung  uns  gestehen,  wie 
weit  wir  — freilich  aus  mangelnder  Arbeitskraft  und 
Geldmitteln  — in  dieser  Hinsicht  zurnckstelien.  — 
Der  literarisebe  und  briefliche  Verkehr  mit  allen  Län- 
den» Europa«  und  darüber  hinaus  i-t  erstaunlich. 

Suomen  Museo  (die  Aufgabe  in.  finuitcher 
Sprache)  enthält  historische  Berichte;  die  Geschichte 
des  Viborger  Museums;  Tikkanen  über  die  Sagen 
vom  Kiuhorn;  Mythische  Bedeutung  der  Ptfnnzcu- 
mimen;  Volksraelodien;  äilhnuettenachneidcr;  Jahres- 
bericht u.  s.  w.  Jahrgang  1899. 

8,  Hackmann,  A.:  Ei  n beachten  «wert  her  Bronze- 
alterfuud. 

Im  Jahre  le>97  erschien  im  Museum  zu  Borg*  ein 
finnisch  redender  Bauer  mit  einem  Hohlcelt  von  Bronze 
(oder  Kupfer?).  Iu  Abwesenheit  des  Aufsehers  nahm 
die  Frau  desselben  ihn  iu  Empfang,  worauf  der  Bauer 
fortging  mit  dem  Bemerk»-n,  er  werde  wiederkommen, 
um  etwaige  Zahlung  zu  hole«  Kr  i»t  seitdem  nioht 
wieder«  rach  jenen  und  auch  nicht  aufzufinden  gewesen, 
we&hulb  alle  Angaben,  wo  uud  wie  das  Object  ge- 
funden, noch  fehlen.  Der  Fund  ist  von  Interesse; 


Digitized  by  Google 


Referate. 


156 


ein  Hohlcelt  mit  siiitzovaler  OefTuung,  ohne  Oehr, 
etwas  zusummengcklcruint , au  den  Breitseiten  mit 
unregelmässigen  Llofftrippen  — kurz  von  uralisehem 
Typus.  Ist  dieser  Ccdt  wirklich  in  Fiuland  gefunden? 
fragt  Verfasser,  alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür. 
Hatte  der  Bauer  ihn  von  einem  russischen  Händler 
erworben,  würde  er  uicht  ohne  Geld  fortgegangen  sein. 
Kami  er  ihn  auf  seinem  Acker,  wird  er  über  den 
Werth  des  unscheinbaren  Objecte«  im  Zweifel  gewesen 
sein.  Erzeugnisse  der  uralischcn  Brunzealtercultur 
sind  wiederholt  in  Finland  gefunden.  Vcrf.  citirt 
deren  mehrere.  Auch  in  Norasch wedeu  (Lvckscle  in 
övterbf  ttten)  ist  ein  Hohloelt  iles  fraglichen  Typus  ge- 
funden. Gusaformen  zeugen  davon.  tlasB  im  nördlichen 
Fiuland  Bronze  gegossen  ist,  aber  nicht  zugleich 
auch  von  einer  dortigen  Broazccultur.  Im  GcgcnthaU 
spricht  Alles  dafür,  dass  die  dortige  Bevölkerung  sich 
noch  spät  mit  Gerüthschaften  von  Stein , Holz  und 
Knochen  begnügt  hat,  bis  sie  dieselben  gegen  solche 
von  Eisen  n«u»  tausch  te,  Auch  «lio  Funde  vkaudina- 

vi»clier  und  westeuropäischer  Bronzen  sind  in  Finland 
(dem  südlichen  Öaterbotten  und  den  südwestlichen  und 
südlichen  Districten)  nicht  eben  zahlreich. 

9.  Hackmann : Ein  neuer  Bronzealterfund  im 
eigentlichen  Finland. 

Vor  zehn  Jahren  fand  ein  Mann  beim  Abräumen 
von  Bauschutt  einer  alten  Schmiede  ca.  30cm  tief  in 
der  Erde  einen  kleinen  Hohloelt  von  Bronze,  der  durch 
Vermittelung  des  dortigen  Küsters  in  «len  Besitz  des 
Museums  zu  Ilelsingfors  gelangte.  Der  Colt  ist  0,5  etn 


lang  mit  breit  ovaler  Ueffnung,  leicht  geschweifter 
Schneide  und  grüner  Patina.  Die  Gussnähte  inwendig. 
Ornamente  nicht  vorhanden.  Der  Form  nach  setzt 
Verfasser  ihn  in  die  4.  «»der  5.  Periode  (nach  Mon- 
telius)  um  1060  bis  050  v.Chr.  Der  Fundort  ist  von 
lutercsBü.  Bronze  von  skandinavischen  und  westeur«»- 
imjjücheu  Typen  wurden  iu  Fiuland  an  drei  Oertlich- 
keiten  gefunden.  Die  uördliclie  Gruppe  am  unteren 
Lauf  der  Kyroelf;  die  mittlere  zwischen  Björneberg. 
Kaum«»  und  Kümo;  «lie  südwestliche  zwischen  Ab«>  und 
Ilelsingfors.  Zwischen  diesen  liegen  weite  Länder- 
strecken, wo  bis  jetzt  keine  Bronzeartefacte  gefunden 
sind.  Verf.  macht  indessen  darauf  aufmerksam,  dass 
unter  den  Steinhügelu  (rö«),  die  zu  Hunderten  längs 
der  Küste  liegeti,  manche  Brtmasaachen  in  sich  bergen 
können.  Dass  aber  die  Fundstellen,  wo  bis  jetzt  solche 
zu  Tag«?  gekommen  sind,  als  die  ältesten  Sie«le langen 
zu  bemoatm  sind,  dürfte  kaum  zu  bmdkb  sein. — 
Dar  Ort,  wo  der  hier  in  Hede  stehende  Hohlcelt  ge- 
funden wurde,  liegt  nördlich  der  Aura -Au,  also  im 
nördlichen  Tlieile  des  eigentlichen  Finlaml.  Bisher 
waren  nur  um  südlichen  Ufer  der  Au  Bronzefuude 
gehoben.  Auch  die  ältesten  KiscnaHerfunde  stammen 
aus  den  nördlichen  Districten  des  eigentlichen  Fin- 
land, was  aul  ältest«  Ansiedelungen  hindeutet. 

Im  Buomen  Museo  für  HW  findet  man  die  Ab- 
bildung eines  merkwürdigen  Panzers,  der  aus  Bein- 

(datten  zusammengesetzt  ui  und  im  Museum  zu  Vilwrg 
»e wahrt  wird.  Ferner  einen  Fund  aus  dem  alteren 
Kiseualter,  vom  Deltalaad  der  Kyroelf. 


Digitized  by  Google 


ARCHIV 

FÜR 


ANTHROPOLOGIE 

ZEITSCHRIFT 

FOB 

NATURGESCHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN 

Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 


Begründet  von 

A.  Eoker  and  L.  Lindensohmit 

t , 

Unter  Mitwirkung  von 

A.  Bastian  in  Berlin,  W.  Hia  in  Leipzig,  H.  v.  Höldor  in  Stuttgart,  J.  Kollmann  in  Basel, 

J.  Mestor  t in  Kiel,  E.  Schmidt  in  Leipzig,  G.  A.  Schwalbe  in  Strassbarg,  I«.  St  io  da  in 
Königsberg,  E.  Virchow  in  Berlin,  A.  Voss  in  Berlin  nnd  W.  Waldeyer  in  Berlin 


hersnsgegeben  nnd  rodigirt 
tod 

Johannes  Ranke  in  Manchen 


Siebcnnndzwanzigster  Band 
Zweites  Vierteljahrsheft 

(Anegegeben  Jnni  1901) 

Mit  zahlreichen  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen 


BRAUNSCHW  BIG 

DRUCK  UND  VEILLAO  VON  FRIEDRICH  VIHWEG  UND  SOHN 

1901 


INHALT  DES  ZWEITEN  HEFTES. 


I.  Abhandlungen.  Kleinere  Mittheilungen. 

V.  Keltische  HüßelgT&bcr  im  Scheithau  bei  Mergelstetten,  Oberamt  Heiden  heim.  Yon  A.  Hedinger. 

Mit  20  Abbildungen 157 

VI.  Die  Kelten.  Von  A.  Hedinger . # . 169 

VII.  Eine  SchulkinderunUrsuchung  zum  Zweck  der  Rassenbestimmung  naoh  Farbeucomplexion  und 

primären  Körpcrmerkmalcn.  Von  Alfred  Schl iz 191 

VIII.  Ueber  die  Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  Ein  Beitrag 

zur  Rassenlehre  (I).  Von  Anton  Ny  ström.  Mit  elf  Abbildungen 211 

IX.  Bericht  über  einen  Fötus  von  Gorilla  savagei.  Von  W.  L.  II.  Duckworth.  Mit  fünf  Ab- 
bildungen   263 

X.  Alterthümliche  Speisen-  und  Gctränkebercitung  bei  den  Serben.  Von  Sima  Trojanovic. 

Mit  acht  Abbildungen . . 239 

XL  Die  Körpergrösse  chinesischer  Frauen.  Von  B.  Hagen 265 

II.  Referate. 

I.  Zeitschriften-  und  Büch  erschau. 

Ans  der  deutschen  Literatur: 

Bastian,  A.:  Die  wechselnden  Phasen  im  geschichtlichen  Schkrcis.  Von  Th.  Achelie  . . 267 
Bastian,  A.:  Culturhistorisuhe  Studien  unter  Rückbeziehung  auf  den  Buddhismus,  I.  Von 

Th.  Achelis  268 

Bastian,  A.:  Die  humanistischen  Studien  in  ihrer  Behandlungsweiso  nach  coinparaliv- 

genetisoher  Methode  auf  naturwissenschaftlicher  Unterlage.  Von  Th.  Achelis  . . . 268 
Bastian,  A.:  Die  Probleme  humanistischer  Fragestellungen  und  deren  Beantwort ungsweisen 

unter  den  Zeichen  der  Zeit.  Von  Tb.  Achelis 269 

Dritte  asiatische  Forschungsreise  des  Grafen  Eugen  Zichy.  Band  I:  Herkunft  der 
magyarischen  Fischerei  von  Dr.  Johann  Jankö.  Mit  einem  vorläufigen  Bericht  des 
Grafen  Eugen  Ziohy.  — Recension  des  Werkes,  von  Otto  Herraan.  — Antwort 
an  Herrn  Otto  llerman , von  l>r.  Joh.  Jankö  und  Anhang:  Antwort  Dr.  Wilibald 
Semayers  auf  die  Bemerkungen  Herrn  Otto  Herman's  zur  Uebersetzang  desselben 
Werkes  — Nachtrag  zur  Recension  des  Werkes,  von  Otto  Herma  u.  Von  F.  Birk  ne  r.  270 
Schräder,  O.t  Reallexikon  der  indogermanischen  Alterthumskunde.  I.  Halbband.  Von 

F.  Birkner 272 

Wissenschaftliche  Mittbeilungen  aus  Bosnien  und  der  Heroegovina.  Heraasgegeben  vom 
Bosnisch -hercegovinLscben  Landesmuseum  in  Sarajevo.  Redigirt  von  Dr.  Moritz 

Hoernes.  VL  Band.  Von  F.  Birkner 272 

Daraus  besonders  besprochen: 

Fiala,  Franz:  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf 

dem  Glasinac  im  Jahre  1896  272 

Fiala,  Franz:  Die  Krgebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  in 

Südostbosnien  (anschliessend  an  den  Glasinac)  im  Jahre  1697  . . 273 

Fiala,  Franz:  Das  Flachgräberfeld  und  die  prähistorische  Ansiedelung  in  Sanskimost  273 
Fiala,  Franz:  Bericht  über  die  Ausgrabungen  am  Debelo  brdo  bei  Sarajevo  im 

Jabre  1895  273 

Fiala,  Franz:  Prähistorische  Bronzen  aus  Bosnien  und  Heroegovina 273 

Fiala,  Franz:  Griechische  Bronzehelme  aus  Bosnien  und  Hercegovina 273 

Patsch,  Carl:  Archäologisch -epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der 

römischen  Provinz  Dalmatien,  ul.  Theil 273 

Fiala,  Franz:  Archäologische  Misccllen 273 

Dragicevic,  Thomas:  Neolithische  Fundstätte  auf  den  „Kraljevine“  bei  Novi- 

Seher 274 

Grimmer,  Johann:  Fossile  Säugethierreste  aus  der  Save 274 

Lorenz-Liburnau,  Ludwig  von:  Die  Wildziegen  der  griechischen  insein  und 
ihre  Beziehungen  zu  anderen  Ziegenformen 274 


Digitized  by  Google 


Seite 


Archiv  für  Religionswissenschaft,  herausgegeben  von  Prof.  I>r.  Th.  Acheli».  III.  Band. 

Von  F.  Birkner 

Weinzierl,  Robert  Ritter  von:  Da«  La  Tene-Grmbfeld  von  Langngest  bei  Bilin  in  Böh- 
men. Von  F.  Birkner 

Beltz,  Robert:  Die  «teinzeitlichen  Fundstellen  iu  Mecklenburg.  Mit  Anhang:  Geinitz 
und  Lettow:  Fundstätte  von  Feuersteiugenithcn  bei  Ostseebad  Wustrow  a.  d.  Fisch- 

land.  Von  F.  Birkner 

Büttner,  Oskar,  und  Müller,  Kurt:  Technik  und  Verwerthung der  Röntgen’achen  Strahlen 

im  Dienste  der  ärztlichen  Praxis  und  Wissenschaft.  Von  F.  Birkner . 

Jahrbuch  für  Photographie  und  Reproductionatecbnik  für  das  Jahr  1900,  herausgegeben 

von  Hofrath  Dr.  Josef  Maria  Eder.  XIV.  Jahrgang.  Von  F.  Birkner 

Ecker’»  und  Wiedertheim's  Anatomie  des  Frosche»,  auf  Grund  eigener  Untersuchung 
durchaus  neu  bearbeitet  von  Dr.  Ernst  Gau pn.  I.  u.  II.  Abtheitong.  Von  F.  Birkner 
Kollmann,  Paul:  Dir  Nordwesten  unserer  os taf ri kan i sehen  Colon ie.  Von  F.  Birkner  . 

Sinnett,  A.  P.:  Die  esoterische  lieh  re  oder  Geheiinbuddhismiis.  Von  F.  Birkner 

Breitenstein,  H.:  Einundzwanzig  Jahre  in  Indien.  I.  Theil:  Borneo.  Von  F.  Birkner. 
ilabcrer:  lieber  die  .Normo  occipitalis“  bei  Mensch  und  Affe.  inaug.-Dissirt.  Von 

F.  Birkner 

Brunner,  Karl:  Die  steinzeitliohe  Keramik  in  der  Mark  Brandenburg.  Inaug.  - Dissert. 

Von  F.  Birkner 

Waruschkin,  Alexander:  Ueber  die  Profilirung  des  GesichtBBchädel».  Horizontale 

Messungen  am  Gesichtsschadel.  Inaug.-Dissert.  Von  F.  Birkner 

Zeillcr,  Joseph:  Beiträge  zur  Anthropologie  der  Augenhöhle.  Inaug. -Dissertation  Von 

F.  Birkner 

Bumüiler,  Johannes:  Das  menschliche  Femur  nebst  Beiträgen  zur  Kenntnis«  der  Affen- 

femora.  Inaug.-Dissert  Von  F.  Birkner  . . . . 

Aigner,  P.  D.:  Ueber  die  os*a  parietalia  des  Menschen.  Ein  Beitrag  zur  vergleichenden 

Anthropologie.  Inaug.- Di  wert.  Von  F.  Birkner 

Woermanti,  Karl:  Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Völker.  I.  Band:  Die  Kunst 

dir  vor-  und  ausserchristliohen  Völker.  Von  F.  Birkner 

Archiv  für  Kriminal* Anthropologie  und  Kriminalistik.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Hans 

Gross.  VI.  Baad.  Von  F.  Birkner 

Sundstral,  Franz:  Aus  dein  Lande  der  Karaiben.  Culturhistorische  Fragmente.  Von 

F.  Birknor 

Garn  er,  R.  1*.:  Die  Sprache  der  Affen.  A.  d.  Engl,  übers,  u.  herausgegeben  von  Prof.  Dr. 

William  Mars  hall.  Von  F.  Birkner 

Heikel,  H.  J.:  Die  Brandgräber  von  Pniväniemi,  Säijoki  und  Kirtnukarmu  iu  Satakunta. 

(Analuta  archäologica  Fennica  IV.)  Von  F.  Birkner 

Blasius,  Wilhelm:  Die  anthropologische  Literatur  Braun  sch  weigs  und  der  Nach  bargehiete 

mit  Einschluss  des  ganzen  Harze*.  Von  K.  Birkner 

Hultkrunz,  J.  Wilh.:  Zur  Osteologie  der  Ona-  und  Yahgan- Indianer  des  Feuerlandet. 
(Aus  Wiitentch.  Ergehn,  der  sidiwed.  Exped.  nach  den  Slagellausläuderu  1895  bis  1897 

unt  Leitg.  v.  Otto  Nordenskjöld.  Bd.  I.)  Von  F.  Birkner 

Kaestner,  Sander:  Embryologische  Forsch uugsmethodeu.  Von  F.  Birkner 

Much,  Rudolf:  Deutsche  Stamineskundc.  Von  F.  Birkner  


274 

274 

274 
276 

275 

275 

275 

275 

275 

276 

277 

277 

278 

278 

279 

280 
281 
281 
261 
261 
281 

282 

283 

283 


II.  Verhandlungen  gelehrter  Gesellschaften  und  Versammlungen, 


Der  XL  Rassische  archäologische  Congress  in  Kiew  1899.  Von  L.  Stic» da 284 

Einleitung . . 284 

Ucbcrricht  der  Sectionen  (Abheilungen) 284 

Bericht  über  die  Sitzungen 284 

I.  Abth.:  Vorgeschichtliche  Alterthümer 284 

1.  Hörmann,  Dr.  Konstantin:  (Jeber  altrömische  Grabdenkmäler  . . 284 

2.  Truchelka,  I>r.  K.:  DooutnenU  prähiatoriques  de  Bosnie  et  de  Herzegovine 284 

3.  Antonowitsch,  Prof.  W.  B.:  Ueber  die  Kurgatiaufdeckungen  in  Westwolhynien  . . . 284 

4.  Heger,  Dr.  Franz:  Ueber  einige  fremdartige  Formen  in  der  prähistorischen  Cultur  des 

Kaukasus  - 265 

5.  Ssisuw,  W.  J.:  Lange  Kurgane  im  Gouvernement  Smolensk 285 

6.  Antonowitsch,  Prüf.  W.  B.:  Ueber  die  Steinzeit  im  Gouvernement  Wolhynien  . . . 286 

7.  Brandenburg,  N.  E-.  Die  Aborigenen  des  Gebietes  von  Kiew 2ÖÖ 

8.  Kadlez,  Dr.  K.:  Ueber  die  Noth wendigkeit  einer  russischen  Veröffentlichung  der  bei 

den  byzantinischen  Schriftstellern  vorkommenden  Nachrichten  266 

9.  Miljukow,  P.  N.:  Ueber  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  u.  s.  w.  im  Herbst  1899 

bei  der  Ortschaft  Patel  am  See  Ostrowo  in  Macedonien  286 

10.  Pogodin,  L.:  Ueber  die  Beziehungen  der  indo- europäischen  VolksBtümme  zu  den 

Finnen 287 

11.  Gorodzow,  W.  A.:  Die  Xothwendigkeit  einer  Bearbeitung  der  Nomeuclatur  uud  Sy*te- 

matisirung  der  vorgeschichtlichen  Keramik 287 


Digitizedby  Google 


Seile 


12.  Ewarnitzky,  D.  J.:  Heber  die  Ausgrabungen  in  den  Kreisen  von  Cherson  und  Alexan- 

drowo  (Gouvernement  Cherson) ^ 287 

13.  Shitynskj,  L.  K.:  I)ie  Reste  der  Steinzeit  im  Bassin  de*  FIqmm  Styx  288 

14.  Garatschenko,  S.  S.:  Die  Aufdeckung  der  Kurgane  bei  Miropol  im  Bassin  des  Flusse« 

SlutscUa . . 388 

15.  Kulakowski,  Prof.  J.  A.:  lieber  die  gefärbten  Knochen  . . . 288 

16.  Tscberepnin,  A.  J.:  Ueber  die  Aufdeckungen  vou  Kurganen  im  Gouvernement  Rjitsan 

während  der  letzten  drei  Jahre * 288 

17.  Melnik,  Frau  E.  N.:  Die  Aufdeckungen  von  Kurganen  in  den  Kreisen  Rowno,  Luzk 

und  Dubno  (Gouvernement  Wolhynien)  . 288 

18.  Pokrowskj,  A.  M.:  Heber  die  Typen  der  Schädel , die  in  den  Kurganen  Wolhynien» 

gefunden  sind 280 

10.  Beiasche wskj,  N.  K.:  Die  Ergebnisse  einer  archäologischen  Kxcursion  zum  westlichen 

Bug .289 

20.  Armaechewsky,  Prof.  P.  J.:  Heber  ein  Standlager  (alte  Ansiedelung)  au«  paläoli- 

thischer  Zeit  an  der  Kirillowstrasse  zu  Kiew 280 

21.  Pokrowsky,  A.  M.  und  Chwoiko,  V.  V.;  Heber  Ausgrabungen  im  Kreise  Kiew  . . 290 

22.  Wesselowski,  Prof.  N.  J.:  Heber  gleichzeitig  gefundene  Steinwerkzeuge  u.  a.  w.  aus 

der  römischen  Zeit * 290 

23.  I.iiajew,  Prof.  M.  J.:  Heber  Kurganaufdeck ungen  bei  der  Stadt  Keshiu  .......  290 

24.  Pulasky,  F.:  Archäologische  Funde  im  Gouvernement  Podolien . 290 

25.  Knauer,  Prof.  Th.  J.:  Heber  Ausgrabungen  im  Kreise  Akk»  rman.  Gouv.  Bessarabien  291 

26.  Pokrowsky,  A.  M.:  Heber  die  sogenannten  Nomadenschädel  der  Kurgane  ......  292 

II.  Abth.:  Historisch* geographische  und  ethnographische  Alterthiimcr 202 

27.  SchtBcherbina,  W.  J.;  Die  Starosteien  der  Ukraine  uach  deu  Reiseberichten  de* 

18.  Jahrhunderts 292 

28.  Troizky,  P.  J.:  Die  alte  Stadt  Lopassnja  und  ihre  Lage 292 

20.  Bunin.  A.  J. : Wo  lagen  die  Städte  Lipezk  und  Wargul  u.  s.  w.  . . 292 

30.  Dasohkewitsch . Prof.  N.  F.;  Einige  Vermuthungen  über  den  Anfang  des  südrussi- 

schen Kosakeuthums 888 

31.  Ewarnizky,  D.  J. : Zur  Frage  nach  der  Zahl  u.  s.  w.  de*  Saporoger  Setschen  auf 

Grund  neuer  archivalischer  Forschungen  292 

32.  Laskoronsky,  W.  G.;  Heber  die  Gorodiscbt sehen  u.  s w.  im  Bassin  des  Flusses  Ssula  292 

33.  Schtscherbina,  W.  J.:  Heber  die  letzten  Reste  des  Kosakenthums  in  der  rechtsufrigen 

Ukraine  (d.  h.  im  Gebiete  westlich  vom  Dijjepr) ,293 

34.  .1  Aschtschurah  inskj , Ch.  I*.:  Heber  Erntegebräuche  und  Erntegesänge  ......  293 

36.  Polowzew,  A.  W.:  Uebor  kleinrussische  Konaken  in  französischen  Diensten  1646  . . 293 

36.  Nikolaitschik  , D.:  Heber  den  Anfang  und  die  Zunahme  der  Colonisation  der  linken 

Dnjeprufergegend  durch  die  Fürsten  Wisch newetzkj  - 293 

37.  Ssezinskj,  £.:  Einige  Erläuterungen  zur  archäologischen  Karte  des  Gouvernements 

Podolien  u.  s.  293 

38.  Buuin,  A.  J.:  Wo  befand  sich  das  in  der  Chronik  vou  1268  geuannte  Thor?  ....  293 

39.  Ljaskoronskj.  W.  G.:  Die  Funde  römischer  Münzen  im  Bassin  des  mittleren  Dnjepr  293 

40.  Kopf,  A.  A.:  Ueber  Alterthümer  des  Kreises  tabedin  im  Gouv.  Charkow' 294 

41.  Matwejew,  A.  A.:  Die  Topographie  der  Schlacht  bei  Berestetscliko  (1651)  .....  294 

42.  Baewerny,  N.  E.:  Ueber  dm  geographischen  Namen  im  Gebiete  von  Tula,  als  Material 

zur  Naturgeschichte  u.  s.  w.  des  Gebietes 294 

43.  Kordt,  Universitätsbibliothekar  W.  A.:  Bericht  über  die  kartographische  Ausstellung 

in  der  Bibliothek  der  Universität 294 

44.  Knauer,  Prof.  Th.  J.:  Ueber  den  Ursprung  der  Benennung  „Russw 294 

45.  Golubowsky,  Prof.  P.  W.  und  Kiwlizkv,  E.  A:  Ueber  die  Herstellung  einer  Karte 

des  Gouv.  Tachernigow  bis  zum  XVI.  Jaur hundert 291 

46.  Anton o witsch,  Prof.  W.  B.:  Ueber  die  Lage  der  in  den  Chroniken  erwähnten  Orte 

Schurtnsk  und  Peressopniza 204 

47.  Sikorsky,  Prof,  J.  A. : Ueber  den  Nachweis  der  Hassenvcrmischung  in  einer  Bevölke- 

rung   294 

48.  Bagalej.  Prof.  D.  J.:  Ueber  einige  der  zweiten  Abtheilung  des  Congresses  übergebene 

Abhandlungen  294 

III.  Abth.:  Kunst -Alterthümer  (vereinigt  mit  der  X.  Abth.:  Numismatik  und  Sphragistik)  . 294 

40.  Jstnmin,  M.  P.:  Die  Fresken  des  XVII.  bis  X VIII.  Jahrhunderts  in  den  Kirchen  und 

Capdleu  des  südwestlichen  Russland» 294 

50.  Tscnetyrkin,  J.  D.:  Ueber  einige  alte  Gegenstände,  die  aus  dem  südlichen  Russland 

(Gouvernement  Tschernigow  und  Kiew)  nach  Kaluga  gekommeu  sind 294 

51.  Stern,  Prof.  E.  R.  ▼.:  Heber  die  Bedeutung  der  keramischen  Funde  für  die  Cultur- 

geschieht«  der  Schwarzen  Meer -Colonisation 294 

52.  Ssusslow,  W.  W.:  Die  Periode  des  Verfalles  der  alt -russischen  Architektur  ara  Ende 

de*  XVII.  ond  zu  Beginn  des  XVI 11.  Jahrhunderts 295 

53.  Köper,  Dr.  F,:  Polnische  Kunstdenkmäler  in  Russischen  Museen 295 

54.  Xikolajew,  W.  N.:  Die  Innenwände  der  grossen  Kirche  der  Kicw-Petscherskischen 

Lawni  nach  Eutfernung  der  Stuccatur 296 


Digitized  by  Google 


Seil* 


IV.  Abth.:  Häusliches  und  öffentliches  Leben . 296 

56.  Deratscbenko,  G.  W.:  Was  ist  unter  Ljudi  pritomnije  (poln.  ludzie  pzytomni)  zu  ver- 
stehen?  295 

56.  Golubowski.  1*.  W.:  Bis  zu  welcher  Zeit  kann  man  in  Südrussland  das  Verfahren, 

»ich  beim  Kampf  durch  eine  Wagenburg  (Ru«.  Tabor)  zu  schützen,  verfolgen  ? . . . 295 

57.  Jassinsky,  Prof.  A,  N.:  Ueber  die  mittelalterliche  Agrarordnung  Böhmens 295 

58.  Tscherepnin,  A M.;  Dlbtf  die  Kiewschen  Griwncn 295 

69.  Wittyg  (Wittich?),  W.  M.,  in  polnischer  .Sprache:  Ueber  die  ursprüngliche  polnische 

Griwna  und  ihre  besondere  Theilung  296 

66.  Bogojawlewskj,  8.  K.:  Ueber  das  Gesetzbuch  des  Zaren  Fedor  IwaoowtUch  ....  296 

61.  Jassinsky,  Prof.  A.  P.:  Zur  Fragt*  nach  dem  Ursprung  der  mittelalterlichen  Urbarien  296 

62.  Hodakowa,  E.  P.:  Das  wirtschaftliche  L«*lnjn  der  klein  russischen  Gesellschaft  des 

XVIII.  Jahrhunderts  nach  den  damaligen  Revisionsbücbern 296 

63.  Müller,  D.  P.:  Ueber  die  Pikeniere  (Lanzenreiter)  de»  XVII.  Jahrhunderts 296 

64.  Lewitzky,  0.  J.:  Die  gebräuchliche  Form  der  Eheschüessnng  im  südwestlichen  Russ- 

land während  des  XVL  und  XVII.  Jahrhunderts  296 

V.  Abth.:  Kirchliche  Alterthümer 297 

65.  Schtscheokin.  W.  N. : Ueber  eiue  Zeichnung  in  der  Nowgoroder  Malerschale  . . . 297 

66.  Trozkj,  N.  J.:  Ihm  Wappen  der  Stadt  Kiew  und  der  Erzengel  Michael  u.  s.  w.  ...  297 

67.  Tschetyrkin,  J.  D.:  Leber  die  Kreuze  der  Altgläubigen  iu  Kaluga 297 

68.  Ssusslow,  W.  W.:  Wiederherstellung  der  ursprünglichen  Form  der  Sophieukathedrale 

in  Nowgorod 297 

69.  Dolgow.  8.  0.:  Die  Legende  vom  Bilde  UotteB  des  Vaters  u s.  w 297 

70.  Titow,  Prof.  Th,  J.:  Was  stand  in  alter  Zeit  an  der  Stelle  der  heutigen  Andreaskirche? 

71.  Titow,  Prof.  Th.  J.:  Ueber  die  sogenannten  ausländischen  Klöster  der  Kiewscheu 

Kparchie 297 

•m  o : l. : . r i . n: . zi. i n t- - n i_i* aa- 


K.  nnt'tiuBKj,  t i IIDII-I  «...  *> . . viv  auf>io  niltUR  i uuimriis  ............... 

73.  Istnmin,  M.  P.:  Die  hauptsächlichsten  Grundzüge  der  Ikonographie  in  Wolhynien 

während  des  XVI.  bis  XVIII.  Jahrhunderts 297 

74.  Golubzow,  Prof.  A.  P.:  Ueber  ein  alles  Mutler-Gottesbild  und  über  die  alte  geistliche 

Akademie  in  Kiew 297 

75.  Swerew,  S.  E.:  Ueber  die  bildliche  Darstellung  des  heiligen  Mitrofan  in  Woronesch  297 

76.  Georgiewskj,  W.  P.:  Ueber  die  Alterthümer  der  Stadt  Susdat  . 297 

77.  Pochwalinskj,  E.  K.:  Ueber  alt  russische , am  Körper  getragene  Krenzehen  und 

Heiligenbilder 297 

78.  Uspenskj.  M.  J.:  Ueber  die  Schule  der  russischen  Heiligcubildcrmalerei 297 

79.  Georgiewskj,  W.  T.:  Zur  Frage  nach  der  Methode  des  Studiums  der  russischen 

Heiligenbildermalerei 297 

80.  Fotinskj,  0.  A.:  Ueber  die  KreuzbrüderBchaft  und  andere  Verbrüderungen 297 

81.  Korolkow,  Prof,  und  Priester  J.  X.:  Ueber  die  Darstellungen  der  hellenhrhen  Weisen 

und  Sibyllen  in  russischen  rechtgläubigen  Tempeln  297 

VI.  Abth.:  Denkmäler  der  Schrift  nnd  Sprache 297 

82.  Schtschepkin,  W.  N.:  Ueber  die  Theilung  der  altslavischen  und  bolgarischen  Sprache 

in  Dialekte  297 

83.  Rajewski,  A.  S.:  Ueber  ein  Gebetbuch  in  der  Bibliothek  des  erzpriestcrlichen  Hauses 

in  Jtroftlaw  atm  dem  XIII.  Jahrhundert 297 

84.  Kamaniu,  J.  M.:  Die  Hauptmomente  in  der  Geschichte  der  Entwickelung  der  süd- 

russischen Schrift  während  des  XV.  bis  XVIII.  Jahrhunderts 297 

85.  Sobolewsky,  Prof.  A.  J.:  Die  alten  kirchenslavischeii  Dichtungen  und  ihre  Bedeutung 

für  die  Geschichte  uud  Sprache  . 297 

86.  DaBchkc witsch,  Prof.  N.  P.:  Einige  Betrachtungen  über  »len  sagenhaften  Uja  Muro- 

metz  u.  s.  * 298 

87.  Ab ramo witsch,  Prof.  D.  J.:  Ueber  den  Umfang  und  Charakter  der  literarischen 

Thätigkeit  des  Chronisten  Nestor . 298 

88.  Wolkow,  Prof.  N.  W.:  Ueber  die  ältesten  kirchensluvischen  Notenbücber 298 

89.  Wladimirow,  Prof.  P.  W.:  Ueber  den  Zusammenhang  der  apokryphischen  Ikono- 

graphie u.  f.  298 

90.  Speranskj,  Prof.  M.  N.:  Slavisoh-russische  Uebersetz  urigen 298 

91.  Lawrow,  P.  A.:  Die  slavonische  Uebersetzung  der  Sonara  u.  s.  w 298 

VII.  Abth.:  Byzantinische,  elastische  und  westeuropäische  Alterthümer 298 

92.  Busesskul,  Prof.  W.  P.:  Ueber  die  Erfolge  u.  s.  w.  auf  dem  Gebiete  der  griechischen 

Geschichte . 298 

93.  Farmakowski,  B.  W.:  Die  neuesten  wissenschaftlichen  Unternehmungen  des  (russi- 

schen) archäologischen  Instituts  in  Konstautinopel  298 

94.  Hör  mann,  Dr.  K.:  Ueber  das  römische  Castrum  in  Magorellu  298 

95.  Farmakowskj,  G.  W.:  Ueber  eine  byzantinische  Handschrift  mit  Miniaturen  ....  21  >8 

96.  Vocht,  W.  R.:  Ueber  die  astrologischen  Thataachen  der  Geburt  des  Cäsar,  des  Agrip- 

pinus  und  des  Tiberius 298 

97.  Kulakowski,  Prof.  J.  A.:  Zur  Geschichte  des  Bosporus  (Kertsch)  während  des  XI. 

bis  XU1.  Jahrhuudera  296 


\ 


l 


Digitized  by  Google 


Seit« 

288 

238 

298 

299 

SM 

3(!0 

301 


301 
301 
301 

106.  Wessel owslci,  N.  J.:  ('etter  die  letzte  Zerstörung  der  Stadt  Samarkand 

X.  Abth.:  Numismatik  uud  Sphragistik,  siehe  III.  Abth 

XI.  Abth.:  Archäographische  Denkmäler 

107.  Zwetajew,  Prof.:  lieber  die  Warschauer  Archive 

108.  Lwow,  A.  N.:  Die  russischen  Gesetzesbestimmungen  in  Betreff  der  Archive 

109.  Rajewskj,  A.  S. : Bericht  über  die  Kalatschew-Cornmission  des  Jahres  1873  in  Betreff 

der  Einrichtung  von  Archiven  . . __ 

110.  Bagalej,  Prof.  D.  J.:  Ueber  historisch©  Materialien  als  Quellen  der  Archäologie  . . . 

111.  Worono w,  A.  P.:  Die  Archive*  departementale»  in  Frankreich 

112.  Kamanin,  J.  M.:  (Jeher  die  sachverständige  Untersuchung  gefälschter  Documente  . . 

113.  Schipo  witsch.  Priester  J.  E.:  Die  Chronik  des  Kapuzinerklottcr»  in  Winniza  der  Jahre 

1744  bis  1882 

114.  Schmelew,  G.  N.:  Theorie  and  Praxi*  der  Archiv  Verzeichnisse  

115.  Sawelow,  L.  M.:  Leber  das  Archiv  der  Versammlungen  der  Adelsdcputirten  .... 

1 IG.  Samokwasvow,  Prof.  D.  J.:  Ueber  die  Ccntralisation  der  Ueichsarchive  in  West- 
europa U.  S.  W.  ' 

117.  Lewis kj,  0.  J.:  Uel)«r  dae  Schicksal  der  Acten,  die  sich  auf  die  Grenzen  des  südwest- 

lichen Gebietes  von  Klein-RuRstand  beziehen  

118.  Schmurlo,  E.  F. : Ueber  die  Einrichtung  einer  russischen  archäograpbischen  Com- 

missiun  beim  vaticauischeu  Museum 

119.  Kamanin,  J.  M.:  Ueber  die  Archive  in  Wolhynien  und  Podolien . 

120.  Bagalej,  Prof.  D.  J.:  ( eher  die  Notbwendigkeit  der  Einrichtung  eine*  Centralarchivs 


in  Charkow 302 

121.  Laschkarew,  P.  A.:  Die  kirchlichen  Alterthütner  der  Stadt  Tschernigow 302 

Allgemeine  Sitzungen * 302 

122.  Downar-Sapolskj , M.  W.:  Uebersieht  der  Thätigkeit  der  Gouvernements- Archivs- 

cotumission  während  der  letzten  drei  Jahre . 302 

123.  Wittyg,  W.  M.:  Ueber  die  Xothzustünde  der  Archäologie  im  Zarthum  Polen  ....  302 

124.  Bolssunowskj,  W.:  Ueber  kleiue  Bleiplättchen  mit  bestimmten  Zeichen 302 

125.  Markowitsch,  Prof.  A.  J.:  Ueber  die  Conservirnng  alter  Denkmäler 302 

126.  Uwarow,  Grätin  P.  S.:  Vorlesungen  über  Archäologie  an  russischen  Universitäten  . . 302 

Allgemeine  Schlusssitzung  am  19.  August 302 

127.  Antonovritsch,  Prof.  W.  B.:  Ueber  die  archäologischen  Ausstellungen  während  des 

Congresses 302 

128.  Kamanin,  J.  M.:  Uebcrsicht  der  aufgeKtellteri  Handschriften  und  alteu  Bücher.  . . 302 

129.  Uwarow,  Gräfin  P.  S.:  Allgemeine  Uebersieht  über  die  wissenschaltliche  Thätigkeit 

des  archäologischen  Congresses 302 

8chlu*sbcricht 302 


30! 

301 

901 

301 

901 

301 

302 
302 
302 

302 

302 

302 

302 

302 

902 

tu» 


VIII.  Abth.:  Alterthümer  der  südlichen  und  westlichen  Slaven . 

99.  Sobolewski,  Prof.  A.  J.:  Die  kirchenslavischen  Texte  mährischen  Ursprungs  . . . . 
99.  Niederle,  Prof.  Dr.  L-:  Ueber  die  Zeit  der  Uebersicdoluug  der  Slaven  vom  Norden 

der  Karpathen  nach  Ungarn  . . . . 

100.  Florinsk],  Prof.  P.  D.:  Ueber  die  Herkunft  und  die  Benennung  der  mährischen 

Walachen 

101.  Slatarskj,  Prof.  W.  N.:  Wo  ist  die  älteste  bulgarische  Hauptstadt  (Residenz)  zu 

suchen?  

102.  Lamansky,  Prof.  W.  J.:  Ueber  die  Jassen-Alanen 

IX.  Abth.:  Orientalische  Alterthümer 

103.  Msserianz,  L.  S.:  Ueber  die  sogenannten  Wan’achen  Elemente  in  der  armenischen 

Sprache 

101.  Chachnnow,  Prof.  A.  C.:  Ueber  das  Leben  und  die  Thätigkeit  Antonius  I.,  des 

Katholikin«  von  Grnsien 

106.  Turajew,  B.  A.:  Ueber  die  koptischen  Texte,  die  W.  Ü.  Bock  in  Aegypten  erworben 


III.  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


II.  Anatomie.  Von  I)r.  F.  Birkuer  in  München 27 

I.  Nachträge  vom  Jahre  1897  27 

II.  Literaturbericht  für  1898  28 


Digitized  by  Google 


V. 


Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  bei  Mergelstetten 
Oberamt  Heidenheim. 

Von 

A.  Hedinger. 

(Mit  20  Abbildungen  im  Text.) 


Schon  zweimal , am  Anfang  der  30er  Jahre  und  1847  worden  zuerst  3,  später  15  von  den 
30  dort  befindlichen  Grabhügeln  geöffnet  und  sehr  interessante  Funde  aus  der  HallstatUeit  zn 
Tage  gefördert,  darunter  ein  goldener  Ohrring  mit  prachtvoller  Ornamentik,  das  durchbrochene 
ornamentirte  bronzene  Ende  eines  Trinkhome»,  eine  sehr  schöne  halbmondförmige  Fibel  mit 
Klapperblechen,  wie  sie  in  Hallstatt  und  Krain  (Laibacher  Museum)  nicht  selten  sich  finden, 
Glasringe,  bronzene  Arm-  und  Ohrringe,  ganze  Urnen  ohne  oder  mit  Ornamenten,  sowie  Knochen, 
Kohlen  und  Asche  ausserhalb  der  Urnen  in  grosser  Menge,  letztere  auch  innerhalb.  Die  wich- 
tigeren Funde  befinden  sich  in  der  königL  Sammlung  in  Stuttgart.  „Schon  hier  fanden  sich  im 
ersten  Hügel  kleinere  schfiseelartigc  Gefäsae  in  grösseren  breiteren  Urnen,  in  denen  Asche 
und  Erde  waren.  Daneben  ein  Harzkuchen,  kleinere  wie  versteinerte  Knochen,  Asche  und 
Kohlen.  Die  Urnen  waren  im  ersten  Hügel  nicht  verziert.“  (Die  Harzkucben  sind  nicht  seltene 
Beigaben  in  den  Urnenfriedhöfen  Süddeutschlands  nnd  wurden  wohl  auch  als  Rauchopfer  ver- 
wendet) 

Im  zweiten  Hügel  stiese  man  auf  Eisenreste  von  einem  grossen  einschneidigen  Messer, 
verzierte  Scherben  und  feste  Kohlenmasse ')  in  einem  Krug,  etwas  tiefer  auf  einen  „Koblenring“ 
mit  Knochen  vermischt.  In  diesem  Ringe  standen  mehrere  Geftsae.  Eine  mit  einem  Deckel 
geschlossene  Vase,  in  der  wieder  ein  Scbüsselchen  (wohl  ein  Trinkgeiaae)  steckte,  such  ein 
kleiner  eiserner  Ring  fand  sich  daneben.  Als  der  Boden  weiter  abgehoben  war,  fand  man, 
dass  alle  die  Krüge,  Scherben  und  Kohlen  in  der  Mitte  von  vier  im  Viereck  ge- 
legenen eylinderförmigen  Steinen  lagen,  so  dsss  jeder  1,5  in  von  dein  anderen  ent- 
fernt war.  Die  Scherben  waren  mit  blauen  und  hellrothen  IJnien  verziert. 

Im  dritten,  kleinsten  Hügel  und  in  lm  Tiefe  in  der  Mitte  desselben  (es  sind  die  Funde 
fast  immer  in  der  Achse  des  Hügels,  selten  ezeentriseb)  zeigten  sich  kleine  Feuersteine  (d.  b. 


")  Vergl.  Württemb.  Jahrbücher  1883,  II,  8.  355  ff.  und  Mitthcil.  d.  Württemb.  Alteribumiverelns,  Bd.  X, 
Heft  I bii  XII,  Nr.  18,  1847. 


20* 


Digitized  by  Google 


158  A.  Hedingor, 

vcrkieselter  Kalk),  Kohlen  und  Asche,  und  noch  etwas  tiefer  auf  dem  gewachsenen  Boden  ein 
Kreis  Kohlen  (soll  wohl  heissen  Asche  und  Kohle),  auf  dem  kleine  weissgebrannt«  Knochen- 
stücke zerstreut  waren.  Der  Leichenbrand  war  immer  mehr  oder  weniger  zusammengebacken, 
meist  auch  mit  schwarz  gefärbter  Erde.  In  der  Mitte  dieses  Kohlenkreises  stand  eine  zusammen- 
gedrückte Urne.  Um  diese  lagen  wieder  Scherben  von  Tellern  und  schüsselartigem  Geschirr. 
In  diesem  Hügel  waren  keine  kleineren  GefÜsse.  Die  Scherben  waren  auf  dem  Bruche  schwarz, 
aussen  dunkelroth,  andere  dunkelbraun.  Nur  die  Scherben  der  Teller  und  Schüssel  lrntten  Ver- 
zierungen in  rothen  und  blauen  Zickzacklinien.,  Der  Kohlenhaufen  war  hier  sehr  betrücht- 
lioh '). 

Von  den  16  im  Jahre  1847  ausgegrabenen  Hügeln  ist  Folgendes  bemerkt: 

nl)ie  unter  dem  Erdaufwurf  auf  dem  gewachsenen  Boden  ausgebreitete  Holzasche  sammt 
den  Knochenpartikeln  lasst  vermuthen,  dass  hier  der  Todt«  verbrannt  und  dass  unmittelbar  auf 
der  Brandstätte  der  Grabhügel  errichtet  wurde.  Ueber  der  Asohc  lagen  irdene  Gelasse,  die 
grösseren  bis  0,6  m Durchmesser  waren  meist  zerbrochen,  nur  die  in  grösserer  Tiefe  gefundenen 
mehr  oder  weniger  gut  erhalten.  Sämmtliche  Gefüsse  sind  von  schlechtem  Thon  gebrannt,  sehr 
porös  und  sehr  zerreiblich,  oft  lockerer  als  die  sie  umgebende  Erde.  Ihr  Bruch  ist  immer 
schwarz,  die  äussere  Farbe  nur  leicht  aufgetragen,  hauptsächlich  ein  leicht  abwaschbares  Roth, 
Schwarz,  grauer  Bleiglanz,  auch  ein  Braun.  Auf  der  Drehscheibe  sind  nur  wenige  gemacht.“ 
Vielleicht  aber  mit  Hülfe  eines  ähnlichen  primitiveren  Instrumentes,  was  auch  von  den  jetzigen 
keramischen  Funden  gesagt  werden  kann,  wie  man  sowohl  im  Constanzer  als  Berner  und 
Karlsruher  Museum  solche  dazu  dienliche,  verschiedenartig  gewölbte  und  geformte  Steine 
sehen  kann. 

Die  Ränder  sind  häufig  verziert,  mit  einfachen  Winkeln  und  Zickzacken,  seiten  auch  mit 
Punktirungen. 

Ausser  den  oben  genannten  Funden  «ind  noch  zn  nennen:  kleine  durchbohrt«  Kugeln 
von  Gagat,  183  Stück,  in  Form  von  Rosenkränzen,  Arm-  und  Fuasringc  von  Bronze,  Kinder- 
gürlel  von  gepresstem  Bronzeblech. 

Seit  jener  Zeit  wurde  entsetzlich  in  diesen  Hügelgräbern  gewirthschaftet , ohne  Sach-  und 
Fachkenntniss  plan-  und  systemlos  in  denselben  gebohrt,  gegraben  und  abgehoben,  so  dass 
wohl  noch  manche  etwas  enthalten  werden,  dass  aber  jedem  Kenner  die  Lust  vergehen  wird, 
sein  Geld  in  diesen  verstümmelten  Gräbern  zu  vergraben.  Ich  konnte  mich  daher  nur  zur  In- 
angriffnahme von  sieben  noch  intacten  Hügeln,  darunter  ein  sehr  grosser  von  74m  Umfang, 
entschliessen , die  allerdings  die  Mühe  der  Ausgrabungen  in  der  tropischen  Hitze  des  Monats 
August  1899  wenigstens  wissenschaftlich  lohnten.  Schon  hier  muss  ich  darauf  hinweiaen,  dass 
keiner  der  geöffneten  Hügel  dem  anderen  an  Inhalt  und  Funden  gleichkam.  Allen  freilich 
gemeinsam  war  das  Fehlen  der  Leichenbeatatlung,  sowie  der  Mangel  an  Waffen.  Nur 
in  zweien  fanden  sich  Kohle,  Asche  und  Knochen;  grössere  Mengen  Leichenbrandes  nur  im  ersten 
und  sechsten,  sowie  Bestattung  von  Knochenresten  zusammen  mit  Kohlen  und  Asche  in  Urnen 
im  fünften.  Für  beide,  ganz  besonders  für  den  fünfteu  mit  der  Bestattung  von  Knochenresten 
und  Asche  war  die  chemische  Untersuchung  schon  allein  beweisend. 


lJ  Einzelne  Kohlemtttcke  zeigten  noch  die  Structur  von  Buchen  und  Eichen. 


Digitized  by  Google 


Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  etc. 


169 


Der  erste  Grabhügel. 

Umfang  40  m,  Länge  7,5  m,  Breite  6,5  m.  In  der  Tiefe  von  1,20  m stiess  man  auf  braune 
Scherben  ohne  Ornament.  Krst  auf  dem  gewachsenen  Boden,  1,40  m,  zeigt  sioh  die  erste  Brand- 
spur,  die  sioh  von  Nord  nach  Süd  in  1,50  m erstreckte. 

Die  Dinge  der  Brandplatte  betrug  gegen  2m,  Breite  der  Brandplatte  1,5  m,  Tiefe  der 
Brandplatte  0,35  m. 

Der  Inhalt  der  aus  Asche,  Kohlen  und  einzelnen  Knochenstücken  bestehenden,  ausser- 
ordentlich regelmässigen,  wie  geologisch  geschichteten  Brandplatte  war  gegen  2 cbm.  Auf  dieser 
Fig.  1.  Fig.  2. 


Hebe  20.5  ein,  HOhe  5 cm. 

Durchmesser  25  cm.  Durchmesser  9,5  cm. 


Höhe  35  cm,  Durchmesser  36  cm. 


Fig.  4. 


Fig.  6. 


Höhe  32  cm,  Durchmesser  34  cm.  Hohe  82  cm,  Durchmesser  40  em. 

Brandplatte  lagen  die  zahllosen  Scherben,  die,  wie  sich  später  zeigte,  einer  grossen  Anzahl  von 
fast  durchweg  verschieden  geformten  Gof&ssen  (nur  eins  davon  mit  Ornament  und  zwar  mit 
gewulsteteiu  Sohuurornament)  angehürton.  (Kig.  1.) 


Digitized  by  Google 


160 


A.  Hedinger, 

Die  Urne  ist  braun,  85  em  hoch,  mit  stark  '/,  m Durchmesser,  bimförmig,  aber  mit  etwas 
breiterem  Kuss  und  offenbar  primitiver  als  die  anderen. 

Ausser  dieser  stiess  man  aber  nooh  auf  Scherben  einer  niederen  sehr  bauchigen,  oben  weit 
offenen  Urne,  ganz  verbrannt,  die  jedenfalls  lange  im  Feuer  gelegen  hatte,  ebenso  auf  viele 
Scherben  von  zwei  grauen  Urnen  und  ein  rothes  Plättchen  und  auf  einen  kleinen,  ganz  runden 
Napf  (Trinkgofäss),  sowie  eine  Unzahl  Scherben  von  einer  dunkelrothen  bimförmigen  Urne  mit 
wenig  steilem  Hals  wie  im  zweiten  Hügel.  (Fig.  2,  3,  4.) 

Auoh  eine  zweite  grosse  rothe  Urne  mit  einfachem  Graphitornament,  bimförmig,  konnte 
aus  dem  ersten  Hügel  zusammengesetzt  werden,  mit  32cm  Höhe  und  40cm  Durchmesser  und 
Behr  steilem  Hals,  wsr  nach  Nessel  in  Süddeutschland  immer  ein  Zeichen  der  Bronzezeit  ist 
(Fig.  5.) 

Der  zweite  Grabhügel. 


Umfang  desselben  56  m,  Länge  14  in,  Breite  12,5  m.  Er  enthielt  weder  Asche  noch  Kohlen. 
Bei  1,70  m fanden  sich  die  Reste  eines  Tellers  und  ein  fast  vollständig  erhaltenes  topfförmiges 

Fig.  7. 

Fig.  6. 


H61ie  7 cm,  Durchmesser  21cm.  Hübe  7,7  cm,  Durchmesser  12,:.  cm. 

Trinkgefäss  mit  einem  Fuss,  aber  fast  ohne  Hals,  das  auf  dem  Teller  stand,  ln  Wagner’s 
Urnenfriedhöfe,  Tat  I,  8 ist  eine  ähnliche  Form,  nur  fehlt  bei  meiner  das  Ornament  und  es 
wird  wohl  als  älter  angesehen  werden  müssen.  (Fig.  6,  7.) 


Der  dritte  Grabhügel. 


Umfang  72  m,  Hügellängo  17,6  m,  Breite  24  m,  Schlitztiefe  1,5  m. 

Bei  0,6  m Tiefe  lagen  Reste  von  drei  Bronzeringen,  ein  hohler,  glatter  Halsring  und  zwei  ein- 


Fig.  8. 


Dronzeringe.  V*  nat.  Grösse. 


Fig.  9. 


Höhe  SO  cm, 
Durchmesser  24  cm. 


fache  Armringe.  Schon  bei  0,4  m 
fanden  sieb  Scherben,  ebenso  bei 
1,5  m und  zwar  hier  massenhaft, 
darin  Reste  von  einer  Urne.  (Fig. 
8,  9.) 

Die  Urne  hatte  einen  Hals 
im  Gegensau  zu  der  im  zweiten 
Grabhügel,  sonst  ist  der  Befund 
an  GefSssen  ziemlich  gleich.  Nir- 
gends Knochen,  Kohlen  oder  Asche. 


In  allen  Hügeln  lagen  die  kleineren  Gefässe,  soweit  es  nooh  zu  controliron  war,  in  den 
grösseren  (was  bei  der  jüngeren  Bronzezeit  immer  der  Fall  ist). 


Digitized  by  Google 


Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  etc. 


161 


Der  vierte  Grabhügel  (der  grösste). 

Umfang  desselben  74,4  m,  Länge  desselben  27,4,  Breite  desselben  24  m,  weshalb  er  trichter- 
förmig geöffnet  werden  musste. 

In  diesem  wurden  Scherben  von  kleineren  Urnen  gefunden  in  1,8m  Tiefe,  sowie  zwei 
ähnliche,  wie  die  rothe  und  die  graue,  bimförmige  aus  dem  ersten  Hügel,  die  nicht  mehr  zu- 
sammengesetzt werden  konnte.  Sie  hatte  einfache  gerade  schwarze  Graphitstrichc;  es  ist  ein 
GeHUg,  bei  dem  Hals  und  Rand  keine  Scheidung  zeigen,  mit  ganz  flachem  Boden. 

In  1,3  m Tiefe  fanden  sich  zwei  Hauer  vom  Kber  und  zwei  Unterkiefer  von  grossen 
Hirschen.  Ausgegraben  wurde  bis  zu  2 m Tiefe.  Nirgends  wurde  bis  jetzt  in  oder  an  den 
Scherben  oder  in  den  mehr  oder  weniger  crltaltcnen  Gelassen  Kohle,  Asche  oder  KnochenreBte 
gefunden. 

Der  fünfte  Grabhügel 

gewährt  ein  anderes  Bild.  In  ihm  fanden  sich  Reste  der  Urnen  mit  fest  anhaftendem  Leichen- 
brand , ebenso  der  Oberarmkopf  eines  Menschen , Knochenlheile  vom  humerus  und  anderen 
Theilen  in  calcinirtem  Zustande. 

Umfang  des  Hügels  35  m,  Länge  des  Hügels  14  m,  Breite  des  Hügels  14  m,  Schlitztiefe 
des  Hügels  0,8  m. 

Von  allen  Hügeln  waren  also  in  diesem  die  Funde  am  wenigsten  tief  zu  erreichen.  — 
Die  Scherben  waren  von  kleinen  Urnen,  ähnlich  wie  die  früheren,  flache  Gefasse;  eine  wunder- 
schöne, fast  ganze,  nicht  ornamentirte  kleine  Urne  mit  Deckel,  mit  ganz  steilem  Hals.  (Fig.  10.) 


Fig.  10.  Fig.  11.  Fig.  12. 


Hohe  17  cm, 
Durchmesser  17  cm. 


Höhe  5 cm, 
Durchmesser  21  cm. 


Mond  platte. 
Dicke  1 cm,  Durch- 
messer 17  cm. 


Ebenso  (Fig.  11.)  ein  tellerförmiges  Gelass,  ohne  Kohle,  Asche  oder  Knochen,  ferner  eine 
Platte  mit  zweierlei  (Fig.  12  [vgl.  a.  Fig.  19a,  b])  Ornamentik,  in  deren  Mitte  die  Reste  eines  Aufsatzes 
sichtbar  Bind,  der  ein  Analogon  hat  in  unserer  königl.  Sammlung,  wo  ein  allerdings  excentrischer 
halbmondförmiger  Aufsatz  ist,  wodurch  der  Eindruck  eines  Cullgegenslandes  sich  nicht  umgehen 
lässt ').  Es  ist  bis  jetzt  erst  das  zweite  Stück  der  Art  und  überhaupt  noch  nie  uäher  beschrieben. 
Auch  io  Laibach  findet  sich  nichts  Aehnliches.  Dagegen  sah  ich  in  der  fürstl.  hohenzollernschen 
Sammlung  den  halbmondförmigen  Aufsatz  ohne  Platte,  wie  auch  das  Bruchstück  eines  solchen 
bei  Ausgrabungen  in  der  Nähe  von  Marbach  (schwäbische  Alb)  sich  in  der  neuesten  Zeit  fand. 
Es  ist  eine  sogenannte  Mondplatte  oder  Mondbild. 

l)  Föhr,  Hügelgräber  auf  der  schwäbischen  Alb.  Stuttgart,  Kohlhammer,  1892.  Taf.  V,  Fig.  4,  8.50  bis  51. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXYIL  21 


Digitized  by  Google 


162 


A.  Hedinger, 


Der  sechste  Grabhügel. 

Der  sechste,  von  einem  Strüaschen  durchschnittene  Grabhügel  beherbergte  eine  grosse 
Brand  platte. 

Er  besass  einen  Umfang  von  41,6  m,  Länge  14,4  m,  Breite  11,2  m,  Durchmesser  der  Brand- 
platte 1,50  in,  Tiefe  der  Grabung  0,50  m,  Durchmesser  des  Grabloches  3 m. 

Er  hatto  in  mancher  Beziehung  Aehnlichkeit  mit  dem  ersten  Grabhügel.  Vor  Allem  stiess 
man  auf  eine  Brandplatto  von  1,50  m Durchmesser,  Tiefe  und  Dicke  ähnlich  der  im  ersteu 
(aber  schon  bei  50  cm  Tiefe).  Auch  sind  viel  mehr  Knochenreste  und  calcinirte  Knochen  in 
dein  Leichenbrand  cingebackcn,  obwohl  er  kleiner  ist,  als  jener. 

Dagegen  waren  mindestens  ebenso  viel  Thongefisse  oder  eigentlich  noch  mehr  darin,  da 
eine  Unzahl  Scherben,  verschiedenen  Gefässen  angehörig,  nicht  mehr  zusammengesetzt  werden 
konnten.  Zwei  der  wieder  hergestellten,  darunter  eine  Schaale,  waren  leicht  mit  Graphit  überzogen 
(Fig.  13.),  wie  es  in  der  jüngeren  Bronzezeit  (nach  Naue)  hier  und  da  vorkomml,  zum  Unterschied 
Fig.  13.  Fig.  15. 


Höhe  10  cm, 
Durch messer  22  cm. 


Fig.  14. 


11  öhr  8 «*in,  I>uiehiur*2M  r 22  cm. 


V*  nat  Grös*«. 

von  den  innen  und  aussen  graphitirten  der  UallstatUeit.  Der  Teller  hat  innen  ein  schönes 
Stemgrnphitornament.  (Fig.  14.)  Eine  nicht  ornamentirte,  höchst  einfache  Schüssel  war  leicht  mit 
Roth  angestrichen  (Fig.  15),  ebenso  ein  ziemlich  grosser  Topf  ohne  Ornamente,  aber  wie  es  scheint 
polirt,  mit  Ausbauchung  wie  im  ersten  Grabhügel.  — Das  meiste  Interesse  aber  nimmt  das  combi- 
nirte  Ornament  von  Kreisen  mit  Centralpunkt,  abwechselnd  mit  doppeltem  Zickzack,  unterbrochen 
von  je  zwei  geraden  Linien,  innerhalb  deren  ebenfalls  Kreise  mit  Centralpunkt  sich  befinden,  in 


Höhe  9,0  cm,  Durchmesser  21  cm. 
Fig.  16. 


Digitized  by  Google 


1 63 


Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  etc. 

Anspruch.  Es  ist  in  dieser  Verbindung  sebr  selten  vorkommend  und  weder  in  unserer  königl. 
Staatssammlung  noch  in  den  süddeutschen  Museen  oder  in  der  Literatur  zu  finden.  Aelmliche 
Motive,  d.  h.  Kreis  mit  Centralpunkt,  aber  in  Verbindung  mit  anderen  Ornamenten  kommen  in 
der  Hallslattzeit  vor,  das  unsrigo  wird  aber  noch,  wie  die  anderen  keramischen  Funde,  der 
jüngeren  Bronzezeit  oder  höchstens  der  Ucbergangsperiode  zur  Alteren  Hallstattzeit  zuzureehnen 
sein.  Das  Gefüss  ist  sehr  dünnrandig,  zierlich,  Höhe  25cm,  Durchmesser  15cm  an  der  Ocff- 
nung  im  wiedcrhergestcllten  Zustande.  Eine  eigentliche  Bemalung,  wie  bei  den  Föhr’schen 
Urnen,  ist  nirgends  zu  bemerken.  (Fig.  16.) 

Ucberall  fanden  sich  kleine  Mengen  sogenannter  Feuersteine1),  d.  h.  verkieselten  Kalks, 
wie  eie  in  dieser  Gegend  zu  treffen  sind  und  als  Hornsteine  gewöhnlich  bezeichnet  werden. 
Sie  sehen  Artcfacten  zum  Theil  sprechend  Ähnlich,  ebenso  stossen  Bobnerzknollen  in  dem  oben 
sehr  sandigen,  unter  lm  lehmigen  Boden  überall  auf.  Sowohl  Sand  als  Erde  sind  stark  eisen* 
haltig.  — Der  Lehm  ist  ausserordentlich  plastisoh. 


Der  siebente  Grabhügel. 


Einern  siebenten,  ebenfalls  von  der  Strasse  durchschnittenen  Hügel,  dessen  Äussere  Vcr- 
hAllniase,  sowie  Tiefe  der  Grabung  u.  s.  w.  ganz  dem  sechsten  entsprechen  — nur  Brandplatte, 
Asche  und  Knochen  fehlten  — , wurden  noch  drei  graphitirte  Urnen  verschiedener  Grösse  ent- 
nommen. Die  Formen  derselben  kommen  in  ihrer  Einfachheit  denjenigen  der  früher  skizzirten  Gc- 
fässe  gleich.  Die  schönste  Bohwarzc  Graphiturne  (Fig.  17, 18)  mit  sechs  parallelen  senkrechten  Doppel- 


Fig.  17. 


Fig.  18. 


strichen  ist  31,5cm  hoch,  mit  Durch- 
messer von  32  cm,  die  kleinste  10  cm 
hoch,  16  cm  Durchmesser.  Das  Auf- 
fallende ist  auch  hier  die  Mannigfaltig- 
keil  der  Formen:  kein  einziges  Gcfiis* 
entspricht  genau  dem  anderen  in  Höhe, 

Band,  Durchmesser,  Fuss,  Bauch  und 
Hals,  und  doch  sind  alle  gleich  graziös 
in  ihrem  Bau,  so  dass  unter  den  vielen 
Qefilsscn  keine  einzige  Dublette  ist. 

Was  diese  Einfachheit  betrifft,  so 
kann  man  sie  kaum  als  zufällige  be- 
zeichnen. Die  Annahme  wäre  ja  sehr 
verführerisch  und  in  manchen  Fällen  auch  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  bei 
einer  so  grossen  Anzahl  von  Gribern  Reich  und  Arm  eine  Rolle  gespielt  hätten,  ja  das 
Massenbrandgrab  im  ersten  Hügel,  die  grosse  Brandplatte  im  sechsten,  sowie  eine  Anzahl 
von  noch  näher  zu  besprechenden  Gründen  lassen  mit  Wahrscheinlichkeit  den  Schluss  auf 
Bestattungen  einfacher  Leute  ziehen,  die  damals  jedenfalls  noch  zahlreicher  waren  als  heutzutage, 
allein  es  sind  eben  meist  solche  Gefässe,  wie  man  sie  für  den  Gebrauch  bedurfte,  und  ihnen  deshalb 


> 

' 1 

8^ 

A 

L 

_ . 

Höhe  locm 
Durchmesser  16  cm. 


Graphiturnen. 

Höh«*  31 ,5  cm,  Durchmesser  32  cm. 


')  Vergl.  hierüber:  Hedinger,  Resultate  geologischer  Untersuchungen  prähistorischer  Artefacte  des 
Sch  weiser  bildes.  Zürich,  Zürcher  und  Furrer,  1893. 

«• 


Digitized  by  Google 


164 


A.  Hedinger, 

mitgab.  Ebenso  richtig  aber  wird  es  sein,  die  am  Anfang  beschriebenen,  früheren  Grabhügel 
Reicheren  zuzuschreiben.  Immerhin  aber  lässt  sich  namentlich  im  Vergleich  mit  den  Föhr’schen 
prachtvoll  gezeichneten  und  omamentirten  keramischen  Funden  ein  grosser  Unterschied  heraus- 
finden, der  wohl  in  einer  früheren  Culturperiode  besteht.  Dass  dabei  in  einzelnen  Fällen  unge- 
übte Il&nde,  wie  bei  der  Cultplatle  mitgewirkt  haben  können,  darf  uns  nicht  täuschen.  Jeden- 
falls war  hier  oben  durch  lange  Zeiträume  eine  sehr  entwickelte  Töpferindustrie,  wie  auf  einem 
grossen  Tbeilc  der  schwäbischen  Alb  und  dem  oberbayerischen  Lande;  dann  kann  es  uns  auch 
nicht  wundern,  dass  dieser  Bcstaltungsplalz  lange  benutzt  wurde,  denn  auch  wir  bestatteten  ja 
durch  Jahrhunderte  am  gleichen  Platze,  der  dem  Volke  dadurch  gewissermaassen  ein  Ueiligthum 
wurde. 


Ornamentik  der  Platte.  (Fig.  19a,  19b  [vgl.  a.  Fig.  12].) 


Ornamentirt«  Mondplstte  mit  Kesten  vom 
Aufsatz.  In  meiner  Sammlung. 
lern  dick,  17cm  Durchmesser. 


Vollständige  Mondplatte  (nicht  ornamentirt)  in  der 
königl.  8taatsBammlung  Stuttgart 
1,5  cm  dick,  20  cm  Durchmesser. 


Nach  Analogie  einer  in  der  Staatssammlung  befindlichen,  von  der  nahen  schwäbischen  Alb 
horrührenden  Platte  (Sammlung  Föhr),  dio  aber  nicht  ornamentirt  ist  und  den  halbmondförmigen 
Aufsatz  excentrisch  hat,  lässt  sich  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  dieses  Object  als  Cultgegen- 
stand  bezeichnen,  das,  wie  ich  früher  andeutete,  wegen  der  Ornamentik  schon  als  stehend  resp. 
angelehnt  zu  denken  ist  Die  hintere  Seite  ist  nie  ornamentirt  In  erster  Linie  muss  bei  dem 
keltischen  Cult  des  gestirnten  Himmels  an  die  Mondgüttin  gedacht  werden.  Die  dio  Mond- 
göttin  bedeutenden  halbmondförmigen  Aufsätze  sah  ich  in  verschiedenen  Arten  in  einer  Anzahl 
von  Museen,  entweder  wie  hier  von  der  schwäbischen  Alb  auf  einer  runden  glatten  oder  auch 
einer  omamentirten  Platte  (neuerdings  fand  sich  auch  bei  Marbach  das  stark  angobrannte 


Die  Platte  hat  ein  äusseres  fingeraagelähnliches  Ornament,  deutlich  mit  Stäbchen  ein- 
gedrückt, das  innere  besteht  aus  Ziokzacken  in  Rautenform,  die  aber  der  mangelhaften  Zeichnung 
wegen  manchmal  verloren  geht,  da  die  auf  einander  gestellten  Zickzacke  nicht  alle  auf  einander 
passen,  so  dass  eine  stellenweise  missgestaltete,  geometrische  Figur,  ohne  Zusammenhang  der 
einzelnen  Theile  resultirt. 

Fig.  19  a. 


Digitized  by  Google 


165 


Keltische  Hügelgräber  im  Schoithau  etc. 

Mittelstück  eine»  solchen  Aufwitzes ').  — Das  Mondbild  kann  mit  oder  ohne  Fuss  »ein,  letztere» 
kommt  in  den  Pfahlbauten  vor,  die  vom  Bodensee  besitzen  glatte  oder  ornamentirte  Hörner. 
Auch  hier  ist  immer  nur  die  vordere  Seite  omamen tirt,  vier  SlQck  sind  in  Conatanz,  die  vom 
Bielersee  in  Zürich  haben  zwei  und  vier  Füsse,  von  Mörigen  am  Bielersee  sind  im  Berner 
Museum  vier  solcher  mit  Sonne  (durch  eingedrückte  Fingerspitzen  hergestellt)  und  Strahlen  auf 
beiden  Hörnern  zu  sehen. 

Aber  auch  in  Hügelgräbern  ans  der  jüngeren  Bronzezeit,  glatt  und  leicht  mit  Streifen- 
ornament, neben  Tbongefassen  mit  einfachen  Ornamenten  finden  sie  sich  in  der  Züricher 
Sammlung. 

Eines  der  Mondbilder  mit  Fass,  0,25m  lang,  0,14m  hoch,  hat  breite  Riffeln,  die  um  den 
Fu*s  und  den  unteren  Tbeil  de»  Halbmondes  hennnlaufen,  sowie  auch  schräg  laufende,  an  beiden 
Enden  durch  kleine  Löcher  begrenzte,  tief  eingegrabene  Linien,  und  zwei  den  flachen  Theil  de» 
Halbmondes  einfassende  Zickzacklinien.  Der  Fuss  ist  in  Ähnlicher  Weise  geziert.  — Die  liück- 
»eite  zeigt  keinerlei  Schmuck.  Da»  Mondbild  muss  demnach  so  aufgestellt  gewesen  sein,  da»» 
»eine  Rückseite  unsichtbar  blieb. 

Ein  anderes,  roher  als  das  vorhergehende  geformtes  Mondbild,  0,22m  lang,  0,16m  hoch, 
war  auf  der  Vorderseite  mit  einer  der  Form  des  Mondbilde»  folgenden  Rippe  und  einer  Reihe 
roh  mit  den  Fingern  gemachten  Riffeln  und  sechs  Löchern  versehen.  Vielleicht  hatten  die- 
selben früher  eine  Einlage.  Wahrscheinlicher  aber  soll  es  Sonne  mit  Strahlen  und  Sternen  ver- 
sehen, nach  Analogie  eines  Mondhildes  von  Mörigen  darstellen.  Ausserdem  besitzt,  wie  oben 
erwähnt,  die  fürstliche  Sammlung  in  Sigmaringen  einen  abgebrochenen  Aufsatz,  der  ähnlich  wie 
der  Föhr’sche  von  Zainingen  auf  einer  Platte  gestanden  haben  muss. 

Die  Ornamentik  der  Urnen  und  Gefässe 

ist  vielfach  der  von  Naue  (Bronzezeit  in  Oberbayern,  Taf.  49  u.  ff.)  abgebildeten  identisch,  ebenso 
mit  einzelnen  Zeichnungen  in  Wagner'»  Grabhügel  und  Uruenfriedhöfe  bei  Taf.  I und  IV, 
sowie  mit  solchen  in  den  Veröffentlichungen  der  grossherzogl.  badischen  Sammlungen  für  Alter- 
tliümer  und  Völkerkunde  in  Karlsruhe,  1899  (Funde  vom  Michelsberg  und  Salem),  Taf.  II  u.  ft', 
s.  namentlich  Salem,  8.  55  u.  fl',  und  S.  71  mit  auffallend  ähnlichen  Formen  der  kleiuen  Schüsseln 
(Grabbügel  T). 

Wie  früher  schon  bemerkt,  sind  sehr  wenig  Urnen  mit  Ornamenten  da,  im  Gegensatz  zu 
denjenigen  von  der  Föhr’schen  Gruppe  in  unserer  Staatssammlung  aus  der  Hallslattzeit.  Das 
gewulstete  Schnurornamcnt  ist  übrigens  auf  einer  schwarzbraunen,  aber  anders  geformten  Urne 
bei  Föhr  vorhanden  (Taf.  III,  2)  und  wird  dort  als  sehr  alt  bezeichnet ’). 

Auch  dort  war  ein  Brandgrab  mit  Asche. 

')  Vod  Zainingen  stammt  die  nicht  ornamentirte  I'latte  mit  excentriachem  halbmondförmigen  Aufsatz, 
wahrend  meine  ornamentirte  von  Mergelstetten  stammende  nur  noch  ein  Rudiment  des  abgebrochenen  centralen 
Aufsätze«  beeilst.  — Kurze  Hörner  mit  Strahlen  *ind  auf  einem  Mondbild  ohne  Fuss,  aber  mit  breiter  Basis, 
im  Karlsruher  Museum  (30cm  lang,  12cm  hoch)  zu  gehen,  ähnlich  (im  Rosgartcnmuseum  zu  Constanz)  von 
Bodman  als  ßtierhörner  mit  einem  Loch  hinter  der  Spitze  und  plattem  Fuss. 

*)  ln  Karlsruhe  sind  zwei  noch  grössere,  eine  jedenfalls  aus  der  Bronzezeit,  mit  ähnlichen  kleinen 
Gelassen  im  Innern,  wie  bei  meiner  Urne  (Hattenheim). 


Digitized  by  Google 


166 


A.  Hedinger, 

Eft  wird  deshalb  nicht  unrichtig  sein,  die  nnsrigen  such  wegen  der  «ehr  einfachen  Formen 
und  der  grossen  Aebidiehkeit  resp.  Gleichheit  mit  den  Nane’echen  Ornamenten  au«  der  jüngeren 
Bronzezeit,  sowie  wegen  der  wenigen  Beigabeu  an«  Bronze,  dagegen  wegen  der  Häufigkeit  der 
kleinen  Gefässo  innerhalb  der  grossen  als  älter  wie  die  Föh  r’ftchen  zu  bezeichnen  und  der 
jüngeren  Bronzezeit  zuzuschreiben.  Auf  Nachbestattung  deutet  hier  lediglich  nichts.  — Es 
kommen  auch  noch  andere  Formen  in  diesen  Hügeln  vor,  z.  B.  sehr  primitive  Pfeilornamente, 
die  von  einem  Centrum  ausgeheu  und,  falls  es  sich  nicht  um  eine  flache  Platte  handelt,  im  Innern 
des  Gcfässos  sind  (es  ist  nur  ein  Scherben  vorhanden),  ebenso  Zickzack-  und  Fischgrfttenorna- 
mente,  sowie  die  allereinfachsten  Puuktirangen  oder  Strichelungen,  genau  wie  die  auf  Naue's 
Tafeln  (von  40  bis  50),  letztere  aber  nicht  in  diesen  Grabhügeln,  sondern  in  der  Nähe  von  einem 
anderen  Fnndplatze.  — Fassen  wir  nochmals  den  keramischen  Inhalt  der  Hügel  zusammen,  so 
waren  es  etwa  sechs  birnfbrmige  rothe  Töpfe,  Höhe  30  bis  33cm,  Durchmesser  25  bis  36cm, 
zwei  mit  umgekehrt  U-förmigen  Graphitomainenten,  zwei  ganz  kleine  Töpfe,  einer  mit,  einer 
ohne  Fuas,  drei  bis  vier  Teller  verschiedener  Grösse,  ein  Bruchstück  eines  weitbauchigen  Ge- 
fässes,  das  sehr  hooli  oben  lag.  Es  ist  hierbei  nicht  nöthig,  an  Nachbestattung  zu  denken, 
denn  „Schatzgräber“  hat  es  auch  schon  damals  gegeben,  die  ihre  Anwesenheit  auf  solche  Weise 
bekundeten.  Weiter  fanden  sich  vier  Schüsseln,  eine  ist  zusammengesetzt,  zwei  mit  Graphit- 
omamenten,  ein  grosser  zusammengesetzter  bimförmiger  rother  Topf,  ein  grosser  zusammen- 
gesetzter bimförmiger  brauner  Topf  mit  gowulstetem  Schnurornament-,  ein  Topf  mit  und  einer 
ohne  Hals  (zusammengesetzt),  eine  sehr  schön  ornamentirte  weitbauchige  Urne  (Kreise  mit 
Central}; unkt . 25cm  hoch,  30cm  Durchmesser).  Näheres  darüber  beim  sechsten  Hügel.  Ein 
brauner  Topf  mit  senkrechtem  Hals  ohne  Band  und  einer  mit  Deckel  (17  cm  hoch).  Die 
Dimensionen  der  übrigen  Gefässe  sind  früher  angeführt.  — Ein  in  der  Mitte  sehr  bauchiges  braunes 
Geföss  mit  Knochenpartikeln,  Kohle  und  Asche  zusammengebacken  und  fest  an  den  Scherben 
haftend . 

Ausserdem  noch  sechs  kleine  einfach  graphitirte  Urnen  verschiedener  Form.  Ira  Ganzen 
wurden  einschliesslich  der  nicht  mehr  ganz  zusammensetzbaren  28  GcfUsse  ausgegraben. 

Schlussfolgerungen. 

Dass  cs  sich  bei  unseren  Ausgrabungen  um  sehr  alte  Grabhügel  (keltischen  Ursprung«) 
handelt,  war  wohl  schon  aus  dem  Inhalt  der  früher  geöffneten  deutlich  zu  erkennen,  obwohl  die 
betreffenden  Berichte  von  der  Völkerwanderung  sprechen,  nicht  aber,  dass  diese  30  Hügel,  von 
denen  also  25  systematisch  ausgegraben  wurden,  verschiedenen  Zeitperioden  angehören,  was 
jetzt  durch  die  Ornamentik  der  keramischen  Funde  nicht  mehr  bestritten  werden  kann.  Ebenso 
sind  die  drei  verschiedenen  Arten  der  Bestattung:  1.  vollständiger  Leichenbrand  im 
Hügel  mit  Kohlen-,  Asche-  und  Knochenresten,  2.  Bestattung  der  verbrannten 
Leichen  in  Urnen,  3.  Bestattung  des  Leichenbrandes  in  einem  Steinviereck, 
ein  Beweis,  dass  man  es  mit  sehr  alten  Zeiten  zu  thun  hat,  wo  entweder  gleichzeitig  die  ver- 
schiedenen Arten  der  Brandbestattung  geübt  wurden  oder  mit  zwei  nahe  bei  einander  liegenden 
Perioden,  wie  jüngere  Bronzezeit  und  ältere  Hallstattzeit. 

Uebergängc  waren  ja  stets  da,  ein  schroffer  Gegensatz  nirgends,  so  wenig  als  in  den 
geologischen  Perioden. 


Digitized  by  Google 


167 


Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  etc. 

Was  aber  diese  Ausgrabungen  noch  besonders  bemerkenswert  macht,  ist  der  Fund  der 
schon  beschriebenen  omamcntirten  Platte  mit  den  Resten  eines  Aufsatzes,  sowie  das  sehr  rohe 
pfeilförmige  Ornament  auf  der  inneren  Seite  eines  Scherbens,  der  vielleicht  einem  flachen  Teller 
angehörte. 

Die  verschiedenen  Bestattung*  weisen  sind  ebenfalls  näherer  Aufmerksamkeit  werth. 
In  den  früher  geöffneten  Hügeln  war  der  Leichcnbraud  einmal  innerhalb  eines  Steinvicrecks 
zugleich  mit  Urnen,  ein  zweites  Mal  als  „Kohlenkreis“,  auf  dem  calcinirte  kleine  Knochen  lagen, 
während  innerhalb  desselben  eine  Urne  stand.  — Ausdrücklich  wird  gesagt,  dass  der  „Koblen- 
hatifcn“  sehr  beträchtlich  war.  Dies  war  auch  in  zweien  meiner  Hügel  der  Fall.  Jedenfalls 
war  dies  Leichenbrand.  Bei  meinem  ersten  Hügel  war  ebenfalls  auffallend  die  ausserordentlich 
grosse  Menge  Asche  mit  kleinen  Knochentheilen,  d.  h.  I.eiehcnbraml,  fast  2 cbm  betragend,  was 
jedenfalls  auf  eine  Massen  verbrenn  urig  hindeutet. 

Phosphate  waren,  wie  bemerkt,  chemisch  nachzuweisen.  In  dem  fünften  Hügel  dagegen 
war  I.eichenbrandlrestattung  in  Urnen  vorhanden,  als  dritte  Art  der  Bestattung,  ähnlich  wie  in 
den  Urnenfriedhöfen  Badens.  Es  kann  sich  also  nur  fragen,  ob  es  sich  um  verschiedene 
Perioden  handelt,  die  nicht  weit  aus  einander  waren,  oder  um  eine  allein. 

Zur  jüngeren  Bronzezeit  herrschte  die  Leiebenvorbrennung  vor,  aber  es  war  auch  Leichen- 
brand  in  Gefässcn  zu  Anden,  wie  unsere  Hügelgräber  und  Urnenfriedhöfe  im  nördlichen  Baden 
und  F.lsass  beweisen.  Gerade  diese  Zeitperiode  ist  ausgezeichnet  durch  spärliche  Bronzegegenstüude. 
Dagegen  sind  kleine  Thongefusse  nicht  selten  beigegeben,  auch  sind  die  Urnen  manchmal  noch 
mit  Schalen  bedeckt,  wie  auch  einmal  in  unserem  Falle. 

Dass  die  Kelten  ihre  Todten  vollständig  verbrannten,  ist  jetzt  ebenfalls  sicher. 

Vergessen  darf  nicht  werden,  welcher  Meinung  auch  Schumacher  ist,  dass  so  ver- 
schiedenartige Bestattungsweisen  und  Grabgebräuehe  nicht  selten  auch  auf  ethnologische  Gegen- 
sätze zurückzuführen  sind  — obwohl  dies  hier  kaum  anwendbar  sein  dürfte  — , wenn  er  sagt: 
„Man  kann  »ich  ja  leicht  vorstcllen  (Stand  und  Aufgaben  der  prähistorischen  Forschung  am 
Olierrhein  und  in  Baden,  Neue  Heidelberger  Jahrbücher  1892),  dass  Reste  der  alten  Bevölkerung 
sich  in  manchen  Gegenden  in  ziemlicher  Stärke  hielten  und  ihre  alten  heiligen  Gebräuche 
bewahrten.  Die  verschiedenartigen  Bestattungsweisen  mögen  so  vielfach  in  einem  Kampfe 
gelegen  haben,  der  in  verschiedener  Weise  seinen  Austrag  finden  konnte.  Jedenfalls  aber  muss 
man  mit  der  Heranziehung  der  Gesichtspunkt«  von  Reich  und  Arm  und  ähnlichen  in  diesen 
älteren  Zeiten  vorsichtig  sein.“ 

Ein  weiteres  wichtiges  Moment  zur  Beurlheihmg  der  Zeit  unserer  Grabhügel  liegt  in  dem 
vollständigen  Fehlen  der  Waffen,  was  unter  allen  Umständen  bei  einer  solch  grossen  Anzahl 
von  Gräbern  auf  eine  friedliche  Bevölkerung  hindeutet. 

Ebenso  ist  die  Oertlichkcit  von  Wichtigkeit.  Wir  befinden  uns  noch  auf  der  schwäbischen 
Alb  an  einem  Punkte,  wo  zwei  Culturen  zusammensliessen , die  eine  von  Westen,  welche  die 
Rhone  und  den  Rhein  herabkam,  und  die  von  Osten,  welche  von  der  unteren  Donau  durch 
Ungarn  nach  Westen  vordrang.  Auch  für  Rogenbogenschüsselcheti  war  diese  Gegend  kein 
seltener  Fundort. 

Der  vorzügliche  Lehm,  den  sie  dort  fanden,  trieb  sie  mit  Naturnothwendigkeit  zur  Fabri- 
kation von  Töpfen,  und  so  konnte  nach  dem  eben  Gesagten  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  der 


Digitized  by  Google 


168  A.  Hedinger,  Keltische  Hügelgräber  im  Scheithau  etc. 

Formen  entstehen,  wie  eie  auch  in  Oberbayem  und  auf  der  ganzen  Hochebene  der  schwäbischen 
Alb  bis  gegen  den  Bodensee  hin  sich  findet.  Diese  Bewohner  ahmten  die  überkommenen  und 
importirten  Formen  nach  und  trieben  damit  Handel  zunächst  im  eigenen  Lande. 

Als  Hauptherd  der  Entstehung  dieser  in  so  grosser  Menge  jetzt  vorhandenen  ThongefiUsc 
muss  die  schwäbische  Alb  angesehen  werden.  In  unserer  königl.  Staatssaramlung  sind  von  dort 
und  von  weiterer  Umgebung  eine  lieihe  von  Gefässen,  wenn  auch  nicht  in  so  vielerlei  Formen 
an  einer  Stelle  nnd  nicht  so  primitiv  vorhanden  wie  hier.  Nach  dem  Gesagten  werden  wir 
deshalb  als  die  Bewohner  unserer  Gegend  zwischen  Heidenheim  und  Aalen  eine  arme,  fried- 
liche keltische  Bevölkerung  annehmen  müssen,  die  durch  lange  Zeit  hier  sesshaft  war,  Acker- 
bau trieb  und  der  Anfertigung  von  Töpfen  sich  widmete. 

Dass  es  Kelten  und  nicht  Germanen  waren,  wird  durch  die  nicht  selten  hier  gefundenen 
Hegenbogenschüsselchen  mit  Emblemen  ihres  Cultus,  zu  denen  wir  ja  wohl  jetzt  auch  das  Mond- 
bild rechnen  dürfen,  bezeugt,  denn  die  Germanen  hatten  kein  derartiges  Geld,  wie  auch  Tacitu» 
augiebt.  Das  Alter  derselben  ist  demnach:  jüngere  Bronzezeit  und  Hallstattperiode, 
letztere  von  den  früheren  Ausgrabungen  mit  den  reichlichen  Bronzebeigaben  und  der  ent- 
wickelteren Keramik. 

Dass  die  Völkerwanderungazeit  ausgeschlossen  ist,  wird  a priori  nach  dem  Gesagten  klar 
sein,  sowie,  dass  hier,  wie  sonst  auch,  eine  ganze  Reihe  von  Culturperioden  geherrscht  bat,  denn 
an  einem  nahe  gelegenen  Ausgrabungsgebiet,  aber  nicht  in  Grabhügeln  kommen  die  La  Töne- 
Zeit  und  noch  spätere  Perioden  zur  Beobachtung. 

Gewiss  werden  die  vielen  dortigen  Wälle  nnd  Befestigungen  (vergl.  Ringwall  vom  Buigen 
und  „altes  Schloss“  bei  Mergelstetten)  wohl  auch  noch  wenigstens  zum  Theil  auf  Rechnung  der 
Kelten  *)  zum  Schutz  gegen  Einfälle  von  Norden  her  zu  schreiben  sein. 

')  Ich  kann  mich  hier  nicht  um  ilsn  alten  Streit  bekümmern,  ob  die  Kelten  nicht  such  Germanen 
gewesen  »eien,  weil  .anthropologisch  kein  Unterschied  zwilchen  den  beiden  dolicbocephslen  Völkern  gewesen  »ei*, 
»ondern  ich  betone  nur,  dtus  ich  die  Kelten  für  Vorläufer  der  Germanen  halte,  und  gedenke  in  nicht  zu  ferner 
Zeit  den  Beweis  zu  liefern,  dass  es  brachycephale  und  dolicbocephale  Kelten  gegeben  hat. 


Digitized  by  Google 


VI. 

Die  Kelten. 


Von 

Medicinalrath  Dr.  Hedinger  (Stuttgart). 


Einen  der  schwierigsten  Probleme  der  Anthropologie  und  Ethnologie  ist  die  Kcltenfrago, 
welche  mit  der  absoluten  Negation  der  Kelten  beginnend  sowohl  von  Seite  der  Anthropologen 
als  Linguisten  bis  zum  heutigen  Tage  alle  möglichen  Wandlungen  dnrchgemacht  hat.  Und 
wenn  auch  diesen  Vermittlern  des  Uebergangs  der  Prahistorie  znr  eigentlichen  Geschichte  eine 
ungemein  grosse  Lebensdauer  und  Cultur  beschieden  war,  so  sind  wir  über  Vieles  noch  lange 
nicht  im  Klaren  und  cs  hat  daher  jeder  Versuch  zur  Lösung  auch  nur  einiger  dieser  Schwierig- 
keiten seine  Berechtigung. 

Solange  die  Schädelmessung  allein  maassgebend  war  zur  Bestimmung  einer  Hasse  oder 
eines  Volkes,  konnte  man  allerdings  nicht  vorwärts  kommen.  Man  versucht  es  desshalb  in  der 
Gegenwart  mit  Hülfsmitteln,  die  uns  die  Naturwissenschaften  in  Verbindung  mit  der  Linguistik 
an  die  Hand  geben.  Es  gab  eine  Zeit  und  ßie  ist  noch  nicht  lange  vorbei,  wo  die  Dolicho- 
cephalie  des  Schädels  und  ähnliche  Indices  genügten,  um  aus  dem  Kelten  einen  Germanen  zu 
machen.  Wie  oft  nur  habe  ich  selbst  in  Hallstatt  die  Schädel  gemessen  und  bin  resultat-  und 
trostlos  wieder  von  dannen  gezogen.  Freilich  durfte  man  die  Kelten  auch  nicht  in  absoluten 
Gegensatz  zu  Germanen  stellen,  wie  man  das  aus  der  Geschichte  gewohnt  war,  sondern  erst, 
seit  man  sie  sich  als  Vorläufer  der  Germanen  erklärte,  die  von  gleichem  Stamme,  dem  arischen, 
und  lange  mit  ihnen  vereint  waren,  aber  doch  verh&ltnissmässig  früh  aus  dieser  Gemeinschaft 
schieden,  d.  h.  bevor  sie  sich  von  den  Gräco -Italikern  trennten1),  konnte  man  verstehen,  wie 
sie  allmälig  zu  zwei  verschiedenen  Völkern  auswachsen  konnten,  die  mit  der  Zeit  auch  äusserlich 
ein  anderes  Gepräge  Annahmen. 

1.  Die  Südkeltcn  oder  eigentlichen  Kelten. 

2.  Die  Nordkelten  (Gallier  u.  a.). 

Wenn  die  Urheimat!)  der  Germanen  Skandinavien  ist,  so  würde  das  Naheliegendste  sein,  die  Kelten 
sn  der  Nordsee  sitzen  zu  lassen,  da  die  skandinavischen  Anthropologen  eine  Anwesenheit  der  Kelten  in  Skan- 
dinavien aufs  Bestimmteste  leugnen.  Gegen  jene  Annahme  sprechen  auch  die  archäologischen  Funde  keines- 
wegs. Und  in  der  Tbat  sind  die  Sitze  der  Kelten,  soweit  sie  sich  Oberhaupt  verfolgen  lassen,  in  Karte  II  des 
interessanten  Werkes:  9 Wanderungen  und  Siedlungen  der  germanischen  Stämme  in  Mitteleuropa  n.  s.  w.“  von 
Erckert,  Berlin  1900,  dort  eingetragen,  während  er  die  Germanen  (im  zweiten  Jahrtausend  v.  Chr.)  in  den 
südskandinavischen  Ländern,  einschliesslich  Schleswig-Holstein,  sitzen  lässt,  wie  ich  in  der  „Urheimath  der  Ger- 
manen14, s.  Neue  Jahrbücher  1899,  I,  Leipzig,  Teubner,  zu  beweisen  suchte. 

Arvtki  fOr  Anthropologie.  B<L  XXV 11.  22 


Digitized  by  Google 


170 


Medicinalrath  Dr.  Hadinger, 

Wenn  mir  noch  die  Einwanderung  der  Kelten  in  da»  nordwestliche  Deutschland  nach 
F.  Dahn  um  2000  v.  dir.  etwas  zu  früh  erscheinen  will,  so  ist  doch  nicht  zu  zweifeln,  dass  sie 
schon  während  der  Bronzezeit  sich  dort  aufhielten , was  vor  Allem  die  Existenz  der  Celte 
bezeugt,  und  es  muss  eine  sehr  lange  Zeit  gedauert  haben,  bis  au»  der  Bronzezeit  die  Hallstatt- 
nnd  diese  zur  La  Tene-Pcriode  sich  hcrausentwickelt  haben. 

Was  ist  nun  wahrscheinlicher,  als  dass  die  Dolichocephalen  sich  mit  der  einheimischen 
Kasse,  besonders  in  Süddeutsehland , die  ja  schon  in  der  jüngeren  Steinzeit  braehycephal  war, 
wie  man  annimmt,  durch  Einwanderung  von  Osten  (Asien),  vermischten,  und  da  die  Kurzköpfig- 
keit  dauerhafter  ist,  als  die  schneller  sieb  verbrauchende  Dolichocephaiie,  so  entstand  allmälig 
schon  in  der  zweiten  Bronzezeit  (bei  äge  du  bronze)  eine  brachycephale  Kasse  mit  dunkler  Com- 
plexion,  wie  sie  dem  alpinen  Typus  eigen  ist.  Doch  muss  man  sich  immer  gegenwärtig  halten, 
dass  schon  in  der  älteren  Steinzeit  beide  Typen,  die  langköpfige  sowie  die  kurzköpfige , in  Süd- 
frankrcich  Vorkommen.  Während  nun  die  südlichen  Kelten  (von  Südfrankreich  bis  Ungarn) 
solche  Veränderungen  erlitten,  blieben  die  nördlichen  bei  ihrer  Dolichocephaiie  und  ihrer  blonden 
Complexion  mehr  oder  weniger.  Die  Brandgräber  erschwerten  natürlich  nicht  wenig  die  Erkenntniss. 
Dass  aber  auch  im  Süden  Dolichocephaiie  in  den  Gräbern  vorkommt,  beweisen  die  Gräber  in 
Hallstatt 

Die  letztere  Thalsache  lies»  es  deshalb  einzelnen  Forschern  ganz  unmöglich  erscheinen, 
dass  man  es  dort  mit  Kelten  zu  tbun  hätte.  Wäre  aber  damals  bei  den  Linguisten  das  ernste 
Studium  der  alten  Geschichtschreiber  schon  Sitte  gewesen,  so  hätten  sie  erkannt,  dass  schon 
weitaus  die  meisten  römischen,  und  auch  einzelne  der  (weniger  exacten)  griechischen  Schriftsteller 
Kelten  und  Germanen  für  zwei  verschiedene  Völkerstämmc  gehalten  haben. 

Ursprünglich  waren  Kelten  und  Germanen  sicherlich  ein  Volk.  Darauf  weist  sowohl  die 
Linguistik  als  die  Anthropologie  mit  Sicherheit  hin. 

Holtzmann,  der  die  Germanen  und  Kelten  für  ein  Volk  hält,  hat  die  alten  Schriftsteller 
falsch  interpretirt. 

Cäsar  hält  die  Briten  nnd  Gallier  für  das  gleiche  Volk,  während  er  die  Germanen  den 
Galliern  aufs  Entschiedenste  entgegensetzt  [Brandes,  S.  73')]. 

Kelti  werden  die  Gallier  von  den  Körnern  genannt,  aber  von  den  Belgi  unterschieden, 
die  Cäsar  von  den  Germanen  abstammen  lässt. 

Jedenfalls  waren  die  Beigen  ein  gemischtes  Volk  und  mir  einige  östliche  Landstriche 
Belgiens  von  Germanen  besetzt,  während  der  übrige  Theil  von  einem  Volke  bewohnt  wurde, 
dessen  Sprache,  nach  Cäsar  und  Strabo,  von  der  der  eigentlichen  Gallier  dialektisch  verschieden 
war.  — Man  kann  nun  mit  Hinzuziehung  einer  anderen  Stelle  auf  folgenden  Sachverhalt 
schliessen:  Germanen  drangen  über  den  Ifhein,  besetzten  Landstriche,  die  bis  dahin  im  Besitze 
von  eigentlichen  Galliern  gewesen;  im  Laufe  der  Zeit  näherten  und  assimilirten  sich  beide 
Völker  durch  friedlichen  Verkehr,  so  zwar,  dass  das  Germanenelement  bei  der  altmäligen  Con- 
solidirung  unterlag,  aber  auf  die  mit  ihm  in  Berührung  gekommenen  gallischen  Stämme  nicht 
ohne  Einwirkung  blieb. 


')  Brandes.  Das  ethnographische  Verhältnis*  der  Kelten  und  Germanen  nach  der  Ansicht  der  Alten 
und  deu  Üprachiiberresten.  Leipzig  1857  (Voigt  and  Günther). 

Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


171 


Nach  Pritz  (Brandes,  S.  78)  gehörten  die  ältesten  Einwohner  Belgiens  zur  keltischen 
Rasse,  welche  das  Land  zwischen  dem  Rhein,  Ocean,  Pyrenäen,  Mittelmeer  und  den  Alpen 
bewohnte. 

Der  nördliche  Theil  (nördl.  von  der  Seine)  hiess  vor  und  während  der  römischen  Herr- 
schaft Belgien.  Zwischen  200  und  ISO  v.  Cbr.  wurden  die  Alto-Belgen  aus  dieser  Gegend  ver- 
trieben, und  ihre  Sitze  nahmen  Stämme  deutschen  Ursprungs  ein,  die  aus  dem  Norden  ge- 
kommen, Gerniani  (Wehrmänner?)  von  den  Kelten  genannt  wurden  (Nervier,  Eburonen,  Trevirer 
und  Menapier).  57  v.  Clir.  erlagen  sie  Cäsar. 

Dos  Wahrscheinlichste  ist,  dass  die  Beigen  ein  Mischvolk  waren;  auch  heute  noch  trifft 
man  ja  die  Wallonen  (nicht  germanisch)  neben  den  Vlatnen  (germanisch). 

Als  Krgebniss  der  neueren  Forschung  kann  man  vorläufig  hinstellen,  dass  etwa  bis  ins 
dritte  Jahrhundert  v.  Chr.  (vielleicht  aber  nur  bis  in  das  sechste)  eigentliche  Kelten  am  Nieder- 
rhein  und  im  nördlichen  Gallien  wohnten,  dass  damals  germanische  Wanderschaaren  in  diese 
Landschaften  eindrangen,  anfangs  mit  Gewalt,  später  auf  friedlichem  Wege  Bich  ansiedelten  und 
festen  Fuss  im  Lande  fassten,  dass  besonders  bei  den  am  weitesten  nach  Westen  vorgedrungenen 
Stämmen  dieser  nordischen  Schaaren  das  gallische  Element  stark  blieb,  aber  so,  dass  das  gal- 
lische und  germanische  Element  sich  mischten  und  gegenseitig  abschliflen. 

In  den  östlichsten,  dem  Ausgangspunkte  der  Eroberung,  dem  Rhein,  nahe  liegenden  Theilen 
wohnten  Stämme,  die  Germani  genannt  wurden  und  diese  Bezeichnung  behielten,  auch  nachdem 
das  gallische  Element  neben  dem  germanischen  wieder  zur  Geltung  gelangt  war,  so  dass  diese 
Stämme  sich  als  Gallier  ansaben  und  mit  ihnen  ihre  Schicksale  theilten  '). 

Ein  Theil  der  keltischen  Beigen  scheint  nun  nach  Britannien  hinüber  gezogen  zu  sein. 

Im  Allgemeinen  kann  man  sagen,  die  Beigen  machten  in  verschiedenen  Abstufungen  den 
Uebergang  zu  den  vollkommen  deutschen  Stimmen  am  linken  Rheinufer,  die  hier  ebenso  gut 
als  ursprüngliche  Bewohner  sassen,  denn  am  rechten  Rheinufer.  Trotz  all  dem  muss  aber  die 
Sprache  der  keltischen  Belgier  und  Gallier  eine  ganz  ähnliche  gewesen  sein,  während  dem  die 
germauisebe  Sprache  eine  von  der  gallischen  abweichende,  d.  h.  mehr  als  dialektisch  verschiedene 
war.  — Das  Proveuyalische  hat  eine  ziemliche  Anzahl  Worte  aus  dem  Keltischen  herüber 
genommen.  Nach  Cäsar  muss  man  zu  dem  Resultat  kommeu,  dass  die  germanische  Sprache 
des  Ariovist  von  der  keltisch -gallischen  so  verschieden  war,  dass  es  für  diesen  langer  Uebuug 
bedurfte,  um  sie  sprechen  zu  lernen.  Also  hat  Cäsar  die  Gallier  und  Germanen  für  zwei 
wesentlich  verschiedene  Völkerstämme  angesehen,  wie  auch  Livius.  (Kr  spricht  auch  von 
Gentes  scmigerinanae  in  den  Alpen.) 

Strabo  sagt,  die  Germanen  seien  von  den  Kelten  verschieden  an  Grösse,  Wildheit  und 
blonder  Farbe  der  Haare,  gleich  in  Lcibcsbeschaffcnheit,  Sitte  und  Lebensweise. 

Die  Gallier  hielten,  nach  Cäsar,  die  Germanen  für  noch  grösser  als  sie  selbst,  deshalb 
worden  bei  Triumphzügen  die  grössten  Gallier  als  Germanen  aufgeführt  und  zugleich  ihre  Haare 
rotb  gefärbt.  Tacitns  stellt  ebenfalls  die  Gallier  und  Germanen  als  zwei  grosse,  von  einander 


l)  Di«  Stelle  des  Taeitua,  woher  der  Kam«  Germani  kommt,  ist  S.  186  bei  Brande«  (a.  a.  0.1. 

Gertnani  wurden  überhaupt  einige  Völkerschaften  östlich  von  den  Galliern  genannt,  was  nachher  auf 
eine  grossere  Anzahl  von  solchen  übertragen  wurde. 

22« 


Digitized  by  Google 


172  Medicinalrath  Dr.  Hedinger, 

verschiedene  Völkermassen  gegenüber,  deren  Nationalität  von  dem  Orte  ihrer  Ansiedlung  unab- 
hängig sei.  Einen  keltischen  Völkerstamm  nennt  Tacitus  nirgends,  nur  Galli,  die  aber  von 
ihm  nicht  auf  die  römische  Provinz  der  Gallier  beschränkt  werden,  ebenso  wenig  wie  die  Ger- 
manen auf  das  Land,  das  die  Römer  Germanien  nannten.  Nach  Tacitus  waren  die  ersten 
Germanen,  die  Rom  besiegten,  die  Cimbern. 

Die  griechischen  Schriftsteller  sind  im  Allgemeinen  viel  weniger  genau  und  daher  weniger 
ernst  zu  nehmen,  als  die  römischen,  besondere  als  Tacitus;  und  so  blieb  bei  ihnen  der  Begriff 
Kelten  gleich  verschwommen  wie  der  der  Scythen,  doch  unterscheiden  einzelne  strict  zwischen 
Galliern  und  Germanen,  so  Plutaroh  fast  zur  gleichen  Zeit  wie  Tacitus,  wenn  er  von  einer 
gallischen  und  einer  germanischen  Völkerfamilie  spricht,  ebenso  Appianos.  Von  der  Ver- 
schiedenheit der  Kelten  und  Gallier  (Galater)  ist  nichts  Sicheres  in  den  Schriftstellern  zu  finden, 
siehe  anob  HerodianoB,  Dionysios  (Pcricgetes)  u.  A.  Wir  finden  aber  schon  eine 
Ahnung  der  früheren  Stammeseinheit  vieler  arischer  Völker,  sowie  einer  allmäligen  Wanderung 
von  Ost  nach  West,  einer  späteren  Spaltung  dieser  Stammeseinheit  in  mehrere  Zweige.  Ebenso 
lassen  die  späteren  römischen  Schriftsteller  die  Gallier  als  Germanen  im  Triumphe  anfführen, 
nachdem  sie  ihre  Sprache  erlernen  mussten  (Sueton). 

Ammianus  Marcellinus  (Ende  des  vierten  Jahrhunderts)  theilt  Gallien  in  drei  Theile, 
Kelten  oder  Gallier,  Aquitanier  und  Beigen  — Rhein  nennt  er  die  Grenze  Galliens  gegen  die 
Germanen.  Allmälig  entwickelte  sich  die  Besonderheit  und  Eigentümlichkeit  der  einzelnen 
Stämme  so  mächtig,  dass  das  Gefühl  gemeinsamer  Abstammung  immer  mehr  verschwand,  so 
dass  die  Deutschen  selbst,  d.  h.  die  verschiedenen  Stämme  derselben  den  Namen  Germanen 
als  einen  das  Gesammtvolk  darstellenden  Begriff  gar  nicht  kannten,  sondern  nur  die  Einzel- 
namen: Sueven,  Vandalen,  Westgothen,  Burgunder,  Franken,  Alemannen,  Ostgotben,  Lango- 
barden u.  s.  w.  — Somit  steht  fest,  1.  dass  die  meisten  und  besten  Schriftsteller  des  Altcrtliums 
darin  übereinstimmen,  die  Germanen  und  Gallier  als  besondere  Völkerstämmc  aufzufassen,  und 
2.  die  alten  Gallier  dem  kymriechen  Zweige  derjenigen  Völkerstämme  angehören,  den  wir 
heutigen  Tages  den  keltischen1)  nennen,  ebenso  Bteht  die  kymrischo  Abstammung  der  Bri- 
tannier  fest  (die  gallische  wie  die  südbritische  Sprache  gehörten  dem  kymrischcn  Sprach- 
zweig  an);  sie  Bind  zum  Theil  aus  Britannien  übergesiedelt,  standen  aber  anderen  Theils  in 
Continuität  mit  der  allen  gallischen  Bevölkerung. 

Gesammtresultatc  (nach  Brandes). 

1.  Ehe  Cäsar  Gallien  eroberte,  waren  Gallier  und  Germanen  zu  wenig  bekannt,  als  dass 
die  damaligen  Schriftsteller  beide  Völker  von  einander  hätten  unterscheiden  können. 

2.  Der  Völkerstamm,  den  wir  heute  Kelten  nennen,  ist  der  westlichste  unter  den  indo- 
europäischen Stämmen,  und  hatte  zu  Cäsar ’s  Zeiten  noch  einen  grossen  Theil  von 
Europa  inne: 

die  Donauländer  und  Tbeile  von  Mitteldeutschland,  Oberitalien,  Theile  der  iberischen 
Halbinsel,  Gallien  und  die  britischen  Inseln. 


')  Der  Name  Celtze  kommt  selten  bei  den  Hörnern  vor,  bei  Cäsar  alj  ein  Theil  der  Gallier. 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


173 


3.  Der  ältere  und  zuerst  westwärts  gedrängene  Zweig  des  keltischen  Stammes  ist  der 
gadhelische,  der  vom  kymrischen  schon  damals  zuriiekged  rängt  war. 

4.  Die  Gadhelen  waren  um  Christi  Geburt  schon  anf  Irland  und  Schottland  (nördlich  vom 
Walle  des  Severus)  beschränkt;  südlich  davon  wohnten 

5.  Kymren,  die  ans  verschiedenen  Theilen.  Galliens,  besonders  aber  Belgiens  herüber- 
gekommen waren. 

6.  Die  Kelten  des  europäischen  Festlandes  waren  Kymren,  vielleicht  mit  Ausnahme  einiger 
gadhelischer  Beste  im  südlichen  Gallien. 

7.  Die  gallischen  Kelten  waren  im  Süden  vermischt  mit  Iberern,  im  Nordosten  mit  Ger- 
manen. 

8.  Die  Germanen  waren  durch  das  nördliche  Deutschland  gegen  Westen  und  Südwesten 
vorgedrungen. 

9.  Einige  belgische  Stämme  sind  als  keltisirte  Germanen  anzusehen. 

10.  Cäsar  und  nach  ihm  bei  Weitem  die  meisten  und  besten  lateinischen  und  griechischen 
Schriftsteller  unterscheiden  die  Gallier  und  Germanen  als  zwei  wesentlich  ver- 
schiedene Völkerstämme. 

11.  Nur  wenige  Griechen  und  nur  ein  Römer,  welcher  aus  griechischer  Quelle  geschöpft 
hat,  wenden  den  Keltennamen  auf  Germanen  an. 

12.  Das  eindringende  Uömerthum  verlor  mit  jedem  Schritt  nach  Norden,  das  Germanen- 
tbum  verlor  mit  jedem  Schritt  nach  Süden  und  Westen  an  intensiver  Kraft:  gallische 
Nationalität  konnte  sich  daher  am  reinsten  in  der  Bretagne  erhalten. 

13.  In  der  französischen  Sprache,  selbst  in  den  südlichen  Patois  derselben  linden  sich  lieber- 
bleibscl  der  alten  gallischen  und  ncukeltischcn  Sprachen. 

14.  Die  bretagnischen  Kelten  sind  zum  Thcil  aus  Britannien  übergesiedelt,  standen  aber 
zum  Theil  auch  mit  der  alten  gallischen  Bevölkerung  in  Continuität. 

Der  erste  Autor,  der  die  Kelten  nennt,  ist  Herodot.  Er  kennt  sie  um  450  v.  C'hr.  nur 
im  äussersten  Westen  Europas,  wo  nach  ihm  die  Donau  entspringt,  um  durch  den  ganzen  Well- 
theil  zu  strömen;  aus  anderen  Autoren,  wie  Livius,  Cäsar,  Tacitus,  lernen  wir,  dass  um  die- 
selbe Zeit  die  Unterwerfung  weiter  Landstriche  im  Korden  Italiens  und  der  Balkanhalbinsel 
durch  Kelten  aus  Gallien  stnttfand,  indem  grosse  Massen  nach  Süd  und  Ost  ausgeschickt  wordeu 
sind,  um  wegen  der  Uebervölkerung  neue  Wohnsitze  zu  suchen.  Ein  Theil  derselben,  der 
auch  die  Römerstadt  anzündete,  liess  sich  in  Italien  nieder,  ein  anderer  drang,  Vogelweissagungen 
folgend,  nach  vielem  Gemetzel  unter  den  Barbaren  bis  an  die  Meeresbuchten  der  Illyrier  nach 
Dalmatien  vor,  ein  anderer  liess  sich  in  Pannonien  nieder.  Es  war  ein  rauhes,  hcldenmüthiges, 
kriegslustiges  Volk,  welches  zuerst  der  Alpen  unbezwungene  Joche  und  vor  Frost  unnahbare 
Gebiete  überstieg.  Nach  Unterwerfung  der  Pannonier  führten  sie  viele  Jahre  hindurch  Kriege 
mit  den  angrenzenden  Völkern.  Dann  durch  den  Erfolg  aufgemuntert,  tlieilten  sie  ihre  Heer- 
scliaaren  und  zogen,  die  einen  nach  Griechenland,  die  anderen  nach  Makedonien,  Alles  mit  dem 
Eisen  vor  sich  niederschmetternd.  Und  so  gross  war  die  Furcht  vor  dem  Namen  der  „Gallier“, 
dass  auch  Könige,  denen  der  Heerzug  nicht  galt,  aus  freien  Stücken  mit  ungeheuren  Geld- 
summen Frieden  erkauften.  Die  keltischen  Züge  gingen  also  einerseits  gegen  den  Po, 
andererseits  gegen  die  Donau.  Als  trennende  Schranken  stellten  sich  zwischen  die  östlichen 


Digitized  by  Google 


174  Medicinalrath  Dr.  Hedinger, 

Alpenkelten  und  die  cisalpinischen  Gallier  die  Veneter.  — Die  beiden  grossen  Ströme 
haben  sieb  nicht  wieder  berührt;  aber  sie  haben  sich  auch  nicht  rein  erhalten, 
sondern  sind  im  Westen  mit  den  Iberern  und  Ligurern,  im  Osten  mit  den  Illyriern 
und  im  Norden  und  Süden  Englands  mit  den  Angeln  zu  Mischvölkern  ver- 
schmolzen. 

In  anderen  von  ihnen  beherrschten  Landstrichen  gaben  sie  dem  Volke  nur  Gebieter, 
Namen  und  Gesetz,  während  die  breite  Schicht  der  unterworfenen  Einwohner  Sprache,  Sitte 
und  tbeilweise  auch  ihre  älteren  Cultnrformen  unverändert  beibehielt,  bis  zur  Ablösung  der  kel- 
tischen durch  die  römische  llerrschaA. 

Schon  in  ihrer  eigenen , zwischen  dem  Rhein , dem  Atlantischen  und  dem  Mitlelmeer  ge- 
legenen Heimath  werden  sie  — eine  vorzugsweise  reine  Rasse,  wie  sie  nach  den  Berichten  der 
alten  Historiker  erscheinen  — nicht  die  einxigen  gewesen  sein,  welche  das  Land  ernährte. 
Kennen  wir  doch  schon  in  der  jüngeren  Steinzeit  zwei  gleichartige  Rassen  aus  Frankreich,  und 
dieses  reiche  Land  scheint  zu  allen  Zeiten  zwei  grundverschiedene  Rassenelemcnte  beherbergt 
xn  haben,  von  welchen  das  eine,  herrschsüchtig  und  kriegslustig,  voll  Energie,  aber  ohne  die 
zähe  Ausdauer  der  Germanen,  seine  Unternehmungen  in  die  Ferne  richtete  und  Europa  er- 
schütterte (Kelten,  Franken,  Kreuzfahrer,  die  Armeen  Napoleou’s),  während  das  andere,  emsig 
und  friedfertig,  die  fruchtbare  Scholle  bebaut  und  die  Wunden  heilt,  welche  jenes  dem  Na- 
tionalwohlstande schlägt. 

Strabo  und  Arnmian  lassen  die  Kelten  südlich  von  den  nördlich  wohnenden  Galliern 
hausen,  diese  blond,  jene  von  dunkler  Complexion  sein.  In  nördlichen  Gegenden  wird  (wegen 
der  Verminderung  des  kohlenstoffhaltigen  Pigments  durch  stärkeres  Alhmen)  die  dunkle  Com- 
plexion nach  und  nach  in  die  hellere  umgewandelt. 

Die  Kelten  verbrannten  ihre  Todten,  die  Gallier  begruben  sie-  Im  alten  Ubier- 
lande,  in  der  Nähe  von  Bonn  und  Trier  sind  Brandgräber,  die  sicher  keltisch  sind,  wenn  sie 
auch  für  germanisch  galten.  Strabo  (geboren  19  n.  Chr.)  nennt  als  eines  der  grössten  kel- 
tischen Völker  die  Boji,  die  den  Hercynischcn  Wald  bewohnten,  der  sich  vom  Schwarzwald 
bis  zur  Grenze  von  Dacicn  der  Donau  entlang  erstreckte.  Auch  Tacitus  nennt  die  Bojcr 
Gallier.  Sie  hatten  die  Cimbern,  die  113  v.  Chr.  in  Italien  cinfielen,  zurückgeschlagen  und 
wurden  von  germanischen  Stämmen  nach  Böhmen  zurückgedrängt.  Zu  Augustns'  Zeiten  wurden 
sie  von  den  Marcoraanneu  unter  Marbod  aus  Böhmen  vertrieben  und  erscheinen  in  Boivaria  als 
Bojuaren.  Nach  Strabo  wurde  ein  anderer  Theil  von  den  Daciern  vernichtet  und  ein  Rest 
entkam  zu  den  keltischen  Tauriskern  in  die  Alpen.  — Die  Gallier,  die  in  das  römische 
Gebiet  (400)  einfielen  und  Makedonien  eroberten,  waren  nicht  Kelten,  sondern 
Galater,  d.  b.  den  Germanen  nah  verwandte  Gallier. 

Die  Regenbogenschüsselchen  sind  den  Kelten  eigenlhümlich  und  können  nicht  den  später 
verbreiteten  Nachahmungen  griechischer  und  römischer  Münzen  durch  die  Gallier  gleich  gestellt 
werden.  Sie  deuten  auf  den  Ursprung  in  Kleinasien  (Gestirndienst  der  asiatischen  Völker), 
worauf  auch  ihr  Gewicht  hinweist  (Schaaffhausen). 

Ein  sehr  häufiges  Geräthe  der  Brouzezeit,  ein  Beil  und  zugleich  Waffe  und  später  Meissei, 
hat  in  Fraukreich  den  Namen  Celt  erhalten,  weil  mau  es  den  Kelten  zuschrieb.  (CeltiB 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten.  175 

~ Meissei  ist  spätlateinisch,  und  missverständlich  gebraucht.)  Die  Kelten  haben  diese  Watte 
nicht  erfunden,  aber  sie  verbreitet. 

Der  Celt  findet  sich  in  Skandinavien,  England,  Deutschland,  Frankreich,  Spanien;  er  ist 
nur  da,  wo  Kelten  hingekommen  sind,  und  fehlt  bei  Römern  und  Griechen. 

Der  Ursprung  dieser  Gerätbe,  meint  Schaaffhausen,  sei  in  Aegypten  au  suchen. 
Schweinfurth  hat  dasselbe  in  Eisen  als  das  gewöhnliche  Beil  in  Abessinien  gefunden  [von 
Montelius  aus  Aegypten  abgebildet]1). 

Dass  es  in  einer  bestimmten  Zeitperiode  fast  ausschliesslich  als  Waffe  gebraucht  wurde, 
dafür  aeugt  die  Thatsache,  dass  in  den  mehr  als  1000  Gräbern  der  Hallstatt-Periode  in  Krnin 
neben  200  Hohl-  und  Lappencelten  nur  ein  einziges  Schwort  gefunden  wurde.  — Unsere  Funde 
in  Mergelstetten,  bei  Ellwangen,  Neresheitn,  Pfahlhcim  u.  s.  w.  bezeugen  ebenso  wie  die  von 
Naue,  dass  die  dort  lebenden  südlichen  Kelten  friedliche  Ackerbauer  waren.  Ob  Germanen  im 
nördlichen  Deutschland  sich  des  Celtes  als  Waffe  gegen  die  Römer  bedient  haben,  da  in  der 
Wesergegend  solche  in  besonderer  Menge  sich  finden,  wo  historisch  Kämpfe  nachgewiesen  sind, 
wissen  wir  nicht.  Jedenfalls  darf  man  sie  jetzt  als  ein  schon  der  ersten  Bronzezeit  angehöriges 
Gcräth  bezeichnen. 

Celte  waren  wahrscheinlich  auch  Tauschmittel  und  Geld,  weil  sie  in  bestimmten  Gewichts- 
theileu  Vorkommen.  [Meine  von  Caatcl  Toblino,  Südtirol,  wiegen  600  und  120  g*).]  — Die  hohe 
keltische  Knnstbildung  in  den  südlichen  Ländern  ist,  nachdem  Römer  und  Germanen  diese 
Gegenden  besetzten,  gänzlich  zu  Grunde  gegangen.  — Dass  die  Kelten  von  Hallstatt  mit  der 
griechischen  Cultur  von  Olympia  in  naher  Beziehung  standen,  haben  unsere  deutschen  Aus- 
grabungen dort  gezeigt,  d.  h.  Weihgeschenke  der  vorgeschichtlichen  Zeit,  darunter  Bronzebleche 
mit  geometrischen  Verzierungen  und  Thierfiguren  wie  in  Hallstatt  Eisen  findet  sich  dort  in 
allen  Schichten. 

Die  Funde  von  Gurinu  und  Nassfuss»)  in  Krain  sind  keltisch  und  sind  aus  dem  vierten 
Jahrhundert  v.  Chr.  Eine  Inschrift  wird  dou  Venetern,  einem  illyrischen  Stamme,  zugeschrieben, 
der  von  Kelten  umgeben  war.  — Schaaffhausen  glaubt,  dass  die  ursprünglichen  Nieder- 
lassungen der  keltischen  Rasse  die  ganze  Gebirgskette  im  Norden  von  Italien  bis 
an  das  Adrialiscbe  Meer  umfassen,  und  sagt  woiter:  die  der  römischen  Kunst 
vorausgehenden,  nur  nach  den  Fundorten  genannten  Perioden  vou  Hallstatt  nnd 
La  Ti-ne  müssen  den  Kelten  zugeschrieben  werden.  — Auch  die  schön  ornainentirten 
Urnen  von  Bayern,  Württemberg,  Baden  sind  keltischen  Ursprungs.  (Ebenso  die  aus  den  Grä- 
bern von  Ilallstatt.  und  diejenigen  von  Gemeinlebarn.)  Vielleicht  ist  auch  die  Schnitzkunst  in 
Tirol  und  der  Schweiz  noch  ein  Rest  keltischer  Bildung. 

Den  Galliern  dagegen  eigentümlich  ist  der  Torques,  d.  h.  der  gedrehte  Halsring,  wie 
er  sich  auf  zahlreichen  gallischen  Münzen  findet,  in  Süddeutschland  (mit  Ausnahme  von  Eisass) 
aber  seltener  ist 

')  Vgl.  such  Mo» teil ua : Die  Chronologie  der  ältesten  Bronzezeit  in  Norddeutachlaud  und  Skandinavien, 
Brannschwelg  1900,  und  Montelius:  Der  Orient  und  Europa,  Stockholm  1899.  (Uebersetzt  von  Mestorf.) 

*)  Ein  drittes  ganz  ähnliches  von  der  schwäbischen  Alb  in  meiner  Sammlung  wiegt  238  g. 

*)  Ich  besitze  von  dort  eine  Anzahl  Widderköpfchen  von  Email  nnd  Stücke  von  einem  sehr  hübschen 
Schmuck  ans  Glasröhrchcn , die  innen  mattgiänzeud  gemacht  sind.  Beide  waren  wohl  zum  Uxnhängen  um  den 
Hals. 


Digitized  by  Google 


176 


Medicinalrath  Dr.  Hetlinger, 

Die  Gallier  skalpirten  ihre  Feinde,  aber  auch  die  Römer;  ein  solcher  gallischer  Skalp  ist 
bei  der  Waffentrophäe  in  der  Villa  Pamfili  (Rom).  — (Die  nackt  dargestelltcn  Gallier  tragen 
Backenbart  und  Schnurrbart.)  Der  Torques  hat  nach  vorn  einen  Verschluss  oder  zwei  Knöpfe. 
Er  ist  auf  Gallien  beschränkt,  während,  wie  wir  sahen,  der  Bronzecelt  einen  sehr  weiten  Ver- 
breitungabezirk  batte  (Skandinavien,  ganz  Süd-  und  Westdeutschland,  Frankreich,  Belgien,  Eng- 
land, Irland,  Spanien  und  Portugal).  — Die  megalithischen  Denkmale  Westeuropas  muss  man 
Kelten  und  Germanen  zuschreiben. 

Die  Kelten  sassen  jedenfalls  sehr  lange  Zeit  in  Mitteleuropa.  Erst  400  v.  Chr.  be- 
gannen die  Wanderungen  nach  Süd  und  West,  sowie  in  den  Osten  von  Süddeutschland.  Die 
äusserste  westliche  Ansiedelung  der  Kelten  war,  von  Wales  und  Spanien  abgesehen,  Gallien, 
das  sie  in  ausschliesslichen  Besitz  nalimen,  mit  Ausnahme  der  iberischen  Aquilanier,  mit  denen  sie 
sich  zu  den  Keltiberern  vermischten,  ebenso  der  Ligurer  und  der  kleinhellenischen  Colonien,  so 
die  Phokäcr-Colonie  Massilia  600  v.  Chr.  (Der  Name  ist  nicht  griechisch,  sondern  entweder  phö- 
nikisch  oder  ligurisch.)  Von  Frankreich  aus  überschritten  sie  den  Jura,  drangen  in  die  Schweiz, 
sowie  in  die  Alpen,  besetzten  ganz  Ober-  und  Mittelilalien  bis  Ober  das  rechte  Ufer  des  Po 
hinaus,  wo  sie  so  mächtig  wurden,  dass  sie  im  Jahr  3!)0  Rom  verbrennen  und  auch  nach  dein 
glänzenden  Aufschwung  Roms  sich  in  jenen  Landschaften  behaupten  konnten.  Erst  etwa 
222  v.  Chr.  wurden  sie  unterworfen. 

Die  Charakteristik,  die  Strabo  von  den  Kelten  entwirft,  passt  aber  eigentlich  nur  auf  die 
Gallier.  Sie  geht  aus  von  ihren  ursprünglichen  Eigenschaften  vor  dem  Einfluss  der  römischen 
Herrschaft;  er  sagt  ausdrücklich,  dass  er  seine  Schilderung  den  alten  Zeiten  entnehme,  und  den 
bis  heute  noch  bei  den  Germanen  bestehenden  Gebräuchen.  Denn,  sagt  er,  theils 
durch  die  Natur,  theils  in  den  Staatseinrichtungen  sind  beide  Völker  mit  einander  verwandt, 
auch  bewohnen  sie  ein  benachbartes,  nur  durch  den  Rheinstrom  geschiedenes  Land,  das  in  den 
meisten  Dingen  hüben  und  drüben  gleichartig  ist,  nur  dass  Germanien  nördlich  liegt.  — 
Daher  kommt  es  auch,  dass  sie  zu  Auswanderungen,  Sitzvertauschungen  so  leicht  bereit  sind, 
indem  sie  in  Haufen,  in  ganzen  Kricgsschaaren,  richtiger  gesagt,  mit  ihren  ganzen  Haushaltungen 
aufbrachen,  wenn  sie  von  Mächtigeren  gedrängt  wurden. 

Die  ganze  Nation,  welche  man  die  gallische  oder  galalischc  heisst,  ist  voller  Kriegslast, 
mulhig,  rasch  zum  Kampf,  im  Uebrigen  aber  ohne  Falsch  und  nicht  bösartig.  Daher  laufen  sie, 
zum  Zorne  gereizt,  in  Masse  zum  Kampfe  zusammen,  offen,  ohne  Vorsicht,  so  dass  sie  durch 
überlegene  Kriegskunst  leicht  zu  besiegen  sind.  Ihre  Macht  im  Kriege  beruht  auf  ihren  riesigen 
Leibern  und  auf  ihrer  grossen  Volkszahl.  Alle  Kelten,  fährt  er  fort,  sind  streitbar  geartet,  aber 
ihre  Reiterei  ist  besser  als  ihr  Fussvolk  (die  Römer  entnahmen  nämlich,  ehe  sie  die  Germanen 
kennen  lernten,  ihre  vorzüglichsten  Reiter  den  Galliern)  und  je  nördlicher  und  je  näher  dem 
Meere,  desto  tapferer  sind  ihre  Völkerschaften. 

So  weit  Strabo,  der  sich  durch  diese  Schilderungen  als  vorzüglicher  Kenner  beweist,  denn 
in  vieler  Beziehung  passt  sie  heute  noch  auf  die  Franzosen  mit  ihren  nusserlich  glänzenden 
Eigenschaften,  ihrem  Sanguinismus  auch  im  Kriege,  in  der  leichten  Beweglichkeit  de»  Gei«tes 
— und  ihrer  Unbeständigkeit. 

Nicht  unerheblich  war  die  Cultur,  welche  die  Römer  in  Gallien  antrafen,  nnd  von  der  sie 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


177 


' Einzelnes  sogar  annahmen.  Es  ist  nicht  allgemein  bekannt,  dass  die  Kelten  ein  besonderes 
Wegemaass  aufgestellt  hatten:  die  louga,  französisch  Heue. 

Was  Industrie  und  Handwerk  betrifft,  so  leisteten  sic  Erhebliches  in  Töpferei,  Bearbeitung 
des  Leders,  besonders  aber  des  Metalle«  ’),  was  schon  durch  ihre  Putzsucht  und  Eitelkeit  bedingt 
war.  Sie  liebten  sehr  Goldschmuck.  — Die  Verziunung  des  Kupfers  ist  keltische  Erlindung. 
(Zinn  gewährte  nicht  nur  Britannien,  sondern  auch  Spanien  und,  wie  man  neuerdings  fand,  sogar 
das  Fichtelgebirge.)  Auch  erfanden  sie  die  Sagemühlen  und  Seifenfabrikation.  (Sapo  ist 
keltisch.)  Viel  wurde  Flachs  gebaut,  obwohl  die  Männer  Wollkleider  trugen.  Schweine,  Gänse, 
Meth  und  Bier  waren  wichtige  Nahrungsmittel.  Die  Hebe  dagegen  war  von  den  Griechen 
zuerst  an  die  Südküste  Frankreichs  nnd  etwa  50  n.  Ohr.  von  den  Hörnern  der  Khöne  entlang 
gebracht;  eine  Zeit  lang  wurde  zwar  ihre  Verbreitung  durch  kaiserliche  Verordnung  verboten, 
die  aber  Probus  wieder  aufhob,  so  dass  Julian  um  350  n.  Chr.  die  Heben  um  Paris  und 
• Ausouius  an  der  Mosel  bezeugen  konnte.  Die  Häuser  waren  meist  aus  Holl,  Brettern  und 

Flechtwerk,  gekrönt  durch  ein  dichtes  Hohrdach,  ausnahmsweise  in  den  Städten  aus  Stein. 

Ihre  Nahrung  bestand  noch  nicht  aus  Ergebnissen  des  Ackerbaues,  sondern  der  Viehzucht: 
aus  Milch  und  Fleisch,  letzteres  auch  eingesalzen.  Die  Schweine  waren  noch  halb  wild  und 
sogar  Wölfen  gefährlich,  also  noch  etwa  wie  im  späteren  Diluvium.  Schafheerden  waren  in 
grosser  Zahl  vorhanden,  deren  Wolle  zwar  grob,  langhaarig,  aber  so  schön  war,  dass  sie  neben 
dem  eingesalzcnen  Schweinefleisch  ein  Hauptausfuhrartikcl  nach  Italien  war. 

Die  Tracht  war  verschieden  von  der  germanischen:  Aermeljackcn  bis  zu  den  Lenden 
reichend,  eng  anliegende  Beinkleider  (bracoae,  daher  der  Name  Gallia  braccata),  darüber  kurze, 
höchstens  bis  ans  Knie  reichende  Mäntel  aus  Schafwolle.  Das  Haar  Hessen  sie  lang  wachsen, 
wie  die  Germanen,  daher  der  Name  Gallia  comata  im  Gegensatz  zu  Gallia  Narbonensis. 

Ihre  Bewaffnung  ist  anders,  reicher  und  mannigfaltiger,  als  die  der  Germanen:  ein  langes, 
auf  der  rechten  Seile  getragenes  Schwert,  ein  mannshoher  Lederschild,  entsprechende  Lanzen, 
ein  Wurfspeer,  ihren  grossen  Leibern  entsprechend.  Auch  Bogen  und  Schleudern  brauchten  sie 
und  zur  Vogeljagd  Handpfeile  von  Holz. 

Eine  eigentümliche  Einrichtung  ist  der  Streitwagen  mit  zwei  Kämpfern  und  einem  Wagen- 
lenker (Triaraarkisia  — Dreifuhr).  Dies  gilt  jedenfalls  nur  für  die  nördlichen  Kelten  (die  Gal- 
lier). Barbarisch  und  den  meisten  Nordvölkern  eigen  nennt  Strabo  ihre  Sitte,  die  Köpfe  der 
erschlagenen  Feinde,  über  den  Hals  des  Pferdes  gehängt,  mitzunehmen  und  über  der  Hausthür 
anzunageln,  wobei  sic  die  Schädel  der  Vornehmen  mit  Cedernöl  bestreichen,  den  fremden  Gästen 
vorweisen,  und  selbst  um  das  gleiche  Gewicht  an  Gold  nicht  auslösen  lassen.  Diese  Sitte  stellten 
aber  die  Hörner  ab,  denen  auch  im  Gegensatz  zu  den  Germanen  bei  den  Galliern  die  Prah- 
lerei und  eitle  Putzsucht  aufflel. 

Sie  trugen  sehr  viel  Gold  und  Goldketten  um  den  Hals,  Armbänder  um  den  Oberarm  und 
an  den  Handgelenken,  die  Vornehmen  buntgefärbte,  goldgestickte  Kleider,  wahrscheinlich  nach 
etruskischen  importirten  Mustern  im  Lande  selbst  gefertigt,  und  wieder  zu  den  Germanen 
exportirt. 

Wie  sehr  Strabo  seine  Leute  kannte,  gebt  daraus  hervor,  dass  er  sie  weiterhin  schildert 


l)  Pie  Mlinxung  ist  den  Griechen  roh  nachgebildet. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  23 


Digitized  by  Google 


178  MedicinalratU  Dr.  Hedinger, 

als  im  Siege  unerträglich,  maasslos  eitel  und  übormüthig,  nach  einer  Niederlage  völlig  verblüfft 
und  entmuthigt.  Auch  die  Händelsucht  und  in  früher  Jagend  erschöpfende  Ausschweifungen 
werden  nicht  vergessen. 

Was  uns  am  meisten  interessiren  muss,  weil  es  uns  eine  Ahnung  über  die  Länge  der  Zeit 
des  Auftretens  der  Kelten  vor  den  Germanen  giebt,  sind  die  Züge  der  Greisenhaftigkeit,  Uober- 
lebtlieit  des  Volkes  gegenüber  den  jugendfrisohen  Germanen,  deren  Mängel  einzig  in  der  rauhen 
Vorcultur  liegen. 

Bei  den  Kelten  fehlte  es  vor  Allem  an  einem  selbständigen,  gesunden,  gemeinfreien  Mittel- 
stand ln  Stadt  und  Land.  Es  gab  keine  freien  Bürger  und  Bauern,  die  als  wirklicher  Stand 
den  Staat  tragen,  wie  die  gemeinfreien,  germanischen  Bauern;  vielmehr  herrschen  hier  schon 
vor  Cäsar  Zustände,  wie  in  Italien  bei  den  Gracchen  und  später  in  den  romanisch-gurmanischen 
Reichen  des  sechsten  bis  neunten  Jahrhunderts  und  zwar  so,  dass  der  Adel  das  Land  in 
ungemessenen  Grossgütern  besitzt,  welche  er  durch  Colonen,  frcigelassene  Sclavcn,  Schützlinge 
jeder  Art  (Cliontes)  mit  starker  Viehzucht  bebauen  lässt.  Die  „Gemeinfreien“  sind  oft  sehr 
verarmt,  Schuldknechtc  des  Adels,  der  nur  Jagd,  Krieg,  Politik  und  üppigstes  Prunklcben  treibt. 
Noch  schlimmer  aber  ist  die  Herrschaft  der  Priester,  der  Druiden’),  wörtlich  übersetzt: 
Männer  des  Baumheiligthums  (Druncmel),  in  welchen  Stand  nach  langer  Prüfung*-  und  Lehrzeit 
die  Adeligen  aufrücken.  Sie  lehrten  Seolenwnndcrung,  übten  grauenvolle  Menschenopfer,  waren 
im  Alleinbesitz  der  Schrift,  der  Arzneikunde,  Rcchtskundc  und  beherrschten  durch  diese  geist- 
liche und  weltliche  Uebcrlegenheit  den  weltlichen  Adel,  die  eqnites,  und  noch  mehr  die 
machtlosen  Wahlkönige,  sofern  diese  nicht  völlig  verschwunden  waren.  In  all  dem  Angeführten 
ist  der  Gegensatz  zu  den  Germanen  sehr  stark. 

Viel  roher  als  die  Kelten  des  Festlandes  waren  die  auf  England,  die  im  Kriege  Hunde 
brauchten,  namentlich  die  im  Inneren  der  Tttsel,  welche  sogar  Weiber-  und  Kindergemeinschaft 
hatten. 

Ihre  Städte  sind  die  Wälder,  d.  h.  sie  umgeben  in  ihnen  einen  Kreis  mit  gefällten  Bäumen, 
und  errichten  darin  Hütten,  Stallungen  für  das  Vieh,  aber  immer  nur  für  kurze  Zeit:  also  noch 
nomadisches  Leben.  Nach  Strabo  sollen  die  Insolkelton  die  Gallier  um  einen  halben  Fuss 
überragen,  aber  er  nennt  sie  schiefbeinig,  unschön  gewachsen,  schwammiger  imd  dunkler  als 
die  Gallier. 

Auf  der  Südspitzc  von  Britannien  und  in  Gallien  dagegen  hatten  die  Kelten  höhere  Cultur 
erreicht. 

Von  den  italischen  Kelten  sagt  Polybios:  Sie  leben  in  Dörfern  ohne  Steinmauern, 
schlafen  auf  Stroh,  essen  fast  nur  Fleisch,  kennen  weder  Wissenschaft  noch  Kunst  oder  Ge- 
werbe, treiben  nur  Krieg  und  Ackerbau;  ihr  Vermögen  besteht  nur  in  Heerdcn  und  Gold 
(Flussgold),  das  sie  auf  ihren  Wanderungen  leicht  überall  mit  sich  führen  können.  Die  Zeit 
der  italischen  Kelten  ist  bestritten;  fest  steht  aber,  dass  sie  aus  Gallien  kamen,  wo  sie  schon 


’)  Neben  den  Druiden  werden  noch  Barden  (.Kunstdichter“,  den  späteren  nordgerraauischen  Skalden 
zum  Tbeit  vergleichbar)  und  Wahrsager  angeführt.  Die  Druiden  üben  in  alten  weltlichen  Dingen  den  stärksten 
Einfluss:  sie  entscheiden  Streit  der  Flinten  und  Volker,  hemmen  durch  ihre  Vermittelung  den  Ausbruch  des 
Krieges,  richten  Uber  Blutschuld  und  treiben  eine  mystische  Morst  und  Naturphilosophie , welche  zwar  Unver- 
gtnglicbkeit  der  Seelen  und  des  Kosmos,  aber  den  Sieg  von  Feuer  und  Wasser  (Uber  die  Erde!)  lehrte. 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


179 


geraum«  Zeit  gewohnt  hatten.  Die  Ursache  ihrer  Einwanderung  war  Uebcrvölkerung  in  der 
lieiniath.  Sie  unterwarfen  und  verdrängten  nun  die  Ligurer,  Tuskcr,  Umhrer.  — Schwieriger 
ist  es,  die  Nord-  und  Ostgrenz«  ihrer  Verbreitung  Ober  Europa  festzustellen. 

Ein  Theil  der  Kelten  wanderte  nach  Osten  aus  bi»  nach  Kleinasien  (die  Gabler),  und  wie 
ihre  Sage  meldet,  wieder  zurück  in  die  hercynischen  Wälder  und  zwar  gleichzeitig  mit  der  gal- 
lischen Einwanderung  in  Italien  (etwa  400  v.  Chr.).  Alle  diese  Wanderungen  müssen  ausser- 
ordentlich lange  gedauert  haben.  Und  so  können  wir  uns  leicht  eine  Zeit  vorstellen,  wo  ganz 
Deutschland,  Böhmen  und  seine  Nachbarländer  im  Osten  und  Süden  von  den  Kelten  durch- 
zogen, besetzt  und  beherrscht  war.  Wie  weit  — zu  der  Zeit,  als  die  Germanen  erschienen,  ist 
eine  andere  Frage.  Jedenfalls  fanden  die  Germanen  alles  Land  zwischen  Elbe  nnd 
Donau  im  Norden  und  Südosten  einerseits,  dem  Rhein  nnd  den  Alpen  andererseits 
von  Kelten  besiedelt,  und  es  gingen  zahlreiche  keltische  Namen  auf  die  germanischen  Nach- 
folger über.  — Dies  sind  auch  noch  ausser  den  Ausgrabungen  die  einzigen  Anhaltspunkte  für 
die  Verbreitung  der  Kelten  über  Europa,  und  ihre  Angrenzungen  an  Germanen  (und  Slaven), 
d.  h.  für  die  Namen  der  Berge  und  Flüsse,  die  sich  uuter  der  germanischen  Ueberflnthung 
erhalten  haben. 

In  erster  Linie  sind  cs  die  Alpen:  ein  keltisches  Wort  für  hohe  Gebirge,  ebenso  die  Alb, 
und  Ardennen  von  Ardu  = steil.  — Keltische  (und  zum  Theil  wenigstens  romanisirte)  Namen 
für  Berge  und  Gewässer  fanden  die  Markomannen  vor  bis  an  den  Inn  und  über  die  von  Osten 
schwer  zu  bezwingenden  Alpen  drangen  die  Markomanneu  und  Alemannen  erat  spät. 

Ueber  den  Inn  selbst  reichen  die  keltischen  Namen  nur  spärlich,  denn  die  vor- 
germanischen  Ortsnamen  in  Tirol  sind  rätisch  (etruskisch?)  oder  römisch,  aber  nicht  keltisch. 
In  grosser  Zahl  dagegen  finden  sich  kellisohe  Ortsnamen  in  ganz  Mitteldeutschland,  dichter  noch 
am  Rhein  und  im  Südosten.  — Aber  auch  das  ganze,  grosse  europäische  Mittelgebirge  von 
den  Cevennen,  dann  vom  Ilarz,  Taunus  und  Thüringer  Wald  bis  zu  den  östlichsten  Ausläufern 
der  Karpathen  gegen  die  Donau  hat  »einen  Namen  Arkynicn  von  Hcrcynia  (d.  h.  sich  er- 
hebend) von  den  Kelten  empfangen.  Die  Benennung  wich  mehr  in  die  Mitte  zurück,  je  mehr 
die  einzelnen  Glieder  der  Waldkette  bekannt  wurden  (Zenss);  und  zuletzt  haftete  sic  nur  noch 
an  unserem  Harz,  während  Cäsar  noch  die  Höhen  der  Pfalz  und  den  Schwarzwald  zum  herey- 
nischen  Wald  zählt  (Tacitus  den  Odenwald  und  das  rheinische  Mittelgebirge,  ja,  Plinius 
lässt  ihn  noch  weit  nach  Norden  gehen).  Im  engeren  Sinne  hiess  Hcrcynia  der  Böhmen  um- 
fassende Waldkranz.  Auch  die  Sudeten,  zu  denen  noch  der  Thüringer  Wald  zu  rechnen,  sind 
wohl  keltisch,  ebenso  wie  der  ältoste  Name  des  Schwarzwaldes  (Abnoba,  vergl  die  Inschrift 
in  Badenweilcr:  Geweiht  der  Diana  abnoba)  und  der  Name  Melibocus  (Zenss). 

Alle  anderen  Gcbirgsnamen : Spessart,  Donnersberg,  Erzgebirge,  Schwarzwald,  Oden- 
wald u.  s.  w.  sind  germanisch. 

Von  den  Gewässern  sind  keltisch  geblieben:  der  Danuvius.  Dem  entsprechend  führen  auch 
die  meisten  Nebenflüsse  des  Oberlaufes  der  Donau  keltische  Namen:  der  Inn  (Ainos),  die  Salzach 
mit  ihrem  alten  Namen  Ivarus  (Feutingerisohe  Tafel),  der  Lech  (dixiotg,  Likias),  Enz  (Anesus), 
Traun  (Drana),  Iller  (Hilara),  Isar  (zu  vergleichen  mit  der  Isere  in  den  französischen  Alpen) 
und  so  können  wir  durch  Oberbayern  und  Südwestdeutschland  die  Ableitung  wcilcrfübren.  Doch 
werden  diese  Proben  genügen.  — Lehrreich  ist  die  Vertheilung  beider  Sprachen  unter  den 

23* 


Digitized  by  Google 


180  Medicinalrath  Dr.  Hedinger, 

Neben fiasscn  des  Rheines:  keltisch,  wie  der  Name  des  Flusses  selbst  und  »eines  westlichen 
Mündungsarmes,  der  Wal,  sind  die  Scheide,  die  Maas  mit  der  Sambre,  die  Mosel  mit  der  Saar, 
die  Nabe,  die  Aar,  der  Neckar  mit  der  Alsenz,  der  Main  mit  der  Tauber.  — Germanisch  sind 
nur:  die  Lahn  (Ligana),  die  Sieg  (Siga),  die  Ruhr,  die  Lippe  und  der  östliche  Mündungsarm, 
der  Vlio  (Ylcvo,  Mola).  Wahrscheinlich  keltisch1)  sind:  Rednitz,  Pegnitz,  Jaxt,  Kocher. 
Germanisch  sind:  Weser,  Leine,  Ems,  Elbe  (slavisch  Labe)  und  ihre  Zuflüsse:  Saale,  Unstrut, 
Havel,  Spree,  Elster,  Eger.  In  der  slavischen  Woltava  (Wltava)  ist  ein  älteres  germanisches 
Waldaha  verborgen.  — Slavisch  sind  die  Namen  der  Nebenflüsse  der  Oder:  Neisse,  Bober, 
Warthe  (Wrta),  Weichsel. 

Die  Südgrenze  der  Germanen  bildeten  lange  Zeit  nicht  die  Alpen,  sondern  die  Donau  in 
ihrem  Ober-  und  Mittellauf;  erst  spät  drangen  in  das  zwischen  Regensburg  und  Innsbruck 
liegende  Land  Germanen  zu  dauernder  Niederlassung  ein. 

So  viel  steht  fest,  dass  in  den  nördlichen  Bezirken  die  Macht,  Tüchtigkeit  und  Cultur  der 
Kelten  nicht  entfernt  die  Höhe  wie  in  Frankreich  und  Italien  unter  milderem  Himmel  gewann, 
wo  sie  unter  der  für  das  Keltenthum  bezeichnenden  Doppelaristokratie  ihres  geistlichen  Adels,  der 
Druiden,  und  der  weltlichen,  der  Ritter,  in  volkreichen,  durch  Handel  und  Industrie  blühenden 
Städten  bedeutenden  Wohlstand  und  eine  eigenartige  Bildung  erlangten.  Ausdrücklich  hebt 
Cäsar  den  Einfluss  der  überseeischen  Cultur  auf  die  Kelten  in  Gallien,  im  Gegensatz  zu  den 
rechta-rbeinUchen,  hervor. 

Wie  wir  schon  kurz  andeuteten , reichen  die  keltischen  Ortsnamen  nicht  oder  nur  spärlich 
in  die  Alpen.  Jenseits  des  Inns  beginnen  die  räüschen  (nach  Steub  tuskischen)  Ortsnamen: 
wie  Amras,  Glurus,  Naudcrs,  Sargans  und  viele  andere.  Es  beweist  dies  immerhin,  dass  die 
Kelten  die  bayrisch  -tirolischen  Alpen  der  eingesessenen  Bevölkerung  nicht  ganz  zu  entreissen 
vermochten. 

In  Gallien  sind  fast  sämmtliche  Berg-  und  Flussnamen  keltisch.  Jura,  Ardennen,  Vosegtis 
(Vosgos).  Von  Flüssen:  Rhodanua,  Isara,  Garunna,  Duranius  (Dordogne),  Liger  (Loire),  Sequana 
(Seine),  Matrone  (Marne),  Samara  (Somme),  Scaldis  (Schelde),  Mosa  (Maas). 

Ais  weitere  Sonderbezeichnungen  und  Zweige  der  keltischen  Nation  Anden  wir  ausser  Galli 
(Galater)  und  Keltae,  Belgae  and  Britanni  die  Kymrcn  und  Gaelen.  Nach  Cäsar  trennte  die 
Marne  und  die  Seine  die  Gallier  von  den  Beigen  im  Nordosten.  Im  Osten  reichen  die  (gal- 
lischen) Scquaner  und  Helvetier  bis  an  den  Rhein.  Die  Beigen  bildeten  also  einen  Stamm  der 
Kelten,  der  durch  Mundart  und  rauhe,  den  benachbarten  Germanen  ähnliche  Lebensweise  sich 
von  den  Galliern  unterschied.  Die  Beigen  überschritten  den  Canal  bis  zur  Themse  (Tamesa) 
und  später  bis  Irland  (Ilibernia).  Ancb  die  Caledonier,  die  Tacitns  wegen  ihrer  rothen  Haare 
für  Germanen  hielt,  waren  Kelten.  Gegen  sie  (später  Picton  genaunt)  errichteten  die  Römer 
den  Pictenwall.  Sie  selbst  nannten  sich  Gadbelen.  Die  keltischen  Bewohner  Irlands  hiessen 
Scoten;  sie  nahmen  später  das  Land  der  Picten,  da»  nun  Scotia  hiess,  aber  erst  im  neunten 
Jahrhundert  sich  zu  einem  Reiche  verband. 

Nach  Cäsar  wird  Gallien  bewohnt  von  Aquitaniern,  Beigen,  Kelten.  Die  Ersteren  gleichen 


! Erckert  (a.  a.  0.)  hält  sie  sicher  für  keltisch,  s.  Karte  lli:  Radantia,  Bagantia,  Jagusa,  Cocara.  Zwei 
Nebenflüsse  der  Jazt  heissen  Becbta,  ein  unbestritten  keltisches  Wort. 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten.  181 

mehr  den  Iberern,  die  zwei  letzten  haben  die  gleiche  Körperbildung,  unterscheiden  sieb  aber  in 
Sprache,  Verfassung  und  Lebensweise. 

Die  „germanische“  Abstammung  der  Beigen  war  nur  Ruhmrede,  welche  aber  zuletxt  im 
Volke  Glauben  fand.  Solche  Kelten  waren  z.  B.  die  Trevircr  und  Mediomatrikcr.  Nur  wurde 
ihre  Hauptstadt  Trier  gleich  bei  ihrem  ersten  Auftreten  mit  einem  römischen  Namen  belegt 
(Augusta  Trevirorum).  Sie  reichten  von  den  Ardennen  bis  an  den  Rhein.  Im  Norden  der 
Ardennen  wohnten  abhängig  von  den  Trevircm  fünf  Völkerschaften,  zusammen  Germani  ge- 
heissen, welch  keltisches  Wort  aber  keineswegs  germanische  Abstammung  bedeutet,  denn  alle 
Einzclnamcn  dieser  „Germani“  sind  keltisch.  Die  Mächtigsten  unter  ihnen  waren  die  Eburonon, 
später  traten  an  ihre  Stelle  die  Tungri.  Diese  galten  als  die  ersten  wirklichen  Germanen, 
die  über  den  Rhein  drangen  und  Gallier,  d.  h.  Eburonen  vertrieben.  Wahrscheinlich 
wurden  die  Tungem  Germani  = Nachbarn  genannt,  weil  sie  im  Lande  der  Eburonen  sieb  nieder- 
liessen,  etwa  so  wie  die  Markomannen  Bajuvari  hiessen,  weil  sie  im  Lande  der  Boji  sich  nieder- 
liessen.  Nach  ihnen  worden  dann  die  übrigen  Völkerschaften  mit  dem  Sammelnamen  Germani 
bezeichnet  Diese  Erklärung  scheint  mir  die  wahrscheinlichste. 

Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  Ihnen  heute  alle  die  keltischen  Völkerschaften  in  Gal- 
lien vorzutühren,  ich  muss  mich  daher  auf  die  wichtigsten  beschränken.  Zwischen  Rhone  und 
Pyrenäen  wurde  die  ältere  ligurisohe  und  iberische  Bevölkerung  zuletzt  auf  den  Raum  zwischen 
Garoune  und  Pyrenäen  zusammengedrnngt  durch  die  keltischen  Volcae,  ein  in  zwei  Völker- 
schaften getheiltes,  starkes  Volk,  von  denen  die  Tectosages  die  bekanntesten  sind.  Sie  Ȋn- 
derten nach  Kleinasien  in  grosser  Zahl  aus  und  erscheinen  in  Galatien  und  Ankyra,  dem  heu- 
tigen Angora. 

LTnter  den  Al|>enkelten  sind  hervorzoheben  die  von  Strabo  so  genannten  goldreichen 
Helvetier.  Cäsar  begrenz.t  ihre  Sitze  im  Norden  durch  den  Rhein,  im  Westen  durch  den 
Jura,  im  Süden  durch  den  Genfer  See  und  die  Rhone;  nach  Strabo  reichen  sie  nordöstlich 
bis  an  den  Bodensee,  südlich  bis  an  den  Gotthard  (Adula).  Nach  ihm  hatten  sich  zwei  ihrer 
drei  Gaue  den  Cimbcrn  angeschlossen  und  den  Untergang  gefunden;  von  dem  dritten  sollten 
alle  zu  Cäsar's  Zeit  lebenden  abstammen.  Ihre  Versuche,  sich  in  Gallien,  uu bedrängt  von  den 
Germanen,  breitere  Sitze  zu  gewinnen,  wies  Cäsar  blutig  ab  und  zwang  sie,  in  die  alte  Hei- 
math  zurückzukehren,  um  diese  nicht  den  Germanen  zu  überlassen.  Ursprünglich  sassen  sic 
zwischen  Rhein  und  Donau  in  der  Maingegend,  nördlich  von  der  schwäbischen  Alb. 

Die  Alpenvölker  in  der  Alpis  Pocnina  (Wallis,  Valais)  waren  ligurisch  oder  rätisch  und 
wurden  erst  später  von  deu  Kelten  zurückgedrängt. 

Die  keltischen  Stämme  der  Ostalpen  umschliesst  der  Gesammtname  der  Taurisker,  von 
denen  die  Noriker  (um  Noreja  bei  Klagcnfurt)  ein  Hauptast;  bald  nach  Unterwerfung  der 
Räter  wurden  auch  die  Noriker  bezwungen.  Ihre  Westgrenze  war  der  Inn,  ihre  Nord- 
grenze die  Donau  (Danubius,  im  Unterlauf  Ister),  ihre  Süd  grenze  das  Gebirge  Caravancas 
zwischen  Save  und  Dravc.  Jenseits  dieses  Kammes  um  Julium  Carnicum  (Ztiglio)  sassen  die 
Carnen;  im  Südosten  waren  die  letzten  Städte  der  Noriker  Caleja  (Cilli)  und  Potovia  (Pettau), 
gegenüber  den  Pannoniern  (Nauportus  bei  Laibach  gehörte  den  Tauriskern).  Im  Nordosten 
erreichten  sic  die  Donau  und  das  Gebiet  der  Bojer:  Carnuntum  (bei  Hainburg)  und  Viudobona 


Digitized  by  Google 


182  Medicinalrath  Dr.  Hedinger, 

(Wien)  waren  norisch;  später  wurden  die  Noriker  durch  die  Daker  in  das  Gebirge  gedrängt; 
die  Römer  thcilten  diese  ehemals  norischen  Striche  ihrer  Provinz  Pannonia  zu. 

Ri  tisch  sind  die  Lepontier.  Kelten  sind  die  mächtigen  Vindeliker  in  den  mittleren  Alpen; 
dagegen  die  Räter  tuskisch-romaniscb  mit  nur  ganz  einzelnen  keltischen  Colonien  (Tusker  waren 
die  Euganeer  am  Gardasee,  die  Triumpilini  im  Val  Troinpia,  die  Carnuni  im  Val  Camonica). 
15  v.  Chr.  wurden  die  Vindeliker  durch  Tiberius,  gestützt  auf  die  Inseln  Mainau  und  Reichenau 
in  einer  Seeschlacht  geschlagen  und  durch  Alpenstrasson  gebändigt.  — Die  damaligen  geogra- 
phischen Begriffe  waren  allerdings  manchmal  sehr  verworren;  auch  bei  Strabo,  der  ganz 
merkwürdige  Ansichten  entwickelt,  besonders  was  den  Ursprung  der  Isar,  Etsch  und  des  Eisak 
betrifft;  die  erslere  lässt  er  z.  B.  aus  dem  gleichen  See  wie  die  beiden  anderen  entspringen. 
Die  schwäbische  Alb  ist  bei  ihm  ein  Theii  der  Alpen,  Plattensee  und  Bodensce  sind  bei  ihm 
identisch,  lllyrien  reicht  bis  zum  Fusse  der  bairischen  Alpen  u.  s.  w. 

Von  der  Fauna  in  Gallien  erwähnt  Polybios  wilde  Pferde,  den  Untier  und  Elch.  Von 
der  Flora  nur  den  rätischen  Wein,  am  Südfuss  der  rätischen  Berge  gegen  Verona  u.  s.  w. 

Cami  bedeutet  Bergbewohner  und  Tauern  heisst  so  viel  wie  Berghöhen. 

Die  Cultur  der  Kelten, 

welche  die  Germanen  hei  ihnen  vorfanden,  hat  zwar  schon  aus  der  llallstatt-Zeit  manches 
aufgenommen  — und  musste  os,  da  ihnen,  wie  den  westlichen  Völkern  Europas  allen  eine  lange 
Ruhezeit  vergönnt  war,  während  der  sie  von  Osten  und  Süden  seit  der  Steinzeit  neue  Lebens- 
formen kennen  gelernt  und  verschiedene  Wandlungen  durchmachen  mussten  — , aber  es  war 
doch  eine  eigene  Cultur,  mit  der  sie  in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  der  Eroberung  Galliens 
und  der  Alpcnländer  durch  die  Römer  hervortraten. 

Es  war  dies  die  La  Tcne-Cnltur;  manchmal  ägyptisch-orientalischen  (ionischen)  Einfluss 
verrathend,  vielleicht  auch  mit  nordischen  Motiven1),  verquickt  mit  östlichen  Elementen.  Man 
kann  sie  füglich  Cultur  der  Kelten  nennen,  die,  vorgeschritten  in  der  Kcnntniss  der  Metalle, 
ihrer  Zubereitung  und  Verwendung,  im  Besitze  zahlreicher  technischer  und  anderer  HDlfsmitlel, 
weite  Gebiete  unseres  Erdlheils  sich  unterwarfen.  Obcritalien,  der  Rhein,  die  Donauländer  und 
ein  grosser  Theii  der  Alpenzono  summt  einem  Theile  der  Balkanhalbinsel  bis  nach  Kleinasien 
wurden  eine  Beute  keltischer  Heerhaufen,  die  überall  ihren  Adel  als  Herrscher  einsetzten. 

Diese  Cultur  ist  zwar  noch  nicht  historisch,  aber  die  vorgeschichtliche  Forschung  ergiebt 
mit  Sicherheit  einen  jüngeren  Ursprung  ihrer  Richtung  und  zwar  entwickelt  sie  Bich  um  die 
Zeit  der  Hclleuisirnng  des  Orients  und  der  ersten  Ausbreitung  der  römischen  Weltmacht.  Ja, 
sie  kann  sogar  eine  Vorstufe  der  rümischeu  Provinzialcultur  genannt  werden,  die  sich  aus  ihr 
entwickelt  hat,  beziehungsweise  an  sie  unmittelbar  anschliesst. 

Die  Bronzecelle,  nach  Steinbeilen  hergestellt,  wurden  als  Waffen  schon  in  früher  Zeit 
(Bronzezeit  der  Pfahlbauten)  benutzt  und  waren  in  der  La  Tene-Zolt  als  solche  nicht  viel  mehr 
in  Gebrauch.  Da  sie  in  Skandinavien  sich  ebenfalls  linden,  wo  nach  den  dortigen  Anthropo- 

’)  Schon  »ehr  früh  hat  »ich  ja  die  nordische  Bronzecultur  entwickelt,  früher  al»  die  ersten  italischen 
Bronzen  dahin  kamen  (älontelius). 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


183 


logen  «ich  nie  Kelten  befanden  haben  sollen,  so  giebt  vielleicht  der  Fund  von  Hansen  einen 
Fingerzeig,  der  in  seiner  norwegischen  Volkspsychologie  nachweist,  dass  an  der  Küste 
Norwegens  von  der  Hauptstadt  an  bis  nach  Trondhjem  hinauf  ein  rundköpfigerer  und  etwas 
dunklerer  Menschentypus  angesiedelt  war,  den  Hansen  auf  das  Volk  der  mittleren  Steinzeit  (das 
der  Kjökkenmöddinger)  zurückfülirt.  Im  Inneren  des  Landes  herrscht  der  blonde , blauäugige 
und  langköpßgc,  von  Körpergestall  etwas  grössere  arische  Typus.  Sowohl  in  der  Anlage  der 
Siedelungen , als  in  den  wirthsohaftlichen  Verhältnissen  bestehen  Unterschiede,  am  meisten  aber 
in  den  Scclenanlagen,  die  Hansen  auf  Grund  vieler  Schilderungen  von  zuverlässigen  Beob- 
achtern darlegt.  Im  Ganzen  haben  die  rundköpfigen  Westländer  eine  mehr  düstere  und  ver- 
schlossene GeraOtlisart,  Liebe  zur  Gleichheit  und  Abneigung  gegen  den  Waffendienst.  Die  lang- 
köpfigen Binnenländer  wenlcn  als  heiter  und  offen  bezeichnet  und  von  grossem  Selbständigkeits- 
bedärfniss.  Sic  haben  aristokratische  Neigungen,  legen  keinen  Werth  auf  Gleichheit,  aber  desto 
grösseren  auf  persönliche  Freiheit. 

Nun  könnte  man  freilich  einwenden,  die  Celte  seien  dort  lediglich  als  Gcräthe  für  Land- 
wirthschaft,  als  Beil,  Meissei  oder  Aehnlichcs  verwendet  worden,  was  jedenfalls  auch  anderwärts 
vorkam,  denn  ich  besitze  selbst  zwei  Celte  (Lappcncelte)  aus  Südtirol,  die  deutlich  Spuren 
solcher  Benutzung  zeigen,  indem  die  oberen  halbmondförmig  gebogenen  Enden  durch  Breit- 
schlagen fast  ganz  verschwunden  sind,  und  zwar  beim  grösseren  wie  beim  kleineren,  das  kaum 
als  Waffe  benutzt  worden  sein  dürfte.  Uebrigens  ist  auch  nicht  ausgeschlossen,  dass  doch 
Kelten  im  südlichen  Theil  von  Skandinavien  wohnten,  noch  vor  der  Zeit  der  Trennung  vom 
gemeinschaftlichen  Stamm,  da  dort  viele  Celte  gefunden  wurden.  Allerdings  nur  Flachbeile 
mit  Randleisten,  keine  mit  vier  Schaftlappen.  Die  skandinavischen  Palstäbe  wurden  in  einen 
Spalt  des  Schaftes  eingesetzt,  bei  den  Kelten  wurde  der  Schaft  in  den  Hohlraum  (Tülle)  des 
Bronzestücks  eingesteckt.  Sie  kommen  in  dieser  oder  ähnlicher  Form  nur  noch  in  West- 
europa vor. 

Die  Massen  von  eisernen  Waffen,  Werkzeugen,  Gelassen,  Scbmucksachen  unterscheiden  sich 
ebenso  sehr  von  den  hallstättischen  wie  von  den  römischen.  Hier  giebt  es  keine  bronzenen 
Schwerter,  Beile,  Lanzenspitzen  mehr.  Die  fast  1 m langen  Schwerter  sind  sämmtlich  von  Eisen. 
Die  Scheiden  derselben  bestanden  aus  je  zwei  Eisen-  oder  Bronzcplatten.  Die  Lanzenspitzen 
selbst  haben  entweder  ein  breites  Blatt  oder  ein  kleines  bei  langem  Stiel  (Wurflanzen).  Pfeil- 
spitzen sind  selten,  Dolche  fehlen  ganz.  Zum  ersten  Male  treten  Halsringo  aus  Bronze  auf 
(bei  Vornehmen  aus  Gold)  mit  stcmpelförmigcn  Enden.  Manchmal  finden  sich  auch  in  kel- 
tischen Gräbern  Reste  ihrer  Streitwagen  und  ihres  reichen  Pferdegeschirrs  (Stuttgarter  und 
Münchener  Sammlung). 

Ebenso  neuartig  sind  ihre  Geräthc  im  Dienste  der  friedlichen  Arbeit:  Messer,  Scheeren, 
Sicheln,  Beile,  Pflugscliaaren,  vergl.  Depotfund  von  Oberflacht  (beschrieben  von  v.  Tröltsch) 
in  der  königl.  württembergischen  Staatssammlung,  sowie  ihr  Schmuck,  wenn  auch  manchmal  an 
alte  Vorbilder  sich  anschliessend,  und  wie  die  Eiseusachen  solid  und  meist  unverziert  (Fabrik- 
stempel). Die  Thongcgensfände  werden  mit  der  Töpferscheibe  gemacht  und  gebrannt  Zum 
ersten  Male  tritt  gemünztes  Gold  und  Silber  auf.  Ein  Rückgang  tritt  in  der  Fabrikation  der 


Digitized  by  Google 


184  Medicinalrath  Dr.  Hetlinger, 

Bronzegelässe  ein,  die  roher  werden  oder  fertig  aus  Italien  kommen  (so  besonders  die  Schnabel- 
kannen von  Bronze)'). 

Der  Schmuck  erscheint  weniger  selbständig  und  nicht  mehr  so  üppig  und  reich,  wie  in 
der  HallBtatt-Periode,  sondern  mehr  als  Verzierung  der  Gebranchsgegenstände,  sieh  den  Formen 
derselben  anschliessend.  Wenn  auch  noch  vielfach  Bronze  dazu  verwendet  wurde,  so  überwiegt 
doch  das  Eisen. 

Die  Fibel  aus  Eisen  oder  Bronze  oder  aus  Potin  (einer  Art  Tombak,  einem  Gemenge 
minderwerthiger  Metalle)  — in  Ungarn  häufig  aus  Silber  — hat  eine  charakteristische  Form. 
Sie  besteht  in  der  doppelseitigen  Spiralwindung  des  federnden  Kopfes,  besonders  aber  in  einer 
gegen  den  Bügel  zurückgebogenen,  anfangs  freier,  später  mit  dem  letzteren  verbundenen  Ver- 
längerung der  Nadelrinne.  Nach  Montelius  aus  der  Certosafibel  hervorgegangen,  ist  ihre 
Entwickelung  schon  in  den  jüngsten  Formen  der  Hallstattfibel  gleichsam  vorgezeichnet  und 
bildet  den  Ausgangspunkt  für  viele  Typen  der  römischen  Provinzialfibel*).  Eine  eigene  Form 
der  Früh-La  Tene-Zeit  mit  sehr  beschränktem  Verbreitungsbezirk  in  dem  römischen  Eroberungs- 
gebiet von  Süddeutschland  und  Südtiml  stellt  die  sogenannte  Thierkopffibel  dar. 

Die  letzte  La  Tene-Zeit  hat  noch  ein  Schwert  aufzuweisen,  an  das  sich  unmittelbar  die 
Spada*),  das  lange  Eisenschwert  der  Germanen  anschliesst,  so  dass  man  jenes  keltische  Schwert 
als  das  Vorbild  oder  wenigstens  den  Vorläufer  des  germanischen  ansehen  kann. 

So  stellt  die  La  Tene-Zeit,  die  in  Böhmen  vielleicht  am  entwickeltsten  war  und  jedenfalls 
von  dort  am  besten  vertreten  ist  (mesocophale  Schädel),  ein  ausserordentlich  wichtige«  Binde- 
glied zwischen  der  prähistorischen  Ilallstattzeit  und  der  geschichtlichen  römischen  Cultur  dar, 
welche  unmittelbar  an  sie  anschliesst  nnd  von  den  Germanen  als  romanisirte  keltische  Erbschaft 
übernommen  wurde. 

Kult,  religiöse  Symbole,  Geld  (».  auch  früher). 

Der  Eber  hatte  bei  den  Kelten  eine  besondere  symbolische  Bedeutung  und  ist  häufig  auf 
gallischen  Münzen  zu  sehen,  r..  B.  Eber  ab  ganzes  Thier,  als  Eberfusn  oder  als  Eberfigur  auf 
einer  Stange  als  Feldzeichen.  Bei  Begräbnissen  wurden  Eber  geschlachtet  und  verbrannt,  wie 
man  deren  Reste  in  zahlreichen  Hügelgräbern  der  schwäbischen  Alb  findet,  sowohl  in  Urtien- 
friedhöfen  als  Brand gräbern  (s.  lledinger,  Keltische  Hügelgräber  u.  s.  w.  Arch.  f.  Antkrop., 
dieses  Heft,  S.  157). 

Der  Mond,  der  ähnlich  wie  beim  babylonischen  Gestirndienst  (Istar,  Astarte,  Diana)  nnd 
dem  orientalischen  verehrt  wurde,  ist  auf  Regenbogenschüsselchen  entweder  allein  oder  mit 

*)  Die  Kelten  in  Süd*  und  theilweise  in  Mitteldeutschland,  wo  sie  »ehr  lange  Zeit  sauen,  waren  vielleicht 
schon  am  Schlüsse  der  jüngeren  Bronzezeit  vorhanden  und  wahrscheinlich  eine  friedliche  Bevölkerung,  denn 
man  findet  in  den  dortigen  Hügelgräbern  keine  Waffen,  um  ao  mehr  Froducte  ihrer  Töpferind ustrie  und  sonstigen 
Ge  wer  befiel  wes.  Es  ist  deshalb  sehr  wahrscheinlich,  dass  Um  die  brachycephalen  Kelten  waren,  die  aus  den 
schon  besprochenen  Ursachen  ihre  Dotichocephalie  verloren  and  auch  dunkle  Complexion  annahmen. 

*)  Montelius  theilt  die  europäischen  Fibeln  in  drei  Gruppen  ein:  a)  ungarisch -skandinavische,  b)  grie- 
chische, e)  italische.  Ungemein  lehrreich  sind  die  Darstellungen  der  Entwickelung  der  Fibeln  au«  einander  in 
italischen  und  sonstigen  Museen.  Eine  der  hübschesten  besitzt  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck  von  fröhitalischcn 
Formen  bis  zu  Völkerwauderungstypen. 

*)  Auch  Spatha  geschrieben. 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


185 


Sonne  und  Sternen  zugleich  oder  nie  begleitende«  Ornament  und  symbolisch  auf  Thonfiguren 
dargoatellt;  ebenso  plastisch  auf  Thon  platten , als  Holzfiguren  schon  in  den  Pfahlbauten  Bich 
findend1)  und  später  in  unseren  keltischen  Hügelgräbern  (Hedinger,  a.  a.  O.,  S.  157)  und  zwar 
als  halbmondförmiger  Aufsatz  auf  oben  omamentirter  oder  glatter  runder  Thonplatte.  Dieselbe 
war  wohl  zum  Aufstellen  beim  Cultus  bestimmt.  Kine  solche  merkwürdig  roh  rautenförmig 
ornamentirte  fand  ich  in  einem  Grabhügel  bei  Mergelstetten  (rgl.  Hedinger:  UmenfriedhCfe. 
Arch.  f.  Anthrop.,  Bd.  8). 

Als  Geld  waren,  wie  wir  früher  sahen,  ausser  den  Regenbogenschüsselchen  imitirle 
griechische  (wahrscheinlich  in  Massilia  geprägte),  später  auch  römische  Münzen  im  Umlauf. 
Aber  auch  Bronzecelte  (s.  Schaaffhausen,  in  dem  Berichte  über  die  Generalversammlung  der 
deutschen  anthropol.  Gesellschaft  in  Nürnberg  1887,  S.  113,  U.)  galten  als  Werthzeichen. 
Daher  sind  dieselben  immer  in  gewissen  Gewichlsrerhälluissen  hergestcllt.  Meine  zwei  Lappen- 
celte  von  Südtirol  haben  ein  Gewicht  von  COO  bezw.  120  g und  entsprechen  demnach  annähernd 
den  in  Deutschland  gefundenen,  die  meist  150  und  500  g oder  einen  Tlieil  oder  ein  Mehrfaches 
von  150  g wiegen.  Vergl  S.  7 u.  Anm.  2.  (Schaaffhausen  nimmt  8G  g als  Einheit  an,  und 
in  der  That,  cs  stimmte  bei  dieser  Annahme  das  Gewicht  der  meisten  Celte.)  Vielleicht  wird 
es  einmal  möglich,  aus  dem  Gewichte  das  Alter  und  die  Herkunft  der  verschiedenen  Celte 
zu  bestimmen. 

Der  Keltentypus. 

So  wenig  wir  Sicheres  über  den  Typus  der  prähistorischen  Kelten  wissen,  so  muss  doch 
als  Ältester  Vertreter  derselben,  also  derjenige,  der  sich  am  frühesten  vom  gemeinschaftlichen 
arischen  Stamme  losgelöst  hat,  der  mittlere  Bronzezeitkelte  anerkannt -werden , denn  wo  Celte, 
da  Kelten,  und  es  gab  ja  sogar  schon  in  den  Pfahlbauten  Kupfercelte  (Monds ee).  Wie 
lange  von  dieser  Zeit  an  bis  zur  Jlallslatt*  resp.  La  Time -Periode  die  Kelten  existirt  haben, 
lässt  sich  nicht  bestimmen,  jedenfalls  viele  Jahrhunderte. 

Ohne  die  La  Töne-Zeit  selbst  hätte,  kann  man  wohl  sagen,  die  Menschheit  sich  nicht  zur 
späteren  Höhe  entwickeln  können.  Schon  jetzt  muss  es  ausgesprochen  sein,  dass  der  Kclte,  der 


*)  Dies«  die  Mondgöttin  bedeutenden  halbmondförmigen  Aufsätze  stehen  entweder  auf  einer  Platte  oder 
besitzen  eine  breitere  Basis,  sind  ohne  oder  mit  zwei  bis  vier  Füssen  versehen. 

Die  HOmer  sind  entweder  glatt  oder  ornamentirt  (Sonne  mit  Strahlen),  laufen  entweder  in  einfache  Enden 
ans  (oben  manchmal  mit  einem  Loch),  andere  Male  in  Thierköpfe,  wie  in  einem  Grabhügel  von  Oedenburg 
(Börnes,  Urgeschichte  der  bildenden  Kunst,  6.  504,  T.  16).  Auch  die  halbmondförmige  atisa  lunnta  der  Thon* 
urnenhenkel  in  den  oxtitalischeu  Pfahlbauten  und  an  den  BronzcgeOlssen  der  etruskischen  Necropoleti  hat  sym* 
bolische  Bedeutung.  Ebenso  eine  bronzene  Stierfigur  aus  der  Bycitcalahühle  in  Mahren,  die  zu  mancherlei 
Yennuthungcn  über  den  Apitknlt  der  prähistorischen  Bewohner  Mitteleuropas  geführt  hat.  Auch  UnllstAtt  hat 
in  seinen  Grabhügeln  manch  ähnliches  Stück  bewahrt,  das  nicht  wohl  anders  gedeutet  werden  kann.  — Die 
für  uns  interessantesten  Stücke  sind  jedenfalls  die  zwei  von  Hörnes  (s.  oben)  abgehihleten,  1.  der  Doppelmond 
mit  vier  breiten  Phasen  and  Thierprotomen  am  Ende  der  Hörner,  2.  der  mondförmige  Aufsatz  auf  der  flachen 
Schüssel  mit  Vögeln  auf  dem  Rande  sitzend  ; auch  Doppelprotome  von  Rind  uod  Widder  sind  dort  abgebildet. 
— Eine  ähnliche  Bedeutung  haben  die  n»seukranzartig  gefasste»  Widderköpfe  aus  Glas*  Email  neben  eben- 
solchen Glasperlen,  die  man  in  keltischen  Gräbern  von  Kraiu  auf  den  Skeletten  (besonders  auf  der  Brust)  findet. 
Ich  besitze  solche  von  Nnsafuas  neben  sehr  primitiven  Bronzeohrringen  aus  Draht.  Nähere*  über  den  Zusammen- 
hang der  Mondbilder  mit  dem  asiatischen  Gestirndienst  und  den  sogenannten  Stierbildcrn  s.  Hedinger,  Mond* 
bilder  aus  keltischen  Grabhügeln.  Vielleicht  sind  die  halbmondförmig  umgebogenen  Enden  der  Lappen 
kelte  der  jüngeren  Bronzezeit  auch  symbolisch  zu  deuten. 

Archiv  fUr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  24 


Digitized  by  Google 


186 


Medicinalrath  Dr.  Hedinger, 

Vorläufer  der  Germanen,  das  Verbindungsglied  des  Orients  mit  dem  Occident  war,  vermittelst 
■einer  Cultur,  die  mit  allen  Kelten  von  Kleinasien  bis  Spanien  Fühlung  batte,  und  deren  Gottes- 
dienst an  babylonischen  Cult  erinnert,  wenn  auch  die  Wurzeln  ihrer  Abstammung  vielleicht 
nördlich  zu  suchen  sind  *). 

Der  anatomische  Bau  der  Kelten. 

Die  Thatsache,  dass  die  Schädel  der  Gallier  ans  den  Hügelgräbern,  sowie  die  der  Keiben- 
gräber  des  nordöstlichen  Frankreichs  von  den  germanischen  nicht  verschieden  sind,  ist  nicht 
aus  der  Welt  zu  schaffen.  Sogar  in  der  Rennthierzeit  des  südlichen  Deutschlands  ist  schon 
diese  Uebereinstimmung  vorhanden ; sie  gleichen  vollständig  denen  von  Cromagnon.  Ebenso 
entsprechen  die  Werkzeuge  ihrer  Ansiedelungen  denen  von  Madeleine  und  Perigord. 

Die  Craniologie  bat  aber  andererseits  eine  allen  keltischen  Stämmen  zukommende  Schädel- 
bildung um  so  weniger  naebweisen  können,  als  jetzt  der  Einfluss  von  Cultur  und  Klima  auf 
deu  Schädel  nachgewiesen  ist  und,  was  sogar  Virchow  zugiebt,  nicht  bloss  durch  Vermischung 
mit  anderen  Rassen.  Dies  zeigt  uns  aufs  deutlichste  der  Typus  germanischer  Reihengräber 
vom  vierten  bis  sechsten  Jahrhundert  n.  Chr.,  der  als  eine  Stammbildung  in  der  heutigen 
Bevölkerung  Deutschlands  nicht  mehr  vorkommt.  Wo  sich  das  blonde  Haar  und  das  blaue 
Auge  der  Germanen  erhalten  hat,  kann  nicht  von  Vermischung  dolichocephaler  mit  brachy- 
ceplialen  Elementen  die  Rede  sein,  da  kann  nur  der  Einfluss  der  Cultur  auf  die  zunehmende 
Breite  des  Schädels  die  zur  Brachycephalie  neigende  Mesocephalic  als  die  heute  unter  den 
Deutschen  herrschende  Form  hervorgebracht  haben.  Besonders  für  uns  Süddeutsche  mit  unserem 
grossen  Procentsatz  Brachycephaler  ist  die  Sache  dahin  zu  beantworten,  dasB  wir  den  Kelten 
beide  Schädelformen  zusprechen  müssen,  wie  es  überhaupt  keinen  einheitlichen  Scliädeltypus 
irgend  eines  Volkes  in  Europa  weder  gab  noch  giebt.  Stets  waren  in  geschichtlicher  Zeit 
Kurz-  und  Langköpfe  beim  gleichen  Volke  zu  constaliren.  — Am  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
warete  die  zu  beiden  Seiten  des  Rheins  wohnenden  Gallier  und  Germanen  vorherrschend  dulicho- 
cepbal,  wie  die  Grabfunde  lehren;  in  Süddeutschland,  wo  keltische  Stämme  schon  früher  lebten 
und  bleibenden  Wohnsitz  hatten,  herrschte,  wie  die  Hügelgräber  lehren,  die  Brachycephalie  vor, 
die  sich  in  den  Alpen  Oesterreichs,  Bayerns  und  der  Schweiz,  wohin  keine  Germanen  oder  erst 
spät  kamen,  noch  beute  erhalten  hat. 

Wir  müssen  desshalb  zwei  Arten  von  Brachycephalie  unterscheiden:  1.  die  ursprüng- 
liche (die  der  Lappen  Nordeuropas  und  die  asiatische  Brachycephalie),  2.  die  erworbene.  Letz- 
tere ist  entstanden  durch  veränderte  Lebensweise  und  Geistescultur , sowie  durch  Vermischung 
mit  anderen  Völkern. 

Schon  die  Abnahme  der  Muskelkraft,  welche  sowohl  die  Entwickelung  der  arc.  superciliar, 
als  die  der  Hinterhauptsleiste  hemmt,  wird  die  Dolicbocephalie  vermindern,  wie  andrerseits  die  Thätig- 
keit  starker  Kaumuskeln,  welche  den  Schädel  in  der  Scbläfengegend  zu  beiden  Seiten  zusammeu- 
drückcn,  die  Dolicbocephalie  vermehrt;  die  in  Folge  der  Cultur  zunehmende  Breite  trifft  aber 


')  Kadi  vielfacher  Annahme  ist  der  ursprünglich  dolichoccphsle  Kelle  erst  in  Mitteldeutschland  und 
hauptsächlich  in  Süddeutachland  durch  Vermischung  mit  tumnisch  - sannatischen  Elementen,  die  am  Schlüsse 
der  jüngeren  Steinzeit  «inwandi-rteo,  zuerst  mmocephal  und  später  brschjcephnl  geworden  (vergl  Haider’» 
BcbädeUypen  io  Schwaben). 


Digitized  by  Google  i 

J 


Die  Kelten. 


187 


mehr  den  hinteren  Tlieil  de»  Schildeis  als  den  vorderen.  Derselbe  bleibt  für  das  Wachsthum 
des  Gehirn»  in  seinem  hinteron  Tbeile  nachgiebiger  als  in  dem  vorderen,  weil  die  Scbläfen- 
schuppennsht  und  die  Hinterhauptbein-Scheitelbeinnähte  viel  länger  offen  bleiben  als  die  Kranz- 
und  Pfeilnaht  und  zumal  die  Stirnnaht,  deren  Offenbleiben  die  breite  Stirn  hervorbringt.  Auf 
diese  Weise  können  dolichocephalc  Schädel  eich  alimälig  in  brachycephale  verwandeln,  und  um- 
gekehrt, und  so  kann  auch  ein  ganzes  Volk  mit  der  Zeit  solche  Unterschiede  erkennen  lassen 
(vergl.  Ammon 's  Anthropologie  der  Badener).  Gewiss  hatten  die  Kelten  in  Schottland,  welche 
die  verglasten  Burgen  gebaut  haben,  nicht  die  gleiche  Körperbildung  derer,  welche  in  den 
österreichischen  Alpenl&ndern  angcsiedelt-  waren  und  nach  griechischem  Muster  schön  verzierte 
Bronzeeimer  und  Gürtelblechc  fertigten  oder  in  Hallstalt  Eisengerälhe '),  in  Bayern,  Württem- 
berg und  Baden  bemalte  und  ornamentirto  ThongefUsso  herstellten.  Anders  wieder  die  gal- 
lischen Eroberer  von  Rom  und  Griechenland  (vergl.  die  Darstellungen  auf  den  bekannten 
Bronzccistcn  und  Bronzeblechen). 

Wie  gesagt,  die  Unterschiede  der  prähistorischen  stammverwandten  Völker  bildeten  sich 
erst  durch  die  Cultur  mehr  und  mehr  aus,  deren  Einfluss  sic  zu  verschiedenen  Zeiten  und  in 
verschiedenem  Maassc  erfuhren.  — Auch  Ecker  lässt  die  Schädelform  der  Hügelgräber  mehr 
zur  Brachyccphalie  neigen,  während  die  Reihengräberschädel  überall  dolichocephal  sind.  Auch 
die  heutigen  sicher  keltischen  Südfranzosen  sind  brachycephal.  — Virchow  meint,  die  Ur- 
einwohner von  Süddeutschland  seien  brachycephal  gewesen,  die  Eroberer  des  damaligen  Grund 
und  Bodens  aber  dolichocephal.  — Der  Typus  der  germanischen  Reihengräbcrschädel,  den  wir 
aber  schon  in  viel  älteren  Zeiten  beobachten,  besteht  bekanntlich  in  grosser  Schädellänge,  vor- 
springenden Augenbrauen,  Höckern,  geradem  Gebiss  und  abgesetzter  Hinterhauptsschuppc. 
Schaaffhansen  meint  ferner,  die  langen  Schädel  der  Franken  seien  verschwunden,  weil  die 
Cultur  dieselben  breit  gemacht  hat,  wie  die  der  heutigen  Schweden.  — Calori  hinwiederum  hat 
in  Italien  beobachtet,  dass  die  Gehirne  der  Brachycephalen  besser  ausgebildct  erscheinen,  als 
die  der  Dolichocephalen;  eine  anthropologisch  sehr  wichtige  Beobachtung,  d.  h.  wenn  sie  stimmt. 

Mit  Sicherheit  können  wir  nun  solche  als  Keltenschädcl  bezeichnen,  die  mit 
Gerälhen  eigentümlicher  Kunstfertigkeit  oder  gar  mit  Münzen  zusammen  gefunden 
werden.  Ich  besitze  einen  mesoceplialen  Schädel,  der  eigentlich  mehr  brachycephal  zu  nennen 
ist,  vom  Castol  Toblino  im  Sarcathal  (Südtirol) *),  der  zusammen  mit  zwei  Celten  und  einer 
La  Tene-Fibel  2 m tief  gefunden  wurde*).  — Nach  Weinzierl  waren  die  Bronzezeitmenschon  in 
Böhmen  mesocephal,  wie  die  Schädelfunde  zusammen  mit  den  übrigen  Funden  beweisen. 

Bekanntlich  leugnet  unser  Meister  Hölder  die  Anwesenheit  der  Kelten  in  Deutschland 
nicht  nur,  sondern  er  leugnet  überhaupt  Kelten,  weil  er  einen  keltischen  Typus  nicht  anerkennt. 

')  Die  dortigen  dolichocephalen  Schädel  können  ebenso  gut  vun  den  Galatern , den  sitzen  gebliebenen 
Theilen  der  nach  Osten  gezogenen  Gallier,  alao  von  den  nördlichen,  noch  nicht  veränderten  Kelten  herstammen, 
als  von  den  nachher  allinalig  brachycephal  gewordenen  südlichen  Kelten. 

*)  Maasse  dee  Keitenschädels  von  Südtirol:  Lange  1780,  Breite  1350,  Stirnbreite  950,  Längenbreitenindex 
73,86  mm.  Also  Meeocephalie  mit  starker  Neigung  zur  Brachycephalie. 

*)  ln  jüngster  Zeit  tah  ich  Reste  mehrerer  bracliycephaler  Sehadel  (die  noch  gut  zu  erkennen  waren)  aus 
Brandgrabern  zu  gleicher  Zeit  mit  Bronzenadeln  nnd  schöner  Bronzeflbel  mit  kettenartigen  Anhängseln  (Halb 
statueit),  einer  zweizinkigen  Gabel  aus  Bronze  (vielleicht  auch  als  Uaarechmuck  benutzt),  ferner  ebensolche 
Gürtelbeatandtheile  nnd  Fferdeschmnck  ans  Eisen  und  andere  Eisengegenstände  aus  der  La  Töne- Zeit,  in 
S.  Giacomo  bei  Riva  am  Gardasee  in  1 in  tiefer,  in  ganz  schwarzer  Erde  ausgraben. 

24* 


Digitized  by  Google 


188 


Medicinalrath  Dr.  Hetlinger, 


Vielleicht  wäre  der  Schluss  richtiger,  da«»  die  Kelteu  und  Germanen  in  Deutschland  urspriing- 
lich  die  gleiche  Schidelforin  hatten.  Nach  den  nunmehr  in  grosser  Menge  vorliegenden  Funden 
(namentlich  gewisser  Gegenstände  aus  Bronze  und  Eisen)  in  den  Voralpen  und  theilweiso  in  den 
Alpen,  ja  auch  auf  der  Schwäbischen  Alb  und  im  Eisass  geht  cs  aber  nicht  mehr  an,  denjenigen 
Volksstamm  zu  leugnen,  der  als  Erzeuger  jener  Gegenstände  der  Zeit  ihr  eigenthüruliches  Ge- 
präge gegeben  (Hallstatt-  nnd  La  Tene-Zeit),  und  wir  brauchen  bei  der  Annahme  von  Kelten 
in  den  süddeutschen  Gebirgsgegenden  nnd  in  den  Alpen  selbst,  wie  ja  durch  die  keltischen 
Orts-  und  Flussnamon,  sowie  durch  Plinius  und  Strabo  genügend  bewiesen  ist,  nicht  mehr 
die  Etrusker  zu  Hülfe  zu  nehmen. 

Dass  diese  Kelten  im  Mittelgebirge  der  Schweiz  und  in  den  Ostalpen  brachycephal  waren 
(vielleicht  weniger  zahlreich  in  den  nördlichen  Centralalpen  als  am  Südabbang  derselben),  ist 
heute  nicht  mehr  zu  bestreiten. 

Tappeiner  schon  hat  darüber  genügend  Untersuchungen  gemacht,  wie  auch  die  Ursachen 
zur  Entstehung  der  Brachycephalie  nachzuweisen  versucht.  Achnlich  liegen  die  Verhältnisse  im 
Schwarzwald,  wo  wir  überall  in  den  Thälem  die  dolichocephale  blonde,  auf  den  Höhen  die 
brachyccphale  dunkle  Bevölkerung  finden.  Wenn  wir  nun  nicht  annehmen  wollen,  dass  die 
Dolicbocephalen  Germanen  nnd  die  Brachycephalen  Kelten  sind  (d.  h.  in  diesem  Falle  die  auf 
die  unwirtschaftlichen  Höhen  geflohenen  Besiegten),  was  aber  nebenbei  auch  möglich  ist,  so 
kommen  wir  nicht  über  die  Annahme  hinaus,  dass  es  zweierlei  Typen  bei  den  Kelton  gab: 
dolichocephale  (mit  blonder  Complexion)  und  brachvcephale  (mit  dunkler  Complexion),  je 
nach  dem  socialen,  zeitlichen  und  örtlichen  Verhalten  (Flachland  oder  Gebirge)  und 
wohl  auch  nach  der  eventuellen  Vermischung  mit  anderen  Völkern. 

Schliesslich  fragt  sich  noch:  Finden  wir  für  unsere  Annahme,  die  Kelten  von  den  Galliern 
und  Germanen  zu  unterscheiden  einen  Anhaltspunkt  in  den  Besten  der  keltischen  Sprache? 
Prichard  giebt  ein  Verzeichnis*  zahlreicher  keltischer  Städtenamcn  auf  durum,  durcum,  mngus 
und  iaeum  in  Gallien,  Belgien,  Germanien,  Britannien,  Noricum,  Rälicn,  worauf  ich  aber  hier 
nur  hinweisen  kann. 

In  denselben  Gegenden  findet  sich  noch  eine  andere  Spur  der  Kelten:  die  keltischen 
Münzen  und  zwar  sowohl  die  Kegenbogenschüseelchen  als  auch  die  späteren  gallischen  Münzen 
(barbarische  Nachahmungen  griechischer  und  römischer  Münzen). 

. Nach  neueren  Untersuchungen,  wie  auch  nach  Livius,  der  sogar  die  Teutonen  dazu 
rechnet,  waren  die  Cimbern  Gallier.  Wichtig  ist  die  Angabe  des  Sueton,  dass  gefangene  Gal- 
lier die  deutsche  Sprache  erlernen  mussten,  um,  im  Triumphe  anfgefilhrt,  für  Germanen  zu 
gelten.  Also  waren  nm  diese  Zeit  beide  Sprachen  (jedenfalls  aber  der  Dialect)  schon  ver- 
schieden. — Die  irischen  Kelten  sind  wahrscheinlich,  von  Karthagern  und  Körnern  bedrängt, 
aus  Spanien  gokommen. 

Der  Einfluss  der  Griechen  auf  die  Gallier  in  Massilia  muss  hoch  angeschlagen  werden, 
denn  der  feine  Gallier  suchte  sich  griechische  Bildung  anzueignen.  — Im  Gebiete  der  Gnronne 
wurde  im  fünften  Jahrhundert  noch  keltisch  gesprochen,  die  Sprache  der  Galater  in  Kleinasien 
war  angeblich  im  neunten  Jahrhundert  noch  dieselbe  wie  die  der  belgischen  Trevirer,  die  nach 
Tacitoa  mit  ihrer  germanischen  Abstammung  prahlten,  um  nicht  zu  den  unkriegerischen  Kelten 
gerechnet  zu  werden. 


Digitized  by  Google 


Die  Kelten. 


189 


Vor  400  Jahren  v.  Chr,  der  Zeit  der  ersten  Lautverschiebung,  mag  »ich  ein  Germano  noch 
mit  einem  Kelten  verständigt  haben.  — Das  Keltische  steht  zu  keiner  anderen  Sprache  in  so 
engen  nnd  alten  Beziehungen  als  zur  italienischen.  Es  liegt  darum  die  Annahme  nahe,  wie 
ich  in  einem  früheren  Vortrage  bewiesen , dass  die  italienischen  Stämme  einmal  in  Deutschland 
mit  den  Kelten  gemeinsam  ein  einheitliches  Volk  bildeten  und  erst  nach  ihrer  Einwanderung  in 
Italien  sich  weiter  entwickelten.  Da  Kelten  und.  Germanen  Nachbarvölker  blieben,  während  die 
Italer  aus  ihrer  Umgebung  austraten , ist  es  begreiflich,  dass  jene  in  Sitte  und  Lebensweise 
einander  glichen,  wie  sie  auch  in  ihrer  religiösen  Entwickelung  auffallend  übereinstimmen,  ebenso 
wie  in  der  Namengebung,  während  die  Italer  darin  ganz  neue  Wege  cinschlagcn. 

Wenn  wir  sehen,  dass  manche  Völkerschaften  zurückgehen,  andere  ausaterben,  so  muss 
znerst  gefragt  werden,  ob  es  eines  seiner  Elemente  und  welches  — denn  kein  Volk  ist  unver- 
mischt  geblieben  — eliminirt  bat.  Kein  Volk  hat  ja  aus  sieh  selbst  heraus  eine  bedeutende 
Cultur  erlangt,  wenn  es  nicht  den  Anstoss  durch  ein  andere»  bekam.  Dass  das  Lebenskräftigere 
bestehen  bleibt,  während  das  Schwächere  nnd  Unfähigere  (mit  der  Zeit  Degcnerirendc)  abstirbt, 
ist  ein  Naturgesetz,  von  dem  es  in  der  Völkergeschichte  keine  Ausnahme  giebt.  Die  Kelten 
waren  seiner  Zeit  unerbittliche  Vollstrecker  jenes  Naturgesetzes,  indem  sie  die  unfähig  gewor- 
dene Cultur  der  Etrusker  und  Illyrier  vernichteten.  Diese  wurden  hellenisirt  und  dann  roma- 
nisirt,  jene  waren  schon  vorher  bezwungen  nnd  aufgelöst  worden,  während  das  Schicksal  der 
Kelten  selbst,  dieser  Frflhlingskinder  des  Nordens,  durch  die  grossen  Wandcrzügo  jugend- 
kräftiger  und  kriegerischer  Germanen  in  ihrem  unwiderstehlichen  Andrange  besiegelt  wurde '). 

Auch  uns  droht  vielleicht  einmal  das  gleiche  Schicksal  (durch  die  übrigens  jetzt  schon 
einestheils  degenerirten,  andercntheils  durch  eine  oberflächliche  und  zu  rasch  erlangte  Cultur 
aufgeblähten  Slaven,  die  von  anderen  Völkern  auch  das  für  sie  nicht  Passende  sklavisch  nachahmen), 
wenn  wir  von  unserer  ursprünglichen  Reinheit  immer  weiter  zurückkommend  die  Eigenschaften 
verlieret),  die  uns  die  Kelten  überwinden  liessen. 

Möchten  wir  daher  unserer  Vorfahren  unB  stet«  würdig  erweisen  und  möge  die  Stunde 
deutscher  Verderbnis»  und  deutschen  Niedergangs  uns,  die  wir  noch  lange  nicht  unsere  Höhe 
erklommen,  noch  viele  Jahrhunderte  erspart  bleiben. 

l)  Auch  die  Neuitaliener  bilden  ein  lehrreiche»  Beispiel.  Zu  rasch  emporgekommen , durch  fremde 
Hülfe  weit  mehr  als  durch  eigene  Tüchtigkeit,  haben  sie  es  verlernt,  selbst  au  sich  fortzuarbeiten  und  auf 
diese  Weise  im  friedlichen  Wettbewerb  der  Völker  es  Anderen  gleieh  zu  thuu , denen  das  Glück  weniger 
liebelte.  Das  so  oft  angejubelte  und  missbrauchte  Wort:  .Ilalia  farä  da  »e*  war  für  Neuitalien  eine  fatale, 
wenig  Glück  bringende  Illusion,  da  es  vor  Allem  mit  Ausnahme  der  ruhigen,  das  germanische  Blut  hierin 
nicht  verleugnenden  Lombarden  sie  an  eifriger,  selbständiger  Weiterarbeit  verhindert  hat  und  es  noch  beute 
thut,  denn  der  Kampf  und  die  Arbeit  ist  in  der  Gegenwart  auch  dem  von  der  Natur  begünstigtaten  Lande  und 
Volke,  das  vorwärts  kommen  nnd  eine  Zukunft  haben  will,  nicht  mehr  erspart. 


Digitized  by  Google 


VII. 

Eine  Schulkinderuntersuchung  zum  Zweck 
der  Rassenbestimmung  nach  Farbencomplexion  und  primären 

Körpermerkmalen. 


Von 

Dr.  mcd.  Alfred  Sohllz,  Stadtarzt  in  Heilbronn  a.  N. 


Zu  den  nachstehenden  Untersuchungen  und  Betrachtungen  hat  der  Versuch,  die  Ergebnisse 
der  deutschen  Schulkinderunterencbung  von  1876  (Virchow,  Arch.  f.  Anthrop.,  Bd.  XVI; 
Württemb.  Jalirb.  f.  Statistik  und  Landesgeschickte  1876,  I)  zur  Raasebestiramung  der  stark 
aus  verschiedenen  Rassen  gemischten  Bevölkerung  eines  bestimmten  Bezirkes  zu  benutzen, 
geführt. 

Als  Untersuchungsmaterial  wurden  gerade  die  Schulkinder  gewühlt,  weil  nur  hier 
die  ganze  Bevölkerung  in  einer  gleichalterigen  Schicht  münnlichcr  und  weiblicher  Vertreter 
unter  Ausschluss  freiwilliger  oder  unfreiwilliger  Auswahl  zu  bekommen  war.  Von  allen  auf 
bestimmtes  Menschenmaterial  beschränkten  Untersuchungen  befinden  wir  uns  hier  noch  auf  dem 
sichersten  Boden,  wenn  die  Stichprobe  die  ganze  Bevölkerung  gleicbmässig  treffen  soll.  Die 
Bevölkerungsschicht  Ul  hier  eine  klar  begrenzte  und  leicht  controlirbare,  während  bei  Zusammen- 
stellung des  Materials  aus  der  ganzen  Bevölkerung  und  verschiedenen  Lebensaltern  mühsames 
Aasrechnen  der  Fehlerquellen  und  Auslesemomeute  nöthig  ist,  oder  wie  bei  den  Rekruten  und 
Schülern  höherer  Lehranstalten  die  weibliche  Bevölkerung  ganz  fehlt,  bei  den  Insassen  der 
Spitäler  und  Gefängnisse  endlich  der  Gang  und  die  Ursachen  der  unfreiwilligen  Auswahl  schwer 
controlirbar  sind. 

Da  wir  die  gesammte  jetzt  lebende  Bevölkerung  eines  Bezirks  doch  nicht  auf  einen  Zeit- 
punkt zur  Untersuchung  bekommen  können,  so  können  wir,  wenn  eine  glcichnlterige  Schicht 
der  ganzen  Bevölkerung  zum  Zweck  des  Ausschlusses  der  Auswahl  gewühlt  werden  will,  ganz 
wohl  auch  Schulkinder  wählen.  Obgleich  sie  noch  keine  fertigen  Vertreter  ihrer  Rasse  sind, 


Digitized  by  Google 


192 


Dr.  med.  Alfred  Schliz, 


tragen  sic  das  constantestc  Rassenmerkmal,  die  Kopfform,  schon  in  ihren  Verhültniasen  fertig- 
gestellt  an  sich  und  ihre  Farben  sind  besonders  deutlich  ausgeprägte.  Wenn  die  Farben  nach 
den  Untersuchungen  von  W.  Pfitzner  (Socialanthropologische  Studien,  Zeitschr.  f.  Morphologie 
nnd  Anthrop.,  Bd.  I,  1899)  später  noch  Veränderungen  erleiden,  so  ist  diese  Veränderung  vom 
1.  bis  50.  Lebensjahre  eine  fortlaufende  und  der  hieraus  hervorgehende  Einwand  trifft  jede  zum 
Zwecke  des  Ausschlusses  der  Auswahl  gewählte  Bcvölkerungsscbicht. 

Gewählt  wurden  jedoch  nur  die  12-  bis  14jährigen  Schulkinder,  weil  bis  zum  zwölften 
Lebensjahre  die  nur  auf  infantiler  Farblosigkeit  des  Gewebes  beruhende  Blondhaarigkeit  jeden- 
falls ausgeschieden  ist.  Mit  14  Jahren  dagegen  hat  der  Körper  eine  Stufe  der  Entwickelung 
erreicht,  bei  der  sich  der  Kassentypus  der  reinen  Formen  wohl  schon  feststellen  lässt,  wenn  wir 
ihn  nicht  nach  Farben  allein  bestimmen.  Diese  letzteren  sind  freilich  noch  Veränderungen 
unterworfen,  aber  dieselben  hören  bis  zum  Eintritte  der  regressiven  Metamorphose  überhaupt 
nicht  auf,  und  so  geben  mit  12  bis  14  Jahren  die  Reinfonncn  ein  übersichtlicheres  Bild,  weil 
die  reinrassigen  Brünetten  hier  noch  für  sich  stehen,  während  später  die  allmälig  entstandene 
Dunkelhaarigkeit  dazu  kommt,  über  deren  Ursachen,  beziehungsweise  über  die  Ursachen  der 
fortschreitenden  Pigmentirung  überhaupt  — ob  sie  in  der  ursprünglichen  Körperanlage  an  sich 
liegt,  oder  durch  äussere  Einflüsse  veranlasst  und  befördert  wird  — wir  doch  nicht  so  sicher 
unterrichtet  sind.  Da  es  sich  beim  Nacbdunkeln  nur  um  das  Gebiet  der  blonden  Complexion 
handelt,  so  möchte  ich  sagen:  Was  im  14.  Lebensjahre  noch  rein  blond  ist  und  alle  anderen 

Merkmale  eines  blonden  Rassetypus  an  sich  trägt,  gehört  zum  blonden  Stamme  unserer  Be- 
völkerung (vergl.  Virchow,  Arch.  f.  Anthropoid  Bd.  XVI,  1886,  S.  291).  Es  ist  anzunehmen, 
dass  diejenigen  Blondhaarigen,  welche  so  stark  nachdunkeln,  dass  sie  nach  dem  14.  Lebensjahre 
sich  in  Braunh&arige  verwandeln,  dies  durch  Beimischung  einer  grösseren  Menge  verschiedener 
Eigenschaften  der  dunkeln  Rasse  thun,  als  dies  bei  den  Blond  bleibenden  der  Fall  ist.  Durch 
sorgfältige  Ausscheidung  aller  nicht  sämmtlicbe  Kassekennzeichen  rein  an  sich  Tragenden  werden 
so  viele  der  Nachdunkelnden  den  Mischformen  zugewiesen,  dass  ihre  Zahl  für  die  Bestimmung 
der  Rassereinformen  nicht  mehr  ins  Gewicht  fällt.  Bezeichnend  ist  hierfür  die  geringe  Zahl 
gemischter  Augen  bei  Pfitzner  — 6 Proc.  gegen  29,67  Proc.  meines  Materials,  dessen  Lebens- 
alter ja  bei  Pfitzner  besonders  schwach  vertreten  ist.  Es  haben  sich  dort  offenbar  die  Mehrzahl 
der  im  14.  Lebensjahre  noch  gemischten  Augen  später  in  braune  umgewandelt.  Da  spätere 
Brauuhaarigkeit  bei  früher  Blonden  an  sich  schon  ein  Zeichen  der  Rassen  misch  ung  ist,  so  scheiden 
sich  die  Nachdunkelnden  sicher  schon  früh  durch  ihr  übriges  Verhalten  ebenso  zu  den  Misch- 
formen aus,  wie  die  mit  gemischter  Iris.  Der  Procentsatz  der  Nachdunkelnden  ist  auch  sicher 
nicht  überall  gleich  und  es  wäre  von  Interesse,  zu  wissen,  wie  viel  Beimischung  des  Blutes  dunkler 
Rassen  so  starkes  Nachdunkeln  erfordert,  wie  es  Pfitzner  für  Untcr-Elsass  beobachtet  hat,  das 
bei  Virchow  18,38  Proc.  brauner  Iieintypen  gegen  35,03  Proc.  blonder  zeigt,  während  sich  für 
Württemberg  8,47  braune  gegen  46,19  blonde  Reintypen  finden.  Es  lässt  sich  dies  am  besten 
durch  das  strenge  Ansscheiden  der  Reinformen  nach  ihren  sämmtlichen  Rassen- 
merkmalen ermitteln. 

Diese  Registrirung  der  Reinformen  dürfte  auch  in  anderer  Hinsicht  von  Interesse 
sein.  Die  Zahl  der  Mischformen  ist  im  Vergleich  zu  den  Reinformen  eine  besonders  grosse  — 
hier  66  zu  33  Proc.  Der  Nachweis,  ob  in  der  Bildung  der  Mischformen  ein  bestimmtes  typisches 


Digitized  by  Google 


Eine  Schnlkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Hassenbestiinmung  etc.  193 

Verhalten  oder  regellose  Willkür  herrscht,  ist  auch  für  die  Frage  der  Persistenz  oder  Mutabilität 
der  Kassen  nicht  ohne  Bedeutung.  Die  starke  Mischung  der  Rassen,  wie  wir  sie  jetzt  finden 
und  der  wir  den  raschen  Rückgang  der  Zahl  der  Reinformen  zu  verdanken  haben,  ist  in  der 
Hauptsache  wohl  erst  in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  sich  gegangen,  da  die  einzelnen  Volks- 
bestandtheile  sich  früher  viel  strenger  gegen  einander  abschlossen.  Ein  bezeichnendes  Beispiel 
sind  hier  Gräberfunde  auf  Heilbronner  Boden.  Die  Schädel  eines  Reiheugräberfeldes  aus  der 
La  Tene-Zeit  sind  ausnahmslos  langköpfig,  während  die  Einzclflachgr&ber  aus  derselben  Zeit 
ebenso  nur  Bracbycephale  enthalten.  Ebenso  enthalten  dio  fränkisch-alamannischen  Reihengräber 
nnr  Dolichocephale  und  noch  im  14.  Jahrhundert  liefert  die  Hauptkirche  der  Stadt  lauter  Lang- 
köpfe, welche  von  den  Reihengräberschädeln  nicht  zu  unterscheiden  sind,  während  die  Schädel 
von  der  Claraklosterkirche,  einem  aus  dem  Bauerndorf  Flein  hereinverlegten  armen  Kloster, 
ebenso  reinrassig  — ■ zum  Thcil  extrem  — brachycephal  sind.  Also  haben  noch  im  Mittelalter 
die  Hauptras»en  neben  einander  gelebt,  aber  sich  wenig  vermischt,  während  in  der  jetzigen  Zeit 
das  abseil»  gelegene  Bauerndorf  Kircbhausen  nur  13  Proc.  atypischer  Mischformen  zeigt  und  die 
am  meisten  der  Fluctuation  unterworfenen  höheren  Lehranstalten  Heilbronns  55  Proc.  Die 
verschiedenen  Entwickeluugsbedingungen  haben  also  auf  die  Zahl  und  Art  der  Bildung  von 
Mischformen  einen  deutlichen  Einfluss  und  cs  ist  daher  von  Tuteresse,  nachzuweisen,  welchen 
Werdegang  die  Entwickelung  der  Mischformen  unter  verschiedenen  Bedingungen 
einBchlägt,  ob  und  unter  welchen  Bedingungen  bestimmte  Mischformen  von  typischem  Ver- 
halten sich  entwickeln  oder  ob  die  Rassen  sich  in  eine  regellose  Vielheit  verschränkter  Misch- 
formen  auflösen. 

Es  ist  daher  das  Feld  der  Untersuchung  für  diese  Frage  von  Interesse.  Wir  können 
es  als  ein  besonders  geeignetes  bezeichnen,  weil  hier  auf  verhältniasmässig  kleinem  Raume  die 
verschiedensten  Rassen  zur  Zusammensetzung  der  Bevölkerung  beigetragen  haben  und  die  Orte 
des  Bezirks  sich  in  bestimmte  Gruppen  mit  verschiedenen  Enlwickelungsbedingungen  der  Be- 
völkerung scheiden.  Das  Oberamt  Heilbronn  geht  zur  Steinzeit  mit  der  rheinischen,  zur  Bronze- 
zeit mit  der  württcmbergischen  langköpfigen  Bevölkerung,  zeigt  vorrömische  Lang-  nnd  Kurzköpfe 
zur  La  Tene-Zeit,  zur  Römerzeit  die  Völkermischung  des  übrigen  Decumaüandes  und  ist  vom 
vierten  Jahrhundert  n.  Chr.  ab  in  alamannischem,  vom  sechsten  an  in  fränkischem  Besitze. 
Letzterem  Stamme  gehört  der  Volkscharakter  im  Ganzen  auch  jetzt  noch  an,  wenn  auch  die 
Schozacbtlialorte  sich  durch  Hinneigung  zu  schwäbisch-alamannischem  Charakter  von  den  Neckar- 
thal-, sowie  Leinbach-  und  Gundelbachthalfranken  etwas  unterscheiden.  Die  Rointypcn  der  ver- 
schiedenen Rassen  haben  sich  theils  in  wohlcharaktcrisirten  Formen  erhalten,  tlieils  typische 
Umbildungen  erfahren,  tlieils  Mischungen  der  verschiedensten  Form  hervorgebraoht.  Die  Resultate 
sind  aber  je  nach  dem  Entwickelungsgange  der  Bevölkerung  in  den  einzelnen  Orten  verschiedene, 
nnd  zwar  lassen  diese  sich  in  Gruppen  zusammenfassen,  welche  gleiche  Enlwickelungsbedingungen 
nnd  gleiche»  Verhalten  in  den  Resultaten  zeigen.  Sie  scheiden  sieh  in  reine  Ackerbaudörfer 
mit  stabiler,  Industriedörfer  mit  mehr  fluctuirender  und  städtisches  Gemeinwesen  mit  aus  beiden 
Entwickelungsformen  erwachsener  Bevölkerung. 

Die  Bevölkerungsvorgänge  seit  1803  sind  in  folgender  Tabelle  nach  den  amtlichen  Listen 
io  Gruppen  zusammengestellt: 

Archiv  für  AhthrnjK»U>ft«.  Bd.  XXVII.  25 


Digitized  by  Google 


194  Dr.  med.  Alfred  Schliz, 


Tabelle  I >)• 


Zahlung 

1803  bii  1810 

1840 

1870 

1 

1896 

““ 

tt 

1 ti 

d 

a g 
*9  * 

- 

1 

5 

_fl 

Orto 

i 

© 

* 

tt 

s 

0 

© 

fl 

'S 

* 

JSg 

tt 

0 

0 

fl 

M 

o 

* 

i| 

tt 

8 

N 

0 

© 

fl 

M 

B 

ls 

ü 

|E 

tt 

3 

3 • 

s 

z 

o 

3 

M 

B 

q 

a 

■0 

N 

a 

ä 

O Ci 

üx 

t0 

NJ 

c 

& 

4 

N 

0 

& 

S 

_ 

4- 12 

+ 4t 

+336 

4-620 

i. 

Heilbronn  . . 

6114 

— 

0 

8836 

+ 111 

•J  udtn 

15477  +112 

.lnd»n 

33461 

Ju4*>  11 

9 

010 

830 

Abfitatt  • . . 

568 

— 

— 

807 

— 

— 

770  -+  H 

— 5 

708 

— K 

st 

G | 

Ponubronn  . 

172 

— 

— 

69 

— 

— 

274  + 3 

0 

261 

— 

— . 

fl 

£ 

Happenbuch  . 

240 

325 

— 

— 

866 

0 

+ 2 

289 

— ; 

Ä ? 

Oberjjruppen- 

96 



146 

■■ 



1 

170  4-  2 

r 3 

141 



__  i 

© 

ffl-fl 

3 1 

H 

Hs. 

Untergruppen* 

* s 

•S3 

buch  . . • • 

794 

— 

906 

— 

- 

913:4-  11 

— 5 

905 

— 

— d 

2 

Fürfeld  . # . 

6138 

— 

— 

866 

+ 12 

+ 5 

7031+  8 

— 9 

651 

— 

— Jj 

© 

Kirchbauaen  . 

902 

— 

1240 

+ 10 

+ 14 

1280 

+ 23 

- 5 

1210 

— 

-fl 

g 

a 

Untcreiaiaheim 

416 

— 

638 

+ <4 

+ 5 

611 

+ « 

-27 

663 

— 

— 

Je 

1 

Biherach  . . 

923 

— 

— 

1360 

+ 44 

+ 16 

1254 

+ 30 

+ 2 

1218 

— - 

— s 

=3  ~ 

Bonfeld  * . . 

1084 

— 

J title  li 

96 

1391 

+ 19 

-.5 

1213 

+ 85 

+ 13 

1051 

- 

J Utlt'D 

40 

4 3 
M u 
gO 

!| 

Frankenbuch  . 

7M 

— 

— 

883 

+ 16 

- 5 

1210 

+ 13 

- 2 

1564 

— 

sf 

Obereiaiaheim 
Horkheim  . . 

, 606 
627 

: 

Juden 

56 

691 

755 

+ 18 

+ M 

-8 

+ 4 

791  + 17 
686  — 5 

+ H 
+ B 

967 

679 

Jaden 

36 

£ 

9 ¥ 
W 

SA 

11b. 

Thalheim  . . 

1094 

— 

•Juden 

63 

! 1322 

+ 1 

— 3 

1390 

+ 17 

— 10 

1490 

Jaden 

94  | 

|5 

■I 

11 

Bückingen  . * 

1036 

— 

— 

1394 

+ 44 

+ * 

2259  + 10 

+ 31 

5110 

, — 

Neckargartach 

742 

— 

— 

j 1142 

+ 85 

+ o 

1888  +9 

+ 16 

2980 

-fl 

.2 

Groaagartach  . 

1319 

— 

— 

| 1657 

+ 80+1 

1893 

0 

— 28 

2141 

— 

— | 

b 

Ä 

11 

III. 

Sontheim  • . 

863 

— 

J IZtiAli 

87 

1051 

+ 16+6 

1115  + 24 

— 22 

1695 

— 

Juden 

25 

© 

G 

•0 

0 

Fleim  . « . • 

890 

— 

— 

I 1171 

+ s 

+ 7 

1486]+  45 

- 5 

1582 

- 1 

Zusammen  . . 

19912 

s 

F 

20552 

+ 393 

+ 41 

35738  + 378 

+ » 

58656 

- 

- 

Wir  sehen  hier  deutliche  Unterschiede  in  den  Bevölkorungsvorgängon  der  einzelnen  Gruppen. 
Die  reinen  Ackerbauorte  nehmen  an  Volkszahl  nur  so  weit  zu,  als  der  Ueberschnss  der  Geburten 
über  die  Todes  Tille  bedingt,  oder  nehmen  durch  Wegzug  der  Bevölkerung  ab.  Der  Bestand  der 
Hitsgen  ist  daher  ein  stabiler  nnd  das  Product  ihrer  Mischung  ein  oonstantes,  aus  natürlichen 
gesetzmüssigen  Bedingungen  hervorgegangen.  Die  Gruppe  II  b.  Ackerbauorte  mit  Zuzug 
wechselnder  Bevölkerung,  theils  in  Schutzangehörigen  oder  Arbeitern  der  Gutsherrschaftcn,  tlieils 
in  Ablegern  benachbarter  Industrieorte  bestehend,  zeigen  meist  stärkere  Zunahmen,  die  sich 
aber  nicht  mehr  allein  aus  dem  Grundstöcke  rekrutiren.  Die  Bevölkernngsmischung  ist  dem- 
gemäss durch  den  zufälligen  Charakter  des  Zuzugs  etwas  beeinflusst.  Die  Industrieorte  zeigen 
dagegen  starke,  seit  1870  rapide  Zunahme  (Bückingen  gegen  1803  um  das  Fünffache,  Neckar- 
gartach um  das  Vierfache).  Dieser  Zuzug  stammt  bis  1870  meist  aus  den  benachbarten  Ge- 
bieten, von  da  ab  aber  aus  dem  ganzen  übrigen  Deutschland.  Die  Mischung  der  Hassebestandthcilc 
ist  daher  eine  gründliche,  was  sich  in  den  Producten  ihrer  Verbindung  ausspricht.  Die  Stadt 

l)  Znsammengvsteltt  aus  den  amtlichen  Acten  des  künigl.  Obermmtcs  Heilbronn. 


Digitized  by  Google 


Eine  Schulkindernntersuchung  zum  Zweck  der  Rassenbestimmung  etc.  195 

Heilbronn  eudlich  bat  in  ihrem  durch  die  ausgedehnte  Feldmarkung  bedingten  Bauern-(Wein- 
gärtner-) stand,  welcher  sich  noch  ziemlich  abgeschlossen  erhält,  ein  stabiles  Element,  welchem 
eine  der  Eigenschaft  der  Stadt  als  Uandels-  und  Industriestadt  entstammende  reichliche, 
fluctuircnde  Bevölkerung  gegenüber  steht  Die  Herkunft  der  Väter  der  Untersuchten  nach 
Geburtsort  setzt  sich  daher  in  den  einzelnen  Gruppen  wie  folgt  zusammen: 


Geburtsort  der  Väter 

Ober&rut 

Auswärts 

Grupp«  Ia  .... 

Ileilbronn  I (Höhere  Lehranstalten) 

18 

89 

Gruppe  Ib  .... 

Heilbronn  II  (Volks-  und  Mittelschulen) 

66 

159 

Gruppe  II  a . . . . 

Reine  Ackerbauorte 

278 

52 

Gruppe  II  b . . . . 

Aokerbauorte  mit  Zuzug 

346 

71 

Gruppe  III  ...  . 

Industrieorte 

218 

116 

Zusammen  .... 

1418  Untersuchte 

926 

487 

Für  die  reinen  Ackerbauorte  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  diese  Gruppen  an  der  Oberamts- 
grenze liegen  und  der  Zuzug  sich  aus  Nachbarorten  ähnlichen  Charakters  zusammenstellt  und 
sich  daher  das  Verhältnis*  der  „Auswärtigen“  gegen  die  mehr  central  gelegene  Gruppe  II  b 
noch  verringert 

Als  vorhandenes  Material  für  anthropologische  Untersuchung  der  Bevölkerung  war  mir  die 
amtliche  Liste  der  deutschen  Untersuchung  von  1876  auf  Farbe  der  Haare  und  Augen 
der  Schalkinder  vom  k-  Statist.  Landesamt  zur  Verfügung  gestellt  Es  galt  min  diese  Liste 
auf  ihre  Gültigkeit  für  1898  und  auf  ihre  Verwendbarkeit  für  eigentliche  Rassenbcstimmung  zu 
prüfen.  Die  an  die  Lehrer  ausgegebenen  Probelisten  für  Farbenbestimmung  ergaben  zunächst 
erhebliche  Unzuverlässigkeit  der  subjectiven  Farbenempßndung  der  verschiedenen  Lehrer,  be- 
sonders hinsichtlich  der  Augenfarben.  Eine  neue  Controluntersuchung  in  einheitlicher 
Weise  und  von  anthropologisch  geübter  Seite  erschien  daher  zunächst  als  dringendstes  Erfordemiss. 

Eis  folgt  hier  die  vergleichende  Liste  der  beiden  Untersuchungen  nach  Farbentypen  (siehe 
Tabelle  II  auf  S.  196). 

Wie  wir  sehen,  bieten  die  beiden  Tabellen  von  1876  und  1898  wesentlich  verschiedene 
Resultate.  Im  Ganzen  ist  Keinblond  von  43,89  auf  33,75  Proc.  zurückgegangen,  Reinbraun  von 
16,89  auf  24,67  gestiegen,  die  gemischten  Typen  halten  sich  mit  39,22  : 41,58  auf  annähernd 
gleicher  Linie.  Dies  Resultat  könnte  nun  auf  Rechnung  des  Nachdunkeins  gesetzt  werden,  da 
1876  sümmtlicbe  Schulkinder  vom  7.  Lebensjahre  au  mit  hereinbezogen  wurden,  aber  die  Differenz 
in  den  einzeluen  Orten  beweist,  dass  die  Verschiebung  der  Farbentypen  in  den  einzelnen 
Jahrgängen  unberechenbar,  geradezu  dem  Zufall  anheimgegeben  ist.  Nehmen  wir  die 
Bauerndörfer  mit  stabiler  Bevölkerung,  so  erhalten  wir  für  blonden  Typus  in  Abstatt  1876 
24,9  Proc.,  jetzt  40,9  und  dagegen  in  Fürfeld  1876  für  Blond  75  Proc.,  jetzt  40  Proc.  Ebenso 
ergiebt  Braun  in  Horkheim  1876  25  Proc,  jetzt  11,54  und  in  Untergruppenbach  1876  3,7  Proc, 
jetzt  34,82  Proc.  Die  Gemischten  gehen  in  Fürfeld  von  14,9  auf  24,49  und  in  Abstall  von 
56  Proc.  auf  27,27,  und  wenn  wir  die  Farbentypen  der  Reihenfolge  nach  in  den  einzelnen  Orten 
nehmen,  so  steht  Grossgartach  mit  Blond  1876  in  siebenter,  jetzt  in  zwanzigster,  Obereisisheim 

25* 


Digitized  by  Google 


196 


Dr.  raed.  Alfred  Schliz 


Tabelle  II. 


Farbentypen. 


Orte 

Deutsche 

Schnlkinderuntersuchung  von  1876 
7 bis  14  Jahre 

Deutsche 

Schulkinderuntersuchung  von  1898 
12  bis  14  Jahre 

a 

u £ 
® .Ä 
•fl  © 

a 

■a  1 

N E 
D 

C 

tc 

£ 

a 

B 

M 

1 

*o 

e 

_c 

JS> 

1 

Proc. 

© 

s 

£ 

S 

Cl 

M 

1 

fl 

fl 

1 

fl 

1 

Proc. 

© 

bo 

£ 

§ 

ja 

'S 

x 

1 

S 

© 

© 

Proc. 

e 

i! 
^ § 
2 E 

31 

D 

2 

S 

© 

ja 

'S 

X 

fl 

£ 

3 

fl 

1 

Proc. 

, 

-< 

£ 

.1 

3 

X 

e 

5 

6 
<5 

a 

'S 

Proc. 

. 

Jst 

2 

fl 

© 

J3 

1 

ja 

u 

'i 

© 

© 

Proc. 

17 

7 

1 

8 

5 

17 

Abstatt 

148 

24,9 

18,9 

56,0 

44 

40,92 

31,81 

27,27 

5 

10 

12 

12 

15 

1 

7 

Biberach  

219 

48,0 

16,8 

34,1 

63 

366 

19,06 

44,45 

8 

13 

13 

18 

20 

1 

Böckingen 

408 

51,7 

14,9 

38,2 

105 

26,67 

15,24 

68,09 

2 

14 

4 

12 

13 

Boufeld  . . * 

162 

64,4 

14,2 

31,4 

66 

42,42 

19.67 

37,89 

— 

— 

— 

9 

9 

14 

Donnbronn  

— 

— 

_ 

32 

40,64 

28.12 

81,24 

9 

8 

10 

15 

14 

5 

Flein  

236 

44,0 

18,6 

37,2 

67 

29,85 

19,40 

60,75 

11 

5 

11 

11 

18 

10 

Frankenbach  

196 

42,2 

20,6 

34,3 

74 

40,64 

17,57 

41,89 

1 

16 

17 

10 

4 

19 

Fürfeld 

193 

76,9 

9,0 

14,9 

49 

40,82 

34,69 

24.49 

7 

15 

6 

20 

19 

2 

Grossgartach 

332 

46,9 

13,2 

89,7 

46 

26,09 

17,39 

56,52 

— 

1 

6 

8 

18 

Happenbach  

“ 

— 

— 

33 

42,30 

30,3 

27,27 

lleilbrono  I (Höhere 

| 

12 

6 

9 

21 

11 

3 

Lehranstalten) 

| 2525 

41,7 

20,1 

37,7 

107 

18,69 

26,17 

55,14 

Heilbronn  II  (Volks-  uud 

16 

10 

9 

Mittelschulen) 

) 

226 

29,76 

27,65 

42,07 

15 

S 

7 

6 

21 

6 

Horkheim 

112 

35,6 

26,8 

38,3 

52 

42,30 

11,54 

46,16 

8 

9 

8 

2 

1 

21 

Kirchhaufen 

200 

44,6 

17,5 

38,0 

52 

49,99 

36,64 

13,47 

4 

4 

15 

17 

16 

4 

Neckargartach 

285 

48,0 

20,7 

31,1 

74 

27,03 

18,91 

54,06 

• 

16 

1 

4 

7 

13 

11 

Obereisisheim 

144 

29,1 

29,8 

40,8 

87 

41,39 

19,54 

39,07 

— 

“ 

— 

i 

17 

15 

Obergruppenbach  . . . 



— 

— 

16 

50,0 

18,76 

31,25 

14 

2 

16 

19 

6 

8 

Sontheim 

125 

38,4 

26,7 

30,4 

42 

26,19 

30,94 

42,87 

13 

11 

3 

13 

7 

12 

Thalheim 

180 

39,0 

16,3 

43,7 

76 

30,67 

30,67 

38,66 

10 

12 

6 

14 

2 

16 

Untereieiibeim 

116 

43,9 

16,3 

89,5 

58 

31,60 

37,92 

31,02 

6 

17 

2 

3 

3 

20 

Untergruppenbach  . . . 

215 

47,9 

3,7 

48,2 

46 

43,45 

34,82 

21,73 

Summe  . . « 

5736 

- 

43,89 

- 

16,89 

- 

30,22 

1413 

- 

33,75 

24,67 

- 

41,58 

Digitized  by  Google 


Eine  Schulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Rassenbestimmung  etc.  197 

1876  in  sechzehnter,  jetzt  in  siebenter  Stelle  und  bei  Brauu  steht  Horkheim  1876  in  dritter, 
jetzt  in  letzter,  Untergruppenbach  1876  in  siebzehnter,  jetzt  in  dritter  Stelle. 

Ein  Resultat  erscheint  in  beiden  Listen  stabil:  die  grosse  Zahl  der  Gemischten  in  summt- 
liehen  Industrieorten  und  deren  gleichmässiges  Wacbstbnm  seit  1876.  Dass  die  Farben- 
complexioncn  in  denselben  Orten  in  den  einzelnen  Jahrgängen  ganz  verschieden  auslallen,  hat 
mir  auch  0.  Ammon  lur  das  benachbarte  Baden  bestätigt;  es  ist  jedoch  noch  ein  weiteres 
Moment  von  Einfluss  auf  die  Verschiedenheit  der  Resultate  der  beiden  Listen,  cs  ist  dies  die 
„Zurechnung  der  grauen  Augen  nächst  den  blauen  zu  den  hellen“  und  damit  zum 
blonden  Typus  in  der  Liste  von  1876.  Unter  diesen  grauen  befinden  sich  nämlich  auch  die 
grünen,  oder  aus  blau  und  braun  gemischten,  welche  vom  blonden  Typus  auszuscheiden  und 
den  Mischformen  zuzutheilen  sind.  Diese  engere  Scheidung  der  Augenfarbe  ergiebt:  (Siehe 

Tabelle  auf  Seite  198.) 

Wir  haben  hier  1876  64,57  Proc.  helle  Augen  gegen  73,25  Proc.  1898.  Zerlegen  wir  nun 
letztere  in  ihre  Bestandtheile  blau,  grau  und  grün,  oder  gemischt,  so  sind  die  blauen  mit  32  Proc. 
constant  geblieben.  Von  wirklich  reingrauen  finden  sich  jedoch  statt  32  Proc.  nur  10,95  Proc., 
während  nicht  weniger  als  29,67  Proc.  grüne  oder  gemischte  vorhanden  sind,  welche  den  Misch- 
formen zufallen.  Weiter  sind  von  braunen  Augen  1876  35  Proc.  vorhanden,  1898  26,27  Proc. 
Diese  Differenz  von  8,25  Proc.  stimmt  nahezu  mit  dem  Ueberschuss  der  „hellen“  Augen  von 
1898  über  die  von  1876  mit  8,68  Proc.  Es  sind  also  damals  von  den  gemischten  Augen  die- 
jenigen der  braunen  Reinform  zogerechnct  worden,  bei  welchen  die  braune  Beimischung  stark 
genug  war,  um  der  subjectiven  Farbenempfindung  der  Lehrer  das  Auge  als  braun  erscheinen 
zu  lassen.  Die  Ausscheidung  der  grünen  oder  gemischten  Augen  ist  daher  dringend  erforderlich, 
wenn  wir  den  Bestand  des  blonden  oder  braunen  Reintypus  richtig  feststellen  wollen. 

Die  Vertheilung  der  eehtgrauen  Augen  zeigt  jedoch  ein  weiteres  bemerkenswerthes  Ver- 
halten. Ihre  10,95  Proc.  setzen  sich  aus  8,14  Proc.  mit  blondem  und  2,81  Proc.  mit  braunem 
Typus  Verbundenen  zusammen.  Ucbcrall  nun,  wo,  wie  wir  auch  später  sehen  werden,  die  Rein- 
fortnen  vorwiegen,  wie  in  den  Ackerbaudörfern,  finden  wir  auch  echtgraue  Augen  in  bemerkens- 
werther  Zahl  vertreten  — Abstatt  27  Proc.,  Donnbronn  28  Proc.,  Fürfeld  28  Proc-  — , wo  die 
Mischformen  vorwiegen,  wie  in  den  Industrieorlen,  fehlen  sie  theils  ganz  (Bückingen,  Sontheim) 
oder  sind  ganz  schwach  vertreten  (Grossgartach  2,18,  Heilbronn  I 4,67,  Neckargartach  5,41). 
Sie  sind  daher  als  abgeschwächte  Reinform  aufzufassen,  bei  Blond  durch  geringere  Klarheit  der 
durchlassendcn  Membran,  bei  Braun  durch  schwächere  Pigmentiruug  entstanden,  und  immer  ist 
echtgrau  derjenigen  Reinform  zuzutheilen,  deren  sämmtliehe  übrigen  Merkmale 
vorhanden  sin'd,  wie  dies  ja  bei  Blond  bereits  geschieht.  Eine  Bestätigung  hierfür  findet  sieh 
in  der  Untersuchung  der  israelitischen  Schule  Heilbronns,  welche  bei  vorwiegend  braunem  Typus 
27,27  Proc.  echtgraner  Augen  zeigt,  sowie  bei  Pfitzner  (1.  o.  Seite  340),  nach  dessen  Angabe 
gerade  Schwarzhaarige  meist  nicht  braune,  sondern  graue  Iris  zeigen. 

Aus  den  bisherigen  Ausführungen  geht  hervor,  wie  unzuverlässige  und  wechselnde  Resultate 
die'Bestimmung  nach  Farbentypen  allein  liefert,  für  eigentliche  Rassenbestimmung  sind  sie  für 
sich  nicht  zu  verwenden,  wir  müssen  für  letztere  die  primären  Kürpermerkmale,  die  Skelet- 
bildnng  heranzichen,  in  erster  Linie  den  Län ge n b reiten i nd ex  des  Kopfes,  welchem  sich  in  zweiter 
Linie  GesicbLsmaasse  und  Kürperlänge  ergänzend  anzuscbliessen  haben.  Da  es  sich  für  unseren 


Digitized  by  Google 


1 


198  Dr. 

Tabelle  111.  VcrhällnUs  de 


med.  Alfred  Schliz, 

r grauen  und  gemUchtcn  Augen  zu  den  „hellen“. 


De  utschc  Sch  ulkinder- 
Untersuchung  Ton  1876 


Deutsche  Schulkinderuntersachung  von  18£S5 


Orte 

z«hi  jj  Helle  Augen 

Zahl  Blaue  Augen 

Graue  Augeu  Gemischte  Augen  £ § 

g “ 
2 9 
!< 

Um..-  !U»r 

■ uchtm  blond  braun: 

Unter-  H»*r  | ^ 

•nnhteu  blond  braun 

Hur 

blond  braun 

} Hw 

Zu*. 

blond  braun 

*-•  P 
Zu*.  < 

ra»fte*. 

Abstatt 

148  5 37 

«7  106 

44  | 8 I 

0 | 8 | 

10 

2 

12  i 2 

4 

6 26 

18 

Proc. 

24.9 

46,6  *1.5 

l! 

18,18 

27,28  | 

13,63  .79,00 

40,91 

Bibe r&ch  

213  106 

26  132 

63  15 

3 ! 18 

8 

0 

8 | 6 

9 

14  ] 40 

23 

Proc. 

48.0 

11,8  59,8 

28,57 

12,70 

22,23  «3.50 

36,50 

Bückingen  . . • . 

408  211 

54  265 

105  29 

13  42 

0 

0 

0 17 

28 

45  87 

18 

Proc. 

51,7 

13,2  044» 

40,0 

— y 

42,8«  81.90 

17,14 

Bonfeld 

162  87 

10  97 

66  22 

4 26 

7 

2 

9 1 10 

7 

17  62 

14 

Proc. 

>54,4 

6,1  «0.5 

39,39 

13,64 1 

25,75  78,79 

21,22 

Donnbronn  . . . . j 

— 1 

— 1 — 

32  9 

0 9 

7 

2 

9 5 

1 

6 24 

8 

Proc.  | 

j ' 

— 1 — 

;28,13 

28,12  j 

18,75  78,12 

25,0 

Flein [ 

236  1 104 

38  142 

67  18 

3 | 21 

3 

i 

4 15 

13 

28  53 

14 

Proc.  1 

44,0 

16,1  «0,1 

31,34 

6,97 

41,79  70,10 

00,90 

Frenkenbach  ... 

169  85 

38!  123 

74  21 

4 | 25 

8 

2 

10  14 

7 

21  56 

18 

Proc.  | 

42,2 

18,4  «0.« 

83,78 

13,51 

28,38  75,67 

24,33 

Fürfeld 

133  100 

4 104 

49  14 

4 | 18 

5 

9 

14  6 

1 

7 1 39 

10 

Proc. 

75,9 

2,2  78,1 

1 

36,74 

28,57 

14,2»  70.50 

20,41 

Grossgartach  . . . j 

332  156 

47  203 

46  12 

3 15 

0 

1 

1 9 

9 

18  34 

12 

Proc. 

46,9 

14,1  01,0 

32,6 

2,18 

39,13  73,92 

26,08 

Ilappenbach  . . . 

i _ 

— — 

33  9 

0 9 

5 

2 

7 5 

1 

6 | 22 

11 

Proc. 

i 



27,2b 

21,21 

19,18  «6.157 

33,34 

Ilcilbronn  1 ... 

107  20 

6 26 

3 

2 

* 5 1 16 

25 

41  72 

36 

(Höhere  LehrmDiUlton) 

Proc. 

24,30 

4,67 

88.32  07,29 

32,71 

Heilbronn  II  . . . 

2525  1055 

562  1617 

225  69 

11  ■ 80 

15 

4 

19  | 28 

47 

75  174 

51 

(Volke-  u.  MittHachulcm  • 

) 

Proc. 

141,7 

22,2  4KI.9 

85,56 

8,44 

33,34  77,34 

22.66 

Horkheim 

112  40 

83  73 

52  : 21 

6 ! 27 

2 

1 

3 | 13 

2 

15  45 

7 

Proc. 

1 35,6 

29,4  65,0 

51,92 

6,77 

28,81  *1, 54 

13,46 

Kirchbausen  . . . 

200  89 

54  143 

52  18 

1 19 

8 

3 

10  4 

2 

6 1;  35 

17 

Proc. 

44,5 

27,0  71,5 

36,54 

19,23 

11,54  «7,31 

32,69 

Neckargartach  . . 

285  i 137 

49[  186 

74  18 

9 27 

3 

1 

4 ( 10 

20 

80  | 61 

13 

Proc. 

48,0 

17,1  «5,1 

36,49 

5,41 

40,54  82,44 

17,50 

Obereisisheim  . • . 

144  | 42 

36  78 

87  25 

0 2", 

ii 

1 

12  19 

10 

29  66 

21 

Proc. 

1 29,1 

24,9  54,0 

28,73 

13,79 

33,34  75,8« 

24,14 

Obergruppenbach  . 

— — 

— — 

16  7 

0 7 

1 

0 

1 | 2 

1 

3 | 11 

6 

Proc. 

II  

— ! — 

43,75 

6,25 

18,75 ! 68,75 

31.25 

Sontheim 

125  ||  48 

21  69 

42  11 

2 13 

0 

0 

0 1 9 

7 

16  29 

13 

Proc. 

-38,4 

16,8  55,8 

[30,96 

— || 

38,09  «9, Iß 

30.95 

Thalheim  ..... 

180  66 

47  113 

75  19 

2 | 21 

4 

3 

7 11 

8 

19  47 

28 

Proc. 

38,6 

27,1  «5,7 

28,00 

9,33 

25,31  «2,87 

37,33 

Untereisisheim  . . 

116  51 

32,  83 

58  12 

1 13 

6 

3 

9 11 

2 

13  36 

23 

Proc. 

43,9 

27,5  71,4 

22,41 

15,62  , 

22,41  «0,34 

39,66 

Untergruppeubach  . 

215  103 

60  63 

46  I 11 

1 12 

9 

2 

11  fl  2 

2 

4 j 27 

19 

Proc. 

|47.9 

30,6  785 

26,09 

28,91 

8,70  58,70 

41.30 

Zusammen 

573«  2497 

1186  8688 

1418  388 

73  461 

115 

40 

155  213 

206 

419  1036 

378 

Proc. 

43,89 

20.6864,57 

(27,46  2,81)  32,63 

(8,14  2,81)  10,95  (16,07 

14,60) 

29,67  73.25 

26,75 

Graue,  blaue  und 

braune  Augen  1876 

— j — 

5736  — 

— 32,0 

— 

— 

32,0  - 

— 64,57 

35,0 

Israelitische  Schule 

il 

Ileilbronns  .... 

— | — 

22  2 

2 1 4 

1 

5 

6 — 

— 

- \ 10 

12 

Proc. 

; - 

_ i — 

■ 16,18 

27,27 

— 45,45 

54,54 

Digitized  by  Google 


I 

Eine  Schulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Rnssenbestinunung  etc.  199 

Zweck  empfiehlt,  möglichst  grosse  Kategorien  und  eine  möglichst  einfache  Eintheilung  au  ge- 
winnen, so  wurde  übereinstimmend  mit  Holder  und  Ammon  die  Grenze  zwischen  Lang-  und 
Kurzkopf  bei  79,9,  für  Langgesicht  und  Breitgesicht  bei  90  angenommen.  Für  die  Rassen- 
bestimmnng  ist  hier  zu  bemerken,  dass  sich  schon  bei  den  reinrassigen  fränkisch -alaroannischen 
Reihengräbern  Mesocephale  (75,0  bis  79,9)  und  Breilgesicht  nicht  selten  finden. 

Die  Eintheilung  wurde  zunächst  nach  Längen-Breiteniudcx  des  Kopfes,  als  dem  unver- 
änderlichsten Tlieil  der  Skeletbildung,  in  Verbindung  mit  den  Farbentypen  vorgenoramen. 
Hierfür  licss  sich  die  Kollmann’sche  Eintheilung  nach  Kopf-  und  Gesichtsindex  nicht  ver- 
wenden, weil,  abgesehen  davon,  dasB  Langkopf  mit  Breitgesicbl  — der  Rasse  von  Cro-Magnon 
entsprechend  — mit  keinem  der  beiden  Farbentypen  zu  einer  bestimmten  europäischen  Rasse 
verbunden  werden  kann,  für  das  Alter  von  12  bis  14  Jahren  der  Gesichtsindex,  wie  wir  später 
sehen  werden,  noch  nicht  feststehend  ist.  Ausserdem  sind  bei  uns  die  Kurzköpfe  mit  Lang- 
gesicht nicht  genügend  vertreten,  da  das  Ileilbronner  Gebiet  dem  westlichen,  breitgcsichtigeu 
Zweig  der  Brachycephalen  angehört. 

Für  die  Farbentypen  wurde  überall  ausser  der  Haar-  und  Angenfarbc  auch  die  Haut- 
farbe herangezogen,  um  die  Scheidung  zwischen  Reinfonn  und  Mischform  um  so  sicherer  voll- 
ziehen zn  können.  Die  Scheidung  von  brünetter  und  heller  Haut  lässt  sich  mit  12  bis  14  Jahren 
noch  vollkommen  durchführen,  weniger  sicher  die  Differcnzirung  der  hellen  in  rosigweissen  und 
mattweissen  Timbre,  wenn  auch  die  Beobachtung,  dass  ersterer  vorwiegend  den  blonden  Rein- 
formen, letzterer  — besonders  mit  ganz  dunkeln  Haaren  und  grauen  Augen  verbunden  — den 
Mischformen  mit  vorwiegend  dunkeim  Rassenlypus  angehört,  dies  wünschenswert!«  gemacht 
hätte.  Rothe  Haare  sind  überall  als  Spielart  der  sonst  entsprechenden  Reinfonn  zugerechnct. 
Im  Uebrigen  haben  wir  wie  1876  blonden  Reintypus,  brünetten  Reintypus  und  Mischformen. 
Kopfform  und  Farbentypus  zusammen  ergeben  ungezwungen  die  Rasscreinlypen,  iloren  Merkmale 
sich  durch  Verschränkung  wieder  zu  Mischformen  gestalten. 

Betrachten  wir  diese  einzelnen  Combinationen  für  sich,  so  entsprechen  die  drei  ersten  all- 
bekannten Rasseformen,  wie  sie  Ammon  und  Wilser  ihren  Untersuchungen  für  Baden  zu 
Grunde  gelegt  haben: 

1.  Reinblonde  Langköpfe  mit  blauen  oder  blaugraucn  Augen,  blonden  Haaren,  weissor 
Haut  und  Längcnbreitenindcx  des  Kopfes  bis  79,9:  der  nordeuropäische  Rassenlypus. 
Da  jedoch  bei  der  Messung  am  Lebenden  sich  die  Indexgrenze  gegen  die  Schädelmessung  nach 
Broca  um  2,  nach  Ammon  um  eine  Einheit  erhöht,  so  können  wir  die  reinblonden  Mittelköpfe 
IVa  mit  Index  80  bi»  81,9  herübernehmen  und  beide  Kategorien  zusammen  als  germanischen 
Rassentypus  ausacheiden.  Die  nordeuropäische  Rasse  bildet  in  ihrer  Reinform  bloss  noch 
8,78  Proc.  der  Bevölkerung,  der  germanische  Typus  im  Ganzen  14,65  Proc.  Derselbe  entstammt 
in  der  Hauptsache  der  fränkisch-alamanniscticn  Besetzung  des  Landes  von  der  Mitte  des  dritten 
Jahrhunderts  n.  Chr.  an.  Am  zahlreichsten  findet  er  sieb  noch  in  den  reinen  Ackerbaudörfern: 
Horkheim,  Obergruppenbach  25  Proc.,  Kirchliausen,  Donnbronn  21  Proc.;  die  Industriedörfer 
Bückingen,  Neckargartach  haben  14,  Sontheim  7,  Grossgartach  6 Proc.  Heilbronn  hält  siel«  mit 
13  Proc.  in  der  Mitte.  Ein  Zuzug  der  germanisch-langköpfigen  Bevölkerung  zur  Stadt  im  Sinne 
der  „natürlichen  Auslese“  Ammon’s  ist  also  liier  nicht  zu  bemerken.  Der  Rückgang  dieser 
Reinform,  dio  doch  früher  die  herrschende  war,  vollzieht  sich  wohl  wesentlich  zn  Gunsten  der 


Digitized  by  Google 


200 


Dr.  med.  Alfred  Schliz 


Tabelle  IV.  I.assebest  im  m » n g nach  Farben  und  Kopfmaaaeen. 


Zahl  dar 

R«tn  forata 

IH»ebforinoB 

lieniLbBifeli  Hlo**de  ln»*. 

I. 

II. 

UI. 

IV» 

l Vh 

v. 

VL 

i.  »'ia«rarot  u 

1. 

Orte 

0 i'hurimrl  dt-r 

Nord- 

sad- 

RLvui.  tf  nf  ikonfu 

Kartköpf«  1 

t/BOgköpfr 

Blonde 

llloodar 

Viler 

eurofifcii-nha 

auroyaltctie 

Braun* 

. 

mit 

mit 

Ucg- 

und  Mittel- 

aus  über- 

Au»* 

Mond* 

dunkla 

Kura  köpf« 

*• 

b, 

MiKh-  | 

Matt- 

köpf» 

in« 

unt 

wart» 

(Ai»gkö|ir« 

la4nekö|ifn 

lud,  *0*01,9 

Io4.  v.  ab 

tarben 

farben 

tii«  §1,9 

K. 

15 

5 

0 Pro*-- 

0 

Proc- 

7 Proc.- 

1 

Proc.- 

6 Proc.- 

5 Proc- 

1 

Proo- 

l 

Proc.- 

Prooral 

Abetatl  . . . j 

M 

22 

2 

2 Ml 

1 

Kahl 

6 

3 

Zahl 

6 *•*' 

5 *•*“ 

1 

Zahl 

5 

Zalil 

l 

7AIB. 

37 

7 

2 4,55 

1 

2,27 

13  29,64 

4 

9,10 

12  27,27 

10  22.72 

2 

4,58 

0 

13,65 

40,92 

| 

K. 

35 

2 ' 

3 

0 

9 

0 

1 

7 

14 

4 

3 

Biberach  . . . { 

M. 

23 

3 

2 

1 

2 

4 

7 

8 

2 

9,53 

8 

\ 

zua 

5a 

5 

7,93 

1 

1,59 

11  17,46 

4 

6,35 

14  22,22 

22  34,92 

C 

9 

14,28 

36,30 

Bockingen  . . j 

K. 

22 

28 

4 

4 

6 

1 

7 

23 

5 

5 

M. 

31 

24 

t i 

1 

5 

4 

6 

2i 

10 

10 

zua. 

53 

52 

10  9,53 

5 

4,76 

11  10,48 

5 

4,76 

13  12,38 

4643,80 

15 

14,29 

15 

14,29 

20,67 

Bonfeld  ♦ . . / 

K. 

33 

1 

3 

0 

6 

0 

9 

13 

s 

3 

M. 

30 

2 

5 

l 

6 

1 

10 

9 

0 

6 

zu». 

63 

S 

8 12,12 

1 

1,51 

12  18,16 

1 

1,51 

19  28,79 

22  33,31 

3 

4,55 

» 

13,63 

42,42 

K. 

14 

0 

i 

1 0 

4 

1 

0 

7 

, 1 

2 

Donnbronn . . { 

M. 

16 

2 

i 

0 

5 

4 

6 

2 

0 

5 

1 

zus 

30 

2 

2 6.25 

0 

0,00 

9 28,12 

5 

15,61 

618,78 

9 28,12 

l 

3,12 

7 

21,89 

40j64 

Flein 

K. 

211 

8 

4 

2 

6 

4 

1 

18 

! i 

8 

1 

M. 

36 

1 

4 

1 

4 

0 

7 

13 

2 

4 

1 

ZUR. 

65 

# 

811,91 

3 

4,48 

10 14,92 

4 

5,97 

8 11,94 

3146,27 

3 

4,48 

12 

17,91  1 

2935 

( 

K. 

29 

8 

2 

0 

5 

1 

10 

14 

3 

3 

| 

Frankenbich  . 

M. 

36 

l ! 

6 

1 

7 

2 

9 

11 

3 

8 

1 

zua. 

65 

9 

8 10,81 

1 

1,36 

12  16,21 

3 

4,05 

1925,65 

25  38,79 

f 

8,10 

11 

11,86 

40,54 

K. 

17 

1 

2 

1 

9 

1 

5 

6 

0 

3 

Fürfeld  » . J 

M. 

14 

6 

2 

0 

7 

2 

8 

5 

1 

4 

1 

zu«. 

42 

7 

4 8,17 

1 

2,04 

16  32,65 

3 

6,12 

13  26,53 

11  22,45 

1 

2,04 

7 

11,29 

l 40,82 

fl 

K. 

17 

9 

I i 

0 

2 

1 

6 

16 

1 

2 

OrosflgarUch  ; 

M. 

M 

6 

0 

1 

5 

1 

4 

9 

0 

1 

zua. 

31 

15 

1 2,17 

1 

2,17 

7 15,22 

2 

4,35 

9 19,57 

25  54,35 

1 

2,17 

3 

6,52 

26,09 

/ 

K. 

14 

1 

2 

; 0 

4 

2 

3 

2 

1 

4 

Happenbach  . [ 

M. 

18 

0 

3 

1 0 

6 

1 

4 

4 

2 

4 

zua. 

32 

1 

5 15,16 

0 

0,00 

10  30,80 

3 

9,09 

6 18,18 

618,18 

3 

9,09 

8 

24,22 

42,30 

Heilbronn  1 . I 

K. 

16 

70 

6 

3 

21 

1 

7 

40 

6 

7 

( Höher» 

M 

2 

19 

3 

2 

2 

3 

0 

7 

6 

6 

Iyclin*»«  ultra)  1 

zua 

16 

69 

9 8,14 

5 

4.67 

23  21,50 

4 

8,74 

7 6,54 

47  43,92 

12 

11,22 

13 

12,15 

18,69 

Heilbronn  11  . ( 
(Volk»-  UDd 

K. 

35 

84 

9 

2 

24 

3 

30 

50 

8 

12 

M. 

31 

75 

12 

9 

23 

8 

15 

31 

7 

20 

Mlttelickulrn)  l 

zua 

66 

159 

21  9,34 

11 

4,88 

51  22,67 

11 

4,88 

35  15,56 

81  36,00 

15 

6,67 

32 

14.22 

29,78 

fl 

K. 

21 

5 1 

3 

j 0 

4 

5 

5 

10 

2 

8 

Horkheim  . . { 

M. 

19 

7 

3 

1 

1 

2 

4 

9 

3 

5 

\ 

1 

zua. 

40 

12 

6 11,54 

1 

1,92 

5 9,62 

7 

13,64 

9 17,30 

19  36,54 

5 

9,62 

13 

25,00 

42,90 

Kirchhausen  . f 

K. 

27 

3 

6 

5 

7 

0 

9 

1 

2 

6 

M. 

20 

2 

:i 

2 

5 

2 

6 

: 4 

0 

6 

l ZU8. 

47 

5 

B 17,30 

7 

13,46 

12  23,08 

2 

3,85 

15  28,84 

6 9,62 

2 

8,85 

11 

21,15 

49,99 

Neckargartach  J 

K. 

M. 

14 

31 

16 

13 

1 

7 

1 2 

4 

3 

5 

2 

1 

6 

3 

13 

2» 

! 3 

4 

3 

8 

l 

zua. 

45 

29 

810,82 

6 

8,10 

6 10,81 

3 

4,05 

9 12,16 

31 44,60 

1 7 

9,46 

: li 

14,87 

27,03 

( 

K. 

31 

13 

1 2 

1 

8 

4 

11 

15 

2 

6 

Oberciaisheim  { 

M. 

33 

10 

3 

i 0 

. 8 

0 

16 

16 

1 

3 

\ 

zua 

64 

23 

5 5.75 

1 

1,15 

16  18,39 

4 

4,60 

27  31,04 

31  35,62 

3 

3,45 

9 

10,35 

41,39 

Über-  ( 

gruppe  ubach  | 

K. 

7 

2 

1 

0 

1 

1 

1 

2 

1 

2 

M. 

zua. 

7 

14 

0 

2 

1 

2 12,50 

0 

0 

0,00 

2 

3 18,75 

1 

2 

12,50 

3 

4 25,00 

S 

4 25,00 

0 

1 

6,25 

2 

4 

25,00 

50,00 

| 

K. 

14 

6 

1 

l 

6 

0 

2 

7 

2 

1 

Sontheim  . . { 

M. 

20 

3 

0 

! 3 

3 

2 

6 

9 

0 

2 

1 

zua. 

34 

8 

1 2,38 

4 

9,52 

9 21,42 

‘ 2 

4.77 

8 19,04 

16  38,10 

2 

4,77 

3 

7,15 

26,19 

Thalheim  . . | 

K. 

32 

1 '1 

2 

1 

12 

3 

7 

16 

2 

5 

M. 

24 

8 

4 

l 

9 

2 

5 

9 

1 2 

6 

zua. 

56 

19 

' 6 8,00 

2 

2,67 

2128,00 

3 

6,67 

12  16,00 

25  33,33 

4 

5,33 

11 

14.67 

30,67 

K. 

20 

, 8 

0 

2 

9 

2 

1 7 

7 

l 

2 

Untereisiaheim  : 

M. 

22 

8 

2 

2 

9 

3 

4 

i fl 

1 

5 

1 

zua. 

42 

16 

2 3,45 

4 

6,90 

18  31,02 

& 

6,61 

1119,00 

1 16  27,57 

2 

3,46 

7 

12,06 

, 313» 

Unter-  \ 

gruppeubach  | 

K. 

17 

1 7 

t 

0 

9 

2 

3 

1 3 

3 

3 

M 

zua. 

17 

34 

1 5 

i 12 

1 

2 4,34 

:: 

0,00 

7 

16  31,82 

2 

4 

6.69 

8 

14  30,62 

i 4 

7 15,21 

3 

0,52 

3 

6 

13,03 

43.45 

| 

K. 

[• 

1 

751 

55  7,32 

24 

3,19 

168  22,37 

34 

4,52 

135  18,00 

284  37,81 

51 

0,79 

89 

11,84 

Summe  1413  ; 

M. 

im 

09  10,43 

1 91 

4,  «8 

' 125  I8.SH 

49 

7,40 

135  20,39 

20731,27 

46 

6.94 

118 

17,83 

l 

zu*. 

920 

487  1,121  8,78 

| 65 

3,95 

293  20,72 

83 

5,87 

270  19,10 

491  34,73 

97 

6,85 

207 

14,65 

1 33,75 

Digitized  by  Google 


Eine  Schulkindoruntersuchung  zum  Zweck  der  Rnssenbestimmung  etc.  201 

Mischformen , wenn  auch  ihr  kriegerischer  Sinn  und  ihre  Wanderlust  ihrer  Vermehrung  schon 
seit  dem  frühen  Mittelalter  nicht  günstig  war. 

II.  Dunkle  Langköpfe  mit  braunem  oder  schwarzem  Haar,  schwarzen,  braunen  oder 
stahlgrauen  Augen  und  brünetter  Haut:  südeuropäische  oder  Mittelmcerrasse  3,95  Proc. 
Ihre  Vcrtheiluug  im  Bezirke  ist  eine  charakteristische:  am  schwächsten  vertreten  ist  sie  in  der 
mehr  alemannischen  Gruppe  der  Bauerndörfer:  Unter-  und  Obergruppenbach,  Happenbach,  Donn- 
bronn  0 Proc.,  am  stärksten  in  den  Orten  längs  der  früheren  Limesstrasse:  Kirchhausen  13,40  Proc., 
Neckargartach  8,10,  Untereisisheim  6,9,  Böckingcn  4,76,  weiter  Sontheim  9,52  und  Flein  4,48. 
Sie  fallen  hier  als  deutlicher  Typus  auf  und  ihre  Zurückfiihrung  auf  Beste  der  alten  Decumat- 
landsbcvölkerung  liegt  nahe.  Ein  Theil  wird  ja  wohl  als  Mischung  germanischer  Langköpfigkeit 
mit  braunem  Farbentypus  anzusehen  sein,  wahrscheinlich  der  mit  Breitgesicht  versehene  Theil. 

III.  Braune  Kurzköpfe  mit  braunem  Haar,  braunen  Augen,  brünetter  Haut,  der  homo 
alpinua  brachycephalus  parvus,  dem  westlichen  kleinwüchsigen  und  breitgesichtigen  Zweig  der 
Brachyccphalen  Süddeutschlands  entsprechend  (Hölder’s  Turanier).  Sie  sind  mit  20,72  Proc. 
die  stärkste  unserer  Reinformen.  Zunächst  dem  Bestände,  dann  der  Vermehrung  dieser  Hasse 
waren  von  Anfang  an  die  Verhältnisse  günstig.  In  vorrömischer  Zeit  schon  in  beaehtenswerther 
Minderheit  (16  Proc.)  in  den  Grabhügeln  der  herrschenden  langköpfigen  Rasse  vertreten,  ver- 
mehren sie  sich  vom  Anfänge  unserer  Zeitrechnung  an  durch  Zuzug  linksrheinischer  Volks- 
elemente, werden  dann  erheblich  durch  römische  Provinziale  verstärkt,  zur  Alamannenzeit  als 
friedliche  Bevölkerung  zum  Zwecke  der  Bebauung  des  Bodens  geschont  und  bilden  von  der 
Frankenzeil  an  als  mit  dem  Grund  und  Boden  verbundene  hofhörige  Colonen  des  ausgedehnten 
Königsgutes,  des  geistlichen  und  herrschaftlichen  Besitzes,  insbesondere  der  Weingärten,  ein  ge- 
schätztes und  gehegtes  Bevölkerungselement.  Ihre  Vertheilung  zeigt  geringeren  Bestand  in  den 
Neckarthalorten  ohne  Weinbau  und  mit  Industriebevölkerung:  Böckingcn  10,48,  Horkheim  9,62, 
Neckargartach  10,81  Proc.,  während  die  reinen  Bauerndörfer  des  früher  herrschaftlichen  Besitzes  die 
stärkste  Zahl  aufweisen:  Untergruppenbach  34,8,  Happenbach  30,30,  Abstalt  29,  Donnbronn 
28,  Fürfeld  32,02  Proc.  Die  Stadt  zeigt  trotz  der  starken  Mischung  22  Proc.  in  Folge  ihres 
Doppelcharakters  als  Ackerbau-  und  Industrieort.  Hier  sind  die  Weingärtner,  deren  dunkler 
brachycephaler  Habitus  unverkennbar  ist,  die  Hauptvertreter  der  Rasse. 

Unter  den  aus  der  Verbindung  dieser  drei  Rassen  hervorgegangenen  Mischfonnen  hebt 
sich  sofort  eine  vierte  typische  Form  heraus,  welche  sich  sowohl  in  Zahl  als  Verhalten  den 
drei  anerkannten  Rassercinformen  an  die  Seite  stellt. 

IV.  Die  reinblonden  Kurzköpfe  mit  Kopfindex  von  82,0  ab,  blauen  oder  blangrauen 
Augen,  blondem  Haar  und  weisser  Haut.  Sie  verbinden  die  vollkommene  Skeletbildung  unserer 
Brachyccphalen  mit  blondem  Reintypus  und  bilden  19,10  Proc.  der  Bevölkerung.  Sie  sind  es, 
wclohe  1876  44  Proc.,  1898  33,75  Proe.  blonden  Heintypus  zu  Stande  bringen,  während  jetzt 
nur  14,65  Proc.  germanische  Reinform  vorhanden  ist.  Sie  zeigen  in  ihrer  Verbreitung  ein 
typisches  Verhalten:  wo  die  beiden  Hauptrassen  sich  ungestört  durch  langes  Zusammenwohnen 
vermischen,  wio  in  den  reinen  Bauerndörfern,  da  bildet  sich  dieser  Typus  io  hervorragender, 
den  Hanptlheil  der  blonden  Reinform  darstellender  Weise.  Ks  bieten  also  Obereisisheim  81,04, 
Untergruppenbach  30,42,  Kirchhausen  und  Bonfeld  28,  Abstatl  27  Proc-,  während  er  bei  starkem 
Wechsel  der  Bevölkerung  zu  Gunsten  verschränkter  Mischformen  zurücktrilt,  wie  in  der  Stadt 

Arplalr  für  Anthropologie.  HU.  XXVII-  23 


I 


Digitized  by  Google 


202 


Dr.  med.  Alfred  Schliz, 


und  den  Indnstriedörfern.  Es  bietet  daher  Heilbroim  1 6,54,  Böckingen  und  Neckargartach  nur 
12  Proc.  Wir  können  sie  daher  als  einen  aus  den  beiden  Hauptrassen  hervorgegangenen 
Typus  für  sich  aufTnssen,  nicht  als  Mischfomi  mit  beliebiger  Kreuzung  oder  Uebergangsform 
der  beiderseitigen  Rasseeigenthümlichkeiten.  Ihr  Skelet  ist  so  vollkommen  brachycephal  nach 
sSmmtlichen  charakteristischen  Merkmalen,  wie  das  der  braunen  Brachycephalen,  ihr  Farbentypus 
keine  Mischfarbe,  sondern  so  reinblond,  wie  bei  den  blonden  Langköpfen,  sie  zeigen  im  Gegen- 
theil  meist  besonders  helle  Karben.  Sie  sind  offenbar  unter  dem  Einfluss  bestimmter  Be- 
dingungen gerade  in  dieser  Form  und  in  so  grosser  Zahl  entstanden,  denn  es  bluten  ja  aus  den 
Hauptmerkmalen  der  beiden  Hassen  auch  vorwiegend  braune  Langköpfe  entstehen  können,  die 
ja  in  den  Hauptsitzen  unseres  Typus  ganz  fehlen.  Sollte  es  sich  bei  einer  späteren  Untersuchung 
zeigen,  dass  der  blonde  Reintypus  gleich  geblieben,  die  Zahl  der  blonden  Brachyoephalen  weiter 
vermehrt  und  die  der  blonden  Langköpfe  entsprechend  zurückgegangen  sind,  so  wäre  dies 
immerhin  ein  charakteristischer  Beitrag  zur  Frage  der  Persistenz  oder  Mutabilität  der  Rassen. 

Bei  der  sorgfältigen  Ausscheidung  aller  nicht  vollkommenen  Reinformen  ist  die  Zahl  der 
Mischformen  natürlich  sehr  gross.  Von  diesen  Qberwiogen  weitaus  die 

V.  Kurzköpfe  mit  Mischfarben  mit  34,73  Proc.,  denen  die 

VI.  Langköpfe  mit  Mischfarben  mit  6,85  Proc.  gegen  überstellen. 

Im  Ganzen  ergeben  sich  41,58  Proc.  solcher  gemischten  Typen  gegen  58,42  Proc.  reiner. 
Die  Vertheilung  derselben  in  den  Orten  entspricht  vollkommen  den  Verhältnissen  der  Rein- 
formen. Am  meisten  gemischt  ist  die  Stadt  mit  den  Industriedörfern,  am  wenigsten  die  Bauern- 
dörfer. Demgemäss  bietet  Böckingen  58,09,  Grossgartach  56,52,  Heilbronu  I 55,21,  Neckargartach 
54,06  Proc.  Mischformen,  während  Kirchhausen  13,47,  Untergruppenbach  21,73,  Fürfeld  24,49, 
Abstatt  27,30  Proc.  hat.  Die  Sesshaftigkeit  der  Bevölkerung  der  Bauerndörfer  befördert  deutlich 
die  Bewahrung  reiner  oder  Bildung  neuer  Typen,  während  der  Wechsel  der  städtischen  und 
Industriebevölkerung  die  Mannigfaltigkeit  der  Mischformen  begünstigt.  Vorherrschend  sind  im 
Ganzen  die  brachycephalen  Formen  mit  über  80  Proc.  gegen  nahezu  20  Proc.  dolicbocephaler. 

Auch  die  männlichen  und  weiblichen  Untersuchten  bieten  deutliche  Unterschiede. 
Die  Zahl  der  Reinformen  beträgt  bei  den  Mädchen  41,39,  bei  den  Knaben  37,40,  die  der  Misch- 
formen bei  den  Mädchen  58,60,  bei  den  Knaben  62,60  Proc.  Die  Mädchen  haben  29,45  Proc. 
Langköpfe,  die  Knaben  21,82,  Kurzköpfe  die  Mädchen  70,54,  die  Knaben  78,18.  Das  Ueber- 
wiegen  der  Reinformen  bei  den  Mädchen  war  schon  bei  der  Untersuchung  ins  Auge  fallend. 
Blonden  Farbentypus  hatten  von  den  Mädchen  38,52  Proc,  von  den  Knaben  30,09,  braunen  von 
den  Mädchen  23,55,  von  den  Knaben  25,30  Proc.  Demnach  ist  das  Ueberwiegen  des  blonden 
Typus  im  Alter  von  10  bis  20  Jahren  beim  weiblichen  Geschlecht  gegen  das  männliche  durch 
meine  Untersuchung  bestätigt,  also  nicht  wie  Pfitzner  (L  e.  8.  334  u.  357)  angiebt,  eilte  durch 
Auslese  hervorgerufene  Täuschung.  Die  Erklärung  für  die  Erscheinung  scheint  mir  vielmehr 
in  dem  Umstande  zu  liegen,  dass  das  Nachdunkeln  bei  den  Blondeu  deutlich  an  den  Haar- 
wurzeln beginnt  und  daher  die  kurzgeschnittenen  Haare  bereits  ausgesprochen  braune  Farben- 
erupfinduug  hervorrufen,  während  die  langen  Haare  der  Mädchen  noch  deutlich  blond  erscheinen, 
auch  wenn  ihre  Wurzeln  sich  schon  zu  färben  beginnen. 

Es  erübrigt  nun  die  aufgestellten  Rasseformen  durch  die  übrigen  primären  Körper- 
merkmale, zunächst  Gesicbtsmaasse  und  Körperlänge,  zu  ergänzen. 


Digitized  by  Google 


Eine  Sehulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Rassenbestimmung  etc.  203 

Die  Eintheilung  der  Gesicht  um  aaase  in  Langgesioht  und  Breitgesicht  nach  dem 
Längen- Breiteninder  ergab  nun  bei  der  üblichen  Indexgrenze  von  90  das  Resultat,  dass  im  Alter 
von  12  bis  14  Jahren  die  Umformung  des  infantilen  Gesichtaskelets  in  Folge  der  noch  nicht 
vollendeten  Zahn-  und  Kieferentwickelung  in  der  Höhendimension  noch  nicht  abgeschlossen  ist. 
Wir  erhalten  beinahe  ausschliesslich  kindliche  Rundgesichter.  Die  Indexgrenxe  des  künftigen 
Lang-  oder  Breitgesichtes  für  dieses  Alter  muss  erst  gesucht  werden.  Es  er- 
giebt  nun  die  Eiotheilung  der  Gesichtsmaasse  nach  den  Kategorien  von  Prof.  Holl  in  Graz: 
Hyperchamäprosope  17,12  Proc.,  Chamäprosope  41,33  Proc.,  Hypochamäprosope  33,17  Proc., 
Orthoprosopc  7,71  Proc.,  llypoleptoprosope  (mit  Index  von  90  ab)  0,7  Proc.  Nehmen  wir  nun 
für  unsere  Rassen  an,  dass  im  Ganzen  künftig  dem  Langkopf  das  Langgesicht,  dem  Kurzkopf 
das  Breitgesicht  entsprechen  wird,  so  fallen  die  Hypolepto-  und  Ortboprosopen  ganz,  von  den 
Hypochamilprosopen  11,07  Proc.  oder  ein  Drittel  den  künftigen  Langgesichtern  zu.  Die  Index- 
grenze für  12  bis  14  Jahre  läge  daun  bei  B3.  Wir  haben  jedoch  dabei  vorausgesetzt,  dass 
wir  es  bei  den  Brachycephalcn  mit  der  westlichen  kleinwüchsigen  und  broitgcsichligon  Form 
zu  thun  haben.  Der  Nachweis  hierfür  ist  durch  die  Betrachtung  der  Körperlänge  zu  ge- 
winnen. Wir  stellen  daher  diese  Tabelle  voraus. 


Tabelle  V.  Körperlänge. 


a s a 

Durchschnitt  der  Körperlänge  bei 

j=is§ 

Rekruten 

den  Kassereinformeu 

21  Jahre  alt 

Orte 

Reinformen. 

Zahl 

Blonde 

Dunkle 

Braune 

W :9t  ü -',2 

•Sfcie® 

Zahl 

der 

Unter- 

suchten 

Durchschnitt 

der  Unter- 
suchten 

Langköpfe 

Lang  köpfe 

Kurzköpfe 

G to  a .2  g 

der 

Körperlänge 

i 

11 

111 

i 

n 

IU 

Zu«.  1413 

Abstatt 

2 

1 

13 

139,00 

134,00 

133,07 

133,22 

i« 

166,93 

Biberach 

5 

1 

11 

136,60 

147,00 

140,45 

137,62 
140, »2 

18 

1ÖH.01 

Höckingen  . • . . . 
Bonfeld 

10 

5 

11 

140,70 

136,20 

141,72 

44 

163,88 

8 

1 

12 

136,13 

138,00 

187,25 

138,94 

11 

168.70 

beilUntar- 

Donnbronn  ..... 

2 

0 

# 

143,00 

— 

140,11 

135,53 

“ i 

gruppenbach 

eiuoegriffen 

166,27 

Flein  . 

8 

8 

10 

133,37 

135,1.7 

137,60 

135,86 

27 

Frankenbach  .... 

8 

1 

12 

141, 00 

144,00 

136,6! 

139.95 

26 

167,72 

Fürfeld  ...... 

4 

1 

u; 

137,00 

134,00 

135,81 

134,60 

23 

165,38 

Groesgartach  .... 

i 

1 

7 

134,00 

133,00 

142,14 

140,90 

39 

167,06 

Happenbach  .... 
Ileilbronn  1 (Höhere 

6 

0 

10 

185,80 

— 

136,10 

134,70 

-I 

i 

bei  Abstatt 
einbegriffen 

Lehranstalt)  . . . 
Heilbronn  II  (Volk*- 

9 

6 

23 

156,90 

162,33 

150,00 

152,34 

284 

165,50 

und  Mittelschulen) 

21 

11 

51 

143,75 

149,0» 

140,81 

141,76 

Horkheim 

6 

1 

5 

135,66 

149,00 

140,00 

135  80 

12 

165,62 

Kirchhauscn  .... 

9 

7 

12 

145,6« 

137,14 

139,16 

141,45 

25 

165,08 

Neckargartach  . . . 

8 

6 

8 

130,12 

145,50 

138.75 

140,80 

136,41 

28 

106,50 

Obereisisheim  . . . 

6 

1 

IG 

136,00 

129,00 

137,12 

9 

1 

168,60 
bei  Unter- 

Obergrappenbach  . . 

8 

0 

3 

135,00 

130.33 

134,06 

~ { 

gruppenbach 

einbegriffen 

Sontheim 

1 

4 

9 

145,00 

136,76 

138,44 

137,05 

22 

166,80 

Thalheim ...... 

6 

2 

21 

130,16 

134,60 

136.04 

137,33 

13 

167,07 

1 nteremaheim  . . . 

2 

4 

18 

146,00 

134,00 

130,72 

133,40 

10 

164,60 

Untergruppenbach  . 

2 

0 

16 

138,50 

— 

136,81 

136,54 

27 

162,06 

Intgetammt  . . . . 

124 

55 

293 

140,71 

141,64 

139,69 

137,91 

633 

166,27 

26* 


Digitized  by  Google 


204 


Dr.  med.  Alfred  Schliz, 


Von  unseren  drei  Raasercinformen  wissen  wir,  dass  die  germanische  Kasse  grosswfichsig, 
die  Mittelmeerrasse  mittelgross,  die  westlichen  Hrachycephalen  klein  sind.  Ausserdem  ist  be- 
kannt, dass  die  dunklen  Kassen  tum  Abschluss  ihres  Wachsthuines  einen  viel  kürzeren  Zeitraum 
in  Anspruch  nehmen,  als  die  blonden.  Es  spricht  sich  dies  in  der  Durchschnittskürpcrlänge  von 
141,64  bei  den  dunkeln  Langköpfen  gegen  140,71  bei  den  blonden  aus.  Letztere  werden,  da 
sie  zur  Wachsthumsvollcndung  längere  Zeit  brauchen,  ihre  Grosswüchsigkeit  erst  entsprechend 
später  erhalten.  Wenn  wir  aber  bei  den  braunen  Ktirzköpfen  trotz  ihres  dunkeln  Farbentypus 
bloss  138,09  Durchsebnittsgrösse  finden,  so  haben  wir  cs  wirklich  mit  der  kleinen  Kurzkopfrasse 
zu  thun,  der  ein  künftiges  Breitgesicht  entsprechen  wird.  Wir  haben  also  hier  dieselben  Rassen, 
wie  sie  O.  Ammon  für  Baden  angenommen  hat.  Zur  Vergleichung  stand  hier  ausser  den  Schul- 
kindern auch  die  Liste  der  Rekruten  zur  Verfügung,  welche  mit  einem  Mittel  von  166,27 
Uebereiostimmung  mit  W.  Pfitzner’s  Untcrelsässern  (166,9  für  das  20.  bis  26.  Jahr)  ergiebt. 
Die  Bevölkerung  ist  also  im  Durchschnitt  mittelgross.  Für  die  Vertheilung  der  Grössenzahlen 
in  den  einzelnen  Orten  erscheinen  die  Orte  mit  reichlicher  brachyoephaler  Reinform  klein- 
wüchsiger als  die  Orte  mit  stärkerem  dolichocephulen  Bestände.  Es  sind  also  Untereisisheim 
(130,72),  Abstatt  (133,07),  Fürfcld  (135,51),  Untergruppenbach  (136,84)  unter  Mittel,  während 
Kirchhausen  141,45,  Bückingen  140,92,  Neckargartach  140,50,  Frankenbaoh  139,95  Durchsohnitts- 
körperlänge  aufweisen.  Andererseits  jedoch  macht  es  den  Eindruck,  als  ob  in  den  einzelnen 
Orten  bessere  Lebensführung  von  ebenso  grossem  Einfluss  auf  Körperlänge  sei,  als  die  Rasscn- 
vertheilung.  Die  Industrieorte  mit  ihrem  Doppelverdienste  durch  Kleinbaucrnwirthscbaft  und 
Baargeldentlohnung:  Bückingen,  Neckargartach,  Grossgartach  zeigen  über  140  Durclischnitts- 
grössc,  während  die  Bottwarthalgruppe  Abstatt,  Happenbach,  Donnbronn,  Ober-  und  Untcrgruppon- 
bacb  mit  magerem  Boden  und  kärglichem  Verdienste  in  den  Steinbrüchen  nur  133  bis  136 
Mittelgrösse  aufweist.  Ebenso  deutlich  ist  dieser  Einfluss  in  der  Stadt,  lleilbronn  I (Höhere 
Lehranstalten)  hat  152,34  Durchschnitt,  lleilbronn  II  (Volks-  und  Mittelschulen)  141,76. 

Eine  Probe  auf  die  Gültigkeit  der  Indexgrenze  83  für  künftiges  lang-  oder  Breilgesicht 
bietet  eine  nach  dem  nebenstehenden  Schema  unserer  Kopfindex-Tabelle  zusammcngestellte  Ein- 
theilung  der  Rasseformen  nach  Gesichtsindex  und  Farbentypen: 

Es  ergeben  »ich  hier  für  unsere  Rasseformen  nahezu  die  gleichen  Proceutzahlen,  wie  bei 
der  Kopfindex-Tafel,  und  zwar  stimmen  bei  der  brachyecphalen  Reinform  die  Bruitgcsichter  mit 
20,25  Proc.  mit  den  20,72  Proc.  Kurzköpfen  vollständig,  bei  den  blonden  Brachyecphalen  die 
24,97  Proc.  Mittel-  und  Kurzköpfe  mit  den  26,87  Proc.  Breitgesichtern  annähernd  überein. 
Ebenso  ergeben  sich  für  34,73  Proc.  Kurzköpfe  mit  Mischfarben  331/,  Proc.  Breitgosichter. 
Von  den  8,78  Proc.  blonden  Langköpfen  dagegen  sind  nur  7,15  Proc.  mit  Langgesicht  versehen, 
ein  Beweis,  dass  die  hrachyccphale  Umbildung  de»  Skelet*  bei  unserem  blonden  Typus  zunächst 
bei  der  Gesichtsbildung  beginnt.  Weiter  enthält  die  Zahl  der  Braunen  mit  Langgesicht  nicht 
nur  den  Mittelmeertypus  in  seiner  vollen  Zahl  (3,95  Proc.)  mit  rassegemässem  Langgcsicht  ver- 
sehen, sondern  wir  haben  in  dem  Ueberscbnss  von  0,3  Proc.  noch  einen  Procentsatz  von  braunen 
Kurzköpfen  mit  Langgesicht  (Rhätosarmaten  oder  Rbätoromanen).  Die  hrachycephalen  Misch- 
formen schliessen  sich  mit  der  Zahl  der  Breitgesichter  der  Reinform  nahezu  vollständig  an,  die 
dolichocephalen  Mischformen  bewahren  jedoch  das  Langgesicht  besser  als  die  Rcinform. 

Für  vorwiegend  bracbycephalo  Bezirke  können  wir  daher  die  Indexgrenze  von  83  für 


Digitized  by  Google 


Eine  Schulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Rassenbestimmung  etc.  205 

Tabelle  VI.  Itasscbcüt im  m ung  nach  Gcaichtamaasa  und  Karben. 


Zahl  der  unt*r-  Hvinforami  Miichfornta  VkImH  Hüll’»  Kateirorira 


Orte 

suchten  Kinder 
Geburtsort  der 

iDdrxgrcnzr  fltr  Kinder 

i *1  u.  1 

▼.  lf  bta  1«' 

111T 

Ilrdtgrsicbt  USA  L&nggrilcht  83.1 
IV.  1 V.  i TL  u 

M! 

ii 

Uli 

ti- 

it 

Ul 

Tat«r 

ItlntMl«  | 

llrauno 

Brunne 

Blond« 

MfKCbfarh. 

Mtfc-Kfjrb 

Sri 

£l| 

nueObrr- 

Aus- 

mit Laritt- 

mit  Lang- 

mit  Brelt- 

mit  Brelt- 

mit  Br*dt- 

mit  Laug-  , 

V & 

•mt 

wärts 

gecicht 

B**icht 

greiclit 

geoicht 

ßecicht 

Bericht  T0,1  — 

IM— 60 

M,  1-85 

#*,l—  Oo 

•0,1 

fl 

K. 

15  1 

5 

2 Proe.- 

0 

Fror.-1 

7 F«w.-' 

5 Pro.- 

5 Pro.- 

1 Pzur." 

2 1 

13  ' 

5 

0 

0 

Abstatt  . . . 1 

M. 

22 

2 

j Zahl 

1 

Zahl 

g Z«M 

7 Z.hl 

6 z*hl 

0 “>' 

3 

13 

6 

2 

0 

1 

zu«, 

37 

7 

6 13,64 

1 

2,28 

13  29,51 

12  27,28 

11  25,00 

1 2,28 

5 

26 

11 

2 

0 

I 

K. 

85 

2 

1 

1 

8 

8 

12 

7 

4 

17 

10 

6 

0 

Biberach  . . . 

M. 

23 

3 

2 

1 

2 

12 

7 

2 

2 

12 

11 

1 

0 

1 

zu«. 

58 

& 

3 4,76 

2 

3,17 

10  15,87 

20  31,74 

1930.16 

9 14,30 

6 

29 

21 

7 

0 

f 

K. 

22 

2s 

2 

4 

6 

10 

21 

7 

7 

17 

20 

6 1 

0 

Bock  in  gen  , . j 

M 

31 

24 

1 

0 

6 

15 

31 

2 

12 

23 

19 

1 

0 

zu». 

53 

52 

3 2,85 

4 

3,81 

12  11,43 

25  23,61 

52  49,53 

9 8,57 

19 

40 

39 

7 

0 

( 

K. 

33 

1 

2 

0 

6 

11 

9 

6 

b 

10 

16 

3 

0 

Bonfcld  • • • | 

M. 

30 

2 

3 

3 

4 

13 

7 

2 

3 

12 

12 

4 

1 

zu«. 

63 

3 

ft  7,58 

3 

4,56 

10  15.15 

24  36,36 

16  24,24 

8 12,12 

8 

22 

28 

7 

1 

| 

K. 

14 

ü 

2 

1 

3 

0 

5 

3 

0 

4 

5 

4 

1 

Donnbronn,  . ( 

M 

16 

2 

3 

1 

4 

8 

2 

0 

2 

7 

6 

3 

0 

1 

zu«. 

30 

2 

5 15,62 

2 

6,25 

7 21,88 

825,00 

7 21,88 

3 9,87 

2 

11 

11 

7 

1 

I 

K. 

32 

4 

I 

2 

6 

8 

16 

3 

8 

10 

15 

2 

1 

Mein  . . . . { 

M 

23 

8 

2 

0 

5 

9 

11 

4 1 

7 

12 

10 

2 

0 

zu». 

55 

12 

3 4,48 

2 

2,99 

11  16,42 

17  25,37 

27  40.29 

7 9,46 

16 

22 

25 

4 

1 

| 

K. 

29 

8 

3 

0 

8 

9 

13 

4 

9 

13 

12 

3 

0 

Krankenbach  . { 

M. 

zu«. 

36 

1 

0 

0 

6 

17 

11 

3 

11 

12 

13 

1 

0 

l 

65 

9 

3 3,99 

0 

— 

14  18,99 

26  36,13 

24  32,43 

7 9,46 

20 

25 

25 

4 

0 

f 

K 

19 

5 

3 

2 

7 

6 

6 

1 

2 

9 

11 

2 

0 

Fürfeld  . . . j 

M. 

23 

2 

4 

2 

6 

8 

6 

0 

6 

10 

8 

0 

1 

l 

zu«. 

42 

7 

7 14,30 

4 

8,16 

13  26.53 

13  26,53 

11  22,44 

1 2,04 

8 

19 

1» 

2 

1 

j 

K. 

17 

9 

0 

0 

2 

7 

13 

4 

4 

13 

7 

2 

0 

Grossgartach  , 

M. 

14 

6 

2 

0 

6 

3 

8 

1 

2 

8 

10 

o 

0 

zu«. 

31 

15 

2 4,35 

0 

— , — 

817,39 

10  21,79 

21  45,65 

5 10,87 

6 

21 

17 

2 

0 

1 

K. 

14 

1 

2 

0 

4 

4 

5 

0 

4 

6 

S 

2 

0 

Happeobnch  . ] 

M. 

18 

0 

2 

l 

5 

6 

4 

0 

1 

9 

5 

3 

0 

zu». 

32 

1 

4 12,12 

1 

3,03 

9 27427 

10  30,31 

927,27 

O-.-i 

& 

15 

8 

5 

0 

Heilbronn  I . | 

K. 

16 

70 

4 

4 

18 

13 

43 

4 

20 

39 

19 

7 

1 

(Höhere  j 

M. 

2 

19 

1 

0 

4 

3 

13 

0 

15 

4 

1 

1 

0 

L*braiwt«lt<»a)  1 

zu«. 

18 

89 

5 4.68 

4 

3,74 

22  20.56 

16  14,93 

56  52,33 

4 3,74 

36 

43 

20 

8 

1 

Ileilbronn  II  , 1 

K. 

35 

84 

4 

1 

29 

29 

49 

7 

35 

61 

16 

5 

2 

(Volk.*  und 

M. 

31 

75 

6 

s 

2» 

30 

83 

6 

22 

46 

35 

3 

0 

MittclKhalvD)  l 

zu«. 

66 

159 

10  4,46 

4 

1,78 

57  25,33 

59  26.22 

82  36.44 

13  5,78 

57 

107 

51 

8 

2 

1 

K. 

21 

5 

1 

1 

S 

10 

10 

1 

7 

7 

11 

1 

0 

Horkheim  . . 

M. 

19 

7 

1 

0 

2 

11 

11 

1 

6 

12 

7 

1 

0 

zu«. 

40 

12 

2 3,85 

1 

1412 

S 9,62 

21  40,38 

21  40,38 

2 3,85 

13 

19 

18 

2 

0 

1 

K. 

27 

3 

7 

7 

6 

8 

2 

1 

0 

9 

14 

7 

0 

Ktrch hauten  . , 

M. 

20 

2 

3 

4 

3 

8 

3 

1 

2 

8 

9 

3 

0 

! 

zu«. 

47 

5 

10  19,23 

11 

21,15 

815,38 

16  80,77 

6 9,62 

2 3,85 

2 

17 

23 

10 

0 

| 

K 

14 

16 

1 

2 

3 

8 

13 

3 

3 

13 

10 

4 

0 

Neckargartach 

M. 

31 

13 

4 

2 

7 

7 

20 

4 

8 

16 

15 

5 

0 

zu». 

45 

29 

5 6,76 

4 

5,40 

10  13,62 

15  20,27 

33  44,59 

7 9,4G 

11 

29 

25 

9 

0 

| 

K. 

31 

13 

2 

1 

8 

16 

15 

2 

9 

21 

13 

1 

0 

Obercitiaheim 

M 

33 

10 

5 

1 

7 

13 

9 

8 

1 

17 

16 

8 

1 

1 

zu». 

64 

23 

7 8,05 

2 

2,29 

15  17,24 

29  38,33 

24  27,59 

1011,60 

10 

38 

29 

9 

1 

Ober-  1 

gruppenbach  | 

K. 

7 

2 

2 

0 

1 

3 

2 

1 

l) 

5 

S 

1 

0 

M. 

zu». 

7 

14 

0 

2 

1 

3 18,75 

1 

1 

6,25 

1 

2 12,50 

2 

5 31,26 

2 

4 25,00 

0 

1 6,25 

0 

0 

4 

9 

2 

5 

1 

2 

0 

0 

1 

K. 

14 

5 

1 

1 

6 

2 

4 

5 

0 

5 

12 

1 

1 

Sontheim  . . 

M. 

20 

3 

1 

1 

5 

7 

9 

0 

2 

10 

10 

1 

0 

zu». 

84 

8 

2 4,76 

2 

4.76 

II  28,19 

9 21,43 

13  80,9« 

5 11,90 

2 

15 

22 

2 

1 

1 

K. 

32 

11 

3 

3 

10 

9 

13 

5 

9 

11 

22 

1 

0 

Thalheim  . . 

M. 

24 

8 

3 

1 

9 

8 

10 

1 

4 

16 

11 

1 

0 

( 

zu». 

56 

19 

6 8,00 

4 

5,33 

19  25,33 

17  22,67 

23  30,67 

6 8,00 

13 

27 

33 

2 

0 

| 

K. 

20 

8 

4 

3 

8 

5 

4 

4 

1 

10 

11 

5 

1 

UnUreitiahmm 

M. 

22 

8 

3 

2 

9 

6 

10 

0 

1 

17 

10 

2 

0 

zu«. 

42 

1« 

7 12,07 

5 

8,62 

17  29,31 

11  18,97 

14  24,13 

4 6,90 

2 

27 

21 

7 

1 

linier-  I 

gruppen  hach  1 

K. 

17 

7 

0 

2 

7 

9 

4 

2 

2 

13 

8 

1 

0 

M. 

zu» 

17 

34 

5 

12 

8 

3 6,52 

1 

3 

6.52 

6 

13  28,26 

8 

17  36.95 

2 

613,05 

2 

4 8,70 

1 

3 

10 

21 

9 

17 

2 

S 

0 

0 

; k.  I 

751 

47  6,25 

35 

4,66 

156  20,64 

179  23,84 

264  35,15 

71  9,46 

131 

30<i 

243 

64 

7 

Summe  1413 

M.i 

662 

54  8,16 

25 

3,77 

131  19,78 

201  30,36 

214  32,33 

37  5,69 

m 

278 

225 

45 

3 

zu» 

92l> 

487 

101 

60 

286 

380 

■178 

106 

242 

584 

468 

109 

10 

Procent-Zahl  . 

) 

7.15 

4,25 

20,25 

26,89 

33,14 

7,62 

17,12 

41,33 

33,17 

7,71 

0,7 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Eino  Schulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  ßassenbeatinimung  etc.  207 

Bei  den  blonden  Langköpfen  sehen  wir  hier,  entsprechend  der  zu  hoch  angesetzten  Index* 
grenze,  eine  entschieden  zu  hohe  Anzahl  von  Breitgesichtern,  bedingt  durch  die  bei  dieser 
ItaBSeform  noch  erheblich  kindlichere  Kntwickelungsstufe  der  Gesichtshöhe.  Doch  dürften  eine 
gewisse  Anzahl  von  Breitgesichtern  bei  dieser  Kasseform  als  noch  dem  germanischen  Typus 
entsprechend  anzusehen  sein,  wenn  auch  sonst  im  Ganzeu  nach  Tabelle  V Langgesicht  dem 
Iangkopf  nnd  Breitgesicht  dem  Kurzkopf  entspricht.  Der  Gesichtsindex  ist  kein  so  sicheres 
Ka8senmcrkmnl  als  die  Schüdelform,  es  befinden  sich  schon  unter  den  in  der  Kopfform  so  ein- 
heitlichen germanischen  Keihengräberschüdeln  Breitgesichter,  so  in  der  Karlsruher  Sammlung 
unter  vierzehn  Langschädeln  fünf,  in  meinem  Material  unter  zehn  Langschftdeln  ein  Breitgesicht 
und  nach  Mittheilung  von  Herrn  Prof.  J.  Kanke  befinden  sich  auch  unter  den  Münchener 
Keihengräberschädeln  aus  Franken  Breitgesichter.  Das  besonders  starke  Verlretensein  der  Breil- 
gesichter in  der  gesammten  Bevölkerungsmischung  spricht  sich  ja  auch  ohne  Messung  in  dem 
Gesammttypus  der  Bewohner  des  württombcrgischen  Unterlandes  aus. 

Die  dunkeln  Langköpfe,  welche  mit  14  Jahren  der  Wachsthumsvollendung  näher  stoben 
als  die  blonden,  zeigen  eine  ihrem  Kassetypus  etwas  besser  entsprechende  Zahl  von  Lang- 
gesichtern, wenn  auch  wahrscheinlich  deren  Indexgrenze  für  alle  Langköpfe  einer  Herabsetzung 
bedarf. 

Bei  der  brachycephalen  Reinform  können  wir  die  2,9  Proc.  Langgesichter  zum  Thcil  einem 
Procentsatz  zugewanderter  Khfitoromanen  zuweisen,  während  bei  der  brachycephalen  Mischform 
die  Zahl  der  Langgesichter  der  Beeinflussung  durch  die  langköpfigen  Rassen  entspricht  und  bei 
der  langköpfigen  Mischform  sehen,  wie  die  Rassenumwandlung  der  Langköpfe  beim  Gesicht 
beginnt. 

Instructiv  für  die  bisherigen  Aufstellungen  ist  das  Verhältniss  des  Breitgesichtes  zum 
Langgesicht  bei  den  Einzelrasseformen:  Blonde  Langköpfe  und  blonde  Kurzköpfc  mit  Kopfindex 
unter  82  zeigen  die  ganz  gleiche  Vcrhältnisszahl  31:69,  ihre  germanische  Zusammengehörigkeit 
ist  hierin  erwiesen.  Braune  Kurzköpfe  und  blonde  Kurzköpfe  mit  Index  über  82  haben  eben- 
falls die  gleiche  Vcrhältnisszahl  14:86,  ein  Beweis,  dass  die  Bracbycephalrasse  ihrem  blonden 
Typus  die  ganze  braohycephale  Skeletbildung  verliehen  hat. 

Zum  Schluss  ist  es  nicht  ohne  Interesse,  zu  sehen,  wie  sich  die  Stufen  der  Intelligenz 
und  geistigen  Begabung,  auf  welcher  die  einzelnen  Rasseformen  stehen,  verhalten.  Ihre 
Zusammenstellung  folgt  in  Tabelle  VIII  (auf  folgender  Seite). 

Die  Tabelle  ist  nach  Angabe  der  Lehrer  in  L Erstbegabte,  II.  Mittelbegabte  und 
III.  Unterbegabtc  eingetheilt.  Der  subjectiven  Auffassung  ist  daher  Spielraum  gelassen,  doch 
dürften  die  Kategorien  im  Durchschnitt  mit  23,78  Erst-,  45,65  Mittel-  und  30,57  Unterbegablon 
den  wirklichen  Verhältnissen  entsprechen. 

Weitaus  am  besten  stellen  sich  hier  die  dunkeln  Langköpfe  mit  27  Proc.  Erstbegabten 
und  nur  29  Proc.  Unterbegabten.  Nicht  gerade  glänzend  schneiden  die  blonden  Langköpfe  ab. 
Sie  haben  bei  24  Proc.  Erstbegabten  den  grössten  Procentsatz  an  Unlerbcgabten,  mit  nahezu 
33  Proc.  Auch  die  reinbraunen  Brachycephalen  sind  mit  22  Proc.  Erst-  und  32  Proc.  Drilt- 
begabten  keine  hervorragenden  Schüler,  während  sie  mit  46  Proc.  Mittelbegabten  und  noch 
mehr  die  blonden  Kurzköpfe  mit  50  Proc.  den  soliden  Stamm  der  Schulen  vorstellen.  Auch 
letztere  haben  nur  21  Proc.  Erst-  und  28  Proc.  Unterbegabte.  Bei  den  Mischformen  kommen 


Digitized  by  Google 


208 


Dr.  ined.  Alfred  Scliliz 


Tabelle  VIII.  Geistige  Begabung. 


? 

Bainfor  min 

Mi  ichform 

e a 

Germ, 

| «ST 

Unter- 

]| 

I. 

II. 

m. 

IV«. 

IW 

V. 

VI.  8 In.  IVn 

; 1 

Orte 

11 

Nord- 

s*d- 

enropauch« 

IlrautM 

Blonde  Kurzkftpfei 

KurakhpCe 

Lugkf'pf«  Blonde 

S f 

* § 

•lichten 

* 

blonde 

braune 

Kurrkllpfo 

b. 

mit 

mit  Leng-  und 

Lmgköpfe 

L&ngkflpfn 

ifMt.eo-Bi.ft 

loil.  v.  i*2  al> 

Milchfarben  Misch  f*rt>eii ' MJltelkfipfr 

|K. 

20 

I 

o 

1 

4 

0 

I 

3 

0 

0 

9 20,45 

Abatatt  . . . 

24 

II 

o 

0 

7 

1 

G 

6 

1 

H 1 

21  47.73 

y r. us. 

44 

III 

2 

0 

2 

3 

5 

i 

I 

6 

14  31.82 
5!  7.98 

i k 

37 

I 

0 

0 

2 

0 

1 

1 

1 

! 0 

Biherach  . . 

M 

26 

II 

* 

1 

8 

3 

10 

13 

8 

7 

42  56,67 

l Mia. 

63 

III 

1 

0 

1 

1 

3 

8 

2 

2 

16  25,40 

Ä|K. 

50 

1 

4 

0 

3 

1 

2 

8 

4 

1 6 

22  20,90 

Bückingen  . . 

M. 

55 

II 

2 

4 

6 

J 

9 

2G 

7 

5 

57  54,14 

i zua. 

105 

III 

4 

1 

2 

2 

12 

4 

5 

26  24,70 

| K. 

34 

1 

1 

0 

4 

0 

5 

5 

0 

1 

15  22,65 

lionfeld  . . . 

M. 

32 

II 

4 

1 

4 

0 

8 

11 

1 

n 4 

29  43,7» 

1 zua. 

GO 

III 

3 

0 

3 

1 

7 

6 

2 

P 4 

22  23,22 

f1  K 

14 

I 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

II  0 

0 — 

Donnbroun  . 

||  M. 

18 

11 

1 

0 

5 

4 

4 

4 

1 

H 6 

19  59.23 

t zu». 

32 

III 

1 

0 

4 

1 

2 

5 

0 

2 

13  40,56 

rlK. 

(M. 

3« 

1 

2 

1 

4 

1 

3 

11 

2 

1,  3 

24  39,96 

Flein  .... 

31 

II 

4 

2 

6 

2 

4 

10 

i 

0 

34  55,76 

t ZUB. 

67 

III 

2 

0 

1 

I 

1 

4 

0 

3 

9 14.76 

r K. 
M 

\ zua. 

37 

I 

3 

0 

0 

2 

6 

9 

1 

•’ 

90  27,- 

Kranken bach 

37 

II 

0 

0 

7 

0 

Ö 

7 

1 

0 

24  32,50 

74 

III 

6 

1 

0 

1 

4 

9 

4 

1 G 

30  40  50 

i K 

24 

I 

1 

0 

6 

i» 

1 

2 

0 

1 

10  20,40 

Fürfeld  . , . 

M 

25 

11 

9 

1 

7 

1 

7 

3 

1 

3 

22  44.68 

l|  ZUI. 

49 

III 

1 

0 

4 

2 

5 

8 

0 

3 

17  34.68 
21  45.57 

fiK' 

2G 

I 

1 

1 

1 

1 

3 

13 

1 

2 

GroBegartach 

M. 

20 

II 

0 

0 

* 

1 

6 

10 

0 

1 

21  45.57 

•zu«. 

46 

III 

0 

0 

2 

0 

0 

9 

0 

1 0 

3 8.68 

1 K' 

15 

I 

Ü 

0 

1 

1 

0 

1 

0 

1 

4 909 

Happeubach  . 

: M 

IS 

II 

2 

0 

G 

1 

4 

3 

1 

3 

17  51,51 

V zua. 

33 

III 

3 

0 

3 

1 

2 

2 

2 

4 

13  39.39 

i K- 

f-6 

I 

3 

3 

4 

1 

2 

8 

i 

E 4 

22  20.46 

lieilbronn  I . 

M. 

21 

II 

6 

2 

8 

3 

3 

23 

6 

!|  9 

&u  40.50 

<!l«Vh«r* 

1 zua. 

107 

III 

0 

0 

n 

0 

3 

IG 

G 

G 0 

35  32,55 

i K- 

119 

I 

2 

4 

12 

1 

6 

15 

0 

3 

40  17,60 

lieilbronn  II  . 

1 M. 

1U6 

II 

10 

G 

25 

5 

18 

41 

13 

15 

118  52,36 

«Volk*-  und 

L zua. 

225 

III 

9 

i 

13 

5 

11 

25 

2 

14 

06  29,04 

Mittelschulen) 

i K 

20 

I 

3 

0 

2 

4 

3 

3 

2 

7 

20  38,40 

Horkheim  . . 

M. 

26 

II 

1 

0 

3 

2 

3 

6 

3 

3 

15  28,80 

y zua. 

52 

III 

2 

1 

0 

1 

8 

10 

0 

3 

17  32,04 

i K- 

30 

I 

1 

2 

2 

2 

4 

2 

1 

" 3 

14  26,88 

Kirchhauaen  . 

M. 

22 

II 

7 

2 

7 

0 

8 

3 

1 

7 

28  53,76 

1 zus. 

52 

III 

1 

s 

3 

Ü 

3 

0 

0 

1 

10  19,20 

1 K. 

30 

I 

2 

3 

3 

1 

3 

16 

3 

|l  3 

31  41,65 

Neckargartach 

M. 

44 

II 

3 

2 

3 

2 

4 

10 

3 

5 

27  36,45 

1 zua. 

74 

III 

3 

1 

2 

0 

1 

8 

i 

3 

16  21,60 

fl  K. 

!”, 

44 

I 

3 

0 

5 

2 

7 

11 

i 

6 

29  33,06 

Obereiaiaheim 

43 

II 

0 

0 

7 

1 

ii 

13 

2 

1 

34  38.76 

87 

III 

3 

1 

4 

1 

9 

7 

0 

3 

24  27,86 

Ober- 

gruppenbach 

r|K. 

M. 

1 zua 

» I 

7 11 
16  111 

1 

1 

0 

0 

0 

0 

2 

1 

0 

i 

i 

0 

3 

1 

0 

8 

1 

0 

0 

0 

1 

2 

2 

1 0 

10  62,50 
5 31,25 
1 6.25 

i K- 

19 

I 

0 

0 

0 

1 

1 

3 

0 

1 

5 11,90 

Sontheim  . . 

M 

23 

II 

0 

1 

4 

1 

3 

6 

2 

1 

17  40.46 

\ zua. 

42 

III 

1 

3 

5 

0 

4 

7 

0 

1 

20  47.60 

i K- 

43 

I 

2 

0 

3 

1 

1 

5 

2 

3 

14  18,90 

Thalbeira  . . 

M. 

32 

II 

4 

0 

5 

2 

5 

9 

1 

6 

26  33,75 

y zua. 

75 

III 

0 

2 

13 

2 

6 

11 

1 

| 2 

36  47,25 

i K 

28 

1 

1 

0 

0 

0 

1 

2 

0 

i 

4 6,88 

Llutereisiaheim 

M. 

30 

II  1 

2 

10 

2 

6 

6 

0 

!|  3 

27  46.44 

1 ZUB. 

6Ö 

III 

0 

2 

8 

3 

4 

8 

2 

3 

2 

27  46,44 

Unter- 
gruppen hach 

1 K- 

21 

I 

1 

0 

7 

1 

6 

2 

1 

18  39,06 

M. 

y zua. 

2* 

II 

III 

? 

0 

0 

3 

6 

2 

1 

5 

3 

1 

4 

0 

2 

2 

2 

11  23.87 
17  36.89 

Sämmtliche 

i k- 

751 

I 

31  = 25.0 

15 

27,28 

65  = 22,18 

21=25,30 

5h  - 

-21,33  126 

25,70120  20,62  52=  25.0 

330  23,79 

Untersuchte 

M. 

662 

II 

52  = 42  0 24  43.63  1 36—464 ti 

37  = 

= 44,58  136  = 

=60,00  213= 

=43,60(47= 

= 48,46  89  13,27 

645  45.65 

in  l'roc. 

y zue.  1413 

III 

41  = 33.0  16 

29,09 

93  - 31 ,74 

25  = 

=80,12 

78  = 

=28,67  150= 

= 30,8090= 

80,92  G«  =31.73 

432  30,57 

Summe  124  55  298  83  272  489  97  , 207  1 1413 

Digitized  by  Google 


Eine  Sch  ulkinderuntersuchung  zum  Zweck  der  Ilassenbestimmuug  etc.  209 

die  gemachten  Kurzköpfe  mit  nahezu  26  Proc.  Erztolassigen  in  der  Begabung  gleich  nach  den 
dunkeln  Langköpfen,  wöhrend  die  gemischten  Langköpfe  vorwiegend  tum  Mittelgut  gehören. 

Das  ungünstige  VcrhMtniss  bei  den  blonden  Lnngköpfen  ist  jedoch  sicher  darin  zu  suchen, 
dass  ihr  geistiger  Entwickelungsgang  gerade  so  ein  langsamerer  ist,  wie  dies  bei  ihrem  körper- 
lichen der  Fall  ist;  das  günstige  Verhältnis*  bei  den  dunkeln  Langköpfen  liegt  in  ihrer  früheren 
Keife.  Die  reinbraunen  Bracbyoephalen  haben  weniger  erste,  aber  auch  weniger  schlechte 
Intelligenzen,  ebenso  die  blonden  Braehycephalen.  Bei  den  Kuraköpfen  mit  Mischfarben  ver- 
bessert die  Mischung  deutlich  die  Zahl  der  guten  Intelligenzen,  bei  don  gemischten  Langköpfen 
die  der  mittleren.  Für  die  Leistungen  in  der  Schale  haben  wir  jedenfalls  den  Eindruck,  als 
ob  die  Mischung  der  beiden  llauptraasen  der  Entwickelung  der  Intelligenz  unserer  Berölkernng 
zum  mindesten  nicht  hinderlich  gewesen  sei.  Betrachten  wir  nun  die  Vertheilung  der  Best- 
begabten und  Mindestbegabten  in  den  einzelnen  Ortsgruppen,  so  sehen  wir  deutliche  Unter- 
schiede zwischen  dem  Verhalten  der  Rasseformen  in  Stadt  und  Land,  welche  mit  manchen  der 
von  O.  Ammon  in  der  „natürlichen  Auslese“  aufgestellten  Sitze  über  die  Begabung  der  lang- 
köpfigen und  bracbyoephalen  Kassen  übereinstimmen. 

Tabelle  IX.  Intelligenz. 


Wir  sehen  hier,  dass  bei  den  beiden  Langkopfrassen  die  Stadt  Heilbronn  I,  meist  aus 
Zugezogenen  bestehend,  trotz  des  ungünstigen  Gcsamratresultates  der  Begabung  bei  den  blonden 
Langköpfen  nur  Erstbegabte  und  keine  Drittbegabte  besitzt,  die  braunen  Braehycephalen  da- 
gegen einen  grossen  Procentsatz  Unterbegabter  anfweisen.  Die  blonden  Mittelköpfe  scbliessen 
sich  im  Verhalten  der  germanischen  Keinform  an,  während  die  blonde  Farbengebung  bei  den 
blonden  Braehycephalen  die  Zahl  der  Erstbegabten  erheblich  erhöht,  die  Zahl  der  ünterbegabten 
Ai'hi,  t tu  AatUrgpologi*.  ZU.  XXVII.  27 


Digitized  by  Google 


210  Dr.  med.  Alfred  Schliz,  Eine  Schulkinderuntersuchung  etc, 

bei  den  gemischten  herabsetzt.  Als  ungünstigste  Mischform  erscheinen  die  Langköpfe  mit 
Mischfarben. 

Heilbronn  II  mit  seiner  grossen  Zahl  brauner  und  blonder  reiner  Brachycephalcn  verhält 
sich  vollkommen  umgekehrt.  Die  blonden  Langköpfe  und  Mittclköpfe  liefern  wenig  Ergtbegnbte 
nnd  sehr  viel  Unterbegabte,  während  die  dunkeln  Langköpfe  sich  in  ihrem  Verhällnisae  besser 
erhalten.  Für  die  Volksscliulanfordeningen  steigt  die  Zahl  der  Erstbegabten  bei  den  braunen 
Brachycephalen  nnd  die  Unterbegabten  nehmen  ab.  Die  Mischformen  erreichen  in  der  Erst- 
begabung die  Zahl  der  Reinform  nicht,  • 

Die  reinen  Ackerbanorte  zeigen  vorwiegende  Unterbegabung  der  blonden  Lang-  und 
Mittelköpfe  uud  den  Schwerpunkt  der  Erstbegabung  bei  den  braunen  und  blonden  Brachycephalcn. 

Die  Indiistrieortc  nähern  sich  bei  blonden  Lang-  und  Mittelköpfen,  sowie  den  Mischformen 
Heilbronn  II,  bei  den  beiden  Brachycephalreinformen  zusammen  mehr  den  Ackerbaudörfern. 

Die  Ackerbaudörfer  mit  Zuzug  nehmen  bei  allen  Rasseformen  eine  vermittelnde  Stellung  ein. 
Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass,  wenn  auch  ein  vorwiegender  Zuzug  der  Langköpfe  über- 
haupt nach  der  Stadt  sich  für  Heilbronn  nicht  bestätigt  hat,  doch  das  begabtere  Langkopf- 
element dein  Zug  nach  der  Stadt  folgt,  dass  die  Volksschulbildung  der  brachycephalen  Be- 
gabung mehr  entspricht,  die  Bildung  der  höheren  Lehranstalten  der  der  Langköpfe.  Sodann 
finden  wir,  dass  auch  im  Verhalten  der  Begabung  Uebereinstimmung  zwischen  den  blonden 
Lang-  und  Mittelköpfen  herrscht  und  ebenso  braune  und  blonde  Bracbycephale  Zusammengehen, 
jedoch  die  blonde  Farbengebung  die  Intelligenzatufe  gegen  die  der  Reinform  erhöht.  Endlich 
zeigt  das  Verhalten  der  blonden  Langköpfe  bei  Heilbronn  I und  II,  dass  bei  langsam  wachsenden 
Rassen  einerseits  nicht  nur  Körperlänge  und  Gesichtsbildung,  sondern  nuch  die  Intelligenz  den 
Rassen  mit  früherer  Wachst humsvollendung  gegenüber  sich  auf  geringer  entwickelter  Stufe  noch 
befindet,  anderentheils  die  bessere  Lebenshaltung  ihren  Einfluss  auf  körperliche  und  geistige 
Entwickelung  in  gleicher  Weise  fördernd  geltend  macht 

Die  vorstehende  Untersuchung  hat  ein  Material  von  1413  männlichen  und  weiblichen 
Schülern,  zu  welchen  noch  22  Israeliten  und  58  Controluntersuchurigon  an  Schülern  benach- 
barter Bezirke  kommen,  zur  Unterlage  gehabt  Eine  Prüfung  der  Resultate  durch  weitere  in 
übereinstimmender  Weise  auszuführeude  Untersuchungen  aus  anderen  Gegenden  Deutschlands, 
insbesondere  einem  slariscb-deutachen  und  einem  möglichst  reingermanischen  norddeutschen  Be- 
zirke wäre  daher  sehr  erwünscht.  Im  Bezirke  Heilbronn  selbst  ist  eine  Controluntersuchung  an 
Erwachsenen,  insbesondere  hinsichtlich  der  Veränderung  der  Farben’,  in  Aussicht  genommen. 


Digitized  by  Google 


VIII. 


Ueber  die  Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels 

und  deren  Ursachen. 

Ein  Beitrag  zur  Rassenlehre. 

VoD 

Dr.  Anton  Nyström  (Stockholm). 


I Biologrisohe  Verhältnisse. 

Allgemeine  Betrachtungen  Ober  die  Rassenlehre  nnd  die  Kraniologie.  Ueber  dag 
statische  Gesetz  für  die  Brschyccphalio.  Ueber  dag  dynamische  Gesetz  für  die 
Dolichocephalie.  Die  Gleichgewichtslage  des  Kopfes.  Krblichkeitsverhältnisse. 

Wie  alle  Kassen  — d.  h.  Varietäten  — des  Menschengeschlechtes  entstanden  Bind,  ist 
unmöglich  anzugeben;  möglich  ist  es  aber  doch,  geleitet  durch  gewisse  Veränderungen  im  Aus- 
sehen des  Menschen  und  die  Kenntniss  von  dem  Entstehen  gewisser  Varietäten  unter  den 
Pflanzen  nnd  Thioren,  die  wahrscheinlichen  Veranlassungen  darzulegen,  dass  der  Urmensch 
verschiedene  Formenveränderungen  erlitten  hat,  so  dass  Primärvarietätcu  entstanden  sind, 
gleichwie  auch  dass  mit  der  Zeit  Veränderungen  in  gewissen  angenommenen  Uassenmerkmalen 
haben  geschehen  können. 

Diese  Veranlassungen  haben  wir  in  den  äusseren  Verhältnissen:  dem  Klima,  der  Nahrung, 
den  Lebensgewohnheiten  u.  s.  w.  zu  suchen.  Gleichwie  der  Mensch  hat  auf  die  äussere  Natur 
einwirken  können  und  er  allmählich  viele  Pflanzen  und  Thiere  modificirt  hat,  ist  er  selbst  oft 
durch  die  Macht  der  äusseren  Bedingungen  modificirt  worden. 

Indessen  sind  sicher  beim  Menschen,  gleichwie  bei  den  Pflanzen  und  Thieren,  mitunter 
auch  eigcnthümliohe  Formen  und  andere  Eigenheiten  aufgetreten,  die  wir  offenbar  nicht  als 
durch  eine  eigentliche  Ursache  hervorgerufen  anzusehen  haben,  sondern  als  Aeusserungen  einer 
den  lebenden  Organismen  innewohnenden  latenten  Eigenscliafl  auffassen  müssen,  hin  und 
wieder,  trotz  der  Ueberführung  der  wesentlichen  Formen  der  Art  durch  die  Erblichkeit,  neue 
Formen  hervorzubringen.  Diese  Formen  können  sich  dann  durch  Generationen  fortpflanzen, 
und  sicher  ist  manche  Kasseneigenheit  aus  solchen  zufälligen  oder  launenhaften  Veränderungen 
bervorgegangen. 

27* 


Digitized  by  Google 

L 


212 


Dr.  Anton  Nyström, 

Je  mehr  die  verschiedenen  Rassen  studirt  werden,  desto  mehr  findet  man,  dass  die  aller- 
meisten Mischraasen  sind  and  Mischungen  oft  dort  statt  gefunden  haben,  wo  man  cs  nicht 
erwartet  hat.  Was  besonders  Europas  civiüsirte  Völker  anlangt,  so  kann  man  darthun,  dass  die 
allermeisten  eine  Mannigfaltigkeit  von  Rassen  aus  sehr  verschiedenen  Zeiten  enthalten. 

Man  hatte  die  wichtigsten  Ergebnisse  für  die  Rassenlehre  von  der  Kraniologie  erwartet, 
aber  diese  Erwartungen  haben  wesentlich  fehlgcschlagen.  Man  hat  selten  nach  den  Kopfformen 
typische  Kassenkennzeichen  aufstellen  können,  da  sich  zwischen  den  verschiedenen  Typen 
beinahe  unmerkliche  Uebergänge  finden  und  man  bei  demselben  Volke  verschiedene  Breiteu- 
indices  angetroffen  hat,  während  wieder  verschiedene  Völker  denselben  Breitenindex  haben 
können.  Anstalt  in  die  ethnographische  Forschung  Klarheit  zu  bringen,  hat  die  Kraniologie  oft 
die  grössten  Schwierigkeiten  bereitet,  aus  den  gemachten  Beobachtungen  Schlüsse  zu  ziehen, 
und  es  giebt  hervorragende  Kraniologen,  die  in  einer  Art  wissenschaftlicher  Verzweifelung  über 
die  herrschende  Verwirrung  diese  Forschung  aufgegeben  haben. 

A.  Retzius  erklärte  in  Betreff  seiner  kraniomet  rischen  Eintheilung  der  Völker  inBrachy- 
cephalen  (Kurzschädel),  mit  einem  Breitenindex  von  wenigstens  80,  und  Dolichocephalen 
(Langschädel),  mit  einem  Breitenindex  von  75  als  Mittelzahl,  dass  er  dieselbe  nur  als  einen 
Vorschlag  und  in  der  Absicht  veröffentlicht  habe,  Einwürfe  hervorzurufen  und  Aufschlüsse  zu 
erhalten.  Wie  verwickelt  er  die  Rassen  frage  fand,  die  unter  anderem  durch  Einwanderungen 
von  fremden  Völkern  in  die  verschiedenen  Länder  nnd  durch  die  Annahme  der  Sprache  der 
Eingewanderten  durch  die  älteren  Einwohner  des  Landes  oder  umgekehrt  verwirrt  worden  ist, 
zeigt  seine  Acuaaerung  (1847),  dass  man  schon  im  Anfänge  von  weiteren  Forschungen  abge- 
schreckt werden  kann,  da  sich  bei  Völkern  mit  demselben  Namen  und  derselben  Sprache  bald 
einander  entgegengesetzte  Typen,  bald  Uebergangsformen  zwischen  diesen  Typen  finden. 

Grosse  Schwierigkeiten  sind  der  kraniologtsehen  Forschung  auch  durch  die  Ungewissheit 
über  die  wirkliche  Herkunft  vieler  Schädel  bereitet  worden,  da  Angaben  über  dieselben  theils 
oft  gefehlt  halten,  tbeils  oft  unvollständig  oder  unrichtig  gewesen  sind.  Nicht  allein,  dass  eine 
Menge  fremde  Schädel  in  die  europäischen  Museen  durch  Reisende  oder  Seeleute  gekommen 
sind,  die  eich  die  nöthigen  ethnologischen  Angaben  darüber  nicht  zu  verschaffen  gewusst  haben 
oder  nicht  haben  verschaffen  können , so  sind  auch  viele  einheimische  Schädel  in  deu  Museen 
der  verschiedenen  Länder  von  ungewisser  Herkunft,  da  diese  Schädel  gewöhnlich  Leichen  in 
den  Anatomiesälen  angehört  haben  und  die  Aufschlüsse,  die  man  über  diese  Leichen  hinsicht- 
lich ihres  Herkommens  hat  erhalten  können,  oft  äusserst  knapp  sind. 

Die  Schwierigkeiten  für  die  Forschung  in  der  ethnologischen  Kraniologie  sind  auch  oft 
auf  einer  vorgefassten  oder  doctrinären  Ansicht  von  dem  Vorkommen  eines  gewissen 
Breitenindex  nnd  dem  als  typisch  anzusehenden  beruhend  gewesen. 

Es  ist  unzweifelhaft  irreführend  gewesen,  siob,  wie  viele,  ja  vielleicht  die  meisten  Kranio- 
logen bisher  gethan  haben,  als  ein  allgemein  gültiges  Verhältniss  vorzustellen,  dass  Verschieden- 
heiten in  der  Form  des  Schädels  zu  zwei  „Haupttypen“:  Dolichocephalen  und  Brachy- 
cephalen,  hingeführt  werden  können,  die  in  ihrer  Eigenschaft  als  extreme  Formen  „die 
typischen“  oder  natürlichen  Grundformen  bilden,  während  die  Zwischenfonnen , welche  — in 
gewissem  Grade  von  A.  Retzius  angedeutet  — in  der  Gruppe  der  Mesocephalen  (Zwischen- 
schüdel)  einbegriffen  sind,  die  die  Anthropologen  nunmehr  nach  Broca  und  Welcher  allgemein 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  213 

angenommen  haben,  „Mischtypen“  oder  „CroiBirungzfortnen“  darstellen,  die  aus  einer  Kreuzung 
zwischen  den  beiden  „Haupttypen“  angehörenden  Individuen  hervorgegangen  sein  sollen. 

Dass  Mesocephalio  sub  Kreuzung  zwischen  Dolichoccphalen  und  Braohyoephalen  hervor- 
gehen kann,  ist  wohl  für  eine  Menge  von  Fällen  wahrscheinlich;  gewiss  ist  es  aber,  dass  Ab- 
kömmlinge von  Individuen  mit  verschiedenem  Breitenindex  öfter  bald  die  eine,  bald  die  andere 
der  Schädelformen  der  Eltern  mit  einem  grösseren  oder  kleineren  Breitenindex  als  dem  der 
Eltern  bekommen,  während  die  sogenannten  „Mischtypen“  oder  Zwischenformen  weniger  oft 
entstehen,  als  man  angenommen  hat.  Dieses  liabe  ich  in  vielen  von  mir  untersuchten  Familien 
beobachtet,  und  ich  verweise  in  Bezug  darauf  auf  die  hier  folgende  Darstellung  der  Erblich- 
keitsverhältnisse. 

Der  eine  und  der  andere  Anthropolog,  der  angenommen  hat,  das»  Zwisclienformen  zwischen 
den  brachycephalen  und  dolichoccphalen  Schädeln  im  Allgemeinen  durch  Kreuzung  zwischen 
Individuen  mit  den  beiden  „Ilaupttypen“  entstanden  sind,  hat  jedoch  für  den  exactcn  Beweis 
für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  zuerst  den  Nachweis  als  erforderlich  erklärt,  das»  diese 
Mischung  der  betreffenden  Schädelformen  wirklich  stattgefunden  hat  oder  noch  staltfindet 
(Ranke:  Der  Mensch,  II,  S.  223). 

Es  giebt  zwar,  was  den  Breitenindex  betriflt,  zwei  fernere  Schädeltypen,  aber  nicht 
zwei  „Haupttypen“.  Zwischen  den  dolichocephalen  und  den  brachycephalen  Schädeln  finden 
sich  bei  vielen  Völkern  eine  sehr  grosse  Menge  mesocephale,  die  offenbar  nicht  als  „Misch- 
typen*  anzusehen  sind,  sondern  einen  ebenso  natürlichen  Haupttypus  wie  die  anderen 
bilden  und  sicherlich,  gleichwie  diese,  oft  aus  der  eigenen  Entwickelung  des  Schädels 
auf  Grund  der  Wirkung  natürlicher  Kräfte  hervorgegangen  sind. 

Eigentliche  Grenzen  giebt  es  übrigens  zwischen  den  drei  nunmehr  angenommenen  grösseren 
Ilauptgruppen:  Brachycephalie,  mit  einem  Breitenindex  von  80  und  darüber,  Mesocepbalie, 
mit  einem  Breitenindex  von  79,9  bis  75,  und  Dolichocephaüe,  mit  einem  Breitenindex  von 
74,9  und  darunter,  nicht.  Die  Gruppen  gehen  durch  kleine  Einheiten  im  Breitenindex  in  ein- 
ander über,  so  dass  sich  eine  continuirliche  Folge  findet  und  dio  Einthcilung  stets  conventioneil, 
obschon  in  mehreren  Hinsichten  sehr  praktisch  ist.  Von  praktischem  Nutzen  ist  es  auoh,  eine 
Untergruppe  Hyperbrachycephalie,  mit  einem  Breitenindex  von  85  und  darüber,  und  eine 
Untergruppe  Hy perdolichocephalie,  mit  einem  Breitenindex  von  69,9  und  darunter,  aufau- 
s teilen. 

Die  Anwendung  dieser  fünf  Gruppen  in  kraniologischen  Schilderungen  bringt  viel  Ordnung 
in  dieselben  nnd 'erlaubt  es  oft,  wichtige  Schlüsse  zu  ziehen. 

W.  Krause  hat  vier  Schädel  von  australischen  Mischlingen  vou  Europäern  und  Australiern 
untersucht  und  giebt  an,  dass  sich  ihre  Eigentümlichkeiten  in  der  Mitte  zwischen  australischen 
und  europäischen  Schädeln  hielten. 

Dieses  kann  etwas  beweisen;  nähere  Untersuchungen  sind  aber  nötbig,  um  uns  zu  berech- 
tigen, daraus  gültige  Schlüsse  zu  ziehen.  Krause  hat  auch  hinzugefügt:  „Eine  Untersuchung 
würde  bei  grösserem  Material  interessant  sein,  wenn  man  wissen  könnte,  wer  die  Väter  waren, 
die  natürlich  Jden  Half-Casten  selbst  vollständig  unbekannt  bleiben“  (Zeitschr.  f.  Ethno- 
logie, 1897). 

Lange  hat  man  eingesehen,  dass  es  unpraktisch  ist,  einen  Mitteltypus  für  die  Schädel- 


Digitized  by  Google 


214 


Dr.  Anton  Nyström, 

form  bei  Nationen  aufzustellen,  die  nach  dem  Zeugnis*  der  Geschichte  durch  Mischung  ver- 
schiedener Kassen  entstanden  sind,  wie  z.  B.  die  französische,  deutsche,  italienische  u.  s.  w.  Kör 
Nationen  hinwieder,  wo  man  angenommen,  dass  eine  Uassenmischung  seit  unvordenklichen 
Zeiten  beinahe  gar  nicht  stattgefunden  hat,  wie  bei  der  schwedischen  und  gewissen  slavischen 
Nationen,  den  eigentlichen  Finnen  u.  a.,  haben  es  die  Anthropologen  offenbar  als  zweckmässig 
angesehen,  einen  gewissen  Mitteltypus  als  charakteristisch  zu  bezeichnen.  Derselbe  kann  dieses, 
im  Grossen  und  Ganzen  gesehen,  wohl  auch  sein,  doch  kann  man  gleichwohl  durch  ihn  irre- 
geführt werden. 

Die  allgemeine  Ansicht  unter  den  Anthropologen  ist  die,  dass  die  Slavcn  brachycephal 
seien.  Kollman  hat  indessen  gefunden,  dass  sie  bis  zu  ungefähr  28  Proc.  mesocephal  und 
dolichoccphal  Bind.  Ebenso  hat  Hallaten  gefunden,  dass  die  Finnen,  die  man  gewöhnlich  als 
brachycephal  betrachtet  hat,  nur  bis  zu  64  Proc.  brachycephal  und  bis  zu  36  Proc.  inoso- 
cephal  sind. 

Von  den  Schweden  hat  man  stets  angegeben,  dass  sie  dolicbocephal  und  schwach  tneso- 
cephal  seien;  bei  näherer  Unteranclmng  hat  es  sich  aber  gezeigt,  dass  nicht  so  wenig  Schweden 
brachycephal  sind  (worüber  mehr  weiter  hinten). 

Gleichwie  für  die  Bestimmung  der  Kassenelemente  eines  Volkes,  so  ist  auch  für  die  Frage 
von  dem  Entstehen  längerer  oder  kürzerer  Schädelformen  die  angegebene  Mittclzahl  des 
Breitenindex  bei  einem  Volke  oft.  irreführend  und  werthlos.  Diese  Methode,  welche  die 
Krnniologen  leider  bis  in  unsere  Tage  herein  allgemein  angewandt  halten,  liefert  keineswegs 
die  für  die  Forschung  erforderlichen  Aufschlüsse  über  die  oft  wechselnde  Form  des  Schädels 
bei  den  verschiedenen  Völkern,  sondern  lässt  im  Gegenthcil  die  verschiedenen  Typen  für  eine 
Gleichförmigkeit  verschwinden,  die  nicht  vorhanden  ist. 

Von  grösster  Bedeutung  für  die  ganze  kraniologische  Forschung  ist  es  hingegen,  mög- 
lichst viele  individuelle  Maasse  nebst  Aufschlüssen  über  ethnologische  Verhältnisse, 
Herkunft,  eheliche  Verbindungen,  Umzüge,  Gewerbe,  Transportmittel  u.  s.  w.  zu  erhalten,  und 
einen  grossen  wissenschaftlichen  Werth  haben  schon  die  Angaben,  die  nunmehr  verschiedene 
Forscher,  wie  Kollman,  Ranke,  Topinard,  Arbo  n.  A.,  über  die  Procentzahl  der  Dolicho- 
cephalen,  Mesocephalen  und  Brachycephalcn  bei  den  verschiedenen  Völkern  zu  liefern  ange- 
fstigen  haben. 

Sowohl  langgestreckte , wie  kürzere  Schädel  und  auch  Zwischenschädel  finden  sich,  wie 
Untersuchungen  sowohl  von  Funden,  wie  lebenden  Menschen  gezeigt  haben,  bei  den  meisten 
Kassen  der  Vorzeit  und  Jetztzeit. 

Wenn  sich  auch  die  Schädelform  oft  als  ein  Rassenmerkmal  erweisen  kann,  so  muss  man 
sich  doch  hüten,  dasselbe  als  unveränderlich  anzusohen  oder  seine  Bedeutung  in  ethnologischer 
Hinsicht  zu  übertreiben. 

Die  Form  des  Schädels  kann  unzweifelhaft  gradweise  Veränderungen  durch  den  Einfluss 
der  Cultur  erleiden,  und  dieses  haben  auch  verschiedene  Anthropologen,  wie  Virchow, 
Ranke  u.  A.,  annehmen  wollen,  doch  haben  sie  nicht  angegeben,  wie  diese  Veränderungen 
stattgefunden  haben  sollen. 

Mit  dieser  Frago  habe  ioh  mich  in  den  letzten  Jahren  eingehend  beschäftigt,  und  ich  will 
nun  versuchen,  sie  in  der  nachfolgenden  Darstellung  zu  erörtern,  hoffend,  dass  die  Erklärung, 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  215 

zu  der  ich  gekommen  bin,  als  eine  Hypothese  aufgefasst  werden  möge,  die  einer  näheren  Unter- 
snehnng  werth  ist 

Wenn  man  beim  Auftreten  von  Brachycephalie  oder  zunehmender  Proportion  derselben 
bei  dolichocophalen  Völkern  auf  eine  Rassenmischung  hingewiesen  hat,  so  ist  dadurch  keines- 
wegs die  Frage  von  dem  Entstehen  der  Brachycephalie  gelöst,  sondern  nur  eine  biologische 
Resultante  angenommen  worden,  die  in  vielen  Fällen  vorhanden  sein  kann.  Aber  es  bleibt 
dabei  doch  immer  die  Frage  beatehon:  Wie  hat  die  Brachycephalie  sich  bei  den  bracby- 
cephalen  Völkern  entwickelt,  die  bei  einer  Croisirung  mit  anderen  Völkern  vielleicht  den 
Breitenindex  derselben  vergrössert  haben? 

Wie  wir  sehen,  muss  man  für  die  Beantwortung  der  Frage  versuchen,  noch  tiefer  in  die 
Naturverhältnisse  einxudringen  und  die  Kräfte  in  ßotracht  liehen,  die  in  der  einen  oder  anderen 
Weise  auf  die  Form  des  Schädels  einwirken. 

Eine  fruohtbare  Forschung  auf  diesem  Gebiete  scheint  mir  nur  an  der  Hand  einer  auf- 
gestellten Hypothese  vorgenommen  werden  zu  können,  deren  Gesichtspunkte  und  Principien 
eine  planmässige  und  consequente  Ausführung  der  Untersuchungen  zulassen.  Die  biologische 
Anthropologie  ist  ohne  wissenschaftliche  Hypothesen  schwankend  und  unsicher  und  besteht  nur 
aus  einer  Anhäufung  von  Thatsacheu,  die  ohne  allen  Zusammenhang  sind  und  oft,  ungeachtet 
aller  vorhandenen  Detailkenntnisse,  ein  wirkliches  Chaos  bilden. 

Auch  die  Soeiologie  forscht  fruchtbringend  nur  an  der  Hand  einer  Theorie  oder  Hypo- 
these. 

Auf  dem  Gebiete  der  physikalischen  Wissenschaften  geschieht  die  Forschung  in  derselben 
Weise:  an  der  Hand  einer  aufgestellten  Hypothese  werden  Untersuchungen  ausgeführt,  um  ein 
constantes  Verhältnis»  oder  ein  positives  Gesetz  zu  finden,  und  Experimente  und  Berechnungen 
gelten  oft  darauf  hinaus,  die  Hypothese  zu  widerlegen  oder  zu  bekräftigen.  Kepler  ging  so 
zu  Wege,  als  er  die  Gesetze  für  die  Bewegungen  der  Planeten  zu  finden  suchte.  Seine  Ent- 
deckung ging  aus  ungefähr  zwanzig  Hypothesen  hervor,  die  er,  mitunter  ganz  willkürlich,  auf- 
stellte,  bis  schliesslich  die  recht«  gefunden  war. 

Durch  die  Evolutionslehre  sind  die  Botanik  und  die  Zoologie  ganz  andere  Wissenschaften 
geworden,  als  sie  vorher  waren.  Früher  beschäftigten  sich  Botaniker  und  Zoologen  nur  mit 
der  Beschreibung  von  Pflanzen  und  Thieren,  jetzt  gilt  es  als  ihre  vernehmlichste  wissenschaft- 
liche Aufgabe,  die  Metamorphosen  zu  erklären  oder  die  Art  und  Weise  darzulegen,  in  welcher 
die  Entwickelung  neuer  Formen  und  Eigenschaften  stattfindet. 

Die  Botanik  und  Zoologie,  früher  nur  concrete  Schilderungen  mit  der  Classification  als 
einziges  Ziel,  sind  solchergestalt  biologisch-historische  Wissenschaften  geworden,  und  die  Evo- 
lulionslehre  hat  durch  die  Forschung  nach  den  Gesetzen  für  die  Uebung  und  Gewohnheit,  die 
Modificirbarkcit  der  Geschöpfe  und  die  Erblichkeit  in  hohem  Grade  die  Entwickelung  der 
Biologie  befördert  und  durchgreifende  Veränderungen  in  der  Systematik  des  Pflanzen-  und 
Thierreiches  hervorgerufen. 

Dieses  muss  auch  mit  der  Forschung  bezüglich  der  Menschenrassen  geschehen:  es  muss 
für  sie  ein  Hauptziel  sein,  über  das  Entstehen  derselben  Klarheit  zu  verbreiten,  und  es  ist 
längst  an  der  Zeit,  ihnen  nicht  nur  rein  morphologische,  concrete  Studien  zu  widmen.  Die 
dynamischen  Fragen,  die  Ermittelung  des  Verhältnisses  zwischen  Ursache  und  Wirkung  um- 


Digitized  by  Google 


216 


Dr.  Anton  Nyströiu, 

fassend,  müssen,  nenn  die  Rassenlehre  wissenschaftlichen  Werth  erhalten  und  nicht  bei 
leeren  und  oft  streitigen  Classificirungen  stehen  bleiben  soll,  eine  vorherrschende  Bedeutung 
gewinnen. 

Gleichwie  es  constatirt  ist,  dass  verschiedene  Gewerbe  mit  gegebenen  KörperstcHungon 
und  beständiger  Anwendung  gewisser  Muskeln  Veränderungen  verschiedener  Knochen 
herheiführen,  so  kann  man  a priori  annehmen,  dass  der  Schädel  durch  kräftigere  Wirkung 
der  Xackcnmuskeln  bei  gewissen  Körperstcllungen  und  durch  die  bedeutende  Entwickelung 
des  Kauapparates  auf  niedrigeren  Stadien  Veränderungen  erleidet. 

Die  Grösse  der  Kieferpartie  beim  Menschen  auf  niederen  Stadien,  wo  die  Nahrung  gröber 
und  weniger  oder  gar  nicht  zabereilet  ist  und  daher  eine  grössere  Anstrengung  des  Kauappa- 
rates erfordert,  kann  unzweifelhaft  eine  Crsacho  der  Dolychocophalio  bei  vielen  Völkern  sein. 
Die  Schwere  dieser  Partie  erfordert  eine  grössere  Anstrengung  der  Nackenmuskeln , wodurch 
der  Kopf  nach  hinten  verlängert  wird. 

Dass  die  Kieferbeine  sowie  die  Scheitelbeine,  das  Stirnbein  und  die  Schläfenbeine  bei 
tiefer  stehenden  Völkern  so  bedentende  Reisten  und  Höcker  durch  die  Anstrengung  der  Kau- 
muskeln in  Folge  der  Beschaffenheit  der  Nahrung  erhalten  haben,  ist  offenbar.  Man  hat 
auch  allen  Grund  anzunehmen,  dass  bei  Völkern  mit  stark  entwickeltem  Kauapparat  die 
Wirkung  der  Kaumuskeln  oft  die  Form  der  Hirnschale  beeinflusst  hat  Unzweifelhaft  hat, 
wie  von  de  Bertillon  hervorgehoben  worden  ist,  der  an  den  Seiten  abgeplattete  Schädel 
der  Neu-Caledonier  diese  Form  durch  die  fleißige  Arbeit  der  Schläfenmuskeln  beim  Kauen 
erhalten. 

Der  Inhalt  des  Schädels  ist  hierbei  in  die  Höhe  und  nach  vorn  und  [hinten  getrieben 
worden,  während  die  Erweiterung  iu  der  Breite  auf  Hindernisse  gestossen  ist 

Gleichwie  die  Schädelknochen  der  Affen  in  frühem  Alter  verhältnissmässig  glatt  sind,  in 
dem  Maasso  aber,  in  welchem  im  Wachsthumsalter  die  Muskeln  auf  sie  wirken , Btarke,  hervor- 
ragende Leisten,  vor  allem  jedoch  eine  bedeutende  Hinterhauptbeinleiste  erhalten,  so  zeigt  sich 
auoh  das  Hinterhauptbein  des  Menschen  iu  zartem  Alter  beinahe  ganz  glatt,  erhält  aber  in  dem 
Maasse,  in  welchem  das  Individuum  wächst  und  sich  frei  bewegt,  mehr  oder  weniger  hervor- 
ragende I. eisten  und  kleine  Höcker  (siehe  Fig.  6).  Diese  Ausbildung  von  Leisten  und  Höckcr- 
cheu  am  Hinterhanptbein  ist  keineswegs  nur  als  ein  Resultat  der  Erblichkeit  zu  betrachten, 
sondern  muss,  auch  wenn  diese  einen  gewissen  Antheil  daran  hat,  in  noch  höherem  Grade  dem 
Ziehen  der  Muskeln  an  dem  Knoohen  zugeschrieben  werden. 

Während  A.  lietzius  hervorhob,  dass  die  Kaumuskeln  bei  den  Tbicreu  einen  mächtigen 
Einfluss  sowohl  auf  die  Kiefer,  wie  auf  die  Oberfläche  des  Schädels  ansüben  nnd  auch  die  Ein- 
wirkung der  Kackenmuskeln  auf  die  Bildung  des  Hinterkopfes  bei  ihnen  gross  ist,  erklärte  er, 
„dass  diese  Verhältnisse  beim  Menschen  in  so  geringem  Grade  auftreten,  dass  sie  es  dort  kaum 
verdienen,  in  Betracht  gezogen  zn  werden  *)*.  Dieser  übereilte  Ausspruch  dos  grosseu  Forschers 
hatte  seinen  Grund  in  der  Unmöglichkeit,  an  dem  zu  seiner  Zeit  — der  Kindheit  der  Kranio- 
logie  — vorhandenen  geringen  Material  Forschungen  über  dieses  Verhältniss  anzustellen. 


‘I  Bkaod.  Natuif.  FörhaodL  Krutthuii«.  1S44. 


Digitized  by  Google 


Formenveranderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  21? 


Um  die  Möglichkeit  fassen  zu  können,  dass  gewisse  Kräfte,  das  Ziehen  der  Muskeln  oder 
verschiedener  Druck,  auf  die  Form  des  Schädels  einzuwirken  vermögen,  haben  wir  uns  zuerst 
daran  zu  erinnern,  dass  der  Schädel  in  frühem  Alter  keineswegs  fest  und  unbeweglich  ist  und 
dass  seine  Knochen  einen  hohen  Orad  von  Elasticität  besitzen  und  mit  einander  zum  grossen 
Theil  durch  Suturen  oder  Nähte  vereinigt  sind,  die  lange  aus  Häuten  bestehen,  wodurch  es 
möglich  ist,  sie  mit  einer  gewissen  Leichtigkeit  aus  einander  zu  ziehen  (siehe  Fig.  1). 

Die  Anordnung  der  Suturen  ist  der  Ausbildung  sowohl  schmaler  und  langgestreckter,  wie 
breiter  und  kurzer  Schädelformen  Fig.  1.  Fig.  s. 


— je  nach  den  einwirkenden 
Kräften  — ebenfalls  sehr  gün- 
stig. Zwei  Suturen  — zwischen 
dem  Stirnbein  und  den  Scheitel- 
beinen und  zwischen  den  Scheitel- 
beinen und  dem  Hinterhaupt- 
beine — gehen  in  querer  Rich- 
tung und  erlauben  solchergestalt 
ein  Auseinanderziehen  dieser 


Knochen  in  der  Längsrichtung, 
und  drei  Suturen  — eine  zwischen 


Knochen  und  Suturen  des  Kopfes 
eines  neugeborenen  Kindes. 


Die  Knocbenbildungscentra 
des  Hinterhauptbeines. 


den  Scheitelbeinen  nach  oben  und  je  eine  an  den  beiden  Seiten  des  Kopfes  zwischen  dem 
Scheitel-  und  dem  Schläfenbein  — gestatten  eine  Ausdehnung  in  der  Querrichtung. 

Auch  die  Bildung  des  Hinterhauptbeines  ist  für  das  Entstehen  einer  mehr  oder  weniger 
langgestreckten  Form  des  Schädels  von  grosser  Bedeutung.  Dieses  Bein  wird  gewöhnlich  von 
vier  Knochenbüdungscentren  aus  gebildet,  und  noch  bei  der  Geburt  Bind  diese  vier  Theilc  des- 
selben von  einander  getrennt  und  nur  durch  Knorpel  vereinigt  (siehe  Fig.  2).  Der  hintere  und 
grössere  dieser  Theile  ist  ausserdem  durch  tiefe  Spalten  — zwei  in  horizontaler  und  eine  in 
verticaler  Richtung  — stückweise  in  Theile  getheilt,  so  dass  er  durch  Druck  von  innen  oder 
durch  Ziehen  der  Nackenmuskeln  mit  Leichtigkeit  ausgedehnt  werden  kann  (siehe  Fig.  2 u.  6). 
Bei  einem  Alter  von  ungefähr  vier  Jahren  fangeu  diese  vier  Theile  an,  sich  an  einander 
zu  befestigen,  indom  der  hintere  sich  mit  den  beiden  zunächst  gelegenen  vorderen  vereinigt, 
aber  erst  bei  einem  Alter  von  fünf  oder  sechs  Jahren  ist  das  Hinterhauptbein  ein  einziges 
Stück. 


Da  ferner  dio  Knochen  in  jüngeren  Jahren  oder  bis  zum  Eintritt  des  Pubertätsalters  viel 
saftiger,  weicher  und  nachgiebiger  als  iu  späteren  Jahren  sind,  können  sie  ziemlich  grosse  Ver- 
änderungen ^durcli  innere  und  äussere  Ursachen  gestatten.  Mit  anderen  Worten,  das  Knoclien- 
gewebe  ist,  namentlich  in  der  Jugend,  in  hohem  Grade  lebend.  Bekannt  ist  es,  dass  viele 
Völker  dem  Kopfe  durch  Zusammenpressen  oder  Zusammenschnüren  im  zarten  Kindesalter  eine 
bestimmte,  gewünschte  Form  zu  geben  pflegten. 

Die  Formveränderungen,  deren  Entstehen  es  hier  gilt  zu  ermitteln  zu  suchen,  sind  indessen 
nicht  die  in  dieser  Weise  künstlich  hervorgerufenen,  sondern  es  ist  die  Aufgabe  die,  die  Wahr- 
scheinlichkeit darzulegen,  danieder  Schädel  seine  Form  durch  natürliche  Ursachen  oder  Kräfte  ver- 
ändert, die  beständig,  inner-  und  ausserhalb  des  Schädels,  beim  lebenden  Menschen  wirksam  sind. 

Archiv  fftr  Autbropclogi*.  H*L  IX  VII. 


Digitized  by  Google 


218 


Dr.  Anton  Nyström, 

Unzweifelhaft  beruht  eine  mehr  oder  weniger  brachv cephale  Scbädelform  theils  auf 
einer  negativen  Ursache,  oder  einem  verminderten  Ziehen  der  Nackenmnskeln,  theils  auf 
einer  physischen  Kraft,  oder  einem  inneren  Druck,  der  nichts  anderes  sein  kann,  als  das 
Grundprincip  der  Hydrostatik  — „Pascal’s  Princip“  — , d.  h.  das  Princip  für  gleichmässig 
vertheilten  Drnck  in  allen  Richtungen  anf  eine  ihm  ausgesetzte,  in  einem  Gefäss 
eingeschlossene  Flüssigkeit. 

Mit  gleicher  Kraft  strebt  in  Folge  des  Druckes  jeder  Flüssigkeitstheil  in  allen  Richtungen 
aus  dem  Gefäss  zu  dringen,  und  der  Druck,  den  dabei  ein  gegebener  Tbeil  der  Gefasswand 
auszuhalten  hat,  ist  deshalb  um  so  grösser,  eine  je  grössere  Menge  FlQssigkcitslheile  gegen 
ihn  pressen,  d.  h.  je  grösser  die  betreffende  Flüche  der  GefÜsswand  ist. 

Deshalb  strebt  eine  elastische  Blase  von  ellipsoider  Form  bei  Fällung  mit  Wasser,  das 
einem  gewissen  Druck  ansgesetzt  wird,  eine  Form  anzunehmen,  die  sich  mehr  und  mehr  der 
sphärischen  nähert.  Die  Spannung  in  der  Wand  ist  nämlich  am  geringsten,  wo  die  Krüm- 
mung am  geringsten  ist,  da  hier  die  Wand  dem  Druck  der  Flüssigkeit  geringeren  Widerstand 
leistet. 

Der  in  allen  Richtungen  fortgepflanzte  Drnck  in  der  ganzen  Flüssigkeitsmenge  trifft 
schliesslich  die  Gefasswand,  gegen  die  er  überall  in  winkelrechtcr  Richtung  wirkt,  so,  dass  die 
Flüssigkeit,  wenn  ein  Loch  in  die  Wand  gemacht  wird,  in  einer  gegen  die  Wand  winkelrechten 
Richtung  herausspritzt. 

Um  mich  praktisch  davon  zu  überzeugen,  dass  der  Druck  einer  in  einem  elastischen 
Gefäss  cingeschlossenen  Flüssigkeit  die  hier  angenommene  Wirkung  ausflbt,  in  Ucberein- 

stimmung  mit  diesem  Princip  die  Form  des 
Gefässes  zu  verändern  , so  dass  es  eine  immer 
grössere  Dicke  erhält,  während  seine  Länge 
nicht  in  dem  gleichen  Verhältniss  zunimmt, 
dass  es  sich  also  von  einem  langgestreckten 
EUipsoid  der  sphärischen  Form  nähert,  stellte 
ich  folgendes  Experiment  an.  Eine  länglich- 
runde Kautschukblase,  an  deren  Halsansatz  eine 
Röhre  mit  einem  Kran  befestigt  worden,  wnrdo 
mit  Wasser  gefüllt,  bis  sie  gerade  voll  war,  darauf 
der  Längen-  und  Breitendiameter  derselben 
gemessen,  dann  immer  wieder  Wasser  oinge- 
spritzt  und  nach  jeder  neuen  Einspritzung  die 
Diamcter  gemessen.  Es  zeigte  sich  da,  dass 
die  Blase  nach  und  nach  eine  Form  annahm, 
die  sich  mehr  und  mehr  der  sphärischen 
näherte,  so  dass  ihr  Breitenindex,  der  53,5 
war,  bis  auf  80  stieg,  wobei  der  Breiten- 
diameter von  4,6  bis  auf  8,1  cm  wuchs;  während  der  Lüngendiameter  nur  eine  Zunahme  von 
8,6  bis  auf  10,2  cm  zeigte  (siehe  Fig.  3 und  4). 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  219 

Bei  der  Einspritzung  von  Wasser  in  die  Blase  wurden  folgende  Maasse  erhalten: 

Bei  fortgesetzter  Einspritzung  von  Wasser 
nehmen  der  Längen-  und  Breitendiameter 
in  demselben  Verhältuiss  zu,  so  dass  der 
Breitenindex  beständig  80  verblieb,  woraus 
hervorgeht,  dass  die  BlaBe  hier  ihr  Span- 
nungsgleichgewicht erreioht  hatte. 

Obschon  halbfeate  Gewebe  den  grösseren 
Theil  des  Schädels  einnehmen,  kann  man 
doch  vom  hydrostatischen  Standpunkt  seinen 
Inhalt  uIb  eine  Flüssigkeit  auffassen,  da 
ihm  findet  und  zum  grossen  Theil  an  der  Oberfläche  des  Gehirns  circulirt,  nämlich  in  den 
dort  ausgebreiteten  Arterien  und  Venen  sammt  den  Capillargefässen  in  der  Pia  mater  — die 
auf  Grund'von  Vergleichung  mit  Federpolstern  Tomentum  oerebri  genannt  worden  ist  — 
und  ausserdem  eine  gewisse  Menge  dann  er  Flüssigkeit,  mit  98,5  Proc.  Wasser,  im  Arochnoidal- 
und  Subarachnoidalraume  und  in  den  Ventrikeln  vorhanden  ist  (siehe  Fig.  5).  Es  muBB  auch 
hervorgehoben  werden,  dass  die  graue  Substanz  des  Gehirns 
mehr  wasserhaltig  als  das  Blut  ist,  da  sie  ungefähr  86  Proc. 

Wasser  enthält.  Die  weisse  Substanz  enthält  70  Proc. 

Wasser.  Bei  Kindern  ist  indessen  die  Gehimsnbstanz  in 
ihrer  Ganzheit  noch  mehr  wasserhaltig  als  bei  Erwachsenen. 

Das  Gehirn  liegt  solchergestalt  in  einem  flüssigen  Medium, 
und  seine  Oberfläche  ist  sogar  (hydrostatisch)  als  eine  Flüs- 
sigkeit zu  betrachten,  daher  angenommen  werden  muss,  dass 
das  Princip  für  gleichförmig  vertheilten  Druck  in  der  Gehirn- 
schale wirksam  ist.  Zu  bemerken  ist  ferner,  dass  das  Gehirn 
für  seine  Functionen  eine  Zufuhr  von  Blut  durch  die  beiden 
Carotiden  und  die  beiden  Vertebralarterien  verlangt.  Diese 
haben  verbältnissmässig  grosse  Kaliber,  und  der  Blutdruck  in 
ihnen  ist  ziemlich  bedeutend. 

Dass  ein  von  innen  wirksamer  Druck,  der  Jahre  lang 
ausgeübt  wird,  die  Form  des  Schädels  und  den  Zuwachs  der 
Schädelknochen  in  den  Sutnren  zu  beeinflussen  vermag,  wissen  wir  aus  der  Zunahme  der 
Capacität  des  Schädels  mit  dem  Steigen  der  Civilisation. 

Während  sich  eine  Schädelcapacität  von  1500  bis  1600  ccm  bei  ungefähr  47  Proc.  der 
heutigen  Pariser  findet,  ist  sie  nur  bei  ungefähr  15  Proc.  der  Neger  vorhanden.  Es  kann 
sich  hier  um  nichts  anderes  handeln,  als  dass  der  Zuwachs  der  Schädelknochcn  bei  dieser 
Zunahme  der  Capacität  seine  Ursache  in  dem  Zuwachs  des  Gehirns  hat,  d.  h.  in  dem  allmählich 
vermehrten  Druck,  den  das  waclisende  Gehirn  auf  die  umgebenden  Flüssigkeiten  ausübt,  die 
ihrerseits  Druck  auf  die  Innenseite  der  Knochen  ausüben. 

Mittelst  eines  gut  gearbeiteten,  mit  Nonien  versehenen  Kraniometers  von  Stahl  habe  ich 
Messungen  de«  Längen-  und  des  Brcitendiameters  bei  Kindern  beim  Schreien,  d.  h.  bei 

28» 


Längend  iameter 
cm 

Breitendiameter  , 
cm 

| Breitenindex 
cm 

8,6 

4.6 

63,5 

8,6 

s 

68 

8,7 

6,8 

61 

9 

• 

66,6 

9,3 

6,6 

72 

9,8 

7,4 

75 

10,2 

8,1 

80 

eine  bedeutende  Menge  Blut  sich  beständig  in 


Digitized  by  Google 


220 


Dr.  Anton  Nyström, 


erhöhtem  Blutdruck  in  der  Hirnschale  ausgeführt,  um  zu  sehen,  ob  sich  dabei  ein  Unterschied 
im  Vergleich  mit  den  Diametern  hei  ruhiger  Athmung  findet. 

Folgende  Ergebnisse  wurden  bei  drei  Kindern  im  Alter  von  einem  Jahr  und  einem  Monat, 
von  einem  Jahr  und  von  vier  Monaten  erhalten: 


Langend  inmeter 

Breitendiameter 

Nr.  1.  B«i  ruhiger  Athmung  .... 
Beim  Schreien 

16, Hem 
16,7  cm 

(Verhärtung  1 mm) 

113cm 
11,9  cm 

(Verlängerung  1 mm) 

Nr.  2.  Bei  ruhiger  Athmung  .... 
Beim  Schreien 

17,1  cm 
17,1  cm 
(Unverändert) 

13,70  cm 
13,75  cm 

(Verlängerung  0,5  mm) 

Nr.  9.  Bei  ruhiger  Athmung  .... 
Beim  Schreien 

15,80  cm 
16,26  cm 

(Verkürzung  0,5  mm) 

12,60  cm 
12,6ö  cm 

(Verlängerung  0,5  mm) 

Es  zeigt  sich  also,  dass  der  Breitendiameter  in  allen  drei  Fällen  zunahm  — um  0,5 
bi»  1mm  — und  der  Längendiameter  in  zwei  Füllen  kleiner  wurde  — um  0,5  bi»  1 nun  — 
und  in  einem  Falle  unverändert  blieb.  Dieses  Verhältnis»  kann  nur  auf  der  Wirkung  von 
Pascal’s  Princip  beruhen,  das  also  eine  Tendenz  zur  Vergrösserung  de»  Breitenindex  her- 
beiführt. 


Den  fraglichen  Einfluss  will  ich  das  statische  Gesetz  für  die  Bracbycepbalie  nennen. 
Die  Tendenz  des  Schädels,  eine  mehr  oder  weniger  sphfirische  Form  anzunehmen,  tritt  bei 

Pjg.  7 vielen  bracbycephalen  Kinder- 

schideln,  die  oft,  wie  aus  den 
nebenstehenden  photographischen 
Abbildungen  (Fig.  6 und  7)  von 
einem  normalen  7jührigen  Kinder- 
schädel zu  ersehen  ist,  eine  bei- 
nahe sphärische  Wölbung  zeigen, 
zu  Tage. 

Die  völlig  glatte  Flüche  und 
das  so  gut  wie  vollständige  Feh- 
len aller  Knochenleisten  und 
Höcker  bei  diesem  sowie  bei 
der  Mehrzahl  der  Kinderschädel 
in  jungen  Jahren  ist  offenbar  ein  Zeichen  einer  höchst  unbedeutenden  Tbfitigkeit  der  Kau- 
und  Nackenmuskeln. 


Photograph  liehe  Wider  von  einem  7jäbrigan  bracbycephalen 
Kinderschädel}  Breitenindex  85, & (aus  dem  Musenm  de«  Karo- 
liniKben  Institutes  zu  Stockholm). 


Die  sphärische  Schädelform  bei  rhacbitischer  Hydrocephalitis  dürfte  als  ein  demon- 
stratives Resultat  der  Wirkung  von  Pascal's  Princip  zu  betrachten  sein. 

Bei  Erwachsenen  zu  erfahren,  ob  sie  in  ihrer  Kindheit  Rhachiti»  gehabt  haben,  hält,  wenn 
man  sic  oder  ihre  Familien  nicht  kennt,  in  den  meisten  Fällen  sehr  schwer.  Die  meisten  wissen 
darüber  nichts. 


Die  erwachsenen  lebenden  Schweden,  die  ich  kraniologisch  untersucht  habe,  haben  alle 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  221 

eine  normale  Schädelform  gehabt,  und  bei  keinem  habe  ich  eine  Form  gefunden,  die  auf 
Rhachitis  hingedeutet  hätte.  Nur  zwei  haben  angegeben,  in  ihrer  Kindheit  Rhachitis  gehabt  zu 
haben,  und  von  diesen  war  der  eine  schwach  brachycephal  und  der  andere  mesocephal. 

Der  typische  bracbyccphale  Schädel  — mit  einem  Breitenindex  von  wenigstens  80  — 
zeichnet  sich  im  Allgemeinen  durch  eine  bedeutende  Höhe,  ein  gewölbtes,  zum  grössten  Tbeil 
schräg  aufsteigendes  Hinterhauptbein  mit  geringer  Ausdehnung  der  untersten,  den  Muskeln  als 
Ansatzstelle  dienenden  Flüche,  das  Fehlen  oder  die  geringe  Entwickelung  des  Uinterhaupt- 
beinhöckers  (Tuber  occipit.),  die  geringe  Entwickelung  oder  das  Fehlen  des  Hinterhauptbein- 
Stachels  (Protuberanlia  occipit.)  und  die  verhältnissmässig  geringe  Entwickelung  der  beiden 
Paare  Halbkreislinien  und  anderer  Erhabenheiten  aus  (siehe  Fig.  8).  Mitunter  findet  man 
Fig.  8.  Fig.  9. 


Photographische»  Bild  von  dem  brachycephalen 
Schädel  — Breitenindex  88,5  — einer  2- jäh- 
rigen magyarischen  Frau  (aus  dem  Museum  des 
Karolinlsolien  Institutes). 


Photographische»  Bild  von  dem  'dolichocephalen 
Schädel  — Breitenindex  72  — eines  47 jäh- 
rigen schwedischen  Mannes  (aus  dem  Museum  des 
Karolinlschen  Institutes). 


jedoch  stärker  entwickelte  Erhabenheiten,  was  eine  kräftigere  Wirkung  der  Nackenmuskeln 
andeutet,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  aber  ist  das  Hinterhauptbein  bei  Hruchycephalcn  verhält- 
nissmässig viel  weniger  uneben  als  bei  Dolichocephalen  — wovon  mich  die  Kraniensainmlung 
im  Museum  des  Karolinischen  Institutes  überzeugt  bat. 

Der  typische  doliehocephale  Schädel  — mit  einem  Breitenindex  von  höchstens  74,9  — 
zeichnet  sich  im  Allgemeinen  durch  eine  verhältnissmässig  geringe  Höhe,  einen  hervorragenden 
Hinterhauptbeinhöcker,  der  oft  einen  abgerundeten  Absatz  bildet,  nach  oben  von  einem 
Eindruok  oberhalb  der  Lambdanaht  begrenzt,  eine  bedeutende  Ausdehnung  der  unteren 
Fläche,  die  beinahe  horizontal  ist,  und  eine  starke  Entwickelung  des  Hinterhauptbein- 
Stachels  nnd  der  beiden  Paare  Halbkreislinien  und  anderer  Erhabenheiten  aus  (siehe 
Fig.  9). 

Die  dolichocephalen  vorgeschichtlichen  Neanderthal-  und  Kro-Magnon-Kassen  zeigten  eine 
solche  Form  des  Hinterhauptbeines. 

Mitunter  findet  man  den  Hintorhauptbeinstachel  bei  dolichocephalen  und  bisweilen  auch 
bei  schwach  mesocephalen  Schädeln  ungeheuer  entwickelt  — 8 bis  10  mm  messend  — und  ich 
habe  ihn  sogar  bei  Lebenden  sowohl  sehen,  wie  anfnssen  können. 


Digitized  by  Google 


222 


Br.  Anton  Nyström, 


Ein  4 1 jähriger  schwedischer  dolichoccphaler  Grobarbeiter  mit  einem  solchen  Hinterhaupt- 
beinstachel gab  an,  dass  er  sich  seit  seinem  7.  Jahre  mit  allerlei  Landarbeiten  beschäftigt  habe 
und,  als  er  17  Jahre  alt  war,  der  Stachel  von  seinem  Haarschneider  beobachtet  wurde.  Ein 
SOjähriger  Maurer  mit  einem  solchen  llinterbauptbeinstachel  hat  mir  mitgetheilt,  dass  er  sich 
von  seinem  10.  Jahre  an  hat  durch  Arbeit  versorgen  müssen.  Ein  dolichocephaler  Schädel  mit 
einem  ungeheuren  Hinterhauptbeinstachel  im  Museum  des  Karolinischen  Institutes  hat  einem 
30jährigen,  in  einer  Versorgungsanstalt  gestorbenen  Manne,  liarbiergehfllfen,  angehört. 

Man  kann  aus  diesen  Beispielen  schlicssen,  dass  der  Hinterhauptbeinstachel,  sowie  auch 
andere  Höcker  und  Leisten  am  Hinterhauptbein,  sich  durch  das  Ziehen  der  Muskeln  und  Liga- 
mente entwickelt  hat,  obschon  diese  Entwickelung  vielleicht  oft  nur  r.um  Theil  bei  den  Indivi- 
duen »elbst  geschehen  ist,  während  Verschiedenes,  r.  B.  der  Hinterhauptbein&tacbel,  als  das  Rudi- 
ment eines  Ansatzes  der  Ligamente  in  früheren  Stadien  aufgefasst  werden  kann. 

Bei  einem  Theil  der  Buckeligen  ist  es  ganz  augenscheinlich,  dass  das  Ziehen  der  Nacken- 
muskeln in  Folge  der  Körperstellung  die  Ursache  der  vorhandenen  hochgradigen  Doliclio- 
cephalie  gewesen  ist  — dem  dadurch  nicht  widersprochen  wird,  dass,  wie  ich  gefunden  habe, 
andere  Buckelige  mesocephal  sind.  Diese  Verschiedenheit  kann  theils  in  der  Lage  des  Buckels, 
so  dass  derselbe  dazu  zwingen  kann , den  Kopf  mehr  vornübergeneigt  oder  wesentlich  aufrecht 
zu  halten,  theils  in  dem  grösseren  oder  geringeren  Vermögen  des  Buckeligen  zu  arbeiten  seinen 
Grund  haben.  In  dem  Museum  des  Karolinischen  Institutes  findet  sich  das  Skelet  eines  Ü9 jäh- 
rigen buckeligen  schwedischen  Mannes  mit  einem  Breitenindex  des  Schädels  von  nur  69,7  — 
also  einem  Index,  der  in  Schweden  äusserst  selten  vorkommt,  weshalb  er  schwerlich  der  Erb- 
lichkeit oder  dem  Hasseneinflussc  zugeschrieben  werden  kann,  sondern  vielmehr  als  durch  ein 
starkes  Ziehen  der  Muskeln  am  Hinterhauptbeine  hervorgerufen  aufgefasst  werden  muss.  Dieses 
geht  auch  daraus  hervor,  dass  hier  Bathrocephalie  vorhanden  ist. 

Wie  die  Nackenmnskeln  bei  einer  nach  vorn  übergebengten  Stellung  des  Körpers  wirken, 
zeigt  leicht  eine  Betrachtung  ihrer  Anlieftungsstellen.  An  der  ganzen  unteren  Fläche  des 
Hinterhauptbeines  haben  den  Ansatz:  Trapezius,  Complexus  und  Bivcnter,  Traohelo- 
mastoideus,  Splenius  capitis,  Rectus  major,  Rectus  minor  und  0blir|uus  superior, 
und  dazu  kommen  Spinalis  und  Scmispinalis  colli,  die  an  den  Spinalprocessus  des  zweiten 
und  der  folgenden  Rückenwirbel  befestigt  sind.  Die  Ausgangspunkte  sind  theils  — für  Trape- 
zins  — das  Schlüsselbein  und  das  Schulterblatt,  theils  — für  Complexus,  Biventer,  Traohelo- 
mastoideus,  Scmispinalis  colli  und  Obliijuus  superior  — die  Querfortsätze  der  Hals- 
nnd  Rückenwirbel  und  theils  — für  Splenius  capitis,  Spinalis  colli,  Rectus  major  und 
Rectus  minor  — die  Stachelfortsätze  der  Hals-  und  Rückenwirbel. 

Am  Nackenband,  das  vom  Hinterhauptstachel  (der  äusseren  Protuberanz)  ausgeht,  sind 
auch  etliche  Nackenmuskeln  — Trapezius,  Splenius  capitis  und  Spinalis  colli  — theil- 
weise  befestigt. 

Mehrere  der  Nackenmnskeln  gehen  beinahe  winkelrecht  zum  Hinterhauptbein,  während 
andere  eine  schräge  Richtung  haben.  In  dynamischer  Hinsicht  als  Ganzes  betrachtet,  wirken 
sie,  namentlich  wenn  der  Kopf  nach  hintcu  gebogen  wird,  auf  das  Hinterhauptbein,  als  ein 
Hebelarm  aufgefasst,  in  beinahe  winkelrechter  Richtung,  weshalb  sic  an  ihm  auch  mit  nahezu 
ihrer  ganzen  Kraft  ziehen. 


Digitized  by  Google 


I 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  223 

Untenstehende  schematische  Figur  habe  ich  in  Ucbereinstiinmung  mit  der  Haltung  des 
Kopfes  und  der  Biegung  des  Halses  gezeichnet,  die  man  im  Allgemeinen  bei  Personen  beob- 
achtet, die  in  vornübergebeugter  Stellung  arbeiten  (siehe  Fig.  12,  13,  14  und  15).  Solche  Per- 
sonen halten  nämlich  den  Kopf,  da  eine  unerträgliche  Blutcongestion  eine  vomübergeneigte  Stel- 
lung desselben,  ausser  für  kürzere  Augenblicke,  zur  Unmöglichkeit  macht,  gewöhnlich  etwas 
nach  oben  gehoben.  Diese  Biegung  des  Halses  nach  oben  macht,  dass  alle  Nackenmnskcln  als 
Ganzes  in  beinahe  win- 
kelrechter Richtung  wir- 
ken, nnd  es  ist  daher  nicht 
anzunehmen,  dass  gewisse 
dieser  Muskeln,  vor  allen 
der  Complezns  und  der 
Bi venter,  den  Kopf  nach 
vom  ziehen,  was  sie  wohl 
bei  aufrechter  Stellung 
thun  können. 

Hier  handelt  es  sich 
also  nicht  um  ein  Ziehen 
des  Kopfes  in  der  Längs- 
richtung gerade  nach  hin- 
ten, sondern  um  ein 
Ziehen  des  Hinter- 
hauptbeines nach  un- 
ten, wobei  der  obere  Theil 

desselben  etwas  hinten-  Schematische  Darstellung  der  Wirkung  der  Nackenmuskeln  bei 
über  geworfen  wird,  den  vornübergebeugter  Kürperstellung. 

hinteren  und  den  unteren  1.  Complexui  und  Birenter;  2.  Trachelomastoideus;  3.  Trapezins; 

Theil  ,1m  <M,eit..ll,i.iti..s  4-  Bplenius  capitis;  mit  gestrichelten  Linien  sind  der  tiefer  liegende 

Bectus  major,  Rectus  minor.  Obliquus  auperlor,  Spinalis  und 
mit  »ich  ziehend  (siehe  Semispinali*  colli  angedeutet. 

Fig.  10). 

Eine  mechanische  Bedingung  hierfür  findet  sich  auch  in  dem  Knorpel  gegeben,  der  bis 
in  das  spätere  Wachsthumsalter  hinein  don  vorderen  Theil  des  Hinterhauptbeines  mit  dem  Keil- 
bein vereinigt  und  der  ntaebt,  dass  das  Hintorhauptliein,  als  Hebelarm  betrachtet,  hier  seinen 
Stützpunkt  hat. 

Ein  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung  ist  die  Form  des  Hinterkopfes,  die 
Bathrocephalie  — „Treppenstufenkopf“  — genannt  wird,  wo  nämlich  der  oberste  Theil 
des  Hinterhauptbeines,  ein  Stück  vor  die  Scheitelbeine  hervorschiessend,  einen  kleinen  Vor- 
sprung oder  gleichsam  eine  Treppenstufe  bildet  (siehe  Fig.  10).  Die  Scheitelbeine  sind  bei 
dem  Hintenüberwerfen  des  Hinterhauptbeines  in  diesen  Fällen  nicht  mitgofolgt,  sondern,  wahr- 
scheinlich durch  früh  cingctretene  grössere  Festigkeit  als  sonst  oder  auch  durch  Verknöcherung 
des  hinteren  Theiles  der  Saggitalsntur,  zurückgehalteti  worden. 

Nach  Ribbc  tritt  normale  Verknöcherung  der  Suturen  zuerst  im  hinteren  Theil  der 


Big.  10. 


1 


Digitized  by  Google 


224  Dr.  Anton  Nyström, 

Sagittalsulur  ein,  und  zwar  mitunter  schon  im  20.  Jahre,  namentlich  bei  weniger  civilisirten 
Völkern. 

Die  Verknöcherung  der  Suturcn  zeigt  das  Auf  hören  de*  Wachsens  des  Gehirns  und  der 
Schädelknochen  an  und  dürfte  ihre  Ursache  zunächst  in  einer  Verminderung  des  Druckes  von 
innen  haben. 

Dass  die  Nacken muskeln  oft  auf  die  Form  des  Kopfes  auch  bei  Bracliyccphalie  einwirken, 
ist  unzweifelhaft,  und  dieses  dürfte  seinen  Grund  in  mehr  anstrengender  Arbeit  bei  vornüber- 
gebeugter  Stellung  haben.  Man  findet  solchergestalt  bei  gewissen  der  Alteren  Inka-Schädel  im 
Museum  des  Karolinischen  Institutes  das  Hinterhauptbein  ebenso  gewölbt,  wie  bei  Mesocephalen, 
während  es  bei  Schädeln  von  Inka -Kindern  — in  Folge  Zusammenpressens  derselben  von  den 
zartesten  Jahren  an  — in  einer  Entfernung  von  nur  ein  paar  Centimeter  vom  Foramen  magnnm 
gerade  aufsteigt.  und  eine  ebene  Fläche  bildet.  Dass  diese  Formveränderung  durch  die  Nacken- 
muskeln hervorgerufen  ist,  nimmt  auch  Professor  E.  Clason  an. 

Diesen  hier  dargestellten  Einfluss  der  Nackenmuskeln  auf  die  Form  des  Kopfes,  bedingt 
durch  eine  mehr  oder  weniger  vornübergebeugte  Stellung,  will  ich  als  das  dynamische  Gesetz 
für  die  Dolichocephalie  bezeichnen. 

Diese  Einwirkung  der  Nackenmuskeln  auf  die  Form  des  Schädels  macht  Bich  hauptsächlich 
in  jungen  Jahren,  wo  die  Knochen  und  Nähte  hinreichend  nachgiebig  sind,  geltend.  Dieses 
kann  man  am  besten  bei  gewissen  wilden  Völkern  sehen,  wo  es  der  junge  Wilde  gewöhnlich 
schon  in  frühem  Alter  lernen  muss,  sich  auf  sich  selbst  zu  verlassen,  weshalb  er  schon  als  Kind 
in  den  Handwerken  und  Beschäftigungen  des  Stammes  unterrichtet  wird.  Oft  muss  er  sich 
schon  im  Alter  von  acht  his  neun  Jahren  selbst  versorgen. 

Dieses  ist  auch  oft  bei  den  arbeitenden  Classen  vieler  civilisirter  Völker  der  Fall,  und 
was  namentlich  Schweden  anbelangt,  so  habe  ich  bei  meinen  Untersuchungen  erfahren,  dass  die 
Kinder  der  niederen  Volksclasscn  schon  im  Alter  von  sechs  his  sieben  Jahren  allgemein  an  den 
Arbeiten  ausserhalb  des  Hauses  theilnehmen  müssen  und  dass  unzählige  Bich  auch  damit  zum 
grossen  Theil  selbst  versorgen. 

Das  statische  Gesetz  für  die  Brachycephalie  wirkt,  wie  angenommen  werden  muss,  in  den 
Wachsthumsjahren  dem  Entstehen  einer  allzu  langgestreckten  Form  des  Kopfes  durch  die 
Wirkung  der  Nuckenmuskeln  entgegen. 

Um  die  ungefähre  Kraft  zu  ermitteln,  die  bei  kleinen  Kindern  für  die  Verlängerung  der 
Schädel  durch  Ziehen  erforderlich  ist,  habe  ich  mit  der  abgesägten  Calotte  eines  kurz  vorher 
gestorbenen  Knaben  von  eiucin  Jahr  und  sieben  Monaten  folgende  Versuche  angeslellu  Mittelst 
eines  Loches  im  vorderen  Theil  wurde  die  Calotte  aufgebängt  und  dann  in  ein  Loch  im  Hinterhaupt- 
theil  der  Haken  einer  Federwaage  gehakt,  hierauf  der  natürliche  Breitendiamcter  gemessen, 
sodann  in  der  Federwaage  gezogen  und  neue  Maassc  vom  Breitendiameter  in  dem  Verhällniss 
genommen,  in  welchem  eine  stärkere  Ziehung  staufand,  d.  li.  eine  grössere  Belastung  ange- 
wendet wurde. 

Hierbei  wurde  gefunden,  dass  der  Breiteudiametcr  folgende  Msasse  erhielt: 

11,7cm  ohne  Belastung  11,6cm  bei  Belastung  mit  1 kg 

11, 6 „ bei  Belastung  mit  0,5  kg  11,4  , . „ . 2 » 

11,3  cm  bei  Belastung  mit  4,5  kg 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  225 

Die  Calotte  nahm  nach  den  Ziehungen  wieder  ihre  ursprüngliche  Form  an,  ihre  Elasticität 
war  daher  unverändert 

Dieser  Versuch  zeigt,  dass  die  Kraft,  die  erforderlich  ist,  um  nennenswerthe  Verände- 
rungen in  der  Form  de*  Schädels  hervorzurufen,  nicht  so  besonders  gross  zu  sein  braucht,  und 
dass  sie  sicherlich  den  beiden  Kräften  entspricht,  die  bei  vornübergebeugter  Körpcrstellung 
wirken:  der  Schwere  des  Kopfes  und  dem  Ziehen  der  Nackenmuskeln,  das  diese  Schwere 
anfwiegt 

Da»  Gewicht  des  Kopfes  bei  Lebenden  habe  ich  durch  Wägung  auf  einer  Federwaage  — 
bei  vollkommen  schlaffen  Halsmuskeln  — wie  folgt  gefunden: 


bei  Kindern  von  1 Jahr  und  1 Monat 1,5  kg 

a „ „ 2 Jahren  und  3 Monaten  . . . 1,75  „ 

„ „ , 5 bi»  9 Jahren '.  2,25  bis  2,5  „ 

, „ , M Jahren S . 

„ erwachsenen  Frauen 3 „ 3,5  „ 

n „ Männern  3,5  „ 5 » 


Man  muss  natürlicher  Weise  annehmen,  dass  eine  grössere  Kraft  erforderlich  ist,  um  den 
ganzen  Schädel,  als  um  die  abgesägte  Hälfte  desselben  zu  verlängern. 

Wenn  nun  auch  diese  Kraft  billiger  Weise  als  doppelt  so  gross  angenommen  wird,  so  findet 
man  doch,  dass  ein  Kinderkopf  mit  einem  Gewicht  von  1,5  bis  2,5 kg  hinreichend  schwer  ist, 
um  eine  Verminderung  des  Breitendiameters  des  Schädels  auf  ungefähr  1 bis  1,5  mm  bervor- 
zurufen. 

Auch  nach  dem  eigentlichen  Wachsthumsalter  kann  man  da,  wo  Beschäftigung  und 
Gewohnheit  zu  einer  stark  vornübergebeugten  Stellung  zwingen,  eine  schwache  und  langsame 
Entwickelung  zur  Langköpfigkcit  erwarten.  Die  Lebensweise  ganzer  Völker  verändert  sich 
durch  die  Anwendung  von  llausthieren,  Wagen,  Eisenbahnen,  Maschinen  u.  *.  w.  inehr  oder 
weniger,  und  allmählich  dürfte  diese  Veränderung  auf  die  Schädelform  der  Völker  einwirken. 

Um  zu  ermitteln,  ob  bei  Kindern  eine  Erweiterung  des  Schädels  in  der  Richtung  des 
Breiten-  oder  Längcndiameters  einerseits  durch  inneren  Druck,  audererseits  durch  das  Ziehen 
der  Nackenniuskeln  am  Hinterhauptbein  verursacht  wird,  habe  ich  ein  empfindliches  Instrument, 
Kraniodilatometer,  construirt  (Fig.  11),  welches  mittelst  einer  Spitze  auf  geschwärztem  Papier 
die  geringsten  Veränderungen  in  diesen  Diametern  angiebt.  Der  Uhrmacher  Herr  C.  G.  Sobweder, 
Vorsteher  der  Linderothscheu  Uhrenfabrik  in  Stockholm,  hat  mit  bekannter  Gcachicklicbkeit 
dieses  Instrument  verfertigt,  das  nach  damit  ausgeführten  Versuchen  erforderliche  Verbesse- 
rungen erfahren  hat,  um  mit  wirklicher  Präcision  den  Ausschlag  geben  za  können.  Dasselbe 
besteht  aus  einem  dünnen  Messingband,  3 cm  breit,  welches  um  den  Kopf  gespannt  wird  und  an 
welchem  ein  drehbarer  Querarm  mittelst  seiner  in  rechtem  Winkel  zum  Bande  hinubgeheudeu 
Stütze  befestigt  ist;  an  dem  Querarra  läuft  eine  Hülse,  an  der  sich  ein  zweiarmiger  Zeiger  be- 
wegt; das  untere  Ende  dieses  Zeiger«  ist  mit  einem  kleinen  Voratecker  versehen,  der  in  eine 
gegenüber  der  eben  erwähnten  Stütze  des  Qucranues  am  Messingbande  sitzende  Gabel  ein- 
gepasst wird,  und  an  seinem  oberen  Ende  ist  eine  nach  hinten  gebogene  Spitze  angebracht,  die 
auf  den  an  ihm  befestigten  geschwärzten  Papierstreifen  Striche  macht.  Um  die  Bewegung  des 
Zeigers  um  so  deutlicher  angegeben  zu  erhalten,  ist  sein  oberes  Ende  mn  die  Hälfte  länger  als 

Archiv  fl»  AnlliropnlotU.  Bd.  XXVII.  29 


Digitized  by  Google 


226 


Dr.  Anton  Nyström, 

da«  untere;  mittelst  eines  kleinen  Drückers  wird  die  Spitze  des  Zeigers  von  dem  geschwärzten 
I’apier  abgehalten,  oder  ihr  die  Freiheit  gegeben,  gegen  dasselbe  zu  drücken,  je  naohdom  sich 
das  Instrument  in  Ruhe  befindet  oder  arbeitet  Bei  den  Versuchen  kann  der  Zeiger  immer  nur 
einen  Strich  oder  auch  nur  einen  Punkt  auf  das  geschwärzte  Papier  machen,  welches  deshalb 
bei  jedem  neuen  Versuch  etwas  verschoben  werden  muss. 

Damit  sich  im  Messingbande  keine  Tension  finde,  d.  h.  damit  keine  mechanische  Kraft  in 
demselben  den  Zeiger  beeinflussen  könne,  muss  das  Band  zirkelrund  sein,  und  deshalb  gehören 

zum  Instrument  eine  Anzahl  halb- 
mondförmige Holzklötze  von  ver- 
schiedener Dicke  — an  der  Innenseite 
für  die  Wölbung  des  Kopfes  ausge- 
höhlt — , von  denen  zwei  an  den 
Schufen  eingesetzt  werden.  Der  vorher 
gemessene  Ungen-  und  Breitendiaineler 
geben  an,  von  welcher  Dicke  die  Klötze 
zu  nehmen  sind. 

Um  dem  Instrument  die  nöthige 
Festigkeit  zu  geben,  so  dass  sich  das 
.Messingbaud  mit  dem  daran  befestigten 
Gestell  für  den  Zeiger  nicht  nach  der 
Wölbung  des  Kopfes  biegen  möge, 
sind  noch  zwei  dünne  Holzklötze  für 
den  Stirn  - und  den  Uinterhaupttheil 
an  der  Innenseite  des  Messingbandes 
eingesetzt. 

Das  Messingband  wird  so  fest  um  den 
Kopf  gespannt,  wie  es  ertragen  werden 
kann;  dasselbe  kann  wegen  der  ansgehöhlten  Holzklötze  ohne  Schmerzen  so  angespannt  werden, 
dass  die  Haut  bedeutend  eingedrückt  und  unter  ihm  die  Circulation  des  Blutes  ersichtlich 
gehemmt  wird.  Dessentwegen  kann  man  von  dem  Blutdruck  als  einer  möglichen  Quelle  von 
Fehlern  in  den  Experimenten  mit  dem  Kraniodilatomoter  ganz  absehen. 

Andere  mögliche  Fehlerquellen  sind  die  Thätigkcit  des  Muse,  occipito  • frontalis  bei  Faltung 
der  Stirn,  wenn  das  Instrument  in  der  Längsrichtung , und  die  Thätigkeit  der  Schläfcninuskcln 
beim  Kauen,  wenn  cs  in  der  Querrichtung  des  Kopfes  eingestellt  ist.  In  beiden  Fällen  giebt 
das  Kraniodilatometer  Ausschläge;  die  Striche  aber,  die  hierbei  auf  dem  geschwärzten  Papier 
entstehen,  haben  sich  bei  allen  angestelllcn  Versuchen  als  bedeutend  kleiner  als  die  bei  Ver- 
änderung der  Form  des  Kopfes  beim  Schreien  oder  vornübergebeugter  Stellung  erhaltenen  erwiesen. 
Bei  den  Versuchen  ist  indessen  den  Kindern  gesagt  worden,  die  Stirn  nicht  zu  falten  oder  nicht 
zu  kauen,  und  dass  sie  dieses  auch  nicht  gethan  haben,  davon  habe  ich  mich  durch  genaue 
Beobachtung  der  Gesichter  der  Kinder  bei  den  Versuchen  überzeugt. 

Wenn  es  galt,  zu  sehen,  ob  der  Breitendiameter,  in  Uebereinstimmung  mit  dem  von 
mir  angenommenen  statischen  Gesetz  für  die  Brachycephalie,  beim  Schreien  zunimmt,  ist  das 


Fig.  11. 


Kraniodilatometer. 


Digitized  by  Google 


I 

Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  227 

Kraniodilatornetcr  in  der  Querriebtung , und  wenn  es  galt,  eine  Zunahme  des  L&ngendia- 
meter«  bei  vornübergebeugter  Stellung,  in  Vebcreinstimmung  mit  dem  von  mir  ange- 
nommenen dynamischen  Gesetz  für  die  Dolichocephalie,  nachzuweisen,  in  der  Längsrichtung  ein- 
gestellt worden.  Bei  allen  Versuchen  sind,  wie  aus  folgender  Tabelle  zu  ersehen  ist,  constant 
positive  Ergebnisse  in  Uebereinstiramung  mit  den  angenommenen  Gesetzen  erhalten  worden. 

Die  Striche  des  Kraniodilatometcrs  sind  hier  genau  wiedergegeben  und  also,  wegen  der 
Grösse  der  Nadelarme,  um  die  Hüllte  grösser  als  die  wirk  liehe  Zunahme  der  Diameter.  In  der 
Tabelle  geben  die  Striche  unter  „Breitendiameter“  die  Zunahme  des  Breitendiameters,  unter 
„Längendiameter“  die  Zunahme  des  Liitigendiamctcrs  an.  Die  l'unkte  zeigen  an,  dass  sieb  die 
Nadelspitze  gar  nicht  bewegt  hat. 

Das  Alter  ist  in  Jahren  augegeben;  K.  bezeichnet  Knabe,  M.  Mädchen. 


Alter, 

Geschlecht 

Bei  vorn  übergebeugter  Stellung 
Breitendiameter  | Längendiameter 

Beim  Schreien 

Breitendiameter  Längend  ismeter 

2*/..  K. 

_ _ __ 

... 

_ _ 

57*  K. 

5.  M. 

6,  M. 
5,  M. 
9,  M. 

14,  M, 

Die  Striche,  die  beim  Falten  der  Stirn  und  beim  Kauen  entstehen,  sind  nicht  grösser 
als  in  der  hier  folgenden  Tabelle  über  Versuche  bei  drei  Kindern. 


Alter, 

Geschlecht 

Beim  Kulten  der  Stirn 
Längendiameter 

Beim  Kauen 
Breitendiameter 

6'/„  K. 
6,  M. 
14,  M. 

- - - 

- - - 

Die  Gleichgewichtslage  des  Kopfes. 

Beim  Menschen  liegt  der  Schwerpunkt  des  Kopfes,  auch  bei  der  gewöhnlichen  auf- 
rechten Körperstellung,  ein  wenig  vor  seinem  Stützpunkt  oder  den  in  den  Gelenkgruben  de» 
ersten  Halswirbels  ihre  Stütze  habenden  Gelenkköpfen  des  Hinterhauptbeines.  Die  Stellung  des 
Kopfes  hängt  deshalb  von  dem  Conlractiouszuxtand  der  zahlreichen  Muskeln  de»  Halses  und 
des  Nacken»  ab,  und  hört  dieser  Zustand  auf,  wie  t.  B.  im  Schlafe,  so  sinkt  der  Kopf,  bei  auf- 
rechter Stellung,  vornüber  und  nach  unten,  so  da»»  »ich  der  Unterkiefer  gegen  die  Brust  stützt. 
Die  Muskeln  des  Nackens  ziehen  solchergestalt  im  wachen  Zustande  und  bei  der  aufrechten 
Körperstellung  — sofern  der  Kopf  nicht  etwa»  nach  hinten  geneigt  ist,  in  welchem  Falle  sich  »ein 
Schwerpunkt  lothrecht  über  dem  Stützpunkt  befindet  und  er  mit  Leichtigkeit  balaticirt,  d.  h.  bei 
üusserst  geringer  Muskelwirkung  in  nahezu  stabilem  Gleichgewicht  gehalten  wird  — beständig  an 
dem  Hinterhauptbein. 

29* 


Digitized  by  Google 


228 


Dr.  Anton  Nyström, 

Man  hat  behaupten  wollen,  dass  der  braehy  ccphale  Kopf,  um  aufrecht  gehalten  iu 
werden,  eine  grössere  Anstrengung  der  Nackenmuskeln  als  der  dolichocephalc  fordere, 
da  das  Qleichgewichtscentrura  bei  dem  enteren  wegen  eines  kürzeren  llinterhaupttheils  weiter 
als  bei  dem  letzteren  nach  vorn  belegen  sei. 

Dass  diese  Annahme  nicht  richtig  ist,  will  ich  durch  Untersuchungen  darzuthun  suchen, 
die  ich  an  23  Schädeln  (10  brachycephalcn,  8 doliclioccphalcn  und  5 mesocephalen)  ausgefährt 
habe.  Um  die  relative  Grösse  des  hinteren  und  des  vorderen  Theilcs  dieser  Schädel,  den 
Unterkiefer  einberechnet,  vergleichen  r.u  können,  wurde  die  Länge  derselben  vom  Hinterhaupt- 
beinhöcker bis  r.ura  Oberkieferbein  gleich  neben  dem  vorderen  Nascnstachel  und  der  Abstand 
von  diesen  Stellen  bis  zur  Mitte  des  äusseren  Gehörganges  gemessen.  Dabei  wurde  gefunden, 
dass  dieser  Abstand  bei  ein  und  demselben  Schädeltypus  recht  sehr  variiren  kann.  Bei  den  brachy- 
cephalcn Schädeln  war  der  hintere  Theil  des  Schädels  kürzer  als  der  vordere  (0,2  bis  1 cm)  in 
fünf  Fällen,  gleich  lang  iu  drei  Fällen  und  länger  (0,5cm)  in  zwei  Fällen.  Bei  den  raeso- 
cephaleu  Schädeln  war  der  hintere  Theil  des  Schädels  länger  als  der  vordere  (0,7  bis  1,8cm) 
in  drei  Fällen,  gleich  lang  in  einem  Fall  und  kürzer  ebenfalls  in  einem  Fall.  Bei  den  dolicho- 
cephalen  Schädeln  war  der  hintere  Theil  des  Schädels  länger  als  der  vordere  (0,3  bis  1,6  cm) 
in  sieben  Fällen  und  gleich  lang  in  einem  Fall. 

Um  die  Gleichgewichtslage  bei  diesen  Schädeln  zu  bestimmen,  wurden  sie  mit  den 
Gelenkköpfen  des  Hinterhauptbeins  auf  rin  Gestell  mit  Wachsbelag  gestellt,  der  durch  das  Ein- 
drücken der  Gelenkköpfe  so  geformt  wurde,  dass  er  als  Stütze  für  sic  passte.  Die  Lage  des 
Schädels  wurde  nach  der  Linie  bestimmt,  wo  die  Zahnreihen  der  einen  Seite  an  einander  slossen, 
welche  Linie  im  Allgemeinen  bei  aufrechter  Stellung  horizontal  ist  und  sich  besonders  gut  für 
eine  ziemlich  genaue  Beurtheiluug  der  Lage  des  Schädels  mit  blossem  Auge  eignet.  Zu  er- 
wähnen ist,  dass  alle  Schädel  einen  beinahe  vollständigen  Zahnbesatz  hatten,  so  dass  keine  Ver- 
schiedenheit in  dieser  Hinsicht  eine  Veränderung  in  der  Lage  ihres  Schwerpunktes  herbeiführen 
konnte. 

Bei  Balancirung  auf  dom  genannten  Gestell  zeigten  die  Schädel  bei  Einnahme  der  Gleich- 
gewichtslage folgende  Verhältnisse:  Bei  den  10  brachyecphalen  Schädeln  war  die  Zahnreihen- 
linie horizontal  in  fünf  Fällen  und  etwas  nach  oben  gerichtet  in  ebenfalls  fünf  Fällen;  bei  den 
fünf  mesocephalen  Schädeln  war  sie  horizontal  in  drei  uud  etwas  nach  oben  gerichtet  in  zwei 
Fällen;  bei  den  acht  dolichocephalen  Schädeln  war  sie  horizontal  in  fünf  und  etwas  nach  oben 
gerichtet  in  drei  Fällen. 

Es  zeigte  sich  auch,  das»  die  Gleichgewichtslage  bei  den  verschiedenen  Typen  in  keinem 
bestimmten  Verhältnis»  zu  der  relativen  Länge  dt«  Ilinterhauptlheiles  des  Schädels  oder  der 
eben  genannten  hinteren  Linie  stand.  Bei  einem  der  brachvceplialen  Schädel,  wo  der  hintere 
Theil  länger  als  der  vordere  war,  zeigte  sich  die  Zalmroihenlinie  etwas  nach  oben  gerichtet, 
während  sie  bei  einem  anderen  solchen  Schädel  horizontal  war.  Bei  einem  mesocephalen 
Schädel,  wo  der  Ilinterhaupttheil  bedeutend  länger  war,  zeigte  sich  die  Zahnreihenlinie  etwas 
nach  oben  gerichtet,  und  bei  einem  anderen  solchen  Schädel  war  sie  horizontal.  Bei  einem  der 
dolichocephalen  Schädel,  bei  dem  die  Zahnreihenlinic  etwas  nach  oben  gerichtet  war,  zeigte  der 
hintere  Theil  des  Schädels  eine  bedeutendere  Länge  als  der  vordere. 

Da  da»  Gleichgewichtscentrum  des  Kopfes  beim  lebenden  Menschen  labil  ist  nnd  der 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  229 

Stützpunkt  nicht  nur  von  dem  ersten,  sondern  auch  dem  zweiten  und  den  folgenden  Hals- 
wirbeln, ja  dem  ganzen  Rückgrat  gebildet  wird,  erhellt  es,  dass  der  bracbycephale  Kopf  nicht 
mit  Nothwendigkeit  eine  grössere  Anstrengung  der  Nackenmnskeln  als  der  dolichocephale 
fordert,  sondern  dass  er  ebenso  leicht  wie  dieser  balancirt  werden  kann.  Dieses  wird  bewirkt 
durch  die  Stellung  der  Hnlswirbel  in  ihrer  Ganzheit,  und  wenn  diese  nur  die  allerschwächste 
Bewegung  nach  hinten  erhalten,  bekommt  der  Kopf  ohne  Muskelanstrengung  die  geringe 
Neigung,  die  bei  der  Mehrzahl  der  Brachycephalen  für  seine  aufrechte  Stellung  erforderlich  ist. 

Nur  bei  einem  brachycephalen  Schädel  fand  ich  die  Neigung  nach  hinten  so  bedeutend, 
■lass  für  die  aufrechte  Stellung  des  Kopfes  eine  wirkliche  Anstrengung  der  Nackenmuskeln 
erforderlich  gewesen  sein  dürfte.  Hier  fanden  sich  am  Hinterhauptbein  auch  starke  Knochen- 
leisten. Sonst  war  die  Neigung,  die  bei  der  Gleichgewichtslage  anderer  brachycephalen  und 
auch  dolichoccphalen  Schädel  beobachtet  wurde,  vcrhältnisBmässig  gering  oder  ungefähr  5 bis  10°. 

Es  dürfte  von  Gewicht  sein,  hier  darauf  hinzuweisen,  dass  das  Tragen  von  Bürden  auf 
dem  Kopfe,  das  bei  vielen  Völkern  — sowohl  dolichocephalen,  wie  meso-  und  brachycephalen 
— ein  so  gewöhnlicher  Gebrauch  ist,  nicht  als  Argument  gegen  die  hier  in  Rede  stehende 
Theorie  angeführt  werden  kann.  Dieses  Tragen  geschieht  nämlich  durch  eine  leicht  aus- 
geführte Balancirung  des  Kopfes  bei  altcrnirender  Thätigkeit  und  einer  gewissen  Tension 
aller  Muskeln  des  Halses,  wobei  keine  grössere  Anstrengung  der  Nackenmuskeln  erforderlich  ist. 

Erblich  keits  Verhältnisse. 

Während  sich  das  statische  Gesetz  für  die  Brachycephalie  und  das  dynamische  Gesetz  für 
die  Dolicbocephalie , im  Grossen  gesehen,  unzweifelhaft  bei  den  verschiedenen  Völkern  und 
(.'lassen  durch  ungeheure  Zeiträume  geltend  gomacht  haben,  hat  indessen  ebenso  unzweifelhaft 
auch  ein  anderes  ursächliches  Moment,  oder  das  allgemeine  statische  Gesetz  der  Erblich- 
keit, in  unzähligen  Fällen  eine  gegebene  Schädelform  — wie  auch  die  Gesichtsform,  die  Farbe 
der  Haut,  die  Form  des  Haares  u.  s.  w.  — als  Rassenmerkmal  fortgepflanzt,  abgesehen  von  den 
beiden  fraglichen  Gesetzen,  die  also  nicht  als  absolut  geltend  angesehen  werden  können. 

Die  Erblichkeit  kann  sich,  wie  eine  Menge  Verhältnisse  in  der  Pflanzen-  und  Thierwelt 
zeigen,  bis  zu  dem  Grade  geltend  machen,  dass  sich  gewisse  Formen  oder  Farben  bei  den  • 
Nachkommen  trotz  grosser  Veränderungen  in  den  äusseren  Lebens  Verhältnissen  erhalten,  und  dieses 
geschieht  nicht  nur  durch  Uebcrtragnng  der  Eigenschaften  der  Eltern  auf  die  Kinder,  sondern 
auch  durch  Atavismus  oder  Vererbung  der  Eigenschaften  der  Voreltern  vor  vielen  Generationen. 

Die  Erblichkeit  ist  indessen  sehr  verschieden  wirksam;  mitunter  zeigt  sie  sich  besonder» 
kräftig,  mitunter  können  sie  andere  Ursachen  überwinden,  so  dass  gewisse  Formen, 
Proportionen,  Farben  u.  s.  w.  bei  den  Nachkommen  verändert  werden. 

Ein  solches  Verhältnis  findet  man  auch  auf  anderen  biologischen  Gebieten.  So  sind 
Geisteskrankheiten,  Trunksucht  und  andere  Fehler  oft  erblich,  doch  kann  diesen  Anlagen  oft 
durch  Beispiele,  durch  die  Macht  der  Erziehung  und  des  Willens  entgegengearbeitet  werden, 
und  eine  angeborene  schwache  Körperconstitution  lässt  sich  oft  in  hohem  Grade  durch  eine 
gesuude  Hygiene  u.  s.  w.  stärken. 

Die  Erblichkeit  ist  also  kein  absoint  geltendes  ursächliches  Moment,  hat  aber  eine  ziemlich 
grosse  relative  Bedeutung. 


Digitized  by  Google 


230 


Dr.  Anton  Nyström, 


Von  84  von  mir  untersuchten  Geschwister-Tndividuen  — sowohl  Kindern  im  Alter  von  drei 


Jahren  an  wie  Erwachsenen  — war  bei  ungefähr  der  Hälfte  der  Breitenindex  beinahe  derselbe 


oder  nur  wenig  verschieden  (um  ungefähr  zwei  Einheiten),  bei  den  übrigen  aber  mehr  verschieden 
(um  ungefähr  3 bi»  9,7  Einheiten).  Der  reducirte  Breitenindex  war  bei  diesen  Geschwistern 


86,1  und  83,3 

63,7  und 

7942 

79,1 1 

und  74,8 

81  | 

83,6  , 

73,9 

80,7  . 

1754) 

77,9l 

79,9  und 

81,2  , 

74,8 

<77,6 

78,3 

. 73,3 

78,2) 

80.9  . 

77,3 

78,8 

, 75,8 

80,9  . 

74,3 

93,1) 

188,8 

78,3 

. \74'' 

78,6  . 

80,7  , 

76,8 

91.8  , 

85.« 

183,1 

174,7 

79,3  , 

75,1 

90,3) 

77,6 

. j7*.‘ 

173,7 

8042  . 

Bei  sechs  Gruppen 

von  4 bis  7 

Geschwistern 

waren  die  Breitenindexserien 

74,8  bis 

79,1 

83,1 

bis  92,1 

78,7  . 

77,6 

75,8 

. 81 

7«,1  . 

78.3 

74,1 

, 78,8. 

Je  nach  der  Stellung  in  der  Serie  hatten  verschiedene  Geschwister  beinahe  denselben 
Breitenindex,  während  sich  bei  den  anderen  eine  grössere  Verschiedenheit  fand.  Von  rwei 
Paar  Zwillingen  hatte  das  eiue  Paar  einen  Breitenindex  von  74,8  und  77,9,  das  andere  den- 
selben Breitenindex. 

In  den  24  Familien,  wo  ich  den  Kopf  sowohl  der  Eltern,  wie  der  Kinder,  zusammen 
liO  Individuen,  messen  konnte,  fand  sich  eine  grosse  Wechselung  im  Verhältnis»  des  Breiten- 
index der  Eltern  zu  demjenigen  der  Kinder. 

In  ein  paar  Fällen,  wo  die  Kinder  ungelähr  denselben  Breitcnindex  batten,  fand  sich  keine 
grosse  Verschiedenheit  bei  den  Eltern,  während  sie  in  anderen  Fällen  sehr  bedeutend  war;  und 
in  ein  paar  Fällen  mit  grosser  Verschiedenheit  bei  den  Kiudem  zeigten  sich  die  Breitenindices 
der  Eltern  nicht  sehr  verschieden,  während  ihre  Verschiedenheit  in  ein  paar  anderen  Fällen 
sehr  gross  war. 

Hieraus  ergiebt  sich  der  allgemeine  Schluss,  dass  sich  kein  conatantes  Verhältnis« 
zwischen  dem  Breitcnindex  der  Nachkommen  und  der  Eltern  findet,  und  die  besonderen  Schlüsse: 
dass  Kinder  von  Eltern  mit  verschiedenem  Breitenindex  theils  einen  grösseren,  kleineren 
oder  gleichen  Breitcnindex  wie  der  Vater,  die  Mutter  oder  beide,  theils  Zwischenformen 
zwischen  den  Hauptformen  der  Eltern  erhalten  können. 

In  10  Familien  mit  einer  bedeutenderen  Verschiedenheit  im  Breitenindex  der  Eltern  oder 
von  4,2  bis  8 Einheiten  zeigte  es  sich,  dass  von  im  Ganzen  24  Kindern  14  keine  und  nur 
10  Zwiscbenformen  batten.  In  mehreren  dieser  Familien  fanden  sich  Kinder  von  ver- 
schiedenen Kategorien,  in  anderen  keine  mit  Zwischenformen. 

Merkwürdig  ist  cs  solchergestalt,  dass  die  Anzahl  dieser  Zwiscbenformen  kleiner  als 
die  der  anderen  Formen  ist,  während  die  Kraniologen  im  Allgemeinen  als  eine  Kegel  ange- 
nommen zu  haben  scheinen,  dass  die  Zwiseheuformen  ein  wesentlich  coustantes  Kesultat  der 
Kreuzung  zwischen  verschiedenen  Typen  seien,  weshalb  sie  auch  „Mischlypcn“  oder  „Krctir.nngs- 
formen“  genannt  worden  sind.  — 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  231 

Es  dürfte  nothwendig  sein,  hier  zu  dem  Obengesagten  noch  r.u  bemerken,  das»  man  sich 
nicht  vorstellen  darf,  dass  dio  fraglichen  Veränderungen  der  Knochenformen  nur  auf  ihrer 
Elasticität  beruhen;  denn  es  müssen  auch  die  Ossificationsprocesse  in  Betracht  gezogen 
werden.  Wir  wissen,  dass  das  Wachsthum  der  Knochen  durch  Apposition  oder  Auflagerung 
neuer  Knochenmassen  von  aussen  und  den  entgegengesetzten  Vorgang,  Resorption,  oder  Auf- 
lösung im  Inneren  oder  an  der  inneren  Seite  stattfindet,  und  dass  noch  am  völlig  ausgebildeten 
Skelette  diese  Processe  an  einzelnen  Stellen  fortbcstehen. 

Es  liegt  hier  am  nächsten  zur  Hand,  die  Entwickelung  einer  Knochencyatc , besonders  im 
Sinus  frontalis,  zu  betrachten.  Die  Hervorwölbung  des  Stirnbeines  durch  dio  Cysto  beruht  auf 
der  vom  inneren  Drucke  hervorgerufenen  Resorption  an  der  Lamina  interna  und  gleichseitiger 
Apposition  neuer  periostaler  Knochenschichten  an  der  Lamina  externa. 

In  derselben  Weise  wird  wohl  auch  das  Hinterhauptsbein  verändert,  insofern  es  durch  den 
Zug  der  Kackenmuskeln  nach  unten  gezogen  wird  und  der  Druck  im  Schädel  immer  gleioh- 
mässig  wirkt. 

Die  Festigkeit  des  Beines  — die  jedenfalls  im  Leben  eine  ziemlich  grosse  Elasticität  nicht 
ausschliesst  — nachdem  es  bei  einem  Alter  von  fünf  oder  sechs  Jahren  ein  einziges  Stück  ge- 
worden ist,  kamt  deswegen  nicht  als  ein  Argument  gegen  die  angenommene  modilicirendc  Kraft 
der  Nackenmuskeln  gelten. 

Um  die  Theorie  recht  zu  verstehen,  muss  man  auch  erwägon,  wie  das  Hinterhauptsbein, 
wenn  es  durch  die  Nackcnmuskcln  nach  unten  gezogen  u'ird,  immer  mehr  seine  obere  Sutura 
erweitert,  so  dass  bei  der  hier  stattfindenden  Ossificalion  dieses  Beines,  sowie  der  Schädelbcine, 
eine  zunehmende  Verlängerung  stattfindet 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


IX. 

Bericht  über  einen  Fötus  von  Gorilla  savagei. 

Von 

W.  L.  H.  Duokworth. 

Docent  für  Anthropologie  in  Cambridge1). 

(Mit  5 Abbildungen.) 


Dii  zoologische  Sammlung  iu  Cambridge  besitzt  einen  Gorillafölus,  der  als  das  kleinste 
bisher  beschriebene  Exemplar  dieser  riesigen  Affenart  zu  betrachten  ist.  Er  wurde  zusammen 
mit  einem  vollständigen  Skelet  eines  erwachsenen  weiblichen  Thieres  an  die  zoologische  Samm- 
lung der  Universität  vom  iiauptmann  Hopkins  (dem  britischen  Kig.  i. 

Residenten  in  Loanda)  schon  im  Jahre  1876  geschenkt  Ob- 
schon im  Allgemeinen  in  Alkohol  gut  conservirt,  sind  dennoch 
einige  Beschädigungen  tiemerkbar.  Der  obere  Theil  des  Armes 
ist  oberflächlich  zerrissen,  und  der  rechte  Fuss  mit  dum  Unter- 
schenkel nur  noch  mittelst  einiger  Sehnen  iu  Verbindung.  In 
der  am  Schlüsse  angehängten  Tabelle  werden  einige  Ilauplmaasse 
angegeben  werden.  Die  grösste  Länge  (vom  Scheitel  ^bis  zum 
Steissbeiu  gemessen)  ist  71  mm,  was  mit  einem  4 bis  41/,  monatlichen 
.Menschenfötus  Qbereinstiinmen  würde,  Fig.  1,  4 und  5. 

Das  Geschlecht  ist  männlich.  Der  Kopf  ist  sphärisch 
ohne  Nackcugrubc  und  verhältnissmässig  gross.  Die  Augen 
sind  gross  und  vorspringend,  die  Lider  geschlossen.  Die  Nase 
nähert  sich  wegen  ihrer  Flachheit  derjenigen  des  erwachsenen 
Thieres.  doch  scheinen  die  unteren  Theile,  <1.  h.  Nasenspitze  und 
Ahle  Nasi  etwas  mehr  vorspringend,  als  es  hei  älteren  Individuen 
der  Full  ist.  Diu  Ohren  sind  klein,  abgeplattet  und  verdicht,  der  rechte  Helix  Auriculac  sieht 
schon  etwas  eingerollt  aus;  dagegen  scheint  der  Antitragus  noch  nicht  mit  den  anderen  Ohr- 
warzen  verschmolzen  zu  sein. 

Die  Mundspalte  ist  breit,  und  da  die  lünge  der  oberen  Lippe,  vom  Septum  Nasi  bis  au 
deu  Kami  gemessen,  nur  schwach  entwickelt  ist,  so  stellt  sich  schon  ein  charakteristischer  Untcr- 

')  Herrn  Prof.  l>r.  H.  Lenz  in  Lübeck,  der  die  Liebersetzung  der  vorliegenden  Mittheilung  freundlich. l 
durchgeeebm  bst,  möchte  ich  au  dieser  Stelle  meinen  herzlichsten  Dank  ausdrucken.  W.  L.  11.  t>. 

Archiv  für  Anthropolotfi«'  Bd.  XXVII.  g() 


Digitized  by  Google 


234 


W.  L.  H.  Duckworth, 


schied  vom  Schimpansen  heran*.  Die  Hautfarbe  ist  meisten*  weissgrau.  Demnach  ist  die  schwarze 
l’igmerit innig  des  Thiercs  bei  der  Geburt  noch  nicht  vorhanden.  Weder  Haare  noch  Lanugo  *ind 
zu  bemerken.  Die  vorderen  Extremitäten  sind  ziemlich  zart,  die  Hände  laug,  aber  dabei  breit, 


Kg.  2. 


A , H.  Ansichten  eines  4%  monatlichen  menschlichen  Fötus  von  76  mm 
Kumpflänge  (natlirl.  Gr.). 

O,  I».  Iter  Üuriliafötue  (natlirl.  Gr.). 


die  Finger  dick,  der  Daumen 
kurz.  Die  hinteren  Extremi- 
täten sind  verbältnissmäasig 
kurz,  mit  stark  gebogenen 
Gelenken.  An  den  Füssen  ist 
der  Hallnx  von  den  anderen 
Zehen  deutlich  abgetrennt 
und  die  Halluxmuskeln  schon 
stark  entwickelt.  Hiornach 
ist  der  Fuas  als  schon  wirk- 
lich pithecoid  zu  betrachten. 
An  den  inneren  Handflächen 
und  den  Fusssohleu  sind  die 
Ilautleisteu  bereits  ent- 
wickelt, darunter  vorherr- 
schend die  schräglaufenden 
und  sagittaleu;  dagegen  sind 
die  querlaufenden  Leisten 
erst  schwach  augedoutet '). 

Die  Wirbelsäule  ist 
uinfacb  rückwärts  gei>ogen; 
am  unteren  Ende  ist  der 
Coooyx  durch  die  Haut  hin- 
durch siohthar  und  erscheint 
3 nun  hinter  dem  Anus  als 
mciirere  blaugefärbte  glän- 
zeude  Knorpelplättohcn,  Der 
Bauch  ist  voll  und  rundlich, 
der  Nabelslrang  Bteht  nahe 
der  Syaphysia  Pubis.  Die 
äusseren  Genitalien  bestehen 
aus  einem  kaum  erkenn- 
baren Penis,  der  am  Pcri- 
nacuui  festgewachsen  ist. 
Dasücrotumfohit  vollständig. 

lin  Anschluss  hieran 
folge  die  Beschreibung  von 
zwei  menschlichen  Fötus  von 


')  Vergl.  Hej, bum,  Journal  of  Anammv  and  Physiologe  18»2. 


Digitized  by  Google 


Ein  (rorilla  - Fötus. 


235 


ähnlichen  Grossen  aus  der  anatomischen  Sammlung  der  Universität  Cainhridge.  L>er  erste  der- 
selben wird  auf  nebenstehender  Figur  (Kig.  2A  und  ß)  allgebildet  und  die  Hnuptmaaac  in  der 
Tabelle  der  Messungen  gegeben  (Nr.  2).  Die  totale  Dinge  ist  107,6  mm  und  die  Länge  vom 
Scheitel  bis  »um  Coccyx  76  mm.  Der  zweite  besitzt  eine  Länge  von  66  mm  (vom  Scheitel  bis 
zum  Coccyx  gemessen);  sein  Alter  wird  etwa  vier  Monate  betragen.  Hände  und  FOssc  (die  in 
Kig.  3 A und  B dargestellt  sind)  zeigen  bereits  die  charakteristischen  menschlichen  Merkmale, 
Da  die  Gewichte  aller  drei  Fötus  durch  Kg-  8. 

die  Wirkung  des  Alkohols  stark  verändert 
sind,  so  lassen  sich  daraus  keine  zu- 
verlässigen Schlüsse  ziehen. 

Ein  Vergleich  der  äusseren  Formen 
der  menschlichen  mit  denjenigen  des  Gorilla- 
ffltus  giebt  zu  den  folgenden  Bemerkungen 
Veranlassung.  Der  Kopf  sieht,  mit  dein 
Kumpf  verglichen,  bei  dem  Gorilla  grösser 
aus  als  bei  dem  Menschen;  es  kommt  keine 
ausgeprägte  Dcpressio  Xnchalis  vor,  so  dass 
ein  Hals  fast  gänzlich  fehlt.  Die  Ohren 
bieten  keinen  besonderen  Unterschied  dar. 

Da  bei  dem  menschlichen  Fötus  (Fig.  2 A 
und  B)  der  Helix  Auricnlae  proximalwärts 
durch  eine  tiefere  Grube  von  dem  Anti- 
helix ahgetrennt  ist  als  bei  dein  Gorilln- 
fötus,  so  siebt  die  Ohrmuschel  hei  dem 
enteren  mehr  eingerollt  aus.  Die  Augen 
sind  bei  dem  Gorilla  ähnlich  wie  bei  dem 
Menschen  gross  und  vorspringend.  Die 
Gesiehtstheile  des  Kopfes  sind  bei  dem 
Gorilla  relativ  und  absolut  grösser  als  bei 
dem  Menschen. 

Bei  dem  letzteren  ragen  Ober-  und 
Unterkiefer  weniger  hervor,  die  Nasen- 
löcher sind  kleiner  und  weiter  von  ein- 
ander genickt,  die  Mundspalte  ist  ent- 
schieden kleiner  als  heim  Gorillafötns.  Die 
Maasse  werden  dies  bestätigen.  Der 
Gorillanimpf  ist  dicker  als  beim  Menschen, 
und  die  Ossa  Iliaca  haben  bereits  die  für  den  erwachsenen  Gorilla  charakteristischen  Können 
Bei  beiden  steht  der  Ursprung  des  Nahelstiangcs  sehr  niedrig. 

Die  vorderen  Extremitäten  des  menschlichen  Fötus  sind  zierlich  und  relativ  wie  alisolut 
kleiner  und  kürzer;  Vorderarm  und  Hand  tragen  weniger  zur  totalen  Länge  hei  als  beim  Gorilla. 
Bei  dem  Menschen  reicht  der  Daumen  bis  au  das  distale  Ende  der  ersten  Phalanx  des  Zeigo- 

30* 


A Hand.  B Kuss  eines  viernionatlichen  menschliche»  Fötus. 
C Hand,  I)  Fus*  de*  Cambridger  ftorillafütus. 

nseh  Photographien 


gc- 


Sämmtliche  Abbildungen  wurden 
zeichnet : 

C ist  3,8  mal.  I)  3,66  mal  vergrüssert  worden.  A und  B sind 
in  gleichen  Maassstaben  entworfen. 


Digitized  by  Google 

\ 


23f. 


W.  L.  H.  Duck worth 


lindem,  während  bei  ilrni  Gorilla  der  Daumen  kaum  den  Motacarpal  des  Zeigefingers  ülivrragt 
( Kig.  MC).  Die  hinteren  Extremitäten  de«  Menschen  sind  länger  al«  hei  dom  Gorilla  uml  neben 
zierlich  au«,  der  Oberschenkel  erscheint  bereit«  stärker  nach  innen  gedreht:  die  Knöchel  sind 
zierlicher,  und  die  Kusssohle  weniger  als  beim  Gorillafötus  eingebogen.  Der  menschliche  Kuss 
hat  somit  (siehe  Kig.  .’IA  uml  11)  seine  charakteristische  Ausbildung  Ire  reit*  erlangt.  Die  ln-i 
■lern  jüngeren  Kötus  bemerkbaren  llautleistchen  können  künstlich  durch  die  Wirkung  des  Alkohols 
hervorgchraclit  sein.  Auf  der  Kusssohle  des  Gorillas  können,  wie  schon  bemerkt  war,  deutliche 
llautleistchen  beobachtet  werden  (Kig.  3D). 

Will  man  nun  diesen  Gorillafötus  mit  anderen  derselben  Art  vergleichen,  so  muss  mau 
hauptsächlich  die  Arbeit  Deniker’s  über  einen  Gorillafötus  in  Betracht  ziehen.  Der  von  diesem 
Fig.  4').  Fig  5. 


Autor  beschriebene  Kölns  war  entschieden  grösser  als  unserer.  Die  grösste  Länge  war  bereits 
I®®  nun  (doppelt  so  gross  als  diejenige  des  Cambridger  Exemplars).  Eine  Anzahl  von  Messungen 
•lieses  Kölns  ist  in  der  nachfolgenden  Tabelle  zusammen  mit  denen  unseres  Thieres  und  des  oben 
beschriebenen  menschlichen  Kölns  Nr.  1 gegeben.  Ein  Blick  auf  die  Tabelle  zeigt,  dass  unser 
Gorilla-  und  der  menschliche  Fötus  an  verschiedenen  Punkten  nicht  weit  von  einander  stehen. 
Seiner  abweichenden  Grösse  halber  bleibt  das  Deniker’sche  Exemplar  von  den  beiden  getrennt. 
(Bei  der  Vergleichung  so  kleiner  Maasse,  welche  überdies  schwer  genau  zu  nehmen  sind,  ist 
stet»  besondere  Vorsicht  geboten.) 

l)  Röntgen* Aufnahme. 


Digitized  by  Google 


Ein  Uorilla  - Fötus. 


237 


Ans  den  Maassen  ergiebt  eich,  dass  bei  Exemplar  2 die  hinteren  Extremitäten  im  Vergleich 
ni  der  Totallänge  kürzer  sind  als  bei  Nr.  1.  Die  vorderen  Extremitäten  sind,  verglichen  mit  den 
hinteren  bei  Nr.  2,  länger  als  bei  Nr.  1,  wie  es  bei  dem  jüngeren  Thier  zu  erwarten  war. 
Bei  der  Vergleichung  des  Oberarmes  mit  dem  Unterarm  sind  die  Verhältnisse  ähnlich  bei  Nr.  1 
und  2;  vergleicht  man  den  Ober-  mit  dem  Unterschenkel,  so  führen  die  Zahlcu  zu  dem  Schlüsse, 
dass  der  Unterschenkel  im  ersten  Stadium  (Nr.  2)  relativ  sehr  laug  ist,  und  dass  bei  dem  ferneren 
Wachsthum  (bis  zu  der  Grösse  des  Dcnikor’schcn  Exemplars)  ein  Wachsen  des  Oberschenkels 
vorherrscht;  in  späteren  Stadieu  horrscht  nochmals  stärkeres  Wachsthum  des  Unterschenkels  vor. 
Hiermit  würden  auch  die  von  Turner  (vergl.  Challenger  Reports:  Nones  of  the  Skeleton) 
von  dem  erwachsenen  Gorilla  angegebenen  Zahlen  iibereinittimmen. 

Was  endlich  Oberschenkel  und  Oberarm  betrifft,  so  ist  die  grössere  Länge  des  Oberarmes,  im 
Vergleich  mit  dem  Oberschenkel  bei  Nr.  2,  wahrscheinlich  eine  Wiederholung  des  Verhältnisses, 
welches  zwischen  der  Gesainmtlänge  der  vorderen  und  hinteren  Extremitäten  bestellt,  und  igt  wie  diese 
durch  das  jüngere  Alter  von  Nr.  2 bedingt;  sie  ist  ebenfalls  beeinflusst  durch  den  verhältnissmässigen 
dolicho-knemischen  Charakter  des  Nr.  2,  worauf  schon  hingewiesen  wurde.  (Nach  der  Turuer’schen 
Maasseintheiluug  ist  der  Index  für  Dolichoknemie  grösser  als  83,  während  an  dein  Exemplar 
Nr.  2 nur  72,2  vorhanden  ist;  deshalb  halten  wir  den  Ausdruck  „verhältnissmässig1*  gebraucht.) 

Wenden  wir  uns  nun  dem  Vergleiche  zwischen  dem  Gorilla  (Nr.  2)  und  dem  menschlichen 
Fötus  (Nr.  3)  von  annähernd  gleicher  Grösse  zu.  Der  Fötus  (Nr.  3)  zeigt  insofern  einen  mensch- 
lichen Charakter,  als  der  Kumpf  einen  verbältnissmäasig  kleineren  Tbeil  der  Gesammtlängc  als 
bei  dem  Gorilla  und  demgemäss  die  hiDteren  Gliedmaassen  einen  grösseren  Tbeil  ausinachcii. 
Diese  letztere  Thatsache  hat  jedoch  wegen  der  Schwierigkeit  der  Mesaungen,  was  die  hinteren 
Gliedmaassen  betrifft,  in  den  Zahlen  nicht  zum  Ausdruck  gebracht  werden  können.  Da  die  Fest- 
stellung der  Maassverhältnisse  zwischen  Kampf  und  Gesammtlängc  leichter  und  sicherer  zu  be- 
stimmen ist  als  diejenige  der  Gliedmaassen,  so  ist  den  aus  ersteren  gezogenen  Schlüssen  auch 
grössere  Wichtigkeit  beizulegen. 

Fenier  zeigt  sich  die  verhältuissmässige  Kürze  der  vorderen  Extremitäten  schon  bei  Nr.  3 
(32  gegen  45  Proe.  der  Gesanimtiäuge  bei  Nr.  2)  und  weicht  hierin  der  ältere  Gorillafötus  Nr.  1 
(mit  50  Proc.)  noch  mehr  von  dem  menschlichen  Fötns  ab.  Es  würde  jedoch  richtiger  sein, 
Deniker’s  Zahlen  mit  denjenigen  eines  menschlichen  Fötus  von  gleicher  Grösse  zu  vergleichen. 

Die  Kürze  des  menschlichen  Unterarmes  und  der  Hand  im  Verhältnis»  zum  Oberarm  ist 
schon  deutlich,  wie  aus  den  Zahlen  hervorgehl;  ebenso  die  grössere  länge  der  hinteren  Glied- 
maassen den  vorderen  gegenüber.  Was  dagegen  das  Verhältnis»  zwischen  Oberschenkel  mul 
Oberarm  betrifft,  so  stellt  der  menschliche  Fötus  zwischen  Gorillafötus  und  erwachsenem  Menschen. 
Wir  sehen  demnach  ontogenetisch,  dass  charakteristische  äussere  Merkmale  schon 
in  sehr  frühem  Stadium  am  Fötns  zu  erkennen  sind;  diesen  ist  natürlich  um  so 
mehr  Wichtigkeit  heizulegeii,  je  früher  sie  auftreteu. 

Aus  Obigem  bestätigt  sich  die  Annahme,  dass  phylogenetisch  der  Zweig  der  Anthro|)oideu, 
wie  wir  sie  gegenwärtig  kennen,  sich  von  den  Vorfahren  des  Menschen  in  entsprechend  frühem 
Zeitalter  abgetrennt  hat.  Da  es  nicht  ohne  Wichtigkeit  für  unsere  Anschauung  von  Ueber- 
gangsformen  zwischen  Mensch  und  Affen  ist,  so  haben  wir  die  ans  dieser  Abhandlung  »ich  er- 
gebenden ltesultale  zahleumässig  in  nachstehender  Tabelle  zusaiumeugostellt. 


Digitized  by  Google 


823 


W.  L.  H.  Duckworth,  Ein  Gorilla-Fötus. 

Tabelle:  Urösaenverhältuieee  (nach  Meldungen). 


Nr.  I.  Der  von  Deniker  beschriebene  Gorillafötus  9* 

Kr.  2.  Der  (»orillafötus  der  Cambridger  Zoologischen  Sammlung  cf» 
Nr.  3,  Hin  4%  monatlicher  menschlicher  Fötus  cf. 


I n d i c e • 

Kr.  1 

Nr.  2 

Kr.  8 

Körper  länge  (Scheitel  — Ferse) 

196 

88? 

107,5 

liängc  des  Kumpfes  (Scheitel  — Coccjx)  . . 

186 

71 

76? 

m n « (7.  Halswirbel — Coocyx) 

91 

45? 

45? 

Kopf,  grösste  Länge 

58 

29? 

26,6 

* grösste  Breite 

48 

24? 

23,5 

n Höhe  (Scheitel  — Kinn) 

no 

82 

31 

Gesichtsbreite  iBijug.) 

49 

22? 

18,5 

Distanz  der  Canthi  interni  oculorum  . . . 

12 

6 

6 

. . . externi  , ... 

34 

18 

17 

Höhe  der  Nase  

20 

8 

5.6 

«reite  » „ 

19 

7,5 

5 

Höhe  der  Ohrmuschel  

16 

6 

6 

Breit«  „ 

10 

3,5 

3 

Breit«  des  Maoles 

26 

10 

5,5 

Grösster  Kopfumfuug  ........... 

178 

88 

83 

Schalterbreite 

72 

27,5 

25/. 

Distanz  der  Achselhöhlen 

61 

18 

18 

„ . Brustwarzen 

32 

11 

12 

Grösster  Thorax  umfang 

166 

73? 

66 

Entfernung  des  oberen  Randes  des  Sternum 

vom  oberen  Rand  der  Symphyse  .... 

54 

33 

35 

Entfernung  de*  Nabel*  vom  oberen  Rand 

der  Symphyse 

24 

6 

7 1 

Distanz  der  Cristac  Iliacae  

47 

20? 

tu 

Vordere  Extremität,  Länge  des  Arme«  . . 

58 

21  It 

19 

„ „ n m Vorderarmes 

47 

l'JK 

15,6 

n ns  der  lland  . . . 

SS 

1 3 It 

n 

ii  n b des  Haudteller* 

19,6 

7 R 

6,5 

, . • Il.uaieni  . 

11 

2,5  R 

4 

■ • n . Zeigefinger, 

16,6 

8,5 

4,5 

. , » Mittelfinger« 

17,6 

4,5 

5 

„ - „ „ Goldfingers 

15 

4,5 

4.5 

Totallänge  der  vorderen  Ext  rem ität  ( Schulter- 

hohe  — Fiugerspitz«) 

188 

53 

45,5 

Hinter«  Extremität,  Länge  d.  Oberschenkels  . 

49 

17 

19 

„ „ „ „ Unterschenkel* 

38 

13 

16 

. , , . Fuiee.  . . . . 

44 

16 

10 

. . Ureite  , , .... 

13 

7 

4 

Indier»  Kr.  1 Kr.  2 Kr.  3 


Hintere  Extremität,  Lunge  des  Fussdnumens  11,6  2 Jb  2 

. . „ der  2.  Zehe ...  8,6  2,5  (?2.5) 

u » . . 3.  Zehe ...  10  — — 

, , , {Trochanter-Ferse)  — 34  (?S4) 

« „ Total  läng«  (ohne  Fass)  .82  30  36 

Grösst*  Körperlänge  jss  100,  Länge  des 

Kumpfes  (Seheitel-('oocyx) 69  80,7  70,7 

Grösste  Schulterbreite 23  31,2  23,7 

. I aänge  d.  vorderen  Extremität ...  70  60,2  42.2 

b » . » a (obu« 

Hand) * 61  46,1  32,1 

(»rosste  Länge  vom  Arm 27  23,8  17,7 

„ „ „ Vorderarm 24  21,6  14,4 

9 • von  der  Hand 19  14,8  10,2 

„ ^ au  hinteren  Extremität 

(ohne  Fas») .42  34,9  (?32^) 

G rosste  Länge  von  der  hinteren  Kxtremität 

i Trochanter.  Ferse) 53  (758*7)  31,6 

Fusa 23  17  93 

Grösst«  Höhe  des  Kopfes 30,5  (?363)  28,8 

Länge  d.  Kumpfes  = 100,  Yordere  Kxtremität  101,9  74,0  45, 4 

Länge  des  Kumpfes  r 100,  Hintere  Extre- 
mität {ohne  Fuss) 43,3  42,2  46 

Länge  des  Rumpfe*  rr- 100  (Trochanter- Ferse)  — 47,8  (?44,7) 

Länge  des  Armes  - r 100,  lAnge  des  Vorder- 
armes   88,8  90,4  81,6 

Länge  des  Arme*  = 100,  Länge  der  Hand  71,6  61,9  57,9 

Länge  der  vorderen  Kxtremität  — 100.  Länge 

der  hinteren  Kxtremität ?42,4  ?75  96,8 

I Auge  der  hinteren  Extremität  — 100,  Länge 
der  vorderen  Extremität  121,9  133,3  98,6') 

Länge  des  Oberschenkels  = 100^  Länge  des 

Arm«. 108,1  123,  fi  IOO»| 

Länge  des  Oberschenkels  = 100,  Länge  des 

Unterschenkels  . 67,3  76,4  84,2*) 

Körpergewicht I — 31  26 


l 


*)  Erwachsener  cf  Gorilla  118  z=r. 
*)  Erwachsener  cf  Gorilla  119  — . 
*)  Erwachsener  cf  Gorilla  88 


Iter  Mensch  lerwachsen  cf)  69.5. 
Der  Mensch  (erwachsen  cf)  72,5. 
Der  Mensch  (erwachsen  cf)  8*  -f • 


Digitized  by  Google 


X. 


Alterthümliche 

Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Serben. 

Von 

Prof.  Dr.  Sima  Trojanoviö,  Kraejujewntz  (Serbien). 

Mit  8 Abbildungen. 

Alle  Völker  liegen  in  Bezug  auf  die  Küche  im  Banne  de»  Althergebrachten,  weil  die  Speisen 
in  der  Familie  ohne  Weitere»  verzehrt  werden  und  dadurch  die  Art  der  Zubereitung  und  der 
Genus»  derselben  der  öffentlichen  Kritik  entzogen  wird.  Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  der 
Kleidertracht,  welche  offen  zur  Schau  getragen  wird  und  darum  auch  im  Allgemeinen  rauch  wechselt. 

In  meinen  langjährigen  Reisen  durch  fast  alle  serbischen  Gegenden  kam  ich  in  Fühlung 
mit  aämmtliehen  Berölkerungaschichten.  Ich  fand  dabei,  dass  dieselbe  alterthümliche  Zubereitung 
von  Speise  und  Trank  sich  immer  nur  auf  engbogrenzte  Gebiete  und  nur  auf  Hirten  oder  ärmere 
Gebirgsbauern  beschränkt.  Interessant  sind  auch  die  Speisen  der  Hciduken  (Briganten),  welche 
oft  ohne  alle  Geschirre  bereitet  werden.  Ich  habe  auch  mehrere  Nachbarvölker  vergleichsweise 
beigezogen,  besonder»  ilie  Albanesen,  Griechen  und  Rumänen. 

Grosses  Gewicht  legte  ich  namentlich  auf  die  in  der  Literatur  aufgefilhrteu  ähnlichen  Fälle 
bei  tief  stehenden  Völkern,  welche  mir  willkommene  Vergleiehsraomeute  lieferten.  Ebenso  von 
Worth  sind  eüiige  Angaben  aus  dem  klassischen  Alterthum. 

Heine  specielle  Aufgabe  ist  es  weniger,  die  Speisen  selbst,  als  vielmehr  deren  Zubereitung 
zu  besprechen. 

I.  Speisen. 

1.  Entfernung  der  Haare  und  Federn. 

Die  Haut  von  den  Thiereu  kann  man  sogar  mit  Steinmessern  durcbschneiden  und  abzichen; 
mit  denselben  primitiven  Werkzeugen  konnte  man  auch  das  Thier  zergliedern  und  an  der  Flamme 
oder  Gluth  die  Haare  verbrennen,  wie  es  iu  Serbien  beim  Schlachten  der  Schweine  auf  dem 
Linde  oft  vorkommt.  Das  BcbrUhen  ist  schon  eine  mehr  entwickelte  Behandlung,  wenn  ea  mit 
GlDhsteiueii  oder  mit  siedendem  Wasser  im  Gefässc  geschieht.  Die  Federu  von  den  Hühnern 
ohne  heisse»  Wasser  zu  rupfen,  ist  auch  bei  den  Serben  üblich.  Wenn  die  Hirten  Geflügel 
schlachten,  so  begiessen  sie  e»  mit  kaltem  Wasser  und  überhäufen  das  Ganze  von  allen  Seiten 
mit  glühender  Asche.  Nach  fünf  Minuten  nimmt  man  es  heraus  imd  kann  auf  bequeme  Weise 
alle  Federn  leicht  ausziehen,  schneller  uud  besser  als  mit  heissem  Wasser.  In  Novo  Selo  in 
Altscrhieu  verfährt,  man  ähnlich  mit  den  Spanferkeln.  In  einer  Grube  macht  man  ein  grosses 
Feuer  an,  und  wenn  dasselbe  heiss  genug  geworden  ist,  nimmt  man  die  Gluth  möglichst 


Digitized  by  Google 


240 


Prof.  Pr.  Rima  TrojanovitS, 

vollständig  heran*  und  logt  das  Ferkel,  welche*  zuvor  mit  kaltem  Warner  Uhergossen  wurde,  hinein. 
Hierauf  deckt  man  es  mit  heisser  Asche  zu,  nimmt  es  nach  zehn  Minuten  heraus  und  in 
einigen  Seounden  werden  alle  Borsteu  mit  den  Händen  ausgerupft.  Sodann  wird  es  aufgeachlitzt, 
die  Eingeweide  heratwgenommeo  und  gebraten. 

'J.  Küsten  und  Braten  de*  Fleisches  am  offenen  Feuer  und  mittelst  erhitzter  Steine. 

Der  Genuss  rohen  Fleisches  kann  nie  den  angenehmen  Geschmack  bei  dem  Menschen  hervor- 
rufen  wie  geröstetes  oder  wie  ander*  zubereitetes.  Fleisch  kann  auf  dreierlei  Art  zubereitet  werden: 
Die  leichteste  und  schnellste  ist  da*  Rösten,  die  oomplicirterr  das  Kochen.  Allein  eiu  längeres 
Conscrviren  des  also  zubereiteten  Fleische*  bleibt  ausgeschlossen.  I)a*  dritte  Verfahren  ist  da* 
Dörren  desselben,  welches  den  Vortheil  bietet,  dass  dasselbe  als  Proviant  lange  aufbewahrt 
werden  kann.  Diese  letzte  Eigenschaft  hat  gewiss  die  alten  Germanen  bewogen,  gedörrtes  Fleisch 
als  Reserveuahrung  mitzufUbrcn,  welches  sie,  vor  dem  Genüsse  zerstampften  oder  zerrieben.  Die 
Bauern  im  Budnikkreise  in  Serbien  liefolgen  noch  eine  ähnliche  Methode,  indem  sic  trockene*, 
geräuchertes  Fleisch  vor  dem  Geniessen  mit  Aexten  so  lange  schlagen,  bis  das  Fleisch  ganz 
zerfasert  ist  — Aber  die  Bauern  verstehen  auch  die  Sonnen  wärme  für  da*  Dörren  de»  Fleisches 
auszunutzen.  In  dem  Dorfe  Triac  in  Serbien  legt  man  im  Sommer  frische  Fleischstückc  auf 
Steine,  die  von  iler  Sonne  erwärmt  siud,  und  setzt  sie  lange  deu  Sonnenstrahlen  zur  Trocknung 
an*.  Solches  Fleisch  hat  eine  schöne  gelbliche  Farbe  und  schmeckt  angenehm.  Das  Trocknen 
von  Fischen  au  der  Sonne  ist  für  viele  Leut«!  immer  noch  eine  rentable  Beschäftigung. 

Die  Bauern  aller  Nationen  auf  der  ßalkanhnlbinsel  braten  Schafe  und  Ziegen  am  Spiesse. 
In  alten  serbischen  Volksliedern  wird  nur  da*  Braten  erwähnt,  niemals  eine  andere  Kochart 
Besonders  wurde  Hammelbraten  als  Leckerbissen  geschätzt  FIcischstücke  oder  ganze  Fische 
über  der  Gluth  zu  rösten  ist  überall  im  Gebrauch. 

„Die  Feuerländer  legen  du»  zu  bratende  Fleiscbstück  auf  die  glühende  Asche  eines  aus- 
hrcnnendeu  Holzfeuers  und  wenden  es  mit  einem  gabelförmigen,  gespitzten  Zweige  um,  damit  es 
nicht  verbrennt  Das  so  bereitete  Fleisch  wird,  da  es  allen  Saft  iudiält  uud  nur  an  der  Ober- 
fläche eine  Brotrinde  erhält,  sehr  schmackhaft,  und  die  anhaftende  As«!hc  dient  in  Ermangelung 
von  Salz  ai»  Gew  ürz“  >). 

Alle  Bauern  um  den  Fluss  Timok  feiern  deu  heiligen  Nicolaus  ai»  Hauspatron  und  hacken 
der  Sitte  gemäss  an  diesem  Tage  einen  Kuchen  mit  einem  Karpfen  in  demselben.  Im  Dorfe 
Zuci,  unter  dein  Berge  Avala,  wickeln  die  Bauern  den  Schaf-  oder  Schweinsoberschenkel  in 
dicke»  Papier,  legen  ihn  auf  deu  Herd  und  bestreuen  ihn  zuerst  mit  kalter  uud  dann  mit  glühender 
Asche.  In  allen  serbischen  Städten  werden  gedörrt«  Aale  auf  dieselbe  Weise  gebraten,  nachdem 
sie  zuvor  befeuchtet  wurden.  In  Sumnikowatz  wickelt  man  Haseuscbenkcl  in  grosse  Blätter  und 
bäckt  sie  ebenfalls  in  Asche.  Im  Masnritzahezirke  bäckt  man  in  der  Asche  den  liinds-  oder 
Kathskopf  sammt  den  Haaren,  welche  erst  vor  dem  Gcnusso  nbgi-rupft  werden. 

In  ganz  Ost-  und  SUdserbien  pflegen  die  Bauern  die  Zicklein,  Ziegen  und  ßöoke,  nachdem 
»ie  geschlachtet  sind,  mit  erweichtem  Thon  zu  überziehen  und  so  in  der  erhitzten  Grube  mit 
heisser  Asehe  zu  braten.  Während  des  letzten  serbisch  - türkischen  Krieges  vorfuhren  fast  alle 

*1  J.  ltenk«..  Dis  Vnrmochlehu*  der  Menschheit,  R.  11t.  Aus  , W.‘i Izeüchich!« ‘ von  Hans  F.  Helmoll, 
I.  Bund. 


Digitized  by  Google 


241 


Altert liiiiuliche  Speisen-  und  Cfetränkeltereitiuig  bei  den  Serben. 

Soldaten  üi  der  beschriebenen  Weise.  Die  Zigeuuer  bestreichen  zu  demselben  Zweck  einen  Igel  mit 
einer  Schicht  Thon  und  backen  ihn  in  heiaacr  Asche  sammt  den  Gedärmen.  Nach  zwei  Stnnden 
werden  in  der  Asche  alle  Thiere  gar.  Die  gebratenen  Igel  werden  herausgezogen,  mit  dem 
ganzen  Körper  auf  einen  Baumstumpf  geschlagen,  wodurch  sich  die  Thonknistc  nimmt  den 
Stacheln  ahliist  Die  Haut  des  Igels  zeigt  nunmehr  eine  schön  gelbe  Karbe.  Erst  jetzt  wird  der 
Igel  ausgeweidet  und  gegessen.  Ganz  ebenso  bereiten  sie  auch  Hübnerbraten,  indem  sie  die 
Federn  mit  Thon  hetreichen  und  dann  in  der  Asche  hacken.  Die  gebrannte  schalenförmige 
Thonkruste  findet  man  hier  und  da  lange  Zeit  auf  den  von  Zigeunern  befahrenen  Strassen. 

Im  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  brieten  die  serbischen  Hciduken  die  Schafe  und 
Ziegen  in  erhitzten  Gruben,  wobei  das  Thier  mit  Lauhzweigen  ganz  und  gar  überdeckt  wurde, 
darüber  schichtete  mau  Erde  und  auf  derselben  wurde  ein  starkes  Feuer  angemacht  Durch 
diese  allseitige  Wärmeziilcitung  w ird  der  llrateu  rasch  gar.  Dieses  Verfahren  bietet  den  Vortheil. 
dass  der  Braten  sehr  zart  wird  und  ausgezeichnet  schmeckt 

Tylor  lierichtct,  dass  die  Tabitier  Spanferkel  auf  dieselbe  Art  znbereiten.  Wallis  und 
Cook  haben  solche  Braten  gekostet  und  ausgezeichnet  gefunden.  Li v in gs ton e ')  verzeichnet 
einen  Fall,  dass  dio  Negcreingeboreneii  in  Afrika  einen  Elefantenfuss  auf  die  gleiche  Weise 
ziibereitoteu , ein  Verfahren,  das  er  persönlich  nachnhmte,  wnltei  er  mit  dem  Ergobniss  dieser 
Kochkunst  sehr  zufrieden  war.  .Es  ist  eine  weisslichu  Masse,  sehwaeh  gallertartig  und  süss  wie 
Mark.  Nach  einer  Mahlzeit  von  Elefantenfuss  ist  ein  langer  Marsch  eine  weise  VorBichts- 
maassregel,  um  Gallentiebcr  zu  verhindern.“ 

In  Dalmatien  vergräbt  man  Tintenfische  in  sandiges  Meeresgeröll,  macht  otierhalb  Feuer  an 
und  bückt  so  das  Tiiier.  Genau  ebenso  hacken  in  Zupa  (Serliien)  die  Bauern  Kürbisse  im  reinen 
Sande,  welcher  die  Wanne  von  olien  erhält, 

Mariicr  erzählt  von  den  südaiucrikamschen  Indianern,  dass  sie  die  Kürbisse  mit  glühender 
Asche  füllten,  dann  in  der  Knie  ein  laich  ausheizten,  dasselbe  zuerst  mit  Blättern  bedeckten, 
dann  Erde  darülier  schichteten  und  darauf  Feuer  anmachten. 

Nach  Lehm  sollen  im  vorigen  Jahrhundert  die  Lappen  in  die  Fische  erhitzte  Steine  gelegt 
haben,  um  das  Innere  schneller  gar  zu  machen.  Lippert  (Kulturgeschichte  I,  358)  sagt  darüber: 
,In  diesem  Falle  erscheint  also  hier  der  Fisch,  dort  der  Kürbis  sellisl  als  das  Gcfäss,  in 
welchem  geröstet  oder  unter  Umständen  gekocht  wird.“  — Der  Fisch  ist  in  diesem  Falle  durchaus 
nicht  mit  einem  Gefässe  zu  vergleichen,  weil  er  selbst  gebraten  wird. 

Einen  gleichen  Fall  aus  der  Gegenwart  will  ich  nachfolgend  schildern:  Im  I>orfc  Banjnni 
(Herzegowina)  ist  es  üblich,  zu  Weihnachten  ein  Schwein  zu  braten.  Dies  ist  der  Wcihnachts- 
hraten,  von  dem  man  während  der  drei  Tage  des  Weihnachtsfestes  zu  schmausen  hat.  Da 
manche  Familie  aammt  der  Dienerschaft  ‘JO  bis  30  Seelen  zählt,  so  wird  auch  ein  Schwein  von  eben- 
soviel Kilogramm  Fleischsehw orc  gebraten.  Das  Braten  desselben  geschieht  in  folgender  Weise: 
Am  Tage  des  heiligen  Abend  wird  das  Thier  geschlachtet,  gereinigt  und  zum  Braten  zubereitel. 
Sodann  werden  einige  Kieselsteine  erhitzt  und  in  das  aufgeschlitzte  Schwein  gelegt.  Nunmehr 
wird  da*  Thier  in  ein  Tuch  gehüllt,  und  so  lange  umhergedreht,  bis  die  Steine  das  Innere  gar 
gemacht  halten.  Nach  genügendem  Umdrehen  bleibt,  das  Schwein  bis  zum  nächsten  Tage  liegen, 

l)  Livingstune,  Nene  Mimtioiisrcisen,  H.  ISS.  Bibliothek  geographischer  Reisen  and  Kntderkungen  älterer 
und  neuerer  Zeit.  VUt.  Band. 

Archiv  für  Anthropologie.  Ed.  XXV UL  3| 


Digitized  by  Google 


242 


Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic. 

und  wenn  die  Zeit  r.um  Braten  kommt,  werden  die  Steine  berausgezogen  und  das  Ferkel  am 
Spioss  weiter  gebraten.  Die  dortigen  Bauern  behaupten,  da»  durch  Einlegen  erhitzter  Steine 
vor  dem  Braten  da«  Fleisch  bedeutend  schmackhafter  wird.  Bestimmt  kann  ich  versichern,  dass 
man  in  der  Familie  des  Insurgenten  Baeevic  und  jedenfalls  in  hundert  anderen  Familien  in  dieser 
angeführten  Weise  verführt. 

Interessant  ist  auch  das  Einbrennen  auf  den  Tonginsein,  woselbst  in  der  oben  geschil- 
derten Weise  durch  Einlegen  von  erhitzten  Steinen  in  den  aufgeschlitzten  Körper  des  Thieres 
das  Braten  desselben  befördert  wird. 

3.  Verschiedenartige  Erntemothoden. 

In  dem  unfruchtbaren  Karstgebiete  der  Balkanländer  liefert  das  Vieh  den  Hauptbestand- 
theil  der  menschlichen  Nahrung,  während  die  Landwirthscbaft  nur  nebenbei  im  Kleinen  betrieben 
wird.  Man  mäht  dort  die  raehlbaltigen  Gräser  mit  der  Sense.  Aohnlieh  manchen  Negervölkern 
dreschen  sie  noch  mit  Stöcken  die  Körner  ans  den  Rispen  heraus.  In  Niksid  (Herzegowina) 
klopft  man  die  Koggenähren  mit  Mlatac  (Stock).  So  verfahren  auch  die  Albanesen  und  nennen 
den  Mlatac  Stroh.  In  Lesanska  Xahija  in  Montenegro  drischt  man  das  Getreide  mit  einem 
üuehenast.  Eigentlich  ist  der  viel  praktischere  Dreschflegel  und  das  Austreten  des  Getreides 
durch  Pferde  auch  sonst  überall  im  Gebrauche,  in  gleicher  Weise  die  Dreschmaschine  im  Flach- 
lande. Den  Dreschflegel  kannten  noch  die  alten  Slaveu,  unter  dem  Namen  Cep.  Das  Aus- 
dreschen  mit  Stöcken  hat  auch  den  Vortheil,  dass  alle  Schläge  nur  auf  die  Aehrcn  nuftreffeu, 
wahrend  die  Halme  intact  blcibeu  und  sieh  dann  vortrefflich  zu  Dacltdcokung,  für  die  Füllung 
der  Snnmsätte!  und  zum  Flechten  der  Matten  eignen. 

Die  primitivste  Art  der  Scheune  existirt  bei  den  Serben  im  Banat  (Südungarn).  Die  armen 
Leute  graben  eine  2 m tiefe  und  2 m ungefähr  breite  Grube  in  die  Erde  in  der  Form  des  Topfes 
mit  Itauchiger  Mitte.  Dann  thun  sie  viel  Stroh  hinein,  entzünden  es  und  verhärten  durch  die 
Wärme  die  innere  Erdschicht.  In  solchen  Scheunen  bewahrt  man  Getreide,  indem  man  es  ölten 
zuerst  mit  Stroh  bedeckt  und  darauf  dicke  Istgen  Lehm  schichtet. 

Diese  Sehenergnilien  trifft  man  nur  bei  den  Sorben  im  Banat  wegen  Mangels  an  Holz. 

4.  Rösten  des  Getreides,  um  die  Körner  aus  den  Achren  herauszulösen. 

In  Vasojevci  in  Montenegro  errichtet  man  während  der  Haferernto  mit  den  Garben  einen 
Getreideschober  und  bedeckt  denselben  mit  Farnkräutern  oder  Stroh.  In  Folge  der  Verdunstung 
schrumpfen  sannnt  den  Blättern  auch  die  Grannen  und  Hülsen  etwas  zusammen.  Nachdem  die 
Garben  einmal  ausgetreten  sind,  bringt  man  die  Körner  in  die  Scheune,  die  ärmeru  Klasse  aber 
mangels  einer  solchen  in  Körbe,  welche  über  den  offenen  Herd  gebracht  worden.  Naoh  einiger 
Zeit  bringt  man  den  Hafer  auf  den  erhitzten  Röstofen  (Prxulja).  Derselbe  ist  sehr  verschieden- 
artig. Die  einfachste  Form  findet  sich  in  Obcrlika:  eine  viereckige  irdene  oder  eiserne 
Röstpfanne  auf  Steinen  ruhend,  zwischen  welchen  Feuer  brennt,  Fig.  1.  Etwas  vollkommener 
ist  schon  der  in  Vasojevici.  Derselbe  ist  gewöhnlich  ein  irdener  oder  eiserner  Ofen  mit 
einer  fest  aufgesetzten  irdenen  Pfanne.  Mau  bringt  den  Hafer  iu  diese  heisse  Röstpfanne,  Fig.  2, 
und  rührt  so  lange  um,  bis  er  eine  röthlichc  Farbe  anuimint.  Dabei  verbrennen  die  Grannen 
und  Hüllen  zum  grössten  Theil.  Was  von  der  Umhüllung  des  Kornes  noch  übrig  bleibt,  entfernt 


Digitized  by  Google 


Altorthünilicbe  Speisen-  und  Getränkeberoitung  bei  den  Serben.  243 


mau  auf  folgende  Weise:  Mnn  legt  die  warmen  Körner  auf  ein  wollenes  Tucb  und  bedeckt  es 
von  allen  Seiten,  bis  die  äussere  Haut  verkohlt  und  gelockert  wird.  Hierauf  bringt  man  den 
Hafer  in  Säoke,  schlägt  mit  Stäben  tüchtig  darauf  los  und  worfelt  zuletzt  die  ganze  Menge.  In 
der  Herzegowina  wird  der  Hafer  von  den  Grannen  dadurch  getrennt,  dass  man  ihn  zuerst  iu 
einem  hölzernen  Mörser  stampft  und  dann  durch  Worfeln  dio  Halsen  wegblasen  lässt. 

Hie  Keiuigung  des  Getreides  mittelst  Feuers  üben  nuoh  schon  dio  serbischen  Bauernkinder. 
In  Niksioka  Zupa  pflücken  sie  die  milchigen  unreifen  Koggenähreu,  brennen  ihre  Hallen  am 
Feuer  an,  bröckeln  mit  den  Fig.  1.  Fig.  2a. 

Fingern  die  warmen  etwas  ge- 
rösteten Körner  heraus  und  ge- 
messen sie.  In  Medovci  (Bezirk 
Jablanitza)  verfahren  die  Kinder 
auf  dieselbe  Art  mit  Weizeuähren. 

F ynes  Morison  berichtet, dass 
die  Irländer  um  1600  den  Hafer 
aus  dem  Stroh  brannten  und  dar- 
aus Kuchen  machten.  Auf  den 
Hebriden  war  — nach  Martin  — 
im  Anfänge  des  18.  Jahrhunderts 
noch  der  alte  Gebrauch  vorherr- 
schend, das  Korn  aus  den  Aehreu  hcrauszubreuuen , welche  Methode  ihrer  Bohnellen  Förderung 
wegen  „graddan“  (schnell)  genannt  wurde. 

Professor  Heer’s')  Meinung  ist,  dass  die  Pfahlbaubowohner  die  svehszeilige  Gerste  wahr- 
scheinlich rösteten.  Bei  derselben  schliesscn  sich  bekanntlich  dio  Halsen  dicht  um  das  Korn 
und  es  wUrde  schwer  gewescu  sein,  sic  von  einander  zu  trennen,  in  geröstetem  Zustande  aber 
lassen  sie  sich  sehr  leicht  loslüeeu.  „Durch  das  Kosten  aber  werden  die  Grannen  und  Hülsen 
so  brüchig,  dass  sie,  soweit  sie  den  Genuss  der  Körner  erschweren,  leichter  entfernt  worden 
können.  Man  hat  daher  wahrscheinlich  zuerst  die  Gerste  durch  Küsten  geniessbar  gemaoht  und 
geröstete  Gerste  dörfte  zur  ältesten  Pflanxennahrung  gehören.  Das  ist  wohl  der  Grund,  warum 
die  geröstete  Gerste  im  Alterthum  eine  so  grosse  Kollo  spielte.  Wir  finden  dio  geröstete  Gerste 
in  der  Bibel  mehrfach  erwähnt  und  bei  den  Griechen  fand  sie  als  heiligu  Gorstc  bei  allen  Opfern 
Verwendung.  Wie  die  Opfernden  in  feierlicher  Stille,  nach  Entfernung  aller  Uneingeweihten, 
an  den  Altar  herautraten,  nahmen  sie  heilige  Gerste  und  bestreuten  das  Opferthicr  und  den 
Altar,  und  erst  nachdem  sic  zu  den  Göttern  gefleht  und  die  heilige  Gerste  gestreut,  wurde  das 
Opfer  verrichtet. 

Die  alten  Griechen  hatten  dun  llöstofen  fUr  den  Koggen  unter  dem  Kamen  XQißavog 
oder  xlißtevog’). 

In  Athen  liestaud  eine  Verordnung  Solo n 's,  wonach  jede  junge  Frau  bei  ihrer  Verheirathung 
ein  Gefäss  zum  Rösten  der  Gerste  (ein  tj  ptyfrpov)  mithringen  sollte. 


l)  0.  Heer,  Pie  Pflanzen  der  Pfahlbauten,  10.  An  die  zürcherische  Jugend  auf  das  Jahr  1SSS.  Von 
der  Knturfurochenden  OeaeHecbufi.  LXVJII.  Stück. 

*)  Habe,  Culturpflanxen  und  ttausthiere,  8.  SSI. 

»I* 


Digitized  by  Google 


244 


Prof.  Dr.  Rima  Trojanovic, 


5.  Geröstete  Körner  als  Speise. 

Die  jungen  Maiskörner  in  hcisser  Asche  geröstet  sind  liei  den  Serben  ein  beliebter  Lecker- 
bissen im  Herbst.  Sie  verfahren  verschiedenartig : Einige  liedecken  mit  heisser  Asche  den  jungen 
Maiskolben  sammt  den  Hüllblättern,  die  Audcreu  bringen  den  entblätterten  Kolben  neben  die 
Glutli.  Die  reifen  Körner  dagegen  röstet  man  in  einer  Keiler,  d.  h.  einem  Sieb  mit  eisernen 
Maschen  über  dem  Feuer. 

Auch  die  alten  Irokesen  und  Delavareu  rösteten  die  Maiskörner  auf  die  beschriebene  Art 
in  heisser  Asche. 

Geröstete  Gerste  und  Spelt  bildeten  einst  bei  Griechen  und  Römern  das  Hauptgericht  der 
vegetabilischen  Nahrung. 

Man  isst  in  Moetar  (Herzegowina)  geröstete  und  fehl  gestossene  Leinsamen  sehr  gern  mit 
noch  frischem  warmen  Brot. 

Bei  einem  lieknnnten  serbischen  Schriftsteller1)  steht  ausdrücklich:  „Geröstete  Moorhirse 
zerstampft  mau  in  den  Haudsteinmühlen  und  bringt  das  dadurch  erzeugte  Mehl  in  heisscs  Wasser, 
worauf  der  also  bereitete  Urei  mit  Löffeln  verzehrt  wird.“ 

Heer1)  berichtet  etwas  Aehnliches  von  den  Pfahlbaubewohnern:  Die  schweizerischen  Pfahlhau- 
bowohner  scheinen  die  Gerstenkörner  geröstet,  zwischen  Steinen  grob  zerstampft  und  dann 
entweder  in  grossen  irdenen  Töpfen  aufbewahrt  oder  gesotten  gegessen  zn  haben. 

ln  Serbien  rösteten  aus  der  Türkei  kommende  Buxadzi*)  früher  gern  die  Maiskörner,  liessen 
sie  mahlen  und  buken  aus  dem  Teig  Kuehen. 

ti.  Hacken  des  Brotos. 

Die  Sprache  kann  uns  sehr  oft  mit  Gewissheit  Aufklärung  gehen  Ulier  alte  vergangene 
Zeiten  und  die  damaligen  Kunstfertigkeiten.  Es  ist  z.  B.  ausgemachte  Thatsache,  dass  das  Fleisch 
iu  der  Urzeit  von  allen  Völkern  an  der  Glutb  geröstet  wurde.  Flüssige  Nahrungsmittel,  wie  Milch, 
wurden  immer  auf  dieselbe  Art  zu  bereitet,  nämlich  gekocht.  Beim  Brot  resp.  Teig  sind  zwei 
Zubereituugsweisen  möglich:  es  kann  gekocht  und  gebacken  werden.  Die  meisten  serbischen 
und  rumänischen  Bauern  essen  viel  mehr  gekochtes  Mehl  als  gebackenes  Brot.  Die  fort- 
schreitende Technik  des  Brotbackens  hat  hei  alledem  nicht  vermocht,  hei  den  Serben  das  alte 
Wort  Brot  kochen  (Kuvali  hieb)  ausznmcrzcn.  Brot  hacken  (peci  hieb)  sagt  man  durchweg 
in  den  Städten  und  in  vielen  Gegenden  auch  dio  Bauern.  Der  übrige  Tlieil  der  serbischen 
Bevölkerung  bäckt  das  Brot,  besonders  in  Montenegro,  in  der  Herzegowina  und  iD  Westserbien. 

In  Montenegro  legt  man  das  Brot  ohne  Weiteres  auf  den  warmen  Heid  und  bedeckt  es 
von  allen  Seiten  mit  glühender  Asche.  Viele  aber  bedecken  der  Ueinliehkeit  wegen  den  Brot- 
teig zuerst  mit  mehreren  breiten  Blättern,  damit  die  Asche  nicht  auf  demselben  haften  bleibt. 
In  vielen  Dörfern  Süd  - Dalmatiens  legen  die  Bäuerinnen  das  Brot  auf  den  w armen  Herd  uud 
bedecken  es  mit  einem  wannen  Ziegel. 


V ii  k Karadzic,  Bjevnik,  S.  66Ä. 

*)  O.  Heer,  Die  Pflanzen  der  l*fablbauten,  H.  10. 
“)  Ituzaverkäufer. 


Digitized  by  Google 


Alterthiimliche  Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Sorben.  245 

Hier  Kiuteii  wir  t>ei  Heer1)  abermals  eine  analoge  Stelle , welche  auf  die  Urzeit  hinweist: 

„Die  eine  dem  Stein  (am  Herde)  anfliegeude  Seite  des  Brotes  wurde  hei  den  Pfahlbau- 
hewohueni  daher  glatt,  die  andere  iinelmn.  Bei  einigen  sind  indessen  laude  Seiten  ziemlich 
gleich,  und  diese  scheinen  /.wischen  zwei  Steinen  geluicken  zu  sein.“ 

In  Bosnien  und  Serbien  wird  zuerst  Uber  das  zu  backende  Brot  oder  ülter  andere  Bäckereien 
ein  grosser,  heisser,  irdener,  in  der  neueren  Zeit  auch  eiserner  Deckel  gelegt.  Dieser  irdene 
Deckel  heisst  Crepulja  oder  Vriuik,  Fig.  3,  der  metallene  Sac. 

Der  irdene  hat  oben  in  der  Mitte  ein  eine  Mark  grosses  Lock,  damit 
es  nicht  durch  die  allzu  grosse  Hitze  und  die  ansströmeuden  Gase 
zerspringt*). 

Die  Crepulja  bedeckt  man  überall  mit  einer  starken  Schicht 
von  heisser  Asche  und  Glutk.  Unter  der  Crepulja  wird  besonder» 
ungesäuerte  Pogaca  (flaches,  hefeloses  Brot)  gebacken.  In  manchen  Gegenden  gieht  es  zwei 
Crcpuljas,  in  die  kleiuerc  legt  man  das  Brot  und  mit  der  grosseren  bedeckt  man  es. 

Im  Princip  ist  die  Crepulja  in  dieser  Form  der  Urtypns  des  Backofens. 

Man  findet  auch  hier  wiederum  ein  Analogon  im  Alterthum,  sogar  in  der  vorhistorischen  Zeit. 

Das  in  den  schweizerischen  Pfahlbauten  anfgefundene  Brot  ist  von  so  dichter  Beschaffenheit, 
dass  scheinbar  bei  der  Zubereitung  desselben  keine  Hefe  in  Anwendung  kam.  Die  Brote  waren 
rund  und  flach,  hatten  eine  Dicke  von  einem  Zoll  bis  zu  15  Linien  und  besassen,  nach  einem 
Exemplar  zu  nrtheilen,  einen  DurohmoMer  von  vier  bis  fünf  Zoll. 

In  der  neolithischcn  Cnlturzeit  des  Menschen  wurde  nach  J.  Hanke*)  das  Getreide  zu  einer 
Art  Brot  verbacken,  aus  grobgomahlenen  GetreidekOruern  bestehend.  Mühlsteine  zum  Zer- 
reiben des  Getreides  finden  sich  zahlreich.  Es  sind  etwas  ausgehöhlte,  ausgeriebene  Steinplatten 
und  dazu  gehörige  kleinere  flache,  oben  abgerundete  Steine,  mit  welchen  man  auf  den  grösseren 
Platten  die  Getreidekörner  zerquetschte. 

Ponquoville4)  hat  griechische  Hirten  im  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  am  Pindua 
besucht  und  dabei  gesehen , dass  sie  das  Brot  in  aiiageworfeuen  Gruben  buken.  Dieselben 
Hirten  leben  jetzt  auch  in  Serbien,  alter  von  den  alten  .Bergöfen“  ist  keine  Spur  mehr  vorhanden. 

7.  Kochen  in  durchlässigen  Säcken. 

Ich  hörte,  wie  die  Montenegriner  folgendes  Käthsel  anfgeben:  .Wer  weiss,  wie  man  Eier 
im  Sacke,  ohne  denselben  ins  Wasser  zu  stellen,  kocht?“ 

In  Serbien  ist  etwas  Derartiges  nicht  bekannt  und  die  Lösung  des  ltüthsels  ist  folgende: 
Man  macht  den  Hafer  zuerst  nass,  erhitzt  einen  Stein  und  bringt  ihn  in  den  nassen  Hafersack. 
Durch  die  Hitze  des  Steines  erwärmt  sieh  der  befruchtete  Hafer  derart,  das  Eier  in  demselben 
gekocht  werden. 

Zum  Kochen  sind  also  nicht  einmal  iupcrincahle  Gofäase  nothuendig! 

’)  Prof.  O.  Heer,  Die  Pflanzen  der  Pfahlbauten,  V.  An  die  zürcherische  Jugend  auf  da#  Jahr  tatet. 

*)  Die  Bauernfrauen  machen  selbst  mit  blossen  Händen  die  Prepulja,  ohne  sich  der  Töpferscheibe  zu 
bedienen.  In  Hass  (AJtarrbien)  wird  , Ismen r*  (Töpfer)  als  Schimpfname  aufgefazst.  Obwohl  es  bei  den 
Serben  aticb  Töpfer  von  Beruf  giebt,  so  überlassen  sie  die  ( 're puljn Herstellung  dennoch  meistens  den  Trauen. 

*)  J.  llanke,  Die  Vorgeschichte  der  Menschheit,  8.  15».  Aus  .Weltgeschichte'  von  llans  P,  Helniolt. 
I,  Band. 

*)  Pnuqueville,  Vnyage  dann  la  tlröce,  II,  210.  Paris  1H20. 


Fig.  8. 


Digitized  by  Google 


246 


Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

Man  braucht  nicht  einmal  diese«  Verfahren  zu  wiederholen,  da  mau  durch  blosse*  Ueber- 
legen  deren  Richtigkeit  erkennen  kann.  Auf  diese  Weise  ist  es  möglich,  auch  Früchte  und 
Fleisohstücke  zu  dünsten. 

Wir  sind  von  dieser  Thatsache  weniger  überrascht,  wenn  wir  bedenken,  dass  gerade  bei 
den  Montenegrinern  ein  ausgesprochenes  Hirtenleben  vorwaltend  ist,  und  dass  gar  manchmal 
Thiere  von  ihren  Heerden  erkranken  und  von  den  Hirten  selbst  curirt  werden  müssen.  Ich  habe 
sohon  Gelegenheit  gehabt,  zu  sehen,  wie  man  in  Serbien  an  äussere  Geschwülste  der  Rinder  und 
Pferde  warme  Umschläge  legt,  hauptsächlich  Säckchen,  gefüllt  mit  im  Wasser  heiss  gemachten 
Gerstenkörnern. 

Selbst  wenn  sie  keine  Kessel  bei  der  Hand  hätten,  würden  sie  denselben  Zweck  dadurch 
erreichen,  dass  sic  die  befenchteten  Körner  in  einem  Sacke  mittelst  erhitzter  Steine  erwärmen. 

Hie  ökonomische  Ausnützung  einer  und  derselben  Sache  auch  noch  für  verschiedene  andere 
Zwecke,  als  die,  für  welche  sie  hauptsächlich  dient,  findet  bei  primitiven  Völkern  heute  noch 
einen  ausgiebigen  Gebrauch,  während  bei  den  mehr  vorgeschrittenen  überall  Arbeitsteilung  ein- 
getreten ist. 

8.  Kochen  und  Dämpfen  mit  erhitzten  Steinen. 

Auch  jene  Völker,  die  keine  irdenen  Geschirre  besassen,  konnten  leicht  irgend  eine  Methode 
des  Kochens  ersinnen.  Has  Feuer  kannte  man  ja  schon  in  vorhistorischer  Zeit  So  fand  man  es 
z.  H.  bei  den  französischen  Höhlenbewohnern,  bei  denen  man  neben  menschlichen  Skeletten  auch 
solche  von  ausgestorbenen  Höhlenhyänen  und  Mammuth  vorfand,  niemals  aber  eine  Spur  von 
Thongeschirren. 

Aus  den  bis  jetzt  bekannten  Ueberreaten  der  indogermanischen  Rasse  geht  mit  Gew  issheit 
hervor,  dass  jenes  Urvolk  im  Besitze  der  Kochkunst  war. 

Auf  dieser  Grundlage  baairend,  muss  mau  die  Anführung  des  alten  Schriftstellers  Matthäus 
Waisselius  sehr  stark  in  Zweifel  ziehen,  der  von  den  alten  Preusacn  ausdrücklich  sagt  (nach 
ältesteu  Angaben):  „Fisehe,  Fleisch  etc.  wussten  sie  nicht  zu  kochen,  noch  einigerlei  Gewttrt* 
zu  essen“  '). 

Einigen  Stämmen  Australiens  und  Polynesiens  ist  die  Kochkunst  hingegen  noch  bis  in  die 
neueste  Zeit  ein  Gcheimniss.  Die  ersteren  hatten  so  wenig  Begriff  vom  siedenden  Wasser,  dass 
sic  ganz  gelassen  die  Hand  in  dasselbe  tauchten,  nicht  ahnend,  dass  sie  sich  dadurch  verbrennen 
würden.  Ebenso  beobachtete  Hunter  einen  Tahiticr,  wie  er  siedendes  Wasser  aus  einem  Kruge 
in  seino  Hand  schüttete. 

In  Australien  wird  eine  Grube  ausgeworfen,  mit  Lehm  verschmiert  und  mit  Feuer  aus- 
gebrannt. Sodantt  wird  Wasser  hineingegosseu  und  die  Speise,  die  man  bereiten  will,  zugesetzt. 
Das  Kochen  wird  mit  erhitzten  Steinen  lMtwerkstelligt. 

Die  Eingeltoreneu  am  unteren  Murray  kochen  ihr  Essen  auch  in  einer  Krdvcrtiefung,  die 
sie  mit  Thon  ausklcidcn,  und  hierauf  die  heissen  Steine  znsctxcn’). 

Tn  Selchow,  in  der  Nähe  von  Berlin,  wurden  ähnliche  Gruben  aufgedeckt,  mir  waren  diese 
mit  Steinen  ausgemauert.  Man  fand  in  ihnen  verschiedene  Knocbunüberreste  und  Topfscherben 

' ) fliircfi  Hutthapum  Waiflseliuni  Chronica  alter  l*reuswh*r  rlr.  Blatt  21.  K r-n  iynbrra  1.VS9. 

’ ) I.ubboek,  Die  vorgeschichtliche  Zeit,  II,  1 B.'i. 


Digitized  by  Google 


Altertluimliche  Speisen-  und  Getränkobcreitung  bei  den  Serben.  247 

vor.  Möglicherweise  dienten  derartige  Grubau  vorhistorischen  Bewohnern  i«r  Zubereitung  grösserer 
Mahlzeiten  und  die  Topfsoherlven  zur  VerUteilnng  von  Portionen  oder  zu  anderen  Zwecken, 
schwerlich  zum  Kochen. 

Die  Assinltoins,  ein  indischer  Stamm,  tapezieren  eine  in  die  Erd«  gegrabene  Grube  mit  einer 
undurchlässigen  Haut,  giessen  dann  Wasser  hinein  und  bringen  in  dasselbe  erhitzte  Steine,  um 
Speisen  kochen  zu  könuen. 

Ein  indischer  Stamm  gebraucht  den  Kahn  als  Kochgeschirr,  andere  wieder  feetgetiochtcnc 
Körbe,  durch  welche  kein  Wasser  dringen  kann.  Die  Hottentotten  kochen  ihre  Speisen  in  iudemeu 
Beuteln.  Sie  kochen  auch,  aber  selten,  in  Töpfen,  die  sie  ohne  Zweifel  von  den  Europäeni 
überkommen  haben.  Die  ledernen  Beutel  legen  sie  weder  Uber,  noch  neben  das  Feuer,  da  sie  sonst 
verbrennen  würden;  sie  legen  vielmehr  glühend  gemachte  Steine  hinein,  bis  die  Speise  gekocht 
ist  *).  Eia  mit  Thon  genügend  verkitteter  Korb  konnte  dem  Feuer  genähert  und  so  eine  ganz 
neue  SpeiBcnzubereituug  erfunden  werden.  Der  Topf  selbst  aber  erlitt  dabei  eine  merkwürdige  Um- 
wandlung, die  Holztheilc  verkohlten  und  die  irdeno  Form  erhärtete.  Dass  wenigstens  bei  einigen 
Stämmen  der  amerikanischen  Basse  dieselbe  Erfindung  auf  die  gleiche  Weise  gemacht  und  bei 
Herstellung  der  Topfwaaren  auch  fernerhin  so  vorgegangen  wurde,  dafür  haben  wir  zuverlässige 
Beweise.  Der  Franzose  Gouneville,  welcher  1504  an  der  brasilianischen  Küste  landete,  beschreibt 
hölzerne  Kochgeschirre  der  Eingeborenen,  welche  zum  Schutze  gegen  das  Feuer  mit  Lehm  um- 
kleidet waren,  in  den  heutigen  Südstaaten  der  Union  hat  man  in  ähnlicher  Weise  noch  das 
Originalgefass  selbst,  die  Kürbisschale,  mit  Thon  ausgekleidet  gefunden,  während  Karl  Hau  in 
einer  alten  Töpferwerkstättc  der  Rothhäute  am  Cnhakia,  einem  Nebenflüsse  des  Mississippi,  nur 
halbfertigc  Waare  fand  *),  die  ans  mit  Thon  ausgesti-iuhenen  Binsen-  und  Wcidenkörhen  bestand. 
Man  konnte  so  leicht  dazu  gelangen,  den  Korb  nur  mehr  als  Gerüst  für  das  in  ihm  zu  brennende 
Lchmgcfäss  zn  bauen.  Klemm3)  glaubt  an  altgcrmanischen  Thongefäseen  erkannt  zu  liahen,  dass 
dieselben  ebenfalls  in  Körben  gemacht  wurden,  und  auch  dann  noch,  wenn  die  Technik  jene 
Krücke  fortgeworfen  hatte,  hielt  sie  die  Erinnerung  an  dieselbe  durch  die  Art  des  künstlich 
nscligebildcten  Ornamentes  an  der  Aussonwand  fest.  Die  AHperuaner  sollen  noch  auf  jene  alte 
Weise  Schmelztiegel  hergestellt  haben,  indem  sic  statt  des  Körbchens  ein  viel  dichteres  und 
feineres  Geflecht,  nämlich  Tuoh,  benutzten,  das  eie  mit  Thon  überkrustet  hatten. 

Bei  den  jetzigen  serbischen  Töpfen  ist  es  allerdings  unmöglich,  ihr  ehemaliges  Skelet  eon- 
stmiren  zn  können,  aber  für  andere  Dinge  desto  leichter. 

In  vielen  serbischen  Dörfern  in  Südungaru,  z.  B.  in  Mosehorin,  Lock,  Vilovo,  St  Ivan  etc., 
machen  sioh  die  Bauern  den  Ofen  auf  die  Weise,  dass  sic  sich  zuerst  einen  Herd  hauen,  auf 
dem  sie  daun  vier  weiche  Thonwalzen  im  Quadrat  ordnen,  dann  in  dieselben  eine  grössere  Zahl 
tanger  Haselnuss» bibe  einführen.  Sind  sie  damit  fertig,  so  fassen  sie  die  oberen  Stabspitzen  mit 
einem  Bindfaden  zusanuneu.  Um  diese  Holzcoustruetion  schichten  sie  jetzt  von  nuten  bis  oben 
auderc-  Thonwalzen  auf  einander,  bis  sie  mit  den  kleinsten  die  Spitze  des  Ofens  erreichen.  Damit 
ist  der  Ofen  fertig  uud  braucht  nur  bekleidet  zu  werden.  In  demselben  Styl  macht  man  in 
Kudnik  (Serbien)  die  Zwetsohendörröfen. 

')  T.ub bock,  Die  vorgeschichtliche  Zeit,  II,  134. 

*)  Lippcrt,  Culturgeachichte,  X,  382. 

*)  Klemm,  Culturgeschichle,  I,  ISS. 


Digitized  by  Google 


24S 


Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

In  irgend  einer  von  der  Natur  seihst  geschaffenen  Höhlung  oder  in  leicht  henitollltaren 
Gefässcn  aus  Holz  konnte  man  das  Kochen,  d.  h.  Sieden  von  Nahrungsmitteln,  leicht  tawcrk- 
stelligen,  indem  man  einfach  Wasser  hincingoss  uud  dann  glühende  Steine  dazu  gab,  wodurch  das 
Wasser  rasch  zum  Sieden  kommt,  da  dio  Steine  auf  doti  Boden  desselben  fallen  und  alle  auf- 
gespeicherte  Wärme  abgehen. 

Statt  der  heule  ge bräueh liehen  irdenen  Töpfe  hcdiuute  man  sich  im  primitiven  Zustande 
verschiedener  ausgohöhlter  Gegenstände,  dio  die  Natur  selbst  darbot.  So  verwendete  mau  z.  B. 
die  hohlen  Steine,  die  Schalen  von  anderen  grösseren  Früchten,  Schädel,  hohle  Strunke  oder 
Gegenstände,  di«;  leicht  berztistellcn  sind,  wie  die  Krbulja.  Dieses  schüaselförmige,  aus  Birken- 
f’ig*  4.  oder  Krlonrimle  zusammengefaltete  Gefäss,  F»g.  4,  wird  jetzt  noch 

als  Kochgeschirr  zum  Kochen  der  Milch  mit  glühenden  Steinen 
gebraucht. 

In  der  j'alüolithischen  Zeit  findet  man  nirgends  in  den  mensch- 
lichen Niederlassungen  ITelierrcste  vonllausthieren  und  Topfgeschirren. 
Die  Kunst  der  Töpferei  war  also  den  Paläolithikern  nach  dem  bisherigen  Stand pmi kt  der  For- 
schung unbekannt-  Dagegen  sehen  wir  in  der  neolithischon  Zeit  die  Kochgeschirre  zum  Theil 
schon  »ehr  vervollkommnet.  Grosse  und  kleine  Töpfe  zum  Auf  bewahren,  irdene  Kochtöpfe  und 
Schüsseln,  dann  grosse  Löffel  und  Quirle  hum  Holz,  letztere  wahrscheinlich  zum  Buttem,  haben 
sich  erhalten.  Seiheartige  Gefäase  dienten  zur  Käachereitung;  es  sind  Töpfe,  in  deren  Wand 
und  Boden  eine  ltciho  von  engen  Löchern  zum  Abgüssen  der  Molke  von  dem  gewonnenen  Käse 
angebracht  ist '). 

Wenn  die  llirtonknnlKMi  in  Tometino  Polje  Hunger  haben,  melken  sie  in  eine  Krbulja  ein 
oder  zwei  Schafe.  Da  sie  weder  Metall-  noch  Thougeschirr  hei  sich  führen,  um  die  Milch  in 

einem  derartigen  Topf  aus  Feuer  zu  stellen,  erhitzen  sie 
Fig.  6.  Kieselstein©  und  legen  sie  in  die  Krbulja,  wo  sich  die  Milch 

befindet,  die  ahdutld  gekocht  wird*  Wenn  nun  die  Hirten- 
knaben die  Heerde  nach  Hause  treiben  und  die  Bäuerin  heim 
Melken  merkt,  dass  ein  Schaf  keine  Milch  giebt,  so  ist  sie 
der  Meinung,  -eine  Schlange  hätte  dieselbe  ausgesogen“. 

In  der  Frühe,  nachdem  die  Ziegen  nnd  Kühe  gemolken 
sind,  frühstücken  die  Hirten,  die  die  Heerde  auf  die  Weide 
treiben,  oder  nehmen  sich  ihre  Mahlzeit  mit.  Diese  besteht 
meist  aus  Käse,  Sahne  oder  Kajmak,  die  sic  in  Debe*)  mit 
sich  führen.  Wenn  nun  auf  der  Heide  die  Hirten  speisen 
wollen,  kommen  sie  au  einem  Platz  zusammen,  entzünden  dort  ein  Feuer  mittelst  Feuer»  tahU  und 
Schwammes,  brennen  dürre  Aeste  au  und  legen  sie  im  Kreise  herum.  Hierauf  melken  sie  die  Schafe, 
deren  Milch  sie  in  Debe  auf  fangen,  stellen  Kieselsteine  ins  Feuer  und  bringen  sie  nach  dem 
Erhitzen  in  die  mit  Milch  gefüllten  Debe,  wodurch  die  Milch  gekocht  wird.  Die  heUsen  Steine 
werden  mittelst  eigens  zu  diesem  Zwecke  geschnitzter  Klemmen  in  die  Milch  befördert  (s.  Fig.  5). 

')  J.  Ranke,  Die  Vorgeschichte  der  Menschheit.  8.  123,  152,  159.  Aus  .Weltgeschichte*  von  Hans 
Y.  II Mmolt.  1.  JBd. 

*)  Debe.  ein  lind  risches  hölzerne*  Gefäss,  ans  einem  Stück  gefertigt,  stur  Aufbewahrung  von  Honig, 
äahm-  u.  s.  w.  dienend  (siehe  Fig.  ö). 


Hg.  5. 


Digitized  by  Google  | 


Alterthiimliche  Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Serben.  249 

E»  int  bemerkenswert!!,  dass  die  dortigen  Hirten  sehr  ungern  ungekochte  Milch  trinken.  Ist  die- 
selbe im  Hebe  gekocht,  so  wäre  es  sehr  unbehaglich,  wenn  sich  Alle  reihweise  des  gleichet! 
Geschirres  bedienen  würden.  Sie  richten  dies  daher  praktischer  ein,  schnitzen  sich  aus  Haselniiss- 
hoU  sehr  leicht  und  schnell  Löffelchen,  setzen  sich  im  Kreise  um  das  Debo  herum  und  schlürfen 
ganz  gemüthlich  die  gekochte  Milch. 

Wenn  die  Hirten  von  Mirotsch  die  Milch  schnell  abkochen  wollen,  so  bringen  sie  zuerst 
einige  Kieselsteine  ins  Fener,  bis  sie  erhitzt  sind,  und  legen  sie  sodann  in  die  Milch,  die  sich 
in  einem  Topfe  befindet.  Sobald  sich  Schanm  erhebt,  ziehen  sie  den  Topf  rasch  vom  Fener  weg, 
giessen  die  Milch  in  eine  Holzmulde  — Karliza  — , pflocken  eine  Art  Polenta  aus  Kukuruzmehl  — 
Kacamak  genannt  — hinein  und  verzehren  sie.  Eine  so  gekochte  Milch  soll  nach  Ansicht  der 
Hirten  süsser  schmecken.  Man  bringt  diese  Kochmethode  jedoch  nur  dann  zur  Anwendung, 
wenn  kein  Kessel  vorhanden  ist.  Für  den  Gebrauch  von  erhitzten  Steinen  ist  das  flache,  aus 
einem  Stück  geschnitzte  Holzgefäss  C'anak  am  besten  zu  verwenden;  doch  bedienen  sich  die 
Hirten  auch  mit  Vortheil  einer  halben  getrockneten  Kürbisschale. 

Wenn  in  derselben  Gegend  den  auf  den  Feldern  arbeitenden  Leuten  vom  Hause  das  Essen 
gebracht  wird,  so  dauert  eB  oft  lange,  bis  sich  alle  Arbeiter  zur  Mahlzeit  sammeln.  In  diesem 
Falle  hängt  man  die  Töpfe  mit  den  Speisen  an  einen  Ast,  oder  setzt  ihn  auf  die  Erde;  um 
jedoch  das  Eindringen  von  Ameisen  zu  verhindern,  legt  man  in  jeden  Topf  einen  kalten  Kiesel- 
stein oder  ein  Messer. 

Dies  ist  ein  lehrreicher  Beweis  auch  für  den  Forscher,  der  sich  mit  ethnographischen  Eigen- 
tümlichkeiten aussereiiropäischcr  Völker  beschäftigt.  Wenn  Jemand  irgendwo  die  Beobachtung 
macht,  dass  man  aus  dem  Topfe,  in  dem  die  Speise  gekocht  wurde,  Steine  herausbefördert,  so 
lässt  dies  nicht  mit  unbedingter  Sicherheit  darauf  schliessen,  dass  die  Speise  in  der  That  mit 
erhitzten  Steinen  gekocht  wurde,  da  letztere  nicht  bloss  znm  Zweck  des  Kochens,  sondern  auch 
zur  Abwehr  von  Inseeten  boigegeben  werden. 

Wenn  die  Hirten  im  Bitoljer  Kreise  keinen  kupfernen  Kessel  zur  lland  lialien,  so  lesen 
sie  Kieselsteine  auf,  machen  Bolche  glühend  und  bringen  sie  in  irdene  Schüsseln,  welche  jedoch 
nicht  ans  Fener  gestellt  werden  dürfen,  da  aie  sonst  zerspringen  würden. 

Die  Hirten  am  Hochplateau  von  Kavni  Hass  (von  den  Serben  mit  Uücksicht  auf  ihre  Her- 
kunft aus  der  Gegend  von  As  Aschani  genannt,  von  den  Albanesen  jedoch  Asjon;  sie  selbst  nennen 
sich  Zimjon)  und  die  Umwohner  des  Berges  Koritnik  (Korab),  die  Cafjan,  gemessen  am  liebsten 
die  Milch,  die  mit  erhitr.ten  Steinen  gekocht  wurde.  Deshalb  trinken  sie  auf  den  Bergen  nnr 
eine  in  solcher  Weise  bereitete  Milch.  Die  Arnauteu  bedienen  sieb  der  erwähnten  Kochmethode 
nicht  aus  Mangel  an  Metallgcschirr,  sondern  in  der  Meinung,  dass  die  mit  erhitzten  Steinen 
znbereitete  Milch  bedeutend  süsser  und  schmackhafter  sei. 

Im  16.  Jahrhundert  nach  Fynes  Morison  tranken  auch  die  Irländer  Milch,  welche  vorher 
mit  in  Feuer  erhitzten  Steinen  erwärmt  wurde. 

Ich  machte  selbst  verschiedene  Versuche  mit  dem  Kochen  der  Miloh  und  überzeugte  mich 
dahei,  dass  die  mit  erhitzten  Steinen  gekochte  Milch  sich  ein  bis  zwei  Tage  länger  hält,  als  die 
in  einem  Metallgcschirr  einfach  am  Feuer  znbereitete.  Bleibt  letztere  im  Sommer  au  der  Luft 
steben,  so  wird  sie  schon  nach  24  Stunden  sauer,  was  bei  der  mit  erhitzten  Steinen  gekochten  eist 
nach  zwei  bis  drei  Tagen  eintritt.  Zugleich  ist  letztere  süsser  und  dicker.  Nur  einen  Mangel 

inbiT  für  Anthropologin.  Bd.  XXV IL  32 


Digitized  by  Google 


250  Prof.  Dr.  Sima  Trojanoviö, 

könnte  man  an  ihr  entdecken,  nämlich  einen  schwachen  Nachgeschmack  nach  ungebrannter  Milch; 
an  diesen  aber  gewöhnt  man  sich  leicht,  zumal  die  Gebirgsbewohner,  die  seit  ihrer  Kindheit 
eine  derartige  Milch  trinken. 

In  ähnlicher  Weise,  wie  die  Hirten  von  Tometino  Polje  u.  s.  w.,  kochen  auch  die  west- 
lichen ')  Indianerstämme  Amerikas.  Diese  flechten  einen  Korb  aus  Tannenwurzeln,  der  so  dicht 
ist,  dass  nicht  einmal  Wasser  durchsickem  kann.  In  diesen  Korb  mit  Wasser  bringen  sic  die 
Speise,  welche  mit  erhitzten  Steinen  rasch  gekocht  wird. 

Um  den  Verlauf  des  Kochens  mittelst  erhitzter  Steine  zu  beobachten,  habe  ich  diese 
Methode  einer  strengen  Prüfung  unterzogen.  Von  den  vielen  Versuchen  fülire  ich  nur  einen 
als  Beispiel  an,  da  ja  alle  denselben  Verlauf  zeigen.  Einen  etwa  l'/f  Liter  fassenden  Scheffel 
goss  ich  bis  zu  drei  Viertel  mit  Wasser  voll  und  brachte  dann  Lammfleisch,  griine  Erbsen  mit 
und  ohne  Schale  und  alte  zweijährige  Fisolen  dazu. 

Der  erste  Stein,  den  ieh  anwendete,  war  faustgross.  Er  wurde  nach  vier  Minuten  im  Feuer 
glühend  und  daun  mittelst  Feuerzange  in  den  Scheffel  befördert.  Jeder  Stern  war  binnen  vier 
bis  sechs  Almuten  vollkommen  erhitzt. 

Beim  Einwurf  des  ersten  Steines  begann  das  Wasser  zu  brodeln,  das  Fleisch  bekam  eine 
blass«!  Farbe,  die  Erbsouschalen  erweichten,  die  Fisolen  wurden  faltig.  Beim  zweiten  Stein 
begann  das  Wasser  zu  kochen,  das  Fleisch  hob  sich  an  die  Oberfläche  und  schied  Fetttropfen 
aus.  Die  jungen  Erbsen  mit  der  Schale  wurden  («ereil«  geniesslor,  die  ohne  Schale  waren  so 
weich  wie  gekochte  Kukuruzkörner.  — Da  das  Wasser  im  Scheffel  fortwährend  kochte  und 
schäumte,  so  war  ich  gezwungen,  bei  jedesmaligem  Hineinlegen  von  Steinen  etwas  kaltes  Wasser 
nachzugiesseu.  Dieses  Nacbgiessen  könnt«  bei  Anwendung  eines  grösseren  Geschirres  vermieden 
werden  und  die  Speise  würde  dann  früher  kochen. 

Beim  Iliueinlegen  des  dritten  Steines  wurde  das  Fleisch  samuit  den  Erlieen,  mit  uud  ohne 
Schale,  weich;  etwas  mürbe  wurden  auch  die  alten  Fisolen. 

Beim  vierten  Stein  kochten  die  entschaltcu  Erbsen,  heim  fünften  auch  die  mit  Schale. 
Nach  dem  Einlegen  des  sechsten  Swines  war  das  Fleisch  gekocht  uud  die  Erbsen  zcraeUtcn 
sich;  die  alteu  Fisolen  kochten  heim  neunten  Stein. 

Das  Einlegen  der  neun  Steine  nahm  eine  Zeit  von  X */«  Stunden  in  Anspruch;  setzt  mau 
kein  kaltes  Wasser  zu,  so  dauert  ein  derartiges  Kochen  bloss  */4  Stunden.  Es  wird  also  mittelst 
erhitzter  Steine  viel  rascher  gekooht,  als  iu  der  gewöhnlichen  modernen  Weise. 

9.  Kochen  in  Thiermägen  und  anderen  undurchlässigen  Gegenständen. 

Die  Uebersetzung  von  Ilerodot,  4.  Buch,  61,  lautet:  „Da  das  Land  der  Skythen  an  Ilolz- 
mauget  btt,  erdachten  dieselben  folgende  Art,  das  Fleisch  zu  kochen.  Dem  geschlachteten  Thicre 
wurde  zuerst  das  Fell  abgezogen,  sodann  das  Fleisch  von  don  Knochen  abgelöst.  Das  abgezogen«' 
Fell  Hessen  sie  bei  Seite,  falls  sie  einen  Kessel  zur  Hand  liatten;  war  aber  dies  nicht  der  Fall, 
so  brachten  sie  das  ganze  Fleisch  in  den  Wiederkäuermagen  des  Opferthieros,  gossen  darauf 
Wasser  und  stellten  sodann  einen  derart  mit  Fleisch  gefüllten  Magen  über  ein  Feuer,  das  aus 
den  Knochen  desselben  Thicre«  zu  Wege  gebracht  wurde.  Auf  diese  Weise  kaun  Klein-  und 
Grnsavieh  aus  seinen  eigenen  Bestandteilen  gekocht  werden.“ 

l)  Tylor,  Anthropologie,  317. 


Digitized  by  Google 


Alterthümliche  Speisen-  und  Getränkobereitung  bei  den  Serben.  251 


Die  Hcidukcn  um  Uitolj  (Macedonion)  bereiteten  «ich  von  jeher  und  auch  jetzt  noch  ihr 
Mahl  in  Thiermilgen,  besonders  dann,  wenn  sie  aieh  in  tiefen  Wäldern  befinden  und  weder  Thon- 
noch  Metallgcschirru  bei  der  Hand  haben.  Sin  bereiteten  dann  ihr  Mahl  auf  dieselbe  Weise, 
wie  die  Skythen.  In  einen  Hammel-  oder  Ziegenmagen  schichten  sie  das  Fleisch,  giessen  dazu 
Wasser  und  geben  noch  einige  Gewürze  bei,  um  eiuejlorart  zubereitet«  Speise  nach  ihrer  Mei- 
nung gut  geiiiosslMtr  zu  machen.  Das  Feuer  brauchen  sie  sich  nicht,  wie  die  Skythen,  aus 
Knochen  zu  bereiten,  da  sie  pjg  - 

ja  Holz  in  den  Waldungen 
in  Hülle  und  Fülle  besitzen. 

Während  der  Kampfe 
mit  den  Türken  bereiteten 
sich  die  Montenegriner  ab- 
seits vom  Kampfplatz  ihr 
Mahl  ganz  nach  Skythenart. 

Es  mangelt  bei  denselben 
keineswegs  an  Ziegen.  Die- 
selben werden  meist  ge- 
schlachtet, um  nach  obiger 
Art  das  Fleisch  geuiessliar 
zu  machen,  was  in  folgender 
Weise  ausgeführt  wird.  Der 
Magen  des  geschlachteten 
Thieres  wird  zuerst  gerei- 
nigt. Zu  diesem  Uehufe 
schneiden  sie  den  Dann  vom 
Magcu  ab  und  lassen  durch 
diese  üeffnung  jegliche  Un- 
reinlichkcit  ausfliessen.  In 
einen  derart  gereinigten  Ma- 
gen geben  sie  dnnn  das 
Fleisch  hinein , schütten 
Wasser  darauf,  binden  die 
Ocffiiung  fest  zusammen  und 

hängen  den  mit  Fleisch  und  Wasser  also  gefüllten  Magen  an  einen  rechtwinkeligen  Ast  eines 
Baumstammes  und  zünden  darunter  ein  Feuer  an,  l’ig.  7.  Ganz  auf  die  gleiche  Weise  bereiteten 
sich  auch  serbische  Soldaten  während  des  serbisch  - türkischen  Krieges  im  Jahre  1878  ihr  Muhl; 
dies  aber  nur  dann,  wenn  sic  keine  Kochgeschirre  bei  sich  hatten.  Auch  heute  noch  erinnern 
Bich  Viele  daran.  Mir  erzählten  Einige  davon,  die  während  der  Belagerung  von  Nisch  und  I’ro- 
kuplje  in  dieser  Weise  gekocht  hatten. 

In  dieser  Methode  der  Kochkunst  sind  sich  nicht  nur  die  Serben  und  Skythen  gleich;  auch 
die  Zigeuner  sind  darin  bewandert  und  als  arme  Leute  ziehen  sie  sehr  oft  davon  Nutzen.  Die 
Serben  aber  kochten  bloss  während  der  Kampfe  mit  den  Türken  in  der  angegebenen  Weise,  da 

32* 


Digitized  by  Google 


252  Prot  Dr.  Sima  Trojanoviö, 

sie  keinen  Proviant  bei  «ich  hatten,  während  die  Heidtiken,  und  manchmal  auch  die  Hirten  in 
Thiermägen  noch  jetzt  kochen. 

Hie  Zigeuner  kochen  mehrere  Tage  in  ein  und  demselben  Thiertnageu  nicht  bloag  Fleisch 
allein,  sondern  auch  Gemüse  wie  Kraut,  Paradiesäpfel  u.  s.  w.  Eine  solche  Zubereitung  der 
Speisen  kann  mau  bei  den  horumwandemden  Zigeunern  auch  iu  Belgrad  finden,  wo  sie  auf  dem 
Gemüsemarkte  die  Ueberreste,  die  von  den  Käufern  und  Verkäufern  weggeworfeu  werden,  unent- 
geltlich erhalten.  Sie  sammeln  dieselben  auf  der  Strasse  und  bewahren  sie  io  ihren  grossen 
Taschen  auf. 

Durch  die  angeführten  Beispiele  ist  mit  einleuchtender  Sicherheit  bewiesen,  dass  Lippert 
im  Irrthum  ist,  wenn  er  meint,  dass  die  Beschreibungen  Herodot’s  nicht  vollkommen  der  Wahr- 
heit entsprächen,  und  dass  die  Skythen  jedenfalls  erhitzte  Steine  in  Thiermägen  galten.  „Diese 
Skythen  sind,  dank  dem  Verkehre  mit  griechischen  Colonisteu  am  Schwarzen  Meere,  nicht  mehr 
ohne  Cultur;  sie  besitzen  Kessel  und  verstehen  zu  kochen;  alter  wenn  sie  einmal  den  Kessel 
nicht  bei  der  Hand  halten,  dann  criunern  sie  sich  einer  halbvergcsscnen  Methode  und  koohen  das 
Thier  in  seinem  cigeuen  Balg,  zweifellos  nicht  ohne  Anwendung  von  Glühsteinen,  was 
aber  Herodot,  der  die  Sache  ja  nur  nach  dem  Hörensagen  notirte,  nicht  erfragt  zu  haben  scheint. 
Sie  sollen  vielmehr  nach  seiner  Angab«  alles  Fleisch  in  den  Bauch  des  Opferthieres  füllen,  dann 
Wasser  zugiessen,  und  all  das  Uber  den  angezündeton  Knochen  des  Thicrcs  selbst  kochen“  >).  Die 
-.  Hauptsache  ist  liier,  dass  man  keine  Glühsteiue  in  den  mit  Speisen  gefüllten  Magen  geben  muss. 

Dem  Kochen  in  Thicrmagcn  nähert  sich  am  meisten  das  bei  den  Ileidnken  übliche  Kochen 
in  Baumrinden.  Diese  Methode  findet  sonst  nirgends  ihres  Gleichen.  Der  Originalität  wegen 
ist  sie  im  Stande,  den  aorupulösesten  Culturhistoriker  in  Erstaunen  zn  setzen;  ausserdem  bietet 
sie  ein  reichliches  Material  zum  Studium  des  menschlichen  Urzustandes.  Als  im  Jahre  1859  der 
Bckon  gestorbene  Fürst  Milosch  Obrenovic  zum  letzten  Male  Serbien  beroistc,  kam  er  auch 
nach  Zajecar.  Da  er  ein  genialer  nnd  tiefdenkender  Mensch  war,  erkundigte  er  sich  nach  so 
Manchem,  was  ihm  fremd  war.  Er  wollte  Alles  erfahren.  So  lies«  er  denn  auch  den  Wirth 
Jovan  aus  Vrstamiza  zu  sich  kommen,  der  zur  Zeit  des  serbischen  Aufstandes  herrliche  Beispiele 
von  Math  und  Tapferkeit  gezeigt  hatte.  So  z.  B.  ira  Stara  und  Sucha  Planina,  wo  er  die  türki- 
schen Räuber  erwartete  nnd  niedermetzelte.  Im  Laufe  des  Gespräches  kam  Fürst  Milosoh  auch 
auf  die  Frage:  „Wie  ernährte  sich  Jovan  in  dem  klüftevollen,  von  menschlichen  Wohnungen 
weit  entlegenen,  wilden  Gebirge?“  Jovan  erzählte  ihm,  wie  man  mit  erhitzten  Steinen  kochen 
und  Speisen  in  Holzgeschirr  oder  ausgehöhllcn  Baumstämmen  zubereiten  kann.  Eine  weitere 
Art  erwähnte  er  in  dem  Braten  von  Spahferkelchen,  Eiern,  Lämmern  und  Ziegen  in  ausgeworfenen 
Gruben.  Die  interessanteste  Methode  ist  aber  wohl  die  dritte,  nämlich  die,  wie  KapamH  *)  in 
Baumrinden  gekocht  wiril. 

Zu  diesem  Zwecke  sägt  man  von  einem  Lindenbaume,  deren  es  dort  sehr  viele  giebt,  einen 
armdicken  Ast  al>,  und  von  einem  anderen  ein  etwa  40  cm  langes  Stück  mit  ganz  glatter  Rinde. 
Auf  dieser  wird  nun  mit  einem  breiten  Hammer  oder  glatten  Steine  so  lange  hermngeklopft, 
bis  sie  sich  vom  Holze  ablösen  lässt.  Ist  dies  geschehen,  so  zieht  man  sie  vom  Holze  ab  und 
erhält  demnach  eine  oylindriseke  Röhre,  wie  sie  Fig.  8 a anzeigt. 

')  Lippert,  Oulturgeschichte,  1,  359. 

f)  Kapauns,  eine  serbische  Volksspeiae,  Ähnlich  dein  Pichslatsdner  Fleisch. 


Digitized  by  Google 


Alterthümliche  Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Serben.  253 

Diese  wird  dann  am  unteren  Ende  fest  verschlossen,  Fig.  8b,  wodurch  ein  Gefäss  ent- 
steht, welches  man  bis  au  drei  Viertel  mit  Wasser  füllt,  hierauf  das  Fleisch  mit  dem  übrigen 
Fig.  8a.  Fig.  8b.  Fig.  8c. 


Gemüse,  das  zur  Zubereitung  des  Kapama  nüthig  ist,  hineingiebt.  Ist  nun  der  Cy linder  voll 
gefüllt,  so  wird  auch  das  obere  Ende  mit  einem  Holzstöpsel  fest  verschlossen  und  nach  diesem 
Verschlüsse  etwaige  Fugen  noch  hermetisch  mit  Lehm  verklebt.  Damit  wird  das  Gefäsa  auch 
für  Flüssigkeiten  undurchdringlich,  Fig.  8 c. 

Nach  dieser  Operation  gräbt  man  in  die  Erde  eine  Furche  von  S bis  4 Cm  Tiefe,  legt  die 
mit  Speisen  also  gefüllte  Köhre  hinein,  deckt  mit  Erde  wieder  zu  und  zündet  über  dieser  Sü  lle 
ein  starkes  Feuer  an,  Fig.  8d. 

Durch  die  Wärme  des  Feuers 
kochen  die  Speisen  in  der  Kinde 
ganz  ebenso,  wie  auf  einem 
Herde. 

Ich  hielt  diese  Zuberei- 
tungsweise von  Speisen  für  un- 
zuverlässig. Daher  entschloss 
ich  mich,  selber  einen  Versuch 
damit  anzustellen.  Genau  nach 
der  oben  gegebenen  Schil- 
derung bereitete  ich  in  einer 
Lindeurinde  Kapama  und  zu 
meinem  grössten  Erstaunen 
musste  ich  mich  von  der  Voll- 
kommenheit einer  derartigen 
Koehmethode  überzeugen.  Das 
Feuer,  welches  wir  bereiteten, 
war  zwar  kein  grosses,  immer- 
hin aber  wurde  die  Ka|>ama  in 
zwei  Stunden  vollkommen  ge- 
kocht und  wohlschmeckend. 

Gleich  nachdem  die  Kinde  aus 
der  Erde  genommen  wird,  muss 
man  beide  Verschlüsse  neuer- 
dings mit  Lehm  verstreichen, 
da  der  alte  brüchig  wird,  und 
der  Speisesaft  leicht  durchsickern  könnte.  Das  Gefäss  mit  dem  gekochten  Kapanin  bringt  man 
au  einen  kalten  Ort,  damit  es  sich  ahkühlt  und  der  im  Innern  angesammelt«  Dunst  sich  legt. 

Solange  die  Baumrinde  in  der  Erde  verscharrt  liegt,  w irkt  die  Wärme  des  Feuers  langsam. 


Fig.  8d. 


ES  . 


Digitized  by  Google 


254  Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

»o  dass  die  Sj>eise  in  dem  Cylinder  allmälig  kocht.  Nur  die  äussere  Schale  der  Rinde  verkohlt; 
im  Innern  bleibt  sie  unversehrt. 

An  mehreren  Gehirgskup|>en  und  -pässen  hatten  die  Heiduken  die  xubereiteten  Speisen 
in  den  Rindencylindern  vergraben  aufbewahrt,  da  dieselben  durch  den  hermetischen  Verschluss 
der  Pfropfen  vor  der  mit  Keimen  erfüllten  äusseren  Luft  vollkommen  geschätzt  waren  und  als 
Conservc  sehr  lange  frisch  und  gesund  erhaltcu  bleiben.  Ich  halte  diese  Methode  des  Kochens 
der  lleiduken  für  eine  geniale  Erfindung,  denn  sie  führt  xu  dem  Schlüsse,  dass  die  Menschen 
schon  in  ältester  Zeit  die  heute  erzielten  Resultate  auf  ganz  gewöhnlichem  Wege  erreicht  hatten, 
dass  aber  diese  Anklänge  au  alte  Methoden  durch  die  modernen  vervollkouunneten  Mittel  total 
vernichtet  wurden. 

Das  Kochen  der  lleiduken  in  llaumrinden  ist  das  getreueste  Bild  des  I'apin’schen  Topfes. 
Die  Temperatur  der  Flüssigkeit  im  offenen  Geschirr  übersteigt  keine  100,  C.,  während  sic  in 
geschlossenen  Gefässen  und  ebenso  auch  iu  Baumrinden  bedeutend  erhöht  wird. 

Zur  Zeit  des  beschriebenen  Jovan  (Ileiduke  aus  Vratamixa)  hatten  die  lleiduken,  wie 
schon  erwähnt,  Baumrinden  mit  der  Speise  Kapatna  au  verschiedenen  Bergkuppen,  wo  sie  eine 
«eite  Uehersieht  hatten,  auf  bewahrt.  Da  sie  die  Stellen  wussten,  wo  die  Baumrinden  mit  Speisen 
vergraben  waren,  so  verging  oft  eine  geraume  Zeit,  bis  die  verscharrte  Kapama  aufgezehrt 
werden  konnte. 

Die  heutigen  lleiduken  halten  es  nicht  nöthig,  sich  dieser  Kochkunst  zu  bedienen,  da  sie 
überall  Helfershelfer  besitzen,  die  sie  entweder  in  ihrem  Hanse  bewirthen,  oder  ihnen  Nahrung 
durch  Schaf-  oder  Ziegenhirten  ins  Gebirge  zusenden.  Immerhin  kommt  es  öfters  vor,  dass  auch 
die  jetzigen  Heiduken  gemolkene  Schafmilch  in  einer  Krbnlja  mit  erhitzten  Steinen  kochen. 
Es  sind  sogar  Fälle  bekannt,  wo  sic  bei  grossen  Verfolgungen  48  Stunden  lang  ohne  Nahrung 
ausharrten.  Da  halfen  sie  sieh  dann  durch  das  Ansebneiden  von  junger  Bnchenrinde,  die  einen 
Saft  aus  der  I’hloömschioht  entströmen  lässt,  und  stillten  damit  Hunger  und  Durst.  Falls  beim 
Auschncidcn  der  Rinde  kein  Saft  hervonpioll,  schabten  sie  mit  dem  Messer  den  wässerig  schlei- 
migen Theil  der  Rinde  ab. 

Der  zweite,  nicht  geringere  Fehler  Lippert’s  ist  der,  dass  er  „Kochen“  nach  Skythenart  in 
Thiermagen  mit  griechischem  „Braten“  des  Fleisches  in  denselben  verwechselt.  Nach  der  Er- 
zählung Homer’«  soll  sich  letzteres  im  Hause  des  Odysseus,  während  der  Freinng  xugetragen 
haben.  Wie  sein-  sich  der  Grieche  über  dieses  Maass  erhaben  fühlte,  lässt  auch  die  Art  erkennen, 
wie  Herodot,  kaum  noch  einer  richtigen  Auffassung  des  Vorganges  zugänglich,  von  jenem 
Barliarenstückchen  des  Kochens  in  der  Haut  spricht.  Und  doch  hatte  etwa  vier  Jahrhunderte 
vor  ihm  sein  eigenes  Volk  unter  den  Geheimnissen  seiner  Küche  auch  noch  dasselbe  alte  Recept 
bewahrt,  wenn  cb  auch  mir  in  einer  gewissen  Beschränkung  und  Auswahl  davon  Gebrauch  machte. 
Die  Freier  in  Odysseus’  Hause  bereiteten  einen  Ahendschmaus , indem  sie  einen  Ziegenmagcu 
mit  Blut  und  Speckstücken  füllten  und  dann  — gleich  jenen  Patagoniern  — in  die  glühende 
Asche  des  Herdes  zum  Gnrwcrden  legten  *). 


')  hippere.  I.  e,  I,  SSO. 


Digitized  by  Google 


Alterthiiniliche  Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Serben.  255 

Ich  will  hier  zuerst  den  einschlägigen  Homerischen  Text  anfUhrou: 

„Aber  Eupeithes'  Sohn  Antinooe  sprach  zur  Versammlung: 

Höret,  was  ich  euch  sage,  ihr  edelmiithigen  Freier! 

Hier  sind  Ziegenmagen,  mit  Fett  und  Blute  gefallet, 

Die  wir  zum  Abendschmaus  auf  glühende  Kohlen  geleget“  >). 

In  Serbien  hat  sich  dieses  Homerische  Backen  in  Mägen  bis  jetzt  fast  in  der  ursprüng- 
lichen Form  erhalten.  In  Kruschewatz,  Kibarska  Banja,  Soko-Bauja,  Pirot  und  noch  einigen 
Orten  bäckt  mau  ihn  auf  folgende  Weise: 

Von  den  geschlachteten  Thieren  wird  besonders  dor  Kalbskopf  für  diese  Art  der  Zuberei- 
tung im  Magen  bevorzugt,  aber  mau  bäckt  auch  den  Kindskopf  und  verschiedene  andere  Bo- 
standtheile,  z.  B.  Lunge,  Herz  und  den  unteren  drüsigen  Theil  des  Halses. 

Gewöhnlich  nimmt  man  den  Magen  von  domseiben  Thiere,  entleert  das  Innere,  wäscht  gut 
ans  und  brüht  ab.  In  diesem  rohen  Zustande  dient  er  dann  als  Sack,  dessen  Oeffnung  so  weit 
erweitert  wird,  dass  man  den  abgebTÜhten  und  enthaarten  Kopf  mit  anderen  Stücken  hinein- 
schieben kann.  Dann  bestreut  man  Alles  mit  Salz.  Hierauf  faltet  man  die  Oeffnung  des 
Magens  zusammen  und  führt  unterhalb  der  Einföhrstelle  kreuzweise  zwei  spitze  Holzstäbchen, 
welche  an  vielen  Stellen  den  Magen  durchbohren.  Alle  vier  Spitzen  der  Stäbchen  werden  dann 
mit  Spagat  festgebunden,  so  dass  der  innere  Kaum  hermetisch  abgeschlossen  und  das  Aus- 
ströincn  des  Dampfes  verhindert  wird.  Es  bildet  sich  überhaupt  in  den  Magen  wenig  Dampf, 
da  kein  Tropfen  Wasser  zugogosson  wurde. 

Jotxt  ist  Allee  fertig  und  man  legt  den  rohen  Magen  mit  den  rohen  Bestandtheilen  im 
Inneren  in  eine  irdene  oder  blecherne  Bratpfanne,  in  welcher  sich  zur  Hälfte  Wasser  befindet. 
Dann  bäckt  man  den  Magen  im  heissen  Backofen,  wobei  man  dafür  sorgen  muss,  dass  nach 
einiger  Zeit  der  Magen  umgedreht  wird,  um  auch  die  obere  Seite  in  das  Wasser  der  Bratpfanne 
einzutauchen,  wodurch  Austrocknen  und  Verbrennen  vermieden  wird. 

Diesen  Braten  bereiten  hauptsächlich  die  Metzger  und  lasBen  ihn  durch  die  Burschen  in 
alle  Wirtschaften  tragen  und  verkaufen.  Ein  auf  diese  Weise  zuberciteter  Braten  ist  gelatinös 
und  sehr  schmackhaft,  besonders  die  Wangen,  die  Zunge  und  die  Angengegcnd.  Er  eignet  sich 
besonders  als  Appetitbeigabe  zum  Bier  und  Schnaps.  Aus  demselben  Grunde  bereiten  ihn  auch 
manche  Familien  für  sich. 

In  Serbien,  z.  B.  in  Belgrad,  Scbabatz,  Valjevo  etc.,  backen  die  einfachen  Charcntiere  den 
Magen  auch  auf  folgende  Weise:  Er  wird  zuerst  mit  siedendem  Wasser  augebrüht,  dann  mit 
kaltem  längere  Zeit  gewaschen,  sodann  gesotten  und  wiederum  zweimal  im  kalten  Wasser  ge- 
waschen. Er  kommt  hierauf  in  eine  Bratpfanne,  in  welcher  Schweinefett  mit  eingebrannter 
Zwiebel  sich  befindet.  So  vorbereitet  wird  er  eine  Zeit  lang  an  der  Glutli  gewärmt  und  nachher 
genossen.  Man  verkauft  Stücke  in  den  Wirthschaften  und  im  Geschäfte. 

In  Leskowatz  ist  insofern  ein  Unterschied  zu  constatiren,  als  man  in  den  Magen  auch 
etwas  befeuchtetes  Meid  oder  Kleie  hincingiebt. 

In  den  Dörfern  am  Awalagebirge  bäckt  man  in  Wioderkänermägeu  nicht  nur  Köpfe,  son- 
dern auch  die  Schenkel,  aber  immer  anf  dem  heissen  Herde  unter  dem  irdenen  Deckel  (Crepulja), 
welcher  mit  Gluth  und  Asche  bedeckt  wird. 

l)  Homer'»  Otlyiaee  voa  H.  Tot»,  Oesang  XVIII,  43. 


Digitized  by  Google 


256 


Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

Merkwürdiger  Weise  erwähnt  Homer  weder  don  Kopf  noch  dag  andere  Fleisch.  Ebenso 
interessant  ist  es,  dass  man  damals  den  Ziegenmagen  mit  Blut  und  Speck  füllte.  Wohl  gestehe 
ich  gern,  dass  man  in  Serbien  und  auf  der  ganzen  Balkanhalbinsel  den  Magen  auch  allein  in 
der  heissen  Asche  bäckt,  z.  B.  im  Dorfe  Rakiuatz  (Srez  Momwski),  aber  dieses  Verfahren  ist 
weniger  bevorzugt,  weswegen  nur  von  ärmeren  ('lassen  begehrt.  Es  entsteht  die  Frage:  Wie 
bereitete  Antinoos  bei  Homer  den  Ziegenmagen?  Da  keine  Kleischtheile  in  demselben  erwähnt 
werden,  so  muss  man  zur  Ansicht  gelangen,  dass  man  ähnlich  verfuhr,  wie  bei  dem  soeben 
beschriebenen  Falle  im  Dorfe  Uakinatz,  oder  da  von  Speck  (Fett?)  die  Hede  ist,  vielleicht  ebenso 
wie  heutzutage  in  allen  genannten  Städten  Nordserbiens.  Meiner  Ansicht  nach  wurden  Blut  und 
sonstige  Zuthatcn  nur  beigegeben , um  den  Magen  saftiger  zu  machen. 

Fynca  Moriaon  erzählt  von  den  Irländern  des  16.  Jahrhunderts:  »Sie  hatten  keine  Tische, 
sondern  legten  ihr  Fleisch  auf  ein  Bündel  Gras.  Sie  hielten  Schmausereien  von  gefallenen 
Pferden  und  kochten  Stücke  Ochsen-  und  Schweinefleisch  mit  ungewaschenen  Eingcweiden,  in 
ein  rohes  Kuhfell  gewickelt,  in  einem  hohlen  Baum  und  setzten  dies  so  aufs  Feuer.“  Buchanan 
aber  erwähnt  von  den  Bewohnern  der  Hebriden,  dass  sie  das  Fleisch  in  dem  Wanste  oder  dem 
Felle  des  Thiere*  selbst  zu  kochen  pflegten.  In  dem  „hohlen  Baume“  der  Irländer  ist  leicht 
eine  Veranstaltung  zu  erkennen,  welche  sich  dem  „australischen  Backofen“  wieder  nähert;  jeden- 
falls sollte  der  Baum,  nachdem  seine  Innenwände  glühend  geworden  waren,  die  Hitze  in  ähn- 
licher Weise  wie  in  jenen  Gruben  Zusammenhalten.  Jenem  Bestände  der  Technik  bei  den 
Ilebridenbewohnem  entspricht  vollkommen  der  Umstand,  dass  sie  gleichzeitig  in  der  Töpfer- 
kunst hinter  den  meisten  Stämmen  Europas  zurückgeblieben  waren  •). 

Merkwürdig  ist  es,  dass  Lnbbock  *)  geradezu  bezweifelt,  dass  die  Hottentotten  in  ledernen 
Beuteln  ohne  erhitzte  Steine  kochen  konnten,  was  thatsächlich  stattfinden  könne. 

Ob  man  nun  in  Wänsten,  Thierfellcn  oder  Mägen  kochte,  bleibt  sich  gleich,  denn  durch 
keinen  derartigen  thierischcn  Beutel  kann  Flüssigkeit  durchsickcrn,  und  am  Feuer  kann  sich  ein 
solcher  Thiermagen  nicht  entzünden,  wenn  in  demselben  Flüssigkeit  vorhanden  ist.  Darin  liegt 
eben  das  Geheimniss  dieser  Kochkunst  und  die  Entbehrlichkeit  der  Glühsteine. 

10.  Käsebereitnng  mit  Glühsteinen. 

In  den  hölzernen  Gefässen  sind  die  Glühsteine  der  einzige  Nothbchelf,  um  die  Käscaus- 
scheiduug  zu  beschleunigen.  Da  nämlich  serbische  Hirten  am  Malesehgebirge  in  Makedonien 
Mangel  an  den  nöthigen  Metallgefässen  leiden,  um  mittelst  derselben  die  Milch  am  offenen 
Feuer  zu  erwärmen,  so  erreichen  sie  denselben  Zweck  auch  in  nicht  feuerfesten  Gefässen 
mittelst  erhitzter  Steine,  welche*  Verfahren  auch  noch  den  Vortheil  bietet,  dass  die  ganze 
Milch  in  einem  einzigen  Gefässe  erwärmt  werden  kann. 

n.  Getränke. 

1.  Jagurta,  Buza,  Matinitza,  Kumys,  Kefir,  Alowina,  Medowina. 

In  Ostserbien  maohen  die  Bauern  auf  ihren  Sennhütten  von  Sl  Goorgi  an  ein  geistiges 
Getränk  aus  Milch,  welches  unter  dem  Namen  Jagurta  oder  Ogurta*)  bekannt  ist.  Man  lässt 

’1  Lippert,  I.  c.  I,  134. 

*)  Lubbook,  Bk  vorgeschichtliche  Zelt  U,  860. 

*1  Die  Serben  sagen  .Jagurta“  oder  „Ogorta*,  die  Rumänen  nur  .Jagurta*. 


Digitized  by  Google 


Alterthümliche  Speisen-  und  Gotränkebereitung  bei  den  Serben.  257 

ausgekochte  Schafmilch  vollkommen  kalt  werden,  giesst  sie  dann  in  ein  llolzf&sschen  (Jagurtar) 
oder  in  einen  Ziegenbalg ').  Hierauf  hängt  man  das  Gefäss  auf  einen  Baum  im  Freien,  bis  die 
Milch  nach  einigen  Tagen  säuerlich  wird.  In  die  alten  Gefässe,  in  welchen  sich  schon  einmal 
Jagurta  befand,  giebt  man  kein  Gährungsfennent,  da  ohnehin  Gährungserreger  vorhanden  sind. 
Es  ist  aber  vortheilbafter,  der  Beschleunigung  des  Processes  wegen  etwas  von  der  alten  Jagurta 
siizusetxen.  Da  aber  überall  llefesporen  existireo,  so  können  sie  während  des  Kaltwerdens  der 
Milch  in  der  offenen  Kufe  leicht  hineinfallcn  nnd  die  Gährung  einleiten.  Die  Milch  geht  rasch 
in  Gährung  über,  wenn  man  sie  im  Sommer  von  Eseln  trausportiren  lässt,  da  dabei  das  Gefäss 
der  directen  Sonnenwärme  ausgesetzt  und  andauernd  geschüttelt  wird.  In  dieser  „Scbüttel- 
Jagurta1-  schwimmt  immer  oben  die  Butter,  welche  man  vor  dem  Trinken  abschöpft.  Die  andere, 
die  „Rulio-Jagurta“,  welche  Bich  ohne  Bewegung  bildet,  ist  dickflüssiger  als  die  erstere  wegen 
der  darin  suspendirten  Butter.  Bevor  man  sie  trinkt,  muss  mau  das  Gefäss  tüchtig  schütteln 
und  dann  in  eine  Schüssel  oder  einen  Becher  giessen.  In  Boljewaeki  Srey.  giesst  man  jeden 
Tag  in  den  Jagurtar  so  viel  ungekochte  Milch,  als  Jagurta  getrunken  wurde.  In  Sumrakowats 
macht  man,  wie  überall,  die  Jagurta  aus  gekochter  Milch,  hält  sich  alter  dabei  an  folgenden 
Brauch.  Ein  der  verbrauchten  Menge  Jagurta  entsprechendes  Quantum  Milch  wird  am  ersten 
Tage  ungekocht  zugeselxt,  am  nächsten  Tage  gekocht,  und  so  abwechsclungsweise  auch  die 
folgenden  Tage:  gekocht  und  ungekocht.  Obgleich  Jagurta  ein  Gemisch  vou  gegohrenem  und 
gährendem  Getränk  ist,  so  kann  sie  doch  niemals  allen  Zucker  zersetzen,  da  derselbe  fort- 
während durch  Zusatz  frischer  Milch  ersetzt  wird,  und  dadurch  den  Geschmack  angenehm  süss- 
säuerlich  erscheinen  lässt. 

Die  Jagurta  trinkt  man,  um  den  Dunst  zu  löschen,  genicsst  sie  alter  auch  mit  Löffeln  als 
Nahrungsmittel.  Man  kaun  sich  damit  ebenso  betrinken,  wie  mit  anderen  alkoholischen  Getränken, 
weswegen  man  nicht  auf  einmal  ein  grösseres  Qnauttim  zu  sich  nehmen  soll. 

Die  Montenegriner  halten  ein  ähnliches  Milchgeträuk  unter  dem  Namen  Bit  za*). 

Es  ist  sehr  bezeichnend,  dass  man  Jagurta  resp.  Buza  nur  in  den  Kurstgcgcuden  bereitet, 
wo  ebenso  grosser  Wassermangel  herrscht,  wie  in  den  verrufensten  Steppen.  In  letzteren  brauen 
die  Nomaden  auch  die  das  Wasser  ersetzenden  Miloligetränke  aus  demselben  Grunde.  Wir  sehen 
also  den  Menschen  alle  Wege  betreten,  um  sich  einen  Ersatz  zu  verschaffen.  Dieses  geistige 
Getränk  bst  bei  deu  Hirten  offenbar  den  ersten  Aiistoes  gegeben  zur  Erzeugung  auch  anderer 
Berauschungsmittel. 

Die  griechischen  Hirten  (Znonowuuzi)  in  Südscrbien  machen  auch  ein  der  Jagurta  ähnliches 
Getränk  unter  dem  Namen  Matinitza.  Sie  gehen  in  die  gekochte  Milch  Käselab,  hierauf  in 
dasselbe  Gefäss  nach  und  nach  erhitzte  Kieselsteine,  um  eine  gieichmässigc  Wärme  herzustellen. 
Sodann  wird  die  Milch  mit  einer  Schaufel  umgerührt,  um  den  Käse  auszuscheiden.  Nach  der 
Entfernung  desselben  wird  in  die  zurückgebliebene  Molke  ebenso  viel  Milch  ztigegosseo,  als  zur 

l)  Die  Ziegenbälge  (me äi na  oder  tulnm)  lind  beionderi  praktische,  undurchlässige  Transpurtgefäase, 
wenn  man  sie  auf  die  Tbiere  lädt.  Erstens  ihrer  Weichheit  wegen , um  das  Thier  nicht  durch  Druck  zu  ver- 
letzen, zweitens  wegen  ihrer  Leichtigkeit.  Auf  der  Balkanhalbinsel  fällt  man  sie  mit  ausgelassenem  Talg,  mit 
Käse,  Butter,  Wein,  Branntwein,  Theer  u.  s.  w. 

*)  Die  beschriebene  Milch  - Buza  darf  nicht  mit  der  auf  türkisch  - kirgisische  Art  zubereiteten  Buza  ver- 
wechselt werden,  ln  der  Türkei  bereitet  man  dickflüssige  Buza  nus  Hirsemehl,  in  Serbien  dagegen,  wo  man 
eine  dünnflüssige  der  enteren  vorzieht,  zur  Hälfte  aus  Mais-  und  zur  anderen  Hälfte  aus  Weizenmehl,  letztere 
muss  zuerst  mit  Brothefe  angesäuert  werden, 

Archiv  fBr  Anthropologie.  B«l.  XXVII.  53 


Digitized  by  Google 


258  Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

Zubereitung  de*  Käse*  gebraucht  wurde.  Dann  wird  abermals  umgerührt,  um  Butter  aus- 
zttscheideu,  welche  sich  an  der  Oberfläche  ansammelt  und  mit  JJiffeln  abgeschöpft  werden  kann. 
Die  Matinitza  ist  also  nichts  Anderes  als  die  im  Ge  fasse  zurückgebliebene  Molke,  aus  der  zuerst 
Käse  („Tyros“)  und  hierauf  aus  der  noch  zugesetzten  Milch  die  Butter  ausgeschieden  wurde. 
Nach  einigen  Tagen  wird  Matinitza  säuerlich  und  bildet  im  heissen  Sommer  ein  durststillendes 
Getränk,  ganz  abgesehen  von  dem  grossem  Nährgehalte  desselben. 

Wenn  sie  die  Matinitza  nicht  auf  bewahren  wollen,  machen  sie  aus  ihr  den  Topfen. 

Des  Vergleiches  wogen  führe  ich  hier  kurz  auch  die  zwei  bekannten  tatarischen  Milch- 
getränke: Kefir  uud  Kumys,  an. 

Kefir  ist  ein  motissirendes,  von  Tataren  im  Kaukasus  aus  Kuhmilch  dargestelltes  Getränk. 
Es  ist  auch  wie  Jagurta  oder  Kumys  ein  gegoltenes  uud  gäbrendes  Getränk.  Die  alkoholische 
und  Milchsäuregähruug  der  .Milch  werden  liewlrkt  durch  das  Kefirferment,  welches  aus  Ilefe- 
zellen  und  einer  Bactcricuart , Dispers  caucasica,  besteht1).  Dieses  Kefirfcrment  besteht  aus 
erlweu-  bis  bohnengrosseu  Klümpchen.  Ucbergiesst  man  diese  Kefirkörner  etwa  mit  der  sochs- 
his  siebenfachen  Menge  Milch,  lässt  dann  hei  mittlerer  Temperatur  stellen  und  schüttelt  gelegent- 
lich, so  tritt  alsbald  Gährung  ein.  Man  mischt  nach  ‘24  Stunden  den  ahgegossenen  Kefir  mit 
der  dop|>e!teu  Menge  frischer  Milch,  füllt  ihn  in  starke,  gut  verkorkte  und  verbundene  Flaschen, 
welche  wiederholt  geschüttelt  werden  müssen.  Nach  einigen  Tagen  kann  dann  der  fertige  Kefir 
verzehrt  werdeu.  Er  ist  süss-säuerlich  und  schmeckt  angenehm,  er  ist  zugleich  reicher  ap  Eiweiss- 
stolfen,  aber  ärmer  an  Alkohol  und  Milchsäure,  als  Kumys  I Kurniss). 

Wegen  seiner  erfrischenden,  durststillenden  Eigenschaften  wird  er  auch  von  den  Kranken 
gern  genommen.  Nicht  nur  das  Aussehen  wird  besser,  auch  das  Körpergewicht  nimmt  bei 
regelmässigem  Ketirgemissc  zu.  Kefir  ist  kein  Specificntn  gegen  irgend  eine  Krankheit  (auch 
nicht  gegen  Phthise,  obwohl  er  Katarrhe  günstig  beeinflusst);  hingegen  ein  ausgezeichnetes,  leicht 
assimilirbarcs  Nährmittel,  ein  wahres  Tonicum  und  Stimulans  *). 

Kefir  ist  ein  uraltes  Getränk  der  kaukasischen  Gebirgsvölker. 

Kumys  machen  die  nomadiairenden  Kirgisen  in  Südrusshmd  aus  Stutenmilch.  Znr  Dar- 
stellung desselben  giebt  mau  die  frische  Milch  in  ein  Gefäss,  in  dem  sich  früher  Kumys  befand, 
und  leitet  dadurch  die  Gäbrnng  ein.  Kr  schmeckt  prickelnd,  angenehm.  Aber  bei  diesem 
Getränk  schreitet  die  Gährung  nur  langsam  fort.  Erst  das  vollkommen  ausgegohrene  Product 
bildet  den  echten  Kumys.  Kumys  dient  in  der  neuesten  Zeit  auch  als  ein  Heilmittel  für 
Lungenkranke. 

Der  Kumys  ist  auch  kein  Getränk  neueren  Datums;  er  war  schon  im  Alterthumc  den 
Skythen  bekannt,  wenigstens  erwähnt  ihn  bereits  Ilerodot 

Mit  der  Erforschung  dieses  in  jeder  Beziehung  wichtigen  Volksgetränkes  haben  sieh  einige 
wissenschaftliche  Männer  mit  Erfolg  beschäftigt,  besonders:  Wereschagiu,  Stahlberg, 
Tymowski,  Lereh,  Biel  etc. 

Die  serbische  Jagurta  ist  leider  weder  chemisch  und  botanisch  wegen  der  Gährungspitze 
untersucht,  noch  ihre  medicinische  Anwendung  für  Kranke  erforscht. 

')  I)r.  med.  H.  Weiss,  Kefir.  8.  400.  Klinische  Streit-  und  Zeitfragen,  III.  Band,  Wien  1 Sn*.  — 
Thcidoroff,  Historische  und  esperimenteile  Studien  über  den  Kefir;  Ecker-Vogt,  Kefir  t Neuwied  isutt). 

*)  Dr.  med.  H.  Weis«,  1.  c,  8.  SOS  bl*  407. 


Digitized  by  Google 


Alterthiimliche  SjieiHen-  und  Getrankebereitung  bei  den  Serben.  259 

Im  l’iroter  Kreise  in  Serbien  ist  die  A 1 o w i u a *)  dem  Geschmacke  nach  sehr  ähnlich  dem 
russischen  Volksbiere  Die  Hauern  erhitzen  eine  metallene  Schüssel  über  dem  Feuer 

und  rösten  in  derselben  Hafer.  Dabei  muss  mau  die  Körner  fortwährend  mit  eiucm  Stück 
Holz  umrühreu,  damit  sie  gleichmassig  erhitzt  werden.  Die  aufgesprungenen  Körner  giebt 
inan  in  eine  Kufe  und  brüht  sie  mit  heissem  Wasser  an.  Nach  einiger  Xe it  nimmt  der  Hafer 
einen  säuerlichen  Geschmack  an  und  schwimmt  auf  der  Oberfläche  des  Wassers.  Bei  warmem 
Wetter  vollzieht  sich  dieser  Process  in  drei  Tagen.  Bei  knltem  beschleunigt  mau  die  Gähruug 
mit  erhitzten  Steinen,  welche  in  das  llaferwasscr  gebracht  werden.  Gleich  darauf  wird  die 
Kufe  obeu  fest  verschlossen  und  mit  Teig  verklebt,  um  einen  hermetischen  Abschluss  zu 
erzielen.  Hierauf  wird  die  Atowina  augezapft  und  am  Morgen  statt  des  Branntweins  und  beim 
Mittagessen  statt  des  Weine»  gctrimkcn.  Alow  ins  schmeckt  säuerlich.  Sie  wird  auch  als  Mittel 
gegen  Magenkrankheiten  augewendet,  ferner  trinkt  man  sie  nüchtern  aus  allgemeinen  „Gesund- 
heitsrücksichten". Ganz  ebenso  wird  ein  Getränk  aus  Gerate  gemacht. 

L i n n e *)  berichtet,  dass  auch  die  Schwedeu  ehedem  erhitzte  Steine  zur  Zubereitung  des 
Bieres  benutztem  eine  Methode,  die  auch  in  Kärnten  bis  vor  Kurzem  im  Scbwuugo  war. 

Noch  im  12.  Jahrhundert  trank  man  in  Deutschland  Hafer-,  Weizen-  und  Gerstcnbier. 

Wo  aber  schon  frühzeitig  vorzugsweise  oder  allein  Gersteubier  genannt  wird,  du  ist  eben  auch 
nur  diese  älteste  Aiibaufrucht  an  sich  die  wichtigste  gewesen.  Solchen  Gerstentrank  bereiteten 
die  vorpclasgischcn  Bewohner  Italiens,  oder  es  ist  doch  wenigstens  unter  diesen  bezüglich  der 
IJgurier  erw-iesen.  Xenophon  trank  Bier  bei  den  Armeniern  und  über  Tbrygicn  und  Thrakien 
reichte  der  Bereich  desselben  bis  an  die  Thore  von  Hellas  und  Spanien1). 

Die  Serben  machten  früher  allgemeiu , jetzt  nur  ausnahmBW  eise  auch  M e d o w i n a oder 
Med  (Meth). 

Einige  nehmen  auf  1 Liter  Honig  4 Liter  Wasser,  kochen  tüchtig,  lassen  dann  abschäumen 
und  gährcu,  was  sich  gewöhnlich  in  15  warmen  Tagen  vollzieht.  Andere  besprengen  frischen 
Honig  mit  Wasser,  kochen  und  überlassen  ihn  hierauf  der  Gähruug.  Diese  Medow-inn  ist  dünn- 
flüssig, darum  „retka"  genannt.  Mau  trinkt  sie  besonder»  im  Winter  während  des  Mittags- 
csscns,  oder  während  der  Fastenzeit.  Man  geniesst  sie  auch  mit  Brot.  In  einigen  Gegenden 
kocht  mau  den  Meth  bis  zur  Syrujisdicke,  giesst  dann  in  grosse  Töpfe  uud  bewahrt  ihn  für  den 
Winter.  Diesen  Meth  nennt  mau  „gusta  medowina-  (dioke  Medowina). 

Hopfen  wird  auch  bei  deu  Serben  im  Mittelalter  als  Zusatz  bei  der  Bierbereitung  erwähnt, 
nach  meinen  Informationen  am  frühesten  im  13.  Jahrhundert.  Der  bekannte  arabische  Gelehrte 
und  Reisende  I bu  - Fad  t a n •)  erwähnt  den  Hopfen  ausdrücklich  als  eine  Würze  für  Meth  bei 
den  alten  Slaven,  aber  jetzt  wird  er  Ixsi  keinem  Getränke  mehr  von  den  slavischen  Bauern 
verwendet. 

Metb  war  auch  deu  meisteu  alten  Völkern  wohl  bekannt,  so  den  Griechen,  Römern,  Ger- 
manen und  Hunnen  in  Pannonien. 

')  ln  den  alten  serbischen  Urkunden  (Uanicic,  Rjecnik  sprskiti  stnrina)  wird  einOeträuk  ol  uder  olowina 
genannt,  was  zweifelsohne  der  jetzigen  Alnwina  identisch  sein  sollte.  Litauisch  wirrt  Bier  , » ! u s * genannt. 

*)  Tylor,  Anthropologie.  S.  317. 

•)  Lipper,  Kulturgeschichte.  II.  fi-'H. 

*)  Oarkawi,  tUtasanija.  S.  2S5. 

33* 

% 

Digitized  by  Google 


2ßO 


Prof.  Dr.  Sima  Trojauovic, 


Ich  heb«  auch  liier  die  Thalsache  hervor,  dass  die  primitiven  Volksgctränkc  mehr  als 
Nahrung  dienten  denn  als  Bcrauschungsmittcl,  beispielsweise  die  obeu  besprochene  Jagurta  und 
der  Metli. 

2.  W e in  bereit  ung  mit  Glühsteiuen. 

ln  Alexiuatz  waren  die  erhitr.ten  Steine  bis  vor  Kurzem  ein  wichtiger  Artikel  der  Wein- 
liiindier.  Wenn  man  nämlich  bei  der  Weinlese  die  Trauben  anspresste  und  abxog,  »o  füllte 
man  mit  diesem  Most  ein  Kelterfass.  IM  hinein  schüttete  man  drei  bis  vier  Aschenschaufeln 
voll  heisser  Asche,  legte  ilazu  noch  einen  heissen  Stein  und  liess  den  Most  so  über  Nacht 
stehen.  Am  nächsten  Tage  wird  er  durch  ein  Tuch  geseiht,  in  einen  Kessel  gegosssen  und 
bis  auf  ein  Viertel  des  ursprünglichen  Volumens  eingekocht.  Nachdem  dies  geschehen  und  das 
Ganze  abgekühlt  ist,  bringt  man  es  in  ein  fest  verschlossenes  Fass.  Will  man  nun  Süssuei» 
bereiten,  so  nimmt  man  von  dem  gekochten  Most  ein  Liter  und  mischt  ihn  mit  20  Liter  gewöhn- 
lichen Weine». 


HL  Varia. 

1.  Verschiedene  Manipulationen,  durch  welche  das  Hunger-  und  DurstgefUhl 
abgestumpft  werden  soll. 

Hie  montenegrinischen  und  berzegowiuischcn  Kämpfer  gegen  die  Türken  tragen  immer 
ein  SUick  Wachs  bei  sich,  welches  sie  in  der  Nahrungsnoth  stundenlang  kauten,  um  das  Hunger- 
gefühl abzuslunipfen.  Die  lleiduken  in  Serbien  verfahren  ganz  ebenso,  oder  verschlucken  Wachs 
oder  Weihranchkörner,  welche  dieselbe  Sättigungskraft  besitzen  sollen.  Nach  ihrer  Behauptung 
genügt  ein  nussgrosse»  Stück  Wachs,  um  acht  Stunden  das  Gefühl  des  Hungers  aufzuheben, 
ebenso  einige  Weihrauehkömchen. 

Humboldt  erzählt,  dass  die  wilden  amerikanischen  Otomaken  bei  der  ungenügenden 
Nahrung  zwei  bis  drei  Monate  hindurch  Krdo  essen.  So  führen  die  Bolokudeti  immer  auf  der 
Heise  Thonkugelu  mit,  welche  längere  Zeit  dem  Hauche  ausgesetzt  waren.  Diese  werden  bei 
unzureichender  Nahrung  aufgegessen. 

Wenn  die  Serben  kein  Getränk  halten,  so  löschen  sie  den  Durst  mit  einer  kleinen  Menge 
Schiesspulver,  welches  sie  verschlingen. 

2.  Verschiedenartige  Anwendung  von  GlUbstciucn. 

Die  Anwendung  der  Glflbsteiue  hatte  in  der  Urzeit  die  grösste  Verbreitung  bei  der 
Zuliereitung  von  Speisen  und  Getränken.  Da  aber  deren  Verwendung  auch  in  einigen  anderen 
Fällen  stattfiiidct , so  können  wir  nicht  wissen,  für  welchen  Zweck  sie  zuerst  bestimmt  waren. 
Die  in  I,  7 angegebene  Heilmethode  scheint  älteren  Datums  zu  sein,  als  die  Anwendung  der- 
selbcn  beim  Kochen.  Darum  hall«  ich  es  für  zweckmässig,  die  andere  Verwendung  von  Glüh- 
steinen im  Folgenden  zusammenzufasseti. 

In  der  Hätte  des  Urmenschen  befand  sich  oben  eine  Oeffnung,  die  wohl  den  Hauch  ab- 
zicheu  liess,  dagegen  dem  Hegen  den  Durchtritt  gestattete;  gerade  neben  dem  Herde  bildete  sich 
daher  nicht  selten  — das  römische  Haus  hat  sogar  Nutzen  daraus  zu  ziehen  gewusst  — ein  artiges 
Teicldeiti.  So  oft  es  nun  uöthig  wurde,  die  angehäuftc  Asche  von  dem  überfüllten  Herde  zu  fegen, 


Digitized  by  Google 


Altertliüniliche  Speisen-  und  Gutränkebereitung  bei  den  Serben.  261 

oder  so  oft  ein  glühend  gewordener  Stein  der  Umgebung  timßel,  musste  das  Wasser  in  jener  natür- 
lichen kleinen  Cisterne  auf  brodeln  und  sich  erwärmen,  und  dieses  Brodeln  hatte  erwiescneriuaassen 
für  die  Vorfahren  so  viel  Anziehendes,  dass  sie  den  Vorgang  recht  oft  absichtlich  wiederholten. 

In  Serbien  besitzen  die  Bauern  llüuser  mit  Raucblßchern.  Wenn  es  nuu  regnet  oder  ein 
zufällig  in  der  Nähe  stehender  Wasserkrug  von  unruhigen  Kindern  iimgcstossen  oder  zerbrochen 
wird,  so  bildet  sieb  rings  um  den  Herd  herum  eine  Lache.  Im  Slari  Vlach  wird  in  einem 
solchen  Kalle  ein  Stein  erhitzt  und  in  die  Lache  geworfen.  Dabei  gerälh  das  Wasser  ins  Kochen 
und  verdampft  altmälig  vollständig. 

Die  Thatsachen,  welche  uns  Troels  Lund  aus  nordischen  Häusern  mittheilt,  lassen  keinen 
Zweifel  darüber  aufkommen,  dass  das  der  Anlass  und  die  Verbreitung  zum  Genüsse  der  beliebten 
-Dampfbäder“  war.  Wenn  wir  die  auf  demselben  Principe  beruhenden  heute  als  .russische“ 
bezeichnen,  so  hat  das  nur  insofern  eine  Berechtigung,  als  Russland  alte  Lebcusgewohnhciteu 
überhaupt  länger  conservirt  hat,  als  ein  anderes  Land,  so  dass  dann  die  Erneuerung  von  dorther 
zu  den  Deutschen  gelangen  konnte.  Auch  müssen  wir  hier  vorausschicken , dass  die  vielen 
Völkerschaften  eigene  Vorliebe  für  Bäder  überhaupt  mit  der  Reiulichkeitslielie  durchaus  nichts 
gemein  hat;  der  Genuss  des  Bades,  der  ungewöhnliche,  in  vielen  Formen  recht  rohe  Anreiz 
desselben,  bildet  den  ersten  Antrieb,  und  während  die  Südseeanwohner  diesen  Genuss  in  vollen 
Zügen  ans  der  Brandung  der  lauen  See  schöpfen  konnten,  war  über  das  ganze  Xordland  beider 
Hemisphären  dieselbe  Sitte  des  Dumpfbades  schon  bei  Stämmen  sehr  niederer  Cultnr  ver- 
breitet '). 

Die  civilieirteren  Nordindianer  hatten  schon  zur  Entdeckungszcit  eine  gesonderte  Dampf- 
hadestube,  die  der  Missionar  Loskiel  den  „Schwitzofen“  nennt.  Sie  war  entweder  aus  Pfählen 
gemacht  und  mit  Erde  überdeckt,  oder  bestand  lediglich  aus  einem  iti  den  Abhang  eines  Hügels 
gegrabenen  Loche.  In  dieses  Loch  bringt  man  am  Feuer  heiss  gemachte  Steine,  und  -Manche 
hegiessen  die  glühenden  Steine  von  Zeit  zu  Zeit  mit  Wasser,  um  den  Dampf  zu  vermehren  uud 
den  Schweiss  zu  befördern;  dahinein  kriechen  die  nackten  Indianer.  Sobald  es  ihnen  aber  zu 
heiss  wird,  kriechen  sie  heraus,  springen  in  das  nahe  fliessende  Wasser,  worin  sie  jedoch  nicht 
leicht  über  eine  halb«  Minute  bleiben.  Aus  dem  kalten  Wasser  kriechen  sie  geschwind  wieder 
in  den  Ofen  und  wiederholen  dieses  drei-  bis  viermal.  Hernach  rauchen  sie  ihre  Pfeife  mit 
Wohlgefallen“.  Wenn  schon  diese  Uebereinstimmung  bis  ins  Kleinste  überrascht,  so  ist  jeden- 
falls auch  die  Thatsache  interessant,  dass  die  Skythen1)  im  südlichen  Russland  zu  Herodot’s 
Zeiten  denselben  Apparat  kannten,  während  auch  die  Griechen  ihre  Schwitzbäder  batten.  Nur 
improvisirten  die  Skythen  als  Badestube  noch  ein  leichtes  Zelt:  „Sie  stellen  drei  Stangen  auf, 
welche  einander  /.»gekehrt  sind;  alsdann  breiten  sie  wollene  Decken  darüber  aus,  diese  stopfen 
sie  so  fest  als  möglich  zusammen  und  werfen  dann  Steine,  die  vom  Feuer  glühend  siud,  in  eine 
Wanne,  welche  in  der  Mitte  zwischen  den  Stangen  und  den  Decken  liegt.“  Jenes  Betäubungs- 
mittel aber,  das  den  Indianern  der  Tabak  bietet,  liefert  den  Skythen  der  wild  wachsende  Hanf; 
dieser  tritt  nun  also  auch  als  Ranch-  und  Dunsterzeuger  in  Verwendung,  was  hier  gleich  mit 
angeführt  sein  möge.  „Von  diesem  Hanf  nehmen  nun  die  Skythen  den  Samen  und  schlüpfen 
dann  unter  die  Zelt« lecke;  hernach  werfen  sie  den  Samen  auf  die  durch  Feuer  glühenden  Steine. 

l)  Lippen,  fultargeschichte  I,  S.  Sät  bis  355. 

*)  Lippert,  I.  e.  I,  B.  SM. 


Dkjitized  by  Google 


262 


Prof.  Dr.  Sima  Trojanovic, 

Der  hingeworfene  Samen  fangt  au  zu  rauchen  und  verbreitet  einen  solchen  Datn|>f,  (lass  kein 
hellenische«  Schwitzbad  darüber  geben  dürfte;  die  Skythen  aber  brüllen  vor  Freude  über  ein 
solches  Schwitzbad;  denn  es  dient  ihnen  statt  eines  llades,  weil  sie  uäiulioh  überhaupt  ihren 
Leib  mit  Wasser  nicht  waschen“  ■).  Im  Pirotkreise  (in  Serbien)  ist  mir  folgender  Fall  zu 
Hassniza  liekanut. 

Wenn  das  Wasser  im  Kessel  ins  Kochen  gerätli,  so  schütten  sie  ein  ziemliches  Quantum 
Gerste  hinein  und  erwärmen  diese  dadurch,  letztere  nehmen  sie  dann  heraus,  streuen  sie  auf 
den  Hoden  und  decken  sie  mit  einer  Decke  zu.  Auf  diese  legen  sie  die  Kranken,  die  in  Tücher 
gehüllt  werden  und  bloss  so  viel  freie  Luft  haben,  dass  sie  ntlimen  können.  Hierauf  werden 
sie  noch  mit  Heudecken  zugedeckt,  damit  sie  noch  mehr  von  dem  heissen  Dampfe  einathmeu 
sollen.  Wenu  sieb  der  Patient  erhoben  hat,  wird  er  angekleidet,  da  er  während  de«  Dämpfens 
mir  ein  Hemd  am  Leibe  trug.  Sodann  wird  viel  Hanfsamen  auf  Glutli  gestreut,  um  Rauch  zu 
entwickeln.  Der  Kranke  beugt  sich  darüber  und  wird  dadurch  tüchtig  augeräuchert.  Manche 
verwenden  statt  Gerste  lleuahfülle  aus  der  Krippe,  besonders  dann,  wenn  sie  nur  kranke  Stellen 
belegen,  z.  H.  den  Rücken.  Andero  lieräuchem  die  Kranken  nicht  mit  Hanfaamen,  sondern 
mit  Johannishlumcn , deren  Hlütheu  die  Mädchen  am  Johannistage  (Ivandan)  sammeln.  Hei 
Husten  und  Katarrh  räuchern  sie  sich  meist  mit  Hanfsamen. 

Wcun  in  Jadar  Jemand  typhuskrank  ist,  stellt  man  einen  grossen  Kessel  Wasser  an  den 
Herd  und  bringt  in  denselben  nach  einander  criiitztc  Steine  bis  zu  neun  Stück.  Dann  wird 
einen  Meter  hoch  über  diesem  Kessel  ein  Fleclitwerk  oder  eine  Wagenleiter  zurecht  gemacht, 
deren  Enden  an  Kisten  oder  sonst  dazu  passenden  Gegenständen  befestigt  werden.  Darauf 
streut  mau  Atticbblültcr  und  auf  diese  legt  sich  der  Patieut,  mit  dem  Rücken  nach  oben 
gekehrt.  Darauf  wird  er  mit  wollenen  Kotzen  oder  Decken,  deren  Euden  den  Hoden  berühren, 
zugedeckt.  Sobald  sieb  der  Kranke  tüchtig  ausgeseliwitzt  bat,  wird  er  in  kaltem  Wasser  gebadet, 
zu  dem  man  nur  drei  bi»  fünf  Scherben  voll  von  dem  durch  erhitzte  Stein«  erwärmten  giesst. 

Will  inan  keine  Steine  benutzen,  um  das  Wasser  zu  erwärmen,  so  nimmt  man  folgende 
drei  Gegenstände:  einen  eisernen  Dreifuss,  eine  Feuerschaufel,  ein  altes  Hufeisen  oder  Mossor. 
Diese  werden  erhitzt  und  damit  Wasser  für  die  Kranken  erwärmt,  genau  so,  wie  mit  erhitzten 
Steinen.  Dem  dadurch  entstehenden  Dampfe  wird  der  Kranke  so  lange  ausgesetzt,  bis  er  in 
Sehweiss  kommt. 

Wenn  Jemand  in  der  Zupa  typhuskrank  ist,  so  ruft  man  ein  altes  Weib  — vrscara  ’).  Diese 
nimmt  zwei  grosse  Kieselsteine  und  legt  sie  ins  Feuer,  damit  sie  glühend  werden.  Inzwischen 
füllt  sie  einen  Kessel  mit  Wasser  und  stellt  ihn  an  den  llerd.  Sobald  dasselbe  kocht,  giesst  sic 
es  in  den  Uademolter  und  legt  gleichzeitig  die  erhitzten  Steine  hinein.  Oberhalb  der  Molter 
bringt  sie  ein  Fleclitwerk  aus  Ruthen  und  über  diese  breitet  sie  eine  Kotze.  Der  Kranke  wird 
mm  ganz  entkleidet  und  darnufgelegt.  (Dies  geschieht  luiiiptsäcbiich  bei  Kindern.)  Kan  wird 
der  Kranke  mit  anderen  Decken  fest  zugedeckt.  Durch  das  Fleclitwerk  und  die  darunter 
gebreitete  Decke  dringt  eiu  starker  Dampf  hervor,  deu  der  Kranke  eine  ganze  Stunde  lang  in 
der  angegebenen  liegenden  Stellung  eiuatlunen  muss.  Dann  wird  er  nugekleidct  und  ins  Heit 
gebracht,  wo  er  neuerdings  ein  Schwitzbad  durchmachen  muss,  da  mau  über  ihn  eine  Decke  nach 

')  Hrrudot,  IV,  8.  73  bis  75. 

*)  Vracsrs:  Alles  Weile  das  sich  durch  Kurpfuscherei  und  WahnsMjgeu  ihr  Brot  verdient. 


Digitized  by  Google 


Alterthflmliche  Speisen-  und  Getränkebereitung  bei  den  Serben.  263 

der  anderen  legt,  bi«  er  nicht  einmal  den  Kopf  frei  liehen  kann.  Die  Kinder  erheben  bei  dieser 
Procedur  ein  schreckliche»  Jammergeschrei.  Sic  winden  »ich  wie  Würmer,  da  ihnen  die  Lage, 
in  der  »ie  »ich  befinden,  höchst  unerträglich  ist.  beider  nimmt  Niemand  Notir.  von  den  Qualen, 
die  ein  so  gemartertes  Kind  ausstehen  muss. 

In  der  Umgebung  von  Zeljin  und  dem  Kopasuiltgebirge  dämpft  mau  die  Kranken  auch, 
ohne  dass  man  «ie  auf  ein  Flechtwerk  legt.  Der  Patient  setzt  sich  auf  einen  Stuhl  und  bekommt 
dann  »wischen  seine  Beine  einen  mit  Wasser  gefüllten  Kessel.  In  denselben  bringt  man  die 
erhitzten  Steine  und  entwickelt  einen  Dampf,  der  dem  Kranken  durch  geeignete  Umhüllung 
direct  zugeleitet  wird. 

Bei  Krankheiten,  wie  Typhus.  Ruhr,  Fieber,  werden  die  Kranken  augeräuchert  und  zwar  mit 
dem  Rauche  von  verbrannter  Schlangcuhaut,  Wieselfellen  und  Bätcnhaarcn.  Letztere  zupfen  die 
I-cute  den  Bären  aus,  welche  Bärentreiber  benunführen.  Wenn  in  Planiniza  sich  Jemand  stark 
erkältet  hat  oder  an  einer  anderen  Krankheit  leidet,  so  rathen  ihm  alte  Weiher,  .er  müsse  sich 
gut  aiiaachwilxen“.  Die  Procedur  dieser  Sobwitzcur  ist  folgende: 

Man  nimmt  Heuabfälle,  bringt  sie  in  einen  Kessel  voll  Wasser  und  kocht  sie  am  Horde 
tüchtig  ah.  Während  des  Kochens  legt  man  einen  Kieselstein  ins  Feuer,  bis  er  glüht.  Soltald 
nun  das  Wasser  zu  kochen  beginnt,  zieht  man  den  Kessel  vom  Herde  weg  und  gleitet  in  den- 
selben den  erhitzten  Stein.  Nach  einer  kleinen  Pause  setzt  sich  der  Kranke  auf  einen  erhöhten 
Sitz  oberhalb  des  Kessels.  Ueber  ihn  werden  grosse  Decken  nnd  Kotzen  in  der  Weise  gebreitet, 
«lass  die  Kndeu  den  lies  len  berühren  und  der  heisse  Dampf  dem  Kranken  zugeleitet  wird,  der 
ihn  mit  jedem  Athomzuge  cinalhmet.  Die  kleine  Pause,  die  der  Kranke  vor  der  Inhalation 
abw  arten  muss,  kommt  daher,  dass  der  Stein,  wenn  er  ins  Wasser  gebracht  wird,  häufig  berstet 
nnd  dadurch  den  Kranken  stark  verbrennen  würde. 

In  Pocerina  wird  Typhus,  Gelbsucht  oder  sonst  ein  anderes  Leiden  folgender  Art  geheilt: 
Man  füllt  einen  grossen  Kessel  mit  Wasser.  Steine  und  Kessclkettc  werden  erhitzt  und  in  den 
mit.  Wasser  gefüllten  Kessel  gebracht,  wodurch  das  Wasser  lauwarm  wird.  In  diesem  Wasser 
badet  sich  sodann  der  Kranke,  wobei  er  am  ganzen  Körper  eingeseift  und  gewaschen  wird. 
Das  Kinseifen  ist  eine  Art  Massage,  da  jeder  Körpertheil  fest  eingerieben  wird.  Wenn  im  Belo- 
pavlizaer  Kreise  (in  Montenegro)  Jemand  eiue  Geschwulst  am  Körper  hat,  so  curirt  man  ihn  in 
folgender  Weise: 

In  einen  Kessel  mit  Wasser  schüttet  man  je  nach  Bedürfnis  Heuspreu  (Häcksel)  und  bringt 
ihn  sodann  an  den  Herd.  Sobald  das  Wasser  heiss  geworden  ist,  stellt  man  ihn  zu  Boden  und 
gleitet  drei  erhitzte  Steine  in  denselben,  wodurch  das  Wasser  zu  kocheu  beginnt.  Die  Spreu 
wird  sodann  herausgrnotnmen  und  auf  die  Geschwulst  gelegt.  Mit  dem  Kochwasscr  aber  badet 
man  den  Kopf.  In  gleicher  Weise  heilt  man  die  Pferdekrankbeit  Doinus  (eine  äussere  llaut- 
anschwellung).  Im  Moraw ilzaliezirke  belegt  mau  den  Körper,  wenu  Jemand  an  Gicht  leidet,  mit 
Hettspreu,  die  mit  Araciscnhaiifcnerdc  gemengt  und  mit  Gliihstcinen  im  Wasser  erhitzt  wird. 

Wenn  in  Stari  Vlach  (in  Serbien)  die  Leute  ein  grösseres  Loch  in  einen  Balken  oder  Pflock 
zu  liohren  haben,  so  bohren  sie  zuerst  mit  einem  grossen  Bohrer  ein  Loch  durch  und  durch  und 
legen  dann  auf  dasselbe  einen  erhitzten  Kieselstein  von  der  Grosse  des  gewünschten  Loches. 
Die  Steine  werden  so  lange  gewechselt,  bis  sie  das  ganze  Loch  durchgehrannt  halien,  so  dass  der 
Stein  durch  dasselbe  fallen  kann. 


Digitized  by  Google 


264  Prof.  Dr.  Sima  Trojan ovic,  Alterth üml icho  Speisenbereitung  otc. 

Ich  denke  mir  diese  Art  der  Mehrung  als  die  glücklichste  Erfindung  der  Holzarla'iter  aus  der 
Urzeit,  deun  auf  diese  Weise  konnte  man  auch  zur  Zeit  der  Steinperiode  ohne  Kohrer  und  ohne 
die  geringsten  Metallwerksenge  liloss  mit  erhitzten  Steinen  bohren.  In  Serbien  bohren  heute  die 
Zigeuner  mit  erhitzten  eisernen  Ställen  verschiedenartige  Ilolzgescbirre  wie  z.  B.  Spulen,  Winden  u.  s.  w. 

Wenn  während  des  Winter»  in  derselben  Gegend  an  einer  Wassermühle  das  Rad  gefroren 
ist  und  dadurch  die  Mühle  nicht  arlieiten  kann,  so  werfen  die  Mauern  zwischen  die  Rada|>cichen 
erhitzte  Steine,  welche  die  Eisschicht  schmelzen  und  das  Rad  wieder  in  Bewegung  bringen. 

Wenn  die  Bauern  in  Stari  Vlaeh  im  Winter  feuchte»  Getreide  trocknen  wollen,  um  dasselbe 
zu  mahlen,  so  erwärmen  sie  einige  Steine  schwach,  legen  sie  in  das  zu  trocknende  Getreide  und 
wälzen  sie  so  lange  durch  die  Körner,  als  sie  noch  warm  sind.  I>ie  Frnchtkömer  prasseln  wohl 
bei  der  Berührung  der  warmen  Steine,  können  aber  nicht  anbronnen,  da  die  Steine  fortwährend 
bin  und  her  gewälzt  werden.  Wenn  die  Bauern  im  Kopaonik  oder  in  den  am  Fasse  desselben 
Berges  liegenden  Ortschaften  einen  ranzig  riechenden  Scheffel  von  Käse  oder  Butter  reinigen 
wollen,  so  füllen  sie  selbiges  mit  heissem  Wasser  und  werfen  einen  stark  erhitzten  Stein  hinein, 
wiederholen  diese  Operation  Doch  zweimal  und  bringen  dann  Brennnessel  und  Quendel  in  den 
Scheffel,  um  den  üblen  Geruch  völlig  zu  entfernen. 

Im  Dorfe  Jezewitza  (Tmawabczirk)  färben  die  Bauern  den  Branntwein  oder  ein  anderes 
Getränk  auf  folgende  Art:  Ein  Theil  Branntwein  oder  eine  sonst  zu  färbende  Flüssigkeit  wird 
in  einen  Topf  gegossen,  auf  densellien  eiu  Trichter  mit  eiueru  erhitzten  Stein  gesetzt  und  einige 
Stücke  Zucker  lieigegeben.  Derselbe  schmilzt  durch  die  Wärme  und  fällt  tropfenweise  in  deu 
Branntwein,  der  dadurch  braun  gefärbt  wird. 

Wenn  in  Lika  (von  den  Serben  bewohnte  Gegend  in  Kroatien)  die  Bauern  warmen 
Branntwein  trinken  wollen,  so  suchen  sie  einen  Kieselstein,  waschen  ihn  ab  und  stellen  ihn  zum 
Erhitzen  auf»  Feuer;  hierauf  legen  sie  den  erhitzten  Stein  in  ein  Töpfchen  und  giessen  datüber 
den  Branntwein,  der  alsbald  erwärmt  wird. 

In  Montenegro  wird  Zahnschmerz  in  folgender  Weise  enrirt.  Man  nimmt  einen  Löffel  voll 
Bilsenkrautaamen,  streut  ihn  auf  die  Gluth  und  bedeckt  ihn  vor  dem  Verhreimen  mit  einer  innen 
befeuchteten  Schüssel.  Unterdessen  erhitzt  man  Steine  oder  lässt  in  eiuem  Topfe  Wasser  kochen. 
Nach  circa  zehn  Minuten  wird  die  Schüssel  umgewendet,  ilas  heisse  Wasser  hiueingegossen , dem 
die  erhitzten  Steine  beigelegt  werden.  Die  vom  Wasser  benetzte  Schüssel  »äugt  wahrscheinlich 
Ilyoseiamin  ein,  welches  mit  kochendem  Wasser  verdampft  tuul  nachher  beim  Einalhmen  in  den 
Mund  übergeht  und  vielleicht  den  Schmerz  stillt. 

Nun  neigt  sich  sofort  der  Kranke  mit  offenem  Munde  über  die  Schüssel,  um  deu  heissen 
Dampf  über  den  Zahn  streichen  zu  lassen.  Zuvor  aber  wird  er  mit  einer  wollenen  Decke  I »cd eckt. 

Im  Dorfe  Scbatornja  und  in  anderen  Orten,  wo  die  Bewohner  von  vielen  Wanzen  und 
Motten  geplagt  werden,  vertilgt  man  dieses  Ungeziefer  in  folgender  Weise:  Man  bringt  einen 
erhitzten  Stein  in  eine  leere  Schüssel  und  schüttet  Essig  darauf.  Thüren  und  Fenster  werden 
dalu-i  fest  verschlossen,  um  den  Dampf  nicht  ahzieheu  zu  laaseu.  Die  Leute  sind  der  Meinung, 
dass  durch  eine  solche  Proccdur  alle  Iusectcn,  die  in  der  Stulw  sind,  entkommen  müssen. 

Für  die  gezeichneten  Bilder  habe  ich  meinem  Freunde.  Herrn  Nicola  Zega,  zu  danken. 


Digitized  by  Google 


Kleine  Mittheilungen. 


XI. 


Die  Körpergrösse  chinesischer  Frauen. 


Von 

Hofrath  Dr.  B.  Hagen. 


Ala  Gouverneroentsurzt  mit  der  Aufsicht  über  die  Prostitution  itn  Bezirk  Labuun-Deli  auf  der 
Ostküste  Sumatra»  betraut,  benutzte  ich  die  willkommene  Gelegenheit,  um  an  150  dortigen  Proatituirten 
chinesischer  Nationalität  Grösseumessungen  anzustellen.  Dia  Frauen  stammen  mit  wenigen  Ausnahmen 
alle  aus  der  portugiesischen  Besitzung  Macao. 

Aus  der  Tabelle  ergiebt  sich  die  Körpergrösse  der  ausgewachsenen  Frauen  (toiu  25.  Lebensjahre 
ab)  mit  1498  mm,  also  um  23  min  mehr  als  bei  den  drei  chinesischen  Frauen  Weisbach's  (Novarareise); 
übrigens  handelt  es  sich  bei  den  letzteren  auch  nur  um  jugendliche,  noch  nicht  voll  erwachsene  Indi- 
viduen (zwischen  dem  17.  und  20.  Lebensjahr).  Vergleichen  wir  die  entsprechenden  Altersstufen 
unserer  Tabelle,  also  das  Mittel  aus  dem  17.,  19.  und  20.  Jahr,  so  erhalten  wir  1466,3mm.  Dieses 
Mittel  differirt  von  dem  Weisbach'sehen  nur  noch  um  9 mm,  in  Anbetracht  der  gar  geringen  Anzahl 
gewiss  eine  erfreuliche  Gebereinstimmung. 

Mit  dem  allgemeinen  Mittel  von  1498  mm  stehen  die  chinesischen  oder,  besser  gesagt,  Macao- 
frauen um  124  mm  gegen  das  Mittel  der  erwachsenen  sQdchinesischeu  Männer  (1622  min)  zurück. 
(Vergl.  den  Anhang  zu  meiner  Arbeit:  Anthropologische  Studien  aus  Insulinde,  Amsterdam  1890,  S.  97, 
worin  ich  Grössenmessungen  von  nahezu  16  000  südchineBischen  Männern  mitgetheilt  habe.)  Sie  sind 
also  beträchtlich  kleiner. 

Die  Zahlen  cumuliren  sich  zwischen  1495  und  1510  mm.  Dort  dürfte  also  das  wahre,  durch 
zahlreichere  Messungen  zu  eruirende  Mittel  liegen,  welches  im  vorliegenden  Falle  durch  zwei  stark 
nach  unten  gehende  Extreme  (1390  und  1425  mm)  auf  1498mm  herabgedrückt  wird,  da  das  obere 
Extrem  der  Erwachsenen  nnr  1570  mm  betragt.  Immerhin  fällt  unser  Mittel  noch  innerhalb  des 
Cumulationskreises,  kaun  also  vom  wahren  Mittel  nur  wenig  verschieden  sein. 

Das  Extrem  nach  oben  in  der  ganzen  Reihe  ist  1640mm  bei  einem  19 jährigen  Mädchen;  die 
nächsthohe  Ziffer  ist  1605  mm  bei  einem  22  jährigen  Mädchen.  Das  Kxtrem  nach  unten  in  der  ganzen 
Reihe  ist  1240mm  bei  einem  20jährigen  Mädchen;  die  nächst  niedere  Ziffer  ist  1345  mra  bei  einem 
18  jährigen  Mädchen. 

Ueber  das  Grössenwachsthum  lässt  sich  in  Anbetracht  der  mageren  Zahlen  nichts  »agen.  Nur 
die  Mittelz&hlen  der  fünfjährigen  Kategoriun  steigen  regelmässig,  aber  auch  nicht  normal,  sondern 
sprungweise. 

AreW»  für  Antbrupolotfli-  Kd.  XXVII.  3,4 


Digitized  by  Google 


266  Hofrath  Dr.  B.  Hagen,  Die  Körpergrüsse  chinesischer  Frauen. 


a> 


IC  li  ic  to  - - 
M Ö>M  -*  Ifi  1 


••  c t.'  n io  c 


3 K 

? 


« W ►- 
VGA 


O* 

• * : 
U)iM 


Digitized  by  Google 


Tabelle  der  Kärpergröaae  chineaiacber  (Macao-)  Frauen. 


Referate. 


267 


Refe  rate. 


Aus  der  deutschen  Literatur. 


I.  A.  Bastian:  Die  wechselnden  Phasen  im 
geschichtlichen  Sehkreis.  (4  Hefte,  mit 
Tafeln.  Berlin,  Dietr.  Reimer,  1900k) 

Der  Altmeister  der  Ethnologie  hat  es  unternommen, 
in  verschiedenen  Heften  die  allmähliche  geographisch- 
ethnographische  Erschliessung  des  Orbis  terrarum  und 
die  dadurch  bedingte  Umgestaltung  unseres  Weltbilde» 
zu  veranschaulichen.  Nach  allen  Seiten  hin  wird  diese 
total  veränderte  Sachlage  ihre  Conseuuenzen  üben; 
zunächst  für  unsere  höhere  Bildung  and  deren  Organi- 
sation j wo  die  Einstellung  fach  massig  geschulter 
Professoren  immer  mehr  als  eine  dringende  Noth- 
wendigkeit  empfunden  wird.  Das  Gleiche  gilt  in  ver- 
stärktem M nasse  für  unsere  Uoloniatbeamten,  die 
Rämmtlich,  um  segensreich  wirken  zu  können,  durch 
die  Schule  der  Völkerkunde  gegangen  sein  müssen. 
Endlich  stehen,  wie  Bastian  mit  Recht  hervorhebt, 
auch  praktische  Handelsintercssen  wichtigster  Art  auf 
dem  Spiele:  .Mit  einem  Schlage,  auf  den  ersten  Blick 
war  die  catisale  Verknüpfung  ethnologischer  Samm- 
lungen mit  social  weittragenden  Lebensfragen  im  inter- 
nationalen Verkehr  und  Wettbewerb  des  Welthandels 
all  sogleich  erkannt.  Und  anschliessend  ist  unver- 
züglich nun  Alles  sogleich  in  Gang  gesetzt,  um  ein 
.really  imperial  Museum'  zn  begründen  und  für  England 
die  von  Alters  her  beanspruchte  Hegemonie  zu  sichern. 
Durch  socialpolitiftche  Erfahrungen  dreier  Jahrhunderte 
fand  sich  die  Volksstimmung  besser  vorbereitet,  als 
von  einem  I<ande  vorausgesetzt  werden  kann,  das  erst 
seit  drei  Jahrzehnten  aut  die  Bahn  der  Cnlonialpolitik 
cingolenkt  ist.  Und  jetzt,  wo  zum  Ausdruck  kommt, 
was  durch  temporäre  Gleichgültigkeit  versäumt  wurde, 
ist  man  um  so  eifriger  darauf  Bedacht , dio  Scharte 
auszuwetzen ; so  dürfen  auch  wir  uicht  feiern.  Denn 
wenn  der  augenblickliche  Vorsprung  wieder  verloren 
gehen  sollte,  droht  eine  Ueberflügelung  durch  die- 
jenige Concurrenz,  die,  weil  ebenbürtigst  (aus  gleich 
germanischem  Stamme),  als  gefährlichste  zu  fürchten 
ist , in  praktisch  - socialen  Interessen , während  in 
wissenschaftlichen  nur  willkommen,  weil  reichste 
Mehrung  des  Arbeit* material s versprechend“  (Haft  I, 
10).  Es  darf  noch  hinzngefügt  werden,  dass  die  vor- 
zügliche Organisation  der  Ethnologie  in  Washington 
unter  Povrella  vortrefflicher  Leitung  im  Bureau  of 
Ktbnology  dio  werth vollsten  Schätze  aus  der  Neuen 
Welt  der  Wissenschaft  noch  im  rechtcu  Augenblick 
sichert,  wo  *ie  schon  von  den  Alle*  überflut  hem  len 
W«gen  der  modernen  Civil  iaation  Versohlungen  zn 
werden  drohen.  Im  zweiten  Heft  (die  wechselnden 
Phasen  im  geschichtlichen  Sehkreis  auf  asiatischem 
Continent)  wendet  sich  der  Verfasser  in  der  Haupt- 
sache dem  grossen  chinesischen  und  indischen  Cultur- 
areal  zu,  dessen  Structur  durch  verschiedene  Karten 
veranschaulicht  wird;  es  möge  genügen,  folgende,  zum 


Theii  etwa«  entlegenere  Bestandtheile  daraus  namhaft 
zu  machen:  1.  China,  unter  der  Thsin- Dynastie,  fand 
sich  von  der  chinesischen  Mauer  umschlossen,  wie  der 
bolleniBche  Gesichtskreis  mit  den  Säulen  des  Hercules 
abschloss.  2.  Die  Ilan  hatten  durch  das  Vordringen 
ihrer  Generale  bis  zum  Kaspi  einen  /usammenstoas 
mit  dem  römischen  Weltreich  angenähert  (zur  Akme 
der  Imperatorenzeit).  3.  Unter  den  Yneu  war  die 
asiatische  llebermacht  bis  in  das  Herz  Europas  auf 
dem  Schlachtfeld  von  Liegnitz  hineingeschoben,  in 
schamanischer  Vorzeit  des  Buddhismus.  5.  Aus 
Asokas  Inschriften  ergiebt  sich  sein  Verkehr  mit  den 
Diadochen  in  ihren  syrischen  und  ägyptischen  König- 
reichen, wo  auf  dem  ehemaligen  Weltmarkt  Alexandrien» 
zugleich  neben  dem  commerciellen  ein  intellectueller 
Austausch  einsetzte,  mit  Rückwirkungen  auf  pytha- 
goreischen Platonismus  und  später  den  Gnosticismus. 
b.  Da«  Weltreich  der  Indo-Scythen.  das  auf  Kanishkas 
Conoilien  die  Aussendung  der  buddhistischen  Missionare 
erleichterte,  wurzelt  in  der  von  den  Hion^nu  aus- 
gehenden Bewegung,  die,  zunächst  in  Sogdiaua  den 
classischen  Geographen  merkbar  geworden,  ihre  Flnth- 
wellen  bis  an  die  eisernen  Thore  aes  Kaukasus  hiuüber- 
warf  und  in  der  Völkerwanderung  ausplätscherte,  wo- 
durch da«  politische  Angesicht  Europas  verändert 
wurde  (Heft  II,  12).  In  derThat,  welche  fundamentale 
Umwälzung  in  unserem  Globus  intellectualis  hat  «ich 
durch  die  Erschliessung  dieser  uralten  Cultursphäreu 
vollzogen,  von  den  rein  ethnographischen  Ermittelungen 
noch  ganz  abgesehen!  Diesen  Gewinn,  der  somit  die 
eigentlichen  Naturvölker  in  den  Rahmen  der  Betrach- 
tung zieht,  verfolgt  — namentlich  für  Afrika  und 
Oceanien  — das  (Tritte  Heft,  wo  e»  u.  a.  so  heisst: 
Innerhalb  des  bisherig  historischen  Horizontes  war 
Alles  trefflich  vorgesorgt  durch  den  musterhaften 
Unterricht  mittelst  welchen  das  Volk  der  Denker  auch 
zur  politischen  Führerschaft  hinaufgeführt  ist  unter 
den  Culturvolkern  der  Erde.  Seitdem  solcher  Horizont 
aus  Einachtel  der  Erde  über  Siebenachtel  derselben 
sich  erweitert  hat,  wird  eine  demgemässe  Erweiterung 
des  Unterrichts  nun  gleichfalls  auch  anzubahnen  sein. 
Auch  hier  mag  auf  einige  besonders  wichtige  Momente 
verwiesen  werden:  4.  Ueber  Polynesien  und  Havaii 
bis  zu  den  Maori  ist  ein  einheitlicher  Völkergedanke 
gewölbt,  der  in  localer  Zersplitterung  auf  den  Insel- 
gruppen reichliche  Auswahl  für  Variationsrechnungen 
nietet,  um  aus  den  Gleiobungsformeln  die  Differenzen 
aufzuklären.  8.  Auf  der  Sierra  de*  Andes  wurde  der 
Grund  gelegt  zu  dem  Weltreich  der  Inca,  das  in 
seinen  schueoige  Hochgebirge  überbrückenden  Straasen- 
bauten  mit  den  römischen  rivalisirte  und  schon  Jahr- 
hunderte hindurch  für  seine  ungeheuren  Länderweiten 
einen  geregelten  Postdienst  eingerichtet  hatte,  ehe  der 
niederländische  Generalpostmeister  seine  kaiserliche 

84* 


Digitized  by  Google 


268 


Referate. 


Ernennung  erhielt,  fl.  Ein  glänzende«  Stück  der 
Menschongoachichtc  mu«s  auf  dem  in  Hinterindien  und 
dessen  Nebenlander  versteckten  Winkel  de«  asiatischen 
Gintiueutcs  sich  abgespielt  halten,  nach  den  Wunder- 
hauten zu  urtheilen,  die  daraus  erhalten  geblieben 
sind;  denn  aus  beiden  Hemisphären  der  Erde  ist.  f neben 
den  ägyptischen  Monumenten)  kein  Prachtbau  bekannt, 
der  mit  dein  Anklor  Vat*  sich  messen  könnte,  wie  in 
den  Wildern  des  k— nbodlenhen  Sees  neuerding»  auf- 
gefunden (Heft  III,  13).  Daa  vierte  Heft  betrachtet 
endlich  ganz  allgemein  die  Wechselwirkung  zwischen 
Cnltargeschicht«  und  Völkerkunde.  Ik?r  Horizont  ist 
unendlich  erweitert  nach  allen  Richtungen  hin,  und 
die  ersten  Umrisse  einer  wahren  Geschichte  der  Mensch- 
heit beginnen  vor  unseren  staunenden  Rücken  sich  zu 
erbeben.  Auch  hier  greifen,  wie  immer  in  der  Welt, 
praktische  und  ideale  Interessen  in  einander,  so  dass 
Förderung  des  Handels  und  Verkehrs  auch  geistige 
Aufklärung  bedingt,  intellectuellen  Aufschwung.  Für 
die  Ethnologie  ist  die  Sachlage  insofern  etwas  preeär, 
al»  durch  den  Siegeszug  der  westeuropäischen  Gesittung 
ütier  den  Krdtmll  die  zarten  Onginalblüthen  der 
Culturvölker  leider  stets  geknickt  und  zertreten  werden, 
und  deshalb  gerade  hier  vor,  resp.  in  dem  Augeubliok 
des  verhängnisvollen  Zusanmieustosscs  das  hehntmm>te 
Studium  der  betreffenden  niederen  Gemttungsstufen 
erforderlich  ist.  Bastian  hat  zuletzt  in  einer  Reihe 
von  Leitsätzen  seine  Forderungen  zusammengestellt, 
aus  denen  folgende  hervorgehotan  sein  mögen:  Die 
gegenwärtig  politische  Situation  wird  in  ihrer  charak- 
teristisch dominirenden  Eigenthümlichkcit  bedingt 
durch  den  tagtäglich  gesteigerten  Völkerverkehr  auf 
den  Weiten  des  Erdballes  und  seine  Rückwirkung  auf 
das  nationale  Volkswohl,  zu  gedeihlicher  Forderung 
desselben.  Im  Internationalen  n ettbewerbe  de*  heutigen 
Völker-  uud  Weltverkehrs  hat  der  Rcsaeruntcrriohtete 
obzusiegen,  weil  als  der  Stärkere  erwiesen,  sofern  ge- 
nauer eingeschult  im  eomraerci  eilen  und  diplomatischen 
Detail,  Für  diejenigen  Interessen  des  socialen  Lebens, 
die  mit  dem  kosmopolitisch  internationalen  Völkorver* 
kohr  verwoben  liehen,  sind  dementsprechende  Untcr- 
richtsweiseu  vorzusorgen,  um  in  die  Kunde  oder 
Kennt  nisa  von  Völkern  einzuführen.  Ethnologische 
Vorlesungen  für  ihre  Begründung  auf  naturwissen- 
schaftliche Stützen  in  unserem  Zeitalter  der  Natur- 
Wissenschaften  bedürfen  ethnologischer  Sammlungen 
zur  Demonitrat ion.  Ethnologische  Sammlungen,  um 
bei  Vorlesungen  za  solchen  Demonstrationen  zweck- 
dienlich verwandt  y.u  werden,  erfordern  für  ihre  lehr- 
fähige Ausbreitung  demgemäss  ausreichende  Räumlich- 
keiten, eine  Erweiterung  derjenigen  also,  die  im  hiesigen 
Museum  für  Völkerkunde  mit  dem  augenblicklichen 
Bestände  längst  überfüllt  sind  (Heft  IV , 22).  Was 
«peciell  den  grossartigen  Bau  an  der  Königgrätzerstrasse 
in  der  Reichshauptstadt  anlangt,  so  leuchtet  freilich 
auch  einem  Laien  die  von  BaBtian  immerfort  nach- 
drücklich betonte  radicale  Umgestaltung  der  bisherigen 
Verhältnisse  ein,  indem  werthvolle  Sammlungen,  jahre- 
lang in  Kisten  verpackt,  vergeblich  ihrer  eigentlichen 
Bestimmung  harren,  ein  Zustand,  der,  wie  der  Leiter 
des  Museums  etwas  zornig  sagt,  erschreckend  ist  und 
jeder  Beschreibung  spottet.  Hoffen  wir  mit  ihm,  dass 
die  versprochene  Abhülfe  nicht  mehr  zu  lange  auf 
sich  warten  lässt- 

2.  A.  Bastian:  Uulturh  ist  orische  Studien 

unter  Kückbeziehung  auf  den  Buddhis- 
mus. I.  (Berlin,  A.  Haack,  1900.) 
ln  dem  vorliegenden,  anf  mehrere  Bände  an- 
scheinend berechneten  Werke  bewegt  sich  Bastian 
auf  einem  Gebiete,  daa  ihm  eine  sehr  beträchtliche 
Förderung  zu  verdanken  hat;  gerade  er  ist  es  gewesen, 


der  mit  zuerst  seine  Fachgcuosse»  auf  diese  ao  eigen- 
artige Welt  hiugcwiesen  (ao  in  »Der  Buddhismus  in 
Meiner  Psychologie“  oder  „Retigionsphilosophiache  Pro- 
bleme auf  dem  Forschungsgebiete  der  buddhistischen 
Psychologie“  u.  a.).  Imponirend  ist,  auch  für  den 
Laien,  die  Geschlossenheit  des  buddhistischen  Gedanken- 
ganges,  der  nur  im  Empirischen  wurzelnd  mit  rück- 
sichtsloser OoBMQMBB  seine  Folgerungen  zieht.  „In 
grossartiger  Imposanz  einer  ältesten  und  weitver- 
breitetsten Religion  auf  dem  Erdenrund  (heisat  es  hier) 
erweist  sich  der  Buddhismus  aus  Einheit  de«  physischen 
und  moralischen  Gesetze«  im  Dharma  als  ein  einheit- 
lich geschlossene*  Ganze  im  kr*  mologischen  Um  bl  ick, 
mit  ethischem  Einschlag  de»  Karman:  ein  Meisterstück 
dcdiictiver  Denkbarkeit  (8. 5).u  Aber  e«  fehlt  nur  allzu 
sehr,  wie  hinzugesetzt  wird,  an  dem  erforderlichen 
VerBtändniss,  das  zweifellos  vollend«  nicht  durch  die 
neobuddhistischen  Bestrebungen,  wie  «io  neuerdings 
bei  uns  modisch  geworden  sind,  gefördert  wird:  „Ob- 
wohl mit  Göttern  vollgepfropft  in  all  «einen  Himmeln, 
wird  er  Götterlosigkeit  beschuldigt,  obwohl  in  den 
Controversen  mit  den  Jainas  seine  Psychologie  ohne 
Seele  strengstens  als  abtrennoudes  Schibbolet  betonend, 
wird  diese  Seele  zu  einer  uha*vcru»ewigen  Wande- 
rungen gezwungen,  obwohl  in  Nachfolge  von  Tbatagata 
der  Krlocnngazug  aus  Muva*  täuschendem  Trug  in 
Sansara  zur  eigentlichen  Realität  hinausführt,  wird 
solcher  Gegensatz  des  Nichtigen  selber  wieder  ver- 
nichtet in  sein  Nicht*.  Und  unser  philosophischer 
W ortführer  des  Buddhismus  proclamirt  als  Grundpfeiler 
seiner  Ethik  da*  Mitleid.  So  wenig  wie  ein  Feldherr, 
der  »eines  Volke*  Schlachten  zu  schlagen  ausgesandt 
ist,  durch  mitleidige  Anwandelungen  mit  dem  Geschick 
seiner  Kriegaknechte  diese  aus  persönlichen  Rücksichten 
zu  schonen  berechtigt  ist,  darf,  noch  kanu  der  auf  der 
Erlösungsbahn  hin  wandelnde  Thatagata  ein  persönliche» 
Mitgefühl  kennen,  da»  die  erhaben  reine  Heiterkeit 
der  Contemplation  trübend  durch  abziehendea  Ver- 
weilen bei  Einzelheiten  den  auf  das  Geaaimntbeate  der 
Menschheit  eingerichteten  Heilsplan  beeinträchtigen 
würde.*  Da»  Cartlinalprobleiu  de*  Buddhismus  ist  oe- 
kauntlich  die  Verkettung  der  Ursachen  des  Werdens, 
die  bi»  zur  Unwissenheit,  zur  Avidya,  zurückführt,  zur 
Grundwurzel  alles  Hebels:  Wer  diesen  Ring  durch- 
brochen und  sich  zur  wahren  Erkenntnis*  aufge- 
schwungen hat,  der  ist  wahrhaft  frei  und  erlöst,  vor 
der  Welt  des  wahren  Sein*  verblasst  da*  gespenstische 
Reich  der  Vorstellungen  und  Erscheinungen  zu  wesen- 
losem Nicht«.  Aber  auch  liier  hat  der  Verfasser,  »einer 
bekannten  Gewohnheit  folgend,  manche  Streifzüge  auf 
daa  Feld  der  Ethnologie  und  Philosophie,  unter  Be- 
nutzung meist  des  neuesten  Materials,  unternommen. 
Wir  citiren  au«  dem  InhaltMverzeichnia«  nnr  zum  Beleg 
folgende  Abschnitte:  Die  norde.  Die  Elementargedanken. 
Die  Induction,  Die  Anthropologie,  Psycho-Phyaik,  Da* 
Zoon  politikon  n.  a.,  ao  dass  der  moderne  Denker 
überall  reiche  Anregung  findet.  Dass  durchweg  der 
psychologisch  - indoctive  Standpunkt  gewahrt  ist,  wie 
ihn  die  neuere  Naturwissenschaft  begründet,  dass  ao- 
mit  alle  mystischen  und  spi  ritualist  ischcn  Anschauungen 
(ao  die  berüchtigten  Ursprungsfragen)  lediglich  als 
Hypothesen  charakterisirt  sind,  versteht  sich  bei  dem 
Verfasser  von  selbst. — Das  letzt«  Werk  endlich  des  in 
seiner  Rüstigkeit  nie  ermattenden  Forscher«  ist  betitelt: 

3.  Die  humanistischen  Studien  in  ihrer Behand- 
lung*weise  nach  oomparativ-genctiachcr  Methode 
auf  naturwissenschaftlicher  Unterlage.  Prole- 
gomena  zu  einer  ethnischen  Psychologie.  (Berlin. 
Dümmler,  1901.) 

Für  die  Völkerkunde  iat  in  ihrer  Methodik  und 
ihrem  ganzen  Fortschritt  die  durch  ein  möglichst 


Referate.  • 


269 


kritisch  jgeaichtete«  und  umfassende«  Material  bedingte 
Vergleichung  entscheidend,  wie  dieselbe  wohl  am 
glücklichsten  in  der  modernen  Rechtswissenschaft  zum 
Ausdruck  gekommen  ist,  soweit  sie  auf  ethnologischer 
Grundlage  basirt.  Deshalb  sind  begreiflicher  Weiae 
die  ethnographischen  Parallelen  von  so  maaasgebender 
Bedeutung,  aie  ja  in  unendlicher  Fülle,  fast  unerschöpf- 
lich gerade  in  den  Werken  des  Altmeisters  aufge- 
speichert  sind-  Hieraus  ist  die  Isehre  vom  Völker* 
gedanken  entstanden,  von  jenen  typischen  Grundformen 
und  Elementen  des  menschlichen  V orstellens , die  sioh 
schlechterdings  überall  auf  der  ganzen  Erde  und  bei 
allen  Völkern  finden,  und  denen  die  localen  V ari  ationen 
in  den  sogen,  geographischen  Provinzen  entsprechen. 
Auch  hier  wird  mit  der  Erweiterung  doH  bisherigen 
Horizontes  eine  demgemässc  Veränderung  der  Huma- 
niora, wie  der  landläufige  Ausdruck  lautet,  sich  voll* 
ziehen;  denn  eben  diese  Umwandlung  der  Perspective 
stellt  naturgemäß  andere  Anforderungen  an  unseren 
Bildungsgang  und  die  sich  daran  schliessende  Erkennt- 
nis*. Es  kann  für  einen,  der  auf  umfassende  Bildung 
Anspruch  erhebt,  nicht  mehr  genügen,  die  Entwiche* 
lung  in  dem  wohlvertrauten  Rahmen  des  recht  ruhm- 
redig Weltgeschichte  bezeichneten  Areals  zu  verfolgen, 
so  sehr  Griechenland  und  Rom  vielfach  noch  als 
Quellen  unsere«  geistigen  Wachsthums  angesehen 
werden  mögen,  sondern  es  bedarf  vielmehr  einer 
gründlichen  psychologischen  allseitigen  Orientirung 
über  das  Genus  Homo  sapiens,  um  eben  aus  dieser 
Rundschau  erst  die  Bestimmung  für  unsere  Ideale  zu 
gewinnen,  und  gerade  in  dieser  noch  viel  zu  wenig 
gewürdigten  Beziehung  hat  die  Völkerkunde  für  eine 
spätere  inductive  Ethik  noch  sehr  achätzenawerthe 
Dienste  zu  leisten.  Ali  Zeitaufgabe  unserer  Gegenwart, 
schreibt  Bastian,  ist  die  Lehre  vom  Menschen  hin- 
gestellt, damit  das  innerhalb  seine«  jedesmalig  zuge- 
hörigen Gesellschaftskreises  integrirte  Individuum  zum 
Verständnisa  seiner  Persönlichkeit  gelange.  Nach  jahr- 
tauaendj  ihriger  Durchackerung  des  heimischen  Cultur- 
bodens  droht  eine  Erschöpfung  desselben,  eine  Ver- 
ödung im  Horizont  des  occidenialischcn  Gesichts-  und 
GescniohUkreises  und  wurde  mehr  Licht  erseufzt. 
Diesem  Wunsch  ist,  wenige  Decennien  darauf,  sciu  Ge- 
nüge geschehen,  unter  gluckverheissendem  Zusammen- 
rücken  historisch  geschürzter  Constellationen.  Mit 
Ueberfülle  ist  sie  nereingebrochen , die  Aufhellung 
einer  grossen  Zukunft,  den  gesammten  Erdball  um- 
scheinend.  In  Massenhaftigkeit  liegen  die  Aufgaben 
vor,  um  ungeahnt  neue  Wissensquellen  an  Zuschlägen 
und  zu  enthüllen,  einen  frisch  erfrischenden  Lebens- 
saft vom  Volksthum  hervorströuien  zu  lassen,  um  alt- 
verschleppte  Schäden  zu  heilen  (8.  151).  Inwieweit 
die  zuletzt  hierTberührte  Beziehung  schon  für  weitere 
Kreise  wirkram*wird,  ist  zunächst  begreiflicher  Weise 
nicht  abzusehen,  zumal  für  die  Meisten  der  nationale 
Typus  entscheidend  ist; 'aber  dass  für  die  wissenschaft- 
liche Forschung  dieser  erweiterte  ethnographische 
Horizont  sich  allmählich  als  eine  unabweisbare  T'<  »rderong 
aufdrängen  wird,  darüber  kann  unter  Unbefangenen 
kein  Zweifel  aufkommen. 

Bremen.  Th.  Achelis. 

4.  A.  Bastian:  Die  Probleme  humanistischer 
Fragestellungen  und  deren  Beantwor- 
tungsweisen unter  den*Z|eiohen  der  Zeit. 

P Berlin,  I>ietr.  Reimer,  1901. 

Das  Problem  der^Humaniora  ist  neuerdings  aus 
verschiedenen  Gründen  recht  dringlich  geworden.  Es 
beginnt  sich  ganz  unbemerkt,  aber  unaufhaltsam  ein 
Umschwung  in  der  früheren  Fassung  und  Deutung 
dieses  altehrwürdigen  Begriffs  zu  vollziehen,  eine  Be- 
wegung. die  zweifelsohne  auch  für  den  Unterricht 


ihren  entsprechenden  Ausdruck  finden  wird.  Wie  die 
Naturwissenschaften  auf  der  einen  Seite  dem  vorigen 
Jahrhundert  ihren  Stempel  aufgedrückt  und  ihre  Be- 
achtung und  Würdigung  auf  unseren  höheren  Lehr- 
anstalten erzwungen  haben,  »o  auf  der  anderen  Seite 
die  moderne  Völkerkunde.  Wie  unser  geographischer 
und  geschichtlicher  Horizont  ein  unvergleichlich  wei- 
terer geworden  ist  als  früher,  wie  wir  uns  allmählich 
gewöhnen,  in  den  umfassenden  Rahmen  der  Welt- 
geschichte auch  die  Entwickelungsstadicn  der  Natur* 
Völker,  besonders  wenn  sie  sich  über  die  dürftigsten 
Anfänge  der  Gesittung  emporgeschwungen  haben, 
hineinzuziehen,  so  vertieft  sich  mit  dieser  Umwande- 
lung des  früheren  Weltbildes  naturgemäs*  der  traditio- 
nelle Begriff  der  humanistischen  höheren  Studien. 
Das  vordem  vielleicht  mit  Recht  hochgeschätzte  Detail 
der  classiscken  Alterthumswissenschaft  beginnt  an 
allgcmeiu  gültigem  Bildungswerth  zu  verlieren,  und 
es  sind  vielleicht  die  Tage  nicht  mehr  allzu  fern,  wo 
statt  der  Kenntnis«  einzelner  Schlachten  oder  Regenten- 
häuser bei  den  Griechen  und  Römern  ein  grösserer 
Nachdruck  auf  das  Verständnisa  mythologischer  Ideen 
oder  socialer  Gesetze  und  Erscheinungen  gelegt  wird. 
In  diesem  Sinne  schreibt  Bastian  in  seinem  letzten 
Werke:  Die  Weite  der  Weltsuffsuuug  bedingt  sich 
ans  dem  Standort  der  Umschau,  die  in  Gegenwart  des 
Heute  die  Gcsammtrundung  des  Erdballs  einbegreift 
und  die  des  darüber  schwebenden  Globus  intellectualis 
desgleichen,  beim  Ueberbliok  der  Menschheit  in  ihren 
Spielarten  allen.  Die  Gipfelhöhe  ist  erreicht,  die 
Peripherie  einer  Ausdehnung  fernerhin  nicht  fähig, 
keiner  Steigerung  im  Non  plus  ultra.  Es  handelt  sich 
jetzt  darum,  hernieder  zu  steigen  zu  den  Thalgewinden 
des  vor  der  Visio  mentis  aufgebauten  Hochgebirges, 
um  sie  in  monographischen  Detailarbeiten  nach  und 
neben  einender  zu  durchforschen,  unter  den  in  der 
„Lehre  vom  Menschen*  gestellten  Aufgaben  bei  Be- 
handlung der  Völkerkunde  nach  coraperativ-gcnetischer 
Methode.  Die  so  gestaltete  Situation  ist  eine  recente, 
uoch  kaum  ein  Halbjahrhundert  alt.  Eng  und  Svhmnl, 
wie  traditionell  vererbt,  umschloss  der  weltgeschicht- 
liche Horizont  den  Ausblick  der  Väter,  bis  ihnen  in 
den  Tagen  nationaler  Wiedergeburt  urplötzlich  die 
Fesseln  gesprengt  wurden  und  mit  einem  Zauber* 
schlago  gleichsam  die  neuartige  Welt  geschaffen  war, 
wie  sie  heute  uns  umfangt  uls  fall  accompli.  Da* 
Katastrophenartige  dieser  Umwähmng  bleibt  der  Erin- 
nerung derer  eingenrägt,  die  leiblebendig  sie  mit 
durchlebt  haben  und  über  die  Kluft  zurückblicken  in 
jenes  Vormals,  wo  in  kleinstädtischer  Zerrissenheit 
die  Welt  mit  Brettern  vernagelt  war,  wo  die  Insassen 
über  die  Landesgrenzen  oder  durch  die  an  Europas 
Umgrenzung  durch  des  Herakles  Säulen  errichteten 
Schranken  nicht  viel  hinanssahi-n , der  Erhellung  er- 
mangelnd, in  schwül  umnebelnder  Atmosphäre  (Vor- 
wort S.  V).  Wie  gesagt,  diese  Revolution  wird  noch 
früh  oder  später  «ich  für  unsere  Unterrichtsverwal- 
tung wirksam  erzeigen,  zunächst  auf  den  Hochschulen 
durch  Schaffung  von  ethnologischen  Lehrstühlen  und 
sodann  in  dem  Lectionsplan  unserer  höheren  Lehr- 
anstalten — selbstredend  auch  durch  zweckent- 
sprechende Förderung  unserer  Museen  für  Völker- 
kunde — , wie  das  Alle«  Bastian  schon  wiederholt 
nachdrücklich  betont  hat.  Es  wird  sich  aber  auch 
um  eine  entsprechende  Revision  unserer  Weltanschau- 
ung nach  ethnologischen  Principien  handeln,  die  sich 
neuerding«  Bohon  nach  mancher  Richtung  geltend 
macht.  Einige  Andeutungen  mögen  hier  genügen. 
Mythologie,  Recht  und  Sitte  (Ethik  und  Rechtswissen- 
schaft), Staatsrecht,  Sociologie,  ja  die  Kunat  lehre,  be- 
dürfen einer  umfassenden  Erneuerung  und  Umarbei- 
tung. Für  diese  psychologische  Analyse  unserer 


Digitized  by  Google 


270 


Referate. 


Weltanschauung  und  damit  für  den  geplanten  Neu- 
bau liefern , was  kaum  besonders  hervorgehoben  zu 
werden  braucht,  die  zahlreiche»  Schriften  de«  uner- 
müdlich tbätigen  Altmeisters  der  Ethnologie  ein  über- 
reiches Material,  das  hier  mit  einigen  Worten  skizzirt 
sein  möge.  Betrachten  wir  zunächst  Religion  nnd 
Mythologie,  die  sich  organisch  aus  dem  Charakter 
de*  betreffenden  Volkes  und  andererseits  aus  der  Um- 
gebung (Surroundings  oder  Milieu)  entwickeln.  Der 
Wildling,  bebst  es  hier,  athmet  in  religiöser  Atmo- 
sphäre, jedwede  Handlung  des  tagtäglichen  Lebens  ist 
ihm  religiös  durchtrankt  bis  aut  die  kleinste  Finger- 
bewegung, jeder  Athemzug  eben  schon  zur  Erhaltung 
des  1.' b*  Damit  verknüpft  sich  dann  unmittelbar 
das  Gebiet  der  Sitte,  das  durch  die  religiöse  Sanction 
in  einem  höheren  Lichte  erscheint  „Der  gesellschaft- 
lichen zoopolitischen  Existenz,  durch  das  Spruchband 
geeint,  liegen  die  Voranlagen  der  Moralgebote  natur- 
nothwendig  unter  oder  voran,  wie  in  jedem  Organis- 
mus dessen  Functionen,  und  die  bei  culturellem 
Sprossen  gleichähnlich  hervortretenden  Parallelen 
manifesteren  sich  am  durchsichtigsten  auf  primärem 
Niveau  des  Wildzustandes,  in  identisch  denselben 
Elementar#*' danken  durchweg.  Es  handelt  »ich  dabei 
noch  nicht  um  eine  »ubjectivistische  Abschätzung  von 
Gut  und  Böse,  den  jedesmaligen  Umständen  ent- 
sprechend, sondern  zunächst  um  das  Rechte,  in  richtig 
Normalen*4  (8.  69^.  Oder:  „Die  Allgemeingültigkeit 
der  Moralprincipien  ergiebt  sich  aus  ihren  gleich- 
artigen Unterlagen  in  humanistischer  Existenz  (als 
Vorbedingungen  derselben),  und  der  in  die  religiös 
umziehende  Atmosphäre  hineinwachsende  Wilde  folgt 
aus  instinctiver  Gewohnheit  ihren  Anwehungen,  so 
handelnd  wie  die  Vorfahren  vor  ihm,  und  dies  als 
Motiv  vorschützend,  wenn  um  Erklärungen  befragt. 
Und  so  wächst  in  seine  Religion  hinein , wer  dariu 
geboren“  (S.  91).  So  i»t  hierbei  also  ein  Doppeltes 
zu  beachten;  zunächst  die  schlechthin  apriorischen 
Anlagen  rein  formaler  Natur,  die  erst  ihren  späteren 
Inhalt  von  der  Erfahrung  erhalten  — daher  die  Ver- 
schiedenheiten und  Gegensätze  — , die  aber  in  dieser 
typischen  Allgemeinheit  schlechthin  durchweg  auf 
Anerkennung  rechnen  können  (dahin  gehören  gewisse 
durch  das  sociale  Leben  von  selbst  bedingte  sympa- 
thetische nnd  andererseits  Achtungsgefühle),  und  sodann 
als  zweiten  entscheidenden  Factor  die  Aussenwelt.  die 
jeweiligen  Existenzbedingungen  irgend  eines  Volkes, 
seine  Naturumgebung  und  die  Eigenartigkeit  der 
socialen  Zustände.  Aus  diesen  beiden  Elementen  setzt 
sich  der  ganze  psychologische  Verlauf  religiöser,  mytho- 
logischer, rechtlicher,  ethischer  Vorstellungen  etc.  zu- 
sammen. Ungemein  wichtig  sind  auch  die  Vorstellun- 
gen über  die  Seele,  wie  wir  ihnen  bei  den  verschiedenen 
Völkern,  wieder  in  den  Grundzügen  übereinstimmend, 
begegnen.  „Den  Ausgangspunkt  für  weitere  Fort- 
gestaltung in  Auffassung  aes  Seelischen  bildet  der 
zwischen  Leben  nnd  Tod  mittlere  Zustand,  der  des 
Traume»,  wo  die  Doppelacbeidung  trennbar  in  die 
fortpulsirende  Lsbensseele  und  die  wandernde  Tranm- 
seele,  die  dann  zugleich  die  Rolle  dos  Schutzgeistes 
spielen  kann,  weil  erinnernd  und  ermahnend,  ans  An- 
zeichen des  Gottes  im  Traum,  oder  wenn  dir  Seele 
beim  Tiefschlaf  in  Brahma  versinkt.  Auch  im  Wach- 
zustände bereits  mag  die  Seel«  ausserhalb  des  Körper» 
wandern,  wenn  in  ihren  Sinnesthätigkeiten  dort  be- 
schäftigt, und  beim  Tode  wandert  sie  fort,  den  Körper- 
leib zurücklassend  und  zurückbleihend  als  Erinnerungs- 
bild. Das  Hinscheiden  ist  das  eindrockvollst  ent- 
scheidende Moment  für  den  psychischen  Gegensatz 
znm  Körper,  da  im  Traume  nie  Seele  nur  in  ihrer 
Halbheit  aufgefasst  ist.  Mit  der  im  Blute  strömen- 
den Herzeussccle,  dereu  Functionen  im  onbewussten 


Nervensystem  ablaufen,  rivalisirt  die  mit  Eingriff  voli- 
torischer  Actio«  funotionirende  Athemaeele,  die  da- 
durch, mit  Spannung  des  Willens,  zum  Repräsentanten 
der  Seele  selber  erhoben  ist,  und  daneben  verbleibt, 
als  Product  der  Gefühle,  der  unheimliche  Eindruck 
des  Nicht«  mehr  fühlenden  Todten,  im  gespenstischen 
Spuk“  (S.  113).  Schliesslich  wird  die  Seele  ganz  logisch 
selbst  unter  die  Zahl  der  Götter  aufgenommen  and 
mit  bestimmtem  Ritus  verehrt,  wie  er  schon  darch 
den  Caltns  der  abgeschiedenen  Hausgenossen  nahe 
gelegt  ist.  Das  möge  genügen,  um  den  Reichthum 
des  hier  an  Material  und  Gedanken  aufgespeicherten 
Stoffe«  zu  veranschaulichen,  für  dessen  sachgemäße 
Verarbeitung  es  freilich  noch  eines  oder  vieler  ge- 
schulter Köpfe  bedarf.  Das  Schwierige  liegt  eben  in 
dieser  fast  unlösbaren  Vereinigung  der  in  buntester 
Fülle  gebotenen  ethnographischen  Ermittelungen  nnd 
der  sich  damit  unmittelbar  verknüpfenden  theore- 
tischen Erörterungen  und  weitaasgreifenden  Folge- 
rungen. 

Bremen.  Th.  Achelis. 


1.  Dritte  asiatische  Forschungsreise  des 
Grafen  Engen  Zichy.  Band  I.  Erste  und 
zweite  Hälfte.  Herkunft  der  magyarischen 
Fischerei  von  Dr.  Johann  Janko.  Mit  einem 
vorläufigen  Berichte  dos  Grafen  Eugen  Zichy. 
Fol.  72  -E  635  Seiten  mit  565  Abbildungen. 
Ruda]m»t-l.«ipzig  1900. 

Die  Forschungsreisen  des  Grafen  Eugen  Zichy 
in  Asien.  .Dritte  Reise.*4  Band  I.  Recensirt 
von  Otto  Herman.  8°.  112  Seiten  mit  9 Text- 
figuren. Budapest  1900. 

Antwort  au  Herrn  Otto  Iler  man  auf  seine  über 
Band  1 des  Werkes  „Dritte  asiatische  Expedition 
de»  Grafen  Engen  Zichv“  geschriebene  Reoension, 
verfasst  von  Dr.  Johann  Jankö.  Anhang: 
Antwort  Dr.  Wilibald  Semayer*  auf  die 
Bemerkungen  Herrn  Otto  Herman's  zur  Ueber- 
•ctzung  desselben  Werkes.  8®.  52  Seiten  mit 
14  Figuren.  Budapest  1900. 

Nachtrag  zur  Reoension  über  „Die  Forschungs- 
reisen des  Grafen  Eugen  Zichy  in  Asien.  Bd.  I. 
Erste  und  zweite  Hälfte“,  von  Otto  Herma d. 
8®.  19  Seiten  mit  8 Textfiguren.  Budapest  1900. 

Auf  die  Forschungsreisen  in  den  Jahren  1895  und 
1896  lies*  Herr  Graf  Eugen  Zichy  im  Jahre  1897 
eine  dritte  Reise  nach  Russland  und  Asien  folgen. 
Du*  Ziel,  da*  sich  Graf  Zichy  gesteckt  hat,  ist, 
Material  herbeizuschaffen,  durch  dessen  Verarbeitung 
einst  Licht  in  die  Urgeschichte  der  Magyaren  gebracht 
werden  kann.  Die  Erfahrungen  «einer  früheren  Reisen 
hatten  gezeigt,  dass  in  den  zu  bereisenden  Gegenden 
nur  in  sehr  geringem  Maasse  archivaliache  oder  andere 
rein  geschichtliche  Aufschlüsse  zu  erhalten  wären, 
ausser  es  wären  die  nöthigen  Fachkräfte  vorhanden, 
in  den  armenischen  und  georgischen  Klöstern  die 
Archive  und  Bibliotheken  durchzuarbeiten . Zichy 
legte  deshalb  das  Hauptgewicht  auf  die  archäologi- 
schen. ethnologischen  und  linguistischen  Stu- 
dien. Zu  diesem  Zwecke  übertrug  er  den  archäo- 
logischen Thoil  der  Expedition  an  Herrn  I)r.  Bela 
Posta,  Custo»  der  numismatische»  und  Antiquitäten- 
abtheilung  de»  Ungarische»  NationalniUBeume.  Für 
den  ethnographischen  Theil  wurde  Herr  Dr.  Jo- 
hann Jankö,  leitender  Custo«  in  der  ethnographischen 
Abtheilung  de*  Ungarischen  Nltionaluiuseoms,  und  für 
deu  linguistischen  Theil  Herr  Professor  Josef 
Päpay  gewonnen.  Ausserdem  nahm  Zichy  auch 


Referate. 


271 


noch,  and  zwar  auf  Wunsch  Sr.  Exoellenz  des  kgl. 
ungarischen  Ministers  für  Cultus  und  Unterricht,  Herrn 
Dr.  Julius  Wlassics,  zur  Anlegung  einer  zoologi- 
schen Sammlung  Herrn  Ernst  Caiki,  Assistenten 
der  zoologischen  Abtheilung  des  Ungarischen  National- 
museums,  mit. 

Jeder  Fachmann,  der  an  dieser  Expedition  theil- 
nahm,  hatte  innerhalb  des  Rahmens  der  ausgestellten 
Arbeit  volle  Freiheit. 

Bei  der  Durchführung  der  archäologischen  Arbeit 
war  da«  Hauptaugenmerk  auf  die  auf  russischem  Hoden 
vorflndlicheu  Reliquien  aus  der  Zeit  der  ungarischen 
Landnahme  gerichtet,  d.  h.  auf  jene  Gruppe  von  Alter- 
thümern,  welche  in  Ungarn  sowohl  durch  Münzen  datirt 
werden  kann,  alB  auch  durch  Waffen  und  Geräthetypeu, 
durch  Schmuckgegenstände  und  die  Art  der  I^eicnen- 
bestattung  cliaraklcrisirt  wird,  es  sind  das  die  Alter- 
thümer  hauptsächlich  aus  dem  9.  und  10.  Jahrhundert 
n.  Chr.  Es  wurde  ferner  das  Studium  der  russischen 
Analogien  der  sogenannten  hunnisch -germanischen, 
ararischen  und  jazygisch  - sarmatischen  Gruppen  sowie 
der  scythischen  Ueberreste  des  südnissischen  Hodens 
und  der  Bronzezeit  Sibiriens  in  das  Programm  auf- 
genommen. 

Da  die  kaiserliche  archäologische  Commission  in 
St  Petersburg  allein  befugt  ist,  die  Veranstaltung  von 
systematischen  Nachgrabungen  zu  gestatten,  und  diese 
Commission  die  Bewilligung  an  Ausländer  nur  in  dem 
Falle  ertheilen  kann,  wenn  sie  Bürgschaften  dafür  er- 
hält, dass  das  Ergobniss  der  Nachgrabungen  nicht 
nach  dem  Auslande  wandert,  der  Ankauf  von  Alter- 
thüraem  aber  wenig  Werth  bat,  da  die  Fundumstände 
vom  angekauften  Gegenstände  entweder  mangelhaft 
oder  unzuverlässig  sind,  so  hielt  es  die  Expedition  für 
ihre  Aufgabe,  vor  Allem  das  Studium  (lea  russi- 
schen Materials  in  Museon  und  Bibliotheken 
vom  Gesichtspunkte  der  ungarischen  Geschichte  zu 
pflegen.  Nachgrabungen  wurden  nur  insoweit  in  das 
Programm  aufgenommen,  als  sie  als  besonders  wün- 
schenswerth  erschienen  und  Hand  in  Hand  mit  den 
russischen  Fachkreisen  bewerkstelligt  werden  konnten. 

Die  archäologischen  Studien  begannen  am  1.  Sep- 
tember 1897  und  dauerten  ein  volles  Jahr.  Die  erste 
gemeinsame  Conferenz  wurde  in  Tiflis  am  1.  April 
1898  abgehalten.  Aufgearbeitet  waren  die  Museen  der 
Städte  Warschau,  Ilelsingfors,  St.  Petersburg,  Moskau, 
Twer,  Kiew,  Odessa  und  Kcrt&ch,  sowie  mehrere 
Privatsarnmluugen  in  diesen  Städten.  Es  lagen  etwa 
1000  Stück  Photographien , Haudzeiclmuugen  und 
Skizzen  nebst  dem  erforderlichen  literarischen  Ma- 
terial vor. 

Auf  Grund  der  bis  dahin  gemachten  Erfahrungen 
wurde  beschlossen,  in  erster  Reihe  einen  Abstecher 
uaoh  dem  Kaukasus  zu  machen,  damit  Herr  Heia  Pö*ta 
deu  Reichthum  des  Kaukasus  an  culturhiatoriBche» 
Denkmälern  aus  eigener  Anschauung  kennen  lerne. 
Nach  diesem  Abstecher  wurde  das  Studium  der  Museen 
fortgesetzt  und  zwar  zuerst  auf  südrussischetn  Boden 
bis  zur  Wolga,  dann  au  der  Wolgalinie  hinauf  bis 
Kasan,  hernach  längs  des  Kamaflusscs  bis  Perm,  be- 
ziehungsweise Wjatka  und  von  dort  weiter  in  die 
südsibirischen  Gouvernements  bis  zum  Baikalsee.  Von 
hier  aus  setzte  Graf  Zichy  über  die  Gobiwüst«  seine 
Reise  nach  Peking  fort,  um  den  Versuch  zu  machen, 
die  angeblich  von  Batu  Khan  aus  Ungarn  fortge- 
schleppten Documcute  aus  der  Arpädenzeit  auf  chine- 
sischem Boden  autzuforschen. 

Aus  dem  grossen  ( iebiete  der  Ethnographie  waren 
es  zwei  Aufgaben,  die  sich  die  Expedition  stellte:  die 
Frage  nach  dem  Ursprung  der  magyarischen 
Fischerei  und  die  nach  der  Verwandtschaft 
mit  den  Ostjaken. 


Zur  Lösung  dieser  Fragen  studirte  Jankö  zuerst 
die  ungarische  Fischerei,  vor  Allem  an  Hand  des  von 
Otto  Hermen  im  Jahre  18*7  gesammelten  uud  publi- 
cirten  Materials,  dann  begann  er  in  Finnland,  speciell 
in  Ilelsingfors  Museen  und  Literatur  zu  durch- 
forschen und  setzte  dieses  Studium  in  den  russischen 
Städten  fort,  ln  Tobolsk  verlies»  Jankö  die  Expe- 
dition, um  in  den  Seiteutbälcra  des  Irtysch  und  des 
Ob  die  im  Urwald«  lebenden  Ostjaken  aufzusuchon. 
sie  vom  ethnographischen  und  anthropologischen  Ge- 
sichtspunkte zu  studiren,  Gegenstände  zu  sammeln, 
besonders  solche,  welche  die  Sammlung  des  verewigten 
Dr.  Karl  Päpay  zu  ergänzen  geeignet  sind.  Jankö 
erwarb  auf  dieser  Reise  etwa  300  ethnographische 
Objecte,  machte  ebenso  viele  photographische  Aufnah- 
men, etwa  5000  anthropologische  Messungen  und  Be- 
obachtungen über  125  Wald-Ost jaken,  Hess  30  Schädel 
uud  zwei  vollständige  Skelette  von  Wald-Ostjaken  aus- 
graben, erwarb  in  Tomsk,  dem  Aufträge  Zichy's 
entsprechend,  die  berühmte  Kusnjetzoffsche  Sammlung 
und  traf  am  22.  October  189*  wieder  in  Budapest  ein. 

Die  linguistischen  Studien  auf  der  Reise  oblagen 
Herrn  Josef  Päpay  uud  benutzt«  derselbe  hauptsäch- 
lich den  Sommer  dazu,  auf  den  Märkten  in  Ondorsk 
die  ostjakischen  Idiome  kennen  zu  lernen.  Es  ist  ihm 
gelungen,  die  von  Professor  Simonyi  zugesendeten 
einzelnen  Theile  der  Reguly’scben  ostjakischen  Sagen- 
text«, wolcho  bisher  als  todter  Schatz  von  der  ungari- 
schen Akademie  der  Wissenschaften  verwahrt  wurden, 
zu  erklären. 

Die  zoologischen  Sammlungen  wurden  auf  den 
kahlen  Bergen  der  Umgebung  von  Tiflis  begonnen. 
Ergiebig  war  ein  Ausflug  nach  der  Gegend  von  Gori 
und  in  das  schöne  Atönerthal.  Auf  dem  Kaspischeu 
Meere  und  längs  des  Wolgaflusses  nördlioh  vordringend 
konnte  nicht  viel  gesammelt  werden,  weil  gerade 
Winter  war.  In  der  Umgegend  von  Saratow  wurde 
das  Sammeln  fortgesetzt  durch  den  europäischen 
District  der  paläarktischen  Region,  von  da  ging  cs  in 
den  sibirischen  oder  uordiud&tischen  District  mit  einer 
nördlichen  Fauna.  Am  oberen  Laute  des  Jenissei 
trafen  sie  auf  die  reiche  mittelasiatische  Fauna.  Auch 
die  Gobiwüste  bot  eine  reiche  Ausbeute.  Wirbel thiere 
wurden  im  Ganzen  250  Stück,  von  Arthropoden  8000 
Insecten,  1000  Spinnen,  Hinterfnsder.  Scorpmue  u.s.  w. 
gesammelt  Von  den  900  Gattungen  mikroskopischer 
Waeserthiere,  welche  bereits  bestimmt  werden  konnten, 
sind  1*  Gattungen  neu. 

Zwischen  den  Flüssen  N a laich  a und  Tula  wurden 
interessante,  au  die  Szöklerschriflen  erinnernde  Grab- 
aufschrifteu  oopirt,  deren  Bearbeitung  Se.  F.xcellenz 
Herr  Wilhelm  Uadloff  übernommen  hat. 

Bezüglich  der  Urkunden  der  ungarischen  Könige 
aus  dem  Geschlecht«  der  Arpäden,  welche  angeblich 
Batu  Khan  mitgenommen  hat,  erhielt  Zichy  von  der 
chinesischen  Regierung  die  Versicherung,  dass  nach 
denselben  in  deu  Archiven  gesucht  werden  wird. 

Die  Expedition  des  Herrn  Grafen  Eugen 
Zichy  hat  auf  allen  Gebieten,  zu  deren  Er- 
forschung sie  unternommen  wurde,  erfolg- 
reich gearbeitet  und  für  die  Wissenschaft 
neues  Studienmaterial  gesammelt.  Ungarn 
kann  stolz  darauf  sein,  dass  es  unter  seinem 
Adel  Männer  besitzt,  die  weder  Mühe  und 
Arbeit  nochKosten  scheuen,  um  für  die  vater- 
ländische Geschichte  zu  wirken. 

Der  erste  grössere  Bericht  über  die  Resultate  der 
Expedition  ist  das  Werk  des  Herrn  Dr.  J ohatin  Jankö: 
„Herkunft  der  magyarischen  Fischerei.“ 

In  eingehender  Weife  werden  die  verschiedenen 
Arten  der  Fischerei  besprochen  und  die  dazu  benutzten 
Gerät hc  aus  Ungarn,  Irinnland,  Russland,  (’hina  und 


272 


Referate. 


den  westeuropäischen  Lindern  abgebildet  und  mit 
einander  verglichen.  Er  behandelt  in  elf  («rappen  die 
Speer-,  Umschließung»-,  lieb-,  Treib-,  Stell-.  Such-, 
Wurf-,  Tut-,  Schling-,  Stech-  und  Angel- Fischerei. 
Die  Ueratho  der  Eisfischerei  bespricht  er  bei  den  ein- 
zelnen Gruppen.  In  einem  zwölften  Abschnitte  kommt 
Junkö  noch  auf  die  „ooccBSorischen“  Geräthe  zu 
sprechen,  wobei  aber  die  Frage  des  Kahne«  und  im 
Allgemeinen  die  Frage  aller  zur  Fischerei  gebrauchten 
Verkehrsmittel  unerürtert  blieben. 

Den  Ausgangspunkt  für  das  ganze  Werk  bildet 
Otto  Herman’s  wichtiges  Werk  „Die  ungarische 
Fischerei“  (ungarisch),  1887..  Besonders  wichtig  ist 
.lankö’s  Werk,  selbst  wenn  sich  manche  Irrthümer 
und  falsche  Schlussfolgerungen  bei  weiteren  Studien 
der  angeregten  Fragen  erge1>en  sollten,  weil  er  die 
osteuropäische  Literatur  über  Fischerei  wenigstens  zum 
Theil  den  westeuropäischen  Gelehrten  zugänglich  ge- 
macht hat. 

Die  verschiedenen  ungarischen  Fisohereigerätbe 
führt  Jan  ko  theib  auf  finnisch-ugrischen,  theü*  auf 
griechischen,  russischen  und  deutschen  Ursprung  bezw. 
Einfluss  zurück. 

Die  Urheimat  der  Magyaren  sucht  er  auf  Grand 
der  Verbreitung  und  Benennung  de«  liechte«  (cstika), 
Welses  (harcsa-sort)  und  Karpfens  (ponty-penos)  westlich 
vom  Ural  und  südlich  vom  56.  Grade  nördl.  Br.,  d-  h. 
in  jenem  Gebiete,  welches  östlich  der  Kücken  des  Urals, 
nördlich  die  Müsse  Ufa,  Bjelaja  und  Kama,  westlich 
von  Kasan  bis  ungefähr  Saratow  die  Wolga  und  vom 
Süden  der  mittlere  Lauf  des  Urals  von  Orsk  bis  Urolsk 
umschliessen. 

Man  kann  Herrn  Hofrath  Hugo  Schnchardt 
voll  und  ganz  bei  pflichten,  wenn  er  in  seiner  ausführ- 
lichen Besprechung  des  Werkes1)  sogt:  «Auf  die 

beiden  Bücher,  das  von  Hcrman  und  das  von 
Jankö,  darf  die  magyarische  Literatur  stolz 
sein.“  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  auch  für 
Deutschland  ähnliche  Bearbeitungen  der 
Fischereigernthe  folgen  mochten,  ehe  es  zu 
spät  ist  und  die  volk»  thümlichun  Geräthe 
durch  die  Fabrikwaaren  vollständig  verdrängt 
sind. 

München.  Birkner. 

2,  O.  Schräder:  Keallexikon  der  indogermani- 
schen Alterthumskunde.  Grundzüge  einer 
Cultur-  und  Volkergescbiohte  Alteuropas.  Erster 
Halbboud.  gr.  8°.  500  Seiten.  Strassburg.  Karl 

^ J.  Triibnor,  l!*)l.  Preis  14  Mk. 

Flin  schon  längst  gefühltes  Bedürfnis»  wird  durch 
vorliegendes  Werk  des  berühmten  Verfassers  befriedigt. 
Die  Resultate  der  indogermanischen  Alterthumskuude 
sind  in  den  verschiedenen  Fachzeitschriften  und  wissen- 
schaftlichen Werken  niedergelegt,  aber  für  einen, 
welcher  dieser  Wissenschaft  ferner  steht  und  über  die 
jetzt  sohwehenden  Fragen  und  die  bisherigen  Resultate 
sich  schnell  orientireu  sollte,  fehlte  e»  an  einem  Hülfs- 
mittel  dazu. 

Schräder  geht  von  dem  Boden  der  historisch  be- 
zeugten Cultur  Altenropas  aus,  löst  dieselbe  unter  ge- 
eigneten Schlagwörtern  in  ihre  Grundbegriffe  auf  und 
sucht  bei  jedem  derselben  zu  ermitteln,  ob  und  inwie- 
weit die  betreffenden  Culturerscheinungen  ein  gemein- 
»iiuicK  Erlte  der  indogermanischen  Vorzeit  oder  einen 
Neuerwerb  der  einzelneu  Volker,  einen  »«Abständigen 
«nler  von  aussen  entlehnten,  darstellen.  Es  soll  das 
erste  Auftreten  einer  f'ulturerscheinung  festgestellt 
werden,  ihre  weitere  Geschichte  bleibt  der  Altertliums- 

‘)  MittlinUmgm  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wie».  XXX.  Bif.,  N.H.  XX.  Bd.  Wien  1900.  8. 168  bi*  167. 


künde  der  indogermanischen  Einseivölker  überlassen, 
für  die  das  Reallexikon  eine  Einleitung  nnd  Ergänzuug 
sein  solL  Ein  besonderer  Nachdruck  ist  auf  die 
Terminologie  der  einzelnen  Culturbegrifle  gelegt  wor- 
den ; dabei  sind  ausser  den  eigentlichen  Culturbegriffen 
auch  solche  Begriffe  als  selbständige  Artikel  ln  «las 
Reallexikon  aufgenomraen  worden,  welche  für  die  Cultur- 
entwickelung,  die  Wanderungen,  die  Raasenzugehörig- 
keit  der  intfogermanischen  Volker,  sowie  für  die  Ur- 
heimath  «frage  irgendwie  von  Bedeutung  sein  können. 
Durch  den  Hinweis  auf  die  Literatur,  in  welcher  die 
betreffenden  Begriffe  behandelt  sind,  wird  der  Werth 
des  Werke»  uoen  erhöht. 

Da«  Werk  soll  einen  Umfang  von  etwa  siebzig 
Bogen  erhalten.  Der  erste  Halbband  mit  86  Bogen 
liegt  bereits  vor;  der  zweite  Halbband  mit  Titel,  Vor- 
wort und  Nachträgen  soll  spätestens  Ostern  1901  er- 
scheinen. Das  Unternehmen  wird  sicherlich  sich  viele 
Freunde  erwerben. 

München.  Birkner. 

3.  Wissenschaftliche  Mittheilungen  aus  Bos- 

nien und  der  Horcegovins.  Herausgegeben 
vom  Bosnisch-hercegovinischea  Landes- 
museum in  Sarajevo.  Kedigirt  von  Dr. 
Moritz  Hoorn«*».  VI.  Baud.  gr.  8°.  XIX -j- 
89H  Seiten  mit  28  Tafeln  und  737  Abbildungen 
im  Texte.  Wien  1899. 

Der  stattliche,  reichhaltige  sechste  Band  der  „Wisaeu- 
»chaftlichcu  Mittheilungen“  reiht  sich  würdig  seinen 
Vorgängern  an. 

Die  Einleitung  bildet  ein  Nachruf  auf  Fr  ans  Fialn. 
C us tos  dos  bosnisch-hercegovinischen  I^ndesmuseums, 
gestorbeu  am  28.  Januar  1898.  Othmar  Reiser  schildert 
sein  thatenreiches , verdienstvolles,  leider  zu  kurzes 
Leben  und  theilt  eine  Liste  der  Publicationen  Kranz 
Fiala’«  mit. 

Der  vorliegende  Baud  enthält  noch  eine  Reihe  von 
Arbeiten  vou  Franz  Fiala. 

4.  Franz  Fiala:  Die  Ergebnisse  der  Unter- 

suchung prähistorischer  Grabhügel  auf 
dem  Glasinac  im  Jahre  1896.  S.  8 bis  32 
mit  59  Abbildungen  im  Text. 

Den  Untersuchungen  der  Tumuli  des  Glasinac  lag 
ira  Jahre  1896  als  Arbeitsprogramm  zu  (»runde:  1.  die 
erschöpfende  Erforschung  der  Nekropolen  von  Kusa- 
novic,  Kudine  und  Breite;  2.  die  Nachlese  in  den 
Nekropolen  der  Ortschaften  Kule,  Jaksin  d<’>,  Ozerkovi  ri. 
Djedovci,  Jaroviei  and  Glasinac  polje:  3.  die  Inangriff- 
nahme des  nördlich  und  östlich  von  Rogatica  gelegenen 
Tumulusgcbicte«  und  zwar  in  den  Ortschaften  Osovo, 
Bogzadici,  Okrugo,  Brankovic,  Godomilje,  Sjeversko, 
Podstrane,  ^unaviei,  Percin , Blazevidi,  Mandra  und 
llafsane.  Im  Ganzen  wurden  121  Tumuli  untersucht 
und  zwei  neue  Wallbargen,  die  von  Han  Osovo : „Veliki 
Gradao*  und  die  am  „Rujnik“  entdeckt 

Von  den  untersuchten  121  Tumulis  enthielten  61 
nur  Skeletgräber,  15  nur  Brandgriber,  16  Skelet-  und 
Brandgräber,  29  Tumuli  waren  leer.  87  8keletgrüber 
waren  von  West  nach  Ost,  zwölf  von  Ost  nach  West, 
vier  von  Nordweat  nach  Südo»t  vier  von  Südwest  nach 
Nordost,  2D  von  Nord  nach  Süd  und  24  von  Süd  noch 
Nord  orientirt.  I>ie  I-age  Nord-Süd  und  Süd-Nord  ist 
in  vielen  Fällen  durch  den  Umstand  bewirkt  worden, 
«lass  man  die  Leichen  oft  mit  dem  Gesichte  gegen  die 
benachbarte  Wall  bürg  gewendet  beisetzte. 

Von  neuen  Fonnett  und  Varietäten  der  Glasinac- 
typen  wurden  unter  den  1415  Artefakteu  54  Stück 
gefunden,  die  zumeist  im  Texte  altgebildet  sind.  Die 
Nekropolen  Brezije  und  Sjeversko  u.  a.  lieferten  ältere 


Digitized  by  Google 


I 


Referate. 


273 


broiuBuattfiohe  Objecto,  von  La  Töueformen  fand  «ich 
nur  eine  Fibel  von  Mittel-lA-T&neform  in  der  Nekro- 
pole von  Rusanovic. 

5.  Fiala,  Frans:  Die  Ergebnisse  der  Unter- 

suchung prähistorischer  Grabhügel  in 
Südostbosnien  (anschliessend  an  den 
Glasinac)  im  Jahre  1897.  S.  83  bis  81  mit 
1 Tafel  und  75  Abbildungen  im  Texte. 

Im  Rogatjcaer  Bezirk  wurden  die  Tumuluegruppen 
von  Brankovic,  Behec,  Krooevic,  Fesuvic,  Dub,  Trnovo, 
Osovo,  Oprasic,  jfcivaljevic,  Razdoljo  und  Zupanovu?, 
im  Sarajevoer  Bezirke  die  Nekropolen  von  krizavac, 
Zagradje  und  Miletine  durchforscht,  so  dass  das  Pro- 
blem  der  Erforschung  der  Tumuli  des  Glasinsc  sich 
allmählich  zu  jenem  der  Erforschung  der  Tumuli 
Südostboftniens  erweiterte. 

Von  den  8t  Tumuli  enthielten  45  nur  Skelette, 
sechs  nur  Rrandbestattung,  14  Skelette  und  Leichen- 
brand,  19  waren  leer.  In  der  Nekropole  von  Strbci 
wurde  Leichen  brau  d in  einer  Urne  gefunden,  sonst 
sind  die  gebrannten  Knochen  über  eine  grössere  Fläche 
zerstreut  mit  Fragmenten  kleinerer  Gefasse  von 
sacraler  Bedeutung. 

Diu  Gesamtntzahl  der  gefundenen  Objecto  ist  871, 
von  welcher  72  neue  Formen  darstellen.  Von  stein- 
zeitlichen  Typen  fand  sich  eine  HornsteinpfeiDpiUe. 
Von  Wichtigkeit  sind  die  Typen  aus  den  bronzezeit- 
lichen Gräbern.  Die  gefundenen  Armbänder  gleichen 
Typen  aus  bronzezeitlichen  Gräbern  Obcrbayerns,  wie 
sie  auf  Taf.  XXXIII  von  J.  Naue  (Die  Bronzezeit  in 
Oberbayern,  München  1894)  abgebildet  sind.  Die  mit 
dun  brouzezeitlichen  Fund  in  Tumulus  I der  Nekro- 
pole von  Strbci  gefundene  altitalische  Fibclform,  eine 
Pesch ierafi bei,  gestattet  eine  beiläufige  Datirung  des 
Funde*.  Monteliu*  setzt  diese  Fibel  in  die  Zeit 
um  1500  v.  Chr.  Griechische  Importartikel  fsnden 
■ich  fünf  Stück,  LaTeneformen  zwei  Stück.  Ein  bron- 
zener Schlafenring  aus  Osovo  zeigt  die  typische  Form 
aus  der  Völkcrwanderungszeit.  Mittelalterliche  Nach* 
bestattungen  waren  in  grösserer  Anzahl  vorhauden. 

6.  Fiala,  Frans:  Das  Flachgräborfeld  und  die 

prähistorische  Ansiedelung  in  Sanski- 
moit.  S.  68  bis  128  mit  Tafeln  und  202  Ab- 
bildungen im  Text, 

Das  Flach gräberfeld  in  Sanskimost,  ausgegraben 
in  den  Jahren  1895  bis  1896,  am  linken  Sanaufer.  ent- 
hält Brandbestattuugen  und  Gräber  mit  Skeletten, 
zwischen  welchen  kein  wesentlicher  typnlogiacher 
Unterschied  besteht.  Die  Brandgräl>er  sinn  junge,  da 
sie  oberhalb  der  letzteren  und  zum  Theil  in  denselben 
gleichsam  als  Nuchbcstat  Gingen  ungetrofTen  wurdeu. 
Vielleicht  steht  das  Auftreten  der  Brand liestattung 
mit  dem  ersten  Erscheinen  von  La  Teneformen  iin 
Zusammenhang.  Die  nächsten  Analogien  sind  in  den 
hallatatt'eitlicnen  Funden  von  Kruin  (Watsch,  Pod- 
semcl,  Rovise,  Terzise.  Hrastje  und  Magdalenenberg) 
in  den  jüngeren  Gräbern  von  St.  Lucia  im  Küsten- 
lande, in  den  ältesten  von  Idria  di  Baraim  Küstenlande 
und  beziehungsweise  auch  in  den  Gräbern  der  N* kro- 
pole  von  Prozor  in  Croatien  zu  suchen.  Weun  der 
erste  Einfall  der  Kelten  in  illyrisches  Gebiet  in  die 
Mitte  det*  vierten  Jahrhunderts  v.  Chr.  fallt,  dann  setzt 
Fiala  die  (iesammtdauer  der  Benutzung  des  Gräber- 
fehle*  in  die  Zeit  von  circa  500  bis  HtX)  v.  Chr. 

In  der  Nähe  dieses  Gräberfeldes  konnten  in  nord- 
westlicher Richtung  ausgedehnte  prähistorische  Coltur- 
schichten  nachgewiesen  werden.  Die  Schicht  war  1 m 
stark,  an  einigen  Orten  erreichte  sie  sogar  die  Mächtig- 
keit von  1,5m.  Ausser  zahlreichen  Artefakten  aus 
Thon,  Knochen  und  Metall  fanden  sich  Spuren  von 

Archiv  lUr  Anthropologie  IW  XXVli. 


Feuerplätzen,  Wohnh Alten  und  Reste  von  prähistori- 
schen Eisenschmelzöfen,  hl«  konnten  die  Reste 
von  Rind,  Schaf,  Ziege,  Schwein,  Ilund,  (losch.  Reh, 
Wisent,  Bär,  Wolf,  Fuchs  und  einigen  Vogel-  und 
Fischarten  constatirt  werden. 

7.  Fiala,  Franz:  Bericht  über  die  Ausgrabun* 
en  am  Debelo  brdo  bei  Sarajevo  im 
ahre  1895.  S.  129  bis  138  mit  47  Abbildungen 

im  Text, 

Die  Fortsetzung  der  Ausgrabungen  am  Debelo  brdo 
im  Jahre  1895  (die  früheren  Berichte  siehe  Mittheil. 
Bd.  IV,  S.  38  bis  72.  lid.  V,  S.  124  bi*  180)  beschränkt 
sich  auf  die  Ausbeutung  einer  am  Fusae  der  steil  ab- 
fallendeu  Ostkupp«  befindlichen  Culturschicht,  die,  auf 
Rutschterraiii  gelegen,  bei  einer  Mächtigkeit  von  1,4  m, 
eine  Breite  von  20  m und  eine  Länge  von  lim  ba— IS. 
Eine  räumliche  oder  zeitliche  Trennung  der  Funde 
war  nicht  möglich. 

8.  Fiala,  Franz.  Prähistorische  Bronzen  aus 

Bosnien  und  Hercegovina.  S.  139  bis  147 
mit  1 Tafel  und  24  Abbildungen  ira  Texte. 

Es  werden  verschiedene  Einzelfunde  und  Depot- 
funde aus  Bronze  beschrieben,  sowie  zwei  kupferne 
Aextc  aus  der  Umgebung  von  Travnik. 

9.  Fiala,  Franz.  Griechische  Bronzehclme  aus 

Bosnien  und  Hercegovina.  8.  148  bis  153 
mit  3 Tafeln  und  11  Abbildungen  im  Text 
Es  sind  nach  Fiala  sicherlich  Importproduote 
jenes  Handels  mit  der  Westküste  der  BalkanhalbiuBel 
(Korinth  uud  ihre  Colonien,  Korkyra,  Epidamnoe  und 
Apollonia). 

10.  Patsch,  Carl:  Archäologisoh-epigraphisohe 

Untersuchungen  zur  Geschichte  der 
römischeu  Provinz  Dalmatien.  III.  Theil, 
S.  154  bu  273  mit  6 Tafeln  und  80  Abbildungen 
im  Text. 

Inhalt:  1.  die  Japnden;  2.  der  Mithraeum  von 
Konjica;  3.  Münzen  von  Apollonia  und  Dyrrhachium ; 

4.  eine  Apolloetatuette  aus  Vrüani  bei  Prnjavor; 

5.  neue  I Denkmale  aut  Znpanjac - Delminium , 6.  zwei 
ZiegeUtempel  ausLjnbu»ki;  7.  kleine  römische  Funde 
und  Beobachtungen;  8.  Dalmatien  und  Ducien;  9.  No- 
tizeu  zur  Geschichte  der  Donau provinzen. 

11.  Fiala,  Franz:  Archäologische  Miscollen. 

S.  274  bis  283  mit  20  Abbildungen  im  Text. 

I.  Prähistorische  Wallbaufen  im  Bezirke 
Krupa.  Die  Kekica  glavica  bei  Zalin.  — 
Die  Gradina  auf  dem  Berge  Oblaj.  — Die 
Gradina  in  Suhaja  dolnja.  — Verschiedene 
andere  Wallbautcn. 

II.  Nachträge  zu  den  Ausgrabungsergeb- 
nissen  am  Glasinac  1895. 

A.  T bonge  fasse.  Von  den  aus  Thonfragmeuten 
zusammengesetzten  Gelassen  werden  vier  für 
den  Glasinac  neue  Formen  beschrieben  und 
abgebildet. 

B.  Schädel.  Herr  k.  k.  Sanitätschef,  Oberstabs- 
arzt Dr.  Weisbach  thcilt  die  Ergebnisse  der 
Untersuchung  von  vier  Schädeln  mit. 

Es  sind  drei  ausgesprochen  dolich<«:«*pbale  und 
ein  ausgesprochen  brachyceplialer  Schärfei.  Beide 
Formen  stimmen  mit  jeneu  der  früher  beschriebenen 
Glasinacschulel  vollkommen  überein.  (Mittb.  Bd.  V, 
8.  502  bis  676.) 

III.  Ein  römischer  Grabfund  in  Uapljina. 

IV.  Eine  römische  Gebäuderuitie  bei 
Zlicina  nächst  Ljubuski. 

35 


Digitized  by  Google 


274  Referate. 


12.  Thomas  Dragiöovic;  Ncolithisebe  Fund- 
stätte au  f den  „Kraliev ine*  bei  Not!  Selter. 
Bericht  über  eine  Prohegrabung  im  Jahre  I89G. 
8.  3 bi«  7 mit  18  Abbildungen  im  Text. 

Au«  den  zahlreichen  Abfullen,  welche  von  der  An- 
fertigung von  Gerätlien  herrühren,  kann  man  eobUeuen, 
da««  die  Bewohner  dieser  (»egend  ihre  Steingrräthe 
nua  heimischem  Materiale,  welche«  in  den  Brüchen 
um  Novi  Seher  und  auch  an  Ort  und  Stelle  ziemlich 
häufig  verkommt,  selbst  erzeugten. 

Ausser  den  archäologischen  Abhandlungen  und 
Notizen  enthält  der  vorliegende  Band  noch  eine  Reihe 
von  interessanten  Mittheilungen  aus  der  Geschichte, 
aus  der  Volkskunde  sowie  au«  der  Thier-  und 
Pflanzenwelt.  E«  mögen  die  folgenden  besonders 
erwähnt  wurdeu; 

18.  Grimmer,  Johann:  Fossile  Säugethier* 
reste  au»  der  Save.  S.  842  bi«  850  mit  9 Ab- 
bildungen im  Text. 

E«  werden  beschrieben:  ein  Schädel  vom  Höhlen- 
bär. zwei  Gcweihschaufeln  vom  Elen,  ein  Geweihstück 
vom  Edelhirsch,  zwei  Schädeltheile  vom  Wisent. 

14.  Lorena-Liburnau,  Ludwig  von:  Die  Wild- 

ziegen der  griechischen  Inseln  und  ihre 
Beziehungen  zu  anderen  Ziegenformen. 
S.  851  bis  8H6  mit  3 Tafeln  und  (1  Abbildungen 
im  Text. 

Es  werden  zunächst  die  Wildziegen  der  Insel 
Joura  Capra  dorca»  Reich vr„  der  Insel  Erimomilo» 
Aatownu  piotn«  Erhard,  von  Kreta  ('apra  cretenai« 
Hriseon,  von  Kleinasien  Capra  aegagrus  Gntelin  be- 
schrieben. die  Merkmale  der  Schädel  besprochen  uud 
deren  verwandtschaftliche  Beziehungen  unter  «ich  und 
mit  deu  llausziegeu  «erörtert 

Der  vorliegende  Band  kann,  wie  die  vorher- 
gehenden, als  Muster  für  solche  Unterneh- 
mungen gelten.  Die  Ausstattung  ist  seinem 
Inhalte  ebenbürtig.  Es  wäre  zu  wünschen, 
das«  auch  in  anderen  Ländern  von  Seite  der 
Regierungen  ähnliche  Werke  herausgegebeu 
würden,  (furch  welche  die  Schätze  der  Museen 
aus  dem  Lande  einem  grösseren  Kreise  von 
Gelehrten  zugänglich  gemacht  würden. 

München.  Birkner. 

15.  Archiv  für  Religionswissenschaft  in  Verbin- 

dung mit  einer  Reihe  von  Fachgelehrten 
herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Th«.  Aclieli«. 
III.  Rand.  8*.  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeck). 
Tübingen,  Freiburg  i.  B und  Leipzig  1900. 
Preis  pro  Band  14  Mark. 

I Hin  verdienstvolle  Unternehmen  ist  nun  in  den 
dritten  Jahrgang  eingetreten.  In  den  drei  Jahren  hat 
es  «ich  als  lebenskräftig  gezeigt  und  damit  bewiesen, 
dass  seine  Gründung  einem  Bedürfnis«  entspricht. 

Es  erscheinen  jährlich  vier  Hefte,  die  in  erster 
Linie  eine  Reihe  von  interessanten  Origiualabhaud- 
langen  aus  der  Feder  bedeutender  Forscher  bringen ; 
unter  der  Rubrik  „MisceUen“  werden  kleinere  Mit- 
t hei  hingen  gebracht  und  zum  Schlüsse  das  Neueste 
aus  der  Literatur  mitgelhcilt. 

In  den  ersten  zwei  Heften  ist  erschienen: 

C.  Er.  Lehmann,  Religion  »geschichtliches  aus 
Kaukasien  und  Armenien.  S.  1 bis  17. 

Louis  H.  Gray.  The  Indo-Irattian  Deity  Apam 
Nfepil  S.  18  bi»  51. 

Hans  Haas.  Der  Zug  zum  Monotheismus  in  den 
homerischen  Epen  und  in  deu  Dichtungen  de« 
Hesiod.  Pindar  uud  Aesohylus.  Bd,  I.  II.  8. 52  bis 
78.  Bd.  111,  IV.  S.  163*  bis  183. 


Han»  Schukowitz,  Richterlehre.  S.  79  bis  84. 

Richard  Lasch,  Die  Finsternis««  in  der  Mytho- 
logie und  im  religiösen  Brauch  der  Völker. 
8.  97  bis  152. 

Jan  Karin wicz,  Germanische  Elemente  im  slavi- 
achen  Mythus  and  Brauch.  S.  184  bis  193. 

Die  Zeitschrift  ist  für  jeden,  der  sich  lur  die 
Religionswissenschaft  interessirt  und  eindringen  will 
in  die  Völkerpsychologie,  unentbehrlich. 

München.  Birkner. 

1U.  Weinzierl,  Robert,  Ritter  von:  Das  La* 

Tene-Grabfeld  von  Langugest  bei  Bilin 
in  Böhmen.  Hemosgegeben  mit  Unterstützung 
der  Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher 
Wissenschaft.  Kunst  und  Literatur  in  Böhmen. 
4°,  XVIII,  71  Seiten  mit  49  Abbildungen  im 
Texte,  1 Grabfeldplaue  und  13  Lichtdruck* 
tafeln.  Branuschweig,  Friedr.  Vieweg  und 
Sohn,  1899. 

Es  konnten  75  Gräber  geöffnet  worden,  25  bis  40 
sind  sicher  noch  ungeöffnet  vorhanden.  „Das  gesammte 
Gräbcrinventar  steht  deu  römischen  Culturformen  noch 
fern,  ist  in  sich  als  typisch  zu  betrachten  und  gehört 
dem  keltischen  Formenkreiae  an.“ 

Von  den  fünf  messbaren  Schädeln  waren  drei 
dolichoccphal,  einer  meeocephal  und  einer  brackyoephal. 

Ein  ausserordentlich  wichtiges  Moment  in  der 
Durchforschung  des  Grabfeldes  von  Langugeri  bilden 
die  Culturgruben,  die  tbeilweise  zwischen,  haupt- 
sächlich aber  seitwärts  der  Gräberreihen  situirt  er- 
schienen. 

Die  sorgfältige  und  sachgemüsse  Durchforschung 
diese«  wichtigen  Grabfeldes  ist  freudig  zu  begrüben, 
um  so  mehr,  als  auch  die  zugehörigen  Wohnstätten 
mit  constatirt  und  untersucht  werden  konnten. 

Langogeet  bietet  nach  den  vorliegenden  Unter- 
suchungen durch  die  typischen  Formen  des  gesammten 
Fund  materiales,  die  Anlage  des  Grabfeldes,  die  Situirung 
im  Allgemeinen  und  mit  allen  sonstigen  Details  ein 
prägnantes,  echarf  begrenztes  Bild  der  Früh-La-Tene- 
tM-riode,  deren  Beginn  für  Böhmen  Weinzierl  in  die 
Zeit  100  bis  60  v.  Chr.  versetzt. 

Ausser  der  Beschreibung  der  Kunde  enthält  das 
schone  Werk  auch  noch  allgemeine  Bemerkungen  über 
die  Verbreitung  der  U*Tsneoultor  in  Böhmen. 

Di«  Tafeln  sind  im  Lichtdruck  nach  Originalauf- 
nuhmen  von  der  Firma  C.  Pietzner  in  Teplits  in  vor- 
züglicher Ausführung  hergestellt. 

München.  Birkner. 

17.  Robert  Belts:  Die  steinzcitlichcn  Fund* 
stellcu  in  Mecklenburg.  Mit  Anhang: Geinita 
und  Lotto w : Fundstätte  von  Fcueratcin- 
geräthen  bei  Ostseebad  Wustrow  a.  d. 
Fischland.  Zugleich  Text  zu  „Vier  Karten 
zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg  von  Dr. 
R.  Beltz.  I.  Ilie  Steinzeit.“  Sonderabzug  aus 
den  Jahrbüchern  des  Vereins  für  mecklenburgische 
Geschichte  und  Altcrthumskundo  94.  Bd.  78  ff. 
8°,  117  Seiten  mit  14  uud  12  Abbildungen  im 
Texte.  Leipzig,  Berlin,  Rostock,  W.  Süsserott, 
1899. 

Die  vorliegende  Schrift  bildet  eine  Erläuterung 
der  schönen  Kurten  zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg, 
eie  bringt  einen  Ueberblick  über  die  wichtigsten,  bis- 
her bekannten  Gräber.  Ansiedelungen,  die  Moorfnnde 
der  Steinzeit;  cs  werden  die  neuerdings  untersuchten 
Fundstellen  beschrieben.  1*)«  ist  somit  das  ganze 
Material  für  die  Kenntniss  der  Steinzeit  in  dem  Werke 
niedergelegt  und  bildet  einen  wichtigen  Beitrag  zur 
Geschichte  unseres  Vaterlau  des. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


275 


Als  Anhang  ist  eine  Beschreibung  «ler  Fundstätte 
bei  Os! Seebad  Wustrow  beigegeben , die  der  jüngeren 
Steinzeit  xuzuschreiben  ist. 

München.  Birkner. 

18.  Oskar  Büttner  und  Kurt  Müller:  Teohnik  und 

Verwurthung  der  Iiöntgensch eii  Strahlen 
im  Dienste  der  ärztlichen  Praxis  und 
Wissenschaft.  Enevklopädie  der  Photographie. 
Heft  28,  8°.  V und  14b  Seiten  mit  29  Abbildungen 
und  5 Tafeln.  Halle  a.  S-,  W.  Knapp,  1897. 

Wie  schon  der  Titel  sagt,  »oll  das  Boca  dem  Arzt 
als  Hülfsmittel  und  Ijeitfaden  dienen,  da  die  wenigsten 
ärztlichen  Praktiker  Zeit  haben,  die  vielseitigen  tech- 
nischen und  wissenschaftlichen  Grundlagen  der  Pykno- 
skopie  aus  der  Fachliteratur  und  «Fen  zerstreuten 
wissenschaftlichen  Mittheilungcn  zusaminen/usuchen. 

Es  werden  die  Erzeugung,  Gesetze  und  Wirkungen 
der  clektriaehea  Stroinbewegung,  sowie  die  noth- 
wendigen  Apparate  beschrieben  und  Winke  für  den 
Gebrauch  der  letzteren  gegtdw»n.  Ausserdem  wird  eine 
Uebersicbt  darüber  inilgetüeilt , was  bis  jetzt  erndeht 
ist.  Eine  Literaturzusammenstellung  und  ein  alpha- 
betisches Sachregister  erhöhen  den  Werth  de*  Buches. 

München.  Birkner. 

19.  Jahrbuch  für  Photographie  und  Roproduc- 

tionstechnik  für  daa  Jahr  1900.  Unter 
Mitwirkung  hervorragender  Fachmänner,  hernus- 
geguben  von  Hofrath  I>r.  Josef  Maria  Eder. 
aFV.  Jahrgang,  8°,  VII t und  782  Seiten  mit 
260  Abbildungen  in»  Texte  und  34  KunstUdlagcn. 
PreiB  8 Mark.  Halle  a.  S.,  W.  Knapp,  1900. 

Nehen  Originalbeiträgen  über  die  technischen 
Fragen,  Methoden,  Apparate  u.  s.  w.  der  Photographie 
wird  ein  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Photo- 
graphie und  Heproductionstechnik  mitgctheilt,  in 
welchem  die  wichtigsten  Neuigkeiten  mitgctheilt  werden. 
Ausserdem  ist  eine  Liste  derjenigen  in  Deutschland  und 
Oesterreich  a ungeteilten  Patente  angefügt,  welche  die 
Photographie  und  Heproductionstechnik  1k*  treffen. 
Eine  Literaturzusammenstellung,  sowie  ein  Autoren- 
nud  ein  Sachregister  erleichtern  den  Gebrauch  des 
Jahrbuches. 

München.  Birkner. 

20.  A. Ecker  s undR.  Wiedersheim’B  Anatomie  des 

Frosches  auf  G rund  eigener  Untersuchung 
durchaus  neubearbeitet  von  Dr.  Ernst 
Gau  pp.  2.  Auflage,  8°,  Braunschweig,  Friedr. 
Vieweg  und  Sohn. 

Vou  dem  schon  in  erster  Auflage  lebhaft  begrüßten 
Werke  liegt  nun  eine  vollständige  Neubearbeitung  vor. 
Es  ist  in  der  That  von  hoher  Bedeutung,  dass  man 
«las  Thier,  das  zu  Experimenten  so  lmu hg  verwendet 
wird,  genau  kennt,  um  auf  einer  sicheren  anatomischen 
Grundlage  weiter  arbeiten  zu  können.  Aber  auch  vom 
vergleichend  anatomischen  Standpunkt  ist  es  wünscliens- 
werth,  Monographien  für  einzelne  Thiure  zu  besitzen, 
für  welche  die  vorliegende  mustergültig  ist. 

In  der  neuen  Auflage  wurden  Text  und  Abbil- 
dungen der  früheren  Bearbeitung  wie  Objecte  seihet 
enuu  revidirt,  irrthumliehe  Angaben  richtig  gestellt, 
.ücken  ausgefüllt.  Daneben  wurden  aber  mehr  als 
bisher  die  anatomischen  Thatsacheo  unter  functionellcn 
Gesichts ounkten  betrachtet  und,  soweit  es  wünschens- 
wert h schien,  vergleichende  anatomische  Bemerkungen 
eingefügt. 

Bis  jetzt  sind  erschienen: 

Erste  Abtheiluug:  Lehre  vom  Skelet  und  vom 
Mus ke)«y stein.  Zweite  Abtheilung,  erste  Hälfte: 
Lehre  vom  Nervensystem.  Zweite  Abtheilung, 


zweite  Hälfte:  Lehre  vom  Gef ässsy stom.  In  der 
Schlussabtheilung  werden  noch  Eingeweide,  Inte- 
gument und  Sinnesorgane  behandelt  werden. 

Die  jeder  Abtheiluug  Ix* i gegebene  Literaturüber- 
sicht  und  Inhaltsangabe  lassen  dieselben  als  ein  in 
sich  abgeschlossenes  (tanze  erscheinen  und  tragen 
wesentlich  zur  Brauchbarkeit  des  WerkeB  bei. 

Die  Verlagsbuchhandlung  hat  keine  Mühe  und 
Kosten  gescheut,  um  das  Werk  würdig  auszustatten. 

München.  Birkner. 

21.  Paul  Kollmann:  Der  Nordwesten  unserer 

ostafrikanischen  Colonie.  Eine  Beschreibung 
von  Land  und  lauten  am  Victoria- Nyanza  nebst 
Aufzeichnungen  einiger  daselbst  gesprochenen 
Dialecte.  8*.  VI  und  191  Seiten  mit  372  Ab- 
bildungen nach  Originalphotographien  und 
Skizzen  nebst  einer  Kurte.  Berlin,  Alfred  Schall. 

Kollmann  tbeilt  hier  seine  Beobachtungen  und 
Studien  mit,  die  er  während  seines  Aufenthaltes  in 
unserer  ostafrikanischen  Colonie  als  Obcrlieutnant 
der  kaiserl.  Schutztruppe  gemacht  hat.  Er  schildert, 
wie  er  selbst  versichert,  nur  wahrheitsgetreu  nach 
seinen  persönlichen  Erfahrungen  und  nach  den  An- 
gaben der  Eingeborenen.  Wie  sich  die  vorhandenen 
Widersnrüche  mit  den  Angaben  anderer  Reisender  er- 
klären lassen,  muss  durch  weitere  Forschungen  fest- 
gestellt  werden. 

In  dem  schonen  und  interessanten  Werke  werden 
Uganda,  Karagwu,  Kisilm.  Ussindja,  likerewe,  l'sau- 
kuma.  Ushashi  und  die  Massai  verwandten  Stämme 
von  Ikorna  bis  Ngoroine  behandelt  Es  werden  die 
Geschichte,  die  klimatischen  und  Boden Verhältnisse 
der  Gegend,  sowie  «lie  Cultur  der  Bewohner  beschrieben. 

Dem  Werke  ist  ein  ausführlicher  Index  beigegeben, 
wodurch  dessen  Werth  noch  erhöht  wird. 

München.  Birkner. 

22.  A.  P.  Sinnett:  Die  esoterische  Lehre  oder 

Geheimbuddhismus.  Uebersetzung  aus  dem 
Englischen.  Zweite  vermehrte  und  verbesserte 
Auflage.  6°,  XXVII  und  291  Seiten.  Leizpig, 
Th.  Griebens  Verlag  (L.  Fernau),  1899. 

Das  Buch,  das  in  England  bereits  eine  achte 
Auflage  erlebte,  behandelt  folgende  Capital:  Geheim- 
lehrer, l>cr  Aufbau  des  Menschen,  Die  Weltenkette, 
Die  Weltgezeiten,  Devaohan,  Kama  Lnka,  Die  Fluth- 
welle  der  Menschheit,  Der  Fortschritt  der  Menschheit, 
Buddha,  Nirvana,  das  Weltall. 

München.  Birkner. 

23.  H.  Breitenstein:  Einundzwanzig  Jahre  in 

Indien.  Aus  dem  Tagebuchs  eines  Militärärzte«. 
1.  TbeU:  Bonso.  8,J,  VIII  und  964  Seiten  mit 
1 Titelbild  und  6 Illustrationen  im  Text. 
Lei  itzig,  Th.  Griebens  Verlag  (L.  Fernau),  1899. 

Der  Verfasser  schreibt  im  Vorwort:  „Der  Laie 
wird  mit  mir  eine  Reise  in  das  Land  machen,  welche« 
»ich  ,wie  ein  Gürtel  aus  Smaragd  um  den  Gleicher 
schlingt*  (Multatuli);  ich  werde  ihn  in  die  Hütte  des 
Kopfjägers  begleiten,  welcher  im  Herzen  Borneo«  in 

?:  rossen  Hütten  aus  Bambus  sein  leichte  inniges  Leben 
übrt;  ich  werde  ihm  das  Leben  uud  Lieben  der  java- 
nischen Frau  in  kurzer  Skizze  zeichnen;  ich  werde 
ihm  die  Feste  der  Palembanger  (Sumatra)  be- 
schreiben  u.  s.  w.  Dann  werde  ich  ihn  in  das  Familien- 
leben der  europäischen  und  halbeuropäischen  Bewohner 
dieser  Insel  blicken  lassen,  uud  ich  werde  ihm  ein 
ärztlicher  Führer  sein,  wenn  er  als  Tourist  die  Tiger 
des  südlichen  Javas  oder  die  Orangubtus  Borneo» 
fangen  oder  erlegen  will , «>der  wenn  er  die  , Tausend 
Tempel1  Javas  KU  bewundern  b— beiohtigt»  oder  für 

»5* 


Digitized  by  Google 


276 


Referate. 


die  Products  der  heiraathliehen  Industrie  im  fernen 
Osten  ein  Absatzgebiet  aufsuchen  will.“ 

Wenn  auch  der  eine  oder  andere  l^cser  mit  Manchem 
nicht  einverstanden  sein  wird,  so  int  m doch  interessant, 
die  Ansichten  eines  Mannes  za  hören,  der  21  Jahn  in 
jenen  iAndern  gelebt  hat. 

In  den  zwei  noch  folgenden  Theilen  wird  Java 
und  Sumatra  behandelt  werden. 

München.  Birk  ne  r. 

24.  Haberer:  Ueber  die  „Norm»  occipitalis“  bei 
Mensch  und  Affe  Inangnral - Dissertation. 
4*.  W*  S.,  21  Tabellen,  22  Abbildungen  im  Text 
und  ein  Atlas  mit  41  Photographien.  München, 
Kästner  & Lossen,  1898. 

Haberer  bat  für  den  menschlichen  Schädel 
vier  verschiedene  Formen  der  Hinterhaoptianiicht 
aufgestellt:  1.  die  nach  unten  keilförmig  sich 
verengende  Form  (Fig.  1);  2.  die  Bombenform 

Fig  I. 


(Fig.  2);  3.  Die  Form  mit  schwächer  abgerun- 
deten Seitenwinden  (Fig.  3);  4.  die  „Hausform“ 

Fig.  2. 


mit  hauswandartigen . senkrecht  von  der  Basis  anstei- 
genden Seitenwinden  (Fig.  4).  Für  die  Affenschädel 
kommt  5.  noch  die  „Zeitform“  dazu  (Fig.  5). 


Fig.  3. 


Das  Studium  der  Kutw-ickelungsgesahichte  des 
menschlichen  Schädels  im  Zusammenhalte  mit  der 
Fiitwickelungsgeschichte  der  Oraiigutanschädel , zu 
welcher  die  wert h volle  Selenka’scheSammlung  dem 
anthropologischen  Institute  ein  sehr  reiches  Material 
zur  Verfügung  stellt,  ergab,  dass  thatsächlich  all** 
diese  verschiedenen  Formen  als  Stufen  der  fortschrei- 
tenden individuellen  Ausbildung  jedes  einzelnen  mensch- 
lichen Schädels  von  der  frühen  Jugend  (Keil-  und 


Digitized  by  Google 


Referate. 


277 


Bombeuform),  zum  mittleren  erwachsenen  Alter  (Form 
mit  schwachen  abgerundeten  Seitenwinden),  bis  zum 
vollen  erwachsenen  männlichen  Alter  (Hausform)  ange- 
«produn  werden  HlfcWH  Differenzen  iWihw  sich 
nur  innofern,  als  nicht  jeder  Schädel  das  Endziel  der 
individuellen  Kntwickelungsreihe  erreicht. 

Namentlich  die  Schädel  erwachsener  Frauen  zeigen 
noch  kindliche  Eigenschaften  und  erreichen  über- 
haupt niemals  den  extrem  männlichen  Typus.  Al*er 
auch  unter  den  Schädeln  erwachsener  Männer  finden 
sich  solche  vom  kindlichen  (weiblichen)  Typus  und 
eine  grosse  Zahl  erreicht  nur  den  mittleren  Typus. 

Fig.  5. 


Alter  mUntdlrher  Orangutan. 

Bei  dieser  individuellen  Veränderung  der  Schädel- 
form  spielt  das  Verhältnis»  der  Schädelbasis  zum  I>ach 
<les  Ilirnschudels  eine  ausschlaggebende^  Rolle.  Die 
grösste  Breite  des  Schädels  liegt  bei  den  Neugeborenen 
auf  den  .Scheitelbeinhöckern,  beim  kindlichen  (weib- 
lichen) Typus  rückt  sie  zwischen  die  Scheitelbeinhöcker 
und  den  Onerrand  der  Schlafenschuppe,  beim  mittleren 
Typus  auf  den  Oberrand  und  beim  extrem  männlichen 
Typus  bis  auf  die  Schlafenschuppe  selbst  herunter. 

Haberor  hat  dieses  Verhält nisa  zunächst  an 
Üraugutauschädeln  der  verschiedenen  Alter 
und  Geschlechter  und  am  Schädel  der  Münche* 
ner  Stadtbevölkerung,  ebenfalls  von  verschiede- 
nem Alter  und  Geschlecht  eingehend  und  Ziffer* 
massig  dargelegt. 

Ivei  den  Schädelu  der  Münchener  Stadt* 
bevölkern ng  zeigten  alle  untersuchten  Schädel  von 
Neugeborenen  die  Keilform,  die  Schädel  von  Kindern 
bi»  zum  siebenten  I-clnmsjahre  zeigten  die  Ilomhenform. 
Diese  Form  findet  sich  aber  auch  bei  der  Hälfte  der 
Schädel  erwachsener  Frauen  und  einigen  Schädelu 
erwachsener  Männer.  Die  Mehrzahl  der  Schädel 
erwachsener  Männer  und  eine  grosse  Anzahl  der 
Schade)  erwachsener  Frauen  zeigten  die  dritte  typische 
Form  (mittlerer Typua) ; ein«  beträchtliche  Anzahl  vra 
Schädeln  erwachsener  Männer  wie«  aber  auch  noch 
die  vierte  Form  (die  Ilausform)  auf. 

Unter  den  Schädeln  der  Orangutans  fand  sich 
keiner,  welcher  dem  ersten  Typus  (dem  der  mensch- 
lichen Neugeborenen)  zugehörte.  Auch  die  neuge- 
borenen  Orangutans  gehören  dem  zweiten,  kindlichen 
(weiblichen)  Typus  des  Menschen  an.  Mit  fortschrei- 
tendem Alter  geht  der  Ormngutan  durch  den  dritten 
in  den  vierten  Typus,  wie  sie  beim  Menschen  eonsta- 


tirt  wurden,  zu  dem  erwähnten  fünften  Typus,  der 
Zeitform,  über,  der  sich  beim  Menschen  nicht  findet, 
dagegen  für  den  erwachsenen  Orangutan  typisch  ist. 

fiaberer  untersuchte  ferner  Schädel  ver- 
schiedener europäischer  und  aussereuropäi- 
scher  Völker  und  Kassen.  Von  den  erster*« 
wurden  untersucht:  Schädel  der  Münchener  I.&nd- 
bevölkerung,  bayerische  prähistorische  Schädel,  moderne 
fränkische,  Württemberger-,  Tiroler-,  Slaven-  (mäh- 
rische) , Ungarn  - und  romanische  (Pariser  -)  Schädel. 
Von  ausserenropiiischen  Völkern  kamen  zur  Unter- 
suchung: asiatische  Völker,  amerikanische  Indianer, 
Australier  mit  Melanesier,  Massai  und  Neger. 

Es  ergab  sich,  dass  weder  unter  den  euro- 
päischen noch  aussereuropäischen  Völkern 
und  Rassen  eine  Form  der  Hinterhauptsansicht 
auftritt,  welche  sich  nicht  auch  unter  der 
Münchener  Stadtbevölkerung  habe  nach  weisen 
lassen.  Der  Unterschied  besteht  darin,  dass 
die  eine  oder  die  andere  der  typischen  Können 
der  Hinterhanptsansicht  mehr  oder  weniger 
ausschliesslich  die  herrschende  ist. 

Die  asiatischen  Völker,  Mongoloiden  mit 
Malayen  und  die  Indianer  Amerikas  sch  Hessen 
sich  durch  das  Vorkommen  aller  drei  typi- 
schen Formen  der  Hinterhauptsansicht  beim 
erwachsenen  menschlichen  Schädel  an  die 
kraniologischen  Verhältnisse  der  Bevölkerung 
Europas  an.  Dasselbe  gilt  unter  den  schwar- 
zen Völkern  Afrikas  aach  für  die  Massai, 
deren  ethnologische  Stellung  als  .Hamiten“ 
sie  auch  sonst  den  Europäern  annähert.  Da- 
gegen trennen  sich  die  anderen  schwarzen 
Ka*»en,  die  Neger  und  Australien  mit  Mela- 
nesier insofern  weit  von  einander  und  vor 
den  Europäern  ab,  als  bei  ihnen  je  eine  der 
Hauptformen  der  Hintcrhauptsansicht  in  so 
hohem  Maas»«  überwiegt,  dass  sie  als  ras  sc  u- 
haft  charakteristische  angesp rochen  werden  muss,  bei 
den  afrikanischen  Negern  die  kindliche  (weibliche),  bei 
den  Australiern  mit  Melanesiern  die  extrem  männliche. 

In  den  Tabellen  werden  die  Resultate  der  Mes- 
sungen mitgethcilt  und  zwar  die  Verhältnisse  der 
Ko»i»broite  zur  grössten  Broite,  der  Ohrhohe  zur 
Basisbreito,  der  Ohrhöhe  zur  grössten  Breite,  der 
Basishreitc  zürn  Querbogen,  der  grössten  Breite  zum 
Querbogen,  der  Ohrhöbe  zum  Querbogen , der  Basis- 
breite und  Ohrhöhe  zum  Querbogen.  Die  Schädel 
sind  nach  der  Lage  ihrer  grössten  Breite  gruppirt. 

25.  Brunner,  Karl:  Die  steinzeitliche  Keramik 

in  der  Mark  Brandenburg.  Inaugural* 
Dissertation.  Sonderabdruck  aus  dem  .Archiv 
für  Anthropologie-  Bd.  XXV,  Heft  3.  S.  243 
— 388b  4°,  Vu  und  64  S.  mit  75  Abbildungen 

im  Text.  Braunschweig,  Friodr.  Vieweg  & Sohn, 
1WI8.  (Separat  im  Buchhandel.) 

Da  die  wichtige  Arbeit  in  dieser  Zeitschrift  voll- 
ständig zum  Abdruck  gelangte,  kann  darauf  verwiesen 
werden. 

Fis  liegt  hier  ein  vollständiges,  auf  das  gesammte 
vorhandene  Material  auf  gebautes  Bild  der  namentlich 
durch  die  Keramik  vertretenen  Steinseitealtar  in  der 
Mark  Brandenburg  vor,  mit  vergleichenden  Ausblicken 
auf  verwandte  Erscheinungen  anderer  Gebiete. 

26.  Waruachkin,  Alexander:  Uebor  die  Profi* 

lirung  des  Gesichtsschädels.  Horizon- 
tale Messungen  am  Gesichtsschädel,  ln* 
augurnl- Dissertation.  4°.  115  S.  mit  2 Tafeln 
und  2 Abbildungen  im  Text.  Rraunschwcig, 
Friedr.  Vieweg  & Sohn,  1S99. 


Digitized  by  Google 


278 


Referate. 


Aach  diese  wichtige  Arbeit  de*  leider  zu  früh 
verstorbenen  Forschem  int  im  Archiv  für  Anthro- 
polofb  Bd.  XXVI,  S.  373 — 488  abgedruckt  und  e» 
genügt,  darauf  zu  verweisen, 

27.  Zeilier,  Joseph,:  Beitriffe  zor  Anthropologie 

der  Augenhöhle.  Anthropologische  Unter- 
suchungen über  die  Augenhöhlen  bei  Mensch 
und  Affen.  Inaugural  - Dissertation.  b*.  96  8- 
mit  13  Figuren  und  einer  vergleichenden  Tabelle. 
München  1839. 

Zeil ler  behandelt  1.  da»  Verhältnis«  des  Volu- 
mens der  Augenhöhlen  zum  Volumen  der 
Schädel  höhle;  2.  die  Verschiedenheiten  in 
dem  mehr  oder  weniger  vollkommenen  Ver- 
schlüsse der  Augenhöhlen  gegen  die  Schläfeu- 
grube. 

Während  das  Volumen  der  Augenhöhlen  bei  dem 
erwachsenen  Menschen  und  dem  erwachsenen  grossen 
anthroj>oiden  Affen  sich  relativ  nur  wenig  unter- 
scheidet . ergiebt  sich  eine  ausgesprochene  Differenz 
im  Verhältnisse  de*  Volumens  der  Augcuhöhlc  zum 
Volumen  der  Schädelhöhle.  Hintere  ist  beim  Menschen 
verhältni»*mässig  viel  kleiuer  als  !»ei  den  Anthropoiden. 
Eine  relative  VergrÖBserung  der  Augenhöhlen  und 
Volumen  erscheint  als  Annäherung  an  die  Anthro- 
poiden. Die  entgegengesetzte  Angabe  in  der  Literatur 
ist  nicht  richtig. 

Die  Vollkommenheit  des  Verschlusses  der  Augen- 
höhlen gegen  die  Schläfengrube  schwankt  bei  den 
Primaten  sowohl  bei  den  einzelnen  Abtheilungen  als 
auch  im  Laufe  der  individuellen  F.ntwickelung  der  ein- 
zelnen Arten.  Bei  den  jugendlichen  Formen  ist  der 
Verschluss  ein  geringerer  als  hei  den  erwachsenen. 

Bei  den  grossen  menschenähnlichen  Affen  Gorilla. 
Orungutan  nnd  Schimfianso  ist  der  Verschluss  der 
Augenhöhlen  ein  viel  vollkommener  als  beim  Menschen 
im  Allgemeinen.  Während  heim  Mcü*eh»*u  eine  relativ 
offene  Flügelgaumengruhe  existirt,  fehlt  bei  den 
erwachsenen  grossen  Anthropoiden  eine  solche  ent- 
weder vollkommen,  oder  sie  ist  auf  ein  Minimum 
redueirt;  die  ganze  Oeffuung  der  Schläfeugrube  stellt 
sich  al*  ein  schief  nach  aufwärts  gerichteter  Spalt 
dar,  während  heim  Menschen  sich  an  die  relativ  offene 
Flügelgaumengruhe  eine  in  die  Schläfeugrube  weit 
offene  Incisura  orbitalia  inferior  ansehliesst. 

Bei  deu  ncugclmrenen  Menschen  und  älteren 
Früchten  ist  die  Oeffnung  der  Augenhöhlen  in  die 
Schläfengrubc  so  weit,  dass  ein  eigentlicher  Verschluss 
überhaupt  kaum  mehr  ersichtlich  ist,  ein  Verhältniss, 
welches  an  jenes  hei  den  Halbaffen  erinnert. 

Bei  den  verschiedenen  Menschenrassen  zeigen  sieh 
beträchtliche  Differenzen.  Am  weitesten  ist  die 
Oeffnung  bei  den  afrikanischen  Schwarzen,  daran 
schlicssei]  sich  die  Europäer  und  Mongoloiden  an, 
während  die  Schwarzen  Australiens  und  der  Südsee 
an  dem  Ende  der  Keihe  stehen. 

In  den  Abbildungen  werden  in  halhscheinatischcr 
Darstellung  die  besprochenen  Formen  wiudergegebeu. 

In  dur  Tabelle  sind  die  verschiedenen  Formen  bei 
MtMiftch  uud  »utliropoideu  Affen  verschiedenen  Alter», 
sowie  1mm  dm  niederen  Affen  der  alten  and  neuen 
Welt  üljcrsichtlich  zusammengestellt. 

28.  Johannes  Bumüllor:  Da»  menschliche 

Femur  n e h s t Beiträgen  zur  Kenntnis» 
der  Af fenfemora.  Innngural  - IHssertation. 
8*.  143  Seiten  mit  13  Figuren  und  2 Tabellen. 
Augsburg  1899. 

Nach  einem  Ueberblick  über  den  allgemeinen 
anatomischen  und  mechanischen  Bau  des  Femur  und 
das  zugehörige  Muskdsystcm  behandelt  Bumüllor 


eingehend  die  Längen-  und  Dicken  Verhältnisse 
de»  Femur,  die  Pilasterform  und  Diaphyeen* 
krümmung,  die  Platvmerie,  den  sagittalen  und 
transversalen  Durchmesser  im  Verlaufe  der 
Diaphyse,  die  poplitcale  Region,  die  obere 
Epiphyse,  den  Cullo-  Diaphysenw  inkel,  den 
Conaylo-Dia phyaonwinkel  und  die  Torsion,  die 
untere  Epiphyse,  die  weiblichen  und  iugeud- 
lichen  Feniora,  die  Unterschiede  zwischen  den 
Fomora  der  Völkerwanderungszeit,  des 
Mittelalters  und  der  Neuzeit.  Es  folgt  dann  die 
Beschreibung  der  Affenfemora  bei  deu  ein- 
zelnen Species,  ein  Vergleich  der  ver- 
schiedenen Gruppen  unter  sich  und  mit  dem 
Menschen,  eine  Zusammenstellung  der  allgemeinen 
Unterschiede  zwischen  dem  Menschen-  und 
Affenfemur  sowie  eine  Besprechung  de«  Femur 
des  Pi thecanthr opu * ercctus.  Als  Anhang  ist 
eine  Zusammenstellung  der  benutzten  Maasse  des 
Femur  beigegehen. 

Als  Hauptunterscbeidungsmerkmal zwischen  Mensch 
und  Affe  fand  Bumüller  das  Verhältniss  der  Band- 
radien an  der  lateralen  Seite  der  unteren  Epiphyse 
de»  Oberschenkels.  Beim  Menschen  ist  der  verticalo 
Radius  gröseer  als  der  horizontale. 

Ausserdem  giebt  er  noch  folgende  Unterschiede  an: 

1.  „Der  Pilaster  erreicht  beim  Affen  nie  die  ganz 
typisch  ausgebildete  menschliche  Form.  Diese 
besteht  dann,  dass  beide  dorsalen  Flächen  eine 
starke  Abplattung  zeigen  und  so  eine  hohe 
I'ilasterleiste  uud  scharf  dreieckigen  Diaphvsen* 
Querschnitt  hervorrufen.“  „Wenn  ein  Femur 
einen  Pilaster  aufweist,  der  durch  starke  Ab- 
plattung oder  Aushöhlung  beider  dorsalen 
Flächen  entstanden  ist  und  dessen  hintere  Be- 
grenzung nur  aus  der  linea  aspera  besteht  — 
ulso  Verschmelzung  der  Labien  — , so  wird  es 
durch  dieses  Extrem  der  typisch  menschlichen 
Pilasterform  als  menschliches  Femur  charaktc- 
risirt.  Sind  au  einem  Femur  diu  Labien  nicht 
zur  linea  asperm  vereinigt,  sondern  getrennt,  so 
liegt  AfTenferuur  vor.“ 

2.  „Wenn  an  einem  Femur  die  unter©  Partie  des 
Schaftes  der  mittleren  gegenüber  an  Durch- 
messer und  Volumen  (laterale  Hälfte)  merklich 
nachsteht,  und  wenn  vollends  keine  merkliche 
Verlängerung  de«  sagittalen  l*ilasterdurchmessers 
nachweislmr  ist,  so  gehört  das  Femur  einem 
Affen  an.“ 

3.  „Wenn  der  Querschnitt  der  poplitealen  Region 
vollkommen  gleichniässig  ist  '«ler  das  Maximum 
auf  der  medialen  Seite  liegt,  so  ist  wiederum 
die  Zugehörigkeit  zum  Menschen  ausgeschlossen.“ 

4.  „Sind  die  Anguli  der  poplitealen  Region  ganz 
gleich,  so  ist  du»  Femur  ein  äffisches. u 

5.  „Hinkt  der  Index  popliteu»  (unterer  sagittaler 
und  transversaler  Durchmesser  der  Diaphyse) 
unter  66  (menschliches  Minimum  bis  jetzt  68,2). 
so  gehört  das  Femur  einem  Affen  an.“ 

0.  „Ist  der  Condylen-Diaphysenbreiteniodex  (trans- 
versaler Pilasterdurcnmesser,  Condylenbreitol 
40  und  darüber,  so  kann  das  Femur  kem  mensch- 
liches sein.“ 

7.  „Dasselbe  gilt,  wenn  der  Condvlen-Diaphysen- 
tängenindex  (Comlylenbreitc,  Diaphysenlange) 
18  und  darunter  ist.J 

8.  „Fällt  der  Condvlen • Längenindex  (natürliche 
Länge  des  Condylus  lateralis,  natürliche  l^änge 
de«  Uondylus  medial is)  unter  90,  so  handelt  es 
sich  sicher  um  einen  Affen  (beobachtetes  mensch- 
liches Minimum  95,1).“ 


Digitized  by  Google 


Referate. 


279 


9.  „Ist  der  Index  der  Condylengelenkflüchen  (vordere 
Huche,  hintere  Fläche)  um  medialen  Condylus 
80  und  darüber.^  so  haben  wir  es  mit  einem 
Alfen  zu  thun.  Ebenso  wenn  die  mediale  Knie- 
geleukfläche  relativ  oder  absolut  grösser  ist  als 
die  laterale.“ 

10.  „(Jeberioh reitet  der  Condylenindex  (Projectiona- 
läuge  de«  Condylus  oxternus,  Coudylenbreite)  90 
oder  sinkt  er  unter  70,  so  gehört  daa  Femur 
einem  Affen  an.* 

11.  „lat  die  Diaphvae  gerade  oder  ganz  gleich  massig 
gekrümmt  ohne  jegliche  Spur  einer  oberen  oder 
unteren  Abbiegung,  daun  spricht  die  Wahr- 
scheinlichkeit für  die  Zugehörigkeit  zum  Affen 
(Berücksichtigung  anderer  Merkmale  noth- 
wendig).“ 

12.  „Ist  die  Schiefheit  medial,  so  kann  es  sich  nur 
um  ein  Affenfemur  handeln.* 

13.  „Ist  das  Collum  dem  oberen  TransversaUlurch- 
me»scr  der  Diaphvae  gegenüber  nach  vom  ge- 
neigt und  lässt  sich  die*  nicht  als  ein  durch 
andere  normale  Eigenschaften  der  Torsion  be- 
gründeter Austiahmefal)  uaebweieun,  so  wird  nur 
in  den  alleraettensteu  Fällen  ein  menschliche* 
Femur  vorliegen.* 

14.  „Ist  der  Lüugcndickenindex  eines  Femur  (Um- 
fang, Diaphvsenlünge)  30  und  darüber,  so  hat 
man  es  niemals  mit  einem  menschlichen  Femur 
zu  thun.“ 

16.  „Fehlt  am  Trochanter  major  jeder  nach  liiutcn 
gehende  spitze  oder  hakenförmige  Fortsatz  — 
hervorgerufen  durch  den  Glutaeus  medius  — , 
so  ist  das  Femur  das  eines  Affen.“ 

Hinsichtlich  des  Femur  vom  Pithecauthropus  oreclus 
kommt  ßutnüller  zu  folgender  Ansicht:  „l>er  Baud- 
radieuindex  ist  zweifellos  ein  thierischer  und  äffischer: 
die  Längend icken Verhältnisse  stimmen  nicht  nur  zum 
Menschen,  sondern  auch  ganz  ausgezeichnet  zum 
Ilylobates;  die  Form  der  Pilasterregion  ist  ganz  die 
typisch  äffische,  aber  nicht  die  dem  Menschen  am 
meisten  genäherte:  ebenso  ist  die  Lage  des  maximalen 
Sagittaldurchmeasers  eine  äffische  und  entfernt  sich 
vom  menschlichen  Typus  noch  weiter  als  bei  den 
niederen  Affen:  der  untere  Sagittalindux  liegt  jedenfalls 
innerhalb  der  Grenzen  de«  äffischen  Index  und  ist  nach 
der  Abbildung  ein  typisch  äffischer;  der  untere  Trans- 
versalindex  ist  jedenfalls  bedeutend  kleiner  als  da« 
menschliche  Mittel,  nach  Duhoia’  Angabe  etwaB 
kleiner  als  da«  menschliche  Minimum  und  der  Ver- 
lauf der  transversalen  Ihircbmesser  der  Diaphyse  er- 
innert viel  mehr  au  ein  hylobatesähulichc»  Femur  als 
an  ein  menschliches:  die  Projectionslänge  derUondyleu 
ist  eine  typisch  äf tische,  dasselbe  gilt  von  der  natür- 
lichen Coudylenlänge  in  noch  viel  höherem  Grade;  die 
Diaphysenkrümmung  ist  eine  typisch  äffische  ohne 
allen  Anklang  an  die  menschliche.“ 

29.  P.  D.  Aigner:  lieber  die  ossa  parietal ia  des 
Menschen.  Ein  Beitrag  zur  vergleichen- 
den Anthropologie.  Inaugural- Dissertation. 

201  Seiten  mit  3 Tafeln  und  15  Abbildungen 
im  Texte.  München  1900. 

Auf  Grund  seiner  an  dem  reichen  Materiale  an 
Menschen-  und  Affeuschädeln  verschiedenen  Alters  und 
Geschlecht«  de*  anthropologischen  Institutes  der  Mün- 
chener Univenitut  gemachten  Untersuchungen  kommt 
der  Verfasser  zu  folgern  Jen  Resultaten. 

Ans  dem  Scheitelbeine  lassen  «ich  Schlüsse  ziehen  auf 
die  Form  de«  Uirnschädels,  d.  b.  die  Scheit  el  bei  ne  de  r 
brach vcuphalen  und  dolichocephaleu  Schädel 
unterscheiden  «ich  in  verschiedenen  Punkten  von  ein- 
ander. Besondere  Unterschiede  zeigen  der  Margo 


sagittalis,  coronalis.  der  ober*  Abschnitt  dos  Margo 
coronalis,  der  frontale  Durchmesser,  die  Grundlinie  de» 
Sagittal wiukels  (Winkel  der  Verbindungslinien  de» 
Bregma  und  Lambda  mit  dem  höchsten  Punkte  der 
dazwischenliegenden  Sagittal curve  [Fig.  1])  Grundlinie 


Fig.  I. 

B 


des  Ualvarwinkel»  (Winkel,  welchen  die  verticalen 
Partien  der  beiden  Parietalknochen  an  der  Pfeilnaht 
mit  einander  bilden  [Fig.  2J),  der  Index  zwischen 

Fig.  2. 


Margo  sagittaliB  and  coronalis,  der  Index  zwischen 
Margo  sagittalis  und  lamhdoideus,  der  Index  /wischen 
Margo  coronalis  und  dem  oberen  Abschnitte,  der  Index 
zwisclicu  frontalem  und  sagittalem  Durchmesser.  Die 
dolichocephaleu  Schädel  aussereuropäischer  Rassen 
unterscheiden  «ich  hinsichtlich  der  Scheitelbeine  nicht 
von  den  dolichocephaleu  Schädeln  der  bayerischen 
Bevölkerung  (Xordbayem,  Völkerwandcrungsperiode). 
Dasselbe  gilt  auch  bei  der  Vergleichung  europäischer 
und  außereuropäischer  brachycephaler  Schädel.  Rassen- 
unterschiede  «ind  also  nur  insofern  vorhanden,  als 
sich  aus  dem  Scheitelbeine  die  Brachyceph&lie  oder 
Dolichocenhalie  einer  Rasse  oder  eines  Schädels  be- 
stimmen lässt. 

Bei  den  anthropoiden  Affen  zeigen  sehr  ver- 
schiedene Werthe  dio  Indices  zwischen  Margo  sagittalis 
und  corunali»,  zwischen  sa- 
gittalis und  lamhdoideus, 
zwischen  coroualis  und 
oberem  Abschnitte,  zwi- 
schen Grundlinie  und  Höhe 
des  Sagittal w inkels  . zwi- 
schen Grundlinie  und  Höhe 
des  Calvarwinkela  und  der 
Winkel  zwischen  sagittalis 
und  coronalis  ( Fig.  3 ».  Nur 
in  seltenen  Fällen  wird  das 
Minimalmaass  irgend  einer 
MüMMMn  Grösse  ain 
Men»cheiitchädel  von  dem 
Maximalmaaase  der  gleichen  Grosso  am 
erreicht,  vielmehr  steht  letzteres  in  der  Regel  weit 


Digitized  by  Google 


280 


Referate. 


hinter  ersterem  zurück.  Die  absoluten  Maatüte  ainii 
aUo  für  die  Unterscheidung  der  Scheitel  In-ine  von 
Mensch  und  Affe  ein  vollständig  ausreichende»  Mittel, 
wenigsten»  bezüglich  der  jetzt  lebenden  anthropoiden 
Affen.  Die  pars  squamosa  der  Schläfcnnaht  de«  Affen- 
schitdeb  bleibt  sowohl  in  der  absoluten  als  auch  in 
der  relativen  Hohe  der  Wölbung  weit  hinter  der  des 
Metitchcnschndel«  zurück  und  bildet  immer  eine  vorn 
sich  allmählich  erhellende,  nach  hinten  zu  jedoch  ziem* 
lieh  abfallende,  mehr  gt*br«*chene  als  gebogene  Linie, 
während  beim  Menschen  wenigstens  bei  der  drei- 
theiligen  Scbläfcnnaht  die  pars  squamosa  eine  gleich- 
mäßige Wölbung  zeigt.  Beim  Affenechiidel  fand 
Aigner  niemals  jene  gleich  rnä»*ig  geschwungene 
Kranznaht,  welche  für  den  erwachsenen  menschlichen 
Schädel  als  die  vollendete  Form  angesehen  werden 
muss.  Die  litieae  aemicirculares  sind  beim  erwachse- 
nen Affen  viel  deutlicher  ausgeprägt  als  beim  Menschen 
und  halben  einen  völlig  gleichförmigen  Verlauf;  sie 
liegen  im  Gegensätze  znm  menschlichen  Schädel  jeder- 
zeit über  dem  tuber  parietale  resp.  ülier  der  höchsten 
Stelle  des  Scheitelbeines. 

Ihjr  oft  behauptete  Unterschied  zwischen 
männlichem  und  weiblichem  Scheitelbein 
hat  sieb  durch  Aigner'»  Untersuchungen  als  nicht 
bestehend  erwiesen,  dagegen  giebt  die  ent  wicke- 
ln ngsgeschicbtlicbe  Untersuchung  der 
brachycephalen  bayerischen  Schädel  nach 
den  verschiedenen  I^ebensaltern  auffällige  Differenzen. 
Das  menschliche  Scheitelbein  ändert  von  der  Zeit  des 
dritten  Monat«  de»  Fruchtlebens  an  bis  zum  Zustande 
des  erwachsenen  Individuums  seine  beiden  Haupt- 
dimensionen  mehrmals,  indem  die  grössere  Ausdehnung 
zuerst  in  frontaler,  dann  in  sagittaler  Dichtung  auf- 
t ritt.  Hierauf  gewinnt  wieder  die  frontale  Dichtung 
da«  Obergewicht,  um  schliesslich  hinter  der  sagittalen 
*n  rückzubleiben.  Dadurch  erhalt  da«  menschliche 
Scheitelbein  im  dritten  und  zehnten  Monat  de*  Frucht- 
lebens  die  Form  eines  Hechteckes  mit  der  langen  Seite 
in  frontaler  Ausdehnung,  im  sechsten  Monat  und  beim 
erwachsenen  Menschen  mit  der  längeren  Seite  in 
sagittaler  Dichtung.  In  den  beiden  letzten  Alters- 
stufen kann  mau  da«  Scheitelbein  bei  brachycephalen 
Schädeln  als  .iiuadratisch"  bezeichnen,  während  bei 
den  dolichocephalen  Schädeln  da»  Scheitelbein  als 
„Rechteck“  erscheint. 

München.  Birkner. 

90.  Karl  Woermann:  Geschichte  der  Kunst 
aller  Zeiten  und  Völker.  Erster  Band. 
Die  Kunst  der  vor*  und  ausserchr tät- 
lichen Völker,  gr.  ff*.  XVI  und  6C7  Seiten 
mit  tflö  Abbildungen  im  Text,  15  Tafeln  in 
Farbendruck  und  35  Tafeln  in  Holzschnitt  und 
Tonätzung.  Leipzig-Wien,  Bibliograph.  Institut, 
1900. 

In  dem  schön  ausgestatteten  Bande  beginnt  der 
Verfasser  eiuo  zusammenfasseude  Geschichte  der  Kunst 
aller  Zeiten  und  Völker,  in  der  er  in  erster  Linie  die 
Kunst  der  Ur-,  Natur-  und  Halbculturvölker, 
die  alte  Kunst  der  Morgenländer,  die  grie- 
chische Kunst,  die  Kunst  Alt-Italiens  und  de« 
römischen  Weltreiches,  die  heidnische  Kunst 
in  Nordeuropa  und  ihre  Ausläufer  in  Westasien, 
die  indische  und  ostasisebe  Kunst  und  die 
Kunst  des  Islam  behandelt. 

Der  zweite  Bund  soll  die  Kunst  der  christlichen 
Völker  von  ihren  Anfängen  bis  zum  Zeitalter  der  De- 
formation, der  dritte  Band  die  Knust  der  neueren  Zeit 
bis  CQr  Gegenwart  in  ihrer  geschichtlichen  KntwickiO* 
lung  dars  teilen. 

Im  Anschluss  an  die  bedeutendsten  Forscher  der 


Gegenwart  auf  vor-  und  frühgeschichtlichem  Gebiete 
giebt  Woermann  in  dem  ersten  Bande  eine  gedrängte 
und,  soweit  dies  bei  dem  grossen  Fortschritte  der 
Forschung  in  der  neuesten  Zeit  möglich  ist,  auch  den 
neuesten  Ergebnissen  entsprechende  Uebersicht  über 
die  Thier-  und  Mensehendarstellungen  der  ältesten 
Perioden,  über  die  Art  und  Weise  der  Grabbauten, 
sowie  der  Waffen  und  Geräthc.  Wir  werden  bekannt 
gemacht  mit  den  Kuueterzeugnisseu  jener  Völker, 
welche  noch  in  einer  Uulturperiode  leben , die  der 
vorgeschichtlichen  Cultur  analog  ist.  Die  wichtigsten 
Kunsterzeugnisse  der  alten  CuTturvölker,  der  Baby- 
lonier und  Assyrer,  dur  Aegyptcr,  Griechen  und 
Römer,  werden  mitgetheilt.  Wie  den  vorgeschicht- 
lichen Perioden  der  Stein-  und  Bronzezeit,  so  ist  auch 
der  heidnischen  Kunst  nördlich  der  Alpen  von  der 
Ilalhtattzcit  bis  zur  Merowinger-  und  Wcndenzeit  ein 
eigenes  Uupitcl  gewidmet , woran  die  Kunst  des  Arsa- 
kiden-  una  Sassanidenreiche«  und  die  Gandharakunst 
an  der  Nordwestgrenze  Indiens  angescblossen  ist. 

Das  »rchste  Buch  handelt  von  der  indischen  und 
ostasiatischen  Kunst,  da«  siebente  von  der  Kun«t  de* 
Islam,  sowohl  westlich  vom  Euphrat  in  Arabien. 
Syrien,  Aegypten,  Nordafrika,  Spanien,  Sicilien  und 
der  Türkei,  als  auch  in  Persien  und  dessen  Nachbar- 
ländern bis  nach  Indien. 

„Weite,  viel  verschlungene  Pfade“,  schreibt  Woer- 
mann im  Schlussworte,  «.haben  uns  in  den  bisher 
durchtriebenen  Gebieten  der  Kunstgeschichte  zu  lichten 
Höhen  und  zu  geheimnissvollen  Tiefen  der  Kunst  ge- 
führt. Blüthenrcichc  Abhänge , fruchtbare  Thäler, 
aber  auch  verworrene  Dickichte  lagen  dazwischen. 
Alle  beschrittenen  Pfade  bis  zu  einer  einzigen  Aus- 
gangszeile zurückzuverfolgen,  haben  wir  nicht  ver- 
sucht. Aber  zahlreiche  Höhepunkte  and  verschiedene 
Ausgangsstatten  eaheu  wir  durch  ein  Netz  verzweigter 
Wege  mit  einander  verbunden.  I>asa  die  Forschung 
noch  manche  neue  Verbindungslinien  entdecken  wird, 
ist  wahrscheinlich.  Die  Pfadfinder  unserer  Wissen- 
schaft und  ihrer  Hülfswisscnscfaaften  sind  überall  an 
der  Arbeit.  Auch  während  des  Drucke*  dieses  Bandes 
sind  manche  neue  Aussichten  eröffnet  worden.  Evan's 
bahnbrechende  Ausgrabungen  auf  Kreta,  und  Mur- 
ray’«, Smith*«  und  Walter’»  nicht  minder  bedeut- 
sam« Ausgrabungen  auf  Cypera  scheinen  freilich  die 
Auffassung  der  .mykenischen1  Kunst,  die  wir  ver- 
theidigt  haben , im  Allgemeinen  nur  zu  bestätigen. 
Ueber  die  Frage  de*  höheren  Alter«  der  altügyptischen 
oder  der  altchaldäischen  Kunst,  wie  überhaupt  über 
die  Zeitbestimmungen  in  der  Geschichte  dieser  älte- 
sten Culturvölkcr  der  Erde,  aber  hat  auch  während 
der  Entstehung  dieses  Hunde*  fast  jede»  Jahr  mit 
neuen  Entdeckungen  wechselnde  Ansichten  zu  Tage 
«fördert.  Die  amerikanischen  Grabungen  in  Nippur 
ommen  für  diese  Fragen  besonders  in  Betracht- 
Selbst  die  Behauptung  eine»  uralten  Zusammenhänge* 
der  altAmerikanischen  mit  der  altasiatischen  Gesittung 
ist  vor  Knrzcin  von  Neuem  aufgetaucht.  Die  gleichen 
Stufenpyramiden  und  die  gleichen  geometrischen  oder 
technischen  Zierweisen  einfacher  Art  verrathen  frei- 
lich noch  nicht  einen  solchen  Zusammenhang.“ 

»Gerade  die  Fülle  neuer  Entdeckungen , die  die 
Sonderfonchung  jedes  Jahr  an»  Licht  bringt,  legt  der 
Kmutimoh iohte  die  Pflicht  auf,  sich  der  grOeetea  Vor- 
sicht bei  llebcrbnickungsvcrsucbcn  durch  kühne  Ver- 
tu ath  untren  zu  beffftissigen.  Mit  verfrühten  Versuchen 
dieser  Art.  die  jeden  Augenblick  durch  neue  Ent- 
deckungen widerlegt  werden  können , ist  unserer 
Wissenschaft  nur  wenig  gedient  Soweit  die  Ent- 
wickehingszusamrucnhänge  »ich  mit  einiger  Sicherheit 
an  greifbaren  Tbataacben  erkennen  lassen,  haben  wir 
überall  mit  Nachdruck  auf  sie  hingewieaen,  ira 


Google 


Referate. 


281 


Uebrigen  aber  die  erkannten  Thateachen  für  Bich 
seihet  reden  lassen.  Ihiss  wir  schon  in  einem  Jahr- 
zehnt weiter  blicken  als  jetzt,  Verbindungen  sehen 
werden,  wo  jetzt  die  Erscheinungen  noch  unvermittelt 
neben  einander  stehen,  dürfen  wir  hoffen.  Aber  den 
Glauben,  das«  e»  jemals  gelingen  werde,  die  ganze 
lilüthenwelt  der  Kunstgeschichte  aus  einem  einzigen 
Samenkorne  abzulciten . (heilen  wir  überhaupt  nicht. 
Gerade  in  der  Ermittelung  der  selbständigen  Ent- 
faltung der  künstlerischen  l^ebenscrsoheinungeii  neben 
einander  und  ihrer  Weiterentwicklung  unter  der 
Wechselwirkung,  die  sie  auf  einander  ausüben,  liegt 
der  Reiz  und  die  Bedeutung  der  kunstgcschichtlichen 
Forschung.“ 

Anstatt  ab  Anmerkungen  unter  dem  Texte  sind 
die  Bücher,  Abhandlungen  und  Aufsätze,  auf  die  im 
Test  und  in  den  üilderunterschriften  nur  durch 
Nennung  der  Verfassernamen  hingewiesen  worden  ist, 
in  einem  alphabetischen  Schriftennachweis  zusammen- 
gcstollt.  Ein  ausführliches  Register  erleichtert  die 
Benutzung  des  schönen  Werkes  ganz  wesentlich. 

München.  ' Birkner. 

31.  Archiv  für  Kriminal  - Anthropologie  und 

Kriminalistik.  ilerausgegeltcn  unter  Mit- 
wirkung einer  grossen  Zahl  von  Fachmännern 
von  Pirol.  Br.  Hanns  GfOft»  P.  4 Hefte. 
Izünzig,  F.  C.  W.  Vogel. 

Von  dem  Archiv  für  Kriminal- Anthropologie  und 
Kriminalistik  erscheint  bereits  der  sechste  Bund  und 
bringt  neben  einer  reichen  Fülle  von  Originalauf Sätzen 
v«u»  Fachmännern  auf  krimiual-antliropologischem  und 
juristischem  Gebiete  kleinere  Mittheimngcn  und  Be- 
sprechungen der  neuesten  Literatur,  so  dass  mau 
einen  vollen  Feber  blick  über  den  Staud  des  ge- 
summten Arbeitsgebietes  bekommt.  Es  erscheint  in 
zwanglosen  Heften,  von  denen  vier  einen  Band  bilden. 
Der  Preis  des  Bandes  ist  12  Mk. 

32.  Franz  Sundatral:  Aus  dem  Lande  der 

Kuruiben.  'Cultu rhistorische  Fragmente. 
8°.  63  Seiten.  Berlin,  W.  Simon  1900. 

In  dem  vorliegenden  Schriftcheu  erhalten  wir  eine 
Reihe  von  Mittheilungen  über  den  Ursprung  der 
Knniiticn , ihr  Aussehen . ihr  Temperament  und 
Charakter,  ihr  intellektuelles  Wesen,  ihre  religiösen 
Vorstellungen  und  Zeremonien,  ihre  Wohnstätten, 
ihre  I^ebensweise . ihre  häuslichen  Beschäftigungen 
und  ihr  öffentliches  Lehen,  ihre  Gemeinde-  und  Staats- 
oberhiupte,  ihre  Kriegsgehräuche,  über  Hcirath,  Ge- 
burt und  Erziehung,  Begräbnis«,  über  Sprache  und 
geistige  Cultur. 

33.  R.  L.  Garner:  I>ie  Sprache  der  Affen  (The 

Speech  of  Monkeys).  Aus  dem  Englischen 
übersetzt  und  horuusgegeben  von  Prof.  Br. 
William  Mars  hall.  Autoritirte  Ausgabe.  8°. 
Hä»  Seiten.  Leipzig  A.  Seemann  Nachfolger, 
1900, 

Bas  Buch  enthält  viel  Phantastereien,  die  bei  der 
Uebersctzung  mit  nu/genommen  wurden,  um  die 
originelle  Persönlichkeit  de»  Verfassers  in  das  rechte 
Licht  zu  stellen,  dagegen  enthält  es  eine  Reihe  von 
positiven  Beobachtungen , die  von  Interesse  sind. 
Alles,  was  bisher  seit  Lord  Monboddu's  Zeiten 
(1776)  über  die  Sprache  der  Thiere  gedacht  und  ge- 
schrieben wurde,  alle  Untersuchungen  darüber  sind 
vor  Garner  nicht  methodisch  durchgeführt  worden. 
Bas  Ganze  lief  immer  mehr  auf  unbewiesene  willkür- 
liche Annahmen  hinaus,  während  in  der  vorliegenden 
Schrift  auf  Fix peri menten  beruhende  That soeben  vor- 
gebracht werden.  Bie  Anwendung  des  Phonographen 

Archiv  fix  Anthropologie.  Bd.  XXVII. 


auf  diesem  Gebiete  war  ein  glücklicher  Griff.  Ausser 
über  die  Art  und  Weise  der  Verständigung  der  Affen 
unter  sieb  theilt  Garner  auch  seine  Untersuchungen 
über  den  Sinn  der  Affen  für  Färben,  Zahlen,  Maa»se 
und  Musik  mit. 

München.  Birkner. 

34.  H.  J.  Heikel:  Die  Brandgräber  von  Päivä- 
niemi,  Sftijoki  und  Kirmukurmu  in  Sata- 
k u n t a.  Analutu  arehäologica  Fenuica  IV. 
•i°.  7i>  Seiten  mit  8 Tafeln , 1 PlaBlUflN  und 
Abbildungen  im  Texte  Helsinki  1699. 

In  dem  vorliegenden  Werke  werden  die  bisherigen 
Ausgrabungen  in  dem  erwähnten  Gebiete  znitgetheilt 
und  deren  Resultat  besprochen. 

l*aa  Grab  fehl  von  Päiväniemi  wurde  während  der 
Periode  von  circa  4U0  hi«  700  n.  Chr.  benutzt,  das- 
jenige von  Säijoki  ungefähr  in  der  Mitte  dieses  Zeit- 
raumes, und  das  von  Kirmukarmu  gegen  das  Ende 
dosselbeu,  sowie  auch  noch  später.  Diese  Zeitbestim- 
mung ergiebt  ftoh  aus  dar  Form  der  Gegenstände  und 
aus  der  Art  der  Bestattung. 

Auf  der  Landzuuge  von  Päiväniemi  und  bei 
Säijoki  sind  dio  verbrannten  Knochen  oberhalb  des 
gewachsenen  Bodens  in  Hügeln,  die  mit  Steinen  und 
schuttartiger  Erde  um  einen  oder  um  mehrere  erd- 
feste Stein  blocke  (Sümüklvi)  aufgehäuft  sind  , nieder- 
gelegt.  Auf  dem  Hügel  von  Kirmukarmu  liegen  da- 
gegen die  Reste  des  Leichenbrandes  in  niedrigen,  in 
die  Erdoberfläche  gegrabenen . kleinen  Gruben , von 
einem  losen,  nur  wenig  über  die  F'.rde  ragenden  Stein- 
block, dem  ^Silmäkivr  bedeckt,  (»der  auch  arn  Kusse 
eines  etwa  mannshohen  erdfesten  Steines. 

In  allen  Gräbern  sind  die  Beigaben  absichtlich 
zerbrochen,  aber  nur  theilweise  durch  Feuer  be- 
schädigt. 

München.  Birkner. 

33.  Wilhelm  Blaaius:  Die  anthropologische 
Literatur  Braunschweigs  und  der 
Nachbargebiete  mit  Einschluss  des 
ganzeu  Harzes.  8*.  231  Seiten.  Braun- 
schweig,  Benno  Goeritz,  l‘.KX>,  Preis  4 Mark. 

Bei  der  Zusammenstellung  des  vorliegenden  Lite- 
raturverzeichnisses hüben  dem  Verfasser  ausser  seiuer 
eigenen  Bückersam mlutig  die  Bibliothek*  der 
Herzoglichen  technischen  Hochschule  in 
Rraunschweig,  die  Herzogliche  Bibliothek 
in  Wolfenbüttel,  die  Bibliothek  des  Herzog- 
lichen Nat urhistorischen  Museums  und  der 
Herzoglichen  Buudireotion  in  Braunschweig, 
die  Bibliothek  des  Herzoglichen  Landes- 
Haupt-ArchivB  in  Wolfenbüttel,  die  Stadt- 
bibliothek in  Magdeburg,  die  Bibliothek  des 
Historischen  Vereins  für  N iedersachson  in 
Hannover,  die  Königliche  Universitäts- 
bibliothek in  Göttingen.  sowie  dio  Städtische 
und  Landschaftliche  Bibliothek  in  Braun- 
schweig wesentlich  als  Quellen  gedient. 

Der  Bezirk,  den  das  Literaturverzeichnis«  um- 
fasst, ist  iu  der  Weise  abgerundet,  dass  alle  zwischen 
der»  verschiedenen  TheUeu  de*  Herzoglbums  Braun- 
schweig,  mit  Ausnahme,  des  Amtes  Thedinghausen, 
liegenden  Landstriche,  der  ganze  Harz  und  die  näch- 
sten Nachbargebiete  mit  hineingezogen  sind.  Iiu 
Westen  ist  die  Provinz  Westfalen  etwa  bis  Paderborn, 
Herford  und  Minden,  ferner  Lippe -Detmold  mit  dem 
Teutoburger  Walde,  das  Gebiet  von  Pyrmont  und  der 
nördlichste  vereinzelte  Gebietstheil  der  Provinz  Hessen 
mit  Rinteln  u.  s.  w.  einbegriffen.  Die  Nordgrenze 
geht  durch  die  Provinz  Hannover  vom  Steinkuder 
Meere  über  Celle,  sodann  durch  die  mittleren  Theile 

36 


Digitized  by  Google 


282 


Heferate. 


der  Altmark  bi*  in  die  Gegend  der  Elbe;  die  Ost- 
grenze im  Allgemeinen  der  Elbe  auf  wärt*  folgend 
durch  das  Magdeburgische  und  Anhaitische,  ferner 
die  Saale  aufwärts  bis  in  die  Gegend  von  Naumburg. 
Die  Sudgrenze  ist  so  angenommen , dass  das  Gebiet 
der  unteren  Unstrut  und  de*  Nebenfluss—  derselben, 
der  Wipper,  die  vereinzelten  nördlichen  Gebietsteile 
von  Sachsen  - Weimar  (Allstedt,  Oldislelien)  und  die 
benachbarten  schwarz  burgischen  Gebiete  mit  dem 
Kyffhiiusergebirge  mit  hineingezogen  sind  und  die 
Grenzlinie  tlann  in  der  Richtung  auf  die  (»egend  der 
unteren  Werra  bei  Aliendorf  und  etwa  in  der  Ver- 
längerung dieser  Richtung  weiter  läuft , so  «lass  die 
südlichen  Gehietstheile  der  Provins  Hannover  mit 
Güttingen,  Münden  u.  s.  w.  vollständig,  und  ausserdem 
der  nördlichste  Winkel  dos  ilaupttheilea  der  Provinz 
Hessen  mit  Trendelburg  und  Hofgeismar  in  das  Gebiet 
eingeschossen  sind. 

Durch  «las  Abrunden  der  verschiedenen  braun- 
schweigischen Gebiete  und  «las  llinzuxiehen  der  be- 
nachbarten Gegenden  ist  eine  literarische  Grundlage  für 
erfolgreiche  weitere  vorgeschichtliche  anthropologische 
Stadien  über  das  Herzogthum  Braunschweig  gegeben. 

Zuerst  werden  die  anth  ropulog  ischeu  Bi  hl  io- 
graphien  iin  Allgemeinen,  soweit  vorgeschichtlich 
mit hroj*ol.  .gische  Schriften  über  das  beariieitete  Ge- 
biet darin  enthalten  sind,  sodann  die  locale  Biblio- 
graphie des  Gebietes  chronologisch  mitgetheilt,  dann 
lolgen  Zeitschriften  und  andere  periodische 
Veröffentlichungen,  welche  fruhgeschichtlichc.  v« .r- 
geschichtliche  und  antbrop<  »logische  Abhandlungen 
über  »las  Gebiet  bringen.  Die  Einzelschriften  sind 
gruppirt  in  eigentliche  Vorgeschichte  und 
somatische  Anthropologie.  Die  erste  Gruppe  ist 
chronologisch  geordnet  von  1&3I  bis  1898  und  scnli— st 
mit  einem  Anhänge  der  Literatur  über  die  Beziehungen 
de*  Landes  zu  «len  Römern  und  ülierhnupt  über 
Römersjiuren  im  nordwestlichen  Deutschland  und  ins- 
besondere über  die  Virus-  «»der  Hermannsschlacht. 
Die  Literatur  über  somatische  Anthropologie  gliedert 
sich  in  1.  äussere  Erscheinung,  2,  innerer  Bau: 
Osteologie,  besonder«  ( raniologie  u.  s.  w,  3.  Entwicke- 
lung» ge  schichte,  Physiologie  u.  s.  w,  mit  zwei  Anhängen 
der  Literatur  über  den  wilden  Knaben  von  llatncln, 
den  sogenanuten  „Hameln'schen  Peter“,  und  über 
das  Braunschweiger  Wunderkind  Otto  Fühler. 

Besonders  wichtig  für  die  Benutzbarkeit  des  Li- 
termtarverzeiebnisse*  siud  die  beigegebenen  alphabeti- 
schen Autoren-,  Ortschafts-  und  Suchregister. 

Es  ist  wohl  selbstverständlich,  das#  bei  einem  so 
überaus  grossen  und  schwierigen  Unternehmen  klei- 
nere Lücken  gefunden  werden,  es  ist  deshalb  in» 
Interesse  der  Sache  selbst  gelegen,  wenn,  der  Bitte 
des  Verfasser*  entsprechend , etwaige  Lücken  und 
Fehler  oder  noth wendige  Ergänzungen  an  diesen  init- 
getheilt  werden,  damit  sie  in  Nachträgen  und  bei  einer 
neuen  Auflage  lierücksichtigt  werden  können. 

B ra  u lisch  w c ig  hat  in  dem  vorliegenden 
Werke  eine  Bibliographie  für  vorgeschicht- 
liche und  somatische  Anthropologie,  auf  die 
e»  stolz  sein  kann,  und  es  wäre  zu  wünschen, 
dass  auch  in  amleren  Ländern  ähnliche  Unter- 
nehmungen bald  folgen  würden. 

München.  Birkner. 

36.  J.  Wilh.  Hultkrantz:  Zur  Osteologie  der 
OM*  und  Ynhgnu- Indianer  dot  Feuer- 
len  d e s.  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  schwe- 
dischen Expedition  nach  den  Magellansländeru 
1M!>5  bis  1897  unter  I^eitnng  von  Otto  Nor- 
den skiüld.  Bd.  I.  S.  llri  bis  173  mit  Tafel 
XIII  bl«  XV.  Stockholm  1900. 


Die  schwedische  naturwissenschaftliche  Expedition, 
die  unter  I .eit ung  de*  Herrn  Dr.  Otto  Nordcnskjöld 
in  den  Jahren  16%  bis  1K»7  den  feuer ländischen 
Archipel  und  die  angrenzenden  Gebiete  des  »tidameri- 
kanischeu  Festland—  besuchte,  hat  von  dieser  Reise 
fünf  annähernd  vollständige  Skelette  von  erwach- 
senen F e u e r 1 ä n d c r n (drei  Om  und  zwei 
V a h g a » ) nebst  einem  kindlichen  Schädel 
(Yahgan)  mit  gebracht.  Diese  anthropologische 
Sammlung,  die  jetzt  dem  anatomischen  Museum  des 
Karolinischen  Institutes  in  St4»ckholm  angehürt,  hat 
Hultkrantz  in  der  vorliegenden  Abhandlung  ein- 
gehend untersucht  und  beschrieben.  Ferner  stand 
Hultkrantz  noch  ein  vorzüglich  erhaltener  Yahgan- 
schadet,  den  Herr  Tand.  Erland  Xordeuskjöld 
von  seiner  Reise  nach  dem  Feuerlande  im  Jahre 
bis  1899  mitgebracht  hat,  zur  Verfügung.  Zum  Ver- 
gleiche konnte  Hultkrantz  auch  die  zwei  Skelette 
und  den  einen  Schädel  von  Ona- Indianern  im 
anthropologischen  Museum  de«  Jardin  des  Plante«  in 
Paris  heranziehen. 

Hultkrantz  beschreibt  zuerst  die  Schädel  und 
Skelette  der  Yahgan-imlianer  und  liehandelt  dann  die 
als  Novitäten  in  der  authro|Milogi*cben  Literatur  be- 
sonder» interessante  Onaskelettc,  wobei  er  die  in  der 
Literatur  verkommenden  Angaben  über  die  Stomato- 
logie der  Feuerländer  berücksichtigt  und  einige  Fragen 
nach  den  functiouellen  Veränderungen  de»  Skelette« 
bespricht. 

Die  Resultate  der  sorgfältigen  Untersuchung  fasst 
Hultkrantz  folgende  nnaa**cn  zusammen : 

„Ein  Vergleich  der  oben  beschriebenen  Ona- 
skelette  mit  den  Yahgan» keletten , die  mir  zu  Gebote 
gestanden  halten,  und  mit  den  Angat»en  früherer  For- 
scher ül»er  die  somatischen  Charaktere  der  Yahgan 
und  Alakalouf  giobt  klar  an  die  Hand,  das»  in  meh- 
reren Hinsichten  eine  ziemlich  grosse  Lehereinstim- 
muug  besteht,  eine  Uebereinstimmung,  die  w ohl  kaum 
als  zufällig  betrachtet  werden  kann  , sondern  einiger- 
tnias.-en  für  eine  wirkliche  Rasseuverwandtschaft 
spricht.1* 

„Ich  sehe  dabei  natürlich  von  den  oben  be- 
sprochenen Kigcnthümlichkciten  des  Extremitäten- 
skelet«  und  der  Wirbelsäule , die  sich  vielleicht  aus 
der  I<ebeu»wcise  der  betreffeaden  Völker  erklären 
lassen,  ah.  (Eine  stärkere  Abschrägung  des  vorderen 
Uaudes  der  unteren  Tihiaepiphyse.  die  Ketroversion 
deB  Schienbeinkonfe« , die  «agittale  Krümmung  der 
Tibiadiaphysc,  die  Krümmung  deB  Femur  in  der 
Sagittalforin.  Die  Platycnemic  um!  das  Femur  ä 
pita*tre<  die  Plfttyincric , eine  beträchtliche  Torsion 
des  Femur  bei  den  Ona,  höherer  Lumbarindcx.  Hache 
Gestalt  des  Kreuzbeines.»  Diese  wären  solchenfalls 

ia  nur  als  Zeichen  gleichartiger  Sitten  und  Gewöhn- 
leiten  zu  deuten.  Es  sind  aber  auch  — besonders  am 
Schädel  — eine  Anzahl  Merkmale  da.  die  sich  wohl 
schwerlich  an»  der  Gruppe  der  wirklichen,  vererbten 
Rasseucharaktere  herausrangiren  lassen.  Ohne  auf  die 
Details  wieder  einxugeheu . erinnere  ich  hier  nur  an 
die  ovale  Gestalt  de»  Schädeldaches  mit  den  grossen 
Scheitelhockern  und  der  relativ  schmalen  Stirn , die 
charakteristische  Dachform  der  hinteren  Frontal-  und 
der  vorderen  Parietalgegend,  die  starken  aber  kurzen 
Supraorbitalwülste,  die  breite,  eckige  Form  de«  Ge- 
sinntes u.  s w.  — Andererseits  scheinen  mir  ziemlich 
bedeutende  Unterschiede  zwischen  den  Ona  und  den 
übrigen  Keuerländern  zu  bestehen.  Der  Schädel  ist 
z.  R.  mehr  dolichncephal , die  Stirn  weniger  fliehend 
und  sowohl  abaolut  als  relativ  höher  und  breiter.  Die 
Dachform  der  hinteren  Stirn-  und  der  vorderen 
Scheitelregion  ist  weniger  ausgesprochen  u,  *.  w. 
Dazu  kommt  noch  die  von  allen  Reisenden  hervor- 


Digitized  by  Google 


Referate. 


283 


gehobene  grössere  Statur  und  etwa»  andere  Körpcr- 
proportionen.“ 

„Mit  der  Verwahrung,  wozu  die  Geringfügigkeit 
de»  Materiales  zwingt,  lässt  sich  wohl  aus  dem  Ge* 
sagten  der  Schluss  ziehen,  dass  die  Stämme  des  Fuuer- 
landes  zwar  mit  einander  ziemlich  nahe  verwandt 
Bind,  dass  aber  die  früher  fast  nur  auf  sprachliche 
Gründe  gestützte  Trennung  der  Ona  von  den  Yahgnn 
and  Alakalouf  auch  in  ihren  somatischen  Charakteren 
Berechtigung  findet.“ 

„Man  findet  in  der  Literatur  öfter  die  Angabe, 
dass  die  Ona  Patagonier  seien  oder  wenigsten«  mit 
der  imtagonischeo  Kasse  näher  verwandt  seien  als  die 
übrigen  FenerUmder.  — Nun  sollen  alter  die  heutigen 
Patagonier  exquisit  kurzköpfig  sein,  auch  wenn  man 
von  der  künstlichen  Deformation  absieht,  die  ihre 
Brachyccpbalio  noch  mehr  verstärkt.  Ihr  mittlerer 
Lüngcn-Breitenindex  wird  auf  86  geschätzt.  Wie  oben 
angegctien,  waren  aber  von  den  von  mir  gemessenen 
fünf  männlichen  Onaaehftdeln  drei  dolichocephal,  zwei 
inesooepbal  und  ihr  mittlerer  Index  betrug  74,6. 
Schon  dieser  Umstand  scheint  mir  berechtigten  Zweifel 
an  der  näheren  Hassenverwandtschaft  der  Ona  mit 
den  jetzt  leitenden  Bewohnern  Patagoniens  erwecken 
zu  können,  und  es  müssen  triftigere  Gründe  als 
die  vermeintliche  Kurzköpfigkeit  der  Ona  und  ihre 
hohe  Statur  vorgebracht  werden,  um  die  Ansicht  auf- 
recht zu  erhalten.“ 

„Dagegen  soll  hier  an  die  Ergebnisse  der  neueren 
Untersuchungen  von  prähistorischen  Schädeln  aus 
Patagonien  erinnert  werden,  au»  welchen  hervorgeht, 
dass  früher  auch  dolichocephale  Völkerschaften  die 
Pampas  de»  südamerikanischen  (Vmtinents  bewohnt 
haben.  Als  charakteristische  Merkmale  der  altpatago- 
nischen  Schädel  erwähnt  Verneau  unter  anderen  die 
hervorspringende  Glnbella,  die  kurzen,  starken  Supra- 
orbitalwulste und  du«  breite,  hervorragende  Kinn, 
Merkmale,  die  auch  für  meine  Onaschädel  typisch 
sind.  Einzelne  der  von  Verneau  beschriebenen 
Schädel  (z.  B.  der  Kocascbädel)  stimmen  auch  in 
anderen  wichtigen  Charakteren  — in  den  relativen 
Grösaenverhültiiissen  , der  aufgeworfenen  Sagittalnaht 
und  dergleichen  — mit  den  t «nasch adeln  überein.  — 
K«  scheint  mir  deshalb  die  Vermutbung  nicht  unbe- 
rechtigt, dass  die  Ona  mit  den  lang köpfi gen  alt- 
patagi  mischen  Völkerschaften  in  näherer  Verwandt- 
schaft stehen  als  mit  den  jetzigen  Einwohnern  dieser 
Gegenden  und  mit  jenen  vielleicht  von  der  uralten 
Lagoasanta-  oder  Sottmidnrorasae  ihre  Herkunft  leiten, 
worauf  auch  Hutny  in  einer  Uebersieht.  über  die 
amerikanischen  Hussen  kurz  hingewiesen  hat.  — Für 
starke  Mischungen  verschiedener,  dolichocephaler  und 
brachycephalor  Itamenelemente  im  südlichsten  Amerika 
sprechen  aber  viele  Thaiaachen , und  auch  die  Ona 
oürftan  sich  sicherlich  nicht  von  Einmengungen 
fremden  Blutes  frei  gehalten  haben.  Soweit  ich  die 
Verhältnisse  übersehen  kann,  scheinen  mir  indes  die 
Yahgan  und  die  Alakalouf  in  höherem  Grade  das 
Gepräge  einer  Mischutigsrasse  an  sich  zu  tragen  als 
die  Ona.“ 

Hultkrautz  liefert  in  der  vorliegenden  Ab- 
handlung einen  wichtigen  Beitrag  zur  Kennt- 
nis« jener  südlichsten  Völker  Amerikas  und 
es  wäre  zu  wünschen,  dass,  dadurch  angeregt, 
weiteres  Material  beigebracht  wird  , um  die  von 


Hultkrautz  ausgesprochenen  Vermuthungen 
zu  bestätigen  oder,  wo  es  nöthig  erscheint, 
zu  corrigiren. 

München.  Birkner. 

37.  Sündor  Kaeatner:  Emhryologische  For- 

schungsmethoden. Akademische  Antritts- 
vorlesung. gehalten  am  27.  October  19«  X).  8*. 
30  S.  Leipzig,  J.  A.  Barth.  1900.  Preis  0,X)Mk. 

Kaostner  bespricht  in  dem  äussere t interessanten 
und  lehrreichen  Vortrage  jene  Methoden,  welche  die 
Embryologie  sich  für  ihre  Zwecke  eigen»  geschaffen 
hat.  Zwei  Richtungen  laufen  neben  einander  her,  die 
morphologische,  welche  augenblicklich  einen  Höhe- 
punkt überschritten  hat,  und  die  experimentelle, 
|Ultli obigische  und  physiologische,  welche  gerade  jetzt 
vorherrscht.  Es  werdeu  drei  allgemeine  Gesichts- 
punkte hervorgehoben,  erstens  in  der  Jugendzeit  der 
Embryologie  da*  fiat  epigeneii«  von  Kaspar 
Friedrich  Wolff,  zweitens  daa  allgemein  kaum 
mehr  in  vollem  Umfange  anerkannte  biogenetische 
Grundgesetz  von  Hacekei,  und  drittens  die  Weis- 
mann'sehe  und  die  Weis  manu  bekämpfendem  Zeu- 
gungs- Vererbungstheorien.  Die  experimentellen  Me- 
thoden wurden  ausgebildet  durch  das  .Studium  der  sogen. 
Ent wickel ungameehanik,  die  in  den  Theorien 
der  Zeugung  und  Vererbung  eine  wesentliche  Förde- 
rung empfing,  durch  die  Lehre  von  der  Uontinuitüt 
des  Keimplasina,  durch  die  Dclcrminauteulehre,  durch 
Ilertwig’s  Theorie  der  Biogenesis.  Angesichts  der 
reichen  Ausbeute  der  experimentellen  Embryologie 
darf  eine»  nicht  übersehen  werden,  was  nicht  immer 
genügende  Beachtung  findet,  nämlich  dass  sie  bisher 
nur  Sonderthataachen  kennen  gelehrt,  welche  eine  so 
weitgehende  Verallgemeinerung,  wie  sic  bereits  er- 
fahren, nicht  berechtigt  erscheinen  lassen.  Objectiv 
unbegründete  Verallgemeinerungen  »pecieller  Erfah- 
rungen wird  es  jetloch  immer  geben.  Hypothesen 
unabhängig  vom  Grade  ihrer  Berechtigung  fördern 
die  objective  Forschung. 

München.  Birkner. 

38.  Rudolf  Much:  Deutsche  Stammeskunde. 

Sammlung  Göschen  Nr.  126.  kl.  8*.  145 Seiten 
mit  2 Karten  und  2 Tafeln.  Leipzig,  G.  J. 
Göschen ‘»eher  Verlag,  1900.  Preis  O,0**  Mk. 

Das  ül>eraus  schwierige  Gebiet  der  deutschen 
Stamrneskundc  ist  hier  iu  gedrängter  Form  übersicht- 
lich behandelt,  ln  vier  Cap i teln  bespricht  Much  die 
Frage  der  1 ndogermanen,  die  Germanen  als 
Gesammtvolk,  die  einzelneu  germau »scheu 
Stämme,  die  Entstehung  de»  deutschen 
Volkes. 

Wer  sieh  schnell  über  die  jetzigen,  auf  die 
Forschungen  der  letzten  Zeit  sich  gründenden  Resul- 
tate des  Gebiete»  der  deutschen  SUtmraask unde  orien- 
tiren  will,  dem  bietet  die  vorliegende  Nummer  der 
Sammlung  Göschen  ein  zweckdienliches  Hiilfsuiittel. 
Der  Verfasser  hat  es  verstanden,  die  schwierigsten 
und  wichtigsten  Fragen  und  deren  Beantwortung  in 
klarer  kurzer  Form  darzulcgcn- 

Diese  Nummer  der  rühtnlicbst  bekannten  Samm- 
lung schlieHst «ich  ebenbürtig  den  übrigen,  aus  den 
berufensten  Federn  stammenden  Nummern  an. 

München.  Birkner. 


36* 


Digitized  by  Google 


284 


Referat«. 


Der  XI.  Russische  archäologische  Congress  in  Kiew  1899. 

Von 

Professor  Dr,  Ludwig  Stieda  { Königsberg  i.  Pr.). 


Per  XI.  Russische  Archäologische  Congrosa  fand 
in  den  Tagen  vom  1.  bis  20.  August  (13.  August  bis 

1.  September)  JH1K*  unter  dem  Präsidium  der  Gräfin 
S.  8.  Uwarow  in  Kiew  statt.  Mein  Bericht  erscheint 
diesmal  etwas  verspätet,  weil  es  mir  nicht  gelungen 
ist,  direct  au*  Kiew  oder  au*  Moskau  e i u Exe m pl a r de r 
Oongressverhandlungen  zu  erhalten;  erst  auf  Um- 
wegen, dureh  Vermittelung  eines  ('«»liegen«  der  den 
Congress  besucht,  hatte,  bin  ich  endlich  in  den  Besitz 
de*  Heftes  (Nachrichten  des  XI.  Archäologischen  C«»n* 
gressea  in  Kiew  1.  bis  20.  Angust  18!H),  Kiew  1899, 
§31  Seiten.  H°)  gelangt. 

Per  Congress  wurde  am  1.  August  in  der  Aula 
der  Wladimir-Universität  durch  den  Kurator  des  Kiew’- 
»chen  Lehrl»ezirke* , Herrn  W.  W.  Wcljamiuow- 
Sernow,  eröffnet  und  am  19.  August  feierlich  ge* 
schlossen. 

Die  Verhandlungen  des  (.'ongremes  fanden  in 
11  Sektionen  statt,  die  meist  getrennt  v«»n  einander 
tagten;  neben  41  Sccti<»n**it*uiigcu  gab  es  ft  allgemeine 
und  3 gemischte  Sitzungen.  Im  Ganzen  wurden  135  Vor- 
träge gehalten. 

IJeberaicht  der  Sectionen  (Abt heilungcn). 

1.  Vorgeschichtliche  Alterthömcr. 

2.  Historisch -geographische  und  .ethnographische 
Altert  h unter. 

3.  Alterthumer  der  Kunst. 

4.  Häusliches  und  öffentliches  IxdiCti. 

5.  Kirchliche  Alterthumer. 

(>.  Denkmäler  der  Schrift  und  Sprache. 

7.  Ilvzantinische,  klassische  und  westeuropäische 

Alterthumer. 

8.  Alterthumer  der  südlichen  und  westlichen  Slavcn. 

!>.  Orientalische  Alterthfliner« 

10.  Numismatik  und  Sithragistik. 

11.  Archäographiacho  Denkmäler. 

Die  10.  Ahthciluug  wurde  mit  der  3.  Abtheilung 
vereinigt. 

I.  Ahth.:  Vorgeschichtliche  Alterthumer. 

1.  I)r.  Konstantin  Härmann,  Pircctor  des  Museums 
in  Scrajewo  (Bosnien):  Uober  altrümisclie 
Grahdcnkm  äl  er. 

Pie  alten  Grabdenkmäler  heissen  in  Bosnien  -Stet- 
schimu,  Biljesirn  (Bilin)  u. ».  w.  Man  trifft  sie  in  Bos- 
nien, in  «1er  Herzegowina,  zum  Theil  auch  in  den 
1 »«nach I »arten  (»egenden,  in  Dalmatien«  Altserbien, 
Montenegro  und  Südserbien.  Ib*r  Vortragende  wie» 
eine  Kart«  vor,  in  welcher  die  Verbreitung  der  Grab- 
denkmäler eiügezeiolmcl  war.  Mau  zählt  etwa  60000, 
und  fast  alle  siud  christlich«  uur  selten  sind  einige 
muhauiinedanische  anzu treffen.  Man  hat  sie  wohl  den 
ßogumilcn  zugoachrieben,  doch  ist  es  unzweifelhaft, 
dass  nicht  alle  von  den  Bogtnnilcti  errichtet  worden 
sind.  Pie  OraUtenkmalcr  haben  am  häufigsten  die 


Form  einer  Platte  oder  eines  Sarkophags . selten  die 
einer  Säule  «»der  eines  Obelisk* ; einige  sind  von  sehr 
bedeutendem  Umfange.  Unter  den  Denkmälern  be- 
finden »ich  Knochen  in  oinfaehen,  nicht  tiefen  Gräbern, 
allein  gar  keine  Sachen.  Nur  »ehr  wenige  Denkmäler 
haben  Inschriften  in  Imsnischer  Snrache  mit  unrich- 
tigen kyrillischen  Schr»ftzei«*hen  (Kirilliza)  Pie  In- 
schriften gelten  «lie  Namen  der  Itegrabeneu  (Edelleute, 
Künsten.  Ritter  u.  s.  w.),  dio  Zeit,  in  «1er  die  Verstor- 
benen lobten  (z.  B.  während  der  Zeit  de*  rechtgläu- 
bige*! Königs  WladUlaw;  hier  rnht  Wigan  Miloache- 
witsch,  er  «fiente  dem  Ban  Stephan . dein  König  Tirtk 
und  dem  König  Itabisch  u.  «,  w.).  Es  wird  aneh  der 
Thatigkeit  des  Verstorbenen  geflacht:  („er  l»ctheiligte 
»ich  un  Feldzügen,  er  war  im  Kriege,  er  diente  treu 
dem  König,  er  durchwanderte  viele  Uader");  oft  wird 
der  Ort  des  Tiden  und  die  Umstände  des  Todes  an- 
gegeben. Oft  trifft  man  bemerkenswert  he  Worte, 
z.  B,;  „Ich  wurde  reich,  aber  der  Reiehthum  richtete 
mich  zu  (»runde:  die  verwandte  Mutter  Erde  nahm 
mich  auf  — sie  ist  so  mild  und  zärtlich;  ihr  Brüder, 
ich  bitte  euch,  besuchet  mein  Gral»,  ich  war  «ünst  das, 
was  ilir  jetzt  seid , aber  einst  werdet  ihr  das  werden, 
was  ich  jetzt  bin.“  — Man  begegnet  auch  Flüchen 
gegen  diejenigen,  die  den»  Todten  keine  Ruhe  gaben, 
die  du«  (»rat»  zerstören  n.  s.  w.  Oft  trifft  mau  Figuren 
und  Ornamente,  Blumen,  Spiralen,  heraldische  Zeichen. 
Schwerter,  draehunälmliehe  Tliiere.  Kreuze,  Jag»l*eenen, 
Tanxsceneti.  Per  Zeit  uweh  geboren  die  Grabdenk- 
mäler in  da»  XIII.  bi»  XVL«  meist  wohl  in  das  XIV. 
und  XV.  Jahrhundert.  Aus  jener  Zeit  stammeu  auch 
die  "»»genannten  „Gcricht-ssitze“  (Sudcbtüja  niOatu)  oder 
«lie Stuhle,  deren  sieh  nach  der  Volkstracht  ion  die  Füh- 
rer (AV«>jew«*li)  und  Fürsten  hei  Ib»idit*«mtHchpi<lungen 
bedienten.  Mau  »lobt  »io  «roter  den  Trümmern  der 
mittelalterlichen  8chlos»er , auf  erhöhten  Stollen;  sic 
sintl  in  Felsen  ein  gehauen,  tragen  mitunter  Aufschriften 
«ler  Zugehörigkeit , z.  B.  der  Stuhl  des  Wojewodcn 
Stepan  Milorado  witsch,  oder  «»in«'  Ermahnung:  Ge- 
diw,  was  er  war,  wae  or  ist  und  was  er  »ein  wird. 

Herr  Pr.  Ilörmann  iilterracht«  der  Moskauer 
Archäologischen  Gesellschaft  eine  Sam m lang  farbiger 
Zeichnungen,  welche  die  beeebrietanett  Grabdenkmäler 
darstellen. 

2.  Pr.  K.  Truchelkn,  Conservator  des  Museums  in 

Beraicwo,  in  fransosi »eher  Sprache:  Pocument» 

prehistorique»  de  Bosnie  et  de  llerzä- 

govinc. 

Eine  kurz  zusatnincngcfasste  Uehersieht  über  den 
Inhalt  des  Museum*  in  Serajew«». 

3.  Prof.  W.  B.  Antonowitsch  - Kiew : lTeber  die 

KurgHnuufdeckutigcu  in  West w olhynicn. 

Im  Kreise  von  Krcmene*  trifft  man  uur  sehr 
wenig  Kurgaue  nnd  nur  zwei  liodeutende  Grabstätteu 
bei  Ssurasch  und  Brykow:  mehr  Kurgane  trifft 
man  in  den  Kreisen  von  Luzk  und  Duhno.  Pie  liier 


Digitized  by  Google 


Referate. 


285 


I 


aufgedeckten  Kurgann  sind  oharakterisirt,  wie  alle 
elavischen,  durch  di©  Armuth  der  Beigaben  an  Sachen. 
I)i©  Gestalt  der  Kurgane  ist  mehr  oder  weniger  ab- 
gerundet kuppelförimg , etwa  2 m hoch,  oft  sind  sie 
von  einem  (’rnben  umget*©u.  Sie  enthalten  in  einer 
tiestirumten  Höhe  der  Aufschüttung , oft  in  mehreren 
Schichten,  die  Reete  von  Kohlen.  Töpfen.  Thierknocheii 
— ein  Zeichen  der  hier  stattgehahten  Tndesmahlzeiten 
und  der  allmählich  erfolgten  Aufschüttung.  Bei  fünf 
Skeletten  liegen  Holzrest©,  Hulken,  Bretter  zur  Seite; 
in  zwei  Fallen  wurde  ein  Aufbau  gefunden,  der  eiueni 
Dach  mit  zwei  Abhängen  ähnlich  sah  — auch  Nagel 
wurden  zwischen  den  Knochen  des  Skelet«  gefunden. 
Da«  Skelet  ruht  etwa  79  cm  unter  dem  Niveau  der 
Knie,  mit  dem  Kopfe  nach  Westen  gekehrt,  auf  dem 
Kücken,  meist  allein,  in  seltenen  Fullen  mit  einem  bis 
zwei  Kindergeld ten  gemeinsam.  Die  mittlere  Grün*© 
der  männlichen  Skelette  lu-trägt  1.71  m,  der  weiblichen 
lAr>  fn.  I he  Sc  hädel  sind  im  Mittel  »uhdolichocephal 
(76/>),  mit  Schwankungen  von  der  Doliehoeephalie 
(72)  bis  zur  Subbraehyccpbalie  (KU).  Unter  den  Bei- 
gaben der  Todten  sind  Waffen  whr  selten;  eltenso 
selten  »iud  Gefä**c  (Töpfe)  und  die  Beste  von  Ile- 
»ninnsten  und  Leder;  am  häutigsten  timiet  man  kleine 
Messer  und  Srhiniiekgcgeuständ©  von  Bronze  und  Silber: 
Kinge , spiralförmig  gewunden©  Kinge , die  entweder 
im  Haar  lagen  oder  au  den  Fingern  steckten.  Ohrringe 
und  Fingerringe,  ferner  Knopfe,  Perlen  aus  Bronze  u.  s.  w. 
In  ttinem  (iralw  fanden  sich  die  Koste  eine»  knöchernen 
Köcher»,  drei  eiserne  Pfeilspitzen  und  zwei  Steigbügel. 

4-  Dr.  Franz  Heger- Wien:  Ueber  einige  fremd- 
artige Formöu  in  der  prähistorischen 
t'ultur  des  Kaukasus. 

In  den  achtziger  Jahren  wurde  eine  ltemerkana- 
wcrtlie  vorgeschichtliche  t'ultur  des  Kaukasus  bekannt, 
die  den»  Beginu  de*  Kisenaltors  angehörte  und  sich 
durch  originelle  Form  der  Bronzewerkzeuge  eharakte- 
risirte.  I ©ln?r  diese  t’ultur  würde  man  unterrichtet 
durch  das  Aufdecken  der  Gräbst»!  teu  in  Ossoticn,  ins- 
besondere In-im  Aul  Kobau,  Ih-»  der  Station  Kasbek 
(Stepan  Ziuindn)  u.  a.  Die  t’ultur  umfasst  mehrere 
Jahrhunderte:  in  den  Grabstätten  von  Kolm»  kann 
man  einige  Schichten  (Etagen)  erkennen.  Dio  ältesten 
Gräber  reichen  bis  in  das  erste  Jahrtausend  vor  Uhr. 
Geh.  hinein,  di»*  spätesten  Grälicr  üssetiens  gehören 
al«*r  schon  in  die  byzantinische  Kjh teil©.  Zu  den  cha- 
rakteristischen Gegenständen  des  ältesten  Grabinven- 
tars  gehören  schön  ausgeschweifte  Bronzebeile,  die  mit 
Ornamenten  und  Thiertiguren  verziert  sind,  flache 
Bronzedolche,  eigenartige  Schmncksachra,  Nadeln. Thier- 
tiguren u.  s.  w.  Unter  den  Waffen  der  ältesten  Gräber 
werden  Schwerter , eiten  so  I«anzen  und  Pfeil  spitzen 
vermisst,  clagegcu  finden  sich  viel  Schilder  und  Helme. 
— Diese  ältest«  Uultur  des  Kaukasus  ist  iu  ihren 
Grundzügen  verbunden  mit  der  M ittclnicercultur(  Bogen- 
Übeln).  Einzelne  Forscher  glauben  darin  bekannte 
Analogien  mit  der  älteren  Homerischen  Epoche  zu 
sehen,  soweit  dieselln»  durch  die  Aufdeckungen  Schl  »e- 
manu's  lieachrieben  ist.  Allein  in  «ler  Reihe  der  aus 
der  Metallzeit  der  ältesten  Uultnrepoche  des  Kaukasus 
stammenden  Gegenstände  trifft,  man  auf  Formen . die 
dem  Uulturkreisc  des  Mittelmeen*»  fremd  sind.  Dazu 
gehören  z B.  kupferne  ausgeschweift©  Beile  von  grö- 
berer Arbeit,  die  den  Beilen  aus  dem  nordöstlichen 
Russland  und  Sibirien  ähnlich  sind ferner  runde 
metallene  Spiegel  mit  einem  kurzeu  Handgriff  oder 
mit  einem  Henkel  (Griff)  und  einem  Relief ornament 
chinesischen  Ursprünge«  im  Mittelpunkt  der  Rückseite. 
Die  Anwesenheit  dieser  Formen  deutet  auf  gewisse 
Beziehungen  und  Uultureiriflüssc  von  Norden  und  von 
chinesischer  Seite  her. 


5.  W.  J.  Ssiaow:  Lange  Kurgane  im  Gouverne- 

ment Smolensk. 

Solche  Kurgane,  dio  durch  ihr©  lang©  Gestalt  «ich 
von  der  gewöhnlichen  halbkugeligen  Form  unterschei- 
den. untersuchte  Referent  an  dem  Oberläufe  des  Dnjcpr 
und  am  Flusse  Wop  bei  Jarzew  und  einigen  Ortschaften 
in  der  Nähe  von  Smolensk.  Die  Kurgane  haben  eiue 
Läng«  von  40  Arschin  (28  m)  und  eine  Hohe  vom  2% 
bis  8 Arschin  (1,75  Mb  2,1  m),  sic  sind  gewöhnlich  nur 
aus  Sand  errichtet  und  sind  nach  der  I- lächenrichtung 
orieut irt.  ~ Herr  lvucharunko  hat  zuerst  auf  die 
Kurgane  dieses  Typus  die  Aufmerksamkeit  gelenkt; 
©r  fand  unter  anderen  in  einem  Kurgane  drei  in  ein- 
ander gestellte  Topfe;  im  kleinsten  lagen  verbrannte 
Knochen  und  eine  Schnalle.  In  der  oberflächlichen 
Srhicht  des  Kurgans  lag  eine  oCUom  gearbeitete,  mit 
rothem  und  gelbem  Email  verzierte  Fibel.  Referent 
fand  l*ei  «einen  eigenen  Arbeiten  in  einem  Kurgnn 
die  gleichfalls  mit  Email  verzierte  Metallplatte  eine« 
Gürtels.  — Die  Kurgane  enthalten  überdies  die  Reste 
von  verbrannten  Lauchen,  doch  sind  «ie  wesentlich 
verschieden  von  den  auch  mit  verbrannten  Leichen 
gefüllten  halbkugel  förmigen  Kurgancn,  die  nach  den 
darin  gefundenen  Münzen  ins  X.  Jahrhundert  gehören. 
Die  laugen  Kurgane  sind  unzweifelhaft  älter  als  die 
halhkugelförniigcn ; eie  enthalten  auch  andersartige 
Gegenstände,  die  oft  in  der  obersten  Schicht  des  Kur- 
gans  unmittelbar  unter  dem  Rasen  liegen.  Unter  cha- 
rakteristischen Gegenständen  muss  auf  Figuren  eine« 
Schwanes,  die  aus  Knochen  geschnitzt  sind,  niugewiesen 
werden;  die  Figuren  haben  kleine  Locher,  um  «ie 
daran  aufxuhängen : tinipezoid  förmige  Anhänge  uns 
Knochen,  blaue,  selten  gelbe  Perlen,  auch  Stücke  eine» 
bronzenen  Gefässes.  Ihn  grob  gearbeiteten  thönernen 
(»©fasse  (Topf©)  unterscheiden  sieh  deutlich  von  den 
künstlich  hergestellten  und  mit  Wellenornanientcn  ver- 
sehenen Gefasacn  der  «lavi*chen  Epoche.  Man  hat 
bisweilen  diese  langen  Kurgane  auch  viel  später  zu 
Bestattungen  benutzt:  diese  späteren  Gräbor  sind  aus- 
gezeichnet  durch  die  Orientirung  der  Skelett«'  von 
Osten  nach  Westen  und  die  Beigaben;  mitunter  liegt 
der  Tvdte  in  der  Schicht  des  Aschenhaufen»,  mi  dass 
das  Skelett  das  Ansehen  eines  angebrannten  erhält.  Der 
Referent  traf  in  zehn  Grabstätten  derartige  lange  Kur- 
gaue — im  Ganzen  konnte  er  10t)  Grälier  feststellen. 
Im  Ganzen  ist  di©  Meng©  der  laugen  Kurgaue  viel 
geringer  als  die  der  runde«,  die  langen  find  auch  viel 
mehr  zerstreut;  mau  darf  wohl  daraus  schließen,  das» 
das  die  Kurgane  errichtende  Volk  nur  kurze  Zeit  in 
jeneu  Gegenden  weilte.  — Di©  Kurgaue  stammen  au» 
der  Zeit  vor  dem  X.  Jahrhundert;  da  sie  eine  ge- 
wisse Uulturühulichkcit  mit  der  gothiacheu  Epoche, 
der  Zeit  der  Völkerwanderung,  naben,  so  sind  sie 
jedenfalls  nicht  älter,  als  VII.  und  VIII.  Jahrhundert. 

6,  Prof.  W.  B.  Antonowitach : Ueber  die  Stein- 

zeit iiu  Gouv’crnemcut  Wolhynien. 

Itcukmälcr  der  neolitbischen  Epoche  sind  bisher 
im  Gouvernement  Wolhynien  vorherrschend  an  zwei 
Stellen  gefunden  worden.  An  den  Flüssen  Usch,  Shercw 
und  Norin  sind  einzeln©  Werkzeuge,  überdies  Spinn- 
wirte!  (?  Russisch:  prässligit)  iu  allen  Stadien  der  Be- 
arlteitung  gefunden  worden.  Iu  den  Kreisen  Dubuo, 
Kamenez  und  Ostmg  an  dem  Floss©  (ioryn  und  dessen 
Nebenflüssen  Sbitenka  und  Wilija  sind  an  40  Werk- 
stätten und  Stundlager  der  Steinzeit  entdeckt;  dalmi 
sind  hier  vorherrschend  pol  irt©  Sachen  gefunden 
worden,  ln  den  bezeiehneten  G egenden  liegen  vier 
Gorudischtsehon  rundlicher  oder  ovaler  Form , von 
einem  Wall  umgeben.  Der  Umstand,  das»  auf  einigen 
Gorndisclitschen  Standlagcr  aus  der  Steinzeit  entdeckt 
worden  sind,  lässt  aunchtucn,  das»  die  Gorodischtschen 


Digitized  by  Google 


286 


Referate. 


whr  ult  «ind ; »i<.  antertcheiden  »ich  von  den  Ooro- 
dischtschen  der  fürstliche»  Zeit  ln  den  Gräbern  der 
Steinzeit  kommen  zwei  Begräbnis« typen  vor:  der  reine 
und  der  Karg  an -Typus.  Bei  dem  ersten  Typus  i*t 
festzustellen : eint*  rechteckige  Grube  im  Krdtmucn  mit 
•teinerneu  Platteu  atisgdegt  und  mit  einer  Steinplatte 
lUgedeekt-  ln  dieser  Gruhki*tc  befinden  sich  gewöhn- 
lich einige  mit  Kohlen , gebrannten  Knochen  und 
polirten  Werkzeugen  gefüllte  Töpfe  (Urnen).  Acusser- 
lieh  Indien  derartig«.*  Gräber  kein  Kennaeieben ; sie 
sind  daher  schwierig  zu  entrlecken,  ihre  Topographie 
ist  nicht  bestimmt.  Es  sind  gegen  30  Kurgane  dieses 
Tvpui  aufgedeckt  worden.  Di«  darin  befindlichen 
Skelette  liegen  gekrümmt  auf  der  Seite,  duneltcn  polirte 
oder  behauene  Gerät  lie.  Ke  giebt  auch  Getorgaug»- 
formen  der  beiden  ölten  genannten  Begräbniastypen. 
Wenn  man  annehmen  muss,  dass  der  eine  wie  der 
andere  Bcgräbnisstypu«  zu  verschiedenen  Zeiten  in 
Anwendung  kam.  »•  muss  behauptet  werden,  dass  die 
Bnodgrftber  — die  Grabkiateu  mit  verbrannten 
Kuochen  — die  jüngeren  sind. 

7.  N.  E.  Brandenburg:  Die  Aborigenen  des  Ge- 
bietes von  Kiew. 

Der  Vortragende  hält  für  die  Aborigenen.  für  die 
Ureinwohner  de»  Kiewschen  Gebietes  die  Bevölkerung, 
die  hier  die  ältesten  Kurgungrül*cr  hinterlasscn  hat, 
in  denen  die  Leichen  in  einer  charakteristisch  ge- 
krümmten Stellung,  auf  der  Seite  liegend  mit  gebeug- 
ten und  ungezogenen  Beinen  begraben  sind.  Dieser 
Begräbnisstypus  ist  sehr  verbreitet  im  heutigen  Gou- 
vernement Kiew:  in  der  mittleren  Zone  z.  B,  in  35  Puh*. 
der  hier  untersuchten  (200)  Kurgane.  lb*r  Vortragende 
wies  darauf  hin . dass  dieser  Bcgräbnisstypu«  nicht 
nur  im  ganzen  Süden  von  Bussland . sondern  auch  im 
Westen  Europas  liekaunt  ist.  In  Betreff  der  Cultur 
jener  Gräber  bemerkt  der  Vortragende,  dass  sie  keines- 
wegs ein  ausserordentlich  höbet  Alter  der  Gräber  lie- 
kuude;  die  recht  zahlreichen  Funde  von  bronzenen 
Schmockgegenständen  und  Geräthen . die  in  letzter 
Zeit  gemilcht  worden  sind,  stimmen  nicht  mit  der 
Annahme,  das*  die  lietreffouden  gekrümmten  Skelette 
in  «las  Ende  iler  späten  Steinzeit  zu  setzen  sind.  Der 
Vortragende  hat  Gelegenheit  g».*habt , in  eiuem  be- 
treffenden Graba  Geräthc  au«  Eisen  zu  entdecken;  er 
behauptet  daher,  «luss  die  Gräber  in  eine  jüngere  Zeit, 
nämlicdi  in  «las  Eisenalter,  hinein  gelmren.  — Der  Vor- 
tragende will  die  Möglichkeit  ziiiasaeij,  dass  jener  Be- 
gmbuisstypus  den  K«*sten  der  alten  Kimmerier  au- 
gehört halte.  Die  Kimmerier  Iwlterrsehtcii  einst  da* 
Pontua- Gebiet,  sie  wurden  von  den  Skythen  hiiiuus- 
gedrängl ; darülier  haben  sich  bei  Strahn  und  bei 
anderen  Schriftstellern  des  Altcrthiims  geschieh tliehe 
Nachrichten  erhalten.  Der  Vortragende  versucht  die 
Zeitepoche  genau  ehnmohigiMch  zu  bestimmen.  Halte 
man  fest,  dass  die  von  deu  griechischen  Colon  isten 
zur  Zeit  «ler  Skythenherrachaft  nach  Sudrussland  ver- 
pflanzte Eiseucuitur  zu  den  verdrängt«*»  Kimmeriern 
erst  lange  nach  «ler  Grüuduug  der  griechischen  Colonie 
in  Südnisfllaml  gelangte,  ao  darf  man  den  Schluss 
zieh«!»,  dass  der  Gräbcrtypus  jener  alten  Aborigenen 
im  Kiewsehen  Gebiet  (Skelette  in  gekrümmter  Stel- 
lung) in  den  Anfang  der  christlichen  Zeitrechnung 
gehört;  es  hätte  demnach  die  U rbevölkerung  des 
Kiewsehen  Gebietes  ein  Alter  von  etwa  zweitausend 
Jahren. 

Jrn  Anschluss  au  den  Vortrag  Brandenburg“* 
sprach  Professor  Sa  in  okwaaaow-  Moskau  sich  dahin 
aus.  «las*  er  in  den  Gegenständen  «l«r  betreffend«'» 
Gräber  eine  Vereinigung  verschiedener  Culturen  mit 
einer  alten  Bcgrähnissforin  sehe.  — ProfesiMjr  Antono- 
wi  taub  -Kiew  machte  die  Mittheilung,  dato«  in  den 


ihm  bekannten  Gräbern  mit  gekrümmt  gelagerten 
Skeletten  metallische  Beigaben  nicht  gefunden  worden 
sind. 

8.  Ihr.  K.  K&dles:  Geher  die  Notli Wendigkeit 

einer  russischen  Veröffentlichung  der 
bei  den  byzantinischen  Schriftstellern 
vorkoin inenden  Nachrichten. 

9.  P.  N.  Miljukow:  Gelier  die  Ergebnisse  der 

Ausgrabungen,  die  «las  Kaiserl.  Russische 
Archäologische  Institut  in  Konstanti- 
uopel  im  Herbst  1898  bei  der  Ortschaft 
Patel  am  See  Ostrowo  in  Macedouien  vor- 
geuommen  bat. 

Der  Vortragende  beschränkt  «ich  — nach  kurzer 
Mittheilung  über  da*  Auftiudeu  «ler  Nekropole  — auf 
die  Beschreibung  der  Localität,  in  welcher  die 
alte  Begräbfuoftstätte  liegt:  Der  klein«',  zu  dein  benach- 
barten S**«*  abfallende  Hügel,  dessen  Sandmaasen  sich 
ülier  die  (»egend  aiuhreiten,  besteht  aus  zwei  Schichten: 
einer  oberen  aus  w'cissem  Sand  mit  Süsswasser- 
muscheln  und  einer  unteren  aus  festem,  gelblichem 
Sand.  Die  Gräber  lieg«*»  sowohl  in  der  oberen  wie 
in  der  unteren  Schiebt;  154  Gräber  wurden  vom  Vor- 
tragenden , in  Gemeinschaft  mit  dem  Secretär  des 
archäologischen  Institut«  B.  W.  Farinakowsky . auf- 
«•deckt.  Alle  Beerdigungen  famlen  statt  in  Stein- 
isten,  deren  Boden  entweder  mit  steinernen  Platten 
««ler  mit  kleimm  Steinnhen  ausgelegt  war.  ln  keinem 
Grabe  wurde  Leiehenbrand  entdeckt.  Nur  in  einem 
Falle  in  einem  kleinen  Grabe  war  da«  Skelet  ge- 
krümmt; sonst  waren  die  kleinen  Gräber  zur  Auf- 
nahme von  Kinderleichen  bestimmt.  In  den  anderen 
grösseren  Gräliem  fanden  sich  gleichzeitig  mit  einem 
vollständigen  Skelet  noch  ein  oder  zwei  Schädel,  mit- 
unter aber  war  die  Auzuhl  der  Schädel  auch  zwölf 
und  mehr.  Klieuda  zu  den  Fü«*eu  und  seitlich  von 
deu  vollständigen  Skeletten  lagen  einzelne  Knochen 
anderer  Skelette.  Dann  alw*r  famlen  sich  in  «len  Grä* 
born  auch-  grosse  thönernc  Gofnasc  mit  veraebiedeuen 
Knoeheu  ungefüllt.  — Offenbar  war  die*«  Anordnung 
die  Folge  einer  allmählichen  Anhäufung  von  Skeletten 
in  einem  F u in  i I i e n grahmal.  Man  halt«*  zu  einem 
Skelet  andere  Leichen  hinzugethun . soweit  Platz 
war  — sobald  er  zu  eng  wurde , entfernte  man  die 
alten  Knochen  und  luirg  sie  in  einer  besonder«!  Grube 
in  einem  gr«i«w*n  Gefässe.  lhi*  einzelne  Grab  war  ein 
Familiengrab;  di«!  in  der  Nähe  befindlichen  Gräber, 
di«*  eine  (»nippe  bilden,  gehören  offenbar  einem  Ge- 
schlecht („Sippe*).  Die  Grälier  waren  deutlich  in 
(iruppeu  geordnet , die  von  einander  durah  freie 
Zwischenräume,  oder,  falls  kein  Kaum  vorhanden  war, 
durch  Zäune  an«  aufrecht  stehenden  Steinen  getrennt 
waren.  Die  Gräber  eiuer  einzigen  Gruppe  waren  in 
concentriflchen  Kreisen  um  einen  central  gelegenen 
freieu  Baum  geordnet  — «lie  Köpfe  «1er  Leichen  waren 
alle  zu  diesem  Mittelpunkte  hin  gerichtet.  Vielleicht 
stand  hier  ein  Heiligt  hum  de*  Geschlecht*.  Nach  «len 
Fun dgegen ständen  in  den  Gräliem  gehörte  «lie  Grab- 
stätte in  «lie  »ogeuanute  Hallstätter  Periode.  <1.  h.  in 
die  Epoche  der  ersten  Verbreitung  de«  Eisen«  in 
Europa.  Die  Archäologie  bestimmte  diese  Epoche  al* 
die  Zeit  zwischen  1500  und  1300  v.  Chr.  Gen.  Xu«  h 
deu  Fu ndgege »Ständen  gehört  die  Grabstätte  in  «lie 
reeto  Hälfte  «ler  Hallstat  tperiode;  sie  stellt  in  der 
Mitte  der  eigentlichen  Hallstattoultur  de«  mittleren 
und  olieren  Donbassins,  des  nördlichen  Italiens  und 
des  nordwestlichen  Winkel«  der  Bulkanhalbinscl  einer- 
seits und  dor  analogen  Funde  in  Griechenland,  auf 
deu  mittelländischen  Inseln  und  im  »udlichen  Italien 
andererseits.  Die  Keramik  der  Grabstätten  in  Patel 


Digitized  by  Google 


Referat«. 


287 


unterscheidet  »ich  von  der  eigen  Hielten  Hallstätter 
Keramik  und  nähert  sich  der  mittelländischen  Keramik, 
iu  gewissem  Sinne  eine  Vorstufe  dieser  darstellend. 
Besonders  charakteristisch  ist  du«  rein  geometrische 
Ornament,  da«  den  Ornamenten  der  ältesten  cvprischen, 
böotizehen  und  italischen  Vasen  nahe  stobt.  Dtr  Kin- 
flntl  des  sogenannten  Dipylonstyl»  (Thier-  und  PHanzen- 
ornament)  ist  hier  nicht  bemerkbar,  es  fehlen  sogar 
einige  geometrische  Zeichnungen , nämlich  die  aus 
krummen  Linien,  die  von  recht  winkeligen  geschnitten 
werden  (Svastica  und  Mäander).  rlmnikt«ri*tii*eh  ist 
auch  die  eizudge  hier  gefundene  Fibel,  die  sogenannte 
Brillcuf ibel,  die  dem  ganzen  Hallstattgehict  eigen- 
thümlich  ist,  — die  von  anderen,  hier  aber  fehlenden 
Fibelfonnen  sonst  begleitet.  wird.  Die  (Irabstitts  von 
Patel,  offenbar  in  Folge  ihrer  Abgelegenheit,  ent- 
hält nur  einfache  Bachen.  Von  anderen  Fundgegen- 
ständen ist  hervorsnheben : ein  eisernes  Schwert  von 
altem  Typus,  wie  derselbe  noch  aus  der  Bronzezeit 
bekannt  ist.  Iti  Betreff  der  Art  und  Weise  der  Be- 
stattung betont  der  Vortragende  Folgendes:  Leichen* 
Verbrennung  uud  Leichenbeerdigung  seien  Verfahren, 
deren  Altersverschiedenheit  für  jede  einzelne  Gegend 
besonders  abzuscliätzen  «ei.  lu  den  Grabstätten  Nord- 
italiens ist  die  Verbrennung  älter  als  die  Beerdigung. 
Im  Süd  westen  Bosnien»  ist  es  umgekehrt  — die  Be- 
erdigung ist  älter  als  die  Verbrennung.  In  Süditalien 
hält  Orsi  dies  für  die  allgemeine  Hegel.  In  Berück- 
sichtigung dieses  Umstandes  hält  der  Vortragende  die 
Nekropole  von  Patel  für  besonders  alt.  Nach  Meinung 
der  Herren  Hoernes  und  Shoiuhaty  gehört  die 
Grabstätte  von  Patel  in  die  Zeit  von  800  bis  700  v.  Chr. 
Geb.  Die  darin  Begrabenen  gehörten  offenbar  zum 
Ulyrisohen  Volksstamm. 

Das  hei  Gelegenheit  der  Aufdeckung  zu  Tag«*  ge- 
fördert« kraniologiscbe  Material  ist  noch  nicht  unter- 
sucht. 

10.  L.  Pogodin:  Ueber  die  Beziehungen  der 
indo-enropäischeu  Volksstämme  zu  den 
Finnen. 

Der  Vortragende  behauptet,  «lass  die  Indogermauen 
— als  ein  ethnologisches  Ganze  betrachtet  — einen 
Zweig  des  bumsenen  Stammes  darstellen.  Die  ges»- 
graiihische  Verbreitung  der  einzelnen  indogermanischen 
Völker  weist  auf  die  Karpathen  als  auf  das  Centruin, 
von  wo  ihre  Ausbreitung  ausging.  Die  Identität  der 
anthrop«ilogis<dien  Merkmale  bei  den  Germanen,  Kelten, 
alten  Slave»  und  anderen  Völkern  einerseits  — bei 
den  rathsei  haften  F.ingeborcncn  Sibirien»  (I>iu*liu 
der  chinesisch«*«  Geschientschreiber)  und  liei  den  alten 
Pertniäken  (die  Bmlimn  llcrodots)  andererseits 
spricht  für  eine  KaHseneinheit  all«*r  der  Völker,  die 
«ich  von  Ostsibirien  bis  zu  den  Karpathen  hin  erstreckt 
buben.  ( Die  Kennzeichen  siml : rot  ne  Haarfarbe,  blaue 
Augen,  hoher  Wuchs.)  Die  Ausgrabungen  haben  ge- 
lehrt , «lass  das  in  Südmesland  und  in  Ungarn  früher 
ansässige  Volk  dolichocephal  war.  Die  Ueinheit  des 
Typus  veränderte  sich  in  dem  Maas»«  der  Entfernung 
von  «len  Karpathen  nach  Süden,  Osten  und  Westen. 
Alles  das  spricht  für  die  nahe  Stellung  der  indoger- 
manische« VolkBstümine  zum  finnischen.  Von  dieser 
Annahme  ausgehend,  versucht  «ler  Vortragende  näher 
zu  bestimmen,  unter  welchen  Bedingung«*a  sich  die 
Trennung  der  Indngermancii  von  den  Finnen  vollzog. 
Die  Cultnr  <l«*r  Iririogernianen  bei  ihrer  Theilung  ui 
die  einzelnen  Zweige  kann  mehr  od«*r  weniger  mit 
Hülfe  der  ThaUachen  der  Spruche  festgestellt  werden. 
Wenn  mir  die  M«~«glichkcit  vorhanden  wäre,  auch  die 
Cultnr  der  Itidogcriuaneii  zur  Zeit  der  Trennung  von 
den  Finnen  fe«tzustell«»n , so  hätte  man  zwei  feste 
Punkte,  zwischen  denen  sich  die  Geschieht«  der  Ent- 


wickelung der  indogermanischen  Cultur  bewegen  würde. 
Auf  Grundlage  der  Sprache  kann  hier  nicht  gearbeitet 
werden.  Die  eigentliche  Methode  einer  solchen  Arbeit 
ist  mich  nicht  festgestcllt , obgleich  die  indogerma- 
nische und  altfinnische  Sprach«*  einander  »ehr  nahe 
steh«*«  (?  Bef.).  (Wechsel  der  V«»cale,  eng«?  Verbin- 
dung «ler  Wurzeln  init  «len  Suffixen.)  Wir  müssen 
uns  nach  anderen  Urkunden  umsehen.  Di«?  Z«r*ologie 
bietet  uns  solche.  Die  Hassern« erkmale  sind  Anomalien, 
allein  die  Auoumlieu  entwickeln  sich  weiter  und  be- 
festigen sich  bei  der  Kreuzung  «ler  Blutsverwandten 
unter  einander,  wie  es  der  Zoologie  bekannt  ist. 
Wenn  auch  anfangs  zwischen  Finnen  und  Indoger- 
tnniien  derartige  Ku»»«Nitutcr*chi«?de  nicht  existirten, 
so  kann  man  sich  verstellen , dass  die  Imh»gcnniiii«n 
*i«*h  von  den  Finne«  unter  solchen  Bedingungen  ab- 
sonderten , «lass  die  Kreuzung  mit  Verwandten  nicht 
mehr  unumgänglich  noth wendig  war.  Zu  dieser  Noth- 
weudigkeit  sind  alter  die  Jagdvölker  gezwungen : sic 
wohnen  in  Folge  ihrer  Lebensweise  allein  in  kleinen 
Gruppen . die  oft  nur  aus  einer  Familie  bestehen.  So 
wohnen  «lie  ecylonscheu  Weddas  in  gesonderten  Sippen, 
die  einander  nicht  kennen,  die  einander  nicht  ver- 
stehen — der  Vater  heiruthet  die  Tochter,  der  Bruder 
«lie  Schwester  u.  s.  w.  Die  Indogertnanen  waren  offen- 
bar. als  sic  sieh  von  deu  Finnen  trennten,  keim*  Jäger; 
der  ganze  Volks*tumui  trennte  sieh,  zog  fort,  uin 
sieh  allmählich  in  dem  Karputheng«*bict  nuszubreiten. 

11.  W.  A.  Oorodsow : Die  Nothwendigkeit  einer 

Bearbeitung  der  Nomenclatur  u nd  Syste- 

matisirung  der  vorgeschichtlichen 

Keramik. 

12.  D.  J.  Ewnrnitzky : Ueber  die  Ausgrabungen 

in  den  Kreisen  von  Cherson  und  Alexan- 

drowo  (Gouvernement  Cherson). 

l>er  Vortragende  »teilte  Ausgrabungen  au  im  Ge- 
biete de»  Lanogutes  Michailowo-Apoatolowo, 
dem  Herrn  A.  Ssinclnikow  gehörig,  und  im  Gebiete 
des  Landgutes  Sironka,  «ler  Kran  0.  W.  Wulkow  a 
gehörig.  Im  Gebiete  «le«  ersten,  im  Kreise  Cherson 
gelegenen  Gutes  «-xistireu  mehr  als  80  Kurgnne,  duvou 
sind  drei  skytkische;  sie  heissen  Baba.  Itnsk'ipnnn  uud 
Bcsituennu.  Im  Kurgan  Baba  ward«««  gefunden 
26  goldene,  einige  silberne,  einige  bronzene,  kupferne 
und  eiserne  Gegenständ« , eine  grosse  Gold  platte,  ver- 
ziert mit  dem  Gebiss  wilder  Eber,  eine  Platte  mit  der 
Figur  eines  Hirsches,  andere  Platten  mit  Figuren 
von  Hasen  und  schlafcn«len  Löwen.  Im  Kurgan  Ras- 
k opa na  (d.  I».  «las  bereit»  aufgedeckte  Grab)  wurden 
entdeckt : Pferdegebisse . Bruchstücke  von  gold«*n«‘u 
Platten,  griechische  Amphoren,  «*in  bronzener  Kesse], 
einzig  in  seiner  Art.  im  Gewicht  von  1 Pud  5 Pfund 
(ca.  1H  kg),  verziert  mit  Stier  köpfen,  Palmhlättem  und 
Blumen.  Beide  Kurgane  hatten  im  Innern  Grab- 
kuinuern  und  in  jed«?r  Erke  vier  Ni»ch«*n ; in  «ler  tiord- 
westlichen  Nische  mündete  ein  4 Sashen  (ca.  * m) 
langer  Gang;  die  Gänge  waren  mit  Stoitmu  und  Erde 
gefüllt,  von  aussen  befleckt  mit  Steinen  und  Kalk,  man 
darf  deshalb  wohl  schliessen , dass  diese  Gänge , ent- 
gegen der  sehr  verbreiteten  Meinung,  nicht  zum  Zweck 
«ler  Beraubung  des  Kurgans  angelegt  worden  sind.  — 
Daneben  wurden  auch  Kurgane  nne  der  Steinzeit 
aufgedeckt,  man  fand  in  ihnen  Gräber  unter  dem  Erd- 
boden, «larin  je  ein  Skelet,  meist  in  gekrümmter  I<ag«>, 
daran  alle  oder  einzelne  Knochen  mit  einer  minera- 
)i»chen  Farbe  roth  gefärbt.  ln  diesen  Kurgane» 
wurden  auch  Gräber  aus  jüngerer  Zeit  ««getroffen. 

Im  Kurgan  l'ozelujew  beim  Gute  Sironka 
wurden  sechs  unversehrte  Grabstätten  und  einige  ver- 
einzelte menschliche  Skelet  theile  aufgedeckt.  Die 


289 


Referate. 


Arniuth  der  Funde  lässt  vermut  hen.  dam  diese  Kur*  gedrungen  ist.  Wahrscheinlich  war  dies  Verfahren 

gane  von  nomadischen  8teppenl>cwohneni , die  als  üblich  in  der  Uebcrgangsepoeho  zwischen  Stein  - und 

Hirten  lebten,  errichtet  worden  sind.  Bronzezeit»  Man  dürfe,  meint  der  Vortragende,  den 

Befund  nicht  gleichaetaen  dem  Befund  gefärbter 

13.  L.  K.  Shltynskj : Die  Reste  der  Steinzeit  im  Knochen  an  den  Skeletten  dos  nördlichen  Kaukasus, 

Bassin  de»  Flusses  Stjr.  bui  denen  gleichzeitig  goldene  und  silberne,  schön 

Im  Gebiete  de»  Gouvernement«  Wolhynien  sind  an  gearbeitete  Sachen  gefunden  worden  waren, 
vielen  Orten  Geräthsohaften  gefunden  worden,  die  dem  1 tu  zweiten  Tbcilc  besprach  der  Vortragende  einen 

Steinalter  entstammen:  besonders  hervorzuheben  sind  Gebrauch,  der  sich  im  religiösen  Leiten  der  Römer 

kleine  Steinbeile  eines  lwsondoren  Typus,  die,  117  an  erhalten  hat  und  der  vielleicht  auf  die  religiöse  Idee 

dar  Zahl,  im  Bassin  des  westlichen  Bugs  und  de»  hin  weist,  die  mit  der  Sitte,  Leichen  eins  ug  ruhen, 

Styr  gefunden  worden  sind.  Ueher  diese  Beile  hat  in  in  Verbindung  steht.  Unter  den  religiösen  Ritualien 

polnischer  Sprache  Fr  asm.  Majewski  eine  Be-  der  Römer  finden  sich  Erinnerungen  au  da*  Steinalter 

Schreibung  geliefert  unter  dem  Titel:  Toporki  Ka*  und  Bronzealter.  Die  Fetialcn  (römische  Priester) 

mienne  (CaaM-tctv)  w ncolleach  Buja  i Styru.  tödtoteo  «las  Schwein  mit  einem  Steiumeeser ; «ier 

Wo  diese  Abhandlung  erschienen  ist,  und  worin  die  Priester  hatte  keiu  Recht,  sich  mit  einem  eisernen 

Eigentümlichkeit  dieser  Steinbeile  besteht,  darültcr  Messer  zu  rasiren,  sondern  musste  ein  kupferne«  ver- 
ist  nichts  mitgetheilt.  wenden:  «las  llineiuhringen  eines  eisernen  Werkzeuges 

in  den  Tempel  der  Dca  Dia  galt  als  eine  Beleidigung 

14.  8.  8.  G&mjaohcnko : Die  Aufdeckung  der  des  Heiligthums;  bei  gewissen  Culteu  wurde  nur  au« 

Kurgane  bei  Miropol  im  Bassindc»  Flusse«  thöoemen  Befassen  gespendet,  die  Benutzung  von 

Slutscha.  Metallgcfässen  war  nicht  gestattet,  u.  s.  w.  Plinius 

Das  Gräberfeld  bei  Miropol  enthält  404  Grabhügel  der  Aeltore  berichtet  in  seiner  llistoria  Xaturalis, 
mit  einem  Gorodischtsche  in  der  Mittu;  die  Grabhügel  lib.  XXXIII,  III,  dass  an  hohen  Festtagen  das  Ant- 

(Kurgnne)  sind  in  24  Gruppen  geordnet.  Der  Vor-  lit/.  des  römischen  Gottes  Jupiter  mit  ruther  Farbe 

tragende  hält  die  Anordnung  nicht  für  zufällig,  sondern  bemalt  wurde.  Ihsrsell*e  Plinius  berichtet,  dass  die 

für  einen  Ausdruck  de»  Familienleben».  Die  einzelnen  Heerführer  in  einem  Trimuphzuge  sieh  das  Gesicht 

Kurgane  sind  nicht  sehr  gross,  kuppelt- innig.  Das  uiit  rother  Farbe  bestrichen  hatten,  so  zur  Zeit  de« 

Ergebnis«  der  Aufdeckung  von  32  kurgancu  war  in  Ca  mll  In»  (400  Jahre  n.  Uhr.  Geb.).  Ein  1'eberrest 

Betreff  der  Bestattungsart  folgende:  1.  1 eichen ver-  dieser  Sitte  war  es,  «iam  deu  Bulben  bei  den  Triumph* 

hrennung  verschiedener  Art:  in  einem  Theile  der  fest mahlen  auch  ruthe  Farbe  beigemisebt  wurde. 

Fälle  wurden  verbrannte  Knochen  und  die  Beigaben  So  hat  sich,  meint  der  Vortragende,  bui  den 

in  eine  Urne  gelegt,  und  diese  in  den  Hagel  hinein*  Römern  bis  in  die  historische  Zeit  hinein  der  Ge- 

gestellt;  in  einem  anderen  Theile  der  Fälle  stand  die  brauch  der  rothen  Farbe  zu  Cultuszweckeu  erhalten: 

Urne  im  Niveau  des  Erdlmdens.  2.  In  einer  Grab*  eine  Erinnerung  an  alte  Zeiten.  Es  hatte  demnach 

grübe  war  eine  Steinkiste  aus  Steinplatten  hergeriebtet  der  Gebrauch  der  rothen  Farbe  einen  religiösen 

und  in  dieser  Kiste  war  die  laiche  bestattet.  3.  Be*  Grund.  - W.  R.  Vogt  bemerkt,  das»  in  der  heidni- 

wtnttuiig  entweder  in  einem  au  »gehöhlten  Baumstamm  sehen  Religion  durch  die  Opferdarbringungen  und  die 

(Kloti)  oder  in  einemikiv,  der  ans  Balken  Bosavnmen-  Götzenverehnrop  eine  Uobertragong  menschlich»  Be- 

gefügt  war.  Die  Sitte  des  Verhranuous  dor  Leichen  dürfnisse  auf  die  Götter  stattfinde.  Die  Götter  hatten 

gehört  den  Drowljäuen  zu,  diesen  gehörte  auch  die  einen  Körper  (Götzenbild),  eine  Wohnung  (Tempel), 

Hegräbnisastätte  zu.  Später  kam  die  Sitte  auf,  die  erhielteu  Nahrung  (Opferungen)  u.  s.  w.  — So  wie 

Leichen  in  einem  Sarge  aus  Holz  zu  bestatten.  Für  eine  nun  die  Menschen  sein»!  sich  geschminkt  hatten  mit 

Uebergangsfomi  sieht  der  Vortragende  «len  Gebrauch  weiaser  und  rother  Farbe,  so  hätten  die  Vorfahren  der 

der  Steinkisten  an.  fu  denjenigen  Kurgaueu,  in  denen  Korner  die»  auch  an  den  Göttern  geübt, 

eine  Bestattung  der  Leiche  uusgeübt  war,  lag  da» 

Skelet  mit  dem  Kopf  nach  Westen,  laug  ausgest reckt.  IC.  A.  J.  Taoherepnin:  Ueher  die  Aufdeokun* 
Beigaben  wurden  iMsi  den  Todton  wenig  entdeckt:  gon  von  Kurgnnen  itu  ßouv.  Kjäsan  wäh* 

Urnen,  eiserne  Messer,  Ringe,  Ohrgehänge,  Perlen.  rend  der  letzten  droi  Jahre. 

Ein  Theil  der  Beigaben  war  offenbar  da«  Product 

localer  Arbeit,  ein  anderer  Theil  importirt.  Nach  dor  17.  Frau  E.  N.  Melnik : Die  Aufdeckungeu 

Ansicht  de»  Vortragenden  ist  «las  Gräberfeld  in  da»  von  Kurgane n in  den  Kreisen  Bowno, 

V.  bi»  VIII.  Jahrhundert  n.  Uhr.  Gel»,  zu  versetzen.  Luxk  und  Duhno  (Gouv.  Wolhynien). 

Es  sind  22  Grabstätten  und  2fi0  Kurgane  unter* 

15.  Prof.  J.  A.  Kulakowaki:  Ueher  die  gefärbten  sucht  worden  in  der  Gegend,  wo  man  die  Wohnsitze 

Knoche ti.  * des  alten  Stamme«  der  Lutachanen  vermuthete. 

l>er  Vortragende  nahm  Veranlassung,  auf  diene  Die  Skelette  lagen  meistens  gestreckt,  lud  den  Skeletten 

ho  oft  auf  Congresaen,  insbesondere  auf  dem  Wiluaer  sind  nur  wenige  Gefäsae  anzutreffeu : bemerkenswert!» 

U'ongresa,  verhandelte  Angelegenheit  nor.h  einmal  sind  darunter  hölzerne  Eimer  mit  eisernen  Helfen, 

ztiriickzukommen,  weil  Professor  L.  Nioderle  in  Prag  Waffen  sind  selten,  in  den  260  Kurganen  wurden  im 

in  seiner  prähistorischen  Archäologie  eine  Ansicht  Ganzen  nur  vier  eiserne  Pfeile,  eine  LausoiiepiUe  und 

vertritt,  die  eigentlich  bereits  verworfen  ist.  Professor  zwei  kleine  Beile  ontdeckt;  auch  Feuerstein  und  Feuer* 

Niederle  schreibt:  Ifie  Weichtheile  der  f «eiche  wurden  stahl  war  sehr  selten.  Von  anderen  Sachen  sind  nur 

vor  dem  Begräbnis*  entfernt  und  danach  die  Knochen  zwei  Gewichte,  ein  bronzenes  und  eiu  eiserne»,  zu 

mit  einer  rothen  Farbe  eingurielten  oder  bestreut,  erwähnen.  An  Schmuck  soeben  sin«!  zu  neunen:  Ohr- 
tiegen diese  Ansicht  sind  viele  Gründe  anzuführen.  Gehänge,  einfache  und  mit  Perlen  verzierte,  Ringe  und 

Der  Vortragende  meint,  dass  aus  soiuen  Untersuchungen  Perlen.  Unter  379  metallischen  Gegenständen  sind 

un  den  Grälherfunden  in  der  Krim  sich  ein  ander«»«  20  Pme.  eiserne.  G2  Proc.  silberne  und  18  Proc.  hron- 

Ergehniss  berauHstellc : die  rothe  Farbe  wurde  in  zenc,  nur  ein  einziger  goldener  Gegenstand  wurde  ge- 

dicken  Schichten  auf  die  Leichen  aufgetrugeu,  — fanden.  Bemerkenswerth  ist,  das»  keine  vollständige 

mau  muss  daher  annehmen,  das»  die  Farbe  nach  dem  Leichen  Verbrennung  üblich  war:  die  Knochen  waren  nur 

Schwinden  der  Weichtheile  hi»  zu  deu  Kn«»chen  ein-  leicht  ungebrannt  oder  lagen  in  vollständiger  Ordnung. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


289 


18.  A.  M.  Pokrowskj:  Feber  die  Typen  der 

Schädel,  die  in  den  Kurganen  Wolhy- 
nien.-* gefunden  sind. 

l)ep  Vortragende  hat  59  Schädel  und  andere 
Skelet knochen,  die  Frau  R N.  Melnik  bei  Gelegen- 
heit  ihrer  Kurganaufdeckungen  gefunden  hat , ge- 
memen  und  untersucht.  — Au*  den  Messungen  der 
Skelet  knochen  konnte  festgestellt  werden,  dass  die 
mittlere  0 rosse  der  Mänucr  1(W, 05 cm,  die  der  Weiber 
158,45  cm  war. 

Aus  den  Ergebnissen  der  Untersuchungen  der 
Schädel  sind  nur  einige  hier  wiedergegeben:  die 
Schädel  sind  ausgezeichnet  durch  ihre  Dolichocephnlie 
(Iudex  für  Männer  74,31),  für  Weilier  74,4).  Sie  sind 
nicht  sehr  hoch,  halten  eine  enge  Stirn,  das  Gesicht 
ist  ziemlich  kurz  mit  verhültnissuiüssig  breitem  J*n-b- 
lw»gen ; mit  dein  Gesichte  hannnniren  die  ziemlich 
breite  Nasenöffnung  und  di»'  niedrigen  und  kleinen 
Orbitae.  Iiie  männlichen  Schädel  zeigen  im  Allge- 
meinen grosse  Aehnlichkcit  mit  deu  weiblichen,  unter 
Berücksichtigung  der  gewöhnlichen  Abweichungen. 
Der  Vortragende  macht  einen  Versuch,  die  Form  auf 
Grundlage  der  Eintheilung  Scrgi’s  zu  hoschreitien. 
Die  Hauptform  jener  Schädel  ist  das  Ellipsoid  Sergi 
mit  dem  Ueliergange  zum  Pentagonoide»  — inshe*oii- 
dere  Ellipsoide*  i&opericampyln«;  von  anderen  Formen 
sind  zu  nennen  Ellipeoides  cuneatua  und  F,.  emlKilicus. 
Die  allgemeine  Form  der  Schädel  ist  eine  ovale  und 
ovalsten  tu  gonule;  von  der  Seite  betrachtet  zeigt  der 
Schädel  ein  geneigtes,  fast  niedriges  langgestreckte« 
Gewö)l»e,  das  gleichmässig  zur  Stirn,  wie  zum  Hinter- 
haupt abfällt.  Die  Stirn  ist  abgerundet,  das  Hinter- 
hauptbein zeigt  sehr  häutig  einen  starken  Höcker. 

Im  Verlaufe  der  sich  an  den  Vortrag  anschliessen- 
den Discusiion  äussert  sich  Professor  A n u t s c b i n 
dahin , dass  er  au  der  Brauchbarkeit  der  Methode 
Sergi  in  Betreff  der  Charakterisirung  der  Schädel- 
form  zweifele.  Kr  helit  hervor,  dass  die  Untersuchung 
der  Schädel  aus  den  wolhynischen  slavischen  Kur- 
ganen auch  da«  Vorwalten  des  dolichocephalen  Typus 
erwiesen  habe  und  dass  erst  später  der  langköphge 
YoIkssUunm  dem  ktirzkopfigen  Platz  gemacht  habe. 

19.  N.  T,  Belaachewakj : Die  Ergebnisse  einer 

archäologischen  Excnrsion  zum  west- 
lichen Bug. 

Da«  betreffende  Gebiet  ist  fast  noch  gar  nicht 
durchforscht,  ln  der  Strecke  von  der  Stadt  Wladawa 
bis  zur  Stadt  Brest  - Litowsk  finden  sich  Itoukmüler 
der  neolithischen  Kpiclie  der  Steinzeit , sogenannte 
Standlager;  es  sind  etwa  30  entdeckt,  und  daselbst 
eine  grosse  Menge  Ger&the  aus  Feuerstein.  Thon  und 
Stein  gesammelt.  An  drei  Stellen,  nümlich  Ihu  dem 
llorfe  Strudotsch  (Gouv.  Grodno,  Kreis  Brest),  bei  den 
Dörfern  Kostomlota  und  Dobryn  (Gour.  Sedlez , Kreis 
Bjelsk)  sind  Umengräber  mit  Ijeichenbraud  entdeckt, 
die  ol>er  offenbar  au*  einer  jüngeren  Zeit  stammen. 
Eine  genaue  Durchforschung  desjenigen  Gebiete*,  das 
als  das  Cholra-Russland  bezeichnet  wird,  ist 
wünschenswert  h. 

20.  Prof.  P.  J.  Armaschewaky : Feber  ein 

Standlager  (alte  Ansiedelung)  aus  pa- 
luolit  bischer  Zeit  an  der  Kirillow- 
»trasse  zu  Kiew. 

Im  Herbst  1803  fand  W.  W.  Chwoiko  auf  dom 
Gehöft  des  Herrn  Siwal  einige  Mammut hknochun 
und  einige  Feuersteingeräthc;  er  t heilte  seinen  Fund 
dem  Prof.  Antonowitsch  mit,  der  den  Vor  tragenden 
zu  einer  Untersuchung  anregte.  Der  Vortragende  er- 
kannte sofort . dass  die  Entdeckung  «ehr  hemerkens- 
werth  »ei,  weil  die  ol*en  genannten  Gegenstände  unter 

AtcIuy  für  Anthropologie.  1kl.  XXVII. 


einer  dicken,  posttertiären  Schicht  lagen.  Die  Loca- 
lität  der  Fundstelle  liegt  au  «lern  hohen  Dnjeprvferj 
diu  Hohe  ist  von  zwei  tiefen  Schluchten  durchschnitten; 
zwischen  den  Schluchten  zieht  sich  ein  länglicher 
Hügel  hin,  der  von  Uukjnüowkn  l>is  zur  Kirillow- 
strasse  abfällt.  Der  eine  Abhang  des  Hügels  ist  zum 
Gehöft  Siwal,  der  andere  zum  Gehöft  Bagrejew  ge- 
richtet. An  dem  zum  Gehöft  Siwal  abfallenden  Ab- 
hänge wurden  Nachgrabungen  angestellt : sie  ergalien 
von  ulien  bi«  in  die  Tiefe  folgende  Schichten:  1.  eine 
l/ös*schicht  von  etwa  5 Studien  (10,5  in);  2-  gelblich- 
braune Schicht  von  1 Saftheu  (2,1  m);  3.  eine  graue 
und  grünlichgraue,  hier  und  da  mit  I<ehm  gemischte 
Sendschicht  von  etwa  3 Sashen  (0,3m)  Mächtigkeit; 
4.  blauen  Lehm.  Im  grauen  Sand  in  einer  Tiefe  von 
8 Sashen  (16,8  in)  wurden  die  Mammuthknnehcu,  die 
behauenen  Feuersteinwerkzeuge,  Holzkohlen,  Holz-  und 
Knoehenstücke , zum  Theil  nngebraunt,  Kieselsteine 
und  Granit,  welche  auch  dem  Feuer  ausge*etzt  ge- 
wesen waren,  gefunden.  Anfang»  lagen  die  ^treffen- 
den Gegenstände  nur  einzeln,  je  weiter  man  aber  in 
die  Tiefe  drang  in  da«  Innere  de«  Hügels,  um  »u 
mehr  nahmen  die  Stücke  zu,  hi«  man  schliesslich  auf 
©ine  Culturschioht  gelangte,  die  an»  einem  Ge- 
misch von  Kohlen,  zerbrochenen  Knochen,  Feuerstein- 
gerät hen  u.  «.  w.  bestand.  Bei  Untersuchung  dt» 
entgegengesetzten  Allhange«,  zum  Gehöfte  Bagrejew 
hin,  wurde  dieselbe  Schichtenfolge  fe«tge«tellt , näin« 
lieh  eine  Culturscbicht  von  grauem  Sand  in  einer 
Tiefe  von  61/*  Sashen  (12,6 in),  also  etwa  2 Sashen 
(4.2  in)  höher  als  auf  der  anderen  Seite.  Hier  auf  dem 
Abhang©  Bugrejew  enthält  die  Kulturwhicht  eine  »ehr 
rosse  Menge  Feuersteingerät  he , aber  «ehr  wenig 
lammuthknnchen.  — In  diesem  Jahre  (1899)  sollte 
eine  Ziegelei  daselbst  errichtet  werden;  zu  diesem 
Zwecke  musste  der  vordere  Theil  des  Hügels  abge- 
tragen werden,  man  wollte  zu  der  binnen  l^ehmachicht 
gelungen.  Dabei  worden  umfangreiche  Erdarbeiten 
auRgeführt,  die  Herr  Chwoiko  beaufsichtigte,  lhthni 
wurde  fast  die  ganze  Flüche  der  damaligen  Ansiede- 
lung freigelegt;  sie  zeigte  eine  Ausdehnung  von 
700  Quadratttushon  (35  Sashen  in  der  IJtuge  und 
20  Sashen  in  »1er  Breite).  Die  73,5  in  läinge  und 
43,0  m Breite  giebt  3138  qm.  Di©  Mächtigkeit  der 

ganzen  Schicht  schwankt  von  2 bis  5 cm  bis  zu 
40  cm  au  einigen  Stellen ; es  sind  hier  eine  grosse 
Menge  Gerät  he  und  viele  Mummuthknnchcn : Unter- 
kiefer, Zahne,  Extremitateuknochen,  die  vielleicht  von 
50  verschiedenen  Individuen  hendum  tuten,  beisammen 
gefunden  worden.  Einige  der  Knochen  zeigen  deut- 
liche Spure«  davon,  dass  sie  durch  die  Hand  der 
Menschen  zertrümmert  worden  sind.  Gegen  200  Feuer- 
steingerät he  haben  «ich  in  der  tiefen  Cultunchicht 
gefunden,  sie  sind  alle  grob  gearbeitet,  ßemerkens- 
wcrtli  siud  einige  bearbeitete  Stosrtzähnc  vom  Maminuth, 
wie  solche  »ehr  selten  gefunden  worden  sind;  die 
Zähne  sind  au  einem  Ende  abgerundet,  aiu  anderen 
Ende  zu  einem  Handgriff  umgestaltet.  Die  auf  dem 
Gehöfte  Bagrejew  entdeckte  Cultunchicht  ist  eine 
jüngere,  die  von  der  tieferen  ganz  unabhängig  ist. 
In  dieser  jungen  Cultunchicht  sind  gegen  800t)  bester 
bearbeitete  Feuert teingeräthe  aufgefuudeu  worden. 
An  einer  Stelle  wurde  ein  Haufen  au«  einigen  hun- 
dert Stücken  Feuerstein  gefunden ; offenbar  waren  die- 
selben liier  z usain inengelegt , um  hier  verarbeitet  zu 
werden.  In  der  Cnlturaehicht  wurden  ferner  entdeckt 
die  Zähne  eines  fossilen  Bären,  Unterkiefer  der  fossilen 
Katze  und  Hyäne.  In  Betreff  der  Geologie  der  An- 
siedelung bcuierkte  der  Vortragende,  das»  die  ge- 
nannten Objecte  unzweifelhaft  deu  AMagerungeu  der 
postglnciulcü  Epoche  angeboren,  und  das«  der  Mensch 
auf  dein  Territorium  des  heutigen  Kiew  zu  Beginn 

37 


Digitized  by  Google 


290 


Referate. 


dieser  Epoche  aufgetreten  ist,  bald  nachdem  die 
Gletscher  sartickge wichen  waren,  zu  einer  Zeit,  wo 
hier  ein  kalte«,  dem  Mammuth  angenehme«  Klima 
existirte.  Wenn  mau  die  uugewöhiiliehc  Tiefe  (ca. 
8 Sashen  = lß.8  m)  berücksichtigt,  in  der  die  Objecte 
gefunden  wurden,  «o  muss  man  »agen,  das»  et*  die 
tiefste  ist,  die  bisher  in  Itussland  Itekannt  wurde;  es 
seien  mindestens  *20000  Jahre  »eit  der  Existenz  jener 
Ansiedelung  verflossen. 

I».  N.  Anutschin  wie*  darauf  hin,  das»  unwill- 
kürlich hier  viele  Fragen  und  Zweifel  wach  werden. 
Auffallend  ist  es  ihm,  dass  mit  den  Muimnuthknochen 
nicht  auch  derartige  Werkzeuge  gefunden  wurden, 
mittelst  deren  der  Mensch  jene  Kieseuthiere  erschlagen 
konnte.  Er  sprach  auch  den  Gedanken  au»,  oh  nicht 
vielleicht  das  Mammnth  früher  ausgestorben  sei.  ehe 
sich  jene  menscliliche  Ansiedelung  gebildet  habe 
{Spencer).  Erschienen  nicht  vielleicht  jene  Knochen 
dem  ersten  Menschen  Injreit*  als  „alt**  ? Vielleicht 
fand  er  «io  bereits  in  der  Erde  und  trug  sie  nach 
Hause,  um  sie  verschiedenartig  zu  verwenden. 

21.  A.  M.  Pokrowsky  und  V.  V.  Chwoiko:  Geber 
Ausgrabungen  im  Kreise  Kiew. 

I>ie  weiteren  Ausgrabungen  an  der  Stelle  der 
neolithiseben  Ansiedelung  führten  auch  zur  Entdeckung 
der  Gruben  (Höhlen),  in  denen  die  Menschen  lebten. 
f)er  Durchmesser  solcher  (»ruhen  hatte  oben  5 Arschin 
(Vim).  Am  Hoden  der  Gruben  liefanden  »ich  viel 
verschiedene  Gegenstände,  z.  H.  Schalen  und  (»efüsse. 
Haid  nachher  wurden  Herrn  Chwoiko  auch  üefäss- 
acherl>en  au»  der  Nahe  de*  Orte»  Tripolgi  überliefert, 
und  er  machte  sich  sofort-  daran,  auch  hier  zu 
graben. 

Bei  Gelegenheit  der  in  Tripolgi  vorgenommenen 
Ausgrabungen  wurde  eine  für  Russland  völlig  neue 
Cultur  entdeckt.  Charakteristisch  für  diese  Cultur 
sind  kleine  horizontale  Plätze  (Plateaus)  aus  ge- 
hr an  nie  in  Lehm.  IHe»e  Plateau»  liegen  gewöhn- 
lich 20  bis  30  cm  unter  der  Oberfläche  des  Boden«, 
nie  bestehen  au»  einigen  — bis  zu  sechs  — Schichten 
von  Lehm.  Im  Allgemeinen  sind  die  Plateau»  nicht 
gross;  nur  einmal  wurde  ein  Plateau  von  22  Arschin 
(15,4)  in  der  Breite  und  40  Arschin  (28,0  m)  in  der 
Länge  entdeckt.  Bisweilen  zeigt  da*  Stück  gebrannten 
Lehm*  die  eingedrückten  Spuren  von  Stangen  oder 
Stöcken.  Viele  Plateau«  haben  Spuren  von  Färbung 
behalten  (roth.  gelb,  grün,  weis»),  die  Färbung  ist 
verhältnismässig  dick  uufgetragen.  Auf  den  Plateaus 
und  daneben  linden  »ich  viel  thönerne  Gefäase,  Ge- 
rätlie  und  andere  Sachen.  Bisweilen  liegen  die  Werk- 
zeuge in  einer  kleinen  Nische.  Man  fand  auch  hei 
den  Nachgrabungen  unter  den  Gruben  Steinhaufen 
in  Form  von  Pyramiden , die  bi»  auf  den  festen 
Grumt  reichten.  IHe  Hauptmasse  der  Gegenstände 
sind  die  thönernen  Gefasst».  Herr  Chwoiko 
unterscheidet  zwei  Typen,  und  theilt  danach  die  Cul* 
tu  reu  von  Tripolgi  in  zwei  L'nterahtheil  ungen,  A.  und 
B.  Die  Cultur  A.  i*t  charakteristisch  durch  die  vielen 
oraanientirten  Gefässe  der  verschiedensten  Formen; 
da*  Ornament  besteht  au*  parallel  laufenden  Wellen- 
linien; die  Form  der  Gefässe  ist  rund,  gl'N:kenförmig, 
birnenförmig,  binokelföruiig.  Käth  sei  Haft  sind  die 
binokclförmigen  Gefässe.  Gewöhnlich  sind  zwei  auf 
einer  Stelle  — sie  habeu  keinen  Boden.  An  den 
Gefäsaen  der  Cultur  B.  sind  grob  gearbeitete  Thier- 
köpfe . unter  denen  Stierköpfe  erkennbar  sind , zu 
sehen.  Charakteristisch  für  Cultur  B.  sind  »l>er  kleine, 
sehr  grob  gearlieitete  thönerne  menschliche  Figuren, 
meisten«  weibliche.  An  Werkzeugen  sind  in  der  Um- 
gebung von  Tripolgi  nur  «ehr  wenige  gefunden 
worden.  Die  Gerathc  sind  au»  Feuerstein,  Stein  und 


Knochen  ««gefertigt.  In  der  Cultur  A.  wurden,  jedoch 
sehr  selten,  kupferne  Beile  entdeckt.  Fun  besonderes 
Interesse  erregen  unter  den  Feuersteingerätheu  lange, 
gebogene  Splitter,  die  Herr  Chwoiko  für  Sicheln 
nult,  ln  einem  uefam  liegen  gewöhnlich  mehrere 
Messer. 

Prof.  Miliukow  bemerkte  dazu,  das»  eine  ganz 
gleiche  Cultur  in  Galizien,  auf  der  Balkanhaltiinsel  u.  a. 
entdeckt  worden  sei.  Sie  wanderte , so  muss  inan 
meinen,  von  Süden  nach  Norden  uwl  nach  Nordosten. 
Prof.  Anutschin  ineint,  da»*  mau  ül»cr  die  Bichtung 
der  Ausbreitung  der  Cultur  nicht»  Sichere«  «uxssgen 
konnte,  nur  über  deu  gegenwärtig  eingenommenen 
Bezirk. 

22.  Prof.  N.  J.  Weseelowski:  Geber  gleich- 

zeitig gefundene  Stein Werkzeuge  und 

Altorthumer  aus  der  römischen  Zeit. 

Der  Vortragende  berichtet,  «lass  er  in  zwei  Fällen 
in  den  Kurganen  <le»  Gebiete*  von  Kuban  (Maikop) 
gleichzeitig  mit  Steiulieilen  Gegenstände  gefunden 
habe,  die  in  die  römische  Zeit,  d.  h.  in  die  ersten 
Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung,  hinein  gehöreu. 
litt  ersten  Falle  (aufgedeckt  1837)  war  in  einem 
Kurgane  bei  der  Staniza  Jaroslawskaja  ein  Krieger 
bestattet  mit  eisernem  Panzer  und  eisernem  Helm, 
der  un  der  Stirnfläche  mit  Gold  — geflügeltem  Drachen 
— verziert  war.  An  der  Schulter  lag  ein  polirtes 
Steinbeil  und  eine  lange  eiserne  Stange,  die  Ins  zu 
den  Füssen  reichte. 

In  diesem  Jahr  deckte  der  Vortragende  einen  Kur- 
gan  in  der  Nähe  des  Auls  Chataahukajewo  auf  und 
fand  darin  ein  weibliches  Grab:  der  Schmuck  de» 
Skelets  Instand  au»  einer  goldenen  Nadel  mit  An- 
hängselu  . goldenem  Hnlsringe , goldener  Fibel , die 
eineu  Greifen  darstellte,  umi  zahlreichen  Glas-  und 
anderen  Perlen,  goldenen  Verzierungen  der  Gewänder; 
daneben  ein  skythisclter  kupferner  Kessel  und  ein 
andere»  kupfernes  Gefäss  — alles  «lies  deutet  auf  «lie 
römische  Ei* »che.  An  dieser  Stelle  lag  auch  ein 

polirtes  geschärfte*  Steinbeil.  I>er  Vort ragende  glaubt 
die  Steinbeile  als  Amulette  deuten  zu  müssen  — man 
hat  doch  auch  anderswo,  z.  B.  iu  Etrurien,  Feuerstein- 
pfeilspitzen , ili  Gold  schnallen  gefasst,  gefunden  ; bei 
solchen  Befunden  dürfen  doch  die  Pfeilspitzen  auch 
wohl  sIb  Amulette  aufgefasst  werden. 

23.  Pmf.  M.  J.  Lilajew:  Geber  Kurgnnauf- 

deekuugen  bei  der  Stadt  Neshiu. 

24.  P.  Pulaaky  (in  polnischer  Sprache):  Archäo- 

logische Funde  im  Gouv.  Podolien. 

Der  Vortragende  hat  insbesondere  im  westlichen 
Gebiete  des  Gouvernements  gearbeitet.  l»er  betreffende 
Bezirk  wird  von  einer  Seite  Itegrenzt  durch  «len  Muss 
Smotritsch , von  der  anderen  Seite  durch  den  Fluss 
Schwaiitschisch , Von  der  dritten  Seite  durch  «len 
«fg.  „Trajan*  Wall“.  Hier  in  «lieser  Gegend  giebt 
e«  alte  Ansicdelungsntätten.  Gorodiaehtachen  und  zwei 
verschiedene  Arten  von  Gräbern.  Die  eine  Art  von 
Gräbern  stammt  aus  «ter  Steinzeit ; sie  ist  ausge- 
zeichnet durch  einfache  Krduufschätt  untren , die 
andere  Art  gehört  der  Eisenzeit  an,  es  sind  Stein* 
gräber. 

Die  Stätten  der  alten  Ansiedelungen  liegen  an  «len 
Ufern  fast  aller  Netanflüsse  dea  Flnsäes  Smotritach.  sie 
sind  vielfach  mit  Wällen  umgei  en , doch  sind  sie 
leicht  erkennbar  durch  die  Menge  der  hier  gefundenen 
Scherben,  die  durch  ihre  sorgfältige  Arl»eit  charak- 
teristisch sind.  Es  sind  Bruchstücke  grosser,  aus 
rothem  Thon  gemachter  Gefässe , die  ihrer  Härte 
nach  an  Terracotten  erinnern.  — Als  Verzierung  der 


Digitized  by  Google 


Referate. 


291 


Gefitflse  dienen  vortretende  Monwhenköpfe  und  aller- 
lei Thierköpfe , in  "besondere  Stierköpfe,  die  »ehr 
primitiv  »nraeitigt  find.  Andere  Gefaaaa  sind  ver- 
wert mit  Wellenlinien , die  mitunter  bi*  nach  innen 
■wh  erstreiken.  Diese  Gebisse  erinnern  »ehr  an  die 
keramische»  Koste  der  berühmten  Ansiedelung  am 
Dnjepr  bei  Gorodnizk.  Der  Vortragende  demoustrirt 
eiu  Kleine*  (iefin  diese»  Typus,  da*  beim  Dorfe 
Gryzkowo  gefunden  worden  ist.  und  eine  kleine 
Amphora  aus  dem  Gorodiarhtache  »Motryn  - Gorod“ 
beim  Dorfe  Werbitschnaja.  In  der  Form  der  Gebisse 
ist  griechischer  Einfluss  erkennbar . doch  halt  der 
Vortragende  dieselben  für  ein  locales  Product.  Auch 
viel  andere  Gtfias*  sind  zu  finden.  — Bei  genauer 
Durchforschung  solch  alter  Ansiedelungen,  z.  H.  heim 
Dorfe  Ssyrwatinzi,  fand  der  Vortragende  auf  der 
ausseren  Grenze  auch  Gräber;  die  Skelette  lagen 
darin  sehr  nahe  neben  einander,  in  gestreckter  Lage, 
die  Mehrzahl  mit  dein  Kopfe  nach  Westen,  die  Arme 
vor  dem  Becken  gekreuzt.  — Es  giebt  ausserdem 
noch  altere  Ansiedelungsstatten,  die  vielleicht  nur 
vorübergehend  im  Gebrauche  waren.  Hier  finden  sich 
nur  sehr  wenig  keramische  Beste,  die  von  sehr  grotier 
Ar  Infi  t sind;  sie  enthalten  eine  Beimischung  von  ge* 
stosscuein  Granit.  Sehr  viel  finden  sich  aber  kleine 
Beile  und  Hammer  der  neolitlii«cheu  Epoche. 

Die  Gorodisehtschen  de*  betreffenden  Bezirke» 
haben  dieselbe  Beschaffenheit  wie  die  von  0.  Ssezinsky 
beschriebenen.  Wir  finden  in  ihnen,  ausser  viel  eiser- 
nen Beilen.  Lanze n« | >i t zen  , Glasperlen,  aber  auch 
kleine  Medaillen  init  Abbildungen  de»  heiligen  Georg. 
Offenbar  sind  diese  Gorodischtechcn  sehr  jungen  Ur- 
sprung*, vielleicht  amd  es  die  ReiU  der  durch  die 
Tataren  im  Mil.  Jahrhundert  zerstörten  Ansiedelungen 
(Geroda). 

Die  St  eilig  ruber  in  der  Nahe  der  Dörfer 
Sawadynzi  und  Seyrwatyusi  sind  »ehr  ähnlich  den  von 
Dr.  Ossowski  in  Galizien  gefundenen  und  beschrie- 
benen. Die  Gräber  haben  keine  Erdunfschüttung,  kei- 
nen Ilügel,  man  trifft  nur  gelegentlich  einzeln  vortre- 
tende Steine,  die  ein  darunter  liegende»  Grab  auzeigen. 
Da*  Einzelgrub  ist  mehr  oder  weniger  regelmässig  vier- 
eckig, es  liegen  grosse  Steine  an  den  sechs  Seiten  und 
kleine  Steine  in  der  Mitte.  Das  Skelet  liegt  stet* 
gekrümmt,  der  Kopf  ruht  auf  einer  Steinplatte,  dabei 
befindet  »ich  mitunter  ein  Feuersteiumesser.  Grälier 
mit  Steinkummcrn  sind  jetzt  nicht  viele  mehr  an- 
zutreffen ; e*  sind  früher  viele  gewesen,  aber  in 
Folge  der  Beartaituug  des  Boden»  sind  sie  allmählich 
zerstört  wurden. 

Die  Erd  grab  er  zeigen  Hügel  aus  Schwarzerde 
(Tschernosem)  von  etwa  2 m Höhe.  Das  Grab  befindet 
»ich  unter  dem  Erdniveau,  oft  im  diluvialen  Thon, 
es  stellt  eine  viereckige  Grube  dar.  Bei  den  Skeletten 
liegen  Steinwerkzeuge,  die  Schädel  lind  dolichocephai. 
An  einigen  Knochen  war  eine  rothe  Färbung  er- 
keuubar. 

Bemerkenswerth  sind  die  Gräber  mit  Stcin- 
hügcln;  nie  liegen  in  grossen  Gruppen  bei  einander. 
Die  ilügel  »ind  von  verschiedener  Höhe,  cs  giebt 
einzelne,  die  bi»  1.5m  hoch  »ind;  die  Hügel  sind 
aus  kleinen  Bruchstücken  von  Kalkstein  zusammen- 
gesetzt: die  einzelnen  Stücke  sind  »o  fest  vereinigt, 
dass  man  »ic  mit  Gewalt  aus  einander  brechen  muss. 
Ein  au»  solchen  Steinen  zusammengesetzter  Kurgun 
beim  Dorfe  Ssyrwatvnri  wurde  aufgedeckt.  Euter  der 
StciuaufechüUung  lug  eine  Schicht  Steinplatten, 
darunter  befand  sich  da»  Grub,  von  grösseren  Meinen 
eingefasst,  darin  lagen  zwei  Skelette,  umgebeu  von 
einigen  Thongcfässen : unter  den  Skeletten  eine  eben 
solche  Steinplatte,  die  auf  einer  festen,  mit  Sand  lie- 
streuten  Thouschicht  ruhte.  Bemerken  »werth  ist, 


das»  der  Sand,  sowie  die  Steine  der  Aufschüttung,  au 
Ort  und  Stelle  nicht  Vorkommen;  sie  «ind  au»  einer 
etwa  7 km  entfernten  Schlucht  herbeigeschafft.  — Die 
Steinkurgam*  beim  Dorfe  Iwanowzi  sind  interessanter 
wegen  der  liier  gefundenen  Gegenstände.  Netion  den 
Skeletten  lagen  bronzene  dreikantige  Pfeilspitzen  von 
»kythischcin  Tvpus  und  zwar  auffallender  W eise  meist 
sielten  Stück,  darunter  eine  vierkantige  Pfeilspitze  aus 
Knochen.  Die  symmetrische  Lagerung,  in  gleichen 
Abständen  von  einander,  mit  der  Spitze  nach  unten, 
lies»  auf  eine  bestimmt«*  Sitte  achliesaen.  Ausserdem 
fanden  »ich  in  männlichen  G rattern  eiserne  Lanzen- 
spitzen.  Messer,  Pfcrdegebissc  u.  ».  w. , in  den  weib- 
lichen Gräbern  bronzene  Armbänder  und  Spiegel; 
einmal  fand  sich  eine  Schmuck  sacke  aus  Gold . ein 
spiralig  gewundener  Nagel  mit  breitem  Köpfchen. 
Ganz  besonder»  erwähnemiwerth  sind  die  Gef  aase , in 
jedem  Grabe  befanden  sich  mehrere:  einige  »ind 
schwarz  glasirt.  darunter  sind  hohe,  z.  B.  von  53,2ctn. 
Als  eine  Art  Verzierung  sind  drei  bi»  vier  Höcker 
anzusclicn , die  oberhalb  de»  grössten  Durchmessers 
angebracht  sind,  oder  eiu  Strich  am  Halse  oder  eine 
aufgetragene  Thonschicht  uns  vierseitigen , offenen, 
mit  dom  Finger  gemachten  Pyramiden.  Die  grossen 
Gebisse  haben  keine  Henkel,  doch  ist  auch  ein 
•chwarze«  Gefä«»  mit  zwei  Henkeln  entdeckt  worden. 
— Ganz  besonders  erwähnenswerth  »ind  aber  die  in 
jedem  Grat*»  gefundenen  Trink  - und  Schöpfbecher, 
die  freilich  von  verschiedener  Grosse,  aber  von  gleicher 
Form  »ind.  Sie  waren  offenbar  zum  Aufhängen  be- 
stimmt; die  Mehrzahl  dieser  Gefässc  kann  nicht 
stehen.  Sind  diese  Schöpfgefftsse  oder  Schöpfbecher, 
die  im  Gebiete  der  alten  Skythen  gefunden  werden, 
vielleicht  identisch  mit  den  Schalen,  die  nach  Herodot 
die  alten  Skythen  im  Gürtel  trugen?  Die  in  verticaler 
Richtung  laug  ausgezogenen  Henkel  jener  Schöpf- 
becher macht  sic  »ehr  geeignet  dazu,  im  Gürtel  ge- 
tragen zu  werden.  — Schliesslich  muss  erinnert  werden, 
das»  die  beschriebenen  Steinkurga.no  »ehr  ähnlich  siud 
einerseits  den  Gräbern  Ostgaliziens , die  von  Dr. 
Ossowski  beschrieben  worden  »ind,  andererseits  den 
in  der  Ukraine  aufgedeckten  Gräbern. 

25.  Prof.  Th.  J.  Knauer:  (Jeher  Ausgrabungen 
im  Kreise  Akkerrnau,  Gou v.  Bessarabicn. 

Der  Vortragende  hatte  den  Auftrag  von  Seiten 
der  Kaiser!.  Arch&oli »gischen  Commission  crhalteu,  im 
Kreise  Akkerrnau  einige  Kurgane  aufzudecken.  Im 
Allgemeinen  liegen  hier  die  Kurgane  nur  einzeln;  der 
Vortragende  entdeckte  au  einer  Stelle  aber  eine  ganze 
Gruppe;  an  einer  Seite  lag,  von  den  anderen  geson- 
dert, ein  ungewöhnlich  grosser  Kurgun;  nördlich 
von  demselben  in  einiger  Entfernung  ein  anderer  klei- 
nerer, unmittelbar  daran  sties*  ein  dritter  Kurgan, 
und  dann  folgte,  mittelst  eine*  Walle»  mit  dem  dritten 
Kurgan  vereinigt,  ein  vierter  Kurgau.  In  dem  letzten 
Kurgun  wurden  viel  bedeutungslose  Gegenstände  ge- 
funden. aber  kein  Grab,  dagegen  im  Centruin  ein 
Pferdeschädel.  Im  drittel!  Kurgan  lag  da»  Skelet 
eines  erwachsenen  Menschen , daneben  ein  Bronze- 
tnesaer,  ein  King , eine  Fibel  und  andere  bronzene 
Sachen.  Hecht»  und  links  von  dem  Skelet  lugen  die 
Skelette  zweier  Kinder;  zwischen  dem  Schädel  des 
Erwachsenen  und  dem  link»  gelegenen  Kiuderscbädel 
stand  ein  grosses  Gefä»».  In  dem  die  {«treffenden 
beiden  Kurgane  (3  und  4)  verbindenden  Walle  wurde 
das  Skelet  eine»  Menschen  in  sitzender  Stellung  ge- 
funden und  darunter  das  Skelet  eine«  Pferde*,  ßer 
Vortragende  meint,  das»  in  deru  einen  Kurgan  (3)  der 
Herr  begraben  wurde,  in  dem  anderen  Kurgan  da» 
Leibpferd , und  dazwischen  in  dem  wallformigen 
Kurgau  der  berittene  Diener,  liu  dritten  Kurgane 

37* 


Digitized  by  Google 


292 


Referat«. 


laufen  aber  nicht  nur  die  drei  Skelette,  die  in  der 
oberen  Schicht  ihren  Mat*  hatten,  s<»ndern  in  der 
unteren  Schicht  hefuutlen  sieh  noch  fünf  Skelette, 
xwei  Erwachsene  und  drei  Kinder.  Unter  dem  Krd- 
hodenniveau  in  einer  Grube  befand  »ich  ein  Skelet, 
dessen  Knochen  roth  gefärbt  waren , aber  keine 
Gegenstände;  das  Grab  war  mit  einer  Steinplatte  be- 
deckt. Die  Aufdeckung  de*  «weiten  (dem  grossen 
Kurgan  arn  nächsten  gelegenen)  Kurgane»  ergab  Fol- 
gendes: In  der  Oberschicht  lagen  drei  grosse  und  zwei 
Kinder#  kelctte.  Unmittelbar  am  Kopfe  eines  der  grossen 
Skelette  lugen  der  Sdmdcl  und  die  Heiuknochen  eine* 
l'ferde* , dal»ei  mehrere  Gegenstände,  ein  eisen«** 
Musaer,  ein  Haufen  Pfeile.  Reste  eines  Köchers , ein 
Feuerstahl,  ein  goldener  Hing,  eine  Fihel.  Der  Ring 
lag  neben  dem  Pferdesehadel,  hatte  wohl  zum  Schmucke 
des  Gebisse«  gehört.  Nohen  den  beiden  Kinder- 
skeletten stand  je  ein  Gefäsa,  heim  dritten  Kinder- 
skelet  lag  ein  Stein.  Unter  dem  Niveau  des  ErdlMtdeus 
lag  in  «*incr  liesondcren  Grub«  ein  gefärbtes  Skelet, 
aber  — ohne  Schädel,  bedeckt  von  grossen  Stein- 
platten. An  dein  inneren  Rande  des  Kurgaues  lug  in 
einer  anderen  tirnbe  ein  zweites  Skelet , auch  mit  ge- 
färbten Knochen . in  der  Gegend  des  Kinns  ein  ge- 
färbter Stein,  und  die  Bruchstücke  eines  Feuerstcin- 
me**eni,  Iu  dieser  Reihe  war  mich  ein  Kindergrab, 
darin  Far bestücke,  ein  Topf  und  zwei  bronzene  Ringe. 
An  dem  entgegengesetzten  Rande  des  Kurganes  war 
ein  dritt«*aGrab  und  darin  zwei  gefärbte  Kiuucrskelctte. 

In  dem  grossen,  isollrt  stehenden  Kurgati  konnte 
man  drei  verschiedene  Bestatt ungsejM .eben  erkenneu: 
uuter  dem  Horizont  Gräber  aus  der  Steinzeit  und  dem 
Anfang  der  Bronzezeit  — iu  den  oberen  Schichten 
Gräber  der  »kythischcu  Zeit  und  der  Zeit  der  Völker- 
wanderung. 

26.  A.  M.  Pokrowsky:  lieber  die  »ogeuannten 
Nomadenschädel  der  Kurgane. 

Die  jüngsten  Gräber  in  den  Kurganen  werden 
gewissen,  nicht  sesshafteu  Volksstüintiu-n  — Noma- 
den — zugeach  rieben.  Diese  Gräber  sind  gewöhnlich 
ausgezeichnet  durch  die  Anwesenheit  eines  Pferde- 
skelets, eine*  krummen  Säbel»,  von  Steigbügeln  und 
Pferdegebissen.  In  einigen  dieser  Gräber  wurden 
noch  wohlerhaltene  Menscheuschädel  gefunden. 

Der  Vortragende  hat  vier  «.►Ichor  Schädel  unter- 
suchen und  messen  können.  Aut  Grund  der  — nicht 
mitgetheilteu  — Messungen  lautet  die  kurze  Charak- 
teristik der  Schädel : Die  Schädel  sind  extrem  brachy- 
cephal,  Verhältnis* mastig  nicht  hoch,  von  mittlerem 
Umfange,  mit  niedriger  Stirn;  das  Gesicht  ist  kurz 
(niedrig)  mit  stark  entwickelten  Jochbeinen  und 
breiten  Jochbogen.  Im  Vergleich  mit  slavisohcn 
Schädeln  erscheint  l*ei  den  Nomadenschädelu  das  Ge- 
sicht kürzer  (niedriger,  breiter).  Die.  Altertum  ouilia 
der  Nomadeusehädel  ist  eng,  und  zwar  enger  als  bei 
den  slavischcu  Schädeln.  Die  Orbitae  sind  nicht 
gross,  ziemlich  niedrig;  die  Schädel  sind  orthognath. 

Nach  Sergi1»  Numeuchttur  kann  man  die  Schädel 
als  „Trapez  oides*  bezeichnen.  Dieser  Typus  ist 
charakteristisch  durch  das  Profil,  durch  das  Huche 
Hinterhaupt,  durch  den  nach  oben  gezogenen  Hinter- 
theil  und  durch  die  kleine,  I «-sonder#  im  oberen  Tlieile 
geneigte  Stirn. 

Welchem  Nomadeuvulke  die  Schädel  entstammen, 
das  i*t  heute  schwer  zu  cutscheidcn.  Der  ungarische 
Gelehrte  B j e 1 1 a - Po  8 c h t n , der  Gelegenheit  hatte, 
einen  der  betreffenden  Schädel  zu  sehen,  äußerte  sich 
dahin,  dass  die  Schädel  eine  gewisse  Achniichkcit  mit 
den  ungarischen  hätten.  Jedenfalls  ist  zu  I «.-tonen, 
da«*  die  Schädel  einen  inougolnidcti  Typus  haben  und 
»ich  »charf  von  slarischen  Schädeln  unterscheiden. 


II.  Ahth.  II  i stör  is c h -geogra  ph  ische  und 
ethnographische  Altcrtli unter. 

27.  W.  J.  Bchtscherbina : Die  Btarosteien  der 
U k r a i ri  i-  nach  den  Reiseberichten  des 
18.  Jahrhunderts. 

2*.  P.  J.  Troisky:  Die  alte  Stadl  Lupassnja 
und  ihre  Lage, 

2b.  A.  J.  Bunin:  Wo  lagen  die  Städte  Lipezk 

und  W a r g u I u n d e i u i g e andere  O r t - 
schäften,  die  in  der  Chronik  der  Jahre 
1283  bis  1284  erwähnt  werden. 

30.  Prof.  N.  P.  Daaohkewitaob : Einige  Vcr- 

muthtingen  über  den  Anfang  de»  süd- 
russischun  Kosakenthum*. 

31.  D.  J.  Ewarmzky:  Zur  Frage  nach  der 

Zahl,  der  Ordnung  und  der  Topographie 
des  Saporoger  Setwhen  auf  (iruna  neuer 
archivali scher  Forschungen. 

32.  W.  G Laakoronsky : Ueher  die  Goro- 

disehtschen,  die  Langwälle  und  Knrgaue 
im  Bassiu  des  Flusses  Ssnla. 

Der  Vortragende  bereiste  im  Aufträge  des  vor- 
bereitenden Coiigre»*comit«s  während  der  Ferien  1838 
das  PoMuljegebiet  des  Müsse«  Ssula,  um  die  da«ell)»t 
befitidlieben  (»orodischtsrhen,  Kurgane,  Mtng  walle  and 
audere  altcrthümlichu  Denkmäler  zu  untersuchen  und 
zu  beschreiben.  Ik*r  Rayon  seiner  Untersuchung  um- 
fasste das  eigentliche  Pnasulje  (das  an  der  Ssuia  ge- 
legene Gebiet),  «»wie  das  einiger  Nebenflüsse  der 
Ssula:  Romen,  Udai , Safeporod,  Orshiza  u.  a.  Hier 
haben  »ich  viele  alte  Befestigungen  erhalten , weil 
durch  da»  Po»#  ul  je  einer  der  ältesten  Wege  aus  dem 
Gebiete  des  Don  in  das  Gebiet  des  Dnjepr  führte. 
Hier  finden  sieh  deshalb  schon  in  ältester  Zeit  die 
Spuren  von  Ansiedelungen.  Der  Vortragende  schil- 
derte zunächst  die  »•►genannten  runden  Sumpf* 
gorod  is e h t s c hen  , nie  man  nicht  selten  im  Gebiete 
des  olieren  und  mittleren  Ssulalaufes  findet.  Sie  liegen 
iu  sumpfigen  Thälern  und  stellen  natürliche  oder 
künstlich«  Erhebungen  dar.  Zu  solch  einem  Gorodok 
oder  Gomdischtsche  führte  stets  eine  laudzungeuartige 
Erhöhung  des  festen  Boden*.  Die  I-andzunge  (viel- 
leicht sollte  man  lieber  sagen:  der  Ihimin;  Red.)  ist 
entweder  vollständig  von  dem  Gorodok  iibgMchnittea 
oiler  durch  einen  Durchbruch  von  ihm  getrennt. 
Die  runde  Oberfläche  eines  solchen  Gorodiachtache  hat 
keine  sehr  bedeutende  Ausdehnung : sic  ist  von  einem 
beträchtlichen  (oft  mehr  als  2 Sachen  = 4,2  m)  hohen 
Wall  umgeben.  lk*r  Wall  hat  gewöhnlich  zwei,  auch 
drei  Einschnitte , offenbar  Reste  früherer  Thora. 
Ausserhalb  des  Walles  befindet  sieh  selbstverständlich 
ein  Graben.  Im  Erdboden  der  Sumpfgorodischtachen 
werden  gefunden:  menschliche  Skelette,  Pfeilspitzen, 
eiserne  Beile,  Schwerter,  Spinnwirtel  aus  Schiefer  ii.  s.  w. 
Derartige  runde  SuinpfgonKÜsehlschcn  fand  der  Vor» 
tragende  an  den  Ufern  des  Flusses  Romen  (in  der 
Nähe  der  Dörfer  GroM-Stitmbor , Girewka,  Priwezka, 
Lipowoje),  am  Flusse  Teran  (in  der  Nahe  de»  Dorfes 
Gorodischtaclic),  am  Müsse  Ssula  (beim  Mecken 
Ssentscha  und  bei  dem  Dürfe  Woinskaj»  Graldjä)  und 
an  anderen  Orten.  Hemerkeiiftwcrth  ist,  dass  die 
Gorodischtschen  der  Slaveu , wie  sie  einst  von  dein 
arabischen  Schriftsteller  Al-Bekri  beschrieben  worden 
sind,  iu  Ihrem  Bau  mit  denjenigen  übereiustiiumen, 
die  der  Vurtrugeude  untersucht  hat.  Die  zweite 


Digitized  by  Google 


Referat«, 


293 


I 


\ 


\ 


Kategorie  der  GorodiichtMhea  bezeichnet  der  Vi»rt  ra- 
gend«* all«  die  runden  Berggorodischtschen;  sie 
nad  in  vielen  Bestehungen  oenen  der  «roten Kilceorh 
gleich , nie  unterscheiden  sich  von  ihnen  nur  durch 
ihre  Lage  an  hohen  Fluasufern  und  an  Erhebungen 
der  Flussufer.  Ferner  sind  nie  dadurch  ausgezeichnet, 
«law  nach  der  Ebene  zu  wie  durch  mehrere  Wälle  ge- 
schützt sind.  Die  Gorodischtschen  der  dritten  Kate- 
gorie sind  sowohl  durch  ihr»?  Gestalt  wie  auch  durch 
ihr  Vertheid igungssy stein  scharf  unterschieden  von 
den  beiden  ersten  Kategorien*  Die  Gorodischtscbcn  der 
dritten  Kategorie  haben  keine  regelmässige  (iestalt, 
sondern  richten  sich  in  der  Form  nach  den  Erhebun- 
gen, auf  denen  sic  liegen.  Sie  sind  viel  umfangreicher 
und  ausgedehnter  als  die  runden  Gorodischtschen. 
Charakteristisch  ist  der  Umstand , dass  sie  oft  durch 
eine  Reihe  beträchtlicher,  concentrisch  gelagert«*r 
Wälle  geschützt  sind.  Ausserdem  sind  sie  von  einem 
cokmua  Wall  umgeben,  der  in  beträchtlicher  Knt- 
fernung  von  der  ersten  Vertheidigungslmie  gelngen 
ist,  mit  einem  aussen  berumziehennen  Graben*  Solch© 
Gorodischtschen  liegen  bei  «len  Dörfern  Koschum, 
Medweahji,  Welikije  Budki,  («linsk,  Welikuja,  Selezkaju, 
lluromka.  Kisiwer*  u.  a.  Besonders  bemerkenswert  h 
ist  der  Gorodiachtache  bei  Kisiweru.  der  eigentlich 
aus  drei  einzelnen  Gorodischtschen  besteht.  Hierzu 
rechnet  der  Vortragende  auch  einen  beim  Dorfe 
Powstena  an  dem  I fer  des  Flusses  Ldai  gelegenen 
Oorodisehtache , in  dessen  Innerem  Reste  von  Kellern 
nachweisbar  sind.  Die  Wände  der  Kellcrräume  waren 
ausgelegt  mit  besonderen  Ziegelsteinen,  die  mit  Mauer 
und  grauer  Glasur  überzogen  waren.  Eine  weitere 
Kategorie  von  Gorudischtsclien  wird  durch  diejenigen 
gebildet,  die  an  bes<*ndors  bevölkerten  Punkten  an  der 
Ssula  liegen  und  die  Reite  jener  „Ooroda“  (Ortschaften, 
Ansiedelungen i darstellen,  die  in  der  Chronik  genannt 
werden.  Hierher  gehören  die  Gorodischtschen  von 
Romny,  Glinsk.  Ssentscha,  Ssnetin.  Lubny,  Lukomje, 
Orshitza,  Goroschiu.  Burouika , 8hownin,  Pirjatin, 
Warwa,  Srcbuoe  u.  s,  w.  In  strategischer  Hinsicht  »teilen 
sie  eine  weitere  Entwickelung  der  Hügelbefestigungen 
der  dritten  Kategorie  dar.  Als  typisch  können  die  Reste 
der  Gorodischtschen  bei  der  Stadt  Lubny  gelten : die 
Befestigungen  befinden  sich  hier  auf  einem  isolirt  am 
Flusaufer  belogenen  grossen  Hügel,  welcher  jetzt  noch 
der  »Wall“  heisst.  — Zuletzt  schildert  der  Vor- 
tragende die  sog.  langen  oder  Sch  laugen  wälle 
(russisch  smijewie  wali>,  die  «ich  sehr  lang  ausdehnen. 
Solcher  Wälle,  über  die  im  Volke  viele  Sagen  herum- 
gehen, giebt  es  im  Gouv.  Poltawa  sehr  viele.  Der 
gro» »artigste  Wall  zieht  sich  hier  am  Rande  eines 
Hügelplateau» , das  steil  am  rechten  Ufer  der  Ssula 
abfällt.  Bemerkenswert!!  ist.  dass  der  purallel  dem 
Walle  »ich  hinziehende  Graben  nicht  — wie  zu  er- 
warten wäre  — an  der  Flussseite  sich  befindet . Hin- 
dern im  Gegentheil  an  der  zum  Plateau  hin  gekehrten 
Seite.  Wall  uud  Graben  sind  noch  heute  ausgezeichnet 
erhalten.  Der  Wall  läuft  über  den  Hügelrücken  hin, 
steigt  in  die  Fluxthiler  hinein  und  erbebt  sich  wieder. 
Kr  Miinat  bei  der  Stadt  Labna  und  rarHuft  neben 
d«*n  Dörfern  Mazkowzi,  Lukouiie,  Orshiza,  Pleohowo, 
ÜMiroschino.  lluromka  u.  s.  w.  fin-'itahwärts.  Die  Länge 
des  Walles  ist  über  80  Werst  (Kilometer).  Die  letzten 
Windungen  des  Walles  liegen  bereits  im  Dnjeprtbale. 

33.  W.  J.  Bohtacherbina:  Feber  die  letzten 

Reste  des  Kosakenthums  in  der  rechts- 
ufrigen Ukraine  (d.  h.  im  Gebiete  westlich 
vom  Dnjepr). 

34.  Ch.  P.  Jasehtschurahinskj : Leber  Ernte- 

gcbräuche  und  Erntegesänge.  (Ohne 

Auszug.) 


36.  A.  W.  Polowzew:  lieber  kleinrusBische 

Kosaken  in  f ranzösischon  Diensten  1646. 
t *ntcr  Benutzung  bisher  nicht  herausgegebenur 
Ducumente. 

N.  J.  Kosto  m a r o w erwähnt  gelegentlich , dass 
im  Jahre  1646  ein  Heer  von  2400  Kosaken  nach  Frank- 
reich gesandt  worden  sei,  und  dass  dien*  Kosaken  an 
der  Belagerung  von  Dünkirchen  Theil  genommen 
hatten. 

Der  Vortrugende  suchte  vergeblich  nach  Nach- 
richten über  diese  Kosaken  in  Dünkirchen , in  Lille 
uud  Brüssel ; dagegen  fand  er  gedruckte*  Quellen  über 
die  Bdagening  von  Dünkirchen  in  dar  National- 
bibliothck  in  Paris  und  unbekanntes  handschriftliches 
Material  im  Archiv  des  Prinzen  Tondo  in  Schloss 
Cliumpilly ; hier  fand  er  di*1  Originalbriufo  des  Car- 
dinal Muzariu  und  anderer  Personen  au  den  Prinzen 
Conde,  der  damals  1646  Dünkirchen  belagerte.  Die 
Veranlassung  zur  Entsendung  der  Kneaken  nach  Ihln- 
kirchen  war  die  Bitte*  des  Prinzen  Conde  und  des 
Citrdinals  Muzariu  an  den  König  Wladislaw  IV.,  ihnen 
Hülfstruppcu  gegen  die  Spanier  zu  schicken.  Wladialaw 
hatte  selbst  keine  eigenen  Truppen  zur  Verfügung, 
er  schlug  den  Kosakeu  vor,  freiwillig  nach  Frank- 
reich zu  ziehen.  Die  Kosaken  wurden  auf  dem  See- 
wege von  Ihutzig  aus  zu  Schiffe  nach  Calais  ge- 
schafft. Die  Zahl  der  Kosaken  kann  nur  annähernd 
bestimmt  werden;  es  waren  zehn  Regimenter  („Pulk“), 
demnach  etwa  2000  bis  2300  Mann.  Die  Bedin- 
gungen, unter  denen  die  Kosakeu  Kriegsdienste 
leisteten,  waren  sehr  unbestimmter  Natur:  deshalb 

Iirotestirten  die  Kosaken  einige  Mal  und  schickten  ihre 
^Vollmacht ichtigtcn  zu  Verhandlungen  nach  Fontaine- 
bleau. Die  Kosaken  nahmen  sehr  lebhaft  au  der  Be- 
lagerung Theil;  man  hatte  zuerst  befurchtet . dass  sic 
zu  einem  Belagerungskrieg  nicht  genug  vorbereitet 
seien,  aber  in  der  That  waren  die  Kosaken  ununter- 
brochen beschäftigt.  An  dem  feierlichen  Einmärsche 
in  Dünkirchen  nahmen  diu  Kosaken  auch  Theil.  — 
Das  Schicksal  der  Kosaken  nach  der  Belagerung  ist 
nicht  ganz  aufgeklärt.  Ein  Theil  derselben,  offenbar 
weil  die  Bezahlung  nicht  gehörig  erfolgt  war,  ging 
zu  den  Spaniern  über,  der  andere  Theil  wurde  nach 
Lothringen  geschickt.  Wie  viel  Konaken  daselbst  auf 
immer  liliebeu,  wie  viel  in  die  Heimath  zurückkehrtcn, 
ist  uubekunnt. 

36.  D.  Nikolai tBohik : Leber  den  Anfang  und 
die  Zunahme  der  Colonisation  der  lin- 
ken Dnjeprufergegend  durch  die  Fürsten 
Wischuewetzk  j. 

37.  E.  Saezinakj : Einige  Erläuterungen  zur 
archäologischen  Karte  des  Gouv.  Podo- 
lien,  nebst  Demonstration  der  Karte  und  den 
Plänen  einiger  Kurganc. 

36.  A.  J.  Bunin:  Wo  befand  sich  das  in  der 
Chronik  von  1268  genannte  Thor? 

39.  W.  Q.  Ljäskoronskj : Die  Funde  römischer 
Münzen  im  Bassin  des  mittleren  Dnjepr. 
Die  Mehrzahl  der  zu  beiden  Seiten  des  Dnjepr 
gefundenen  Münzen  stammen  aus  dem  II.  und  HL  Jahr- 
hundert n.  Chr.  Sehr  häufig  findet  mau  Münzen  von 
Antonius  Pius.  Marc  Aurel.  Adrian,  Septimu»  Severus, 
auch  Trajan , Commodos,  Faustina  u.  A.  Bisweilen 
kommen  auch  älter«*  Münzen  vor.  In  der  Stadt 
Perjntin  wurde  eine  Münze  Cäsar'»  gefunden,  und  in 
dem  Münzenfunde  von  Keshin  sind  auch  Münzen  aus 
dem  I.  Jahrhundert  n.  Chr.  Alle  dies«  Münzfunde 
dienen  als  Beweis,  dass  die  Ufer  des  Dnjepr  schon 


Digitized  by  Google 


294 


Referate. 


iin  Alterthume  von  einem  Volke  mit  fönten  Wohn- 
sitzen besiedelt  waren.  Aus  den  vielen  Münxfunden 
wird  meist  geschlossen , dass  Kiew  etwa  schon  2000 
Jahre  existire,  — der  Vortragende  ist  zu  der  Ansicht 
gelangt , auf  Grundlage  der  vielen  Münzfunde  im 
Dnjtmrhasrin , dann  der  Anfang  vieler  Ansiedelungen 
de«  Kiew  «dien  Gebietes  in  dieselbe  Zeit  oder  in  eine 
etwas  jüngere  Zeit  zu  setzen  sei. 

40.  A.  A.  Kopf:  Ueher  Altert  hum  er  des 

Kreises  Lebedin  im  Gouv.  Charkow. 
(Kurgaiie,  Gorodisehtschen  n.  u.) 

41.  A.  A.  Mutwejew : Die  Topographie  der 

Hohlacht  bei  Berestetschko  (1661). 

42.  N.  E.  Baewerny:  Ueber  die  geographi- 

schen Namen  im  Gebiete  von  Tula,  als 
Material  zur  Naturgeschichte.  Ethno- 
graphie, Archäologie  und  Geschichte 
des  Gebietes. 

Der  Vortragende  ist  zu  der  Ansicht  gelangt,  dass 
die  Ureinwohner  der  Gebiete  von  Tula  und  Kuluga 
keine  Slaven  waren,  sondern  einem  anderen  Volke 
finnischen  Stammes  angehörten.  Dieses  Volk  hinter- 
liess  eine  Menge  mich  heute  bestehender  Namen  für 
Flüsse,  Orte  u.  s.  w..  die  nicht  russisch  lauten.  Der 
Vortragende  ül »ergab  ein  umfangreiches  Verzeichniss 
dieser  geographischen  Namen  dem  Congrcs*. 

43.  W.  A.  Kordt,  Universitättthihlinthekar : Bericht 

über  die  kartographische  Ausstellung 
in  der  Bibliothek  der  Universität. 

44.  I*rof.  Th.  J.  Knauer:  Ueber  den  Ursprung 

der  Benennung 

Die  Frage  ist  »ehr  wichtig  für  Historiker  und 
Linguisten,  ist  aber  noch  nicht  sicher  beantwortet. 
Um  den  Versuch  der  I /»»urig  zu  wagen,  geht,  der  Vor- 
tragende auf  den  Orient,  zurück.  Bei  den  Indiern 
existirt  die  Legende  von  einem  grossen  Fluss«*  „Kassa*. 
Unter  diesem  sagenhaften  Muss«  begreift  der  Vor- 
tragende die  Wolga.  Die  Benennung  Kassa  hat  sieh 
zu  verschiedenen  Zeiten  und  hei  verschiedenen  Völ- 
kern verludert,  oft  sehr  bedeutend,  z.  B.  „ross“,  „ron*su, 
„rauch“.  Nach  sehr  weiten  Excuraeu  in  das  Gebiet 
der  Linguistik  gelangt  der  Vortragende  zu  dem  Schlüsse, 
dass  die  Wort«?  russa , rus» , ro»wi , russla  u.  s.  w.  alle 
von  dein  indo- europäischen  Worte  r«»ss,  ronss  herzu- 
leiten sind.  Au»  jenem  Wort«*  entstanden  die  slavi- 
schtm  Bezeichnungen  der  Wolga,  nämlich  ltoitssa, 
Hussa,  Kuss.  In  Folge  dessen  wurde  auch  «las  Wolga- 
gebiet Kuss  genannt  und  diese  Bezeichnung  auch  auf 
das  Volk  ül »ertragen , das  an  der  Wolga  lebte.  Der 
Vortragende  meint  somit,  das»  die  Urheimat  der  indo- 
europai*ch«*n  Völker  das  Wolgagebiet  sei,  und  dass 
das  Wort  „ruas“  demnach  slavisch  • russischen  Ur- 
sprung«*» »ei.  Da»  Wort,  womit  das  griwsnissiwhe 
Volk  benannt  wird,  ist  demnach  kein  «lern  Kusaischen 
fremde«. 

Bei  der  nachfolgenden  lebhaften  Discussion  wird 
insbesondere  borvorgehoben . dass  die  linguistis«‘licn 
Auseinandersetzungen  des  Professor»  Knauer  nicht 
mit  den  historisehen  Thatnchen  stimmen, 

46.  Pr«if.  P.  W.  Golubowsky  und  E.  A.  Kiwlixky: 
Ueber  die  Herstellung  einer  Kurte  de» 
Gouvernement»  Tscheruigow  bi»  zum 
XVI.  Jahrhundert. 

46.  Prof.  W.  B.  Antonowitseh : Ueher  die  Lage 
der  in  den  Chroniken  erwähnten  Urte 
Schurinsk  und  Peressopniza. 


47.  Prof.  J.  A.  Sikorsky:  Ueber  den  Nachweis 

der  Kassenvermischnng  in  einer  Bevöl- 
kerung. 

48.  Prof.  D.  J.  Bagalej:  Heber  einige  der  zweiten 

Abtheilung  des  (Kongresses  übergebene 
A bhnudl  urigen. 

Ks  sind  folgende  Abhandlungen , die  eingereicht, 
aber  uicht  verlesen  wurden. 

a)  Butf  oslawsky  - Smolensk:  Ueber  «lie  durch 
SmoJcnak  führenden  Wege  nach  dem  Orient,  nebst 
einer  genauen  Karte. 

b)  Derselbe:  F.iue  allgemeine  Karte  de»  alten 
Kusslands  vom  IX.  bis  XI.  Jahrhundert,  mit  erlüiren- 
dem  Text- 

c)  Isnoskow -Kasan:  Uel»er die /.usamiiienstellung 
historisch-geographischer  Wörterbücher. 

d)  Derselbe:  Ueber  di«»  ZuHjimrnenatollung  alpha- 
betischer Verzeichnisse  chnn  »graphischer  B«»ncniiiingcu. 

e)  A*  J.  8ü  wcl  jr*w  : Du  Rdti  «1er  alten  Ver- 
messungen in  Kmdand. 

f > W.  K »>  t rs  h i n s k v (in  polnüchor  Sprach«*) : Ueber 
die  Slaven,  die  ehemals  zwischen  dem  Khein  und  der 
Ssawa  wohnten. 

g)  K rasch kc witsch : Uebersielit  der  Alter- 

thüiner  des  Kreises  Grubeachow  (Gouvernement  Lublin). 

III.  Ahth.:  Kunst-Alterthüiner 

(vereinigt  mit  der  X.  Abth. : N u m i s in  a t i k und 
Sphragistik). 

49.  M.  P.  Jstomin:  Die  Fresken  des  XVII.  bi» 

XVIII.  Jahrhundert»  in  den  Kirchen  und 
Capellen  de»  südwestlichen  Kusslands. 

50.  J.  D.  Tsohetyrkin : Ueber  einige  alte  Gegen- 

stände. die  aus  dem  südlichen  Kussland 
(Gouvernement  Tscheruigow  und  Kiew) 
nach  Kaluga  gekommen  sind. 

51.  Prof.  E.  R.  v,  Stern -Odessa:  Ueber  die  Be- 

deutung der  keramischen  Funde  für  die 
(-ultnrgeschichte  der  (Kolonisation  des 
Schwarzen  Meeres. 

Die  literarischen  Quellen  in  Betreff  der  (Koloni- 
sation der  nördlichen  Ufer  des  Schwarzen  Me«*res 
durch  die  Griechen  sind  sehr  spärlich;  besonder» 
wichtig  sind  durum  anderweitige  Quellen,  das  sind 
die  Inschriften  und  Münzen.  Ausserdem  aber  müssen 
als  ein  ganz  neues,  bisher  von  den  Historikern  noch 
nicht  iK-nutztes  Material  «lie  Ergebnis»«*  der  kera- 
mischen Forschung  angesehen  werden.  Diese  Ergeb- 
nisse sind  bisher  nur  in  künstlerischer  Beziehung, 
z.  B.  durch  Stephany,  verwertliet  worden.  Man 
kann  alter  die  Ergebnis»«?  auch  für  die  Geschichte  «l«»r 
(Kolonisation  vorwertben  und  findet  darin  eine  Bestäti- 
gung der  literarisch»*!)  Nachrichten,  ln  Ol  via  wurden 
Gefaste  gefunden  (Museum  für  Geschichte  der  Alter- 
Ihütner  in  Odessa),  die  nach  den  Forschungen  Belau'» 
au«  Milet  stauim«*n.  Die  Ansicht  Letkc’s,  «lass  man 
bisher  noch  nirgends  bis  zur  „Schicht  von  Milet“ 
dürr lig«*d rangen  «ei,  mu»«  fallen . 

Wir  haben  sichere  Nachrichten,  dass  Milet  wäh- 
rend des  IX.  bis  VI.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Geb.  gegen 
80  (Kolonien  gründete.  Milet  selbst  hatte  vielleicht 
«*gon  Hioono  Einwohner  zur  Zeit  seiner  Blüthe  ge- 
ttbt.  Wahrscheinli«*h  waren  unter  den  (Kolonien,  die 
bei  den  alten  Schriftstcll«*m  erwähnt  werden,  viele 
einfache  Facto  reien  mit  Niederlagen  von  Waaren  aus 
Milet.  Im  V.  Jahrhundert  fallt  Milet,  ond  Athen  in 
Hella»  tritt  an  die  erste  Stelle.  Das  geht  auch  au» 


Digitized  by  Google 


Referate. 


295 


den  keramischen  Funden  hervor.  Unter  den  antiken 
Oefässeti  in  Ol  via  und  Pantikapaiou  nehmen  eine  her- 
vorragende «Stellung  die  mit  schwarzen  Figuren  ver- 
zierten Sachen  ein.  aie  Mammen  au«  der  Zeit,  als 
Athen  mit  Milet  zu  wetteifern  begann.  Der  weit- 
blickende Tyrann  Pi*i»tratus  in  Athen  tritt  mit  den 
('olonien  am  Schwarzen  Heere  in  Verbindung.  In 
die  Zeit  nach  Pisistratu«  bi«  in  die  Zeit  der  griechiseh- 
peraischen  Kriege  gehören  die  alten  Vasen . die  mit 
rothen  Figuren  verziert  sind;  solche  Ya«eu  sind  ge- 
funden worden  in  Olvia,  l’antikapainn  und  auf  der 
Insel  Levrka  (Phiduniasi).  Die  Unterbrechung,  die  in 
de«  Beziehungen  zwischen  Athen  und  den  Colonien 
am  Schwarzen  Meere  «pater  eintrat,  äussert  «ich  darin, 
da««  den  jüngeren  Vasen  der  strenge,  rotli  figurirte 
Styl  der  höchsten  Blüthezeit  fehlt.  Auch  einige  Vasen 
itu  1‘eltergangABtyl  werden  in  Südrussland  gefunden. 
Au«  Athen  ging  zu  dieser  Zeit  der  Kxfiort  nach  Sici- 
Hen.  Sobald  aber  der  Markt  iu  Sicilien  am  Ende  de» 
V.  Jahrhunderts  verloren  ging,  »o  beginnt  abermals 
die  Ausfuhr  nach  den  Colonien  de»  Schwanen  Meere»; 
de*balh  linden  sieh  hier  so  »ehr  viele  Vasen  de»  Luxus- 
styl»  (Ende  de»  V,  und  VI.  Jahrhundert«).  Aber  bald 
nach  dem  Falle  Athen»  hörte  die  Fabrikation  der  ruth 
figurirten  Vasen  auf.  In  den  griechischen  0 r&born 
de*  III.  Jahrhundert»,  in  die  man  traditionell  V«»en 
zu  legen  pflegte,  Anden  »ich  Megarasche  Gcfäase; 
wahrscheinlich  wurden  die  Vasen  dieses  Typus  in  der 
griechischen  Colonie  »eJbst  fnbricirt  und  vielleicht 
mich  langer  als  in  Kleinasien  und  Griechenland. 
Solcher  Vasen  localen  Ursprungs,  die  Stenhany  fälsch- 
lich «1»  halbbarbarisch  bezeichnet . sinn  jetzt  gegen 
llNi  Stück  liekuuut;  eine  einzige  ist  in  Olvia , die 
übrigen  sind  in  Kertach  gefunden.  Ks  sind  diese 
Vasen  ihrem  ganzen  Charakter  nach  rein  griechisch, 
»ic  sind  nur  technisch  schlecht,  sic  sprechen  deutlich 
dafür,  da«»  im  III.  Jahrhundert  in  den  Colonien  griechi- 
sche Cnltur  herrschte,  dass  wenigstens  die  Felonien  mit 
der  griechischen  Welt  iu  Verbindung  »tandeti.  Vom 
II.  Jahrhuudert  ab  befanden  sich  die  (’olonien  in  Be- 
ziehung zu  Italien  und  zu  Koni ; apulische  Amphoren 
und  andere  Gefasst*  sind  im  Museum  zu  Odessa  anzu- 
treffen. Ob  die  Beziehungen  zu  Born  unmittellwr 
waren , ist  fraglich.  Für  die  Lebhaftigkeit  der  Be- 
ziehungen zu  Bom,  die  bis  zum  Untergänge  des  Körner- 
reiche»  bestanden,  Sprüchen  die  zahlreichen  rotb 
laclrirten  Vasen  (aus  Arretium).  Man  darf  diese  arrc- 
tiuisehcn  Gefisse  nicht,  wi«  Dragendorf  meint,  in 
du»  III.  Jahrhundert  v.  (’hr.  versetzen.  Offenbar  sind 
auch  derartige  arretintsebe  Vasen,  namentlich  die  ein- 
facheren. in  den  Cohmieu  selbst  augefertigt  worden. 
Die  glasirtcii  Vasen  mit  Keliefflgureu,  die  in  Südruss- 
laml  gefunden  werden,  sind  ein  Zeugnis»  für  die  Be- 
ziehungen der  griechischen  Colonie  zu  Alexandrien. 

Der  Vortragende  wies  ferner  auf  das  keramische 
Material,  das  schon  in  da*  Mittelalter  hinciugehört. 
Mau  bildet  im  Süden  Kurlands  hyzaotiniscbe,  arahisehe, 
italienische  Arbeiten.  Ihjs  Studium  dieses  jüugeren 
Materials  ist  viel  schwieriger  ul«  «las  des  antikem 
Materials,  aber  es  sind  wichtige  Ergebnisse  zu  er- 
warten. 

52.  W.  W.  Ssusslow:  Die  Periode  des  Verfalles 

der  alt-russischen  Architeetur  um  Ende 
iiet*  XVII.  und  zu  Beginn  dei  XVIIL Jahr- 
hunderts. 

53.  Dr.  P.  Köper:  Polnische  Kunstdenkmäler 

in  russischen  Museen.  (Polskie  zabytki 

sxtuki  w rusayskich  xhiorach.) 

Der  Vortrag  wurde  in  polnischer  Sprache  ver- 
lesen. 


54.  W.  N.  Nikoligew:  Die  Innenwände  der 

grossen  Kirche  der  Kiew- Pctsc  her- 
skischen  Lawra  nach  Entfernung  der 
Stuccatur. 


IV.  Ahth.:  Häusliches  und  öffentliches  Leben. 

55.  G.  W.  Doratechenko:  Was  ist  unter  Ljudi 
pritomniie  (poln.  ludzie  pzytomni)  zu  ver- 
stehen V Erörterungen  über  alt  russische*  Ge- 
richtsverfahren. 

5ti.  P.  W.  Golubowskj : Bis  zu  welcher  Zeit 
kann  man  in  Südrusslaud  das  Verfahren, 
sich  beim  Kumpf  durch  eine  Wagenburg 
(russ.  Tabor)  zu  schützen,  verfolgen? 

57.  Prof.  A.  N.  Jasaintsky:  lieber  die  mittel- 

alterliche Agrarordnung  Böhmens. 

58.  A.  M.  Tsoherepnin:  lieber  die  Kiewschen 

Griwuen. 

Der  Vortragende  betont  zunächst  die  Verschieden- 
heit der  Meinungen  der  Gelehrten  über  den  Charakter 
und  den  Bestand  des  ult  russischen  Geldsystems.  ferner 
betont  er  die  U n liultburkcit  der  Ansicht,  dass  in 
Bussland  während  des  IX.  bis  XIV.  Juhrhundert* 
Thierfelle  al«  Wuhrungsmittei  oder  Geld  (Leder* 
ge  Id  oder  Hautgeld  nach  russischem  Ausdruck)  ge- 
dient hätten.  Dann  erklärte  er  die  Verschiedenheit 
in  den  Vorstellungen  und  Schlussfolgerungen  der 
Forscher  dnreh  die  unzureichenden  Nachrichten  über 
die  Geldeinheiten  des  alten  Busslands,  soweit  dieselben 
»ich  iu  den  schriftlichen  Urkunden  erhalten  halten. 
Nach  der  Meinung  des  Vortragenden  müssen  die  alten 
Münxstücke  als  ein  wichtiges  Prüfungsmaterial  dienen, 
um  feste  und  regelriehtige  Begriffe  iu  Betreff  des 
Charakters  wie  de*  Bestundet  des  alt  russischen  Geld- 
systctiis  zu  gewinne».  Auf  Grundlage  der  alten  Münz- 
funde kann  inan  sich  annähernd  eiue  Vorstellung  ver- 
schaffen von  den  Geldeinheiten,  die  während  des  IX. 
bis  XIV.  Jahrhunderts  im  Gebrauch  waren,  und  von 
deu  Veränderungen,  die  das  Geldsystem  in  der  folgen- 
den Zeit  erlitt.  Arabische  Dirhorao  und  silberne 
Prutiki  (Silberbarren,  Silberstaugen)  oder  Griwnus 
orientalischen  Ursprungs,  sowie  byzantinische  Münzen 
dienten  in  Hussland  ui«  Währung* mittel.  Während 
de»  IX.  Jahrhundert*  zeigte  da«  Geldsystem  in  Süd- 
russland  schon  einige  Kigenthümliehkeiten : als  charak- 
teristisch muss  angesehen  werden  da»  Auftreten 
silberner  G ri  wn ns  localeu  Ursprung».  Diene  silbernen 
sechseckigen  Stangen  waren  die  Grundlage  der  Ein- 
heit de*  allrussischen , richtiger  des  Kiew  «eben  Geld- 
»y stcins.  Das  Gewicht  der  Kiewsehen  Griwtma  wur 
kein  constantes . sondern  ändern*  «ich  unter  dem  Ein- 
flüsse der  vorherrschenden  Biehtung  der  Handels- 
beziehungen. Die  älteste»  S i Ibe  r- 1»  r i W n a • Kiews 
haben  pin  Gewicht  von  Hl  bis  34  ftokitnik  (132  bis 
145  g).  Diesem  Gewicht  einer  Griwna  entsprachen 
dem  Wert  he  nach  50  Dirhame  ahhaaaidischer  Prägung 
de*  VIII.  und  IX.  Jahrhunderts.  Die  schweren  Griwna« 
von  35  bi»  HO  Solotnik  (140  bis  ltiüg)  mü«»en  für  die 
jüngeren  gehalten  werden.  Die  Zunahme  de»  Ge- 
wichte* der  Griwna  hing,  wie  es  scheint,  von  der 
überwiegenden  Verbreitung  der  byzantinischen  Münzen 
(Milliarensien  unrl  Halbmilliareusicu)  sowie  auch  von 
der  Zuuahme  gewichtigerer  Dirheme  verschiedener 
Dynastien  de*  Ostkalifat»  ab.  Da»  Gewicht  von  HO  der 
genannten  Münzen  betragt  nämlich  wirklich  35  bis 
39  bnlotsik  (140  bi»  130g> 

Die  Kiewschen  Griwnaa  von  31  bia  39  Solotnik 


Digitized  by  Google 


296 


Referate. 


(132  bis  160  g)  dienten  zur  grntid legenden  Einheit  de» 
allrussischen  und  Kiewsehen  Währuiigasystem* , du* 
sich  bi»  zum  Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  erhalten 
hat.  Gleichzeitig  mit  den  Griwnas  waren  im  Gebrauch 
zuerst  nur  ausländische,  »pater  auch  russische  Silber- 
münzen.  Die  Kiew  sehe  Griwna  enthielt  20  Nugats, 
25  Kuua  und  ÜORjeMii.  Eine  Rimus  (oder  Rjesan) 
enthielt  12  Itjela,  1 Dicht  enthielt  2 Wekscha.  Mit 
den  Namen  Kults  tmd  Rjesan  wurden  die  ganzen 
Dirheme  und  die  HalbtiiiJliarcnricn  tauf  ein  Pfund 
Gold  rechnete  man  in  Byzanz  10UÖ  Milliamisien)  be- 
nichnet;  die  kleine  Münze  erhielt  man  durch  Zer- 
•chlagen  der  ganzen  Geldstücke  iu  eine  unbestimmte 
Menge  grösserer  und  kleinerer  Thcile.  Zerschlagene 
Theile  der  Dirhemen  und  der  bv&uitiuischcn  Münzen 
wurden  in  alten  Müuzfundeu  vielfach  augetroffeu. 

Das  K i e w sehe  Währungssystem  wurde  verdrängt 
durch  das  Xowgorodschc,  das  sich  uuter  dem  Ein- 
flüsse der  Handelsitezieh ungen  mit  dem  Westen  aus- 
gebildet hat.  Als  Einheit  de*  Nowgorod  scheu  Systems 
erscheint  die  Deutsche  Muck,  die  etwa  dem  ßnssi- 
sehen  Halbpfund  gleichkomuit.  IHe  Nowgoroder 
Griwna  hatte  ein  Gewicht  von  44  bis  50  Nilotnik 
(-^=  1*7  bis  216  g),  Ihn  gleiche  Gewicht  liesoasen  auch 
die  littauischen  Griwna»  (1  Pfund  hat  5*6  Snlotuik). 
Mit  der  Verbreitung  dieses  System»  iilier  den  Süden 
Russlands  wurde  das  Giessen  von  Griwuas  Kiew  sehen 
Typus  fort  gesetzt ; wcnugleich  die  Form  beinhalten 
wurde,  Bu  weehselte  das  Gewicht  der  Kiewschen 
Griwuas  von  46  bi*  46  Solotnik  (105  bis  201  g)  je  nach 
Ort  und  Zeit. 

In  Folge  des  Umstandes,  da?«  die  neuen  Kiewschen 
Griwnas  ein  grösseres  Gewicht  haben,  kann  man  die 
ältesten  Griwmi*  von  den  jüngsten  unterscheiden.  Die 
Thntmche.  das*  das  Gcwieht  der  silbernen  Griwna 
einer  bestimmten  Anzahl  von  Münzen,  wie  sie  da- 
mals in  Russland  im  Gebrauch  waren,  gleich  ist, 
widerspricht  direct  der  Rehsuptung  einer  früheren 
Existenz  des  vermeintlichen  „Fcllgcldes’4. 

8.  J.  Pissarew  fügte  hinzu:  ln  einem  in  Smo- 
leusk  gefundenen  Schatz,  der  aus  Frager  Groschen 
lH*«t;jn«l . fanden  sieh  drei  silberne  Stangen  < Barren ), 
die  als  Theile  eiuer  Griwna  crschietieu.  Eine  der 
Barren  he*u*s  ein  Zeichen  C0.  Die  ganz«*  Burro  wog 
160g,  fast  so  viel  wie  eine  Menge  von  00  G röschen, 
von  denen  jeder  Groschen  dg  wiegt.  In  Smolensk 
n«*nnt  man  eine  Anzahl  vou  60Gegenstünd»*n  — deutsch 
Schock  — eine  Kopn,  man  sagt:  1 Kojm  Kreide, 
Garben  u.  s.  w.  Vielleicht  »oll  die  Inschrift  CO  da» 
lateinische  Wort  COFA  liedeuten.  Bei  jenem  Münz- 
fnndc  fand  man  lederne,  auf  ein  Stülicheu  gereihte 
Flältcheu.dic  mit  einem  zusammengesetzten  Zeichen  ver- 
sehet! waren.  leider  zerfielen  diese  IMättchen  »ehr  bald. 

A.  N.  Jassinski  wie»  darauf  hin,  da»»  die  tsche- 
chische  Münz- Kopa  eine  ideale,  aber  keine  reale 
Münzeinheit  war,  dass  muu  in  Böhmen  auf  eine  Kopa 
Itald  56,  lald  GO,  bald  64  Groschen  rechnete.  In  Jlc- 
treff  einer  Kopa  Getreide  ist  zu  bemerken , das*  man 
in  Böhmen  während  des  Mittelalter*  die  Kopa  zu 
50 (Farben  rechnete.  IHe  beiden  Buchstaben  CU  dürften 
nicht  ah  Kopa  gedeutet  werden,  weil  in  den  lateinisch 
verfasste«  Acten  die  Köpft  stet*  durch  Sexngrua 
wiedergegeben  wird ; Mite  c*  aber  tschechisch  »ein, 
so  müsste  Kopa  mit  dem  Duchstuhcn  K geschrieben 
werden. 

F.  Doljatsehenko  theilte  mit,  da»*  im  Gouverne- 
ment Kursk  die  Kopa  gleich  57  Garben  sei. 

50.  W,  M.  Witlyg  (Wittich?)  in  polnischer  Sprache. 
O pierwotnej  grzyw*nie  incniczcj  w Fohcc  i o 
jei  podziale.  Geber  die  ursprüngliche  pol- 
nische Griwna  und  ihn»  besondere  Theiluug. 


l>er  Vortragende  gab  zunächst  eine  reiferrieht  der 
diese  Frage  betreffenden  Literatur  und  theilte  darauf 
«eine  eigenen  Schlussfolgerungen  mit . zu  denen  er 
durch  da»  Studium  der  Acten  de»  XIV.  Jahrhundert» 
gekommen  ist. 

1.  In  Polen  existirtc  eine  besondere  Griwna 
bereit*  vor  Einführung  de*  Christen;  hum»;  das  Ge- 
wicht dieser  poluischen  Griwna  war  31,17g,  sie  ent- 
hielt 200  Münzen  hu  Gewicht  von  0,12 g (90er  Silber- 
probe), die  nach  dem  Maassstahe  der  Dnrestadschen 
Münzen  Karl*  de*  Grossen  geprägt  waren. 

2.  Nach  Einführung  de»  Uhri»tenthuins  lies»  Met- 
»chialaw  I.  ähnliche  Münzen  mit  eiuem  Kreuz,  im  Ge- 
wicht von  0,31  g prägen. 

3.  MetechisTaw  erhöhte,  offenbar  wegen  der  Ver- 
einfachung und  der  Erleichterung  de*  Handel»  mit 
dem  Westen  durch  die  Ausgleichung  mit  dem  deutschen 
Münzfu*»  da»  («ewicht  der  Griwna  um  fünfmal  bis 
auf  155,65  g und  die  eigeue  Münze  auf  1,50  g.  tmd 
hielt  auf  die*«  Weise  die  Kintheilung  der  Griwna  in 
100  Theile  fest. 

4.  Kasimir  I.,  der  am  Kaiserlichen  Hof  erzogen 
war,  führte  eine  Veränderung  de»  Münzfusse»  herbei: 
er  führte  da*  Münzsystem  Kurl»  des  Grossen  in  Polen 
ein,  wodurch  die  Griwna  in  240  Theile  getheilt  wurde; 
da*  konnte  er  um  so  leichter,  weil  zu  jener  Zeit  überall, 
so  auch  in  Polen,  die  Münze  ihr  Gewicht  und  ihre 
ursprünglich  gute  „Probe“  verloren  hatte. 

Die  sogeuannten  wendischen  Münzen,  die  bei 
den  Sachsen  und  Westslaven  geprägt  wurden,  wie  die 
in  Polen,  wr«fgcn  damals  1,3  bi*  1 g;  einige  butten  eine 
Probe  von  6t , andere  wogen  nur  0.75  und  hatten  die 
Proljo  von  42.  Die  ersteron  schweren  müssen  zu  den- 
jenigen Münzen  gerechnet  werden,  die  nach  der  100- 
Tbciluiig  geprägt  waren;  die  anderen  mit  42er  Prob« 
sind  anzuseheii  als  geprägt  nach  dem  neu  eingefübrten 
System  Karls  de»  Grossen  nach  der  Theilung  in 
240  Theile  <1  »emirtu).  Auf  eine  andere  Weise  kann 
man  sich  eine  solche  Herabsetzung  der  Probe  nicht 
erklären;  diese  Annahme  wird  bestätigt  durch  die 
Analyse  der  Münzen  und  durch  da»  Verhältnis»  der 
Münzen  zu  dem  Gewicht  der  Griwna. 

Der  Vortrug  wurde  durch  Drmoustrutiun  aller  be- 
treffenden Münzen  erläutert. 

60.  8.  K.  Bogojawlewskj : Feber  da»  Gesetzbuch 

de*  Zurou  Fedor  I wanowitscb. 

61.  I*rof.  A.  P.  Jaaainsky:  Zur  Frage  nach  dem 

Ursprung  der  mittelalterlichen  U rbarien. 

62.  E.  P.Rodnkowa:  Das  wirf  hschaft  liehe  Leben 

der  klein  russischen  Gesellschaft  de» 
XVIII.  Jahrhunderts  nach  den  damaligen 
Revisionsbüchern. 

63.  D.  P.  Müller;  Ueber  die  Pikenierft  (Lanzen- 

reite r)  des  XVII.  Jekrhanderts. 

61.  O.  J.  Lowitzky:  Die  gebräuchliche  Form 
der  EhcschlicBsuiig  im  »iid  westlichen 
Busslund  während  de»  XVI.  und  XVII. 
Jahrhunderts. 

Ih*r  Vortragende  schildert  /uniichut  in  Kürze  die 
Lage  der  Frau  während  des  XVI.  und  XVII.  Jahr- 
hunderts im  südwestlichen  Russland.  Die  Frau  hatte 
ihre  volle  Freiheit  und  ein  liet  rächt  liebe»  bürgerliches 
Recht.  Sie  war  charakterfest  und  energisch,  in  ihren 
guten  wie  schlechten  Eigenschaften ; »leshalb  wurde 
auf  die  Einwilligung  der  Braut  bei  Eheschi iessungen 
ebenso  Rücksicht  genommen,  wie  auf  »len  Willen  de* 
Bräutigams.  Es  ereignet«  sich  oft,  dass  die  Eltern 


Digitized  by  Google 


Referate. 


297 


forderten , ihre  versprochen©  Tochter  solle  in  »Iler 
Form  vor  der  Ortrverwaltung  erklären,  dass  sie  seihst 
sich  den  Bräutigam  erwählt  habe,  und  dass  diese  Er- 
klärung zu  Protokoll  genommen  wurde.  I>er  Ehe- 
Schliessung  ging  ein  Versprechen  (V erlüb  n ins)  vorher; 
gleichzeitig  wurde  ein  Ehceontract  geschlossen,  darin 
wurde  eine  bestimmte  Mitgift  der  Braut,  eine  be- 
stimmte Geldsumme  von  Seiten  des  Bräutigams,  der 
Tag  des  Hochzeitsfestes  und  andere  Bedingungen  fest- 
gesetzt, und  zuletzt  ein©  Strafe  bestimmt  für  diejenige 
Partei,  welche  den  Contract  brach.  Dann  erfolgte  in 
der  Familie  die  Uebcrgabo  der  Braut  an  den  Bräuti- 
gam : die  Familie  übertrug  dem  Bräutigam  die- 
jenigen Rechte,  die  die  Eltern  bisher  nach  natürlichem 
Recht  selbst  gehabt  hatten.  Dieser  Act  wurde  Sarut- 
schina,  die  Einhändigung,  genannt,  ln  dem  be- 
treffenden Acte  wurde  die  dem  Braut igum  ©ingekän- 
digte  Braut  nicht  ariteta  als  die  „ei nee b ä nd igte* 
Frau  (Surutschcnnaja  shena)  bezeichnet.  Nicht  selten 
wurde  gleichzeitig  mit  der  „Einhändigung“  auch  die 
kirchlich©  Trauung  der  jungen  Leute  vollzogen,  al**r 
auch  die  Trauung  ändert©  nicht  im  Geringsten  die 
Ijftge  des  jungen  Paares , bevor  nicht  das  eigentliche 
Hochzeitstest  stattgefunden  hatte;  das  konnte 
aber  unter  Umständen  noch  lungo  hinaasgczcboben 
werden.  Die  jungen  Leute  lebten  getrennt  wie  bisher 
bei  ihren  Eltern,  hielten  »ich  nicht  für  Eheleute, 
konnten  sogar  unter  Zahlung  der  Strafsumme  den 
Contract  losen  und  einen  neuen  Contract  mit  anderen 
schliessen.  Auf  Grundlage  zahlreicher  Docnmente 
kaun  mit  Sicherheit.  lndiauptet  werden , dass  wäh- 
rend de«  XVI.  und  XVIL  Jahrhunderts  im  süd- 
westlichen Russland  nicht  nur  im  gemeinen  Volk, 
sondern  auch  in  den  höheren  Hussen  die  allrussische 
Anschauung  herrschte,  wonach  die  Eheschließung  ein 
bürgerlicher  Act  war;  obgleich  die  Eheschliesaenden 
sich  niemals  der  kirchlichen  Trauung  entzogen,  so 
hatte  diese  doch  ausschliesslich  die  Bedeutung  eine» 
religiösen  und  nicht  eines  juridischen  Actes.  Die  Be- 
deutung des  juridischen  Acte»  kam  in  weit  höherem 
Maaasc  dem  eigentlichen  Hoc hzeitsf oste  zu,  weil 
damit  der  Anfang  des  rechtlichen  ehelichen  Zu- 
sammenlebens gegeben  war.  — Zum  Schluss  wies  der 
Vortragende  auf  die  Existenz  einer  sonderbaren  Sitte 
bei  der  Eheschliessung : ein  zum  Tode  verurtheilter 
Verbrecher  wurde  begnadigt,  wenn  sich  eine  ehrsam© 
Jungfrau  fand,  die  vor  Gericht  den  Wunsch  ausspracli, 
den  Verurtheilteu  heirutheu  zu  wollen.  Von  dieser 
Sitte,  welche  juridische  Kraft  betass,  erzählen  viele 
V olksüberlieferungen  in  Wolhynien  und  in  KJein- 
rnssland. 


V.  Ahth.:  Kirchliche  Alterthümor. 

65.  W.  N.  Schtachepkin : Ueber  eine  Zeichnung 

in  der  Nowgoroder  Malerschule:  Ein 

Miniaturbild,  Leben  des  heiligen  Xifont. 

66.  N.  J.  Troakj:  Das  Wappen  der  Stadt  Kiew 

und  der  Erzengel  Michael  in  der  ru*si*©hcu 
Ikonographie  im  Zusammenhänge  mit  der  bibli- 
schen, talmudischcn  und  griechisch  - byzanti- 
nischen Literatur. 

67.  J.  D.  Tsckutyrkin : Ueber  die  Kreuze  der 

Altgläubigeu  in  Kaluga. 


6 U.  B.  O.  Dolgow:  Die  Legende  vom  Bilde  Gottes 
des  Vaters,  die  in  einer  Handschrift  des 
XVI.  Jahrhunderts  gefunden  worden  ist. 

70.  Prof.  Th.  J.  Titow:  Was  stand  in  alter  Zeit 

an  der  Stelle  der  heutigen  Andreas- 
ki re  he? 

71.  Prof.  Th.  J.  Titow:  Ueber  die  sogenannten 

ausländischen  Klöster  der  Kiewschen 
E p a r c h i e. 

72.  E.  J.  Sac&inakj,  Priester:  Die  älteste  Kirche 

Podolieus. 

73.  M.  P,  Istomin:  Die  hauptsächlichen  Grund- 

züge der  Ikonographie  in  Wolhynien 
während  des  XVI.  bis  XVIII.  Jahrhunderts. 

74.  Prof.  A.  P.  Golubzow:  lieber  ein  altes  Mutter- 

Gottesbild  und  Ober  die  alte  geistliche 
Akademie  in  Kiew. 

75.  B E.  Bwerows  Ueber  die  bildliche  Darstel- 

lung des  heiligen  Mitrofau  in  Woro- 
nasch. 

76.  W.  P.  Georgiewskj : Ueber  die  Alterthöraor 

der  Stadt  Susdal. 

77.  E.  K.  Pochwalinakj : Ueber  allrussische, 

am  Körper  getragene  Kreuzchen  und 
Heiligenbilder. 

78.  M.  J. Uspenskj : Ueber  die  Schule  der  russi- 

schen Heiligeu  bilden»  alcrei. 

79.  W.  T.  Georgiewskj:  Zur  Frage  nach  der 

Methode  des  Studiums  der  russischen 
Heiligenbildermalerei. 

80.  O.  A.  Fotinakj:  Ueber  die  Kreuzbrüder- 

schaft und  andere  Verbrüderungen. 

81.  J.  N.  Korolkow , Professor  und  Priester:  Ueber 

die  Darstell  ungen  der  hellenischen  Weise  u 
und  Sibyllen  in  russischen  rechtgläu- 
bigen Tempeln. 


VI.  Abth.:  Denkmäler  der  Schrift  und 
Sprache. 

82.  W.  N.  Schtachepkin : Ueber  die Theilung  der 

altslavischen  und  bolgariscben  Sprache 
in  Dialekte. 

83.  A.  8.  Rajewaki:  Ueber  ein  Gebetbuch  in 

der  Bibliothek  dos  erzpriesterlieben 
Hauses  in  Juroslnw  aus  dum  XIII.  Jahr- 
hundert. 

84.  J.  M.  Rumänin:  Die  Haupt momente  in  der 

Geschichte  der  Entwickelung  der  süd- 
russischen  Schrift  während  des  XV.  bis 
XY111.  Jahrhunderts. 


68.  W.  W.  Sauoslow:  Wiederherstellung  der 
ursprünglichen  Form  der  Sophienkathe- 
draie  in  Nowgorod. 

Archiv  fttr  Anthropologie,  lhl,  XX Vll. 


85.  Prof.  A.  J.  Bobolewaky:  Die  alten  kirchen- 
s la vi sehen  Dichtungen  und  ihre  Bedeu- 
tung für  die  Geschichte  und  Sprache. 

38 


Digitized  by  Google 


398 


Referate. 


86.  iYof.  N.  P.  Da«ohk«wit*ob : Einige  Batrtcb- 

tungen  über  den  sagenhaften  Uja  Mnro- 
nietz  auf  Grund  einiger  Kiewseher  That- 
nachen  aus  den)  XVI.  bis  XVII.  Jahr* 
hundert. 

87.  I W.  D.  J.  Abramowitech : lieber  den  Umfang 

und  Charakter  der  literarischen  Thätig- 
keit  des  Chronisten  Nestor. 

88.  Prof.  N.  W.  Wolkow:  Ueber  die  ältesten 

kirchenslavischen  Notenbücher. 

80,  Prof.  P.  W.  Wladimirow:  Heber  den  Zu- 
sammenhang der  apok ry phischen  Ikono- 
graphie, der  alten  russischen  Literatur 
und  der  Volksliterntnr. 

00.  Prof.  M.  N.  Bporanakj : Sla visoh-russische 
Uebersetzu  ngeu. 

91.  P.  ▲.  Lawrow:  Die  slavonische  lieber- 

Setzung  der  Sonara  und  die  Beziehung 
derselben  zur  Umarbeitung  des  Cliilan- 
drischen  Mönchs  Grigorij. 

VII.  Abth.:  Byzantinische,  classische  und  west- 
europäische Alterthümer. 

92.  Prof.  W.  P.  Busoaakul  in  Charkow:  lieber  die 

Erfolge  und  die  Hauptrichtungen  auf 
dem  Gebiete  der  griechischen  Geschichte. 

93.  B.  W.  Farmukowski:  Die  neuesten  wissen- 

schaftlichen Unternehmungen  de«  (russi- 
schen) archäologischen  Instituts  in  Kon- 
stantinopel. 

94.  Dr.K.Hörmaim-Serajewo:  Ueher  das  römische 

Castrum  in  Magorello. 

Die  Befestigung , von  der  sich  noch  Kdrächtliche 
Mauerreste  erhalten  haben,  liegt  in  der  Herzegowina 
nahe  der  dalmatischen  Grenz«*  am  Huk«1  Naron  (jetzt 
Wid)  auf  einem  leicht  nach  Süden  abfallenden  Plateau, 
das  Magorello  heisst.  Von  Seiten  der  Verwaltung  dos 
Bosutscn-herzegowiiiiseheu  Museums  wurden  iiu  Früh- 
jahr des  Jahres  1899  Ausgrabungen  begonnen  und 
werden  noch  fortgesetzt.  Die  Maasse  der  Befestigung 
lu-tragen  in  der  Länge  100  im,  in  der  Breite  80  m.  Die 
Befestigung  konnte  etwa  500  Mann  l»eherbergen.  IHe 
Befestigung  hietet  eine  Eigenthutniickkeit  dar, 
insofern  an  der  Innentluche  der  Mauer  im  Norden. 
Westen  und  Osten  viereckige,  zweietagige  Gebäude 
errichtet  sind.  Auf  Grund  der  während  zweier  .Monate 
im  Hiunenrauiue  der  FostungBUiauern  gemachten  Funde 
kann  man  behaupten,  dass  die  Befestigung  ununter- 
brochen von  Neroa  Zeit  bis  zur  Zeit  Kaiser  Tbeodosias* 
und  seines  .Sohnes  bestanden  hat.  Durch  eine  Kata- 
strophe, welche  »o  plötzlich  eintrat,  dass  die  Bewohner 
nichts  retten,  nichts  forttragen  konnten,  wurde  die 
Bef«*! iguug  vernichtet:  sie  brannte  nieder.  Wahr- 
scheinlich wurde  dos  Castrum  beim  F.infall  der  Gotheu 
zerstört. 

96.  GL  W.  Farmakowskj : Ueber  eine  byzanti- 
nische Handschrift  mit  Miuiuturcu. 

96.  W.  R.  Vocht:  Ueber  die  astrologischen 
TlkfttPfcctaa  der  Geburt  des  Cäsar,  des 
Agrippinus  und  des  Tiberius. 


97.  Prof.  J.  A.  Kulakowaki:  Zur  Geschichte  des 
Bosporus  (Kertsch)  während  des  XL  bis 
XIII.  Jahrhunderts. 


VIII.  Abth.:  Alterthümer  der  südlichen  und 
westlichen  Slave n. 

98.  IYof.  A.  J.  Sobolewski:  Die  kirchcuslavi- 

schen  Texte  mährischen  Ursprungs. 

99.  Prof.  Dr.  L.  Niederle- Prag:  Ueber  die  Zeit 

der  Uehersiedel ung  der  Slaven  vom  Nor- 
den der  Karpathen  nach  Ungarn. 

Der  Referent  lässt  die  Ansicht  Samok  wassow* b 
und  anderer  Forscher  in  Betreff  der  Heimath  der 
Slaven  an  der  mittleren  und  unteren  Donau  ganz  bei 
Seite.  Er  meint,  dass  der  Sitz  der  Slaven  nördlich 
von  den  Karpathen  an  der  Weichsel  war.  Von  hier 
um*  begannen  die  Slaven  rieh  nach  Westet)  und  nach 
Süden  — die  Karpathen  überschreitend  — auazu breiten. 
Im  Gebiet  de*  heutigen  nördlichen  Ungarns  erschienen 
die  Slaven  in  einer  viel  früheren  Epoche,  als  Ptolo- 
mäus  bekundet,  dessen  Angaben  das  VI.  Jahrhundert 
melden.  Der  Vortragende  führt  für  seine  Annahme 
historische  und  archäologische  Gründe  an.  Die  histo- 
rischen Beweise  sind  gröMtentheils  liekannt.  Wenn 
dieselben  auch  von  vielen  Gelehrten  ( Müllen hof, 
Roesler,  Miklosieh,  Jagi Ische w, Sobolewsk  i und 
anderen)  angvarweifelt  werden,  so  halt  der  Vort  ragende 
dennoch  diejenigen  für  völlig  überzeugend , welche 
auf  <li«-  topographische  Xomendator  sich  stutzen.  Die 
Benennungen  Tsoorna,  Pelso,  Bustricius,  Her- 
sovia,  Ulcus  sind  am  leichtesten  aus  dem  Slavischen 
zu  erklären,  sic  haben  sieh  in  der  geschichtlichen  sla- 
vischen  Literatur  de«  Landes  erhalten;  auch  eine 
Menge  top« »graphischer  Naiiieu  de«  heutigen  Ungarns 
können  ■ lauschen  Ursprungs  sein.  Dabei  ist  jedoch 
nicht  zu  leugnen , dass  neben  den  Slaven  auch  andere 
Völker  nichtslnvischer  Herkunft  in  Ungarn  fassen, 
und  dass  die  Mehrzahl  der  örtlichen  Namen  aus  den 
Sprachen  der  n i c h t slavisehtm  Völker  stammt.  — 
Ais  zweiten  überzeugenden  Grund  betrachtet  der  Vor- 
tragende die  Existenz  einer  dichten  slavischen  Bevöl- 
kerung in  dem  Gebiete  der  Urheimat!)  der  Slaven, 
einer  Bevölkerung , die  zw«*i  grosse  Reiche,  das  im»1- 
nische  und  russische,  bildete.  Ihis  wäre  unmöglich 
gewesen . wenn  die  Slaven  von  hier  aus  zu  einer  viel 
spateren  Zeit  in  die  Kalkunhalhmsel  übergcsicdelt 
wären.  Der  Vortragende  geht  daun  zu  den  archäo- 
logischen Beweisen  über:  er  erkeunt  der  Identität  der 
Gräber  hn  nördlicbeu  Ungarn  und  der  Gräber  des 
lausitz- schlesischen  Typus  besondere  Bedeutung  zu. 
Derartige  Gr»l»er  sind  fast  in  allen  sla  Wachen  Ländern 
gefunden  worden,  in  Ikmmmkt.  Modoharzi,  Lüchow, 
Autal  u.  a.  Wenn  man  berücksichtigt,  dass  derartige 
Gräber  auch  in  Schlesien,  Mähren  und  Westgalizien 
Vorkommen,  so  hat  man  Grund  zu  glauben,  dass  die 
Slaven  au«  Trauskarjaithien  in  da«  nördliche  Ungarn 
cinwanderten  durch  «lie  Thäler  der  Flüsse  Wag,  (»mp 
und  Ipola.  Mit  Hülfe  der  Fundstätten  können  wir 
nu«  jetzt  das  Gebiet  construireu,  es  erstreckt  sich 
als  Keil  von  der  «cbleiischcn  Grenze  bis  zum  ( omitat 
von  Gop.  Die  Zusammenfassung  aller  historischen 
wie  arvfiäolügucben  Thatsaehen,  die  «ich  gegenseitig 
bestätigen , führt  den  Vortragenden  zu*  (fügendem 
Schlüsse: 

Die  Slaven  verbreiteten  sich  aus  der  trantkarpa- 
Guschen  Heimath  über  die  Karpathen  nach  Süden 
nicht  erst  nach  Christi  Geburt;  sie  drangen  an 
die  mittlere  Douau  nicht  erst  nach  dem  Wegzuge 
der  germanischen  Stäumie,  wie  bisher  da«  Axiom 


Digitized  by  Google 


Referate. 


vieler  Historiker  lautet , Mindern  «io  sind  viel  früher 
in  die  lietreffendeu  Gegenden  eiugcwandcrt , wahr* 
scheinlieh  schon  in  der  /eit  vor  Christi  Geburt. 

100.  Prof,  P.  D.  Florlnakj:  Ueher  die  Herkunft 
und  die  B o n o u n u n g der  111  a li  r i s c h e n 
Walacheii. 

Im  südöstlichen  Theile  von  Mahren,  im  Gebiet 
des  Flusse»  Bctmrliwa , am  westlichen  Abhänge  der 
Kurput  hcn.  in  den  Ortschaften  Slin,  Wysowiri,  Bssctin, 
Walschkini  u.  a.  leben  ca,  150000  Menschen . die  sich 
von  den  übrigen  Mähren  unterscheiden  und  die 
Walaeh eu  genannt  werden.  Kn  ist  ein  Hirtenvolk, 
das  »ich  vorherrschend  mit  der  Schafzucht  beschäftigt, 
und  das  in  «einer  Lebensweise  viel  patriarchalische 
Züge,  viele  Volksgesäuge,  alte  Ueberheferungcn  und 
Märchen  erhalten  hat.  Die  Sprache  der  mährischen 
Walachen  gilt  als  ein  besonders  eonservativer  Dialekt, 
der  sich  durch  grosse  Beiuheit  uud  Schönheit  von  den 
andereu  tschechi sch- mährischen  Dialekteu  unterscheidet 
und  sich  der  Sprach«  der  benachliarten  Slowaken 
nähert.  Kiue  Kigenthümlichkeit  des  mährifloh-walarhi» 
sehen  Dialekts  ist  die  Anwesenheit  einer  geringeu 
Menge  von  Worten  rumänischen  Ursprungs.  Die  An- 
sichten der  Autoren  über  die  Sprache  dieser  nmhri- 
»eheu  Walachen  binnen  sich  in  zwei  Gruppeu  ordnen. 
Hin  Thei)  der  Autoren  findet  in  den  afibrieoheo 
Walachen  Spuren  r n in  ä n i s e h e n Blutes  und  hält 
sic  für  »lavisirtc  Humanen,  der  andere  Theil  der 
Autoren  leugnet  jode  ethnische  Verwand tse halt  mit 
den  Rumänen  und  hält  »ie  für  einen  rein  »lavischen 
Stamm.  Zu  der  Gruppe  der  ersten  Autoren  gehören 
die  Gebrüder  Iretsehek.  D.  J.  Martiam,  Fr.  Mik- 
losich,  F.  Bartosch.  Pastinek,  Malincwski  und 
der  rumänische  Gelehrte  Buruda.  Zu  den  Vertretern 
der  zweiten  Ansicht  gehören:  Professor  Pit  sch, 
die  slovenischen  Schriftsteller  J.  Skullet!  und 
M.  Waulew ek. 

Der  Vortragende  hat  während  des  Sommer«  1898 
persönlich  die  mährischen  Walachen  kennen  gelernt 
uud  int  zu  der  Uclierzeugung  gelangt,  das»  sie  als  ein 
reiu  slavischer  Stamm,  ohne  jegliche  ethnische  Ver- 
wandtschaft mit  den  Rumänen  anzunehen  sind. 

Die  Gründe,  die  den  Vortragenden  zu  dieser  An- 
sicht veranlasst  haben,  sind: 

1.  Die  physische  Beschaffenheit,  die  Eigenthüm- 
liehkeiteu  der  l^liensweiw,  die  Traditionen,  die  Ge- 
sänge uud  die  Spruche  der  mährischen  Walaehen 
weisen  darauf  hin,  das«  cs  sich  hier  um  einen  rein 
»lavischen  Yolkratamni  handelt,  um  einen  Volkastamin, 
der  einerseits  den  übrigen  Zweigen  des  mährischen 
Stammes,  andererseits  den  ugrischen  Slowaken 
nahe  steht. 

2.  Die  hervorragenden  Kennzeichen  der  Sprache 
sowie  der  Lebensweise  veranlassen  dazu,  die  mähri- 
schen Walachen  für  Abkömmliuge  der  ugrischen 
Slowaken  zu  halten , die  in  das  mährische  Gebiet  ein- 
wunderten. 

3.  Kn  sieht  keine  historischen  Hinweise  oder  Tra- 
ditionen, die  von  einer  Uebentedehmg  von  Rumäni  n 
nach  Mähren  redeten. 

4.  Die  Anwesenheit  einiger  weniger  rumänischer 
Worte  in  der  Sprache  der  mährischen  Walachcu  kann 
nicht  als  Beweis  einer  Ausbreitung  der  Rumüucu  in 
mährischem  Gebiete  aufgefasst  werden,  denn  a)  gicht 
es  nur  sehr  wenige,  vielleicht  20  bis  30  Worte  rumäni- 
schen Ursprung* , und  diese  Worte  beziehen  sieh  auf 
da»  Hirteuieben ; b)  dieselben  Worte  und  noch  andere 
mehr  werden  auch  in  den  Sprachen  der  benachbarten 
Volksstämme,  der  Slowakeu,  Polen,  G oralen  und  andere 
augetroffen.  Die  Gegenwart  dieser  rumänischen  Worte 
in  den  »lavischen  Sprachen  deutet  nur  auf  eine 


299 

(vorübergehende)  Gemeinschaft  der  erwähnten  slavi- 
scheu  Stämme  mit  rumänischen  Hirten. 

5.  IHe  Benennung  „Walachen*  kann  nicht  für 
den  rumänischen  Ursprung  des  Volksstämme«  gedeutet 
werden.  Da*  Wort  hatte  anfangs  nicht  die  Bedeutung 
eines  Volksstamme«,  sondern  es  sollte  die  Benennung 
sich  nur  auf  die  Beschäftigung  beziehen.  Bis  jetzt 
heissen  in  vielen  »lavischen  Sprachen  die  Hirten 
Walachen,  auf  »lowakiscdi  Villaehen. 

101.  Prof.  W.  N.  Slatarakj:  Wo  ist  die  erste  bolga  ■ 
rische  Hauptstadt  (Residenz)  zu  sucheu? 

Gewöhnlich  wird  Pres  law  von  den  Byzantinern 
»)  utyiiXrj  aptoäXtijki  genannt  , als  die  erste  bul- 
garische Residenz  bezeichnet;  sie  lag  etwa  20  km  süd- 
westlich von  der  heutigen  Stadt  Scliumla.  Der  Ort 
Preslaw  zeichnete  »ich  nach  der  Beschreibung  von 
Johann  Kxsrch  durch  »eine  Schönheit  und  »einen 
Reichthuin  aus,  leider  ist  jetzt  nichts  nachgeblieltcn, 
al»  einige  Reste  der  Mauer  der  sogenannten  inneren 
Stadt,  de»  Kreml.  Ik»r  Vortragende  meinte  aber, 
da**  unter  der  Erde  noch  Reste  zu  finden  »ein 
mussten,  und  stellte  daher  1897  Ausgrabungen  an. 
Die  Ergebnisse  führten  zu  dem  Schlüsse,  dos«  an 
Sudle  des  alten  Prealaw  gegenwärtig  zwei  Schichten  zu 
unterscheiden  sind;  die  beiden  Schichten  sind  durch 
Jahrhunderte  getrennt:  es  sind  die  thrakioche  und  die 
tHilgarische , richtiger  die  Preslawer  Schicht.  Auf 
Grund  der  historischen  Thatsacben  und  der  archäo- 
logischen Reste  lässt  sieh  erweisen,  dass  Preslaw  die 
Haupt-  und  Residenzstadt  erst  »eit  dem  Fürsten  Boris 
und  keinesfalls  vor  der  Taufe  der  Bulgaren  war.  Für 
die  Residenz  der  bolgarischen  Fürsten  bis  zur  Zeit 
Huris  hält  der  Vortragende  einen  viereckigen  Wall, 
der  5km  nordwestlich  von  der  Stadt  Novo  Bazar 
beim  Dorf  Akoha  liegt.  An  diesem  viereckigen  Wall 
sind  noch  drei  Gruppen  zerstörter  Gebäude  erkennt- 
lich, die  bei  der  örtlichen  türkischen  Bevölkerung 
„Gissar-Eri,  Sarni-Kri  und  Kilisse-Eri“  (d,  b. Ort 
der  Festung,  des  Schlosses  und  der  Kirche)  heissen. 
Nach  den  Erzählungen  der  Einwohner  dienten  jene 
Orte  lange  Zeit  den  Türken  al»  „Steinbruch“,  um  sich 
fertige,  gut  behauene  Steine  zum  Aufbau  öffentlicher 
und  privater  Bauten  zu  verschaffen.  Und  jetzt  noch 
kann  man  solche  Steine,  durch  Imute  Zeichen  verziert, 
in  den  Umfassungsmauern  der  Mosche«*  von  Novo 
Bazar  sehen. 

Der  Wall  hat  fast  die  Form  eine*  regelmässigen 
Vierecks;  die  langen  Suiten  ziehen  »ich  von  Nord  nach 
Sud  3 km  hin,  die  kurzen  haben  etwa  eine  Ausdehnung 
von  2 km.  Ausserhalb  de»  Walles  befinden  sieh  in 
ziemlicher  Nähe  einige  Gruppen  von  Gräbern,  8 bi» 
14 : sie  liegen  zum  Theil  cuncentrisch , zum  Theil  in 
Reihen.  Ein  besonderes  Interesse  bieten  grosse  Steln- 
gru  ppen  dar.  Dcw-Taschi,  d.  h.  „Riesenstein“,  genannt. 
IHe  Gruppen  liegen  in  einiger  Entfernung  ausserhalb 
des  Walles  und  bestehen  au»  colossalen,  unregelmässig 
geformten  Steinblöcken , die  in  regelmässigen  Reihen 
geordnet  sind.  Ea  giebt  mehrere  solche  Gruppen,  nn 
vier  hi*  fünf  Stellen,  etwa  */?  km  vom  Walle  entfernt. 
Am  lM*»tcn  hat  sich  die  südliche  Gruppe  erhalten ; sie 
besteht  au*  81  Steinhhickcn,  die  je  neun  in  einer  Reihe 
stehen,  in  einem  Abstande  von  4.5  m.  Iler  Vortragende 
meint,  du**  sowohl  die  Rieseiisteine  wie  die  Grab- 
stutten mit  jener  Ansiedelung,  die  einst  von  dem  vier* 
eckigen  Wall«  umgehen  war,  in  Beziehung  stehen. 
Mau  hat  wohl  die  Vermuthimg  ausgesprochen,  dass 
der  Wall  mit  den  eingeschlossenen  Bauwerken  der 
Itent  eine*  römischen  Lagers  sei;  alwr  da»  ist  nicht 
richtig:  die  liaureste  zeigen  unzweifelhaft  einen  bar- 
barischen Charakter  und  gehören  gewiss  in  eine 
jüngere  Zeit  hinein,  nämlich  in  die  Zeit  der  ersten 
38* 


Digitized  by  Google 


300 


Referate 


bolgarischen  Fönt cu.  Dibei  int  Folgende«  zu  er- 
wägen: 1.  Hei  allen  türkisch  - tatarischen  Herrschern 
bestand  die  Gewohnheit,  die  Residenz  mit  einem  hohen 
Wall  zu  umgeben.  Auch  die  ersten  bulgarischen 
Fürsten,  die  sich  seihst  „('hau«*“  nannten,  hatten  diese 
Gewohnheit,  wie  au«  der  Antwort  des  Papste«  Nikolos  I. 
auf  die  Frage  des  Fürsten  Ilona  ersichtlich  ist.  2.  Die 
(Yhereinstimmung  im  Hihi  den  viereckigen  Walles 
beim  Dorf  Akoha  mit  dem  Hau  des  Grenxwallcs 
zwischen  Byzanz  und  Bulgarien,  der  unter  dem  Namen 
„Erkewia“  bekannt  ist,  und  der  in  der  Zeit  de«  bul- 
garischen Fürsten  Terwel,  de»  Nachfolger»  de»  Ah  spä- 
rlich, gebaut  wurde,  gieht  uns  dm  Grund,  beide  Werke 
in  diese  Zeit  zu  setzen.  8.  Alle  bis  jetzt  bekannt  ge- 
wordenen ethnographischen  Denkmäler,  die  in  griechi- 
scher Sprache  verfasst,  aber’ «ioh  noeh  auf  die  Ge- 
schichte Holgurien»  vor  der  Einführung  des  Christen- 
thum«  beziehen,  sind  in  der  Nähe  des  viereckigen 
Wallet  entdeckt,  andere  befinden  sich  noch  in  den 
anliegenden  Dörfern  und  Grabstätten,  sie  stammen 
aus  tlissar  beim  Dorf  Akoha.  Ihts  Auffinden  dieser 
Inschriften,  wie  die  Inschriften  selbst,  welche  in  die 
Regierung  des  Fürsten  Omortag  und  seine«  Sohne« 
Mulamir  geboren,  betrachtet  der  Vortragende  als 
einen  wichtigen  Beweis  für  die  Annahme,  dass  der 
viereckige  Wall , wie  die  darin  eingcschlosscne  An- 
siedelung (Gorod)  bulgarischen  Ursprung«  ist.  4.  Nicht 
weniger  spricht  zu  Gunsten  dieser  Ansicht  auch 
die  topographische  Timt«  sehe  in  der  bekannten  In- 
schrift des  Omortag  in  der  Kirche  dar  I»»  Märtyrer 
in  Tyrno w,  in  Betreff  der  Entfernung  eines  neu 
errichteten  Grabes  von  der  alten  „«•»!»)*  und  einem 
neuen  Gebäude  nu  der  Donau.  — Der  Vortragende 
fallt  die  angeführten  Tfaataachea  Ihr  hinreichend . um 
zu  hewei*eü,  dass  man  die  alte  Residenz  der  bulgari- 
schen Fürsten  bis  zur  Annahme  des  Christenthums  in 
dem  viereckigen  Walle  Vsoiin  Dorfe  Aboha  zu  suchen 
hat , dass  Preelaw  die  bolgarische  Residenz  bis  zum 
Ende  der  zweiten  Hälfte  des  IX.  Jahrhunderts  war; 
diese  Thatsach©  steht  zweifellos  in  engem  Zusammen- 
hänge mit  der  Religtonsvoründening,  und  darauf  weist 
deutlich  das  Ereigniss,  da*  unmittelbar  nach  der  An- 
nahme d»-*  Christenthums  in  Bulgarien  eintrat,  der 
Aufstand  der  Bulgaren.  Walirschcinlich  wurde  Fürst 
Boris  genöthigt,  seine  Residenz  aus  der  alten  „ncäij“ 
deshalb  in  das  jüngere  Pres  law  zu  verlegen,  um  alle 
Erinnerungen  au  die  alte  Religion  zu  unterdrücken 
und  dadurch  da«  Reich  zu  beruhigen. 

102.  Prof.  W.  J.  Lamnneky:  Uebcr  die  Jassen- 
Alanen. 

Das  Wort  Jassen  ist  offenbar  eine  russische  Form 
des  Wortes  Assa.  eine«  Narucu»  der  .Alanen.  Im  heu- 
tigen Südmssland  lebten  und  herrachten  vor  der 
christlichen  Zeitrechnung  die  Skythen;  vom  II.  Jahr- 
hundert au  wurden  «io  durch  ihre  Stammverwandten, 
die  Sarmaten,  ersetzt.  — - Ein  )>et rach tlic her  Theil 
der  Skythen  ist  unzweifelhaft  mit  den  Sarmaten  ver- 
schmolzen, als  diese  statt  der  Skythen  ihre  Herrschaft 
hier  liefest  igten.  Im  II. Jahrhundert  nach  Chr.  «iukt 
die  Herrschaft  der  Sarmaten.  Unter  der  Herrschaft 
der  Gothen  lebten  die  «kytbi sehen  und  Barmatischen 
Einwohner  ungestört  in  den  südliehen  Steppengogcnden, 
obwohl  ihre  eigenen  Anführer  jegliche  fitHleutung  ver- 
loren hatten.  Allmählich  tauchten  nun  türkische 
Volksstämme,  Hunnen,  Holgareu , Awaren,  Chasaren, 
Petschcnegcn,  Polowzen  in  jenen  Gegenden  auf,  allein 
die  Reste  der  Skythen  und  Sarmaten  verschwanden 
nicht.  Alle  die  genannten  Volksstämme  verschmolzen 
ganz  allmählich  zu  einer  Nationalität,  Alanen.  Ein 
Theil  der  Alanen  zog  mit  den  Gothen  nach  Gallien 
und  Spanien  ein  anderer  Theil  schlo««  «ich  den 


Hunnen  und  Awaren  an.  Auf  alle  Fälle  finden  «ich 
im  XI.  bis  XIV.  Jahrhundert  im  Reiche  der  Polowzen 
und  später  auch  nach  der  Eroberung  des  Polowzen- 
reichc«  durch  die  Tntareu  in  Sfldnumnd  die  Alanen, 
Asfcen  (russisch  Jassen),  in  der  Moldau  und  im  Westen 
in  Ungarn  Alanen  und  Polowzen. 

Aua  den  Zeugnissen  der  russischen  Chroniken 
des  XII.  Jahrhunderts  und  den  Mitthcilungen  des  fran- 
zösischen Reisenden  Rnbrikqui«  itn  XI IT. Jahrhundert 
wissen  wir,  das«  in  den  Steppen  de»  Schwarten  Meeres 
und  in  der  Krim  Ahmen  (Jassen)  und  Russen  lebten.  Die 
byzantinischen  Griechen  und  die  arabischen  Schrift- 
steller des  XIV.  Jahrhundert«  reden  von  dem  schonen 
Typus  der  Nogaier  und  der  Kiptsclmken.  Mau  muss 
unnehmeu,  dass  Anfangs  die  Polowzen,  später  die 
Nogaier  hier  die  Steppen  bewohnten  , aber  gewiss 
nicht  ausschliesslich , sondern  nach  Maassgabe  der 
fiberwiegenden  Elemente.  Ibis»  die  Alanen  — Jossen  — 
im  XIII.  bis  XIV.  Jahrhundert  sehr  zahlreich  waren,  ist 
ersichtlich  aus  den  Nachrichten  der  arabischen  Schrift- 
steller über  die  Kiptschaken  und  die  goldene  Horde 
(cf.  die  Tieseubauson'sebe  Sammlung)  und  aus  den 
Mitthcilungen  de«  Florentiner  Marignoli,  der  etwa  im 
fünften  Janrzeut  (von  1838  oder  1840  bi«  184t»)  in 
Ketai  lebte.  Nach  dessen  Worten  gieht  es  damals  in 
Ketai  über  80000  Alanen;  es  sei  „ein  grosses  und 
edles , schönes  und  starkes  Volk“.  Ebenso  ftuaaert 
sich  Georgi  Paohimer  über  die  Alanen,  als  lfiOooMann 
Alanen  von  den  Nogaiern  abzogen , um  den  Byzan- 
tinern zu  dienen.  Die  Altanen  galten  für  die  besten 
Reiter  des  Ostens,  so  schreibt  Kaiiuon  Munteuter  in 
der  Katatonischen  Ghronik.  Im  Jahre  1822  finden 
wir,  nich  dem  Zeugnis«  J.  KantaknsinV . die  Alanen 
unter  Philippopel  bei  den  Boigaren  und  in  Gemein- 
schaft mit  den  Russen.  Bei  den  mongolischen  ( hauen 
dienen  als  Kriegsleute  gemeinschaftlich  mit  Alanen, 
Jassen  auch  russische  Sehaaren.  S«mic  im  IV.  Jahr- 
hundert ein  Theil  der  Alanen  mit  den  Gothen  nach 
Westen  zog,  so  wunderte  ein  anderer  Theil  in  Ge- 
meinschaft mit  einem  Theil  der  Polowzen  nach 
Ungarn  wahrend  der  Regierung  Belas  IV.  Schoo 
viel  früher  waren  Alanen  — Jassen  — nebst  Polowzen 
und  Russi  n (Brodniki)  in  die  Moldau  (und  Kumanien) 
gekommen.  Eine  Erinnerung  an  die  Jassen  hat  «ich 
im  Namen  der  heutigen  Stadt  Jassy  erhalten.  In 
einem  serbischen  Documeute  (Stephan  Daschar)  wird 
im  Juli  1330  ein  Reich  „Jaschko*  erwähnt.  Nach- 
dem Kuten  oder  Choten  in  Ungarn  von  den  Polowzen 
besiedelt  worden  waren,  stellten  sich  auch  hier  Jassy 
ein  (Jas«onc»  oder  Jasoues,  Jassini,  Jarini,  auch 
magyarisch  Jasz,  in  der  Mehrzahl  Jstszok).  — Im 
X\.  Jahrhundert  erscheint  in  den  Docuntenten  Kigis- 
ntund’s  und  auch  später  statt  des  Worte«  Jasz  da« 
Wort  Philistaoi,  abgeleitet  von  dem  deutschen 
Worte  Pfeil,  daneben  werden  auch  die  Wort«  Jasonen 
und  Jaxonen  gebraucht,  z.  It.  1425  Philistaeorum  — 
den  Jazonum  capitancis.  Ea  werden  die  Jassen  aber 
auch  Pkilistaci  genannt , oft  in  einem  und  demselben 
Documeute.  Seit  l^eopold  I.  Ili68  tritt  noch  eine  neue 
Benennung  für  die  Jassen  auf:  Jasigcn  = Jacyges, 
Uuirmni,  Pkilistaci  u.  a. 

Die  Benennungen  Philistini  und  Philistaei,  wie 
auch  Jacygi  waren  gelehrte , künstlich  gebildete 
Sehriftworte.  In  der  Volkssprache  erhielt  «ich  nur 
ein  einziges  Wort  — Jasz.  Ilunfalyi  (Ethnographie 
von  Ungarn.  1877,  8.  244)  behauptet,  dass  Jasz, 
Jaszek  dasselbe  Wort  sei  wie  iiasz , der  Schütze, 
mit  dem  magyarischen  ij,  der  Pfeil.  Dime  vielfach  in 
Ungarn  ausgesprochene  Ansicht  ist  nur  eine  Volks- 
etymologie, die  keine  Bedeutung  hat.  Jau  i»t  die 
russische  Form  des  al&nischen  As  (CM);  die  Jossen 
(Jaseucu)  iind  von  den  Polowzen  und  Kumanen  zu 


tized  by  Google 


Referate. 


801 


trennen,  darauf  weist  der  Umstand  hin,  dass  sie  neben 
oder  mit  einander  genannt  werden.  Wenn  die  unga- 
rischen Jessen  eigen! lieh  Polowzen  wären,  so  läge 
kein  (»rund  vor,  sie  liesondera  zu  bezeichnen.  Die 
am  Ende  de»  XVII.  Jahrhunderts  in  officiellon  unga- 
rischen auf  lateinisch  geschriebenen  Doch  menten  auf- 
taiichende  F6rm  Jazyges  weist  eher  darauf  hin,  da»» 
schon  vor  dem  XV^II.  Jahrhundert  die  .lassen  und 
Ungarn  sich  durch  ihr  Aussehen  (Typus)  und  Sprache 
vou  der  übrigen  Bevölkerung  unterschieden. 

Au»  den  russischen  Chroniken,  wie  aus  den  zeit- 
gemtssischeu  Rciseschilderun^en , aus  »len  arabischen 
und  byzantinischen  Quellen  ist  ersichtlich,  das»  irn 
X.  und  XI.  Jahrhundert  die  Alanen  zahlreich  und 
slark  waren.  Sie  waren  Heiter,  christlich  getauft, 
genügend  cultivirt,  hatten  ihre  Handwerker.  Kaufleute, 
wohnten  in  Städten,  GaliLsch,  Tacheschujew,  Ssugrow; 
»je  spielten  in  jener  Zeit  eine  bedeutende  Holle  in 
Katai,  lu?i  den  mongolischen  Chanen,  in  Aegypten,  in 
Bulgarien,  in  der  Moldau  und  in  Ungarn.  Sehr  an- 
haltend und  stark  ist  der  Einfluss  der  Alanen  auf  die 
Slaven  im  Allgemeinen,  im  VI.  bis  VIII.  Jahrhundert  auf 
di»*  russischen  Slaven.  gewesen.  Die  ( russischen) 
Iterladniki  und  namentlich  die  Broduiki  haben  un- 
zweifelhaft eine  Menge  »kythiach  - sarmatischer  und 
zum  Theil  auch  türkischer  Elemente  in  sich  aufge- 
nnmmen.  Die  türkischen  Stämme  am  Schwarzen 
Meere  sind  alle  inehr  oder  weniger  einem  starken 
iranisch cu  Einfluss  unterworfen  gewesen . weil  die 
türkische  Herrschaft  am  Schwarzen  Meere  nicht  lange 
gedauert,  hat.  Die  andauerndste  türkische  Herrschaft 
übten  die  Tataren  (Nogaier  und  Krimmer)  aus,  mit 
ihnen  vermischten  eich  noch  die  Beste  aller  früheren 
türkischen  Stämme.  Aber  die  fünf  Jahrhunderte  an- 
dauernde tatarische  Herrschaft  am  Schwarzen  Meere 
war  immerhin  kürzer  und  schwächer  als  die  »kvthiseh- 
sarmatisclie  Herrschaft  Die  iranischen  Elemente 
waren  befähigter  zu  cuitiviren  als  die  türkischen , sie 
übten  auf  das  gesammte  Slaventhum  und  auf  da» 
Finnenthum  einen  nachhaltigen,  tiefen  und  wohl- 
thütigen  Einfluss  aus.  I>a»  iranische  Element  hatte 
wohl  auch  einen  grossen  Einfluss  auf  die  Gothen  herr- 
schaft  am  Schwarzen  Meere  während  des  IV.  Jahrhun- 
derts. Man  darf  aiiuehmen , dass  die  Gothen  hier 
nicht  sehr  fest  satten  und  keine  besondere  |M)liti«che 
Macht  entwickelten ; ihre  häutigen  Feldzüge,  ihre  Ein- 
fälle in  das  byzantinische  Heich  lassen  vermut hen, 
«lass  »ie  mit  ihrer  Lage  am  Schwarzen  Meere  unzu- 
frieden waren  und  »ich  nun  bequemere  Wohnsitze 
»uchten.  (I>er  Vortragende  theilt  eine  grosse  Menge 
Einzelnamen,  Personen-  und  Ortsnamen  mit,  die  er 
für  jawisebe  erklärt.) 


IX.  Ahth.:  Orientalische  Alterthüuier. 

103.  L.  8.  Msscrtunz:  lieber  die  sogenannten 

Wan’schen  Elemente  in  der  armenischen 
Sprache. 

104.  Prof.  ▲.  C.  Chachanow : Ueber  da»  Leben 

und  die  Thätigkeit'Antonius’  I. , de» 
Katholikos  von  Gruaien. 

Der  Zarewitsch  Tcitnura»,  geh.  1721,  Sohn  de* 
Zaren  Jessai,  wurde,  15  Jahre  alt,  Möuch,  mit  18  Jahren 
Archierei  und  Metropolit,  mit  24  Jahren  Katholikos  der 
Grusicr;  dann  wurde  er  vertrielien,  ging  nach  Russ- 
land , wurde  Erzbischof  von  Wladimir  und  Jaroelaw, 
und  wurde  später  wieder  iu  die  Stelle  de*  Katholikos 
zurückversetzt.  Während  »eine*  Aufenthaltes  in  Russ- 
land erlernte  er  lateinisch  und  Griechisch.  Nach 
seiner  Rückkehr  in  den  Kaukasus  entwickelte  er  als 


Schriftsteller  und  Üehersetzer  (Philosophie  Bau- 
meister'», Physik  Wolff’s)  eine  grosse  einfluss- 
reiche Thätigkeit. 

105.  B.  A.  Turajew:  Ueber  die  koptischen 

Texte,  die  W.  G.  Bock  in  Aegypten  er- 
worben hat. 

Im  Jahre  1807  reisten  die  nittiscbeii  Gelehrten 
Golonischtschew  und  Bock  nach  Aegypten  und 
erwarben  daselbst  für  die  Kaiserliche  Eremitage  in 
8t.  Petersburg  eine  Anzahl  koptischer  Texte. 

106.  N.  J.  Wesselowski:  Ueber  die  letzte  Zer- 

störung der  Stadt  Samarkand. 

Samarkand  ist  in  der  zweiten  Hälfte  de*  vorigen 
Jahrhunderts  zerstört  worden,  und  bei  dieser  Ge- 
legenheit sind  viel  alte  Ilenkmäler  zu  Grunde  ge- 
richtet worden.  Da»  Oberhaupt  von  Samarkand,  Mir- 
Abn-Said,  der  zu  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts 
lebte,  liefert  in  »einem  VMM  „Ssmarien“  eine 
sehr  genaue  Schilderung  der  St««lt  und  meldet  auch, 
was  für  monumentale  Denkmäler  bei  dein  letzten 
Aufstande  zerstört  wurden,  giebt  aber  nichts  an  über 
die  Zeit  und  die  Ursachen.  Man  kann  nur  ermitteln, 
das»  die  Zerstörung  unter  der  Regierung  de»  Schach- 
Murad  von  Buchara  vor  »ich  ging.  Ein«  Aufklärung 
darüber  fand  der  Vortragende  in  den  Wakufaufzeich- 
nungen  zweier  Medressen:  Schir-dar  und  Till-ja- 
Kuri  in  Samarkand,  die  aus  dem  Jahre  1229  der 
Hedwchra  ( Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts)  stammen,  und 
in  der  SuuiHrkuuder  Bezirksverwaltung  aufbewahrt 
werden.  Hieraus  erfahren  wir:  In  «len  fünfziger 
Jahren  de»  XVIII.  Jahrhumlerts  erhoben  sieb  einige 
Emire  der  Usbeken  gleichzeitig  mit  lienach harten 
Nomaden  gegen  ihren  Chan  in  Samarkand,  wählten 
zu  ihrem  Herrscher  Radschab-Chan  und  zogen  gegen 
Buchara.  In  Folge  dieser  Unruhen  sammelten  sich 
Kirgisen  (Kosaken),  die  von  den  Kalmücken  gedrängt 
wurdet),  in  der  Gegend  von  Maweranagr  zwischen 
Amu-Darja  und  Syr-Darja,  um  sich  mit  Radschah- 
Chan  zu  vereinigen.  Sic  zerstörten  alle  Aocker  und 
Felder  und  riefen  dadurch  im  Gebiete  von  Sumarkand 
eine  Hungersnot!)  herv«>r,  so  dass  die  Einwohner  der 
Stadt  Samarkand  na«*h  anderen  Orten  auswanderten. 
In  Folge  diesen  begannen  die  Kirgisen  (Kosaken)  die 
Stadt  zu  plündern  und  gingen  so  weit,  dass  sie  sogar 
M«.«»eh(*cn  und  Medressen  zerstörten.  Die  Zersterung 
wurde  so  gründlich  betrieben,  daw»  einige  Bauwerke 
spurlos  verschwunden  sind,  (m  Jahre  1760  (1172.  Jahr 
der  Hediahll)  befestigte  der  Emir  Dllljtl  »eiue 
Herrschaft  in  Mawegrnag,  führte  wieder  Ordnung 
herbei  und  üliergab  da*  Gebiet  von  Samarkand  »einem 
Sohne  Schach-Murad.  Dieser  stellte  einzelne  Medressen 
wieder  her,  andere  aus  der  Tain urlauepochc  stammende 
Baudenkmäler  konnten  aber  nicht  wiederbeigesteDt 
werden  uud  zerfielen  bald  vollständig. 


X.  Abth.:  Numismatik  und  Sphragistik. 

(cf.  UL  Abth.) 

XI.  Abth.:  Archäographiflchc  Denkmäler. 

107.  Prof.  Zwetajew:  Ueber  dio  Warschauer 

A rohi  v e. 

106.  A.  N.  Lwow:  Die  russischen  Gesetzes- 

bestimmungen in  Betreff  der  Archive. 

109.  A.  8.  Rajewak  j : Bericht  über  die 

Knlatschcw- Kommission  de»  Jahres  1873 
in  Betreff  «1er  Einrichtung  von 
Archiven. 


Digitized  by  Google 


302 


Referate. 


110.  Prof.  D.  J.  Bagaloj:  Ueber  historisch© 

Materialien  »I*  Quellen  der  Archäologie. 

111.  A.  P.  Woronow:  Die  Archive»  de  parte- 

mentales  in  Frankreich. 

112.  J.  M.  Kamanin:  Ueber  die  aach verstän- 

dige Untersuchung  gefälschter  Docu- 
menta. 

118.  J.  E.  Schipowitach,  Priester:  Die  Chronik 

des  Kapuxiuerklosters  in  Wimiiza  der 
Jahr«  1714  bis  1668. 

114.  O.  N.  Schraelew:  Theorie  und  Praxis  der 

Archiv  Verzeichnisse. 

115.  L.  M.  Sawelow:  Uebcr  das  Archiv  der 

Versammlungen  der  Adeisdeputirten. 

116.  Prof.  D.  J.  Samokwassow:  Uebcr  die  Ccn- 

tralisation  der  Keichsurohi ve  in  West- 
europa, mit  Beziehung  auf  die  Archiv- 
reform in  Russland. 

117.  O.  J.  Lewiakj  : lieber  das  Schicksal  der 

Acten,  die  sich  auf  die  Grenzen  des  süd- 
westlichen Gebietes  von  Klein-Kussland 
beziehen. 

116.  E.  F.  Sohmurlo:  lieber  die  Einrichtung 
einer  russischen  nrchäo graphische n 
Commission  beim  vaticanischen  M useum. 

119.  J.  M.  Kamanin:  Uebejr  die  Archive  in 

Wolhynien  und  Podolien. 

120.  Prof.  D.  J.  Bagalej:  Uebor  die  Noth- 

wendigkeit  der  Einrichtung  eines  Ccn- 
tralarchivs  in  Charkow. 

121.  P.  A Lasch  ka  re  w : Die  kirchlichen  Alter- 

thüruer  der  Stadt  Tschernigow. 


Allgemeine  Sitzungen. 

122.  M.  W.  Downar-Sapolakj : Uebersicht  der 

Thütigkcit  der  Gouv  ernements- Archivs- 
Commission  wahrend  der  letzten  drei 
Jahre. 

128.  W.  M.  Wittyg:  Ueber  die  Xothzustände 

der  Archäologie  im  Zarthum  Polen. 

124.  W.  Bolssunowskj : Ueber  kleine  Bloi- 

plättcheu  mit  bestimmten  Zeichen. 
(Ohne  Auszug.) 

125.  Prof.  A.  J.  Markowitsch:  Ueber  die  Cnn- 

servirung  ulter  Denkmäler. 

126.  Gräfin  P.  8.  Uwarow:  Vorlesungen  über 

Archäologie  an  russischen  Univer- 
sitäten. 


Allgemeine  Schlusssitzung  am  19.  August. 

127.  Prof.  W.  B.  Antono witsch:  Ueber  die 

archäologischen  Ausstellungen  wahrend 
des  Congreases. 


Es  gab  während  de*  Coograises  folgende  Aus- 
stellungen : 

I.  In  dem  Universitätsgebäude  eine  allgemeine 
archäologische  Ausstellung  mit  den  Unterabthei- 
lungen für  prähistorische,  historische  und 
kirchliche  Alterthümer , für  Karten,  alte 
Bücher  und  Handschriften.  Darunter  war 
die  reichste  die  Abtheilurig  für  vorgeschicht- 
liche Alterthümer.  Die  Ergebnisse  der  letzten 
Ausgrabungen  waren  hier  zu  finden. 

II.  In  dem  städtischen  Museum  der  Stadt 
Kiew.  In  dem  noch  nicht  völlig  fertigen  Ge- 
bäude war  Dank  der  Energie  des  Viccnnuüdenteu 
der  Kiewseben  Gesellschaft  für  Alterthümer, 
B.  J.  C hauen  ko,  eine  Reihe  von  Sälen  her- 
gerichtet, um  die  werthvolle  Sammlung  des 
Herrn  W.  W.  Chwoiko  aufzunehmen. 

III.  Im  Museum  der  kirchlich -archäologischen  Ge- 
sellschaft. 

IV.  lu  der  Wohnung  des  Herrn  B.  J.  Chanen  ko. 

V.  In  der  Wohnung  de»  Herrn  J.  A.  Chainowski. 

Nach  der  Ansicht  des  Vortragenden  gewahren 

all©  Collectioneu  in  ihrer  Gesamiiitheit  ein  vortreff- 
liches Bild  von  der  Vergangenheit  des  südwestlichen 
Gebietes  von  Russland. 

128.  J.  M.  Kamanin:  Uebersicht  der  au  (ge- 

stellten Handschriften  und  alten  Bücher. 

129.  Gräfin  P.  8.  Uwarow:  Allgemeine  Ueber- 

sicht über  die  wisseuschaf tliche  Tliit ig- 
keit  des  archäologischen  Congresscs. 

An  dem  Congresa  haben  505  Mitglieder,  darunter 
24  nichtrusaiache , Theil  genommen.  Weit  über 
100  Mittheilungen  sind  gemacht  worden:  in  der 

1.  Abtheiluiig  \ vorgeschichtliche  Alterthümer)  27;  in 
der  X.  Ahtbeilung  (geschichtliche,  geographische, 
ethnographische  Alterthümer)  25.  — l nter  den  Ver- 
handlungen , die  im  Rath  (Sowet)  des  (ongressos  ge- 
pflogen worden  sind,  müssen  erwähnt  werden:  1.  die 
Reorganisation  der  Arehivangdegcnheitcn  in  Russland, 

2.  die  Anregung  zur  Gründung  von  Professuren  für 
vorgeschichtliche  Archäologie  an  den  russischen  Uni- 
versitäten, und  zur  Erweiterung  des  Unterricht«*  ul  »er 
Theorie  und  Geschieht«  dar  Kunst  im  Allgemeinen, 
und  der  nicht  claseischen  Kunst  im  Speciellen. 

Der  Curator  des  Kiewachen  Ix&nienrkes  W.  W. 
Weljaminow-Sornow  erklärt  den  XI.  archäologi- 
schen Congrees  für  geschlossen. 

Von  besonderen  Veranstaltungen , Festen  u.  s.  w. 
sind  zu  erwähnen : 

Am  Abend  des  6.  August  fand  ein  Festessen  — 
insbesondere  zu  Ehren  der  südslaviselieu  und  anderer 
fremder  Gäste  (Franzosen  und  Deutschen)  statt. 

Am  14.  August  gab  die  Stadt  Kiew  den  Mitgliedern 
des  Uongresscs  ein  Frühstück. 

Am  6.  August  wurde  ein  Ausflug  nach  Potschersk 
♦•macht , um  dabei  das  berühmte  Kloster  und  dessen 
Denkwürdigkeiten  zu  besichtigen. 

Am  11.  August  wurde  auf  die  Aufforderung  des 
bekannten  Sammlers  und  Kenners  Kiewscher  Alter- 
thttner  Herrn  B.  0.  Chanen  ko  «in  Ausflug  in  das 
Dnjcprgebiet , 70km  von  Kiew  gemacht,  um  daselbst 
Aufdeckungen  einiger  Grabhügel  (Kurgane)  vorxu- 
nehnien. 

Ara  14-  August  wurde  eine  Excursion  nach 
Kitajew  unternommen,  ebenfalls  zum  Zweck  einer 
Kurganaufdeckung. 

Am  15.  August  fand  eine  allgemeine  Besichti- 
gung der  Alterthümer  und  Sehenswürdigkeiten  Kiews 
statt. 


Digitized  by  Google 


ARCHIV 

F 0 It 

ANTHROPOLOGI 

ZEITSCHRIFT 

r Ob 

NATUllGESOHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN 


Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 

BojrrUndet  von 

A.  Ecker  and  L.  Lindenschmit 

Unter  Mitwirkung  von 

A.  Bastian  in  Berlin,  W.  Hls  in  Leipzig,  H.  v.  HSlder  in  Stuttgart,  J.  Kollmann  in  Basel, 

JT.  Xestorf  in  Kiel,  B.  8chmidt  in  Leipzig,  O.  A.  Schwalbe  in  Strasaburg,  L.  Stioda  in 
Königsberg,  B.  Vlrohow  in  Berlin,  A.  Voss  in  Berlin  und  W.  Waldeyor  in  Berlin 

berausgegeben  und  redigirt 
von 

Johannes  Ranke  in  München 


Siebenundzwanzigster  Band 

Drittes  Vierteljahrsheft 

(Ausgegeben  October  1901) 


Mit  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen,  17  Tafelu  und  2 graphischen  Darstellungen 


BRAUNSCHWEIG 

DttUCK  UNI»  VKHI.AO  VON  FIUKDKICII  VIKWEO  UND  BOHN 

1 0 1 


INHALT  DES  DRITTEN  HEFTES. 


L Abhandlungen.  Kleinere  Mittheilungen. 

Mit 

XII.  Burjaten  and  Kaltnücken*chäd<).  Von  Julias  Fridolin.  Mit  Tafel  VII  bis  XX,  enthaltend 

5b  Abbildungen  3UB 

XIII.  Ueber  die  Fonneu  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  Ein  Beitrag 

zur  Rassenlehre  (II).  Von  Anton  Ny  ström.  Mit  22  Abbildungen  (Fig.  12  bis  38)  ....  317 

XIV.  Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtsbildung.  Von  Franz  Paffner 83Z 

XV.  Studien  über  den  prähistorischen  Mrnscben  und  sein  Verhältnis»  zu  der  jetzigen  Bevölkerung 

Westeuropas.  Von  N.  C.  Mscuimirs.  Mit  Tafel  XXI  bis  XXIII,  enthaltend  38  Abbildungen  966 

XVI.  Topographisch-anthropometrische  Untersuchungen  über  die  Proportionsverhältnisse  des  weiblichen 

Körpers.  Von  Sara  Teumin.  Mit  2 graphischen  Parste! langen 812 

XVII.  Alte  Anspann  ungsgeräthe.  Von  L.  Laloy.  Mit  2 Abbildungen  . 488 


II.  Referate. 


L.  Zeitschriften-  und  Büchorsohau. 

Ans  der  dentachen  Literatur: 

Schliz,  A.r  Das  steinzeitliche  Dorf  Grossgartach,  seine  Kultur  und  die  spätere  vorgeschicht- 
liche Besiedelung  der  Gegend.  Von  J.  Ranke 48a 

Pagcl,  Dr.  Julius:  Biographische*  Lexikon  hervorragender  Aerzte  des  neunzehnten  Jahr- 
hunderts. Von  J.  Ranke  482 


II.  Verhandlungen  gelehrter  Gesellschaften  und  Versammlungen. 


Aus  der  russischen  Literatur: 

Anthropologe,  F.thnographie  und  Archäologie.  Von  L.  Stieda 44U 

L Abhandlungen,  die  den  Kaukasus  betreffen  •) 4441 

A.  Pantjuchow’s  Arbeiten  über  den  Kaukasus  441 

I).  Schriften  der  Kaukasischen  Abtheilung  der  K.  Ru*#.  Geogr.  Gesellschaft  ........  470 

II.  Sb  Petersburger  Arbeiten Ml 

A.  Die  Kussiache  Anthropologische  Gesellschaft  bei  der  Universität  zu  St.  Petersburg  . . . Ml 

Protokoll*:  der  Sil:uruj*n  SM  1*9:.  I',>,  VI.  Jahrgang 48Q 

Protokolle  der  Sitzungen  ron  1896/27  und  1897/06,  VII  und  VIII.  Jahrgang 486 

B.  Die  anthropol.  Gesellschaft  der  K.  milib-med.  Akademie  zu  Sb  Petersburg 422 

Arbeiten  drr  anthropologischen  GeseUsrhaft  Bd.  UI  (1695,96) 488 

III.  Moskauer  Arbeiten 422 

Russisches  anthropologische*  Journal  (Moskau),  L Jahrgang  1900  ...  422 


•)  Bezüglich  de»  Inhalte*  der  einzelnen  Binde  mu«  auf  die  den  vurliegenden  Referaten  »eihat  am  ScMimc  aoge- 
fügte  Inhalt  »übemk-bt  (S.  514  bis  516)  verwiesen  werden. 


by  Google 


Rudolf  Virchow 


zum  achtzigsten  Geburtstage 


13.  Oktober  11101 


Redaktion  und  Verlag 


A r c h i v f ü r A n t li  r o p o 1 o g i e 


Digitized  by  Google 


XII. 

Burjaten-  und  Kalmüekenschädel. 


Von 


Julius  Fridolin  in  St.  Petersburg. 


(Mit  Tafel  VII  bi«  XX,  enthaltend  50  Abbildungen.) 

Die  Burj&tcn-  und  Kalmöckenschäde]  tragen  deutlich  den  Mongolencharakter  zur  Schau: 
die  Schädel  sind  breit,  die  Oberkiefer  sind  flach,  die  Nasen  sind  oft  ganz  platt.  Die  Ober- 
gesichter sind  schmal,  die  Jochbeine  sind  nicht  selten  verdickt,  die  Joch  bogen  stehen  weit  vom 
Schädel  ah,  die  Augenhöhlen  sind  hoch. 


1.  Burjaten. 

Männliche  Schädel. 

Längen«  Breitenindice  s. 

Langschädel — 

Mittel  langschädel 1 

Kurzschädel 2 

Randschärfe]  2 

Mittel  = 83,6  Max  = 89,7.  Min.  = 79,5. 
Längen- Höh  enind  ices. 

Flachschadel  — 

Mittelhochschädel 3 

Hoch  scliädel 2 

Mittel  ==  74,0.  Max.  = 77,6.  Min.  = 70,8. 
Joohbreiten-Obergesichtaindices. 

Breite  Obergeaichter — 

Schmale  Obergesichter 4 

Mittel  - . 52,4.  Max.  64,7.  Min.  = 50,4. 
Nasenindices. 

Schiualun-cn 2 

Mittelbreitnasen * 1 

Breitnasen 2 

Mittel  49,1.  Max.  = 56,6.  Min.  = 42,1. 

11.  Kalmücken. 

1.  Männliche  Schädel. 

Längen-  Breiten  ind  ices. 

Langscbädel 1 

Ifittellangsch&del  2 

Kurzschädel  ...........  7 

Knndtchärfel 2 

Mittel  = 81,2.  Max.  = 8ß,8.  Min.  73.L 
Länge  u-  Höhen  in  dices. 

Ftachschädel  4 

Mittelhochschädel • 7 

Hoohschädel  ...........  1 

Mittel  = 71,0.  Max.  xs  76,2.  Min.  = 65,2. 


Jochbreiten  - Obergesichtsindices. 


Breite  Obergesichter 1 

Schmale  Obergesichter  ......  9 

Mittel  = 55,2.  Max.  = 61,6.  Min.  = 47,9. 

Naaenindices. 

Schtnalnaseu 6 

Mittelbrcitnasen 4 

Breitnaseu 2 

Mittel  = 46,8.  Max.  = 53,4.  Min.  = 41,7. 


2.  Weibliche  Schädel. 
Längen-Breitenindicos. 

Lang  schädel 

Mittel  hi  ugachädel  


Kurzscbädel 4 

Kundschädel 2 

Mittel  = 82,9.  Max.  = 86,2.  Min.  ss  90.0. 

Längen -Höhen  ind  ices. 

Flachschädel 3 

Mittelhochachädel 8 

Hoch schädel . — 

Mittel  71.4.  Max.  74,3.  Min.  t=  69,0. 

Joch  breiten  -Ober  gesicht  sind  ices. 

Breite  Obergesichter 1 

Schmale  Obergeeichter  ......  4 

Mittel  = 51,2.  Max.  = 64,1.  Mm.  = 5<»,o. 

X äsen  ind  ices. 

Schmalnaaen  — 

Mittelbrcitnasen 2 

Breitnasen 4 

Mittel  =r  51,6.  Max.  = 52,0.  Min.  = 61,0. 


I)io  Schädel  stammen  aus  der  Sammlung  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  St.  Peters- 
burg. Einige  Schädel  war  Herr  Alexis  Bartels  so  gütig,  zu  photographiren. 

38* 


f / / . 

Digitized  by  Google 


304 


Juliuti  Fridolin 


ächftdfllmnafs« 


- 

s 

5ß 

1 

•i 

h» 

a 

B 

9 

£ 

£ 

5 

03 

S£ 

£ 

5 

O 

3 

a 

5 

-c 

© 1 

2 

1 

B 1 
§ 

ec  1 

3 

t 

9 i 

ot 

b 

£ u> 
1! 

- H 

0 

tc 

fl 

3 

9 

l 

* 1 

s 

i 

* 

1 

C 

o ; 

V 

Jt 

B 

» 

•3  ; 

*5  1 

•o  V 

5l 

|ä 

5 

V 

*5  i 

s 

a 

■3 

=: 

sa 

e 

* 

I , 

J! 

s 

1 i 

•fl 

■fl 

i 

*-5 

s 

1 

X> 

1 

9 

-C 

=o 

a 

9 

0 

1 

m 

3 

a 

5 

o 

* 

1 

O 

i 

*2 

1 s 

I* 

i 

■ i 

X 

5 

3 

b 

5 

1 ] 

1 233 

649 

384  | 

338  1 

195 

157  j 

B u 
140 

r j t t e n. 

147  | 104 

i 102 

150 

101 

82  | 

1 

37 

2 | 

234 

' 484 

341 

304 

167 

141  1 

132 

129 

»3  j 

99 

130 

97 

66  . 

1 

\ 341. 

3 

236 

476 

330 

329 

151  1 

145 

124 

m 

83 

74 

106 

77 



54 



1 35  r. 
30 

4 

236 

497 

355 

310 

1 170  1 

141 

131 

124 

96 

97 

123 

95 

— 

71 

i 

85 

5 

236 

626 

871 

32.3 

186  ! 

14« 

132 

122 

99 

93 

132 

100 

— 

71 

95 

34 

6 

j 237 

476 

340 

295 

1.7 

j 132 

130 

124 

92 

86 

116 

— 

— 

63 

— 

34 

7 

230 

623 

350 

330 

174 

166 

136 

136  1 

104 

107 

146 

110 

123 

75 

114 

34 

8 

240 

617 

354 

313 

177 

164 

131 

141 

101 

99 

141 

99 

118 

71 

110 

33 

9 

1 241 

618 

360 

332 

169 

156 

134 

134 

94 

93 

133 

97 

100 

61 

101 

31 

10 

242 

496 

352 

308 

176 

144) 

134 

131  1 

98 

100 

132 

91 

123 

70  1 

\ 113  1 

36 

11 

243 

455 

318 

277  I 

1 168 

130 

112 

113 

84 

75 

105 

74 

93 

56 

1 80 

33 

12 

244 

498 

346 

326 

167  | 

160 

122 

121 

92 

86 

121 

89 

108 

64 

90 

32 

13 

1 

496 

344 

316  1 

168 

142 

133 

ISO  1 

95 

86 

123 

84 

— 

61 

32 

14 

246 

506 

356 

312 

170 

143  1 

128 

130  | 

95 

133 

— 

— 

31 

13 

1 247 

495 

354 

297  ! 

! 171  1 

138 

132 

127 

91 

132 

— 

— 

! - 

34 

16 

248 

531 

369 

316 

1 185  1 

151 

i3i : 

134  1 

99 

95 

— 

107  j 

— 

80 

i 

33 

Kalmücken. 


17  ; 

261 

498 

350  1 

300 

173 

140  j 

126 

122 

96 

90 

1 126 

96 

1 »»3 

1 ,l 

| 95 

35 

18 

252 

621 

350 

322 

174 

154 

133 

| 131 

99 

95 

! 142 

98 

! 114 

69 

106 

34 

19 

253 

516 

362 

291 

166 

136 

132 

132 

102 

. 98 

132 

1 101 

123 

76 

103 

35 

20 

254 

523 

356 

330 

17V 

166 

137 

132 

100 

1 

— 

— 

75 

— 

1 »5 

21  j 

265 

544 

360  , 

315 

189 

157 

131 

147 

106 

96 

156 

1 “ ' 

130 

82 

121 

1 39 

22 

256 

522 

348 

313 

181 

147 

118 

129 

99 

— 

140 

103 

118 

— 

107 

35 

23 

257 

516 

362 

308 

181 

148 

138 

142 

105 

97 

141 

1 109 

— 

73 

119 

34 

24 

258 

502 

341 

293 

176 

141 

ISS 

130 

101 

— 

135 

: lot 

— 

— j 

102 

35 

25 

259 

558 

385 

334 

199 

157 

141 

148 

106 

97 

“ 

102 

140 

90 

— 

38 

26  ! 

260 

529 

366 

308 

182 

147 

135 

139 

102 

104  i 

142 

101 

77 

39 

27 

261 

553 

880 

322 

191 

157 

141 

99 

96 

148 

! 105 

91 

109 

39 

28 

262 

525  ; 

367 

308 

189 

145 

127 

119 

103  ' 

102 

— 

100  ! 

125 

77  I 

99 

»4 

29 

263 

531 

373 

319 

186 

151 

137 

140 

i 101  1 

104 

140 

— i 

131 

80 

105 

37 

30  j 

264 

496 

349 

315 

167 

US 

123 

119 

88  | 

88 

115 

90 

— 

71 

85 

35 

31 

265 

491 

341 

; 293 

170 

141 

119 

128 

91 

90 

121 

99 

103 

62 

89 

35 

32 

266 

537 

870 

330 

184 

157 

131 

131 

98  ! 

— 

132 

102 

— 

: — 

93 

35 

33 

\ 267 

497 

346 

308 

175 

140 

130  | 

| 130 

101 

97 

135 

102 

117 

71 

— 

35 

34  j 

268 

508 

344 

310 

174 

150 

120 

129 

98 

99 

135 

94 

— 

72 

96 

35 

35  j 

i 269 

501 

342 

»14 

168 

148 

131 

1 132 

9« 

94  ; 

126 

96 

109 

71 

10° 

35 

36 

1 270  | 

496 

851 

303 

169 

143  1 

125 

126 

95 

91 

130 

99  | 

107  1 

65 

94 

37 

37 

| 271 

485 

335 

297 

168 

140  1 

128 

119 

95 

99 

— 

85  ' 

— i 

59 

— 

31 

38  ; 

! 272 

483  ; 

831 

282 

170 

138  1 

118 

124 

94 

93 

125 

93 

— 

64 

— 

33 

39 

273 

520  | 

363 

320 

176 

151 

127 

127 

96 

95 

127 

ICH) 

115 

72 

95 

38 

40  > 

274 

523 

858 

300 

187  j 

i 143  | 

127 

136 

106 

103 

145  ! 

107 

! — 1 

84 

— 

38 

275 

510 

352  j 

303 

177 

146 

121 

131  | 

94  | 

— j 

133  | 

100 

121 

76 

107 

37 

42 

276 

543 

364 

332 

182 

158  | 

132 

142 

101 

— | 

140 

102 

117 

70 

102  { 

38 

43 

277 

539 

360 

320 

184  ! 

168 

138 

147 

10« 

106 

140 

105 

— 1 

60 

i 

35 

44 

i 278 

518 

362 

303 

175 

150 

121 

127  1 

92 

90 

138 

103  | 

114 

72 

102 

35 

45 

| 279 

316  | 

343 

297 

178  , 

148  1 

130 

»41  | 

96  | 

99 

ISO 

107  | 

_ . 

76 

37 

Digitized  by  Google 


Burjaten-  und  KalmückenschädeL  305 


Kalmücken. 


AroktiT  für  Anthropologie  Bd.  XX VH. 


Digitized  by  Google 


306 


Julius  Fridolin, 


I.  Burjaten.  > 

1.  Männlicher  Schädel  vom  oberen  Irkut.  Radde. 

Katalog  Nr.  233.  Fig.  1 bi»  4.  Tafel  VII. 

Der  Schädel  ist  auffallend  gross,  breit  und  mittelboch.  Dicke  Schädelknochen.  Fliehende  Stirn. 
Die  Scheitelcurve  ist  langgestreckt  und  fällt  steil  nach  hinten  ab.  Die  Hinterhauptaschuppe  ist  inussig 
gewölbt  und  acharf  von  den  Scheitelbeinen  Abgesetzt.  Der  Schädel  ist  etwas  asymmetrisch,  die  rechte 
Seite  des  Hinterhauptes  ist  abgeflacht.  Die  Stirnhöcker  sind  verstrichen,  die  Scheitel höcker  sind  massig 
ausgebildet.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  sind  zum  Theil  verwachsen.  Kräftige  Warzenfortsätze  und 
CristAe  supramastoideae.  Hochlicgende  Schläfenlinien.  Gewölbte  Schläfenschuppen. 

Deutlich  entwickelte  Augenbrauenbogen.  Hohe  viereckige  Augenhöhlen;  die  Augenhöhlenrflnder 
sind  verdickt.  Wenig  vertiefte  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit;  die  Stirnfort- 
sät  zu  des  Oberkiefer*  sehen  mit  ihren  äusseren  Flächen  gerade  nach  vorn.  Verdickte,  höckerige  Joch- 
beine; die  Stirn  fortsitz«  der  Jochbeine  sind  sehr  breit.  Der  Oberkieferkörper  ist  fluch,  die  Kiefer- 
gruben fehlen  vollständig.  Die  vordere  XasenöfTnung  ist  breit,  der  untere  Rand  derselben  ist  stumpf; 
tiefe  Pränasalgruben.  Die  Zähne  im  Oberkiefer  sind  stark  abgenutzt  Der  Unterkiefer  fehlt.  Die 
unteren  und  inneren  Augenhöhlen  wände  sind  defect. 

2.  Weiblicher  Schädel  vom  oberen  Irkut.  Radde. 

Katalog  Nr.  234.  Fig.  5 bi«  8.  Tafel  VIII. 

Kleiner,  hoher  und  kurzer  Schädel.  Die  Stirn  bst  leicht  nach  rückwärts  geneigt.  Die  Scheitel- 
curve  ist  etwas  gebogen  und  fällt  schräg  7.11m  Hinterhaupte  ab.  Längs  der  hinteren  Hälfte  der  Pfeil- 
naht ist  der  Schädel  seicht  rimicnförmig  vertieft.  Die  Kranznaht  ist  grob  gezackt;  die  Pfeil-  und 
Lambdanuht  sind  zum  Theil  verwachsen.  Die  Stirn-  und  Scheitelhöcker  sind  schwach  ausgebildet. 
Dünne,  kurze  Warzenfortsätze.  Die  Schläfenschuppen  sind  gewölbt.  • I11  beiden  vorderen  Seitenfonta- 
nellcn  gro«se  Schaltknochen. 

Die  Augenhöhlen  sind  hoch;  die  rechte  Augenhöhle  ist  breiter  und  höher  wie  die  linke.  Leicht 
eingesunkene  Nasenwurzel;  der  Nasenrücken  ist  niedrig,  schmal  und  stark  concav.  Der  untere  Rand 
der  vorderen  NasenötTuung  ist  stumpf.  Flacher  Oberkieferkörper  ; alveolare  Prognathie.  Wenig  ab- 
geriebene  Zähne.  Die  iuneren  Augenhöhlenwände  sind  zum  Theil  defect.  Der  Unterkiefer  fehlt. 

3.  Kindersohädel  aus  dem  Bohonschen-Ulus,  100  Werst  von  Irkutsk.  Ma&ck. 

Katalog  Nr.  238.  Fig.  9 bis  12.  Tafel  IX. 

Runder,  sehr  hoher  Schädel.  Flache,  senkrecht  ansteigende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt 
und  fällt  »teil  zum  Hiuterhaupte  ab.  Die  Nähte  sind  wenig  gezackt.  In  der  Lamhdanaht,  in  der 
vorderen  rechten  Seitenfontanelle,  sowie  in  der  Hinterhauptsfontanelle  Schaltknochen.  Deutlich  ent- 
wickelte Stirn-  und  Scheitelhöcker.  Schwacho  Warzenfortsätze.  Gewölbte  Schläfenschuppen.  An  der 
Nasenwurzel  ein  Rest  der  Stirnnaht. 

Hobe  Augenhöhlen.  Platte,  wie  eingedrückte  Nase;  die  äusseren  Flächen  der  Nasenbeine  und  der 
Stirnfortsätze  des  Oberkiefers  sehen  anstatt  zur  Seite,  gerade  nach  vorn.  Die  vordere  Nasenöffnung 
ist  breit.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach;  seichte  Kiefergruben.  Die  oberen  ersten  grossen  bleibenden 
Mahlzähne  sind  im  Durchbruch  begriffen,  der  Schädel  mag  einem  etwa  siebenjährigen  Kinde  angehört 
hüben.  Der  Gaumen  ist  wenig  gewölbt  und  relativ  sehr  breit;  die  Sutura  iucisiva  ist  deutlich  sichtbar. 
Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  weit  ofTen.  Der  Unterkiefer  fehlt- 

4.  Weiblicher  Schädel  vom  oberen  Irkut.  Radde. 

Katalog  Nr.  235.  Fig.  13  bis  16.  Tafel  X. 

Hoher,  kurzer  Schädel.  Senkrecht  ansteigende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fallt  steil  zum 
Hiuterhaupte  ab.  Die  Hinterhauptsschuppe  ist  lu&ssig  gewölbt.  Deutlich  entwickelte  Scheitelhöckcr. 
Wenig  gezuckte  einfache  Nähte.  Kurze  Warzenfortsätze. 

Auffallend  hohe  Augenhöhlen.  Platte  Nase;  die  äusseren  Flächen  der  Nasenbeine  uud  der  Stirn- 
fortsitze des  Oberkiefers  sind  nach  vorn  gerichtet.  Die  Jochbeine  sind  klein;  an  dem  rechten  Joch- 


Digitized  by  Google 


Burjaten-  und  Kalmückenscbädel. 


307 


beine  ein  hinterer  Rest  der  queren  Naht.  Die  vordere  Naaenöffnung  ist  breit,  der  untere  Rand  ist 
stumpf;  der  vordere  Xasenstachel  ist  kurz.  Der  Oberkiefer  ist  Hach;  seichte  Kiefergruben.  Die  Zähne 
sind  wenig  abgerieben,  die  oberen  Weisheitszähne  sind  im  Durchbruch  begriffen.  Der  Gaumen  ist 
breit  und  nur  massig  gewölbt;  die  Sutura  incisiva  ist  noch  sichtbar.  Die  Basilarnaht  ist  verknöchert. 
Der  Uuterkiefer  fehlt 

5.  Weiblicher  Schädel  aus  dem  Bohonschen- Ulus  an  der  Ida,  100  Werst  von  Irkutsk.  Maack. 

Katalog  Nr.  236. 

Schwerer,  grosser,  mittellanger  und  mittelhoher  Schädel.  Die  Stirn  ist  leicht  nach  rückwärts 
geneigt.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt  und  fallt  ganz  allmählich  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Hinter- 
hauptsschuppe  ist  kapselförmig  gewölbt.  Die  Sehftdelnähte  sind  sehr  wenig  gezackt.  In  der  Lambda- 
naht mehrere  grosso  Schaltknochen.  Dicke,  kurze  Warzenfortsätze.  Gewölbte  Schläfenschuppen. 

Seichtliegende  Nasenwurzel.  Hohe,  viereckige  Augenhöhlen.  Breiter  Augenzwischenrauin.  Der 
Nasenrücken  ist  sehr  niedrig;  die  Nasenbeine  sind  kurz  und  breit;  die  Stirnfortsätze  des  Oberkiefers 
sind  mit  ihren  äusseren  Flächen  gerade  nach  vorn  gerichtet  Der  Oberkieferkörper  ist  auffallend 
Hach;  die  Kiefergruben  fehlen.  Der  untere  Rand  der  vorderen  Nasenöffnung  ist  stumpf;  der  vordere 
Nasenstachel  ist  kurz.  Im  Oberkiefer  stecken  noch  ein  Paar  Zähne,  welche  mässig  abgenutzt  sind. 
Wenig  gewölbter  Gaumen;  das  Foramen  incisivntn  ist  sehr  weit  Der  Uuterkieferkörper  ist  dick; 
die  Aeste  steigen  schräg  in  die  Höhe.  Der  Schädel  ist  asymmetrisch;  die  linke  Seite  der  Stirn  und 
die  rechte  Seite  des  Hinterhüuptes  sind  abgeffaebt;  der  rechte  Scheitelhöcker  steht  weiter  nach  vorn 
als  wie  der  linke. 

6.  Kinderschädel  (Mädchen)  aus  dem  Bohonschen-Ulus  an  der  Ida.  Maack. 

Katalog  Nr.  237. 

Hoher,  mittellangcr  Schädel.  Die  Stirn  ist  längs  der  Mitte  etwas  hervorgewölbt  und  steigt  senk- 
recht in  die  Höbe.  Der  Scheitel  ist  flach  und  Rillt  schräg  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Stirn-  und 
Sclieitelböcker  sind  mässig  entwickelt.  Die  Pfeilnaht  ist  einfach  gezackt.  Die  vorderen  unteren 
Scheitelbeinwinkel  sind  seicht  gruben  förmig  vertieft;  in  beiden  vorderen  Seitenfontanellen  Schalt- 
knochen; die  grossen  Keilbeinflügel  sind  ziemlich  breit.  Wenig  ausgebildete  Warzenfortsätze. 

Viereckige,  auffallend  hohe  Augenhöhlen.  Seicht! legende  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist 
niedrig  und  leicht  concav;  die  äusseren  Flächen  der  Stirn  fortsätze  des  Oberkiefers  sehen  gerade  nach 
vorn.  Die  Nasenbeine  sind  sehr  lang.  Am  linken  Jochbeine  ein  deutlich  entwickelter  Randfortsatz. 
Der  Oberkiefer  ist  flach;  die  Kiefergruben  fehlen  vollständig.  Der  linke  obere  bleibende  Prämolarzahn 
ist  im  Durchbruch  begriffen,  der  Schädel  mag  deshalb  einem  etwa  zehnjährigen  Kinde  angehört  haben. 
Die  äusseren  Lamellen  der  Flügelfortaätze  des  Keilbeines  sind  sehr  breit;  auf  der  rechten  Seite  ein 
Foramen  civinini.  Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  weit  offen.  Der  Unterkiefer  fehlt  Das  rechte  Joch- 
bein und  die  linke  Seite  des  Oberkiefers  sind  defect  — wie  angenagt 

7.  Miinnerschädel  aus  Selenginsk.  Radde. 

Katalog  Nr.  239. 

Grosser,  ruuder,  hoher  Schädel.  Nach  hiuteti  geneigte  Stirn.  Der  Scheitel  ist  leicht  gowölbt  und 
fällt  schräg  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Pfeilnaht  ist  zum  Theil  verwachsen.  Kräftig  entwickelte 
Warzenfortsätze  und  Cristae  supramastoideac. 

Deutlich  ausgebildete  Augenbrauenbogeo.  Viereckige,  hohe  Augenhöhlen.  Tief  eingesunkene 
Nasenwurzel;  niedriger  cuncaver  Nasenrücken.  Am  rechten  Jochbeine  ein  massig  entwickelter  Rund- 
forUatz.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach.  Kiefergruben  fehlen.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  ziemlich 
breit;  Prä  nasalgruben.  Die  Zähne  sind  mäasig  abgenutzt.  Die  äns&eren  Lamellen  der  Flügelfortsätze 
des  Keilbeines  sind  sehr  breit.  Kräftig  entwickeltes  Tuberculum  pharyngeum.  Der  Unterkieferkörper 
ist  hoch;  die  aufsteigenden  Aeste  sind  breit.  Von  hinten  betrachtet,  hat  der  Schädel  eine  fünfeckige 
Form,  der  Scheitel  ist  dachförmig,  die  Seitentheile  convergiren  leicht  nach  unten. 

8.  Männerschädel.  Akad.  Kupffer. 

Katalog  Nr.  240. 

Mittalhoher,  runder  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt  und  fällt  massig 
steil  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Scheitelhöcker  sind  kräftig  au^gebildet.  Ilocbliegcnde  Schläfenlinien. 

39* 


Digitized  by  Google 


308 


Julius  Fridolin, 


Die  vorderen  unterem  Scheitelbein  winkel  sind  grubcnförinig  vertieft;  die  grossen  Keilbein  flügel  sind 
ziemlich  breit.  Auffallend  lange  und  dicke  Warzenfortsitze.  Gewölbte  Scbläfenschnppen. 

Stark  eingebogene  Nasenwurzel.  Massig  hoher  concaver  Nasenrücken.  Sehr  breiter  Augen' 
Zwischenraum.  Der  untere  Rand  der  vorderen  NasenöfTnung  ist  stumpf;  die  Nasenscheidewand  ist 
nach  links  verbogen;  die  vordere  Naseuöffnung  ist  breit.  Flacher  Oberkieferkörper;  die  Kiefergruben 
fehlen.  Die  /.Ahne  sind  wenig  abgerieben.  In  der  Hinteransicht  bat  der  Schftdel  eine  fünfeckige  Form. 
Der  Gaumen  ist  wenig  gewölbt.  Die  Äusseren  Platten  der  Flüge!  fortan  tze  des  Keilbeines  sind  sehr 
breit;  auf  der  rechten  Seite  ein  Forainen  civinini. 

9.  Jugendlicher  Schädel.  Akad.  Kupffer. 

Katalog  Nr.  241. 

Runder,  hoher  Schädel.  Die  Stirn  steigt  steil  auf.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt  und  fallt  fast 
senkrecht  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Pfeil*  und  Lambdanaht  sind  grobgezackt.  Die  linke  Schläfen* 
schuppe  ist  dcfcct-  Kleine  Warzen forUätzc. 

Flachliegende  Nasenwurzel.  Der  Naeenrücken  ist  niedrig  und  leicht  concav.  Die  vordere  Nasen* 
Öffnung  ist  breit.  Der  vordere  Naaenstachcd  ist  laug.  Schöne,  wenig  abgenutzte  Zahne;  die  Weisheit*- 
zahne  sind  noch  nicht  durchgebrochen.  Der  Gaumen  ist  flach ; die  Sutura  incisiva  ist  deutlich 
sichtbar.  Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  weit  offen.  In  der  Hinteransicht  hat  der  Schädel  eine  vier- 
eckige Form. 


10.  Männerschädel.  Akad.  Kupffer. 

Katalog  Nr.  242. 

Kleiner,  mittellanger  und  hoher  Schädel,  fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fällt  schräg 
zum  Ilinterhaupte  ab.  Die  Kranz*,  Pfeil*  und  Lambdanaht  sind  zum  Thcil  verstrichen.  Die  vorderen 
unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  grubeuförraig  vertieft.  Dicke  kurze  Warzenfortsätze. 

Deutlich  ausgebildete  Augeubrauenkogen.  Tief  eingezogene  Nasenwurzel.  Schmaler,  ziemlich 
hoher  Nasenrücken.  Hohe  Augenhöhlen;  die  unteren  und  inneren  Augenhöblenwiinde  sind  defect. 
An  beiden  Jochbeinen  massig  entwickelte  Randfortsätze.  Sehr  tiefe  Kiefergruben.  Stark  abgeriebene 
Zähne.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  schmal,  die  Ränder  derselben  sind  scharf. 

11.  Kinderschädel  (Mädchen).  Akad.  Kupffer. 

Katalog  Nr.  243. 

Kurzer,  mittelhoher  Schädel.  Die  Stirn  steigt  steil  auf.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fallt  allmäh- 
lich zum  Ilinterhaupte  ab.  Die  Ilinterhauptsscbuppe  ist  stark  gewölbt.  Die  Scheitelliöcker  sind 
deutlich  ausgebildet.  Die  grossen  Keilbeinflügol  sind  ziemlich  breit  und  seicht  rinnenförmig  vertieft. 
In  der  linken  Schuppennuht  ein  Schaltknochen.  Kleine  Warzenfort« Atze. 

Die  Nasenwurzel  ist  etwas  eingezogen.  Auffallend  hohe  Augenhöhlen.  Leicht  concaver,  niedriger 
Nasenrücken.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach.  Die  vorderen  oberen  bleibenden  Prämolarzähne  sind 
im  Durchbruch  begriffen;  der  Schädel  mag  einem  etwa  zehnjährigen  Kinde  angehört  haben.  Die 
Sutura  incisiva  ist  deutlich  zu  sehen.  Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  offen. 

12.  Jugendlicher  Schädel. 

Katalog  Nr.  244. 

Runder,  mittelhohcr  Schädel.  Die  Stirn  ist  leicht  nach  hinten  geneigt.  Die  Scheitelcurve  ist 
gestreckt  und  fallt  rasch  zum  Ilinterhaupte  ab.  Die  vorderen  unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  etwas 
vertieft.  Wenig  gezackte  Nähte.  Deutlich  entwickelte  Scbeitelhöcker.  Dünne  kurze  Warzen  fortsätz«. 
Gewölbte  Schläfenschuppen. 

Flachliegende  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  breit  und  ziemlich  hoch.  Der  untere  Rand 
der  vorderen  Nasenöffnung  ist  stumpf.  Die  Augenhöhlen  sind  hoch.  Der  Oberkiefer  ist  flach.  Der 
Gaumen  ist  massig  gewölbt;  die  Sutura  incisiva  ist  noch  nicht  verwachsen.  Offene  KeilhintcrhunpU* 
fuge.  In  der  Hinteransicht  hat  der  Schädel  eine  viereckige  Form,  die  Seitenwinde  convergiren  stark 
nach  unten. 


Digitized  by  Google 


Burjaten-  und  Kalmückenschädel. 


309 


13.  Jugendlicher  Schädel.  Schamane. 

Katalog  Nr.  245.  Fig  17  bis  20.  Tafel  XI. 

Leicht  asymmetrischer,  hoher,  kurzer  Schädel.  Senkrecht  aufsteigcudu  massig  hohe  Stirn.  I)cr 
Scheitel  ist  flach  und  fällt  steil  zum  Ilinterhaupte  ab.  Deutlich  entwickelte  Stirn-  und  Scheitelhocker. 
In  der  Kruuznaht  und  in  beiden  vorderen  Seitenfontauellen  Schalt knocken.  Kurze  Warzen fortsätze. 

Flache  Nasenwurzel  Niedriger  Nasenrücken.  Sehr  hohe  Augenhöhlen.  Am  linken  Jochbeine 
ein  inässig  ausgebildetcr  Randfortsatz.  Flacher  Oberkieferkörper.  Die  Sutura  incisiva  ist  zum  Theil 
sichtbar.  Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  noch  nicht  verwachsen.  Der  Unterkiefer  fehlt. 

14.  Männlicher  Schädel.  Schamane. 

Katalog  Kr.  246. 

Kurzer,  hoher  Schädel.  Die  Nähte  sind  zum  Theil  verstrichen;  längs  der  hinteren  Hälft«  der 
I’feilnaht  ist  der  Schädel  seicht  rinnenförmig  vertieft.  Die  Stirn  ist  etwas  nach  hinten  geneigt.  Der 
Scheitel  ist  flach  uud  fällt  fast  senkrecht  zum  Ilinterhaupte  ab. 

Hohe  Augenhöhlen.  Die  Nasenwurzel  ist  nur  wenig  eingesunkeu.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig 
und  breit.  Der  rechte  Joch  bogen  angenagt.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach;  Kiefergruben  fehlen. 
Die  vordere  Nasenöflhung  ist  breit.  Die  Zähno  sind  im  Oberkiefer  ausgefallen,  die  Alveolen  atrophirt. 
Der  Gaumen  ist  wenig  gewölbt.  Hechts  ein  deutlich  aasgebildeter  Processus  paramastoideus.  Der 
Unterkiefer  fehlt 

15.  Männlicher  Schädol  eines  Schamanen,  gefunden  in  den  Tungunschen  Bergen.  Maack. 

Katalog  Nr.  247. 

Kleiner,  hoher,  kurzer  Schädel.  Die  Stirn  ist  leicht  nach  rückwärts  geneigt.  Die  Schcitelcurve 
ist  gestreckt  und  fällt  etwas  schräg  zum  Ilinterhaupte  ah.  Die  Nähte  sind  verstrichen,  längs  der 
hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  riunenförmig  vertieft.  Kräftig  nusgebildeter  Hinterhaupts- 
wulst.  Die  Schlftfenschuppen  sind  gewölbt.  Die  vorderen  unteren  Scheitelbein  winke!  und  die  grossen 
Keilbeinflügel  sind  grubenförmig  vertieft. 

Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit  Hohe  viereckige  Augenhöhlen.  Die  Nasenwurzel  liegt 
flach.  Die  vordere  Nasenüffuung  ist  auffallend  breit.  Platter  Oberkieferkörper.  Die  Zahnalveolen 
siud  im  Oberkiefer  obliterirt,  der  Alveolarrand  ist  abgenutzt  Der  Unterkiefer  fehlt 

16.  Männlicher  Schädel.  Schamane. 

Katalog  Nr.  248. 

Asymmetrischer,  grosser,  kurzer  und  mittelhoher  Schädel  Die  Stirn  ist  massig  nach  hinten 
geneigt  Der  Scheitel  ist  flach  und  fällt  sehnig  zum  Hinterhaupte  ah.  Die  HinterhaupUschuppe  ist 
kapKcl förmig  gewölbt  und  scharf  von  den  Scheitelbeinen  abgesetzt  Die  Pfeilnaht  ist  «um  Theil  ver- 
wachnen  und  liegt  in  einer  seichten  Rinne,  ln  der  Gegend  der  Hinterhauptsfontanelle  zwei  grosse 
Schaltknochen.  Die  grossen  Keilbeinflügel  sind  schmal.  Die  Schlftfenschuppeu  sind  gewölbt. 

Kräftig  entwickelte  Augeubraucnbugeu.  Eingesunkene  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  flach; 
die  Nasenbeine  sind  schmal,  unten  defect;  die  Stirn  fortsätze  des  Oberkiefers  sehen  mit  ihren  äusseren 
Flächen  anstatt  zur  Seite,  gerade  nach  vorn  und  sind  auffallend  breit  I>er  rechte  Joch  bogen  ist 
abgebrochen.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  schmal;  der  vordere  Nasenstachel  lang.  Platter  Ober- 
kiefer. Wenig  abgenutzte  Zähne,  die  unteren  und  innereu  Augenhöhlenwüude  sind  defect  Der  Unter- 
kiefer fehlt. 


IL  Kalmücken. 

17.  Jugendlicher  Schadet  vom  ManiUeb, 

Katalog  Nr.  251. 

Mittelhoher,  kurzer  Schädel.  Etwa,  nach  hinten  geneigte  Stirn.  Oio  Scheitelcurrc  ist  gestreckt 
und  fällt  allmählich  zum  Ilinterhaupte  ab.  Starke  Scheitelhäcker.  Die  lTeilnaht  ist  wenig  gezackt. 


Digitized  by  Google 


BIO  JnliuB  Fridolin, 

in  der  Lambdunuht  mehrere  Schaltknochcn.  Die  grossen  Keilbeinflügel  sind  sehr  breit.  Dünne 
Warzen  fort  «ätze. 

Sehr  hohe  Augenhöhlen.  Die  Nasenwurzel  ist  nur  wenig  eingesunken.  Der  Nasenrücken  ist 
niedrig  und  schmal.  Der  vordere  Nasenstachel  ist  ziemlich  lang.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist 
schmal.  Die  Weisheitszähne  sind  noch  nicht  durchgebrochen.  Die  Keilhinterhauptsfuge  ist  offen. 
Am  vorderen  Rande  des  Hinterhauptsloches  zwei  kleine  Knochenhöcker. 

18.  Jugendlicher  Schädel  vom  Manitsch. 

Katalog  Nr.  252.  Pig.  21  bis  24.  Tafel  XII. 

Grosser,  runder,  hoher  Schädel.  Nach  hinten  geneigte  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fallt 
schräg  zum  Hinterhaupte  ab.  Das  Hinterhaupt  ist  stark  gewölbt.  Einfach  gezackte  Nähte.  Die 
vorderen  unteren  Scheitelheinwinkel  und  die  grossen  Keilbeinflügel  sind  rinnenförniig  vertieft.  Die 
Schläfenschuppen  siud  gewölbt.  Die  Warzen fortaätze  sind  dünn  und  ziemlich  lang. 

Die  Nasenwurzel  ist  eingesunken.  Der  Nasenrücken  ist  hoch  und  schmal.  Dicke  Jochbeine. 
Weit  vom  Schädel  abstehende  Jochbogen.  Hohe  Augenhöhlen.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  schmal; 
der  vordere  Nasenstachel  ist  lang.  Die  Zähne  sind  wenig  abgenutzt;  die  Weisbeitszähne  stecken  tief 
in  den  Alveolen.  Offene  Keilhinterhauptsfuge. 

19.  Männlicher  Schädel  vom  Manitsch. 

Katalog  Nr.  253. 

Langer,  schmaler,  mittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach.  Die  Hinter- 
hauptsschuppe ist  stark  gewölbt.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  sind  zum  Theil  verwachsen.  Kräftige 
Warzenfortsätze. 

Die  Nasenwurzel  ist  nur  wenig  eingesenkt.  Der  Nasenrücken  ist  ziemlich  hoch  und  mässig  breit. 
Sehr  hohe  viereckige  Augenhöhlen.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach;  Kiefergruben  fehlen.  Am  rechten 
Jochbein  ein  deutlich  entwickelter  Randfortsatz.  Gut  erhaltene,  wenig  abgenutzte  Zähne.  Der 
Gaumen  ist  stark  gewölbt.  Die  äusseren  Lamellen  der  Flügelibrtsätze  des  Keilbeines  sind  sehr  breit. 
In  der  Hinteransicht  hat  der  Schädel  eine  fünfeckige  Form,  der  Scheitel  ist  dachförmig,  die  Seitentheile 
divergiren  leicht  nach  unten. 

20.  Jugendlicher  Schädel  von  der  Kutna.  Zotowitsch. 

Katalog  Nr.  254. 

Grosser,  runder,  hoher  Schädel.  Die  Stirn  ist  nach  rückwärts  geneigt.  Der  Scheitel  ist  leicht 
gebogeu  und  fällt  nach  hinten  ziemlich  steil  ab.  In  der  Lambdanabt  und  in  der  rechten  Schuppen- 
naht Schaltknochen.  Die  vorderen  unteren  Scheitelheinwinkel  sind  grubenförmig  vertieft.  Die 
Schläfen  sch  uppen  siud  gewölbt.  Die  grossen  Keilbeinflügel  sind  breit. 

Flachliegende  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  nur  mässig  hoch  und  ziemlich  schmal.  Weiter 
Augenzwischenraum.  Sehr  hohe  Augenhöhlen.  Der  Oberkiefer  ist  flach.  Der  untere  Rand  der  vor- 
deren Nnscnöflhung  ist  stumpf.  PränasalgTuben.  Die  Nasenscheidewand  ist  nach  links  verschoben. 
Die  Zähne  sind  wenig  abgerieben.  Der  Gaumen  ist  stark  gewölbt.  Die  Keilhinterbauptsfuge  ist  noch 
offen.  Die  beiden  Jochbeine  und  das  Hinterhauptsbein  sind  defect.  Der  Unterkiefer  fehlt. 

21.  Männlicher  Schädel  aus  der  Umgegend  von  Sarepta. 

Katalog  Nr.  255. 

StirnnahtscbädeL 

Auffallend  grosser,  kurzer  und  niedriger  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach 
und  fällt  ganz  allmählich  nach  hinten  ab.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  sind  zum  Theil  verwachsen. 
Längs  der  hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  rinnenförmig  vertieft.  In  der  Gegend  der 
Hinterbauptsfontanelle  ein  grosser  dreieckiger  Schaltknochen.  Hakenförmiger  Hinterhauptshöcker. 

Kräftige  Augenbrauenbogen.  Die  Stirnnaht  ist  offen  und  in  ihrer  ganzen  Länge  sichtbar.  Ein- 
gesunkene Nasenwurzel.  Mässig  hoher,  breiter  Nasenrücken.  Flacher  Oberkieferkörper.  Die  vordere 
Nftsenöffnung  ist  schmal;  der  vordere  Nasenstachel  lang.  Abgeriebene  Zähne.  Die  äusseren  Lamellen 
der  Flügel fortiätse  des  Keilbeines  sind  breit  Lange  Keilbuinatachel. 


Digitized  by  Google 


Burjaten-  und  Kalmückenschädel. 


311 


22.  Männlicher  Schädel  aus  Sarepta.  Becker. 

Katalog  Nr.  2Ö6. 

Niedriger,  grosser,  kurier  SchädeL  Stark  nach  hinten  geneigte  Stirn.  Der  Scheitel  ist  gestreckt 
und  fällt  langsam  zum  Hinterhaupte  ab.  Exostosen  auf  dem  Stirnbeine  und  dem  linken  Seheitelbeine. 
Die  Pfeilnabt  liegt  in  einer  seichten  Kinne  und  ist  zum  Theil  verstrichen.  Kräftige  Warzenforhsitze. 

Leicht  eingesunkene  Nasenwurzel.  Das  uutcre  Ende  der  Stirnnaht  ist  noch  erhalten.  Der 
Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit  Die  Augenhöhlen  sind  hoch.  Sehr  tiefe  Kiefergruben.  Die  vor- 
dere Nasenöffnung  ist  breit.  Die  Jochbogen  stehen  weit  vom  Schädel  ah.  Die  Zähne  sind  abgerieben ; 
die  oberen  Schneidezähne  sind  ausgefallen,  ihre  Alveolen  atrophirt  Der  Ilinterhauptskörper  liegt  ganz 
flach.  Auf  der  rechten  Seite  ist  die  innere  Augenhöhlenwaud  defect. 

23.  Männlicher  Schädel  aus  Sarepta.  Becker. 

Katalog  Nr.  257.  Fig.  25  bis  28.  Tafel  XIII. 

Kurzer,  breiter,  hoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fällt  nach  hinten  steil 
ah.  Die  Pfeilnaht  ist  verwachsen.  Deutlich  entwickelter  Hinterhauptswulst.  In  der  rechten  vorderen 
Seitenfontanelle  ein  Schaltknochen.  Kurze,  dicke  Warze nfnrtsätxe.  Kräftige  Cristae  supraiuastoideue. 

Tiefliegende  Nasenwurzel.  Hoho  Augenhöhlcu.  Die  Joch  bei  uu,  sowie  die  Jochfortsätze  des  Stirn- 
beines sind  verdickt.  Massig  hoher,  breiter  Nasenrücken;  langer  Nasenstachel.  Flacher  Oberkiefer- 
körper. Starker  (iaumeuwulst.  Die  uusseren  Lamellen  der  Flügclfortsützo  des  Keilbeines  sind  sehr 
breit.  Die  Unterkieferäste  steigen  steil  in  die  Höhe,  sind  niedrig  nnd  breit. 

24.  Weiblicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  258.  Fig.  29  bis  32.  Tafel  XIV. 

Kurzer,  mittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt  und  fällt  langsam 
zum  Hinterhaupt«  ab.  Die  Unterschuppc  des  Hinterhauptsbeines  ist  sehr  flach  und  der  Schädel  auf 
dieselbe  gestellt,  steht  ohne  Unterstützung.  Die  Kranz-  nnd  Pfeilnabt  sind  zum  Theil  verstrichen. 
Kurze  Warzen  fort»  fitze.  Kräftige  Cristae  supramastoideae. 

Schwache  Augenbrauenliogen.  Platte  Nase;  die  äusseren  Flüchen  der  Stirnfortsätze  des  Ober- 
kiefers sehen  gerade  nach  vorn.  Die  Jochbeine  sind  uneben,  höckerig,  liegen  winklig  nach  hinten 
um.  Der  untere  Rand  der  vorderen  NasenÖfTnung  ist  stumpf.  Tiefe  Kiefergruben.  Die  Zähne  sind 
stark  abgerieben,  mehrere  Alveolen  im  Oberkiefer  geschlossen.  In  der  Hinteransicht  ist  der  Schädel 
fünfeckig.  Das  Kinn  ist  deutlich  ausgebildet;  die  Unterkieferwinkel  sind  abgerundet. 

25.  Männlicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  259. 

Grosser,  mittelhoher  und  mittellanger  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  ist  flach  und 
füllt  schräg  nach  hinten  ab.  Längs  der  vorderen  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  emporgewölbt. 
Die  Kranz-,  Pfeil-  und  Lambdanaht  sind  verstrichen.  Deutlich  ausgebildeter  Hinterhauptswulst 

Massig  starke  Augenbrauenbogen.  Hohe  Augenhöhlen.  Das  untere  End«  der  Stirnnaht  ist  noch 
sichtbar.  Die  Nasenwurzel  ist  wenig  vertieft.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig.  Der  Oberkiefer  ist  flach. 
Der  untere  Rand  der  vorderen  Naaenöfluung  ist  stumpf.  Gewölbter  Gaumen.  Die  Zähne  sind  stark 
abgenutzt  Der  rechte  Jocbbogen  ist  abgebrochen. 

26.  Männlicher  Sohädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  260.  Fig.  33  bis  36.  Tafel  XV. 

Grosser,  kurzer,  mittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  leicht  gebogen  und 
fällt  ziemlich  steil  nach  hinten  ab.  Die  Oberschuppe  des  Hinterhauptsbeines  ist  in  der  Mitte  ganz  flach. 
Grobgezackte  Nähte.  Die  grossen  Keilbeinflügel  sind  schmal.  Kräftige  Cristae  supramastoideae. 

Deutlich  ausgebildete  Augenbrauenbogen.  Die  Nasenwurzel  ist  leicht  vertieft.  Niedriger  Nasen- 
rücken; diu  äusseren  Flächen  der  Stirnfortsätze  des  Oberkiefers  sind  anstatt  zur  Seite,  nach  vorn 
gerichtet.  Die  Jochbeine  sind  verdickt,  höckerig  und  biegen  winklig  nach  hinten  um;  am  linken 


i 


Digitized  by  Google 


1 


312  Julius  Fridolin, 

Jochbeine  ein  kräftiger  Kandfort&atz.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  schmal;  der  vordere  Nasenstachel 
ist  kurz.  Auffallend  hohe  viereckige  Augenhöhlen.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach;  Kiefergruben 
fehlen.  Die  Zähne  sind  abgenutzt;  im  Oberkiefer  mehrere  Zahnalvvolen  geschlossen.  Der  Gaumen  ist 
wenig  gewölbt.  Die  Griffelfortsätze  noch  erhalten,  sind  dünn  und  lang.  Der  Unterkiefer  fehlt. 

27.  Männlicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  261.  Fig.  37  bis  40.  Tafel  XVI. 

Grosser,  kurzer,  niedriger  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  leicht  gebogen  und 
fällt  nach  rückwärts  schräg  ab.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  sind  zum  Theil  verstrichen.  Längs  der 
vorderen  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  gewölbt  Die  Mitte  der  Obcrschuppe  des  Hinterhaupts- 
beines ist  flach.  Kräftig  ausgebildeter  Hinterhaupts wulst.  Die  Warzen fortsfttze  sind  dick.  Die  Cristae 
suprainastoideac  sind  auffallend  stark  entwickelt. 

Die  Nasenwurzel  liegt  ganz  flach.  Deutlich  auRgebildete  Augenbrauenbogen.  Der  Nasenrücken 
ist  niedrig  und  breit;  die  äusseren  Flächen  der  Stirnfortsätze  des  Oberkiefers  sehen  gerade  nach  vorn. 
Hohe  Augenhöhlen.  Die  Jochbeine  sind  verdickt  und  biegen  winkelig  nach  hinten  um.  Der  Ober- 
kiefer ist  flach;  die  Kiefergruben  fehlen.  Der  untere  Rand  der  vorderen  Xascuöffnung  ist  stumpf; 
tiefe  Pränasalgraben.  Der  vordere  XaRenstachel  ist  lang.  Der  Körper  de»  Hinterhauptsbeines  steigt 
steil  auf.  Die  äusseren  Lamellen  der  Flügelfortaätze  des  Keilbeines  sind  breit.  Der  Unterkieferkörper 
ist  hoch;  die  Kinngegend  ist  stark  entwickelt.  In  der  Hinteransicht  ist  der  Schädel  fünfeckig. 


28.  Jugendlicher  Schädel. 

Katalog  Nr.  262. 

Grosser,  niedriger,  mittellanger  Schädel.  Die  Stirn  ist  massig  nach  hinten  geneigt.  Der  Scheitel 
ist  flach  und  fällt  allmählich  zum  Hinterhaupt®  uh.  Die  Hiutorhauptsschuppe  ist  stark  gewölbt.  Die 
Schläfen  sind  etwas  vertieft.  Die  grossen  Keilbeinflügel  sind  breit. 

Flachlicgcndc  Nasenwurzel.  Hohe  Augenhöhlen.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit  Der 
rechte  Jochbogen  ist  liefert.  Der  vordere  Nasenstachel  ist  kurz.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach.  Die 
Nasenbeine  sind  aui  freien  Kndo  abgebrochen.  Schöne,  wenig  abgenutzt«  Zähne;  die  Weixheitazähne 
sind  durchgehrochen.  Der  Gaumen  ist  stark  gewölbt;  die  Sutnra  incisiva  zum  Theil  erhalten.  Offene 
K eilhinterhau  ptafuge. 


29.  Männlicher  Schädel. 

Katalog  Nr.  263. 

Grosser,  kurzer,  mittelhoher  Schädel.  laicht  nach  rückwärts  geneigte  Stirn.  Die  Scheitelcurve 
ist  gestreckt  und  fallt  nach  hinten  ziemlich  »teil  ab.  In  der  Gegend  der  Ilintcrhauptsfontunelle  ein 
grosser  viereckiger  Schaltknochen.  Massig  au  »gebildeter  Hinterhaupts  wulst  Die  vorderen  unteren 
Scheitelbeinwinkel  sind  grubenförmig  vertieft;  die  grossen  Keilbein  Hügel  breit. 

Starke  Augenbrauenbogen.  Eingesunkene  Nasenwurzel.  Niedriger,  schmaler,  concaver  Nasenrücken ; 
die  äusseren  Flächen  der  Stirn  fortsä  tze  des  Oberkiefers  sehen  gerade  nach  vorn.  Die  vordere  Nasen  - 
Öffnung  ist  schmal ; der  untere  Hand  derselben  ist  stumpf.  Flacher  Oberkieferkörper.  Wenig  abgenutzte 
Zahne.  Stark  gewölbter  Gaumen.  Der  Unterkieferkörper  ist  hoch  und  dick.  Die  Nasenbeine  sind  am 
unteren  Ende  abgebrochen. 

30.  Jugendlicher  Schädel. 

Katalog  Nr.  264. 

Kurzer,  mittclhoher  Schädel.  Die  Stirn  steigt  senkrecht  in  die  Höhe.  Der  Scheitel  ist  flach  und 
fällt  von  der  Gegend  der  Schcitclhöcker  steil  zum  Hinterhaupte  ab.  Die  Nähte  sind  feingezackt;  in 
der  Lambdanaht  mehrere  Schaltknochen.  Die  Oberschuppe  des  Hinterhauptsbeines  ist  in  der  Mitte 
abgeplattet  Die  vorderen  unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  gruben  förmig  vertieft. 

Auffallend  hohe  Augenhöhlen.  Die  Nasenwurzel  ist  sehr  wenig  eingezogen.  Der  Nasenrücken  ist 
massig  hoch  und  etwas  concav.  Der  untere  Hand  der  vorderen  NascnöfTnung  ist  stumpf.  An  den 
Jochbeinen  kurze  Handfortsätze.  Ziemlich  tiefe  Kiefergruben.  Wenig  ahgeriehene  Zähne;  die  Weis- 
heitszühne  stecken  tief  in  den  Alveolen.  Graciler  Unterkiefer.  Die  Bamlarfuge  ist  offen. 


Digitized  by  Google 


Burjaten-  und  Kalmückenschädel. 


313 


31.  Jugendlicher  Schädel.  Becker. 

Katalog  Nr.  265. 

Niedriger,  kurzer  Schädel.  Steil  aufsteigende  Stirn.  Die  Scbeitelcurve  ist  gestreckt  und  füllt 
allmählich  zum  Uiuterhaupte  ab.  Das  Hinterhaupt  ausgezogen.  Die  Scheitelhöcker  sind  deutlich  aus- 
geprägt. Die  Schuppennähte  sind  verwachsen.  Die  vorderen  unteren  Scheitelbein winkel  sind  vertieft; 
die  grossen  KeilbeinflQgel  breit,  ln  der  linken  vorderen  Seitenfontanclle  ein  grosser  viereckiger  Schalt- 
knocheu.  Gewölbte  Schläfenschuppen. 

Flachliegende  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit.  Die  äusseren  Flächen  der 
Stirnfortsätze  des  Oberkiefers  sehen  nach  vorn.  Der  untere  Iland  der  vorderen  N&senöffnung  ist  stumpf. 
Diu  Nasenöffuung  ist  breit.  Der  linke  obere,  bleibende  Eckzahn  ist  im  Durchbruch  begriffen;  der  Schädel 
mag  deshalb  einem  etwa  13jährigen  Kinde  angehört  haben.  Platter  Oberkieferkörper;  Kiefergruben 
fehlen.  Offene  Keilhiuterhauptsfuge.  Die  Unterkieferäste  steigen  senkrecht  in  die  Höhe,  sind  niedrig 
und  breit 


32.  Männlicher  Schädel.  Becker* 

Katalog  Nr.  266. 

Runder,  mittelhoher  Schädel.  Die  Stirn  ist  leicht  nach  rückwärts  geneigt  Der  Scheitel  ist 
llach  und  fallt  nach  hinten  schräg  ah.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  sind  zum  Theil  verstrichen.  Längs 
der  hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  rinnenformig  vertieft.  Das  Hinterhauptsbein  ist  von 
den  Scheitelbeinen  scharf  abgesetzt.  Die  Oberschuppe  des  Hinterhauptsbeines  ist  in  der  Mitte  flach. 
Vertiefte  Schläfen. 

Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit;  die  äusseren  Flächen  der  Stimfortsätze  des  Oberkiefers 
sehen  nach  vorn,  anstatt  zur  Seite.  Die  Nasenwurzel  ist  wenig  eingesunken.  Die  Augenhöhlen  sind 
hoch.  An  beiden  Jochbeinen  deutlich  entwickelte  Randfortsätze.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  breit; 
der  untere  Rand  derselben  ist  stumpf.  Der  Oberkiefer  ist  flach.  Im  Oberkiefer  sind  alle  Alveolen 
obliterirt,  der  Alveolarrand  ist  abgenutzt.  Der  Gaumen  ist  flach;  kräftiger  Gaumenwulst.  Die 
äusseren  Lamellen  der  Flügelfortsätze  des  Keilbeines  sind  sehr  breit;  die  Keilbeinstachel  auffallend 
stark.  Auf  beiden  Seiten  Foramina  Civinini. 

33.  Weiblicher  Schädel.  (Wahrsagerin.)  Becker. 

Katalog  Nr.  267. 

Kleiner,  kurzer,  mittel  hoher  Schädel.  Fliehende  8tiru.  Der  Scheitel  ist  leicht  gewölbt  und  fällt 
schräg  nach  hinten  ab.  An  den  Schläfen  ist  die  Kranznaht  verwachsen ; die  Pfeilnaht  ist  sehr  wenig 
gezackt.  In  der  l*ambdanaht  mehrere  Schaltknochen.  Die  Stirnhöckor  und  der  Hinterhauptshöcker 
sind  verstrichen,  die  Scheitclhöcker  sind  deutlich  entwickelt.  Die  vorderen  unteren  Scheitelbeinwinkel 
sind  vertieft.  In  der  linken  vorderen  Seitenfontanelle  ein  dreieckiger  Schaltknocheu. 

Die  Nasenwurzel  ist  leicht  eingesunken.  Sehr  hohe  Augenhöhlen.  Niedriger  Nasenrücken.  Die 
vordere  Nascnöffnung  ist  breit;  der  untere  Rand  derselben  abgerundet.  Der  Oberkieferkörper  ist 
fluch;  Kiefergruben  fehlen.  Stark  abgeriebene,  sonst  gut  erhaltene  Zähne.  Die  Uiuterbauptsschuppe 
und  der  Unterkiefer  sind  zum  Theil  defect» 

34.  Weiblicher  Schädel.  Becker. 

Katalog  Nr.  268.  Fig.  41  bis  44.  Tafel  XVII. 

Niedriger,  breiter  Schädel.  Die  Stirn  ist  etwas  nach  rückwärts  geneigt.  Der  Scheitel  ist  flach 
und  fällt  steil  nach  hinten  ah.  Die  Pfeil-  und  Kranznaht  sind  zum  Theil  verstrichen.  Die  Scheitel- 
höcker sind  deutlich  ausgebildet.  Längs  der  hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  leicht 
rinnenförmig  vertieft.  In  dor  Lambdunuht  zwei  grosse  Schaltknocheu.  Kräftiger  Hinterhauptswulst. 
Die  vorderen  unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  etwas  vertieft. 

Schwache  Augenbrauenbogen.  Die  Nasenwurzel  ist  wenig  eingesunken.  Der  Nasenrücken  ist 
niedrig  und  ziemlich  breit.  Hohe  viereckige  Augenhöhlen.  Der  untere  Rand  der  vorderen  Nason- 
öffnung  ist  stumpf.  Tiefe  Kiefergruben.  Die  Jochbogen  stehen  weit  vom  Schädel  ab.  Die  Zähne 
sind  stark  abgerieben.  Der  Körper  des  Hinterhauptsbeines  liegt  auffallend  flach. 

Arohi»  tar  Anthropologie).  IkJ  XXVU.  in 


Digitized  by  Google 


314 


Julius  Fridolin 


35.  Jugendlicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  269. 

Hoher,  runder  Schädel.  Leicht  nach  rückwärts  geneigte  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt 
und  fallt  eeukrecht  nach  hinten  ab.  Wenig  gezackte  Nähte.  Gewölbte  Schläfimschuppen.  In  der 
linken  vorderen  SeitenfontAnelle  ein  grosser  viereckiger  Schaltknoohen.  Kleine  Warzenfortsätze. 

Sehr  hohe  Augenhöhlen.  Flachtiegende  Nasenwurzel.  Die  Nasenbeine  aind  schmal  und  am  freien 
Ende  abgebrochen.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  rnittelbreit,  der  untere 
Hand  derselben  ist  stumpf.  Der  Oberkieferkörper  ist  Hach;  Kiefergruben  fehlen.  Die  Zähne  sind  gut 
erhalten,  nur  wenig  abgenutzt.  Die  Keilhinterhauptafuge  ist  offen. 

36.  Weiblicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  270.  Fig.  45  bis  48.  Tafel  XVIII. 

Kleiner,  nuttelhoher , kurzer  Schädel.  Die  Stirn  ist  etwas  schräg  nach  rückwärts  geneigt.  Die 
Scheitelcurve  ist  gestreckt  und  fällt  fast  senkrecht  nach  hinten  ab.  Die  Pfeilnaht  ist  grobgezackt;  in 
der  Lamhdanaht  mehrere  Schaltknochen.  Die  Scheitelhöcker  sind  massig  entwickelt.  Die  vorderen 
unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  vertieft. 

Flachliegende  Nasenwurzel.  Auffallend  hohe  Augenhöhlen.  Niedriger,  breiter  Nasenrücken. 
Seichte  Kiefergraben.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  breit  Die  Zähne  sind  wenig  abgerieben,  die 
Weisheitszähne  sind  noch  nicht  durchgebrochen.  In  der  Mitte  der  unteren  Fläche  des  Hinterhaupts- 
beines eine  grubenförmige  Vertiefung. 

37.  Jugendlicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  271. 

Kurzer,  hoher  Schädel.  Die  Stirn  weicht  sanft  zurück.  Der  Scheitel  ist  flach  und  fallt  schräg 
nach  hinten  ab.  Die  Pfeilnuht  ist  stark  gezackt;  längs  der  hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der 
Schädel  rinnenfönnig  vertieft 

Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit.  Die  Nasenbeine  sind  am  unteren  freien  Ende  abgebrochen. 
Die  Nasenwurzel  liegt  flach.  Die  Augenhöhlen  sind  hoch.  Die  inneren  Augenhöhlen  wände  und  der 
rechte  Jochbogeu  sind  defect.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  sehr  breit.  Seichte  Kiefergrtiben.  Alveo- 
lare Prognathie.  Die  Zähne  sind  wenig  abgenutzt;  der  zweite  obere  rechte  Molarzahn  und  die  beiden 
oberen  Weisbeitszäbne  sind  noch  nicht  durcbgebrochen.  Die  Sotura  incisiva  ist  zum  Theil  noch  sicht- 
bar. Die  Keilhinterhauptafuge  ist  verwachsen.  An  der  unteren  Fläche  des  Hinterhauptsbeines,  in  der 
Mitte  eine  seichte  Vertiefung.  Der  Unterkiefer  fehlt 

38.  Weiblicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  272.  Fig.  49  bi«  52.  Tafel  XIX. 

Niedriger,  kurzer  Schädel.  Nach  rückwärts  geneigte  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  gestreckt  und 
fällt  ganz  allmählich  nach  hinten  ab.  Die  vorderen  unteren  Scheitelbeinwinkel  sind  seicht  gruben- 
förmig  vertieft.  In  der  Lambdanaht  mehrere  Schaltknochen.  Schwache  Warzen fortafttze. 

Die  Nasenwurzel  ist  etwas  eingesenkt.  Der  Nasenrücken  ist  mässig  breit,  niedrig  und  leicht 
concav.  Die  Kandfortsätze  sind  an  beiden  Jochbeinen  deutlich  entwickelt  Diu  vordere  Nasenöffnung 
ist  breit,  der  untere  Kand  derselben  stumpf.  Die  Zähne  sind  nur  massig  abgerieben;  der  rechte  obere 
Eckzahn  ist  durch  die  vordere  Wand  des  Oberkiefers  durch  gebrochen  und  liegt  horizontal.  Die  inneren 
Augenhöhlenwände  sind  defect.  Am  Stirnbein,  an  der  linken  oberen  Augenhöhlen  wand  und  am  Ober- 
kiefer tiefe  Spalten.  Der  Unterkiefer  fehlt 

39.  Männlicher  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  273. 

Runder,  inittelhoher  Schädel.  Die  Stirn  ist  nur  wenig  nach  rückwärts  geneigt.  Die  Scheitelcurve 
ist  gestreckt  und  fallt  schräg  nach  hinten  ab.  In  der  Lambdnnaht  grosse  Schaltknocbeu.  Die  vorderen 
unteren  Scheitelbcinwiukel  sind  vertieft.  Die  Schläfennchuppen  gewölbt. 


Digitized  by  Google 


315 


Burjaten-  und  Kalmüekenschädel. 

Die  Nasenwurzel  ist  nur  wenig  eingesenkt.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  ziemlich  breit. 
Viereckige,  auffallend  höbe  Augenhöhlen.  Die  äusseren  Flächen  der  Stirn  fortsAtze  de«  Oberkiefer« 
sehen  anstatt  zur  Seite  gerade  nach  vom.  Stark  abgeriebene  sonst  wohlerhaltene  Zähne.  Gewölbter 
Gaumen.  Der  Körper  de«  Hinterhauptsbeines  ist  sehr  breit  und  liegt  auffallend  flach. 

40.  M&nnlicber  Schädel  aus  Sarepta. 

Katalog  Nr.  274. 

Grosser,  mittellanger,  niedriger  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Flacher  Scheitel,  welcher  von  der 
Gegend  der  Scheitelhöcker  ganz  allmählich  nach  hinten  abfallt.  Die  Kranz-  und  Pfeilnaht  Bind  zum 
Theil  verstrichen.  Hakenförmiger  Hinterhauptshöcker.  Kräftiger  Hinterhauptswulst  Dicke,  lange 
Warzen  fortsätze. 

Starke  Augenbraucnbogon.  Tief  eingesunkene  Nasenwurzel.  Ziemlich  hoher,  schmaler  Nasen- 
rücken. Links  ist  der  Randforteatz  des  Jochbeines  deutlich  entwickelt.  Die  Jochbogun  stehen  weit 
vom  Schädel  ab.  Der  Oberkieferkörper  ist  flach.  Stark  gewölbter  Gaumen.  Der  Unterkiefer  fehlt. 

4L  Männlicher  Schädel  aus  dem  Gouvernement  Tomsk. 

Katalog  Nr.  275. 

Niedriger,  kurzer  Schädel.  Die  Stirn  ist  niedrig  und  nach  rückwärts  geneigt.  Der  Seheitel  ist 
leicht  gewölbt  und  fällt  nach  hinten  etwa«  schräg  ab.  Hoch  liegende  Schläfenlinien. 

Die  Nasenwurzel  ist  wenig  eingesunken.  Die  Augenhöhlen  sind  auffallend  hoch.  Platter  Nasen- 
rücken; die  Nasenbeine  sind  sehr  lang.  Die  äusseren  Flächen  der  Stirnfortaätze  des  Oberkiefers  sehen 
gerade  nach  vorn.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  schmal;  der  vordere  Nasenstachel  ist  lang.  Am 
rechten  Jochbeine  ist  der  Randfortsatz  massig  aasgebildet.  Der  Gaumen  ist  gewölbt.  Die  äusseren 
Lamellen  der  Flügelfortaätze  des  Keilbeines  sind  breit. 

42.  Männlicher  Schädel  aus  dem  Gouvernement  Tomsk. 

Katalog  Nr.  276. 

Auffallend  grosser,  runder,  raittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  lang- 
gestreckt und  fällt  senkrecht  nach  hinten  ah.  Das  Hinterhauptsbein  ist  von  den  Scheitelbeinen  scharf 
abgesetzt;  die  Oberschuppe  des  Hinterhauptsbeines  ist  ziemlich  stark  gewölbt.  Die  Pfcilnaht  ist  wenig 
gezackt,  längs  der  hinteren  Hälfte  der  Pfeilnaht  ist  der  Schädel  abgeflacht.  In  der  rechten  vorderen 
Seitenfontanelle  ein  kleiner  Schaltknochen;  in  der  Lambdanaht  mehrere  grosse  Schaltknocken. 

Kräftige  Augenbrauenbogen.  Tief  eingesunkene  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  breit  und 
niedrig.  Weiter  Augenzwischenraum.  Sehr  hohe,  viereckige  Augenhöhlen.  Die  Stirn  fortsätze  der 
Joohbeine  sind  schmal.  Der  vordere  Nasenstachel  ist  lang.  Die  äusseren  Lamellen  der  Flügelfort- 
sätzo  des  Keilbeiues  sind  sehr  broit  Die  Unterkieferwinkel  sind  abgerundet,  die  aufsteigenden  Aeste 
sind  schräg  angesetzt  und  sind  nur  mässig  breit 

43.  Männlicher  Schädel  aus  dem  Gouvernement  Tomsk. 

Katalog  Nr.  277. 

Grosser,  kurzer,  mittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Die  Scheitelcurve  ist  langgestreckt  und 
fällt  schräg  nach  hinten  ab.  Die  Hinterhauptsschuppe  ist  gewölbt  und  von  den  Scheitelbeinen  scharf 
abgesetzt  Die  Kranz  - und  Pfeilnaht  sind  zuui  Theil  verstrichen.  In  der  Lambdanaht  und  in  beiden 
Schuppennähten  Schaltknochen.  Der  Schädel  ist  schief,  die  rechte  Seite  der  Stirn  und  die  linke  Seite 
des  Hinterhauptes  sind  abgeflacht.  Die  vorderen  unteren  Scbeitelbeinwinkel  sind  vertieft  Die  Warzen - 
fortsätze  und  die  Cristao  supramastoideae  sind  auffallend  stark  ausgebildet 

Deutlich  entwickelte  Augenbrauenhogen.  Die  Nasenwurzel  ist  eingezogen.  Der  Nasenrücken  ist 
niedrig;  die  Stimfortaiitze  des  Oberkiefers  sehen  mit  ihren  äusseren  Flächen  gerade  nach  vorn,  anstatt 
wie  gewöhnlich  zur  Seite.  Die  Nasenbeine  sind  nach  oben  geschoben;  in  der  Mitte  der  Nasenbeine 
ein  verheilter  Knochenbruch.  Der  vordere  Nasenstachel  ist  lang.  Die  Jochbeine  sind  uneben,  höckerig, 
verdickt  und  biegen  winklig  nach  hinten  um.  Der  Oberkieferkörper  ist  auffallend  flach.  Die  Jocbbogen 
stehen  weit  vom  Schädel  ab. 

40* 


Digitized  by  Google 


316  Julius  Fridolin,  Burjaten-  und  Kalmücke nschädel. 

44.  Weiblicher  Schädel  aus  dem  Thale  Iliisch.  Przewalsky. 

Katalog  Nr.  278. 

Niedriger,  runder  Schädel.  Die  Stirn  steigt  fast  senkrecht  in  die  Höhe.  Die  Scheitelcurve  ist 
gestreckt  und  fällt  ganz  allmählich  nach  hinten  ab.  Die  Schädelnfihte  sind  wenig  gezackt  Die 
Scheitelheinhöcker  sind  deutlich  ausgebildet.  Die  SchläfenBchuppen  sind  gewölbt  Kurze,  dicke 
Warzen  fortaätze. 

Sehr  hoho,  viereckige  Augenhöhlen.  Die  Nasenwurzel  ist  nur  wenig  eingesunken.  Der  Nasen- 
rücken ist  flach ; die  Stirnfortsätxe  den  Oberkiefers  sehen  mit  ihren  äusseren  Flächen  gerade  nach  vorn. 
Der  Oberkieferkörper  ist  flach.  Die  vordere  Nasenöffnung  ist  breit,  der  untere  Rand  derselben  ist 
stumpf.  Der  vordere  NasenBtachel  ist  kurz.  Die  Jochbogen  atehen  weit  vom  Schädel  ab.  Der  Unter- 
kieferkörper ist  sehr  dick;  die  Aeste  steigen  steil  in  die  Höhe  und  sind  niedrig  und  breit 

45.  Männlicher  Schädel. 

Katalog  Nr.  279.  Fig.  53  bis  56.  Tafel  XX. 

Kurzer,  mittelhoher  Schädel.  Fliehende  Stirn.  Der  Scheitel  i»t  leicht  gewölbt  und  fällt  schräg 
nach  hinten  ab.  Die  Pfeilnaht  ist  zum  Theil  verstrichen.  In  der  Hegend  der  llinterhauptsfontanelle 
zwei  grosse  Schaltknochen.  Hochliegende  Schläfenlinien. 

Hohe  Augenhöhlen.  Schwacho  Augenbrauenbogen.  Die  unteren  und  äusseren  Augenböhlenränder 
sind  verdickt.  Ziemlich  tief  eingesenkte  Nasenwurzel.  Der  Nasenrücken  ist  niedrig  und  breit;  die 
äusseren  Flächen  der  Stirnfortsätzc  des  Oberkiefers  sehen  nach  vorn.  Hreiter  Augenzwischenraura.  Weit 
vom  Schädel  abstehende  Jochbogen.  Der  Oberkieferkörper  ist  auffallend  flach;  Kiefergrulien  fehlen. 
Die  linke  Schläfenschuppe  und  die  inneren  Augenhöhlen  wände  sind  defect.  Der  Unterkiefer  fehlt 


Digitized  by  Google 


Tafel  Vn. 


Schädel  eines  Burjaten. 

(Kip.  1 bis  4,  Seite  306.) 


i In  Hrnun»ct.w«tc. 


tized  by  Google 


Archiv  Ar  Anthropologie.  Bd  XXVII. 


Verleg  von  Frloiir.  V» 


Digitized  by  Google 


Tafel  IX. 


Kinderach&dol  eines  Burjaten. 

(Fig.  9 bi  b 12,  Seite  906.) 


Archiv  für  Anthropologie.  IM.  XXV1L  Verlag  ruo  Friedr.  Vieweg  4 Sohn  in  Brniuuchwalg. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  X. 


Schädel  einer  Burjätin. 
(Fig.  13  bi»  16,  Seite  306.) 


Archiv  fftr  Anthropologie.  Btl.  XXVII.  V*r'»i;  von  Frlidr.  Vli««g  I Hohn  in  Braoncohweig. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XI. 


Sobftdel  eines  Burjaten. 

(Fig.  17  bis  20,  Seit«  309.) 


Archiv  ffcr  Anthropologie.  Ed.  XXVII.  Verlag  von  Frledr.  Vlrwe«  A 8<>hn  in  Brutneohweig. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XII. 


Sohttdel  eines  Kalmücken. 

(Fig.  21  bis  24,  Seite  310.) 


Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XZVU.  Vor  Ing  von  Frlodr.  Vlowog  A Sohn  io  Hmun>ohwo4g. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XII. 


8ohädei  eines  Kalmücken. 

(Fig.  21  bis  24,  Seite  310.) 


Archiv  fOr  Anthropologin.  Bd.  XXVII.  Vorl»«  von  Friodr.  TUv«|  4 Mohn  In  Hr»un*cliw»i« 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XIV. 


Schädel  einer  Kalmückin. 
(Fig.  29  bi»  32,  Seite  311.) 


Archiv  für  Anthropologin.  Bd.  XXVII.  V«rU«c  von  Friodr.  Viewog  <t  Hohn  ln  Hrmanachwnig. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XV. 


Bch&dol  elnos  Kalmücken. 

(I'ig.  33  bia  36.  Seit«  311.) 


Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XX  VII. 


Verleg  von  Prledr.  Vieweg  <t  Sohn  ln  Bratinechwelg. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XVI. 


(Kig.  37  bia  40,  Seite  312.) 


Verleg  von  Fried r.  Vieweg  A So  hu  in  Brauiucliweig. 


weig. 

Jigitized  by  Google 


Archiv  für  Anthropologie.  Hd  XXVII. 


Digitized  by  Google 


Tafel  XVII. 


Soh&del  einer  Kalmückin. 


(Kip.  41  bis  44,  Seite  »13.) 


Archiv  f«r  Anthropoide.  Bd.  XJLVLI  V*rU«  von  Krtvdr.  Titwif  <t  Sohn  in  Hr»aavct>w*ig. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Tafel  XVIII. 


Schädel  einor  Kalmückin. 

(Fig.  45  bi«  48,  Seite  314.) 


Archiv  (Br  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  VorUf  von  Frlodr.  Vtewog  4 Sohn  in  Hmnmehwctg. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


XIII. 

Ueber  die  Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels 

und  deren  Ursachen. 

Ein  Beitrag  /.  u r R a s senl  u h r e. 

Von 

Dr.  Anton  Nyström  (Stockholm). 

IL  Ethnographische  und  oultnrhlstorische  Verhältnisse. 

Die  Abhängigkeit  iler  Körperteil ung  von  den  Gewerben  unil  Transportmitteln  auf 
verschiedenen  Cullurstadien.  Der  Einfluss  der  Hnusthierc. 

Von  der  durch  eine  anatomische  und  physiologische  Erklärung  begründeten  Möglichkeit 
ausgehend,  dass  der  mohr  oder  weniger  langgestreckte  oder  mehr  oder  weniger  breite  Typus 
des  Schädels  — des  Cerebralcraniums  — des  Menschen  wesentlich  von  «1er  Körperstoll  ung 
abhängig  ist,  habe  ich  bei 
einer  vergleichenden  Unter- 
suchung der  Lebensweise 
verschiedener  Völker  und 
Gesellschaft  sc  lassen  Grund 
zu  der  Annahme  gefunden, 
dass,  im  Grossen  gesehen, 
die  Gewerbe  und  die 
Transportmittel,  bald 
eine  mehr  vornüber- 
gebeugte,  bald  eine  mehr 
aufrechte  Körperstcllung 
bedingend , den  vornehm- 
liebsten  Einfluss  beim  Ent- 
stehen der  genannten  For- 
men des  Schädels  ausgeübt 

haben.  Männer  des  Steinalters.  Feuersteingerftthe  verfertigend. 


Fi*.  IS. 


Digitized  by  Google 


318 


Dr.  Anton  Nyetröm, 

Die  vornüborgobcugtc  Stellung  nimmt  der  Kopf  insondorheit  auf  früheren  Stadien  der  Ent- 
wickelung ein,  wo  der  McnBch  „im  Scliwcisso  «eines  Angesichte«  arbeiten  muss“,  niedergebeugt 
zur  Erde  und  versehen  mit  Geräthen  der  einfachsten  Art  und  ohne  Hülfe  von  Lastthieren,  die 
Vis-  13,  für  ihn  eine  Menge  schwere  Arbeiten 

verrichten  und  ihn  auf  ihrem  Rücken 
tragen  oder  Fuhrwerke  ziehen  können, 
in  denen  er  sich  fahren  liast. 

Alle  Handwerke  wurden  auf 
früheren  Stadien,  wo  Möbel,  Arbeits- 
tische u.  s.  w.  fehlten,  von  den  Ar- 
beitern im  allgemeinen  in  hocken- 
der Stellung  oder  auf  den  Knieen 
liegend  ausgeführt  (•>.  Fig.  12  n.  13). 

Die  Bearbeitung  des  Bodens 
für  den  Ackerbau  geschah  lange  Zeit 
nur  mit  der  Hacke  und  dem  Grab- 
scheit, Gerlthe,  die  noch  immer  an- 
ge wendet  werden,  obsebon  dieses 
seit  der  Erfindung  des  Pfluges  und 
Schmiede  in  Centralafrlk«,  am  Ambo«  und  Gebläse  arbeitend.  der  Kgge  einero  vie|  geringeren 

Maasse  als  früher  geschieht.  Verschiedene  Arbeiten,  wie  die  Führung  des  Pfluges,  konnten  nun 
bei  weniger  gebeugter  Stellung  ausgeführt  werden,  und  andere,  wie  das  Eggen,  wurden  bei  auf- 
rechter Stellung  verrichtet  Auch  nachdem  man  angefangen  hatte,  zum  Ziehen  des  Pfluges  und 
zu  anderen  schweren  Arbeiten  Thiero  anzuwemlen,  musste  der  Mensch  noch  lange  diese  Arbeiten 

verrichten,  und  Pflüge,  Karren,  Wagen, 
Aufforderungswerke  u.  s.  w.  Bind  in  allen 
Ländern  lange  von  Menschen  und 
Thieren  gezogen  worden  (s.  Fig.  14, 
23  und  33.) 

Bei  verschiedenen  Völkern  wird 
das  Getreide  in  sehr  anstrengender 
Weise  durch  das  Rollen  von  Walzen 
gemahlen,  wobei  der  Arbeitende,  wie 
Fig.  15  zeigt,  eine  sehr  vornübergebeugte 

Stellung  einnimmt  Andere  Völker 
Arbeiter  mit  der  Haeko  und  il«m  Pfluge.  AlUt^-oh. Zeichnung.  Ieicht  ,lunlir,iche  Mühlen,  oder 

auch  «eratossen  «ie  da«  Getreide  in  Mörsern,  welche  Arbeit,  wie  Fig.  16  seigt,  bei  aufrechter 
Stellung  verrichtet  wird. 

Gewisse  Handwerker  arbeiten  in  einer  sehr  voniilbcrgebeugten  Stellung,  welche  die 
Arbeit  mit  Noth Wendigkeit  fordert  («.  Fig.  17  und  18  a.  S.  320). 

Kine  verändert©  Arbeitsweise  in  einer  Menge  von  Gewerben  in  der  neueren  Zeit  und  die 
Erfindung  von  vielen  Maschinen,  welche  die  Arbeit  du«  Menschen  erleichtern  und  tbeils  das 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  319 

Handwerk  durch  Maschinenarbeit  ersetzt,  theils  die  Entwickelung  einer  sogenannten  Zwischen- 
induslrie  herbeigefilhrt  haben,  die  zum  Theil  Handwerk,  zum  Theil  Maschinenindustrie  ist,  haben 
es  dem  Arbeiter  natürlicher  Weise  in  hohem  Grade  ermöglicht,  liei  der  Arbeit  eine  aufrechtere 
Stellung  als  früher  cinzunohmen.  Dieses  zeigt  z.  B.  der  Ackerbau  in  neuerer  Zeit  Anstatt  das 
Getreide  und  das  Gras  mit  Sensen  zu  mühen  — eine  sehr  schwere  Arbeit  in  vornübergebeugter 


Stellung  — mäht  es  der  Lnndtnann  jetzt  oft  mit  Mähmaschinen,  die  von  Pferden  gezogen  wer- 
den und  mit  denen  ein  Mann  mit  Leichtigkeit,  auf  dem  Kutscherbock  sitzend,  arbeiten  kann 
(*Fig.  19a.f.  9.).  Ein  gleiches  ist  das  Verhältnis*  mit  dem  Dreschen  des  Getreides:  der  Flegel  ist 
im  Allgemeinen  durch  die  Dreschmaschine  ersetzt  worden. 

Wie  sehr  die  Masohinenindustrie  viele  ältere  Handwerke  verändert  hat,  zeigt  beispielsweise 
die  Verdrängung  der  alten  Hand  webest  ühle  durch  die  Maschincnwcbeslflhle;  an  den  ersteren 
arbeitet  der  Weber  in  vornübergebeugter  Stellung,  die  letzteren  beaufsichtigt  der  Arbeiter  meisten- 
theils  vor  ihnen  stehend  oder  sich  vor  ihnen  hin  und  her  bewegend. 

Vielerorts  wird  nunmehr  das  Schuhwerk  fabrikmässig  mittelst  einer  Menge  von  Maschinen 
verfertigt,  was  zur  Folge  hat,  dass  die  Arbeiter,  die  hierbei  angewendet  werden,  nicht  mehr,  wie 
die  Schuhmacher  früher,  bei  ihrer  Arbeit  in  vornübergebeugter  Stellung  zu  sitzen  brauchen. 

Diejenigen,  welche  an  Maschinen  arbeiten,  haben  in  der  Kegel  eine  leichte  Arbeit  auszu- 
führen; keine  nennenswerthe  Muskelkraft  ist  erforderlich,  ausser  mitunter  beim  Heben  oder  Ein- 
setzen schwerer  Maachinentheile  oder  des  liohmateriales,  bei  Keparationen  u.  s.  w.  Sie  nehmen 
bei  der  Arbeit  gewöhnlich  eine  stehende  Stellung  ein,  und  es  ist  hauptsächlich  ihre  Aufgabe, 


Fi*.  15. 


Negerinnen  in  Ober-Guinem,  Mais  mahlend  und  stoiaend. 


Digitized  by  Google 


320 


Fig.  1«. 


l)r.  Anton  Nyström 


Fig.  18. 


Frau,  Ilei»  mahlend. 
Fig.  17. 


llolxarbeiter,  Uolzschuhe  verfertigend. 


Schuhmacher  bin  seiner  Arbeit. 


Arbeiter,  eine  Mähemaechine  fahrend. 
Fig.  20. 


Arbeiter  an  einer  Drehbank. 


Digitized  by  Google 


Fornionverüiulerungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  321 


Fig.  22. 


der  Arbeit  der  Maschine  genau  mit  den  Augen  zu  folgen,  pig 

unbedeutende  Bewegungen  mit  M&sckinentheiten  auszuführen, 
das  Material  zu  fuhren  oder  ihm  die  erforderliche  Richtung 
zu  geben  u.  s.  w.  (s.  Fig.  20  und  21). 

Die  Erfindung  der  Locom otivu  und  der  Eiscub&hu 
hat  natürlicher  Weise  in  Betreff  der  Bequemlichkeit  der 
Menschen  eine  Rolle  gespielt,  und  unzweifelhaft  hat  das 
„Dampfhwn“  in  unserem  Jahrhundert  für  die  aufrechte  Kör- 
perhaltung der  Menschen  dieselbe  Bedeutung  erhalten,  wie 
das  Pferd  und  andere  Zugthiere  in  früheren  Jahrhunderten. 

Die  japanische  Droschke,  die  Dschinrikischa,  wird 
von  einer  oder  zwei  Personen  gezogen,  und  die  Strassen  in 
den  Städten  Japans  wimmeln  von  *olcheu  Fuhrwerken,  wäh- 
rend man  dort  nur  selten  ein  Pferd  sieht.  Fig.  23  (a.  f.  S.)  zeigt 
auch,  wie  innerhalb  derselben  Nation  einige  durch  Arbeit 
in  vornübergebeugter  Stellung  als  „Wagenzieher“  u.  s.  w.  Arbeiterin  an  einer  suhlfedermancijine. 
langgestreckte  Köpfe  erhalten,  andere  dagegen,  die  ein  bepuemeres  Leben  führen  und  sich  im 
Wagen  fahren  lassen,  eine  breitere  Kopfform  bekommen  können.  Eine  nähere  Untersuchung 

der  niederen  und  höheren  Volks- 
classcn  in  Japan  dürfte  in  dieser 
Hinsicht  von  grösstem  Interesse 
sein.  Da  eine  solche  Untersuchung 
mir  wissentlich  nicht  ausgeführt 
worden  ist,  habe  ich  hier  nur 
eine  Vermuthung  aussprechen 
wollen. 

Das  Fahren  auf  dem  Wasser, 
oder  die  Benutzung  von  Booten, 
hat  bei  vielen  Völkern  hinsicht- 
lich der  Stellung  des  Kopfes  eine 
grosse  Bedeutung  erhalten , und 
bei  den  meisten  Völkern  hat  die 
Auwendung  von  Lastthiercn,  vor 
Allem  des  Pferdes,  des  Esels,  des 
Ochsen  und  des  Kameeles,  an 
einigen  Stellen  des  Elophautcii, 
des  Hundes  und  des  Ren- 
thieres  u.  a. , die  Lehen* Verhält- 
nisse des  Menschen  bedeutend 
verändert  und  dazu  beigetragen, 
seine  gröberen  Arbeiten  zu  er- 
leichtern. 

41 


8tephen«on  mit  «einen  Arbeitern  und  «einer  treten  Locomotive. 

Archiv  ftkr  Anthropologie*.  1kl.  X X V J L 


Digitized  by  Google 


322 


Dr.  Anton  Nystrüm, 

In  dem  einen,  wie  in  dem  anderen  Falle  wird  der  Kopf  mehr  gerade  gehalten,  sei  es  nun, 
weil  der  Mensch  eine  Menge  schwerer  Arbeiten  durch  die  Lastthiere  a umführen  lä«»t,  die  er 

früher  selb«!  verrichten 
musste,  oder  weil  er  sich 
der  Fuhrwerke  bedient. 

Wm  die  Wagen  aube- 
trifft,  so  weis«  man,  dass 
solche  sich  bei  dem  indo- 
europäischen Urvolko  vor 
der  Verbreitung  der  ver- 
schiedenen Stämme  fanden. 

Da»  erste  Zugthier  war 
das  Kind. 

Unzweifelhaft  ist  da» 
Kind,  nebst  der  Ziege  und 
dem  Schafe,  das  Thier,  das, 
wie  aus  »einem  Vorkommen 
bei  den  Völkern  des  Stein- 
alters und  in  den  ältesten 
Perioden  der  Indier,  Perser,  Griechen  und  Körner  hervorgeht,  nach  dem  frühesten  Hausthier, 
dem  Hunde,  zuerst  vom  Menschen  gezähmt  wurde.  Auch  das  Kameel  wurde  in  einer  sehr 
frühen  Periode  ein  Hausthier;  die  Turk-Tataren  und  die  Altsemiten  hatten  es  schon  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  gezähmt. 

Auf  den  Steppen  Centralasiens  dürften  die  turk  - tatarischen  Stamme  zuerst  die  Kunst  des 
Reiten»  gelernt  haben,  lind  von  ihnen  ist  sie  daun  auf  andere  Völker  übergegangen.  Die  Semiten 
und  die  Perser  lernten  es  bald,  das  Pferd  zu  zähmen.  In  Aegypten  wurde  das  Pferd  früh  an- 
gewandt, was  u.  A.  aus  Moses  2.  Huche,  14.  Capitol  hervorgeht,  wo  darüber  berichtet  wird,  dass 
Pharao  die  Kinder  Israels  mit  Pferden,  Wagen  und  Reitern  durch  das  Rothe  Meer  verfolgte, 
in  welchem  sein  Heer  umkam.  Diese»  geschah  im  Jahre  14  v.  dir. 

AIb  man  zuerst  anfing,  das  Pferd  als  Zugthier  anzuwendon,  wurde  es  nicht  vor  schwere 
Lastwagen,  sondern  vor  Kriegs-,  Renu-  und  Reisewagen  gespannt. 

Der  Esel,  dessen  Ileimath  Centralasiens  Steppenländer  sind,  war  Hausthier  bei  den  Indiern 
in  der  ältesten  historischen  Zeit,  und  ebenso  auch  bei  den  alten  Semiten. 

Dass  der  Esel  schon  früh  zum  Reiten  angewendet  worden  ist,  geht  z.  B.  aus  dem  4.  Huche 
Mosis.  10.  Capitol,  hervor,  wo  beschrieben  wird,  wie  ein  Diener  des  Herren,  Bileam,  auf  einer 
Eselin  ritt,  als  er  zwischen  den  Moabitern  und  den  au»  Aegypten  gezogenen  Kindern  Israels 
unterhandeln  sollte.  Dieser  Auszug  der  Kinder  Israels  aus  Aegypten  fand  nach  der  Berechnung 
der  Aegyptologen  im  14.  Jahrhundert  v.  Chr.  statt. 

Das  Pferd  war  bei  den  Indo- Europäern  der  Urzeit  nicht  vor  der  Trennung  der 
Stämme  gezähmt,  und  cs  wurde  von  ihnen  daher  weder  als  Zugthier,  noch  als  Reitthior  an* 
gewendet. 

Sicher  ist  es,  dass  die  Indo  * Europäer  in  der  Urzeit  keine  festen  Wohnplätzc  hatten,  son- 


Kig.  23. 


Droftchkenzitbur  und  8tandu»p«r§oneu  iu  Japan. 


Digitized  by  Google 


Formonveränderungen  des  menschliche«  Schädels  und  deren  Ursachen.  323 

dem  ein  umherstreifcndes  und  mühsames  Leben  führten,  an  welchem  sie,  besonders  was  gewisse 
Völker  derselben  betrifft,  lange  festhielten. 

Das  Veda- Volk,  welches  von  Norden  her  in  Indien  einwanderto,  hatte  jedoch  in  einer  ver- 
hältnissmfissig  fröhen  Periode  das  Pferd  und  den  Esel,  sowie  auch  das  Rind,  zu  Hausthieren 
gezähmt,  was  wir  ans  den  Veda-Ilyrancn  wissen,  die,  schon  1500  Jahre  vor  unserer  Zeitrechnung 
in  Indien  als  uralt  angesehen,  von  diesen  Thieren  sprechen.  Vor  der  genannten  Zeit  gab  es 
Pferde  in  reicher  Menge  in  Indien,  und  in  mehreren  Veda-Hymnen  werden  die  Götter  für  dieses 
Thier  gepriesen;  in  einer  solchen  (IV,  38),  welche  da«  Streitpferd  des  Königs  Trasadasju  ver- 
herrlicht, heisst  es: 

„Geschenkt  das  Pferd,  das  Feld  und  Acker  schaffet 
und,  fürchterlich,  der  Feinde  Schaar  vernichtet, 
geschenkt  Dadhibra,  das  starke  Pferd  habt  ihr, 
das  fern  hält  viele  und  das  Volk  beschützet» 


Und  siegreich  folgt  das  starke  Pferd  dem  Rufe, 
e»  zu  rechter  Zeit  sich  stürzet  in  den  Streit; 
zwischen  Sehaaron,  die  in  Bewegung,  fliegt  es, 
den  Staub  sich  schüttelnd  aus  den  Augenbrauen.“ 


Hieraus  ersieht  man,  dass  das  Pferd  im  Kriege  angewendet  wurde,  wahrscheinlich  vor 
Kriegs  wagen  gespannt,  obschon  cs  auch  Reiterei  gegeben  haben  dürfte.  Dass  die  Reitkunst  von 
diesen  Ariern  gekannt  war,  Fig.  24. 

geht  aus  einer  Hymne  (V,  61) 
hervor,  wo  es  heisst:  die 
Männer  des  Sturmes  kamen 
geflogen , sitzend  auf  dem 
Rücken  des  Pferdes  und 
mit  den  Zügeln  in  seinen 
Nasenlöchern. 

Ausser  dieser  Weise,  das 
Pferd  zu  lenken,  wurde  auch 
der  Zaum  ira  Maule  angewandt. 

Das  Wettrennen  war  eines  der 
Lieblingsvergnügen  der  Arier, 
und  die  reicheren  Personen 
fuhren  gern  in  eigenen  Wagen, 
was  offenbar  in  der  Veda-Zeit, 
gleichwie  in  unseren  Tagen, 
ein  Zeichen  eines  gewissen 

Ranges  in  der  Gesellschaft 

ah  r*-...  i i BerbcrfsmiUe  auf  «1er  Wanderung.  Algier, 

war.  Alle  Götter  wurden  auch 

im  Wagen  fahrend  dargestellt.  Die  Streit-  und  Rennwagen  waren  Rweimderig;  vorn  wfar  eine 
Deichsel  angebracht,  an  welche  die  Pferde  mittelst  Geschirr  und  Zugleinen  gespannt  wurden. 


41  • 


Digitized  by  Google 


324 


Dr.  Anton  Nyström, 

Wahrscheinlich  wendete  man  auch  den  Esel  als  Zugthicr  an,  da  er  als  würdig  erachtet 
wurde,  himmlische  Fuhrwerke  zu  ziehen.  Auch  der  Büffel  scheint  bIb  Zugthier  angewendet  wor- 
den zu  sein;  zweifelhaft  ist  es  aber,  ob  man  es  schon  in  der  Veda-Zeit  gelernt  hatte,  den  Ele- 
phanlen  zu  zähmen. 

Bei  den  Assyrem  wurde  das  Pferd,  wie  Abbildungen  desselben  auf  altassyrischen  Monu- 
menten zeigen  (s.  Fig.  26),  die  wenigstens  1200  Jahre  v.  Chr.  entstanden  sind,  aber  noch  viel 

älter  sein  können,  allgemein 
sioher  schon  in  einer  sehr  frü- 
hen Periode  angewandt.  Die 
Assyrer  bedienten  sich  des 
Pferdes  sowohl  im  Kriege, 
wie  auf  der  Jagd. 

Das  Reiten  erfordert, 
da  der  Kopf  dabei  in  wesent- 
lich aufrechter  Stellung  leicht 
durch  unbedeutendes  Ziehen 
der  Muskeln  des  Halses 
balancirt  wird,  keine  be- 
sonders grosse  Wirk- 
samkeit der  Nacken- 
mnskeln  (s.  Fig.  24  u.  25). 
Da  ciu  stärkeres  Ziehen  der 
Nackcniuuskeln  am  Hinter- 
hauptsbein beim  Reiten  nicht 
vorkommt,  entwickelt  sich 
bei  Reitervölkern  leicht 
Brachycephalie,  und  dieses 
geschieht  um  so  leichter, 
wenn  die  Männer  das  Reiten 
schon  in  der  Kindheit  er- 
lernen. 

Obwohl  der  Kopf  bei 
sehr  schnellem  Reiten 
Kurdischer  Reiter.  vomübergeneigt  ist  (siehe 

Fig.  27),  werden  dabei  die  Nackenmuskeln  nicht  angestrengt,  sondern  es  wird  diese 
Stellung  dos  Kopfes,  gleichwie  die  des  Körpers  im  Grossen  und  Ganzen  — mit  nach  hinten 
ausgestreckten  Beinen  — durch  Balanciren  bei  verhältnissmüssig  geringer  Anstrengung  der  Mus- 
keln beibehalten.  Beim  Laufen  oder  Reiten  bildet  der  Widerstand  der  Luft  für  die  Vor- 
wärtsbewegung ein  Hinderniss,  so  dass  der  Körper  unwillkürlich  nach  vorn  geneigt  gehalten 
werden  muss,  wobei  die  vorderen  Muskeln  des  Halses,  und  nicht  die  N'ackeninuskeln,  die  grösste 
Wirkung  ausüben.  Die  Neigung  des  Kör|icrs  nach  vorn  muss  um  so  grösser  sein,  je  schneller 
die  Bewegung  ist.  Dabei  befindet  sich  der  Körper  in  labilem  Gleichgewicht;  hört  die  Vor- 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  325 


wärtsbcwcgung  plötzlich  auf  oder  nimmt  sie  plötzlich  an  Schnelligkeit  ab,  so  sinkt  der  Körper  vorn- 
über, sofern  nicht  die  Wirkung  der  Rücken-  und  Nackeninuskeln  diesos  augenblicklich  vorhindert. 

Das  jetzt  lebende  eigentliche  Pferdcgcschlccht,  Equus,  trat  zuerst  in  der  früheren  Quartär- 
zcit  oder  der  Diluvialperiode  auf,  wo  ein  grosser  Theil  von  Europa  und  Amerika  mit  Binncucis 
bedeckt  war  und  die  Fauna  Mitteleuropas  sich  durch  nordpolare  Thierformon,  wie  das  Ren- 
thier,  den  Moschusochsen  u.  s.  w.  aiiszeichnetc. 

Dag  Pferdegeschlecht  ist  durch  eine  Reihe  von  Kntwickelungsformcn  aus  den  dreizehigen, 
ursprünglich  ganz  kleinen  Pferden  der  Tertiärzeit:  llipparion,  Anchithcrium  u.  s.  w.  hervor- 
gegangen, die  sich  sowohl  in  Ame- 
rika, wie  in  Europa  fanden. 

In  der  neueren  Quartürzeit 
streiften  sowohl  im  nördlichen,  wie 
im  südlichen  Amerika  zahlreiche 
wilde  Pferde  umher,  aber  sie  ver- 
schwanden — aus  unbekannten 
Gründen  — bald  von  dort,  und  erst 
nachdem  Amerika  von  den  Euro- 
päern entdeckt  worden  war,  wurde 
las  Pferl  wieder  in  diesen  Welt  Assyrischer  König  za  Wagen  mit  Gefolge  zu  Pferd  (nach  Layard). 


Fig.  SS. 


theil  eingeführt,  wo  cs  auf  den  weiten  Ebenen  zu  seinem  wilden  Zustande  zurückkehrte  und  sich 
zu  einer  ungeheuren  Anzahl  vermehrte. 

Das  eigentliche  Heim  des  Pfordegesohlechtes  war  indessen  die  Alte  Welt,  und  hier  haben 
sich  die  verschiedenen  Varietäten  sicherlich  aus  mehreren  sowohl  in  den  verschiedenen  Gegen- 
den Europa«,  wie  Asiens  lobenden  Fig.  27. 

Arten  entwickelt  Nach  Nehring1)  4^  / 

sollen  gewisse  abendländische  Pferde-  Pf'--.  +L 

rnssen  von  Deutschlands  mittel-  V"1-  ’ . ... 

grossem  Diluvialpferde  mit  kräftigem 

rend  die  Pferde  mit  einem  feineren  ~ * ' ' ' ' 

Knochenbau,  von  denon  Reste  in  **  \ 

den  Torfmooren  und  den  Pfahlbauten  j-.r, , jl  ' * ^ • ' 

Abkömmlinge  eines  kleineren  und  — 

schwächeren  Diluvialpfertles  sein  -.j  ..  ■ 

dürften.  JT  ^ 

AU  nach  dem  allmählichen  **• — 1 

Schmelzen  des  Landcises  eine  neue 

Vegetation  den  vorher  gefrorenen  Prärie-Indianer  zu  Werfe. 

Boden  bedeckte,  fehlten  eine  Zeit  lang  die  Wälder,  und  die  Entwickelung  einer  charakteristischen 
Steppenfauna,  entsprechend  der  heutigen  in  Südwestsibirien,  war  hiervon  eine  Folge.  Das  wilde 


Prttrie-  Indianer  zu  Pferde. 


i)  A.  Nehring,  FoatUe  Pferde  au*  deutschen  DilnvieUbl »gerungen.  tnft4. 


Digitized  by  Google 


326 


Dr.  Anton  Nyström, 

Pferd,  das  sich  am  liebsten  in  offenen  Ebenen  and  grasreichen  Gebirgsgegenden  aufhält,  fand  sich 
nun  hier  in  grosser  Menge  überall  in  Europa  und  Asien  und  wurde  von  den  Menschen  der 
jüngeren  Quartärzeit  die  in  dor  Zeit  des  ungeschliffenen  Feuersteines  lebten,  gejagt  und  gegessen. 

Erst  gegen  das  Ende  der  Zeit  des  geschliffenen  Feuersteines  fingen  die  Bewohner  Europas 
an,  das  Pferd  zu  zähnten.  Unter  in  Schweden  gefundenen  Ucberrcsten  aus  dieser  Zeit  sind,  wie 
Untersuchungen  von  Düben,  G.  Ketzins,  B.  und  H.  Hildebrand  zeigen,  Knochen  von  zahmen 
Pferden  angetroffen  worden,  und  der  vornehmlichste  Untersucher  der  Thierroste  aus  der  schweizer 

Pfahlbautenzeit,  Iifltimcyer,  hat 
Knochen  des  zahmen  Pferdes  in 
gewissen,  dem  Steinaltcr  an  gehören- 
den Stationen  (wie  Wanwyl)  ge- 
funden. Die  zahmen  Pferde  waren 
jedoch  in  dieser  Zeit  nicht  zahl- 
reich, während  sie  nach  dem  Be- 
ginn der  Bronzezeit,  wie  theils 
Knochenreste,  theils  Beste  von 
Zäumen,  Hufbeschlägen  u.  s.  w, 
die  in  der  Schweiz,  in  Italien, 
Schweden  und  anderen  Bändern 
gefunden  worden  sind,  darthuu, 
immer  allgemeiner  wurden. 

Von  Interesse  ist  die  Beschrei- 
bung, die  Herodot  (im  5.  Jahr- 
hundert v.  Cbr.)  von  den  Donau- 
slämmcn,  den  Sigynnen,  giebt,  die  den  Waarentransport  iiu  südlichen  Europa  bis  nach  Mar- 
seille besorgten  und  „ganz  kleine  Pferde  mit  dichtem  und  langem  Haar  hatten,  welche  Pferde 
aber  nicht  stark  genug  waren,  einen  Reiter  zu  tragen“.  Strabo,  welcher  angieht,  dass  dieses 
Volk  aus  den  (regenden  am  Kaspischen  Meere  gekommen  sei,  beschreibt  seine  Pferde  in  der- 
scllien  Weise  und  sagt,  „dass  vier  vor  einen  Wagen  gespannt  und  die  Frauen  der  Sigynnen  von 
Kindheit  nn  dazu  erzogen  wurden,  das  Gespann  zu  leiten“. 

Einige  Forscher  haben  die  Möglichkeit  annehmen  wollen,  dass  es  dieses  Volk  war,  welches 
die  Bronze  zuerst  nach  Europa  brachte,  und  dass  es  seine  Pferde  Bind,  von  denen  die  kleinen 
Skelette  herstammen,  die  man  in  den  Secstationen  der  Schweiz  angetrofTen  hat  und  deren  Rasse 
sich  noch  in  Limousin  und  in  der  Bretagne  findet 

Da  die  vornehmsten  Lastthiere  am  frühesten  in  Centralasien  gezähmt  worden  sind,  haben 
auch  die  Mongolen  unzweifelhaft  ihre  Lebensgewohnheiten  in  hohem  Grade  durch  die  aus- 
gedehnte Anwendung  dieser  Thiere  bestimmt  erhalten.  Nicht  zum  wenigsten  durch  diese  sind 
die  Mongolen  lange  ein  Eroberungsvolk  gewesen,  das  im  13.  Jahrhundert  seine  Eroberungen 
über  oinen  grossen  Theil  von  Europa  und  über  China  ausgedehnt  hat  Ein  chinesischer  Autor 
dieser  Zeit  sagt,  dass  sie  sich  „von  der  Kindheit  an  darin  üben,  zu  Pferd  zu  sitzen;  geborene 
Reiter,  wenden  sie  keine  Infanterie  an“.  Sic  sind  nunmehr  ein  friedliches  Volk  und  führen  als 
Nomaden  ein  Wanderleben,  wozu  llaiiBthiere  in  ausserordentlich  grosser  Menge  angewendet 


PfshliMiuten  in  der  Schweiz  nebst  Uauntbieren  im  Bteinalter. 


Digitized  by  Google 


Formenverändoruugen  de»  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  327 

werden.  Die  M&aner  bringen  beinahe  ihr  ganzes  Leben  auf  dem  Pferderücken  zit  und  lernen 
schon  in  frühen  Kinderjahren  reiten;  die  Krauen  fahren  auf  den  Wanderungen  in  grossen  Wagen 
oder  Karren,  die  von  Ochsen  oder  Karneolen  gezogen  werden. 

Nord-  oder  Mittelasiens  nomadisirendc  Mongolen  sind  äusserst  trüge  und  arbeiten  wenig, 
auch  treiben  sie  wenig  Ackerbau,  daher  die  Stellung  des  Kopfes  bei  ihnen  nicht  gehr  vornüber- 
geneigt ist. 

Bei  diesen  Mongolen  trifft  man  auch  selten  die  langgestreckte  Schüdelfortn.  Diese  findet 
sich  nach  der  von  Ranke  aufgestellten  Tabelle  (Der  Mensch,  1899,  II,  S.  226)  nur  bei  6 Proc, 
während  Brachycephalie  l>ei  67  Proc.  und  Mesocephalie  bei  27  Proc.  vorkommt. 

Bei  den  Chinesen  ist  das  Vcrhüllniss  zwischen  den  Schädelformen  sehr  verschieden.  Kin 
Theil  Forscher  haben  hier  Dolichocephalie  bei  12  Proc,  andere  bei  25  Proc.  gefunden;  Meso- 
cephalie findet  sich  nach  verschiedenen  Forschem  bei  54  Proc.,  nach  anderen  bei  72  Proc.  und 
Brachycephalie  bei  ungefähr  33  Proc.  Da  auch  die  Chinesen  Mongolen  sind,  hat  es  also  den 
Anschein,  dass  bei  der  Ausbildung  der  Scbädolform  andere  Ursachen  als  das  reine  Rassen- 
Verhältnis»  wirksam  gewesen  sein  müssen,  und  man  hat  dann  in  erster  Reihe  die  Lebensweise 
in  Betracht  zu  ziehen:  die  Chinesen  wenden  das  Pferd  bei  Weitem  nicht  in  derselben  Ausdeh- 
nung wie  die  Mongolen  an  und  sind  zum  grossen  Theil  Ackerbauer  und  Handwerker,  die  in 
einer  mehr  vornübergebeugten  Stellung  arbeiten. 

Von  den  Hunnen,  die,  wie  die  Mongolen,  der  uralaltaischen  oder  turanischen,  wesentlich 
brachycephalen  Rasse  angehörten,  weiss  man,  dass  sie  weder  Häuser  noch  Hütten  hatten,  und 
sich  kaum  in  Zelten  wohl  fühlten,  dass  sie  den  Acker  durch  Kriegsgefangene  bebauen  Hessen 
und  oft  den  Wohnplatz  wechselten,  wobei  sie  ihr  ganzes  Kigenthtim  auf  Karren  mit  sieb  führten, 
die  von  Ochsen  gezogen  wurden  und  auf  denen  ihre  Frauen  und  Kinder  sassen.  Beinahe  be- 
ständig waren  die  Männer  zu  Pferd,  Tag  und  Nacht,  entweder  in  gewöhnlicher  Weise  reitend, 
oder,  wie  diu  Frauen,  auf  dem  Pferde  sitzend;  in  dieser  Weise  hielten  sie  Rath,  aasen  und 
tranken  sie,  ja,  sie  schliefen  sogar  zu  Pferde,  sich  längs  seines  Halses  ausslreckcud.  Die  Reit- 
kunst der  Hunnen  war  auch  ausserordentlich  gross. 

Die  Theorie  von  der  Bedeutung  der  Transportmittel  für  das  Entstehen  und  dio  Beibehal- 
tung der  Brachycephalie  wird  weiter  durch  die  Schädel  der  mit  den  Mongolen  nahe  verwandten 
Lappen  bestärkt.  Von  diesen  sind  die  Mehrzahl 
oder  ungefähr  72  Proc.  ausgeprägt  brachycephal  — 
oft  mit  einem  Breitenindex  von  82  bis  85  — wäh- 
rend 28  Proc.  Zwischenschädel  sind  und  Längs- 
schädel sich  unter  ihnen  nicht  finden.  Die  Lappen 
haben  zwar  weder  Pferde  noch  Kameele  oder 
Ochsen,  aber  sie  haben  da»  Renthier  und  bringen 
einen  grossen  Theil  ihres  Leben*  iin  Schlitten 
zu,  in  welchem  sie,  sich  gegen  das  etwa»  höhere 
Hinterbrett  stützend,  in  halbliegender  Stellung  fahren  (a.  Fig.  29).  Das  Kahren  im  Schlitten 
geschieht,  nach  der  Natur  des  Renthiers,  im  Viersprung.  Mitunter  steht  der  Lappe  im 
Schlitten,  auch  bei  der  schnellsten  Fahrt.  Auch  auf  den  Skis  stehend  lässt  er  sich  vom  Rcn- 
thier  ziehen. 


Digitized  by  Google 


328 


Dr.  Anton  Nyström, 

Wegen  Ungcwolmheit  gehen  deshalb  die  Lappen  schlecht,  auch  stützen  sie  »ich  heim 
Gehen  auf  einen  Stab.  Der  Gebrauch  der  Skis,  die  nebst  dem  Schlitten  ein  so  gewöhnliches 
Transportmittel  der  Lappen  sind,  ruft  auch  keine  grössere  Wirkung  der  Hintcrhauplsmuskeln 
hervor,  da  der  Kopf  beiin  Gehen  oder  Fahren  anf  den  Skis  oder  im  Schlitten  durch  eine  nur 
wenig  anstrengende  Balancirung  aufrecht  gehalten  wird. 

Schou  die  Autoren  des  Alterthums  lassen  uns  durch  ihre  Schreitfinnen,  d.  h.  Lappen,  ver- 
stehen, dass  die  Lappen  seit  uralten  Zeiten  Ski  angewendet  haben. 

Es  mag  hervorgehoben  werden,  dass  die  Lappen  sich  stets  als  eine  weniger  kräftige, 
unkriegerische  Rasse,  die  anderen  Völkern  hat  weichen  müssen,  gezeigt  nnd  dass  sie  nie  Ackerhau 
getrieben  haben,  weshalb  sie  nur  verhällnissmässig  wenig  genölhigt  gewesen  sind,  in  vornüber- 
gebeugter  Stellung  zu  arbeiten.  Der  Lappenschiidel  ist  auch  im  Allgemeinen  durch  ein  wenig 
entwickeltes,  kurzes  Hinterhauptsbein  mit  schwachem  Muskclansatz  ausgezeichnet. 

Möglicherweise  beruht  die  runde  Form  des  Lappenschildels  in  gewissen  Fällen  auf  Druck 
in  zartem  Alter.  So  bat  der  Knsse  Uaruzin  in  seinem  Aufsätze  Ruskic  Lopari  (Die  russi- 
schen Lappen)  1890  mitgctheilt,  dass  die  Lappen  bei  ihren  Kindern  in  dem  frühesten  Alter 
drückende  Kopfbinden  anwenden,  um  dem  Kopf  eine  rnnde  Form  zu  geben,  und  dass  er  diesen 
Gebrauch  in  mehreren  Districten  angetroffen  habe.  Uaruzin  führt  anch  eine  Beschreibung 
von  E.  A.  l’rokovski  an,  worin  dieser  miltbeilt,  dass  ein  Lap|>enkind,  wenn  es  gewaschen  wer- 
den soll,  eine  enge  Haube  aufgesetzt  bekommt,  an  der  hinten  ein  paar  lange  Bänder  befestigt 
sind,  die  nach  den  Seiten  des  Kopfes  gehen  und  sich  an  der  Stirn  treffen,  wo  sie  zusammeu- 
gebunden  werden. 

Dieser  Gebrauch  herrscht  indessen  nicht  bei  den  schwedischen  Lappen,  die  nach  Wiklund 
ihren  Kindern  nur  eine  Mütze  von  der  Form  der  Nachtmützen  aufsetzen. 

Was  die  Eskimos  anbelangt,  so  ist  cs  schwer,  ans  ihren  Transportmitteln  und  ihrer 
Lebensweise  Schlüsse  hinsichtlich  ihrer  Langköpfigkeit  zu  ziehen.  Dieselben  fahren  tbeils  auf 
dem  Wasser  in  Kajaken,  tbeils  auf  dem  Eise  in  Schlitten,  die  von  Hunden  gezogen  werden. 
Im  Allgemeinen  zeigt  der  Schädel  der  reinen  Eskimos  einen  Breitenindex  von  nur  00  bis  72, 
während  derselbe  bei  den  gemischten  westlichen  Eskimos  grösser  oder  75,6  sein  kann.  Nach 
Topinard  sind  86  Proc.  der  Eskimos  dolichoccphal,  10  I‘roo.  ntcsocephal  und  i Proc.  brachy- 
ccphal.  Der  Capitün  Hall  hat  vor  langer  Zeit  lieschriebcn,  wie  die  Eskimoraüttcr  den  Kopf  der 
Neugeborenen  von  den  Seiten  zusammendrücken  nnd  dann  eine  enge  Lederhaubc  über  ihn  ziehen, 
am  ihm  die  gewünschte  langgestreckte  und  pyramidale  Form  zu  geben. 

Die  Finnon  gehören  der  mongolischen  Rasse  an  und  haben  ihre  brachyccphale  Schädel- 
form unzweifelhaft  in  der  frühen  Periode  erhalten,  wo  ihre  Stammväter  mit  ihren  Lastlhieren 
auf  den  weiten  asiatischen  Steppen  umherzogen.  Auffällig  ist  cs,  dass  die  Finnen,  wie  Ahl<|nist 
gezeigt  hat.  das  Pferd  nis  Hausthier  vor  ihrer  Berührung  mit  indoeuropäischen  Völkern  gekannt 
haben.  Da  indessen  die  Finnen  sehr  lange  mit  anderen  Völkern  in  Berührung  gelebt  Italien, 
zeigen  sie  vielerorts  einen  sehr  gemischten  Charakter;  ein  Thcil  hat  eine  Einwirkung  durch 
Slaven,  ein  anderer  durch  Türken  und  ein  dritter  durch  Germanen  erfahren,  so  dass  sic  bis- 
weilen als  eine  Mischrnsse  bezeichnet  werden  konnten.  Seit  der  grauen  Vorzeit  haben  anch 
die  meisten  finnischen  Stämme  durch  Einfluss  von  civilisirtcn  Völkern  ihr  Nomadcnlelien  anf- 
gegeben  nnd  sich  dem  Ackerbau  zngewendet.  Durch  die  Erdarbeit  hat  sich  ohne  Zweifel  bei 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  doren  Ursachen.  329 

einem  Theil  der  Finnen  Mesoccphalie  und  Dolichocephalie  entwickelt,  und  diese  Formen  dürften 
auch  mitunter  durch  Mischung  mit  anderen  Bassen  entstanden  sein.  Professor  6.  Ketzins  hat 
in  seinem  Werke  Finska  Kranier  (1878)  über  eigene  Messungen  an  91  Schädeln  von  leben- 
den reinen  Finnen  berichtet,  von  denen  6 dolichocephal , 35  mesocephal  und  50  brnchycephal 
waren.  Von  80  finnischen  Schädeln  im  Museum  des  Karolinischen  Institutes  sind  6 dolichocephal, 
42  mesocephal  und  33  brachycephal.  Professor  Ketzins  ist  indessen  der  Ansicht,  dass  viele 
von  diesen  dolichocephalen  und  mesocephalen  Schädeln  der  von  Schweden  herstammenden  finni- 
schen Bevölkerung  zuzuschreiben  sind. 

Durch  archäologische  Untersuchungen  weiss  man,  daBs  Menschen  In  der  Qnartärperiode  in 
Russland  von  der  Krim  bis  an  die  Ufer  der  Oka  wohnten;  da  aber  von  diesen  Menschen 
keine  Skeletreste  gefunden  worden  sind,  hat  man  ihre  Rasse  nicht  bestimmen  können,  sondern 
man  kennt  diese  Völker  nur  von  ihren  in  der  Erde  gefundenen  Geräthen  aus  Stein,  Lehm, 
Knochen  u.  s.  w. 

Aus  zehn  Menschenschädeln,  ain  Ladogasee  gefunden  und  aus  der  jüngeren  Steinzeit  her- 
stammend, hat  ein  hervorragender  Anthropologe  in  Moskau,  Professor  Bogdanof,  den  Schluss 
gezogen,  dass  Russlands  ältestes  Volk  Dolichocephalen  waren.  Einer  dieser  Schädel  hat  einen 
mongolischen  Gcsichtstheil , woraus  man  schliessen  kann,  dass  er  einer  Rasse  angehört  bat,  die 
schon  gemischt  war.  Andere  Schädel  des  jüngeren  Steinalters,  die  in  Russland  gefunden  worden 
sind,  z.  B.  in  Volossovo,  sind  Mesocephalen  oder  Brachycephalen  von  dem  Furfooztypus,  an  die 
Lappen  erinnernd.  Man  kann  deshalb  annehmen,  dass  Russland  in  der  jüngeren  Steinzeit  von 
mehreren  verschiedenen  Völkern  bewohnt  gewesen  ist,  obschon  die  Langschädel  unter  ihnen  das 
Uebergewicht  gehabt  zu  haben  scheinen. 

Mach  anderen  russischen  Anthropologen,  Imme,  Diebold  n.  A.,  zeigen  die  Funde  in  den 
russischen  Grabhügeln  (Kurganen)  aus  dem  Bronze-  und  Stcinalter,  dass  der  brachycephale 
Typus  in  dem  südwestlichen  Russland  immer  mehr  überwiegt. 

Die  brachycephalen  Schädel  kommen  auch,  nach  Malief,  Bogdanof  u.  A,  in  Grossnissland 
von  dem  Mittelalter  bis  in  unsere  Tage  in  immer  grösserer  Menge,  nämlich  40  bis  zu  62  Froc. 
in  der  Gegenwart  vor,  was  jedoch  nicht  unbedingt  andeutet,  dass  alle  Brachycephalen  Slaven 
gewesen  sind. 

Der  grösste  Theil  von  Russlands  Bevölkerung  gehört  theils  einem  Zweige  der  indoeuro- 
päischen, theils  einem  Zweige  der  uralaltaischen  Völkerfamilie  an.  Der  erstgenannte  Zweig  be- 
steht zum  grössten  Theil  aus  Slaven,  die  vorzugsweise  in  dem  westlichen,  in  dem  sogenannten 
europäischen  Russland  wohnen,  obschon  sie  sich  auch  durch  Colonisirungen  gegen  Osten  mehr 
und  mehr  im  asiatischen  Russland  niederlassen.  Hier  wohnen  sonst  meist  uralaltaische  Völker: 
Türken,  Mongolen,  Mandschuren  und  Finnen;  die  letzteren  wohnen  auch  in  grosser 
Menge  im  nördlichen  und  westlichen  Theil  des  europäischen  Russlands. 

In  Grossrussland  hat  seit  den  ältesten  Zeiten  eine  Mischung  mehrerer  verschiedener  Rassen 
stattgefunden , obwohl  man  annehmen  kann,  dass  das  slavische  Element  mit  der  Zeit  in  ver- 
schiedenen Gegenden  das  Uebergewicht  erhalten  hat.  Es  können  deshalb  die  Grossrussen  nicht 
als  eine  ohne  weiteres  slariBche  Nation  bezeichnet  werden,  während  dagegen  gewisse  andere 
Slaven,  wie  die  Kleinrussen,  Polen,  die  Czcchen,  mehr  typisch  slavisch  sein  dürften. 

Dass  der  brachycephale  Typus  bei  den  Russen  mehr  und  mehr  zugenommen  hat,  beweist 

AicUt  für  Anthropologin.  IW.  XXVII.  42 


Digitfzed  by  Google 


330  Dr.  Anton  Nyström, 

keineswegs,  dass  das  slavischo  Element,  wie  man  hat  nnnchmen  wollen,  die  Oberhand  über  die 
anderen  Rassenclcmentc  erhalten  hat.  Man  hat  nilmlich  gefunden,  dass  die  Slavcn  früher  dolieho- 
cephal  waren  nnd  erst  mit  der  Zeit  mehr  und  mehr  brachycephal  geworden  sind. 

In  den  alten  «lavischeti  Grabhügeln  in  Russland,  den  sogenannten  „Kurganen“,  hat  man 
48  Proc.  dolichocephalc,  36  Proc.  mesocephale  und  nur  16  Proc.  brachycephale  Schädel  gefunden, 
Kollmann  nimmt  an,  dass  die  heutigen  Slavcn  nur  bis  au  3 Proc.  Dolichocephalen,  bis  au 
25  Proc.  Mesocopbalen  und  bis  au  72  Proc.  Brachyccphalen  seien,  nnd  Weissbach  hat  gefunden, 
dass  von  22  slavischen  Schädeln  nur  zwei  einen  niedrigeren  Index  als  74  zeigten , während  57 
einen  Index  von  74 — 79  und  180,  also  87  Proc.,  einen  Index  von  80  und  darüber  hatten 
(Zeitschr.  f.  Ethnogr.  1879).  Verschiedene  Forscher  haben  annehmeii  wollen,  dass  die  Russen 
durch  Mischung  mit  einer  anderen  brachyccphalen  Rasse  brachyccphal  geworden  seien.  Die 
Beweise  hierfür  fehlen  aber,  und  in  einer  Kreuzung  braucht  man  durchaus  nicht  die  Ursache  — 
auf  alle  Fälle  nicht  die  einzige  Ursache  — dieser  Ausbreitung  der  Brachycephalic  in  Russland 
au  sehen,  da  man  Grund  hat,  anzunehmen,  dass  veränderte  Lebensverhältnisse  mit  vorherrschen- 
der mehr  aufrechter  Körperstellung  Veränderungen  in  der  Form  des  Schädels  hervorrufen. 

Dass  die  niederen  Volksclassen  Russlands  vielerorts  überwiegend  brachyccphal  sind,  kann 
sicherlich  zum  Theil  mit  ihrer  verhältnissmässig  leichten  Ackerarbeit  in  Verbindung  gebracht 
werden.  In  dieser  Hinsicht  bilden  sie  einen  typischen  Contrast  zu  den  niederen  Volksclassen 
Schwedens  mit  ihrer  harten  Stein-  und  Erdarbeit.  Wir  dürfen  nicht  vergessen,  dass  das  euro- 
päische Russland  zum  grossen  Theil  ein  Flachland  ist,  ohne  Berge  und  ohne  Steine,  sowie  dass 
sein  ganzer  südlicher  Theil  — in  einer  Ausdehnung  von  936,000  <|kra  — von  der  schwarzen 
Erde  eingenommen  ist,  die  eine  unerhörte  Fruchtbarkeit  besitzt,  so  dass  «ie  keine  eigentliche 
Bearbeitung  fordert,  aber  doch  diesen  Theil  von  Russland  zur  Kornkammer  des  ganzen  Reiches 
nnd  anderer  Länder  macht. 

Seit  dem  Alterthum  scheint  das  Pferd  in  gewissen  Theilen  des  russischen  Reiches  von  grosser 
Bedeutung  gewesen  zu  sein.  Tacitus  giebt  an,  dass  die  Sarmaten,  womit  er  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  Slaven  meint,  ihr  Leben  auf  den  Pferden  und  in  kleineren  Karren  zubrachten. 

Von  den  ungefähr  42  Millionen  Pferden,  die  sich  nach  der  Statistik  der  verschiedenen 
Länder  im  Anfänge  der  1890er  Jahre  in  Europa  gefunden  haben  dürften,  kommen  mehr  als  die 
Hälfte  oder  ungefähr  22  Millionen  auf  Russland  und  Polen  mit  ungefähr  100  Millionen  Ein- 
wohnern, so  dass  hier  ein  Pferd  auf  4,5  Einwohner  kommt.  Nach  Russland  und  Polen  finden 
sich  die  meisten  Pferde  in  Ungarn  und  Kroatien,  wo  ein  Pferd  auf  8 Einwohner  kommt; 
auch  hier  sind  die  Brachycephalen  zahlreich. 

Dass  in  der  Bevölkerung  Russlands  und  Polens  die  Brachycephalen  überwiegen,  dürfte 
auch  in  gewissem  Grade  der  ausgedehnten  Anwendung  des  Pferdes  und  der  Fuhrwerke  zu- 
geschrieben werden  können.  Ein  grosser  Theil  deB  russischen  Volkes  widmet  rieh  der  Pferde- 
zucht, und  die  russischen  Kutscher,  die  oft  nur  halb  erwachsene  Jünglinge  sind,  gemessen  einen 
grossen  Ruf  als  geschickt«  Pferdelenker.  Kein  Land  hat  im  Verhältnis»  zu  seiner  Bevölke- 
rungszahl so  viele  Pferde,  wie  Russland  und  Polen. 

Die  Polen  haben  seit  den  ältesten  Zeiten  allgemein  von  ihrer  frühesten  Kindheit  an  zu 
Pferde  gesessen,  nnd  das  ansässige  polnische  Volk  ist  in  der  Zeit  seiner  Selbständigkeit  ein 
Reitetvolk  gewesen. 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  331 

Was  die  slavisclicn  Völker  in  Norddeutschland  betriff! , so  sind  wichtige  Untersuchungen 
susgeföhrt  worden. 

II.  Schumann  hat  drei  Schädel  von  alten  Pommern  aus  Komin  untersucht  und  gefunden, 
dass  sic  dolichocephal  waren  und  einen  Breitenindex  von  68,9 — 74,7  hatten  (Zeitschr.  f.  Ethnol.  1898). 

In  seiner  Abhandlung  Crania  Prussica  (Zeitschr.  f.  Ethnol.  1878)  theilt  Dr.  LUsauer 
mit,  dass  von  13  von  ihm  untersuchten  Schädeln  von  Pomerellen  oder  Kasuben  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert nur  einer  dolichocephal  (mit  einem  Index  von  74),  vier  mesocephal  (mit  einem  Index  von 
76,6 — 78,6)  und  acht  brachycephal  waren  (mit  einem  Index  von  80,3 — 86,7).  Er  hat  jedoch  auch 
gefunden,  dass  von  30  Schädeln  aus  den  Keihengräbem  am  Lorenzberge  bei  Kaldus  13  dolicho- 
cephal  (Index  63,1 — 74,6),  13  mesocephal  (Index  75,1 — 79)  und  nur  vier  brachycephal  (Index 
80 — 81,4)  waren. 

Lissaucr  hebt  mit  Bestimmtheit  hervor,  dass  die  in  diesen  Reihengräbern  bestatteten 
Menschen  Slaven  waren  und  betont,  dass  sie  sich  hinsichtlich  ihrer  Schädelbeschaffenheit  von 
den  heutigen  Slaven  wesentlich  unterschieden,  indem  sie  mehr  dolichocephal  und  weniger  bracliy- 
oephal  waren. 

Dass  diese  älteren  Schädel  von  Slaven  berrühren,  ist  sicher,  da  die  eigcnthümlichen  soge- 
nannten Schläfenringe  oder  „linkenringe“  von  Kupfer  oder  Silber,  die  mit  Ihnen  zusammen  ge- 
funden wurden,  in  allen  anderen  Ländern  unbekannt  sind,  dieselben  wurden  auch  von  den  Slaven 
selbst  verfertigt. 

Wir  wissen  auch,  dass  die  heutigen  Pommern  im  Grossen  und  Ganzen  von  den  slavischen 
Pommern  abstammen,  aber  durch  Verbindungen  mit  Deutschen  und  durch  cuiturelle  deutsche 
Einflüsse  germanisirt  sind. 

Dr.  N.  Matiegka  hat  neulich  in  seinen  Ittudes  des  eränes  et  ossements  tcheques  (1896) 
gezeigt,  dass  die  Schädelform  der  Czecheu,  auch  in  neuerer  Zeit,  nicht  uubedeutende  Verände- 
rungen erfahren  hat,  so  dass  sie  kürzer  und  breiter  geworden  ist.  Der  Reihengräbertypus 
ist  beinahe  verschwunden.  Der  Breitenindex  ist  bei  Cranien  aus  dem  8.  bis  12.  Jahrhundert 
im  Mittel  76,9,  bei  Cranien  aus  dem  16.  Jahrhundert  im  Mittel  80,7  und  bei  Cranien  aus  der 
Jetztzeit  im  Mittel  83.  Matiegka  hebt  indessen  hervor,  dass  keine  Einwanderung  einer 
fremden  Rasse  stattgefunden  hat  Die  Veränderung  kann  daher  nicht  in  einer  Kreuzung  ihren 
Grund  haben,  sondern  muss  anderen  Ursachen  zugeschrieben  werden. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  die  Frage  von  den  Ursachen  der  Formenveränderungen 
des  Schädels,  denn  gegen  die  apriorische  Annahme,  dass  da,  wo  man  den  Breitenindex  mit  der 
Zeit  zunehmen  sieht,  eine  Kreuzung  mit  brachyccphalen  Völkern  stattgefunden  hat,  sprechen  die 
von  Dr.  Lissaner  angestellten  Untersuchungen  ligurischer  Schädel  in  der  Riviera  (Anthro- 
pologischer Bericht  über  die  Riviera  di  ponentc,  Zeitsehr.  f.  Ethnol.  1898).  Alle  alten  Schädel, 
die  Lissauer  dort  gefunden  und  untersucht  hat,  stammen  aus  dem  Steinalter  und  sind  dolicho- 
cephal. „Von  einer  Mischung  mit  anderen  Kassen  kann  nicht  mehr  die  Rede  sein  bei  einer 
Bevölkerung,  dio  rein  dolichocephal  war:  man  muss  vielmehr  sagen,  die  liguriscbc  Bevölkerung 
der  Riviera  war  in  der  vorgeschichtlichen  Zeit  rein  dolichocephal  und  ist  später  überwiegend 
brachycephal  geworden.  Sergi  führt  diese  Umwandlung  der  Schidelform  auf  die  Ein- 
wanderung der  Kellen  zurück,  gestützt  auf  die  Brooa’sche  Untersuchung  von  dolichocephalen 
und  brachyccphalen  keltischen  Stämmen. 

42* 


Digitized  by  Google 


332 


Dr.  Anton  Nyström, 

Erwägt  man  aber,  dass  dieselbe  Erscheinung  wie  hier  in  Ligurien,  auch  in  eiuem  grossen 
Theile  Mitteleuropas  constatirt  ist,  wo  die  Schädel  aus  den  neolithischen  Gräbern  und  noch 
späterhin  lange  Zeit  vorherrschend  dolichocephal  oder  mesocephal,  die  Brachycephalen  dagegen 
sehr  gelten  waren  oder  ganz  fehlten,  während  im  Laufe  der  geschichtlichen  Zeiten  die  brachy- 
cephale  Schädelform  die  weit  überwiegende  geworden  ist,  ohne  dass  ein  Bevölkerungs- 
wechsel als  Ursache  dafür  nachgewiesen  werden  kann,  so  scheint  es  vielmehr,  dass  die  For- 
schung hier  vor  dem  gleichen  Problem  steht,  wie  dort,  ohne  dass  Bie  dasselbe  bisher  in  befriedi- 
gender Weise  tu  lösen  vermochte“  (LisBauer). 

Man  hat  sehr  verschiedene  Angaben  über  die  Schädelform  der  Kelten,  denn  nach  einigen 
Forschern  ist  sie  dolichocephal,  nach  anderen  mesocephal  und  brachycephal  gewesen. 

Nach  Pruner  Bay  sind  die  Kellen  mesocephal  und  dolichocephal  gewesen;  in  seinen 
Tabellen  stehen  die  „Kelten“  mit  einem  Breitenindex  von  76  und  die  „alten  Kelten“  von  nur  73. 

A.  Kctzius  hat  in  Uebereinstimmung  mit  S.  Nilsson  angegeben,  dass  die  keltischen 
Volksstämme,  welche  ehemals  Schwedeu  bewohnt  haben,  ausgeprägt  dolichocephal  waren,  und 
er  hat  bei  der  Untersuchung  französischer  Schädel  gefunden,  dass  die  französischen  Kelten  eben- 
falls dolichocephal  gewesen  sind.  Einen  brachycephalen  Typus  unter  ihnen  will  er  einer  Kreuzung 
mit  Ibcricrn  zuschreiben,  aus  welcher  eine  keltischiberische  Mischrasse  entstanden  ist1). 

Thurnam  und  Wilde  hegen  die  Ansicht,  da'«  die  Kelten  Brachycephalen  gewesen  sind. 

Broca  hat  gezeigt,  dass  die  französischen  Kelten  zu  Cäsar’*  Zeit,  die  jetzt  von  den  Auverg- 
nern  und  Niederbretagnern  repräsentirt  werden,  brachyeephal  und  nicht  dolichocephal  waren. 
Hovelacque  hat  dargethan,  dass  die  Bergsavoyardcn  eine  mehr  ausgeprägte  ßrachycephalie 
zeigen,  und  er  hat  sie  zu  den  wirklichen  Kelten  hingeführt.  Diese  beiden  Forscher  haben  zu- 
sammen 11  Schädel  von  Kroaten  von  Agram  studirt,  die  nach  ihnen  an  die  Seite  der  vorigen 
zu  stellen  sind;  und  mehrere  Untersuchungen  in  anderen  Gegenden  von  Europa,  insonderheit  in 
den  Donaugegenden,  haben  zu  demselben  Ergebnis*  geführt. 

Obschon  Hauke  hervorgehoben  hat,  dass  sich  die  Kelten  im  mittleren  Europa  als  ein 
bruchyeephaloB  Volk  erwiesen  haben  und  die  Germanen  in  Mitteleuropa  durch  Mischung  mit 
keltischen  Elementen  brachycephal  geworden  sind,  will  er  es  unentschieden  lassen,  welche  Kopf- 
form die  Kellen  ursprünglich  gehabt  haben.  Er  weist  in  Betreff  hiervon  darauf  hin,  dass  einer- 
seits Dolichocephalie  in  gewissen  keltischen  Gegenden  Englands  vorkommt,  andererseits  aber  viel 
dafür  spricht,  dass  Bich  in  den  Gegenden,  von  wo  die  Kelten  im  mittleren  Europa  gegen  Norden 
und  Osten  vorgedrungen  sind,  eine  vorkeltische  Bevölkerung  gefunden  hat*). 

Ohne  Zweifel  beruhen  die  verschiedenen  Ansichten  von  der  Kopfform  der  Kelten  tlieils 
darauf,  dass  viele  der  als  keltisch  aufgefassten  Schädel  Mischrassen  angehört  haben  und  einige 
echt  keltisch  sind , theils  auch  auf  einer  Veränderung  in  der  Schädelform  mit  der  steigenden 
Cultur  und  den  veränderten  Lebensverhältnissen,  wodurch  sich  mit  der  Zeit  die  Mesocephalie 
und  Brachycephalie  mehr  mul  mehr  entwickelt  haben,  wogegen  ursprünglich  die  Dolichocephalie 
vorherrschend  gewesen  sein  dürfte. 

Während  einer  langen  Zeit  war  die  Lebensweise  der  Kelten,  nachdem  sic  sich  über  einen 
grossen  Theil  von  Europa  ausgebreitet  hatten,  überwiegend  nomadisch,  und  die  Heerden  bildeten 

’)  A.  Ketxius,  Bamlade  skrffter  sf  etlinologiekt  innehäll  1864,  8.  47,  S4  und  146. 

’)  J.  Ranke,  Der  Xeneob,  II,  8.  297. 


Digitized  by  Google 


Formenverändorungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  333 

ihren  grössten  Reichthum.  Ausser  dem  Hunde,  dem  Rinde,  dem  Schafe,  der  Ziege  und  dem 
Sohweine  hatten  sie  auch  das  Pferd.  Von  den  Galliern  sagt  man,  dass  von  ihnen  der  Karren 
erfunden  worden  sei;  wenn  dieses  auch  der  Fall  ist,  so  weiss  man  doch,  dass  andere  Völker  des 
Alterthums,  wie  die  Indier,  die  Aegypter,  dieselbe  Erfindung  gemacht  haben. 

Die  Gallier  wurden  mit  der  Zait  für  ihre  ausgezeichneten  Pferde  gepriesen  und  waren  im 
Alterthum  als  tüchtige  Reiter  bekannt.  Auf  alten  Münzen  und  Stcinornnmcntcn  finden  sich  auch 
oft  Reiter  und  Pferde  (s.  Fig.  30). 

Der  Gobrauch,  die  Köpfe  der  Kinder  zusammen  zu  pressen,  hat  sich  wahrscheinlich  bei 
verschiedenen  civilisirten  Völkern  auf  früheren  Stadien  gefundeu  und  sic  also  dolichocephal  oder 
brachyoephal  machen  können.  Man  weiss  hierüber 
jedoch  nur  wenig.  Hippokrates  hat  indessen  an- 
gegeben, dass  die  Völker  am  Schwarzen  Meere 
die  Köpfe  ihrer  Kinder  zusammen  zu  pressen  pfleg- 
ten, wodurch  diese  eine  verlängerte  Kopfform  erhiel- 
ten, und  er  glaubte,  dass  diese  Kopfform  auch  durch 
die  Erblichkeit  auf  dio  Kinder  übertragen  wurde. 

Da  nnn  Hippokrates  eine  solche  Angabe 
gemacht  hat  und  die  alten  Griechen  im  Allgemeinen 
Langköpfe  gewesen  zu  sein  scheinen,  muss  man 
annehmen,  dass  sie  dieses  aus  anderen  Ursachen 
als  der  Zusammenpressung  des  Kopfes  in  der  Kind- 
heit gewesen  sind,  was  man  ja  erwarten  sollte,  von 
Hippokrates  angegeben  zu  finden,  wenn  es  der 
Fall  gewesen  wäre. 

Die  alten  Grieohen  sind  bisher  in  craoiologisohen  Schriften  gewöhnlich  als  nahezu  Dolicho- 
cephalen  mit  einem  Breitenindex  von  ungefähr  75  angegeben  worden.  Eine  nähere  Untersuchung 
einer  grösseren  Anzahl  Schädel  als  früher  zu  diesem  Zwecke  zu  Gebote  gestanden  zu  haben 
scheinen,  zeigt  indessen,  dass  sich  bei  den  alten  Griechen  alle  drei  ächädeltypcn  fanden.  Bo 
hat  C.  Stephan os  gefunden,  dass  von  ihnen  10  Proc.  brachyoephal,  50  Proc.  mesoccphnl  und 
31  Proc.  doliohocephal  waren. 

Dieses  Verhältniss  kann  auf  verschiedene  Gesellschaftsclaascn  mit  verschiedenen  Beschäfti- 
gungen bindeuten,  obschon  es  zum  Theil  auch  auf  verschiedenen  Rassen  beruhen  kann.  Ein 
Vergleich  mit  den  heutigen  Griechen  kann  in  Bezug  hierauf  nicht  angestellt  werden,  da  man 
weiss,  dass  dieselben  eine  sehr  gemischte  Nution  sind,  die  ausser  den  Abkömmlingen  der  alten 
Griechen  und  mehreren  anderen  Völkern  eine  grosse  Menge  slavischer  Elemente  enthält. 

Im  südlichen  Deutschland,  namentlich  in  Baden,  war,  wie  man  gefunden,  zur  Zeit  der 
Völkerwanderung  die  dolichocephale  die  gewöhnliche  Form  der  Schädel,  während  heute  liier  dio 
brachycephale  die  allgemeinste  Schädelform  ist. 

In  vielen  Gegenden  des  südlicheren  und  mittleren  Deutschlands  hat  man  in  den  zahlreichen 
sogen,  alton  „Reihcngräbern“  — Begräbnissplätzen  aus  dem  5.,  6,  7.  und  8.  Jahrh.  n.  dir.,  wo  die 
Leichen  in  langen  Reihen  begraben  wurden  — in  überwiegender  Anzahl  dolichocephale  Schädel 
gefunden,  während  die  Bevölkerung  dieser  Gegenden  heute  zum  grössten  Theil  brachyoephal  ist. 


Fig.  »0. 


Stelnscalptur  von  Bntrsmoot  in  Frankreich,  den 
Galliern  und  der  vorthriatlichen  Zeit  zugeachriehen. 


Digitized  by  Google 


334 


Dr.  Anton  Nyström, 


Die  Anthropologen  wind  darin  einig,  dass  die  ausgeprägt  doücliocephalen  Stimme,  die  gegen 
das  Ende  des  8.  Jahrh.  n.  Chr.  den  überwiegenden  Theil  der  Bevölkerung  des  mittleren  Deutsch- 
lands bildeten,  Germanen  waren. 

Dieses  Ueberwiegen  des  brachycephalen  Schädeltypus  im  heutigen  südlichen  und  mittleren 
Deutschland  haben  mehrere  Anthropologen  einer  Einwanderung  von  kurzschädeligcn  Kassen  zu- 


Fig.  31.  Fig.  32. 


Männlicher  Schädel  der  doticho-  Männlicher  Schädel  der 
cephslen  Alemannen  ln  Baden  heutigen  brachycephalen 
zur  Zeit  der  Völkerwanderung.  Bevölkerung  Badens. 


geschrieben.  Anders  Ketzins  nimmt  an, 
dass  diese  Kassen  wahrscheinlich  slavisohcr 
Herkunft  waren,  während  andere  Forscher, 
wie  z.  B.  Kanke,  in  den  deutschen  Bruchy- 
cephalen  Abkömmlinge  von  Kelten  seben 
wollen. 

Obscbon  es  möglich  ist,  dass  das  frag- 
liche Verhältnis#  zum  Theil  auf  einem  steigen- 
den Uebergewicht  der  Abkömmlinge  brachy- 
ccphaler  Völker  beruhen  kann,  so  ist  es  doch 
auch  möglich,  dass  cs  ausserdem  einen  anderen 
Grund  hat  und  durch  veränderte  Lebcns- 


verhiltnisse  bervorgernfen  ist.  Hervorgehoben  mag  werden,  dass  Virchow  die  immer  grössere 
Ausbreitung  der  Brnchyccphaüc  unter  den  Deutschen  dem  Einfluss  der  Cultur  bat  zuschroiben 
wollen. 


Nach  Tacitus’  Germania  zu  urthcilen,  war  das  Vorkommen  des  Pferdes  bei  den  alten 
Germanen  zu  seiner  Zeit  (ungefähr  im  Jahre  100  n.  Chr.)  bei  den  verschiedenen  Stämmen  ver- 
schieden. Er  giebt  an,  dass  ihre  Infanterie  im  Allgemeinen  ihrer  Cavallerie  an  Zahl  überlegen 
war;  von  den  Gatten  sagt  er,  dass  ihre  ganze  militärische  Stärke  aus  Infanterie  bestand  und  dass 
diese  sowohl  ihre  Geräthe,  wie  ihre  Nahrungsmittel  und  ihre  Waffen  trug.  Die  Tenkterer  hatten 
dagegen  eine  ausgezeichnete  Cavallerie,  und  bei  ihnen  waren  Uebungcn  zu  Pferd  ein  Spiel  der 
Kinder  und  ein  Wetteifer  der  halberwachsenen  Jugend;  die  Pferde  wurden  nicht  von  den  ältesten, 
sondern  von  den  tapfersten  Kindern  geerbt. 

Man  kann  deshalb  erwarten,  im  Breitenindex  der  Germanen  eine  grosse  Verschiedenheit 
zu  linden. 


Es  ist  klar,  dass  nicht  alle  Völker,  welche  Lastthiere  und  Pferde  zum  Keiten  anwenden, 


sich  durch  allgemeine  Brachycephalie  auszeichnen  müssen,  sondern  dass  auch  bei  ihnen  Dolicho- 
cephalie  und  Mesoeephalie  sogar  in  ziemlich  grossem  Alaassstabe , je  nach  den  Verschiedenen 
Beschäftigungen  der  verschiedenen  Classen,  Vorkommen  können.  Die  Araber  sind  zwar  durch  ihre 
Pferde  und  Karaeele  bekannt,  doch  wird  ihr  Breitenindex  gewöhnlich  nur  zu  74 — 75  angegeben. 
Es  scheint,  als  ob  dieses  Volk  — das  vielerorts  sehr  gemischt  ist  — hinsichtlich  seiner  Schädel- 
form nicht  näher  stndirt  worden  Bei,  und  sicherlich  wird  eine  gründliche  Untersuchung  hei 
ihm  bedeutende  Unterschiede  in  der  Schädelform  darthun.  Man  weiss  indessen  schon,  dass  es 
Araber  giebt,  die  stark  mesocephal  sind  (Pescliel).  Uervomibeben  dürfte  sein,  dass  die 
Araber  nur  zum  Theil  ein  Keitervolk  sind  und  die  in  Europa  herrschende  Vorstellung 
von  ihrer  nomadischen  Lebensweise  falsch  ist.  Sie  xiehen  nicht,  wie  gewöhnlich  angegeben 
wird,  ununterbrochen  von  Ort  zu  Ort,  sondern  sic  sind  ansässig.  Ackerbau  wird  getrieben,  wo 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  335 

dieses  möglich  ist,  and  man  bedient  sich  zahlreicher  Brunnen,  nm  das  fliessende  Wasser  za  er- 
setzen. Hier  arbeiten,  wie  Fig.  33  zeigt,  sowohl  Menschen  wie  Thierc,  and  die  Kör|>erslellung, 
welche  die  erstgenannten  dabei  cinnehmen,  timt  dar,  dass  die  Grundbedingung  für  die  Dolicho- 
ceplialie  hier  vorhanden  ist.  Ausser  solcher  gröberen  Männerarbeit  hat  man  auch  die  Arbeit  der 
arabischen  Frauen,  wie  das  Mahlen  mit  der  Handmflhle,  das  Weben  u.  s.  w.,  welche  Arbeiten 
gewöhnlich  in  vornübergebeugter  Stellung  verrichtet  werden,  zu  berücksichtigen. 

Was  die  Kurden  anlangt,  die  auch  als  ein  Reitcrvolk  beknnut  sind,  so  finden  sich,  mir 
wissentlich,  keine  craniologischen  Angaben  über  dieselben. 

Ks  ist  indesseu  in  Betreff  der  Angaben,  die  in  dieser  Hinsicht  geliefert  werden  können,  damit 
sie  in  Bezug  auf  die  vorliegende  Theorie  von  der  Bildung  der  Schädel  Aufschluss  zu  geben  ver- 
mögen, daran  zu  erinnern,  Fig.  33. 

dass  die  Kurden  in  zwei 
Kasten,  den  Kriegerstand 
oder  die  Adeligen  und  die 
Bauern  — die  letzteren 
vier-  oder  fünfmal  so  zahl- 
reich als  die  ersteren  — 
getheilt  sind  und  dass 
diese  Kasten  zwei  ver- 
schiedene ethnographi- 
sche Typen  darbioten.  Es 
erscheint  nicht  als  un- 
wahrscheinlich, dass  die 
Fürstengeschlcohter  znm 
Thcil  von  früheren  arabi- 
schen Eroberern  herstammen.  Was  die  Beschäftigung  der  niederen  Volksclasscn  anbetrilft,  so  ver- 
dient es,  hier  hervorgehoben  zu  werden,  dass  sich  diu  Frauen,  nusscr  mit  den  gewöhnlichen  häus- 
lichen Arbeiten,  mit  Spinnen  und  Weben  beschäftigen. 

In  Bezug  auf  die  Perser,  die  man  such  als  ein  Reitervolk  bezeichnet  hat,  von  denen  sich 
aber  angegeben  findet,  dass  sic  dolichocephnl  sind  und  einen  Breitenindex  von  nur  72  haben 
(Pruner  Bay),  ist  hervorzuheben,  dass  sie  zum  grossen  Theil  ansässige  Ackerbauer  sind. 

Auch  die  Perser  scheinen  hinsichtlich  der  craniologischen  Verhältnisse  wenig  untersucht 
zu  sein. 

Der  reine  semitische  Schädel  ist  stets  als  langgestreckt  bezeichnet  worden. 

Nach  Welcher  haben  die  Juden  einen  Breitenindex  von  78  und  nach  Pruner  Bay  ist 
er  bei  den  jüdischen  Frauen  77. 

Viele  Juden  sind  indessen,  wie  von  verschiedenen  Forschern  angegebeu  und  auch  von  mir 
bei  hier  wohnhaften  Juden,  die  alle  den  wohlhabenden  ('lassen  angehört  und  kein  gröberes  Hand- 
werk getrieben  haben,  gefunden  worden  ist,  brachycephal. 

Gleich  wie  in  Europa,  so  sind  auch  in  Amerika  die  ältesten  gefundenen  Schädel  oder  die 
lfi  Schädel,  welche  Lund  1844  in  I-agoa-Sauta  in  Brasilien  sammelte,  dolichoccphal.  In  den 
Pampas  von  Buenos-Ayrus  hat  Roth  später  einen  fossilen  Schädel  von  brachycephaler  Form 


Digitized  by  Google 


336  Dr.  Anton  Nyström,  Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  etc. 

gefunden;  das  Alter  ist  indessen  ungewiss  und  die  Möglichkeit,  dass  dieser  Schädel  seine  Gestalt 
durch  Zusammen  pressen  erhalten  hat,  nioht  ausgeschlossen. 

Nachdem  das  Pferd  durch  die  Europäer  wieder  in  Amerika  eingef&hrt  worden  ist,  sind 
gewisse  Indianerstämme  sowohl  im  nördlichen,  wie  im  südlichon  Amerika  eben  so  gut  Reiter- 
völker geworden,  wie  die  Tartaren  in  Asien.  Und  hiermit  hängt  unzweifelhaft  zusammen,  dass 
die  Urachycephalie  bei  diesen  Indianern  so  gewöhnlich  ist» 

Da  der  Gebrauch,  den  Kopf  durch  Zusammenpressen  nach  Belieben  zu  formen,  bei  den 
Indianervölkern  Amerikas  so  allgemein  gewesen  ist,  können  dieselben  für  die  Frage  von  den 
natürlichen  Veränderungen  der  Schädelform,  den  einzigen,  die  in  dieser  Arbeit  in  Betracht 
kommen,  im  Allgemeinen  nur  von  geringem  Interesse  sein. 


Digitized  by  Google 


XIV. 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Qesichtsbildung. 

Von 

Dr.  Franz  Daffner. 

Stirnbein. 

Nebst  dem  Joch-  und  Oberkieferbein  hat  das  Stirnbein  auf  die  Form  der  Schädelkapsel 
(des  Hirnschädel»)  und  der  Gesichtsbildung  den  bestimmenden  Einfluss.  Es  liegt  am  vorderen 
schmäleren  Ende  dos  Schildeioval»,  der  Hinterhauptsschuppe  gegeuübcr.  Da»  Stirnbein  trägt  *ur 
Bildung  der  Schädelhöhle,  beider  Augenhöhlen  und  der  Nasenhöhle  bei  und  wird  demgemäss  in 
einen  Slimthcil,  zwei  Augcnhöhlentheiie  und  einen  Nasenthoil  eingelheilt.  Der  Stirnthei!  oder 
die  Stirnplatte  ähnelt,  wie  die  Schuppe  des  Hinterhaupts  Heine»,  einer  flachen  Muschelschale, 
deren  Wölbung  und  entweder  senkrechter  Stand  oder  nach  rückwärts  gerichtete  Neigung  einen 
wesentlichen  Einfluss  auf  den  Charakter  der  Gesicbtabildung  äussert  Der  Gesichtet  heil  des 
Stirnbein»  ist  mehr  oder  weniger  convex,  mit  zwei  halbmondförmigen  Erhabenheiten  oder  Wülsten, 
den  Angenbrauenbogen,  welche  unmittelbar  über  den  mässig  gekrümmten  oberen  Augenhöhlen- 
rändern  liegen.  Dieser  Gesichlstheil  entspricht  beim  Lebenden  dem  haarfreien  Theil,  während 
der  von  den  Haaren  bedeckte  Theil  zum  Scheitel  gehört  (Scheiteltheil).  Einen  Qncrfinger  breit 
über  den  Angenbrauenbogen  bemerkt  man  die  flachen  (nicht  verdickten)  Beulen  der  Stirnhügel 
oder  Stirnhücker  (tu  her»  frontalia).  Zwischen  den  inneren  Enden  beider  Augenbrauenbogen 
liegt  über  der  Nasenwurzel  die  flache  dreieckige  Stirnglatze  (glabella).  Dieser  Name,  welcher 
auch  auf  den  Kaum  zwischen  den  Angenbrauenbogen  an  dem  knöchernen  Stirnbein  übertragen 
wurde,  stammt  von  glaber  und  bedeutet  eigentlich  die  glatte  haarlose  Stelle  zwischen  den  Augen- 
brauen, deren  Breite  der  Physiognomie  jenen  denkenden  Ausdruck  verleiht,  wie  wir  ihn  an  den 
Büsten  von  Pythagoras.  Platon  und  Newton  sehen.  Kurze,  nicht  ins  »um  äusseren  Augenwinkel 
reichende  Brauen  sind  unschön,  über  der  Nase  zusaiumengehende  Brauen  sind  bei  Frauen  mehr 
pikant  als  schön  und  wurden  ehedem  als  sicheres  Kennzeichen  einer  Hexe  gedeutet.  Man  über- 
zeugt sich  leicht  an  seinem  eigenen  Kopf  durch  Zufühlcn  mit  den  Fingern,  dass  die  llaarbogen 
der  Augenbrauen  (snpercilia)  nicht  den  Augenbrauenbogen  (arcus  superciliarcs),  sondern  den 
oberen  Augenliöhlenrändcrn  entsprechen  und  somit  die  Benennung  der  Angenbrauenbogen  — 
zweier  kommafBrmiger  Erhabenheiten  oder  Wülste,  welche  über  den  Augenhöhlenrändern  liegen, 
aber  von  dem  Nasenfortsatz  des  Stirnbeines  in  die  Höhe  steigend,  sich  allmählich  verlieren  — 

Archiv  rar  Antlirapolotrie.  Bd  XXVII.  io 


Digitized  by  Google 


3S8 


Dr.  Franz  Daffner, 


wenn  auch  altherkömmlich  nnd  allgemein  gebräuchlich,  dennoch  unrichtig  ist.  Durch  diesen 
Angenbrauenbogen,  das  ist  also  durch  die  Wölbung  Ober  jedem  oberen  Augenhöhlen rand  (Supra- 
orbitalrand) erhält  das  Stirnbein  daselbst  eine  betleutende  Mächtigkeit;  doch  bilden  die  Augen- 
brauenbogen oft  nur  die  dünne  äussere  Wand  der  durch  eine  vollständige  oder  durchbrochene  — 
selten  genau  in  der  Mitte  befindliche  — Scheidewand  (welche  nach  Welcher  von  dem  durch 
die  Naht  durchzogenen  Theile  des  Knochens  gebildet  wird  und  auf  dem  Querschnitt  diese  Naht 
in  der  Kegel  deutlich  zeigt)  getrennten  und  von  der  Nasenhöhle  aus  zwischen  die  änssere  und 
innere  Knochentafel  des  Stirnbeins  sich  erstreckenden  Stirnbein-  oder  Stirnhöhlen  (sinus 
frontales).  Die  Stirnhöhlen  sind  als  Anhänge  der  respiratorischen  Partien  der  Nasenhöhle,  aus 
welcher  sie  ihre  Luft  beziehen,  somit  als  pneumatische  Räume  zu  betrachten.  Stark  hervor- 
ragende Augenbrancnbogen  lassen  nach  Hyrtl  auf  grosse  Geräumigkeit  der  Stirnhöhlen 
schliesxen,  nicht  aber  auf  eine  entsprechende  Entwickelung  gewisser  Windungen  des  vorderen 
Hirnlappens.  Die  in  der  ersten  Anlage  im  siebenten  Fötalmonat  nachweisbaren  Stirnhöhlen  ent- 
wickeln sich  nach  Ilonle  (Handbuch  der  systematischen  Anatomie  des  Menschen  I,  1871)  nicht 
vor  dem  zweiten  Jahre,  nehmen  von  da  an  langsam  an  Ausdehnung  zu  nnd  scheinen  sich  auch 
nach  vollendeter  Keife  noch  zu  vergrössem.  Nach  Hyrtl  sind  die  Stirnhöhlen  bei  Plattnasigen 
klein,  bei  Greisen  überliaupt  grösser  als  bei  jungen  Personen.  Diese  Pncumatisirung  erinnert 
an  die  Pneumatisirung  des  Vogelkörpers,  welche  in  einer  verhältnissmässig  späten  ontogenetixchen 
Periode  beginnt  und  in  der  für  die  rasche  Flugbewegung  nöthigen  Gewichtserspamiss  begründet 
ist.  Ihr  Zustandekommen  geschieht  nach  llcnle  auf  folgende  Weise.  Die  knorpelige  und  häu- 
tige Grundlage  der  Knochen  ist  massiv;  zugleich  mit  der  Verknöcherung  beginnt,  durch  tlieil- 
weisc  Wiederaufsaugung  der  Knochenmasse,  die  Bildung  der  feinen  anastomoairenden  Mark- 
canälchen;  indem  mit  dem  Wachsen  des  Knochens  die  Aufsaugung  fortschreitet,  entstehen  an- 
sehnlichere Zellen  und  Höhlen,  welche  sich  zum  Theil  mit  Fett  (Knochenmark),  zum  Theil, 
wenn  sie  sich  in  einen  Schleimhauttractus  öffnen  und  selber  von  Fortsetzungen  der  Schleimhaut 
ausgcklcidel  werden,  mit  Lnft  erfüllen.  Höhlen  der  letzteren  Art  kommen  bei  dem  Menschen 
nnd  den  Säuget  liieren  nur  in  Schädelknochen,  hei  Vögeln  (aus  dem  angegebenen  Grunde)  auch 
in  Extremitätenknochen  vor.  Die  Vcrgröaacrung  der  Markräume  auf  Kosten  des  Knochengewehcs 
(durch  Resorption  der  Knoohenmasse)  macht  auch  noch  in  den  späteren  Lebensperioden  Fort- 
schritte. Daraus,  und  nicht  ans  der  Vermehrung  der  Kalkerde  gegen  den  Knorpel,  ist  die  Brüchig- 
keit der  Knochen  bei  Greisen  zu  erklären,  ln  platten  Knochen  kann  die  Diploe  schwinden,  so 
dass  dann  die  beiden  Tafeln,  welche  durch  die  Diploe  (dtxltitj,  Doppeltheil,  betrifft  eigentlich 
die  beiden  Knochen  tafeln;  mit  Unrecht  nennt  man  allgemein  das  zwischen  diesen  compacten 
Platten  befindliche  schwammige  Kuoehengcwebe  die  Diploe)  getrennt  waren,  in  eine  einzige 
zusammenfallen.  Die  Mittellinie  der  Aussenfläche  des  vertiealen  Theilcs  des  Stirnbeines  ist  oft, 
jedoch  nur  in  wenig  auffallender  Weise,  bezeichnet  durch  eine  Furche  auf  der  Glabella  und  weiter 
hinauf  durch  eine  Kante,  welche  zwischen  den  Stirnhöckern  am  stärksten  ist.  Die  Furche  nnd 
die  Kaute  sind  l ’ebcrblcibscl  einer  Naht,  sntura  frontalis,  welche  sich  beim  Erwachsenen  zuweilen 
vollständig,  zuweilen  nur  im  untersten  Theil  der  Stirnplatte  erhält.  In  der  Gegenwart  dieser 
Stimnaht  liegt  nach  Hyrtl  (Lehrbuch  der  Anatomie  des  Menschen,  1889)  die  häufigste  und  als 
Thicrälmlichkeit  bemerkenswerthe  Abweichung  des  Stirnbeines  von  der  Norm;  dieselbe  steigt 
senkrecht  von  der  Nasenwurzel  gegen  den  vorderen  Scheitelbeinrand,  welcher  mit  dem  hinteren 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis*  der  Gesichtshildung.  339 

Stirn  beinrand  durch  die  Kraut-  oder  Kronennaht  (sulura  coronalis)  verbunden  ist  und  Üieilt  das 
(im  zweiten  Fötalinonat  zuerst  tu  bemerkende)  Stirnbein  in  zwei  gleiche  Hälften.  Sie  kommt 
häufiger  bei  breiten  als  bei  schmalen  Stinten  vor  und  findet  ihre  Erklärung  in  der  Entwiokelung 
der  Stirnplatte,  welche  aut  zwei  den  späteren  (im  vierten  Fötalmonat  angedeuteten  und  im 
siebenten  vollkommen  entwickelten)  Slirnböekern  entsprechenden  Verknöcherungspunkten  ent- 
steht. Diese  vergrössern  sich  (durch  strahlenförmiges  Weitcrschreilen  der  Verknöcherung)  selb- 
ständig, bis  sie  sich  mit  ihren  inneren  Kändern  berühren  und  im  zweiten  Lebensjahre  mit  einander 
zu  einem  Knochen  verschmelzen.  Wenn  sie  dieses  aber  nicht  thun,  so  kann  es  mit  einer  zackigen 
Verbindung  beider  Hälften  des  Stirnbeines  sein  Bewenden  haben  und  eine  Stirnnaht  als  perma- 
nenter Ausdruck  der  paarigen  Entwickelung  des  Knochens  durch  das  ganze  Leben  fort  bestehen. 
Ein  Rudiment  der  Stirnnaht  findet  sich  sehr  oft  über  der  Nasenwurzel. 

Die  hier  wiedergegebene  Ilyrtl’sche  Anschauung  bedarf  theils  der  Ergänzung,  theils  der 
Richtigstellung-  Nach  Woicker  (Wachsthum  und  liati  des  menschlichen  Schädels,  1862)  beginnt 
die  normale  Verschmelzung  der  noch  Ende  des  dritten  Fötalmonates  getrennten  beiden  Stirnbein- 
bälften  des  Kindcsschädels  im  neunten  Lebensmonat,  noch  ehe  es  zur  Ausbildung  einer  förm- 
lichen Nabt  gekommen,  an  dem  zwischen  den  Stirnhöckern  gelegenen  Theile  der  Knocbenränder. 
Die  Verschmelzung  schreitet  rascher  nach  dein  coronalen  als  nach  dem  nasalen  Kudc  vor  nnd 
bleibt  an  ersterem  Orte  weit  seltener  unvollständig  als  an  letzterem,  woselbst  oberflächliche,  5 bis 
15  mm  lange  Nahtspuren  bekanntlich  äusserst  häufig  sind.  Die  Verknöcherung  der  Stirnnaht 
scheint  ihre  Vollendung  normal  gegen  den  Schluss  des  zweiten  Lebensjahres  zu  finden.  Gegen 
die  Annahme  des  häufigeren  Vorkommens  der  Stirnnalit  bei  breiten  Stirnen,  als  ob  Bich  dieselbe 
einfach  zn  breiten  Stirnen  geselle,  sowie,  dass  sich  das  Beatchenbleiken  derselben  lediglich  als 
anatomischer  Ausdruck  der  paarigen  Entwickelung  des  Stirnbeines  erklären  lasse,  ist  Welcker 
entschieden  und  mit  Recht  aufgetreten.  Er  hat  nachgewiesen,  dass  die  bleibende  Stirnnaht  die 
Ursache  der  breiteren  Stirnen  ist,  dass  also  die  ßreitatirnigkeit  von  der  Stirnnaht  bedingt  ist. 
Aus  den  Welcker'schen  Maasscu  au  Stimnalitschädeln  geht  hervor,  dass  einmal  der  Horizontal- 
umfang des  Schädels,  wenn  auch  nicht  bedeutend,  doch  immerhin  etwas  (durchschnittlich  um 
0,5  cm)  vergrößert  ist,  als  der  des  gewöhnlichen  stirnnalitlosen  Schädels;  dasselbe  gilt  natürlich 
entsprechend  für  den  Innenraum.  Ferner  ist  dos  Stirnbein  breiter  (dnreb  intcrtuberales  Wachs- 
thum), während  seine  Ausdehnung  vom  Stirnhöcker  nach  der  Kranznaht  hin  eine,  wenn  auch 
geringe,  doch  conslant«  Verminderung  zeigt.  Damit  hängt  zusammen  die  Kleinheit  des  Stirn- 
bogens  im  Vergleich  zura  Scheitel  bogen  (Kleinheit  der  Stirnnahllinie  im  Vergleich  zur  Pfeilnaht- 
I finge).  Eine  weitere,  sehr  charakteristische  Eigenthümlichkeil  ist  die  verminderte  Schädelhöhe, 
der  verkleinerte  Höhendurchmesser  bei  vergrüsserter  Schädelbreite.  Endlich  finden  wir  den 
gewöhnlichen  Begleiter  der  Brachycephalie  auch  hier:  gerade  oder  mittlere  Kieferstellung,  Ortho- 
oder  Mesognalhie.  Alle  Stimnahtscbädel  neigen,  wie  auch  bei  Darwin  (Die  Abstammung  des 
Menschen,  1875)  angeführt  ist,  zur  Brachycephalie. 

Die  Stirnnaht  liegt  in  der  Verlängerung  der  Ffeilnaht  (Scheitelnaht)  und  werden  beide  von 
der  Kranznaht  rechtwinkelig  gekreuzt,  daher  die  anatomische  Benennung  Kreuz  köpf.  Der 
Volksglaube  hält  die  Gegenwart  der  Stirnnalit  für  ein  Attribut  besonderer  geistiger  Fähigkeiten 
(grösserer  Begabung)  und  gebraucht  daher  das  Wort  Kreuzkopf  mehr  im  figürlichen  Sinne.  Hin- 
sichtlich der  Häufigkeit  des  Vorkommens  will  es  mich  allerdings  gleich  Ilyrtl  bedünken,  dass 

48* 


Digitized  by  Google 


340 


Dr.  Franz  Duffner, 


die  von  Welcher  behauptete  Häufigkeit  der  Stirnnaht  an  deutschen  Schädeln  (1:10)  nicht 
sowohl  in  der  allgemein  grösseren  geistigen  Begabung  unserer  Kation,  als  in  dem  Umstande  be- 
gründet ist,  dass  man  au  den  deutschen  Museen,  welche  Welcher  durchsuchte,  mit  Vorliebe 
die  Schädel  mit  Stirnnähten  aufbewahrt  (in  seiner  Festschrift:  Abnorme  Scbädelnähte,  1802, 
giebt  Welcher  für  Haitische  Leichen  sogar  1 1,0  Proc.  an;  der  Sage  nach  sollen  die  Japaner 
deren  noch  mehr  haben),  während  inan  von  Schädeln  ohne  Stirnnähte  nur  so  viele  behält,  als 
mau  eben  braucht,  wodurch  ganz  natürlich  das  Verhältnis»  zu  Gunsten  der  ersteren  steigt.  In 
der  Münchener  anthropologischen  Anstalt  linden  »ich  unter  481  Altmünchener  Schädeln  27  Stirn- 
nahtschädel oder  5, Gl  Proc.,  was  einem  Verhältnis»  von  1:17  entspricht.  Ranke  (Beiträge  zur 
physischeu  Anthropologie  der  Bayern,  1883)  giobt  als  das  Verhältnis»  der  Schädel  mit  Stirnnaht 
zu  denen  ohne  eine  solche  bei  der  altbayerischen  Landbevölkerung  1:13  = 7,49  Proc.  an  (unter 
2535  Schädeln  190  mit  Stirunaht).  Sehr  wahrscheinlich  spielt  auch  das  erbliche  Moment  eine 
Rolle.  Nach  Welcker  dürfte  als  Ursache  der  Pereistenz  der  Stirnnaht  ein  vermehrtes  Raum- 
suchen  des  Gehirnes  in  der  Slimgegend  anzusehen  sein.  Da  nämlich  das  mittlere  Gehirnvolumen 
bei  Stirnnaht  vergrößert,  die  Schädelbasis  aber  verkleinert  ist,  so  tritt  auf  die  einfachste  coropen- 
eatorisohe  Weise  eine  Vcrgrösserung  der  Schüdelkapsel  durch  Otfenbleibcn  der  Stirnnaht  ein. 
Dem  erwähnten  Volksglauben  wäre  also  eine  anatomische  Grundlage  gegeben.  Am  liebenden 
darf  nach  Langer  (Anatomie  der  äusseren  Formen  des  menschlichen  Körpers,  1884)  nur  dann, 
wenn  die  Stirn  sehr  breit  und  stark  gewölbt  ist,  das  Vorhandensein  einer  Stirnnaht  vermuthet 
werden. 

Den  directesten  Gegensatz  zu  dem  mit  Stirnnaht  versehenen  Menschenschädel  bildet,  wie 
Welcher  bemerkt,  der  Affcnschädel,  bei  welchem  in  Folge  der  fast  unmittelbar  nach  der  Geburt 
Imginnenden  Stirnnahtsynostose  dor  Augenzwischenraum  und  die  Divergenz  der  Augenhöhlen- 
axen  äusserst  gering  sind.  Thicre,  deren  Stirnnaht  sehr  spät  verknöchert,  sind  das  Pferd  und 
der  Ochp,  mit  weit  aus  einander  gerückten,  seitlich  gelegenen  Augen.  Kincn  mehr  mittleren 
Obliterationstermin  und  mittlere  Lage  der  Augen  findet  inan  bei  Katze  und  Hund. 

Was  die  Stirnhöeker  und  dereu  gegenseitigen  Abstand  anlangt,  so  erreicht  nach  Welcker 
derselbe  beim  Neugeborenen  durchschnittlich  5,4  cm  (4,9  bis  5,9),  im  neunten  Iichensinonat  oder 
mit  Schluss  des  ersten  Lebensjahres  im  Mittel  5,8  cm,  und  vergrössert  sieb,  sofern  die  zu  dieser 
Zeit  normal  eintretende  Verknöcherung  der  Stirnnaht  nicht  ausbleibt,  nicht  weiter.  5,8cm  ist 
nach  Welcker  das  Maass  des  Stirnhöckcrabstandes  für  das  ncnnmonatliche  Kind,  wie  für  den 
Schädel  des  erwachsenen  Mannes.  Die  Btark  entwickelten  Stirnhöcker  sind  es,  welche  haupt- 
sächlich die  auffallende  Stirnwölbung  am  Kopfe  des  Neugeborenen  verursachen;  dessen  stark 
entwickelte  llinterbaiiptswölbung  hängt  theils  von  der  mehr  horizontalen  Lage  des  Hinterhaupts- 
beines, theils  von  der  wenig  entwickelten  Nackenmusculatur  ab.  Ein  weitere»  Charakteristikum 
des  kindlichen  Schädels  ist  die  starke  platt  kegelförmige  Hervorragung  der  Scheitelhöcker, 
welche  gleich  den  Stirnhöokern  die  centralen  Ausgangspunkte  der  Verknöcherung  der  Schädel - 
kapsel  bilden;  anch  von  ihnen  aus  geht  in  strahlenförmiger  Richtung  die  Ausdehnung  der  Ver- 
knöcherung vor  sich. 

Die  Stirnbreite  habe  ich  (Wachsthum  des  Menschen,  1897)  für  beide  Geschlechter,  und 
zwar  sowohl  für  den  Neugeborenen,  als  für  den  Erwachsenen,  nahezu  übereinstimmend  gefunden, 
nämlich:  für  den  weiblichen  Neugeborenen  7,53  und  für  den  männlichen  7,60cm  Stirnbreite; 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  Gesichtsbildung.  341 

für  den  weiblichen  Erwachsenen  11,13  und  für  den  männlichen  11,20  cm  — eine  verschwindend 
kleine  Differenz. 

Das  Stirnbein  wiegt  etwas  weniger  als  ein  Scheitelbein  (die  Scheitelbeine  bilden  vorzugs- 
weise das  Dach  des  Schädels),  woraus  zu  schliessen,  dass  auch  seine  Oberfläche  (Flächeninhalt) 
etwas  geringer  ist,  als  die  eines  Scheitelbeines  — - den  Dcstand  der  Stirnnaht  ausgenommen. 

Mit  bezug  auf  die  Qlabella  macht  Hyrtl  (Handbuch  der  topographischen  Anatomie, 
1882)  die  Bemerkung,  dass  dieselbe  des  verkehrten  Eutwickelungsverltältnusos  beider  Stirnhöoker 
wegen  im  frühen  Kindes-  und  im  reifen  Mannesalter  eine  verschiedene  Gestalt  besitzen  müsse. 
Beim  Kinde,  wo  die  Stirnhücker  stark  sind  und  entsprechend  der  geringeren  Stirnbreite  nahe  an 
einander  Hegen  (relativ  näher  an  einander  liegen  sic  l>eim  Erwachsenen),  während  die  Augen- 
hraucubogen  fehlen,  stellt  sie  eine  dreieckige  Fläche  mit  oberer  Spitze  dar.  Beim  Mann,  wo  die 
Stirnhöcker  in  die  gleichförmige  Wölbung  des  Stirnbeines  einbezogen  werden  und  dafür  die 
Augenbrauen  bogen  stärker  vortreten,  wird  die  Spitze  der  Glabella  nach  nnten,  die  Basis  nach 
oben  gekehrt  sein.  Diese  charakteristischen  Verschiedenheiten  der  Stirnbildung  lassen  sich  an 
Statuen  oder  Büsten  desselben  Individuums  aus  verschiedenen  Allersepochen  und  an  chrono- 
logisch geordneten  Münzen  von  Hegenten  studiren,  welche  ein  hohes  Alter  erreichen,  so  z.  B. 
am  schönsten  an  den  Medaillen  Ludwig’»  XIV. 

Von  der  hohen  und  senkrechten  bis  zur  niederen  und  allgedachten,  in  schiefer  Ebene  nach 
hinten  gcriohteteu  sogen,  fliehenden  Stirn  (am  ausgesprochensten  bei  den  Mikrokephalen)  finden 
viele  Uebcrgängc  statt. 

Da  die  Gegend,  welche  das  Stirnbein  am  Schädel  einnimmt,  unbehaart,  also  unbedeckt  ist, 
nannten  es  die  Alten  os  invereeundum,  schamlos;  (piod  solum  intcr  ealvariae  ossa  pilorum  inte- 
gmnento  careat,  oh  nuditatem  os  invereeundum  vocatur.  Dem  deutschen  Ausdruck  die  Stirn 
haben,  dem  französischen  effrunterie  und  dem  lateinischen  froulem  perfricare,  alle  Scham  auf- 
geben, liegt  wohl  derselbe  Gedanke  zn  Grunde.  Hyrtl. 

Unter  rasch  vorschreitender  Entwickelung  des  hinteren  Abschnittes  des  Schädclgcwöibes 
erscheint  nach  Welcher  im  zweiten  und  dritten  Lebensjahre  die  anfangs  sehr  langsam  wachsende 
Schädelbasis  in  ihrer  Grösse  in  noch  höherem  Grade  zurückgeblieben  als  zur  Zeit  der  Geburt; 
deshalb  zeigt  zu  keiner  anderen  Zeit,  auch  dem  freien  Auge,  der  Oeliirnthcil  des  Kimlcsschädcls 
ein  so  auffallendes  Uebcrgcwicht  über  den  Gcsiebtsschädcl,  als  eben  im  zweiten  bis  dritten  Jahre. 
Im  15.  bis  16.  Lebensjahre,  ja  öfter  schon  im  achten  bis  zehnten  (?)  Jahre  besitzen  die  Dcck- 
knochen  des  Schädels  nahezu  ihre  volle  Grösse  und  cs  macht  nun  die  Verlängerung  und  Ver- 
breiterung der  Basis  den  Beschluss  des  Wachsthumes. 

Jochbein. 

Das  Joohboin,  auoh  Wangenbein,  os  malare  (mala  von  mando,  p«e>)  genannt,  bat.  seinen 
Namen  vom  einjochen  oder  verbinden:  os  zygomaticmn  sive  jugale  ([vyör,  jngum,  Joch),  indem 
cs  mit  drei  Schädel-  (Stirnbein  durch  den  Slirnfortsatz,  Schläfenbein  durch  den  Jochfortsatz, 
Keilbein  durch  den  Keilbeinfortsatz)  ntid  einem  Gesichtsknochen  (Oberkieferbein  durch  den  sogen. 
Körper)  verbunden  ist,  für  letzteren  also  das  fest  eingefügte,  die  Verbindung  mit  den  Schädel- 
knochcn  vermittelnde  Gesichtsstück  bildet.  Es  ist  der  stärkste  Knochen  der  oberen  Hälfte  des 
Gesichtsskelettes,  Die  Fläche  oder  Blatte  des  Jochbeins  wird  unterschieden  in  eine  Augcnhöhlcn- 


Digitized  by  Google 


342 


Dr.  Franz  Daffner, 


platte,  welche  den  vorderen  Theil  der  seitlichen  Wandung  de»  Bodens  der  Augenhöhle  ausmacht, 
und  in  die  unregelmässig  vierseitige  Wangen  platte,  welche  den  mehr  oder  weniger  stark  vor- 
springenden  Backenknochen  bildet.  Die  Ober  ihm  gewölbte  rundliche  Oesichtspartie  (Ober- 
backen), auf  welcher  vornehmlich  die  umschriebene  Wangenröthe  lagert,  erhielt  den  Namen 
potnum  faciei,  welche  Benennung  sich  im  französischen  pommette  erhalten  hat.  „Der  nach 
hinten  gerichtete  Jochfortaatx  bildet  mit  dem  enlgegenwachsendeu  Jochfortsatz  de»  Schläfenbeines 
eine  kuöchernc  Brücke,  die  Jochbrücke  oder  den  Jochbugen,  pons  ».  aruus  zygomaticus,  welche 
die  Schläfengrubc  horizontal  überwölbt , und  ihrer,  bei  verschiedenen  Menschenrassen  verschie- 
denen Bogcnspaunuug  und  Stärke  wegen  als  anatomischer  Iiassencharakter  benutzt  wird.  Beide 
Jochbrücken  stehen  am  Schädel  wie  horizontale  Henkel  an  einem  Topfe,  daher  der  alte  Natne 
ansac  capitis.“  Der  grösslo  Abstand  der  Jochhogcn  bezeichnet  die  Gesichubreite. 

Oberkieferbein. 

Das  Oborkioforboin  bildet,  wie  schon  aus  den  Gewiohtsverhältnisscn  ersichtlich,  die  eigent- 
liche Grundlage  de»  Gesichtes.  Bestehend  au*  dem  Körper  und  vier  Fortsätzen  (Stirn-,  Joch-, 
/alm-  und  Gaumunfortaatz),  verlandet  sich  dasselbe  mit  allen  übrigen  Gesichtaknochcn , aus- 
genommen den  beweglichen  Unterkiefer.  Die  übrigen  unbeweglichen  Gesichtskiiochcu  sind  als 
Nehenknochen  de*  Oberkieferbeines  anzusehen  nnd  haben  den  /weck,  entweder  densellieii  in 
seiner  Lage  zu  befestigen,  sein  Ausweichen  zn  verhindern  und  ihm  vermehrte  Widcrstatidskrafl 
gegenüber  dem  Unterkiefer  zu  verleihen,  oder  zur  Vergrößerung  seiner  Flächen  beizutragen. 
Die  ersteren  grösseren  nnd  stärkeren  dieser  Gesichtsknochen  nennt  Hyrll  Befestigung»-  oder 
Stützknochen  des  Oberkieferbeine»  und  gehören  hierher  die  Joch-  und  Nasenbeine;  die 
schwächeren,  flacheren  nnd  dünneren  Nebenknochen  des  Oberkieferbeines  bezeichnet  Hvrtl  als 
Vergrösserungs-  oder  Sn pplem entknochen  und  umfassen  dieselben  die  Gatnnen-,  Tbräncn- 
iiikI  Muschclbeiuc,  sowie  da»  Pflugscharbein,  welche»  die  knöcherne  Nasenscheidewaml  bilden 
hilft  und  dadurch  die  Wände  der  Nasenhöhle  vermehrt.  Die  Verbindung  der  Gesiohtsknochen 
mit  den  Schädelknocheu  geschieht  durch  Nähte,  die  Verbindung  derselben  unter  einander  durch 
Nähte  oder  Anlagerung. 

Kntwiokelungsgeschichtlich  in  Kürze  folgende  Angaben,  welche  ich  wesentlich  dein  1808 
erschienenen  Lehrbuch  der  Entwickelungsgeschichte  de«  Menschen  von  Dr.  Julius  Kollmann 
entnehme.  Gegen  das  Ende  der  sechsten  Woche  nimmt  der  Kopf  des  Embryo  eine  mehr  ge- 
drungene Gestalt  an;  dazu  trägt  vorzugsweise  die  Verkürzung  des  Hinterkopfes  bei,  wobei  der- 
selbe tiefer  wird.  Dies  hängt  mit  dem  Wachsthnm  des  GoBichtsschädols,  namentlich  im  Bereich 
dos  Ober-  und  Unterkiefers,  zusammen,  denn  nunmehr  ist  die  Verwachsung  de»  Oberkieferfort- 
satzes mit  der  seitlichen  Partie  der  Nase  erfolgt  und  dadurch  die  Augennascnriunc  geschlossen. 
Die  Naseiiöffming  ist  verkleinert  und  die  Lippen  sind  als  vorspringende  Wülste  erkennbar.  Der 
von  Köl liker  zuerst  mit  Bestimmtheit  beim  Menschen  nachgewiesene  / wischen kiefer,  ein 
zusammengesetztes  embryonales  Organ,  das  ans  dem  Stimfortsatz  hervorgeht,  ist  bei  Fötnscn 
von  acht  Wochen  von  der  Oberkieferanlage  durch  einen  kleinen  Einschnitt  noch  getrennt;  die 
Verwachsung  ist  zwar  schon  zum  grössleu  Theil  vollzogen,  allein  die  Stelle  der  Vereinigung 
mit  dem  Alvcolarfortsatz  noch  erkennbar,  ebenso  wie  an  den  Lippen.  Die  Oberkieferlippe  ist 
von  der  Zwiachenkieferlippe  noch  unterscheidbar.  An  der  Zwiscbenkicferlippe,  wie  an  dem 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Oeaichtsbildung.  343 

Zwischenkiefer  selbst,  ist  ferner  die  Anlage  in  zwei  symmetrischen  Hälften  ausgeprägt,  es  existirt 
deshalb  eine  rechte  und  linke  Zwischenkicferlippc  und  ein  rechter  und  linker  Zwischenkiefer. 
Diese  Einzelheiten  ergeben  sich  bei  äusserer  Betrachtung.  Im  Inuoren  ist  die  Anlage  der  Zwisclicn- 
kiefer  selbständig.  Sie  verschmelzen  jedoch  bald  mit  dem  Oberkiefer.  Bei  Fötusen  von  zehn 
Wochen  sind  dieselben  noch  fast  ganz  von  den  Oberkiefern  getrennt,  mit  Ausnahme  einer  kleinen 
Verbindung  an  der  Gesichufläche.  In  der  II.  und  12.  Woche  ist  die  Verbindung  noch  inniger, 
dagegen  ist  am  Gnnmentheil  immer  noch  eine  Spalte  vorhanden,  welche  sich  oft  auch  noch  bei 
Erwachsenen  findet.  Beim  Neugeborenen  lässt  sich  nach  Bischoff  (Entwickelungsgeschichtc  der 
Säugethiere  und  de»  Menschen,  1842)  das  Zwischenkieferbein  in  der  Regel  nicht  mehr  als  ein 
vom  Oberkiefer  gesonderter  Knochen  erkennen.  Man  sieht  nur  noch  häufig  zu  beiden  Seiten 
der  Gaumennaht  vorn  eine  Ritze,  die  Sntura  incisiva,  welche  von  der  Scheidewand  zwischen  dem 
Eckzahn  und  dem  zweiten  Scbncidezahn  zum  Foramen  incisivum  bogenförmig  hinzieht.  Der 
OI>erkivfer  entsteht  also  aus  zwei  auf  jeder  Seite  sich  entwickelnden  (seitlichen)  Knochenst ficken, 
welche  die  Stock-,  Backen-  and  Eckzähne  tragen,  and  einem  mittleren  Stück,  dem  Zwischen- 
kiefer, welcher  dio  Schneidcznhne  trägt.  Da  nun  für  jeden  der  oberen  Sclmeidczähne  ein  beson- 
deres, die  Alveole  enthaltendes  Stückchen  sich  bildet,  so  sind  ursprünglich  vier  Zwischenkiefer- 
beinchcn  vorhanden,  welche  aber  sehr  bald  schon  zu  zwei  symmetrischen  Stückchen  verschmelzen. 
Der  Bildung  des  Oberkiefers  entsprechend,  entwickeln  sich  auch  die  Weichtheile  für  dio  Ober- 
lippe auf  jeder  Seite  aus  drei  (je  zwei  seitlichen  Oberkieferlippenstückchen  und  je  einem  als 
Zwischenkieferlippe  schon  erwähnten  mittleren  Abschnitt  bestehenden)  allmählich  verschmelzenden 
Stückchen.  Durch  eine  Hemmung  des  normalen  Entwickelungsvurgangcs  kann  die  Vereinigung 
dieser  Stücke  an  der  einen  oder  anderen  Stelle,  bald  nur  auf  der  einen  Seite,  bald  ancb  auf 
beiden  Seiten  ausbleiben  und  so  zu  Missbildungen  führen.  Bleiben  der  Stirnfortsatz  und  die 
beiden  Oberkieferfortsätze  rudimentär,  so  entstellt  Mangel  des  Obergesichts,  Aprosopic  (xgödcoitov, 
Gesicht).  Fehlen  de*  Unterkiefers  heisst  Agitation  (rj  yväftog,  der  Kiefer),  es  ist  dann  lediglich 
die  obere  Hälfte  des  ersten  Kiemenbogens  zur  Entwickelung  gelangt  und  also  nur  der  Oberkiefer 
vorhanden.  Bei  dem  immerhin  sehr  seltenen  (häufiger  bei  Tbieren,  insbesondere  Lämmern)  ein- 
fachen Agnathus  findet  sich  der  Schädel  und  der  obere  Theil  des  Gesichtes  mit  Augen  und 
Nase  wohlgebildet,  die  untere  Hälfte  des  Gesichtes  aber  erscheint  wie  abgeschnitten,  oder  un- 
gemein  verkürzt,  und  erstreckt  sieh  fast  in  einer  Ebene  von  der  Nase  bis  zur  Gegend  des 
Zungenbeines;  die  Mundöffnnng  ist  sehr  klein,  oder  fehlt  ganz,  der  Vorsprung  der  Kiefer  mangelt 
vollständig  und  die  Ohren  sind  Bich  mit  ihren  nnteren  Enden  so  genähert,  dass  sie  sich  berühren 
(Synothki)  und  ihren  Sitz  an  der  Grenze  zwischen  Gesicht  und  Hals  haben. 

Nasenbein. 

Die  Nasenbeine  bilden  das  Nasendacb,  dessen  Giebel  der  (knöcherne)  Nasenrücken  ist, 
und  heftet  sich  an  sic  ein  knorpeliger  beweglicher  Ansatz,  das  Vorhalts  der  Nasenhöhle;  wir 
haben  sonach  eine  obere  Knochen-  und  untere  Knorpelnase.  Die  Nasenbeine  sind  zwischen  die 
oberen  Enden  der  Stirnfortsätzc  des  Oberkieferbeins  eingeschoben,  in  der  Milte  des  Nasen- 
rückens durch  eine  Naht  unter  sich  und  nach  oben  mit  dem  Stirnbein  durch  eine  weitere  Naht 
verbunden;  die  senkrechte  Platte  des  Siebbeins  bildet  den  oberen  (vorderen)  Theil  der  knöchernen 
Nasenscheidewand.  Jedes  Nasenbein  ist  also  mit  vier  Knochen  verbunden,  nämlich  zwei  Schädel- 


Digitized  by  Google 


344 


Dr.  Franz  Daffner, 


knochen:  dem  Stirnbein  und  Siebbein,  und  zwei  Gesichtsknochen:  dein  Oberkieferbein  und  dem 
Nasenbein  der  anderen  Seite.  Kein  Knochen  des  Gesichts,  sagt  Hyrll,  erreicht  seine  volle 
Ausbildung  so  frühzeitig  und  ist  im  neugeborenen  Kind  — ihre  Verknöcherung  beginnt  anfangs 
des  dritten  Fötalmonats  — schon  so  sehr  entwickelt,  wie  die  Nasenbeine.  Sie  sind  äusserst 
selten  einander  vollkommen  gleich  (ich  fand  bei  einem  lä  jährigen  Mäulchen  das  rechte  Nasen- 
bein 0,25  und  das  linke  0,29  g schwer),  verschmelzen  am  Hottentottenschädel  theilweise  oder 
ganz  mit  einander  (AtTenühnlichkeit)  oder  fehlen  einseitig  oder  beiderseits,  und  werden  dann 
durch  grössere  Breite  des  Stirnfortsatzes  des  Oberkiefers  ersetzt.  Bezüglich  der  Verwerthung 
dieser  Verschmelzung  in  ethnologischer  Hinsicht  gilt  folgende  Bemerkung  llenle’s.  Der  obere 
Theil  der  Naht  beider  Nasenbeine  kann  zackig  sein  oder  oblitteriren ; Verwachsung  der  Naht  in 
der  ganzen  Länge  ist  selten.  Diese  Verwachsung , die  an  Aflenschädelbildnngen  erinnert,  ist 
kein  Kassenkennzeichen;  denn  es  kommun  kaukasische  Schädel  mit  verschmolzenen  Nasenbeinen 
und  äthiopische  mit  sehr  schön  ausgehildeten  und  gesonderten  Nasonbeinen  vor.  Merkwürdig 
aber  ist  es  dass  Mangel  und  die  auffallendste  Verkümmerung  der  Nasenbeine  vcrliältnissinässig 
häufig  an  Schädeln  fremder  Kasse  beobachtet  worden  ist.  Dio  Göttinger  Anatomie  besitzt  aus 
der  Blumenbach'schen  Sammlung  den  Schädel  eines  Negerkindes,  an  welchem  jede  Spar 
einer  Abtrennung  der  Nasenbeine  von  den  Stirnfortsntzen  der  Oberkieferbeine  fehlt,  die  letzteren 
also  die  Stelle  der  ersteren  vertreten. 

Das  Skelet  ist  die  Grundlage  der  Nase  und  geht  die  Entwickelung  der  Knochen-  und 
Knorpelnasc  in  der  Kegel,  wenn  auch  nicht  immer,  in  entsprechendem  Maasse  vor  sich.  Der 
Nasenflügelknorpel  ist,  wie  Hyrtl  angiebt,  nur  halb  so  breit  als  der  Nasenflügel.  Er  reicht 
somit  nicht  bis  zum  unteren  Iiandu  des  Nasenflügels  herab,  welcher  nur  durch  ein  mit  dichtem 
faserigem  Gewebe  gefüttertes  Integument  gebildet  wird.  Der  untere  Kand  des  Nasenscheide- 
wandknorpels ragt  gleichfalls  nicht  bis  zum  Kande  der  ihn  deckenden  llaulfalte  herab.  Wenn 
man  dcu  unteren  Theil  der  Nasenscheidewand  zwischen  Daumen  and  Zeigefinger  fasst  und  leicht 
hin  und  her  bewegt,  so  fühlt  man  deutlich,  dass  jener  Theil  der  Nasenscheidewand,  der  von 
aussen  gesehen  wird,  bloss  von  der  Haut  gebildet  wird.  Er  kann  somit  ganz  zweckmässig 
Septum  narium  inembratiaccum  genannt  werden.  Stärkeres  Vorspringen  dieser  häutigen  Scheide- 
wand wird  von  Blumenbach  als  charakteristische  Bildung  des  Judenkopfcs  angenommen  — 
welche  Annahme  ich  nach  meinen  Beobachtungen  trotz  manchmal,  auch  weiblich,  ausgesprochenen 
Vorkommens  nicht  für  durchgehende  richtig  halte.  Je  nach  der  Form  und  Stellung  der  Nasen- 
beine erscheint  der  Nasenrücken  entweder  breit  oder  schmal,  und  dementsprechend  ist  auch  sein 
Höbendurchraesser.  Ausserdem  ist  noch  für  die  Nascnfortn  von  wesentlichem  Belang  die  Krüm- 
mung des  Nasenrückens  und  der  Abgang  der  Nasenwurzel  vom  Stirnbein,  der  Winkel,  den  die 
Nase  mit  der  Stirn  bildet.  Dieser  Winkel  (Einbug,  Eirscnkmig)  variirt  in  hohem  Grade  und 
sind  als  die  Extreme  der  in  gerader  Kichlung,  in  einer  Flucht  direct  von  der  Stirn  sich  fort- 
setzendc  Nasenrücken,  das  Bild  der  griechischen  Nase  — vcrgl.  hierüber  noch  weiter  unten  — 
und  im  Gegensatz  hierzu  die  an  der  Wurzel  stark  eingesenktc,  in  ihrem  ganzen  Kücken  platte 
und  kaum  vorspringende  Nase  der  Kalmücken,  die  l'iätsclinasc  (eingctätschle  Nase)  zu  betrachten ; 
sie  ist  so  platt,  dass  man  gerade  in  die  Nasenlöcher  sieht.  Zwischen  ihnen  Huden  mannigfache 
Uelmrgünge  statt  und  unterscheide  ich  mit  Hyrtl  als  verhiiltnissmäasig  noch  am  meisten  aus- 
gesprochen: die  Adlernase  mit  gekrümmtem  Kücken  und  gerader  Spitze,  die  Habichtsnase 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gesichtsbildung.  345 

der  sogenannten  Bocksgesichter  mit  krummem  Kücken  und  herabgekrümmter  Spitze  (Hakelnase), 
die  wenig  vorstehende,  etwas  aufgebogene  oder  aufgestülpte  Stumpf nase  mit  kurzem  Rücken 
und  leicht  vorwärts  (aufwärts)  gekehrten  Nasenlöchern  (Rococonäschen).  Nach  Langer  bildet 
sich  die  sogenannte  Adlernase  nur  über  langen  und  an  ihren  Enden  etwas  niedergebogenen 
Nasenbeinen,  wodurch  auch  die  knorpelige  Nase  aus  der  geraden  Richtung  des  knöchernen 
Naseudaches  nach  unten  abgelenkt  wird.  Allgemein  werden  die  Nasen  in  grosse  oder  lange  nnd 
in  kleine  oder  kurze  und  beide  Arten  wieder  in  schmale  oder  breite  und  hohe  oder  niedere 
eingetheilt;  die  kurzen  gehen  einen  mehr  kindlichen  Charakter  und  stellen  eine  niedere  Form 
dar.  An  langen  Nasen  mit  hohem,  kielförmigcm  Rücken  ist  die  Spitze  gewöhnlich  durch  eine 
seichte  mediane  Furehe  getheilt,  in  weicher  sich  das  Zusamroentreten  der  beiden  gegen  die 
Scheidewand  sich  einrollenden  Flügelknorpel  kennzeichnet.  Die  Haut  des  knöchernen  Nasen- 
daches ist  immer  dünn  und  fettlos,  auch  weniger  drüscnhallig,  verdickt  sich  aber  an  der  knorpe- 
ligen Nase,  wo  sie  auch  zahlreiche  und  grössere  Talgdrüsen  in  sich  aufniramt. 

Die  kurze  Nase  des  Kindes  ist  an  der  Wurzel  breit,  stumpf,  von  der  Stirn  abgebogen, 
au  der  Basis  aber,  wo  sie  nur  eine  knorpelige  Unterlage  hat,  fast  gerundet  und  ein  klein  wenig 
aufgebogen;  es  ist  dies  eine  Gestaltung,  welche  sich  hinlänglich  aus  der  Beschaffenheit  des 
Skelettes  erklärt.  Die  Breite  der  Wurzel  ist  nämlich  eine  Folge  des  relativ  grösseren  Abstandes 
der  Augenhöhlen  von  einander;  die  Breite  der  Basis  erklärt  sieh  aus  der  slumpfovalen  Gestal- 
tung der  Apertnra  pyriformis  narium,  die  Kürze  aus  der  geringen  Höhe  des  Oberkiefers  und 
der  stumpfe  Abgangswinkel  an  der  Wurzel  aus  dem  Mangel  der  pneumatischen  Stirn  räume,  d-  i. 
der  mangelnden  Erhöhung  über  der  Nase,  welcher  Mangel  an  das  Verhältniss  beim  AtTen  erinnert. 
Die  kurze  Nase  des  Erwachsenen  ähnelt  der  kindlichen  und  lässt,  wie  diese,  auf  einen  kurzen 
Oberkiefer  schliessen. 

Blumenbach,  den  auch  Darwin  anführt,  hat  über  die  bedeutende  Grösse  der  Nasen- 
höhlen in  den  Schädeln  amerikanischer  Eingeborener  Bemerkungen  gemacht  und  bringt  diese 
Thatsache  mit  ihrem  merkwürdig  scharfen  Geruchsinn  in  Beziehung.  Die  Nasenhöhle  des  Schim- 
panse ist  geräumiger  als  die  des  Gorilla  trotz  der  engen,  runden  Choanenöffnung,  die  für  den 
Schimpanse  sehr  charakteristisch  zu  sein  scheint 

Die  Nasenknochen  sind  bei  ihrer  Kleinheit  sehr  stark;  das  Gewölbe  der  knöchernen  Nase 
leistet,  wie  jedes  Gewölbe,  dem  Druck  und  Stoss  ziemlichen  Widerstand  und  befähigt  zum  Tragen 
schwerer  Last. 

Die  Nase  steht  selten  vollkommen  in  der  Mitte  des  Gesichts,  sondern  sie  weicht  gewöhn- 
lich entweder  ganz  oder  nur  die  Knochen-  oder  Knorpelnasc  seitlich  etwas  ab.  Unter  SO  weib- 
lichen Nasen  fand  ich  zwei  vollständig  gerade  Nasen,  drei  in  der  ganzen  Länge  nach  rechts 
und  sechs  in  der  ganzen  Länge  nach  links  verlaufende  Nasen.  Von  den  übrigen  39  Nasen  ver- 
liefen 18  Knochennasen  gerade,  sieben  nach  rechts  und  14  nach  links  abweichend,  dann  eine 
Knorpelnase  gerade,  27  nach  rechts  und  11  nach  links  abweichend  (darunter  eine  nach  links 
abweichende  Knochen-  mit  nach  rechts  abgebogener  Knorpelnasc).  Unter  33  männlichen  Nasen 
fand  ich  keine  vollständig  gerade  Nase,  vier  in  der  ganzen  Länge  nach  rechts  und  fünf  in  der 
ganzen  Länge  nach  links  verlaufende  Nasen.  Von  den  übrigen  24  Nasen  verliefen  sechs  Knochen- 
nasen gerade,  acht  nach  rechts  und  zehn  nach  links  abweichend,  dann  13  Knorpelnasen  nach 
rechts  und  11  nach  links  abweichend.  Je  breiter  das  Nasenbein,  desto  schmaler  der  Slimforlsau 

Archiv  far  Anthropologie-  Bd.  XlVU.  44 


Digitized  by  Google 


346 


I)r.  Franz  Daffner, 


des  Oberkieferbein«.  „Wenn  bei  breiter,  knöcherner  Nasenhölilenöffnung  (gewöhnlich  ist  sie 
bimförmig,  Apertur*  pyriformis)  die  Nasenbeine  kur*  und  schmal  sind,  so  sinkt  die  Nasenwurzel 
ein,  es  klappen  die  Nasenflügel  gern  breit  aus  einander,  die  Oeflhnngen  werden  sehr  gross  und 
die  Nasenbasis  bekommt  eine  Breite,  fast  nicht  geringer  als  die  Länge  der  Mundspatte,  eine 
Kasseneigenthümlichkeit  mancher  südafrikanischer  Völker.  Oben  schmal  und  eingesenkt,  unten 
aber  breit  und  stumpf,  sind  Kennzeichen  der  Afl'ennase.“  Nach  Ko  lim  an  n sind  die  Nasen- 
beine bei  der  eingedrückten  Nase  des  Negers  gehöhlt  wie  ein  Sattel,  bei  der  Habichtsnase  des 
Semiten  gewölbt.  Die  weibliche  Nase  neigt  mehr  *ur  Stumpfnase  wie  die  männliche,  so  dass 
auch  hierin  beim  Weib  eine  grössere  Annäherung  an  die  kindliche  Form  stattfindet.  Steil  ge- 
stellte, hochrückige,  nur  wenig  eingcsattclto  Nasen,  also  Nasen  mit  erhöhter  Nasenwurzel, 
erinnern  an  das  griechische  Profil.  „Ein  directes  Uoberführen  der  Superciliarbogen  in  den  Nasen- 
rücken kommt  aber  in  der  Natur  nicht  vor,  allemal  verstreichen  diese  Bogen  schon  an  der 
Nasenwurzel.“  Unter  mehreren  hundert  Gesichtem  beobachtete  ich  ein  einziges  Mal  (bei  einer 
Niederhayerin)  ein  sogenanntes  griechisches  (steiles)  Profil. 

Ich  nehme  als  I-ängenmaass  der  Nase  die  grösste  gerade  Linie,  also  die  Länge  des 
Nasenrückens  von  der  Nasenwurzel  (Stirnnasennaht)  bis  zur  Nasenspitze,  wenn  sie  auch  keine 
ganz  gerade  Linie  bildet.  Ich  messe  also  nicht,  wie  Broca  (Instruction*  generales  pour  los 
recherches  anthropologii|ues,  1879)  angiebt,  von  der  Nasenwurzel  zum  unteren  Pnnkt  der  Nasen- 
scheidowand,  weil  die  Länge  bis  zum  Ansatzpunkt  der  Nasenscheidewaud  (Nasensteg)  der  Länge 
des  Nasenrückens,  wonach  die  Gesammtlänge  der  Nase  benrthoilt  wird,  nicht  ganz  entspricht 
und  zudem  derselbe  variabler  ist.  Aus  dem  oben  angeführten  anatomischen  Grunde,  sowie  wegen 
der  grösseren  Bewegungsfähigkeit  der  Nasenflügel  benutze  ich  ferner  zu  meinen  Berechnungen 
und  Vergleichungen  als  Nasenbreite  die  Nasenbasis  (Ansatzstelle  der  Nasenflügel),  die  aller- 
dings etwas  (unbedeutend)  weniger  gross  ist  als  der  eigentliche  Nasenflügelabstand.  Die  Nasen- 
kinnlänge  geht  vom  Nasensieg  gorade  zur  Mitte  des  Unterkiefers. 

Die  äussere  (vordere)  Oeflnnng  oder  die  Eingänge  der  Nasenhöhlen,  die  beiden  Nasenlöcher, 
zeigen  eine  von  länglich  schmalem  Spalt  bis  zu  fast  vollkommener  Kundung  — erstere*  gewöhn- 
• lieh  bei  hohen,  letzteres  bei  niederen  Nasen  — wechselnde  Form,  durchschnittlich  sind  sie 
längsoval  und  nicht  selten  an  derselben  Nase  ungleich.  Diese  Ungleichheit  fällt  in  der  Regel, 
doch  nicht  immer  mit  Schiefstand  der  ganzen  oder  der  Knorpelnase  zusammen.  Ich  unterscheide 
nämlich  gleich  Woicker  (Die  Asymmetrien  der  Nase,  1882),  je  nachdem  der  Sohiofstand  das 
ganze  Nasengcbüuse  oder  nur  einen  Theil  desselben , den  oberen  (die  Knoohennase)  oder  den 
unteren  (die  Knorpelnase)  betrifft,  eine  vollständige  oder  tbeilweise  Schiefnase;  ist  die  Abweichung 
der  Knorpelnase  eine  sehr  starke,  so  dass  sic  wie  geknickt  erscheint,  so  nenne  ich  sie  abgebogen. 
Die  Bezeichnung  abgebogen  drückt  nach  meiner  Anschauung  eine  stärkere  Krümmung  oder 
Abweichung  aus,  daher  ich  sie  für  diesen  Fall  gebrauche,  während  Welcker  im  Gegensatz 
hierzu  die  Nase  mit  gering  abweichender  Spitze  als  rechts-  oder  linksgebogen  benennt.  Die 
Entstehungsursache  der  Schiefnase  betreffend,  so  kann  ich  die  Meinung  Welcker’s,  dass  die 
Schiefnase  durch  den  Druck,  welchen  die  Nase  bei  gewobuheitsmässigem  Schlafen  auf  einer 
bestimmten  Körperseite  erleidet,  erworben  wird  — nicht  theilen.  Ich  fand  sie  hei  meinen  Unter- 
suchungen nicht  bestätigt  und  sehe  vielmehr  den  Grund  der  Schiefstellung  der  Knochennaso 
bedingt  durch  das  Skeletwachsthum  und  zwar  des  Stirnbeins  und  des  Oberkieferbeins,  während 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gesichtsbildung.  347 

an  der  Schiefstellung  der  Knorpelnase  das  den  unteren  (hinteren)  Theil  der  knöchernen  Nasen- 
sebeidewand  bildende  „selten  vollkommen  plane,  sondern  meistens  auf  die  eine  oder  andere  Seite 
etwas  ausgebogene“  Pflugscharbein  beiheiligt,  ist,  dessen  vorderer  unterer  Band  sich  mit  dem 
(viereckigen)  Nasenscheidewandknorpel  Cartilago  <)uadrangularis  b.  septum  cartilaginoum  verbindet; 
der  hintere,  kürzeste,  freistehende  Band  dient  als  Scheidewand  der  hinteren  Oeffnung  der 
knöchernen  Nasenhöhlen  der  beiden  Choanen  oder  hinteren  Nasonüflhungen,  Gaumenlöchcr, 
durch  welche  also  die  Nasenhöhle  mit  der  Bachenhöhle  in  Verbindung  steht.  (Der  Name  Choanen 
stammt  von  %iuv,  giessen,  weil  der  Nasenschleim  durch  diese  Ooftnung  sich  in  die  Bachenhöhle 
ergiesst  und  als  Sputum  ausgeworfen  werden  kann.)  Es  kommt  auch  in  Betracht,  dass  der  ein- 
seitige Druck  auf  die  Nase  kein  starker  sein  kann,  da  man  gewöhnlich  beide  Nasenlöcher  für 
die  Athmung  benutzt  Die  knöcherne  Nasenscheidewand , aus  der  senkrechten  Siebbeinplatte 
und  dem  Pflugscharbein  bestehend,  geht  nur  selten  ganz  senkroeht  von  der  Siebbeinplatte  und 
dem  oberen  Nasenstachel  zu  dem  durch  das  Zusammentreffen  der  inneren  Bänder  beider  Gaumen- 
fortsätzo  de»  Oberkieferbeines  gebildeten  und  gegen  die  Nasenhöhle  gerichteten  unteren  Nasen- 
vorsprung, Crista  nasalis  inferior  (anf  welchem  der  vordere  Theil  des  unteren  Bandes  des  Pflug- 
scharbeines ruht  und  welcher  nach  vorn  in  den  vorderen  Nasen  Stachel,  Spina  nasalis  anterior, 
übergehl)  herab  und  theilt  deshalb  die  Nasenhöhle  in  zwei  meist  ungleiche  Seitenhälften.  (Unter 
mehreren  hundert  Soldaten  fand  ich  ein  einziges  Mal  ein  etwa  Unsengrosses,  glattrandigea, 
angeborenes,  kreisrundes  Loch  in  der  Mitte  der  unteren  Hälfte  des  Soheidewandknorpels.)  Meiner 
Ansicht  nach  hängt  der  Schicfstand  (Skoliose)  oder  die  (spitzwinkelige)  Knickung  der  knöchernen 
Nasenscheidewand  mit  der  Conflguration  des  harten  Gaumens  zusammen.  Huschke  (Schädel, 
Hirn  und  Seele,  1854)  hat  gefunden,  dass  das  Pflugscharbein  mit  seinen  Flügeln  im  Durchschnitt 
um  so  mehr  rückwärts  tritt  und  sich  ausdehut,  als  das  S&ugetliier  höher  iro  Bange  steht. 

Die  untere  Fläche  der  schiefen  Nase  gleicht  einem  schräg  verschobenen  Dreieck,  der 
Nasensieg  liegt  schräg  nach  der  seitlich  abgewichenen  Nasenspitze  hin  gerichtet;  oft  ist  die 
ganze  untere  Fläche  der  Nase  stark  nach  der  Seite  hin  erhoben,  nach  welcher  die  Nasenspitze 
abweicht,  oft  trifft  die  Scbrägstellung  nur  die  untere  Fläche  des  Nasensteges.  Das  von  dem 
langgezogenen,  gestreckt  verlaufenden  Nasenflügel  begrenzte  Nasenloch  (stets  auf  der  Seite  des 
verengten  knöchernen  Nasenganges  gelegen)  ist  mehr  spallformig;  das  andere,  auf  der  Seite 
der  Nasenspitzenabweichung  gelegene  ist  gerundet  und  geräumiger,  es  ist  das  vorzugsweise 
fnnctionirendc.  Fast  (fast!)  immer  hat  der  Nasenflügel  derjenigen  Seite,  nach  welcher  die  Nasen- 
spitze abweieht,  eine  höhere  Lago,  so  dass  dieses  Nasenloch  mehr  nach  der  Seite  hin  geöffnet 
ist  Am  Schädel  kann  man  aus  der  Form  des  Nasenskclettes  erkennen,  ob  eine  und  welche 
Form  der  Nasenschiefheit  im  Leben  bestand  uud  umgekehrt  Ueber  die  Abweichungsrichtung 
des  oberen  Theiles  der  Nase  giebt  selbstverständlich  die  Stellung  der  Nasenbeine  Aufschluss. 
Die  Abweichungsrichtung  des  Knorpeltheiles  der  Nase  wird  aus  der  asymmetrischen  Form  der 
Apertura  pyriformis  erkannt,  die  anf  deijenigen  Seite,  naoh  welcher  der  knorpelige  Theil  der 
Nase  abwich,  weniger  tief  ausgeschnitten  ist  als  auf  der  entgegengesetzten.  Weiterhin  weicht 
die  Crista  nasalis  des  Oberkiefers  nach  eben  derselben  Seite  ab,  nach  welcher  die  Nasenspitze 
abwicb.  (Welcker,  Schiller'»  Schädel  und  Todtenmaske,  1883.) 

Das  Wort  Naseweisheit  und  die  echt  lateinische  Bodensart  Nasum  nullnm  habere,  be- 
schränkten Verstandes  sein,  sowie  Vir  ancipiti  naso,  zeugen  für  die  Bedeutung  der  Nase  als 

44* 


Digitized  by  Google 


348 


Dr.  Franz  Daffner, 


physiognomizche*  Organ.  Eino  eigcnthOmlicho  Modifieation  des  Timbre  der  Stimme  und  der 
blöde  Gcsiehtsausdrack  wegen  Offenbalten  des  Mundes  bei  gänzlicher  Verschliessuug  der  Nasen- 
wege fallen  bei  allen  Kranken,  welche  an  Nasenpolypen  leiden,  zuerst  auf. 

Unterkiefer. 

Der  Unterkiefer  tritt  nach  Schultse  (Grundriss  der  Entwickelungsgeschichtc  des  Menschen, 
1897)  beim  Embryo  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Monats  mit  dem  Schlüsselbein  als 
erste  Spur  des  Knochenskeleltes  überhaupt  auf.  Er  besteht,  wie  schon  Bis  oh  off  angiebt,  wäh- 
rend des  ganzen  Fötallebens  ans  zwei  durch  Knorpel  getrennten  Stücken,  die  aber  schon  im 
ersten  Monat  nach  der  Geburt  (durch  Verknöcherung  der  medianen  Synchondrose)  sich  vereinigen. 
Eine  andere  aus  seiner  Entstehung  hervorgehende  Eigentümlichkeit  des  Unterkiefers  de»  Fötus 
ist  die,  dass  er  um  so  gerader,  um  so  weniger  gebogen  verläuft  und  der  Winkel,  in  welchem 
das  Mittelstück  oder  der  (zahntragende)  Körper  und  die  nur  wenig  hohen  Aeste  zusammen  stosaen, 
um  so  Stampfer  ist,  je  jünger  der  Fötus  ist,  wovon  die  runde  Form  des  Gesichtes  der  Fötusse 
und  Kinder  abhängt.  Der  Zahnzellonfortsatz  (Alveolarfurtaatz)  macht  ferner  nach  Bischoff  beim 
Fötus  fast  den  ganzen  Unterkiefer  aus  und  ist  sehr  dick  und  angeschwollen , da  er  die  Keime 
für  die  Milchzähne  und  selbst  schon  eiuige  der  bleibenden  Zähne  enthält.  Das  Kinn  ist  eigent- 
lich noch  gar  nicht  da  und  entwickelt  sich  erst  später.  Durch  die  relativ  verschiedene  Ausbil- 
dung des  Unter-  nnd  Oberkiefers  wird  cs  auch  bedingt,  dass  der  Unterkiefer  in  früheren  Zeiten 
vor  dem  Oberkiefer  bedeutend  vorsteht  und  erst  später  das  Verhältnis  sich  ausglcicht  Hyrtl 
bemerkt:  Da  die  Wurzeln  der  Schneide-  und  Kckzähnc  des  Unterkiefers  nicht  conisch  sind  wie 
jene  des  Oberkiefers,  sondern  seitlich  comprimirt  erscheinen  (und  die  Zähne  seihst  kleiner  sind!), 
so  nehmen  sie  weniger  Kaum  in  Anspruch  und  der  obere  Hand  des  Unterkiefers  wird,  soweit 
er  die  genannten  Zähne  trägt,  einen  kleineren  Bogen  bilden,  als  der  entsprechende  Theil  der 
Alveolarfortsätze  beider  Oberkiefer.  Aus  diesem  Grande  stehen  bei  geschlossenen  Kiefern  die 
Scbneidezähne  des  Unterkiefer»  hinter  jenen  des  Oberkiefer»  zurück.  Im  hohen  Alter  schleifen 
sich,  wenn  die  Zähne  verloren  gegangen  sind,  die  Alveolarränder  ab,  der  Kiefer  wird  niedriger, 
die  Aeste  erhalten  wieder  eine  mehr  geneigte  schiefe  Stelluug  und  der  Körper,  einem  rippen- 
artigen Bogen  ähnlich,  tritt  bei  geschlossenem  Munde  mit  seinem  mittleren  Theil  über  den  Rand 
de»  Oberkiefers  hinauf.  Das  unter  dem  zweiten  (zwischen  erstem  und  zweitem)  Backenzahn  und 
in  der  Mitte  der  Höhe  des  Unterkiefers  liegende  Kinnloch  Forainen  mentale  s.  maxillare  ante  rin», 
kommt  im  Aller  wegen  Resorption  der  Zahnzellen  ebenfalls  höher  zu  liegen  und  findet  sich  bei 
hochbejahrten  Individuen,  wo  der  Unterkiefer  bis  auf  eine  graciie  Knochenspange  (der  Oberkiefer 
bi»  znm  harten  Gaumuii)  einging,  an  der  oberen  Fläche  desselben.  Es  folgt  nämlich  stet«  auf 
den  Verlast  der  Zähne  auch  Schwund  des  Alveolartheiles  beider  Kiefer,  am  Oberkiefer  bis  zum 
harten  Gaumen  und  am  Unterkiefer  bis  auf  den  Randtheil  des  Knochens,  welcher  dann  bloss 
eine  genmdete  Spange  darstellt  Da  nun,  wie  Langer  treffend  angiebt,  diese  Spange  einen 
grösseren  Umfang  besitzt  als  der  Gaumen,  so  überragt  das  prominirende  Kinn  auch  in  Beiner, 
der  früheren  Haltung  entsprechenden  Lage  den  Oberkiefer  und  wird,  der  Wirkung  der  Kau- 
muskeln überlassen,  fast  bis  an  die  Nasenspitze  hinauf  gezogen  (le  nez  et  le  menton  se  dispatent 
entrer  la  bouclic);  einen  Widerstand  kann  da  nur  mehr  die  Zunge  bieten.  Und  wie  da»  Greisen- 
kinn,  so  kommen  auch  alle  die  anderen  Eigeiilhümlickkeiten  des  Greisen  gesicht  es  zu  Stande: 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gesichtsbildung.  349 

die  Verkürzung  der  Mundregion,  da*  Einsinken  der  Backen,  die  bis  zur  Deckung  des  Roths 
nach  innen  umgeschlagenen  (eingekniffenen)  Lippen  und  da*  bei  jeder  Bewegung  des  Unter- 
kiefers bemerkbare  Ilervorscbnellen  der  Zunge. 

Die  Lippen,  sagt  Langer,  verlieren  nach  dem  Verlust  der  Zähne  und  dem  Schwund  der 
Alvcolartheile  der  Kiofer  die  Unterlage,  sie  werden  durch  den  Kreis-  und  Backenmuskel  nach 
innen  gezogen  und  beim  Anschluss  an  einander  sogar  nach  innen  unigebogen,  so  dass  von  ihrem 
rolhen  Saum  nur  wenig  sichtbar  bleibt;  ihre  Haut  wird  runzlig,  sogar  in  stärkere  von  den  Mund- 
winkeln ausstrahleudc  Falten  gelegt. 

Zuweilen  erscheint  der  Unterkiefer  am  Kinn  sehr  breit  (Eselskinn),  zuweilen  mehr  oder 
weniger  zugespitzt  (Bockskinn).  Von  der  sanften  Rundung  bis  zur  eckigen  Breite  (mäehoire 
d’äne)  variirt  das  Kinn  sehr  mannigfaltig,  ist  vor-  oder  zurückstchend,  spitzig  (m&choirc  de 
polichinelle)  aufgebogen,  wie  um  in  die  Oberhängende  Nase  zu  fahren  (ik  la  Henri  ejuatre),  oder 
eingezogen,  oder  mit  einem  Grübchen  geziert,  welches  jungen  M&dchengesichtern  einen  eigenen 
Liebreiz  verleiht  und  deshalb  als  Modica  mento  lacuna  von  den  Dichtern  als  eine  der  sieben 
Schönheiten  gepriesen  wird.  Eine  senkrechte  Spalte  am  Kinn  als  Mcntum  bifidum  unterscheidet 
sieh  von  der  Horizontalen  als  Unter-  oder  Doppelkinn,  Mentum  geminum  s.  buccula,  ein  Erbstück 
vieler  Familien,  z.  B.  der  Bourbonen.  Bei  sehr  fetten  Leuten  kommt  selbst  ein  dreifaches  Kinn, 
Triple  menton,  vor  (Hyrtl).  Das  Kinngrübchen  findet  sich  nach  Langer  an  antiken  Gestalten 
strengen  Styles  nicht  vor,  nur  da,  wo  Anmuth  zum  Ausdruck  gebracht  werden  soll,  wie  an  der 
Bogen.  Ariadne  (Bacohus). 

Hinsiohtlich  des  Verhältnisses  der  Kieferrichtung  halte  ich  den  Schädel  des  Neu- 
geborenen für  durchweg  orthognath,  d.  h.  mit  gerader  Kieferstellung  begabt.  Der  nach  hinten 
oder  rückwärts  gerichtete  Kiefer,  Opistognathie,  tritt  nach  Welcker  vorzugsweise  mit  Brachy- 
cephalic,  der  nach  vom  gerichtete,  vorgeschobene  oder  vorragende  Kiefer,  Prognathie,  mit 
Doliehocephalie  zusammen;  der  weibliche  Schädel  neigt,  weil  schmäler  als  der  männliche,  zur 
prognathen  Bildung.  Mit  der  Prognathie  wächst,  wie  er  nachwies,  die  Länge  der  Schädelbasis, 
der  Längsumfang  des  Schädeldaches  (calvaria),  aber  bleibt  zurück.  Mit  anderen  Worten:  Biegt 
am  Vorderschädel  der  Oberkiefer  mehr  nach  vorn  (Prognathie),  so  rückt  zugleich  am  Hinter- 
schädel  das  Hinterhauptsloch  mehr  nach  rückwärts.  Da  die  Längo  der  Schädelbasis  im 
Allgemeinen  als  ein  Ausdruck  der  Entwickelung  des  Gesicbtsschädcls  gelten  kann,  so  lässt  sich 
sclilicssen,  dass  mit  der  prognathen  Kieferstellung  ein  verhältnissmässig  grösserer 
Gcsichtsschädel  und  ein  Zurücktreten  des  Gehirnschädels  verbunden  ist,  Verhältnisse, 
die  den  extrem  prognathen  Thierschädcl  wesentlich  charakterisircn.  Der  wachsende  Schädel 
ändert  sieh  dann,  wie  Welcker  weiter  bemerkt,  indem  seine  Basis  sich  von  der  Geburt  an 
mehr  und  mehr  krümmt,  seine  Kiefcrstellung  von  der  prognathen  (vergl.  jedoch  hierüber  weiter 
unten)  Seite  nach  der  orthognathen;  der  Thierschädcl,  dessen  Basis  sich  von  der  Geburt  an 
mehr  und  mehr  streckt,  zeigt  eine  mit  dem  Wachsthum  sich  steigernde  Prognathie.  Im  Uebrigen 
müssen  wir,  wie  auch  Broca  und  Langer  gelhan,  nach  der  Richtung  der  Zähne,  deren  schiefem 
oder  senkrechtem  Anschluss  an  die  Kiefer,  eine  zweite  Form  der  Prognathie  unterscheiden,  eine 
eigentliche,  bloss  von  der  Stellung  der  Kiefcrkörpor  abhängige,  und  eine  andere,  wolcho  von  dor 
Zahnstellung  bezw.  von  der  Neigung  der  Alveolartheile  der  beiden  Kiefer  bedingt  wird,  also 
eine  maxillarc  und  eine  alveolare  (dentale)  Prognathie. 


Digitized  by  Google 


350 


Dr.  Franz  Daffner, 


Will  man  ganz  allgemein  eine  Eigentümlichkeit  des  Schädel«  als  — freilich  keineswegs 
verlässigen  — Höhenmesser  der  psychischen  Entwickelung  gelten  lassen,  so  dürfte  hierzu 
geeigneter  als  der  Campcr’sche  Gesichtswinkel  (gebildet  dnreh  eine  von  der  äusseren  Oeffnung 
des  Gehörorganes  bis  zum  mittleren  unteren  Theilo  der  Nase  und  eine  zweite  von  da  bis  zur 
Mitte  der  Stirn  gezogene  Linie)  der  Winkel  an  der  Nasenwurzel  erscheinen.  Denn  was  das 
Uebergewicht  des  Gehirnschädels  Aber  den  Gesichtsschädel  anlangt,  so  steht  der  entwickelte 
Mcnscheusehädel  zugleich  mit  dem  Thier  unter  dem  Kindessch&del.  Ordnen  wir  dagegen  nach 
der  Grösse  des  Nasenwinkcls,  bo  ergiebt  sich  nachstehende  Heibenfolgc:  Mauncsschidcl,  Weibes- 
»cbädel,  Kindesschädel,  Tbierschädcl.  Dieser  seiner  Aufstellung  fügt  Welcker  Folgendes  bei. 
„Man  täusche  sich  indessen  nicht  Ober  die  Tragweite  auch  dieser  Betrachtungsweise  und  ich 
gedenke  hier  einer  Bemerkung,  die  mir  Lcuckart  machte  und  die  mir  treffend  genug  scheint. 
Das  Pferd,  der  Storch  und  viele  andere  Thiero  benutzen  ihren  Kieferapparat  nach  Art  einer 
Pincelte,  sie  besitzen  eiuen  hohen  Grad  der  Prognathie  nicht  als  Merkzeichen  einer  psychisch 
niederen  Rangstellung,  sondern  Hand  in  Hand  mit  der  Möglichkeit  jener  Gebrauchsweise  ihrer 
Kiefer.  Es  fehlt  diesen  Thieren  jeder  andere  Greifapparat.  Besässc  der  Mensch  nicht  seine 
Hand,  so  würde  sein  Bau  bei  prognatlier  Kieferstellung  vollkommener  genannt  werden  müssen 
als  ohne  Prognathie.“  Mir  scheint  diese  Bemerkung  nicht  treffend  genug.  Denn  mit  der  höheren 
Differenzirung  der  Gliedmaassen  hängt  zusammen  die  höhere  Differeuzirung  des  Gesichtsskelettes; 
die  ausgesprochen  prognathe  Kieferstellung  erinnert  aber  an  eine  niedere  Form  und  sie  ist  daher 
als  Atavismus  aufzufassen. 

Von  den  Anthropoiden  hat  den  stärksten  Unterkiefer  der  Gorilla,  dann  kommt  der  Orang- 
Utang  und  zuletzt  der  Schimpanse. 

Der  Kindesschädel  besitzt  nach  Welcker  Eigentümlichkeiten  solcher  Art,  dass  er  voll- 
kommen weder  dem  Begriff  der  Prognathie  noch  dem  der  Ortho-  oder  Opisthognathie  sich 
fügen  will.  Vor  Allem  fehlt  ihm  das  fast  constante  begleitende  Merkmal  der  Prognathie,  das 
Uebergewieht  des  Gesichtsskclettes.  Nach  meiner  bereits  geäusserten  Anschaunng  ist  der 
Kindesschädel  orthognalh,  der  Schädel  des  Neugeborenen  ein  orlhognather  Langschädel. 

Besondere  Erwähnung  verdienen  noch  die  durch  auffallende  Bildung  und  Hervorraguug 
des  Unterkiefers  ausgezeichneten  Cranin  progencia.  Langer  hat  sie,  wie  folgt,  geschildert 
Bei  den  meisten  Menschen,  anch  bei  solchen  mit  prognatber  Gesichtsbildung,  umgreift  die  obere 
Zahnreihe  die  untere,  so  dass  im  Anschlüsse  beider  Kiefer  an  einander  die  unteren  Sofaneide- 
zähnc  hinter  die  oberen  zu  stehen  kommen;  ausnahmsweise  aber  stellen  sieh  die  unteren  Zähne 
vor  den  oberen  ein,  wie  dies  vorübergehend  auch  durch  einen  Vorschub  des  Unterkiefers  erzielt 
werden  kann.  Leute,  deren  Zähne  bleibend  diese  Stellung  einnehmen,  werden  von  den  Dentisten 
als  Vorderkaucr  bezeichnet  und  sind  alsbald  an  dem  vorgeschobenen  Kinn  erkennbar.  Die 
Missbildung  kann  siob  zwar  an  verschiedene  Gesichtsformeti  anscbliessen , doch  aber  zeigt  der 
Unterkiefer  gewöhnlich  einige  Eigentbümlichkeiten.  „Sein  Körper  ist  nämlich  am  Kinn  hoch 
und  massig,  hinten  aber,  beim  Uebergang  in  die  Aeste,  schmächtiger  und  in  einem  bald  mehr 
bald  weniger  stumpfen  Winkel  von  den  Aoston  abgebogen.  In  hochgradiger  Ausbildung  findet 
sich  diese  Gestaltung  des  Gebisses  wieder  nur  an  oigentbümlich  gestalteten  Schädeln.  Es  sind 
dies  die  nach  einem  auffälligen  Merkmal,  dem  stark  hervortretenden  Kinn  so  bezeichneten  pro- 
gcneiBchen  Schädel,  Crania  progeneia  (ytviiov  Kinn,  XQoytvuof  mit  vorstehendem  Kinn),  grosse 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtabildung.  351 

gerundete,  in  den  Schiefen  stark  ansbauchende,  an  der  Basis  aber  schmale  Schädel  mit  einem 
langen  schmalen  Gesichte,  zu  dessen  Uebermnass  insbesondere  die  Alveolartheile  beider  Kiefer 
anschnlicho  Quoten  beistellen.  Es  ist  kaum  zu  bezweifeln,  dass  die  Enge  der  Schädelbasis  einen 
wesentlichen  Einfluss  auf  die  Streckung  des  Kiefers,  auf  die  Enge  und  die  Prominenz  des  Kinnes 
ausübt.  Die  stark  schief  lagernde  Gesichtslinie  und  das  schmale  lange  Gesicht  kennzeichnen 
schon  äusserlich  diese  Vorderkauer.  Dazu  kommt  eine  mitunter  uingekrempte,  doch  alter  kurze 
quer  gespannte  Unterlippe,  welche  »ich  nur  zu  leicht,  insbesondere  beim  Lachen,  so  sehr  zurück- 
zieht, dass  nicht  nnr  die  unteren  Schneidezähne,  sondern  auch  ein  Theil  des  Zahnfleisches  bloss- 
gelegt werden. 

Der  von  Ludwig  Meyer  1868  veröffentlichten  vorzüglichen  Abhandlung  „Ueber  Crania 
progcncia,  eine  bisher  nicht  beschriebene  Scliädeldifformität“  (Langer  erwähnt  sie  nicht) 
entnehme  ich  Nachstehendes.  Die  progcncien  Schädel  vereinigen  neben  dem  Missverhältnis 
zwischen  Gesichts-  und  Kopfsdtädel  fast  alle  Eigenschaften  der  kindlichen  Kopfbildung:  grosse 
Kleinheit  der  Schädelbasis  bei  äusserst  vorangeschrittener  Entwickelung  des  Schädelgewölbcs, 
namentlich  in  der  Stirnbreite.  In  unmittelbarem  Zusammenhang  mit  der  unverliältnissmässigen 
Entwickelung  des  Vorder-  und  Mittelhauptes  (in  Länge  und  Breite,  aber  nicht  in  Höhe)  und  dem 
Zurückbleiben  des  Hinterhauptes  steht  der  Befund  eines  ungewöhnlich  starken  Nackenbandes 
(Ligamentum  nuebae),  welches  für  das  Gefühl  und  selbst  für  den  Blick  kenntlich  bervortritt,  indem 
es  als  fast  fingerdicker  Strang  die  Haut  in  der  Mittellinie  der  Nackengegend  hervorwölbt.  Die 
starke  Vorwölbung  der  Slimgegend  und  der  weit  übergreifende  Unterkiefer  verleihen  im  Verein 
mit  dem  schwach  entwickelten  Gesichtsskelet  der  progeueien  Kopf-  und  Gesichtsconfiguration  in 
der  Profilansicht  die  charakteristische  Mondviertelphysiognomie,  d.  i.  die  Aehnlichkeit  mit  jenen 
Gesichtern,  mit  welchen  man  die  Kalenderzeichen  des  zu-  oder  abnehmenden  Mondes  verziert 
findet.  Die  Stirngegend  springt  steil  vor,  die  Nase  ist  lang,  aber  wenig  vortretend,  das  Gesicht 
überaus  schmal  und  flach,  so  dass  die  Wangen  in  gerader,  in  der  Gegend  der  Mundspalte  leicht 
concaver  Linie  in  die  spitz  vorspringende  Kinngegend  übergehen,  welcho  durch  die  herabbängendo 
und  halb  umgcklappte  Unterlippe  noch  stärker  vortritt.  So  erscheint  das  tiefer  liegende  Gesioht 
von  Stirn  und  Kinn  eingcrahmt  und  kommt  dadurch  hauptsächlich  der  eben  erwähnte  Eindruck 
hervor.  Bei  genauerer  Betrachtung  zeigt  sich  nun,  dass  nicht  etwa  die  mittlere  Partie  des  Unter- 
kiefers für  sich,  die  Kinngegend,  in  einem  besonders  scharf  nach  vom  gerichteten  Vorsprung 
endigt,  das«  vielmehr  der  ganze  Unterkiefer  den  Oberkiefer  bedeutend  überragt,  und  die  Schneide- 
und  Eckzähne  des  letzteren  bei  geschlossenem  Munde  von  denen  des  ersteren  vollständig  bedeckt 
werden.  Dieses  zurücktretende  schmale  und  daher  übermässig  spitz  und  lang  erscheinende  Gesicht 
wird  nun  nicht  bloss  vorn,  sondern  auch  seitlich  von  einem  voluminös  ausgebauchten  Schädel- 
dach überragt  Das  Hinterhaupt  ist  im  Gegentbeil  nur  schwach  entwickelt,  flach  und  steil  in 
den  Nacken  übergehend,  die  Ohren  sitzen  daher  weit  nach  hinten  und  scheint  das  massige  Vorder- 
haupt, ohne  Gegengewicht  auf  den  schwachen  Gesichlspartien  aufsitzend,  in  steter  Gefahr,  nach 
vorn  überzukippen.  Dieses  auf  die  Dauer  zu  verhindern,  wäre  für  die  Nackenmuskeln  eine  über- 
aus ermüdende  Aufgabe  gewesen,  nnd  daher  ist  bei  dieser  Conformalion  eine  besonders  starke 
Entwickelung  des  Nackenbandes,  das  Bich  zwischen  dem  siebenten  Halswirbel  und  dem  Hinter- 
haupte spannt,  vorhanden. 

Als  durchaus  charakteristisch  tritt  an  den  progeneien  Schädeln  der  Unterkiefer  in  seinen 


Digitized  by  Google 


352  Dr.  Franz  Daffner, 

Formrerbältnissen  hervor.  Der  Unterkiefer  des  Kindes  zeichnet  sich  durch  Kürze  des  Astes 
und  durch  Stumpfheit  des  Unterkieferwinkels  aus.  Mit  der  Entwickelung  der  Zähne  richtet  sich 
der  Ast  auf  und  wird  zugleich  länger,  der  Unterkieferwinkel  aber  kleiner.  Der  Unterkiefer  des 
progeneien  Kopfes  unterscheidet  sich  wesentlich  sowohl  von  dem  des  Kindes  als  dein  des  Er- 
wachsenen; er  besitzt  ganz  und  gar  eine  Form  für  sich,  vermöge  welcher  die  Berechtigung  der 
von  Meyer  gewählten  Bezeichnung  erst  ihre  volle  Begründung  erhält.  Während  nämlich  die 
Entfernung  zwischen  beiden  Unterkieferwinkcln  (Unterkieferbreite)  bei  Erwachsenen  wie  Neu- 
geborenen fast  das  gleiche  Verhältnis*  zur  Unterkieferlänge  dnrhietet,  befindet  sich  der  Unter- 
kiefer der  progeneien  Schädel  in  Bezug  auf  diese  beiden  Linien  in  dem  Verhältnis«,  dass  zwar 
die  Unterkieferlänge  ihre  im  Verhältnis#  zu  den  kleinen  Schädeln  völlig  normale  Grösse  erreicht 
hat,  dass  aber  die  Unterkieferwinkel  sich  nicht  weiter  von  einander  entfernt  haben,  wie  bei  einem 
fünf-  bis  achtjährigen  Knaben.  Es  leuchtet  ein,  wie  durch  die  Verkürzung  der  Linie  zwischen 
beiden  Unterkieferwinkeln  der  Basis  des  durch  sic  und  die  beiden  Unterkieferlängen  dargestellten 
gleichschenkeligen  Dreieckes  der  durch  die  beiden  Schenkel  am  Kinn  gebildete  Winkel  sich 
sowohl  zuspitzen,  als  bei  nicht  entsprechender  Verkürzung  dieser  Schenkel  vorschiebeu  muss,  wie 
also  das  Uebcrgreifen  der  Unterkiefer  über  die  Oberkieferschneidezähue  der  Hanptsaclie  nach 
durch  diese  Verhältnisse  bedingt  werden  muss.  Es  ergiebt  sich  ferner  aus  diesen  Formenverhält- 
nissen des  Unterkiefers  jene  Gestaltung  der  Wangen-  und  Unterlippengegend,  welche  weiter  oben 
als  charakteristisch  für  progencie  Kopfbildung  geschildert  wurde.  Während  die  Seiten  des  Unter- 
kiefers des  normalen  erwachsenen  Mannes  den  Oberkiefer,  besonders  in  der  Unterkiefergegend, 
überragen  und  so  der  Wange  eine  Stütze  bieten,  hängen  die  zwischen  Ober-  und  Unterkiefer 
befindlichen  Weichtheile  des  Gesiebtes  von  dem  schmalen  Oberkiefer  des  progeneien  Kopfes  vor 
dem  noch  weit  schmaleren  Unterkiefer  vorbangartig  schlaff  herab.  Noch  haltloser  gestaltet  sich 
die  Form  der  Unterlippe,  welche  unbedeckt  von  der  zurücktretenden  Oberlippe  auf  die  eines 
energischen  Vorsprunges  entbehrende  glatte  und  spitze  Kinngegend  herabsinkt  und  vorn  über- 
klappt (Kopfform  der  älteren,  spanischen,  habsburgischen  Linie)  — in  Bayern  wird  hierfür  auch 
der  Ausdruck  Pläppe  gebraucht. 

Hinsichtlich  des  Entwickelungsvorganges  stellt  sich  die  Formveränderung  des  progeneien 
Kopfes  als  eine  solche  dar,  wie  sie  die  Scbädelkapsel  in  Folge  eines  auf  sie  durch  den  Schädel- 
inhalt ausgeübten  gesteigerten  Druckes  zu  erleiden  pflegt.  Aber  die  massige  Grösse  der  Schädel 
weist  zuerst  darauf  hin,  dass  die  ganze  Summe  des  ausgeübten  Druckes  wesentlich  dem  vom 
wachsenden  Gehirn  ausgeübten  in  der  Richtung  nach  vorn  und  unten  gesteigerten  Drucke  ent- 
sprach; denn  es  schlicsst  schon  die  auf  bestimmte  einzelne  Richtungen  beschränkte  Erweiterung 
des  Schädelraumcs  pathologische  Processe  (hydrocephalische  Ergüsse)  aus,  welche  durch  Ver- 
mehrung des  Schädelinbaltes  einen  gesteigerten  Druck  auf  die  Scliädelwandungen  ausübe.  Die 
flache,  seitlich  und  vorn  ausgebauchte,  hinten  abgeflachte  Form  des  progeneien  Schädels  macht 
es  wahrscheinlich,  dass  dieser  Druck  von  hinten  und  oben  ansgeübt  sei  und  dass  man  den  Aus- 
gang desselben  im  Hinterhaupt  zu  suchen  habe.  Dafür  spricht  ausser  der  zurückgebliebenen 
Entwickelung  des  Hinterhauptsbeines  die  scharfe  Umbiegung  des  oberen  in  den  unteren  Theil 
der  Schuppe  und  die  flache  Stellung  des  letzteren,  wie  er  für  den  Schädel  Neugeborener  charakte- 
ristisch ist.  Der  untere  Theil  ist  aber  in  seiner  mittleren  Partie  nicht  nur  abgeflacht,  sondern 
auch  eingedrückt  und  ausserdem  erscheint  diese  horizontale  Partie  von  der  Enlwickelnngs- 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtsbildung.  353 

Hemmung  der  ganzen  Schuppe  vorzugsweise,  wenn  nicht  ausschliesslich,  betreffen  zu  sein. 
Die  Abflachung  des  Hinterhauptshöckers  (Protube ran tia  occipitnlis  externa)  um!  die  keilartige 
Eintreibung  der  oberen  Schuppe  zwischen  die  Scheitelbeine  weisen  auf  dasselbe  mechanische 
Moment  hin,  als  dessen  nächste  Folgen  die  glatten  und  grobzackigen  Ränder  der  Lambdanaht 
und  die  Vertiefung  der  Scheitelbeingegend  aufzufassen  wären.  & ist  begreiflich,  wie  das  Zurück- 
bleiben der  unteren  Schuppe,  deren  schnelles  Wachsthum  in  den  ersten  Lebensjahren  vcrhältniss- 
mässig  am  meisten  zur  Vergrösserung  des  Schädels  beiträgt,  das  wachsende  Gehirn  nüthigt,  nach 
anderen  Richtungen  hin  Compensation  zu  suchen.  Diese  Tendenz  wird  aber  durch  die  steile 
Stellung  des  oberen  Schuppentheiles  noch  gefördert  während  seine  Einkeilung  zwischen  beide 
Scheitelbeine  auf  die  Höhenentwickelung  de«  Schädels  hemmend  einwirkt,  da  sie  jenen  nicht 
gestattet,  sich  nach  dieser  Richtung  frei  zu  entwickeln  und  sie  gleichsam  nieder  hält.  Das  wach- 
sende Gehirn  wird  daher  die  Schädelkapsel  vorn  und  seitwärts  mit  seinem  ganzen  Drucke  aus- 
zudehnen suchen.  Die  Schädelbasis,  hinten  von  den  Seiten-  oder  Gelenklheilen  (Partes  condy- 
loideae)  des  Hinterhauptsbeines  eingeengt,  vorn  und  seitwärts  von  der  Schädelkapsel  überwuchert, 
wird  nicht  allein  in  ihrer  Gesammtentwickelung  gehemmt  sein,  sondern  auch  durch  die  Richtung 
des  Druckes  die  Neigung  erhallen,  »ich  vorn  und  seitwärts  nach  unten  zu  biegen.  Datier  Ab- 
flachung und  Verschmälerung  der  mittleren  und  hinteren  Schädeihöhten,  die  Felsenbeine  zeigen 
die  hintere  Fläche  nach  oben  und  die  obere  Kante  nach  vorn  und  etwas  nach  aussen  gedreht, 
die  Oberkiefer  werden  sowohl  kurz  als  schmal  und  gerathen  in  eine  mehr  orthognathe  und  selbst 
opisthognathe  Stellung.  Diese  Veränderungen  müssen  aber  in  doppelter  Beziehung  auf  den 
Unterkiefer  wirken.  Der  bedeutenden  Verschmälerung  der  Basis  muss  eine  Annäherung  der 
Gelenkköpfe  beider  Seiten  folgen,  während  dio  veränderte  Richtung  der  Kiefcrmuskeln  hemmend 
zugleich  auf  die  Zunahme  der  Entfernung  zwischen  den  unteren  Euden  der  Unterkieferäslc,  wie 
auf  die  Abnahme  des  Unterkieferw'inkels  zurückwirkt 

Trotz  des  geschilderten  Entwickolungsvorganges,  wonach  eine  Gehirnerkrankung  als  primäre 
Ursache  auszuschliessen,  kommt  Meyer  am  Ende  seiner  Abhandlung  zu  dein  Schlüsse,  dass  die 
Bedeutung  der  progctieicn  Schädelhiidung  für  die  Pathologie  des  Gehirnes  schwerlich  überschätzt 
werden  kann.  Während  es  ihm  nicht  gclungeu  ist,  auch  nur  eine  derartige  Missbildung  unter 
vielen  hundert  nicht  nlienirtcn  Menschen  aufzufinden,  l>esitzt  die  Göttinger  Irrenanstalt  unter  etwa 
200  Geisteskranken  deren  11,  ihre  Schädelsammlung  unter  40  Schädeln  deren  2,  und  liess  sich 
für  die  überwiegende  Mehrzahl  dieser  13  Fälle  der  Nachweis  führen,  dass  dio  Geisteskrankheit 
seit  der  Kindheit  bestanden  habe.  Dass  die  erbliche  Anlage  auch  bei  dieser  Kopfform  eine 
Rolle  spielt  und  dass  sonst  normale  körperliche  und  geistige  Entwickelung  mitverbnnden  sein 
kann,  habe  ich  selbst  beobachtet,  allerdings  unter  mehr  als  1000  Köpfen  überhaupt  nur  einmal. 
Hier  dio  Maasse.  Alter  40  Jahre,  178cm  Grösse,  67,1cm  Kopfumfang,  25,0cm  Diagonaldurch- 
messer,  19,6  cm  Längen-  und  16,5  cm  Breitendurelimesser,  sonach  79,49  cm  Kopfindex,  besonders 
oben  stark  vorgewölbte  Stirn,  ausbauctieiide  Schläfen,  abgeflachtes  Hinterhaupt,  11,5cm  Stirn- 
breite, 8, 8cm  Stirnhölio,  5,2cm  Nasenlänge,  7,3 ein  Xasenkinnlänge,  3,2cm  Nasenbreite,  5,2cm 
Mmidspalte,  14,4cm  Gesichtsbreite,  mithin  80,80 ein  Gesichtsindex,  Ohrmuschelhöhe  6,3cm  und 
Ohrmuschelbreite  4,1cm,  also  65,08  ein  Ohrmuschelindex,  Ohrläppchen  frei,  aber  kurz  und  breit, 
Ohrmuschel  weit  hinten,  Nase  schmal,  etwas  nach  liuks  abweichend,  Knochennase  ziemlich  ein- 
gebogen,  Kuorpelnase  leicht  aufstehend,  dünne  Kopfschwarte  und  spärlicher  Haarwuchs,  beson- 

Archiv  für  Anthropotogl«.  Bd.  XXVII-  45 


Digitized  by  Google 


354 


Dr.  Franz  Daffnor, 


der«  am  Scheitel.  Der  Vater  mit  ähnlicher  Kopfbildung,  geistig  und  körperlich  gesund,  starb  an 
Lungenentzündung  mit  72  Jahren,  Mutter  gesund,  73  Jahre,  lebt  (1900);  die  GrosscHeru  (väter- 
licherseits) körperlich  und  geistig  gesund,  starben  in  den  höheren  70  er  Lebensjahren. 

Hinsichtlich  des  Skeletgewichtes  des  Unterkiefers  habe  ich  folgende  Verhältnisse 
gefunden.  Bei  dem  2917,85g  schweren  weiblichen  Skelet  betrug  das  Gesammtgewicht  des 
Schädels  G40,50g.  Hiervon  trafen  auf  den  Schädel  ohne  Unterkiefer  578g,  auf  den  Unterkiefer 
allein  62,50  g,  woraus  sich  ein  Verhältnis«  des  Unterkiefers  tum  ganzen  Schädel  von  9,76  Proc. 
ergiebt.  Bei  dem  4264,48g  schweren  männlichen  Skelet  betrug  das  Gesammtgewicht  des 
Schädel*  707,80g.  Hiervon  trafen  auf  den  Schädel  ohne  Unterkiefer  602,85g,  auf  den  Unter- 
kiefer allein  104,95  g,  woraus  »ich  ein  Verhältnis*  des  Unterkiefers  zum  ganzen  Schädel  von 
14,82  Proc.  ergiebt.  Der  Unterkiefer  des  Neugeborenen  macht  nach  Theile  7,5  Proc.  des  ganzen 
Schädels  aus  und  erfährt  dieses  Verliältnis»  im  Laufe  de«  Wachsthum»  eine  entschiedene  Zu- 
nahme, was  deutlich  au*  meinen  Skelelwägungen  hervorgeht.  Das  Verhältnis»  des  Unterkiefer» 
zum  ganzen  Skelot  ist  nach  Theile  wie  1:44;  meine  Skcletwägungen  beim  Erwachsenen 
(vergl.  meinen  Artikel  Skelet  iu  Eulenbttrgs  Iical-Encyclopädie  der  gesammten  Heilkunde,  1899) 
ergeben  fär  den  weiblichen  Unterkiefer  ein  Verhältnis«  zum  ganzen  Skelet  wie  1:46,  für  den 
männlichen  wie  1:40;  es  steht  sonach  auch  hier  da»  Weib  dem  Neugeborenen,  d.  i.  dem  kind- 
lichen Charakter,  näher  als  der  Mann.  Bei  einem  15jährigen  Mädchen  fand  ich  als  Gesammt- 
gewicht de«  Schädels  515,25  g,  wovon  auf  den  Unterkiefer  allein  51,91g,  auf  den  Schädel  ohne 
Unterkiefer  also  463,34  g trafen,  wonach  der  Unterkiefer  10,07  Proc.  des  Schädels  ausmachl,  und 
entfallen  vom  ganzen  Schädel  80,17  Proc.  auf  die  eigentlichen  Schädel-  und  19,82 Proc-  anf  die 
Gesichtsknochen,  d.  L ein  Verhältnis»  der  Gesichts-  zu  den  eigentlichen  Schädelknochen  von  1:4. 
Von  den  Gesichtsknochen  treffen  auf  den  Unterkiefer  allein  50,82  Proc.  Der  schwerste,  eigent- 
liche Schädelknocbcn  ist  das  Sehoitcl-  oder  Seitenwandbcin , der  weitaus  leichteste,  zarteste  und 
gebrechlichste  das  Sieb-  oder  Riechbcin;  der  weitaus  schwerste  Gesichtsknochen  ist  der  Unter- 
kiefer, der  entschieden  leichteste  das  Thrünenbein.  Die  beiden  Oberkieferbeine  machen  35,80  Proc. 
der  Gesichtsknochcn  aus,  die  beiden  Gaumenbeine  1,88  Proc.,  die  beiden  Thränenbeine  0,14  Proc., 
die  beiden  Muschelbeine  oder  unteren  Nasenmnscheln  1,56  Proc.,  die  beiden  Nasenbeine  0,53  Proc., 
dio  beiden  Jochbeine  8,50  Proc.,  das  Pflugschai  boin  0,75  Proc.  Nach  den  Nasenbeinen  sind  die 
(gleich  ihnen  anfangs  des  dritten  Fötalmoiiatc»  verknöchernden)  Thrünonbcinu  die  kleinsten  und 
zartesten  aller  Gcsicbtsknochen,  heim  Neugeborenen  die  am  meisten  entwickelten  Gesichtsknochen. 
In  dem  Ueberwiegen  der  Hirnkapsel  gegenüber  dein  Gesichtsschädel  liegt  der  Vorzug  des  mensch- 
lichen Kopfes;  der  Mensch  hat  im  Verhältnis«  zur  Hirnkapsel  das  kleinste  Gesicht. 

Die  rückgängigen  Metamorphosen  der  Gesichtsknochcn,  spcciel!  der  Kiefer,  sind  es  haupt- 
sächlich, welche  das  leichtere  Gewicht  des  Greiaensehädels  im  Vergleich  zu  dem  Schädel  im 
kräftigen  Mnnnesaller  bewirken  und  hängt  dies  mit  dem  Mangel  der  Zähne  zusammen. 

W a c h s t li  u in  des  Gesichtes. 

Die  Entwickelung  von  Hirn-  und  Ge*icht«i‘ehadel  gellt  nicht  in  entsprechend  gleicher  Weise 
vor  sich,  wie  ohen  bei  der  Kieferrichtung  und  folgend  dargelegt  wurde.  Der  Ilirnschadel  be- 
stimtnt  die  Form  de»  oberen  Theiles  des  Kopfe».  Von  der  Nasenwurzel  an  ziehe  man  eine  Linie 
durch  da«  Auge  und  durch  das  Ohrloch,  das  heisst,  durch  den  Eingang  iu  den  äusseren  Gehör- 
gaug,  und  von  da  weiter  zum  unteren  Theile  des  Hinterhauptes,  der  sich  beiderseits  für  den 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtsbildung.  355 

tastenden  Finger  deutlich  gegen  die  sich  an  ihn  heftenden  Muskeln  und  Bänder  des  Nackens 
absetzt.  Was  Aber  dieser  Linie  liegt,  formirt  den  Hirnschädel,  was  unter  derselben  liegt,  den 
Gesichtsschädel,  und  bei  diesem  ist  es  wesentlich  die  stärkere  Entwickelung  der  Kiefer,  welche 
in  Betracht  kommt.  (Brücke,  Schönheit  und  Fehler  der  menschlichen  Gestalt,  1891.) 

Dass  das  Waohsthnm  des  Gesichtes  theilweise  selbstständig,  vom  eigentlichen  Schädel 
unabhängig  vor  sich  gehe,  und  dass  der  grosse  Wechsel  in  der  äusseren  Erscheinung  nur  in  einem 
stärkeren  oder  geringeren  Wachsthume  der  einzelnen  Gesichtsabschnitte  zu  suchen  sei,  hat  beson- 
der» auch  Kollmann  (Mechanik  des  menschlichen  Körper»,  1874)  hervorgehoben,  dessen  Aus- 
führungen ich  jetzt  folgen  lasse.  Es  giebt  eine  Menge  Thalsachen,  welche  beweisen,  dass  das 
Wachsthum  des  Gesichtes  eine  gewisse  Unabhängigkeit  besitze  von  dem  des  Schädels.  Vor  Allem 
hat  man  längst  die  auffallende  Beobachtung  gemacht,  dass  hoi  den  Europäern,  welche  bekanntlich 
ein  gerades  Profil  auszeichnct,  die  Schädelkapsel  bald  kurz,  bald  lang  sein  könne,  ohne  dass  sehr 
bedeutende  Unterschiede  sich  an  dem  Gesichte  bemerkbar  machen.  Die  nämlichen  Formen  findet 
man  auch  bei  den  Naturvölkern  und  doch  springt  bei  ihnen  (allerdings  nicht  immer  und  nicht 
ausschliesslich,  D.)  der  ganze  Knunpparat  »chnanzenförmig  vor.  Eine  andere  Thntsaohe,  welche 
für  die  bis  zu  einem  gewissen  Grade  selbstständige  Entwickelung  des  Gesichtes  spricht,  liegt  in 
den  hirnlosen  Missgeburten  (Ancnkephalen),  welche  — gewöhnlich  — ein  normal  entwickeltes 
Gesicht  zeigen,  während  doch  der  Schädel  vollkommen  verkümmert  ist  Dieser  Grad  der  Unab- 
hängigkeit besitzt  aber  seine  Grenzen,  indem  die  Veränderungen  in  der  Schädelform,  wie  sie  bei 
den  Mikrocephalen  und  anderen  SchädclmissBtaltnngen  Vorkommen,  stets  die  Bildung  des  Gesichtes 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  beeinflussen.  Das  von  vorn  — sei  es  in  Folge  künstlicher  oder 
natürlicher  Missstaltnng  des  Schädels  — verdrängte  Hirn  schafft  sich  Kaum  und  treibt  die  Knochen 
an  einer  anderen  Stelle  ans  einander.  Welchen  Einfluss  diese  Verschiebung  der  Himkapsel  auf 
die  Stellung  des  Gesichtes  übt,  zeigt  das  schnauzenartige  Vorspringen  desselben.  Je  mehr  die 
llirnkapsel  zurückweicht,  desto  mehr  rücken  die  Linien  des  Antlitzes  nach  vorn.  Die  Nasen- 
wurzel, welche  sonst  tief  eingesetzt  ist,  gebt  in  gleicher  Flucht  zum  Nasenrücken.  Da«  Dach 
der  Augenhöhle  ist  gesenkt,  der  untere  Band  derselben  überragt  weit  den  oberen.  Die  vordere 
Fläche  des  Kiefers  liegt  mehr  und  mehr  schief  und  in  dieselbe  Linie  reibt  sich  der  Unterkiefer. 
Der  ganze  Ausdruck  wird  in  hohem  Grade  thierisch.  Die  Ebene  nun,  in  der  hauptsächlich  die 
Verschiebung  stattfindet,  ist  der  vordere  Theil  des  Schädelgrundcs,  an  welchem  das  Gesichts- 
dreieck befestigt  ist.  (Gesichtsschädel  ist  der  ans  14  Knochen  bestehende  Keil,  der  seine  Basis 
von  der  Nasenwurzel  bis  zum  Kinn  entrecht,  dessen  stumpfe  Spitze  in  der  Gegend  des  grossen 
Uinterhauptsloches  liegt  und  dessen  Seitenflächen  von  den  Bändern  der  Kiefer  zurück  nach  jenen 
Punkten  hinziehen.)  Der  Druck  auf  das  Gehirn  setzt  sieh  also  nicht  allein  nach  oben  fort  gegen 
das  Schädeldach,  sondern  auch  gegen  den  Schädelgrund. 

Hyrtl  bemerkt:  Je  entwickelter  die  Kauwerkzeuge  und  je  grösser  der  Baum,  welchen  die 
Nasenhöhle  eimiimmt,  desto  vorspringender  erscheint  der  Gesichtsthcil  des  Kopfes  und  desto 
inehr  entfernt  sieh  da»  ganze  Profil  vom  Schönheitsideal. 

Bei  dem  individuellen  Wachsthume  des  Gesichtes  möchte  ich  noch  darauf  hinweisen, 
dass  auch  hier  neben  dem  rein  mechanischen  Vorgänge  die  Desceudenz  sich  geltend  macht. 
„Die  Principicn  der  Descendenz  und  der  Mechanik  schlieasen  sieh  nicht  au»,  noch  weniger 
stehen  sie  mit  einander  im  Widerspruche;  sie  sind  vielmehr  bestimmt,  sich  gegenseitig  zu  ergänzen.“ 

45» 


Digitized  by  Google 


366 


Dr.  Franz  Daffner, 


Unter  nahezu  taugend  Neugeborenen  fand  ich  einmal  (bei  einem  Mädchen)  die  ganze 
linke  Geftichtshälfte  entschieden  kleiner  als  die  rechte,  bei  sonst  normalem  Kopfe. 

Der  verhältnissmiUsig  kleine  Kopfumfang  in  Verbindung  mit  der  niederen,  stark  zurilck- 
weichcnden  (rückneigenden,  fliehenden)  Stirn  und  dem  vorgetriebenen  Gesichte  giebt  dem  Mikro- 
cephnlen  ein  charakteristisches  Aussehen.  Die  Mikrocophalio  ist  begründet  in  einer  mangel- 
haften Anlage  des  Bildungsmaterialvs  des  Gehirnes,  in  Folge  dessen  das  Wachsthum  dieses 
Organes  und  damit  auch  die  dasselbe  umgebende  Schädelkapsel  sich  nicht  genügend  entfalten 
kann.  Die  Mikrocephalie  stellt  daher  eine  krankhafte  Bildungshemmung  dar  und  ist  eine  Folge 
der  Mikrocnccphalie,  und  zwar  wesentlich  des  Grosshirnes,  wenn  auch  das  Gehirn  im  Ganzen  nur 
ein  Miniaturhirn  prüsentirt  Die  Schädelnähte  sind  keineswegs  immer  frühzeitig  verwachsen, 
sondern  können  sich  ganz  normal  verhalten.  Je  geringer  aber  die  Gehirnanlage  und  Entwiuke- 
lung,  d.  h.  die  Gchirumasse,  speciell  die  der  Großhirnhemisphären,  desto  geringer  ist  auch  die 
Anlage  und  Entwickelung  der  geistigen  Fähigkeiten.  Dies  ist  der  Grund,  warum  bei  nach  Kopf 
und  Körpergrössc  ebenmüssig  entwickelten  Zwergen  eine,  wiewohl  normale,  doch  entsprechend 
geringe  und  bei  solchen  mit  im  Vergleich  zum  übrigen  Körper  imvorhältnissmäasig  entwickeltem, 
sonst  aber  normalem  Kopfe,  entsprechend  grössere  geistige  Ausbildung  vorhanden  ist.  Der  Zu- 
sammenhang von  physischer  und  psychischer  Entwickelung  lässt  ein  körperliches  Zurück- 
bleiben auch  bei  dem  pathologisch  verminderten  Gehirn  der  Mikrocephnlen  wohl  erklären, 
bestimmte  Abänderungen  der  Weichtbeile,  welche  an  die  Anthropoiden  erinnern,  sind  jedoch 
nicht  zu  erkennen.  Namentlich  hat  dieses  Verhalten  des  Gesammtorganismus  Bischoff  in  seiner 
„Anatomischen  Beschreibung  eines  mikrocephalen  achtjährigen  Mädchens“  (1873)  auf  Grund 
genauer  Untersuchungen  nachgewiesen.  Er  hat  darin  zugleich  den  Beweis  geführt,  dass  die 
mikrocephalen  Gehirne  entgegen  der  Annahme  Karl  Vogt’s  (Uebcr  die  Mikrocephalen  oder 
Affenmenschen,  1867)  nicht  atavistische,  sondern  pathologische  sind.  Es  erscheint  daher  auch  die 
Annahme  Darwin’s  (Die  Abstammung  des  Menschen,  1875),  als  könne  das  einfache  Gehirn 
eines  mikroocpbalen  Idioten,  insoweit  es  dem  eine*  Affen  gleicht,  wohl  als  ein  Fall  von  Rück- 
schlag bezeichnet  werden  — Darwin  beruft  sich  auf  Vogt  — , nicht  richtig.  (Jeder  Kretin 
ist  ein  Idiot,  aber  nicht  jeder  Idiot,  >L  h.  geistig  Schwacher,  ist  ein  Kretin;  bei  den  Krediten 
geht  im  Allgemeinen  der  Grad  der  gcisligen  Störung  mit  der  körperlichen  Missstaltung  so 
ziemlich  parallel.)  Das  mikrocephalc  Gehirn  kann,  wie  Bischoff  nachweist,  niemals  das  nor- 
male Gehirn  irgend  eines  Thieres  gewesen  sein.  In  seiner  „Beschreibung  zweier  Mikrocephalen- 
gehirue“  (1868),  worin  er  auch  auf  Vogt  Bezug  nimmt,  kommt  Sander  gleichfalls  zu  dem 
Schlüsse,  dass  das  Mikrocephalengehirn  ein  fehlerhaft  entwickeltes  Menschengehirn  sei.  Die  Be- 
rufung Vogt’s  auf  einen  Rückschlag  des  Mikroecpbalengehimes,  ähnlich  wie  heim  jetzigen  Pferde- 
fuss  auf  die  Hipparionform,  erklärt  Bischoff  mit  Recht  als  ganz  unzulässig,  denn  nach  dem 
Begriffe  des  Atavismus  müsste  dann  das  Mikrocephalengehirn  dem  Gehirne  eines  jetzt  aus- 
gestorbenen Urahnen  normal  angchört  halten.  Beim  jetzigen  Pferdefuss  ist  nur  die  eine  der 
mittlere  Zehen  ausgebildct,  indem  die  embryonal,  also  in  der  ursprünglichen  Anlage  vorhandenen 
beiden  seitlichen  Zehen  gänzlich  verkümmern  und  verschwinden.  Ausnahmsweise  kommt  nun 
wirklich  eine  seitliche  Zehe  auch  bei  unserem  Pferde  zum  Vorscheine,  und  da  haben  wir  dann 
offenbar  eine  Rückkehr  zu  dem  ursprünglich  normal  dreiseitig  gestalteten  Hipparionfusse  (vergl. 
Siebold,  Das  Ilipparion  auf  Jahrmärkten,  1881).  Dasselbe  gilt  für  den  Menschen,  d.  It.  ist  als 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  «ler  Gesichtsbildung.  357 

Rückschlag  aufzufassen,  wenn  das  Os  centrale  carpi  selbstständig  bleibt,  wenn  überzählige  Zähne 
und  überzählige  Brustdrüsen  und  Brustwarzen  Vorkommen.  Hipparion  und  jetziges  Pferd  haben 
aber  ausser  der  verschiedenartigen  Zchenbildung  den  gleichen  Körper,  die  gleiche  übrige  Organi- 
sation, während  eine  Gleichheit  der  Organisation  des  übrigen  Körpers  mit  dem  Körper  des  Mikro- 
ccphalen  bei  dem  Urahnen,  auf  den  das  Mikroccphalengchiru  hinweisen  soll,  mit  absoluter  Sicher- 
heit auszuschliessen  ist.  Es  lässt  sich,  wie  Bise  hoff  in  dem  seiner  ausführlichen  Abhandlung 
vorhergehenden  kurzen  Vortrag  „Ueber  das  Gehirn  eines  mikrocephalischen  achtjährigen  Mädchens“ 
(1872)  sagt,  durchaus  nicht  unnchmen,  und  wird  auch  nicht  angenommen,  dass  unser  affenartiger 
Vorfahr  in  allen  anderen  Stücken  und  Organen  bereits  ein  Mensch  war,  nur  noch  in  seiner  Gehirn- 
bildung auf  einer  niederen  Stufo  stand.  Vielmehr  wird  angenommen  und  ist  anzunehmen,  dass  unser 
Urahn  in  allen  Stücken  ein  affenartiges  Thier  war  und  erst  allmählich,  bei  fortschreitender  Gehiru- 
entwickclung,  sioh  auch  in  seinen  übrigen  Organen  und  Gebilden  zn  einem  Menschen  entwickelte. 

Christoph  Aeby  hält  die  Vogt’sche  Nebeneinanderstelluug  von  Mikrocephalengehirn 
und  Ilip|>arionfu8s  als  atavistische  Formen  ebenfalls  für  unstatthaft,  und  begründet  in  seinem 
Vortrage  „Ueber  das  Verhältnis  der  Mikrocephalie  zum  Atavismus“  (1878)  seine  Anschauung 
wie  folgt.  Vogt  beruft  sich  besonders  anf  die  bei  unserem  Pferde  ausnahmsweise  vorkommendc 
dreizehige  llipparionform  als  auf  eine  derjenigen  des  mikrocephalen  Gehirns  durchaus  ebenbürtige 
Hemmungsbildung  (Bischof!'  sagt  richtiger  Bildungsheinmung  D).  Nun,  dass  man  ein  Gehirn, 
das  in  »einer  Ausbildung  um  die  Hälfte  oder  noch  mehr  hinter  dem  normalen  Ziele  zurückhleibt, 
ciu  gehemmtes  nennt,  ist  wohl  einleuchtend  genug,  aber  dass  man  dieses  auch  einem  Kusse 
gegenüber  thun  will,  der  statt  nur  einer  Zehe  deren  drei  entwickelt,  das  dürfte  denn  doch  der 
dentschen  Sprache  etwas  viel  zugemuthet  sein.  Ist  das  wirklich  eine  Hemmung,  wenn  das  nor- 
male Ziel  nicht  allein  erreicht,  sondern  sogar  überschritten  wird?  Wollen  wir  von  einer  Hem- 
mung sprechen,  so  ist  dies  nicht  gegenüber  dem  Hipparionfnss,  der  seine  ganze  anfängliche  An- 
lage getreuiich.wahrt,  am  Platze,  sondern  gegenüber  dem  gewöhnlichen  Pfordefnsse,  der  von 
seiner  im  Fötus  vorhandenen  dreifachen  Zehenanlage  nar  die  mittlere  ausbildet,  die  beiden  seit- 
lichen dagegen  verkümmern  und  schliesslich  gänzlich  verschwinden  lässt.  Mikrocephalengehirn 
und  Hipparionfuss  sind  also  nicht  nnr  keine  analogen  Bildungen,  sondern  das  gerade  Gegentheil 
von  solchen.  Dort  wird  ein  Organ  in  seiner  Entwickelung  aufgehalten  und  gelähmt,  hier  um- 
gekehrt zu  höherer  Leistung  angesporot.  Dort  sinkt  ein  Körpertheil,  der  in  der  Differcnzirung 
einer  niedrigeren  Form  zuiu  Menschen  die  Führerschaft  übernommen,  wieder  so  tief,  dass  der 
betreffende  Organismus  nahezu  unfähig  wird,  seine  spccifiscbe  Aufgabe  zn  erfüllen,  hier  drängt  sieb 
ein  Körpertheil  wieder  hervor,  der  seit  langem  auf  jegliche  Bedeutung  Verzicht  geleistet  und  durch 
seine  Anwesenheit  ebenso  wenig  zu  nützen,  als  durch  seine  Abwesenheit  zu  schaden  vermag.  — 
Auffallender  Weise  hat  Aeby  die  BischofPschen  Arbeiten  ganz  mit  Stillschweigen  übergangen. 

Betrachten  wir  nun  die  Maassverhältnissc  der  einzelnen  Gesicbtstbeilc  und  ihre 
Wachsthumszunahiue,  so  erhalten  wir: 

N eugeboren: 


Geschlecht 

Stirnhöhe 

Nasenlänge 

XaGenkinnUnge 

Naienbreitc 

Mundspalte 

Ge*ichtabreite 

weiblich.  . . | 

3,01 

2,03 

3,11 

1,07 

2,57 

7,49 

männlich  . . 

3,81 

2,15 

3,10 

2,03 

2,55 

7,67 

Digitized  by  Google 


358 


Dr.  Franz  Daffner, 


Hinsichtlich  der  Extreme  ergaben  eich  als  kleinste  Mou‘c  beim  weiblichen  Neu- 
geborenen (Anzahl  36):  2,6cm  für  die  Stirnhöhe,  1,7  cm  Nasenlänge,  2,7  cm  Nasenkinnlilnge,  1,7  cm 
Naaenbreite,  2,2 cm  Mundspalte  und  7,0cm  Gesicbtsbreite.  Die  grössten  Maasse  waren:  4,6cm 
für  die  Stirnböhe  (bei  9 Pfund  schwerem  Neugeborenen,  worauf  4,2  cm  folgte,  während  ein  zweites 
9 Pfund  schweres  Neugeborenes  nur  3,7  cm  Stirnhöhe  anfwies),  2,5  cm  Nasenlänge  (beim  zweiten 
9 Pfund  schweren  Neugeborenen,  beim  ersten  nur  1,7  cm),  3,7  cm  Nasenkinnlänge,  2,4  om  Nasenbreite 
(beim  zweiten  9 Pfund  schweren  Neugeborenen,  beim  ersten  2,0  cm),  3,2  cm  Mundspalte  und  8,1  cm 
Gesicbtsbreite  (beim  ersten  9 Pfund  schweren  Neugeborenen  8,0  cm  und  beim  zweiten  7,9  cm). 

Kleinste  Maasse  beim  männlichen  Neugeborenen  (Anzahl  36):  3,2cm  für  die  Stiro- 
hölic,  1,8cm  Nasenlänge,  2,7  cm  Naseukinnlänge,  1,6cm  Nasenbreitc,  2,0cm  Mundspalte  (sehr 
kleiner  Mund)  und  7,2cm  Gesichtsbreitc.  Die  grössten  Maasse  waren:  4,4cm  für  die  Stirn- 
böhe, 2,5cm  Nasenlänge,  3,6cm  Nasenkinnlänge,  2,2cm  Nasenbreite,  3,2cm  Mundspalte  und 
9,0  cm  Gesichtsbreite  (bei  einem  ebenfalls  4500  g schweren  und  55  cm  langen  Neugeborenen). 

Hinsichtlich  der  Mundform  folgende  Bemerkung  Langer’*.  Einen  ganz  besonderen 
Schnitt  zeigt  der  Mund  frischer,  wohlgenährter  Neugeborener.  Der  Mund  ist  klein  und  von  breit 
gesäumten,  aufgeworfenen  Lippen  begrenzt.  Die  Veranlassung  dieses  Schnittes  der  Lippen  liegt 
zunächst  in  der  Kürze  der  Alveolarfort  sülze  der  Kiefer,  in  Folge  deren  sieh  die  etwas  länger 
angelegten  Lippen  beim  Anschlüsse  an  einander  umlegen;  dazu  kommt  das  in  einen  Klumpen 
angebäufte  Baekcnfett,  wodurch  die  Lippen  auch  von  den  Seiten  her  zusammen  geschoben  und 
wie  zum  Kusse  bereit  erhoben  werden.  Das  Liebliche  verflüchtigt  sich  aber  alsbald  mit  dem 
Schwunde  der  runden  Backen  und  der  Ausbildung  des  Gebisses;  die  Mundspalte  wird  jedenfalls 
länger  und  ihr  rother  Saum  schmäler.  Das  Lippenroth,  herrührend  von  der  mit  sucoulentem 
Epithel  überzogenen  Mundschleimhaut,  ist  eine  dem  Menschen  eigentümlich  zuknmmende  Bil- 
dung. Schwellende  Lippen  und  eine  kleine  Mundspalte  sind  Merkmale  schöner  jugendlicher  Bil- 
dung. Die  beiden  Lippen  unterscheiden  sich  sehr  wesentlich  von  einander,  wie  überhaupt  die 
Oberlippe  viel  mehr  dnrchgcbildet  ist  als  die  Unterlippe;  es  haftet  auch  tatsächlich  gerade  das 
Feinere  der  Mund  form  mehr  an  der  Oberlippe  als  an  der  Unterlippe,  welche  wieder  mehr  an 
die  vegetative  Function  erinnert.  Bei  einem  schönen  Munde  muss  aber  niolit  bloss  die  Grenze 
»wischen  Haut  und  Lippenroth  durch  die  Farbe  deutlich  hervortreten,  sondern  auch  die  Form, 
da»  Relief  des  Mundes,  durch  schöne  Linien  begrenzt  sein. 

Erwachsen; 


Geschlecht 

Stirnhöhe 

Nasenlänge 

Niuenkiunlänge 

Xasenbreite 

Mundspalte 

Gesichtsbreitc 

weiblich . . . 

6.29 

4,99 

6,69 

8,39 

4.96 

13,00 

männlich  . . 

7,27 

6, öl 

7,12 

4,03 

5,49 

14,28 

Hinsichtlich  der  Extreme  ergaben  sich  als  kleinste  Maasse  beim  weiblichen  Erwach- 
senen (Anzahl  50):  4,8  cm  für  die  Stirnhöbe  (worauf  5,1cm  folgte),  4,2  em  Nasenlänge  (worauf 
4,5  cm  folgte),  6,1cm  Naseukinnlänge,  3,0  em  Nasenbreite,  4,0  cm  »Mundspalte  nnd  12,4  em  Gesiclils- 
breite.  Die  grössten  Maasse  waren:  7,8  em  für  die  Stirnhöbe  (stark  gewölbt,  worauf  7,7  cm  bei  einer 
17,3  cm  grossen  und  dann  7,4  cm),  5,8  cm  Nasenlänge,  7,5  cm  Naseukinnlänge,  3,8cm  Nasenbreitc, 
5,7cm  Mundspalte  nnd  14,3cm  Gesicbtsbreite,  (Einmal  war  die  Nase  fast  gerade  abgeschnitten.) 

Kleinste  Maasse  beim  männlichen  Erwachsenen  (Anzahl  33):  5,8 em  für  die  Stirnhöhe 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtsbildung.  359 

vorauf  6,2  cm  folgte),  4,8  era  Nasenlänge,  6,4  cm  Nasenkinnlänge,  3,5  cm  Nasenbreite,  4,5  em 
'undspalto  nn<l  13,4cm  Gesichtsbreite.  Die  grössten  Maasse  waren:  8,4cm  für  die  Stirnhöhe 
tobe  gewölbte  Stirn,  worauf  8,3  cm  bei  stark  gewölbter  Stirn,  dann  7,8  cm),  6,3  cm  Nasenlänge, 
3cm  Nasenkinnlänge,  4, Gern  Nasenbreite,  G,6cm  Mtiudspalte  und  15,5cm  Gesichtsbreite.  (Rin* 
a 1 war  die  Unke  Gesichtshälfte  leicht  schief  nach  abwärts  gerichtet;  zweimal  war  die  Nasen- 
ais fast  gerade  abgeschnitten.) 

Bei  einem  mikrocephalen  Mädchen,  angeblich  20jährig,  fand  ich:  Grösse  nicht  ganz 
n,  Kopfumfang  34,8  cm  Längeudurchmesser  11,0  cm  und  Breitend nrchmesaer  8,6  cm,  sonach 
ngenbreitenindex  78,18  cm,  Diagonaldnrchmesscr  15,0cui.  Diese  Kopfmaasse  stimmen  ziemlich 
nau  mit  den  beim  Neugeborenen;  der  etwas  grössere  (gegen  13,58cm  beim  Neugeborenen) 
agonaldurchmesscr  und  ebenso  die  Nasenkinnlänge  hängt  natürlich  mit  den  entwickelteren 
.efern  zusammen.  Sieber  ist,  dass  bei  der  Geburt,  gleich  dem  übrigen  Körper,  alle  Kopfmaasse 
deutend  kleiner  waren,  einschliesslich  der  Gesichtsmaasse,  wofür  besonders  ansscr  den  zahn* 
igenden  Kiefern  auch  das  Wachsthum  der  Ohrmuschel  spricht.  Stirnhöhe  (sehr  niedere  und 
hr  stark  zurttckweichende  Stirn)  2,8  cm,  Nasenlänge  3,5  cm,  Nasenkinnlänge  5,4  cm,  Nasenbreite 
lern,  Mundspalte  3,8cm,  Gesichtsbreite  9,2cm.  Sehr  starke,  locker  anhaftende  Kopfschwarte; 
eilte  Wölbung  des  Uinterkopfcs.  Haare  kurz,  aber  dicht,  schlicht,  schwarz.  Schöne  weisse, 
ossc,  starke  Zähne,  im  Unterkiefer  12  (4  Schneide-,  2 Eck-,  2 Barken-  und  4 Stock  zähne),  im 
►erkiefer  10  Zähne  (4  Schneide-,  2 Backen-  und  4 Stockzähne).  Unvermögen  zu  sprechen; 
ir  unruhig;  ziemlich  regelmässige  schwache  Menstruation. 

Berechnet  man  naeh  den  angegebenen  Müssen  die  Gesichtsindices  (Gesichtshöhe  = 
scnlängc  mit  Nasenkinnlänge,  also  von  der  Nasenwurzel  bis  zur  Mitte  des  unteren  Randes 
t Unterkiefers)  auf  diese  Weise,  so  erhält  man  beim  Neugeborenen  für  das  weibliche  Gesicht 
lex  68,G2cni  und  für  das  männliche  68,45cm;  beim  Erwachsenen  für  das  weibliche 
,84cm  und  für  das  männliche  88,44cin.  Aus  diesen  Verhältnissen  geht  hervor,  dass  im 
irlaufe  des  Wachsthumcs  der  Höhen-  oder  Läugsdurchmcs-cr  gegenüber  dem  Breitcndurchmessc-r 
vorzugt  wird,  dass  das  Gesicht  mehr  in  die  Höhe  als  in  die  Breite  wächst  Der  Grund  hior- 
- liegt  in  der  Entwickelung  und  Bezahnung  der  Kiefer,  und  sehen  wir  dies  durch  das  ent- 
sprechende Verhalten  beim  mikrocephalen  Mädchen  bestätigt;  dasselbe  bat  nämlich  einen 
Gesichtsindex  von  96,74  cm. 

Den  Wachsthnmsverhältnissen  am  Lebenden  entsprechend  gestalten  sieb  die  Gesichtsmaasse 
am  Skelet,  wie  Holl  in  seiner  Arbeit  „Uober  Gesichtsbildung“  (1898)  nacbgewieseii  bat. 
Er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  in  dem  Gesichtsscliädel  des  Menschen  von  der  Geburt  an  bis 
zu  seinem  vollendeten  Wachstimme  ein  steter  Umforninugsprocess  stattfindet  in  der  Weise,  dass 
das  extrem  breite  und  extrem  niedrige  Gesicht  des  Neugeborenen  in  ein  weniger  breites,  aber 
hohes  Obergeführt  wird.  Die  Umformung  macht  sich  namentlich  in  den  Ilöhedimensioncn  geltend. 
Das  extrem  breite  und  extrem  niedrige  Gesicht  stellt  daher  eine  niedrige  Stufe  der  Gcsichts- 
formeuentwickclung  dar.  Für  die  Untersuchuug  der  senilen  Gosichtssohädel  sind  nur  jeuo 
Greisenschädel  in  Betracht  zu  ziehen,  hei  welchen  ein  Verlast  der  Zähne  und  damit  einhergehend 
der  Schwund  der  Alveolarfortsätze  der  Kiefer  ciiigetretcn  ist.  Greisenschädel  mit  Zähnen  und 
daher  auch  erhaltenen  Alvoolarfortsätzen  unterscheiden  sich  in  ihren  Gesichtsformen  nicht  von 
denen  der  Erwachsenen.  Der  Verlust  der  Zähne  und  der  Alveolarfortsätze  bringt  aber  lief  ein- 
schneidende Veränderungen  in  dem  Gesiebte  zu  Stande.  Ein  Gesichtsscliädel,  der  vor  der 


Digitized  by  Google 


360 


Dr.  Franz  Daffner, 


Periode  de«  Greisenalter«  Zähne  und  Alveolarfortsätze  verliert,  erlangt  selbstverständlich  vollständig 
die  Form  und  da«  Ansehen  des  zahnlosen  Greisenschädets.  Da»  überaus  kurze  Gesicht  i»t  für 
den  Greiseuschädel  charakteristisch.  Durch  den  Verlust  der  Zähne  und  der  Alveolarfortsätae  ist 
die  GesichUh&he  um  ein  Beträchtliches  gesunken,  die  Geaichtsbrcito  aber  ist  die  gleiche  geblieben. 
Daraus  muss  sich  mit  Nothwendigkeit  eine  Gesichtsform  ergeben,  die  extrem  chamä|irosop 
{yuua.1 , niedrig)  ist.  Alle  zahnlosen  Greisenschädel  zeigen  daher  extreme  Chamäprosopie. 
Dnrch  den  Mangel  der  Zähne  und  der  Alveorlar1'ort«ätze,  Verhältnisse,  wie  sie  beim  Neugeborenen 
anftreten,  erinnert  die  senile  Chamäprosopie  au  die  infantile,  durch  das  Verhalten  der  Nasen- 
region aber,  welches  ganz  gleich  den  Formen  Erwachsener  ist,  entfernt  sich  erstere  weit  von 
der  letzteren.  Der  zahnlose  Greisenschädel  hatte  vor  dem  Verluste  seiner  Zähne  und  Alveolar- 
fortsätze die  Eigenschaften  der  Gesichtsformen  der  Erwachsenen;  nach  dem  Verluste  jener  Thcile 
machen  sich  aber  in  der  Mundregion  nun  Verhältnisse  geltend,  welche  an  die  bei  Neugeborenen 
vorhandenen  Verhältnisse  erinnern.  Die  Thatsachc,  dass  die  zahnlosen  Greisenschädel  vor  dem 
Verluste  der  Zähne  und  Alveolarfortsätze  verschiedene  Gesichtsformen,  wie  sie  bei  den  Erwach- 
senen angetroffen  werden,  aufweisen,  zeigt  sich  noch  darin,  dass  bei  ihnen  die  Verhältnisse  der 
Nasenregion  vorhanden  sind,  wie  sie  bei  den  verschiedenen  Gesichtsformen  Erwachsener  Bich 
finden.  Obgleich  nun  in  der  Mundregion  alle  zahnlosen  Greisenschädel  ein  fast  gleiches  Ver- 
halten zeigen,  macht  es  die  verschiedene  Form  der  Nascuregion,  dass  auch  unter  den  zahnlosen 
Greisenscbädeln  verschiedene  Gesichteformcn  angetroffen  werden.  Die  senile  Chamäprosopie  ist 
eine  erworbene,  eine  secumlär  im  Beben  aufgetretene  Gesichtsform,  und  es  lässt  sich  nach- 
träglich nicht  ermitteln,  aus  welch’  einer  Gesichtsform  des  Erwachsenen  diese  oder  jene  Form 
der  senilen  Chamäprosopie  sich  entwickelt  hat.  Tn  der  Nasenregion  und  in  der  Höhe  des  Ein- 
ganges der  Augenhöhle  verhält  sich  das  Greisengesicht  zu  dem  Gesichte  des  Neugeborenen,  wie 
der  Erwachsene  zum  Neugeborenen.  Nach  den  absoluten  und  relativen  Maassen  entfernt  sich 
das  (zahnlose)  Grcisengcsicht  weit  vom  Gesichte  des  Neugeborenen;  begreiflich,  da  ja  das  Greisen- 
gesicht ln  seinen  Breitenverhältmsscii  von  den  auf  die  Höhenverhältnisse  so  tief  einwirkenden 
Umänderungen,  wie  sie  durch  den  Verlust  des  Gebisses  eingetreten  sind,  unberührt  geblieben 
ist  In  den  Broitendimensionen  weist  datier  da«  Greisengesiebt  Verhältnisse  auf,  wie  sie  beim 
Erwachsenen  angetroffen  werden.  Grosse  Unterschiede  treten  dagegen  in  den  Höhenverhältnissen 
auf;  diese  sind  beim  (zahnlosen)  Greisengesicht  vollkommen  andere  als  beim  Erwachsenen,  und 
die  Ursache  ist  einzig  und  allein  darin  zu  suchen,  dass  im  Grciaengesichtc  durch  den  Verlust 
der  Zähne  und  durch  den  Schwund  der  Alveolarfortsätze  ein  wesentliches  Formclcmcnt  des  Ge- 
muhtes zum  Ausfälle  gekommen  ist;  die  Chamä|irosopie  des  Erwachsenen  und  des  GreisengeBichtes 
ist  daher  ganz  verschiedener  Form.  Durch  den  Verlust  der  Zähne  und  der  Alveolarfortsitzc 
nähert  sich  das  Greisengesicht  dem  der  Neugeborenen,  aber  auoh  diese  beiden  Arten  von  Chamä- 
prosopie  «ind  weit  verschieden.  Die  senile  Chamäprosopie,  die  infantile  Chamäprosopie  und  die 
Chamäprosopie  der  Erwachsenen,  jede  von  ihnen  stellt  eine  besondere  Gcsichtsform  dar,  mit 
ganz  eigenen  Verhältnissen.  Durch  einen,  jedem  einzelnen  Gesichtsknochen  eigenthilmlichen, 
ganz  bestimmten  Wachsthumsmodus  und  durch  Einschaltung  eines  neuen  Formelemeutes,  de« 
Gebisses,  wird  die  infantile  Chamäprosopie  in  die  erwachsene  Gesichtsform  übergeführt.  An« 
der  ausgebildeten  Gesichtsform  entsteht  beim  zahnlosen  Greisenschädel  durch  Ausschaltung 
eines  Formelementes  des  Gesichtes,  de«  Gebisses,  die  senile  Chamäprosopie. 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  Gesichtsbildung.  361 
Ohrmuschel. 

Die  Ohrmuschel,  oder  das  äussere  Ohr,  Anricula,  ist  einer  jener  wenigen  äusseren  Körper- 
theile,  welche  erst  in  den  späteren  fötalen  Lehenitperioden  ihre  definitive  Gestaltung  erlangen. 
Sie  hat  ihren  Namen  von  der  trichterförmig  in  dcu  äusseren  Gehörgang  sich  liiueinriehenden 
Muschclhöhle.  Nach  Kollmnnn  bildet  sich  die  Ohrmuschel  in  der  fünften  Woche  aus  dem 
ersten  und  »weiten  Kiemenbogen  und  wird  im  Beginne  des  dritten  Monats  mehr  und  mehr  frei. 
In  der  zweiten  Hälfte  des  fünften  Monats  ist  am  Rande  des  Helix  (Wi£,  das  Gewundene,  der 
Umschlag,  die  Ohrkrempe  oder  äussere  Ohrleiste)  bei  dem  menschlichen  Fötus  eine  doppelte 
Spitze  nachznweisen : die  Scheitelspitze , welche  thierähnlich,  theromorph  genannt  werden  muss 
(bei  den  Thicren  führt  ihre  weitere  Entwickelung  zur  Ausbildung  der  charakteristischen  Ohr- 
spitze,  die  allgemein  bekannt  ist),  und  die  Darwinsche  Spitze  an  dem  hinteren  Rande  des 
Helix,  ungefähr  in  der  Höhe  der  Theilung  der  Gegenleistc  in  ihre  zwei  Schenkel.  Der  Helix 
ist  dabei  noch  nicht  umgeklappt.  Je  weiter  die  Entwickelung  de»  Menschcuohres  fortschreitet, 
desto  mehr  schwinden  diese  Thierähnlichkeiten;  schon  bei  einem  menschlichen  Fötus  des  sechsten 
Monats  wird  die  Scheitelspitze  durch  den  umgebogenen  Rand  unsichtbar  wie  bei  dem  Neu- 
geborenen, dagegen  bleibt  die  Darwinsche  Spitze  noch  erhalten.  Diese  Ohrform  gleicht  dem 
Ohre  des  Ceroopithecus  ruber.  Fällt  die  Darwinsche  Spitze  noch  stärker  auf,  so  erhält  die 
ganze  Ohrmuschel  Aehnlichkcit  mit  deijenigen  eines  Makoken.  Mit  dem  achten  Monate  beginnt; 
die  Weiterenlwickclnng  den  directen  Wog  nach  der  menschlichen  Form  einzuschlagcn.  Das 
Makakusohr,  bei  welchem  der  Helix  nicht  eingerollt,  sondern  nach  hinten  und  oben  ausgedehnt 
und  zugespitzt  ist,  soll  nach  Gradenigo  (Zur  Morphologie  der  Ohrmuschel  bei  gesunden  und 
geisteskranken  Menschen  und  bei  Delinquenten,  1890)  in  0,5  bis  1,5  Proc.  an  normalen  Individuen, 
in  23,5  Proc.  an  Kretins  Vorkommen.  Die  Abnormitäten  der  Ohrmnschel  sind  nach  ihm  gewöhnlich 
bilateral,  zuweilen  auch  bloss  unilateral.  Die  einseitigen  Anomalien  kommen  im  Allgemeinen 
häufiger  an  der  rechten  Seite  vor,  und  zwar  sowohl  bei  Männern  als  auch  bei  Weibern,  mit 
Ausnahme  der  (seltenen)  abstehenden  Ohren,  wolcho  bei  Männern  viel  häufiger  linksseitig  sind. 

Ecke  und  Gegencoke  stellen  die  vordere  bezw.  hintere  Verdickung  des  die  Grundlage  der 
Ohrmuschelform  bildenden  Ohrknorpcls  vor  dem  Eingänge  in  den  äusseren  Gehörgang  dar. 
Hyrtl,  „Lehrbuch  der  Anatomie  des  Menschen“  (15.  Auflage,  1881),  bemerkt:  Die  an  dem 
sogen.  Bocke  oder  der  Ecke  Tragus  (xQtiyos,  Bock)  sprossenden  steifen  Haare  hielt  man,  wenn 
sie  aus  dem  Ohre  wie  Büschel  herausstehen  und  dadurch  an  die  Aures  acntac  der  bocksfüssigen 
Satyri  mahnen,  für  ein  Attribut  geiler  Menschen  und  nannte  sie  deshalb  Bockshaare,  Hirci 
(hircus  = tpayoc),  wodurch  der  Tragus  zu  seinem  sonst  nicht  zu  erklärenden  Namen  gekommen 
sein  mag.  In  der  letzteD,  20.  Auflage  (1889),  heisst  es:  Die  am  Tragus  und  in  der  Incisura 
intcrtragica  sprossenden  steifen  und  (gewöhnlich!)  kurzen  Haare  wachsen  öfters,  besonders  bei 
alten  Leuten,  zu  förmlichen  Büscheln  an,  welche,  wie  es  in  dem  Leiicon  medicum  graeco-latinum 
(1679)  von  Blancardus  (Blankaart)  heisst:  Dcnsam  hiroi  harbulam  exprimunt.  Von  diesem 
Bocksbärte!  erhielt  ohne  Zweifel  der  Tragus  seinen  Namen. 

Langer  äussert  sich  in  folgender  Weise:  Offenbar  um  auf  die  Sinnlichkeit  der  Satyrc 
und  Faune  hinzuweisen,  haben  die  alten  Künstler  diesen  Gestalten  ein  thierisch  verlängertes  und 
zugeschärftes  Ohr  angebildet,  bald  so,  dass  sic  den  freien  Saum  immer  noch  helixartig  uin- 
krempten,  bald  aber  auch  so,  dass  sie  den  Helix  vollständig  aufrollten  und  die  Ohrmnschel  in 

Archiv  for  Anthropologie.  B4.  XXVII.  4(3 


Digitized  by  Google 


.1 


362 


I)r.  Franz  Daffnor, 


eine  scharfe  Spitze  auslnufen  Hessen  uml  damit  die  thieriechc  Bildung  zum  vollen  Ausdrucke 
brachten.  Bemerkenswert!)  aber  ist,  dass  sie  trotzdem  um  den  Gehörgang  herum  das  Ohr  ganz 
in  menschlichen  Formen  bildeten,  sogar  das  Ohrläppchen  bcibchiclten. 

Zwischen  Ecke  und  Gcgenccke,  Ober  dem  Ohrläppchen,  ist  ein  schräg  nach  vorn  und  ab- 
wärts gerichteter  Ausschnitt,  die  bereits  genannte  Incignra  intertragien  oder  der  Zwischenecken- 
einschnitt, gegen  welchen  die  Höhlung  der  Mnschelgrube  rinnenartig  ausläuft.  Die  trichterförmig 
in  den  äusseren  Gehörgang  sich  hincinziebcnde  Muschelhöhle  Concha  wird  nämlich  durch  die 
Wurzel  des  Helix,  den  Leistenscheukel  Crus  belicis  iu  eine  obere  kleinere  (Cymba  conchac)  nnd 
eine  untere  grössere  Abtheilung  oder  Grube  (Cavum  conchae)  geschieden.  Der  mit  Flaumhaaren 
und  Talgdrüsen,  besonders  in  der  Concha  (*oVy>j,  Muschel),  reichlich  ausgestattete  llautübcrzng 
der  Ohrmuschel  hängt  an  der  concaven  Fläche  des  Knorpels  fester  als  an  der  convexen  an  und 
bildet  unter  dem  Zwischenecken einschnitt  einen  mit  fettlosem,  blntgefäss-  und  nervenarmem  Binde- 
gewebe gefüllten  flachen  Beutel,  da*  Ohrläppchen  (Xiobulus  aurieulae),  welches,  wie  die  Ohr- 
zierrathen  der  Wilden  beweisen,  eine  ungeheure  Ausdehnbarkeit  besitzt  nnd  beim  Olirenstechen, 
dem  ersten,  der  weiblichen  Eitelkeit  dargebrachten  Opfer,  weder  erheblich  schmerzt  noch  blutet. 
Dieses  Ohrläppchen  gilt  als  ein  Charakteristicum  (Reservatrecht)  menschlicher  Bildung,  da  es 
sich  nicht  einmal  bei  den  Anthropoiden  linden  soll,  was  jedoch  für  den  Gorilla  bestritten,  d.  h. 
mit  Recht  beansprncht  wird  — ein  zwar  kleines,  aber  hängendes  Läppchen. 

Bei  vielen  Thieren  sind  die  (äusseren)  Ohren,  wie  Darwin  (Der  Ausdruck  der  Gemülhs- 
hewegnngen,  1877)  bemerkt,  äusserst  ausdrucksvoll;  bei  einigen  aber,  wie  beim  Menschen,  den 
höheren  Affen  und  vielen  Wiederkäuern  versagen  sie  in  dieser  Beziehung  ihren  Dienst. 

So  sehr  es  manchmal  den  Anschein  hat,  als  ob  das  Obr  höher  sässe  als  sonst,  so  kommt 
der  änsserc  Gehörgang  doch  nicht  böher  zu  liegen  als  in  die  Linie  des  oberen  Randes  vom 
Nasenflügel.  Eine  naturgemisse  Tieflage  des»  Obre»  findet  sich  heim  Kinde,  doch  insofern  bloss, 
als  der  kindliche  llimschädcl  weitaus  höher  über  das  Ohr  hinanfreicht  als  der  Gesichtsantheil 
des  Kopfes  herabreicht;  während  also  beim  Erwachsenen  der  Gehörgang  nahe  in  der  Mitte  der 
Kopfhöhe  sich  befindet,  Hegt  er  beim  Kinde  constant  darunter.  Diese  normale  Tieflagc  des 
Ohres  ist  sonach  vorübergehend  als  ein  ßildungsstadium  constant  bei  Kindern  vorhanden.  Es 
handelt  sich  dabei  allerdings  nicht  um  das  Lagevcrhällniss  des  Ohres  gegenüber  den  Gesichts- 
thcilen,  sondern  um  die  Sitnirung  in  der  verticalen  Dimension  dos  Kopfes,  gemessen  vom  Scheitel 
bis  zum  Unterkiefer.  Diese  Situinmg  wechselt  thateächlich  mit  dem  Wachsthume.  Ehe  «ich 
nämlich  die  bleibenden  Proportionen  zwischen  dem  Umfange  des  Hirn-  und  Gesichtsschädel* 
ausgebildet  haben,  ist  das  Schädeldach  beträchtlich  über  die  Schädelbasis  ansgeweitet  und  das 
Gesiebt  noch  nicht  seiner  volleu  Länge  nach  ausgewachsen.  In  Folge  dessen  stellt  sich  der 
Abstand  der  Ohröffnung  vom  Scheitel  des  Kopfes  beträchtlich  grösser  dar  als  vom  Unterkiefer- 
rande, und  zwar  tim  so  mehr,  je  jünger  das  Individuum  ist.  Das  Ohr  liegt  daher  beim  Kinde 
tiefer,  dem  Halse  verhältniasmässig  näher  als  beim  Erwachsenen.  Dabei  handelt  es  sich,  wie 
selbstverständlich,  nicht  eigentlich  um  eine  Verschiebung  des  Gehörganges,  dieser  bildet  viel- 
mehr das  Centrum  des  Waclisthumes,  und  da  sich  der  obere  Abschnitt  des  Kopfes,  der  Hirn- 
sehädcl,  weniger  vergrössert  als  der  untere  Abschnitt,  nämlich  das  Gesicht,  verändern  sich  die 
Proportionen  der  beiden  Abstände  des  Obres.  So  kommt  es,  das*  während  der  Gehörgang  des 
Kindes  fast  genau  bis  an  das  untere  Viertel  des  verticalen  Durchmessers  des  Kopfes  angrenzt, 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gesichtsbildung.  363 

er  beim  Erwachsenen  diesen  Durchmesser  mitunter  sogar  in  zwei  fast  gleiche  Theile  theiit. 
Begreiflich,  dass  nach  dem  Kntgange  der  Zähne  und  dem  Schwunde  der  Kiefer  im  Grciscnalter 
sich  annähernd  wieder  die  infantilen  Verhältnisse  einfinden. 

Schöngeformte  Ohrmuscheln  gehören  zu  den  grossen  Seltenheiten.  Langer  (Ueber  Form* 
und  Lageverhältuisse  des  Ohres,  1882)  bemerkt,  dass  das  durchwegs  kleinere  und  meistens  auch 
feiner  modellirte  weibliche  Ohr  bei  Weitem  weniger  variirt  als  das  männliche. 

Was  nun  die  Maassverhältnisse  der  Ohrmuschel  betrifft,  so  habe  ich  (bei  dem  gleichen 
wie  lur  die  Oesichtsmaasse  benutzten  Material)  gefunden: 


Weiblich 

Männlich 

Alter  ; 

Ohrmuschelhöhe 

Ohrmuschelbreite 

Alter 

Obrmuschelhöbe 

Ohrmuschelbreite 

Neugeboren  . | 

3, SO 

2,56 

Neugeboren  . 

8,68 

2,64 

Erwuchsen  . . 

6,06 

8,61 

Erwuchsen . . 

6,68 

4,13 

Die  Linie,  welche  die  Ohrmnscliclhöhe  oder  Ohrmuschellänge  ansdrückt,  wird  senkrecht 
von  oben  (Scheitel  der  Ohrmuschel)  zum  Ende  des  Ohrläppchens,  entsprechend  der  grössten 
Längaaxc  gezogen.  Die  Liuie,  welche  die  Ohrmuschelbreite  ausdrückt,  muss  etwas  schief  sein, 
dünn  sic  ist  von  der  Milte  der  Ansatxstelle  der  Ohrecke  (Tragus)  in  leichter  Richtung  nach  auf- 
wärts zum  äussereu  Rande  der  Ohrmuschel,  der  sogen.  Leiste  (Helix),  zu  ziehen.  Man  misst  am 
besten  mit  einem  feinen,  7 bis  8 mm  breiten  und  10  bis  11cm  langen,  in  Millimeter  eingetheiiten 
hölzernen  Maassstabe,  und  darf  hierbei  die  äussere  Ohrleiste  nicht  fest  angedrilckt,  nur  sauft 
berührt,  werden,  wogegen  ein  leichter  Druck  auf  die  Ecke  nicht  zu  umgehen  ist. 

Hinsichtlich  der  Extreme  ergeben  sich  als  kleinste  Maassc  beim  weiblichen  Neu- 
geborenen (Anzahl  36)  3,2  cm  für  die  Ohrmnschelhöhe  und  2,3  cm  für  die  Ohrmuschelbreite. 
Die  grössten  Maasse  waren  3,9cm  für  die  Ohrmusebelhöhe  und  (dieser  entsprechend)  2,9cm 
für  die  Ohrmuschelbreite.  Kleinste  Maassc  beim  männlichen  Neugeborenen  (Anzahl  36) 
2,9  cm  (worauf  3,2  cm  folgte)  für  die  Ohrmuschelhöhe  und  2,2  em  für  die  Ohrmuschelbreite.  Die 
grössten  Maassc  waren  3,8cm  für  die  Ohrmuschelhöhe  und  2,9cm  für  die  Ohrmuschelbreite. 

Beim  weiblichen  Erwachsenen  (Anzahl  50)  ergaben  sich  als  kleinste  Maassc  5,4cm 
für  die  Obrmuschelhöbe  und  (dieser  entsprechend)  3,1  cm  für  die  Ohrmuschelbreite.  Die  grössten 
Maass«  waren  6,8cm  für  die  Ohrmnschelhöhe  und  4,2cm  Ohrmuschelbreite.  Kleinste  Maasse 
beim  männlichen  Erwachsenen  (Anzahl  33)  5,9 cm  für  die  Ohrmuschelhöhe  und  3,6cm  für 
die  Ohrmuschelbreite.  Dia  grössten  Maasse  waren  7,3cm  (worauf  7,1cm  folgte)  für  die 
Obrmuschelhöbe,  welcher  4,9cm  Ohrmuschelbreite  entsprach;  diese  Breite  kam  noch  einmal  vor 
bei  der  (nächsten)  Ohrmuschelhöhe  von  7,1cm;  als  grösste  Breite  fand  sich  einmal  5 cm  Ohr- 
muschelbreite bei  7,0ciu  Ohrumschelhölie;  nun  folgte  in  der  Breite  4,5  cm  bei  nur  6,2  ein  Höhe. 

Bei  den  weiblichen  Erwachsenen  fand  sich  viermal  das  Ohrläppchen  beiderseits 
angewaebsen,  einmal  nur  das  rechte,  während  das  linke  frei  war;  hier  war  zugleich  die  linke 
Ohrmuschelhöhe  etwa«  geringer  (5,3  cm  gegen  5,6  cm  rechts  bei  gleicher  Breite  von  3,1  cm).  Ein 
zweites  Mal  fiel  mir  die  Ungleichheit  der  Ohrmuscheln  auf  — ich  messe  für  gewöhnlich 
stets  die  rechte  — und  da  bekam  ich:  rechte  Ohrmnschelhöhe  6,4  em  und  linke  6,0  cm  bei  ent- 
sprechender Breite  von  3,4  cm  und  3,2  cm. 

46» 


Digitized  by  Google 


364  Pr.  Franz  Paffner,  AnthropoL  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  Oesichtsbildung. 

Bei  den  männlichen  Erwachsenen  war  fünfmal  da«  Ohrläppchen  beiderseits  an- 
gewachsen; einmal  ganz  ausgesprochenes  Makakcnohr  rechts,  viel  weniger  links,  breite,  stark 
abgeplattete  Ohrmuschel  im  oberen  Drittel,  nach  hinten  zu  einer  Spitze  sieh  ausschweifend;  ein- 
mal kleines  Spitzohr  rechts,  mit  dem  Knötchen  aussen,  linke  Ohrmuschel  normal. 

Ganz  auffallend  übereinstimmend  finde  ich  bei  beiden  Geschlechtern  im  erwachsenen  Zu- 
stande das  Verhältnis«  der  Ohrmuschelhöbe  zur  Nasenlänge,  nämlich  1,07  cm  zu  Gunsten  der 
Ohrmuschelhöhe  (sonach  relativ  mehr  beim  Weibe),  und  nahezu  ebenso  übereinstimmend  gestaltet 
sich  das  gegenseitige  Verhalten  beim  Neugeborenen,  nämlich  beim  weiblichen  1,47  ein  und  beim 
männlichen  1,43  cm  zu  Gunsten  der  Ohrmuschelhöhe.  Noch  ist  ganz  auffallend  übereinstimmend 
bei  beiden  Geschlechtern  das  Verhältnis«  der  absoluten  Ohrmuschelhöhe  zur  Ohnnuschelbrcitc, 
nämlich  bei  den  Neugeborenen  beträgt  die  Differenz  zu  Gunsten  der  Höhe  0,94  cm  und  bei  den 
Erwachsenen  2,45cm.  Als  relatives  Verhältniss  der  Ohrmuschclhöhe  znr  Ohrmnschelbreite, 
oder  als  Ohrmuschclindex,  ergiebt  sich  nach  den  angegebenen  Maaasen  beim  Neugeborenen 
für  das  weibliche  Ohr  73,14cra  und  für  das  männliche  73,74cm;  beim  Erwachsenen  für 
das  weibliche  Ohr  59,57cm  und  für  das  männliche  62,76om.  Es  tritt  sonaoh  auch  hier 
zum  Vorschein,  dass  die,  wenn  auch  nur  minimal,  schon  beim  männlichen  Neugeborenen  aus- 
gesprochene grössere  Ohrrauschelb reite  im  Verhältniss  zur  Ohrmusclielbühe  sich  auch  im  weiteren 
Wachsthume  erhält,  daher  die  weibliche  Ohrmuschel  sich  etwas  mehr  der  kindlichen  nähert  und 
als  etwas  schmäler  (schlanker)  wie  die  männliche  bezeichnet  werden  muss.  Bei  dem  bereits  er- 
wähnten mikroceptialen  Mädchen  betrug  die  OhrmuscheUiöbe  5,2  ciu  und  die  Ohrmuschelbreite 
3,8cm,  somit  Ohrmuschclindex  73,08 cm,  was  also  trotz  der  durch  das  Wachsthum  bewirkten 
absoluten  Grössenzunahme  dem  relativen  Verhältniss  oder  Index  der  Ohrmuschel  des  weib- 
lichen Neugeborenen  entspricht;  Ohrläppchen  frei. 

Ilyrtl  meint,  ein  Darwinianer  könnte  die  Ohrmuschel  nur  für  ein  verwendnngslos  gewor- 
denes, aber  durch  Vererbung  sich  erhaltendes  Gebilde  ansehen.  Dieser  Meinung  llyrtl’s,  der 
hier  offenbar  auf  eine  Aeuaserung  Darwin’s  Bezug  nimmt,  kann  ich  nicht  beipflichten.  Darwin 
äussert  sieh  sehr  vorsichtig:  Die  ganze  äussere  Ohrmuschel  könnte  man  als  Rudiment  betrachten, 
zusammen  mit  den  verschiedenen  Falten  und  Vorsprüngen  (Helix  und  Antihelix,  Tragus  und 
Autitragus  u.  s.  w.),  welche  bei  den  niederen  Thieren  das  Ohr  kräftigen  und  stutzen,  wenn  cs 
aulgerichtet  ist,  ohne  sein  Gewicht  sehr  zu  vermehren.  Meines  Erachtens  dient  die  Ohrmuschel 
als  Schutz-  und  Schallverstärkungsorgan. 

Ich  schliesse  diese  Arbeit  mit  den  Worten  Hoii’s:  Die  Schönheit  und  Hässlichkeit  der 
Gesichter  sind  in  erster  Linie  durch  die  Form  ihrer  Skelette  bedingt.  Mögen  immerhin  die 
Weiehlheile  beitragen,  unedle,  in  der  Bildung  des  Skelettes  ruhende  Gesichtszügc  zu  ver- 
schönern, so  ist  doch  diese  Schönheit  des  Gesichtes  nur  eine  temporäre,  denn  mit  der  Ver- 
änderung der  Weichtheile  in  Folge  von  Krankheiten,  oder  nenn  die  Jahre  nach  und  nach 
wieder  nehmen,  was  sie  nach  und  nach  gegeben,  kommt  die  durcli  den  Skelctbau  vorgesohriebene 
Gesichlsbildung  immer  mehr  zum  Ausdruck;  ein  durch  das  Ebenniaass  des  Gcsichlsskeleltea 
bedingtes  schönes  Gesicht  wird  seine  Schönheit  immer  zur  Geltung  bringen,  sic  immer  bewahren 
auch  wenn  auf  dasselbe  die  Würde  des  Alters  sich  senkt. 


Digitized  by  Google 


XV. 

Studien  über  den  prähistorischen  Menschen 
und  sein  Verhältnis  zu  der  jetzigen  Bevölkerung  Westeuropas. 

Von 

N.  C.  Macnamara, 

Vioe- P r&ttident  de»  Royal  College  of  Surgeona  von  England. 

(Mit  Tafel  XXI  bis  XXIII,  enUnüteod  33  Abbildungen.) 


Bekanntlich  ist  das  Stirnbein,  welches  die  Wölbung  des  vordoren  Theiles  dos  Schädels 
bildet,  in  der  Jugend  beim  Menschen  und  Affen  durch  eine  Naht  gelheilt.  So  lange  diese 
Wachsthumslinie,  zusammen  mit  der  Kmnznaht  und  den  anderen  Nähten,  durch  welche  das 
Stirnbein  von  den  umgebenden  Knochen  getrennt  ist,  offen  bleibt,  so  lange  kann  sich  der 
vordere  Theil  des  Schädels  und  mit  ihm  die  vorderen  Schädelgruben,  die  er  umschliesst,  ans- 
dehnen. Aber  wenn  die  Stirnnaht  und  die  anderen  vorderen  Nähte  des  Schädels  früh  im  Leben 
sich  schliessen,  dann  kann  der  vordere  Theil  des  Schädels  an  Capacität  nicht  über  das  im 
Kindesalter  erreichte  Maas»  hinaus  zunehmen.  Prof.  Deniker')  hat  in  seiuem  Werke  Ober  die 
Embryologie  und  Entwickelung  der  anthropoiden  Affen  gezeigt,  dass  in  Folge  des  frühzeitigen 
Schliessens  der  vorderen  Nähte  des  Schädels  dieser  Thiere  der  vordere  Theil  ihres  Gehirns 
nicht  über  die  Grösse  hinaus  wächst,  die  er  schon  aiu  Ende  des  ersten  Lebensjahres  erreicht 
hatte ; beim  Menschen  dagegen  schliessen  sich  diese  Nähte  erst  in  einer  viel  späteren  Periode, 
so  dass  die  vorderen  Hirnlappen  im  Stande  sind,  sich  auszudehnen,  und  in  der  That  sich  voll- 
kommener entwickeln  als  die  entsprechenden  lappen  bei  den  anthropoiden  Affen. 

In  Folge  der  bei  diesen  Affen  beträchtlichen  Grösse  der  Stirnhöhlen  und  weil  die  Dächer 
ihrer  Augenhöhlen  schräger  in  den  llohlraum  des  Schädels  hereinragen,  beeinflussen  und  ver- 
ringern die  vorderen  und  hinteren  Wände  der  vorderen  Schädelgruben  die  Capacität  dieses 
Raumes  und  daher  auch  die  der  vorderen  Hirnlappen,  welche  in  diesen  Gruben  enthalten  sind1). 
Virchow  constatirt:  „Von  allen  Theilen  des  AfTenkopfe»  wächst  das  Gehirn  am  wenigsten*, 
sogar:  „Der  grösste  Affe  behält  sein  Baby-Gehirn“. 

Obwohl  wir  nicht  genügende  Daten  bositzen,  um  die  absolute  Lebensdauer  der  anthropoiden 
Affen  fcstslellen  zu  können,  zweifle  ich  doch,  ob  sic  in  der  Itegcl  das  Alter  erreichen,  in  welchem 
der  Mensch  za  seinem  vollen  Wachstham  gelangt.  Sicher  ist  es,  dass  die  grössten  Affen  zu 
einer  Zeit  schon  vollkommen  entwickelt  sind,  in  weicher  der  Mensch  noch  in  seiner  Jugend 
steht,  und  dass  das  Atfengchirn  schon  vor  der  Periode  des  Zahnwechsels  seino  vollkommene 
Ausbildung  erreicht  bat,  während  das  Gehirn  des  Menschen  daun  erst  den  ersten  Schritt  zur 
Vollkommenheit  macht;  Menschen  von  gleicher  Grösse  wie  diese  Affen  haben  eine  viermal  so 
grosse  Gcbirnoberflächc  ’). 


Digitized  by  Google 


366 


N.  C.  Macnamara, 


Was  auch  für  andere  Functionen  die  vorderen  Lampen  des  Gehirns  nocli  ansüben  mögen, 
die  spccifisclie  Structur  ihrer  nervösen  Rindenelemente  beherrscht  in  Verbindung  mit  denen  der 
anderen  Gehirnlappen  unser  associalives  Gedächtnis»  und  unsere  höheren  geistigen  Fähigkeiten. 
Das  Studium  der  Sammlung  von  Präparaten  der  Aifengehirne  im  Museum  des  Royal  College  of 
Surgcons  of  England  führt  uns  zu  einem  ähnlichen  Schluss  wie  die  Professoren  March  and, 
Edingcr  und  Dr.  J.  Cunningham,  nämlich  dass  die  Windungen  (Gyri)  des  Gehirns  beim 
Menschen  und  bei  den  anthropoiden  Alfen  in  grosser  Ausdehnung  in  Beziehung  auf  ihre  anato- 
mischen Merkmale  ähnlich  sind  mit  der  bemerkenswerthen  Ausnahme  jener  Windungen,  welche 
in  die  Bildung  der  Stirnlappon  und  der  Insula  Rcilii  eintreten.  Die  oberen  und  mittleren  Gyri 
der  Stimlappen  sind  bei  den  anthropoiden  Affen  immer  kürzer  als  bei  einem  menschlichen 
Durchschnittsgehirn,  und  was  von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Gehirne  der  anthropoiden 
Allen  ist:  die  unteren  Stimwindungcn  und  die  Insel  sind  nur  in  rudimentärem  Zustand  der 

Entwickelung  vorhanden.  Diese  Unvollständigkeit  ist  sehr  ausgesprochen  in  Beziehung  aui 
die  Flächenentwickelung  der  linken  unteren  Stirnwindung,  welche  die  Nervcnelemcnlo  ent- 
hält, die  unsere  Fähigkeit  zur  articulirten  Sprache  beherrschen.  Es  ist  daher  wahrscheinlich, 
dass  der  rudimentäre  Zustand  dieses  Gyrus  bei  den  Aden  der  anatomische  Ausdruck  der  In- 
feriorität der  Intelligenz  dieser  Thiero  im  Vergleich  mit  dem  Menschen  ist;  unsere  intelloc- 
tuellc  Entwickelung  hängt  in  der  Hauptsache  davon  ab,  dass  wir  die  Fähigkeit  der  Sprache 
besitzen 4). 

Es  mag  sein,  dass,  weil  die  anthropoiden  Affen,  wenn  überhaupt,  nur  eine  rudimentär 
specialisirte  Fläche  der  nervösen  Rinde  haben,  welche  den  zur  Erzeugung  der  articulirten 
Sprache  nolhwendigcn  Apparat  reguliren,  die  anderen  Theile  ihrer  vorderen  Lappen  in  einem 
verhältnisstnässig  unentwickelten  Zustand  geblieben  sind,  während  beim  Menschen,  da  der  linke 
untere  Frontallappen  seines  Gehirns  hoch  specialisirt  wurde  und  mit  ihm  die  Fähigkeit  zur 
Sprache,  auch  die  anderen  Windungen  seiner  vorderen  Lappen,  welche  seine  geistigen  Fähig- 
keiten beherrschen,  zu  vermehrter  Thätigkcit  angospornt  wurden;  so  hat  sich  die  charakte- 
ristische Ausdehnung  des  Vorhirns  bei  allen  hoher  oiviiisirten  Rassen  der  menschlichen  Familie 
entwickelt. 

Unsere  Thesis  ist,  dass  die  Factoren,  welche  das  Waclisthum  des  Schädel»  beherrschen, 
sich  von  denen  unterscheiden , weiche  das  Gehirn  entwickeln,  und  dass  die  unvollkommene 
Entwickelung  der  Frontallappen  bei  den  anthropoideu  Affen  zum  grossen  Theile  von  der  früh- 
zeitigen Verknöcherung  jenes  Schädeltheiles  kommt,  welcher  das  Vorhim  einschliesst,  und  von 
der  auffälligen  Convexität  der  Orbitalplatten  des  Stirnbeines.  Wie  detu  auch  sein  mag,  der 
Besitz  völlig  entwickelter  vorderer  Stirnlappon,  besonders  des  linken  unteren  Gyrus,  ist  das 
deutliche  Merkmal  des  Centralnervensystems  aller  jener  Familien  der  Menschheit,  welche  gut 
entwickelte  geistige  Fälligkeiten  besitzen.  Andererseits,  wenn  wir  den  Schädel  eines  Engländers 
(mit  einer  Schädeluapacitäl  von  157&)  mit  dem  eines  Eingeborenen  von  Nordaustralien  (mit 
einer  Schädelcapacität  von  1160)  vergleichen,  sehen  w ir,  was  für  ein  grosser  Unterschied  in  der 
Entwickelung  ihrer  Frontalregionen  besteht,  sowie  in  der  Natur  ihrer  Scliüdelnälile •). 

Wir  werden  an  den  in  unserem  Museum  vorhandenen  Präparaten  sehen,  dass  die  Bewohner 
von  Westeuropa  in  der  späten  Tertiär-  und  frühen  Quaternärperiode,  was  die  Knochenbildung 
und  besonders  die  Form  der  Stirnregion  ihrer  Schädel  betrifft , in  höherem  Grade  der  Form 


Digitized  by  Google 


Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  etc.  367 

des  Schimpanse  ähnlich  waren,  als  das  bei  den  jetzt  Europa  bewohnenden  Menschenrassen®)  der 
Fall  ist. 

Seit  der  Zeit  von  Hunter  und  Lawrence  wurde  in  England  ein  bedeutender  Fortschritt 
in  den  Wissenschaften  der  Geologie  und  Anthropologie  gemacht.  Trotzdem  sind  wir  bei 
unserem  Forschen  nach  der  Erkenntnis«  der  Abstammung  und  Entwickelung  des  prähistorischen 
Menschen  in  Westeuropa  noch  beschränkt  durch  die  geringe  Menge  seiner  Reste.  Schwerlich 
hätte  es  anders  sein  können , wenn  wir  die  vergängliche  Matur  des  menschlichen  Skelets 
erwägen  und  die  ungeheure  Länge  der  Zeit  sowie  die  grossen  geologischen  Veränderungen, 
welche  stallgefunden  haben , seit  der  Mensch  in  unserem  Theilc  der  Welt  erschien.  Aber  wir 
besitzen  ergänzende  Zeugnisse  bezäglich  der  prähistorischen  Bewohner  dieses  Theiles  von 
Europa,  denn  sie  haben  uns  einige  ihrer  unvergänglichen  Handarbeiten  znrDckgelassen , in  Ge- 
stalt von  Werkzeugen  aus  Feuerstein  und  anderen  Steinarten,  welche  während  des  verflossenen 
Jahrhunderts  in  Beziehung  zu  den  geologischen  Schichten,  in  welchen  man  sie  entdeckt  hat, 
sorgsam  studirt  wurden.  Nach  der  Form  und  Bearbeitung  dieser  Stcinwcrkzcugc  sind  wir  nnn 
im  Stande,  sie  zu  claasiflciren  und  sie  den  verschiedenen  Perioden  zuzuweisen,  in  welchen  sie 
von  den  früheren  Bewohnern  unseres  Erdtheiles  verfertigt  wurden. 

Bis  in  die  jüngsten  Zeiten  glaubte  man,  dass  vor  der  quaternären  geologischen  Epoche 
kein  menschliches  Wesen  anf  der  Erde  existirte.  Aber  im  Jahre  1867  stellte  Abbö  Bourgeois 
eine  Sammlung  von  behauenen  Feuersteinwaflen  aus,  welche  er  in  einer  früher  ungestörten 
Tertiärformation  entdeckt  hatte,  aber  nicht  vor  dem  Jahre  1872  wurde  zugestanden,  dass  diese 
Instrumente  vom  Menschen  oder  irgend  einem  animalen  Lebewesen  vor  dem  Beginn  der  qua- 
ternären Periode  hergcstelit  worden  seien. 

Im  Jahre  1894  fand  Dr.  Eugene  Dubois  den  oberen  Theil  eines  menschlichen  Schädel- 
daches (Calvaria)  in  nächster  Nähe  bei  einem  Oberschenkelbein  und  zwei  Backenzähuen  in  einer 
genau  bestimmten  tertiären  geologischen  Formation  auf  der  Insel  Java.  Dr.  Dubois  war  von 
der  niederländischen  Regierung  angcstcllt,  um  die  fossilienhaltigen  Schichten  auf  Java  zu  prüfen 
und  über  sie  zu  berichten,  und  während  er  mit  diesem  Werke  beschäftigt  war,  entdeckte  er 
eingebettet  in  einer  harten  Masse  tertiären  Tuffs  die  eben  erwähnten  Knochen.  Kr  brachte 
diese  Fossilien  nach  Europa  und  überliess  sie  zur  Prüfung  den  führenden  Anatomen  Englands 
und  anderer  Länder.  Sie  stimmten  in  der  Meinung  überein,  dass  der  Femur  ein  menschlicher 
Knochen  sei,  der  einem  Menschen  von  sehr  niederem  Typus  angehöro  und  beweise,  „dass  wäh- 
rend er  seinen  Besitzer  zur  zweibeinigen  Fortbewegung  befähigte,  er  doch  Spuren  der  Anpas- 
sung an  .ein  Baumleben  trage“7). 

Bezüglich  des  Schädeldaches  bestand  eine  Meinungsverschiedenheit.  Es  wurde  berechnet, 
dass  der  Inhalt  des  Schädels  850  ccm  nicht  überschritt.  Der  Schädelinhalt  des  grössten  anthro- 
poiden Allen  ist  600  ccm.  Ehe  der  Javascliädel  gefunden  war,  hatten  die  frühesten  mensch- 
lichen Schädel,  von  denen  inan  wusste,  einen  Schädelinhalt  von  ungefähr  1220  ccm.  Nach  einer 
erschöpfenden  Analyse  der  anatomischen  Merkmale  der  javanischen  calvaria,  verglichen  mit  den 
Schädeln  von  Mensch  und  Affen,  kam  Prof.  Schwalbe  in  8trassburg  zu  dem  Schluss,  dem  ich 
völlig  beistimme,  das»  der  Javaschädel,  wenn  man  sowohl  Form  als  Capacität  in  Betracht  zieht, 
„auf  der  Grenzlinie  steht  zwischen  Mensch  und  anthropoidem  Affen“;  er  i»t.  den  Schädeln  der 
Neanderthaler  Men»ehengriip|>e  näher  verwandt  als  den  Schädeln  des  höheren  Affen;  aber  an 


Digitized  by  Google 


368 


N.  C.  Mucnamara, 


anatomischen  Merkmalen  steht  er  dem  Schädel  des  Schimpanse  näher  als  dem  Durchschnitts- 
schädel  des  erwachsenen  Europäers  unserer  Tage.  Dr.  Dubois  hat  jedoch  nach  einer  Prüfung 
der  Eindrücke  der  Gehirnwindungen  im  Inneren  des  javanischen  Schädels  gezeigt,  dass  die 
unteren  Windungen  der  Stirnlappen  wohl  angegeben  sind  und  an  Form  denen  des  Menschen 
nahekommen;  und  obwohl  die  Oberfläche  dieser  Gehirnwindung  beim  Javascliädel  kleiner  ist 
als  die  Hälfte  der  Dimensionen  bei  Europäern  der  Gegenwart,  so  beträgt  sie  doch  doppelt  so 
viet  als  bei  dem  grössten  bekannten  anthropoiden  Aden.  Diese  Thatsache  macht  glauben,  dass 
der  tertiäre  Javamensch  in  geringem  Grade  die  Fähigkeit  zu  sprechen  bcsass  und  dass  seine 
geistige  Capacität  höher  war  als  bei  irgend  einem  authropoiden  Affen,  den  wir  bis  jetzt 
kennen*).  Der  postorbitale  Index,  resp.  die  Einschnürung,  der  Java  - Calvaria  ist  19,3,  ver- 
glichen mit  dom  Durchschnittsindcx  der  lebenden  Europäer  von  12.  In  dieser  Hinsicht  kommt 
der  Javaschädel  der  Neanderthalgruppc  näher  als  den  anthropoiden  Affen;  er  besitzt  auch  An- 
zeichen vom  Bestehen  des  charakteristisch  menschlichen  Zuges  der  Stirnhöcker.  Bei  Verwendung 
der  Schädel,  welche  wir  für  die  verlässigsten  Zeugnisse  menschlicher  Kassen  halten,  ordnen  wir 
sie  unter  drei  Hauptrubriken,  je  nach  den  Maassen  ihrer  Schädelindices.  Mit  anderen  Worten, 
das  Maass  der  grössten  Schädelbrcitc  in  Procenten  der  grössten  Länge  ausgedrückt,  derCranial- 
Index,  ist  unser  Führer,  um  zu  ermessen,  zu  welcher  Rasse  ein  Individuum  vom  craniologischeu 
Standpunkte  aus  gehört.  Wenn  der  Cranial-Index  über  80  steigt,  daun  nennt  mau  den  Kopf 
braehycephal,  Breitkopf;  wenn  er  unter  75  Proc.  sinkt,  wird  die  Bezeichnung  dolichocephal  oder 
Langkopf  angenommen.  Indices  zwischen  75  und  80  werden  als  mesocephal  bezeichnet,  Mittel- 
köpfe. Die  Länge  des  Schädels  wird  zu  100  angenommen  und  die  Weite  wird  als  Bruchtheil 
derselben  angegeben  und  ist  beim  lebenden  Subject  als  Kopfindex,  beim  macerirton  Schädel  als 
Schädclindex  bekannt.  Zum  Beispiel,  wenn  die  grösste  Breite  eines  Schädels  152  mm  beträgt 
und  die  Länge  190  mm,  so  multipliciren  wir  die  Breite  152  mit  100  und  theilen  das  Product 
durch  die  Länge  190,  was  uns  den  Cvpbal-Index  80  ergiebt. 

Wir  haben  im  Museum  des  Royal  College  of  Surgeons  of  England  Abgüsse  von  zwei 
Cranien  und  anderen  Knochen,  welche  Theile  von  menschlichen  Skeletten  bilden,  welche  auf 
einer  Kuppe  aus  Kalkfelsen  über  dem  Fluss  Orneau  im  Gebiete  der  Gemeinde  Spy  (Belgien) 
gefunden  wurden.  Diese  Reste  wurden  mit  grosser  Sorgfalt  ausgegraben,  und  es  besteht  jeder 
Grund,  zu  glauben,  dass  sie  da,  wo  sie  entdeckt  wurden,  auch  ursprünglich  hingelegt  waren,  da 
sie  von  vier  genau  bestimmten  Lagen  von  Trümmergestein  und  Lehm  bedeckt  waren,  in  denen 
die  Knochen  von  Rhinocero»  und  Mamiuulh  sowie  Feuerstein waffen  der  Monstierepoche  gefunden 
worden  9). 

Einer  dieser  Schädel  trägt  Merkmale,  welche  denen  höherer  Affen  ähnlich  sind,  aber  dem 
Javaschädel  noch  näher  kommen,  da  sie  den  niederen  Typus  eines  menschlichen  Wesens  an- 
zeigen,  von  dem  dieser  Schädel  einen  Thcil  bildete.  Seine  Form  wie  die  der  anderen  mensch- 
lichen Bewohner  Europas,  die  bis  jetzt  an  der  frühen  geologischen  Schicht  der  vorglaoialen 
und  interglacialen  Periode  entdeckt  wurden,  ist  vom  langen  oder  dolichocephalen  Typus,  seine 
Nähte  sind  einfach  und  meistens  verschlossen. 

Wir  haben  auch  einen  Abguss  vom  Neanderthalcr  Schädel  untersucht,  der  unserem 
Museum  von  Prof.  Iluxley  geschenkt  wurde,  einem  unserer  begabtesten  und  ernstesten 
Arbeiter  in  der  anthropologischen  Wissenschaft.  Dieser  Schädel  mit  anderen  Theilen  eine» 


Digitized  by  Google 


Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  etc.  369 

paläolithisohw  menschlichen  Skelets  wurde  in  einer  Kaiksteinhökle  bei  Düsseldorf  ge- 
funden >*). 

Die  Höhle  befand  sich  in  einer  Höhe  von  einigen  60  Fuss  über  dem  jetzigen  Heit  des 
Flusses  Dössel  und  ihr  Boden  war  bis  5 Fuss  hoch  von  Ablagerungen  de»  Flusses  bedeckt, 
unter  welchen  diese  menschlichen  Reste  entdeckt  wurden.  Der  Stirnwinkel  des  Neandcrthal- 
und  Spyschädels  ist  64*,  der  den*  Javascliädels  ist  50*,  während  die  erwachsenen  männlichen 
Europäer  der  bestehenden  Rassen  einen  Stirn  winket  von  ungefähr  00*  haben;  in  dieser  Schüdel- 
grnppo  sind  die  Andeutungen  von  Stirnhöckern , obwohl  immer  noch  gering,  vielleicht  doch 
deutlicher,  als  es  beim  Javaschädcl  der  Fall  ist.  Der  Schädelinhalt  bei  der  Neandertlialgrupiie 
menschlicher  Wesen  betrügt  1220  ccm,  beim  Javaschäde!  850  ccm,  während  Europäer  der  Gegen- 
wart einen  durchschnittlichen  Schädelinhalt  von  1540  ccm  zu  1600  ccm  haben. 

Wir  haben  in  unserer  Sammlung  auch  einen  Schädel  vom  charakteristischen  frühen  pnläo- 
lithischen  Typus,  der  dem  College  von  einem  unserer  früheren  Präsidenten  geschenkt  wurde, 
dessen  Gedächtnis»  von  Allen  werth  gehalten  wird  die  ihn  kannten,  von  Prof.  George  Husk; 
der  Schädel  wurde  in  einer  Breccicnschicht  gefunden  unter  der  Nordfront  de»  Felsen»  von 
Gibraltar.  Wir  haben  auch  einen  Abguss  einer  Calvaria  von  einem  Schädel  dieser  Rasse, 
gefunden  in  der  Grafschaft  Sligo.  Ein  anderer  Schädel  de»  gleichen  Typu»  wurde  in  Bury 
St  Edmund»  entdeckt,  mit  den  Resten  ausge»torbcner  Thiere  und  Feuersteinwaffen  von  dem 
MouÄtiertypu»  *'). 

Die  vordere  Fläche  de»  Unterkiefer»  »pringt  bei  den  heutigen  europäischen  Rassen  vor, 
um  da»  Kinn  zu  bilden.  Bei  Affen  ist  das  Gegenlhcil  der  Fall,  denn  die  vordere  Fläche  tritt 
zurück.  Die  Malarnaud-  und  Nauletto-Unterkicfcr,  von  denen  wir  Abgüsse  besitzen,  sind  augen- 
scheinlich von  menschlichen  Wesen.  Sie  wurden  in  geologischen  Formationen  gefunden  (weiche 
auch  Knochen  ausgestorbener  Thiergattungen  und  paläolithische  Feuersteinwaffen  enthielten). 
Diese  Knochen  zeigen  deutlich  einen  affenähnlichen  Charakter,  da  sie  zurücktretende  vordere 
Flächen  haben  und  da  die  Alveolen  alter  Backenzähne  von  gleicher  Grösse  sind.  Die  Bein- 
knochen dieser  prä-  oder  intcrglacialen  Bewohner  Europa»  sind  von  affenähnlicher  Form  und 
beweisen  zusammen  mit  den  Armknochen,  dass  sic  eine  kurze,  kräftige  Rasse  von  Wesen  waren, 
deren  durchschnittliche  Statur  nicht  über  5 Fuss  kam.  Sie  sind  bekannt  al«  die  Neandertlialer 
Menschengruppe.  Die  Seitenansicht  dieser  Schädel  und  die  Ansicht  von  oben  von  vier  Indivi- 
duen dieser  Gruppe  sind  in  unserer  Tafel  abgebildet. 

Es  muss  festgehalten  werden,  da»»  bi»  jetzt  keine  menschlichen  Reste,  „bona  fidc“  der 
frühen  paläolilhi»chen  Periode  angohörend,  in  Westeuropa  entdeckt  worden  sind,  die  nicht  vom 
selben  Typus  wie  die  oben  beschrielwnen  gewesen  wären. 

Al»  die  Gletscher,  die  sich  Uber  den  grössten  Theil  von  Europa  erstreckt  hatten,  nach 
Norden  znrückwichen,  zog  das  Ronnthier  mit  ihnen  aus  unserem  Theile  des  Continent*.  Diese 
Thiere,  die  leicht  vom  Menschen  gefangen  werden  konnten,  hatten  in  grossen  Ileerden  über 
die  ganze  Gegend  gestreift,  und  hatten  wahrscheinlich  die  menschlichen  Bewohner,  die  in  dieser 
Periode  in  Westeuropa  lehten,  reichlich  mit  Nahrung  versehen.  Da»  Klima  unseres  Welttheiles 
wurde  am  Ende  der  Eiszeit  so,  wie  wir  es  jetzt  empfinden.  Britannien  war  von  Frankreich 
durch  das  Meer  getrennt  und  herrliche  Ströme  mit  zahllosen  Fischen  füllten  die  Thäler  unseres 

ArrHiv  ftlr  Anlhrtrpoloffjo.  Bd.  XXVII. 


Digitized  by  Google 


370 


N.  C.  Macnamara, 


Landen;  Rothwild,  wilde  Pferde  und  verschiedene  andere  schnellfüssige  Thiere  wimmelten  in 
den  prächtigen  Wäldern,  die  das  Land  bedeckten.  Aber  diese  Thiere  und  die  Fische  unserer 
Seen  und  Flösse  Hessen  sich  nicht  leicht  fangen,  und  die  menschlichen  Bewohner  Westeuropas  waren 
geswungen , ihre  geistigen  Fähigkeiten  aniustrengen,  in  einem  bis  dahin  nicht  nolhwendigen 
Maasse,  um  sich  mit  Nahrung  und  Thierhänten  zur  Bekleidung  zu  versehen.  Der  Mensch  war 
im  Stande,  die  Schwierigkeiten,  denen  er  gegonüberstand,  zu  flberwinden,  da  er  eine  angeborene 
Fähigkeit  besass,  durch  welche,  wie  schon  erklärt,  sein  Gehirn  sich  entwickeln  und  so  den 
gesteigerten  Anforderungen  begegnen  konnte,  die  im  Kampf  ums  Dasein  an  dasselbe  gestellt 
wurden.  Dass  dies  der  Fall  war,  scliliesson  wir  aus  der  Entdeckung  von  menschlichen  Schädeln 
in  geologischen  Formationen  der  postglacialen  Periode,  welche  meiner  Meinung  nach  in  der 
Form  einen  stufenweisen  Ueborgang  zeigen  von  den  nflenähnlichen  Merkmalen  der  früheren 
Periode  zu  einer  höheren  Norm  und  sicherlich  zu  einer  grösseren  Entwickelung  der  Stirnregion. 
Mit  dieser  Verbesserung  in  der  Form  des  menschlichen  Schädels  werden  die  Werkzeuge  aus 
Feuerstein,  Knochen  und  Horn,  die  von  den  postglacialen  Bewohnern  von  Westeuropa  gemacht 
wurden,  viel  vollendeter  als  jene  der  früheren  Zeit  nnd  beweisen  den  Besitz  der  intellectuellen 
Kraft  bei  denen,  welche  sie  machten. 

Der  Engisschädel,  von  dem  wir  einen  Abguss  haben,  unserem  College  von  Sir  Charles 
Lyell  geschenkt,  ist  ein  wohlbekanntes  Beispiel  eines  menschlichen  Schädels  aus  der  frühen 
neolilhisclien  '*)  oder  postglacialen  Epoche. 

Huxley  bemerkt  in  seiner  Beschreibung  dieses  Schädels,  „er  führt  uns  zum  wenigsten 
auf  die  andere  Seite  der  biologischen  Grenze,  welche  die  gegenwärtige  geologische  Epoche  von 
der,  die  ihr  vorausging,  trennt“,  nämlich  von  der  glacialcn  Epoche  '*). 

Der  Borrisschädel  gehört  wahrscheinlich  auch  zu  dieser  Periode,  da  seine  Merkmale  dem 
TUburyschädel  ähnlich  sind,  der  von  Sir  Bichard  O wen  beschrieben  ist,  von  dem  wir  auch 
einen  Abguss  in  unserem  Museum  haben.  Zu  dieser  Liste  der  postglacialen  oder  möglicher 
Weise  der  späteren  glacialen  Periode  können  wir  die  Egisheitn-Calvaria  fügen  resp.  so  viel,  als 
von  ihr  erhalten  ist.  Dieses  Specimen,  von  dem  wir  einen  Abgnss  haben,  wurde  in  einem  hohen 
Flussbett  nahe  bei  Colmar  entdeckt  mit  den  Knochen  von  ausgestorbenen  Thieron  und  mit 
Feuersteinwaffen  vom  Mousticrlypns.  Diese  und  manche  andere  Schädel,  welche  in  geologischen 
Formationen  der  erwähnten  Zeit  gefunden  wurden,  sind  alle  vom  gleichen  Typus  und  lassen 
uns  glauben,  dass  die  Bewohner  Europas  in  der  früheren  neolithisohen  Periode  nur  aus  einer 
Rasse  bestanden,  den  Nachkommen  jener  menschlichen  Wesen,  welche  unseren  Thcil  der  Erde 
während  der  vorhergehenden  oder  paiäolithischen  Periode  bewohnten.  Sic  hatten  lange  dolicho- 
oephale  Schädel  mit  gering  vorspringenden  Supraorbital  - Bogen , gut  gebildete  Nasen  und,  ver- 
glichen mit  den  viel  älteien  Java-,  Spy-  und  Neandorthalschädeln,  eine  gut  entwickelte  Slirn- 
rogion.  Ihre  Unterkiefer  und  die  Knochen  ilircr  Beine  hatten  weniger  alfenähnlichen  Charakter 
als  jene 'ihrer  alten  Vorfahren;  sie  waren  eine  kleine  Rasse  von  Wesen.  Wir  finden  keine 
Metallwaflen  oder  Werkzeuge  bei  ihren  Resten  nnd  wir  sohliesscn  daher,  dass  sic  weder  den 
Gebrauch  von  Bronze  noch  von  Eisen  kannten,  noch  scheinen  sic  Iiausthierc  besessen  oder 
irgend  eine  Kcnntniss  des  Feldbaues  gehabt  zu  haben. 

Diese  Rasse  der  primitiven  Bewohner  von  Westeuropa  werden  am  besten  als  Meditcrranicr 
oder  Iberer  bezeichnet,  und  wir  mögen  füglich  die  letztere  Bezeichnung  gebrauchen,  so  lange 


Digitized  by  Google 


371 


Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  etc. 

damit  der  afrikanisch- europäische  Stamm  gemeint  ist,  der,  so  viel  wir  wissen,  die  einzigen 
menschlichen  Wesen  bei  Anbruch  der  neolithischen  Periode  in  Europa  wareu  ■*). 

Wenn  wir  von  der  frühen  zur  mittleren  neolithischen  Periode  fibergeben,  kommen  wir  auf 
die  Ueste  einer  Rasse  von  Menschen,  die,  was  ihren  physischen  Charakter  und  den  Stand  der 
Civilisation  betrifft,  wesentlich  von  dem  oben  erwähnten  Volke  verschieden  sind.  Die  Stein- 
werkzeuge,  die  bei  ihren  Skeletten  gefunden  werden,  sind  schön  geformt,  viele  von  ihnen  sind 
gut  polirt  und  haben  scharfe  Schneiden.  Einige  Aexte  von  reinster  Bronze  wurden  mit  diesen 
Kesten  entdeckt,  auch  Knochen  von  llausthiercn,  die  Gattungen  angehören,  welche  in  Asien  ein- 
heimisch, der  paläolithischen  Fauna  von  Asien  oder  Afrika  aber  fremd  sind.  Schliesslich  halten 
wir  auch  Beweise,  dass  diese  Völker  mit  dem  Feldbau  und  mit  der  Verfertigung  von  an  der 
Sonne  getrockneten  Topfwaaren  bekannt  waren.  Sic  zollten  ihren  todten  Häuptlingen  grosse 
Ehrfurcht  und  begruben  sie  in  natürlichen  Höhlen  oder  in  Gräbern,  aus  Steinplatten  geformt, 
diu  an  den  Seiten  neben  einander  gestellt  wurden;  gleiche  Steine  wurden  auf  die  aufrecht 
stehenden  gelegt,  um  das  Dach  des  Baues  zu  bilden.  Diese  Bauten,  die  wohlbekannten  Dolmen, 
wurden,  genau  nach  demselben  Plan  gebaut,  in  Irland,  England,  dem  grössten  Theil  von  Europa, 
in  Weitasien,  Indien,  Arabien  und  Nordafrika  gefunden.  Die  Conatruction  dieser  Dolmen,  wo 
wir  sie  auch  treflen,  ist  im  gleichen  Stil,  so  dass  wir  schliesseu,  sie  sind  das  Werk  nur  einer 
Kasse,  oder  wenigstens  einer  speciellen  Conföderation  von  Rassen.  Sie  waren  nicht  nur  Grab- 
stätten für  die  Todten,  sondern  viele  von  ihnen  enthielten  einen  Altar,  eine  Stätte  der  Trauer 
und  des  Opfers,  wo  von  ihren  Verwandten  und  Stammesgenossen  Fürbitte  gethan  wurde  bei 
den  Geistern  der  verstorbenen  Häuptlinge.  Der  Rodmartou,  ein  langer  Dolmen  oder  Tempel- 
grab  (bei  Cirencester)  liefert  uns  ein  gutes  Beispiel  dieser  Bauten;  er  ist  180  Fuss  lang  und 
70  Fuss  breit.  Wir  haben  in  unserem  Museum  einen  schönen  menschlichen  Schädel,  der  in 
diesem  Dohnen  gefuuden  wurde  mit  einigen  gut  polirlcn  Steinwerkzeugen.  Wenn  wir  diesen 
Schädel  mit  denen  der  Java-  oder  Neanderthalmeuschengruppe  vergleichen  oder  mit  den  Schä- 
deln der  frühneolilhiseben  menschlichen  Bewohner  von  Westeuropa,  so  sind  wir  betrofTen  über 
den  auffallenden  Unterschied , der  zwischen  diesen  und  dem  Kodinartonschädel  besteht. 
Dr.  Thurnam’s  einzigartige  Scbädelsammlung  kann  im  anatomischen  Museum  zu  Cambridge 
studirt  werden;  diese  Schädel  sind  zum  grössten  Theil  von  ihm  selbst  ausgegraben  worden  aus 
verschiedenen  englischen  langen  Dolmen  und  Grabhügeln,  und  obwohl  sie  von  einem  höheren 
Typus  sind,  ähneln  sie  in  der  Form  den  in  den  Höhlen  von  Cro-Magnon  und  Mentone  gefun- 
denen Schädeln;  ihre  Charaktere  sind  identisch  mit  den  in  den  langen  Dolmen  von  Frankreich 
und  anderen  Gegenden  gefundenen  Schädeln.  Der  Schädcliudex , die  Capaciläl  und  andere 
Eigentümlichkeiten  der  Knochen  dieser  Schädel  veranlassen  uns,  sie  alle  ein  und  derselben 
Kasse  zuzuweisen,  von  der  die  von  Cro-Magnon  wahrscheinlich  einige  der  frühesten  bis  jezt  in 
Westeuropa  entdeckten  Speoimen  sind.  Die  drei  Cro-Magnon-  und  die  drei  Mentoneskelette 
waren  von  Leuten,  einige  6 Fuss  4 Zoll  und  darüber  an  Grösse,  so  dass  eine  Rasse  von  Kiesen 
in  weit  entlegener  Zeit  kein  Mythus  ist.  Ihr  Schädelinbail  übertraf  den  der  Durchschnitts- 
curopäer  der  Gegenwart.  Wegen  ihrer  physischen  Uebcreiustitmnung  und  der  Koste  der  mit 
ihnen  begrabenen  Thiere,  die  asiatischen  Gattungen  angehören,  und  wegen  anderer  Beweise 
werden  wir  zu  dem  Schlüsse  geführt,  dass  die  Cro-Maguonrnsse  die  Vorhut  der  proto-arischen 
Menschenfamilie  darstellt,  von  der  der  Kodmarton- ,s)  und  viele  andere  Schädel  aus  langen 

47* 


Digitized  by  Google 


372 


N.  0.  Macniunaru, 


Dolmen  einen  fortgeschritteneren  Typus  zeigen.  Diese  Leute  wanderten  in  weit  entfernten 
Zeiten  von  Osten  nach  Westeuropa  nnd  von  da  breiteten  sie  sich  in  unseren  Inseln  aus,  südlich 
sogen  sic  nach  Indien,  Persien  und  Arabien,  Kleiiiasien  und  Nordafrika.  In  diesem  grossen 
Gebiete  und  weit  entfernt  in  Ostasien  finden  wir  ihre  Reste  mit  Feuerstein  nnd  Steinwerkxuugeu 
des  frühneolilhischcn  Typus,  begraben  in  langen  Dolmen  oder  Grabhügeln.  Die  Wurzeln  vieler 
von  diesem  allen  Volke  gebrauchten  Worte  erhielten  sieh  in  den  meisten  nun  in  Kuropa  ge- 
sprochenen Sprachen;  ihre  religiösen  Gefühle,  Mythen  und  vor  Allem  ihre  geistigen  und  phy- 
sischen Rassencharaktere,  wie  sie  im  liig-Veda  beschrieben  sind  und  auf  den  alten  ägyptischen 
Monumenten,  sind  ausgesprochene  Züge  im  bestehenden  teutonischen  und  angelsächsischen  Volke. 
Aus  der  Form  der  Schädel,  wie  sie  in  vielen  dieser  langen  Dolmen  gefunden  wurden,  wissen 
wir,  dass  diese  grosse,  blonde,  schöne,  tangschädclige  Rasse  in  die  vorher  vorhandenen  kurzen, 
dunkeln  iberischen  Bewohner  von  Europa  einheirathete.  Die  blonde,  grosse  Rasse  hat  niemals, 
ausser  in  Nordeuropa,  einen  grossen  Tbeil  der  Bevölkerung  ausgemacht;  sie  war  die  herr- 
schende, kämpfende  und  priosterliche  Kaste,  welche  die  ursprünglichen,  kleinen,  dunkeln  ibe- 
rischen Bewohner  von  Westeuropa  als  ihre  Sklaven  zur  Arbeit  zwangen. 

ln  der  neolithischcn  Aera,  während  die  Nachkommen  des  proto-arischen  Stammes  langsam 
ihren  Weg  vom  Osten  durch  das  Thal  der  Donau  nach  Europa  tasteten,  drang  eine  sehr  verschie- 
dene Rasse  von  Nordasien  in  die  baltischen  Provinzen.  Dieses  Volk  gründete  Niederlassungen 
auf  deu  Inseln  Dänemarks  und  westlich  bis  Norderland.  Sie  waren  die  erste  brcitschädeligc  Rasse 
der  menschlichen  Familie,  die  in  Europa  eingedrtingen  ist.  Ihre  Schädel  waren  von  brnchy- 
cephaler  Form  mit  breiten  Gesichtern  und  Nasen,  die  letzteren  tief  ooncav  an  der  Basis.  Ihre 
Reste  werden  auf  den  dänischen  Inseln,  besonders  auf  Moen  gefunden,  auch  in  Vorkshire,  Derby- 
shire,  StalTordshirc  **)  und  in  Cos.  Antritte  und  Tyrone l!),  in  welchen  Oertlichkeiteu  ihre  Nach- 
kommen immer  noch  au  ihren  physischen  Eigenheiten  erkannt  werden.  Sie  begruben  ihre 
Todteu  und  übten  keine  Leichenverbrennung  wie  die  Mongolen  der  Bronzezeit  in  Europa. 
Dieses  Volk  gehörte  dem  Steinaltcr  in  Europa  an,  und  wenn  wir  ihro  Schädel  mit  den  Rod- 
marton-  oder  Cro-Maguonscitädeln  vergleichen,  sehen  wir  den  grossen  Unterschied  in  der  Form 
zwischen  den  prähistorischen,  langen  und  breilköpfigen  Rassen  der  Menschen. 

Bis  zum  Ende  der  neolithischcn  Periode  waren  es  daher  drei  reine  Rassen,  welche  die 
einstigen  menschlichen  Bewohner  Europas  bildeten,  soweit  wir  aus  ihren  Schädeln  nnd  anderen 
Resten  urtbeilen  können,  mit  Ansnahme  jener,  w'elche  aus  dem  Incinandcrhciralhen  dieser  drei 
Völkerrassen  hervorgingen. 

Vom  neolithischcn  znm  folgenden  Bronzezeitalter  übergehend,  glauben  wir,  dass  Europa 
von  einem  kleinen,  breitscliädcligcn  Volke  mit  charakteristisch  mongolischen  Zügen  durchzogen 
wurde.  Diese»  Volk  stammte  wahrscheinlich  in  seiner  asiatischen  Heimath  ursprünglich  von 
demselben  Stamme  wie  die  lange,  blonde,  brcitschädelige,  uordmongolische  Rasse,  welche  ölten 
erwähnt  wurde.  Aber  das  südmongolischc  Volk  des  Bronzczeitalters  in  Europa  war  eine  kleine 
Menschenrasse  mit  dunklen  Haaren  und  Augen.  Dies  waren  die  ersten  Seeanwohner  der 
Schweiz  und  anderer  Tlteilc  Europa».  Prof.  A.  C.  lladdon  ist  geneigt,  zu  glauben,  dass 
diese  Völker  vor  ihrer  Ankunft  auf  unseren  Inseln  ein  Misclistamm  geworden  waren  durch 
Ileirath  in  die  iberische  oder  mediterrane  Rasse  (im  Dolmen  zu  Meudon  finden  wir  Reste  eines 
Mannes  der  breit-  und  einer  Frau  der  langscliüdeligeit  Rasse  neben  einander  gelegt).  Sie  waren 


Digitized  by  Google 


Studien  über  den  prälmtorigclien  Menschen  etc.  373 

Händler  in  Bronze  und  haben  wahrscheinlich , wie  Prof.  6.  Mortillet  und  andere  Autoritäten 
glauben,  nach  und  nach  Stein,  Horn  und  Knochen  durch  Bronzewerkzeugo  und  -waffeu  ersetzt 
und  auf  diese  Weise  eine  grosse  Umwälzung  in  den  socialen  und  industriellen  Gewohnheiten 
der  früheren  Bewohner  Westeuropas  hervorgerufen.  In  diesen  weit  entlegenen  Zeiten  wurde 
zweifellos  schon  Tief • Bergbau  betrieben.  Oberflächlich  liegende  Kupfererze  waren  zahlreich  in 
den  meisten  Thcilcn  Kuropas  und  Asiens  vorhanden,  aber  alluviales  Zinn  war  äusserst  selten 
und  wird  immer  noch  in  grossen  Mengen  nur  im  südöstlichen  Asien  gefunden.  Cornwall,  die 
Scilly-Inseln,  der  Süden  Irlands  und  einige  wenige  andere  Plätze  auf  unserem  Contincnte  ent- 
hielten aber  auch  oberflächlich  liegendes  Zinnerz.  Es  ist  wahrscheinlich , dass  die  die  Hoch- 
lande von  Südostlibet  bewohnenden  Mongolen  vor  dem  Beginn  des  Brouzczeitalters  in  Europa, 
in  Birma,  in  die  malayische  Halbinsel  und  Cochincliina  eindrangen  und  dort  die  Kuust  erlernten, 
Kupfer  lind  Zinn  in  den  richtigen  Proportionen  zu  mischen,  um  Bronze  zu  bilden;  die  Waffen 
und  Werkzeuge,  die  sie  ans  diesem  Metall  fertigten,  waren  eine  bequeme  und  vortheilhaftc 
Quelle  des  Tauschhandels  in  Europa.  Diese  Völker  machten  ohne  Zweifel  Bronzewaffen  sowohl 
im  Süden  von  England  wie  von  Irland;  denn  es  wurden  dort  Lehmformen  gefunden,  in  denen 
Waffen  der  frühen  Bronzeperiode  in  Euro;»  gegossen  waren. 

Zusammen  mit  den  breiten  Schädeln  und  anderen  Kesten  dieser  Völker  finden  wir  in  den 
Abfallen  der  Seesiedelungen  zahlreichen  Schmuck  aus  Jadeit,  Nephrit  und  Chloromclanit,  Minera- 
lien, die  in  grossen  Mengen  in  Südostasien,  aber  nicht  in  Europa  gefunden  werden,  und  schliess- 
lich wurden  Gefissc,  auf  denen  Leute  in  orientalischen  Costümcn  abgebildel  sind,  und  Instru- 
mente, wie  sie  nur  von  den  Südosttibotanern  benutzt  werden,  in  Verbindung  mit  deu  Kesten 
der  Secanwohner  entdeckt.  Es  ist  fast  unnüthig,  zu  bemerken,  dass,  obwohl  viele  Millionen 
Hindus  in  auf  einander  folgenden  Zeiträumen  den  grösseren  Theil  Bengalens  besetzt  halten,  es 
unmöglich  wäre,  ihre  Knochen  im  Boden  zu  entdecken,  aus  dem  einfachen  Grande,  weil  sie 
die  Körper  ihrer  Todlen  entweder  verbrannt  oder  sie  in  die  heiligen  Flüsse  Indiens  geworfen 
haben.  Und  so  ist  es  mit  diesen  südmongolischen  Völkern  des  Bronzezeitalters  in  Europa;  in 
der  Kegel  wurden  ihre  Körper  nach  dem  Tode  verbrannt  und  zahlreiche  Asehenurnen  mit  ihren 
Kesten  werden  gefunden,  zerstreut  über  die  Wiltshire-  und  andere  Hügelketten  im  Süden  von 
England.  Einige  wenige  ihrer  Skelette  jedoch  wurden  in  deu  runden  Grabhügeln  gefunden,  die 
so  zahlreich  sind,  besonders  im  Süden  von  England  und  Irland  und  in  verschiedenen  Thcilcn 
Europas  und  Asiens.  Bei  diesen  Kesten  und  Aschenurnen  ist  man  vielen  Brouzeinslrumenten 
liegegticf,  die  wie  die  Stcingcrätbe  der  ]udäolilhisrhen  Periode  verschiedene  Stadien  in  der  Ver- 
vollkommnung in  der  Bearbeitung  anzeigen  “).  Die  Grössen  der  Griffe  an  den  Bronzetneesern 
und  anderen  Waffen  beweisen,  dass  das  Volk,  welches  sie  benutzte,  eine  kleine  Kasse  von 
Männern  und  Frauen  war,  in  Europa,  wie  wir  glauben,  am  besten  von  den  prähistorischen 
kleinen  Bewohnern  der  Auvergne'1')  dargestcllt. 

Einer  der  schönsten  Schädel  in  unserem  Museum  ist  aus  einem  runden  Grabhügel  zu  Cat- 
ford  Will«  genommen,  und  obwohl  dieser  Schädel  wenigstens  5000  Jahre  alt  ist,  scheint  cs,  als 
wäre  er  voll  von  Lehen  und  Fröhlichkeit,  charakteristische  Züge  der  Rasse,  welcher  er  angehört. 
Die  Form  dieses  brachyccphalen  Schädels  in  Verbindung  mit  den  Nasenkiiochen  und  Augen- 
höhlen sind  deutlich  vou  mongoloideiu  Charakter  und  sind  denen  von  uns,  die  in  Indien  gelebt 
haben,  als  deu  heutigen  Ghurkas  und  Binnesen  angchürend  wohl  bekannt,  ein  faules,  fröhliches, 


Digitized  by  Google 


374 


N.  C.  Macnamara, 


lärmendes  Volk,  äuiuterst  ala'rgläubisch,  voll  Liebe  zur  Hciraath,  „die  Iren  de*  Osten«,“  wie  sic 
passend  genannt  wurden.  Im  Laufe  vieler  Jahrliundertu  ist  das  südliche  Mongolenvolk  von 
Westeuropa  ohne  Frage  in  der  vorher  bestehenden  ibero-arisehen  Bevölkerung  aufgegangen,  es 
ist  eine  Kreuzung  entstanden  und  von  diesem  Stamme  kam  die  alto  britische  Bevölkerung 
unserer  Inseln.  Ihre  Schädel  sind  mesocephal  (eine  Combination  des  langen  und  breiten  Schä- 
dels) und  sind  reichlich  in  unserem  Museum  vertreten ; die  Schädelindices  sind  ungefähr  78  *5). 

Nach  der  Bronzezeit  wurden  die  alten  Briten  io  Kngland  fast  ganz  ausgeroltet  durch  teu- 
tonische Rassen,  die  in  unser  Land  von  Nordeuropa  einfielen;  die  Angelsachsen  nahmen  den 
Platz  der  vorher  bestehenden  alten  britisohen  Bevölkerung  von  Kngland  und  Schottland  ein. 
Trotzdem  gedeihen  in  einigen  Districten  Englands,  wie  North  Bedfordshire,  eine  Anzahl  von 
Nachkommen  des  alten  britischen  Stammes  bis  heutigen  Tages,  wie  auch  im  grössereu  Theilc 
von  Südwales,  in  Cornwall  und  dem  Süden  und  Westen  von  Irland.  Die  höheren  Classen  in 
Irland  stammen  deutlich  von  dem  alten  arischen  Stamme  ab,  der  von  Gallien  während  der  neo- 
lithischcn  Periode  in  diese  Gegend  kam. 

Um  von  der  prähistorischen  Zeit  zur  Gegenwart  überzugehen,  so  sind  wir  in  den  Besitz 
der  Kopfmaassc  von  einigen  25  Millionen  der  jetzigen  Bewohner  Europas  gekommen*1).  Aus 
diesen  Mnasscn  lernen  wir,  dass  ein  grosser  Theil  des  Volkes,  das  in  den  das  Mittclmcer  be- 
grenzenden Gegenden  lebt,  eine  kurze,  brünette,  langschädelige  Rasse  ist,  abstammend,  wie  wir 
glauben,  von  jenen,  die,  nach  der  Form  ihrer  Schädel  und  anderen  physischen  Eigentliümlich- 
keilen,  diesen  Theil  Europas  und  den  Norden  von  Afrika  in  weit  entlegenen  Zeitaltern  1ms- 
wohnten,  der  iberischen  Rasse. 

Skandinavien  und  Norddeutschland  werden  von  einem  langen,  blonden,  langschädcligcn 
Volk  bewohnt,  die  sich  in  der  neolilhischcn  Epoche  in  diesem  Thcile  unseres  Festlandes  nieder- 
gelassen haben.  Ein  grosses  Dreieck,  das  seine  Basis  in  Ostrussland  und  seine  Spitze  am 
Atlantischen  Oceau  in  Südwestfrankreich  hat,  wird  von  einem  breitschädcligcn  Volke  bewohnt, 
das  von  mongolischen  oder  turanischen  Voreltern  abstammt.  Wir  behaupten  keineswegs,  dass 
diese  Rassen  als  solche  rein  geblieben  wären;  aber  die  Messungsresultate  an  den  Köpfen  einer 
grossen  Zahl  der  jetzigen  Bewohner  Europas  weisen  auf  die  oben  angegebenen  Sohlüsse  hin; 
und  dieser  Gedanke  wird  bestätigt  durch  die  Schädelindices  der  herrlichen  Schädelsammlung, 
die  einen  so  grossen  Raum  in  unserem  College  einnimmt,  einer  Sammlung,  die  von  John 
Ilunter  begonnen  und  auf  welche  im  letzten  Jahrhundert  eine  grosse  Menge  Zeit  verwendet 
wurde,  um  die  Schädel,  die  sie  enthält,  zu  beschreiben  und  zu  classificiren **).  Unsere  Samm- 
lung wurde  vermehrt  und  zeitgemfias  erhalten  von  Prof.  C.  Steward  und  konnte,  wio  ich 
hofTe,  mit  Erfolg  für  die  Wissenschaft  benutzt  worden  bei  einem  Versuch,  die  umstrittene  Frage 
der  Beziehungen  zwischen  der  Neandertlialer  Menschengruppe  und  dem  ]K>stglacialen  Bewohner 
Westenrojias  zu  lösen. 

Der  charakteristische  physische  Typus  des  paläolithischen  Menschen  kann  bei  den  Be- 
wohnern Westeuropas  immer  noch  erkannt  werden,  obwohl  ihre  Schädel  besonders  in  der 
Froutalrcgion  an  Capacität  zugenommen  haben.  Diese  Veränderung  in  der  Form  des  Schädels 
bezeichnet  einen  entsprechenden  Fortschritt  in  der  Capacität  und  Organisation  des  Gehirns, 
sowie  in  den  intclloctueilen  Fähigkeiten  de»  Menschen;  sic  ist  in  Wahrheit  der  Beweis  seiner 
angeborenen  Kraft,  den  Forderungen  zu  entsprechen,  die  an  seine  geistigen  Fälligkeiten  gestellt 


Digitized  by  Google 


Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  etc.  376 

werden,  um  cs  erfolgreich  aufnehmen  zn  können  mit  dem  immer  heftiger  werdenden  Existenz- 
kampf, hervorgehend  aus  der  stets  wachsenden  Zahl  seiner  Mitgeschöpfe  und  den  complicirten 
socialen  Bedingungen  seiner  Umgebung.  Zweifelsohne  zeigt  die  Schädelform  eines  grossen 
Theiles  der  Bewohner  unserer  Insel  eine  Kreuzung,  entstanden  durch  das  Ineinanderhcirathen 
der  lang-  und  breitschädeligen  Menschenfamilien,  die  in  fernen  Zeiten  sich  begegneten,  durch 
Heirath  sich  in  Westeuropa  vermischten  und  dadurch  den  Stamm  ihrer  Nachkommen  ver- 
besserten. Menschenrassen,  wie  die  Eingeborenen  von  Australien,  die  in  unveränderter  Um- 
gebung blieben,  ohne  Einhcirnthen  in  ein  anderes  Volk,  haben  nur  geringe  Fortschritte  in  ihren 
intellcctuellen  Fähigkeiten  gemacht;  die  Form  ihrer  Schädel  blieb  von  demselben  Typus,  wie 
ihn  die  paläolithischen  Bewohner  Europas  besassen. 

Dieselben  Ursachen,  welche  nach  unserer  Darstellung  in  langen  Zeitperioden  auf  ein  Volk 
derselben  Kasse  gewirkt  haben,  haben  nicht  allein  zur  erblichen  Ueberlieferung  ihrer  physischen 
Charaktere  geführt,  so  wie  diese  unter  den  nördlichen,  centralen  und  südlichen  Bewohnern 
Europas  bestehen,  sondern  sie  haben  auch  specialisirte  Gebiete  von  Nervenslructur  in  ihren 
Gehirnen  entwickelt,  wodurch  sie  veranlasst  wurden,  in  gleicher  Weise  zu  denken,  zu  fühlen,  zu 
urtheilen;  sic  besitzen  so  eine  angeborene,  weit  verbreitete  geistige  Individualität. 

Auf  diese  Weise  Bind  wir  im  Stande,  Ursache  nnd  Bedeutung  zu  verstehen,  warum 
grosse  Gemeinschafton  von  zur  gleichen  Rasse  gehörenden  Menschen  in  Sachen,  welche  das  Wohl- 
ergehen ihrer  Rasse  betreffen,  bestimmt  werden,  gleich  zu  handeln;  sie  besitzen  in  der  Tbat 
gleiche  angeborene  Gefühle  oder  Rasseneigenthflmlichkeiten , obwohl  sie  von  einander  durch 
weite  Entfernungen  getrennt  sind  und  unter  anderen  Klimaten  und  in  anderer  Umgebung  leben. 
Ihre  üemüthsbewegungen  und  Ideale  harmoniren,  weil  ihre  Vorfahren  lange  Zeiten  unter 
gleichen  äusserlichen  Bedingungen  lebten  und  in  Folge  dessen  gleich  specialisirte  Nervenccntren 
entwickelten,  welche  vereint  mit  ihren  physischen  Charakteren  auf  ihre  Nachkommen  übertragen 
wurden,  sieh  krystalüsirten  in  ihren  Gesetzen  und  sich  wiederspiegeln  sowohl  in  ihren  Begriffen 
von  Religion  wie  in  ihren  socialen  Institutionen**). 

Um  unsere  Meinung  zu  illustriron,  dürfen  wir  auf  die  empörenden  Seiten  der  Geschichte 
hinweisen,  als  Belgien  und  die  Niederlande  unter  die  Herrschaft  Spaniens  übergingen  und  so 
die  iberische  Rasse  über  eine  durch  und  durch  teutonische  Rasse  in  dieser  Zeit  herrschte.  Oder 
wir  können  den  bestehenden  Zustand  der  iberischen  Bevölkerung  von  Südamerika  mit  den 
teutonisch- angelsächsischen  Bewohnern  der  Vereinigten  Staaten  oder  den  Zustand  letzterer  mit 
der  Negerbevölkerung  von  Amerika  vergleichen. 

Betrachten  wir  das  Resultat  der  letzten  in  diesem  Lande  abgehaltenen  allgemeinen  Wahl 
(general  Election).  Die  aufgeworfene  Frage  war  eine,  an  welcher  das  ganze  Volk  von  Großbritannien 
höchlichst  intercssirt  war.  Es  ist  merkwürdig,  was  für  ein  grosser  Thcil  der  Bewohner  Eng- 
lands und  Schottlands,  der  Hauptsache  nach  von  angelsächsischer  Herkunft,  in  dieser  Sacho  überein- 
stimmend votirten,  während  eine  gegenteilige  Meinung  über  dieselbe  Frage  vom  grössten  Theile 
des  irischen  Volke«  sowie  in  grosser  Ausdehnung  von  den  Welschen  (Welsh),  von  denen  die 
Mehrzahl  von  ibcro-mongolischen  Ellern  abslammen,  festgehalten  wurde.  Es  wäre  schwer,  die 
oben  erwähnte  Verschiedenheit  in  den  Gefühlen  des  Volkes  zu  erklären,  wenn  wir  sie  nicht 
ihren  geistigen  Rasseneigenschaften  zusohreiben  **). 

Die  Umgebung  hat  ohne  Zweifel  in  der  Entwickelung  unserer  Völker  eine  grosse  Rolle 


Digitized  by  Google 


376 


N.  C.  Macnamara 


gespielt,  aber  ihr  angclwrener  Kiwsenebaraktcr  hat  mehr  ra  thun  gehabt  mit  der  Stellung, 
welche  die  angelsächsische  Hasse  in  der  Welt  erobert  hat,  als  mit  dem  Keichlhum  an  Mineralien, 
dem  Klima  «der  dem  Schutr,  der  uns  von  unserer  seebegrenaten  Käste  gewährt  wird. 

Man  würde  die  Meinung  vertheidigen  können,  dass  die  Umgebung,  in  welcher  Menschen 
gelbst  nur  während  weniger  Generationen  leben,  fähig  wäre,  die  Structur  ihres  Centralnorvcn- 
systems  r.u  beeinflussen,  wenn  wir  die  geistigen  Eigenschaften  unserer  händlichen  und  städtischen 
Bevölkerung  vergleichen.  Die  Bedingungen,  unter  denen  in  der  Stadt  aufgewachsene  Kinder 
»ler  Männer  lehon,  erzeugen  im  Kaufe  von  wenigen  Generationen  einen  labilen  Zustand  der 
Nervonstvuctnr,  woraus  ein  erregbarer  Charakter  folgt,  der,  wenn  bis  au  einem  gewissen  l’unkt 
gebracht,  rar  Geistesschwäche  führt  und  für  die  steigende  Zahl  von  Irren  in  London  und  in  den 
anderen  grossen  Städten  Europas  verantwortlich  sein  mag.  General  Sir  Hedvors  Baller,  von 
den  Soldaten  unter  dein  Commando  in  Südafrika  sprechend,  spielt  wieder  auf  die  Thatsache  an, 
dass  unsere  in  der  Stadt  geborenen  Leute  ein  nur  unvollkommenes  Sehvermögen  haben,  ver- 
glichen mit  den  Leuten,  die  in  den  offenen  Ebenen  Transvaals  aitfgexogen  sind  und  giekt  uns 
somit  ein  anderes  Beispiel  von  Einfluss  der  Umgebung  auf  die  Rasse. 

Dies  sind  einige  der  vielen  interessanten  und  wichtigen  Themen,  welche  bei  dem  Studium 
der  Anthropologie  einschliesslich  der  Crauiologie  auflaucheu. 


Literatur. 

’)  Archiv«**  de  Zo-dogie  experimentale  et  generale,  tonte  troisieme,  annle  1885. 

*)  See  Prof.  Dr,  J.  Cunningham’s  work  on  Barface  Auntoiny  of  Cerebral  HeraUplieres,  p.  286.  Also  Prof. 
i)r.  March  and  on  the  Morphology  of  the  Frontal  Lobes  and  Insula  of  Anthropoid  Ape*. 

3>  Menschen-  und  Affenschädel,  von  B.  Virchow,  Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vor- 
träge von  R.  Virchow  u.  Fr.  v.  Holzendorff.  IV.  8er.,  Heft  26,  p.  26.  — Journal  nf  Anat.  and  Pbya..  new 
Serie«,  vol.  XIII,  p.  275. 

4)  L.  Ed  in  «er,  Vurttttmgeo  über  den  Bau  der  norvöwn  Ceutralorgan*.  Leipzig  189«,  5.  Aufl.,  8.  20ö,  und 
The  Anatomy  of  the  Central  Xervotia  System  of  Man,  Prof.  h.  Bdinger,  M.  D.,  trauslated  fr»ra  the  flfth  Oer* 
man  edition  by  Prof.  W,  8.  Hall,  1889,  8.  194,  210.  Kdinger  bemerkt  : „Ganz  allmählich  nimmt  «lann  der 
Mantel  (de*  Gehirns)  in  der  Tbierreihe  ansteigend  zu.  In  der  Classe  der  Primaten  hat  er  bei  den  Affen  ein« 
Ausdehnung  erlangt,  welche  nahe  an  die  Verhältnisse  beim  Menaclien  grenzt.  Aber  noch  unterscheidet  ihn, 
ausser  unwesentlicheren  Verhältnisse» , ein  wichtige«  Moment  von  der  beim  Menschen  erreichten  Stufe.  Drr 
Stirulappen , der  bei  den  niederen  Affen  noch  sehr  klein  ist,  erreicht  bei  «Jen  höheren  schon  eine  grosse  Aus- 
dehnung, bleibt  aber  noch  immer  »ehr  zurück  gegen  den  St  imlapp«»»  de«  Menschen.  «Ta,  beim  Menschen  ist 
dieser  Entwickelungsgang  noch  keineswegs  abgeschlossen.  Es  finden  sich  gerade  im  8timlappen  noch  Diffe- 
renzen, welche  auf  die  Möglichkeit  einer  weiteren  Vervollkommnung  »ch Hessen  lassen.  Ganz  besonders  kommt 
hier  das  neutrale  Gebiet  in  Betracht,  welches,  die  Bprachceutren  enthaltend,  sehr  wesentliche  Verschiedenheiten 
in  der  Ausbildung  zeigt.“ 

Prof.  Dr.  J.  CuntiiughArn  constatirt:  „Eines  der  eigenthömliebsten  Merkmale  des  Grosshirn«  des  Schim- 
panse und  OrADg*Utaug  ist  die  vollständige  Abwesenheit  der  frontal-  und  orbital-. opcrctila"  oler  der  pars 
triangularis,  welche  Broca’s  Nerveucentrum  für  artioulirtes  Sprechen  enthält." 

Beiträge  zu  8urf*ce  Anatotny  of  the  Cerebral  Hemisplieres,  by  Prof.  Dr.  J.  Cunningham,  Dublin  1892, 
p.  110,  279,  '105,  wo  er  constatirt,  dass  .die  untere  Frontal  Windung  des  Affen  sehr  verschieden  von  der  des 
Menschen  ist". 

k)  Prof,  nuxley  hielt  dafür,  dass  die  Organisation  des  menschlichen  Gehirn«  mehr  zu  thun  habe  mit 
de«  Menschen  intallectueller  Ueber  legen  beit  als  «ein  Gewicht  oder  Grösse  und  e«  kann  keine  Frage  sein,  dass 
den  Menschen  mit  kleinen  Köpfen  in  keiner  Weise  deshalb  geistige  Capacität  mangelt ; aber  eine  wohl  ent- 
wickelte Frontalregion  ist  ein  charakteristischer  Zug  aller  höher  civilisirten  Gemeinschaften  in  der  Welt  und 


Digitized  by  Google 


Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  etc.  377 

unter  diesen  wird  geringe  intellectuelle  Begebung  oder  sogar  Idiotismus  verhältnissmäasig  häutig  bei  solchen  mit 
abuortn  kleinen  Prontallappei)  gefunden  (siehe  Note  8.  103  Man'*  Place  in  Nature).  Wir  stimmen  vollkommen 
mit  Prof.  Huxley  überein,  dass  bei  allen  bekannten  Bassen  menschlicher  Wesen  das  Gehirn  und  das  dasselbe 
einschliessetidi>  Gehäuse,  der  Schädel,  mit  einander  wachsen  und  dass  das  erster«  einen  absolut  vorherrschenden 
Einfluss  über  die  Entwickelung  des  letzteren  nicht  ausübt.  Aber  es  ist  sicher,  dass,  wenn  der  vordere  Theil 
de«  Schädels  früh  im  Leben  ein  verschlossenes  Gehäuse  wird,  es  die  nachfolgende  Grosse  und  Kntwickeluug  des 
Gehirns,  das  es  enthält-,  beeinflusst.  Prof.  Welcher,  der  diesen  Gegenstand  in  durchaus  teutonischem  Geist  studirte, 
kam  «tun  Schluss,  dass  bei  de«  europäischen  Hassen  die  Stimnaht  bei  einem  von  je  neun  Individuen  bis  zum 
erwachsenen  Alter  offen  bleibt.  Bei  der  afrikanischen  Rns*e  findet  man  sie  im  erwachsenen  Alter  nicht  häufiger 
als  einmal  unter  IM)  Individuen  offen,  und  bei  den  Eingeborenen  von  Australien  wurde  kein  erwachsener  Schädel 
mit  offener  Prontalnaht  gefunden.  Der  wohlbekannte  französische  Anatom  Gratiolet  setzt  als  Resultat  seiner 
Forschungen  fest,  das«  nicht  allein  das  Wachsthun»  de*  Gehirns  früher  aufhört  bei  jenen  Basseu,  bei  denen  sich 
die  Nähte  früh  weh  Hessen,  sondern  dass  auch  ein  Unterschied  besteht  zwischen  höheren  und  niederen  Rassen  in 
B*zng  auf  die  Reihenfolge,  in  der  sich  normal  die  Nähte  schliessen.  Bei  letzteren  verwachsen  die  vorderen  Nähte 
vor  den  hinteren,  bei  den  höheren  Rassen  findet  da* Gegentheil  statt:  die  hinteren  Nähte  schllessen  sich  vor  den 
vorderen.  M.  Gratiolet  gründet  seinen  Schluss  von  der  grösseren  Vervollkonmilichkeit  der  höheren  Rassen 
auf  diese  Thatsache.  Andererseits  ist  Prof.  L.  Kd  in  gar  geneigt,  dem  kürzlich  verstorbenen  Prof.  Perl*  bei. 
zmdimmen,  dass  nicht  wenige  Menschen  von  hervorragend  inteller tueller  Kraft  in  frühem  Alter  an  leichtem 
Hydrocephalu*  erkrankt  waren,  der,  nachdem  er  ihren  Schädel  abnorm  ausgedehnt  hat,  wieder  zurückgegangen 
ist.  Das  Gehirn  dieser  jungen  Leute  war  befähigt , eine  grössere  Capacitüt  zu  erlangen«  als  et  erreicht  hätte, 
wenn  kein  Hydrocephalu*  die  Sch&deldeck«»  ausgeweitet  hätte  (The  Anatomy  nf  tlie  Central  Nervoua  System  of 
Man  by  L.  Rdinger,  M.  D.,  traiislated  from  tift-li  German  edition  by  Prof.  Hall.  8.  2u6). 

*)  The  Origin  and  CliAracter  of  the  British  People,  by  N.  0.  Macnamara,  p.  85. 

?)  Journal  of  Anat.  and  Phys.,  new  series.  vol.  XIII,  p.  273. 

*)  The  Brain-cast  of  Pithecanthropua  erectus,  by  E.  Dubois,  Journal  of  Anat.  and  Phys.,  new  series, 
voi.  xm. 

f)  Die  oberst«*  Schicht  war  9,5  m dick  und  war  gebildet  von  Gesteinstrümmcm,  welche  von  dem  Felsen 
darüber  herabgefallen  waren.  Die  zweite  Schicht  war  3 tu  dick  und  bestand  au*  gelbem  tlionigen  Tuffstein. 
Die  dritte  Schicht  war  6 m dick  bestehend  aus  rothem  Lehm,  in  dem  sich  zahlreiche  Moustier-  Feuersteine 
befänden  und  der  Stosszahn  eines  Matmnuth*.  Die  vierte  Schicht  bestand  aus  gelbem  kalkhaltigen  Lehm, 
unter  welchem  direct  die  menschlichen  Rest«  mit  Knochen  ausge#torl«*ner  Thier«  gefunden  wunlen. 

*•)  Die  Bezeichnung  „paläolithisrh“  wird  für  geologische  Formationen  angewemlet , welche  sich  dadurch 
auszeichuen,  dass  sie  die  rohesten  Formen  menschlicher  Stein  werk  zeuge  enthalten,  vereint  mit  Resten  von 
BäUgeUiierrn,  von  denen  einige  vollkommen  ausgestorben , während  ander«  aus  den  betreffenden  Gegenden  ver- 
schwunden sind,  wo  ihre  Reste  gefunden  wurden.  Diese  Einschlüsse  können  geordnet  werden  unter  die  Rubriken : 
Alluvium,  Tbuulager,  Höhlen  sch  ich  ten,  Kalktuffe  und  Löss. 

“)  Wir  besitzen  genaue  Zeichnungen  und  eine  Beschreibung  dieses  Schädels.  Es  kann  keine  Frage  sein, 
dass  dies  ein  echter  paläolitbbclier  Schädel  war  und  dass  er  die  Anwesenheit  dieser  Kasse  menschlicher  Wesen 
in  der  Grafschaft  Soffolk  beweist,  als  England  mit  Frankreich  noch  durch  Land  verbunden  war. 

,f)  Die  Bezeichnung  „Molithiach”  wird  gebraucht,  uni  jene  Periode  zu  bezeichnen,  in  der  di«  von» 
Menschen  gemachten  Werkzeuge  aus  Stein,  Knochen  und  Horn  einem  beträchtlichen  Fortschritt  in  den  Künsten 
des  Leben«  Anzeigen,  gegen  die  aus  der  früheren  paläolithiachen  Epoche  entdeckten.  Iu  der  neolithbchen  Zeit 
waren  das  Mamrnutb,  Khiuoceros  und  andere  ausgestorbene,  in  den  paläolitbiscben  Serien  vorherrschende  Thier« 
von  Westeuropa  verschwunden.  Die  Fund plätze  dieser  neolithischen  Reste  sind  Flusskies,  Höhleneiugttnge, 
Torfgruben,  erhöhter  Strand  etc.  etc. 

'*)  Man’*  Place  in  Nature,  by  Prof.  Huxley.  p.  120.  For  a descriptinn  of  the  Borns  skull,  mm»  8.  Laing 
and  Prof.  Huxley 's  Prehistoric  Remains  of  Cnitlmeas. 

*•)  Der  Ursprung  und  die  Verbeitung  des  mittelländischen  Stamme*  von  Prof.  Dr.  G.  Scrgi  in  Rom. 
Centralblatt  f.  Anthropologie  Bd.  I,  1896,  8.  ö — 8. 

'*)  In  der  Hiatory  of  Ancient  Wiltshire,  von  Sir  II.  C.  Haare,  vol.  I,  plate  XVII,  p.  164,  ist  die  Be- 
schreibung eines  Schädelfundes  in  einem  langen  Grabhügel  bei  Stonehenge,  welche  sich  jetzt  im  anatomischen 
Museum  zu  Cambridge  (No.  18oa)  befindet  und  von  welcher  ich  eine  Photographie  besitze. 

*•)  Crania  Britannien,  Tabtes  on,  p.  241 — 244. 

,r)  Prof.  A.  €-  Haddon.  See  Studies  in  Irish  Craniology,  Prooeeding*  of  Royal  Irish  Academy,  vol.  IV, 

p.  577. 

Archiv  für  Anthropologie  iU.  XXVII.  4g 


Digitized  by  Google 


378  N.  C.  Macnamara,  Studien  über  den  prähistomchen  Menschen  etc. 

*•)  Th«  AuQwnt  lirnnu  Implement*  <>f  Grast  Britein,  by  8ir  John  Rvnn«. 

**)  Formation  «1«  la  Nation  Franqais»,  par  G.  de  Mortillet,  Professor  « l’Eeole  d'Anthropologi«,  p.  257, 
269 — 270.  8ee  also  Th«  Dolmen*  of  Ireland,  by  A.  C.  Borlai«,  p.  1012 — 1014. 

**)  Der  mongolische  Schädelindex  geht  von  80  aufwärts,  der  der  Ibero-Arier  ist  75  oder  unter  dieser  ZahL 

n)  The  Races  of  Europe,  by  W.  Z.  Itipley,  p.  34. 

**)  Wir  haben  ungefähr  4000  Schadet  in  unserem  Museum,  die  nach  den  Gegenden,  in  welchen  sie  vor 
muthlich  gebürtig  sind,  geordnet  wurden.  Alle  dieee  Specitnina  wurden  genau  gemesaen  und  in  unserem 
K»tal«*g  beschrieben,  theils  von  Sir  W.  Flower,  theil*  von  Mr.  L,  McAra  unter  Prof.  C.  Btewart’s 
Otnrufciahu 

**)  The  Origin  and  ('haraeter  of  the  British  People,  by  N.  C.  Macnamara,  p.  192.  See  also  tlie  West- 
minster  Review,  Derember  1900,  p,  834. 

**)  Diese  Idee  wird  bestätigt  vom  Resultat  der  Wabicu,  die  kürzlich  in  Canada  und  in  den  Vereinigten 
Staaten  stattgefunden  haben.  Die  jüngeren  Zweige  unserer  angelsächsischen  Russe,  die  bei  Weitem  den 
grösseren  Theil  der  Bewohner  dieser  weiten  und  blühenden  Gebietet  ausmachen , hatten  eine  ähnliche  Frage  zu 
losen  wie  die,  welche  vor  das  Volk  von  Großbritannien  gestellt  war,  und  sie  haben  in  grosaer  Mehrzahl  der 
Aufforderung  in  genau  der  gleichen  Weise  entsprochen  wie  die  Engländer,  wie  wir  glaube«,  von  gemeinsamen, 
der  Russe  »»gehörenden  Gefühlen  getrieben. 


Digitized  by  Google 


Macnamara:  Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  und 


I.  Palaeolitl 


Java-Schädeldach 

(SaUon-Anaieht.) 


Schädel  von  Spy  (Nr.  1). 
(S«iUu-Att»ieht.) 


Java-Schädeldach. 

( Scheitel- Ansicht ) 


Schädel  vou  Spy  (Nr.  I). 

i Scheitel- Anaicht.) 


Gibraltar- Schädel. 

(Saltan- An«tcht> 


G ibraitar-Scliäd  el. 

( Vorder- Au*  icbt-> 

A«hl»  ftr  Anthropologie  Bd.  XXVII. 


Eifinheimer  Schädeldach, 
f Saiten»  Anaksht.) 


Kgilheimer  Sc  hädeldach. 
( Scheitel-  An«  lebt ) 


Digitized  by  Google 


Tafel  XXI. 


3ein  Verhältniss  zu  der  jetzigen  Bevölkerung  Westeuropas. 


sehe  Periode. 


Keandvrtbnler  Schädel. 

(Seiten- Ansicht ) 


S 1 i ko-Sc  h ad  eldacb. 

(Seltoo-Analcht) 


Neanderthaler  Schädel. 

(Sehet  tel-Anvieht.) 


Sligo- Schädeldach. 
(Scheitel- Ansicht) 


Tilbury -Schädeldach. 
(Selten -An  lieht.) 


Tilbury-Scbadeldacb. 

(Scheitel*  Ansicht.) 


Verls«  von  Krledr.  Vteweg  .t  Sohn  In  Urmunsehwet«. 

Digitized  by  Google 


Macnamara:  Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  und  s< 


II.  Neolithische 


Cro- M n trn<  »ii -Schftd  el . 
< Vorder- AMiciit) 


Mentone-Schiidel. 
(Vorder- Anaieht) 


Rodmftrton-Schädel. 

( Vorder-  Ansicht ) 


Cro-Magnon*8cttii<)el. 

I Heilen- Ansicht.) 


Mentone-Sehiidcl. 

(8«iUO'AmlehL) 


liudnuuton-Schiidel. 
(Selten  • Ansicht ) 


Archiv  fhr  Anthropologie  IW.  XXVII. 


Digitized  by  Google 


Tafel  XXII. 


iin  Verhältnis  zu  der  jetzigen  Bevölkerung  Westeuropas. 


Periode. 


Ktein-Ornhachädel  von  («atconihe, 
Glouce*ter«liire. 

( Vonlor-Antirht.) 


Stein-(imh«chädel  au«  der  Nähe 
de«  Stonehenge. 

(Vorder- Analehe.) 


Nyinpstleld-Sch&del. 

| Vor.t.-r- A n»l<ht . ) 


Bteiii-Urabachädel  von  Uatcombe. 

(S*n*.n-Analclvt.) 


Stein-Orabfirhädel  au«  der  Nahe  de« 
Stonehenge. 

1 Sotten- Anricht.) 


Ny  mpsfield -Schädel 

(Seitati-Anaieht.) 


Var!««  tob  Frledr.  A Sohn  in  Nr»on«c!iw*4if. 


Digitized  by  Google 


Macnamara:  Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  und  sein 


Digitized  by  Google 


Auatnilier-Hchjiilcl.  HcbAde)  eine*  KnuUndura. 

< Seiten- An»l*lit.)  (Selt«t.-A»*tdlt.> 


Schädel  eine*  Engländer»« 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


XVI. 


Topographisch  - anthropometrische  Untersuchungen 
über  die  Proportionsverhältnisse  des  weiblichen  Körpers. 

Von 

Dr.  Sara  Teumin. 

(Mit  2 graphischen  Darstellungen.} 


Einleitung. 

Im  Sommer  und  Herbst  des  Jahres  1899  hatte  ich  Gelegenheit , im  Anthropologischen 
Institut  der  Universität  Zürich  an  lebenden  Frauen  Messungen  vorzunehmen,  welche  den  Zweck 
hatten,  die  äussere  Topographie  des  weiblichen  Körpers  kennen  zu  lernen.  Als  Material  tu 
diesen  Untersuchungen  dienten  100  an  der  Universität  Zürich  studirende  Damen  — Auslände- 
rinnen  — , von  welchen  80  Mcdicin,  8 Naturwissenschaften,  8 Philosophie  und  4 Staatswissen- 
schaften stndirten.  Ich  drücke  denselben  hiermit  meinen  Dank  au»!  Die  gemessenen  Indi- 
viduen waren  sämmtlich  ausgewachsen,  im  Alter  von  18  (drei)  bis  33  Jahren.  Drei  derselben 
waren  verhoirathet.  Der  Rasse  und  Nationalität  nach  vertheilten  sie  sich  in  folgender  Weise: 
47  Jüdinnen  (31  kleinrussisohe,  16  polnische  Jüdinnen), 

32  Russinnen  (4  kleinrussische,  20  grossrussische  Russinnen), 

14  Polinnen, 

3 Lilhauerinuen, 

3 deutscher  Herkunft, 

1 Armenierin. 

Wie  ersichtlich,  stellen  Jüdinnen  uud  Russinnen  das  grösste  Contingeut. 

Sämmtliche  kleinrussischen  Jüdinnen  gaben  auf  Befragen  an,  dass  in  ihrer  Abstammung 
seit  drei  Generationen  keine  Mischung  stattgefunden  habe.  Es  darf  aber  auch  sonst  als  Regel 
angenommen  werden,  dass  Juden  russischer  Nationalität  eine  Abstammung  besitzen,  in  der, 
so  lange  die  Vorfahren  russische  Unterthanen  waren,  eine  Mischung  nicht  stattfand.  Das  Gesetz 
zwingt  nämlich  in  Russland  jeden  Juden,  sich  bei  Eingehung  einer  gemischten  Ehe  taufen  zu 
lassen  und  untersagt  auf»  Strengste,  dass  Kinder  aus  solchen  Ehen  einer  anderen,  als  der  ortho- 
doxen Kirche  angehören.  Ueberlritie  von  Nachkommen  solcher  Ehen  zur  jüdischen  Religion 
sind  ebenfalls  durch  das  Gesetz  ausgeschlossen,  so  dass  wir  also  berechtigt  sind,  die  klein- 
russischen Jüdinnen  als  einer  durchaus  reinen  Rasse  angehörend  zu  betrachten. 

48* 


Digitized  by  Google 


380 


Dr.  Sara  Teu min. 


Ebenso  wenig  bisst,  sich  annehmen,  dass  eine  Convertirung  von  Angehörigen  christlicher 
Religionen  zum  mosaischen  Bekenntnisse  statt tindet. 

Ffir  die  Polinnen  jüdischer  Confession  kann  der  Nachweis  der  Keinerhaltung  der  Kasse 
nicht  geliefert  werden,  weil  ja  im  Gegensatz  zu  liassland,  in  dem  ehemaligen  Königreiche  Polen 
Mischehen  kaum  auf  erhebliche  Hindernisse  stiessen. 

Ich  gehe  nun  zu  den  von  mir  angewandten  Messungsmethoden  über. 

Die  Messungen  wurden  am  lebenden  Menschen  meist  durch  ein  dünnes  Unterkleid  vor- 
genommen,  wobei  47  Punkte  festzustellen  waren.  Leider  wurden  nicht  bei  allen  100  Individuen 
»ilmmtliche  Punkte  gemessen,  weil  die  Noth wendigkeit  dieser  hohen  Zahl  sich  mir  erst  im  Ver- 
lauf meiner  Arbeit  aufdrängte. 

Meine  Beobachtungstabellen  werden  hier  vollständig  wiedeigegeben , obwohl  nicht  alle 
in  Betracht  kommenden  Fragen  von  mir  bearbeitet  wurden.  Die  Originale  verbleiben  der 
Sammlung  des  Anthropologischen  Institutes  der  Universität  Zürich  und  können  hoffentlich  für 
"ihn liehe  oder  verwandte  Kragen  noch  öfter»  zu  Käthe  gezogen  werden. 

Besonders  wichtig  scheint  es  mir,  dieselbe  Frage,  die  ich  hier  für  den  weiblichen  Körper 
meiner  Landsleute  durchzufuhren  bestrebt  war,  auch  einmal  am  Körper  westeuropäischer  Frauen, 
ebenso  am  m&nnlichcn  G «schlechte  zu  prüfen. 

Das  Instrumentarium,  dessen  ich  mich  bedient  habe,  waren  der  Anthropometer  und  Taster- 
zirkel nach  Prof.  Martin. 

Die  Messungen  habe  icli  in  folgender  Weise  vorgenommen : 

I>ic  MaaaRe  von  Nr.  1 bis  19  wurden  im  aufrechten  Stehen  genommen. 

Die  Maane  von  Nr.  20  bi«  23  wurden  beim  Sitzen  auf  einer  40  cm  hohen  Bank  ohne  Lehne  geuommeu- 

1.  Körpergrösse.  Vertioale  Entfernung  des  Scheitels  vom  Boden,  Den  Blick  lies«  ich  gerade  nach 
vorn  richicn,  so  da»«  der  Kopf  ohne  besondere  Muskelanstrengung  auf  dem  Halse  ruhte. 

2.  Hohe  des  Kinnrunde»  über  dem  Boden.  Ich  maass  die  Entfernung  des  unteren  Kinnrunde» 
fnicht  des  am  meisten  vorspringenden  Punkte*  am  Kinn)  von  der  Bodenfläche.  Zog  ich  nun  dieseB  Maas» 
von  der  Körpergrösse  ab,  so  erhielt  ich  die  Projectionshöhe  des  ganzen  Kopfes. 

3.  Höhe  des  oberen  Sterualrandes  (Incisura  eemilunnris  sterni)  hl  »er  dem  Boden. 

4.  Höbe  der  rechten  Brustwarze  über  dem  Boden. 

5.  Hohe  de»  Nabel»  (Mittelpunkt  desselben)  über  dem  Boden. 

6.  Höhe  des  oberen  Symphysenrandes.  Ich  führte  von  dem  Nabel  au»  die  senkrecht  uach 
unten  gerichtete  flache  Hand  abwärts,  bi»  ich  mit  den  Fingerspitzen  auf  den  Schambeinrand  anfstieas. 

7.  Höhe  dea  Akromion  (Vorderseitenrand  des  Akromion).  Verticale  Entfernung  de*  Akromion  vom 

Boden. 

8.  Höhe  de»  Ellenbogengelen kes  (Gelenklinie  des  Humero- radial -Gelenke»)  Über  dem  Boden.  Die 
Gelenklinie  ist  bei  pronirter  Hand  leicht  an  der  Aussenseitc  de»  Gelenkes  über  dem  Radiusköpfchen  fühlbar. 

9.  Höhe  des  Processus  styloides  rndii  über  dem  Boden.  Das  Maass  wurde  hei  ruhig  herab - 
hüngender  Hand  (Daumen  nach  vorn)  genommen. 

10.  Höhe  der  Mittelf ingerspitze  über  dem  Boden.  Der  Arm  hing  ungezwungen  herab. 

11.  Höbe  der  Crista  ossis  ilei  rechts  und  links.  Ich  maass  die  höchsten  Punkte  der  Crista  beim 
aufrecht  Gehenden  Individuum. 

12.  Höhe  der  Spina  anterior  »uperior  des  Beckens  über  dem  Boden. 

13.  Höhe  der  Spina  posterior  suporior  des  Beckens  über  dem  Boden.  Es  war  bei  meinen  Unter- 
suchungsobjecten  die  Fossala  inguinalis  lateralis  inferior  (Watdeyer)  leicht  zu  sehen.  Ich  habe  dieselbe 
darum  als  Ausgangspunkt  zur  Auffindung  der  Spina  posterior  superior  benutzt,  weil  die  letztere  der  orsteren 
nabe  liegt. 

14.  Höhe  des  oberen  Randes  des  grossen  Rollhügels  (Trochanter)  über  dem  Boden.  Ich  musste 
die  aufliegendeo  Weichtheile  ziemlich  fest  Aufdrucken . damit  die  dicke  Muskellage  nicht  da»  Maass  beein- 
trächtigte. 


Digitized  by  Google 


Topographisch -anthropoinetrische  Untersuchungen  etc.  381 

15.  Höhe  de»  Kniegelenkes  über  dem  Boden.  Ich  bat«  die  Hobe  der  Gelenkfuge,  dort  wo  sic  den 
vorderen  Hand  de»  Lig.  coll&terale  mediale  kreuzt,  gemessen. 

16.  Höbe  der  inneren  Knöchelspitze  (Malleolus  internus)  über  dem  Boden 

17.  Höhe  de*  ganzen  Beine*  = Höhe  der  Symphyse  über  dem  Boden  (nach  Nr.  6). 

18.  Lange  de«  Fussen.  Entfernung  des  Fersen  Vorsprunges  von  der  Kussapitze. 

19.  Höhe  der  Vertebru  prominens  über  dem  Boden  im  Stehen. 

20.  Höhe  der  Vertebra  prominens  über  dem  Boden  im  Sitzen  (siehe  Nr.  21). 

21.  Sitzhöhe.  Projectionsböbe  des  Scheitels  über  der  Sitzfläche.  Ich  »teilte  das  Messinstrument  senk- 
recht auf  die  horizontale  Blatte  des  Stuhles. 

22.  Schulterhöhe  im  Sitzen.  In  gleicher  Weise  wie  Nr.  21  und  Nr.  7.  Das  Lineal  berührt  das 
Akromion  am  Vorderseitenrand. 

23.  Spannweite  der  Arme.  Entfernung  der  beiden  Mittel tingerspitzen  von  einander  bei  horizontal 
gespreizten  Armen. 

24.  Schulterbreite.  Horizont  alabstand  der  l»eiden  Akromia  von  einander. 

25.  Abstand  der  beiden  Spinae  anteriores  superiores  von  einander. 

26.  Grösste  Breitenentfornung  dor  beiden  Cristae.  Breite  zwischen  den  beiden  grössten  seit- 
lichen Ausladungen  der  Cristae. 

27.  Abstand  der  Spina  auterior  superior  von  der  Spinu  posterior  superior. 

28.  Grösste  Breitencntferti u ng  der  beiden  Trocli anteren.  Entfernung  der  beiden  Punkte 
welche  die  grösste  seitliche  Ausladung  der  Trochanteren  bilden. 

29.  Abstand  der  Spinae  posteriores  »uperiores  von  einander. 

30.  Höhe  des  Manubrium  (Incisura  »emilunaris  sterni)  im  Sitzen.  Wie  in  Nr.  21. 

31.  Abstand  der  beiden  Brustwarzen  von  einander. 

32.  Grösste  Länge  des  Kopfes.  Von  der  am  meisten  prominenten  Stelle  der  Glabella  bis  zum 
äussersten  Punkte  des  Hinterhauptes  in  der  Sagittalebene. 

33.  Grösste  Breite  des  Kopfes.  Ich  suchte  mit  den  beiden  Spitzen  de*  Tastzirkel*  die  beiden 
grössten  seitlichen  Ausladungen  de-  Kopfes. 

34.  Jochbogen  breite.  Dbtanz  der  grössten  Ausladungen  der  beiden  Jochbogen. 

35.  Breite  zwischen  den  inneren  Augenwinkeln. 

36.  Kleinste  Stirnbreite.  Geringster  Abstand  der  Schläfenlinien  am  Stirnbein  von  einander. 

37.  Breite  des  Unterkieferwinkels.  Die  grösste  seitliche  Ausladung  am  äusseren  Rande  des 
Unterkieferwinkels. 

38.  Ohrhöhe  des  Kopfe».  Ich  habe  vom  Traguspunkte  (das  Instrument  wird  in  die  Rinne  zwischen 
Tragus-  und  Helixursprutig  eingesetzt)  bis  zum  senkrecht  darüber  stehenden  Punkte  des  Scheitels  gemessen, 
mit  Rücksicht  auf  die  Horizontalebene. 

39.  Abstand  der  beiden  Traguspunkte  von  eiuander. 

40.  Abstand  des  Kinne»  von  der  Nasenwurzel.  Entfernung  der  Stirnuasennaht  vom  Kinupunkte 
(Unterrand  des  Kinues  in  der  Mitte). 

4L  Länge  der  Nase,  Entfernung  von  der  Nasenwurzel  bis  zum  einspringenden  Winkel  von  Nase 
und  Oberlippe. 

42.  Breite  der  Nase.  Grösste  seitliche  Ausladung  der  Nanenflügel. 

43.  Abstand  des  Kinnes  von  der  Haargrenze.  Entfernung  von  der  Haargrenze  zum  Kinnpuukte. 

44.  Abstand  der  Nasenwurzel  vom  Alveolarpunkte. 

45.  Körpergewicht. 

Aus  den  gewonnenen  Maasszahlen  habe  ich  durch  Snbtrahiren  folgende  ürössenverhältnissc  berechnet. 

Aus  Nr.  7 bis  10: 

a)  Länge  des  ganzen  Armes.  Entfernung  des  Akromion  von  der  Mitteltingerspitzc.  Maa«s  Nr.  7 
— Maas»  Nr.  10. 

b)  Länge  des  Oberarmes.  Eutfernuug  des  Akromion  von  der  EUenbogengelenklinie  (Humero-radial- 
üelenklinie).  Maas*  Nr.  7 — Maass  Nr.  8. 

c)  Länge  dos  Vorderarmes.  Entfernung  der  Ellenbogengelenklinie  von  der  Spitze  des  Proc.  styloideus. 
Maas*  Nr.  8 — Maas»  Nr.  9. 

d)  Länge  der  Hand.  Entfernung  der  Spitze  des  Proc.  styloideus  von  der  Spitze  des  Mittelfingers. 
Maas«  Nr.  9 — Maass  Nr.  10. 

Zu  Nr.  17: 

a)  Länge  des  Oberschenkels.  Entfernung  de*  oberen  Randes  dor  Symphym*  von  der  Kniegelenk- 
fnge.  Maass  Nr.  6 — Maass  Nr.  15. 

b)  Länge  des  Unterschenkels.  Entfernung  der  Kniogelenkfuge  von  der  Spitze  des  inneren  Maller»- 
lui.  Maass  Nr.  15  — Maass  Nr.  16. 


Digitized  by  Google 


383 


Dr.  8ar»  Teumin, 


I.  Capitol.  Körpergrösse,  absolut  und  im  Vergleiche  mit  derjenigen 
männlicher  Individuen  gleicher  Provenienz, 


Wie  schon  eingangs  erwähnt,  befanden  sich  unter  den  gemessenen  Individuen  ausschliess- 
lich ausgewachsene  Personen;  die  drei  achtzehnjährigen  waren  vollkommen  entwickelt,  aämint- 
liche  übrigen  über  zwanzig  Jahre  alt. 

Die  erhaltenen  absoluten  Maasszahlen  variirten  in  folgender  Weise: 


Tabelle  1,  Körpergröeae '). 


< eutirnetiT 

Znhl  der 
Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
lodividucn 

Zentimeter 

Zahl  der 
Individuen 

146 

2 

155 

6 

163 

8 

147 

1 

156 

3 

164 

5 

148 

1 

167 

11 

11» 

4 

149 

— 

150 

11 

166 

— 

150 

10 

150 

5 

167 

8 

151 

2 

160 

7 

168 

152 

5 

161 

6 

169 

— 

153  | 

4 

162 

2 

170 

1 

154 

3 

Mittlere  Körpcrgröeee 157  Minimum  . , . . 

Hauptvariation 150 — 165  (in  #2  Proc ) Maximum  . . . . 

Differenz 24 


’i«; 

170 


Die  hier  erhaltene  Zahl  für  mittlere  Körpcrgröeee  — 157  — ist  jedoch  nur  durchschnitt- 
lich gültig;  bei  Eintheilung  der  Individuen  nach  Rasse,  Nationalität  und  geographischem  Gebiet 
ergeben  eich  etwas  verschiedene  Resultate. 

Ich  bespreche  der  Reihe  nach  die  Verhältnisse  der  Grossrusainucn,  kleinrussischcii  Jüdinnen, 
polnischen  Jüdinnen  und  nicht  jüdischen  Polinnen.  Die  tirossrussinnen  zeigen,  wie  schon  ihr 
Name  sagt,  die  höchsten  Wcrthe.  Das  mittlere  Maas»  beträgt  bei  25  Messungen  16t,  wobei 
die  Körpergrösse  vornehmlich  zwischen  155  bis  165  schwankt  Nur  vier  Individuen  fallen  unter 
155  resp.  über  165. 


Tabelle  2.  Körpergröaee  der  Groaarnseinnen. 


Ontimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

148 

1 

156 

_ 

164 

4 

149 

— 

1.57 

2 

165 

2 

150 

— 

158 

2 

160 

— 

151 

— 

159 

3 

167 

1 

152 

1 

IGO 

1 

169 

— 

153 

— 

161 

1 

169 

— 

154 

— 

162 

1 

170 

I 

155 

2 

163 

3 

Mittlere  Kiirpergröeee 161  Maximum 170 

Hauptvariatinn  .....  155 — 105  (in  84  Proc.)  Minimum 148 

Differenz  beider 22 


')  Da  gerade  I ist  Individuen  gemessen  wurden,  bezeichnen  die  Zahlen  der  Individuen  gleichzeitig  die 
Procente  des  Vorkommens.  Wo  die  Individnalbeobechtungen  kleiner  als  100  sind,  werden  im  Folgenden  die 
Procentlahlen  besonders  beigeftigt. 


Digitized  by  Google 


* 

t.c 


ip 

I? 

lr'T- 

di# 

«i* 


Topographisch  - anthropometrische  Untersuchungen  etc.  383 

Fast  die  Hälfte  aller  Gemessenen  waren  Jüdinnen,  nämlich  47  Proc.,  grösstentheils  kleinrussiBche 
Jüdinnen.  Es  sind  bereit«  eine  Reihe  von  Messungen  an  Juden  (beiderlei  Geschlechts)  vor- 
genommen worden.  Nach  Ansicht  einiger  Forscher  soll  die  Körpergrösse  der  Juden  abhängig 
sein  von  der  Körpergrösse  des  Volkes,  in  dessen  Mitte  sie  leben.  Ich  komme  später  auf  diesen 
Punkt  zurück.  Mir  scheint,  dass  Klima  und  Oertlichkeit  einen  Einfluss  auf  die  Körpergrösse 
haben;  vornehmlich  dürften  auch  sociale  Verhältnisse  dabei  ins  Gewicht  fallen.  Sicher  aber  ist 
die  Vererbung  ein  wesentlicher  Factor  für  die  Entwickelung  einer  bestimmten  Körpergrösse. 

Die  mittlere  Körpergrösse  aller  von  mir  gemessenen  Jüdinnen  beträgt  löö.  Folgende 
Tabelle  giebt  eine  Uebersioht 


Tabelle  3.  Körpergröße  der  Jüdinnen. 

Kleinrusoiache  Jüdinnen  Polnische  Jüdinnen  j Jüdinnen  zusammen 

C“tt~,rr  Ät  .Ä  — ; Ä&  — - 


Kleinruasisehe  Jüdinnen  Polnische  Jüdinnen  Jüdinnen  zusammen 


Mittlere  Körpergrüzsc 154  166  166 

Hanptvnriation  schwankt  . . . 160 — 180  bei  88,8  Proc.  160 — 168  bei  73, .1  Proc.  150—168  bei  74,4  Proc. 

Maximale  KörporgpflflM  ....  163  164  164 

Minimale  Körpergrösse  ....[,  150  1 147  147 

Differenz  beider  j 13  17  i 17 

i.  ’ I 

Aus  dieser  Tabelle  entnehmen  wir,  dass  die  klein  russischen  Jüdinnen  (27  gemessene)  eine 
mittlere  Körpergrösse  von  154  haben  (Variation  von  150  bis  160  bei  88,8  Proc.).  Für  die 
16  polnischen  Jüdinnen,  die  ich  gemessen,  beträgt  die  mittlere  Körpergrösse  155  (Variation  von 
150  bis  158  bei  73,4  Proc.) 

Bei  den  nichtjüdischen  Polinnen  (Zahl  14,  Variation  von  146  bis  167)  beträgt  die  mittlere 
Grösse  160,  sie  stehen  also  in  Körpergrösse  den  Grossrussinnen  nahe  (mittlere  Körpergrösse  der 
letzteren  161).  Unter  den  100  Gemessenen  sind  noch  drei  Uitthanerinnen , drei  deutschen 
Ursprungs  und  eine  Armenierin;  ich  habe  diese  nicht  besonders  gruppirt,  weil  ihre  Zahl  zu 
klein  ist 

Die  beiden  folgenden  graphischen  Darstellungen  mögen  die  Grössen  Verhältnisse  ver- 
anschaulichen. 


Digitized  by  Google 


3K4 


Dr.  Sara  Teumin, 


/»  i.i 


Kürpergröasc  «ämmtlicber  Individuen. 


1 uu 


►••»•••«  JUiw«  ■ ui  ■ OrvNnMwiMn 

Kbrpergrouc:  Vergleich  zwischen  Jüdinnen  und  Gmimniss innen. 

Ich  lasse  hier  Angaben  anderer  Autoren  Ober  die  Körpergrößen  von  Angehörigen  gleicher 


Völker  folgen  : 


Tabelle  4. 


Mittlere  Körpergröane 

* $ 


Gros*ru*«en  (Roadestwenaky) . . . 164.4  152,8 

(irossru Minnen  (Teumin) — 161,0 

Kleinruaaiaohe  Juden  (Talko-Gri  nze  witsch) . . 162,5 

r » (Weiaaenberg) 164,8  154,4 

# » (Pantuchoff) 166.9  — 

„ „ (Teumin) — 154,0 

Kleinrusaeu  (Talko-Grinze :wit»chi 166,7  154,8 

Galmache  Juden  (Maier  und  Kopernitzky)  . . 162  6 

Polnische  Juden  (Snegirew) 162.2 

„ v (Teumin) — 155,0 

Polen  (Eikind) 163,9  153.3 

„ (Teumin) — H-2,0 

Weiaaruasen  (Eich holz) 165,0  1 — 


Au«  obiger  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  die  mittlere  Körpergröße  der  von  mir  gemessenen 
Grossrussinnen  um  8 cm  mehr  betrügt,  als  die  der  Grossrussinnen  bei  Rosdest  wensky.  Die 
kleinrussischen  Jüdinnen  stimmen  mit  den  von  Weissenberg  gemessenen  in  Bezog  auf  die 
mittlere  Körpergrösse  überein. 

Beim  Vergleiche  der  von  mir  gemessenen  Frauen  mit  Männern  gleichen  Stammes  findet 
sich,  dass  die  Grossrussinnen  im  Mittel  um  3,2  cm  kleiner  sind  als  die  Grossrussen  (Rosdest- 


Digitized  by  Google 


385 


Topogntphisch-anthropoinetriBclio  Untersuchungen  etc. 

wcnsky);  die  kleinrussisehen  Jüdinnen  sind  um  8,5  cm  kleiner  als  ihre  männlichen  Stammes* 
genossen  (Talko-Grinzewitsch);  die  Polinnen  sind  um  2,3cm  kleiner  als  die  Polen  (Eikind). 

Ich  komme  jetzt  auf  die  interessante  Krage  zurück,  ob  meine  Messungen  und  die  anderer 
Autoren  Anhaltspunkte  für  die  Behauptung  geben,  dass  die  Körpergrösse  der  Jüdinnen  abhängig 
von  der  Körpergrösse  de*  Volkes  sei,  in  dessen  Mitte  sie  leben. 

Kleinruasinnen.  Die  mittlere  Körpergröße  der  kleinrussisehen  Jüdinnen  betrügt  nach 
meinen  Messungen  154cm,  Weissenberg  giebt  dieselbe  auf  154,4cm  an.  Die  mittlere  Körper- 
größe der  nichtjüdischen  Kleinrnssinnen  beträgt  nach  Talko-Grinzewitsch  154,8cm. 

Kleinrussen.  Die  mittlere  Körpergrösse  der  kleinrussisehen  Juden  beträgt  nach 
Weissenberg  164,8cm  und  nach  Talko-Grinzewitsch  162,5cm.  Der  letalere  giebt  die 
mittlere  Körpergrösse  der  nicbtjüdischen  Kleinrussen  mit  1 66,7  cm  an. 

Diese  kleine  Zusammenstellung  zeigt  uns,  dass  die  Körpergrüsse  der  kleinrussischen 
Jüdinnen,  die  ich  gemessen,  und  derjenigen  von  Weissenberg  mit  den  Maassen  der  Ktcin- 
russen  nach  Talko-Grinzewitsch  fast  übereinstimmt. 

Ein  anderes  Resultat  ergiebt  die  Vergleichung  der  kleinrussischen  Juden  und  der  Kleiu- 
russen  (nicbtjüdischen  Ursprungs)  nach  Talko-Grinzewitsch.  Hier  sehen  wir  zwischen  nicht- 
jüdischen und  jüdischen  Kleinrußen  eine  Differenz  von  etwa  4cm  (Talko-Grinzewitsch),  resp. 
etwa -2 cm  (Weissenberg).  Man  kann  also  in  diesem  Falle  nicht  sagen,  dass  die  Körpergrösse 
der  Juden  von  der  Grösse  des  Volkes,  in  dessen  Mitte  sie  leben,  abhängig  ist.  Wahrscheinlicher 
ist  vielmehr,  daß  die  Rassenziigeliörigkeil  den  Ausschlag  giebt. 

11.  Capitel.  Weibliche  Kopfform. 

Zur  ferneren  anthropologischen  Charakterisirung  der  von  mir  beobachteten  Individuell 
wird  hier  eine  kurze  Uebersicht  Uber  die  wichtigsten  Kopfmaasse  gegeben.  Obwohl  ich  eine 
ganze  Reihe  von  Messungen  am  Kopfe  vorgenommen  habe,  beschränke  ich  mich  auf  die  Wieder- 
gabe derjenigen  Indiees,  welche  im  Stande  sind,  eine  gewisse  Vorstellung  der  Kopfform  zu  gehen. 

In  der  Eintheilung  folgte  ich  der  von  R.  Martin  (Anthropometrischc  und  craniometriscke 
Technik  für  das  anthropologische  Prakticum)  angegebenen  Methode:  Kopfindex,  anatomischer 
Gesichtsindex  und  Längenhöhenindex.  Hierbei  ergaben  sich  folgende  Werlbe: 

Tabelle  5. 

Kopfindex.  Anatomischer  Gesiohtsindex. 

Dolichocephalie 1 Pme.  CharaäproBopie 4 Proc. 

Meiocephalio 25  . Mesoproaopie  85  „ 

Brach  veephalie t>2  . Leptoprosopie 11  „ 

Hypcrbrtchycephalie ....  12  „ 

Längenhöhenindex.  Nasenindex. 

Cham&oophalie 67  Proc.  Hyperlcptorrhin 60  Proc. 

Orthocepnalie 29  „ Leptorrnin 38  „ 

Hypsicephalie I . Mptorrhin 2 „ 

Es  zeigt  sich,  dass  bei  den  von  mir  gemessenen  Frauen  Brachycephalie  vorherrschend  ist 
(62  Proc.).  Ich  fand  ausserdem  llyperbrachycephalie  bei  12  Proc.,  dagegen  nur  einen  Fall  von 
Dolichocephalie;  Mesocephalic  sah  ich  bei  25  Proc.  Dies  Vorherrschen  der  Brachycephalie  stimmt 
mit  den  Angaben  Elkind's  überein,  welcher  gleichfalls  Brachycephalie  hei  seinen  Kleinrußinnen 
und  Polinnen  als  Haupltypus  bezeichnet.  Die  Gesichtsindices  für  alle  Gemessenen  ergaben:  Meso- 
prosopie  in  85  Proc.,  Leptoprosopie  in  1 1 Proc.  und  Chamäprosopie  in  4 Proc. 

Stehlt  nt  AutUfo|K*logi* . IUI  XXV  [1  4J, 


Digitized  by  Google 


386 


I)r.  Sara  Teumin, 


Beim  Messen  der  Längen  - Ilöhenindiceft  zeigte  «ich  Cbamloepbftlie  in  67,  Ortbocephalie  in 
29  und  Hypsicophalie  in  4 Fullen. 

Bei  Zusammenstellung  der  Indices  (Kopf-,  anatomischer  Gesichts-  und  Langcn-Höhenindex) 
ergab  sich,  dass  hauptsächlich  die  Mesoprosopie  (und  nur  selten  die  beiden  anderen  anatomischen 
Gesichtsindices)  in  Verbindung  mit  dem  Kopf-  und  Längen-Höhenindex  steht,  wobei  die  Brach  y- 
chamäcephalie- Mesoprosopie  (33  Froc.),  llyperbrachy  • chamäoephalie  - Mesoprosopie  (6  Proc.)  und 
Meso-chamacephalie-Mesoprosopie  (14  Proc.)  die  häutigsten  Combinationen  darstellen.  Dann  folgen 
die  Meso-orthoeephalie-Mesoprosopie  (7  Proc.)  und  Hyperbrachy-orthooephalie-Mesoprosopie  (4  Proc.). 
Einige  andere  Comhinatiouen  linden  wir  nur  in  vereinzelten  Fällen.  Bei  den  von  mir  ge- 
messenen Individuen  ist  also,  wie  wir  sehen,  die  Braohy-cham&cephalio -Mesoprosopie  die  charak- 
teristische Kopfform. 

Am  Ende  dieses  Capitels  veranschaulicht  eine  Tabelle  diene  Beziehungen  (Schfideltypea 
nach  drei  Indices). 

Bei  Zusammenstellung  der  anatomischen  Gesichts-  und  Nasenindioes  hielt  ich  es  für  an- 
gezeigt, eine  Trennung  der  zwei  Hauptrassen  meiner  Individuen  durchzuführen. 

In  83  von  100  Fällen  (unter  diesen  befanden  sich  26  Grossrussinnen  und  39  Jüdinnen) 
fand  sich  Mesoprosopie  in  Verbindung  mit  Hyperleptorrhie  und  Leptorrhie. 

LeptOproeopie  in  Verbindung  mit  Hyperleptorrhie  und  Leptorrhie  zeigte  sich  in  11  Fällen 
(darunter  4 Grossrussinnen  und  4 Jüdinnen). 

Chamäprosopie  mit  Hyperleptorrhie  und  Leptorrhie  kam  viermal  (2  Grossrussinnen  und 
2 Jüdinnen),  Mesoprosopie  mit  Mcsorrhie  nur  zweimal  vor. 

Alle  übrigen  Combinationen  fehlten.  (Am  Schluss  des  Capitels  siehe  Tabelle  nach  zwei  Indices.) 

Leider  gelang  es  mir  nicht,  unter  der  mir  zur  Verfügung  stehenden  Literatur,  welche 
die  gleichen  Völker  behandelt,  eine  analoge  Zusammenstellung  zu  V ergloichszweckon  zu  finden. 

Weissenberg  giebt  an,  dass  bei  den  sÜd russischen  Juden  Chamübrachyccphalie  vor- 
herrscht, was  mit.  meinen  Resultaten  übereinstimmt,  da  die  Mehrzahl  der  von  mir  Untersuchten 
Jüdinnen  waren. 


Schädeltypen  nach  drei  Indices. 
(Kopfindex,  Längenhöhenindex,  Anatomischer  Gesichtsindex.) 


Mögliche  Combinationen 


Proc. 


Mögliche  Combinationen 


Proc. 


Dolicbo-chamäoephal-cbamäprosop 
„ „ -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 

Doliobo-orthocephal-chamlprocop 
„ „ -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 

Dolicho-bypsioephal-chamäprosop 
„ B mesoprosop 

* a -leptoprosop 

Me*o-chamäeeplial-chamäproflop  . 
„ n -mesoprosop  . . 

„ „ -leptoprosop  . . 

Meso-orth  craphal-chamaprosop . . 
„ „ -raesoprosop  . . 

m „ -leptoprosop  . . 

Meso-hypsicepbal-chamaproflop  . . 
„ * -mesoprosop  . . 

h n -leptoprosop  . 


14 

a 

l 


Hrachy-chamäcephal-chamaprosop 
„ n -mesoprosop 

,,  „ -leptoprosop 

Bnichy-orthoeephal-ehamiprosop 
„ „ -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 

Hrachy-hypsicephal-chamäprosop 
M - -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 

Flypwbrachy-chamBcepnml-chamiproBop 
* „ -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 

Hypcrbrachy-orthoeephal-chamäprosop 
n „ -mesoprosop 

- „ -leptoprosop 

Hyperbrachy-hypBicephal-chamäproBop 
„ „ -mesoprosop 

„ „ -leptoprosop 


3 

88 

7 

16 

1 


Digitized  by  Google 


Topographisch -anthropometrische  Untersuchungen  etc. 


387 


Gesichts-  und  Nasen  in  di  een. 


Mögliche  ('ombinationen 


Vertheiluug  der  Gesichts*  und  Nasen indtces  nach  den 
Kassen  (Grossrutsinueti  und  kleinrussische  Jüdinnen) 


(’hamäprosop  -{-  Ilyperleptorrhin 
Chamikprosop  -[■  Lcptorrhin  . . 
ChamäproBop  4 Mesorrhin  . . . 
Chamäpruflop  4 Chainirrhin  . . 
Chamäproaop  f-  Hyperuhamarrhin 
Mesoprosop  Hvperlcpthorrhin  . 

Meaoprosop  -|-  Lepthorrhin  . . . 

Menoprosop  -4-  Metorrhin  .... 
Mesoprosop  4-  Chamärrhin  . . . 
Mesoprosop  -J-  Hyperohaniarrhin  . 
Leptoproaop  llyperlepthorrhin 

Leptoprosop  4-  Lepthorrhin  . . . 
Leptoprosop  4-  Mesorrhin  .... 
Leptoprosop  -j-  Chamärrhin  . . . 
Leptoprosop  -f-  Hyperchamärrhiu 


2 I . 2 Jüdinnen  (1  Polin  und  1 kleinrussische  Jüdin) 

2 ] 2 Grossrusfliunen 


49  15  Grosmiasinnen  und  25  Jüdiunen  (15  kleiurutsisclie, 

| g»  8 polnische,  2 weissrussische  Jüdinnen) 

3-4  j 11  Grossrussinnen  und  14  Jüdinnen  (9  kleinrussische, 

f 4 polnische,  1 weissrussische  Jüdin) 

2 2 2 kleinrussische  Jüdinnen 


3 Grossrussinnen  und  3 Jüdiunen  (2  polnische,  1 weis»- 
russische  Jüdin) 

1 Kleinrussin  und  1 Jüdin  (kleinrussische) 


UI.  Capital.  Gegenseitige  Höhenlage  des  Akromion,  Manubriumrandes1) 
und  der  Vertebra  prominens  im  Stehen  und  Sitzen. 

Für  die  Topographie  de»  Kumpfes  haben  die  in  der  Ueberschrift  genannten  Funkte  einen 
grossen  Werth. 

Es  schien  mir  wichtig,  die  Höhenlage  der  Akromialpunkte  gegenüber  der  Incisura  senulunari* 
sterni  (oberer  Brustbeinausschnitt),  die  meist  deutlich  erkennbar  ist,  sowie  gegenüber  der  Vertebra 
prominens  festzustellen. 

Folgende  Tabellen  zeigen  diese  Höhenunterschiede  zwischen  Vertebra  prominens  und 
Incisura  semilunaris,  zwischen  Vertebra  prominens  und  Akromion  und  zwischen  Tncisura  seuiiluuan» 
und  Akromion;  alle  drei  Differenzen  im  Stehen  und  Sitzen. 


Tabelle  6a.  Höhendifferenz  zwischen 
Vertebra  prominens  und  Ineis.  semilunaris 
im  Stehen. 

Zahl  der 

cm  Individuen 


1 1 

2 4 

8 15 

4 21 

5 19 

6 16 

7 8 

8 3 


Mittlere  Differenz 
Haupt  Variation  . 
Maximum  . . . 
Minimum  . . . 
Differenz  beider 


3 bi*  7 (in  91  Proc.) 
8 
1 
7 


Tabelle  6b.  Höhendifferenz  zwischen 
Vertebra  prominens  und  Akromion 
im  Stehen. 

Zahl  der 

cm  Individuen 


1 1 

2 3 

3 4 

4 14 

5 26 

6 16 

7 19 

8 2 

9 . 2 


Mittlere  Differenz 
Hauptvariation  . 
Maximum  . . . 
Minimum  . . . 
Differenz  beider 


5 

4 bis  7 (in  86  Proc.) 
9 

1 

8 


*)  Munubriurn  = Inci«nra  sernilunarit  sterni. 


49* 


Digitized  by  Google 


388 


Dr.  8 am  To  umin, 


Vergleichen  wir  zuerst  die  Mittel  wert  he  der  gegenseitigen  Lage  der  Vertebra  prominens 
7.11m  Akrotnion  und  zur  Ineiaura  semilunaris,  so  ergiebt  sich,  dass  im  Stehen  und  Sitzen  Akromion 
und  Incisura  semilunaris  gleich  tief  unter  der  Vertebra  prominens  liegen. 

Obwohl  nun  durchschnittlich  das  Akromion  und  die  Incisura  semilunaris  im  Stehen  in  einer 
Ebene  liegen,  zeigt  sich  im  Einzelnen  die  Differenz  zwischen  Vertrebra  prominens  und  den 
beiden  Punkten  als  eine  ungleiche;  unter  100  Individuen  war  hei  04  Proc.  die  Incisura  semilunaris 
höher,  bei  29  Proc.  das  Akromion  und  nur  bei  7 Proc.  waren  beide  gleich  hoch. 

Die  folgende  Tabelle  giebt  eine  klare  Uebersicht  über  die  erwähnten  Verhältnisse. 


Tabelle  7.  Höhendifferenz  zwischen  Incisura  aemilunarit 
und  Akromion  im  Stehen. 


Zahl  der  Individuen 

Ceuti- 



meter 

Akromion 

Manubrium 

höher 

höher 

i 

19 

39 

2 

H 

20 

3 

•2 

3 

4 

1 

1 

6 

- 

i 

Tabelle  8. 

Akromion  höher  bei  29  Individuen  . . . 
Manubrium  höher  bei  64  Individuen  . . 

Heide  in  gleicher  Höhe  bei  7 Individuen  . 
Heide  in  ungleicher  Höhe  bei  93  Individuen 


21)  Proc. 
64  „ 

7 . 

93  * 


Wie  schon  eingangs  gesagt,  ist  die  Höhendifferenz  zwischen  Vertebra  prominens  einerseits 
und  Akromion  und  Manubrium  andererseits  auch  im  Sitzen  durchschnittlich  die  gleiche.  Doch 
auch  hier  haben  wir  im  Einzelnen  ungleiche  Differenzen.  Es  ist  im  Sitzen  das  Manubrium  bei 
43  Proc.  höher,  das  Akromion  bei  53  Proc.;  bei  4 Proc.  der  Fälle  sind  beide  in  gleicher 
Höhe. 


Tabelle  9.  Höhendifferenzen  zwischen 
Vertebra  prominens  und  Akromion 
im  Sitzen. 


Tabelle  10.  Höhendifferenz  zwischen 
Vertebra  prominens  und  Manubrium 
im  Sitzen. 


Die  Vertebra  prominens»  Zahl  der 

liegt  Centimcter  höher  Individuen 

1  3 

2  2 

3  5 

4  8 

5 2t; 

ü 80 

7  17 

8  6 

9  1 

10  1 

11 - 

12 1 


Mittlere  Differenz  6 

Haupt  Variation  . . 4 bis  8 (in  87  Proc.  der  falle) 

Maxiraum  ....  12 
Minimum  ....  1 

Differenz  beider  . 11 


Die  Vertebra  prominens 
liegt  Centime ter  höher 


2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 
9 

lü 

II 


Zahl  der 
Individuen 
2 

. 5 

4 

. 11 


23 

15 

12 

2 

3 

I 


Mittlere  Differenz  6 

Haupt  Variation  . . 4 bis  8 (in  83  Proc.  der  Fälle) 

Maximum  ....  II 
Minimum  ....  1 

Differenz  beider  . 10 


Digitized  by  Google 


Topugruphitjcli-aiitliraponietrisclie  Untersuchungen  etc. 


389- 


Tahcll«’  11.  Differenz  zwischen  Manubrium  and  Akromion  im  Sitzen. 


Centi- 

meter 


2 

3 

4 

5 


Zahl  der  ludividuen 


Akromion 

höher 


36 

14 

2 

T 


Manubrium 

hoher 


31 

5 

6 

2 


Taltelle  12. 

Akromion  höher  bei  53  Individuen 53  Proc. 

Manubrium  höher  bei  43  Individuen  , 43  „ 

Beide  in  gleicher  Höhe  bei  4 Individuen  .......  4 * 

Beide  in  verschiedener  Höhe  bei  Individuen  ....  '>6  „ 


Beim  Zusauimenstellcn  der  Differenzen  zwischen  Akromialhöhen  und  Manubriumhöhen  im 
Stehen  und  Sitzen  erwies  sich,  dass  das  Manubrium  im  Stehen  bei  64  Individuen  höher  ist,  bei 
29  Individuen  das  Akromion.  Das  umgekehrte  Verhältnis*  Anden  wir  ira  Sitzen:  hier  ist  bei 
53  Individuen  das  Akromion  höher  gelegen,  das  Manubrium  nur  bei  43  Individuen. 


Tabelle  iS.  Zusammenstellung  der  Differenzen  zwiicheu  Akromion  und  Manubrium  (Inoisura 

seuiiluuaris)  im  Stoben  und  Sitzen. 


Bei  2S>  Individuen  das  Akromion  im  Stoben  höher,  wobei  die  Hauptvariation  1 bis  2eui  bei  27  Individuen 


53 

64 

43 

7 

4 


- ~ . im  * » . » I » 2 • » W 

, Manubrium  ira  Stehen  höher,  wobei  die  „ 1.2,  , M 

n * im  Sitzen  „ p - n 2 , ,31 

die  Akromion-  und  Manubriuuihöhe  eine  gleiche  int  Stehen 
« it  * « »m  Sitzen. 


IV.  Capitel.  Welches  sind  die  messbaren  Rumpflängen,  und  welche 
ist  die  empfehlenswertheste? 

Km  herrschen  grosse  Meinungsverschiedenheiten  über  den  Begriff  „Rumpfllnge“. 

Einige  wollen  darunter  sogar  den  Abstand  vom  Scheitel  zum  Damine,  Andere  denjenigen 
von  der  Protuberantia  occipitalis  bis  zum  Os  coccygeum  verstehen.  — Meisten«  werden  aber  als 
Kumpf  länge  folgende  Maasse  in  Betracht  gezogen: 

1.  Die  Projectiooahöhe  der  Vertebra  prominens  über  der  bitzfläche. 

II.  Der  Abstand  der  Vertebra  prominens  vom  Dararoe. 

III.  Der  Abstand  der  Vertebra  prominens  vom  oberen  Rande  des  Os  sacruin. 

IV.  Der  Abstand  des  Akromion  vom  Damme. 

V.  Die  Projectionshöhe  dea  Akromion  über  der  bitzfläche. 

VI.  Die  Höhe  der  Incisuni  temilunarin  sterni  über  der  Sitzfläche. 

VII.  Die  Entlimu|  der  Incisura  semilunaris  sterni  vom  oberen  Rande  der  Symphyse  im  -Stehen. 

Den  meisten  dieser  Maasse  haften  grössere  oder  kleinere  Mängel  an.  Gegenüber  denjenigen 

Autoren,  welche  im  Sitzen  messen,  muss  Folgende«  erwähnt  werden.  Da«  Stehen  ist  stets  dem 
Sitzen  vorzuziehen,  da  bei  jenem  die  Krümmung  der  Wirbelsäule  selbst  während  einer  lang 
andauernden  Untersuchung  die  gleiche  bleibt,  während  bei  diesem  in  Folge  der  Ermüdung  bald 
die  Totalkyphosis  des  bequemen  Sitzen«  eintritt. 

Da»  Maas«  vom  siebenten  Halswirbel  zum  Damme  ist  unbequem,  dazu  wegen  der  leichten 
Verschiebbarkeit  des  Instrumentes  unsicher. 


Digitized  by  Google 


390 


Dr.  Sara  Teu min. 


Vom  Akromiou  zum  Damme  zu  messen,  ist  ebenfalls  nicht  empfehlenewerth,  weil  wir  hier 
eine  schiefe  Linie  messen. 

Den  Abstand  vom  siebenten  Halswirbel  zum  oberen  Rande  des  Os  sacrum  zu  messen,  ist 
unbequem  und  wegen  der  Schwierigkeit,  die  die  Abtastung  des  Os  sacrum  macht,  unsicher. 

Bei  den  vielen  von  mir  vorgenommenen  Messungen  gelangte  ich  zu  dem  Schlüsse,  es  sei  am 
meisten  zu  empfehlen,  die  Entfernung  vom  oberen  Rande  der  Symphyse  zum  Manubrium  (Incisura 
seroilunaris)  im  Stehen  als  Rumpflänge  zu  betrachten. 

Diese  Methode  macht  am  wenigsten  Schwierigkeiten,  auch  wird  das  Schamgefühl  des  zu 
Untersuchenden  weniger  verletzt;  und  ich  weiss  aus  eigener  Erfahrung,  dass  der  obere  Rand 
der  Symphyse  selbst  bei  Corpulenten  leioht  abzutasten  ist. 

Ich  führe  hier  die  verschiedenen  mittleren  Rumpflängen  an,  die  ich  bei  meinen  Messungen 
gewonnen.  — Die  von  mir  empfohlene  Rumpflünge  wird  später  noch  speciell  behandelt  werden. 

Tabelle  14.  Rumpflängen  (im  Sitzen  gemessen). 

1.  Mittlere  Kumpflange  vom  siebenten  Halswirbel  zur  Sit/flache 61  cm 

Maximale  „ . „ . , 67. 

Minimale  „ „ , , , , 52, 

Differenz  zwischen  Maximum  und  Minimum  16  cm. 

2.  Mittlere  Rnmpflänge  vom  Manubrium  zur  Sitzfläcbe 55  cm 

Maximale  „ „ „ . . 62  . 

Minimalc  . , , , „ 48, 

Differenz  zwischen  Maximum  und  Minimum  14  cm. 

8.  Mittlere  Rumpflänge  vom  Akromiou  zur  Sitzll&che 52  cm 

Maximale  , , , , , 61. 

Minimale  . „ „ . 48, 

Differenz  zwischen  Maximum  und  Minimum  18  cm. 


Selbstverständlich  ergeben  sich  für  die  Rumpflängeu  vom  Manuhriiini  bis  Symphyse  im 
Stehen  andere  Werthe,  als  die  oben  angegebenen. 

Tabelle  15.  Ruropflängo  (im  Stehen  gemessen). 

Mittlere  Kumpflänge  vom  Manubrium  zum  oberen  Kunde  der  Symphyse  47  cm 

Maximale  , , , , , , , ' , 62  , 

Minimale  „ , . » , „ , 41  . 

Differenz  zwischen  Maximum  und  Minimum  21  cm. 


Tabelle  16.  Absolnte  Kumpfl&nge  (im  Stehen  gemeasen,  vom  oberen  Rande  der  Symphyse 

zum  Manubrium). 


Länge  in 
cm 

Zahl  der 
Individuen 

Lange  in 
cm 

Zahl  der 
Individuen 

Länge  in 
cm 

Zahl  der 
Individuen 

41 

i 

49 

11 

57 

12 

2 

50 

10 

58 

1 

43 

1 

51 

5 

59 

j 

44 

« 

52 

1 

60 



45 

VI 

53 

7 

61 

__ 

46 

Ul 

54 

— 

62 

1 

47 

11 

55 



48 

20  | 

56 

i 

Mittlere  Kampflänge  48  cm  Meximum 62  om 

Heuptvariation  ...  44  bis  53  cm  (in  93Proc.  der  Fälle).  Minimum 41  cm 

Differenz  beider  ....  21  cm. 

In  der  folgenden  Zusammenstellung  führe  ich  auch  die  relativen  Rumpflängen  (Manubrium- 
Symphyse)  an,  welche  ich  im  Capitol  VI  eingehend  behandelt  habe. 


Digitized  by  Google 


Topographisch -anthropomötrisehe  Untersuchungen  etc. 


391 


Tabelle  17. 


Relative  Kumpflänpe  = 


Rumpflänge  100 
Körper  grösae 


Volk 


Kk‘inra»«i«che  Jaden  (Talko-Grinzewitsch  l)  . 

Litbauerinnen  (Brenaon1) 

Juden  (Sakowenko1) 

Klein  ruf  si  »ehe  Juden  (Weissenborg  ‘) 

Oeeterreichiscbe  Juden  (Weisabach  ‘) 

Rigaer  Juden  (bleebmann1) 

Littiauer  Juden  Irr.iir« 

Wei.fru.«iache  Juden  | (Talko-Grinzewitach  ) 

Joden  (Jakowenko*)  . 

Burjaten  (Scbendrowfky *) 

Kabardinzen  (Wiichegrord  •) 

Burjaten-Alarzen  (Porotow*) 

KÖÄe“}<ont.0henk0^  {; 

Weis*ru«een  (Eichholz*) 

Kleinrusaen  (Dibold*) 


itumpflauge 


absolut  relativ 


cf 

9 

er 

9 



785 

51,4 

— 

81,3 

— 

— 

86,74 

80.67 

53.6 

53,51 

— 

— 

53 

— 

— 

— 

52,7 

— 

— 

— 

; 51,5 

— 

— 

— 

52.« 

— 

— 

— 

52,2 

— 

49,4« 

— 

30.58 

— 

— 

— 

34,39 

— 

— 

— 

31,19 

— 

” j 

— 

31,30 

31 

30,77 

— 

52,35 



— 

— 

31,90 

56,66 

— 

33,3 

~ 

Von  den  liier  aufgeführten  Kumpflüiigen  haben  nat ürlielt  nur  diejenigen  vcrgleiehenden 
Werth  für  uns,  welche  sich  auf  den  Abstand  von  Munuhrium  zur  Symphyse  beziehen.  Leider 
sind  auch  in  diesen  Fällen  die  Messungen  nicht  mit  unserem  Instrument,  sondern  mit  dem 
Zirkel  von  Topinard  vorgenommen  worden. 

Die  von  uns  gewonnenen  mittleren  Rumpflängen  (51  absolut,  80  relativ)  liegen  nahe  den- 
jenigen, welche  Jakowenko  für  die  Juden  (49,46  absolut,  80,58  relativ)  imd  Qiltschenko 
für  die  Kosaken  von  Kubau  (52,35  absolut,  30,77  relativ)  fand. 


V.  CapiteL  Ueber  die  Körpermitte'). 

Eine  genaue  Definition  der  anthropologischen  Beziehungen  für  die  Körpermitte  zu  gelten, 
ist  wegen  mangelnden  Materials  sehr  schwierig.  Nach  den  Untersuchungen  von  Prof.  Mctschni- 
kow  lTillt  die  Körpermitte  bei  den  Mongolen  mit  der  Höhe  der  Symphysia  ossium  pubia  zu- 
sammen; dieser  Umstand  ist  nach  seiner  Ansicht  ein  wichtiges  Merkmal  der  mongolischen 
Rasse,  welche  sieh  hierdurch  dem  kindlichen  Zustande  der  europäischen  Rassen  nahcgerückt 
erweist.  Prof.  Ketle  hat  nämlich  gezeigt,  dass  die  Körpermitte  der  Kinder  europäischer  Rasse 
im  13.  Altersjahre  mit  dem  oberen  Rande  der  Symphysia  ossium  pubis  zusammeiifallt. 

Bei  der  Zusammenstellung  der  Werthe,  die  sich  für  die  Körpermitte  der  mir  zur  Ver- 
fügung stehenden  100  Individuen  ergaben,  nahm  ich  keine  Trennung  nach  Rassen  vor,  weil 
bei  dem  Vorhandensein  von  verschiedenen  Rassen  unter  meinen  100  Individuen  ich  eB  nicht 
für  angängig  halte,  Rückschlüsse  auf  Rasseneigenthümlichkeiten  zu  ziehen;  die  einzelnen  Rassen 
sind  in  meiner  Statistik  nicht  stark  genug  vertreten.  Es  müssten  vielmehr  hierzu  einige  hundert 
Messungen  an  Individuen  gleicher  Rasse  vorgenommen  werden. 

Die  absolute  Körpermitte  Ihr  mein  Material  zeigt  folgende  Tabelle: 

')  RumpfUnge  vum  Scheitel  bis  zum  Damme  gemessen 

*)  Rumpflänge  vom  JKanubtium  bis  zum  Hympbyaenrande  gemessen. 

fe)  Ist  identisch  mit  dem  Punkt  der  halben  Körperhöhe. 


Digitized  by  Google 


392 


L)r.  Sara  Teu min, 

Tabelle  18.  Absolute  Körpermitte. 


Höbe  der 
Körpermitte 
cm 

Zahl  der 
Individuen 

Höhe  der  | ./M  ,ler 
Körpermitte 

Individuen 

cm 

Höhe  der 
Körpermitte 
cm 

Zahl  der 
Individuen 

73 

2 

79 

2U 

85 

2 

74 

2 

80 

10 

86 

— 

76 

12 

81 

10 

,87 

— 

76 

9 

82 

12 

88 

1 

77 

7 

83 

— 

«i 

1 

78 

12 

84 

— 

Mittlere  Körpermitte 79  Maximum 89 

Ilauptvariation  . . . . . . .75  — 82  (in  92  Proc.)  Minimum .78 

Differenz  beider 18 


Die  absolute  mittlere  Körpermitte  der  von  mir  gemessenen  Frauen  beträgt  also  79  cm, 
wobei  die  Hauptvariation  bei  92  Proc.  zwischen  75  und  82  schwankt. 

Ich  lasse  hier  eine  Tabelle  der  Symphysenhöhen  folgen , um  zu  prüfen , in  wie  weit 
Metschnikow’s  Beobachtungen  einer  allgemeinen  Anwendung  fähig  sind. 


Tabelle  19.  Absolute  Sy  mphy  senhöhe. 


Absolute 

Absolute 

Ahtolute 

Symphysenhöhe 

Individuen 

Symphyseuhöhe 

Individuen 

Symphysenh'the 

Individuen 

cm 

cm 

cm 

71 

1 

78 

4 

84 

11 

72 

1 

79 

8 

85 

11 

78 

3 

80 

9 

86 

3 

74 

3 

81 

8 

87 

2 

76 

4 

82 

9 

88 

4 

76 

8 

83 

10 

89 

2 

77 

1!  4 

Mittlere  Symphysenhöhe  ....  80  Maximum  • 89 

Ilauptvariation 77  — 86  (in  74  Proc.)  Minimum  71 

Differenz  beider 18 

Tabelle  20.  Differenz  zwischen  Symphysenhöhe  und  Höhe  der  Körpermitte. 


Centimotor 


Zahl  der  Individuen, 
hei  welchen  die  Körper- 
mitte unter  der 
Symphysenhöhe  liegt 


Zahl  der  Individuen, 
bei  welchen  die  Körper- 
mitte über  der 
Sympbyaenhöhe  liegt 


1 

2 

3 

4 
6 
6 

7 

8 
9 

10 


15 

14 

18 

17 

10| 

4 

1 

1 


74  Proc. 


91 
4 i 
2 
1 
1 


18  Proc. 


Die  Symphyse  liegt  höher  mit  einem  Mittelwerth  von 4 cm 

* „ im  Maximum  höher  10  R 

_ „ im  Minimum  höher 1 „ 

Differenz  zwischen  Maximum  nnd  Minimum  9 „ 

Die  Körpermitte  liegt  höher  mit  einem  Mittelwerthe  von 2 cm 

„ w im  Maximum  höher 5 „ 

- „im  Minimum  höher  . 1 „ 

Differenz  zwischen  Maximum  und  Minimum 4 „ 

Die  Körpermitte  liegt  unter  der  Symphysenhöhe  bei  80  Individuen  f80  Proc.) 

■ » f . . ,17  , (17  . ) 

, , i»t  gleich  , . ,3  P ( * „ ) 


Digitized  by  Google 


393 


Topographisch -aiithrupometrische  Untersuchungen  etc. 

Au«  diesen  Vergleichen  können  wir  sehen,  dass  Motechn  ikow’s  Beobachtungen  in 
meinem  Falle  keine  Anwendung  finden  können.  Es  lial  «ich  gezeigt,  das«  nur  in  drei  (von  100) 
Fällen  die  Höhe  der  Symphyse  mit  der  Körpcrmitte  znsammentTdlt.  In  den  übrigen  97  Fällen 
findet  sieh  eine  mehr  eil  er  minder  erhebliche  Differenz.  — Bei  80  Individuen  lag  die  Symphyse 
höher  als  die  Körpermitte  (4 cm  im  Durchschnitt)  und  nur  hei  17  Iudividuun  tiefer  (2cm  im 
Durchschnitt).  — Diese  Resultate  lassen  keinen  Schluss  auf  eiue  constanlc  Beziehung  von 
Symphyse  und  Körpermitte  im  Sinnr  Mctschnikow'a  zu,  welche  als  Rassenmerkmal  dienen 
könnte. 

Für  die  mir  als  Material  dienenden  Iudividueu  ist  jedoch  charakteristisch,  das«  die  Körper- 
mitte  um  durchschnittlich  4 cm  tiefer  als  die  Symphyse  liegt. 

Bisher  wurden  nur  einige  Körpermaasse  an  und  für  sich  besprochen. 

Im  Folgenden  gehe  ich  dazu  Ober,  die  Beziehungen  der  einzelnen  Körpermaasse  zur  Körper- 
grösse und  unter  einander  zu  schildern,  d.  h.  ausser  den  absoluten  auch  diu  relativen  Körper- 
proportiouswerthe  nnzugeben. 


VI.  Capitel.  Rumpf  im  Verhältnis«  zur  Körpergrösse. 


Beim  Vergleiche  der  Rumpf  längen  (gemessen  vom  Manuhrinm  bis  zum  oberen  Rande  der 
Symphyse  im  Stehen)  mit  den  Kürpergrösaen  ergaben  sich  folgende  Resultate: 


Tabelle  21. 


Die  relative  Rumpflänge  — 


ltumpflänge  X 100 
Körpergroeso 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individueu 

21 

2 

31 

19 

22 

1 

.32 

9 

23 

1 

33 

5 

24 

— 

34 

4 

25 

— 

35 

3 

2*5 

— 

36 

1 

27 

2 

37 

j — 

23 

10 

38 

— 

29 

19 

39 

1 

30 

22 

40 

i 

Mittlere  relative  Kumpf  länge  . . 90  Maximum  . . . .' 

Hauptvariation  26 — 85  (in  92  Proc.)  Minimum  .... 

Differenz  beider 19 


40 

21 


Wie  wir  sehen,  ist  hier  die  Variation  eine  ziemlich  bedeutende;  in  der  Hauptsache  aber 
fallen  die  Werthe  zwiechen  28  und  35  bei  91  Proc.  der  Gemessenen. 


VII.  Capitel.  Spannweite  im  Verhältnis»  zur  Körpergrösse 
(relative  Spannweite). 

Die  bei  Messung  der  Spannweite  angewandte  Methode  ist  bereits  eiugangs  unter  Punkt  22 
angeführt  worden.  Die  absolute  Spannweite  der  100  Individuen  betrug  im  Mittel  158  om,  wäh- 
rend die  Mittelzahl  der  Körpergrösse  auf  157  cm  zu  stehen  kommt.  Die  Spannweite  übertrifft 
demnach  im  Mittel  die  Körpergrösse  um  1 cm. 

Es  ergeben  sich  für  die  relative  Spannweite  folgende  Werthe: 

Archiv  für  Anthropologie.  Ud.  XXY11  r^j 


Digitized  by  Google 


394 


Dr.  Sara  Teumin, 


Tabelle  22. 


Relative  Spannweite  = 


Spannweite  X 100 
Körpergröwe 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

86 

2 

101 

17 

97 

5 

102 

11 

98 

9 

103 

8 

99 

18 

104 

4 

100 

24 

106 

2 

Mittlere  relative  Spannweite  . . 100  Maximum  .... 

Hauptvariation ÖS — 103  (in  87  Proc.)  Minimum  .... 

Differenz  beider 9 


105 

96 


Die*  relative  Spannweite  variirt  demnach  bei  87  Proc.  der  Individuen  zwiaohen  Ü8  und  103; 
Werthe  darüber  oder  darunter  treten  nur  vereinzelt  auf. 

Folgende  Tabelle  giebt  eine  Ucborsicht  über  die  von  anderen  Forschen»  bei  .luden  erhaltenen 
Resultate. 

Tabelle  23.  Relative  Spannweite  bei  den  einzelnen  Autoren. 


Volk  I I $ 

i n > 1 ■ nn  n 


| ßlechmann I 103,3  — 

Weissenberg 106  — 

Juden  *•.  | Glitschen  ko . 103,40  — 

I Jakowenko 104  — 

l Meine  Messungen i — j 100 


Die  von  mir  erhaltenen  Spannweiten  sind  also  die  kleinsten  unter  den  angeführten.  Jedoch 
gehören  die  letzteren  Männern  an,  und  es  scheinen  bei  diesen  die  Arme  verhiiltnissmässig  länger 
zu  sein. 


VUL  Capitel  Schulterhöhe  im  Verhältniss  zur  Körpergrösse 
(relative  A kromialhöhe). 


l>ie  relativen  Akromialhöhen  varüren  in  folgenden  Gremien: 


Tabelle  24. 


O , . . . , . Akromialliuho  X 100 

Itela ti ve  A k r om  > al hon e = 

Kürpergroaw 


Proccnt 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

72 

2 

80 

6 

73 

3 

81 

9 

74 

2 

82 

12 

76 

4 

83 

12 

7G 

4 

84 

0 

77 

6 

86 

10 

78 

6 

80 

7 

79 

6 

87 

7 

Mittlere  Akromialböhe 1*2  Maximum  . . . 

Hauptvariation  80—87  (bei  09 Proc.  der  Individuen)  Minimum  . . . 

Differenz 16 


87 

72 


Diese  Zahlen  zeigen  uns,  da«»  die  Hauptschwankungen  dor  relativen  Akromialhöhen  bei 
69  Proc.  der  Individuen  80  bis  87  betragen,  wobei  die  mittlere  Akromialhöbe  also  82  Proc. 
der  Körpergröße  ist. 


Digitized  by  Google 


Topogrupbiseh-anthropometrische  Untersuchungen  etc. 


395 


IX.  Capitel.  Höhe  des  Manubriuni  (Incisura  semilunaris  sterni)  im 
Verhältniss  zur  Körpergrösse. 


Die  Bestimmung  des  Manubriuni  war  fast  in  allen  Füllen  eine  leichte,  und  genügte  zur 
Feststellung  der  Lage  meist  dos  Auge.  Xur  in  seltenen  Fällen  machte  ein  reichlich  entwickelter 
Panuiculus  adipoeus  eine  Betastung  des  oberen  Bandes  uolhweudig. 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  Resultate: 


Tabelle  25. 


Relative  Manubriumhüho  = 


Manubriuni  X 100 
Körpergröaie 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

77 

1 

82 

47 

78 

— 

83 

18 

79 

— 

81 

2 

80 

3 

85 

— 

81 

27 

86 

1 

Mittlere  Manubriumhöhe  . ...  83  Maximum 

Hauptvariation  .......  81 — 83  (in  83  Proc.)  Minimum  . . . . . 

Difieren*  beider 9 


86 

77 


Bei  92  Proo.  schwankt  die  relative  Manubriumhiihc  demnach  zwischen  81  und  83  Proc.  der 
Kürpergröwte.  Ihr  Mittel  beträgt  in  Folge  dessen  für  die  100  gemessenen  Individuen  82  Proo. 
der  Körpergrösse. 

Tabelle  26.  Relative  Manubriumhöhe  bei  den  verschiedenen  Autoren. 


Volk  cf  1 9 


Juden  aus  Kogotscbovr  (Jako  wen  ko) |i  81,81  — 

Kosaken  (G  ilts eben  ko) 81,7  — 

Polen  (Eikind) { 81,8  I — 

Meine*  Messungen |(  — [ 82 


Beim  Vergleiche  mit  den  Ergebnissen  anderer  Forscher  zeigen  sich  also  für  meine  Indi- 
viduen etwa»  höhere  Werthe. 


X.  Capitel.  Vertebra  prominens  im  Verhältniss  zur  Körpergrösse. 


Fast  bei  allen  Gemessenen  Hess  »ich  der  Domfortaatx  des  7.  Halswirbel*  leicht  durohfühlcn. 


IJie  absoluten  Höhen  der  Vertebra  prominena  sind  folgende: 

Tabelle  27.  Absolute  Höhe  des  Dornfortsatz. es  des  7.  Halswirbels. 


Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Centimeter 

Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

121 

1 

131 

4 

138 

7 

124 

2 

132 

9 

139 

3 

125 

1 

133 

4 

140 

4 

128 

2 

134 

10 

141 

2 

127 

2 

136  3 

142 

2 

128 

2 

136 

14 

143 

2 

129 

130 

7 

3 

137 

2 

114 

1 

Mittlere  Höhe  des  7.  Halswirbels  . . 184  Maximum 

Haupt  Variation  129 — 138  (in  72,4  Proc.)  Minimum 

Differenz  beider 21 


144 

123 


60* 


Digitized  by  Google 


39f, 


Dr.  Sara  Teuinin, 


Die  Differenz  zwischen  Maximal-  und  Minimalhöhe  ist  hier  eine  I »©deutende,  nämlich  21  cm, 
jedoch  liegt  die  llauptschwankung  zwischen  129  und  188,  was  einer  Hauptdifferenz  von  item 
entspricht. 


1-t.nno  „ , . • tl  - , , , , , Höhe  de»  7.  Halswirbel»  X 100 

Tabelle  28.  Relative  Hohe  de»  7.  Halswirbel»  = 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

83 

4 

87 

8 

84 

22 

88 

2 

85 

26 

89 

1 

86 

25 

Mittlere  Höhe  de»  7.  Halswirbel» 85  Maximam  . , 

Hauptvsriatiun 81 — 87  (in  92  Proc.)  Minimum  . . 

Diflfereox  beider 0 


88 

83 


In  Proccnte  umgcreehnet  finden  wir  bei  92  Pro«,  der  Individuen  eine  Hauptvariatiou  von 
84  bis  87.  Diese  durchschnittliche  Schwankung  ist  nicht  sehr  gross,  was  mit  der  l'hatsache 
Qliereinstimmt , dass  auch  die  Grösse  der  betreffenden  Individuen  keiner  sehr  beträchtlichen 
Schwankung  unterliegt. 

Vergleichende  Betrachtungen  mit  Resultaten  anderer  Forscher  konnte  ich  aus  Mangel  an 
entsprechender  Literatur  leider  nicht  anstellen. 


In  den  drei  folgenden  Capiteln  habe  ich  die  Bestimmung  der  relativen  Höhe  dreier  wich- 
tiger Punkte  an  der  vorderen  Fläche  de»  menschlichen  Körpern  unternommen,  der  Brustwarze, 
des  Nabels  und  der  Symphyse. 


XI.  Capitel.  Brust warzenhöhe  im  Verhältnis#  zur  Körpergrösse 
(relative  Brustwarzeuhöhe). 


Die  mittlere  Brustwarzen  hübe  für  alle  gemessenen  Individuen  beträgt  1 1«S  cm  bei  einer 
Variation  von  30  cm.  Die  Mavimalhöhe  ist  1*24  cm.  die  Minimalhöhe  94  cm;  die  lluuptvnriation 
geht  l>ei  75  l*roc.  von  108  bis  119. 

Folgende  zwei  Tabellen  gelten  absolute  und  relative  Brustw arzeuhöhen  an: 

Tabelle  29.  Absolute  Bruatwarzenhöhe. 


Gentimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Ontimeter 

Zahl  der 
Individuen 

«4 

1 

105 

4 

116 

6 

«6 

— 

IOC 

3 

116 

9 

96 

— 

107 

3 

117 

7 

97 

— 

108 

6 

118 

4 

98 

— 

109 

.3 

ii» 

4 

99 

1 

110 

i; 

120 

3 

100 

1 

111 

0 

121 

— 

101 

— 

112 

9 

122 

3 

102 

1 

113 

t; 

128 

— 

108 

1 

114 

10 

124 

1 

104 

3 

Mittlere  Brustwarzeuhöhe 113 

Hauptvariation 108 — 119  (in  76  Proc.) 

Differenz  beider  .... 


Maximum 

Minimum  

an 


124 

94 


Digitized  by  Google 


397 


TopographiHch-untliropometrüche  Untersuchungen  etc. 


Tabelle  30. 


Relatire  Bru.twarzenhöhe  = 


Brust warzenhohe  X 100 
Körpergrösse 


Procent 

Zahl  der 
Individnen 

Prooent 

Zahl  der 
Individnen 

64 

2 

74 

12 

65 

3 

76 

1 

66 

2 

76 

i 

67 

2 

77 

i 

68 

4 

78 

i 

69 

7 

79 

2 

70 

13 

80 

1 

71 

17 

81 

— 

72 

16 

82 

— 

73 

H 

83 

1 

Mittlere  Brustwarzenhohe 71  Maximum  .... 

Hauptvariation  60 — 74  (in  79  Proc.)  Minimum  .... 

Differenz  beider 19 


HS 

64 


Die  relative  Brustwnrxcnhöhc  schwankt  zwischen  64  und  83.  Diese  bedeutende  Schwankung 
ist  aber  nur  durch  einige  Ausnahmefäll«*  bedingt. 

Die  Hauyitvariatiou  liegt  zwischen  69  und  74  bei  79  Proc.  «1er  Gemessenen. 

Bei  einem  Vergleiche  mit  «len  Resultaten  anderer  Forscher  zeigt  sieh,  dass  meine  Indivi- 
duen die  relativ  und  absolut  kleinste  Brustwarzenhöhe  aufweiseu. 

Tabelle  31. 


Absolute 

Relative 

Volk 

Brustwarzenhöhe 

Brustwarzenhöhe 

cf 

9 

tf  I ? 

Polen  (Eikind) 

Bevölkerung  Persien«  (Danil off)  . . 
Meine  Messungen  . 

. . !i  118.2 

■ ■ 121.3 

113 

71,29 

73 

- 71 

XII.  C&pitel.  Nabelhöhe  im  Verliältniss  zur  Körpergrösse. 

Kinige  Untersucher  haben  behauptet,,  dass  «1er  Nabel  bei  gefülltem  Magen  höher  liege  als 
bei  leerem.  Ich  glaube  nicht,  «lass  dieser  Umstand  die  Messungen  erheblich  beeinträchtigt  und 
habe  ihn  hier  nicht  berücksichtigt. 

Nabelhohe  ' 100 
Kürpergrtisso 


Tabelle  32.  Relative  Kabelhöhe  - - 


iToeent 

Zahl  der 
Individnen 

Procent 

! Zahl  der 
Individuen 

64 

1 

59 

24 

55 

1 

60 

33 

56 

2 

61 

w 

57 

10 

02 

5 

58 

13 

63 

' 

Mittlere  Nabelhöbe  59 

Haupt  Variation 67 — 61  (in  90  Proc.) 


Maximum  63 

Minimum 54 


Differenz  beider 9 

Daraus  erhellt,  dass  die  mittlere  relative  XaUdhöhc  59  Proc.  der  Körpergröße  beträgt.  Zu 
Vergleiclisz wecken  haben  wir  hier  wieder  einige  Ergebnisse  amlerer  Forschungen  beigegebeu, 


Digitized  by  Google  j 


398 


Dr.  Sara  Ten  m in. 


wobei  sieb  zeigt,  das*  meine  Resultate  gleich  den  für  die  persische  Bevölkerung  erhaltenen 
(Daniloff)  sind.  Die  übrigen  Wertbe  liegen  etwas,  jedoch  nicht  beträchtlich  höher. 

Tabelle  SS. 


V o I 


k 


Relative  Nabelh>>he 
cf  9 


Juden  (Jakowenk  o)  . 58,48 

Polen  (Eikind) I 58,59 

Konaken  (Gilticbeu ko) ||  60 

Pnraifobe  Bevölkerung;  (Daniloff) ij  59,2 

Meine  Messungen — 


f»9,2 


Xlll.  Capitol.  Sjmphjsenhohe  im  Verhält nids  zur  Körpergrösse 
(relative  Symphysen  höhe). 


Tabelle  34.  Relative  Sy  mphy*enhöhe  Symph>senh<»he  100 
* Korpergroara 


Procent 

Zahl  der 
Indiridueu 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

46 

2 

53 

17 

' 47 

3 

64 

1 

48 

3 

55 

5 

49 

1 

50 

— 

50 

12 

57 

— 

51 

25 

58 

1 

52 

30 

Mittlere  Syniphyaeuhohe  51  Maximum 68 

üauptvariatioii 60 — 53  (in  81  Proc.i  Minimum  48 

Differenz  beider 13 


Vorstehende  Aufzählung  ergiebt,  dass  die  maximale  relative  Symphvsenhöhe  68,  die  mini- 
male 46  beträgt,  was  eine  Differenz  von  12  bedeutet  — Die  mittlere  relative  Symphysenhöhe 
licträgt  51  Proc.  der  Körpergröße. 

Beim  Vergleiche  mit  anderen  Bcohachtuugeu  zeigt  sieh,  dass  die  Symphysenhöhe  meiner 
Individuen  sehr  nahe  der  der  Kosaken  von  (iiltschenko  kommt 


Tal)«Ue  35.  Relative  Symphysenhohe  bei  den  verschiedenen  Autoren. 


Volk  tf 


Polen  (Eikind) r 50,71 

Kosaken  (Oilt.chenko)  I 51,4 

Mongolen-Torguten  (Iwenow.ky) 60,34 

Meine  Beobachtungen  ,]  — 


9 


51,3 


Eine  sehr  wichtige  Untersuchung  ist  die  Vergleichung  des  Körpergewichtes  mit  der  Körpur- 
grösse. Das  folgende  Capitcl  bringt  meine  Beobachtungen  hierüber. 


XIV.  Capitol.  Körpergewicht  absolut  und  im  Verhältnis«  zur 

Körpergrösse. 

Es  ist  längst  bekannt,  dass  das  Hauptgewicht  auf  die  Knochen  fällt  je  grösser  der  Mensch, 
je  länger  seine  Extremitäten,  um  so  grösser  ist  sein  Gewicht,  doch  auch  eine  reiche  Entwicke- 
lung des  Panniculus  adiposus  wird  eine  Rolle  spielen. 


Digitized  by  Google 


Topogniphisch-authropoiuetrische  Untersuchungen  etc. 


Tabelle  36.  Absolutes  Körpergewicht. 


Kilogramm 

Zahl  der 
Individuen 

Kilogramm 

Zahl  der 
Individuen 

Kilogramm 

Zahl  der 
ludividnen 

«n 

i 

04 

4 

67 

__ 

«l 

55 

5 

66 

— 

•12 

] 

56 

7 

69 

3 

43 

i 

57 

3 

70 

44 

2 

58 

2 

71 

1 

40 

2 

09 

3 

72 

1 

16 

3 

6») 

2 

73 



47 

2 

61 

1 

74 

1 

48 

1 

62 

6 

76 

2 

49 

8 

63 

3 

76. 



50 

7 

64 

3 

77 

01 

4 

65 

i 

78 

— 

62 

6 

CG 

2 

79 

1 

53 

4 

i 

Mittlere«  Körpergewicht 67  Maximum  .... 

Hauptvariation 49—64  (in  71,6  PNQ.)  Minimum 

Differenz  beider 39 


309 


79 

40 


Die  Haupt  Variation  bei  71,5  i'roc.  der  Gemessenen  liegt  zwischen  49  uml  64  kg,  was  einer 
Hatiptdiffercnx  von  15  kg  entspricht, 

Taltelle  37.  Verhältnis«  von  Körpergewicht  zur  Körpergrösse  (Grössengewichtsverhältniss) 

Körpergewicht  x 100 
Körpergrös«« 


Gramm 
auf  1 cm 

Zahl  der 
Individuen 

Gramm 
auf  1 cm 

Zahl  der 
Individuen 

Gramm 
auf  1 cm 

Zahl  der 
Individuen 

27 

3 

so 

7 

13 

1 

28 

3 

36 

10 

44 

2 

29 

1 

37 

7 

10 

1 

30 

3 

36 

10 

46 

2 

31 

4 

39 

2 

47 

i 

32 

7 

40 

2 

18 

— 

33 

8 

ii 

i 

49 

1 

34 

8 

42 

3 

50 

1 

Mittlere«  relativ«  Körpergewicht  . . 36  Maximum  .60 

Hauptvariation 32 — 36  (in  64,7  Proc.)  Minimum 27 

Differenz  bei «ler 23 

Vergleichen  wir  unsere  Kesultate  mit  den  von  Weissenber g angeführten  Werth en. 
(siehe  folgende  Tabelle),  bo  rinden  wir,  dass  meine  Individuen  die  Mitte  zwischen  den  Krauen 
und  Männern  bei  WeiBsenberg  einbalten;  dieselben  sind  bedeutend  leichter  als  die  Belgier 
(nach  Qnctelet). 

Dies  ist  verständlich,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  die  Mehrzahl  der  von  mir  Ge- 
messenen Jüdinnen  waren,  welche  auch  eine  geringere  Körpergröße  auf  zu  weisen  haben. 


Tabelle  38.  Körpergewicht  nach  anderen  Autoren. 


Volk 

absolut 

relativ 

s 

<f  | ? 

Juden  (21  bi«  25  Jahre)  nach  Weiasenberg  . 

Belgier  nach  (^uetelet 

Meine  Messungen  

. . 58,51 

r- ; 

53,31 

67 

1 

1 1£ 
1 1 1 

Digitized  by  Google 


400 


Dr.  Sara  Teil  min, 


XV.  CapiteL  Vordere  und  hintere  Spinulhöhe  im  Verhältniss  zur 

KörpergrÖKBe. 

Aus  folgender  Tabelle,  welche  die  relativen  Spinalhöhen  enthält,  entnehmen  wir,  daas  bei 
85  Individuen  die  relative  Höhe  der  Spina  anterior  mp.  linkt»  grösser  ist  als  rechts,  wenn  auch 
die  Differenz  eine  geringe  ist  Auch  die  relative  Höhe  der  Spina  posterior  Biip.  links  ist  grösser 
als  rechts,  und  zwar  haben  wir  eine  Differenz  von  1 Pro©,  der  Körpergrösse. 


Tabelle  SN.  Vordere  und  hintere  Spinalhöhe»  im  Verhältnis»  zur  Körpergrösse 


Spinal  höhe  v 100 
Körpergr»**e 


Procent 


Relative  Höhe 
der  Spina  anterior 

Zahl  der  Individuen 


Procent 


Relative  Höhe 
der  Spina  posterior 

Zahl  der  Individuell 


rechts 

links 

rechts 

link» 

51 

1 

1 

51 

i 



52 

a 

1 

52 

1 

— 

58 

4 

2 

53 

1 

— 

54 

8 

10 

54 

8 

— 

55 

11 

10 

55 

12 

4 

56 

24 

22 

54» 

24 

12 

57 

2t 

23 

57 

25 

23 

58 

9 

12 

58 

11 

17 

69 

2 

4 

59 

3 

19 

«» 

— 

— 

60 

II 

9 

61 

— 

— 

61 

l|  - 

1 

Mittlere  relative  Höhe  der  Spina  anterior:  rechts  66, 
links  56; 

Hauptvariation  der  Spina  anterior:  54  bis  58  (bei 
80,4  Proc.)  links,  54  bis  68  (bei  90.5  Proc.)  rechts; 

Maximale  relative  Höbe  «1er  Spina  anterior: 

rechts  50,  links  59; 

Minimale  relative  Höhe  der  Spina  anterior: 

rechts  51.  links  51 ; 

Differenz  beider  hei  der  Spinu  anterior:  rechts  8. 
links  8; 


Mittlere  relative  Höhe  der  Spina  posterior: 
rechts  50,  links*  68. 

lluuptvariatioii  der  Spina  posterior:  54  bis  59  (bei 
94,1  Pnic.)  rechts.  56  bis  60  (bei  94,0 Proc.)  links. 

Maximale  relative  Höhe  der  Spina  posterior: 
rechts  59,  links  61. 

Minimale  relative  Höhe  der  Spina  posterior: 
rechts  52,  links  55. 

Differenz  beider  bei  der  Spina  posterior:  rechts  7, 
links  6. 


Nachdem  wir  im  vorigen  Capitel  die  beiden  Spina©  in  ihrem  Verhältnis«  zur  Körpergrösse 
besprochen  haben,  gehen  wir  nun  zu  ihrer  gegenseitigen  Höhenlage  iil>er. 


XVI.  Capitel.  Gegenseitige  Höhenlage  von  Spina  anterior 
und  Spina  posterior. 

Kei  Abnahme  dieser  Maasse  liess  ich  die  zu  Untersuchenden  gerade  aufrecht  mit  gekreuzten 
Armen  stehen,  weil  bei  dieser  Haltung  die  Stellung  eine  ungezwungene  und  natürliche  ist.  Um 
die  Spina  posterior  leicht  zu  finden,  ist  es  zweckmässig,  mit  der  anderen  Hand  die  Spina  anterior 
zu  tixiren;  man  bekommt  auf  diese  Weise  das  ganze  Becken  zwisehen  die  auf  den  Spinae  auf- 
liegenden  Finger  beider  Hände. 

Diese  Punkte  waren  für  mich  von  ganz  besonderer  Bedeutung,  weil  sie  später  zur  Con- 
Htruirung  der  Bcckenneiguug  benutzt  wurden. 

Die  erhaltenen  Wcrthc  für  die  absolute  Spinalhöhe  sind: 


Digitized  by  Google 


401 


Topographiseh-anthropometrische  Untersuchungen  etc. 


Tabelle  40.  Die  absolute  Spinalhöbe. 


Höhe  der  Spinae 
in  Centimeter 

Hechte  vordere 
Spinalhöhe 
Zahl  der  Individuen 

Linke  vordere 
Spinalhöhe 
Zahl  der  Individuen 

Rechte  hintere 
Spinalhöhe 
Zahl  der  Individuen 

Linke  hintere 
Spinalhöhe 
Zahl  der  Individuen 

77 

1 1 





78 

— 

2 

l 

— 

79 

80 

i 

i 

2 

z 

81 

4 

i ■ i 

2 

1 - 

K2 

8 

l — 

3 

2 

83 

1 

8 

2 

1 

84 

S 

3 

3 

4 

85 

5 

1 

2 

5 

1 3 

86 

8 

, 7 

7 

7 

87 

8 

7 

8 

3 

88 

5 

1 

7 

3 

89 

10 

78,8  Proc. 

7 

9 

80,0  Pro«. 

6 

90 

7 

7 

4 

7 

91 

9 

7 

83,5  Proc. 

12 

8 

92 

6 

11 

8 

9 

93 

9 

8 

8 

8 

94 

— 

6 

- 

8 

95 

2 

6 

1 

9 

96 

1 

81 

2 

2 

97 

1 

2 

— 

2 

98 

| — 

— 

— 

1 

99 

i — 

t — 

1 — 

2 

100 

ii 

2 

““ 

— 

Crntimetrr 


Ontimetcr 


Mittlere  Höhe 

der  Spina  ant.:  recht«  87. 

link« 

91; 

Mittlere  Höhe  der 

Spina 

post.:  recht«  86,  link«  1)2- 

Maximale  „ 

97, 

100; 

Maximale  - „ 

. . !«.  . 99. 

Minimale 

. - . 77, 

80} 

Minimale 

» , 78.  „ 82. 

Differenz  beider 

20. 

n 

20; 

Differenz  beider  . . 

. . . . „ 18,  ,17. 

Tabelle  41. 

Höhendifferenz 
der  Spina 
anterior  und 
posterior  in 
Centimeter 


1 

2 

3 

4 

5 


Hechts  Links 

Zahl  der  Individuen  Zahl  der  Individuen 

Höhendifferenz  zwischen  Spina  Höhendifferenz  zwischen  Spina 
anterior  und  posterior  li  anterior  und  posterior 
Spina  anterior  Spina  posterior  Spina  anterior  Spina  posterior 
höher  hoher  i<  höher  höher 


3 

20 

‘ 

4 

22 

2 

16 

2 

13 

— 

21 

— 

17 

— 

10 

— 

12 

8 

— 

7 

2 

— 

s 

3 

i: 

— 

5 

Zahl  der  Individuen  Prooent 


Die  Spina  posterior  recht«  höher  bei 77  90/» 

Die  Spina  anterior  rechts  höher  bei  6 5,8 

•Spina  anterior  und  posterior  gleich  hoch  bei , 3 3.5 

Die  Spina  posterior  links  höher  bet 74  87,5 

Die  Spina  anterior  links  höher  hei 6 7,0 

Spina  anterior  und  posterior  gleich  hoch  bei 5 5,6 


Es  liegt  demnach  bei  90  Proc.  der  gemessenen  Individuen  die  Spina  posterior  rechts,  bei 
87,5  Proc.  auch  die  Spina  posterior  links  höher  als  die  entsprechende  Spina  anterior,  dagegen 
ist  bei  Proc.  rechts  und  bei  5,5  Proc.  link*  kein  Höhenunterschied  vorhanden.  — 

Archiv  fttr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  5] 


Digitized  by  Google 


402 


Dr.  Sara  Teurnin, 


Nach  den  Spinalhöhenbestirnrnnngen,  die  wir  in  diesem  Capitel  gemacht  haben,  kommen 
wir  au  den  wichtigen  Untersuchungen  über  Beckenneigung,  welche  die  in  diesem  Capitel 
gefundenen  Daten  aur  Voraussetzung  haben. 


XVII.  Capitel.  lieber  Beckenneigung. 

Die  Beckenneigung  wurde  von  mir  aus  dem  Winkel,  welchen  die  Verbindungslinien  awiBohen 
den  beiden  vorderen  und  hinteren  Spinalhöhen  mit  der  Horizontalen  bildeu,  festgestellt.  — 

Ich  unterscheide  zwischen  sagittaler  und  frontaler  Beckenneigung.  Meine  Bestimmungen 
beschränken  sich  auf  die  erstere.  Unter  sagittaler  Beckenneigung  verstehe  ich  den  Winkel, 
welchen  die  C'onjugata  vera  mit  der  Horizontalen  bildet,  unter  frontaler  Beekenneiguug  den 
Winkel,  welchen  die  üiameter  transversa  mit  der  Horizontalen  bildet.  Ich  habe  von  vornherein  von 
der  Bestimmung  einer  Conjtigala  abgesehen  und  bestimme  die  sagittale  Beckenneigung  nach  dem 
Winkel,  welchen  die  Verbindungslinie  der  Spina  anterior  sup.  und  der  Spina  posterior  sup.  (sagittale 
SpinatHnie)  mit  der  Horizontalen  bildet,  loh  befinde  mich  dabei  in  Uebereiustimmung  mit  dem 
Verfahren  von  Dr.  W.  Scliulthees,  der  mit  seinem  Nivellirzirkel  gleichfalls  den  Neigungs- 
winkel der  sagittalen  Spiuallinie  zur  Horizontalen  bestimmt.  Zur  Controle  habe  ich  einige  Winkel 
mit  dem  mir  von  Herrn  Dr.  Scbnlthess  gütigst  überlassenen  Tasterzirkel  gemessen  und  sie  mit 
meinen  Resultaten  übereinstimmend  gefunden.  Der  Güte  des  genannten  Herrn  verdanke  ioh 
auch  den  einzigen  Literaturbehelf,  der  mir  zur  Verffigung  stand:  Beiträge  zur  Kenntnias  der 
Beokenstellung  von  med.  pract.  A.  Uenggeler,  Inauguraldissertation,  Zürich  1898.  loh  erlaube 
mir  an  dieser  Stelle  Herrn  Dr.  Scbnlthess  meinen  Dank  auszusprechen. 


Tabelle  42.  Sagittale  Spinalneigung. 


Anzahl  | 
der 

Individuen  : 

Ungleiche 

Spinal- 

ueigung 

nach 

recht«  link» 

Grad  <ind 

Differenz 

zwischen 

Spinal- 

neigong 

recht«  link« 

Grad  | find 

Gleiche 

Spinal- 

neigung 

recht« 

und 

link« 

Grad 

Spinal - 
neigung 
recht*  u. 

link« 
nicht  vor- 
handen 

Grad 

Anzahl 

der 

Individuen 

Ungleiche 

Spinal- 

neigung 

nach 

rechte  link* 

Grad  Grad 

Differenz 

zwischen 

Spinal- 

neigung 

rechts  | link« 

Grad  | Grad 

.8 

0 ! 

b 

II 

3 1 

0 

1 

o , 

4 

| __ 

4 

10 

r> 

4 

— 

4 

1 

6 

4 

2 



1 

8 

16 

— 

8 i! 

s 

1 

.3 

4 



1 

8 

10 

— 

2 

6 

i 

M 

6 

5 



4 

0 

— 

2 j 

7 

i 

16 

7 

8 



16 

16 

1 

i 

7 

8 

10 



2 

i 

6 

4 

2 

J 

7 

4 

6 



1 

1« 

6 

! 11 

— * 

6 

6 

8 

2 



1 

8 

2 

6 

9 

10 

9 : 

i 



1 

17 

20 

3 

10 

i 

18 

16 

2 



i 

9 

10 

1 

10 

i 

16 

17 

| 

i 

1 

6 

3 

3 

12 

1 

2 

0 

2 



18 

, 16 

1 — I 

2 i 

13 

1 

8 

14 

! 

C 

1 

16 

10 

— 

4 

13 

1 

u 

13 

— | 

2 

1 

7 

4 

3 

— 

i 

8 

11 

1 — 

3 

1 

4 

6 

— 

2 : 

12 

7 

5 

— 

1 

0 

4 

] — 

4 L 

1 

21 

14 

7 



1 

10 

9 

1 

— 1 

14 

1 15 

:i  — , 

l 

Mittlere  Gnul/uld  für  die  ungleiche  Splaenaeiguiifr:  rechts  links  8"  17'. 

Ungleiche  Spinalneigung  bei  36  Individuen,  70,6  Pruc.  der  Gemessenen 
Gleiche  . „14  . 27,4  „ „ 

•“»uw  > . 1 1.9  „ » 


Digitized  by  Google 


1 


Topographisch  -anthropometrische  Untersuchungen  etc.  103 

Sagittale  Beokcnncigung:  In  der  ernten  Colonnc  habe  ich  alle  Individuen  mit  un- 
gleicher Neigung  der  sagittalen  Spineulinion  recht«  und  links  eingetragen,  in  der  /.weiten  Colonne 
Individuen  mit  beidereeita  gleichgroßer  Neigung  der  sagittalen  SpinuUiuieu,  in  der  dritten 
Colonne  diejenigen  Individuell,  bei  welchen  die  sagittale  Spinalliuio  beiderseits  horizontal  verläuft, 
bei  denen  also  eine  Bockenncigung  aus  dem  Verhalten  der  Spinailinicu  nicht  zu  berechnen  ist. 

Ans  der  Tabelle  geht  klar  hervor,  dass  die  Spiuenucigung  keine  Constautv  ist. 

Aus  der  Colonne  I ersieht  man,  dass  die  sagittale  Spinalneigung  bei  36  Personen  eine 
ungleiche  ist.  Aus  der  Colonne  II  erkennen  wir  die  sagittale  Spinalneignng  bei  14  Individuen 
als  rechte  und  links  gleich.  Die  Coloune  III  zeigt  uns  einen  sehr  interessanten  Fall:  Ein  Indi- 
vidnnm  hatte  Überhaupt  keine  Spiualneigung;  es  lagen  hier  alle  vier  Spinae  in  einer  Horizontalebene. 

Wir  sehen  also  erstens:  dass  man  sieh  mit  der  Bestimmung  des  Neigungswinkels  der  einen 
sagittalen  Spinallinie  nicht  begnügen  darf,  und  zweitens:  «lass  ein  Schluss  von  der  sagittalen 
Spinalnciguug  auf  die  Beckenneigung  nur  mit  äußerster  Vorsicht  zu  ziehen  ist.  Es  ist  wohl 
kaum  anzunehmen,  dass  bei  dem  einen  Individuum  ohne  Spinalneigung  keine  Beckenneigung 
vorhanden  war. 

Es  sei  ferner  hier  bemerkt,  dass  nicht  selten  erhebliche  Unterschiede  ira  Neignngsgrade 
der  Verbindungslinien  der  Spinae  rechte  mit  dem  links  Vorkommen,  ohne  dass  hierbei  die 
Höhenlage  der  Spina  anterior  superior  erheblich  beeinflusst  ist. 

Ich  habe  aus  der  Colonne  I Mittclwerthe  der  Spinalneigung  für  links  und  rechte  berechnet 
(8e  IV  und  b0  30')  uml  glaube,  dass  nur  grössere  Abweichungen  nach  der  einen  oder  anderen 
Seite  mit  einer  Veränderung  der  wirklichen  Beckenneigung  in  Zusammenhang  zu  bringen  sind. 

Bei  dem  in  folgender  Tabelle  ausgeführten  Vergleiche  meiner  ßeckeiineiguugon  mit  denen 
Ilenggeter’s  habe  ich  nur  diejenigen  mit  einander  verglichen,  weluhc  annähernd  gleiches 
Alter  besitzen.  Es  ergab  sich  hierbei,  wie  ersichtlich,  kein  auffallender  Unterschied. 


Tabelle  43. 


Alter 

8pwaln<rifping 

Spinnlnei^ung 

rechU 

links 

rechts 

links 

18 

8* 

12” 

ii“ 

13* 

19 

4° 

3* 

(!• 

6" 

20 

2" 

12* 

6” 

3“ 

20  bis  25 

13” 

lß“ 

13“ 

15* 

25  bis  30 

3* 

6” 

5* 

9* 

30  bis  10 

5* 

6” 

1 

2* 

8* 

Ich  möchte  hierbei  noch  hervorhebon,  dass  es  anmöglich  ist,  aus  dieser  allerdings  nicht 
umfangreichen  Tabelle  Schlüsse  auf  eine  conslaute  Beziehung  zwischen  Alter  und  Beckenneigung 
zu  ziehen. 


XVIII.  CapiteL  Verhältnis«  der  Nabel-Symphysenlänge  zum 
N a bei- Manu  bri  uma  bst  and. 

Diese  Werthc  habe  ich  nicht  direct  durch  Messung  erhalten,  sondern  sie  aus  den  drei 
Höhen  Manubrium,  Nabel  und  Symphyse  über  dem  Fusslioden  berechnet.  Es  zeigte  sich,  wie 

61* 


Digitized  by  Google 


404 


Dr.  Sara  Teu  in  in 


auch  zu  erwarten  war,  dass  der  Abstand  zwischen  Mamibrium  und  Nabel  grösser  war,  als  der- 
jenige vom  Nabel  bis  zur  Symphyse. 

Folgende  Tabellen  zeigen  diese  Beziehungen  mit  den  individuellen  Variationen. 


Tabelle  44.  Abstand  zwischen  Manubrium  Tabelle  45.  Abstand  zwischen  Nabel  und 

und  Nabel:  Symphyse: 


Centiineter  Zahl  der  Individuen 


Centimeter  Zahl  der  Individuen 


30 

3 

31 

— 

32 

5 

33 

13 

34 

13 

35 

16 

36 

16 

37 

9 

38 

13 

3» 

4 

40 

3 

41 

4 

42 

43 

1 

Mittlerer  Abstand  . 36  cm 


Haupt  V ariation  . . 33  bis  38  (bei  80  Pr««c.i 

Maximum 43 

Minimum 30 


Differenz  beider  . . 13 


5 

6 

7 

8 
9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 
21 


1 

1 

1 

2 

4 
10 
23 
21 
10 
12 

7 

5 
1 
1 


1 


Mittlerer  Abstand  . 
Hauptvariuti.»n  . . 

Maximum 

Minimum  . . . . 

Differenz  beider  . . 


12  cui 
10  bin  16 
21 


5 

16 


(l>ei  88  Proc.) 


Wir  linden,  dass  der  mittlere  Xabel-Manubriumabstand  36  ein,  der  mittlere  Nahel-Syinphysen- 
abstand  aber  nur  12  cm  beträgt,  das«  also  der  letztere  der  dritte  Theil  des  ersteren  ist. 


Tabelle  46.  Verh&ltniss  des  Nabel-Symphysenabstandes  zum  Kabel-Manubriumabstand 

Nabel-Svmphysenabstand  x 10*1 

Nabel-Manubriumabst&nd 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent  |j 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

13 

1 

82 

5 

50 

1 

14 

— 

33 

5 

61 

— 

15 

I 

24 

6 

52 

— 

16 

— 

35 

5 

63 



17 

— 

3t? 

4 

54 

— 

18 

1 

37 

6 

55 

— 

19 

— 

38 

5 

66 

— 

20 

— 

30 

2 

57 

1 

21 

1 

40 

6 

58 

— 

22 

— 

41 

l 

59 



29 

1 

42 

5 

60 

— 

24 

4 

43 

2 

61 

— 

25 

— 

44 

2 

62 

— 

26  ; 

— 

45 

) 

63 

— 

27 

6 

46 

— 

M 



28 

5 

47 

) 

«5 



29 

5 

48 

— 

66 

— 

80 

10 

49 

2 

67 

1 

31 

4 

. 

Mittlerer  Werth  . 
llauptvariation  . 


33 

27  bis  40  (bei  80  Proc.) 
Differenz  beider  . 


Maximum 

Minimum 

64 


67 

13 


Digitized  by  Google 


405 


Topographisch  - anthropoinetrische  Untersuchungen  etc. 

l>ie  relativen  Abstände  variiren  noch  mehr  als  die  absoluten,  jedoch  liegt  auch  hier  die 
llauptrariation  in  engeren  Grenzen , nämlich  zwischen  27  und  40  (bei  80  Proc.  der  Individuen), 
entsprechend  einer  Differenz  von  13. 


XIX.  Capitel.  Sita  der  Brustwarze  gegenüber  Akromion  und  Manubrium. 

Die  erforderlichen  Wertho  wurden  ebenfalls  nicht  direct,  sondern  durch  Berechnen  aus  den 
Hohen  von  Manubrium,  Akromion  und  Mamma  erhalten: 


Tabelle  47.  Höhendifferenz  zwilchen  Tabelle  48.  Höhendifferenz  zwischen 

Manuhriuui  und  Mamma.  Akromion  und  Mamma 


Centi- 

Zahl  der 

Ccnti- 

Zahl  der 

Cent»- 

Zahl  der 

Centi- 

Zahl  der 

meter 

Individuen 

ineter  u 

Individuen 

meter 

Individuen 

Bieter 

Individuen 

11 

1 

20 

4 

u 

1 

19 

6 

12  ll 

1 

21 

2 

12  i 

4 

20 

2 

13  li 

8 

22 

23 

2 

13 

10 

21 

i 

14 

17 

1 

14 

14 

22 

— 

15 

17 

24 

— 

15 

21 

23 

2 

i6  |; 

l« 

25 

1 

IG 

18 

24 

— 

17  J. 

10 

26 

2 

17 

12 

25 

2 

i«  I1 

15 

27 

1 

18  ! 

6 

26 

3 

19  1 

2 

Mittlere  Differenz  . . . . 

17 

Mittelzahldifferenz  . . . 

16 

Uauptvariation 

IS  bi,  is  (bei  83  Pme.) 

Uauptvariation  . . . . . 

13  bia  19  (bei  87  Proc.) 

Maximum 

27 

Maximum 

26 

Minimum 

, 11 

Minimum . 

11 

Differenz  beider  . . . . 

. IG 

Differenz  beider  . . . . 

11 

Aue  obigen  zwei  Tabellen  ersehen  wir,  dass  der  mittlere  Ilöbenabstand  von  M&nuhrium 
und  Mamma  grösser  ist,  als  der  von  Akromion  und  Mamina. 

Der  letztere  Umstand  entspricht  der  Tbatsachc,  dass  das  Manubrium  im  Einzelnen  höher 
liegt,  als  das  Akromion. 


XX.  Capitel.  Brustwarzendistanz  absolut  und  relativ  zur  Becken- 

und  Akroniialbreite. 

Es  scheint  wichtig,  auch  die  Breitenentwickelung  des  Kumpfes  in  einigen  leicht  messbaren 
und  in  verschiedener  Höhe  liegenden  Rumpfhreiten  festzustellen. 


Tabelle  49.  Absolute  Bruatwarzendietanz. 


Centi- 

meter 

Zahl  der 
Individuen 

Centi- 

meter 

Zahl  der 
Individuen 

* 16  li 

2 

21 

10 

17 

2 

22  I 

2 

18 

6 

23  '* 

— 

19 

11 

21 

1 

20  I1 

8 

ä 

Mittlere  Brustwarzendifferenz  20  om  Maximum  24  cm 

Uauptvariation  . ......  18  bis  21  (bei  81,3  Proc.)  Minimum 16  a 

IHfferenz  beider  8 


Digitized  by  Google 


40« 


Dr.  Sara.  Teumin 


Wir  liekoinmen  alno  eine  mittlere  Briutwar/.eiidieUu/  von  20  cm.  Die  Hanpuchtrankung 
ent  fallt  zwischen  18  und  21  cm  (hei  81,3  Proc.). 


Tabelle  60.  Brustwarxendittanz  im  Verhältnis»  zum  Abstand  der  Spinae  anteriores 

Brustwarzendiatanx  X BIO 

Vorderer  Spinalabstand 


Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
i Individuen 

65 

i 

74 

2 

88 

2 

66 

i 

76 

5 

84 

1 

67 

1 

76 

1 

86 

1 

68 

— 

77 

3 

86 

1 

69 

1 

78 

2 

H7 

— 

70 

i 

79 

4 

88 

— 

71 

3 

so 

2 

89 

— 

72 

2 

81 

2 

90 

1 

7S  1 

J 

3 

82 

2 

91 

1 

91 

66 


Relative  MitteldUtanz 
Hauptvariation  . . . 


72  Maximum  ...... 

71  bis  SS  (bei  76,7  Proc.)  Minimum 

Differenz  beider 26 


Tabelle  61. 


Brustwarzendistanz  im  Verhältnis«  znr  Cristalbreite  = 


Brustwarzendistanz  V 100 
Cristalbreite 


Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

58 

1 

72 

1 

86 

i 

59 

73 

1 

87 

60 

74 

3 

88 

— 

61 

76 

3 

89 

— 

62 

> 1 

76 

2 

tK) 

63 

2 

77  1 

1 

91 

64 

2 

78 

1 

92 

— 

66 

— . 

79 

— 

»3 

— 

66 

— 

80 

— 

94 

— 

67 

6 

Kl 

— 

95 

— 

68 

2 

82 

— 

96 

— 

69 

2 

83 

— 

97 

— 

70 

6 

84 

— 

98 

1 

71 

4 

86 

— 

Relative  Mitteldistanz  . 66  Maximum 

Hauptvariation  . . . . 67  bi«  76  (bei  69,7  Proc.)  Minimum  

Differenz  beider  . 20 


98 

68 


Tabelle  62. 


Brustvrarzendistanz  im  Verhältnis«  zur  Akromialbreite  = 


Brust  warzendictanz  _X  100 
Akromialbreite 


Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Prooent 

Zahl  der 
Individuen 

48 

i 

58 

3 

67 

3 

49 

i 

59 

4 

68 

1 

60 

— 

60 

1 

60 

2 

51 

2 

61 

i 

70 

1 

62 

l 

62 

i 

71 

1 

53 

1 

63 

2 

72 

64 

3 

64 

1 

73 

2 

55 

1 

65 

i 

74 

— 

56  ll 

4 

66 

1 

75 

1 

57 

8 

Relative  Mitteldistanz  . 60  ^ Maximum  ..... 

Hauptvariation 64  bi«  69  (in  39,5  Proc.)  Minimum 

Differenz  beider 27 


76 

48 


Digitized  by  Google 


Topographisch  -anthropometrische  Untersuchungen  etc. 


407 


der 

Körpergrösse. 


Obigen  Tabellen  entnehmen  wir  folgende  Mittelwerthe: 

I.  Für  das  Verhältnis«  der  Brustwarzendistanz  zur  Spinalbreite:  72  Proc. 

II.  Für  da«  Verhältnis«  der  Brustwarzeudistanz  zur  Cristalbreite:  66  Proc. 

III.  Für  das  Verhältnis!  der  Brustwarzeudistanz  zur  Akromionbrcite : 60  Proc. 

In  folgendem  Capitel  gehen  wir  nun  zum  Verhältnis«  der  Brustwarzendistanz  zur  Körper- 
grosse  über. 

XXI.  Capitel.  Brustwarzendistanz  im  Verhältnis«  zur  Körpergrösse. 

Deutlich  kommt  die  Breitenentwickelung  des  Rumpfes  und  seiner  einzelnen  Theile  auch 

zum  Ausdruck,  wenn  wir  die  gewonnenen  Maassc  auf  die  Körjiergrösse  beziehen. 

, ...  , ,,  ....  , . Bru.twarzendi.tanz  X 100 

Tabelle  53.  Bruatwarzendietanz  im  Verhältnis.  zur  horpergru.se  = - „.  „ 

r B Körpergroste 


Prooent  J 

Zahl  der 
i Individuen 

1 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

9 

1 

16 



10 

2 

17 

1 

11 

9 

18 

— 

12 

13 

19 

— 

13 

n 

20 

14 

s 

21 

1 

15 

2 

1 

Relativer  Mittelwerth 13  Maximum 21 

Hauptrariation  .....  11  bis  13  (bei  76,7  Proc.)  Mioimutn 9 

Differenz  beider 12 

Die  relative  Brustwarzeudistanz  beträgt  im  Mittel  13  Proc.  der  Körperlänge;  die  Haupt- 
schwankung geht  bei  76,7  Proc.  von  II  bis  13,  was  dieselbe  als  eine  ziemlich  constante  er- 
kennen lässt. 


XXII.  Capitel.  Cristalbreite  (Abstand  beider  Cristae)  im  Verhältniss 

zur  Spinalbreite. 

Tabelle  54.  Absolute  Spinal-1)  und  Crista! breiten. 


Centimeter 

Spinalbreite 

Cristalbreite 

Zahl  der  Individnen 

Zahl  der  Individuen 

19 

1 

20 

2 

— 

21 

3 

— 

22 

8i 

— 

23 

9 

— 

24 

14  86,8  Proc. 

— 

25 

22 

4 

26 

20] 

121 

27 

28 

3 

S 

88,5  Proc 

29 



1 7 1 

30 

— 

6 

31 

— 

2 

32 

1 

2 

Mittlere  Spinalbreite 
Hauptvariation  . . . 

Maximum 

Minimum 

Differenz  beider  . . . 


. 22- 


25  cm  Mittlere  Cristalbreite 28  cm 

- 20  (bei  86,8  Proc.)  Hauptvariation 26  — 29  (bei  89,5  Proc.) 

28  Maximum 32 

19  Minimum 25 

9 Differenz  beider 7 


*)  E»  sind  die  Spinae  anteriores  supenoreu  gemeint. 


Digitized  by  Google 


408 


Dr.  Sara  Teumin, 


Das  Mittel  der  Wertlie  fällt  mit  der  mittleren  Zahl  in  der  Tabelle  zusammen;  das  normale 
weibliche  Becken  hat  eine  Spinalbreite  von  2G  cm  und  eine  Cristalbreite  von  29  cm.  Bei  meinen 
Individuen  sind  Spinalbreil e und  Cristalbreite  um  1,3  em  kleiner  als  die  entsprechenden  Breiten 
des  Nonnalbeekens.  Diese  Beobachtung  kann  für  eine  Verengerung  des  Beckens  bei  meinen 
Uutersucliungsobjecten  sprechen ; jedoch  sind  Spinal  - und  Cristalbreiten  nicht  allein  hierfür 
maasagebend. 

Von  den  Jüdinnen  ist  schon  lauge  bekannt,  dass  sie  ein  enges  Becken  haben,  was,  da  wir 
es  hier  zum  grossen  Theil  mit  Jüdinnen  zu  thun  haben,  als  Bestätigung  dafür  dienen  könnte, 
das«  hier  wirklich  eine  Beckenverengerung  vorliegt. 

Es  ist,  interessant,  das  Verhältnis»  der  Spinal-  zur  Cristalbreite  kennen  zu  lernen. 

Folgende  Tabelle  veranschaulicht  diese  Beziehungen: 


Tabelle  55. 


Spinalbreiten  im  Verhältnis*  zu  Cristalbreiten  — ^ 1 1 in albrci ten  X 100 
r Cristalbreiten 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

67 

1 

77 

87 

6 

68 

— 

78 

1 

88 

4 

68 

— 

79 

2 

89 

7 

70 

— 

HO 

2 

90 

3 

71 

— 

81 

3 

91 

11 

72 

— 

82 

— 

92 

8 

73 

1 

83 

6 

93 

3 

74 

[I  — 

84 

ß 

94 

5 

75 

2 

85 

2 

95 

4 

76 

86 

6 

96 

8 

1 

Relative  mittlere  Spinalbreite  . 86  Maximum ’JÜ 

Hauptvariation 83  bis  62  (bei  68,2  Proc.)  Minimum 67 

Differenz  beider 26 


Als  Mittelwerth  erhalten  wir  hier  86,  wobei  das  Maximum  96  und  da»  Minimum  67 
(Differenz  29)  beträgt. 

Die  relativen  Spinalbreiten  schwanken  demnach  innerhalb  eines  grossen  Spielraumes;  wir 
erbalten  keine  eonstanten  Werthe  wie  bei  den  absoluten  Spinalbreiten. 


XXIII.  Capital.  Beckenbreite  im  Verhältnis»  zur  Schulterbreite. 
Die  absolute  Sclmlterbrcite  liahe  ich  mit  Hälfe  des  Authropometers  gemessen.  42  Messungen 
ergaben  im  Mittel  33  cm  Sclmlterbrcite.  Die  maximale  Schulterbreite  war  36,  die  minimale 
29  cm.  Die  Hauptvariation  betrug  bei  78,5  I’roc.  31  bis  34  em. 

Tabelle  56.  Absolute  Sch u 1 1 erbreite. 


Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

(Zentimeter 

Zahl  der 
Individuen 

29 

2 

33 

10 

30 

2 

34 

7 

31 

ß 

35 

3 

32 

n 

36 

2 

Mittlere  Schulter  breite  ....  33  Maximum 96 

Haupt  Variation .31  hin  34  (bei  78,0  Proc.)  Minimum . . 29 

Differenz  beider  7 


Digitized  by  Google 


40!) 


Topographisch -anthropometrisclie  Untersuchungen  etc. 


Da  die  Cristalbreite  mehr  oder  weniger  der  Schulterbreite  (Akrouiialbreite)  entspricht,  so 
schien  es  mir  wichtig,  die  genauen  Verhältnisse  beider  zusatumeiitustellen. 

Cristalbreite  X 100 
Alcromialbreite 


Tabelle  67.  Cristalbreiten  im  Verhältnis«  zur  Akromialbreite  = 


Procent 

Zahl  der 
Individuen 

Procent 

Zahl  der 
Individuen 

D Zahl  der 

Individuen 

79 

3 

3 

97  i!  — 

du 

3 

89 

1 

«8  n — 

81 

2 

90 

2 

99  | — 

82 

l 3 

91 

2 

100 

88 

3 

92 

1 

101 

«4 

2 

93 

2 

102  — 

86 

5 

94 

— 

103  — 

86 

4 

95 

— 

104  1 

87 

5 

96 

— 

Relative  mittlere  Cristalbreite  . 83  Maximum  . . 

Haupt  Variation 79  bis  93  (bei  97,7  Proc.)  Minimum  . . 

Differenz  beider 2.6 


KM 
, 79 


Die  Cristalbreiten  im  Verhftltoiss  zur  Schulterbreite  ergaben  als  Mittel  83,  wobei  als 
Maximalwert  104,  als  Minimal  wert  b 79  erhalten  wurde.  Diese  grosse  Variation  ist  aber  nur 
durch  Ausnahmefälle  bedingt,  der  Maximalwerth  104  gehört  nur  einer  Person  an,  welche  eine 
Cristalbreite  von  30  cm  und  eine  Schalterbreite  von  29  cm  besass. 

Beim  Vergleich  mit  den  Resultaten  anderer  Autoren  (siehe  folgende  Tabelle)  finden  wir, 
dass  die  relative  Schulter  breite  der  von  mir  gemessenen  Frauen  die  der  Jüdinnen  nach  Jako- 
wen ko  um  1cm  fibertrifft.  Unter  allen  aufgefubrten  Werthen  sind  die  mehligen  die  kleinsten. 

Tabelle  58.  Vergleich  mit  anderen  Autoren. 


Volk 


Absolute  Schulterbreite 

i r~ 


Juden  (Jakowenko) 34,47 

R (Blechmann). 34,5 

„ (Weissbach) h 34,40 

Kosaken  (Q  ilt  sehen  ko) n 37,88 

Kleinrusaen  (Diebold) « 39,782 

Meine  Messungen  — 


31,55 


33 


XXIV.  Capital.  Kopfhöhe  absolut  und  im  Verhältnis  zur  Körpergrösse. 


Diu  absolute  Kopfhöhe  erhielt  ich  durch  Subtraction  der  Kinnhöhe  über  dem  Boden  von 


der  Körpergrösse. 


Tabelle  51).  Absolute  Kopfhöhe. 


Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

Centimeter 

Zahl  der 
Individuen 

19 

2 

25 

i 

20 

11 

20 

1 

21 

26 

27 

— 

22 

34 

2« 

— 

23 

1« 

29 

— 

24 

8 

30 

1!  1 

Mittlere  Kopf  hohe 21  Maximum  . . 

Hauptvariation 20  bi«  24  (bei  95  Proc.)  Minimum  . . 

Differenz  beider  . 11 

Awhlr  fttr  Anthropologie.  Bd.  XXVII. 


52 


30 

1» 


Digitized  by  Google 

A 


410 


Dr.  Sara  Teurnin, 


Demnach  haben  95  Proe.  aller  gemessenen  Individuen  eine  Kopfhöhe,  die  zwischen  20 
mul  24  cm  schwankt.  Wertlie  darüber  oder  darunter  linden  eich  nur  bei  fünf  Individuen. 

Um  uns  ein  Bild  der  wirklichen  Kopfgrösse  zu  machen,  bedürfen  wir  auch  noch  der 
Kenntnis«  der  relativen  Kopfhühe,  welche  unsere  folgende  Tabelle  zeigt. 


Tabelle  60. 

Relative  Kopfhöhe. 

Procent 

Zahl  der  Individuen 

12 

4 

13 

30 

14 

46 

15 

18 

16 

2 

Relative  mittlere  Kopfhöhe.  . . 14  Maximum 10 

Hauptvariation 13  bi«  15  (bei  94  Proc.)  Minimum 12 

Differenz  beider 4 

Demnach  variirt  die  relative  Kopfhöhe  zwischen  1*2  und  16;  die  Haupt  Variation  ist  bei 
94  Proc.  13  bis  15;  das  Mittel  betrügt  14. 

Relative  und  absolute  Kopfhöhe  ist  also  auch  hier  eine  grosse» 

Der  Vergleich  dieser  Resultate  mit  anderem  Material  ergiobt  Folgendes: 

Tabelle  61.  Resultate  anderer  Autoren. 

VoU 

Absolute  Kopf  höbe 

<f  9 

Relative  Kopfböhe 

9 

üroBsrUBsen  (Rosdenstwensk  v) 

Samojeden  (Sograff) 

Torgouten  (Uanowsky).  . 

Kalmüken  (Deuiker) 

Kirgisen  (Iwanowsky) 

Mordwa  (Mainow) 

Tartaren  (Fed  (schenke) 

Lüii  (Wilkin.) 

Meine  Messungen 

20,87  19,97 

23,5  23,27 

22,752 

22,329  — 

20, RI 

20,22 

19,ßs 

21,85 

- 1 21 

12,711  13,07 

16,01  : — 

13.95  I — 

11.96  1 — 

18,76 

11,87 

IM  — 

— 14 

Extremitäten. 

Die  Verschiedenheit  der  Exlremitütenlängen  i«t  eines  der  wichtigsten  Hassenmerktnalc, 
weshalb  im  Folgenden  bei  Behandlung  dieser  Beziehungen  auch  eine  Trennung  meiner  Messungen 
nach  der  Kassenzugehörigkeit  der  von  mir  beobachteten  Individuen  vorgenommeu  werden  boII. 
Meine  Extremitätenmaasse  habe  ich,  soweit  möglich,  durch  Rechnung  aus  schon  bekannten 
Maassen  erhalten. 


XXV.  Capitel.  Verhältnis«  der  oberen  Extremität  zur  Körpergrösse. 

Die  absolute  Länge  «Ich  Arme«  (inc).  der  Hand)  erhielt  ich  durch  Abrieben  de«  Abstandes 
der  Mittel  fingefspitae  vom  Boden  bei  herabhüngendem  Arm  von  der  Akromialhöhe.  Dabei 
ergab  sich 


Digitized  by  Google 


Topographisch -antliropometmche  Untersuchungen  etc. 

Tabelle  62.  Absolute  Ärmlinge. 


411 


( entimeter 

Grossrussen 

Zahl  der 
: Individuen 

Kbjinruis.  Juden 

Poln.  Juden 

Zusammen 

Zahl  der 
Individuen 

Zahl  der 
Individuen 

Zahl  der 
Individuen 

57 

_ 

__ „ 

, 

1 

68 

— 

1 

— 

l 

69 

I 

— 

— 

2 

60 



— 

61 

— 

— 

2 

2 

62 

— 

— 

1 

1 

* 63 

1 

2 

— 

6 

64 

— 

2 

2 

6 

65 

1 

6 

1 

II 

66 

3 

4 

2 

9 

67 

2 

4 

2 

10 

68 

3 

1 

1 

6 

69 

5 

4 

2 

15 

70 

2 

1 

— 

9 

71 

2 

1 

— 

7 

72 

4 

1 

1 

8 

73 

— 



— 

3 

#4 

75 

1 

- 

- 

1 

Mittlere  absolute  Ärmlinge  bei  den  Grossrussen  66;  kleinruss.  .luden  67:  polnischen  Juden  65;  zusammen  67. 

Hauptvariation  schwankt  bei  allen  Individuen  zusammen  zwischen  63  upd  72  (bei  89  Proc.). 
Maximale  absolute  Armlange  bei  den  Grossrussen  76:  kleinruss.  Juden  72;  polnischen  Juden  72;  zusammen  75. 
Minimale  „ . , . . SB;  , W;  , .87;.  57. 

Differenz  beider  „ * * 16;  * . 14;  * „ 15;  * 18. 

Für  die  relative  Armhlngc  fanden  sich  folgende  Werth«: 


Tabelle  63. 


Relative  Armlänge  = 


Ärmlinge  v HX) 
Körpergrösse 


Procent 

Grossru*sen 

Kleinruse.  Juden 

Polo.  Juden 

Zusammen 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

36 

36 

37 

i 

~ 

1 

_ 

1 

2 

3 

3« 

— 

— 

— 

1 

39 

II 

1 

— 

— 

2 

40 

1 

— 

i 

— 

2 

41 

4 

i 

2 

9 

42 

3 

5 

5 

17 

43 

10 

H 

2 

33 

44 

4 

lü 

« 

23 

46 

1 

1 

1 

7 

46 

i 

1 

1 ~ 

— 

2 

Mittlere  relative  Armlänge  bei  den  Grossrussen  42;  kleinruss.  Juden  43;  polnischen  Juden  42;  zusammen  43. 
Hauptvariation  schwankt  bei  allen  Individuen  znsammen  zwischen  41  und  45  (bei  89  Proc.). 

Maximale  relative  Armlänge  bei  den  Grossrussen  46;  kleinruss.  Juden  46;  polnischen  Juden  45;  zusammen  46. 
Minimal«  . , , S5;  . . 87;  . 37;  . S6. 

Differenz  beider  m 9 „ II;  n „ 8;  „ , 8;  n 11. 


Beim  Vergleiche  dieser  Zahlen  mit  solchen  für  andere  Individuen  erhaltenen  zeigte  es 
»ich,  dass  meine  kleiurussischcn  Jüdinnen  einen  absolut  und  relativ  kürzeren  Arm  aufweisen, 
als  diejenigen  von  Weisscnberg.  Auch  di«  Grossrussinnun  haben  einen  kurzen  Arm.  Nur  die 
weissriissischen  Jüdinnen  nach  Jako  wen  ko  hal>en  eine  Ärmlinge,  welche  derjenigen  meiner 
Individuen  nahe  kommt. 

52* 


Digitized  by  Google 


412 


Dr.  Sara  Teu min, 


Tib«Ib  64.  Resultat*-  anderer  Autoren. 


Absolute  Armlänge  Relative  Ärmlinge 


1 9 (f  ' V 


Juden  (Jakowenko) 

_ 

66,9 

__  | 

44,7 

* (Weiiseoberg) 

74,7 

— 

45,2 

— 

„ (in  Riga)  (ßlecbmann)  

73,9  | 

— 

43.2 

— 

Mongolen.  Torgouten  (Iwanowtky) 

i 

— 

46,79 

— 

Juden  (in  Odessa)  |\Ve  iss  buch) 

73,6 

— 

46 

— 

Ossetinnen  (Giltschenko) 

1 _ 

— 

44,19 

— 

Groflsrusfinnen  | j 

68 

!•  — 

42 

Kleinrussisohe  Juden!  (Teumin)  { 

67 

* — 

43 

Polnische  Juden  1 I 

f 1 

66 

— 

42 

Polen  (Eikind) 

74,6 

— 

46.61 

— 

Lithauer 

— 

72,3 

| 

46.7 

Kleinrusaen  (Dieb old) 

77,937 

~ 

46,6 

— 

XXVI  Capital.  Oberarm  itn  Verhältnis«  zur  Körpergrösse. 


Dis  »bsolnt«  Oborarmlänge  variirt  in  folgender  Weise: 


Tabelle  66.  Absolute  Oberar m länge. 


Centi- 

Groeorussinneti 

KleinruesiMcbe 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Ge*ammt*ahl 

raeter 

/ah)  der  Individuen 

Individuen 

25 

1 





2 

26 

i 

i 

1 

s 

27 

2 

i 

1 

5 

28 

s 

3 

2 

10 

29 

4 

9 

6 

24 

30  | 

4 

7 

1 

19 

31 

4 

6 

4 

20 

32 

3 

i 

— 

13 

33 

1 

— 

2 

34 

1 

— 

— 

2 

36 

1 

— 

— 

1 

Mittlere  Oberarmlänge:  GroMrussinnen  29;  kleinrussische  Jüdinnen  29;  polnische  Jüdinnen  29;  zusammen  30. 
Maximale  a i 9 36;  . „ 39;  „ n 31;  „ 35. 

Minimale  9 : , 26;  „ „ 26;  . „ 26;  * 26. 

Differenz  beider:  „ 10;  „ „ 6;  , s 6;  „ 10. 


Durchschnittlich  ist  die  Oberarmläuge  bei  den  Grogsrussinnen,  klein  russischen  und  polnischen 
Jüdinnen  eine  gleiche. 

Der  Mittelwerth  für  alle  Gemessenen  betrugt  1 cm  mehr,  weil  hier  noch  die  wenigen  Lithauer, 
Polen,  eine  Armenierin  und  die  drei  Individuen  deutschen  Ursprunges  In  Betracht  kommen. 


Tabelle  66.  Relative  Oberarmlänge  = OberarmlAnge^  ^ 1J0 


Centi* 

Grosarussinn« 

J1 

Kleinrussische  1 
Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesammtzahl 

der 

Individuen 

Zahl  der  Individuen 

16 

2 



2 

17 

i 

2 

2 

] • 9 

18 

3 

6 

4 

16 

19 

14 

10 

6 

43 

20 

5 

» 

3 

26 

21 

2 

1 

“ 1 

— 

8 

Mittlere  relative  Oberarm  länge 

Grossrussinnen 

19; 

klemruss.  Jüdinnen 

19; 

poln. 

Jüdinnen 

19; 

rue»  rinnen  19, 

Maximale  „ 

m 

21, 

<9  »« 

20; 

20; 

. S. 

Minimale  „ 

*» 

16; 

*1  P 

17 

n 

n 

17; 

» 10. 

Di  Heren  s beider: 

• 

6; 

« n 

3; 

j» 

* 

3; 

. 5. 

Digitized  by  Google 


TopographiHck-anthropomet  rische  Untersuch  ungern  etc.  413 

Die  relative  Oberarmlänge  ist  wie  die  absolute  eine  gleiche  bei  den  Grossrussinnen  t klein- 
russischen  und  polnischen  Jüdinnen.  Für  alle  Gemessenen  ist  die  relative  Oberarmhänge  um 
1 cm  länger. 

Vergleichen  wir  jetzt  unsere  MiUelwerthe  mit  den  von  anderen  Beobachtern  au  fgos  teilte». 
Tabelle  67.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 

absolut 

relativ 
Cf  j 9 

Juden  (Jakowenko) 

. ! 30.79  I 

28,9*5 

19.04 

19,23 

Lithauer  (Brenson) 

. 1 

30.1 

— 

19,4 

Kle  inrussische  Juden  j j . . . 

.1-1 

29 



19.3 

Polnische  Juden  J (Teuminl  1 . . . 

29 

_ 

19 

tirossrusseu  J 1 . . . 

. J 

29 

— 

19 

Juden  (Blechmann) 



19.90 



Österreichische  Juden  (Weissbach)  . . - 

_ 

17,90 

| 

Weissruasen  (Eich holz) 

. i - j 



19,39 



Kleinrussen  (l)iebold) 

34,52 

1 

20,4 

— 

Tscheremisaen  (Malijewl  

■ 5 30.9  | 

— 

19,54  \ 

“ 

Demnach  haben  meine  klein  russischen  Jüdinneu  eine  grössere  absolute  und  relative  Ober- 
armlänge, als  die  Jüdinnen  nach  Jakowen  ko  und  eine  kleinere,  als  die  Lithanerinuen  nach 
Brenson.  Der  Unterschied  gegenüber  der  relativen  Oberarm  länge  von  Männern  ist  sehr  un- 
bedeutend. 


XXVII.  Capitel.  Unterarm  im  Verhältnis»  zur  Körpergrösse. 


Tabelle  $8.  Die  absolute  Unterarmlänge. 


Centi- 

Grossrusainnen 

Kleinrussische 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesamt»  t/ah! 

meter 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

16 



1 

1 

17 

— 





3 

1B 

2 



t 

6 

19 

1 

3 

1 

19 

2 0 
21 

6 

4 

6 

8 

1 

6 

28 

14 

91  Proc. 

22 

5 

6 

i 

19 

23 

4 

6 

2 

5 

24 

2 



1 

2 

25 

1 

. 



2 

26 

1 





1 

27 

- 

1 

1 

MittL  absol.  l’nterarmlänge  bei  Grossrnssinnen  21;  kleinruss.  Jüdinnen 

21:  poln.  Jüdinnen  21 

Maximale 

J* 

1»  * 

26; 

23; 

. 37 

Minimale 

n 

i»  « 

18; 

19; 

, 16; 

Differenz  beider 

» n 

»; 

1* 

4; 

1» 

. H; 

Es  zeigt  sieb,  dass  die  mittlere  absolute  Unterarmlänge  bei  den  Grossrussinnen,  kleinrussi- 
schen und  polnischen  Jüdinnen  gleich  ist.  Die  Haupt  Variation  liegt  bei  allen  von  mir  Gemessenen 
zwischen  19,0  und  24. 


Digitized  by  Google 


414 


ür.  Sara  Teuinin, 


_ . „ ,,  , ,,  „ , ..  Unterarm  limte  x 100 

Tabelle  09  Relative  U d turaruilange  = — - . — • 

H ornarnnMi« 


Procent 

GroHsrusainnen 

Kleinrussische 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Zahl  der 

Zahl  Her 

Zahl  der 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

ii 

- 

i 



12 

2 J 

:t 

1 

13 

14 

*5  00  Proc. 

j 70.3  Proc. 

5 

6 

15 

» 1 

3 

3 

16 

1 

1 

— 

17 

— 

— 

i 

Mittlere  relative  Unterarmlfcnge  bei  Grossrussinnen  18;  kleinrussischon  Jüdinnen  14;  polnischen  Jüdinnen  14. 
Maximale  „ » * , 15;  B » >6*  » » *7. 

Minimale  , , , » 12;  „ „11;  „ ■ »12. 

Different  beider  . * 8;  „ „ 5;  p »5. 


Die  grösste  relative  Unterarm  länge  entfallt  auf  die  klein  russischen  und  polnischen  Jüdinnen. 
Die  Ilauptvariation  schwankt  zwischen  12  und  14,  ist  also  ziemlich  con&tant. 

Aus  folgender  Zusammenstellung  früherer  Resultate  finden  wir,  dass  die  Jüdinnen  unter 
europäischen,  wie  auch  anderen  Völkern  eine  kürzere  absolute  Unterarmlänge  aufweisen.  Die 
relative  Unterarralänge  ist  bei  den  Grossrusainnen  etwa«  kleiner,  bei  den  Torgouten- Mongolen 
gleich  meinen  übrigen. 

Tabelle  70.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 


Juden  (Jako  wen  ko)  ....... 

Klein  russische  Jüdinnen  | 

Polnische  Jüdinnen  (Teuinin) 

GrotBrusHinnen 

Weissrussen  (Eich  holz) 

Polen  (Eikind) 

Kleinrussen  (Diebold) 

Kosaken  (Giltschenko) 

Mongolen  -Torooute»  (Iwanowsky) 
Ossetinnen  (G iltscbenko)  .... 


Unterarmlänge 


absolut  relativ 


c f 

? , o- 

9 

25,8 

24,238  15,95 

16,07 

— 

21  1 — 

14 

— 

21  1 — 

14 

— 

21  ,i  — 

13 

— 

— 16.59 

— 

24,3 

— ! 19,91 

— 

25,362 

— 15,2 

— 

28,35 

— 16,6 

— 

23,4 

— I 14,3 

— 

— 

— | 16,52 

— 

XXVIII.  Capital.  Hand  im  Verhältnis»  zur  Körpergrösso. 


Tabelle  71.  Absolute  Handlänge. 


Centi- 

nieter 

Grossrussinnen 

Kleinrussische  | 
Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gasammtzahl 

der 

Zahl  der  ludividuen 

Individuen 

9 





i 

10 

i 

— 

[j  2 

n 

. — 

2 

2 

13 



. 



2 

14 

1 

— 

2i 

4 

ir» 

fi  i 

2 1 

3 

16 

16 

17 

7 1 

6 1 

80,8  Proc. 

; M 

9 96,2  Proc. 

4 80  Proc. 
2 

22 

31 

90  Proc. 

18 

21 

! « 

ll 

12 

19 

♦ I 

■ 5 

20  | 

2 

1 — 1 

1 

3 

Digitized  by  Google 


415 


Topographisch -sinthroporoetrieche  U ntereuch u nge n etc. 

Mittl.  abpol . Handlange  bei  Grossrussinuen  16;  kleinruss.  Jüdinneu  16;  poln.  Jüdinnen  15;  zusammen  16. 
Die  Hauptvariation  geht  bei  der  Gesaxnmtzahl  von  14  bis  19  (bei  90  Proc.). 

Maximale  absol.  Handlange  bei  Grottrussinnen  20;  kleinruBs.  Jüdinnen  19;  poln.  Jüdinnen  20;  zusammen  30. 
Miinmalr  , . „ , 10;  . 9;  , . 11;  , ‘ 9. 

Differenz  beider  „ „ 10;  „ . „ 10;  , , 9;  „ 11. 

Die  mittlere  absolute  Handlange  ist  eine  kürzere  bei  den  polnischen  Jüdinnen,  während 
dieselbe  bei  den  Grossrussinnen  und  kleinruRsischen  Jüdinnen  gleich  ist. 


Tabelle  72. 


Relative  Handlange  = - 


Handlange  X 100 
Körpergrösse 


Centi* 

in 

Groesruaainnen 

KleinruBfiiche  i 
Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesammtzahl 

der 

uicter 

Zahl  der  Individuen 

Individuen 

« 

1 

1 



2 

7 

i 

— 

2 

4 

8 

1 — 

— 

— 

2 

9 

®i 

1 

4 | 

3I 

18) 

10 

11 

'2 

5| 

j 80,8  Proc. 

18  88,8  Proc. 

7< 

5 73.3  Proc. 

8 1 

*4  91  Proc. 

12 

1 

2 

2 

5| 

1» 

1 1 

— 

— 

1 

Mittl  relat.  Handlänge  bei  Grossrussinuen  10;  kleinruBs.  Jüdinnen  10;  poln.  Jüdinnen  10;  zusammen  10. 

Hauptvariation  gebt  bei  der  Geaammtzahl  der  Individuen  von  9 bis  12  (bei  91  Proc.). 

Maximale  Handlange  bei  Grossrusainnen  13;  kieinruss.  Jüdinnen  12;  poln.  Jüdinnen  12;  zusammen  13. 

Minimale  „ » . 6;  • » » «J  • * 7;  6. 

Differenz  beider  „ * 7;  w * 6;  , * 5;  • 7. 


Die  relative  Handlänge  bei  den  von  mir  Gemessenen  ist  im  Mittel  gleich,  nämlich  10  Proc. 
Die  Hauptvariation  schwankt  zwischen  9 und  1*2  (bei  91  Proc.). 

Vergleichende  Betrachtungen  mit  anderen  Angaben  führen  uns  zu  den  folgenden 
Kesultaten. 

Die  kleinrussischen  Jüdinnen  weisen  eine  geringere  absolute  Handlänge  auf,  als  die  Jüdinnen 
nach  Jakowenko.  Unter  allen  übrigen  Völkern,  mit  Ausnahme  der  Weissrussen,  haben  sie  die 
kürzeste  Hand. 


Tabelle  73.  Resultate  anderer  Autoren. 


Handlange 


Volk 

absolute 

relative 

4 cf 

« 

cf 

2 

Jaden  (Jakowenko) 

. . . 18 

18,94  l<  11,13 

11,24 

Kleinrussische  Jüdinnen  | j . 

16 

— 

10 

Polnische  Jüdinnen  [ (Ten min)  J . . 

Grossrussinnen  J 1 . * 

15  i 

— 

10 

. . . I - 

16 

— 

10 

Lithauerinnen  (Brenson) 

. . . 1 — 

— 

— 

11.11 

Juden  (Blechmann) 

. . . 18,8 

— 

11.5 

— 

„ (Weissbachj 

. . . 1 19 

— 

11,8 

— 

^ (Weissenberg) 

. . . 18,5 

— 

11.2 

— 

\VeisflruBt*en  (Eichholz) 

. . . 18.1 

— 

10,9 

— 

Kosaken-Kuban  iGiltschenko)  ...... 

. . . 19,37 

— 

11,8 

— 

Klein  rossen  (Diebold) 

. . . 18,976 

— 

; n,o  | 

— 

Digitized  by  Google 


416 


Dr.  Sara  Tuuniin, 


XXIX.  Capitel.  Ariu  ohne  Hand  im  VerhältuiH»  zur  Körpergrögse. 


Tabelle  74.  Absolute  Länge  den  Armes  ohne  Hand. 


Centi- 

metcr 

OrosaruHinnen  * 

Polnische 

Jüdinnen 

GesammUabl 

der 

Zahl  der  Individuen 

Individuen 

46 

1 

i 

2 

47 

— 

1 

2 | 

3 

4b 

2 

1 

1 

61 

49 

4 

s 

\ 

2 66,6  Proc. 

20 

50  i 

2 

5 

3 

12 

61 

52 

3 

3 j 

1 2 

82  Proc.  3 

86,8  Proc, 

2 1 
1 

10 

9 

81,0  Proc. 

53  3 

64  3 

3 

1 

14 

2 

— 

10 

65 

3J 

1 

1 

10 

66 

1 

— 

— 

2 

57 

1 

. — 

1 

58 

i- 

| 

> 

1 

Mittlere  absolute  Länge  des  Arme«  ohne  Hand  bei  Grossrussinnen  ">2;  kleinrussiBohen  Jüdinnen  61;  polnischen 

.lüdinnen  50;  zusammen  51. 

Haupt  .Variation  geht  bei  der  fiesammtzahl  der  Individuen  von  48  bi«  56  (bei  91  Proc.). 

Maximale  Länge  des  Armes  ohne  Hand  bei  Grossrussinnen  57;  kleinrussischen  Jüdinnen  65;  polnischen 

Jüdinnen  56;  zusammen  58. 

Minimale  Länge  des  Armes  ohne  Haud  bei  Grossruseiunen  48;  kleinruteischen  Jüdinnen  47;  polnischen 

Jüdinnen  46;  zusammen  46. 

Differenz  beider  bei  Groasrusninnen  9;  kleinrussischen  Jüdinnen  6;  polnischen  Jüdinnen  12;  zusammen  12. 


Tabelle  75.  Arm  ohne  Hand  im  Verhältnis«  zur  Körpergrössc  = 


Arm  ohne  Hand  X HW 
Körpergrosse 


Procent 


GrossruRiinnen 


Kleinrussische 

Jüdinnen 


Zahl  der  Individuen 


Polnische 

Jüdinnen 


Gpnammtzahl 

der 

Individuen 


20 

2 

. __ 

( 

2 

30 

1 — 

— 

1 

2 

31 

2 1 

6 | 

21 

14  \ 

32 

8 ; 80  Proc. 

j j 96,3  l'roc. 

6 >80  Proc. 

2H 

38 

10/ 

4 1 

39  93  Proc. 

.34 

1 

3) 

7 

35 

2 

1 

— 

5 1 

36 

— 

— 

1 

1 

87 

38 

39 

I — 

— 

1 

1 

j - 



1 

1 

Mittlere  relativ«  Armlänge  ohne  Hand  bei  Grossrussinnen  92;  kleinrussischen  Jüdinnen  52;  polnischen 

Jüdinnen  33;  zusammen  33. 

Hauptvsriation  schwankt  bei  der  Gesammtzahl  von  31  bis  35  (bei  93  Proc.). 

Maximale  relative  Armlunge  ohne  Hand  bei  Grossrussinnen  35;  kleinrussischen  Jüdinnen  35;  polnischen 

Jüdinnen  37;  zusammen  39. 

Minimale  relative  Artnläuge  ohne  Hand  bei  OroMruasinueu  29;  kleinrussischen  Jüdinnen  31;  polnischen 

Jüdinnen  3«»;  zusammen  29. 

Differenz  beider  bei  Grossrussinnen  6;  kleinrussischcn  Jüdinneu  4;  polnischen  Jüdinnen  7;  zusammen  10. 


Die  absolute  Länge  den  Armen  ohne  Hand  ist  bei  den  Grossrussinnen  die  bedeutendste. 
Die  relative  Lange  stimmt  nicht  ganz  mit  der  absoluten  uberein;  sie  ist  für  die  Gross» 
russinnen  geringer  als  für  die  Jüdinnen. 

Vergleichende  Betrachtungen  über  diesen  Punkt  anzustellen,  war  mir  nicht  möglich,  da 
derselbe  in  der  ganzen  mir  zur  Verfügung  stehenden  Literatur  nicht  berücksichtigt  war. 


Digitized  by  Google 


Topographisch  -anthropoiuetrische  Untersuchungen  etc. 


417 


Tabelle  76.  Tabelle  der  Miiteleahlen  de»  Arme»  und  »einer  Theile. 


Arm 


• O fll  i V B 

o s '5  .=  .2  .5.2 

.t’s  3 «2 

w z ■**  r -s  ft  '3 


Oberarm 


I 


Unterarm 


Hand 


_ «B 

. « • jG  *i 

* § 118 

J|  5 fl 

e *■*» 


c n 

J=  1 

1| 

J« 


9 a - -4  - 

9-2  ©-*-5 

6 5 ^5*1 


Oi  0 

|1 

-9^ 

"O  ‘0 


« C 

5.5 

5* 


« 0 

=■§  S 

= 5 
3 m "5 
££ 


■Sg 

.IS 

OiS 


ab*.  rel.  ab».  rel.,  ab»,  rel  ab»,  rel.  ab*,  rel.  ab»,  rel.  ab«,  rel.  ab*,  rel  ab»,  rel.  ab*,  rel.  ab»,  re!,  ab»,  rel. 

68  | 42  I 67  I 4»  . «5  42  29  I 20  29  19  29  19  21  13  ! 21  14  . 21  14  16  ; 10  ! 16  j 10  15  10 

I I ! I i *i,  II*.  I I l l I 

Wir  »eben,  das»  die  absolute  Länge  de»  Armes  und  seiner  Theile  bei  den  Orotsrotsinnen 
am  grössten  ist,  während  die  relativen  Werthe  sich  hiermit  nicht  in  Uebereinstiromung  befinden. 


XXX.  Capitel.  U nterarmlänge  iw  Verhältnis»  zur  Oberarmlänge. 


Tabelle  77. 


Unterarmlänge  * 100 
Oberannlängc 


Gros»* 

Kleinru»«. 

Polnische 

1 0 

Gros»- 

Kleinru»». 

Polnische 

0 

russinnen 

Jüdinnen 

Jüdinnen 

2 « 0 

B"°3 

0 

n 

ruw  innen 

Jüdinnen 

Jüdinnen 

I*| 

1 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

s*rr  ► 

0 

u 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

O N Ö 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

O M J2 

02 

1 





1 

1 

76 

- 

1 



1 

58 

— 



1 

1 

77 

1 

1 

— 

4 

54 

— 

— 

— 

— 

78 

2 

1 

1 

4 

55 

— 

— 

— 

— 

79 

1 

— 

— 

' 

56 

57 

58 

— 

! 

— 

80 

81 

82 

— 

~ 

1 

2 



1 



1 







59 

1 

— 

— 

1 

83 

— 

— 

— 

— 

60 

— 

— 

— 

— 

84 

— 

1 

2 

6! 

2 

— 

1 

3 

85 

1 

— 

1 

2 

62 

— 

— 

— 

1 

86 

— 

— 

— 

— 

63 

1 

— 

2 

87 

— 

— 

1 

1 

64 

— 

1 

— 

s 

83 

— 

— 

— 

— 

65 

— 

1 

— 

4 

89 

— 

— 

1 

1 

m 

— 

5 

— 

5 

80 

1 

1 

— 

2 

67 

1 

1 

1 

7 

01 

— 

— 

— 

— 

«8 

I 

2 

7 

92 

- 

— 

— 

— 

69 

3 

a 

1 

6 

93 

— 

— 

— 

70 

1 

2 

6 

94 

— 

— 

— 

— 

71 

2 

3 

1 

1 

9 

95 

— 

— 

— 

— 

72 

3 

3 

1 

9 

96 

1 

— 

— 

1 

73 

1 

— 

1 ‘ 

2 

97 

— 

— 

1 

74 

— 

2 

4 

88 

— 

— 



— 

75 

2 

— 

— 

3 

90 

— 

“ 

1 

Milli,  rel.  Unterarm  länge  bei  Grossrussiunen  73;  kleinruaa.  Jüdinnen  71:  poln.  Jüdinnen  73;  zusammen  72 
Hituplvariatiun  schwankt  bei  der  Gesamnitzahl  vou  65  bis  78  (bei  73  Pro«,). 

Maxim,  relat.  l'nterarmläuge  bei  Gro*sru»sinncn  96;  kleinru«».  Jüdinnen  90;  poln.  Jüdinnen  89;  zusammen  99 
Minim.  „ . „ „ 52;  „ „ 58;  „ „ 53;  » 62 

Differenz  beider  „ „ 44;  v „ 32;  „ „ 36;  „ 47 


Bei  den  von  mir  gemessenen  Frauen  liefert  das  Verhältnis*  vom  Unter-  zum  Oberarm  eine 
Mittclzahl  72,  wobei  die  Hanptvariation  bei  73  Proc.  zwischen  65  und  78  liegt.  Die  sich  er- 
gebende Differenz  von  13  Procent  ist  ausserordentlich  gross. 

Die  kleinste  Mittelzahl  filUt  auf  die  kleinrusaischen  Jüdinnen,  nämlich  71,  die  grösste  auf 
die  polnischen  Jüdinnen,  nämlich  73  Procent. 

Archiv  fUr  Aiilfarvpokv*«.  H4-  XXVII.  53 


Digitized  by  Google 


418 


Ihr.  Sara  Teumin, 


Beim  Vergleiche  mit  den  Angaben  anderer  Autoren  finden  wir  ähnliche  Mittelzablen.  Die 
kleinrussiscben  Jüdinnen  liefern  hier  den  kleinsten  Verhällnisawerth. 


Tabelle  78.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 


Juden  (Jakowenko) 

Kleinruasische  Jüdinnen  | 

Polnische  Jüdinnen  ! (Teumin) 
GrotsruiR  innen 

Weissrutscn  (Eich li oll) 


83,47 

i E 

85,6 


83,66 

71 

78 

78 


XXXI.  C&pitel.  Die  möglichen  und  die  vortheilhaftesten  Hausse 
für  die  untere  Extremität. 


Wie  für  die  Rumpflänge,  so  ist  auch  für  die  ßrinlängc  bis  jetat  ein  einheitliches  Maas* 
nicht  fcstgelegt  worden,  doch  wird  beim  Bein  gewöhnlich  die  Trochanterhöbe  als  solche  an- 
genommen. 

Topinard  hat  vorgcschlagen,  als  Beinlängenmaass  die  Höhe  eines  Punkte«  anzunehmeu, 
der  4 cm  unter  der  Spina  anterior  liegt,  wobei  er  von  der  Annahme  ausgeht,  dass  der  Tro- 
chanter 4 cm  unter  der  Spina  anterior  liege.  Die«  ist  jedoch,  wie  ich  später  noch  zeigen 
werde,  keineswegs  stets  der  Fall,  weshalb  diese»  Maass  zur  Angabe  der  Beinlänge  ungeeignet 
erscheint. 

Die  Trochanterhöhe  direct  zu  messen,  ist  wegen  des  durch  die  starke  Muskulatur  sehr 
erschwerten  Aktasiens  des  Trochanters  unheijueiu.  Ich  schlage  vor,  als  Bein  länge  die  Sym- 
physenlänge zu  nehmen;  denn  aus  nachfolgender  Tabelle  geht  hervor,  dass  Symphyse  und  Tro- 
chanter ungefähr  in  gleicher  Höhe  liegen;  durchschnittlich  liegt  rechts  die  Symphyse  bei  53  Proe. 
der  Gemessenen  2 ein  höher,  bei  43,5  Proe.  der  Trochanter  2 cm  höher.  Links  liegt  bei  50  Proc. 
die  Symphyse  2 cm  höher,  bei  41  Proc.  der  Trochanter  ebenso  viel  höher. 


Tabelle  79.  Differenz  zwischen  Symphysen-  and  Troc h a u ter höhe. 


Symphyse  höher  als 

Trochanter  höher 

Symphyse  höher  al» 
Trochanter  links 

Trochanter  höher 

Centimeter 

Trochanter  rechts 

rechts 

recht« 

Zahl  der  Individuen 

Zahl  der  Individuen 

. Zahl  der  Individuen 

Zahl  der  Individuen 

t 

13 

11 

11 

9 

■2 

6 

6 

8 

5 

3 

5 

6 

5 

8 

4 

4 

2 

2 

s 

5 

5 

1 

4 

1 

0 

1 

1 

— 

hoher  als  Trochanter  rechts  mit  dem 
Symphyse 

Trochanter  links  „ „ 


Symphyse 
Trochanter 
Symphyse 
Trochanter  „ _ Symphyse  .. 

Symphysenhübe  gleich  Trochanterhöh 


rech  ts 
links 


Mittelwertbe  8 cm  bei  83  Individuen  in  53,1  Proc. 
« 2 * .37  . . 48,5  „ 

. 2 „ B 31  » „ 50 

. 2 „ . 26  . , 41,9  , 

»2  „ . 3 . 

.5  . , 8 , 


Digitized  by  Google 


Topographisch  - anthroponietriache  Untenmchungen  etc. 


419 


Tabelle  90.  Differenz  zwischen  Spinal-1)  und  Trochanterhöhe. 


Spina  höher  als 

Spina  höher  aU 

Zentimeter 

Trochanter,  rechtB 

Trochanter,  linlu 

Zahl  der 

Individuen 

Zahl  der  Individuen 

8 

2 

t 

4 

3 

5 

5 

5 

5 

6 

9 

91 

7 

10 

13 

8 

9 

n 

n 

80  Proc. 

2,  70,7  Proc. 
7 

10 

2 

91 

u 

9 

3 

12 

1 

2 

13 

2 

— 

14 

,1  — 

3 

Spina  höher  rechte  mit  dem  Mittelwerthe  von  Hem.  linke  8cm 
Maximale  Höhendifferenz  rechte  gleich  ....  13  9 „ 14  . 

Minimale  Höhendifferenz  rechte  gleich  ....  3 ^ „ 3 „ 

Differenz  zwischen  beiden  rechte 10  „ „ 11  n 


Vergleichen  wir  die  Höhe  der  Spinn  ant.  »up.  mit  der  Trochanterhöhe,  so  zeigt  «ich,  das# 
die  Behauptung  Topinard’s  nicht  mit’  meinen  Beobachtungen  übereinstimmt.  Ks  »teilt  sieh 
heraus,  dass  bei  den  von  mir  Gemessenen  die  Spina  ant.  sup.  recht»  und  links  durchschnittlich 
8 cm  höher  als  der  Trochanter  liegt.  Eine  constante  Höhendifferenz  zwischen  Spina  aut.  sup. 
und  Trochanter  lässt  sich  aber  nicht  angeben  und  wir  können  folglich  die  BeinlftngeDmessung 
nach  Topin ard  nicht  anwenden. 


Tabelle  61.  Differenz  zwischen  Sy  m phy  een  höhe  und  Spinalhöhc. 


Centimeter 

Spina  recht«  höher 

Spina  link«  höher 

Centimeter 

Spina  recht«  höher 

Spina  links  höher 

Zahl  d.  Individuell 

Zahl  d.  Individuen 

1 Zahl  d.  Individuen 

Zahl  d.  Individuen 

4 

A 

7 

9 

8 

10 

5 

7 

5 

10 

ii 

7 

0 

21 

11 

11 

2 

4 

7 

15 

IK 

12 

I 

5 

8 

i Ia 

11 

13 

. 4 

1 

Mittlere  Höhendifferenz  ....  rechte  7 cm;  linke  8 cm 

Maximale  Höhendifferenz  ...  „ 13  * „ 13  „ 

Minimale  Höhendifferenz.  ...  „ 4 „ » 4 „ 

Differenz  beider „ 9 „ „ 9 „ 

Es  ist  interessant,  eine  Vergleichung  der  Spin.  ant.  sup. -Höhe  mit  der  Symphysenhöhe 
durchziifühnm.  Es  ergiebt  sich  dann,  dass  die  Differenz  rechts  7 cm,  links  8 cm  beträgt 

Vergleichen  wir  die  Differenzen  zwischen  Spinal-,  Trochanter-  und  Symphysenhöhe,  so 
sehen  wir,  dass  die  Differenz  zwischen  Symphysen-  und  Trochanterhöhe  so  klein  ist,  dass  wrir 
wohl  berechtigt  sind,  die  Symphysenhöhe  als  Beinlange  anaunehmen.  Nehmen  wir  nun  als 
Kumpflänge  den  Abstand  vom  Maiiuhriuiu  zur  Symphyse,  als  Beinlänge  die  Symphysenhöhe, 
so  haben  wir  als  Summe  beider  die  Maoubrialhöhe. 


')  Spinn  ant  «up. 


63* 


Digitized  by  Google 


I 


I 


420  Dr.  Sara  Teuuiin, 

XXXU.  Capital.  Untere  Extremität  im  Verhältniss  zur  Körpergrösse. 


Tabelle  82.  Absolute  Heinlänge. 


421 


Topographisch  - anthropometrische  Untersuchungen  etc. 

laugen  mit  den  von  anderen  Autoren  angeführten,  ao  beaitxen  wir  keine  directen  Anhalts- 
punkte, da  alle  Hausse  entweder  vom  Trochanter  oder  in  Bezug  auf  die  Spina  anU  ( — 4 cm) 
genommen  sind. 

Wir  können  jedoch  sagen,  dass  die  Bvinhlngc  meiner  Jüdinnen  (von  der  Symphyse  an) 
nicht  geringer  ist  als  die  der  Jüdinnen  nach  Jako  wen  ko  (vom  Trochanter  genommen). 

Bei  allen  übrigen  angeführten  Beispielen  ist  die  BeinUinge  grösser,  was  aber  wohl  auf  dem 
QeachleohUnnterechiede  beruht. 

Tabelle  84.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 


Juden  (Jako  wen  ko1) • . 

Lithauerinnen  (Brenson) 

Juden  (Weissbach ’)  

Kleinruasisehe  Juden  (Weissenberg) 

Weiasrussiache  Juden  (Eichholz).  

a _ iTalko-Grinze  witsch)  .... 

Kleinrussischc  Juden  (Diebold) 

Kleinrussen  (Diebold1) 

Grossnissen  (Lograff1) 

Mongolen,  Torgouten  (Iwanowsky) . . 

Grossrussinnen  ) ( 

Kleinrussischc  Jüdinnen  J (Teumin)  

Polnische  Jüdinnen  j ( . . |l 


absolut 

relativ 

9 

<f 

9 

85,7 

79,3 

52,93 

52,61 

— 

; 

— 

56,85 

83,1 



51,80 

— 

87,1 

— 

52,8 

— 

— 

— 

51.14 

— 

— 

— i 

47,70 

— 

— 

i 

51,40 

— 

95,2 

- L 

57,06 

— 

87,0 

- 

53,53 

— 

82,1 

— 

50,24  j 

— 

! 

82  1 

— 

52 

— 

80 

1 

51 

— | 

80 

— 

51 

XXXIII.  Capitel.  Oberschenkel  im  Verhältnis«  zur  Körpergrösse. 


Tabelle  K3'  Absolute  Oberschenkellänge. 


Centimeter 

Grossrussinnen 

Kleinruss.  Jüdinnen 

Polnische  Jüdinnen 

Gesammtzahl 

Zahl  der  Individuen 

Zahl  der  Individuen 

Zahl  der  Individuen  i 

der  Individuen 

35 

1 

1 

- 

2 

36 

— 

i 

- 1 

l 

37 

i 

— 

— 

2 

3* 

i 

1 

i 

4 

39 

1 

3 

i 

6 

4» 

— 

1 



3 

H 

3 

4 

i 

10 

42 

1 

1 

4 

9 

•13 

6 

4 

2 

14 

44 

45 

3 

2 

3 

3 

5 

16 

7 

80  Proc. 

46 

8 

i 

- 

7 

47 

3 

i 

10 

48 

i 

3 

— 

7 

49 

2 

Mittlere  Oberschenkel  länge  bei  Grossrussinnen  43;  kleinruss.  Jüdinnen  42;  poln.  Jüdinnen  43;  zusammen  43 
Ilanptvariation  schwankt  bei  der  Gesammtzahl  zwischen  41  und  48  (bei  80  Proo.) 

Maximale  Oberschenkellänge  bei  Grossrussinnon  48;  kleinruss.  Jüdinnen  43;  poln.  Jüdinnen  40;  zusammen  49 
Minimale  , „ „ 35;  „ n 35;  „ „ 38;  „ »5 

Differenz  beider  „ „ 13;  „ , 13;  » * 11;  , 14 


*)  Beinl&nge  vom  Trochanter. 

•)  Beinhinge  von  der  Hpina  mnt.  »up.  nach  Broca. 


Digitized  by  Google 


422 


Dr.  Sara  Teumin, 


Tabelle  86. 


Relative  Oberscbenkellänge  = 


Oberechenkel  v 100 
Körpcrgrösae 


■ i 

Gro**ru  »sinnen 
Zahl  der 

Kleinrusaisebe 

Polnische 

l'ruceut 

Jüdinnen 
Zahl  der 

Jüdinnen 
Zahl  der 

Geaammtzah)  der 
Individueu 

1 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

21 

i 





2 

22 

1 

8 

— 

4 

23 

— 

— 

— 

1 

24 

1 

1 

2 

6 

2 6 

3 

3 

— 

8 

2»* 

3 

4 

— 

12 

27 

28 

6 

ft 

8 

4 

6 

6 

26 

20 

80  Pros. 

29 

3 

1 

2 

13 

90 

2 

3 

1 

8 

31 

—* 

l 

Mittl  rel.  Obernchenkelläiiße  hei  d.  GroasniMinDen  27;  kleinruse.  Jüdinnen  27;  poln.  Jüdinnen  27;  zusammen  27 
llauptvariation  schwankt  v«m  26  bia  20  (hei  86  Pritc.  der  Gesammt/ahl) 

Maximale  Oltemcbenkellange  bei  d.  (imsHrnssinnen  20;  kh'inrus*.  Jüdinnen  SO;  poln.  Jüdinnen  30;  zusammen  31 
Minimale  * ...  . 21;  „ 22;  „ „ 22.  21 

Differenz  beider  p „ * 9;  „ „ 8;  n n 8;  „ 10 


Sowohl  absolute,  als  auch  relative  Länge  den  Oberschenkels  war  bei  den  Grossrusainnen 
und  iKilnischen  Jüdinnen  am  beträchtlichsten.  Der  Unterschied  war  gegenüber  den  Individuen 
anderer  Provenienz  nicht  sehr  bedeutend  (ungefähr  1 cm).  — 

Zum  Vergleiche  konnten  auch  hier  keine  entsprechenden  Werthe  gefunden  werden,  aus 
Gründen,  die  bereits  in  den  vorausgehenden  Capitelu  erwähnt  sind.  — Es  zeigt  sich,  dass  die 
relative  Oberschenkelläiige  der  Jüdinnen  eine  grOatere  ist,  als  die  der  Jüdinueu  und  Juden  von 
Jukowenko  (vom  Troohanter  aus  genommen).  Die  absolute  Länge  ist  gleich  der  der  Juden 
um!  grösser  als  die  der  Jüdinnen. 

Diese  Differenzen  können  auch  durch  den  Umstand  bedingt  sein,  dass  Jako  wen  ko  «las 
Maass  vom  Trochanter  bis  zum  unteren  Hände  des  Epicondylus  extern us  genommen  hat;  diese 
Entfernung  ist  selbstverständlich  eine  kürzere,  denn  der  untere  Hand  des  Epicondylus  externus 
ist  nicht  das  Ende  des  Oberschenkels.  — 


Die  Torgou ten  - Mongolen  stehen  meinen  Jüdinnen  in  Bezug  auf  Oberschenkellänge  nahe. 
Tabelle  87.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 


Juden  (Jakowenko) 

Juden  (WeUsbach) ') 

Lithauerinnen  (Itrenson) 

Kleinrutisische  Jüdinnen  | 

Polniaeha  Jüdinnen  ! (Teomin) 
tirosaruiminnen 

Weissrussen  (Eich holz) 

Ossetinnen  (Giltsohcnko)  . . . . . 
Kleinruasen  (T alku-Grinzevitsch) 
Kleinrusien  (Diebold) 

Mongolen-Turg« »uten  (Iwanowsky) *) 


Obe  rwhenkd  lange 
absolut  { relativ 


er 

? 

er 

9 

42,5 

89,88 

26,27 

26,44 

— 

. 23,7 

— 

— 

— 

— 

29,48 

f - 

42 

— 

27 

1 

43 

— 

27 

!'  — 

43 

| — 

27 

1 — 

26,07 

— 

1 

— 

26.8 

— 

38,3 

— . 

22,9 

29,2 

— 

4H,or»2 
1 j,  49.fl 
1 H 39,6 

| — 

— 

30,90 

— 

i 

l 

24,24 

— 

*)  Durch  Hubtrwction  der  Kniegelenkliohe  vom  der  Bpiualhöhe  gewonnen.  — "/  Durch  Subtraciiou  der  Knie- 
gelenkhöhe von  der  Trochanterhöhe  gewonnen. 


I 


Digitized  by  Google 


Topographiach-anthropornetrische  Untersuchungen  etc. 


423 


XXXIV.  Capitel.  Unterschenkel  im  Verhiiltniss  zur  Körpergrösse. 


Tabelle  88.  Absolute  Unterschenkellänge. 


ntimeter 

UrossruBB  innen ' 

Klein  russische 
Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Geflaut  intzahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

23 

1 



i 

24 



— 

— 

25 

1 

— 

— 

i 

26 

— 

— 

— 

— 

27 

— 

2 

— 

3 

28 

— 

3 

3 

0 

29 

1 

1 

2 

5 

30 

2 

1 

7I 

31 

2 

5 

1 

16 

32 

3 

6 

6 

22  71  Pro. 

33 

5 

5 

18 

34 

5 

— 

— 

8) 

35 

1 

2 

2 

6 

36 

2 

— 

— 

3 

37 

1 

— 

1 

38 

39 

40 

1 

1 

~ 

3 

1 



_ 

"i 

Mittlere  Unterschenkellänge  l»ci  d.  Gmesrussinnen  32,  kleinruM.  Jüdinnen  $2;  poln.  Jüdinnen  31;  nnrnnmi  32 
Hau^t Variation  schwankt  hei  der  Gesammt/ahl  zwischen  30  und  34  (bei  71  rroc.) 

Maximale  Unterschenkel länge  hei  d.  Groftsmssinnen  40;  kleinruss.  Jüdinnen  <18;  poln.  Jüdinnen  36;  zusammen  40 
Minimale  „ „ » „ 23;  * , 27;  , „ 28;  , 23 

Differenz  beider  , „ w 17;  * „ 11;  „ „ 7;  » 17 


Die  Grossrusaimien  und  kleinnissischen  Jüdinnen  haben  die  grösste  Unterachenkell&uge 
(32  cm),  die  polnischen  Jüdinnen  die  kleinste.  Die  Schwankung  zwischen  Maximum  und 
Minimum  ist  ziemlich  gross. 


Tabelle  89.  Relative  Unterechenkellange 


Unterschenkel  lange  v 100 
Korpergröase 


Grossrusiinoen 
Zahl  der 

Khunrnftsischf 

Polnische 

Procent 

Jüdinnen 
Zahl  der 

Jüdinnen 
Zahl  der 

Geaammtzahl  der 
Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

13 

i 

__ 

i 

14 

15 

i 

— 

— 

i 

16 

17 

1 

— 

— 

i 

IS 



3 

2 

71 

19 

3 

5 

4 

16 

20 

8 

4 

4 

30  ! 73  Proo. 

21 

7 

9 

3 

26 

22 

3 

4 

2 

14  1 

23 

1 

— 

2 

24 

1 



1 

■ja 

1 

— 

— 

I 

MittL  rel.  Uriterscheukellänge  l»ei  d.  GrosaruB&innen  20;  kleinruss.  Jüdinnen  20;  poln.  Jüdinnen  20;  zusammen  20 
Hauptvariation  ach  wankt  bei  der  (iesammtzahl  von  18  bin  22  (bei  73  Froe.) 

Maximale  rel.  Unterechenkellange  b.  d.  Grossrussinnen  25;  kleinruss.  Jüdinnen  24;  poln.  Jüdinnen  22;  zusammen  23 
Minimale  „ „ , „ 13;  * „ 18;  „ , 18;  * 13 

Differenz  beider  9 , ^ 12;  9 ^ 6;  . „ 4;  12 


Die  mittlere  relative  Unterschenkellftnge  ist  bei  allen  drei  Gruppen  gleich. 


Digitized  by  Google 


424 


Dr.  Sara  Teumin, 


Tabelle  90.  Resultate  anderer  Autoren. 


I nterschenkellänge 

Yolk  | a beolut  | relativ 


* 

s 

cf  9 

Juden  (Jakowenko) *) 

37.936 

34,64 

23,48  22,98 

Kieinmssische  Jüdinnen  | | 



32 

— • 20 

Polnische  Jüdinnen  (Teumin)  { 



ai 

— 20 

(trossr  us  sinnen  ) | 

_ 

82 

— 20 

Weissrunen  (Eicbholr.j 1 

— 

— 

23,15  | - 

* (Giltschenko) 

39,6 

— 

23,3  — 

Mongolen-Torgonten  (Iwanowsky)*) 

34,2 

— 

||  20,93  — 

Als  V ergleichsreaulUte  können  mir  die  von  Iwanowsky  för  die  Torgouten- Mongolen  an- 
gegebenen Werthe  in  Betracht  kommen,  da  uur  die  Technik  diesen  Forschem  mit  der  meinen 
äbereinitimmt. 

Die  absoluten  Worthe  der  von  mir  Gemessenen  sind  kleiner,  die  relativen  grösser  als  die- 
jenigen für  die  Torgouten-Mongoleu. 

Die  Differenz  zwischen  den  Untcrsobenkellüngeu  bei  G ross  russin  neu  und  Torgouten  - Mon- 
golen ist  2 cm , zwischen  diesen  und  den  klcinru&sischen  Jüdinnen  nur  0,5  cm.  Jedoch  haben 
auch  hier  die  Zahlen  nicht  besondere  vergleichende  Bedeutung,  weil  Iwanowsky  nur  die  Maassc 
von  Männern  angiebu 


XXXV.  Capitel.  Fubs  im  Verhältnis»  zur  Körpergrösse. 


Tabelle  91.  Absolute  Fusslänge. 


Grossrussinnen 

Kleinrussische 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesammtzabl 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

der  Individuen 

i 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

20  j 

_ 

i 

_ 

1 

21 

— 

2 

— 

3I 

14;  86  Proc. 

22 

i 

3 

6 

23 

5 

4 

1 

wl 

24 

s 

2 

1 

11 

25 

1 

— 

— 

2 

Mittlere  Fusslänge  bei  den  Orossrussinnen  23;  kleinrussischcu  Jüdinnen  22;  polnischen  Jüdinnen 22;  zu- 
sammen 23.  Hauptvariation  schwankt  bei  der  (iesammtzahl  zwischen  22  und  24  (bei  s6  Proc-). 

Maximale  Fusslänge  bei  den  Grossrussinnen  25;  kleinruss.  Jüdinnen  24;  i>oln.  Jüdinnen  24;  zusammen  25 
Minimale  « ■ * » 22;  n „ 20;  „ „ 22;  . 20 

Differenz  beider  „ „ „ 3;  , „ 4;  * „2;„  5 


Für  die  Fuasläuge  habe  ich  nur  bei  43  Individuen  «las  Maass  genommen.  Dabei  erwies 
sich,  dass  bei  den  Grossrussinnen  die  Fusslänge  (wie  uueh  das  ganze  Bein)  grösser  ist.  Bei  den 
polnischen  und  kleinrussischen  Jüdinnen  ist  die  Fusfllänge  gleich. 


l)  Mit  einem  Zirkel  vom  Kniegelenk  bin  zum  äusseren  Kunde  des  Malleolus  gemessen. 
*)  Von  der  Kniege leukliöhe  wird  die  Höhe  der  inneren  Knöchelspitze  subtrahirt 


Digitized  by  Google 


Topographisck-antkropoinetrische  Untersuchungen  etc. 


425 


Tabelle  02. 


di.-  u , - P »»ülanjfe  V 100 

Relative  raiiuaDffe  = — r-  — * 

h«»rpergrosBc 


Proc. 

GrosuruBsinnen 

Zahl  der 
Individuen 

Klein  russische 
Jüdinnen 

Zahl  der 
Individuen 

Polnische 

Jüdinnen 

Zahl  der 
Individuen 

Gesammtzahl 
der  Individuen 

13 



2 



4 

14 

4 

6 

5 

20* 

15 

5 

3 

3 

15  81,3  Proc. 

16 

1 

1 

— 

s) 

17 

— 

— 

— 

1 

Mittlere  rel.  Foeelinge  bei  den  Grossrussinnen  15;  kleinrus«.  Jüdinnen  14;  poln.  Jüdinnen  14;  zusammen  14 
Oanptvariation  schwankt  bei  der  Geaammtzah)  zwischen  14  bis  15  (bei  81,3  Proc.). 

Maximale  rel.  Faselänge  bei  den  Grossrussinnen  16;  kleinrus».  Jüdinnen  16;  poln.  Jüdinnen  15;  zusammen  1? 
Minimale  , , , . . 14;  . , 18;  . . 14;  , 13 

Differenz  beider  *«  » 2;  » „ 3;  „ . l;  , 4 


Auch  die  relative  Fuselänge  ist  bei  den  Grossrussinnen  grösser,  als  bei  den  Vertreterinnen 
der  übrigen  Gruppen. 


Vergleichen  wir  die  Fusslänge  mit  den  Beobachtungen  anderer  Forscher. 

Wir  finden  hierbei  die  kleinste  Fusslänge  bei  meinen  Jüdinnen,  relativ  wie  absolut.  Die 
Grossniftsinneti  stehen  den  Ajitii  nach  Anutschin  nahe.  Die  Jüdinnen  von  Jakowenko  haben 
eine  absolute  Fusslänge,  welche  der  meiner  Jüdinnen  nahekommt  Ks  haben  unter  alleu  Völkern 
die  Frauen  eine  kleinere  Fusslänge  als  die  Männer. 

Leider  war  mir  keine  reichere  Literatur  über  Fass  lange  bei  den  Frauen  verschiedener 
Völker  und  besonders  verschiedener  Classen  zugänglich.  Es  ist  zweifellos,  dass  bei  der  Fass- 
länge  ebenso  wie  bei  der  Haudlänge  die  Beschäftigung  eine  hervorragende  Holle  spielt 

Interessant  wäre  auch  eine  vergleichende  Betrachtung  über  Fusslängen  von  Frauen  und 
Männern  desselben  Berufs.  Man  könnte  dann  mit  Sicherheit  entscheiden,  inwieweit  der  Geschlechts- 
unterschied  eine  Holle  spielt 

Tabelle  OT.  Resultate  anderer  Autoren. 


Fu  «»lange 


absolut  relativ 


<r 

9 

Juden  (Jako  wen  ko) 

24.% 

22,68 

15,43  1 

14,04 

Lithauerinnen  fBrenson) 

— 

— 

15,5 

Kleinrussiflche  Jüdinnen  1 

— 

22 

— 

14 

Polnische  Jüdinnen  ! (Team in)  .....  -J 

— 

22 

— 

14 

GroBsrussinnen 

— 

23 

— 

15 

Juden  (Woissbacli) 

25,05 

— 

15.6 

— 

Kleinrusriscbe  Juden  (W  eissenberg) 

25, SO 

— 

15,6 

— 

Juden  ( Blech  mann) 

25,80 

— 

15.5 

— 

Weiserussen  (Eich holz) 

— 

— 

15,5 

— 

Mongolen -Torgouten  (Iwanowsky) 

25.1 

— 

15.3 

— 

Ajini  (Anutschin) 

23.2 

— 

15.3 

— 

Sarten  . , , 

24  .H 

— 

14,61 

— 

Arcblv  fBr  Au(hni]*>lutftf>  M XXVII 


Digitized  by  Google 


426 


Dr.  Sara  Teuiuin, 


Tabelle  94.  I.äDge  de«  Beine«  und  »einer  Theile. 


Beinlänge 

Oberach  enkellänge 

(J nter  neben  keiläuge 

Kusslänge 

i 

a 

B 

a 

0 

s 

£ 

s 

c> 

u 

O 

3 

» 

s 

B 

8 

■> 

0 

K 

3 

i 

a 

9 

a 

a 

•3 

-3 

® a 
M ? 

*8 

p 

O (3 
CU-» 

0 

c 

e 

*• 

I 

■3 

h 

ab*. 

ja 

8 

If 

Ä -5 

SS 

£ B 

JB’t 
*p  .5 

c 

t 

c 

’* 

« 

■ 

i 

J 

e 

| 

’ C3 

Hs 

B.S 

33 

JÖ*-9 

«i  e 
ja  S 

.2  g 

»SS 

o.a 

Oh  ■-» 

i 

1 : 1 

S S a 

£ SS 

S 0.5 

O Oi*© 

G — • o 

O 

® a 
j=  s 

!i 

•r;  ^ 
O ,B 

abfcjrel. 

ab«. 

rel.  ab«,  rel 

rel.  ab*,  rel. 

ab«.  ivl. 

»b*.  rel. 

ab»,  rel.  ab*,  rel. 

ab»,  rel.  ah»,  rel. 

ab»,  rel. 

Teu- 

min 

82  62 

51 

HO  51 

43 

27  42  j27 

43 ,27 

32 

20 

32  |20 

31  20 

23  ; 15  22  14 

29  ; 14 

Jako* 

wenko 

— — 

793 

52,61 

~ I _ 

— 

— 189,8626,44 

1 

— 

34,64  22.98 

1 

— — 22,68  15,04 

— 

Diese  Uebersichtstabcllc  zeigt  uns,  dass  das  Dein  der  (.roBsrussinneo  nicht  nur  als  Ganzes, 
sondern  iu  jedem  seiner  Theile  grösser  als  dasjenige  der  kleinrussischen  und  polnischen  Jüdinnen  iat. 

Ich  habe  hier  auch  die  Heinlängen  beigefügt,  welche  Jakowenko  für  seine  Mongilevr'- 
schen  Jüdinnen  augiebt.  Es  zeigte  sieb,  dass  keine  gleicbmässige  Zunahme  der  Länge  der  ein- 
zelnen Theile  stattlindet. 


XXX VI.  Capitol.  Untere  Extremität  ohne  Fuss  im  Verhältnis»  zur 

Körpergrösse. 


Tabelle  95.  Absolute  Lauge  der  unteren  Extremität  ohne  Flll. 


Gross  rusainnen 

(“entimeter 

Jüdinnen 

Jüdinnen 

Getain  nitzahl 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

der  Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

66 

i 





66 

1 

— 

— 

I 

67 

— 

— 

2 

2 

66 

1 

2 

— 

4 

69 

— 

2 

— 

2 

70 

1 

1 

1 

6 

71 

— 

2 

1 

5 

72 

— 

— 

— 

i 

78  l‘  1 

4 

2 

9 

74 

2 

5 

3 

12 

75 

9 

2 

1 

7 

76 

2 

2 

2 

7 

70  Proc. 

77 

1 

8 

— 

4 

78 

5 

— 

— 

12 

79 

5 

4 

2 

17 

60 

1 

— 

— 

3 

81 

l 

— 

— 

3 

82 

1 

1 

2 

83 

— 

— 

1 

84 

86 

— 

— 

86 

87 

— 

— 

—* 

88 









89 

— 

— 

— 

Digitized  by  Google 


Topographisch -anthropoinetrigche  Untersuchungen  etc.  427 

Mittlere  Länge  der  unteren  Extremität  (o.  F.)  bei  den  GroisrtiMUi  tien  76;  kleinrueiische  Jüdinnen  76  ; polnische 
Jüdinnen  74;  zusammen  74.  Hauptvariation  schwankt  bei  der  Gesammtzahl  zwischen  73  bi«  79 

(bei  70  Pro«.). 

Maximale  Länge  d.  unteren  Extrem,  (o.  F.)  bei  den  Grossrussinnen  82;  kleinruH«.  Jüdinneu  79;  poln.  Jüdinnen  82 
Minimale  , » , ....  . » . 68;  . , «7 

Differenz  beider  *«  » 17;  B , „ 11;  m n 16 

Auch  hier  sind  die  Werthe  für  die  GrosBruasinnen  und  kleinrassitichen  Jüdinnen  grösaer 
als  ftir  die  polnischen  Jüdinnen. 

Tabelle  96.  Relative  Länge  der  unteren  Extremität  ohno  Ftaa  = 

Körpergröße 


Grossnissinnen 

Kleinrussische 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesammtzahl 
der  Individuen 

Zahl  der 
Individuen 

Zahl  der 
Individuen 

Zahl  der 
Individuen 

40  11  1 

- 

_ 

i 

42  1 

1 

2 

43  1 

— 

— 

1 

44 

i 

— 

1 

46  | 1 

1 

3 

6 

4«  S 1 

5| 

1 

121 

4?  P 2 

10 

3 

20 

48  « 84  Proc. 

2 } 92  Jy  Proc. 

3 

19  96  Proc- 

49  , 6 

A 

3 

25 

60  L 4 1 

3| 

2 

10) 

51  | - 

— 

— 

1 

62  — 
63 

— 

— 

i 

64  1 — 

- 

— 

- 

Mittlere  relative  iAnge  der  unteren  Extremitäten  (o.  F.)  bei  den  Grossra»*muen  47,  kleinrussischen  Jüdinnen  47, 
polnischen  Jüdinnen  47.  zusammen  47.  Hauptvariatiou  schwankt  bei  der  Gesammtzahl  zwischen  46  und  60 

(bei  86  Proc.). 

Maxim,  rel.  Lange  d.  unt.  Extr.  (o.  F.)  bei  d.  GroaBrussinnen  60;  kleinruss.  Jüdinnen  60;  poln.  Jüdinnen  60;  zub.  64 
« ssnsa  ft  ff«  n n » a n ^2;  „ 40 

Differenz  beider  . » „ 10;  „ , 6;  „ „ 8;  * 14 

Die  klein  russischen  Jüdinnen  haben  eine  Beinlinge  (o.  F.),  welche  derjenigen  der  Mogile  wa- 
schen Jüdinnen  nach  Jakowenko  nahe  kommt.  Der  relative  Werth  ist  bei  letzteren  grösser 
als  bei  ersteren. 

Der  relative  Werth  der  Beinlilnge  (ohne  Fass)  meiner  Jüdinnen  kommt  dem  für  Weiasrussen 
von  Eichholz  nahe. 

Tabelle  97.  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 

Absolute  Länge 

Relative  Lange 

cf 

9 

er 

9 

Juden  (Jakowenko) 

nj> 

49.74 

49.42 

Weißrussen  (Eich holz) 

* - * * li  — 

47.45 

— 

Wciuniiseu  (Glitschen  ko) 

II  — 

49,20 

— 

Kleinru «tische  Jüdinnen  | 

75 

— 

47 

Polnische  Jüdinnen  ! (Teumin) 

74 

— 

47 

Grossrussinnen 

1 

7H 

— 

47 

64* 


Digitized  by  Google 


428 


I)r.  Sara  Teumin 


XXXVII.  Capitol.  Unterschenkel  im  Verhältnis«  zum  Oberschenkel. 


Tabelle  9S. 


Unterschenkel  im  Verhältnis«  zuin  Oberschenkel  = 


Unterschenkel  Vf  100 
Oberschenkel 


Procent 

GroMruesinnen 

Kleinrussische 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

Gesaromtzahl 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

der  Individuen 

Individuen 

Individuen 

Individuen 

53 

i 





1 

54 

55 
50 
67 
58 
69 
60 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 

— 

i 

- 

2 

61 

1 

i 

— 

3 

62 

— 

— 

i 

63 

1 

1 

— 

3 

64 

i 

— 

— 

2 

66 

— 

i 

3 

66 

i 

i 

i 

6 

67 

i 

2 

4 

6S 

— 

2 

5 

69 

a 

1 

1 

5 

70 

2 

— 

— 

4 

71 



3 

— 

5 

72 



1 

2 

3 

73 

74 

2 

1 

1 

2 

4 

4 

69  Pro«. 

75 

. 

— 

2 

4 

76 



— 

1 

2 

77 

3 

— 

i 

6 

78 

2 

— 

4 

79 

2 

— 

3 

SO 



2 

2 

6 

81 

i 

4 

— 

6 

82 

1 

— 

2 

83 



— 

— 

2 

84 



1 

1 

85 

1 

— 

1 

86 

- 

1 

— 

3 

87 

88 
89 

i 

— 

— 

1 

_ 

2 



2 

90 

| 

— 

1 

91 

— 

— 

— 

i 

92 

1 

— 

1 

93 

94 

— 

96 

96 

97 

= 

- 

- 

98  — 

99  — 

— 

— 

— 

100 

— 

— 

— 

— 

101 

— 

1 

— 

i 

Mittlere  rel.  Oberscheukell&nge  bei  dun  Gnismissitmen  74  ; 
Maximale  n •>  n * » 

Minimale  „ „ „ „ „ 53 

Differenz  beider  w n n 30 


kleinruss.  Jüdinnen  70 
* » 101 
» » 60 

a * 41; 


Jüdinnen  73;  zu».  74 

• ao;  „ 

„ <»;  n 

a w;  • 


Vergleiche  ich  meine  Reeultale 


mit  denen  anderer  Autoren, 


Beobachtungen  die  kleinsten  Werthe. 


ho  ergeben  sich  Isei  meinen 


Digitized  by  Google 


«SS3 


429 


Topographisch -anthropometriBche  Untersuchungen  etc. 

Tabelle  99.  Resultate  anderer  Autoren. 


Relative  Länge 


Juden  (Jak owe n ko) 68,71  86,90 

WeiMrusseti  (Eickhol*) 96,00  — 

Ossetinnen  (Öiltschenko) 88,34  — 

GrossruRsinneu  | | — 74 

Kleinrunsische  Jüdinnen!  (Teumin) — 76 

Polnische  Jüdinnen  | (|  — | 73 


XXXV 111.  Gapitel.  Obere  Extremität  ohne  lland  im  Verhältnis  zur 
unteren  Extremität  ohne  Fuss. 


Tabelle  100. 


Obere  Extremität  ohne  Hand  V 100 
Untere  Extremität  ohne  Fuss 


Grossrussinnen 

Kleinrus&ische 

Polnische 

Jüdinnen 

Jüdinnen 

Gesammtzahl 

Zahl 

Zahl 

Zahl 

| der  Individuen 

der  Individuen 

der  Individuen 

der  Individuen 

61- 

i 



2 

62 

2 

— 

— 

3 

63 

i 

— 

— 

1 

64 

2 

— 

— 

3 

66 

4 

6 

— 

12 

66 

I 

3 

i 

10 

67 

1 

5 

5 

20 

68 

8 

3 

3 

12 

74  Proo. 

03 

2 

2 

— 

8 

70 

2 

3 

1 

6 

71 

2 

3 

— 

6 

72 

— 

1 

— 

3 

73 

74 

76 

76 

77 

2 

2 

— 

5 

— 

— 

- 

3 





1 

1 

78 

— 

3 

2 

79 

— 

— 

l 

MO 

81 

na 

— 

— 

— 

2 

— 

— 

2 

Mittlere  relative  Länge  der  oberen  Extremität  ohne  Hand  bei  den  Grossrussinucn  68,  kleinrussischen 
Jüdinnen  66,  polnischen  Jüdinnen  68,  zusammen  66.  Haupt  Variation  schwankt  bei  der  Gesammtzahl  zwischen 

65  and  71  (bei  74  Proc.). 

Maximale  rel.  L&uge  d.  ob.  Extr.  o.  H.  bei  d.  Grossrussinnen  82;  kleinruss.  Jüdinnen  78;  poln.  Jüdinnen  78;  zos.  82 
Minimale  „ 61 ; „ w 65;  „ ,66;  „61 

Differenz  beider  „ „ „ 21 ; „ n 8;  „ „ 12;  „ 21 


Aus  folgender  Vergleichstabelle  ersehen  wir,  das«  die  von  mir  Gemessenen  einen  viel 
kleineren  Arm  im  Verhältuiss  zum  Bein  haben  als  alle  Uebrigon.  Nur  die  Klcinru&sen  nach 
Diebold  stehen  ihnen  nahe. 


Tabelle  10L  Resultate  anderer  Autoren. 


Volk 

Uelative  Länge  der 
oberen  Extremität 

Volk 

Relative  Länge  der 
oberen  Extremität 

c f 

? 

cf 

? 

Juden  (Jakowe nko) 

Kleinruss.  Juden  (Weist  enberg) 
Weiasrusaen  (Eich holz)  . . . 

Kuban-Komiken  (Giltscheuko)  . 

70,34 
86.90 
75,00 
||  73,551 

1 1 1| 

Kleinrussen  (Diebold) 

Kleinruss.  Jüdinnen  | 

Polnische  Jüdinnen  ! (Teumin) 
(irossrusBinneu  1 

68.9 

[i  z 

ir  - 

66 

68 

68 

Digitized  by  Google 


430 


Dr.  Sara  Teumin, 


XXXIX.  Capital. 


Ganze  obere  Extremität  im  Verhältnis»  zur 
ganzen  unteren  Extremität 

Obere  Extremität  X 100 


Tabelle  102. 


Untere  Extremität 


Prooent 

Grosaruaainnen 

Kleinruflai&che 

Jüdinnen 

Polnische 

Jüdinnen 

GeaatnmUahl 
dor  Individuen 

Zahl 

der  Individuen 

Zahl 

der  Individuen 

Zahl 

der  Individuen 

70 

71 

72 
78 
74 

1 

1 — 

2 

3 

— 

i 

- 

1 







1 

75 

76 

77 

1 

— 

— 

1 

i 

z 

” 

78 

— 

i 



2 

79 

3 

2 

— 

4 

HO 

2 

— 

2 

6 

Hl 

3 

2 

2 

10 

82 

2 

80  Proc. 

2 

2 

12 

83 

84 

1 3 

2 

4 

ßl 

66,6  Proc. 

1 

16 

10 

85 

5 

1 2 

3 

13 

Hi) 

I — 

3 | 

I 

4 

H7 

i 

1 



4 ' 

88 

— 

1 

i 

2 

89 

1 

2 

i 

6 

90 

91 
9*2 

1 

1 

2 

_ 

1 

93 

— 

— 

| 



94 

— 

— 

1 

Mittl.  rel.  obere  Extremität  bei  deu  Groairuanunen  83;  ldetnroM.  Jüdinnen  82;  poln.  Jüdinnen  82;  Alle  eus. 

Maximale  rel.  obere  „ - _ 90;  „ 90;  _ 8«;  „ „ 

Minimale  » . . . 70;  „ 72;  . . 70;  „ 

lieferen»  beider  , , „ JO;  , 18;  , . 19;  „ 


Der  Mitlolwerth  bei  den  Grossrussinnen  ist  ein  grösserer  als  bei  den  übrigen,  d.  h.  die 
Grossrussinneu  Italien  im  Vergleich  mit  den  kleinnisaisclieii  und  |Hilnisehen  Jüdinnen  eine  gröseere 
obere  als  untere  Extremität  .Mangels  entsprechender  Literatur  war  es  mir  auch  hier  nicht  mög- 
lich, vergleichende  Beobachtungen  anr.ustellen. 


Zusammenfassung. 

Im  Folgenden  fasse  ich  nochmals  kurt  die  wichtigsten  Resultate  meiner  Untersuchung 
zusammen : 

, 1.  Die  mittlere  Körpergrösse  aller  von  mir  gemessenen  Individuen  beträgt  157  cm. 

2.  Die  vorherrschende  Kopfform  ist  die  braehvcephale;  eie  findet  sich  in  62  Proc.  aller  Fälle. 

3.  Das  Akromion  und  die  Incisura  semilunaris  Storni  liegen  im  Stehen  und  im  Sitten  gleich 

tief  unter  der  Vertebra  prominens  und  kommen  in  Folge  dessen  in  eine  Horirontalebene 
r.u  liegen. 

4.  Die  von  mir  gemessene  vordere  RumpflSngc  (itn  Mittel  51  cm,  30  Proc.  im  Verhältniss 

nur  Körpergrössc)  steht  derjenigen  uahe,  welche  Jakowenko  für  die  Juden  (49,46om 


Digitized  by  Google 


431 


Topogruphiüch-antliropoinetriscbe  Untersuchungen  etc. 

resp.  30,5h  Proc.)  uml  Giltschenko  für  die  Kosaken  von  Kul>an  (53,35  cm  resp. 
30,17  Proc.)  gefunden  haben. 

5.  Die  von  Metschuikof f bei  den  Mongolen  gemachte  und  dann  verallgemeinerte  Beob- 
achtung, dass  die  Körpcrmittc  mit  der  Symphysenhöhe  ziisatnmenfällt,  stimmt  nicht  mit 
meinen  Resultaten  Überein.  Bei  Ö0  meiuer  Individuen  lag  die  Symphyse  höher  als  die 
Körpermitte  (durchschnittlich  um  4 cm),  bei  17  Individuen  tiefer  (durchschnittlich  2 cm) 
und  nur  bei  3 in  derselben  Hübe.  Damit  ist  die  Behauptung  Metschnikoff’s  wenig- 
stens für  russische  Individuen  weiblichen  Geschlechtes  widerlegt. 

6.  Die  relative  Rumpflänge  variirt  bei  den  von  mir  Gemessenen  von.  28  bis  35  Proc.  und 
betrügt  im  Durchschnitt  30  Proc.  der  Körpergrösse. 

7.  Die  mittlere  Spannweite  ist  gleich  der  Körpergrösse. 

8.  Die  mittlere  Brustwarzeuhöho  beträgt  113  cm,  die  relative  71  Proc.  der  Körpergrösae. 

0.  Hinsichtlich  der  mittleren  relativen  Nabelhöhe  (59  l’roc.)  ergiebt  sich,  dass  muine  Resul- 
tate denen  von  Dalmatoff  bei  der  persischen  Bevölkerung  erhaltenen  entsprechen. 

10.  Die  Symphysenhöhe  meiner  Individuen  beträgt  51,3  Proc.  der  Körpergrösse. 

11.  Das  Grössengewichtsverhältiiiss  der  von  mir  untersuchten  Frauen  ist  ~ 36. 

12.  Bei  85  Individuen  ist  die  relative  Höhe  der  Spinae  ant.  sup.  links  grösser  als  rechts. 
Das  Gleiche  gilt  von  der  Höhe  der  Spinae  post.  sup. 

13.  Bei  90  l’roc.  der  gemessenen  Individuen  liegt  die  Spinae  post,  rechts,  bei  87,5  Proc. 
auch  die  Spinae  post,  links  höher  als  die  entsprechende  Spinae  ant.  Dagegen  ist  bei 

3.5  l’roc.  der  Individuen  rechts  und  bei  5,5  Proc.  links  kein  Höhenunterschied  vorhanden. 

14.  Die  Untersuchung  der  Bcckenneigung  ergiebt:  dass  die  sagittalc  Spinalneigung  bei 

70.5  Proc.  der  Individuen  rechts  und  links  eine  ungleiche  und  bei  28  Proc.  eine  gleiche 
ist.  Kin  einzelnes  Individuum  hatte  überhaupt  keine  Spinalneigung:  es  lagen  hier  alle 
vier  Spinae  in  einer  Horizontalebene. 

15.  Der  mittlere  Nahel-Manuhrimnalietaiid  beträgt  36  cm,  der  mittlere  Nabelsymphyscualwt&nd 
12  cm. 

16.  Der  Abstand  der  Mamma  vom  Manuhriuui  ist  etwa«  grösser  als  derjenige  vom  Akromion. 

17.  Die  absolut«  mittlere  Distanz  der  Brustwarzen  beträgt  20  cm. 

18.  Die  Brustwarzemlistanz  beträgt  72  Proc.  der  Spinalbreite,  60  Proc.  der  Akromialbreitc, 
und  66  Proc.  der  Cristalbreite. 

19.  Die  Brustwarzemlistanz  beträgt  13  Proc.  der  Körpergrösse. 

20.  Bei  meinen  Individuen  sind  die  Spinalhreiten  und  Cristalbreiten  um  1,3  cm  kleiner  als 
die  entsprechenden  Breiten  des  Normalbecken»  (nach  Rnnge). 

21.  Die  Cristalbreite  beträgt  im  Mittel  83  l’roc.  der  Schulterbreite. 

22.  Die  mittlere  absolute  Armlänge  beträgt  67  cm , die  relative  46  Proc.  der  Körpergrösse. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Rassenzugehörigkeit  haben  die  polnischen  Jüdinnen  einen  absolut 
und  relativ  kürzeren  Arm  als  die  kleinnissischen  Jüdinnen  und  Grossrussinnen. 

23.  Durchschnittlich  ist  die  Oberarmlänge  bei  allen  Gemessenen  = 19  Proc.  der 

Körpergrösse. 

24.  Die  grösste  relative  Unttrarmlängc  besitzen  die  kleinrussiscbon  und  polnischen  Jüdinnen; 
sie  beträgt  im  Mittel  14  Proc.  der  Körpergrösse. 


Digitized  by  Google 


432  Dr.  Sara  Teurain.  Topographisch-atithropoinetriache  Unturouch ungen  etc. 

25.  Die  mittlere  absolute  Handlinge  ist  am  kürzefiten  bei  den  polnischen  Jüdinnen  = 15  cm, 
während  die  relative  bei  allen  Gemessenen  eine  gleiche  ist;  sie  beträgt  10  Proc.  der 
Kürpergröese. 

26.  Die  mittlere  absolute  Beinlänge  (Abstand  des  oberen  Symphysen ramles  von  der  Stand- 
fläche) beträgt  Hl  cm,  die  relative  52  Proc.  Nach  der  Kasse  kommt  die  grösste  Kein* 
länge  relativ  und  absolut  den  Grossntsainnen  zu. 

27.  Sowohl  die  absolute  als  auch  die  relative  Oberschenkellänge  war  bei  den  Grossrusaiuuen 
und  polnischen  Jüdinnen  am  grössten  (43  cm  absolut,  27  Proc.  relativ). 

28.  Die  Gro&srus&i tuten  uud  kleinrussischen  Jüdinnen  halten  die  grösste  absolute  Unter- 
schoukollängc  (32  cm),  die  relative  ist  bei  allen  Gemessenen  eine  gleiche  = 20  Proc. 

29.  Bei  den  Grossrussinncn  ist  die  (absolut  23  cm  und  relativ  15  Proc.)  Pusslänge  grösser 
als  bei  den  übrigen  goniesseuen  Individuen. 

Zum  Schlüsse  erlaube  ich  mir,  für  die  mir  zu  Theil  gewordene  Anregung  zur  Arbeit 
Herrn  Professor  Dr.  K.  Martin  und  für  die  stetige  Unterstützung  ihm  und  Herrn  Professor 
Dr.  W.  Felix  den  herzlichsten  Dank  auszusprechen. 

Die  für  diese  Arbeit  in  Betracht  kommende  Literatur  bestand  fast  ausschliesslich  in 
russischen  Arbeiten.  Dass  dieselben  mir  in  so  reichem  Maasse  zugänglich  waren,  verdanke  ich 
vornehmlich  der  Güte  des  Herrn  Prof.  Dr.  Eris  in  arm,  welchem  ich  an  dieser  Stelle  meinen 
verbindlichsten  Dank  auszusprecheu  mir  crlatilic. 


Literatur. 

I.  Jikoweuko,  M.  G.,  Materialien  zur  Anthropologie  der  jüdischen  Bevölkerung,  Rogatschewer 
Umgebung.  Mogilew  Ginnt.  Dis»,  zur  Erlangung  der  Doctorvrürds.  St.  Petersburg  1898. 

II.  Weissenberg,  Die  südrussischen  Juden.  Braunschweig  1896. 

III.  Giltschenko,  N.  W.,  Materialien  zur  Anthropologie  der  kaukasischen  Kosaken. 

IV.  Eikind,  A.,  Polen.  Arbeiten  der  anthropolog.  Abtheilung.  Ausgabe  1 bis  2 und  3,  Moskau  1897. 

Nachrichten  der  königl.  Gesellschaft  der  Liebhaber  der  physischen  Anthropologie  nnd  Ethnographie. 

V.  Iwanowsky,  A.  A.,  Mongolen-Torgouten.  Nachrichten  der  königl.  Gesellschaft  der  Liebhaber  der 
naturwissenschaftl.  Anthropologie  und  Ethnographie  1893.  Moskauer  Universität 

VI.  Danilow,  N.  P.,  Zur  Charakteristik  der  anthropolog.  und  phyBio],  Merkmale  der  jetzigen 
Bevölkerung  Persiens.  Diss.  zur  Erlangung  der  Doctorwürd*.  Moskau  1894. 

VII.  Talko  * Grinzewitsch,  Zur  Anthropologie  von  Podolien.  Arbeiten  der  anthropolog.  Gesell* 
schalt  au  der  königl.  Miiitür.-mcdicin.  Akademie.  St.  Petersburg.  1,  II  für  das  Iiehrjahr  1894  bis  1895. 

VIII.  Talko-Grinzewitsch , Protokoll  zur  Anthropologie  der  Bevölkerung  Lithauen»  und 
Weissrusslands.  Arbeiten  der  anthropolog.  Gesellschaft  der  königl.  Militär.-medicin,  Akademie. 
I,  II  für  das  behrjahr  1893.  Herausgegeben  in  St  Petersburg  1894. 

IX.  Ilenggeler,  A.,  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Beckenstellung.  Inauguraldissertation  1897.  Aus 
dem  orthopädischen  Institut  der  Herren  Dr.  Lünig  und  Schulthess. 


Digitized  by 


Kleine  Uittbeilungen. 


XVII. 

Alte  Anspannungsgeräthe. 

Von 

Dr.  L.  Laloy,  Bordeaux. 

Im  Anschluss  au  den  interessanten  Aufsatz  von  Dr.  Braungart  (Aich.  f.  Anthrop.,  Bd.  XXVI, 
S.  1013)  erlaube  ich  mir  Ihnen  zwei  «sehr  unvollständige  Zeichnungen,  Fig.  1 u.  2,  eine«  Doppel* 
joche»  XU  schicken,  wie  es  im  französischen  De]*arteinent  l-andes  und  in  der  Umgebung  von 


Fi«.  1. 


Bordeaux  in  Gebrauch  ist.  Es  werden  zwei  Maulthiere  au  einen  sehr  grossen  zweiniderigen 
Karren  angespannt;  die  Thiere  stehen  sehr  weit  von  eiuander.  Die  Deichsel  kommt  in  das  Loch 

. Fi«.  ‘ l . 


Eisen  El.iU 

Hob 

des  Holzstückee  in  der  Mitte  des  Joches,  sic  wird  mit  einem  eisernen  Pflock  befestigt.  Hinter 
dem  Joch  liegt  auf  dem  Haine  den  Thieren  ein  Kummet,  der  entweder  am  Joch  fentgehalteu 
wird  oder  nicht,  er  dient  nur  daun,  dann  da*  Thier  vom  Joch  nicht  verwundet  wird.  Wenn  der 

Archiv  für  Aolliropologl«,  Bd.  XXVII.  55 


Digitized  by  Google 


434  I)r.  L.  Lnloy.  Alte  Anspamiungxgerätlie. 

Wagen  sichen  bleibt,  so  hallen  die  Thu  ro  ileq  Kopf  entweder  in  diu  Mühe,  wie  ich  es  auf  der 
Abbildung  anzudeuten  versucht  habe,  oder  ganz  nieder.  Im  ersteren  Fall  ruht  der  Wagen  auf 
den  hinteren  Stollen  U;  im  zweiten  Fall  kommt  das  Joch  mit  dem  Kummet  bis  auf  den  Kopf 
der  Thiorc,  die  Deichsel  senkt  sich  und  der  Wagen  ruht  dann  auf  dem  vorderen  Stollen  V. 
Die  Thicrc  machen  ähnliche  Bewegungen,  wenn  es  bergauf  oder  -abwärts  geht.  Ob  solche 
Doppel  joche  auch  slavischen  Ursprungs  sind??  Ich  erinnere  mich,  auch  im  Departement  Jura 
ein  eigentliiimliches  Gespanu  gesehen  zu  haben,  wo  ein  einzelner  Ochse  mittelst  eines  Stirnjociies 
direct  an  die  Gabel  des  Wagens  auges)>aniil  war,  die  in  zwei  Löcher  an  den  Enden  des  Joches 
kam.  Es  handelt  sich  hier  um  einen  vieri-äderigen  Wagen.  Dieses  Gespann  ist  in  den  Bergen 
des  Jura  gebräuchlich,  nicht  in  der  Ebene,  wo  man  gewöhnliche  Doppeljoche  braucht. 

Sollte  diese  kurze  Mittbeilting  intcressiren,  so  würde  ich  weiteres  Material  sammeln. 

Dr.  L Laiov,  Bibliothekar  in  der  medicinischen  Facultät  in  Bordeaux. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


435 


Referat  8. 


Aus  der  deutschen  Literatur. 


1.  Sohli*,  A. : Da»  slcinzcitliche  Dorf  Gross- 
gart ach,  Beine  K ult  ur  und  die  spute  re  vor- 
gesell  icht liehe  Bes icdl  ung  der  G egend. 

Kost«'  von  Btcinzcitlichen  UndanfudhufOl  sind 
bisher  in  Südwestdeuteehtnnd  nicht  allzuseltcn  aufge- 
funden, einzelne  dieser  Dorfanlagen,  wie  das  »lein- 
zeitliche  Dorf  auf  dein  Michelsberg  bei  Untergrombach, 
auch  gründlich  untersucht  und  beschrieben  worden, 
keine  dieser  Ausgrabungen  hat  jedoch  dn  w>  reiches 
und  anschauliches  Bild  der  neolithischcn  Kultur  hi  Siid- 
u Ostdeutschland  geliefert  wie  das  vom  Verf.  entdeckte 
um!  syst cmati sch  auf  die  örtlichen  Verhältnisse,  Zu- 
sammenhang mit  den  übrigen  neolithischcn  Stationen 
der  Gegend,  Lage.  Bau  und  Grundrisse  der  einzelnen 
Wohnst elleu,  die  Beste  der  Bewohner,  ihrer  Haus- 
thiera  und  ihn**  gesamten  Wolmungsinvontani  und 
insbesondere  ihrer  Keramik  untersuchte  Dorf  bei 
Grossgartach.  in  näohstüT  Nähe  von  Heilbronn. 

Das  mit  eiuer  die  om-  und  hydrographischen 
Verhältnisse  und  sämintlirhc  Beviedlungvrestc  der 
weiteren  Gegend  aus  der  Stein-,  Bronze«.  I .ateno-  und 
Römcrzeit  enthaltenden  Karte,  mit  12  Lichtdrucktufeln 
und  24  Textabbildungen  ausgeatattete  Buch  giebt  zu- 
nächst ein  Bild  der  theils  bisher  bekannten,  theils  vom 
Verfasser  festgestellten  ncolithischeu  Besiedlung  der 
Gegend. 

In  dem  weiten,  fruchtbaren,  von  einem  Kranz, 
von  Bergen  umschlossenen  NYckarthalo  liegen  3 als 
solche  bestimmt  fest  gestellte  I>nrf  Anlagen,  je  etwa 
eine  Stunde  von  einander  entfernt,  bezeichnenderweise 
an  Stellen,  welche  auch  jetzt  wieder  blühende  Städte 
und  Dörfer  tragen,  bei  licilhronn  Neckarsulm  und 
Groesgartach.  Auf  die  Wahl  dieser  Wohn  platze  haben 
auch  hier  sichtlich  die  Kuppen  weithin  sichtbarer 
Berge,  welche  auch  jetzt  noch  die  Spuren  prähistorischer 
Befestigungen  tragen,  Anziehung  nusgeübt,  aber  cs 
war  nicht,  wie  auf  dem  Miehelsberg  oder  bei  den 
Pfahlbauten  das  Bedürfnis»  nach  Sicherheit  vor  Feinden, 
welche  dort  eine  burgartige  cnggcschlosscnc  Ansicd- 
lung  auf  dem  Borge  seihst  bedingte,  hier  die  mühsame 
Arbeit  der  Wasserbauten  wählen  hie-*,  sondern  diese 
Berge  und  ihre  Hänge  weisen  nur  die  Beste  von 
Grabstätten  theils  als  noch  erhaltene  Hügel,  theils  in 
Gestalt  zahlreicher  Funde  von  kaum  die  Spur  des 
Gebrauchs  zeigenden  Steinwcrkxeugen  und  wahrschein- 
lich alter  Kult-tutten  auf. 

Die  Dörfer  selbst  liegen  in  breiter  Ausdehnung 
am  Verkehrsweg  auf  dom  Hochufer  des  Flusse*  und 
am  Hand  früherer  Binnenseen  als  friedliche  blühende 
Niederlassungen  ohne  Furcht  vor  feindlichem  Ueber- 
fall  am  günstigsten  Platze  erbaut.  Durch  die  inten- 


sive Kultur  der  späteren  Zeit  sind  die  Anlagen  bei 
Heilbroilli  und  Neckarsulm  theils  achtlos  zerstört,  theils 
in  wenig  genauen  Berichten  überliefert  worden,  ein 
vollständige«  Bild  einer  freien  wohlhabenden  Dorf- 
anlage  giebt  dagegen  das  ausgedehnte  Dorf  bei  Gross- 
giirtacb,  von  dem  jetzt  etwa  90  Wohn  stellen  theils 
ausgegraben,  theils  durch  ProbeJocher  nachge wiesen 
sind.  Rings  um  einen  am  Fuasc  des  Heuchellicrg» 
gelegenen  mit  dem  Neckar  durch  den  Lembach  in 
Verbindung  stehenden  Binnensee,  dessen  Roste  als 
sumpfiger  «juellenreichcr  Wieseugruiid  jetzt  noch  nach- 
zuweisen  sind,  liegen  die  Wohustellen,  die  reicheren 
auf  den  südlichen,  die  einfacheren  auf  den  nördlichen 
Hangen.  Deutlich  ist  ein  vornehmeres  Viertel  mit 
reichem  Inhalt  der  Wohnungen  und  Gruppen  ein- 
facherer Hütten  zu  unterscheiden,  da*  entere  gruppirt 
um  eine  bcKonder*  sorgfältig  aufgeführte  und  «ti»ge- 
»tattete  Anlage,  eine  Art  HerrschafUsitz.  Mitten  iin 
Dorf  lag  ein  gruaser,  wahrscheinlich  als  Gehege  für 
die  Hausthierc  des  täglichen  Bedarfs  dienender  Platz 
und  in  weitem  Umkreis  die  durch  grössere  Grund- 
fläche und  ticfschwarzon  achollig  brechenden  Kultur- 
boden kenntlichen  Ställe  und  Scheunen.  Säiuint  liehe 
Wohnst  eilen  sind  so  errichtet,  das*  Ausblick  und  Im»- 
iiuemer  Zugang  zum  Wasa er  bleibt  und  die  einzelnen 
Gruppen  lassen  immer  kleinere  Streiken  Ackerland 
swisesen  »ich.  Die  Gesammtanlage  trägt  den  Charakter 
des  Haufendorf*. 

Glücklicherweise  gestattete  der  gelbe  Puaaboden 
eine  genaue  Abgrenzung  der  Grundrisse  der 
Wohnst  eilen  und  der  Binthciluug  de«  Wohnungs- 
ämtern. Vollständig  erhalten  ist  natürlich  nur  der 
bis  zu  2 Meter  in  den  Boden  eingeschnittene  Theil, 
der  »n  den  Rändern  die  Ih'ste  der  nach  innen  ge- 
stürzten Umfassung*  wände  enthält.  Es  waren  deutlich 
keine  zu  kurzem  Aufenthalt  dienende  Hütten,  sondern 
viereckige  wohlgelmute,  wenn  auch  kleine  Häuser. 
Die  Umfassung* wände  bestanden  aus  Pfosten  durch 
doppeltu  mit  Lehm  ausgefüllte  Fleehtwerkwändc  ver- 
bunden, aussen  rauh  verputzt,  iunen  mit  einem  Glatt- 
strich  aus  Kalkmörtel  versehen.  Die  Eintbcilung  des 
Innern  zeigt  stet«  dieselben,  wenn  auch  in  der  Stellung 
gegeneinander  variirendenTheile.  Meist  über  die  Hälfte 
de*  Genamrutraum*  nimmt  die  Küche  mit  der  lleerd- 
stelle  und  einer  meist  in  einer  Ecke  liegenden  Abfall- 
grab«  ein.  Hier  liegt  euch  der  Hanmngang,  al* 
absteigende  Rampe  angeordnet.  Durch  einen  scharfen 
Absatz,  wahrscheinlich  früher  eine  Scheidewand,  ge- 
trennt liegt  der  erhöhte  Wohn-  oder  Schlafraum. 
Unfern  der  Heerdgrube  erhebt  sich  meist  eine  breite 
Lehmbaok,  wie  auch  der  Schlafraum  manchmal  eine 

65* 


Digitized  by  Google 


430 


Referate. 


solche  aufweist.  Der  letztere  ist  mit  besonderer 
Sorgfalt  zimmerartig  durch  glatten  Windwrpiita  aus- 
gestaltet, welchen  in  einem  Fall  ein  Gesammtaustrich 
röthlich-gelberFarbe,  in  der  muthmasslicbenHerrachafta- 
wolmung  Bemalung  mit  einem  geometrischen 
Zickzackmuster  aus  weinten  und  rot  hon 
Streifen  ziert;  einmal  findet  sieh  auch  der  eine 
Raum  grau,  das  andere  gelhröthlich  gestrichen. 
Stallungen  und  Vorrathshiiuaer  zeichhcn  sich  durch 
grosseren  Umfang  und  Mangel  einer  weiteren  Eiu- 
theilung  ans.  Sie  enthalten  meist  nur  eine  Feuerstelle. 
Da»  Buch  enthält  7 solcher  Grundrisse. 

Das  Innere  der  Wohnungen  ist  mit  den  Resten 
langer  Benutzung  erfüllt:  die  thierischen  Reste 
stammen  von  bos  taurus,  einer  starken  grossbömigen 
Viehraeseb  ovia  aries,  capra  und  (»esonder»  rai  acrofa 
als  Hausthieren,  der  Jagd  entstammen  die  Reste  vom 
Ur,  Hirsch,  Reh  und  Bieber.  Da*  Material  an 
Stein  Werkzeugen  ist  ein  sehr  grosse«,  Mahl-, 
Schleif-,  Glatt-  und  Werkstoino  sind  aus  einheimischem 
Material,  die  Zahl  der  FeuerBteinmeaser,  -Schaber 
und  -Splitter  ist  eine  langer  Besiedlung  entsprechend 
■ehr  grosse.  Die  meist  in  Bruchstücken  vorhandenen 
Beile  und  Meissei  aus  fremdem  Material,  Serpentin, 
Diabas,  Hornblendegneis  und  Hornblendcschiefer  zeigen 
das  Inventar  der  „bamlk<  ramiaohen"  Gruppe:  durch- 
bohrte Hammeraxt,  durchbohrte*  Hamm  erbeil,  Hache 
Hacke,  Sehuhlcistenkeil  und  einseitig  gewölbte*  Flach- 
beil. Ebenso  zeigen  die  Geräthe  aus  Bein  und  Horn 
eiu  ausserordentlich  reiche*  Inventar  an  Werkzeugen. 
Eine  besondere  Bedeutung  gewinnt  die  Ausgrabung 
*o  vieler  Wohnstätten,  in  denen  die  Geräthe  des  täg- 
lichen Lebens  absichtslos  in  Bruchstücken  xuruck- 
geblieben  sind,  durch  das  ausserordentlich  rcicho 
keramische  Material,  welches  auf  die  Zusammen- 
gehörigkeit bestimmter  bisher  als  getrennt  angesehener 
Gruppen  eiu  neues  Lieht  wirft.  Schon  di**  erstaus- 
gegmbene  Wohnstätte  («.  Fundberichte  au»  Schwaben 
18tW)  hatte  ausM.T  schwarzpolirten,  mit  weiftsgcfüllteu 
Stich-  und  Strichreihen  verzierten  Gefü**rcsten,  welche 
eine  speaiell-lokaler  Kunstiibung  entstammte  Eigenart 
der  Ornamentik  zeigten,  solche  au»  hartem,  blaugrauem 
Thon  mit  einfacher  Linienvorzicrung  (sog.  „Bogen- 
band*1) ergeben.  Es  wurde  daher  jode  folgende  Wohn- 
stätte sorgfältig  auf  die  Schichten,  in  denen  sieh  die 
verschiedenen  Arten  fand«*»,  untersucht  und  das  Re- 
sultat ergab  zweifellos  den  gleichzeitigen  Gebrauch 
beider  Arten.  Die  prachtvollen  reichverzierten  Gc- 
fös»e,  welche  auf  scliwarzpoLirtem  (»rund  sorgfältig 
angeordnete  Muster  aus  weissgefüllten  Stichen  und 
Strichen  aufwnesen,  von  denen  sieh  etwa  14  ganze 
Gefasst  zusainmensetzen  liessrn,  erwineeo  sich  als 
Product«*  eigentlicher  Kunsttöpferei,  Zitrgcfässt  zum 
Schmuck  des  Inrieru  der  Häuser,  zur  AufWwahrmig 
wertvoller  Gegenstände  und  feiner  Trocken  Vorräte 
bestimmt,  während  die  linearverzierten,  aus  hart- 
gebranntem, wasserl»e«tändigou  blauen  oder  braunen 
Thon  gefertigten  Gefasst  da»  Gcbrauchsge- 
schirr  für  den  Haushalt  vuratdlten,  dessen  Ver- 
zierungen nach  altbekanntem,  oft  variirtem  Schema 
jeder  Haushalt  mit  einfachem  Griffel  selbst  auszu- 
führen pflegte.  Zugleich  auch  musste  der  von  Klopf- 
fleiscb  angehene  Name  „Bogen  band“  als  Bezeichnung 
für  die  ganze  Gattung  aufgegeben  und  durch  „Liuear- 
Verzicrung“  ersetzt  werden,  weil  es  sich  herausstellte, 
dass  Bogenlinien  und  geradlinige  geometrische  Muster, 
insbesondere  die  Winkellinieu  des  Hinkclsteintjrpus, 
wenn  auch  in  einfacherer  Ausführung  vollständig  gleich 
häufig  verkamen.  Ein  e Scheidung  der  Baud- 


keramik in  „Bogenband*  und  „Winkelband- 
keramik  ist  nach  der  Meinung  des  Verf.  in 
keinerWe»*e  aufrecht  zu  erhalten.  Mit  der 
Auffassung  dieser  Art  von  Geschirr  als  Gebrauchs#?- 
seliirr  stimmt«*  auch  die  geringe  Zahl  der  Formen  über- 
ein, von  denen  sich  nur  das  weite  Kugelgefäa«,  die 
bauchige  Tasse  und  der  enghalsige  Krug,  sämmtlich  zur 
Aufnahme  von  Flüssigkeiten  geeignet,  vorfanden.  Auch 
dir  Muster  kehren  immer  gleichmütig  wieder:  gerad- 
linige Winkel  über  die  ganze  Gefaaswand  gezogen, 
Quadratfelder,  versetzte  Dreiecke,  Zickzackbänder,  von 
den  Bogenlinien  Spirallinie,  Spiralband,  Wellenlinie, 
Arkadenbogen  und  Mäander,  offenbar  längst  geübte 
und  bekannte  Motive.  Dem  bildnerischen  Thon 
entsprechend  finden  sich  hier  auch  Versuche  der 
Plastik  u.  A.  ein  den  Thierköpfen  von  Tonlos 
entsprechender  Kopf  eines  Bocks.  Beiden  Erzeugnissen 
der  Kunsttöpferei  gleicht  jedoch  kaum  ein  Stück  dem 
Andern,  wenn  auch  die  Technik  sich  gleicht.  Hier 
findet  sich  ein  Typus,  welcher  G rossgar tach 
spesioll  eigen  ist  und  als  Vorläufer  des  Rösscn- 
Nieratniner  Typus  bezeichnet  werden  kann.  E*  sind 
dies  Ge  fasse  aus  feimgeschlämmtem,  schwarzem  Thon 
mit  polirter  Oberfläche  und  ausserordentlich  fein  aus- 
geführter  Ornamentik  aus  Stich-  und  Strichreiben  mit 
weissor  Füllung.  Derartig  ausgeführt  finden  sich 
Amphoren,  Krüge,  Schüsseln.  Schalen.  Platten,  Tassen 
und  Teller.  Die  typischen  Eigentümlichkeiten  sind 
bei  den  Amphoren  weiter  Hai»,  sphärischer  Bauch. 
Kugelboden  und  4 Schnuröseu,  bei  den  Töpfen  weite 
Mündung,  leicht  muh  aussen  gelungener  Rand,  ge- 
schweifter Hals,  scharf  geknickte  Bauch  kante 
und  flacher  Kugelboden.  Die  Ornamente  folgen  sieh 
stets  iu  typischer  Reihenfolge  in  streng  horizontal 
augeordnet on  Bändern  ; Rand  mit  R o 1 1 » t e in p e I e in- 
drück eu,  Hals  mit  Doppebti chreihe  n,  Bauchkanlt 
mit  Stich-  und  Strichreihen  meist  al«  Bogenguir- 
1 an  den,  Gehänge,  Schleifen  und  Blatt krunze  unge- 
ordnet, der  Boden  mit  Rängebogeti,  Zipfeln  und 
Troddeln  verziert.  Auch  die  Instrumente  für  die 
Doppelstiche  haben  »ich  gefunden:  es  sind  die  xwei- 
spit/igeu  Vorderzälmu  des  Schwein«  — und  die  Füll- 
masse: sie  besteht  aus  hellgrauem  Thon  mit  aus 
Flus.smuschelschalen  gebranntem  knhlensaurem  Kalk 
untermischt. 

Das  Interesse  wird  dadurch  erhöht,  das»  sich  eine 
Reihe  anderer  Typen  derselben  Gruppe  untermischt 
mit  dem  Gross  gart  ach  er  Lokaltypu»  oder  für  sich, 
aber  meist  mit  linearverzierten  Scherben  zusammen 
vorlindru.  so  «ler  eigentliche  Kössener  Typus  mit 
den  charakteristischen,  in  breitem  Furebeusticb  aus- 
geführten Zickxftckbämlern,  deren  Winkel  mit  regel- 
losen Dopnelstichcn  oder  Schraffiruugen  über  dio 
ganze  Fläche  hinweg  ausgestattet  sind.  Die  Bauch- 
kante ist  hier  abgerundet,  der  Boden  (lach  oder  mit 
hohlem  Standring  versehen.  Weiter  kommen  die 
zierlichen  Gef&tse  der  Sam  m lung  Gold  in  Main* 
mit  randam  Bauch,  stark  gewölbtem  Kogelboduo  und 
breitem,  um  den  ganzen  Hals  gelegtem  Band  au* 
regelmässig  versetzten  Stichrciheu  und  in  wenigen 
aber  charakteristischen  Stücken  der  Hiukelstein- 
typus  mit  «einen  sehraffirten  Winkelmustern  und 
»einer  Linien-  und  Punktstichtechnik  vor.  Auch 
einzelne  an  Schussenricd  erinnernde  Stücke  fehlen 
nicht.  Diese  Typen  sind  sämmtlich  durch  Textab- 
bildungen analoger  bekannter  Stücke  bequem  zum 
Vergleich  gebracht.  Es  kommun  hier  also  die  ver- 
schiedenen Typen  der  »tichverzierten  Gefasst*  einen- 
thcil»  unter  »ich  gemischt,  andern  theil»  wieder  jeder 


Digitized  by  Google 


Referate. 


437 


Typus  für  sich  mit  einfacher  Linearkerainik  gemischt 
vor»  ein  Beweis,  da**  die  ganze  Gruppe  der 
Bandkcramik  in  Süd  w es  t deu  tsch  1 and  und 
wahrscheinlich  deren  ganze  nordwestliche 
Provinz  eine  einheitliche  ist  und  die  ein- 
zelnen Erscheinungen  innerhalb  derselben 
nur  ganz  geringe  ehr  onoiogisclie  Schei- 
dungen ertragen,  jedenfalls  nicht  verschiedenen 
Bevölkerungen  xugeschrieben  werden  können. 

Ein  weiteres  Interesse  bekommt  die  Ausgrabung 
durch  das  Auffinden  eines  im  Grabhügel  bestatteten 
liegenden  Hockers  mit  einer  echten  schnurkera- 
misch e ii  Vase  der  Thüringer  Art.  Schon  die  streng 
in  horizontalen  Zonen  angeordneten  Bänder  des  Groas- 
girtacher  Lokaltypus  deuten  daraufhin , dass  die 
Künstler  schnurkernmische  Vorbilder  gekannt,  lmhen, 
aber  auch  in  den  rechtwinkligen  Mustern  der  Linear- 
keramik fanden  sieh  deutliche  Imitationen  von  Sclinur- 
ciudrücken.  Die  Schnurkerauiik  ist  also  in  .Südwest- 
deutschland als  eine  ältere,  der  Berührung  mit  dem 
Norden  entstammte  Kunstübung  anzusehen,  denn 
nirgends  finden  sieh  Wohnstattenfunde.  die  darauf 
hindeuten,  dass  dieselbe  später  bei  uns  heimisch  ge- 
worden wäre.  Diese  Grabhügel  entstammen  also 
entweder  schweifenden  nordischen  Einwanderern  oder 
sind  die  schnurkeramischen  Grabbeigaben,  überhaupt 
nur  funerirer  alter  Tradition  entstammter  Brauch. 
Da«»  die  Funde  vom  Bielorsee  für  die  zeitliche 
Stellung  der  Schnurkerarnik  iu  Südwestdiutschland 
nichts  beweisen,  glaubt  der  Verfasser  nachgewicscu 
zu  haben.  Auch  hier  ist  die  Beweisführung  durch 
Abbildungen  ilbistrirt,  und  das  Grossgartachor  stein- 
zeitliche  Material  durch  1 1 Lichtdrucktafelu  zugänglich 
gemacht 

„Es  stowst  hier  die  rheinische  und  mitteldeutsche 
ncolithische  Kultur  mit  den  Einflüssen  der  Mittel* 
meorxone  zusammen,  daher  der  grosso  Keichthum  an 
Motiven  in  der  Keramik  der  verschiedenen  Arten.“ 

Der  dritte  Theil  des  Buchs  zeigt,  die  spätere 
prähistorische  Besiedlung  der  Gegend  durch 
die  Karte  veranschaulicht.  Es  besteht  hier  keinerlei 
Übergang  zwischen  Steinzeit  und  Bronzezeit.  Diese 
stcinzoitliehcii  Dörfer  sind  einfach  verlassen  worden 
und  zwar  durch  Wegzug  der  Bewohner,  nicht  durch 
feindlichen  Überfall  zerstört,  denn  cs  finden  sich 
nirgends  Spuren  von  Brand  der  Hütten.  Die  bronxe- 
zeitliche  Besiedlung  taucht  auch  an  ganz  anderen 
Stellen  auf,  auf  den  Kücken  der  Keuperborge  und 
hat  ganz  andere  Führungslmicii,  die  alten  jetzt  noch 
kenntlichen  Heimwege.  Es  finden  sich  auch  wieder 
gruppen  weis*'  Siedlungen  durch  Hochickor  und  Grab- 
hügel kenntlich,  aber  viel  kleiner  und  in  Etappen 
von  etwa  '/*  Stunde  längs  der  StrasHenzüge,  wohl 
grosscuthojls  alter  Salxstrassen,  vertheilt.  Erst  die 
Hallstattzeit  steigt  hier  ins  Thal  herab,  legt  aber  auf 
deu  Wasserweg  keinerlei  Werth.  Auch  muss  die  Be- 
völkerung eine  erheblich  weuiger  sesshafte  gewesen 
sein,  die  Hütten  halten  nur  einfache  Wandungen, 
keine  Eintheilung  des  Innern  ausser  der  Fcucrstelle 
und  sind  meist  Rutidhütten.  Erst  die  Late  ne  zeit 
zeigt  wieder  complizirtera  Grundrisse,  von  denen 
11  abgt  bildet  sind,  viereckigen  lind  runden  Bau  der 
Hütten»  gestumpfte  Lehmböden  und  Kelleranlagen. 
Hier  liegen  die  Einzelgehöfte  zerstreut  ülier  das  ganze 
fruchtbare  Land,  wo  Quellen,  Weidegrund  und  Acker- 
boden günstige  Bedingungen  boten,  meist  auf  der 
Kuppe  flacher  Bodenerhebungen.  Es  ist  die  Be- 
siedlung, wie  sie  Tacitus  für  die  Germanen  »einer 
Zeit  angiebt.  Der  Übergang  der  Kultur  in  die 


römische  ist  ein  allmäiiger,  dagegen  zeigt  die  Be- 
siedlung jetzt  da«  Bild  grösserer  Gütcrcom plex  e, 
deren  jeder  als  Mittelpunkt  eine  villa  rustica  besitzt. 
Zu  jeder  gehören  eine  Anzahl  über  die  Flur  zerstreuter, 
meist  viereckiger  Hütten,  meist  wohl  Pionatleuton 
des  Gute*,  einzelne  in  der  Nähe  der  Strassen  auch 
sonstigen  kleinen  Leuten  augehörig.  Sie  zeigen  das 
übliche  römische  Inventar,  aber  mit  reichlichen  Latono- 
überreaten  untermischt.  Sie  sind  sämmtiieh  durch 
Feuer  zerstört,  als  sie  der  ferox  alamannus  über- 
rannte  und  genau  an  der  Stätte  der  jetzigen  Dörfer 
»eine  Wohnsitze  aufschlug.  Die  Tafel  XII  zeigt  die 
zahlreichen  Gef  aase  aus  der  Bronze-  Hallstatt-  und 
Ladezeit.  J.  Hanke. 

2.  Pagol,  Dr.  Julius: Biographische»  Lexikon 
hervorragender  Ä rzte  des  neunzehnten 
Jahrhunderts.  Wien,  Urban  &■  Schwarzen- 
berg, 1000. 

Mit  diesem  kürzlich  beendeten  Werk  ist  dem 
ärztlichen  Stand  eine  Arbeit  überreicht  worden,  welche 
nicht  nur  in  biographischer,  sondern  auch  in  ge- 
schichtlich medicinucher  Beziehung  als  in  hohem 
Grade  willkommen  und  einem  wirklichen  Bedürfnis« 
entsprechend  zu  hegrüssen  ist.  Sich  anlehnend  an 
da*  ausgezeichnete  sechsbändige,  1884—1888  von  Dr. 
August  Hirsch  herausgegebene  Biographische  Lexikon 
der  hervorragendem  Arzte  aller  Zeiten  und  Völker, 
finden  wir  darin  den  Lehensgang  und  die  bedeutenderen 
Arbeiten  der  um  die  Wissenschaft  verdienten  ärztlichen 
Autoren  diese*  Jahrhundert*.  Cm  ein  abgeschlossene* 
Bild  zu  gelien,  war  es  nöthig,  auch  vom  altem  Lexikon 
Namen  und  Werke  aufzuführen  und  theil  weise  zu  er- 
gänzen, an  welche  sieh  der  gretwartige  Fortschritt 
der  Naturwissenschaften  und  ihres  Zweiges,  der  Mo- 
dicin,  in  diesem  Jahrhundert  knüpft,  mit  welchem 
Fortschritt  auch  ein  Fortschritt  im  Wohlergehen  der 
Menschheit  verbunden  ist.  Von  den  nicht  mehr  unter 
den  Lebenden  Weilenden  sind  namentlich  hervor- 
zubeben : Baer  und  Bisehoff,  Heule  und  Hyrtl,  Welcher, 
Griesinger.  Pettenkofer.  In  wie  engem  Zusammen- 
hang aber  die  Heilkunde  mit  deu  übrigen  Natur- 
wissenschaften steht,  davon  gibt  uns  die  in  den  letzten 
Dezennien  so  rasch  entwickelte  und  bereit«  zu  hoher 
Vollendung  gelangte  bakteriologische  Forschung 
Zeugnis*.  Es  war  zu  wünschen,  dass  einer  cler  grössten 
Naturforscher  des  19.  Jahrhundert*,  der  berühmte 
Botaniker  Karl  Nägeli,  dessen  ausgezeichnetes,  grund- 
legendes Bach  „Die  niederen  Pilze  m ihren  Be- 
ziehungen zu  deu  Infektionskrankheiten  und  der 
Gesundheitspflege“  1877  erschien , auch  in  diesem 
Biographischen  Lexikon  Aufnahme  faud.  Etwa*  aus- 
führlicher durfte  auch  auf  den  Lebensgang  und  die 
Werke  Baer*,  Henlesund  Hyrtls  eingegangen  werden  — 
bietet  doch  der  Lebcnsgaug  und  die  Weltanschauung 
dieser  vortrefflichen  Gelehrten  eine  Fülle  von  inter- 
essanten und  belehrenden  Anregungen.  Noch  war 
hei  den  eben  Genannten,  wie  !>oi  Bise  hoff,  eine  stärkere 
Hervorhebung  ihrer  werthvollen  anthropologischen  Ar- 
beiten angezeigt.  Eine  übersichtliche  Darstellung  der 
Entwicklung  der  Heilkunde  des  19.  Jahrhundert*  dürfte 
entsprechend  der  Tendenz  des  ganzen  Werkes  an- 
gemessener erscheinen  als  ein  ju  diesem  Kähmen  doch 
nur  sehr  kurz  zu  gehender  Überblick  über  die  Ent- 
wicklung der  Medicin  von  den  ersten  Anfängen. 

Druck  und  Ausstattung  des  Werkes  sind  vorzüglich, 
die  Abbildungen  lassen  manchmal  zu  wünschen  übrig. 

Eine  eingehende,  »ehr  genaue  und  vollkommen 
verlässige  Ergänzende  Besprecht! ng  zu  dem 


Digitized  by  Google 


438 


Referate. 


Pagelschcn  Bioftni'hinchfn  Lexikon  hat  Dr.  Franz 
Daffner  in  der  Deutschen  Arzte-Zeitung, 
I 90 1 . gegeben,  worin  dersell»©  namentlich  auch  auf  den 
Zusammenhang  den  Biographischen  Lexikons  mit  der 
Qenrkinhta  der  Msdicin  and  dem  Wertk  wvwti 
womit  wir  uns  nur  völlig  einverstanden  erklären 
können.  Mit  ihm  schliessen  wir  unter  voller  An- 
erkennung der  für  das  verdienstliche  Werk  auf- 


gewendeten Zeit  und  Mühe,  sowie  mit  dem  Wunsche, 
dasselbe  möge  als  ein  oft  benützte*  Nacheeh lagebuch, 
das  sowohl  eine  anregende  Lektüre  bietet  als  zur 
Orientirnng  in  den  niedieiniachen  Leistungen  des 
verflossenen  Jahrhunderts  dient,  allenthalben  der 
Bibliothek  des  Arxtes  oinverlciht  werden  und  so  in 
nicht  allzuwciter  Ferne  eine  erneute  Auflage  ermöglichen. 

J.  Hauke. 


Aus  der  russischen  Literatur. 


(Anthropologie,  Ethnographie,  Archäologie.) 

Von 


Professor  Dr.  L.  Sticdä  (Königsberg  i.  Fr). 


I.  Abhandlungen,  die  den  Kaukasus  betreffen. 


Bereit«  vor  einigen  Jahren  (Arch.  für  Anthro- 
pnlogift,  Bd.  XXIV  pg.  <121  —668,  1887)  habe  ich  über 
eine  Reihe  von  Abhandlungen  berichtet,  die  sich  auf 
den  Kaukasus  beziehen;  mm  biete  ich  den  Lesern 
eine  Fortsetzung  jener  Berichte.  Freilich  ist  damit 
die  Litteratur  der  letzten  Jahre  noch  lange  nicht 
erschöpft.  Ich  bin  Weder  im  Stande  gewesen,  alle 
bezüglichen  Bücher  und  Drucksachen  mir  zu  beschaffen, 
noch  habe  ich  die  Möglichkeit  gebubt,  das  mir  vor- 
liegende Material  zu  verarbeiten. 

Zunächst  mögen  einige  Worte  über  die  Litteratur 
des  Kaukasus  iin  Allgemeinen  gesagt  sein.  — Der 
Kaukasus  mit  »einen  Bergen  und  seinem  Vülkcrgomisch 
ist  ein  «ehr  anziehendes  Forschungsgebiet ; — cs  ist 
daher  nicht  zu  verwundern,  dass  bei  dem  grossen 
allgemeinen  Interesse  für  anthropologische,  archäo- 
logische und  ethnographische  Forschung  in  Russland, 
dem  Kaukasus  im  Besonder»  die  Aufmerksamkeit 
der  russischen  Forscher  sich  zugewandt.  hat.  Dass 
auch  niclitrussisohe  Forscher  sich  dem  Studium  des 
Kaukasus  xugeneigt  halten,  wie  Chantre,  Virchow  u.  a„ 
das  sei  nur  kurz  erwähnt. 

Als  Beweise  vielfacher  Beschäftigung  russischer 
Forscher  mit  dem  Studium  des  Kaukasus  finden  wir 
zahlreiche  Abhandlungen  in  den  verschiedenen 
periodisch  in  Russland  erscheinenden  Zeitschriften. 
Unter  diesen  Zeitschriften  seien  i inliegendere  genannt: 

Ethnographische  Revue,  herausgegeben 
von  der  ethnographischen  Section  der 
K.  Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturwissenschaft, 
Anthropologie  und  Ethnographie  der  Moskauer 
Universität.  Ks  sind  gegenwärtig  10  Baude 
erschienen. 

Erdkunde.  Eine  periodische  Ausgabe  der 
geographischen  Abtheilung  der  K.  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  Naturwissenschaft,  Anthro- 
pologie und  Ethnographie  der  Moskauer  Univer- 
sität. Es  sind  gegenwärtig  3 Bände  erschienen. 

Ausserdem  enthalten  die  Nachrichten  (Is- 
w o s t i j a),  A r b e i t e n (T r u d y)  der  Moskauer  Gesell- 
schaft viel  Material,  das  auf  den  Kaukasus  Bezug 
nimmt. 


lieber  die  Schriften  der  anthropologischen 
Abtheilung  der  genannten  Gesellschaft  halte  ich  einen 
bcsondern  Bericht  (Archiv  für  Anthr.,  Bd.  XXVI, 
1900)  abgestattet.  Einen  Bericht  über  den  Inhalt 
der  seither  erschienenen  Heft©  muss  ich  auf  spätere 
Zeit  verschieben. 

Ks  erscheinen  aber  auch  in  Tiflis  selbst  — ab- 
gesehen von  Ei nzel-Arl »eiten  — einige  Zeitschriften, 
die  hier  zu  nennen  siud. 

Es  sind  zu  nennen:  1.  Die  Sammlung  (Sbontflc), 
Nachrichten  über  die  Kaukasischen  Bergvölker,  es 
sind  10  Bande  (bis  lHsi)  hatuugsgab(o. 

Als  Fortsetzung  dieses  nicht  mehr  erscheinenden 
Werkes  ist  uuzuschen  :9.Sam  m 1 ung  von  M a tcri  al  ien 
zur  Beschreibung  der  Gegenden  und  Völker 
des  Kaukasus,  herausgegeben  von  der  Verwaltung 
des  Kaukasischen  Lehrbezirks;  der  erste  Band  ist  lKttl 
erschienen;  der  letzte  der  mir  vorliegenden  Bande  i»L 
Bd.  XXIII,  1897.  Der  Güte  des  Curator»  de*  Kau- 
kasischen Lehrbezirks,  Gcheiinraths  Janowski,  habe 
ich  eine  grosse  Reihe  dieser  ausserordentlich  werth- 
vollcu  Bünde  zu  verdanken.  — 

8.  Die  Schriften  tSapiski)  der  Kauka- 
sischen Section  der  K.  H uss.  geograph  i sch  en 
Gesellschaft,  die  gleichfalls  aussen •rdentlich  worth- 
vollc  Beiträge  zur  Gt**gr»phie,  Anthropologie  und 
Ethnographie  des  Kaukasus  bringen.  — 

4.  Die  »Akten-  der  Kaukasischen  archäo- 
logischen Kommission  — es  sind  bisher 
12  Bände  erschienen.  Hier  in  Königsberg  ist  mir 
richts  davon  zu  Gesicht  gekommen. 

Es  macht  sehr  grosse  Schwierigkeit,  die  Zeit- 
schriften sich  hier  zu  verschaffen ; es  ist  ganz  unmöglich, 
lückenlose  Reihen  zu  besitzen.  — Von  einer  Dar- 
legung der  Gründe  sehe  ich  al»,  nur  ein  Umstand 
mag  hier  angedeutet  werden.  Man  kann  viele  dieser 
Zeitschriften  nicht  kaufen  — folglich  kann  man  die- 
selben nur  als  Geschenk  erhalten.  Mau  kanu  aber 
niemand  zwingen,  einem  andern  etwas  zu  schenken. 
Und  nun  kann  man  ganz  und  gar  niemand  zwingen, 
die  Schenkung  regelmässig  zu  wiederholen. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


439 


A.  Pantjuohow’s  Arboiton  über  den  Kaukasus. 


In  meinem  letzten  Bericht  über  einige  den 
Kaukasus  betreffende  Abhandlungen  habe  ich  über 
einige  Arbeiten  de«  Herrn  I)r.  Pantjuchow  in 
Tifli«  Mittheilung  gemacht.  (Dieses  Archiv  Bd.  XXIV 
Rraunsrhwcig  1897,  8.  636  -639.)  Ich  konnte  damals 
über  viele  andere  Arbeiten  de*  ausserordentlich  thätigen 
Verfasser»  nichts  melden,  weil  dieselben  mir  nicht 
Vorlagen:  nur  die  Titel  einiger  Abhandlungen  konnte 
ich  anführen  Hoc.  pg.  638  9,  unter  No.  6—9).  Unter- 
des* hat  Herr  Pr.  Pantjuchow  in  ganz  außerordentlich 
dtmkmswerther  Weise  mir  eine  ganze  Anzahl  seiner 
Arbeiten  zug<*sandt,  mit  denen  ich  hier  den  Bericht 
eröffne. 

1.  Pantjuchow,  Dr.  J.  J. : Die  Saamursak  an  er. 
Ö S.  (Sonderabdruck  aus  der  Zeitung 
„Knwka**  1692.  No.  77.) 

Mit  dem  Namen  Ssamurankan  wird  von  Alter* 
her  das  Gebiet  bezeichnet,  das  zwischen  Abchasien 
und  Mingrelien  gelegen  ist,  und  da*  heute  den  »töd- 
lichen Theil  des  Bezirk»  von  Suehuiu  ausmacht.  Die 
natürlichen  Grenzen  dies**?.  Gebietes  sind:  im  Westen 
das  Sehwarze  Meer,  im  Norden  der  Fluss  Kodor, 
im  Süden  der  Fluss  Ingur,  im  Westen  die  zahl- 
reichen Ausläufer  de*  Kaukasischen  Hauptgebirges. 
Vom  Meere  aus  unzugänglich,  vom  Gebirge  aus  ge- 
schützt, ist  da»  Gebiet  nur  über  die  Flüsse  weg  mit 
den  anstoaseuden  Landst recken  in  Verbindung.  In 
alter  Zeit  »oll  hier  ein  besondere»  Volk  gelebt  haben, 
— was  für  eins,  ist  unbekannt.  Der  U f er- Landstrich« 
d.  h.  der  am  Meere  gelegene,  ist  der  Malaria  sehr 
unterworfen,  — er  war  in  alter  Zeit  und  ist  auch 
heute  n«»eh  zu  ständigem  Aufenthalt  ungeeijnu't.  Der 
zum  Gebirge  hin  sieh  erstreckende  Laudstrieh  dagegen 
i»t  gesund  und  fruchtbar,  reich  nicht  nur  an  Früchten, 
sondern  auch  an  Mineralien,  (Gold  im  Ingur.  Silber, 
Kupfer)  und  Mineral -(Quellen. 

Heute  zerfällt  das  Gebiet  administrativ  in  zwei 
Theil«:  Ssamursakan  und  Kodor.  Die  Bevölkerung 
des  Bezirk»  von  Ssamursakan  gehörte  früher  zu 
Abchasien  und  sprach  ahchasisch;  doch  heute  ist  in 
Folge  der  Nachbarschaft  der  Mingrelier  die  alidiMiscbe 
Sprache  durch  die  mingrelischc  verdrängt  — die  Be- 
wohner nennen  »ich  Mingrelier.  Die  Bevölkerung 
des  Bezirks  von  Kodor  spricht  — abgesehen  von 
einigen  mingrelischen  Gemeinden  — iihchusisch. 

Es  soll  hier  nur  von  der  Bevölkerung  des  Ge- 
bietes von  .Ssamursakan  im  engeren  Sinuc  die  Rede 
«ein,  weil  dieselbe  sich  von  der  übrigen  Bevölkerung 
unterscheidet.  Al»  Material  dienten  die  durch  den 
I)r.  Baraki  in  dn  Jahren  1889—1890  hfl  tief 
Rckrutirung  gesammelten  Beobachtungen. 

Farbe  des  Kopfhaar«:  im  Jahre 

hellbraun  dunkelbraun  «chwarz  roth  Summa 
(blond) 

1889  17  71  155  12  955 

1890  18  82  196  4 300 

Demnach  betragen  die  schwarzhaarigen  über  64  *'«, 

die  hellhaarigen  uur  6,52.  Die  Zahl  der  Individuen 
mit  braunem  und  rotheni  Haar  im  Gesicht  i»t  — wie 
gewöhnlich  — grösser.  Von  229  Mingreliern  aus  den 
Kreisen  Seenak  und  Sugdidi,  die  der  Verfasser  selbst 
untersuchte,  hatten  60*/«  schwarze*  Haupthaar,  allein 
nur  1 1°/„  auch  einen  schwarzen  Bart;  von  den  übrigen 
hatten  einen  hellbraunen  Bart  25°;«,  einen  dunkel- 
braunen 48%  und  einen  röthlichen  15 f/0.  Auffnllcnd 
und  bemerkenswert h i*t  da«  frühe  Auftreten  grauer 
Haare  am  Kopf ; nach  den  persönlichen  Beobachtungen 


des  Verfasser»  an  229  Mingreliern  liMUMIl  7,8% 
der  Individuen  ira  Alter  von  21  2^1  Jahren  schon 

einzelne  graue  Haare.  — Viele  Mingrelier,  16%, 
haben  auch  Haare  auf  der  Brust. 

Farbe  der  Augen:  im  Jahre 
grau  blau  mittel  braun  schwarz  grün  Summa. 

1889  46  12  7 152  34  5 256 

1890  43  22  H 157  56  14  900 

Die  vorwiegende  Augenfarhc  ist  die  braune,  bei 

56%,  danach  die  schwarze  bei  16%  und  die  graue 
fast  in  demsellien  Umfang.  Zu  erwähnen  ist  die  be- 
trächtliche Anzahl  der  Blauäugigen,  6%.  Das  Auf- 
treten von  Imlividucn  mit  blauen  Augen  verdient  be- 
hindere Aufmerksamkeit  — e*  i«t  ein  ganz  besonderer 
Typus,  der  liier  «ich  zeigt 

Körpcrgrösse.  Eine  Vergleichung  der 
5451  Rekruten  des  Bezirk*  von  Ssamursakan  ruit 
643  Rekruten  (Mingrolien)  des  Kreises  von  Senak 
ergiebt  für  du*  Jahn  1889  1816): 

Ssamursakan  Summa  Scnak- 


(188U  — 18!>0) 

Kiviä 

Zahl  der  Beob. 

2H1  — 800 

561 

Mittel 

«4  t 

Min.  der  Grösse 

1422mai  1470 

1492 

1420 

MaX.  •.  m 

inai  — lwa 

1842 

1830 

Mittel  . . 

Ui.i7  — IHM 

1666 

1042 

Die  mittlere  Körpergrosse  der  Männer  von  Ssamur- 

sakun  ist 

IHM 

Armenier 

1030 

Griechen 

1040 

Mingrelier  au»  Senak  1H42 

Iincrctirier  1654 — 1608 

Abchasen  1651 

Bei  einem  Vergleich  der  Mingrelier  von  Ssamur- 
sakaner  und  derer  von  Senak  ergiebt  sieh,  dass  unter 
den  Stiunursakanern  die  Zahl  der  Grossen  bedeutender 
i*t  als  unter  den  Senak -Mingreliern.  Unter  der 
letzteren  fanden  sich  nur  7%  Individuen  mit  1733  mm 
(über  39  Weruchok),  unter  den  Ssamursakanern  dagegen 
fast  die  doppelte  Zahl,  18,4  % aller  Besichtigten. 
Hiernach  sch  Hessen  diese  »ich  an  die  Abchasen  und 
Swaneten. 

Man  darf  daraus  wohl  sehliessen , dass  die  Be- 
völkerung von  .Ssamursakan  nicht  m ingrelisch  ist. 

Beim  Vergleich  der  Körpergröcse  und  der  Haar- 
uud  Augenfarbe  ersieht  man.  dass  der  ursprüngliche 
Völkerstamm,  von  dem  die  Ssamursakaner  abzuleiten 
»ind.  nicht  von  gleichmütiger  Beschaffenheit  war.  Die 
hellhaarigen  und  helläugigen  Mingrelier  »ind  durch- 
schnitt lirh  von  hohem  Wuchs,  die  schwarzhaarigen 
und  schwarzäugigem  dagegen  sind  von  kleinem  Wuchs. 
| hellbrauu  1670  mm  Mittel 

H“rö  | schwarz  1650  w 

f grau  1652  „ „ 

Augen  t blau  1673  „ „ 

I »chwarz  1645  „ n 

Die  Körpergrösse  der  hellhaarigen  und  blauäugigen 
ist  im  Mittel  urn  20 — 28  mm  grosser  als  die  Körper- 
grösse der  schwarzhaarigen  und  schwarzäugigen.  Unter 
den  Brünetten  finden  sich  sowohl  sehr  kleine,  als  ***hr 
grosse  Leute;  die  Schwankungen  der  Körpcrgrö»»« 
Im* trugen  400  mm.  Unter  den  Grau iiugigeu  sind  auch 
sowohl  »ehr  kleine  als  »ehr  grosse  I*eute,  allein  die 
Mittel  übertreffen  dennoch  die  der  Schwarzäugigen. 

Ob  die  grünen  Augen  ein  Mischungs-Ergebnis» 
oder  vielleicht  ein  Erbtheil  von  der  unbekannten  Ur- 
bevölkerung sind,  muss  unentschieden  bleiben. 


Digitized  by  Google 


440 


Referate. 


Die  toiiile  Lage,  die  Be*«>uderheit  der  Familien- 
OrguintioD,  uIh»u  unxweifelhaft  einen  Einfluss  auf 
das  physische  Verhalten  und  damit  auch  auf  die 
Körpergriüwse. 

Der  Verfasser  giebt  folgende  Tabelle  mm  Vor- 


Körprr- 

Kd«' Heute, 

Is*otf  mit 

Individuen  mit 

«tilmo 

Fürsten 

bdailttr  Hru.it 

^raut-tn  Haar 

Favus 

1510 

mm 

— 

— 

1 

1 

IMS 

— 

« 

2 

5 

1600 

— 

6 

6 

6 

14544 

i 

SS 

6 

12 

168« 

9 

18 

10 

8 

17:13 

8 

21 

8 

4 

1777 

3 

9 

8 

3 

1822 

7 

8 

2 

i 

1846 

» 

2 

2 

— 

— 

nÄ,  25  •»  32  3* 

irao  1689  1644  1832 

Die  mittlere  Körpergröße  der  Ssamoraakaner  ist 
1635  mm:  demnach  ist  die  Knrpcrgrossc  der  Edel- 
leute und  FUrsten  im  Durchichhitt  um  65  mm  grösaer, 
und  die  KörperjmW  der  Individuen  mit  behaarter 
Bru*t  — ein  Zeichen  t^undem  körperlicher  Stärke  — 
um  10  mm;  dagegen  ist  die  Koqiergroasc  der  früh 
ergrauten  und  mit  Kavu»  behafteten  Individuen  um 
10—22  mm  niedriger.  Besonders  gross  «raren  die 
Kdelleute  und  Fürsten  mit  hellen  Augen.  Fünf  blau- 
äugige hatten  eine  Mittel-Korpergrusse  von  1770  mm, 
füuf  grauäugige  1 7«i0  mm.  Den  höchsten  Wuchs 
hatte  ein  grauäugiger,  1836  mm  ( 41,3  Werachok). 

Der  Brustumfang  ist  bei  den  Bewohnern  der 
beiden  Bezirke  auch  verschieden. 

ist  mehr 
als  die 

Beobacht.  Mittel  Hilft«*  der 

Körper  gr. 
um 

Miu|fivli.-n  231 1 844  mmj  |ti  mm 

IB89  J M7  t 843  nun 

Hsamursukan  4>«M,  I I 

I89tt  •WSJ  842  rnraj  15  mm 

Scnak-Krois  029  mm  866  nun  45  mm 

IVr  mittler«*  Brustumfang  fihertrifft  bei  den 
Mingreliern  aus  Ssamnrsakan  die  Hälfte  der  K*"»rj»er- 
grftsse  nur  um  1H,  bei  «len  Mingreliern  »tu  Senuk  aber 
um  45  mm.  Die  Individuen  mit  behaarter  Brust 
haben  einen  Brustumfang  von  860  mm.  also  28  tum 
mehr  als  die  Hälfte  der  Korpcrgrosse  Iwdrägt. 

Das»  «lie  Mingrelier  aus  Ssainursakun  nicht  ein- 
heitlicher Abstammung  sind,  prägt  »ich  auch  in  and«*ru 
physischen  Kennzeichen  aus.  Es  B«*i  liier  zunächst 
auf  den  Kopfumfang  hinge  wiesen.  Bei  300  Rekruten 
des  Jahres  1890  erwies  sieh 

Privileg,  Augenfarbe 

KopfurafAng  Stiiml«*  grau  blau  schwarz 
Zahl  der  untersuchten  Individuen 
600  mm  1 — 1 — — 

500-510  „ 2 — — — 

511-620  „ 4 — — — 2 

521—630  „ 23  — 3 — 6 

531—540  , 53  — 3 2 14 

541—550  „ 05  3 9 4 9 

551—560  , 74  6 11  5 12 

561—570  , 47  4 5 6 4 

571—580  „ 22  8 5 3 7 

681—590  „91121 


Mittel-  654,3  5455.3  554,2  163.6  552,7 

Maasse  mm  mm  mm  mm  mm 

Im  Allgemeinen  befindet  sich  der  Kopfumfang 
in  IVbereinstimmuiig  mit  der  Köq»ergrö&se.  Die 
Vertreter  der  priviligierten  Stände,  17,  haben  den 
gröasten  Kopfumfang  565,3  mm,  um  11  mm  hoher 
als  «las  Mittel:  «len  geringsten  Kopfumfang  haben 
die  Leute  mit  grünlichen  Augen.  549,2.  (Nil.  Diese 
Zahl  fehlt  aber  in  der  Talndlo.  Ruf.) 

Es  ist  kein  einheitlicher,  sondern  ein  gemischter 
Typus,  den  «lie  Mingrelier  von  Ssamursakan  uns  dar- 
bieten, «lie  Bewohner  stehen  dem  gemischten  Typus 
der  Ahchasen  nahe,  aber  für  Ahchosen  darf  man  sie 
nicht  haltcu ; sie  unterscheiden  sieh  von  den  Ahchassen 
sehr  auffallend. 

Was  für  verschiedene  Volktstimme  hier  ihren 
Einfluss  ausgeübt  Imheti,  ist  vorläufig  unbekannt. 

2.  Pantjuohow,  J.  J. : Der  Kreis  Aehalkalak  i. 
Eine  medico-anthropologisclic  Skizze. 
Tiflis  1892.  89  Seiten.  (S«»nd erabdruc k 
aus  dem  Sbornik  der  K.  Kaukasischen 
Medizinischen  Gesellschaft  No.  53 
Tiflis  1892.) 

Der  Kreis  Aehalkalak  i gehört  zum  Gouv.  Tiflis; 
er  umfasst  9462  i^ua«lr.  Werst  und  wird  von 
65,400  Individuen  bewohnt.  Was  der  Verfasser  üImt 
di*-  Topographin,  ülier  Klima,  Boden,  Gewässer,  Flora 
und  Fauna  sagt  (S.  1 — 15).  können  wir  hier  übergehen. 
Weiter  beschreibt  er  (S.  16  32)  diu  Lebensweise  der 
Einwohner,  ihren  Ackerbau,  Viehzucht,  «lie  Wohnungen 
mit  IxwooderRr  Berückxü’htigung  der  Gesundheitsver- 
hältnisse, was  wir  auch  bei  Heile  lassen  können.  Was 
«ler  Verfasser  über  die  Bevölkerung  von  der  ältesten 
Zeit  an  bis  in  die  jüngste  hinein  uns  miMh«»ilt,  ist 
eine  fleissig©  Zusammenstellung  der  in  der  Littentiur 
vorhandenen  Angaben  (S.  32 — 47)  Jetzt  wird  der 
Kreis  in  erster  Linie  von  Armeniern  bewohnt,  diuieiieti 
von  Russen,  Grusiom,  Kurilen  un«l  Juden. 

Armenier  47913  lndivi«luen  beiderlei  Geschlechts. 

Grusier  9450  , „ , 

Russen  7 464  „ „ „ 

Kurden  609  „ „ „ 

Juden^__^_46  „ „ „ 

Summa:  65482 

Hcrvoncuhchen  ist  «las  Uel«erwiegen  «les  männ- 
liehen  Geschlecht«  über  du«  weibliche,  wie  in  Trans- 
kaukasien  überhaupt,  so  auch  hier  im  Kreis  Achalkalaki. 
Es  kommen  hier  — abgesehen  von  der  Russischen 
Bevölkerung  — auf  100  Individuen  männlichen  Ge- 
seh locht«  nur  89  weibliche  Individuen,  in  cinig«*n  Go- 
mein«len  noch  weniger,  nur  85  Individuen  weildiehen 
Geschlechts. 

Wir  wenden  uns  zu  den  eigentlich  anthropolo- 
gischen Untersuchungen  des  Verfassers,  und  zwar  zu 
denjenigen,  die  er  an  Erwachsenem  angestellt  hat; 
seine  Be* «hach tu u gen  an  Schulkindern  glauben  wir  l»ei 
Seite  lassen  zu  können. 

In  Betreff  der  Augenfarlxs  ermittelte  der  Ver- 
fasser folgendes; 

Farbe  der  Augen  in  %. 

Zahl  der  unter- 
suchten Jnd.  grau  blau  mittel  braun 


Armenier  491 

Rcchtgl,  Grusier  75 
M«ihamedaner  41 
Russen  80 

Körpergröße. 


3,3%  1.2  2,5  92 

5 8 20  67 

4 16  30  50 

54)  30  9 9 

Messungen  an  weiblichen 


Individuen  konnte  «ler  Verfasser  nicht  altstellen.  Nach 


Digitized  by  Google 


lieferate. 


441 


den  Untertucliiinfrcn  von  Frau  K.  F.  Weniaroinowa 
ist  die  mittlere  Körpergrüssc  der  Gruaierin  ( 16  Bc- 
ohachtungen)  — 1553  mm  Narb  den  Messungen 
Kobylin’a  (Anthropologische  Untersuchungen  mit 
Kücksirht  auf  Syphilis.  Westnik  der  Allgem.  Hygiene 
1890,  Bd.  V1I>  ist  die  mittlere  Kör|*ergrös*i?  l^ei 
Russischen  Frauen  von  31 — 40  Jahren  1544,  bei 
Deutschen  Frauen  1568.  (Wo  diese  Deutschen  her- 
»tnmmtcn,  ist  hier  nicht  mitgetheilt,  — die  Original- 
aldmndlung  Kobylin*»  habe  ich  nicht  zu  Gesicht  be- 
kommen. lief.)  Dagegen  ist  bei  den  Armenierinnen 
wie  l»ei  den  Türkinnen  die  Kör]HTgri»*»e  der  Weilier 
fast  der  der  Männer  gleich;  jedenfalls  ist  der  Unter- 
schied ein  »ehr  geringer. 

Der  Verfasser  ermittelte  für  die  Männer  folgende 
Zahlen : 

Zahl  der  Indiv.  Körpergrösse  im 

Mittel : 


Armenier  570  1630 

Hecht  gl.  Grusier  60  1640 

Muhamedancr  41  1662 

Russen  116  1674 


Kopfinunss.  Der  Kopfumfang  der  Ajmenier 
(416  Beobacht.)  beträgt  549,8  mm.  Defonnirtc  Köpfe 
sind  selten  — eine  Abdachung  des  Hinterhaupt*  ist 
nicht  selten.  Kleinköpfigc  und  grossköpfige  sind  ver- 
hält niaamü&sig  selten:  3 Indiv.  hatten  einen  Kopf- 
umfang unter  510,  und  ein  einziger  litar  610  mm. 
In  Betreff  der  Nationalität  gilt  folgende  Uebeniichi: 
Kopf  umfang  bei  Armeniern  Grmiern  Russen 


610—183 

mm 

11 

2 1 

531-650 

167 

16  16 

551—570 

n 

180 

15  32 

571-580 

42 

2 6 

581—590 

12 

1 4 

610 

„ 

1 

— — 

Summa 

413 

8«  5« 

Mittel 

549,7  min  647,0  inm  533  mm 

In  Betracht  der 

grössten 

Breite  und  grössten 

IÜngc  des 

Kopfe* 

ermittelt* 

* der  Verfusset  bei 

Armeniern  folgende  Zahlen: 

Zahl  der  Individuen 

Ur-oKte  Länge  (Jri»s»te  Breite 

au»  Tiflis 

53 

183,0  mm  167,0  mm 

aus  and.  Ort. 

47 

180,4 

„ 0)1.1  . 

Summa  100  i.  Mittel  181.8  * i.  Mittel  156,5  „ 


Nach  den  Einzclzahlen,  die  wir  hier  nicht  wieder- 
holen können,  schwankt  der  Längsdurchmenner  von 
189—186  mm.  der  Breitendurehrue**er  von  144  bis 
169  mm.  Das  Mittel  der  Kopflänge  bei  den  armenischen 
StadtlM*wohnem  ist  am  ‘2,4  mm  grösser  als  da*  Mittel 
der  armenischen  Landbewohner.  Dar  Breiteudunh- 
messer  ist  überall  gross.  Beträchtlich  sind  die 
Schwankungen,  wenn  man  die  einselnen  B*-*irkc  be- 
rücksichtigt. So  zeigten  10  Beamte  der  Städte 
AohaJ/.yk  und  Aehalkalaki  im  Mittel  eine  Kopflänge 
von  186,5  nun  und  eine  Kopfbreite  vou  157,5  mm. 

In  Betreff  de*  Cophaiindex  erinnert  der  Verfasser 
daran,  dass  auch  andere  Forscher  vielfach  Schwankungen 
beobachtet  haben:  Chantrc  fand  bei  Armeniern 
in  Tiflis  85,17 
in  Eriwan  H5,68 
in  Diarbekr  84,0 
nach  Erckert  85,6 

Der  Verfasser  »chlirsst  sich  in  Betreff  des  Ver- 
gleichs der  Kopf-  resp.  Schädelhrcite  an  Brock  und 
Bogdanow,  indem  er  zur  Bestimmung  des  Schädclmdcx 
2 Einheiten  von  dem  Kopfindex  abziebb  Danach 
giebt  er  folgende  Tabelle: 

Archiv  lür  AntbrujHilugiv.  Bd.  XXVL1. 


Kopf 


Schädel 
and. 


Itolb'luxM-iih. 

Hubdullchoc. 

MniHM'efitud. 

Hubbrarhy t\ 
Brachycnph. 
Hyperbrach. 
Cltrairrach. 


Index 

Tim*. 

Orte 

N*. 

Tifli« 

Ort« 

Sa. 

70-76 

— 

— 

— 

— 

l 

1 

75—77 

— 

l 

1 

— 

3 

3 

77,1  -m 

— 

5 

5 

3 

4 

7 

so.  i -äs,» 

ll 

6 

1« 

80 

10 

30 

*8,4  -*ft 

81 

18 

.13 

17 

1*1 

Sä 

Hfi.l  -«l 

lrf 

7 

JJ 

1* 

» 

»1 

*0,1—  9t 

5 

7 

18 

t 

4 

« 

lt-r  Bwb. 

l AS 

«7 

10»  I 64 

47 

:oi 

lex 

*6,7 

WI.7 

M,7 

N3,T 

H4,7 

»4,8 

Kopfindex  Sebadclindcx 
Nach  der  Berechnung  des  Verfassers  ist  der 
Koptiudex  (Index  am  Lebenden)  = 86,2,  dauaeh  der 


Schädclindex  84,2. 

Der  vorletzte  Abschnitt  (8.  65 — 75)  handelt  von 
Kheschlicssungen,  Zahl  der  Geburten  und  Todesfällen; 
der  letzte  Abschnitt  (S.  76 — 89)  von  Krankheiten 
und  Krankheits-Ursachen.  Es  sei  hierüber  nur  auf- 
merksam gemacht  auf  die  grosse  Verbreitung  des 
Favus  (Kopfgrind,  niss.  Bursch). 

8.  Pantjuohow,  Dr.  J.  J. : Die  Bevölkerung 
des  Gouv.  Kutais.  8t  Petersburg,  1892, 
81  8.  (Sonderabdruck  aus  der  Zeit- 
schrift rW  estuik  der  allgemeinen 
Hygiene,  gcriehtl.  und  prakt.  Medizin*1. 
Bd.  XV.  St  Petersburg,  1892.) 

Da«*  Gouvernement  K u t a i s , das  am  weitesten 
nach  Westen  gelegene  Gebiet  Kaukasierin , ist  einer 
gewaltigen,  4seitigen  Vertiefung  zu  vergleichen, 
die  mit  einer  Seit«*  an1»  Schwar/e  Meer  keranragt. 
an  den  übrigen  drei  Seiten  aber  von  gewaltigen  Berg- 
rücken einge»chlo»sen  wird. 

Im  ersten  Kapitel  (8.  1 — 14)  giebt  der  Ver- 
fasser einen  kurzen  Abriss  dpr  Geschichte  des  Gebiets; 


daun  berührt  er  in  Kürze  die  bisherigen  Unter- 
suchungen. insoweit  sie  sieh  auf  prähistorische  Archäo- 
logie und  Anthropologie  beziehen  (Baicrn,  Chautre, 
Erkort).  Im  2,rn  Kapitel  (S.  15—20)  betont  der 
Verfasser  die  ausserordentlich  ungleichartige  Be- 
völkerung, die  im  Verhältnis»  zu  dem  grossen  Gebiet 
ungewöhnlich  gering  ist. 

Da*  Gebiet  iles  Gouvernement«  Kutais  umfasst 
20.821  Quadrat-Werst  oder  1,905,788  Dessjätinen,  mit 
Einschluss  der  Bezirke  von  Stielium,  Baton  und 
Artwin  35,000  Quadrat-Werst  o<ler  3,223,968  Dass- 
jätinen.  Im  Jahre  1886  zählte  man  487,369  Indi- 
viduen männlichen  und  435,195  Individueu  weiblichen 
Geschlechts. 

Danach  kamen  auf  100  weibliche  111  männliche 
Individuen.  Nach  Nationalität : 


Inieretiiier 

204,00* 

Gurier 

75,000 

Mingrelier 

200,000 

Ahe  Imsen 

32,020 

Swaneten 

11.H78 

Grusier 

10.222 

Türken 

»4,000 

Juden  (aus  Kutais) 

«,377 

Armenier  (au»  Kutais) 

1,533 

Osseten 

2.710 

Russen  (in  den  Städten) 

1.258 

Dazu  kommen  noch  100  Perser,  Griechen,  Deutsche. 

Bei  Gelegenheit  der  Aufzählung  der  versehiedeueu 
Produkte  de»  Ackerbaues  und  der  Jjsndwirtbschaft 
verweilt  der  Verfasser  etwas  länger  bei  dem  W ein  bau. 
Wir  können  uns  nicht  versagen,  diese  Mittlicilungcu 
hier  wiedcrxugobeu , weil  »io  nur  wenigj  bekannte 
Thatsachen  enthalten.  Im  Gebiet  vou  Kutais  spielt 
der  Wein  eine  grosse  Rolle.  Schon  in  der  Odyssee 


56 


Digitized  by  Google 


442 


Referate. 


ist  von  dem  schonen  Wein  von  Kolchw  die  Rede. 
Chardin,  der  1878  jene  Gegenden  bereiste,  bezeugt, 
wie  viele  vor  ihm,  den  grossen  Wein-Reich  thum,  aber 
auch  den  starken  Trunk  der  Mingrclier;  so  viel  wie 
dieses  Volk  tränke  kein  anderes.  Neuer«  Erhebungen 
scheinen  das  zu  bestätigen.  Zufolge  Nachrichten  aus 
den  60  er  Jahren  wurden  in  Min gr dien  jährlich  über 
5,268,760  Wedro  Wein  gewonnen.  ( 1 Wedro=  12,29  Ltr.) 
Rechnet  man  davon  50,000  Wedro,  die  ausgeführt 
werden,  ah,  so  bleiben  noch  450  Flaschen  im  Jahr 
auf  eine  Seele!  (Ob  bei  dieser  Berechnung  nur  die 
„trinkbaren“  Seelen,  d.  h.  die  männlichen  Iudi* 
viduen  nach  russischen  Begriffen,  gezählt  sind,  t»dor 
alle  Einwohner,  ist  nicht  gesagt.  Ref.)  Nach 
Lawrentjew  werden  in  einem  Jahr  im  Gou v. 
Kutais  12  Millionen  Wedro  Wein  aiugetrunken. 
Rechnet  man  im  Gouv.  570,000  Einwohner,  so  kommt 
auf  den  Kopf  in  einem  Jahr  21  Wedro  oder  830  Flaschen. 
Rechnet  mau  die  keinen  Wein  trinkenden 
(—  aber  Branntwein?  — Ref.)  Swaneten  und  die 
sehr  massigen  Bewohner  des  Kreises  Rat  sch  in , wo 
kein  Wein  wächst,  ah,  so  kommen  auf  den  Kopf 
400  Fluschen.  Nicht  nur  die  Muniier,  sondern  auch 
die  Weiber  und  Kinder  trinken  Wein.  Schliesst  man 
die  Kinder  bi»  zu  6 Jahren  aus,  so  kommen  circa 
500  Flaschen  W ein  auf  einen  Kopf  der  übrigen  Be- 
völkerung im  Jahr.  In  den  letzten  Jahren  hat  in 
Folge  der  Höhenkrankheiten  die  Auslieute  au  Wein 
ahgenommen.  Im  Jahre  1887  waren  42,000  Dess- 
jatinen  mit  Reben  bepflanzt , der  Ertrag  war  3 bis 
fl  Millionen  Wedro,  Der  Verfasser  behandelt  dann 
weiter  das  G e b i r g » gebiet , Kap.  I II  ( 8.  22  —83) 
und  die  Ebenen.  Kap.  IV  (S.  33 — 38)  gesondert. 
Wir  greifen  aus  den  vielfach  interessanten  statistischen, 
geographischen  und  ökonomischen  Mittheilungen  hier 
einiges  heraus. 

In  dem  gebirgigen  Theil  leben  Imeretiner  und 
Swnneten.  Hervor  zu  heben  »st  die  verhält  uissmäwig 
geringe  Zahl  weiblicher  Individuen  unter  den 
swnneten.  Auf  100  Männer  kommen  nur  75  Weiher 
oder  auf  100  Weiber  128  Männer.  Alle  Keiseudou 
sprechen  von  der  verhält nissmiis-stg  geringen  Zahl  der 
Weiber  hei  den  Swaneten,  Sie  beliaupten , dass  die 
Wcil»er  der  Swaneten  sehr  geachtet  worden,  weil  es 
nicht  leieht  ist,  eine  Frau  zu  bekommen.  Es  wird 
die»  Missverhältnis»  zwischen  männlichen  und  weib- 
lichen Individuen  daraus  erklärt,  das»  di«  Swaneten 
seit  den  ältesten  Zeiten  die  Gewohnheit  hatten,  weib- 
liche Kinder  ul»  überflüssig  unmittelbar  nach  der 
Geburt  zu  todton,  weil  die  Mittel  zur  Ernährung 
nicht  vorhanden  seien.  Bei  den  südlichen  Nachlxarn 
der  Swaneten,  den  luieretineni.  die  vielfach  »ich  mit 
den  Swaneten  vermischen,  kommen  auf  100  Indi- 
viduen weiblichen  Geschlecht*  107  männliche  Indi- 
viduen, und  bei  den  Imerutinuru  im  Kreise  Katschin 
110  männliche  Individuen. 

Die  Swaneten  trinken  keinen  Wein,  al>er  Arakft 
oder  Araki  d.  b.  ungereinigten  K«*rnbranntwein ; wie  di« 
Swaneten  zu  diesem  Getränk  gekommen  sind,  int  un- 
bekannt, — jedenfalls  ist  das  Getränk  „Arnka“  ausser- 
ordentlich verbreitet.:  schon  die  kleinen  Kinder  trinken 
Aruka  — die  Erwachsenen  sehr  viel,  l>ei  alleu  möglicher» 
Gelege uheiien,  beim  armseligen  Mittagessen  und  beim 
grossen  Festgelage,  Todtenschmaas  u. ».  w.  I)r.  D e I o w 
hatte  Gelegenheit,  «inen  Swaneten  zu  beobachten,  der 
beim  Mittagessen  mehr  als  20  Glas  (das  Glas  etwa 
*/4  Liter)  tränk ohne  sich  zu  betrinken! 

In  der  Weltanschauung  der  Swaueten  macht  sich 
eine  Vermischung  christlicher  und  älterer  Anschauungen 


geltend.  Sie  glauben  an  ein  Leben  nach  dem  Tode 
und  feiern  die  Beerdigungen  deshalb  ganz  besonder» 
durch  Festmahle.  Je  mehr  sie  bei  der  Beerdigung 
drauf  gehen  lassen,  um  *o  mehr  Sünden  werden  dem 
Todten  vergeben,  — so  meinen  sic.  Sie  verehren  un- 
zählige Geister  des  Waldes  und  Gebirge»,  aber  nie 
halten  auch  Stier  und  Katze  für  heilig.  Die  Spuren 
Christ  lieber  Anschauung  sind  in  der  Feier  einzelner 
christlicher  Festtage  zu  finden.  Sie  versammeln  sich 
dann  in  ihren  alten,  hall»  oder  ganz  zerfallenen  Kirchen, 
die  mit  Stier-  und  Widderhörnern,  »Uten  Waffen  und 
allerlei  andern  Dingen  gefüllt  sind. 

Woher  die  Swaneten  stammen,  ist  auch  heute 
noch  nicht  sicher  zu  bestimmen-  Wahrscheinlich  sind 
die  ersten  Einwanderungen  nach  Swanetien  aus  Indien 
gekommen;  aber  später  sind  allerlei  andere  Völker 
in  die  Schluchten  Swanetien*  eingedrungen,  um  dn*e|h»t 
Zuflucht  zu  suchen  und  zu  finden.  Erwähnenawcrth 
ist,  da*M  iu  der  Sprache  der  Swaneten  sich  einzeln« 
rein  griechische  Worte  finden,  z.  B Hermes  = Gott, 
gi  — Erde,  chear  “ Hand  u.  s.  w.  Noch  mehr 
sind  grusiuischo  Worte  der  Swauetischen  Sprache 
ein  verleibt. 

Ausserordentlich  mannigfaltig  ist  der  Typus  der 
Bevölkerung  in  physischer  Beziehung. 

Die  Bewohner  der  Ebene  sind  Imeretiner, 
M i n gr  e 1 ie r und  G u r i o r — fröhliche,  lel>eii*lu»tige 
Leute;  sie  sitzen  in  den  Kreisen  Kutais,  Osurgeti, 
Sugdidi  und  Scnak.  Auch  hier  überwiegen  die 
männlichen  Individuen;  auf  100  weibliche  Individuen 
kommen  im  Kreis  Kutais  ICMi  in  Osurgeti  und  Sugdidi 
110,  in  Sonak  115  männliche  Individuen. 

Auffallend  ist,  sagt  der  Verfasser,  dass  man  trotz 
des  Ueberwiegens  der  männlichen  Individuen  so  wenig 
alte  Leute,  Greise,  sieht.  Ein  Grund  liegt  offenbar 
darin,  dass  im  Allgemeinen  die  Leute  daseihst  kein 
hohe»  Alter  erreichen  — die  Malaria  und  der  starke 
Weingenus»  bringen  die  Leute  früh  in’a  Grab.  Ein 
anderer  Grund  liegt  aber  iu  der  eigentümlichen 
Stellung  der  Greise  in  der  Gesellschaft  - ganz  im 
Gegensatz  zu  dem  Verhalten  unter  den  Swaneten. 
Hier  bei  den  Swaneten  gemessen  die  Greise  hohe 
Achtung,  — l>ei  den  Mingreliern  und  Imeretinem  und 
namentlich  Itoi  den  Guriern  hüben  die  Greise  keine 
Bedeutung,  sic  werden  fast  verachtet,  sie  treten  ganz 
in  den  Hintergrund  und  kommen  deshalb  gar  nicht 
zum  Vorschein. 


Das  folgende  Kapitel  V (S.  39—70)  hat  für  un» 
besondere  Bedeutung:  der  Verfasser  beschäftigt  »ich 
mit  der  physischen  Organisation  der  Bewohner. 

Der  Verfasser  bat  zum  Theil  seihst,  zum  Theil 
unter  Bei  hülfe  einiger  die  Reknitiruug  leitenden 
Militairürztc  gegen  3000  Individuen  untersucht : Farbe 
der  Haare  und  Augen,  Körpergröase,  Brustumfang, 
Kopfnuuuwe. 


ImerHinrr  «Ir«  Kreise*  Kntfti* 

„ * , Kat  sehin 

Lftaehgum 

Mineraler  uri«l  Ssatunroukaacr 

Al.-rhii**rn 

Swaneten 

Imeretiner 

MinsTelivr 

Marter 

Swaueteo 

Atichawen 


1*07  <l>r.  Selennki) 

14U  (I>r.  ltanutiiuuc) 

»72  ilJr.  Xubrisv) 

U7  <I>r,  Hurekj» 

US 

itl&  (Dr.  IWhutow  und 
I»r  Drfow) 

*0. 

»•W 

U J d>r.  Pautjurhow) 


1.  Haarfarbe.  Die  einzelnen  Gruppen  der  Ein* 
gelmnien  sind  dabei  sieht  unterschieden. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


443 


Iium'Uuvr 


ft  oh  Knuds 

MUS  IjftHThjnil»  „ 

. Rntachln  ||  — 
Mlngrvliiir 
A benagen 
Suaiu-ton 


K&r* ~ 

5 0,3 


a.  IlsS-kH 

Zahl  * „ ZahF*  # Zähl  > „ ZSET  % 

*■  — «s\  *■•  *• 


Uli  J'J) 


SH  HU 
i7;  oa  f*. 
71  2*  1U  00 1 


»7 


61  S7i  40  37 1 


14 


aoj  — 

4 l 
2 4 

I 1 


Hervorxu hol>en  ist,  dass  das  schwarze  Haar  im  All* 
gemeinen  überwiegt,  dass  aber  dunkelbraune*  Haar  nur 
hei  den  Swaneten  Utwrwiegt, während  beiden  Imeretinern, 
die  mit  Swaneten  gemischt  sind,  die  hellbraunen  und 
dunkelbraunen  den  schwarzhaarigen  glcichkommen. 

Nach  den  Beolmchtungcn  des  Verfassers  «teilt 


sich  die  Haarfarbe,  nach  Froocnton  berechnet,  in 
folgender  WeiM  heraus: 


Farbe  dor  Haare  des  Kopfes 


IhuhnfArblg 

(bhmd) 

hellbraun 

«lonkrUurMun 

Mhmn 

roth 


(tarier,  ImeroU,  Mtngr. 
in  IVuerntcn : 


«50 
31  *4  33 

S7  70  50 

* 1 I 


des  Gesichte« 
(tarier,  Imerct..  Miagr. 
in  Proe**nt«*n: 

I — * 

23  20  ta 

45  56  «ti 

17  lt  lt 

U 6 16 


Das  Haupthaar  ist  iilierwiegend  schwär x,  der 
Bart  dunkelbraun.  Sogenannte  Brünette,  Leute 
mit  schwarzem  Haupthaar  und  schwarzem  Bart,  sind 
etwa  12 — 16%  vorhanden. 


2.  Farbe  der  Augen. 


grau 

blau 

gemischt 

braun 

schwarz 

grünlich 
aus  der  1 in  der 
Feme  Nähe 

Imeretiner  von  Kutais 

76 

103 

144 

860 

42 

56 

80 

„ „ Katsrhiu 

3 

6 • 

11 

22 

68 

i 

— 

« « Letsch  gum 

4 

13 

62 

85 

— 

ii 

2 

Mingrelier 

47 

12 

7 

160 

39 

4 

4 

Abcbascn 

IN 

10 

9 

101 

22 

7 

4 

Swaneten  (nach  Dr.  Tscltnjew) 

4 

4 

26 

45 

— 

23 

4 

„ (mK'h  Dr.  Delow) 

» 

2 

u 

25 

1 

~ 

80 

Aus  dieser  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  nur  bei  den 
Swaneten  und  bei  ihren  Nachbarn,  den  Imeretinem 
von  Letechgum  die  braunen  Augen  (dunkel)  bei 
weniger  als  der  Hälfte  aller  Beobachtungen  bei  42  % 
bis  48  % Vorkommen , bei  allen  übrigen  aber  die 
dunkeln  Augen  verwalten : '»5  % bei  den  Imeretinern 
von  Kutais,  und  73%  bei  den  Abehasen.  Intensiv 
braune  oder  schwarze  Augen  linden  sich  aui  häufigsten 
bei  den  Abehasen  17V«.  Kein  blaue  Augen  sind 
bei  den  Imeretinem  bei  8%,  Imi  Mingrelierti  7*«, 
bei  den  Abehasen  6%,  bei  den  Swaneten  4 V«;  grüne 
Augen  sind  am  häufigsten  bei  den  Abehasen  1 1 %, 
am  seltensten  bei  «len  Swaneten  mit  3 %.  Bemerkens* 
werth  ist  das  häufige  Vor  kommen  grüner  Augen  l>ei 
den  Swaneten,  22  °/«. 

K»  ist  hiernach  xu  vermuthen,  dass  in  vorgeschicht- 
licher Zeit  in  jenem  Gebiet  eine  Kasse  mit  hellen 
blauen  Augen  gelebt,  und  dass  erst,  später  sieh 
eine  dunkeläugige  Kusse  hineingetnisebt  hat. 

Diese  Vermischung  der  Kassen  tritt  uns  auch 
bei  der  Betrachtung  der  Körpergrössc  und  Schädel* 
resp.  Kopfform  entgegen. 

3.  Kor  per  grosse.  Ich  gel*»  nicht  die  ganze 
Tabelle,  sondern  nur  die  Mittelxahlen  wieder.  Es  be- 
tragen dieselben: 

Zahl  der  Ind.  Körpergr.  iro  Mittel 


Imeretiner 

1638 

1658 

mm 

Mingrelier 

630 

1652 

a 

Guricr 

87 

1645 

n 

Swaneten 

179 

16)8 

Abehasen 

180 

1850 

i» 

Juden 

42 

1630 

i, 

Das  grösste  KörpcrmaiLS*  halten  die  Imeretiner 
mit  1658  mm,  das  niedrigste  die  Juden  mit  1630  nun. 

Berücksichtigt  man  die  Gegenden,  in  denen  die 
Völkerfainilien  lebten,  ob  Gebirge,  ob  Ebene,  so  er- 
geben «ich  einige  Unterschiede ; auch  deshalb  weil 
die  Vermischung  in  der  Ebene  mehr  in  Betracht 


kommt. 

Zahl  der  Indiv. 

Imeretiner  von  Ratachin  101 
„ „ Letsohgum  176 

. „ Kutais  1361 


KörjM*rgri>s*e 
1601  mm 
1667  „ 
1653  „ 


Mingrelier  von  [^“^di } 

279 

1647 

mm 

Ssaumrsakiuier  < Mingrelier) 

260 

16.59 

* 

Swanrten-Bergbewohner 

142 

1660 

* 

Die  El»eue  Bewohnenden 

37 

1624 

n 

Das  grösste  Körpermaats  halten  die 

iu  den  Bergen 

wohnenden  Imeretiner  de«  Kreises  Kutschiu  mit 
1661  mm,  und  die  schwarzen  Swaneten  mit  1660mm, die 
offenbur  sehr  gemischten  Mingrelier  (von  Ssumursakant 
mit  1650  mm.  Das  geringste  Körpertu  an»  haben  ab- 
gesehen von  den  Juden  (mit  1630  nun)  die  Swaneten 
von  den  Flüssen  Zschenis  und  Zscliabe. 

Die  vielen  Zahlen,  die  der  Verfasser  in  Betreff 
der  einzelnen  Gewerbe  der  Swaneten  und  Imeretiner 
nngieht,  lassen  wir  bei  Seite.  Auch  die  Versuche, 
zwischen  der  Körpergröße  und  der  Farbe  der  Augen 
bestimmte  Beziehungen  zu  ermitteln.  Übergehen  wir. 

4.  Brustumfang.  Wir  geben  die  Tabelle  im 
Auszug  hier  wieder. 

mehr  all  die 

Brustumfang  Halft©  der  Körpergrösse 


Imeretiner 

864  mm 

26 

mm 

Mingrelier 

K87  . 

61 

A 

Guricr 

884  „ 

62 

m 

Swaneten 

838  „ 

16 

9 

Abehasen 

876  „* 

61 

Juden 

822  * 

8 

•i 

Im  Einzelnen  zeigt  sich,  dass  den  größten  Brust- 
umfang die  Mingrelier  und  die  Gurier  haben;  er 
Ubertrifft  die  halbe  Körjw.*rgrii««e  um  61  und  62  mm; 
den  geringsten  Brustumfang  haben  die  Juden,  er 
übertrifft  die  hui  Im:  Körpergrösse  nur  um  3 mm. 

Im  Einzelnen  schwankt  der  Brustumfang  auch 
hier  bei  verschiedenen  Gruppen. 

mehr  als  di« 

Zahl  Untat-  Halft«*  d.  Körper* 


der  lad.  imitang  gröaa«  um 
Imeretiner  von  Kutni»  34«  *«*  mm  40  mm 

„ * Kstirbin  ioi  «*;ih  „ 8 , 

, , I.r-tsrhgiim  14*  «5«  m *»  » 

Swaneten  am  In  cur  141  »57  „ 27  , 

, , ZcbcnU  27  t»i  , 10  • 


In  »len  besser  gelegenen  Landstrichen  ist  der 
Brustumfang  grösser. 


56* 


Digitized  by  Google 


444 


Referate. 


5.  Scli  ädel  um  fang  (richtiger  Kopfumfang). 
Die  batraffandan  Maas«*  sind  in  einer  grossen  Tabelle 
zusammeugesitellt,  die  vrir  hier  verkürzt  vriedergelien. 


Zahl  der 

KoiifimtfiinK 

Ind. 

im  Mittel 

Imeretiner 

von  Kutats 

1078 

552,4  mm 

■ 

„ Ratschin 

99 

664 

»* 

„ Letsch  gum 

74 

562,6  „ 

Mingrelier  (und  Ssamuraakaner)  262 

551,5  „ 

Abehaseu 

143 

551,7  „ 

Swaneten 

132 

656 

Den  grössten  Kopfumfang  haben  die  S warnten, 
im  Mittel  556,  die  Bergbewohner  am  Ingur  haben 
sogar  560  mm.  Daneben  haben  den  nächst  grössten 
Kopfumfang  die  Imcretiner  von  Katschin  mit  654,  die 
auch  den  grössten  Körperwuehs  haben. 

Die  Messungen  dos  Verfassers  haben  etwas 
andere  Zahlen  geliefert:  bei  Imeretinern  (25  Ind.)  ist 
der  Kopfumfang  552,2,  bei  Mingreliern  (15)  552,6, 
bei  Swaneten  (19)  554.  Den  grössten  Kopfumfang 
fand  der  Verfasser  bei  den  Einwohnern  de«  Dorfe» 
K&xchi  mit  606  mm. 

Im  Allgemeinen  gilt  auch  hier  der  Satz,  dass  mit  der 
steigenden  Körpergrö»»*»  auch  der  Kopfuinfang  wächst. 

Von  Interesse  sind  die  Beziehungen  zwischen 
Kopfumfang  und  Augenfarbe.  — 


Imeretiner  von  Kutais 

Zahl  der 
lad. 

Kopfumfang 
im  Mittel 

blaue  Augen 

68 

555.6  mm 

graue 

„ 

58 

553,8  „ 

grüne 

88 

553,3  , 

braune 

„ 

225 

560,0  * 

Abchasen  blaue 

n 

10 

548,0  „ 

graue 

18 

560,8  „ 

Mingrelier  blaue 

12 

555,1  * 

gnuie 

• 

45 

547.7  , 

Hieraus  geht  hervor,  dass  bei  den  Imeretinern 
und  Mingreliern  viele  der  blauäugigen  Individuen  den 
grössten  Kopfumfang  halten,  mit  555,6  und  555,1,  dass 
auch  bei  grauäugigen  der  Kopfumfang  das  Mittel 
ubersteigt.  556,8  und  554,7,  dass  bei  den  Abrhascn 
die  grauäugigen  den  grössten  Kopfumfang  mit  560,8 
haben,  die  blauäugigen  den  kleinsten  mit  546,0. 
Man  darf  daraus  wohl  schlicssen , dass  die  b 1 a u- 
äugigen  wie  auch  grauäugigen  alten  Bewohner 
Iineretiens  und  Mingreliens  zu  einem  grossköpfigen 
Votkastamnie  gehörten  und  sieh  hier  mit  den  braun* 
äugigen  vermischt  haben. 

Dan  Verhältnis*  de»  Kopfumfang»  zur  Korper- 
grössc  (100),  in  Procentcn  ausgedruckt,  ist: 

bei  den  blauäugigen  Imeretinern  38,65 

„ n Abchasen  33,33 

„ „ braunäugigen  Imeretinern  33,28 

„ * m Abrha-cn  33,0 

Der  Verfasser  versucht  auch  einen  Unterschied 
bei  verschiedenen  Ständen  festzustellcn:  er  vergleicht 
den  Kopfumfang  der  Kdelleutc  mit  dem  der  Individuen 
geistlicher  Stände,  und  ermittelt: 

Edclleute  94  Ind.  Kopfumfang  im  Mittel  557,8 
Personen  geist- 
lichen Standes  28  „ „ » » 550,9 

8.  Die  andere  Kopfmaaste  (der  Verfasser 
sagt:  Schidelmaaase) : 

L ä n g » d u r c h m e s ■ s c r. 

Zahl  d.  klein  mittel  gross  ul  1 gern. 

Ind.  (1SÄ-IT0)  071-186)  aas— sos)  Mittel 
Imeretiner  S*  1 si  2«  i»a,s  mm 

Mingrelier  *9  — is  9 ia;,8  , 

Swanetrn  1»  9 • » |»|,«  „ 

Abcha«en  io  — . 7 * isst 


B r e i i e n d u r c h m es * e r. 

Zahl  kleinster  mittel  gn«*  allgetn 
(bis  130)  (ISO  -146)  (146  166)  Mittel 
Imerctiner  M — 14  ss  160,9  mm 

Mingn-licr  s*  — fi  17  ISO,«  , 

Swaneten  iS  — s 16  iU,i  . 

Abchasen  10  — t 8 Iso,  9 „ 

Danach  ergiebt  sich  der  Kopfindex  (NB.  nicht 
Schädclindex). 

lmeret.  Mingn-l.  Swanct.  Abchasen 
Polichocephal  (70—78)  3 8 — — 

Subdollehor.  (76,1—77,7)  8 1 1 

Mnoeiph.  (77, e— w>  19  4 s 4 

Subbrachyc.  (80,81—81,8)  18  7 t t 

Brachyceph.  (88,4-93)  12  H 18 4 

Summa;  6i  tf  18  10 

Der  Verfasser  vergleicht  »eine  Zahlen  mit  denen 
Cliantrv'a  und  ErckertV 

Pantjuchow  Chantre  Erckcrt 
Iracreüuer  52  Ind.  81,35  4 

Mingrelier  22  , 82,18  12 

Swaneten  19  „ 84,  6 — „ 

Abchasen  10  B 82,90  4 „ 83,00 

Laaen  — „ — 27  , 87,48 

Die  Maasnc  Pantjuchow’s  gelten  a U Kopfindex, 
au»  denen  er  durch  Abzug  von  2 Einheiten  den 
Schädelindex  berechnen  will. 

7.  In  Betreff  dea  Gesicht»  bringt  der  Verfasser 
2 Maasse,  Länge  und  Breite.  Wir  fassen  die  ver- 
schiedenen Zahlen  in  eine  Tabelle  zusammen. 


Imcretiner  Mingrelier 

Länge  n maa  **(*♦•  Min-  Max.  Mittel  Min.  Mmx.  Mittel 


i Vom  Ophryon  (Point 
I aur- mutul»  bi»  cum 

1 oben  Rand  der 

' HehneidecAbne 

SS 

76 

47, S 

5* 

»0 

70 

1 Vom  Ophryon  bi»  zur 
1 Mitte  de»  Kinne» 

US 

ISO 

1*1,1 

110 

m 

180 

| Von  der  Haargrenso 
( bi»  zum  Kinn 

164 

UM» 

180,1 

161 

ISS 

178,  t 

nreitcnmaaaae 
| Kchbiii-n-Dureh- 
1 meaaer 

ist 

147 

194,6 

194 

14« 

133,1 

I (»erinjr»t«*r  nurrh- 
F inewrr 

110 

11» 

1U, 8 

108 

1*3 

114,4 

OriWter  Ab»tand  der 


I Jochbniren  133  IM  148,0  187  147  140,6 

I Abatand  der  Luter* 

V kiefer- Winkel  94  11k  lOS.l  10*  19o  1oä,0 

Durch  ilen  geringen  Schläfemlurchmesser,  133  bi» 
134  mm  und  durch  den  geringen  Jochbein- Abatand 
unterscheiden  sich  alle  Eingeborenen  de-«  Kaukasus 
nicht  nur  von  den  Vertretern  der  mongolischen  und 
»(arischen  Rasse,  sondern  auch  von  den  Osseten,  bei 
denen  (iiltseheijko  den  Jochbein- Abstand  auf  144,8  mm 
l»ostimmt.  Es  gielit  Köpfe,  die  wie  seitlich  zusammen- 
gedrückt,  namentlich  in  der Schlafengcgond, erscheinen. 

In  Betreff  der  Grösse  der  Nase,  der  Mundspalte, 
der  Ohren,  de»  Spatium  interorbitalc  gilt  die  nach- 
folgende Tabelle: 

Imeretiner.  Mingrelier. 

Min.  Max.  Mittel  Min.  Max.  Mittel. 


•A  Uinge 

40 

66 

66.6 

42 

62 

55.5 

»'  Breite 

27 

40 

33,9 

29 

36 

83,3 

- Höbe 

26 

32 

28,0 

20 

80 

25.5 

Spatium  interorb. 

27 

31 

32,7 

31 

41 

34.5 

Länge  de*  Ohre# 

53 

68 

61,9 

53 

m 

59.0 

Mund  »palte 

43 

55 

47,6 

45 

53 

43,0 

Die  Nasen  »ind  gewöhnlich  gross,  scharf  ge- 
schnitten, etwa«  zugespitzt.  Gekrümmte,  wie  kurze 
oilcr  dumpfe  Nasen  sind  »ehr  selten,  etwa  5 — 6%. 
AI»  charakteristische  Eigcuthümlichkeit  der  Nase  der 
Imeretiner  ist  anzuführen,  da«»  der  untere  Rand  der 
Nasenscheidewand  nach  unten  zu  vorspringt;  er  über- 
ragt den  Hand  der  Nasenlöcher  um  2 — H mm.  Die 
Nasenlöcher  sind  regelmässig  oval,  Läugsdurch- 


Ind.  82,95 


£S}4»w.{hw 


i 

I 


Digitized  by  Googli 


Referate. 


445 


nn»sser  15,  Querdurchmrsaer  7 — 8 mm.  Stumpfe  Nuen 
mit  rumlcn  Nasenlöchern  sind  ab  zu  bei  den  Min- 
grelmrn  zu  beobachten. 

Die  Grösse  der  Mundspnltc  ist  bei  geschlossenem 
Munde  »dir  klein,  47.5-48  mm.  nach  Erckert 
45  - 47  tum.  Ihn  doliehocephalcn  Köpfen  findet  man 
auch  Mundspaltcn  von  43  mm. 

Die  Ohren  sind  ziemlich  gross,  59—61  nun, 
regelmäßig,  über  nur  selten  den  Kopf  angeschnmtgt ; 


da»  OhrläpjH-hen  misst  15 — 1»  mm,  oft  nur  10  nun; 
die  grösste  Breite  des  Ohres  schwankt  /.wischen  23  bis 
40  min,  die  mittlere  Breite  beträgt  27  mm. 

8.  Arme  und  Beine.  Ich  gehe  die  ver- 
schiedenen Tabellen  verkürzt  wieder.  Die  Maasse  der 
einzelnen  Finger  lasse  ich  fort. 

Di«*  zweite  Zahl  in  der  Tabelle  ist  das  Prozent- 
Verhältnis«  zur  Körpergrösse. 


Imeretiner 

M i n g r e 1 i er 

Min. 

Max. 

Mitiel 

Min. 

Max. 

Mittel 

“ _ 

mm 

*/. 

mm 

mm 

mm 

•/. 

tum 

% 

tum 

r 

>0 

a 

< tbcrarm 
Unterarm 
Hund 

960 

900 

175 

16,7 

18,2 

10,0 

400 

950 

210 

23,5 

10.0 

13,» 

387 

226 

t»3 

19.4 
18.8 

11.5 

300 

181 

160 

18,2 

10.1 

»,8 

350 

960 

250 

23,5 

18,3 

12,7 

3IK 

220 

162 

19.3 
13,6 

11.4 

il 

£ ü 
* - 

der  Spina  oss. 

ilei  ant.  sup. 
»1er  Symphyse 

850 

760 

— 

1010 

890 

— 

»22.7 

815 

55,2 

•18,8 

830 

730 

— 

980 

854) 

_ 

910 

793 

— 

Höhe  vo 

Oberschenkel 

Unterschenkel 

Fuss 

410 

354) 

68 

510 

415 

100 

- 

161,1 

376.1 

68,5 

27,60 

22,51 

5,09 

- 

- 

- 

_ 

- 

— 

J 

bi 

Länge 

Breite 

240 

75 

— 

280 

110 

257 

98 

15,3 

5,8 

236 

85 

— 

262 

100 

— 

858 

96 

15,3 

5,8 

Die  Klafterbreite  misst  nach  21  Untersuchungen 
1605 — 1880  mm,  im  Mittel  1725  oder  103,9%  der 
Köqiergrösse.  Die  grösste  Klafterweite  bes aasen  nach 
Delow  und  den  Untersuchungen  des  Verfassers  die 
Swaneten  mit  1848  —»  105%  der  Körpergrösne. 


9.  Der  Rumpf.  Von  den  hier  aufgefuhrten 
Zahlen  gebe  ich  nur  einige,  nämlich  den  Abstaud  der 
Brustwarzen  und  des  Nabels  vom  Boden.  Die  zweite 
Zahl  neben  jedem  Maa*s  giebt  das  Verhältnis«  zur 
Körpergrösae. 


| 

Imeretiner 

M i n g r e 1 i e r 

Min. 

Max.  ! 

Mittel 

Min.  ! 

| Max. 

Mittel 

1 | 

| mm  % | 

mm  j % j 

1 mm 

0, 

mm  1 % 1 

mm  % 

miu  1 % 

Abstand  der  Brust warx« 

) 1140  73.1 

1880  75.0  | 

1 1228 

73.76 

1120  73,5  1 

! 1326  | 75,1 

II  1920  74,9 

„ des  Nabels  | 

| 900  j 58,4  | 

1080  61,8  t 

! »9« 

59,56 

990  | 59,3 

, 1000  i 60,3 

| 950  | 59.8 

vom  Fuasbodet». 


Der  Verfasser  hat  noch  ausserdem  einzelne  Organe 
und  Körpertheilo  gemessen,  z.  B.  die  Oenital-Örgane. 
Bei  jungen  20  bis  23jährigen  Individuen  sind  die 
Genitalien  schwach  entwickelt,  die  Glans  ist  gewöhnlich 
vom  Präputium  bedeckt.  Die  Länge  des  Gliedes 
beträgt  75—90  mm,  häufig  noch  weniger.  50—60  mm. 
Nach  Messungen  des  Dr.  T*chujew  an  18  Imeretinern 
und  67  Swaneten  ist  die  durchschnittliche  Länge  des 
Gliedes  hei  Imeretinern  JK),  hei  Swaneten  92  nun ; 
das  Minimum  30  und  das  Maximum  130  zeigten  die 
Swaneten. 

Die  braunäugigen  batten  die  längsten  Glieder. 
Die  Hals  länge  betrug  bei  den  Imeretinern  im 
Mittel  85  mm  (70 — 00  mm). 

Die  Thorax-Länge  betrug  im  Mittel  520 
(800 — 570)  mm.  Dar  Bauch  • Umfang  nach 
14  Messungen  an  Imeretinern  und  7 Messungen  an 
Swaneten,  betrug 

bei  Imeretinern  im  Mittel  757  mm 
bei  Swaneten  n „ 736  mm 

d.  h.  nur  105  (Imeret.)  und  152  (Swaneten)  weniger 
als  der  Brustumfang. 

10.  Innere  Organe.  Der  Verfasser  bat  Dur 
bei  einem  einzigen  Individuum  die  Eingeweide  ge- 
messen und  gewogen.  Da  es  sieb  nur  um  ein 
einziges  Individuum  handelt,  so  sind  die  Maassc  zu 


einpm  Vergleich  nicht  zu  verwerthen.  Er  hat  — 
was  zu  bemerken  ist,  die  Länge  des  Darinkanal« 
gemessen  und  gefunden : 

Länge  des  Dünndarms  8812  mm 
* „ Dirkdarms  1953  „ 

Gesummt  länge  des  Darms  10,795  mm,  oder 

566%  der  Korpeflftnge  (1540  mm). 

Bei  einem  andern  Individuum,  dessen  Körpergrösse 
1600  nun  betrug,  war  die  Länge  de*  Dünndarm* 

8887  mra 

Länge  des  Dickdarms  1500  „ 

Gesamnitlänge  10,387  mm,  oder 
640  % der  Körpergrösse. 

Der  Verfasser  meint,  dass  die  Kaukasischen 
Eingelmrenen  einen  längeren  Darm  besässen  als  di»* 
West -Europäer,  deren  Durmlänge  er  nach  einer  eng- 
lischen Angalie  auf  500  % der  Körj»ergTösse  angiebt. 

Der  letzte  Abschnitt  (VI  l*athol»>gie,  S.  71 — 81) 
ht'schäftigt  «ich  mit  der  Verbreitung  einiger  Krank- 
heiten unter  «len  E>ngchom<'n  des  Kaukasus:  Malaria, 
Kropf  und  Grind  (Favus). 

1.  Genauere  Angaben  ülier  die  Zahl  der  Malaria- 
Kranken  existieren  nur  in  Betreff  der  Soldaten.  Jn 
Suchum  und  Poti  erkrankten  von  den  neu  angelangt eu 
Soldaten  >m  ersten  Jahre  75%,  im  zweiten  90%,  im 
dritten  99%  — also  schliesslich  alle.  (Der  Verfasser 


Digitized  by  Google 


446 


Referate. 


Iierieht  sich  auf  Mine  eigenen  Zählungen.  die  er  einem 
schon  1871  veröffentlichten  Aufsatz  entnimmt.)  Auf 
1000  Kranke  im  Allgemeinen  kamen  im  Laufe  eines 
Jahres  745  Malaria- Kranke.  Die  Sterblichkeit  der 
Malaria-Kranken  ist  M*br  verschieden,  unter  den 
schwer  Erkrankten  sterben  HO — 70%.  Die  Haupt- 
gefahr Ihm  der  Malaria  liegt  darin,  dass  «ler  ganze 
Organismus  chroni*  h vergiftet  wird — alle  Organe,  be- 
sonders Müs  und  Leber  leiden  — Anämie  ist  die  Folge. 

Ein  VoIk«»iaimn,  der  «eit  Generationen  iu  einer 
Fiebergegend  lebt,  ist  physisch  schlecht  entwickelt  — 
er  kann  aussterben.  Die  Vertreter  eines  und  desselben 
V olkwtainmcs  unterscheiden  sich  je  nach  ihrem  Wohn- 
ort, — die  in  der  mulariarcichen  Niederung  lebenden 
sind  kleiner  und  sind  schlechter  entwickelt  als  die  im 
Gebirge  lebenden.  Die  Körpergröase  der  in  der 
Niederung  lebenden  Abchasen  ist  nur  1625  nun  im 
Durchschnitt,  während  die  hoher  wohnenden  Abchaseu 
eine  KürjHsrgrosae  von  1651  mm  haben. 

2.  Der  Kropf  (Struma)  ist  in  den  Gebirgsgegenden 
sehr  verbreitet.  Das  Centrum  ist  da«  untere 
Swanetien.  vom  Dorf  Leutechi  bi*  zur  Festung 
Muri,  etwa  in  einer  Hohe  von  200«)  Fass.  In  einigen 
Ortschaften  leidet  die  ganze  Bevölkerung  am  Kropf. 
(Kadilc.)  Nach  der  Erfahrung  de»  Verfassers  sind  in 
einigen  Ortschaften,  z.  B.  in  Lentechi  nur  einige 
Familien  mit  Kropf  behaftet;  schon  die  Kinder  au 
der  Mutterbrust  halten  einen  Kropf.  Die  Eingeborenen 
behaupten,  dass  bei  Eltern,  die  einen  Kropf  halten, 
auch  die  Kinder  mit  einem  Kropf  geboren  werden. 
Die  Leute  selbst  halten  den  Kropf  für  keine  Krankheit. 

Ceber  die  grnaso  Verbreitung  de«  Kropfe»  be- 
lehrt un»  eine  kleine  Tabelle.  Der  Verfasser  fand  an 
Rekruten,  die  er  untersuchte,  iu  den  Jahren  1889 
und  1890: 

Zulil  der  unter-  mit  Kropf  Kretins 


suchten  lud. 

beb^tet 

I 
. | 

[ Unter-Swanctien 

37 

18 

3 

5 | 

jg 

| Obur-Swanetieli 

142 

14 

10 

VS 

k 

an  den  Flüssen 

r 

1 Zehenis-Zchale 

79 

4 

— 

1 

1 Rion 

97 

2 

— 

1 

| im  Kreis  Kutais 

1368 

15 

10 

Während  in  Ober- Swanetien  etwa  10%  mit  Kropf 
behaftet  sind,  sind  in  Unter- Swanetien  48%,  fast  die 
Hälfte  aller  Militärpflichtigen! 

Auch  der  Kropf  richtet  allmählich  eine  Be- 
völkerung zu  Grunde.  Die  Swaneten.  offenbar  einem 
hochgewachsenen  Volksstamm  angehörig,  haben  »ich 
nur  dort  in  ihrer  Körpergröase  erhalten,  wo  der  Kropf 
schwach  verbreitet  ist;  aber  in  Gegenden,  wo  der 
Kropf  endemisch  ist,  sind  hochgewachsene  freute  nur 
ausnahmsweise  zu  finden.  Die  Imeretiner  mit  Kropf 
(21)  zeigten  eine  Kürpergrüsse  von  1640  mm;  die 
Ober -Swaneten  (14)  eine  Körpergrü&se  von  1639  mm, 
dagegen  die  mit  Kropf  behafteten  Unter-Swaneten  (18) 
eiae  geringe  Kötpergrusse  von  1614  mm,  — al»o 
34  mm  niedriger  als  das  Mittel. 

8.  Die  dritte  endemisch  vorkommende  und  ver- 
derblich auf  da*  Volk  wirkende  Krankheit  ist  der 
Grind  (Favus  und  Tinea  favosa).  Der  Favus  ist 
eine  alte  Krankheit  der  Völker  Asiens.  Im  Kaukasus 
ist  der  Favus  am  meisten  verbreitet  unter  den  Juden, 
nnd  weiter  unter  dcu  Volksstämmen,  mit  denen  die 
Juden  sich  am  meisten  vermischt  haben.  Ln  Kreise 
Kuba  (Nordkaukasien)  liefandrti  sich  unter  den 
Stellungspflichtigeu  der  Jahre  1889  und  1890  — 


150  jung»*  Juden,  davon  waren  mit  Favus  behaftet 
gewesen  litten  noch  daran  36  —40%,  Nächst 
den  Juden  sind  am  meisten  mit  Favus  Iwhaftet  die 
Abchasen  nach  Harsky  20%  dann  die  Mingrclier  und 
Ssamursakaner  mit  13%.  Von  dem  Centrum  des 
abchaaiacltcn  Bezirks,  wo  der  Favus  mit  22 — 83% 
unter  222  vorkoimnt,  aus  — nimmt  die  Erkrankung 
nach  allcti  Richtungen  hin  ab;  in  dem  benachbarten 
Mingrelien  (Kreis  Sugdidi)  sind  noch  5 — 6%,  in 
Senak  3 - 4%  in  Swanetien  2%,  im  Kreiae  LeUohgum 
nur  1%  der  StellungBpflichtigen  mit  Favus  behaftet; 
im  Kreis  Kutai*  waren  unter  1350  Besichtigten  nur 
2 Grindkranke  zu  finden. 

In  Abchasien  wird  der  Grind  nicht  behandelt. 
Erwähnenswert h ist  wohl  noch,  dass,  während  die 
Körpergrösse  der  mit  Grind  behafteten  Imeretiner  nnd 
Swaneten  gering  oder  nur  Mittel  ist,  der  Kopf  um- 
fang uni  6—8  mm  grösser  ist.  — 15  Imeretiner 
zeigten  einen  Kopfumfang  von  658  mm,  6 Imeretiner 
564  mm;  7 Bcrg-Swaneten  566,  16  Niederung* 
Swaneten  548  mm.  — Aus  dcu  Bemerkungen  über 
andere  Krankheiten  sei  nur  noch  auf  eins  hingewiesen : 
auf  die  grosse  Menge  der  unter  den  Swaneten  vor- 
kommenden Epileptiker:  nach  Dr.  Delow  sollen  in 
einigen  Gemeinden  die  Hälfte  aller  Glieder  an  Epilepsie 
leiden.  Nach  Dr.  Olderogge  kamen  auf  1000  MiliUir- 
pfliehtige  46  Epileptiker. 


4.  Pantjuchow,  J J. : Anthropologische  Be- 
obachtungen im  Kaukasus.  (Obser- 
vation« an  t hropologiquc*  auCaucasc.) 
TiHis  1893.  152  Seiten  mit  6 Tnf.  Ab- 

bildungen und  4 Tafeln  Umriss- 
Zeichnungen  von  Händen,  Füssen  und 
Nasen.  Sonderabdruek  aus  den  Sapiski  der 
Kaukasischen  Abtheilung  der  K.  Ru».  Geograph. 
Gesellschaft  in  TiHis.  Bit.  XV'.) 

Die  vorliegende  Abhandlung  ist  eine  ausser- 
ordentlich fleißige,  auf  zahlreiche  Messungen  be- 
gründete Anthropologie  «1er  wichtigsten  Kaukasischen 
Rassen.  Die  Arbeit  hat  vielen  später  gemachten 
Untersuchungen  als«  Ausgangspunkt  gedient. 

In  der  Einleitung  (ff.  1—33)  »lacht  der  Verfasser 
zuerst  ganz  allgemeine  Bemerkungen  über  «len  Kau  kam« 
nnd  «lie  Bewohner  desselben , «laut»  liefert  er  eine 
kurz«:  litieraröohe  1 'eherricht  der  wichtigsten  litte- 
rarisehen  Arbeiten  (Baiem,  Stepura,  Weis»  v.  Weissen* 
hof,  Wyrubow,  Bogtlanow  und  »eine  Moskauer  Schüler, 
Vircbow,  Chantrv,  Giltschenko  u.  a.)  und  geht  dann 
auf  einige  allgemeine  anthropologische  Kennzeichen 
ein.  Er  bespricht  zunächst  die  Körpergrösse  auf 
Grund  von  Messungen  au  Mililairpflichtigen  von 
20—21  Jahren;  al«  Grundlage  dient  eine  grosse 
Tabelle,  die  ich  hier  verkürzt  wiedergebe,  indem  ich 
die  für  die  einzelnen  Bezirke  gewonnenen  Zahlen  zu- 
sammenziehe. 


Juden 

Armenier 

Grusier 

Tuschinen 

Pschawcn 

Chew*uren 

Imeretiner 

Mingrelier 

Ssamursakanor 

Abchasen 

Swaneten 

Osseten 


Mittlere  Körpergröme 
1616-1641  mm 
1628 — 1662  „ 
1632 — 1670  „ 
1660  „ 
1688  * 
1690  , 

1663— *1661  * 
1642-1647  „ 

1656—1658  * 
1650—1652  * 
1626—1660  * 
1670—1695  * 


Digilized  by  Google 


Referate, 


447 


Russen,  Deutsche,  Griechen  habe  ich  fortgelasscn. 
Ausserdem  sind  zu  erwähnen: 


Türken 

Aissorcu  aus  Armenien 

Perser 

Tataren 

Kurden  (Naaaonow) 
Kasikumykon 


Mittlere  KörpergrÜMC 
42  Ind.  1600  mm 

11  , 1083  - 

21  n ltkÖ7  . 

1688  „ 

17  , 1685  „ 

9 n 1690  . 


Dazu  nimmt  der  Verfasser  die  Messungen  anderer 
Autoren  hinzu* 


die  Kabardiner  mit  1670  mm 

„ Tschetschenien  - 1680  „ 

* Lesghinen  n 1650—1670  „ 


Der  Verfasser  ordnet  danach  die  Nationalitäten 
de«  Kaukasus  in  folgender  Weise: 


niederer  Wuchs 
1690 — 1644  mm 


mittlerer  Wuchs 
1646  -1655  mui 


Juden 

Swaneten  (am  Zchenis -Schale) 
jüdische  Armenier 
Gruaier  (in  Tiflis  und  Gori) 
Mingrelier  (in  Srnak) 

(Grusier  (in  Sign  ach  und  Thlonet) 
Armenier  (in  Tiflis) 

Imeretiner  (in  Kutais) 
Abchasen 


Imeretiner  (in  Scharopan  und 
Hatschin, 

Mingrelier  in  8aamuraakan 
Türken,  Tuschinen 
Berg -.Swaneten 
Oasetinen 
Kurden 
Perser 

Tschetschenien 
Pschawen 
Obewauron 

Russen  und  Deutsche. 

Die  Zahlen  über  die  Farbe  dos  Haares  und  der 
Augen  lasse  ich  bei  Seite.  Der  Verfasser  fasst  hier 
Beine  eigenen  und  fremde  Untersuchungen  zusammen, 
was  tu  Betreff  der  Farben  kein  sicheres  Resultat  riebt, 
weil  nichts  schwieriger  ist,  als  allgemeine  Urtbeile 
über  Farben. 

Erwähnen» werth  ist  das  Ueberwiegen  der  dunkeln 
Haarfarbe  und  das  frühe  Ergrauen  der  Haupthaare 
bei  den  Kaukasischen  Eingeborenen. 

Die  vorwiegende  Augenfarbc  ist  d u n k e lb ra u n, 
helle  Augen  sind  selten. 

In  Betreff  des  Kopf-  und  Schädelindex  giebt 
der  Verfasser  nur  die  Resultate,  wobei  ich  bemerke, 
dass  er  den  8 c h ä d e 1 i n d e x durch  Abziehen  zweier 
Einheiten  vom  Kopfindex  berechnet 


mehr  als  mittlerer 
Wuchs 

1656 — 1670  mm 


grosser  Wuchs 
1671  — 1660  mm 


Volksst  äinine 

Beobachter 

Zahl  der  Ind. 

Index- 

Kopf-  und  Schädel 

Ibilichoocplial  f 

Perser 

Chantre 

6 

76,6 

Ylfi 

70-75  1 

— 

Pantjuchow 

21 

76,6 

74.« 

Subdoliebooepbai  j 

Kurden 

Nassonow 

2rt 

78,4 

*6.4 

75,1-77,7  1 

L — 

Chantre 

30 

70,6 

77,5 

f Tataren  \ 

Pantjuchow 

34 

79,4 

77,4 

t Ader  bei  (lshan  1 

Krckert 

28 

80,0 

78,0 

Kurden 

Chantre 

131 

81,8 

79,3 

Kalmücken 

Krckert 

10 

80,0 

78,9 

W 1 1 

Imeretiner 

Pantjuchow 

r>2 

81,3 

*9,3 

Tschetschenien 

Rossikow 

? 

«1,3 

79.3 

1 1 W/ 

Tfcherkeaaen 

Erckert 

80 

81,9 

79,9 

Abchasvn 

Pantjuchow 

12 

81,7 

79,7 

Mingrelier 

— 

15 

81,8 

79,6 

< taacten 

Giltschenko 

200 

82,6 

80,6 

U'lmialugzen 

Erckert 

10 

82.7 

80,7 

Gebirgs-Tataren 

Wjrabow 

175 

83,4 

81,4 

Kabardiner 

— 

125 

83,8 

81,8 

Swaneten 

Pantjuchow 

1# 

84.0 

82,0 

Erckert 

52 

84.6 

82,0 

Subbrachveephal 

Kasikumvkeu 

3« 

85.2 

83,2 

80,1— «3,2 

Gruaier 

( ’hantre 

7 

85. « 

83,8 

— 

Pantjuchow 

90 

85.5 

83,5 

Armenier 

Chantre 

35 

85,5 

83,5 

— 

Pantjuchow 

100 

86,3 

84,3 

Gebirgs-Juden 

Erckert 

10 

8*1,7 

84,7 

Kuba- Juden 

Pantjuchow 

17 

87,4 

85.4 

Achalzyk-Juden 

— 

18 

85,3 

83,3 

Brach  yeephal 

Dargestaner 

Erckert 

127 

86,2 

84.2 

83,4—  85,0 

Tabassantnzeu 

— 

34 

86,3 

84.3 

KBrinscn 

— 

43 

87,6 

85.6 

Aissoren 

5 

85,1 

83.1 

— 

Pantjuchow 

10 

87,0 

85,0 

In  Betreff  der  wenigen  Bemerkungen  über  die 
innern  Organe  im  Allgemeinen  muss  ich  auf  das 
verweisen,  was  in  dem  vorhergehenden  Referat  getagt 
worden  ist.  Der  Verfasser  geht  nun  über  zu  der 
Anthropologie  der  einzelnen  Volksstamme. 


L Juden.  (S.  33-84.) 

Die  Juden  des  Kaukasus  gehören  nach  Quatrefages 
zum  semitischen  Zweig  der  Chald&ischen  Familie. 

Die  Körpergrösso  der  Juden  über  21  Jahre 
schwankt  zwischen  1616 — 1642  mm. 

Die  Körpergrosse  der  Juden  im  Kreis  Kuba 
(Gouv.  Baku)  ist  1618 — 1621  mm,  der  Juden  im 


Digitized  by  Google 


* 


448 


Referate, 


Gouv.  Kutais  1680,  der  Juden  in  Dap-stan  1644.  Die»«* 
3 Gruppen  sind  einander  fremd;  sic  sprechen  — auch 
unter  einander  — die  Sprache  de»  Volkes,  unter 
welchem  sie  wohnen. 

Der  Brustumfang  schwankt  zwischen  822  bis 
841  mm,  ist  grosser  als  die  Hälfte  der  Körpergrösse 
um  7—33  mm.  Am  besten  ist  der  Brustumfang  ent- 
wickelt hei  den  Juden  in  Kuba,  weniger  bei  den 
Gebirgsjudcn,  am  schlechtesten  bei  den  Juden  in  der 
Stadt  Kutais.  Unter  den  militärpflichtigen  Juden  des 
Kaukasus  werden  viel  weniger  vom  Militairdienst  be- 
freit oder  zuriickgestcllt.  als  bei  den  Judcu  der  eigentlich 
russischen  Gouvernements  Russlands. 

Der  Kopfumfang  ist  im  Mittel  547  mm,  nach 
43  Messungen. 


Der  Kopfindex  vertheilt  sich  wie  folgt: 

Mt^'fepb.  Hubtiraeh.  Hrarbynipb.  Ilyperbrmeh.  tiirubraeh. 

n,T-*0  W,l  SS,I  83.4 -fC.  85,1-90  90,1— *5 

1ml-  1 10  6 14  10 

Diese  Zahlen  seihst  bieten  je  nach  der  Gegend, 
aus  der  die  Juden  stammen,  eiuige  Unterschiede. 


Utnjrsdnrrhm.  Qncrdurehtn.  Index 


# Juden 

ans  Dagestan 

170,8 

155,* 

87,5 

! " 

. Baku 

17*. 3 

I5T.0 

87,4 

, Kutais 

1*1,4 

156,0 

85,* 

»i  ’ 

• Aebalxyk 

183,8 

l«M 

*5,3 

Weiter  giebt  der  Verfasser  eine  Reihe  anderer 
Körpcnnaa»*« , die  er  an  11  Juden  genommen;  wir 
setzen  — mit  Uebergehung  der  Kinzdzahlen  — nur 
die  Mittelzahlcn  bin  (in  Mittelwerthen). 


bang«  Breit« 

des  Gericht« 

Spatium 

inter- 

orbitale 

AbMnnd 

der 

Unter- 

kiefer- 

vrinkel 

Lang«'  Breite 

der 

Waue 

de« 

Kumm 

Klafter- 

weite 

Abstand 

der 

lateralen 

Augen- 

winkc) 

11  [1  1633 

184  | 141 

| »»,»  | IU  ] 

5S,8  1 81,7 

u: 

1*7« 

*9 

Alle  Maasse  sind  etwas  grösser  als  die  von 
Erckert  angegebenen. 

Auffallend  ist  die  Ungleichheit  der  Kaukasischen 
Juden  — ihr  Typus  iBt  kein  einheitlicher.  Wahr- 
scheinlich sind  die  Juden  de*  Kaukasus  als  Chaldäer 
aufzufassen,  die  ursprünglich  am  Überlauf  des  Euplmit 
und  in  der  Umgehung  des  Wan-Hees  gelebt  haben. 
Hie  haben  sich  dann  später  — aber  wohl  in  einer 
sehr  weit  zurückliegenden  Zeit  mit  den  Kaukasischen 
Völkern  vermischt.  Aber  nach  der  Einwanderung 
der  jüdischen  Volksstämme  in  di«  Kaukaausgegenden 
haben  auch  viele  Juden  ihr  Judeuthum  auf  gegeben 
und  sind  zum  Mnhammedanismus  ültergetreten.  Viel- 
leicht sind  die  Chewsuren,  ein  Theil  der  Hwoueten 
und  der  Lesghier  jüdischer  Abstammung.  Im 
5u'n  Jahrhundert  rühmten  sich  die  Herrscher  Grusiens, 
aus  Jerusalem  zu  stammen. 

Der  Ghald&iache  Typus,  den,  abgesehen  von 
den  Kaukasischen  Juden,  die  Aissoren,  ein  noch  wenig 
untersuchtes  Volk  Klein- Asiens,  zeigen,  und  dem  in 
gewissem  Sinne  eiu  Theil  der  Gruaicr.  der  Desghier 
und  der  Armenier  nahe  steht,  hat  wenig  gemeinsames 
mit  dem  arabisch-semitischen  Typus.  Vertreter  dieses 
Typus  sind  im  Kaukasus  nur  wenig  zu  tindeu. 


Die  Juden  des  Kaukasus  leiden  viel  an  Favus, 
insbeaoudere  die  Juden  des  Kreises  Kuba.  Bei 
37  -40%  aller  Militairpflichtigen  waren  Spuren  von 
Favus  nachzuweisen,  während  z.  B im  Gouv.  Podolicn 
(1875)  auf  1000  inilitairpflichtig«  Jude»  nur  42  Favus- 
Knuike  kommen. 

II.  Die  Aissoren.  (8.  41—48.) 

Die  11  gemessenen  Aissoren  stammten  aus  dem 
Bezirk  von  Urmia  (IVmicn > aus  der  Ortschaft  Abdell- 
jürhani  und  der  Umgebung  derselben.  Die  Einwohner 
dieser  Ortschaft  kommen  als  Arln-iter  nach  Tiflis. 
Hie  nennen  sich  rechtgläubig  (orthodox),  sind  aber 
eigentlich  Ncstoriancr  und  haben  eigene  Geistliche 
uml  eigen«  Kirchcnschulen.  Ihr  Typus  ist  sehr  rein, 
weil  sic  nur  unter  einander  Eben  *chlieaseti.  Ihr 
Aussehen  ist  sehr  charakteristisch ; sie  haben  lange, 
bi*  auf  den  Hai*  herabfalleude,  leicht  lockige  schwarze 
Haan«,  einen  grossen,  breiten,  schwarzen,  selten  «hinkel- 
braunen  Bart.,  buschige,  starke,  oft  in  der  Mitte  zu- 
sammemgewachsen« Augenbrauen,  eine  grade,  aber 
dicke  Nase.  Die  Mittel-Maasse,  die  der  Verfasser 
liefert,  sind  in  Millimetern : 


Abstand 
der  Utc- 
ralen 
Augen- 
winkel 

« ihron- 
linK« 

Körper- 

gniMKMI 

Klait.r 

weite 

ijftnjc*-  Qwer- 

Durchmcsscr 
>Im  Kopfe* 

Jwhbein- 

Abatand 

Spatium 

toter- 

orbitale 

Abstand 

der 

I?nter- 

klefer- 

winkel 

bange 

des 

Fasses 

Mittel 

97 

5» 

1683 

1755 

178 

»55,7 

141,6 

nxs.r. 

243, S 

VrrliiUtnlsH  zur  Körper» 
gr'*ss«'  in  % 

4,7% 

100  % 

104,1  % 

10,4  % 

».«% 

S,T% 

6,4% 

14,8 

Maas*«  für  «las  Gesicht  sind  nicht  angegetan, 
sondern  es  heisst  nur:  die  Gcsichtslange  betrug  11.1  * 
die  Gesichtsbreite  8,3  °/0  der  K«“»rpergrö*se. 

Die  Aissoren  sind  ausserordentlich  brach  veeph  ul. 
der  Kopfindex  ist  im  Mittel  87,0;  er  schwankt  zwischen 
88  uml  88,8;  nur  in  einem  Palle  war  er  80^6. 

Bemerkenswerth  ist,  das«  mindestens  die  Hälfte 
auch  atu  Körper  sehr  stark  behaart  sind  — iu  gleicher 
Weise  wie  die  Juden  in  Aehalzyk.  — 

III.  Die  Armenier.  (S.  43—56.) 

Vor  einiger  Zeit  ist  ein«  Dissertation  von  Dr. 
Trajuno witsch  (St.  Petersburg  18117)  erschienen: 


Materialien  zur  Anthropologie  der  Ar- 
menier. Es  ist  ül»er  diese  Arbeit  iu  diesem  Archiv 
(Bd.  XXVI  1899.  p.  178  - 184)  eingehend  berichtet 
worden.  Mit  Rücksicht  darauf  fasse  ich  mich  hier  hei 
dem  Bericht  über  die  jener  Arbeit  von  Trajaao witsch 
vorangehenden  Untersuchungen  Pantjuchow's  «ehr kurz; 

Die  Körpergrössc  der  Armenier  ist  je  nach  den 
verschiedenen  Gegenden  «ine  verschiedene.  Die 
kleinsten  Armenier  bewohnen  da*  südöstliche  Gebiet 
Transkaukasiens  (Naehitsehewan,  Onduhat.  Schazurw- 
Daralages).  Di«  grössten  Armenier  leben  in  den 
Kreisen  Jclia«awctpol  und  Tiflis,  insbesondere  in  Baku 


Digilized  by  Google 


Referate. 


449 


(ItffW  mm).  Aurh  twuchrn  drr  Stadt*  und  Land-  nlltatf  als  die  auf  tlen  D*irfem.  Die  K5riH>n?näuM‘ 

lierölkerung  nuu-lil  »uh  ein  beträchtlicher  (icgenaaU  der  Armenier  ach  winkt  im  Mittul  vun  1620—1  «IO  mm. 

Iwinerklmr:  die  Armenier  der  Städte  tiud  1 »et nicht lirh 


Nachitsch  ewanl  Orduhat  j Darah^geMS 

Tiflis 

Kreis  1 Stadt 

Jelissawet* 

Kuba 

Baku 

1828.1816  | 1829  | 182«  | 1852  | 1858 

1845 

1851  | 

1668 

Der  Kopf  umfang  ist  im  Mitte!  647  mm. 

Der  Längsdurchmesser  des  Kopfe«  im  Mittel  181,16 
. Querdurchmetscr  156,46 

» Index  (Kopf-)  86,25 

An  50  Militärpflichtigen  ermittelte  <ler  Verfasser 
in  Tiflis  einen  Kopfindex  von  85,72;  in  andern 
Gegenden  erhielt  er  einen  Kopfindex  von  86,0. 

Die  Armenier  sind  jedenfalls  »ehr  brachyecphnl ; 
sie  sind  aber  jedenfalls  auch  stark  gemischt  mit 

andern  Elementen,  namentlich  mit  ehaldiiisehcn  und 
semitischen. 

IV,  Die  G r u s i e r.  (S.  66 — 65.) 

Die  Sprache  der  G rasier  (Grusinier  oder  Georgier) 
war  einst  sehr  verbreitet  über  den  Kaukasus  und 
Klein- Asien.  Die  Sporen  der  grafischen  Sprache 
finden  sich  in  vielen  geographischen  Namen.  Die 

grusisehe  Sprache  hat  offen! wir  viele  andere  Sprachen 
verdrängt.  Heute  reden  grusinisch  die  Bewohner 
des  Kreises  Tiflis,  ferner  die  Tusehinen,  Pschawen 


und  Chewsuren  im  Kreise  Tionet;  die  Imeretiner, 
Grusier  und  Abehaaon  im  Gouv.  Kutai».  Auch  hei 
den  Armeniern  und  Juden,  die  unter  ürusiern  leben« 
ist  die  grusisclie  Sprache  zur  Muttersprache  geworden. 
Zu  den  grusiachen  Volkastämmen  werden  von  Linguisten 
und  Historikern  auch  die  Mingrelier,  Lasen  und 
Swaneten  gerechnet. 

Die  Köqiergrösse  der  Grusier  in  den  verschiedenen 
Kreisen  de»  Gouv.  Tiflis  schwankt  zwischen  mm 
1664  (Kreis  Achalzyk)  und  1670  (Kreis  Tionet). 

Im  Kreis  Tionet  ist  die  KtirpemtitM: 

Grusier  Tuschinen  Pschawen 
mm  1652  1665  1689 

Chewsuren  Mittel 
^ mm  1690  1670 

Die  grösste  Differenz  ist  zwischen  den  Grusier« 
mit  1652  und  den  Chewsuren  mit  1690  = 38  mm. 

In  Betreff  des  Brustumfang»  giebt  folgende 
Tabelle  Auskunft. 


! 

Kreis 

j Stadt 

Kreis 

Tionet 

| Gori 

! Titlis 

Tiflis 

Grusier  Tuschinen 

Pschaw'cn 

| Chewsuren 

Brustumfang  Mittel  . . . . 

1 860 

864 

838 

846  1 886 

870 

850  mm 

mehr  als  die  Hälfte  der  K örper- 

grosse  

40 

48 

8 

20  33 

25 

s , 

Verhält uiss  zur  KötrjM*rgrössp 

52.4 

| 62,5 

50,8 

51,3  | 51,4 

61.4  ; 

50,2  , 

Die  Zahl  der  genau  gemessenen  Individuen  ist 
»ehr  gering;  deshalb  führ«*  ich  nur  die  Ergebnis«© 
hier  au.  Auf  Grund  von  Messungen  an  20  Individuen 
ermittelte  der  Verfasser  an  den  urusieru: 

Chuutre, 8 Tml.  Broker t« 21 

Langsdurchraesser 

des  Kopfes  195  185  183,4  mm 

Breitendurcbmesa. 

des  Kopfes  167  156  155,0 

Kopfindex  85,85  84,8  84,5  „ 

V.  Imeretiner.  (8.  65—72.) 

Im  Anschluss  an  die  kurzen  Mittbeil angen  dos 
Verfassers,  die  er  in  «len  Protokollen  der  St.  Peters- 
burger Anthropol.  Gesellschaft  1890  veröffentlicht  hat. 
(Siehe  das  A rchiv  für  Anthropologie,  Bd.  XXIV, 
1897,  S.  630  ff.)  und  mit  Hinweis  auf  die  Angaben, 
die  sich  in  dem  vorher  citirtcn  Aufsatz  des  Verfassers 
über  die  Bevölkerung  des  G«»uv.  Kutais  finden,  liefere 
ich  hier  keinen  Auszug.  Ich  müsste  sonst  zu  viel 
wiederholen.  Diese  Bemerkung  gilt  auch  für  die 
Mingrelier  und  Gurier  VI.  (8.  79—  76),  für  die 
Hw  an  eien  VII.  (8.  78  - 82)  und  die  Abc  hauen 
VIII.  (8.  82—86).  Auch  die  Osseten  IX.  (8.  86 
— 88)  lasse  ich  hei  Seite,  weil  ül»er  dieses  Volk  eine 
sehr  genaue  anthropologisch«*  Abhandlung  von  Dr. 
Giltachenko  (St.  Petersburg  1890;  cf.  dieses  Archiv 
Bd.  XXII,  1894.  S.  78  88)  vorliegt.  Dr.  Fantjoobow 
bezieht  sich  vielfach  auf  die  umfassenden  Messungen, 
die  Dr.  GilUchcoko  vorgenommen. 

Uebcr  die  Türken  (X,  8.  89—91)  kann  inan 
auch  hin  Weggehen.  Mit  diesem  Namen  werden  Muham- 
medaner uo«i  Semiten  bezeichnet,  die  in  den  Kreisen 
Achalzyk  und  Achalkalaki  (Gouv.  Tiflis)  uud  im  Gebiet 


Kars  wohnen.  Es  sind  gar  keine  Türken  in  anthm* 
p« »logischem  Sinne,  sondern  Grusier,  die  zum  Idam 
sich  bekehrt  halten.  Nur  im  Bezirk  von  Ardahan 
giebt  es  echte  Türken,  die  sich  sehr  deutlich  von  den 
Hitgcnauntcn  Türken  unterscheiden. 

XI.  Paraor«  (8*  92 — 95.) 

Der  Verfasser  hat  21  Männer  untersucht, 
und  zwar  11  Arbeiter  und  10  Handeltreibende . Das 
ist  freilich  kein«*  grosse  Zahl,  allein  über  die  Anthro- 
pologie der  Perser  liegen  noch  ni«*ht  »ehr  viel 
Untersuchungen  vor.  Vor  allem  sei  hingewiosen  auf 
die  umfassende  Arbeit  von  Danilow,  Moskau  1894. 
(Referat  «larüber  in  diesem  Archiv,  Bd.  XXVI,  1800. 
8.  872-875.) 

Einigt!  Mittel  zahlen  setze  ich  her : Kürjicrgroaso 
1687  mm,  L&ngsdurchmeaser  de*  Kopfe»  189,6,  Breiten* 
durchmeseer  de*  Kopfes  145,0,  Kopfumfang  (aus 
10  Messungen)  539  mm,  Kopfindex  76,6,  Lange  der 
N’a»e  51,6,  Breite  der  Nase  36.0  min,  Naaenindex  65.0, 
Länge  des  Gesicht»  187,7,  Ah*tnn«l  der  Jochbeine 
(Gesichtsbreite)  188,6,  Abstand  «ler  Unterkiefer* 
Winkel  110  mm;  Abstand  «ler  lateralen  Augen- 
winkel 97,  Spatium  intemrhitalc  (Abstaud  der  medialen 
Augenwinkel)  33  mm,  Lange  des  Fasses  259,  Klafter- 
weit«*  1763  raiu. 

(’harakteristiüch  für  den  Typus  der  Perser  ist: 
das  Gesicht  lang  (187  mm),  schmal  (188  mm),  der 
Kopf  klein  (Umfang  639)  mit  fliehender  Stirn  und 
nhgeflachtcm  Hinterhaupt ; der  wenig  au»g«*bildete 
Unterkiefer  (110  mm,  6,6  •/«  de«  KörjKergröss««) ; die 
kurze  (64  mm)  und  breite  (36  nun)  und  nicht  hohe 
(33  mm)  Nase;  dicke,  gewulstete  Lippen,  dichte 
Augenbrauen. 


Archiv  tür  Anthropologie.  Bd.  XXVII. 


67 


Digitized  by  Google 


450 


Referate. 


Die  Haupthaare  sind  schwär/,  gewöhnlich  wirrt 
der  Kopf  vollständig  raairt.  Die  Behaarung  de« 
Körper*  unbedeutend;  der  Bart  wird  oft  gesalbt. 
Augenfarbe  (l>oi  18  unter  21  Beobachteten)  braun. 

Ferner:  Länge  der  oberen  Extremität  760  mm 
(44,9*1,  der  Körpergrösae),  nämlich  (Mierarm  325 
(19,2%),  Vorderarm  245  (14.5%),  die  Hand  190  mm 
(11,2%).  Länge  der  unteren  Extremität  (von  der 
Spina  *««.  ilei  sup.  947  mm  <56%),  von  der  Scham- 
fuge ab  844,  vom  Knie  465  mm.  Länge  des  Fuases 
259  mm.  (15,3%  der  Körpergröße).  Der  Fusb  ist 
breit,  100  mm.  nicht  hoch,  Mindern  Hach. 

Unter  den  Persern  ist  die  Lepra  verbreitet. 

XII.  Tataren.  (8.  95  —100») 

Die  Tataren  des  Kaukasus  oder,  wie  sie  gewöhnlich 
genannt  werden,  die  Tataren  von  A derbe  idslian  sind 
eine  sehr  «‘mischte  Volksrasse.  Sie  sind  je  nach 
den  Gegenden,  in  denen  sie  leben,  »ehr  verschieden. 
Der  Verfasser  hat  32  Tataren  im  Alter  von  11  22 

Jahren,  Zöglinge  des  Seminars  in  Gori,  gemessen. 
Wir  iiltergeheu  die  Zahle»,  sie  Indien  wenig  Bedeutung, 
da  zu  viel  jugendliche,  nicht  ausgebildete  Individuen 
das  Material  lieferten. 

XIII.  Kurden.  (S.  100-102.) 

Der  Verfasser  hat  nur  7 Kurden,  davon  5 aus  dem 
Kreis  Alcxanrtropol,  1 hu«  Erzenun,  1 aus  dem  Per« 
Mischen  Kurdistan  gemessen.  Obwohl  die  Zahl  7 sehr 
gering  ist,  so  mögen  die  Ergebnisse  doch  hier  Platz 
finden,  weil  die  Kurden  zu  den  bisher  wenig  unter- 
suchten Volksstämmen  gehören  KörpergrösB«  1687 
nun,  Kopfuinfang  534,  Längiuiurchitttt*»er  des  Kopfes 
187,  Brei tendurchmcascr  145,  Kopfindex  77.6,  Gesi ents- 
länge 183,  Gesichtsbroitc  140,  Abstand  dos  Unterkiefer- 
Winkels  111,  liängc  der  Nase  56.  Breite  33,7,  Höhe 
30  mm.  Abstand  der  lateralen  Augenwinkel  101, 
Abstand  der  inneren  Augenwinkel  {.Spatium  inter- 
orbitale)  33  min.  Klaflerweite  1732  mm.  Länge  des 
Kusse»  256  nun. 

Betuerkenswerth  ist,  dass  der  Knpfurafaag  und 
der  Durchmesser  de»  Kopfes  lu  t den  Kurden  noch 
geringer  find  als  bei  den  Persern.  Der  Kopfuinfaug 
von  534  — 31,1  % der  Körpergrösse. 

Doch  scheinen  die  Kurden  auch  nicht  gleich- 
mäßig beschaffen.  Ghantre  hat  au*  131  Messungen 
einen  Kopfindex  von  81,3  berechnet,  Naßonow  einen 
Kopfindex  von  78,4,  und  der  Verfasser  fand  77,6. 
Der  Verfasser  meint,  es  giü*e  2 verschiedene  Gruppen 
von  Kurden:  die  eine  grössere  Groppe,  über  70% 
aller  Kurden,  «ei  hochgewachsen,  mit  schwarzen 
Haaren,  dunkelbraunen,  oft  schwarzen,  selten  blauen 
Augen;  die  andere,  kleinere  Gruppe  nicht  so  hoch, 
sondern  von  geringerem  Wüchse,  mit  dunkelbrauunm 
Haar,  hellbraunen  oder  gemischten  Augen,  mit 
breiter,  grosser,  unregelmäßiger  Nase. 

Nach  der  Meinung  des  Verfassers  gehören  die 
Korden  und  die  Perser  (ebenso  die  Tataren  von  Ader- 
boidshau,  Udinen  und  Taten)  zu  den  langköpfigen 
Völkern. 

Die  Messungen  Chantre's  scheinen  für  grössere 
Groppen  da«  nicht  zu  begütigen,  denn  Ghantre  hat 
einen  mittleren  Kopfindex  von  81.3,  und  in  Syrien 
sogar  einen  Index  von  82  l>eobachtet. 

XIV.  Lesghier  (Loaghinen).  (8.  109—116») 

Mit  diesem  Narnen  werden  die  verschiedenen  Berg- 
Völker  des  Daghestnu  bezeichnet.  Die  genauesten 
Untersuchungen  ül»cr  die  Ls^ghicr  finden  sieh  in  dem 
Werke  des  jüngst  verstorbenen,  um  die  Anthropologie 
des  Kaukasus  verdienten  Forschen.  des  Generals 


Erckort.  Aus  diesem  Werke  thcilt  der  Verfasser  einen 
Auszug  in  Betreff  der  L'sghier  mit.  Der  Verfasser 
selbst  hat  nur  9 in  Tiflis  als  Waffenschmiede  arlwdtende 
Lesghicr  (Kaaikumüken)  untersucht:  die  untersuchten 
Männer  stauden  im  Alter  von  21—40  Jahren.  Dir 
wichtigsten  gewonnenen  Mittelzahlen  sind  in  Milli- 
metern: Körpergrösse  165*0,  Brustumfang  882,  Baueh- 
u in  fang  823.  Untere  Extremität  954.  Obere  Extremität 
770  (46,6%  der  Köq>ergrösse),  Oberarm  827  (19,8%), 
Vorderarm  241  (14,3%),  Hand  202  (11,8%),  Kopf- 
umfang  542,  Längsdurchmoflser  des  Kopfes  181,8, 
Brcitendurchmcßcr  158,2;  (Kopfindex  87,8).  Länge 
des  Gesicht«  175,  Breite  147,  Abstand  der  lateralen 
Augenwinkel  (Orbita)  105,  Abstand  der  innern  Angen- 
winkel (Spntunn  interorbitale)  36,0.  Es  hatten  die 
Individuen  trotz  ihrer  bedeutenden  KOrpergröase  doch 
nur  einen  geringen  Kopfunifang,  542  mm,  im  Ver- 
gleich zu  dem  Kopfumfang  der  Grusier  und  Armenier. 
Der  Kopfindex  schwankte  liei  den  9 Individuen  von 
61 ,6- -94.2,  im  Mittel  87,8.  Sie  waren  also  brachycephal. 

XV.  Tekinzen  (Tcke- Bewohner).  (8. 116—120.) 

Die  8 untersuchten  Männer  stammten  aus  einem 
Aul  bei  Asclmbad  — sie  waren  nach  Tiflis  ins  Kranken- 
haus geschickt,  um  daselbst  Heilung  zu  suchen;  sie 
w aren  von  einem  tollen  Wolf  gebissen,  der  Nachts  in 
ihre  Kibitke  (Zelt)  oingedrungen  war.  Die  Männer 
standen  in  einem  Alter  von  22 — 60  Jahren.  Die 
wichtigsten  Mittclzahlen  sind  in  Millimetern : Körper- 
grösse 1734,  Brustumfang  856.  Kopfuinfaug  568, 
Längadurchmeaser  des  Kopfes  198.  Breiteudurch- 
mesaer  150  (Kopfindex  75,7),  Abstand  der  lateralen 
Augenlidwiukel  104.  Abstand  der  inneren  Augenlid- 
winkel  (Spatium  interorbitale)  37.  Gcsichtaläiigc  194. 
Gcaiohtabreitc  145;  Abstand  der  Unterkiefer-Winkel 
116,  Nase;  Länge  50,  Breite  40,  Höhe  23.  Klafter- 
weite  1782.  Länge  d«*s  Kusses  252. 

Die  untersuchten  Tekinzen  waren  gut  entwickelte, 
hochge wachsen»?  Männer.  Sic  zeigten  unter  allen 
Kaukasischen  Stammen  die  grössten  Maaase,  allein  sie 
Hatten  nur  einen  kl  einen  Kopfindex,  75,7,  (demnach 
Schädel index  von  73,7),  aber  einen  grossen  Kopfumfang. 
568  mm.  und  ein  breites  (besieht.  145  mm.  Sie  unter- 
scheiden sieh  sowohl  von  den  langköpfigen,  wie  kurz- 
köpfigen  übrigen  Volkskammern  — Mit  ihren  breiten, 
oben  abgcflachtcn  Nasen  und  ihren  schwarzen  Haaren 
und  ihren  sehräggeätelltcn  Augen  erinnern  sie  an 
Mongole»;  sie  sehen  auch  deu  Kaaikumyken  ähnlich. 

Zwei  von  den  Tekinzen  starlteu,  und  ihre  Lachen 
wurden  seeirt.  Es  ist  nieht  ohne  Interesse,  die  Ge- 
wichte einzelner  Körpertheile  kennen  zu  lernen  (in 
Gramm) : 1)  D u r d a e h R a »1  s h a b -Ogly  Herz  280  gr, 
Milz  120  gr,  jede  Niere  16 0 gr,  lieber  1750  gr,  jeder 
Hoden  30  gr,  das  Gehirn  1620  gr.  Länge  des  Dünn- 
darm*» 8500  mm,  de«  Dickdarms  2400  mm,  irn  Ganzen 
10,9  m (642*/*  der  Körporgrösse).  2)  Der  andere, 
Kidok-Mahmet-Durdy-Ogly,  hat  eine  Darmlänge 
von  8600  ram  (500%  der  KürpCTgrusae),  Dünndarm 
6500  mm,  Dickdartn  2000  mm.  — 

XVI.  Hussen.  Deutsche.  Griechen.  (8.  120 
bis  124.) 

XVII.  Gemischte  Typen.  (S.  124 — 129.) 

Der  Verfasser  versteht  darunter  Nachkommen 
ans  Ehen  zwischen  Angehörigen  verschiedener  Volks- 
stämme, sog.  Mestizen  oder  Bastarde.  Der  Verfasser 
hat  einigt*  Individuen  untersucht,  deren  Vater  ein 
Busse,  deren  Mutter  eine  Gnisierin,  Armenierin, 
Imerctincrin  war  u.  s.  w.  Das  Material  ist  zu  gering, 
um  daraus  richtige  Schlüsse  zu  ziehen. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


451 


XVIII.  Mikrocephalie;  Missgeburten,  Un- 
regelmässige Bildungen.  Pathologisches. 

(8.  129—139.) 

Der  Verfasser  rechnet  zu  den  Mikrocephalen 
Leute,  deren  Scliäilclumfnng  geringer  als  500  mm 
ist.  Er  meint,  daher,  dass  man  lebende  Individuell 
mit  einem  Kopftilfing  zwischen  510 — 515  mm 
zu  den  Mikrocephalen  rechnen  müsste.  Hiernach 
Hilden  sich  unter  den  Korden,  Tataren,  Persern, 
Juden  filier  2*/*,  unter  Grusiern  und  Armeniern 
etwas  weniger,  unter  Inieretinern  und  Mingrdxern 
I — 1,5*/*,  Alle  beobachteten  Mikrocephalen  hatten 
schwarze  Haare  und  dunkle  Augen.  Die  Körper- 
grüsse  der  6 Gromaoheo  Mikrocephalen  betrug  1584; 
der  3 Imeretiner  1530  mm.  Auch  die  Gcsichtiizüge 
der  betr.  Individuen  boten  häufig  Abnormitäten  dar. 
Die  Einzelmaasse  führe  ich  nicht  an. 

Weiter  macht  der  Verfasser  Mittheilungen  über 
einige  Abnormitäten  der  Finger  und  Zehen,  Aber 
Blasensteine,  Malaria  u.  ».  w\,  über  psychische  Kranke, 
Uber  pathologische  Befunde  an  inneren  Organen. 
Am  Ende  liefert  der  Verfasser  Sehlussbemerkungen 
(S.  139—145),  in  denen  er  sich  im  Allgemeinen  iu 
Betreff  der  anthropologischen  Untersuchungen  an  den 
Völkern  des  Kaukasus  äussert. 

Der  Abhandlung  sind  eine  Reihe  von  Bildern 
und  Tafeln  beigefügt,  über  die  einige  Worte  gesagt 
werden  müssen : Zuerst  sehr  charakteristische  Poiiraits: 
I Aisaore,  1 Armenier,  1 Grusier,  1 Imeretiner,  1 Tatar 
(Aderheidshan),  1 (Inner  nebst  Sch  weiter,  1 Gurier. 
Alle  Köpfe  sind  sowohl  von  vom.  wie  im  Profil  ab- 
gebildet.  Dann  eine  interessante  Gruppe  von  1 1 Kropf- 
kranken  und  ein  Swaneten-Kretin.  Alle  ahgehildeteu 
Individuen  sind  auch  gemessen  worden;  die  Mause 
sind  beigefügt.  — 

Weiter  folgt  eine  Tafel  (I)  mit  Umrisszeichnungen 
von  Köpfen  und  Schädeln;  eine  Tafel  (IT)  mit  8 ver- 
schiedenen Nasenformen : eine  Tafel  (III)  mit  Um* 
rii»*/eichnuiigeu  von  82  Händen ; Tafel  IV  mit  Umriss- 
Zeichnungen  von  82  Füssen  (Fusssohlen).  In  einer 
besonderen  Beilage  (8.  150  ff)  sind  Angaben  gemacht, 
die  sich  auf  die  einzelnen  Personen  beziehen,  deren 
Hände  und  Firne  abgezeiehnet  worden  sind:  Nationa- 
lität, Alter,  Grösse,  Haar-  und  Augenfarbe.  — 

5.  Pantjuchow,  Dr.  J.  J.:  Metisation.  2 8. 

( Son  derab  druck  aus  den  Arbeiten 
des  V.  Oongrcsses  der  Gesellschaft 
russischer  A erste  s um  Andenken  an 
X.  J.  PiragOW.  1804.  8L  Petersburg.) 

Eh  bandelt  sich  in  diesem  kurzen  Aufsatz  nur 
um  eine  Aufforderung,  die  direkte  Folge  der  Ver- 
rauchung zweier  Rassen,  z.  B.  der  Mongolischen  und 
Kaukasischen,  spocictl  der  russischen  Raascu,  zu  untor- 
suchen. 

6.  Pantjuchow,  Dr.  J.  J.:  Blauäugige  Grusier. 

4 8.  (So ti de ra bd  ruck  aus  den  Ar- 
beiten des  V.  Congressos  der  Gesell- 
schaft russischer  Aerztc  zum  An- 
denken an  N.  J.  Piragow.  1894.  8t. 

Petersburg.) 

Die  Eingeborenen  des  Kaukasus  sind  meist  aus 
Vermischungen  verschiedener  Volksxtämme  hervor- 
gegangin.  Auch  heute  ist  diese  offenltar  iu  alter 
Zeit  erfolgte  Mischung  noch  zu  erkennen.  Der  Ver- 
fasser macht  aufmerksam  darauf,  dass  zwischen  der 
Körpergröße  und  dem  Hori/ontal-l’mfang  des  Schädels 
einerseits  und  der  Farbe  der  Regenbogen  - Haut  be- 


stimmte Beziehungen  obwalten  — oder,  wie  er  sich 
ausdruckt.  dass  Körpergröße  und  Schädel- 
umfang  von  der  Farbe  der  Iris  abhängig  seien. 

Unter  allen  verschiedenen  Eingeborenen  des 
Kaukasus,  die  überwiegend  braune  Augen  haben, 
finden  sich  einzelne  mit  matten,  grauen,  blauen  oder 
wasscrhlaueu  Augen.  Nach  der  Meinung  des  Ver- 
fassers ist  das  ein  Anzeichen  oder  eine  Erinnerung 
an  einen  längst  verschwundenen  Volkstypus,  der  trotz 
der  vielfachen  Vermischung  mit  den  braunäugigen 
Typen  seine  alten  anatomischen  Kennzeichen  sich  lai- 
wahrt  hat:  eine  Körpergröße,  die  geringer  ist,  ein 
Kopfuinfang.  der  bedeutender  ist  als  bei  den  braun- 
äugigen Leuten. 

Der  Verfasser  hat  12  blauäugige  Grusier  des 
Kreise«  Tiflis  gemessen  und  das  Mittel  berechnet.  Ich 
lasse  die  Einzelzahlen  hei  Seite  und  setze  nur  die 
Mittelzahlen  in  Millimetern  her.  Körpergrösse  1625, 
Kopfumfang  552,  Lfingadnrchmcaser  des  Kopfes  182,3, 
(pterdurchmeßer  155,6  (Kopfindex  86,2).  Nasa: 
Länge  50,2.  Bruite  32,6. 

Die  mittlere  Körpergröße  der  Grusier  des  Kreises 
Tiflis  ist  1645  mm.  folglich  ist  die  Körper-grosse  der 
blauäugigen,  1625,  um  20  mm  niedriger;  der  Kopf- 
umfang 652  (33,9  "/„  der  Körpergröße)  dagegen  ist 
7 mm  grösser  al»  der  mittlere  Kopfumfaug  der 
Grusier  (545  mm);  der  Kopfindex  der  Blauäugigen 
86,2,  (Schwankung  zwischen  77,7—95,9)  ist  fast  dem 
mittleren  der  Grusier  gleich,  — 

In  Betreff  der  andern  anatomischen  Eigen- 
thüiiiliehkeiteu  sind  die  Beziehungen  nicht  so  deutlich, 
sondern  sehr  unbeständig;  es  ist  daher  nicht  möglich, 
den  alten  Typus  iu  seinen  Einzelheiten  nachträglich 
zu  conatruiren. 

Das,  was  hier  an  den  0 rusiern  beobachtet  wurde, 
gilt  auch  von  den  andern  grusinischen  Völkerschaften: 
Tufehinen,  Pschawen  und  (Ttewsuren.  Auch  bei  ihnen 
sind  die  blauäugigen  Individuen  von  kleinem  Körper- 
wuchs, haben  aber  einen  grösseren  Kopfuinfang; 
5 blauäugige  Grusier  des  Kreises  Signach  hatten  eine 
mittlere  Körpergröße  von  1622  mm  und  einen 
mittleren  Kopfunifang  von  532  mm.  5 blauäugige 
Cbewsuren  aus  dem  Kreise  Honet  bei  einer  be- 
deutenden mittleren  Körpergröße  von  1690  mm  batten 
einen  mittleren  Kopfuinfang  von  593  mm  (85,4  % 
der  Körpergrösse).  Auch  Isoi  den  Inieretinern  (Ein- 
wohner des  Kreise«  Kutais,  die  einen  andern  anthro- 
pologischen Typus  als  die  Grusier  haben,)  sind  die 
blauäugigen  kleiner  und  halten  einen  grösseren  Kopf- 
umfang  als  die  braunäugigen.  225  braunäugige  hatten 
eine  miniere  Köqtergröas«  von  1654,  Kopf  umfang 
550.0  nun,  (9)  blauäugige  von  1657,  Kopfuinfang 
555,5  mm. 

Auch  diese  scheinbare  Regel  ist  nicht  ohne  Aus- 
nahme, oder  man  mu-s  eine  andere  Erklärung  suchen : 
34  blauäugige  Mingrelier  hatten  eine  mittlere  KürjM*r- 
gröase  von  1673,  90  braunäugige  Mingrelier  dagegen 
eine  Körpergröße  vou  1645 ; der  Kopfurnfang  der 
blauäugigen  war  563  mm,  der  braunäugigen  552  mm, 
die  blauäugigen  waren  also  doch  grösser  als  die 
braunäugigen. 

Soll  man  hier  die  Beimischung  eine«  andern 
Typus  vermuthrn  ? 

7.  Pantjuchow,  Dr.  J.  J.:  Der  Thalkeaacl  von 
Schaora  und  dessen  Umgebungen. 
Tiflis  1000.  (Sonder-  Abdru ck  aus  den 
Schriften  der  Kaukasischen  Ab- 
theilung der  K.  Russischen  Geo- 

57* 


Digitized  by  Google 


452 


Referate. 


graphischen  Gesellschaft,  Bd.  XII, 
No.  SJ  Mit  4 A n s i chte u and  einer 
Karte. 

DieSchnora  ist  ein  linksseitiger  Nebenfluss  des 
Kion  — sie  entspringt  aus  einem  Gebirgskessel  etwa 
HO  Werst  nördlich  von  der  Stadt  Kutais.  Der  Ver- 
fasser heschreil.it  eingehend  die  gixigraphischen  und 
geologischen  Verhältnisse  des  Gebirgskessels,  wobei 
er  insbesondere  bei  den  hier  am  Bande  de#  Kessels 
gelegenen  Mineralquellen  und  Badeorten  verweilt. 
Vielleicht  darf  ich  hier  erwähneu,  die**  dir*  Schaora 
eine  Strecke  unterirdisch  dahinfliesst,  — nachdem  der 
Strom  wieder  ans  Tageslicht  gekommen  ist  (Fig.  4), 
erhält  er  den  Namen  Soharaula  (Cap.  I n.  II  a.,  S.  I 
bi*  80).  Im  III.  Capitel  (S.  81 — 51)  bespricht  der  Ver- 
fasser die  Bewohner  der  Umgebungen  des  Kessels, 
ihre  Lebensweise,  ihre  Riostatik.  Kr  bericht  sieh  da- 
hei  auf  seine  eigenen  früheren  Messungen  und  Unter- 
suchungen, wir  können  auf  diese  verweisen.  Nur 
einige  Notizen  mögen  wiedergegeben  werden.  Die 
hier  lebenden  Eingeborenen  sind  Imereti  ner ; sie  sind 
entschieden  nicht  rein,  sondern  gemischt . Neben  der 
überwiegenden  Anzahl  von  Individuen  mit  hell- 
braunen Augen  kommen  etwa  10 — 12%  Individuen 
mit  blauen  und  grauen  Augen,  von  europäischem 
Typus,  vor,  20  % mittelfarbige, z. Th.  grünliche  Augen, 
und  2 — 3 % dunkelbraune.  Die  Köpfe  vieler  Indivi- 
duen sind  laug  und  schmal,  mit  einem  Index  vou  73, 
75,  ähnlich  den  dolichoceplialen  Schädeln  der  Stein- 
zeit, während  andere  Köpfe  sehr  brachycephal  sind, 
mit  einem  Index  von  86—88.  Mitten  unter  den 
grüsstentlieils  wenig  behaarten  Individuen  finden 
sieh  einzelne  stark  behaarte  Individuen  von  chal- 
<läischcm  Typus ; viele  Individuen  haben  ein  semitische» 
Aussehen. 

Als  Zeichen  der  hier  statt  gehallten  Mischung  ver- 
schwundener Volksstämmo  können  die  ungleichen, 
in  verschiedenen  Gegenden  gehräuchlichcn  Benennungen 
der  sei  be  n Gegenstände  dienen,  trotzdem  dass  beute 
alle  mehr  oder  weniger  rein  grusinisch  reden. 
Der  wilde  Birnbaum  z.  B.  heisst 
iu  Nieder- Jmercticu  (Kreis  Kutais)  ™ Kwitschita 
iin  Kreis  Uatschin  — « tschkuta 
in  Svimtien  * byzick,  »ich 
„ Mingrelicn  =*  tschiku  schuly 
„ Grusien  — panta; 

In  Gurten  wird  mit  dem  Worte  panta  der  wilde 
Apfelbaum  benannt.  Der  Gartenbimbaum  heisst  in 
Grusien,  Iineretien  uud  Gurieu  nt  s e ha I i.  Auch  andere 
gewöhnliche  Dinge  halten  sehr  verschiedene  Be- 
nennungen ; 

z.  R.  ein  Teller  heisst 

in  Karthalinicn  und  Kachetien  = tcpschi 
n Gurten  und  imcrctien  — ssaiuy. 

Der  Maulbeerbaum  (ruas,  tut)  — heisst 
in  Karthalinicn  = tuta 
„ Iineretien  = bschola. 

Die  Ente  heisst 

in  Karthalinieu  und  Kachetien  * ieliwi 
„ Imeretien  ■»  kwatn. 

Der  Frosch  heisst 

in  Kiulhalinien  «■  bakak 
* Gurien  **  kuatsehitacha. 

Die  Bewohner  beschäftigen  sieh  hauptsächlich 
mit  Landwirthsehaft ; jeder  Besitzer  liat  einen  Gemüse- 
garten, einige  Obsthäume,  1 — 3 Kühe,  5—10  Hühner. 
Meist  reicht  das  aber  nicht  aus,  um  das  Leben  zu 


fristen;  viele  wandern  zeitweilig  fort,  um  Geld  zu 
verdienen. 

Das  letzte  Capitel  IV  (8.  51 — HO)  bringt  allge- 
meine Erörterungen  über  die  Natur  und  Geschichte 
de»  Landes,  Aber  Wein-  uud  Bienenzucht  u.  a.  w. 

Eine  sehr  genaue  Kartu  ist  der  Abhandlung 
beigefügt.  — 


8.  Pantjuohow  (Pantioukhnw).  Dr.  J.  J.s  Die 
Kassen  des  Kaukasus.  Lea  race»  du 
Caucaic.  Tiflis  1900.  18  8.  8*.  Mit  einer 
Karte  des  Kaukasus.  (Sonderabdruck 
aus  dem  Kaukasischen  Kalender  auf» 
Jahr  1900.)  Der  vorstehende  Aufsatz  »st  ur- 
sprünglich in  den  Arbeiten  des  VI.  Oongraases 
Russischer  Naturforscher,  Kiew  1 8?*8,  abgedruckt. 

Der  Verfasser  macht  den  Versuch,  die  ver- 
schiedenen im  Kaukasus-Gebiet  lebenden  Rassen  in 
eine  gewisse  Ordnung  und  Uebersioht  zu  bringen. 
Er  giobt  zunächst  die  Ansichten  Deniker’s  (Lea 
raccs  de  l'Europe,  r Anthropologie.  1898),  der  3 
Hauptkennzeichen  seiner  Eint  Heilung  zu  Grunde  legt: 
den  Kopfin d ex  (an  Lebenden),  die  K ö r p e r g r ö s s c 
und  das  Pigment  (Farbe  der  Haare  und  Augen). 
Deniker  unterscheidet  danach  in  Europa  8 Haupt- 
rassen und  4 Kassen  zweiter  Ordnung. 

Dr.  Pantjuchow  bemerkt  mit  vollem  Recht,  dass 
die  Bestimmung  des  Kopfindex  uud  der  Körpergrosse 
als  gesichert  angesehen  werden  kann,  aber  die  Be- 
stimmung der  Haar-  und  Augenfarbe  nicht,  wegen 
der  Willkür  in  der  Benennung  und  Bezeichnung  der 
Farbe.  Noch  willkürlicher  sind  die  Festsetzungen  in 
Betreff  der  Combination  der  Haar-  und  Angenfarbe. 
Er  wünscht,  das»  man  die  Braunen  und  Rlouden  nur 
mit  Rücksicht  auf  die  Farbe  der  Iri»  charakterisiren 
soll.  Zur  vollständig  genauen  Bestimmung  seien 
7 verschiedene  Kategorien  der  Augenfarbe  an  xunehmen. 
Für  die  Bestimmung  ganzer  Völker  und  Völkergruppen 
seien  3 Kategorien  ausreichend,  nämlich 

1.  Die  Iris  ist  durchaus  pigincntirt, 

2.  I)io  Iris  ist  gar  nicht  pigmentirt, 

3.  Die  Iris  hat  auf  pigmentiosem  Grund  pigmentirte 
Kreise,  Strahlen  oder  Flecken 

Er  schlägt  daher  vor,  eine  Bezeichnung  auf 
Grundtegung  folgender  7 Rubriken  zu  wählen,  je 
nach  dem  Procentsatz,  in  welchem  eine  pigmentirte 
Kcgcnbngcnhaul  in  einer  bestimmten  Gruppe  von 
Menschen  vorkommL 


Hyperblonde 

Blonde 

Subblondc 

Mittlere 

Halldiriinctte 

Brünett« 

Hypcrbrünctto 


Individuen  mit  pigmentirter  Iris 
in  % 

10%  und  weniger 
11  —30  % 

31-40  , 

41—60  „ 

61-70  „ 

71-90  „ 

91  — 100  „ 


Die  Haarfarlie  entspricht  im  Allgemeinen  der 
Irisfarlie. 


Dann  giebt  der  Verfasser  eine  Ucbcrsicht  der 
Kaukasus- Rassen  auf  Grund  des  Kopfindex  und  der 
Körpergrösse  — ich  verweise  in  Betreff  dieser  Zahlen 
auf  das  Referat  über  die  anthropologischen  Be- 
obachtungen. Zuletzt  giebt  er  eine  Tabelle,  in 
der  alle  untersuchten  Rassen  des  Kaukasus  nach 
jenen  3 Kategorien  der  Augenfarbe  geordnet  sind. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


453 


Unter  100  Individuen  ist  dio  Iris 


|4*- 

msatirt 

nicht 

pigmenti  rt 
4gcini«cbtr> 

nicht 

l'te-, 

montirt 

Perser 

95 

5 

(2) 

Aderbcidshan-Tatareu 

94 

8 

(2) 

Kurden 

92 

8 

(8) 

Aissoren 

90 

10 

(3) 

Juden 

87 

13 

(S) 

Awaren 

83 

18 

.7; 

Armenier  aus  Nachitschewan 

82 

18 

(7) 

Kumyken 

82 

18 

Armenier  au«  Tiflis 

80 

20 

(8) 

Gurier 

77 

23 

(10) 

Kabanliner 

80 

20 

(13) 

Imeretiner 

71 

29 

(13) 

Ssamursakaner 

72 

28 

(17) 

< »entliehe  Bergvölker 

88 

34 

(20) 

Osseten  (nach  Giltschonko) 

85 

35 

(35) 

Türken  au»  Achalzyk 

58 

40 

(20) 

Darginzen 

50 

50 

(18) 

Kürinzen 

49 

51 

(14) 

Osseten  von  Gori 

42 

56 

(24) 

Tschetschenien 

42 

58 

<2H) 

Mingrelier 

44 

56 

(24) 

Bshcduehcn 

42 

58 

(26) 

Brünette  und  Hyperbrünettc  mit  einer  intensiv 
braunen  Regenbogenhaut  und  mehr  als  70%  leben 
fast  nur  in  TnuiHkaukasien.  hauptsächlich  in  dem  süd- 
östlichen und  südlichen  Tbeil  (Perser,  Tataren,  Kurden. 
Armenier.  Aissoren);  die  Bewohner  des  Kaukasus-Ge- 
birge», sowie  der  nördlichen  und  westlichen  Gcbirgs- 
ahhängc  haben  dagegen  zu  einem  Drittel  oder  zur  Hälfte 
eine  pigmenti«  i»e  oder  eine  gemischte  Iris. 

Danach  giebt  es  im  Kaukasus  4 Hauptrassen,  von 
denen  2 europäischen  und  2 asiatischen  Ursprungs  sirnl. 

L Die  erste  Kaukasische  Rasse  ist  euro- 
{wuschen  Ursprungs;  sie  nimmt  den  ganzen  mittleren 
und  westlichem  Theil  des  Kaukasischen  Gebirgszuges 
und  der  zürn  schwarzen  Meer  abfallenden  Öebirgs- 
alihängeein.  Dazu  gehören  dicBdicduchcn,  Naturhaizen, 
Schapsugei»;  sie  sind  1700  mm  gross,  haben  einen 
Kopfindex  von  78 — 79.  Diese  Rasse  entspricht  fast 
vollständig  der  nordeuropäischen  Rasse  Deniker’s, 
Broca’s  Rasse  der  Kimrcu,  dem  Homo  europaeus 
einiger  Autoren.  In  Betreff  der  Augenfarbe  liegen 
keine  genauen  Zahlen  vor.  Bei  den  Bshcduehcn  sind 
nach  Pantjuehow  durchaus  pigmentirt  weniger  als 
50%,  pigtuentiosc  25% 

II.  Diezweite  Kaukasische  Ras se  entspricht 
der  (sechsten)  adriatischen  Rasse  Dcniker’s.  Sio 
bewohnt  die  östliche  Hälfte  des  Kaukasus-Haupt- 
gebirges  und  bestellt  vorzüglich  aus  den  verschiedenen 
Stämmen  der  Lcsghier.  Sie  sind  hvperbrachycephal 
(Kopfindex  88  und  mehr),  haben  ein«*  Gross«  von 
1680—1700  mm.  Man  kann  die  Lesghier,  die  Ver- 
treter der  Rasae,  aber  nicht  für  vollkommen  Brünette 
lmltcu,  weil  unter  einigen  Stämmen  des  Dagestan 
viele  pigmentfrei«*  Augen  Vorkommen  — nach  Erckert 
bis  zu  32*/® — 42%. 

III.  Die  dritte  Kaukasische  Rasse  ist  rein 

asiatischen  Ursprung»;  ihre  Vertreter  sind  doli- 
chocephnl  mit  einem  Kopfindex  von  77  78,  einer 

Körporgrüsse  von  1700  mm,  und  gehören  der  Augen* 
farlw'  nach  zu  «len  Hyperbrünetten,  weil  mehr  als 
90  % pigmentirte  Augen  unter  ihnen  Vorkommen. 
Zu  dieser  Rasse  gehören  die  Perser,  Aderlteidshan- 
Tataren,  Kurden  und  Taten. 


IV.  Die  vierte  Kaukasische  Rasse.  Ihre 
Vertreter  sind  brachyccphal  und  hyperbrachycephal 
(Kopfindex  86—  87).  Körpergrösso  geringer,  1620  bis 
1840  mm,  die  Regenbogenhaut  bei  71 — 87  % braun. 
Dazu  gehören  die  Juden,  Armenier,  Iascd,  z.  TI», 
die  G rasier  und  Griechen.  Diese  Rim  ist  in  ihren 
Grundlagen  eine  semitise.be. 

Zu  den  beiden  Rassen  zweiten  Ranges  sind  zu 
rechnen : 

1.  Die  Vertreter  «1er  ersten  Rane  haben  einen 
Kopfindex  von  84  - 87,  sind  demnach  brachyccplial, 
eine  Körpergrösse  von  1600—  1700  mm,  und  80 — 86% 
hatten  «'ine  pigmentirte  Regenbogenhaut  Dazu  gehören 
die  Kumyken,  z.  Th.  die  Awaren,  die  Gebirgstataren 
und  di«1«  Kabardiner.  Diese  Rasse  ist  ein  Zweig  der 
grossen  ural-aitai  sehen  Rasse. 

2.  Die  zweite  Rasse  zweiten  Ranges  ist  eine 
cha1dni»che>  Die  Vertreter  sind  hyperbrachycephal, 
Kopfindex  87,6,  Körpergröße  1860  mm,  mehr  als 
90%  haben  pigmentirte  Augen.  Diese  Rasse  hat  im 
Kaukasus-Gebiet  nur  wenig  reine  Vertreter,  die 
A i s s o r e n.  Sie  ist  der  semitischen  Rasse  sehr  ähnlich, 
dio  KörpcrgrfVss«  al>er  ist  geringer  und  die  Brmchy- 
cephalie  bedeutender;  ein  Iw^uidcres  Kennzeichen  ist 
die  starke  Behaarung  «Ich  K«"»rpers.  Vertreter  dieser 
Rasse  sind  in  beträchtlicher  Menge  in  die  eigentlich 
semitischen  Rassen  der  Armenier,  Juden  und  Gramer 
Übergegangen. 

Der  Verfasser  knüpft  daran  seine  Vermuthungen, 
in  welcher  Weise  sich  die  Doliehocephalen-  und  Brachv- 
eephalen  Völker-  über  da»  Kaukasus-Gebiet  vertheilt 
haben. 

Mit  Berücksichtigung  der  3 Hauptkennzeichen 
Deniker’s  gelangt  «1er  Verfasser  zu  folgender  Ansicht: 
die  ältesten  Volksstüiiime  dee  nördlichen  Kaukasus 
»ind  europäischen  Ursprung» : sie  entsprochen  der 
Rasse  der  Kim  reu  (Broca)  «ler  adriatischcn 
Rasse  (Dcnikcrs).  Die  Volkastimme  des  »i'nllicheu 
Kaukasus  sind  asiatischen  Ursprungs;  sie  zirfallen  in 
zwei  charakteristische  Gruppen:  die  iranische  um! 
semitische. 

9.  Pantjuohow,  Dr.  J.  J.:  Die  Inguschen. 
Eine  anthropologische  Skizze.  Tiflis 
1901.  84  S.  (Sonderabdruck  aus  den  Nachrichten 
der  Kaukasischen  Abtheilung  der  K.  Rus«. 
Geogr.  Gosel  Im-hafu  Bd.  XIII.  N«.  6.) 

Die  Inguschen  bewohnen  ein  nur  wenig  ausge- 
dehntes Gebiet,  das  85  Werst  lang^  und  SO  Werst 
breit  ist,  fast  in  «lein  Centrum  des  Kaukasischen  Ge- 
birges. Sie  grenzen  nach  Süden  an  die  Chowsurcn 
uml  Tuschinen,  nach  Osten  an  die  Tschetschenien, 
nach  Westen  an  die  Osseten  und  nach  Norden  an 
die  Kabardiner  und  Kosaken.  Die  südliche  Hälfte 
des  betreffenden  Gebietes  wird  von  den  Ausläufern 
der  liauptgt'birgskctl«  eingenommen,  di«)  nördliche 
Hälfte,  in  der  diu  Inguschen  sich  erst  tp‘  ter  nieder- 
gelassen haben:  ist  ebener.  Der  Haupt  Aus»  de«  Ge- 
biets ist  die  Assa,  ein  Nebenfluss  der  Ssunsha. 
Fahrwege  giebt  es  keine,  nur  Saumpfade. 

Wann  dio  Inguschen  bieher  eingewandert  sind  und 
woher  sie  gekommen  sind,  ist  unbekannt.  Es  existirt 
eine  Legende,  «las«  sic  aus  Syri«*n  gekommen  seien. 

Die  nächsten  Verwandten  sind  offenbar  die 
Tschetschenien;  von  einigeu  Autoren  werden  beiile 
Stämme  nicht  von  einander  getrennt.  Trotzdem 
haben  die  Inguschen  mancherlei  Eigenartiges,  woraus 
man  achlknscn  muss,  das«  die  Vorfahren  «Irr  Inguschen 
keine  Tschetschenien  waren.  In  den  Religions-All- 


Digitized  by  Google 


454 


Referate. 


auhauungcn  der  Inguohtt  sind  Spuren  von  Heiden- 
thum und  von  Chriatenüxuin  zu  finden;  die  Ingrueluii 
baeichnen  «ich  ela  Muhammeduner,  aber  sic  beten  vor 
viereckigen  auf  Anhöhen  errichteten  Säulen;  einige 
beten  Götzenbilder  au,  z.  B.  ein  Idol  Guschmili. 
Nicht  weit  von  dem  Orte  Na» ran  iat  ein  mit  menach- 
liehen  Knochen  gefüllter  Thurm,  der  in  besonderer 
Achtung  steht.  In  der  letzten  Zeit  iat  aber  der 
Islam  entschieden  im  Fortschreiten  begriffen,  die 
alten  christlichen  und  heidnischen  Gebräuche  gehen 
allmählich  verloren,  der  Idwm  unterdrückt  alles.  Das 
Ghristenthum  hat  sehr  geringen  Eingang  gefunden. 

Nach  Scharayl  entstand  unter  den  Inguschen 
und  Tschetschenien  eine  besondere  Sekte,  die  sog. 
Dsikiristen.  AU  Gründer  der  Sekte  gilt  ein  ge- 
wisser K ui  tn>  Charis  hi.  Als  heiliger  Ort,  wo  die 
Dsikiristen  zusanunenkommen,  um  zu  beten,  gilt  das 
Grab  der  Mutter  de«  Stifter*  «1er  Sekte  in  der  Ort- 
schaft Ataga  im  Bezirk  von  Grosno.  Die  Haupt-Idee 
der  Sekte  ist  der  Protest  gegen  den  Keichthum  und 
die  Sittenverricrbriiss,  auch  gegen  einige  andere  Miss- 
brauche. Die  Dsikiristen  verbieten  das  Raucbeu  des 
Tabaks,  den  Gebrauch  «pirituöser  Getränke,  ver- 
langen häutiges  Beten  und  Ahnoseugehen.  Den 
Mulla  achten  sic  nicht,  besonder*  wenn  sie  in  die 
Moschee  gehn,  stehn  sie  alleiu  nachdem  sie  ihr 
Gebet  verrichtet  lud**»,  entfernen  sic  sich  schnell. 
Ihre  Kinder  schicken  sie  nicht  in  «lie  Schule,  in  der 
Obrigkeit  sehen  sic  ihren  Feind.  Dio  rechtgläubigen 
Muhammedaner  werden  zu  den  Dsikiristen  hinge- 
Kogeti  durch  die  Bestimmung,  «las»  der  Kalym  (Kauf- 
preis für  «lie  Braut)  kein  willkürlicher,  sondern  ein 
ein  für  alle  Mal  festgesetzter  — *2«  Rbl.  («*a.  54  Mark) 
ist.  Es  giebt  3 Arten  von  Dsikiristen:  1)  «lie  An- 
hänger eines  gewissen  ßatal-Chadshi.  der  ihr 
Oberhaupt  ist  und  dem  sic  den  zehnten  Theil  aller 
ihrer  Einnahmen  (sigakat)  geben;  der  genannte  Bntal* 
Clmdshi  ist  aber  von  der  Regierung  fort  geschickt 
worden;  2)  die  Anhänger  des  Ku  ita-Chadshi,  des 
Gründer*  der  Sickte;  8)  die  Lj  äk  a n- M n u a;  sie 
sind  «ehr  fanatisch,  wenn  sie  beten,  verhüllen  sie  ihr 
Gesicht  und  den  Kopf,  um  durch  irdische  Eindrücke 
nicht  gestört  zu  werden. 

Von  den  Dsikiristen  leben  etwa  10-20  Familien 
fast  in  jedem  Dorf  in  der  Kliene.  Diejenigen,  «lie 
der  Verfasser  zu  Gesicht  bekam,  machten  einen  trüb- 
seligen  Eindruck:  sie  sind  arm,  weil  sie  gegen  den 
Rcichthum  gleichgültig  sind.  Seitun-Ohankow  aus 
dem  Dorfe  Alta,  ein  gewählter  Vermittler  in  Ange- 
legenheiten der  Dsikiristen,  erzählte,  dass  er  gar  keino 
Abgaben  zahle.  Er  habe  keine  Pferde  und  keine 
Kühe,  er  und  seine  Familie  nähmt  sich  nur  von 
Mniskuchen.  Er  habe  00  Pud  (640  Kilogr.)  Mais  ge- 
erntet, davon  habe  er  9 Pud  (154  Kilogr.)  verkauft. 
Da»  Gesicht  des  Hektircrs  war  abgemagert,  trübs«  lig, 
am  Kopf  war«*n  Narben  früherer  Wunden,  der  Bart 
gefärbt  mit  Silber  (ArgcnL  nitr.). 

Die  Dsikiristen  sind  heute  friedliche  und  stille 
Leute,  aber  der  Fanatismus  macht  blind,  und  es  ist 
nmglich,  «lass  bei  Gelegenheit  einer  religiösen  Auf- 
regung die  Dsikiristen  sich  als  Leiter  au  dio  Spitze 
stellen  und  die  andern  nach  sich  ziehen.  Die 
gläubigem  Inguschen  seheu  auf  «lie  Dsikiristen  mit 
Lächeln  herab,  doch  giebt  es  auch  emigo  unter  ihnen, 
welche  «lie  Dsikiristeu  wegen  ihres  frommen  Lebens 
»ehr  achten.  Ih^r  sittliche  Einfluss  der  Dsikiristen 
auf  die  anderen  Inguschen  ist  nicht  zu  leugnen* 

Die  Sprache  der  Inguschen  hat  in  Folge  des 
Einflusses  und  der  Vermischung  mit  den  Tachclschenzen 


viel  von  ihrer  Eigentümlichkeit  und  Besonderheit  ver- 
loren; sie  sprechen  heute  fast  ao  wie  die  Tschetschenien. 
Spuren  ihrer  eigenen  Sprache  sind  aller  noch  er- 
halten in  Worten,  Ausdruck  und  Betonung;  *.  B. 

Tschctschcnzisch  Inguschisch 


Mensch 

stak 

»»nach 

Gott 

de-li 

dol-e 

Hammel 

gachar 

ustcha 

Hühnchen 

me 

kuerik 

Rad 

tseherok 

tschjork 

Komm  hierher 

ssa  wan  Koea 

chawula 

Die  auf  Religion  bezüglichen  Wort©  haben  nicht 
selten  grusisch©  Wurzeln,  z.  B.  dio  Woche  kwirc, 
Sonntag  kwireid.  Freitag  pireske. 

Ich  heisst  ass,  der  Vater  da,  die  Mutter  nana, 
die  Kuli  ivt,  da«  Wasser  che.  Die  Zahlen  lauten 
zag  (1)  schig  (2)  kuaa  (3)  dii  (4)  pschii  (5)  ijalch  (6) 
wuaf  (7)  bat  (8)  iw*  (9)  it  (10)- 

Die  GetNrgs-Inguschcu  bew«>hnon  101  Ort«;  sie 
leben  in  kleinen  Aulen  (Dörfern),  die  aus  5— 15  Einzel- 
liöfcn  bestehen  Ihre  einzelnen  Häuser  und  Hütten 
(ssakljä)  sind  aus  grossen  Steinplatten  «ihn©  Mörtel 
erbaut,  enthalten  mehrere  Räume,  die  alle  auf  einen 
dunkeln  engen  Gang  (Corridor)  münden.  Jeder 
einzelne  Raum  ist  für  eine  Familie  bestimmt  In  der 
Mitte  steht  der  Heord,  über  demselben  hängt  an  uiner 
eisernen  Stange  der  Kessel.  Auf  «lern  Heerde  glimmt 
im  Sommer  wie  im  Winter  etwas  Ferner.  In  dem 
Hause  ist  es  ausserordentlich  unsauber:  die  an  den 
Wiinden  hängenden  Kleider  wimmeln  von  Parasiten; 
die  Kinder  gehen  in  Lumpen  oder  nackt  einher. 
Einige  Inguschen  wohnen  auch  in  uralten  Thürmen; 
diese  Tbürtne  haben  das  Aussehen  von  Pyramiden, 
un«l  sind  bis  10  Sasben  (21,0  m)  hoch.  Die  be- 
wohnten Thürme  siud  gewöhnlich  in  einige  Stock* 
werke  gethcilt;  in  dem  untersten  wird  das  Vieh 
untergeb  rächt,  in  dem  oberen  wohnen  die  Leute. 

Der  Zugang  zu  «len  Berg- Dörfern  (Aulen) 
verläuft  über  steile  in  «len  Fels  gehauene  Pfade,  ist 
sehr  schwierig  und  oft  nur  für  Fussgängor  paaeirbar. 

Die  Ansiedelungen  in  «len  Ebenen,  et  wa  20,  sind 
etwa«  besser  beschaffen.  Ein«'  jede  lieatebt  aus  800 
bi*  500  Einzelhöfen.  Die  Häuser  sind  aus  Flecht- 
werk erbaut  und  mit  Lehm  beworfen,  oft  weiss  an- 
gcstrichflii,  (auf  Russisch  heissen  solch«’  Gebinde  tur- 
luk);  »ie  sind  geräumig,  «lie  einzelnen  Zimmer  haben 
ihre  eigenen,  auf  eine  verdeckte  Gallone  au  um  findenden 
Ausgange.  Statt  tler  Heerde  hat  man  besondere,  oft 
augeatrichene  Kamine;  das  Brori  wird  im  Sommer 
ausserhalb  d«M  Hauses  in  Itesonriara  erbauten,  kleinen 
thurmähnlichen  Oefen  gebacken.  Bei  einzelnem  Fa- 
milien. die  in  der  Nähe  «1er  Städte  wohnen,  fnulen 
sieh  Spiegel.  T^unpen  u.  a.  w.  Bei  den  Häusern  sind 
Gärten  für  Üb*t  und  Gemüse  angelegt. 

Der  Ackerbau  ist  wegen  des  gebirgigen  Ter- 
rains mit  Schwierigkeiten  verbunden,  obwohl  Lanri- 
lM-sitz  genug  v«>rhanden  iat.  Auf  eine  Seele  «ler  Üe- 
hirga-lnguftchen  kommt  1,8  Dessjätineii  (1,96  lia). 
alw.'r  die  Hälfte  ist  unbrauchbar  zur  Bebauung;  bei 
den  Iuguschcii,  «lie  auf  ebenem  Terrain  loben,  kommen 
2-  3 Dcssjätineu  (2.18 — 3,72  ha),  durchschnittlich 
4,3  Dcesjutineu  (4,63  ha),  un«1  fast  nur  gutes  Land, 
auf  die  Eiuzclseele.  Deshalb  siud  die  iu  «ler  Eben© 
lelieiiden  Inguschen  woldhabender,  als  die  Gebirgs- 
bewohner. In  den  Bergen  bauen  sie  nur  Gerate,  und 
«ler  Bau  ist  beschwerlich,  die  Ertlc  muss  in  Säcken 
hinaufgetragen  werden,  sonst  wächst  die  Gerate  nicht. 
In  d«?n  cbeuen  Gegenden  ist  cs  hauptsächlich  Mai«, 
seltener  Weizen,  mich  scheuer  Uirac;  alles  giebt  einen 


Digitized  by  Google 


Referate. 


455 


gntcu  Ertrag.  — Die  Viehzucht  ist  bedeutend.  Im 
allgemeinen  kommt  aut’  jeden  Hof  ein  Pferd,  Uber 
5 Stuck  Gross-  trntl  10  Stück  Kleinvieh;  auf  100 
„Seelen“  kommen  32  Pferde,  95  Stück  Großvieh  und 
183  Stück  Kleinvieh.  Bei  den  Gebirgs  - Inguschen 
findet  sich  fast  3 mal  so  viel  Kleinvieh  als  hei  den 
in  der  Ehen«  lebenden.  Nach  dem  Tcrok-Kalcndcr 
kamen  auf  100  „Seelen“  39.4  Pferde,  190,4  Stück 
Grrwsvieh  und  575,7  Stück  Kleinvieh.  (Der  Verfasser 
gebraucht  hier  stets  den  Ausdruck  „Seelen“,  — ioh 
vermag  nicht  zu  entscheiden,  ob  er  damit,  wie  es  in 
Russland  üblich  ist,  nur  die  männlichen  Individuen, 
oder  überhaupt  die  ludividuen  bezeichnet.) 

Die  Hauptnahrung  sind  flache  Kuchen,  „Fladen“, 
die  auf  den  Bergen  aus  Gerstenniehl,  in  der  Ebene 
ruh  Maismehl  gebacken  werden;  sie  werden  für  jede 
Mahlzeit  frisch  iu  der  Asche  gebacken  und  sofort  ge- 
gessen : Morgens,  Mittags  und  Abends.  Als  Hanpt- 
zukost  dienen  die  Milchprodukte,  vor  allem  Käse. 
Wenn  Fleisch  vorhanden  ist,  wird  eine  Suppe  mit 


Klös-cu  gekocht.  An  Festtagen  oder  beim  Empfang 
von  Gästen  werden  Hühner,  Schafe  und  Puten  ge- 
schlachtet. Sehr  verbreitet  ist  der  Gebrauch  des  sog. 
Kalmftckcnthee'a  (Zicgelthce.)  Iu  der  Ebene  kennen 
die  Inguschen  den  Gebrauch  der  Thcemaschittc 
(Ssamowar)  und  trinken  den  Theo  nach  rassischer  Weise, 

Als  eine  charakteristische  Kigenthüinlichkeit  der 
Inguschen  ist  das  Fehlen  jeglichen  Handwerk*  her- 
vorzuhebeu.  Ihre  Mäntel  (burkü),  ihre  Sättel  kaufen 
sie  bei  den  Kabardinern,  ihre  hölzernen  und  metallenen 
Ge  fasse  bei  den  Letghiern  n.  s.  w.  Nur  etwas  Tuch 
winl  zu  Hause  geweht.  Um  Geld  zu  verdienen, 
arrendireu  einzelne  Ländereien  — und  flössen  Heu 
und  Holz  nach  Wiadikawkas. 

Die  Bevölkerung  des  Gebiet«  ist  in  der  Ver- 
mehrung begriffen,  doch  sind  sichere  Zahlen  nicht  zu 
beschaffen , weil  die  si>g.  Kirchenbücher  von  den 
Mulla’s  nicht  regelmassig  geführt  werden.  Nach  den 
Zahlen  des  Terek- Kalender*  sind  die  Bevölkerung»* 
Ziffern  für  das  Jahr  1889 : 


Berg-Inguschen  mannt.  GtNMhI.  3413,  weibl.  Gescbl.  2956,  Summa  6374  Ind. 
Ebene-Inguschen  „ „ 16,560,  9 „ 15,768,  „ 32,818  , 

19,968  18,724  38,692  Ind. 


Im  Kalender  für  das  Jahr  1900  ist  die  Zahl  noch 
grö*»er,  nämlich  47.625  Individuen,  also  eine  Ver- 
mehrung um  8227  Individuen  in  10  Jahren,  = jährlich 
um  832  Individuen. 

Die  Inguschen  sind  eigentlich  „Rauher“  — doch 
sind  sie  jetzt  allmählich  civilisirt  worden,  dadurch  das» 
die  Mehrzahl  in  der  Ebene  an  gesiedelt  wurde.  Vorher 
fühlten  sie  sich  in  ihrer  eigentlichen  Thätigkeit  durch 
die  Regierung  und  die  Verwaltungsbehörde  sehr  be- 
schränkt. 

Sie  «ind  — wie  bemerkt  — der  äusseren  Form 
nach  Muhammedaner;  es  giebt  überall  muham* 
medanisehe  Schulen,  sowohl  solche,  die  mit  den 
Moscheen  in  Verbindung  sind  als  auch  andere.  Es 
giebt  auch  bereits  rassische  Schalen,  z.  B.  in  dem  Ort 
Bnrsuki,  und  eine  4 Massige  Schule  in  der  Ortschaft 
Nasran,  wo  100  Kinder  unterrichtet  werden.  Hier 
lernen  die  Kinder  lesen  (russisch  und  arabisch),  sie 
Werden  aber  auch  noch  in  andern  Dingen  unterrichtet, 
z.  B.  in  der  Bienenzucht,  Tischlerei,  Gärtnerei  u.  s.  w. 

Der  Verfasser  hat  2 mal  die  Schule  von  Nasran 
besucht  und  die  S c h ii  1 e r anthropologisch  untersucht. 

Die  Farl>c  der  Iris  der  Inguschou  ist  überwiegend 
dunkelbraun  (55  °fm)  Ins  schwarz  (6%),  mittlere 
Farbe  (26%),  rein  blau  (4*/,),  grau  (6%),  grün- 
lich (3%). 

Die  Haarfarbe  ist  fast  bei  alleu  schwarz,  aber 
nicht  glänzend.  Die  Form  der  Nase  ist  grade. 

Die  von  den  Kindern  gewonnenen  Maasfce  haben 
keine  grosse  Bedeutung;  doch  ist  zu  erwähnen,  da»« 
die  Kinder  alle  ungewöhnlich  mager  »ind;  — ihr 
Brustumfang  ist  um  52  nun  geringer  als  die  Hälfte 
der  Körpergröße, 

Anthropologische  Untersuchungen  an  Er- 
wachsenen. Die  Körpergröße  — nach  Messung  von 
80  männlichen  Individuen  — ist  1713  nun;  sie  ist  im 
Vergleich  mit  der  Körpergross«  anderer  Bergvölker, 
*.  B,  der  Osseten  (nach  Giltschenko  1695)  doch 
gross.  Die  Inguschen  gehören  demnach  zu  den 
allergrößten  Leuten.  Kleine  Leute  giebt  es  gar  nicht 
unter  ihnen,  während  viele  als  »ehr  gross  bezeichnet 
werden  müssen. 

1601—1650  mm  = 7 = 11.7  % 
1651—1700  „ = 12  = 20,0  * 


1701—1750  „ = 28  = 46,7  „ 

1751—1800  „ = 5 = 8,3  „ 

1801—1840  „ = 8 = 13,3  „ 

60  Ind. 

Unter  den  60  gemessenen  Individuen  waren  8, 
deren  Grösse  über  1800  mm  betrog. 

In  Betreff  dt»  Brustumfangs  sind  keine 
Zahlen  mitgetheilt;  es  heißt  nur,  «las*  bei  wenigen 
der  Brustumfang  gemessen  wurde,  und  da«  derselbe 
durchschnittlich  geringer  als  die  Hälfte  der  Körper- 
größe war. 

Der  Längsdurchmesser  des  Kopfe»  ist  im  Mittel 
189,28  mm  (bei  den  Osseten  184.4),  der  Brritcndurch- 
messer  im  Mittel  166,3  (bei  den  Osseten  156,5  nun), 
der  Kopfindex  ist  im  Mittel  82,26  (nach  Erckert  auf 
Grand  von  7 Messungen  8 1,7).  Der  Verfasser  er- 


mittelte folgende  Zahlen: 

10  Greise  in  Nasran  82,0 

10  Männer  in  verschiedenen  Gegenden  81,1 
20  Kranke  in  Wiadikawkas  83,1 

10  im  Gefängnis»  in  Wiadikawkas  80,9 

6 auf  dem  Markt  in  Wladikawkas  84.6. 


Die  Inguschen  sind  ohne  Zweifel  brach yeephal; 
Dolichocephale  »ind  selten,  z.  B.  einer  mit  einem 
Kopfindex  von  73,7. 

Der  Kopf  der  Inguschen  ist  etwas  nach  olien 
gestreckt,  deshalb  ist  der  Kopfumfaug  nur  546,7, 
während  er  bei  den  Osseten  56«»  mm  ist. 

Die  Geaichtsläuge  ist  bei  den  Inguschen  im 
Mittel  185,6  mm  (bei  den  Osseten  nur  179,0  imu), 
etwa  10,6  % der  Körpergrösae ; die  Gesichtsbreite 
(«.'trägt  143,9  mm,  ist  geringer  als  bei  den  Osseten 
(144,8),  viel  geringer  ab  bei  den  Kabardinern  (147.5 
nach  Brokern.  Der  Verfasser  meint,  dass  die  von 
Erckert  an  den  Inguschen  Iw-stimmte  Gesichtabreite 
vou  147  mm  als  eine  irrthüralicbe  zu  bezeichnen  »ei. 
Der  Abstand  der  beiden  äusseren  Orbital -Ränder 
ist  l»ei  den  Inguschen  108,2.  Die  Nase  der  Inguschen 
ist  gerade,  mehr  oder  weniger  zur  Oberlippe  geneigt, 
nur  etwa  10—12%  sind  krumm.  Die  Länge  der 
Nase  ist  im  Mittel  54,7,  die  Breite  der  Nase  36,6  nun, 
Höhe  der  Nase  29,6  mm. 

F u r h«  der  Auge  n ist  dunkelbraun  bei  68  %, 
etwas  häufiger  als  liei  Kindern,  im  Allgemeinen 


Digitized  by  Google 


450 


Referate. 


noch  braun  ausschcnd  bei  19°/«,  Mau  l>ei  6%,  grau 
oder  grünlich  bei  6 %,  dunkelblau  bei  2%. 

Ein  Im‘8ou<1«tb  charakteristisches  anthroiwdogisehe* 
Kennzeichen  der  Inguschen  ist  die  hu s&erurdctit liehe 
Behaarung  de«  Körp«*rs.  Unter  84  männlichen 
erwachsenen  Ingusche»  hatten  «ehr  reichlichen  Haar- 
wuchs auf  der  Brust  15,  viel  6,  wenig  7,  gar  keinen 
Haarwuchs  7 Individuen. 

Der  Verfasser  macht  die  richtige  Bemerkung,  die 
Aiiflicht  einiger  Anthropologen , dass  die  Behaarung 
der  Brust  ein  Anzeichen  der  geborenen  Verbrecher 
»ein  »oll,  »ei  entachiedeu  nicht  richtig,  denn  abgesehen 
von  den  Inguschen  gebe  es  Hanen,  bei  denen  die 
Hälfte  aller  männlichen  Individiieu  eine  behaarte 
Brust  hätte,  z.  B.  Chaldäer  und  Tataren. 

Woher  stammen  die  Inguschen  ? Sie  unterscheiden 
»ich  sehr  auffällig  von  ihren  Nachbaren,  von  den 
Osseten,  Tschetschenen , JxiHghiern,  Kumyken  und 
Kabardinern,  ebenso  vou  den  Grusiern,  Armeniern 
und  Juden.  Man  wird  daher  zu  der  Annahme  ge- 
drängt, dass  die  ersten  Ansiedler,  aus  denen  die 
heutigen  Inguschen  hervorgingen , nieht  von  den  be- 
nachbarten Volk  «Stämmen  «ich  abtrennten.  Vielleicht 
kamen  sie  wirklich,  wie  die  Tradition  behauptet,  au« 
Syrien  mler  Persien.  Allein  c«  waren  gewiss  nicht 
Armenier  »Hier  Juden  oder  Türken  aus  Syrien,  auch 
nicht  Tataren  aus  Persien,  sondern  Chaldäer  oder 
Aissoren  aus  Syrien,  Vertreter  der  ursprünglichen 
Bevölkerung  der  Taten  aus  Persien. 

Die  Chaldäer  und  die  Taten  besitzen  — trotz 
vielfacher  Differenzen  — ein  wichtiges  allgemeines 
Kennzeichen,  die  starke  Behaarung  des  Körper«;  hier- 
aus darf  mau  vielleicht  «Chilenen,  dass  die  Inguschen 
von  Chaldäern  oder  Tateu  abstammen.  Auch  die 
Aissonm  sind  üusserst  brachycephal  (Kopfindex 84 — 87), 
die  Taten  stellen  der  Dolichocephalie  aber  näher 
(Kopfindex  77 — 80).  Unter  den  Aiasoren  sind  mehr 
als  unter  allen  andern  Stärrunen  hjrpor-  und  ultra- 
brachyeephale  Leut*.*  zu  finden.  Unter  den  Taten  da- 
gegen sind  viel  wirkliche  Dolichocephalc  mit  einem 
Index  von  73—75. 

W ie  die  Chaldäer  und  Taten  zu  Inguschen  ge- 
worden sind,  kann  nicht  erklärt  werden,  ebenso  wenig, 
wie  die  Inguschen  jetzt  allmählich  zu  Tschetschenien 
werden.  Die  Sprache  darf  bei  der  Beurtheilung  der 
Völkenerwandtaehaften  nicht  zu  sehr  in  den  Vorder- 
grund gestellt  werden. 

Die  Tabellen  und  Einzelmessungen  sind  der  Ab- 
handlung auf  8.  20 — 34  beigefügt. 

10.  Pantjuohow , Dr.  J.  J. : Uehcr  H ü h 1 e n • 
Wohnungen  und  jetzige  Behausungen 
im  Kaukasus.  (Cavernes  et  hahitations 
modernes  eu  Caucnse.)  Tiflis  1k96.  142 

Seiten,  mit  Holzschnitten  im  Text  und 
16  Tafeln  Abbildungen. 

Im  L Capitol  (S-  1 — 12)  giebt  der  Verfasser 
eine  Ueborsicht  über  die  Litteratur. 

Im  II.  Capitel  behandelt  er  die  natürlichen 
und  künstlichen  Höhlen  (S.  12).  Irn  Kaukasischen 
Gebirge  sind  die  Bedingungen  zur  Höhlenbildung  »ehr 
günstig  — der  primitive  Mensch  hat  anfangs  ohne 
Zweifel  »ich  dort  eine  Zuflucht  gesucht , wo  sic  sich 
ihm  um  bequemsten  «larbot , in  natürlichen  Höhlen, 
wie  solche  im  Lö-ss  und  Lehm  Vorkommen.  Aber 
natürliche  Höhlen  konnten  mit  leichter  Mühe  zu 
künstlichen  umgeformt  werden.  Meistens  sind  aber 
die  künstlichen  Höhlen  Von  Menscheu  selbst  angelegt - 


Zahlreiche  Höhlen  befinden  »ich  im  mittleren 
Laufe  des  Flusses  Kura  (der  Fluss  wird  von  den 
Kusscu  Kura  genannt,  nicht  Kur,  wie  z.  B.  bei 
Bodcustedt)  und  dessen  Nebenflüssen  Alget,  Chram, 
Dcbcda  und  Jura  in  Kachetien : im  Gouv.  Eriwan 
am  nordwestlichen  Abhang  des  Ararat , im  Alagös- 
Gebirge  bei  Dartitschtischag , um  Flusse  Buzar-t*ehai 
zwischen  KaraklU  und  dem  Kloster  Tatewsk,  in  den 
Schluchten  und  Felsklüften  am  üoktsehn- See,  am 
Araxes.  Im  Gouv.  Kutai»  gieht  es  Höhlen  in  den 
Kreisen  von  Seharojwn  und  Hatschin,  im  Bezirk  von 
Suchum.  Auf  dem  Wege  von  der  Ortschaft  Oni  bis 
zum  Dorf  Zonn  und  bei  den  Dörfern  Zadis«  und 
Srhkmera  sind  besonder»  viel  Höhlen.  Im  östlichen 
Kaukasus  sind  viel  Höhlcu,  in  der  Umgebung  von 
Derbent.  Im  nördlichen  Kaukasus  gieht  es  Höhlen  an 
den  Flussufcm  det  Terek,  Ardou,  Baksitu,  Fialdou. 
Koiss,  im  Bezirk  von  Temir-chan- schüre,  wie  über- 
haupt in  Dagestan. 

Die  Höhlen  sind  grösstentheils  einfache,  mehr  oder 
weniger  umfangreiche  Vertiefungen  im  Boden.  Höhlen, 
diu  aus  2 — 8 Abtheilungen  bestehen,  die  2 Ausgänge 
haben,  die  unter  einander  durch  einen  Gang  (Corridor) 
verbunden  sind,  in  denen  ein  Gang  von  unten  nach 
oben  hinzieht,  sind  nicht  selten. 

Die  Höhlen  liegen  selten  einzeln , häufiger  in 
Gruppen;  — bisweilen  trifft  man  ganze  Höhlen- An- 
siedelungen und  Höhlcnstädte.  Derartige  Gruppen 
existiren  beim  jetzigen  Kloster  Schiomgwim  zwischen 
den  Orten  Machet  und  Ksauka,  bei  dem  Ort  Tok- 
SamsAor  im  Kreis  Achalkalaki,  in  Upliss-ziche,  in  Ani. 
an  dem  Wege  von  Garni  nach  Keg  wart  und  an  andern 
Stellen.  Einige  Aule  (Dörfer)  in  Dagestan,  wie  z.  B. 
Gergebil,  bestanden  ursprünglich  aus  Höhlen,  erst 
später  hat  man  oberirdische  Bauten  errichtet 

Solche  Höhlen,  die  an  bequem  erreichbaren  Stellen 
angelegt  waren,  dienten  auch  späteren  Geschlechtern 
al*  Wohnung;  in  der  christlichen  Epoche  wurden 
einige  zu  Tonmclu  und  Wohnungen  uragebaut.  Da» 
jetzt  erneute  Kloster  Kegwart,  das  nach  der  Ansicht 
Baien»’»  an  eine  indische  Pagode  erinnert,  war  früher 
eine  Höhlen~Kolonie.  Die  grasartigen  christlichen 
Tempel  in  Ward««  sind  an  Orten  früherer  Höhlen 
aufgebaut,  so  auch  iin  Gouv.  Eriwan  und  an  andern 
Stellen.  Ein  aolflher  Tempel  exietirt  auch  in  Ossetien, 
in  der  Höhle  am  Dorf  Dsingis  am  Fial-don. 

Zu  den  künstlichen  Höhlen  gehören  auch  die- 
jenigen, die  durch  Erzsuchen  entstanden  sind ; solche 
Höhlen  sind  im  Kreis  Bortachalin  am  Kaschkar  Tschai, 
im  Gouv.  Jciissawetpol.  Nach  Baicrn  soll  in  der 
Höhle  von  S o m c h e t i n nach  Zinn  gegraben  worden 
«ein.  W.  Meller  (Tiflit  1889)  erwähnt  da»  Vorkommen 
von  Zinn  nicht. 

Fast  alle  künstlichen  Höhlen  befinden  »ich  an 
den  Ufern  dar  Flüsse  und  Flüsschen  — die  ausge- 
dehnten Höhtengruppen  bei  Uplissziche  halten  unter- 
irdische Verbindung  mit  der  Kura.  Die  Höhlen- 
bewohner konnten  Nahrungsmittel  rieh  sammeln,  aber 
Wasser  nicht  — ausserdem  dienten  die  Bewohner  des 
Wassers,  die  Fische,  ihnen  zur  Nahrung. 

Ein  grosser  Tlieil  der  künstlichen  Höhlen  ist  an 
schwer  zugänglichen  Orten  angelegt;  durch  besonders 
künstliche  Veranstaltungen  riuu  viele  Höhlen  gar  nicht 
zu  erreichen.  Nur  an  einigen  Stellen,  z.  B.  vor  den 
Höhlen  von  Gorgon  am  Ararat  giebt  es  freie  Plätze, 
die  für  „Höfe“  gelten  können.  — Fast  alle  übrigen 
Höhlen  sind  au  steilen  Abhängen  angelegt,  — »ie 
machen  den  Eindruck,  als  wären  es  Locher  oder 
Gruben.  An  einzelnen  Stellen,  wie  z.  B.  in  dar 


Digitized  by  Google 


Referate. 


457 


Hohle  »rn  Giiktscha-Seo.  auf  dem  Wogo  zum  Kloster 
Johann  von  Derbend,  haben  sieh  Reste  von  Stufen 
erhalten,  auf  welchen  ein  Mensch  bis  in  die  Hohle 
steigen  konnte;  jetzt,  wo  die  Stufen  verschwunden 
sind,  ist  die  Höhle  unzugänglich. 

An  viele  Höhlen  knüpfen  sieh  Sagen  und  Legenden. 
Iler  Aufbau  der  Höhlenstadt  IJplisa-ziche  wird  einem 
der  nächsten  Nachkommen  NoahTs,  Up  Ion,  xugß- 
schrieben ; ein  Enkel  des  Gründen«  war  der  grusinische 
Kaiser  Knrtlo.  In  einer  Höhle  am  Dorfe  Tschiloja 
(Abchasien.  Bezirk  von  Okum)  soll  ein  Volksheld 
Abrskil  mit  seinem  Rosse  wohnen;  er  ist  wegen  seines 
Stolzes  daaelhst  von  Gott  eingesperrt.  Nach  der  Er- 
zählung der  Altchase»  führt  der  aus  der  Höhle 
kommende  kleine  Fluss  auch  heute  noch  nicht 
selten  Pferdo- Excremente  mit.  In  der  Höhle  an  <ler 
grusinischen  Militairstrmssc  haust  eine  furchtbar«?  Berg- 
Gottheit  A mir  an.  In  der  Höhle  gegenüber  Machet 
werden  dio  goldene  Wiege  und  die  Badewanne  der 
Königin  Tamara  aufbewahrt. 

Nach  der  Volkssage  bewachen  in  der  bodenlosen 
Tiefe  der  Erde  übernatürliche,  menschenähnliche 
Wesen,  die  Dewi,  ungezählte  Schätze.  Nach  der 
Lehre  Zoroasters  werden  die  Dewi,  die  Vertreter  des 
Bösen,  einst  durch  die  Guten  besiegt  werden.  Oft 
fallen  Leute  in  bodenlose,  gehcimnissvolle  unterirdische 
Raume,  aber  mit  Hülfe  der  guten  Machte  befreien 
sie  sich  nach  vielen  Abenteuern  glücklich  von  den 
Dewi  und  kommen  wieder  an  die  Oberfläche  der  Erde. 

HI.  Untersuchung  der  Höhlen  durch 
Poljäkow,  Ssisow,  Jerizow  u.  a.  (S.  18 — *22.) 

Kurze  Auszüge  aus  den  Schriften  der  genannten 
Forscher. 

IV.  Höhlen  in  Thon  schief  er,  Sandstein  und 
C«ing!omeraten.  (S.  22—31.) 

Der  Verfasser  beschreibt  einige  Höhlen,  die  in 
der  Nähe  von  Tiflis  gegenüber  dem  botanischen  Garten 
an  dem  Wege  nach  Kodshar  gelegen  sind,  ferner 
Höhlen  im  Sandstein  bei  Mzchot  auf  dem  Wege 
nach  Tiflis,  und  schliesslich  die  umfangreichen,  zahl- 
reichen (100)  Höhlen  beim  Kloster  Sch  io,  ebenfalls 
in  der  Nähe  von  Machet. 

Da  cs  weit  über  da»  hier  gestattete  Maas»  hinaus- 
gehen  würde,  sowohl  alle  Einzclheschreihungen  der  oben 
citirten  Autoren,  als  auch  alle  Ei nzell>e Schreibungen  der 
durch  Pantjuehow  untersuchten  Höhlen  hier  zu  wieder- 
holen, so  beschränke  ich  mich  auf  die  Wiedergabe 
der  Schilderung  der  letzterwähnten  Höhlen  beim 
Kloster  Sch  io. 

Die  Höhlen  liegeu  amphitheatralisch  in  einer 
Schlucht,  dio  sich  zum  weiten  Kura-Thal  hin  öffnet; 
sie  Bind  in  mehreren  Stockwerken  Ulnar  einander  an- 
geordnet, die  obem  Stockwerke  reichen  fast  bis  an 
die  Abhänge  hin,  sic  befinden  sich  8 — 400  m über 
dem  Wasserspiegel  der  Kura,  die  mittleren  Reihen 
licgmi  geordnet  wie  8 Seiteu  eines  Amphitheaters, 
die  untersten  liegen  westlich  von  den  alten  Kloster- 
gebäuden, in  einer  Entfernung  von  150—800  m.  Es 
sind  über  100  Höhlen  vorhanden,  die  oberen  am  Rande 
des  Abhangs  befindlichen  sind  anzugänglich.  Alle 
Höhlen  sind  mehr  oder  weniger  zerstört,  ihre  äusseren 
Wände  sind  eingefallen.  So  weit  man  dieselben 
untersuchen  konnte,  waren  alle  Höhleu  kuppelförmig 
gestaltet;  sie  haben  eine  Höhe  von  3,  eine  Breite  von 
etwa  4 m;  andere  Höhlen  siud  wieder  so  eng,  dass 
kaum  ein  Mensch  hineinkriechen  kann.  Die  in  der  Nähe 
«los  Kloster»  befindlichen  Höhlen  sind  zugänglich,  sie 
sind  offenbar  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  in  Benutzung 
gewesen,  es  sind  darin  Kreuz-Abbildungen  zu  sehen. 

Archiv  Jür  Anthropologie,  lki.  XXVII. 


Die  aus  Oonglomerat  gebildeten  Wunde  der  Hohlen 
sind  mit  Stalaktiten  bedeckt  und  durch  Rauch  ge- 
schwärzt. Aus  vielen  Höhleu  lassen  sich  unterirdische, 
mehr  oder  weniger  zerfallene  Gänge  in  die  Tiefo 
verfolgen  — Fledermäuse  wohnen  jetzt  darin,  man 
kann  nicht  weit  hineindringen. 

Drei  der  gut  erhaltenen  Höhlen  haben  eine 
kuppelförmige  Decke,  eine  Höhe  von  2 — 3,  eine 
Tiefe  von  0—7,  eine  Breite  von  5—6  in.  Die  dem 
Kloster  zunächst  befindliche  Hohle  hat  durch  Ranch 
geschwärzte  Wände;  sie  zeigt  deutliche  Spuren,  dass 
noch  jüngst  lebende  Wesen  hier  gehaust  nahen;  sie 
ist  6,6  m lang,  4,6  m breit  um!  8 m hoch.  Rechts 
vom  Eingang  der  Höhle  ist  eine  Vertiefung,  aus 
welcher  ein  unterirdischer  Gang  in  die  benachbarte 
Höhle  hinein  führt.  Vor  dein  Eingang  sind  Reste 
von  Ziegelmaucrn  und  von  Kreuzeszeichen  erkennbar. 

Man  hat  in  der  Höhle  grosse  thönerne  und 
kupferne  Gefäaae,  eine  Kette  und  eine  kleine  Glocke 
mit  einer  alt-grusinischen,  nicht  zu  entziffernden  In- 
schrift gefunden. 

In  der  Nähe  des  Amphitheaters  stehen  2 christ- 
liche Tempel,  ein  alter  und  ein  neuer.  Nach  der 
Tradition  sind  der  heilige  Schio  und  Mönche  aus 
Syrien  hierher  gekommen  (542—547),  um  hier  zu 
beten.  Offenbar  »Landen  schon  früher  hier  Gebäude. 
In  der  Wand  des  alten  Tempels  sind  Stücke  einer 
gut  angefertigten  Säule  aus  sehr  hartem  Sandstein 
eingemauert;  die  Säule  gehörte  unzweifelhaft  ur- 
sprünglich einem  alten  Gebinde  an. 

Man  »töaat  überall  in  der  Höhle  und  in  der  Um- 
gehung auf  Ziegel  und  Ziegelreste.  Die  einzelnen 
Ziegd  sind  gut  gebrannt,  haben  eine  quadratische 
Fläche  — an  der  Seite  22 — 23  cm  lang,  4 — 6 cm 
dick,  doch  giebt  e»  auch  Ziegel,  die  18  cm  laug  und 
nur  3,3  cm  dick  sind. 

Was  von  Gegenständen  in  der  Höhle  gefunden 
worden,  ist  «ehr  wenig:  Kohlen  und  Asche,  Knochen 
von  Thieren,  (die  übrigens  nicht  näher  bestimmt  sind,) 
Stein  Werkzeuge  scheinen  in  der  Höhle  nicht  ent- 
deckt worden  zu  sein. 

Abbildungen  von  Höhlen,  insbesondere  der  Ein- 
gänge, liefern  die  Tafeln  I und  III,  »ehr  merk- 
würdige Grundriss«*  der  Höhlen  Tafel  VI. 

V.  Die  weitere  Entwickelung  der  Höhlen- 

wohnungen. (S.  31  88.) 

VI.  Die  ältesten  Bewohner  der  Höhlen. 

(S.  38  43.) 

Die  Höhlen  des  Kaukasus  gehören  in  ver- 
schiedene Zeiten  hinein.  Nelien  einfachen  Gruben 
und  Lochern,  von  denen  sich  heute  noch  Spuren  er- 
halten haben,  exist irten  HÖhlenwohnnugen,  deren  Be- 
wohner eine  verfaaltnissmäsetg  hohe  Kultur  bcsasaen. 
In  Hinsicht  der  gruppenweise  bei  einander  liegenden 
Höhlen  muss  man  schlicsscn,  das»  dio  Leute  in  g<*- 
ordneter  Gesellschaft  lebten.  Die  Bearbeitung  der 
Metalle  ist  seit  «1er  vorgeschichtlichen  Zeit  im  Kau- 
kasus bekannt,  vielleicht  kannten  liereit»  die  Höhlen- 
bewohner späterer  Zeit  den  Gebrauch  der  Metalle. 
Eine  gauz  besondere  Entwickelung  zeig«?«  die  Höhlen- 
wohnungen von  Upliss-zichc,  bei  der  Festung  Uploss, 
8—9  Werst  von  der  Stadt  Üori.  Bogen,  grosse 
Säulen,  die  sich  in  dieser  Hohlensuult  finden,  könuen 
nur  von  einer  kultivirten  — durch  starke  Ge- 
walt vereinigten  Gruppe  von  Menachen  errichtet 
worden  sein.  Als  sion  diese  Kultur  • Gruppe  im 
Centrum  von  Karthalinien  niederliess , da  war  die 
Zcitepoche  des  eigentlichen  Höhlenmenschen  als  be- 
endigt anzusehen.  Die  armenischen  und  grusinischen 

68 


Digitized  by  Google 


458 


Referate. 


Uhroniaten  mcMrii,  da*s  Uplias-zicho  zur  Zeit  Alcxan* 
der»  de«  (tii wsen  (JUX»  v.  Ohr.)  cxistirtc  Eine  gut« 
Schilderung  dieser  Höhle  cxistirt  von  Dubais  de 
Montpercux. 

Gegenüber  der  Höhle  von  Uuliss-ziche  finden 
sich  am  Kura-t’fcr  ebensolche  Höhlen,  die  in  dem- 
selben Sandstein  auweirbchet  »iud  — beim  Dorf 
K warkeli;  »io  find  durch  die  Gräfin  Uwarow  unter- 
sucht worden : man  hat  hier  auch  gro»»o  Räume.  Corridore 
u.  s.  w.  entdeckt.  In  einem  Raum  befindet  »ich  ein 
unzweifelhaft  christlicher  Tempel  — ein  Altar,  Bilder, 
Meeusgyzeffase  u.  s.  w.  Von  den  Einwohnern  de» 
Dorfes  K warkeli  wurde  die  Höhle  bisher  Ssubnischany 
benannt;  sie  erklären  »ic  für  eine  alte  armenische 
Kirche.  — 

In  einer  naheliegenden  Höhle  hat  der  Verfasser 
einige  Steiuwcrkzeuge  gefunden  (p.  35,  Fig.  8 — 8). 

Auffallend  int  eigentlich,  dass  man  in  jenen  ~ 
doch  ganz  entschieden  einst  Imwohnten  — Höhlen 
und  in  ihrer  Umgebung  keine  Reste  von  prähistorischer 
Kultur  findet.  Aber  auch  in  Weat-Europ*  hat  mau 
Imi  Untersuchung  ähnlicher  Stätten  immer  die  Ab- 
wesenheit von  Kulturgcgenstündcn  fesUt eilen  miisMcn. 

Zur  Bcurthoilung  der  Steinzeit  und  der  Höhlen- 
bewohner des  Kaukasus  liegt  noch  »ehr  wenig 
Material  vor.  Mehr  bekannt  ist  die  Zeit  der  Bronoe 
und  ile«  Eisens.  In  Machet,  Delishau,  Derben t, 
Kaslrek.  Kol  um  sind  durch  Antonowitsch.  durch  die 
Gräfin  Uwarow  viele  Gegenstände  aus  Bronec  ent- 
deckt worden.  Es  ist  keiu  Grund  zur  Annahme,  dass 
die  Menschen  mit  einer  so  Indien  Kultur,  wie  zur 
Broncezeit,  noch  in  Höhlen  lebten. 

Unzweideutige  Reste  der  Epoche  des  Höhlen- 
menschen und  der  Steinzeit  sind  nur  die  in  GrmbmXlorn 
und  im  Schutt  gefundenen  Gerätschaften  aus  Knochen 
und  Stein.  Hervorzuheben  ist,  das»  es  Feuerstein- 
ücrathe  im  Kaukasus  sehr  wenig  und  Geräthe  ans 
Nephrit  ganz  und  gar  nicht  giebt.  Der  Feuer- 
stein wurde  ersetzt  durch  Obsidian,  und  statt  des 
Nephrit  wurde  der  lithographische  Stein  angewandt. 

Zur  Höhlenperiode  sind  noch  zu  rechnen  die 
Stcinhäiniuer,  welche  bei  Gewinnung  de»  Steinsalzes 
m Nachitacliewan , und  zur  Gewinnung  der  Metalle 
im  nördlichen  Kaukasus  und  zur  Errichtung  der 
Hühleiiwohnungcn  gebraucht  worden.  In  Betreff 
etwaiger  Gefasst  der  Menschen  der  Steinzeit  giebt  es 
keine  sichern  Thatsachcn.  Die  aus  schwarzem  Thon 
gefertigten  Gefässe,  die  in  Gräbern  gefunden  worden 
sind,  sind  zu  gut  gearbeitet,  um  jener  Zeit  anzugehören. 

In  den  Höhlen  selbst  sind  entdeckt : Asche, 
Kohlen,  Knochen  kleiner  wilder  Thiere,  Knochen  von 
Hausthiercn ; selten  finden  sich  Knochen  des  Höhlen- 
bären (Ssisow),  Menschenknochen  und  Scherben  von 
Gefässe n (Pantjuchow,  Poljäkow).  Man  ist  auf  Ver- 
muthungeu.  Hypothesen  und  PhantAsieu  angewiesen. 
Ob  die  alt4*n  Bewohner  des  Kaukasus  Menschenfresser 
waren?  Alle  darauf  bezüglichen  Mittheilungen  und 
Schlüsse  aus  Grabfunden  »iud  anzuzweifcLu. 


VII.  Beginn  der  Oultur.  Broncezeit. 
Uehcrgang  der  Höhlen- Wohnungen  in  andere 
Wohnuugsty pen.  (S.  43 — 60.) 

In  diesem  Capitol  betreten  wir  an  der  Hand  des 
Verfassers  wieder  feeton  Boden.  Er  neigt  zu  der 
Anschauung,  das»  die  Kultur  aus  Asien,  aus  den 
Thaleru  des  Euphrat  und  Tigri*.  nach  Wösten  und 
Osten  sich  verbreitet  habe;  nach  Westen  »ei  die  Kultur 
durch  die  Chaldäer  nach  Egypten  und  andern  Lindern 
gebracht  worden,  von  Babylon  »ei  die  Kultur  auch 
nach  dem  Kaukasus-Gebiet  getragen  worden.  I>ic 
Legende  unterstützt  diese  Hypothese;  »ic  erzählt,  dass 
die  Nachkommen  Noah’*  und  Kartloss  da» ^gru- 
sinische, Haik  das  armenische  Reich  gegründet 
hätten. 

Das  Kulturvolk  der  Chaldäer  (der  Brachy- 
cephalen)  musetc  einen  Kampf  beginnen  mit  den 
wilden  Höhlenmenschen  (die  dolicbooephal  waren) 
— sie  siegten,  aller  die  Eingeborenen  wurden  nicht 
völlig  vernichtet,  sondern  der  Rest,  rettete  »ich  in  die 
unzugänglichen  Schluchten  der  Gebirge.  Eine  \ er- 
miscliung  zwischen  den  brachycephalen  Einwanderern 
und  den  dolichoccphalen  Eingeborenen  konnte  nicht 
ausbleiben. 

Zu  den  alten  Einwohnern  de»  Kaukasus  gehören 
unzweifelhaft  au<-h  die  Semiten:  ihr  Typus  mit  der 
schmalen  Nase  und  mit  theilweise  dolichoccphalem 
Kopfindex  (mittlerer  Index  80-81)  ist  im  westlichen 
Kaukasus  (Gurien,  Imeretien , Abchasien,  Dsche- 
getien)  — weit  verbreitet.  Es  scheint,  die  Semiten 
sind  über’»  Meer  gekommen  und  daun  von  der  Küste 
aus  in’s  Land  gedrungen.  Andere  Semiten,  — 
die  auch  bracbycephal  und  durch  starke  Körpe**- 
iH'haarung  aiiHgc/eichnet  waren,  mit  Chaldäern  ge- 
mischt, die  eigentlichen  Juden  — scheinen  von  Süden 
her  cingedruugen  zu  sein  und  haben  sich  im  Bassin 
der  Kura,  im  Dagestan  und  am  Kaspischen  Meere 
niedergelassen,  — 

In  die  prähistorische  Zeit,  d.  h.  die  Bronoeoeit, 
hinein  gehört  wohl  auch  die  Verbreitung  des  blau- 
und  grauäugigen  europäischen  Volkstypus,  sowohl  des 
brachycephalen  wie  doli  chocepliafcu  — auch  aie 
siedelten  sich  im  westlichen  Gebiet  de»  Kaukasus  un- 
lieber die  Wohnungen  der  Menschen  während 
der  Broncezeit  wissen  wir  nichts,  — vielleicht,  dass 
einige  alte  Befestigungen  auf  jene  Zeit  zurück  weisen.  — 

Wir  erfahren  einiges  wenige  über  die  Kultur 
jener  Menschen  der  Broncezeit  aus  ihren  Gräbern. 

Ain  meisten  bekannt  ist  das  Begrab  nissf  cid  von 
Samtawru  bei  Mzchct,  das  bereit»  1877  durch  Wvruhow 
untersucht  worden  ist.  Später  haben  Dr.  Szepura, 
Baiern  u.  a.  gegraben  — allein  welchem  Volke  die 
Gräber  angeboren,  ist  nicht  zu  bestimmen. 

Der  Verfasser  hat  eine  Anzahl  Schädel  aus 
Gräbern  der  Broncezeit  untersucht  und  gemessen. 
Er  giebt  einige  Zahlen  darüber:  ich  entnehme  dieser 
Tabelle  folgende  Zahlen  in  Betreff  des  Schiidelindex: 


Zahl 

Schädel. 

Nr.  1 

2 

3 4 

5 

Staniza  Termirgoiewo  (Kubau)  5 

73,5 

74,4 

84,5  77,4 

76,2 

Pmchladnaja 

4 

«9,8 

76,2 

74.5  74.8 

— 

Digor  (Bezirk  Schugarelli) 

4 

77,7 

73,3 

79,7  78,7 

— 

Süd-Dagestan 

2 

78,8 

81,2 

— — 

— 

Samthawro 

4 

72.5 

77,9 

77,0  76,0 

— 

Der  Verfasser  meint  nun,  das»  diese  Schädel  aus 
dem  End«'  der  Broncezeit  stammen,  und  sdilicsstt, 
dass  damals  der  anthropologische  Typus  der  Kau- 


kasischen Bewohner  schon  nicht  mehr  rein  dolicho- 
ccphal  gewesen  sei.  — 

In  den  Gräbern  sind  metallische  Gegenstände 


Digitized  by  Google 


Referate. 


450 


au«  Bronoe,  Einen  und  (»old  gefunden  worden. 
(Chantro.  Virchow,  Wyrubow.)  Der  Vertaner  hat 
selbst  eine  kleine  Sammlung,  8 menschliche,  3 thierisehe 
Figuren,  allmählich  erworben,  die  er  aber  nicht  be- 
schreibt, dagegen  liefert  er  die  Beschreibung  einiger 
andern  Figuren,  die  Herrn  Dr.  E.  8.  WasclmküW. 
Bezirk  »arzt  in  Dagestan,  gehören.  Die  sehr  merk- 
würdigen Figuren  sind  auch  auf  Tnf.  XVI  abgcbildet. 
Eine  Beschreibung  können  wir  nicht  geben.  — 

VIII.  Alte  Gebäude,  Befestigungen.  Thurmc. 

Tempel  und  Städte.  (S.  60  -74.) 

Ala  die  Kultur  »ich  weiter  über  die  Kaukasus- 
Gefilde  verbreitete,  empfanden  die  Ackerbauern, 
Gärtner  und  Viehzüchter  da*  Bedürfnis»,  ihr  Leben 
und  ihr  Eigenthum  vor  feindlichen  Angriffen  und 
Räubern  zu  schützen.  Das  gebirgige  Terrain,  in  dem 
sie  lebten,  gestattete  ihnen,  Befestigungen  und  Th  arme 
an  erhöhten  Stellen  zu  errichten.  Aber  auch  die 
Herrscher  erlwuiten  sich  ihre  Schlösser  — - viele  der 
noch  jetzt  erhaltenen  Befestigungen  gehören  in  eino 
weit  zurück  liegende  Zeitcpochc.  Nach  der  grusiachen 
Tradition  ist  eine  7 Werst  von  Mxchet  am  Flusse 
Armasi  gelegene  Befestigung  von  Kart  los»,  dem 
Begründer  des  gru»ini»ehen  Reiches,  erbaut  worden. 
Die  Befestigung  ist  malerisch  auf  der  Höhe  eine» 
Berggipfels  gelegen,  aus  Stein  erbaut,  bietet  alter 
nichts  besonderes  dar.  Sie  hat  eine  rechteckige  Form, 
die  Winkel  »iud  abgerundet.  Die  Hohe  der  Mauern 
beträgt  H,  die  Dicke  1 rn;  Länge  der  Mauer  12, 
Breite  8 m.  Der  Iuuenraum  ist  mit  Gebüschen  1h?- 
wachscn.  Nachgrabungen  sind  nicht  atigCNtellt  worden. 

Zu  «len  Kesten  der  prähistorischen  Zeit  rechnet 
man  auch  der  alten  Tradition  nach  Huiueu  v«»u 
Mauern  und  Thürmcn  bei  dem  Ort  Nakalakewi  (Kreia 
Sonak)  am  Flusse  Techur.  Mao  meint,  es  seien  das 
die  Trümmer  der  berühmten  Stadt  Aea,  der  Residenz 
dea  Aeetca,  «lea  Königs  von  Kolchis.  Der  Verfasser 
hat  die  Ruinen  besucht  und  konnte  featatellen, 
«lu*»  au»  der  eigentlichen  Befestigung  ein  unterirdischer 
Gang  zum  Flusse  Techur  «ich  erstreckt.  Vielleicht 
noch  älter  »ind  die  R«>jtt«  von  Gebäuden  am  Nord- 
ab hange  des  Kaukasus,  im  Lande  «1er  Karatsehagen, 
in  Ossetien,  Digorien  and  nm  OWrlauf  des  Terek- 
Flusses.  Beim  Aul  Nasal  ist  eine  vollkommene  Festung, 
deren  einzelne  Bastionen  durch  unt«*rirdi»i'he  Gänge 
in  Verbindung  stehen  aolleu,  in  «len  Fels  hinein  ge- 
hauen. 

In  Transknukasien  werden  die  alten  Mauern  und 
Thiirmc  meist  «1er  Köuigin  Tamara,  über  auch  einem 
Zauberer  Ljutra  zugeschrielxm. 

Das«  liier  Grieeheu,  Römer,  Perser,  Türken  Be- 
festigungen erbaut  haben,  unterliegt  keinem  Zweifel. 

Alle  Thürme  könuen  nach  ihrer  Form  in  2 Gruppen 
get heilt  werden:  runde  und  viereckige.  Runde 
Thürme,  die  nach  Berg£  eine  gewisse  Aeliubehkeit 
mit  den  sardiui»chcn  Xuraghen  (Noraggi)  haben, 
«iml  ül>erwriegend  in  Traiiskankasieu,  in  «len  grossen 
Klu»sthälem.  am  Rion  und  an  der  Kura.  Die  runden 
Thürme  haben  meist  eine  cylindrischo  Gestalt,  selten 
erscheinen  sie  unter  der  Form  eine»  abgestumpften 
Kegels.  Alle  Thürme  sind  au»  rundlichen  Steinen 
erbaut,  die  ältesten  ohne  Mörtel;  die  au»  jüngerer 
Zeit  stammenden  enthalten  zwischen  den  Steinen  ein 
Gemisch  von  Sand,  Holzkohlen  uml  Asche.  Die 
m«n»ten  Thürme  scheinen  nicht  als  Wohnstätten, 
sondern  nur  zur  Verth eiiligung  bestimmt  gewesen  zu 
sein;  nur  in  solchen  aus  neuester  Zeit  sind  Wohnungs- 
riiutne  erkenn! wr,  so  z.  B.  der  Thurm  lici  Dachet, 
den  Buierii  beschrieben  hat. 


Die  viereckigen  Thürme  sind  am  häufigsten 
pyramidal,  sie  finden  sich  fast  ausschliesslich  im  Ge- 
birge selbst;  sie  sind  aus  Schieferplatten  und  grossen 
Steinen  errichtet.  Sie  dienten  nicht  allein  zur  Ver- 
theidigiuig  gegen  «len  Feind,  sondert!  auch  als  Wohn- 
stätten — sic  haben  Dächer.  In  «lern  unteren  Raunt 
war  der  Pferde»  lall,  die  nlieren  dienten  als  Wnhn- 
räume,  eine  steinern«  Trepp«  führte  hinauf.  Die 
ältesten  und  bemerken« wert liest en  Thürme  mit  4 bis 
6 Stockwerken  finden  «ich  in  Osseticn,  in  Swanetirn 
und  im  Lande  der  Kisten. 

Die  Verschiedenheit  im  Bau  «1er  Tliürme  ist  nicht 
allein  durch  ihre  topographische  Inge  zu  erklären. 

Ausser  «len  Thürmcn  gehören  zu  den  ältesten 
Bauwerken  einige  Tempel.  Nach  «1er  Ansicht 
Beiern»  u.  a.  ist  die  grösste  Zahl  der  alten  christlichen 
Tempel  an  der  Stell«*  alter  heidnischer  Götzentempel 
errichtet  worden.  Die  Alten  liebten  ca,  auf  hohen  Orten 
ihre  Opfer  zu  bringen,  und  solche  Stellen  galten  für 
heilig.  Noch  gegenwärtig  findet  man  auf  vielen  Berg- 
hohen Pyramiden,  «iie  aus  Schiefer-platten  oder  aus 
andern  Steinen  aufgethnrmt  sind;  die  Eingeborenen 
sehen  auf  «lie  Z«*r»törung  dieser  Steinhaufen  wie  auf 
eine  Beschimpfung  ihrer  Heilig  Immer.  — Dm  «las 
Volk  an  die  neue  Religion  leichter  zu  gewöhnen» 
baute  man  die  christlichen  Tempel  mit  Vorliebe  an 
di©  Stellen  der  alten  heidnischen  Tempel.  Aus  diesem 
Grunde  haben  sich  wirklich  heidnisch©  Tein pel- Mauern 
erhalten  — aber  einzelne  christliche  Tempel  halte» 
heute  noch  di©  Bedeutung  der  heidnischen  uml  tragen 
deutlich  die  Spuren  der  heidnischen  Vorzeit. 

Jene  Gebäude,  die  mit  «len  Geweihen  von  Hirschen, 
mit  Hörnern  von  Steinböcken  and  Schafbocken,  mit 
alten  Keulen,  Streitkolbon,  mit  Bogen  und  Pfeilen 
und  anderra  alten  Zeug  ungefüllt  sind,  «larf  man  sie 
als  christlich  bezeichnen,  weil  in  ihnen  chri«tli«'.ho 
Embleme,  Kreuze  und  Gesichter  mit  Heiligenscheinen 
sichtbar  sind?  An  solchen  Tempeln  wird  bis  auf  den 
heutigen  Tag  in  Chewnurien,  Swaneticn  und  einem 
TheA  von  Ossetien  geopfert:  Rinder,  Schafe,  Hühner 
werden  dargebracht.  Dea  Schreiben»  und  Lesens 
unkundige,  erbliche  Priester,  die  mit  «len  Grund- 
lehren <!«■*  Christenthum*  vollkommen  unbekannt 
(Dekanossi)  sind,  vollziehen  heidnische  Gebräuche. 
Landeskundige  Beobachter,  wie  Zeretelli,  melden, 
das»  noch  heute  die  Tuschinen  und  Psohawen  in  jenen 
Tempeln  zu  den  Seelen  ihrer  Vorfahren  und  Helden 
K opnle,  Kwirike,  Chati,  Dsehknli  beten  — mau  hat 
sie  umhenannt  in  den  heiligen  Georg  uml  die  heilige 
Jungfrau  — man  I »ringt  ihneu  Opfer  dar  an  uralten 
Opferstätten.  In  Imeretien  und  MingreUen  sind  «lie 
christlichen  Feste  von  heidnischen  Gebräuchen  be* 
gleitet.  — 

Die  Umgrataltang  iler  ho id machen  Tempel  in 
christliche  ist  nicht  nur  an  abgelegenen  Orten,  »ondem 
auch  in  offrn  «laliegemlen  zu  ltcobachfcn,  z.  B.  die 
Ruinen  bei  Miohet  am  Flu-o-  Armasi.  Die  figürlichen 
Darstellungen  wilder  Thierv,  Vögel  und  Szenen  au* 
dem  Leben  der  Menschen,  wie  sic  an  den  Wänden 
der  christlichen  Tempel  zu  sehen  sind,  müiuien  «loch 
wohl  auch  als  Einfluss  des  Heidenthums  betrachtet 

werden. 

Die  Lehren  des  Christcnlhum»  wurden  zuerst 
in  die  Kaukasischen  Länder  durch  die  kultivirtun 
Chaldäer  ( Arainäcr  au»  Syrien)  gebracht ; ihre  Sprache 
hatte  »ich  bereits  lange  vor  der  christlich«-»  Zeit- 
rechnung im  Kaukasus  verbreitet.  Vom  V. — VI.  Jahrh. 
nach  Christi  wurde  da»  Christenthum  in  Kaukaaieti 
durch  «lio  Griechen  verbreitet. 

58* 


Digitized  by  Google 


400 


Referate. 


Allgemach  entstanden  gewaltige  Kirchen,  die 
mit  einem  grossen  Aufwand  von  Kräften  und  Mitteln 
erbaut  wurtlen.  Die  ältesten  christlichen  Kirchen 
stammen  aus  der  Zeit  Justin  tau1»  und  Wuehtang 
Gurgoslan’s  (446—499),  sie  haben  sich  erhalten  in 
Pixunda,  M/chet  und  au  anderen  Orten.  Um  dieselbe 
Zeit  entstanden  Tempel  in  Armenien. 

Kleine  christliche  Tempel  sind  über  das  ganze 
Kaukasische  Land  zerstreut;  sie  sind  au»  behauenen 
Steinplatten,  au»  runden  Kieselsteinen  «Hier  Felsstüeken 
aufgebaut,  sind  längst  ihrer  eigentlichen  Bestimmung 
entrissen  und  dienen  heute  «ehr  oft  als  — Vichställe. 

Auch  im  Bereich  der  Höhlen  finden  sich  Anlagen 
von  christlichen  Tempeln. 

Auch  Spuren  alter  Städte  lassen  »ich  nach- 
weisen.  Die  alten  Städte  sind  entweder  in  der  Um- 
gehung einer  hoch  gelegenen  Befestigung  gegründet 
worden,  wie  Axchuri.  Ssurain,  Gori,  oder  sie 
wurden  von  einer  schützenden  Mauer  umgeben. 
P.  Josscljani  hot  behauptet,  dass  die  Gru&ier  nicht 
den  Aufenthalt,  in  Städten  geliebt  hätten,  — in  den 
Stidtn  hätten  die  Eingewanderten  gewohnt:  Armenier, 
Griechen,  Juden.  Harkavy  hat  festgestellt,  auf  Grund 
einer  semitischen  Inschrift  in  Mzchet,  dass  daselbst 
beroits  im  V.  Jahrh.  nach  Chr.  Juden  gelebt  hätten. 
Die  Juden  waren  ganz  besonders  zahlreich  in  Armenien. 
Jeriaow  erzählt,  gestützt  auf  die  Nachrichten  arme- 
nischer Chronisteu,  dass  im  Beginn  der  christlichen 
Zeitrechnung  all©  Handelsstädte  Armeniens  von  Juden 
bewohnt  gewesen  »eien,  dam  liei  Gelegenheit  des 
ersten  Einfall«  der  Perser  im  V.  Jahrh.  au»  Eruau- 
daschat  80,000,  aus  Sara  sc  hat  14,000.  au»  Wan 
10,000  und  au»  Ssirechawan  H000  Juden  nach 
Persien  abgeführt  seien. 

Der  Verfasser  gioht  nähere  Auskunft  über  die 
ziemlich  gut  erhalte  neu  Ruinen  der  alten  Städte 
Dbanis  und  Dshauit,  die  am  Meschaweri,  einem 
Nebenfluss  des  Chrom,  90  Werst  von  Tiflis  gelegen 
ist  und  aus  dem  X.  Jahrh.  stammen.  (S.  70- — 74.) 

Was  für  ein  Volk  die  steinernen  Städte  der 
Broucezeit  bewohnt  hat,  ist  nicht  zu  ermitteln.  — 
Der  Verfasser  neigt  der  Ansicht  zu.  dass  e»  europäische 
Volksatämtue  waren,  die  TOB  Westen  nach  Osten  ge- 
zogen, in  da»  westliche  oder  mittlere  Gebiet,  des 
Kaukasus  eingedrungen  seien.  Er  erinnert  an  die 
anthropologische  Thatsache.  dass  unter  den  westlichen 
Bergvölkern,  besonders  unter  den  Osseten,  viele  Indi- 
viduen mit  hellen  und  Mauen  Augen  zn  finden  seien; 
er  erinnert  an  gewisse  Eigentümlichkeiten  der  Osseten 
und  Swaneten,  durch  die  «liese  Völker  sieh  von  den 
widern  Bergvölkern  unterscheiden  und  den  europäischen 
Stämmen  nähern : die  Osseten  und  Swaneten  sind  im 
Besitz  von  Tischen,  Stühlen  und  Biinkcn.  die  unter 
den  Bewohnern  Asien»  uubekanut  sind.  Er  erinnert 
an  gewisse  Ärmlichkeiten  osaetischcr  Wort«  mit 
deutschen  und  alavuchen,  *-  B.  der  Ael teste  osa. 
Kister,  der  Berg  choch,  die  Kuh  kug,  der  Feind 
(rusa.  wrag)  o»*.  warg,  die  Rache  (russ.  most)  o»s. 
moest»  der  Winter  (russ.  sima)  oaa.  *imos,  neu  (russ. 
nowy)  oss.  noog,  der  andere  oas.  ander,  gut  (russ. 
chorosch)  oss.  cuors  u.  s.  w. 

IX.  Die  Bedeutung  der  Höhlen  wohn  ungen 
während  der  Oulturzeit.  (S.  74 — 82.) 

Nachdem  unter  Kartlos  und  seinen  Nachfolgern 
die  semitischen  Bewohner  der  Höhlen  an  der  Kura 
vernichtet  waren,  zum  Theil  auch  in  da«  siegreich 
eingedrungene  Volk  der  Fremden  aufgegangen  waren, 
was  wurde  aus  den  Höhlen?  Sie  dienten  Jahre  lang 
als  Zufluchtsort«  gegen  die  Angriff©  von  Feinden. 


sie  wurden  von  Einsiedlern  bewohnt,  die  abgeschieden 
von  der  Welt  leben  wollten;  Gruppen  von  Mönchen 
lieasen  sich  dort  nieder,  wie  z.  H.  in  dem  heutigen 
Kloster  von  Schioingwin,  da«  durch  einen  Heiligen 
Schi  o und  3000  Mönche  au*  Syrien  besiedelt  worden 
ist  — sie  brachten  das  Ohristenthum  nach  Grusien. 

X.  Die  heutigen  halb  unterirdischen  und 
unterirdischen  Wohnungen.  (8.  H2 — 95.) 

Der  Mensch  im  Kaukasus,  als  ihm  die  Wohnungen 
in  den  Höhlen  nicht  mehr  passten,  macht©  sich  Be- 
hausungen je  nach  dem  Material,  das  ihm  zu  Gebote 
stand  — er  grab  sich  in  den  weichen  Boden  ein,  er 
haute  sich  Häuser  aus  Holz  und  aus  Stein.  Man  kann 
danach  auch  heute  noch  alle  Gebäude,  die  zu  Wohnungen 
benutzt  werden,  eintheilen  in:  1.  halb  unterirdische, 
2.  unterirdische,  3.  hölzerne,  4.  aus  Lehm  und  5.  aus 
Stein  erbaute. 

a)  Halbuntcrirdischc  Wohnungen.  Der  für 
alle  kleine  Häuser  oder  für  einfache  Hütten  im 
Kaukasus  gebrauchte  Ausdruck  ist  Saklja.  Der  Ver- 
fasser wendet  durchweg  dieses  Wort  an  und  wir  folgen 
ihm.  Das  deutsche  Wort  Hütte  würde  keineswegs 
der  Saklja  entsprechen,  denn  wir  verstehen  unter  der 
Hütte  ein  leicht  errichtetes,  schwaches  Bauwerk, 
während  dem  Begriff  Saklja  ein  aus  festem  Stein  er- 
richtetes Gebäude,  es  mag  noch  so  klein  sein,  entspricht. 
Wer  im  Kaukasus  die  Saklja  gesehen,  wird  mir  boi- 
stimmen,  dass  der  Ausdruck  Hütte  nicht  recht  darauf 
passt.  Allein  auch  der  Ausdruck  Haus  will  mir  nicht 
treffend  erscheinen , daher  ist  es  am  besten , das 
charakteristisch«*  Bauwerk  mit  dem  Namen  der  Ein- 
geborenen, Saklja,  zu  bezeichnen. 

H n 1 hu  n t c r i r d i s che  Wohnungen  (Saklja) 
werden  hauptsächlich  dort  gefuudeu.  wo  der  Volks- 
stamm der  Jvurtwelen  lebt,  im  mittleren  Flusstbul 
der  Kura  und  ihrer  oberen  Zuflüsse. 

Am  Alihang  eine»  Berges,  au  einem  durchaus 
zugänglichen  Orte  wurde  eine  Höhle  in  den  Berg  hin- 
ein gemacht.  Vor  dem  Eingang  der  Höhle  wurde 
der  Platz,  wenn  er  nicht  bereits  eben  war,  geebnet, 
ein  Zaun  erriohtet  und  seitliche  Gebäude  zu  Wirth- 
sebaftszweckeu  aufgeführt.  In  ebenen  (fegenden  wurde 
eine  Grube  gemacht,  die  Grube  wurde  mit  Balken 
und  Strauchwerk  bedeckt,  Erde  darauf  geschüttet, 
und  die  Wohnung  war  fertig.  Der  Verfasser  nennt 
die  in  den  Bergwämieu  angelegt  en  Höhlen  horizontale: 
die  ira  Niveau  der  Ebenen  angelegten  vertikale 
(»ruhen.  Obgleich  sich  gegen  diese  beiden  Ausdrücke 
sehr  viel  einwenden  lässt,  so  sind  sic  doch  geeignet, 
den  Unterschied  zwischen  den  beiden  Arten  der  halb 
unterirdischen  Wohnungen  ziemlich  klar  zu  machen. 
Der  Haupt-Unterschied  aber  von  solchen  Widmungen 
und  den  eigentlichen  Höhlenwohnungeii  war  »las  An- 
bringen einer  Oeffnung  im  Dach  zum  Fortlaaacn  des» 
Rauches  und  — das  Anbringen  einer  Thür. 

Dieser  Grundtypus  einer  Grusischen  Saklja 
hat  «ich  ira  Laufe  der  Zeit  vielfach  gebessert.  Die 
Wando  werden  mit  Stein  Imkleidet,  die  Decke  de« 
Raume»  höher  angelegt,  besondere  Einrichtungen  zum 
Ablassen  des  Rauches  angebracht  und  Kamine  für  die 
Feuerung  errichtet. 

Die  heutig©  Grusinische  Saklja  bietet  dem  Be- 
wohner eine  bequeme  Rdiausung  dar  — er  hot  alle*, 
was  er  braucht,  nur  die  Beleuchtung  fehlt.  Der  Ver- 
fasser hat  oft  genug  im  Sommer  solche  Saklja  besucht; 
sie  sind  durch  offene  Thiiren  und  Kamine  gut  ge- 
lüftet; trotz  «les  aus  Erde  bestehenden  Daches  und 
der  ebenso  durch  die  Erde  gebildeten  Wände  sind  die 


Digilized  by  Google 


Referate. 


461 


Wohn  räume  trocken.  Im  Innern  herrscht  Reinlichkeit 
und  Ordnung. 

Der  Verfasser  hat  in  clor  Nähe  von  Machet  11 
Stftkljn  eingehend  untersucht  und  ausgemmsen.  Wir 
können  die  genaue  Schilderung  nicht  wiedergeheu, 
uml  cs  sei  nur  hervurgehobeu.  dass  die  neuen  Saklja 
der  wohlhabenden  Bewohner  allerlei  Verbesserungen 
der  Cultur  zeigen.  Der  Boden  des  Hauses  ist  aus 
festem  Lehm . in  den  Nischen  der  Wunde  liefiudet 
sich  allerlei  Geschirr  von  Thon  und  Metall.  An  den 
Wänden  ziehen  sich  bank  artige  Erhöhungen  hin  — sie 
heissen  Tachta;  sic  sind  Ö.30  0,50  Meter  hoch  und 
1H5  cm  breit.  (Wegen  dieser  Breite  kann  man  sie 
nicht  als  Bänke  bezeichnen ; ich  nage  deshalb  bank* 
artig.)  Die  Tachta  sind  mit  allerlei  Teppichen 
bfileckt.  Zum  Schmuck  der  Wände  finden  sich 
in  Mzehet  keine  Waffen,  aber  in  Folge  der  fort- 
schreitenden Cultur:  Papier- Bilder,  ein©  Petroleum- 
lampe.  Spiegel  u.  dgl. 

Als  ltemerktms werth  ist  zti  betonen:  jede  Saklja 
hat  Schwalbennester.  Die  Schwalben  fliegen  un- 
gehindert durch  die  offene  Thür,  oder  durch  die 
Liehtötfnung  im  Dach  au»  und  ein  und  bauen  ihr 
Nest  unmittelbar  unter  «lern  Dach. 

Die  Grösae  der  einzelnen  Saklja  geht  aus  folgenden 
Zahlen  hervor:  Mittlere  Länge  7,1  m,  Breite  4,H  m, 
llölie  bis  zu  den  Dachbalken  2,1  m , bis  zur  Licht- 
öffnung 3, fl  m.  Die  Innenfläche  beträgt  34  Quadrat- 
meter. der  Rauminhalt  mit  Hinzuziehung  des  Raumes 
unter  dem  kuppetförmigen  Dach  122  Cubikmetcr.  Die 
Lichtöffnung  hat  eine  Grösae  von  0,1— 0,5  Quadrat- 
meter. Die  Besprechung  der  zur  Wirtschaft  benutzten 
Baulichkeiten  hat  für  uns  kein  Interesse. 

Der  Verfasser  berichtet  ferner  über  seine  Unter- 
suchungen von  Saklja'»  im  Dorf  Gldanj  bei  U h u 1 a s c h - 
wili  und  im  Dorf  Digomi.  In  letzterem  Dorfe 
macht  «ich  die  Nähe  der  grossen  Stadt  sehr  bemerklich. 

UeberaU  sind  die  Vorrichtungen  zum  Brod- 

backen  nicht  im  Hause,  sondern  ausserhalb.  Es  giebt 
bestimmte  „Backhäuser“,  Purnu  genannt.  Eine  Erd- 
grube, deren  Wände  au*  Lehm  sind,  um  die  flachen 
Fladen  zu  hackeu,  die  man  Tschurck  und  Lawasch 
nennt. 

Der  Ucbergang  der  beschriebenen  hallmnter- 
irdischcn  Belmu suugen  in  gewöhnliche  „oberirdische“ 
Häuser  hat  sich  an  vielen  Orten  sehr  schnell  und 
bequem  vollzogen. 

b)  Un  t er  i rdische  Wohn  un  gen.  Von  den 
dien  beschriebenen  halb  im  Erdboden  steckenden 
Wohnungen  der  grusinischen  Bauern  unterscheiden 
sieh  gewisse  Saklja,  die  tief  in  der  Erde  stecken 
und  die  der  Verfasser  deshalb  als  „unterirdisch“ 
liescicbnet.  Derartige  Hütten  fSaklja)  werden  er- 
richtet vorzüglich  in  dem  unwirklichen  Plateau  des 
kleinen  K unk usus  und  des  benachbarten  Gebiets,  Nach 
den  Mittbeilungen  des  Dr.  Gedewanow  liegen  die 
Ansiedelungen  der  Armenier  und  Tataren  im  Kreis 
Sangesur  in  einer  Gegend,  die  sehr  reich  an  Höhlen 
ist,  in  diesen  Höhlen  ausschliesslich  wohnen  die  Leute. 
Man  muss  diese  Höhlen  doch  wohl  zu  den  unter- 
irdischen Behausungen  rechnen. 

Man  muss  dabei  2 verschiedene  Arten  unter- 
scheiden: die  eine  Art.  die  auch  an  dcu  Abhängen 
eine*  Gebirg*  platcau»  errichtet  wird,  ist  der  grusinischen 
Saklja  ähnlich,  dabei  wird  das  Vieh  gewöhnlich  in 
Räumen,  die  von  der  Wohnung  getrennt  sind,  unter- 
gebracht. Die  andere  Art  wird  auf  dem  Plateau 
selbst  errichtet,  und  der  Aufenthalt  für  das  Vieh  ist 
nicht  von  den  Wohnungen  der  Menschen  getrennt.  — 


Al»  erste  Anlage  dieser  Wohnungen  wird  eine 
Grube  gemacht  — der  Unterschied  zwischen  der 
letztgenannten  Saklja  und  der  grusinischen  Saklja 
bestellt  im  Wesentlichen  darin,  dass  die  unterirdische 
Saklja  vollständig  in  der  Erde  steckt,  daher  keine 
Gallcric  haben  kann. 

Ea  «ind  nichts  als  uh  erdachte  Gruben  in  der 
Erde.  Im  Dach  der  Saklja  ist  ein  Loch  zum  Austritt 
des  Rauche*  und  zum  Eintritt  des  Lichts. 

Diese  Saklja  sind  auch  inneu  sehr  einfach  einge- 
richtet; cs  fehlen  Betten  und  die  bnnkartigeu  TrcIi ton, 
die  Bewohner  schlafen  einfach  auf  dem  Fussboden. 
Das  Feuer  wird  in  der  Mitte  de»  Raumes  augemacht, 
mitunter  in  einer  besonderen  Vertiefung  „Tonir“. 
Winter»  wird  ein  hölzerner  Kasten,  wie  ein  Taburct, 
der  Kjurssi  heisst,  auf  den  „Tonir“  gesetzt  und 
mit  allerlei  Decken  cingekülU.  Die  ganze  Familie 
streckt  die  Füsse  gegen  die  Kjurssi  aus  und  — schläft. 

Vollkommen  unterirdische  Wohnungen  haben  die 
Menschen  in  den  unwirthlioh  gelegenen  Gegenden 
dos  armenischen  Hochplateaus;  solche  Wohnungen  sind 
bereit*  in  der  Anahad»  Xenophons  beschrieben  worden. 
Der  Verfasser  hat  solche  Wohnungen  im  Kreis 
Achalkalaki  kennen  gelernt.  Eigentlich  sind  es  nur 
gross«  Ställe,  in  denen  das  Vieh  während  der  5 bis 
fl  kalten  Monate  gehalten  werden  rau»*,  während  die 
Widmung  für  die  Menschen  nur  ein  kleiner  Raum 
30 — 40  Cubikmetcr  an  den  beiden  Enden  des  grossen 
Stalles  darstdlt;  an  einem  Ende  des  Stalles  befindet 
sich  der  Raum  für  die  Mänuer,  am  andern  Ende  der 
Kaum  für  die  Weiber.  — 

XI.  Wohnungen  aus  Holz,  Lehm  uud  Stein. 
(S.  M-llfl.) 

Einfache  Behausungen  au»  Holz,  Baumzweigen, 
Stroh  u.  s.  w.  errichtet,  sind  seit  der  ältesten  Zeit  im 
Kaukasus  bekannt.  Der  Typus  dm  Hausbaues  hat 
sich  an  vielen  Orten  bis  auf  den  heutigen  Tag  nicht 
geändert.  In  der  einfachsten  Form  ist  es  eine  Art 
Hütte  ohne  eigentliche  Balkendecke  und  ohne  Fenster, 
mit  einem  unbedeckten,  die  nackt«  Erd«*  aufweisenden 
Fussboden,  zwei  Thüren  und  einem  Heerd  in  der 
Mitte,  ln  Miugrelieu  heisst  die  aus  Holz  erbaute 
Saklja  Parchi,  die  aus  Baumzweigen  erbaut«*  und 
mit  Kamm  bedeckte  Issli. 

Hausgeräth  uml  Möbel  sind  sehr  einfach:  ein 
Tisch,  eine  Tachta,  oft  aus  Zweigen  geflochten  und 
mit  Filzteppichen  bedeckt,  an  den  Wänden  Kleider 
und  Töpfe.  Die  Wände  sind  nicht  verschmiert,  nicht 
verkalkt,  gegen  die  Kälte  schlecht  verwahrt. 

Im  Allgemeinen  bietet  die  Schilderung  dieser 
einfachen,  au»  Zweigen  und  Gesträuch  errichteten 
Wohnungen  und  der  allmähliche  Ucbergang  zu  festen, 
aus  Balken  erbaut«*»  Häusern  kein  grosse«  Interesse. 

Dagegen  sind  lietnerkenswerth  die  Häuser  aus 
Lchtn.  Lehm  wird  mit  Strub  uud  Mist  zusamrocu- 
gemischt.  um  die  sogenannten  „Str ohiiegel*  zu 
bilden ; hiervon  werden  Häuser  »ufgchuut.  Auch 
diese  Bauart  lässt  sich  bis  ins  Altcrtlium  hin  verfolgen. 
(NB.  Es  geht  au«  der  Beschreibung  nicht  hervor,  ob 
die  in  Rede  stehenden  Häuser  wirklich  aus  „Stroh- 
zicgeln“.  <1.  h.  au»  geformten  Lchmstiickeii  aufgebaut 
oder  ob  die  einzelnen  Wände  ohne  weiteres  aus  dem 
Lchmgcmiscb  hergestclit  sind.  Ref.)  Ungebrannte 
Lehmziege]  sind  sehr  verbreitet,  z.  B.  die  Wälle  der 
noch  bestehendem  Festung  von  Eriwan  sind  aus 
solchen  Lehmziegeln  erbaut» 

Die  Hütten  aus  Lehm  licstehcu  in  ihrer  ein- 
fachsten Form  au»  4 Wauden,  einem  Dach  aus  Erde 
und  Stroh  uud  einer  hölzernen  Thür.  Der  Fussboden 


Digitized  by  Google 


482 


Referate. 


i»t  angedielt  — die  nackte  Erde.  USbd,  Fenster. 
Oefeu  giebt  es  nickt.  Feuer  wird  in  der  Mitte  des 
Wobnrmumes  angctnacht , der  Hauch  zieht  durch  die 
Thür  und  die  Kitzen  der  Wände  hinaus.  Solche 
Häuser  werden  dort.  aufgcliaiit , wo  kein  Holz  und 
keine  Steine  vorhanden  sind.  Im  Kreis  Scharuro- 
Daralages  werden  die  Saklja  nur  aus  Mist 
aufgebaut. 

Selbstverständlich  können  solche  aus  Lehm  erlernte 
Häuser  auch  mehr  als  einen  einzigen  Kaum  umfassen 
und  mehr  oder  weniger  behaglich  eingerichtet  werden, 
wie  z.  B.  ira  Kreis  Auch*.  Doch  ist  oft  der  Aufent- 
halt für  Menschen  und  Vieh  derselbe  — nicht  ge- 
trennt. 

Hituser  aus  Stein  werden  im  ganzen  öst- 
lichen wie  centralen  Gebiet  de»  Kaukasischen  Haupt- 
gebirges und  an  den  Abhängen  desselben  erbaut.  Es 
sind  diese  Häuser  al>er.  entsprechend  der  Gegend 
und  dem  Cuiturzustande  der  Bewohner  sehr  ver- 
schiedenartig. In  der  einfachsten  Form  sind  es 
Räume,  die  durch  Aneinanderfügen  von  Schiefer- 
platten  oder  andern  Steinen  hergestellt  sind,  und  die 
man  bedeckt,  indem  man  auf  eine  hülzerue  Unterlage 
Knie  aufschüttet.  In  den  weiter  ausgebildeten  Formen 
sind  es  mehrere  Stockwerke  ent  halt  endo,  gmssartige, 
mit  vieler  Kunst  auf  geführte  Thnrme.  Dazwischen 
liegen  allerlei  Ucbergnngsformcn.  — 

Die  steinernen  Wohnungen,  die  Saklja,  liegen 
entweder  in  Menge  beisammen  oder  einzeln. 

Der  Aul  — so  wird  eine  Ansammlung  von 
kleinen  8teinl*ehausungen  genannt  (im  Dagestan)  — 
liegt  gewöhnlich  am  phitheatralisch  auf  der  Höhe  oder 
am  Abhänge  eine»  Berges.  Bisweilen  find  die  Aule 
au  steilen  Felsen,  in  den  Schluchten  und  Spalten  wie 
angeklebt.  Oft  führt  nur  ein  einziger  Pfad  durch 
enge  Steint  höre  und  dunkh’  Gänge  zum  Aul.  Die 
Häuschen  sind  einfach  aus  Schieferplatten  r.usammen- 
gefügt , e*  wird  selten  Mörtel  dabei  verwandt.  Das 
flache  Dach  des  einen  niedriger  stehenden  Hauses 
dient  dem  darüber  liegenden  als  Hof  — so  dass  in 
der  Entfernung  ein  solcher  Aul  (Dorf)  wie  eine 
steinerne  Treppe  Aussicht.  In  einigen  Orten  giebt  es 
Thurau*.  Eigentliche  Strassen  zwischen  den  Häusern 
de»  Aul  giebt  es  nicht,  höchsten»  2 Meter  breite  oft 
krumme  Durchgänge.  Jede  Steinhütte  oder  Saklja 
bestellt  gewöhnlich  aus  2 Stockwerken,  einem  unteren, 
das  zum  Stalle  dient,  und  einem  oberen,  da»  mit 
1—2  Stuben  als  Wohnung  der  Menschen  benutzt 
wird.  Möbel  — ausser  einem  niedrigen  Esstisch  — 
giebt  cs  nicht,  man  schläft  einfach  auf  dem  Fuasboden. 
An  der  Wand  hangen  Kleider  und  — Nahrungsmittel 
(Fleisch)  und  Waffen.  Kleine  Oeffnungeu,  die  Nacht» 
durch  Holzbretter  verschlossen  werden,  stellen  die 
Fenster  dar  — in  der  Mitte  des  Raumes  ein  Heerd 
für  da«  Feuer.  Vielfach  wird  der  Raum  gar  nicht 
gewärmt  (geheizt),  sondern  das  Feuer  nur  zur  Speisen- 
bercitung  benutzt ; uud  wa»  wird  als  Feuerung»* 
material  benutzt?  Getrockneter  Mist  — auf  russisch 
K i » j ä k genannt. 

Je  nach  «len  verschiedenen  Gegenden  und  nach 
den  verschiedenen  Volksstämmen  weisen  auch  die 
Stein-Saklja  einige  Differenzen  auf ; insbesondere  ist 
die  innere  Einrichtung  je  nach  Wohlstand  und  Cultnr 
der  Bewohner  verschieden.  Die  Osseten  siud  mehr 
als  die  andern  geneigt,  europäische  Cultur  und  Sitte 
auzuuchinen;  die  Swauctcn  haben  viel  Eigenartig«*», 
wodurch  sie  sieh  auszeichnen : Thiirmc  mit  ß 8 Stock- 
werken, Mauern  um  ihre  Wohnhäuser,  so  das»  diese 
kleinen  Festungen  gleichen;  mit  einer  Wasserleitung, 


mit  Mühlen  und  Viehställen  bei  einander.  Die  einzelnen 
Häuser  sind  freilich  nicht  so  kunstvoll  erbaut  wie  die 
Th  firme,  meistens  bestehen  sie  auch  nur  aus  2 Stock- 
werken. Im  Winter  wohnen  die  Besitzer  mit  ihrem 
Vieh  gemeinschaftlich  im  unteren  Raum:  2 kleine, 
30  cm  lange,  10  cm  breite  Fenster  eben,  beim  Eingang 
in  die  Wohnung  2 Stühle  für  die  Aelteatcn,  au  den 
Wänden  schmale  Divan’»,  Bänke,  ein  runder  oder 
viereckiger,  drei  launiger  Esstisch.  Zum  Schlafen  ein 
breiter  Divan  (Tachta),  alle  Bewohner  schlafen 
nackt.  — Für  das  Vieh  ist  in  der  einen  Hälft«,*  de* 
Wohnraums  der  Stall  mit  oft  bunt  angemalten  Krippen 
hergerichtet. 

Au*»er  den  bisher  beschriebenen  Formen  der 
Wohnungen  sind  di*  primitiven  Einrichtungen  «ler 
nomadiriremlen  und  halbnoinadisch  leitenden  Völker 
des  Kaukasus  zu  erwähnen. 

Im  nördlichen  Kaukasus  leben  dioKalm  ticken, 
im  südlichen  einige  inuhammedanisohe  Volksstämme 
wie  die  Airumzcn,  Tarakanijä,  die  al»  Nomaden  im 
Vollen  Sinne  de»  Worts  in  tragbaren  Kihitken  (Zelten) 
wohnen.  In  den  Kreisen  Lenkorau  und  Dschebrail 
lebt  die  halbuoinadische  Bevölkerung  in  Hütten,  die 
von  Schilf  errichtet  und  von  ausKcn  leicht  mit  Lehm 
verschmiert  sind  — auch  die  Thfiren  sind  von  Schilf. 
Die  Kurden  leben  in  Filzzelten  (Kibitka).  Ein  grosser 
Tlieil  der  armenischen  Bevölkerung  zieht  im  Sommer 
mit  den  Herden  in’»  Gebirge  auf  die  Weide  und  lebt 
hier  in  Zelten  und  Hütten. 

Die  Nomaden,  die  iin  Winter  in  den  Malaria- 
Gegenden  am  Aralsee  und  am  Kaspischen  Meer  leben« 
betrachten  ihre  Wohnungen  in  der  Ebene  nur  aJ*  eine 
traurige  Nothwendigkeit,  um  darin  «len  Winter  durch- 
zubringen und  ihre  Heerdcn  zu  ernähren;  darum  be- 
gnügen sie  sich  mit  so  elenden  Wohnungen,  die  nach 
il«“ii  Worten  der  Beobachter  eher  an  die  Lager  wilder 
Thiere  als  an  menschliche  Wohnungen  erinnern.  In 
I bilden,  in  Felsspalten,  iu  Räumen,  di©  irgendwie  aus 
Stein  o«ler  au»  Lehm  hergerichtet  sind,  umgeben  von 
Sümpfen  und  Reisfeldern,  führt  die  Bevölkerung  «las 
allerclemloüte  Leben.  Die  Leute  weiden  in  Folge 
diceea  Winterfellen*  elend  und  erholen  »ich  erst  im 
Sommer  wieder  durch  den  Aufenthalt  im  Gebirge 
und  die  bessere  Nahrung. 

XII.  Der  Einfluss  «1er  Wohnungen  auf  die 
Erhaltung  des  Typus  und  den  Gesundheits- 
zustand. — Schluss.  (S.  111  — 137.) 

Allgemeine  Erörterung«m  über  die  Lebensweise 
der  Völker  des  Kaukusts«,  über  «len  Einfluss  auf  die 
Körperlichkeit,  alte  Lebensformen  haben  sich  bis 
heute  erhalten,  al«cr  au«*h  der  alte  körperliche  Typus. 

Der  Typus  «ler  langköpflgen.  dunkelhaarigen, 
hellbraunUugig«*u  Menschen  mit  grailer,  doch  schmaler 
Nase,  die  zum  Munde  gemdgt  ist.  mit  vorspringendera 
Kinn,  ist  der  Typus  de»  vorgeschichtlichen  Kan k arischen 
Menschen.  Sein  Typus  erinnert  im  Vergleich  mit 
Thieren  an  einen  Habicht  oder  einen  Ziegenlwwk.  — 
Das»  dieser  Typus  sich  noch  heute  im  Kaukasus  findet, 
ist  die  F««lge  «I**r  abgeschiedenen,  schwer  zu  erreichenden 
Lokalitäten,  in  denen  viele  VolksMtämmc  noch  heute 
lelien.  — 

Allgemeine  Betrachtungen  über  Gesundheit  und 
Krankheit  im  Kaukasus. 


Wir  sind  aus  naheliegenden  Gründen  nicht  in 
«ler  Lago»  diesem  uusenn  Bericht  Abbildungen  I »ei zu- 
fügen. Df*r  Bericht  wurde  freilich  «ladurch  lebhafter, 
belehrender  und  nützlieber  werden.  Vielleicht  aber 
nimmt  der  eine  oder  der  andere  Leser  doch  da«  be- 


Digitized  by  Google 


Referate. 


4ß3 


treffend**  Blich  Pintjuchov'l  iu  die  Hand,  uni  sieh 
die  Abbildungen  aiunweheu,  wenn  er  auch,  de* 
Russischen  unkundig,  den  belehrenden  luhalt  nicht 
auf  sieh  ein  wirken  lassen  kann. 

Mit  Kueksicht  hierauf  seien  einige  Worte  über  die 
10  der  Abhandlung  beigefügten  Tafeln  gesagt: 

Tafel  I giebt  in  3 Figuren  Abbildungen  der 
HÖhlenwohiiuiigcn  bei  Tiflis,  Machet  und  bei  dem 
Kloster  Schiomgwin. 

Tafel  II  giebt  24  Bilder  von  verschieden  ge- 
formten Eingängen  in  die  Höhlenwohnungen. 

Tafel  III.  Pläne  der  verschiedenen  Höhlen. 

Tafel  IV.  Ansicht  des  llöhlenklosters  de»  Heil. 
David  von  Goredshi. 

Tafel  V.  Der  grosse  Saal  der  Höhlen  in  Up  be- 
ziehe. 

Tafel  VI,  Saal  in  Upliss-ziehe,  und  die  steinerne 
Waml  eines  Tuni|K;ls, 

Tafel  VII.  1.  Thierfiguren  (Hirsche)  über 
den  Eingangsthüren  eine»  Tempel«  im  Dorf  Atony. 
2.  Tempel- Ruinen  am  Flusse  Armaai. 

Tafel  Vm.  Alte  steinerne  Gebäude,  Thören 
u.  s.  w. 

Tafel  IX.  lfi  Typen  von  heutigen  Wohnungen 
(Häuser- Sakljt). 

Tafel  X.  PlUne  von  Wohnungen. 

Tafel  XL  Häuser  und  Wohnuugsplänc  der  Be- 
völkerung de»  Gouv.  JelissawetiMd. 

Tafel  XII.  Ornamente  von  hölzernen  Säulen  und 
Deckenbalken  im  Innern  einer  grusinischen  Saklju. 

Tafel  XIII.  Das  Innere  der  Saklja  eine«  wohl- 
habenden Grusiniers. 

Tafel  XIV.  Ansicht  eines  Theils  de»  Klosters 
von  Schiomgwin  und  der  Höhlen  daselbst. 

Tafel  XV.  Abbildungen  von  Alterthümeni,  die 
in  Samtawro  gefunden  sind. 

Tafel  XVL  Abbildungen  der  im  Text  erwähn  Um 
menschlichen  und  Thier-Figuren.  — 

11.  Pantjuchow,  Dr.  J.  J. : 1’  o b e r d e u Ein- 

fluss des  transkaukasischen  Ge- 
biets auf  die  physischo  Entwicke- 
lung der  hier  a n g e a i e d e I te  n 
Russen.  24  S.  (S  o n d o r a b d r u c k hui 
der  „Russischen  Medizin“.  1891. 
No.  35 — 37.) 

Der  Inhalt  dieses  Aufsatzes  ist  zum  grössten 
Theil  dom  nachfolgenden  über  den  Einfluss  der 
Malaria  auf  die  ('«Ionisation  einverleibt;  deshalb  kann 
vou  einem  beaundern  Referat  hier  abgesehen  werden. 

12.  Pantjuchow*  Dr.,  J.  J. : Kaukasische 

Milzen.  17  S.  Sonderabzurausder 
Zeitschrift  „Russische  Medizin“. 
1804.  No.  19—14.) 

Diese  Abhandlung  ist  von  grossem  Interesse,  weil 
*ler  Verfasser  darin,  von  der  Malaria-Milz  ausgehend, 
die  Gcwiclitsvcrhältmstte  der  Milz  (und  einiger  andern 
Organe)  bei  verschiedenen  Kaukasischen  Völker- 
schaften mittheilt.  Es  ist  mir  nicht  liekannt,  dass 
nach  dieser  Richtung  hin  viel  Beobachtungen  v*w- 
liegen.  l)ie  anatomischen  Hand- Lehrbücher  berück- 
sichtigen leider  die  Ge  wicht*  Verhältnisse  der  Organe 
zu  wenig;  ein  Vergleich  zwischen  den  Angaben  »1er 
deutschen,  französischen,  englischen  um!  italienischen 
Autoren  würde  vielleicht  unterschiede  darthun;  ich 
w'eiss  nicht,  ob  das  geschehen  ist  Wenn  ich  »las 
vortreffliche  Buch  Vicrordt’s  („ Anatomische,  physi- 
ologische und  physikalische  Daten  und  Tabellen“. 


2.  Auflage.  Jena-Fischer  1893)  uufnehlage,  um  mich 
iilier  da*  Gewicht  *ler  Milz  zu  belehren,  s«  finde  ich 
(1.  c.  S.  20 — 25),  dass  der  fleissige  Autor  eigentlich 
nur  Autoi'eu  anführt  die  an  deutschen  Leichen 
ihre  Untersuchungen  gemacht  haben.  Neben  VieronlU 
Untersuchungen  sind  zu  nennen  tl.  c.  p.  20):  Huschke, 
Gluge,  Krause,  Dursy,  Bischof! , Birch-Hirachfald, 
Thoma,  Gockc  haben  an  Deutschen  ihre  Wägungen 
gemacht,  und  Di  ob  erg  und  Biosfeld  (beide  iu 
Kasan)  an  Russen.  Wenn  andere  Ergebnisse  dem 
Autor  zu  Gebote  gestanden  hätten,  so  batte  er  sie 
gewiss  benutzt;  — eine  Durchsicht  aller  nicht 
deutschen  Hand-  und  Lehrbücher  der  Anatomie 
hat  dein  Autor  vielleicht  fern  gelegen,  weil  im  All- 
gemeinen in  allen  diesen  Büchern  nicht«  darüber  zu- 
finden  ist 

Nach  dieser  Abschweifung,  die  ich  gemacht  hala», 
um  darzuthun,  dass  pnler  Beitrag  auf  diesem  Gebiet 
von  Wichtigkeit  ist,  kehre  ich  zu  PantjuehuwV  Ab- 
handlung zurück. 

Der  Verfasser  ist  vom  Studium  der  Malaria 
ausgegangen;  was  er  darüber  sagt.,  können  wir  hier 
übergehen. 

Als  Material  für  die  Wägungen  der  Milz 
dienten  dem  Verfasser  die  Protokolle  der  Soctionco 
im  Michailow- Krankenhaus©  in  Tiflis  aus  den 
Jahren  1887,  1888.  1889  und  1890.  Das  Krankenhaus 
nimmt  alljährlich  etwa  8800— 2800  Kranke  auf.  Selbst- 
verständlich konnten  nicht  alle  Protokolle  verwendet 
werden;  die  Protokolle  der  Sektionen  vou  Kindern 
uml  ganz  jugendlichen  Personen,  die  Protokolle  von 
Leichen,  deren  Nationalität  nicht  bestimmt  war,  oder 
von  laichen,  an  denen  keine  Wägungen  gemacht 
waren,  mussten  fortgelasseu  werden.  Es  blieben  zur 
Benutzung  402  — nämlich:  Russen  111,  Grusier  108, 
Armenier  73,  aus  Kutais  (Imeretiner  und  Mingr*  lier)37, 
Kaukasus-Tatar*'»  30,  Deutsche  und  Franzosen  11  um)  2, 
übrige  Nationalitäten  30. 

Die  Hauptergebnisse  sind  nun  in  folgender  Tabelle 
zusammengestellt : 


Gewicht  in 
Grammen 

2 

- 

X 

s 

ü 

a 

fe 

2 

1 

< 

fl 

£7. 

i 

e 

1 

w 

a 

fj 

bs 

11 

1 

= 

X 

•/, 

Von 

00 — 100 

18 

ö 

3 

— 

i 

— 

— 

88 

6,5 

101 — 200 

35 

28 

18 

8 

5 

3 

8 

103 

25.8 

801— 800 

28 

28 

91 

4 

5 

« 

3 

71 

22.9 

901  — 400 

ii 

14 

15 

11 

3 

2 

3 

08 

16,5 

401—500 

18 

10 

4 

4 

«J 

— 

3 

39 

9.7 

501 — 000 

4 

7 

3 

3 

3 

— 

3 

83 

6,7 

001—700 

3 

« 

1 

2 

8 

— 

4 

18 

4,5 

701—800 

1 

3 

i 

I 

9 

— 

1 

9 

8,8 

801—900 

2 

8 

3 

2 

2 

— 

8 

13 

3,2 

901—1000 

i 

1 

i 

i 

i 

1 

1 

7 

1.7 

1001— 15on 

i 

5 

3 

— 

— 

l 

2 

12 

3.0 

1600—9000 



i 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

0,2 

9000—8000 

i 

— 

1 

— 

2 

0,5 

Im 

10H|  73 

37 

30 

13 

30 

0)8 

loo 

Wenn  wir  200  gr  als  das  Normalge wicht  einer 
Milz  annehmen,  w»  sind  unter  der  ganzen  Menge  der 
Gestorbenen  nur  31  %.  Die  übrigen  H9  •/«  mit  vor- 
grüsserter  Milz  fallen  auf  Kranke,  welche  an  Malaria 
litten  — nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  war  eine 
Iufection  oder  ein  spceifisch  chronischer  Prozess  die 
Ursache  der  Milzvergrösserung. 


. Digitized  by  Google 


464 


Referate. 


Am  häutigste!!  findet  sich  eine  norm  nie  Mil/ 
bei  den  Russen,  — 43  */*,  am  «eltonitfii  hei  den 
Imeretinern  und  Tataren,  nur  20—21  %.  Milzen,  die 
mehr  als  400  Gramm  wogen,  worden  gefunden  l>ei 
15%  Deutschen,  21  *„  RnwfB,  tt%  Armeniern, 
35%  Gruaiern,  38%  Imeretinern  und  58%  Tataren 
und  andern  Volks»  tämmen. 

Das  mittlere  Gewicht  der  Milz  ist 


bei  Russen 2 85  gr 

„ Armeniern 352  n 

„ Deutschen  ......  305  n 

„ Gruaiern  .......  890  n 

r Imeretinern 430  „ 

n Tataren 470  _ 


* den  übrigen  Volksstämmen  530  . 

Hieraus  geht  mit  Deutlichkeit  hervor,  dass  die 
Rossen,  Deutschen  und  Armenier  am  wenigsten  von 
der  Malaria  zu  leiden  haben,  am  meisten  aber  die  in 
der  Ebene  leitenden,  dein  Einfluss  der  Malaria  direkt 
ausgcsetxtcn  Individuen. 

Besonders  auffallend  tritt  das  hervor  l>ei  den 
Mingrelicrn,  (die  zur  Gruppe  der  Imeretiner  ge- 
rechnet sind);  sie  leiten  in  den  Malaria-Niederungen 
der  Kreise  Sugdidi  und  Senak.  Die  ti  verstorbenen 
Mingrelier  bieten  folgende  Zahlen: 

Milz  Leber 

770  g r 2150  gr 

820  „ 2400  „ 

»70  „ 280t)  „ 

470  , 145»  „ 

550  „ 2450  „ 

550  „ 2400  „ 

Mittel  590  gr  2340  gr 

Das  Mittelgewicht  der  Mül  l>eträgt  demnach 
090  gr,  das  Mittelgewicht  der  Leiter  2340  gr. 

Der  Verfasser  bringt  ferner  noch  eine  andere 
Tabelle  ulier  18  an  akuter  Malaria  Gestorl>eiiu,  wo- 
bei nicht  nur  das  Gewicht  der  Milz,  sondern  auch 
das  Gewicht  der  Leber  und  der  beiden  Nieren  notirt 
ist.  Das  Mittelgewicht  der  Milz  der  18  Verstorben«!! 
ist  543  gr  (Normalgewicht  150 — 200  gr),  das  Mittel- 
gewicht der  Leber  ist  1988  gr.  (Normalgewicht 
1680  1800  gr.) 

Weiter  giebt  der  Verfasser  eine  Tabelle  über  25 
an  chronischer  Malaria  und  an  den  Folgen  chronischer 
Malaria  verstorbenen  Individuen,  und  berechnet  da» 
Mittelgewicht  der  Milz  mit  790,  das  Mittelgewicht 
der  Leber  mit  1705  gr. 

Die  Erörterung  des  Verfasser»  über  die  Be- 
ziehungen der  Nieren  und  Leber  zur  chronischen 
Malaria,  sowie  zum  Alkoholgebrauch,  übergehen  wir 
und  setzen  nur  seine  Schlussliemcrkungen  in  Betreff 
der  Grösse  der  Milz  her. 

Die  grossen  und  die  kleinen  Milzen  chronischer 
Malaria-Kranken  sind  fest,  selten  brüchig,  die  Kapseln 
verdickt. 

Eine  vergrößerte  Milz  kann  Jahre  lang  bestehen 
— c»  scheint,  dass  in  oinzelncn  Fällen  die  Milz  die 
Eigenschaft,  der  Blutbereitung  zu  dienen,  verliert  und 
zu  einem  gleichsam  fremden  Körper  wird,  den  man 
ohne  Gefahr  entfernen  kann.  Bei  einer  armenischen 
Frau  von  80  Jahren  wurde  auf  chirurgischem  Wege 
eine  Milz  von  2295  gr  Gewicht  entfernt  Die  schwerste 
Milz,  die  bei  der  Section  eines  Griechen  gefunden 
wurde  w«»g  3112  gr,  während  die  Leber  2814  gr  wog. 

Demnach  beträgt  da»  Mittelgewicht  der  Milz 
bei  den  im  Kaukasus  zu  Tiflis  verstorbenen 

Russen.  285  gr 


l»ei  Eingeborenen 505  gr 

Personen  mit  bösartiger  Malaria  54-3  . 
mit  chronischer  Malaria  . . . 790  „ 

13.  Pantjuohow,  Pr.  J.  J.:  Zur  Statistik 
der  Pathologie  de»  Kaukasus.  (Essai 
sur  la  »tatistique  de  la  Pathologie  du 
Oaucase.)  Tiflis  189«.  140  8.  Mit  14 

Tafeln  Abbildungen. 

Da*  1.  Capitpl  handelt  von  den  physischen 
Eigenschaften  und  dem  Gesundheitszustände  der 
jüngeren  militärpflichtigen  Männer.  (S.  1 — 2H.)  Es 
sind  hier  in  Betreff  der  Körpergrösse  Zahlen  mitge- 
t heilt,  wie  sie  bereits  früher  in  den  anthropologischen 
Beol Achtungen  »ich  finden;  ich  brauche  dieselben 
nicht  zu  wiederholen.  Nur  einige  kleine  Notizen  hebe 
ich  hervor,  weil  sie  sieh  auf  die  Frage  der  Körper- 
grüne  bei  Leuten  verschiedener  Augenfarlw  beziehen. 

I>r.  Sorok  in  (1891)  fand,  dass  die  Körpergröße 
der  helläugigen  Individuen  de»  Kreise»  Kuba  um 
27  mm  grösser  ist,  1044  mm,  als  die  mittlere 
Kör|iergrosse  der  braunäugigen  Indiv.  = 1017.  Man 
entnimmt  diesen  Zahlern,  das«  die  Beziehungen  nicht 
constant  sind. 

Da»  2.  Capitel  behandelt  die  Kranken  und 
Gestorbenen  des  städtischen  M i c h a i 1 o w - H o s p 1 1 a I » 
in  Tiflis  nach  ihrer  Nationalität  (1887-  1890).  (S.  20 
bis  70.)  Wir  entnehmen  diesem  Abschnitt  nur  einige 
Zahlen  in  Betreff  der  Gewichtsverhältniase  innerer 
Organe:  doch  müssen  wir  uns  mit  der  Anführung 
von  Mittelzahlen  begnügen,  da  die  Wiederholung  aller 
Eüizelzahlen  zu  viel  Raum  Itauupruchen  würde. 

Die  Leber.  Da»  Mittelgewicht  der  Leber  ist 
bei  Russen  1090  gr,  bei  Gratiern  1072,  bei  Armeniern 
1715,  bei  Imeretinern  1931,  bei  Tataren  1710.  Die 
grösste  Leber  besamen  die  Imeretiner,  die  kleinste 
die  Russen.  In  der  Zusammenstellung  sind  Männer 
und  Weiber  nicht  geschieden.  Nimmt  man  die  Weiber 
ab,  ca.  12 — 18%,  so  ergiebt  sich  da»  Mittelgewicht 
der  Leber  bei  Ronen  1750  gr,  l»ei  Grosiern  1607,  bei 
Armeniern  ? (die  Zahl  ist  nicht  aligedruekt).  Du» 
grosse  Lebergewicht  russischer  Frauen  scheint  ein 
zufällige«  zu  sein. 

In  Betreff  der  Milz,  Lel>er  und  der  beiden  Nieren 
findet  sich  eine  Tabelle  in  Betreff  junger  Leute  bil 
zu  3t)  Jahren,  die  wir  aber  nicht  wiederholen,  weil 
e#  sich  nur  um  einzelne  Vertreter  verschiedener 
Nationalitäten  und  ütienlies  um  Kranke  handelt, 

M i 1 z.  Da  die  Mil*  und  ihr  Gewicht  in  einer 
besonder«»  Abhandlung  erörtert  wurde  (siehe  oben), 
so  lassen  wir  die  gefundenen  Zahlen  fort. 

N i e r o.  Das  mittlere  Gewicht  der  Niere  ist  bei 
Russen  r.  84,  1.  83  (für  beide  1 72  gr.),  bei  G r n s i e r n 
r.  80.  1 70  (für  beide  170  gr),  Armenier  r.  77, 
I 77  (beide  15-4  gr),  Imeretiner  beide  zu».  180  gr, 
Tataren  beide  zus.  159  gr,  Doutsche  beide 
zus.  153  gr. 

Bei  weiblichen  Individuen  ist  das  Gewicht 
der  Nieren  bedeutend  geringer:  Ihm  Russinnen  das 
mittlere  Gewicht  b c i d e r Nieren  100  gr  (bei  Männern 
174  gr);  bei  Grüderinnen  148  gr  (lasi  Männern  173  gr), 
bei  Armenierinnen  149  gr,  (bei  Männern  183  gr). 

(NB.  Die  hier  angeführten  Durchschnittszahlen 
stimmen  nicht  mit  den  oben  angegebenen.  Bef.) 

Das  Gewicht  der  Nieren  steht,  in  fester  Beziehung 
zum  Gewicht  der  Lei  »er : schwere  Leitern  und  schwere 
Niereu,  leichte  Lebern  und  leichte  Nieren  fallen  zu- 
sammen. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


465 


Gehirn.  Das  Üewi«*ht  «les  ganzen  Gehirns 
beträgt  bei  Hussen  1390  kt.  bei  Grusicrn  1348  gr,  bei 
Armeniern  1343  gr,  bei  Imeretinern  1440  gr , bei 
Deutschen  1382  gr,  hei  Tataren  1410  gr,  hei  Aissoren 
1340  pr.  bei  Min  grd  lern  145K  gr,  bei  Griechen  1370  gr. 

Hei  weiblichen  Individuen  ist  «bis  Gewicht 
geringer:  bei  Russinnen  12-44  gr,  bei  Grüderinnen 
1 230  gr,  bei  Armenier»  neu  1165  gr. 

III.  C'apitel.  Die  Erkrankungen  and  Sterbe- 
fille  «hsr  in  den  Militärdienst  eingetjvtenen  Ein- 
geborenen  von  Transkaukasieu  während  der  Jahre 
1890—98.  (8.  71—05). 

IV.  UapiteL  Geburten,  Ehe  und  Sterblichkeit. 
(S.  95 — 139.)  Der  Abhandlung  sind  14  Tafeln  beigefügt. 
Die  ersten  4 Tafeln  (I — XV)  bringen  dieselben  Bilder 
normaler  Eingel ioren»*r,  die  der  Abhandlung  über  die 
anthropologischen  Untersuchungen  in»  Kaukasus  bei- 
gegeben siud,  Tafel  V das  Bild  eines  Kretins.  Taf. 
VI  Bilder  von  Kropfkrwtiken.  Taf  VII — XIV  patho- 
logisch tnerkwünlige  Fälle  (Kolossale  Hernien,  kolossale 
Kröpfe,  Acromegalia  pollieis,  ElephAntiasis  u.  ».  w.). 

14.  PaDtjuchoWy  I)r.  J.  J : Der  KinHns»  der 
Malaria  auf  die  Kolonisation  de» 
Kaukasus.  Tiflis  1899.  66  8.  Mit 

einer  Karte.  (Sonder  ab  druck  aus 
der  Russischen  Zeitung  „K  a w k a s* 
1H97  Nr.  333,  334  1898  Nr.  93,  107,  133, 

165,  184,  199.  225,  311  und  313.) 

In  dieser  sehr  inhaltreichen  und  anziehenden 
Abhandlung  schildert  der  Verfasser  den  Einfluss, 
den  die  Malaria  anf  die  Colonisatiou  de«  Kaukasus 
durch  die  Russen  ira  Allgemeinen  und  im  Besonderen 
ausgeübt  hat  und  noch  heute  ausübt.  Er  erörtert 
zuerst  die  Verhältnisse  in  den  Gegenden  nördlich 
vom  Kaukasusgebirge  (S.  3—14),  dann  die  Verhält- 
nisse in  dem  transkaukasischen  Gebiet  (8.  14—36), 
daun  den  Kampf  gegen  die  Malaria  (S.  37—50),  und 
zuletzt  bespricht  er  die  Ergebnisse  der  Colonisatiou 
(8.  61—66).  Dieser  letzte  Abschnitt,  der  sich  mit 
dem  Einfluss«  des  Kaukasus  auf  die  Oolontsten . mit 
den  körperlichen  Eigenschaften  und  mit  den  Ver- 
änderungen, die  die  (Monisten  durch  den  Aufenthalt 
im  Kaukasus  erfahren  haben,  beschäftigt,  ist  hier 
für  uns  von  Bedeutung.  Der  Verfasser  behandelt 
in  grossen  Zügen  die  physische  und  somatische  An- 
thropologie der  russischen  Colonialen.  Dass  Klima, 
Nahrung,  veränderte  Lebensweise  auf  die  Körperlich- 
keit kleiuer  wie  grosser  Gruppen  von  Angesiedelten 
einen  Rinthes»  ausüla'ti,  ist  festgestellt. 

Die  Kaukasische  Landenge  kann  angesehen 
werden  als  eiue  gesunde  gebirgige  Insel,  umgeben 
von  einem  Malaria  - Meere,  das  zahlreiche  Buchten 
bildet.  Die  Kaukasischen  Eingeborenen  lebten  haupt- 
sächlich auf  der  Insel  und  kamen  nur  selten  hinaus 
ins  Malaria  - Meer.  Die  aber  später  die  Landenge 
ülierach  wem  inenden  uotnadiseheu  und  halbnomndischeii 
Stämme  waren  gezwungen,  mitten  im  Malaria-Meere 
zu  leben.  Sie  hatten  nicht  nur  mit  den  Eingeborenen, 
Mindern  auch  mit  der  Natur  des  Lande*  und  mit  der 
Malaria  zu  kämpfen.  Du**  dieser  Kampf  hart  war, 
«hiss  er  sehr  verderblich  für  die  einged rungeneu  Volk*- 
Stämme  wurde,  ist  leicht  ersichtlich;  von  den  einst 
massenhaft  eingedrungem-u  Sc  haaren  der  mongolischen 
und  ural  -altaischen  Völkern  sind  nur  unbedeutende 
Reste  übrig  geblieben. 

Aber  man  kann  einwenden,  dass  die  räuberischen 
Einfälle  derartiger  mongolischer  Horden  keine  (Koloni- 
satiousv ersuche  sind. 

Archiv  för  Anthrojirulogle.  IM.  XXVII. 


Gewiss  mit  Recht;  eine  rege! recht  c Coloni- 
satiou beginnt  im  Kaukasus  erst  mit  dem  Auftreten 
der  Russen,  um!  zwar  erst  nach  Unterwerfung  des 
Kaukasus  unter  «las  russische  Scepter. 

Gleichzeitig  mit  den  Russen,  die  von  Nordeu  iu 
den  Kaukasus  einwanderten , erschienen  Einwanderer 
von  anderen  Seiten , au»  Persien  und  «brr  Türkei : 
Armenier,  Grusier,  Griechen  — der  Zufluss  dauert 
bis  auf  den  heutigen  Tag  fort. 

Die  Armenier,  von  ihm-  eigentlichen  Heimath  mit 
dem  schädlichen  Einfluss  der  Malaria  l»ekuntit,  ver- 
meiden irn  Kaukasus  die  niedrig  gelegenen  Thäler  und 
siedeln  sich  auf  hochgelegenen  Flächen  und  an  «len 
Abhängen  «1er  Berge  an;  die  Armenier  gedeihen 
deshalb  sehr  gut  Nach  den  Mittheilimgen  de« 
Dr.  Urasow  hat  in  bestimmten , von  Armeniern 
besiedelten  Bezirken  in  den  Jahren  1876 — 1KK6  die 
Bevölkerung  alljährlich  zugenouiiiien , und  zwar  bei 
den  Armeniern  um  26  auf  1000 v dagegen  bei  den 
Muhammedanern  nur  um  9,6;  bei  gewissen  halhnoina- 
dischen  Stämmen  nur  um  6,8  un«l  2,3.  Nach  der 
Berechnung  des  Ilr.  N a «1  e s h i u beträgt  die  jähr- 
liche Zunahme  der  Bevölkerung  des  Gouv.  Tiflis  bei 
«len  Groaiern  12,  bei  «len  Armeniern  aber  15  auf  1000. 

Auster  «len  Armeniern  sind  inalmsonder«  zu 
nennen  die  iu  «l«*u  Gouv,  Eriwan  und  Kars  ein- 
gewanderten Griechen  und  Aissoreu , und  in  den 
Kaspischen  Gebieten  die  Perser.  Für  alle  die*e  luvt 
die  Uelmrsiedelung  keine  Veränderung  der  Lebens- 
weise gebracht. 

Unter  möglichst  ungünstigen  Verhältnissen  aber 
kamen  die  russischen  Uolouisten  in  den  Kaukasus. 
Die  iin  Norden  des  Gebirges  angesiedelteu  Russen 
blieben  in  Verbindung  mit  ihrer  Heimath  — sie  be- 
famleu  sich  besser,  als  die  im  trnu»kauku8i*clicn  Gebiet 
sesshaft  gemachten.  In»  Allgemeinen  sind  die  Ergel»- 
niss«*  der  russischen  (Kolonisation  iu  dem  nördlich«kn, 
au»  Kaukasus-Gebirge  gelegenen  Gebiete,  sowie  in 
den  hochgelegenen  Gdurgsplatcau»,  als  gut  zu  be- 
zeichnen. Im  nörtllichen  Kaukasus,  in  den  Gebieten 
Kutais  und  Tcrck  ist  fast  alles  Land  cultivirt  und 
urbar  gemacht;  die  Malaria  ist  besiegt,  und  die  hier 
angesiedeltcn  Russen  — Kosaken  — leben  bekanntlich 
recht  gut. 

Weniger  bekannt  *in«l  die  Ergebnisse  «1er 
russischen  Colon isation  im  transkaukasischen  Gebiet, 

Was  sind  hier  für  Ansiedler  anzutreffen?  Die 
russischen  (Kolonisten  des  transkaukasischen  Gebiets 
sind'  sowohl  ihren  physischen  Eigenschaften,  als  auch 
ihrer  Religion  nach  keineswegs  gleichartig,  sondern 
»ehr  verschieden  und  mannigfaltig.  Ira  Ganzen  und 
Grossen  kann  man  2 Haupt  gruppen  uutettehelden ; 
Rechtgläubige  und  .S  c k t i r e r. 

Die  I ä u d I i c h e rechtgläubige  Be- 
völkerung ist  zu  allererst  zurückzuführcn  auf  «lie 
Bediene  n «ler  mUttairiacben  Hauptquartiere  und  auf 
die  hier  ange»ie«l«*lten  Untcrmilitairs.  So  in  Maugiis, 
Bely  Klutseli,  Lagixlet'hi  n.  *.  w.  Alle  diese  «ler  hier 
stationirten,  «ler  kauk.  Grenadier- Division  ungehörigen 
Leute  stammten  aus  den  süd  russischen  Pro- 
vinzen; in  Folge  dessen  ist  deuti  auch  durch  Ein- 
wanderung die  Zalil  «ler  Müdru»*i»<‘hen  Colonialen  ge- 
wachsen in  Bakuriaiii,  Kol  mlcli.  Petmpawlowka,  Bak- 
lanowka  u.  s.  w.  Natürlich  siedeln  auch  viele  sich  in 
den  sclton  lmsc taten  alten  Ortschaften  und  Städten  an. 
Als  <li<-  Küste  de»  Schwarzen  Meeres  Ixsaiedclt  wurde, 
kamen  Ijeutc  aus  Galizien,  Weissnissen  au»  Mohilew. 
die  «lann  verschiedene  Ortschaften  gründeten.  Hiernach 
stammt  mehr  ul«  die  Hälfte  aller  in  Kaukasien  leitenden 

6» 


Digilized  by  Google 


466 


Referate. 


I 


rechtgläubigen  Russeu  au»  Süd-Russland.  Selbstver- 
ständlich haben  diese  Süd-Russen,  indem  sie  sich  mit 
den  Grossrussen  und  andern  Elementen  (Grusiern, 
Armeniern,  Polen,  Deutschen  u.  a.)  de*  Kuuku*u*  ver- 
misM-hi,  Imld  ihren  Dialekt  aufgegeben,  doch  sind  die 
anthropologischen  Kennzeh'hen  deutlieh  erhalten. 

Dl«  zweite  Haupt  gruppe,  die  der  S e k t i r e r, 
ist  fast  nur  aus  Grossrussen  gebildet.  Die  ersten  An- 
siedler kamen  nicht  freiwillig  aus  »len  Gouvernements 
Saratow.  Tambow  und  Ssimbirsk.  Sic  gehörten  haupt- 
sächlich den  Sekten  »1er  Ducho  hören,  M »j  In- 
kan c n und  «len  judaisircmleu  S u b b o t n i k i an. 
An  die  Moh»kanen  schlossen  sich  die  Prygunen, 
Schalopnten,  Bcguiien.  (Eint*  Erklärung  der  ver- 
schiedenen Namen,  eine  Auseinandersetzung  »1er 
Meinungen  und  Ansichten  der  verschwMleneii  Sekten 
ist  hier  nicht  möglich,  weil  »las  zu  w»*it  führen 
wünle.  Ref.)  Aus  »ler  WeltaiiHchauutig  aller  di»*ser 
Sektircr  ist  als  wichtig  horvorzuhelwn.  das»  jede  eiuzidne 
Gemeind«*  gleichmäßig  um  da»  Wühl  aller  ihrer 
Glieder  besorgt  ist  und  bei  veraclii** lenen  unglück- 
lichen Zufällen  sie  nicht  ohne  Hülfe  hisst.  Bei  den 
Duchuliorcn  piit  die  Arbeit  ab  die  höchst»*  Tugend. 
Bemerkenswert!!  ist,  dass  »lie  Sektircr  sich  nicht  mit 
andern  Nationalitäten  mischen ; eine  Ausnahme  machen 
nur  die  Subbofnik»,n,  die  sich  mit  Juden  mischen. 

Die  Rechtgläubigen  wie  die  Sektircr  sind  in 
Gebieten  angesiedeh,  die  in  topographischer  Hiu»i»*ht 
vielfach  ungleich  sind  — die  auf  jede  einzelne  Seele 
fallende  Landmcnge  ist  sehr  verachitulen. 

Man  hat  wohl  behauptet,  dass  der  Russe  ohne 
Roggenbrod  und  ohne  Buchweizengrütze  nicht  leben 
kann  — aber  das  ist  nicht  richtig;  in  Transkaukasicn 
bauen  die  Russen,  den  örtlichen  Bedingungen  ent- 
sprechend, auch  andere  Brodfrflchte  an.  Die  Suh- 
lt o t n i k e n uml  M o I o k a n e n leben  in  saldieren, 
mit  Stein  fumlamentirten  Häusern  im  Kreis  Lenkoran, 
sie  bauen  und  essen  Reis;  die  russischen  Bewohner 
dar  Gouvernements  Tiflis  und  Jelisaawetpol  kultiviren 
namentlich  W e i z e n.  Itu  Kreis  Achalkalaki.  wo  »1er 
Weizen  nicht  reift,  wird  Gerste  gcltaut,  und  in  »len 
Ansiedelungen  aru  Schwarzen  Meer,  K obulet i,  Bukla- 
nowka  u.  a.  Mais.  Dass  »lanelien  Viehzucht  ge- 
trieben wird,  ist  natürlich,  besonders  einträglich  ist  die 
Geflügelzucht.  Im  Vergleich  zu  den  Bauern  in  Sü»l- 
Russland  sind  die  Russen  im  Kaukasus  in  weit 
günstigeren  Verhältnissen,  was  ihre  Nahrung  betrifft: 
neben  der  reichlichen  Fl eischnahrung  haben  sic  pflanz- 
liche Produkte  in  grosser  Menge,  Gemüse,  Obst, 
Wein  u.  s.  w. 

Unoar  den  Getränken  der  Russen  spiplt,  besonder» 
bei  den  Scktirern,  der  Thee  eine  grosse  Rolle.  Die 
Sektirer  im  Gebiete  von  Kar«  trinken  Morgen-,  nach 
dem  Mittagesacu  und  Abends  Tliee ; bei  einig»*»  ver- 
schwindet »ler  Samowar  — die  Theetnaschinu  — den 
ganzen  Tag  nicht  vom  Tisch.  Daneben  wird  ge- 
trunken: Kwaa,  Branntwein,  Bier,  Wein;  doch  ist 
unter  der  ländlichen  Bevölkerung  keiue  Trunksucht 
zu  fluden.  Die  Mehrzahl  der  Ducboborcn  wie  der 
Molokanen  verabscheuen  Spirituose  Getränke  voll- 
ständig. 

In  Bezug  auf  »lie  Lebensweise  und  die  Sitten 
bleiht  »las  All-Russisch».»  erhalten.  Die  Ehen  werden 
früh  g-rhbuB,  im  Gouv.  Tiflis  treten  77.3  % Weiber 
und  40,5*/«  Männer  schon  mit  15 — 20  Jahren  in 
die  Ehe.  Bei  den  Eingeborenen  finden  die  Khe- 
schliesauugen  spater  statt.  Unter  Grusiern  und 
Armeniern  gehen  5 — 8 % der  Mädchen  mit 
15  Jahren,  62  65%  mit  15 — 20  Jahren  in  die  Ehe, 


während  von  »len  Männern  mit  20  Jahren  von 
Grusiern  6 %,  Osseten  12%,  Armenier  13 0 „ Ehen 
Bchliessen.  Die  Ehen  werden,  wie  in  Russlaixl, 
meisten»  im  Herbst  und  Winter  (87%).  im  Frühjahr 
uml  Sommer  selten  (13%)  gosohlo— cn.  Die  Kinder- 
Fruchtharkeit  ist  nach  Na«leshin  aelir  beträchtlich,  sic 
beträgt  bei  Russen  6,7,  bei  Armeniern  dageg»*n  nur  3,6, 
hei  Grusiern  3,5. 

Bemerk  ans werth  ist  »las  verschiedenartige  Zahlen- 
verhältniss  »l«n  männlichen  und  weiblichen  Geschlecht* 
hei  den  Russen  uml  »len  Eingeborenen.  Auf  100  Indiv. 
männlichen  Geschlechts  kommen  bei  »len  Armeniern 
88  Indiv.  «-»üblichen  Geschlecht«,  Ihü  Grusiern  nur  87, 
dagegen  bei  den  Rechtgläubigen  03,  lw»i  den 
Ducfaohoren  ltto.2. 


Die  körperlichen  Eigenschaften  sind  sehr  gut. 
Auf  Grund  von  Messungen  an  250  Rekrut»*»  ergieht 


«ich  für  K e c li  t K 1 » u li 

i g e folgende«  Körpennaass : 

KörjH*r^TiMsp : 

Stadt- 

Bewc 

Da  ud- 
►hner 

Mittel 

1500-  1550  mm 

2 

— 

1 

1551— IfiOO  „ 

6 

4 

5 

1 Hol— 1550  „ 

15 

12 

18 

1651—1700  , 

28 

34 

31 

1701—1750  „ 

40 

41 

40 

1751—1800  , 

4 

5 

5 

1801—1850  . 

5 

4 

5 

Mittel 

1085  mm 

2 

1 

IH1HJ  mm 

Für  die  Sektirer 

, 450  Indiv.,  sind  die  Zahlen 

*twas  nieilriger. 

K «örpergr»  V*si‘  Duchoboren 

Mot»  »kauen 

Mittel 

1500-1550 

mm 

a 

1 

2 

1551  -1WKI 

in 

23 

21 

ItiOl  1650 

30 

32 

31 

1661—1700 

SO 

26 

27 

1701—1750 

15 

16 

16 

1751—1800 

ä 

3 

3 

1801— 1850 

„ 

l 

— 

1 

Mittel 

1085  min 

1678  mm 

1680  mm. 

Die  ausführlichen  Berechnungen  von  A n u t s c h i n 
(Bericht  im  Archiv  für  Anthropologie 
B»l.  XX VT.  1809.  8.  526—530)  ergeben  ira  Durch- 
schnitt pin  Mittel  von  1641  mm.  folglich  Übertrifft  «lie 
Korpergriisse  der  russischen  Colon isten  im  Kaukasus 
da»  Mittel  um  40—46  mm,  was  immerhin  sehr  be- 
deutend ist. 

Dagegen  ist  hei  den  eigentlichen  Russen  der 
Brustumfang  geringer,  ebenso  der  Bauchmnfaug, 
der  Brustumfang  der  Rechtgläuhigtm  ist  875  mm, 
folglich  um  30  mm  größer  al»  «lie  halb«*  Körpergröße, 
ln*i  den  Scktirern  der  Brustumfang  884,  um  45  uini 
grosser  als  die  halbe  Körpergröße. 

In  wieweit  sieh  die  b e i d e u Gruppen  d«*r 
russischen  r<»tonisten  in  Bet  raff  »ler  Farbe  »ler  Haara 
und  Augen  unterscheiden,  ergiebt  sieb  aus  folgender 
kleinen  Taltelle. 


Haarfarbe 

Rechtgläubige 

Stfktiirr 

hellbraun 

32% 

57*/. 

dunkelbraun 

55  „ 

41  , 

schwarz 

• 0 „ 

2 . 

roth 

2 „ 

0 . 

grau 

62  „ 

«0  . 

blau 

ft  „ 

Ä">  » 

braun 

17  , 

8 . 

gemischte 

12  „ 

7 , 

Bei  »len  Scktirern  kommen  weniger 
häutiger  blaue  Augen  vor. 

linuiii«*,  i 

Digitized  by  Google 


Referate. 


467 


Was  der  Verfasser  zum  Schluss  über  dcu  Kampf 
mit  der  Malaria  sagt.  gehurt  nicht  hierher  in  uusern 
Bericht ; doch  kann  ich  nicht  unterlassen,  auf  die  der 
Abhandlung  lw*igegel>eue  Karte  des  Kaukasus  hin- 
suweisen,  auf  der  das  eigentliche  Malaria-Gebiet  in 
sehr  übersichtlicher  Weise  durch  rothe  Farbe  darge- 
stellt ist. 

15.  P&ntjuohow,  Dr.  J.  J : Der  Aussntz,  der 
Kropf  und  der  G r i n d i m K a u k a s u s. 
Tiflis  1900.  5 S.  (8und«r abdruck  «uh 
dem  Kaukasischen  Kalender  auf 
das  Jahr  1900.) 

Unter  den  endemischen  Krankheiten,  die  seit  den 
ältesten  Zeiten  im  Kaukasus-Gebiet  verbreitet  sind, 
sind  nächst  der  Malaria  die  wichtigsten  der  Aut* 
«atz  (Lepra),  der  Kropf  (Struma)  und  der 
Kopfgrind  (Favus). 

Lepra  anaesthetica,  L.  t uberculoaa,  seit 
Alten*  her  bekannt,  wird  heute  sowohl  im  nördlichen, 
wie  im  südlichen  Kaukasus  beobachtet;  sie  kommt 
sowohl  bei  Eingeborenen  wie  bei  Russen  vor.  Eine 
genaue  Angabe  der  mit  Lepra  behafteten  Individuen 


ist  nicht  möglich.  So  weit  die  jetzige  Erfahrung 
reicht,  ist  die  grösste  Anzahl  der  Leprnkrnnkcp  im 
Kuban -Gebiet  zu  finden.  Der  Verfasser  hat  bereit« 
1H03  in  der  rußiselitn  Zeitung  „Heutige 
Medizin“  dia  tuberculose  Lepra  liesolirieben.  Die 
Russen  sind  erst  an  Lepra  erkrankt,  seit  sie  sich  in 
jener  Gegend  niedergelassen  halten. 

Der  Verfasser  zählt  der  Reihe  nach  eine  Anzahl 
Ortschaften  auf  und  giebt  die  Zahl  der  daselbst  ver- 
zeichneten  Lepra- Kranken  an  ; aber  er  berechnet  nicht 
den  ProoentsaU  der  Erkrankten  im  Vergleich  zu  den 
gesunden,  oder  richtiger  zu  den  nicht  mit  Lepra  I**- 
haf  toten  Personen.  Die  Ortschaften  und  Zahlen 
können  wir  deshalb  bei  Seite  lassen. 

Der  Kropf  (Struma,  rum,  Sob)  ist  am 
meisten  zu  finden  im  Kreis  von  Letschgum  am 
Flusse  Zchetiis  - Zehnte,  am  Oberlauf  des  Itigtir,  in 
Dagestan  am  Flusse  Koiss,  in  Digorien.  Der  Kropf, 
der  lw»i  einzelnen  Individuen  die  Grösse  eines  Menschen- 
köpfen  erreicht,  ist  außerordentlich  verbreitet;  in 
einzelnen  Gebieten  sind  25%  aller  Leute  mit  Kropf 
behaftet. 


Xiedor-Swanetien  am  Flusse  Zeheuis-zclmlc 
01>cr-Nwanetion  . „ Ingnr 

Andi- Bezirk  „ „ KoUb 

Digorien 

Bezirk  von  Bat  um  arn  Flusse  Adsharis-zehale 
m 9 ft  n ff  Tschorocl» 

im  Kreise  Kuban 


25%  der  Bevölkerung 
10  « „ 

8 „ , 


Der  Kopfgrind  (Favus,  Tinea  favoaa)  kommt 
unter  den  Russen  nicht  vor;  auf  Grund  der  Unter- 
suchungen an  Militnirpflichtigen  muss  man  auch  sagen, 
dass  er  auch  bei  den  Grusiem  gewöhnlich  nicht  zu 
finden  ist.  nur  in  ganz  seltenen  Ausnahmen.  — 
Dagegen  ist  die  Favus  außerordentlich  verbreitet 
unter  dcu  Juden  (Kreis  Kuba),  den  Abchaaen  (Be- 
zirk von  Suchum)  und  den  Griechen  (Kreis  von 
Bortachal).  Weniger  leiden  darunter  die  Bergvölker 
von  Dagestan,  die  Osseten  und  Armenier.  Folgende 
Tabelle,  die  auf  Grund  von  Mihlair-Untersuchungcn 
angefertigt  ist,  giebt  Auskunft  über  den  ProccnUaU 


der  Erkrankten. 

Juden  der  Krehc  Kuba,  (ifokwhui  und  Nurlui  S»-*o% 
Griechen  dm  Krcitum  Ikirtuch«!  16  , 

AtwbsM'ti  im  Bmirk  von  Hiietium  |i  . 

Annen  irr  in  (Irdabnt  « . 

Mlturr*‘li*'r  von  Kmak  and  Hiigdirfi  5 . 

Armenier  in  NarhitArhrwan  & , 

, „ KUohmiacUin  4 . 

, • Arhalkalakl  4 , 

Hvranrten  in  Lnt*rhguni  t . 

Armenier  in  Scharura  - 1 laralages  « . 

„ . JelJaaawetpol  1 w 

In»  übrigen  kann  inan  die  Zahl  auf  1—2%  schätzen. 


1«.  Pantjuohow,  Dr.  J.  J.:  lieber  Volks- 
medizin in  Transkaukatien.  Tiflis 
189».  28  -f  6 S.  M i t 8 T a f c 1 n.  (Sander- 
abdrack  aus  den  Protokollen  der 
medizinischen  Gesellschaft  in 
Tiflis.  1898  No.  7.) 

Im  Museum  der  K.  Kaukasischen  Landwirt- 
schaftlichen Gesellschaft  befindet  sich  eine  Sammlung 
von  grusinischen  Volksheilmitteln,  die  bei  der  Heilung 
von  Kranken  in  Anwendung  kommen. 

Der  Verfasser  hat  mit  Unterstützung  des  Herrn 
O 1 1 e u die  Sammlung  durchstudirt  und  giebt  über 
jedes  einzelne  Stück  Auskunft,  woher  es  stammt  und 
wozu  cs  verwendet  wird.  B*  sind  im  Ganzen  72  Mittel, 


davon  stammen  54  aus  dem  Pflanzenreich,  8 aus  dem 
Thierrcich,  10  aus  dem  Mineralreich.  Unter  den 
thiorisrhen  Heilmitteln  sind  zu  finden;  Krebs  äugen 
(Oculi  eancrorum),  innerlieh  angewendet  bei  Dyspepsie; 
Eierschalen  vom  Straus»  unter  dem  Namen 
K a m e e 1 ■ E i e r , werden  gegen  Augenleiden  ge- 
braucht. Die  kalt-  und  sandhaltige  Cocons 
eine»  Wespennestes,  gru*.  Schakarticha  und 
raas.  ssaebarnaja  glina,  <L  h.  wörtlich  Übersetzt 
Zuckcrlehm  — gegen  Gonorrhoe.  Schildkröten- 
Eier  hei  böaen  Geschwüren  u.  s.  w. 

Es  werden  dann  verschiedene  Abhandlungen  der 
Med.  Klin.  ärztlichen  Gesellschaft  eitirt,  in  denen 
sich  auch  noch  andere  Angaben  über  Volks-Medizin 
finden. 

Im  Allgemeinen  muss  gesagt  werden,  dass  wir 
noch  sehr  wenig  von  Volksmedizin  und  Volkiheil- 
mitteln  wisaen. 

Die  Volksmedizin  in  Trarmkaukasien  bedient  sich 
zur  Heilung  der  Kranken  zweier  z.  Th.  selbstständiger, 
z.  Th.  einander  ergänzender  Methoden:  der  psy- 
chischen und  der  materiellen. 

Aeltere  und  neuere  Forscher,  z.  B.  B r o s s e t 
und  Börsen  ow  thoilen  in  Ucbereinstiinmung  mit 
den  Nachrichten  der  Ältesten  Zeit  mit,  das»  bei  Krank- 
heiten den  Göttern  zur  Versöhnung  Opfer  gebracht 
werden  müssen,  dass  es  die  Haupt- Aufgabe  der  Priester 
ist,  zu  ermitteln,  welcher  Heilige  erzürnt  ist.  Ber- 
s e n o w , der  ein  altes  grusinische*  Arznciunt tclbuch 
(Kaukas.  Kalender  1857)  berausgegeben  hat,  schreibt, 
dass  von  den  Grusiern  bei  der  Heilung  von  Krank- 
heiten am  meisten  Gebete  und  Beschwörungen  in 
Anwendung  gezogen  würden.  Allem  auch  bei 
Armeniern,  Persern  und  Tataren  bilden  abergläubische 
Gebräuche,  Gebete,  Beschwörungen  und  Amulete  die 
wesentlichsten  Jtostandt heile  der  Volksmedizin.  Es 
giebt  gegen  die  einzelnen  Krankheiten  von  Menacbeu 

59* 


Digitized  by  Google 


408 


Referate. 


und  Thieren  l>e»ondcre  Gebete  und  Beschwörungen. 
Man  trägt  geseliricbcne  Beschwörungsformeln  «»der 
heilige  Gegenstände  als  A m u I e t c l»ei  »ich  oder 
vorwahrt  dic»clt>oii  sorgfältig  an  ver*chi«Mlpneu  Stellen 
de«  Hause»,  der  Scheune  und  irn  Garten.  Auf  Grusisch 
heisset»  derartige  Amulete  Angaros»,  auf  Tatameh 
B o i I j K rn  n. 

Gleichzeitig  damit  werden  auch  wirkliche  Arznei- 
Inittel,  betender*  die  pflanzlichen,  sehr  geschätzt.  In 
dem  eben  citirten  Arxneimittelbuch  Brwnow's  heisst 
es,  da-*»  einst  — als  die  Leut«  klüger  waren  — auf 
Befehl  Gotte«  auf  der  Erde  ein  Arzt  Dshalino» 
(Galen?)  erschienen  sei,  dom  hätten  alle  Pflanzen  er- 
zählt, gegeu  was  fiir  Krankheiten  sie  nützlich  seien. 

Die  Forscher,  welche  die  Volksmedizin  in  Trans- 
kauk  Asien  untersuchten,  halten  auf  die  psychische 
Seite  wenig  Aufmerksamkeit  gewandt ; sie  Indien  nur 
die  materiellen  Arzneimittel  studirt.  Und  doch 
besteht  zwischen  beiden  Mitteln  eiu  Zusammenhang  — 
wie  wäre  sonst  zu  erklären  der  Gebrauch  so  unan- 
genehmer Dinge,  wie  Pferde-  und  Kitidcrtnist,  Regen- 
Würmer,  Tarakauen,  ilie  Empfehlung,  die  Eingeweide 
eine»  wilden  Katers  zu  ver»j>eifw*n,  die  Galle  eines 
Rahen  oder  eine»  Wolfes  auf  die  Nase  eines  Kranken 
zu  legen  u.  a.  w. 

Die  örtlichen  Zauberer  und  Zauberinnen  (Runs, 
s n a c h a r , gleichbedeutend  mit  unserm  Kurpfuscher) 
gemessen  das  Vertrauen  der  Bevölkerung  nieht  nur 
deshalb,  weil  sie  über  gewisse  richtige  Erfahrungen 
gebieten,  und  weil  im  Dorf  vielleicht  kein  gebildeter 
Arzt  zu  finden  ist,  sondern  weil  aie  „klug  e“  Leute 
sind,  die  die  materiellen  wie  die  geistigen  Bedürfnisse 
des  Volke»  kennen.  Nieht  allein  hei  den  Eingeborenen 
de»  Kaukasus,  sondern  zu  allen  Zeiten  und  bei  allen 
Völkern  spielten  psychische  Einflüsse  bei  den  Kranken- 
heilungeu  eine  grosse  Rolle.  Die  Heiluug  der  Krank- 
heiten lag  in  den  Händen  der  Priester  und  Wahrsager 
und  bestand  im  wesentlichen  in  psychischer  Hülfe. 

Der  Zusammenhang  der  Weltanschauung  der 
heutigen  Bevölkerung  d**s  Kaukasus  mit  dem  alten 
Heidenthum  ist  fest  gestellt.  An  die  Stelle  das  ulten 
Wahrsagers  und  sfuiter  an  Stelle  de»  christlichen 
Priesters  trat  der  bcsehoideuc  Vertreter  der  alten 
heidnischen  Cultur  — der  Zauberer. 

Uuter  den  Zauberern  im  Kaukasus  giebt  e»,  wie 
überall,  Betrüger  und  ('har)atane,  allein  die  wirklichen 
„traditionellen"  Zauberer  sind  in  keiuem  Fall  als 
Charlatane  zu  bezeichnen.  Sie  treiben  ihr  Gewerbe 
ernsthaft,  gewissenhaft,  mit  einer  gewinn  religiösen 
Ehrfurcht.  Viele  von  ihnen  sind  entschieden  kennt- 
nissrrich,  aie  kennen  Pflanzen  und  Thiere  und  deren 
Heilwirkung. 

Der  Schwerpunkt  in  der  Heilmothode  der  Zau- 
berer liegt  unzweifelhaft  in  ihrer  psychischen  Ein- 
wirkung. I)io  Zaubrer  sind  cl«*n  diejenigen,  welche 
den  altheidnischen  Kultus  fortpflanzen;  sie  haben  aber 
auch  im  Laufe  der  Zeit  sieh  vielfache  Kenntnisse  der 
verschiedenen  Arzneimittel  erworben  — das  ergiebl 
»ich  aus  dem  oben  citirten  Verzeichnis»  der  Mittel 
im  Museum  der  landwirtschaftlichen  Gesellschaft  zu 
Tiflis.  Und  das  Verzeichnis»  ist  keineswegs  voll- 
ständig, im  Gegcutheil  fehlen  sehr  wichtige  Dinge, 
z.  B.  Folia  »ennae,  Semina  Ciuac  u.  s.  w. 

Aber  neben  all  diesen  unzweifelhaft  wirksamen 
flanzlichcn,  thicrischen  und  mineralischen  Mitteln 
omraeu  auch  in  Betracht : da*  Verhängen  der 
Fenster  dos  Krankenzimmers  und  de«  Krankenbette* 
mit  rotheu  oder  sonst  lebhaft  gefärbten  Lappen,  das 
Darbrinpcn  von  Blumen,  von  Süßigkeiten  uud  auderu 


kleinen  Geschenken  — alles  da»  wirkt  psychisch  1h?- 
ruhigend  auf  die  Kranken.  Auch  Musik  wird  nuge- 
wendet. 

Unter  den  angewendeten  Heilmitteln  werden  noch 
besonder»  erwähnt:  örtliche  Umschläge  (Bähungen), 
Knetungen  (Massage)  und  Aderlässe.  Es  werden 
»ehr  kunstvoll  uud  geschickt  alb*  Körpertheile  ge- 
knetet (maaftirt).  Um  Blut  ab zulaasen,  werden  uicht 
immer  Venen  geöffnet,  sondern  wach  kleine  Arterien.  — 

Die  Anwendung  aller  dieser  Mittel  kann  freilich 
nieht  als  Aberglaube  aufgefaasl  werden.  Es  »st  auch 
nicht  Aberglaube,  der  den  „Zauberer-  veranlasst, 
d*-n  chronisch  Erkrankten  in  gesunde,  hochgelegene 
Orte  zu  schicken  oder  ihm  bestimmte  Mineralbäder 
anzuempfehlen. 

Alle  die  Zauberer  gebieten  unzweifelhaft  auch 
über  physisch  wichtige  Mittel.  Das  Volk  - nicht 
allein  das  Landvolk  — ist  der  festen  Ueberzeugung. 
dass  die  Zauberer  mit  beaoudereu  geheimmssvollen 
Kräften  begabt  »ind.  Und  es  lasst  sieh  nicht  leugnen, 
dass  der  Zauberer  bei  der  Behandlung  der  Kranken 
allerlei  brsindere  Beschwörungen  und  Gebete  spricht, 
dass  er  Kohlen  in-*  Wasser  wirft,  dass  er  die  er- 
krankten Stellen  anhliist.  dass  er  ein  Amulet  unihäugt. 
Die  inuhainmeilanischen  Zauberer  getan  den  Krauken 
Blättchen,  «lie  mit  Koransprüehen  beschrieben  sind, 
zu  verschlucken.  Gleichzeitig  damit  empfehlen  sie 
den  Kranken,  »ich  au  einen  grossen  Heiligen  Gotte» 
zu  wenden  und  diesem  zu  versprechen,  ihm  nach  der 
Geneaung  ciu  Opfer  zu  briugeu  — einen  schwarzen 
Hahn  oder  einen  Hammel.  Mau  opfert  aber  auch 
an  heiligen  Orten  kleine  Glucken,  eiserne  Gürtel, 
Hinge,  Nachbildungen  von  Händen  und  Füssen  aus 
Metall  und  allerlei  andere  Gegenstände,  die  mit  »1er 
Krankheit  in  Verbindung  stehen.  An  Orten,  welche 
den  Eingeborenen  heilig  »ind,  findet  man  als  Opfer 
Hirschgeweihe,  Hörner  von  Stieren  und  Stciuhöckcn, 
alte  Münzen,  alte  Waffen  u ».  w. 

Ich  halte  in  dein  vorstehenden  kurzen  Referate 
da»  russische  Wort  Snachar  mit  dem  deuUchen 
Zauberer  übersetzt:  aus  «1er  ganzen  Darstellung  de» 
Verfasser»  geht  aber  hervor,  dass  der  rassische  (oder 
kaukasische)  Suachar  eigentlich  nichts  amlcre«  ist.  als 
unser  deutscher  „Kurpfuscher-. 

Da»  geht  aus  d«-n  Schlussworten  d*r  Abhandlung 
direkt  hervor.  Der  Verfasser  schreibt : hln  der  Ueber- 
zeugung, da»»  der  Zwang,  zu  geprüften  Acrzlen  sich 
in  Behandlung  zu  begetan  und  uicht  zu  jedem  be- 
liebigen Menschen,  zu  keinem  Ziel  führt,  hat  mau  in 
Deutschland,  England  und  Nord  «Amerika  die  ärzt- 
liche Praxis  freigegeben.  Ich  meine,  dass  diese  Frei- 
heit, sieh  behandeln  zu  lassen  und  zu  tahandeln,  auch 
hei  uns  <d.  h.  in  Russland)  eingeführt  werden  sollt«. 
Die  Volks-Medizin,  als  ein  Produkt  de»  Volksleben», 
hat  mindest cii*  dasselbe  Recht  auf  ein  Existenz,  wie 
di**  Homöopathie,  die  Wasserheilkunst  Kneipp'»  und 
viele  ander»-  Heilmethoden,  deren  Haupt  Wirkung  eine 
pvychiscta  int.  Die  Freigobung  der  ärztlichen  lYaxis 
wäre  übrigens  nur  die  Sankt  ionirung  einer  längst  be- 
stehenden Thatsaehc.“ 

Der  Abhandlung  »ind  8 Tafeln  beigefügt.  Taf.  1 
und  II  enthalten  Abbildungen  verschiedener  pflanz- 
licher uud  thierischer  Heilmittel.  Taf.  III  giebt  Ab- 
bildungen von  allerlei  Am  nieten.  I — 8 Papierzettel 
mit  arabischen,  armenischen  und  grusinischen  In- 
schriften. Die  Zettel  werden  iu  Läppchen  oder  in 
kleine  dreieckige  Täschchen  eingenäht,  die  uin  den 
Hai»  getragen  werden  (6—9)  oder  in  den  Kleidern 
in  die  Aertnul  eingenäht  werden.  Ferner  int  abge- 


Digitized  by  Google 


Referate. 


40!) 


bildet  in  Fig.  I ein  kleine»  offene*  Beul  flehen 
I Gehotbou  tel)  ruaa.  kisset-iunlitwennik,  d.  h.  ein 
Gehethuchheutel,  auf  tatarisch  und  udini*ch  knhlucha, 
auf  armenisch  kipriano«.  In  dem  Brutelehrn 
werden  Beschwörungen  und  Gebete T die  au*  aller 
Zeit  herxtaiuinen,  auf  In- wahrt ; sie  erben  rieh  von  Ge- 
schlecht seu  Geschlecht  fort  und  wenlen  für  be- 
sonder« wirksam  angesehen.  Die  Besitzer  solcher 
„kipriano  s*4  gemessen  den  Schutz  geheiranissvoller 
Krähe;  bei  der  Uebergab«  der  Kipriunos  an  andere 
Ijeute  geht  auch  der  Schatz  der  heiligen  Kraft  auf 
die  andern  über.  Wie  wcrthvoll  solche  Amulet*-  den 
Leuten  erscheinen,  geht  daraus  hervor,  das«  jüngst 
ein  Armenier  in  Schuscha  sein  besonders  hoclige- 
schätzte«  Kipriano»  gegen  ei  ne  Kuh  im  Wert  he  von  40— ISO 
Rubel  (KO  bis  100  Mark)  ciutausehte.  — Gewöhnlich 
wird  ein  solches  Amulet  nicht  verkauft,  sondern  geht 
durch  Rrbachaft  auf  die  Nachkommen  üIkt  und  wird 
in  einem  Kasten  versteckt  gehalten.  — No.  5 ist  die 
Abbildung  eines  Amulet»,  wie  man  es  den  Pferden 
um  den  Hals  hängt.  No.  fi-9  Amulete  oder  Talis- 
mane. kleine  dreieckige,  viereckige  und  herzförmige 
Beutelchen,  die  au«  Pferdehaaren  geflochten  sind ; nie 
werden  auf  udinisch  T ul i situ,  auf  armenisch  und 
tatiriaek  Dahada  genannt.  Die  Mullah»,  vdchfl  dis 
Ikhfedi  verfertigen,  hei»*«*n  DshidaÜr.  In  dieaen 
Amulet  • Beutelchen  wenlen  nufhewahrt:  Krde  vom 
Grabe  eines  geschätzten  Heiligen,  Stücke  eines  heilig 
gehaltenen  Baumes,  allerlei  Arzencimittel,  die  gegen 
Krankheiten,  gegen  den  l«Vn  Blick,  gegen  Er- 
schrecken schützen  sollen.  — No.  10.  Ein  Brett  mit 
einem  Gebet  and  der  Inschrift  : «Gott  möge  helfen“, 
wird  an  der  Decke  des  Hause«  oder  in  einem  Winkel 
oder  einer  Scheune  aufhr wahrt,  bisweilen  auch  im  Hofe 
oder  im  Garten  eingegralam. No.  11.  Abbildungen 
kleiner  Muscheln,  die  auf  grusinisch  Grindshilo  heissen 
and  bisweilen  mich  als  Talismane  getragen  werden« 
(Es  scheint  Uypräa  nioiietn- Kauri  zu  sein.  Rcf.) 

Tafel  IV,  l.  2.  3.  Petachaft  mit  tjnboliichen 
Bezeichnungen  und  Worten,  tleuenman  eine  geheim niss- 
volle  Bedeutung  beilegt.  (Die  Platte  des  einen  Pet- 
schaft« zeigt  offenbar  die  Gestalt  eines  Vogels,  eines 
Huhu«  oder  eines  Hahns,  im  Innern  sind  einige  Bueh- 
•taben  «ichthar.  Nr.  4.  Eine  Perlen-Kette , die  über 
der  Wiege  eine»  Kindes  aufgrhäugt  wird,  um  dasselbe 
vi»r  dem  bösen  Blick  zu  schützen.  Eine  besonders 
geheimnisvolle  Bedeutung  wird  im  östlichen  Thcil 
Transkntikasicns  einer  runden  hölzernen  atigemnltcn 
Perle  beigelegt , die  an  eine  Schnur  aufgereiht  wird, 
sie  heisst  Dagdagou.  Nr.  ß.  Abbildung  einer  Wieg«, 
g r u s.  akuany . armen,  ororo* , u d i u i a o h lerez. 
Nr.  7.  Ein  cigenthömlichcs  Henkelgcfäs».  asimindah,  das 
unter  die  Wiege  gestellt  wird,  um  die  Flüssigkeiten 
(Harn)  aufzuncbtticn.  die  da«  Kind  von  sich  giebt.  Nr.  K. 
Die  wie  Tabakspfeifen  aussehenden  Apparate,  die  die 
Flüssigkeit  (Harn)  des  Kindes  au Rangen  und  in  das 
Gefass  leiten;  sie  heissen  g r u s.  »chilmki.  a r tu.  lolak. 
Nr.  H.  Eine  zwischen  zwei  Baumstämmen  aufgehängte 
Scbaukelwiege,  gru**.  tschotshi,  arm.  1 o 1 i , udinisch 
loljäk.  Nr.  9.  Abbildung  eines  auf  ein  Brett  gebundenen 
Kindes  — der  Verfasser  bezeichnet  die  Einrichtung 
als  „Handwiege.4*  Nr.  10.  Ein  Gürtet,  um  die  „Furcht“ 

— — — — abzumessen , grus  sartkeli,  arm. 

goty,  udinisch  taehka.  Wenn  nach  der  Ansicht  der 
Eltern  ein  Kitul  «vor  Schreck“  erkrankt  ist,  so  kommen 
alte  Weiber  als  Specialisten,  messen  mit  diesem  Gürtel 
die  Grö»«e  de«  Schreckens  und  entfenien  deu  Schnvk  — 
w ie,  ist  nicht  mitgethnilt.  Nr.  11.  Ein  baumwollenes 
Band  (Bailaina)  ein  Arschin  (70  cm)  lang  und  1 — 2 


Werscliok  (4.1 — K,H  ciu)  breit,  oft  farbig,  mit  bunt- 
farbig ge*tickten  heiligen  Ausrufungen  und  Be- 
schwörungen; man  glaubt  durch  ein  »«dein1«  Band 
da«  Hau«  vor  Krankheit  und  Uuglücksfällen  zu  behüten. 
Die  Bailnma  erbt  »ich  als  ein  Heiligt  hum  fort  , doch 
werden  noch  heutigen  Tage*  derartige  Bailama  von 
den  Mullali»  neu  angefertigt ; z.  B gemusst  ein  Mulla 
im  Ort  Wardany,  Kreis  Nucha,  einen  besonderen  Ruf 
als  Anfertiger  derartiger  Bailama's.  — 

Tafel  V.  Die  älteste  Kirche  de»  heil.  Georg  O o r i » 
Dshwari  — auf  einem  Berge  gegenüber  «1er  Stadt 
Gori.  Zu  diesem  alten  Tompel  strömen  Pilger  und 
Kranke,  die  mit  allerlei  Gebrechen  behaftet  sind.  Die 
Kranken  verrichten  daselbst  ihre  Gebete,  opfern 
wächserne  Lichte,  Hühner.  Schafböcke,  uui  Heilung 
zu  finden,  kriechen  auf  den  Knieen  3 Mal  um  den 
alten  Tempel  herum,  klettern  zwischen  den  Beinen 
eines  steinernen  Tisches,  auf  dem  ein  altes  Heiligen- 
bild steht,  hindurch.  Nr.  2.  Der  übertbeil  der  Kirche 
mit  dem  (Nr.  5)  darauf  befindlichen  Kreuz.  Nr.  3,4, 
fi,  7,  9.  Abbildungen  von  geopferten  Gegenständen, 
darunter  namentlich  (Bocken  — die  andern  Gegen- 
stände sind  nicht  erkennbar.  Nr.  10.  Ein  Felsen, 
f>  Werst  oberhalb  Zohinwnly  am  Floss«  Liachwa  < Kreis 
Gori).  Im  Felsen  befindet  sich  eine  Kirche  mit  2 Stock  - 
werken,  Treppen  u.  *.  w.  genannt:  das  Kloster  zum 
W « i b e r - F u * s.  Hier  »oll  lange  Zeit  da»  Bein 
einer  heiligen  Frau  gezeigt,  worden  sein  — erst  in 
allerletzter  Zeit  »ei  daasoli»e  von  einein  Priester  ent- 
fernt. Einige  10  Jahr  lang  lebten  daselbst  einige 
Frauen,  die  Fürstin  Palawandowa  an  der  Spitze.  Das 
Kloster  hilft  1mm  verschiedenen  Krankheiten;  au» 
Dniikburkeit  bringen  die  Besucher  allerlei  Geschenke 
dar  — Lichte,  Armbänder,  Gürtel,  Glocken. 

Tafel  VI.  Weibgesc  henke  aus  dein  heiligen 
Tempel  Gori  Dshwari . dargebracht  voo  dankbaren 
Pilgern.  1.  Eine  Hamlkette  mit  einer  daran  hängemb-n 
Hand.  (NB.  Die  Grosse  ist  nicht  angegeben.)  2,  H, 
4,  5,  allerlei  eiserne  Ringe,  einfach  oder  in  Ketten- 
form. 7.  Ein  eiserner  Pantoffel  zum  Aufhingen. 
6.  Eine  eiserne  2 Pud  18  Pfund  (3t»  Kilo)  schwere 
Kette,  welche  die  Pilger  um  den  Hals  hängen  und  3 
Mal  damit  um  die  Kirche  gehen-  Eine  ähnlich«  noch 
schwerere  (mehr  als  3 Pud  = 4M  Kilo  wiegende)  Kette 
winl  in  der  Kirche  von  Arbo  (Kreis  Gori)  aufbowakrt. 
Unter  die  Weihgeschenke  sind  auch  die  verschiedenen 
Glocken  zu  rechnen,  die  bisweilen  (Taf.  V Fig.  3) 
an  Schnüren  in  den  Ausseo-Xiacheii  der  Tempel  au  (ge- 
hängt werden.  Hier  liegen  auch  Knäuel  von  Bindfaden, 
mit  denen  die  Pilger  den  Tempel  umwickelt  halten. 

Tafel  VII.  1.  Das  Wa»»erba**in,  um  das  heilige 
und  wundert hatige  Wa«*er  von  einer  Mineralwasser- 
quclle  — C h w e darrt  — aufzufangen.  2.  Eine  Heil- 
quelle  bei  dem  Ort  Wartaschan  tatar.  I » • i t in  a - 
bulaeh.  Da«  Wasser  gilt  als  besonders  heilsam 
gegen  Fieber  — es  winl  nicht  getrunken,  «indem 
man  wäscht  damit  nur  Hände  und  rü»*e.  Der  Schwer- 
punkt liegt  aber  auch  gar  nicht  im  Wasser,  sondern 
in  der  Anwesenheit  einer  besonderen  Gottheit  der 
Quelle.  Dieser  Gottheit  opfern  die  Kranken  bunt- 
farbige Fetze«  ihrer  Kleidung,  dir  sie  in  da«  Gesträuch 
hängen.  8.  Ein  alte*  Grabmal  mit  allerlei  Opfern 
und  Weihgeschenken.  4.  Swcti-Zkarn,  eine  heilige 
Quelle,  ß.  Ein  Naphtha -See  beim  Dorf  Naphthuliu, 
15  Werst  von  der  Bahnstation  Geran.  ln  dem  Ser 
winl  vielfach  bei  allerlei  Krankheiten  gebadet.  Aus 
diesem  See  hat  ein  gewisser  Jager  Naphtha  gewonnen 
und  dann  das  Naphthalin  in  die  Stadt  gebracht  als 
Heilmittel  gegen  Hautkrankheiten. 


Digitized  by  Google 


■470 


Referate. 


Tafel  VJ1L  1.  Abbildung  einer  lieili^n  Schale; 
auf  die  Schale  werden  einige  mit  Watte  umwickelte 
Sehilfstücke  in  ungradvr  Zahl  t*.  B.  5>  gelegt,  Man 
wickelt  die  Watte  all  und  ersieht  daraus  was  für  ein 
Heiliger  oder  was  für  eiu  heiliger  Ort  oder  Tempel 
auf  den  Kranken  erzürnt  ist.  Da«  Krrathen  des 
erzürnten  Heiligen  ist  im  ganzen  transkaukasischen 
Gebiet  verbreitet,  aber  die  Arten  de»  Krrathens  sind 
sehr  verschied  eil.  Im  östlichen  Kaukasus  unter  den 
Armeniern  und  l Minern  de*  Dürfe«  Wartasrhan  aind 
besonders  gefürchtet:  <ler  heilige  Georg  Z in  in  da 
Gcorgii,  dann  die  Heiligen  Jegische,  Arakel, 
Kalnzizik,  Mugduitsunz-Surp,  Kelgwsrt.  2.  Abbildung 
eine»  alten  heiligen  Buches,  aus  dem  der  Geistliche 
den  schwer  Kranken  etwas  verliest.  8.  Abbildung 
der  Grabstätte  eines  Erschlagenen  «»der  eine»  Selbst- 
mörder», „Scheit“  genannt,  gilt  als  ein  Ort,  wo 
man  von  «len  Folgen  des  Schrecken»  geheilt  werden 
kann.  Man  zerschlagt  auf  dem  Grabe  eiuen  Topf 
und  wäscht  »ich  dabei  die  Hände  und  Fiinc, 
4.  Z i in  e r i , ein  heiliger  mit  Steinen  eingefasster 
Ort  l»ei  Wartaseh  an.  Die  Ursache  der  Heiligkeit  ist 
unbekannt;  aber  am  Sonnabend  und  Sonntag  bringen 
Armenier  und  Udiner  hier  Opfer;  im  Augustmonat 
am  Tage  de»  Feste»  „Wartawar*4  wird  hier  ein  grosse« 
Fest  veranstaltet.  6.  Ein  heiliger  Ort  mit  alten  Ruinen 
„D  e ru  j u r o w“  auf  einem  Berge  bei  B i d e s ( Kreis 
Xucha).  auch  hier  opfern  Armenier  Lichte,  Hähne, 
Hammel.  Die  Tataren  fürchten  diesen  Ort  8.  Ein 
heiliger  Ort  2 Wert!  Ton  W a r t u » r h » n . auf 
udiniach  Kalazizyk,  d.  I».  „grosse  Blume“ 
genannt.  Der  Ort  wird  Itesondcr»  geehrt  von  den 
armen ischen  üregorianern , weniger  von  den  recht- 
gläubigen Udinem.  Frauen  — stellen  Lichte  vor  eine 
kleine  niedrige  Hütte. 

17.  Pantjuohow,  Dr.  J.  J.:  Kobulcti  als 

Strand-Kurort.  Tiflis  1900.  83  8. 
Kobuleti  liegt  au  der  Ostküstc  des  Schwarzen 
Meeres  im  Bezirk  von  Datum  an  einem  kleinen 
Flüsschen  Tscliolok,  da»  hi»  1878  die  Grenze  zwischen 
Russland  und  der  Türkei  bildete.  Der  Verfasser  bat 
Kobuleti  bereit»  1888  besucht  und  entwirft  eine  leb- 
hafte Schilderung  von  Land  und  Leuten.  Er  empfiehlt 
den  kleinen  Ort  zum  Aufenthalt  und  zum  Baden 
— der  Ort  ist  ziemlich  frei  von  Malaria.  — 

Ich  scldiesae  an  diese  Referate  ein  Verzeichnis» 
von  anderweitigen  Abhandlungen  de«  Herrn  J.  J. 
I*  a n t j u c h o w ; die  Abhandlungen  beziehen  »ich 
alle  mehr  oder  weniger  auf  den  Kaukasus;  Referate 
darüber  zu  liefern,  bin  ich  ausser  Stande,  weil  mir 
die  Arbeiten  nicht  vorliegen. 

18.  U e b e r das  G e h i o t S s a in  u r s a k a u , d i o 

daselbst  lebenden  Volker  und  die 
d a » e 1 b s t verbreiteten  Sprachen. 
Die  Zeitung  „Kawkas“  1885,  No.  97. 

18.  M c d i c o - 1 o p o g r a p h i » c h e Skizze  de» 
R i o n • B a » s i n s.  Militär-medic.  Zeitschrift 
1885.  Aprilheft. 


30.  Das  Gebiet  von  Saam  ursak  an  in  italur- 
historischer  Beziehung.  Tiflis»  1 H68. 
Aus  «lern  Bericht  ü1*er  da»  Lazareth  des  Kauk. 
Linien-Bat.  87.  Zeitschrift  „Medizin  der  Gegen- 
wart“ 1886,  No.  21*.  34  und  88. 

21.  Ueber  die  S k o p z c n in  Inieretien. 
(Eine  Rus«.  Sectc.)  Protokoll  der  (kMtlloklft 
der  Amte  in  Kiew  1888,  No.  1. 

32.  Ueber  die  Mythen  und  abergläu- 
bischen Gebräuche  der  Einge- 
borenen de*  Rionthales.  ,Ka  vkai* 
1KH7.  Mdw  27,  38, 

23.  Ueber  die  V o I k s m e d i z i n der  Ein- 

geborenen de»  Rionthales.  Medi- 
zinische Sammlung  der  Kaukasischen  Acrzte. 
18K9,  No.  4. 

24.  Medizinisch-topographische  Be- 

schreibung «les  Rion-Bassins. 
Mediz.-tonogr.  Sammlung.  forsnagegeben  von 
dem  Med.  Departement  d.  Ministeriums  der 
innern  Angelegenheiten.  Bd.  II,  1871. 

25.  Ueber  die  Volksmedizin  i in  » ü d o s t- 

liehen  Gebiet  Bttfllltldl.  Kiew! 875, 

28.  Doctor  und  (Quacksalber.  Kiew  1875. 

27.  Die  Pathologie  der  Türken.  Aerztliche 

Zeitung  (Rum.)  1880.  No.  424. 

28.  Einige  Fälle  von  Scchsfingrigkeit. 

Arbeiten  der  Gesellschaft  der  Acrzte.  Kiew  1883. 

29.  lieber  die  K ö r p e r g r 5 s s e einiger 

VoIksstKmme  in  Tranakaukasien. 
Med.  Sammlung  der  Kauko*.  ärztl.  GeacII- 
•dllft.  1890,  No.  12.  18  und  19. 

30.  Favus  unter  «len  Semiten  des  Kau- 

kasus. Russische  Medizin  1 890,  No.  24 
und  2*». 

31.  Der  Kropf  in  Swauotieu.  Russische 

Medizin  No.  2. 

32.  Der  See  Tschaldyr  und  seine  Um* 

g e I»  u n g.  nK  n w’  k a 8*  1890,  No.  322  und  323. 
88.  Ueber  die  physische  Organisation 
einiger  Vofkastamme  in  Trans- 
k u u k n s i e n.  Zeitschrift  für  Sanititawoern 
1891,  No.  2,  6,  10. 

84.  Der  gesundheitliche  Zustand  der 
G r u s i e r.  Ebenda.  1891,  No.  42  und  51. 

3o.  Kurden  und  Karapachcn.  „K  a w k a s“ 

1891,  Ko.  40. 

36.  Die  Russen  i u T r a u s k a u k a s i e n. 

Ebenda.  1891,  NM.  155. 

37.  Der  Au»»atz  in  Transkaukasicn. 

Russische  Medizin  1891,  No.  8. 

38.  Die  a n t h r o p o 1 o g i s c b e ii  Typen  der 

Kaukasier.  „Kawkai“  1893,  No.  103. 

39.  Die  Finger-Anomalien  unter  den 

Eingeborenen  »les  Kaukasus.  Russi- 
sche Medizin  1893,  No.  190. 


B.  Schriften  der  Kaukasischen  Abtheilung  der  K.  Russ,  Geogr.  Gesellschaft. 


Ich  maus  mich  damit  begnügen,  in  Kürze  Ulier 
«len  Inhalt  der  wenigen  Bünde  zu  berichten,  die 
mir  zufällig  zugekommen  »ind.  Ich  berücksichtige 
nur  diejenigen  Abhandlungen,  die  auf  Anthropologie, 
Ethnographie  und  Archäologie  Bezug  haben. 


1.  Konschin,  A.  M. : Ueber  den  a 1 1 e n S t rom- 
lauf desAniuParjanachdcngegeu- 
wärtigen  geologischen  und  p h y- 
» i k o - m a t h e m a t i s c h e n T h a t » a c Ii  e n. 
Mit  3 Karten  und  Plänen.  (Schriften  der 


Digitized  by  Google 


Referate. 


471 


K a u k a 1*.  A b t h e i I u n g.  XV.  Bach 
Tiflft  1893.  & 1—21.) 

2.  Pastuchow,  A.  W.:  Leber  ein«  He- 

» t e i g ii  n g (Ich  K I li  r u * « am  13.  Juli 
189  0.  Mit  4 Ansichten  und  Plänen  vom 
Elbrus»- Gipfel-  (Ebenda.  XV.  Bach, 

Tiflis  1893  S.  22—27.) 

Die  erste  Besteigung  des  Elbrus»  wurde  von 
Professor  Freshßcld  in  Begleitung  einiger  andern 
Engländer  im  Juli  1H«S8  ausgeführt.  Einige  Jahre 
später,  1874  . bestieg  eiue  Partie  Engländer  mit  dem 
Führer  Drove»  den  Berg.  Im  Jahre  1884  erreichte 
der  ungarische  Reisende  Deschi  (?)  den  Gipfel. 
Während  der  letzten  Jahre  wiederholten  «ich  die  Be- 
steigungen des  Elbrus»  sehr  häutig;  fast  alljährlich 
erschienen  einige  Alpinisten  verschiedener  Nationalität 
zu  diesem  Zweck  im  Kaukasus,  Herr  Pastuchow,  der 
zu  tojK 'graphischen  Arbeiteu  1890  nach  t Iher-Swanetien 
kommaudirt  war.  bestieg  in  Begleitung  einiger  Kosaken 
im  Juli  den  Elbruas  und  erstattete  darüber  in  der 
Sitzung  vom  4.  April  1891  den  hier  mitget heilten 
sehr  interessanten  Bericht. 

3.  Pastuchow,  A.  W.  : U e b e r eine  Be- 

steigung des  Berges  C li  a I a t z a , 
13.  August  1891.  (Ebenda.  XV.  Buch. 
Tiflis  1899.  8.  98-60.) 

4.  Dintiik,  A N. : Eine  Rei»e  d urch  W e s t- 

Ö « s e t i e n.  ( E I»  e n d a , X V.  B u c h.  Tiflis 
1893.  8.  51—90.) 

6.  Dinnik,  A.  N. : R e i s e d u r c h Pscbawien 
und  Tnschctien.  E b e n d a , X V'.  B u e h. 
Tiflis  1893.  8.  91 — 147.) 

6.  Chachanow,  A S:  Ein  Beitrag  zur 

historischen  Geographie  des  Kau- 
kasus. (Ebenda.  XV.  Buch.  Tiflis 
1893.  8.  2*7 — 234.) 

Ein  kurzer  Bericht  über  die  Ausstellung  von 
Karten  während  des  internationalen  Congrosse»  für 
riüiistorische  Archäologie  und  Anthropologie  in 
(oskau  1893.  Der  Verfasser  bringt  hier  Mittheilungcn 
über  alle  die  Karten,  welche  sich  auf  den  Kaukasus 
beziehen. 

7.  Kurze  geschieh tliohe  Skizze  des  Terek- 

Kosakenhoeros  und  derStadto  des  Torek- 
Gebieta.  Aus  dem  Torek-Kalender 
auf  das  Jahr  1890.  (Schriften  der 
Kaukasischen  Ahtheiluug  der  K. 
Ru h s.  Geogr.  G e s e 1 1 s c h a f t.  XlX.  Bach. 
Tiflis  1897.  S.  180-188.) 

Bi»  zur  dritten  Hälfte  des  XVI.  Jahrh.  gab  es 
im  heutigen  Gebiet  der  Terek-Kosaken  keine  russischen 
Ansiedlungeu.  Hier  gub  es  im  Norden  bis  zum  Zu- 
sammenfluss der  Malka  mit  dem  Terek  die  grosse 
K a b a r d a . zwischen  den  Flüssen  Terek  und 
H « u D « li  a die  kleine  Kaburda  Westlich  von 
den  Kabardinern  zum  Nord-Abhang  des  Kaukasus- 
Gebirges  hin  wohnen  den  Kabardinern  verwandte 
kleinere  Stämme,  und  nach  Osten  zwischen  Terek  und 
Sutak  die  K u in  y k e n.  Südlich  von  der  kleinen 
Kabanln  und  den  Kumyken  befanden  sieb  Ansiede- 
lungen der  von  den  Bergen  in  die  Ebene  herahgo- 
stiegenen  Tschetschenien ; in  der  Kaspischen  Steppe 
nomadisirten  die  Reste  der  Goldenen  Horde  und  die 
Nogaier. 


Zum  ersten  Mal  erscheinen  Russen  in  jenem 
Gebiet  1559:  Russische  Krieger  aus  dem  Fürsten tliu in 
R j ä s a n bemächtigen  sich  der  Stadt.  Terkota  oder 
Tjuni  n,  die  am  Nebenflüsse  des  Terek  lag.  und  Wessen 
»ich  daselbst  nieder.  Im  J.  1577  wird  die  Stadt  Terki 
an  der  Mündung  der  S*u»«hn  erbaut:  die  Rjiisun'schen 
Krieger  übernehmen  unter  dem  Namen  der  Terek- 
Kosaken  den  miliUtirisclicn  Grenzdienst. 

Etwas  später,  1682,  rückten  300  Don’tche  Kosaken 
unter  Führung  ihres  Ataman  Andrej  8 c h a d r a aus 
ihrer  Heimath  in  das  gegenwärtige  Terek-Gebiet  ein, 
Wessen  sich  im  Lande  der  Kumyken  nieder,  und  legten 
mit  jenen  ersten  Ankömmlingen  aus  KjUsan  den  Grund 
zur  Bildung  de»  sog.  Greben 'sehen  Kotako  n- 
Heeres.  Ganz  genau  ist  der  Ort  der  ersten  An- 
siedelung dieser  Don When  Kosaken  nicht  bekannt, 
allein  als  1828  die  Mineralogen  Kitsch  und  Gerold 
(Herold?)  jene  (»egend  besuchten,  fanden  sie  in  den 
Bergen  Kosaken- Ansiedelungen  in  der  Nahe  der  Kleinen 
Kaharda.  Weil  die  Kosaken  zwischen  den  Bergen 
(Bcrgkamuie  russ.  Grehnjä)  wohnten,  so  erhielten  sie 
den  Namen  .(Irehenzi*.  Später,  1686,  rückten 
sie  ihre  Ansiedelungen  Allmählich  näher  an  den  Terek - 
fluss  heran.  Ihn«  Haupt -Ansiedelung  nannten  sic 
ihrem  Ataman  zu  Ehren  Schadrinsk,  zwei  andere 
benanuteu  sieKurdjukowsk  und  G I a d k o w s k. 

Was  durch  den  beständigen  Kampf  mit  den  Ein- 
geborenen  und  durch  den  mörderischen  Einfluss  de* 
Fieber-Klima«  an  lernten  verloren  ging,  wurde  ergänzt 
durch  zarische Schützen  und  Kanoniere, d urch  littauische 
und  deutsche  Kriegs  gefangen«,  die  mit  den  Kosaken 
hingesehickt  worden,  durch  verschieden«  Sektirer  und 
— — Vagabunden.  Die  Herrscher  des  Gebiets  Tjumc«. 
in  dem  die  Stadt  Terki  die  Fürsten  SiUintsehalei, 
die  später  den  Namen  TscFicrkasski  annahmen,  waren 
oft  in  Moskau,  nahmen  das  Christentbum  an,  sie 
schlitzten  mit  bewaffneter  Hand  die  Russische  Colo- 
nisation  und  befestigten  die  Verbindung  zwischen  den 
Terek-  und  Greben-Kosaken.  Allein  die  Verbreitung 
des  Islam  in  der  Tschctschna  und  der  Kaharda  zer- 
störte das  gute  Verhältnis*  der 'Eingeborenen  zu  den 
Kosaken;  Einfälle  der  Kalmücken  und  Tschetschenien 
nüthigten  die  Greben -Konaken  zwischen  1680—1685 
ihre  alten  Ansiedelungen  zu  verlassen  und  sich  neu« 
zu  gründen  in  dem  Winkel,  den  die  Hsunsha  und  Terek 
bilden.  Erst  1712  kehrten  sie  wieder  an1*  link«  Terek- 
Ufer  zurück  und  bildeten  mit  den  Terek-Kosaken 
gemeinschaftlich  den  festen  Cordon  längs  des  Tcrek- 
Flusses.  Seit  dieser  Zeit  wurden  die  Kosakenheer« 
um  benannt : die  G r « b o n’schen  hiesseu  das  Ober« 
und  da»  eigentliche  Tere k’sche  Heer  das  Unter« 
Terek-Hecr. 

Peter  d.  Gr.  wünschte  die  Grenzlinie  näher  zum 
Flusse  Ssnlnk  zu  rücken ; er  gründete  daselbst  di« 
Festung  Sw.  Krest  (heil.  Kreuz),  und  siedelte 
dort  die  Terek-Ko*aken  au;  er  verstärkt«  dieselben 
gleichzeitig  durch  einen  Zuzug  vom  I>on  und  der 
Wolga.  Während  der  Regierung  der  Kaiserin  Anna 
wurden  iu  Folge  der  Freundschaft  mit  Persien  alle 
auf  dem  rechten  Terek- Ufer  von  den  Russen  besetzten 
Punkte  aufgegeben  und  der  Oordon  1734  auf  das 
linke  Terek -Ufer  verlegt ; 1736  wurde  die  Festung 
Kisljär  gegründet.  Etwa  um  1754  lies»  sich  eiue 
Grupp«  Ko-akcn  mit  einer  Itetrncht  liehen  Menge 
Eingeborener  in  der  Nähe  der  Ansiedelung  Rornadin 
nieder  und  bildeten daa Terek- Kisljarsche  Konaken  beer. 

Im  J.  1763  wurde  die  Festung  Mosdok  erbaut; 
auch  hierher  wurden  Kosaken  von  D«»n  und  Wolga 
geschickt,  um  sich  liier  auzusiedeln.  Ihnen  schlossen 


Digilized  by  Google 


472 


Referate. 


■ich  später  200  Familien  getaufter  Kalmücken  an,  uod 
so  bildete  sich  das  Moidok'tchv  Kosaken« 
hcer. 

Im  J.  1777  worden  Befestigungen  an  ilen  Flüssen 
Kunt,  Solka,  Kunta  u.  «.  w.  angelegt,  und  zu  ihrer 
Bedienung  kamen  700  Koeakenfurailicn  von  der  Wolga 
und  gründeten  eine  Keihe  Ansiedelungen  (St  an  ixen); 
sie  iiehielten  ihn*  alte  Bezeichnung  Wolga- 
Kosaken. 

Im  J.  1824  errichtete  General  Jcrmolow  eine 
neue  Koeaken • Linie , welche  er  das  Gorskoe- 
W o i s k o (Bergheer)  nannte.  »So  waren  schliesslieh 
W KiMaken*He«ro,  die  später  mit  dem  Kamen 
„Regimenter“  benannt  wurden,  vorhanden ; die 
Linie,  d.  h.  die  B t a n i z o u begannen  am  Kaspischen 
Meer  und  erstreckten  sich  landeinwärts  --  sie  bildeten 
in  ihrer  Geaanimtheit  das  Kaukasische  Linien- 
Heer.  das  «ich  700  Werst  bis  zur  Mündung  des  Terek 
au  «dehnte. 

AU  «las  Heer  der  Kaukasischen  Linie 
gebildet  wurde,  wurden  die  bisher  einzeln  benannten 
Hmts  in  Regimenter  umhemumt;  184$  wurde  eine 
(»esonder©  Verfügung  erlassen,  wonaeli  das  Linien- 
Heer  seine  eigene,  vom  Kaukasus* Gebiet  getrenntst 
Verwaltung  erhielt. 

Um  di«*  colonisatorisehen  Pläne  im  Kaukasus 
lw»üsor  auszuführvn,  musste  ein  gesicherter  Weg  nach 
Grusien  hergestellt  werden  Deshalb  wurde  bereits 
1784  am  Klus«©  Terek  die  Festung  Wiadikawkas  ge- 
gründet. aber  bald  aufg«*geben  und  erst  1705  aufs 
neue  befestigt. 

Um  Wiadikawkas  und  Mosdok  zu  vereinigen, 
wurden  aui  Terek  aufwärts  eine  Reihe  neuer  Stanizeu 
erbaut  und  mit  Colouisten  aus  Kleinrussland  und  zum 
Tbeil  mit  Linieii-Kosaken  Iwsiedelt. 

Im  .1.  1845  wurde  die  Ssunsha-Kosakculitiie  ein- 
gerichtet. und  im  Laufe  von  16  Jahren  mit  22  Stanixen 
besetzt-  — - 

Im  J.  18H0  wurde  da«  Temk-Gfbiet  vom  Kuban- 
Gebiet  getrennt  und  erhielt  seinen  eigenen  Chef.  Lu 
J.  1870  wurden  iin  T«*rek-Gebiet  dieselben  allgemeine 
Einrichtungen  wie  in  jedem  Gouvernement  getroffen. 
Im  J.  1888  erhielt,  das  Gebiet  ©ine  eigene  Verwaltung, 
die  noch  heute  gilt. 

Kh  folgen  dann  einige  Notizen  über  die  Kaukasischen 
Städte:  Wiadikawkas,  Pjätigorsk,  Moadok,  Kisljiir. 

W 1 a d i k a w k a « ist  1784  gegründet ; es  siedelten 
«ich  hier  Osseten  und  später  auch  entlassene  Soldoteu 
an;  1858  erhielt  Wlu«likawkns  steinerne  Mauern  nebst 
Thürmen.  Am  31.  März  1800  wurde  Wiadikawkas  zur 
Stail  t erhoben. 

Mosdok  ist  1702  durch  den  Herrscher  der 
kleiucn  Kabarda,  Fürst,  Kurgoko  Kautscimkin,  der 
sich  «pater  taufen  lies«,  gegründet.  Mob  heisst  auf 
Kabardinisch  „Wald“,  d o k dicht.  Damals  war  alles 
mit  dichtem  Wald  bedeckt. 

K i s I j ä r ist  1735  durch  Genoral  L e w a « c h c w 
an  Stelle  der  aufgegebenon  kleinen  Festung  S w. 
K r © « t (heil.  Kreuz)  am  linken  Ufer  des  rechten 
Terek-AmiH  gegründet. 

8.  Markowitfloh,  W.  W. : Benennung,  Ge- 
brauch und  V e r b r e i t u u g e i n i g c n 
für  das  Volkslcbeu  wichtigen 
Pflanzen.  It«chkerien.  (Ebenda. 
XIX.  Buch.  Tiflis  1883.  S.  20 7 228.) 

Ein  alphabetisch  geordnete*  Pflauzenvcr/eii-huiss. 
Heber  tlen  (»«  brauch  und  die  Verbreitung  der  Pflanzen 
spricht  der  Yctfamtr  in  dem  bdgenden  Aufsatz. 


».  Markowitsch,  W.  W. : In  den  Wäldern 
lisch  kerie  ns.  Erinnerung  eine* 
Förster«  an  dieWälderderTschet- 
» c h n a.  Mit  7 Tafeln  Abbildungen. 
(Ebenda.  XIX.  Buch.  Tiflis  1803.  S.  229 
bis  338.) 

Sohr  fesselnd  geschriebene  Sehihlerungen  von 
Land  und  Leuten  der  Tschctschua  mit  lieeondcrer 
Berücksichtigung  des  Wablreichtbums  und  der  richtig»*. i 
Verwaltung  und  Schonung  der  Wälder. 

10.  Karzew,  Geuoralstah  «oberst:  Be- 

merk ungen  über  die  Kurden.  Mit 
einer  Kurte.  (Ebenda.  Bd.  XIX.  Tiflis 
1893.  8.  337  3Ö8.) 

Unter  »lern  einfachen  Titel  „Bemerk ungen“  ist  eine 
recht  gute  Zusammenstellung  aller  Nachrichten  ülwr 
die  K urden  gegeben.  Der  Verfasser  bat,  was  wohl 
bemerkt  wenb-n  muss,  ausser  der  fremdl&nd iacben, 
französischen,  eugli«eheti  und  deutschen  Litten*!  ur 
auch  die  russische  Litteratur  und  da«  Militair- 
Archiv  de*  Kaukasus  tienulxen  können). 

Die  Kurilen  gehören  zu  den  ältesten  Bewohnern 
Vorder- Asiens ; ihrem  Typus  und  ihrer  Sprache  uacli 
muss  tuan  sie  zu  den  arabischen  Völker«  zählen. 
Man  darf  anuehmen,  «las«  die  Kurden  seit  «1er  ältesten 
Zeit  das  Gebiet  des  östlichen  Taurus-Gebirge«  (östlich 
Vom  Euphrat  und  dem  Gebirge  Sagr«*»)  b«*w«*hiil 
haben;  nllniuhlch  ala*r  haben  sic  sich  weiter  ausgr- 
breitot.  Man  kann  heute  alle  die  von  Kurilen  be- 
wohnten Landstriche  in  folgender  Weise  lw*greiiz»*n : 
im  Westen  «1er  Fluss  Euphrat,  im  Säuen  di© 
Ebene  von  Mosopotumicu  und  die  Berg«*  Luri* 
«tun s,  im  Osten  der  Gebirgszug  Tuchawerdy  und 
im  Korden  der  Flu*»  Araxe*.  Mau  kann  dieses 
Gebiet  als  Kurdistan  bezeichnen;  obwohl  noch 
ander«*  Volk**tämtnc  zwi*ch«*n  «len  Kurilen  leben,  so 
sind  immerhin  hier  «lie  Kurden  «lie  überwiegend«* 
Bevölkerung.  Die  zahlreichsten  Ansiedlnngcn  finden 
sich  in  «1er  persischen  Provinz  Chorassan,  im 
russischen  Gouv.  Eriwan,  und  in  dem  russischen 
Gebiet  von  Kars.  In  «len  Bergen  «los  Bingel* 
dagh  im  Bezirk  Derssim,  an  aen  südlicheu  Ab- 
hängen der  Gebirge  (*harsan-dagh  und  Dschudi, 
in  «len  Bergen  von  Sagross,  und  in  einem  beträcht- 
lichen Tbeil  «1er  persischen  Provinzen  Ardiljan  nnd 
KermauBchachan  bilden  di«*  Kurden  auf  dem  Lande 
wie  in  den  Städten  die  Mehrzahl;  iu  dem  übrigen 
Theil  «los  von  ihnen  bewohnten  Gebiet*  siml  sie  in 
der  Mehrzahl  auf  «lern  Lande  und  in  der  Minderzahl 
in  dcu  Städten. 

K opfzalil.  Nach  Rawlinson  leiten  in  «1er  Türk«*i 
l1/*  Millionen  Kurden;  in  Persien  760000.  Der  Ver- 
fasser ist  der  Aiisiidit,  dass  diene  Zahlen  zu  geringe 
siml : er  meint,  es  müssten  in  Persien  und  der  Türkei 
mindestens 2 V«  —3  Millionen  Korden  gerechnet  werden. 
Auf  niansohcm  Boden  leben  ca.  106000  Kurden. 

Religion.  Die  grösste  Zahl  der  Kurden  be- 
keuut  »ich  zum  Muhainniedanisniu*,  und  zwar  sind  sie 
rechtgläubig«*  Sunniten  der  Sekte  Schaffi  (Schaffiiten). 
»Sie  halten  s«.*hr  früh  den  Islam  angenommen,  aber 
sich  dabei  ihre  nationale  Selbstständigkeit  erhalten; 
sie  erkennen  den  türkischen  Sultan  nicht  als  ihren 
re«*htmassigcn  Ohalifcn  an.  vielmehr  sind  sie  geneigt, 
ihr  geistliche*  Oberhaupt  in  ihren  eigenen  Scheichs 
zu  ««  hen,  weil  viele  von  ihnen  ihre  Abstammung  von 
den  Uhalifen  «ler  Dynastie,  «len  Ome jaden,  ablciten. 
Die  böher»*n  Stände  unter  den  Kurden  siml  st»»lz 
auf  die  Reinheit  des  Glaultens,  ebenso  stolz  sind  die 


Digitized  by  Google 


Referate. 


473 


Stidtcbewohuer;  — «1er  übrigen  nomodisironden  Be- 
völkerung scheint  «lie  Religion  sehr  gleichgültig  zu 
»ein,  — doch  kann  der  Fanatismus  leicht  erweckt 
werden. 

Ein  Thcil  der  Kurden  ist  hei  seiner  alten  Religion 
gehliehen,  d.  h.  der  Religion  des  ZoRiuter,  das  sind 
die  Jesiden.  Ein  kleiner  Theil  bekennt  sich  zu 
einer  sehr  wenig  untersuchten  Religionsgemeinschaft, 
die  unter  dem  Namen  Ali-Alla  bekannt  ist. 

I>ie  Jesiden  suchen  sich  und  ihre  Religion  etwas 
zu  verbergen,  weil  sie  sowohl  von  «len  Christen,  wie 
von  «lei»  Muhammedanern,  angefeindet  werden. 

Die  Benennung  Jesiden  ist  zurückzufiihrcn  auf 
da«  alte  syrische  Wort  Jesd-a  — Gott.  Die  Gleich* 
Stellung  des  Guten  and  des  Bösen  in  ihrem  Glauben, 
«iie  Verehrung  «les  Feuers  un«l  der  Sonne,  das  Be- 
streben, di«*  bösen  Geister  durch  Opfer  zu  versöhnen, 
weist  auf  die  Lehn*  Zomaster*. 

Das  Hauptheiligthum  «ler  Jesiden  liegt  2 Tage- 
reisen nordöstlich  von  Moasul  und  ist  auf  dem  Grabe 
eines  Heiligen  8ch«ich-Adi  erbaut.  Wann  der  Scheich 
Adi  lebte,  ist  unbekannt.  Viele  identificiren  ihn  mit 
dem  Ad  de,  einem  Schüler  des  falschen  Propheten 
Mane*.  Danach  müsste  die  Sekte  «ler  Jesiden  in  das 
III.  Jalirh.  n.  Ohr.  gehören.  Andere  meinen,  «lass  der 
Scheich  Adi  im  XII.  Jahrh.  lebte,  zu  einer  Zeit,  als 
wirklich  ein  gewisser  Scheich  Adi  Unruhen  in  Kurdi- 
stan anstiftete.  Der  Verfasser  meint,  auf  Grund  d«‘r 
Auseinandersetzungen  eines  Jesiden,  das*  es  sich 
hierliei  garnicht  um  einp  bestimmte  Persönlichkeit 
handelt,  sondern  dass  unter  des  Scheichs  Adi’s  Namen 
der  Geist  des  Licht«  oder  »eine  Inkarnation  zu  ver- 
stehen ist. 

Bei  dem  Heiligthum  wird  im  Frühjahr  ein 
grosses  Fest  gefeiert.  In  einem  daneben  liegenden 
Kloster  leben  die  Priester,  die  Ka wallen  genannt 
werden;  die  niederen  Diener  «les  Tempels  heissen 
Fakire,  der  höchste  Würdenträger  ist  der  Scheich. 
Im  Kloster  wird  das  Sinnbild  des  Geistes  der  Finster- 
nis« Melek-Tam*,  ein  goldener  «nler  vergoldeter  Hahn 
oder  Pfau  aufbewahrt.  Die  Priester,  Ka  wallen,  führen 
ein  Modell  diese#  Halmes  im  ganzen  Lande  herum 
und  sammeln  dabei  milde  Gaben. 

Um  sich  nicht  zu  sehr  von  den  Muhammedanern 
zu  unterscheiden,  tragen  die  Jesiden  muhauimeda- 
niselio  Namen,  schreiben  auf  ihren  Grabmälem  Verse 
aus  dem  Koran.  Diesem  Bestreben  ist  offenbar  auch 
die  Inschrift  Scheich  Adi’s  im  Heiligthum  entsprungen- 

Bi«  zum  Anfang  dieses  Jahrhundert«  waren  die 
Jesiden  eine  sehr  ansehnliche  Gerneimle,  aber  1832 
worden  sie  von  «leu  (eigentlichen)  Kurdeu-Suuniten 
fast  ganz  aufgerieben.  Jetzt  sind  nur  etwa  30—40,000 
Je»i«len  vorhanden;  ihre  Hauptzahl  lebt  im  G«*birge 
Ssnndahar. 

Zur  Religion  Ali-Alla  hekenucu  «ich  nicht 
allein  «lie  Kurden,  sondern  auch  alle  in  Klein- Asien 
lebenden  Turkmenen.  Di©  zur  Sekte  Ali'Alla  gehörigen 
Kimlen  bezeichnen  »ich  selbst  gern  ab  Schiiten,  um 
«ler  Verfolgung  der  Sekte  der  Sunniten  zu  entgehen. 
Von  ihren  Nachbarn  werden  »ie  wohl  Kisil-baach, 
d.  h.  Perser  genannt.  Die  Anhänger  der  Sekte  Ali- 
Alla  oder  Ali -Ullach  suchen  ihre  Glaubensanaiohten 
ängstlich  vor  allen  Fremden  zu  verbergen ; si<»  tragen 
mohammedanische  Namen,  aber  sie  hassen  die  Muham- 
medaner und  «uchen  ihnen  so  viel  als  möglich  zu 
schaden.  Sie  werden  aber  auch  gehasst  und  »o  viel 
als  möglich  gemieden.  Der  Türke  zieht  es  vor,  auf 
einer  Reise  lieber  im  offenen  Feld  zu  übernachten 
oder  «len  Tagesmarsch  zu  verdoppeln,  ehe  er  die 

Archiv  für  Anthropologie.  1hl.  XXVII. 


Gastfreundschaft  in  einer  Ansiedelung  der  Sekte  Ali- 
Alla  in  Anspruch  nimmt.  Zur  rharakterisirung  «ler 
Anhänger  und  ihrer  Sitten  sei  auf  eine  Eigeuthüm- 
lichkeit  hingewiesen.  Es  herrscht  unter  ihnen  eine 
Art  Polyandrie.  Wenn  in  einer  Familie  mehrere 
Brüder  sind , so  muss  zuerst  der  älteste  Bruder 
hciratlicn.  dessen  Ehefrau  wird  aber  zugleich  die  Frau 
aller  übrigen  Brüder.  Erst,  sobald  der  Zweitälteste 
Bruder  ein  Weib  genommen  hat,  verbleibt  die 
Frau  «les  ältesten  Bruder»  diesem  allein,  weil  dann 
di«*  Frau  des  Zweitältesten  den  andern  Brüdern  auch 
ab  Ehefrau  gilt. 

Auch  in  «len  Bestattunngebriiuchen  der  Ali-Alla 
herrscht  viel  Gehoiinnissvoll«**:  nur  das  Haupt  der 
Familie  ist  nigegen , die  jüngeren  Verwandten 
werden  nicht  zugclasscn. 

Die  zahlreichste  Gruppe  d«*r  zur  Sekte  Ali-Alb 
gehörigen  Kurilen  lebt  in  «len  Bergen  von  D e r s s i m 
und  im  nördlichen  Thcil  «ler  Ebene  von  C har  put. 
Sie  werden  von  den  Türken  ab  Kisil-hasch  benannt, 
d.  h.  ab  Perser,  weil  mau  »ie  mit  dem  Schiiten  in 
Persien  verwechselt,  daher  nennen  sich  «lie  Anhänger 
der  Sekte  Ali-Alla  in  Persien  direkt  Schiiten,  um 
Verfolgungen  zu  entgehen.  Eine  andere  Gruppe  der 
Ali* Alfa  lebt  in  «len  Hergen  von  Sagrose  und  in  «ler 
persischen  Provinz  Ardiljan. 

Die  Kurden  sind,  wie  olien  bemerkt  wurde, 
Sunniten.  — doch  giebt  es  auch  Sehiiten  unter  Kurden, 
und  zwar  in  Persien  • in  Uhorassan  sind  alle  Kurden 
Schiiten;  im  übrigen  giebt  es  in  Persien  sehr  w«»nige, 
in  «ler  Türkei  gar  kein«*. 

Sprache.  Die  Sprach«;  der  Kurden  gehört  zur 
iranischen  Gruppe,  di«*  Mehrzahl  spricht  Kermambhi  — 
doch  sind  der  Sprache  viele  Worte  armenischer  und 
luranbelnr  Herkunft  boigemengt. 

Die  Kurden  von  Derssitn  roden  einen  Dialekt,  der 
Sasa  heisst ; «ler  Dialekt  steht  «lein  Persischen  näher 
als  der  eigentlichen  Kinnaiidshi-Spraeho,  überdies  ist 
die  Zahl  der  rein  armenischen  \\  orte  sehr  gross.  — 
Ein  dritter  kurdischer  Dialekt  ist  «1er  üurani- 
Dialekt,  «liescn  redet  ein  Theil  «ler  K unlon  in  Ardiljan 
und  Kirmamhchach:  es  ist  eigentlich  Kirmandshi 
sehr  stark  vermischt  mit  persischen  Worten. 

Die  Kurdische  Sprache  ist  ausgezeichnet  durch 
das  wiederholte  Vorkommen  «le»  Buchstaben  r und 
durch  scharfe  Kehllaut©  — in  Folge  d«?Hscn  klingt  die 
Sprache  sehr  rauh. 

Geschichte  der  Kurden.  Au»  der  älteren 
Zeit  wissen  wir  wenig  über  di«?  Kurilen;  ein  selbst- 
ständiges  Reich  hüben  sie  nie  gebildet.  Sie  sind  bekannt 
al«  tüchtige  Kri«?ger  und  zwar  in  älterer  Zeit  ab  Fusa- 
Soldaten.  Der  aus  den  Kreuzzügon  bekannte  Saladin 
war  ein  Kunle,  er  hiess  Nasyr-Iussuf-Hsalla- 
E «1  d i n.  — Erst  zu  Beginn  des  XIX.  Jahrh.  ver- 
suchten die  Kurden  sieh  von  den  Türk«-«!  los  zu  machen. 
Ihre  Fürsten  verhamlelteu  z.  B.  1829  während  des 
russisch -türkischen  Krieges  direkt  mit  den  Russen. 
Die  wichtigsten  kurdischen  Fürstcnthümer  waren 
C h e » k a r i , Kcwandu* , Baehtan  und  Bcgdinan, 
1880—32  verwüsteten  die  Kurden  «lie  Ebene  am 
Mittellauf  «les  Tigris,  bin  1K34  Mahomod  Raschid 
Pascha  mit  einer  türkischen  Armee  durch  ganz  Kur- 
distan durchzog  und  ein  blutiges  Gtmcht  über  die 
Kurilen  hielt.  Seit  der  Zeit  begannen  Unruhen  unter 
«len  Kurden,  entstanden  durch  «las  Eindringen  englischer 
Missionaire  in  Mossul,  und  eben««»  später  während 
des  russisch -türkischen  Kriege»  1854  und  1H76  — 77. 
Die  Kurden  schienen  geneigt,  auf  die  Seite  Russland« 
zu  treten.  Schliesslich  kam  es  1880  unter  dem 

80 


Digitized  by  Google 


474 


Reterate. 


kurdischen  Scheich  Ok'idulk  nochmals  zu  einem  Auf- 
stand  gegen  «lie  Türken,  der  aher  bald  unterdrückt 
wurde. 

Ursprünglich  (heilten  sieh  die  Kurdenstämme  in 
„G escnlechter*  und  führten  ein  Xomadoulelicn. 
Die  Kurden,  sowie  die  L u r e n von  Bncbhara 
sind  die  einzigen  arischen  Nomaden.  In  Folge 
der  kriegerischen  Ereignisse  wurden  einzelne  nomm- 
disirende  „Geschlechter1*  zersprengt  und  dadurch 
genöthigt,  »ich  anzusiedcln.  — Ucbcrdie«  reicht  da» 
Land  zum  Nomadisiren  nicht  aus.  Ein  Theil  der 
Kurden  nomadisirt  aher  auch  heute  noch.  In»  nörd- 
lichen Kurdistan  im  Walajot  B i 11  i leben  Kurilen, 
welche  seit  Alter»  her  das  Hecht  Iwsuispruchen, 
wahrend  de»  Winters  in  die  annenisclien  Orte  üWr- 
zuriedoln;  die  Kurden  des  südliclu'i»  Kurdistan  ziehen 
im  Winter  in  die  Thäler  von  Meinpotaiuien 
und  A r d e 1 j a n. 

Die  am  Südahhange  des  Taurus-Gebirges  und 
östlich  von  Diarbekr  sesshaften  Kurden  sind  arbeit- 
same Landbesitzer  und  Gartenzüchter  geworden»  — 
gerade  sie  gclaugcn  liereit»  zu  einem  ans<dii!lichen 
Keichtlium.  — 

Ein  zusammengehörig«’«  Geschlecht  oder  ein 
Stamm  heisst  in  Kurdistan  Aschiret;  es  wird  regiert 
von  einem  Aga,  der  mitunter  den  Hang  eines 
Scheichs  «»der  eines  Chans  hat.  Der  Aga  gehört  einer 
herrschenden  Familie  au.  doch  existirt  keine  eigentliche 
Erbfolge.  Die  Gewalt  des  Aga  im  Aschiret  hängt 
ganz  von  seiner  Persönlichkeit  ah.  Früher  gab  e» 
einige  berühmte  Familien,  «lenen  sieh  mehrere  Stämme, 
Aschiret,  unterordneten,  zu  ihnen  gehörten  der  Emir 
von  V h e i k a r v die  Chane  von  Uachtan,  von 
B c c li  d i n a n u.  s.  w.  Die  Türken  haben  e»  ver- 
standen, diese  Familien  fast  vollständig  auszurotten. 

Der  Hauptbesitz  des  Kunlen  liesteht  in  seiner 
Heerde;  die  liallmomadi«cheu  Kurden  treiben  auch 
Ackerbau,  doch  nur  zur  Befriedigung  des  eigenen 
Hausbedarfs.  Die  Kurden  verkaufen  «l»e  Wolle  ihrer 
Heerden  und  auch  die  lebenden  Schafe,  die  Weiber 
weiten  Teppiche  und  Tücher  — früher  waren  die 
kurdischen  Tücher  berühmt,  jetzt  sind  sie  fast  ver- 
schwunden,  verdrängt  durch  englische  Nachahmungen. 
— Früher  versorgte  Kurdistan  die  iN-nachbarteu 
Gegenden  mit  Reitpferden;  besonder«  berühmt  ist 
eine  halbblütige  arabische  Hasse,  K j ä g 1 a n genannt. 
Jetzt  int  die  Pferdezucht  in  Verfall  geratlien.  Ein 
Kjäglati  ist  200 — 500  Rubel  (400— 100t)  Mark)  werth, 
ein  gewöhnliches  türkisches  Pferd  nur  50—100  Rubel 
(100 — 000  Mark».  Die  Kurden  sind  meist  alle  im 
Besitz  guter  Gewehre,  die  »ie  auf  erlaubte  uml 
unerlaubte  Weise  «ich  zu  verschaffen  wissen  — nament- 
lich von  russischer  Seite  findet  ein  lebhafter  Handel 
mit  Gewehren  statt. 

Die  Kleidung  der  Kunlen  bestellt  au»  mehreren 
über  einander  gezogenen  Westen  und  einem  langen 
Rocke  (Kaftan  i,  weilen  Beinkleidern,  «licken  wollen un 
Strümpfen  und  Schuhen.  Die  reichen  Kurden  kleiden 
sich  in  Sammet  und  Plüsch,  »io  lieben  lebhafte  Farben. 
Die  Kopfbedeckung  besteht  in  einer  Filzmütze  und 
einem  (lamm  gewickelten  Tuch  (Turban),  bisweilen 
sieht  der  Turban  ausserordentlich  gross  und  ansehnlich 
au».  Gewöhnlich  trägt  der  Kurde  nur  einen  Schnurr- 
hart  und  rasirt  sich  den  übrigen  Bart ; nur  alte  Leute 
und  die  Mullah»  trugen  einen  Vollhart.  Auch  die 
Kiiiilluiscli-Kurdcn  tragen  Vollbärte  und  färben  sich 
dieselben  mit  Henna.  Durch  »eine  stattliche  Gestalt, 
»eine  gut  sitzende  Kleidung,  spinn  gute  BewnfTuuug 


macht  der  Gebirgs-Kurde  den  Eindruck  eines  hübschen 
gewandten  Krieger». 

Die  ansässigen  Kurden  tragen  dunkle  Gewänder 
und  gleichen  iu  ihrem  Acussem  mehr  den  ackerlwu* 
treibenden  Persern. 

Der  Kurtle  ist  kein  Freund  von  Reinlichkeit;  er 
lebt  im  Winter  in  halb  unterirdischen  Hütten,  die 
von  oben  her  ihr  Licht  erhalten.  Oft  lebt  «las  Vieh 
l»ei  ihm;  die  reichen  Kurden  haben  bessere  Wohnungen, 
die  von  den  Ställen  getrennt  »ind. 

In  alten  Zeiten  lebten  die  Fürsten  iu  befestigten 
Schlössern. 

Im  Sommer  leben  die  Kurden  in  einem  Zelt 
(Tscliadr)  au»  schwarz* «dienern  Zeug;  derartige  Zelte 
sind  «ehr  zweckmässig , sie  schützen  vor  Regen  und 
Sonnenhitze.  Bei  den  wohlhal »enden  Kurden  ist  da» 
gn «*!*«■  Zelt  durch  Schirme  au»  Wolle  (Tschich)  in 
einige  Räume  abget heilt.  Es  giebt  darunter  eine 

besondere  Abtheilung  für  die  Weiber,  obgleich  im 
Allgemeinen  die  Kurdiwhen  Weiber  Bich  nicht  vor 
den  Männern  verstecken  und  ihr  Gesiebt  un  verschleiert 
tragen;  nur  die  vornehmen  Kurdinnen  verschleiern, 
den  Türkinnen  mtchahmcml,  ihr  Gesicht. 

Die  Kurden  nähren  sich  fast  ausschliesslich  von 
Milch  und  Kä»c  und  dazu  von  Fladen  aus  Mehl, 
Brod  i»t  mir  hei  den  Reichen  im  Gebrauch.  Im  süd- 
lichen Kurdistan  wird  viel  Reis  gegessen. 

An  Fest-  und  Feiertagen  werden  Reiterspiele 
aufgeführt.  Im  Allgemeinen  schlossen  die  Kunirn 
ech leclit ; bei  Zusammenstößen  mit  Russen  bemühen 
»ic  »ich  au«  dem  Hinterhalt  zu  sehiessen.  Zu  kalten 
Waffen  greift  «ler  Kurde  nur  im  äuusersten  Nothfnll, 
oder  wenn  es  gilt,  Unbewaffnete  zu  morden.  Einem 
geschlossenen  Kavallerie- Angriff  halten  die  Kurden 
uii'lit  Stand. 

Die  Kurden  leiten  unter  der  jHTsisehcn  Regierung 
»tili  mul  ruhig,  unter  der  türkiselien  nicht;  die  Perser 
verstehen  l>e»*er  mit  ihnen  unizug<*li«*n.  Jetzt  werden 
«li«*  Armenier  von  «len  Kunlen  bitter  gehasst.  Da» 
Bestreben  der  Armenier,  sieh  von  der  türkischen  und 
persischen  Regierung  frei  zu  machen,  hat  die  Kurden 
aufgeregt;  »io  haben  bisher  dir  Armenier  verachtet, 
und  nun  willen  sie  sich  ihnen  unterwerfen,  — ausserdem 
werden  die  Kurden  »ehr  bedrängt  durch  die  Armenier 
in  ök«jri<«!ui»cher  Beziehung,  d.  h.  in  Handel  un«l 
Gewerbe.  — 

Uni  die  Kunlen  etwas  zu  orgauisiren  un«l  im 
Falle  eines  Krieges  zu  verwenden,  hat  18SH)  der 
Sultan  einen  Befehl  erlassen,  wonach  alle  nomadischen 
Stämme  Klein- Asiens  zu  Reiter- Regimentern  forrairi 
wenlen  »oltten;  die  neuen  Reiter  erhielten  «leu  Namen 
11  a m i die.  (cf.  Oberst  Gräsnow,  Die  Kunlen 
un«!  die  kurdische  Reiterei.) 

Di«*  Kurden  erhielten  Waffen.  Pferde  u.  *.  w. 
Sie  wollten  jetzt  den  Islam  vertheidigen,  daher  ülu-r* 
fielen  *ie  sofort  die  armenischen  Anaiodlungcn.  Trutz 
«lor  Bemühungen  «loa  Kommandeur»  Muschir  Sakkt 
Pascha  isi  «He  Formirung  doch  nicht  völlig  gelungen. 
— die  1804  und  185)5  »tattgehnhten  Unruhen  sind 
der  türkischen  Regierung  «ehr  hinderlich  in  den  Weg 
getreten. 

Der  Abhandlung  ist  ein  genaue»  Verzeichn«» 
der  einzelnen  Geschlechts  - Namen  beigefugt  und  eine 
vortreffliche  Karte  von  Kurdistan  mit  genauer  farbiger 
Einzciehnung  aller  kurdischen  und  armenischen  An- 
siedelungen. 

11.  Rnfnil  Dawidowitaoh  Eristow,  Fürst:  Be- 
in «•  r k u n g e ii  ii  b e r S w u n e t i e n.  (Beilage 


Digitized  by  Google 


Reterate. 


475 


«um  XXX.  Buch  d o r Schriften  der 
Kauk.  A li  t h e i I u n g der  K . Buh». 
Ocugr.  Gesellschaft.  Tifli»  1H97, 
111  S.) 

I.  Du»  Gewohnheitsrecht  in  Swancticn 
im  Allgemeinen  und  im  freien 
8«anctii;u  im  Beiuntlcrti.  (8.  1 — 20.) 

Die  Vereinigung  einiger  Ansiedelungen  unter 
einnnder  hildet  in  Swanetien  eine  Gemeinde  (Ru**. 
Wolost)  oder  ein  „A  buai  d“.  Die  Bewohner  männ- 
lichen Geschlechts,  die  älter  als  20  Jahre  sind,  hilden 
die  Versammlung  «IjQlor*  oder  Luxor.  Jeder 
erwachsene  Mann.  Mitlnnvohner  eines  Gehöfte»,  hatte 
eine  Stimme  in  der  ländlichen  Versammlung,  konnte 
»einem  eigenen  Willen  einen  Ausdruck  gehen.  Auch 
die  weihlichen  Personen  hatten  das  Recht,  in  einer 
Versammlung  zu  erscheinen,  imdiesondcre,  wenn  die 
männlichen  Personen  de»  Im- treffenden  Hofe»  verhindert 
waren,  oder  auch,  wenn  die  tictreffende  Frau  für 
klüger  und  für  thatkrüftiger  galt,  als  der  Mann  aus 
dem  Hause.  Mit  einem  Wort,  beide  Geschlechter 
hat  ton  da*  Kccht  der  Thcilnahtnc  an  der  allgemeinen 
Versammlung  mit  einigen  Einschränkungen.  Die 
Versammlung  der  Gemeinde  (Ahuainh  war  die  höchste 
gerichtliche  Instanz . sie  entschied  endgültig  alle  Ge- 
meinde-Angelegenheiten, hatte  niemand  Rechenschaft 
alizugehen. 

Die  Versammlung  halte  weitgehende  Rechte. 
Unter  dein  Vorsitz  des  Aelteaten  (Machwsehi)  konnte 
sie  dm  Bewohner  eines  Gehöftes  oder  eine  Familie 
aus  ihrem  Wohnort  entfernen,  konnte  das  Gehöft 
niederbrenncu,  konnte  schädliche  Personen  vertreiben, 
konnte  die  Todesstrafe  verhangen  iilier  Volks  verrat  her 
und  Aber  Kirelieuriiuber.  Die  Strafe  war  streng 

aber  derartige  Verbrechen  waren  selten.  Die 
heutige  Bevölkerung  hat  keine  Todesstrafe  verhängt, 
alier  in  ihr  lebt  die  Erinnerung  an  jene  früher  voll- 
zogene Todesstrafe  — Pfählung  oder  Durchbohren 
mittelst  einer  Lanze.  Im  gewöhnlichen  Verkehr  ist 
oft  davon  die  Rede,  das»  irgend  jemand  den  Pfahl 
tlc*chumpuri-li)  oder  die  Pike  (Icschcbi-Ii)  verdient 
hatte.  In  der  Gemeinde- Versammlung  wird  iilier 
folgende  Angelegenheiten  verhandelt.  1.  Entschädigung 
in  Betreff  von  Ueberfälleii  aus  den  lirnachhartcii 
Gegenden.  2.  Verpflichtung  des  In'iiach  harten  Gebiets 
zu  Tribut  — Friedensschluss.  3.  Schließen  eines 
Bundes  mit  andnu  Gemeinden.  4,  Begelung  der 
einzelnen  Fälle  von  Blutrache.  5.  Loskauf  aus  der  Ge- 
fangenschaft. Diebstahl,  Störung  der  allguineineu 
Ruhe,  Nicht  laicht  eil  der  alten  Sitten,  Trunksucht 
u.  s.  w.  — In  all  diesen  Sachen  bestimmt  die  Ge- 
meinde-Versammlung  die  Höbe  der  Strafe.  Auch  die 
Geistlichen  waren  der  Gewalt  der  Versammlung  unter- 
worfen. Für  gewiss«1  Vergehet! , z.  B.  Streit.  Ehe- 
bruch, Todtschlag.  wurde  der  Geistliche  seiner  Würde 
für  immer  oder  für  gewinne  Zeit  verlustig 
erklärt.  — Einer  besonderen  Aufsicht  unterlagen  die 
unverheiratheten  Mädchen ; wenn  diese  »ich  verführen 
liefen,  Kinder  bekamen,  so  wurden  die  Eltern,  Vor- 
münder oder  Verwandten  bestraft,  die  Mudehen  und 
die  unehelichen  Kinder  durften  nicht  die  Kirche  lie- 
treteu,  durften  auch  nicht  an  einem  geweihten  Ort 
bestattet  werden;  die  Ehebrecherin  verlor  das  Recht, 
Gott  ein  Opfer  danrubritigeii.  — Die  Wr»aniiuliing 
bcHtrafte  auch  tlie  Blutschande  und  verfolgte  sehr 
streng  alle  diejenigen,  di«*  die  geistige  Verwandtschaft 
nicht  achteten.  (Nach  den  Vorschriften  der  orientalischen 
Kirche  dürfen  Blutsverwandte  keine  Ehe  »chlie«»en; 
alwr  auch  solche  Individuen,  die  in  geistiger  Ver- 


wandtschaft unter  ciuander  stehen,  dürfen  keine  Ehe 
mit  einander  eingcheu.  Personen,  die  als  Pathcn 
einer  Taufe  beigewohnt  haben,  werden  als  geistig 
verwandt  angesehen  und  dürfen  deshalb  keine  Ehe 
unter  einander  icUhawn.) 

Die  Versammlung  entscheidet  alle  Fragen  in 
Betreff  solcher  Angelegenheiten,  wenn  entfernte  Ver- 
wandte mit  einander  die  Ehe  eingehen  wollen.  Den 
Angehörigen  einer  Stammlinie  war  e*  gänzlich  ver- 
boten, mit  eiuander  »ich  zu  verheiratiien ; im  Allge- 
meinen allen  bis  zur  zehnten  Stufe  der  Ver- 
wandtschaft verboten.  (Tn  welcher  Weise  die  zehnte 
Stufe  bestimmt  wird,  ist  nicht  mitgctheilt.) 

Der  Bund  aller  »wanetisclien  Gemeinden  bildete 
den  „Che ob",  eine  Art  föderativer  Republik;  die 
Vertreter  der  einzelnen  Gemeinden  versammeln  sich 
zu  bestimmten  Zeiten  und  an  bestimmten  Orten. 
Gewöhnlich  versammeln  sich  nur  di«>  Aid  testen 
(M  schwKchil  und  eiuzelne  Abgesandtem  in  ausser- 
gcwöhnlichcn  Fällen  aber  je  eine  Person  aus  jedem 
Hufe. 

Der  M a c h w b e h i , der  Aelteste,  war  der  Vor- 
steher der  Gemeinde,  eine  Art  Präsident  der  Republik 
— er  wurde  auf  uube»timmte  Zeit  vom  ganzen  Volke 
gewählt;  war  er  geeignet,  so  blieb  er  bis  in  sein 
hohes  Alter,  war  er  ungeeignet,  so  wurde  er  ohne 
weitere»  entfernt  und  ein  anderer  an  »eine  Stelle 
gesetzt.  Alle  Erwachsenen.  nueh  «lie  Weil  »er,  hatten 
das  Recht,  zu  wählen.  Der  erwählte  Machwsehi 
durfte  nieht  zu  jung  »ein,  musste  tapfer,  erfahren, 
ehrlich,  klug  und  der  Gemeinde  ergek»en  sein.  Der 
Verfasser  schildert  in  lebhafter  Weise  eine  derartige 
Volksversammlung,  theilt  die  daselbst  gehaltenen 
Reden  und  Gebete  mit.  Der  Wahlkandidat  winl  vor- 
geführt und  ein  Volkaredmr  beginnt:  Seit  «len  Zeiten 
Iwu-Adamun-go  (d.  h.  seit  Eva  und  Adam)  sind  deine 
Vorfahren  von  uns  geehrt  worden,  sie  sind  uns  in 
ihren  guten  Seiten  bekannt  u.  s.  w.  — Du  bist  unser 
Vater,  wir  sind  deine  Kinder!  - Mit  „Amen*  schliesst 
dir  Keile,  und  Amen  ruft  das  Volk.  — Die  Machwsehi 
bekamen  kein  Gehalt,  du»  Amt  war  nur  «‘in  Ehrenamt. 

Im  J.  IHM»  wurde  das  Amt  der  Machwsehi  auf- 
gehoben, al»  von  Seiten  der  Kuss.  Regierung  die 
.ländliche  Verwaltung“  eingeführt  wurde. 
E»  trat  ein  Landes- Aeltest  er  (M  a masach  I iss) 
an  die  Spitze,  der  unter  russischer  Aufsicht  die  An- 
gelegenheiten  der  Bewohner  zu  regeln  hat. 

Nur  schwer  hat  da»  Volk  der  Swancten  sich  an 
die  neuen  Bestimmungen  gewöhnt,  al*»r  allmählich 
ist  alle*  in  die  riclitige  Ordnung  gekommen. 

Ein  »ehr  wichtiger  Posten  beim  Gerichtsstand 
der  Swaneten  ist  der  «Morwitr*,  der  Richter,  der 
Vermittler  und  Schiedsrichter,  der  die  Zwistigkeiten 
und  Streitigkeiten  eriedigt.  — Die  Morwar  wurden 
gewählt,  von  beiden  Seiten  2—12,  doch  begnügte  man 
sich  gewöhnlich  mit  ft.  Die  ausführliche  Schilderung 
der  Thätigkeit  de*  Richters,  «las  Schwören  u.  s.  w. 
kann  ich  hier  nieht  wiedergebeu.  (S.  2 — 20.) 

II.  Das  Besitzthum  und  die  Beschäfti- 
gung der  Swaneten.  (S.  21 — 26.) 

1.  Häuser,  Hauseinrichtungen.  Die 
Swaneten  bauen  »ich  ihn*  Häuser  au«  Stein,  — «ie 
benutzen  dazu  Scbiefprplatteu,  »eiten  Granit  und 
Kic*el,  unter  Boi  hülfe  von  Kalk  oder  Gement,  auch 
die  Dächer  werdeu  aus  SchiefcrpUtteu  hcrgestellU 
Die  einzelnen  Häuser  sind  viereckig,  haben  zwei 
Stockwerk«*  und  »itul  12 — 20  Sashcu  (24 — 40  ni)  breit 
und  lang.  An  das  Haus  winl  »t«*ta  angebaut:  ein 
Vorzimmer,  ein  Gastzimmer  (Gabun  di)  und  ein 

60* 


Digitized  by  Google 


476 


Releratc. 


Thurm  mit  8 — 9 St««’k werken-  Das  untere  Stockwerk 
(M  a t s c h u b)  des  Hauses  ist  durch  hölzerne  Wände 
jrct heilt,  zum  Aufenthalt  für  das  Vieh  und  für  die 
Menschen.  Hier  ist  ein  Foucrheerd,  uml  hier  wird 
alles  Hausgerütb  aufhewahrt.  Der  Hauch  kann  durch 
ein  Loch  im  Dach  uhzichcn.  Das  idwre  Stockwerk 
ist  durch  eine  Holzlage  vom  unteren  getrennt;  die 
Holzlage  oder  Decke  wird  oft  durch  Säulen  gestützt. 

Die  llausmühel  bestehen  aus  einem  Stuhl- 
(Ssakurzcbwil)  und  einem  Divan  (Lirgim).  hier 
können  7 — 8 Personen  Platz  finden.  Der  Pusshodeu 
des  Zimmer»  ist  mit  Stcin|datten  aufgelegt.  Die 
Zimmer  des  unteren  Stockwerks  halten  2—3  kleine 
Fenster  und  sind  schlecht  Udeuehtet.  Da«  obere 
Stockwerk  heisst  M a s c h i h oder  Darltnn,  eine 
Stiege  von  Holz  (loh*)  führt  hinauf.  Oben  stehen 
grosse  hölzerne  Kasten  mit  Weizen  und  mit  Mehl. 
Im  Sommer  wohnt  die  ganze  Familie  im  oberen,  im 
Winter  im  unteren  Stockwerk. 

Der  8— 5>  Stockwerke  haltende  Thurm  ist  vier- 
eckig — an  der  Basis  hat  der  Thurm  einen  Durch- 
messer von  7 — 8 Arechin  (5— 5, ft  m),  nach  oben  zu 
wird  der  Durchmesser  geringer.  Die  Wände  sind 
sehr  dick,  etwa  l*/g  Arschin  (I  ln.),  der  Thurm 
ist  aussen  wie  innen  mit  Kalk  angestrichen ; jedes 
Stockwerk  besteht  aus  einem  Zimmer,  die  benacli harten 
Zimmer  sind  durch  bewegliche  Leitern  mit  einander 
in  Verbindung.  Der  unterste  Raum  im  Tliunno 
heisst  „Dilogi  , Gefängnis».  In  dem  zweiten  und 
dritten  Stockwerk  finden  sich  grosse  thönerne  Üofussc 
eingemauerl,  ausserdem  hölzerne  Kasten;  bei  Be- 
lagerungen wurde  in  alten  Zeiten  hier  Wasser  und 
Mehl  aufhewahrt-  Das  oberstu  Stockwerk  enthielt 
eine  grosse  Sammlung  von  Kieselsteinen,  mit  denen 
der  annähernde  Feind  beworfen  werden  sollte;  in 
den  übrigen  Stockwerken  wurde  die  Familie  und  da* 
Vieh  untergebracht.  Jedes  Zimmer  hatte  ein  Fenster 
von  trapezförmiger  Gestalt,  10  W.  (44  <m)  hoch, 
oben  5 W.  (c,  22  rnr,  unten  4 W.  (16  cm)  breit  Im 
oberen  Stockwerk  sind  gewöhnlieh  3 meist  gedeckte 
Schiessscharton.  Man  meint,  dass  die  Thiinne  schon 
im  13.  Juhrh.  erbaut  seien;  sie  sind  ausserordentlich 
fest  und  haltbar,  sehr  schwer  zu  sprengen.  In  alter 
Zeit  dienteu  sie  zur  Verteidigung,  jetzt  werden  nie 
nur  als  Vorrathsräume  benutzt. 

Die  Häuser  der  Ansiedelungen  (Aule)  stehen  sehr 
dicht  an  einander  gedrängt,  dazwischen  bleiben  nur 
enge  und  krumme  Gassen,  die  ausserordentlich  unrein 
gehalten  werden. 

2.  Viehzucht.  Eine  geregelte  Viehzucht 
existirt  nicht,  der  Swanete  hält  nur  so  viel  Vieh,  als 
er  zu  eigenen  Zwecken  licdnrf : 10—12  Kühe  und  dien 
so  viel  Stiere,  2—3  Pferde,  30  Schafe,  15 — 20  Schweine 
— ist  der  Besitz  eines  wohlhabenden  Swaneten. 

3.  Acker  und  Garten.  In  Swanetien  giebt 
es  wegen  der  gebirgigen  Gegend  wenig  Ackerbau ; 
einige  Höfe  haben  nur  Ackerland  irn  Betrag  von 
4 Tagesarbeiten.  (Nach  einem  l>e*timnitcn  Satz  rechnet 
man  auf  eine  Tag<*sarbeit  1205  t^uadr.  Sashen 
(53ft8Quadr.-Meter),  mehr  als  I2*Kzcwä“  («ftOOtyuadr. 
Sashcu  — 30H8  (|uadr.-Meter)  hat  niemand.)  Man 
zieht  ah  Saatgetreide;  Weizen,  Roggen,  Gerste,  kleine 
Bohnen  (Nezcn  gedez).  Man  beginnt  zu  ackern  am 
21.  März  (alt.  St.)  und  endigt  am  7.  Juni  (alt.  St.). 
Gartenzucht  ist  sehr  primitiv  und  beschränkt:  etwas 
Zwiebeln  und  Knoblauch,  rothe  Rühen  — erst  kürzlich 
lmt  man  verbucht,  Kartoffeln  zu  ziehen.  Einu  niedere 
Tabakssorta  wird  gewonnen. 

4.  Nahrung.  5.  Die  Wähler,  ft.  Die  Weide. 


UI.  Das  häusliche  Le  heu  der  Swaneten. 
(8.  27—86.) 

In  Folge  des  entschiedenen  Mangels  an  weiblichen 
Individuen  werden  die  kleinen  Mädchen  bereits  in 
der  Wiege  verlobt,  sobald  sie  geboren  sind.  Sobald 
ein  Swanete  erfährt,  das»  irgendwo  bei  seinen  Nachbarn 
eine  Tochter  geboren  ist,  so  eilt  er  hin  und  verlangt 
die  Hand  der  Tochter  für  seinen  Sohn  oder  Neffen. 
Wenn  er  eine  abschlägige  Antwort  erhält,  so  droht 
er  mit  Mord  und  Todtschlag,  weil  er  der  erste  ge- 
wesen ist.  Kr  setzt  dann  seine  Werbung  durch  — 
ein  kleines  Fest  wird  als  Verlobungsfest  gefeiert  Ist 
das  Mädchen  heirathsflhig  geworden,  so  zahlt  der 
Schwiegervater  den  Eltern  des  Mädchens  ein*  Xatseli- 
wlasclii“  in  Vieh  (eine  Art  Kalym)  etwa  im  Werth 
von  20  Azcnschi  (»  6 Rubel  *-  12  Mark).  Die  Edel« 
leute  zahlen  doppelt.  Die  Braut  wird  au*  ihrem 
Hau»*-  in  «las  Hau»  der  Schwiegereltern  geführt,  und 
der  Geistliche  („papa“)  zur  Trauung  hcrbetgeholt. 
Der  Geistliche  lässt  die  1 leiden  jungen  Leute  sich 
hiiiM’tzeu.  befestigt  ihre  Kleider  durch  Nadeln  anein- 
ander und  beginnt  damit  die  Trauung : er  setzt  ihnen 
Kränze  au*  Ranken  de»  Wein  stockt  auf*  Haupt, 
liest  ihnen  ein  Gehet  vor  und  reicht  ihnen  Drod  uml 
Wasser. 

Mädehcnraiih  oder  Weiherraub  zum  Zweck  der 
Ehe  i*t  in  Swanetieu  noch  »ehr  gebräuchlich,  etwa 
der  4.  Theil  aller  Ellen  ist  auf  diese  Weise  zu  Stande 
gekommen.  Als  Ursache  ist  hervorzuhelien : die  un- 
bedingte Nothwendigkeit,  zur  Führung  eines  Han»- 
stände»  eine  Frau  zu  haben,  und  die  geringe  Zahl 
he i rat h s fähiger  Mädchen.  Und  die  geringe  Zahl  der 
Mädchen  hat  ihren  Grund  in  der  Tödtung  der  Neu- 
geborenen, die  jetzt  nicht  mehr  geübt  wird.  Der 
Rauh  der  Mädchen  und  Frauen  wurde  früher  und 
auch  heute  streng  bestraft  und  hat  doch  nicht  ganz 
aufgehört. 

Die  Frau  hat  ein  schweres  Leben  iiu  Hause,  viel 
Arlwdt,  aber  auch  oft  viel  Schlage,  trotzdem  dass  in 
solchen  Füllen  der  Mann  schwer  bestraft  wird,  wenn 
die  Frau  Klage  gegen  ihn  erhebt  wegen  der  Schläge 
oder  anderer  Beleidigungen.  Die  schwerste  Be- 
leidigung, die  an  der  Frau  geübt  werden  kann,  ist 
das  Abrvissen  ihres  Schleiers  (leticbaki)  vom  Kopf 
und  das  Abschneidern  ihrer  Zöpfe.  Das  ist  gleichbe- 
deutend mit  dem  Schimpfwort  eine  „Hure“.  In  alter 
Zeit  bestrafte  man  in  Grusien  die  Weiber  leichter 
Führung,  indem  man  ihnen  den  Schleier  ahrisa,  die 
Zöpfe  abschnitt  und  sie  auf  einem  Esel,  rückwärts, 
zum  Schwanz  gekehrt,  reiten  lies*. 

Die  Swanetcu  nehmen  gewöhnlich  nur  eine 
Frau;  wenn  diese  aber  kinderlos  ist  oder  nur  Mädchen 
zur  Welt  bringt,  so  nimmt  der  Mann,  mit  Einwilligung 
«einer  ersten  Frau  und  der  Eltern,  eine  zweite:  die 
erste  bleibt  im  Hause  des  Manne»  wohnen,  alter  da» 
eheliche  Verhältnis«  hört  auf.  Beim  Tode  des  Mannes 
kann  eine  Wittwr  ihren  Schwager  oder  eiuen  andern 
nahen  Verwandten  ihres  verstorbenen  Manne«  heirathen 
— im  Gegensatz  zu  den  strengen  Lehren  der  Kirche. 
Ehen  können  getrennt  werden.  1.  wenn  die  Ehegatten 
ungeeignet  zu  ehelichem  Verkehr  sind;  2.  mit  gegen- 
seitiger Einwilligung,  z.  B.  wenn  der  Mann  einen 
nahen  Verwandten  seiner  Frau  getödtet  oder  ver- 
stümmelt hat.  — Während  der  Zeit  der  Menses  müssen 
die  Weiber  »ich  auf  7 Tage  ganz  zurttokriehen ; alle 
Bewohner  meiden  ängstlich  den  Pfad,  deu  ein  solches 
Weib  betreten  hat.  Di**  erste  Niederkunft  erwartet 
die  Frau  iin  Hause  ihrer  Eltern;  sie  erhält  daselbst 


Digitized  by  Google 


Referate. 


477 


einen  schlechten  Kaum  /um  Aufenthalt  angewiesen  — 
nie  gilt  fiir  unrein.  8obald  «las  Kind  da  int,  erscheint 
der  Geistliche  (papa),  um  das  Haus  zu  weihen.  So 
lange  das  Neugeborene  noch  nicht  getauft  int,  wird 
es  Whütet,  namentlich  Nachts,  indem  inan  ununter- 
brochen das  Feuer  unterhält,  damit  der  Teufel  das 
Neugeborene  nicht  gegen  seine  Satansbrut  au  wechsele: 
Stumme,  Idioten,  Wahnsinnige  sind  solche  Teufels- 
wesen, welche  untergeschoben  sind.  Nach  3 Tagen 
wird  das  Kind  getauft.  Der  Geistliche  „Papa“  nimmt 
den  Gürtel  und  den  rechten  Schuh  derjenige!»  Person, 
die  als  Pathe  gelten  soll,  dann  setzen  sich  beide,  der 
Geistliche  und  der  Pathe.  auf  den  Boden,  ohne  das 
Kind  zu  berühren.  Die  Mutter  legt  das  Kind  in  das 
Taufbecken.  Statt  de*  heiligen  Salböl*  nimmt  der 
Geistliche  Kienrus»  in  Ocl  gelöst.  Vorher  hat  der 
Pathe  kleine  Stäbchen  in  die  Salbe  getaucht;  mit 
diesen  Stäbchen  bestreicht  er  erst  das  Kind,  dann  die 
Mutter,  utul  zuletzt  wirft  er  die  Stäbchen  iu»  Feuer 

— damit  ist  der  Taufakt  erledigt. 

In  früherer  Zeit  war  e*  üblich,  die  neugeborenen 
Mädehen  bald  nach  der  Geburt  zu  todtau  — die  Ver- 
wandten überredeten  die  Mutter,  es  zu  thun,  weil  es 
eine  Schande  »ei,  keinen  Sohn  zu  haben.  Tödteto 
die  Mutter  ihre  Tochter,  *o  wurde  sie  sehr  streng 
bestraft,  sie  wurde  nicht  in«  Gotteshaus  gelassen,  sie 
durfte  nicht  bei  Opfcrh&ndlungeu  zugegen  »ein,  sic 
durfte  nicht  beten,  nicht  den  Namen  Gottes  aus- 
»preehen,  und  im  Fall  ihres  Tode»  wurde  sie  nicht 
auf  dem  Gottesacker  bestattet. 

Die  Swaneten  leben  in  grosser  Familie  gemein- 
schaftlich. eine  Familie  besteht  oft  aus  50  Individuen 
beiderlei  Geschlechts;  die  einzelnen  Mitglieder  trennen 
sich  ausserordentlich  ach  wer  von  einander,  sie  hleihen 
am  liebsten,  so  lange  cs  geht,  beisammen  wohnen. 
Da*  Alter  winl  »ehr  geschätzt  und  geehrt:  wer  an 
Jahren  Aeliest er  im  llnusc,  ist  cs  auch  in  »einen 
Hechten  — alle  müssen  ihm  gehorchen:  er  opfert 
um)  betet  für  die  andern,  er  Itestimrat,  er  ordnet  alles 
an.  Nur  wenn  er  nicht  mehr  Herr  »eines  Verstände» 
und  seiner  Kräfte  ist,  geht  seine  Macht  auf  einen 
andern  über.  — 

IV.  Die  Besitz  - Hechte  der  Swaneten. 

(8.  37—3«.) 

Erbrecht,  Theilung  u.  s.  w. 

V.  Todtenfeier  der  Swaneten.  (S.  39 -45.) 

1.  Nach  der  festen  UebemvgUBg  der  Swaneten 

ist  e*  eine  unlaxlingte  Pflicht,  zum  Andenken  an  den 
Verstorbenen  bestimmte  Gebräuche  zu  erfüllen: 
L a g w a n oder  Kontsch-char  oder  B a z c h oder 
Kuuegwoach,  damit  der  Todte  in  jener  Welt  selig 
werde.  Der  Gebrauch  Logv.an,  der  nur  in  dum 
Falle  geiiht  winl,  wenn  der  Verstorbene  mindesten» 
3 Jahr  alt  war,  besteht  in  Folgendem:  die  Feier  kann 
nur  im  Herbst  atattflndeu  und  ist  »ehr  kostspielig. 
Bereits  im  Frühjahr  werden  2 — 12  Ochsen  auf  der 
Weide  von  den  Kiihen  getrennt,  damit'  sie  sich  gut 
nähren;  im  Hause  werden  2 — 8 Schweine  und  eben 
so  viel  Hammel  oder  Ziegen  gemästet.  Dazu  wird 
Mehl  und  Araka  oder  Arnki  (eine  Ar»  Brannt- 
wein)»« viel  vorbereitet,  um  alle  Bewohner  der  Ortschaft 
bewirtben  zu  können.  Im  Herbst  so  bald  der  erste 
Sehnee  gefallen  ist.  beginnt  die  Vorbereitung:  da»  Mast- 
vieh wird  zuHammengetriehen,  und  es  werden  im  Hause 
Kuchen  gebacken  aus  reinem  Weizenmehl  (Saebiskwer); 

— ein  l»esonderer  alter  Freund  wird  zum  Koch  er- 
nannt; der  Geistliche  (Papa)  erscheint,  um  da*  Salz 
zu  weihen;  der  Papa  erhält  2 kleine  Wachdichte; 


für  jedes  Vieh  ein  Stück  Steinsalz.  Der  „Papa“ 
zündet  die  Lichte  an  und  heftet  sie  au  die  Homer 
de«  Viehs,  betet  und  giebt  »lern  Vieh  da»  Salz  zu 
lecken.  Dann  brennt  er  dem  Vieh  da*  Haar  nu 
einigen  Stellen  an  »Stirn,  zwischen  den  Schulterblättern) 
und  entfernt  sich.  Nun  werden  die  Thiere  ge- 
schlachtet, da»  Fleisch  wird  sofort  gekocht  und  in 
Portiouen  get heilt,  entsprechend  der  Anzahl  der 
Einzelhöfe  der  in  Ortschaft.  Den  Tag  über  werden  alle 
Zimmer  gereinigt  — am  Abend  hält  der  Geistliche 
in  Gegenwart  aller  Verwandten  eine  Seelenmesse 
(Paniiichida).  Am  anderen  Morgen  eilen  alle  Be- 
wohner in  Festkleidern  in  da»  Hau»  de*  Gastgebers 
und  erwarten  daselbst  den  Geistlichen;  dieser  begiebt 
sich  in  da»  zweite  St»>ckw<*rk,  wo  Fleisch,  Brod  und 
Getränke  aufbewahrt  worden  sind.  In  der  Mitte  de* 
Zimmers  ist  ein  vollständiger  männlicher  oder  weib- 
licher Anzug  auagebreitet,  so  ab  ob  der  Todte  da- 
läge — der  Swancte  ist  »1er  Ueherzeugung,  da«»  die 
Seele  de*  Verstorbenen  in  jenen  Kleidern  »itzt.  Der 
Papa  hält  abermals  eine  T<  ulten  messe  und  nimmt 
ilatm  die  Kleidung  mit  sich.  Das  Volk  tritt  ein,  und 
alle  Nahrungsmittel  und  Getränke  werden  aosgethcilt 
— jeder  geht  mit  »einer  Portion  naeli  Hau*«*. 

Diese  Sitte  können  natürlich  nur  reiche  Hwauctcn 
in  grossem  Massstabe  erfüllen;  ärmere  Leute  bringen 
nur  2 Stiere  aber  recht  viel  firod  zur  Todtenfeier. 
Eine  solche  Feier  muss  unbedingt  stattfinden,  sonst 
wird  der  Todte  nicht  selig. 

Kinderlosen  Ehepaaren  bereiten  die  Verwandten 
ein  Lagwan,  und  wenn  der  Verstorbene  keine  Ver- 
wandten hat,  so  muss  die  gauzc  Ortschaft  die  Feier 
veranstalten.  — 

Au»»er  dieser,  »len  einzelnen  Verstorbenen  gelten- 
den Todtenfeier  giebt  es  noch  eine  allgemeine, 
welche  am  5.  Januar,  am  Vorabende  des  Festes  der 
heiligen  8 Könige,  g«  Indien  winl.  Diese  Feier  beis*t 
„ L i p a a n u I “ — sie  findet  statt  zur  Erinnerung  an 
»lie  Seelen  der  Todten.  Die  Swaneten  glauben,  da»» 
au  diesem  Tage  die  Seelen  der  Todten  au«  dem  Grabe 
erstehen  und  in  die  Hauser  ihrer  Verwandten  zurück- 
kehren,  sie  nennen  deshalb  die  Feierlichkeit  auch 
„ A dg o m “ d.  h.  Auferstehung.  Zum  Empfang 
der  Seelen  reinigen  sie  da»  ganze  Haus  und  alle 
Hausgeräthe,  fasten  bis  zum  Abend.  Dann  stellen  sie 
Stühle  und  Bänke  um  den  Heerd  („Kcria“), 
setzen  Speisen  und  Getränke  auf  die  Stuhle  und 
kleben  Wachslicht«  darauf.  Alle  Familienmitglieder 
stehen  in  gewisser  Entfernung  dahinter:  der  Hau*- 
älteste  barhäuptig  voran,  mit  dem  Gesicht  zu  »len 
geweihten  Tischen  gerichtet,  zählt  alle  Verstorbenen 
dein  Namen  nach  her  und  fleht  um  Sündeu-Erlas*. 
Er  bittet  die  Seelen  der  Todten,  *io  »ollen  ihm  «ein 
gute*  Bein-,  d.  h.  Glück,  in’»  Haus  bringen.  (Es 
soll  heissen,  »las  Bein  des  Ankömmling»,  des  Gaate», 
möge  Glück  in’s  Haus  bringen.)  Dnuu  fällt  der 
Ael teste  auf  die  Knie  und  alle  Anwesenden  auch, 
alle  beten  um  Erl«»»  der  Sümlen.  Am  anderen  Tage 
wir«l  ein  Stück  Vieh  ge»cbla»‘htet  und  da»  Mittag*- 
essen  gereicht  — »las  geschieht  einige  Tage  nach 
einaruler  bis  zum  nächsten  Montag.  Dann  worden 
verschiedene  Arteu  Kuchen  gebacken,  die  eine  1*- 
»timmte  Form  hahen  müssen,  nämlich  die  Form  einer 
Leiter,  um  die  lahmen  Todteu  in  die  andere  Welt 
fortzuhelfen.  Alles  wird  aufgestellt,  beleuchtet  u.  ».  w. 
Mau  uieiut  el>on,  »la*s  die  Todlen  an  jenem  Tiach 
*ä»*en.  Endlich  sagt  der  Aulteste:  «Ich  treiln:  euch 
nicht  fort,  aber  ich  halte  euch  nicht.  Seid  uus  Vor- 
boten »les  Guten,  kehrt  im  Guten  zurück,  und  indem 


Digitized  by  Google 


478 


Referate. 


ihr  un»  verlaust,  segnet  uns.  mul  wir  werden  auch 
euer  gedenken,  (ti  f ‘hristo  beten  und  euch  einen 
Hat*  la*i  unseriu  MaJil  1*e  wahren.*  Dann  fallen  alle 
übermal*  auf  «lie  Knie,  da*  Geist  und  der  Kniefall 
werden  3 Mal  wiederholt,  indem  bald  der  näheren, 
bald  der  entfernteren  Todtun  gedacht  wird.  I>cr 
Hausvater  bittet  diu  Todlen.  an  ihren  Platz  zurück- 
ru kehre u in  jene  Welt,  lad  Christ«  sich  zu  ver- 
wenden, dass  die  Glieder  des  Hauses  nicht  mit  Tode 
gestraft  würden,  er  der  Bittende  werde  auch  ihrer 
weiter  gedenken. 

Der  Tisch  wird  unter  Vorantragen  eines  Lichtes 
in  den  Hof  gebracht,  und  die  Feier  ist  ln*e»digt. 

Der  Gebrauch  Bazeh  oder  Bezeh  Kneg- 
wcsch  ist  dem  oben  beschriebenen  I/ngwan  sehr 
ähnlich.  Bazeh  ist  nicht  für  alle  verbindlich;  eine 
Einladung,  «lie  von  Wublhals'iiikii  Ijcuten  zum  F«**t- 
mahle  an  ihre  Xachimm  erlassen  winl  zur  Erinnerung 
an  ihre  Todlen. 

VI.  Die  Oe  Inn  ff. 

Eine  «‘igenthiiriilielie  Sitte,  die  nur  von  alten 
Frauen  ausgeüht  winl.  Sie  besteht  im  Wesentlichen 
darin . «lass  im  Ati**«’hlu«*  an  die  oben  ge»ehild«Tte 
Feier  Bazeh  «lie  lViwtor  ins  Haus  kommen, 
hotcu.  die  Frau  und  verseil  lodene  Gegenstände  mit 
dem  heiligen  Sali  ml  liest  reichen.  Die  Frau  wird  «la- 
dureh  frei  vor»  allen  Sünden. 

VH.  Die  Blutrache  (S.  4fi  —50)  und  andere 
Vergeh«*!»- 

Statt  das  Gleiche  mit  Gleichem  zu  vergelten, 
was  d«*r  Blutrache  zu  Grunde  liegt,  können  diejenigen 
Individuell,  die  «lurvh  den  To«l  des  Erschlagenen 
gelitten  haben,  durch  Geld  oder  andere  Ding»*  eilten 
Ersatz  erhalten.  Es  bestehen  deshalb  für  «len  Mord, 
für  Tod  schlag  uiitl  für  all«*  anderen  Vergehen  und  Vor* 
letzungen  bestimmte  Strafen  an  Geld  o«ler  an  gehles- 
werthen  Gegenständen. 

VIII.  Die  Gefangenschaft  (S.  6!  — 5*i) 
war  ein«?  Mir  sonderbare  Sitte.  Wenn  «lie  Beleidigung 
einer  Person  an  sieh  schwor  war,  und  «1er  Sehuhlig«* 
nicht  freiwillig  oder  nach  dem  Gewohnheitsrecht  «len 
Beleidigten  befriedigte,  so  nahm  der  BrlHiliütr  «len 
Bch-idiger  gefangen  und  hrachtc  ihn  zu  sieh  in  seine 
Wohnung;  er  hielt  ihn  gut  nach  allen  Kiehtungen, 
gal»  ihm  eine  gewisse  Freiheit  in  seinem  Hanse 
der  Beleidiger  war  aber  doch  ein  Gefangener.  Man 
rechnete  «inrauf,  dass  die  Verwandten  des  Beleidigers 
ihn  Auskäufen  würden.  Wenn  aber  Wochen  vergingen 
und  tlor  Loskuuf  nicht  stattfuud,  so  wurden  strengen» 
Massregeln  ergriffen  — dem  Belcnliger  wurden  eiserne 
Fesseln  angelegt  und  «*r  wurde  in  «lie  „D  i 1 «•  g au  «las 
Gefängnis-  gesperrt.  Gewöhnlich  war  das  «lies  nicht 
nöthig.  ein  Loskauf  führte  «las  alte  Verhältnis*  zurück. 

IX.  Kinder* pieleira  fr«*ien  Swanctien.  tS.  53  54».) 

Achtzehn  ( vcrschicilenc*  Spiele  werden  auf  gezählt 
und  beschrieben. 

X.  Legend  e n.  <S.  57  H7.) 

Die  Erschaffung  der  Welt.  S n m a a I.  Di«1  Sonne 
und  der  Mond.  Die  Königin  Tamara.  Der  Hehl 
Rostoni.  Ea  sind  sehr  merkwürdige  und  anziehemle 
Erzählungen,  die  alier  keinen  Auszug  gestatten.  Eine 
wörtliche  Febcrsetzung  dürfte  für  uusern  Bericht  zu 
au»g<*il«*hnt  sein. 

XI.  A he  r gl  äu b i s c h e G eb r i ii  eh  e.  (S.  HH— H7.) 

Auch  hier  werden  sehr  Mindcritare  Dinge  mit- 
getheilt,  die  sich  auszüglich  nicht  wiedergpben  lassen. 
XII.  Daemonologie.  (S.  Tb  uh. ) 

K*  gieht  nicht  sehr  viel  Däumneu  oder  Geister; 
nämlich: 


S a s c li  - s c h a r , «1er  W a 1 «1  g c i « t , «lern 
Russischen  Leschij  entsprechend.  Die  W ahlgeiater 
ern-heinen  in  «ler  Umgebung  der  Ausheilungen  Jä 
WiM-hen  vor  «len»  Beginn  «ler  Weihnacht»  f a » t e u 
und  bleiben  bis  zum  4.  Dezemlier  (Tag  der  heil. 
Barbara).  Sie  sind  so  klein  wie  «nn  neugeborenes 
Kiml,  haben  Gesiebt«^  wie  «lie  Mensch«**),  tragen  Klenler 
und  können  sprechen,  Sic  zeigen  »ich  nur  einem 
einzelnen  Wanderer,  fragen  ihn,  führen  ihn  durah 
Himmel  und  Erde  und  «lann  wi«Mh*r  an  die  alte  Stelle 
zurück.  Es  gieht  s«*hr  vi«*le  Waldgcistcr,  die  in  «len 
Flüssen  un«l  (Quellen  leben;  sic  heben  zu  tanzen, 
Forellen  zu  fangen,  Sbünhöcke  zu  jag«*n,  «leren  Fleisch 
sie  gern  essen.  Sie  schaden  «len  Menschen.  — 

1*  a s h w , «ler  Hausgeist,  («lern  ltuss.  «lomo- 
woj  entsprechen«!);  er  ist  ein  lebend«»  Wesen  mit 
einem  menwhlichen  Gesicht,  alter  ohne  Nase;  «ler 
K«rp«*r  wi-ich,  wie  mit  Vogeldauuen  bedeckt.  Der 
Hausgeist  füllt  «lern  S<*hlaf«*n«len  auf  di**  Brust,  sw*  «lass 
er  ihn  fast  erstickt  Wenn  «ler  Schlafende  sich  endlich 
frei  macht , so  kann  er  «len  Hausgeist  ergreifen  und 
ihn  um  Feuet* schleppen  — «las  verscheucht  den  Pashw. 

K e h a I — ein  luftig  es,  unsiehtltnrc»  Wesen,  «leisen 
Gi'genwart  man  nur  durch  «len  Geruch  erkennt ; es 
hat  kry*t»lh*n«*  Heine  und  wohnt  in  den  B*  -rgen  und 
an  Flussufen».  Wenn  der  Kchal  einen  Menschen 
ülM-rfiilli . so  muMH  d«*r  Mensch  erbrechen,  klagt  über 
KopLchmerz,  Atlu'iniKith  und  befindet  lieh  in  schlechter 
GeinUthsMtinnnung.  Das  Mittel  dagegen  ist  — Murmeln 
licntimmtrr  Geliete. 

XIII.  G e h r ä u c I»  e in  Betreff  «I  e r J a g «1 
u n «I  d e r J » g e r.  (S.  W — BW). 

Die  Swaneten  sind  Jäger.  Sn*  meinen,  da»  die  Lust 
am  Jagen  viTerbt  w en!«*.  Als  BcschiiUenlor  Jagd  werden 
aoan«*r  Gott  «lern  Vater  ingiwlK'h:  «ler  heilig»*  G«*org, 
«*i ne  Göttin  Dal  (Dal  ist  ein  swanetischos  Wort  mul  soll 
eine  Puppe  bedeuten!  ein  Gott  Alisaad,  Swim-Iier- 
mo«l«gw»r  mul  Kl.  Die  Göttin  Dal  ist  «lie  Gehülfin 
«len  heiligen  Georg,  sie  wohnt  *tet»  in  «lern  F«*lsen 
des  Gebirges,  nie  heis.-t  auch  K «*  «1 1 h a * D e I ; sie 
zeigt  sich  g«*legcntli«b  dem  Jäger,  und  «lann  hat  er 
Brfolg.  Aber  «l«‘r  Jäger  darf  nicht  davon  mlen,  Monat 
4i*.t  «lie  G«‘ittiti  erzürnt,  und  wirft  «len  Jager  von  «len» 
Felsen  herab.  Die  Göttin  Dal  hat  die  Steinhöeke 
um!  Gemsen  im  Auftrag  des  heil.  Georg  zu  lteauf- 
sichtigen.  si«*  muss  ihm  Rechnung  ablegen  »ümt  «lic 
todten  wi«*  über  «lie  teilenden.  Dal  erlaubt  «lem 
Jäger  nicht,  ihre  Lie  bl inga-Steinl Kicke  und  Gemsen 
zu  tö«ltei».  ln  einer  Volkssage  winl  erzählt,  «las»  Dal 
einst  einen  Jäger  verführte  un«l  ihm  ihre  Gunst 
schenkte.  Eine  nn«lere  Sage  mehh-t:  Dal  lag  auf 
einem  Felsen,  sie  war  eben  ni«dcrgekommcn,  und  das 
Kiml  war  vorn  Felsen  heralrgefallen.  Unten  ergriff 
ein  Wolf  «lau  Kiml  und  schleppte  es  fort.  Ein  Jäger, 
«ler  das  sah,  bügle  «lern  Räul*er,  erschoss  den  Wolf, 
tiahm  ihm  «las  Kind  ab  uml  brachte  es  zu  dem  Felseu. 
w«i  die  Dal  sn«*.  Die  Dal  freute  si«*h  «larüher.  aus 
Dankbarkeit  schlug  sie  ihm  vor,  entweder  «lie  Gunst 
ihrer  hielte  zu  wählen  «der  das  Recht,  eine  l*«*stimnitc 
Anzahl  von  Waldthiercn  jährlich  zu  tchiewn.  Der 
Jäger  wählte  da»  letztere.  Dal  lieaa  ihn*  langen 
llimrzopfc  herab  und  holte  «lauiit  ihr  Kind  in  «lie 
Höh«*.  Aber  der  Jäger  erzürnte  die  Dal , indem  «*r 
«ich  nicht  mit  «l«*r  vorgeschrittenen  Zahl  von  Wald- 
thieren liegniigte,  sondern  «lie  l*ci  Dal  besonders  be- 
liebte H«*er«h-  der  .Steinböcke  vernichtete.  Er  wunh» 
«lafür  vom  Felsen  hrrnl »gestürzt  und  seinen  Nachk«*m»nen 
das  Recht  der  Jag«l  entzogen. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


479 


DcrUutt  A 1»  h a s tl  ist  auch  Gott  der  Bergt« 
— er  gilt  alt  Beschützer  «ler  Vogel,  doch  hat  er  auch 
ein  Anrecht  auf  SteinlMickfl  und  Gemsen,  alior  ein 
geringeren  als  die  Dal. 

Die  l«eidcn  amlern  die  Jagd  beschützenden  Gott- 
heiten, K I und  8wim*bpr*roud»gwir,  halten 
keine  licsnndoro  Thatigkeit.  Ks  wird  vom  Jager  ver- 
langt, dass  er  Ehebruch  vermeide,  dass  er  nicht  in 
«hi»  Haus  einer  Wöchnerin  gehe,  oder  in  ein  Haus, 
wo  Weiher  sieh  nnfhaiton , die  grade  ihr«*  Periode 
haben.  Solche  Weil  »er  dürfen  während  dieser  Zeit 
auch  kein  Wild  essen. 

Die  Knochen  de»  Wilde«  müssen  im  Hause  de» 
Jäger»  gesammelt  werden;  wenn  sehr  viele  da  sind, 
müssen  sie  in  fliessende*  Wasser  geworfen  werden. 
Die  Knochen  des  Wildes,  das  der  Jäger  seinen 
Kameraden  und  Freunden  geschenkt  hat,  müssen  al>or 
dem  Jäger  wieder  abgeliefert  werden.  Schweine, 
Schafe  und  Hühner  dürfen  weder  da»  Fleisch  noch 
die  Knochen  des  Wildes  bekommen.  — Die  Haare 
und  Geweihe  de»  Wilde»  wurden  früher  geopfert; 
jetzt  werden  diesellsen  verkauft.  — 

Der  Verfasser  giebt  eine  sehr  hübsche  Schilderung 
vom  ttteiuhock  und  der  Jagd  desselben.  (Ich  Iwincrke 
hierbei,  das«  die  Ru*-«cn  den  Stnnlmck  in  Kauknsien 
mit  dem  Worte  t u r Iwntciclineu.  mit  demselben  Worte, 
womit  *ie  auch  den  wilden  Stier  bezeichnen.) 

XIV.  Fr«  t tage,  und  die  damit  verbundenen 
abergläubischen  Gebrauche. 

1.  Nr  u ja  Ii r.  Das  neue  Jahr  heisst  auf  Swam?ti*eh 
somcha;  (sa,  »•  Jahr  und  maehc  «■*  neu);  an 
einigen  Orlen  heisst  das  Neujahr  Kind».  Am 
Abend  vor  Eintritt  des  Kcu-Juhre*  bereitet  mau  in 
jedem  Hause  ein  kurzes  Bündel  von  Spänen;  diese 
Siwine  sind  aus  Stückchen  geschuittcu,  die  einen 
.Monat  vorluT  über  Feuer  au  «1er  Decke  zum  Trocknen 
gidiäugt  haben.  Da»  Bündel  wird  an  den  Hccrd 
„k  e r i n44  gelegt  uml  am  Xeujalin*m«>rgrn  mit  ihnen 
das  erste  Feuer  angemacht,  Selnm  am  Abcml  vor 
Neujahr,  weil  nach  der  Meinung  der  Swaneten  von 
«Inner  Zeit  an  der  Eintritt  «Ic»  Neujahr»  zu  rechnen 
ist,  h&lteu  »ich  alle  still  um)  ernst,  hüten  sich  vor 
bSMo  Werken  n.  ».  w.  Nach  dem  Abendesacu  liegieht 
«ich  aus  jede  in  Hofe  ein  Mensch  in  ein  leer  stehend«-» 
Gebäude  — alle  beglückwünschen  sich  dann  — dieser 
Abgeordnete  heilst  ein  „K  ame -mutsch -sch- rha“, 
«las  heisst  der  äussere  „Ehren sä  tt  gcr  * . Es  giebt  in 
jedem  Hause  noch  2 innere  Ehrensänger  (issgar 
mutsch -sch-cha);  nie  bleiben  im  Hause,  müssen  «ehr 
frühzeitig  auf«t«‘hon,  friih*T  als  alle  andern,  «las  Bündel 
Späne  auf  die  glimmenden  Kohlen  de»  Heenle»  legen 
und  »ich  zum  Flusse  begeben.  Einer  von  ihnen  trägt 
ein  hölzernes  Gefäss  zu  Wasser  „nrliai*,  ein  anderer 
ein  kleine»  Körlichen  init  Brötchen  (uachd-oaal).  Di«* 
Brötchen  aind  bi  s« «oder»  zubereitet,  in  jedes  ist  ein 
Käse  himüngt-hacken,  — so  viel  Hausbewohner,  »o 
viel  Brötchen,  Sie  gehen  zum  Fluss,  flehen  Gott  um 
seinen  Segen  für  «lie  mitgchmehteii  Brötchen,  füllen 
«las  Gefäs*  mit  Was  »er  un«l  bitten,  «lies  möge  ihnen 
Glück  gewähren,  gute  Botschaft  nach  Hause  zu  bringi'ii. 
An  diesem  Tage  kommen  alle  Verwamlten,  Kinder 
uml  Kindeskimbr  in  «la*  Hau*  «I«t  Ellern,  all«-  werden 
beschenkt  mit  Sachen  «xler  Vieh.  Am  Alx>nd  an 
Neujahr  nimmt  ein  Hausgenosse  einen  Birkenstainin 
von  etwa  70  cm  Länge,  zerkleinert  ihn  und  legt  «lie 
einzelnen  Stücke  an  «lie  lawlen  Seiten  «ler  Thür,  «lie 
Späne  heisM-u  rnate“;  j*-»I«?r  ciutrctrndr  Gast  muss 
einen  Splitter  oder  Span  in»  Hau»  tragen.  Di*»  Späne 


werden  zuerst  an  «l«*n  Heerd  gestellt,  «pater  ins  Dach 
gesteckt. 

2.  Weihnächte  n.  Der  Abend  vor  Weih- 
nachten heisst  _»  c h ab-,  die  Weilmacht  selbst  Kris»- 
d e e • o h <=*  Geburt  Christi).  Es  wird  «las  Fest  mit 
Essen  uml  Trinken  gefeiert  — eine  bciuiii<lerc  Person 
„Tide“,  «ler  Oburmuiid schenk  — achtet  auf  «las  Trinken. 
Man  trinkt  Branntwein,  aber  der  OhemniinliMdieiik 
segnet  alle»  und  betet  zu  Gott,  «lass  er  sie  belehren 
solle.  Dann  singt  man  Wcilinachtidicder:  Gehurt  des 
Heilaml»  zu  Bethlehem,  die  Erscheinung  «1er  heil. 
3 Könige,  und  «las  Finden  des  Ncugel>oreneii  in  «ler 
giddneti  Wiege  (««der  Krippe). 

3.  Da»  Fest  Likwraschi  zur  Erinnerung  an 
die  heilige  Barbara  in  D««l  wird  auch  mit  Essen 
un«l  Trinken  gefeiert,  «loch  darf  «lie  Zahl  der  Gäste 
keine  ungrade  »ein.  E»  giebt  eine  bc»on«lcrc 
Legen« le  ülnir  die  Entstehung  «!«•»  Fest«. 

4.  Fastnacht.  Der  letzte  Tag  «ler  Buttcr- 
w««che  (Fast  nacht  »woche)  winl  nicht  allein  mit  Spiel 
und  Tanz,  sondern  auch  mit  theatralischen  Aufführungen 
gefeiert.  Eine  Festung  au»  Schnee  wird  erbaut,  man 
uintanzt  «lie  Festung  und  zerstört  dann.  Nchau- 
»pielcr  führen  ein  Stück  auf,  in  «lein  ein  1 ««analer» 
durch  Masken  verunstalteter  Mensch  die  Rolle  rin«*« 
Narren  spielt,  Ihr  Narr  heisst  ssakniianä,  «ler 
Narr  hat  eine  Leibwache,  darunter  ist  ein  K e e ii  y («1.  i. 
Schuh  im  ler  König)  mit  hölzernem  Säbel,  2 Personen 
in  weiblicher  Kleiilung.  «lie  Frauen  «le»  Keeny,  uml 
di«'  übrigen  sind  «lie  Verirr.  Der  Narr  führt  einen 
grossen  Besen,  mit  dem  er  «lie  Leute.  iuid»c«f»ntli‘tv 
«li«-  Weilst,  neckt,  keiner  «larf  sieh  «larülier  erzürnen. 
D«t  König  legt  sich  zwischen  sein«'  Weil  kt  un«l  stellt 
»ich  schlafend.  Der  Niur  rS«akmi*»ja“  will  die  Weiber 
verführen,  «labei  werden  all«  rlci  unanständige  Be- 
wegutigi'ti  gemacht,  u.  ».  w. 

5.  Lids  c h w i <1  i s c h i uml  L i t r Ii  a * c h i 
*in«l  Frühling» fest«-,  au  denen  nicht  gcarbeit«*t  winl. 

*>.  Up  lisch  ist  ein  F«*»t,  das  alljährlich  eine 
OrtJM'liaft  «len  an«lcm  giebt : alle  andern  gehen  bei 
«ler  einen  zu  Gaste.  Etwa  5—0  Ort»hufi*-n  «ind 
vereinigt,  *o  da»«  jede  alle  5 — (j  Jahr  die  Reihe  trifft. 
Da»  Fest  dauert  oft  3 Wochen,  es  winl  am  Sonntag 
nach  Ostern  gefeiert.  Erwähnenswert!»  int.  «las«  in 
einzelnen  Ortschaften  «ler  Kirche  ein  Och«  geschenkt 
winl.  Der  Och»  wird  im  Bereich  «ler  Kirche  ge« 
schlachtet  uml  sofort  in  grossen  Kesseln  gekocht. 

7.  Kchulischi  oder  W u I i s c h i , zur  Er- 
innerung nti  da»  Ereignis»,  «lass  einst  in  alter  Zeit 
ein  von  «len  Bergen  herahgeritckter  Gletscher  «lie 
Gewässer  des  Fluss«-»  Ingur  g«--taut  und  dadurch  viele 
Ortschaften  vernichtet  hat.  Da«  Fest  wird  gefeiert, 
um  Gott  zu  bitten,  dass  »ich  «las  nicht  wie«lerhole. 

8.  Suralnsknr  («las  Festmahl  der  Weiber) 
«nler  Li  gurke  wird  ain  15-  Juli,  al»er  nur  in  d«T 
Gemeinde  l'schgul  gefeiert.  Da*  F*-st  ist  ursprünglich 
nur  für  Weiber  eingerichtet,  jetzt  betheiligen  «ich 
auch  Männer  daran.  Es  winl,  wie  überall,  gegessen 
und  getrunken. 

ft  K g e r i a s c h.  Wenn  in  einem  Haus«'  ein 
schwer  Krauker  ist  »«►  ladet  «ler  Hausvater  alle  Eiu- 
wohner  in  «len  Kirchpnhof;  er  treibt  gleichzeitig  einen 
oder  meli  re  re  Ochsen  dahin.  Er  bittet,  «las  erschienene 
Volk  solle  Gott  urn  Heilung  de»  Krank«  ri  flehen  — 
er  verspricht  dafür,  ihnen  im  llcrlmt  da»  Vieh  zu 
opfern.  Da»  Volk  stürzt  auf  «lie  Knie  uml  liet«*t.  Im 
Herbst  wird  «ln»  Vieh  geschlachtet  und  alle  i'sjh'U  davon, 
einerlei,  oh  «ler  Kranke  g«*sund  wunle  «««ler  olx  «*r 
starb.  Wer  kein  Vieh  hat  opfert  Bnai,  Araki  u.  ».  w. 


Digilized  by  Google 


480 


Referate. 


10.  Katch-tahak  ist  nicht«  weiter  als  ein 
Fest,  welche«  ein  wohlhabender  Swaaete  seinen 
Freunden  giebt;  es  wird  dabei  ein  Ochse  geschlachtet. 

11.  Leg.  An  einem  bestimmten  Orte,  wo  eine 
grosse  Flüche  ist,  wird  am  Sonntag  unter  andern» 
ein  Pferderennen  veranstaltet.  Dann  tragt  man  aus 
der  Kirche  des  heiligen  Georg  den  „Leg“,  d.  i.  ein 
au»  Seide  geflochtenes  Thier,  da«  einen  Löwen  mit 
geöffnetem  Hachen  darstelleu  will.  Einer  der  Reiter 
bindet  den  Leg  an  eine  lange  Stange  und  sprengt 
damit  8 mal  hin  und  her  über  die  Eigene.  Wenn  der 
Leg  im  Winde  aufgebläht  wird,  so  meint  da»  Volk, 
es  wird  eine  gute  Ernte  geben,  im  entgegengesetzten 
Falle  eine  schlechte.  Den  Tag  über  bis  zum  Abend 
ergötzt  sich  da»  Volk  durch  Singen.  Tanzen«  Schiessen 
nach  dom  Ziel  u.  i.  w.  — 

XV.  Kleidung  und  Bewaffnung. 

(S.  110—111.) 

Die  Kleidung  liesteht  aus  einem  leinenen  Hemde 
eigener  Arbeit«  einem  langen  Rocke  (tschocha)  und 
weiten  Hose»»  aus  dickem  Tuch,  das  zu  Hause  gewebt 
worden  ist.  Dazu  (lamaschen  aus  demselben  Tuche, 
ferner  beaonilera  Knieatückc  und  eine  Kapuze  (Kuss. 
Biwhlyk).  Auf  dem  Kopfe  trügt  der  Swancte  eine 
aus  Filz  gemachte  spitze  Mütze  mit  breiten  K lappen 
zur  Heit«*,  die  mit  Schnuren  oder  Riindern  besetzt 
sind,  — oder  eine  Mütze  von  Schaffell  mit  einem 
Boden  von  Tuch.  Die  Fußbekleidung  ist  verschieden: 
vorn  stark  zugespitzte  Bastschuhe  mit  geflochtenen 
Sohlen  für  die  Reise  und  für  die  Jagd,  und  vorn  ab- 
gerundete mit  festen  Sohlen  für'«  Haus.  — 

Die  Swancten  tragen  stet»  bei  sich:  ihre  Flinte, 
Dolch  und  Pistolen.  Sabel,  weder  leichte  noch 
schwere  (Pallasch)  werden  nicht  gebraucht,  statt 
dessen  beuutzt  der  Swanete  einen  dicken  und  langen 
Knüttel,  von  dem  er  »ich  nie  trennt.  Ausserdem 
führt  er  hei  sieh  eine  Pulferbiiehse,  „unsiia“.  und  ein 
Bäckchen  zu  Kugeln  „ki**a“  im  Gürtel,  einen  Feuer* 
stahl  und  eine  Schmierbüchse,  Patronen  u.  s.  w.  Alte 
Leute  tragen  nur  einen  Stock  mit  eisernem  unteren 
Ende : oben  ist  ein  Feuerstahl  angebracht,  im  Innern 
des  Stockes  ein  Messer.  — 

Die  Kleidung  der  Weiber  besteht  aus  einem  langen 
Hemde  um!  Hosen.  Ueber  dem  Hctndc  tragen  sie 
die  „Archaluch“.  eine  lange  zum  Knöpfen  ein- 
gerichtete Jucke  mit  Aermeln  und  einem  Gürtel  aus 


blauem  Tuch.  Auf  dem  Kopf  tragen  sie  die 
„Letsch  aki“,  einen  dreieckigen  Schleier,  dessen 
eines  Ende  bi»  an  die  Fiisse  reicht,  während  die  lwdden 
anderen  Enden  an  der  Stirn  befestigt  sind,  dal>ei  hohe 
Gamaschen.  Die  Fußbekleidung  ist  wie  bei  den 
Männern.  Reiche  Frauen  tragen  seidene  Hemden, 
sammtne  Jacken  oder  einen  Halhkaftan.  Am  Halse 
tragen  die  Reichen  Perlen  von  Bernstein,  oder  Lignit 
oder  von  Glau.  — Im  Winter  al»er  tragen  alle. 
Männer  und  Weilier.  Pelze. 

Die  Weilier  Hechten  die  Haare  zu  Zöpfen.  Die 
Männer  rasiren  sieh  den  Bart,  schneiden  das  Haupt* 
haar  rund  ab.  In  der  Neuzeit  scheint  die  alte  Tracht 
etwa»  zu  verschwinden. 

Die  Swancten  sind  im  Allgemeinen  gross  von 
Wuchs.  Hautfarbe  dunkel.  Haare  schwarz,  man  findet 
keine  blonden  unter  ihnen.  Sie  sind  stolz,  wider- 
spenstig, wenn  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ge* 
duldig.  Haben  sie  die  Geduld  verloren,  so  sind  sie 
wie  wilde  Thierel  — 

Anhang. 

Olderogge,  Dr.  W.;  V ergossene.  Skizze 
einer  Reise  durch  das  fürstliche 
u n d d as  f r e i e S w a n e t i e n.  St.Petera- 
b arg  1887«  88  8. 

Im  Anschluss  au  die  ausführliche  Abhandlung 
des  Fürsten  Eristow  sei  auf  eine  kleine,  anziehend 
und  fesselnd  geschrielieno  Arbeit  des  St.  Peters- 
burger Arztes  1)  r,  Olderogge  aufim>rk*aiu  gemacht. 
Dr.  Olderogge  besuchte  im  Sommer  1896  den  Kaukasus 
und  das  Land  der  Swaneten;  er  richtete  seine  Auf- 
merksamkeit im  Besonder»  auf  die  zahlreich  hier  vor- 
kommenden Geisteskranken.  Er  schildert  lebhaft  Land 
und  Leute  und  gewährt  dem  Leser  einen  tiefen  Ein- 
blick in  das  lieben  der  Swancten.  Ein  Auszug  lasst 
»ich  nicht  geben.  — Man  müsste  die  ganze  Abhandlung 
übersetzen. 

Swidorski,  P.  F. : M a t e r i a I i e n z u r Anthro- 
pologie de»  Kaukaffus.  Die  Ku- 
in  ii  k e n.  St.  Petersburg  1898.  147  -f- 
82  -|-  2 8.  Doctor-Di»*.  der  m i 1 i t . 
med.  Akademie  zu  .St.  Petersburg. 
Lehrjahr  1898  HB,  No.  8. 

Ueber  diese  Abhandlung  werde  ich  das  nächste 
Mal  lierichtcn.  — 


I 


n.  St.  Petersburger  Arbeiten. 

A.  Protokoll©  der  Sitzungen  der  Russischen  Anthropologischen  Gesellschaft  boi  der 
K.  Universität  su  St.  Petersburg  während  der  Jahre  1895  8.  VI.  Jahrgang. 

Henuugegebe»  unter  der  Redaction 
des  Sekret  Dr.  W.  Olderogge,  8t.  Petersburg,  1898.  70  8.  8*. 

Mit  Taltellen  und  Abbildungen. 


Sitzung  vom  4.  März  1895. 

1.  Pawlow,  A P.,:  Vorläufige  Ueb  ersieht 
der  Anomalien  der  vom  ver- 
storbenen Professor  L.  K.  Iwa- 
now s k i aus  Kurganen  ge  »am* 
melten  Schädel.  Der  Autor  lieri  eiltet 
kurz  über  folgende  Anomalien  (p.  11 — 14): 

1.  Anomalien  im  Gebiet  des  P t e r i o ti. 

Statt  de»  normalen  H förmigen  Aussehens  hatten 


4 Schädel  unter  50  ein  Pterion,  das  N aussah.  Unter 
72  untersuchten  Schädeln  hesassen  14  Schalt knochen 
im  Pterion;  eine  X förmige  Gestalt  d<^  Pterion  befand 
»ich  nicht  unter  den  Schädeln : 3 Schiblei  hesaa*en 
einen  Pme.  fmntalis  «quamau  osai»  temporum.  (Wie 
gross  die  Zahl  der  untersuchten  Kurgan-Schädel  war, 
ist  nicht  in itget heilt.  Ref.) 

2.  Toru»  occipitali».  Unter  108  der 
untersuchten  Schädel  Itesassen  67  keinen  Torus; 


Digitized  by  Google 


Referate. 


481 


19  xciffteu  eine  unbedeutende  Erhöhung.  17  einen 
deutlichen  Torus  und  ti  einen  »ehr  starken  Torus. 

3.  S u l u r u in  « t o p i c a.  Unter  109  der  unter- 
suchten Schädel  zeigten  7 eine  Slirnnalit. 

4.  Os  fron  to-parietale  ist  sehr  selten. 
(Wie  oft  unter  den  lietr.  Schädeln  sich  solche  mit 
diesem  Knochen  gefunden  haben,  ist  nicht  mitgetheilt.) 

5.  Verschmelzung  der  Nasenbeine. 
Unter  109  Schädeln  war  eine  Verschmelzung  ( Ver- 
wachsung) deutlich  bei  9;  an  8 Schädeln  war  noch 
eine  Spur  der  Naht  erkennbar. 

6.  Prominenz  der  Arcus  super- 
ciliares  findet  sich  in  einzelnen  (truppen  der 
untersuchten  Schädel  constant  vor. 

7.  Eine  Vertiefung  am  Schädel  an 
Liunhda  (Vereinigungsstelle  der  Scheitelbeine  n»it  dem 
Hinterhauptbein,  eine  Deprcaaio  lumbdoidea),  gewöhn- 
lich begleitet  von  einer  stark  vorgewölbten  Hinterhaupt- 
schuppe, fand  sich  unter  100  VOH  Tarne wskj  unter- 
suchten Schädeln  84  Mal,  also  etwa  in  '/*  aller  Fälle. 

9.  Anomalien  im  Gebiet  der  Hinter- 
haupt s c h u p p e. 

«.Anomalien  im  Oebiet  derApertura 
piriformis.  (Der  Bericht  ist  sehr  fragmentarisch 
- den  einzelnen  Anomalien  sind  kurze  litterarische 
Bemerkungen  beigefügt,  die  wir  wegen  ihrer  Unvoll- 
Btändigkeit  ganz  fortgelasseu  haben.  Statistische  An- 
gaben ftind  sehr  ungenau  oder  gamicht  vorhanden.) 

Sitzung  vom  14.  April  1895. 

2.  Bolikownky,  K.  A. : Heber  «len  V e r- 

brecher-Typu».  (S.  14 — 18.) 

Das  Haupt -Ergebnis»  der  Untersuchungen  des 
Verfassers  besteht  darin,  dass  ein  scharfer  Unterschied, 
der  in  kraniomet  rischen  Daten  »ich  wiedergehen 
Besäe,  zwischen  Schädeln  von  Verbrechern  um!  andern 
Individuen  nicht  existirt.  Der  Verfasser  ist  durch 
ein  »ehr  eingehendes  Studium  der  betr.  Litteratur, 
sowie  durch  eigene  Untersuchungen  an  Schädeln  von 
Verbrechern  und  andern  Leuten  zu  diesem  Ergcbuisa 
gelangt.  — 

3.  Maluro  waki , Dr. : Die  unbcwuMten 

und  unwillkürlichen  F a e t o r c n 
der  geistigen  Thätigkeit  des 
Menschen.  (8.  14 — 17.) 

Ergänxungs-Sitzung  am  30.  April  1895. 

4.  Putjatin,  P.  A. : Die  Trancheta  (C o u- 

p o i r s).  ein  besonderer  Typus  von 
Schneido-Instrumcnten,  aus  den 
Kjökkcnmöd«liug»  und  ihre  Ent- 
wickelung. <S.  1 8 —20.) 

Allgemeine  Erörterung  Über  die  verschiedenen 
Schneide-Instrumente  (Beile,  Messer  u.  s.  w.). 

5.  Petri,  Prof. : Entwurf  eines  Rund- 

schreibens mit  Fragen  über  die 
Acclimatisation.  (8.  20-  -22.) 

Sitzung  vom  20.  Oktober  1895.  (S.  22—24.) 
Sitzung  vom  I.  Dezember  1895.  (S.  23—31.) 

8.  Beljäko w,  8.  A,:  Zur  Erinnerung  an 
D r.  A.  W.  Jelitaaja w*  (8.  21  - 81.) 

7.  Botnunow,  W.  A. : Mittheilnug  über 
eine  Reise  nach  Palästina  und 
Syrien.  (S.  31.) 

Archiv  Ifir  Anthrupolugic.  Bd.  XXVII. 


Sitzung  Tom  19.  Dezember  1895.  (8.  31—40.) 

8.  Romanow,  W.  A. : Di«»  .1  e s i «1  e n. 

Der  Vortragende  traf  Vertreter  der  Jesiden  im 
Jahr  1892  im  Gouv.  Eriwan,  später  auch  in  Anatolien 
in  der  Umgehung  von  Piarbekr  und  bei  Damaskus. 
Um  nähere  Auskunft  über  sie  zu  gewinnen,  wandte 
er  «ich  an  einen  gelehrten  Araber  Georg  Nikolajewitach 
U h ü 1 e b i , der  als  ein  ausgezeichneter  Kenner  dea 
arabischen  Volks  und  der  arabischen  Litteratur  gilb 
Uhalchi  wies  ihn  auf  zwei  arabische  in  Kairo  und  in 
Beirut  erscheinende  Zeitschriften.  In  der  Zeitschrift 
Al-Mnktataw,  Baud  VI,  1889,  fand  sich  eine 
Abhandlung,  die  sich  mit  den  Jesiden  beschäftigte. 

Die  Jesiden,  die  der  Vortragende  in  der  Um- 
gebung von  Damaskus  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte,  unterschieden  sich  iiusserlich  nicht  von  den 
andern  hier  lebenden  Arabern  oder  Syro- Arabern. 
Freilich  kleiden  »ich  die  Jesiden  etwas  anders:  Sie 
tragen  nach  kurdischer  Sitte  weite  Hoaen  und  lange 
wei»»e  o«ler  hellgelbe  Kittel  (Chaiat),  ihr  Turban  ist 
verschiedenfarbig,  jedoch  an  Feiertagen  wird  oiu 
schwarzer  Turban  aufgesetzt.  Im  Umgang  sin«l 
die  Jesiden  mürrisch  un«i  wenig  mit t heilsam,  wenn- 
gleich sie  sich  lieber  mit  Christen  als  mit  Muham- 
medanern unterhalten,  weil  die  Muhammedaner  ihnen 
von  ganzer  Seele  verhasst  sind.  Im  Allgemeinen 
sind  die  Beziehungen  der  Jesiden  zu  den  Christen 
bessere  als  zu  den  Muhammedanern,  von  <l«-nen  die 
Jesiden  verfolgt  und  gedrückt  werden.  Die  Muham- 
medaner, insliesondere  die  Araber,  baten  die  Jesiden 
und  halten  sie  für  unrein,  für  Verehrer  des  Schaitan 
(Teufels)  und  für  Heiden.  Die  Jesiden- Dörfer  sind 
dcu  Arabischen  Dörfern  ähnlich,  doch  siud  in  ihnen 
weder  Moscheen  noch  Minareta  sichtbar.  Von  der 
Habgier  und  der  Grobheit  der  Jesi«len,  von  der  «lie 
Araber  so  viel  reden,  hat  der  Vortragende  selbst 
nichts  erfahren  — auch  der  Ethnograph  Eduard 
Kowalewski  (I***  Kourdcs  et  les  Jesiden)  weit  nichts 
davon  zu  berichten.  Wenn  der  Jeeide  redet,  so  be- 
rührt er  mit  der  Hand  das  Herz  und  «lie  Stirn.  — 
Ihre  Gastfreundschaft  ist  el»en  »o  bekannt  wie  die 
der  andern  Einwohner  von  Palästina  und  Syrien. 

Die  J«,*iden  glauben  an  einen  höchsten  Gott, 
«len  sic  M c 1 r k • T a u 8 nennen;  ihr  Prophet  ist 
Scheich-Adi,  «1er  dem  Gotte  gleich  ist.  Ausser 
diesen  beiden  höchsten  göttlichen  Wesen  kennen  sic 
eine  grosse  Menge  ni«Ml«’n»r  Gottheiten,  — darunter 
«lie  Abcndrüthe,  die  Morgenrötlie  und  das  Sternbild 
des  grossen  Bären.  Ihr  Cultus  ist  ein  Gemisch  von 
christlichen,  muharom^lanischcn  und  sogar  jüdischen 
Gebräuchen.  Am  siebenten  Tage  nach  der  Gehurt 
wird  der  K nabe  beschnitten  und  dann  im  Wasser 
gebadet.  Die  Ehe  wird  mittelst  des  Brodbrechcns, 
welches  «1er  Scheich  vollführt,  geschossen.  Die 
Jesideu  glauben  au  ein  Leben  nach  dein  Tode,  doch 
meinen  *ie,  das»  nur  ihnen  und  «len  Christen  ein 
solches  Lehm  boschiedcn  sei;  die  Seelen  der  Muham- 
medaner «lagegeu  siedeln  nach  dem  Tode  in  Thiere 
über.  Ehe  die  Seelen  in’»  andere  Leben  eingehen, 
müssen  sie  eine  Weile  in  einem  sogenannten  Fege- 
feuer sich  aufhaltcn,  hier  werden  sie  von  ihren 
Sünden  gereinigt.  Die  den  niuhammc«lanischcn 
Aral>em  heilige  blaue  Farbe  gilt  den  Jesiden  aber 
als  verflucht. 

Genaue  Mittheilungen  über  die  Jesiden  giebt  «las 
Arabische  Journal  Al-Muktataw  (Bd.  VI,  1889)  auf 
Grund  der  Beobachtungen  dea  Dr.  Prass ki,  der  lange 
Zeit  unter  den  Jesiden  lebte  und  sich  mit  ihrem 

61 


Digitized  by  Google 


4*2 


Referate. 


Glauben  bekannt  machen  konnte.  Die  Jesiden  sind 
AombSri^e  eine«  Kurdischen  Stumm«-*,  sie  leben 
in  Me«op«>uunfen,  in  Iran,  in  der  Umgebung  von 
Dimaihtt  und  Diarbekr,  un«l  zwar  nur  auf  dem 
Lande,  in  Dörfern  und  Einzel-Höfen.  Da»  Leihen 
in  den  Stillten  ist  ihnen  verboten.  Sie  sind  ihrem 
Emir,  der  aus  der  Dynastie  von  Scheieh-Adi  stammt, 
unbegrenzt  unterworfen,  zahlen  ihm  die  Abgaben, 
dafür  aber  sorgt  er  für  ihren  Tempel,  wo  sie  zu 
Schweb- Adi  beten.  Der  jetzige  Emir  heisst  Mirza  - 
Bek,  er  ist  ein  Sohn  des  Hussein-Bek,  «ler  7 Sühne 
hatte.  Der  gesetzliche  Erb-Nachfolger  war  Be  kr, 
allein  Mirza  trat  mit  Gewalt  als  Nachfolger  auf,  unter- 
warf sich  «lern  türkischen  Sultan  und  versprach  ihm 
einen  Tribut  zu  zahlen.  Aus  Hass  gegen  den  Islam 
treten  die  Jesi«len  nicht  in  den  Kriegsdienst,  sondern 
zahlen  statt  dessen  eine  besonders  festgesetzte  Summe. 
Di«;  ol«er»te  Vorschrift  «1er  Jesiden  ist,  ihren  Glauben 
geh  e i m zu  halten,  nur  dem  Ael testen  au»  dem 
Geschlecht  Hassan  al  Bnssri  i»t  Alles  bekannt.  Zu 
diesem  Zwecke  erlernte  derselbe  zunächst  die  Arabische 
Sprache  unter  Anleitung  eines  Christen  auf  Grund 
de*  Korans.  — Wenn  eine  andere  Person  unter  «len 
Jcshlcu  Arabisch  erlernen  wollte,  so  hat  sic  auf  Erden 
«len  Tod  und  im  Jenseits  ewige  Qual  zu  erwarten. 
Der  Unterricht  findet  in  einem  besonderen  Kaum 
statt,  in  den  kein  Fremder  rintreten  darf.  Weil  «ler 
Name  des  Satan*  nicht  ausgesprochen  werden  darf, 
so  sind  all«*  bezüglichen  Bezeichnungen,  welche  im 
Koran  Vorkommen,  ausgelöscht.  Die  Je*i«len  buhen 
sogar,  ura  «las  Wort  .8  c h e i t » nu  (Teufel)  zu  ver- 
meiden, aus  ihrer  Sprache  eine  Menge  Worte  verbannt, 
weil  diese  mit  einem  Sch  beginnen  and  «ladurch  an 
Scheitan  erinnern.  — Als  Grabmal  de«  Scheieh-Adi 
wird  eine  Moschee  angesehen,  — sie  gehörte  im 
Alterthum  den  Chaldäern,  wurde  aber  im  X.  Jahr- 
hundert von  der  Jesulon  in  Benitz  genommen.  In 
einem  heiligen  Buche  «ler  Jesiden  heisst  es  von  dieser 
Moschee:  0,  dioaes  Gebäude  ist  eine  echte  Perle  des 
Orient»,  es  liegt  in  einer  Wüste,  «lie  Ihn  leckt.  i*t  mit 
dichten  und  aromatisch  duftenden  Bitumen;  in  diesem 
Thale  fliesst  der  Strom  Sem-Sen,  der  »eiueu  Au- 
fang  in  Jerusalem  nimmt.  Ein  jeder  von  uun  muss 
sich  in  di  (wem  Flau*«  baden  und  muss  »ein  Leichcn- 
gewan«!  <larin  waschen.  in  der  Hoffnung  darauf,  da«* 
dies«1  Abwaschung  in  da»  Paradies  führt,  wie  es 
Scheieh-Adi  verbeißen  hat.  Nach  den  Worten  diene» 
Buch«1«  muss  sieh  liier  auch  «ler  oberste  Scheich,  «l«*r 
erste  nach  dem  Emir,  aufhaltcn.  Hierher  müssen  die 
Je«  kl  an  wamfern;  hier  müssen  «ie  «len  Segen  empfangen, 
um  von  ihren  Kränklichen  geheilt  zu  werden  und  um 
Erfolg  in  ihren  Timten  zu  haben.  — Eine  Beschreibung 
des  Grabmals  von  Scbeieh-Adi,  «la*  nicht  w«-it  von 
Mo*»ul  beim  Dorfe  Baardi  liegt,  timlct  sich  in  dem 
Buch«-  des  tuigliHchen  Forscher»  Henry  Lovard  (tlie 
Ninevch  and  the  Babylon).  Ausser  dem  Emir  und 
dem  Scheich  haben  die  Jesiden  noch  ein  dritten 
Oberhaupt  Haidar  au*  d«*r  Dynastie  Imam-Hassan- 
Al-Bu&sri.  Ihm  ist  das  heilig«'  mit  7 Siegeln  v«*r- 
Rchlosaeno  Buch  ciugebämligt.  Nach  dem  Glauben 
der  Jesiden  ist  diese*  Buch  vom  Himmel  gefallen. 
Ea  liegt  im  Grabmal  de*  Scheich-Adi.  Das  Buch  ist 
Arabisch  geschrieben,  wahrscheinlich  am  Ende  «les 
X.  Jahrh.  nach  Christi.  AU  Verfasser  gilt  HoKsan- 
Al-Bu»*ri,  ein  Schüler  des  Scheieh-Adi.  Ferner  be- 
finden »ich  in  einem  Zimmer  jenes  Grabmals  fl  kupferne 
Hähne.  — Da»  heilige  Buch  «ler  Jesiden  zerfällt  in 
2 Th«>ile.  Der  erste  Thoil  «-ntlmlt  «lie  Erzählung  von 
der  Erschaffung  «ler  Welt,  «lie  vielfach  mit  «ler 


biblischen  überematimmt , Mittlieilungen  til^er  die  Ver- 
gangenheit der  Jesiilen  un«l  V oransaagungen  in  Betreff 
der  Zukunft.  I)ic  Erzählungen  enthalten  viel  chrono- 
logische und  geographische  Fehler.  Der  zweite  Theil, 
der  offenbar  neueren  Ursprungs  ist,  enthält  die  Ge- 
setze nn«l  Leliensregeln  der  Anhänger  «lieser  Sekte. 
Die  Erzählung  von  tfer  Erschaffung  der  Welt  lautet: 
Vor  Erschaffung  «les  Himmel*  und  der  Erde  umfasst«1 
Finsternis*  «lie  Welt,  und  Gott  schwellte  lange  über 
«lein  Wasser.  AIb  Gott  müde  war,  schuf  er  sich  einen 
Papagei,  der  ihn  40  Jahre  lang  unterhielt  und  ergötzte. 
Dana«  h erzürnte  Bich  Gott  und  erschlug  den  Papagei. 
Aus  den  Federn  des  Papagei»  bildeten  sich  Berge 
und  Thäler,  aus  «lein  letzen  Athemzuge  «lie  Luft. 
Danach  aber  schuf  Gott  das  Himmelsgewölbe  und  hängt« 
dasselbe  mittelst  eines  Haares  »eines  Haupte»  auf.  Da- 
nach schul  er  au*  »ich  selbst  K andere  Götter  — sie  kamen 
hervor  wie  Funken  au»  dem  Feuer  entstehen.  Diese 
Götter  sind:  die  Sonne,  der  Mond,  die  Morgenrothe, 
das  Licht,  der  Morgenstern,  «las  Siebengestirn  und 
alle  anderen  Sterne.  Jede  dieser  Gottheiten  schuf 
»ich  ein  Pferd,  um  durch  den  Luftraum  reiten  zu 
können.  Dann  versammelten  sich  alle  7 Götter  und 
schufen  die  Engel.  Der  zuerst  geschaffene  Engel  war 
ungehorsam  gegen  seine  Schöpfer.  Dafür  wurde  er 
in  die  Hölle  geworfen,  wo  er  lange  wegen  d«;*  frechen 
Benehmen»  hiissen  musste.  Während  «ler  7000  Jahre, 
die  er  in  Reue  und  Busse  verbrachte,  füllte  er  mit  »einen 
Thränen  7 Krüge  an.  Da  empfand  Gott  Mitleid  mit 
dem  ersten  Engel  und  öffrnde  ihm  die  Thür  «les 
Para«! i esc*.  Hier  erwarb  er  sich  durch  »eine  Liebe 
um!  seine  Sanftmutli  solche  Liebe,  «las»  Gott  ihu  über 
alle  Engel  erhöhte.  Aber  die  Engel  lachten  über  ihn 
und  warfen  ihm  sein  Vergehen  vor.  Aber  damit 
zogen  ai«*  den  Zorn  Gottes  und  »einen  Fluch  auf  «i«*h. 
Da  sprach  G<«tt:  Verflucht  sei  jeder,  der  über  diesen 
Braven  spottet,  denn  wen  Gott  freigesprochen  hat, 
den  darf  ein  Geschöpf  nicht  vernrt heilen.  Dann  nahm 
Gott  seinen  Lii'blingsengel,  erhöhte  ilm  über  alle 
sodern  Eng«'!  und  nannte  ihn  König  Pfau  (Melek- 
Taus,  Tsar-Pawlin).  Später  flössen  Gott  und  König  Pfau 
ho  in  einander,  wie  zwei  Feuer  »ich  vereinigen.  Jene 
Krüge  al«er,  die  in  «ler  Hölle  mit  «len  Thränen  de» 
König!«  Pfau  gefüllt  wurden,  werden  «laHelbst  auf  bewahrt, 
bi»  einst  Scheich  Adi  in  den  Himmel  zurückkehrt 
und  «la*  höllisch«-  Feuer  löscht  und  die  irdische  Trüb- 
sal vernichtet.  Der  7.  Gott  schuf  allmählich  die 
Thier«*,  und  zwar  in  einer  Weise,  «las*  ein  Thier  »<i- 
fort  das  andere  «nötigte.  Schliesslich  »chuf  «ier* 
selbe  Gott  A«lam  und  Eva.  Aber  die  Menschen 
vennehrten  »ich  auf  der  Erde  »ehr  schnell  in  10000 
Jahren,  und  wurden  deshalb  durch  «li«*  Ueber- 
achwemmung  zu  Grunde  gerichtet.  Danach  blieb  die 
Erde  10000  Jahr  unfruchtbar  und  öde,  und  Dämonen 
wohnten  auf  <l«*r  Erde.  Di«*  Menachezwchöpfung 
wiederholt«  sieh  n Mal:  G«»lt  schuf  jod«-*  Mal  Adam 
un«i  Eva;  jedesmal  vermehrten  »ich  die  Menschen 
und  jedesmal  wurden  sie  vernichtet.  Endlich  schuf 
der  er*to  Gott  mit  «lern  König  Pfau  «len  Adam  — 
den  Urvater  der  heutigen  Menschen.  Eva  wurde  «-rst 
geschaffen  nach  dem  F«»rtgang*  Adam*  aus  «fern 
Paradiese.  Im  Paradiese  durfte  Adam  alle  Frücht« 
essen,  nur  der  Weizen  war  verboten.  Da  trat  einst 
König  Pfau  vor  G«»tt  und  sprach:  Du  hast  Adam  ge- 
schaffen, damit  er  «lie  Knie  bebaue-,  aber  da  er 
immerfort  unthütig  ist.  so  ist  «lie  Knie  wüst  um!  un- 
bebaut. Gott  sprach:  du  hast  Recht,  geh’  und  thuo, 
wie  du  o*  für  gut  erachtest.  K«~mig  Pfau  begab  »ich 
mit  «li«**«-r  Vollmacht  zu  A«lam  un«l  veranlasst«  ihn, 


Digitized  by  Googl 


Referate. 


483 


den  verbotenen  Weizen  zu  essen.  Zur  Straf«  dafür 
Wurde  Adam  au«  dem  Paradiese  vertrieben.  Daun 
schuf  ihm  Gott  eine  G«*hülfin,  Eva.  und  gab  ihnen 
114  Kinder,  alle«  Zwillinge.  Aber  die  Je«iden 
stammen  nicht  von  ihnen  ab.  Sie  leiten  ihren  Ur- 
sprung von  einem  Einzelkind  ab,  das  wunderbar 
nach  einem  Versprechen  Gottes  durch  eine  der  Huris 
de»  Paradieses  geboren  wurde.  Das  Kind  hiesa 
Sehaed  - Ihn  - 3liai jar.  Dessen  ältester  Solm  hiess 

Jcsdan,  dessen  Enkel  hieB»  N««i,  der  später  König 
Seliin  Melchiseilek  genannt  wurde.  Der  ältest« 
Sohn  Noi’s  hicss  Maron-Mirol,  pr  ist  der  Stamm- 
vater der  Jesiden.  Die  Nachkommen  Eva’s  ver- 
achten die  Jcsidcn  deshalb,  weil  die  Jesiden  den 
König  Pfau  verehren,  der  den  Urvater  Adam«  aus 
dem  Paradiese  führte.  Als  Xoi,  um  sich  auf  die 
l leherach  wem mung  vorzuberciten,  eine  Arche  baute, 
lachten  die  Söhne  Eva’s  iilirr  ihn.  Während  der  Ueber- 
»cb  wem  mutig  hielt  die  Arche  am  Berg  Seu-Dior,  hier 
stieas  die  Arche  auf  einen  Stein  und  machte  ein 
IjocIi.  das  bisher  durch  eine  Schlange  verdeckt  war,  die 
ihren  Schwanz  hineingesteckt  batte.  Nach  der  Uebor- 
S4‘hweuiuiung  vermehrten  sich  die  Nachkommen  der 
Schlange  so  «ehr,  das»  sie  den  Menschen  Schaden 
zufügten.  Noi  ergriff  eine  Sehluuge  und  warf  sie  in’» 
Feuer  die  Schlange  verbrannte  zu  Asche  und  aus 
der  Asche  gingen  hervor  — die  Flöhe!  Auf  diese 
Erzählung  folgen  viele  andere,  die  der  Bil«el,  den 
Evangelien  und  dem  Koran  entnommen,  aber  vielfach 
verändert  uud  entstellt  sind.  Darunter  finden  »ich 
x.  B.  Mitthcilungeu  über  das  Erdcrdcbcn  und  das 
leiden  Jcuu  Christ i.  Als  ein  besonderer  Held  er- 
scheint den  Jesiden  Moaw.  Von  ihm  wird  berichtot, 
da««  er  alle  mulwmincd»ni«clicn  Bücher  sammeln  und 
in’»  Meer  werfen  lies*.  Dabei  fluchte  er  allen  denen, 
die  ohne  sciuc  Erlaubnis  Arahi-ch  lesen  würden. 
Nachdem  er  über  Hu«»ein  und  Hassan  einen  Si«-g  er- 
rungen, lebt«  er  noch  300  Jahr«  in  Damaskus  und 
fuhr  dann  lebend  gen  Himmel.  Nach  »einer  Himmel- 
fahrt erstarkten  die  Muhammedaner  so  sehr,  dass  sie 
die  Jesiden  verfolgten.  Zum  Schutz  derselben  wurde 
abermals  ein  Jeside  Namens  Scheich  Adi.  gesandt,  — 
dieser  verrichtete  viel  Zeichen  und  Wunder  — an 
ihn  glaubten  Oirlaar  und  Hassuu-al-Bussri.  Scheich- 
Adi  verjagte  die  christlichen  Mönch«  aus  der  Stadt 
liuima  und  machte  die  Stadt  züut  religiösen  Mittel- 
punkt »einer  Anhänger. 

* Juden,  Chrirtcu  und  Muliamm«ihim*r.  heisst  es 
im  heiligen  Buch  der  Jesiden.  verfluchen  uns  und 
tadclu  u II*.  sie  sind  blind  uud  grausam,  sie  ahnen 
nicht,  «la»«  Gott  alle  tausend  .fahre  zur  Erde  kommt 
und  da»  Böse  straft.  Sie  lüstern  den  Namen  Satans; 
sie  bezeichnen  damit  den  König  Pfau,  den  eigent- 
lichen Gott,  deshalb  dürfen  wir  nicht  ein  einziges 
Wort  atuaprcchen.  da*  un«  an  den  Namen  Satans 
erinnert.  Wer  solch  ein  Wort  ausspricht,  wird  mit 
dem  Tode  bestraft,  sein«  Seele  wandert  auf  alle  Zeit 
in  einen  Hund  oder  einen  Esel.  Deshalb  hat  Gott 
nn*  verboten,  arabische  Bücher  zn  lesen,  weil  sie 
voll  solcher  Worte  sind.  Die  Bibel  und  der  Koran 
halicn  früher  solche  Worte  nicht  enthalten,  böse 
Menschen  haben  später  derartige  Worte  hinringe- 
setzt.*  — 

Pie  Würde  eines  Aeltesten  ist  bei  den  Jmiden 
erblich.  Als  Haupt  gilt  der  Emir,  danach  folgen  die 
Grossen  „Scheiche“,  danach  der  Rath  der 
Aeltesten.  Alle  diese  Leute  haben  keinen  eigentlichen 
Beruf:  sie  sind  verpflichtet  zu  beten  — für  Genesung 
der  Kranken  — das  Brod  zu  brechen  bei  Hochzcits- 


tnalilen,  und  unter  Aufsicht  des  Emirs  die  An- 
gelegenheiten der  Gemeinde  zu  leiten.  Ausser  detu 
Rath  der  Aeltesten  haben  eine  gewisse  Bedeutung 
im  öffentlichen  Lehen  der  Je»id«*n  folgende  Personen: 
1.  die  Kswaichiucr  — diu  heiligen  Tänzer,  die 
bei  feierlichen  Gelegenheiten  bestimmte  Tänze  auf- 
führen;  2.  die  K o w a I i n c r , die  Hüter  der  heiligen 
Bilder  uud  die  Musiker;  3.  die  von  den  Almosen 
der  Gläubigen  ausschliesslich  lebenden  Armen.  Alle 
diese  tragen  lang«  Haare  und  weis.se  Gewänder.  Die 
Jesiden  verheiratheu  sieh  nur  mit  ihren  Glaubensge- 
nossen. — Iin  Grab«  des  Scheich  Adi  wird  eine 
heilige  Fahne  aufbewahrt,  die  vom  König  Soloino 
stammen  soll.  Die  Fahne  wird  von  deu  Kowalinen 
gehütet,  doch  kaun  jeder  Jetide  dies  Recht  dazu 
sich  durch  Geld  erkaufen.  Derjenige,  der  »ich  das 
Recht  erworben  hat,  taucht  die  Fahne  in  Wasser, 
feuchtet  mit  diesem  Wasser  etwas  vom  Grabe  Adi's 
genommenen  Staub  und  fertigt  daraus  Pillen  für  die 
Gläubigen.  Jede  einzelne  Pille  hat  die  Eigenschaft, 
auf  ein  Jahr  denjenigen  gesund  zu  erhalten,  der  die 
Pille  einnimmt.  - Mit  dieser  heiligen  Fahne  ziehen 
die  Jesiden  7 mal  um  ihr  Hau«,  dabei  schlagen  sie 
»ich  an  die  BruHt  uud  bitten  Gott  um  Erlass  ihrer 
Sünden.  Gleichzeitig  «ammein  sie  Geld  zum  Besten 
der  Moschee,  wo  Adi*»  Staub  liegt.  Zu  Beginn  des 
Herbste«  versammeln  »ich  diu  Emir«  und  die  Scheiche 
und  flehen  zum  Körnig  Pfau,  dass  er  das  Jahresfest 
segnen  soll.  Nachdem  ein«  b«jnhende  Antwort  erfolgt 
ist,  benachrichtigt  der  Scheich  alle  Jesiden  von  dem 
Brginu  de»  Feste*.  Im  Verlauf  von  22  Tagen  kommen 
alle  Anhänger  zusammen,  am  23.  Tag«  beginnt  diu 
GVremouie:  Der  älteste  Scheich  tritt  aus  seinem  Zelt 
heraus  und  setzt  »ich  auf  einen  Stein.  Jeder  der  An- 
wesenden, der  bereits  das  30.  I/eheiiajahr  erreicht  hat, 
muss  etwas  aus  »einer  Heerde  dem  Scheich  darbringen. 
Daun  kommen  auch  di«  andern  Scheiche  und  die 
übrigen  Anführer  zum  Vorschein  (etwa  40  an  der 
Zahl),  und  nehmen  mit  dem  Emir  auf  einer  erhöhten 
Stell«  Platz.  DaWi  wird  vom  Morgen  bis  zutn  Abend  in 
einem  grossen  Kessel  ein  Rind  gekocht.  Ist  das 
Fleisch  gar,  so  ruft  der  Scheich  einige  junge  lycute 
herbei  und  befiehlt  ihnen,  da»  Fleisch  herauszuheben. 
Di«  jungen  Leute  greifen  trotz  des  siedenden  Wasser» 
mit  «len  Armen  in  «len  Kessel  hinein  uml  bemühen 
sich,  das  Fleisch  herauszuheben ; in  Folge  der  starken 
Brandwunden  sterben  einige  sogar  — aber  sie  gelten 
als  Märtyrer.  Dann  beginnt  da»  Volk  von  «1er  ge- 
kochten Stippe  xu  essen,  wobei  einzelne  Geld  hinrin- 
werfeu,  einen  Beschick  (2Ä  Pfennige).  Da»  Fest 
dauert  3 Tag«-  — danach  baden  »ich  alle  Jesiden, 
Männer  wie  Frauen,  im  Flusse  Sem-Seil.  Nachdem 
da*  Bad  genommen  ist,  Ju»U*n  sie  die  3 Bilder  de» 
Königs  Pfau  au»  d«r  Moaohee  Imrau»,  waschen  dieselben 
auch  im  Fluss«  und  stell«n  sie  unter  die  heilig«*  Fahrn*. 
Dann  ziehen  »io  7 mal  im  Knda  herum,  wobei  sie 
den  Staub  ihrer  Füsse  sammeln  — er  gilt  als  heilig. 

Pa*  Fest  cmligt  mit  einer  Opfcrdarbringung  zu 
Ehren  König  Pfau’s.  (Worin  das  Opfer  bestellt,  ist 
nicht  mitgelhcilt.) 

Di«*  Ehe  wird  bei  d«*n  Jesiden  auf  Gruml  gegen- 
seitiger Neigung  »ehr  einfach  gcaohlotten.  D«*r  Scheich 
ergreift  ein  kleine»  runiles  Brod,  bricht  «laaaelbe  in 
2 Hälften,  giebt  die  eint*  «lern  Bräutigam,  «lie  andere 
der  Braut,  und  verliert  einen  heiligen  Spruch.  Im 
Allgemeinen  hat  jeder  Jeride  nur  ein«*  Frau,  doch  ist 
cs  nicht  verboten,  N eben f rauen  zu  haben.  Es  ist  ver- 
boten, im  Monat  April,  eltenso  an  einem  Mittwoch 
oder  einem  Freitag  ein«'  Eh«*  zu  *ohli«***en.  Ein« 

61* 


Digitized  by  Google 


484 


Referate. 


Wittwo  verpflichtet  sich  ihren  Verwarn  heil  gi>p*uülier 
6 mal  eine  neue  Ehe  eiuzugeheu,  doch  kann  sie  jedes- 
mal  ihre  Freiheit  sieh  erkaufen,  wenn  sie  eine  .Summe 
Geld  erlegt,  die  der  für  aie  erlegten  Kaufsumme 
entspricht. 

Hat  der  Jeside  eineu  bösen  und  ungerathenen 
Sohn,  so  enterbt  er  ihn,  und  vergräbt  das  Erbteil  in 
der  Hoffnung,  dass  der  inm  zweiten  Male  in  eninifcer 
Gestalt  auf  der  Erde*  erscheinende  Sohn  das  verstockte 
Erbtheii  finden  werde.  Unter  den  grossen  Festen 
nimmt  das  Fest  dos  Ncuenjahr»  eine  wichtige 
Stelle  ein.  Es  findet  statt  am  ersten  Mittwoch  nach 
der  Frühlings-Tag-  und  Nacht-Gleiche.  An  diesem 
T*gp  sammelt  Gott  nach  der  Meinung  der  Jcsiden 
alle  Einwohner  des  Himmels  und  alle  Seligen  und 
übergiebt  ihnen  fiir  da»  folgende  Jahr  die  Erde  — 
wie  in  einer  Auction.  Wer  am  meisten  bietet,  erhält 
die  Macht  über  die  Geschicke  der  Menschen,  er  heisst 
Musch-God.  Von  ihm  ist  die  Fruchtbarkeit  der 
Erde,  das  Glück  und  die  Gesundheit  der  Menschen 
abhängig.  An  demselben  Tage  wurde  einst  der  Scheich 
Adi  zum  Propheten.  Darüber  berichten  die  Jcsiden 
wie  folgt:  Am  Grabmal  Abu  Kisch  ritt  ein  20 jähriger 
Jüngling,  der  spatere  Scheich  Adi,  vorbei.  Es  war 
eine  mondhelle  Frühlingsnacht.  Plötzlich  kamen  aus 
der  Erde  vor  dem  Scheich  2 Kameele  mit  Stjerköpfcn 
hervor  — sie  hatten  ein  stachelige»,  schwarzen  Fell 
und  blaue  brennende  Augen.  Gleichzeitig  begann  das 
Gral»  »ich  in  die  Luft  zu  erheben,  so  dass  <-»  hoch 
lag  wie  ein  Minarct.  Der  erschrockene  Scheich  Adi 
lies«  einen  mit  Wasser  gefüllten  Krug,  der  am  Satte) 
hing,  fallen,  — sobald  der  Krug  die  Erde  berührt 
hatte,  erschien  an  dieser  Steife  ein  Knabe  mit 
glanzendem  Antlitz  und  einem  Pfauenschwanz.  Der 
wunderbare  Knabe  wandte  sich  zum  Scheich.  „Fürchte 
dich  nicht.  Adi.  sagte  er;  da»  Minarct  nnd  die  ganze 
Erde  wird  zerstört  werden,  aber  du  und  deine  An- 
hänger werden  unversehrt  blcit>eu.  Die  Erde  wird 
euer  sein;  ich,  der  König  Pfau,  habe  dich  auserkoren 
zur  Verbreitung  der  wahren  Lehre  unter  den  Menschen 
auf  Erden.-  Dann  nahm  der  König  Pfau  die  &*ele 
Adi's  mit  »ich  in  den  Himmel,  und  die  Seele  blieb 
daselbst  7 Tage,  um  die  reim*  Lehre  zu  vernehmen. 
Der  Ki  irper  lag  neben  dem  Grabe  Abu  Kisch1»,  bis 
die  Seele  zurückkchrtc. 

Die  Jcsiden  glauben,  das»  die  Soden  der  Gläubigen 
in  das  Paradies  gelangen,  wo  sie  mit  7 Göttern, 
König  Pfau  und  den  anderen  Seligen  Verweilen.  Der 
Eingang  in  das  Paradies  ist  in  der  Gewalt  de»  Scheich* 
Adi.  Die  Seelen  der  Bösen  aber  müssen  in  die  Leiber 
der  Maulesel,  Esel  und  Hunde  übergehen. 

Dem  Todten  bedecken  die  Anverwandten  dio 
Augen,  füllen  den  Mund  mit  Sand  vom  Graltc 
Scheich  Adi’s  (bei  den  Arabern  mit  Watte,)  und  be- 
statten ihn  an  einem  Orte,  den  die  Kowaliner  be- 
zeichnen. Da»  Antlitz  de»  Veratorbenen  mu»»  nach 
Osten  gekehrt  »ein.  Die  Leiche  wird  mit  SchafsmiHt 
bestreut  und  mit  Erde  bedeckt.  Während  dreier 
Tag«  beweinen  die  Weiber  den  Todten,  schlagen  »ich 
die  Brust  und  raufen  sich  die  Haare,  sie  reichen 
allen  Bettlern  Speise  und  Trank  uud  geben  ihnen 
Almosen.  Dann  versammeln  sich  alle  Verwandten 
irn  Sterbehaus  und  führen  zu  Ehren  dos  Königs  Pfau 
religiöse  Tänze  auf.  Beim  Tanzen  drehen  »ie  »ich 
so  lange,  bis  sie  bewusstlos  Umfallen  — dann  »eben 
sie  den  ihnen  erscheinenden  König  Pfau,  der  ihnen 
verkündet,  da»»  die  Seele  des  Verstorbenen  ins  Para- 
dies einging.  Der  Tag  endet  mit  einer  Opferung.  — 
Soweit  die  Angaben  Prunk  i’a.  — 


Nach  dcu  Angaben  anderer  Autoren  stellen  die 
Jesiden  »ich  da»  Loben  nach  dem  Tode  in  Gestalt 
der  Hölle  dar,  wohin  zuerst  die  Seele  des  Gläubigen 
gelangt.  Der  Veratorlwue  muss  ülnsr  eine  Brücke 
schreiten,  dio  über  eiuen  unterirdischen  Fluss  führt, 
hier  wohnt  eine  grosse  Schlange  — sie  verschlingt 
ihn  und  speit  ihn  wieder  au«.  Daun  nimmt  ein  heller 
Engel  den  Verstorbenen  in  Empfang,  fandet  ihn  in 
den  Fluten  do»  Meere»,  und  — der  erleuchtete  und 
reine  fliesst  zusammen  mit  dem  ewigen  Licht  des 
Königs  Pfau.  — 

9.  Iwanow,  H.  J:  Die  kraniologischen 
Sammlungen  E.  Wolter ’s. 

Durch  den  Privatdocenten  E.  A-  Wolter  erhielt 
die  Universität  zn  St.  Petersburg  im  Jahre  1889  drei- 
zehn Schädel,  die  au»  alten  Gräbern  de«  Gouv. 
Wilna  stammen.  Mit  Berücksichtigung  der  mit  den 
Schädeln  aufgrgrabenen  Fuudgegenstiindc  gehören 
die  Griilier  — nach  den  Mittheilungen  A.  Snizyn’s 
in  die  Zeit  vom  VH. — X.  Jahrh.  Die  Oultur  de»  be- 
treffenden unbekannten  Volke#  ist  arm.  Die  Kurgane 
»iml  zur  Hälfte  mit  Steinen  belogt;  es  liegen  darin 
ganze  Skelette  neben  Brandreaten.  Dann  folgen  die 
Stcingräber  de»  XI V.  Jahrhundert»,  viereckige  Gräber 
von  etwa  5 Fass  Tiefe,  die  mit  Erde  ausgefüllt  und 
olwo  mit  einem  4eokigeu  Stcinkranz  umgeben  sind. 
An  einem  Grabe  fand  »ich  ein  Stein  mit  einem  Kreuz, 
und  in  ciuem  lindern  Grabe  wurde  ein  kleines 
Kreuzchcn  — vielleicht  ein  Schmuckgegeustand  — 
gefunden.  Litthaimche  Münzen  des  XIV.  Jahrhundert» 
kamen  häufig  in  den  Gräbern  vor.  Welchem  Volke 
die  Gräber  angehörten,  ist  unbekannt.  Aehntiche. 
aber  ältere  (XI. — XII.  Jahrh.)  Gräber  sind  anzutreffen 
in  den  Gouv.  Grodno,  Lomsba  und  Sedlez.  Ob  die 
Gräber  den  Jat  wägen  angehören  (Eichler,  Jantschuk) 
oder  den  Staren  (Avcnnrius)  i*t  strittig.  Auch  in 
Betreff  der  Grillier  des  XIV.  Jnlirh.  ist  keine  sichere 
Entscheidung  möglich.  Wolter  ist  der  Ansicht , das» 
jene  Lokalitäten  früher  von  Jatwägcn  bewohnt 
waren,  und  das»  erst  später  Weissrussen  ciudraugen. 
Wolter  meint,  da»»  im  XIV.  Jahrh.  im  Kreis  Li  da 
(Gouv.  Wilna)  Jatwägen,  Angehörige  eines  litthauischen 
Stammes,  wohnten,  sic  hätten  ihre  Verstorbenen  in 
den  Steingrabem  bestattet.  Nach  Spizyu  dagegen 
sind  e»  Slavi»che  Gräber,  weil  in  ihnen  Sachen 
Slavischen  Typus  gefunden  wurden.  Spizyn  beruft 
»ich  auf  Miljukow.  nach  dessen  Ansicht  im  Kreis 
Li  da  während  des  XIV.  Jahrhunderts  Roth- 
Küssen  (Tschermnaju  Rus»)  lebten. 

Au»  dienen  Steingräbern  des  XIV.  Jahrh.  stammen 
12  Schädel  — leider  »ind  alle  mehr  oder  weniger 
stark  verletzt,  3 »ind  so  weit  zerstört,  dass  sie  gar 
nicht  untersucht  werden  konnten.  Soweit  inan  er- 
kennen kann , »ind  darunter  2 männliche  und  8 
weibliche  Schädel.  Die  Capacität  der  Schädel  schwankt 
zwischen  1200—1435  Ccm;  der  Horizontal -Umfang 
de»  Schädels  einer  erwachsenen  Frau  beträgt  48,7  mm. 
Die  8 weiblichen  Schädel  »ind  mcflocephal,  und  der 
Iudex  schwankt  zwischen  75,5 — 79,1  ( — Mittel  74.4). 
Sie  zeigen  gewisse  Eigenthümlichkeiten ; der  obere  Ab- 
schnitt der  Hinterhauptschuppe  springt  stark  nach 
hinten  vor,  so  da»»  der  hintere  Endpunkt  der  grössten 
Entfernung  von  der  Glabella  sehr  hoch  liegt-  Der 
Schädel  erscheint  in  der  Gegend  de»  Asterion  seitlich 
stark  zusammengedrückt.  In  der  senkrechten  Xorma 
i»t  die  Nack  engegend  schinnl  und  zugespitzt,  Alle 
Schädel  zeigen  am  hinteren  Abschnitt  der  Pfeil  naht 
eine  deutliche  Depression.  Alle  Schädel  sind  orthognalh. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


485 


— Die  Xasetiöffnung  ist  breit  — Orbita  hoch,  Index 
85,7 — lül.  Die  Nasenbeine  sind  meist  zerstört , so 
weit  sie  aber  erhalten  sind,  treten  sie  wenig  vor.  Die 
Wangenbeine  springen  nicht  vor.  Die  Form  des 
Gaumens  ist  elliptisch.  — - Wahrscheinlich  gehörten 
die  Schädel  Litt  a u e r n oder  W e i « s r u s • e u. 
Die  Maa*se  der  bet  r Schädel  sind  tabellarisch 
zusainmcngestelU.  (Beilage  I.) 

Nach  den  Mitthoilungen  A u u t s c h i n s befinden 
sieh  in  «len»  Museum  der  Moskauer  Anthropol.  Gesell- 
schaft 10  Schüdcl  aus  ähnlichen  Steingräbern,  wie 
die  WoUer’scheu. 

Sitzung  vom  9,  Februar  1896. 

10.  Bespjälow,  E.  M : Ucher  syrische  und 

palästinische  Schädel  aus  der 
Sammlung  W.  A.  Romano  w1»,  dazu  die 
Tabelle  Beilage  II  und  10  Abbildungen  ver- 
schiedener Formen  des  Pterions  — Beilage  III 
(flk  44—51). 

W.  A.  Romanow  hat  von  seiner  letzten  Reise 
in  Syrien  und  Palästina  eine  Anzahl  Schädel  (10) 
initgchracht,  leider  ohne  genau«!  Angabe,  unter  welchen 
Umständen  er  die  Schädel  gefunden  oder  erworben. 
Die  Erwerbung,  das  Au*<grabeu  der  Schädel  waren 
mit  vielen  Gefahren  verbunden.  — Offenbar  sind  alle 
Schädel  semitischer  Abstammung. 

Der  Vortragende  bat  insbesondere  die  Anomalien 
der  betr.  Schädel  ins  Auge  gefasst.  Die  Ergebnisse  find : 
Der  Längsdurchine«*.  schwankt  zwischen  172 — 187  mm 
„ Breitendurchme**.  „ „ 125—114  „ 

„ Hohendtarch  nass.  w „ 127 — 139  „ 

Längenbmten-Index  im  Mittel  75.58  „ 

Höhen-Index  74,18  „ 

Der  mittlere  Tynus  der  Schädel  ist  mesoccphal 
und  orthocrphal  (nach  «1er  Frankfurter  Vereinigung) 
subdolichocephal-orthofjephal  (Broca). 

Eint«  Unterscheidung  der  männlichen  und  weib- 
lichen Schädel  i»t  nicht  möglich.  Kein  Schädel  ist 
nietopisch.  Eine  Aufzählung  der  verschiedenen,  vor 
allem  die  Schädel  - Nähte  betreffenden  Einzel  - Be- 
merkungen ixt  nicht  möglich.  In  10  Abbildungen  sind 
die  verschiedenen  Formen  de»  Pterions  wiedergegeben. 

11.  Romanowski -Rom anko,  S.  D. : Krzywicki 

als  A n t h r o p o 1 o g.  8.  52. 


Der  Vortragende  liefert  ein«*  kurze  Charakteristik 
des  polnischen  Gelehrten  Ludwik  Krzywicki,  der 
aus  Warschau  stammt  und  auch  jetzt  dort  lebt,  allein 
durch  die  Ungunst  der  Verhältnisse  genöthigt  wurde, 
Polen  uu«l  da*  Russische  Reich  zeitweilig  zu  verlassen. 
Er  hat  viel  Abhandlungen  in  Zeitschriften,  vorwiegend 
über  Anthropologie,  in  polnischer  Sprache, 
verfasst,  unter  dein  Titel : Kurs  ■ystematycznj 
a n t r o p o 1 o g i e I Raty  fizvelie  (Warszawa  1 896). 
Mit  einer  Analyse  dieses  Werkes  beschäftigt  sich  der 
Vortragende. 

Da  Krzywicki’s  Aiuhrojwilogie  in  polnischer 
Sprache  erschienen  ist,  so  überlasse  ich  das  Ib  f-  rat 
darüber  «len  über  polnische  Littcratur  berichtenden 
Berichtcrstattcru. 

12.  Romanow,  W.  A. : Eine  Sammlung  ara- 

bischer Ueberlieferungen,  aber- 
gläubische Ansichten  und  Gebräuche. 

13.  Romanow,  W.  A.:  Beschreibung  von 

Hochzeit»  - Ge  brauch»*  n und  Ge- 
wohnheiten in  Jerusalem.  (S.  65) 
(Nur  die  Titel  beider  Mitthoilungen  sind  g«*- 
gegebeu.) 

14.  Ostrowskioh:  Beiträge  zur  Ethnographie 

der  im  Gebiet  von  Minussinsk 
lebenden  Türken,  in «besondere 
der  K a g i n z e n.  (S.  65—66.) 

Herr  Ostrowskicb  besuchte  im  J.  1894  das 
Gebiet  von  Minusainsk ; er  hat  s«int»  Beobachtungen 
nicd«*rg»-schrieben,  und  die  liand»chrift  «ler  Gesellschaft 
UlMTgcben.  0 h a r u s i n hat  einen  kurzen  Auszug 
augefertigt,  der  in  d«*r  Sitzung  vorgetragen  wurde. 

Die  Ih-obacbtungen  lietreffen  inalieaonden*  die 
K a g i u z e tt , einen  kleinen  zu  der  grossen  Turk- 
Familie  gehörigen  Volksstamm. 

Da  d«*r  Bericht  Charusin»  nur  eine  Inhalt »afigalw 
enthält,  so  hat  die  Wiedergabe  desselben  hier  kein 
Interesse. 

Jahresbericht  der  Russischen  Anthropo- 
logischen Gesellschaft  für’«  Jahr  1895/6. 
(8.  68  -70) 


Protokolle  der  Sitzungen  dor  Russischen  Anthropologischen  Gesellschaft  bei  der  K.  Uni- 
versität zu  8t.  Petersburg  während  der  jBbro  18067  und  1897,8.  VII.  und  VUL  Jahrgang. 

Herausgegeben  unter  der  Redaction 
des  Sccret.  Dr.  W.  Olderogge,  St.  Petersburg.  1898.  57  S.  8®. 


Sitzung  vom  15.  März  189  6. 

15.  Jakoby,  Prof.  A.  J. : Da»  Venchwindon 

der  Ostjäkcn  im  Norden  von 
T o b o 1 s k.  (Ohne  Auszug.) 

Sitzung  vom  3.  Mai  1896, 

16.  Petri,  E.  J. : Worte  der  Erinnerung  an 

A.  P.  B o g d a n o w.  (8.  12.) 

17.  Posdcejew,  Prof. : U «*  b c r e i u i g v Buddha- 

Bilder,  die  aus  Xishni-Üdinsk  der 
Gesellschaft  zugeschickt  worden  sind.  (S.  12 
bis  18.) 

18.  Iwanow,  G.  J. : Natürliche»  und  U ••  b * r- 

natürliche»  in  den  Vorstellungen 


de»  Volkes.  (Beobachtungen,  an  gestellt  im 
Gebiet  der  Doni**chen  Kosaken.)  (S.  13 — 14.) 

Sitzung  vom  2 6.  Oktober  189  6. 

19.  Romanow,  W.  A. : Bericht  Über  eine 

Reise  nach  der  Halbinsel  Sinai 
und  in  die  Gegend  am  Flusse 
Jordan.  (S.  15.) 

20.  Koroptschewski,  D.  A. : Ueber  dir  let- 

tische ethnographische  Ausstel- 
lung in  Riga,  während  desAugust- 
momti  18  96.  (S.  16—22.) 

21.  Maljftrowski.  J.  M : Gedanken  ö b e r d i e 

Entstehung  der  Organismen.  (8.  22 
bis  23.) 


Digitized  by  Google 


486 


Referate. 


Sitzung  am  2 3.  X «>  v e m b r r 18  9 6. 

22.  Peredolskj,  W.  W. : Bericht  Uh  er  ein«* 

Reise  ins  G e h i c t des  Jenissei. 

(8.  94— 26.) 

Es  war  ein  liest  im  in  tcr  Onind,  der  den  V«»r- 
tragenden  zu  «li«-ser  weit«*n  Reise  veranlasst«*.  Der 
Vater  de«  Vorträgen«!«’».  W.  St.  IYmlobk],  hatte  am 
Ufer  des  Ilmen-Sce*  und  des  Wolehow-Flusaei  Unter- 
suchungen an  gestallt  in  Betreff  der  ältesten  Bewohner 
einer  iH'stimuiteu  Lokalität.  „K  <»  I <•  in  z y*  genannt. 
Es  hatte  sich  ergeben , dass  «eit  der  Eiszeit  hier 
Menschen  gelebt  hatten,  die  Vorfahren  der  spätem 
Nowgomder.  Allein  «**  ist  zu  entscheiden,  «ind  dies«* 
Menschen  hier  die  ersten  gewesen  oder  sind  sie 
atn  Ende  der  Eiszeit  eingewand«*rt?  Nun  hat  das 
Auffinden  von  Gegenständen  au«  rot  hem  Bern- 
stein unter  den  t'ultur-  Halten  «1er  Gegend 
„Kolomsy"  einen  Fingerzeig  g«*geben.  Nach  «lern 
Zeugnisse  von  Palla»  findet  »ich  r o t h e r Bern- 
stein an  den  Uf«*ni  d«*s  Jenissei.  Haben  nun  die 
Bewohner  von  Kolomzy  d«*n  rotbrn  Bernstein  mit 
sich  geführt,  als  sie  in  das  Ilmen -Wolchow-üebi«*t 
einwnuderten?  0«ler  nicht?  Auf  diese  Frage  sollt«* 
«•ine  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  am  Jenissei 
Antwort  gelten.  Am  Ufer  des  mittleren  Jeniss«*i  sind 
l>ereits  Reste  au»  der  Urzeit  des  Menschen  gefunden 
worden,  ntn  unteren  J«*nis«ei  aber  noch  nicht.  Der 
Vortragende  bereiste  deshalb  jene»  Jeuissei-Üehiet ; 
doch  halten  seine  Beobachtungen  auf  die  Frage  nach 
«len  Bewohnern  des  Ilmen-Wolohow-Ufer»  keine  Aut- 
w»*rt  gegeben , wenngleich  die  Ergebnisse  nicht  ohne 
Interesse  sind. 

Der  Vortragende  konnte  feststellen,  dass  die  Zeit 
der  Ansiedelung  der  ersten  Menschen  in  B a s a i » k (?) 
am  Jenissei  nicht  richtig  bestimmt  sei.  Jene  An- 
siedelung entstammt  nicht  der  ihn»] jt bischen  E|wx*he, 
floud«Tn  der  Bronce-Epooh«\  Der  Vortragende  könnt«* 
5 bisher  unh«-kanntc  Ansiedelungen  au«  der  Bronee- 
Zeit  in  der  Elteno  von  Basaisk  namhaft  machen. 

Ausführlich  vprweilto  der  Vortragende  Ikm  «1er 
B«  •Schreibung  der  Skelette  au»  der  Steinzeit;  in  einem 
Bcckcnknoehen  fand  er  eine  Pfeilspitze  aus  Feuer- 
stein. Sowohl  im  unteren  Lauf  d**s  Jenissei,  wie  im 
Gebiet  d«*r  Mittleren  und  Unteren  Tun- 
guska fanden  sich  Sparen  der  Stein-  wie  der 
Broncczcit.  Der  Vortragende  zieht  folgende  Schlüsse: 
I.  Die  dort  leitenden  Menschen  waren  freilich 
Nomaden,  aber  ihre  Lag«*rplätze  waren  dennoch  für 
längere  Zeit  eingerichtet,  sie  kannten  vi«*le  Werkzeuge 
«ler  Haus-  und  Landwirthitchaft.  2.  Die  Cultur-Be- 
wngung  kam  von  Süden  her,  wie  man  annelimen 
darf,  aus  dem  Gebiet  von  Turucliansk. 

Ueherdiea  hatte  der  Vortragende  viel  Gelegenheit, 
sieh  mit  dem  Leben  der  jetzigen  Bewohner  jener 
Gegend,  der  Ostjäken.  bekannt  zu  machen.  Er  hat 
IteiräcIlUichc,  sehr  lehrreiche  Sammlungen  erworben. 

Sitzung  am  5.  Dezember  I89H. 

23.  Petri,  Prof.  E. : Die  Lehre  A.  Bastians 

vom  V o 1 k c r - G v d a n k e n.  (S.  27 — 2K.) 

24.  Bespjälow,  E.  M.;  Dritter  Bericht 

über  die  k r a ii  i o I o g i s c h e Samm- 
lung Jwauowski's.  (Schädel- Anomalien. 

S.  28—34.) 

Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Entstehung 
und  Deutungen  der  Missbildungen,  auf  Grund  der 
betreffenden  Litt  «tat  ur.  (F«*r»\  Nücke,  Hertwig, 
Förster  u.  a.) 


Sitzung  am  31.  Januar  1897. 

25.  Jakoby,  Prof. : Urberdie  K a 1 in  ü *•  k «•  n d e s 
Grossen  1 ) c r b c t «.  <8.  35  3H.) 

Der  Vortragende  hat  sich  in  «ler  letzten  Zeit 
sehr  «*ing«*hend  mit  «ler  Thal  »ach«  des  allmählichen 
Verschwindens  (AoMtcrbcns)  vieler  „eingeborener* 
V«»lk«*rstiimme  Russland!»  Iteschäfhgl ; rr  hat  zu  diesem 
Zwecke  weite  Reisen  nach  Süd  uud  Ost  g«*macht 
Er  versucht  Parallelen  zu  zi«*hen  zwischen  den 
Völkern  des  Norden»  und  Südens.  Er  behauptet: 
I.  die  Ursache  des  AusstcrWns  einzelner  Völker  ist 
die  Eiuwamicrung  Fremder.  2.  die  im  Gebiete  des 
Südens,  in  den  Steppen  Süd- Russlands  Ihn»!  achteten 
That «sehen  «iinl  von  grosser  Be«leutuiig  für  die  Mittel, 
die  im  Norden  angewemlet  werden  sollten. 

Da«  Gebiet  de»  Uhus»  „Grosser  Der  bet“ 
ist  vielfach  durchschnitten  von  c indring  enden  rutwi- 
sehet»  Ansiedlern.  Ulus»  i»t  ein  liestimmt  abge- 
grenzter Luinlhc/irk.  auf  »lern  «*in  gewisser  bestimmter 
Stamm  lebt;  »ler  Uluss  stellt  somit  nicht  nur  eine 
ländliche,  sondern  auch  ein«  ethnographische  Einheit 
dar,  deren  Selbstständigkeit  vom  Gesetze  anerkannt 
ist.  — Durch  die  «*indring«*nden  russischen  Ansiedler 
hat  «ler  Iwtrcffeinl«*  Ulus»  «ler  Kalmücken  1H7707*/, 
Dcssjatinen  L;in«l  verloren  (ungefähr  200000  Hektaren 

Der  Weg  des  Prof.  Jaeoby  beganu  am  Flusse 
Bobehoi  Gok  t«l.  Ii.  «I«*r  gross«*  («okl  und  führt«*  dann 
weiter  in  den  A«lmiiiistrativen  Mittelpunkt  des  Uluss, 
zum  D«irfo  .1  w a n <i  w s k o j e,  «las  ausserhalb  «ler 
Grenz«*  «le«  Uluss,  jenseits  «le»  Flusses»  Jcgorlijk,  liegt. 
Es  ist  sehr  auffallen«l,  «lass  «las  administrative 
('entmin  ausserhalb  «le»  Uluss  sich  befindet.  Von 
Jwanowsknjt*  aus  b«aad)te  «ler  Reisende  ilic  Stand- 
lager  der  einzelnen  Geschlechter  «ler  Kalmücken,  be- 
sichtigte die  Schulen,  Getruidelagor,  Heu  lager,  land- 
wirtschaftlichen EJinri«*htungeu,  Ackerfelder,  Steppen- 
bruuneii  (Cbtenien),  die  einzelnen  Hütteu,  «lie  biKftdhi- 
«tischi'ii  Tempel  H ’hunibii)  Aus  «len  eingehenden  Be- 
sichtigungen z«»g  «ler  Reisende  den  Schluss,  das**  die 
Kalmückin  des  grossen  Darbet.  freilich  erst  vor 
kurzem,  «lie  ««•■»»hafte  Lei  «en«  weise  «l«*r  Landwirt  he  — 
Arkerbnuer  un«l  Viehzüchter  — angeuommen  haben 

Das  Manifest  «les  Kaisers  Alexander  vom  10.  März 
1892  gab  «lern  Kalmückcnvolk  die  Rechte  der  freien 
Bewohner,  liesclirlnkte  ihre  Verbindlichkeit  gegenüber 
d**n  Nojonen  und  Raimatigen,  gab  dem  Einzelnen  »eine 
persönliche  Freiheit  und  die  Freiheit  persönlicher 
Arbeit.  Gleichzeitig  hiermit  wurde  ein  sehr  einfaches 
Syriern  «ler  ländlichen  Verwaltung  in  allen  Einzel* 
beiten  durch  die  Lokal  - Verwaltung  eingeführt  , das 
System  der  A r r o n «1  e.  Di«  Arrcnde  - Zahlungen 
bildeten  den  Grund  für  die  allgemeinen  Kapitalien  und 
«lamit  «len  Grund  zu  einem  allmählich  sich  ent- 
wickelnden Wohlstände.  Die  Folge  war,  «lass  mit 
dem  zunehmendem  Gedeihen  «les  ganzen  Ulu« 
auch  alle  Kolmückeu,  die  früher  in  «las  Schwarze- 
Meer-Gcbiot  gewandert  waren,  zurückkehrten.  Ira 
Frühjahr  1896  beschlossen  die  Versammlungen  «ler 
Kalmücken,  sowohl  die  allgemeine  Uluss- Versammlung 
ab  die  8«>n«]er  • Versammlung  «ler  4 Geschlechter 
(-Sippen“)  eine  iweiklussigr  Schule  mit  russischer 
Unterrichtssprache  und  4 Elementarschulen  für  die 
einzelnen  *Sip|»cu**  zu  gründen;  zur  Unterhaltung  «ler 
Schulen  bestimmten  sie  3696  Rubi  (ca.  8000  Mark) 
jährlich;  zur  ersten  Einrichtung  ein  Mal  10750  Rubi 
(ca.  20000  Maik).  Es  wäre  wünschenswerth  für 
den  Uluss  Gross-Derbet,  der  eine  administrative 
und  cthmigraphische  Eiuheit  darstellt,  folgende  Ein- 


Digitized  by  Google 


Referate. 


487 


riclitungen  zu  treffen:  1.  das  administrativ»*  Ccntnim 
in  den  ITIuss  seihst,  ain  besten  nach  Base  haut  zu  ver- 
legen; 2.  den  Unterhalt  der  iweiklini^u  Schule  als 
eines  zukünftigen  AufklirungX'Centnitnx  auf  allgemeine 
K«*tcn  diu  ganzen  Uluss  zu  übernehmen:  8.  die  Ein- 
richtung einer  Forst  Verwaltung  mit  besonderer  Auf- 
gabe der  Aufforstung,  Bewässerung,  Anlage  von  Obst- 
und Gemüse-Garten  auf  Kosten  des  ganzen  Uluss; 
4.  Anstellung  von  Aerzten. 

Auf  zwei  besondere  Angelegenheiten  lenkte  der 
Vortragende  die  Aufmerksamkeit:  1.  die  Bereitung 
de*  „Ara  kn“.  Arnku  ist  eine  besondere  Alkohol- 
haltige Flüssigkeit , die  sich  bei  der  Gährung  der 
Kuh-  oder  Stuten-Milch  bildet.  Die  A c c i s c - Ver- 
waltung hat  die  Bereitung  des  „Araka“  verboten, 
wie  dem  Vortragenden  erscheint,  aus  nicht  stichhaltigen 
Gründen;  die  Kalmücken  haben  den  Professor  Jakoby 
gebeten,  ihre  Bitte,  ihnen,  wie  bisher,  die  Bereitung 
des  Getränkes  Araka  frei  au  geben,  dem  Herrn 
Fimuizministrr  zu  unterbreiten.  Der  Professor  Hess 
sieh  die  Bereitung  des  Araka  zeigen  und  nahm 
Proben  uiit,  sich;  die  im  chemischen  Iadiorntorium 
der  Universität  Charkow  ausgeführte  Untersuchung 
ergab,  das»  etwa  5%  Alkohol  im  Araka  enthalten 
sind.  Ferner  ist  zu  Iwriicksichtigen,  dass  nach  den 
religiösen  Vorschriften  des  lama  riehen  Glaubens  die 
Araka  kein  Gegenstand  des  Handels  und  Verkehrs 
sein  darf.  Es  erwächst  deshalb  der  Krone  daraus 
kein  Nacht  heil.  Es  sollte  deshalb  die  Bereit  ung  des 
Araka  freigegeben  .werden,  doch  Sollte  die  abermalige 
Destillation  verboten  werden,  weil  dadurch  eine  viel 
stärkere  alkoholhaltige  Flüssigkeit  bereitet  wird,  die 
kein  herkömmliches  Getränk  der  Kalmücken  ist. 
Dagegen  wäre  der  erzwungene  Ersatz  des  Arnku 
durch  6*/«  mit  Wasser  verdünnten  Branntwein  (Schnaps) 
ganz  unverständlich  und  führte  schlechte  Folgen 
hcrl«.*i. 

2.  Di«*  Art  und  Weise  der  Landverwaltung. 
Die  l«-züg  liehen  Bemerkungen  halfen  rein  administrative 
Bedeutung  - im  Wesentlichen  beschränken  sie  sich 
darauf,  dass  man  den  Kalmücken  ihr  Land  zu  eigener 
Verwaltung  überlassen  soll. 

2«.  Pazukowitsch : Reise  nach  Harrar 

nebst  Demonstration  abyssinisc  her 

Gegenstände  (m.  A.).  (8.  88.) 

Sitzung  am  17.  Februar  1897. 

27.  Pötri,  Prof.  B.  J. : Leber  projectirte 

Expeditionen  nach  Arabien  und 
Syrien.  (S.  39.) 

28.  Petri.  Prof.  E J. : U e b n r Mörder-Typen, 

auf  Grundlage  von  Photogra- 
phien, die  Herr  Dobronrawow 
als  Untersuchungsrichter  i in 
AI  exander-Gcfiingni**  hei, Irkutsk 
grau m m ••  1 1 h u t.  t s.  40  45k) 

Sitzung  am  28.  Februar  1 897, 

29.  PeredoUky.  W.  J.:  U eb  e r die  ersten  An- 

siedelungen im  Gebiet  von  Gross- 
Nowgorod,  t S.  43.) 

Auf  Grund  der  geologischen  Thatsachen,  so  wil- 
der reichen  archäologischen  Funde  schildert  der  Vor- 
tragende die  beiden  Uletoehrr  * Perioden,  90  wie  die 
dazwischen  liegende  warme  Zwrielien-Gletschcr-Zeit. 


30.  Pajsukewitaoh.  B eitrige  zur  Ethno- 

graph i o v o n A b v imie  n.  (8b  41.) 

Der  \ ortragende  hatte  auf  seiner  Reise  in 
Abyssinien  namentlich  Gelegenheit  gehabt,  die  Gallas 
keumn  zu  lernen;  ausserdem  beobachtete  er  den 
Stamm  Orgoba  bei  Harrar.  Die  Gallas  sind  jetzt 
Muhuminedatter,  doch  waren  sie  bis  zum  IV.  Jahr- 
hundert Christen.  Die  Zahl  ihrer  Buchstaben  ist  so 
gross  wie  die  Zahl  der  verschiedenartigen  Leute  ihrer 
Sprache  — sie  haben  über  251  verschiedene  Kehl- 
laute. Ihre  Schrift  ist  eine  Silbenschrift,  doch  um 
eine  Silbe  zu  bezeichnen,  genügt  ein  Zeichen,  ein 
BuchstalH-.  Bei  Schilderung  der  Flora  Ahyasinien* 
machte  der  Vortragende  interessante  Mittheilungeu 
Über  die  Pflanze  „Gat“, 

VIII.  Jahrgang.  1897/98.  p.  47—67. 

Sitzung  vom  31.  ükt.  189  7. 

31.  Iwanow,  G.  J.:  DieNestnrianer  am  See 

I s « i k u l.  (S.  61.)  (o.  A.) 

32.  Pasukewitsoh.  N.  D.:  lieber  dio  Kun- 

drinsker  Tataren,  (o.  A.) 

Sitzung  am  5.  D e z I»  r.  1 897. 

33.  V.  Bjelilowski.  K.  A . : Anthropologische 

Charakteristik  der  Kirgisen- 

Frauen.  (S.  62-  66.) 

Der  Vortragende  gab  ab  Einleitung  eine  lieber- 
sieht  über  das  Gebiet,  in  welchem  die  Kirgiscu  leben, 
über  ihre  Anzahl,  Uber  ihn*  Eititbcilung  in  3 Horden 
(grosse,  mittlere  und  kleine),  schilderte  den  Charakter, 
die  spedfische  Eigenschaften  dieser  Nomaden.  Die 
Kirgisen  sind  gutmüthig,  zutraulich,  naiv,  freiheits- 
liebend, gastfreundlich,  öfters  poetisch  begabt:  sic 
lieben  ihr»*  ruhmreichen  alten  Ueberlieferungen. 

Mit  dem  Auftreten  der  (russischen)  Kosaken 
und  (russischen)  Ansiedler  verschlechterte  sich  das 
Leben  der  K irgisen  in  allen  Beziehungen.  Die 
Kirgisen  entlehnten  von  den  Russen  nur  schlechte 
Angewohnheiten,  Eigenschaften  und  Krankheiten  z.  B. 
die  Syphilis;  die  Folge  davon  war  eine  ökonomische 
Verarmung  und  die  davon  abhängige  s<4ir  langsame 
und  geringe  Zunahme  der  Kirgisen.  Man  darf  nicht 
annehmen,  dass  die  Kirgisen  aussterben.  Eine  der 
Ursachen  der  geringen  Vermehrung  des  kriegerischen 
Volkes  ist  der  beträchtliche  Ueherschuss  der  männ- 
lichen Bevölkerung  über  die  weibliche.  Eine  andere 
Ursache  besteht  in  den  epidemischen  Krankheiten  — 
hei  unzureichender  ärztlicher  Hülfe  und  hei  An- 
wesenheit der  kirgisischen  Zauberer  (Baksa,  Baktscha) 
und  wandernder  kurpfuschender  Tataren.  Die 
Kirgisen  sind  im  Allgemeinen  sehr  geneigt,  die  Hülfe 
gebildeter  Aerzte  in  Anspruch  zu  nehmen.  — In 
Betreff  der  Kirgrien-Frauen  I «.'merkt  der  Vortragende: 
es  sei  durchaus  falsch,  zu  glauben,  dass  die  Frau 
vollständig  zurückgezogen  lebe  und  sklavisch  dem 
Mann  unterthan  »ei.  Sie  sei  ein  schamhaftes,  sittliches 
und  sympathisches  Wesen,  eine  gute  Hausfrau,  eine 
künstlerische  Handarbeiterin,  eine  dem  Manu  ergebene 
Frau  und  eine  zärtliche  Mutter.  In  der  Jugendzeit 
lieht  sie  sich  zu  schmücken;  hat  sie  den  Gcliebtcu  ge- 
funden, so  durchlebt  sie  — wie  die  Frauen  der  (’ultur- 
Nationen  — alle  Leiden  und  Freuden  eines  verliebten 
Herzens.  Es  giebt  unter  den  Kirgisinnen  poetische 
Mädchen,  ihre  Gesänge  sind  eigenartig  und  poetisch, 
— die  Liehe  zum  Gesänge  wird  mit  der  Muttermilch 
eingesogen.  Die  Kirgisinnen  sind  im  Allgemeinen 


488 


Referate. 


gut  und  nroportiouirt  gebaut,  statt  lieh,  aber  nicht 
gross,  nicht  »eilen  »ehr  hübsch;  es  giebt  mitunter 
blauäugige  und  blonde  Schöuhciteu.  Die«  ist  dadurch 
zu  erklären,  dass  in  den  Bestand  der  jetzigen  grossen 
Horde  der  Kirgisen  die  Nachkommen  der  Lr  * » j u n e n, 
eine»  früher  selbstständigen  hellen  Typus,  üborge- 
gnngeu  sind. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Angaben  anderer  Autoren, 
die  der  Vortragende  miltheilt,  spricht  er  sich  dahin 
aus.  das*  es  schwer  sei,  einen  b es  t i in  m t e n Typus 
der  Kirgisenfrau  feslzustellcn.  Da«  Kirgisen*  Volk  sei 
heute  kein  anthropologisch  reiner  Stamm,  sondern  ein 
gemischter.  Viele  Kirgisen  kann  man  nach  ihren 
«unseren  Kennzeichen  zur  mongolischen,  viele  zur 
europäischen  Rasse  zahlen.  Ferner  berührte  der 
Vortragende  die  Nahrung  der  Kirgisen  vSehaffleisch, 
Brod,  Gemüse  und  Kumys»),  und  betonte  die  schwere 
Krisis,  die  die  Krigiscn  gegenwärtig  zu  überstellen 
haben.  — Die  Kirgisen  sind  ein  sympathisches  Volk, 
dem  durch  äussere  Civilisation  der  Untergang  droht. 

Sitzung  vorn  6.  Februar  1898. 

84.  Peredolaki,  W.  W. : Da»  Schamanenthum  unter 
dcu  Ostjäken.  (8.  56 — 67.) 

Der  Vortragende  schildert  zuerst  den  heutigen 
Zustand  der  Ostjäken.  ihre  Lebensweise  und  einige 
Kigenthüinlichkeiten  aeratlbcn,  dann  verweilt  er  bei 
der  Schilderung  der  Vertreter  de«  geistlichen  Stande» 
der  Ost  jäken,  den  8 c h a m u n e n.  Es  giebt  zwei 
Typen  der  Schamanen;  der  Vortragende  beschreibt 
dieselben,  ihr  äussere«  Aufsehen,  ihre  Kleidung,  die 
unliedingt  nothwendigen  Attribute  der  Schamanen, 
die  T r o m tn  e I und  den  Stab.  Zuletzt  erörtert  er 
einige  religiöse  Anschauungen  de»  Schamane nthum». 
Die  Trommel  und  der  8tab  sind  die  Embleme  der 
Würde,  der  moralischen  Kraft  und  des  Zauberer*; 
allein  die  beiden  Gegenstände  hüben  keineswegs  gleiche 
Bedeutung  und  gleichen  Werth  für  den  Schamanen. 
Die  Trommel  verlieren  ist  noch  niclit  so  wichtig, 
allein  den  Stab  verlieren  — heisst  Alles  verlieren. 
Wenn  der  Schamane  auf  eine  oder  die  audero  Weise 


gezwungen  wird,  seine  Trommel  den  Missionairen 
abzuliefern,  und  die  Trommel  von  den  Misrionaircn 
sofort  verbrannt  worden  ist,  so  sucht  der  Schamane 
nachher  au»  der  Asche  alle  noch  übrig  gebliebenen 
metallischen  Reste,  Anhängsel  etc.  zusammen  und 
macht  sich  eine  neue  Trommel.  Aber  mit  dem  Stab 
gebt  das  nicht ; deshalb  entschließt  sich  der  Schamane 
zu  allen  möglichen  Opfern»  nur  um  seineu  Stab  zu 
verbergen  und  zu  erhalten.  — Ferner  beschrieb  der 
Vortragende  den  Kopfputz  des  Schamanen,  seinen 
Rock  (porka  auf  Ostjükisch),  seine  Fußbekleidung 
(p  i m)  und  »ein  hölzernes  Götzenbild  (losse). 

Der  Vortragende  schildert  mit  lebhaften  Farben 
die  Oremonien  des  Schamanetithums  und  die  Grund- 
lage der  religiösen  Anschauungen  ; er  leukte  blonder» 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  Thatsache.  dass  das 
Prestige  de*  Schamanen  noch  heutzutage  befördert 
wird  — einerseits  durch  die  Verarmung  und  Er- 
schöpfung der  Ost  jäken  (sie  sind  dem  Untergang  »ehr 
nahet  andererseits  durch  das  fortgesetzte  Eindringen 
von  Kaufleuten,  Beamten  u.  s.  w.  Der  Ostjäke  sieht 
die  einzige  Rettung  von  all  diesem  Ungemach  nur 
in  dem  Festhalten  an  seinem  alten  (Rauhen  — er 
wendet  sich  von  den  Miss  tonaicn  ab. 

An  diesen  Vortrag  knüpfte  sich  die  Beantwortung 
einiger  auf  da*  Schamaiicntkum  bezüglicher  Fragen, 
die  nicht  ohne  Interesse  sind. 

Hs  wurde  gefragt,  ob  die  Schamanen  stet«  der- 
selben Nationalität  angehörten  wie  die  Gläubigen? 
Oder  ob  auch  fremde  Leute  Schamanen  werden 
können?  Die  Antwort  lautete,  dass  bei  den  Ostjäken 
am  Jenissei  gewöhnlich  nur  Ostjäken  Schamanen  sind. 

Es  winl  nach  dem  Stabe  gefragt,  und  geantwortet, 
es  »ei  ein  langer  Stab  mit  einem  Dreizack  au  einem 
Ende  und  einer  menschlichen  Figur  am  andern. 

Es  wird  gefragt,  ob  die  Ostjäken  einen  Schlangen- 
Cultua  kennen,  ob  sie  Traditionen  über  etwaige 
Wanderungen  hätte,  ob  sie  Bären  verehrten.  Der 
Schlangencultus  kommt  nicht  vor,  es  giebt  keine 
Tradition  über  Wanderungen;  der  Bfireucultus  i«t 
nicht  nur  unter  den  Ostjäken.  sondern  filier  das  ganze 
Jenissei- Gebiet  verbreitet. 


B.  Arbeiten  der  anthropologieohon  Gesellschaft  der  K militair.  - mod.  Akademie. 
Bd.  III.  (Lehrjahr  1895 — 06.)  St.  Petersburg  1898.  196  S.  8*.  Mit  7 Tafeln  Abbildungen. 


Sitzung  am  20.  Oktober  189  5. 

1.  Tarenotzky , Prof.  A.  J. : Zur  Erinnerung 

a n Dr.  A.  W.  Jclissejcw.  (8.  2 — 8. } 

2.  Barsohtsehewsky , Kapitain ; Ocbcr  eine 

Höhle  am  I s s y k - K u 1 und  über  die 
darin  gefundenen  Knochen  und 
Sehi d e 1.  S.  9.  A.) 

Sitzung  am  27.  November  189  5. 

3.  Fedorow  und  Kondratowitsoh : Bericht 

über  i h rc  R e i s e i mO  b - G e b i e t-  (S.  10.) 
(NB.  Die  Berichte  sind  bereits  in  den  Protokollen 
der  Gesellschaft  1 K94  5 gedruckt  — - man  vergleiche 
darüber  den  Bericht  im  Archiv  für  Anthropologie 
Bd.  XXVI  1899.  S.  205—906.) 

4.  Tarenetzky,  Prof.  A.  J. : Ueber  Ostjäken- 

Schädel.  (8.  12 — lü.)  (Mit  4 Tafeln,  auf 
denen  e i n Schädel  von  der  Seite,  von  hinten, 
von  vorn  und  von  oben  abgebildet  ist.l 
Die  Herren  KondratowiUch  und  Fedorow, 
Studenten  der  Medizin,  die  im  Soiumcr  1895  eine 


Expedition  an  den  Ob  gemacht  haben,  brachten  3 
Schädel  mit,  die  aus  den  Gräbern  einer  heidnischen 
Begräbnisstätte  beim  Dorfe  Schtschekuriusk  am 
Flusse  Schtscliekiirja  herstamraen,  In  Berücksichtigung 
der  dabei  bclindhchen  Gegenstände,  sowie  der  an«* 
tomischen  Kennzeichen,  ist  einer  der  Schädel  unzweifel* 
halt  eiu  männlicher,  der  andere  ein  weiblicher,  der 
dritte  gehört  einem  15jährigen  Knaben  an.  Alle  3 
Schädel  stimmen  iu  ihrem  äusseren  Ansehen  init  ein- 
ander überein.  Die  l'elrereinstimmung  giebt  sich  bei 
seitlicher  Betrachtung  kund  — in  dein  elliptischen 
Umriss  des  eigentlichen  Gchiroschädels,  in  der  geringen 
Höhe  und  der  besonderen  Verwölbung  des  oberen 
Abschnittes  der  Hinterhaupt  schuppe.  Besonders  be- 
merk har  ist  die  Ueberein9timmung  »wischen  den» 
weiblichen  und  dem  jugendlichen  Schädel,  beide  haben 
eine  ziemlich  schmale  und  «teile  Stirn  mit  kaum  be- 
merkbaren Stirnhöckern  und  nur  sehr  wruig 
deutlichen  Arcus  superciliare«.  Im  Gegensatz  dazu 
bat  der  mäunliche  Schädel  einu  »ehr  breite  Stirn  mit 
deutlichen  Stimböckern.  Beim  Mann  ist  der  Abstand 
zwischen  den  beiden  Orbitae  ziemlich  schmal,  bei  den 
beiden  andern  recht  breit.  Die  Nasenbeine  der  beideu 


Digitized  by  Google 


Referate. 


489 


letztgenannten  Schädel  sind  nn  der  Basis  »«'hmal  und 
am  Ende  »ehr  breit;  eie  sind  fast  horizontal  gestellt, 
so  dass  die  knöcherne  Nase  nicht  vors} »ringt  und  der 
Nasenrücken  ganz  flach  ist.  Am  männlichen  Schädel 
sind  die  Xaaenknochen  schmal,  sowohl  oben  wie  unten, 
sie  liegen  in  einem  Winkel  neben  einander,  so  dass 
der  Nasenrücken  scharf  vorspringt,  und  sich  von  der 
Basis  deutlich  durch  eine  Vertiefung  (Sattel)  abgrenzt 
Die  Oberkiefer  aller  3 Schädel  sind  massig  entwickelt., 
der  vordere  Abschnitt  des  Processus  alveol:  deutlich 
imgnnth , die  Fossae  caninae  deutlich  ausgesprochen. 
)ie  Orbitae  sind  viereckig  mit  abgerundeten  Eckcu  — 
die  Oeffnang  fast  gra«le  nach  vorn  gerichtet;  die 
Jochbeine  wenig  entwickelt,  seitlich  gerichtet,  der 
Unterkiefer  breit,  bieten  nichts  besonders  dar. 

Die  Lineae  tempomies  sind  doppelt,  sie  gehen 
Ober  die  Scheitelhöcker  fort  Diese  sind  beim  männ- 
lichen Schädel  deutlich  ausgeprägt , bei  den  beiden 
andern  kaum  bemerkbar.  Da»  Fterion  ist  in  allen 
Schädeln  regelmässig  gestaltet,  der  Proc.  mastoideua 
nicht  stark  entwickelt;  die  Seitenplatten  der  Proc, 
pterygoidet  sind  ausgezeichnet  durch  ihre  Breite. 

Bei  der  Betrachtung  des  Schädels  von  o b c n 
her  erscheint  er  elliptisch,  bei  dem  weiblichen 
und  dem  jugendlichen  Schädel  sind  die  Wangen- 
beinhöcker und  diu  Nas«?  sichtbar;  bei  dem  m ä u n - 
liehen  Schädel  die  Nase  allein. 

Bei  der  B«*trachtung  des  weiblichen  und  jugend- 
lichen Schädel»  von  hinten  her  erscheint  der 
Schädelcontonr  fast  regelmässig  bimenförmig  ohne  1k?- 
»ondere  Andeutung  der  Scheitel höeker.  Der  männ- 
liche Schädel  dagegen  erscheint  fünfeckig,  wobei  der 
Abstand  zwischen  den  Scheitel  Köckern  nur  wenig 
grösser  ist  als  der  Abstand  zwischen  den  Proc:.  mastoidei. 
An  allen  3 Schädeln  sind  die  Hinterhaupthöcker  und 
die  Lineae  semi circulare»  gar  nicht  oder  nur  sehr 
schwach  entwickelt. 

Der  harte  (raumen  int  flach;  au  2 Schädeln  ist 
ein  schwacher  Tom*  palatinu»  bemerkbar. 

Die  Herzählung  der  andern  Eigenschaften  der 
Schädel  müssen  wir  hier  übergehen. 

Es  ist  kenntlich,  das»  alle  3 Schädel  einen  und 
denselben  Typus  haben,  d.  h.  einem  und  demselben 
Volksstamm  angehören.  Der  mäunliche  und  der 
weibliche  Schädel  sind  brachycephal,  der  jugendliche 
Schädel  ist  meaocephal;  überdies  sind  alle  3 Schädel 
orthocephal  und  chamaeprosop.  das  Gesicht  ist  niedrig 
und  breit.  Die  Orbita«*  sind  bei  dem  jugendlichen 
Schädel  mmosem,  bei  dem  weiblichen  aber  megasem. 
Die  Nasonöffnuug  ist  liei  dem  jugendlichen  Schädel 
platvrhiü,  bei  dem  niäunlichen  ieptorhin,  bei  dem 
weiblichen  mewirhin.  Der  männliche  Schä«lel  ist 
prognath.  der  weibliche  und  der  jugendliche  inesognath. 
Die  Schädel  haben  ein  mittleres  Gewicht,  ihre  Capa* 
cität  ist  verhalt  nissmassig  gross.  Nach  der  geläufigen 
Annahme  gehören  die  (Mjäken  zur  ugro-nnnisohen 
Gruppt*  der  U ralo-altaischen  Völker  der  m«»ngt>lisckon 
Rasse.  Ara  nächsten  stehen  ihnen  die  Wogulen  und 
Samojeden.  Nach  Kowulcwnki  ist  bei  «len  «istjäkischen 
Weibern  der  mongolische  Typus  stärker  ausgeprägt 
als  liei  den  Männern. 

Der  männliche  Ostjäkenschäde)  ist  4 mal,  von 
oben , von  hinten,  von  vorn  und  von  der  Seite,  gut 
abgebildet;  überdies  sind  die  Maasse  der  3 Schädel 
zu  einer  38  Nummern  umfassenden  Tabelle  vereinigt. 
Wir  heben  au»  dieser  Tabelle  nur  einige  Zahlen 
hervor : 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII. 


1. 

Ga] me i tat  (Rauminhalt) 
des  Schädels 

jugendl.  tnäunl. 
1200cc  1456  co 

weibl. 

1344  cc 

3. 

Länge 

171min  178  mm 

174  mm 

4. 

Breite 

12»  „ 

145  „ 

143  „ 

ft. 

Höhe 

122  „ 

125  , 

126  - 

8. 

Umfang 

485  . 

528  , 

317  n 

15. 

Länge  de«  Gesicht* 

99  B 115  w 

H7  „ 

1«. 

Breit«* 

1U  , 

130  . 

138  n 

31. 

Schädel-Index 

75,4  - 81,4  • 

82,1  — 

88. 

Höhen-Index 

71,3—  70,2  — 

72.4- 

34. 

Gesichts-Index 

88,8  — 88,4  — 

Ht.7  — 

Mb 

Orbital -Index 

87,0  — 87.0  — 

89.4  — 

36. 

Nasal-Index 

57,7  — 

48,1  — 

50.0  — 

38. 

Gaumen -Index 

87,0—  80,4  — 

80,8  — 

5. 

Saloaskj,  Stud.  med. 

N.  W.: 

Zur 

E t h n o- 

graphie  und  Anthropologie  der 
Karagassen.  S.  34—87.  Mit  2 Tafeln, 
Portrait  eines  Mannes  und  einer  Frau  der 
Karaganen. 

Die  Karaganen  sind  ein  kleiner,  wenig  unter- 
suchter Volksstamm  Sibiriens;  über  ihre  Hingehörigkeit 
sind  die  Gelehrten  uneinig.  Von  einigen  Forschern 
werden  sie  für  Ostjäken  gehalten,  von  andern  (Katannw) 
für  Sajansohe  Tataren;  wieder  andere  Autoren  (Pallas 
und  Castreu)  halten  sie  für  Verwandte  der  Samojeden. 

Das  Gebiet,  in  dem  die  Karagusscn  wohnen,  ist 
zunächst  der  südliche  Th  eil  des  Gouv.  Irkutsk,  der 
Bezirk  von  Niahni-Udinsk,  doch  reicht  da»  Gebiet 
auch  hinein  in  das  Gouv.  Jenisseisk,  nach  Osten  bis 
zum  Land  der  Burjaten  von  Tuukiusk.  Die  Kara- 
gassen  nomadisiron  in  den  Thälern  und  Nebenthälero 
der  Flüsse  Udo,  Oga,  Ja.  Kan  — das  Gebiet  hat 
€00  Werst  Lauge  und  200  Werst  Breib*.  Holt«*  mit 
Wäldern  bedeckte  Gebirge  geben  dem  Gebiet  seinen 
Charakter,  und  die  Wälder  und  Gebirgsschluchten 
sind  bewohnt  von  allerlei  G et  hi  er,  von  Bären,  Elen, 
Rehen,  Rcmnthit*ren  und  Moschus!  liieren.  Die 

klimatischen  Eigenschaften  sind  nicht  angenehm;  der 
Winter  ist  rauh,  dauert  4—4 */*  Monate,  aie  Külte  ist 
streng  — 30 — 40  • R.  uud  noch  mehr ; — Sclinee- 
stünne  sind  häufig. 

Man  sollte*  meinen,  «lass  diese  Fröste  für  die  in 
Renn  thierfeile  gehüllten  und  in  einer  schlecht  aufge- 
hauten  Jurte  lebendeu  Karagu»scn  sehr  hart  sind  — 
aber  nein;  die  Karagaasen  ertragen  die  Kälte  sehr 
leicht,  ohne  besonders  zu  klagen.  Man  muss  »ich 
wundern  über  die  Anpassung  die»«*«  Volkes  an  «lie 
Kälte.  Die  Karagtisseu  hal*en  nicht  wie  die  Eskimos 
gut  erwärmte  Jurten,  in  denen  auch  der  leicht  frierend«» 
Europäer  unbekleidet  aitzen  kann ; sie  haben  keine  so 
wärmende  Kleidung,  wie  die  Samoj«*dcn  und  0»t- 
jükeu.  Nach  den  Mittheilungen  der  Reisenden  wollen 
die  Knragasaen  auch  im  Winter  nicht  in  einer  warmen 
Hütte  schlafen;  sie  halten  es  für  schädlich  — sie 
vertragen  die  Wärme  nicht.  Sie  hüllen  »ich  in  ihren 
Rennthierpelz  und  schlafen  im  Freien.  Der  nicht 
lange  anhaltende  Sommer,  der  kurze  Frühling  sind 
dem  Karagassen  nicht  angenehm : sie  hindern  ihn  in 
der  Ausübung  der  Jagd,  geben  dem  Ungeziefer, 
Mücken  u.  s.  w.  zu  viel  Entwickelung,  wodurch  die 
Reuuthiere  verjagt  wenleu;  in  Folge  dea*eu  ziehen 
«lie  Karagaasen  in  die  Beige.  Doch  bringt  der 
Sommer  allerlei  Nahrung,  wilde  Zwiebeln,  allerlei 
Beeren,  Bärenlauch  u.  »,  v. 

— Da«  sind  «lie  geographischen  und  klimatischen 
Eigenschaften  des  von  «len  Karagaasen  bewohnten 
Gebiets.  Die  Taiga,  der  dicht«*  Wald,  in  dem  es 

82 


Digitized  by  Google 


490 


Referate. 


mehr  Thier©  als  Menschen  giebt,  hohe  liewahleto 
Berge,  schnee  reiche  Winter  mit  strengen  Frusten; 
regnerische  Sommer  mit  MückeiiKchwärmcn,  vor  denen 
auch  der  KinCMN  Respekt  hat 

I)a«  Völkchen  dm*  Karagaaaen  ist  an  Zahl  gering. 
Nach  der  Zählung  aus  dem  Jahre  1894  sind  es  im 
(tanzen  nur  849 Menschen  (183  Männer  und  166  Weiht), 
sie  sind  der  Polizei  Verwaltung  von  Nishnij-Udiusk 
unterstellt.  Die  Verwaltung  fuhrt  die  Listen,  sammelt 
den  Tribut  (Jsseak)  ein,  erkundigt  sieh  nach  ihren 
W Unschön.  Der  ganze  Stamm  ist  in  6 Geschlechter 
getheilt : Karagn*,  Salpigur,  Mnndahur.  Kangat  und 
l'din.  .Jedes  Geschlecht  hat  einen  selhstgewiihlten 
Vorsteher,  „Darga“,  der  den  Geschlecht*' Stempel 
bewahrt.  Udier  allen  „ Dargas  * steht  der  Aelteste. 
„Taiallfc  oder  Schuldig«*  — der  Vertreter  des  ganzen 
Volkes. 

Die  einzelnen  Familien  sind  alle  zerstreut  — nur 
ein  Mal  im  Jahre  versammeln  sich  alle  Angehörige 
des  Volks* tamm es  — „Suglan“  heisst  die  Ver- 
sammlung — um  Abgaben  zu  entrichten,  uui  Pelze, 
Mehl.  Salz  u.  s.  w.  zu  entsprechend  billigen  Preisen 
von  der  Regierung  zu  kaufeu.  Bei  dieser  Gelegenheit 
werden  auch  die  Listen  der  Familien  ausgefüllt,  die 
Geburten  notirt,  die  Xeugebornen  getauft,  u.  s.  w. 
Die  eben  erwähnte  Volksversammlung,  der  S u g 1 an, 
findet  statt  auf  Befehl  und  Veranlassung  der  Regierung, 
40  Werst  von  Niachnij-Udinik ; ausserdem  giebt  «*s 
ncM.*h  eine  freiwillige  Versammlung  im  Summer,  den 
29.  Juni. 

Das  sehr  ausgedehnte,  etwa  19000  Quadratwerft 
haltende  Taiga-Gebiet  wird  von  den  nomadisircuden 
Karagasaen  beliebig  durchzogen.  Die  einzelnen  Lager 
bestehen  aus  nicht  mehr  als  3 —5  Jurten ; hie  und 
da  steht  auch  eine  einzige  Jurte  vereinzelt.  In  jeder 
Jurte  wohut  eine  Familie. 

Wenn  inan  einen  Karagaascn  betrachtet,  so  ist 
ein  Umstand,  der  sehr  auffällt:  das  ist  das  gänzliche 
Kehlen  oder  die  iiusaerst  schwache  Entwickelung  der 
Haare  im  Gesicht.  Das  geht  so  weit,  dass  da 
beide  Geschlechter  ein  und  dasselbe  Kleidungsstuck 
„ I)  o n“  tragen,  es  oft  schwer  ist,  Mann  und  Weib 
von  oinander  zu  unterscheiden. 

Die  Haarfarlie  ist  meist  schwarz.  Von  den  Unter- 
suchten hatten  schwarze  Haare  32  Individuen  (80  %), 
braune  6 (15%),  graue  2 (6%).  Bemerkenswerth 
ist,  dass  das  Ergrauen  der  Haare  erst  spät  eiutritt, 
am  Ende  der  50er  und  Beginn  «1er  HOer  Jahre.  Die 
beiden  grauhaarigen  waren  Greise  von  81  und  96  Jahren. 

Die  Farbe  der  Augen  ist  meist  braun,  selten 
dunkelblau  oder  schwarz. 

schwarz  bei  4 10  % 

braun  bei  23  57,6  % 

dunkelbraun  bei  10  25,0% 

blau  bei  3 7,5  % 

Die  Augen  erscheinen  klein  wegen  der  engen 

Lidspalte,  der  laterale  Augenwinkel  ist  etwas  nach 
«dien  gezogen;  die  Nase  ist  grade,  schmal  oder  breit; 
die  Wangenbeine  springen  stark  vor.  Der  Mund 
klein,  die  Lippen  schmal,  besonder*  bei  Weibern; 
Gesicht  rundlich.  Farbe  des  Gesichts,  wie  die  der 
ganzen  Haut,  braunrot!«. 

Die  K ö r p e r g r ö s * e. 

Männer  20—95  Jahr  im  Mittel  158.9  cm 

* 12-19  * n * 140,0  „ 

Weiber  17-60  „ „ „ 145.0  „ 

* «—16  * * „ 120.7  „ 

Bei  Männern  im  Alter  von  20 — 95  Jahren  betrugt 
die  Schwankung  der  Kör|>ergrös*e  zwischeu  dem  Mittel 


und  dem  Maximum  12.1  cm,  zwischen  Maximum  und 
Minimum  17,5,  zwischeu  dein  Minimum  und  dem 
Mittel  5,4  cm. 

Die  KörpergrösHC  der  Karagassen  ist  entschieden 
gering,  weit  unter  dem  sog.  Mittel  170  cm,  da*  zeigt 
auch  der  Vergleich  mit  audern  asiatischen  Völkern, 
deren  Körpergrösse  auch  unter  dem  Mittel  liegt. 
Mongolen  und  Torgouten  163.3  cm  (Iwanowski) 

BorSten  und  Aknen  163,2  » (Fofotovr) 

Kalmücken  163,2  „ 

Boraten  der  Selcnga  163,1  „ (Scbeadrikowski) 

Indochinesen  161,5  „ 


Doch  giebt  es  Völker  mit  noch  geringerer  Körper- 
grasse,  z.  B.  Buschmänner,  Negritus,  Lappländer, 
Papuas  u.  s,  w. 

Der  Brustumfang  Lei  20  Männern  im  Alter 
von  20 — 95  J.  ist  im  Mittel  87,1  cm  — also  gross 
im  Vergleich  zur  Körperlänge.  Der  Brustumfang 
Übertrifft  die  Hälfte  «1er  Körpergrösse  um  7,6  cm, 
«xler,  anders  ausgedrüekt,  in  % 


87,1  . 100 
158,9 

Der  Brust  umfang 


= 54,8% 

übersteigt  die  Hälfte  «ler 


Körpergröße  um  4,8  %. 

Die  Karagassen  siud  demnach  in  Bezug  auf  ihren 
Brustumfang  bei  Berücksichtigung  der  Tabellen 
Topinard's  sehr  günstig  gestellt;  sie  übertroffen  die 
Engländer  (54  %),  die  Deutschen  (63,8).  die  Russen 
(53,5)  und  di©  Franzosen  (53.0). 

Die  Rumpflänge,  gemessen  vom  VII.  Hals- 
wirbel ab  bis  zum  Ende  des  Steißbeins,  betrügt  ira 
Mittel  56,3  ein. 

Die  B e i n I ä n g e beträgt  im  Mittel  79,3  cm 
für  Mänii«*r  und  72,3  cm  für  Woiber. 

Die  Lange  der  Arme  (<L  h.  der  oberen 
Extremität)  betrügt  70  cm  für  Minner  und  64  cm 
für  Weiber. 

Di«*  Muskulatur  der  Arme  ist  schwach  ent- 
wickelt, die  Arme  sin«l  dünn,  fast  wie  weibliche,  die 
Haml  ist  kurz,  die  Finger  sind  schmal  und  düuu. 

Mit  dem  D y n a m o in  e te  r Matthieu  vorge- 
n«*inmene  Prüfungen  «ler  Kraft  «ler  Männer  ergaben 
88  cm,  und  zwar  fällt  du*  Maximum  der  Kraft  mit 
dem  30.  Lebensjahre  zusammen. 

Die  Klafterweite  beträgt  im  Mittel  165,2  cm, 
«las  Verhältnis  zur  Körpergröße  — 104,9. 

Die  Zähn««  der  40  untemuehten  Karagasseu 
wan  n vollständig  bei  28.  meist  weis*,  selten  gelblich, 
selten  verdorben. 

Die  Karagasse  ist  nur  Jager;  in  materieller  Be- 
ziehung ist  er  völlig  abhängig  von  «lim  russischen 
Kaufh’utcn,  welche  zu  ihm  in  die  Taiga  eimlringen. 
Auf  «ler  Jag«!  kühn  und  verwegen,  ist  er  fast, 
schüchtern  und  kriechend  vor  «len  Russen,  doch  ist 
er  listig  und  verschlagen  und  weis»  die  Kaufleute 
zu  hintergehen  und  zu  betrügen.  Weil  der  Russe  es 
gern  sieht,  «lass  der  Karagasse  getauft  ist,  »»  wird 
das  Heiligenbild  an  sichtlicher  Stelle  aufgehängt; 
ziehen  die  Russen  fort,  so  wird  da*  Bild  sofort  in 
einen  Sack  (barba)  gesteckt. 

Die  Karagassin  ist,  wie  uchnu  bemerkt,  klein 
von  Wuchs,  hat  aber  gri5v»tentbeils  ein  angenehmes 
Geeicht  mit  langen,  gut  entwickelten  Augenlidern  und 
offenen  Augen.  Die  fast  immer  schwanen  Kopfhaare 
werden  bei  den  Mädchen  in  viele  kleine  Zäpfchen, 
bei  den  Frauen  in  einen  oder  zwei  Zöpfe  g«*tl«»chtcn. 
Die  Haupthaare  und  deshalb  auch  die  Zöpfe  sind 
kurz,  straff  und  werden  nicht  viel  gepflegt,  deshalb 


Digitized  by  Google 


Referate. 


401 


sind  sie  schmutzig  und  voll  tTnf—fafar;  gewöhnlich 
Kiiit I die  Haare  mit  einem  Tuche  bedeckt,  das  Tuch 
wird  Belten  entfernt  Die  Brüste  sind  konisch 
geformt  und  ao  klein,  dass  sie  mit  der  Handfläche 
bedeckt  werden  können;  hei  Frauen,  die  Kinder  ge- 
habt haben,  und  bei  alten  Weibern  sind  sie  etwas 
herabhaugend.  Die  Menses  treten  meisten theils  mit 

15  Jahren  ein.  selten  S[Ȋter,  und  dauern  etwa  3 Tage 
an.  Die  Mädchen  werden  früh,  oft  schon  mit. 

16  Jahren,  verheirathet,  im  Mittel  mit  19 — 20  Jahren. 
— Im  Mittel  kommen  auf  jede  Mutter  4,2  Kinder, 
wie  hei  den  Russinnen  und  Tatarinnen.  Es  sterben 
aber  sehr  viele  Kinder;  im  Durchschnitt  kommen  auf 
jede  Mutttor  2,2  Todesfälle,  sodees  jede  Mutter  nur 
2 lobende  Kinder  übrig  behalt  ; Pocken,  Diphtheriti» 
und  andere  Epidemien  vernichten  die  kleinen  Kinder. 

Die  Karagasson  achten  die  Jungfräulichkeit  nicht 
sehr  lioch,  ein  Mädchen  mit  einem  Kinde  findet  ohne 
Weiteres  ihren  Manu.  Der  Ehebruch  der  Frau  wird 
b— traft.  — 

Die  Geburt  geht  sehr  leicht,  ohne  viel  Vorbe- 
reitung vor  sich  — oft  ohne  Hülfe  — in  knieender 
Stellung.  Im  Sommer  wird  das  Neugeborene  in 
kaltem  Quell  wasscr.  im  Winter  trotz  der  strengen 
Kälte  sofort  im  Schnee  gebadet.  Die  naiven  Kura- 
gassen  meinen,  dass,  weun  das  Kind  dieses  Bad  aus- 
hält,  später  auch  alles  Ungemach  des  Leliens  und  alle 
Kalte  ihm  nichts  anliaben  können.  — Die  Kangansili 
kann  nicht  für  eine  treue  Frau  gehalten  werden,  das 
wissen  die  Männer  ganz  genau,  und  die  Hussen  er- 
zählen davon.  Die  Folge  davon  ist  eine  starke  Ver- 
breitung der  Lues  unter  dem  Namen  der  „schlechten 
Krankheit“. 

Der  Vater  macht  aus  Birkenrinde  eine  Wiege, 
füllt  dieselbe  mit  Moos,  und  damit  hat  seine  Sorge 
ein  Ende.  Im  übrigen  muss  die  Mutter  für  das 
Kind,  wie  für  die  übrige  Familie,  sorgen:  die  Jurte 
in  Ordnung  halten.  Wim  Hin-  und  Herziehn  die 
Jurte  aufrichten  und  abbrechen,  die  Rennthierkühc 
melken,  für  die  Kleidung  sorgen  und  das  Essen  bereiten. 
Um  die  kleinen  Kinder  kümmert  sich  die  Mutter  nur 
wenig;  sie  reicht  dem  Kinde  entweder  ihre  Brust 
oder  giebt  ihm  ein  eigunthnmliches  Getränk,  Rur* 
duk  genannt,  (Aufguss  auf  eine  Pflanze.  Kaiser- 
krone?) und  etwas  gekautes  schwarzes  Bn.nl.  Wenn 
das  Kind  älter  winl,  so  kümmert  sich  die  Mutter 
noch  weniger  als  bisher  um  das  Kleine,  und  die 
übrigen  Erwachsenen  erst  recht  nicht;  das  Kind  ist 
sich  selbst  überlassen , sein  einziger  Wächter  und 
Spielgefährte  ist  der  treue  Hund. 

Ist  der  Knabe  gross  geworden,  so  muüs  er  auf 
dem  Rennthier  reiten  lernen;  er  muss  deu  Vater  auf 
der  Jagd  begleiten;  — mit  14 — 15  Jahren  ist  der 
Knabe  selbständig,  er  gebt  sogar  auf  «lie  Bärenjagd: 
hat  er  einen  Bären  getödtet,  so  gilt  er  für  volljährig 
und  verheirathet  »ich  sehr  bald. 

Die  Wohnung  der  Karaganen  hat  denselben 
Typus,  wie  bei  allen  nomadisirenden  sibirischen 
Völkern,  Ostjäkcn,  Samojeden,  Orotschonen  und 
Jakuten:  ein  konisches  Zelt,  eine  Jurte,  die  bei 
den  verschiedenen  Völkerschaften  wechselnde  Be- 
zeichnungen trügt. 

Die  Jurte  bat  einen  Durchmesser  von  2 — 3 Basken 
(4,2— 6,3  m).  Das  Gerüst  der  Jurte  wird  von  20.  30 
bis  40  dünnen  Birken-,  Tannen-  und  Fichtcnstammcben 
gebildet,  die  oben  alle  vereinigt  sind.  Ln  Sommer 
wird  dies  Gestell  mit  Baumrinde,  im  Winter  mit 
Rcnntliierfcllen  bedeckt,  — das  ist  «1er  einzige  Unter- 
schied zwischen  Sommer-  und  Winter-Jurten.  Die 


dem  Birkenbaum  entnommene  Rinde  wird  zuerst 
einen  ganzen  Tag  gekocht,  bis  sie  weich  geworden 
ist,  dann  werden  «lie  einzelnen  Schichten  zusainmon- 
genüht  und  damit  winl  die  Jurte  bedeckt.  Oben 
bleibt  die  Jnrte  offen.  Alles,  was  der  Karagaasc  be- 
sitzt, legt  er  auf  den  Boden  der  Jurte,  entweder 
offen  oder  in  Säcke  verpackt,  — Scheunen,  Vorratbs- 
kammern  hat  er  keine.  V«ir  allein  enthält  die  Jurte 
allerlei  Felle  von  Rennt  liieren  und  andern  Thieron 
zum  Bedecken  des  Fuasbodcns.  — Bemerkenswerth 
ist  der  Reise— ck,  „ b a r b a “ , der  auch  aus  Fellen 
zusammengenäht  ist,  — ferner  eine  Anzahl  Schüsseln, 
Löffel  um!  Schalen  zum  Essen  und  Trinken.  — Ar- 
Witssäckn  der  Frau,  aus  der  Haut  der  Beine  der 
Rennt  liiere  angefertigt;  Büttel  zum  Reiten  auf  den 
Rennthiemi  u.  s.  w. 

In  der  Mitte  der  Jurte  wird  Feuer  ongemacht. 
hier  winl  das  Essen  bereitet,  The«  gemacht,  in  der 
Asche  Brod  gebacken;  der  Rauch  geht  oben  hinaus. 
Etwa  2 Meter  oberhalb  der  Feuer  * Anlage  Wfimlet 
sich  ein  Querbalken  mit  Huken  zum  Aufhitngcu  aller 
beim  Kochen  noth wendigen  Gegenstünde.  Kessel  u.  s.  w. 

Ställe  für  die  llausthiere  kennt  der  Kurugasse 
nicht  — «las  Rennthier  ist  ihm  alles.  Leider  nimmt 
der  Reichthum  an  Rennthiercn  von  Jahr  zu  Jahr  ab, 
vor  30  Jahren  hatten  einzelne  Familien  noch  Heenlen 
bi»  zu  50  Stück,  die  ärmsten  Familien  besessen  5 Stück. 
Heute  haben  die  reichsten  Karognsaen  höchsten» 
80—85,  das  sind  vielleicht  2 oder  3 Familien,  die 
ärmsten  haben  gor  kein  Rennthier  mehr. 

Seit  etwa  50  Jahren  haben  «lie  Kar-agasscn  auch 
angefangen,  Pferde  zu  halten.  Die  Pferde  sind  klein, 
doch  gut  zürn  Reiten;  »io  geben  «ehr  sicher. 

Zu  «len  unumgänglich  nothwendigeu  Hmistbiereti 
gehört  ferner  der  Hund,  ohne  dessen  Beihülfe  dev 
Karngasse  die  Jagd  nicht  ausüben  kann. 

Rindvieh  ist  selten  zu  finden  — vielleicht  giebt 
cs  bei  dem  ganzen  Volkwtamme  gegen  10  Kühe;  nur 
die  Reichen  erlauben  es  sich,  eine  Kuh  zu  halten. 

In  Besag  auf  die  Kleidung  haben  die  Karagasscu 
jetzt  schon  vielfach  den  Russen  »ich  genähert,  sie 
brauchen  russische  Stoffe  und  fertigen  sich  daraus 
ihre  Kleidung  an. 

Das  charakteristische  Nationalkostüm  verschwindet 
allmählich:  die  Frauen  tragen  einen  eigentümlichen, 
aus  rothen  Tüchern  gemachten  Kopfputz.  Sonst  ge- 
brauchen Männer  wi**  Weiber  lange  un«l  Imlblango 
weite  Röcke  aun  Rcnnthicrhaut,  »lie  n»it  r««them  oder 
blauem  Stoff  verziert  sind  un«l  durch  einen  Gürtel 
zusammen  gehalten  werden.  Beide  Geschlechter  tragen 
eine  gewisse  Sorte  Pebsticfel,  die  alw*r  auch  ihrer 
Läng«’  wegen  ab  Hosen  gelten  könne»,  (auf  Russisch 
Unt y),  man  unterscheidet  Sommerhosen  und  Winter- 
hosen. Die  Sommerhosen  heiss**n  Chai»ch-ityg,  d.  h. 
nackte  8ticfcl  aus  haarlosem  Fell,  aus  Leder,  die 
Winterhosen  Tuktueh-itv£,  d.  h.  Hosen  au»  dem  !*•- 
haarti'n  Felle  der  RennUuerbeio«.  Ausserdem  tragen 
sie  noch  eine  Art  Unterhosen,  welche  deu  oliern  Theil 
der  Beine  uud  den  unteren  Theil  d«»a  Rumpfes  be- 
decken — auch  dieses  Kleidungsstück  winl  au»  Renu- 
t liierhaut  gemacht. 

Eine  bestimmte  originelle  Kopfbcdcokung  haben 
die  Männer  nicht;  sie  tragen  ocliebige  russische 
Mützen  und  Hüte;  zum  Winter  nähen  sie  sich  au» 
Pell  werk  eine  spitz«’  Mütze. 

Sie  tiülicu  ihre  Kleidung  mit  Sehnen,  die  sie  dem 
wilden  Rennthier  entnehmen. 

Die  Speise  d«-r  Karagaasen  ist  sehr  ärmlich.  An 
Fleisch  essen  sie  Alle«,  wa»  sie  au»  dem  Wald«;  ge- 

62* 


Digitized  by  Google 


492 


Referate. 


winnen,  Baren,  Eichhörnchen,  Hauen,  Hirsche.  - Mehl 
wird,  da  sic  keine  ljaudwirth&cbaft  betreiben,  von 
den  Bosten  gekauft;  sie  hacken  sich  daraus  Hache 
Kuchen  oder  Brote,  von  15  20  cm  im  Durchmesser 
und  2—3  cm  Dicke.  Solch  ein  Brod  reicht  für  eine 
Familie  von  4 — 6 Personen  auf  2 — 3 Tage  au»,  es  ist 
jedenfalls  nicht  da»  Haupt-Nahrungsmittel.  Da«  Mehl 
genießen  sie  auch  in  Form  eine»  Breies  — - sie 
mischen  auch  Mehl  und  Talg  mit  heilem  Wasser  und 
thun  allerlei  Grünkruut  hinein.  Unter  den  pflanzlichen 
Nahrungsmitteln  spielt  der  Baren-  oder  Waldlaueh 
die  erste  Rulle  — im  Sommer  bei  Mangel  an  jagd- 
baren Thieren  insla^otiderc.  Thee  trinken  sio  gern, 
aber  mit  Zuthat  von  Salz.  Seihst  verständlich  gebrauchen 
sie  die  niedrigsten  Sorten  von  Tliee  in  Ziegelform 
(Ziegelthee).  Vielfach  wird  auch  Reuuthier-  Milch 
zum  Thee  genossen. 

Eine  der  sonderbarsten  Thatsachen  im  liehen 
dieser  Wilden  ist  ihre  Gehässigkeit  und  ihre  T.'eber- 
sättigung  im  Fall  des  Vorhandenseins  von  Nahrungs- 
mitteln, und  ferner  ihre  Unachtsamkeit  und  ihr  Un- 
verstand, mit  den  Vorrathen  umzugehen  — die  Folge 
davon  ist  der  Hunger.  Hat  der  Karagane  ein  Renn- 
thier  erschlagen  oder  geschlachtet,  so  rührt  er  sich 
nicht  vom  Platze,  er  thut  nicht*  als  essen,  schlafen 
und  von  einer  Jurte  zur  andern  wandern,  bis  — 
alles  verzehrt  ist.  Daun  geht  es  wieder  hungernd 
auf  die  Jagd  — die  Furcht  vor  dem  Hungertode 
macht  ihn  zu  einem  verwegenen  Jäger,  (hier  aber 
er  sucht  nach  Gold  oder  bringt  irgend  etwas  den 
Russen  zum  Verkauf. 

Bemerkenswert!!  ist  die  Unreinlichkeit,  der  Schmutz 
und  di«  Faulheit  der  Karagassen. 

Ihr«?  Beschäftigung  ist  die  freie  Jagd  — sie 
whitaen,  wenn  sie  es  können  — Zobel;  sic  sind 
gute  Schützen  trotz  ihrer  alten  schlechten  Feuerstein- 
gewehre ; sie  wissen  die  Zobel  ins  Maul  zu  treffen, 
um  das  Fell  zu  schonen.  Aber  die  Zoliel  sind  selten 
geworden.  Vor  20  - 30  Jahren  erbeutete  sogar  ein 
schlechter  Jäger  7 — 8;  drrKalym(lIochzeit*kaufgeld)gilt 
mindestens  20  Zobel.  Jetzt  gewinnt  ein  guter  Jäger  viel- 
leicht 20 — 25,  ein  minder  guter  höchstens  10 — 12  Stück 
in  einer  Saison.  Weil  die  Zobel  »ehr  gut  bezahlt 
werdci»,  so  ist  ihr  Erwerb  in  ökonomischer  Hinsicht 
sehr  bedeutungsvoll. 

Die  Zahl  der  erbeuteten  Zobel  ist  in  den  letzten 
Jahren  sehr  zuriiekgegangen  — aus  verschiedenen 
Ursachen.  Ausser  den  Zobeln  werden  gt'jagt : Eich- 
hörnchen, Bären,  Rennthiere,  Rehe  u.  a.  w.  Der 
Ertrag  ist  sehr  gering. 

Gelegentlich  werden  auch  wohl  Fische  gefangen, 
und  während  dtn  Sommers  werden  allerlei  Beeren  im 
Wahl«?  gesammelt  und  an  die  Russen  des  nächsten 
Goldbergwerks  verkauft. 

Seit  dem  Jahr  1H38  wird  im  Lande  der  Karagasaon 
in  den  Vorbergen  de»  Saigan-Gebirge»  nach  Gold 
gebucht.  Man  fand  es  ganz  zufällig  in  dem  Flusse 
Chorls  in  solcher  Masse,  da«*  man  in  kurzer  Zeit 
über  1 Pud  (10  Kilogramm)  einfach  mit  den  Händen 
hcrausschöpfen  konnte.  Die  Karagasscn  kannten 
damals  den  Werth  des  Goldes  nicht. 

Die  Karagassen  gelten  für  Christen  seit  langer 
als  100  Jahren,  alier  ihre  Beziehungen  zur  christlichen 
Kirche  sind  sehr  lucker.  Sic  werden  getauft  un«l  er- 
halten christliche  Namen;  sie  verstehen  sich  zu  be- 
kreuzigen, sie  halten  in  ihren  Jurten  dos  übliche  Bild 


Nikolaus  de»  Wunderthäter« : in  neuster  Zeit  auch  ein 
Muttergottesbild.  Daneben  hat  sich  das  Bchamanen- 
thum  erhalten,  «loch  ist  dasselbe  in  starkem  Verfall 
begriffen.  Immerhin  opfert  der  Karagasse  l«*i  Beginn 
und  Ende  der  glücklichen  Jagd:  er  hangt  bunte 
Lap]a*n  un  die  Sträucher,  er  besprengt  «las  Brot  mit 
Branntwein,  er  wirft  ein  Stück  von  einem  eben  ge- 
tödteten  Rennthier  in’»  Feuer.  Viel  Abergauhcn  und 
abergläubische  Sitten  sind  vorhanden. 

In  den  heutigen  Anschauungen  der  Karagmmeu 
ist  Heidenthum  und  Ghristenthum  stark  vermengt. 
Sie  erkennen  einen  höchsten  Gott  Erlich -Chan ; sic 
glauben  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele.  Die  Seelen 
wohnen  «ehr  weit  in  der  Fremde,  drei  Jahre  muss 
man  reisen  durch  das  Innere  der  Erde.  Das  Leben 
nach  «lern  Tode  geht  ebenso  hin,  wie  früher;  aber 
mau  sieht  nichts  davon. 

Der  Teufel  und  Gott  sind  2 gewaltige,  einander 
verfolgende  und  einander  befehdende  Mächte.  Gott 
geht  in  einem  weissen  Pelz  und  der  Teufel  in  einem 
schwarzen  Pelz  über  die  Erde. 

Bei  der  Bekämpfung  überwindet  Gott  bisweilen 
den  Teufel,  aber  oft  unterliegt  Gott  und  — verbirgt 
«ich  dann  — wie  die  Sage  meldet  hinter  der  Sonne. 
In  diesem  Märchen  int  auch  die  Anschauung  «1er 
Karaganen  über  die  Mondfinsternis«  gegeben.  Als 
Gott  »ich  vor  dem  Teufel  hinter  der  Sonnt*  verbarg, 
fragte  der  Teufel  den  Mond,  wohin  Gott  sich  versteckt 
hätte;  der  Mond  antwortete:  -ich  habe  es  nicht  ge- 
sehen“. Der  Teufel  verwandelte  sich  in  eine  Hexe 
and  frass  den  Mon«l  auf,  aber  Gott  schlug  die  Hexe 
mit  einer  Glocke  an  die  Kehle,  und  sofort  sprang 
d«*r  Mond  aus  dem  Bauch  der  Hexe  hervor.  Deshalb 
schlossen  bei  Mondfinsternissen  die  Kuragnsscu  zum 
Himmel  hinauf,  um  dem  Mond  zu  helfen,  au»  dem 
Bauch  der  Hexo  hcrauszu springen. 

Wie  der  Karagane  da»  Immergrün  «1er  Bäume 
erklärt : Ein  Volk,  da«  auf  Hasen  ritt,  versprach  einem 
Menschen  stet*  flieMendea  Wasser  für  »eine  gehästeten 
Dienste;  der  Mensch  hatte  einen  Zobel  getikltet,  der 
j«*nent  Volke  Schaden  zufügte.  Ab  «los  Volk  mit 
dem  Wasser  iu  da»  Land  jene»  Menschen  gelaugte, 
fingen  di«*  Weiber  an,  sich  ü1k*t  tlie  kleineu  Menschen 
und  ihr-  Vieh  lustig  zu  machen : Was  ist  «las  für  ein 
Vieh ! Was  sind  sie  selbst ! I)a»  Volk  ärgerte  »ich 
über  diese  Begegnung,  gab  ihnen  da*  Wasser  nicht, 
sondern  spritzte  es  auf  Bäum«*  aus,  auf  Odem,  Tannen 
und  Fichten.  Beit  jener  Zeit  haben  jene  Bäume  das 
Immergrün. 

Die  Karagassen  haben  auch  Poesie:  sie  haben 
Gesänge,  die  einförmig  sind  wie  ihr  Leben  «ellist  — 
die  Gesänge  ltcziehen  «ich  fast  «lurchgängig  auf  die 
materiell«*  Seit«?  ihres  Lebens,  enthalten  Klagen  über 
das  schlechte  Essen,  über  die  Gegenstände  ihrer 
Wirthsehaft,  über  <*in  träges  Reitthier,  über  guten 
Branntwein.  Ausserdem  haben  »io  Liebes-  und 
Familien  liedor,  die  nicht  bei  der  Arbeit,  aber  bei 
freudigen  Ereignissen,  bei  Hochzeiten  und  Festlich- 
keiten im  Chor  gesungen  werden. 

Die  Sagen  der  Karagassen  sind  zweierlei:  Die 
eine  Gruppe  enthält  Erklärungen  über  «len  Ursprung 
«Ich  ganzen  Volke»  oder  eines  Geschlecht*,  oder  chic 
Erzählung  über  die  Kunst,  die  Thiorfelle  zusammen- 
zu nähen,  oder  Erklärung  verschiedener  NatarrretgniaM 
— kurz,  die  Sage  hat  eint*  natur historische,  wirkliche 
Unterlage.  Die  andere  Gruppe  von  Sagen  hat  eine 


Digitized  by  Google 


Referate. 


493 


rein  phantastische  Unterlage  — es  sind  eben  Märchen 
um)  Sagen  von  Teufeln,  von  glücklichen  Heirathcn 
u.  s.  w. 

Au»  der  grossen  Reihe  mag  hier  ein  Märchen 
angeführt  werden:  E»  lebte  einst  ein  Jüngling.  »1er 
war  eine  Waise.  Es  kümmerte  »ich  Niemand  um  ihn. 
Kr  lag  nahe  den»  Wege.  Da  kamen  zwei  Teufel 
(A»a)  heran  und  wollten  ihn  auffressen.  Aber  sie 
trassen  »Ion  Jüngling  nicht,  sondern  machten  ihn  zu 
ihrem  Kameraden,  zu  ihrem  Führer.  Und  der  Jüng- 
ling wurde  seihst  ein  Teufel.  Diese  3 Teufe!  raubten 
einem  Mädchen  das  Glück  der  Gesundheit,  und 
sperrten  es  in  einen  kleinen  Sack.  Der  Jüngling 
Hef  damit  fort  und  versteckte  es  unter  einen 
stacheligen  Rosenstrauch.  Die  Teufel , die 
nackend  waren,  gingen  nicht  dahin.  Der  Jüngling 
aber  versteckte  sich  auch,  so  dass  die  Teufel  ihn 
nicht  fanden.  AI»  der  Jüngling  in  da»  Dorf  kam, 
lag  die  Tochter  des  reichen  Manne»  da  und  war 
krank.  Der  reiche  Mann  aber  bittet  den  Jüngling 
und  sagt.:  „ Versuche  cs,  di»'  Kranke  zu  küsseu.“  Der 
Jüngling  antwortete:  „wenn  die  Leute  mich  brauchen, 
so  kann  ich  heileu  — ich  kann  auch  nicht  heilen.“ 
Der  Reiche  sprach : „Wenn  du  mein«*  Tochter  heilst, 
«o  gebe  ich  sie  dir  zum  Weibel“  Der  Jüngling 
öffnete  den  Sack  mit  dem  Glück  und  streute  dasselbe 
über  «las  Mielchen  aus.  Das  Mädchen  genas.  Der 
Jüngling  heiratheu?  da»  Mädchen.  — 

Ein  anderes  Märchen  handelt  von  der  Ver- 
wandlung. Es  waren  einst  2 Brüder.  Es  waren 
auch  einst  3 Menschen,  die  konnten  sich  verwandeln, 
d.  h.  abwechselnd  die  Gestalt  von  Thieren  und 
Menschen  annehnioti.  Da  sprach  «1er  ältere  Bruder 
zum  jüngeren:  Ernähre  du  jene  3 Menschen!  Ich 
will  bei  ihnen  lernen  die  Kunst  des  Verwandeln» 
(kubulgat).  Uud  er  lernt«  3 Jahr«*.  Als  die 
3 Jahre  uni  waren,  gingen  die  3 Kubulgat  nach 
Hause  und  die  beiden  Brüder  blieben  allein.  Der 
ältere  Bruder  verwandelte  sich  in  einen  Raben, 
konnte  aber  nicht  fliegen,  nicht  schreien.  Der  jüngere 
Bruder  hatte  e»  gelernt,  sich  zu  verwandeln  (kubulgat), 
er  verwandelte  sich  in  ein  Pferd.  Die  3 aber 
sagten  zu  einander:  Derjenige,  «len  wir  unterrichtet 
haben,  hat  nichts  gelernt,  «1er  jüngere  Bruder  aber, 
«len  wir  nicht  unterrichtet  haben,  der  hat  gelernt. 
Die  8 Kubulgaten  wollten  den  jüngeren  Bruder  auf- 
fressen,  aber  er  entlief  ihnen,  verliarg  »ich  unter 
«*inem  Berg  und  verwandelte  »ich  in  einen  Ring  des 
Zaren.  Die  Leute,  die  ihn  fressen  wollten,  liefen  ihm 
nach.  Der  Zar  sagte  «len  3 Kuhulgaten : ich  zerl>ei»*e 
den  Ring  und  werfe  ihu  auf  die  Erde;  er  winl  dann 
zn  Gctreidekürncrn  worden,  ihr  aber  verwandelt  euch 
in  Hühner  und  fresst  di<*  Körner  auf.  Der  Zar 
sprach  es  um!  behielt  ein  K«>m  bei  si«*h.  Dienet  K«»rn 
wurde  zu  einem  Menschen,  uud  der  Mensch  schnitt 
den  3 Hühnern  die  Halse  ab. 

— Die  Schilderung  der  HochscitagebrSuche  bietet 
nichts  Bcmerkentwerthe»  dar.  Dagegen  sind  die  ver- 
wandtschaftlichen Beziehungen  eigentümlich.  Der 
Schwiegersohn  nennt  weder  den  Scliwägervatnr  noch 
«lie  Schwiegermutter  beim  Namen ; die  Frau  dagegen 
nennt  die  Verwandten  ihres  Manne«  nicht  Isoi 
Namen.  Der  Schwiegersohn  sagt  Kattym,  «las 
heisst  mein  Schwiegervater,  un«l  K a 1 1 i j e m . d.  h. 
meine  Schwiegermutter.  Die  Eltern  d«n  Manne» 
neiim  n «lie  Schwiegertochter  b«*i  Namen ; wenn  di«* 
Eltern  in  die  Jurte  eintreten,  *o  verbeugt  »ich  die 


Tochter  und  setzt  »ich  nicht,  *o  lang«*  jene  »leben. 
Die  Kinder  nennen  ihr«*  Eltern  un«l  dio  Eltern  ihre 
Kinder  auch  nicht  bei  Nam«-n,  Matt  dosacn  »agt  jeder: 
„mein  Sohn,  meine  Mutter“  u.  s.  w. 

Die  Kind«-r  lernen  »ehr  früh  Tabak  rauchen,  mit 
6—7  Jahren;  Branntwein  bekommen  sie  erst  später, 
etwa  nach  «len»  10.  Jahre. 

Einem  Gestorbenen  zieht  man  alle.  Kleider  an 
und  legt  ihn  mit  dem  Kopf  nach  Westen,  giebt  ihm 
mit  auf  «len  weiten  Weg  — seine  Pfeife  und  ein 
Gefäas  mit  Reunthier-Milch.  Bi«  vor  20—30  Jahren 
bestattete  man  die  Leichen,  indem  man  sie  mit 
Stangen  an  einen  Raum  befestigte;  jetzt  begräbt 
man  sie  in  der  Erde  */t — 1 Arachin  (0,35  0,70  cm), 
nachdem  man  die  Leiche  vorläufig  in  einen  Behälter 
aus  Baumzweigcn  gesteckt  hat.  Im  Winter,  wenn  die 
Knie  gefroren  ist,  stellt  man  den  Sargbobältcr  mit 
der  Leiche  einfach  in  den  Wald.  In  den  letzten 
Jahren  wurden  auch  schon  Kreuze  auf  Gräbern 
errichtet. 

Religiöse  Gebräuche:  Bitte  um  gute  Jagd,  Aus- 
treibung ein«*r  Krankheit  u.  ».  w.  — alles  die«  voll- 
ziehet» die  Schamanen.  Jeder  Mensch  kann  Schamane 
werden  und  „»chamauiren“. 

Die  oft  gegebene  Schilderung  de»  Verfahren« 
beim  Schamamren  können  wir  liier  Ubcrgehcu;  auch 
die  Schilderung  der  Attribute  «1«?»  Schamanen,  seiner 
Trommel  und  seiner  Kleidung  könucu  wir  bei  Seite 
lassen. 

Di«*  KaragasM-n  befinden  »ich  in  einer  schlechten 
ökonomischen  Lage;  ihre  wirtschaftlichen  Wrhält- 
nisae  sind  in»  Niedergang;  v«ir  allen»  »st  daran  Schuhl 
der  Gebrauch  de»  Branntweins,  dem  sie  »ich  mit  un- 
glaublicher Begierde  hirigehen.  Dazu  kommt  allerlei 
Krankheit,  vor  allem  die  Syphilis. 

Dm  Karagaxsen  sind  im  Ausstcrbcu.  Am  Ende 
d«*s  XVm.  Jahrhunderts  gab  es  noch  einige  Tausend, 
und  jetzt  «ind  e»  nur  noch  einige  Hundert.  Im  Jahre 
1850  sollten  nach  Stubendorf  noch  513  Individuen 
vorhanden  gewesen  sein,  im  Jahre  1860  otfl  500, 
1882  — 456,  und  1804  nur  349  Individuen. 

In  den  letzten  30  Jahren  hat  sich  die  Anzahl 
der  Karaganen  fast  um  86%  verringert. 

Mit  dieser  Abnahme  «1er  Kopfzahl  geht  die  Ver- 
ringerung «l«*r  Jurten  (Familien)  Hand  in  Hand.  Im 
Jahn«  1882  gab  es  mich  120  Jurten,  im  Jahre  1894 
nur  50. 

D«?r  arg»t«*  Feind  der  Karaganen  ist  «li**  Krankheit: 
Pockcu,  Syphilis,  im  Stimmer  Dysenterie,  dazu  kommt 
der  verderbliche  Kiufluss  des  Branntweins  und  die 
unzuroichenih*  Nahrung. 

Den  Beschltiu  «1er  Abhandlung  macht  eine  An- 
zahl Maa«»tab)'lh*n. 

6.  Tomanohewski.  A.  W.:  Anatomische 

Untersuchung  eine»  flächigen 
Fussen  uml  dio  Frage  nach  der  Be- 
deutung «1er  P o I y d a o t v I i e.  (Aus  dem 
iu)atomi»«‘henL)*ti»ut  des  Herrn f* rof.Tan*ne  tzky). 
(S.  88  12H.)  Mit  einer  Tafel  Alibi  klungen. 

Der  Fall  ist  gut  lieschriebcn,  «ler  Inhalt  ist  nur 
anatomisch ; ein  Referat  darüber  findet  «ich  im  IV.  B«l. 
üImt  d.  anatom.  Litt  Russland»  (1898  1900)  die  Er- 

gebnisse der  Anatomie  1kl.  IX.  Wie«hadrn  1200. 
8.  551-553. 


Digilized  by  Google 


404 


Referate. 


Arbeiten  (Trudy)  der  anthropoi.  Geaellachaft  der  K.  militair-mocL  Akademie 

Bd.  IV.  (Lehrjahr  1806—97.)  St.  Petersburg  1899.  18*5  and  24  S.  (Mit  einigen  Tabellen  und  Diagrammen.) 


Sitzung  am  28.  Oktober  189  6.  (S.  1.) 

7.  Nikolakj.  Dr.  D.  P.  Abschluß«  den 

Trit'iiniums  der  «nthropolo- 
gischen  (i  c kt*  1 1 « c h i f L (S.  1 — 11.) 

8.  Saleaskj,  Stud.:  I’eber  dir  Karagussc  u. 

(Der  Vortrag  ist  bereit«  in  Bd.  III  abgeilruckt  und 

1 Besprochen.) 

Sitzung  am  16.  Dezember  18  9 6.  (S.  14.) 

9.  Sobawlowaki,  J.  E. : Vorführung  und 

Demonstration  von  Azteken  (O.  A.) 

10.  Kybakow.  ö. : Ucber  die  Kirgisen. 

(Ohue  Auszug.) 

Sitzung  am  2 9.  Januar  189  7.  (S.'  15.) 

1 1 . Sehawlowski.  J.  G. ; Demonstration  des 

ungarischen  Knaben  D o b o s c h • 
J a n o b c h , des  Knaben  mit  dem 
V o gelk o i»  f.  <0.  A.) 

12.  Nikolakj,  D.  P. : Bericht  übor  den 

4.  Oongress  f ü r k r i m i n e 1 1 e Anthro- 
pologie. G e u f,  1896.  — (S.  16 — 47.) 

Sitzung  um  2 4.  Februar  18  9 7.  (8.  47.) 

13.  Kretsohunesko.  Arzt  K.  W.;  Durch  die 

S o m a 1 i - W ü s t o nach  Abyssinien. 
Heise- S k i zze.  (S.  48 — 121.) 

Ein  anziehend  geschriebener,  lebhafter  Heisei ►«- 
rieht.  Der  Verfasser  stand  kurz  vor  seinem  Examen, 
als  er  die  Aufforderung  erhielt,  mit  einer  Expedition 
de«  (Rusifcfara)  Kothen  Kreuz  im  Frühling  1896 
nach  Abyssinien  zu  reisen.  Die  Expedition  stand 
unter  dum  Befehl  des  General  Schwedow;  ca 
bwheiligt*n  sich  daran  5 Militair-Aerzte.  2 Oivil- 
Aerzte,  Studenten  der  milit.  - med.  Akademie,  darunter 
der  Vortragende,  5 Fuldscheerer  (Lazarethguhülfen), 
ein  Apotheker,  12  barmherzige  Schwestern,  20  Diener 
und  verschiedene  Verwalt  nngsbeamte.  darunter  auch 

2 Abyssinier  als  Dolmetscher.  Ein  Naturforscher  1k*- 
glcitete,  als  Feldscheorer  eingezeichnet,  die  Expedition. 
Auch  eine  sog.  Feldkirche  und  ein  Geistlicher  waren 
dabei.  Im  Ganzen  betrug  die  Anzahl  der  Mitglieder 
62  mit  Eiiiflusadcs  kommumlirctidin  Generals  Schwcdow. 
Die  Expedition  war  auf  ein  .Jaltr  ausgemstet,  die 
Glieder  verliessen  St.  Petersburg  am  25.  Mürz  1896, 
reisten  über  Odnaa,  Konstantinopel  u.  s.  w.  und  er- 
reichten am  18.  April  Dsihutti,  um  bald  die  Reise  nach 
Harrar  fortzusetzen;  nach  sechsmonatlichcm  Aufenthalt 
kehrten  die  Glieder  zurück.  Am  Ende  des  Jahres 
1896  trafen  sic  in  Russland  wieder  ein  - - am 
31.  Dezember  erreichten  sie  Odessa.  Der  Bericht  ist 
anziehend  geschneiten  und  liest  sich  sehr  angenehm. 
Der  Vortragende  ist  mit  Reinem  Aufenthalt  ausser- 
ordentlich zufrieden,  er  hätte  in  llarrar  die  schönste 
Zeit  Heine«  Lebens  verbracht. 

Zu  cinum  kurzen  Au&zug  ungeeignet. 

14.  Marsch  and  Dr.:  Einige  Beobachtungen 

an  Kindern  von  Verbrechern. 
(8.  122-152.) 

Di»'  Beoltachtangen  und  Untersuchungen  sind  an 
91  Müilrhen  angcstellt,  die  im  Alter  von  1—19  Jahren 
in  der  K inderhewabr- Anstalt  J.  K.  H.  der  Prinzessin 
Eugenia  Maxim ilianowna  von  Oldenburg  untergebracht 


sind.  In  diese»  Asyl  werden  nicht  nur  Kinder  (ins- 
besondere Mädchen)  aufgenommen,  deren  Eltern  sich 
im  Gefängnis«  I «finden,  Mindern  auch  olnjachlose  und 
verwahrloste  Kinder  überhaupt. 

Der  Vortragende,  der  als  Arzt  in  dem  genannten 
Asyl  beschäftigt  ist,  hat  sehr  eingehende  Untersuchungen 
und  Messungen  an  den  91  Mädchen  angestclli;  er  hat, 
wie  aus  den  angeführten  Tabellen  und  einigen  mit 
Portrait  begleiteten  Beschreibungen  hervorgeht,  über 
jedes  einzelne  Individuum  67  Aufzeichnungen  gemacht. 
Aber  da»  untersuchte  Material  ist,  trotz  der  Unter- 
scheidung des  Verfassers  in  2 Gruppen:  a)  Kinder 
von  Verbrechern,  und  b)  Kinder,  deren  Elten»  keim* 
Verbrecher  waren,  — doch  überaus  ungleich- 
artig. Die  Ergebnisse  sind,  wie  meiner  Ansicht 
nicht  anders  erwartet  werden  konnte,  sehr  unsicher. 
Ich  nehme  daher  von  einem  Referat  Abstand. 

15.  Tonkow,  I>r.  W.  N.t  Ueber  die  An- 

wendung der  Röntgen-Strahlen 
bei  Untersuchung  des  Skelett- 
Wachstums.  (8.  153—156.)  Mit  2 Ab- 
bildungen. 

»Sitzung  am  4.  März  1897. 

16.  Giese,  Dr.  W.:  Ein  Fall  von  Mikro- 

e e p h a 1 i e.  (S.  157—166.) 

Der  Fall  kam  in  der  psychiatrischen  Klinik  des 
Prof.  Bechterew  zur  Beobachtung.  Der  Vortragende 
hat  das  13jährige  Mädchen  Maria  «ehr  genau  unter- 
sucht and  gemessen  Es  sei  hier’  folgende«  mitge- 
theilt:  die  Eltern  sind  gesund,  aber  ein»*  altere 
Schwester  ist  auch  mikrocephal.  Die  Anne  sind 
auffallend  lang,  die  Geschlechtsorgane  gut  entwickelt. 
Der  Kopf  ist  klein.  Horizontal -Umfang  406,  Iäings- 
durchmesser  135  mm,  Qucrdurohmeseer  106  mm, 
Ccplialindex  78.5.  Die  geistigen  Fälligkeiten  sind 
sehr  gering  entwickelt. 

17.  Nikolakj,  Dr.  D.  P.:  Einiges  über  die 

Zigeuner.  (8.  167 — 176.) 

Nach  ganz  allgemeinen  Mittheilungen  über  Name. 
Herkunft  und  körperliche  Beschaffenheit  der  Zigeuner 
fordert  der  Vortragende  die  Gesellschaft  auf,  ein  ge- 
naue* Programm  zur  Untersuchung  der  Russischer» 
Zigeuner  (bum  in  B^sarabieu)  auf*u»tellcn. 

Sitzung  am  28.  April  1897. 

18.  Fedorow,  Stud.  J.  G.:  lieber  da»  Leben 

und  die  Sitten  der  Aby«sinier, 
nebst  Demonstration  zahlreicher 
ethnographischer  Gegenstände. 
(»S.  177.  O.  A.) 

19.  Kurzer  Bericht  über  die  Thätigkeit 

der  anthropologischen  Gesell- 
schaft für  das  Lehrjahr  1896—  97. 
(S.  198.) 

20.  Koslow,  N.  A. : Vergleich  von  Kindern 

verbrecherisch  er  und  nicht  ver- 
brecherischer Eltern  (8.  1 — 24)  m i t 
einigen  Portraits  und  einer  grossen 
Tabelle.  (Beilage  zu  Bd.  IV.) 

Sehr  genau  ausgeführte  Untersuchungen,  deren 
Ergebnisse  nur  wegen  dos  durchaus  ungleich  wertigen 
Material*  »ehr  unsicher  erscheinen.  — 


Digitized  by  Google 


Referate, 


495 


21 . Tarenetzky , A.s  Beitriga  zur  Skelett- 
und  SchÜdelkuude  der  Alcutcu, 
Koattugcn,  K e n a i und  K o I j ii » c h c n 
mit  vergleichend  antbropolo- 
g i h c li  v u B e m e r k u n g c u.  St,  Petersburg 
1200.  73  Seiten  4°.  Mit  4 Tafeln.  1 Memoire» 
de  rAcudemie  de*  Sciences  de  St.  Pcterabourg. 
VIII.  Serie.  Clause  physieo-  mathematique. 
Vol.  IX.  Nr.  4.) 

Vor  einiger  Zeit  erhielt  das  Museum  der  K. 
Akademie  der  Wissenschafter»  zu  St  Petersburg  durch 
Herrn  Grebnitxky,  den  Verwalter  der  Komandor- 
Insein,  2 AJeuteu-Skelette , ein  männliches  und  ein 
weibliche*.  Diese  beiden  seltenen  Skelette  unter- 
suchte Herr  TareneUky  unter  Hinzuziehung  dazu 
gehöriger  Schädel  des  zoolog.  Museums  der  railit.-tncd. 
Akademie. 

Zuerst  giebt  der  Verfasser  einen  eingehenden 
Bericht  über  den  Volksstamm  der  A I e u t e n , die  — 
wie  es  scheint  — allmählich  verschwinden. 

Der  Stamm  der  Aleuten  bewohnt  gegenwärtig 
einen  Theil  der  Halbinsel  Alaska  und  die  ganze  von 
Amerika  nach  Kamtschatka  sich  hinüber  erstreckende 
Inselkette  der  Aleuten.  Ausserdem  befindet  »ich 
eine  AJeutiseho  Kolonie  auf  den  Pryhilow- Inseln; 
vereinzelte  Familien  leben  auf  der  Halbinsel  Kamt- 
schatka und  auf  der  Westküste  von  Nordamerika. 
Nach  unsichcrn  Angalten  sollen  im  XVIII.  Jahrhundert 
fast  10,000  Aleuten  existiert  haben;  der  Metropolit 
Wctijaminow  lierechnete  (1840)  die  Zahl  auf  20 — 26,000 
Individuen.  Auch  diese  Zahl  erscheint  viel  zu  gross. 

Pdrow  zählte  in  den  siebziger  Jahren  des 
XIX.  Jahrhundert*  2214  Aleuten.  und  D y bo  w » k i 
(1885)  im  Anfang  der  achtziger  Jahre  etwa  2000 
Aleuten  beiderlei  Geschlechts.  Wenn  man  für  da« 
Ende  des  X VIII.  Jahrhundert»  auch  uur  eine  Anzahl 
von  25,000  Aleuten  als  richtig  lumimmt,  so  ist  die 
Reduction  immerhin  eine  äusaenst  starke.  Die  Ur- 
sachen sind:  beständige  Feindseligkeiten  der  Bewohner 
dar  Nachbarinseln  unter  einander,  öfter  wiederkebreude 
Hungersnöthe.  epidemische  Krankheiten , barbarische 
Behandlung  der  Individuen  von  Seiten  der  herr- 
schenden Europäer  und  Amerikaner , die  Annahme 
von  schlechten  Gewohnheiten,  wie  des  Branntwein- 
triukens  il  ».  w. 

In  den  letzten  Jahrzehnten  sind  auf  den  früher 
unbewohnten  Konuiidortobsn  Inseln , auf  den 
Behrings-  und  Kupfer-  Inseln  auch  Aleuten 
angesiedelt  worden,  alter  hier  sind  die  Aleuten  nicht 
tv iu  geblieben,  sie  habcu  sich  stark  mit  andern 
Stämmen,  namentlich  mit  Russe u,  vermischt,  in  Folge 
dessen  nimmt  die  Mischlings hevölkenmg  zu  und  die 
reinen  Aleuten  nehmeu  ab. 

Von  welchem  ursprünglich  contioeutalen  Stamm- 
sitz ist  die  Einwanderung  der  Aleuten  auf  die  Inseln 
erfolgt?  Die  Aleuten  gehören  zu  den  sog.  Hyper- 
borärra,  d.  h.  zu  denjenigen  Stämmen , welche  das 
nördliche  Küstengebiet  von  Amerika  und  Asien  ein- 
nehmen.  Höchst  wahrscheinlich  sind  sie  von  Amerika 
auf  die  Inselu  gekommen,  weil  die  Lage  der 
Inseln  eine  derartige  ist,  «lass  ein  U obersetzen  von 
Amerika  auf  die  nächste  Insel  natürlich  sehr  be- 
quem ist.  Dass  die  Ansiedelung  von  Kamtschatka  aus 
erfolgte,  ist  im  Gegen  theil  unwahrscheinlich,  weil  der 
die  Kitinandor-Inselu  vom  Festland*  trennende  Moores- 
arm zu  breit  ist,  um  mit  schwachen  Fellböten  hinülM*r* 
zu  fahren.  Ucberdies  waren  die  Koinandor-Inseln  l**i 
ihrer  Entdeckung  unbewohnt. 


Wenn  somit  die  Einwanderung  der  Ahmten  von 
Amerika  aus  in  der  Richtung  der  Inselket  te  angenommen 
werden  darf,  so  ist  damit  die  allgemeine  Frage  in 
Betreff  der  l'rheiniath  der  Hyperboräer  (Eskimos?) 
keineswegs  entschieden.  Ist  die  Heimath  asiatisch  oder 
nmerikaiiisch?  so  fragt  man.  Es  ist  wahrscheinlicher, 
dass  die  Wanderung  der  einzelnen  Glieder  jenes 
grossen  Stammes  von  Asien  nach  Amerika  erfolgte, 
in  Uebereinstimmung  mit  der  Annahme  der  älteren 
Autoren  Steller,  Wränget  u.  h.  Vielleicht  um 
das  14te,  lßte  und  I6te  Jahrhundert  wandorten  die 
nordischen  B e r i n g » v ö I k e r von  Asien  nach 
Amerika  zurück,  gedrängt  von  den  au»  Süden  an- 
•tftrtneudeu  Mougolen;  nur  ein  kleiner  Theil  blieb  in 
Asien  zurück.  Die  Besiedelung  Amerikas  von  Asien 
Über  die  Behring**tra»*e  hinüWr  au»  ist  jedenfalls 
viel  später  erfolgt,  als  die  Besudelung  Amerika»  von 
Europa  her. 

Im  Gegensatz  dazu  sind  Krause,  Dali,  Nor- 
deuskjöld  der  Meinung,  dass  die  asiatischen  Nord- 
Völker  aus  Amerika  gekommen  sind. 

In  ihren  ausftcriicben  Körperformen  unterscheiden 
sich  die  Ah  nten  sehr  wenig  von  den  eigentlichen 
Eskimos.  Nach  Dybowaki  halten  die  Aleuten  iu  ihrem 
Actttweru  eine  gewisse  Ai-hnliehkeit  mit  Nord-Japanern ; 
ihr  Körper  ist  stark,  Hände  uud  Küsse  sind  klein, 
letztere  sind  ausserdem  Verhältnis« massig  kurz.  Sowohl 
Männer  wie  Frauen  besitzen  ein  breite»  Becken  und 
starke  Oberschenkel.  Die  Hautfarbe  ist  dunkel,  das 
Jochbein  springt  stark  vor,  stärker  »U  bei  den  Kamt- 
schudahn  und  KoljiUchen.  Die  Augen  und  Hiutro 
sind  «chwant;  die  Haut  auf  der  Stirn  zeigt  starke 
Querfalten;  die  Haargrenze  ist  sehr  tief,  die  Barthaaro 
sind  zehr  um  lieht.,  die  Oberlippen  auch  l»ei  Frauen 
behaart.  — Die  Sprache  der  Aleuten  ist  mit  der  der 
Eskimo»  verwandt  Der  körperliche  Typus  der  Aleuten 
besitzt  — so  meint  Dybowaki  — eine  ungemein  grosse 
Zähigkeit;  trotz  der  außerordentlich  freien  Sitten, 
welche  eiue  Vermischung  mit  Fremden  sehr  begünstigen, 
halt  sich  der  Stammtvims  »dir  rein.  Ehen  von 
alcutischcu  Frauen  mit  Russen  situl  wenig  fruchtbar 

— die  Kinder  (Kreolen)  fallen  in  ihrer  Nachkommen- 
schaft wieder  in  den  deutschen  Typus  zurück. 
(Dr.  Dylmwski  hat  in  polnischer  Sprache  ein 
vortreffliches  Buch  über  die  Komaudor-lnseln  ge- 
schrieben: Wyzpy  K omandorskya  przes.  Dru  B.  Dybowa- 
kiego.  Lwow  1885 ; in  der  deutschen  Welt  scheint 
da«  Buch  uubekanut  geblieben  zu  »ein.  wie  leider 
viele  iu  polnischer  Sprache  geschriebene  Werke.) 
Nach  Grebnitzky  sind  die  Aleuten  verschieden 
von  den  angrenzenden  Kenai  uud  Knljäacheu . sind 
aber  ähnlich  den  in  Califomien  wohnenden  Yuma- 
Stämmen.  Die  Alcutcu  sind  klein  von  Wuchs,  von 
braunrother  Farbe,  ohne  rothe  Backen , habrn  einen 
eigenthümlichen  Gang,  leiden  viel  an  Rheumatismus. 

— Sie  vermischen  sich  am  häufigsten  mit  Weibern 
au«  Kamtschatka,  doch  sind  diese  Kamtschada)  innen 
auch  nicht  rein,  sondern  Mischlinge  au*  Verbindungen 
zwischen  Russen  uud  Kaint»chadalcn. 

Mau  theilt  die  Aleuten  iu  2 Gruppen,  in  die  sog. 
örtlichen  und  westlichen.  Die  westlichen  Aleuten, 
die  an  Zahl  geringer  sind,  gleichen  in  ihrer  Gesicbta- 
bildung  mehr  den  Nord-Japanern  (K.  E.  v.  Bacr  und 
Dybowski),  die  östlichen  dagegen,  die  zahlreicher 
sind,  die  Vertreter  der  sog.  I T nal ascha-Gnippen,  haben 
eine  größere  Aehnlichkeit  mit  Eskimo»  mm  Indianern. 
Die  Aehnlichkeit  der  wcatlichen  Ah  ulen  mit  den 
Japanern  beruht  auf  einer  Vermischung,  — namentlich 
in  früherer  Zeit  wurden  japanische  Schiffe  durch  dm 


Digitized  by  Google 


496 


Referate. 


Mcw*iftmm  zu  den  Aleuten  bin  gitririwo. 
Zwischen  den  Sprachen  der  beiden  Gruppen  bestehen 
lliiten*chi»*def  namentlich  in  der  Aussprache»  besonders 
bei  Bewohnern  weit  von  einander  entfernter  Inseln. 

— Heut  zu  Tage  verwischen  »ich  die  Unterschiede 
immer  mehr. 

Man  rechnet  die  AJcuteu  gewöhnlich  ru  den 
Eskimo»  oder  Innuit  (Lütke.  Petrow,  Dylwwski, 
Wrangol).  Im  Gegensatz  dazu  hält  Grclmitzky  nur 
die  AJeufceu  von  Kadjak  (Konaegen)  für  Eskimo- 
ähnlich,  rechnet  aller  alle  übrigen  xu  den  nord- 
amerikanischen  Indianern  — er  findet  zwischen  den 
Aleuten  und  den  Yuma-Stänimen  in  Kalifornien  die 
meiste  Aehulichkeit. 

Der  Schädel  der  Aleuten.  Eh  konnten 
10  Schädel  untersucht  werden  (4  westliche»  6 östliche), 
davon  sind  2 durch  H.  Grebnitxky  auf  der  Behrings- 
Insel  auHgegraben . 2 aus  Atchn  st  am  Tuende,  sind 
dem  Museum  durch  H.  Wosneste&sky  übergeben 
worden,  6 stammen  aus  Unalasrhka  und  wurden  von 
Dr.  Mertens  (Theiluehmer  der  Lütke’scheu  Expedition) 
im  J.  1827  in  unterirdischen  Höhlen  gefunden.  Ein 
Schädel  stammt  von  einer  Lisji-Insel;  wie  er  in  das 
geol.  Museum  der  inilit.  - mnd.  Akademie  gekommen 
ist,  bleibt  unbekannt.  Drei  von  diesen  10  Schädeln 
sind  weibliche,  ein  Schädel  gehört  einem 
Kinde  von  7 — 8 Jahren,  er  wurde  selbstverständlich 
Iwi  der  Berechnung  der  Mittelmaße  au*gc»chl«^H*‘ii. 
Kein  Scrhäde)  war  deformirt.  Die  C a p a c i t ä t 
beträgt  im  Mittel  1329  ccm  < Max.  142*5.  Min.  1230  ccm); 
die  Schädel  sind  mittelgeräumig.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  der  geräumigste  Schädel  der  eines  Weibes  von 
der  Behrings-Insel  ist. 

G © w i c h t im  Mittel  799  gr. 

B r e i t e n i n d e x ist  81 .2,  nämlich 
mesocephal  3 Schädel 

brachycephal  6 „ 

(hyperbrachycephal  1 „ das  Kind). 

Von  «len  4 westlichen  Aleuten  sind  2 raesncephal, 
von  den  H östlichen  nur  ein  einziger. 

Höhenindex  ist  im  Mittel  72.1  (orthooephal), 
hypercephal  sind  3 Schädel 
orthooephal  „4  „ 

platycephal  „ 3 „ 

Die  jdatycephalen  (chamaecepbalcn)  Schädel  sind  aus 
Vnahutchka. 

Der  U m fang  beträgt  im  Mittel  620  cm. 
(Max.  542,  Min.  601.) 

Der  G e s i c h t s i n d e x ist  85,1  (chamac- 
pruaop);  die  Schade]  sind  mesognath  85*,  ein  Schädel 
(Atcha)  ist  prognath,  kein  einziger  ortfotgTiath. 

Bei  <ler  Ansicht  von  vorn  ist  die  Stirn  niedrig, 
Bchmal,  schwach  convex,  gegen  den  Scheitel  allmählich 
zurückweichend.  Alle  Schädel  haben  einen  deutlichen, 
gewöhnlich  stark  entwickelten  »agittalen  Stirukamm 

— auch  die  weiblichen  Schädel  von  «ler  Behringa- 
Insel  und  da«  achtjährige  Kind.  Tulw-ra  frontalia, 
Aren*  superciliare«  schwach  oder  gar  nicht  vorhanden ; 
2 Schädel  besitzen  eine  Sut.  frontal». 

Augenhöhlenindex  — * 87,8  (meaoseiu.) 
mikrosetn  1 
meaosem  5 
megasem  4 

Die  Form  der  Oeffnung  ist  rechteckig  mit  ab- 
gerundeten Winkeln ; der  untere  Rand  ist  horizontal 
gestellt. 

Der  Xnsenindex  im  Mittel  60,0  (mesorhin.) 
leptorhin  4 


mesorhin  2 
platyrhin  4 

Di©  Aleuten  gehören  zu  den  Völkern,  welche  eine 
»ehr  gering  „elevirte"  Xam?  haben.  Der  Winkel 
zwischen  dem  Nasenrücken  und  dem  angrenzenden 
Stirntheil  ist  im  Mittel  152*.  Xasenknochen  in  der 
Form  sehr  variirend ; die  beiden  Knochen  sind  unter 
sehr  schwachem  Winkel  vereinigt,  so  das»  der  Rücken 
der  Nase  platt  und  breit  wird.  Auffallend  ist,  da« 
unter  9 Schädeln  bei  4 beide  Naaenbeine  zu  einem 
völlig  platten  Knochen  verwachsen  sind.  Die  F«»nn 
de*  Apertu ra  piriformis  ist  verschieden,  gewöhnlich 
ist  sie  niedrig  und  breit.  Fnme  praenasales  sind  nur 
an  einem  einzigen  Schädel  vertreten.  Foasaecaniuae  gar 
nicht  oder  nur  wenig  bemerkbar.  Die  grösste  Breite  de» 
Oberkiefer*  zwischen  den  Enden  der  Suturae  xygo- 
matico-maxillares  gemessen,  beträgt  im  Mittel  95  mm. 

Die  Zähne  sind  im  Allgemeinen  klein,  dicht 
gestellt,  stark  abgeschliffen.  Unterkiefer  kräftig,  Aesrte 
sind  niedrig,  aber  breit,  Munkelaiisütz©  scharf  ausge- 
prägt,  der  Winkel  im  Mittel  119*. 

In  der  8 e i t e n - A n s i c h t : Der  Hirnschädel 
ist  eine  langgestreckte  niedrige  Ellipse  mit  sehr 
Hachen  Stiro-Scheitelbogen  und  regelmässigem  Seheitel- 
Occipitalbogcn , so  dass  die  Occipitalpartie  etwas 
prominirt.  Die  Schläfenlinien  sind  dem  Scheitel 
ungemein  genähert  und  verlaufen  oberhalb  der 
Tubera  parietalia. 

Ansicht  von  oben:  di©  Contourlinie  ist  ein 
lauge»  Oval;  die  breiteste  Stelle  liegt  zwischen  «len 
Tubera  parietalia.  In  Folg©  der  eigenthümlichra 
Richtung  der  beiden  Line&e  temporale»  zeigt  der 
Schädel  ein  ganz  ungewöhnliches  Aussehen : die  obere 
Linea  temporalis  verläuft  anfang»  über  das  Frontale 
bogenförmig  nach  hinten,  biegt,  die  Sutura  oomoslia 
kreuzend,  stark  medianwärta,  nähert  sich  somit  der 
Mittellinie,  und  zieht  dann  in  einem  lateral wärts 
convexen  Bogen  zur  Sutura  lambdoid«»  und  erreicht 
diese  an  der  Grenze  zwischen  »lern  medialen  und 
mittleren  Drittel,  biegt  dann  um  und  verläuft  auf  dem 
hinteren  Rand  des  Parietale,  und  setzt  sich  oberhalb 
der  Basis  des  Prot*,  mast,  fort  in  die  Wurzel  de» 
Proc.  zygomaticus.  Somit  theilt  sich  die  ganz© 
Scheitelpartie  de«  Hirnschädels  in  ein  sehr  ausgedehnte« 
laterales  Gebiet  — Ursprungsgebiet  des  M.  temporalis 
und  in  einen  medialen  biscjuitförniigeu  Abschnitt. 

Bei  der  Ansicht  von  hinten  bildet  die 
Contnnrlinie  in  Folge  des  Scheitelkammes  ein  deut- 
liche» Fünfeck. 

Basale  Gegend  dos  Schädels.  For.  occip. 
mugrium  im  Mittel  30  min  lang,  30  mm  breit;  Form 
elliptisch  oder  oval.  Der  Gaumen  ist  flach,  bei 
4 Schädeln  ein  Torus  palatinus  vorhanden.  Gaunien- 
index  im  Mittel  82,8.  An  2 Schädeln  hatte  der 
Gaumen  die  Form  eines  Kreises.  Der  Zahnlmgen  ist 
gewöhnlich  die  Hälfte  einer  Ellipse.  an  zwei  Schädeln 
war  er  parabolisch. 

Obgleich  die  4 westlichen  Schädel  von  ver- 
schiedenen Inseln  stammen,  sind  sie  unter  einander  doch 
ähnlich.  Die  Uoberdnstimmung  beruht  hauptsächlich 
auf  dem  Vorherrschen  des  Scheitelkammes,  auf  der 
gleichen  Form  der  Stiru-  und  Contourlinie,  Existenz 
eine»  Torus  palatinus  u.  s.  w.  Auch  die  fl  östlichen 
Schädel  sind  einander  sehr  ähnlich.  Da  6 deraelbon 
in  einer  und  derselben  Höhle  gcfuuden  sind,  so  liegt 
es  nahe,  die  Aehnlirhkeit  als  Familienähnlichkeit  uuf- 
zufassen : allein  der  Schädel  von  der  Lisji-Iusel  sieht 
genau  ebenso  aus.  Auch  zwischen  beiden  Gruppen 
besteht  eine  grosse  Aehulichkeit. 


Digilized  by  Google 


Referate. 


49? 


In  der  Litteratur  sind  Messungen  von  Aleuten- 
Schädeln  wenig  zu  finden.  K.  K.  v.  Baer  beschrieb 
al*  erster  6 Aleuteuachüdcl  von  Unalnschka  und  2 von 
der  Insel  Atcha;  e*  sind  dieselben,  die  hier  von 
Tarenotzky  bnehfipb«  «ind.  (Baer,  Crania  selecta.) 
Bei  Quatrefage*  und  Ilamy  (Crania  ethnica,  Pari», 
1882)  sind  noch  angeführt:  eine  Anzahl  von  Dali 
gesammelter  Schädel.  — 15  Schädel  der  westl.  Aleufcen 
au«  der  Höhle  der  Nasanbncht,  1 aus  Adakh,  1 aus 
Port  Constantia,  der  «ich  im  Museum  von  Washington 
lieffndet. 

Weiter  werden  bei  Hamy  10  Alcutischc  Schädel 
genannt,  die  A-  Pinart  in  einer  Höhle  zu  Aknan 
(Insel  Ounga  der  Schumagingrup|ic)  entdeckte;  aber 
diese  Schädel  sind  defonnirt  — es  ist  fraglich,  ob  es 
Ahmten  sind;  wahrscheinlich  sind  es  Komigcn-Schädel 
(Alaska),  denn  dieses  Volk  defortnirt  noch  heutzutage 
die  Köpfe.  Qunt refagi'H-üatny  meinen,  dass  die  w ent- 
liehen Schädel  in  jeder  Beziehung  identisch  seien 
mit  den  Tschuktechcu- Schädeln. 

Der  Verfasser  gieht  eine  Zusammenstellung  aller 
bisher  bekannt  gewordenen  Aleuteuschädel : 

A.  Westliche  A I c u t e n - S c h ä d e 1. 

2 \ or»  Atcha  ( Mus.der  K.  Akad.  d.  Miss,  au StPetersburg) 
4 p der  Bering»*  Insel  (2  in  St.  Petersburg.  2 Privat- 
Kigenthum  Virehow’s) 

16  von  der  Nasan-liucht  (Dali.  Washington-Museum) 
1 0 Adakh  (ebenda) 

1 n Port  Constantin  (ebenda) 

in  Summa  28  Schädel. 

B.  Oe  st  liehe  Aleuten. 

6 n Unalasehka  (St.  Petersburg.  Akad.  d.  Wm, 

und  milit.*med.  Akad.) 

1 n m (Berliner  Museum) 

7 ^ Anuknakh  (Dali,  Washington-Museum) 

1 w Tsrhuika  (Pariser  Must«  Pinart) 

10  ^ Aknanh  (davon  2 in  Paris-Pinart) 

in  Summa  25  Schädel. 

Vou  diesen  48  Schädeln  sind  aller  nur  30  be- 
schneiten und  gemessen.  Davon  sind 


dolichoccphal  0 

mesocephal  8 

hraehyeeplml  10 

hyperhrarhyrephal  fl 
ultrabraehycepual  8 

Hieraus  ist  zu  schliesscn,  da**  die  Aleuten  zu  den 


exquisit  b r ac  hy  e e p h a I e u Völkern  zu  rechnen  sind, 
ln  Betreff  des  H ö h e n i n d e x sind  hypaocephal  3, 

orthocephal  18. 
plutyrephal  4. 

I >».■<  allgemeine  Mittel  der  ('aparilat  beträgt 
1438  ccm. 

Die  Annahme  einer  Verwandschaft  zwischen 
Japanern  und  Aleuten  ist  zu  verwerfen.  Die  Schädel 
sind  ganz  anders  beschaffen. 

Eskimo-Schädel  (p.  24—32). 

An  solchen  Schädeln,  welche  als  Kskiiuoschädel 
zu  bezeichnen  sind,  standen  dem  Verfasser  5 Stück 
zu  Gebote,  nämlich  4 Kouägen-Srhädcl  und  ein 
Aglegmjutrii-Sehädel. 

Die  Konaegen  (auch  Konjagen,  Kadjaken. 
Kaniajtuuteii,  Kodjakzy  genannt),  bewohnen  die  Ittsel 
Kadjak  und  den  grössten  Theil  der  Halbinsel  Alasehka. 
Sie  stellen  den  grössten  und  mächtigsten  Zweig  de# 
Stammes  der  Inuit  (-Eskimos)  dar.  Es  sollen  im 
J.  1850  noch  1500  Individucu  gewesen  sein;  wio  viel 
jetzt  übrig  sind,  ist  unbekannt. 

Der  einzige  Aglegmjuteu-Schädel  gehört  einem 
Eikimoitanim  an,  der  die  nördliche  Küste  von 

Archiv  tör  Anthropologie.  IM.  XXVII. 


Alaschka  bewohnt,  also  ein  sowohl  den  Aleuten  wie 
den  Konägcn  nahe  gelegene*  Gebiet.  — 

Diese  6 £*kimo«cbädel  «teilt  der  Verfasser  einigen 
a n d c r n Ktkii  noseh  adeln  gegenüber,  die  einem  andern 
Eskimostamine  augehören,  nämlich 

1 Schädel  eines  Eskimos  von  Labrador 

1 „ p 0 (Herkunft  unbekannt) 

2 0 0 grönländischen  Eskimo*  (Eschricht 

1842). 

Es  mag  gleich  gesagt  sein,  dass  diese  4 öst- 
lichen Eskimoschädel  in  ihrem  Bau  sich  stark  von 
den  nndem  westlichen  Eskimo«  (Konaegen)  unter- 
scheiden. 

Die  Capacität  der  Konnten-  und  Eskimo* 
Schädel  beträgt  im  Mittel  1428  rem.  (Min.  1328. 
das  Max.  1052  fallt  auf  die  2 Konaegen);  danach  ist 
die  Capacität  als  eine  mittlere  zu  Itezciuhnen. 

Der  Breitcniudox  beträgt  für  die  Konaegen 
88,1,  ist  also  hyperbrachyoephal.  für  die  Eskimo# 
dagegen  nur  73.1,  also  deutlich  dotichoccphal : man 
könnte  vielleicht  versucht  sein,  die  grosse  Kurx- 
köpfigkeit  der  Konaegen  auf  Rechnung  einer  künst- 
lichen Dcformimng  zu  setzen;  alter  auch  die  nicht 
deforminen  Schädel  der  Koimegcii  haben  einen  Index 
von  80.7.  Der  Aglcguijuten-Schädel  ist  ein  dolicbo- 
cephaler. 

H ö h e n i ti  d e x.  Die  Konaegen  sind  stark 
hypsoecphftl,  81,0;  der  Agleginjute  orthocephal,  74,2. 
Die  übrigen  Eskimos  sind  hypsoeephal,  75.2;  der 
Eskiiuoschädel  von  Labrador  ist  platyceplial.  — 

Der  Umfang  ist  wegen  der  Deformation  der 
Schädel  nicht  gut  zu  heurthcileu. 

Der  0 o 8 i c li  t « i n d o x ist  wagen  des  Felllens 
der  Unterkiefer  uicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen. 

Der  Verfasser  macht  nun  (S.  26 — 80)  eine  »ehr 
grosse  Menge  von  Einzel-Angaben  über  die  einzelnen 
Schädel,  die  wir  nicht  wiederholen  können.  Da  die 
einzelnen  Schädel  doch  jedenfalls  au*  verschiedenen 
Gegenden  stammen,  so  müsste  jeder  Schädel  einzeln 
beschrieben  und  abgeliildet  werden,  damit  die  Notizen 
darüber  verständlich  werden. 

In  Betreff  der  Konaegen schädcl , die  vielleicht 
für  defonnirt  gelten  könnten,  hat  K,  E.  von  Baer, 
in  seinem  Crania  aelecta  bemerkt,  dass  deutliche 
Anzeichen  einer  wirklichen  Pressung  an  den  Schädeln 
fehlen.  — eine  Manipulation  zum  Zweck  der  Defor- 
mation kauii  nur  vennuthet,  uicht  bewiesen  werden. 
Tarouetzky  meint,  daa»  2 der  Konargenschiidrl 
sicher  künstlich  deformirt  sind.  — Nun  alter  mehlet 
Holmltcrg.  welcher  2 Jahr»*  unter  den  Konaegeii  lebte, 
nichts  von  einer  künstlichen  Schädelpressuug,  — auch 
K.  Grebnitzky  erzählt,  ilass  unter  den  Aleuten  keine 
Schädelpr«*ssmig  geübt  werde.  Allein  Holmberg 
charaktcrisirt  ileu  Schädel  der  Konaegen  mit  der 
Bemerkung,  dass  der  Hinterkopf  nicht  gewölbt,  sondern 
abgeplattet  ist;  — vielleicht  ist  die  Ursache  für  die 
EuUtehiing  dieser  Abplattung  der  Umstand,  ilaa*  die 
Mutter  das  neugeboren«  Kind  in  Felle  wickelt  uud 
auf  ein  Brett  bindet,  welches  die  Mutter  stet*  mit 
sieh  führt.  Wahrscheinlich  ist  der  Grad  der  Ab- 
plattung des  Schädels  abhängig  von  dem  Grad  der 
Stärke  der  Aufbindung  des  Kindes.  — E*  können 
daher  einzelne  Schädel  unverändert,  andere  aber  sehr 
aligenlattct  (defonnirt)  au*schen. 

I ndianersc  hudelt  Kenai  und  Koljuschcn 
(S.  82).  In  Aljäska  leben  sowohl  Kenai  wie  Koljuschen, 
die  oraleren  mehr  im  Innern,  die  letzteren  mehr  au 
der  Küste.  Beide  sind  die  nächsten  Nachbarn  «1er 
Konägcn  wie  der  Aleuten.  Sir  gehören  2 v e r > 

63 


Digitized  by  Google 


498 


Referate. 


ichipdeni'  ii  Indiancrstämmcn  an , den  T i u u e h 
und  T k I i n k e t — in  der  Beschreibung  hier  sind 
Neide  vereinigt  — , weil  die  Unterschiede  den  Schädel- 
haue*  unbedeutend  sind.  Auch  eine  Trennung 
weiblicher  und  männlicher  Schädel  lies»  sieh  nicht 
durchführen. 

Es  wurden  untersucht:  16  SchZdd , darunter  3 
Kenai,  1 Co-Vukon,  7 Staohin-Koljuschen , 2 Sitcha 
Kölnischen  und  8 einfach  als  Koljuschen  bezeichnete 
Schädel. 

Alle  Schädel  sind  im  Allgemeinen  normal;  viel- 
leicht kann  an  einigen  eine  Deformation  vermutliet 
werden. 

Uapacität  der  Schädel  betragt  im  Mittel 
1582  ccm.  (Max.  167«.  Min.  1200.) 

Der  Cephalindex  ist  im  Mittel  85.2  (hyjw*r- 
bracbyccphal), 

es  sind  unter  18  Schädeln  mesocepbal  2, 

brachycephal  7, 

hyperbraehveephal  4, 
ultrahrachycephal  3. 

Zwischen  Kenni  und  Koljuscheu  ist  kein  Unter- 
schied. Der  Hiihrnindex  ist  im  Mittel  76,7 
(hypsocephal), 

hyptttcephal  sind  12, 
ortnoccphal  „ 4. 

Der  8 c h Ä d e I u ru  f a n g ist  int  Mittel  527. 

Der  0 e s i c h t b i n d e x (im  Mit  tel  aus  6)  ist 
90,6;  |pptopro!*np. 

Der  Gesichtswinkel  ist  87®  (me*ogtiath). 

Ein  Schädel  hatte  auf  der  ungewöhnlich  breiten 
Stirn  einen  hohen  sagittaleu  Kamm.  Die  Augen- 
höhlen sind  geräumig,  quadratisch  (der  regelmässig 
kreisförmig.  Orbitalmdex  87,8  (mcsoseiu). 

Ea  sind  raikrosem:  1 
nies«  mein : 7 
megasein  • 8 

Der  Nasenindex  ist  46,1  (leptorhin) 
leptorhin  11, 
mesoHiiü  ö, 
platyrhin  0. 

In  «1er  Seitenansicht  hat  der  Contour  des 
Hirnschädel»  meist  die  Form  eines  P a r u b o I s . mit 
»teil  aufsteigender  Stirn  , und  nur  in  einen  Fall 
die  einer  kurzen,  aller  breiten  Ellipse.  Die  beiden 
Si'ldäfenlinien  sind  meist  »«diwaeh  entwickelt,  gehen 
alier  hoch  gegen  den  Scheitel  hinauf.  An  einigen 
Schädeln  haben  sie  den  früher  beschriebenen  wellen- 
förmigen Verlauf. 

ln  der  Ansicht  von  oben  (Xorma  verticalis) 
bat  «lie  Gontourlinie  entweder  die  Gestalt  einer  kurzen 
und  breiten  Ellipse  oder  eine*  Ovals. 

Bei  der  Ansicht  von  hinten  (N.  occipitali»)  er- 
scheint «1er  Schädel  in  Folge  der  fast  immer  er- 
habenen Mittellinie  fünfeckig. 

Die  Form  des  F«*r.  occip.  magnum  ist  wechselnd, 
meist  elliptisch.  Index  im  Mittel  85,7. 

Zwischen  dem  Schädel  der  Kenai  und  der  Kol- 
j tuchen  besteht  kein  benmrkenswerthcr  Unterschied 
es  sind  reine  Indianer. 

Koljuschon-Schädel  sind  noch  vorhanden:  2 in 
Güttingen,  in  Helsingfort  und  Leyden  je  «*iner,  in 
Washington  3.  (Crania  cthnica.) 

Dass  die  Kouaegcn  und  die  östliche  n Aleuten 
einander  sehr  ähnlich  sind,  ist  unzweifelhaft.  — Von 
einzelnen  Autoren  werden  die  Konaegen  einfach  als 
Aleuten  aufgefasst,  die  auf  Kudjak  und  AJjaska 
wtjliuen.  Von  den  westlichen  Aleuten  unter- 


scheiden die  Konat^gen  »ich  nur  durch  «lie  geringere 
Entwickelung  de*  Scheitelkamme*  und  durch  die 
grössere  Abflachung  des  Hinterhaupts. 

Der  Verfa*» er  hält  sich  für  berechtigt,  «wnvotd 
Aleuten  und  Kotiacg«*n  einerseits,  wie  Kenai  und 
Koljuschcn  amlercrseits  als  Angehörige  eines  Imlianer- 
Stammes  aufzufa*»t*u.  Man  nennt  alle  diese  Stämme, 
welche  «len  Nordwestern  Amerika’«  einnehmen,  mit 
dem  Hammel naiiien  Y u tu  a - Stämme  Alle  diese 
Stämme  «ind  ausgezeichnet  durch  brach  yeephale 
Sehiiib‘1,  — (loliiho<«pli«h*  Schädel  kommen  gar 
nicht  vor  — ferner  durch  ihre  Hrpsocephalie,  die 
lHwondera  1mm  Keiiai-Indianem  zu  finden  ist,  durch 
ihren  gleichen  Gesichtswinkel  und  Orbitalindex. 
Fenier  ist  allen  Schädeln  gemeinsam:  der  Scheitel- 
kninm.  das  kolossale  Planum  temporale,  das  wenig 
prominirende  Occipitale,  da-»  Fehlen  einer  Spina 
(Pnotulx-runtia  iKttipitalis  externa).  Die  Kenai  und 
Kölschen  halien  die  ursprüngliche  Schädelfonn  am 
reinsten  erhalten;  bei  den  Konnegeu  und  Aleuten  sind 
Veränderungen  vielleicht  durch  Mischung  mit  fremden 
Elementen  cingutreten. 

Das  Skelett  der  Aleuten.  (S.  42—  66.) 
Der  Verfasser  beschreibt  ausserordentlich  genau  die 
einzelnen  Skelett knochen  und  vergleicht  dieselben 
mit  der  gewöhnlichen  Schilderung ; «*r  hat  «lie  meisten 
Knochen,  namentlich  das  Becken,  die  ganzen  Extremi- 
tätriiknochpii  gemessen  und  abgebildet.  Ich  trage 
jedoch  Bedenken,  alle  die  abweichenden  Detailan- 
gaben liier  wiederxugeben,  weil  dieselben  doch  nur 
von  2,  freilich  einander  »«dir  ähnlichen.  Skeletten. 
<*inem  mäuiiliclieti  und  einem  weiblichen,  hergeleitet 
«ind.  Aber  ganz  ausdrücklich  mus»  ich  die  aus- 
führliche Beschreibung  und  Messung  sowie  die 
genaue  Kenntnis»  und  Bekanntschaft  mit  der  zuge- 
hörigen Litteratur  hervorheben.  Allgemeine  Sätze 
daraus  zu  ziehen  bin  ich  nicht  im  Stande.  Wer  sich 
mit  ähnlichen  Skelett- Untersuchungen  in  Betreff  ein- 
xelner  Knochen  beschäftigt,  iiiuu  die  Qrghtal -Arbeit 
selbst  studieren. 

Die  Einzel maasse.  die  von  den  Schädeln  gewonnen 
sind,  hat  der  Verfasser  in  Form  einer  grossen 
Tabelle  zm&uin mengestellt  und  »einer  Ablmndlung  zum 
Schluss  bcig«*fügt. 

Au«  den  S c )i  1 u * * f o I g e r u n g e n (S.  66  —67) 
des  Verfassers  hebe  ich  hervor: 

Auf  Grund  der  Untersuchung  «ler  Schädel  (und 
Skelette)  muss  man  die  Aleuten,  Kouaegcn,  Kenai 
und  Koljusclien  als  Angehörige  eiue»  und  desselben 
Volksstammcs  auffussen,  der  den  Indianern  Nord- 
Amerika’«  zuzumdmen  ist.  Die  Aleuten  g«*h«"*ren 
aber  nicht  xu  den  Eskimo«;  die  Aehnlichkeit  zwischen 
beiden  ist  nur  eiue  durch  «lie  gleiche  Lebensweise 
bedingte;  sie  i»t  nur  als  ethnographisch  zu  be* 
zeichnen,  nicht  als  anthropologisch.  Anthropologisch 
sind  «lie  Alcute»  und  Eskinm*  nicht  verwandt. 

Rechnet  man  Aleuten  un«l  Konaegen  zu  den 
Indianern,  so  muss  mau  utinehmen,  dass  beide 
Stämme  zur  Zeit,  als  die  Imlianer  von  Süden  nacli 
Norden,  von  Osten  nach  Westen  vordrangen,  aus  dem 
Linern  de»  amerikanische»  Continenta  nach  AJa»ki« 
und  von  hier  aucli  nach  den  beiiachluurteii  Inseln 
wunderten.  Dabei  verdrängten  sie  die  eigentlichen 
Bewohner  dieser  Gegenden,  wahrscheinlich  die  Es- 
kimos. Die  verdrängten  Eskimo*  zogen  sich  in  den 
nördlichen  Theil  von  Aljaaka  zurück;  auf  den  aleuti- 
scln,n  Ins4'ln  wurde  die  ursprüngliche  Bevölkerung 
vollständig  vernichtet.  Wann  die»«*  Kämpf«*  zwischen 
Indianern  und  Eskimo«  stattgefunden  haben,  ist  nicht 


Digitized  by  Google 


Referate. 


499 


SU  licstimmcn  — vielleicht  in  nicht  zu  weit  zurück* 
gelegener  Zeit. 

Aber  von  welchem  Land«*  au«  ist  «lic  ursprüng- 
liche, frühere  A «Siedlung  der  Völker  des  nordwest- 
lichen Amerika*»  erfolgt?  Von  Amerika  aus  oder 
von  Asien?  Die  meisten  Stimmen  sind  zu  Gunsten 
der  Annahme  einer  Wand«Tung  der  Vfdker  aus  dem 
Nonien  Asiens  nach  Amerika,  — Diese  Hypothese 
würde  au  Wahrscheinlichkeit  gewinnen,  wenn  inan 
eine  anthropologische  Verwandtschaft  zwischeu  den 
Indianern  und  bestimmten  asiatischen  Stämmen  nach- 
wcüen  könnte.  Hier  ist  nooh  ein  weite*  Feld  der 


Untersuchung  offen.  Am  ehesten  hätten  «lic  genannten 
4 Stämme  (Konaegen,  Alcutcn,  Keuai,  Koljtisehen)  noch 
Aehnlichkeit  mit  den  Burjaten  als  reinen  Mongolen 
und  mit  den  Tschuktsclieu,  deren  Stellung  iin 
anthropologischen  System  übrigens  nach  «1er  Contro- 
verse  unterliegt. 

Der  Verfasser  meint,  dass  hier  vielleicht  die 
Untersuchung  der  Übrigen  Skelett  km  «eben  ent* 
scheidende  Ergebnisse  liefern  würde  — er  erinnert 
daran,  «las«  Quatrefages  und  Hamy  die  Koljoschen  in 
craniologischer  Beziehung  zu  den  Tunguaen  rechnen 
wollen.  — 


m.  Moskauer  Arbeiten. 

Runaisches  anthropologische«  Journal,  horausgegeben  von  der  anthropologiaehen  Abthoüung 
der  K.  Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturwissenschaft.  Anthropologie  und  Ethnographie 

bei  der  Universität  su  Moskau. 

I.  Jahrgang  1900.  Moskau,  redigirt  von  AnL  Iwanoviki. 


Di«-  neu«*  anthropologische  Zeitschrift  ist  am 
30.  März  1900,  am  Tage  der  Feier  der  25  jährigen 
Tliätigkeit  di  s Prof.  D.  X.  Anutschin  als  Vorsitzender 
der  anthropoL  Ahthciluug  gegründet. 

Bisher  ist  der  erste  Jahrgang  (4  Bücher)  er- 
schienen. 

I.  Jahrgang,  I.  Buch.  Moskau  1900.  (S.  1—128.) 

1.  Anutschin.  Dmitrj  Nikolnjewitseb.  Mit 

ein«*m  Portrait.  Eine  biographisch  e 
Skizze  von  Aut.  Iwanowski.  Bei 
Gelegenheit  der  25  jährigen  Tliätigkeit  Auut* 
sehin*  in  d.  K.  Uiwlhchift  «1er  Freunde  der 
Anthropologi«'  u.  s.  w.  (S.  1 — 24.) 

D.  Anutschin  ist  am  27.  August  1843  in 
St.  Petersburg  geboren,  besuchte  da**  Gymnasium, 
dann  die  Universität  in  St.  Petersburg,  studirte  zu«*r*t 
Philologie,  danach  Naturwissenschaften,  insonderheit 
Zoologie  auf  «1er  Uuiver*ität  zu  Moskau.  Naclid«‘iii 
er  seine  Studien  in  Deutschland  und  Frankreich 
(Pari«)  fortgesetzt  hatte,  k«*hrtc  er  Ende  1879  nach 
Moskau  zurück.  Hut  beginnt  er  im  Januar  1880 
seine  Vorlesungen  Uber  ÄnUiro|M>logic  an  der  Uni- 
versität, jedoch  ent  1891  winl  «*r  zum  onlcutliclien 
Professor  «l«*r  Gc«>graphie  und  Anthropologie  «Tuannt. 
Anutschin  hat  «-in«*  aiisscronlcntliche  Tliätigkeit  auf 
dem  Gebiet  «1er  Aiithmpologi«*  — im  Anschluss  iui 
<li«*  ArlHÜteii  Bogdauow’«  — «mt wickelt,  un«l  «las 
Studium  der  Anthropologie  und  Archäologie  uuter 
«len  riissiseh«*n  Gelehrt«*!!  ausserordentlich  gefördert, 
sowohl  durch  sein«*  Tliätigk»*it  in  d«*r  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  wie  auch  «lurch  zahlreich«*  littermriaehe 
Arlwiten.  Da»  Verzeichniss  «l**r  Arlieitcu  umfasst 
201  Nuiitiueni.  ist  bIht  nicht  v «dl ständig,  insofern 
eine  Menge  kleiner  Mittheilungen  aus  «len  Protokollen 
der  „Gesellschaft“  etc.  fehlen. 

2.  Anutsohin,  D N. : Ein  flüchtiger  Blick 

auf  «1  i e Ve  r g a n g e n h e i t d e r Anthro- 
pologie und  auf  die  Aufgabe  der 
Anthropologie  in  R u s s 1 a n d.  (8.  25 
bi*  42.) 

3.  Worobjow,  W.  W.:  Die  Gru*«ru**en 

(Weßkorumy).  Mit  0 Abbildungen.  (S.  43  —82.) 

In  «1er  vorliegenden  Abhandlung  stützt  »ich  der 
Verfasser  nicht  auf  seine  eigenen  Messungen  und 


Zählung«an,  sondern  giebt-  eine  zu sammen fassende 
Darstellung  verschiedener  Arbeiten  anderer  Autoren. 
Die  Zahl  «1er  «len  russischen  Tvpus  behandelnden 
Arbeiten  ist  s«*hr  gross,  wie  au*  dem  der  Arbeit  an- 
gehiingten  literarischen  Verzeichnis»  hervorgeht.  Es 
ist  «!«*•< halb  eiu  sehr  dankbare*,  aber  auch  schwieriges 
Unternehmen,  aus  allen  jenen  verschied«:  nartigen 
Abhamlltingeu  das  Wesentlichste  hernuszuholen  und 
danach  den  russischen  Typus  festzustellen. 

Der  Verfasser  betout  mit  Recht,  dass  inan,  um 
den  physischen  Typus  der  Groesrusaen  featxu- 
stellcn,  auch  über  die  Anthropologie  hinaus,  in  das 
Gebiet  der  angrenzenden  Wissenschaften,  sich  hinein* 
begeben  müsse. 

Das  Ländrrgchict , in  welchem  sich  «lic  Keime 
«l«*r  grossrussiachen  Bevölkerung  bil«l«*ten , war  weder 
durch  Meere  noch  durch  hohe  Gebirge  vor  feind- 
lichen Ucberfällen  geschützt ; weder  «las  Ural  geh  irge 
noch  die  Wolga  konnten  di«*  asiatis«-hen  Völker  ab* 
halt«'«.  Die  enden  Einwohn«*r  in  «1cm  heut«  von  den 
Grossrusaen  bevölkerten  Gebiete  waren  offenbar 
Finnen  — seit  wie  lange  ««•  in  d«*n  Nowgorodachen 
Iündcrn  (Gebiet  vou  Wladiinir  - Susdabk)  sasaen, 
ist  unbekannt.  Das  Filmische  Gebiet  hat  sich  jeden- 
falls sehr  weit  eratreekt,  — nach  Oatco  bis  dahin, 
wo  heute  mich  die  Tacheremisaen  und  Mordwinen 
wohnen.  Der  Slavische  Stamm  kam  etwa  um  das 
V.  VTI.  Jahrhundert  in  Berührung  mit  «len  Finnen. 
Man  hat  die  ältesten  Stämme  wohl  zu  aurlien  in  d«*n 
Karpathen-Ländern,  am  Oberlauf  der  Weichsel,  im 
heutigen  Galizien  und  im  Gebiet  von  Wolhynien. 
Im  III. — IV.  Jahrhundert  nach  Uhr.  beginnt  die  Be* 
w«*guug  unter  den  Slaven,  *i«*  rücken  nach  Westen 
bis  zur  Oder,  nach  Sü«lcu  zum  Don,  und  nach  N«»nl- 
osten  «len  Dnjcpr  stromaufwärts.  Im  V. — VII.  Jahr- 
hundert dringt  ein  Theil  der  Slaven  in  die  litthauischen 
Länder  und  kommt  in  Berührung  mit  «l«*n  Finnen. 
Aber  auch  nach  Osten  rückt«*n  die  Slaven  vor  Über 
di«*  Des  na  und  den  Ssciin  bis  zum  Don.  Während 
des  IX.  und  X.  Jabrliunderts  ««*tzten  sich  die  Slaven 
allemllieh  im  Dnjcpr-Gvhict  f«*st  und  bi'gannen  von 
hier  ihre  kolonisatorische  Tliätigkeit. 

Das  Vorrücken  der  Slaven  geschah  offenbar 
nicht  massenhaft,  nicht  gewaltsam,  sondern  allmählich 
in  kleinen  Portionen  drangen  die  Slaven  vor,  dabei 
di«*  friedlichen  Finnen  langsam,  aber  sicher  unter- 
drückend. Die  Slav«*n  veraehnndzen  mit  «len  Finnen, 

63* 


Digitized  by  Google 


500 


Referate. 


nah  men  von  ihnen  physische,  linguistische  um)  psychische 
Eigenschaften  an,  and  — so  bildete  «ich  der  g r o s *- 
russische  Slam  nt.  Aber  auch  unzweifelhaft 
sind  dein  heutigen  russischen  Volke  heigemischt 
warägische  ( normannische)  und  mongolische 
Elemente;  die  Beimengung  nnmgolischen  Blutes  zu 
leugnen,  wie  es  Belajew  thut,  ist  nicht  richtig. 

Neben  diesen  historischen  Thatwichcn,  die  bei 
einer  Untersuchung  in  Betreff  der  Entstehung  dos 
grossrusaischen  Volkes  au  berücksichtigen  sind,  muss 
an  die  Ergebnisse  der  Grüberaufdeekungen  und  vor 
allem  an  die  ArWiten  Bogdanow'*  und  seiner 
Schüler  erinnert  werden. 

Der  erste  Bewohner  des  nördlichen  und 
centralen  Russlands,  der  Mensch  aus  dein  Ende  der 
Gletseher-Fcriode,  hat  keine  deutlichen  Reste  hinter- 
lassen,  das»  man  darau«  üln*r  seinen  j>h  yd  sehen  Typus 
urtheilei»  kann.  Dann  folgt  eine  grosse  Lücke,  an 
die  sich  erst  die  Spuren  der  HltcKtcn  Cultur  der  Stein* 
Mit  und  der  Anfang  dar  Rn>nrcsi*it  im  nördlichen 
und  mittleren  Russland  schließen.  Noch  der  Ansicht 
der  Archäologen  gehören  die  Gegenstände  der  ältesten 
Oultur  dem  ugrischen  (finnischen)  Volksxtamme  an. 

Dann  linden  sich  viele  Gräber  oder  Begräbuiss* 
statten  aus  der  vorslavischen  Zeit  (VI. — VIIL  .Jahr- 
hundert), die  wohl  auch  noch  dem  finniBcheu  Volks- 
stamme  zuxuschreiben  siuiL  Jetzt  erst  treten  die 
Kurganc  oder  Hügelgräber  auf.  Einige  der  Kur- 
gaue ilos  IX. — XII.  Jahrhunderts  im  nördlichen  und 
mittleren  Russland  gehören  offenbar  den  Slaven  an, 
aber  keineswegs  alle.  Keineswegs  tragen  alle  Kurganc 
die  Kennzeichen  der  «lavischcn,  genauer  der  slavi&ch- 
waragisclien  Cultur.  Im  Goar.  Nowgorod  z,  B.  «ind 
Kurgane,  die  offenbar  von  den  mordw  inischen  Fürsten 
herrühren.  Au»  der  jüngeren  Zeit,  XII.— X IH.  Jahrh. 
haben  wir  eine  Reihe  alter  russischer  christlicher 
BegräbniiMÜiUcn.  Vom  IX. — XIII.  Jahrh.  annähernd 
dauerte  die  sog.  Kurganperindc,  — ob  in  allen  den 
Kurgaiieii  wirkluli  Vertreter  «lavischer  Stämme  be- 
stattet sind,  ist  noch  keineswegs  endgültig  entschieden. 

Die  Untersuchungen  Bogdanow's  haben  ergeben, 
dass  im  zentralen  Russland  ein  Volk  lebte,  das 
dolichocephal  und  leptopnwop  (langküpfig  und  lang- 
gesichtig)  und  von  grossem  Wuchs  war.  An  einzelnen 
Orten  waren  zwi«chen  den  dolichocephalcn  auch 
bmehyrepliale  Vertreter  zu  finden.  Die  alteren  Funde 
weiten  nur  dolichocephale,  die  jüngeren  grosse  Bei- 
mischung von  brachycephaien  Schädeln  auf.  — Weiter 
nach  Osten  finden  sich  bekanntlich  kurzköpfige,  weiter 
nach  Wetten  langköpfige  Rasscti. 

Bogdanow  gelangte  zu  dem  Ergebnis*,  «lass  in 
ältester  Zeit  keine  Ur-SIaven,  keine  Ur-Germanen 
exist irt  halten,  sondern  nur  ein  einziger  laugköpfiger 
VolksstiiHiHi,  aus  dem  allmählich  «ich  die  verschiedenen 
Rassen  entwickelt  hätten.  Bogdanow  neigte  zu  der 
Anschauung,  dass  durch  die  fortschreitende  t'ultur  die 
LangkönfigkcitdorUrbcwohncr  all  mählich  versch  wunden 
«ei  und  der  Kurzköpfigkeit  Platz  gemacht  habe. 
Neuerdings  hat  sich  ein  tschechischer  Forscher  Niederle 
in  gewissem  Sinne  dieser  Ansicht  angeschlossen:  er 
•childert  den  Unlaven,  den  Stammvater  aller  slavischen 
Völker  als  einen  helläugigen,  hellhaarigen,  hochge- 
wach«eticn  Dolichocephalcn,  der  allmählich  unter  dem 
Einfluss  der  Cultur  «eine  Dolichocephalic  verloren 
hätte. 

Aber  diese  Anschauung  ist.  keineswegs  schon  be- 
gründet, keineswegs  feststehend  und  anerkannt;  es 
lässt  sieh  vieles  dagegen  einwenden. 


Das  erste  Auftreten  und  die  allmähliche  Zunahme 
von  brachyoephalen  Individuen  im  Gebiet  dos  centralen 
Russland  ist  in  den  Begräbni*S-8UUien  des  IX.  bis 
XV.  Jahrhunderts  zu  beobachten.  Dieser  Ejw icbe 
entspricht  die  Ausbreitung  des  slavischen  Stammes 
— hierdurch  erhält  die  Hypothese  von  der  Kurzköpfig- 
keit  der  Slaven  eine  grosse  Unterstützung.  Aber 
daneben  darf  man  auch  nicht  die  andere  Annahme 
ausser  Acht  lassen,  iIsm  nämlieh  die  kurzköpfigen 
Individuen  in  Russland  dem  finnischen  Stamm  angi- 
liörrn.  (Tannetzky,  Europaeu«.  Anutschin.) 

Der  Verfasser  geht  nun  daran,  auf  Grund  der 
w insenschaftliehen  Arbeiten  den  jetzigen  Typus  der 
Oroasnmsec  festzustellcn.  Er  bespricht , stets  mit 
Rücksicht  auf  die  vorliegenden  Zalileuangaben  der 
verschiedenen  Forscher  die  K ö r p e r g r ö s s e,  den 
Kopfindex,  die  G e s i e h t s f o r in  . die  (ver- 
tikale) Grösse  des  Kopfes,  die  Haar-  und 
A u g e n f a r b e u.  «.  w. 

Es  ist  schwer  möglich,  alle  die  Detail- An  galten, 
die  natürlich  eine  Wiederholung  der  Angaben  anderer 
Autoren  sind,  hier  im  Auszug  wiederzugeben.  Wir 
begnügen  uns  mit  der  Wiedeignbe  der  Charakteristik 
des  Typus.  Der  Verfasser  schreibt: 

Auf  Grundlage  der  erörterten  Kennzeichen  kann 
der  physische  Typu«  der  heutigen  Grotsrussen  durch 
folgend#*  Züge  rbarakterisirt  werden:  Blonde  Haare, 
bald  in  mehr  hellen,  bald  in  mehr  dunkeln  Schattirungeti, 
mit  gleiehmlasig  vertheilten  dunkeln  und  hellen  Augen, 
Körpergrösse  über  «las  Mittel ; Kopf  massig  rund, 
nubbrachyci'phal  an  der  Grenze  der  Mesocephalie:  die 
Kopf-  und  GestchtsmaamH*  sind  grms,  da«  Gesicht 
eher  lang  als  breit;  die  Extremitäten  proportion  irt 
und  gut  ausgebildet,  d«*r  Körperbau  massig  und 
kräftig. 

Selbstverständlich  giebt  es  in  einzelnen  Gegenden 
Abweichungen  von  diesem  Typus;  dieselben  sind  ale 
hängig  von  der  ungleichtnasaigeii  Beimischung  fremder 
et hn »»eher  Element«-  zum  Grundtypus. 

Die  Einzelheiten  könm-ti  nicht  angeführt  werden. 

In  der  Meinungsverschiedenheit  der  Autoren,  ob 
<**  2 verschiedene  Grundtypen  der  Kopfform  giebt. 
die  dolichorephalc  Form  (lang  und  schmal)  und  die 
braehyi^ephah*  Form  (kurz  und  breit),  oder  ob  sich 
die  bracliycephale  Form  aus  der  doliehoceplialen 
ulliuähüeh  heraus gebildH  hat,  bekennt  siel»  der  Ver- 
fasser zu  der  erstereu  Ansicht.  Ferner  spricht  er 
sich  dahin  aus,  dass  die  verschiedene  Körpergröße 
auch  auf  2 Grundformen  des  Typus  (grosse  Menscheu 
von  h o h e m Wuchs,  und  kleine  von  niedrigem 
Wuchs)  zurückziifühmi  sei,  und  «lass  in  Betreff  der 
Haar-  und  Augen  färbe  auch  2 Urformen  auzunehmen 
seien,  der  helle  (blonde)  und  der  dunkle  (brünette) 
Typus. 

Hiernach  können  wir  zur  Charakteristik  «1er  vor- 
geschichtlichen Ur- Rassen  ft  Hauptkennzeichen  ver- 
wenden : 

Lang-  und  Kurz  köpfigkeit. 
h o her  und  niedriger  Wuchs, 
blonde  und  brünette  Farbe. 

Wie  soll  man  diese  fl  Kennzeichen  mit  einander 
coinbiniren  ? 

In  Europa  haben  in  der  neolithisrlien  Epoche 
mindestens  4 Russen  gelebt: 

1 . D o 1 i c h o c e p h a I e , kleine,  schwach  gebaute 
Rasse:  sie  war  ausgebreitet  im  Territorium  de» 
heutigen  Großbritannien*.  Frankreichs.  Spaniens, 
Italiens,  auf  den  Inseln  «los  Mittel  ui  eeres,  vielleicht  auch 
in  Griechenland.  Ihre  direct en  Nachkommen  sind 


Digitized  by  Google 


j 


Referate. 


501 


viTinuUilit’li:  die  «panischen  Buken,  die  Oorsikancr, 
«li«-  Bewohner  einzelner  Gebiete  in  England  uiul  Ir- 
land — sic  gehören  zum  brünetten  Typus. 

2.  Massig  brachycephale  (81)  hochgc- 

waehscne  Rawie : *ie  war  in  der  mittleren  Zone 
Europa’«  verbreitet,  Ihre  vermut hliehen  Nachkommen 
sind  die  von  Caesar  und  andern  römischen  Schrift- 
steller« erwähnten  Kelten,  die  Aich  durch  kräftigen 
Körperbau  und  helle  Haarfarlte  (retli  oder  blond?) 
ausgezeichnet  haben.  Einige  Forscher  halten  diese 
Ibisse  für  Arier  ans  Asien  und  setzen  sie  in  Ver- 
bindung mit  einem  lietrarlitlichen  Theil  der  gegen- 
wärtigen Bevölkerung  Frankreichs,  Dänemarks,  Eng- 
land«. Deutschlands,  so  wie  mit  den  heutigen 
slavisclieii  Stämmen.  Das  ist  die  sogenannte 

Keltisch- Slavische  Rasse  Broca’a,  Taylor’»  und  anderer. 

3.  Hi H-hge wuchsen»1,  physisch  kräftige,  dolicho- 
c c p h a 1 c Hasse  : sie  bewohnte  einst  den  ganzen 
Norden  Europa1«.  Sie  ist  vielleicht  die  älteste  der 
eu römischen  Ibissen ; sie  hat  sich  entweder  an  Ort  und 
Stelle  entwickelt  oder  sie  ist  als  Erste  nach  Be- 
endigung der  Gletscherzeit  hier  aufgetreten.  Mit 
dieser  Ka»sc  verbinden  die  Autoren  die  Vorstellung 
von  den  Teutonen,  deuten  sie  helle  Haarfarbe 
und  blaue  Aug«*r»  z tischrieben  — der  einzige  Typus 
reiner  Blondins  iu  Europa.  Diese  Rasse  spielte  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  keine  geringe  Rolle  bei  der 
Bildung  der  heutigen  großrussischen  Bevölkerung. 

4.  Kleine,  physisch  kräftiges  ausgesprochen 
b r a e h y c e p h a l e Ibisse  (Index  von  öl — 83'. 
Diese  Ibisse  ist  wohl  nur  wenig  verbreitet  gewesen, 
oder  vielleicht  bald  verdrängt  oder  vernichtet  worden; 
ihre  Vertreter  sind  mir  über  ein  verhält  iiissmäaaig 
geringes  Gebiet  verbreitet  gewesen.  Wenn  man  nicht 
in  Folge  der  sogenannten  Lappeuähnlielikeit.  diese 
Rasse  (Pruner-Bry)  in  den  heutigen  Lup|Mu  wieder- 
erkennen  will,  so  sind  für  die  ein/igeu  direoten  Nach- 
kommen  zu  halten:  die  Bewohner  der  Auvergne,  der 
Dauphine,  Savoyens  u.  s.  w.  — welche  alle  zum 
hriioetteu  Tvpu»  gehören. 

Woher  die  ältesten  Bewohner  Europa1»  gekommen 
sind,  ist  unbekannt.  Der  Verfasser  weist  auf  die 
Hypothese  Sergi’s,  die  er  aber  nicht  für  genügend 
Imgründet  erklärt.  — 

Der  physische  Typus  der  Grossrussen  ist  nicht 
der  einer  reinen  R a * » e.  Darauf  deuten  die 
grossen  Schwankungen  de«  Kopfindex,  die  versehieileneu 
Schattirungeri  der  Haar*  und  Augenfarbe,  die  ver- 
schiedene KönuTgrösse.  Aber  der  Typus  der  Gress- 
russen  ist  nicht  nur  als  ein  gemischter  zu  be- 
ze  ich  neu,  Mindern  als  ein  nicht  g 1 e i o h m ä s s i g e r , 
d.  h.  als  ein  Typus,  der  noch  nicht  zu  einem  gleich- 
massig  in  allen  Vertretern  vorhandenen  geworden  ist. 

Bei  der  Bildung  des  gro«»rus*i«chen  Typus  sind 
entschieden  betheiligt  gewesen  wowohl  Elemente  des 
hellen  Typus  ( Blondin»)  ab  des  dunkeln  Typus 
(Brünette),  sowohl  Dolieephale  wie  Brachycepiiule, 
sowohl  Elemente  von  hohem  wie  von  niedrigem 
Wuchs.  Der  Verfasser  meint  aber  doch,  man  könne 
alle  Combinationen  durch  die  Vereinigung  zweier 
historisch  bekannter  Russen  erklären.  Der  Sprach  e 
nach  sind  die  Russen  — 8 I a v © n , aber  dadurch 
wird  nicht  der  physische  Habitus  bestimmt. 

Nach  der  oben  angegebenen  Ansicht  de»  Verfassers 
gehört  zum  Typus  der  Oro»*rusAen  — ahgt'tehen  von 
groiMieiii  Wuchs  — die  blonde  Haarfarbe  von  der 
hellsten  bi«  zur  dunkelsten  Schattiruug.  graue  nnil 
graublaue  Augen  und  eine  mässigo  Brachyoeplialic. 


Können  diese  Kennzeichen  auch  als  solche  des 
slavischen  Stammes  überhaupt  gelten  ? Der  Verfasser 
bejaht  die  Frage.  Au«  den  Mittheilungen  der  alten 
Schriftsteller  entnimmt  er,  dass  diese  die  8 1 a v o n 
als  hellhaarig  (und  helläugig)  kannten. 
Jedenfalls  erschienen  die  Slaven  den  Schriftstellern 
heller  als  die  Vertreter  des  sonstigen  brünetten 
Typus. 

Im  Gegensatz  zu  der  allgemein  angenommenen 
(mässigen)  Brachycephalic  der  Grossrussen  so  wie  der 
Slaven  überhaupt,  haben  einzelne  Autoren,  z.  B. 
Niederie,  auf  Gruud  de»  Nachweise«  dolichocephalcr 
Schädel  in  alten  russischen  und  tschechischen  Gräbern 
den  « In  v riehen  Typus  als  ursprünglich  dolichnccphal 
.bezeichnen  wollen.  Aber  die  dies»1  Hypothese  unter- 
stützenden Gründe  sind  nicht  zuverlässig.  Dabei  steht 
diu  Thatsachc  fest,  das«  die  dort  Begrabenen  eine 
Kultur  belassen,  die  heute  von  den  Archäologen  ab 
« I a v i s c h gedeutet  wird  — deshalb  brauchten  die 
Begrabenen  doch  keine  Slaven  zu  sein,  sie  hatten 
eben  nur  die  Cultur  des  Lunde«  angenommen.  Die 
Thatsachc  des  Auftreten»  der  hraohycenbalen  Gräbor- 
schädcl  gleichzeitig  mit  der  historisch  beglaubigten 
Einwanderung  der  Slaven  spricht  nicht  für  die 
Dolichocephalie  der  Slaven,  und  schliesslich  ist  von 
besonderem  Gewicht  der  Umntand,  dass  unter  den 
heutigen  slavisclieii  Völkern  die  Dolichocephalie  keines- 
weg*  verbreitet  ist;  — vielleicht  wären  hiervon  die 
Bulgarin  auszunehinen,  die  ab  dolichoceiih&l  geilen, 
aber  sie  sind  eigentlich  niurh  zu  wenig  erforscht. 

Da««  zu  den  shivischen  Elementen  der  Gross- 
russen  andere  Elemente  «ich  Ungemischt  haben,  unter- 
liegt wohl  keinem  Zweifel;  es  können  teutonische 
wie  finnische  Elemente  gewesen  sein. 

Der  Einfluss  mongolischen  und  türkischen  Blute« 
ist  auf  Grundlage  der  historischen  Erwägungen  wohl 
nicht,  zu  leugnen;  alter  auf  die  eigentlich  groß- 
russische Bevölkerung  im  (Vntral  - Russland  ist 
der  Einfluss  wohl  n i c h t I»  e «I  c u t e u d gewesen. 
Gelegentlich  li  essen  sich  wohl  mongolische  Kenn- 
zeichen nachweisen,  die  auf  eine  Vermischung  schlieswi» 
lassen,  allein  diese  ist  — wie  M scheint  — jetzt  in 
gewissen  Gegenden  lebhafter  als  früher. 

Der  Verfasser  schließt  damit,  dass  weitere 
Forschungen  erwÜiiHcht  «ind. 

4.  Minakow , P.  A : Die  Haare  in  anthro- 
pologischer Bczieliuug.  Mit  4 Ab- 
bildungen. (S.  HÜ — 86.) 

Der  Form  und  der  Farbe  der  Haare  wird  In** 
kanntiieh  in  der  Klassiftcation  der  metwchlielum  Rassen 
eine  fptMMt  Bedeutung  beigelegt.  Der  Verfasser  ver- 
weist auf  die  Eintheiluug,  die  Fr.  Müller -Wien 
und  Eil.  H a e c k e 1 - Jena  gegolten  halum.  Er  er- 
innert daran , «lass  Prunor-Be  y den  Versuch  ge- 
macht hat,  auf  die  Form  de»  Querschnitte«  der 
Haare  eine  Eintheiluug  des  menschlichen  Geschlecht« 
zu  gründen.  Er  citiert  die  Arbeiten  von  Ililgendorf, 
Fritsch,  Walihyer,  Ranke,  die  »ich  zum  Theil  für, 
zum  Theil  gegen  Pruner’s  Anschauung  ausgesprochen 
haben.  Nach  den  Ergebnissen  de»  Verfassers  kann 
man  freilich  in  einem  und  demselben  Haar,  — einerlei, 
von  welchem  Volk  dunsllie  stammt,  »ehr  verschiffen 
gestaltete  Formen  von  Querschnitt«*«  antreffen,  runde, 
breite  und  schmälere,  nierenförmige,  dreieckige  und 
viereckige  — aber  die  für  jede  Rasse  charakteristische 
Form  de*  Querschnitt.«  Oberwirgt, 

An  den  Haaren  der  Neger  (Gallas  und  Km)  fand 
der  Verfasser,  in  Ueberein-stimmung  mit  Waldcyer, 


Digitized  by  Google 


502 


Heferate. 


nimm  fast  runden  Qumchniti.  Ihich  ist  dieser 
Hcfnnd  »eilen  in  der  Mitte  des  Hundnfts, 
häufiger  nahe  der  Spitze  und  nahe  der  (kolbenförmigen) 
Wurzel.  In  den  glatten  Haaren  der  (Jruinwen  ist 
der  Querschnitt  d«-*  oUven  Haarirhaftes  rund  oder 
fast  rund,  im  übrigen  Abschnitt  oval,  niemi- 
föruiig  «Hier  dreieckig.  In  der  Nahe  der  kolben» 
förmigen  Wurzel  ist  der  Querschnitt  wi«rdef  rund 
«nler  fast  rund  Wahrend  also  l»ei  den  Groi«ni*»«*n 
der  Querschnitt  überwiegend  oral  «»der  elliptisch  ist, 
ist  er  bei  Gallas-  und  Km-Negern  platt  oval  (elliptisch) 
und  nierenförniig. 

Zu  betonen  ist  aber,  dass  man  sich  Ihm  der  Unter- 
suchung der  Haan1  nicht  mit  einer  geringen  Anzahl 
von  Querschnitten  begütigen  mosa,  »oudem  dass  man 
viele,  bis  100  Querschnitte  an  fertigen  muss. 

Die  für  jede  Rame  charakterist iwhe  F«»rm  des 
Querschnittes  ist  in  der  Mitte  des  liaarschafts  anzu- 
treffen,  — zur  Spitze  und  xur  Wurzel  hin  wird  — 
bei  allen  Haaren  — der  Querschnitt  rundlich. 

Zum  Zwecke  der  Untersuchungen  l»ett«*tp  der 
Autor  eine  kleine  Anzahl  von  Haaren  (0 — 10)  in 
wei«*e«  Wachs  und  fertigt«*  dann  Querschnitte  an.  Er 
untemichte  die  Haare  des  Hauptes  bei  R u s s e u , 
Ne  gern, Jakuten,  liei  Südamerika  ni  ach  e n 
Indianern  und  l»ei  Leichen  alt-russischer 
K u r g a n e. 

Auf  Grund  zahlreicher  Untersuchungen  von  Quer- 
schnitten, die  dem  mittleren  Drittheil  de*  einzelnen 
Haare«  entnommen  waren,  bestimmte  er  einen  Haar- 
Index,  d.  h.  da*  Verhältnis*  des  kurzen  zum  langen 
Durchmesser  der  Ellipse  — er  ermittelte 
1h*I  einen»  Gallas-Xeger  50,7 
ln*i  einem  Km- Neger  55,4 
bei  einem  Aral  »er  59,8 

1h  i Russen  (aus  Moskau)  wurd«*  der  Iudex  be- 
stimmt : 

dunkelhaariger  Knabe  von  7 Jahren  66,6 

Monde-  Mädchen  von  4 Jahren  64.8 
erwachsene«  mth  haarig«-*  Mädchen  61,5 

hellbraun«*  Frau  67,4 

schwarchaariger  Manu  62,6 

dunk«'U>rauncr  Mann  71,6 

Danach  schwankt  der  Haai'-Index  bei  den  Mosko- 
witern zwischen  61,5  und  71,6. 

An  den  Haaren  der  Leichen  au*  allrussischen 
Kunrunen  (10  Proben)  schwankte  der  Haar -Index 
zwischen  61.0—73,8.  im  Mittel  66,2. 

Folglich  ist  sowohl  fiir  die  Moskauer,  wie  für 
die  Kiirgmn-Lrichen-Haare  die  n*gelinässig  «»vale  Form 
des  Querschnitt«  charakteristisch;  nierenfömiige  uml 
dreieckige  Formen  lindeti  sich  nur  »eiten.  — 

Bei  zwei  Russen  mit  g«'hH‘ktem  Haar  wurde  der 
Haar-Index  mit  73,5  und  76,0  bestimmt 

Sehr  nah«*  der  runden  Form  int  der  Querschnitt 
bei  einem  Jakuten  um!  einem  siulamcrikanisdicii  Neger. 
Jakuten  ho.  2 

peruanische  Mumie  84,1 
Paraguayancr  86,«'» 

B«*i  Jnkuten-Haareu  ist  der  Querschnitt  breit  oval 
oder  kreisförmig. 

Der  Verfasser  meint,  das*  der  Untertuchong  «1er 
Form  des  Querschnitt*  der  Hann*  di«*  besondere  Auf* 
iiierksanikcit  der  Anthr«>|Mi]ogen  zu  widnt«-»  ist 

In  Betreff  «1er  Dicke  de*  Haare*  (Starke  d«*» 
Haar***)  ist  uns  wenig  bekannt.  B a e 1 z -Japan  1m*- 
stimmte  die  Dick«*  de*  Haare*  bei  25—35  männlichen 
Japanern  mit  0,005 — 0,14  mm,  lx*i  Deutschen  0,075— 


0.11  nun;  bei  einer  japanischen  Frau  schwankt«!  die 
Di«*ke  zwischen  0,016—0.11  mm. 

Nach  Heule  ist  das  w«-iblichc  Haar  starker  »1* 
da*  männliche  — nach  Pfsff  ah«*r  gerade  umgekehrt, 
bei  Männern  O.oh,  Wi  Weibern  0,06  mm. 

Bei  «len  Autor«*n,  welche  die  Dicke  de«  Haare« 
prüften,  ist  nicht  ang«*g«*ben,  von  welcher  Gegend  d«*» 
Haupte»  die  Haare  genommen  sind ; doch  i.»t  daran 
zu  erinnern«  da*»  die  Dick**  de»  Haare*  in  v er- 
» u I)  i c d e n «•  n G«*gcnden  der»  Kopfe»  verschieden 
ist.  Der  Verfasser  bestimmt  bei  einem  4jährigen 
dunkel  haarigeu  Knaben  die  Dick«*  «1«*»  Haupthaan*». 


Mittel 

Müi. 

Mm. 

St  im 

0,06 

0.03 

0,08 

mm 

Scheitel 

0,071 

n.035 

0,08 

» 

unterer  Theil  de«  Nacken»  0,052 

(0,03 

0,07) 

9 

Schläfe 

0.065 

(0.04 

0,10) 

m 

bei  einer  26  jährigen  Frau: 

Stirn 

0,088 

(0.05 

0.106) 

„ 

Sclieit«*l 

0,096 

(o.OH 

0.139) 

« 

Nack«*n 

0,076 

(0.047 

0,18) 

Schläfe 

0.093 

(0.06 

0,12) 

9 

bei  einem  28  jährigen  dunkelbraunen  Mann : 

Stirn 

0.080 

(0.06 

0,10) 

■ 

Scheitel 

0.092 

(0,075 

0.105) 

• 

Nacken 

0,071 

(0.037 

0,085) 

Schläfe 

0.081 

(0.04 

0,10) 

n 

Die  übrigen  8 Zahlenreihen  müssen  wir  fort- 
la»!H*ii. 

F«»lgli«-h  sind  die  Haan*  arn  «licksten  (stärksten) 
am  S,  hcitcl  und  Sch«*itclwirlM*l,  «lann  folgen  nach 
einander  die  Haan*  der  Schläfe,  der  Stirn  und  de* 
unten*»  Nackcngcgcud. 

D«*r  Haam-haft  der  a b » t e r b e n d «•  n Haar«*, 
die  b«*n*its  eine  kolhige , verhornt«*  Wurz«*l  halten, 
ist  » p i n d «*  I f ö r m i g . «las  tritt  besonder»  deutlich 
1k*i  kurzen  Haaren,  z.  B.  den  Augenwimpern,  hervor. 
(Die  Zahlenreihen  la*»e  ich  fort.) 

Bei  uo«'h  lelH‘U*fähig<*n  Haaren,  mit  einem  Huar- 
knopf  (hohle  Form  der  Wurzel)  ist  die  Verengerung 
d«**  Haarxcliaft*  in  der  Nähe  der  Wurzel  entweder 
gar  nicht  vorhanden  oder  »ehr  gering.  Man  muo 
dabei  du*  Haar  im  mittlcrvn  Abschnitt  des  Ilaarschaft* 
messen. 

Zu  «len  wichtigen  lta»*c  Eigenschaften  «los  lliuuv» 
g«'h«rt  auch  die  Farbe:  die  Haare  sind  im  Allge- 
inciinn  häufig  schwarz  uml  «luuk«*lbraun,  »eiten  hell. 

D«*r  VerfaneMT  gi«*bt  eine  OcM-reicht  der  Haarfarbe 
nach  Waldeyer,  Deniker,  Anutachin,  Worobjcw  u.  a. 

Besondere  Aufmerksamkeit  venlient  alH*r  auch 
«las  mikrosktmische  Verhalten  d«**  Haar- Pigment», 
immli«h  di«*  Farbe,  «lit*  Gr6»s«*  uml  die  Di«‘htigk«*it 
uml  «Ii«‘  Anordnung  d«*»  Pigment», 

Beim  Menscben-Haar  li«’gt  da»  körnige  Pigment 
gewöhnlich  im  peripherischen  Abschnitt  der  Binden- 
»ul «tanz  — in  dem  centralen  AWhnitt  der  Rindes 
so  wie  in  der  Murkaubsianz  ist  nur  wenig  oder  gar* 
kein  Pigment  vorhanden.  Viel  seltener  sind  solche 
Haar«*  anzutrcffdi,  Ihm  denen  «lic  Pigm«,ntkörnch**n 
gh'iclimässig  über  die  ganze  Rindenschicht  verbreitet 
sind.  Nur  ausnahmsweise  liegrguct  man  aticli  Haare*« 
in  denen  da»  Pigment  central  gelegen  ist  in  der 
Marksubstanz  und  in  dem  centralen  Abschnitt  der 
Rindensubstanz,  während  die  peripheren  Abschnitte 
sehr  wenig  Pigment  enthalten  od»*r  völlig  pigment- 
frei  sind. 

Die  centrale  Anordnung  der  Anhäufung  «le» 
Pigment»  i»t  dem  Haar  der  Thiere  eigen tbümlich. 
(Mau  vcrgl.  den  3.  Querschnitt  Fig.  No.  3,  Haare 


Digilized  by  Google 


Referate. 


503 


eine«  Orang-Utang.)  Der  Vcrfasmf  beobachtete  diene 
Thatsai-h«*  auch  an  dem  rothen  Haar  eine*  Araber*. 
(Fig.  No.  4.) 

In  dem  Abschnitt  „Aus  der  fremden 
Litteratur*  (8.  95 — 109)  wird  besprochen : 

O.  Papi  II  aut.  tyielqm**  loia  touchant  In 
croi»»ance  et  la  la*aute  du  viMtfr  humaiti.  Bull,  de  hi 
8oc.  d'Antliropol.  u Paris  1899.  fas«-.  3.—  (K.  Luzeuko.) 

Kami/..  Kin  Beitrag  xur  Anthropologie  dea 
Ohre».  Areh.  für  Anthr.  XXIII.  1900. 

Holl,  llel/er  di«*  Lage  der  Olurvn.  Mittli.  «l«*r 
anthmp.  Ofwlbdi.  su  Wien  XXIV.  (W.  W.  Worobjew.) 

Kamt*.  Ursprung  und  Form  der.  Wiege 
(Olohu»  1899  Xr.  15).  (J.  SdiniNrh.) 

Im  Abschnitt  „Kritik  u n d B i b 1 1 o g r a p h i e“ 

(S.  110 — 131)  mram  besprochen: 

K i p I e y.  The  Rae«'«  of  Europe.  London  1900. 
(Anutschin.) 

J.  I)  «*  n i k e r.  The  Races  of  Man.  London  1900. 
(Anutschin.) 

G.  8 e r g i.  Specie  e varieti*  uniane.  Torino  1900. 
(AnutHchin.) 

J.  D e n i k e r.  Le«  rac«**  de  l'Rurope.  I.  L'indice 
eephaliijuo  «*ti  Kurope.  Pari»  1899.  (Worobjew.) 

I>.  N.  Nikolaki.  Die  Baschkiren.  St.  Friert» 
bürg.  Doet.-Dii»84*rt.  1899.  (A.  A.  Iwanowski.) 

J.  I).  Talko-Grjnsewitioh.  Beitrag  zur 
Anthropologie  der  Nord-Chinesen.  Die  Chinesen  in 
K)  äelita  und  Urga,  (Arbeiten  der  K.  Ran«.  Gmgraph. 
Geaellseh.  in  Kjiichta.  B«l.  II,  3.  1K99.  Iwanowski.) 

Die  Vergangenheit  un«l  die  Gegenwart  «1er 
»ihiriachen  Eingeborenen.  Material  zum  Studium  der- 
selben. I.  Lief.  F.  A.  Kou  (Cohn).  Physiologische 
und  biologische  Thatsaclien  über  di**  Jakuten  (eine 
anthropologische  Skizze.)  Miuu»»in»k  1899.  (Xiknhki.) 

A.  K.  Bauer.  Zur  Frage  nach  der  physischen 
Ausbildung  d«*a  weildiehen  Geschlechts  in  «l«*r  Ent- 
wickelungs-Periode. Körpcrgri**»«*  und  Gewicht.  Ihx-t. 
Di»».  Moskau  1900.  (W.  Was»ilj«*w.) 

L.  S t i e d a.  Referate  au»  der  Ru*».  Littcrntur.  I. 
St.  Petersburg.  Bremisch  w«*ig  1899  (A.  A Iwanowski). 

W.  M.  Z.  Ripley.  A selectcd  bihliography 
of  the  antliropology  ainl  ethnology  <if  Rumpe.  Boston 
1899.  (A.  A.  Iwanowski.) 

Der  letzte  Abschnitt.  Nachrichten  un«i  Bemerkungen 
bringt  kurze  Notizen  über  Prämien- Vertln-ilung,  über 
den  Inhalt  Verschiedener  Zeitschriften,  über  ln*vor- 
»tehendc  Congr***»e  u.  s.  w. 

I.  Jahrgang,  H.  Buch.  Moskau  1900.  (S.  1 — 118.) 
5.  Talko  - Grynxewitaoh,  J.  D. : Die  alten 
Einwohner  Central-Asiens.  (8.  1 
bi«  11.)  Eine  ethtmgraphinclic  Skizze. 

Der  Verfasser  giebt  zuerst  in  gedrängter  Form 
eine  übersichtliche  Darstellung  aller  der  Ergebnis»«», 
die  ilurch  «lic  Untersuchung  «1er  Gräber  (Kurgan«*) 
Mittel- Asien»  erzielt  worden  sind.  Dann  erürtert  er 
in  Kürz«*  «!«»•  Mittbeiluiig«*n  der  chinesischen  Geschieht*- 
schrriber  ttlwr  die  alten  Volker.  Aus  allen  dieaen 
Einzel-Angaben  zieht  «l«*r  Verfasser  folgende  Schlüsse: 

In  der  ältest «-n  Zeit  h«*wohnt«*n  2 Völker  Mittel- 
Asien  • ein  t ü r k i * c h e s ( Turk-Taturcu j und  «*in 
ui  o n g o I i s c h e ».  Die  Turktataren  gewannen  früh 
die  OIhtIuiiiiI  und  «raren  vielleicht  schon  auf  dem 
Weg«*  zu  ein**r  Imherrn  Cultur;  zwischen  den  noinaili- 
sin*u«leii  Stummen  wurden  eiuige  ansässig;  es  <*nt- 
«tand  Ackerbau,  international«*  Handelsverbindungen 
wunlen  angrknüpft,  Städte  und  Ortschaften  entwick«*lt«’U 
sich.  Ausser  der  niedrig»tcu  Form  religiösen  Glaulien« 


— dem  ScliHiiiBnisuius  — fand  Eingang  «Irr  Islam, 
ausserdem  der  Ruddlii»mu»  und  auch  »«»gar  «in» 
Christenthum.  Allein  die  rohe  Kraft  der  wihien 
mongolischen  Horden  überwältigt«*  nicht  nur  die 
Türken,  sondern  auch  ili«*  ost europäischen  Volker,  v«*r* 
dichtete  die  h«*ginnende  Kultur  — und  hemmte  auf 
Jahrhundert«*  laug  die  Entwicklung  <lt*s  Ostens. 

Nachdem  die  Monarchie  T » c h i n g i s - C h a n » 
zu  Grunde  g«*riclitet  ist,  zerfällt  die  Tatarei  in 
viel«*  klein«*  lli-rrscliaftcn,  die  sich  unter  einander  he- 
kriegen  und  zeitweise  unter  die  Macht  China’*  kommen. 
Nach  30Ojährigem  Kampfe  vereinigt  noch  ein  Mal 
Dajan  Ssexen  • Chan  im  Jahr«*  1543  alb*  kleinen 
Fürstenthmiicr,  aber  nur  auf  kurze  Z«*it.  Nach  seinem 
Tode  wird  di«*  Mongolei  von  seinen  Söhnen  gctlicilt. 
Sobald  aber  in  China  die  Dynasti*-  I)  a i z i n sich  be- 
festigt luu,  fallt  die  ȟdliche  Mongolei  unter  die 
Gewalt  Chinas.  Die  nördliche  Mongolei  (•*•  Chalka) 
kämpft  lange  mit  den  Giraten  und  Tshuugareti , bi» 
auch  »i«*  schli«  »»lieh  der  Uehermacht  China»  unterließ. 

In  Folg«-  dieser  Ereignisse  ändert  «ich  die  Karte 
der  nlb-ti  Welt.  Einzidnc  türkische  Stämme,  von  «len 
mongolischen  Nomaden  Völkern  gedrängt,  wandern 
Von  Süden  nach  Nord«*n,  — die  zuriiekhleibemlen 
nehmen  die  mongolische  Oultur  au  oder  verschwinden. 
So  wandern  die  Jakuten,  die  Tunguscn  in  <l«*n  f«*ni«*n 
Nonien;  «li«*  Buräten,  die  hinten  an  <b*r  OslseiU*  d«*s 
Baikal  lebten,  hrviten  sich  zu  Widen  S«*iten  des  8«*<*s 
aus;  sie  vermischen  sich  mit  den  Tunguaen,  auch 
mit  «len  Nord-Mong**l«*n,  den  Chalko-Mongo|«*n,  eignen 
sich  die  Sprach«*  und  die  Cultur  «lern* Iben  an  — so  ent- 
steht «las  jetzige  Volk,  der  Moiigolen-Burjäte n. 
Lu  Norden  der  Wüste  Goli  breiten  sieh  Nord- 
Mongolen  (ChaJka)  aus;  sie  halten  sich  heute  für  «iie 
Vertreter  der  reinen  mongolischen  Rasse.  I)a»  alt«* 
Territorium  der  Naimaneu  und  Figuren  ist  durch  die 
Tshungarert  eingenomtnen ; zwischen  «ler  Wüste  G«*hi 
und  «ler  grossen  Mauer  lassen  «ich  die  Tscliaren,  di<* 
Ordo»  u.  a.  nieder.  Auch  iu  den  folgenden  Jahr* 
humlerten  hat  «Iie  Vermischung,  wie  das  freiwillige 
Noma«li»iren  der  Mnngol«*n  zu  d«*n  Buraten  nicht 
aufgehört.  Die  Dynastie  Daiziti  liat  wohl  absichtlich 
die  Vermischung  lief  ordert,  indem  »i**  zur  Beruhigung 
«ler  Motig«»len  viel  N«tiuaih*n  von  Norden  nach  Stolen 
und  anden*  von  Süd«*n  nach  Norden  schickte.  Die 
am  meisten  westlichen  Zweige  der  Mongolen,  die 
Giraten,  drangeu  bis  zum  Ufer  des  Don  und  d«*r 
Wolga  vor;  sie  heissen  heute  Kalmücke  n. 

Die  gegenwärtig  in  Central  - Asien  kbenlrn 
Völker  l»e»tätigen  mehr  als  je  die  Ansicht  «ler  An- 
thropologen, da»»  mau  uicht  die  Sprache  und  «Iie  Cultur 
rin«*»  Volkes  und  di«-  anthropologische  Ahstaimiimung 
identificiren  darf.  E»  giebt  Völk«*r  türkischer  Ab- 
»tummung,  wi«*  ihre  nhysi»ch«*n  Eigcns«‘)utfteu  (Typus) 
lehren,  «Iie  «lern  Buddhinmu»  zugi’tlian  »ind  und 
mongolis«'h  sprechen.  E»  giebt  mongolische 
Stämme,  die  «ich  mit  einander  vermischt  haben  um! 
längst  nicht  mehr  an  ihren  alten  Sitzen  leben.  Da* 
•eben  wir  an  «ton  U r j ä n «•  h e n , die  »ich  als  Nach- 
kotnm«*n  der  Uigun*n  bezeichnen,  au  dm  Djurbeten 
(tshungariaeber  Stamm),  die  »ich  Giraten  nennen 
und  im  B«-zirk  von  K o h d «»  leben,  an  d«*n  Burjaten 
und  Tunguaen,  «lie  auch  Mi*chling*ras*«‘n  sind,  und 
au  mehreren  andern.  — 

6.  Krassno w , A.  N. : A n t h r o i»  n I « g i s c h e 
Untersuchungen  und  Messungen 
in  den  Kreisen  ('har  ko  w und 
Walk  i.  (8.  12—22.) 


Digitized  by  Google 


504 


Referate. 


Dar  Autor  hat  im  «Jahr  1890  wihrettd  der  Re- 
krutirung  mit  Utiterstfitsnag  einiger  Studenten  der 
Universität  Charkow  eine  Reihe  anthropologischer 
Messungen  im  Gouv.  Charkow  au»geführt.  Die  Er- 
Hehniue  sind  damals  theilweiie  in  der  „Genera  p h i* 
»chen  Sam  in  Jung  (Sltortiik)  der  Studenten“  ali- 
gedruckt  worden.  Er  hat  Alle«  in  Allein,  nachdem 
er  in  den  Jahren  1898 — 99  noch  ergänzende  Messungen 
gemacht  hat,  1500  Menschen  untersucht.  Die  Unter- 
suchungen sind  noch  nicht  beendigt  — e»  sind  nur 
Einzelheiten  herauagegriffen. 

Die  Bevölkerung  Charkow’«  ist  vorwiegend  eine 
kleinrussische,  andere  Elemente  sind  nur 
ausnahmsweise  anzutreffen.  Die  Aufzählung  der 
laugen  Reihe  von  Ortschaften,  in  denen  die  Unter- 
suehuugeu  statt  gefunden  hat,  lassen  wir  ln-iacite. 

ZuniicliHt  wird  iler  (Vphalitidex  erörtert.  Die 
Original -Za hielt  Bind  nicht  mitgctheilt,  nur  die  Er- 
gebnis»?, wobei  leider  nicht  gesagt  worden  ist,  oh  die 
Zahlen  den  einfachen  aus  der  Länge  und  Breite 
de«  Kopfes  berechneten  Index  oder  einen  redu- 
cirten  lud  x dantcllcn. 

In  der  Gruppe  von  Olschansk  wurden 
485  Menschen  gemessen : die  Cephalindiees  sebwanken 
l*ci  409  Individuen  zwischen  80—  90;  am  grössten 
ist  die  Zahl  »1er  Köpfe  mit  Itidiccs  von  88  82  — iui 
Mittel  ist  der  Index  84—85.  Ein  einzig»1«  Individuum 


batte  einen  Index  von  74,  darunter  keines.  Individuen 
unter  79  waren  25  vorhanden  (5,/|%)l  Individuen 
Ül»er  90  gab  es  15.  folglich  31/,  •/*.  — Alle  die  ge- 
messenen Individuen  waren  Kleinrusiu*n  nach  ihrer 
Sprache,  ihrer  Kleidung  uwl  ihrem  Familien-Xamen.  — 

Iu  diT  Gruppe  vou  L ij*  x y wurden  389  Individuen 
gemeinen;  davon  hatten  2»4  Individuen  einen  (’ephal- 
index  von  80  — 90.  «bet*  einen  Imlex  unter  79  hatten  81, 
also  20,8  */#.  Eine  Erklärung  für  diese  Zahlen  ist  in 
»l»*in  Ctmlande  zu  finden,  dass  zu  dieser  Gruppe  nicht 
allein  Kleinruasen,  sondern  auch  Grossrussen 
gebürten. 

Zu  d»*r  Gruppe,  in  der  das  gros»russU»che  Element 
fehlt,  muss  auch  Walki  gerechnet  werden.  Auch 
hier  walten  die  Cephalindices  von  80  und  höher  vor: 
unter  2*4  lndiv.  hesassen  nur  28  einem  Index  unter  80; 
sehr  gross  war  die  Zahl  vou  Personen  mit  einem 
Index  von  88—89.  nämlich  25;  einen  Index  über  90 
hatten  8 lndiv.  Die  Zahlen  kamen  den  Zahlen  der 
Gruppe  von  Oisehanak  sehr  nahe. 

In  Betreff  »1er  A ii  g e n f a r h e zeigte  sieh  ein 
l’eWrwiegew  der  hellen  (grauen  und  h I a u c nt 
Augen.  In  der  rein  klcinrti «tischen  Gruppe  nimmt 
nach  d»*r  grauen  Karin*  die  grüne  die  zweite 
•Stelle  ein:  dann  erst  kommen  die  braunen  Augen. 
Da*  l*o Weist  am  sichersten  die  nachstehende  Taltelh*. 


— 

Farbe 

der  A 

u g e n 

Charkow  1 

iw 

| OUrliany  | 

Walki 

| Balioi  | 

[Dergatschi  Summa 

graue  um! 

blaue . . 

10» 

23» 

151 

52 

79 

39  887 

grüne  und 

hellblaue 

J 53 

79 

141 

40 

27 

45  385 

braune  . 

75 

«0 

24  i 

29 

8 

13  j 208 

Von  der  Bevölkerung  Charkow’*  und  Umgebung 
hahen  53,8  •/#  graue  und  blaue  Augen  und  nur  18,5  # 0 
braune,  der  Rest  von  80 #,«  fallt  somit  auf  die  gri’men 
und  hellbraunen  Augen.  Bemerkenswert h ist  da* 

Verwalten  »1er  grünen  Augeu.  wie  di»*  grosso  Ver- 
breitung der  blauen  Augen  l*ei  den  Imlivi»luen  in 
kleiurusBisehen  Dörfern. 

Iu  Betreff  der  Haare 


t.ipn- 

P**rzst«ehij  Raboi 

< »Isohnny 

Charkow 

blond 

45 

28 

Kl 

54 

106 

hellbranb 

isimmt- 

fsrbi|;i 

85 

89 

j 53 

89 

117 

schwarz 

10 

1 " 

2 

13 

Es  zeigt  »ich,  dass  ähnlich  den  dunkeln  Augen 
auch  schwarze  Haare  eine  Seltenheit  indem  betreffenden 
Gebiet  sind.  Es  überwiegen  »lie  verschiedenen  Nuancen 
d»*r  kastanienbraune!]  und  reinhraunen  Farbe.  Wider 
Erwarten  sind,  trotz  des  vorwiegeuden  kbunruasischeu 
Element«,  graue  Augen  und  l»rauno  Haar**  überall 
vorherraehend , die  dunkeln  Elemente  spielen  mir  »lie 
Rolle  einer  Beimischung,  die  sich  in  der  blonden 
Urbevölkerung  aufgelöst  hat,  entweder  verschwunden 
ist  oder  «ii«*  kastanienbraun«-  Farbe  erzeugt  hat. 

Der  Verfasser  stellt  nun  die  Augen-  und  Haar- 
farbe zu  verschiedenen  Gruppen  zusammen  und  kommt 
zum  Srhlti«K  zu  »1er  Ansicht,  dass  die  vorwaltende 
Combination  graue  Augen  mit  h I o n d e n 
Haaren  od«*r  graue  und  braune  Augen  mit 
k a s t a u i e n b r a u u e u linurcu  sind. 


Ein  bestimmt  feststehendes  Verhältnis*  zwischen 
«ler  Kopfform  und  der  Augen-  un«l  Haarfarbe  konnte 
der  Verfasser  nicht  ermitteln. 

Zum  Schluss  erörtert  der  Verfasser  die  bei  der 
Messung  der  Kürpergrösse,  de»  Brustum- 
fangs und  der  B «•  i n 1 ä n g e gewonnenen  Zahh'ti. 

Die  überwiegende  Zahl  der  Rekruten  hatte  eine 
Körpergröise  v»*n  2 Ar*chin  5 Werschok  «»der  2 Arschin 
4 Wemehok  (157,8 — 182.0  cm f.  Von  «li»*s**tn  Mittel 
fiel  di?  Zahl  »ler  Individuen  nach  beiden  Seiten  schnell 
ah  — nur  einzelne  wenige  hatten  2 Arsch.  9 W. 
(179.8  cm)  und  2 Arschin  ha.  140  emh 


Körpergrösse 

1 Iiiyiy 

Ibwgatuchl  1 

Halioi  J OtsduuiT 

2 Arsch. 

10 

w. 

1 

— 

— 

2 . 

9 

1 

i 

i 

— 

‘•i  . 

H 

i a 

8 

4 

2 

3 . 

7 

1« 

21 

u 

7 

2 „ 

8 

20 

43 

30 

17 

o 

5 

. j 

39 

45 

41 

12 

3 . 

4 

22 

40 

35 

23 

2 „ 

3 

1H 

23 

14 

14 

2 „ 

2 

« 

4 

8 

5 

2 „ 

1 

3 

— 

— 

2 

3 . 

0 

*»  t 

2 

— 

— 

— 

Die  Ergebnisse  der  Messungen  des  Brustumfangs 
und  der  B»*ine  können  wir  bei  Seite  lassen.  Der 
Brustumfang  erscheint  hei  d»*n  Russen  etwa»  grösser 
als  b»*i  den  K lei nru »sen.  Die  Msastr  der  Beine  Indien 
keim*  B»*deutung. 

Andere  Maasae  wenlen  nicht  eiörtert. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


505 


Don  Schluss  macht  der  Verfasser,  indem  er  sieh 
bemüht,  bestimmte  Typen  unter  der  Bevölkerung  des 
Oouv.  Charkow  festxustellen.  Er  unterscheidet  4 Typen : 

1.  Typus:  Blonde,  glatte  Haare,  graue  Augen, 
weis»'  Ilnut färbe,  Kopf  mehr  oder  weniger  rund; 
vortretende  Backenknochen  in  rundem  Gesicht ; Bart- 
wuchs spärlich,  Nasenrücken  grade  oder  leicht  concav, 
breite  Brust,  regelmässig  geformte  Ohrmuscheln.  Ob- 
gleich die  Haare  blond  sind,  so  erscheinen  sie  mit- 
unter l>ei  strohgelbem  Grund  leicht  goldig-röthlicli. 
Dieser  Typus  wird  entschieden  in  Olscliany  und 
Buboi  angetrofFen. 

2.  T y p u s : Blonde  Haare,  graue  Augen,  das 
Gesicht  länglich,  die  Backenknochen  weniger  ver- 
tretend; Nasenrücken  leicht  convex,  selten  grade. 
Die  Bartentwickelung  schwach ; brachycephaler  Kopf. 
Dieser  Typus  wird  in  Lipxy,  Olscliany.  »eiten  iu 
Bftboi  angetrofFen.  Beide  Typen  (1  und  2)  mit  ihrem 
Kopfindex  von  88 — 90  sind  charakteristisch  für  das 
Gouv.  Charkow  — es  sind  die  eigentlichen  Kleinru»«en. 

8.  Typus:  Gesicht  mehr  oder  weniger  rund; 
Backenknochen  stark  entwickelt-  Augen  blau,  selten 
grünlich  braun,  Nasenrücken  grade  oder  leicht  concav; 
Haar»-  glatt,  kastanienbraun  oder  dunkel,  fast  schwarz. 
Bartwuchs  schwach.  Hautfarbe  etwas  dunkel.  Körper- 
grosse  mittel,  Kopfindex  int  Mittel  82.  Dw  Verfasser 
meint,  dass  dieser  Typus  kein  reiner  sei  — er  sei 
wahrscheinlich  «las  Produkt  der  Vermischung  des 
eingeborenen  blonden  Elements  mit  dem  sehr  selten, 
nur  sporadisch  vorkoin inenden  Element«',  detwm  Eigen- 
schaften seien:  ein  langer  Kopf,  braune  Augen,  schwarze 
Haar«*,  dunklere  Haut-  uud  Gesichtsfarbe.  Dieser 
schwarz  haarige  Typus,  der  von  vielen  für  den  «'igeiit- 
lieh  kleinrusnischeii  gehalten  wird,  ist  hie  und  da  in 
Charkow  selbst  anzutreffen  — im  Allgemeinen  ist  er 
gatuc  mit  den  andern  Typen  verschmolzen. 

4.  Typus : Gesicht  oval,  Backenknochen  wenig 
vertretend.  Haan*  rüthUeh  blond,  leicht  lockig.  Bart 
schwach,  aber  stärker  als  bei  d«*n  vorhergehenden 
Typen.  Augen  blau,  Brust  breit.  Dieser  sehr  schöne 
Typus  ist  in  reinem  Zustand«'  sehr  selten,  »«*hr  ver- 
breitet sind  dagegen  allerlei  aus  ihm  hervorg«*gaugeno 
Mischformen.  Es  giebt  Individuen  mit  braunen  Augen, 
dunkelkastanii  iibrauuein  Haar;  sie  unterscheiden  sich 
aber  von  den  Vertretern  der  andern  Typen  durch  ihr 
lockiges  gekräuseltes  Haar,  durch  das  runtlliche,  regel- 
mässige Gesicht  mit  wenig  henrortretenden  Backen- 
knochen. 

Dies*1  4 Tyjten  sind  in  den  eigentlich  klein- 
russischen  Ansiedelungen  zu  treffen. 

Ausserdem  kann  man  noch  2 g r o s » r u s s i s c h e 
Typen  unterscheiden.  Der  e i u e Typus  ist  durch 
folgende  Merkmale  «harakterisirt:  doliehoccphalor 

Kopf,  Haarfarbe  ziinmtbnftun  bis  strohgelb,  Gesicht 
rundlich  oval,  gleichmäßiger,  weicher,  starker  Bart- 
wuchs. Der  andere  Typus  dagegen:  rundliche 
Gesichtsform,  rmnlliehe  Kopfform  neben  den  andern 
oben  genannten  Kennzeichen,  Durch  Vermischung 
dieses  zweiten  Typus  mit  dein  kh'inrusaischcii  Typus 
entstehen  Formen,  die  für  dio  Beobachtung  leicht 
verwirrend  wirken. 

Jüdische,  wi«*  auch  zigeunerische 
Einflüsse  sind  sehr  wenig  zu  beobachten,  abgesehen 
von  den  Bewohnern  der  Stadt  Charkow. 

Schliesslich  ist  hervorzti heben,  dass  in  anthro- 
pologischer Beziehung  die  Grossnissen  und  Klein- 
rusacn  keineswegs  identisch  sind,  ferner,  das»  für  die 
Lokal-Bcvölkcrung  Charkow1*  einige  Grundtypen  nach- 

Archiv  fftr  Anthropologie.  Bd.  XXVH. 


xuweisen  sind,  als  deren  Mischung  die  allgemeine 
Misse  der  Bevölkerung  sieh  heraus* teilt. 

7.  Nikolskj,  D. : U e b e r die  Tachnktschen 
de»  K o I y m s k e r B e z i r k ».  (S.  23 — 2#.) 

Vor  einiger  Zeit  ist  auf  Kosten  des  Herrn 
J.  AL  Sibirjäkow  eine  Expedition  ausgerüstet  worden, 
deren  Zweck  eine  Erforschung  de»  Tschuktschen- 
Gebiets  war.  Ein  Mitglied  dieser  Expedition,  Herr 
W.  G.  Bog«»ras.  hat  insbesondere  die  Tschuktschen 
des  Kolymsker  Bezirk»  untersucht.  Dem  von  Herrn 
Bog«  »ra«  abgekarteten  Bericht  entnimmt  «1er  Verfaascr 
de»  vorliegenden  Aufsatz«»»  folgende  Mittheilungen : 

Im  Bezirk  von  Kolymsk  (Kolyma)  sind  die 
Tschuktschen  als  neue  Ankömmlinge  zu  betrachten. 
Von  dem  »eit  Alters  her  durch  die  Tschuktschen  l>e- 
wohnten  Gebiet  ‘gehört  nur  die  Insel  A»on  am  west- 
lichen Rand  der  Tsehaun-Bucht  zum  Kolymsker 
Bezirk.  Seit  den  zwanziger  Jahren  de»  XIX.  Jahr- 
hundert» fiiud  die  Rennt  hier-1 Tschuktschen  in  Folge 
der  starken  Vermehrung  ihrer  Heerde«  allmählich 
nach  Westen  und  nach  Süden  vorgedrungen , haben 
die  ganze  Wsldxoue  des  Kolymsker  Bezirks  einge- 
nommen und  dabei  die  eigentlichen  Bewohner  dieser 
Gegend,  die  Lamuteu.  zurückgedrängt.  Die  Zahl  der 
Tschuktschen  im  Gebiet  von  Kolymsk  beträgt  nach 
«len  Ermittelungen  de»  letzten  Jahres  über  8000.  Die 
Hauptmasse  der  Standlager  der  Tschuktschen  befindet 
»ich  in  der  Gebirgszoue.  Die  Bewohner  verbringen 
den  Sommer  am  Ufer  des  Occans;  mit  dem  Eintritt 
der  ersten  Kälte  wandern  sie  beim  iu  da»  Innere 
des  Landes,  verleben  daselbst  den  Herbst  und  Winter 
und  kehren  im  Frühjahr  wieder  au  die  Küste  zurück. 
Ein  anderer  Thoil,  und  zwar  ein  kleiner  Theil  der 
Tschuktschen,  die  sogeiianuteu  Toion-Tschukt- 
Sehen,  leben  au  der  Waldgrenze  am  Ursprünge  des 
Flusses  Olli.  Der  dritte  Theil  der  Tschuktschen  lobt 
im  Westen  am  Kolyma- Flusse;  eigentliche  See-  oder 
Mccr-Tsfhuktechcn  (russ.  primorskije  T.),  solche,  die 
stets  am  Meerosufer  wohnen,  giebt  es  im  Kolymsker 
Bezirk  nicht. 

Der  Beobachter  hat  1.  die  Sprache  (Folklore), 

2.  die  Lebensweise,  Sitten  uud  Gebrauch«  untersucht, 

3,  anthropologisch«*  Minsungen  vorgenommen.  Die 
Zahl  der  Beobachtungen  ist  nicht  gross,  es  wurden 
40  Tschuktschen,  81  Lamutcn  und  35  Russen  unter- 
sucht. Auf  Grund  der  Messungen,  (die  nicht  mit- 
gethoilt  sind,  — ) schreibt  der  Boobachter  den 
Tschuktschen  eine  gute  Körpergrösse  und  einen 
kräftigen  Körperbau  zu.  I)a»  Gesicht  bietet  eiue  Ver- 
mischung verschiedener  Typen  dar  — allgemein 
charakteristische  Züge  sind  mit  Schwierigkeit  zu 
finden.  Unter  den  benachbarten  Völkern  sind  die 
Jakuten  den  Tschuktschen  am  ähnlieh»teu.  Dm  Breit«* 
der  Buckenknocheu  (Gesichtsbreite)  ist  bei  den 
Tschuktschen  geringer  als  In-i  den  Tunguaen  und 
Lamuteu.  Die  Nase  ist  scharf  mit  einem  Indien 
Höcker.  SchicfgcHtellte  Augen  »ind  seltener  als  solche 
mit  horiz«>ntaler  Lidspalte.  Dio  Augenfarbe  ist  fast 
immer  braun,  die  Haarfarbe  schwarz. 

Die  Behaarung  im  Gesicht  ist  ziemlich  spärlich, 
mau  findet  meist  nur  Schuurrlnirte,  und  überdies  nur 
bei  alteren  Leuten.  Ausnahmsweise  trifft  man  kleine 
runde  Bärte.  Das  Haupthaar  ist  mitunter  wollig  uud 
oft  lockig.  Die  Augenbrauen  »ind  dicht;  die  Haut- 
farlnj  ist  im  Gesicht  verschieden  — bräunlich  mit 
einem  Stich  ins  Brouzcfarbige.  In  Betreff  des  Ge- 
sichts kann  man  sagen,  «las»  der  Qeaichtsausilnick 
ein  harter  ist;  die  Stirn  ist  niedrig,  der  Schädel  ge- 

64 


Digitized  by  Google 


506 


Referate. 


druckt,  der  Unterkiefer  massig,  und  der  untere  Theil 
des  Gesicht»  unverhältni*»mä»sig  gross. 

Bei  den  Weibern  »st  di  r mongolische  Typus  »ehr 
scharf  ausgesprochen : du  (hticht  ist  breit,  plattnasig 
mit  weit  geöffneten  Nasenlöchern;  doch  findet  man 
sowohl  unter  den  Männern  wie  unter  den  Weibern 
einzelne  — auch  vom  europäischen  Standpunkte  aus  — 
mit  hübschen  Gesichtern. 

Die  Tschuktschen  haben  von  verschiedenen  Krank- 
heiten viel  n leiden.  Bewiuders  verderldieh  sind 
ihnen  die  Pocken;  int  Jahr**  1884  starben  an  den 
Pocken  zwei  Drittel  der  Bewohner  <ln  Bezirks  Unter- 
Kolymsk.  Ferner  ist  die  Syphilis  sehr  verbreitet. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wüthet  unter  ihnen  auch  eine  Art 
Grippe,  die  viele  Opfer  fordert.  Auch  eine  besondere 
Hautkrankheit  befällt  namentlich  die  Leute  höheren 
Alters. 

In  Betreff  des  Charakters  »1er  Tschuktschen  hebt 
der  Beobachter  ihn*  Wildheit  in  Verbindung  mit  einer 
gewissen  Streitsucht  hervor.  Sie  können  aus  einer 
ganz  geringfügigen  Ursache  in  einen  aufgeregten  Zu- 
stand kommen  und  zu  streiten  anfangen.  Der  wtithend 
geword«*ne  Tscliuktache  brüllt,  fletscht  grimmig  die 
Zahne,  weint  vor  Zorn.  Charakteristisch  für  *i»>  ist 
auch  die  Abneigung,  sieh  irgend  einem  fremden  Willen 
zu  unterwerfen.  Bei  feindlichem  Zusammentreffen 
mit  den  Russen  leisteten  sie  heftigen  Widerstand, 
die  gefangenen  Tschnktschen  übten  Selbstmord.  Sie 
verachten  das  Leiten  und  sind  sehr  geneigt,  aus  un- 
bedeutenden Gründen  dasselbe  aufzugelten.  Zu  ihren 
hcrvorragemlen  Eigenschaften  gehört  auch  die  Gross- 
nrahlerei,  das  persönliche  Selbstbewusstsein  und  das 
Bestreben,  die  alten  Volkaritten  zu  erhalten.  Trunk- 
sucht ist  sehr  verbreitet  unter  ihnen.  Andererseits 
zeichnen  eie  sich  durch  Widerstandsfähigkeit,  durch 
Festigkeit  beim  Ertragen  physischer  Leiden  aus.  Für 
eine  Kreisscmle  z.  B.  gilt  e»  für  * hi  tupf! ich.  zu  stöhnen 
oder  zu  seufzen,  uml  wenn  sie  dem  Sterben  nahe 
wäre.  — Sie  sind  sehr  zur  Spötterei  geneigt,  geben 
«ich  gern  allerlei  Beinamen.  Zu  »len  sympathischem 
Charakterzüge u gehört  ihr  Flein*.  Auch  sind  sie 
gastfrei , »loch  iu  beschranktem  Maas*»'.  Jeder  »larf 
l>ei  ihnen  eintreten  und  am  Mahle  theilnchmcn,  doch 
nur  zur  gewöhnlichen  Essenszeit.  Zu  anderer  Zeit 
muss  »1er  Gast  warten. 

Ihre  Sprache  ist  noch  wenig  untersucht. 

Der  Abstammung  na»‘h  sind  die  Tehuktschen  nach 
der  Meinung  des  Beobachter*  jedenfalls  Misch- 
linge— asiatische  wie  amerikanisch«?  Volks-Elemente 
sind  hier  xusniniiiengeflosseri.  Nach  der  Ansicht  »les 
Dr.  S I j u n i n sind  die  Tschuktschen  der  Behrings* 
Me**renge  nicht  vor  dem  XIII.  Jahrhumlert  aus 
Amerika  nach  Asien  hinübergewandert.  Das  Wort 
*T  * c h n k t s c h o“  kommt  aus  dem  Worte 
JP ■ 0 hu  W 1 1 c h u “ , d.  h.  reich  an  Kennthiereu. 
S«  benennen  sich  die  Rennthierechuktaehen  im  Gegen- 
satz zu  den  Meer-T»chuklsrhen,  welche  die  A k k a I y t, 
d.  h.  die  arn  Meer  Wohnenden,  heissen.  Jedenfalls 
steckt  in  den  Meer-Tsehuktsehen  ein  Element,  »las 
»len  Eskimo»  Amerikas  (Aiwa  uml  Peek)  entstammt. 
Das  i«t.  insbesondere  au*  den  Eigennamen  der 
Oris»,haften  wie  der  Personen  zu  »chliessen.  D»*r 
Hundcattspnnn  der  Tschuk tuchen  ist  derselbe  wie 
hoi  den  Amerikanern.  Geg«’nwärtig  sind  die  Rennthier- 
und  Meer-TwhukUcheu  mit  einander  so  vermischt, 
dass  sie  nur  e i n Volk  ausmachen.  — 

Die  Rcligionsgehräiiche  »ler  Tschuktschen  stellen 
in  ihrer  Gcsawmtlieit  eiu  ganze*  System  dar.  Ihre 
Festtage  bilden  einen  Cyklus,  »ler  im  Herbst  mit  »lern 


Schlachten  der  jungen  Rennthiere  beginnt  und  im 
Frühjahr  mit  einem  Fett  endigt. 

Die  Feier  der  F«‘sttage  ist  begleitet  von  allerlei 
Gebrauch«1!!,  Opferungen  von  Rennthieren,  Hunden  und 
symlMilischen  Figuren,  «iie  aus  Fell,  aus  Fleisch,  au* 
Blättern  nnd  sogar  au*  Schnee  angefertigt  werden 
uml  die  Stelle  der  Opferthiere  ersetzen  Aussenh-tn 
werden  allerlei  G «hacke  aus  Blut,  Fett  uml  Wurzeln 
za  Opfemwecken  angefertigt  — aber  auch  sehr  gern 
gegessen. 

Der  Beobachter  hat  sehr  genaue  Beschreibungen 
aller  Feste  und  aller  Opfergebräuche  gesammelt.  Be- 
merkens werth  sind  die  B e e r <1  i g u n g s gebrauche. 
Die  Leichen  werden  entweder  verbrannt  »»der.  in  Felle 
eing»‘ wickelt.  aufs  freie  Feld  geworfen.  Der  Bericht- 
erstatter führt  viele  Einzelheiten  au.  die  wir  nicht 
alle  wiedergehen  können. 

Sehr  verbreitet  ist  unter  ihnen  die  Vorstellung 
von  bösen  Geistern,  die  ül»er  die  Erde  wantlem  und 
Krankheit  und  To»l  mit  »ich  führen.  Davor  schützt 
man  sich  durch  den  »Schamanen.  — Der  böse  Geist, 
»ler  einen  Menschen  überfällt,  strebt  danach,  die 
Meuschenseele  zu  verschlinget».  Aber  der  Mensch 
hat  6— ff  Scalen  (Uwirit),  sie  sind  freilich  klein  wie 
eine  Mücke,  aber  ganz  menschenähnlich.  Der  Mensch 
kann  eine  oder  zwei  Seelen  eitibüssen,  ohne  Schaden 
an  seiner  Gesundheit  zu  nehmen,  wenn  über  zu  wenig 
U wirken  (Seelen)  nach  bleiben,  so  beginnt  »ler  Mensch 
zu  kränkeln. 

Der  Schamonismus  der  Tschuktschen  besitzt  viel 
Originelle».  Die  männlichen  Schamanen  *iud  ausge- 
zeichnete Bauchreilner,  die  weiblichen  nicht.  — Ver- 
wandlung eines  Mannes  in  eine  Frau,  Eingehen  einer 
Ehe  mit  einem  so  verwandelten  Mann  auf  Befehl  des 
Geistes  u.  s.  w. 

Auch  da*  Familienleben  hatte  viele  Eigentümlich- 
keiten. Es  besteht  unter  auderm  der  Gebrauch,  eine 
sog.  «Wechsel-Ehe*  einzugehen : zwei  oder 

mehr  Männer  treten  mit  einander  in  Verbindung,  so 
dass  sie  alle  in  gleicher  Weise  ein  Recht  auf  ihre 
Frauen  gewinnen.  Dies  Recht,  wird  ausgeübt  bei 
jedem  Zusammentreffen  der  Betbeiligten,  z.  B.  ln*i 
einem  Gast  besuch  u.  s.  w.  Auch  ein  unverheiratheter 
oder  verwitiwetcr  Mann  kann  eine  sog.  Wechsel- 
Ehe  eingehen.  wenn  er  an  einem  und  demselben 
Ort  mit  einem  Verkeiratheten  labt  — solch  eine  Ehe 
gewinnt  dann  die  F»>rm  einer  wirklichen  Vielmännerei 
(Polyandrie!.  Die  Weiber  verhalten  »ich  diesem  Ge- 
brauch gegenüber  sehr  entgegenkommend  — sogar 
die  russischen  Weiher,  die  mit  Tschuktschen  eine 
Ehe  eingehen,  unterwerfen  sich  gern  diesem  Gebrauch. 
Andererseits  aber  gieht  cs  Beispiele,  dass  die 
Ttchuktschen -Weiber,  wenn  ihnen  die  Männer  un- 
brauchbare „eheliche  Beiwohner“  aufdrängea 
»ich  »las  Leben  nehmen. 

Eine  sehr  gebräuchliche  F»inn  der  Ehe  ist  die 
Veriieirathung  „Mind»rrjähriger“,  die  mit  einander 
nufwraehsen  und  erst  später  zu  Ehegatten  werden. 
Die  Keuschheit  der  Mädchen  wird  von  «len  Tschuktschen 
sehr  wenig  geschätzt.  Auch  Vielweiberei  ist  bisweilen 
anzut reffen,  »loch  h«-*chriitikt  sich  der  Mann  meist  auf 
2 Weiber.  Die  Miinner  nehmen  sich  gern  fremde 
Frauen,  von  den  lammten,  Tungusen  und  Russen. 
Auffallend  ist,  »las«  die  Jakutinnen  niemals  mit 
Tschuktachen  eine  Ehe  eingehen.  — Die  Frau  spielt 
eine  ziemliche  untepjrückte  Rolle  Die  Ehen  sind 
kinderreich:  die  Kinder  wurden  sehr  gut  behandelt, 
so  lauge  sie  noch  klein  siml:  vom  10.  Leltensjahrc 


Digitized  by  Google 


Referat«. 


507 


au  worden  sie  abgehärtet,  und  es  beginnt  die  Arbeit 
dt«  Leliena. 

Charakteristisch  tat  auch  die  Sitte  des  frei- 
willigen Tode*  der  Greise  und  Kranken.  Es 
ist  keine  Pflicht,  aber  ein  gewisses  Recht,  dass  sie 
von  der  Hand  ihrer  nächsten  Verwandten  den  Tod 
verlangen,  wenn  sic  das  Leben  nicht  mehr  ertragen 
wollen.  — 

8.  Minako w,  P. : Die  Nägel  der  mensch- 
lichen Hand.  (8.  30  30.)  Mit  einer  Ab- 
bildung. 

Die  Abhandlung  bietet  nur  anatomisches,  kein 
anthropologisches  Interesse.  Uelwrdie*  ist  eine  lieber- 
setzung  derselben  abgedruckt  in  der  Viertel- 
jahresschrift für  gerichtliche  Medizin 
von  Schmidtmann  und  Strassmann.  III.  Folge. 
XX.  Band.  Jahrgang  1900  S.  213  228,  unter  dem 
Titel : „Ueber  die  Nägel  der  Mensch  eu- 
h i n d.“ 

Die  dem  I*  r o f.  A n u t s c h i n bei  Gelegenheit 
der  Feier  seiner  25  jährigen  Thütigkeit  dargebrachten 
Ehrenbezeugungen.  (S.  40 — 08.) 

Aus  der  fremden  L i 1 1 e r a t u r.  (S.  69—93.) 

II.  K laut  sch.  Die  Stellung  des  Menschen  in 
der  Reihe  der  Säugelhiere.  (Globus  1 899.  Bd.  XXXVI. 
Mitth.  der  Anthropohtg.  Gesellschaft  in  Wien.  1900, 
Bd.  XXX.)  (A.  Iwanowski.) 

Riplcy.  Anthropologie  der  Juden.  (Globus 
Bd.  XXXVI.  1899.)  Mit  Abbildungen. 

D.  H v 1 m.  Geber  die  Bedeutung  der  chemischen 
Analyse  bei  verschiedenen  Untersuchungen.  (Mitth. 
der  Anthro|*olog.  («»■sellschaft  in  Wien.  Bd.  XXX.) 
(J.  SiliniUcli.) 

Nekrologe.  (8.  91—98.) 

Dr.  8.  J.  K o r s s a k o w,  Prof,  der  Psychiatrie 
an  der  Universität  zu  Moskau,  gest.  am  1.  Mai  1900 
— 47  Jahre  alt.  (W.  W.  Worobjew.) 

Pitt- Rivers,  General,  Archäolog  (von  D. 
Anutachin). 

P h i I i p p e S a I in  o n,  gest,  5/17.  Februar  1000 
in  Paris  (von  A.  Iwanowski). 

Kritik  und  Bibliographie.  (8.  99 — 108.) 

J.  J,  1*  a n t j u c h o w.  Die  Rassen  des  Kaukasus. 
(Kaukasischer  Kalender  auf  das  Jahr  1900.  16  8.  8*.) 
(W.  Worobjew.) 

A.  Ta  re  n e x k y.  Beitrag  zur  Skelett-  und  Schädel- 
lehn* der  Alcufcn,  Kurnägeu,  Kenai  und  Koljurehcn, 
mit  vergleichend  nnthropolog.  Bemerkungen  (Sapiski 
d.  K.  Akademie  der  Wiaa.  zu.  St.  Petersburg.  Bd.  IX. 
1900.)  (von  Iwanowski). 

W.  P f i t z n e r.  Einflu«*  des  Lebensalters  auf 
den  anthropologischen  Charakter.  (Zeitschrift  für 
Morphologie  und  Anthro|Hj1ogi»*.  Bd.  I.)  (Iwanowski.) 

W.  P.  Wsewolnschskj.  Geber  die  Form- 
verändeningen  de»  Schädel»,  die  durch  natürliche  Ur- 
sachen erzeugt  werden.  (Doctor-Dissert.  8t.  Peters- 
burg 1899.)  (W.  Worobjew.) 

N.  P.  Bot  w i n n i k.  Materialien  zur  Frage 
nach  der  Kurzsichtigkeit  der  Juden.  (Wratsch  1899. 
No.  42.)  (A.  Klkind.) 

S.  M.  T s c h ii  g u n o w.  Materialien  zur  An- 
thropologie Sibirien».  X.  Die  Kurgane  des  Bezirks 
von  Karnak,  Gouv.  Tomsk.  (Nachrichten  zur  K. 
Univcrs.  zu  Tomsk,  XVI.  Buch.  Toui»k  1900.)  (A. 
Iwanowski.) 


W.  J.  Wassiljcw.  Zur  Frage  nach  dein 
Einfluss  der  Volkwehule  auf  die  physische  Entwicke- 
lung der  Schüler.  (Hera usgegeben  von  dem  Mcdie. 
Departement  des  [russ.j  Ministeriums  des  Innern. 
St.  Petersburg  1900.)  (W.  Worobjew.) 

G J.  Roitowiew.  Gelier  den  körperlichen 
Zustand  der  Schiller  in  den  Landschulen  de*  Kreises 
Dmitrow  (Gouv.  Moskau)  und  ein  Versuch,  die  Ab- 
hängigkeit de*  Zustande«  von  der  Schulordnung,  den 
klimatischen  und  w’irthrehaftlichcn  Bedingungen  zu 
erklären.  (Dnawnik  — Tageblatt  »1er  VlL  Ver- 
sammlung Russischer  Aerxte  zur  Erinnerung  au 
Pimgow'.  Kasan  1899.)  (W.  Wiariljt'w.) 

N.  K »»  n s c h i n.  Ein»*  Bemerkung  üIm*t  den 
Ursprung  der  Geschlechter  der  Mittleren  Kirgi- 
seu- Horde.  (G<-dcnkbuch  — Albuin  des  Gebiets 
von  8euii}»alatiit*k  auf  da*  Jahr  1900.  Semipalatinsk 
1900.)  (A.  Iwanowski.) 

Dr.  P.  Rohrbach,  Armenier  und  Kurden. 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
Berlin  1900-  Nr.  2— 8. 

Die  kurze  Kritik  lautot  wörtlich:  E*  i»t  ein  »ehr 
oljcrfläch lieber  Aufsatz,  der  liekund»»t,  dass  der  Ver- 
fasser init  der  Litt»*rutur  des  Gegenstandes  Kitlkouimen 
unbekannt  ist  und  dsa  er  nicht  zu  beobachten  ver- 
steht. Der  Aufsatz  enthält  nicht  eine  einzige  That- 
sachc  von  wissenschaftlicher  Bedeutung.  Sonderbar 
ist  n,  dass  der  Aufsatz  in  «len  Schriften  einer  so 
soliden  Gesellschaft  erschienen  ist.  — Iwanowski. 

Nachrichten  und  Bemerkungen.  (S.  109 
bis  118.) 

Errichtung  eine*  Denkmals  auf  dem  Grabe 
A.  P.  B o g »1  a n o w's.  Vorlesungen  Bbcr  Anthro- 
pologie an  höheren  Lehranstalten.  (Waldeyers  Rede.) 
Von  der  sibirischen  Scction  der  Orean-Expedition, 
«lie  von  der  Verwaltung  des  amerikanischen  Muren  ms 
für  Naturg»*scltichUi  unter  Beihilfe  der  K.  Hus». 
Akademie  der  Wissenschaften  und  der  K.  R.  Geo- 
graphischen üesollachaft  ausgerüstet  ist.  Anthro- 
pologie  und  Medizin.  Der  XII.  archäoh »gische  CJon- 
gn*ss  in  Charkow  1892.  Ein  Denkmal  für  Huxley. 
1)»»’  anthro  pol.  Gesellschaft  der  miüt. -mod.  Akad. 
in  St.  Petersburg.  Die  autliropol.  Section  der  Mos- 
kauer Gesellschaft  für  Naturwissenschaften. 

I.  Jahrgang.  111.  Buch.  M«iskau  1 D00-  (136  S.) 

9.  Aristow,  N.  A.:  Ethnologisches  über 

den  Pamir  und  die  angrenzenden 
Gegenden  nach  alten,  insbesondere 
nach  chinesischen  historischen  Ur- 
kunden. (S.  1-74.) 

Di«**»*  ausserordentlich  fleissige  und  umfangreiche 
Abhandlung  ist  noch  nicht  beendigt  — «lie  beiden 
ersten  Kapitel  sind  in  «lern  vorliegenden  3.  Buch,  das 
dritte  Kapitel  im  folgeuden  4.  Buch  obgcilruckt. 
Der  Inhalt  ist  nur  geschichtlich,  eiu  kurzer  Aus- 
zug nicht  möglich.  Wir  begnügen  uns  hier  mit  einer 
kurzen  Anzeige.  Der  Verfasser  giebt  zuerst  eine 
geographisch  -naturwissenschaftliche  Schilderung  des 
Pamir- Gebietes  und  der  angrenzenden  Gegenden 
unter  ganz  besonderer  Berücksichtigung  der  zum 
Pamir  führenden  Wege.  Weiter  bringt  er  sehr  aus- 
führliche geschichtliche  Nachrichten  über  die  erste 
Dynastie  Chan,  während  «les  ersten  Jahrhunderts 
vor  Chr.  Geh.  Der  Pamir  und  »las  Gebiet  des 
Kaschkari sehen  Gebirgszuges , wie  auch  die  Tluss- 
bassins  de*  Jarkand  - Dar  ja  um)  Tisnaf  waren  in 

64* 


Digitized  by  Google 


508 


Referate. 


ältester  Zeit  bi»  in  «Ist  ernte  Jahrhumh-ri  vor  Chr. 
Geb.  bewohnt  von  etnrm  Volke  Zijtche,  des  den 
Tibetanern  sehr  nabe  *faml.  Das  Alui-Thal  und 
die  FluNsthkler  ilti  oberen  «ialliilnoi  KyijrUSsi  oder 
N ans- Dar j a gehörten  daneben  einem  Türken- Volk, 
den  S a i oder  Säc. 


10.  Solan d,  N.  L.:  Beitrüge  xnr  Anthropologio  des 
west  sibirischen  Bauern.  (8.  75— SSL) 
Der  bekannte  in  Wrrny  (Türke« tau)  lebende 
Arzt  und  Anthropotog  Dr.  Sei  and  tlieilt  hier  «sehr 
sorgfältig  ausgeführt U n tersuel t u ngen  über  die  west- 
libiriicbeu  Bauern  mit.  Er  untersuchte  241  Soldaten 
der  Stadt  W»*my,  die  zum  Theil  aus  verschiedenen 
Kreisen  des  Goov.  Tofaoltk  und  T«»iii>k,  zum  Theil 
aus  dem  (rouv.  Orenhurg.  G»mv.  Penn  (das  Kelutid 
halb-sibirisch  nennt),  aus  dem  Serairetaehinak-Gebiet 
stumm ten.  Es  handelt  sieh  hierbei  d urch weg  um 
Einwanderer  aus  dein  eigentlichen  Russland.  Wir 
geben  hier  nur  2 Tabellen  über  die  Haupt  maus*» 
wieder. 


Ü3 

M 1 St 

3 -Ö 

Männer. 

s'Sl  s 

Ni: 

! ® f 

fl 
: — > 

1 1*1 

1 . 

£ Si 

Kfirpergr&sse 
Briwt  um  fang 
t LUiigsdurrtiuirttMCT,  gni*«t*r 


Kojif  | Qumtorclim^iwir, 
I Horo<!nrchmr*«iT, 


i: 

—J  \ B 

( Corihalindex 
lex  | 


BT,  größter 

»*r,  wittUr 


Länge*  4 Höbe) 
i Breite 


I Min. 

I Max. 

/ Mittel 


S«BJ 
■ 1 . 
ih; 

I 151. 
105 
ib'J 


IfiS»J JW7  llü* 4 
*58  *♦:»!  *4! 
IW  1H7  l«H 
IM  | 16S  164 
iec  in«  uw 
iw  is» 
t«i  m 


1 (K'HiehtsttideX 
I Na'icnindcx 

Weiber,  23.  Indii 


||74,5 


46j 

S.'i 

73,-1 

01.1 

HIJ.I 

Wr» 

n.i! 


40 

a«|  a*$| 

7*1,4  74.lt 
8*.«  »0.1 


li.K 

•84 
I • - 
15$ 
104 
108 
141 
44 
35 
70,  t 
07,7 
OO.i' 
77,0 


Könjergrösse 

1581 

Broittr  de*  Thorax 

2)7 

f gr.  IdUigsdurcbmeNser 

181 

Kopf  ' 

! gr.  QnrrdarchmcMter 

148 

1 kleiuster  Stirndurchmcsser 

101 

Gesicht 

| Läng«* 
1 Breite 

174 

129 

Ka»c 

f Länge 
1 Breit« 

41 

61 

Indices : 

1 Min, 

74,2 

C*'phaliii«lex  j 

[ Maxim. 

88,7 

\ Mittel 

80,9 

GeslchUindex 

74,1 

Nasen  ind  ex 

71,5 

I)us  Endergebnis»  ist,  das*  »1er  Typus  des  wwl* 
»ibiririschen  Soldaten  (Bauern)  der»l»vi»cn-ru»i»cbe  ist 
Der  Verfasser  hat  in  »ehr  verständiger  und  durchaus 
loben  »weither  Weise  nur  die  Hauptinaa&m  des  Kopfes 
und  des  Geeicht«  genommeu,  die  KörpergrfHSBC t *b-n 
Brustumfang  und  die  Druckkraft  »1er  rechten  Hand 
gemessen.  Bei  Weibern  hat  er  statt  dos  Brustumfang« 
den  Abstand  der  Achselgruben  mit  Hülfe  eines  grossen 
Tastcnzirkda  gemessen.  Eine  besondere  Aufmerk* 
samkeit  liat  der  Verfasser  auf  die  Form  des  Kupfer» 
verwandt.  Zn  Berücksichtigung  der  vielfachen  Ver- 
suche, auf  die  Kopfform  gewisse  Einthcilungcn  zu 
gründen  (S«*rgi),  ist  es  nicht  ohne  lotenpwe,  grade 
diese  Au  sei  u and  er«  e tzn  ngen  Seiend'«  hier  in  Kürze 
vriederzugebea. 


Bei  der  Feststellung  der  descriptimi  Kftuurwfam 
dos  Kopfe»  betrachtete  der  Verfasser  «lei»  Kopf  von 
der  Beite,  tob  v o r n und  von  u bet». 

I.  Bei  »1er  Betrachtung  von  der  Seite  be- 
stimmte er  die  Neigung  der  Stiru,  das  Hervortreten 
der  Attgeubraucn-Bbgeti,  die  Form  de»  Hinterhaupts 
und  die  Profil- Ansicht  »In  oberen  Kopf  theil»  (Scheitel- 
gegend — Repo  eiHcrania).  Velier  ditwn  Theil 
spricht  sich  der  Vena» »er  etwa»  uüher  aus:  Ra  ist 
ln-kunnt.  dass  tenwbiedfw  anormale  Kopfformen  be- 
schrieben sind,  nüinlieh  bei  der  Profil- Ansicht : 

1.  Oxyoephslia,  der  hintere  Theil  de»  Scheitels 
ist  mehr  oder  weniger  stark  erhöht.  — 

2.  Cy  mb  oc  e ph  a 1 i a ; bei  dieser  Form  geht 
die  Erhöhung  «ler  Scheitelgegend  unmittelbar  in  die 
stark  zurück  weichende  Stirn  über.  (Nach  Bertühm 
Tete  cn  bfaace.) 

3.  Aarocephalia (nach Bertillon  honnet  k poi)«). 
Schädel  hoch,  kur/,  uud  spitz  sulaufend;  allein  die 
Spitze  ist  nicht  hinten,  wie  bei  den  Oxycephalen, 
sondern  vorn. 

Ausser  den  angeführten  Formen  giebt  es  über 
noch  andere,  bei  denen  die  Scheitel*  und  Stirn-Gegend 
einig»'  interessante  Abweichnngen,  aber  noch  im 
dem  Bereich  de»  Normalen,  zeigt.  Die  wichtigsten  sind  : 

s)  Die  Scheitelgegend  erscheint  eben,  mehr  oder 
weniger  horizontal;  «liese  Form  i»t  nicht  zelten  ver- 
einigt mit  einer  mehr  oder  weniger  senkrechten  8t im 
— eine  rocht  hübsche  Kopfform. 

b)  Der  hintere  Theil  der  Scheitelgegend  ist 
höher  als  gewöhnlich,  ohne  jedoch  deu  Graul  «ler 
Oxyccphahc  zu  erreichen;  der  mediale  Abschnitt  des 
Scheitelbein«  i*t  erhöht, 

c)  Dpt  mittlere  Theil  »ler  Scheitelgegend  ist 
höher  als  die  übrigen,  der  Kopf  gewinnt  «las  Aussehen 
einer  Kugel,  zumal  wenn  dabei  »bis  Hinterhaupt  kurz 
und  die  Stirn  gewölbt,  ist. 

d)  Der  vordere  Theil  «ler  Scheitelgegend  ist 
höher  als  die  übrigen,  ohne  di®  aiid«?rn  Kennzeichen 
der  Acroc«*pl>alie;  die  Erhöhung  betrifft  nur  deu 
vorderon  Theil  »lea  Stirnbein». 

IL  Bei  »ler  Ansicht  des  Kopf***  von  vorn  bietet 
«ler  Kopf  folgende  verschiedenen  Haupt forincu  dar: 

n)  Der  ober»*  Theil  de*  Schläfenbeins  und  der 
untere  Theil  des  Schertelbeina,  welche  die  Seiten  den 
Schädels  (Kopfes)  biklen,  sind  einander  parallel. 

b)  Die  Seitenwinde  des  Schadelz  (Kopfes)  dtver- 
giren  nach  unten. 

c)  Die  Seitenwinde  divergiren  nach  unten  so 
beträchtlich,  »In»*  der  Kopf  die  Gestalt  einer  tote  «*n 
tonpio  (Kreisel form,  Bertillon)  erhält. 

Bei  der  Betrachtung  des  Kopfe*  von  vorn  er* 
kennt  man  auch  die  Kahnform  (Scapboeephalie) , 
ferner  vervohiedone  Asymmetrien  u.  >.  w. 

III,  Bei  der  Betrachtung  des  Kopfe*  von  oben 
her  (Norma  verticali»)  liegnügt  »ich  »ler  Verfasser  mit 
der  Beschreibung  jener  Vcr*ohiedcubeittui  der  Stirn, 
wcldiB  hi  horiltzontaler  Richtung  »ich  bemerkbar 
machen;  die  Form  des  Hinterhaupt*  ist  abhängig  von 
dem  Grade  de»  Vortrctena,  wie  dasselbe  bereits  hei 
der  Pro filhet rachtu ng  b^chrieben  ist,  und  dem  Moaase 
des  grössten  Q»i»*rdurchim*B»**r8. 

Der  Typus  »ler  westlichen  Sibirier  (Sibirjaky)  ist 
der  alaviach-ruasiachet  Ikm  keinem  der  gemessenen 
Individuen  wurden  mongolisch  geformte  Augenlider, 
vortretende  Backenkuoclicn  und  wulstig«*  Lippen  be* 
obachtet,  Helle  Angen  (blau,  grau)  über  75*  # ; dunkel* 
hratme  and  braune  (blonde)  Haare  bei  60— ÖO*/#; 
schwarze  Haare  sind  »eiten. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


509 


Die  Kopfform  entspricht  einer  massige» 
BrachvccpliaJic,  «loch  firulcn  sich  mitunter  auch  »**hr 
Iwdeutcml  hrachyccphale  Formell.  Dolichocephalie 
Ut  sehr  selten.  — 

11.  Worobjew,  W.  W. : Die  Hoxirliungcn  «ler 

Haupt  m » a » s e «l  e s K «» p f e * u n «I  Gesichts 
zur  K ftrpergröase.  (S.  83 — 1*9. ) 

Na«*h  einer  kurzen  U«4«er*icht  «ler  bisherigen 
Littcnitur  dieser  Fragr  bleibt  «ler  Verfasser  hei  «ler 
Arhctt  Ro  sh  «I  es  t w e n s k y * Moskau  stehen  und 
giebt  dann  die  Resultate  seiner  eigenen  Untersuchungeit, 
die  er  an  414  Individuen  am:» -stellt  hat  <212  Bewohner 
des  Gouv.  Ujitsan  und  232  Arhcit«*r  im  Gouv.  Moskau). 

Die  Ergebnisse  der  durch  viele  Tahelleti  un«l 
Diagramme  ausgezeichneten  Arbeit  sind: 

1.  Die  Beziehungen  zwischen  «ler  Ki^rporgr»****«* 
un*l  «ler  (vertikalen)  Höhe  des  Kopfe*  ( Ro-dulertwi-nsky) 
sin«!  auch  vorhanden  zwischen  «ler  Körpergröese  und 
»lern  gauzeu  K««pf,  sowohl  in  Bezug  auf  «len  Hirutheil 
als  auch  auf  den  Geeichtst  heil : ein  grosser  Wuchs 
cntsfrricht  ciuem  verhalt u:**tnä*>ig  iu allen  Haupt  ruaa-neu 
kleinen  Kopf. 

2.  Diese  Thal  «»che  wird  «ladurch  erklärt . «lass 
di«>  absoluten  K«ipfmaasse  viel  langsamer  zutichtne». 
als  «lie  Körpergröße.  welche  schneller  *i«*h  v«*rgrößcrt. 

3.  Der  Grad,  in  «lern  «lic  einzelnen  Kopfina**«* 

hei  «ler  Vermehrung  «1«t  Körpergröst>e  zunchmen,  ist 
nicht  der  gleu-he:  die  ein«*»  Yergrü»*ern  sieh 

starker,  «lie  an«l«*rn  schwacher. 

4.  Der  gri»*ere  «nlcr  g«*ri  tigere  Grad  «ler  Zunahme 
stritt  nicht  in  direclcr  Ahhäugigkiüt  von  der  mittleren 
Grösse  «ler  Maa-se ; ein  Theil  «ler  absolut  grösseren 
M nasse  wachst  lau  Zunalimeder  Kiörpcrgrimse  stärker, 
« 1 »*r  analere  Tlied  schwächer  als  die  absolut  klein«1» 
Maasse. 

5.  Die  einzelnen  K«>pfmaasse  veigrösseni  sich  mit 
der  Zunahme  der  Körper-grösst*,  wie  es  scheint,  weniger 
als  «lie  einzelnen  Gesiclitsmaasse. 

12.  Iwanowski,  Al.:  Die  Jesiden.  Nach 

Untersuchung  von  K,  J.  Gorosch- 
tachcwski.  iS.  100—103.) 

Die  Jesiden  (Yesidrn)  sind  Kurden.  Der 
Ursprung  «ler  Jesiden  und  die  Weise  ihres  eigenartigen 
Lelietis  ist  bis  jetzt  nicht  erklärt.  Ein  Theil  «1er 
Forscher  rechnet  sie  zu  «len  Nesforianern , analere 
zählen  sie  zu  den  Muhammedanern , wieder  andere 
sehen  in  ihnen  die  Anhänger  der  lielire  Zoroa*ter». 
Andere  meinen,  e*  seien  «he  Jesiden  nicht.-*  als  von 
der  gregorianischen  Kirche  ahgcfallene  Arnrnuicr, «lie Ab- 
kömmlinge von  8ektirern : A rewapaschte n(Sonnen- 
aubeter)  and  Di  wa  paschten  (Teufclsanl»rtrf). 
Wieler  andere  nehmen  an,  «1u*t  die  Jesüh-n  von  «ler 
Seite  «ler  Origenisten  ahstaimuen.  — Schlu*»slich 
meint  8.  A.  Jcgiaaarow,  einer  «l«*r  neuesten  F«»nu  her, 
dass  in  «lie  K«*ligiou  d«*r  Jni'IrD . «lic  an  «lie  Lolin* 
Z»roa.sters  erinnert,  sowohl  christlich«1  wie  islamitische 
Dogmen  eingrdnmgcu  sind.  Von  «len  niuhainm«** 
d»nis«-li«*n  Schiiten  wcr»len  «lie  heutigen  Jemdra  für 
«lic  Abkömmling«*  «1«**  Oiimiajaden  Jcsi<|  ««  halten,  der 
auf  blutige  Weise  «len  Hawaii  «»der  Hussein  er* 
schlag« *n  hatte  und  dana«  h wi«ltTge*ctxUch  Chalif  ge* 
wonkm  war.  Daraus  erklären  «lie  Schiiten  auch  ihre 
unaufhörliche  Feindschaft  gegen  «lie  J«**i«h»n.  Nach 
der  Ueherlicfcning  der  Jesi«Icn  soll  ist  stammen  sii*  von 
Jez«l  «aler  Jezdan;  sie  alti«!  nennen  sich  K*<1,  al**r 
nicht  Jezd,  un«l  leiten  «I«*»  Namen  ah  v«»n  «lern  alt- 
persischen  Wort  £zd  oder  Ezda,  das  „Gott"  l»e- 


»leutct ; davon  i.-t  abgeleitet  R*di  (exdi)  göttlich.  einer, 
«ler  an  G«»tt  glaubt.  Die  wwntrn  F«»ra**her  seh«*n  iu 
«len  Jesiden  n«ir  Kurah-n,  «lie  einen  iHHontlm» 
Dialekt  «Ics  Kurdischen  reden;  sie  haben  *l«*n  Kur- 
dUcheu  Typus,  «leren  Lei  »ciw  weise  und  Uullur:  sie 
unterscheid«*»  sich  v«m  «len  übrigen  Kurilen  in  ihrer 
Lebensweise  nur.  insofern  diese  von  ihren  religiöern 
Ansi'liauuugen  abhängig  ist.  Bei  den  Jesialen  z.  B. 
Ixrsteht  eine  tlu*«»kratisehe  R»*gicnmg**fonii  un«l  ein 
Kartensystem;  la-i  deu  Kurden  existirt  sreder  «las 
eim*  noch  «las  aiulere,  — es  gielit  w«I«t  Kasten  n«*«*h 
Stände.  — 

Anthro|silogi.-*«‘he  Untersuchung«*» . «lie  vielleicht 
«lie  Frage  nach  «l«*r  Herkunft  «ler  Jrstden  erklären 
könnt«-»,  existirteti  Ins  jetzt  nicht.  Erst  Herr 
K.  .1.  G o rose  ht  sehen  ko  hat  kürzlich  eine  darauf 
iM'zugliehe  Arln-it  unternommen.  Kr  untersuchte  «li«* 
Jesiden  im  Goar.  Eriwan  (Ansiedelung  Ds  ha  in  u s eh  ly. 
Kn  *is  Alcxsindropol).  un«l  zwar  hat  er  40  Imlividmm 
gemessen,  davon  33  itn  Alter  von  16 — <56  Jahren,  7 im 
Alter  von  10—11  Jahren.  — Di«*  Ge^ainmtzahl  d«*r 
Jesiden  ist  9 — 10.000,  davon  leiten  im  Gouv.  Eriwan 
8000,  im  Gebiet  von  Kars  2CHHJ.  «lie  übrigen  lei  wo 
iu  Persien  un«l  iu  «ler  Türkei. 

l>ie  Hauptergebnisse  «ler  anthropologischen  Unt«*r- 
suchung  sin«!  iu  einer  Tal  »eile  zusatnmeugcstellt,  die 
hi«T  in  verkürzter  Form,  mit  Fortlassung  «ler  auf 
die  Knalien  bezüglichen  Zahlen.  wiedergegelten  wird. 


Kopf 


Hohe 

H<>riz->ntatumiang 
litintr»  tilgen 

Qnvrtxigeu 


Min. 

si« 

Miflrl 

IM:  mm 

5?SÄ  tum 

1 «s.**a  mm 

1*0  . 

tS5  . 

W . 

Jil  . 

ISO  . 

Ul  » 

-*-«*  . 

-V»7  , 

54»  . 

5tS  . 

ST«  . 

54S  . 

30a  . 

567  . 

554  . 

i»  . 

»US  . 

ISO  „ 

110  . 

1««  . 

ui  . 

»1  , 

113  . 

1«U  . 

m . 

139  . 

1*7  . 

9t  . 

1 IC  . 

!»S  . 

so  _ 

m*  . 

97  „ 

130  - 

15«  . 

11*«  . 

M - 

45  - 

.««  . 

1 *>»  . 

■f*  . 

*i  . 

li  *7  . 

45  . 

34  , 

1 r*,t* 

1 S|,A| 

*4,44 

77. *4 

|oS,75 

*0.-0 

€t,.V» 

i ijtwniurrh- 
I meiner 
I KN  n:»i.  r stirmlurvh 
' üinwrr 
( I^nce 
f Obere  Breite 
l'ntm  llrr.t.- 
((ir-natr  Briüte 

K..r  I '"e- 
( Br«*ite 

Spatium  interorbitale 

{Kopf 

Ornriit 

San« 

Die  taliellarisch  zusamm«‘ngcst«*lltcn  Zahlen  ge- 
statt«*n,  den  phy!*i«  h«*n  Tyi»ua  «w*r  Jesiden  f«»lgen«ler- 
maa>s«-n  zu  cliaraktiTisircn. 

Thn*r  allgi*mciti<*n  K«"«rpeHa**ehaffenheit  nach  sind 
«lie  Jesiilen  hager  und  mager;  Karin*  des  Kopfhaar»** 
fast  aus!M*hlic**li«*h  glänzend  schwarz.  (Bart  wird 
mdrt.)  Die  Haare  *in«l  glatt,  «li«*l»t  uml  fest.  Farbe 
«b-r  A«tgcn  au***chli«*>!*li«'h  gl«  i»  huiii*«ig  hmun.  Augen- 
lidipnlte  breit,  horizontal  gelagert ; «las  «Iritt«*  Augen- 
li«l  könnt«*  nur  b«*i  «*inig«*u  w»*uig«‘n  Indivi«lu«*n  Iu*- 
obnc)it«*t  w«*nl«*u,  es  war  sehr  iH-hvsrh  «*ntwi«,kclt. 
Die  Nase  hat  einen  hoben  Kücken,  in  3 — 1 Fäll«*n 
waren  H«ä*k«*r.  Die  Körpergn'ö-e  ist  unter  «l«*m 
Mittel,  nämlii-li  1833  intn.  Di«*  K ör|M*rgn’’«*M*  (Höhe 
«1«**  Kopf«**  vom  S«-hcitel  bis  turn  Kiunrande  absolut) 
199  mm;  im  V«*rliältniaa  zur  K«*»rj»ergr«Öi*»e  12,2%. 
Der  horizontale  Kopfunifaiig  &49  uitu.  E*  ist  Sitte, 
«len  Kopf  der  N«*u  gehöre  neu  «lareh  Bindcti  zu 
deformiren.  Nach  ihrvm  Kopfin«b*x  77.88  Iwi  Er- 
wai’hsenen,  78,28  bei  Kindern,  sind  «lie  J«**i«l«*n  zu 
den  M«**occph&!cii  zu  rechnen,  mit  «*iner  gnox-ren 


Digitized  by  Google 


510 


Referate. 


Annäherung  an  die  Sulahdichocpphalifi  als  an  die 
Sul  »braehycephalie. 

Dolichocephale  (bis  75)  5 Ind.  15%  1«.  » 

Snbdulkh<wv|>lttU-  (75,01—77,79)  12  , 3K',JM  '• 

Mnoceplwlv  (77, MO  HU.ÜO)  » . «7  % Jf7  •/„ 

8abbrachvii'|jliili'  (80,01  88.33)  li  , 15%lwl 
Brachyccphalc  (69*84  und  inehr)  2 w 6 % J • 
Da*  (Jesieht  der  Jcsiden  i*t  im  grössten  Durch* 
Bciwr  massig  breit;  die  Nase  ist  nicht  breit,  der 
Nnniindex  l»ei  einem  Voyleich  mit  dem  Mittel  61,57 
geht  nicht  über  458,86  hinaus. 

Ein  Vergleich  der  anthropologischen  Daten  der 
•fanden  mit  den  an  Kunleii  gewonnenen  (Danilow, 
Chantre,  Pantjuchowd  ergiebt  eine  fast  vollständige 
I clMTeinstiinmung  der  physischen  Eigenschaften. 
Uoroschtschcnko  meint,  die  Jcsiden  »eien  nichts  anders 
als  Kurden,  die  sich  wegen  abweichender  Religion»«* 
Anschauungen  abgesondert  hättet»,  die  keine  Ehe  mit 
Weiliem  anderer  Stämme  eingegangen  seiet»  und  sich 
deshalb  rein  erhüben  hätten. 

Ans  der  fremden  Litteratur  (8.  103  — 123). 

J.  Ranke.  Die  überzähligen  Hautknochen  des 
menschlichen  Schädeldach*.  München  1900.  (Antitschin.) 

W.  Z.  Kipley.  The  gcographiral  future  of  the 
Eurojiean  rare*.  London  1*00.  (Sinizkv.) 

Kritik  und  Bibliographie  (S.  124). 

6.  et  A.  de  Mort  Hieb  Le  prfhtsiorique  origine 
et  l’antiquitc  de  l’hutmnc.  8®*  etütion.  Paris  1900. 
(Anutscbin.) 

Dr.  B.  Hel  lieh.  Prehistorickc  lebky  v.  Oeehkch. 
Praga  1899.  Pracht*  torische  Schädel  in  Böhmen. 
(Niderka.) 

O.  Soularue.  Recherche»  nur  le»  dimen»iona 
de*  o*  et  les  proportions  squclcttiquc*  de  l'homme 

dans  le»  differente*  races.  Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop. 
ä Pari«.  XII.  1800.  (Worowjew.) 

N.  W.  Altuchow.  Die  Anatomie  der  Zähn*  des 
Menschen.  Moskau  1900.  (Anutschiu.) 

Die  Arbeiten  der  anthropol.  Gesellschaft  bei  der 
milit-mcd.  Akademie  zu  St.  Petersburg.  IV.  Bd. 
(Iwauowaki.) 

I>r.  Talko-Hrynzcwicz.  Pnyczynek  do  poz- 
nania  swiata  Kurbano  wego  Ukrsiny.  Krakow  1900. 
(Auto*  Referat.) 

Prof.  J.  A.  Kulakowsky.  Die  Alanen  nach 
den  Mittlieilungcn  der  klassischen  und  byzantinischen 
Schriftsteller.  (Vorlesungen  der  Historischen  Gesell- 
schaft de»  Chronisten  Nestor.  XIII.  Bd-)(A.  Ohachanow.) 

Diinkelhäutige  Juden.  (Woscbod  1900.  No.  41, 

4fc)  (A.  KUdnd.) 

«I.  Kowarski.  Die  physische  Entwirkeluiig  »1er 
alten  .Imlen  im  Vergleich  mit  den  jetzigen.  (Zeit- 
schrift „ Bnd usch nost“  1900,  No.  20,  21.  22.) 

1.  Jahrgang.  IV.  Buch.  Moskau  1900.  (114  S.) 

13.  Aristow,  N.  A . Ethnologisches  über  den 

Pamir  und  die  angrenzenden  Gebiete, 
nach  alten  chinesischen  historischen 
Mittheilungen.  (Fortsetzung,  111.  Kap.) 
(S.  1-20.) 

14.  Roaanow,  W.  N. : Gynäkomastie.  Mit 

5 Zeichnungen.  (S.  21  — 345.)  (Nur  auatomisch- 
histulogisch.) 

16.  Mainow,  J.  J. : Ucber  Mischlinge  zwischen 
Hussen  und  Jakuten.  (Mit  4 Abbildungen.) 
(S.  36-57.) 


Seit  die  Russen  zu  Beginn  des  XVII.  Jahr- 
hunderts sich  im  Gebiet  rem  Jakutak  gezeigt  und  an* 
gemodelt  haben,  sind  Vermischungen  zwischen  den  ein- 
gewanderten Russen  und  der  eingeborenen  Bevölkerung, 
Jakuten  uud  Tunguaen,  vielfach  vorgekommen.  Ins- 
besondere haben  die  hier  augesie« leiten  russischen 
Bauern  und  Kosaken  aus  Mangel  an  russischen  Frauen 
Ehen  mit  Jakutinnen  und  Tuugusinnen  geschlossen. 
Die  an  der  Lena  angesiedelten  russischen  Bauern 
sind  vielfach  heute  so  weit  jakutisirt,  dass  sie  ihre 
russische  Muttersprache  vergessen  halten.  Hier  in 
den  Ansiedelungen  an  den  Lena- Ufern  zwischen 
Jukutsk  und  Ulckminsk  hat  der  Verfasser  seine  Unter- 
suchungen an  421  Individuen  angestellt,  Ebenso 
jakutisirt  erscheinen  die  Bewohner  einer  Ortschaft 
Ainginsk,  17H  Werst  (Kilometer)  von  Jakutsk  ent- 
fernt, am  üatlichen  Lena-Ufer  gelegen.  Dieae  Ort- 
schaft wurde  1731—60  Jahre  früher  als  die  andern 
]/cna-An*iedclungeti  durch  Auswanderer  aus  dem 
nordöstlichen  europäischen  Russland  gegründet.  Hut 
konnten  unter  86  Einwohnern  56  nicht  mehr  Bnamsch 
rillen  — sie  waren  jakutisirt  durch  ihre  fortgesetzten 
Hei  rat  hon  »nit  Jakutischen  Frauen. 

Der  Verfasser  hat  nun  eine  Anzahl  solcher  Misch- 
linge untersucht . Er  nennt  die  Mischlinge  J ak ot i oer 
(russisch  Jakutjänr);  vorläufig  hat  er  nur  männliche 
Individuen  untersucht,  und  zwar  Höhne  russischer 
Väter  und  jakutischer  Mutter  — weibliche  Nach- 
kommen der  Mischlinge  hat  er  nicht  untersuchen 
können;  ebenso  wenig  hat  er  die  Mischlinge  aus  Ehen 
jakutinchcr  Väter  und  russischer  Mütter  zu  boobnehten 
Gelegenheit  gehabt.  Er  vergleicht  die  gewonnenen 
Zahlen  mit  den  Ergebnissen  der  Messungen  von 
Worobjew,  Anutscbin,  Talko-Ürynzewitsch 
an  Orossrusscn,  der  Messungen  Giltschenko’a  au 
Klciurussen.  Elkind’s  an  Polen  und  Hecker’« 
au  Jakuten.  (Anmerkung.  Die  Abhandlung  Heckers 
über  die  Jakuten  ist  mir  bisher  nicht  zugänglich  ge- 
wesen — ich  hohe  nicht  in  Erfahrung  bringen  könncu, 
wo  dieselbe  erschienen  ist;  ich  kenne  sie  nur  aus  der 
vorliegenden  Arbeit  Mahlows,  eine  genaue  bildiograph. 
Angabe  fehlt,  wie  leider  sehr  oft.) 

Farbe  der  Haare  und  Augen.  Es  wurden 
631  Jakutiner  daraufhin  untersucht.  Unter  ihnen 
sind  dunkelhaarig  60,64%;  die  Bewohner  der 
Lena-Stationen  (471  Beobachtungen)  zeigten  nur 
64,12  *%  Dagegen  weisen  die  reinen  Groasrusacn  an 
dunkelhaarigen  nur  61,4—67,0%  auf.  Unter  den 
Konaken  und  Städtehewohucrn  an  der  Letia  sind 
65,86  * unter  den  Bewohnern  von  Ainginsk  "je 
aber  88  % 

Die  Dunkeläugigen  unter  den  Grossnissen  machen 
41—48%  aas.  dagigcn  unter  den  Jukutinern  88,72% 
und  zwar 

bei  den  Lena- Bauern  47,66% 
bei  den  Kosaken  68,66% 
in  Amginak  82.48% 

Noch  schärfer  tritt  der  Gegensatz  zwischen  Russen 
uud  Jakutinem  hervor,  wenn  wir  die  Individuen  des 
du ii kelu  Typus  (dunkel haarig  und  dunkeläugig) 
einander  gegenülicr  stellen.  Der  Prozentsatz  der 
Individuen  des  dunkeln  Typus  erreicht  bei  den  eigent- 
lichen Russen  kaum  40;  bei  den  Jakutinem  dagegen 
46.75 % (4581  Beobachtungen),  nämlich: 

Lena*  Bauern  4 1 , 1 9 % 

Kosaken  48,78  % 

Amgm.sk  73,20  %. 


Digilized  by  Google 


Referate. 


511 


Die  dunkle  Färbung  der  Haare  und  Augen  ist 
offenbar  aus  dem  Einfluss  jakutischen  blute*  zu  er- 
klären. 

Körpergrösse.  8450  Individuen  wurden  ge- 
nieaten.  Eine  Tabelle  über  die  Messungen  giebt 
bildende  Zahlen: 

Mittel  Max.  Min. 

239  Stadtbewohner  168,48  186,69  126,08  cm 

200  Lena- Hauern  (Jakutsk)  164.39  180,58  137,79  * 
365  Lena- Bauern  (Olekininsk)  163,44  183,36  140,02  „ 
55  Bauern  TOB  Anyhafc  160,25  176,58  133,35  „ 

Daa  Mittel  aus  allen  860  Messungen  ist  = 164,20  cm. 
AU  Mittelmaas»  der  KorpergrÖese  der  ön«*ru»»en  gilt 
165,  166  cm. 

Das  Mittelmann  der  KörpcrgrSese  der  Jakuten  ist 
nach  Middendorf  160—162,50 

„ Maak  147—165,10 

* F.  Kon  (C»hn?)  1«2,3 

j,  Hekker  161.39 

Wir  können  wohl  das  Mittel  man»*  der  Jakuten 
auf  161  tun  fest  setzen. 

Eine  Erhöhung  dieses  Maasscs  liei  den  Mise  h- 
Iing«*n- (Jakutinem)  ist  demnach  auf  den  Einfluss 
Russischen  Blute»  zurückzuführen. 

Das  Bestreben,  die  Korpergrösse  in  ein  bestimmte* 
Verhältnis»  zur  Farbe  der  Haara  und  Augen  zu  setzen, 
hatte  kein  Ergebnis». 

In  gleicher  Weise  bestimmte  der  Verfasser  das 
Verhältnis»  der  Lauge  der  Beine,  «1er  Arme,  die 
RtimpflHiige,  den  Brustumfang,  Schulter-  und  Becken- 
breite  und  den  Kopf.  Die  Zahlen  sind  jetloch  nicht 
charakterist  isch. 

Wir  bringen  hier  nur  einige  auf  den  Kopf  bezüg- 
liche Zahlen,  insofern  dieselben  den  Kopfindex  be- 
treffen. Da»  Ergebnis.»  ist,  dass  — auch  mit  Ein- 
schluss der  Bewohner  von  Amginsk  — bei  allen 
Jakutinem  der  Kopf  die  für  die  Umssrussen  typische 
Form  zeigt.  Der  Kopf  ist  mesoeephal  mit  einer 
genügen  Hinneigung  zur  Brachycephalie.  Wunhjrw 
ermittelte  für  325  Oroesrtiseen  in  Rjasau  einen  Kopf- 
index von  81,48;  amlere  Autoren  fanden  einen  Kopf- 
index  von  82.0?;  die  vom  Verfaaser  angest eilten 
Mesmngra  ergaben  für  die  127  Jakutiuer  einen  Mittel- 
Index  von  81,06.  Die  Jakuten  dagegen  (nach  Hekker) 
sind  mehr  brachycephal. 

Russische  Jakutiner. 


Mittel 

Min. 

Max. 

Stadtbewohner 

80,90 

74,36 

84,41 

Kn»iikctt  des  nördlichen  Bezirk» 

80,16 

77,66 

68,94 

Kulaken  im  Betirk  von 

Jakutsk 

80.90 

74,48 

88.42 

Koxak«-n  in  Olekminsk 

81.06 

76,14 

85,98 

Bauern  im  Bezirk  von 

lakutsk 

82,50 

76.14 

90.76 

Bauern  im  Bezirk  Olekminsk 

81,55 

75,88 

86.34 

Bewohner  von  Amginsk 

79,99 

72,68 

89.13 

J e k u t e n nach  Hekker. 

Bewohner  von 

Mittel 

Min. 

Max. 

Igidei 

83,79 

75,88 

90,76 

Ibilogur 

83,68 

76,53 

94,80 

Uhatyrik 

82.64 

71,72 

91.57 

Taragai 

81,70 

76,38 

88,07 

Di«*  Schlusssätze  de*  Verfasser»  lauten: 

1.  Die  Jakuten  werden  von  deu  Russen  in  «1er 
KörpergW**»e,  in  der  Bein-Iäingc,  der  Fuss-  und  Han«l- 
l&nge,  sowie  in  der  Schulterbreite  über!  raffen* 

2.  Alle  die  Kennzeichen  sind  auch  bei  «lrn  Misch- 
lingen  (Jakutinem)  an  zu  treffen ; ausgenommen  sind 
die  Atnginzen,  bei  welchen  sowohl  die  Schulterbreite 


als  auch  die  FuasUtnge  hinter  den  entsprechenden 
Zahlen  der  Jakuten  Zurückbleiben. 

3.  Die  Russen  werden  von  den  Jakuten  über- 
troffen : in  der  Länge  «les  Rumpfes,  in  der  Länge  der 
Arme,  Breite  des  Beckens,  Länge  und  Breite  de* 
Schädels,  Länge  und  Breit«*  de*  Gesichts. 

4.  Die  Bewohner  von  Amginsk  stehen  in  allen 
diesen  Kennzeichen  «len  Jakuten  nahe  — ausser  in 
der  RutnpHünge  und  tlieilweise  der  Kopfbreite.  Die 
Lena-Bauern,  im  Vergleich  mit  «len  russischen  Slaven, 
zeigen  eine  V ergrösserung  «ler  Gesichtsbrrito  (Joch- 
bein) und  der  Unterkieferbreite;  in  allen  andern 
Kennzeichen  stehen  sie  den  übrigen  Slaven  »ehr  nahe. 
Die  Kosaken  und  «Iie  Stadtbewohner  werden  von  «len 
übrigen  Slaven  nur  ttbertroflen  in  «ler  Breite  des 
Unterkiefers. 

5.  Der  jakutische  Einflug»  hat  sich,  wie  es  scheint, 
nicht  auf  deu  Kopf  der  Mischlinge  erstreckt. 

6.  Die  den  Jakuten  eigenthümlicbc  Grosse  un«l 
Form  der  Ohren  ist  ein  Kennzeichen,  «las  oft  bei 
Mischlingen  (Jakutinem)  gefunden  wird. 

7.  Audi  in  der  Form  «ler  Augen  lomert  sieh  «iie 
jakutische  Beimischung,  obgleich  «Iie  ausgesprochene 
mongolisch«*  Augenfomi  nur  selten  bei  «len  Misch- 
lingen vorkommt. 

8.  Die  «len  Jakuten  eigenthümliche  dunkle  Haar- 
färbe  und  dunkle  Augenfarbe  findet  »ich  auch  bei 
den  Mischlingen  (Jakutinem),  bei  denen  dadurch  «las 
brünette  Element  vermehrt  wird. 

Die  hier  ausgeführten  Th at suchen  können  in 
folgende  allgemeine  Sätze  zosammengefaMt  werden. 

1 . Die  männlichen  Vertreter  «ler  russiseb-jakut isdien 
Mischrasse  (Jakutiner)  haben  von  ihren  russischen 
Erzeugern  «lie  Körpermaasse  und  die  Kopfform. 

2.  Die  Gcsiditsfarhe  und  die  Gcsichtazüge  haben 
sie  in  beträchtlichem  M«ui»*c  angenommen  von  ihren 
jakutischen  Erzengerinnen  (Müttern). 

Diese  Schlüsse  beziehen  sich  nur  auf  die  männ- 
liche NnchkinnmeiischHft  «ler  Russen,  russischer 
Männer  un«l  jakutischer  Weiber.  Wie  sidi 
die  weiblichen  Nachkommen  verhalten,  un«l  wie 
sieh  «lie  Nachkommenschaft  jakutischer  Männer  und 
rustiacKpr  Weiber  verhält,  ist  bis  jetzt  noch  nidit 
untersucht.  — 

16.  Kon  (Cohn?),  Felix:  Schwangerschaft, 
Geburt  und  Kinderpflege  bei  den 
Weibern  der  Kat  sc  hl  neu.  (S.  57 — 81.) 

Die  Katschinen  oder  Katseben  (russisch  Kat- 
schinxen)  sind  ein  turko- tatarisch  er  Stamm;  sie  leben 
im  B«*zirk  von  Minuasinsk  (Gouv.  Jeni**eisk -Sibirien), 
in  der  Katsdiin-Steppc  zwischen  «lein  Flusse  A bakou 
und  den  hehlen  Jjuss.  Ihre  Zahl  beträgt  10  bis 
12000  Individuen. 

Uelier  den  Eintritt  «ler  Menses  kann  man  nidits 
sicheres  sagen ; weil  «lie  Mädchen  dartber  nidits  mit- 
theilen. 

Da*  Geschlecht  des  zu  erwarten« len  Kinde»  kann, 
so  behaupten  die  Weiher,  bereits  während  der 
Schwangerschaft  bestimmt  werden;  ist  »ler  Leib  der 
Schwangeren  zugeapitzt,  so  winl  ein  Knabe,  ist  er 
aligrfladit,  so  wird  ein  Mädchen  gelwren  werden. 
Der  Knab«*  liegt  in  «ler  rechten,  ein  Mädchen  in  «ler 
linken  Hälfte  und  darüber,  E»  giebt  aber  noch  ein 
andere*  Mittel,  «las  Geschlecht  vorbemsagen : Die 
Schwangere  setzt  sieh  auf  «len  Fusaboden,  uni  dann 
— auf  Geheiss  einer  erfahrenen  Frau  — sich  plötzlich 
zu  erhellen.  Stützt  sie  sich  ilals-i  mit  der  rechten 
Hand  auf  den  Fttssiioden,  so  giebt 's  ein  Mädchen. 


Digitized  by  Google 


512 


Referate. 


stützt  sie  sich  «her  mit  der  linken  Hand,  so  giebt’s 
einen  Knaben. 

In  die  Jurte,  wo  Hieb  die  Kreissende  befindet» 
wird  — bevor  da»  Kind  aligeiuibelt  ist,  niemand 
hereingelasson  ausser  der  Hebamme.  Frauen,  denen 
die  Kinder  starben,  dürfen  nicht  den  Dienst  einer 
Hebamme  verrichten.  Die  Stellung  beim  Gebären 
ist  wie  bei  den  Sarten,  Kalmücken,  Kirgisen  u.  ».  w. 
Die  Frauen  sitzen  auf  einem  nndrigm  Schemel  oder 
knieen.  sie  halten  sieh  dabei  an  einem  strammen 
horizontal  gespannten  Strick. 

Die  Gehurt  geht  gewöhnlich  »ehr  leicht  von 
Statten.  Im  Allgemeinen  verheirat hen  sich  die  Mild- 
rheu  sehr  früh  — fast  im  kindlichen  Alter,  selten 
sinkt.  In  einer  Familie,  wo  kein  Sohn,  sondern  nur 
Töchter  sind,  dürfen  diese  sich  nicht  früh  ver- 
heirathen,  sondern  müssen  als  Arbeitskräfte  zu  Hause 
bleiben.  Oft  werden  sie  dson  mit  Knalien  von  8 bis 
10  Jahren  ehelich  vereinigt,  so  dass  sie  erst  »ehr  spiit 
schwanger  wen  len.  llei  diesen  Weibern  kommen  oft 
schwere  Gehurten  vor. 

Bei  schweren  Geburten  ist  die  Anwesenheit  des 
Ehemann«*«  imthwcndig.  Erst  werden  versucht: 
heisse  Umschläge  auf  den  Hauch,  Einreihungen  mit 
Del  und  mit  Seifen,  Aufhütigcn  u.  s.  w.  Wenn  das 
alles  nicht  hilft,  so  führt  die  Hchamme  «len  Ehentann 
heran.  Er  entledigt  sich  seines  Gürtel»  und  wirft 
ihn  auf  die  Gebärende;  dann  werden  alle  Schlösser 
der  zahlreichen  Kisten  und  Kasten  geöffnet,  es  wird 
der  Deckel  gelüftet,  der  «las  Ofenrohr  vcrschlicsst ; 
man  schiesst,  um  die  Frau  zu  ernchreokeii ; noch 
besser  ist  cs,  wenn  ein  fremder  und  vollkommen  un- 
bekannter Mensch  in  die  Jurte  tritt  und  UImjt  die 
Gebärende  hinweg  schreitet.  An  ciuigcn  Orten  lauft 
der  Ehemann  plötzlich  buk  der  Jurte  heraus,  erwischt 
das  erste  ihm  in  den  Weg  kommende  Mädchen  und 
reis»!  ihm  den  Rock  von  olien  nach  unten  auf.  Je 
mehr  das  Mädchen  um  den  zerrissenen  Rock  klagt, 
um  so  besser  ist  für  die  Gebärende. 

Die  Weiber  halten  bei  der  Geburt  viel  aus.  Nach 
der  Geburt  des  Kinde*!  wird  der  Nabelstrang  al»gp- 
bunden,  aber  erst,  wenn  die  Nachgeburt  hcrausge- 
kotninon  ist-  Der  Nabelstrang  wird  mit  einer  Sehne 
o»h*r  einem  trockenen  Zwirnsfaden  2 Fingerbreit  ober- 
halb des  Nabels  unterbunden.  Dann  wird  er  auf  eiu 
Brettehen  gelegt  und  durchschnitten. 

Nach  der  Unterbindung  des  Na  holst  rang  es  treten 
die  männlichen  wie  weiblichen  Verwandten  in  die 
Jurte  ein;  ein  Saufgelage  beginnt,  — auch  die 
Wöchnerin  betheiligt  »ich  daran  durch  Trinken.  Jetzt 
wird  dem  Neugelmreneu  auch  sein  Schicksal  voraus- 
gesagt.  Wird  ein  Kind  lad  Vollmond  gelungen,  so 
wird  es  glücklich  werden  und  lange  leheu;  wenn  bei 
Neumond  — lauge  IoIk-i»,  über  nicht  glücklich;  wenn 
bei  abnehmendem  Mond  — wird  es  bald  sterben  oder 
unglücklich  werden,  kränkeln.  Aber  das  kann  durch 
den  Schamanen  abgewandt  werden.  Besonders  glück- 
lich ist  ein  Kind,  das  in  den  Eihäuten  geboren  wird, 
doch  ist  es  nothwendig,  dass  die  getrocknet«  Eihaut 
aufbewahrt  werde  — Ob  der  Katsche  vor  Gericht 
ist,  ob  er  auf  die  Jagd  geht  «xler  ob  er  Karten  spielt 
■ — sobald  er  seine  Eihaut  (Glückshaut)  auf  der  Brust 
trägt,  bleibt  «1er  glückliche  Erfolg  nicht  aus. 

Das  neugeborene  Kind  wird  mit  warmem  Wasser 
abgewoschen,  in  Lapjien  oder  in  ein  Hasen  feil  ge- 
wickelt und  iu  eine  Wiege  gelegt.  Ehe  «lies  zum 
ersten  Mal  geschieht,  werden  in  die  Wiege  liinein- 
gelegt  eine  Schecre,  auf  eine  Schnur  gereihte  metallene 
Knöpfe  und  auderc  klingende  Gegenstände;  dann 


wird  di«  Wiege  gc*«'haukclt , damit  Lärm  entsteht ; 
dadurch  »dl  «1er  Teufel  erschreckt  und  verjagt  werden. 
— Das  ist  «las  einzig«*  Mal,  «lass  die  leer«  Wiege  ge- 
schaukelt wir«!.  Die  Wiege  erbt  sich  fort  von  einem 
Kind  zum  andern,  und  jedesmal  wird  diese  Procedur 
wie«lerh«»lt.  Ist  al»er  «las  früher  in  der  Wiege  auf- 
«rzogen«  Kind  gestorben,  so  wird  «lie  alte  Wiege  nicht 
mehr  benutzt,  «Hindern  eine  neue  angefertigt,  — 

Mit  den  Kindern  wird  sehr  mihi  und  zart  »an- 
gegangen; die  Kinder  werden  von  der  Mutter  gestillt, 
hin  eine  neue  Schwangerschaft  cintritt : dann  hört  das 
Stillen  auf.  Stirbt  al»cr  «las  neugeborene  Kiu«l  l*akl 
nach  «Irr  Geburt,  so  wird  das  vorher  altgewohnte 
Kind  wie« ler  auf»  Neue  gestillt. 

Die  Frau  gilt  während  «ler  Geburt  un«l  lange 
Zeit  danaih  für  unrein.  Wenn  sie  daher  von  der 
Geburt  ausserhalb  ihres  häuslichen  Heerdes  überrascht 
wird»  so  lässt  Niemand  sie  in  »*ine  Jurte.  — In  ihrer 
eigenen  Jurt<*  Ixdarf  sie  keines  Keinigungsopfen»; 
aber  beim  Eintritt  in  eine  andere  Jurte  erhält  sie 
von  «ler  Wirthiii  etwa»  Fett,  was  sie  in1*  Hcenlfeuer 
werfen  muss.  Wenn  sie  ihr  Kind  bei  sich  hat,  so 
muss  auch  «lies  der  Reinigung  sich  unterwerfen , — 
mau  schmiert  «lern  Kinde  den  Nasenrücken  mit  Kiennin 
ein.  Diese  Reinigungen  wen  len  in  je«l«*r  einzelnen 
Jurte  wied<*rholt,  die  «las  Woib  nach  «ler  Gehurt  zuin 
ersten  Mal  betritt,  wenn  auch  untertlesseu  2 bis 
3 Monate  and  mehr  verfloiuM>n  sind. 

Das  Kin«I  erhält  seinen  Namen  2—3  Tag«*  nach 
«l«*r  Geburt,  «xler  auch  später,  nach  einer  W«»chet  je 
nachihun  es  «ler  Mutter  möglich  ist  aufzustehen,  um 
«las  Festmahl  »Bai  a- toi"  zu  begehen. 

Die  entselieidcmlc  Stimme  liei  «ler  Wald  d«*s 
Namens  hat  der  ältest«*  «ler  Thcilmhiner  am  Festmahl. 
Er  kann  nach  seinem  Gutdünken  «las  Kind  na«*h  «lein 
Nimmn  des  Monats,  in  «lern  es  gehören  wurde,  «xler 
auch  aiulcr»  benennen.  Die  Kinder  köuuen  den 
Namen  «l«*r  Eltern  tragen,  aber  zwei  Brüder  «ler 
Schw«st«*rti  dürfen  nicht  dcnxell>en  Namen  tragen. 
Das«  i in  Falle  «1er  Erkrankung  dra  Kindes  der  Name 
gewechselt  winl,  wie  einzelne  Fortoher  es  behauptet 
haben,  k«>uute  nicht  bestätigt  werden. 

Aua  «ler  fremden  L i 1 1 e r a t u r.  (S.  62  — 7ö.) 

Prof.  Dr.  Hansein  an  n.  Hoher  «las  Gehirn  dos 
Herrn  v.  Helmholz.  Zeitschrift  für  Psychologie  und 
Ph>>üd«*gie  «ler  Sinnesorgane.  Bd.  XX.  1899. 
(P.  Minalmw.) 

Ueher  «lie  Reste  «ler  Germanen  de* 
III.  uinl  IV.  Jahrh.  in  «len  Torflagern 
Schleswigs  u n <1  «ler  a ti g r e n z e n «I «B  Gegen* 
«len.  (D.  Anutschiii.) 

Kritik  uu«i  Bibliographie.  (S.  76.) 

Polnische  anthropologisch«)  Littcratur. 
Ein  Beruht.  Mit  «len  P««rtraits  von  Majer,  Kopernicki, 
v«in  J.  Talko-Gryuzewits«*h. 

L.  K r h c h i w i z k y.  Physische  Anthropologie.  Au« 
«lern  Polnischen  ius  Russische  übersetzt  von  Romauko- 
Romanowski.  Mit  70  Abbildungen  im  Text.  St.  Peters- 
burg 1900.  (Iwannwski.) 

Koganei  und  Osuwa,  «las  Bocken  «ler  Aino  und 
«ler  Japaner.  Mi  tt  bedungen  «ler  med.  Fakultät  d.  k. 
Japan.  Universität  zu  T«»kio.  IV,  Bd.  Tokio  1900. 
(Anutscbiu.) 

0.  A smus.  Din  Schädelform  der  alt  wendischen 
Bevölkerung  Mecklenburg’».  Archiv  für  Anthropologie 
XXVI.  1900.  (Auutschin.) 


Digilized  by  Google 


Referate. 


513 


V.  Oiuf  frida-Ruggcri.  Die  grösste  Höhe 
des  Schädels.  Central l>latt  für  Anthropologie  1900. 
(P.  Weinberg.) 

W.  K.  Washnow.  Ein  Beitrag  zur  Beantwortung 
der  Frage  nach  dem  Einflug«  der  Volksschule  auf  die 
physische  Entwickelung  der  Lernenden  „Wratsch* 
Jahrgang  1899.  No.  4 — 6.  (A.  Roshdestwensky.) 

K.  Goroschenko.  Die  Kurgan-Schädel  des 
Bezirks  von  Minuvtinsk.  Beschreibung  des  Museums  von 
Minu**inak.  2.  Lief.  Minussinsk  1900.  (A.  Iwanowski.) 

Prof.  J.  A.  Sikorsky.  Sammlung  Wissenschaft  - 
lieber  Abhandlungen  im  Gebiet  der  socialen  Psychologie* 
Erziehung  und  psychische  Hygiene.  5 Bände.  Kiew 
1900.  (W.  Worobjew.) 

Shornik  (Sammlung)  des  anthropologischen  und 
ethnographischen  Museums  bei  der  K.  Akademie  der 
Wissenschaften  in  St.  Petersburg.  I.  Lieferung. 
St.  Petersburg  1900.  ffwaaowaki) 

F.  J.  Debelo.  Ueber  die  Lange  des  Darm* 
k swi als  bei  Kindern.  Doct,  Dümert.  St,  Petersburg 
1900.  (D.  NikoUki.) 


W.  Miller-  Skizze  einer  Phonetik  der  hebräiseh- 
tatrischcn  Sprache.  Arbeiten  zur  Kenntnis»  de« 
Orient»,  herausgegeben  von  dem  Lasarew1  sehen  Institut 
für  orientalische  Sprachen.  Lief.  3.  Moskau  1900. 
(A.  Ohachanow.) 

Nachrichten  und  Notizen.  (S.  110—114.) 

Pritmiirung.  Vorlesungen  der  Ecole d*A nthropologio 
in  Paris.  XI.  Congross  Kuss.  Aerzte  und  Natur- 
forscher im  Decemlier  1901.  XIII.  internationaler 
CongrcM  für  vorgeschichtliche  Archäologie  und 
Anthropologie  in  Wien  1903.  Feier  des  30  jährigen 
Bestehen»  der  Socictk  Italiana  d'Antropologia  zu 
Florenz  30.  April  1901.  Ein  neues  englische»  anthro- 
pologische Journal.  Kaiscrl.  Russische  Ger  »graphische 
Gesellschaft  zu  St.  Petersburg.  Russische  anthropnl. 
Gesellschaft  bei  der  Universität  zu  St,  Petersburg. 
Die  Anthropol.  Gesellschaft  bei  der  milit.  - m<*l. 
Akademie  zu  St.  Petersburg,  Die  anthropol.  Section 
(Moskau)  der  Gesellschaft  für  Naturwissenschaft. 


( Inhalt» Verzeichnis«  der  Referat*'  aus  der  rtuwi*c*b«'ti  I.iti  ratur  utiMtehrnd.) 


Archiv  fflr  Anthropn|oKiP.  IM.  XXVTt- 


65 


Digitized  by  Google 


* 

i 


In  halt»- Verzeichnis» 

der  Referate  aus  der  russischen  Literatur. 

(Anthropologie,  Ethnographie  und  Archäologie.) 


I.  Abhandlungen,  wolohe  den  Kaukasus  betreffen. 


A.  Pani  juchow’s  Arbeiten.  Seit* 

1.  I»ie  H*anmr*akancr 439 

I.  Ihr  Krri«  Aclulkaltki 440 

3.  Die  Bevölkerung  von  Kultus . 441 

4.  Anthropul.  Beobachtungen  im  KaukaMU  . , . . 444 

5.  Metiaation 451 

4.  Blauäugige  Gruaicr ..........451 

7.  Her  T hallt emnel  von  Schau  ra ..431 

0.  Di«  Rassen  de«  Kaukasus 453 

9.  Di«  inifiuebfn  443 

10.  Uühicnwohnungen  and  jetzige  Behausungen  im  Kaukasus 454 

11.  Ueher  »Jen  Einritt*«  de«  tramkanka*.  Gebiet«  anf  di«  Entwicklung  «irr  Ang.wudi.lt  cn 4rt3 

li.  Kaukasische  Milzen 443 

13.  Zur  Stalinlik  der  Pathologie  do*  Kaukasus  444 

14.  Kiurius»  der  Malaria  auf  die  Kolonisation  des  Kaukasus 444 

10.  Auiutatx,  Kropf  und  Grind  447 

16.  Volksmedizin  in  Tnuukankasien  467 

17.  Kobuleti 470 

18. — 39.  Anderweitig«  Abhandlungen  ohne  Auszug  470 

II.  Schriften  der  K nuku»  jochen  Abthoilutig  der  K.  Kus«.  öeogr.  Ucse  llschaft. 

1.  A.  M.  Konarhin.  Uebrr  den  alten  Strnmlauf  de«  Amu  Darja 470 

3.  A.  W.  Padtuchow.  l'cber  eine  Besteigung  de«  Elbrus«  am  13.  Juli  levu 471 

8.  A.  W.  Pastanhow.  Teber  eine  Besteigung  de«  Berge«  C'halatza  am  15.  August  im»t 471 

4.  A.  N.  Dinnik.  Eine  Heine  durch  WriMIxMiien 471 

5.  A.  N.  Dinnik.  Kei*e  dnrrh  Pschawion  und  Toachetien  . 471 

6.  A 8.  Chacbanow.  Ein  Beitrag  xur  historischen  Geographie  de«  Kaukasus 471 

7.  Kurve  geschichtliche  Skizze  de«  Tcrck*K<>*ak«nheere«  und  der  St&dte  im  Terek-Gebiet 471 

8.  W.  W.  Mar  ko  witsch.  Benennung,  Gebrauch  und  Verbreitung  einiger  für  da«  Volksleben  wichtigen 

Pflanzen 478 

9.  W,  W.  Markowittcb.  ln  deu  Wühlern  iUchkericiu 479 

10.  Karge  w.  Bemerkungen  über  die  Kurden 479 

11.  Fürst  K.  D.  Eriatow.  Bemerkungen  über  Swanrtmn 474 

Anhang. 

Dr  W.  Oldcrogge.  Vergessene.  Skizze  einer  Heise  durch  da«  fürstliche  and  da»  freie  Svranctien  4i*o 
P.  F.  S w i d e r » k i.  Materialien  aur  Anthropologie  de«  Kaukasus.  Die  Kumtiken  . . 400 


n.  St  Petersburger  Arbeiten. 


A.  Protokolle  der  Sitzungen  der  Russischen  Anthropologischen  Gesellschaft  bei  der 
Universität  zu  St.  Petersburg. 

VI.  Jahrg.  18146/ti. 

1.  A.  P.  P au- low.  Vorläufige  UebcrsJcht  der  Anomalien  der  vom  verstorbenen  PtofeMor  Iwanowski 

gesammelten  Schädel 4 HO 

9.  K.  A.  Bellkowsky.  Ueber  den  V erbrecher-Typua  ...  4SI 

3.  Dr.  Malftrewski.  Die  untwwmMU’n  und  unwillkürlichen  Factorcn  der  geistigen  Tliiit  igki-it  de«  Menschen  481 

4.  1*.  A.  P utjfttiu.  Die  Trancheta  (Conpoint)  ein  besonderer  Typus  von  Schneide-Instrumenten  ....  4M 

ft.  l*mf.  Petri.  Entwurf  eine»  Rundschreiben«  mit  Fragen  über  die  Acclimatisation 461 

4.  S.  A.  Beljükow.  Zur  Erinnerung  an  Dr.  A.  W.  JelisHejew 4M 

7.  W.  A.  Romanow,  Mittheilung  über  eine  Reue  nach  Pnlüidina  und  Syrnu  4SI 


Digitized  by  Google 


515 


Seit« 


8.  W.  A.  Itomtnow.  Die  Jnnirirn  . 4SI 

9-  H-  J.  Iwanow.  Die  kraniologUchen  Sammlungen  K.  Wolter'«  4M 

10.  E.  M.  Bespjtlow,  Urbcr  syrische  und  pallut  Schädel  au*  der  Sammlung  W.  A.  Boqmww’*,  4K5 

11.  S.  D-  Komanowtki'Komank».  Krzywicki  ala  Anthropolog  4er. 

14.  W.  A.  Uomannw,  Ein«  Sammlung  arabischer  Überlieferungen,  abergläubischer  Gebräuche  «Ir.  . . 4a& 

18.  W.  A.  Unmannw.  Beschreibung  von  Hochzeits-Gebräuchen  und  (l«wuknb«iii>n  in  Jerusalem  ....  4e& 

14.  O s t r o w » k i c b.  Beiträge  zur  Ethnographie  der  im  üebiet  von  Minussinsk  lebenden  Türken,  insbesondere 

der  Kngtnzcn  4M 

V1L  u.  VUL  Jahrg.  18967  u.  1897/8. 

15.  Prof.  A.  J.  Jakoby.  Da«  Verschwinden  der  Oatjäkcn  im  Norden  von  ToboUk 485 

Id.  E.  J.  Petri.  Wort«  der  Erinnerung  an  A.  P.  Uogdannw  . 4M 

17.  Prof.  Poadnejew.  Ueber  einige  Buddha-Bilder  au»  NishnJ-Udinsk 4M 

IH.  O.  J.  Iwanow.  Natürliche*  und  UebernatfirlicliM  in  den  Vorstellungen  de«  Volke«  4M 

19.  W.  A.  Knmanow.  Bericht  Aber  eine  Rebe  nach  der  Halbinsel  Sinai  und  in  die  C legend  des  Flusses 

Jordan 485 

to.  D.  A.  Xoroptachewski.  Ueber  die  lettische  ethnographisch«  Auartellung  in  Kiga  (tatMsj 486 

81.  J.  M.  Maljirewski.  Gedanken  über  die  Entstehung  der  Organismen 485 

8t.  W.  W.  Peredoiskj.  Bericht  über  eine  Krise  in*  Gebiet  dm  Jenissei 48« 

SS.  Prof.  E.  Petri.  Die  Iicbre  A Bastian«  vom  Völkergedanken 4*a 

84.  E.  M BeapjJUow.  Dritter  Boricbt  über  die  kraniologischc  Sammlung  Iwmnowski's 4*«» 

85.  Prof.  Jakoby.  Ueber  di«  Kalmücken  de«  grossen  llrrbet«  48« 

t«.  Pazukc witsch.  Heise  nach  1 larrar  nebst  Demonstration  ahyssiniseber  (IcgciuUnde 487 

*7.  Prof.  E.  J.  Petri.  Ueber  prujcctirtc  Expeditionen  nach  Arabien  und  Syrien  ...........  487 

»8.  Prof.  K.  J.  Petri.  Ueber  Mörder-Typen,  auf  ürundlag«  von  Photographien 487 

**.  W.  J Peredolsky.  Ueber  dir  ersten  Ansiedelungen  im  Ucbiet  von  Gross-Nowgorod 487 

8«.  Pazukc  w itsch.  Beiträge  aur  Ethnographie  von  Abyssinien 487 

81.  G.  J.  Iwanow.  Die  Nctdorianer  am  See  Isaikul 487 

8*.  N.  D.  Pazukc  witsch-  Ueber  die  Kundrinsker  Tataren 487 

8J.  K.  A.  v.  Bjelilowski.  Anthropologisch«  Charakteristik  der  Kirgisen- Frauen  487 

84.  W.  W.  Peredolsky.  Das  Schamanenthum  unter  den  (tatjäken  4M» 

B.  Arbeiten  der  anthrop.  Goa.  der  K.  mi lit-mod.  Akad.  zu  8t,  Petersburg.  JBd.  III  (1896/6 X 

L Prof.  A.  J.  Tarenctzky.  Zur  Erinnerung  an  I>r.  A.  W.  Jelisaejew  . 4«e 

8.  Kapitain  Barschtsche wsky.  Ueber  eine  llöhl«  am  Issyk-Kul  und  die  darin  gefundenen  Knochen  lind 

8ebldcl 4«a 

8.  Fedorow  und  Kondratowitscb-  Bericht  über  ihr«  lieiae  im  Ob-Gebiet 4M 

4.  Prof  A.  J.  Tarenctzky.  Ueber  Ostjäken-Schidel  .....................  488 

5.  N.  W.  Salessk  j,  St  ml.  med.  Zur  Ethnographie  und  Anthropologie  der  Kuragasseii 4M 

•-  A.  W.  Toinaschewaki.  AnatomUche  Untersuchung  eines  tizehigen  Fu— « und  die  Frag«  nach  der 

Bedeutung  der  Polydactylie  495 

T.  Dr.  D.  P.  Nikolskj.  Ab«rhluna  des  Trieimiuut»  d.  anthropol.  Gesellschaft 494 

8.  Salessk  j.  Ueber  die  Karagassen 494 

9.  J.  E.  Scbawlowski.  Vorlührung  und  Demonstration  von  Azteken 494 

10.  G.  Kybakow.  Ueber  die  Kirgisen ...........494 

II.  J.  O.  Schawlowski.  Demonstration  des  ungarischen  Knaben  Dobo^b-Jaiiosch,  d,  Knaben  mit  dem 

Vogelkopf , * 494 

1*.  D.  P.  Nikolskj.  Bericht  über  den  vierten  Congreas  für  kriminelle  Anthropologie 494 

15.  K.  W.  Kretschuuesko.  Durch  die  Somali-Wüsto  nach  Abyssinien  ..............  494 

14.  l>r.  Marse  band.  Einig«  Beobachtungen  an  Kindern  von  Verbrechern 494 

16.  Dr.  W.  N.  T onko  w.  Ueber  dicAnwrndting  der  K.mtgen-Strahlen  bei  Untersuchung  de» Bkclrtt-W schslhtims  494 

1«.  Dr.  W.  Giese.  Ein  Kall  von  Mikrocephalie 494 

17.  Dr.  D.  P,  Nikolskj.  Einiges  über  die  Zigeuner 494 

18.  J.  G.  Fedorow.  Ueber  das  Leben  und  di«  Sitten  der  Abywünier,  nebst  Demonstration  ethnogrsph. 

Gegenstände ...  4M 

19.  Kurzer  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  anthropologischen  Gesellschaft  f.  d.  Lehrjahr  189A/7 494 

*0.  N.  A.  Ko* low.  Vergleich  von  Kimlern  verbrecherischer  um!  nicht  verbrecherischer  Eltern 494 

81.  A.  Taren« taky.  Beitrüge  zur  Skelett-  und  Schädolkunde.  St.  Petersburg  !*oo  . . 496 


HL  Moskauer  Arbeiten. 


KuBsisrlieft  anthropologisches  Journal  (Moskau).  L Jahrgang  1900. 

1.  I.  Huch.  Dmitrj  Nikolajewitsch  Anntschin.  Biograph.  Skizze  von  A.  Iwanowski 499 

9.  D.  N.  Anntschin.  Ein  flüchtiger  Blick  auf  die  Vergangenheit  und  die  Aufgabe  der  Anthropologie  . . 499 

8.  W.  W.  Worobjow,  Die  Grossrussen  (Welikorussy)  499 

4.  P.  A.  Minakow.  Die  Haare  in  anthropologischer  Beziehung  601 

Bücherbcsprecbungen,  Kritik,  Bibliograph!« 5oj 

6.  II.  Buch.  J.  I).  Talko-Gry na« witsch.  Die  alten  Einwohner  Ontral-Aaiens MS 


Digitized  by  Google 


516 

Seite 

R.  A N.  Krauno*.  AnthrnjMdo£i«eb«  Cnterxtiehunjjen  nnd  Moa*ung>‘n  in  d«n  Kn’iarn  Charkow  und  Walk*  sei 

7.  D.  HlkoUkj.  Uobor  die  IMUMwi  d«**  Roljftnikoc  Bezirk« . . M6 

H.  P.  Mintkuw.  IH*i  Nagel  der  manerhlichen  Uand 607 

ilüchcrbosprechungen,  Kritik,  Bibliograph!«  607 

t.  III.  Buch.  N.  A.  Ariatow.  Kthnologineho*  Aber  den  Pamir  ond  die  angrenxenden  (»egenden.  Nach 

alten,  iiwlwwnilere  chinetiiachen  l’r  künden 507 

10.  K.  L*.  Bel  and.  Beiträge  xur  Anthropologie  de«  we*t«ibiri»ch*n  Bauern 60e 

11.  W.  W.  Worobjew.  Die  Bestehungen  der  Haupt rnaa»««  de«  Kopfes  und  ti  »wicht«  xur  KurporgriWuM  . . Mio 

It.  Al.  Iwanowaki.  Di»  Je«iden.  Mach  ünteranrhung  von  K.  J.  (lonwrfatechewaki fi«9 

Bücher  be«prechungen,  Kritik,  Bibliographie 610 

18.  IV.  Bach.  N.A.  Aristo  w.  Kthnologi«:li«*»  über  den  l’iunir  und  angrenzende  (»obiote.  (Forteetxnng.  III.  Kap.)  »io 

14.  W,  N.  Roaanow.  Djmftkomaatie.  510 

16.  J.  J.  Maino w.  LVlwr  Mischlinge  xwiaehen  KiiHrn  und  Jakuten  Mo 

10.  Felix  K«n  (Cohn?).  Bebwangeraehaft,  (ieburt  und  Rmdcrplbw  bei  den  Weibern  der  Katechincn  . . »n 
Bdchcrbeaprorhungen , Kritik,  Bibliographie  .....................  - 61t 


Digitized  by  Google 


ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGI 

ZEITSCHRIFT 

von 

NATURGESCHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN 

Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 

Begründet  von 

A.  Ecker  und  L.  Lindenschmit 

Unter  Mitwirkung  ron 

A.  Bastian  in  Berlin,  W.  His  in  Leipzig,  H.  ».  Holder  in  Stuttgart.  J.  Kollmann  in  Basel, 

J.  Mestorf  in  Kiel,  B.  Schmidt  in  Leipsig,  O.  A.  Schwalbe  in  Straaeburg.  I».  Stieda  in 
Krmig.berg,  B.  Vlrohow  in  Berlin,  A.  Voss  in  Berlin  und  W.  Waldcyer  in  Berlin 

herausgegeben  und  rodigirt 
von 

Johannes  Ranke  in  München 

Siebeniindzwanzigstcr  Band 

Viertes  Vierteljahrshoft 

(Auagrgeben  MArz  l*tO:i) 

Mit  ln  rlon  Text  eingedruckten  Abbildungen 


BRAUNSCHWEIG 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  FRIEDRICH  VIEWEG  UND  SCHN 

1902 


Voranzeige. 


Wir  bringen  hierdurch  jur  Xenntniss,  dass  eine  Monographie 
grössten  Stils  für  unseren  Vertag  sich  in  Vorbereitung  befindet. 

Es  wird  für  die  ganze  wissenschaftliche  Weit  von  höchstem  Jnteresse 
sein,  ju  erfahren,  dass  Jferr  Geheimrath  Prof.  J)r.  Xeo  Xönigsberger  in 
Jfeide/berg  es  unternommen  hat,  eine  grosse  Xetmhottz- Biographie  ju 
schreiben,  weiche  in  unserem  Verlage  erscheinen  sott.  Die  Aufgabe,  die 
der  genannte  Gelehrte  sich  gestellt  hat,  auf  Grund  des  gesammfen  wissen- 
schaftlichen Nachlasses  und  der  ihm  jur  freien  Verfügung  gestellten 
Briefe  von  X^rnhoitz  an  seinen  Vater  und  der  Antworten  auf  dieselben, 
sowie  der  umfangreichen  Correspondenj  mit  persönlichen  und  wissen- 
schaftlichen freunden  u.  s.  w.  unter  thatkräf/iger  Unterstützung  von  Seiten 
der  fami/ie,  eine  umfangreiche  Darstellung  des  Sehens  und  der  Werke 
des  grossen  Forschers  zu  geben,  ist  naturgemäss  eine  überaus  schwierige 
und  schiiesst  bei  einer  solchen  Persönlichkeit,  wie  Xcrmann  v.  Xelmholtz. 
der  in  seiner  ganzen  wissenschaftlichen  Bedeutung  zu  erfassen  und  als 
Mansch  in  dem  harmonischen  Jusammenhange  seines  ganzen  Chuns 
und  Denkens  darzustellen  ist,  eine  gewaltige  Arbeit  in  sich,  zu  deren 
Ausführung  wohl  ein  bis  zwei  Jahre  nöthig  sein  werden,  wenn  auch  die 
Drucklegung  des  ersten  Bundes  schon  früher  wird  erfolgen  können. 

Wir  behalten  uns  vor,  Näheres  über  diese  hochbedeutende  pubiication 
seiner  3 eit  bekannt  zu  geben. 

Verlagsbuchhandlung  friedr.  Vieweg  c£  $ohn 

in  Braunschweig. 


Hermann  von  Helmholtz: 


Vorträgo  und  Reden. 

4.  Aufing«». 

Mit  dem  Bildnis«  des  Vertaten  und  sahlr.  liolzstiehen. 

Zwei  B&nde.  

Preis  Hand  M.  8. — , geb.  M.  9,50. 

= Verlag  von  Frledr.  Vieweg 


Die  Lehre  von  den  Tonempfindpogeii 

als  physiologische  Grundlage  für 
die  Theorie  der  Musik  * * * * + 

5.  Aufgabe.  Mit  dem  Bildnis«  des  Verfassers  und 
66  Holnitichcn.  M.  12.—,  geb.  M.  14. — . 

& Sohn  ln  Braunschwelg.  = 


Zu  bestehen  durch  alle  Buchhandlungen.  ■ . 

Digitized  by  Google 


XVIII. 

Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 


Von 

Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Cmtoi  am  Nationslm uaeam  io  Belgrad. 
Mit  133  Abbildungen  im  Text. 


Einleitung. 

So  wie  es  gewöhnlich  mit  den  Entdeckungen  der  prähistorischen  Wohnstätten  geschieht, 
dass  sie  muistentheils  zufällig  gemacht  werden,  war  es  auch  der  Kall  mit  unserer  neolilhischen 
Station  Jablanica. 

Ein  für  die  Wissenschaft  glücklicher  Zufall  wollte,  dass  die  Bahnstrecke  Mladenovac— 

Misaöa,  die  sich  auf  dem  54.  Kilometer  von  der  Hnupthahnstreckc  Belgrad-Nisch  gegen  Westen 
zweigt,  über  einen  niedrigen  Hügel  durchgeführt  wird,  den  sie  auch  durchscbnciden  musste.  Bei 
dem  Abträgen  der  Erde  kamen  verschiedene  alte  Gegenstände  zum  Vorschein,  die  meistentheil* 
aus  Thon,  wie  auch  aus  Stein  und  Knochen  verfertigt  waren.  Der  dortige  Dorflehrer  sandte 
die  gesammelten  Stücke  dem  Nationalmuseum  zu  Belgrad,  auf  diese  Weise  w’urdc  mir  diese  alte 
Wohnstätte  bekannt.  Die  öfteren  Besichtigungen  des  Fundortes,  die  ich  mit  dem  Director  des 
Museums,  II.  M.  Vallrovitsch,  gemacht  habe,  führten  uns  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  hier  mög- 
lichst bald  eine  planmässige  Ausgrabung  vornehmen  müsse.  So  kam  es,  dass  ich  erst  im  Herbst 
(als  in  geeigneter  Jahreszeit)  zu  der  Ausgrabung  ging.  Die  Ergebnisse  derselben  werde  ich 
weiter  unten  besprechen. 

Vor  Allem  ist  es  nolhwendig,  die  Tonalität  selbst  zu  beschreiben. 

Zwischen  den  4 kin  und  4,30  km  der  neuen  Bahnstrecke  liegt  der  genannte  Hügel,  in 
weichem  die  Alterthümcr  gefunden  wurden.  Das  ist  sein  niedrigster  und  schmälster  Theil,  denn 
von  der  Bahnstrecke  um  200  m gegen  Osten  verschwindet  er  in  ein  sumpfiges  Thal,  welches  um 
dem  Bache  Jablanica  entstanden  ist.  Dieser  Bach  fiicsst  von  Westen  gegen  Osten  der  ganzen 
Südseite  entlang.  Gegen  Westen  ist  der  Hügel  am  breitesten  ausgedehnt,  so  dass  er  einiger- 
maassen  ein  glcichschenkeligea  Dreieck  bildet,  dessen  Scheitel  im  Osten  liegt.  Der  nördliche 
Hügclabhang  ist  wieder  durch  ein  schmales  Thal  von  dem  gegenüberliegenden  Hügel  getrennt; 
ein  ebensolches  Thal  befindet  sich  auch  im  Westen  des  Hügels.  Der  ganze  Hügel  ist  etwa 
35  bis  40  Hektar  gross.  Auf  dieser  ganzen  Fläche  sind  Alterthümer  unter  dem  Pfluge  zum 
Vorschein  gekommen. 

65« 

/ ' 

Digitized  by  Google 


518 


l)r.  Miloje  M.  Vassits, 

Auf  dieser  ganzen  Fläche,  wo  mau  auch  graben  wollte,  schon  in  der  Tiefe  von  0,50  ni  kam 
unter  dein  Humus  die  alte  Cullurschicht  vor,  die  bis  auf  2,30  m in  die  Tiefe  ging.  Dio  Dicke 
der  Schicht  war  nicht  überall  gleich,  ja  an  manchen  Stellen  war  sie  nur  30  bis  40  cm  stark. 

Das  Kiste,  was  bei  dem  Graben  in  den  horizontalen  Schichten  zum  Vorschein  kam,  waren 
die  Klumpen  vou  dem  gebrannten  llüttenlehiu,  an  welchen  man  manchmal  genau  die  Lageu  des 
abgebrannten  Holze»  ganz  deutlich  unterscheiden  konnte  ’).  Darunter  lagen  die  Topfscherben, 
Knochen,  Steinwerkzeuge.  Thonstatuetten  und  andere  Sachen.  Kr»t  nach  dem  Abträgen  derselben 
kamen  die  Feuerstellen  vor.  . neben  welchen  Mahlsteine  und  andere  unförmige  grössere  Steine 
lagen.  Wenn  man  eine  grössere  Fläche  blossgelegt  halte,  so  erschien  sie  einfach  wie  bepflastert 
von  den  Thonseherben,  so  dass  man  oft  »«dir  schwierig  einen  Feuerherd  von  dem  anderen  unter- 
scheiden konnte. 

Diese  erste  Schicht  (wenn  man  sie  so  nennen  dürfte)  lag  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung,  bis 
auf  1 m tief,  in  dem  Uumtis.  Von  da  ah  setzt  eine  andere  Bodenformalion  ein,  denn  die  Schicht 
ist  gelblich  und  zusammengesetzt  aus  Asche  und  gelber  Erde,  die  sieb  daun  weiter  unten  ganx 
rein  ohue  jegliche  Beimischung  fortsetzt.  Ks  ist  auffallend,  dass  die  untere  Schicht  feinere  Ge- 
fässc  von  einer  anderen  Technik  ergab,  während  die  obere  rohere  Gefässe  von  der  Art  der 
Baudkcramik  mit  Uitzoronmentcn  zeigte.  Fein  geschlemmter  Thon  ist  charakteristisch  für  tiefere 
Funde,  dabei  von  grauer  und  gelblicher  Farbe;  dagegen  sind  die  oberen  Funde  aus  dem  gröberen 
Thon  von  grauer,  manchmal  rother  Farbe.  Die  Fundmnslände  werden  gelegentlich  weiter  unten 
genauer  angeführt. 

Fassen  wir  alles  zusammen,  was  sich  über  diese  Station  sagen  lässt,  so  scheint  es  mir,  dass 
nicht  unr  in  der  Hauptsache,  sondern  auch  in  Einzelheiten  ein  Satz  des  Herrn  A.  Koerte  sehr 
zutreffend  sei,  so  dass  er  wie  für  diese  Wohnstätte  geschrieben  erscheint.  „Das  Vorkommen  der 
lichtgrauen,  sorgfältig  geglättetem  Thonwaare  ist  also  ein  sicherer  Beweis  für  das  hohe  Alter 
dieser  Niederlassungen.  Wir  haben  hier  eine  uralte  phrygische  Ansiedelung,  deren  Anlage  mit 
der  von  Dorylaion,  Midaiou,  Prymnesso»  und  anderen  alten  Phrygerstätteu  völlig  übereinstimmt. 
Nicht  auf  steilen  Felsen,  sondern  mitten  in  der  Ebene,  auf  flachen  Hügeln,  die  gegen  Feinde 
nur  geringen  Schutz  gewährten,  bauten  die  Phryger  ihre  ältesten  Ortschaften  und  bekundeten 
schon  damit,  dass  sic  kein  kriegerisches  Volk,  sondern  friedliche  Ackerbauer  waren  *).“ 

Nachdem  ich  über  den  Fundort  gesprochen  habe,  gehe  ich  zu  der  Beschreibung  der  Funde 
selbst,  um  zuletzt  auch  mein  Schlusswort  zu  sagen. 

Das  Material,  das  hauptsächlich  nur  von  einer  Ansgrabungsstelle,  die  etwa  84 qm  gross  ist, 
stammt,  ist  ungeheuer  gross  und  zahlreich. 

Die  Verschiedenheit  des  Materials  bringt  auch  die  naturgemässe  Eintheilung  der  Arbeit 
sellist  mit.  An  erste  Stelle  setzen  wir  die  Sculptur,  in  welcher  wir  erstens  die  Darstellung  der 
menschlichen  Gestalt  und  zweitens  die  Darstellung  der  Thierc  unterscheiden  müssen.  An  die 
Sculptur  schliesst  sich  die  Betrachtung  verschiedener  Gebilde,  die  höchstwahrscheinlich  als  Schmuck 

*;  Höhere  Culturstufe  der  ulten  Bewohner  von  Jablanica  ist  such  daraus  zu  crachliessen,  da  man  auf 
einem  Stücke  des  Hüttenlehms  an  der  geglätteten  Seite  ganz  sicher  eine  dünne  Schicht  eines  weiasen  l'eber- 
zuges  beobachten  konnte,  deshalb  dürfte  man  vielleicht  an  das  Tünchen  der  Uüttenwünde  denken. 

*)  Athenische  Mittheilungen  XXII,  S.  ZS.  Andere  Beweise,  die  diesen  Satz  nur  unterstützen,  werden 
weiter  unten  angeführt,  Ilas  Vorgreifen  in  die  endgültigen  Ergebnisse  an  dieser  Stelle  wird  durch  Koerle’s 
Aufsatz  in  Ath.  Mitth.  XXIV,  S.  as  II.  und  unsere  weiter  snzufiilirenden  Kunde  leicht  begreiflich. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  519 

den  Menschen  gedient  haben.  Die  zweite  Hauptstelle  behauptet  die  Keramik,  bei  welcher  wir 
verschiedene  Stufen  nach  der  Technik  und  Ornamentik  zu  unterscheiden  haben  werden.  Sohliess- 
lieh  kommen  die  Werkzeuge  aus  Stein  und  Knochen. 

Von  allen  diesen  gefundenen  Gegenständen  sind  die  Thouidole  das  Wichtigste,  mit  denen 
wir  die  Ueberaicht  der  Funde  auch  beginnen  wollen. 

I.  Sculptur. 

Schon  die  ersten  Sendungen,  die  das  Museum  von  dem  Fuudorte  Jablanica  erhalten  hat, 
enthielten  Fragmente  von  Thonidolen,  darunter  aber  auch  einen  Vogelkopf,  der  sogar  in  Stein 
(Serpentinasbest)  gearbeitet  ist.  Dieser  Umstand  war  hauptsächlich  die  Anregung  für  die  plau- 
ntässige  Ausgrabung.  Die  Bearbeitung  der  prähistorischen  Plastik  ist  leider  immer  noch  haupt- 
sächlich auf  die  einfache  Beschreibung  der  gefundenen  Stücke  angewiesen.  Derselbe  Weg  wird 
auch  hier  einxuschlagcn  sein;  nur  an  einigen  Stellen  kann  auf  nähere  oder  weitere  Analogien 
hingewiesen  werden.  Die  Beschreibung  sollen  die  Abbildungen  ergänzen,  wie  es  auch  umgekehrt 
der  Fall  sein  soll. 

Der  besseren  Ucbersicbt  wegen  müssen  wir  auch  diesen  Theil  in  1.  menschliche  Gestalt 
und  2.  Thiergestalt  eintheilen. 

Demnach  führen  wir  zuerst  an 

1.  Die  Darstellung  der  menschlichen  Gestalt 

Die  Prähistorie  lehrt  uns,  dass  die  Kunst  sich  seit  Urzeiten  die  Aufgabe  gestellt  hatte,  die 
menschliche  Gestalt  in  verschiedenem  Material  zu  bilden.  Einen  Beweis  dafür  liefert  auch  unsere 
neolithische  Station  Jablanica.  Aber  diese  Ausgrabung  liefert  uns  noch  einen  Beweis  für  die 
Behauptung,  dass  die  ältesten  uns  bekannten  prähistorischen  Sculpturwerke  nur  das  Weib  zum 
Gegenstände  der  Darstellung  hatten.  Auf  allcu  uns  erhaltenen  ganzen  Stücken  ist  nur  die  weib- 
licbe  Gestalt  dargestellt;  demnach  halten  wir  auch  in  den  Fragmeuten  (mit  den  ganz  erhaltenen 
Stücken  lu  t ragen  sie  iusgesammt  83  Stücke)  Theile  der  weiblichen  Statuetten  zu  erkennen. 
Diese  grosse  Zahl  der  gefundenen  Seulpturen  räumt  unserer  Station  Jablanica  die  erste  Stelle 
unter  den  gleichen  Fundorten  ein ; denn  verglichen  mit  der  bis  jetzt  tiekamilen  reichsten 
Station  Bulmir  (wo  bis  Ende  1896  nur  72  menschliche  Thonstatuetteu  gefunden  wurden  ')J  über* 
trifft  sie  ihn  nicht  nur  au  der  Zahl,  sondern  noch  mehr  in  Bezug  auf  das  Verhältnis»  der  unter- 
suchten Fläche.  Die  Station  Buttnir  wurde  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  ansgeforscht,  und  ich 
hatte  nur  einen  minimalsten  Theil  von  derjenigen  bei  Jablanica  attsgegraheu.  Denn  was  sind 
84ipii  zu  den  35  bis  40  Hektar?! 

Nur  der  leichtereu  U ebersicht  wegen  werde  ich  hier  die  Scnlpturwerke  in  einige  Gruppen 
eingetheiit  vorführen.  A!s  Grundlage  zu  dieser  Eiutheilung  nehme  ich  die  Bildung  des  Gesichtes, 
und  zwar  so,  dass  in  die  erste  Gruppe  der  Vogelgesichtstypus  gehört,  welcher  wieder  in  zwei 
kleinere  Gruppeu  zerfällt:  a)  ohne  Zeichnung  und  b)  mit  der  Zeichnung  der  Gesichtatlieile.  Die 
zweite  Gruppe  bildet  einen  Typus  für  sich,  wo  nicht  nur  die  Bildung  des  Gesichte»,  sondern 
auch  die  des  Kopfes  bedeutend  fortgeschritten  ist,  so  dass  mauebc  Gcsichtstheile  bald  plastisch 
(z.  B.  das  Auge),  bald  mit  eiugeritzten  Linien  verziert  sind  ( Kopfaufsatz  (?)  u.  a.  w.|. 

')  M.  Hosrnos,  Urseechichte  der  bildenden  Kunst  in  Europa,  8.  '.'87. 


Digitized  by  Google 


520 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Bevor  wir  aber  au  der  Uebersicbt  dieser  verschiedene!!  Gruppen  übergeiien,  ist  es  notli- 
wendig,  einige  Stücke  zu  erwähnen,  die  zu  keiner  Gruppe  zugerechnet  werden  konnten. 

So  ist  Fig.  1 ein  ganz  rohes  Idol,  das  einen  stempelförmigen  Füllt,  seitliche  Anschwellungen 
in  der  Mitte  und  am  oberen  Theile  zwei  zugespitzte  Armstümpfe  (?)  hat  Ilühe  3,5  ein. 

Fig.  2 ist  ein  kopfloses  Idol  mit  stempelförmigem  Ftissc,  Armstümpfen  und  hat  au  dem 
oberen,  gerade  abgeschnittenen  Theile  zwei  Oesen,  die  an  den  Seiten  von  oben  schräg  auslaufcn. 
Höhe  2,0  cm. 


Fig.  I. 

Fig.  2.  Fig.  2 a. 


Fig.  3 ist  ein  6cm  hohes  oylindrisches  Stück;  in  der  oberen  Hälfte  befinden  sich  zwei  Oesen, 
hinten  eine  ebensolche.  Am  oberen  Theile  ist  ein  2 cm  tiefes  Loch  angebracht. 

Fig.  4 ist  ein  von  den  oben  angeführten  Stücken  am  meisten  in  der  Bildung  fortgeschrittenes 
Idol  aus  lichtgelblichem  Thon,  dessen  Höhe  4,5  cm  beträgt.  Der  Kuss  ist  stempclfiirmig,  zwei 
Armstümpfe  sitzen  sehr  hoch,  dazwischen  erhebt  sieh  eine  halbkreisförmige,  sich  nach  oben  ver- 
jüngende Scheibe.  Diese  Scheibe  ist  von  vorn  nach  hinten  (schräg  zwischen  den  Armstümpfen) 
angebracht. 

Nachdem  wir  diese  Stücke  angeführt  haben,  von  denen  z.  ß.  zu  Fig.  4 mir  keine  Analogie 
bekannt  ist,  gehen  wir  zu  der  Ueborsicht  der  aufgestellteu  Gruppen. 

A.  Gruppe  mit  V o g e 1 g e s i c h t. 

Die  mangelhafte  Eiulheilung  in  die  Gruppen  zeigt  sich  ganz  deutlich  schon  liei  dieser 
ersten  Gruppe.  Wir  haben  nur  die  Gesichlsbildung  als  Grundlage  genommen,  ohne  ilabei  die 
Bildung  anderer  Kürpertheile  zu  berücksichtigen.  Es  ist  aber  für  diese  Gruppe  sehr  bezeichnend, 
dass  wir  nicht  nur  stehend  gedachte  Figuren  haben,  sondern  auch  solche,  die  sitzend  oder 
halb  liegend  dargeBtelll  worden  sind. 

Von  diesem  sitzenden  Typus  sind  im  Ganzen  elf  Stücke  (darunter  zwei  Fragmente)  bis 
jetzt  gefunden  worden.  Gemein  haben  alle  diese  Stücke  einen  Kopf  mit  Vogelgesicht,  der  bald 
durch  einen  kürzeren,  bald  längeren  Hals  mit  dem  Körper  verbunden  ist.  Der  Körper  hat  eine 


Fig-  9-  Fig.  4. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jaltlnnica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  521 


fast  kugelförmige  Gestalt,  an  dessen  Untertheil  zwei  Stümpfe  als  Küsse  angebracht  sind.  Jede 
dieser  Statuetten  ist  an  dein  hinteren  Thcilc  des  Körpers  von  unten  nach  oben  durchbohrt,  als 
ob  sie  zum  Aufhängen  an  einer  Schnur  bestimmt  waren;  dennoch  können  sie  ganz  stabil  auf 

Fig.  5. 


dem  unteren  Körpcrtheile  aufgestellt  werden.  Fig.  5 zeigt  den  sitzenden  und  Fig.  G den  halb 
liegenden  Typus.  Ks  ist  noch  für  diese  Figuren  charakteristisch,  dass  sie  in  der  oberen  Schicht 
(bis  zu  1 m tief)  gefunden  worden  sind. 

Fig.  6. 


Die  grösste  von  Fig.  n ist  6 cm  uud  die  kleinste  kaum  3 cm  hoch.  Beide  liegenden  (Fig. 
sind  in  der  liegenden  bage  4,  5 bis  6 cm  hoch. 

Nach  der  Krörterung  dieser  sitzenden  Figuren  gehen  wir  zu  dein 


6) 


■ a)  Yog  e Igesich  ts  ty  p us  ohue  Zeichnung 

über.  Aus  dieser  Gnippe  sind  wieder  zwei  Figuren  auszuscheiden,  die  sich  durch  die  Kopf- 
bildung von  anderen  unterscheiden.  Es  ist  Fig.  7 ein  4,8  cm  hohes  cylindrisches  Idol,  das  oben, 
wie  auch  unten  platt  abgeschnitten  ist.  An  dem  oberen  Ende  befindet  sich  eine  vorspringende 

Arclür  far  Anthru|.uU>K»e.  Ud.  XXVII.  qc 


Digitized  by  Google 


522  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Naue,  und  au  den  Seiten  die  Andeutung  der  Ohren  durch  die  zerbrochenen  Oeaen.  Die  obere 
KUclie  bildet  ein  gleichschenkcliges  Dreieck,  an  dessen  dritter  Seite  drei  zerstörte  Oesen  an- 
gebracht sind  l).  E»  sind  Spuren  von  den  gewesenen  Armstümpfen  vorhanden. 

Fig.  $ ist  ein  4 cm  hohes  Fragment,  au  dum  die  abgebrochenen  Armstümpfe  und  der  Kopf 
erhalten  sind.  Vome  am  Kopfe  ist  nur  die  weit  vorspringende  Nase  plastisch  ausgeführt.  Quer 
Fig.  7.  Fig.  8.  Fig.  9. 


Uber  dem  Scheitel  läuft  eine  flache  Vertiefung,  die  nur  lici  den  entwickelteren  Typen  zu  Iteob- 
achten  ist.  Der  Hals  ist  fast  gar  nicht  angedeutet. 

Fig.  !>  ist  ein  5,5  cm  hohes,  brettartiges  Idol,  das  Armstümpfe  und  Vogelgesicht  hat,  ohne 
irgend  welche  andere  Bezeichnung. 

Fig.  10  ist  durch  acht  llicila  ganz,  theils  frngmentirte  Exemplare  vertreten.  Das  kleinste 

Fig.  10. 


Stück  ist  2 cm  und  das  grösste  4,5  cm  hoch.  Sie  haben  alle  gemeinschaftlich  deu  stempelförmigen 
Kuss,  Armstümpfe  und  das  Vogelgesicht  mit  der  stark  vorspringenden  Nase. 

Zu  diesen  Idolen  kommen  noch  zwei  andere,  die  durch  die  Andeutung  der  Hüften  einen 
weiteren  Fortschritt  bezeichnen;  so  ist  Fig.  11  ein  5,5  cm  hohes  Idol  mit  dem  stcmpclförmigcn 
Fnsse,  Armstümpfen  und  dein  Vogelgesicht.  Zwischen  den  Armstümpfen  und  dem  Fuss  befinden 
sich  auf  jeder  Seite  je  ein  kleiner  Vorsprung,  die  nur  als  Hüftenandeutung  verständlich  sind. 

')  Diese  Oesen  werden  wir  später  bei  deu  entwickelteren  Typen  wiederflnden.  Vgb  Fig.  83, 24, 23, 26,  27  u.  s.  w. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Motljuluzje  in  Serbien.  523 


Fig.  12  ist  ein  frngmentirtes  Idol,  da*  gegenwärtig  5 cm  hoch  ist.  Das  VogelgcBioht  und 
die  Armstümpfe  sind  wie  bei  Kig.  11;  aber  der  vorepringende  Nabel  (?)  in  der  Hüftenhöhe,  wie 
auch  die  Bildung  der  Hüften  selbst  deuten  auf  einen  weiteren  Fortschritt  An  der  Hinterseite 
geht  eine  rundliche  Erhöhung  von  einer  Hüfte  bis  zur  anderen,  die  segmentfünnig  gebildet  ist1). 

Zu  diesem  Typus  gehört  noch  eine  Figur. 


Fig.  Ul  ist  ein  4 cm  hohes  Idol,  an  dem  wir  zuiu  ersten  Mal  die  ausgeführten  Brüste  schou. 
Es  hat  slcniprlfürmigen  Kuss,  Armstümpfe  und  den  Kopftypus  wie  Fig.  8. 

Fig.  14  ist  ein  8cm  hohes  Fragment,  an  dem  die  beschädigten  Armstümpfe,  Brüste  und 


Fig.  14.  Fig.  16. 


der  ganze  Kopf  erhalten  sind,  ln  der  Mitte  des  Gesichtes  befindet  sich  eine  warzenförmige 
Erhöhung,  die  als  Nase  zu  verstehen  ist.  Der  Kopf  ist  oben  flach  abgeschnitten,  und  über  der 


•)  Vgl.  di«  Figur  aus  Sercth  (Much,  Atlas,  8.  84,  Fig.  t«),  die  In  ihrer  Vorderansicht  aut  meisten  Achn- 
lichkeit  mit  unserer  hat. 


66* 


Digitized  by  Google 


524  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Xascnhöhe  befinden  sich  zwei  seitliche  Vorsprünge,  die  durchbohrt  und  deshalb  als  Ohreu  zu 
crkliircn  sind. 

Durch  die  bisherige  Aufzählung  soll  auch  diese  erste  Gruppe  ihren  Abschluss  finden.  Die 
fragmentirten  Stücke,  unter  welchen  höchstwahrscheinlich  manche  auch  hierher  gehören  würden, 
werdeu  wir  später  unter  der  Grup|>e  der  Fragmente  beschreiben,  wie  dies  )>ci  allen  anderen 
Gruppen  geschehen  wird.  Den  Uclnirgang  zu  dem 

b)  Vogelgesiohtsty pus  mit  der  Zeichnung 

bildet  Fig.  15,  ein  5 cm  hohes  Idol  mit  Btcmpelförmigcm  Kuss,  Armstümpfen  und  Kopfbildung, 
wie  sie  Fig.  13  und  Fig.  8 haben.  Vorne  in  der  Xascuhöhe  befinden  sich  beiderseits  jo  zwei 
eingeritzte  Linien,  die  die  Augen  vorstellcn  sollen.  In  dieser  Augenhöhe  ist  der  Kopf  ain 
breitesten  dargestellt. 

Fig.  16  ist  ein  7,5  cm  holles  Idol  mit  Btcinpelförinigem  Fuss,  1 1 üfteiiandeutiingon , Arm- 
stümpfen und  einem  Kopfe  des  Vogelgesichtstypus.  An  dein  Gesichte  Bind  seitlich  des  mittleren 
Vorsprunges  die  Augen,  über  diesen  dicht  am  ltandc  die  Ohren  und  in  der  Mitte  ein  spitzer 
Winkel  (Xase)  gezeichnet. 

Fig.  18. 


Fig.  17  ist  ein  recht  merkwürdiges  Stück.  Das  Idol  ist  etwa  4 cm  hoch,  cylindrisoh  und 
an  beiden  Knden  platt  abgeschnitteu.  Unter  dem  oberen  ltandc  befindet  sich  ringsumher  eine 
Vertiefung,  die  etwa  den  llals  bezeichnen  soll.  Durch  den  Fingordruck  ist  das  Vogelgesicht 
entstanden.  Ueber  dem  Scheitel  geht  eine  gerade  Linie  bis  zum  Gesichtsvorspmng,  und  beider- 
seits von  ihr  je  zwei  nach  aussen  gebogene  Linien.  Von  der  Halsvertiefung  gehen  die  ein- 
geritzten  Verticalcn  herab.  An  der  vorderen  Seite  unter  dem  Gesichte  und  in  der  Höhe  1 cm 
Uber  dem  Fasse  befindet  sich  eine  horizontale  Linie,  die  die  Verticalcn  überschneidet 

Fig.  18  ist  ein  6 cm  hohes  Idol  mit  stempclförmigem  Fusse,  Armstümpfen  und  Vogel- 
gesicht. Die  Brüste  sind  abgefallen  und  sind  nur  die  Spuren  von  ihnen  vorhanden.  An  dem 
Gesichtsvorsprunge  sind  beiderseits  die  Augen  gezeichnet,  und  über  diesen,  etwa  auf  dem  Scheitel, 
sind  fünf  Linien  gezeichnet,  welche  in  zwei  Gruppen  (zu  zwei  und  drei)  nach  aussen  gebogen 
sind.  Zum  ersten  Male  treffen  wir  hier  die  Zeichnung  des  Halsschmuckes  (Halsbaud ?),  der  hier 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  525 


ganz  einfach  angegeben  ist  und  vorne  über  den  Brüsten  einen  spitzigen  Winkel  bildet.  Dieses 
Stück  scheint  überhaupt  sehr  beschädigt  zu  sein.  Ausser  den  lirüsten,  von  denen  nur  die  Spuren 
geblieben  sind,  ist  diu  ganze  untere  Partie  gleichsam  abgesehält  worden,  und  nur  ein  Stückchen 
unter  dom  linken  Anne,  dicht  am  Fasse,  zeigt  uns,  dass  auch  an  dieser  Figur  Bolche  verticale 
Zeichnungen  gew  esen  sind,  wie  bei  der  vorhergehenden. 

Am  weitesten  fortgeschritten  und  das  interessanteste  Stück  dieses  Typus,  der  auch  einiger- 
maasscu  den  Uebergang  zu  der  nächsten  Gruppe  bildet,  ist 

Fig.  19,  ein  Idol,  das  bei  der  jetzigen  Erhaltung  7,5  cm  hoch  ist.  Der  untere  Thcil  unterhalb 
der  Hüften  ist  abgebrochen.  Der  Kopf  ist  oben  platt  abgeschnitten;  an  der  linken  Kopfseite  befindet 
sich  eine  Oese,  die  das  Ohr  andeiiten  soll;  oberhalb  dieser  Oese  ist  noch  eine,  die  aber  zerstört  ist. 
Die  rechte  Kopfseite  ist  beschädigt.  Etwa  an  der  Stirne  befindet  sich  eine  eingeritzte  Linie,  oberhalb 
der  Ohren  beiderseits  je  noch  eine.  Durch  den  langen  Hals  ist  der  Kopf  mit  dem  Körper  verbunden. 
Anden  Armstümpfen  sind  je  eine  Oese  sichtbar.  Zwischen  den  Armstümpfen  sinddic  lirüste  plastisch 
ausgeführt.  Die  Hüften  sind  stark  Fig.  19. 

betont  Um  den  Hals  herum  gebt 
eine  eingeritzte  Linie,  die  vorne  wie 
auch  hinten  mit  eitlem  spitzigen 
Winkel  endet  Unterhalb  der  lirOsto 
befindet  sich  ein  eingeritztes  Oma- 
ment und  in  der  Hüftenhöhe  noch 
drei  ebensolche  (dasjenige  an  der 
linken  Hüftu  ist  abweichettd,  indem 
die  Horizontale  fehlt  und  die  Linien 
beinahe  senkrecht  an  die  schräge 
Linie  angebracht  Bind).  An  der  Rück- 
seite der  Figur  sind  die  schrägen 
Linien  von  dem  linken  Arme  zu  der 
rechten  Hüfte  und  wieder  von  dem 
rechten  Arme  zu  der  linken  Hüfte 
gezogen,  so  dass  sich  diese  beiden  Linien  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Arm-  und  Hüftenhöhe 
schneiden.  In  dem  oberen  lind  unteren  Kaumo  sind  wieder  je  eine  horizontale  Linie,  und  an 
dieselben  die  senkrechten  Kilzlitiicn  gezogen  '). 

An  der  Fülle  des  Ornamentes  Übei  trifft  diese  Figur  nur  unser  grosses  Thonidol  aus  Klicevnc, 
mit  dem  sie  auch  das  Ornament  oberhalb  des  Gürtels  gemeinschaftlich  hat;  denn  wfihrcnd  dort 
drei  Wolfszähne,  ist  hier  ein  eigentümliches  Ornament  angebracht.  Auf  «len  ersten  lllick  sieht 
man  den  gewaltigen  Unterschied  in  der  Kopf-  und  Körperbildung,  wobei  der  Kopf  so  sehr 
vernachlässigt  ist. 

Mit  Erwähnung  dieses  letzten  Stückes  sind  wir  am  Ende  der  Betrachtung  des  Vogel- 
gesiclitstypus.  So  mannigfaltig  sie  in  Einzelheiten  ausgeführt  wurden,  zeigen  sie  «lennoch  einen 


')  Für  »< 1 gezogene  Linien  timten  wir  die  Analogien  in  ’Pmja,  Bchliemnnn,  llios,  8.  374,  Nr.  193  und 
M.  Hoernes,  Crgesebichto  der  bildenden  Kunst  in  Lurups,  8.  173,  Fig.  94;  nur  das*  sie  dort  immer  von  vorne 
und  hier  von  hinten  angebracht  sind. 


Digitized  by  Google 


526  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Typus  für  sich,  der  sieh  durch  die  Kopf-  und  Körperhildung  gründlich  von  dem  nächst  zu  be- 
trachtenden Typus  unterscheidet,  wo  die  Bildung  der  verschiedenen  liörpcrtheile  weit  fort- 
geschritten ist.  Die  nähere  Betrachtung  dieses  folgenden  Typus  wird  uus  recht  deutlich  zeigen, 
in  welchen  Sachen  sieh  der  Fortschritt  bekundete. 

B.  Der  fortgeschrittene  Typus. 

Die  Gestaltung  der  Kopfform  giebt  uns  das  Hauptmerkmal,  durch  welches  der  frühere 
und  dieser  Typus  von  einander  r.n  unterscheiden  sind.  Von  diesem  anderen  Typus  ist  uus  leider 
kein  ganzes  Idol  erhalten;  dennoch  den  Fundumständen,  wie  auch  dem  Materiale  und  der  Technik 
nach  können  wir  einigermaassen  mit  Sicherheit  manche  Fragmente  de»  Unterköq>ers  als  zugehörig 
zu  einigen  Köpfen  von  diesem  Typus  erklären.  Auch  in  der  Bildung  des  Unterkörpers  ist  ein 
gewaltiger  Fortschritt  zu  notiren.  Für  die  ähnlichen  Figuren  aus  Butmir  behauptete  mit  Hecht 
M.  lloernes,  dass  man  über  sie  getrost  sagen  kann,  „dass  sie  besser  wären  als  alles,  was  die 
locale  Keramik  und  Steinplastik  Griechenlands  und  der  ägäischen  Inseln  in  ähnlichen  Formen 
während  der  Zeit  der  mykeniseheu  nud  der  Inselcultur  hervorbrachto“  >). 

Bevor  wir  aber  zu  der  Beschreibung  der  einzelnen  Stücke  übergehen,  müssen  wir  die  Be- 
rührungspunkte zwischen  dem  vorhergehenden  und  diesem  Typus  erwähnen.  So  ist  zuerst  die 
Kopfform  hervorzubeben,  die  bei  diesem  Typus  durchgehend , beinahe  ausnahmslos  sehr  eigen- 
Ihümlich  ist  und  deren  Ursprünge  schon  bei  Fig.  8,  13  und  lf>  zu  finden  sind.  Fig.  7 liefert 
uns  wieder  ein  Beispiel  für  die  au  dom  Hiuterkopfe  angebrachten  Löcher,  die  bei  den  Figuren 
dieses  Typus  beinahe  ausnahmslos  wiederkehreu.  Die  Zeichnung  des  Auges  fanden  wir  bei 
Fig.  15,  IG  und  18,  die  Darstellung  des  Halsbandes  bei  Fig.  18  und  19. 

Von  allen  diesen  Figuren  dieses  wie  auch  derjenigen  des  vorhergehenden  Typus  unter- 
scheidet sich 

Fig.  20,  ein  Fragment  von  9,5  cm  Höhe.  Den  von  oben  platt  ahgeschnittenen  Kopf 
theilt  es  mit  Fig.  14  des  fintieren  Typus,  sonst  ist  es  aber  durchaus  originell  in  der  Bildung 
der  übrigen  Gesichtsthcile.  Die  rechte  Seite  des  Kopfes,  wie  auch  der  rechte  Arm  sind  be- 
schädigt, ohne  dass  dabei  für  die  Kenntnis«  der  Figur  viel  verloren  gegangen  ist.  Das  Fehlen 
des  Unterkörper«  ist  bedeutend  mehr  zu  bedauern.  Auf  dem  Gesichte  sitzt  eine  weit  vor- 
springende spitzige  Nase.  Das  linke  Auge  ist  durch  eine  Höhlung  und  die  cingeritzten  Linien 
dargestellL  Beide  Brüste  sind  erhalten  und  weit  vovspringend.  Der  Armstumpf  ist  durch  Striche 
eines  Instrumente«  verziert,  und  zwar  in  einer  eigenthümücheu  Technik,  über  welche  wir  später 
hei  der  Besprechung  der  Keramik  reden  wollen  (vgl.  weiter  unten  S.  560).  Unterhalb  des  oberen 
Kopfrandes  au  der  linken  Seite  befindet  sich  eine  Aushöhlung,  die  wir  hei  den  anderen  Exem- 
plaren dieses  Typus  weiter  ausgebildet  wiederfinden  werden.  Bei  der  Betrachtung  dieser  Kopf- 
form erinnert  man  sich  unwillkürlich  des  Marmoridols  von  Naxos*),  wie  auch  des  Marmorkopfes 
au»  Araorgos *),  welchen  wir  auch  sj>ätcr  öfters  zu  erwähnen  haben  werden;  der  Unterschied 
zwischen  unserer  Figur  und  den  angeführten  Analogien  ist  leicht  erkenntlich. 

*)  Butmir  II.  Theü,  Vorwort  8.  2. 

’)  Perrot- Ch  ipiez,  Histolre  de  l'url,  tom.  VI,  Kg.  331 ; Le  Bus,  voyage  arch&dogique,  Tsf.  123  und  8. 111. 
Daun  such  die  Musikanten  von  Amorgos,  Ath.  Mitth.  IX,  Tuf.  6. 

’)  Ahgeh.  Atl».  Mitth.  XVI,  8.  SS;  Perrot-Ch ipiez,  op.  cit.  VI,  8.  742,  Kg.  338. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuliizje  in  Serbien.  527 


Wir  gehen  jetzt  zu  der  Beschreibung  der  elf  Köpfe  (darunter  zwei  Fragmente),  die  eigent- 
lich dienen  Typus  vertreten.  Alle  diese  Köpfe  machen  einen  einheitlichen  Gesammteindruck, 
dennoch  sind  die  Einzelheiten  so  sehr  abweichend,  dass  mau  jeden  Kopf  für  sich  beschreiben  muss. 

20. 


Fig.  22  ist  ein  wohlerhaltener,  3,5  cm  hoher  Kopf  mit  einem  Tltoile  des  Halses.  Die  niedrige, 
hervorstehende,  wulstige  Stirne  ist  von  dem  übrigen  Gesicht  durch  tiefere  Einschnitte  hervor- 
gehoben; die  äusBcren  Augenwinkel  berühren  diese  Einschnitte,  die  inneren  Augenwinkel  sind 
tief  unten  beinahe  bis  zur  Nasenspitze  gezeichnet,  so  dass  die  Augen  (besonders  das  liuke)  bei- 
nahe senkrecht  gezeichnet  sind.  Die  obere  bogenförmige  Linie  ist  an  dom  rechten  Auge  go- 


Fig.  21  stellt  eiu  4,5  cm  hohes  Fragment  des  Gesichtes  dar.  Eitic  sehr  stark  vorspringende 
spitzige  Nase  sitzt  mitten  im  Gesicht;  beiderseits  sind  sehr  grosse  Augen  durch  einen  Hogcu 
und  eine  horizontal  oingcritztu  Linie  gczeichuct.  Das  ganze  Kinn  und  ein  Stück  von  dem  llalse 
sind  noch  erhalten. 

Fig.  21. 

Fig.  22. 


Digitized  by  Google 


528 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

1 »rochen,  so  dass  sic  statt  ttogenföniiig  senkrecht  zu  dem  inneren  Augenwinkel  verläuft.  Die 
Nase  ist  ziemlich  dick  und  weit  vorspringend.  An  dem  Hintcrkopfo  und  in  der  Höhe  der  seit- 
lichen Einschnitte  befindet  sich  eine  Absetzung,  die  mit  dem  Halse  ohne  Unterbrechung  ver- 
bunden ist.  Der  Kopf  ist  von  schwarzem,  geglättetem  Thone  gearbeitet.  Spuren  rother  Farbe 
sind  in  der  Gegend  des  rechten,  inneren  Augenwinkels  und  auf  der  oberen  Seite  der  Absetzung 
zu  beobachten. 

Fig.  23  int  ein  Ccm  hoher  Kopf  mit  Hain,  der  in  den  I Ianptsachcn  dem  vorhergehenden 
Kopfe  gleicht,  nur  dann  die  Augen  linsenförmig  und  weniger  nchief  dargentcllt  nind.  Die  Süsseren 
Augenwinkel  enden  mit  je  einem  Loche  au  den  seitlichen  Vorsprüngen  unterhalb  der  Kinschnitle, 
und  mit  den  inneren  Augenwinkeln  reichen  sie  beinahe  bin  zur  Nasenspitze.  An  der  wulstigen 
Stirne  ist  wieder  je  ein  I<och  oberhalb  der  Einschnitte  angebracht.  An  der  Absetzung  des 
Iliutcrkopfcs  sind  sechs  durchbohrte  Löcher  zu  beobachten. 

Fig.  24  ist  ein  5 cm  hohes  Fragment  mit  dem  Untertheile  des  Kopfes,  Hain  und  einem 
Thcilc  der  lirust.  Pis  sind  die  Nase  und  die  schiefen  Augen  erhalten  mit  ihren  bis  zu  den  Nasen- 
flügeln reichenden  inneren  Augenwinkeln,  l’arallel  mit  den  unteren  Augenlidern  ist  noch  je  eine 


Fig.  23.  Fig.  24. 


Linie  eingeritzt,  und  in  diesem  Haumc  sind  seitlich  zwei  Löcher  angebracht.  Der  Hinterkopf 
ist  zerstört,  dennoch  sind  die  Spuren  von  zwei  Löchern  erkennbar.  Um  den  Hals  herum  läuft 
eine  eiugerilzle  Linie,  die  vorn  in  einem  spitzigen  Winkel  endigt.  Vorn  an  der  Brust  ist  noch 
eine  solche  parallele  Linie  erkenubar. 

Fig.  25  ist  ein  4 cm  hoher,  wohlerhaltener  Kopf.  Die  Stirne  ist  in  der  Mitte  stark  gewölbt. 
Oberhalb  der  Einschnitte  befindet  sich  eino  Linie,  die  über  der  Stirne  in  einer  _/')_P’orm  verläuft 
und  in  deren  äusseren  Winkeln  je  ein  Loch  durchgebohrt  ist.  An  der  Alisetzung  siud  vier 
Löcher  erhalten. 

P'ig.  26  ist  ein  5 cm  hoher,  wohlerhaltener  Kopf.  Dem  Kopfe  P"ig.  23  Beiir  ähnlich;  die 
Augen  sind  aber  horizontal.  In  ihren  äusseren  Augenwinkeln  ist  jo  ein  Loch.  Oberhalb  des 
linken  Auges  ist  eine  kleine  Linie  erkennbar.  Hinten  an  der  Absetzung  Bind  sectis  Löcher, 
tlieils  zerstört,  tlieils  ganz  erhalten. 

P’ig.  27  ist  ein  6 cm  hohes  Fragment,  au  welchem  die  oberen  Körpertheilc  eammt  den 
Brüsten  eines  Idols  erhalten  sind.  Es  ist  ein  höchst  interessantes  Stück.  Leider  ist  die  Erhaltung 


Digitized  by  Google 


Die  neolithixche  Station  Jablanica  bei  Medjuluzjc  in  Serbien.  B29 

nicht  die  beute.  Aus  der  Mitte  der  flachen,  zurückgezogenen  Stirne  springt  die  abgestossene 
Naue  hervor.  Aii  beiden  Seiten  und  wohl  pro)>oriiouirt  sind  die  horizontalen  Augen.  Unterhalb 
des  rechten  Auges  ist  ein  kleiner  durchbohrter  Vorsprung  (Ohr?).  Die  Armstümpfe  sind  ab- 
geschlagen. I)io  Brüste  sind  ziemlich  flach  und  plastisch  gearbeitet  An  der  Absetzung  hinten 
sind  sechs  Löcher  erhalten.  Der  Hals  ist  kurz  uud  dick.  Das  Kinn  ist  nicht  von  dem  Halse 
abgetrennt,  sondern  reicht  mit  seiner  spitzigen  Erhöhung  bis  zur  Brual  herab.  An  der  linken 
oberen  Kopfseite  sind  vier,  dann  ol>erhalb  des  linken  Auges  sechs  und  oberlialb  des  rechten 


Fig.  25.  Fig.  26. 


Auges  ebenso  die  Spuren  von  den  schrägen  parallelen  Linien  (rechts  drei,  links  vier)  erkennbar. 
Um  den  Hals  herum  ziehen  sich  vorne  drei,  hinteu  je  zwei  parallele  Linien,  die  in  spitzigen 
Winkeln  auslaufen  und  dann  senkrecht  in  der  Mitte  des  Körpers  herabfallen.  Am  äusseren 
Bande  neben  den  Brüsten  geht  je  eine  Linie,  die  von  vorne  und  über  den  Armstümpfen,  auch 


Fig.  27. 


von  hinten  bemerkbar  ist  Die  Figur  ist  von  braunem  Thon,  es  sind  aber  Spuren  rother  Farbe 
unterhalb  des  linken  Armstumpfes,  am  ganzen  Hals  und  Ilinterkopf  wie  auch  im  ganzen  Ge- 
sichte vorhanden. 

F’ig.  28  ist  ein  Bruchstück  eines  Kopfes,  das  3,5  cm  hoch  ist.  Erhalten  ist  nur  die  ganze 
Stirn,  das  rechte  Auge  und  die  Stelle,  wo  einst  die  Nase  war.  Die  seitlichen  Einschnitte  sind 
vorhanden.  Oberhalb  derselben  sind  die  Stimccken  mit  Linien  verziert.  Das  linke  Auge  ist 

Archiv  Ar  Anthropologie  ltd.  XXVII.  ß" 


Digitized  by  Google 


530  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

horizontal,  unter  demselben  befindet  «ich  noch  ein  kleine«  Dreieckchen.  Die  Absetzung  ist  nicht 
durchgebohrt. 

Fig.  2!)  ist  ein  6 cm  hoher  und  6 cm  breiter  Kopf.  Nase  und  ausser«*  Künder  des  Gesichtes 
sind  verstossen.  Die  Seiteneinschnitte  sind  erkennbar.  Au  der  linken  Seite  ist  ein  lareil  an 
«lein  Vorsprunge  angebracht.  Die  grossen  Augen  sind  horizontal,  die  Augäpfel  sind  aber  plastisch 
angegeben.  Unter  den  Augen  ist  noch  je  eine  parallele  Linie  eingeritzL  Geber  dem  linken 


Fig.  29. 


Auge  sind  fünf  senkrechte  Linien  ausgeführt.  Die  Absetzung  am  Ilinlcrkopf  ist  ohne  die 
Löcher.  — Der  Kopf  Ist  von  geschwärztem  Thon,  der  geglättet  ist.  In  dem  Tlione  sind  «lie 
glänzenden  Flocken  bemerkbar,  wie  dies  auch  in  der  trojanischen  Keramik  *)  üblich  ist.  Auch 
an  diesem  Kopfe  sind  reichliche  Spuren  von  der  lothen  Farbe  erhalten,  namentlich  um  die  Angen 
herum,  am  Halse  und  besonders  an  der  Absetzung  des  llinterkopfes. 

Fig.  30  zeigt  uns  ein  5,5  cm  hohes 
Fragment,  an  welchem  die  Brüste,  Hals 
und  Kopf  erhalten  sinil.  Der  Kopf  weicht 
etwas  ab  von  den  übrigen  Köpfen  dieses 
Typus.  Die  hochgcwölbto,  iu  der  Mitte 
fast  spitzige,  wulstige  Stirn  ist  von  dem 
Untergesicht  durch  die  seitlichen  Ein- 
schnitte gctheilt  Die  Nase  ist  dick  und 
breit.  Die  Augen  siud  schief  und  plastisch 
dargestellt.  Unter  dem  Einschnitte  an  der 
rechten  Seite  ist  ein  zerstörtes  Loch  er- 
kennbar. Das  Kinn  ist  spitzig.  Auch  die 
Absetzung  ist  hier  eigenthümlich  gebildet, 
Hals  herum  geht  eine  eingeritzte  Linie, 
«lie  vorne  und  hinten  in  einem  spitzigen  Winkel  ausläuft.  Darunter  siml  noch  je  eine  Linie  ein- 
gerilzl,  die  über  die  Schulter  zu  gehen  scheinen  und  weiter  unten  den  Körper  entlang  herab- 
laufen. Die  Brüste  sind  plastisch  angegeben. 

■)  II.  Behllemann,  Uios,  8.  249. 


au  welcher  fünf  Löcher  angebracht  sind.  LTm  den 


Digitized  by  Google 


531 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluije  in  Serbien. 

Kif».  81  ist  ein  8 cm  hohes  Fragment,  an  (lein  die  Brust  sammt  linker  Hand,  Hals  und  detn 
vollständigen  Kopfe  erhalten  sind.  An  der  hohen  Stimc  sind  zwei  reehteekige,  parallele  Linien 
eingeritzt  Zwischen  beiden  befinden  sich  seitlich  je  ein  durchbohrtes  Loch.  Hie  seitlichen  Ein- 
schnitte sind  lief,  unter  denselben  am  ltande  befindet  sich  wieder  je  ein  Loch.  Die  Augen  sind 
schief  und  plastisch  dargestellt;  die  äusseren  Augenwinkel  liegen  dicht  an  den  Einschnitten  und 
die  inneren  reichen  bis  zu  den  Nasenflügeln.  Dicht  unter  dem  rundlichen  Kinn  geht  eine  ein- 
geritxto  Linie,  die  auch  hinten  am  Halse  dargestellt  ist  Darunter  ist  in  grösserer  Entfernung 
eine  zweite  Linie,  die  vorne  und  hinten  in  einem  spitzigen  Winkel  ansläuft;  von  da  ab  läuft  nur 
eine  Linie  über  die  Mitte  des  Körper»  herab.  Zwischen  den  Brüsten  und  Armstümpfen  läuft 
noch  je  eine  Linie,  die  über  die  Schultern  geht.  Die  Brüste  sind  plastisch  angegeben.  Arn 
Hintcrkopfe,  an  der  Absetzung,  sind  vier  Löcher  angebracht  An  dem  erhaltenen  Armstümpfe 


Fig.  31. 


sind  wieder  zwei  Löcher  horizontal  neben  einander  angebracht.  — Der  Thon  ist  schwarz  und 
glänzend  geglättet. 

Mit  der  Erwähnung  der  lctztcu  Nummer  ist  die  Betrachtung  der  Köpfe  abgeschlossen. 
Aber  es  wurden  nicht  nur  die  ganzen  Figuren  und  Köpfe,  sondern  auch  kopflose  Fragmente, 
die  incistcntheils  die  unteren  Körperpartien  darstellen,  gefunden.  Darunter  sind  manche  Stücke, 
die  bald  den  Kumpf  allein,  bald  Armstümpfe,  bald  Küsse  darstellen,  vertreten.  Diese  Frag- 
mente sind  nicht  weniger  wichtig,  daher  müssen  wir  sie  auch  genauer  betrachten  unter  einer 
Gruppe  dor 

C.  Fragmente  der  menschlichen  Gestalt 

Selbst  der  Inie  ist  mit  der  Betrachtung  eines  Kopfes  mehr  befriedigt  als  durch  diejenige 
des  fragmentirten  Kumpfes  oder  irgend  eines  anderen  Körpertheilos.  Der  wissenschaftliche 
Forscher  ist  es  noch  in  höherem  Grade,  denn  bei  der  Betrachtung  eine»  Kumpfes  ist  es  die 
erste  Frage:  -Wie  mag  der  Kopf  ausgesehen  haben“;  während  man  im  umgekehrten  Falle  leichter 

67* 


Digitized  by  Google 


532 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


auf  die  Kenutniss  der  übrigen  Körpcrthcile  verzichtet  Aber  l>ci  dem  maiiuigfaelien  Materiale, 
daa  auf  ho  einem  kleinen  Kaume  gesammelt  wurde,  stellt  sich  selbst  der  gewissenhafteste 
Forscher  unwillkürlich  die  Krage:  Ob  und  welche  Fragmente  konnten  eigentlich  den  gefundenen 
Köpfen  ungeschrieben  werden?  Während  dies  bei  manchen  unbedeutenden  Fragmenten  noch 
r.u  erreiclieu  ist,  bleilmii  gerade  die  wichtigsten  Stiicku  entweder  nur  tlieilwcise  oder  ganz  unbe- 
kannt in  ihrer  ursprünglichen  Form.  Diu  gröfseren  Stücke  sind  eben  schon  in  der  Vergangenheit, 

Fig.  36. 

Fig.  40. 


Fig.  88. 


Fig.  30. 


wie  es  scheint  absichtlich  zerstört  Aber  ist  das  uicht  das  Schicksal  des  grössereu  Thciles  der 
Kunstwerke  aus  allen  /eiten? 

Und  dennoch  ist  die  Betrachtung  der  Darstellung  der  übrigeu  Körpertheile  von  hohem 
Interesse  für  die  Wissenschaft.  Bei  dieser  Betrachtung  sind  wir  nicht  einmal  im  Stande,  so 
lockere  GrupjH'u  der  Fragmente  aufzustcllcn,  wie  cs  bei  der  Betrachtung  der  Köpfe  möglich 
war;  deshalb  sind  wir  nur  auf  blosse  Aufzählung  der  Stücke  angewiesen. 

Fig.  32  stellt  uns  einen  Uutcrthcil  des  brettartigen  Idols  dar,  das  in  gegenwärtiger  Grösse 
6 cm  hoch  ist 

Fig.  33  (hier  nicht  abgcbildet)  ist  5 cm  hoch  und  stellt  ebenso  den  Untcrtheil  des  Körpers 
mit  dem  stempelförmigen  Fusse  ohne  irgend  welches  besondere  /eichen  dar. 


Fig.  45. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithixche  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  533 

Fig.  34  (hier  nicht  abgebildet)  ist  ein  4,5  cm  hohe»  Fragment,  da»  ursprünglich  Fig.  4 
ähnlich  atisgeschen  haben  mag. 

Fig.  35  (hier  nicht  abgebildet)  ist  ein  4 cm  hohes  Fragment  ohne  Kopf. 

Fig.  36  ist  ein  4 cm  hohes  Fragment  ohne  Kopf,  mit  Armstümpfen  und  Brüsten,  mit  dem 
stempelförmigen  Kusse. 

Fig.  37  (hier  nicht  abgebildet)  ist  ein  4 cm  hohes  Fragment  ohne  Kopf,  Fusa  und  rechtem  Arm- 
stumpf. Die  Brüste  sind  erhalten,  und  am  Unken  Armstümpfe  befindet  sich  ein  durchbohrte«  Loch. 

Fig.  38  ist  ein  2,5  cm  hohes  Fragment  ohne  Kopf  und  mit  stempclförmigem  Fusse.  Der 
rechte  Arm  ist  erhalten  und  an  die  Brust  gelegt,  der  linke  abgebrochen. 

Fig.  39  ist  ein  4 cm  hohes  köpf  loses  Fragment  mit  stempelförmigem  Fusse  und  Arm- 
stümpfen. Die  Brüste  sind  plastisch  dargestellt,  in  der  Mitte  der  Brüste  befindet  sich  ein  Loch. 
Ktwa  in  der  Mitte  der  Höhe  »wischen  dem  Fusae  und  den  Brüsten  befindet  Bich  eine  Erhöhung 
mit  einem  Loche,  die  eich  als  der  Nabel,  alter  auch  als  weibliches  Geschlechtsorgan  erklären 
lässt.  An  den  Armstümpfen  befinden  sioh  je  zwei  Über  einander  gestellte  Löcher.  In  der  Mitte 
des  abgebrochenen  Halses  von  oben  befindet  sich  wieder  ein  Loch;  vielleicht  diente  da»  letztere 
zur  Befestigung  eines  separaten  Kopfes.  Um  dun  Hals  herum  läuft  eine  Linie,  die  vorne  /.wischen 
den  Brüsten  in  einem  spitzen  Winkel  ausliiuft  und  hinten  ebenso,  nur  dass  von  dem  hinteren 
Winkel  eine  eingeritzte  Linie  über  die  Körpcmiitte  nach  unten  verläuft.  Es  sind  noch  Spuren 
der  quer  eingeritzten  Linien  erkennbar. 

Fig.  40  ist  ein  6 cm  hohes  Fragment  des  Unterkörpers  mit  stempelförmigem  Fusse,  au  «ier 
linken  Seite  befindet  sich  eine  Anschwellung  mit  einem  durchbohrten  Loche  von  vorne  nach 
hinten.  Diese  Anschwellung  stellt,  wie  wir  später  scheu  werdeu,  die  Hüften  dar. 

Fig.  41  (hier  nicht  abgebildet)  ist  ein  4,5  cm  hohes  Fragmeut,  an  welchem  nur  der  Fuss 
erhalten  ist. 

Fig.  42  (hier  nicht  abgebildct)  ist  ein  4 cm  hohes  Fragment  mit  Btcmpclfönuigcm  Fusse  und 
der  seitlichen  Ilüftenatisehwellung.  Von  vorne  Bind  drei  schräg  cingeritzto  Linien  zu  bcolmchten. 

Fig.  43  (hier  nicht  abgebildet)  ist  ein  3 cm  hohes  Fragment  de»  stempelförmigen  Fusse» 
mit  den  parallel  eingeritzten  Linien,  die  in  einen  spitzigen  Winkel  auslaufen. 

Fig.  44  (hier  nicht  abgebildct)  ist  ein  3 cm  hohes  Fragmeut  des  stempelförmigen  Fusse». 
Die  vordere  Seite  ist  mit  zwei  horizontal  eingeritzten  Linien  verziert  und  die  hintere  mit  den 
vcrtiealen  Linien. 

Fig.  45  ist  ein  4,5  cm  hohes  Fragment,  au  dem  der  Btem|»elfürmigc  Fuss  und  Anschwel- 
lungen der  Hüften  erhalten  sind.  Der  Fuss  ist  mit  vier  horizontal  eingeritzten  Linien  verziert. 
An  der  linken  Hüfte  ist  ein  durcblmlirtes  Loch.  Ueber  den  Hüften  an  der  hinteren  Seite  gehen 
zwei  senkrechte  Linien. 

Fig.  46  ist  ein  5,5  cm  hohes  Fragment,  den  Kumpf  darstellend.  Es  sind  ganz  leise  ange- 
deutete Brüste.  Dagegen  ist  der  Nabel  eine  sich  nach  oben  zuspitzende  Erhöhung  mit  eiuem 
Loche  darin.  Eine  eingeritzte  Linie  geht  vorne  wie  auch  hinten  über  die  Körpermitte,  und 
ebensolche  Linien  befinden  sich  beiderseits  des  cingcschnürten  Kumpfes  entlang  parallel  mit  der 
Kumpfcontour. 

Fig.  47  ist  ein  6 um  hohes  Fragment  des  Kumpfes.  Die  Armstümpfe  mit  je  eiuem  Loche 
siml  erhalten.  Die  Brüste  sind  ganz  flach  gearbeitet.  Der  N'aliel  ist  wie  bei  Fig.  46.  Zwischen 


Digitized  by  Google 


534 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


den  Brüsten  laufen  zwei  )>arallcle  Linien  in  einen  spitzen  Winkel  au»,  und  von  da  ab  verlängert 
Meli  eine  Linie  bi»  zu  dein  Nabel  biminler.  Die  seitlichen  Linien  Mini  wie  bei  Fig.  46  und 
taufen  filier  die  Schultern. 

Fig.  48  ist  ein  3,5  cm  hohes  Fragment,  wo  nur  die  Armstümpfe  und  ein  Tlioil  des  Halses 
erkennbar  sind.  Um  den  Hals  gehen  zwei  parallele  Linien,  von  welchen  hinten  acht  senkrecht 
eingeritzte  Linien  herabhäugcn  (vielleicht  Haare?).  Um  den  rechten  Armstumpf  gehen  vier 
parallele  Linien  herum,  der  linke  Armstumpf  hat  nur  zwei  solche,  ist  aber  abgebrochen. 

46.  Fig.  49  ist  ein  7,5  cm  hohes  Frag- 

ment,  das  leider  sehr  verwittert  ist. 
Ks  ist  erhallen  der  steinpelförmige  Fugs, 
Hüftenpartie  und  ein  Thcil  des  Rumpfes. 
Kbenso  wie  wir  die  seitlichen  Ein- 
schnitte lici  den  Köpfen  gefunden 
haben,  sind  sic  auch  hier  dargestellt 
als  eine  Trennung  zw  ischen  dem  Rumpfe 
und  den  unteren  Köqiertheilen.  Der 
Nabel  ist  wie  bei  Fig.  46  und  47  dar- 
gestellt, jedoch  ohne  Loch.  Die  Gesäss- 
parlic  ist  stark  betont.  Die  Zeichnung 
ist  am  ganzen  Fragmente  zu  beobachten, 
ln  der  Mitte  der  hinteren  Seite  ist  ein  Raum  durch  zwei  senkrechte  Linien  begrenzt,  in  welchen 
parallele  Zickzacklinien  gezeichnet  sind,  vcrmuthlich  ist  es  ebenso  an  der  vorderen  Seite,  die  sehr 
verwittert  ist,  gewesen.  Die  seitlichen  Partien  sind  durch  parallele  horizontale  Linien  verziert. 

47. 


Der  untere  Thcil  des  Fusscs  bleibt  frei.  Ueber  dem  Hauche  gehen  zwei  parallele  schräge  Liuieu 
von  rechts  nach  links;  ebenso  an  der  hinteren  Seite.  Wenn  die  Venuuthung,  die  durch  den 
Fundumstnnd  unterstützt  ist,  richtig  wäre,  so  möchte  ich  diesen  Unterkörper  einem  vou  den 
Köpfen  Fig.  23,  24,  25,  26,  29,  30  und  31  zuschreiben,  da  sie  alle  in  derselben  Schicht,  ja  um 
eine  nud  dieselbe  Fcucrstelle  gefunden  worden  sind.  Allein  die  nächstfolgende  Nummer  zeigt 
uns,  wie  vorsichtig  man  mit  den  Vcrmulhungcu  sein  muss. 


Digitized  by  Google 


Die  neolitbische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  535 

Fig.  50  ist  i'in  Cent  hohes  Fragment  olmc  Fuss,  Armstümpfe  und  Hals.  Die  Hrüste  sind 
niclit  angedeutet,  der  Nabel  ist  wie  bei  Fig.  49.  Die  Hüften  sind  starker  betont,  die  Gesäss- 
)iartie  dagegen  nicht  so  sehr.  In  der  Hüftenhöhe  und  unter  dem  Nabel  gehl  ein  Kranz  kleiner 
rundlicher  Vertiefungen.  Darunter  sind  |>arnllelc  horizontale  Linien  ciugcritzt  An  dem  oberen 


Fig.  48.  Fig.  49. 


Theile  des  Fragmentes  sind  vorne  drei  |iarallele,  in  einen  spitzigen  Winkel  zulaufende  Linien 
eingeritzt,  und  hinten  ebenso,  nur  dass  von  dem  Winkel  noch  zwei  senkrechte  Linien  berabiaufen 
und  mit  der  horizontalen  abgegrenzt  sind. 

Fig.  51  ist  ein  3,5  cm  hohes  und  7,5  cm  breites  Fragment,  welches  nur  die  Hüftenpartie 
darstellt.  Die  vordere  Scito  ist  be- 
schädigt, die  hintere  wohl  erhalten. 

Diese  hintere  Partie  zeigt  in  der 
Mitte  eine  Vertiefung  und  ist  mit 
senkrechten  Liuieu  verziert  Kcich- 
liche  Spuren  der  rolhen  Farbe  sind 
erhalten.  Vielleicht  gehört  dieses 
Fragment  zu  dem  obeu  beschriebenen 
Kopfe,  Fig.  29,  wobei  die  Grösse 
ganz  entsprechend  wäre. 

Fig.  52  ist  ein  7 cm  hohes 
Fragment  Erhalten  ist  hauptsäch- 
lich die  Ilüftcn|«artio  mit  einem 
Theile  des  Hauches  und  einem 
grösseren  Theile  des  Unterkörpers.  Zwischen  dem  liumpfc  und  dem  Unterkörper  geht  von 
vorne  eine  schmale  horizontale  Vertiefung,  in  ihrer  Mitte  ist  noch  eine  Linie,  die  rings- 
herum um  den  Körper  läuft  Der  Rumpf  ist  vorne  vorstehend  und  in  der  Mitte  sich 


Digitized  by  Google 


536 


l)r.  Miloje  M.  Vassits, 


Digitized  by  Google 


Dio  neolithischo  Station  Jahlanica  hei  Medjuluije  in  Serbien.  537 

etwas  nach  unten  ansladend.  Die  Gesässpartic  ist  in  der  Mitte  durch  eine  Vertiefung 
getheilt  Der  Kaum  zwischen  den  Linien  ist  mit  parallel  querverlaufenden  Linien  verziert, 
die  sich  überschueidru , wodurch  die  kleinen  Rhomben  entstehen.  Dieser  verzierte  Kaum 
ist  nach  unten  durch  eine  Linie  abgesperrt,  unter  derselben  geht  noch  eine  parallele  Linie  um 
den  ganzen  Körper  herum.  Die  Hüften  sind  wieder  durch  bogenförmige  Linien  hervorgehoben; 
an  dom  Hauche  sieht  man  zwei  parallele  Linien,  die  schräg  laufen,  und  deren  Enden  unter  dem 
rechten  Winkel  durch  eine  dritte  verbunden  sind. 

Fig.  53  ist  ein  5,5  cm  hohes  Fragment  des  stcmpelförmigen  Fusses  summt  dem  Uutcrkörper. 
Die  stark  betonte  Gesäss|>arlie  ist  durch  eine  leise  Vertiefung  getheilt.  lieber  dem  Fusse  ver- 
laufen zwei  parallele  Linien,  von  welchen  dio  obere  dem  verzierten  Kaum  als  untere  Grenze  dient 
Vorn  iu  der  Mitte  sind  zwei  nach  oben  in  einen  spitzigen  Winkel  zusammenlaufcnde  Linien, 
diesen  Ilaupllinien  nach  sind  noch  andere  Parallelen  gezogen.  Au  der  hinteren  Seite  dagegon 
sind  die  Parallelen  in  einer  ~-förmigcn  Linie  gezogen. 

Fig.  54  a b ist  ein 
7 cm  hohes  Fragment 
mit  dem  stempelför- 
migen Ftiss.  Die  Hüf- 
ten sind  durch  seitliche 
Anschwellungen  ange- 
deutet, in  welchen  sich 
durchbohrte  Lieber  be- 
finden. Der  Kumpf  ist 
von  dem  Unterkörper 
durch  eine  herum- 
laufende  Linie  getrennt. 

Das  Gesäss  ist  durch 
eine  Einsenkung  iu  der 
Mitte  getheilt  Am 
Unterkörper  sind  vorne 
querverlaufende  Linien 
gezogen , so  dass  da- 
durch Rhomben  entstanden  sind.  Hinten  ist  keine  Verzierung.  An  dem  Kumpfe  sind  vorn  vier 
und  hinten  drei  senkrechte  Linien  gezogen. 

Fig.  55  ist  ein  7 cm  hohes  Fragment  Dor  Kumpf  ladet  sich  nach  vorne  vorspringend  aus. 
Die  Gesässpartie  ist  stark  betont  und  getheilt  An  den  Hüften  ist  jo  ein  Loch  angebracht. 
Zwischen  Kumpf  uud  Unterküq>cr  ist  eine  herumlaufende  Linie,  an  den  Seiten  des  Unterkörpers 
sind  je  zwei  parallele  senkrechte  Linien  gezogen,  die  die  vordere  und  hintere  Kürperpartie 
trennen.  Die  vordere  Partie  ist  durch  schräge  Linien  verziert,  die  sich  überachnciden;  die  hintere 
Partie  dagegen  ist  nur  mit  senkrechten  Linien  verziert  Unten  ain  Fusse  befinden  sich  drei 
parallele  horizontale  Linien.  Der  Fuss  ist  stempelförmig.  Am  Hauche  sind  in  der  Mitte  zwei 
parallele  senkrechte  Linien  gezogen,  und  aus  den  Ilüftenlöchern  geht  je  eine  Linie  der  Körper- 
contour  entlang.  Der  Kumpf  ist  hinten  in  der  Mitte  vertieft;  durch  diese  Vertiefung  läuft  oiuo 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXV1L  .o 


Digitized  by  Google 


538 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


senkrecht«  Linie.  Die  bohlen  Seitenlinien  wie  vorne.  Der  Thon  ist  lichtgclb  und  fein  geglättet, 
so  dass  manche  Partien  glänzend  sind. 

Fig.  36  ist  ein  8 cm  hohes  Fragment  mit  stempclförmigcm  Fuas.  Die  Hüften  sind  stark 
betont  und  mit  durchbohrten  Löchern.  Die  Einschnitte  sind  auch  vorhanden.  Die  Linie 
zwischen  Rumpf  und  Unterkörper  läuft  vorne  in  einen  spitzigen  Winkel  aus,  so  dasB  die  horizontale 
unter  dem  Bauohvorsprung  hier  ein  Dreieck  bildet.  Die  mittlere  Linie  Ober  dem  Bauche  endet 
mit  einem  loche.  Der  verzierte  Kaum  ist  nach  unten  durch  eine  herumlniifendo  horizontale 
Linie  abgegrenzt.  Der  Raum  ist  vorn  durch  kleine  Löcher  verziert,  hinten  dagegen  zeigt  sich 
als  Verzierung  eine  ~ -förmige  Linie  mit  noch  einer  parallelen.  Das  Oesäss  ist  nicht  gethcilt 
Die  Contourlinien  sind  vorne  wie  auch  hinten  vorhanden.  Das  Dreieck  unter  dem  Bauchvorsprung 
dürfte  man  wohl  als  weibliches  Geschlechtsorgan  (vulva)  erklären. 

Fig.  57  ist  ein  7 cm  hohes  Fragment.  Es  ist  erhalten  nur  der  uuterste  Theil  des  Bauches 
sammt  den  Hüften  und  der  ganze  Unterkörper.  Zwischen  dem  Rumpfe  und  Unterkörper  läuft 


eine  starke  Vertiefung,  der  Bauch  ladet  sich  in  der  Mitte  nach  vorne  fast  in  eine  Spitze  aus. 
An  dem  Unterkörper  sind  keino  Verzierungen,  dafür  aber  sind  beide  Beine  mit  den  Glutäen 
durch  die  Vertiefung  vorne  und  hinten  betont  Diese  ziemlich  breite  und  flache  Vertiefung  geht 
bis  zu  den  Füssen  hinab,  so  dass  man  einen  sicheren  Eindruck  der  neben  einander  gestellten 
Beine  und  Füsse  bekommt  Der  Fuss  unten  ist  nicht  mehr  rundlich,  wie  bei  den  früheren 
Exemplaren,  sondern  quadratisch.  Um  den  Eindruck  der  Füsse  noch  mehr  hervorzuheben,  sind 
sogar  die  Knöchel  (zumal  an  dem  linken  Fasse)  angedeutet  Die  Fussspitzen  sind  leider  abge- 
brochen. Die  Sohlen  scheinen  ebenfalls  durch  eino  Vertiefung  getrennt  gewesen  zu  sein. 

Aber  die  Bewohner  der  Wohnstätte  Jablanica  waren  nicht  nur  im  Stande,  solche  Thonidole,  wie 
eben  das  letztbeschriebene  war,  zu  bilden,  sondern  auch  solche  mit  ganz  getrennten  Füssen,  wie  uns 

Fig.  58  zeigt  Es  sind  zwei  Beine,  von  denen  eines  4 cm,  das  andere  beinahe  5 cm  hoch 
ist  Das  erste  Bein  scheint  das  linke  gewesen  zu  Bein,  denn  darauf  weist  uns  die  Verzierung 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  539 

an  dem  Heine  seilrat,  die  in  zwei  schrägen  über  einander  gestellten  Linien  besteht,  und  die  nur 
an  der  sichtbaren  linken  Aussenscitc  und  vorne  ausgeführt  ist.  Das  andere  Hein  weist  dagegen 
keine  Zeichnungen  auf. 

Seiner  ungewöhnlichen  Grösse  wegen  verdient  ja  noch  ein  Fragment  de«  Oberkörpers  mit 
dem  linken  Armstumpf  erwähnt  zu  werden. 

Fig.  69  stellt  uns  ein  8 cm  hohe«  Fragment  dar,  dessen  Entfernung  zwischen  der  linken  Brust- 
warze  und  dem  äusseren  Ende  des  Armstumpfes  5 cm  beträgt.  Die  Brustwarze  ist  ganz  flach 
plastisch  dargestellt,  in  deren  Mitte  ein  Loch  ist. 

Fig.  60  stellt  uns  einen  abgebrochenen  Armstumpf  mit  zwei  nelten  einander  durchgebohrten 
I-öchern  dar.  An  ihm  ist  noch  ein  Theil  der  ContourUnie  erkennbar. 


Fig.  58.  Fig.  59. 


Hiermit  schliessen  wir  die  Betrachtung  der  Darstellungen  der  menschlichen  Gestalt.  Die 
allgemeinen  Bemerkungen,  wie  auch  die  Anführung  der  Analogien  werden  wir  am  Schlüsse  der 
Betrachtungen  der  Sculptur  anführen.  Bevor  wir  aber  zu  diesen  Betrachtungen  übergehen,  bleibt 
nns  zuerst  noch 

2.  Die  Darstellung  der  Thiergestalt 

zu  überblicken , denn  auch  die  Thiere  gaben  den  Künstlern  Anregung  zu  künstlerischer  Dar- 
stellung ihrer  Gestalt. 

Die  Thiergestalten  waren,  wie  uns  die  bisherigen  Funde  zeigen,  nicht  nur  aus  Thon,  son- 
dern auch  aus  einer  weicheren  Steiimrt  hergestellt,  ein  1'nistnnd,  der  für  die  Kenntnis«  dieser 
Cultorstufe  von  Jablanica  von  höchstem  Werthe  ist.  Die  bisherigen  Funde  zeigen  uns,  dass  nur 
■wenige  Thierarten  Gegenstand  der  künstlerischen  Darstellung  waren.  So  ist  zuerst 

Fig.  61 , ein  Vogelkopf,  zu  erwähuen.  Er  misst  7 cm  von  der  Basis  bis  zum  Scheitel  und 
8 cm  vom  Ilintcrkopf  bis  zu  der  Schnabelspitze.  Der  Kopf  ruht  mit  seinem  Halse  auf  einem 

68* 


Digitized  by  Google 


540 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

ländlichen  platten  Kusse.  An  dein  Halse  befindet  sich  eine  schmale  Vertiefung,  die  rings  um 
den  Hals  verläuft  Auf  dem  Hinterkopfe  befindet  sich  in  der  Mitte  ebenfalls  eine  flache  Ver- 
tiefung. Der  Schnabel  ist  von  unten  horizontal  und  glatt  gebildet  Die  Seitenflächen  laufen  zu 
einer  Spitze,  tvo  sic  immer  Bchinäler  und  Bclunäler  werden.  Der  Schnabelrficken  ist  rundlich  und 
spitzt  sich  ebenfalls  zur  Schnaltclspitzc  zu.  Es  sind  keine  Spuren  irgend  welcher  Zeichnung  vor- 
handen, deshalb  ist  cs  vorauszusetr.cn,  dass  wenigstens  die  Augen  mit  irgend  einer  Karbe  (Rotlif) 


Fig.  01. 


gemalt  waren,  da  wir  auch  die  Spuren  rother  Karbe  schon  au  mehreren  Idolen  beobachtet  haben. 
Das  Material  (Serpentinasbest)  ist  von  einem  weissgelblichen  Thone,  der  sich  zu  der  Bemalung 
vorzüglich  eignet.  Welche  Vogelart  der  Kopf  ursprünglich  dargestellt  hat,  ist  schwer  zu  ent- 
scheiden, der  Schnabclform  nach  müsste  mau  au  eine  Ente,  Gans  oder  einen  Schwan  zuerst  denken. 


Die  übrigen  Thiergcstaltcu  stellen  lauter  Vierfüssler,  vielleicht  ausschliesslich  Kühe  oder 
Ochsen  dar.  Sie  sind  alle  stark  beschädigt  und  aus  Thon  verfertigt 

Kig.  62  ist  ein  Kragment  ohne  den  Kopf  und  die  vier  Küsse  wie  auch  den  Schwanz,  die 
alle  abgebrochen  sind.  Das  Kragment  ist  in  gegenwärtiger  Erhaltung  5 cm  lang  und  3 cm  boclu 
Der  Hals  ist  inueu  hohl. 

Kig.  63  ist  ein  fragmentirtes  Stück,  etwa  5 cm  lang  und  3 cm  hoch,  sonst  alles  wie  bei  Kig.  62. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithisclie  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  541 

Fig.  64  ist  das  beste  erhaltene  Stück  ummt  dem  Kopfe,  drei  Füssen  und  dem  Schwante. 
Der  rechte  Vorderfuss  wurde  heim  Ausgralien  beschädigt.  Die  Hörner  sind  schon  früher  abge- 
brochen. Das  Stück  ist  etwa  & cm  lang  und  2,5  cm  hoch.  Ein  Ochse  oder  eine  Kuh  ist  leicht 
darin  zu  erkennen. 

Fig.  65  ist  ein  4 cm  langes  und  2,5  cm  hohes  Fragment  ohne  Kopf,  an  dem  nur  der  linke 
Hintcrfuss  und  Schwant  fast  ganz  erhalten  sind. 

Fig.  66  ist  ein  3 cm  langes  Fragment,  an  dem  nur  der  rechte  Vorderfuss  erhalten  ist. 

Fig.  64.  Fig.  66. 

grry 

Fig  67. 


Fig.  66. 


Fig.  «8. 


Fig.  67  ist  ein  Kopf  mit  den  Ilornern.  Er  scheint  am  hinteren  Theile  durchgebohrt  ge- 
wesen zu  sein  und  wurde  vielleicht  als  Schmuck  oder  Amulett  getragen. 

Fig.  68  ist  ein  Horn  von  2,5  cm  Länge,  das  vorzüglich  gearbeitet  ist  Es  ist  von  einem 
Kopfe  abgebrochen. 

Werfen  wir  jetzt  einen  summarischen  Blick  auf  die  Darstellung  der  Menschen-  und  Thier- 
gestalt  in  der  Plastik  von  Jablanica. 

Zuerst  kommt  die  Stellung  der  menschlichen  Gestalt  in  Betrachtung.  Die  Fig.  5 bis  6 
ausgenommen , sind  alle  anderen  Figuren  aufrecht  stehend  dargestellt  Die  Fig.  5 ist  sitzend 
gedacht,  ebenso  wie  die  Thonfigur  aus  den  thrakischen  Grabhügeln  '),  wo  wir  auch  die  Analogien 
für  den  halb  liegenden  Typus  finden  *),  nur  dass  hier  kein  Stuhl  vorhanden  ist  Das  Fehlen  des 
Stuhles  jedoch,  wie  auch  die  hindurchgehende  Durchbohrung  an  der  hinteren  Kürperpnrtie  bei 
unseren  Statuetten,  könnte  uns  veranlassen,  sie  nur  als  Schmuckgegenstiinde,  die  vielleicht  auch 
als  Amuletten  gebraucht  wurden,  zu  erklären1). 

Fig.  1 hat  keinen  Kopf,  dagegen  bei  Fig.  2 ist  zweifelhaft  und  bei  Fig.  3 höchstwahr- 
scheinlich, dass  separat  gearbeitete  Köpfe  aufgesetzt  waren,  nur  so  ist  das  2 cm  tiefe  Loch  in 
dem  oberen  Hände  der  Fig.  5 verständlich.  Ebenso  könnte  man  von  Fig.  3!)  denken,  wo  sich 
ebenfalls  ein  Loch  von  0,5  cm  Tieft*  auf  dem  gebrochenen  Haine  befindet. 

')  Vgl.  Hnernes.  Urgeschichte  «1.  bild.  Kunitt  in  Kuropa,  Taf.  III,  Fig.  6. 

•)  Ebda.  Taf.  UI,  Fig.  5. 

a)  Aehnliche  üegenstände  werden  wir  weiter  unten  anführen,  vgl.  8.  &4l‘  f. 


Digitized  by  Google 


542 


Dr.  Miloje  M.  Vasaits, 

Bei  der  Betrachtung  der  Thonfiguren  haben  wir  auch  auf  die  Kopfform  öfter*  hingewiesen. 
Von  dem  Vogelgesichtstypus  weicht  nur  die  Fig.  10  und  15  ab,  wo  der  Schädel  mehr  rundlich 
ist,  und  Fig.  14  und  20,  wo  der  Scheitel  platt  abgeschnitlen  ist1).  Für  den  Vogelgesichtstypus 
finden  wir  die  nächsten  Analogien  in  den  Statuetten  au*  Butmir,  wo  der  I.  Theil,  Taf.  II, 
Fig.  10a  sicher  und  der  II.  Theil,  Taf.  III,  Fig.  11  wahrscheinlich  das  Vogelgesicht  haben. 
Dagegen  ist  die  Kopfbildung  bei  den  Fig.  22  bis  31  fast  ohne  Analogie  unter  den  uns  bi*  jetzt 
bekannten  Thonstatuetten  *).  Dieser  Umstand  sollte  doch  eine  Ermahnung  für  diejenigen  sein, 
die  in  den  Statuetten  von  Butmir  sogar  den  Negertypus  erkannten  ’).  Es  ist  schwer  zu  sagen, 
was  bei  den  letztgenannten  Figuren  aus  Jablanica  der  hohle  Kopfaufsatz  bedeuten  sollte4).  Ich 
kann  nur  sagen,  dass  ich  die  nächste  Analogie  in  einem  Kopfe  von  Bos-öjük  5)  und  den  Statuetten 
von  Bclibreg  (Arcb.  £rtesitö,  a.  a.  O.  S.  105,  Nr.  9 und  11;  S.  107,  Nr.  12)  gefunden  habe, 
wobei  man  vielleicht  auch  an  einen  Kopf  aus  Phrygien  im  Berliner  Antiquarium  *)  und  an  die 
mittlere  Figur  bei  Perrot-Chipiez,  Fig.  337,  aus  Troja7)  erinnern  dürfte. 

Die  Nase  ist  ein  Oesichtatheil,  der  schon  auf  den  primitivsten  Statuetten  vorkommt.  Ohne 
diesen  Theil  ist  beinahe  kein  Gesicht  als  Gesicht  zu  bezeichnen.  Eben  deshalb  fehlt  sie  auf 
keiner  von  unseren  Statuetten,  ausgenommen  Fig.  1,  2,  3 und  4.  Bei  dem  Vogelgesicht stypus 
ist  die  Nase  fast  das  ganze  Gesicht.  Sie  ist  überall  plastisch  gebildet. 

Neben  der  Nase  kommt  zuerst  das  Ange  zum  Ausdruck,  und  von  Fig.  15  ab  finden  wir 
es  theils  gezeichnet,  theils  plastisch  dargestellt.  Die  Augen  sind  öfters  schief  dargestellt,  was 
man  nur  durch  die  Entwickelung  aus  dem  Vogelgesichtatypus  erklären  darf  und  nicht  durch 
einen  eigenthümlichen  liasscnuuterschied  oder  sogar  durch  das  technische  Nichtkönnen,  wie  das 
Hoernes  vorschlügt '),  zu  entrillhseln  hat. 

Da»  Ohr  ist  ebenfalls  so  alt  wie  das  Auge.  Ob  wir  aber  in  den  unteren  Löchern  an  den 
Fig.  23,  24,  25,  2G,  29,  30  und  31  das  Ohr  zu  erkennen  haben,  ist  leicht  möglich,  aber  nicht 
gewiss  stichhaltig. 

Der  51  und  ist  bei  unseren  Figuren  ebenso  wenig  zu  finden,  wie  das  der  Fall  bei  den 
trojanischen  Urnen  ist,  was  auch  S.  Reinach  ganz  richtig  bemerkt  hat9). 

Dennoch  ist  ein  Fragment  bei  Perrot-Chipiez,  Bd.  VI,  S.  904,  Fig.  454,  und  die  Urne 
im  Arcli.  Anzeiger  1890  , 8.  106,  wo  der  Mund  dargestellt  ist,  aus  der  übrigen  Gruppe  der 
trojanischen  Urnen  auszuscheiden. 

Die  Armstümpfe,  soweit  sie  erhalten  sind,  sind  immer  horizontal  ausgestreckt,  wie  wir 
es  eben  auch  in  Butmir  wiederfinden.  Nur  ein  einziges  Mal  ist  der  rechte  erhaltene  Armstumpf 
gebogen  und  auf  die  Brust  gelegt,  und  zwar  bei  Fig.  38.  Diese  Statuette  hat  ihr  Ebenbild  in 

')  Vgl.  Archaeologiai  flrteailü,  Bd.  XVUI  (188»),  Heft  2,  8.  101,  Fig.  10. 

*)  Ebda.  8.  101,  Kr.  »,  II,  1*. 

*)  Uoerne»,  op.  eit  8.  889. 

\l  Bella  ha  jo»  in  Arcb.  Lrteaitö,  a.  a.  O.,  S.  los,  bezeichnet  den  Kopfuufcatz  direct  als  „sapka",  Mutz«, 
bei  Nr.  8 dnrtselbst. 

4)  A.  Koerte,  Kleinaaiatische  Studien  in  Atbeu.  llittb.,  lld.  XXIV,  8.  37,  Taf.  1,  Fig.  6. 

‘)  Arcb.  Anzeiger  1891,  8.  111,  Fig.  2. 

r)  llistoire  de  l'art  tome  VI,  p.  744. 

*)  lloernes,  op.  eit.  8.  228. 

")  8.  Iteinach,  La  tkulpture  en  Europe  etc.  (Separatabdruck  S.  21  und  28.) 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  543 

Mykenae  ‘),  wie  auch  in  manchen  Figuren  von  den  Insein  und  aus  Butmir,  und  es  ist  ja  bekannt, 
dass  dieses  Motiv  von  den  Inseln  herstau)  ml. 

Die  Brüste,  soweit  sie  angedeutet  sind,  sind  immer  plastisch  dargestellt  und  Bitzen  gewöhn- 
lich hooh,  in  der  Schulterhöhe.  Sie  sind  in  fast  allen  beschriebenen  Groppen  zu  finden. 

Der  Nabel  ist  seltener  zum  Ausdruck  gekommen,  obzwar  man  ihn  auch  im  Vogelgesichts- 
typus findet,  wie  Fig.  12  und  19,  aber  ohne  besonderes  Kennzeichen,  sondern  nur  als  Erhöhung 
am  Bauche.  Dagegen  bei  Fig.  46,  47  und  56  ist  er  durch  ein  Loch  betont.  Die  Fig.  39  ver- 
dient in  dieser  Beziehung  besonderes  Interesse.  In  der  Beschreibung  schon  wiesen  wir  auf  die 
schwierige  Entscheidung  zwischen  Nabel  und  Vulva.  Bei  der  Statuette  aus  Butmir,  Taf.  III, 
Fig.  12  *),  sind  der  Nabel  wie  auch  die  Vulva  dargestellt,  die  letztere  ebenfalls  mit  dom  Loche  in 
der  Mitte;  wir  würden  hier,  mit  Rücksicht  auf  die  trojanischen  Urnen,  eher  an  die  Vulva  als  an  den 
Nabel  denken,  wie  es  auch  der  Fall  ist  mit  der  Statuette  aus  Butmir  (I.  Theil,  Taf.  III,  Fig.  8). 

Die  Hüften  sind  auch  beim  Vogelgesichlstypus  theils  durch  kleine  Seitenvorsprüngc,  wie 
Fig.  11  und  16,  theils  durch  stärkere  Anschwellungen,  wie  Fig.  12,  19,  32,  33,  40  und  54  (bei 
den  letzteren  zwei  Figuren  ist  noch  je  ein  Loch  in  der  Mitte  vorhanden),  angedeutet.  Eine 
fortgeschrittenere  Bildung  der  Hüften,  wo  sogar  die  Hüftknochen  angedeutet  sind,  zeigen  uns 
die  Fig.  49,  51,  52,  53,  55,  56  und  57.  Eine  solche  Andeutung  der  Hüftknochen  finden  wir  nur 

noch  in  Butmir  (op.  cit.  II.  Theil,  Taf.  IV,  Fig.  9 b). 

Durch  den  unrichtig  angewandten  Scharfsinn  der  Gelehrten  und  durch  die  Theorie  über 
den  steatopygischen  Typus  ist  die  Betrachtung  der  Gesässdarstellung  von  hohem  Interesse 
geworden.  Aber  überblicken  wir  zunächst  unsere  Figuren  und  Fragmente.  Die  namhafte  Dar- 
stellung der  Gesässparlie  tritt  uns  zuerst  in  Fig.  12  entgegen,  wo  Hüften  und  Nabel  sehr  stark 
betont  sind,  und  die  Gesässpartic  mehr  durch  eine  flachere,  Bich  nach  unten  ausladende  Wulst 
dargestellt  ist.  Bei  Fig.  19  ist  diese  Gesässpartic  ganz  flach,  ebenso  ist  sie  ganz  normal  bei  Fig.  50 
und  54.  Man  könnte  Einwand  gegen  Fig.  50  erheben,  dass  auf  derselben  auch  die  Brüste  nicht 
angedcutet  sind;  dennoch  muss  man  sich  erinnern,  dass  bei  diesen  Statuetten  auch  reichliche 
Spuren  der  Bemalung  erhalten  sind,  so  dass  die  Brüste  auch  bemalt  gewesen  sein  können;  das- 
selbe ist  auch  bei  den  Fig.  46  und  47  zu  vermulhen,  wo  die  Brüste  ganz  flach  plastisch  dar- 

gestellt sind  und  durch  die  Bemalung  hervorgeboben  sein  konnten.  Ausserdem  darf  man  nicht 
vergossen,  dass  es  sich  hier  überall  nur  um  die  Darstellung  des  Weibes  handelt,  und  es  wäre 
ein  seltsamer  Zufall,  wenn  irgend  ein  Fragment  als  Darstellung  des  Mannes  vorgekommen  wäre9). 
Nichts  Abnormales  finden  wir  auch  bei  den  Fig.  55,  56  und  57,  obzwar  bei  ihnen  diese  Gcsflss- 
partic  etwas  stärker  betont  ist.  Die  Fig.  49,  51,  52  und  53  dagegen  haben  stark  betonte,  in 
der  Mitte  senkrecht  getheiltc  Gesässpartic.  Allein  man  darf  nicht  vergessen,  dass  dies  alles  die 
stilistischen  Merkmale  sind,  ebenso  wie  der  spitzige  Bauch  bei  Fig.  57.  Oder  dürfte  mau  an- 
nehmen,  dass  die  zapfenformige  Bildung  der  Gesässpartie  wie  in  Butmir  (II.  Theil,  Taf.  IV, 
Fig.  6a,  b,  c)  auf  eine  besondere  menschliche  Rasse  hindeutet? 

')  Schlieraann,  Mykena«,  S.  149,  Kr.  912. 

*)  Butmir,  I.  Theil,  8.  IS. 

a)  An  den  Statuetten  von  Belibreg  (Arch.  Krt..  a.  a.  O.)  vermutbet  Beils  Lajos  in  Kr.  9 einen  Beiter 
(a.  a.  O.,  S.  110),  wobei  man  natürlicher  Weise  au  einen  Mann  und  nicht  an  eine  Krau  zu  denken  hat.  Dafür 
würde  auch  der  Umstand  sprechen,  dass  man  an  den  erwähnten  Statuetten  von  Belibreg  keine  Darstellung  der 
Brüste  beobachten  kann. 


Digitized  by  Google 


544 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

M.  Iloerncs  hat  sich  gegen  diese  „ «teatopy  gou»  figurea“  in  unseren  Gegenden  ausgesprochen 
und  denkt  ganz  richtig  eher  au  „eine  stilistische  Besonderheit“  als  an  ein  Rassnimerkmal ').  Ich 
möchte  hier  noch  eine  Notiz  hinzufügvn,  aus  welcher  man  ersehen  kann,  dass  diese  Stefttopygie 
auch  den  Griechen  aus  dem  fünften  Jahrhundert  v.  Chr.  angesichts  ihrer  älteren  Kunstwerke  auf- 
fallend war*).  Durch  die  grössere  Zahl  der  Figuren  von  einem  und  demselben  Fundorte  sind 
wir  in  der  glücklichen  Dago,  diese  steatopygische  Theorie  für  unsere  Funde  ahzuweisen  und  darin 
nur  die  stilistische  Besonderheit  zu  erkennen. 

Für  das  Bezeichnen  des  Geschlechtes  an  den  Figuren  dienen  hauptsächlich  die  Brüste, 
jedoch  ist  auch  die  Darstellung  der  Vulva  vorhanden.  Wir  haben  oben  Seit«  543  die  Fig.  39 
erwähnt  und  besprochen.  Während  ea  dort  zweifelhaft  ist,  sehen  wir  an  der  Fig.  56  unter  dem 
Bauche  ein  kleines  Dreieck,  das  nur  als  Bezeichnung  der  Vulva  verständlich  ist-  Ebensolches 
Dreieck  finden  wir  an  der  Mannorstatuette  aus  Naxos*),  nur  dass  dort  noch  ein  senkrechter 
Strich  in  der  Mitte  gezogen  ist.  Bei  den  Marmoridolcn  von  Amorgos4)  sind  die  Geschlechts- 
organe ebenso  angedeutet. 

Uebcrall,  wo  er  erhalten  ist,  ist  der  Fass  steiiipelfbrmig  dargcstellt.  Nur  bei  Fig.  57  sind 
die  Beine  durch  die  flache  Vertiefung  getrennt  und  die  Füsse  dargestellt.  Die  Fig.  58  zeigt  uns 
zwei  Beine,  woraus  man  schliessen  darf,  dass  auch  hier  Figuren  mit  getrennten  Beinen  gearbeitet 
wurden,  ebenso  wie  auch  in  Butmir  (vgl.  lf.  Tbeil,  Taf.  IV,  Fig.  9a,  b und  Fig.  10). 

Die  Thiergestalt  ist  ohne  besondere  Merkmale,  dennoch  mit  den  wesentlichen  Körper- 
theilcn  dargestellL  Für  die  Vierfussler  verwaisen  wir  auf  die  Abbildungen  bei  Schliem  an  n 
aus  Troja5);  für  den  Vogelkopf  dagegen  sind  mir  keine  Analogien  bekannt,  ausser  dem  „kleinen 
Vogelkopf  aus  glänzend  rothem  Thon“*). 

Mit  dieser  Betrachtung  der  Darstellung  der  verschiedenen  Körpertheile  dürfen  wir  diesen 
Abschnitt  nicht  schliessen,  denn  es  hleihcn  noch  die  Zeichnungen  an  den  verschiedenen  Körper- 
theilen  zu  übersehen,  die  ebenso  von  Interesse  sind.  Aber  als  Verzierungen  oder  als  ein  Mittel 
für  die  bessere  Charakteristik  des  menschlichen  Körpers  dienen  ja  auch  die  verschiedenen  Löcher, 
die  wir  öfters  bei  der  Beschreibung  erwähnt  haben. 

Solche  durchbohrten  Locher  an  den  Ohrtheilen  sind  ja  leicht  verständlich,  dagegen  sind  die- 
jenigen an  den  Hüften,  Armstümpfen  und  dem  Hinterkopfe  (Absetzung)  schwieriger  zu  erklären. 
Bei  der  Besprechung  der  Statuette  aus  Sereth7)  sagt  M.  Uoernea*),  dass  die  Oesen  in  der 
Schulterhöhe  „nichts  anderes  bedeuten  als  die  hcnkelförmig  gekrümmten,  mit  den  Händen  auf 
den  Leib  gelegten  Arme“,  allein  dies  ist  nicht  zutreffend  für  unsere  Fig.  19,  31,  37,  39,  47  und 
60,  wo  die  Armstümpfe  horizontal  ausgestreckt  und  theils  mit  einem  Loch  theils  mit  zw’ei 

*)  Hoernei,  op.  dt.  8.  192. 

•)  Julius  Lange,  Darstellung  des  Menschen  in  der  iUteren  griechischen  Kunst  (deutsche  Uebersetxung). 
1899,  8.  557,  fuhrt  die  Aristopli.- Verse  aus  Nube»,  980  ff.,  an.  wo  Aristophanes  die  grossen  Hintertheile  bei  den 
älteren  Figuren  erwähnt. 

*)  Perrot-Chipiez,  op.  cit.  tom.  VI,  p.  739,  Fig.  331. 

*)  P.  Wolters,  Martnorkopf  aus  Amorgo*.  Athen,  Mitth.  XVI,  8.  49,  Fig.  1 und  2,  und  andere. 

6)  Behliemann,  Illoe,  8.  625,  Nr.  1204  bis  1207;  vgl.  auch  Koerte,  a.  a.  O.,  8.  37. 

*)  K werte,  a.  a.  0.,  8.  37.  — Andere  Beispiele  bei  8.  Ileinacb,  op.  dt.  8.  119  ff.  Man  vergleiche  auch 
8.  126  f.  für  die  Darstellung  der  Vierfussler. 

7)  Much,  Atlas,  8.  84,  Fig.  16. 

•)  Hoernes,  op.  cit.  8.  213. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  545 

Löchern  durchbohrt  sind1).  Dagegen  kann  für  unsere  Fig.  3 die  Verniuthung  Ho  er  n es’  zu- 
treffend sein,  obzwar  man  da  auch  der  Schwierigkeit  begegnet,  dass  noch  eine  dritte  Oese  vor- 
handen war. 

Diese  Löcher  befinden  sich  auch  in  der  Hüftenhöhe  wie  bei  den  Fig.  40,  45,  54,  55  und  56, 
wie  auch  an  der  Absetzung  des  Hinterkopfes  bei  Fig.  7,  23,  24,  25,  26,  27,  30  und  31,  aber 
ebenso  auf  dem  hohen  Kopfaufsatze  von  vorne  nach  hinten  bei  den  Fig.  23,  25  und  31. 

Nun  sind  aber  diese  Stellen,  an  welchen  sich  die  Löcher  befinden,  seit  jeher  und  bei  allen 
primitiven  Völkern  diejenigen,  an  welchen  man  die  Schmuckgegenstünde  aufzuhängen  oder  zu 
befestigen  pflegt.  Oder  sollte  man  noch  zweifeln,  dass  eben  am  Hinterkopfe  die  geeignetste 
Stelle  für  verschiedene  Anhängsel  ist,  ebenso  aber  an  der  Stirn  und  den  Ohren  *).  Die  Arme  sind 
nicht  weniger  dazu  geeignet,  dasselbe  gilt  auch  für  die  Hüften,  wo  gewöhnlich  der  Gürtel  mit 
dem  Schmucke  angebracht  wird.  Diese  Löcher  dienten  also  ausschliesslich  zum  Befestigen  der 
Schmucksachen,  die  in  verschiedenen  Blumen,  Federn  und  anderen  Gebilden  der  Natur  und 
menschlichen  Hand  bestanden  haben  mögen.  Denken  wir  uns  jetzt  z.  B.  Fig.  31  geschmückt, 
wo  in  den  vier  Löchern  an  dem  Hinterkopfe,  sagen  wir  bunte  Federn,  an  den  Stirn-  und  Ohr- 
löchern andere  Sachen,  an  den  Armstümpfen  wieder  andere,  die  auch  als  Weihgaben  der  Gott- 
heit dargebracht  gedacht  sein  könnten,  an  den  ilüftenlöchern  wieder  andere  Gegenstände  sioh 
befinden  sollten.  Denken  wir  nns  noch  hinzu,  dass  die  Figur  selbst  auch  roth  bemalt  sein  könnte, 
und  dann  werden  wir  sehen  können,  wie  aus  so  einer  Figur  wahrhaftig  ein  Furcht-  und  Achtungs- 
gefühle erregendes  Gebilde  entsteht,  das  den  Begriffen  der  Bewohner  von  Jablanica  Über  ihre 
Götter  wohl  entsprochen  haben  mag.  Diese  Vorliebe  und  Neigung  zur  Schmückung  des  Körpers 
ist  wiederholte  Male  für  die  alten  Thrnken  hervorgehoben  worden,  und  wir  werden  auch  aus 
anderen  Umstünden  diese  Behauptung  nur  bestätigt  finden  *). 

Ausser  den  Löchern  sind  noch  die  Zeichnungen  an  den  Gesichtern  und  übrigen  Körper- 
theilcn  zu  erwähnen.  Zuerst  sind  die  Zeichnungen  an  dem  Gesichte  zu  besprechen.  Da  be- 
gegnet nns  Fig.  27  mit  ihren  merkwürdigen  Zeichnungen.  Die  schrägen  Parallelen  an  der  Stirne 
oberhalb  der  Augen,  wie  auch  diejenigen  unterhalb  der  Augen,  könnte  man  zuerst  als  Andeutung 
der  Augenwimpern  erklären,  allein  dio  Parallelen  an  der  linken  Stirneckc  stehen  in  keiner  Ver- 
bindung mit  dem  Auge.  Bei  dem  Kopfe  (Fig.  29)  dagegen  sind  diese  Parallelen  senkrecht  auf 
dem  oberen  Augenlid  gezeichnet,  so  dass  sic  wirklich  wie  Augenwimpern  aussehen.  Ich  bin  nicht 
im  Stande,  hier  eine  endgültige  Entscheidung  darüber  ausznsprechen,  dennoch  ist  es  aber  jeden- 
falls richtig,  wenn  ich  auf  einen  analogen  Fall  hinwoise.  Das  ist  der  bekannte  Kopf  aus  Amorgos  *), 

')  Solche  Löcher  linden  wir  auch  auf  der  Statuette  von  Beiibreg  (Arch.  fcrt-,  a.  a.  O.,  8.  107,  Nr.  1 -),  auf 
welcher  die  Anne  in  den  Schoo«  gelegt  sind,  und  dennoch  sind  ln  der  Schulterhöhe  die  Löcher  angebracht. 
Nach  Iloernes’  Krklilrung  dürften  wir  hier  die  vorhandenen  Arme  wiederholt  durch  die  Löcher  angedeutet  linden. 

9t  Bella-Lajos  erklärt  diejenigen  Löcher  an  dem  Hinterkopfe  bei  den  Statuetten  von  Belibreg  (a<  a.  O., 
8.  110)  als  Versinnbildlichung  einer  gewissen  Haartracht.  Dagegen  für  Nr.  0 (a.  a.  O.)  denkt  er  an  eine  Be- 
zeichnung des  Riemens  fS.  110),  was  einigermaassen  zutreffend  ist. 

*)  Sehr  interessant  und  lehrreich  ist  in  dieser  Beziehung  unser  Idol  aus  Klicevac  (vergL  Taf.  IV  bei 
Hoernes,  op.  cit.),  wo  wir  dieee  Anhängsel  nicht  nor  am  Kopfe,  sondern  such  an  der  Stirne,  alter  namentlich 
an  der  Rückseite  des  Körpers  in  der  Hüftenhöhc  finden.  An  den  Ohrmuscheln  befinden  sich  je  fünf  Löcher  bei 
diesem  merkwürdigen  Idol.  Diese  Uebereinstimmung  in  der  Verzierungsart  bei  den  Statuetten  aus  Jablanica 
mit  dem  Idole  aus  Klicevac  ist  sehr  wichtig  für  die  Frage  über  das  Kinüuzagehiet  von  Mykenae  und  Troja, 
die  wir  später  berühren  und  zu  beantworten  rereuchen  werden. 

4I  Athen.  Mittheilungen  XVI,  S.  40. 

Archiv  für  Anthropologie-  Bd.  XXVII.  gq 


Digitized  by  Google 


546  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

auf  welchem  wir  unterhalb  der  Angen  senkrechte  Parallelen  finden,  wie  auch  horizontale  Linien 
an  der  Stirne.  Wolter»  hebt  hervor,  das»  auf  diesem  Kopfe  reichliche  Spuren  von  rolher  Farbe 
vorhanden  waren,  und  in  unserer  Beschreibung  der  Fig.  27  und  29  wurde  dasselbe  betont. 
Deshalb  haben  wir,  wenigstens  für  Fig.  27,  mit  Wolters  in  den  Streifen  „nichts  anderes  zu  er- 
kennen, als  eine  Tätowirung  oder  Bemalung  des  Gesichts“  ')  Bei  der  Ausgrabung  wurde  noch 
ein  Stückchen  rollten  Farbstoffes  gefundon,  der  sehr  weich  ist;  an  dem  Tltone  gestrichen,  färbte 
er  in  derselben  rothen  Farbe,  wie  wir  sie  an  den  Statuetten  fanden.  Dieselbe  Thatsache  wurde 
auch  in  Amorgos s)  beobachtet. 

Bei  den  Fig.  25,  28  und  31  dagegen  sind  die  Zeichnungen  an  dem  oberen  Theile  der 
Stirne  als  Verzierung  des  hohen  Kopfaufsatzes  zu  verstehen9).  Ebensolche  Zeichnung  finden  wir 
auch  auf  einem  kleinen  Kopfe  aus  Butmir  *),  die  mit  derjenigen  auf  unserer  Fig.  25  ziemlich 
übereinstimmend  ist. 

Die  Figuren  19,  49  und  52  zeigen  auch  Zeichnungen  auf  dem  übrigen  Körper,  die  wir 
wieder  nur  als  Tätowirung  erkennen  müssen.  Bei  Fig.  54  ist  es  unsicher,  ob  wir  die  senk- 
rechten Linien  auf  dem  Bauche  ebenfalls  als  Tätowirung  zu  erklären  haben. 

Die  eingeritzten  Linien  um  den  Hals,  wie  diejenigen,  die  über  die  Mitte  und  an  den  Rumpf- 
eontouren verlaufen,  wie  bei  Fig.  18,  19,  24,  27,  30,  31,  46,  47,  48,  50,  55,  56,  sind  am  beeten 
als  die  Darstellungen  der  Schmuckgegenstände  zu  erklären.  Bei  Fig.  48  sind  die  Linien  um  die 
Armstümpfe  herum  höchstwahrscheinlich  als  Schmuck  zu  verstehen. 

Nach  all’  dem,  was  wir  bis  jetzt  gesagt  haben,  ist  der  Oberkörper  bei  allen  Statuetten  als 
nackt  zu  denken,  am  Unterkörper  dagegen  finden  wir  solche  Muster  gezeichnet,  die  uns  zunächst 
an  gewebte  Stoffe  erinnern,  wie  z.  B.  Fig.  52,  53,  54  und  55.  Deshalb  dürfen  wir  annehmen, 
dass  auch  Fig.  42,  43,  44,  45,  49,  50  und  51  ebenso  mit  dem  Gewände  versehen  waren.  Wie 
dies  Gewand  ausgesehen  haben  mag,  veranschaulicht  uns  am  besten  Fig.  55,  auf  welcher  wir 
sehen,  dass  an  den  Seiten  das  vordere  Stück  von  dem  hinteren  durch  einen  unverzierten  Raum 
getrennt  ist,  so  dass  wir  uns  einen  Sohurz  von  vorne  und  einen  Schurz  von  hinten  zu  denken  haben9). 

Wir  müssen  noch  erwähnen,  das»  diese  dargeatclltc  Schürze  nicht  bis  zu  den  Füssen  reicht, 
sondern  dass  ein  beträchtlicher  Theil  der  Beine  frei  war.  Deshalb  sind  die  herumlaufendcn 
Linien  an  den  StatuettenfÜssen  nur  als  eine  rein  künstlerische  Verzierung  aufzufassen,  die  mit 
der  Wirklichkeit  der  einstigen  Tracht  gar  nichts  gemeinschaftlich  haben.  Solche  Linien  sind 
an  den  Fig.  44,  52,  53  und  namentlich  bei  55  zu  beobachten. 

Analogische  Kleidung  ist  auch  bei  den  Figuren  aus  Butmir  zu  finden,  so  Theil  I,  Taf.  III, 
Fig.  3 und  8 (die  unserer  Fig.  50  fast  identisch  scheint)  u.  s.  w. c). 


’)  Op.  dt.  S.  67  f.  — Auf  den  wertfivollen  Schluss,  den  Wolters  über  die  diesbezügliche  Sitte  der  Thra- 
kerinnen  dorteelbst  gezogen  hat,  werde  ich  später  zurückkommen. 

’)  VgL  Athen.  Mitth.  XVI,  8.  68. 

*)  Diese  Verzierung  ist  noch  deutlicher  bei  der  Statuette  von  Bellbreg  (a.  a.  0.,  8.106,  Nr.  9)  zu  beobachten, 

•)  Op.  dt.  II.  Theil,  Taf.  II,  Fig.  6 a. 

*)  Vgl.  Hoernee,  op.  eih  8.  929,  für  die  Figuren  aut  Butmir.  — Unwillkürlich  muss  man  sich  daran 
erinnern,  dass  auch  heutzutage  solche  Schürzen  von  den  Frauen  in  Otteerbien  getragen  werden,  die  mit  grösster 
Sorgfalt  und  Geschick  verziert  sind.  Natürlich  tragen  die  Frauen  darunter  noch  ein  lange»  Hemd,  das  bis  zu 
den  Fusaen  nnd  noch  länger  reicht,  weehalb  eie  oft  oberhalb  dea  Gürtel*  aufgenommen  werden,  wodurch  der 
schöne  Faltenwurf  entsteht,  wie  die«  der  Fall  bei  dem  griechischen  Peplos  ist. 

‘)  Vgl.  Hoernet,  op.  eit  8.  228;  vgl.  auch  8.  *12. 


Digitized  by  Google 


Die  noolithischo  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  547 

Für  Fig.  17  können  wir  keine  Erklärung  geben , und  Fig.  57  ist  auch  am  Unterkörper 
nackt  dargestellt,  denn  es  sind  keine  Verzierungen  an  ihr  zu  finden. 

Es  erübrigt  uns  noch,  einige  Worte  über  die  Technik  im  Allgemeinen  zu  Bagcn. 

Die  Figuren  sind  alle  aus  Thon  hergestellt  (den  Vogelkopf,  Fig.  61,  ausgenommen)  und 
sind  schwarz,  braun,  roth,  gelb  oder  grau.  Die  Fig.  31  ist  geglättet  und  glänzend  an  der  Ober- 
fläche, ebenso  die  lichtgclbe  Fig.  55  ist  stark  polirL  Die  Uinritzungen  sind  immer  mit  weisslicher 
Masse  ausgefüllt  und  die  rothe  Bemalung  ist  reichlich  vertreten.  Die  Statuetten  aus  Butmir 
aber  sind  „nie  bemalt,  und  die  Einritzungen  an  denselben  nie  mit  weissen  Einlagen  gefüllt“ '). 
Dagegen  finden  wir  die  Bemalung  an  den  Mannorfiguren  von  den  Inseln,  und  die  mit  weissen 
Einlagen  ausgefülltcn  Einritzungen  sind  charakteristisch  für  die  troischen  und  andere  klein- 
asiatische  Funde,  wie  auch  für  unser  Idol  aus  Klicevac. 

Einer  der  wichtigsten  Funkte  unserer  Funde  liegt  eben  in  den  Sculpturen,  so  dass  wir 
getrost  sagen  können:  das  Gesuchte  ist  gefunden.  Denn  die  räthselhaflcn  Funde  von  Butmir 
sind  durch  diese  glücklichen  Funde  nicht  nur  enträthselt,  sondern  auch  auf  das  wahre  und  richtige 
Niveau  herabgesetzt,  so  dass  wir  alle  Theorien  von  einem  mykcnisclien  Einflüsse,  von  einem 
Uobertragcn  der  Formen  über  das  Adriatische  Meer,  von  einem  Negertypus,  von  einem  selbst- 
ständigen Ursprung  an  dem  Fundorte  selbst  oder  seiner  nächsten  Umgebung')  und  andere 
Theorien  als  phantastische  Gebilde  betrachten  können,  und  nur  an  das  Donau-  und  Savethal  als 
den  einzig  richtigen  Culturweg  hinweisen  müssen,  den  die  Formen  der  Cultur  von  Butmir  zurück- 
gelegt haben  müssen.  Diese  Behauptung  wird  durch  die  Funde  von  Belibrcg  (Arch.  Krt.,  a.  a.  0.), 
welcher  Fundort  sich  an  dem  linken  Donanufer  befindet,  noch  stärker  unterstützt. 

Durch  diese  Funde  ist  eine  feste  Brücke  zwischen  Butmir  einerseits  und  Amorgos,  Klein- 
asien und  Troja  andererseits  geschlagen.  Wir  haben  vor  uns  die  Thatsachc,  die  uns  deutlich 
zeigt,  dass  alle  diese  neolithisoben  Funde,  wie  auch  Tordos,  Cucuteni  u.  a.  m.  in  engster  Ver- 
bindung mit  einander  stehen,  und  diese  Thatsaclie  weiter  auszunützen  und  ein  Ganzes  aufzubauen, 
wird  die  Aufgabe  der  Gelehrten  sein. 

Wir  können  nicht  unsere  Beobachtungen  hier  wiederholen,  die  wir  bei  dem  Ueberbliok 
der  Darstellung  des  menschlichen  Körpers  und  seiner  Theile  gemacht  haben.  Das  geübte  Auge 
des  Forschers  wird  immer  mehr  zu  fühlen  als  die  Ucbereinstimmungen  festzustellen  haben, 
dennoch  sind  diese  Ucbereinstimmungen  zwischen  Butmir  und  Jablanica  sammt  Belibreg  einer- 
seits und  zwischen  Jablanica  sammt  Bolibreg  und  dem  europäischen  Osten  andererseits  so  gross, 
so  auffallend,  dass  sie  uns  zur  Genüge  zeigen,  dass  es  sieh  hier  nur  um  eine  Cultur,  um  ein 
Culturvolk,  fast  nur  um  ein  Culturcentrum  handelt.  Ob  dieses  Culturcentrum  zu  entdecken  uns 
gelingen  wird,  ist  nur  eine  Frage  der  Zukunft.  Wir  versprechen  uns  mehr,  als  wir  bis  jetzt 
leisten  können,  aber  wie  oft  bringen  neue  Funde  fast  Ungeahntes  an  das  Tageslicht. 

Die  weitere  Betrachtung  der  Funde  wird  uns  darüber  belehren,  wie  gross  die  Ueberein- 
stimmung  zwischen  Jablanica  und  dem  europäischen  Osten  ist,  deshalb  sind  wir  wohl  berechtigt, 
schon  an  dieser  Stelle  einer  Theorie  über  die  Eintheilung  der  Balkanhalbinsel  auf  ein  von  Troja 
und  ein  anderes  von  Mykenac  beeinflusstes  Gebiet  im  Norden  der  Balkanhalbinscl  auf  das  Ent- 

')  Hoernes,  op.  eit.  B.  227. 

')  Hoernes  in  „Neolithisehe  Station  Butmir”,  I.  Tbeil,  8.  4. 

69* 


Digitized  by  Google 


548  Dr.  Miloje  M.  Vassit», 

schiedensle  entgegenzutreten.  Diese  vermeintliche  Grenze  zwischen  beiden  Gebieten  sollte  eben 
über  das  heutige  Königreich  Serbien  gehen,  welche  hauptsächlich  auf  Grund  der  Beobachtungen 
über  das  Idol  aus  Klicevac  hergestellt  wurde  ').  Wie  gewagt  diese  Theorie  ist,  zeigen  uns 
eben  die  besprochenen  Funde.  Hoernes  gieht  auch  selbst  zu,  dass  in  Bezug  auf  die  Darstellung 
der  Thiergestalt  „in  Troja,  auf  Cypern  und  den  griechischen  Inseln  die  Sltestc  Plastik  ver- 
hiltnissmässig  arm  an  Thierbildern  ist;  und  dasselbe  Verhältniss  zeigt  im  Norden  die  thrakisebe 
Zone,  sowie  auch  Butmir“.  Aber  nicht  nur  das,  Bondern  der  Fundort  Bclibreg,  welcher  sich 
westlich  von  Kliöevac  und  östlich  von  Jablanica  befindet,  vereinigt  auf  einem  und  demselben 
Fundorte  die  Haupttypen  von  Klicevac  (vgl.  Arch  .Ert,  a.  a.  O,  S.  107,  Nr.  14)  mit  denjenigen 
von  Jablanica  (vgl.  Arch.  £rt,,  a.  a.  O,  8.  105,  Nr.  9,  10,  11;  S.  107,  Nr.  12). 

Es  sei  uns  erlaubt,  hier  ein  Vorgreifen  in  die  Beweise  der  Uebereinstimmung  der  Funde 
von  Butmir  mit  denjenigen  von  Tordos  zu  machen  und  zwar  in  Bezug  auf  die  Keramik.  Die 
Keramik  von  Jablanica  ist  nicht  in  ihren  Details  so  übereinstimmend  mit  deijenigen  von  Butmir, 
dennoch  hat  A.  Voss  für  die  letztere  die  Uebereinstimmung  mit  derjenigen  von  Tordos  nach- 
gowiesen*).  Dies  ist  ein  weiterer  Beweis  für  die  Behauptung,  dass  Butmir  nicht  nur  nach  seiner 
Plastik,  sondern  auch  Keramik  von  dem  europäischen  Osten  abhftngig  ist. 

Die  von  Hoernes  vertretene  Theorie  beruht  hauptsächlich  auf  Grund  der  plastischen 
Funde,  nun  zeigen  uns  aber  die  Funde  von  Jablanica  und  Belibreg  deutlich,  dass  auch  dieser 
Beweis  nicht  gültig  ist,  somit,  das#  auch  die  betreffende  Theorio  nur  künstlich  aufgebaut  wurde. 
Klicevac  liegt  mindestens  100  km  östlich  entfernt  von  Jablanica,  so  dass  diese  Entfernung  immer* 
bin  zu  beachten  ist.  Nach  diesen  neuen  Funden  ist  das  letzte  Wort  weder  über  Butmir  noch 
über  das  Idol  aus  Klicevac  gcfalleu;  die  Erforschung  muss  erst  vorgenommen  werden,  um  eine 
endgültige  Entscheidung  füllen  zu  lassen. 

Aber  noch  eine  Bemerkung  sei  uns  erlaubt.  Obzwar  die  Funde  von  Jablanica  und  Butmir 
beide  aus  neolithischcr  Zeit  stammen,  scheint  mir,  dass  Butmir  jünger  alB  Jablanica  ist.  Dies 
ist  auch  nach  der  geographischen  Ausdehnung  desjenigen  Volkes,  dem  diese  Cultur  zuzuschreiben 
ist,  des  thrakischen  Volkes,  zu  erschliesscn ; denn  nach  den  neuesten  Forschungen  der  Gelehrten 
sind  als  der  uralte  Wohnort  der  Thraker  die  Karpathen  zu  betrachten.  Von  den  Karpathen 
aus  sind  die  Ausstrahlungen  nach  Süden,  Osten  und  Westen  ausgegangen.  Die  Flussthäler 
der  Donau  und  Save  bringen  uns  auch  nach  Butmir  hin.  Es  ist  aber  nur  merkwürdig, 
dass  Jablanica  wie  auch  Butmir  nicht  in  der  nächsten  Nähe  dieser  Thäler,  sondern  weiter  süd- 
lich liegen. 

Soviel  hielt  ich  für  nöthig,  hier  zu  erwähnen,  indem  ich  auf  die  Besprechung  anderer  ver- 
schiedener Theorien,  über  die  neolithische  Plastik  überhaupt,  verzichte;  denn  die  Behandlung 
dieser  Fragen  liegt  der  vorliegenden  Arbeit  fern.  Wir  beschränken  uns  liier  hauptsächlich  auf 
die  Beschreibung  der  gefundenen  Gegenstände,  die  nicht  weniger  interessant  ist. 

Somit  wollen  wir  jetzt  diejenigen  Gegenstände  erwähnen,  die  aus  Stein  und  Thon  gearbeitet 
wurden,  und  die  wir  hauptsächlich  als 


')  Vgl.  Hoernes,  op.  dt  8.  *03  ff. 

V)  A.  Von,  Biebcnbürgiadie  und  bosnische  Funde  (Tonlos  and  Butmir)  in  Yerhsndl.  Berliner  Anlhrop. 
GeieUech.  1694,  B.  123.  — Citirt  nach  Uoernee,  op.  dt.  8.  216. 


Digitized  by  Google 


Die  neolitliische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzjo  in  Serbien. 


549 


3.  Schmuckgegenstünde  und  andere  Gebilde 

bezeichnen  dürfen. 

Seiner  Bestimmung  nach  dürfte  Fig.  69  eher  zu  den  Sculpturen  gereehnet  werden  als  zu 
diesem  Capitol.  Es  ist  ein  etwa  14  cm  hoher  Stein.  Die  viereckige  Basis  ist  etwa  8 cm  hoch 
und  etwa  6 cm  im  Viereck  breit.  Die  Seiten  sind  tbeils  roh  gelassen,  theils  bearbeitet.  Von 
der  Basis  erhebt  sich  ein  6 cm  hohes  Stück,  das  rundlich  gearbeitet  ist,  sich  nach  obeu  ver- 
jüngend. Unmittelbar  unter  dem  obersten  Theile  geht  eine  Vertiefung  ringsherum.  Oben  ist 


ungleich  ahgcschnitten.  — Diesem  Stücke  entspricht  noch  ein  anderes,  das  etwa  10  bis  1 1 cm 
hoch  und  ebenso  bearbeitet  ist. 

Aehnlichc  Stücke  Hilden  wir  in  Troja  >),  wie  auch  als  Bekrönung  des  Tumulus  von  Bos- 
öjük s)  u.  s.  w.  Schlieroann  wie  auch  Koerte  zogen  daraus,  dass  die  Bevölkerung  in  Troja 
wie  auch  diejenige  von  Bos-öjük  den  I’halluscult  kannte,  indem  sie  die  betreffenden  Stücke  als 


')  Sehlifltnann,  Ilioa  8.  31»,  Nr.  ISS;  8.  SOS  IT.,  Nr.  082,  683,  684. 
*)  Koerte,  a.  a.  0.,  Taf.  L,  Fig.  1. 


Digitized  by  Google 


550 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

Phallus  erklärten.  Heide  denken,  dass  diese  Sitte  auch  mit  den  Thrakern  in  Zusammenhang  zu 
bringen  ist1).  Wir  glauben,  dass  man  dassellie  auch  von  unseren  Stücken  behaupten  darf1). 

Nun  gehen  wir  zu  den  Gebilden  aus  Terracotta  Uber,  die  hauptsächlich  diese  Gruppe 
vertreten. 

Schon  bei  der  llesprechung  der  sitzenden  Figuren  S.  520  f.  und  S. '541  sprachen  wir  die 
Vermuthung  aus,  sie  hätten  auch  als  Schmuck  dienen  können.  Hier  ist  diese  Vcrmuthung  noch- 
mals zu  erwähnen,  da  wir  solche  Gebilde  zu  besprechen  haben,  die  einerseits  den  primitiven 
Idolen  sehr  ähnlich,  ja  manchmal  mit  den  Köpfen  des  Vogelgesichtst  ypns  verziert  sind, 
andererseits  aber  fast  sicher  als  Schmuckgegenstände  gebraucht  waren,  was  uns  auch  die  durch- 
gehende Durchbohrung  und  Analogie  weiter  zu  Itesprechondor  Gebilde  deutlich  beweisen.  Dass 
die  Schmuckgegenstände  in  der  Form  der  menschlichen  Gestalt  verfertigt  waren,  soll  uns  gar 
nicht  wundern,  denn  ebenso  an  den  Diademen  aus  Troja  ist  ja  diese  Thatsache  zu  beobachten  *). 
Weniger  wahrscheinlich  wäre  es,  in  diesen  Gebilden  die  Darstellung  des  menschlichen  Körpers 


Fig.  70. 


I 

zu  schon,  wobei  die  Köpfe  separat  gearbeitet  und  mittelst  eines  Stiftes  angesetzt  sein  sollten, 
wie  cs  Ilocrncs  für  eine  Figur  aus  Kreta  vorschlügt4). 


Insgesammt  sind  16  solche  Gebilde  thcils  fragmen tirt,  theils  ganz  erhalten.  Der  Kürze 
wegen  führen  wir  hier  nur  sechs  solche  Stücke  an. 

Fig.  70  ist  ein  5,5  cm  hohes  Stück,  an  dessen  oberem  Theilc  zwei  nach  oben  gerichtete 
Stümpfe  dargcstcllt  sind.  Die  Durchbohrung  geht  durch  die  ganze  Länge  von  unten  nach  oben. 

Fig.  7 1 ist  ein  G cm  hohes  Stück,  bei  welchem  die  Stümpfe  besonders  stark  gebildet  sind. 
Sonst  wie  oben. 

Fig.  72  ist  ein  6 cm  hohes  Stück,  bei  welchem  die  Stümpfe  grösser  und  an  den  Enden 
platt  abgeschnitten  sind.  Sonst  wie  oben. 


')  Schliemnnn,  a.  a.  O.,  8.  313;  Koerte,  a.  s.  0.,  8.  7 ff. 

*)  Diese  Annahme  durfte  vielleicht  nicht  Irrig  sein  Auch  für  die  Stücke  an*  Hui  mir.  II,  7'af.  XIX,  Fig.  48  u.  50. 
*)  Schliemann,  Ilioa  8.  507,  Nr.  «85  f. 

')  Op.  cit.  8.  186. 


Digitized  by  Google 


551 


Die  neolithisclie  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 


Fig.  73  ist  ein  5 cm  hohes  Stück.  Die  Stümpfe  enden  mit  je  einem  Kopfe  des  Vogel- 
gesichtstypus.  Die  Stümpfe  sind  mit  je  einem  Striche  von  dem  Kampfe  getheilt.  Sonst  wie  oben. 

Fig.  74  ist  ein  5,5ctu  hohes  Stück.  Die  Stümpfe  sind  in  der  Kopfform  gebildet.  Durch 
die  cingeriuteu  Zickzacklinien  ')  scheinen  hier  zwei  mit  den  Rücken  neben  einander  gestellte 


Fig.  71. 


Fig  72. 


Körper  unterschieden  zu  sein.  Dies  Stück  ist  roihgebniunt,  jedoch  scheinen  die  Spuren  eines 
lichtgelblichen  ITeberzugcs  (Glasur?)  erhalten  zu  sein.  Sonst  wie  oben. 

Fig.  75  ist  ein  7 cm  hohes  Stück.  Die  Stümpfe  enden  mit  den  Köpfen.  Das  ganze  Stück 
ist  mit  parallelen  Einritzungen  in  verschiedenen  Richtungen  verziert.  Uebcr  die  Mitte  des 


Fig.  73. 


Rumpfes  geht  je  eine  senkrechte  Vertiefung,  die  den  Rumpf  in  rechte  und  linke  Hülfte  mit  je 
einem  Kopfe  zerthcilt.  Sonst  wie  oben.  Die  Verzierungsart  ähnelt  sehr  derjenigen  an  den 
Figuren  von  Cucutenl*),  nur  dass  die  Muster  verschieden  sind. 


l)  Für  die  2Seiehnung«art  vgl.  inan  den  schwarzen  Fass  (?)  aus  ßutmir  II.  8.  31.  Fig.  24. 
*)  Hoernea,  «p.  cit.  8.  SH,  Fig.  41  bi»  46. 


Digitized  by  Google 


552 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


Bei  der  Betrachtung  der  Figuren  73,  74  und  75  wird  man  unwillkürlich  an  die  „deux 
animaux  adosscs“  ■)  erinnert,  nur  dass  man  hier,  nach  der  Analogie  der  früher  besprochenen 
Thonidole,  eher  an  zwei  menschliche  Gestalten  als  Thiergestalten  denken  dürfte. 

Diese  Neigung,  verschiedene  Gegenstände  mit  Menschen-  und  Thierköpfcn  zu  verzieren, 
finden  wir  fast  überall  und  besonders  in  der  späteren  klassischen  Kunst  vertreten;  sie  äussert 


Kig.  74. 


sich  auch  auf  den  Gegenständen  aus  Jablanica,  was  namentlich  an  den  weiter  unten  zu  bc- 
sprechenden  Gebilden  zu  beobachten  ist. 

Das  sind  die  Gegenstände,  die  unverkennbar  die  Form  der  Gefilsse  nachnhmcn  und  deren 
Henkel  manchmal  mit  den  Köpfen  des  Vogelgcsiebtstypus  enden.  So  ist 
Fig.  76. 

Kur.  77.  Ki("  7a 


Fig.  7G  in  gegenwärtiger  Erhaltung  5 cm  hoch.  Sie  ahmt  die  Form  einer  henkellosen  Am- 
phora nach’;  der  Fuss  ist  abgebrochen;  das  Stück  ist  von  oben  bis  unten  durchgebohrt. 

Fig.  77  ist  ein  4 cm  hohes  Stück,  bei  welchem  weniger  die  Gefässform  erkennbar  ist,  jedoch 
finden  wir  hier  auch  die  Henkel,  die  nach  oben  gerichtet  sind.  Es  ist  durchgebohrt. 

Fig.  78  ist  ein  4 cm  hohes  Stück  in  der  Form  einer  bauchigen  Amphora  mit  den  nach 
oben  gerichteten  Henkeln,  von  welchen  einer  abgebrochen  iBt  Es  ist  durchgebobrL 


1 ) 8.  Reinacli,  op.  cit  8.  109  u.  s.  w. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithiüche  Station  Jnblanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  553 

Kig.  79  (hier  nicht  ahgehildet)  ist  ein  etwa  5,5  cm  hohes  Stück  in  der  Form  der  troischen 
Gesichtsvmscn  ');  an  dieselbe  Form  erinnern  uns  auch  die  Fig.  77  und  78. 

Fig.  80  ein  im  gegenwärtigen  Zustande  4 cm  hohes  Stück,  in  der  Form  der  bauchigen 
Amphora  mit  abgebrochenem  Halse.  Der  Fuss  ist  sehr  schmal;  die  Henkel  sind  horizontal  ange- 
bracht und  enden  mit  den  Köpfen  des  Vogclgcsichtstypus.  Das  Stück  ist  durchgebohrt. 

Fig.  81  ist  ein  5 cm  hohes  Stück  in  der  Form  einer  fusslosen,  aber  stark  bauchigen  Vase. 
Die  Henkel  sind  horizontal  mit  den  Köpfen  endend.  Das  Stück  ist  dnrohgebohrt. 

Diese  vasenförmigen  Schmuckgegenstände  zeigen  uns  deutlich,  dass  auch  die  Gebilde  in 
den  Fig.  70  bis  75  als  Schmuck  gebraucht  waren.  Solche  gefüssformigen  Anhängsel  finden  wir 
in  den  Grabhügeln  von  Glasinac  in  Bosnien *  *),  welche  aber  aus  Bronze  hergestellt  sind.  Anderer- 
seits bringen  sie  uns  in  noch  engere  Verbindung  mit  den  Funden  nus  Troja,  indem  sie  haupt- 
sächlich die  Gefassfortnen  der  dortigen  Funde  naebahmen,  ja  einfach  copiren. 

Alier  betrachten  wir  noch  weitere  Funde,  so  ist  zuerst 

Fig.  82  zu  erwähnen,  in  welcher  uns  ein  Stück  von  4cm  Höhe  und  Breite  vorliegt.  Es 
hat  eine  kugelförmige  Form,  aus  welcher  in  wage-  und  senkrechter  Kichtung  Auswüchse  atts- 


Fiir.  81. 


laufen.  Die  Durchbohrung  ist  durch  die  stärkeren  Auswüchse  ausgeführt.  Man  vergleiche  ähn- 
liches Gebilde  aus  Bronze  von  Glasinac  in  Bosnien  (Wissensch.  Mitth.,  Bd.  I,  S.  98,  Fig.  158). 


Fig.  83  ist  ein  merkwürdiges,  etwa  5cm  hohes  Stück,  das  aus  einem  Cylinder  besteht,  an 
welchem  in  gleicher  Entfernung  in  der  Mitte  drei  platt  abgeschnittene  Auswüchse  angebracht 
sind.  Man  vergleiche  ähnliches  Gebilde  mit  vier  Auswüchsen  aus  Bronze  von  Sanskimost  in  Bosnien 
(Wissensch.  Miltb.,  Bd.  VI,  S.  90,  Fig.  120).  Die  Durchbohrung  geht  durch  den  Cylinder.  Die 
Auswüchse  sind  an  den  platten  Abschnitten  verziert,  von  welchen  einer  mit  einer  Doppclspirale, 
wie  wir  sie  an  den  Scherben  aus  Butmir  wiederfinden,  verziert  ist.  Der  zweite  Auswuchs  hat 
nur  zwei  divergirende  eingeritzte  Linien,  wie  wir  sie  an  dem  Thonwirtcl  aus  Troja  (Ilios,  Nr.  1930) 
finden.  An  dem  dritten  Auswüchse  ist  ein  complicirteres  Mäandermuster  dargcstellt s). 

Von  dieser  Schinuckgattung  sind  noch  drei  beschädigte  Exemplare  erhalten,  jedoch  ohne 
besondere  Verzierungen. 

')  Schliemsnn,  nios,  8.  SS».  Sr.  158;  8.  342,  Sr.  180;  8.  S83,  Nr.  22T  u.  «.  w. 

*)  Vgl.  Wissensch.  Mitth.  aus  Bosnien  und  Herzegowina,  Bd.  I (1893),  8.  100,  Fig.  171  bis  179;  Bit.  VI 
(1899),  8.  13,  Nr.  8. 

*)  .Eine  Art  schrägen  Mäanders*  soll  nach  tloernes  (Butmir,  II.  Theil,  8.  4)  auf  dem  Stücke  Taf.  XIII 
Fig.  11,  dargestellt  sein. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  7q 


Digitized  by  Google 


554 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


Bedeutender  ist 

Fig.  84,  in  welcher  uns  ein  mondsichelfbrmiges  Gebilde,  leider  nur  fragmentirt,  erhalten 
ist.  In  der  Mitte  (wo  es  abgebioclien  ist)  ist  ein  durchgehendes  Loch  erhalten. 

Es  ist  noch  zu  erwilhnen  ein  thunwirtelft) riniges  Stack. 

Nicht  weniger  interessant  ist 

Fig.  85,  ein  Stück,  das  in  der  gegenwärtigen  Erhaltung  etwa  ß cm  lang  und  2,5cm  hoch 
ist.  Es  hat  die  Form  eines  gewölbten  Kammes  mit  nach  oben  geschweiften  Enden. 


Fig  83. 


Fig.  84. 


Fig.  88 
Fig.  89. 


Fig.  86. 


Fig.  87. 


Fig.  85. 


Der  obere  Rand  ist  in  der  Milte  flach  vertieft,  der  untere  Rand  dagegen  Bchmal  und  fast 
scharf  dargestellt. 

Fig.  86  ist  ein  keulenförmiges,  3 cm  hohes  Stück,  das  am  oberen  dünneren  Thcile  durch- 
gebohrt ist.  Am  unteren  Theile  hat  es  eine  kleine  Grube.  Der  Form  nach  steht  es  am  nächsten 
den  Nr.  495  und  496  aus  Troja  (Uios,  S.  463),  obschon  au  dem  unteren  Theile  keine  Spuren 
von  irgend  welchen  Zeichen  zu  sehen  sind. 

Fig.  87  ist  ein  2,5  cm  hohes  Stück,  welches  den  oben  angeführten  Analogien  noch  näher  steht 

Denselben  siegelartigen  Gebrauch  könnte  man  auch  in 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  556 

Fig.  88,  fünf  conusförmigen  Gebilden  von  1 bis  2 cm  Hohe,  verranthen,  da  wir  dieselbe 
Form  auch  in  Nr.  492  ans  Troja  (Ilios,  9.  4f>3)  wiederlinden. 

Fig.  89  leigt  uns  einen  3 cm  hoben  und  6 X 6 cm  grossen  Tisch  aus  rotbgebrannter  Terra- 
cotta,  an  dessen  Ecken  je  ein  Küsschen  angebracht  war,  von  welchen  nur  eins  ganz  erhallen  ist. 
Auf  der  Tischplatte  sind  zwei  Diagonalen  gezogen , die  die  gegenüberliegenden  Ecken  mit 
einander  verbinden.  Sonst  sind  keine  anderen  Abzeichen  vorhanden. 

Aehnliche  Gegenstände  nennt  M.  lloernes  „Thonschemel“,  ohne  ihren  Gebrauch  näher 
zu  bestimmen  ').  Ein  solches  dreifüssiges  Tischchen  finden  wir  auch  in  Troja  *)  und  zwei  vier- 
fQssige  in  Butmir 3). 

Dieses  Tischchen  ist  in  unmittelbarer  Nähe  von  Fig.  39  gefunden  worden,  daher  mOchte 
ich  in  diesem  Tischchen  keinen  „Schemel“,  sondern  eher  einen  Untersatz  für  die  erwähnte  Figur 


Fig.  90. 


vermuthen.  Es  ist  nur  merkwürdig,  dass  in  Butmir,  wo  so  viele  Thonfigoreti  gefunden  wurden, 
nur  zwei  Thonschemcl  zum  Vorschein  kamen,  und  in  Szarvas  bei  Esseg  wieder  mehrere  Thon- 
schemel und  keine  Thonfiguren  gefunden  wurden.  In  Jablanica  wieder  ist  neben  so  vielen 
Fragmenten  nur  dieses  eine  Tischchen  gefunden  worden. 

Fig.  90  zeigt  uns  einen  ergänzten  Dreifuss  aus  Thon,  es  sind  zwei  Füsse,  etwa  C cm  hoch, 
erhalten;  die  unergänzte  Seite  ist  etwa  13cm  lang.  Zu  was  könnte  dieser  Dreifuss  gedient 
haben,  — das  ist  schwer  zu  errathen. 

t)  Op.  eit.  8.  924  und  29s  aus  Hzsrvas  bei  Eseeg. 

')  Sehliemann,  Ilios,  8.  627,  Nr.  1219. 

■)  I.  The»,  Taf.  III,  Kg.  13;  11.  The»,  T»f.  VII,  Fig.  7.  — Vgl.  durtaelb«  8.  31,  wo  diese  Schemel  als 
.Gefäaeuntersdtze"  erklärt,  worden  iiud. 

70* 


Digitized  by  Google 


556 


Dr.  Miloj.e  M.  Vassits, 

Wie  gross  die  Verxierungsliebe  der  alten  Bewohner  von  Jablanica  war,  teigen  uns  deutlich 
noch  die  hier  gleieh  tu  besprechenden  Thongegenstände,  so  ist 

Fig.  91  ein  knopfartiges  Stück,  das  etwa  2cm  hoch  und  im  oberen  Durchmesser  etwa  3,5 
bis  4 cm  breit  ist.  An  der  unteren  Seite  ist  ein  etwa  2 cm  breites  und  1 bis  1,5  cm  tiefes  Loch. 
Fig.  92  ist  ein  etwn  7,5cm  breites,  knopfartiges  Stück;  die  obere  Fläche  ist  glatt.  Ain 


unteren  Theile  ist  eB  stark  eingetogen,  so  dass  es  schliesslich  in  eine  4ciu  breite  ltöhre  aus- 
läuft, die  leider  abgebrochen  ist. 

Fig.  93  ist  ein  4 cm  hohes  und  etwa  4,5  cm  breites,  knopfartiges  Stück,  das  am  unteren 
Knde  in  eine  2.5  cm  breite  ltöhre  ausläuft  und  ein  etwa  2 cm  tiefes  Loch  hat.  Das  Stück  ist 
gunr.  erhalten,  au  ihm  sind  keine  Vcriiernngen  su  bemerken.  Seiner  Form  nach  erinnert  uns 


Kig.  93. 


Kig  95. 


Kig.  94. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablunica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  557 

zumal  dieses  Stück  an  den  Gegenstand  aus  Stein,  der  in  Troja  gefunden  wurde  und  welchen 
Schlicmann  als  Stockknopf  erklärt  hatte1).  Eine  solche  Verwendung  unserer  Stücke  wäre  ja 
ganz  verständlich  und  folgt  auch  aus  ihrer  Form. 

Ebensolche  Verwendung  ist  wohl  auch  der  ganz  interessanten 

Fig.  1)4  zuzuaohreiben.  Es  ist  ein  knopfartiges,  etwa  5cm  breites  Stück,  das  oben  glatt 
abgeschnitten  ist  und  nach  einer  Einziehung  in  eine  etwa  3,5  cm  breite  Röhre  ausläuft.  In  der 
Mitte  der  oberen  Fläche  befindet  sich  ein  lern  breites  Loch.  An  dieser  Flüche  sind  auch  Ver- 
zierungen eingeritzt  und  zwar  zwei  gegenüberliegende  ~-förmige  Linien  und  je  ein  rechter 
Winkel  dazwischen.  An  der  Röhre  selbst  befindet  sich  dicht  unter  dem  oberen  Rande  eine 
herumlaufende  Linie,  weiter  unten  noch  eine  solche.  Die  Röhru  selbst  ist  eben  dieser  letzten 
Linie  entlang  abgebrochen. 

Die  Eintheilung  der  Verzierung  an  der  oberen  Fläche,  wie  auch  die  Motive  selbst  an  diesem 
Stücke  finden  wir  zunächst  an  dem  Thonwirtel  aus  Troja  Nr.  1889  (Ilios,  Tafeln),  nur  dass  dort 
die  Voluten  statt  der  rechten  Winkel  zwischen  den  Spiralen  stehen.  Die  rechten  Winkel  finden 
wir  aber  öfters  an  den  Thonwirteln  verwendet,  so  z.  B.  Nr.  196G,  1997  u.  s.  w.  Der  Gebrauch 
dieses  Stückes  ist  zweifellos  derselbe  wie  bei  den  drei  vorhergehenden  Nummern. 

Von  den  Webstnhlgewiohten  sind  uns  theils  fragmentirt,  theils  ganz  30  Stück  er- 
hallen. 3 Stücke  sind  auch  verziert,  als  Beispiel  führen  wir  hier  an  die  interessante 

Fig.  95,  ein  etwa  9 cm  broites  Stück,  das  seiner  Verzierung  nach  wichtig  ist.  In  der  Mitte 
des  Gewichtes  ist  das  Loch  zum  Aufhängen  angebracht.  Die  Verzierung  besteht  aus  je  zwei 
parallelen  Bogenlinien,  die  leider  sehr  flüchtig  ausgeführt  sind.  Jedoch  nach  der  Anordnung 
wie  auch  nach  dem  Motiv  selbst  finden  wir  die  nächste 
Analogie  in  einem  Thonwirtel  aus  Troja  (Ilios, 

Nr.  1930). 

Von  den  Tbonwirteln  selbst  ist  nur  ein  Stück 
von  gewöhnlicher  Form  gefunden  worden,  dafür  aber 
als  Ersatz  derselben  11  abgerundete  und  in  der  Mitte 
durchbohrte  Scherben  (Fig.  9G).  Diese  Seltenheit  der 
Thonwirtel  ist  auch  in  Butmir  bemerkbar  (Butmir, 

S.  25,  II,  S.  36).  Solche  Scherben  finden  wir  zu- 
nächst in  Troja’),  dann  in.  Bos-öjük’),  aber  auch  in 
Butmir4),  wo  sie  seltener  sind.  Von  den  Scherben 
aus  Jablnuica  misst  der  grösste  etwa  4 cm,  der 
kleinste  2 cm.  Zwei  Stücke  darunter  sind  abgerundet, 
aber  nicht  durchgebohrt. 

Einer  der  merkwürdigsten  Funde  von  Jablnnica 
sind  die  Kugeln  aus  gebranntem  Thon.  Sie  sind  rund  gebildet  und  von  verschiedener  Grösse. 
Manche  der  Kugeln  haben  einen  Durchmesser  von  8 cm;  durchschnittlich  aber  messen  sie  5 cm 


')  Ilios,  8.  072,  Kr.  1409,  1410. 

*)  Beliliemann,  Ille«,  H.  283  nebst  anderen  dort  an  uv  fuhr  len  Fundorten  aus  t'miam. 
•)  Koerte,  op.  eit  8.  38. 

4)  I.  Theil,  Taf.  IV,  Fig.  7 und  8. 


Fig.  !K>. 


Digitized  by  Google 


Zu  welchem  Zwecke  waren  diese  Kugeln  lic.itimmt?  In  llutiuir  wurden  nur  „einige  Stücke 
gesammelt“  in  der  Grösse  von  6 bi»  7 cm1);  dagegen  wurden  in  grösserer  Anzahl  die  Stein- 
kugeln gefunden  und  sind  als  Qnetschsteine  erklärt*). 

Ebensolche  Steinkugel  wurde  auch  in  der  Nähe  von  Saloniki  am  Kusse  eines  Tumulus  ge- 
funden s),  und  Kocrtc  behauptet,  sie  soll  „den  troisch-phrygischen  Stücken  durchaus  gleichen“. 
Schliemann  (Ilios,  S.  209)  sagt:  „Roh  geschnittene,  nahezu  kugelförmige  Steinwerkzeuge,  wie 

')  Butrair,  I.  Tlieil , 8.  StA;  vgl.  die  Anm.  4 dortselbst  für  Lengyel;  Thcil  II.  0.  SS. 

•)  L Tlieil,  Fig.  81,  B.  33  f. 

•)  Knerte,  a.  a.  0„  8.  41. 


558  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

im  DurchmesHcr,  dennoch  sind  auch  kleinere  vorhanden , so  dass  ein  Kügelchen  von  kaum  1 cm 
zum  Vorschein  kam. 

Diese  Kugeln  wurden  regelmässig  um  die  Herde  herum  gefunden,  aber  auch  zerstreut. 
An  einer  einzigen  Stelle  w’urden  300  ganze  Stück  angesammelt  gefunden  und  dabei  noch  mehrere 
Bruchstücke.  Um  einen  Herd  herum  wurden  wieder  etwa  50  Stück  gefunden.  Nur  eine  Kugel 
wurde  durchbohrt  gefunden,  und  wiederum  nur  eine  andere,  die  in  sich  befestigt  noch  eine 
Topfscherbe  hatte;  offenbar  wurde  die  Scherbe  in  die  Kugel  eingedrückt,  als  sich  der  Thon  in 
weichem  Zustande  befand.  An  keiner  der  Kugeln  wurden  irgendwelche  Verzierungen  beobachtet 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  559 

Nr.  80  und  81,  sind  in  allen  vier  unteren  vorgeschichtlichen  Städten  »ehr  zahlreich,  ja  ich  kann 

ohne  Uebertreibung  versichern,  dass  ich  Tausende  gesammelt  habe “ Schlicmann  nnd 

T.in  denachmit  denken,  dass  inan  in  diesen  Steinkugeln  „die  ältesten  Mahlsteine“  erkennen  darf1). 

Allein  die  Erklärung  kann  nicht  zutrefiend  sein.  Das  massenhafte  Auftreten  solcher  Kugeln 
ist  in  Troja,  wie  auch  in  Jablanica  nur  so  zu  erklären,  dass  die  Kugeln  für  die  Schleuder  etwa 
als  Wurfgeschosse  gedient  haben.  Daher  ist  es  auch  verständlich,  dass  sie  in  so  grosser  Zahl 
gefnnden  wurden.  Diese  Erklärung  wird  auch  durch  die  Funde  aus  Nippur  unterstützt,  denn 
eben  dort  fand  Hilprecht  „während  der  Ausgrabung  längs  des  Südendes  der  nordöstlichen 
Stadtbefestigungen  oft  runde,  gebrannte  Thonkugeln“,  woraus  er  den  Schluss  zog,  dass  „die 
Sumerier  bei  der  Belagerung  ihrer  Städte“  auch  die  Schleuder  gebrauchten  *).  Man  darf  nur 
noch  daran  erinnern,  dass  Jablanica  eine  Wohnstätte,  wie  auch  Troja,  gewesen  ist;  das  Material 
kommt  dabei  nicht  in  Betracht,  denn  es  ist  ja  doch  leichter,  den  Thon  zu  brennen,  als  einen 
harten  Stein  zu  bearbeiten.  Der  gebrannte  Thon  war  und  ist  noch  gegenwärtig  steinhart,  und 
so  konnten  die  Thonkngelu  vollständig  die  Stoinkugelo  ersetzen  J).  Die  Fig.  97  zeigt  uns  einige 
dieser  Thonkugeln. 

Hiermit  schliessen  wir  dieses  Capitel,  in  dem  wir  ebenso  interessante  wie  auch  wichtige 
Funde  aufgezählt  haben,  die  uns  verschiedenartige  Beziehungen  der  Jablanica  mit  anderen 
neolithischen  Fundorten  ganz  deutlich  veranschaulichen,  aber  darauf  kommen  wir  noch  einmal 
später  zurück. 


EL  Die  Keramik. 

Auch  die  Betrachtung  der  Keramik  im  engeren  Sinne  des  Wortes  dürfte  nicht  weniger 
interessant  sein  im  Vergleich  mit  den  bis  jetzt  betrachteten  Gegenständen.  Wir  werden  nämlich 
sehen,  dass  in  Bezug  auf  die  Töpferarbeiten  ans  Jablanica  sehr  enge  Verbindung  zwischen  dieser 
Wohnstätte  und  dem  europäischen  Osten  bezw.  Phrygien  und  Troja  besteht. 

Der  Thon,  aus  welchem  die  Gefässe  verfertigt  wurden,  ist  ganz  verschiedenartig  gearbeitet, 
deun  zwischen  den  Scherben  von  ganz  grobem  Thone,  der  eine  starke  Beimischung  der  Quarz- 
steine aufweist,  befinden  »ich  auch  solche  Scherben  von  ganz  fein  geschlemmtem  Thone,  woraus 
man  auch  kleinere  Gefässe  mit  kaum  2 mm  dicken  Wandungen  verfertigen  konnte. 

Hierin  wie  auch  in  dem  Gebrauch  der  Drehscheibe  stimmen  unsere  Funde  mit  denjenigen 
von  Bos-öjük  und  Troja4)  überein,  aber  durch  die  Kenntniss  der  Drehscheibe  unterscheiden  sie 
sich  von  den  Funden  aus  Butmir *). 

Ebensolche  Verhältnisse  bestehen  ja  auch  in  Bezug  auf  Bemalung  der  Gefässe,  denn  „an 
dom  grossen  Becher  Taf.  I,  9 sah  Kocrte*)  deutlich  die  verticalen  Pinselstriche“,  mit  denen 

')  Vgl.  auch  Bchliemann,  Hin«,  8.  492.  Nr.  63»  und  639;  S.  »36,  Nr.  1283. 

*)  Vgl.  Gh.  L.  Henning  in  Globus.  B<l.  LXXVIII.  Nr.  13,  8.  211. 

*)  Man  vergi.  hierzu  noch  den  Artikel  funda  von  G.  Fougäree  in  Daremberg- Saglio,  Diclionuaire  etc., 
tom.  II.  >,  p.  1363  f. 

*)  Man  vergi.  Koerte,  Athen.  Mitth.,  Hd.  XXIV,  8.  23  (Tai  III,  13,  27);  für  Troja:  Poppelreuter, 
Arch.  Anzeiger  1896,  8.  1U5  und  106;  Perrot-Chipiez,  Hietoire  de  Part,  toine  VI.  p.  696.  900. 

*)  Butmir,  Theil  I,  8.  16;  Tb-  II,  8.  28. 

*)  Koerte,  a.  a.  O.,  8.  26. 


Digitized  by  Googl 


560 


l)r.  Mil  oje  M.  Vaasits, 

der  Farbciiberziig  aufgetragen  ist  . . . und  in  Hutmir  ■)  sind  bemalte  GcflUwe  nicht  vorgekommen. 
Unter  unseren  Fundatfleken  und  zumal  nachdem  wir  die  bemalten  Thonslatuettcn  gefunden 
haben  (vgl.  oben  S.  547),  war  es  zu  erwarten,  dass  auch  Gof&sse  bemalt  waren.  Diese  Thalsachc 
bestätigte  uns  ein  schwarz  gebrannter  Henkel  (Fig.  124),  an  dem  man  die  Sparen  von  eben- 
solcher rothen  Farbe  beobachten  konnte,  wie  es  bei  den  Statuetten  der  Fall  war. 

Z n den  Funden  aus  Hutmir  und  von  Bos-öjük  treten  noch  diese  Fund  glücke  aus 
Jablanica,  um  die  Behauptung  des  Herrn  A.  Koerte  aufrecht  zu  erhalten,  nämlich  dass  das 
geringere  Auftreten  der  Bemalung  in  diesen  drei  Fundorten  entschädigt  wird  durch  die 
Anwendung  anderer  Technik  für  die  Verzierung  der  Gefasse.  So  ist  zunächst  die  Politur  der 
Gelasse  zu  erwähnen,  die  darin  besteht,  dass  mau  nicht  den  ganzen  Thongrund  glättet, 
sondern  zwischen  den  Polirstrichen  kleine  Zwischenräume  lässt.  . . . Beispiele  dieser  Verzierungs- 
art in  Troja  erwähnt  BrQckner  |Troja  1893,  S.  96,  Fig.  41 J *)-  Diese  Verzierungsart  finden 
wir  öfters  bei  unseren  Funden  aus  Jablanica,  insoweit  sie  nicht  in  verschiedenen  Gruppen  ver- 
theilt sind  und  somit  nur  als  Bcstandthcile  einer  grösseren  Figur  wirken.  Dagegen  finden  wir 
diese  Verzicrungsart  in  Butmir  fast  gar  nicht,  wenn  man  nicht  hierher  das  Stück  Theil  II, 
Taf.  V,  Fig.  10  rechnen  darf. 

Dagegen  kommen  Verzierungen,  die  in  den  Thon  eingedrückt  Bind,  besser  zur  Geltung. 
Für  die  einfachsten  Ornamente  der  Art  genügt  der  Fioger  des  Töpfers,  feinere  Muster  werden 
theils  mit  einem  stumpfen,  thcils  mit  einem  spitzen  Werkzeug  ausgeführt*).  Diese  Verzierungs- 
art ist  in  .Tablanica  vorzüglich  vertreten,  so  dass  sogar  die  Spiralen,  selbst  in  dieser  Art  aus- 
geführt,  nicht  fehlen.  In  Butmir  dagegen  ist  diese  Verzierungsart  nicht  zu  finden,  dafür  aber 
sind  die  Verzierungstnotive  in  Belief  ausgeführt.  Ich  glaube  aber,  dass  man  die  Technik  in 
Butmir  leicht  aus  der  eben  besprochenen  herleiten  könnte.  Andererseits  sehen  wir,  dass  in  der 
Richtung  von  Osten  nach  Westen  mit  der  Abnahme  der  Bemalung  die  Zunahme  des  reliefartigen 
Gefässsehmuckes  neben  einander  schreitet,  so  dass  das  letztere  in  Butmir  vollkommen  zur  Allein- 
herrschung  gelangt. 

Aber  auch  die  bandartigen  Verzierungen,  welche  in  Butmir  bo  verschiedenartig  ange- 
bracht, sind  auch  in  Jablanica  zu  finden,  dennoch  aber  ist  diese  Verzicrungsart  spärlicher  als 
die  vorher  besprochene  vertreten. 

Ke  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  auch  das  aufgesetzte  Ornament  vertreten  ist  und  zwar  nnr 
auf  einem  Scherben,  der  mit  demjenigen  au»  Troja')  und  demjenigen  aus  Butmir5)  fast  voll- 
kommen übereinstimmt  (vgl.  weiter  unten  Fig.  132). 

An  den  bisherigen  Fundstücken  konnte  mau  nicht  beobachten,  dass  eine  Art  der  Bemalung 
durch  die  niedrigeren  und  höheren  Grade  der  Hitze  ausgeführt  wurde.  Die  Thonfarbe  der  Ge- 
wisse ist  in  allen  Stufen  von  dem  Grauen  bis  zu  dem  Rothen  vertreten. 

Die  Gefassformcn  konnten  nicht  in  allen  ihren  Ersoheimingcn  festgcstellt  werden.  Die 
Formen  der  Vorrat!)»-  und  Kochtöpfe  wird  man  erst  durch  die  weiteren  Nachgrabungen  her- 


')  Butmir,  Theil  I,  8.  20. 

*)  Koerte,  a.  a.  0,  8.  25. 

*)  Koerte,  e.  a.  O.,  8.  25  u.  26. 

•)  nies,  a 817,  Nr.  150;  vgl.  euch  8.  658,  Nr.  1565. 

’)  Butmir,  I.  Theil,  Taf.  IX,  Fig.  I,  II,  I»;  II.  Theil,  Taf.  XIV,  Fig.  2,  7,  15. 


Digitized  by  Google 


B61 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 

r«; 

x ■ 


5'. 


e: 

j. . 


«r 


:» 


ir 

k: 

> 

7 

r 


► 


uns  ihrer  Form  nach  an  die  Schmuckstücke,  die  wir  oben  Fig.  76  erwähnt  hal>en.  Beide  Stücke 
sind  henkellos. 

Kig.  100  ist  ein  etwa  4,5  cm  hohes  GeföBSchen,  das  nicht  rund  gearlieitet,  sondern  an  den 
Henkclseiten  schmäler  ist.  Die  Henkel  sind  horizontal.  Die  Fig.  77  sieht  ihm  am  meisten  gleich. 

Fig.  101  ist  rin  3,5  cm  hohes,  kugelförmiges  Geföss  ohne  Ftiss  und  Hals  und  mit  zwei 
verticalen  Henkeln,  die  durchbohrt  sind. 

Fig.  102,  ein  3,5  cm  hohes  Geföss  ohne  Fuss  und  Henkel,  aber  mit  stark  sich  ausbreiten- 
dem Bauch. 

Fig.  103,  ein  Fragment  eines  alabastronförinigen  Geßsses  ohne  Hals  und  mit  einem  verti- 
calen, durchbohrten  Henkel.  Das  Fragment  ist  etwa  Gern  hoch. 

')  Illo«,  8.  219,  Nr.  5»;  8.  383,  Nr.  ISS;  8.  398,  Nr.  21S  u.  s.  w. 

v)  Butmir,  1.  Tlieil.  8.  1?  und  Anmerkung. 

Archiv  for  Anthropoloffi*  Bd.  XXVII.  yj 


stellen  können,  dasselbe  gilt  auch  für  die  besonders  zierlich  gearbeiteten  Krüge  und  Kannen, 
die  aber  in  keinem  Exemplar,  nicht  einmal  annähernd,  erhalten  sind. 

Für  diese  Formen  sind  wir  auch  hier  auf  die  erhaltenen  kleineren  Gefösse  angewiesen,  die 
wir  anführen  werden. 

Fig.  98,  ein  5,5  cm  hohes,  dreifnssiges  Gelass.  Die  verticalen  Henkel  sind  abgebrochen, 
ebenso  die  Füsse.  Das  Geföss  ist  mit  dem  wahrscheinlich  dazu  gehörigen  Deokel  abgebildet. 

Die  nächsten  Analogien  finden  wir  in  Troja1);  aber  die  Gefösse  mit  den  Füssen  sind  auch 
dem  Bos-öjük  und  Butmir a)  keinesfalls  fremd. 

Fig.  99  stellt  uns  zwei  Stücke  dar,  die  vcrmuthlich  dieselbe  Form  haben.  Das  kleinere 
Stück  ist  3 cm,  das  grössere  9,5 cm  in  gegenwärtiger  Erhaltung  hoch.  Diese  Gefösse  erinnern 


Fig.  U8. 


Digitized  by  Google 


562  Dr.  Miloje  M.  Vussits, 

, Kig.  104,  ein  6,5  cm  hohes  Gefäss  ohne  Henkel.  Es  ist  wahrscheinlich  die  Nachbildung 
eines  Vorrathstopf cs. 

Fig.  105,  ein  ganzes,  5,5  cm  hohes  und  8 cm  breites  Gefäss,  mit  der  4 cm  breiten  Mündung, 
mit  einem  abgebrochenen  Henkel.  Der  Henkel,  wie  wir  es  später  sehen  werden,  war  nach  oben 
gerichtet.  Sonst  ist  das  ganze  Gefäss  gut  erhalten.  Dieselbe  Form  wird  auch  das  zweite  unter 
Fig.  105  abgebildete  Gefäss  gehabt  haben,  welches  arg  beschädigt  ist,  und  dessen  Höhe  8 cm 
und  Bauchbreite  etwa  10  cm  beträgt. 

Fig.  106  stellt  drei  besser  oder  schlechter  erhaltene  Gefässe  mit  Ausgussrohren  dar.  Da* 
grösste  Gefäss  ist  etwa  6,5  cm  hoch  und  hatte  noch  einen  verticalen  Henkel,  dos  Ausgussrohr  ist 


Fig.  100. 


abgebrochen,  wie  auch  der  Benkel.  Beido  anderen  Gefässe  sind  kleiner  und  ohne  Henkel.  Ks 
wurden  noch  zwei  abgebrochene  Ausgussrohren  gefunden.  Solche  Gefässe  mit  den  Ausguss- 
rohren sind  reichlich  vertreten  in  Troja1),  Tiryns»),  Bos-Öjflk  *)  und  auch  Butmir  *). 


Dennoch  sind  die  Schalen  am  reichlichsten  vertreten,  die  man  verschiedenartig  zu  bilden 
gewusst  hatte.  So  ist 

■)  llios,  8.  45*.  Nr.  44S,  447;  8.  «40,  Nr.  1330  u.  t.  w. 

*)  Scliliemann,  Tiryn«,  8.  133,  Nr.  29. 

•)  Koerte,  ».  a.  O.,  8.  33  (vgl.  Tat  III,  Fig.  16). 

*)  Butmir,  I.  Theil,  8.  20,  Tat  IV,  Fig.  10  bi«  12. 


fr 


Digitized  by  Google 


I 


f 

I 

i 

I 


l)io  neolithischo  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 

Kig.  105  a 


71* 


Digitized  by  Google 


564 


Dr.  Miloje  M.  V assits, 

Fig.  107,  eine  22  bis  23cm  breite  und  7cm  hohe  fusslose  Schale  r.u  erwähnen,  die  man 
vollkommen  zerstückelt  über  den  Scherben  und  dem  Boden  eines  grossen  Vorrathsgeßsses  ge- 
funden hat,  weshalb  man  diese  Schale  auch  als  Deckel  benutzt  sich  denken  kann.  Derartige 
Schalen  sind  in  vielen  Scherben  erkennbar,  und  die  nächste  Analogie  bietet  das  Stück  aus  Troja ')• 
Solche  Schalen  sind  verschiedenartig  gebrannt,  es  sind  auch  geglättete  Scherben  von  denselben 
gefunden  worden. 

Fig.  108  stellt  uns  zwei  Schalen  mit  der  Rinne,  von  welcher  die  kleinere  10  cm  hoch  und 
mit  den  zapfenförmigen  Henkeln  15  cm  breit  ist;  die  grössere  ist  fragmentirt,  dennoch  an  den 


Fig.  107. 


erhaltenen  Stellen  10cm  hoch  und  mit  den  zapfunförinigcn  Henkeln  etwa  19  bis  20cm  breit. 
Aehnliche  Schalen  finden  wir  in  Troja’)  und  vielleicht  auch  in  Butmir’). 

Fig.  109  ist  eine  Hälfte  einer  ähnlichen  Schale,  wie  die  Fig.  108,  die  auch  ohne  Rinne 
gewesen  sein  konnte.  Die  grösste  Breite  sammt  den  grösseren  (denn  eB  gieht  noch  ein  Paar 
kleinere)  zapfenförmigen  Henkeln  betrug  etwa  26  cm  und  die  Höhe  nur  7 cm.  Der  Boden  ist, 
wie  auch  bei  der  Fig.  108,  platt.  Es  wurden  mehrere  Scherben  von  der  gleichen  Form  gefunden. 

')  Illos,  8.  261,  Nr.  62,  für  welche  Form  SchlieuiHnn  behauptete:  „Schalen  dieser  Art  kommen  in  der 
ersten  Stadt  sehr  häufig  vor*  (8.  26»), 

’)  Ilio»,  a 338,  Nr.  171. 

*)  Butmir,  L Theil,  8.  16. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  565 

Fig.  108. 


Digitized  by  Google 


566 


Pr.  Miloje  M.  Yassits, 

Kig.  110  zeigt  uns  eine  fuss-  und  henkellose  Schale,  von  welcher  Form  mehrere  Fragmente 
gefunden  wurden.  Sie  ist  5 cra  hoch  und  oben  9,5  cm  breit.  Feiner  gearbeitete  Fragmente 
zeigen  deutlich  die  bekannte  Form  von  Amorgos  >). 

Fig.  1 1 1 stellt  uns  eine  neue  Form  der  Schalen,  die  sehr  niedrig  sind , dafür  aber  breit 


Fig.  10!>. 


und  mit  dem  abgesetzten,  aufrecht  stehenden  Hände,  dar.  Ein  solches  Miniaturstück  ist  3cm 
hoch  und  6,5  cm  breit.  Dieses  Stück  ist  ähnlich  demjenigen  aus  Ilutmir  (II,  Taf.  VII,  Fig.  5). 

Ein  grösseres  Fragment  einer  ähnlichen  Schale  hat  noch  einen  aufrecht  stehenden  Henkel, 
welcher  abgebrochen  und  nicht  mehr  als  6 cm  hoch  ist,  bei  einer  wahrscheinlichen  Breite  von 
etwa  15  cm. 

Fig.  112  ist  ein  Sehalenfragment  ohne  Fass  und  mit  dem  abgesetzten  Rande.  Die  Mütt- 


lie.  110. 


dungsbreitc  war  etwa  16  cm,  die  Bodenbreite  etwa  6 cm  und  die  Höhe  8,5  cm.  Aehnliche  Ge- 
stalt mag  auch  das  andere  grössere  fragmentirte  Gcfass  haben,  dessen  Mündung  22  cm  breit  ist 
und  die  gegenwärtige  Höhe  15  cm  beträgt,  ohne  dass  der  Boden  erhalten  ist.  Bei  dem  ersten 
Fragment  ist  der  Hand  zwischen  Bauch  und  Schulter  mit  dem  Werkzeug  in  gleichmässigen 
Abständen  ausgeschnitten  und  polirt,  wie  das  ganze  Gelass  selbst  polirl  ist.  Bei  dem  anderen 

')  Athen.  Miuh.  XI,  S.  18,  Beilage  11,  B.  Kr.  3. 


Digitized  by  Google 


B67 


Die  neolithiselie  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 


Fragment  ist  die  Schulter  mit  den  geraden  Polirstrichen  in  der  oben  beschriebenen  Technik 
verziert.  Aehnlichc  GefHssform  finden  wir  anch  in  Bos-öjük  •). 

Sogenannte  „It&uchergefiisse“  oder  die  Schalen  mit  höherem  Kusse  sind  auch  in  Jablanica 
vertreten,  so  stellt  uns 

Fig.  113  ein  ganr.es  (Ocm  hoch,  Mündung  7 cm  und  Fuss  3 ein  breit)  und  ein  fraguientirtes 
(6 cm  hoch,  Mündung  Ccm  und  Fuss  4cm  breit)  Gefiiss  dar.  Ausserdem  wurden  noch  vier  Frag- 


mente gefunden,  die  hierher  gehören.  Solche  Gcßsse  sind  uns  aus  Troja5)  wie  auch  aus 
Butmir5)  bekannt. 

Nebst  Schale  wurde  auch  der  Becher  als  Trinkgeßss  gebraucht.  So  ist 


')  Koerte,  a.  a.  O.,  Tat.  III,  Fig.  12. 

v)  Uios,  8.  647,  Kr.  1321  (als  Rauchergofkss  erklärt). 

*)  Butmir,  I.  Theil,  8.  17;  II.  Theil,  8.  29  (vgl.  II.  Theil,  Tat  VII,  Fig.  II  und  12).  In  Butuür  sind  sie 
namentlich  sehr  zahlreich. 


Digitized  by  Google 


568 


Dr.  Miloje  M.  Vassit«, 

Fig.  114  vertreten  durch  zwei  fragmentirte  Stücke  von  welchen  eins  eine  cylindriache 
Form  hat  (6,5  cm  hoch,  etwa  7 cm  Mündung  und  5 cm  Fussbreite),  mit  einem  erhaltenen  zapfen- 
förmigen  Henkel.  Das  zweite  Stück  hat  mehr  eine  conische  Form  (in  gegenwärtiger  Erhaltung 


Fig.  UZ 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jublanicu  l»ei  Medjuluzje  in  Serbien. 

„ Fiff.  114. 

Fig.  113.  * 


569 


ArelUv  für  Antbropologt«.  IW  XXVII 


72 


Digitized  by  Google 


570 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


etwa  6,5  cm  hoch  und  mit  einer  Fussbreile  von  etwa  3 cm),  ohne  Henkel.  Die  eylindrischo  Form 
hat  ihr  Analogon  in  Amorgoa ')  und  die  conische  etwa  in  einem  Gefilsse  ans  Butmir s). 

Hier  dürfte  man  auch  die  löffcl-  oder  kellenartigen  Gefilsse  erwähnen,  von  denen  wir  in 
Fig.  115  (a.  v.  S.)  zwei  Fragmente  besitzen.  Heide  Fragmente  sind  mit  einem  Griffe  erhalten, 
welcher  bei  dem  grösseren  nach  unten  gebogen  und  bei  dem  kleineren  mehr  gerade  als  nach  oben 
gekrümmt  ist.  Derartige  Gcfässe  sind  ebenso  in  Troja  *)  wie  auch  in  Butmir  *)  vorhanden.  Nicht 
selten  sind  auch  die  Fragmente  der  siebartigen  Gelasse  (Fig.  115  a,  a.  v.  S.)  vorgekommen.  E» 
w urden  im  Ganzen  sieben  Fragmente  von  verschiedenen  Gcfässlörmcn  gefunden.  Es  sind  auch  zwei 
kleinere  liandbruchstückc  erhalten,  woraus  man  schliesscn  kann,  dass  sie  die  Napfform  gehabt  haben. 
Hiermit  wird  die  Behauptung  von  Schlieinann  bestätigt1);  aber  dieselbe  Form  dürfte  auch  in 
Pig_  Hg,  Butmir  vertreten6)  sciu.  Nach  der  Behauptung 

M.  Hoorn  es’ 7)  sind  solche  Gefässe  in  der  älteren 
Bronzezeit  von  Troja  bis  .Nioderösterreich  ver- 
breitet. Ob  man  in  diesen  Gefässen  wirklich  die 
Thonsicbc  zu  erkennen  hat,  ist  mir  zweifelhaft, 
ebenso  wie  dass  ein  solches  Gefäss  aus  „Tnmulus 
of  I’lhif-Tepe“  „undoubtcdly  was  to  protect  the 
Haine  of  the  lamp  from  draughts“  ®). 


Die  Krüge  und  die  Kannen  müssen  doch  eine  Form  gehabt  haben,  an  welcher  man 
genau  den  Bauch,  die  Schulter  und  den  Hals  unterscheiden  konnte;  denn  darauf  hin  führt  uns 
die  Anwendung  der  Verzierungen,  da  an  manchen  Fragmenten  nur  die  Schulter  verziert  ist. 
Dennoch  ist  cb  fast  ganz  sicher,  dass  weder  die  Schnabelkanne  noch  das  Seite tg  aftqpixi'jrt  AAov 
bekannt  waren. 


■)  VgL  Athen.  Mitth.  XI,  8.  I«.  Beilage  H,  B.  Nr.  4. 

*)  Vgl.  Butmir,  Theil  II,  Taf.  VII,  Fig.  6,  vgl.  auch  8.  49. 

*)  Illo«,  8.  457.  Nr.  474  bis  475,  vgl.  auch  S.  «47,  Nr.  1319. 

')  liutmir,  Theil  11,  Taf.  VII,  Fig.  1 und  2. 

>)  Illos,  8.  620,  Fig.  1190  hl«  1196. 

•)  Butmir,  I,  Taf.  IV,  Fig.  9. 

’)  Urgeschichte  der  Kunst,  8.  297. 

B)  G.  11.  Kdmonds  in  the  Journal  of  heil.  8todies,  vol.  XX.  p.  25. 


Digitized  by  Google 


Die  neolitlmche  Station  Jablnnica  bei  Medjulu/je  in  Serbien.  571 

Wir  haben  schon  bei  Fig.  98  einen  Deckel  erwähnt.  Ei*  wurden  noch  drei  Stücke  gefunden, 
darunter  ein  fragmentirtes  Exemplar,  dessen  runder  Knopf  allein  etwa  6 cm  breit  und  etwa  4 cm 
hoch  ist,  der  höchstwahrscheinlich  zu  einem  Vorrnlhsgelasse  gehörte. 

Für  die  Kenntnis»  der  Gcfässform  dienen  ofl  auch  die  Henkel,  die  man  meistentheils 
abgebrochen  von  den  Gelassen  gefunden  hat. 

Wir  haben  schon  früher  die  xapfenartigen  Henkel  bei  den  Gelassen  (Fig.  108)  erwähnt, 
und  solche  Henkel  sind  oft  gefunden.  Manchmal  sind  diese  Henkel  nur  kleine  knopfartige, 
niedrige  Vorsprünge,  die  tlieils  durch  die  gezogenen  Linien,  theils  durch  die  Auskerbung  des 
ltandes  verziert  sind,  so  z.  B. 

Fig.  116,  die  uns  einen  niedrigen,  knopfartigeu  Henkel  darstellt  und  noch  zwei  zapfen- 
förmige längere  Henkel,  die  an  ihren  Enden  mit  aufgesetzten  Buckeln  aus  Thon  verziert  sind. 


Fig.  na 


Fig.  117  stellt  uns  einen  Henkel  dar  in  der  Form  einer  halbkreisförmigen  Scheibe,  die 
senkrecht  auf  der  Gefiisswandung  befestigt  ist. 

Fig.  118  stellt  uns  drei  Stücke  von  einer  Henkelform  dar,  die  in  verschiedenartigen  Ab- 
arten vertreten  ist  und  die  wir  uns  aus  den  hornnrligen  Ansätzen*)  entwickelt  denken,  und 
daher  nach  oben  gerichtet.  Diese  hornartigen  Ansätze  sind  auch  in  Jablanica  vertreten,  nnd  die 
Abstufungen  zwischen  der  einfachsten  und  ausgebildetsten  Form  kann  man  schon  feslstellen. 
Aehnliche  Beispiele  finden  wir  auch  in  Butmir  *). 

Fig.  119  stellt  uns  einen  horizontalen  Henkel  dar,  welcher  aus  einem  viereckigen  Thon- 
finden  hergestellt  ist,  so  dass  in  der  Mitte  eine  senkrechte  Oeffnung  ist,  wio  auch  das  Stück  von 
Glasinar  (Wissensch.  Mitth.,  Bd.  I,  S.  118,  Fig.  6). 

*)  Koerte,  a.  a.  O.,  9.  M. 

•)  Butmir.  I.  TheU,  8.  1»,  Fig.  »8  und  Taf.  IV.  Fig.  18. 

72» 


Digitized  by  Google 


572 


Dr.  Miloje  M.  Vussits, 


Fig.  120  stellt  einen  verticalen  Henkel  dar  mit  der  horizontalen  Ooffnung,  der  in  eineD 
Spitz  ausläuft. 

Fig.  121  ist  ein  verticaler  Henkel  mit  der  horizontalen  Oeffnung.  Am  unteren  Tbeile 
befindet  sich  ein  niedriger,  knopfartiger  Vorsprung;  darunter  an  der  Gefässwandung  eine  rippen- 
artige Erhöhung,  die  in  gleichmäasigen  Entfernungen  flach  ausgeschnitten  ist. 

Fig.  122  ist  ein  verticaler  Henkel  mit  der  horizontalen  Oeffnung  und  am  unteren  Tbeile 
mit  einem  Vorsprung. 

Fig.  123  ist  ein  verticaler  Henkel  mit  dem  geraden  Kücken,  der  sich  nach  unten  noch 
verlängert. 

Fig.  124  ist  ein  verticaler,  bandförmiger  Henkel,  der  am  oberen  Theilo  zwei  seitliche  Vor- 
sprünge hat.  An  diesem  Henkel  wurden  die  Spuren  der  rotben  Bemalung  beobachtet.  Diese 
Hcnkelfortn  ist  mit  denjenigen  von  Bosnien,  aus  den  Fundorten  von  Itipac  (Wissensch.  Mitth-, 


Bd.  III,  S.  222,  Fig.  18),  Debelo  Brdo  (Bd.  IV,  S.  41,  Fig.  14;  Bd.  VI,  S.  137,  Fig.  43)  und 
San. kimost  (Bd.  VI,  S.  7!),  Fig.  60  und  Fig.  63;  S.  137,  Fig.  43)  zu  vergleichen,  wobei  die 
Identität  vollkommen  ersichtlich  ist. 

Fig.  125  ist  eine  eigenartige  Henkelform  mit  dem  spitzigen  Ansatz.  Sie  sieht  etwa  dem 
Henkel  aus  Levkosia  ähnlich,  den  Dü  mm  ler  als  „speciell  kypriseben  Ansatz  am  Henkel“  be- 
zeichnet *).  Solche  Henkel  mit  den  Ansätzen  wurden  häufiger  in  Jablanica  gefunden. 

Mit  dieser  Aufzählung  der  Henkel  haben  wir  theils  typische,  theils  eigenartige  Ilenkcl- 
formen  erwähnt,  ohne  dabei  die  Abstufungen  zwischen  der  einen  und  der  anderen  llauplform 
berücksichtigt  zu  haben. 

Damit  ist  aber  die  Betrachtung  der  Keramik  noch  nicht  erschöpft. 

Es  bleibt  uns  noch,  die  Verzierungsmotive  zu  überblicken,  die  verschiedenartig  ausgeführt 


*)  Athen.  Mitth.  XI.  1.  Beilage  zu  S.  209,  Fig.  10,  vgl.  8.  231. 


Fig.  11!». 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 
Fi(f  120.  Kg.  121. 


573 


Fig.  12». 


Fig.  125. 


Digitized  by  Google 


574  Pr.  Milo  je  M Vassit«, 

sind.  Diese  Motive  sind  meistentheils  nur  an  den  kleineren  Scherben  erhalten,  und  nur  in 
manchen  Fällen  lassen  sie  sich  in  Gedanken  ergänzen. 

Die  einfachsten  Verzierungsmotive  bestehen  aus  den  eingeritzten  Linien,  die  mehr  oder 
weniger  neben  einander  parallel  verlaufen.  So  ist 

Fig.  126  durch  zwei  Fragmente  vertreten,  von  welchen  das  kleinere  Fragment  gebogene 
Linien  zeigt. 

Fig.  127  ist  ein  Fragment  eines  Gef3Usl>odens,  an  dessen  Wandung  ein  rechtwinkelige« 
Dreieck  gezeichnet  ist  mit  Parallelen  zu  der  senkrechten  Linie. 

Fig.  128  stellt  zwei  Fragmente  dar,  auf  welche  die  horizontalen  Parallelen  wie  anch  eine 
Art  Zickzacklinie  gezogen  sind.  An  dem  kleineren  Stücke  ist  der  llals  von  dem  Bauch  durch 
eine  horizontale  Linie  getrennt.  Von  dieser  horizontalen  sind  die  schrägen  Linien  über  den 

Fig.  127. 


Fig.  126. 


Bauch  gezogen,  so  dass  sie  in  einem  spitzigen  Winkel  zulaufen.  Das  kleinere  Stück  hat  eine 
ähnliche  Zeichnung  wie  das  Geföss  aus  Troja  *). 

Fig.  129  ist  ein  Fragment,  auf  welchem  zwei  kreisrunde  Linien  verlaufen.  Kt  ist  schwer 
zu  entscheidet),  ob  diese  Linien  die  Theile  der  con  een  Irischen  Kreise  [in  welchem  Falle  sie  ihr 
Analogon  in  Troja  *)  hätten]  oder  die  Theile  einer  eingeritzten  Spirale  sind. 

Fig.  130  stellt  uns  ein  Fragment  dar,  auf  Welchem  zwei  sich  kreuzende  Linien  gezogen 
und  die  gegenüberliegenden  Vierecke  mit  den  kreisrunden  Vertiefungen  (durch  ein  scharfes  Werk- 
zeug ausgeführt)  gefüllt  sind.  Kino  ähnliche  Technik  ist  auch  in  Butmir  bekannt« 

Fig.  131  sind  zwei  Fragmente,  eins  von  einem  Napfe  oder  einer  Schale,  das  andere  wahrschein- 
lich von  einer  Kanne  mit  dem  ausgebogenen  Rande.  Behle  Fragmente  sind  mit  den  band- 
artigen Streifen  verziert,  welche  hei  dem  kleineren  Stücke  mit  eingedrückten  Punkten  ausgefüllt 
sind  und  bei  dem  grösseren  Stücke  sind  die  Streifen  leer  gelassen,  aber  die  Zwischenräume  mit 


*)  II io*,  8.  25®,  Fig.  SR;  vgl.  Ruch  8.  334,  Fig.  165. 
•)  liiofl.  8.  264,  Nr.  72. 


Digitized  by  Google 


Diu  nenlithische  Station  Jablanica  bei  Medjuhizjc  in  Serbien.  575 

ebensolchen  Punkten  verziert.  Die  Punkte  sind  bei  dein  kleineren  Stücke  mit  weiblicher  Masse 
ausgetüilt,  bei  dem  grösseren  Stücke  fehlt  diese  Füllung.  Das  sind  die  echten  Vertreter  der 

Fig.  128. 


sogenannten  Uandkernmik,  die  wir  in  Butmir  so  reichlich  vertreten  Hilden,  obzwar  sic  auch  aus 
Troja  bekannt  sind. 

Fig.  132  stellt  uns  dasjenige  SlQck  vor,  das  wir  oben  S.  &60  besprochen  haben. 

Fig.  190. 

Fig.  191. 


Bevor  wir  zu  der  in  Jablanica  am  häutigsten  verwendeten  Verzicrungstechnik  übergehen, 
erwähnen  wir  noch  ein  Stück;  welches  mit  der  Verzierung  eines  GefTisscs  aus  Butmir  überein- 
stimmt. 

Fig.  133  ist  eine  kleine  Nachbildung  etwa  einer  Schale;  an  dem  Kunde  befinden  sich  ein- 
gedrückte Striche,  die  wir  ebenso  au  dem  Bande  des  kleinen  Bechers  aus  Butmir ')  finden. 

')  Butmir,  il.  Tkeil,  S.  90,  Fig.  19. 


Digitized  by  Google 


576 


Dr.  Miloje  M.  Vassits, 


liecht  schön  und  zierlich  müssen  diejenigen  Gelasse  aasgesehen  haben,  die  in  der  von 
Ros-üjük  wie  auch  jetzt  von  Jablanica  bekannten  Technik  verziert  waren,  und  über  «eiche  wir 
oben  S.  560  gesprochen  haben.  Mit  dieser  Verzierungsart  sind  recht  viele  Scherben  gefunden 
worden:  wir  führen  hier  nur  einige  an. 

Fig.  1S5. 


Kig.  132. 


Fig.  133. 


Digitized  by  Google 


577 


Die  neolithische  Station  Jublanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien. 


Kig.  134  stellt  uns  ein  grösseres  Fragment  dar,  an  welchem  der  Hals  sammt  dem  Mündungs- 
rand  und  ein  Thcil  der  Schulter  (wenn  nicht  auch  des  Bauches)  erhalten  sind.  Um  den  Hals 
herum  gehen  die  horizontalen  Polirstriche.  Uebcr  die  Schulter  sind  verticale  Kippen  gezogen, 
die  in  den  gleichen  Abständen  flach  ausgeschnitten  sind.  Die  Zwischenräume  sind  wieder  mit 
den  Polirstrichen  ausgefüllt. 

Fig.  135  ist  wieder  ein  Fragment  (vielleicht  eines  GefussbauchcB)  mit  den  verticalen 
polirten  Strichen. 

Fig.  136  hat  solche  verticale  Striche  nur  an  der  Geßssschulter;  diese  Striche  sind  schmäler 
ausgeführt. 

Fig.  137  ist  ein  Gefässfragmcnt,  nn  dem  auch  der  Henkel  (von  der  in  der  Fig.  117  be- 


Fig.  137.  Fig.  138. 


schriebenen  Form)  erhalten  ist.  Die  Polirstriche  sind  etwas  schräg  gezogen,  aber  in  den  Gruppen 
vertheilt,  so  dass  zwischen  einzelnen  Gruppen  ein  leerer  Kaum  vorhanden  ist.  Diese  Gruppen 
sind  nur  au  der  Schulter  angebracht. 

Fig.  138  zeigt  uns  ein  Fragment,  an  dem  die  Grenze  zwischen  Hals  und  Schulter  durch 
einen  Polirstrich  bezeichnet  ist.  Dicht  unter  diesem  Striche  ist  eine  förmige  Linie  erkennbar, 
deren  Unke  Hälfte  leer  gelassen  ist,  während 
dio  rechte  mit  Querstrichen  verziert  ist. 

Auf  diese  Weise  sind  die  metopenarligen 
leeren  und  gefüllten  Käume  entstanden. 

Es  ist  aber  möglich,  dass  die  ~ •förmige 
Linie  nach  unten  verlängert  war,  wodurch 
eine  Art  Volute  entstehen  konnte. 

Fig.  139  stellt  uns  ein  Fragment  dar, 
an  dem  die  Striche  in  der  Form  einer 
Spirale  gezogen  sind;  und  danu  wurden  immer  fortwährend  um  diesen  Kern  die  Parallelen  von 


dem  Halse  gezogen,  die  immer  als  Fortsetzungen  der  Spirale  gedacht  worden  sind. 

Fig.  140  sind  zwei  Fragmente,  an  denen  man  ganz  deutlich  sehen  kann,  was  wir  oben  bei 
der  Fig.  139  beschrieben  haben.  Den  Kern  an  beiden  Stücken  bildet  eine  Spirale,  die  hier 
nicht  wie  oben  mit  einem  stumpfen  Werkzeug  ausgeführt  ist,  sondern  einfach  mit  dem  Finger 
des  Töpfers.  Dann  sind  die  parallelen  breiten  Vertiefungen  an  der  Schulter  ausgeführt.  An 

Archiv  für  Anthropologie.  Ikl.  XX VII.  73 


Digitized  by  Google 


578  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

dem  kleineren  Fragment  ist  die  eigentliehe  Spirale  mit  dem  Finger  ausgeführt,  und  sie  selbst 
leer  gelassen , aber  die  Zwischenräume  (die  auch  nicht  breiter  sind  als  die  Spirale  selbst)  sind 
mit  feineren  Polirstrichen  ausgefüllt,  so  dass  man  meint,  man  hätte  zwei  neben  einander  ver- 
laufende Spiralen  vor  den  Augen. 

Fig.  141  ist  ein  fragmentirter  Geflissboden,  der  unverkennbar  mit  der  Hülfe  der  Töpfer- 
scheibe hcrgestellt  ist.  Dies  beweist  auch  die  ganr.  regelmässige,  mit  dem  Finger  ausgefülirte 
Spirale,  die  sich  in  der  Mitte  der  inneren  ßodenflächc  befindet,  ohne  dabei  den  Bodenrand  r.n 


berühren.  Der  Bodenlbrm  und  der  Spiralverzierung  nach  dürfte  dieses  Gcfaas  etwa  eine  Schalcn- 
form  mit  breiter  Mündung  gehabt  haben,  sonst  wäre  die  verzierte  innere  Bodenflfiche  nicht 
verständlich. 

Fig.  142  ist  ein  Kandbruchstück  einer  Schale  oder  eines  Napfes.  Dicht  unter  dem  Rande 
geht  eine  wulstige  Erhöhung,  an  deren  Rücken  sich  eine  erhöhte  Wellenlinie  fortbewegt.  Diese 
Wellenförmige  Erhöhung  ist  in  gleichinftssigen  Abständen  flach  ausgeschnitten.  Die  nach  oben 
gerichteten  Zwischenräume  in  der  wellenförmigen  Erhöhung  sind  wieder  mit  den  verticalen 
Polirstrichen  verziert. 

Von  dieser  mehr  reliefartig  ausgeführten  Verzierung  bis  zu  den  rcliefartigen  Spiralen  in 
Butniir  ist  nur  ein  Schritt,  den  die  Bewohner  von  Jablanica  bei  ihrer  Kcnntniss  der  Spirale 
auch  gemacht  haben  mögen;  allein  uns  fehlt  es  an  Funden  und  wir  sind  angewiesen  auf  dies 
geduldige  Abwarten  der  Ergebnisse  der  weiteren  Nachgrabungen  von  Jablanica. 


Digitized  by  Google 


Die  neolit bische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  579 


i» 


Hiermit  w&ren  die  Funde  von  Jablanica  bei  weitem  nicht  erschöpft.  Es  bliebe  uns  noch 
übrig,  zu  übersehen  die  verschiedenen  Geräthe  aus  Stein,  Knochen  und  Hirschgeweih,  dazu  noch  die 
sogenannten  Mahlsteine,  die  ebenfalls  reichlich  vertreten  sind.  Aber  die  Steinwerkzeuge  sind  so 
zahlreich  schon  aus  Bulmir  bekannt,  so  dass  wir  getrost  sagen  können,  dass  fast  alle  Formen 
von  Messern,  Schabern,  Hämmern  und  Beilen  obenso  wie  das  Rohmaterial  zur  Verfertigung  der 
Steinwerkzeuge  auch  in  Jablanica  vorhanden  sind.  Eine  schöne  Uebereinstimmuug  eines  ge- 
bohrten Stcinwcrkzcugcs  aus  Jablanica  mit  demjenigen  aus  liutmir1)  ofTenbart  sich  darin,  dass 
Fig.  141.  an  dem  schadhaft  gewordenen  Werkzeuge  eine  neue 

Durchbohrung  versucht,  aber  nicht  ausgeführt  wurde. 

Die  Nadeln  und  Pfriemen  aus  Knochen  sind,  wie 
auch  sonstwo,  in  verschiedener  Grösse  vorhanden.  Eben- 
so dio  Werkzeuge  aus  Hirschgeweih. 

Ausserdem  blieben  noch  die  Küchenabfälle,  wie 
auch  einige  Thierschiidel  zu  besprechen  übrig,  die  in 


I 


I 


diesem  vorläufigen  Bericht,  in  welchem  man  hauptsächlich  das  neue  Material  für  die  prähistorische 
Kunst  zu  veröffentlichen  beabsichtigte,  nicht  besprochen  werden  konnten. 

Natürlich  wäre  es  ganz  schön,  wenn  man  ein  vollständiges  Bild  des  Culturlcbens  von  Ja- 
blanica entworfen  hätte;  aber  vorläufig  wäre  das  zu  sehr  gewagt,  da  man  nur  einen  kleinen  Tlieil 
der  Wohnstätte  ausgegraben  hatte,  dem  gegenüber  eine  unvergleichlich  grössere  Fläche,  die 
nicht  erforscht  ist,  steht.  Deshalb  wurde  davon  Abstand  genommen,  und  wir  bemühten  uns, 
nur  das  vorhandene  Material  zu  sichten,  in  Gruppen  zu  ordnen  und  den  Fachgenosseu  zum 
weiteren  Gebrauch  vorzulegen. 

Da  wir  aber  vorläufig  der  einzige  sind,  der  das  aufgefundene  Material  an  den  Originalen 
studiren  konnte,  wollen  wir  schon  liier  versuchen,  einige  Schlüsse  aus  den  bisherigen  Ergebnissen 
zu  ziehen,  die  wir  in  dem 


III.  Schlusswort 


kurz  zuaainmenstcllen  wollen. 

Wer  bis  jeut  unsere  Beschreibung  der  Funde  von  Jablanica  und  die  Anführung  der 
Analogien  aufmerksam  verfolgt  hat,  wird  sohon  bemerkt  haben,  dass  wir  uns  hauptsächlich,  um 

■)  DtiUnir,  II.  Theil,  Taf.  XV,  Fig.  5. 

78» 


Digitized  by  Google 


580  Dr.  Miloje  M.  Vassits, 

nicht  xu  sagen  ausschliesslich,  zwischen  Butmir  und  Troja,  als  äussersto  Grenzen,  bewegt  haben. 
Darauf  haben  uns  die  Funde  selbst  angewiesen,  aber  nicht  weniger  auch  die  geographische 
Lage  unseres  Fundortes. 

Die  fast  räthselhaften  Funde  von  Butmir,  die  einerseits  wegen  ihrer  geographischen  Lage, 
wie  auch  andererseits  wegen  der  EigcnthSmlichkcit  ihrer  Natur,  waren  mit  den  anderen  Fund- 
orten so  gut  wie  gar  nicht  in  Zusammenhang  gebracht.  Daher  so  viele  IrrthQnier,  daher  so  viele 
Hypothesen,  die  alle  nur  die  Funde  von  Butmir  und  ihren  Zusammenhang  mit  den  schon  be- 
kannten Fundorten  zu  erklären  suchten.  Allein  ohne  die  Thatsaehen  ist  eine  jede  derartige 
Bemühung  umsonst  geblieben. 

Selbst  der  Fundort  von  Bos-öjük,  der  Troja  zu  nahe  lag,  konnte  für  die  Erklärung  der 
Butmirfundc  sehr  wenig  ausgenutzt  werden.  Aber  Bos-öjük  bildet,  wie  wir  jetzt  gesehen  haben, 
einen  werthvollen  Bing  in  der  Kette  Troja,  Bos-öjük,  Jabianica,  Butmir.  Wie  klar  und  leicht 
verständlich  sind  die  L'ebergänge  zwischen  Troja  und  Bos-öjük,  Bos-öjük  und  Jabianica,  Jabianica 
und  Bntrnir.  Erst  jetzt,  wo  wir  diese  lange  Kette  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  betrachten 
können,  erscheinen  uns  die  oben  genannten  Fundorte  als  selbstverständliche  Ringe  einer  und  der- 
selben Kette.  Und  wie  weit  noch  Hesse  sich  diese  Kette  verlängern!  Dümmlcr  meint,  dass 
auch  die  ältesten  Nekropolen  von  Cvporn  eine  grosse  Uebereinstitnmnng  mit  den  Funden  ans 
Troja  bezeugen  '),  gewisse  Berührungspunkte  fanden  wir  öfters  zwischen  Jabianica  und  Amorgos, 
für  Weiche  wir  nur  an  die  Fig.  27,  dann  Fig.  Gl  (Vogelkopf),  wie  auch  an  unsere  Ausführungen 
(oben  S.  545 f.)  erinnern  dürfen.  Und  auf  diese  Weise  könnte  man  noch  weitere  Fundorte  in  das 
Bereich  dieser  grossen  Kette  Troja-Butmir  zuziehen,  von  welchen  für  uns  derjenige  von  Gouver- 
nement Kiew’)  sehr  wichtig  ist,  da  dort  Ansiedelungen  mit  „InselgefilBsen“,  „Binoele- Vasen“ 
und  „trojanischen  Idolen“  in  den  letzten  zwei  Jahren  aufgedeckt  worden  sind. 

Allein  hei  dem  grösseren  Anhänfen  von  Material  sind  nicht  nur  die  übereinstimmenden, 
sondern  auch  die  abweichenden  Punkte  bemerkbar,  die  sich  theils  in  der  Technik,  tlicils  in  den 
Formen  offenbaren.  Wenn  wir  z.  B.  nur  die  Sculptur  betrachten,  so  selten  wir,  dass  sie  in 
Europa  weit  mehr  als  in  Asien  vertreten  ist.  Die  Gefüssverzicriing  nimmt  in  der  Richtung  von 
Osten  nach  Westen  in  Bezug  auf  reliefartigo  Verzierung  zu,  dagegen  in  der  Bemalung  nimmt 
sie  ab.  Recht  charakteristisch  ist  auch,  dass  in  Troja  so  viele  und  so  reich  verzierte  Thon- 
wirtcl  vorhanden  aind,  die,  wenn  man  sie  mit  Perrot-Chipicz  für  die  Bewohner  von  Troja  als 
Schmuckgegenstände  versteht*),  in  Jabianica  durch  andere  von  uns  beschriebene  Thongebildc 
ersetzt  worden  sind;  womit  uns  wiederholt  die  grosse  Liebe  für  das  Schmücken  bewiesen  wird 
und  wodurch  man  auf  die  Verwandtschaft  beider  Bevölkerungen  zurückschliessen  könnte.  Auf 
diese  Weise  lässt  sich  auch  erklären,  dass  wir  auf  unserer  Fig.  04  dieselben  Motive  verwendet 
sehen  wie  eben  in  Troja,  dann  aber  noch  mehr  in  dem  Vorhandensein  der  Stein-  und  Thon- 
kugeln in  Troja  und  Jabianica. 

Ich  will  an  dieser  Stelle  weniger  auf  die  allzu  gemeinschaftliche  Thatsaehe,  dass  die  ge- 
fundenen Idole  weiblich  sind,  Werth  legen,  aber  desto  mehr  lege  ich  Werth  darauf,  dass 
ebenso  wie  in  Troja  auch  die  Sleingcbildo  in  Jabianica  und  vielleicht  auch  in  Butmir  (vgl. 

')  Dümmler,  Athen.  Mittls.  XI,  8.  213. 

*)  E.  v.  Steru,  Arch.  Anzeiger  1 yoo,  S.  |53. 

•)  Histoire  de  l’art,  t >me  VI,  p.  tfOS. 


Digitized  by  Google 


Die  neolithische  Station  Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  581 

oben  S.  550,  Amn-  2)  gefunden  wurden,  die  uns  den  Phalluscult  in  allen  diesen  Stationen 
bezeugen. 

Sind  nicht  deshalb  die  abweichenden  Punkte  mehr  auf  eine  locale  Entwickelung  der  ver- 
schiedenen Stationen  zurückzufiühren?  Denn  dass  diese  Stationen  eine  längere  Zeit  (die  in  Hunderte 
von  Jahren  gegangen  sein  mag)  ohne  Unterbrechung  bestanden  haben,  beweisen  uns  selbst  die 
Funde,  die  oft  in  einer  Schicht  von  2 m Stärke  zerstreut  liegen.  Zwischen  einer  unteren  und  einer 
oberhalb  aufliegenden  Feuerstelle  müssen  doch  viele  Jahre  vergangen  sein.  Und  ist  es  dann 
möglich,  dass  die  Bewohner  einer  solchen  Station  keinen  der  betreffenden  Station  cigonthüm- 
liclien  Fortschritt  gemacht  haben? 

In  dieser  Beziehung  ist  es  oben  sehr  lehrreich,  zu  beobachten,  wie  dio  in  Bos-öjük  in  derselben 
Technik  verzierte  Schnabelkanne  (Athen.  Mitth.  XXIV,  Taf.  II,  Fig.  5)  ganz  einfache  Striche 
zeigt,  während  unsere  Fig.  140  schon  mit  der  Volute  operirt.  Und  was  für  ein  Unterschied 
besteht  ja  donn  dann  zwischen  den  Spiralen  von  Jablanica  und  denjenigen  von  Butmir,  d.  h.  im 
Grunde  und  nicht  in  den  kleinsten  Einzelheiten  genommen. 

Nach  diesen  Funden  aus  Jablanica  wird  man  kaum  bestreiten  wollen,  dass  die  Funde  von 
Butmir  ihnen  aus  vielen  Gründen  bedeutend  näher  stehen  als  z.  B.  die  von  Mykenae  oder  einem 
anderen  Fundorte  im  Süden.  Dies  genügt,  um  den  Hypothesen  über  die  Funde  aus  Butmir 
aufs  Entschiedenste  entgegenzutreten,  und  zumal  derjenigen,  nach  der  wir  die  Balkanlialhinscl 
in  die  östliche  (thrakische)  und  westliche  (illyrische)  Hälfte  getheilt  vor  uns  hätten.  Im  Gegen- 
tlieil,  wir  sehen  eben,  dass  trotz  seiner  ausgesprochen  westlichen  Lage  Butmir  sammt  seiner 
Umgebung  wenigstens  für  die  neolithische  Periode  zu  der  thrakischen  Sphäre  gehört,  noch  mehr 
aber  Jablanica,  an  deren  Funden  wir  so  viele  Merkmale  entdeckt  haben,  die  sie  mit  Amorgoa, 
Bos-öjük  und  Troja  am  engsten  verbinden. 

Und  wie  grossartig  fügt  sie  sieh  in  die  Gruppe  der  Ortschaften,  die  Tomaschek1)  und 
Koertc4)  als  ausgesprochen  thrakisch  erklärt  haben. 

Aber  cs  wäre  ja  auch  unbegreiflich,  wenn  die  alten  Tliraken,  die,  von  den  Karpathen  her- 
kommend, das  obere  Donauthal  mit  den  angrenzenden  fruchtbaren  llügellandschaftcn  Serbiens 
vernachlässigt  hätten,  nachdem  sie  einmal  die  an  Gold  so  reichen  Berge  Ostserbiens  besetzt 
hatten  *).  Dass  sie  aber  so  weit  nach  Westen  sich  ausgebreitet  haben  oder  wenigstens  ihn 
beeinflusst  haben,  beweisen  uns  die  Funde  von  Butmir. 

Die  von  uns  entworfene  Kette  ist  vorläufig  noch  lückenhaft,  und  namentlich  ist  diese  Lücke 
in  den  Gegenden  von  Thrakien  und  Ostrumelien  bemerkbar,  in  welchen  sich  dio  zahlreichen 
unerforschten  Tumuli  befinden.  Für  uns  ist  es  zweifellos,  dass  ihre  Erforschung  unsere  bis- 
herigen Resultate  bestätigen  wird. 

Daher  ist  es  leicht  begreiflich,  dass  wir  schon  am  Anfang  der  vorliegenden  Arbeit  die 
Lage  der  Wohnstätte  von  Jablanica  mit  denjenigen  von  Phrygien  verglichen  haben.  Die  Phryger, 
nach  den  Ausführungen  von  Koerte,  waren  ja  ein  thrakischer  Stamm,  und  aus  all  dem,  was 
bis  jetzt  gesagt  wurde,  ist  es  zweifellos  geworden,  dass  in  Jablanica  ebenso  eine  rein  neolithische 
Station  war,  die  von  einem  thrakischen  Stamme  in  neolithischer  Zeit  besetzt  und  bewohnt  war. 

')  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie,  Bd.  1S8. 

*)  Athen.  Mitth.  XXIV,  8.  38  f.;  vgl.  auch  die  dort  angegebene  Literatur. 

*)  Gelegentlich  kommen  wir  noch  einmal  darauf  zurück;  vorläufig  dürfte  schon  diese  Bemerkung  genügen. 


Digitized  by  Google 


582  Dr.  Milojc  M.  Vassits,  Die  neolitli.  Station  Jablanica  b.  Medjuluzje  in  Serbien. 


N achtrag. 

Al*  die  vorliegende  Arbeit  schon  fertig  geschrieben  war,  erschien  ein  Vortrag  des  Herrn 
Julius  Teutsch  in  den  Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  zu  Wien,  Bd.  XXX 
(1900),  S.  189  ff.:  BUeber  dio  prähistorischen  Kunde  aus  dem  Burzenlande“,  aus  welchem  wir  die 
nächsten  Analogien  an  den  entsprechenden  Stellen  unserer  Arbeit  leider  nicht  anführen  konnten. 
Jedoch  dem  aufmerksamen  Leser  und  dem  geübten  Atige  des  Forschers  «erden  diese  Analogien 
zwischen  den  erwähnten  Funden  und  unseren  Stücken  nicht  entgehen.  Es  genügt,  an  dieser 
Stelle  nur  so  viel  zu  sagen,  dass  der  betreffende  Vortrag  unter  den  Anweisungen  des  Herrn 
M.  Hoerncs  ausgearbeitet  wurde  (vgl.  a.  a.  O.  S.  202),  um  sofort  ersehen  zu  köDnen,  was  sich 
gegen  den  Schluss  des  Herrn  J.  Teutsch  sagen  lässt,  indem  wir  schon  oben  S.  547  ff.  all  die 
bis  jetzt  aufgestellten  Hypothesen  auf  Grund  der  Thatsachen,  die  bis  jetzt  theils  unbekannt, 
thcils  nicht  erkannt  worden  sind,  abgewiesen  haben. 

Von  unserem  Standpunkte  aus  betrachtet  sind  die  Funde  aus  dem  Burzenlande  nur  ein 
weiterer,  sehr  werthvoller  Beweis  für  unsere  Hypothese,  die  dadurch  nur  noch  kräftiger  unter- 
stützt wird. 


Der  Verfasser. 


Digitized  by  Google 


XIX. 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagonischen  Höhlenbewohner 
mit  dem  Grypotherium  und  anderen  ausgestorbenen  Thieren 
der  argentinischen  Höhlenfauna. 

Von 

Robert  Lehmaon-Nit8ohe,  Dr.  phiL  ot  mod. 

HcetJooacbef  fllr  Anthropologie  am  Museum  zu  La  Plitz. 

(Mit  4 Abbildungen.) 


In  überraschender  Weise  sind  in  letzter  Zeit  unsere  Kenntnisse  nicht  nur  von  der  Palä- 
ontologie der  ausgestorbenen  Thicre,  sondern  auch  vom  vorgeschichtlichen  Menschen  Südamerikas 
durch  die  Funde  aus  der  Eberhardthöhle  bei  Ultima  Espcranza  in  Südpatagonien  bereichert 
worden.  Namentlich  ist  es  ein  grosser  ausgestorbencr  Kdentat , Grypotherium  Dartcinii  (var. 
domesticum\  dessen  Haut  durch  eingelagerte  bohnengrosse  Knöchelchen  ein  Unicum  in  der  ge- 
flammten Zoologie  darstellt  und  mit  Hecht  die  Aufmerksamkeit  aller  wissenschaftlichen  Kreise 
auf  sich  gezogen  hat.  Ausserdem  sind  seine  Ueberrcste  von  so  frischem  Aussehen,  dass  man 
wirklich  angenommen  hat,  das  Thier  noch  lebend  antreffen  zu  können.  Durch  die  Eigenart  der 
Fnndumstände  glaubte  sich  R.  Hauthal,  welcher  die  umfangreichste  Collection  aus  der  Höhle 
mitbrachte,  so  dass  danach  erst  eine  wissenschaftliche  Bestimmung  (durch  S.  Iioth)  ermöglicht 
wurde,  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dass  dieses  plumpe,  faulthier  * ameisenbärartige  Geschöpf, 
fast  von  der  Grösse  eines  Ochsen,  absichtlich  vom  Menschen  in  der  Höhle  als  Hausthier  gehalten 
wurde,  was  S.  Roth  dazu  führte,  ihm  den  Speciesnamen  domesticum  beizulegen,  obwohl  sich 
seine  Reste  fast  nur  durch  die  Grösse  von  Grypotherium  Dartcinii  Kcinh.  unterscheiden.  In 
einem  im  Globus1)  erschienenen  Aufsatze  hat  Hauthal  selber  allcB  Nähere  über  seine  Unter- 
suchungen mitgetheilt;  dieser  Aufsatz  ist  nur  die  erweiterte  deutsche  Wiedergabe  des  ersten 
Theiles  einer  spanischen  Originalarbeit1),  welche  in  der  Revista  des  Museums  zu  La  Plata  ver- 

*)  R.  Hauthal:  Erforschung  der  Grvpotheriumhöhle  bei  Ultima  Kaper» aza.  Globus.  Bd.  76,  Nr.  19, 
11.  Nov-  1899,  8.  ff?  bis  3o3. 

*)  Rudolfe  Hauthal,  Santiago  Roth  y Robert  Lehmunn-Nitache : El  mamifero  miaterioao  de  la 
Patagoni»,  , Grypotherium  domesticum“.  Revista  del  Museo  de  La  Plata,  Tomo  IX,  1899,  p.  409 — 472, 

L Rudolfo  Hauthal:  Reeena  de  loa  hallazgot  en  lau  ca  veraas  de  Ultima  Espcranza,  1.  c.  p.  409 — 420. 
II.  Santiago  Roth:  Descripciöu  de  loa  restos  enoontradoe  en  la  caveraa  du  Ultima  Esperanz» , ).  c. 
p.  421—453. 

III.  Robert  Lehiuann-Nitache:  Coexixtencia  del  hombre  con  un  gran  deadentado  y un  equino  en  las 
cavernas  patagönicas,  1.  e.  p.  455 — 472. 


Digitized  by  Google 

ä 


584 


Dr.  pliiL  et  metl.  Robert  Lehniann-Nitsche, 

öffentlicht  wurde  nnd  »1«  die  erste  Publication  »ngesehen  werden  muss,  die  aber  die  Höhlen- 
fnndc  genügend  Klarheit  bringt.  Im  ersten  Theile  derselben  (I.)  schilderte  Hauthal,  »rie  gesagt, 
die  Hoble  und  die  Fund  umstände,  während  im  zweiten  (II.)  Santiago  Roth  die  paläontologiache 
Beschreibung  sämmtlicher  gefundener  Knochenreste  gab  und  im  dritten  Theile  (III.)  Schreiber 
dieses  an  Hand  des  Itoth'schen  Inventars  eine  Prüfung  derselben  vom  rein  anthropologischen 
Standpunkte  aus  vornahm. 

Seitdem  habe  ich  in  einer  deutschen  Publication  *)  auf  Grund  einer  streng  chronologischen 
Uebersicht  der  gesummten  bis  Mitte  1900  erschienenen  einschlägigen  Literatur  Ober  sümmtliehe 
aus  der  Eberhardthöhle  stammenden  Reste  gezeigt,  dass  unser  Grypotherium  Daruinii  var. 
dimirsliciwi  (besser  als  Grypothernim  domesiieum)  nichts  mit  einem  von  Herrn  Florentino 
Ameghino  Neomylodon  Liatai  genannten,  angeblich  noch  lebenden,  fabelhaften  Edentaten  zu 
thun  haben  kann;  dass  dos  Wort  .Jemisch“,  womit  nach  Herrn  Ameghino  die  Eingeborenen 
Patagoniens  dieses  „ Jfcomylodon “ bezeichnen  sollen,  höchstwahrscheinlich  Fischotter  (Lutra 
felina  Mol.)  bedeutet,  worauf  auch  viele  Eigenschaften  des  „Jemisch“  passen,  während  die 
übrigen  auf  den  Jaguar  (/'Wt.s'  onca  L.)  zurückzuführen  sind,  der  früher  viel  weiter  südlich  als 
heute  und  bis  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  vielleicht  sogar  bis  zur  Magelhacnsatrasse  herabkam ; 
als  er  dann  immer  mehr  nach  Norden  zurückwich,  kannten  ihn  die  Eingeborenen  nur  noch  der 
Tradition  nach  nnd  vermengten  die  von  ihm  überlieferte  Vorstellung  mit  den  Charakteren  der 
Fischotter,  welche  ihm  in  gewissen  Lebensgewohnheiten  ähnelt  Märchen,  Sagen  und  Erzählungen 
der  Indianer,  in  denen  von  einem  wilden  Tbiere  die  Rede  ist,  lassen  sich  zum  allergrössten 
Theile  zwanglos  auf  den  Jaguar  zurückführen ; nichts  deutet  hin  auf  einen  ausgestorbenen 
grossen  Edentaten,  unser  Grypotherium , oder  einen  sonstigen  ausgestorbenen  Zeitgenossen  des- 
selben; alle  diese  Thicre,  die  letzten  Riesen  der  Pampaformation,  sind  zwar  verhültnissmässig 
spät  vom  Erdboden  verschwunden,  aber  das  ist  doch  schon  so  lange  her,  dass  sich  keine  Er- 
innerung an  sie,  weder  in  Sprache  noch  Sago  der  Indianer,  unserem  heutigen  Wissen  nach 
erhalten  hat. 

Der  vom  Schreiber  dieser  Zeilen  in  spanischer  Sprache  veröffentlichte  dritte  Theil  (III.) 
unserer  argentinischen  Publication  ist  bisher  immer  noch  die  einzige  Arbeit  geblieben,  welche 
ausschliesslich  die  Frage  von  den  Beziehungen  des  Grypotherium  und  der  übrigen  gleichzeitigen 
Thiere  zum  Menschen  vom  rein  anthropologischen  Standpunkte  aus  behandelt  hat.  Das  Inter- 
esse, welches  unser  Thema  in  weiten  Kreisen  gefunden,  lässt  es  berechtigt  erscheinen,  meine 
Ausführungen  nun  auch  in  der  deutschen  Sprache  hier  in  einer  anthropologischen  Zeitschrift 
wiederzugehen.  Sie  sollen  dazu  dienen,  Ilauthal’s  Beobachtungen,  die  im  Globus  ja  leicht 
nachgeschen  werden  können,  zn  ergänzen  und  zu  erweitern.  Zum  Schlüsse  gehen  wir  noch  auf 
die  einschlägige  Literatur  ein,  soweit  sic  für  den  Anthropologen  von  Interesse  ist,  kommen 
auch  auf  die  allerneuesten , bisher  noch  uupublicirten  Funde  aus  der  Eberhardthöhle  zu 
sprechen. 


■)  Robert  Lehmann -Nitscbe : Zur  Vorgeschichte  der  Entdeckung  von  Örypotherium  bei  Ultima 
Eeperanza.  Naturwissenschaftliche  Wochenschrift  1900,  XV,  Nr.  33,  35,  36. 


Digitized  by  Google 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagonischen  Höhlenbewohner  etc. 


585 


Die  Gleichzeitigkeit  des  Menschen  mit  einem  grossen  Edentaten  und 
einer  Pferdeart  in  den  patagonischen  Höhlen. 


Wie  Herrn  Roth,  von  welchem  die  paläontologische  Bearbeitung  der  von  Herrn  Hau- 
thal aus  der  Eberhardt  höhle  mitgebmehten  Reste  her  rührt,  so  liegen  auch  dem  Schreiber  dieser 
Zeilen  nur  die  blosseu  Fundstücke  als  solche  zur  speciellen  Beurtheilung  vor,  ob  und  inwie- 
weit sich  an  ihnen  die  Hand  des  Menschen  erkennen  lasst,  ln  allererster  Linie  kommt  natür- 


lich der  von  R.  Hauthal  bereits  er- 
stattete Fund  bericht  in  Betracht,  der 
die  eigentliche  Grundlage  für  alles 
Weitere  und  alle  Folgerungen  bildet 
Hautbal  hat  bereits  selber  die  sich 
aufdrängenden  Schlüsse  gezogen  und  zu 
einem  abgerundeten  Bilde  vereinigt;  für 
mich  kann  nur  die  Aufgabe  vorliegen, 
die  einzelnen  Stücke  auf  unsere  specielle 
Frage  hin  genau  in  Augenschein  zu 
nehmen. 

Es  erschien  vortheilhaft,  in  der 
Reihenfolge  des  von  S.  Roth  gegebenen 
Inventars  vorzugeben,  Stück  für  Stück 
sorgfältig  durchzusehen  und  am  Schlüsse 
die  Ergebnisse  kurz  zusammenzufassen. 
Wir  beginnen  also  mit  den  Fundstücken 
aus  der  Eberhard thöble,  und  zwar  mit 
den  Resten  des  Tbieres,  welche  von 
S.  Roth  bestimmt  wurden  als  gehörig  zu 

Grypotherium  domettieum , Roth. 

Nr.  1 (Fig.  l).  Kann  eigentlich  am 
besteu  als  llirnkapsel  bezeichnet  werden,  denn 
diese  ist  vom  ganzen  Schädel  nur  übrig  ge* 
lassen  worden.  Sie  ist  zum  grössten  Theile 
noch  mit  dem  Periost  und  den  »»getrockneten 
Resten  der  Muskelfasern  bedeckt.  Nament- 
lich sind  Fleisch reste  an  den  höckerigen 
Stellen  des  Schädels,  also  speciell  in  der 
Gegend  der  Felsenbeine , dann  aber  auch 
unterhalb  der  linken  Linea  semicircularis 
occipitalis , der  Gelenkhöhle  für  den  linken 
Unterkiefercondvlus , und  um  den  linken 
Condylus  occipitalis  herum  erhalten  ge- 
lassen. Der  Schädel  bekommt  dadurch  ein 
schmutziges,  dunkelrothbräunliches  Aussehen 
und  erscheint  natürlich  nur  an  den  Stellen, 
wo  er  nicht  von  Muskeln  überkleidet  war, 
also  z.  H.  auf  der  Oberseite  des  Kopfes,  auf 
den  Scheitelbeinen  zwischen  den  Temporal- 
muskeln, sauber  präparirt. 

Archiv  fttr  Anthropologie,  lui  XXVII. 


Digitized  by  Google  ^ 


586 


I)r.  phil.  et  nied.  Robert  Lehrminn-Nitsche, 

Kr  zeigt  eine  ganze  Masse  ihm  künstlich  beigebrachter  Verletzungen,  welche,  wie  getagt,  eigentlich  nur 
die  hloaee  Hirnkapoel  übriggdassen  halten.  Zunächst  i*t  der  Schädel  vorn  in  der  Höhe  der  Jochbogeti  quer 
durch  geschlagen  worden.  Von  einer  eigentlichen  Bruchlinie  kann  nicht  die  Rede  aein.  Die  Trennungsgrenzen 
laufen  ganz  unregelmässig,  am  meisten  vor  steht  nur  ein  zackenartiger  Vorsprung  des  Parietale  (a,  Fig.  1), 
wenn  man  den  Schädel  in  der  Nonna  verticalis  betrachtet.  Von  den  beiden  Seiten  her  besehen  ist  die  Linie, 
in  welcher  der  Knochen  zerbrach,  ganz  unregelmässig  und  zackig.  Theilweise,  namentlich  auf  der  linken  Seite, 
ziehen  sich  Fissuren  ziemlich  weil  nach  hinten. 

Dieses  unregelmässige  Bild  wird  natürlich  im  Wesentlichen  durch  die  eigeuartige  lacunöse  Ausbildung 
der  Diploe  bar  vorgerufen.  Ich  brauche  kaum  hervnrzuheben,  das»  die  Bruch  flächen  sowie  die  eröffneten  Luft* 
kammern  der  Diploe  denselben  Farbenton  zeigen  wie  die  Aussenfläclie  des  Schädels,  wo  dieser  nicht  von  Fleisch- 
und  Bäuderfetxen  beileckt  ist  und  sich  durch  die  Farbe  deutlich  von  einer  frischen  kleinen  Bruchstelle,  die  sich 
zufällig  anderswo  am  Schädel  findet,  unterscheiden  lässt. 

Von  unten  her  betrachtet  ist  da»  Bild  der  Zerstörung  noch  grösser.  Vom  Vomer  ist  gerade  noch  ein 
Theil  erhalten  geblieben,  sonst  sind  die  Knochen  unregelmässig  zerschlagen,  ohne  dass  man  eine  bestimmt* 
Richtung  erkennen  könnte. 

Soweit  der  Anblick,  welchen  der  Schädel  in  seiner  vorderen  Partie  darbietet.  Aber  das  ist  nicht  alles. 

Auch  hinten,  am  Ende  der  Parietalia,  ist  die  Lamina  externa  von  aussen  her  eingeschlagen.  Ein  grosses 
Loch  ('&),  unregelmäßig,  sitzt  links  hinten  im  Parietale,  an  dessen  Grenze  mit  dem  Occipitale;  man  bemerkt 
sehr  schön  an  einer  Ecke  desselben  noch , wie  durch  die  Wirkung  des  Schlage»  Randpartieeu  der  Oeffuung 
hereingequetscht  sind. 

Dasselbe  sieht  man  auch  an  einer  kleineren  Oeffnang  im  rechten  hinteren  Parietale  (e),  wo  die  Ränder 
derselben,  hinten  wenigstens,  concent ri«ch  zersplittert  und  nach  innen  eingedrückt  sind.  Mau  bemerkt  noch 
eiu  kleines  Loch  (cf)  vor  dem  letzthin  beschriebenen,  das  ebenfalls  unregelmässig  ist  und  einen  zersplitterten 
Rand  aufweist. 

Um  gleich  mit  dem  Bilde,  welches  uns  der  Schädel  in  seiner  Aufsicht  darbietet,  fertig  zu  werden,  erkennt 
man  eine  Bchlagspur  (e),  welche  die  Lamina  externa  leicht  angeschlagen,  aber  nicht  durchbohrt  hat, 
und  die  vielleicht  znr  Beurtlieiluug  des  Werkzeuges,  mit  welchem  der  Schädel  zerschlagen  wurde,  wichtig  ist. 
Es  scheint,  hiernach  zu  urtheilen,  eiu  hackendes,  mit  kleiner  ober  stumpfer  Spitze  gewesen  zu  aein. 

Des  ferneren  ist  die  Lamina  externa  in  grosser  Ausdehnung  rechts  hinten  zerstört,  und  zwar  an  der 
Grenze  zwischen  Parietale  und  Occipitale,  wie  man  dies  noch  auf  unserer  Figur  (/)  erkennen  kann.  Auch 
hier  sieht  man.  dass  der  Itand  angcsplittett  und  nach  innen  eingedrückt  ist. 

Beiderseits  sind  die  Joch  bogen  fortsä  tze  der  Temporalia  dicht  an  ihrer  Wurzel  abgeschlagen , so  dass 
auch  hier  der  Luftkamroerraum  der  Diploe  eröffnet  wird. 

Auch  die  Pterjgoidea  sind  dicht  an  ihrer  "Wurzel  abgeschlagen.  Auf  der  unteren  Seite  ist  des  weiteren 
bemerkenswert!)  eine  Knochenzcrtiiuumeriing  am  Felsenbein  einwärts  nach  innen  und  hinten  vom  rechten 
Gehörgange  dicht  vor  dem  rechten  Foramen  condyloideum.  Hier  ist  der  Kuochen  durch  ein  spitzes  Instrument 
angeschlagen  worden,  aber  die  Splitter  halten  noch,  bedeckt  %on  den  angetrockneten  Muskel-  und  Gewebe- 
massen, fest  zusammen.  Links  ist  eine  analoge  Zertrümmerung  in  noch  stärkerem  Grade.  Ausserdem  ist  links 
der  Annulus  tympsnicus  vollständig  abgeschlagen. 

Beide  Condylen  zeigen  Spuren  gewaltsamen  Eingreifens;  der  rechte  ist  sogar  fast  ganz  abgeschlagen,  man 
sieht  deutlich  die  Wirkung  eines  stumpfen,  hackenden  Werkzeuges.  An  einer  Stelle  ist  sehr  schön  zu  erkennen, 
wie  die  Oberfläche  der  Cond v len  in  die  schwammige  Spongiosa  eingedrückt  wurde.  Die  Verletzungen  der  Con- 
dylen  wurden  offenbar  beigebracht,  als  iuan  sich  bemühte,  deu  Kopf  von  der  Wirbelsäule  zu  trennen. 

Ich  brauche  wohl  kaum  nochmals  zu  betonen,  dass  alle  eben  beschriebenen  Verletzungen  alt  sind  und  den 
gleichen  Erhaltungszustand  wie  das  ganze  Stück  aufweisen.  Ks  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  es  sich  um  absicht- 
lich beigebrachte  Zertrümmerungen  handelt.  Man  hat  das  Thier  verspeist  und  auch  den  Schädel  sich  so  gut 
wie  möglich  nutzbar  gemacht.  Alles  Fleisch  ist  ziemlich  sorgfältig  entfernt,  und  um  möglichst  alles  Essbare 
vom  Schädel  herunterbringen  zu  können,  wurden  alle  Knocheuvorsprünge  abgeschlagen,  so  dass  nur  die  ab- 
gerundete Stimkupsel  Übrig  blieb. 

Spuren  von  Feuer  sind  nicht  wahrzunehmen. 

Nr.  2 ist  der  hintere  Theil  einer  Schädelkapsel  eines  jüngeren  Thieres.  Was  davon  erhalten  ist,  ist  von 
einer  brauugelblichen,  glänzenden  Farbe.  Periost  etc.  fehlt  überall,  nur  auf  dem  Hinterhaupte,  und  zwar  in  der 
Höhe  der  Tuberosita«  occipitalis,  und  beiderseits  seitlich  und  ot>erhnlb  der  Condyleu  sind  ein  getrocknete  und 
zusanmieugeschrumpfie  Fetzen  der  dort  inseriivnden  Muskeln  erhalten  geblieben.  Auf  der  unteren  Seite  de» 
Schädels  sind  diu  Knochen  der  Schädelbasis  fast  ganz  vom  Periost  frei , dagegen  sind  beiderseits  die  unteren 
Seiten  der  Petrosa  und  die  Gegend  um  den  äusseren  Gehörgang  herum  bis  zu  dem  Condylus  occipitalis  noch 
vollständig  von  den  ehemaligen  Muskeln  und  Bindegewelwiuassen  eingehüllt.  Die  Condyli  occipitales  sind  zum 
Theil  noch  von  zusammengetrocknetem  Gelenkknorpel  überkleidet. 

Der  Schädel  hier  ist  noch  mehr  zerschlagen  worden  wie  der  vorige.  Wie  bei  diesem  ist  es  nur  der 
hintere  Theil  der  Schädel ka peel , die  vorliegt,  die  aber  noch  mehr  zerstört  wurde  wie  das  Stück  Nr.  1.  Von 
vorne  her  gesehen  ist  die  Schädethühle,  was  bei  dem  vorigen  nicht  der  Fall , in  grosser  Ausdehnung  eröffnet. 
Der  Schädel  ist  also  ziemlich  hinten  quer  durchgeschlagen  worden  und  von  den  Parietalia  sind  nur  die  hinteren, 
drei  Angerb)  eiten  Partien  erhallen  geblieben.  Von  unten  her  besehen  ist  die  Schädelbasis  dicht  vor  dem 
äusseren  Gehörgange  quer  durchgeschlagen.  — Oben  hinten  im  linken  Parietale,  schon  in  das  Occiput  über- 


Digitized  by  Google 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagonischen  Höhlenbewohner  etc.  587 

greifend,  ist  die  Tabula  externa  in  grosser  Ausdehnung  ganz  unregelmässig  eiugeechlagen  worden.  Der  Rand 
dieses  Defectas  ist  zum  Theil  unregelmässig  zersplittert  und  die  Splitter  sind  nach  innen  eingedrückt.  Die  Joch* 
bogeufurtsätz»  sind  fortgoschlagen.  Der  linke  Condylus  oocip.  ist  leicht  beschädigt.  Um  den  rechten  äusseren 
Gehörgang  herum  sind  zahlreiche  Zertrümmerungen  und  Zerquetschungen  dos  Knochens  und  der  Gewebe. 

Sämmtlichc  Schlagspuren  sind  alt  und  ton  der  gleichen  Farbe  wie  die  Außenfläche  des  Schädels,  und  es 
kann  kein  Zweifel  darüber  sein,  das«  es  sich  um  die  weggeworfenen  Rest«  einer  Mahlzeit  handelt.  Man  hat 

sich  nicht  die  Mühe  genommen,  den  Schädel  auf  seiner  unteren  Seite  sorgfältiger  abzukiauben. 

Brands  puren  sind  nicht  wahrzu  nehmen. 

Nr.  3.  Grössere  Anzahl  ron  Rosten  von  Temporal*,  Frontal-  und  Nasalknochen.  Alle  sind  kurz  und 

klein  zerschlagen,  die  Bruchflächeu  sind  simmtlich  al(.  Tlmlweise  noch  danm hängende  Fetzen  von  Perioet 

und  Muskeln.  Eine  detaillirte  Beschreibung  jedes  einzelnen  Stückes  erschien  uns  überflüssig. 

Nr.  4.  Bequemes  handliches  Stück,  aus  dem  rechten  Oberkieferbeine  geschlagen.  Es  ist  fast  vier* 
eckig  aus  dem  Schädel  herau«geschlagen,  der  Jochbogen  ist  an  seinem  Ansätze  weggebrochen  worden.  Da* 
Stuck  ist  noch  ganz  mit  zusammengetrockneten  Weicht  heil  resten  bedeckt.  Ich  Iass©  e*  dahingestellt,  ob  die 
Zahnkronen  absichtlich  entfernt  oder  durch  Verwitterung  zerstört  sind,  möchte  mich  aber  eher  zu  letzterer 
Erklärung  h m neige  u. 

Kr.  5.  Ist  ebenfalls  ein  Oberkieferstück,  aber  der  linken  Seite  zugehörig.  Das  Stück  ist  sum  Theil  au* 
der  Verbindung  mit  den  benachbarten  Knochen  herausgelöst , zum  Theil  direct  abgeschlagen  worden.  Joch* 
bogenfortsatz  abgetrennt.  Farbe  ebenfalls  gelblich  glänzend  ; von  Welchthellreeten  sind  nur  ganz  geringe  Spuren 
in  der  Höhlung  vor  dem  JochbogenfOTtaatse  übrig  geblieben. 

Nr.  6.  Verschiedene  Splitter  und  Abfälle  von  Oberkieferbeinen.  An  den  Bruchflächen  klebt  zum  Theil 
noch  die  Düngerschicht,  in  der  die  Stücke  gefunden  wurden. 


Nr.  7.  Acht  einzelne  Oberzähne,  davon  sind  sieben  in  Fig.  2 wiedergegehen.  Kommen  für  unser«  Aufgabe 
nicht  in  Betracht. 

Fig.  2. 


Nr.  8.  Mehrere  Jochbogen.  Dieselben  sind  aus  ihrer  Verbindung  mit  dem  Jooh bogen fortsmtze  de«  Ober- 
kieferbeiu»  ausgelöst,  und  wo  dieses  nicht  gut  ging  (bei  älteren  Tbteren),  ausgebrochen  worden.  Die  Bänder 
der  damschaufelartigen  Ansläufe  sind  zum  Theil  beschnitten. 

Ein  offenbar  einem  alten  Individuum  angehörendes  Stück  (Nr.  8 a)  ist  noch  ganz  mit  Periost  bedeckt  und 
mitten  durchgeschlagen,  so  dass  alle  Ausläufer  fehlen.  Die  übrigen  Stücke  sind  vollständig  frei  von  anhaftend«» 
Bändermaesen. 

Nr.  9.  Mittelstück  de*  linken  Unterkiefers,  welche*  die  vier  Zahne  trägt.  Um  die»©  sitzt  noch  das  Zahn- 
fleisch; sonst  befinden  sich  nur  an  der  Oberfläche  des  Knochen*  einige  Fetzen  von  Periost.  Der  vordere  Theil 
des  Kiefers  ist  abgeschlagen,  ebenso  der  hintere,  wo  man  deutlich  in  der  Höhe  des  letzten  Backenzahn««  auf 
der  Innenfläche  de*  Kiefers  etwas  unterhalb  der  Zahnkrone  zwei  prächtige  Schlagspuren  sieht,  welche  eine 
Impression  mit  Splittern  zurückgelaßen  haben.  Die  Partie  zwischen  drittem  und  viertem  Zahn  ist  auf  der 
Innenseite  des  Knochens  durch  die  Wucht  des  Schlages  vollständig  zerquetscht. 

An  der  hinteren  ßruclifläch©  unten  innen  sieht  man  recht  schön  in  die  Spongiosa  fest  «ingedrückt« 
Splitter  der  Externa,  welche  mit  dieser  noch  zum  Theil  Zusammenhängen.  — Die  Zahnkronen  sind  wohl  eher 
durch  Verwitterung  zerstört  als  absichtlich  abgeschlagen. 

Nr.  10.  Ganz  ähnlich  dem  vorigen  8tücke , aber  noch  viel  mehr  zerschlagt».  Zahnfleisch  erhalten, 
ebenso  Fetzen  von  Periost.  — Vor  dem  ersten  und  hinter  dem  letzten  Zahne  ist  der  Kiefer  durchgeschlagen 
und  auch  »eine  Unterseite  ist  abgetrüromert  worden,  so  dass  die  Höhlen  der  ebenfalls  zertrümmerten  Zahn- 
wurzeln frei  zu  Tage  liegen.  Vom  Hände  der  Bruchltnien  aus  ziehen  gelegentlich  Fissuren  in  die  Knocben- 
•ubsianz  hinein. 

Nr.  11.  Grösseres  Stück  des  rechten  Unterkiefers  (Fig.  3),  ähnlich  zerschlagen  wie  di»  vorhergehenden.  Zahn* 
fleisch  und  einige  Periostfetzen  erhalten.  Der  obere  Rand,  welcher  die  Mündungen  der  Zahnalveolen  trägt,  ist 
lametlenaTtig  abgeschlagen,  aber  noch  vorhanden.  Das«  das  nicht  nachträglich  beim  Ausgraben  passirt  »ein 
kann,  geht  daraus  hervor,  das»  di©  Bruchfliichen  vollständig  auf  einander  pnssrn,  a,  b,  c,  da«  Periost  aber,  welche« 
die  Kuochenlainulle  bekleidet,  anders  aussieht  und  stärker  zusammen  geschrumpft  ist  als  das  Perioet  des  Haupt- 
stückes.  Anderenfalls  müsste  die  Farbe  der  beiden  Perioste  die  gleiche  Milt* 

Die  hintere  Beite  des  Kiefers  ist  nicht  zerschlagen.  Auf  der  Innenfläche,  ziemlich  am  unteren  Rand»  in 
der  Gegend  zwischen  zweitem  und  drittem  Zahn«  sieht  man  ©ine  sehr  schöne  Sehlagspur,  durch  welch©  der 
Knochen  leicht  angeschlagen,  aber  nicht  weiter  beschädigt  ist.  Sie  ist  deswegen  besonders  wichtig,  weil  daraus 

74  • 


.Digitized  by  Google 


588 


Pr.  phil.  et  ined.  Robert  Lehinann-Nitsche, 

unzweifelhaft  der  Beweis  hervorgeht,  dass  sie  ausgeführt  wurde,  als  der  Knochen  noch  ganz  frisch  und  das 
Thier  eben  erst  getßdtet  war.  Bf  an  sieht  nämlich  in  ihrem  Bereiche  eine  sanguinolente  Infiltration  und  Ver- 
färbung des  Knochengewebes,  und  das  kann  nur  in  ganz  frischem  Zustande  des  Knochens  eingetreten  sein. 

Nr.  12.  Verschiedene  Stücke  von  Unterkiefern  oder  besser  Knochenabfiille , ganz  regellos  zerschlagen. 
Die  Zähne  fehlen,  die  Alveolen  sind  von  Mist  ausgefüllt,  mit  dem  auch  die  ganze  Oberfläche  bedeckt  ist. 

Kr.  13.  Nasenbogen,  wundervoll  erhalten.  Weichtheile  und  Knorpelreste  hängen  noch  daran,  über  directe 
Schnittspuren  sind  nicht  nachzuweisen,  denn  ich  wage  nicht  zu  entscheiden,  ob  einige  Risse  in  dem  knorpeligen 
Ueberzuge  der  inneren  Seite  durch  Schrumpfung  oder  durch  Ritzen  mit  einem  spitzigen  Gegenstände  hervor- 
gebracht sind;  aber  das  ist  ziemlich  belanglos,  denn  ein  derartiges  Stück  kann  nur  dann  isolirt  und  die  beiden 
Symphysen  noch  mit  Dünger  und  Erde  beschmutzt  aufgefundeu  werden,  wenn  es  absichtlich  aus  seiner  Ver- 
bindung mit  den  übrigen  Knochen  herausgelöst  worden  ist. 

Kr.  14.  Zungenbein.  Das  eine  Ende  abgeschlagen. 

Nr.  15.  Eplstroplieus.  Die  Gelenkflächen,  welche  mit  dem  Atlas  articuliren , sind  erhalten,  aber  rissig 
gesprungen.  An  einer  Stelle  sieht  man  jedoch  deutlich  den  Unterschied  zwischen  den  Rissen,  die  durch  das 
Zusammenschrumpfen  entstanden  sind,  und  künstlich  beigebrachten  Beschädigungen. 

Der  Wirbel  ist  ganz  mit  Bändermassen  bedeckt.  Die  8pange, 
welche  nach  hinten  den  Wirbelcanal  zusammen  schliefst , ist  abge- 
schlagen. Ebenso  sind  Beschädigungen  vorn  und  seitlich  am 
Wirbelkörper  walirzunehmeu.  Einige  eigentümlich  d unkelrot  h- 
scliwarz  nussehende  Stellen,  speciell  in  grösserer  Ausdehnung  auf 
der  linken  Gelenkfacette  für  den  Atlas,  sprechen  möglicherweise 
dafür,  dass  Stücke  der  Wirbelsänle  geröstet  und  durch  die  Ein- 
wirkung der  Glutli  die  betreffenden  Stellen  in  verschiedener  Weise 
afticirt  wurden. 

Nr.  16.  Ein  Halswirbel.  Die  Spitze  des  Dornfortsatzes  und 
die  Reitenapophysen  beschädigt.  Die  Gelenkfacetten  tragen  grössten- 
teils noch  den  Knorpelüberzug. 

Nr.  17.  Verschiedene  Rückenwirbel,  vielfach  und  stark  zer- 
schlagen, so  dass  von  manchen  nur  einige  Splitter,  von  anderen 
nur  die  Körper  übriggelatsen  sind.  Alle  sind,  mehr  oder  weniger 
mit  dem  Schmutze  der  Mistsehicht  bedeckt. 

Nr.  18.  Stück  einer  Clavicula,  die  in  der  Mitte  durchge- 
schlagen worden  ist.  Reste  der  eingetrockneten  Muskeln  noch 
vorhanden. 

Nr.  19.  Stück  eines  rechten  Schulterblattes,  das  ganz  böse 
zerschlagen  worden.  Vorhanden  ist  der  Theil,  welcher  die  Cavitas 
glenoidalis  trägt.  Diese  ist  noch  ganz  mit  dem  braunröthlich  er- 
scheinenden Knorpel  Überzüge  bedeckt,  auch  sind  die  Binder  der 
Gelenkkapsel  noch  vorhanden.  Uebriggelassen  sind  ferner  noch 
Theile  des  Acromions,  die  Partie  mit  dein  Foramen  incisivum  und 
ein  Theil  der  Basis  der  Spina  scapulae.  Das  Schulterblatt  ist 
also  ganz  unregelmässig  zertrümmert  worden.  An  einer  Verletzung, 
die  beim  Zutagefördern  des  Stückes  durch  Spatenstiche  herbei- 
geführt  wurde,  lassen  die  Bruchflächen  deutlich  den  Unterschied 
zwischen  dieser  nachträglichen  und  den  alten  Verletzungen  hervor- 
treten. 

Nr.  20.  Viele  kleine  Abfälle  und  Splitter  (gegen  30)  von  zerschlagenen  Schulterblättern,  zum  Theil  noch 
mit  geringen  Resten  der  ansetzeuden  Bänder  und  Muskeln. 

Nr.  21.  Mittelstfick  der  Diaphyse  eines  rechten  Humerus,  beide  Epiphysen  abgeschlagen.  Betrachten  wir 
zunächst  die  proximale  Bruchlinie  von  vorne  her,  so  sehen  wir  an  einer  Stelle  das  Centrum  der  Schlagwirkung. 
Dieses  springt  etwas  in  das  Mittelstück  des  Knochens  hinein,  ist  annähernd  rundlich,  und  concentrisch  herum 
sind  die  äusseren  Partien  abgesplittert.  Vermutlich  hat  aber  dieser  eine  Schlag  nicht  genügt,  den  mit  starken 
Weichtheilen  bedeckten  Knochen  mit  einem  Male  zu  durchtrenneu , wenn  man  auch  nicht  direct  an  anderen 
Stellen  des  Umfanges  der  proximalen  Bruchlinie  solche  Schlagcentren  erkennen  kann.  Eine  eigentliche  Glätte, 
wenigstens  in  den  Theilen  der  Bruchlinie,  welche  die  Lamina  externa  betreffen,  und  wie  solche  vorhanden  ist, 
wenn  mit  einem  scharfen,  geradachneidigeu  Instrumente  ein  Schlag  auf  einen  frischen  Knochen  ausgeführl  wird, 
ist  nicht  walirzunebmen- 

Vollständig  unregelmässig  verläuft  die  distale  Bruchlinie,  die,  zackig,  bis  fingerbreit  unter  die  Tuberositas 
deltoidea  heraufsieht.  Dort  könnte  man  eher  glauben,  dass  mit  einem  Instrumente  mit  kurzer,  sehr  stumpfer, 
»1fr  geradliniger  Schneide  ein  leichter  Schlug  geführt  wurde,  der  in  der  Mitte  der  Schlaglinie  ein  kleines 
Stückchen  Knochen  muschelartig  herauBgesplittert  hat,  indes»  ist  ea  doch  recht  schwer,  hiernach  mit  Sicherheit 
das  betreffende  Instrument  zu  erkennen. 


Digitized  by  Google 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagonischen  Höhlenbewohner  etc.  589 

Der  Knochen  ist  im  Uebrigen  vollständig  frei  von  Periost,  seine  Farbe  ist  glänzend  und  etwa«  dunkler 
als  die  übrigen.  Zahlreiche  Kritze  im  ganzen  Bereiche  der  KnochenoberflÄche  zeigen , das*  er  sehr  sorgfältig 
reingeklaubt  wurde  und  man  sich  nichts  von  dem  zarten  Fleische  entgehen  liess.  An  zwei  Stellen  sind  auch 
Theile  der  äusseren  Knochentafel  mit  weggerissen  worden. 

Die  Kritze  scheinen  auf  ein  ziemlich  stumpfes,  mehr  kratzende«,  jedenfalls  steinerne«  Messer  hinzuweisen. 

Nr.  22.  Abfall.  Diaphyse  de*  rechten  Humerus  eines  ganz  jungen  Thieres  und  zwar  das  Stück,  an  dem 
der  Deltamuskel  anBetzt.  Der  Humerus  wurde  also  querdurch  in  Stücke  zerschlagen.  Bestimmte  Schlagmarken 
nicht  erkennbar. 

Nr  23.  Abfälle  und  zerschlagene  Beste  von  Becken  und  Oberschenkelknochen,  etwa  20  Stück.  An 
manchen  haften  noch  Fleisch-  und  Scbuenreste.  Wirkungen  eine«  scharfen  Schlagwerkzeuge«  nicht  zu  erkennen. 
Eine  detaillirte  Beschreibung  wäre  zwecklos. 

Nr.  24.  Linke  Tibia  eines  ausgewachsenen  Thieres , auf  den  Gelenkfacetten  noch  die  überkleidende 
Knorpi-lsubstanz,  rissig  und  zersprangen.  Die  inserirenden  Muskelbiindel  und  Fetzen  der  Bänder  fast  überall 
noch  erhalten,  auf  der  hinteren  Fläche  deuten  verschiedene  feine  Kritze  auf  das  Werkzeug,  mit  welchem  das 
Fleisch  und  die  Bänder  zum  Tbeil  recht  unvollkommen  entfernt  worden  sind.  Die  erhaltenen  Weichtheilreste 
sind  faserig  zerschlissen,  was  auf  die  Stumpfe  des  betreffenden  Messers  schließen  lässt.  — Wahrscheinlich,  dass 
ein  kleiner  Defect  au  der  internen  und  ein  anderer  ganz  unbedeutender  an  der  vorderen  Kante  des  Condylus 
femoralis  internus  beim  Zerlegen  des  Yiertels  zu  Stande  kam.  Sonstige  Verletzungen  oder  Brandspuren  habe 
ich  nicht  finden  können. 

Nr.  25.  Hechte  Tibia  eines  erwachsenen  Thieres.  Auf  den  Gelenk facetten  sitzt  noch  der  dunkelkarmoiain- 
rothbraune  Knorpel.  Die  hinter«  Seite  des  Knochens  ist  frei  von  Periost,  während  auf  der  Vorderseite  noch 
massenhaft  Muskel-  und  Bänderreste,  theilweise  auch  anscheinend  Blutgerinnsel  haften. 

Dicht  unterhalb  des  internen  Bandes  des  Condylus  femoralis  internus  findet  sich  eine  starke  Verletzung, 
aber  wohl  erst  beim  Ausgraben  durch  einen  Spatenstich  beigebracht.  Ganz  zweifelhaften  Ursprungs  ist  eine 
ähnliche  etwas  oberhalb  des  Malleolu«  tibialis. 

Sonstige  Verletzungen  sind  nicht  zu  erkennen. 

Nr.  26.  Oberes  Diapbysenstiick  der  rechten  Tibia  eine«  ganz  jungen  Thieres.  Die  proximale  Epiphyse 
war  damit  noch  nicht  knöchern  verschmolzen  und  ist  verloren  gegangen.  Da*  Stück  ist  fast  ganz  frei  von 
Geweberesten.  In  der  Mitte  l*t  es  quer  durvhsch lagen  worden,  die  Bruchlinie  verläuft  ganz  unregelmässig,  von 
einer  Schlagmarke  kann  man  vielleicht  an  der  internen  Kante  sprechen. 

Auf  der  nnteren  Bruchfläche,  im  Bereiche  der  Spongiosa,  die  ganz  mit  Dünger  beileckt  ist,  viele  schwante 
Stellen,  ebenso  einige  wenige  auf  der  oberen  Fläche,  mit  welcher  die  proximale  Epiphyse  verbunden  gewesen 
war.  Ich  kann  mich  nicht  sicher  entscheiden,  ob  hier  die  Einwirkung  von  Feuer  vorliegt  oder  ob  durch  die 
Verrottung  de«  Miste«  die  Farbe  eingetreten  ist. 

Nr.  27.  Zwei  Abfälle  von  zerschlagenen  Fibulae.  An  der  einen  sind  noch  Reste  de«  Gelenk kuorpels 
erhalten. 

Nr.  28.  Ein  Srpiculum,  ohne  Besonderheiten. 

Nr.  29.  Ein  Tuberosum,  noch  mit  dem  eiogetrockneton  dunkelorangegelbbraunen  Gelenkknorpel  bedeckt, 
auf  der  einen  8eiie  beschädigt. 

Nr.  30.  Zwei  Kahnbeine.  Der  dunkelornngegelbbranne  Knorpel  Überzug  sowie  Reste  von  Sehnen  erhalten. 
Das  eine  Stück  ist  leicht  t>escbfcdigt. 

Nr.  31.  Ein  Würfelbein.  Erhaltungszustand  etc.  wie  bei  den  vorigen.  Leichte  Beschädigungen. 

Nr.  32,  Ein  vierter  Metatarsus  eines  jungen  Individuum*,  zum  Theil  beschädigt.  Oberfläche  ganz  cigeu- 
thnmlich  zerfressen,  wo  die  Spongiosa  freigelegt,  i*t  diese  kalkig  irnpräguirt.  Jedenfalls  ist  da»  Stück  durch  die 
herabtropfenden  kalkhaltigen  Wässer  der  llöble  so  macerirt  worden. 

Nr.  38,  34,  35.  Eine  Endphalange  de»  Vorderfusses , eine  solche  des  Hinterfusses  und  zwei  Rudimentär- 
pbalangen,  zuin  Theil  mit  noch  daran  haftenden  Bändern.  Lassen  nichts  Besondere*  erkennen. 

Eine  andere  Endphalange  eine*  Vorderfusses  (Nr.  33  a)  ist  quer  durchgeschlagen. 

Nr.  3fl.  Drei  grosse  Hornschalen.  Erhaltungszustand  sehr  ungleich.  Es  ist  schwer  zu  sagen , ob  und 
wie  absichtliche  Verletzungen  zugefügt  wurden. 

Nr.  37.  Drei  rudimentäre  und  zehn  unvollständig  erhaltene  Hornschalen.  Auch  hier  gilt  das  unter 
Nr.  36  Gesagte. 

Nr.  38.  Rippenstücke,  quer  zerschlagen,  und  Abfälle. 

Ausser  diesen,  dem  Roth 'sehen  Inventarium  nach,  soeben  einzeln  Aufgezählten  Stücken  ist  noch  eine  grosse 
Masse  (mehrere  hundert)  Knochenabfälle  und  Splitter  vorhanden , ebenfalls  von  allen  Theilen  des  Körpers  her- 
rührend,  andere  so  klein  zerschlagen,  dass  eiae  genaue  Bestimmung  nicht  möglich  ist. 


Digitized  by 


Google^ 


590 


Dr.  phiL  et  med.  llobert  Loh  mann -Nit  sc  he, 

Ueberblicken  wir  kurz  die  übereinstimmenden  Merkmale  der  eben  beschriebenen  Knocben- 
reste  des  von  S.  Roth  als  Grypotherium  domesticum  bestimmten  T hi  eres,  so  ergiebt  sich,  dass 
sie  von  allen  Theilen  des  Körpers  herstaratnen  nnd  künstlich  vom  Menschen  zerschlagen  und 
abgefleischt  sind.  Dass  man  dabei  nicht  besonders  zart  vorging,  geht  aus  der  vollständigen 
Zertrümmerung  des  grössten  Theilcs  der  Knochen  hervor.  Wie  das  Thier  getödtet  wurde, 
lassen  die  Reste  nicht  mit  Sicherheit  erkennen.  Am  wahrscheinlichsten  ist,  dass  das  mit  »einen 
acht  Mahlzähnen  ziemlich  harmlose  und  unbeholfene  Geschöpf  durch  Keulenhiebe  auf  den  Kopf 
erschlagen  wurde.  Das  Fell  wurde  dann  (wie  wir  gleich  sehen  werden)  abgezogen  und  der 
Körper  zerlegt.  Alle  grösseren  Stücke  wurden  hierbei  möglichst  kleingeschlagen  und  dann  sorg- 
fältig abgegessen,  so  dass  höchstens  die  festhaftenden  Muskel-  und  Bänderanaätze  daran  gelassen 
wurden. 

Betreffs  des  Werkzeuges,  mit  welchem  die  Zerlegung  des  Thieres  vorgenommen  wurde, 
lässt  sich  nichts  Genaueres  erkennen;  Schlagspuren  eines  scharfen  oder  gerad schneidigen  Instru- 
mentes sind  nicht  wahrzunehmen.  Sfun  tätliche  Schlag  marken  und  die  Art  der  Knochen- 
Zertrümmerung  scheint  vielmehr  darauf  hinzudeuten,  dass  man  grössere  scharfkantige  Steine  zur 
Hand  nahm. 

Bei  der  Tafel  gebrauchte  man  dann  entweder  gar  nichts,  man  nahm  seine  Portion  in  die 
lland  und  aas  mit  den  Zähnen  das  Fleisch  herunter,  oder  bediente  sich  eines  Steinsplitters,  von 
denen  zwei  Exemplare  in  der  Höhle  aufgefunden  wurden. 

Das  Fleisch  wurde  roh  gegessen;  Feuerspuren  lassen  sich  nur  bei  wenigen  Stücken  ver* 
muthen,  nicht  mit  Sicherheit  nachweisen.  Schmackhaft  wird  es  gewiss  bei  einem  Pflanzenfresser 
gewesen  sein,  und  eine  ganze  Masse  von  KnocbenabflUlen  jüngerer  Thiere  zeigeu,  dass  man 
deren  zarteres  Fleisch  sehr  wohl  zu  schätzen  verstand. 

An  dem  Schädel  Nr.  1 deutet  nichts  darauf  hin,  dass  er  zur  besseren  Herausnahme  des 
Gehirns  speciell  zerschlagen  wurde,  wie  es  hei  dem  Schädel  Nr.  2 der  Fall  zu  sein  scheint 

Die  Annahme  einer  Beschädigung  der  Knochen  durch  Raublhiere,  an  die  man  vielleicht 
bei  einzelnen  Proben  denken  könnte,  erscheint  durchaus  unwahrscheinlich,  da  derartige  Stücke 
doch  in  Zusammenhang  mit  unzweifelhaft  vom  Menschen  verletzten  gefunden  wurden. 


Kr.  39.  Grosse«  Stück  eine«  Felle«  von  uuregelm&saiger  Form  and  stark  susammengeschruropft,  wodurch 
ziemlich  schwer  wird  zu  bestimmen,  von  welcher  Körperregion  es  herrührt  Nach  8.  Roth  kann  es,  nach  der 
Haarrichtung  zu  urtheilen , von  der  rechten  seitlichen  Vorderregion  stammen;  Gegend  #i  dürfte  der  Kücken-, 
b der  Kackenregion  entsprechen,  c einer  Vorderextremität,  d dem  Rauche-  Das  Auffallendste  sind  die  in  der 
Katur  als  Unicum  dastehenden  Knocheneinlagerungen,  eo  dass  anfangs,  als  erst  die  zur  Zeit  in  London  und 
Upsala  befindlichen  Hautreste  und  weiter  nichts  bekannt  waren,  die  Annahme  eines  physiologischen  Verhaltens 
mir  unwahrscheinlich  war  und  ich  an  pathologische  Erscheinungen  dachte,  Verkalkungen,  wie  sie  ja  als  krank- 
hafte oder  senile  Veränderungen  in  allen  Geweben  bin  und  wieder  auftreten.  Als  das  Wahrscheinlichste  glaubte 
ich  das  londoner  Stück,  welches  ich  in  La  Plata  gesehen  hatte,  einem  grossen  Meersäuger  zuschreiben  zu 
müssen,  etwa  Otaria  jubata  Scbreb.  ßpeciell  die  Nackeupartic  de«  Felles  dieses  Thieres  sieht  dem  Haare  de* 
Londoner  Exemplare«  ausserordentlich  ähnlich,  ebenso  struppig,  strohig  und  schmutziggelb.  Die  Nähe  der 
Meeresküste  und  die  Grösse  des  ursprünglichen  Felle«,  von  dem  verschiedene  Theile  abgeschnitten  wurden  (an- 
geblich auch  das  Londoner;  da«  unsrige  hier  zu  besprechende  hat  damit  nichts  zu  t-hun)  — schienen  meine 
ursprüngliche  Ansicht  zu  unterstützen.  Durch  den  weiteren  Fund  von  Fellstttcken  ist  nun  ein  so  merkwürdiges 
Verhalten,  wie  es  die  eingelagerten  Knöchelchen  darstelien,  als  normal  aufgeklärt.  Wenn  sie  nun  auch  nicht 
mit  Knochenresteu  von  Orypothtrium  in  directem  Zusammenhänge  gefunden  wurden , so  ist  doch  an  ihrer  Zu- 
gehörigkeit zu^dieBem  Thiere  nicht  zu  zweifeln.  — 

Wie  aus  Hauthal’a  Fundbericht  hervorgeht,  wurde  unser  in  Rede  stehendes  Fell  (Fig.  4)  ohne  Zu- 
sammenhang mit  Knochen  etc.  in  der  Mistschicht  liegend  aufgefunden.  Auf  Ihm  lag  einer  der  groseen,  von  der 
Decke  herabgestürzten  ßteinblöcke,  und  da«  hat  bewirkt,  dau  die  8telle,  wo  der  Stein  auflag,  ausgefault  ist, 


Digitized  by  Google 


591 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagonmchen  Höhlenbewohner  etc. 


jedenfalls  in  Folge  der  Feuchtigkeit,  welcher  eie  so  fortwährend  ausgesetit  war.  Mau  sieht  daher  auch  auf 
unserer  Abbildung  ein  ziemlich  grosses  Loch  (Fig.  4).  Die  Kinder,  welche  dasselbe  begrenzen,  sind  unregel- 
mässig und  ganz  scharf  zulaufend.  Die  Knocheneinlagerungen , welche  in  diesem  Rande  freigelegt  sind,  haben 
ein  mattes,  sehr  sauberes  Aussehen,  wie  wenn  sie  eben  erst  aus  der  Macerirschale  kämen. 

Ganz  anders  dagegen  ist  der  äussere  Rand  de«  Felles.  Zweifellos  erkennt  man  die  glatten,  mit  sicherer 
Hand  und  mit  eiuem  anscheinend  scharfen  Werkzeuge  geführten  Schnitte,  welche  das  Fell  durchtrennt  haben. 
Auch  auf  der  Abbildung  ist  dies  gut  wahrzunehmen.  Die  Schnitte  sind  eine  ganze  Strecke  lang  ohne  abzu- 
setzen geführt,  ln  dem  8chnittrande  kommen  natürlich  ebenfalls,  and  auch  das  sieht  man  auf  Fig.  4,  die 
Knöchelchen  zum  Vorschein,  die,  in  scharfem  Gegensätze  zu  denen,  welche  an  dem  inneren  ausgefaulten 
Rande  hervortreten,  abgerieben  sind  und  glänzen.  Es  ist  dies  ein  Beweis  dafür,  dass  das  Fell  auch  längere  Zeit 
gebraucht  worden  ist. 

Auf  seiner  Ausseufläclie  ist  es  zum  grössten  Theil  noch  mit  Haaren  bedeckt.  Ich  kann  nicht  entscheiden, 


c 4. 


ob  und  inwieweit  an  den  Stellen,  wo  diese  spärlicher  sind  oder  fehlen,  der  Gebrauch  des  Felles  durch  den 
Menschen  die  Ursache  davon  ist,  da  bei  der  Trockenheit  des  Haares  (wohl  bedingt  durch  die  Länge  der  Zeit), 
uud  den  Transport  das  Fell  jedenfalls  gelitten  hat. 

Auf  der  Unterseite  ist  zum  grössten  Theil  zusammengesetztes  Bindegewebe  vorhanden,  so  dass  der 
Knochenpanzer  nicht  zu  Tage  liegt;  nur  an  einigen  zusammenhängenden  Partien,  wo  das  Bindegewebe  und 
die  innerst«  Hautschicht  durch  äussere  Einflüsse  zerstört  ist,  ist  dies  der  Fall. 

Das  Fell  ist  so  stark  zusammengeschrumpft  und  -getrocknet,  dass  nur  ungefähr  seine  ursprüngliche  Grösse 
angegeben  werden  kann.  Es  war  ein  Stück  von  ganz  unregelmässiger  Form,  dessen  grösste  Länge  n bis  c in 
Wirklichkeit  112cm  betrug,  wahrend  die  grösste  Breite  <i  bis  e,  das  Fell  glatt  gefaltet  gedacht,  91cm  misst. 
Nach  dem  einen  Ende  hin  ist  es  bedeutend  schmäler,  würde  es  glatt  gestreckt,  so  betrüge  die  Entfernung  / bis 
g 40,  h bis  i 46cm.  Bonstigc  Maasse  lassen  sich,  ohne  das  Exemplar  zu  beschädigen,  nicht  gut  nehmen,  aber 
aus  dem  Mitgetheilten  und  der  Abbildung  geht  die  unregelmässige  Form  hervor. 

Dass  es  vom  Menschen  nicht  nur  herausgeschoitteu,  sondern  auch  zu  irgend  einem  Zwecke  verwandt 
wurde,  gebt  aus  der  Beschaffenheit  der  Ränder  mit  den  glatt  geriebenen  Hautknöchelchen  hervor.  Aber  zweifei- 


Digitized  by  Google 


592 


Dr.  phiL  ot  med.  Robert  Lehinann-Nitache, 

bifl  bleibt  der  Zweck.  Sein  Gebrauch  »1#  Kleidungsstück,  Poncho  oder  dergl.  erscheint  bei  der  unregelmäßig*0 
Form  und  relativen  Kleinheit  ausgeschlossen,  ganz  abgesehen  davon,  dass  bei  dem  beträchtlichen  Gewichte  da» 

Tragen  eines  solchen  Stücke*  eine  I.ast  gewesen  wäre,  ln  seinem  gegenwärtigen  Zustande  wiegt  das  Fell 
17,7&kg,  und  rechnet  man  dazu  den  Abgang,  welchen  es  durch  Auafaulen  eines  nicht  unbeträchtlichen  Th  eil  es 
und  Verlust  einer  ziemlichen  Menge  des  Haarkleides  erlitten  hat,  so  wird  man  das  Gesammtgewicht  auf  gut 
etwa  20  kg  ansetzen  können.  Würde  solche  Schwere  und  die  Starrheit  des  Felles  eines  frisch  getödteten  Cirypo- 
tlierium*  nicht  von  vornherein  den  Gebrauch  desselben  als  Kleidungsstück  uuaschlisssen , so  würde  man  sich 
doch  schliesslich  nicht  einen  unregelmässigen  Fetzen  von  der  Seite  her,  sondern  eher  ein  symmetrisches  Stück 
vom  Rücken  dazu  ausgesucht  halten. 

Eine  bestimmte  Art  der  Verwendung  lässt  sich  nicht  erkennen.  I 

Nr.  40.  Mehrere  kleine,  fingerlange  bis  handtellergrosse  Lederfetzen  und  -abfälle,  einzeln  in  der  Mist- 
schiebt  gefunden , zum  Theil  noch  mit  Resteu  Haarkleides  bedeckt.  An  manchen  sieht  man , dass  eie  ab- 
geschnitten sind.  Die  Schnittflächen  sind  säramtlicb  alt.  — Drei  dieser  Stücke  sind  in  Gewöll  eingekleidet,  und 
es  ist  ziemlich  gleichgültig,  ob  die  betreffenden  Raubvögel  »ich  Stücke  vom  Fell«  abgerissen  oder  bereit»  weg- 
geworfene  Abfälle  verspeist  haben. 

Jedenfalls  handelt,  es  sich  um  Lederabfälle,  die  nicht  weiter  verwandt  wurden. 

Nr.  41.  Eine  Menge  einzelner  Haare. 

Nr.  42  bis  43.  Gans  erhaltene  Kothballen  und  zerriebener  Länger. 


Reste  der  von  G.  Roth  als  Jonisch  Listen  bestimmten  grossen  Katze. 

Nr.  44.  Distales  Endstück  einen  rechten  liumerus,  der  querdurch  zerschlagen  wurde.  Bruchflachen 
zackig,  unregelmässig,  ohne  ein  scharfe*  Instrument  erkennen  zu  lassen.  An  dem  Knochen  sitzen  noch  Beat« 
von  Muskeln  und  Bändern  und  von  dem  Gelenkknorpel.  Farbe  glänzend  dunkelgelblieh.  Zahllose  dunklere 
Kritze  und  Ritze.  Condylus  externus  abgeschlagen.  Bruchflachen  sämmtlich  alt. 

Nr.  45.  Reste  der  Condylen  des  rechten  Femur,  so  zerschlagen,  dass  der  rechte  Condylus  ganz,  der  linke 
nur  zum  kleinen  Theil  erbalten  Ist.  Die  Trenniiugsfläche  verläuft  ziemlich  gerade  und  das  schwammige  Ge- 
webe der  Spongiosa  ist  voll  von  zäher  Erde.  Ich  vennuthete  anfangs  eine  nachträgliche  Verletzung  durch 
einen  Spatenstich,  doch  ist  diese«,  wie  mir  Herr  Uauthal  versicherte,  ausgeschlossen. 

Der  Knochen  ist  frisch  nnd  Reste  von  Knorjiel  und  Sehnen  sind  noch  vorhanden. 

Nr.  46.  Metatarsu*.  Das  eine  Ende  beschädigt.  Der  Knochen  ist  grüestentheils  mit  faserigen  und  zer- 
schlissenen Resten  von  Weicbtheilen  bedeckt.  Der  Knochen  ist  ganz  frisch  und  sieht  so  aus , als  ob  er  eben 
nach  der  Mahlzeit  fortgeworfen  wäre. 

Nr.  47.  Abgeschlagene  Epiphyse  eines  andereu  Metatarsus. 


? Puma  ? (Felis  concolor  L.)Y 

Nr.  48.  Vollkommen  zertrümmerter  Bnckenrcst,  wohl  von  einem  Puma.  Was  vorhanden,  iat  ein  Rest 
des  Kreuzbeines  mit  einem  Theile  der  rechten  Schaufel.  Muskel  und  Bänderreste  in  Menge  noch  vorbauden. 


Hundeart. 

Nr.  49  u.  50.  Aus  den  distalen  Enden  der  Tibia  »ind  Pfriemen  geschnitzt  , indem  man  den  Knochen 
zugespitzt  hat.  Die  Oberflächen  der  beiden  Stücke  sind  jedenfalls  bei  der  Anfertigung  mit  einem  stumpfen 
Instrumente  stark  zerkratzt,  im  Uebrigen  aber  sehr  glänzend  uud  auf  längeren  Gebrauch  hiuweisend. 


Mephitis  suffocans  (Stinkthier). 

Nr.  51.  Unterkieferhälfte,  die  für  uns  ohne  weiteres  Interesse  ist. 

Grosser  Nager. 

Nr.  52.  Fragment  der  proximalen  Epiphyse  eines  Femurs,  das  sich  nicht  genauer  bestimmen  lies«.  Das 
Capitulum  fast  ganz  erhalten,  das  Collum  der  Länge  nach  durchgeschlagen,  Trochanter  roajor  fehlt,  Diaphyse 
fingerbreit  unterhalb  der  Linea  intertrockanterica  quer  durchgeschlagen.  Der  Rand  des  Capitulum  und  der 
kleine  Trochanter  zeigen  die  Spuren  der  darauf  geführten  Schläge. 

Spongiosa  zum  Theil  mit  kalkigen  Ablagerungen,  jedenfalls  durch  das  Höhlen wasser  abgesetzt,  wie  wir 
e*  schon  einmal  beobachten  konnten  iGrypotherium-M*t»t*rsu»  Nr.  32). 

Das  Stück  wurde  isolirt  so  aufgefunden  und  ist  jedenfalls  vom  Menschen  so  zerschlagen  worden. 


Diqitiz  ecLbyX.nnglr 


Die  Gleichzeitigkeit  der  güdpatagomnehen  Höhlenbewohner  etc. 


593 


Kleiner  Nager  (Ctenomyg  magellant cu$). 

Nr.  53.  Schädel  und  ein  Stück  der  Wirbelsäule. 

Nr.  54,  Ein  Femur  und  eine  Tibia,  vielleicht  auch  so  dieeem  Thiere  gehörend.  Hier  nicht  weiter  von 
Inte  reue. 

Onohippidium  Saldias »,  Roth. 

Nr.  55.  Ein  oberer  Molar. 

Nr.  56.  Ein  Oberkieferstück  mit  zwei  eehr  beschädigten  Incisiven.  Ohne  besondere*  Interesse. 

Nr.  57.  Rest  eine»  Atlas.  Derselbe  ist  zerschlagen  und  vorhanden  ist  nur  ein  Stück  der  linken  Hälfte. 
Auf  den  Gelenk facetten  sitzen  zum  Theil  noch  die  Knorpel. 

Ein  Theil  des  Condvlus  occipitalis,  hauptsächlich  aber  seine  ganze  Umgebung,  sind  abgebrannt,  und 
scharf  hebt  sich  die  brandgeschwärzte  Stelle,  auf  der  zum  Theil  noch  weisse  Aschenreste  hatten  , von  dem 
übrigen  Knochen  ab.  Ein  Beweis,  dass  man  sich  aus  dem  Fleische  dieser  Pferdeart,  welche  nach  dieaen  Retten 
von  8.  Roth  neu  aufgestellt  wurde,  einen  Braten  bereitete. 

Nr.  58.  Zwei  Hufe  ganz  junger  Thiere.  In  dem  einen  steckt  noch  diePhalange,  überzogen  von  Knorpel, 
der  die  Farbe  einer  zusamm enget rockneten  Orangenschale  hat.  Am  gleichen  Btüok  ist  noch  der  Haarkranz  un- 
mittelbar  Ober  dem  Hufe  erbalten.  Die  feinen  Haare  zeigen  ein  zartes  Hellgelb,  stellenweise  ins  Röth  liehe  über* 
spielend.  An  dem  Rande  de*  zarten  Felles,  welche*  diese  feinen  Haare  trägt,  sieht  man  hin  und  wieder  die 
Spuren  des  Schnittes,  durch  welchen  der  Huf  vom  übrigen  Fasse  abgetrennt  wurde. 

Nr.  59.  Grösseres,  beinahe  halbmondförmiges  Stück  der  Hornschale  des  Hufei,  deren  Ränder  unverkenn- 
bare Schnittspuren  eines  ziemlich  scharfen  Messers  zeigen. 

Dasselbe  lässt  sich  auch  an  einem  zweiten  kleineren,  in  seiner  Beschaffenheit  dem  vorigen  sehr  ähnlichen 
8tücke  erkennen. 

Auchenia  Lama . 

Nr.  60  bi«  69.  Sämmtlicbe  unter  diesen  Nummern  aufgeführten  Reste  vom  Guanaco  sind  mehr  oder 
weniger  zerschlagen;  keine  Anzeichen  für  ein  scharfes  Instrument. 

Unbestimmbare  Reste. 

Nr.  70.  Mehrer«  hundert  KnoclienabfäUe  und  -Splitter.  Ihr  Aufflnden  in  der  Mistschicht  lässt  sie  als 
Küohenabfölle  deuten. 

Futterreste. 

Nr.  107.  Bereits  ziemlich  in  Zersetzung  übergegangene  Pflauzeureste.  Für  Hauthal  bilden  sie  ein 
wichtiges  Argument  für  die  Annahme,  das  Grypotherium  sei  als  Hansthier  gehalten  worden. 

Federn  und  Haare  verschiedener  recenter  Thiere. 

Nr.  108.  Die  Spuren  von  Ratten  und  Mäusen,  welche  die  letzten  Bewohner  der  Höhle  gewesen  waren. 

Uolzreste. 

Nr.  109.  Abfälle  von  Rinde,  Wurzeln  und  Reisig,  zum  Theil  angebrannt,  in  der  Mistschicht  aufgefnnden. 

Zwei  Steinlamellen. 

Nr.  110.  Zwei  kleine  lamellenartige  Absprünge  von  Quarzit  resp.  einer  Sandsteinart,  die  ausserhalb  der 
Höhle  anstelit.  Ohne  gerade  zu  behaupten,  dass  die  zwei  Stücke  als  Messer  gedient  haben,  denn  Spuren  von 
Gebrauch  lassen  sich  nicht  wahrnehmeu,  geht  doch  aus  der  ganzen  Form  hervor,  dass  sie  künstlich  von  einem 
grösseren  Stücke  abgeschlagen  wurden. 

Menschliches  Schulterblatt. 

Nr,  111.  Der  rechten  Seite  angehörend.  Stark  beschädigt.  Es  fehlen  fast  der  ganze  untere  Winkel,  die 
Spitze  des  Acromion  und  der  Rabenschnabelfortsatz.  Auch  der  obere  Rand  ist  stark  defect.  Ueberhaupt  sind 
fast  alle  Kanten  mehr  oder  weniger  stark  ausgewittert  und  die  Oberfläche  ist  zum  groasen  Theil  mit  einer 
kalkigen  Kruste  überzogen.  Offenbar  haben  die  kalkhaltigen  Ilöhlenwiuiser  die  Knochensubstanz  stark  an- 
gegriffen und  zum  Theil  macerirt,  so  dass  die  Spongiosa  zu  Tage  tritt,  die  daun  auch  stellcuweise  mit  Kalk- 
sinter imprägnirt  ist. 

Von  anatomischen  Eigenthümlichkeiten  ist  wenig  zu  sagen.  Die  Scapula  i»t  von  mittlerer  Grösse , eher 
etwas  klein,  die  Entfernung  zwischen  dem  mittleren  Punkte  der  Cavitas  glenoidalis  und  dem  Punkte,  wo  die 

Archiv  fBUr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  75 


Digitized  by  Google 


594 


Dr.  pbil.  et  med.  Robert  Lehmann-Nitsche, 

Spina  am  inneren  Rande  endet,  beträgt  113  mm.  Sonstige  M nasse  laesen  eich  wegen  der  starken  Besch&digung 
des  Stfickes  nicht  nehmen.  — lncisura  scnpulae  ohne  Besonderheiten.  Der  Rücken  der  Spina  ist  flach  und  an 
einer  Stelle  stark  nach  nuten  ausgewogen,  die  Foasa  supraspinata  stark  reliefirt,  Anzeichen,  nach  denen  man 
auf  eine  starke  Entwickelung  der  Muskulatur  zu  schti«*sen  gewöhnt  ist. 

Interessant  ist  ein  pathologischer  Befund  mitten  unterhalb  der  Spina  in  der  Foesa  infraspinata.  Es  sind 
die  Residuen  einer  vollständig  verheilten  Infraction  and  Perforation  des  Knochens.  Unmittelbar  unterhalb  der 
Spina  findet  sich  nämlich  eine  dreieckige  Impression , derart , dass  die  eine  Seite  des  Dreiecks  annähernd 
parallel  der  Basis  spinae  verläuft  und  die  Spitze  desselben  in  acromialer  Richtung  hin  tiefer  eingedrückt  i*t. 
Dort  in  der  Gegend  dieser  Dreieckspitze  hat  auch  eine  unregelmässige  Zertrümmerung  nnd  Perforation  des 
Knochens  stattgcfunden,  die  sich  aber  wieder  vollständig  geschlossen  hat.  Kur  etwas  vor  dieser  ehemals  zer- 
trümmerten Spitze,  dicht  unterhalb  der  Basis  spinae,  ist  eine  kleine,  8 mm  lange,  schlitzartige  Lacune  nicht  zu* 
sammengeheilt,  zeigt  aber  vollständig  vernarbte  Räuder.  Ebenso  sind  etwa«  weiter  unterhalb,  zum  Theil  noch 
im  Bereiche  der  infractirten  dreieckigen  Stelle,  zwei  kleine  Defecte  mit  glatten  Rändern  vorhanden. 

Offenbar  hat  ein  8loes  das  Schulterblatt  in  tangentialer  Richtung  von  median-  nach  lateraiwärts  dicht 
unter  der  Spina  scapulae  getroffen,  es  infractirt  und  die  Spitze  der  (eingedrückten)  dreieckigen  Knochenlamelle 
am  meisten  in  die  Muskelmasse  des  M.  subscapularis  hereiuged rückt  Jedenfalls  ist  die  Verletzung  verhältnias- 
mässig  glatt  geheilt  und  Callus  fast  vollständig  resorbirt. 

Obgleich  bekanntennaassen  in  Tropfsteinhöhlen  Knochen  verschiedensten  Alters  durch  die  Einwirkung 
der  Tropfwässer  eine  ganz  gleiche  Beschaffenheit  erlangen  können , so  liegt  es  hier  doch  am  nächsten , den 
Träger  vorliegenden  Schulterblattes  gleichzeitig  mit  den  ja  doch  verhältnissmässig  jungen  Edentaten  anzu- 
setzen. 

Reste  von  Mytilus. 

Nr.  113.  Solche  fanden  sich  am  Eingänge  in  die  Höhle  in  dem  obersten  Schutte  und  haben  mit  der 
tieferen  Mistschicht  nichts  zu  tliuo.  Man  siebt  hieraus  nur,  dass  die  Höhle  auch  später  noch  gelegentlich  vom 
Menschen  besucht  wurde,  der  darin  seine  Mahlzeit  eingenommen  hat.  Zuletzt  waren  es  nur  Hatten  und  Eulen 
(Nr.  108). 

Wenden  wir  uns  noch  zu  den  Resten  aus  der  zweiten  kleineren  Hohle,  etwa  3 km  von  der 
grösseren  entfernt.  Die  von  Herrn  Il&uthal  dorther  mitgebrachten  Fundstücke  sind  folgende: 

Xr.  113  bis  117.  Eine  grössere  Anzahl  Knochen  von  GuAnaco,  sämmtlich  zerschlagen,  die  Röhrenknochen 
der  Länge  nach  zerspalten.  An  einem  Stücke  sieht  man  Brandspuren. 

Nr.  118  und  119.  Reste  einer  Pferdeart  (Onohippidium?),  die  uns  für  unsere  Frage  gar  keinen  Auf- 
schluss geben. 

Nr.  130.  Ein  Tarso-Metatarsus  vom  Strauss. 

Nr.  121.  Eine  grössere  Quantität  zerschlagener  unbestimmbarer  Knochen. 

Nr.  122.  Reste  von  Mytilus,  die  Schalen  noch  vielfach  ganz  erhalten,  voller  Bclimntz  und  Erde.  Es 
scheint,  dass  einige  an  der  Aussenfläche  russgeschwärzt  sind,  sicher  zu  entscheiden  ist  es  nicht 

Nr.  123.  Schale  einer  Cardinm.  Die  Spitze  ist  abgeschliffen , so  dass  eine  Perforation  zu  Stande 
gekommen  ist,  durch  die  man  einen  Faden  ziehen  konnte,  um  das  Stück  am  Hals«  zu  tragen.  Für  längeren 
Gebrauch  spricht  auch  die  Abnutzung  der  Aussenfläche. 


Sohlussbetraohtung. 

Ueberschen  wir  kurz  die  Funde  »uh  der  grossen  Höhle,  ho  beweinen  die  Fundstöcke  ans 
derselben,  dass  der  Merisel)  den  grossen  Edentaten  schlachtete,  abhänteto,  in  ganz  kleine  Theile 
und  Stöcke  zerlegte  und  dann  alle»  roh  verspeiste.  Schlagspuren  eines  eigentlichen  Werkzeuges 
lassen  sich  nicht  erkennen,  man  nahm  anscheinend  grössere  Steine  und  als  Tischmesser  hin  und 
wieder  Steinlamellen.  Alles  Essbare  wurde  ziemlioh  sorgfältig  verzehrt,  die  Abfälle  dann  fort- 
geworfen. 

Dass  dieser  grosse  Edentat  längere  Zeit  die  Höhle  bewohnt  hat,  das  beweist  die  Mächtig- 
keit der  Mistschicht.  Hauthal  glaubt  sogar,  dass  er  im  domesticirten  Zustande  gehalten  wurde. 
Diese  Auffassung  hat  viel  Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  sich  das  Thier  auch  wohl  nicht  als 
eigentliches  llausthier,  sondern  als  ein  in  Gefangenschaft  gehaltenes  wildes  Thier  vorstellen 


Digitized  by  Google 


Die  Gleichzeitigkeit  der  südpatagoninchen  Höhlenbewohner  etc.  595 

muss*  Das  Fell  wurde  in  Gebrauch  genommen , ohne  dass  man  einen  bestimmten  Zweck  er« 
kennen  kann.  — 

Brandspuren  an  den  Resten  einer  ausgestorbenen  Pferdeart  (Onohippidium  Saldiasi)  und 
abgetrennte  Hufe  junger  Thiere  beweisen,  dass  das  zarte  Fleisch  der  Füllen,  wie  auch  heute 
noch  bei  den  modernen  Patagoniern,  einen  wohlschmeckenden  Braten  abgab.  — 

Bezüglich  der  übrigen  Reste  aus  der  grossen  und  der  aus  der  kleinen  Höhle  sei  auf  das 
im  Text  Gesagte  verwiesen.  — 

Das  Alter  aller  dieser  Funde  scheint  mir  relativ  modern  und  der  jetzigen  geologischen 
Epoche  anzugehören. 

Nach  den  Mittheilungen  Aller,  welche  die  betreffenden  Gegenden  bereist  haben,  ist  es  un- 
möglich, noch  lebende  Exemplare  von  Grypotherium  oder  den  anderen  ausgestorbenen  Thieren 
anzutreffen;  man  kennt  schon  eine  beträchtliche  Zahl  von  Thieren,  die  durch  den  Menschen  in 
historischer  Zeit  ausgerottet  wurden,  und  ich  glaube  das  Grypotherium  auch  dazu  rechnen  zu 
dürfen. 

Bekanntlich  fand  Owen1)  am  Schädel  des  von  ihm  beschriebenen  Mylodon  zwei  Ver- 
letzungen, welche  er  durch  fallende  Baumstämme  entstanden  glaubte.  Merkwürdiger  Weise 
zeigen  fünf  von  den  Mylodonschädeln  des  La  Plata  - Museums  genau  die  gleichen  vernarbten 
Verletzungen.  Es  erscheint  uns  logischer  und  einfacher,  derartige  Wunden  der  Hand  des 
Menschen  als  stürzenden  Baumstämmen  oder  Verwundungen  durch  andere  Thiere  zuzuschreiben, 
wenn  wir  die  Thatsachen  in  Betracht  ziehen,  die  uns  die  Reste  des  Grypotherium  kennen  ge- 
lehrt haben. 

Zusatz  zu  dem  vorhergehenden  Aufsätze. 

Vorhergehende  Zeilen,  eine  deutsche  Wiedergabe  meiner  spanischen  Abhandlung,  sind  bis 
dato  die  einzigen,  worin  eine  Collection  Fundstücko  aus  der  Eberhard thöhle  vom  anthropologi- 
schen Standpunkte  aus  untersucht  wurde.  Was  die  sonstigen,  von  anderen  Forschern  ein- 
gesammelten Sachen  anbelangt,  so  bewiesen  die  vor  Hauthal  durch  Otto  Nordenskiöld  mit- 
gebrachten  •*),  darunter  Fellabfälle,  Knochenpfriemen,  Steinsplitter,  die  Anwesenheit  des  Menschen, 
ohne  dass  die  betreifenden  Stücke  genauer  beschrieben  worden  wären.  Auch  eine  weitere  von 
Erland  Nordenskiöld  gesammelte,  nach  unserer  gemeinsamen  Arbeit  veröffentlichte  Col- 
lection 3)  wurde  nur  vom  zoologischen  Gesichtspunkte  aus  beschrieben  und  nur  gelegentlich  auf 
die  uns  interessirende  Frage  ein  gegangen.  Herr  Erland  Nordenskiöld  glaubt  nicht  an  die 
Hausthierqualität  des  Grypotheriuius;  darin  werden  ihm  viele,  welche  die  örtlichen  Verhältnisse 
der  Höhle  nur  aus  der  Literatur  her  kennen,  wie  Schreiber  dieses,  Recht  geben ; die  Frage  wird 


9 Owen:  Deacriptton  of  the  skeleton  <>f  an  extinct  gigantic  aloth , My Union  rohuntus  Owen.  London 

1842.  p.  22—23,  156—158,  pl.  III. 

*)  Binar  Lönnberg:  On  nome  remains  of  .Neomyiodon  Listai"  Ameghino  brought  home  by  the 
Swedlah  Expedition  to  Tierra  fiel  Fuego  1898.  Swentka  Expeditionen  tili  MagellftnalÜoderna,  Stockholm,  Bd.  II, 
Zoologie,  Erstes  Heft,  Nr.  7,  8.  149  bis  169. 

J)  Erland  Nordenskiöld:  Neue  Untersuchungen  über  Neomylodon  listai.  (Vorläufige  Mittheilung.) 
Zoologischer  Anzeiger,  Bd.  XXII.  Nr.  593,  81.  Juli  1899,  S.  335  bis  338.  — Idem;  Meddtslande  rftraude  grftf- 
ningnr  i grottorna  vid  Ultima  Esperanza  (Södra  Patagonien).  Yrosr,  Bd.  XIX,  Heft  3,  1899,  S.  2«5  und  266. 
(Vorherige  kurz»!  Notiz  darüber  in  Ymer,  Bd.  XIX,  Heft  2,  1699,  8.  215.  Vorläufige  Mittheiiungen.)  — Idem: 
Jakttagelaer  och  fynd  i grottor  vid  Ultima  Esperanza  i Sydvestra  Patagonien.  Kongl.  Swenska  Vetenakape- 
Akademien!  Handlhigar.  Bd.  XXXIII,  Nr.  3.  Stockholm  1900.  — Definitive  Publication. 

76* 


Digitized  by  Google 


596 


Dr.  phil.  et.  med.  Robert  Lehmann-Nitsche, 

sich  meine#  Erachtens  kaum  mit  absoluter  Sicherheit  entscheiden  lassen.  In  der  That  sind  die 
von  Hanthal  dafür  vorgebrachten  Gründe  nicht  absolut  zwingend;  dass  die  Höhle  lange  Zeit 
hindurch  von  den  Tbieren  bewohnt  gewesen,  geht  aus  der  Stärke  der  Mistschicht  hervor;  dass 
es  ausgewachsene  und  ganz  junge  Thicre  waren,  beweisen  die  Kothballen;  der  Durchmesser  der 
von  uns  untersuchten  schwankt  von  75  zu  185  mm;  die  Höhle  war  also  jedenfalls  das  ständige 
Heim  der  Thiere,  wo  sie  sioh  fortpflanzten  und  mit  ihren  Jungen  lebten.  Man  kann  sich  nun 
ganz  gut  voretcllen,  dass  eine  jagende  Indianerhorde  die  Thierfamilic,  welche  gerade  die  Höhle 
bewohnte,  tödtete,  an  Ort  und  Stelle  verspeiste  und  dann  nach  einiger  Zeit  wieder  weiterzog. 
Die  Höhle  wurde  nun  von  anderen  Thieren  bezogen,  die  ruhig  darin  hausten,  bis  sie  das 
Schicksal  ihrer  Vorgänger  erreichte  u.  s.  f.  So  erklärt  sich  ungezwungen  unter  anderem  der 
Umstand,  dass  in  der  Mistschicht,  in  welcher  die  vom  Menschen  bearbeiteten  Stücke  gefunden 
wurden,  sich  auch  Brandstellen  und  Asche  vorfinden  u.  s.  w.  Die  von  Hauthal  für  Futter  ange- 
sehenen Pflanzenreste  können  auch  dem  Jäger  zum  Schlaflager  gedient  haben.  Indess  ist  der  Ansicht 
Hauthal’s  die  Wahrscheinlichkeit,  wie  ich  von  Anfang  an  betont  habe,  durchaus  nicht  abzu- 
sprechen, zumal  der  ganze  Platz  um  die  Höhle,  nach  den  vielen  Feuerresten  zu  schliessen,  eine 
Art  alter  Ansiedelung  gewesen  zu  sein  scheint,  worauf  wir  nachher  noch  werden  zu  sprechen 
kommen.  Ausserdem  haben  die  von  Herrn  Spenoer  Moore1)  vorgonomraenen  Untersuchungen 
der  Grypothcriumkothballen,  wenn  ich  die  darüber  mir  bisher  erst  bekannt  gewordenen  Notizen 
richtig  verstehe,  unter  anderem  ergeben,  dass  einige  der  Pflanzenreste  scharf  in  einer  Richtung 
zerschnitten  sind,  was  die  stumpfen  Zähne  der  Thiere  schwerlich  verursacht  haben  können. 

Dagegen  muss  ich  entgegen  Herrn  Erland  Nordenskiöld  durchaus  meine  Ansicht  auf- 
recht erhalten,  dass  die  Knochen  de*  (irypolherium  vom  Menschen  so  stark  zerschlaget)  wurden, 
als  er  das  Thier  roh  verzehrte.  Herrn  Nordenskiöld's  Deutung,  wenn  ich  Bic  recht  auffasse, 
die  vielen  Kritzcn  und  Brüche,  Schlagspuren  etc.  kämen  daher,  dass  auf  die  Knochen  in  der 
Höhle  hin-  und  hergetreten  wurde,  ist  durchaus  unwahrscheinlich  und  gekünstelt.  Die  von 
Herrn  Nordenskiöld  so  schön  abgebildeten  Knochen  sind  genau  in  der  gleichen  Weise 
wie  die  von  mir  untersuchten  zurechtgeschlagen ; z.  B.:  der  Schädel  ist  hinter  den  Augen  mitten 
quer  dnrchgebrochen ; aus  dem  Unterkiefer  ist  ein  handliches  Stück  durch  Wcgscblagen  des 
Kronenfortsatzcs  und  der  Symphyse  zurcchtgemacht  etc. 

Auch  die  allerletzten  nach  Erland  Nordenskiöld  und  Hauthal  vorgenommenen  Aus- 
grabungen in  der  Eberhardthöhle  haben  unsere  Kenntniss  vom  Höhlenmenschen  Südpatagoniens 
erweitert.  Ich  verdanke  die  folgenden  noch  unpublicirten  Mittheilungen  Herrn  Hauthal  per- 
sönlich, welcher  Ende  Juni  1900  von  seiner  letzten  Heise  ans  Südpatagonien,  wobei  er  wieder 
die  Höhle  aufsuchte,  nach  Ja  Plata  zurückgekehrt  ist. 

Die  in  der  Höhle  gemachten  Funde  sind  inzwischen  in  der  ganzen  dortigen  Gegend  be- 
kannt geworden  und  die  Speculation  hat  sich  ihrer  bemächtigt.  Seit  Ilauthal's  letzten  Unter- 
suchungen haben  sich  drei  unternehmungslustige  Deutsche  zusammengethan  und  die  Höhle  Juli 
bis  Octobcr  1899  auf  eigene  Rechnung  so  gründlich  durchsucht,  dass  wohl  kaum  mehr  etwas 
zu  finden  sein  dürfte.  Von  den  vielen  von  (rrypotherium  stammenden  Knochenresten  sind 

‘)  Spenoer  Moore:  (üeber  die  Excremente  de»  Grypotberium.)  Britiih  Association  for  the  Advaoee- 
ment  of  Science,  1899,  Meeting  of  Dover.  — Notiz  darüber  bei  A.  Smitb  Woodward:  Be  suppoeed  existiug 
Ground-Slotb  o t Patagonia.  Natural  Science,  Bd.  XV,  Nr.  83,  November  1899,  8.  851  bl»  S54. 


Digitized  by  Google 


Die  Gleichzeitigkeit  der  aiidpatagonischen  Höhlenbewohner  etc.  597 

namentlich  sehr  schöne  Oberschenkelknochen,  Schulterblätter  und  Unterkiefer  zu  erwähnen;  vom 
übrigen  Schädel  fand  sich  auffallender  Weise  nur  ein  einziges  Stück,  der  hintere  Theil  des 
Hirnschädels  eines  ganz  jungen  Thieres,  genau  so  zerschlagen  wie  die  von  nns  beschriebenen. 
Von  sonstigen  Thierreslen  der  Schädel  einer  sehr  grossen  Felisart,  den  llauthnl  für  das  La 
Plata-Museum  erwarb.  Von  Objecten,  die  auf  den  Menschen  Bezug  haben,  sind  Knoohenpfriernen 
bemerkenswert)),  das  Hauptslück  ist  ein  quartblattgrosses,  nicht  von  Grypotherium  stammendes 
Stück  Fell,  aus  zwei  Theilen  bestehend,  die  ganz  roh  mittelst  Lederriemen  in  fortlaufender  Naht 
zusammengeniht  sind.  Es  wurde  in  der  Mistschicht  gefunden. 

In  einer  anderen  kleineren,  bis  dato  noch  unerforschten  Höhle  fanden  die  Drei  Ueberrestc 
von  Onohippidium  (die  Hauthal  für  das  La  l’lnta  - Museum  erwarb)  und  Asche;  ferner  überall 
zwischen  dem  Berge  und  der  Lagune  zwischen  den  dort  liegenden  Conglomeratblöcken  Aschen- 
plätze, bedeckt  von  Humus  und  Geröll. 

Alles  dies  spricht  jedenfalls  dafür,  dass  wir  die  Reste  einer  Art  alten  Ansiedelung  vor 
uns  haben. 

Von  den  von  den  drei  bczeichneten  Personen  gesammelten  Objecten  erwarb  im  Januar 
1900  einiges  Herr  Reiche  für  das  Nationalmuseum  zu  Santiago  de  Chile,  ohne  selbst  Grabungen 
anzustelleu;  Hauthal  kaufte  Ende  Januar  1900  nur  das  schon  Angegebene,  so  dass  die  drei 
Schatzgräber  immer  nooh  über  Material  verfügen,  konnte  auch  selbst,  aber  nur  zwei  Tage,  Aus- 
grabungen vornehmen. 

Was  die  Eberhardthöhle  anbelangt,  so  geht  aus  allen  diesen  Untersuchungen  nun  Folgendes 
hervor.  Im  Hintergründe  ist  sie  durch  einen  Querwall  abgeschlossen,  hinter  dem  sich  keine 
Spur  von  Mist  findet,  obwohl  er  verhältnissmässig  leicht  zu  überschreiten  ist.  Der  Länge  nach 
ist  sie  durch  einen  Hügel,  der  durch  von  der  Decke  herabstürzendes  Gestein  entstanden  ist, 
in  eine  rechte  kleinere  und  eine  linke  grössere  Abtheilung  getlieilt.  Der  kleinere  Raum 
rechts  war  der  Hauptaufenthaltsort  der  palagonischen  Troglodyten;  Mist  findet  sich  hier  keiner; 
hier  dacht  sich  die  Ilöhlenwandnng  sanft  ab,  Stalaktiten  fallen  nicht  herunter  und  es  ist  trockener. 
Hier  gelangt  man  auch  direct  vom  Haupteingange  aus  herein,  der  von  rechts  berkommt.  Am 
Ende  dieses  Raumes,  vor  dem  Eingänge  zur  vorderen  Nebenhöhle,  fand  Nordenskiöld  die 
meisten  seiner  Sachen,  namentlich  Unterkiefer.  In  der  vorderen  Nebenhöhlo,  wo  das  früher 
erwähnte  menschliche  Skelet  gelegen  hatte,  fanden  die  drei  Höhlenforscher  Aschenreste. 

Die  linke  grössere  Abthcilnng,  links  vom  und  hauptsächlich  hinter  dem  Hügel,  war  der 
eigentliche  Kraal;  die  Mistschicht  erreicht  hier  an  ihrer  stärksten  Stelle  eine  Mächtigkeit  von 
2 rn  und  geht  unten  vollständig  zersetzt  in  Erde  über.  Innerhalb  der  Mistschicht  finden  sich 
von  der  Decke  herabgestürzte  Blöcke  eingelagert,  die  also  ganz  von  Mist  bedeckt  sind;  unter 
einem  solcher  Blöcke  lag  auch  das  erste  Londoner  Fell.  Den  Kraal  von  dem  eigentlichen 
Wohnraume  abzusperren,  war  nach  Hauthal’s  Meinung  verhältnissmässig  leicht. 

Hauthal  glaubt  nicht  an  den  Unterschied  zwischen  Onohippidium -,  Gri/i>olherium - und 
Culturscbicht  wie  Erland  Nordenskiöld,  weil  alles  zusammen,  Pfriemen  und  geschnittene 
firgpoMeriumfellstückc  u.  s w.,  in  der  Mistschicht  gefunden  worden  war.  Oertlich  ist  die 
Cultur-  von  der  Mistschicht  wohl  getrennt,  zeitlich  aber  nicht. 


Digitized  by  Google 


XX. 

Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheinland. 


Von 

I)r.  O.  Mehlis. 

(Mil  8 Abbildungen.) 


1.  Das  Steinidol  von  Drnsenheim  im  l'nterelsass. 

Zu  den  ausgezeichnetsten  Sammlungen  der  Steinzeit  und  der  Bronzezeit  im  Rheinland« 
gehört  die  von  Staats  rath  Dr.  Nessel,  Bargermeisler  zu  Hagenau  im  Untereisass.  — Mit 
grosser  Mühe  und  vielen  Kosten  hat  dieser  Archäolog  eine  Collection  von  ca.  800  Steinwerk- 
zeugen, meist  aus  den  Cantonen  Hagenau  und  Niederbronn  herrahrend,  zusammengebracht  und 
stellt  dicselhe  in  lilieralster  Weise  für  wissenschaftliche  Forschungen  znr  Verfügung. 

Das  interessanteste  Object  aus  der  Steinwerkzeugsammlung  ist  ein  in  Druscnheim 
gefundenes  Steinbeil.  Druscnheim  liegt  13km  östlich  von  Hagenau  unmittelbar  am  Rheiu. 
Nach  Wiuckler’s  „Archäologische  Karle  des  Eisass“1)  theilt  sich  hier  die  uralte,  von  Basel 
und  Slrassburg  herkommende  Verkehrsstrasse  und  sendet  einen  Strang  in  nordwestnördlicher 
Richtung  nach  Sulz  unterm  Wahl  und  nach  Weisscnburg-Concordia,  während  der  andere  längs  des 
Rheines  nach  Sulz-Saletio  und  Lauterburg  in  nordostnördlicher  Richtung  zieht 

Zu  Beginn  der  neunziger  Jahre,  erzählte  dem  Referenten  Herr  Staatsrath  Nessel,  war 
hier  in  Drnseuheim  der  Schwager  Nesscl’s,  Gutsbesitzer  Huber,  mit  der  Reinigung  seines 
Gartens  von  Steinen  u.  s.  w.  beschäftigt.  Beim  Aiifladcu  derselben  fiel  ein  rundes  Steinsläck 
herab,  cs  fiel  ihm  auf,  er  nahm  es  an  sich  und  brachte  es  »einem  Schwager  nach  Hagenau. 
Es  war  der  obere  Theil  des  merkwürdigen , fein  und  sauber  geschliffenen  Beiles,  das  wir 
in  Fig.  1 und  2 dargestellt  haben. 

Nach  längerer  Zeit  glückte  es  einem  zuverlässigen  Arbeiter  Hober’s,  int  nämlichen  Garten 
zufällig  im  Grunde  auch  den  unteren  Theil  des  seltenen  Stückes  aufzufinilon,  den  Huber 
ebenfalls  seinem  nicht  wenig  erstaunten  Schwager  brachte.  Nessel  fügte  beide  Stücke  zu- 
sammen. Die  Ligatur  sowie  ein  kleiner  Suhstanzverlust  sind  auf  unserer  nach  Nessel ’s  Ver- 
besserung angefertigten  Zeichnung  deutlich  sichtbar.  Das  Stück  ist  also  echt  und  alt;  darüber 
kann  nach  der  authentischen  Fondgeschichte  kein  Zweifel  obwalten.  Auch  war  von  einem 
Gewinn  für  den  Finder  keine  Rede! 

')  Erschienen:  Colmar  1886,  .Versuch  zur  Aufstellung  einer  archäologischen  Karte  de*  Eisaas“.  Eine 
wenig  bekannt«,  aber  wertbrolle  statistische  Zusammenstellung  der  Funde  im  Elsase,  mit  Karte  1 : 200  0O0. 


Digitized  by  Google 


000 


Kig.  l. 


Dr.  C.  Mehlis, 


Das  ganze  Stück  hat  eine  Länge  von  33  cm , eine 
grösste  Breite  von  7,5  cm  (Linie  a — 6),  eine  stärkste  Dicke, 
in  <lcr  Mitte  des  Beiles,  von  4,1  cm.  Der  Querschnitt  o — b 
zeigt  eine  bis  zur  Mitte  regelmässig  zunehmende  Ver- 
dickung des  Materiales,  die  natürlich  künstlicli  durch 
Alischleifung  des  Steinbrockens  hergcatcllt  ist.  Das  Material 
besteht  in  einem  hellgrauen  bis  grünen  Gestein,  ist  schwer 
ritzbar,  fühlt  sicli  kalt  an  und  scheint  der  mineralischen 
Sorte  des  grauen  Jade  anzugehören ').  Das  ganze  Beil 
ist  dann  sauber  und  glatt  abpolirl,  so  dass  wir  es  getrost 
dein  neolithischen  Zeitalter  — pierre  polie  — zusprechen 
können.  Specifisches  Gewicht  nach  Professor  Nachreiner 
= 2,88;  Härte  = 4,5.  Beide  Kennzeichen  stimmen  mit 
Damour’s  Jade  blaue  und  dem  eigentlichen  Nephrit 
Fischer'«  überein. 

In  den  oberen  und  breiteren  Theil  des  nach  unten 
stark  zugespitzten  Beiles,  das  danach  deutlich  bestimmt 
war,  in  einen  Holzklotz  oder  in  die  Erde  eingesteckt 
zn  werden,  ist  eine  Zeichnung  im  Flachrelief  ein- 
geschnitten. Wollen  wir  uns  über  die  Technik  der  Figur 
corrcct  aiisdrücken,  müssen  wir  sagen:  die  Figur  ist  in 
den  harten  Stein  cingerieben.  Nur  durch  Reibung  eines 
weicheren  länglichen  Steines  — vielleicht  Bimsstein 
oder  Tertiärkalk  — auf  der  glatten  Grundfläche  konnten 
die  9 mm  im  Querschnitte  (vcrgl.  Fig.  2)  messenden , ver- 
tieften, glatten  Flächen  hergestellt  worden  sein. 

Die  Figur  selbst  misst  17  cm  Länge  und  7 cm  grösste 
Breite.  Von  der  Länge  fallen  auf  den  Kopf  allein  7 cm, 
8 cm  auf  den  Leib  und  die  Beine. 

Der  Umriss  des  eil  face  dargestellten  Kopfes  ist  nach 
unten  zugespitzt:  sonst  macht  er  mit  seinen  ungleichmässjg 
hergestellten  Augenhöhlen,  sowie  dem  grossen  geöffneten 
Munde  den  Eindruck,  als  ob  der  neolithischc  Künstler 
hätte  darstellen  wollen  — „den  Mann  im  Mond“. 

Direct  um  das  Kinn  schliessen  sich,  von  eingeriebenen 
Intervallen  umgeben,  die  im  Winkol  von  45°  gebogenen 
Anne  an,  deren  scharf  gezeichnete  Hände  die  Brüste  drücken. 

Es  folgt  ein  breites  Intervall  und  dann  schliessen 
sich  die  mit  den  Knicen  nach  einwärts  gebogenen  Beine  an. 
so  dass  die  Figur  den  Eindruck  eines  „Hockers“  macht. 

')  Vergl.  H.  Fischer:  , Nephrit  und  Jadeit*.  S.  221  bis  237; 
Dsmour,  8.  366  bi«  36«. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheinland. 


601 


Die  Waden  sind  deutlich  und  stark,  wie  hei  einer  Frau,  ausgedrückt , während  die  Küsse 
nur  auf  der  photographischen  Darstellung  etwas  erkenntlich  sind.  Sic  scheinen  nach  abwärts 
gerichtet  zu  sein. 

Nach  dem  fehlenden  Glied  und  dem  starken  Schatten  oberhalb  der  beiden  Kniee,  sowie 
den  starken  Waden,  dürfte  die  Gestalt  dem  weiblichen  Geschlechts  angehören. 

Wir  halten  daher  wohl  das  Abbild  eines  weiblichen  Idoles  vor  uns,  das  entweder  mit 
der  Spitze  in  einen  festen  Gegenstand  gesteckt  zu  werden  pflegte  oder  liei  der  Verehrung  in  der 
Hand  gehalten  wurde,  um  es  in  geeigneter  Weise  zu  verehren,  zu  küssen  oder  ihm  vorgesohrie- 
bene  Opfergaben  darzubringen. 

Das  rohe,  aber  in  der  Technik  seiner  Zeit  vollendet  hergestellte  Bildwerk  steht  nach 
unserer  Information  in  Westeuropa  einzig  da.  Nessel  zwar  berichtet,  Dr.  Lissauer  habe 
im  Museum  zu  Kopenhagen  „etwas  Aehnliches“  gesehen.  Allein  Referent,  der  seiner  Zeit  unter 
Führung  des  dänisohen  Cultusministers  Worsaae  mit  Dr.  M.  Much  und  Dr.  R Sepp  sen. 
das  „Nordische  Museum“  zu  Kopenhagen 
durchstudirt  hat,  kann  sich  eines  ähn- 
lichen Gegenstandes  dort  nicht  erinnern. 

Analogien  zum  „Drusenhcimer 
Steinidol“,  wie  wir  die  Figur  wohl 
nennen  dürfen,  bieten  die  allägyptischen  * 

Todteiiamulelte,  die  gleichfalls  häufig  die 
rohen  Umrisse  einer  menschlichen  Gestalt 
darstellen  und  dann  „Ta“  genannt  werden  ‘). 

Die  grösste  Aehnlichkeit  in  der  Haltung  der  scharf  gezeichneten  Hände,  in  der  Kürpcrbildung 
und  seihst  in  der  unproportionirten  Darstellung  des  KopfcB  bietet  ein  von  Ohnefalsoh-Riehter 
publicirtes  Thonbild  aus  Cyporn  [vcrgl.  „Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte“,  189!),  S.  73,  Fig.  XV,  li,  Text  S.  (70)  bis  (72)].  Es 
ist  ein  Rundidol  — vcrgl.  Fig.  5 — mit  menschlichem  Gesicht,  bei  dem  zuerst  zweierlei  Be- 
malungen, rothe  und  schwarze  Bänder  um  Hals  und  Schwarz  für  die  Scham,  auftauchen.  Es 
stammt  aus  einem  Grabe  von  Hagia- Paraskevi;  das  Original  ist  in  Oxford.  Ohnefalsch - 
Richter  hüll  dies  Idol  für  ein  Abbild  der  nackten  „Nana -Istar-Astarte- Aphrodite“  Cyperns, 
deren  II.  Typus,  den  wir  auch  aus  einem  Grabe  der  späteren  VI.  Periode  Cyperns  kennen,  nach 
ihm  zuerst  in  der  vormykenischen  IV.  Periode  Auftritt.  Diese  Periode  fallt  nach  seiner  Berech- 
nung „in  die  Zeit  von  etwa  2.r>00  bis  1600  v.  Chr.“  Er  nennt  sic  die  cyprisch-cyklodische 
[vcrgl.  a.  a.  O.,  S.  (30)  bis  (37);  8.  „38“,  2.  Anmerkung.  „Die  ersten  nackten  Idole  kommen  in 
der  cyprisch-cykladiscben  Schicht  vor“]. 

Achnliche  vereinzelte  menschliche  Bilder  kommen  auch  an  Gefässen  der  Schweizer  Pfahl- 
bauten vor,  ebenso  entsprechende  Thonvögel  mit  eingelegten  Zinnornamentcu  a). 

Des  Weiteren  sind  hier  anzuführen  die  Sleinligurcu  vom  Departement  Gnrd  an  der  unteren 
Rhone  bei  Collorgues  Auf  einfachen  Steinplatten  sind  hier  rohe  Reliefs  dargestellt,  welche 

‘)  Vsrzl.  ti.  Perrot  und  Oh.  t'hipicz:  „Aegypten",  deutsrhe  Ausgabe  von  Pietachtnalin,  8.  IM',  Kic  1"4. 

f)  Verxl.  „ Verhandlungen",  n.a.  O.,  8.(08),  2.  Anmerk.  n.  tiron:  „Les  Prubobelvvtee",  PI.  XXII,  Fitf.  0d. 

*)  H-.ru.  „.  Urp, -schichte  der  bildenden  Kunst  in  Knrupa,  8.  244  bis  24S,  Fig.  72,  7a,  74. 

Archiv  tur  A.ul,,  In.  XXV11.  -y 


Fig.  2. 


Digitized  by  Google 


602 


Dr.  C.  Mohlis, 


ein  rohes,  T-förmiges  Gesicht  un«l  die  Extremitäten  »um  Ausdruck  bringen.  Eine  Figur  trägt 
HalHring,  Arme  und  Keule  (vergl.  Fig.  4),  die  zweite  nur  die  Keule,  die  dritte  Dolch  und  Keule- 
Allein  schon  der  Dolch,  ausserdem  die  gebrochenen  Linien  der  Figuren  weisen  die  Garder 
Darstellungen  einer  späteren  Zeit,  der  Bronzezeit,  zu.  Ilörnes  erinnert  an  die  Aehnlichkeil 
mit  der  Gcsichtsbildung  troischcr  Frauenfiguren  und  gewisser  thönerner  Statuetten  von 
Butmir.  Auch  Tordos  in  Südungarn  ist  hier  zu  nennen  ').  Von  den  Figuren  von  Collorgues 
entstammen  zwei  aus  einem  Ganggrabe  (Tumulus  mit  Steinkammer  und  Corridor). 

Ilörnes  erinnert  an  den  ägyptischen  Bronzedolch  und  schliesst,  „dass  schon  die  älteste 
statuarische  Plastik  in  Westeuropa,  etwa  um  dio  Mitte  des  zweiten  Jahrtausends  v.  Chr., 
unter  den  Auspicien  des  Südens  (Aegyptens!)  steht“  *). 

Noch  grössere  Aelinlichkcit  besitzen  die  mit  Köpfen  verzierten  hölzernen  „Ahnenbilder“, 
wie  wir  sie  in  Afrika  und  Madagascar  noch  jetzt  vorfinden. 

Schweinfurth  *)  berichtet  von  solchen  beschnitzten  llolzpftihlen,  die  auf  den  Gräbern  bei 
den  Bongonegem  stehen.  Bei  den  Majakalla,  am  „Fischcnnann-Soe“,  bei  den  Lunda  und  Bagos 


Fig.  3. 


Ahnenbild  aus  Afrika 
(,Fisehermann-8ee“). 


Fig.  4. 


Fig.  5. 


Thonflgur  au« 
Cypero. 


Steintigur  von  Collorgues 
(Gard), 


in  Afrika  werden  Pfähle  mit  den  aus  Holt  geschnittenen,  schematisch  behandelten  Bildern  der 
Ahnen,  bezw.  deren  Köpfen,  auf  den  Gräbern  aufgestellt.  Eines  dieser  Ahnenbilder  vom 
„Fischermann-See“  bringen  wir  nach  Büttikofer4)  in  Fig.  3 zur  Darstellung.  Man  vergleiche 
in  dieser  Beziehung  auch  die  aus  Holz  mit  Obsidianmessern  geschnitzten  Ahnen hilder  von 
den  Osterinseln,  welche  im  Globus,  Bd.  76,  S.  389  bis  390  abgcbildct  und  beschrieben  sind. 


*)  Karl  Qooi:  Sofie  von  Torma's  Sammlung  prib.  Alterthftmer,  Hermannstadt  1878,  8.  18  bin  20. 

*)  Hörne«,  a.  a.  O.,  8.  247. 

*)  Vergl.  „Im  Herzen  von  Afrika“,  8.  119  bi«  120. 

4)  Vergl.  L.  Proben  io«:  „Die  bildende  Kunst  der  Afrikaner*,  in  Mittheilungen  der  anthropologischen 
Gesellschaft  Wien,  27.  Bd.,  1897,  8.  2,  Fig.  9 u.  8.  17. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithwchen  Zeit  iru  Mittelrhoinland. 


603 


Diese  grotesken,  menschlichen  Figuren  haben  16cm  Länge  und  sind  nach  unten  zugespitzt. 
Die  Andeutung  der  Gliedinaassen  reicht  nur  bis  zu  den  Knieen.  Sie  werden  als  kleine  Haus- 
götzen benutzt  und  Moi  Toiromiro  — „Holzgötze“  genannt,  im  Gegensätze  zu  den  „ Moi  Maie“, 
den  „Steingötzen“.  — Nur  bei  Festen  wurden  sie  aus  ihrer  BaatumhflUung  bervorgeholL  — 

Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  eine  solche  Sitte,  Ahnen  oder  vergöttlichte  Voreltern 
auf  den  Gräbern  aufznstellcn , auch  bei  den  prähistorischen  Völkern  üblich  war,  die  vor 
drei  bis  vier  Jahrtausenden  die  Osthänge  des  Wasgcnwaldes  und  die  ITfer  des  Rheines  besiedelt 
und  bewohnt  haben,  geherrscht  hat.  Der  Ahnenkult  ist  ja  nach  Lippert’s  Anschauung  die 
Wurzel  des  Animismus  und  der  niederen  Keligionsforrnen.  Hörn  es  glaubt,  dass  die  Steinbild- 
werke  vielleicht  Nachahmungen  hölzerner  Grabpfeiler  seien,  die  eine  Gottheit  darstellen  *). 

Ausser  solchen  sprechenden  Analogien  aber  kommt  die  vorgeschrittene  Schleif- 
und l’olirtechuik  in  Betracht.  Eine  solche  finden  wir  nur  an  einer  Stelle  der  alten  Welt, 
in  Aegypten.  Hier  erreichte  nach  den  Ausgrabungen  von  Flinders  Petrie  bei  Tuah,  von 
Amelinean  bei  Abydos  und  von  de  Morgan  bei  Naqada  die  ncolithische  Periode 
mit  ihrer  glänzenden  Technik  ihren  Höhepunkt,  Hier  verstand  man  bereits  3000  Jahre  v.  Chr. 
die  Kunst,  in  der  Steinzeit  Thierfiguren  und  andere  Formen  aus  feinkörnigen  Grauwacken- 
schiefern herzustellen  ’). 

Von  hier  aus  muss  diese  Technik,  welche  das  Steinidol  von  Drusenheim  auszeichnet,  ent- 
weder an  den  Rhein  gewandert  sein,  oder  es  brachten  uralte  Völker  und  Handelsverbindungen 
dies  Kunstwerk  an  die  Ufer  des  rheinischen  Stromes. 

Hermann  Gentbe  weist  mit  Recht  darauf  hin*),  dass  der  Bernstein  anch  auf  dem 
Westwege,  d.  h.  längs  der  Rhone  durch  das  Gebiet  der  ligurischen  Stämme  von  Griechen,  zu- 
nächst Massiliotcn,  bezogen  wurde. 

Das  ist  die  „Ligurische  Strasse“,  die  von  den  Rheiumündnngen  den  Rhein  aufwärts  zum 
Rheinknie  führte,  dann  in  das  Aartbal  und  längs  desselben  zum  Genfer  Sec  und  zum  Rhone- 
tlialc  gelangte. 

Man  kann  diese  Handelsverbindung  aus  Grabhügelfunden  in  der  Rheinpfalz  seit  dem  Be- 
ginn der  Bronzezeit  naehweisen.  So  enthalten  die  Grabhügel  bei  Otterberg  neben  Lanzen 
der  älteren  Zeit  triangulären  Dolch,  Knopfnadel,  kleine  Fibeln , Gcfiisse  mit  Bandornamentik, 
Lcichenbrand,  und  ausserdem  Bernstein  in  Form  von  Perlen  von  blutrother  Farbe,  der  für  die 
rheinische  Varietät  bezeichnend  ist.  Erst  die  Concurrenz  der  Etrusker  lenkte  diesen  Ilandels- 
weg  von  Massilia  ab  über  Cnlaro  (Grenoble),  die  Lsere,  den  kleinen  St.  Bernhard,  das  Thal  der 
Doria  und  Kporedia  (=  Jorca). 

Ausserdem  haben  sieb  Andeutungen  ergeben,  dass  sich  seit  der  ncolithischcn  Zeit  ein 
uralter  Völkerzng  von  Italien  und  weiter  von  Nordafrika  aus  von  der  Rhönemündung  her 
längs  dieses  Stromes  durch  die  „Burgundische  Pforte“  an  den  Rhein  bewegt  hat  *)  1 

')  Vergl.  Homer,  a-  a.  0.,  8.  248  bU  249;  vergl.  such  „Schmuck  und  Spiel  in  der  Urwirthschaft*  von 
Arthur  Dix  in  „Des  neue  Jahrhundert",  Köln,  I.  Jabrg.,  Nr.  29,  8.  82). 

")  Vergl.  Prof.  Kb.  Fraae:  „ Anthropologisches  aus  dem  Lande  der  Pharaonen”  im  Oorreapondenzblatt  d. 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  1898,  Nr.  2 und  Pl.  Petrie  and  Qnlbell:  „Naqada  and  Dallas", 
Tat.  LIX.  Manche  Idole  Oberägyptens  zeigen  ähnliche  Formen,  aber  keine  identischen! 

a)  „Ueber  den  etruskischen  Tauschhandel  nach  dem  Norden",  2.  Aul,  Frankfurt  1874,  8.  104  bia  107, 

*)  Vergl.  Meblia:  Prähistorische  Blatter,  1898,  Kr.  8,  8.  33  bis  37,  47  hia  48. 

76* 


Digitized  by  Google 


604 


Dr.  C.  Mohlis, 


Und  hat  doch  kein  Anderer,  als  der  bewährte  Altmeister  der  deutschen  Anthro|>ologie. 
Rudolf  Virchow,  auf  dem  letzten  Anthropologencongre»»  zti  Braunschweig  in  seiner  Er- 
öfi'nungsredc  mit  Bezug  auf  Nordafrika  und  Westeuropa  erklären  müssen:  „für  die  neolilhiscbe 
Zeit  erscheint  mir  die  Möglichkeit  sehr  plausibel,  dass  in  der  That  eine  grosse,  weite 
Wanderung  erfolgt  ist“ 

Einen  der  Zeugen,  der  eine  solche  grosse,  weite  Wanderung  miterlebt  hat,  eine  Wande- 
rung, die  dunkelhaarige,  schwarzäugige  Volksgenossen  von  zierlicher  Gestalt  mit  langem, 
schmalem  Schädel  von  den  Küsten  Nordafrikas  und  der  8onne  Italiens  zur  jüngeren  Steinzeit 
hierher  in  die  gesegneten  Gaue  des  Mittclrbeinlnndes  geführt  hat,  stellt  vor: 

„das  Steinidol  von  Brusen  heim“9). 

Aus  den  Funden  in  der  Gegend  von  Hagenau,  im  Ungenauer  Walde,  ist  zu  schliessen, 
dass  die  Besiedelung  von  der  neolithisehen  Zeit  hinein  in  die  la-Tene- Periode  gedauert  hat'), 
liier  entsteht  ein  Hiatus,  eine  archäologische  Lücke  zwischen  den  letzten  Hügelgräberfunden 
mit  Schwertern  und  Bibeln  der  gallischen  la-Tene-Zeit  und  deren  Reihengräbern. 

Nessel  will  letztere  sofort  in  die  ersteren  einschliessen,  was  aber  archäologisch  kaum  um- 
gänglich ist9). 

Dieser  Sprung  ist  nur  durch  Auswanderung  des  bisher  hier  seinen  Sitz  habenden 
Volksstammes  zu  erklären. 

Nnn  haben  der  Verfasser  nnd  W.  De  ecke  die  Anwohner  der  Moder,  die  702  als  Metra 
erscheint,  mit  der  von  Cäaar  (de  hello  gallico  IV,  10)  zuerst  als  Anwohner  des  linken  Rhein- 
ufers genannten  Mediomatrici  identificirt.  Nach  De  ecke9)  bedeutet  der  ursprünglich  zum 
Tbeil  ligurische  Name  (vergl.  Madro  in  Piemont,  Malrnna  — Marne,  ausserdem  alter  Name 
der  Mevrone  in  der  Provence  und  einer  Quelle  am  Mont  Gencvre)  „die  in  der  Mitte  der  beiden 
Matra  Wohnenden“.  Mit  diesem  geographischen  BegrifT  ist  der  Bezirk  des  Hagcnaucr  Forste* 
ausgedrückt,  worin  eben  die  Grabhügel  liegen.  Taoitus  aber,  ein  Jahrhundert  später, 
kennt  sie  im  Westen  der  Vogesen,  wo  Divodurum,  „die  Götterburg“,  das  spätere  Metz,  ihre 
Hauptstadt  war9).  Ebenso  setzt  sie  dessen  jüngerer  Zeitgenosse  Ptolemaeos T)  südlich  der  an 
der  Mosel  wohnenden  Treviri  an. 

Wir  wissen  nun  auch  aus  Strab«,  wer  diesen  allen  ligurisehen,  später  gallischen  Volks- 
stamm vom  Rheinufer  vertrieben  hat. 

Es  waren  die  germanischen  Tribocchi,  von  denen  Strabo,  der  Zeitgenosse  des 
Augustus,  Folgendes  berichtet  (IV,  193):  „Nach  den  Helvetiern  bewohnen  die  Seqnaner  und 
Mediomatricer  den  Rhein;  bei  letzteren  hat  sich  ein  germanisches  Volk,  das  aus  seiner  lleiniath 
herübergekommen  ist,  angosiedelt,  die  Triboecher.“  Und  wirklich  finden  wir  deren  Sitze  später  in 
der  Gegend  südlich  von  Speyer,  dann  von  der  Lauter  an  bis  zur  Einmündung  der  111  in  den  Rhein  ’) 

M Yergl.  Correspondensblatt  äst  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  IS98,  8.  78. 

')  Die  Museen  zu  Berlin,  Mainz  und  Dürkheim  erhalten  demnächst  Uvpsabgüsse  durch  die  Güte  reo 
Htaatsrath  Messel. 

a)  Verg]  Mehlis:  „Das  Grabhügelfeld  bei  Hagenau *,  Kosmos,  HL  Jahrgang,  Heft  &, 

*)  Mündliche  Mittheilung  von  tätaatsratb  Kessel. 

9)  Vergl.  Jahrbuch  für  Geschichte  Klsaas-I-othringens,  X.  Jahrg.,  8.  8. 

')  Taeitl  Historie«  I,  »S  und  Kiepert:  Lehrbuch  der  allen  Geographie,  $.  4M. 

7)  Geographie,  II,  9. 

*1  Mehlie*.  „Studien*.  YL  Abth..  8.  2 bis  4. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheiuland.  605 

Auch  Cäsar  (IV,  10)  nennt  eie  bereit«  unmittelbar  nach  den  Mediomatricern  als  Rhein- 
anwohncr.  Und  so  sind  wir  auf  Qrund  der  Thatsachcn  der  Geschichte  in  der  Archäologie  zu 
dem  Schlüsse  berechtigt,  das«  in  der  letzten  Periode  der  la-Tene-Zeit,  etwa  in  Folge  des  Cirn- 
bern-  und  Teutonenzuges  und  der  damit  zusammenhängenden  Veränderungen  und  Verschiebungen 
der  mittelrheinischen  Stämme  von  drüben  her,  aus  der  Lücke  zwischen  Oden-  und  Schwarzwald 
auf  das  Unke  Rheinufer  ein  germanischer  Stamm  eingewandert  ist-  Die  Ureinwohner  in 
dieser  Gegend,  besonders  an  der  Moder,  brachte  dieser  zum  Auswandem  und  besiedelte  selbst, 
wie  sein  Name  beweist,  der  Waldbcrgbewohner ')  bedeutet,  die  Hochflächen  an  der  Ostscite  des 
Vogesengebirges,  während  die  eigentlichen  Mediomatricer  sich  durch  die  nnhen  Pässe  bei 
Niederbronn  und  Zubern  auf  das  Plateau  von  Lothringen  und  in  das  mittlere  Moselthal 
znrückzogen,  wo  sich  die  Murtha.  ein  versetztes  Matra,  wioderflndet  — die  Meurthe2).  — 
Den  Verkehr  mit  dem  Süden  aber,  durch  den  das  Steinidol  von  Drusenheim,  das  an  der 
Mündung  der  Matra  liegt,  vermittelten  wohl  die  Stämme,  zu  denen  auch  die  Matraanwohner 
ursprünglich  gehörten,  die  Ligurer.  Ihre  Landsleute  wohnten  ja  bis  zur  Rhönemündung  und 
durch  ihr  Gebiet  führte  die  alte  Bernsteinstrasse,  welche  den  Bernstein  nach  Süden 
und  Gegenproducte  nach  Norden  geführt  hat2). 

2.  Zwei  Jadei'tbeile  aus  der  Rheinpfalz. 

Die  Rheinpfalz  ist  bekanntlich  sehr  reich  an  Steinwerkzeugen,  die  hier  zu  Lande 
Douncrkeile,  Donneräxte,  mundartlich  „Don  n erk  c idel“  (Hambach)  genannt  werden.  Die 
seltensten  und  wertlivollsten  darunter  Bind  die  hell-  bis  dunkelgrün  gefärbten  Stücke  aus  Nephrit, 
Jadeit,  Chloromclanit.  Eines  dieser  Art  wurde  jüngst  von  Rudolf  Trautz  in  Speyerdorf 
au  Lachen  unterhalb  Neustadt  a.  d.  II.  zufällig  bei  einem  Landwirth  aufgefumlen  und  dem  Refe- 
renten zur  Bestimmung  schenkweise  übergeben.  Der  bisherige  Besitzer  zu  Lachen  gab  seinon 
vom  Grossvater  gefundenen  „Donnerkeil“  nur  ungern  ab.  — Dieses  Beilohen  ist  vorzüglich 
erhalten  und  völlig  unverletzt  (Fig.  6). 

Es  hat  eine  Länge  von  S,7  cm , eine 
Schncidcnbreite  von  4 cm,  eine  Breite  an 
der  Rückseite  von  1,7  cm;  die  stärkste 
Dicke  = 1,6  cm.  Alle  vier  Flächen  sind 
sorgfältig  glatt  geschliffen  und  die  beiden 
Hanptflächen  gleichmäaeig  gewölbt.  Die 
Farbe  de»  Gesteins  besteht  in  einer  grün- 
weissen  Marmorirung  mit  einzelnen  — 
von  Eisenoxyd  — blassrothen  Flecken 
durchzogen.  Das  speciflsche  Gewicht  be- 
trägt nach  Untersuchung  von  Professor 
Naohreiner  3,33,  Härte  — 7,5.  Das  Muttergestein  kommt  zweifellos  auf  deutschem  Boden 
nicht  vor;  denn  Nephrit  ist  hier  nur  von  Oberschlesien  und  von  Steiermark  (Murbett)  bekannt. 

')  Mehlis:  .Studien".  I.  Abth.,  8.  72  bis  7d  und  Zeuse:  , l>ie  Deutschen  und  die  NachbarsUlmme",  8.220. 

’)  Vergl.  Huhn:  Oueehicht«  Lothringens,  Karle  zu  8.  S.  Ausserdem  kommt  das  ligurisrhe  Mure  in  Helracht. 

*)  Uenthe:  Ceber  den  etruskiechen  Tauschhandel  nach  dem  Norden,  2.  Aueg.,  8.  104  bis  los. 


Querschnitt:  Fig.  8. 


b b 

Jadeitbeil  von  Speyerdorf  ln  der  Bbeinpfalz. 


Nat.  Grosse. 


Digitized  by  Google 


606 


Dr.  C.  Mehlis. 


Kiff-  7. 


Jadeitbeil  aus  dem  Kheln  bei  FrnnkenthHl 
in  der  Bheinpfalz. 

Nat.  Grösse. 


Beide  Varietäten  unterscheiden  sich  in  der  Farbe 
und  der  Substanz  vom  Speyerdorfer  Stück.  Da- 
gegen besitzt  dieses  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem 
von  Geheimrath  Professor  H.  Fischer  bestimmten 
Jadeitbcil  vom  Alsenzthale,  das  sich  im  Museum 
zu  Dürkheim  befindet  (vergL  Fischer’s  Werk: 
„Nephrit  und  Jadeit“,  2.  Ausgabe,  Stuttgart  1880, 
S.  398).  Noch  grössere  Aehnlichkeit  hat  das  Speyer- 
dorfer Stück  mit  dem  Dünnschliff  eines  tibetani- 
schen JadeTtbeiles,  das  bei  Fischer,  Taf.  II, 
Fig-  16  abgebildet  ist.  Auch  hier  die  blassruthen 
Flecken.  — Im  Globus,  Bd.  77  (1900),  Nr.  19, 
S.  310  ist  nun  die  Fundstelle  dieser  Spielart  von 
Nephrit-Jadeit  genau  beschrieben.  Diese  liegt  im 
Pamir-Hochlande  und  zwar  auf  der  östlichen  Ab- 
dachung in  Ostturkcstan.  Die  Varietät:  „hellgrün 
mit  rothen  Flecken“  heisst  dort:  „Tsohul-Pan“  und 
wird  von  den  Chinesen  mit  Silber  auf- 
gewogen. Diese  verarbeiten  jetzt  noch  den 
vulgo  „Nephrit“  in  der  Gelehrtenwelt  genannten 
Halbedelstein  zu  Fingerringen,  Amuletten,  Spann- 
ringen, Mundstücken  zu  Pfeifen,  Gürtelschnallen 
und  Flayous.  Nephritschleifereien  befinden  sich 
in  Chotau;  die  bekanntesten  Brüche  liegen  am 
Kara-Kosch  und  am  Kara-Korumpass.  Auch 
der  Deckstein  des  berühmten  Grabes  von  Timur 
in  Samarkand  besteht  nach  Professor  Musch- 
ketow  in  St  Petersburg  aus  Nephrit  vom 
Flussbett  des  Raskom-Darja  in  Ostturkcstan.  — 
Schon  in  grauer  Vorzeit,  vor  ca.  4000  Jahren, 
gelangte  das  Speyerdorfer  Steinheil  durch  Völker- 
wanderungen oder  Handelsverkehr  von  der  YVelt- 
scheide  des  Pamirhochlandes  au  da«  grüne  Ge- 
stade des  Speyerbaches  und  dient  jetzt  der  Eth- 
nologie als  Beweismittel  vorgeschichtlicher,  ur- 
alter Beziehungen. 

Das  zweite  Jadci'tbeil  fand  sich  nach 
der  gefälligen  Mittheilung  von  Medicinal  - Rath 
Dr.  Demnth  in  Frankenthal  im  Rheinbett 
bei  dieser  Stadl  und  kam  als  Geschenk  in 
den  achtziger  Jahren  an  das  Gcwcrbemuscum  zu 
Kaiserslautern. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheinland.  607 

Der  Director  denselben,  Dr.  Moser,  flbcrlietui  dasselbe  dem  Verfasser  zu  Wissenschaft* 
liehen  Studien  (vergl.  Fig.  7). 

Dieses  Beil  oder  vielmehr  diese  Hacke  — das  Artefact  ist  einfach  convex  geschliffen,  während 
Nr.  1 und  2 biconvex  gestaltet  sind  — hat  eine  Länge  von  14  cm,  eine  Sohncidcnbrcite  von  6 cm, 
eine  Endbreite  von  1,5  cm,  eine  grösste  Dicke  — bei  c — von  2,6  cm.  Die  Unterseite  ist 
schwach  flach  gewölbt,  während  die  obere  Seite  von  der  unteren  Kante  zuerst  1 bis  l’/jcm 
nahezu  senkrecht,  dann  im  Bogen  zum  Röcken  ansteigt  (vergleiche  Querschnitt  von  Fig.  7). 
Vom  höchsten  Grate  des  Rückens  fällt  die  Schneide  auf  4 cm  Länge  bis  zur  Vorderkante  ab, 
während  von  demselben  Grate  ans  die  sanfte  Abdachung  nach  rückwärts  10  cm  Länge  beträgt. 
Aach  die  Seitenkanten  sind  leicht  geschwungen.  Die  ganze  Hacke  ist  kunstvoll  abgeschliffen  und 
spiegelglatt  Bei  b ist  ein  3,5  cm  langer  nnd  1,5  cm  breiter  Dcfect  bemerkbar.  Ob  dieser  als 
Splitter  künstlich  abgesprengt  wurde  oder  aber  mit  dem  Gcröllchurakter  des  Urmateriales 
zusammenhängt,  der  bei  o,  d,  e noch  deutlich  sichtbar  wird,  ist  schwer  zu  bestimmen,  da  das 
Steinwerkzeug  vielleicht  drei  bis  vier  Jahrtausende  lang  von  den  äVellen  des  Rheinstromes 
umspült  worden  ist 

Das  specifische  Gewicht  ist  nach  Prof.  Nachreiner  = 3,33,  Härte  = 7,5,  so  dass  die 
Beile  von  Speyerdorf  und  Frankcnthal  nach  diesen  Kriterien  identische  mineralogische 
Kennzeichen  besitzen. 

Die  Farbe  ist  im  Ganzen  apfclgrün,  an  den  Kanten  nicht  durchscheinend;  dabei  ist 
die  Oberfläche  von  zahlreichen,  dunkelgrünen  bis  schwarzen  Adern  durchzogen,  so  dass  das 
Gestein  wie  marmorirt  aussieht  und  dein  Untcsberger  Marmor  darin  sehr  ähnlich  erscheint 
H.  Fischer  in  seinem  Werke:  „Nephrit  und  Jadeit“,  2.  Ausgabe,  Tafel  I,  Fig.  7,  bildet  ein  ähn- 
liches Nephritbeil  von  Meilen  am  Züricher  See  ab  (Züricher  antiquarisches  Museum).  Auch 
Fig.  5,  Nephritbeil  aus  einem  Tschudcngrab  bei  Tomsk  (Sibirien),  zeigt  die  charakteristische 
schwarze  Marmorirung.  Ebenso  Fig.  6,  Nephrit  aus  Batougol  in  Sibirien. 

Die  schwärzlich  grünen  Stellen  im  „lichtgrasgrünen  Grunde“  findet  Fischer  auch  bei 
einem  Jadeitbeilchen  ans  der  Sammlung  von  Ullersbergcr  zu  Ucberlingen  am  Bodensee.  Da 
bei  diesem  Beilchcn  ausser  der  Färbung  auch  das  specifische  Gewicht,  nach  Fischer 
= 3,340,  stimmt,  was  für  den  Unterschied  von  Nephrit  und  Jadeit  mit  der  Härte  entscheidend 
ist  die  bei  Nephrit  bis  Grad  5 hcrabsinkt,  so  ist  auch  die  „Hacke  von  Frankenthal“  wie  das 
Beilchen  von  Uebcrlingon  alB  echter  Jadeit  zu  erklären  (vergl.  Fischer,  a.  a. 0„  S.  347  bis  348). 
Auf  den  inneren  Zusammenhang  der  zwei  Punkte  am  Mittelrhein:  Speyerdorf  und  Franken- 
thal einerseits  und  der  zwei  Fundstellen  am  Oberrhein:  Meilen  und  Ucberlingen,  weisen  wir 
gleich  hier  hin. 

Fischer  giebt  ausser  den  eben  angeführten  Stellen  auch  noch  weitere  Andeutung  über 
die  Provenienz  dieser  grünen  von  schwarzen  Adern  durchzogenen  Varietät  S.  331  bis  332 
beschreibt  er  Nephrite  aus  Turkestan  „mit  grösseren  auf  der  Schliflflächn  sich  fetzenartig 

prüsentirenden  trüben Flecken“.  — S.  336  beschreibt  Fischer  den  über  3kg  schweren 

Nephritblock  aus  China.  Er  ist  „schön  lauchgrün“  nnd  zwar  „mit  schwarzen,  striemigen,  matt 
anssehenden  Stellen“. 

Es  sei  hier  bemerkt,  dass  weder  der  Nephrit- Jadeit  ans  Neuseeland,  noch  der  von  Mittel- 
und Südamerika  — ausgenommen  Fischer,  S.  347  „d'Argenville;  ? ? Nephrit“  — die  oben 


Digitized  by  Google 


608 


Dr.  C.  Mehlis. 


geschilderten  »pecifischen  Kennzeichen  besitzt.  Man  wird  deshalb  kaum  irre  gehen,  wenn  man 
das  Urmiucral  der  „Hacke  von  Frankenthal“  wie  das  de»  Beliebens  von  Speyerdorf  oder 
die  beiden  Artefacte  selbst,  wie  sie  vorliegen,  aus  dem  Innern  von  Hochasien  hierher 
an  die  Gestade  des  Mittelrheincs  gelangen  lässt.  Dies  ist  ja  auch  bei  einer  Reibe  von 
Beilen  aus  Nephrit  und  Jadeit,  die  auN  den  Pfahlbauten  der  Schweiz  stammen,  als  das  Wahr- 
scheinlichere anzunehmen,  wenn  auch  die  Maurachcr  BeUchen  aus  dem  von  Lein  er  ge- 
nannten Khodonephrit  vielleicht  alpinem  Materiale,  das  aber  noch  aufzufinden  wäre,  ihre 
Provenienz  verdanken  ■). 

Hierher  gehört  auch  das  Jadeitbeil  aus  dem  Alsenzthale  (Museum  zu  Dürkheim),  das 
Fischer — a.  a.  O,  S. 398  — „als  eines  der  schönsten  Beile  von  Jadeit,  die  ich  sah“,  bezeichnet. 
Es  ist  ein  dreieckiges  Flachbeil  nach  Art  und  Form  der  Gonsenheimcr  Jadeitbeile.  Länge 
16cm,  Schneidenbreite  6cm.  Specifisches  Gewicht  = 3,333,  Härte  etwa  = 8.  Nach  Fischer 
und  des  Verfasser»  Prüfung  ist  es  „glatt  polirt,  schmutzig  grasgrün  mit  bräunlichen  (schwarzen) 
Flecken  und  Striemen“.  — Nach  Farbe,  specifiscliem  Gewicht  und  besonders  nach  den  schwarzen 
Adern  und  Flecken  stimmt  das  Alsenzer  Beil  genau  mit  dem  Frankenthaler  überein. 
Zweifellos  entstammt  das  Material  zu  beiden  Artefacten  demselben  Platze,  d.  h.  wahr- 
schein  lieh  Hochasien. 


3.  Resultate. 

Die  Schlüsse  aus  den  im  Abschnitt  1 und  2 geschilderten  Thatsachen  stimmen  mit  der 
vom  Verfasser  in  seiner  Schrift:  „Die  Ligurerfrage“,  II.  Ablb.,  S.  26  bis  27*)  gegebenen 
Ucbe  reicht: 

Wie  schon  Fischer5)  nacligewiesen  hat  und  Feilenberg  und  Desor  vor  ihm  nach- 
gewiesen haben5),  lässt  sich  kartographisch  feststellen,  dass  vom  nördlichen  Rande  des  Mittel- 
mecres,  von  der  Khönemündung  diesen  Strom  aufwärts  in  da*  Rheingebiet,  und  zwar  stärker 
auf  der  linken  Rheinseite,  eine  starke  Einführung  exotischer  Feinbeile,  meist  aus  Jadeit,  Nephrit 
und  Chloromelanit  bestehend,  bis  zum  Taunus  stattgefunden  hat. 

Gross5)  setzt  als  Zeit  für  diesen  Import  die  epoqtie  intermediaire  an,  d.  h.  die  Periode 
zwischen  den  ältesten  Stationen  der  neolithischen  Zeit  und  der  Kupferzeit.  Nach  unserer  An- 
sicht fällt  diese  Einfuhr  für  das  Rheinland  an  das  Ende  der  neolithischen  Periode,  welche  für 
dies  Gebiet  vom  Beginn  bis  zur  Mitte  des  zweiten  Jahrtausends  v.  Chr.  anzuselxen  ist. 

Fischer  spricht  sich  hierüber  kurz  und  gut  folgendcrmaassen  ans“): 

„Der  Zug  der  Völker,  welcher  alle  dreierlei  Nephritoidbeiie  (Jadeit,  Nephrit,  Chloromelanit) 
brachte,  kam  nicht  von  Osten,  sondern  von  Süd  über  das  Milteimeer.“ 

Wie  höchst  wahrscheinlich,  ist  der  Ausgangspunkt  des  Urmateriales  einerseits  in  Aegypten 


*)  Vergl.  über  die  Schweiz  in  dieser  Frage:  Heierli:  „Drgeechichte  der  Schweiz“,  8.  '287  bis  28». 

■)  Sepftiatabdruck  aus  Archiv  für  Anthropologie,  XXVI.  Kd.,  1.  o.  4.  Heft  mit  Karts. 

*)  Archiv  für  Anthropologie,  XVI.  Kd.,  8.  563  bis  590  mit  Karte. 

“)  Vergl.  Fischer:  „Nephrit  und  Jadeit“,  2.  Ausgabe,  8.  252,  280;  286  bis  289.  Debatte  beim  internatio- 
nalen Congress  im  Jahre  1872  zu  Brüssel. 

5)  Lee  Protolielvetes,  p.  10. 

*)  Vergl.  Archiv  für  Anthropologie,  XVI.  Bd.,  8.  579. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheinland. 


609 


— „Idol  von  Drusenheim“  — , andererseits  in  Hochasien  — Beile  von  Speyerdorf,  Frankcn- 
thal,  Alsenz  — anzusetzen.  Durch  uralte  Handelsbeziehungen  gelangten  diese  wohl  an  Ort  und 
Stelle  verarbeiteten  kunstvollen  Artefacte  in  das  Gebiet  der  Mittelmeerländer. 

Desor  und  Mortillet1)  sind  der  Ansicht,  dass  jene  Gegenstände  von  den  Völkern 
des  Orients  selbst,  d.  h.  von  den  ersten  Colonisten,  in  die  Rheinlande,  in  die  Schweiz, 
nach  Südfrankreich  und  zwar  als  Prunk waffen  gebracht  wurden.  Dieser  Ansicht  hat  sich 
der  Verfasser  in  seiner  Schrift:  „Die  Ligurerfrage“,  aus  wohlerwogenen  Gränden  an- 
geschlossen.  Ihre  picce  de  resistanoc  besteht  in  der  Thatsachc,  dass  sich  die  Kone  der  Nephritoid- 
beile  wie  ein  breites  Band  von  der  Rhönemündung  bis  zum  Taunus  zieht,  hier  sich  theilt  und 
ein  Zweig  längs  des  Rheines  bis  zur  Lippe  sich  zieht,  ein  anderer  längs  Lahn,  Rode  und 
Weser  bis  zur  Elbemöndung  sich  ausdehnt.  Dieser  sieb  in  der  Richtung  von  Süd  nach  Nord 
ergicssonde  „Strom“  wird  im  Norden  ersichtlich  schwächer  und  hat  im  Osten  seine  Grenzen 
am  Schwarzwald,  Rauhalb,  Odenwald,  Spessart,  Rhön*).  Diese  Erscheinung  stimmt  mit  der  Ver- 
breitung der  ältesten  Colonisten  in  der  Schweiz  — Pfahlbauten  — und  im  Mittelrheinland 

— neolithiacbe  Hockergräber  — zu  sehr  flberein,  als  dass  sic  als  ein  Zufall  erscheinen  könnte. 
Vielmehr  ist  diese  Thatsache  als  eine  Begleiterscheinung  der  vom  Verfasser  festgestellten  Ein- 
wanderung der  mittelländischen  Rasse  in  das  Rhone-  und  Rheinthal  zur  neolithischen  Zeit 
zu  betrachten.  Diese  gracile,  langsohädelige  und  dunkelhaarige  Rasse  brachte  diese  Prunk-  und 
Staatswaffen,  diese  Idole  und  Amulette  als  Andenken  an  die  ferne  Heimath  mit  in  ihre  neuen 
Wohnsitze,  und  diesen  fortgesetzten  Verkehr  der  Ligurer  und  verwandter  Stämme  unterbrach 
erst  das  Vordringen  der  Etrusker*),  welche  die  alte  „Ligurische  Strasse“,  den  Weg,  auf 
dem  Bernstein  mit  Gränstein  sich  tauschten,  änderten  in  einen  ctrurischen  Handelsweg,  auf 
dem  die  signa  Tuscica  ihren  Weg  nach  dem  Rheinlande  und  dem  Norden  fanden.  — 


4.  Zur  Nephrit  frage. 

Der  Verfasser  hat  den  Stand  der  Nephritfrage,  d.  h.  der  Frage  nach  der  Ilerknnft  der 
Nephritoidbeile  oder  Feinbeile  im  Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie, Ethnologie  und  Urgeschichte,  30.  Jahrgang,  Nr.  3,  S.  21  zusammengefasst.  Diese  kurze 
Uebersicht  bilde  unseren  Schluss: 

Die  Frage,  woher  die  lauchgrünen,  glänzenden  Steinbeile  aus  Nephrit  stammen,  bildet 
bekanntlich  einen  Hnuptstreitpunkt.  Nachdem  Hofrath  Fischer  (f  zu  Freiburg  im  Breisgau) 
in  einem  eigenen  Werke  den  hochasiatischen  Ursprung  dieses  Materials  nachzuweisen  den  Ver- 
such gemacht  hatte,  versuchte  Hofrath  A.  B.  Meyer,  Museumsdiroctor  zu  Dresden,  den  Beweis 
zu  liefern,  dass  Nephrit  lagerhaft  in  den  Ostalpen,  besonders  in  Steiermark,  vorkomme. 
(Spccialschriftcn  von  A.  B.  Meyer  über  die  Nephritfrage  erschienen  1882  bis  1891  zu  Leipzig, 
Berlin  und  Wien.)  Natürlich  waren  es  zunächst  Flussgeschiebc  aus  Nephrit,  um  deren  Befund  es  sich 
handelte,  anstehend  ist  eine  hellere  Abart  von  Nephrit  nur  in  Schlesien  gefunden  worden,  die 
jedoch  in  ihrem  Aussehen  vom  tibetanischen  Nephrit  ziemlich  und  deutlich  abweicht.  In 

1 ) Fischer:  .Nephrit  und  Jadeit",  8.  286  bis  287. 

*)  Vergl.  Karte  im  Archiv  für  Anthropologie,  XVI.  Bd. 

*)  Genthe:  .lieber  den  etruskischen  Tauschhandel  nach  dem  Norden",  2.  Beerb.,  8.  104  u.  10S. 

Archiv  ftar  Aulhropoloip«  Bd.  XXVII.  77 


Digitized  by  Google 


610 


Dr.  C.  Mehlis, 


Steiermark  wurden  nun  früher  bereit*  drei  Ncphritgeschicbe  aufgefunden  und  zwar  das 
eine  im  Lcibnizer  Museum,  das  zweite  angeblich  als  Geschiebe  aus  der  Sann,  einem  Neben- 
flüsse der  Save,  dos  dritte  im  Geröll  der  Mur  tu  Graz.  Letzteres  wurde  angezweifelt.  — Im 
Mürz  dos  Jahres  1898  wurden  nun  zu  Graz  in  Steiermark  bei  Erdaushebungen  im  Murschotter 
drei  weitere  Nephritgeschiebe  anfgefunden  und  zwar  das  eine  in  einer  Tiefe  von  3,60m, 
das  zweite  in  einem  abgograbenen  Erdhaufen,  das  dritte  im  seichten  Wasser  der  Mur  selbst.  — 
Alle  drei  Stücke  sind  Flachgeschiebe  von  6,5  cm,  9 cm  und  9 cm  Länge  bei  einer  Breite  von 
1,5  bis  3 cm.  In  ihrer  Farbe  (Nuancen  von  lauchgrün),  Härte  (zwischen  Quarz  und  Feldspalh), 
Bruch  (sehieferig-splitterig),  Structur  (lang-parallelfaserig)  gleichen  die  drei  neuen  Stücke  voll- 
ständig dem  Sannthaler  und  Leibnizer,  während  das  schon  früher  zu  Graz  gefundene  Geröll- 
stück habituell  von  diesen  fünf  Nephritgeröllen  verschieden  ist  Zweifellos  findet  sich  nach 
diesen  sechs  Fundstücken  Nephrit  im  Gebiete  des  Oberlaufes  von  Mur  und  Sann  in  Steier- 
mark anstehend  und  zwar  muthmaasslich  im  metamorphen  Schichtgebirge  der  Karawanken 
oder  der  Norischen  Alpen.  VergL  Fr.  Berwerth:  „Neue  Nephritfunde  in  Steiermark* 
in  den  „Mittbeilungon  des  naturwissenschaftlichen  Vereines  für  Steiermark“,  Jahrgang  1898, 
S.  187  bis  191*).  — Damit  ist  die  Ansicht  von  A.  B.  Meyer  gerechtfertigt  und  bewiesen.  — 
Allein  dies  gilt  nur  für  die  wirklichen  Nephritgegenstände,  nicht  für  die  Nepbritoide,  die 
weissen  und  röthüchcn  Abarten,  auch  nicht  für  die  Jadeite,  die  besonders  in  Ligurien,  an  der 
Uhüne  und  am  Ober-  und  Mittelrhein  zahlreich  in  bearbeitetem  Zustande  vorhanden  sind. 

Diese  letzteren,  besonders  die  Flachbeile,  scheinen  uns  von  der  Rhönemündung  direct  fluss- 
aufwärts in  das  Rheingebiet  durch  den  Handel  gekommen  zu  sein.  Ihr  Ausgangspunkt  war 
wahrscheinlich  Aegypten  oder,  nach  einem  von  Dr.  Forrer  im  Jahre  1898  von  Alezandrette 
(Iskenderün)  an  der  Küste  Nordsyriens  erworbenen  Collectivfunde  zu  sclili essen,  die  Levante. 
Letztere  bestehen  aus  etwa  30  amulettartigen  Nephriten,  Jadeiten,  Grünsteinen  u.  s.  w.  in  Form 
kleiner  Beile,  welche  solchen  Amuletten  vom  Miltelrhein  genau  gleichen. 

Auch  im  alten  Karthago  wurde  der  Nephrit  zu  Schmuck  und  Amuletten  verarbeitet 
Ein  Bericht  in  der  Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  (1899,  Nr.  48,  S.  8)  besagt:  „in  der 

nrpunischen  Schicht  fanden  sich  40  Gräber und  ein  Amulcttcylinder  aus  gravirtetn 

Nierenstein.“  Zweifellos  waren  Pbönicier  nnd  Karthager  die  Verbreiter  der  Nephritobjecte 
für  den  Seeweg,  wie  es  früher  für  den  Landweg  die  Ligurer  und  Iberer  waren. 

5.  JadeVtbt'il  von  der  Hnlikönigsburg. 

Nach  Abfassung  de*  obigen  Aufsatzes  besucht®  der  Verfasser  im  September  1901  die 
Ilohkönigsburg  bei  Schlettstadt.  Unter  den  dortigen,  von  Herrn  kaiscrl.  Regierungsbaumeistcr 
Schesmcr  erklärten  Gegenständen,  die  im  Jahre  1900  bei  den  Aufräumungsarbeiton  «ich  vor- 
fanden, fiel  mir  ein  grüne«,  glattes  Steinbeil  auf.  Von  Herrn  Architekt  Ebhardt  wurde 
mir  die*  Stück  zur  Prüfung  überlassen. 

Letztere  vollzog  im  October  1901  Herr  Prof.  Dr.  Nachreiner  und  sie  hatte  folgendes 
Ergebnis«: 

*)  Helerli:  a.  a.  O.,  B.  289,  ist  geneigt,  diese  Kundetucke  für  .verloren  gegangene  und  geroüte  Objecte 
alter  Zeit“  zu  halten,  was  höchst  zweifelhaft  erscheint. 


Digitized  by  Google 


Exotische  Steinbeile  der  neolithischen  Zeit  im  Mittelrheinland. 


611 


Absolutes  Gewicht 

Gewicht  im  Wasser 

Gewicht  des  verdrängten  Wassers 
Volumen  des  Beiles 


Speciflsches  Gewicht 


43,35  _ 
12,98  — 


Härtegrad  (/.wischen  Fcldspnth  und  Quart). 


Diese  Daten  stimmen  für  Jadeit. 


43,35  g 
30,37  g 
12,98  g 
12,98  cm« 

3,339 

6,5  bis  7 


Im  specifischen  Gewicht  und  Härtegrad,  und  ebenso  in  der  Färbung  beim  Frankenthaler 
und  Hohkönigsburgcr  Artefact  stimmen  die  drei  mittelrheinischen  Jadeitbeile  völlig  überein. 

Die  Länge  des  am  unteren  Eingänge  der  Burg  bei  Section  III  gefundenen  Jadeitbeiles 


beträgt  5,7cm,  die  Breite  an  der  Schneide  3,' 
dagegen  an  der  stärksten  Stelle  / bis  6 = 1,1 
bis  dunkelgrün  und  im  Ganzen  glciobförmig  ver- 
breitet. Auf  einer  Seite  (verg).  Abbildung) 
durchzieht  die  Oberfläche  eine  dunklere,  band- 
förmige Zone,  von  der  schwarze  Streifen  in  das 
hellere  obere  Gebiet  hineinlaufen. 

An  den  beiden  Schmalseiten  sind  kleine, 
glatte  Vertiefungen  sichtbar  (vergl.  o,  a,,  b, 
c,  C|) , welche  den  Geröllcharakter  des  Stückes 
vor  seiner  Politur  beweisen. 

Politur  weisen  nur  die  Breitseiten  auf. 


cm,  die  Dicke  am  spitzen  Ende  (c  bis  d)  0,8  cm, 
cm  (vergl.  Querschnitt).  Die  Farbe  ist  hell- 
Fig.  8. 


Die  beiden  Schmalflächen  (<?,  d,  c)  sind  iin  Ganzen  unpolirt  geblieben,  nur  die  obere  ist  der 
Schneide  zu  ungeschliffen. 

Obwohl  sich  in  der  Nähe  nach  Herrn  Schesmer’s  Mittheilung  auch  Röiuermünzen  im 
Grund  und  Schutt  vorfanden,  so  ist  doch  daran  nicht  zu  zweifeln,  dass  das  ueolithischc  Jadeit- 


beil mit  diesen  keine  Gemeinschaft  hat.  Wie  der  Odilienberg  weiter  im  Norden  nach  Dr.  Forror’s 
Funden  wahrscheinlich  zur  jüngeren  Steinzeit  besucht,  ja  vielleicht  bewohnt  war,  so  nach 
manchen  Analogien  auch  die  Stelle  der  Hohkönigsburg,  von  deren  hochragender  Warte  ans 
nach  fast  allen  Seiten  der  Blick  schweifen  konnte,  um  Feinde  und  Jagdbeute  zu  erspähen.  Die 
Continuität  der  Besiedelung  hat  auch  für  diese  in  die  Augen  fallende  Bergnase  von  jeher 
ihre  Bedeutung  gehabt.  Die  obigen  Besultate  unterstützt  das  Jadeitbeil  aus  dem  Oberelsass. 


77* 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


XXI. 


Anthropologische  Betrachtungen  über  die  Porträtmünzen  der 
Diadochen  und  Epigonen. 

Von 

Carl  v.  Ujfalvy. 

(Mit  16  Abbildungen.) 


In  einem  vorhergehenden  Aufsatze  haben  wir  es  versucht,  bei  den  griechischen  Dynasten 
Baktriens  und  Indiens  den  somatischen  Typus  der  Makedonen  au  beschreiben  und  haben  auf 
seine  beharrliche  Fortdauer  hingewiesen.  In  vorliegender  Arbeit  beabsichtigen  wir  bei  den 
Diadochen,  d.  h.  den  unmittelbaren  Nachfolgern  Alexander’«  des  Grossen,  sowie  bei  den  zahl- 
reichen Königsgeschlechtcrn  der  Epigonen  denselben  makedonischen  Typus  einer  näheren 
Betrachtung  211  unterziehen. 

Wenn  bei  Alexander*»  Tode  sein  Weltreich  nicht  alsobald  in  Trümmer  fiel,  so  lockerten 
sich  doch  sofort  die  Bande,  die  es  zusammcngehalten  und  die  heterogenen  Elemente,  welche 
allein  der  eiserne  Wille  des  grossen  Königs  zu  vereinigen  vermocht  hatte,  standen  sich  sogleich 
feindlich  gegenüber.  Auf  die  unumschränkte  Macht  eines  einzigen  Makedonen  folgte  die  meist 
wirre  Herrschaft  einer  grossen  Zahl  seiner  Stamm eagenossen , die,  wenn  auch  nicht  das  Genie 
des  unvergesslichen  Helden,  so  doch  seine  typischen  Eigenschaften  bcsassen  und  fortpflanzten. 
Kräftiges  griechisches  Blut  wallte  in  ihren  Adern  und  wir  sehen  bei  den  Diadochen  Klein- 
asiens, Syriens,  Aegyptens,  Thrakiens  und  Makedoniens  seine  eigenthümliche  Körperbeschalfenheit 
fortleben.  % 

Alexander  war  der  Prototypus  seiner  Kasse  (Fig.  1 a.f.  S.),  welche,  was  auch  griechische  Historiker 
Gegen theiliges  behaupten  mögen,  mit  der  hellenischen  desselben  Ursprunges  war1).  Von  mittlerer 
Körpergrösse,  kräftig  gebaut,  hot  das  Antlitz  des  grossen  Königs  alle  wesentlichen  Merkmale 
seiner  Sippe:  Ein  tnässig  langer,  wenig  hoher  Gehimschädel,  eine  etwas  zurQckweichende,  wie 
hei  allen  Griechen  des  Alterthums,  niedere  Stirne,  mächtig  entwickelte  Augenbrauenwülste,  eine 
feine,  gefällig  gebogene  Nase,  einen  kleinen  Mund  mit  vollen  Lippen,  ein  kräftiges  Kinn  kenn- 
zeichneton  das  ovale  Langgesicht,  umrahmt  von  löwenartigem  Haar. 

*)  Da«  makedonische  Königsgeschlecht,  sowie  die  anderen  Griechen  und  der  makedonische  and  griechische 
Adel  waren  zweifellos  arischen  Ursprünge«.  (Ludw.  Wilser:  Die  nordeuropäische  Ra&se,  Heidelberg  1000.) 

Arische  Stämme  mit  heller  Hautfarbe,  blauen  Augen  und  blonden  Haaren  hatten  die  dunkelhäutigen  schwarzen 
Pelasger  unterworfen  und  ihre  Sprache  aus  ihrer  nördlichen  Heimatli  mitgebracht.  Der  schwarze  Klitos, 
wie  ihn  Diodor  und  andere  Historiker  nennen,  Alexander’»  Milchbruder,  war  ein  Pelasger  und  von  anderer  Rasse 
als  das  makedonische  Königsgeechlecbt. 


Digitized  by  Google 


614 


Carl  von  Ujfalvy, 


Nach  den  bemalten  Bas-reliefs  <le*  grossen  Sarkophag*  der  Nekropole  von  Sidon  r.u  schließen, 
besassen  die  alten  Makedonen  alle  sieben  charakteristischen  Abzeichen  der  altarischen  Rasse: 
Hoher  Wuchs,  weisac  Hautfarbe,  Langschädel,  blondes  llaar,  blaue  Augen,  Lcplorhinie  und 
Leptoprosopie. 

Alle  diese  Merkmale  haben  sich  natürlich  an  die  verschiedenen  Dynastien  Europas  und 
Asiens  nicht  vererbt,  aber  bei  jeder  derselben  linden  wir  eines  odor  mehrere  vertreten  und  oft 
besonders  stark  entwickelt.  Es  ist  demnach  interessant  zu  beobachten,  mit  welcher  Beharrlich- 
keit jene  Merkmale,  trotz  der  unvermeidlichen  Kreuzungen, 
durch  Jahrhunderte  sich  fortgepflanzt  und  gewisse  Nebentypen 
hervorgcbracht  haben,  die  sich  insgesammt  leicht  auf  den  ur- 
sprünglichen Typus  zurückführen  lassen. 

Die  Aufgabe  dieser  Arbeit  soll  es  sein,  die  Beharrlich- 
keit der  arischen  Rassen merktnale  nachzuweisen  und  dadurch 
ein-  für  allemal  festzustellen,  wie  grosser  Zeiträume  es  bedarf, 
einen  einmal  fixirten  Typus  uinzugcstaltcn.  Diese  anthro- 
pologische Thatsacho  ist  von  grosser  Wichtigkeit  für  alle 
ikonographischen  Untersuchungen  und  verleiht  ihnen  einen 
unbestreitbaren  Werth,  da  sie  dem  Forscher  gestattet,  Schlüsse 
zn  ziehen,  die  für  die  wissenschaftliche  Genealogie  nicht  un- 
wesentlich sind.  Auf  einer  solchen  reellen  Grundlage  fussend, 
kann  man  die  ikonographischen  Forschungen  dreist  zu  einer  Specialwissenschaft  machen,  deren 
vorsichtige  und  maassvolle  Ausbeutung  dem  Ethnologen  manche  Befriedigung  zu  gewähren  im 
Stande  ist. 

Was  die  Geschichte  der  Diadochen  uud  Epigonen  anbelrifft,  so  hat  sie  für  den  Zweck,  den 
wir  verfolgen,  nur  ein  ganz  nebensächliches  Interesse  und  verweisen  wir  diesbezüglich  auf  das 
ausgezeichnete  Werk  von  Droysen,  der  jene  wirre  Zcitepoche  mit  möglichst  grosser  Klarheit 
und  streng  kritischem  Sinn  dargestellt.  Die  Urtheile,  welche  dieser  Historiker  über  die  Per- 
sönlichkeiten und  Ereignisse  fällt,  sind  für  uns  maassgebend1). 

Die  ikonographische  Seite  unserer  Betrachtungen  stützt  sich  wesentlich  auf  die  verdienst- 
volle Arbeit  des  schweizer  Numismatikers  Itnhoof-ßlumer:  Porträtköpfe  auf  antiken  Münzen 
hellenischer  und  hcllenisirter  Völker,  betitelt*). 


Alexander  der  Grosse. 
(336  — 323  v.  dir.) 


L Die  makedonischen  Könige  aus  dem  Geschlechte  des 
Antigonos  Monophtliulmos. 

Nichts  vermag  eine  bessere  Vorstellung  von  der  Schönheit  der  Prägung  alt-makedonischer 
Münzen  zu  geben,  als  ein  Blick  auf  eine  Octodrachrae  Alexander'*  des  I.  (498 — 454  v.  Chr.),  die 
sich  in  einer  Privatsammlung  in  Kertscli  befinden  soll.  „Alles,  der  Reiter,  das  starkknochige 
Pferd  (die  für  Makedonien  charakteristische  Rasse)  und  der  zierliche  kleine  Hund  sind  mit 

*)  Joh.  Gttst.  Droysen:  Geschichte  des  Hellenismus.  I.  Thl.  Geschichte  Alexander'*  des  Grossen, 
n.  Thl.  Geschichte  der  Diadochen.  UL  Thl.  Geschichte  der  Kpigonen,  Gotha  1877. 

*)  J.  Imhoof-ßlutner:  Portritlköpfe  auf  antiken  Münzen  hellenischer  und  hellenisirter 
Völker,  Leipzig  1885. 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Betrachtungen  über  die  Porträtmünzen  u.  s.  w.  615 

einer  wunderbaren  Beobachtungsgabe  ausgeführt  und  mit  grosser  Sicherheit  gezeichnet.  Die 
Münzen  sind  die  beredtesten  Zeugnisse  für  die  von  der  Geschichte  uns  überlieferte  echt 
hellenische  Gesinnung  und  Bildung  des  Königs  *).“  Das  königl.  Münzcabinet  in  Berlin  besitzt 
eine  sehr  seltene  kleine  Goldmünze,  einzig  in  ihrer  Art,  welche  die  furchtbare  Olympia»,  Mutter 
Alexanders  des  Grossen , darstcllen  soll  •).  Die  Züge  sind  hart  und  schroff  und  unterscheiden 
sich  wesentlich  von  denjenigen  des  grossen  Königs.  Wenn  auch  Stirn  und  Nase  an  Alexander 
mahnen,  so  ist  der  Gesichtsausdruck  ein  viel  härterer  und  es  fehlt  der  kühne  lebende  Blick,  die 
stolze  Haltung  des  Hauptes,  die  auf  den  Lysimachosmünzen  so  sprechend  zum  Ausdruck  kommen1). 
Die  ersten  makedonischen  Münzen,  die  unsere  besondere  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  nehmen, 
sind  diejenigen  des  Demetrios  Poliorketes,  des  waghalsigen  Städtcerstürmers,  dessen  abenteuer- 
liche Laufbahn  die  Diadochenzeit  mit  ihrem  lärmenden  Kufe  erfüllt. 

Der  Sohn  des  habsüchtigen  Antigonos  Monophthalmos  war  Demetrios,  echt  makedonischer 
Abstammung;  ob  sein  Vater  ein  Tagelöhner  war  oder  nach  Scinax  aus  vornehmem  Hause,  ist 
für  unsere  Forschungen  ohne  Belang*).  Hochinteressant  ist  der  Porträtkopf  dieses  Demetrios, 
von  dem  Droysen  sagt:  „die  volle  Rüstigkeit  und  Strenge  des 
Soldaten,  die  bezaubernde  und  witzreichc  Gewandtheit  des 
Atticismns,  die  schwelgerische,  selbstvergessene  Lnst  asiatischer 
Sultane  ist  in  ihm  zu  gleicher  Zeit  lebendig,  und  man  weiss 
nicht,  ob  mau  mehr  seine  Charakterkraft,  sein  Genie,  seinen 
Leichtsinn  bewundern  soll“.  In  seinen  edlen  Zügen  spiegelt 
sich  seine  Seele  wieder  und  den  besten  Beweis  dafür,  dass  dieser 
Fürst  wirkliche  Portrntmünzen  (‘rügen  liess,  finden  wir  in  dem 
Umstande,  dass  er  zu  verschiedenen  Epochen  seines  abenteuer- 
lichen Lebens  abgebildet  ist:  als  Jüngling  und  als  gereifter 
Mann  (Fig.  2). 

Besonders  schön  ist  der  Tetradrachmon  des  Münzcncabinels 
von  Wien.  Die  Stirn  ist  nieder,  in  ihrem  oberen  Tbeile  etwas 
zurücktrelend,  die  Augenbrauenwülstc  mächtig  angeschwollen,  das  tiefliegende  Auge  blickt  voll 
selbstbewusster  Kühnheit,  die  Nase  ist  gross,  edel  geformt,  der  Mund  sehr  klein,  ein  ironischer 
Zug  umspielt  die  fast  schmalen  Lippen,  das  Kinn  tritt  energisch  hervor,  der  untere  Kinnbacken 
ist  weniger  entwickelt,  als  bei  Alexander  dem  Grossen,  auch  fehlt  der  geistreichen  Physiognomie 
das  Löwenartige,  das  Unwiderstehliche  dos  grossen  Königs.  DaB  Haar  ist  gelockt,  das  Ohr  klein 
und  anliegend,  der  Hals  mit  kräftigem  Muskelspicl,  der  Gesamiutansdruck  entspricht  der  Be- 
schreibung Droyscn’s *).  Eine  andere  Münze  aus  der  Sammlung  von  Photiados  Pascha  ver- 

')  A.  v.  Ballet:  Zur  griechischen  Numismatik.  Zeitschr.  (.  Numismatik,  Bü.  UI,  I.  Heit,  B.  S5. 
Berlin  1876. 

*)  A.  v.  Ballet,  loc.  eit-,  8.  58.  Weiblicher  Kopf  mit  Schleier  rechtshin.  Bf.  OJYM/1  IA.10X,  Schlange 
linkshin. 

*)  L.  Müller:  Die  Münzen  des  thrakischen  Königs  Lysiuiaehus.  Kopenhagen  1878,  Taf.  I.u.  III. 

*)  Droysen,  loc.  dt.,  Bd.  I,  8.  87  u.  248. 

*)  Kopf  des  Demetrios  Poliorketes  mit  Diadem  und  Stierhorn,  rechtshin.  Bef.:  B.ISIJKSLC  JIIMHTPIOY. 
Poseidon  linkshin  stehend,  den  rechten  Pass  auf  einen  Felsen  gesetzt,  die  Linke  auf  deu  Dreizack  gestützt.  Im 
Felde  links  1P  in  einem  Kranze,  rechts  IM. 

(lmhoof-Blnmer,  loc.  dt.,  p.  70,  Taf.  1,  Fig.  4.) 


Fig.  2. 


Demetrios  Poliorketes. 
(294  — 288  v.  Ohr.) 


Digitized  by  Google 


61G 


Carl  von  Ujfalvy, 

gcgenwärtigt  uns  den  jugendlichen  Demetrios,  im  Vollbewusstsein  »einer  Kraft.  Das  schöne 
Profil  trägt  das  Gepräge  hochfliegender  Pläne  ■)  (Fig.  3). 

Gans  verschieden  ist  der  bejahrte  Demetrios  auf  dem  Tetradrachmon  der  Sammlung  Im- 
hoof-BInmer  (Fig.  4).  Die  Züge  sind  dieselben,  doch  der  Ausdruck  des  Gesichtes  ist  ein  ganz 
anderer.  Die  Stirn  ist  befurcht,  das  Auge  in  seiner  Höhle  vertieft,  unter  denselben  und  beim 
Nasenflügel  erscheinen  tiefe  Furchen,  der  Zug  um  den  Mund  hat  noch  immer  denselben  gering- 
schätzigen Ausdruck,  doch  die  Lippen  sind  zusammengeschrumpft,  das  Kinn  ist  eckig  und  schroff. 
Das  Antlitz  atbmet  Sorge  und  Enttäuschung1).  Die  Münze  aus  dem  Wiener  CabiDet  steht,  was 
das  Alter  des  Dargestelltcn  anbetriflV,  zwischen  den  beiden  anderen. 

Dometrios  selbst  starb  verhältnissmässig  jung,  im  55.  Lebensjahre,  während  zwei  unter  den 
Anligoniden,  sein  Vater  Antigonos  Monophthalmos  und  sein  Sohn  Antigonoa  L Gonatos,  ein 
sehr  hohes  Alter  erreichten.  Ersterer  83,  letzterer  79  Jahre. 

Der  nächste  makedonische  König,  von  dem  wir  eine  Portrntmünze  besitzen,  ist  Antigonos  II., 
von  den  Griechen  spottweise  Doson,  d.  h.  „der  geben  wird“,  benannt,  weil  er  alles  zu  ver- 
sprechen pflegte  und  nie  etwas  gab.  Er  war  der  Sohn  des  Demetrios  des  Schönen  und  der 


Fig.  3.  Fig.  4. 


Olympia«  von  Larissa,  ein  Enkel  des  Demetrios  Poliorketea.  Das  kritische  Museum  besitzt 
einen  Tetradrachmon,  welcher  diesem  Könige  zugeschrieben  wird.  Das  zierliche  Profil  dieses 
Fürsten  mahnt  wenig  an  das  seiner  grossen  Vorfahren.  Die  Form  der  Nase  ist  fast  dieselbe, 
das  Kion  ist  runder,  das  Antlitz  voller.  Der  Physiognomio  fehlt  es  an  Charakter").  Die  Züge 
des  Antigonos  Doson  mahnen  an  jene  der  Dynastien  von  Sicilien,  man  glaubt  einen  Gelon  II., 
Hieron’s  Sohn,  vor  sich  zu  sehen. 

Bevor  wir  in  unseren  Beobachtungen  weiterschreiten,  wollen  wir  eine  kleine  Abschweifung 
machen,  die  zum  Verständnisse  nnseres  Gegenstandes  beitragen  dürfte.  Wir  wollen  es  nämlich 
versuchen,  auf  zahlreiche  Beispiele  gestützt,  hervorzuhoben , wie  sehr  die  verschiedenen  make- 
donischen Königsgeschlechter  geneigt  waren,  der  Inzucht  zu  huldigen. 

*)  Kopf  des  jagendlichen  Demetrios  Poliorketes  r.,  mit  Diadem  und  Stierhorn.  Bf.:  RA2MRS11 JUMHTPIO T. 
Nackler  Poseidon  linksbin  stabend,  den  rechten  Fuss  auf  einen  Felsen,  die  linke  lland  auf  den  Dreizack  gestützt. 
Links  und  recht«  im  Felde  je  ein  Mongramm  aus  KKP  und  ANT, 

(Im  h oof'Blumer,  loc.  cit.,  p.  71,  Taf.  nt  Fig.  7.) 

•)  Kopf  des  bejahrten  Demetrios  Poliorketes  r.,  mit  Diadem  und  Btierhoro.  Bf.:  JHMUTPIOY  ti  42t 
AH212.  Poseidon  mit  nacktem  Oberkörper,  linkshin  auf  einem  Felsen  sitzend,  ein  Aphlaaton  und  den  Dreizack 
haltend.  Am  Felsen  und  recht«  im  Felde  je  ein  Monogramm  AST,  und  /AH 

(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  71,  Tat  II,  Fig.  8.) 

*)  Kopf  des  Antigonos  Doson  (*)  mit  Diadem,  linkshin.  Rf.:  A — A.  Das  Bild  de«  Apollon,  von  Amiklai, 
rechtshin  neben  einer  Ziege  stehend.  Links  im  Felde  Kranz. 

(Imhoof-Blnmer,  loc.  cit.,  p.  71,  Taf.  II,  Fig.  9.) 


Digitized  by  Googli 


Anthropologische  Betrachtungen  über  die  Porträt  münzen  u.  s.  w.  617 

Alexander’»  Schwester  Kleopatra  ward  die  Gemahlin  ihre»  Oheim«  Alexander’»  von  Epeiros; 
die  leibliche  Schwester  de»  gro«sen  König»  Kyntia  heirathete  ihren  Vetter  Amyntas;  »ein  Halb- 
bruder Philippo«  III.  Archidaios  nahm  seiner  Halbschwester  Tochter  Adea  (Eurydike)  zur  Frau 
und  die  jüngste  Halbschwester  Alexander’»  Thessalonike  ward  die  Gattin  de»  grausamen 
Kassandro«,  Antipatros’  Sohn,  dem  e»  Vorbehalten  war,  daf?  ganze  Geschlecht  des  grossen  Eroberers 
i ausznrotten. 

Betrachten  wir  die  Antigoniden,  so  sehen  wir,  da»»  Demetrio«  Poliorketes,  Kratero»’  Wittwc 
Phila  zum  Weilte  nimmt,  später  heirathet  er  Ptolemais,  die  Tochter  des  Begründers  der  Dynastie 
der  Lagiden,  währenddem  «eine  Schwester,  die  schöne,  vielumworbene  Stratonike  zuerst  die 
r Gattin  des  Sclcukos  und  später  die  seine»  Sohne»  Antiochos  I.  Soter  wird,  welch  letzterer,  ein 

*•  Don  Carlo»  des  Alterthums,  seiner  Stiefmutter  wegen  vor  Liebe  verging,  bi»  sie  ihm  sein  gros»- 

müthiger  Vater  abgetreten,  dank  der  geistreichen  Verwendung  des  Arzte»  Erasifttmto».  Lysi- 

* machoR  heirathet  zuerst  Nikaia,  Wittwe  de»  Perdikkas  und  Tochter  de»  Antipatros,  und  später 
die  ebenfalls  wregen  ihrer  Schönheit  berühmte  Arsinoe,  Tochter  Ptolemaios’  I. 

Das  einschlägigste  Beispiel  beharrlicher  Inzucht  bietet  uns  das  ägyptische  Königshau»  der 
Lagiden. 

Ptolemaios  I.  heirathet  in  dritter  Ehe  seine  Halbschwester,  die  Wittwe  des  Philippos  von 
Kyrene  (dessen  Base  sie  gewesen),  die  schone,  mit  ihm  später  vergötterte  Bercnike.  Die  oben 
erwähnte  Arsinoe  ist  vorerst  die  Gattin  de»  Lysimachos  und  dann  die  ihrer  beiden  Brüder  Ptolemaios 
Ke  rau  nos  und  Ptolemaios  II.  Philadelpho«. 

Diese  Beispiele  dürften  hinreichen,  um  »ich  eine  genügende  Vorstellung  zu  machen  von  der 
Intensität  der  Inzucht  zur  Zeit  der  Diadochen  und  Epigonen.  Alexander  selbst,  der  doch  mit 
der  Wahl  seiner  beiden  Frauen,  der  Perserinnen  Hoxane  und  Stateira, 
da«  Beispiel  zur  Vermischung  gegeben,  bildet  eine  Ausnahme.  Kehren 
wir  zu  den  makedonischen  Königen  zurück. 

* Der  Enkel  des  Gonat&s,  Philippos  V.,  besitzt  Gesichtszüge,  welche 
denjenigen  des  Demotrios  gleichen.  Auf  den  beiden  Tetradrachmen 
der  Sammlung  Imhoof-Bl umer  erscheint  er  jung  und  bejahrt1).  Die 
makedonische  Stirn,  deren  unterer  Theil  mächtig  hervortritt,  sow'io 
die  edclgefonutc  Nase  kommen  auf  beiden  Portriitmüuzen  zur  Geltung. 

Wir  sind  beim  letzten  makedonischen  Könige  angelangt,  bei  dem 
durch  seinen  Geiz  und  seine  Habsucht  berüchtigten  Perseus*).  Es 
scheint,  das«  die  psychischen  Eigenheiten  des  tüchtigen  Antigonos 

*)  Kopf  des  Philippo«  V.  von  Makedonien,  mit  Hindern,  rechtshin.  Itf.:  BAXUHSlX /IO V.  linkshin 
kämpfende  Palla«,  zwischen  zwei  Monogrammen  aus  IIP  und  HHP. 

Derselbe  Kopf  mit  den  Attributen  des  Heros  Perseus  (Helm  und  Hurpt*)  linkshin  auf  einem  makedonischen 
Schilda.  Rf : HAXt.lKllX  ‘PIJIHIIOY,  Keule  und  drei  Monogramme  aus  ISl.  und  A.V.,  Alle«  in  einem  Kranze 
von  Eichenlaub;  unter  diesem  ein  Donnerkeil. 

(Imhoof-Blumcr,  loc.  eit-,  p.  71,  Fig.  10  u.  11.) 

a)  Kopf  de«  Perseus  von  Makedonit-n  mit  Diadem,  rechtshin.  Ilf.:  BAXl.tKllS  11HPKS12,  Harpe  und  drei 
Monogramme  au«  ©K,  AY  und  AN,  Alle«  in  einem  Kranze  von  Eichenlaub;  darunter  Slern. 

Derselbe  Kopf  rechtshin,  darunter  ISlt.iO V.  Kf.;  U A2IAHHZ , Adler  rechtshin  auf  einem  Donnerkeil 
stehend  und  vor  ihm  X und  Monogramm  aus  I/Dl,  Alle«  in  einem  Kranze  von  Eichenlaub  und  Eicheln; 
darunter  Stern. 

Archiv  für  Bd.  XXVII.  7g 


Fig.  5. 


Perseus,  letzter  König 
von  Makedonien. 
(178—  ISS  v.  Chr.) 


Digitized  by  Google 


618 


Curl  von  Ujfalvy, 

Monophthalmos,  ticinen  Sobn  den  verschwenderischen  Demetrio«  Poliorketes  überspringend,  in 
ihren  Schattenseiten  wenigstens,  bei  Anligonos  Doson  und  Perseus  zum  Ansdruck  gekommen 
sind.  Letzterer  verdankt  seine  rasche  Niederlage  gegen  das  immer  mächtiger  werdende  Iiom 
zum  grössten  Theile  seiner  übermässigen  Sparsamkeit.  Wir  besitzen  von  diesem  Fürsten  ein 
Porträt  auf  einem  Tctradrachmon  aus  der  Sammlung  Imhoof-Blumer  und  eine  Kamee  aus  dem 
Pariser  Münzcabinet.  Letztere  ist  prachtvoll  gearbeitet1).  Perseus  scheint,  sowie  Alexander  der 
Grosse  und  Mithridates  von  Pontus,  ein  grosser  Liebhaber  geschnittener  Steine  gewesen  zu  sein. 

Sein  Antlitz  ist  im  Ganzen  schön,  jedoch  erscheinen  die  makedonischen  Charakterzüge 
bedeutend  abgeschwächt  (Fig.  5 a.  v.  S.).  Es  ist  wohl  der  letzte,  verkommene  Sprössling  eines 
starken  Geschlechtes ! 

11.  Die  syrischen  Könige  aus  dem  Geschlechts  der  Seleukiden. 

Wenn  nicht  die  bedeutendste,  so  doch  die  edelste  Erscheinung  unter  den  Diadochen  ist 
ohne  Zweifel  Seleukos  Nikator,  der  Begründer  der  syrischen  Dynastie  der  Seleukiden,  dem  es 
an  seinem  Lebensabende  gelungen  war,  einen  grossen  Theil  der  Weltmonarchie  Alexanders  unter 
seinem  milden  Scepter  zu  vereinigen.  Im  Alter  von  84  Jahren  fiel  er  unter  der  mörderischen 

Hand  des  Ptolemaios  Kerantios,  Sohns  seines  Jugendfreundes, 
des  grossen  Lagiden,  der,  selbst  hochbetagt  (auch  84  Jahre 
alt),  ihm  zwei  Jahre  früher  vorausgegangen.  Gewaltige  Zeiten 
erheischen  eiserne  Männer!  Wie  später  nach  der  französi- 
schen Revolution  die  dem  Fallbeil  entgangenen  Mitglieder 
des  Nationalconvents  ein  sehr  hohes  Alter  erreicht  haben,  so 
war  es  auch  dem  begabtesten  Feldherrn  Alexander’s  be schieden, 
das  gewöhnliche  Mcnschenalter  zu  überschreiten. 

Antigonos  Monophthalmos  fiel  im  Alter  von  81  Jahren  die 
Waffe  in  der  Hand,  Ptolemaios  starb  mit  84  Jahren,  Seleukos 
wurde  ebenfalls,  84  Jahre  alt,  ermordet  und  Lysimachos  mit 
80  vor  dom  Feinde  getödtet.  Auch  Anlipatros  soll  80  Jahre 
alt  geworden  sein  und  wir  wissen , dass  selbst  Parmenion, 
als  er  auf  Alexander's  Befehl  ermordet  wurde,  sehr  alt  gewesen  sein  soll. 

Seleukos  Nikator  war  nichts  weniger  als  schön  von  Antlitz,  die  Kamee  aus  dem  Pariser, 
Münzcabinet,  die  sein  Porträt  sein  soll,  ist  unter  allen  Umständen  eine  idealisirte  Dar- 
stellung*), aber  seine  rauben  Züge  tragen  das  Gepräge  der  Offenheit  und  der  Thatkraft.  Seine 
Müuzen  bieten  uns  ein  typisches,  echt  makedonisches  Porträt.  Die  stark  hervortretenden  Augen- 
brauenwülste,  die  tiefe  Einsattlung  zwischen  der  Nasenwurzel  und  der  Ginbella,  eine  lange, 
schmale  Nase,  ein  kräftiges  Kinn  mahnen  an  die  edlen  Züge  Alexander's,  nur  sind  sie  härter 


Fig.  0. 


Seleukos  Nikator. 
(306  — 281  v.  Chr.) 


’)  In  einem  vorhergehenden  Aufsätze  haben  wir  die  Abbildung  dieser  schönen  Kamee  veröffentlicht. 
(Anthrop.  Betracht,  über  die  Porträtköpfe  auf  den  Münzen  der  griech.*baktr.  und  ind.-skyth. 
Münzen.  Arch.  f.  Anthrop,  Bd.  XXV,  1.  Heft,  1899,  8.  50,  Fig.  5.) 

*)  Siebe  meine  Anthropologischen  Betrachtungen  über  die  Porträtköpfe  auf  den  griechisch, 
baktrischen  und  indo-sk ylhiscken  Münzen.  (Arch.  f.  Anthrop.,  Bd.  XXVI,  1.  n.  2.  Heft  18*9,  8.  SO.) 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Betrachtungen  über  die  Porträtmünzen  u.  h.  w.  619 


und  schroffer,  voll  makedonischer  Hauheil  (Fig.  6)1).  Seleukos  hatte  von  Apatiten,  der  Tochter 
des  Sogdianers  Spitamenes,  Anüoohos  I.  Soter;  seine  zweite  Gemahlin,  die  Tochter  de*  indischen 
Fürsten  Tschandragupta  (Sandrakottos),  scheint  ihm  keine  Kinder  geboren  zu  haben. 

Antiochos  I.,  sowie  dessen  Sohn  Antiocbos  II.  Theos,  gleichen  sehr  dem  Gründer  der 
Dynastie,  nur  ist  ihre  Nase  länger,  das  Kinn  fleischiger,  der  Gesichtsausdruck  weniger  thntkräftig 
(Fig.  7 u.  8)*).  Während  bei  Antiochos  III.  (Fig.  9)*)  dem  Grossen  die  Nase,  dieser  wesentliche 


Charakterzng  der 
Seleukiden,  spitz,  so 
ist  sie  bei  allen 
folgenden  Königen 
dieser  Dynastie  stark 
nach  unten  zu  ge- 
bogen, was  man  eino 
Habichtsnase  zu 
nennen  pflegt  So 
bei  Antiochos  VII. 
(Fig.  10)*),  An- 
tiochos VIII.5),  Se- 
leuko*VI.(Fig.  11)*) 
und  Antiochos  XII. 

(Fig.  12)»). 

Die  Aehnlich- 


Fig.  7. 


Antiochos  I.  Boter. 
(281—201  v.  Cbr.) 

Fig.  10. 


Fig.  8. 


Fig.  9. 


Antiochos  II.  Theo». 
(261  - 240  v.  Chr.) 

Für.  11. 


Antiochn»  111.  der  Grosse. 
(222—187  v.  Chr.) 

Fip.  12. 


keit  aller  dieser  Dy-  Antiochos  Vil. 
(138 — 129  v.  Chr.) 


Seleuko*  VI. 
(00—05  v.  Chr.) 


Antiocho»  XU. 
(80—84  v.  Chr.) 


*)  Kopf  den  Seleuko»  Nikator,  mit  Binde,  rechtshin.  Rf.:  •PIJETAIPO V,  linkshin  sitzende  Athene,  mit 
Schild  und  Kpeer.  Im  Felde,  Epheublatt,  Bogen  und  A in  einem  Kreise.  Tetradrachmon  des  Fhileuiro».  — 
Imlioof-filumer,  Münzen  der  Dynastie  von  Pergamon. 

*)  Kopf  des  Antiochos  Soter,  mit  Diadem,  rechtshin.  Rf. : RAH  JESU  ANTIOXOY.  Apollon  nackt,  links- 
hin auf  dem  Omphalos  sitzend  und  den  Pfeil  in  der  Rechten  haltend  und  die  Linke  Auf  den  Bogen  gestützt. 
Link»  und  recht«  im  Felde  Monogramm  aus  MHTO  und  AKT ? Tetradrachmon.  — Imhoof. 

(Imhoof-Blumer,  loc.  cit  p.  73,  Taf.  III,  0.) 

*)  Kopf  des  Antiochos  III.,  mit  Diadem  und  Gewandung,  rechtshin.  Rf.:  BAZI  JESU  ANTIOXOY. 
Apollon  nackt,  die  Chlatnys  über  dem  rechten  Knie,  linkshin  auf  dem  Omphalos  sitzend,  einen  Pfeil  in  der 
Rechten  haltend  und  die  Linke  auf  den  Bogen  gestützt;  rechts  im  Felde  A\  im  Abschnitt  Monogramm  aus 
AZJ\  Tetradrachmon.  — H.  v.  Dannenberg  in  Berlin. 

(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  75,  Taf.  III,  17.) 

4)  Kopf  de»  Antiochoe  VII.,  mit  DiAdem,  rechUhin.  Rf.:  BAH  JESU  ANTIOXOY  EVEPTETOY.  Palla» 
Nikephoro»  linksstehend;  links  im  Felde  / und  A;  unter  der  Göttin  Monogramm  aus  MHTPOJ , Lorbeerkranz. 
Tetradrachmon.  — Imhoof. 

(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  75,  Taf.  IV,  1.) 

*)  Kopf  des  Antiochos  VIII.,  mit  Diadem.  Rf.:  BAZI  JESU  ANTIOXOY  EHPbANOYZ.  Zeus  mit  nacktem 
Oberkörper,  linkshin  stehend;  über  dem  Haupte  die  Mondsichel,  auf  der  Rechten  ein  Stern  und  in  der  Linken 
das  Seepter.  L.  im  Felde,  Monogramm  aus  Ml.  Lorbeerkranz.  Tetradrachmon.  — Imhoof. 
(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  70,  Taf.  IV,  5.) 

*)  Kopf  des  Seleukos  VI.,  mit  Diadem,  rechtshin.  Rf.:  BAZI  JESU  JNTIOXOY  EIIPPANOYZ  NIKATOPOZ. 
Zeus  Nikeplioros,  linkshin  thronend;  links  im  Felde  A und  Monogramm  aus  /IJV;  unter  dem  Throne  N.  Kranz. 
Tetradrachmon.  — Imhoof. 

(Immboof-Blumer,  loc.  cit,  p.  70,  Taf.  IV,  7.) 

;)  Kopf  d.  Antiochoe  XII.,  m.  Diadem,  rechtshin.  Rf.:  BAZI  JESU  ANTIOXOY  EIII'PANOYZ  •PIJOIUTOPOZ 

78* 


Digitized  by  Google 


620  Carl  von  Ujfalvy, 

Hauten  unter  einander  ist  eine  sprechende  und  besteht  besondere  in  der  charakteristischen  Nasen- 
form. Nebenbei  begegnen  wir  überall  den  typischen  makedonischen  Augenbrauenwülsten,  die 
stetig  vertreten  sind.  Auffallend  schön  ist  der  Kopf  des  jugendlichen  Antiochos,  Sohnes  des 
Selcukos  m.‘> 

III.  Die  ägyptischen  Könige  aus  dem  Hause  der  Lagiden. 

Smerdis  gab  seiner  Schwester  Atossa,  der  Gemahlin  de«  Kambyee«  und  später  des  Darios  L, 
eine  Perle,  die  Alexander  bei  Erbeulung  des  Schatzes  des  letzten  Achämeuiden  vorfand  und  der 
athenischen  Tänzerin  Thais,  der  wegen  des  Brandes  der  Königsburg  von  Persepolis  so  be- 
rüchtigten Helaire,  schenkte.  So  kam  jenes  kostbare  Kleinod  an  das  Geschlecht  der  Lagiden. 
dessen  Gründer  dieselbe  Thai»  gehoirathet  und  dessen  letzte  Vertreterin,  die  berühmte  Kleopatra, 
diese  Perle  in  Wein  aufgelöst  (?)  bei  einem  Gelage  dem  Markus  Antonius  vorgesetzt  haben  soll. 

Mag  diese  Erzählung  wahr  sein  oder  nicht,  genug  an  dem!  Athenäus  berichtet  uns,  dass 
Ptolemaios,  des  Lagos  Sohn,  sofort  nach  dem  Tode  seines  grossen  Königs  die  Ilotaire  Thais  zum 
Weibe  Dahni,  die  ihm  Meleagros  und  Leontiskos  geboren  haben  soll. 

Wie  die  meisten  unter  den  Dindochen,  hatte  der  Lagide  mehrere  Kranen:  Artakama,  un- 
bestimmter Herkunft;  Eurydike,  die  Tochter  des  Antipatros;  Berenike,  seine  Halbschwester,  die 
sein  Vater  Lagos  von  der  Antigone,  der  Nichte  des  Antipatros,  gehabt  und  die  vorerst  die 
Gattin  ihres  Vetters  Pbilippo»  von  Kyrene  gewesen,  und  endlich  die  Hetaire  Thais. 

Einer  der  trenesten  Freunde  Alexander’*  und  jedenfalls  »ein  glaubwürdigster  Geschicht- 
schreiber, Ptolemaios,  war  innig  an  das  Schicksal  de»  grossen  Königs  gekettet.  „Der  umsichtigste 
und  gemessenste  unter  den  hohen  Ofticieren  dieser  Zeit  . . . .,  opferte  der  kälter  rechnende 
Lagide  den  Vortheil  des  Augenblicks,  um  später  desto  sicherer  sein  Ziel  zu  erreichen.“  So 
Droysen’s  Urthcil,  welches  Ptolemaios’  Charakter  treffend  bezeichnet. 

Ptolemaios  1.  ist  auch  ein  echt  makedonischer  Typus  (Fig.  13)*).  Wir  finden  bei  ihm  die 
mächtigen  Augenbrauenwülste,  die  tiefliegenden  Augen,  die  edelgeformte  Nase,  das  energische 
Kinn.  Letztere«  wird  zum  besonderen  Merkzeichen  der  Lagiden.  Wie  bei  den  Seteukiden  die 
Nase  immer  mehr  typisch  wird,  so  bei  den  Nachfolgern  des  Ptolemaios  das  Kinn,  das  schon 
beim  grossen  Ahnherrn  besonders  stark  ausgeprägt  ist.  Besonnenheit  und  Leutseligkeit  spiegeln 
sich  in  seinen  Zügen  wieder.  Die  Münzen  des  Ptolemaios  sind  zahlreich  und  von  besonders 
schöner  Prägung,  seine  Goldstatcr  berühmt. 

Seinen  erstgeborenen  Sohn  Ptolemaios  Keraunos,  d.  h.  der  Blitz,  übergehend,  bestellte  der 
Lagide  den  Sohn  der  geliebten  Berenike  zum  Nachfolger,  der,  nachdem  er  vorerst  Arsinoe,  die 
Tochter  des  Lysimachos  geheiralhet , seine  leibliche  Schwester,  die  ränkesüchtige  Arsinoe  zum 
Weibe  nahm,  dio  selbst  die  Gattin  des  Lysimachos  und  des  Keraunos  gewesen. 


X AAAINIKO V.  Bärtige«  Götterbild  von  vorn,  auf  einer  Basis  zwischen  zwei  liegenden  Btiercn,  darunter  AZ 
uud  die  Jahreszahl  ZKX  (227);  links  im  Felde  Monogramm  aus  11  AP.  Kranz.  Tetradrachinon.  — Dresden. 
(Imhoof-Bl umer,  loo.  eit,  p.  77,  Taf.  IV,  12.) 

')  Imhoof-Blumer,  loc.  eit,  p.  74,  Taf.  III,  16. 

*1  Kopf  des  Ptolemaios  Boter,  mit  Diadem,  rechtshin ; um  den  Hais  die  Aegis-  Bf.:  nTOJHMAIOt 
BAZI.IKitZ.  Zeus  in  seiner  Etephantenquadriga  linkshin;  im  Abschnitt  ein  Monogramm.  Goldstater,  Ptolemaios  L 
(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  71,  Taf.  I,  2.) 


Digitized  by  Google 


Anthropologische  Betrachtungen  über  die  Porträtmünzen  u.  s.  w.  621 


Hat  Ptolemaios  aus  Liebe  r.ur  Bereniko  «der  in  Besten  Aegyptens  Beinen  Sohn  Pliil- 
adelphos  gewählt?  Die  Sache  ist  unbestimmt,  zeugt  aber  zu  Gunsten  seiner  Umsicht. 

Strabo  berichtet  uns,  dass  Philadclphos  „blond,  schwächlichen  Körpers,  von  feinem,  erreg- 
barem Sinn,  von  der  gewähltesten  Bildung  war“.  Auf  dem  Golddrnchmon  der  Sammlung  L.  v.  11  irsoh 
erscheint  der  König  seinem  Vater  ähnlich,  aber  alle  Zöge  sind  bedeutend  abgeschwächt;  ein 
krankhafter  Zug  umspielt  die  Lippen  (Fig.  14)').  Warum  dieser  feinfühlende,  kunstsinnige,  dabei 
doch  äusserst  schlaue  Fürst  nach  Verstossung  seiner  ersten  Frau  seine  leibliche,  bedeutend 
ältere  Schwester  (eie  war  bis  40  Jahre  alt)  geheirathet,  bleibt  ein  Räthsel,  das  sich  nur  durch 
politische  Beweggründe  erklären  lässt. 

Sein  Sohn  und  Nachfolger,  Ptolemaios  Evergetes  „der  Wohlthäter“,  dem  cs  Vorbehalten, 
die  einst  von  Kambyses  geraubten  Heiligthümer  nach  Aegypten  zurückzuführen,  besitzt  ein  volles 
Antlitz,  dem  es  nicht  an  Ausdruck  gebricht;  Ptolemaios  IV.  (Fig.  15)  s)  und  Ptolemaios  V.  bieten 


Fig.  13.  Fig.  14. 


Ptolemaios  1.  Soter. 
(304  — 284  v.  Cbr.) 

Fig.  15. 


Ptolemaios  II.  Phlladelpbos. 
(284—247  v.  Chr.) 

Fig.  lti. 


Ptolemaios  IV.  Phüopator. 
(222—204  r.  Chr.) 


Ptolemaios  VI.  Philometor. 
(183—14«  v.  Chr.) 


ähnliche  Züge  ohne  ausgeprägten  typischen  Charakter.  Erst  bei  Ptolemaios  VI.  Philometor  sehen 
wir  das  knochige  Antlitz  des  Lagiden  wieder  auflebcn  (Fig.  16)*).  Das  mächtige  Kinn  kommt 
zur  Geltung,  wir  begegnen  der  makedonischen  Nase,  den  stark  hervorspringenden  Augenbrnuen- 
wülstcn,  doch  trügt  der  Gesatnmtausdruck  der  Physiognomie  Spuren  auffälliger  Verkümmerung. 


*)  Kopf  des  Ptolemaios  1L,  mit  Diadem  und  Gewandung,  rechthsin.  Rf.:  H A lAbAll  UTOAKVAtOY. 
Füllhorn  mit  Binde.  Golddraehme.  — L.  v.  Hiraeli. 

*)  Das  Bild  der  Arainoe  bei  Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  Taf.  VIII,  3. 

•)  Kopf  des  Ptolemaios  IV.  mit  Diadem  und  Gewandung  r.  Rf.:  HTU.IKMAIOY  •l-I.IOIIAToroS.  Adler 
uud  Donnerkeil,  r„  stehend;  vor  ihm  Monogramm  aus  IIYPME.  Goldoktodrachmon.  — Brit.  Museum. 
(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  87,  Taf.  VIII,  9.) 

*)  Kopf  lies  Ptolemaios  VI.,  mit  Diadem,  r.  Rf.:  tlTOAEMAlOY  HASUF.Sll  *UOMKT()POS  ©KOT. 
Adler  und  Donnerkeil  1.,  eine  Aehre  über  dem  rechten  Flügel;  zwischen  Füssen  und  Schwanzspitze,  1S1 A ; im 
Felde  nebst  Monogramm  aus  ff 70,  Tutradrachmon  von  Ptolemais.  — Haag. 

(Imhoof-Blumer,  loc.  cit.,  p.  88,  Taf.  VIII,  IS.) 


Digitized  by  Google 


622  Carl  von  Ujfalvv,  Anthropol.  Betrachtungen  über  die  Porträtmünzen  u.  s.  w. 

So  entnehmen  wir  aus  Vorhergehendem,  mit  welcher  starren  Beharrlichkeit  die  make- 
donischen typischen  Eigenheiten  sich  bei  den  verschiedenen  Geschlechtern  erhalten. 

Bei  den  Antigoniden  die  Stirne,  bei  den  Seleukiden  die  Nase,  bei  den  Lagiden  das  Kinn. 
Während  die  anderen  makedonischen  charakteristischen  Gesichtsrüge  abgesehwächt  erscheinen, 
treten  jene  einzelnen  Merkmale  makedonischer  Al>stammnng  nm  so  versebfirfter  hervor. 

Nur  ein  kräftiger  Urtypus  in  seiner  stetigen  Entwickelung,  dnreh  Inzucht  gefördert,  ver- 
mochte solche  Resultate  hervorzubringen. 

Im  Uebrigen  wareu  die  Seleukiden  leptoprosope  flache  Langschädel,  während  die  Anti- 
goniden sowohl  als  die  Lagiden  gewölbte  Langschädel  besessen  zu  haben  scheinen.  Das 
makedonische  Blut  lebt  bei  den  einen  wie  bei  den  anderen  durch  Jahrhunderte  stetig  fort. 

Der  blonde,  blauäugige  Arier  findet  sich  sowohl  bei  Alexander  dem  Grossen  als  bei 
Demetrios  Poliorketes,  bei  Ptolemaios  Philadclpbos  sowie  bei  Perseus,  dem  letzten  make- 
donischen König  wieder.  Die  Münzbildnisse,  die  wir  einer  eingehenden  Betrachtung  unter- 
zogen, sprechen  für  die  zähe  Beharrlichkeit  des  altarischen  Typus,  der  in  Südeuropa  nnd  dem 
westlichen  Asien  erst  mit  dem  Untergange  der  römischen  Freiheit  von  den  braunen,  dunkel- 
äugigen Rundköpfen  überfluthet,  beim  Einbruch  der  blonden,  helläugigen  Barbaren  des  Nordens 
wieder,  wenn  auch  nur  auf  kurze  Zeit,  auflebte  und  endlich  in  diesen  Gegenden  fast  gänzlich 
verschwand  und  wohl  niemals  wieder  den  herrschenden  Typus  bilden  dürfte. 


Digitized  by  Google 


XXII. 


Ueber  die  Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels 

und  deren  Ursachen. 

Ein  Beitrag  zur  Rassenlehre. 

Von 

Dr.  Anton  Nyström  (Stockholm). 

IIL  Die  Schädelformen  früherer  und  tiefer  stehender  Völker. 

Gleich  wie  die  ältegten  Schädel  vorgeschichtlicher  Völker  eine  ausgeprägt  dolicho- 
cephale  Form  zeigen,  so  findet  sich  diese  Schädclfonn  auch  hei  den  meisten  der  am  tiefsten 
stehenden  Wilden  unserer  Tage.  Diese  ermangeln  auch  in  der  Kegel  der  Lastthiere  und,  viel- 
leicht mit  Ausnahme  des  Bootes,  aller  Verkehrsmittel  und  Bequemlichkeiten  sowie  auch  der 
höher  entwickelten  Geräthe. 

Indessen  finden  sich  nicht  unbedeutende  Abweichungen  in  der  Schädclfonn  demselben 
Stamme  angehörender  Wilden,  und  bei  Völkern,  die  in  der  Mehrzahl  dolichoccphal  sind,  kann 
man  oft  verschiedene  Mesocepbalen  und  mitunter  auch  Brachycephalen  antreffen.  OB  beruht 
eine  solche  Veränderung  unzweifelhaft  auf  verschiedener  Beschäftigung  einzelner  Individuen  und 
Familien  des  Stammes;  dieses  dürften  gerade  solche  sein,  die  weniger  die  gröbsten  Arbeiten 
verrichten  und  eine  etwas  höhere  Entwickelung  erreicht  haben.  Man  hat  Grund,  dieses  unter 
Anderem  aus  dem  Bericht  der  Doctoren  Sarasin  über  die  Voddabs  auf  Ceylon  zu  scltliessen. 
Für  21  Männer  wird  als  Mittelzahl  ein  Breitenindex  von  71,6  angegeben;  von  diesen  Männern 
gehörten  17  den  sogenannten  Naturveddahs  (den  am  tiefsten  stehenden  Veddahs  im  Innern  des 
Veddahgebietes)  an,  und  der  Breitenindex  derselben  war  im  Mittel  nur  70,5.  Die  niedrigsten 
Maassc  waren  64,8  bis  64,9  (bei  dreien)  oder  ungefähr  dieselben  wie  bei  gewissen  meiancsischen 
Schädeln,  z.  B.  bei  einigen  Fidschis  und  Neu-Caledoniem. 

Ein  mesocephaier  Schädel  mit  einem  Breitenindex  von  75,9  wurde  zwar  bei  den  Natur- 
veddahs angetroffen,  derselbe  erwies  sich  aber,  sagen  die  Doctoren  Sarasin,  „in  mehreren  Hin- 
sichten als  eine  Ausnahme“. 

Von  den  4 Küsten-  oder  Culturvcddalis  der  21  gemessenen  Veddahs  waren  3 mesoccpha! 
mit  einem  Breitenindex  von  77,1  bis  78,4,  und  nur  einer  war  dolichocephal.  Diese  Zunahme  des 
Breitenindex  muss  der  veränderten  Lebensweise  zugeschricbcn  werden,  da  hier,  wie  die  Doctoren 
Sarasin  hervorheben,  eine  Kreuzung  mit  anderen  Hassen  nicht  bekannt  ist. 


Digitized  by  Google 


624 


Dr.  Anton  Nyström, 

Bei  den  Veddab-Frauen  ist  der  Breitenindex  im  Mittel  71,2;  anch  bei  ihnen  ist  die  Doli- 
choccphalie  bei  den  Naturveddahs  mehr  ausgeprägt,  als  bei  den  Küsten  veddahs:  4 den  Natnr- 
veddaliK  ungehörige  Frauen  hatten  einen  Breitenindex  von  nur  69,1,  während  von  4 den  Küsten- 
veddahs  angehörenden  Frauen  eine  massig  dolichocephal  und  eine  stark  mesoceplial  war  und 
einen  Breitenindex  von  79,8  hatte. 

Auch  bei  den  Völkern  Oceaniens  kommen  Brachycephalen  öfter  vor,  als  man  geglaubt 
hat;  so  hat  Ranke  aus  verschiedenen  Angaben  gefunden,  dass  von  den  Polynesiern  63  Proc. 
dolichocephal,  23  Proc.  mesooephal  und  14  Proc.  brachycephal  sind. 

Diese  hohe  Zahl  für  die  Brachyccphalic  dürfte  xutn  grossen  Theil  der  lebhaften  Schiffahrt 
xuxuschreiben  sein,  die  die  Polynesier  betreiben,  und  xum  Vergleich  verdient  horvorgehoben  xn 
werden,  dass  die  Brachyccphalie  gewöhnlich  auch  bei  anderen  seefahrenden  Völkern  vorkommt, 
so  bei  der  Bevölkerung  an  Norwegens  Westküste. 

Die  Maori  Neu -Seelands  gehören  auch  der  polynesischen  Rasse  an  und  sind  ruineist 
mesoceplial  mit  einem  Breitenindex  von  76  bis  77;  sie  sind  eines  der  meist  entwickelten  der  uns 
bekannten  wilden  Völker,  und  durch  die  Kinwanderung  der  Engländer  sind  sie  xum  grossen 
Theil  ihrer  früheren  Sitte  entfremdet  und  halb  europäisirt  worden.  Sie  können  lesen  und 
schreiben,  haben  gute  Kenntnisse  in  der  Geographie  und  Geschichte  und  rechnen  ausserordentlich 
gut.  Sie  beschäftigen  sich  mit  Viehzucht  und  betreiben  Handwerke,  doch  liegt  ein  grosser 
Theil  der  Küstenfahrt  in  ihren  Händen,  und  sie  stehen  in  dem  Rufe,  unerschrockene  und  er- 
fahrene Seeleute  zu  sein.  Sie  haben  auch  Pferde,  und  viele  sind  sehr  gute  Reiter.  Der  Breiten- 
index der  Australier  ist  im  Mittel  ungefähr  71,5,  und  während,  nach  Ranke,  89  Proc.  Doli- 
choccphalen  sind,  sind  11  Proc.  Mesocephalen.  Topinard  hat  indessen  hervorgehoben,  dass  die 
Brachycephalie  auch  bei  den  Australiern  vorkommt.  Man  kann  daher  annehmen,  dass  nicht  alle 
Australier  unter  denselben  Arbeitsverhältnissen  leben  und  dass  sich  bei  ihnen  Beschäftigungen 
finden,  die  eine  verschiedene  Stellung  des  Körpers  bedingen,  durch  welche  Verschiedenheiten  in 
der  Form  des  Schädels  hervorgerufen  werden.  Es  ist  auch  bekannt,  dass  der  Typus  der 
Australier  keineswegs  gleichförmig  ist  und  dass  die  verschiedenen  Stämme  oft  nicht  unbedeutende 
physische  Verschiedenheiten  darbieten.  Allgemein  wird  auch  angegeben,  dass  die  westlichen 
Stämme  physisch  tief  nnter  den  südlichen  und  südöstlichen  stehen  und  dass  diese  wieder  von 
den  Quecnsländern  iibertrofien  werden.  Dieses  dürfte  bei  einer  näheren  Untersuchung  in  Betreff 
der  Verschiedenheiten  in  der  Form  des  Schädels  als  Leitfaden  dienen  können. 

Topinard  hat  bei  den  Negern  Dolichocepbalie  bei  56  Proc.,  Mesoccphalie  bei  38  Proc. 
und  Brachycephalie  bei  6 Proc.  gefunden. 

Von  17  von  Virchow  beschriebenen  Dahomcy- Schädeln  waren  14  dolichocephal  (Breiten- 
index 69,6  bis  74,3)  und  3 mesoceplial  (ßreitenindex  76  bis  78,7).  Von  6 Kamerun  - Schädeln, 
die  Virchow  beschriehen  hat,  waren  2 dolichocephal  (Breitenindex  70,9  bis  71,8)  und  4 meso- 
cephal  [Breitcnindex  75,4  bis  78,8] '). 

Es  ist  bemerkenswerth,  dass  Pfablbantcnvülker  in  der  Schweix,  die  Bronxegerälhe 
hatten,  Doliehoccpbalcn  waren,  das*  aber  nach  dem  Eintritt  der  voll  entwickelten  Kisencultar 
sowohl  Brachycephalen,  wie  Dolioboceplialen  anftreten.  Dieses  dürfte  als  das  Resultat  der  Ver- 


>)  Zeitsohr.  f.  Ethnol.  lMKi  und  1897. 


Digitized  by  Google 


Fürnioiiverändorungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  (125 

theilung  der  Arbeit  nnd  eines  grösseren  Classonunterschiedes  in  mehr  vorgeschrittenen  Perioden 
gedeutet  werden  können.  Man  weiss  anch,  dass  das  zahme  Pferd  erst  in  späteren  Zeiten  bei 
den  Pfahlbautcnvölkern  in  der  Schweiz  mehr  allgemein  wurde.  Unter  den  bei  Hallstatt  ge- 
fundenen Alterthümern  ungefähr  aus  dem  5.  and  6.  Jahrhundert  v.  Chr.,  die  von  einer  ziemlich 
weit  entwickelten  Eiscncullur  zur  Seile  der  Rronzecultur  Zeugnis»  geben,  finden  sich  viele 
Zeichnungen  von  Reitern  zu  Pferde. 

Die  ältesten  in  Europa  gefundenen  Schädel  — von  Canslatt,  Neanderthal,  Naulette,  Spy  • 
und  mehreren  anderen  Stellen  — gehören  der  mittelgrossen  Canstatt-  oder  Neauderthal- 
rasse  an,  die  dolicbocephal  war  (Breitenindex  im  Mittel  72),  ein  sehr  ausgezogenes  Hinterhaupt 
und  eine  stark  hervorschiossende  Hinterhauptbeinleiste  hatte.  Die  Stirn  war  hoch  und  hatte 
ungeheure  Augenbrauen  bogen;  das  Kinn  war  kaum  entwickelt.  Alle  Knochenformen  mit  meh- 
reren an  die  Knochen  des  Allen  erinnernden  Zflgen  deuten  auf  eine  besonders  tiefstehende 
Rasse  hin.  Die  dieser  Baase  angehörenden  Menschen  gingen  wahrscheinlich,  wie  man  nach  den 
knimmen  Schienbeinen  Bchlicssen  kann,  im  Allgemeinen  mit  etwas  gebeugten  Knien  — auch 
wenn  sic  dieselben  ziemlich  gerade  halten  konnten,  was  wohl  möglich  gewesen  ist.  Um  den 
Körper  bei  gebeugten  Knien  im  Gleichgewicht  zu  erhalten,  musste  der  Kopf  und  auch  der 
Rumpf  etwas  vornüber  gebeugt  werden,  wobei  die  Nackenmnskeln  stärker  am  Hinterhaupte 
ziehen,  als  bei  völlig  aufrechter  Haltung  des  Körpers.  Obschon  die  der  Neandertbalrasse  zu- 
gehörigen Völker  anderen,  noch  kräftigeren  und  intelligenteren  Völkern  weichen  mussten,  gingen 
sie  doch  nicht  ganz  unter,  sondern  sie  vermischten  sich  zum  Theil  mit  den  neuen  Völkern,  oder 
auch  sie  lebten  in  entfernteren  Gegenden  weiter.  Dieses  hat  man  Grund  auzunehmen,  da  man 
in  verschiedenen  Gegenden  Europas  — in  Frankreich,  England,  Schottland,  Dänemark  u.  s.  w.  — 
Schädel  aus  neuerer  Zeit  mit  einzelnen  Kennzeichen  der  Rasse  gefunden  hat. 

Die  Völkor,  welche  diese  Rasse  verdrängten,  gehörten  der  hoehgewachscncn  Kro-Magnon- 
Rasse  an,  auch  diese  hochgradig  dolicbocephal  (Breitenindex  ungefähr  70).  Schädel  von  ihrem 
Typus  hat  man  noch  in  unserer  Zeit  mehrererorten,  in  Frankreich,  in  Spanien,  auf  den  Canarischen 
Inseln,  in  Schweden  u.  s.  w.  gefunden. 

Diese  beiden  Kassen  benutzten  ungeschliffene  Steingeräthe,  lebten  meist  von  Jagd  und 
trieben  keinen  Ackerbau. 

Die  Kro-Magnon- Rasse  scheint  theils  von  später  auftretenden  Rassen,  den  kurzgewachseuen 
Furfooz-,  Grejielle-  und  Truchfcrc-Rassen,  von  denen  man  annimmt,  daBS  sie  gegen  das 
Ende  der  Rennthierperiode  nach  Europa  gekommen  sind,  geschliffene  Steingeräthe  benutzt  und 
Ackerbau  getrieben  haben,  verdrängt  worden  zu  sein,  theils  sich  mit  ihnen  vermischt  zu  haben. 

Diese  Rassen  waren  mcsocephal  nnd  bracbycephal  (Breitenindex  79,3  bis  84,3). 

Die  Brachycephalen  des  Stcinzeitalters  in  Knropa  gehörten  sicher  von  Osten  gekommenen 
Völkern  mit  sehr  alter  Cultur  an  und  dürften  theils  Turanen,  theils  Iberer  oder  Basken  oder 
auch  frühere  Völker  der  Furfooz-Rasse  u.  s.  w.  gewesen  sein. 

Die  Schädel,  die  man  in  nordischen  Gräbern  aus  dem  Steinzeitalter  gefunden  hat,  sind 
in  der  Mehrzahl  dolicbocephal  oder  mesocephat  nnd  nur  in  geringerer  Zahl  bracbycephal  ge- 
wesen. Etliche  Schädel  sind  besonders  langgestreckt  oder  hyperdolichoeeplial  gewesen,  mit 
einem  Breitenindex  unter  70,  andere  Schädel  sind  hyperbrachyoephal  gewesen,  mit  einem  höheren 
Breitenindex  als  85  (siehe  Fig.  34  and  35). 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd  XXVII.  79 


Digitized  by  Google 


626 


Dr.  Anton  Nyström, 

Zuerst  wollten  Sven  Nilsson  und  Anders  Rellins  annehmen,  dass  die  brachycephalen 
Schädel  von  Lappen  hcrrührcn,  doch  sprechen  mehrere  Gründe  dagegen.  Virohow  hat  solcher- 
gestalt hervorgehoben,  dass  der  Lappentypus  nicht  bei  den  brachycephalen  Schädeln  aus  Gräbern 
des  dänischen  Steinzeitaltcrs  vorkommt  und  dass  man  noch  beute  ähnliche  Unterschiede  bei 
allen  europäischen  Völkern  findet,  daher  es  schwer  zu  entscheiden  ist,  oh  die  gefundenen  I-ung- 
schädel  und  Kurzschädcl  zwei  Völkern  oder  ein  und  demselben  Volke  angehOrt  haben. 

Mir  erscheint  es  als  unzweifelhaft,  dass  sic  derselben  Rasse  angehört  haben,  die  indessen 
eine  Mischrasse  gewesen  sein  kann,  wozu  noch  die  Möglichkeit  einer  Entwickelung  verschiedener 
Schädelformcn  durch  verschiedenartige  Beschäftigungen  kommt 

Kig.  34.  Kig.  36. 


Brachycepbsler  BchAdel  (Brclteniudex  88,3)  Itulichocephaler  Schädel  (Breitenindex  72,0) 

su»  dem  jüngeren  Steinzeitalter,  gefunden  in  einem  Ganggrabe  hei  Karleby  in  Veitergötland. 

An  34  dänischen  Schädeln  ans  dem  jüngeren  Steinzeitalter,  gefunden  auf  Seeland 
und  theils  im  Museum  der  chirurgischen  Akademie,  theils  im  Ethnographischen  Museum  zu 
Kopenhagen  anfbewahrt,  habe  ich  Messungen  ausgeführt,  deren  Ergebnias  folgendes  ist: 

Vom  Rürby-Kund  (4)  sind 
2 Schädel  mesocephal  (Breitenindex  76,2  und  78)  und 
2 Schädel  dolichocephal  (Brcitenindex  73,8  und  74,7), 

Vom  Ealshöj-Fund  (4)  sind 
2 Schädel  brachycophal  (Breitenindex  81,7  und  91,8), 

1 Schädel  ist  mesocephal  (Breitenindex  76, 5)  nnd 
1 Schädel  dolichocephal  (Breitenindex  74,2). 

Vom  Borreby-Fund  (26)  sind 
8 Schädel  brachycophal  I Brcitenindex  80  bi»  83,7), 

13  Schädel  mesocephal  (Breitenindex  75  bis  79,6)  und 
5 Schädel  dolichocephal  (Breitonindex  74,7  bis  71,7). 

Werden  diese  Schädel  ans  dem  dänischen  Steinzeitalter  zusammengezählt,  so  zeigt  es  sich, 
dass  von  34  Schädeln  10  bracbyceplial,  16  mesocephal  und  8 dolichocephal  sind. 

Hiernach  scheinen  also  die  incsoccphalen  Schädel  da»  Ucbergewicht  zu  haben,  daher  »ioh 
in  der  Tliat  kein  Grund  findet,  die  beiden  anderen  Typen  als  besondere  Rassenmerkraale  zu 
betrachten.  Eine  Verschiedenheit  in  der  Form  im  Uebrigen,  verschiedene  Rassen  anzeigend, 
findet  sich  nicht  Gegen  die  Annahme  einer  lappischen  Uerkunft  der  brachycephalen  Schädel 


Digitized  by  Google 


Foriuenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  627 

spricht  der  Umstand,  dass  sie,  gleichwie  die  übrigen,  von  grobem  und  schwerem  Knochenbau 
sind,  wahrend  die  meisten  Uappenschädel  dünne  Wände  und  ein  geringes  Gewicht  haben. 

Von  9 in  dem  Museum  der  chirurgischen  Akademie  zu  Kopenhagen  aufbewahrten  Schädeln 
aus  dem  dänischen  älteren  Eisenzeitalter,  welche  ich  untersucht  habe,  fand  ich 

1 brachycephal  (Breitenindex  83), 

2 mesocephal  (Breitenindex  76,2  bis  77,4), 

6 dolichocephal  (Breitenindex  67  bis  73,9)  und  von  diesen 

4 hyperdolicbocephal. 

Diese  Maasse  und  das  ganze  Aussehen  dieser  Schädel  deuten  eine  ganz  andere  Rasse  als 
die  Schädel  des  Steinzeitalters  an. 

Von  8 in  dem  Museum  der  chirurgischen  Akademie  auf  bewahrten,  nach  Professor 
Chiewitz'  Ansicht  unzweifelhaft  von  ein  und  demselben  Bauerngeschlecht  herstammendeu 
Schädeln  ans  dem  dänischen  Mittelalter,  die  ich  untersucht  habe,  fand  ich 

1 brachycephal  (Breitenindex  83), 

2 mesocephal  (Breitenindex  75,6  bis  77,3), 

5 dolichocephal  (Breitenindex  68, & bis  74,8)  und  davon 

1 hyperdoliehocephal. 

Es  fanden  sich  eine  grosse  Menge  solcher  Sohädel  im  Museum,  und  nach  dem  Augcnmaass 
zu  urtheilen,  hatten  sie  alle  dieselben  Maasse  in  ungefähr  derselben  Proportion  und  gehörten 
sie  derselben  Rasse  an. 

In  grösserem  Maassstabe  ausgeführte  Messungen  der  Schädel  der  heutigen  Dänen  giebt  es 
meines  Wissens  nicht;  alter  nach  einer  von  mir  ausgefQhrten  Messung  einer  geringeren  Anzahl 
solcher  Schädel  zu  urtheilen  hat  es  den  Anschein,  als  ob  bei  ihnen  die  Brachycephalie  und 
Mesocephalie  vorherrschend  wären. 

Nach  Broca  zeigen  die  im  südlichen  Frankreich  gefundenen  Schädel  aus  dem  jüngeren 
Steinzeitalter  eine  ausgeprägt  dolichocepbale  Form. 

Auch  in  Portugal,  in  }Iugen,  hat  man  in  Gräbern  des  Steinzeitalters  sowohl  brachy- 
cephale,  wie  dolichocepbale  Schädel  angetroflen.  Die  dolichocephalen  haben  sich  hier,  gleichwie 
in  Skandinavien,  in  viel  grösserer  Menge  als  die  bracliycephalen  gefunden. 

In  Deutschland,  Polen  und  England  waren  die  Völker,  welche  Dolmen  aufführten, 
überwiegend  dolichocephal;  in  Losere  und  Sclaigneux  in  Belgien  waren  sie  im  Allgemeinen 
brachycephal,  doch  sind  hier  zur  Seite  der  brachycephalen  auch  dolichocephale  Schädel  in 
wechselnden  Proportionen  gefunden  worden. 

Dass  die  Menschen  zur  Zeit  der  ungeschliffenen  Steingeräthe  hauptsächlich  von 
Jagd  und  Fischfang  lebten  und  desshalb  im  Allgemeinen  Nomaden  waren,  ist  unzweifelhaft. 
Aber  sic  konnten  schon  damals,  wenn  Wild  und  Fische  in  reicher  Menge  vorhanden  waren,  an 
vielen  Stellen  anfangen,  sesshaft  zu  werden,  indem  sie  an  einem  Hauptorte  lebten,  von  dem 
aus  sie  nur  Ausflüge  machten.  Hierdurch  erfuhren  bei  ihnen  die  Lebensgewohnheiten  eine 
bedeutende  Veränderung,  und  die  anstrengende  Arbeit  wurde  vermindert. 

In  diesem  Stadium  wurden  vielerorten  verschiedene  Thiere  gezähmt,  und  gewisse  der- 
selben kamen  unzweifelhaft  als  Lastthiere  zur  Anwendung.  Von  grosser  Bedeutung  ist  die  Er- 
klärung des  dänischen  Zoologen  Steenstrup,  dass  die  Knochen  von  Rindern  und  Pferden,  die 

79* 


Digitized  by  Google 

A 


628 


Dr.  Anton  Nyström, 

man  in  belgischen  Höhlen  Wohnungen  aus  dem  Alteren  Stcinzeitalter  gefunden  hat,  von  z ahmen 
Individuen  herrühren. 

Eine  höhere  Cultnr  zeichnete  die  Völker  de*  jüngeren  Steinzeitalters  aus,  denen  die 
gröbere  Arbeit  Zeit  genug  liess,  um  sich  Kunatproductionen,  Aussohnitzereien  u.  a.  w.  eignen 
zu  können. 

Eine  Menge  Funde  zeigen,  dass  man  in  dieser  Zeit  in  Europa  Ilausthiere  hatte:  das  Kind 
und  das  Pferd,  ausser  dem  Hunde,  dem  Schafe,  der  Ziege  und  dem  Schweine,  und  es  ist  daher 
höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Völker  im  Grossen  und  Ganzen  sesshaft  waren.  Sie  lebten 
liauptsächlich  in  fruchtbaren  Gegenden,  wo  sie,  ohne  viel  umherzuziehen,  Nahrung  für  ihre 
Heerden  fanden.  An  vielen  Stellen,  z.  11.  in  der  Schweiz,  waren  die  Völker  des  jüngeren  Stein- 
zeitaltcrs  Ackerbauer;  ob  sie  dieses  auch  im  Norden  waren,  betraebteu  die  Archäologen  als  un- 
entschieden, doch  kann  mau  annehmen,  dass  es  wenigstens  während  des  letzten  Theiles  des 
Steinzeitallers  sicher  in  verschiedenen  Gegenden  der  Fall  gewesen  ist.  Dass  die  Völker  des 
Steinzeitalters  mit  einander  in  friedlicher  Berührung  standen.  Handel  trieben  und  Waaren  nach 
ziemlich  weit  entfernten  Stellen  schafften,  ist  sicher.  Ohne  Zweifel  wurden  hierbei  Lastthiere 
angewandt. 

Diese  brachvcephalen  Menschen  des  Steinzeitalters  können  zwar  einer  anderen  Kasse  als 
die  dolichocephalen  angehört  und  nach  Kämpfen  oder  auch  ohne  solche  mit  ihnen  in  friedliche 
Berührung  gekommen  sein  und  sich  mit  ihnen  vermischt  haben.  Möglich  ist  es  indessen  auch, 
dass  die  beiden  Schädelformen  einer  Kasse  angchört  haben  und  die  Brachvcepbalie  — wie 
auch  die  Mesocephalie  — allmählich  in  Folge  steigender  Cultnr,  oder  weniger  anstrengender 
Arbeit  und  des  bei  derselben  von  den  Hausthieren  geleisteten  Beistandes,  entstanden  ist.  Die 
Haustbiere  schafften  sich  auch  die  Menschen  schon  im  Stcinzeitalter,  namentlich  in  der  Periode 
der  geschliffenen  Steingeräthe,  an. 

Das  Pferd  kann  in  Europa  ebensowohl  wie  in  Asien  Hausthier  geworden  sein,  und  man 
ist  keineswegs  genöthigt  anzunehmen,  dass  das  zahme  Pferd  mit  neuen  Völkern  von  Osten  her 
nach  Europa  gekommen  ist.  • 

Um  verstehen  zu  können,  dass  sich  bei  den  vorgeschichtlichen  Völkern  schon  frühe 
Perioden  verschiedene  Schidelformen  finden,  muss  man  das  ungeheuer  hohe  Alter  in  Betracht 
ziehen,  welches  das  Menschengeschlecht  hat  und  welches  die  Entwickelung  vieler  Ver- 
schiedenheiten bei  den  einzelnen  Völkern  weit  vor  dem  Eintritt  des  eigentlichen  geschicht- 
lichen Stadiums,  das  im  Allgemeinen  erst  mit  der  Anwendung  der  Metalle  seinen  Anfang  ge- 
nommen hat,  gestattet«. 

Vordem  besassen  viele  Völker,  namentlich  diejenigen,  welche  eine  höhere  Civilisation 
erreicht  hatten,  viele  Tausende  von  Jahren  eine  bedeutende  Cultur  — die  man  im  Allgemeinen 
allzu  sehr  übersehen  oder  unterschätzt  hat  — und  für  dieselbe  hatten  sie  keineswegs  die  Mannig- 
faltigkeit von  Geräthen  nötkig,  die  durch  die  Entdeckung  der  Metalle  entstanden  sind,  obschon 
dieselben  in  vielen  Hinsichten  Fortschritte  sowie  Verbesserungen  der  Lebensbedingungen  der 
Menschen  bezeichnen.  Die  Metalle  sind  erst  seit  4000  bis  5000  Jahren  bekannt,  daher  sich  die 
Menschheit  die  längste  Zeit  ihres  Daseins,  das  wahrscheinlich  nach  llunderttansenden  von  Jahren 
gerechnet  werden  muss,  mit  Stein-,  Knochen-  und  Holzgeräthen  sowie,  ausser  mit  einer  Menge 
aus  Stein-,  Pflanzenstoffen  u.  s.  w.  gefertigten  Sachen,  mit  irdenem  Geschirr  — und  das  oft  vor- 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  629 

trefflich  — beholfen  hat.  Dieses  gilt  besonders  von  der  Zeit,  wo  geschliffene  Steingerätlie 
angewendet  wurden,  denn  die  technische  Fülligkeit  war  da  weit  entwickelt,  welche  Zeit  für  viele 
Völker  nach  Zehntausenden  von  Jahren  zu  berechnen  sein  dürfte.  Es  war  in  dieser  bedeutungs- 
vollen Zeit,  wo  der  Mensch  anfmg,  Culturmensch  zu  werden  oder  sich  über  die  frühesten 
rohen  Stadien  zu  erheben  und  höhere  Einsicht  in  eine  Menge  Verhältnisse  zu  bekommen.  Viele 
Völker  wurden  auch  damals  sesshaft  und  gewannen  immer  grössere  Bequemlichkeiten  im  täglichen 
Leben.  Die  Industrie  entwickelte  sich  durch  eine  lange  Erfahrung  und  erhöhte  Schluss- 
folgcrungskunst  immer  mehr,  immer  bessere  Werkzeuge,  Waffen  und  irdene  Gefässe  wurden 
verfertigt,  die  Gewebe  wurden  immer  besser  hergestellt,  und  der  Mensch  schnitte  sich  allmählich 
eine  grosse  Anzahl  Culturpflanzen  und  gewisse  Hausthiere  an,  ja  es  waren  in  der  Tbat  die 
Völker  des  Steinzeitalters,  die  den  Gebrauch  gewisser  Metalle  erfanden.  In  dem  s|>äteren  Stein- 
zeitalter waren  sicher  die  Intelligenz  und  die  Unternehmungslust  hoch  entwickelt,  religiöse  Vor- 
stellungen und  die  Ehrfurcht  vor  dem  Leben  des  Geschlechtes  hatten,  wie  die  Opfersteine,  die 
Steinkreise  und  die  Gräber,  die  von  der  Sorge  für  die  Todten  und  dem  Glauben  an  ein  Leben 
nach  dem  Tode  zeugen,  darthun,  Eingang  in  die  Sinne  gefunden. 

Alles  dieses  halte  eine  Theitung  der  Arbeit  und  eine  Unterscheidung  des  Volkes 
im  (Jlassen  auf  Grund  von  Eigcnthumsbesitx  oder  geistigen  Eigenschaften  und  damit  im  täglichen 
Leben  verschiedene  Beschäftigungen  bei  verschiedener  Körperstellung  zur  Folge,  so 
dass  sich  ein  Theil  bei  der  Arbeit  aufrecht  halten  konnte,  während  ein  anderer  genöthigt  war, 
eine  mehr  vornübergebeugte  Stellung  einzunehinen,  was  sicher  Verschiedenheiten  in  der  Form 
des  Schädels  hervorgerufen  hat. 

IV.  Die  Schädolformen  der  Schweden  früher  und  Jetzt 

Seit  A.  Iictzius  in  Uebereinstimmung  mit  »einen  kraniometrischen  Untersuchungen  im 
Anfänge  der  vierziger  Jahre  angegeben  bat,  dass  die  Schweden  „Dolichocephalcn“  seien, 
d.  h.  nach  der  neueren  Bezeichnung  Mesocephalen  und  Dolichocephalcn  mit  einem  durchschnitt- 
lichen Breitenindex  von  77,3,  hat  man  allgemein  angenommen,  dass  es  sich  so  verhält.  Die 
Angabe  ist  von  grosser  Bedeutung,  da  sie  sieb  auf  die  Schädel  älterer  Generatiouen  als  der 
gegenwärtigen  bezieht,  und  man  kann  überzeugt  seiD,  dass  ein  so  sorgfältiger  Forscher  wie 
A.  Kctzius  die  Schweden  nicht  als  „Dolichocephalcn “ bezeichnet  haben  würde,  sofern  er  eine 
nennenswerthe  Anzahl  Brachyccphalen  unter  ihnen  gefunden  hätte.  Hat  er  solche  unter  den 
angeführten  schwedischen  Schädeln  gesehen,  so  dürfte  er  sie  als  Ausnahmen,  oder  vielleicht 
als  Zeichen  einer  Kreuzung  mit  kurzschädeligen  Individuen  von  ausländischer  Herkunft  an- 
gesehen haben. 

In  seinen  ethnologischen  Abhandlungen  ')  findet  sich  nicht  einmal  eine  Brachyocphalic  bei 
den  Schwedeu  angedentet,  aber  desto  bestimmter  wird  die  Dolicbocephalie  als  ein  liassenmrrkinal 
derselben  hervorgehobeu;  er  erklärt  ausdrücklich,  dass  er  bei  der  Einsnmmlung  von  Material 
für  seine  kraniologiscbcn  Untersuchungen  der  Schweden  „die  Speeünina,  bei  denen  sieh  eine 
gemischte  oder  ausländische  Herkunft  annehnien  Hess“  abgeschiedeu  habe. 

Man  weis»,  dass  A.  Hetzius  die  Brachycephalie  von  einem  Breitenindes  von  80  an 

*)  Sieh»*  Anders  Itstzius  Ssinladc  »krifter  af  ethnoiogiskt  Innshall.  isst. 


Digitized  by  Google 


ß30  Dr.  Anton  Nyström, 

rechnete,  daher  die  Schädelform  der  Schweden  nach  ihm  diesen  Index  in  der  Regel  nicht 
erreichte. 

R«  hat  zwar  A.  Retzius  in  seinen  ethnologischen  Schriften  keine  bestimmte  Zahl  als 
Grenze  zwischen  den  beiden  von  ihm  aufgestellten  Typen  Brachycephalcn  und  Dolichocepbalen 
angegeben,  mau  hat  aber  aus  ein  paar  nach  seinem  Tode  veröffentlichten  Briefen  Aufschluss  in 
dieser  Hinsicht  erhaltet)  ').  Danach  wäre  der  Breitenindex  der  Dolichocepbalen  ungefähr  76  und 
der  der  Brachycephalen  wenigstens  80,  im  Mittel  83,7.  Man  sieht,  sagt  Professor  G.  Re t zins, 
dass  A.  Uetzius  „anstatt  eine  bestimmte  Grenze  zwischen  den  beiden  Classen  zu  ziehen,  lieber 
eine  Mittelzahl,  ein  Cenlrntn  wählte,  um  welches  sich  die  verschiedenen  Formen  ordnen  Hessen, 
wobei  zwischen  den  beiden  Classen  ein  mehr  neutrales  Gebiet  blieb,  wo  sie  in  einander  über- 
greifen  konnten“. 

Selbst  hat  A.  Retzius  über  seine  Untersuchungsmethode  Folgendes  milgetheilt:  „Von  den 
schwedischen  Schädeln  habe  ich  nicht  die  ganze  Sammlung  gemessen,  welche  zwischen  200  und 
300  Stück  zählt.  Nach  mehrmaliger  Musterung  habe  ich  6 Sohädel  ausgewählt,  4 männliche 
und  1 weiblichen,  welche  die  allgemeinsten  bei  der  ganzen  Sammlung  verkommenden  Stamm- 
verhältnisse ansdrücken.  Nachdem  ich  sie  beschrieben  und  gemessen  hatte,  habe  ich  wieder 
Vergleiche  mit  den  anderen  Specimina  angestellt  und  dabei  ausgemustert,  was  sich  nicht  als 
constant  und  allgemein  erwies.  . . . Das  Problem  ist  das,  anzugeben,  was  für  die  grosse  Menge 
jedes  Volksstammes  gemeinsam  ist,  und  da  die  Ergebnisse  um  so  sicherer  sind,  in  einem  je 
grösseren  Umfange  zahlreiche  Vergleiche  angestellt  werden  können,  habe  ich  für  diesen  Zweck 
schwedische  Schädel  in  grosser  Menge  gesammelt,  theils  aus  dem  Anatomiesaale,  theils  von  Be- 
gräbnissplätzcn.“ 

Die  Anthropologen  haben  oft  von  individuellen  Variationen  in  der  Schädclforin  des 
Menschen  gesprochen,  die  bei  den  niederen  Rassen  weniger  oft  Vorkommen  sollen,  bei  den 
civilisirten  Völkern  aber  öfter  zu  finden  seien.  Dieses  Verhältniss  gab  auch  A.  Retzius  Ver- 
anlassung, bei  seinen  Untersuchungen  der  verschiedenen  Völker  zu  vermeiden  zu  suchen,  „dass 
durch  die  Einwirkung  der  Cultur  wahrscheinlich  in  zahlreichen  Wechselungen  entstandene 
individuelle  und  andere  Abweichungen  von  der  Stammform  in  die  Berechnung  auf- 
genommen  wurden.“  Er  hob  auch  hervor,  dass  man  „bei  civilisirten  Völkern  das  Material  für 
die  Untersuchungen  vorzugsweise  von  dem  eigentlichen  Volke  und  weniger  von  den  höheren 
Classen,  mehr  von  der  Land-,  als  der  Stadthevölkerung  holen  muss“. 

Auffällig  ist  es,  dass  die  Mehrzahl  der  schwedischen  Schädel,  nioht  nur  aus  der  vor- 
geschichtlichen Zeit,  sondern  auch  aus  dem  Mittelalter,  schwach  mesocepbal  oder  dolichocepbal 
sind.  Professor  E.  Clason  hat  die  Maasse  einer  Menge  solcher  Schädel  angegeben,  von  denen 
5G  auf  Ilelgeaudsholmen  in  Stockholm  bei  der  Aufführung  der  Grundmauern  für  das  neue 
lieichstagsgehäude  ausgegraben  wurden  *),  ans  dem  Mittelalter  stammen.  Von  diesen  Schädeln 
ist  keiner  brachycepha! , aber  eine  grosse  Menge  sind  typisch  dolichocepbal.  Bei  12  Schädeln 
aus  dem  Steinzeitalter  und  6 anderen  ohne  Zweifel  ebenfalls  ans  der  vorgeschichtlichen  Zeit 
stammenden  Schädeln  (Knifsta)  ist  der  höchste  Breitenindex  76,7,  und  hei  der  Mehrzahl  ist  die 

*)  Sielie  Ymer,  1896,  Q.  Itetzius:  Blick  pä  den  fysisks  sotropologienn  bistoris. 

')  Bielie  E.  Clsusen:  Om  ett  fynd  sf  miinniskotkaller  pä  Helgeandshnlmen,  Upsala  I.äksre- 
föreningens  Körb.  1896 — 1607. 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  631 

Form  ausgeprägt  doliehocepbal  mit  einem  ßreitenindex  von  62,9  bis  72.  Professor  Clason 
zeigt  durch  einen  Vergleich  mit  schwedischen  Schädeln  aus  der  Jetztzeit,  dass  die  Doliehocephalie 
und  Mesocephalie  bei  uns  mit  der  Zeit  einen  immer  grösseren  Breitenindex  erhalten 
haben.  So  ist  nach  seinen  Messungen  der  niedrigste  Breitenindex  bei  Dolichoccphalcn , die 
sicher  aus  dem  Steinzeitalter  stammen,  63,7  und  bei  Dolichocephalen  aus  unserer  Zeit  67,8;  der 
höchste  Breitenindex  ist  bei  Mesocephalen  aus  dem  Steinreitalter  76,7  und  bei  Mesocephalen  aus 
unserer  Zeit  79,9. 

Dass  die  Verminderung  der  Dolicliooephaiie,  wie  Professor  Clason  meint,  in  der  immer 
wenigeren  Anwendung  steifer  SäuglingsmOtzen  ihren  Grund  habe,  dürfte  kaum  angenommen 
werden  können,  denn  theils  wissen  wir  nicht,  in  welcher  Ausdehnung  dieser  Gebrauch  früher 
zur  Anwendung  gekommen  ist,  theils  können  wir  nicht  entscheiden,  ob  durch  diese  Mülzchen 
im  Allgemeinen  ein  solcher  Druck  ausgeübt  worden  ist,  dass  dadurch  der  Kopf  von  den  Seiten 
znsammengedrückt  werden  konnte. 

Ich  bemerke  hierbei,  dass  eine  der  beiden  hypcrdolichocephalen  Personen,  die  ich  unter 
den  von  mir  untersuchten  Schweden  angetrofi'en  habe,  eine  dem  niederen  Volke  in  Nerike  an- 
gehörende 57jährige  Frau  erklärte,  nie  eine  steife  Säuglingsmütze,  sondern  nur  weiche  gehäkelte 
Mützchen  getragen  zu  haben. 

Von  15  von  mir  untersuchten  aus  den  Ganggräben  von  Karleby,  Lockegiird,  Kroggard, 
Backaryd  und  Backa  (Vestergötland  und  Smäland)  stammenden  Steinzeitalterschädeln  im  Museum 
des  Karolinischen  Institutes  waren 

5 tuesoccphal  (Breitenindex  75,5  bis  78,8)  und 
10  doliehocepbal  (Breitenindex  68,2  bis  73,6),  davon 
4 hyperdolichocephal. 

Der  einzige  brachycephale  Schädel  dieser  Sammlung  war  offenbar  durch  den  Druck  der 
Erde  deformirt  worden,  daher  er  nicht  mit  in  die  Rechnung  aufgenommen  werden  konnte. 

Auf  Gotland  habe  ich  8 aus  dem  Eisenzeitalter  stammende,  in  Visby,  Fridhem,  llemse 
und  Etelhotn  gefundene  Schädel  von  normaler  Form  zu  messen  Gelegenheit  gehabt.  Von  diesen 
Schädeln  waren 

4 mesocephal  (Breitenindex  75,4  bis  76,2)  und 
4 doliehocepbal  (Breitenindex  66,4  bis  73,8),  davon 
1 hyperdolichocephal. 

Bei  2 Schädeln  war  die  Stirnsutur  offen. 

Neulich  habe  ich  alte  Schädel  in  der  Kirche  auf  Lidingö  in  der  Nähe  von  Stockholm 
begrabener  Leichen  untersucht.  Die  Kirche  stammt  aus  dem  Mittelalter,  und  unter  dem  Fuss- 
bodon  derselben  haben  sieb  eine  Menge  Gräber  gefunden,  die  eine  ständige  Fäulniss  der  Dielen 
verursachten,  so  dass  man  schliesslich  genöthigt  war  (1889),  den  Müll  und  die  Skelette  unter 
dem  grösseren  Tlieile  des  Fnssbodoua  zu  entfernen.  In  der  Kirche  ist.  seit  mehr  als  100  Jahren 
Niemand  beerdigt  worden,  und  es  stammten  daher  Bicher  viele  Skelette  von  Personen  her,  die 
hier  vor  mehreren  hundert  Jahren  begraben  worden  sind.  Die  ausgegnibenen  Skelette  wurden 
auf  dem  Kirchhofe  von  Lidingö  begraben,  und  dort  konnte  ich  nun  an  14  gut  erhaltenen 
Schädeln,  alle  symmetrisch  und  obno  jede  Spur  einer  Zusammendrückung,  Messungen  ausführen. 
Von  diesen  14  Schädeln  waren 


Digitized  by  Google 


632  Dr.  Anton  Nyströin, 

5 mt-socephal  (Breitenindex  76,1  bi«  78,5)  und 
9 dolichocepbal  (Breitenindex  68,6  bi»  74,7),  davon 
1 liyperdolichnceplial. 

Der  letztgenannte  Schädel,  der  äusserst  porös  war,  schien  sehr  alt  zu  sein. 

Bei  einem  Schädel  war  die  Stirnsutur  offen;  derselbe  hatte  einen  Breitenindex  von  76,4. 
Ein  anderer  Schädel  schien  rachitisch  zu  sein,  indem  da«  Stirnbein  und  die  Scbädelknochen 
ziemlich  ausgebuchtet  erschienen;  er  war  jedoch  dolichocephal  und  hatte  einen  Breitenindex 
von  74,7. 


Ich  habe  an  den  Köpfen  500  lebender,  erwachsener  Schweden  Messungen  ausgeführt, 
um  diese  Schädel  durch  die  Bestimmung  ihres  Breitenindexes  mit  Schädeln  früherer  Bewohner 
des  Landes  — au»  dem  Steinzeitalter,  Eisenzeitalter,  Mittelalter  u.  s.  w.  — vergleichen  zu  können. 
Zu  diesem  Zwecke  habe  ich  den  erhaltenen  Haulbreitenindex,  wie  man  den  Breitenindex  bei 
lebenden  Personen  wohl  nennen  kann,  auf  den  kranialen  Breitenindex  redneirt.  Da  ich 
gegen  Brocas  und  Sticdes  Reduction  des  I lautbreitenindexes  um  zwei  Einheiten  etwa«  skeptisch 
war,  habe  ich  an  acht  laichen,  bei  denen  ich  znerst  den  Idingen-  und  Querdiameter  der  Schädel 
mit  ansitzender  Haut  und  danach  die  Schädel  nach  Entfernung  sowohl  der  Haut  und  der 
Muskeln,  wie  de»  Perikratiiums  gemessen,  neue  Untersuchungen  darüber  ausgeführt.  Der  Unter- 
schied in  den  Maassen  ist  nicht  constaut,  daher  man  sich  an  die  erhaltenen  Mittelzahleu  halten 
muss.  Diese  führen  indessen  zu  einer  geringeren  Keduction,  als  der  oben  erwähnten. 


Unterauchte  Schädel 

Verminderung  de* 

Längendiameteri  j 

Hreitendiameter« 

Nr.  1 

0,7  cm 

0,8  cm 

. 2 

0.7  , 

0,8  » 

> S 1 0,6  * 

0,9  , 

, 4 

0.«  , 

0,76  * 

„ ö 

0,9  . 

0.8  . 

, « 

0,86  „ 

0,65  » 

„ 7 

0,8  „ 

03  , 

. 8 

1,15  . 

1,95  . 

Summa  8 

6.30  cm 

6,75  cm 

Mittelzahl 

0,78  . 

«34  . 

Bei  der  Redncirung  des  „Hautbreitenindexes“  zum  Lianialen  Breitenindex  habe  ich  also 
0,78  cm  vom  Längendiameler  und  0,84  cm  vom  Breiiendiameter  abgezogen.  Wegen  des  geo- 
metrischen Verhältnisses  wird  indessen  hierbei  der  Breitenindex  bei  den  breiteren  und  schmäleren 
Köpfen  nicht  in  gleichförmiger  Weise  rcducirt,  sondern  cs  ergiebt  sich  folgende  Serie  Ver- 
minderungen desselben: 

bei  Hvperbrachycephalen  mit  einem  Breitenindex  von  88 0,8  Einheiten, 

87  bis  86  . . 0,9  „ 

85  „ 84  . . 1,0 

83  * 82  . . 1,1 

81  „ 80  . . 1,2 


Brachyeepbalen 


Digitized  by  Google 


Fonnenveräntlerungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  633 


bei  Mesocephalen 

mit 

einem 

Breitenindex  von 

79 

bis 

78 

. . 1,2 

Einheiten 

w ft 

ft 

w 

1t  1» 

77 

75 

. . 1,3 

n 

„ Dolichocepbalen 

ft 

n 

» n 

74 

it 

73 

. . 1,3 

rt 

n n 

1f 

n 

n » 

72 

rt 

71 

. . 1,4 

n 

n n 

11 

n 

n rt 

70 

. . 1,5 

it 

„ Hyperdolichocephaleu 

n 

» 

ft  n 

69 

. . 1,5 

ft 

n ft 

n 

n 

rt  rt 

68 

. . 1.6 

n 

Nach  dieser  Serie  habe  ich  die  Heduction  des  Breitenindexes  bei  den  von  mir  untersuchten 
Schweden  nusgeführt 

Hervorgehoben  mag  hier  werden,  dass  bei  diesen  Untersuchungen  keine  absichtliche  Aus- 
wahl — > der  Theorie  wegen  — staugefunden  hat,  sondern  dass  sie  bei  allen  Personen,  die  ich 
getroffen  und  bei  denen  ich  Gelegenheit  hatte,  Messungen  vorzunehmen  und  nach  der  Her- 
kunft u.  s.  w.  zu  fragen,  ausgeführt  worden  sind. 

Die  Breitenindices  und  die  entsprechende  Anzahl  Individuen  der  untersuchten  lebenden 
Schweden  ergeben  sich  aus  der  folgenden  Tabelle,  wo  die  ganzen  Einheiten  auch  die  Individuen 
mit  Bruchtheilcn  einer  Einheit  umfassen.  So  umfasst  z.  B.  der  Breilenindex  von  86  auch  Indi- 
viduen mit  einem  Breitenindex  bis  zu  86,9  u.  s.  w. 


Hrachycephaleu 


Menocephalen 


Dolichocepbalen 


Breitenindex 

87.9 

86 

85 

84 

' 88 
82 
81 
90 
79 
78 

. . < 77 
76 
75 
74 
73 
72 

•I71 

7o 

69 

68 


Anzahl 

1 

4 

3 

14 

13 

14 
24 

28  = 101. 

41 

81 

62 

68 

65j=  297. 

44 

32 

16 

6 

2 

1 

1 = 102. 
600. 


Die  Schädelmcsstingeu,  welche  ich  »usgeführt,  haben  allen  Gosellschaftsclassen  ge- 
golten, und  bei  jedem  Individuum  habe  ich  so  genau  wie  möglich  Auskunft  über  seine  Be- 
schäftigung im  Kindesalter  sowie  über  den  Stand  und  die  Herkunft  seiner  Eltern 
in  Bezug  auf  die  Provinzen  des  Landes  und  des  Auslandes  zu  erhalten  gesucht  In  den  Tabellen 
über  die  untersuchten  Individuen  ist  auch  der  Stand  des  Individuums  und  die  gesellschaftliche 
Stellung  der  Familie  desselben  angegeben,  wobei  ich  es  für  zweckmässig  gehalten  habe,  zwei 
Kategorien  anzunehmen:  Personen  der  höheren  Stände  (Gelehrte,  Studirende,  Beamte, 

Archiv  ftlx  Anthropologie.  Ed.  XXVII.  0Q 


Digitized  by  Google 


634 


Dr.  Anton  Nyström, 

Kauflcute,  Künstler)  und  Personen  der  niederen  Stünde  (Bauern,  Arbeiter  in  gewöhn- 
licher Meinung,  Dienstboten  u.  s.  w.). 

AuflSllig  ist  es,  dass  die  Procentzahl  der  Brachycephalen,  Mesocephalen  und  Dolieho- 
cephalen  bei  den  Standespersonen  in  beinahe  gleicher  Progression  sinkt  (58,4  Proc-,  38,7  Proc. 
und  23,5  Proc.),  während  sie  bei  den  Personen  der  niederen  Stände  in  entsprechendem 
Grade  steigt  (41,6  Proc.,  61,3  Proc.  und  76,5  Proc.). 

Betrachtet  man  den  persönlichen  Stand  im  Verhältnis»  zu  dem  Stande  der  Familie, 
Bo  findet  man,  dass  von  den  500  untersuchten  Individuen  51,  oder  13  Brachycephalen,  29  Meso- 
cephalen und  9 Dolichocephalen,  aus  den  niederen  in  die  höheren  Stünde  übergegangen 
sind.  Ka  zeigt  sich  indessen  auch,  dass  dieser  Vebergang  aus  den  niederen  in  die  höheren 
Stände  die  Brachycephalen  mehr  als  die  beiden  anderen  Typen  betrifft.  So  ist  der  Unter- 
schied zwischen  dem  persönlichen  Stande  und  dem  Stande  der  Familie  bei  den  Brachycephalen  12,9, 
bei  den  Mesocephalen  9,7  und  hei  den  Dolichocephalen  8,8  Proc. 

Hochgradige  Brachy cephalie  mit  einem  Breiteniudex  von  83  und  darüber  zeigen  von 
den  500  untersuchten  Schweden  35  Individuen,  von  denen  27  den  höheren  uud  8 den 
niederen  Stünden  angehören,  während  sich  hochgradige  Dolichoccphalic  mit  einem 
Breitenindex  von  72  und  darunter  nur  bei  II  Individuen  findet,  von  denen  nicht  mehr 
als  3 zn  den  höheren  und  8 zu  den  niederen  Standen  zu  zählen  sind. 

Wirkliche  Hyperbrachyccphalie  mit  einem  Breitenindex  von  85,1  bis  87,9  kommt  bei 
8 der  500  untersuchten  Individuen  vor,  während  sich  wirkliche  Hyperdolichocepbalie  mit 
einem  Breitenindex  von  69,7  bis  68,9  nnr  bei  2 nachweisen  lässt. 

Von  den  Hyperbrachyecphalen  — 6 Männern  und  2 Franen  — gehören  2 den  höheren 
und  6 den  niederen  Ständen  an;  die  beiden  Ilyperdolichocephalen  — 1 Mann  und  1 Frau  — 
gehören  den  niederen  Ständen  au. 

Die  untersuchten  500  Schweden  zeigen  solchergestalt  in  ihrem  Breitenindex  eine  höchst 
1 «deutende  Variation,  von  87,9  bis  68,9,  also  einem  Totalnnterschied  von  19  Einheiten. 

Die  fraglichen  500  nntersuchten  Schweden  stammen  aus  nahezu  allen  Provinzen  des 
Landes,  die  meisten  gleichwohl  aus  dem  mittleren  und  südlichen  Schweden,  aber  nur  ein  paar 
ans  Rohusltn.  » 

Schlüsse  hinsichtlich  eines  provinziellen  Vorherrschen»  des  einen  oder  anderen  Kranientypus 
lassen  sich  bei  der  Mehrzahl  der  Individuen  schwerlich  ziehen,  und  es  mag  der  Umstand  hervor- 
gehoben werden,  dass  ungefähr  116  väterlicher-  oder  mütterlicherseits  aus  zwei  oder  drei  Pro- 
vinzen stammen  und  67  ausländisches  Blut  in  ihren  Adern  Italien.  Merkwürdig  ist  es  indessen, 
dass  die,  welehe  ungemischt  aus  Schonen  stammen,  nnr  Brachycephalen  und  Mesocephalen 
sind  und  dass  sich  unter  ihnen  keine  Dolichocephalen  finden,  während  die  ungemischt  aus 
Dalarne  und  den  norrländischen  Provinzen  stammenden  nur  Mesocephalen  und  Dolicho- 
cephalen sind  und  unter  ihnen  keine  Brachycephalen  Vorkommen.  Dieses  dürfte  mit  den  ver- 
schiedenen Lebensverhältnissen  in  diesen  Provinzen  in  Zusammenhang  gebracht  werden  können, 
und  zwar  mit  leichter  Feldarbeit  und  bequemer  Lebensweise  in  dem  fruchtbaren  Schonen,  mit 
harter  Feld-  und  Waldarbeit  in  den  weniger  fruchtbaren  nördlichen  Provinzen. 

Von  18  Individuen  von  ungemischter  Herkunft  aus  Dalarne  waren  sowohl  persönlich,  wie 
durch  die  Familie  4 den  höheren  und  14  den  niederen  Ständen  angehörend.  Von  10  Individuen 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  635 

mit  ungemischter  Herkunft  aus  den  nördlichen  Provinzen  waren  nach  der  persönlichen  gesell- 
schaftlichen Stellung  5 den  höheren  und  5 den  niederen  Stünden  und  nach  der  gesellschaftlichen 
Stellung  der  Familie  1 den  höheren  nnd  9 den  niederen  Ständen  angehörig. 

Die  8 llypcrbrachycephalen  stammen  aus  G Provinzen  und  2 Städten  des  südlichen  und 
mittleren  Schwedens,  die  2 Hyperdolichooephalen  aus  Dalarne  und  Nerike.  Bei  den  Reprä- 
sentanten dieser  beiden  Typen  fand  sich  ansländisches  Blut  bei  2 Hyperdolichocephalen,  aber 
die  Breitcnindioe»  bei  ihren  Eltern  gaben  an  die  Hand,  dass  die  Hyperbrachycephalic  bei  ihnen 
kein  vererbtes  Rassenmerkmal  ist. 

Das  Verhältnis«  zwischen  der  Brachycephalie  (Breitenindex  80  und  darüber),  der 
Mesocephalie  (Breitenindex  79,9  bis  75)  und  der  Dolichocephnlic  (Breitenindex  74,9  und 
darunter)  bei  den  untersuchten  500  Schwedeu  geht  aus  folgender  Tabelle  hervor. 


Nach  dem  reducirten 

Anzahl  | 

Persönlicher  Stand 

Stand, der  Familie 

Breiten  iudex 

höherer 

niederer 

höherer 

niederer 

Brach  ycephalen 

Meaooephalen 

Dolichocepbalen 

101  =20,2  Proc. 
297  = 59,4  . ! 
1 102  = 20,4  . 1 

59  = 58,4  Proc. 
116  = 3«, 7 , 

24  = 23,5  . 

42  = 41, 6 Proc. 
182  = 613  , ; 
78  = 76,5  „ | 

46  =45,5  Proc. 
89  as  29,0  „ 
16=14,7  . | 

55  = 54,5  Proc. 
211=71,0  „ 
87  = 85,3  „ 

500 

1 198 

302 

147 

i 

858 

Die  Procentbcrcchnung  in  den  letzten  vier  Colnmnen  gilt  den  drei  Hanpttypen. 

Ueberraschend  dürfte  es  sein,  dass  eine  so  grosse  Anzahl  oder  ein  Fünftel  dieser  500  unter- 
suchten Schweden  Brnchycephalen  sind,  da  man  die  Schweden  bisher  stets  als  Kesocephalen  und 
Dolichocepbalen  bezeichnet  hat. 

Was  das  Geschlecht  der  500  Untersuchten  anbetrifft,  so  gehören  287  Individuen  dem 
männlichen  und  213  dem  weiblichen  Geschlecht  an,  und  die  beiden  Geschlechter  vertheilen  sich 
auf  die  drei  Typen  in  folgender  Weise: 


Männer 

Frauen 

Brach  ycephalen 

62  = 21,6  Proc. 

39  = 18,3  Proc. 

Meftocephalen 

173  = 60,2  . 

124  = 58,2  , 

Dolichocepbalen  ..... 

[,  52  = 18,1  , 

50  = 23,4  „ 

287 

> 218 

Die  Frauen  scheinen  im  Allgemeinen  etwas  schmälere  Köpfe  als  die  Männer  zu  haben 
während  sich  unter  ihnen  5,3  Proc.  mehr  Dolichoccphalen  finden,  zählen  sie  2 Proc.  weniger 
Mesoceplialen  und  3,2  Proc.  weniger  Brachyoephalen  als  die  Männer. 

Werden  die  67  Individuen  mit  ausländischem  Blute  abgerechnet,  so  ändert  sich 
indessen  dadurch,  wie  die  folgende  Tabelle  zeigt,  das  Verhältnis*  bei  den  übrigen  433  unter- 
suchten Schweden  mit  wissentlich  nur  schwedischem  Blute  nicht  nennenswert!:. 

so* 


Digitized  by  Google 


<536  I)r.  Anton  Nyströin, 


Nach  dem  reducirten 

Persönlicher  Stand 

Stand  der  Familie 

Breite  uitidex 

höherer  j niederer 

höherer 

niederer 

Brachycephalen 

81  = 18,7  Proc.  40  =:  49,4  Proc.  41  — 50,6  Proc. 

28  = 34 ,5  Proc 

53  = 65,5  Proc. 

Mesocephalen 259  = 59,8  „ 81  = 82,4  . 175  = 67,6  „ 56  = 21,6  . 208  = 78,4  „ 

Dolichocephalen , 98  = 21,4  „ 18=19,3  . 75  = 80,7  , 9 = 9,6  „ 81  = 90,4  , 

433  142  291  »3  340 

Hieraus  geht  hervor,  dass  sich  die  Anzahl  der  Brachycephalen  nur  um  1,5  Proc.  vermindert 
hat,  während  die  der  Mesocophalen  um  nicht  mehr  als  0,4  Proc.  und  die  der  Dolichocephalen 
nur  nm  1 Proc.  gestiegen  ist. 

Es  zeigt  sieh  ferner,  dass  von  den  433  Individuen  49,  oder  12  Brachycephalen,  28  Meso- 
cophalen und  9 Dolichocephalen,  aus  den  niederen  in  die  höheren  Stünde  hinaufgerückt 
sind  und  dass  dieses  Hinaufrücken  den  Brachycephalen  in  höherem  Grade  (14,9  Proc.)  als  den 
Mesocephalen  (10,8  Proc.)  und  den  Dolichocephalen  (9,7  Proc.)  gegolten  hat. 

Die  Procentzahl  der  den  höheren  Ständen  angehörenden  Brachycephalen,  Mesocephalen 
und  Dolichocephalen  sinkt  in  derselben  gleichen  Progression,  wie  es  die  obige  Tabelle  von  den 
500  Untersuchten  zeigt,  oder  um  49,6,  32,4  und  1 9,3  Proc.,  während  sie  bei  den  niederen 
Ständen  in  entsprechendem  Grade,  oder  um  50,6,  67,6  und  80,7  Proc.,  steigt. 

Selten  haben  die  Brachycephalen,  auch  wo  sich  ausländisches  Blut  im  Geschlcehte  gefunden 
hat,  ein  fremdes,  sondern  in  den  meisten  Fällen  ein  schwedisches  Aussehen  dargehoten, 
welches  indessen  sehr  wechselnd  ist.  Das  eine  oder  das  andere  Individuum  mit  ausländischem 
Blute  hat  zwar,  mit  schwarzem  Haar  und  braunen  Augen,  ein  fremdes  Aussehen  gezeigt,  aber 
auch  bei  dem  einen  oder  anderen  Individuum  von  wissentlich  reiner  schwedischer  Herkunft  ist 
das  Aussehen,  bei  schwarzem  Haar  und  braunen  Augen,  ein  ausländisches  gewesen. 

Obschon  die  Brachycephalen  verhältnissmässig  den  höchsten  Procentgehalt  ausländischen 
Blutes  haben  — 19,8  Proc.  gegen  12,8  Proc.  der  Mesocephalen  und  8,8  Proc.  der  Dolicho- 
cephalen — so  kann  man  doch  nicht  ohne  Weiteres  sagen,  dass  dieses,  wenn  schon  es  bei  ge- 
wissen Individuen  der  Fall  sein  kann,  seinen  Grund  in  einer  Ueherföhrnug  eines  fremden, 
brachycephalen  Rassenraerkmales  hat.  Diejenigen  aber,  wo  man  anf  Grund  von  schottischem, 
wallonischem,  finnischem,  czechischem,  polnischem  oder  französischem  Blute  eine  brachycephale 
Herkunft  spüren  könnte,  sind  allzu  geringzählig.  Einige  Individuen  mit  „deutschem“  Blute 
können  zwar  die  Brachvcephalie  durch  eine  mögliche  slaviscbe  Herkunft  geerbt  haben  — 
bei  der  Mehrzahl  ist  dieses  aber  sicher  nicht  der  Fall  gewesen,  da  die  meisten  von  deutscher 
Herkunft  norddeutsche  Stammväter  haben  dürften.  Und  in  Norddentschland  ist  der  brachy- 
cephale Typus  nur  wenig  repräsentirt.  Was  zwei  der  hochgradigen  Brachycephalen  betrifft 
(Index  86,8  und  84,8),  zwei  Schwestern,  so  verhält  es  sich  so,  dass  ihr  Vater,  ein  Schwede, 
bracliyceplial  (Breitenindex  83,8),  die  Mutter  aber,  ursprünglich  von  deutscher  Herkunft,  dolicho- 
cephal  ist  (Index  74,8). 

Es  scheint  mir  unzweifelhaft  die  wirkliche  Ursache,  dass  sieb  unter  den  Brachycephalen 
mehr  Individuen  mit  ausländischem  Blute  als  unter  den  Mesocephalen  und  Dolichocephalen 
finden,  von  cnltnrellcr  Natur  oder  die  zu  sein,  dass  die  fremden  Elemente  iu  der  schwedischen 


Digitized  by  Google 


r 


Formen  Veränderungen  de«  menschliehen  Schädels  und  deren  Ursachen.  637 

Nation  in  socialer  Hinsicht,  oder  auf  den  Gebieten  der  Wissenschaft,  der  Knnst  und  der  In- 
dustrie, zum  grössten  Theil  eine  höhere  Stellung  eingenommen  und  daher  weniger  solche 
gröberen  Arbeiten  verrichtet  habe,  die  eine  vornübergebeugte  Körperhaltung  erfordern. 
Es  zeigt  auch  die  letzte  Tabelle,  dass  83  Proc.  aller  Individuen  mit  ausländischem  Blute  (also  56 
von  den  67)  den  höheren  Ständen  angehören  und  dass  sich  beinahe  das  gleiche  Verhältnis«  in 
Betreff  der  Familien  derselben  findet  (54  von  67).  Bei  den  Brachycephalen  ist  dieses  Ver- 
hältniss  noch  mehr  hervortretend,  da  von  20  brachycephalen  Individuen  19  Standes- 
personen sind  und  auch  die  Familien  derselben  in  18  Fällen  von  20  den  höheren 
Ständen  angehören. 

Hinsichtlich  des  Breiionindexes  war  das  Verhältnis*  bei  den  67  Schweden  mit  ausländischem 
Blute  folgendes: 


Anzahl 

Proportion 
zur  ganzen 
Anzahl 

(500) 

Proportion 
zur  Anzahl 
von  demselben 
Typus 

Persönlicher  Stand 

Stand  der  Familie 

höherer 

niederer 

höherer 

niederer 

Brachycephalen  .... 

20 

4 Proc. 

19,8  Proc. 

19 

1 

18 

2 

Mesocepbalen 

38  1 

7,6  * 

12.8  , 

31 

7 

80 

8 

Polichocephalen  . . . . 

9 

1,6  „ 

8.8  . 

6 

3 

G 

3 

1 67 

13,4  Proc. 

96 

ii 

61 

13 

Bei  67  oder  13,4  Proc.  der  500  untersuchten  Schweden  fand  sich  ausländisches  Blut  Die 
meisten  dieser  Individuen  mit  ausländischem  Blute  gehören  indessen  Familien  an,  wo  mir  eines 
der  Voreltern  vor  mehreren  Generationen  von  ausländischer  Herkunft  gewesen  iat,  bo  das?  sie  in 
überwiegendem  Grade  schwedisches  Blut  in  ihren  Adern  haben.  Nur  bei  einer  verschwindend 
kleinen  Anzahl  ist  der  Vater  oder  die  Mutter  von  ausländischer  Herkunft  gewesen.  Kein  In- 
dividuum  ist  in  die  Berechnung  aufgenommen,  das  sowohl  väterlicher-  wie  mütterlicherseits  von 
ausländischer  Herkunft  ist.  Bei  einigen  findet  sieb  ausländisches  Blut  von  verschiedenen  Na- 
tionen, daher  bei  einer  Zusammenzählung  der  Ilerkuuftsqaellen  mehr  ausländische  Elemente  als 
Individuen  erhalten  werden. 

Die  67  Schweden  mit  ausländischem  Blute  haben  folgende  Herkunftsquellen : 


Brachy- 

cephalen 

Meso- 

cephalen 

Dolicho- 

cephalen 

Brachy-  Meso- 
oephalen  cephalen 

Dolicho- 

ceplialen 

Deutsche,  davon  ungc- 

Franzosen  . . . 

. . 4 8 



führ  der  dritte  Thetl 

Engländer  . . . 

• • " - 1 2 

1 

von  Pommern  . . 

9 

16 

6 

Kurländer  . . . 

. . — ' 2 

— 

Schotten  ...... 

5 

8 

— 

I.ivlander  . . . . 

,.l|l  1 

— 

Wallonen  u.  Vlämen  . 

4 

4 

1 

Estländer  . . . . 

. . 1 

— 

Holländer 

- 

— 

i 

Ungarn 

— 1 

— 

Finnen  (finnisch)  . . 

• 

— 

— 

C zech  t u . . . 

...  1 

— 

Norweger 

— 

5 

I 

Polen 

• • . 1 1 - 

— 

Ansser  dem  einen  Falle  von  finnischer  Herkunft  ist  bei  sieben  der  untersuchten  Schweden 
angegeben,  dass  eines  der  Eitern  von  Finiand  war;  diese  Individuen  sind  jedoch  nicht  unter 


Digitized  by  Google 


I 


t 


638  Dr.  Anton  Nyström, 

I 

die  mit  ausländischem  Blute  aufgenommen,  da  ihre  Eltern  unzweifelhaft  schwedische  Finnen 
waren.  Von  diesen  sieben  Individuen  war  eins  brachycephal,  vier  waren  mesocephal  und  zwei 
dolichoccphal,  ein  Verhältnis«,  welches  hinsichtlich  des  kraniologischen  Rassencharakters  auch  für 
diese  Auffassung  spricht  und  nicht  besonders  auf  einen  finnischen  Ursprung  in  ethnologischer 
Meinung  hindcutct. 

Diese  Untersuchungen  der  Schädel  jetzt  lebender  Schweden  zeigen  bei  einem  Vergleich 
mit  Untersuchungen  von  älteren  schwedischen  Schädeln  und  den  von  A.  Ketzins  Uber  die 
Schädel  der  Schweden  gelieferten  Angaben,  dass  sioh  der  Breitenindex  bei  den  Schweden 
im  Allgemeinen  vergrössert  hat,  oder  dass  die  Brachycephalie  bei  ihnen  jetzt  all- 
gemeiner, die  Doliehocephalie  aber  weniger  allgemein  als  früher  ist. 

Auffällig  ist  es,  dass  unter  den  Schweden  nunmehr  so  äusserst  wenig  Hy perdolicho- 
cephalen  vorzukommen  scheinen  — nur  zwei  der  von  mir  untersuchten  500  waren  Hyper- 
dolichoccplialcn  — , während  sie  früher  ziemlich  gewöhnlich  waren,  sowie  dass  der  niedrigste 
Breitenindex  bei  den  500  untersuchten  jetzt  lebenden  Schweden  68,9  war,  während  er  bei  den 
alten  Schweden  bis  auf  62,9  herabging. 

Es  ist  unter  allen  Umständen  merkwürdig,  dass  unter  diesen  500  untersuchten  jetzt  lebenden 
Schweden  nicht  so  wenig  (35)  hochgradige  Brachycephalen  Vorkommen  und  8 davon  wirkliche 
Hyperbrachycephalen  sind,  sowie  dass  die  Zahl  der  sioh  unter  ihnen  findenden  hochgradigen 
Dolichocephalcn  verhältnigsmässig  gering  (11)  ist  und  nur  2 derselben  hyperdoliohocephal  sind. 

Wir  haben  indessen  hier  oben  (Seite  631)  gesehen,  wie  verhältnissmässig  zahlreich  die 
Dolichocephalcn  unter  den  Funden  ans  dem  Stein-  und  Kiscnzeitalter  sind  und  dass  in  diesen 
Zeiten  in  Schweden  die  Hypcrdolichocephalie  gewöhnlich  genug  war,  während  die  Brachy- 
cephalie  eine  Seltenheit  bildete. 

Was  namentlich  Gotland  betrifft  — die  einzige  Provinz,  wo  ich  zwischen  Schädeln  ans 
alter  Zeit  (dem  Eisenzeitalter)  und  der  Jetztzeit  Vergleiche  anstellen  konnte  — , so  erwiesen  sich 
von  8 Schädeln  aus  dem  Kiscnzeitalter  4 als  mesocephal  und  4 als  dolichocepbal,  davon  1 als 
hypcrdolichocephal  mit  einem  Breitenindex  von  66,4,  während  von  80  untersuchten  jetzt 
lebenden  Gotländern  ohne  bekannte  Herstammung  aus  anderen  Provinzen  5 brnchyccphal, 

20  mesocephal  und  5 dolichocepbal  waren  und  der  niedrigste  Brcitenindox  sich  bei  ihnen  auf 
72,9  belief. 

Was  die  Kopfmaasse  anlangt,  so  zeigt  es  sich,  dass  der  Längendiamcter  bei  den  gotlän- 
diachcn  Schädeln  aus  dem  Eisenzeltalter  im  Mittel  auf  18,8  cm  (der  kürzeste  ist  17,9  und  der 
längste  19,8)  und  bei  den  jetzt  lebenden  Gotländern  (nach  Uednction  der  Hautmaasse)  auf  18cm 
(der  kürzeste  ist  16,72  und  der  längste  19,42)  beläuft  und  der  Breitendinmeter  bei  den  erstcren 
im  Mittel  13,2  cm  (der  kürzeste  ist  12, G,  der  längste  13,8)  und  bei  den  letzteren  14,8  cm  (der 
kürzeste  ist  13,6  und  der  längste  15,36)  beträgt. 

Die  oben  (Seite  627)  milgctheilten  Untersuchungen  von  dänischen  Schädeln  ans  dem  Eisen- 
zeitalter und  dem  Mittelalter  zeigen,  wie  gewöhnlich  die  Doliehocephalie  früher  auch  in  Däne- 
mark war,  wo  sie  jetzt  selten  zu  sein  scheint,  gleichwie  sie  jetzt  auch,  nach  meinen  oben 
(Seite  634)  angeführten  Untersuchungen  zu  urtheilen,  in  der  alten  dänischen  Provinz  Schonen 
in  Schweden  seiten  ist. 

Ohne  Zweifel  ist  die  dolichoccphale  Schädelform  mit  dem  grossen  nach  oben  von  einem 


Digitized  by  Google 


Formenveränderungen  des  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  <>39 


Eindruck  über  die  Spitze  der  Lambdanaht  begrenzten  Hintcrhauptbeinhöeker,  welche  Form 
A.  Retzins  als  für  die  Mehrzahl  der  schwedischen  Schädel  typisch  bezeichnet  hat,  bei  un- 
zähligen Individuen  wesentlich  durch  die  bei  unserem  Volke  seit  unvordenklichen  Zeiten  gewöhn- 
lichen Arbeiten:  Urbarmachung  unseres  steinigen  Boden*,  Deichung,  Feldbau,  Bergbau,  Waldbau, 
Holzarbeit  u.  s.  w.,  ausgebildet  worden.  Die  harte  Arbeit  der  Landbevölkerung  hat,  namentlich 
früher,  vielerorten  die  Ausbildung  einer  kräftigen  Ilasso  von  „Ackerschweden“  herbeigeführt,  die 
in  Ländern,  in  denen  man  sich  weniger  an  solche  Arbeiten  gewöhnt  hat,  wie  z.  B.  in  Norwegen, 
wo  auch  die  Dolichocephalie  nicht  so  gewöhnlich  ist,  sehr  geschätzt  sind. 

Man  dürfte  annehmen  können,  daas,  welche  Rasse  sich  auch  in  älteren  Zeiten  in  Schweden 
niedergelassen  hätte,  um  hier  Wald  uud  Feld  urbar  zu  machen  und  den  Boden  zu  bebauen,  so 
würde  sie  durch  die  schwere  Acker  ar  beit  dolichocephal  geworden  sein.  Die  Lappen,  die  in 
Schweden  gewohnt,  sind  zum  grössten  Theil  brachycephal  geblieben,  weil  sie  sich  nie  der  Acker- 
arbeit gewidmet  haben;  dagegen  dürften  aber  die  Finnen  in  Schweden  — die  in  einigen 
Provinzen  des  Landes,  wie  in  Dalarne  uud  Norrland,  ziemlich  stark  repräsentirt  sind  — durch 
die  Ackerarbcit  allmählich  mehr  dolichocephal  und  mesoceplutl  geworden  sein. 

Die  beltisclien  und  germanischen  Schweden  sind  seit  unvordenklichen  Zeiten  aus  derselben 
Ursache  wesentlich  dolichocephal  gewesen,  obschon  sich  nun  bei  ihnen  durch  veränderte  Arbeits- 
weisen und  Verkehrsmittel  und  durch  eine  geringere  Strenge  der  Ackerarbeit  in  den  fruchtbareren 
Provinzen  allmählich  Mesocepbalie  und  Brnchycephalie  entwickelt  haben. 

Die  Lebensverhältnisse,  die  Gewerbe  und  Verkehrsmittel  haben  in  letzter  Zeit,  oder  seit 
dem  Anfänge  oder  der  Mitte  des  neunzehnten  Jahrhunderts,  durch  die  Einführung  der  Maschinen- 
industrie, der  Dampfschillahrt,  des  Eisenbahnverkehrs  u.  s.  w.  grosse  Veränderungen  erfahren. 
Hierdurch  ist  die  Körperhaltung  im  täglichen  Leben  bei  zahlreichen  Individuen  aus  einer  vorn- 
übergebeugten in  eine  mehr  aufrechte  übergegangen,  und  die  Form  des  Schädels  hat  sich  dadurch 
verändern  können. 


V.  Sohlussbetraehtungen. 

Man  darf  keineswegs  erwarten,  nach  der  hier  dargestellten  Theorie  eine  höbe  Cnltur  un- 
willkürlich mit  Brnchycephalie  und  die  Dolichocephalie  unwillkürlich  mit  niederen  Culturstadien 
verknüpft  zu  finden.  Die  Theorie  geht  nur  darauf  hinaus,  dass  — nebst  der  Erblichkeit  — eine 
durch  verschiedene  Beschäftigungen  und  verschiedene  Lebensweisen  bedingte  Verschiedenheit 
in  der  Körperstetlung  im  täglichen  Leben  eine  Hauptursache  der  Verschiedenheit  in  der 
Schädelform  ist. 

Viele  Verhältnisse,  die  beim  ersten  Anblick  gegen  die  Theorie  zu  sprechen  scheinen, 
werden  sich  bei  einer  näheren  Kenntnis*  gewisser  Einzelheiten  im  I.cbcn  der  Völker  sicher  mit 
ihr  in  Uebereinslimmung  bringen  lassen. 

Die  Theorie  dürfte  sich  indessen  mit  den  Gründen,  die  oben  dargestellt  worden  sind,  als 
theoretisch  berechtigt  erweisen  und  daher  zugestanden  werden,  dass  die  zwei  Momente  derselben, 
das  statische,  oder  Pascal’*  hydrostatisches  Princip,  und  das  dynamische,  oder  die 
Thätigkeit  der  Nebenmuskeln,  Kräfte  sind,  mit  denen  man  zu  rechnen  hat,  Kräfte,  von 
denen  angenommen  werden  muss,  dass  sie  hei  den  Veränderungen  der  Form  des  Schädels  die 
grösste  Rolle  spielen. 


Digitized  by  Google 


r,40 


l)r.  Anton  Nyström, 


Das  Vorkommen  von  Brachyccphalie  und  Doliehocephalie  bei  demselben  Volke  kann  ver- 
schiedene, bei  den  verschiedenen  Elementen  der  Gesellschaft  mehr  oder  weniger  kräftig  wirkende 
Ursachen  haben.  Verschiedene  dieser  Elemente  können  Standespersonen,  Beiter,  Seeleute  u.  «.  «r. 
sein,  andere  sind  Handwerker,  Landarbeiter  u.  s.  w.,  und  durch  Ehen  zwischen  Individuen  mit 
verschiedener  Beschäftigung  und  verschiedener  Sohädelform  können  oft  verschiedene  Schidcl- 
typen  in  derselben  Familie  entstehen. 

Was  die  Einwände  betrifft,  die  gegen  die  Theorie  erhoben  werden  können,  so  will  ich 
hier  daran  erinnern,  dass  viele  bestätigten  naturwissenschaftlichen  Theorien  Anfangs  von  Fach- 
leuten wegen  Mangels  direcler  Beweise  in  allen  möglichen  Einzelheiten  oder  einer  alt- 
gewohnten Auflassung  bestritten  worden  sind,  llarvey’s  Theorie  des  Blutumlaufes  bat  solcher- 
gestalt bei  mehreren  hervorragenden  Anatomen  Widerspruch  gclundeu,  und  mediciuiscbe 
Facultäten  widerselzten  sich  der  Anerkennung  derselben  lange.  Die  Theorie  war  jedoch 
richtig,  obschon  Harvoy  nicht  demonstrirt  hatte,  wie  das  Blut  aus  den  Arterien  in  die  Venen 
gelangt,  was  man  erst  ein  drittel  Jahrhundert  später  durch  Malpighi’s  Entdeckung  der 
Capillargcfässo  erfahren  hat.  Harvey’s  Entdeckung  ist  für  die  Geschichte  der  Forschung  von 
grösster  Bedeutung,  da  sie  zeigt,  wie  weit  man  mit  indirectcn  und  theoretischen  Argumenten 
kommen  kann.  Sie  geschah  nicht  durch  directe  Beobachtung,  sondern  sowohl  durch  deductice, 
wie  durch  inductive  Beweise,  d.  h.  durch  Nachdenken  — gau*  wie  ein  Maler,  den  man  fragte, 
wie  er  seine  Farben  mische,  sagte:  „Mit  dem  Gehirn.“ 

Die  Betrachtung  des  Falles  eines  Apfels  brachte  Newton  auf  den  Gedanken,  dass  die 
Gravitation  die  Ursache  der  Bewegung  der  Planeten  sei  und  die  Kraft,  welche  die  Körper  an 
die  Erde  zieht,  nicht  nur  bis  in  die  höchsten  Schichten  der  Atmosphäre,  sondern  bis  zum 
Monde  u.  s.  w.  reiche.  Dnrch  Berechnungen  konnte  er  nachher  sein  Gravitationsgesetz  for- 
muliren,  aber  so  gut  er  es  auch  demonstrirte  — in  seinen  Principien  — so  bliob  man  doch 
in  allen  Ländern  kalt  gegen  dasselbe,  und  während  mehr  als  50  Jahren  hat  es  auf  die  Arbeiten 
der  Gelehrten  wenig  oder  gar  keinen  Einfluss  ausgeübt.  Mehrere  zu  Newton’ s Zeit  lebende 
grosse  Mathematiker  nnd  Astronomen  bestritten  seine  Theorien.  Nichts  kann  deutlicher  zeigen, 
dass  alles  Neue,  selbst  wenn  es  die  grösste  wissenschaftliche  Wahrheit  ist,  viele  Widersacher 
auf  Grund  der  Gewohnheit,  in  einer  gegebenen  Weise  zu  denken,  und  dor  unerhörtou  Macht 
der  traditionellen  Autorität  findet  Lavoisier’s  Theorie  der  Oxydation  nnd  R.  Meyer’» 
Theorie  der  mechanischen  Wärme  landen,  obschon  sie  durch  die  Forschung  vollkommen  be- 
kräftigt waren,  ebenfalls  eifrigen  Widerspruch  bei  Fachleuten. 

Gleichwie  Harvey,  Lavoisier  n.  A.  hat  auch  der  Begründer  der  Evolutionstheorie 
die  Bedeutung  des  systematischen  Denkens,  d.  h.  die  Bedeutung  der  Deduotion  für  die 
Forschung  dargelegt,  indem  es  ihm  mittelst  der  Deduction  möglich  gewesen  ist,  für  die  Er- 
scheinungen wirkliche  Gesetze  zu  formulireu,  was  er  mittelst  der  concreten  Detailforschung 
nicht  vermochte.  Verschiedene  Forscher  sind  einseitig  der  analytischen  Methode  gefolgt,  die, 
von  der  genauen  Detailforschung  ausgehend,  mehr  auf  das  den  Individuen  Eigenthürolicbe 
sieht  und  streng  scheidet,  was  verschieden  erscheint,  während  andere  der  synthetischen  Methode 
folgen,  die  übersichtlich  zuwege  geht,  dem  Gemeinsamen  und  Verwandten  naebforscht 
und  den  Zusammenhang  zwischen  den  Individuen  und  das  Verhältnis»  zwischen  Ursache  und 
Wirkung  zu  ermitteln  sucht. 


Digitized  by  Google 


Formen  Veränderungen  de»  menschlichen  Schädels  und  deren  Ursachen.  <>41 

Die  ersteren  haben  indessen,  da  eie  die  Un  Veränderlichkeit  der  Arten  als  erwiesen  be- 
trachtet, das  Zeugnis*  der  vüllig  geschichtlichen  Zeit  überschätzt  und  Möglichkeiten  in  den  viel 
längeren  vorgeschichtlichen  Zeiträumen  übersehen;  sie  sind  auch  nicht  geneigt  gewesen,  ver- 
bindende Zwischenglieder  der  Entwickelung  anzuerkennen,  weil  man  dieselben  nicht  concret  vor 
Augen  gehabt  hat,  und  ebenso  haben  sie  übersehen,  dass  die  wissenschaftliche  Demonstration, 
namentlich  in  Betreff  dynamischer  Fragen,  wenigstens  in  der  Hauptsache  zu  positiven  Er- 
gebnissen führen  kann,  und  dieses  ebensowohl  mit  indirecten,  wie  mit  directen 
Gründen.  Goethe,  der  erste  Vertreter  der  Evolution»-  oder  Transformationslehrc  in  neuerer 
Zeit,  legte  die  Veränderlichkeit  der  Pflanzen-  und  Thierformen  dar  und  demonstrirte  sie  gleich- 
zeitig, indem  er  zeigte,  wie  die  verschiedenen  Naturkräftc  modificirend  auf  die  ursprünglichen 
Typen  wirken,  aber  seine  Schriften  hierüber  wurden  von  der  wissenschaftlichen  Welt  lange 
gänzlich  unbeachtet  gelassen,  um  nicht  zu  sagen  mit  Geringschätzung  betrachtet.  Als  später 
Lnmarck,  Darwin  u.  A.  die  Transformationstheorie  noch  ausführlicher  dnrslelltcn,  fanden  sie 
bei  vielen  Forschern  den  intensivsten  Widerstand,  obschon  es  sich  gezeigt  hat,  dass  die  Theorie, 
ungeachtet  gewisser  fehlerhafter  Annahmen,  als  bestätigt  zu  betrachten  sei. 

Gleichwie  die  alten  Classificationen  des  Pflanzen-  und  Thierreiches  durch  die  Trans- 
formationstheorie gefallen  sind,  so  hat  eine  nähere  Forschung  die  Schwierigkeit  dargethan,  die 
Menschen  nach  äusseren  Kennzeichen  in  streng  geschiedene  Rassen  einzutheilen.  Die  Forscher 
haben  verschiedene  Gruppen  von  Menschenrassen  aufgestellt  und  dio  Anzahl  derselben  zu 
2 bis  3 bis  5 und  mehr,  bis  zu  63,  bestimmt,  so  dass  die  Anthropologen  sich  nicht  über  eine 
bestimmte  Anzahl  wissenschaftlich  unterschiedener  Rassen  einigen  können.  Die  Arteinheit  des 
Menschengeschlechtes,  die  sich  am  deutlichsten  aus  den  Fortpflanzung* Verhältnissen,  oder  der 
Fruchtbarkeit  bei  Kreuzung  verschiedener  Rassen  ergehen  hat,  lässt  auch  die  für  die  Rassen 
aufgestellten  Unterscheidungszeichen  oft  als  von  ganz  untergeordneter  Bedeutung  erscheinen  ; 
dieselben  sind  nur  Modiflcationen,  zum  grossen  Tbeil  durch  äussere  Verhältnisse  hervorgebracht, 
und  es  gilt  für  die  Forschung  in  Betreff  der  Rassoufrage  die  moditicirenden  Umstände  zu 
finden,  gleichwie  es  für  sie  in  Bezug  auf  die  alte  Classification  des  Pflanzen-  und  Thierroiches 
gegolten  hat,  die  möglichen  nnd  annehmbaren  Ursachen  der  Metamorphose  nachzuweisen. 

Die  verschiedenen  Schädelformen  können  wohl  bisweilen  für  die  Unterscheidung  gewisser 
Rassen  von  relativer  Bcdeutuug  sein,  doch  glaube  ich  gezeigt  zu  haben,  dass  sie  nicht  von 
absoluter  Beständigkeit,  sondern,  auf  Grund  gewisser  Gesetze,  modificirb a r sind. 

Ich  glaube  indessen  nicht,  hier  eine  völlig  bewiesene  Theorie  dargelegt  zu  haben,  sondern 
cs  ist  dieses  nur  ein  Versuch,  für  die  Entstehung  kürzerer  oder  längerer  Schädelformen  eine 
wissenschaftliche  Erklärung  zu  geben,  deren  Schwierigkeiten  ich  sehr  gut  eingesehen  und  bei 
deren  Ausarbeitung  ich  selbst  viele  Einwürfe  gegen  sie  gemacht  habe,  die  solchergestalt  hei  der 
Beweisführung  berücksichtigt  worden  sind.  Gewisse  Einwürfe  haben  andere  hei  Demissionen 
des  Gegenstandes  gemacht,  und  auch  diese  habe  ich  genan  erwogen  und,  wie  ich  hoffe,  in  be- 
friedigender Weise  widerlegt-  loh  wage  jedoch  zu  hoffen,  dass  da«  Fundamentale  dieser  Theorie, 
trotz  der  Schwierigkeiten,  die  sich  für  ihre  Bestätigung  finden,  und  obschon  gewisse  Einwürfe 
gegen  sie  gemacht  werden  können,  bei  einer  fortgesetzten  Forschung  als  richtig  befunden 
werden  wird. 

Die  schliesslich«  Bestätigung  der  hier  dargestellten  Theorie  des  Entstehens  der  Brachy- 

Archiv  fhr  Anthropologie.  Bd.  XXVII  wi 


Digitized  by  Google 


fi 42  Dr.  Anton  Nyströra,  Formenveränderangen  des  menschlichen  Schädels  etc. 

ccphalic  und  Doliehoeeplialie  fordert  neue  und  ausgedehnte  ethnologische  Untersuchungen  bei 
verschiedenen  Völkern  — in  Uehereinstimmung  mit  den  Principien  und  Gesichtspunkten  der 
Theorie  — von  Forschern  und  Forschungsreisenden. 

Es  gilt  hierbei  vor  Allem  die  Untersuchungen  so  auszuführen , wie  ich  es  bei  lebenden 
Schweden  gelhan  habe,  nämlich  theils  die  Herkunft  zu  erörtern,  theils  die  untersuchten  Indi- 
viduen in  den  beiden  Hauptgruppen : höhere  und  niedere  Stünde  aufzustellen,  mit  Hinsicht 
der  socialen  Stellung  sowohl  der  Familie  wie  des  Individuums. 

Die  Aufstellung  der  erhaltenen  Maassc  in  den  drei  Kategorien:  Brachycephalen,  Meso- 
cephalen  und  Doliehocephalen  dürfte  auch  als  die  am  meisten  praktische  angesehen  werden. 

* * 

• 

Eis  ist  gesagt  worden,  dass  die  von  mir  aufgestellte  Theorie,  wenn  richtig  gefunden,  „die 
biologische  Anthropologie  Umstürzen  würde“.  Man  hat  mit  dieser  Aeusserung  erklärt,  dass  diese 
Wissenschaft  sich  auf  die  Annahme  stützt,  dass  die  verschiedenen  Kopfformen  unverän- 
derliche Kassenmerk  male  seien,  eine  Annahme,  die  jedoch  deutlich  verfrüht  gewesen 
ist  und  wodurch  man  oft  die  Bedeutung  dieser  Formen  in  ethnographischer  Hinsicht  übertrieben 
hau  Sic  wurde  übrigens  ursprünglich  in  der  ersten  Periode  der  Kraniologie  gemacht;  und 
hier  ist  jetzt  nur  geschehen,  was  in  allen  Forschungszweigen  eingetroffen  ist,  dass  ältere  Vor- 
stellungen einer  Revision  unterworfen  worden  sind,'  um,  wenn  möglich,  die  Wahrheit  zu  linden. 
Ein  anderes  Ziel  habe  ich  nicht  gehabt,  und  ich  kann  nicht  unterlassen  zu  erwähnen,  dass  ich 
während  meiner  Studien  über  die  Herkunft  der  schwedischen  Kation  durch  eine  Aeusserung 
eines  hervorragenden  Anthropologen:  dass  er  eine  längere  Zeit  »eine  Untersuchungen  aufgegeben 
hatte  auf  Grund  der  Verwirrung  innerhalb  der  kraniologischen  Ethnographie,  gewissermaassen 
veranlasst  worden  bin,  eine  Revision  der  Kraniologie  zu  unternehmen. 

Ein  positiver  Nutzen  ausserhalb  der  theoretischen  Forschung  würde  aus  den  Resultaten 
meiner  Untersuchungen  hervorgehen,  wenn  sie  Bestätigung  fänden,  nämlich  auf  dem  Gebiete 
der  internationalen  Politik,  wo  die  Vorstellung  über  fixe  kraniologische  Rassetimerkmale  früher 
Rassenhass  und  Chauvinismus  unterstützt  hat.  Wie  haben  nicht  etliche  Forscher  sich  in 
den  Dienst  der  nationalen  Eitelkeit  und  des  offensiven  Militarismus  gestellt  durch  die  Annhme, 
dass  die  doliehocephalen  Völker  Europas  den  brachycephalen  überlegen  seien  und 
deswegen  herrschen  und  siegen  müssen  u.  s.  w. 

Wenn  man  jetzt  zu  der  Ueberzeugung  kommen  sollte,  da«»  Dolichoccphalie  kennzeichnend 
für  die  meisten  Völker  auf  früheren  Stadien  ist  und  dass  Brnchycophalie  immer  allgemeiner 
unter  allen  Völkern  wird,  wäre  ja  ein  Argument  gewonnen  für  eine  öffentliche  Meinung  über 
die  Einheit  des  Menschengeschlechtes  und  über  geringere  Ungleichheit  zwisohen  den  Völkern, 
nls  man  angenommen  hat. 


Digitized  by  Google 


Kleine  Mittheilungen. 


XXI II. 

Baumsargmenschen  von  Freckenhorst. 

Von 

Dr.  H.  Landois, 

' Univ.-Pruf.  der  Zoologie  an  der  König!.  Universität  Münster  i.  W. 

Literatur: 

Prof.  Dr.  H.  Landois  und  Dr.  B.  Vormann:  WeetphäHsohe  Tod  ten  bäume  and  Baumsargmenschen.  Mit 
Taf.  XIII  bii  XVI.  Archiv  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  Band  17. 

In  dieser  Abhandlung  ist  die  uns  xugingliche  übrige  ältere  Literatur  über  Baumsärge  angegeben. 


Vorbericht  und  Genchichtliches. 

Wir  erhielten  nachstehende  Mitteilung: 

Herrn  Professor  Dr.  Landoia,  Münster. 

Bei  Ausgrabungen  auf  meinem  in  der  Nähe  der  Kirche  (dem  alten  Kirchhofe)  gelegenen 
Grundstück  habe  ich  einige  sehr  gut  erhaltene  Särge  ausgehoben.  Dio  Särge  sind  aus 
ganzen  Baumstämmen  gefertigt,  haben  lose  aufliegenden  Deckel  und  die  Gerippe  der  betr. 
Leichen  sind  noch  ziemlich  gnt  erhalten.  Ich  stelle  den  historisch  wichtigen  und  inter- 
essanten Fund  dem  Zoologischen  Garten  gern  zur  Verfügung  und  bitte  um  gef.  umgehende 
Nachricht. 

Freokenhorst,  den  13.  August  1901.  Achtungsvoll 

Jos.  Höckelmann. 

Freitag,  den  16.  August  fuhren  wir  bereits  zu  der  interessanten  Fundstelle,  um  die  anthropo- 
logischen Schätze  zu  heben. 

Die  ältest«  und  zugleich  die  Stiftsurkunde  !)  des  Klosters  in  Freckenhorst  ist  datirt  vom 
Jahre  851  den  24.  December: 

«Daher  haben  wir  Sünder,  Everword  und  Geva,  Eheleute  in  Freckenhorst,  den  Forst  nahe 
unserer  Burg  — auf  den  Rath  des  ehrwürdigen  Vaters,  Ludbert*)'  Bischof  in  Mimigardo,  von  Grund 
aushauen  und  ausroden  lassen,  — eine  ansehnliche  Kirche  erbaut.  — In  dieser  haben  wir  bei  Nacht 

*)  J.  B.  Schölte,  Pfarrdechant,  Geschichtliche  Mittheilungen  über  »las  Stift  Freckenhorst.  Münster,  in 
Commission  bei  J.  H.  Deiters,  1852,  8.  50  u.  ff. 

*)  Ludbertus,  849 — 872,  der  vierte  Bischof  von  Munster. 

81* 


Digitized  by  Google 


644 


Dr.  H.  Landoig, 


and  bei  Tag  bitterlich  unter  Thränen  und  unter  Schmers  den  Herrn  angeflehet,  dass  er  nach  seiner 
Erbarmung  wegnehmen  möchte  die  Schmach  der  Kinderlosigkeit  an  unserer  Ehe;  aber  der  Sünden  wegen 
ist  der  Zorn  Gottes  verlängert  gegen  uns  und  die  göttliche  Güte  hat  ihre  Ohren  verschlossen  umeivs 
Klagen.  Daher  haben  wir  alle  Hoffnung  auf  eine  leibliche  Nachkommenschaft,  auf  welche  wir  zu  sehr 
Sion  und  Gedanken  gerichtet  hatten,  aus  ganzem  Herzen  mit  Thraneu  aufgegeben  und  nach  einen 
Geschlecht«  geistiger  Nachkommenschaft  unsere  Augen  gewendet,  — haben  wir  Söhne  und  Töchter 
an  Kindesstatt  angenommen.  — Zu  Söhnen  haben  wir  angenommen  Priester  des  allerhöchsten  Gottes 
mit  ihren  Diakonen.  — lieber  unsere  Töchter  verordnen  wir  also:  Wir  nehmen  zu  Kindern  an  freie 
Töchter  von  gutem  Namen,  keine  ©igenhörige,  keine  frejgelassen©  u.  s.  w.“ 

„Die  am  Eingänge  des  Kirchhofes  vom  Markte  her  westlich  von  der  jetzigen  St.  Bonifatius* 
Pfarrkirche  und  so  wie  diese  auf  einer  sanft  ansteigenden  Anhöhe  gelegenen  St.  Peter  ■•Capelle1), 
ist  nach  der  Tradition  und  nach  alten  Documeuten  unzweifelhaft  das  von  dem  sei.  Everword  in  Folge 
der  erzählten  wunderbaren  Erscheinung  (Lichtglanz  im  Walde,  zuerst  von  dem  Schweinehirten  Freckyo 
— woher  der  Name  Freckenhorst  — beobachtet),  laut  der  Stiftungsurkunde  an  eben  der  Stelle  der 
Erscheinung  erbaute  Oratorium,  folglich  die  erste  Pfarr-  und  Stiftskirche  hierselbst.  Die  Zeit  der 
Erbauung  fällt  in  das  Jahr  850.  Diese  Capelle  ist  im  Rektangel,  dessen  eine  Seito  51,  die  andere 
29  und  dessen  Höhe  12  Fuss  beträgt,  erbaut.  I)i©  Mauen»  sind  3 Fuss  stark  ohne  Strebepfeiler.“ 

Für  die  jetzige  Stiftskirche  wird  die  Jahreszahl  1129  als  Einweihungsjahr  gemeldet;  die  Weibe 
nahm  Bischof  Egbert  vor;  er  war  der  zwanzigste  Bischof  von  Münster  von  1127  bis  1131. 

Die  Lage  der  Baumsärge. 

Vom  Marktplatze  in  Freckenhorst  führt  ein  breiter  Weg  zur  Stiftskirche.  Hechts  vom 
Anfänge  dieses  Weges  liegt  die  alte  Petri* Capelle,  links  das  Wohnhaus  des  Plüschwebers  Herrn 
Joseph  Höckel  mann.  Die  Entfernung  beider  beträgt  18m. 

In  dem  Ilöckelmann'schen  Hause  wurde  im  August  1901  eine  Jauchegrube  ausgeschacbtet  und 
ausgemauert.  Die  Dimensionen  dieser  Grube  betragen  in  der  Länge  6 m,  in  der  Breite  2,50  m,  in  der 
Tiefe  2,10  bis  2,20  m. 

Beim  Auascharhten  dieser  Grube  sties»  man  auf  Banmsärge  und  zwar  in  der  Tiefe  derselben. 

Die  Särge  waren  in  gelbem  Lehm  und  Senkel  eingebettet,  also  in  anstehendem  Boden;  über 
denselben  lag  Schutt,  Mutterhoden,  überhaupt  meist  aufgeschüttete  Culturerde.  Der  Lehm  hat  wohl 
viel  darauf  eingewirkt,  dass  der  Erhaltungszustand  der  Särge  ein  so  guter  war.  Auch  war  der  Lehm 
theilweise  mit  dem  Sickerwasser  in  die  Särge  eingedrungen  und  hatte  die  Knochen  der  menschlichen 
Gerippe  eingebettet,  so  dass  diese  der  Verwesung  auch  gut  widerstanden  haben.  Die  schwarz- 
braune Farbe  der  Skelette  rührt  von  der  Lobe  der  eichenen  Sarge  her. 

Auf  dem  verhalfnissmässig  geringen  Baume  von  15  qm  lagen  sieben  Särge:  drei  grosse,  von 
denen  der  eine  nicht  gehoben  werden  konnte,  weil  er  zu  stark  vermodert  war;  zwei  von  mittlerer 
Grösse  und  zwei  kleine  Kindersurge. 

Die  Lage  sä  in  in  tli  eher  Särge  war  so,  dass  die  Köpfe  der  Leichen  nach  Westen  gerichtet  waren 
(bekanntlich  wurden  und  werden  die  Leichen  der  katholischen  Priester  im  Gegensätze  zu  den  Laien 
mit  den  Köpfen  nach  Osten  bestattet). 

Fundorte  der  Baumsärge  in  Westphalen. 

Bis  jetzt  sind  bei  uns  Baumsftrge  gefunden  worden  in  Rhynern,  Büderich,  Seppenrade, 
Borghorst,  Wiedenbrück  und  Freckenhorst 

Diesen  können  wir  an»  neuester  Zeit  noch  den  Fundort  in  Ewers winkel  zufügen.  Bei  unserer 
Excuraion  nach  den  Raumairgen  in  Freckenhorst  hörten  wir,  dass  der  I^ehrcr  zu  Ewerswinkel  in 
seinem  Hause,  unweit  der  Pfarrkirche  belegen,  ebenfalls  eine  Aborigrube  im  August  1901  angelegt 
habe.  Dabei  sei  man  auf  einen  Baunisarg  gegossen,  der  aber  erst  als  solcher  erkannt  wurde,  als 
wegen  der  Zerbröckelung  von  Sarg  und  Knochen  die  Sache  zu  spät  war. 

Jedenfalls  geht  aus  den  bisherigen  Funden  schon  so  viel  hervor,  dass  die  Bestattung  in 
Baumsärgen  in  der  ersten  christlichen  Zeit  in  Westphalen  allgemein  gehandhabt  wurde. 
Mau  wird  bei  weiteren  Ausschachtungen  in  der  Nähe  älterer  Kirchen  wohl  noch  vielfach  auf  Baum* 
särge  stossen.  Wcun  die  Särge  selbst  in  der  Folge  keinen  grossen  Werth  mehr  haben,  um  bo  wichtiger 
für  uns  sind  die  darin  enthaltenen  Skelettreste,  weil  aus  ihnen  die  Lösung  der  Frage  näher  gebracht 


>)  I.  c.,  ö.  44. 


Digitized  bv  Goog[e 


645 


Baamsargmenschen  von  Freckenhorst. 

wird,  ob  und  wie  «ich  die  Bewohner  Weatphalens  von  der  Steinzeit  an  in  körperlicher  und  geistiger 
Beziehung  verändert  haben. 

Wir  bitten  uns  deshalb  von  jedem  neuen  Funde  an  der  Centraletelle  wissenschaftlicher  anthropo- 
logischer Forschung  unverzüglich  Meldung  zu  machen. 


Beschreibung  der  Baumsärge. 

Nach  Münster  übergeführt  wurden  vier  Särge. 

Der  I.  hat  eine  Länge  von  2,20  m und  eine  Breite  von  0,50  m 


. 11.  , „ 

»1 

. 1.98  , „ . 

. . 0,49  » 

. 1U.  . , 

■ 

, 1.03  . . , 

„ „ 0,35  „ f Kindersarg) 

l 

. . „ 

* 

. 1.04  , . . 

. . 0,38  „ 

Die  F recken  honster  Baumsärge  gehören  nicht  zu  den  ältesten  ihrer  Art.  Ursprünglich  spaltete 
man  einen  Baum  der  Lange  nach  in  zwei  Hälften  und  höhlte  ihn  inwendig  aus;  die  Rinde  blieb  am 
Stamm.  Beim  Begraben  konnten  solche  Särge  leicht  ins  Rollen  gerathen,  und  deshalb  stützte  man  sie 
an  beiden  Seiten  mit  dicken  Kieselsteinen.  So  fanden  wir  die  ältesten  Todtenbäume  in  Borghorst  ge- 
fertigt und  beigesetzt. 

Allmählich  wurden  die  Särge  behauen,  so  dass  sie  sich  mit  der  Zeit  unserer  jetzigen  Sargform 
nähern.  Unten  worden  sie  abgeflacht,  um  das  Rollen  zu  verhindern;  oben  schrägte  man  sie  dachförmig 
ab,  wahrscheinlich  zn  dem  Zwecke,  dass  das  Wasser  jederseits  ablaufen  konnte. 

Wenn  die  ältesten  Todtenbäume,  abgesehen  von  denen  aus  der  Bronzezeit,  in  die  Zeit  Karl  s des 
Grossen  versetzt  werden  müssen,  so  dürften  unsere  Freckenhorster  einige  Jahrhunderte  jünger  sein. 

In  den  mit  I.  bis  III.  bezeichneten  Särgen  waren  die  Skelette  ziemlich  gut  erhalten;  sie  wurden 
deshalb  auch  montirt.  In  den  übrigen  fanden  sich  nur  einzelne  Knochen;  wir  haben  aber  von  diesen 
noch  zwei  (ziemlich  defecte)  Schädel  gesammelt,  sowie  eine  grosse  Anzahl  Wirbel,  Rippen  und  Röhren- 
knochen. 

Beschreibung  der  Baumsargskelette. 

Der  Erhaltungszustand  der  Knochen  ist  ein  ziemlich  befriedigender.  Der  Gerbstoff  und  die 
Gerberlohe  der  eichenen  Baumsärge,  welche  den  Knochen  die  tiefbraunsrh warze  Färbung  verlieh, 
wird  auch  zur  Conservirung  derselben  wesentlich  beigetragen  haben. 

Im  Allgemeinen  ist  uns  die  Mächtigkeit  and  Schärfe  der  Knochenvorsprünge  aufgefallen. 
Wadenbeine  und  Ellen  haben  z.  B.  so  starke  Hohlkehlen  und  scharfe  Kanten,  dass  man  sie  aIh  Messer 
zum  Schneiden  gebrauchen  könnte.  Itiductiv  tchliessen  wir  hieraus  auch  auf  die  Kräftigkeit  der 
vorhanden  gewesenen  Musculatur. 

Der  Sarg  I.  umschloss  das  Skelet  eines  (50-  bis  70jährigen  grossen  und  kräftigen 
Mannes.  Das  Alter  kann  aus  den  stark  ahgeechliffenen  Zahnkronen  und  der  Verwachsung  der 
Schädelnähte  mit  Sicherheit  erschlossen  werden.  I)a  fast  sämmtliche  Knochen  sich  vorfanden,  konnte 
das  Skelett  fast  ohne  Fehl  montirt  werden. 

Der  Sarg  II  enthielt  das  Gerippe  eines  kleinen  und  zarten  Weibes.  Das  Geschlecht 
kann  aus  der  geringen  Schädelcapacitat  und  dem  flachen  Becken  mit  Sicherheit  bestimmt  werden. 

Die  Knochen  in  dem  einen  Kindersarge  (III.)  sind  ziemlich  gut  erhalten;  in  dem  Sarge  IV.  sind 
sie  bis  auf  wenige  Bruchstücke  vermodert. 


M a a s 8 e der  Skelette. 


Mann 

Weib 

Kind 

Totallärgc 

1 ,70  m 

1.37m 

0.60  m 

Schädelinhalt  

. L lflOOoem 

1260  oem 

V . 

Wirbelsäule  (bis  zum  Kreuzbein).  . 

0,63  m 

0,40  m | 

V 

Oterarm 

0,33  „ 

0228  „ 

0,11  . 

Kilo 

0,25  . 

0,22  . 

0,9  . 

Hand  

0,2«  „ 

? „ 

? . 

Oberschenkel 

0,4«  , 

0,42  . 

0,15  , 

Schienbein 

• i 0,38  . 

0,30  . 

0,13  . 

Fasslänge 

•1  O.W  . 

? . 1 

■>  . 

Digitized  by  Google 


646 


Pr.  H.  Lundois,  Baunisargnujnschen  von  Freckenhorst. 


Die  F recken  horster  IUumsargraenschen  sind  den  früher  von  uns  (1.  c.)  beschriebenen  Skeletten 
aus  Borghorst  ausserordentlich  ähnlich,  so  dass  wir  uns  der  Mühe  entheben  konnten,  die  verschiedenen 
Scbädelindices  aufs  Neue  foztzusetzen.  Sie  heissen:  Langschädel,  Flachschädel,  Schiefzahner,  schmal* 
gesichtig,  schmales  Obergesicht,  niederer  Gesichtsschädel , leptoprosop,  mesoconch,  platyrrhin,  lepto- 
staphylin. 

Soh&delcapacit&t 

Mittel  maa  aee: 

Steinzeitmenschen,  Sünninghausen c t 1360ccm  2 1300 ccm 

Baumsargmenschen,  Borghorst  and  Freckenhorst  ...  c f 1496  „ $ 1880  „ 

Jetztzeit,  dotichoccphale  Sachsen cf  1446  „ 2 1330  „ 

Maximum cf  1790  * $ 1560  n 

Die  vorstehenden  Zahlen  sind  das  Frgebniss  zahlreicher  Messungen.  Wenn  wir  nicht  seit  vielen 
Jahren  die  Menschenreste  früherer  Jahrtausende  gesammelt  hätten,  wäre  die  Feststellung  des  Inhaltes 
der  Schädel  unmöglich  gewesen.  Jetzt  haben  wir  die  wissenschaftliche  Befriedigung,  feststellen  zu 
können : 

Der  8ch&delinhalt,  also  auch  die  Grösse  des  Gehirns,  hat  sieh  bei  den  Wostphalen 
von  der  Steinzeit  bis  auf  don  heutigen  Tag  bodeutend  vermehrt,  von  dom  Maximum  der 
Intelligenz  und  der  Schädelcap&citftt  sind  wir  aber  noch  weit  ontfernt. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


647 


Refe  rate. 


Aus  der  deutschen  Literatur. 


1.  Stratz,  C,  H.:  Die  Fraucnkleidung.  8°.  X. 
186  Seiten,  mit  102  zum  Theil  farbigen  Abbil- 
dungen. Stuttgart,  F.  Enke,  1900. 
ln  dem  von  der  Verlagsbuchhandlung  schon  auage- 
statteten,  lesenswerthen  buche  bespricht  der  Verfasser, 
dem  wir  die  interessanten  Studien  über  die  Schönheit 
des  weiblichen  Körpers  verdanken,  die  Entwickelung«- 
ge  schichte  der  Frauenkleidung,  die  tropische  und  die 
arktische  Kleidung,  das  Nationalkoatüm  in  nicht  euro- 
päischen Ländern  und  in  Europa,  Nach  einer  aus- 
führlichen Besprechung  der  Mode,  apeciell  der  durch 
die  Mode  vorgeschriebenen  Formen  des  Coraeta  und 
der  Fussbekleidung,  wird  der  Einfluss  der  Kleidung 
auf  den  weiblichen  Körper,  welcher  bereits  in  dem 
Huche  „Die  Schönheit  des  weiblichen  Körpers"  be- 
sprochen worden  ist,  in  übersichtlicher  Zusammen- 
stellung vor  Augen  geführt.  Den  Schluss  bildet  ein 
Capitel  über  die  Verbesserung  der  Frauenkleidnng. 

Die  Resultate  der  wichtigen  und  interessanten 
Arbeit  fasst  der  Verfasser  in  folgende  beherzigens- 
werthe  Worte  zusammen: 

„Die  Frauenkleidung  ist  festen,  unabänderlichen 
Gesetzen  unterworfen , sie  dient  ausschliesslich  zum 
Schmuck  des  Körpers  und  wird  geringer  und  dadurch 
besser,  wenn  der  Körper  schöner  wird.  Eine  Ver- 
besserung der  Frauenkleidung  lässt  sich  nur  erreichen, 
wenn  man  die  Gesetze,  denen  sie  unterworfen  ist,  sorg- 
fältig beobachtet,  mit  anderen  Worten:  Man  suche 
nicht  die  Fraueukleidung  zu  verbessern,  sondern  be- 
inne  mit  der  Verbesserung  des  Inhaltes,  mit  der 

Besondere  Beachtung  verdienen  die  Rathschläge 
zur  Erziehung  gesunder  Frauen. 

„Mit  besserer  Hygiene  in  der  Lebensweise  kann 
auch  jetzt  schon",  schreibt  Stratz,  rsehr  viel  gethan 
werden,  nnd  dadurch  wenigstens  mittelbar  eine  Ver- 
besserung der  Kleidung  erzielt  werden.“ 

„Zunächst  ist  der  Gebrauch  von  Seife  und  Wasser 
such  in  besseren  Kreisen  noch  lange  nicht  so  ver- 
breitet, als  wünschenswert  ist.  Die  meisten  begnügen 
sich  mit  einem  sogenannten  Reinigungsbad  in  aer 
Woche.  Das  ist  lange  nicht  genug.  Wer  sich  erst 
einmal  an  das  tägliche  kalte  Bad,  das  im  Winter  durch 
die  kalte  Douche  ersetzt  werden  kann,  gewöhnt  hat, 
der  begreift  nicht,  dass  es  Menschen  giebt,  die  diesen 
Genuss  entbehren  können.  Die  ßlntcirculation  wird 
erhöht,  die  Haut  erhält  einen  schöneren  Teint  (kaltes 
Wasser  war  bekanntlich  das  Schönheitsmittel  der  Ninon 
de  Lenclos),  der  Körper  wird  abgehärtet  gegen  Kälte 
und  Erkältung,  man  fühlt  sich  frischer  und  kräftiger.“ 
Ein  zweites  Erfordeniisaist  regelmässige  Bewegung 
in  frischer  Luft;  wen  sein  Beruf  verhindert,  dies  selbst 
zu  thun,  sollte  wenigstens  seinen  Kindern  diese  Ge- 


legenheit, wo  nöthig,  aufdringen,  um  den  Lungen  die 
erforderliche  Nahrung  zu  geben.  Lawntennis,  Turnen, 
Schwimmen,  Reiten  und  vor  allem  das  Fahrrad  geben 
Gelegenheit  genug  zu  reichlicher  und  abwechselnder 
Körperübung.  Aber  diese  Uebungen  würden  ihren 
Zweck  verfehlen,  wenn  sie  bi»  zur  Üebermüdung  fort- 
gesetzt würden,  und  da  ist  es  wieder  eine  au  und  für 
sieb  scheinbar  nebensächliche,  in  Wirklichkeit  aber 
unendlich  wichtige  Frage,  in  welcher  Weise  ausgernht 
werden  soll.  Bei  uns  wird  in  der  Pause,  beim  Tar- 
nen z.  B.,  gestanden,  in  seltenen  Fällen  gesessen;  bei- 
des ist  gleich  verkehrt.  In  Amerika  wird,  wie  Dr. 
Engel  man  n aus  Boston  dem  Verfasser  erzählte,  in 
allen  Schulen,  hauptsächlich  in  Mädchenschulen,  in  lie- 
gender Stellung  geruht;  entweder  lang  auageBtreckt  auf 
dem  Boden  oder  auf  etwas  schrägen  Bänken.  Dies  ist 
die  einzige  Lage,  in  der  der  Körper  wirklich  ausruhen 
kann,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass  andere  civilisirte 
Staaten  sich  Amerika  znm  Vorbild  nähmen.  Auch  zu 
Hause  müssten  wachsende  Kinder  stets  Gelegenheit 
haben,  laug  ausgestreckt  liegen  zu  können;  dass  das 
Bedürfnis«  dazu  naturgemäß  besteht,  weis»  jede  Mutter, 
die  unverständig  genug  den  Kindern  das  „Herum- 
rekeln“ verbietet. 

„Befolgt  man  diese  hygienischen  Rathschläge,  dann 
macht  sich  gar  bald  die  Ueberzeuguog  geltend,  dass 
man  viel  zu  warm  gekleidet  ist,  alle  die  fürchterlichen 
Erzeugnisse  auf  dem  Gebiete  der  Unterkleidung,  von 
dem  (ticken,  gehäkelten,  rotlien  l’nterrock  der  deut- 
schen -Mutier  domestica- , von  der  flanellenen  Unter- 
hose der  Niederländerin  bis  zu  der  schmutzigbraunen 
Combination  der  Engländerin  erscheinen  überflüssig 
und,  von  seiner  schweren  Last  entfrachtet,  bewegt 
sich  der  Körper  freier  und  ungezwungener,  die  Rolle 
des  Corsets  als  -Schmuckträger«  ist  leichter  geworden, 
es  nimmt  an  Schwere  und  Umfang  ab  im  Verbältniss 
mit  der  Abnahme  der  Kleiderlast  und  damit  schwin- 
det seine  Schädlichkeit  für  den  Körper.“ 

Da»  reich  illustrirte  Buch  kann  allen 
Eltern  auf«  wärmste  empfohlen  werden,  aber 
auch  der  Ethnologe  und  Anthropologe  findet 
in  demselben  ihn  interessireude  Mittheilun- 
gen und  Ausführungen. 

München.  Birkner. 

2.  St  ratz,  C.H.:DieRassenschönheitdes  Weibes. 
8*.  XVI.  350  Seiten,  mit  226  in  den  Text  ge- 
druckten Abbildungen  und  einer  Karte  iu  Farben- 
druck. Stuttgart,  rerd.  Enke,  1901. 

Das  neue  Werk  des  durch  seine  bisherigen  Publi- 
cationen  rühmlichst  bekannten  Verfassers,  das  den 
Herren  Gustav  Fritsch- Berlin,  Johannes  Ranke- 
München,  Ernst  Grosse- Frei  borg  u.  a.  m.  gewidmet 


Digitized  by  Google 


648 


Referate. 


ist,  reiht  sioli,  was  Inhalt  und  Ausstattung  be- 
trifft, den  übrigen  Werken  des  Verfassers 
würdig  an. 

Theilweise  stützen  sich  die  mitgetheiltcn  Ansich- 
ten auf  eigene  Beobachtungen  und  Studien,  die  Ver- 
fasser auf  seinen  grossen  Reisen  anzustellen  Gelegen- 
heit hatte.  Die  Form  ist  ansprechend  und  nicht  nur 
für  den  Fachmann  allein,  sondern  für  weitere  Kreise 
bestimmt. 

Von  der  Ausicht  ausgehend,  dass  die  kräftigste, 
lebensfähigste,  die  höchst  entwickelte  Rasse  die  voll- 
endetsten und  darum  schönsten  Individuen  hervor- 
bringen muss,  sieht  Stratz  die  weisee  Hasse  als  die 
höchststehende  auch  in  Bezug  auf  weibliche  Schönheit 
an  und  stellt  als  höchsten  Maassstab  zur  Beurtheilung 
weiblicher  Kassenschönheit  die  körperliche  Bildung  der 
bc*tentwickelten  Individuen  dieser  Rasse  auf.  Die  Be- 
urtheilung der  übrigen  Rassen  ergiebt  sich  dann  aus 
deren  grösserem  oder  geringerem  Grade,  in  dem  sie 
sich  dieser  vollendeten  Form  nähern  oder  von  ihr 
abweichen. 

Als  Kassentypus  kaun  jedes  Individuum  gelten, 
das  die  der  Rasse  eigenthümlichen  Merkmale  be- 
sitzt; UaBsenschönneit  aber  kommt  einem  Körper 
zu,  Hei  dem  die  Rassenmerkmale  so  weit  abge- 
scbwächt  sind,  dass  sie  die  Grenzen  der  Schön- 
heit nicht  überschreiten.  Mit  Ausschluss  aller 
durch  schlechte  Knt  wicke tu ug,  mangelhafte  Ernährung, 
unzweckmäßige  Kleidung  und  Krankheiten  erzeugten 
Fehler  sind  die  Hauptmomente  für  die  Beurtheilung 
die  gleichmässig  symmetrische  Ausbildung  des 
Körpers  im  Allgemeinen  und  des  Gesichtes  im 
Besouderen,  und  zwar  im  weitesten  Sinne  des  Wortes, 
und  dann  die  vollendete  Auspräguug  des  weib- 
lichen Gesell  lechtscharakters. 

Da  beim  Weibe  sich  die  Individualität  dom  Rassen- 
Charakter  unterordnet,  also  die  Gattung  in  viel  reinerer 
Form  repräsentirt,  nimmt  Stratz  das  Weib  zur  Grund- 
lage der  Rasseneintbeilung  und  kommt  durch  seine 
eigenen  Beobachtungen  und  seine  Studien  zu  den- 
selben Resultaten  wie  G.  Fritsch. 

Bei  der  Beurtheilung  des  Materials  legte  der  Ver- 
fasser den  Hauptwerk  auf  eine  Vergleichung  des 
Canons  mit  den  Kopfhöhen  ; seine  Methode  der  Unter- 
suchung ist  folgeudu ; 

Maasse  mit  Bandmaass  und  Tasterzirkel: 

1.  Körperlünge:  Scheitel  bin  Ferse. 

2.  Mittel  länge  : „ „ Schritt* 

3.  Kopflänge:  „ „ Kinn. 

•4.  Beinlänge:  Hüftgelenk  (Mitte  der  Schenkelbeuge 
oberhalb  des  Schenkelknorrens)  bis  Mitte  der 
Fusssohle. 

6.  Nnsenschambeinlänge  (unterer  Nasenrand  bis 
oberer  Symphysenrand  = Höhe  der  Hüftgelenke). 

6.  Schulterbreite:  Akromialenden  bei  hängendem 
Arm. 

7.  Kleinste  Taillenbreite  in  aufrechter  Stellung  bei 
etwas  gespreizten  Armen. 

8.  Grösste  llüftbreite  in  aufrechter  Stellung  bei 
geschlossenen  Beinen. 

3.  Brust warzenabstand  in  aufrechter  Stellung. 

10.  Fusslänge  von  der  Sohle  gemessen. 

11.  Brustumfang  (in  der  Höhe  der  Brustwarzen). 

12.  Hintere  Dornbreite  (Abstand  der  Kreuzgrübchen) 
bei  seitlicher  Beleuchtung  in  aufrechter  Stel- 
lung. 

Ausserdem  nahm  er  die  dist.  spinar-cristar.  und 
trochanter.,  welch  letztere  meist  mit  der  llüftbreite 
zuiammenfällL 

Der  Messung  folgte  eine  photographische  Auf- 
nahme, nach  welcher  sich  die  gefundenen  Maasse  mit 


dem  Fritsch’ sehen  Canon  vergleichen  Hessen.  Eine 
Berechnung  nach  der  Kopflänge  ergab  sich  aus  den 
Maassen  selbst. 

Zuerst  bespricht  Verfasser  den  Begriff  Rasse  und 
Rassenmerkmale  im  Gegensatz  zu  dem  Begriff  Volk. 
Unter  einer  Kasse  versteht  er  mit  Emst  Grosse 
eine  grössere  Gruppe  von  Menschen,  welche  durch 
den  erblichen  Gemeinbesitz  eines  bestimmten 
angeborenen  körperlichen  und  geistigen  üabi- 
tus  unter  einander  verbunden  und  von  anderen  der- 
artigen Gruppen  getrennt  sind,  und  unterscheidet: 

1.  Protomorphe  Rassen,  die  Reste  der  passiven 
Völker  (Staudvölker),  die  sogenannten  Primitivvölker, 
die  am  meisten  den  Charakter  der  Urrasse  bewahrt 
haben:  Australier,  Negrito,  Papua,  Melanesier,  Wed  da, 
Drarida,  Aino,  Koikoin,  amerikanische  Stämme. 

2.  Archimorphe  Kassen,  die  herrschenden, 
activen  Rassen  (Wandervölker): 

a)  Mongolen,  die  sogenannte  gelbe  Kasse  (arkti- 
scher Stamm):  Chinesen,  Japaner. 

b)  Mittelländer,  die  sogenannte  weisse  Rasse:  Nordi- 
scher Stamm,  romanischer  Stamm,  afrikanischer 
Stamm. 

c)  Kigritier,  die  sogenannte  schwarze  Rasse:  Sudao- 
neger,  Bautuncger. 

3.  Metmnorphe  Rassen,  die  aus  den  'archi- 
morphen  Rassen  her  vorgegangenen  Miscbrassen:  Tu- 
ranier,  Tataren,  Indochinesen,  Aethiopier. 

Nach  einer  Besprechung  der  Rassen  ideale  werden 
die  Vertreterinnen  der  verschiedenen  Rassen  in  Wort 
und  Bild  vor  Augen  geführt. 

Den  Schluss  bildet  eine  Uebersicht  der  wichtig- 
sten weiblichen  Rassenmerkmale  und  eine  Karte  der 
Menschenrassen. 

„Lassen  wir  den  farbigen  Reigen“,  schliesst  Stratz 
sein  schönes  Buch,  „lieblicher  Frauengestalten  noch 
einmal  vor  unseren  Gedanken  vorüberziehen:  keine  ist 
reizlos,  viele  sind  hübsch,  so  manche  schön,  nur  wenige 
vollkommen.  Es  lag  weder  in  meiner  Macht,  noch  war  es 
meine  Absicht,  eine  vollständige  Uebersicht  sämmllicher 
Rassen  und  ihrer  Spielarten  zu  geben,  oder  feste  un- 
umstössliche  Regeln  aufzustellen.  Ich  wollte  nur  das 
Wichtigste  bringen,  in  grossen  Zügen,  in  nicht  trockener 
Form  anregen  utid  andeuten , ich  habe  so  manche 
Frage  ungelöst  gelassen  und  auch  manche  neue  Frage 
aufgeworfen.  Die  Hauptaufgabe  aber  war  mir  auch 
hier  wieder,  das  Evangelium  der  Natur  in  ihrer  er- 
erhahenen,  ewig  neuen  Schönheit  zu  predigen,  ein 
Evangelium,  das  heutzutage  nur  ulizu  leicht  im  Alltags- 
leben voll  kleiner  Interessen,  kleiner  Vortheile  und 
kleiner  Vorurtheile  verklingt  und  vergessen  wird.“ 

Man  muss  der  Verlagsbuchhandlung 
danken,  dass  sieesdurch  ihr  Entgegenkommen 
dem  Verfasser  ermöglicht  hat,  das  so  inter- 
essante und  anregende  Werk  in  so  vollendeter 
Ausstattung  zu  veröffentlichen. 

München.  Birkuer. 

3.  Flosa,  Dr.  H.:  Das  Weib  in  der  Natur  und 
Völkerkunde,  bieltente  um  gearbeitete  und 
stark  vermehrte  Auflage.  Nach  dem  Tode  des 
Verfassers  bearbeitet  und  herausgegeben  von 
Dr.  Max  Bartels.  8*.  Ca.  105  Bogen  mit 
11  lithogr.  Tafeln  (je  9 Frauentypen  enthaltend) 
nnd  ca.  610  Originalholzschnitten  im  Text. 
Th.  Grieben1«  Verlag  (L.  Fernau),  Leipzig. 

Schon  der  Umstand,  dass  nach  so  kurzer  Zeit 
wieder  eine  neue  Auflage  nöthig  erschien,  zeigt  die 
grosse  Beliebtheit  des  vorliegenden  Werkes. 

Wie  alle  vorhergehenden  Neuauflagen,  ist  auch 
diese  siebente  vom  Geh.  Sanitätsrath  Dr.  Max  Bartels 
in  Berlin  bearbeitet  worden,  was  allein  schon  für  die 


Digitized  by  Google 


Referate. 


649 


Gediegenheit  dos  Inhaltes  spricht.  Der  Text  hat  hier- 
bei wiederum  eine  nicht  unerhebliche  Vermehrung 
und  Bereicherung  erfahren,  wobei  die  neuesten  Er- 
gebnisse wissenschaftlicher  Forschung  ihre  Berück- 
sichtigung gefunden  haben.  Es  ist  ein  erschöpfendes 
Werk  entstanden,  weiches  die  vielfachen  Beziehungen 
des  weiblichen  Geschlechts  von  den  Kindesbeinen  an 
bis  in  das  Greisenalter  hinein  erörtert.  Auch  dessen 
Lebenserscheinungen  vor  der  Geburt,  sowie  diejenigen, 
welche,  nach  dem  Glauben  der  Völker,  ihm  auch  noch 
nach  »einem  Tode  zugesprochen  werden,  haben  ihre 
ausführliche  Besprechung  gefunden.  So  erscheint  hier 
das  Bild  des  Weibes  aus  sämmtliohen  Theilen  unserer 
bewohnten  Erde  und  durch  die-  verflossenen  Jahr- 
hunderte hinduroh  als  ein  vollständiges  und  abgerun- 
detes, und  sowohl  Aerzte  und  Anthropologen,  als 
auch  Ethnologeu  und  Volkskundeforscher  wer- 
den in  dem  Werke  ein  überreiches  und  wohlgeord- 
netes Material  vorfiuden.  Aber  nicht  alleiu  die  Fach- 
gelehrten, sondern  jeder  ernst  denkende  Gebildete  wird 
sich  daraus  über  die  Mehrzahl  der  das  Weib  betreffen- 
den Fragen  in  einer  ihm  leicht  verständlichen  Weise 
belehren  können.  Es  ist  dank  dem  liebenswürdi- 
gen Entgegenkommen  der  Verlagsbuchhand- 
lung in  dieser  neuen  Auflage  nicht  allein  der  Text 
erweitert,  sondern  auch  die  dem  reichhaltigen  Werke 
beigegebenen  Abbildungen  sind  um  eine  sehr  grosso 
Zahl  vermehrt  worden.  Ueber  6Ü0  Illustrationen, 
meistentheils  nach  seltenen  und  Bchwer  zugänglichen 
Originalen  in  getreuer  Wiedergabe  hergcstellt,  erläu- 
tern das  im  Texte  Gesagte  und  bieten  dem  Leser  die 
Gelegenheit  , sich  durch  den  Augenschein  zn  über- 
zeugen. Auf  11  lithographischen  Tafeln  sind  ausserdem 
99  weibliche  Portraitköpfe  aus  allen  Theilen  unseres 
Erdballs  beigegeben. 

Nachfolgende  allgemeine  Inhaltsangabe  giebt  ein 
Bild  von  dem  reich  haltigen  Stoffe,  der  in  dem  Werke 
in  mustergültiger  Weise  für  weitere  Kreise  verarbei- 
tet ist. 

Erste  Abtheilung: 

Der  Organismus  des  Weibes.  I.  Anthropolo- 
gische Auffassung  des  Weibes.  — 2.  Psychologische 
Auffassung.  — 3.  Aesthotische  Auffassung.  — 4.  Auf- 
fassung im  Volks-  und  religiösen  Glauben.  — 6.  Aeu*scre 
Sexualorgane  in  ethnographischer  Hinsicht.  — 6.  In- 
nere Sexualorgane  in  ethnographischer  Beziehung.  — 
7.  Weiberbrust. 

Zweite  Abtheilung: 

Da»  Leben  des  Weibes.  8.  Im  Mutterleibo.  — 
9.  Während  der  Zeit  der  geschlechtlichen  Unreife  oder 
die  Kindheit. — 10.  Reife  (Pubertät).  — 11.  Die  monat- 
liche Reinigung.  — 12.  Menstruation  in  ethnographi- 
scher Beziehung.  — 13.  Menstruation  im  Volksglau- 
ben. — 14.  Eintritt  in  das  Geschlechtsleben.  — 15.  Jung- 
frauschaft. — 16.  Im  Geschlechtsverkehr.  — 17.  Pro- 
stitution. — 18.  Liebe  und  Liebcswerben.  — 19.  Ehe.  — 
20.  Im  Zustande  der  Befruchtung.  — 21.  Unfrucht- 
barkeit. — 22.  Therapie  der  Unfruchtbarkeit.  — 
23.  Fruchtbarkeit.  — 24.  Des  Kindes  Geschlecht.  — 
25.  Mehrfache  Schwangerschaft.  — 26.  Physische»  Ver- 
halten während  der  Schwangerschaft.  — 27.  Normale 
und  abnorme  Schwangerschaft.  — 28.  SocialeB  Ver- 
halten während  der  Schwangerschaft.  — 29.  Gesund- 
heitspflege der  Schwangerschaft.  — 30.  Gefahren  und 
Schutz  der  Schwangeren.  — 81.  Therapie  uni  Pro- 
gnose der  Schwangerschaft.  — 32.  Unzeilige  Ueburten 
und  Fehlgeburten.  — 33.  Zufällige  Fehlgeburt  oder 
natürlicher  Abortus.  — 34.  Absichtliche  Fehlgeburt 
oder  Abtreibung.  — 35.  Rechtzeitige  Geburt.  — 36.  Ge- 
burt im  religiösen  und  Volksglauben.  — 37.  Mytho- 

Archiv  für  Anthropologie.  öd.  XXVII. 


logio  der  Geburt.  — 38.  Stätte  der  Niederkunft.  — 
39.  Gosundheitsgemässe  Geburt  und  ihre  Bedingun- 
gen. — 40.  Erscheinungen  der  gesundheitsgemässen  Ge- 
burt. — 41.  Helfer  bei  der  GeburtsarbeiL  — 42.  Geburts- 
hülfe iro  Alterthum  und  im  frühen  Mittelalter.  — 43  bis 
45.  Entwickelung  der  Geburtshülfe.  46.  Hebamme 
im  Volksmundo  und  Volksglauben.  — 47.  Hülfsmittel 
bei  normaler  Geburt.  — 48.  Manuelle  and  mechani- 
sche Hülfsmittel  bei  normaler  Geburt.  — 49.  Geburtsstel- 
lung im  klassischen  Alterthum.  — 50.  Trennung  des 
Neugeborenen  von  der  Mutter.  — 51.  Geburtshülfe 
der  Nachgeburtsperiode.  — 52.  Ethnographie  der 
Nachgeburtstheile  — 53.  Fehlerhafte  Geourt.  — 
54.  Schwergeburten  im  Volksglauben.  — 65.  Natürliche 
Ilülfsmittef  bei  fehlerhafter  Geburt.  — 66.  Geburt  bei 
fehlerhafter  Kindeslage  und  die  hierbei  gebräuchlichen 
Handgriffe  und  Operationen.  — 67.  Kaiserschnitt.  — 

68.  Pbysiologie  und  Pathologie  des  Wochenbettes.  — 

69.  Therapie  des  Wochenbettes.  — 60.  Diätetisches 
Verhalten  im  Wochenbett.  — 61.  Ceremonielle  Symbo- 
lik und  Mystik  des  Wochenbette».  — 62.  Säugen.  — 
63.  Abnorme  Säugammen.  — 64.  Mutterbrust  im 
Brauche  und  Glauben  der  Völker.  — 65.  Ungewöhn- 
licher Gebrauch  der  Frauenmilch.  — 66.  Sociale  Stel- 
lung des  primitiven  Weibes.  — 67.  Sociale  Stellung 
des  Weibes  bei  den  alten  Cultnrvölkern.  — 68.  Ein- 
fluss der  religiösen  Bekenntnisse  auf  die  sociale  Stei- 
lung des  Weibes.  — 69.  Sociale  Stellung  bei  den  Cul- 
turvölkern  der  Neuzeit.  — 70.  Das  Weib  in  seinem 
Verhältnis»  zu  der  folgenden  Generation.  — 71.  Das 
geschlechtsroife  Weib  im  Zustande  der  Ehelosigkeit.  — 
72.  Die  Wittwe.  — 73.  Das  Weib  nach  dem  Aufhören 
der  Fortpflanzungsfähigkeit  — 74.  Die  Greisin  im 
Volksglauben.  — 75.  Das  Weib  im  Greisenalter.  — 
76.  Im  Tode.  — Anhänge:  1.  Kurzer  Ueherbliok  über 
die  Völker  und  Rassen  unseres  Erdballs.  — 2.  Er- 
klärung der  Tafeln  und  Textabbildungen.  — 8.  Ver- 
zeichn iss  der  benutzten  Schriftsteller. 

Möge  auch  die  neue  Auflage,  von  der  bis 
jetzt  bereits  4 Lieferungen  vorliegon,  wie 
die  bisherigen,  eine  ihrer  Bedeutung  ent- 
sprechende Aufnahme  bei  Fachgenossen  and 
Freunden  der  Anthropologie  finden. 

München.  Birkner. 

4.  Mayr,  Albert:  Die  vorgeschichtlichen  Denk- 
mäler von  Malta.  Abhandlungen  der  königl. 
baver  Akademie  der  Wissenschaften.  I.  Clause. 
XXL  Bd.  Ill.Abth.  4®.  8.646  bis  726  mit  18  Fi- 
guren im  Text,  12  Tafeln  nod  7 Plänen.  Mün- 
chen 1901. 

Das  vorliegende  wichtige  WTerk  ist  ein  Resultat 
der  von  Dr.  A.  Mayr  vom  October  1897  bis  Januar 
1893  unternommenen  Studienreise  nach  Malta  und  Gozo. 

Die  prähistorischen  Uebcrreste  auf  diesen  Inseln 
bestehen  zum  grössten  Theile  aus  den  Ruinen  von 
Bauten,  neben  denen  nur  in  geringer  Zahl  sich  Bild- 
werke aus  Stein  oder  Thon,  sowie  Tkougefüsse  er- 
halten habon. 

Die  Bauwerke  Bind  in  sehr  roher  Wei»e  aus 
grossen,  wenig  bearbeiteten  Steinen  ohne  Verwendung 
von  Kalkmörtel  errichtet;  die  meisten  haben  einen 
ziemlich  unregelmässigen  Grundriss  uud  sind  durch 
eine  Verbindung  von  mehreren  runden  oder  ovalen 
offenen  Räumen  gebildet.  Das  Volk  nennt  sie  in  der 
Regel  Thürrae  ftorri);  Riesen  solleu  diese  Steinmaasen 
aufgethürmt  haben;  sonst  weise  die  Sage  wenig  davon 
zu  erzählen. 

Die  in  den  bisherigen  Berichten  bereits  erwähnten 
Ruinen  hat  der  Verfasser  noch  einmal  eingehend  unter- 
sucht, einige  uoch  nicht  bekannte  neu  aufgefundene 
Photograph irt  und  Grundrisse  davon  angefertigt. 

82 


Digitized  by  Google 


Referate. 


«60 


Es  sind  eingehend  beschrieben  die  Tempel« 
r u inen  G igantia,  tal-Kaghan aufGozo,  Mnaidru, 
Hagar-Kim  auf  Mult«;  ferner  ll-torri-tal-Mram- 
ma  auf  Gozo,  die  bisher  noch  nicht  bekannt  war. 
Es  wird  auf  isolirt  aufgerichtete  Steine  sowie 
auf  Thurm  ruinen  hingewiesen.  Ab  Befestigungs- 
anlage sind  wohl  der  grösste  Theil  der  Ruinen  von 
Borg-en-Nadur  an  dem  Meerbusen  von  Marsa-Sci- 
rocco  zu  betrachten.  Es  haben  sich  die  Reste  von  dorf- 
artigen Ansiedlungen  gefunden,  die  Wohnstätten 
auf  dem  Corradinohügel,  Gebäudoreste  bei 
der  Gigantia,  bei  tal-Kaghan,  sowie  künstliche 
Aushöhlungen  im  Felsen. 

Nach  einer  Beschreibung  der  gefundenen  Bild- 
werke und  Thongefässe  geht  Verfasser  dazu  über,  die 
geschichtliche  Stellung  der  beschriebenen 
Denkmale  zu  besprochen,  und  kommt  zu  folgenden 
Schlüssen : 

»In  einer  nicht  mehr  bestimmbaren  Zeit,  etwa  zu 
Beginn  der  Metallzeit,  sind  libysche  Stämme  aus  Afrika 
auf  Malta  eingewandert  und  haben  dort  in  einfachen 
runden  Steinsetzungen  die  ältesten  Spuren  ihrer  Heilig- 
tümer und  Wohnstätten  hinterlasseu.  Während  einer 
eine  Reihe  von  Jahrhunderten  umfassenden  Entwicke- 
lung bildete  sich  eine  eigenartige,  wenn  auch  immer 
noch  ziemlich  tief  ateheude  Cultur  au»,  auf  welche  in  vor- 
tnykenischer  und  mykenischer  Zeit  ägäische  Einflüsse 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  eingewirkt  haben  und 
die  andererseits  auf  enge  Beziehungen  zu  den  Inseln 
und  Küsten  des  westlichen  Mitteln! eures  verräth.  Mit 
Sardinien,  den  Balearen  und  den  südöstlichen  Spanien 
ist  die  Maltagruppe  in  den  Jahrhunderten , welche 
der  Colonisirung  der  westlichen  Mittolmoerländer 
durch  die  Phömker  voraufgehen,  durch  zahlreiche 
Wechselbeziehungen  verbunden;  sie  bildet  mit  jenen 
Inseln  und  Küsten  zusammen  in  dieser  Periode  ein 
besonderes  Culturgebieb  Auch  als  die  phönikisebe 
und  später  die  karthagische  Seeherrschaft  und  Colooi- 
sation  grössere  Ausdehnung  gewann,  hat  sich,  wie  cs 
scheint,  in  den  grösseren  Gebieten,  wie  auf  Sardinien 
und  den  Balear«n.  die  alte  Cultur  noch  lange  bei  dem 
eingeborenen  Stamme  erhalten.  Auf  den  kleineren  In- 
sein über  ist  die  einheimische  Bevölkerung  sicher 
schon  früh  in  der  Zahl  der  phöniki*cheu  Ansiedler 
aufgegangen.  Dieser  Proceas  muss  sich  auf  Malta  und 
Gozo  schon  lange  vollzogen  haben,  ehe  diese  Inseln 
lim  sechsten  Jahrhundert  v.  Chr.)  eiu  Theil  des  kar- 
thagischen Reiches  wurden.  Wir  besitzen  keine  be- 
stimmten Nachrichten  über  die  Zeit,  in  der  die  pho- 
nikischen  Colonien  auf  Malta  gegründet  wurden.  Aus 
der  lieber  lieferung,  welche  die  Entstehung  derselben 
an  die  phönikisebe  Handelsfahrt  nach  Spanien  anknüpft, 
lässt  sich  ein  einigermaassen  bestimmter  Zeitansatz 
nicht  gewinnen.  Einen  besseren  Anhaltspunkt  giebt 
die  Angabe,  dass  die  Melitäer,  worunter  offenbar  die 
phönikischen  Ansiedler  auf  Malta  zu  verstehen  sind, 
die  Stadt  Achulla  an  der  tunesischen  Küste  gegründet 
haben.  Das  muss,  wie  schon  Movers  betont  hat,  ge- 
schehen sein,  ehe  Malta  karthagische  Besitzung  wurde 
und  überhaupt  che  die  karthagische  Seemacht  ihren 
Aufschwung  nahm,  also  wohl  noch  vor  Beginn  des 
siebenten  Jahrhunderts.  Andererseits  folgt  aus  der 
ThaUache  der  Gründung  von  Achulla,  dass  damals  die 
phönikischen  Ansiedler  auf  Malta  und  Gozo  eine  ge- 
wisse Bedeutung  und  Macht  belassen  und  also  ohne 
Zweifel  die  eingeborene  Bevölkerung  auf  diesen  In- 
seln Bchon  vollständig  unterworfen  und  sieh  asaimilirt 
hatten.  Es  hatte  also  jedenfalls  noch  vor  der  Zeit, 
in  welche  die  Gründung  von  Achulla  füllt,  die  Cultur, 
die  durch  die  geschilderten  Denkmale  repräsentirt 
wird,  ihr  Ende  erreicht.* 

ln  eiuem  Nachtrage  bespricht  Verfasser  die  Be- 


deutung der  tischähnlichen  Aufbauten  in  den  vorge- 
schichtlichen Heiligtümern  von  Malta.  Er  bringt 
sie  in  Zusammenhang  mit  den  dolmenartigen  Stein- 
kammern in  Libyen. 

H.  Mayr  hat  in  der  vorliegenden  Abhandlung  einen 
wichtigen  Beitrag  zur  Vorgeschichte  Maltas  geliefert 
und  die  archäologische  Wissenschaft  scbliesst  sich  ihm 
an,  wenn  er  all  denen  seinen  Dank  ausspricht,  die  ihm 
auf  Malta  durch  Rath  und  That  geholfen  haben,  die 
schöne,  werthvolle  Untersuchung  auszuführen  und  zu 
veröffentlichen. 

München.  ßirkner. 

5.  Festschrift  der  Geographisch  - BthnoCTaphi- 
sohen  Gesellschaft  in  Zürich  bei  Anlass  der 
Versammlung  de«  Verbandes  der  schweizerischen 
Geographischen  Gesellschaften  in  Zürich  im  Jahre 
1901.  Nebst  Jahresbericht  für  das  Gesell- 
schaftsjahr 1900/1901.  8°.  208  Seiten  mit  2 Ab- 
bildungen und  2 Karten.  Zürich  1901. 

Die  bei  der  Versammlung  des  Verbandes  der 
schweizerischen  Geographischen  Gesellschaften  in  Zü- 
rich 1901  von  der  Geographisch-ethnographischen  Ge- 
sellschaft in  Zürich  herausgegebene  Festschrift  enthalt 
interessante  geographisch-ethnologische  Beiträge. 

I.  Herr  Prof.  Dr.  Otto  Stoll  bespricht  die  ethni- 
sche Stellung  der  Tc’utujil- Indianer  von  Guatemala 
(S.  27  bis  59).  Er  kommt  auf  Gruud  seiner  histori- 
schen und  linguistischen  Studien  za  folgenden  Resul- 
taten : 

1.  »Zur  Zeit  der  spanischen  Eroberung  Guatemalas 
bildete  das  Gebiet  der  Tz’utujiles  ein  besonderes, 
von  den  Nachbarreichen  der  Qu’iches  und  Cak- 
chiqueles  unabhängiges  Staatswesen,  dessen  Ein- 
richtung derjenigen  der  Nachbarstaaten  durch- 
aus analog  war.“ 

2.  „Trotz  der  politischen  Unabhängigkeit  des 
Tz'utujil-Reiches  steht  die  Sprache  der  Tx’utu- 
jiles  ihrem  nördlichen  Nachbarn,  den  Cakchiquel 
so  ausserordentlich  nahe,  dass  die  Unterschiede 
beider  Sprachen  nur  geringfügig  und  wenig 
zahlreich  sind.* 

3.  »Die  Unterschiede  zwischen  dem  sogenannten 
Tz’utujil  vom  Südufer  des  Sees  von  Atitlau  und 
den  Cakchiquel  vom  Nordufer  sind  erheblich  ge- 
ringer, als  diejenigen  zwischen  den  Cakchiquel- 
Dialekten  von  Sololü  and  von  San  Juan  Sacate- 
pequex.“ 

4.  „Die  Sprache  der  Tz’utujil- Indianer  kann  daher 
die  Dignität  einer  besonderen  .Sprache*  vom 
Range  der  Quiche  und  Cakchiquel  nicht  bean- 
spruchen. Sie  ist  vielmehr  als  blosser  Dialekt 
dem  Cakchiquel  unterzuordnen. 

5.  Das  Cakchiquel  zerfällt  daher  in  drei  wichtigere 
Dialekte: 

a)  eiucu  nördlichen,  der  die  Sprache  von 
Sololü , Tecpam , Patzicia  und  Santa  Maria 
umfasst 

b)  einen  östlichen,  der  in  San  Juan  Sacatepe- 
quez  und  San  Pedro  Sacatepequez  geredet 
wird,  lHia  ist  der  sogenannte  rapuluca- 
Cakcbiquel. 

c)  einen  westlichen,  der  das  Südufer  des 
Atitlan-Sec*  umfasst  und  in  den  Ortschaften 
Santiago  Atitlan.  San  Pedro  de  la  Laguna 
und  Sau  Antonio  Suchitepoquez  geredet  wird. 
Das  ist  der  Tz’utnjil  der  alten  Gram- 
matiker.“ 

f».  „Die  drei  genannten  .Dialekte*  des  Cakchiquel 
unterscheiden  sich  von  einander  durch  einzelne 
bestimmte,  theils  phonetische,  theil»  syntaktische, 
theila  lexikalische  Eigentümlichkeiten. 


Digitized  by  Googl 


Referate. 


651 


II.  Prof.  Theodor  Felber.  Die  Allmenden 
des  alten  Landet  Schwyz.  Mit  einer  Kartenbci- 
lage  (S.  61  bit  84). 

Herr  Prof.  Felber.  der  schon  manche  inter- 
essante Beiträge  zum  Studium  der  volkstümlichen 
Wirthschaflsverhältuisse  der  Schweiz  geliefert  hat, 
schildert  die  geschichtliche  und  wirtschaftliche  Ent* 
Wickelung  der  Allmenden  de*  Cantons  Schwvz.  Er  war 
einige  Jahre  Oberförster  im  Dienste  der  „Ober- 
Allmeind“  und  gründet  seine  Mittheilungen  nicht  bToss 
auf  Quellenstudium,  sondern  auch  auf  directe  Beob- 
achtungen und  Erfahrungen. 

Nirgends  in  der  Schweiz,  auch  nirgends  in  den 
Nachbarstaaten  hat  aich  der  gemeinsame  Besitz  des 
Bodens  in  so  gewaltiger  Ausdehnung  aeit  vorgeschicht- 
licher Zeit  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten,  wie  im 
alten  Canton  Schwy/.  Selten  wohl  lässt  sich  die 
ursprüngliche  Nntzungsweise , dann  aber  auch  der 
Uebergang  vom  ursprünglichen  Genossenschaftseigen- 
thum  des  ganzen  lindes  in  den  Besitz  einzelner  Ge- 
meinden und  Privaten  so  ktar  nachweison  wie  liier, 
wo  dieser  Uebergang  gerade  heute  noch  sich  vollzieht. 
Die  Bewirthschaftungs-  und  Nutzungsweiso  der  All- 
menden des  Cantons  Schwyz  giebt  im  Allgemeinen 
ein  getreues  Bild  der  schweizerischen  alpwirthflchaft- 
lichen  Verhältnisse  überhaupt  und  damit  die  Er- 
klärung so  manch  eigenartiger  Erscheinung  in  dem 
landwirtschaftlichen  Betriebe  des  schweizerischen 
Alpencantons. 

III.  U.  Meister.  Russland  in  Asien.  Histo- 
risch-wirtschaftliche Skizze.  Mit  1 Karte  (S.  85  bis 
125). 

Der  Aufsatz  giebt  in  znsammengefasster  Form 
den  Inhalt  zweier  vom  Verfasser  im  Laufe  desWintprs 
1900/1901  in  der  Geographisch* Ethnographischen  Ge- 
sellschaft gehaltenen  Vorträge  wieder  und  hat  die 
neuesten  auf  sicherer  Quelle  basirten  Schriften  zur 
Grundlage. 

IV.  Prof.  Dr.  C.  Keller.  Die  landw irth schäd- 
lichen Zustände  im  afrikanischen  Osthorn. 
Mit  2 Abbildungen  (S.  127  bis  143). 

Verfasser  schildert  die  landwirtschaftlichen  Ver- 
hältnisse der  Osthornvölker,  aus  Somali-  und  Galla- 
stammen  bestehend , soweit  er  sie  anf  Grund  eigener 
Beobachtungen  verfolgen  konnte. 

„Die  Productionsfähigkeit  des  Landes  lässt  eine 
starke  Steigerung  zu.  Die  Unsicherheit  des  Verkehrs 
im  Innern  war  bisher  die  ITauptursache,  dass  die  Be- 
wohner in  der  Landwirtschaft  nur  so  viel  producirten, 
als  sie  brauchten.  Die  Steigerung  ist  allerdings  nicht 
in  der  Richtung  des  Ackerbaues  zu  rochen.  Auch 
forstlich  ist  wenig  zu  erwarten,  da  ausgedehnte  Wald- 
bestände  fehlen.  Höchstens  Hesse  sich  eine  Steigerung 
der  Gnmmiproduction  erwarten,  die  allerdings  jetzt 
schon  bedeutend  ist,  aber  durch  rationelle  Vermehrung 
der  Gummi  liefernden  Akazien  bestände  noch  sehr  der 
Ausdehnung  fähig  wäre. 

Eine  gewaltige  Steigerung  ist  dagegen  in  der 
Richtung  der  Viehzucht  möglich.  Die  nnab»ehl>aren 
Weideflächen  sind  bis  heute  nur  ganz  unvollkommen 
ausgenutzt  and  trotzdem  ist  der  Export  an  Häuten 
and  lebendem  Vieh  schon  gegenwärtig  angewachsen. 
Dazu  kommt,  dass  der  Bewohner  jener  Lünderstricho 
trotz  »einer  nach  manchen  Richtungen  mangelhaften 
Charaktereigenschaften  als  Viehzüchter  grosse»  Ge- 
schick besitzt  und  seine  Ilanstbiere  mit  viel  Sorgfalt 
behandelt,  ein  Factor,  der  jedenfalls  nicht  zu  unter- 
schätzen ist.“ 

V.  Prof.  Dr.  Otto  Stoll.  Ueber  xorot heimische 
Rclicten  in  der  Schweizer  Fauna  der  Wirbellosen 
(8.  145  bis  208). 

In  der  Einleitung  giebt  der  Verfasser  eine  Zu- 


sammenstellung der  bisherigen  Ansicb'eu  über  die 
Frage  xerothermischer  Ueberreste. 

Es  existiren  keine  zoogeograplnsclion  Daten,  die 
gegen  die  Existenz  einer  besonderen  xerothermischen 
pontglacialen  Klimaperiode,  charakterisirt  durch  eine 
grosse  Ausdehnung  der  Steppenflora,  spreche,  wohl 
aber  eine  Reibe  von  Thatsachen,  die  eine  eolchn  höchst 
wahrscheinlich  machen. 

München.  Birkner. 

6.  Ethnologisches  Notiablatt.  Herausgegeben  von 
der  Direktion  des  königl.  Museums  für  Völker- 
kunde in  Berlin.  Band  I[.  Heft  1.  S.  1 bis  76, 
mit  39  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen 
nebst  Randglossen.  16  und  71  Seiten.  Band  II. 
Heft  2.  8.  1 bis  106  mit  50  in  den  Text  ge- 
druckten Abbildungen.  BdL  II  Heft  3 mit  88  in 
den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  8 Licht- 
druoktafeln.  Bd.  III.  Heft  1 mit  176  in  den  Text 
gedruckten  Abbild,  u.  3 Karten;  mit  einer  Beilage. 
8Ö.  Berlin,  A.  Haack,  1901.  Preis  8 und  9 Mk. 

Das  Ethnologische  Notizblatt  erscheint  in  zwang- 
losen Heften , von  denen  je  drei  einen  Band  bilden. 
Durch  eine  längere  Abwesenheit  des  Herrn  A.  Bastian 
wurde  dio  Herausgabe  von  Band  II  verzögert.  Bis 
jetzt  sind  Band  II,  Heft  1 bis  3,  und  Band  III,  Heft  1, 
erschienen  und  enthalten  eine  reiche  Fülle  interessanter 
ethnologischer  Mittheilungen. 

Die  nenen  Hefte  bringen  wieder  eine  Reihe  von 
interessanten  Mittheilungen  über  Gegenstände  aus  dem 
reichen  Schatze  des  königl.  Museums  für  Völkerkunde. 

Band  II.  Heft  1. 

1.  y.  Luachan:  Ueber  den  Tanzschmnck 
der  Balantes  (S.  1 bis  2 mit  1 Figur). 

2.  Orube,  W.:  Vorläufige  Notiz  über  eine 
neuerworbene  chinesische  Sammlung 
(S.  3 bis  5). 

[3.  Grünwedel,  A.:  Bhrikuti  (S.  6 bis  10  mit 
2 Abbildungen). 

4.  Müller,  F.  W,  K,:  Aus  der  Kokkwa 
(S.  11  bis  13  mit  2 Abbildungen), 

5.  Sol  er:  0 uauhxicalli.  Die  Opferblut- 
schale der  Mexikaner  (8.  14  nis  21  mit 
11  Abbildungen). 

6.  von  den  Steinen,  Karl:  Ein  marque- 
sanischer  Sarg  (S.  22  bi»  27  mit  2 Ab- 
bildungen). 

7.  Ehrenreich,  P.:  Zur  Ornamentik  der 
nordamerikanischen  Indianer  (3.  27 
bis  29  mit  4 Abbildungen). 

8.  Bartels,  M.:  Ostnfrikanischc  Armringe 
aus  dem  Hufe  des  Elefanten  (3.  30  bis 
31  mit  2 Abbildungen). 

9.  Baessler,  A.:  Masken  von  Mangain 
(S.  32  bis  34  mit  3 Abbildungen). 

10.  von  den  Steinen,  Wilhelm:  Steinbeile 
der  Guarayo-Indianer  (8.  85  bis  37  mit 
7 Abbildungen). 

11.  Preuss,  K.  Th.:  Die  ethnographische 
Veränderung  der  Eskimos  des  Smith- 
Snndes  (8.  38  bis  43  mit  3 Abbildungen). 

12.  Ankermann,  B.:  Eine  Tanzmnske  der 
Ilaining  (8.  44  bi»  47  mit  3 Abbildungen). 

13.  Weule,  K.:  Afrikanische»  Kinderspiel- 
zeug (S.  48  bis  52  mit  3 Abbildungen). 

14.  A.  B.:  Aus  der  indonesischen  Samm- 
lung Padanda  Siva  und  Buddha  (S.  53 
bis  54  mit  3 Abbildungen). 

15.  Besprechungen  (S.  66  bis  76). 

Dem  Hefte  1 sind  „ Randglossen  znr  Erörterung 
schwebender  Fragen  in  der  Menschen-  und  Völkerkunde“ 
beigegeben,  16  und  71  Seiten. 

82* 


Digitized  by  Google 


/ 


652 


Referate. 


Hand  II.  Heft  2. 

1.  Hahl:  M ittheil u neen  über  Sitten  und 
rechtliche  Verhältnisse  auf  Ponape 
(S.  1 bi«  13).  Dazu  „Ethnologisch©  Zu* 
«ammengchörigkeiton4  (S.  II  bi«  40). 

2.  Eiion.  F.:  Verzeichnis«  der  japunisch- 
huddhistischcn  Holzbild  werke  (S.  41 
bi«  57). 

3.  Müller , F.  W.  K.:  Bemerkungen  zu  dem 
vorstehenden  «Verzoielmisa  der  japaniseh- 
bu'!dhbti«chen  Bildwerke4  (S.  58  bi«  59‘. 

4.  v.  d.  Steinen,  K.:  Der  Parad iesgarten 
als  Schnitzmotiv  der  Payaguä-In- 
diancr  (S.  60  bi«  65  mit  5 Textfiguren). 

5.  Preuss,  K.  Th.:  Der  Affe  in  der  mexi- 
kanischen Mythologie  (S.  66  bis  76  mit 
43  Textfiguren). 

6.  A.  B.:  Zum  Seelen  begriff  in  der  Ethno- 
logie (S.  77  bi«  97). 

7.  A.  B.:  Bücherschau  (S.  98  bis  106). 

Band  II.  Heft  3: 

1.  Fülleborn,  Dr.  F.:  U eher  künstliche 
Körperverunstaltungen  bei  den  Kiu- 
gchornen  im  Süden  der  Deutsch-ost* 
afrikanischen  Colonie  (S.  1 bis  29,  mit 
65  Figuren  im  Texte  und  6 Tafelu). 

2.  Baessler:  Goldene  Ilelme  aus  Colum- 
bien (S.  30  bis  33,  1 Textfigur  und  2Tafeln). 

3.  A.  B.:  Zur  noetischen  oder  ethnischen 
Psychologie  (S,  34  bis  90). 

4.  A.  B.:  Auf  Seite  91  bi«  113  werden  eine 
Reihe  wichtiger  Bücher  besprochen. 

Band  111.  Heft  1: 

1.  Ankermann:  Die  afrikanischen  Musik- 
instrumente. Beschreibung  und  Classi- 
fication, geographische  Verbreitung,  Ent- 
wickelung und  Herkunft  (S.  1 bis  134,  mit 
171  Figuren  im  Text  und  3 Karten). 

2.  Beier:  Ein  anderes  Quauhxicalli  (8.  135  bis 
139,  mit  5 Figuren  im  Text). 

3.  A.  B.:  Die  Berührungspunkte  der  physi- 
schen Psychologie  mit  der  noetischen 
(aus  dem  Bereiche  der  Ethnologie) 
(B.  140  bis  161) 

4.  A.  B.:  Zur  ethnischen  Psychologie 
(S.  162  bis  173). 

5.  A.  B.:  Bücherschau. 

Die  Beilage  enthält  eine  Besprechung  der  Stel- 
lung der  Ethnologie  zu  den  Culturaufgaben 
der  Gegenwart. 

München.  Birkner. 

7.  Höf ler.  M.:  Das  Jahr  im  oberbayerischen 

Volksleben  mit  besonderer  Berücksichti- 
gung der  Volks medicin.  Sonderabdruck  aus: 

Beitrsge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 

Bayerns.  1kl.  XI II.  Heft  1 bis  3.  8°.  48  Seiten. 

München,  F.  Bassermunn. 

In  der  vorliegenden  interessanten  Schrift  hat 
Hofier,  der  durch  seine  volksmedicinischeu  Schriften 
als  Volkskundeforscher  in  Fachkreisen  rühmlich  st  be- 
kannt ist,  gesammelt,  was  wir  über  die  Bedeutung 
der  einzelnen  Tage  des  Jahres  und  deren  Heilige 
vom  volkatnedioiniscben,  volkskundlichen  und 
sprachlichen  Standpunkte  aus  wissen. 

Die  Schrift  ist  eine  reiche  Fundgrube  für  die  Be- 
urt Heilung  unseres  Volkslebens. 

München.  Birkner. 


8.  Können,  Constantin:  Karolingisches  G räber- 

fei d in  Andernaoh.  Sonderabdruck  au«  den 
Bonner  Jahrbüchern.  Heft  106.  S.  103  bis  146, 
mit  10  Tafeln  und  Beitragen;  Hans  L ebner: 
Die  fränkischen  Grabsteine  von  Ander- 
nach. S.  119  bis  143  und  Kruse:  Die  körper- 
liche Beschaffenheit  der  Andernacher 
Bevölkerung  zur  Zeit  der  Karolinger, 
S 144  bi«  146. 

Koenen  hat  bei  Andernach  ein  grosses  und 
reiche«  Gräberfeld  von  232  Gräbern  au«  der  Zeit  der 
Karoliuger  nnsgegraben  und  mustergültig  beschrieben 
und  allgebildet.  Koenen  setzt  die  Zeit  des  Gebrauch« 
um  die  Zeit  von  Karl  dem  Grossen  bis  in  dos  Ende 
des  neunten  Jahrhundert»,  wohl  bis  in  das  Jahr  881. 

Die  planmassige  Aufdeckung  de«  fränkinchen  Ander- 
nacher Gräberfeldes  ist  für  die  Archäologie  von  be- 
sonderer Wichtigkeit.  Wir  bekommen  dadurch  eine 
Vorstellung  von  der  Beschaffenheit  eine«  karolingischen 
Todtenockers.  Die  Form  des  Sarkophage«  weicht  von 
der  der  merowingbehen  und  nach  karolingischen  Zeit 
ab.  Die  Fuude  gewähren  einen  Einblick  in  das  Leben 
der  karolingischen  Zeit. 

In  einem  Nachtrage  beschreibt  Koenen  Gelass- 
scherben,  welche  Herr  Kaufmann  J.  M.  Schumacher 
schon  im  Jahr©  1879  bei  der  Anlage  eines  Eiskeller» 
in  Andernach  find,  die  für  die  Markirung  der  Thon- 
und  Glasgefasse  aus  der  ersten  Epoche  des  nach  karo- 
lingischen Mittelalter«  von  Wichtigkeit  sind. 

Die  fränkischen  Grabsteine,  die  von  Lehner  be- 
schrieben werden,  gehören  in  das  siebente  und  in  den 
Anfang  des  achttn  Jahrhunderts,  sind  also  älter  als 
das  Gräberfeld. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Kruse  ist  der 
Wuchs  der  Andernacher  «eit  mehr  als  1000  Jahren 
im  Wesentlichen  der  gleiche  geblieben.  Die  Schädel 
sind  langköpfig,  Längenbreitenindex  74,6  gegen  81,2 
der  modernen  Andernacher. 

München.  Birkner. 

9.  Retaiue,  Gustaf:  Urania  sueciee  nntioua. 

Fjho  Darstellung  der  schwedischen  Menscnen- 
schiidcl  buk  dein  Steinzeitalter.  dem  Bronzezeit- 
alter  und  «lern  Eisenzeitalter,  sowie  ein  Blick 
auf  die  Forschungen  über  die  Kasseneharaktere 
der  europäischen  Volker.  Gr.  4*.  IV,  182  Seiten 
mit  29  Figuren  im  Text  und  100  Tafeln  in 
Lichtdruck.  Stockholm.  Aftonblader*  Druckerei, 
1900. 

Ketzins  hat  in  dem  vorliegenden  Werke  in  In- 
halt und  Ausstatt ong  eine  mustergültig©  Monoigraphie 
filier  die  alten  schwedischen  Schädel  geboten,  die  allen 
bisherigen  Pracht  werken  dieser  Art  nicht  bloaa  an 
die  Seite  gestellt  werden  kann,  soudern  dieselben 
übertrifft. 

Seit  dem  Jahre  1863,  wo  er  das  erste  Mal  an 
einer  Untersuchung  von  Gräbern  au*  der  vorgeschicht- 
lichen Zeit  Tbeil  nahm,  hat  der  Verfasser  ein  Werk 
filier  die  schwedischen  Schädel  der  Steinaeit  geplant 
nnd  «ich  gelegentlich  wiederholt  mit  der  Kinsanunlnng 
des  dazu  erforderlichen  Material«  beschäftigt.  \<*r 
Allem  war  es  ala*r  die  Schwierigkeit . die  Schädel  in 
guten  Abbildungen  zu  bringen,  was  die  Ausführung 
des  Planes  verhinderte.  Nachdem  der  Lichtdruck  so 
entwickelt  uml  verb‘«»crt  wurde,  dass  Photographien 
der  Schädel  in  natürlicher  Grosse  und  mit  der  erfor- 
derlichen Schärfe  wiodergegelien  werden  können,  hat 
Retzius  ©*  unternommen,  mit  Hülfe  dp«  Vorstände* 
des  photographischen  Ateliers  der  lithographischen 
Anstalt  de*  scfiwedischen  Geltendst abe«  Herrn  G.  Ask- 
berg  unter  Benutzung  einer  ( amera  von  2,75  m Focal- 
di  stanz  die  Schädel  zu  pbutographmm.  Im  Jahro  1899 


Digitized  by  Google 


Referate. 


653 


erschien  di«  tchwodisube  Auflage  der  Werke,  von  der 
dio  vorliegende  deutsche  eine  etwas  ruvidirto  Uel>er- 
setzung  ist. 

Für  di«  Kenntnis»  von  Europas  früherer  wie  gegen- 
wärtiger Ethnologie  ist  eine  eingehende  Erforschung 
der  Rassoncharaktcre  de»  schwedischen  Volk«»  von 
hoher  Bedeutung,  es  ist  deshalb  lebhaft  zu  Ixegrüssen, 
dass  Retsius  es  unternommen  hat.,  die  bis  jetzt  1*»- 
kanuteu  Schädel  der  Steiu-,  Bronze-  und  Eisenzeit  zu 
untersuchen  und  «las  wicht  ign  Material  in  so  herr- 
lichen Abbildungen  den  Faengenossen  zugänglich  zu 
machen. 

In  der  ersten  Abtheilung  giebt  Ketzin»  eine 
kurz  gefasste  historische  Darstellung  der  Anthropologie 
Europas  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Kranio- 
logie. 

Kr  unterscheidet  drei  Perioden. 

I I>ie  Linnö-Hlnrncnhach’sche  Periode  (bis 
1840),  in  welcher  die  Völker  Europas  (ausser  deu 
i-i  »pan  und  Finnen)  ab  eine  einheitliche  Kasse,  die 
europäische , weisse  oder  kaukasische  Varietät  oder 
Rasse,  innerhidh  welcher  keine  bemerkenswerthen  Ver- 
schiedenheiten oder  Kassennntersehlede  liekanut  waren 
oder  anerkannt  wurden,  aufgefaast  worden  sind. 

2.  Die  Anders  Retzius’sche  Periode  (1840  bis 
1860),  während  welcher  innerhalb  der  europäischen 
Völker  Wesentliche  Verschiedenheiten  oder  Rassen- 
unterschiede  hinsichtlich  der  Gestalt  des  Schädels  ent« 
deckt  wurden  und  die  erste  grundlegende  Eruirung  der 
Schädel formen  dieser  Völker  stattfand  — eine  Eruirung, 
die  wahrend  dieser  Periode  von  Anders  Retzius  fast 
allein  ausgeführt  wurde 

8.  Die  deutsch -französische  Periode  (mich  listiü),  in 
welcher  die  anthropologische  Forschung  in  dem 
übrigen  Kurojui,  u.  A.  ln  Deutschland  und  Frankreich, 
aber  auch  in  Russland.  Oesterreich,  England  und 
Italien  in  das  Leiten  gerufen  wurde.  (v.  Rn  er, 
Welcher,  Virchow,  Ecker,  Hit  und  Kiitemeyer, 
v.  Holder,  Kollmatin,  J.  Ranke,  Brocn.  de  t^uatre- 
fages.  Hamy,  Collignon,  Bogdunoff,  Weisbaeh, 
Davis,  Thurnam,  lluxley,  Beddoe,  Niccoluci, 
M antegazza  u.  A.) 

Gustaf  Retzius  ist  bestrebt,  vor  allem  die  Ver- 
dienste von  Anders  Retzius,  die  er  bisher  für  nicht 
genügend  gewürdigt  hält,  hervorzuheben. 

In  der  zweiten  Abtheilung  wird  eine  Uebersicht 
über  die  Resultate,  welche  durch  die  Untersuchung 
der  in  den  alten  Gräbern  Europas  gefundenen  Schädel, 
und  zwar  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Schädel- 
foriuen  der  prähistorischen  Rassen,  gewonnen  sind, 
sowie  über  die  Ansichten  und  Hypothesen,  welche 
diese  Resultate  veranlasst  haben,  geboten. 

Die  dritte  Abtheilung  enthält  einen  durch  Abbil- 
dungen anschaulichen  und  vortrefflichen  kurzen  Uclter- 
blick  über  die  Gräber  und  die  Bcstattungsweisen  der 
Vorzeit,  soweit  die»»*lU*n  durch  die  bisherigen  Unter- 
suchungen bekannt  geworden  sind.  Es  werden  vor 
Allem  die  Gräber  beschrieben,  sus  welchen  die  unter- 
suchten Schädel  stammen. 

Ihis  Wissenschaft  liebe  Material,  welches  die  Grund- 
lage  der  vorliegenden  ausgezeichneten  Untersuchung 
gebildet  hat,  besteht  aus  42  Schädeln  ans  den  Gräbern 
des  Stcinzcitalter*.  zu  denen  noch  2 Schädel  aus  Torf- 
mooren kommen,  ferner  aus  20  Schädeln  aus  Gräliem 
des  Bronzczeitalters  und  dazu  noch  1 Schädel  aus  einem 
Torfmoor«  dieser  Zeit. 

Unter  den  12  Schädeln  der  Steinzeit  sind  23 
dolichocophale,  1 ö mesocephale,  3 brachyccphale.  Die 
Schädel  bieten  keinen  für  sie  alle  gemeinsamen  Typus 
dar.  Dio  Steinzeit  he  völkerung  ist  offenbar  aus  meh- 
reren K&ftseneleiueuteu  zusammengesetzt  gewesen. 


Von  den  20  Schädeln  au»  der  Bronzezeit  sind 
13  dolichoeephal,  4 mesocophal,  8 brachyoephal. 

Ein  den  Schädeln  der  Bnmxczoit  gemeinsamer 
charakteristischer  Typus  ist  nach  dem  bisherigen  Ma- 
terial nieht  vorhanden. 

Aueh  während  der  Eisenzeit  fehlt  ein  gemein- 
samer Typus,  28  von  den  42  Schädeln  sind  uolicho- 
cephal,  10  menocephal,  3 brachycephal. 

Retzius  kommt  auf  Gruiul  seiner  eingehenden 
Untersuchung  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  „Dass,  soweit  die  Schädel  au»  dem  Steinzeit- 
alter,  dem  Bronzezeitalter  und  dem  Eisenzeit- 
alter, welche  der  Gegenstand  dieser  Untersuchungen 
gewesen  sind,  eine  hinreichende  Beweiskraft  besitzen 
und  Zeugnis»  aldegen  können,  während  dieser  Periode 
in  Schweden  die  Doliehncephalie  entschieden 
and  weit  überwiegend  gewesen  ist.“ 

2.  „Dass  die  Bevölkerung  schon  während  des 
Steinzeitalters  hinsichtlich  ihrer  Rasaeneharaktere 
nicht  ganz  ungemischt  gewesen  ist,  indem  schon 
zu  jener  Zeit  brachycephulo  Elemente  von  einem 
anderen  Rassentypus  — wahrscheinlich  sogar  von  zwei 
solchen  Typen  — in  die  dolichoccphale  Stammbevöl- 
kerung eingemischt  waren.“ 

3.  rI>uss  die  zugänglichen  ulteu  Schädel  nieht  be- 
w eisen,  dass  während  der  prähistorischen  Zeitalter 
Einwanderung  von  neuen  Rasscnelementen  in  einem 
bedeutenderen  Maas»«  stattgefundan  hat,  sondern  dass 
vielmehr  dieselben  Yölkerrasscii  während  der 
ganzen  bis  jetzt  bekannten  alten  Zeit  da» 
schwedische  Land  bewohnt  haben,  wozu  noch 
der  Schluss  gefügt  werden  kann,  dass  die  heutige 
Bevölkerung  hinsichtlieh  ihrer  Grundele- 
mente von  derjenigen  der  früheren  Zeitalter 
her«  tarn  ine,  obwohl  im  Laufe  der  Zeiten  eine  Im- 
migration fremder  Elemente  in  lald  grosserem,  bald 
geringerem  Maasse  stattgefuuden  hat,  wodurch  die  ur- 
sprüngliche Stammbevf  .lkerung  buhl  mehr  bald  weniger, 
und  in  den  verschiedenen  Landestheilen  in  versctiie- 
de nem  Maas»«*,  gemischt  worden  ist.“ 

«Es  ist  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  da«»  die 
dolichoccphale  Bevölkerung,  welche  in  deu  prähisto- 
rischen Zeitaltern  du»  jetzige  schwedische  laind  be- 
wohnte, von  eben  derselben  hoch wüchsigen,  hellhaarigen, 
blauäugigen  und  laugköpfigen  Rasse  war,  welche  noch 
etwa  85  Pro«,  der  Bevölkerung  dieses  l^andes  bildet, 
oder  mit  anderen  Worten,  dass  unsere  Vorfahren 
während  des  Kisenxeitalters,  des  Bronzezeit- 
alters und  des  St.cinzeitaltern  von  gorntani- 
schein  Stamme  waren. 

Davon  liefern  ihre  in  den  alten  Gräbern  gefunde- 
nen Schädel  deutliche  Zeugnisse.“ 

«Inwieweit  die  verhiiltnissmässig  wenigen  brachy- 
cephalen  Elemente,  welch«  schon  während  der  prä- 
historischen Zeitalter  in  die  Zusammensetzung  der 
Bevölkerung  unseres  Landes  eingingen,  von  turaniseh- 
finnischer  oder  lappischer  Herkunft  waren,  oder  ob 
nicht  wenigstens  ein  Tbeil  derselben  mit  der  brachy- 
cephaleii  Bevölkerung,  die  in  früherer  Zeit  mehrere 
europäische  Gegenden  bewohnte,  verwandt  war,  lässt 
sieh  in  Folge  der  geringen  Anzahl  und  der  defocten 
Beschaffenheit  der  in  Schweden  bis  jetzt  angetroffenen 
brachycephalen  Schädel  kaum  mit  einiger  Sicherheit 
entscheiden.“ 

Das  Werk  von  Retzius  nimmt  oiue  hervor- 
ragende Stelle  in  der  anthropologischen  Lit- 
teratur  ein,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass 
auch  in  anderen  Ländern  das  kraniologischc 
M aterial  in  gleich  gediegener  Weise  den 
Fachgenossen  allgemein  zugänglich  gemacht 
werden  konnte. 

München.  Birkner. 


Digitized  by  Google 


<>64 


Referate. 


10.  Breitenstein > H.:  Ei uundzwanzig  Jahre  in 
Indien.  Xu»  dem  Tagebuch  eines  Militär- 
arztes. II.  Th  eil,  Java.  8*  XII,  406  Seiten 
mit  I Titelbild  und  29  Abbildungen.  Leipzig, 
Th.  Grieben’«  Verlag  (L.  Fernau).  1900. 

Der  zweite  Theil  de«  interessanten  Werke«  von 
Breitenstein  ist  «einem  Aufenthalt  auf  Java  ge- 
widmet. 

Durch  die  häufige  Versetzung  als  holländischer 
Militärarzt  hat  er  einen  grossen  Theil  von  Java  kuuncti 
gelernt  und  ist  in  Folge  seiner  Stellung  im  Stande, 
Land  und  Leute  zu  schildern. 

Ik*r  Arzt  speciell , der  in  den  Colonien  ähnliche 
Verhältnisse  trifft*  wird  Vieles  aus  dem  Buche  lernen 
können;  auch  der  Anthropologe  und  Kthnologe  wird 
d&ssellte  nicht  ohne  Nutzen  lesen. 

Der  Verfasser  und  die  Verlagsbuchhandlung  waren 
bestrebt,  den  Inhalt  und  den  illustrirtcn  Theil  gegen- 
über dem  ersten  Theil  zu  verbessern,  WM  ihnen  auch 
gelungen  ist. 

Lin  Sach  ■ und  Namenregister  erhöht  den  Werth 
des  Buches. 

München.  Birknor. 


11.  Magni, Dott.  Antonio:  NuovePietre  Cupelli- 
formi  nei  dintorni  in  Gorac.  (»r.  ff, 
118  Seiten  mit  22  Tafeln  und  1 Karte.  (Estratto 
dalla  Itivista  Archeologica  deila  Provincia  di 
Como.  Fascicoli  43  u.  44.)  Conto  1901. 

Der  Verfasser  hat  die  Untersuchungen  über  die 
Schalen-  und  Näpfchen  steine,  die  in  der  Schweiz  mit 
so  grossem  Erfolge  in  letzter  Zeit  vornehmlich  von 
Herrn  B.  lieber  angestellt  worden  sind,  auf  die  Süd- 
seite der  Alpen  ausgedehnt  lind  dort  dieselben  Ent- 
deckungen gemacht,  die  Herr  B.  Heber  für  den  Ca«- 
ton  Wallis  in  so  ausführlicher  und  mustergültiger 
Weise  im  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  XX.  S.  325. 
XXL  S.  305  «•  XXIV.  S,  91  veröffentlicht  bat.  Durch 
die  Untersuchungen  von  Magni  werden  die  Arbeiten 
Heber’«  für  die  Gegend  vom  Comosee  bestätigt. 

ln  der  vorliegenden  Publicstion  liegt  ein  in- 
teressanter und  werthvoller  Beitrag  zur  Frage  der 
Schalen-  und  Nlpfchensteine  vor,  der  die  Lösung  dieser 
wichtigen  Frage  wesentlich  näher  rückt.  Der  Publi- 
kation sind  zahlreiche  sehr  schöne  Abbildungen  als 
Tafeln  und  eine  Uehersichtskarte  beigegol»eii. 

München.  Birk  nc  r. 


Aus  der  französischen  Literatur. 


Von 

Emil  Schmidt- 


Aua  Bulletins  de  la  sooiötO  d’ Anthropologie  de  Paris.  Tome  haitieine  (IV.  Serie)  1897. 


Paris,  Maaaon 

1.  Bertholon : Qucl  doit  etro  le  röle  de  la 

France  dant  l’Afriquc  du  Nord?  — Colo- 
niser  ou  assimiler?  Dokuments  anthro- 
pologique«  sur  la  question.  S.  500 ff. 

Bertholon  tritt  der  Meinung  Zlborowtki’s 
(vergL  Nr.  58)  entgegen,  der  in  Frage  ungenügender 
Information  den  französischen  Colouisteu  für  unbrauch- 
bar iu  Algier  und  dieae  Provinz.  «fast  für  verloren  für 
Frankreich“  hält.  Die  Eingcl »«»reuen  sind  zwar  nicht 
zu  assimiliron,  solange  sie  unter  dem  mächtigen  Ein- 
flüsse des  Koran  stehen,  dagegen  bew ähren  sich  die 
französischen  Colonisten  gut.  und  man  muss  ihre  Aus- 
wanderung nach  Algier  von  Staats  wegen  begünstigen ; 
nichtf  ranz«  wüsche  Europäer  bilden  keine  Gefahr  für 
die  Colonie,  da  »io  «ich  dort  nur  wenig  vermehren 
und  erfahrungsgemäss  bald  franxösirt  werden. 

2.  Bloch,  Alphonse:  Caractöres  particuliers  du 

type  (Jraud-Rusaien.  S.  457 ff. 

Bloch  siebt  al«  charakteristische  somatische  Merk- 
male des  Grossrussen  folgende  an : grau«  Augen, 
Haare  heim  Kind  blond,  braun  oder  blond  in  der 
Jugend,  braun  beim  Erwachsenen,  Nase  gerade  und 
wenig  vorspringend  oder  auch  aufgestülpt.  Backenbart 
schwach  entwickelt.  Diese  Charuktcrisirung  ist  nicht 
gerafft  sehr  scharf:  mau  wird  damit  nicht  allzu  viel 
anfangen  können. 


Cie.,  editcurs. 

8.  Bloch)  Alphonae;  Le  pigment  du  Systeme 
pileux  et  «on  origine.  8.  673 ff. 

Bloch  bespricht  nach  den  neueren  Forschungen 
das  Pigment  der  Haare,  seinen  Ursprung  und  seine 
physiologische  Bedeutung.  Er  berücksichtigt  dalwsi 
Mäanders  auch  dis  Forschungen  deutscher  Gelehrter 
{Wilderer,  Bäls,  Lanffoil«  Unna.  Thisrtch, 
Karg,  Riehl,  Ehrmann,  Aoby  u.  s.  w.). 

4.  Capitan , L.:  La  Station  acheulcenne  de  la 

Vignole,  vallöo  de  la  Vezörc  (Dordogne). 
S.  130  ff. 

Capitan  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  eine  dicht 
beim  Weiler  Vignole  im  Canton  Montignac  und  nur 
8 km  vom  Flüsschen  Vczöro  entfernte  prähistorische 
Station,  deren  primitive  Stringer»  the  (ziemlich  liäulige 
coups  de  poing)  dem  Typus  von  St.  Acheul  angeboren. 
Capitan  hält  diese  Station  für  die  älteste  im  Gebiet 
dar  Vözcrc. 

5.  Casiot:  Ddcouvertes  d’objets  prehistori- 

ques  et  protohistoriques,  faite«  dans 
l’llo  do  Corse.  S.  463 ff. 

Caziot  bcspriclit  neuere  von  Ferton,  Guidone 
und  Malasnina  in  Corsica  gemachte  Funde,  darunter 
zahlreiche  Gegenstände  aus  reinem  Kupfer,  das  «i» 
verschiedenen  Orten  der  Insel  iu  gediegenem  Zustande 


Digitized  by  Googld 


Referate. 


655 


vorkomnit.  Leider  verkommen  viele  gefundene  prä- 
historische Objecte,  und  die  Gründung  eine»  Museum», 
das  ul»  Sammelpunkt  für  dieselheu  wirken  würde, 
et«*  in  Ajaccio  oder  in  Bastia,  wäre  dringend  zu 
wünschen. 

6.  Du  Chatellier:  Lea  Bigoudeu».  S.  398  ff. 

Verf.  giebt  eine  kurze  Beschreibung  des  Kopf- 

I nitze»  der  Bigoudenfratien . jener  eigenartigen  Bevöl- 
erung  des  ('an ton»  Pont-TAbbe. 

7.  Chervin  et  Papillault:  Rapport  snr  le  prix 
Godard.  & 4*0  ff. 

Der  Preis  Godard  wurde  zu  gleichen  Theilen  ver- 
geben an  Gache  (für  die  Arbeit:  Climatologie  medi- 
cale  de  la  republique  argen t ine  et  des  principales 
ville«  d’Ameriquc)  und  an  Leb  maun-Xitscho  (Bei- 
träge zur  physischen  Anthropologie  der  Bayern). 

H.  Collln,  Reynier  et  Foujao:  La  Station  de  la 
Vignette.  S.  420  ff. 

Die  Verfasser  beschreiben  eine  prähistorische 
Niederlassung  im  Süden  des  Waldes  von  Foutaineblcau 
(Seine-et-Marne),  in  der  zahllose  Steinsplitter  «las  Vor- 
handensein einer  alten  Workstütte  für  Steingeräth 
vermuthen  lassen.  Doch  ist  eine  sichere  Zeitbestim- 
mung einstweilen  nicht  möglich,  die  Verfasser  glauben 
sie  der  älteren  neolithischen  Zeit  zuruchnen  zu  dürfen. 

9.  Groiaier:  Un  c&s  d’obesite  chez  un  enfant 
de  4 an  »et  */,.  8.  271. 

Kin  Fall  von  Fettsucht.  Das  4*/,  Jahre  alte  männ- 
liche Kind  war  1,0*  m hoch,  hatte  im  Niveau  des 
Nabd»  einen  gleich  grossen  Leibesumfang  und  wog 
61  Kilo. 

10.  Deniker.J.:  Les  racos  curopeennes.  S.  189  ff., 
S.  291  ff. 

Den i kor  giobt  hier  vorläufige  Mittheilungcu  über 
seine  grosse  Arbeit  über  die  Kassen  Europas.  Vergl. 
Arch.  f.  Anthr.,  Bd.  25,  S.  821. 

11.  Dubois,  Eugene:  Sur  le  rapport  du  poids 
de  l’encenhale  avec  la  grandeur  du  corps 
chez  le»  Mammiferes.  S.  837  ff. 

Ihi  diese  Arbeit  bereits  im  25.  Bde.  dieses  Archivs 
in  deutscher  Sprache  veröffentlicht,  ward«,  gehen  wir 
hier  nicht  näher  auf  dieselbe  ein. 

12.  Dumont|  Arsüno:  Profession  et  natalite. 
S.  75  ff. 

Um  eine  Einsicht  in  die  GeburtaxiiEeni  nach 
den  einzelnen  Professionen  zu  gewinnen,  gelingen  die 
französischen  Civilstandesregister  nicht,  in  denen  der 
Beruf  keine  besonderen  Vermerke  erhalten  hat;  mau 
muss  dos  Material  in  Gemeinden  studircu,  iu  denen 
gewisse  Bernfsartcn  bei  Weitem  überwiegend  sind. 
Ein  sichere»  Ergebnis»  lässt  sieh  freilich  auch  auf 
diese  Weise  nicht  gewinnen,  und  es  kann  »ich,  vor- 
läufig wenigsten»,  mir  um  Wahrscheinlichkeiten  han- 
deln. Dumont  giebt  daher  mit  aller  Reserve  die 
Eindrucke  wieder,  die  er  aus  dem  Studium  dieser 
Verhältnisse  gewonnen  hat , und  die  er  in  folgender 
Weise  tnsammenfasst : 1.  Die  Berufe  mit  festem  Ein- 
kommen sind  im  Allgemeinen  viel  weniger  fruchtbar 
als  jene  mit  wechselndem,  schwankendem  Einkommen. 
2.  Gelehrte  Berufe  sind . auch  wenn  sic  kein  festes 
Einkommen  haben,  gewöhnlich  sehr  wenig  fruchtbar; 
3.  solche  al>er  mit  festem  Einkommen  (angestellte 
Lehrer  u.  s.  w.)  Bind  die  von  allen  am  wenigsten 
fruchtbaren.  4 Dagegen  zeigen  Berufe,  die  weder  dem 
Gclchrtcufltandc  angehören,  noch  ein  fisten  Einkommen 


haben,  eine  relativ  grosse  NatalitAt.  5.  Die  Natalität 
hängt  mehr  von  dem  Stande  ab,  dem  eine  Familie 
zustrvbt,  als  von  dum,  den  sic  selbst  ein  nimmt,  fi.  ln 
reichen  Familien  hängt  di«  Geburtsziffer  weniger 
von  der  Grösse  des  Rcichthums,  als  von  dem  Gebrauch 
ab,  den  man  davon  macht. 

13.  Eck,  Andre:  Un  mot  sur  le  Magdalöniou  ot 

le  Robenhausien  an  Perroux  (Seine). 

8.  207  ff. 

Eck  weist  auf  die  bisher  vollständig  unberück- 
sichtigten Alterthümer  in  Perreux  hin,  wo  sowohl  di- 
luvial - jwläolithische  Funde  (Patier),  al*  auch  solche 
aus  noolithischer  Zeit  gemacht  worden  sind  (im  Htein- 
bruch  Mialct,  Menic-henakdette , schöne  geschliffene 
Steinspitzen  u.  s.  w.). 

14.  D'Enjoy:  La  femme.  I.  Le  droit  des  veuves 

en  Europe  et  en  Chine.  8.  69 ff. 

Verf.  rühmt  die  Stellung  der  Frauen  und  Wittwen 
in  China:  „Man  darf  den  Wunsch  aussprechen , dass 
ein  uiuthiger  Gesetzgeber  bei  unserem  gesetzgebenden 
Körper  den  klipp  und  klaren  Erlass  der  chinesischen 
Gesetze  über  die  Wittwenscbaft  beantrage.4* 

15.  D’Enjoy:  Le  baiser  eu  Europe  et  en  Chine. 

8.  181  ff. 

„Ursprünglich  war  der  Kuss  in  Europa  ein  Bis» 
und  ein  Saugen,  der  Kuss  der  Mongolen  ein  Riechen. 
Die  Weimm  geben  dem  Wesen,  das  sie  umarmen,  zu 
verstehen,  dass  sie  cs  mit  grossem  Vergnügen  aufesseu 
mochten,  die  Gulben  drücken  ihm  mit  dem  Kuss  aus, 
duz»  es  wie  eine  angenehme  Beute  riecht,  Beule  des 
Magens  oder  der  Liebe,  je  nach  dem  geweckten  Ver- 
langen.“ 

16.  Fouju:  Silex  taillos  provenant  des  pou- 

dinges  de  Souppos  (Seine  - et  - Marne). 
8.  123  ft 

Kino  Fundstelle  bei  Modele  ine  und  Soumie«  ist 
eine  alte  Steinwc rkstütte  aus  neolithischer  Zeit , die 
da»  Eigeiithümlicho  hat , «hiss  das  Rohmaterial  aus 
Puddingstein  (Conglomermt?)  herausgearlieitet  und 
nicht  in  Flussbetten  auf  gelesen  wurde. 

17.  Gaillard,  F.:  Le  dolmcn  du  Marie  Hui  ä 

Kerlearec  en  Cirnae.  8.  34  ff. 

Beschreibung  eines  durch  Steinbruckarbeiten  be- 
schädigten  Dolmens  im  klassischen  Megalithen  - Gebiet 
von  Camao.  Gaillard  hat  bei  einer  vorläufigen 
Untersuchung  de»  Dolmen  ein«  Anzahl  werthvoller  Ob- 
jekte (darunter  mehrere  Stücke  aus  Jadeit , sow  ie  die 
Fragmente  eines  reich  ornamentirten  Topfe»  mit  kleinen 
Hcnkelehen)  gefunden.  Weitere  Untersuch  turnen  und 
Veröffentlichungen  über  diesen  Dolmen  stellt  er  für 
später  in  Aussicht. 

18.  Haan,  P. : Pratiques  empiriquos  de*  Flau» 

dres,  ä la  fin  du  XIX.  siöcle.  8.  125  ff . 
Angaben  über  Volksmedicin  und  abergläubische 
Kuren,  die  noch  jetzt  in  Flandern  in  Uebung  sind. 

19.  Haan,  P.:  Vetement  ou  parure  du  gland 

chez  les  indigäues  du  eud  Africain. 
S.  397  ff. 

Haan  zeigt  die  Photographie  eine»  Negers  von 
I/orenzo- Marquez  vor,  der  die  glans  jienis  mit  einer 
an  der  oorona  glandi»  befestigten  Kamel  bedeckt  hat. 
Die  Arbeiter  tragen  dort  solche  cock-buxe»  au*  geweb- 
tem .Stoff,  Holz,  die  Reicheren  aus  Elfenbein  oder  Gold. 
Haan  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  hier  lediglich  um 


Digitized  by  Google 


656 


Referat«. 


einen  Schmuck  handle , an  dem  inan  sofort  dir  Rang- 
atell  unjf  seines  Trauer«  erkenn«,  also  um  eine  Art 
Visitenkarte. 

20.  Lagnoau : Bibliographie  des  travaux  de 

(»uitttv«  L.  S.  SOK 

Am  Grabe  von  Lugneau  hat  J.  Bergeron  die 
Lebenageachichte  und  die  Werke  desselben  besprochen; 
diese  iMs  wird  hier  mitgetbeilt. 

21.  Laville,  A.J  Station  pröhistoriqtie  deVille- 

neuve-Triage  fSeine-et-Oiae).  8.  212 ff. 

Beschreibung  der  Funde,  die  aus  einer  Sandgrube 
bei  Villeneuve-Triage  zu  Tagt*  gefördert  wurden  und 
die«  wenn  auch  nur  Steirigemth  und  ThonwdierUm 
und  kein  Metall  gefunden  wurde,  doch  nach  der  An- 
sicht Lavilles  der  Bronzezeit  angehören. 

22.  Letourneau:  L’age  procommercial.  8.  152 ff, 

Letoumeau  bespricht  die  niedersten  Stufen  der 

menschlichen  Gesellschaft , Imü  denen  noch  keine 
Ahnung  von  Hantle)  und  Verkehr  besteht, 

23.  Letourneau , Ch. : Lu  paleographie  megali- 

thique  de  certaines  lettre»  latfnes. 

274  ff. 

Wenn  inan  die  Form  der  Alphabete  in  lang- 
vergangenen Zeiten  mustert , so  findet  man , dass  die 
Boca  staben  meist  sehr  «keblioh  vom  ihrer  heutigen 
Gestalt  abweichen.  Letourneau  weist  darauf  hin, 
«lass  auf  megalitbischen  Inschriften  Zeichen  Vorkommen, 
tlic  ganz  ideutisch  sind  mit  solchen,  die  in  frühchrist- 
licher Zeit  von  den  Kölnern  gebraucht  wurden.  So 
finden  sich  an  den  Innenwänden  des  „Holmen  des 
Marcliands“  bei  Locina rinquer  (Morbihan),  sowie  an 
denen  anderer  inegalit  bischer  Denkmäler  der  Bretagne 
übereinstimmende  «chiiftühuliche  Zeichen,  die  genau 
so  oder  fast  genau  ao  auf  Kdicten  Diocletian’s  und 
anderen  römischen  Inschriften  der  Kaiserzeit . sowie 
auf  gallischen  frühchristlichen  Inschriften  Vorkommen. 
Letourneau  ltetrucbtet  diese  inegalit  bischen  Zeichen 
als  Buchstaben  in  statu  naseendi.  Es  seien  symbolische 
Zeichen , die  sich  dann  später  zn  wirklichen  Buch- 
staben gestalteten. 

24.  Manouvrier,  L.:  Note  provisoire  nur  les 

proportiom  doi  lobe*  eirdbrinx  et  lenrs 

consequences  craniologiques.  8.  550  ff. 

Bei  »einem  Tode  hat  Broca  ein  sehr  reiches 
Material  von  Grössenbeobachtniigen  des  Hirnes  und 
seiner  einzelnen  tappen  hinterlassen ; Manouvrier 
hat  die«  Material  durabgearbritet  und  «r  siebt  hier 
eine  vorläufige  Mittheilung  über  einige  erhaltene  Re- 
sultate. Weder  sexuelle  Verschiedenheit  noch  Körjier- 
gröeso  oder  Grösse  des  ganzen  Hirnes  hatten  einen 
Einfluss  auf  das  Grössenverhältniss  der  einzelnen 
tarnten . die  immer  in  derselben  Proportion  zu  ein- 
ander stehen,  niug  auch  die  Intelligenz  oder  das  Alter 
noch  so  verschieden  sein.  Daher  ist  auch  die  Pro- 
portion der  einzelnen  tappen  zum  ganzen  Gehirn 
immer  eine  constante. 

25.  Manouvrier,  L.:  Note  *ur  le»  cr&nea  hu* 

maius  quaternaires  de  Marcilly-sur-Enre 

et  de  Bröchamps.  8.  564 ff. 

Manouvrier  bespricht  zwei  Schädel reste  mit 
„neandcrtheloiden"  Merkmalen;  beide  summen  aus 
quaternären  Ablagerungen.  Der  eine  wurde  im  An- 
fänge der  90er  Jahre  bei  Bnkdmmpa  f Arrondissement 
Dreux , Dep.  Eure-et-Loir)  in  einer  Ziogelthongrubc 
gefunden,  deren  Thone  von  vielen  Fachmännern  für 
quaternär  gehalten  werden,  und  die  einige  Flintguräthe 


vom  Typns  de*  Mousterien  einschlossen.  Ks  waren 
darin  die  Knochen  eines  Skelets  gefunden  worden,  von 
denen  aber  leider  nur  das  Schädeldach  aufbewahrt 
wurde,  Manouvrier  nennt  »eine  Form  „neUenient 
noaudeti haloide“.  mir  aei  der  Vorsprung  des  Amu 
sujtcrciliaris  nicht  ganz  so  stark  ausgesprochen.  Die 
Stirn  ist  schmal  und  stark  zurückliegend,  die  Schädel- 
capacitiit  schätzt  Manouvrier  aut  etwa  1400  ccm. 
Die  beigegebene  Abbildung  lasst  es  übrigens  zweifel- 
haft erscheinen,  ob  dieser  Schädel,  wenn  er  erst  nach 
der  genaueren  Methode  Schw&lhe's  untersucht  wird, 
wirklich  der  Neanderthal-Spy-Grupne  zuzurechnen  ist. 
Ein  Schädelfragment  von  sehr  ähnlicher  Form  war  in 
einem  ganz  gleichen  quaternären  Thonlager  schon  vor 
längerer  Zeit  bei  Marcilly-sur-Enre  gefunden  worden; 
auch  es  war  „nettement  neanderthahnde*,  besass  eine 
stark  zurückliegende  Stirn  und  starke  (wenn  auch 
nicht  bis  zu  dem  Grade  der  Neandorthal-Spy-Sch idel 
»ungebildete)  Arcus  »upcmliarea.  Die  Stirnschuppe 
ist  niedrig,  alx?r  breit. 

26.  Manouvrier,  L;  Etüde  des  sqnelettes  an- 

tiqnes  de  Colloiiget , pres  Keuiigny  (Bour- 
gogne^.  S.  626  ff. 

Bei  ltcmigny  (Saöne  - et  - Loire)  befindet  sich  ein 
wahrscheinlich  au»  der  Merowingerzeit  stammender 
alter  Friedhof,  der  von  Variot  untersucht  wurde. 
Manouvrier  hat  die  dort  gefundenen  Skeletreste  sehr 
eingehend  studirt,  findet  sie  aber  wenig  homogen,  die 
Schädel  dolichocephol  und  brachycepnal , mit  einer 
geringeren  Anzahl  von  M aaocephalen ; einzelne  Bracby* 
eephale  hatten  grosse  Körperlänge,  bei  den  meisten 
aber  waren  die  Knochen  derart  durch  einander  ge- 
worfen, dass  man  nichts  allgemein  Gültiges  über  das 
Verhältnis«  von  Kopfform  und  Körpergröße  aussagen 
kann.  Die  Kxtreraitä tenknochon  waren  im  Allgemeinen 
sehr  massig  und  kräftig ; Platycnemie  war  sehr  «eiten, 
ebenso  Retrorersion  de»  Tibiakopfe»  sowie  eine  stärkere 
Entwickelung  eines  „Pilasters*  und  Plntymerie. 

27.  Manouvrier,  L.:  Observation«  «ur  quelques 

na  ins.  8.  654  ff. 

Besprechung  der  Wachath  um  »Verhältnisse  mehrerer 
Zwerge.  Einer  derselben,  Tuaillon.  hatte  vom  23. 
bis  25.  Jahre  iu  20  Monaten  3 cm  au  Länge  zugenom- 
men;  auffallend  ist  die»  spute  Wachüthuin . doch  soll 
nach  Manouvrier  die  Grosaenzunahme  bei  Zweigen 
sich  öfters  bis  zum  80.  Jahre  in  merklicher  Weite 
fortsetzen ; vielleicht  auch  wirkte  dalxd  das  aufregende 
Leiten  von  Paria  mit  ein.  Stärkere  Wachstnuins- 
zu  nähme  war  Ihm  zwei  männlichen  Zwergen  einige 
Zeit  nach  der  Geburt,  bei  einer  Zwergin  erst  nach 
dein  7.  Jahre  aufgetreten. 

28.  Manouvrier,  L. : Not  ice  nur  Thöophile  Chud- 

zinski.  8.  664. 

Warme  Worte  des  Gedenkens  an  den  1896  ver- 
storbenen ausgezeichneten  Anatomen  und  vergleichen- 
den Anthropologen  Chudzinski. 

29.  Martin,  Mme.:  M ouveineut  de  la  population 

en  France  pendant  l’nnnoe  1895.  S.  646 ff. 

Frau  Martin  macht  Miitheilungen  über  die  Be- 
völkerungsstatistik Frankreichs  im  Jahre  1895.  Am 
1.  Januar  1895  38  4710U0  Bewohner  (Zunahme  in 
44  Monaten  128 300);  Zahl  der  Hciratbc»  in  1895 
282  918  (0,741  Proc);  Geburten  834178  = 2,18  Proc, 
uneheliche  Gehurten  73278  (8.8  Proc  aller  Geburten); 
Mortalität  851986  (2,23).  als  > 17  813  mehr  als  Geburten. 
Besonder*  gross  ist  die  Sterblichkeit  im  Südosten 
Frankreichs  und  an  den  Ufern  des  Aennelcanuls. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


657 


30.  Mohyli&nski,  N. : Note  »ur  les  ossements  de 

la  sopulture  nöolithiquo  de  Livry-sur* 
Veile.  S.  120«. 

Untersuchung  von  nenn  unvollständigen  Schädeln 
uuil  sielten  Röhrenknochen  aus  der  neolithiiicheii  Be- 
gräbnis* Sprotte  von  Livry.  E®  werden  die  wichtigsten 
metrischen  Zahlen  und  Indices  gegelien, 

31.  Mortillet,  G.  de:  Instinct  et  reiaonnemeni. 

S.  439  ff. 

de  Mortillet  fährt  Beispiele  dafür  an,  dass  auch 
Thiere  Verstand  und  richtiges  Unheil  haben;  er 
sehliesat  daraus,  dass  auf  diesem  Gebiet«  zwischen 
Mensch  und  Thier  nur  quantitative,  über  keine  quali- 
tativen, d.  h.  principiellen  Unterschiede  beständen. 

»2.  Mortillet,  G.  de:  L’AtUntide.  S.  447 ff. 

de  Mortillet  bespricht  die  Hypothese,  dass  in 
der  Quaternär/eit  eine  Lutidverbindung  zwischen  Europa 
und  Amerika  bestunden  hat. 

33.  Nadaillao,  le  marquis  de:  Megalithes  de 

Loir  et  Cher.  S.  260  ff. 

Angaben  über  mehrere  inegal ithische  Denkmäler 
im  Dop.  Loir  et  Cher. 

34.  Papillault,  G.:  Le  transformisme  et  son 

Interpretation  en  craniologie.  S.  377  ff. 
Verf.  bespricht  den  Transformismus  im  Allgemeinen, 
»eine  Bedeutung  für  die  Anthropologie  und  die  Mög- 
lichkeit, durch  ihn  manche  sonst  schwer  verständliche 
Dinge  zu  erklären  (die  Foramina  parietal  in  der  letzte 
liest  des  „dritten  Auges“). 

35.  Papillault,  G.:  Sur  les  populations  de 

l’Aure».  S.  637 ff. 

Papilla  ult  bespricht  diu  Körpermessungen  (vor- 
zugsweise Schädedmaasse),  welche  Frau  Dr.  Chellier, 
Aerztin,  an  15  Männern  und  9 Weibern  der  Bewohner 
des  Gebe!  Au  res  (Algerien)  angestellt  hat.  Die  Indi- 
viduenzahl ist  zu  klein,  um  sichere  Resultate  zu  er- 
geben, umsoni  'hr,  als  in  der  Messung  sehr  erhebliche 
Schwankungen  hervortreten. 

36.  Piötrement,  C.  A.:  Les  chevaux  des  Aryens 

vediques  et  le  nornbre  de  leurs  cotes. 
S.  279  ff 

Pietreinent  batte  vor  30  Jahren  angegeben,  dass 
die  Pferde  der  altindischen  Arier  34  Kippen  gehabt 
hätten  (anstatt  30).  Er  hatte  sich  dabei  auf  einen 
Hymnus  ini  lüg -Veda  gestützt,  in  dem  vou  34  Kippen 
des  Pferdes  die  Rode  ist,  die  beim  Opfer  hersus- 
genommen  würden.  Nachdem  aber  Max  Müller  ge- 
zeigt bat,  dass  die  Stolle  nicht  bedeut«:  die  34  Kipj>en, 
sondern  nur  unbestimmt  34  Rippen,  bekeunt  Piatre- 
ment,  dass  jene  frühere  Annahme  ein  Irrthum  ge- 
wesen sei. 

-37.  Raymond,  Paul:  Deux  grottes  sepulcralos 
dana  le  Gard.  Cnntribution  k Fetud«  de 
Page  du  cuivre  dans  les  Ceveuno».  S.  65  ff. 
Besprechung  zweier  Begräbnisshöhlcu  im  Düp. 
Gard,  in  denen  man  zusammen  mit  Steingeruth  der 
neolithischun  Zeit  Gegenstände  aus  reinem  Kupfer  ge- 
funden hat  Jeanjean  hat  für  diese  Culturepoche 
anstatt  de»  Namens  „Kupferzeit“  die  Benennung  Epoque 
Durfortienne  vorgeschlagen  (von  einer  Begräbni  »»noble 
bei  dem  Orte  Durfort  iin  Dep.  Gard). 

38.  Reboul,  J. : Hommo  volu,  Präsentation  d«s 
pbotographies  du  sujet  et  du  moulage 
ues  arcades  dentaires.  S.  444  ff. 

Archiv  ftu  Anthropoloffl*  Bd.  XXV1L 


Besprechung  eines  „Haarmenschen“,  Rham-a-Saina, 
angeblich  von  der  iurkestanischen  Grenze  und  vom 
Fusse  des  Himalaya  (?)  stammend.  Mit  der  Anomalie  der 
Behaarung  waren  Zahndeferte  im  Oberkiefer  verbunden. 

39.  Regnault,  Felix:  Lo  dieu  Egyptien  Bes 

etait  mvxoedeinateux.  S.  434. 

Verf.  glaubt  in  der  missgestalteten  Figur  des  ägyp- 
tischen Gottes  Bes  das  Abbild  eines  Myxodomatischen 
oder  eines  Cretin»  zu  erkennen. 

40,  Regnault,  Fölix:  Lutte  ontre  les  peuples. 

S.  tm  ff. 

Regnault  zeigt,  dass  di«  allgemeine  Ansicht,  dass 
bei  Völkerkämpfen  die  Besiegten  sich  in  die  Berg« 
zurückzieheu , in  dieser  Allgemeinheit  ganz  unrichtig 
ist.  Es  kotnmcu  bei  den  Resultaten  von  Kämpfen 
xwischeu  verschiedenen  Völkern  in  erster  Linie  die 
Naturbeding ungen,  in  zweiter  die  Cult  Urzustände  in 
Betracht.  Platzen  Nomaden  und  Ackerbauer  auf  ein- 
ander, so  wird  sieh  der  siegende  Tbeil  immer  die 
Gegenden  als  seinen  Sitz  wählen,  die  »einer  Cultur 
am  angemessensten  sind,  der  Nomade  die  Steppe,  der 
Ackerbauer  das  fruchtbare  Und 

4L  Riviöre,  £mile:  La  grotte  de  la  Mont  he 

(Dordogne).  S.  302  ff.,  484  ff-,  4Ö7  ff. 

In  der  dassischen  Höhlengegend  der  Dordogne 
hat  Ri  viere  bei  la  Moutbe  di«  Fortsetzung  einer 
Höhle  entdeckt,  die  man  »chon  vor  40  Jahren  ganz 
untersucht  zu  hallen  glaubte,  und  deren  Erde  und  ihre 
Einschlüsse  der  Quaternärzeit  angehörten.  Der  wich- 
tigste Fund  in  derselben  waren  Zeichnungen . die  in 
die  Wände  der  Grotte  eingeritzt  waren  und  die  nach 
Ri  viere  unbedingt  »u»  prähistorischer  Zeit  stammen. 
In  unmittelbarer  Nahe  einer  Zeichnung  vom  BilOII 
lagen  Knochen  von  l’rsus  spelaeus , Hytteua  spclaco, 
Taraudus  ratigifer  u.  s.  w*.  Die  Zeichnungen  »teilen 
Roviden  (Bison)  und  vielleicht  auch  Euuiden  dar.  In 
seiner  zweiten  Mittheilung  berichtet  Giriere  üln-r 
weitere  Grabungen,  die  neue  Reste  von  Diluvial- 
thieren,  Steingeräth  uu»  der  Epoque  Magdalonienne 
und  Knochenrest«  mit  linearen  und  figürlichen  Ein- 
rit zungen  (vielleicht  Bilder  von  Kquiden?)  zu  Tag« 
förderten.  Auch  an  den  Wanden  kamen  neue  Zeich- 
nungen zum  Vorschein:  besonders  ist  davon  zu  er- 
wähnen das  Bild  eines  Steinbocks. 

42.  Riviöre,  Emile:  Nouvelles  recherches  a 

Cro-Magnon.  S.« 503  ff. 

Ri  viere  hat  in  der  berühmten  Grotte  von  Cro- 
Magnon  einen  noch  unberührten  Rest  des  Höhlenlehm» 
gründlich  untersucht  und  dabei  »ehr  werth volle  Fund© 
gemacht.  Sie  alle  gehörten  der  Zeit  de»  Magdalenien 
uu.  Unter  den  Ttuerresteo  berrteben  Knochen  «I*  » 
Renthieres  rar,  die  BtdnnrtefMto  geboren  simmtlieh 
zu  den  Formen  des  Magdalenien,  unter  den  Knochen 
mit  bildlichen  Darstellungen  ist  das  wichtigste  Stück 
eine  Rippe,  auf  der  die  ganze  Figur  einer  nackten 
Frau , uu  Profil  gesehen , eingeritzt  »st , ein  anderes 
Knochenstück  trägt  die  wohl  ausgeführte  Zeichnung 
eines  Bison,  der  als  solcher  durch  seinen  Höcker  auf 
dem  Widerrist  leicht  kenntlich  i*t. 

43.  Sanson,  Andre : Cas  curieux  d’höredite 

croisee.  S.  433  ff. 

Kurz«  Notiz  über  ein  Mädchen  aus  Villcbon  (Seine- 
et-Oise),  dessen  Vater  bnunhsarig  und  schwarzäugig, 
dessen  Mutter  blond  und  blauäugig  ist.  Da»  Kind  hat 
auf  der  linken  Seite  das  dunkel  pigmontirt«  Auge 
vom  Vater,  auf  der  rechten  das  ganz  hellblaue  von 
der  Mutter  geerbt. 

83 


Digitized  by  Google 


658 


Referat«. 


44.  Variot:  Le«  Hepulturos  de  Collonges  en 
Bourgogn«  (Saone-et-Loire).  S.  lilsff. 
Beschreibung  des  (wahrscheinlich  merowingisehen) 
Gräberfeldes  von  Collonges,  dessen  menschliche  Reste 
Manouvrier  studirt  hat  (vergl.  Nr.  26). 

4ß.  Vire,  Armand:  Recherche«  prohistorique» 
dans  le  Jura  et  le  plateau  central,  en 
1896.  — Grotte  magdalcnienne  d'Arlav; 
grotte»  et  habitation«  larnaudiennes  de 
Bmiime*lee*M#iaieiira,  du  Puit»-Billurd. 
d’Arbois;  habitation  antiquo  du  Pnita  de 
Padirac.  8.  13  ff. 

Eine  flüchtige  Untersuchung  einer  Höhle  bei  Arlay 
hat  Artefakte  aus  dem  Magdalötmm  ergelam  (auffallend 
ist,  das»  von  eingeritxten  Zeichnung«*!!  nur  DurstoUiiii* 
gen  von  Fischen  gvfuuden  wurden);  liei  Baume  -le»* 
Messieurs  bestanden  langer  dauernde  Ansiedelungen, 
welche  von  der  Dooltthtschen  bis  in  die  spätere  Bronzezeit 
( Larimudicü)  fortdauertim , dann  aller  durch  den  Ein- 
sturz der  Hohle  ihr  Ende  erreichten;  endlich  beschreibt 
Vir6  altes  Luftniauerwerk  liei  Puit«  «le  Pa«lirac  (Iz>t), 
dessen  Alter  sich  alter  nicht  genauer  bestimmen  lies». 

46.  Yirö,  Armand:  Nouvelles  trouvaille«  pre* 

historiques  dun«  la  vallee  du  Lunain. 
Polissoirs.  tnen-hirs,  dolmen.  8.  262  ff. 
Vire  beschreibt  eine  Anzahl  von  Funden  isolirter 
Artefact© . sowie  einen  Holmen  und  einen  Grabhügel 
(wahrscheinlich  über  einem  zweiten  Dolmen)  im  Thal 
de«  Lunain. 

47.  Zaborowaki:  Le»  ho  mm  es  ä qunne.  8.  28  ff. 
Verf.  wendet  sich  gegen  die  Legende,  dass  eB  ge- 
schwänzte Meiischenvarictütcn  gel«?.  Sogenannte 
„Schwauz“  - Anhänge  »eien  Missbildungen,  aber  keine 
morphologisch  zu  vcrwerthemlen  Dinge. 

48.  Zaborowaki:  Origine  des  ( am hodgien s. 

T«iam«,  Mo!«,  Dravidiens,  Camhodgien«. 

s.  89  ff. 

K»  ist  ein  misslich  Ding,  auf  Grund  eines  ganz 
unzureichenden , nach  wenigen  Individuen  zahh'iidcn 
Materials  die  verwickelt sten  Fragen  nach  Verwandt* 
schäften  von  Völkerstämmen  «ntscheiilcm  zu  wollen, 
die  nach  vielen  Millionen  von  Individuen  zählen. 
Zaborowaki  unternimmt  mit  Muth  und  grosser 
Sicherheit  diese  Aufgabe,  indem  er,  gestützt  auf  ein 
paar  Aussagen  von  Reisenden  und  auf  eigene  Messun- 
gen von  «in  paar  Schädeln,  die  Rassenverhältnisso 


Cambodaohas  Wlciiohlot : die  Mois  sind  nach  ihm 
Druwidas.  die  Tsiams  alter  Indottesen  und  Malaveii. 

49.  Zaborowaki:  Malgache«.  — Nia«.  — Dravi- 
d i e n *.  8.  84  ff. 

Auch  hier  zeigt  Zaborowaki  dieselbe  Gewandt- 
heit in  Lösung  der  schwierigsten  Probleme:  die  MaJ- 
g&schcu  sind  nach  ihm  nut  Drawidablut  gemischte 
Malnynn,  di«  Nia*  nahe  mit  den  südindischen  Drawida- 
stämrnen  verwandt. 

50  Zaborowaki:  La  circoncision  dos  juifs  et 
au  Soudan.  S.  164  ff- 

Zahorowski  ist  der  Ansicht,  «biss  die  Beschnei- 
dung  ursprünglich  ein«1  Cerwmonie  bei  der  Männerweihe 
gewesen  sei;  er  greift  die  Ansicht  lieugnie's  an. 
dass  es  sich  dabei  zuerst  um  ein  religiöses  Opfer  ge- 
haiuleli  habe. 

51.  Zaborowaki:  Visite  ä l’exnosition  de«  col- 

l«otiOM  ra  liportc«*«  par  M.de  Baye.  S.  8SI  fl. 
Kurze  Mittheilung  älter  «inen  Besuch  der  von 
de  Baye  veranstalteten  Ausstellung  seiner  prähistori- 
schen r Russland)  und  ethnographischen  (besonders 
Finnland)  Sammlungen. 

52.  Zaborowaki:  Aux  caves  d’tözy.  S.  401  ff. 
Zahorowski  berichtet  von  «len»  Eindruck,  «len 

eine  früher  von  ihm  gebrachte  Notiz  über  die  Höhlen- 
bewohner von  Ezy  gemacht  hat. 

53.  Zaborowaki:  De  Passimilation  de«  iodi- 

getics  algerieus.  8.  490 ff. 

Zaborowaki  erblickt  die  grösste  Schwierigkeit 
der  Colonisati«m  Algiers  in  dem  Umstande,  das«  «lie 
muhamedanischc  Frau  verschleiert  geht. 

54.  Zaborowaki:  Le  T sincipitaL.  — Mutilation 

des  eränes  neoli  t niquen,  observee  en  Asic 
centrale.  8.  501  ff. 

Verf.  weist  darauf  hin.  dass  das  von  Manouvrier 
au  neolithi sehen  Schädeln  Ite schrieben«  »og.  T sinci- 
pital  auch  bei  Stämmen  Dardistans  vorkomme.  I»«*i 
denen  Kinder  in  den  ersten  Jahren  anf  dem  Scheitel 
und  üImt  dem  Ohransatx  gebrannt  wurden  ( Vor- 
beugungsnut tel  gegen  Krank  hoi  teil  de«  Kopfes). 

56.  Zaborowaki:  A propos  de  nl?assimilationu 
«Ins  imlig&nes  algärien«.  S.  68711. 

Verf.  sucht  seine  Ansicht  filier  die  Assimilations- 
möglichkeit der  Eingeborenen  Algiers  gegen  di«  Ein- 
wand«  Bertholon'a  (vergl.  Nr.  1)  zu  vortheidigen. 


Aua  Bulletins  de  la  sociötö  d* Anthropologie  de  Paris.  Tom«  neu  viäme  (IV.  Serie)  1898. 

Paris,  Massen  & Cie,  «diteurs. 


66.  Anthony, R.:  Memoire  sur  le  st ernum.  S.  126 ff. 

Anthony'«  Doctordissertation  wird  von  Manou- 
vrier besprochen.  ln  anthropologischer  Beziehung  ist 
das  zweite  (’apitel  ain  belangreichsten;  es  behandelt  die 
Grössen-  und  Formverhältnisse  (Indiers)  des  Sternums. 

1.  Der  von  Weitgerber  1879  attfmeteUte  Index 
(das  Verhältnis«  von  St  ernal  länge  und  Körpergrösae) 
hat  nur  für  die  Bipeden  Bedeutung. 

2.  Das  Verhältnis«  der  Länge  des  Sternums  zu  der 
der  Wirbelsäule  (auch  von  Weisgerber  aufgestellt) 
sollte  nur  an  nicht  getrockneten  Präparaten  gemessen 
werden  (da  der  Knochen  sich  beim  Maccriren  und 
Trocknen  »ehr  verändert);  dieser  Index  hat  keinen 
grossen  Werth. 


3.  Ein  Index  des  Längenbreitenverhältnisse«  (auch 
von  WeiBgerber  ane«?geben)  leidet  unter  denselben 
Pöbelst  ;io  den ; dagegen  halt  Anthony  für  dun  besten 
Index 

4.  den  Breiten*  Dickenindex 

/.  sagittale  Dicke  v 100\ 

V ~~  Breite  / 

Er  ist  auch  an  getrockneten  Präparaten  zu  mhmm 
und  er  zeigt  wichtige  Formverhält niese  an.  An- 
thony misst  di©  transversale  Breite  und  die  sagittale 
Dick*?  an  der  Basis  de«  1.  .Sternebers.  Anthony  findet 
eiue  bestimmte  Beziehung  zur  vierl  üstdgen  oder  mehr 
oder  weniger  aufrechten  Körperhaltung  (Index  beim 


Digitized  by  Google 


Referate. 


659 


Pferd  =829,  beim  Hund  70,  Macacus  65,6,  Homo  32,5); 
dagegen  steht  der  Index  in  umgekehrtem  Verb  alt  nies  zur 
Entwickelung  der  Ulavicula  und  den  Processus  coracoi- 
dens,  sowie  der  Anpassung  der  Vorderextremität  zu 
besonderen inichtGeh-)Functionen:  Pferd  = 329,  Mensch 
32,5,  ( etodonten  10,9.  So  ist  das  am  ausgesprochensten 
für  den  vierfüssigen  Lauf  angepasste  Pfera  mit  einem 
seitlich  znsammengedrüekten  Sternum  (Pachysternum), 
der  Hund  mit  einem  Sternum  von  quadratischem  Quer- 
schnitt iMesatisternum) , der  Mensch  mit  einem  von 
vorn  nach  hinten  zusammen gedrückten  Sternum  (Platy- 
slcrnum)  versehen.  Unter  den  Primaten  istderfbim- 
panse  durch  seinen  Breitendickenindex  des  Sternum 
am  meisten  deu  niederen  AtTen  und  den  Vierfüsslern 
nahe  gerückt  , unter  den  Menschenrassen  haben  die 
Australier,  Kcgritos,  Hottentotten,  die  höheren  Index- 
zahlen (über  40,  d.  k.  sie  sind  mehr  pachystorn),  die 
Hindus  und  Europäer  die  niedrigsten  (32,4,  d.  h.  sie 
sind  mehr  platy  stern). 

Von  den  übrigen  Capiteln  behandelt  I die  Gestalt 
des  Sternum  bei  deu  verschiedenen  Gruppen  der 
Säugethiere,  III  die  Gelenkverbindungen  des  Sternum, 
IV  die  Missbildungen  und  V die  Muskelverbindungen 
des  Sternum  mit  der  Vorderextremität. 

57.  Anthony,  R.:  Memoire  sur  les  Organes  vis- 

ceraux  d’un  jeune  Orang-Outan  femelle. 

S.  240. 

Sorgfältige  Zergliederung  der  Eingeweide  eines 
Orang.  Die  Somme  der  Ergebnisse  fasst  Anthony 
dahin  zusammen,  „dass,  wenn  die  Eingeweide  durch 
eine  gewisse  Anzahl  ihrer  Merkmale  an  die  des  Men- 
achen erinnern,  sie  doch  wieder  durch  eine  gewisse 
Anzahl  anderer  den  Orang  anderen  niederen  Thiereu 
mit  vierftissigem  Gang  nähern.  Das  Herz,  mit  seiner 
Lage  und  Gestalt,  der  Herzbeutel  durch  die  beträcht- 
liche Entwickelung  seiner  mit  dem  Zwerchfell  ver- 
bundenen Fläche,  die  Lunge  durch  das  Fehlen  eines 
Lobus  axygos.  die  Leber  durch  ihre  gedrungene  Gestalt 
und  das  Fehlen  einer  Unterglicderung  in  Lappen,  wie 
bei  den  Fleischfressern,  den  niederen  Affen  und  selbst 
den  anderen  Anthropoiden,  lassen  den  Orang  ata  nahe 
verwandt  mit  dem  Menschen  erscheinen.  Dagegen 
stellen  ihn  die  Anordnung  der  grossen  Arterienstämme, 
die  aus  der  Aorla  entspringen,  die  Verrichtungen  zur 
Stütze  der  Leber  und  des  Duodenum,  die  I>age  des 
letzteren,  sowie  des  Pankreas  zwischen  zwei  Blättern 
des  Peritoneum,  das  Fehlen  des  Freitischen  Bandes 
sowie  der  Ligamenta  uterosaeralia,  den  niedereuThieren 
näher;  sie  entsprechen  wenig  der  Anpassung  an  den 
aufrechten  Gang.  So  erscheint  der  Orang  als  Zwischen- 
wesen zwischen  dem  bipeden  Menschen  und  dem 
Vierfüsaer. 

58.  Atgior,  le  Dr.:  Anthropologie  de  la  Vienne 

aux  temps  actuels.  (Etüde  de  la  popnlation 

de  ce  departement  d’apres  les  observations  et 

resultats  statistiques  rccueillta  sur  les  hnrnmea 

de  la  classc  MIA  S.  617  ff. 

Das  Departement  de  la  Vienne  ist  eins  der  we- 
nigen, die  von  der  allgemeinen  Bevölkerungsabnahme 
Frankreichs  eine  Ausnahme  machen;  es  hat  von  1876 
bis  1887  von  380916  auf  312  785  Seelen  zugenommen. 
Im  Jahre  1871  (20  Jahre  nach  18711  zeigt  die  Re- 
krutenzahl aus  naheliegenden  Gründen  eine  erheb- 
liche (ungefähr  12  Proc  ) Abnahme  gegen  die  Zahlen  der 
vorhergehenden  Jahre  (wie  überhaupt  in  Frankreich, 
das  Jahr  1891  im  Ganzen  20021  Rekruten  weniger  zählte 
als  1898).  Unter  den  20jährigen  Männern  des  Depar- 
tements ist  Hernie  die  häufigste  Ursache  der  Dienst» 
untaugliohkeit ; 10 Proc.  köuncn  weder  lesen  noch  schrei- 
ben (obgleich  das  Departement  in  Bezug  auf  .Schul- 


bildung immer  noch  eine  place  respectahle  einnimmt); 
die  Hälfte  der  Rekruten  gehören  dem  Bauernstand 
an.  Yerf.  hat  die  wichtigsten  Körpermerkmale  fest- 
gestellt  und  sucht  daraus  einen  Einblick  in  di»  Rassen- 
Zusammensetzung  dieses  Departements  zu  gewinnen. 
Die  Körpergrösse  von  1867  Gemessenen  beträgt  im 
Durchschnitt  1,659m;  davon  gehöreu  17,195  Proc.  den 
Kleinen  (unter  1,60m;  Mindermässige  unter  1,54  in 
waren  darunter  41.  d.  b.  2,2  Proc.).  60.310  Proe.  den 
Mittelgroßen,  22,495  Proc.  den  Grossen  (über  1,70  m)  au. 
Bei  der  Untersuchung  der  Haarfarbe  fanden  sich  unter 
1,755  Beobachteten  nur  140  Rothhaarige;  t heilte  man 
die  Haarfarbe  in  dunkle,  mittcldunklo  und  helle  ein, 
so  fielen  auf  die  erste  Kategorie  44,84,  auf  die  zweite 
47,17  Proc.  und  Buf  die  Hellbaarigeu  nur  7,97  Proc.  Die 
Augenfarbe  war  (bei  1786  Beobachteten)  bei  63.60  Proc. 
braun,  bei  27,15  Proc.  blau  oder  grün,  bei  nur  6,77  Proc. 
grau  oder  hellbraun.  Schliesslich  wurden  auch  noch 
aus  jedem  fanton  ie  20  Individuen  auf  ihren  Längen- 
breitenindex  des  Kopfes  untersucht  und  daraus  der 
Durchschnittsiodex  des  ganzen  Departements  berechnet ; 
er  betrug  80,62  und  schwankte  in  den  einzelnen  Can- 
tonen  zwischen  78,35  und  82,92.  Dotichocephalie  kam 
bei  19,67  Proc.,  Mesaticcphalie  bei  24,51  Proc.,  Brachy- 
cepbalie  bei  55,80 Proo  vor.  Verf.  schließt  aus  der  Summe 
aller  Beobachtungen,  dass  die  Masse  der  Bevölkerung 
des  Departements  aus  dem  keltischen  Typus  gebildet 
wurde;  die  übrigen  seien  theilo  Nachkommen  derKym- 
ris  und  Iberen,  theila  Mischlinge  aus  diesen  dreien. 

59.  Bedot,  Maurice:  Notes  Anthropologiques 

sur  le  Valais.  S.  222  ff. 

Bedot  bat  schon  1895  in  den  Bull,  von  1895 
Beobachtungen  über  die  Rekruten  des  Unter -Wallis 
veröffentlicht ; hier  behandelt  er  die  wichtigsten 
Körpermerkmale  der  Rekruten  des  oberen  Theila 
dieses  C'antons.  Weit  überwiegend  ist  Bracbycephalie 
und  Subbtachyoephalie  (bei  65  Proc.  der  BevöUernug 
von  Wallis)  und  zwar  sind  diese  Brach ycephalen  be- 
sonders in  den  iScitenthälcrn  verbreitet;  policho- 
cephale  und  Subdolicbocophale  fdie  Schödelindices  sind 
durch  Subtmction  von  zwei  Einheiten  aus  den  Kopf- 
in dices  der  Lebenden  berechnet!  fand  sich  nnr  bei 
19  Proc.  und  zwar  hauptsächlich  in  dem  flachen  Lande 
und  aaf  den  direct  das  Rhonethal  begrenzenden  Ab- 
hängen. Eine  Insel  mit  überwiegender  DoUcho- 
cennalie  und  Subdolichocephalie  (von  44  Fällen  31  Mal) 
bildet  das  DorfSnviez.  Die  durchschnittliche  Körper- 
grüsso  ist  1.635  m (die  mittlere  1,64  m),  darunter  sind 
die  Subdolichocephalen  am  grössten  (1,641  m),  die 
Dolichooephalen  am  kleinsten  (1.623  m).  Braun  tat  die 
am  häufigsten  uud  zwar  bei  Bracbycephalen  wie  bei 
Dolichocephalen  vorkornmende  Haarfarbe  Die  Blon- 
den sind  durchschnittlich  etwas  grösser  als  die  mit 
anders  gefärbten  Haaren.  — Für  eine  klare  Einsicht 
in  die  Masscuvirhältntas«  ist  die  Zahl  der  Einzel- 
beobachtungen (1242  Individuen)  zu  klein. 

60.  Bloch,  Adolphe:  Sur  une  modification  fre- 

queute  dans  lo  squclctte  du  petit  orteil. 

S.  153. 

Bloch  bespricht  die  sehr  gründlichen  und  er- 
schöpfenden Untersuchungen  Pfitzner’s  über  die 
häufig  vorkommende  Verschmelzung  der  zweiten  und 
dritten  Phalanx  der  kleinen  Zehe.  Fr  bringt  einige 
neue  Beispiele  aus  den  Muiöe  Orfila  und  Broca  bei. 
Neue  Gesichtspunkte  werden  nicht  gegeben. 

61.  Bloch,  Adolphe:  Essai  sur  les  levres  au 

point  de  vue  an  thropologique.  S.  284  ff. 

Verf.  giebt  zunächst  eine  allgemeine  Beschreibung 
der  Lippen,  ihrer  Abgrenzung  etc.  Dann  bespricht 

83* 


Referate. 


6G0 

er  die  liesonders  für  den  anthropologischen  Vergleich  *tigcn  Lippe  viel  inner.  Auch  hier  folgt  bei  Kren- 

wichtigen  Merkmale;  sie  bestehen  «ich  1.  ftnf  die  zungen  mit  dünner  - üppigen  Typen  der  Mischling 

Form-  und  Grössenverhältnisse,  2.  auf  die  Färbung  mehr  «einem  wulstig-üppigen  Vorfahren.  — Die  sog. 

der  Lippen.  l.Form  und  Grösse  der  Lippen.  a)  Höhe  Doppetlippc,  bei  der  du*  Schleimhaut  wulstig  über 

der  Oberlippe  liegt  zwischen  der  Nasenlipjengrenze  dem  äusseren  Lippenroth  (sichtbar  wird , iat  keine 

und  dem  Lippenxchluss ; die  der  Unterlippe  zwischen  Rasseneigenthüralicnkeit,  sondern  eine  individuelle  Ab- 

Lippenschluss  und  der  Labio-mentnl- Furche.  Wich-  normität,  die  bei  Bläsern  erworben,  oder  sonst  auch 

tigor  als  da«  letztere  Maas«  ist  die  Hohe  der  Ober-  angeboren  sein  kann.  — 2.  Die  Färbung  des  freien 

lippc:  sie  ist  oft  besonders  gross  bei  den  lentorrhinen.  Lippenrandes  lässt  drei  Stufen  unterscheiden : a)  ro- 

dem  blonden  Typus  angehörenden  Engländern,  aber  »ige,  b)  bläulich  - violette , c)  braune  oder  schwarze 

hohe  Oberlippen  kommen  auch  vor  bei  manchen  Färbung.  Die  entere  ist  charakteristisch  für  die 

Mandigonegern . bei  dem  feineren  Typus  der  Ja-  weiise  Rasse;  die  bläulich-violette  Färbung  setzt  sich 

paner  etc.  Als  individuelle  Eigunthümlichkeit  körn*  oft  auf  der  Schleimhaut  des  Mundes  fest;  sie  kommt 

men  öfters  sehr  kurze,  die  Zähne  nicht  ganz  be-  besonders  bei  Individuen  der  gelben  Rasse  vor  (Japaner, 

deckende  Oberlippen  vor.  b)  Länge  (besser  Breite)  Malayen,  Indochinesen).  Schwarze  Lippen  finden  sich  bei 

der  Lippen  wird  gemessen  durch  die  Breite  der  Lippen-  Negern  mit  ganz  schwarzer  Haut ; aie  Lippenfarbe  ist 

spalte;  es  sind  die  drei  Grade  der  breiten,  mittel-  dann  einfach  die  Fortsetzung  der  allgemeinen  Haut- 
breiten und  schmalen  Lippen  zu  unterscheiden.  Die  färbe;  aber  auch  bei  brauner  oder  bronzefarbiger  Haut 

breitesten  Lippen  (66mm)  wurden  bei  Australiern  kommen  schwarze  Lippen  vor.  Dieser  stärkere  Grad 

beobachtet;  bei  den  Europäern  beträgt  die  Breite  im  von  Pigmentiruug  findet  sich  nur  bei  dicken  oder 

Mittel  nach  Testut  bei  Männern  53  mm,  bei  Weibern  wulstigen  Lippen.  — Zum  Schlüsse  schlägt  Bloch 

47  mm,  nach  Quetelet  54  mm  bezw.  46mm.  Nach  einen  Dickeunrcitouindex  der  Lippen  vor,  doch  giebt 

Weisbach  sollen  bei  den  Sudanesen  und  Australiern  er  selbst  zu,  dass  bei  der  Beweglichkeit  der  Lippen  die 

bei  den  Weibern  die  Lippen  öfters  noch  breiter  sein,  entsprechenden  Maasse  nicht  mit  Genauigkeit  zu 

als  bei  den  Männern.  Im  Allgemeinen  sind  bei  Cha-  messen  sind, 

mäprosopeu  die  Lippen  breiter,  als  bei  I.eptoprosopen. 

c)  Bei  aer  Dioke  (der  s&gittalen  Tiefe)  der  Lippen  62.  Capit&n,  le  Dr. : Präsentation  d’une  sörie 
will  Blocb  vier  Stufen  unterschieden  wissen:  dünne,  de  pieces  provenant  de  la  ballistiere 

mitteldicke,  dicke  und  „voluminöse4*  Lippen.  Patho-  de  Chelles.  S.  423  f. 

logische  Dicke,  wie  sie  bei  Scroph u lösen , Myxödema-  In  den  Kiesgruben  von  Chelles  wurden  durch 

tösen,  Akromegalen  etc.  vorkommt,  sind  natürlich  l«?i  Eisenbab  narbeiter  nicht  nur  paläolithische  Gcräthe 

Untersuchung  der  Rassenforroen  auszuscheiden.  Bei  vom  Chelles-Typus,  sondern  auch  solche  vom  Acheul- 
dünnen Lippou  ist  die  Schleimhaut  der  Oberlippe  Typus  gefunden;  ausserdem  fand  man  in  der  ober- 

(besser  das  Lippenroth)  nur  wenig  sichtbar  (besonders  (lieblichen  Erde  über  dem  Sand  und  Kies  die  Reste 

l»ei  Leptoprosopen  des  blonden  Typus  der  w ei  wen  dreier  Hütten  mit  reichlichen  neolithischen  Artefacten, 

Rasse) ; dagegen  ist  es  bei  mitteldickrn  Lippen  in  einer 

Ausdehnung  von  6 bis  10mm  sichtbar  und  gerundet:  63.  Capitan,  le  Dr.:  Nachruf  am  Grabe  Gabriel 

der  Abstand  beider  Lippenroth- Rinder  beträgt  hei  de  Mortillot's.  S.  455  ff. 

dieser  Kategorie  nach  Testut  10  bis  12  mm.  Mittel-  Gabriel  de  Mortillet,  der  ein  Alter  von  77  Jäh- 

dicke  Lippen  kommen  besonder»  vor  bei  dem  brünetten  ren  erreicht  hatte,  war  zuerst  Geologe;  von  lflßfl  bis  1835 

Typus  der  mittelländischen  Rasse,  z.  B.  bei  Semiten  etc.,  wurde  er,  nachdem  er  auf  der  Pariser  Ausstellung 

dann  bei  dem  feinen  Typus  der  central-  und  ostasia-  von  1067  einen  Tbeil  der  Abtheilung  der  Geschichte 
tischen  Hasse  (Japanern.  Koreanern  etc.),  hoi  anderen  der  Arbeit  eingerichtet  hatte,  Direetor  des  Mute«  de* 

Kassen  mit  branner  und  rotber  Haut.  Hei  dicken  antiquites  nationales  de  Saint-Gcrmain-en-Laye.  All 

Lippen  ist  da»  Lippenroth  in  grösserer  Breite  sicht-  solcher  stellte  er  18*39  und  1872  seino  Perioden- 

bar  und  mehr  oder  weniger  nach  ausseu  umgestülpt;  theilung  der  Vorgeschichte  auf  Grund  der  Formen 

die  Wellenlinie  der  Begrenzung  des  oberen  Lippen-  der  technischen  Erzeugnisse  auf.  Seit  mehr  *1« 

rothe*  ist  weniger  bewegt,  einfacher,  oft  ist  die  Kinne  20  Jahren  war  er  Professor  an  der  Pariser  Ecole  d’an- 

de*  Filtrum  weniger  vertieft.  Gewöhnlich  sind  dicke  thropologie.  Seine  Publicationen  behandelten  1851 

Lippen  zugleich  auch  breit.  Die  Lippenform  kommt  bis  1862  oonchyliologiscbe  und  geologische  Gegen* 

nur  bei  stärker  pigmentirten  Rassen  vor  (gelben,  rothen  Btände,  dann  erschien  1881  Le  Musee  prebistonqne. 

oder  schwarzen),  so  bei  dem  groben  Typus  der  L*p-  1883  Le  prehistorique  (2.  Auflage  1886);  sein  letztes 

pen  , der  Japaner,  Koreaner,  der  Indochinesen,  Kal-  grössere»  Werk  war  Formation  de  la  langue  fran^aise, 

mücken,  Samojeden  elc.;  dann  bei  Eskimos,  Roth-  1897.  Ausserdem  war  er  Begründer  der  beiden  Zeit- 
häuten, bei  Malayen,  Papuas,  Negritoa,  Australiern,  Schriften:  Lea  maleriaux  poor  l'histoire  primitive  et 

Tabitiern.  Poly-  und  Melanesiern,  endlich  bei  dem  naturelle  d’homme  (1864)  und  L’bomme  1884. 

groben  Typus  der  Altägypter,  bei  Galla»,  Nubiern, 

Somalis,  Buschmännern,  hadern.  Bei  der  Kreuzung  64.  Chervin,  le  Dr. : Rapport  sur  le  prix  Ber- 
dünnlippiger  und  dicklippiger  Typen  oder  Rassen  tillon.  S.  519. 

sollen  die  Lippen  der  Mischlinge  immer  dick  sein.  Der  von  Bertilion  gestiftete  Preis  wurde  in 

„Voluminöse“  oder  wulstige  Lippen  sind  die,  bei  diesem  Jahre  an  zwei  Bewerber  vertheilt,  nämlich  »n 

denen  sich  das  Lippenroth  sehr  ftark  nach  aussen  Dr.  M.  II.  Labit  für  seine  Arbeit:  £tode  demogra- 

nmwulstet;  diese  Lippen  springen  beträchtlich  weit  phique  et  anthropologique  des  departement  des  Ar- 

nach  vorn  vor  und  finden  pich  vorzugsweise  bei  den  aennes  und  an  Dr.  M.  J.  Marty,  Verfasser  von  Races 

Negern.  Die  Commissuren  des  Lippenrot  he»  sind  et  infirmites  en  France, 

hier  verdickt,  indem  die  beim  Weissen  getrennten 

Muskeln  dieser  Gegend  beim  Neger  mehr  oder  weniger  65.  Collln  , fonile:  Dolmen  d'Erraenon  v illr 

mit  einander  verschmolzen  sind,  auch  ist  der  Muse.  (Oise).  8.  462  ff. 

orhicularis  oris  bei  den  wulstigen  Lippen  dicker  als  bei  Coli  in  giebt  eine  Beschreibung  seiner  Unter- 

den  dünneren;  diu  Bewegungen  de»  wulstigen  Mundes  snebung  eines  im  Park  des  Prinzen  Radxi willfw 
sind  daher  plumper  und  das  physiognomisch  so  aus-  Ermenonvilb*  (Übe)  stehenden  Dolmens,  wird  aber 
drucks  volle  Lippenspiel  d«B  Weissen  ist  bei  der  wo!»  sofort  in  der  Discussion  von  Verne  an  zurecht- 


Digitized  by  Google] 


Referate. 


6ßl 


gewiesen,  dass  nicht  er,  sondern  Verne  au  den  Dol- 
men untersucht  habe.  (S.  Verne  au.) 

G6.  Collin,  ^Smile:  Silex  ouvres  des  departe- 
ments  de  Saöne-et-Loire  et  de  l’AUier. 
S.  487  ff. 

Colli  n legt  der  Gesellschaft  eine  Anzahl  paläoli- 
tliischerSteingeräthe  ans  den  genannten  Departements 
vor.  von  denen  manche  so  schön  gearbeitet  sind, 
dass  A.  v.  Mortillet  in  der  Diskussion  Zweifel  an 
ihrer  Echtheit  nusspricht;  jedenfalls  müsse  man  noch 
genauere  Angaben  über  die  näheren  Umstände  der 
Funde  abwartcu,  bevor  inan  eie  für  echt  erklären 
könne. 

67.  Dubus,  M.  A.:  Contribution  u l’etude  d*-s 

epoques  paleoli  th  irj  ues  et  ncnÜthi- 
ques  des  StationB  de  Bleville,  la  Mare- 
aux-Clercs  et  Frileuse  pres  le  Havre. 
S.  328  ff. 

Die  Lehmgruben  der  genannten  Gruben  werden 
strati graphisch  beschrieben,  correspondiren  aber  nicht 
mit  einander  in  der  Schichtenfolge.  Tn  FrileuBe  fanden 
sich  in  den  untersten  Schichten  Reste  von  Hhinoc. 
tichorrh.,  von  Fquus  und  Bo»,  in  Bierille  l'rsns,  in 
Mare-aux-Cleres  keine  thierischen  Reste.  In  den  un- 
teren Schichten  von  allen  drei  Gruben  fanden  sich 
Steingeräthe  von  den  verschiedenen  naläolitbrschen 
Tvpen  Chelles,  Moustier  und  Saint  -Acncul  und  zwar 
gleichmäasig  durch  einander  in  denselben  Schichten. 
In  den  oberflächlichsten  Schichten  neolithisebes 
(ieräth. 

68.  Dumont,  A.:  Coloniser  ou  assimiler.  A 

propos  de  la  oommunication  de  M.  Ber- 
tbolon.  S.  316  ff. 

Dumont  glaubt  mit  Bertholon,  dass  sich  die 
Berber  nicht  assimiliren  lassen;  eine  Colonisation 
von  Frankreich  aus  ist  ausgeschb-ssen  bei  dessen 
prekären  Bevölkern  tigsverhältni  säen ; er  glaubt,  dass 
man  fremde  Einwanderung  begünstigen  müsse,  nicht 
die  der  rivaiisirenden  Italiener  oder  Spanier  (Deutsche 
werden  gar  nicht  genannt),  sondern  von  Griechen, 
Russen.  Chinesen,  Hindus,  Japanern  etc.,  so  dass  sich 
hier  eine  allgemeine  Panmixie  unter  der  Hegemonie 
Frankreichs  entwickeln  könne. 

69.  Dumont,  Arsene:  La  poteric  des  Kroumirs 

et  celle  des  dolmens.  S.  318  ff. 

Dumont  legt  der  Gesellschaft  Stücke  von  Thon- 
waaren  der  Krumirs  vor,  die  ganz  denen  aus  derneo- 
lithischen  Zeit  gleichen.  Das  Verfahren  bei  der  Her- 
stellung wird  beschrieben;  es  ist  anztmehnun,  das» 
auch  die  Verfertiger  des  polirten  Steingerathe»  in 
gleicher  primitiver  Weise  bei  der  Herstellung  ihrer 
Thon  waaren  verfuhren. 

70.  Durante,  le  Dr.:  Rapport  sur  une  mission 

an  Caucase  et  au  Turkestan.  S,  436  ff. 

Durch  den  Beistand  der  Pariser  anthropol.  Gesell- 
schaft war  Durante  mit  einer  wissenschaftlichen 
Mission  betraut..  Seine  Resultate  sind  kläglich.  Im 
Kaukasus  und  Tiflis  hatte  er  zu  wenig  Zeit,  um  sich 
mit  irgend  welchen  Studien  zu  befassen,  inSamachao. 
wo  der  längste  Aufenthalt  gemacht  wurde,  Hessen 
Feste  und  Einladungen  ebenfalls  wenig  Zeit  übrig. 
So  ist  die  Ausbeuie  der  Reise  fast  gleich  Null. 

71.  d’Echörac:  Su  r une  legende.  8.  20  ff. 

Verf.  bespricht  die  Entstehung  einer  Legende,  die 
sich  an  zwei  alte  runde  Thürme  knüpft. 


72.  d’Enjoy,  Paul:  Coloration  dentaire  des  An- 

namites.  S.  466  ff. 

Gewöhnlich  wird  die  tiofdunkle  Färbung  der 
Zähne  in  Indonesien  und  auf  dem  benachbarten  Fest- 
lande der  Einwirkung  des  lk*telbi*6cns  zuge^cb rieben. 
d’Enjoy  leuguet,  dass  Betel  diese  Wirkung  haben 
könne.  Dagegen  sollen  sich  nach  ihm  die  Annamiten, 
die  einen  Abscheu  vor  weissen,  „nackten“  Zahnen  Haben, 
diese  Färbung  durch  ein  ganz  besonderes  Verfahren 
ancignen.  das  die  Geduld  stark  in  Anspruch  nimmt. 
Die  Zähne  werden  zunächst  mit  grösster  Sorgfalt  ge- 
waschen, dann  lange  Zeit  mit  feinem  Korallenpulver 
abgerieben,  so  dasB  nicht  die  geringste  Unreinigkeit  auf 
ihnen  zurückbleibt;  zum  Schluss  dieser  Vorbereitung 
werden  die  Zähne  dann  noch  mit  Reisessig  energisch 
abgerieben.  Jetzt  beginnt  die  eigentliche  Färbung : 
mit  kleinen  besonderen  Pinseln  wird  jeder  Zahn  auf 
seiner  ganzen  Oberfläche  mit  einem  Feber  zog  aus 
Honig  bestrichen,  dem  Beinschwarz  (Mo  konpl  und 
Pulver  von  Kalamhakholz  (Ki  natn,  „Adlerholz“)  bei- 
gemischt sind.  Täglich  werden  mehrere  neue  Schichten 
aufgelegt,  und  der  Patient  muss  dabei  jedesmal  den 
Mund  so  lange  offen  halten,  bis  Alles  trocken  gewor- 
den ist.  Znm  vollen  Erfolg  sind  eine  Anzahl  solcher 
Sitzungen  nöthig.  Der  Ueberzug  bildet  einen  festen, 
schützenden  Firniss,  und  d’Enjoy  glaubt  auf  ihn  die 
vortreffliche  Gesundheit  der  Zähne  der  Annamiten 
zurückführen  zu  srdlen:  bei  alten  Leuten  wird  die 
ganze  Krone  bis  auf  das  Zahnfleisch  hinab  abgenutzt, 
aber  der  Zahn  bleibt  im  Uebrigen  ganz  gesund. 

73.  d'Enjoy,  Paul:  La  procedure  et  les  gens 

d’affairos  en  Chine.  S.  481  ff. 

Verf.  ist  ein  grosser  Lobredner  der  chinesischen 
Processordnung,  die  Advocaten  möglichst  licsehränlct 
oder  ausschliesst. 

74.  Fouju,  G.:  Silex  et  poteries  des  foyers  de 

Villeneuvc- St.  • Georges.  Seine- et  Oise. 

S.  434  f. 

Demonstration  von  neolithischen  Steingeräthen 
und  Topfscherben. 

75.  Fourdrignier:  lieber  die  „optische  Sprache“ 

und  die  anthropographisch  e Photo- 
metrie. S.  ISO  f. 

Fourdrignier  verlangt  allgemeine  Annahme 
eine«  festen  Maassstabes  für  photographische  Auf- 
nahme des  Menschen  und  zwar  einen  solchen  von 
•/,„  für  die  aufrecht  stehende  pan/e  Figur,  und 
für  alle  Detaildaratellungen. 

76  Godin,loDr.:  Observation  d’nne  naine.  S.  681. 

Beschreibung  einer  0.993  m hohen,  43  Jahre  alten 
Zwergin  aus  Uregh  bei  Budapest. 

77.  Haray,  E T.:  Les  vases  peinta  d’Jca  (Pörou 

moven)  S 596  C 

Jca  heinst  eine  der  beiden  Provinzen  des  mittleren 
Peru ; die  Bewohner  zeichnet«  n sich  bei  der  Ankunft 
der  Spanier  durch  die  ungemein  hohe  Entwiokelung 
ihrer  Keramik  aus;  am  reichsten  an  solchen  üefässen 
ist  in  Europa  das  ethnographische  Museum  in  Bou- 
logne-sur-mer.  Die  Gefasse  haben  sehr  harmonische 
und  originelle  polychrome  Ihmalung:  in  Wärme  der 
Farbe  und  bisweilen  auch  in  der  Form  des  Gegen- 
stände* {menschliche  Figur)  erinnern  sie  an  asiatische 
Erzeugnisse  der  Keramik. 

78.  Hervö,  Georges:  Allocution  du  President 

ponr  181*8.  S.  5 ff. 

Herve  bespricht  in  seiner  Antrittsrede  als  Prä- 


Digitized  by  Google 


662 


1!  eferate. 


sidtnt  der  Antbropol.  Gesellschaft  von  Pari*  die  Ar- 
beiten der  letzteren  in  den  17,  seit  Broca*«  Tod  ver- 
flossenen Jahren. 

79.  Iwanowitsch-Btoyanow  (de  Bulgarie):  P.  Note 

sur  quelque  cas  de  polymastie  et  de 

polythölie  ehe*  Thomm e.  S.  301  PT. 

Verf.  berichtet  über  vier  Kille  von  Polymastie 
(bei  der  sämmtHche  Thcile  der  überzähligen  Brust- 
warze gut  entwickelt,  wahrscheinlich  auch  Reste  der 
Drüse  vorhanden  sind)  und  über  vier  Fälle  von  Poly- 
thelie (bei  der  nur  die  Papille  vorhanden  ist),  stimmt- 
lieh  bei  cf  Bulgaren;  ausserdem  auch  noch  von  Poly- 
thelie bei  einer  Französin.  In  mehreren  Fällen  war 
direkte  Vererbung  von  Vater  oder  Mutter  nach- 
weisbar. 

80.  Luupts,  1©  Dr.:  Lettre  ü M.  Zaborowski  sur 

Tötat  et  Tavenir  des  popnlations  de 

l’Algcrie  et  de  la  Tunisie. 

Der  Brief  behandelt  mehr  Fragen  der  praktischen 
Politik  filier  die  Behandlung  der  Eingeborenen  von 
Mgyr  und  Tun»*,  als  cigen'lich  anthropologisch-ethno- 
logische Dinge. 

81.  Laville,  A.:  Le  gisement  Chelleo- Moustd- 

rien  ii  Corbiculea  de  Clergy.  8.  B6  ff. 

Verfasser  beschreibt  die  Schichten  in  einer  Sand- 
grube von  Clergy  bei  Pontoise.  Die  dritte  von  oben 
gerechnet  enthält  Steingeräth  vom  Typus  von  Chelle» 
und  Monstier;  die  vierte  ist  aber  merkwürdig  dadurch, 
«lass  sie  ausser  solchem  Geräth  und  den  auf  ein  kaltes 
Klima  hindeutenden  Fossilen  ( Klephas  primigenius  etc.) 
auch  noch  zahlreiche  Schalen  von  der  Bivalve  corti- 
culari»  fluminalis  führt,  die  jetzt  nur  noch  in  wArmerea 
Flüssen  (wie  im  Nil  und  Euphrat)  Vorkommen,  ebenso 
Ki  ste  von  Elephas  antiqnus  etc.  Auch  in  der  zweit- 
o bersten  Schicht  finden  sieb  solche  Muscheln  wie  in 
der  erstgenannten,  drittobersten  Schicht. 

82.  Laville,  A.:  Les  säble»  et  limons  q uater- 

nuirc«  n silex  tailles  de  Villejuif,  Bi- 

cetre  et  Paris.  8.  180  ff. 

Verfasser  schildert  sehr  eingehend  die  Schichten- 
folge der  genannten  Oertlichkeiten,  ihre  palüontologi- 
sehen  Einschlüsse  und  die  in  ihnen  enthaltenen  Artc- 
facte,  die  ihrer  Form  nach  fast  sämmtlich  dem  Ch ei- 
lten und  Mousterien  zugehören. 

83.  Laville,  A.:  Gisement  de  silex  tailles  dans 

les  limons  ü briques  de  Mnntes-la- Ville. 

8.  1!*7  f. 

Kurze  f ehersicht  über  die  Stratigraphie  einer 
Lehmgrube  bei  Man tes-la- Ville. 

84.  Laville,  A.:  Sepulture*  anciennes  d’Orly. 

S.  -495  ff. 

Laville  hatte  schon  vor  mehreren  Jahren  meiner 
Sandgrube  bei  Orly  einen  allen  Thonscherbcu  ge- 
funden; neuerdings  hat  er  ein  Grab  in  derselben 
Grub©  untersucht,  in  dem  ein  Skelet  und  gebrannte 
Steingcrathe  lagen.  Der  Schädel  dieses  Skelets  hatte 
einen  Schudelindex  von  87,2,  einen  Facialindex  von 
fH8  und  einen  Orbitalindex  von  OU, 4.  Nahe  bei  diesem 
Grabe  lag  ein  zweite»,  in  dem  ein  Fragment  eines 
grossen,  nicht  auf  der  Ilrehscheihe  gefertigten  Topfes 
(Brno)  und  die  recht©  Seite  eines  grossen  Hunde- 
skoluttes  gefunden  wurden;  ausserdem  noch  mehrere 
Thonscherben  anderer  Gebisse . einzelne  Feuerstein- 
splitter und  mehrere  Knocheustücke  größerer  Süuge- 
tniere  (Och*.  Schwein).  Mortillet,  Garnier  u.  A. 
glauben,  dass  diese  Begräbnisse  dem  Eiseualter  zu- 
gehören. 


85.  Letourneau , Ch.t  Un  fait  de  paychologie 

primitive.  S.  321. 

Letourneau  stellt  für  die  Ansichten  der  Völker 
über  die  Natur  der  Zeugung  drei  Stadien  auf,  nämlich 
1.  die  Annahme  der  Urzeugung  oder  geschlechtslosen 
Zeugung  (Entstehung  des  Menschen  aus  Schlamm, 
Steinen  etc.).  2.  die  einer  unbefleckten  Empfängnis.«, 
d.  h.  einer  Parthenogenssia  (bei  den  Roth  häuten,  in 
der  Tartarei  etc.),  und  3.,  die  der  Inkamationeu , bei 
denen  eine  Gottheit  irdische  belebte  Gestalt  annimmt. 
Verfasser  zieht  eine  Parallele  zwischen  diesen  An- 
schauungen und  den  primitiven  Stufen  der  Gesell- 
schaft; er  glaubt,  das»  mau  bei  der  niedersten  gesell- 
schaftlichen Organisation  (hei  der  ursprünglichen 
Groppenehe  der  Australier  f?J  z.  II.)  gar  nicht  die 
Vorstellung  davon  gehabt  habe,  da*s  die  Geburt  die 
Folge  eine*  Beischlafes  sei.  Der  zweiten  der  genannten 
Stufen  (der  Parthenogenesis)  entspräche  das  Matri- 
archat, bei  dem  der  Vater  mit  den  Kindern  gar  nicht 
verwandt  gelte.  Für  die  dritte  angenommene  Stufe 
unterlässt  es  Verfasser,  eine  Parallele  zu  ziehen. 

86.  Letourneau,  Ch.:  Caracteres  al pliabetifor- 

me*.  S.  425. 

Letourneau  macht  aufmerksam  auf  die  Aehn- 
lichkeit,  die  besteht  zwischen  einzelnen  Schrift  Zeichen 
auf  alten  Inschriften  von  Lahore  (Pandschab)  und 
solchen  auf  manchen  megalithischen  Denkmälern. 
Sieben  dieser  Schriftzeichen  sind  hier  abgebildet. 

87.  Manouvrier,  L.:  Observati«>n  d’un  cas  re- 

marquablc  d’ichthyose,  S.  113  ff. 

Manouvrier  stellt  einen  Fall  hochgradiger 
Ichthyose  vor;  die  Eltern  waren  frei  von  dieser  Affec- 
tion,  dagegen  litten  von  sechs  Geschwistern  noch  zwei 
ebenfalls  an  angeborener  Ichthyose.  Auch  die  Glan* 
euis  ist  nicht  frei  von  der  eigentümlichen  Epidermis- 
»Idung.  Manouvrier  will  in  der  Ichthyose  nur 
eine  Monstrosität  der  Epidermis,  nicht  eine  eigent- 
liche Hautkrankheit  sehen,  da  die  Hautfunctioncn 
nicht  gestört  sind.  Die  Dermatologen  werden  lieh 
die  Ichthyose  aber  nicht  aus  der  Domäne  der  Haut- 
krankheiten nehmen  lassen. 

88.  Manouvrier,  L.:  Le  Cerveau  d’un  Sourd- 

Muet.  S.  305  ff. 

Die  bisherigen  Beobachtungen  an  der  Leiche 
machen  p*  wahrscheinlich,  dass  congenitale  Taub- 
stummheit meistens*  mit  Veränderungen  in  der  Um- 
gebung der  FossaSilvii  verbunden  ist.  Manouvrier 
zeigt  aas  Präparat  vom  Gehirn  eines  Taubstummen, 
bei  welchem  solche  Veränderungen  in  hochgradiger 
Weise  auf  der  rechten  Seite  vorhauden  sind,  während 
auf  der  linken  Seite  wenigstens  kein«  erheblichen 
Abnormitäten  zu  eonstatiren  sind.  Rechts  ist  der 
mittlere  Theil  der  ersten  Schläfenwindung  der  Sitz 
erheblicher  Veränderungen.  Die  Sy Ivi’ sehe  Spalte 
setzt  sich  in  ihrem  zweiten  Abschnitt  nicht  in  nor- 
maler Richtung  weiter  fort;  in  dieser  Richtung  ist 
nur  eine  ganz  seichte,  etwa  1 mm  tiefe  Rinne  für  ein 
nn  der  Oberfläche  verlaufendes  Gefäss  zu  bemerken 
Die  Sylvi’sche  Spalte  «lagegen  steigt  hier  nach  ab- 
wärt« und  tritt  au  die  Stellung  der  ersten  Schläfen* 
fiircbe.  Dadurch  wird  di©  erste  Schläfen windung 
auf  ihren  vorderen  Theil  reducirt;  »hr  mittlerer  Theil 
(das  eigentliche  Gehörcentrum)  ist  in  Folge  der  Ab- 
biegung der  Sy  I vi’achen  Spalte  unterdrückt;  auf 
Kosten  der  Schlifenwindung  hat  hier  der  Pnrietal- 
lappcn  an  Grösse  gewonnen.  Die  übrigen  Schläfen- 
wtndnngen  *ind  gan^  normal,  ebenso  die  Brooa’sche 
Windung.  Auch  dir  Wägung  zeigt,  dass  rechts  der 
Schcitellappcn  auf  Kosten  de*  Schläfenlappens  an 


Digitized  by  Google 


Referate, 


6G3 


Gewicht  zugenotmnen  hat:  erster« r wiegt  rechts  123, 
links  dagegen  116g,  der  Schläfenlappen  rechts 
69,  links  98  g.  — Interessant  ist  die  Abbiegung 
der  Sy  lv i’ sehen  Spalte  trotz  des  Vorhandenseins  eines 
kräftigen  Blutgefässes  an  der  normalen  Verlaufstelle 
jener  Spalte,  ein  Umstand,  der  gegen  die  Theorie  zu 
sprechen  scheint,  dass  die  Entwickelung  der  Windungen 
hervorgebracht  wird  durch  die  Lage  der  Blutgefässe. 

69.  Mathews,  R.  H.:  Gravures  et  peintures  sur 

rochcrs  par  les  aborigenes  d'Australie. 

S.  426  ff. 

Matthews  beschreibt  mehrere Pictographien  auf 
Kelsen,  das  Werk  Eingeborener  Australiens.  Auf  der 
Nordsuite  der  Uotany  Bay,  etwa  16  km  nördlich  von 
Sidney,  findet  sich  eine  Gruppe,  die  drei  riesige 
Kischo  darstellt;  der  grösste  misst  11,78m  Länge.  Im 
Co  rate  de  Philipp  ist  eine  andere  Darstellung,  auf  der 
71  iländeabklatsche  noch  deutlich  erkennbar  sind; 
eine  dritte,  gleichfalls  aus  Händeabdrücken  bestehende 
Pictographie  auf  Felsen  steht  im  Cotnte  de  Hunter. 

90.  Matignon,  J.  J.i  Quelques  su perstitions 

müdicales  du  Chine.  S.  406. 

Matignon  führt  eine  Anzahl  von  abergläubischen 
Brauchen  vor , die  in  China  bei  der  Behandlung 
schwerer  Gehurteu  und  innerer  Krankheiten  üblich  sind. 

91.  Morau,  Henry:  Nouveau  proeöde  d'embau- 

nemeut.  S.  17. 

Morau  wendet  zur  Erhaltung  der  normalen  Fär- 
bung der  Muskeln  und  der  Geschmeidigkeit  der  Bänder 
folgendes  Verfahren  an:  In  1 Liter  Glycerin  worden 
40  g Salpeters.  Kali  und  40  g kohlens.  Ivali  gelöst  und 
diese  Flüssigkeit  wird  in  uie  Aorta  unter  solchem 
Drucke  langsam  injicirt,  dass  in  den  Extremitäten 
eiu  leichtes  Oedem  auftritt.  Das  Präparat  bleibt  dann 
an  der  freien  Luft.  Er  zeigt  die  Leiche  eines  vor 
zwei  Jahren  injicirten  Mädchens,  die  sich  absolut  gut 
conservirt  hat. 

92.  Mortillet,  A.  do:  Pointes  de  fleches  de  Saöne 

et  Loire.  S.  544  f. 

Mor titlet  hebt  die  Gründe  hervor,  die  einerseits 
für,  andererseits  gegen  die  Echtheit  der  schön  gear- 
beiteten Pfeilspitzen  spricht,  die  von  Co  Hin  (s. 
Nr.  66)  der  Anthropol.  Gesellschaft  vorgelegt  worden 
waren.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  ein  best  im  mt  es 
Urtheil  sich  nur  gewiunen  Hesse  durch  genaue  Unter- 
suchung der  Lagerstätte  und  der  LooaTsamtn hingen. 

93.  Mortillet,  Gub.  de:  Statuette  fausse  de 

BaousBO-RouBse.  S.  146  ff. 

Verf.  spricht  sich  Behr  energisch  gegen  die  Echt- 
heit einer  in  einer  Grotte  bei  Mentone,  aber  auf  ita- 
lienischem Boden  gefundenen  Statuette  aus,  die  Sa- 
lomo n Reinach  als  echtes  Werk  prähistorischer 
Menschen  in  der  Anthropologie  (1898)  beschrieben  hatte. 

94.  Nicolas (d’Avignon):  Inscription  phenicieune 

gravec  sur  un  calcaire  schisteux.  8.  45 IL 

Beschreibung  eines  Kalkschieferblocks,  der  bei 
Fuudamcntirungsarboiten  in  Avignon  gefunden  wurde 
und  eine  phönicische  Grabinschrift  trug. 

95.  Papillault)  G.:  Variations  numeriques  des 

vertebre»  lombaires  ehe*  l'homme,  leurs 

catises  et  leur  relation  avec  ane  ano- 

mnlie  muscnlaire  exceptionelle.  S.  198  ff. 

Für  die  Abgrenzung  der  einzelnen  Wirbel  reg  tonen 
ist  dem  Verf.  die  Function  der  Brustwirbel  maass- 
gebend'. nur  ein  Wirbel,  der  sich  mit  Beinen  Kippen 
an  der  Function  des  Thorax  betheiligt,  ist  ihm  Brust- 
wirbel. Die  Variationen  der  Wirbel  zahl  in  der  Lenden- 
region hängen  zusammen  mit  dem  Hinauf-  oder  Hinab- 


rücken dos  Beckens  an  der  Wirbelsäule:  die  Ursache 
dieser  Verschiedenheit  im  Ansatz  des  Beckens  sind 
meist  anormale  Entwickelungen  einzelner  Hauchorgane. 
In  einem  Falle  anormaler  Wirbel  zahl  der  Lendenregion 
wurde  eine  eigentümliche,  mit  dem  stäikeren  Herab- 
rücken des  Beckens  zusammenhängende  Mnskelanomalie 
beobachtet:  die  obersten  Bündel  des  Ilio- Psoas  waren 
durch  das  Hinabsteigen  des  Beckens  auseinander- 
gedrängt, so  dass  oben  vom  Uauptmuskel  noch  ein 
besonderer  kleiner  Muskel  abgeapalten  war. 

96.  Papillault:  Sqnelette  d’Eugene  Veron.  S.493. 
Uebergabe  des  Skelettes  des  früheren  Mitgliedes 

der  Gesellschaft,  E.  Veron,  an  die  Anthropologische 
Gesellschaft. 

97.  PapUlault,  G.:  Rapport  sur  le  prix  Broca. 

S.  511  ff. 

Der  Preis  ßroca’a  wird  getheilt  zwischen  Yves 
De  läge  (la  structure  du  Protoplasma  et  Iob  theories 
sur  rheredit«  et  Icb  grantis  problcmes  de  la  biologie 
generale)  und  Anthony  (du  sternum  et  des  connexions 
avec  le  membre  thoraeiquedans  la  aerie  des  mammiferes). 

9$.  Piroutet,  Maurice : Station  de  Mornö  ou  des 
Engoulirous  (Jura).  S.  418  ff. 

Aufzählung  einer  grosseu  Menge  von  Steinger&th 
aus  der  jüngeren  Steinzeit ; cs  wurde  bei  Mornö,  Arron- 
dissement de  Salis(J  ura),  augenscheinlich  auf  einem  alten 
W erkplatz  für  die  Anfert  igung  solcher  Geräthe  gefunden. 

99.  Pitard,  Eugene:  Etüde  de  51  erünes  de  cri- 

mittels  franvais  provenant  de  la  Nou- 
vcllo-Caledouie  et  comparaisons  avec 
des  sä  ries  de  erünes  qu  elconques.  S.  237  ff. 
Wie  zu  erwarten  war,  zeigen  diese  aus  allen  Theilen 
Frankreichs  stammenden  Schädeldurchaus  keine  Gleich- 
förmigkeit. Der  Vergleich  mit  auderuu  französischen 
Schädeln  hat  keinen  grossen  Werth;  Pitard  fasst 
das  Ergebnis  seiner  Untersuchung  dahin  zusammen, 
dass  wesentliche  Verschiedenheiten  beider  Gruppen 
nicht  vorhanden  sind,  doch  ist  der  Verticalindex  der 
Verbrecherschädel  grösser.  Ein  Verbrechertypus  ist 
an  diesen  Schädeln  nicht  nach zn weisen.  Am  häufigsten 
sind  diese  Yerbrecberschädel  mesaticephal , daneben 
kommen  aber  auch  ebenso  viele  doücbooephale  wie 
brochycephale  Formen  vor. 

100.  Raymond)  Paul:  Nouvelles  recherches 
sur  Läge  de  cuivre  dtm  les  Cöveuues 
(epoque  darfortienne).  8.  8D£ 

Vorlegung  einer  kupfernen  Dolchklinge  uud  einer 
Kupferschlacke  aus  den  Cevennen.  Erstere  wurde  im 
Departement  Gard  inmitten  ausgesprochen  neolithischer 
Geräthe  gefunden.  VTon  Zinn  fand  sich  in  beiden  Stücken 
keine  Spur.  Auch  in  den  Grotten  der  Cevennen  ist  bisher 
noch  keine  Bronze,  sondern  (von  Metallflachen)  nur 
Knpfergeriith  gefunden  worden,  das  »ich  in  fleinen 
Formen  meist  eng  an  die  der  ueolithischen  Geräthe  an- 
■ohliflWt  Raymond  schlägt  vor,  für  diese  Kupferzeit 
die  Bezeichnung  Epoqne  darfortienne  beizubehalten. 

101.  Raymond,  P.:  Söpulture  dolmüniquc  du 
Gard.  S.  125. 

Grab  bei  Issirac  (Gard).  Seitlich  von  Steinplatten 
begrenzt,  au  den  Enden  von  Luftmauern;  keiu  Stein- 
dach, Boden  mit  Steinplatten  belegt.  Darunter  noch 
vier  weitere  Etagen  mit  Steinplattenboden.  Iuhalt: 
Thonscherben , Perlen  von  Bernstein,  von  Steatit, 
Schiefer  und  Kalkstein,  Menschenknochen.  Zeit:  Kode 
der  neolithischen  Periode. 

102.  Regnault,  Fölix:  Accroissemen t des  ongles 

de  la  main.  S.  Z&  f. 

Bei  Rechtshändigen  ist  die  rechte  Hand  nicht  nur 
breiter,  sondern  auch  länger  als  bei  Linksbündigen, 


Digitized  by  Google 


6fi4 


Referate. 


und  bei  leUteren  umip-kchrt  die  linke  breiter  und 
länger  als  die  rechte.  Dasselbe  gilt  auch  von  der 
Breite  der  Fingernägel,  die,  in  der  Mitte  gemessen, 
bei  100  Rechtshändigen  um  0,5  bin  2 mm  grösser  ist. 
Bei  5 Linkshändigen  war  das  Umgekehrte  der  Fall: 
gleichbreit  an  der  rechten  wie  au  der  linken  Hand 
Fand  Regnault  die  Fingernagel  nur  bei  einer  Links- 
händigen und  zwei  Rechtshändigen.  Besonders  aus 
sprochen  ist  der  GegensaU  in  der  Breite  der  Nägel 
i Handwerkern  und  Arbeitern,  die  schwere  Handarbeit 
thun.  — Parallel  mit  der  grosseren  Breite  geht  die 
grössere  Abplattung  des  Nagels.  Ein  Rass«-umerkmal  ist 
diese  Abplattung  nicht,  sondern  eine  individuell  er* 
worbeuc  Eigenschaft.  Wenn  Neger,  Asiaten  etc. 
schmale  Nägel  haben,  so  ist  auch  das  nach  Regnault 
kein  ltassezeicben , sondern  es  kommt  daher,  dass 
diese  Leute  mit  der  Hand  nicht  so  schwere  Arbeit 
thun.  Der  Neugeborene  bat  kleine,  platte  Nägel. 

103.  Regnault,  F.:  Art  grec  coutempor ai n 
rnitia  ti.  5Ö  f. 

Regnault  zeigt  drei  Cignrettenbüchsohen  und 
eiu  Messer  vor,  die  von  griechischen  Bauern  ver- 
fertigt sind  und  seiner  Ansicht  nach  ganz  im  Stil, 
Coat  lim  etc.  den  Darstellungen  des  alt  - archaischen 
Stils  gleichen  sollen.  Die  beigegebene  Abbildung 
durfte  vor  sachverständigen  Archäologen  diese  Ansicht 
kaum  bestätigen. 

DM.  Regnault,  Felix:  Forme  des  surfaces  arti* 
culaires  des  raembrei  införieurs.  S. 535  fl'. 

Englische  Anatomen  (Thomson,  Havelock) 
haben  •‘«•hon  vor  einiger  Zeit  darauf  hiugewiesen,  dass 
bei  Vöikerstämmen , die  gewohnt  sind,  sich  nieder- 
kauernd  auszuruhen  (Hindus  etc.),  die  Gelenkfläohen 
der  Uuterextrcmitat  häufig  gewisse  Veränderungen 
(Vergrössernngou)  zeigen.  Regnault  betrachtet  hier 
diese  Veränderungen  an  llüft-,  Knie-  und  Sprung- 
gelenk  , und  stellt  die  Frage  auf,  ob  die  kauernde 
Körperhaltung  als  einzige  Ursache  derselben  an/.usehen 
ist.  Am  Hüftgelenk  findet  sich  am  Fetnurkopf  nicht 
selten  eine  VmroflKnutg  der  Gehnklläehe.  indem 
dieselbe  auf  die  Vorderfläche  des  Halses  sich  fortsetzt. 
Bei  niederen  Rusen  ist  dieser  Befand  ziemlich  häufig; 
Regnault  hat  unter  30  prähistorischen  Schenkel* 
kuochen  nur  7 gefunden,  die  eine  solche  Veränderung 
geringeren  oder  grösseren  Grades  nicht  besessen  ; man 
bat  diese  Veränderungen  besonders  häufig  bei  Hindus  ge- 
funden. Das  Collum  femoris  ist  dabei  zugleich  länger, 
der  Band  der  Pfaune  ist  unten  und  innen  stärker 
entwickelt  («o  dass  der  Schenkelkopf  hier  nicht  leicht 
aus  der  Pfanue  luxirt  werden  kann),  die  Incisur  ist 
von  beiden  Seiten  her  durch  stärkere  Entwickelung 
des  Pfanueurandes  mehr  oder  weniger  überbrückt,  so 
dass  die  Gebisse,  die  hindurchgehen,  bei  nieder- 
ekaut-rtcr  Körperhaltung  nicht  gedrückt  worden 
önnen.  — Aelin liehe  Veränderungen  kommen  aber 
auch  bei  Weiasen  vor,  die  nicht  gewohnt  sind,  in 
jener  Körperstellung  zu  verharren ; die  obige  Erklärung 
reicht  also  hier  nicht  aus.  Regnault  weist  darauf 
hin,  dass  ein  anderer  Factor  hier  von  Bedeutung  ist, 
nämlich  die  Form  der  Pfanne;  ist  diese  relativ  klein, 
bo  kommt  dor  Schenkelhals  nicht  mit  ihr  in  Berührung 
und  es  entsteht  keine  entsprechende  Facette  an  der- 
selben (Anthropoiden  mit  kleiner  Pfanne  haben  keine 
solchen  Vergrößerungen  der  Gefookflüche  des  Schenkel- 
köpfen).  Dann  ist  auch  die  Form  de»  Ptannenrandes 
von  Bedeutung;  ist  diene  nach  vom  stark  entwickelt, 
so  bildet  sich  leicht  am  Innenhals  eine  entsprechende 
Fortsetzung  der  (ielenkfläche  des  Kopfes.  Fehlt  jene 
stärkere  Entwickelung  des  Pfauuenrandes , so  kommt 
es  auch  trotz  habitueller  kauernder  Körperhaltung, 


wie  z.  B.  bei  Polynesiern,  Arabern  etc.,  nicht  zur 
Gelenkflächeuvergrösserung.  Gleichzeitig  mit  jenem 
Thcil  des  Pfannenrandes  pflegt  auch  die  Spin,  il.  anter. 
inf.  stärker  entwickelt  zu  sein.  — Am  Knie  findet 
sich  io  manchen  Fällen  eine  accessorisohe  Gelenk- 
flache  auf  der  oberen  Fläche  des  Cond.  int.  femoris 
(öfter  bei  Hindus,  bei  prähistorischen  Skeletten  etc.). 
Ohne  Zweifel  haben  die  englischen  Forscher  Recht, 
wenn  sie  der  kauernden  Körperhaltung  eine  wichtige 
Rolle  dabei  zuertheilen : Die  Tibia  stö#st  dann  au 
dieser  Stelle  an  den  Condylus  int.  fern.  an.  Aber  wie 
tieim  Hüftgelenk , so  kommen  auch  am  Knie  diese 
Veränderungen  bei  Europäern  vor,  die  sich  gar  nicht 
dauernd  niederkauern  können.  Hier  ist  es  die  beson- 
dere Form  des  Condylus , besonders  der  Grad  seiner 
Rundung,  der  die  Tibia  abnorm  weit  hinauf  auch  bei 
geringerer  Flexion  mit  dem  Condylus  sich  berühren 
und  abnorme  Gelenkflächen  anschleifen  lässt.  — Ganz 
ähnlich  ist  die  Sache  beim  Sprunggelenk ; seine  Gelenk- 
flache  am  Talus  verlängert  sich  öfters  nach  vorn, 
uicht  selten  bis  zum  anderen  Rand  des  Knochens, 
uud  am  Vorderrand  der  Tibial  - Gelenkfläcbe  finden 
sich  corre«8pondirendc  Gclenkflächen,  die  am  Knochen 
aufwärts  sich  fortsetzen.  Diese  Verhältnisse  finden 
sich  sehr  häufig  bei  niederen  Völkerstämmen  und  sind 
sicher  oft  die  Folge  niedergekauertcr  Körperhaltung. 
Auch  nach  hinten  rückt  die  Talua-Gelenkflächi*  öfters 
weiter  vor  (bei  Anthropoiden , bei  manchen  mensch- 
lichen Füssen).  Hier  wirkt  stärkere  Plantarflexion, 
wie  sie  beim  Sitzen  mit  gekreuzten  Beinen  gewöhnlich 
aasgeführt  wird,  auf  das  Zustandekommen  dieser  Ab- 
normität. Aber  diese  Erklärung  reicht  auch  nicht 
aus;  bei  36  Talus  von  Europäern,  die  nicht  auf  jene 
Weise  sitzen,  fand  Regnault  jene  Veränderung  zehn- 
mal. Auch  hier  ist  die  besondere  Form  der  Gelenk- 
flächen von  grosser  Bedeutung.  Ist  der  vordere  Theil 
des  TaluB  mehr  nach  oben  gerichtet,  so  wird  er  auch 
bei  geringerer  Dorsalflcxion  an  die  Tibia  anstossen 
und  Gelenkflächen  anschleifen ; auch  die  flache 
Krümmung  der  Gelenkfläche  (mit  längerem  Radius) 
muss  in  ähnlicher  Weise  wirken.  Es  ist  kein  Zweifel, 
da*»  bestimmt«  Bowegungsübungen  von  grosser  Am- 
plitude au  alleu  diesen  Gelenken  das  Zustandekommen 
der  genannten  Veränderungen  bewirken  können,  aber 
eben  so  sicher  wirken  in  anderen  Fällen  andere  Fac- 
toren , nämlich  die  besonderen  Gestaltungen  der  Ge- 
lenke und  ihrer  Umgebung,  mit. 

105.  Riviere,  E.:  Le  dolmen  des  Clotcs  (Dor* 
dogne).  S.  282  fl’. 

Beschreibung  eines  bis  dahin  archäologisch  noch 
nickt  bekannten  Dolmens,  2 bis  3 Kilometer  von  Buisson 
entfernt.  (Iühi  alle  Tragsteine  vorhanden  und  auf- 
rechtstekeud.  Eine  vorläufige  Grabung  ergab  einen 
gesell lugeuun  8t einsplitter;  spätere  genaue  Durch- 
forschung beabsichtigt.) 

106*  Rollain,  A.:  Station  de  Page  de  la  pierre 
k J obere 7 (Marne).  S.  69  fl. 

Reiche  Fundsteile  von  oberflächlich  gelegenen  bear- 
beiteten Steinen  im  Canton  Avise.  Sowohl  paläolithische, 
als  auch  besonders  zahlreich  ueolithische  Stücke  wurden 

f'efunden:  die  erstcren  entstammen  den  tieferen  (grau* 
leben)  Schichten  des  umgearbeiteten  Bodens. 

107.  Rollain,  A.:  Comniunication  lur  leB  decou- 
vertea  faites  dans  lea  tracei  de  rectifi- 
cation  des  egouts  de  la  rive  gauche.  S. 413 ff. 
Bei  den  Regulirungsarbeiten  der  Canalisation  von 
Paris  wurden  auf  dem  linken  Seineufer  zahlreiche 
Artefacte  aus  den  verschiedensten  Zeiten  gefunden, 
ln  einer  torfartigen  Schicht  lagen  zu  unterst  Stücke 
aus  gallischer  Zeit,  darüber  solche  gallo  - römischen 


Goo< 


Referate. 


665 


und  rein  römischen  Charakters,  ganz  oben  fanden 
aicli  merovingischo  Topfscherben.  Das  Alter  der  Be- 
siedelung reicht  also  hier  weit  hinter  die  römische 
Zeit  zurück. 

108.  Rollaixt,  A. : Anueau  modele  trouve  a Chel- 

les  (Seine  et  Marne).  S.  474. 

Im  Kies  einer  Kiesgrube  WChelles  fand  sich  der 
Zshn  eines  Rhinoceros  tichorrhinus:  dicht  dabei  ein 
von  Menschen  gefertigter  Thonring (Fingereindrück»*)* 
Rollain  spricht  die  Möglichkeit  aus,  dass  es  der 
Henkel  eine*  Gelasses  gewesen  sein  könne. 

109.  Thieullen,  Ad.:  Les  vöritables  instrumenta 

u su eis  de  Füge  de  pierre.  (Res u me.)  S.  29  ff. 

HO.  Derselbe:  Lea  veritables  instrumenta 

usucls  de  Füge  de  pierre.  8.  40  ff. 

111.  Derselbe:  Lettre  de  M.  Thieullen  ä M. 

Chauvot.  S.  550  £T. 

Wir  fassen  die  drei  Veröffentlichungen  zusammen, 
da  sie  im  Wesentlichen  gleichen  Inhalt  haben. 
Thienllen  wendet  sich  als  Revolutionär  gegen  die 
herrschenden  Doctrinen  der  prähistorischen  Schule. 
Alles,  was  man  bisher  aufgestellt  hat  über  Industrie  und 
darauf  gegründete  Perioaentheilung,  ist  im  höchsten 
Grade  revisionsbedürftig;  die  jetzt  allgemein  auge- 
nommenen Vorstellungen  sind  willkürlich  und  phan- 
tastisch und  ihre  Dogmatisirung  hemmt  den  Fort- 
schritt. Was  man  jetzt  für  das  Inventar  der  Steinzeit 
hält,  ist  nur  der  allergeringste  Theil  derselben;  was 
man  für  das  älteste  Ger&th  aus  des  Menschen  Hand 
hielt,  die  Form  des  Steinbeils  von  ('helles,  ist  es 
durchaus  nicht  gewesen,  sondern  ein  relativ  späte« 
Product;  ia  sehr  viele  Stücke  der  Steinzeit,  nämlich 
die,  die  keine  Spuren  von  Abnutzung  zeigen,  sind 
überhaupt  nicht  im  Gebrauch  gewesen.  Der  prä- 
historische Mensch  band  sich  nicht  an  die  eng  be- 
grenzten Gcräthformen  der  heutigen  Schulmeinungen : 
vr  bearbeitete  sein  SteingcriUh,  wie  er  eben  konnte,  »ehr 
verschieden  nach  dem  Zweck,  dem  es  dienen  sollte 
und  nach  dem  persönlichen  Geschick  des  Arbeiters. 
So  sind  tausende  und  abertausende  von  Stücken,  die 
man  jetzt  für  Abfall,  für  Ausschuss,  für  unfertige 
Stücke  hält,  wirkliches  Ge  brauch  »gerät  h gewesen. 
Alle  platten,  alle  durchbohrten,  alle  auf  einer  Seite 
concaven  Stücke  zeigen  ohne  Ausnahme  Spuren 
menschlicher  Bearbeitung  und  wurden  vom  prähisto- 
rischen Menschen  benutzt.  Die  spärliche  Ausbeute  von 
claisischen  Schulformen  der  prähistorischen  Stein- 
geräthe  zwang  zu  der  Annahme  einer  spärlichen 
Volksdichte  und  Besiedelung;  aber  unter  aeiu  ver- 
änderten Gesichtspunkte  über  die  Erzeugnisse  des 
prähistorischen  Menschen  muss  sich  die  Auachauung 
wandeln:  nicht  in  weuigeu  Höhlen  war  diu  damalige 
Menschheit  zusammengedrängt,  sondern  sie  entfaltete 
sich  auf  dem  freien  Lande,  an  Quellen  and  Wasser- 
laufen,  überall  da,  wo  die  Ernahrungshedingungen 
günstig  waren,  weit  rascher,  als  man  bisher  an- 
genommen hatte;  die  prähistorische  Volksdichte  war 
viel  grösser,  als  es  die  Schul©  zulassen  will.  — Die 
-Schule“  schweigt  zu  diesen  revolutionären  Ansichten, 
aie  a priori  Manche«  für  «ich  haben. 

112.  Vauvilld,  Oot&ve:  Cimetiere  merovingien 

de  la  rue  dos  Prötres-Saint-Germain- 

FAuxerrois.  S.  116  ff. 

Bei  Canal isationsarbeiten  in  der  genannten  Strasse 
von  Paris  stiesson  die  Arbeiter  auf  Sarkophage.  Eine 
weitere  genauere  Ausgrabung  legte  acht  Sarkophage 
frei,  aäinmtlich  aus  üyps,  an  einem  Ende  mit  Relief- 

Archiv  fUr  Aothropologi*.  IW.  XXVII. 


Verzierungen  ve.rschiedener  Art  geschmückt;  Inhalt: 
Knochen  und  Topfscherben  aus  Merovingischer  Zeit- 

US.  Vauvillö,  Ootave:  Decouvertes  de  poteries 
anciennes  aur  le  boulevard Saint-Michel 
et  d'oasementa  humaina  et  de  poteries 
du  XIII.  Siöclc  sur  la  place  Saint-Andrü- 
des-Arts.  S.  134  ff. 

Bei  Canalisationsarbeiten  auf  dem  Boulevard  Saint- 
Michel  fand  mau  gallo -römische  Topfscherben  in 
grosser  Tiefe ; an  anderen  Stellen  glasirtes  Thongerüth 
aus  dem  15.  Jahrhundert,  ferner  Menachenknochen, 
auch  ein  vollständiges  Skelet  zusammen  mit  Thon- 
aachen aus  dem  13.  Jahrhundert. 

114.  Vauvilld,  Ootave:  Oisements  humaina. 
S.  140  f. 

115.  Derselbe:  Oasementahnmainsdu  cimetiere 

gallo*romain  de  Soissona.  8.  144  ff. 

116.  Derselbe:  Oasemonts  humaina  du  cimetiere 

gallo-romain  de  Soissona.  S.  270  ff. 

In  der  ersten  dieser  Mittheilungen  übergiebt 
Vauvillö  der  Gesellschaft  einen  (trepanirten  oder 
trepanationsähnlich  verletzten , vollständig  verheilten) 
Schädel,  eine  Tibia  und  eine  Fibula  aus  einem  römisch- 
gallischen  Grabfelde  bei  Soissona. 

In  der  zweiten  berichtet  er  über  die  Nachlässig- 
keit, mit  der  die  archäologischen  FundBtücke  behandelt 
werden  und  beantragt,  dass  die  anthropologische 
Gesellschaft  die  ausgrabenden  Arbeiter  für  sorgfäl- 
tige Sammlung  und  Aufbewahrung  der  Fundstücke 
honoriren  möchte. 

ln  der  dritten  Mittheilung  verzichtet  er  auf  wei- 
tere Bemühungen  für  Sammlung  der  Funde,  da  die 
Gesellschaft  auf  den  genannten  Antrag  gar  nicht 
reagirt  hat 

117.  Vauvlllö,  Octave:  Nouvelles  decouvertes 

faitea  place  Saint- Andre-dea- Arts  et 
rue  de  la  Harpe.  S.  432  f. 

Au  eratcrer  Stelle  wurden  bei  Canalisationsarbeiten 
zahlreiche  Menscbenknochen , an  der  zweiten  zahl- 
reiche zerbrochene  und  zersägte  Thierknochen  (von 
geschlachteten  Thieren)  mit  gallisch-rö mischen  Topf- 
scherben  gefunden. 

118.  Verneau,  R.:  A propot  de  l’Atlantide. 
S.  166  ff. 

Verneau  führt  die  Gründe  auf,  die  gegen  eine 
frühere  Land  Verbindung  der  alten  mit  der  neuen 
Welt  in  der  Breite  der  Canarischen  Imeln  sprechen. 
Dagegen  macht  ein  breites  Plateau  im  Atlantischen 
Occau,  das  sich  zwischen  England -Skandinavien  nach 
Grönland  - Labrador  hinüber  erstreckt , eine  solche 
frühere  Landverbindung  im  Norden  viel  wahrschein- 
licher. 

119.  Verneau, R.:  Obi  cts  provenantd’uneg  rotte 

des  BaouBBÜ-Housse.  S.  182  ff. 

In  einer  der  Grotten  von  Baousse- Rousse  bei 
Mentone,  nämlich  der  Höhle  Borma  Grande,  waren 
1892  von  Abbo  drei  Skelette  gefunden  worden  und 
Verneau  vom  Ministerium  beauftragt  worden,  diese 
Entdeckung  wissenschaftlich  zu  untersuchen.  Sein 
Bericht  ist  heftig  angegriffen,  die  Echtheit  jener  Funde 
ange/.weifelt  worden.  Sicher  sind  Fälschungen  später 
gemacht  worden  (die  von  Reinach  beschriebene 
weibliche  Statuette  t.  B.),  aber  Verneau  zeigt,  dass 
die  Funde,  die  er  gemacht  and  in  seinem  Bericht  be- 
schrieben bat , unzweifelhaft  echt  sind.  Sie  gehören 

84 


Digitized  by  Google 


(!66 


Referate. 


zwei  verschiedenen  Zeiten  an:  die  Funde  in  den 
oberen  Schichten  sind  unzweifelhaft  quaternär,  die 
Gräber  und  die  in  ihnen  enthaltenen  Skelette  stamme» 
ebenso  sicher  aus  jüngerer  Zeit. 

120.  Yerneau:  Ueber  den  Dolmen  von  Ermenon- 

vi Ile  (Oise).  S.  464  ff. 

Im  Anschluss  au  die  Mittheilung  von  Coli  in 
über  deu  genannten  Dolmen  (f.  Nr.  65)  corrigirt 
Verneuu  dessen  Angabe  über  seine  Ausgrabung. 
Verncaa,  nicht  Coli  in,  hat  die  Untersuchung 
geführt.  Der  Dolmen  bat  die  Eigentümlich- 
keit , dass  er  keine  seitlichen  aufrecht  stehenden 
Steinträger  bat,  sondern  dass  an  deren  Stelle  Luft- 
mauern zur  Stütze  des  Deckensteins  aufgeführt  sind. 
Der  Hoden  des  Dolmens  ist  mit  Platten  belegt:  der 
zur  Grabkammer  führende  Gang  zeigt  eine  falsche 
Wölbung,  die  durch  L'eberkrsgung  der  höheren  Stein- 
reihen gebildet  ist.  Bronze  wurde  gar  nicht  gefunden. 
Leider  haben  Arbeiten,  die  während  der  Abwesenheit 
Verneaus  gemacht  worden  sind,  dies  Mauerwerk 
theilweis©  zerstört,  sowie  die  Plattcupflasterungeu  am 
Boden  entfernt. 

121.  Verneau,  R.:  La  main  au  point  de  vue 
osseux  ches  les  mammifore*  monodel- 
phiens.  (Seixieme  Conference  aunucllc 
transformiste.)  S.  672  ff. 

Verneau  bespricht  die  Variationen  den  Hund- 
skeletes nach  Zahl  und  Entwicklungsgrad  der  ein- 
zelnen Elemente  des  Carpus,  des  Metacarpus  und  der 
Phalangen  bei  den  monodclphen  Säuget  hierin. 

122.  VerneAU,  R.:  Ueber  die  Rassen  Verhält- 
nisse der  Alt-Aegypter.  8.  612ff. 

Im  Anschluss  an  den  Vortrag  ZaborowBki’s 
(s.  Nr.  12SI)  über  den  gleichen  Gegenstand  kritisirt 
Verneau  Fouquet’s  Arbeit  in  Mo rgan’a  Recherche* 
sur  les  originca  de  l’Kgypte.  Fouquet  war  nicht 
recht  vorbereitet  für  diese  Aufgabe,  auch  fehlte  ihm 
die  Möglichkeit  des  Vergleiches,  und  so  nimmt  er 
sehr  auffallende  lUapenbeziehungen  an.  Verneau 
ist  im  Besitz  von  Photographien  der  Schädel,  die  den 
Untersuchungen  Fouquet ’s  zu  Grunde  liegen:  auf 
Grund  dieser  kommt  er  zu  ganz  anderen  Schlüssen 
als  Zaborowski,  nämlich,  dass  in  Aegypten  zur 
Steinzeit  ganz  verschiedene  Rasscntypcu  gelebt 
haben.  Die  Schwankungsbreit©  des  Längenbreiten- 
index ist  gar  nicht  so  unbedeutend,  wie  Za  bare  wski 
annimmt,  und  noch  grössere  Verschiedenheiten  zeigen 
die  Indices  des  Gesichts,  der  Orbita  und  der  Nase. 
Fouquet.’»  Hauptirrthum  war  der,  dass  er  seine 
Schlüsse  aus  einem  einzigen  Index  ableitet©.  Aus  der 
Prüfung  der  Photographien  geht  hervor,  dass  mehrere 
Typen  hei  jenen  Schädeln  vorhanden  find,  zunächst 
zwei,  di©  sich  auch  bei  den  Abyssiniern,  sowie  bei 
den  Alt-Aegypter«  vom  alten  bis  zum  neuen  Reich 
nachweisen  lassen.  Bei  dem  einen  derselben  springen 
die  Scheitelhöcker  stark  vor  und  der  Hirnschädel  ist 
niedrig;  in  der  Norma  verticalis  erscheint  er  fünf- 
eckig, wie  auch  von  hinten  her  gesehen.  Der  zweite 
dieser  Typen  ist  im  Gegentheil  hochschädelig  und 
zugleich  Jane;  da  die  Scheitelhöcker  kaum  aus- 
gesprochen sind,  bildet  der  Koptumfang  in  der  Norma 
verticahs  eine  regelrechte  Ellipse.  Ausser  diesen 
beiden  Typen  scheint  hei  den  altägyptischen  Schädeln 
auch  noch  ein  dritter  mit  plumpen  Formen  vor* 
zukommen,  doch  ist  seine  Abgrenzung  nicht  so  scharf 
umschrieben.  Woher  stammen  nun  diese  Typen? 
Das  hisst  sich  einstweilen  noch  nicht  sagen , aber  sie 
kommen  im  ganzen  historischen  Alterthum  Aegyptens 


bis  zur  griechischen  Zeit  vor,  sie  finden  sich  noch  heute 
in  Abysainien,  wie  auch  bei  den  Fulhes  und  bei  den 
Paul*.  Jedenfalls  sind  auch  bei  den  vorhistorischen 
Aegypten»  schon  mehrere  Rasscntypcu  vorhanden. 

123.  Volkov,  Th.:  Decouvertcs  preh  istoriques 

de  M.  Cbvojkft  i*  Kiew.  S.  120  ff. 

In  Kiew  wurden  vonChvojka  übereinander  zwei 
prähistorische  Stationen  gefunden,  eine  paUolitbiscbe 
und  eine  ueolithische.  Im  quaternären  Sand  fanden 
sich  Knochen  und  Zähne  von  Mammuth,  Unu  spe- 
laeus  (?)  und  bearbeitete*  Steingerütli , unter  dem 
aber  die  Formen  von  Cb  die* , Acneul  und  Mousticr 
nicht  vertreten  sind ; in  den  olicren  Schichten  des 
Sandes  waren  ein©  grosse  Anzahl  alter  Gruben  mit 
allerlei  Abfallen,  darunter  auch  viele  Süsswasser- 
muschelschalen  (Unio,  Anodonta),  vielleicht  waren  die 
Gruben  die  unteren  Theile  von  Hütten  oder  Woh- 
nungen; was  sich  in  ihnen  findet,  trägt  rein  neolithi- 
scheu  Charakter  (ohne  Spur  von  Metall).  Unter  den 
keramischen  Kunden  ist  besonders  eine  Statuette  zu 
nennen,  die  sehr  einzelne«  kleineren,  von  Schliemaun 
in  Troja  gefundenen  Idolen  gleicht;  auch  Brennöfen 
für  Töpfer  waren  da.  An  Grabfunden  »st  Kiew  arm; 
ein  einziges  Grab  mit  aufrecht  sitzendem  Skelet  ist 
vielleicht  dieser  Zeit  zuzurechuen. 

124.  Volkov,  Th.:  Les  trou  vailles  d’objet  s goths 

en  Ukraine.  S.  260  f. 

Die  Gothen  hatten  im  4.  Jahrhundert  für  kurze 
Zeit  ihre  Wohnsitz©  auch  in  der  Ukraine;  Erzeugnisse 
ihrer  Industrie  sind  dort  sehr  selten.  Neuerdings  hat 
Chvojka  im  Distriet  Tcbybryn©  (Gouv.  Kiew)  heim 
Dorfe  Pastcrak©  zwei  Fibeln,  drei  Ohrringe,  einen  nicht 
zusammengelötheten  Hing  und  eine  Pfeilspitze  ge- 
funden; die  ersten  fünf  dieser  Objecte  werden  hier 
abgebildet;  Volkov  hält  «io  ihrer  Form  nach  für 
gothiech  (oder  xuerovingisch  ?). 

125.  Zaborowski:  I.  Les  Kourganes  de  laSihirie 

occidentale.  Peuples  anoiens  et  moder- 
nes de  cette  region.  II.Dix-neuf  erünes 
de«  Kourgancs  Sibiriens  rapportes  par 
M.  de  Baye.  III.  Les  Ostiaks  et  autre» 
Finuois.  Leurs  caractcres  et  ceux  des 
erünes  des  Kourgancs.  8.  73. 

Zaborowski  konnte  eine  grössere  Sammlung 
von  Kurgnncnschädeln  studiren , die  au*  der  Gegend 
von  Tomsk.  Tobolsk  und  Sysserte  stammten.  Schon 
mehrfach  sind  die  westsibirlschen  Kurgan©  untersucht 
worden;  nichts  in  den  Funden  spricht  dafür,  dass  sie 
bis  in  die  Steinzeit  zurückreichen.  (Anders  ist  es  im 
südlichen  europäiachen  Russland,  wo  sehr  viele  Kulane 
unzweifelhaft  aus  der  neoliihischen  Epoche  stammen.) 
Die  sibirischen  gehören  gewiss  nicht  einer  nriskythi- 
schen  Zeit  an.  Verfasser  gieht  nun  einen  Ueberblick  über 
die  Skvthen.  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eine 
iranische  Sprache  sprachen  und  mongolisches,  mit 
arischem  vermischtes  Blut  hatten.  Sie  drangen  nicht 
vor  unserer  Zeitrechnung  nach  Weetsibirien  vor,  und 
älter  sind  sicher  auch  di©  dortigen  Kurgan©  nicht. 
Später  kamen  dann  die  mongolischen  Hunnen,  denen 
»ich  die  türkischen  Figuren  »©geschlossen  hatten. 
iDaa  Wort  Hunugaron  [Ungarn]  soll  aus  beiden 
Worten,  Hannen  und  Figuren,  verschmolzen  sein  ) 
Jedenfalls  war  Westsibirien  ein  ursprünglicher  Haupt- 
sitz  der  Figuren  gewesen.  — Wir  dürfen  in  den  westsibi* 
rischen  Kurganen  erwarten:  Reste  von  Skythen,  Reste 
von  mongolischen  Hunnen  und  Reste  von  eingeborenen 
Stämmen  (Figuren).  Zaborowski  prüft  nun  die 
Frag©,  wie  sich  dazu  die  von  de  Baye  in  jenen  Kur- 


Digitized  by  Google 


Referate.  667 


ganen  gesammelten  Schädel  verhalten.  Sie  sind  recht 
ungleichartig;  vor  allem  aber  treten  zwei  verschiedene 
Gruppen  hervor,  die  eine  mit  niedriger  Nase  und 
Augenhöhle,  die  andere  im  Gegentheil  mit  hoher  Ge- 
staltung dieser  Theile.  Letztere  Gruppe  bezieht  Za- 
borowski auf  die  Tataren  der  Wolga,  die  ersteren 
auf  die  älteren  Eingeborenen,  nämlich  die  Os(jaken 
und  Wogulen.  Für  die  Erbauer  der  Kurgane  irn 
Norden  und  im  mittleren  Theile  des  europäischen 
Kusslands  hält  Zaborowski  die  Vorfahren  der  heu- 
tigen Finnen. 

126,  Zaborowski:  Lcspotcriespeintesdesbords 

du  Dniestcr  et  du  Dnieper.  S.  136  ff. 

Zaborowski  bespricht  die  zahlreichen  Funde 
von  alteu  Topf?r.herben  an  den  Ufern  der  genannten 
Flüsse;  er  glaubt,  dass  die  Kunst,  diese  höher  stehen- 
deu  keramischen  Krzeugnisse  zu  verfertigen,  von  aus- 
wärtigen Coloninten  eingeführt  und  dann  an  Ort  und 
Stelle  weiter  geübt  wurde. 

127.  Zaborowski:  I.  Hans,  Ougres,  Onigours. 

U.  Inscription  de  FJenistei  et  de  FOrk- 

hon.  Origine  de  F&lpbabet  vieux  ture. 

8.  171  ff. 

Zaborowski  giebt  noch  einmal  eine  Uebersicht 
über  die  Ethnographie  der  Hunnen , der  Ugrer  und 
der  Figuren,  soweit  sich  darüber  etwas  sagen  lasst. 
Hann  bespricht  er  alte  Inschriften  am  Jenissei,  die 
man  anfangs  für  russisch  gehalten  hatte,  und  von 
Orkhon , die  man  den  Hunnen  zugeeehriobeu  batte. 
Die  neuere  Forschung  zeigte,  dass  sie  alttürkisch 
sind,  und  dass  die  alttürkisch-uigurische  Schrift  sich 
ans  dem  Syrischen  entwickelt  hat. 


128.  Zaborowski:  La  souche  blonde  en  Europa. 

8.  477  ff. 

Zaborowski  hat  schon  früher  die  Ansicht  aus- 
gesprochen . dass  die  von  Asien  her  eingowanderten 
Braohycephalen  während  der  neoütbischeu  Zeit  nur 
in  sehr  geringer  Zahl  auftraten,  und  dass  sie  durch 
Vermischung  mit  den  älter  anwesenden  Doüchocephalen 
sowohl  deren,  als  ihre  eigenen  Merkmale  abschwächten. 
D:e  arischen  Sprachen  seien  von  ihnen  nicht  mit- 
gebracht worden.  Zaborowski  findet  in  einer 
neueren  Veröffentlichung  von  Schenk  eine  Bestü- 
tigung  dieser  seiner  Ansicht.  Woher  aber  kamen  die 
Blonden  der  neolithischen  Zeit?  Für  ihn  ist  eine 
Abstammung  von  der  Rasse  von  Cro-Magnon  gewiss. 
Die  Microsemie  der  Orbita  ist  für  beide  charakteristisch. 

129.  Zaborowaki:  Races  prehistoriques  de  Fan- 

den ne  figy  pte.  S.  697  ff. 

Zaborowski  bestreitet  die  Ansicht  Fouqnet’s, 
dass  die  prähistorischen,  von  Morgan  gefundenen 
Schädel  Aegyptens  auf  verschiedene  Kassenherknnft 
hinweisen;  er  findet  in  den  Mcssungsergebnissen 
Fouqnet's  eine  grosse  Homogenität  der  Formen,  be- 
sonders am  Hirnschädel,  etwas  weniger  am  Gesichts- 
Schädel,  doch  lässt  sich  keine  deutliche  Abgrenzung 
aufstellen  zwischen  diesen  Schädeln  und  denen  der 
neolithischen  Zeit  in  Europa;  Zaborowski  weist 
beide  (1er  mediterranen  Kasse  zu , doch  sei  hei  den 
Altägyptern  ein  semitisches  (protosemitisches)  Element 
vorhanden.  Der  fontrast  zwischen  der  Behandlung  der 
Todten  in  der  neolithischen  und  der  historischen  Zeitj 
den  Morgan  so  auffallend  findet,  ist  nach  Zaborowski 
nicht  vorhanden:  Anfänge  einer  (’onservirung  der 
Todten  sind  vorhanden  (bituminöse  Stoffe  kommen  in 
vielen  uraltägyptischen  Schädeln  vor). 


Aus  Bulletins  de  la  sociötö  cP Anthropologie  de  Paris.  Tome  dixieine  (IV.  Serie),  1899. 


Paris,  Munflon 

130.  Anthony,  R.:  Considcrationa  anatomiqnes 
sur  la  region  sacro-eandale  d’une  oh atte 
appartenant  ä la  race  dite  „nnoure“  de 
File  de  Man.  S.  »03  ff. 

Anthony  hat  die  Schwanzgegend  einer  stummel- 
schwänzigen  Katze  (anure  Kasse  von  der  InBel  Man) 
anatomisch  untersucht  (auf  den  malsyischen  Inseln 
kommt  eine  Kasse  der  Hauskatze  mit  kurzem  Schwanz 
vor  [Felis  catus  tOTQIlta]$  auch  das  Genus  Lvnx 
besitzt  einen  kurzen  Schwanz,  wie  Felis  ccrvaria.  Felis 
canadensis,  Felis  lynx  etc.).  Die  Katze  hatte  sechsmal 
Junge  geworfen  und  diese  zeigten  Verschiedenheiten 
in  der  Schwanzbildung:  1.  einige  hatten  einen  langen 
Schwanz,  wie  die  gewöhnlichen  Katzen;  2.  bei  anderen 
war  der  Schwanz  verkürzt,  aber  doch  etwas  länger, 
als  bei  der  Mutter;  3.  eine  dritte  Gruppe  besas«  einen 
ebenso  kurzen  Schwanz,  wie  die  Mutter,  und  bei  einer 
vierten  war  die  Redaction  des  Schwanzes  noch  weiter 
vorgeschritten,  als  bei  der  Mutter.  Bei  jedem  Wurf 
befanden  sich  Junge,  bei  denen  der  Einfluss  der  Mutter 
überwiegend  war,  und  zwar  waren  solche  Junge  bei 
vier  Würfen  in  grösserer  Zahl  vorhanden  als  solche, 
die  die  Schwanzverhältuisse  des  Vaters  besessen;  im 
Ganzen  also  überwog  der  mütterliche  Einfluss.  Das 
spricht  dafür,  dass  die  Katzenrasse  von  Man  ihre  Beson- 
derheit bereits  lange  erworben  und  fest  fixirt  hat.  Die 
Zergliederung  der  stummelschwänzigen  Katze  ergab, 
dass  sich  dasSacrum  ganz  wie  bei  einer  gewöhnlicheu 
Katze  verhielt  (drei  mit  einander  verschmolzene  Saoral- 
wirbel).  Dagegen  enthielt  der  nur  4%  cm  lange 
Schwanz  nur  o Wirbel  (anstatt  22  oder  23);  davon 


Cie,  Editeurs. 

waren  die  ersten  drei  normal  gross  und  normal  ge- 
bildet, der  vierte  ein  wenig  verkürzt,  der  fünft«  be- 
trächtlich verkürzt  und  in  seiner  Form  weniger  durch- 
gebildet, und  der  sechste  war  nur  ein  ganz  kleines,  an 
den  vorhergehenden  Wirbel  fest  angewachsenes 
Knöchelchen  von  unlwstimmter  Form.  Der  Wirliel- 
canal  hörte  im  fünften  Wirbel  auf.  Die  Schwanz- 
muskeln  hörten  ebenso  plötzlich  auf,  wie  der  Wirbel, 
zeigten  aber  im  Uebrigen  keine  Besonderheiten. 

131.  Atgier:  I-.tude  et  Statistique  ethnique  de 
Fludre.  S.  171  ff. 

Ganz  wie  beim  Departement  Vienne,  das  Atgier 
im  vergangenen  Jahre  in  den  Bulletins  behandelt  hatte 
(s.  Nr.  58),  wurde  auch  da*  Departement  Indre  iu 
Bezug  auf  die  Körpermerkmale  seiner  Rekruten  unter- 
sucht. Die  Ergebnisse  waren  folgende  : Der  mittlere 
Kopfindex  des  ganzen  Departement»  (360  Beobachtete) 
war  79.91 , di*  mittlere  Kürpergrössc  1,666m«  Dm 
keltische  Element  wird  durch  fast  die  Hälfte  der 
ganzob  Bevölkerung  renräsentirt , nimliob  durch 
48,61  Proe.  (im  Departem.  de  la  Vienne  durch  55,80 Proc.). 
Mischblütig  ist  etw»  l/,  der  Bevölkerung  82,50  fin 
Vienne  24,61  Proc.).  Das  iberische  Element  erreicht 
nur  16,11  Proc.  (24  Individuen  von  reinem  Typus 
and  34  in  geringem  Grade  mit  kym rischem  Blut  ge- 
mischt); das  ky inrische  Element  ist  bei  12.77  Proc. 
vertreten  (22  Individueu  reinblütig.  24  leicht  mit 
iberischem  Blut  gemischt).  Im  Ganzen  kommt 
Dolichocephalie  bei  28,88  Proc.  vor  (in  Vieune  bei 
19.67  Proc.). 

84* 


Digitized  by  Google 


668 


Referate. 


132.  Balliot:  Tumulus  de  Perrogncv,  prt*s  Lau* 

gres  (Haute  Marne).  8.  630  ö. 

Mehrere  stark  reducirte  Tumuli  bet  Pcrrogney; 
einer  wurde  von  Balliot  sorgfältig,  ein  zweiter  summa- 
risch untersucht.  Iu  dem  ersteren  etwa  20  Skelette  ; 
die  Beigaben  sprachen  für  „gallische“  Zeit. 

133.  Baye,  le  baron  de:  Dolmens  de  la  region 

nord  du  Caucase.  S.  153  ff. 

Verf.  hat  mehrere  megalitbische  Denkmäler  im 
nördlichen  Kaukasicn  gesehen  und  untersucht,  so 
einen  Dolmen  bei  der  Kleinen  Stadt  Ouclendjik ; er 
wurde  durch  den  Landbau  blossgelegt  und  war  wohl 
Trüber  von  einem  Krdhügcl  bedeckt.  (Deck block  4,37  m 
lang,  von  vier  anderen  grossen  Steinen  getragen.)  Noch 
eine  Anzahl  anderer,  aber  meist  zerstörter  Dolmen, 
sind  in  der  Nachbarschaft.  — Auch  in  der  Provinz 
Cuban  stehen  mehrere  Dolmen;  bei  einem  war  die 
Deckplatte  4'/,  m lang,  die  Trsgsteine  4,25  m,  und  von 
letzteren  war  einer  (der  nach  Osten  gerichtete)  durch- 
locht. In  neuerer  Zeit  begann  die  archäologische 
Commission  von  St.  Petersburg,  die  Dolmen  von 
Cuban  systematisch  erforschen  zu  lassen : ein  intacter 
Dolmen  daselbst  war  von  einem  Tumulus  bedeckt;  er 
enthielt  ein  Grab  mit  vorzügliob  gearbeitetem  Stein- 
geräth  und  mit  bronzenen  und  goldenen  Gegenständen. 

134.  Baye,  le  baron  de:  A propos  des  erünes 

provenant  de  l'aoul  ossete  Nijni  Kotan. 
8.  G2ö  f. 

Baye  zeigt,  dass  bei  den  Osseten  (Iraniern  nach 
Herkunft  und  Sprache)  noch  heute  manche  vornehme 
Familien  ihre  llerkuntt  auf  Persien  zurückführen. 

135.  Bloch,  Adolphe:  Discussion  sur  la  platy- 

cnümio.  S.  447  ff. 

Bloch  sieht  in  der  Platycnemie  nicht  eine  Folge 
mechanischer  Gestaltung  durch  die  Muskeln,  sondern 
ein  besonderes  Rassenmerkmal,  ähnlich  der  Dolicho- 
cephalie  oder  Brachycepbalie. 

136.  Bonnemöre,  Lionol:  L’influonce  orientale 

en  Bretagne.  S.  389  ff. 

Verf.  glaubt  im  Volksleben  noch  Spuren  altphö- 
nicischen  Einflusses  zu  erkennen;  so  sollen  die  Bauern 
bei  Vannes  noch  beim  „Moloch  Ru1*,  d.  h.  dem  rotben 
Moloch,  schwören.  verändert  als  Mulo— ch — Ru, 
Male — ch — Ru  etc.  kommt  das  Wort  in  anderen  Ge- 
genden vor.  (Verfasser  verfolgt  die  Etymologie  dieses 
Wortes  nicht  geschichtlich  rückwärts.)  Ferner  sollen 
sich  auf  den  Megalithen  des  Morbihau  auch  phönici- 
sche  Zeichen  finden ; weiter  kommen  bei  Vannes  alte 
Perlen  vor,  von  denen  Verfasser  die  aus  Glas  gefer- 
tigten für  karthagisch  hält.  Endlich  sollen  die 
Stickereien  auf  den  Westen  der  heutigen  bretonischcn 
Bauern  noch  ganz  dem  Ornament  auf  einer  altagypti- 
sehen  Vase  gleichen. 

137.  Breuii  (Abbe):  Note  sur  un  terrier  de  Mar- 

mottes  quaternniros  k Coeuvres  (Aisnc). 
S.  621  ff. 

Breuii  berichtet  über  das  Vorkommen  eines 
Marmelthierbaues  mit  den  Skeletten  mehrerer  dieser 
Thiere  in  quaternären,  mit  paläolithischem  Geräth  und 
mit  Thierknochen  (darunter  Elepbas  und  Rhinocoros) 
durchsetzten  Schienten. 

138.  Capitan:  Necrologie  de  M.  Darcste.  S.  20 ff. 
Nachruf  des  1822  geborenen  Teratologen  Dareste. 

199.  Capitan:  Un  lissoir  en  oa  du  Moyen-äge. 
8.  315. 

Ein  bei  Ausgrabungen  hinter  der  Notre  Dame- 


Kirche  gefundenes  Knochengeräth  zum  Glitten  von 
harten  Nähten. 

140.  Capitan:  Ftude  sur  les  collections  rap- 

portoes  de  Russie  par  le  baron  de  Baye. 

S.  822  ff. 

Summarischer  Bericht  über  die  urgeschichtlichen 
Funde,  die  Baron  de  Baye  in  den  beiden  letzten 
Jahren  in  Russland  gemacht  und  in  Paris  ausgestellt 
hatte. 

141.  Capitan:  Presentation  d’un  geant.  S.381ff. 

Capitan  stellt  einen  27jährigen  Riesen  von  2,02  m 

Körpe  Hänge  vor;  eine  eingehende  Untersuchung  des- 
selben giebt  Papillaalt  (s.  Nr.  165). 

142.  Chatellier.  P.  du:  Haches  en  pierre  polie 

type  de  la  Guadeloupe,  rocueillies  dans 

1«  Kinistere.  S.  678  ff. 

Chatellier  legt  der  Pariser  anthropologischen 
Gesellschaft  aus  seiner,  mehr  alt  900  pelirte  Stein- 
beile enthaltenden  Sammlung  drei  im  Departement 
Fiuistöre  (Bretagne)  gefundene  Steinbeile  vor,  die 
durch  ihre  rings  um  das  obere  Stück  herumlaufende 
Rinne  zur  Befestigung  an  einen  Stiel  sehr  an  amerika- 
nische Stoinbeiltvpcn  erinnern.  In  der  Discussion 
weist  Capitan  darauf  hin,  dass  das  Material  jener 
Beile  ganz  mit  dem  anderer  in  der  Bretagne  gefun- 
denen Beile  üheremstimmt,  und  dass  jene  Kinne,  wenn 
auch  selten,  doch  auch  in  den  verschiedensten  Ge- 
genden Europas  gefunden  worden  ist. 

143.  Chemin«  A.:  Note  sur  les  taches  congeni- 

tales de  la  region  sacro-lombaire  chez 

les  Annamites.  S.  130  ff. 

Der  Marinearzt  Chemin  hat  über  die  angeborenen 
Flecken  in  der  Kreuzbeingegend  folgende  Beobachtun- 
en gemacht:  sie  kommen  vor  bei  den  Kindern  in 
ochmchina  und  Ton k in ; bei  den  Cbinesenkindern  in 
der  Buoht  von  Kwan-Tschöu-Han,  bei  den  Mirsh-Luongs 
(Mischlingen  von  Chinesen  und  Annamiten),  bei  den 
Mischlingen  von  Chinesen  und  Siamesen,  bei  den 
Siameseukindern  von  Bangkok.  Genauere  Beobachtungen 
konnte  Chemin  nur  bei  132  annaraitischen  Kindern 
(Impflingen)  in  Cocbinchina  anstellen.  89  Proc.  von 
denen,  die  weniger  als  1 Jahr  alt  waren,  hatten  die  er- 
wähnten Flecken;  bei  2*  bis  3 jährigen  waren  die  Flecken 
nur  noch  bei  71  Proc.;  bei  3-  bis  fi jährigen  nur  noch  bei 
19  Proc.  vorhanden.  Farbe  bläulich  oder  sebieferartig, 
oft  ekchymosenähnlich  scharf  begrenzt.  Grosse  sehr 
verschieden  ; öfters  ist  ein  scharf  begrenzter  Theil  eines 
solchen  Fleckeos  viel  tiefer  pigmentirt,  als  der  Rest 
Manchmal  nimmt  die  Intensität  der  Pigmentirung 
nach  dem  Rande  zu  ab.  Die  Form  der  Flecken  ist 
sehr  verschieden;  am  häufigsten  sitzen  sie  auf  der 
Sacrolumbargegend,  viermal  unter  132  Fällen  auf  den 
Schultern,  noch  seltener  auf  dem  Rücken  oder  den 
Armen.  Oeftcrs  sind  die  Flecken  in  mehrfacher  Zahl 
vorhanden.  Gewöhnlich  vorschwinden  die  Flecken 
mit  dem  fünften  oder  sechsten  Jahre. 

144.  Dumont,  Arsöne:  Aptitude  de  la  France  ä 

fournir  des  colons.  S.  503  ff. 

Dumont  läugnet  die  Möglichkeit,  dass  Frankreich 
überhaupt  colonisiren  könne.  Wenu  man  darüber 
klagt,  dass  Frankreich  keinen  Geschmack  zum  Colo- 
ixistrcn  besitze,  so  kommt  es  in  erster  Liuic  nicht 
auf  den  Geschmack  oder  die  Neigung,  sondern  auf 
die  materielle  Möglichkeit  an:  um  zu  colonisiren, 
braucht  man  Colanisten  und  diese  kann  eben  Frank- 
reich nicht  abgeben.  Frankreich  hat  mit  seinen 
628,572  Quadrat- Kilometern  nur  70,6  Einwohner  auf 


Digitized  by  Google 


Referate.  669 


den  Quadratkilometer,  dagegen  hat  Deutschland  mit 
540.490  Quadrat-Kilometern  eine  Volksdichtigkeit  von 
rund  100,  und  die  kleinen  Länder  noch  mehr  (Belgien 
217,6,  Holland  153,  England  und  Wales  200,  Italien 
100,1).  Ebenso  liegt  bei  den  genannten  Staaten  die 
Geburtsziffsr  zwischen  30  und  35,  in  Frankreich  1j«* 
trägt  sie  22^2.  Nur  ein  einziges  Departement,  Fini- 
sterre,  konnte  Cotonisteu  abgeben,  lieber  die  Beschäf- 
tigung giebt  es  bis  jetzt  nur  eine  Statistik , die  den 
Nordosten  de»  Landes  umfasst:  es  zeigt  sich,  das»  die 
Bewirtschaftung  des  Landes  nur  in  einem  der  Depar- 
tement 45  Proc.  der  Bewohner  beschäftigt;  in  der 
Hälfte  der  Departements  erreicht  diese  fast  kaum  %. 
Auf  einen  einzelnen  Landbauern  kommen  in  den  ein- 
zelnen Departements  4%  bis  14  Hektare  Land; 
6%  Millionen  anbaufähiges  Land  ist  in  Frankreich 
überhaupt  nicht  bebaut.  So  kann  Frankreich  Niemand 
entbehren,  der  für  den  Landbau  tauglich  ist;  gerade 
solche  Leute  sind  es  aber,  die  für  das  Colonisiren 
m Frage  kommen.  Colonisiren  bedeutet  für  Frank- 
reich dasselbe,  wie  ein  Aderlass  für  einen  Blutleeren. 

145.  Fouju,  G.:  Ossements  humains  decouverts 

dans  une  couche  de  terro  argileuse,  a 

A un  ay-sous-Crecy  (Eare-ct  Loir).  S.88ff. 

Reste  zweier  Skelette  in  Erdschichteu , die  wahr- 
scheinlich durch  tlicaseudes  Wasser  umgetagert  wor- 
den waren  und  deshalb  eine  relative  Altersbestimmung 
unmöglich  machen. 

146.  Fourdrignier,  Ed.:  Divinitos  accroupies. 

S.  158  ff. 

In  einer  früheren  Sitzung  hatte  A.  de  Mort i Ile t 
die  Statuette  eines  mit  untcrgeechlagcnen  Beinen 
sitzenden  Mannes  vorgelegt:  Fourdrignier  weist 

darauf  hin,  dass  solche  Darstellungen  auch  auf  galli- 
schen Münzen  Vorkommen  und  glaubt,  dass  vielleicht 
nach  Gallien  zurückkehrcnde  Galater  asiatische  Mün- 
zen mitgebracht  hätten,  die  den  gallischen  zum  Vor- 
bild dienten;  auch  auf  der  skandinavischen  Vase  von 
Gundestrup  findet  sich  eine  ähnliche  Darstellung,  zu- 
gleich aber  auch  die  eines  Löwen  und  Klephanten. 
Der  letztere  ist  über  und  über  gestrichelt  wahr- 
scheinlich der  Versuch  einer  Wiedergabe  von  Be- 
haarung. Fourdrignier  glaubt,  dass  ein  im  Eis 
gefundenes  Mammuth  das  Vorbild  für  diese  Dar- 
stellung abgegeben  haben  könne. 

147.  L&borde,  J.  V. , Mnnouvrier.  Papillault  et 

Gellä:  Etudo  psycho  • physiologiaue, 

medico-legalo  et  sn&tumiune  surVacher. 

8.  453  ff. 

Untersuchung  des  Geisteszustandes,  des  Gehirns 
(linke  Hemisphäre),  des  Schädels  und  Ohres  von  dem 
h ingerichteten  vielfachen  Lustmörder  Vacher.  Ma- 
nouvrier  fand  am  Gehirn  nichts  Pathologisches, 
ebenso  konnto  Papillault  keine  eigentliche  Anomalie 
am  Schädel  nachweisen. 

148.  Laudouzy,  I*.  und  Labbä,  Marcel:  Un  cas  de 

porenoephalie  tranmatiqne.  S.  266  ff. 

Die  Verfasser  beschreiben  einen  Fall  der  zuerst 
von  Heschl  1859  beobachteten  Porenoephalie,  die 
hier  zweifellos  traumatischen  Ursprungs  war;  sie 
lauben,  dass  mehrere  angeborene  Falle  dieser  Gehirn- 
efccte  gleichfalls  auf  traumatische  Läsionen  während 
des  intrauterinen  Lebens  zurückgeführt  werden  dürften. 

149.  Laville,  A. : Addition  ü la  note  du  3.  novom- 

bre  1898  sur  Iss  »cpultures  d'Orly. 

8.  77  f. 

Lavillc  (vergl.  Nr.  84)  hat  noch  andere  altere 


Funde  aus  Orly  kennen  gelernt,  die  eine  sicherere  Zeit- 
bestimmung zulassen.  Danach  stammen  jene  Begräb- 
nisse aus  der  Hallstattzeit.,  die  die  Franzosen  in  ihrem 
patriotischen  Sinn  gern  Kpoque  maruiennc  nonnen. 

150.  Laville,  A.:  Station  neolithiqne  de  Fresnes- 

lea-Rungis.  S.  78  ff. 

Reste  von  Wohnungen  ans  neolithischer  Zeit  bei 
Freenet. 

151.  Li&ville,  A.:  «Coups  de  poings“  avec  talon 

et  poignee  reserves,  disque,  coin  et 
dents  d’Asinienst  des  couches  ä corbi- 
cules  de  Cergy.  S.  90  ff. 

Verf.  hat  schon  früher  über  diesen  Fundort  be- 
richtet; neuerdings  hat  er  wieder  mehrere  Stücke 
Steingeräth,  zum  Theil  von  eigentümlicher  Form 
(Ausschuss  V),  sowie  eine  gewisse  Anzahl  von  Thier- 
r entern  beobachtet.  Unter  den  letzteren  glaubt  er 
einige  Mahlzäbne  eines  Equiden  auf  Hemionus  zurück- 
führen  zu  dürfen,  der  danach  noch  in  pleistocäner 
Zeit  in  Europa  gelebt  habe.  In  der  Discussion  glaubt 
A.  de  Mortillet,  dass  zu  viel  Bedeutung  auf  eine 
Schmelzleiste  gelegt  worden  sei,  die  sin  wenig  cou- 
stautes  Merkmal  sei.  Auch  Sanson  bat  sich  ent- 
schieden gegen  jene  Annahme  erklärt. 

152.  Laville,  A.:  Couche  infra-nöolith iq uc  rue 

Danton.  8.  102  f. 

Aufzählung  einer  bei  einer  Hausfundamentirung 
in  Paris  freigelegten  Schichtenfolge,  die  Lavillc  in 
einer  späteren  Sitzung  genauer  besprechen  will.  (Ist 
bis  jetzt  nicht  geschehen.) 

153.  Laville,  A : Station»  prehi»  toriques  et 
gallo-romaine  du  Mont-Aime  (Marne). 
S.  677  ff. 

Mont-Aime  ist  das  Ostende  des  tertiären  Plateaus 
der  Ile  de  France.  Laville  fand  dort  zahlreiche  sehr 
klein  bearbeitete  Silexstücke,  ausserdem  Thonscherben, 
die  er  der  gallisch- römiiohen  Zeit  znweist 

154.  Laville,  A.:  Station«  archeologiques  de 
Draveil.  8.  398  ff. 

Beschreibung  von  Flussablagerungen  auf  dem 
rechten  Seine-Ufer,  2 Kilometer  von  Draveil  entfernt. 
Die  Funde  in  diesen  Schichten  stammen  aus  der  neo- 
Hthischen  und  aus  der  Bronzezeit  (reichen  vielleicht 
noch  in  spätere  Zeiten  hinein). 

155.  Laville,  A.:  Fond  de  cabane  gauloise  de 

Montereau.  S.  641  ff. 

Reste  einer  kreisrunden  Hütte,  in  deren  Boden 
Bronze-  und  Eisengeräthstücke , sowie  Topfscherben 
und  Haust hierknochen  gefunden  wurden.  Gallische  Zeit, 

156.  Letourneau,  Ch.:  La  monnaie  choz  les 
races  de  eonleur.  S.  679  ff, 

Verf.  verfolgt  die  Entwickelung  des  Geldes  in 
Afrika,  in  Melanesien,  bei  den  Indianern  Nordamerikas 
und  bei  den  Chinesen. 

157.  Longraire,  L.  de:  Traveaux  archcologi- 

qnes  executes  en  Perse  da  1897  ä 1898, 
par  M.  .1.  de  Morgan.  S.  247  ff. 

Bericht  über  Morgan’»  Veröffentlichung:  „Compte 
rendu  sommaire  des  traveaux  archeologiques  executes 
en  Perse  de  novembre  1HÖ7  ä juin  lHtfe.“ 

158.  Maltre,  Löon:  Le  dieu  accroupi  de  Quilly. 

— Figurine  gauloise.  8.  142  ff. 
Besprechung  einer  weissen  Thonfigur  mit  unter- 


Digitized  by  Google 


«70 


Referate. 


geschlagenen  Beinen,  die  bei  Qailly  (Arrondissement 
§t.  Naxaire,  Departement  I<oirt*  • Interieure ) gefunden 
wurde;  in  ganz  Frankreich  sind  etwa  ein  Dutzend 
solcher  Figuren  gefunden  worden,  fünf  davon  io 
Bronze,  die  anderen  aus  Stein;  die  Figur  von  Quilly 
ist  die  erste  in  Thon  gefertigte  Figur  dieser  Art. 
Sie  stammt  aus  gallo-römischer  Zeit  ; auf  dem  Rücken 
sind  eine  Anzahl  concentrischer  Kreise  aufgepresst. 

159.  Matignon  , J.  J.:  Sur  l’age  moyen  de  la 
nubilitd  che*  la  Pekinoise.  S.  120  f. 

Matign.on  war  3%  Jahre  lang  Arzt  in  Pekiug. 
Nach  seinen  Beobachtungen  tritt  dort  die  Pubertät 
der  Mädchen  sehr  spat  auf ; die  Menses  erscheinen 
durchschnittlich  erat  mit  17  Jahren.  Wahrscheinlich 
ist  dieB  auch  das  Alter  der  Puhertätscnt Wickelung  in 
der  Tartarei.  Bei  40  Frauen,  die  sich,  17  Jahre  alt, 
verheirathet  hatten,  erfolgte  die  erste  Gebart  durch- 
schnittlich erst  im  19.  bis  20.  Monat  der  Ehe,  und  Ma- 
tignon schliesst  daraus,  dass  die  Conceptionsfahigkeit 
er*t  etwa  10  Monate  nach  der  Kheschliessung  einge- 
treten sei. 

160.  MortUlet,  A.  de:  Vase  en  pierre  ollaire  de 

l'epoque  merovingienne.  S.  28  ff. 

Mortillet  giebt  eine  liebersicht  über  die  in 
Italien  gemachten  Funde  von  Stcatit  - Gefäsaen  aus 
alter  Zeit,  die  in  der  Provinz  Reggio  (Kmilia)  immer 
zugleich  mit  Gcräth  aus  barbarischer  (merovingischer) 
Zeit  gefunden  worden,  ln  Frankreich  wurde  neuer- 
dings bei  Eisenhahnarbeiten  in  der  Mähe  von  Marcib 
sur-Manldre  (Seine  et-Oise)  ein  merovingischer  Fried- 
hof hlosagelcgt,  in  dem  sich  auch  ein  kleine»,  auf  der 
Drehbank  bearbeitetes  Gefas»  befand. 

161.  Mortillet)  A.  de:  Campigny  et  lo  Campig- 

nien-  8.  36  ff. 

In  der  Revue  mensnelle  de  l’ecole  d'anthropologie 
hatten  äalmon,  du  Mesuil  und  Capitau  eine  neo* 
lithische  Station  (den  Boden  von  alten  Hütten)  bei 
Campigny  beschrieben  und  aus  den  dort  gemachten 
Funaen  eine  besondere  Epoche  innerhalb  dpr  neolithi- 
schen  Zeit,  das  Camnignien,  ableiten  wollen.  A.  de  Mor» 
tillet  prüft  die  Funde  und  die  daraus  gezogenen 
Schlüsse  im  Einzelnen  und  zeigt,  dass  dieselben  nicht 
stichhaltig  sind.  Die  Station  von  Campigny  zeigt 
keine  genügend  scharfen  Merkmale,  um  daraus  ein 
typisches  Vorkommen  einer  speciellcu  Epoche  ableiten 
zu  können.  Mortillet  wird  in  der  darauf  folgenden 
Discussion  von  den  Urhebern  jener  „Epoche“  scharf 
angegriffen. 

162.  Mortillet,  A.  de:  Gippe  dAcouvort  daue  le 
de  partement  de  t'Ande.  S.  261  f. 

Kleine  Steins&ulc  (Cippns)  in  der  Nahe  von  Car- 
cassoiinc;  Zweck  und  Alter  unbekannt. 

163-  Mortillet,  A.  de:  Grande  hache  polie  en  dio- 
rite,  tronvee  dans  l’Orne.  S.  199 f. 

Im  I »epartement  Orne  sind  polirte  Steinbeile  aus 
Diorit  häutig;  Mortillet  zeigt  einige  solche,  die  sieh 
durch  ihre  ungewöhnliche  Grösse  auszeichnen. 

161.  Papillault,  G.:  Quelques  lois  touchant  la 
croisnance  et  la  heautA  du  visage  humain. 
Conference  annuelle.  Br*»ca.  S.  220 ff. 

Die  WerthabmeMUng  (Hierarchie)  der  Körpermerk- 
mal«  des  Menschen  kan»  nach  zwei  Gesichtspunkten 
liestimrat  werden,  nach  dein  der  ontogeneti sehen 
Entwickelung,  wobei  die  weniger  weit  vom  kindlichen 
Zustande  entfernten  Merkmale  als  rückständiger,  nie- 
driger angesehen  werden,  oder  nach  der  phylogeneti- 


schen Entwickelung,  indem  thierähnlichere  Formen 
als  niedriger  gelten.  Papillault  möchte  für  die  Be- 
urtheilung  der  Schönheit,  speciell  des  menschlichen 
Gesichtes,  als  Norm  das  Maass  ansehen , iu  welchem' 
seine  Form  durch  höhere  Cnltureinflüase  innerhalb 
der  menschlichen  Gesellschaft  (sociale  Wirkungen) 
beeinflusst  worden  ist.  Wesentlich  betreffen  diese 
Einflüsse  die  Kiefer,  die  auf  einer  gewissen  Vorstufe 
des  Menschen  noch  als  starke  Waffe  dienten,  bei  fort- 
schreitender Cultur  aber  nicht  mehr,  und  deshalb 
einer  entsprechenden  Reduction  verfielen  Betrachtet 
man  unter  diesem  Gesichtspunkte  den  Schade],  «o  ist 
derselbe  in  erwachsenem  Zustande  nicht  eine  propor- 
tionale Vergrösserung  seiner  kindlichen  Form,  son- 
dern die  Proportionen  seiner  einzelnen  Theile  haben 
sich  in  erheblichem  Grade  verändert.  Papillault 
verglich  20  frische  Schädel  von  Neugeborenen  mit 
OO  Schädeln  Erwachsener,  indem  er  bei  beiden  eine 
Reihe  wichtiger  Dimensionen  maass  und  die  mittlere 
Grosse  des  kindlichen  M nasses  in  Procentzahlen  der 
Grosse  de»  entsprechenden  Maasses  am  erwachsenen 
Schädel  ausd rückte.  Diese  relativen  Zahlen  bewegten 
sich  in  weiter  Amplitude,  zwischen  25  Proc.  und 
74  Proc.,  und  zwar  treten  zwei  Hauptgruppen  der 
relativen  Grösse  hervor;  Alle  Maasae  an  der  oberen 
Partie  des  Schädels  zeigen  hohe  Procentzahlen  , d.  h. 
sie  haben  bei  der  Geburt  bereits  eine  beträchtliche 
proportionale  Grosse  erreicht;  so  ist  die  relative 
Grösse  des  StirnlwekorubatandcB  74  Proc.,  die  kleinste 
Stirnbreite  60  Proc.  Der  Querdurchmeaser  zwischen 
den  Tubera  parietal  La  hat  die  Zahl  64,  der  grösste 
Längsdurchmesser  des  ilii  uschädela  59,  der  grösste 
Breitend  »rchmesser  58.  Auch  der  zunächst  unter 
dem  Hirnschädel  liegende  Theil  des  Gesichtes  bat 
noch  sehr  relative  Zahlen:  so  die  Interorbitalbreite  56, 
die  Höhe  der  Orbita  56,  die  Breite  derselben  68.  Bis 
dahin  liegen  alle  Verbaltnisszahlcn  über  56,  weiter 
unterhalb  am  Gesicht  nicht  mehr.  Die  relative  Joch- 
bogenbreite  ist  noch  ziemlich  gross  (47);  sie  wird 
noch  stark  von  der  Breite  dos  Hiruschädels  beeinflusst. 
Dies  ist  aber  nicht  mehr  der  Fall  bei  den  llühen- 
raaassen  des  Gesichtes.  Die  gauze  Gesichtshöhe  hat 
nur  eine  Verhältnisszahl  von  42 , die  Höhe  der  Nase 
38,  die  Höhe  des  os  incisivum  nur  26  (die  kleinste 
Verhältnisszahl  am  ganzen  Kopf).  Aber  mitten  in  diesen 
kleinen  Zahlen  füll  auf  die  relative  Grösse  der  Nasen- 
breite 51.  — Die  Unterschiede  in  den  relativeu  ürossen- 
zahlen  des  oberen  und  unteren  Koufabschnitte*  haben 
ihren  Grund  in  den  besonderen  Kigenthümlichkeiten 
der  Ncrvensubstanz  uud  der  bindegewebigen  Sub- 
stanzen. Entere  hat  bei  der  Geburt  der  Hauptsache 
nach  ihre  Entwickelung  abgeschlossen,  die  Gewebe 
aus  der  Gruppe  des  Bind  eg«  wehes  entwickeln  sich 
unter  der  Einwirkung  functinneller  Reize  weiter,  sie 
sind  bei  der  Geburt  noch  proliferirende  Gewebe,  das 
Nervengewebe  nicht.  Das  Gehirn  hat  bei  der  Geburt 
bereit*  fast  sein  ganzes  Capital  von  Nerveuelementen 
aufgespeichert , bei  den  Gesichtskuochen  dagegen 
sammelt  »ich  während  der  praefuuctionellen  (embryo- 
nalen) Zeit  nur  ein  geringer  Vorrath  von  Knochen  an, 
der  er*t  spater  unter  dem  Einfluss  der  Reize  und  der 
Fnnction  wächst.  Nur  an  einer  Stelle  kommt  im 
Gesicht  ein  ähnlicher  früher  Abschluss  der  Entwicke- 
lung vor,  an  den  Schraelzkappon  der  Zähne;  sic  er- 
reichen schon  sehr  früh  ihre  definitive  Breite,  am 
frühesten  von  ihnen  die  Incisoren.  Nur  dadurch  ist 
die  verhältnissmüssig  grosse  Breite  des  Zwischen- 
kiefers,  und  in  Folge  dessen  auch  die  grosse  relative 
Breite  der  Na$enöffoung  bedingt.  Wenn  al*»r  nun 
dag  Gebiss  sich  unter  dein  Einfluss  höherer  socialer 
Verhältnisse  verkleinert,  so  wird  damit  auch  die 
Nasenötfhung  verengert.  Schmale  Naseuöffnung  ist 


Digitized  by  Google 


Referate. 


671 


deshalb  ebenso  wie  Kleinheit  des  Gesichtes  ein 
Schönhcitsmerkmal,  weil  sie  die  Einwirkung  höherer 
Cultur  erkennen  lassen. 

165.  Papillault,  G.:  M ode  de  croissance  chez 
u n g e a u t.  S.  426  iF. 

In  einer  der  .Sitzungen  der  Gesellschaft  hatte  Cap  i- 
tau  einen  jungen  Maun  mit  Riesenwuchs  vorgestellt. 
Papillault  hat  denselben  in  exactcr  Weise  gemessen 
una  veröffentlicht  hier  seine  Resultate.  Zum  Vergleich 
hatte  er  die  Maasse  von  drei  grossen  (177  cm),  robusten, 
wohlgebauten  Männern  genommen.  Berechnet  man 
di©  Maasse  des  Riesen  in  Procenten  derjenigen  des 
Durchschnitts  der  normalen  Männer,  so  erhält  man 
Verhält ni«szah!en,  die  zwischen  1*3  und  1H2  schwanken; 
das  Wachsthum  der  einzelnen  Körpertheile  des  ersteren 
ist  also  sehr  verschieden  von  dem  der  letzteren.  Es 
fragt  sich:  ist  in  diesen  Abweichungen  ein  gewisses 
System  vorhanden  V Zunächst  betreffen  die  Ab- 
weichungen die  Extremitäten,  besonders  die  unteren, 
ferner  sind  die  proximalen  Abschnitte  der  Extremi- 
täten viel  geringer  gewachsen  als  die  mittleren  (Radius- 
Ulna,  Tibia-Fibula);  die  Endsegmente  (Hand  und  Fuss) 
zeigen  ein  etwas  geringeres  Wachßthum  als  die  mitt- 
leren. Das  Dickenwachsthum  der  Extremitutenseg- 
mente  geht  dem  LängenwachBthum  derselben  nicht 
parallel,  das  periostale  Knochen wachsth um  scheint 
überall  gleichmäßig  gewesen  zu  sein  und  deshalb 
sind  die  Segmente  in  dem  Maasse  verbreitert  , als  sie 
mehr  Knochen  neben  einander  enthalten.  Die  ein- 
zelnen Epiphysenknorpel  scbliessen  ihre  Activität  zu 
verschiedenen  Zeiten  ab:  manche  sind  schon  obliterirt, 
während  andere  noch  weiter  Knochen  bilden.  Tritt 
nun  ein  pathologisches  Wachsthum  zu  einer  Zeit  ein, 
wo  schon  einzelne  ganz  verknöchert  sind,  andere  noch 
nicht,  so  wird  das  Wachsthum  unproportional  werden, 
uud  das  tindet  im  vorliegenden  Falle  statt  Dio 
Weich  (heile  werden  dadurch  in  verschiedener  Weise 
beeinflusst.  Papillault  meint,  dass  auch  da,  wo 
die  Knochen  abnorm  gewachsen  sind,  die  Weichtheile 
doch  stationär  geblieben  seien  und  sucht  durch  dieses 
Missverhältnis»  verschiedene  Erscheinungen  bei  dem 
Riesen  zu  erklären,  wie  die  stärker©  Krümmung  der 
Wirbelsäule*,  die  Abdachung  des  Fussgewölbes , des 
Genu  valgum  der  linken  Seite  (auf  der  der  Umfang 
und  damit  di©  Kraft  der  ÜberBchcnkelmuskcdn  ge- 
ringer ist,  als  auf  der  rechten).  Auch  am  Kopf 
lassen  sich  Formabweichungen  auf  abnormes  Wachs- 
thum an  den  Stellen  zurückführen , an  denen  dos 
kn  ochen  bildende  Gewebe  zur  Zeit  des  pathologischen 
Wachsthums  noch  functionirte.  Wo  das  Wachsthum 
schon  vorher  abgeschlossen  war,  sind  die  Dimensionen 
normal  oder  selbst  unteruormal  (Mandibula,  Stirn- 
breit©  u.  s,  w.),  wo  die  Wachsthumsstellen  noch  activ 
waren,  sind  die  Dimensionen  vergrössert.  Besonders 
stark  war  das  Wachsthum  au  der  Lambdanaht,  so 
dass  hier  di©  Hintcrhauptsscbuppe  stark  abgesetxt 
nach  hinten  hervorragt.  Und  eine  im  Jahre  1894  gefer- 
tige  Profilphotographie  desselben  Individuums  zeigt, 
dass  dieser  Vorsprung  erst  seit  jener  Zeit  entstanden 
ist,  also  nicht  eine  Folge  von  Rh&chitis  in  früherer 
Kindheit  ist  — Für  die  Erklärung  der  ganzen  Wachs- 
thuinsstörung  erscheint  der  Infantilismus  des  Be- 
treffenden von  einer  gewissen  Bedeutung  zu  sein  (bei 
Infantilen,  auch  bei  Eunuchen  sind  di©  Unterextremi- 
täten beaonderal  aug).  doch  reicht  er  allein  nicht  zur 
Erklärung  des  Riesenwuchses  aus,  und  Papillault 
glaubt,  das«  beides,  Infantilisimis  und  Riesenwuchs, 
die  Folge  gewisser  Störungen  trophiacher  Drüsen  sind. 

166.  Papillault, G.:  Rapport  sur  le  prix  Godard. 
S.  658 ff.;  prix  Fau  veile,  8.  662  ff. 

Der  prix  Godard  wurde  getheilt  und  an  Ilanotte 


(anatomiu  pathologique  de  l'oxycephalie)  und  So  u 1 a r u e 
(recherehes  sur  les  dimenBions  des  os  ei  les  propor- 
tions  squelettiques  de  l’homme  dans  les  differentes 
races)  gegolten ; der  prix  Fauvelle  hat  nur  einen  Be- 
arbeiter gefunden,  Tn  elia  ult,  der  ein  Werk  über  die 
Beziehungen  des  N.  vagus  zum  Sympathicus  bei  den 
Vögeln  einsandte. 

167.  Regnault,  Felix:  Morphogeni©  ossouse 
expliquee  par  la  pathologie.  S.  411  ff. 

Ea  ist  lange  bekannt,  dass  die  Knochenvorsprünge 
an  den  Ansatzatellen  der  Muskeln  in  gewissem  Ver- 
hältnis« zu  der  Entwickelung  der  letzteren  stehen. 
Im  Allgemeinen  sind  sie  bei  Muskelu  von  grossem 
Querschnitt  breit  und  dick,  bei  laugen  Muskelfasern 
dagegen  länger  und  dünner.  Doch  spielt  hierbei  auch 
das  Periost  eine  grosse  Rolle  und  jene  Sätze  gelten 
nur  unter  der  Voraussetzung,  dass  dieses  immer  mit 
gleicher  Intensität  auf  den  fuuctioncllcn  Reiz  des 
Muskels  reagirt  Am  rhachitischen  Knochen  besteht 
©wohnlich  ein  grösserer  Keizzustand  dos  Poriosts; 
ie  Knochenwuchcrungen  und  Voraprüngo  am  rhachi- 
tiBchen  Becken  sind  nlt bekannt,  aber  gleiche  Vor- 
sprünge Bind  auch  am  übrigen  Skelet , besonders  an 
den  langen  Röhrenknochen , häufig  vorhanden.  Sie 
sind  charakterisirt  durch  ihre  Länge  und  durch  ihre 
spitze  Endigung.  Am  stärksten  tritt  diese  rhachitische 
Knochenentwickelung  an  den  Kanten  and  Ecken  des 
Knochens  auf.  Besonders  häufig  kommt  bei  dieser 
Erkrankung  ein  Trochanter  tertius  vor;  an  24  rhacbi- 
tischen  Oberschenkelknochen  de«  Musee  Dupuytren 
war  er  20 mal  mehr  oder  weniger  stark  ausgeprägt. 
— Die  Knocheavorspriinge  entwickeln  sich  ferner  auch 
Märker,  wenn  der  Kuochen  in  Folge  pathologischer 
Vorgänge  (z.  B.  Verletzung  der  Epipbysenkuorpcl) 
kürzer  und  dicker  wird.  Bei  Zwergen  mit  geringem 
Längen  wachsth  um  sind  die  Apophysen  oft  ungemein 
gross , dick  und  vorspringend ; auch  t>ei  Acromegalie 
sind  sie  übermässig  gross,  während  zugleich  der  ganze 
Knochen  verdickt  ist.  — Vertiefungen  am  Knochen 
bilden  sich  aus,  sobald  ein,  wenn  auch  schwacher 
Druck  dauernd  auf  den  Knochen  cinwirkt  (Tumoren, 
Rinnen  der  Arterien  und  Venen,  Hirnwindungen  u.s.  w.). 
So  höhlt  der  Muskelbauch  den  Knochen  aus  durch 
den  constanten  Druck  seines  Tonus.  Bei  Ankylosen, 
Luxationen,  alten  Fracturen,  Pes  varus  u.  s.  w.,  sind 
die  Vertiefungen  noch  verstärkt.  Die  Knochenrinde 
ist  über  der  Vertiefung  durch  dpn  Druck  des  weichen 
Organs  verdünnt,  an  den  Vorsprüngen  dagegen  ver- 
stärkt (Zug  der  Aponenrosen  oder  Sehnen).  Auch 
bei  der  Austiefung  des  Knochens  durch  Druck  spielt 
da«  Periost  «eine  Rolle;  so  werden  nach  Rcsectioneu 
nicht  nur  die  Vorsprünge  grösser,  sondern  auch  die 
Rinnen  tiefer;  dasselbe  ist  der  Fall  bei  Rhacbitis, 
Osteoporose  u.  s.  w.  Bei  entzündlichem  Periost  sind 
die  Kinder  dar  Knocheuvoriiefungen  besonders  er- 
höht (chronische  Osteomyelitis,  Paget’schc  Krank- 
heit, multiple  Osteitis  der  Epiphysen). 

166.  Riviöre,  Emile:  La  lampe  en  gres  de  la 
grotte  de  la  Mouthe  (Dordogne).  S.  554. 

Die  Hohle  von  Mouthe  in  der  Dordogne  ist  in 
einer  Entfernung  von  60  bis  90  m vom  Eingänge 
stockfinster,  aber  trotzdem  an  ihren  Wänden  mit 
Petroglyphen  geschmückt.  Man  hat  verschiedene 
Erklärungen  dafür  versucht,  aber  erst  eine  von 
Riviire  im  August  185*3  gefundene  und  aus  der 
Epoque  magdalönienne  stammende  Lampe  aus  Sand- 
stein. die  noch  Schwärzungen  von  Kuss  zeigt«,  hat 
das  Rath  sei  der  Beleuchtung  jener  dunkeln  Höhle 
gelöst. 


672 


Referate. 


109.  Bobin,  Paul:  Cne  residence  föderativ e. 
8.  602  ff. 

Beschreibung  einer  socialen , vor  drei  Jahren  in 
Wainoni  bei  Chriatchurch  (Neu  Seeland)  gestifteten 
Secte. 

170.  Bollain,  A.:  Habitations  neolithiques  du 
plateau  des  Hantes-Bruy  eres  (Yillejuif). 
S.  200  ff. 

Im  Band  VIII  der  P Anthropologie , S.  386  u.  308 
beschrieb  Laville  neolithiacbe  Wohnungen  bei 
Hau  tesBruy  eres;  dieselben  wurden  von  Rollain  noch 
weiter  untersucht  und  dieser  kommt  zu  dem  Schluss, 
dass  hier  auf  die  paläolithische  Zeit  ohne  Unter* 
brechung  (oder  höchstens  mit  einer  sehr  geringen) 
die  neoUthische  gefolgt  sei.  Nur  durch  eine  wenige 
Centimeter  dicke  Krdachicht  waren  von  der  vorigen 
Station  getrennt  Funde  aus  der  Kobenhaascn'scuen 
Periode,  also  einer  sehr  viel  späteren  Zeit 

171.  Bollain,  A.:Scories  de  fer  antehistorique«. 

S.  317  ff. 

Beschreibung  eines  sehr  primitiven  Eisenschmelz- 
ofens in  der  Nähe  von  Kpcrnay  (Marne);  Rollain 
hält  ihn  für  vorgeschichtlich.  In  der  Discussion  weist 
Lionel  Bonnemöre  auf  zahlreiche  ganz  ähnliche 
Schmelzofen  in  der  Bretagne,  in  Cdtes  du  Nord,  in 
Loire  inferieurc  u.  s.  w.  hin. 

172.  Schmit,  Emile:  La  vigne  aux  morts  de 
Loisy-sur-Marne.  Fouilles  d’un  cime- 
tiere  gaulois  et  gallo-romain.  S.  563 ff. 

Beschreibung  eines  Grabfeldes  und  der  dort  ge- 
machten Funde  sus  gallischer  und  gallisch  römischer 
Zeit  in  der  Nähe  von  Loisy-sur-Marne. 

173.  Soularue,  G.  M&rti&l:  Heehcrchea  Bur  les 
dimensions  des  ob  et  les  proportions 
sqnelettiques  de  l'homme  dans  les  diffe- 
rentes races.  S.  328  ff. 

Fleiasige  Arbeit  über  die  an  174  montirten  Ske- 
letten im  Musee  Broca  und  im  Musee  d’hist.  nat.  er- 
haltenen Proportionen  des  menschlichen  Skelettes. 
Soolarue  giebt  am  Schlüsse  folgende  Zusammen- 
fassung seiner  Resultate:  1-  Absolute  Länge,  Umfang 
und  Querschnittsindex  (das  Verhältnis*  von  Länge  und 
Umfang)  der  Knochen  variiren  in  jeder  Hasse  und  bei 
beiden  Geschlechtern.  Im  Allgemeinen  ist  bei  kleinerer 
Länge  eines  Knochens  sein  Umfang  vergTÖSBcrt.  Das 
gilt  für  das  Individuum,  wie  auch  für  die  K&sbc:  bei 
Kasseu  von  kleinem  Wuchs  sind  die  Knochenumfange 
durchschnittlich  vergrossert.  In  Bezug  auf  das  Ge- 
schlecht findet  sich  der  größte  Unterschied  zwischen 
Länge  und  Umfang  des  Knochens  des  Mannes  und 
dea  Weihes  bei  der  gelben  Rasse  und  bei  Europäern, 
der  kleinste  Unterschied  beim  Araber  und  beim  Neger. 
— 2.  Auch  die  Wirbelsäule  variirt  in  jeder  Rasse  und 
bei  beiden  Geschlechtern,  sowohl  in  ihrer  Länge  als 
auch  in  ihrer  Dicke,  als  Ganzes  wie  in  ihren  einzelnen 
Regionen.  Ihre  ganze  Länge  ist  am  grössten  beim 
Europäer.  Zur  Länge  der  Extremitäten  steht  die  der 
Wirbelsäule  in  umgekehrtem  Verhältniss:  so  haben 
die  Neger  die  längsten  Extremitäten  und  die  kürzeste 
Wirbelsäule.  Beim  Weibo  ist  die  Wirbelsäule  im 
Allgemeinen  etwas  kürzer  als  heim  Manne,  aber  nur 
in  der  Dorsalregion ; der  Lumb&rabschnitt  ist  ebenso 
oder  fast  ebenso  lang  wie  beim  Manne.  Die  Breite 
der  Wirbelsäule  in  der  Lendenregion  ist  beim  Manne 
grösser  als  beim  Weibe,  die  der  Dorsalregion  gleich 
ross  oder  fast  gleich  gross  bei  !>eiden  Geschlechtern.  — 
. Vergleicht  man  die  Rumpflänge  mit  der  Länge  von 
Oberschenkel  und  Unterschenkel,  so  erhält  man  kurz- 


beinige (brachyskele)  Rassen  (wie  z.  B.  die  gelbe) 
und  sehr  langbeinige  (macroskele),  z.  B.  die  Schwarzen. 
Individuelle  Abweichungen  aber  sind  häufig  und  oft 
gross.  — 4.  Die  Untersuchungen  über  das  Verhältnis« 
zwischen  Lauge  der  Extremitäten  und  Körperlänge, 
zwischen  lAnge  der  Ober-  und  Unterextremität  und 
zwischen  den  einzelnen  Abschnitten  der  Extremitäten 
haben  die  Resultate  Ilumphry’s,  Broca’s,  Topi- 
mird’s  u.  i.  w.  bestätigt. 

174.  Thieullen,  Ad.:  Les  pierres  percees.  S.92ff. 
Thieullen  hat  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft schon  in  einer  früheren  Sitzung  eine  Anzahl 
künstlich  durchbohrter  Kiesel  vorgelegt , ausserdem 
auch  durchbohrte  Kalkschwämme.  A.  de  Mortillet 
hatte  die  Durchbohrungen  für  natürliche  Oeffnungen 
im  Kalkschwamm  gehalten.  Thieullen  sucht  zu 
zeigen  | das»  auch  die  natürlichen  Oeffnungen , wenn 
sie  durch  Kreidekalk  verstopft  waren,  von  den  prä- 
historischen Menschen  wieder  aufgemacht  wurden. 

175.  Thieullen,  Ad.:  Dent  d’elephas  antiquus 
decou  verte  ä Paris.  S.  117  ff. 

Zusammcnvorkommen  eines  Steingcräths  vom 
Saint  Achenl-,  sowie  eines  anderen  vom  Mousterien- 
Tvpus  mit  dem  Zahn  eines  Elephas  antiquus. 

176.  Thieullen,  Ad.:  Cönes  de  silcx  taillös. 
S.  128  f. 

Vorlegung  einer  Anzahl  ironischer  Steingeräthe, 
die  in  ihrer  Basis  so  gerade  abgeschnitten  sind,  dass 
sic  aufrecht  stehen  können. 

177.  Thieullen,  Ad.:  Silex  anti  - classiqucs, 
prösentös  ülaSociete  norraande d’F.tude« 
prehistoriques.  S.  296. 

Thieullen  berichtet  über  den  Beifall,  den  seine 
Ausführungen  in  einer  Sitzung  der  genannten  Ge- 
sellschaft gefunden  haben. 

178.  Tomaai,  Paul:  Les  megalithes  da  sud- 
ouest  de  la  Corse  et  les  stations  nöoli- 
thiques  de  Grossa  canton  de  Sartcne. 
S.  532  ff. 

To  was  i führt  eine  Reihe  von  prähistorischen 
Denkmälern  (Menhirs,  Dolmen,  Steinsetzungeu  u.  s.  w.) 
uud  üerüthfunden  aus  dem  Süden  von  Coraica  auf. 
Die  Mehrzahl  dieser  Fundstellen  und  Megalithen 
waren  bis  dahin  noch  nicht  bekannt. 

179.  V&riot,  G.:  Note  surledolmendit  du  Mont 
de  Scne  et  sur  quelques  autres  dolrnens 
de  la  region  voisine.  S.  653ff. 

Mehrere  Dolmen  in  der  Umgebung  von  Soutenay 
(Cöte  d’or).  Variot  hat  einen  derselben,  den  typisch- 
sten, untersucht  und  nur  Knochenreste  darin  ge- 
funden; früher  grub  man  dort  aus  : Jadeitbeile,  Stein- 
messer,  steinerne  Armringe,  Ilolzpfriemen  und -Nadeln, 
eine  Glas-  und  eine  Granatperle. 

180.  Vauvillö,  O. : Station  gallo-romain  e de 
Venizel,  canton  de  Soissons,  departe- 
ment  de  UAisne.  S.  15ff. 

Auffindung  einer  bedeutenden  und  reichen  gallo- 
römischcn  Niederlassung  im  Departement  Aisne. 

181.  Vauvillö,  O.:  Sepulture  humaine  et  men* 
les  ä cernsor  le  grain  de  Vanxrezia 

S.  17  ff. 

Ein  Begräbnis»  aus  unbestimmter  Zeit  in  einer  sehr 
alten  Grube,  in  der  gerollte  Kiesblöcke,  wahrschein- 
lich Getreidcruibsteine,  ausgograhen  worden  waren. 


Referate. 


673 


182.  Vauville,  O.:  Dolmen  de  Missy-aux-Bois, 
canton  de  Vic-de-Aisne  (Aisne).  S.  71  ff. 

Rette  eine*  schönen  Dolmen  im  Departement 
Aitne. 

183.  Vauvillö, Ootave : Cimetiöre  gallo-roraain 
des  Longnes-Raiea,  tur  le  territoire  de 
Soissons.  S.  103  ff. 

Hi*  Ende  1698  waren  101  Gräber  (mit  Holzsärgen) 
eines  Friedhofes  ans  römischer  Zeit  bei  Soissons  auf* 
gedeckt  worden.  Die  gefundenen  Münzen  umfassten 
die  Zeit  von  Caligala  (37  n.  Chr.)  bis  Marc  Aorel 
(180  n.  Chr.),  uud  damit  stimmten  auch  die  übrigen 
Funde. 

184.  VauviUd,  O.:  Station  gallo-romaine  sur 
Pernant  Aitne.  S.  <>44 f. 

Ruinenstätte  einer  etwa  7 bis  8 Hektar  grossen 
gallisch-römischen  Niederlassung. 

166.  Vauvilld,  Octave:  Ciseau  en  silex  taillö 
et  poli  trouvö  ä Couvrelles,  canton  de 
Rraisne  (Aisne).  S.  135  f. 

Meisaelformigee  Stei'ngeräth  aus  neolithischer  Zeit. 

186,  Vauville,  Ootave:  Dicouvert©  de  sepul- 
ture  humaine  ancienne  sur  le  territoire 
de  Couvrelles  (Aisne).  S.  136  ff. 

Zwei  Gräber  aus  unbestimmter  (vielleicht  mero- 
vingischer)  Zeit. 

187.  Vnuvillö,  O.:  Decouvertes  d’habitation 
non  construite  et  d’objcts  de  l’öpoque 
gallo-romaine  sur  Soissons.  S.  616 ff. 

Bei  der  Entfestigung  von  Soissons  wurden  vieler- 
lei Dinge  aus  gallisch-römischer  Zeit  gefunden:  Topf- 
reste und  ganze  Töpfe,  eine  Thonstatuette,  ein  be- 
hauener Stein,  Münzen  u.  «.  w.  Vauville  glaubt, 
dass  man  ri  an  dieser  Stelle  nicht  mit  einer  Woh- 
nung, sondern  mit  dem  Magazin  eines  Händlers  zu 
thun  hat. 

168.  Verneau:  Photographie*  de  eränes  an- 
ciens  de  l’tfgypte.  S.  26  f. 

Verneau  legt  Photographien  der  von  Fouquet 
beschriebenen  altägyptischen  Schädel  vor  und  zeigt, 
dass die*e,entgegengcsetzt  der  Ansicht  Zaborowski’s, 
grosse  Verschiedenheiten  ihrer  Merkmale  aufweisen. 

189.  Zaborowaki:  L’homo  neanderthaliensis 
et  le  crune  d'Eguisheiro.  S.  283  ff, 

Zaborowski  bespricht  anerkennend  Sch  walbe’s 
Arbeit  über  die  Schädelformen  der  ältesten  Menschen- 
rassen U.  8.  W. 


HK).  Zaborowaki:  Restes  h umains  de  stations 
lacnstres  de  Page  dn  bronze  en  Snisse. 
S.  548  f. 

Verf.  findet  in  den  Angaben  von  Schenk  uud 
Pitard  Bestätigung  seiner  Ansicht,  dass  in  der  spä- 
teren neolithiseneu  Zeit  grosse  blonde  DoHchocephalen 
in  die  Schweiz  cind  rangen  and  dort  die  herrschende 
Rasse  waren.  Auch  unter  fünf  in  der  Pfahlbannieder- 
lassung von  Coroelettea  gefundenen  Schädeln  waren 
vier  Langköpfe. 

191.  Zaborowaki:  Sur  Porigino  des  Malgaches. 
S.  649  ff. 

Zaborowski  trägt  die  Ansicht  Grandidier’s 
über  die  Rassenzusauimensetzung  in  Madagascar  vor. 
Er  glaubt,  dass  die  Frage  noch  offen  »ei,  oh  das 
schwarze  Element  der  dortigen  Bevölkerung  afrika- 
nischen oder  papuanischen  Ursprungs  i«t, 

192.  Zaborowski:  Contribution  ä Pethnologie 
ancienne  et  moderne  dnCaucase.  S.585ff. 

Verf.  beschreibt  nach  einer  Umschau  über  den 
Stand  unserer  Kenutnisse  über  die  Prähistorie  des 
Kaukasus  1.  einen  sogenannten  tnacrocephalen  Schädel 
(deformation  couchöc),  der  nach  seiner  Meinung,  wie  alle 
derartigen  osteuropäischen  Schädel  aus  der  Umgebung 
des  Schwarzen  Meeres,  in  seiner  natürlichen  Form  dem 
sogenannten  kyrarischen  Typus  angehört  habe ; 2.  einen 
bracbycephalen  (wahrscheinlich  $ ) Schädel,  der  nach 
ihm  „turaniscb-  ist  und  wohl  einer  Frau  fremden 
Stammes  angehört  habe.  Durch  derartige  Mischungen 
sei  allmählich  die  dolicbocephale  Schädelform  der 
Bewohner  am  Nordufer  des  Schwärzen  Meeres  in  eine 
brachycephale  umgcwandelt  worden  (Osseten).  Weiter 
beschreibt  Zaborowski  dolichocephale  und  leptor- 
rhine,  sowie  mesocephsle  und  sabbrachycephale  Schädel 
ans  Kurganen  von  Ilynskaia  und  Nachbarschaft. 

193.  Zaborowski:  Sepultures  des  Noues  Mario 
pres  Trieb  S.  627  f. 

Dolichocephaler  Schädel  mit  kapselförmig  (Chig- 
non)  vertretendem  Hinterhaupt;  Zeitbestimmung  un- 
möglich. 

191.  Zaborowaki:  Galtchas,  Savoyards,  Sartcs 
et  Uzbegues.  S.  698 ff. 

Verf.  glaubt,  dass  die  Voreltern  der  bracby- 
cephalen Galtschas  und  Tadschik  ebenso  wie  die  der 
kurzköpfigen  Savoyarden  nicht  die  rundköpfige  Schädel- 
form  ihrer  heutigen  Nachkommen  besessen  hätten, 
sondern  dass  diese  erst  in  Folge  von  Mischungen  mit 
Bracbycephalen  kurzköpfig  geworden  seien.  Er  ver- 
sucht dann  noch  eine  anthropologische  Schilderung 
der  Sarten,  Usbeken,  Ephthaliten  u.  s.  w.  nach  einigen 
wenigen  Schädeln  und  nach  den  Angaben  von  Reifenden. 


Aus  Bulletins  et  mömoires  de  la  sociötö  d’anthropologfie  de  Paris. 
V.  Sdrie.  Tome  premier.  1900. 


Die  seit  1659  erscheinenden  Bulletins  der  Pariser 
anthropologischen  Gesellschaft  (bis  jetzt  40  Bände) 
beginnen  eine  neue  (die  fünfte)  Serie.  Sie  erscheinen 
von  jetzt  ab  in  grösserem  Format.  Die  gleichfalls 
von  der  Pariser  anthropologischen  Gesellschaft  heraus- 
gegebenen Memoire*  hören  auf  zu  erscheinen  und  die 
Bulletins  tragen  von  jetzt  nb  den  veränderten  Titel: 
Bulletins  et  memoires. 

195.  Anthony.  R,:  A propos  de  la  Telögonie. 
S.  18  ff 

Archiv  Ar  Anthropologie  Bd.  XXVII. 


fase.  1 — 6.  Paris,  Masaon. 

Verf.  untersucht  die  Vererbungserscheinungen 
bei  den  Nachkommen  einer  stummclscliwänzigcn 
weiblichen  Katze  (von  normalem  Knter).  Bei  dem 
Vergleiche  der  einzelnen  Würfe  findet  er,  dass  der 
mütterliche  Einfluss  abzunehtnen , der  väterliche  *u- 
zunehmen  scheint.  Er  hält  die  Erklärung  für  die 
wahrscheinlichste,  dass  der  väterliche  Einfluss  früherer 
Begattungen  im  mütterlichen  Organismus  fortwirke 
und  sich  summire,  schlägt  aber  vor.  die  ganze  Frage 
noch  einmal  durch  streng  wissenschaftliche«  Experi- 
ment nachzuprüfen. 

86 


Digitized  by  Google 


Referat«. 


«74 

190  Anthony,  R.:  Le  mneele  prcaternel:  «oi 
formei  fibreuset  rudimcntaires,  leur 
frequenoe  che*  Ehomme  et  lenr  priaence 
chez  certains  »nitnaux.  S.  4 8t j ff. 

Ein  rudimentärer,  oft  nur  huh  bindegewebigen 
Fasern  bestehender  M.  praestemalis  kommt  öfters  vor 
(in  etwa  25  Proc.  der  Menschen);  Verf.  erklärt  aeine 
Entstehung  ans  dem  beiderseitigen  Zusaramenfliessen 
der  unteren  Ansätze  der  Mm-  sterno-mastoidei.  Solche 
Bildungen  kommen  auch  bei  anderen  Süugethieren 
mit  breitem  Sternum  (platysternen  Thieren)  und  breitem 
Thorax  vor. 

197.  Azoul&y,  L.:  „L’ere  uouvelle  des  «ous  et 
des  bruits.“  S.  172  ff. 

Verf.  bespricht  die  wissenschaftliche  Bedeutung 
des  Phonographen.  Er  fixirt  die  Schallschwingungen 
in  object ivster  Weise  und  giebt  so  die  Möglichkeit 
strenger  analytischer  Methoden  in  der  Akustik.  Für 
die  Anthropologie  verspricht  er  als  linguistisches 
Hilfsmittel  für  die  exacte  Kenntnis»  der  Völker- 
sprachen wie  für  die  Entwickelung  der  Sprache  des 
Kindes  grosse  Erfolge. 

196.  Aaoul&y,  L:  Sur  la  construction  d’un 
musee  phonographiq ue.  S.  222. 

Asoulay  schlagt  die  Gründung  phonographischer 
Museen  und  Archive,  sowie  eine  internationale  Einigung 
über  Methoden  und  Apparate  in  der  Pbonographie  vor. 

199.  Palliot:  Tumulus  de  Perrogney.  S.  446  f. 
Balliot  hat  in  einem  Tumulqs  bei  Perrogney, 

den  er  nach  früheren  Funden  der  Kpoque  marnienne 
zugeschrieben  hatte,  eine  Geldmünze  mit  dem  Bilde 
des  Kaisers  Nero  gefunden. 

200.  Binet,  E.:  Observation«  sur  les  Daho- 

mrem.  S.  244  ff. 

Vorstellung  einiger  Eingeborener  Dahotnös,  die 
zur  Pariser  Weltausstellung  geschickt  worden  waren; 
die  Besprechung  behandelt  vorzugsweise  ethno- 
graphische und  medicinisebe  Fragen. 

201.  Bloch,  Adolphe:  Pourquoi  les  Anthro- 
poide» ne  sont-ils  pas  marebeurs  bi- 
p v d e s ? S.  238  ff. 

Bloch  behandelt  die  Anpassungsersoheinungen 
der  Anthropoiden  an  das  Klettern:  schmales  Fersen- 
bein , nach  innen  gerichteter,  mit  kleinen  Gelenk* 
Hachen  ausgestatteter  Talus,  übermässig  lange  /ehen, 
bewegliche  Grosszehe,  starke  Entwickelung  der  Kapsel 
des  Tibio-tarsal gelenkes  und  meiner  Seitenbänder, 
Schlaffheit  der  Gelenke  zwischen  d<  n einzelnen  Fuss- 
knochcn.  Ketroversion  des  proximalen  Tihiaendos,  ge- 
bogenes Mittelstück  des  Femur  und  der  Tibia,  wenig 
S-förmig  gekrummto  Wirbelsäule,  bewegliche,  aber 
weniger  feste  Wirbelsäule , weit  nach  hinten  gewen- 
dete Lage  des  Foramen  magnum.  Ferner  geringe 
Entwickelung  der  OesässinuHkeln  und  des  Trioeps 
crurmii»,  tiefe  Insertion  des  Sartorius,  Semitendinosus 
und  Semiraembranotu»  an  der  Tibia. 

202.  Bloob,  A.:  Galien  anth ropologiate.  S.347ff. 
Verf.  weist  auf  di«  noch  nicht  genug  gewürdigte 

Bedeutung  G alen's  für  die  Anthropologie  und  Ethno- 
logie hin. 

203.  Bloch,  Adolpho:  Interpretation  anthro- 
pologique  du  mot  latin  Gallus  (Gaulois). 
S.  432  ff. 

Bloch  glaubt,  dass  der  lateinische  Name  Gallus 
(Gallien)  »uf  gallus,  der  Hahu,  zurückzuführeu  sei. 


204.  Bonoour,  Paul  O.:  £tude  des  modiftei- 
tions  squelettiques  consöcutivei  * The* 
miplägie  infantile.  L Le  femur.  S. 359 ff. 

Die  V crgleichung  der  gesunden  und  der  knakas 
Seite  an  den  Oberschenkelknochen  von  sieben,  a 
Folge  von  spinaler  Kinderlähmung  einseitig  Geisha- 
ten.  die  während  des  Indiens  und  nach  dem  Tode  io 
genauer  Beobachtung  kamen , ergab  an  den  Fernen 
der  gelähmten  Seite  Folgendes:  Grössere  Kleinheit  sl« 
au  der  gesunden  Seite,  geringeres  Gewicht,  kürzerer 
Schenkelhals,  grösserer  Winkel  des  letzteren  mit  dem 
Schaft,  die  Gelen k fläche  de»  Kopfes  ist  kleiner  and  re 
greift  nicht  auf  den  Hals  über,  wie  dies  auf  der  ge- 
sunden Seite  auffallend  oft  der  Fall  ist  («mpffnte, 
dite  iliaque);  der  Schaft  ist  nicht  oder  nur  in  ge- 
ringem Grade  nach  hinten  gekrümmt,  seine  Achte 
bildet  mit  der  Yerticalen  einen  entschiedeneren  Winkel 
als  auf  der  gesunden  Seite;  eine  „Pilaater*entwicke- 
luog  fehlt  oder  iit  doch  weit  geringer  als  sof  der 
gesunden  Seit«,  wie  denn  auch  sonst  alle  von  Vaikcl- 
ao sitzen  herrülirenden  Vorsprünge,  Leisten  ui. 
gering  entwickelt  sind,  der  pathologische  Knochen  hl 
im  oberen  Theile  verbreitert  in  sagittaier  Richtung, 
wie  auch  der  untere  Theil  des  Schaft««  weuiger  »-’• 
gedehnt;  ein  Trochanter  tertiua  kommt  sowohl  auf 
der  gesunden  wie  auf  der  kranken  Seite  vor,  dagegen 
ist  emeFoasa  hypotrochanterica  auf  letzterer  häutiger 
und  stärker  ansgeprägt  als  auf  der  normalen  Seite 

205.  Bonnemöre,  I». : L’ornementatios  bre* 

tonne.  6.  114. 

Bonneniere  zeigt,  wie  »ich  gewisse  Ornament 
formen  aus  der  Bronzezeit  bis  auf  den  heutigen  Tig 
in  der  Bretagne  erhalten  haben. 

206.  Cat&logue  de  rexpoaition  de  la  lociete 
d’anthropologie  de  Paris.  Expositioi 
universelle  de  Paris  de  1900.  S.  254  ff. 

A.  de  Mortillet  veröffentlicht  den  Catalog  (irr 
im  Trocadcro  au  (gestellten  prähistorischen  Aufstellung 
der  Pariser  anthropologischen  Ausstellung. 

207.  C&t&logtie  raisonne  et  descriptif;  ezpo- 
sition  de  l'ecole  d’anthropologie  et  de 
lasouf-eommissioodesmonumentsmeits* 
lithique».  Par  L.  Capitan.  S.  295. 

Die  Pariser  anthro|iologi«ehe  Schule  hatte  die 
dortige  Weltausstellung  von  1900  mit  einer  prihieto 
rischen  Sammlung  beschickt,  die  gemeinsam  mit  der 
jenigen  der  «ouscommission  de«  uionumenU  roiftb- 
thiques  aufgestellt  war.  Von  beidon'  giebt  hier 
Capitan  einen  eingehenden  wissen  wcbaftliclieu 
Catslog, 

208.  Collin,  £miJe:  Monnnies  du  Congo.  S.  3* 

Collin  führt  der  Pariser  anthropologischen  Ge- 
sellschaft verschiedene  Geldsorten  aus  den  Län’er. 
des  oberen  Ubangi  vor  (aus  Eisen,  Kupfer,  Steinperleo). 

209.  Deniker,  J.:  Dolmen  et  superstitio»- 

S.  110  ff. 

Deniker  weist  auf  einen  vor  100  Jahren  erschie- 
nenen Artikel  hin,  der  lieschreibt,  wie  man  schwächlicbr 
Kinder,  um  sie  kräftiger  zu  machen,  durch  ein  Loch 
in  der  Seitenwand  eines  Dolmen  hindurch  steckfc- 
Er  zeigt,  wie  noch  heutzutage  auf  demselben  I)ol®w 
Neugeborene  niedergelegt  werden  und  wie  noch  jett* 
ältere  Leute  durch  das  Loch  kriechen,  um  sich  var 
Fieber  zu  schützen.  Auch  bei  anderen  Dotm« 
kommen  ähnliche  Proceduren  zur  Heilung  von  Krank- 
heiten zur  Anwendung. 


Digitized  by  Google 


Referate. 


fi75 


210.  Doigneau,  A.:  La  sablicre  des  Rochottes. 
S.  122  ff. 

Vorführung  und  Abbildung  einiger  paläolithischer, 
bei  Ligine«  (Sei  ne -et -Marne)  in  einer  Sandgrube  ge- 
fundenen Steingerüthe  vom  Typus  des  „Moustäricn“. 

211.  Duhouaset:  Rh  ara-a-sama,  dit  l’homme 
primitif.  S.  1 19  ff. 

Besprechung  mehrerer  Haarmenschen  mit  Zahn- 
anomalien. 

212.  Puhouaaet:  LeBsnpplices  en  Perne.  S.  202ff. 
Duhouaset  beschreibt  frühere  und  (aus  eigenem 

Augenschein)  jetzige  ausgesucht  grausame  Strafen  der 
persischen  Justiz. 

213.  Bnjoy,  Pauld’:  Les  menteure  et  lee  diffa- 
mateurs  devant  la  loi  chinoise.  S.  IGOff. 

Verf.  vergleicht  die  Bestimmungen  der  französi- 
schen und  chinesischen  Rechtspflege  über  Verleum- 
dung und  Lüge. 

214.  Bnjoy,  Paal  d' : Le  Systeme  des  poids  et 
mesures  annarnites.  S.  lOOff. 

Beschreibung  des  (decimalen)  Maass-,  Gewichts- 
und Münzsyatems  in  Annam. 

215.  Fourdrignier , Edouard:  Le  peigne  litur- 
gique.  S.  163. 

Fourdrignier  verfolgt  den  Gebrauch  des 
Kammes  als  Cultgegeustand  in  der  katholischen  Kirche 
bis  in  das  IV.  Jahrhundert  n.  Chr.  zurück  und  glaubt, 
dass  derselbe  von  Osten  her  (Kleinasien  und  Aegypten) 
eingeführt  worden  sei. 

216.  Gaillard,  F.:  Le  tumulus  du  passage  du 
Laz  a Carnac.  S.  38 ff. 

Verf.  bat  an  der  Meeresbucht  de  la  Trinite  in 
der  Gemeinde  von  Carnac  einen  grossen , aus  Steinen 
und  Erde  bestehenden  Tumulus  oberflächlich  unter- 
sucht, dpr  über  einem  mehr  als  30  m langen  und  quer 
über  die  Längsachse  des  Tumulus  gestellten  Gang- 
grabe errichtet  war.  Die  dabei  gefundenen  Artefacte 
wiesen  auf  die  neolitbische  Zeit  hin.  Das  Ganggrab 
verspricht  bei  näherer  Untersuchung  wichtige  Auf- 
schlüsse, da  es  noch  unberührt  ist 

217.  Guibert  et  Lhuisaier:  Evolution  mentale 
et  m icrocdnhalie.  ä.  182  fl. 

Die  Verfasser  naben  eine  dreißigjährige  Micro- 
cephalin  aus  Plougouvcr  (Cötcs  du  Kord)  während 
des  Lebens  beobachten  und  nach  dem  durch  Tubcr- 
culose  erfolgten  Tode  untersuchen  können.  Sie  geben 
eine  allgemeine  Schilderung  ihres  Wesens  und  eine 
genaue  Beschreibung  des  Gehirns  und  sie  besprechen 
zum  Schluss  die  Beziehungen , die  sich  in  diesem 
Falle  zwischen  Gehirnausbildung  und  geistigen  Fähig- 
keiten erkennen  lassen. 

218.  Letourneau,  Ch.  L.:  Des  reve*  ancestraux. 
^ S.  425  ff. 

Verf.  bespricht  die  Art  von  Träumen,  die  sieb 
nur  so  erklären  lassen , dass  die  Anordnung  der  be- 
sonderen Organe  im  Gehirn,  in  denen  sie  zu  Stande 
kommen,  schon  von  den  Voreltern  ererbt  war. 

219.  Letourneau:  Caracteres  pheniciens  sur 
des  mögalithes.  8.  450. 

Letourneau  weist  auf  eiuen  Artikel  in  der  Revue 
scientilique  du  Bourbonnais  (Aug.-Octbr.  1900)  hin, 
in  dem  das  Vorkommen  pbönicischer  Buchstaben 


(zwei  Schriftzeichen,  die  dos  Wort  «Gal**,  Grab,  er- 
geben) beschrieben  wird. 

220.  MorttlleLA.de:  Lacirconcision  cn  Tunisie. 
S.  538  ff. 

A.  de  Mortille t legt  der  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft zu  Paris  eine  Reihe  von  Artikeln  des 
Dr.  A.  Loir  über  die  Beschneidung  in  Tunis  vor  und 
giebt  einen  kurzen , die  Ausführung  der  Operation 
behandelnden  Bericht  über  diese  Arbeiten. 

221.  Papillault,  G.:  Rapport  sur  le  prixBroca. 
8.  563  ff. 

Der  Broca-Preis  wird  an  Paul  Boncour  ver- 
geben für  seine  Arbeit  über  den  Einfluss  der  spinalen 
Kinderlähmung  auf  die  Form  des  Femur. 

222.  Pelletier,  Madeleine:  Recherohes  sur  les 
indices  ponderaux  du  eräne  et  des  prin- 
cipaux  os  longs  d’uno  serie  de  aquelettes 
japonais.  S.  514  ff. 

Untersuchung  der  Gewichtsindices  (nach  Manou- 
vrier’s  Vorgang)  zwischen  Schädel  und  Femur, 
Schädel  und  Unterkiefer,  Hirngewicht  (Schädelcapa- 
cität)  und  Schädelgewicht,  Humerus  und  Femur, 
uud  den  beiden  Unterschenkelknochcn  und  Femur  an 
89  japanischen  Skeletten.  Das  Verhältnis*  von  Cnpa- 
cität  (=  100)  zum  Schädelgewicht  (=x)  l>eträgt  (cf) 
89,3  und  ($  ) 36,46,  das  von  Schädel  (=  100)  zu  Femur 
(=  x)  (cf)  103,0  und  ($)  90,7;  der  Index  cranio- 
(=  100)  mandibulari«  (cf)  15,27,  (9)  13.94 , Index 
femoro  (=  100)  -humeralis  (cf)  36,29,  (9)  35,58;  Index 
cuemo-feraoralis  (Femur  = 100)  (cf)  70,42,  (9)  72,43. 

223.  Regnaul t, Föllx : Oblitöration  prematuree 
des  sutures  craniennes.  Mecanisme  des 
deform  ations.  S.  65  ff. 

Verf.  bespricht  die  Ursachen  der  Form  Veränderung 
bei  einem  tngonocephalen  Schädel;  nach  seiner  An- 
sicht ist  Hemmung  des  Knochen  wachath  ums  das 
Primäre;  die  Folge  sei,  dass  sich  die  Ränder  der  Sut. 
mediofrontalia  einander  näherten,  entsprechend  auch 
die  Stirnhöcker,  und  da-s  schliesslich  jene  Sutur  sich 
frühzeitig  schliesse.  Seine  Ansicht  wird  in  der  dar- 
auf folgenden  Discussion  von  Manouvrier  und 
Papillault  scharf  angegriffen. 

224.  Regnault,  Fölix:  Les  terres  cuites  de 
S m v r n e.  8.  647  fl'. 

Im  Schutt  der  alten  Stadt  Smyrna  kommen  Terra- 
cot  L n vor.  die  auch  medicinisches  und  anlhropo- 
logische*  Interesse  haben ; sie  zeigen  uhb  sehr  natur- 
wahr nicht  nur  exquisite  Fälle  von  Kyphose,  Ilydrocelc, 
starker  Lordose,  Facialis  - Krampf  und  LähmuDg, 
Torticullis  u.  s.  w.,  sondern  auch  akrooephale,  scapho- 
cephalu,  künstlich  deformirte  Köpfe,  wie  auch  Volker- 
typen  (charakteristischer  Cbiuesenkopf). 

225.  Riviöro,  E.:  Les  lampes  prehistoriques 
en  gr&s.  S.  67. 

Auffindung  zweier  prähistorischer  Lampen  aus 
Sandstein  in  einer  Höhle  der  Charente;  die  von 
Ri  viere  in  der  Höhle  Ia  Monthe  entdeckte  Lampe 
unterschied  sich  von  jenen  durch  eingeritzte  Zeich- 
nungen. 

226.  Riviöre,  Emile:  Les  Menhirs  deBosserons 
(Seine-et-Oise).  S.  1(4  ff. 

Auffindung  zweier  1,33  m und  88  cm  hoher  auf- 
rechter Steine  bei  lirunoy , die  von  Ri  viere  für 
Menhirs  gehalten  werden. 


Digitized  by  Google 


fi76 


Referat«. 


227.  Riviöro,  Emil«:  La  Dordogne  prchisto- 
rique.  S.  422  f. 

Kurzer  Bericht  über  neue  Untersuchungen  au  der 
Fundstelle  de  la  Madeleine  und  io  zwei  Höhlen  der 
l)o  rd  ogne. 

228.  Soularue,  Martini:  £lude  des  proportions 
de  la  eolonne  vertebrale  cbez  l’homme 
et  eher  la  femmo.  S.  132  ff. 

Untersuchung  von  174  Skeletten  auf  die  sexualen 
Unterschiede  in  den  Proportionen  der  Wirbelsäule. 
Es  ergab  sich  : 1.  dass  die  llalswirbeUiiule  beim  Manne 
absolut  länger,  im  Verhältnis»  zur  ganzen  Wirbelsäule 
ein  wenig  länger  ist,  als  beim  Weibe;  2.  dass  die 
Brustwirbelsäule  beim  Manne  absolut  wie  relativ  nicht 
unbeträchtlich  länger  ist,  als  beiin  Weibe;  daran  sind 
wesentlich  die  oberen  9 Brustwirbel  betheiligt;  der 
10.  und  11.  sind  bei  beiden  Geschlechtern  gleich 
oss,  der  12.  beim  Weibe  im  Verhältnis»  zur  ganzen 
irbelsäule  stets  grosser  als  beim  Manne;  3.  dass 
die  Lendenwirbelsaule  relativ  stet«  grosser , absolut 
oft  ebenso  lang  ist  als  heim  Manne.  Verf.  schlägt 
vor,  die  beiden  letzten  Dorsalwirbel , die  sich  hei 
beiden  Geschlechtern  lendenwirhcLäulenähnlich  ver- 
halten, Thoraco-abdominalwirbel  zu  nennen;  4.  dass 
das  Sacrum  beim  Manne  absolut  höher  und  coneaver 
ist,  uls  beim  Weibe;  in  der  Proportion  dieser  Region 
stimmen  beide  Geschlechter  überein.  Die  geringere 
Länge  der  weiblichen  Wirbelsäule  ist  also  bedingt 
durch  die  Verkürzung  der  lialswirbelsäule  und  der 
oberen  9 Brustwirbel. 

229.  Thiot,  L.:  Notice  sur  la  Station  prehisto- 
rique  de  Montmille  (Oise).  S.  440  ff. 

Die  Untersuchunjf  der  prähistorischen  Station  von 
Montmille  bei  Beauvais  hat  ergeben,  dass  es  sich  hier 
um  eine  Niederlassung  aus  dem  Beginn  der  neoli- 
thiseben  Zeit  handelt;  die  zahlreichen  Fundstücke 
aller  Art  lassen  auf  das  Dasein  einer  Werkvtütte  für 
Steingeräth  scbliessen,  die  Art  der  Funde  auf  eine 
Bevölkerung,  die  von  Ackerbau,  zugleich  aber  auch 
von  Jagd  lebte,  die  Verschiedenheit  der  Ausführung 
der  einzelnen  Geräthe  auf  zeitliche  Verschiedenheit 
ihrer  Herstellung. 

230.  Vauvillö,  O.:  Rouelles  en  bronze  et  mon- 
naies  gauloises  decou verte»  ensemble 
ä Ambleny  lAisne).  S.  15  ff. 

Vorführung  einer  Anzahl  gallischer  Bronzemünzen 
(der  Sequancr.  Carnuti,  Senoneu  u.  s.  w.)  und  Bronze- 
scheibchen , die  gleichfalls  als  Münzen  in  Gebrauch 
gowoaen  waren. 

231.  Vauvillö,  0.:Enceinteganloised’Ambleny 
(Aisnc).  8.  45  ff. 

Beschreibung  einer  gallischen  Befestigung  iu  der 
Nähe  von  SoisHon»,  wo  sich  eine  Niederlassung  nach 
den  Funden  bis  in  die  neolithische  Zeit  zurückver- 
folgen lässt.  Sie  war  ibrem  kleinen  Umfang  nach 
ein  castellum  (kein  oppidum)  und  wohl  einer  der 
12  festen  Plätze  der  Suessionen.  Ke  lassen  sich  aus 
späterer  Zeit  (im  13.  Jahrhundert!  noch  einfach  in 
die  Erde  gegrabene  Höhlenwohnungen  naebweiseu; 
die  Dauer  der  Besiedelung  lässt  sich  noch  bi«  ins 
15.  Jahrhundert  und  später  verfolgen. 

232.  Vauvilld,  O.:  Puits  ucolithique  pour  l’ex- 
traction  du  silex  sur  Frocourt,  Com- 
mune de  Saint-Romain  (Somme).  8. 483 ff. 

Beschreibung  einer  nach  den  Funden  aus  neoli- 
t bischer  Zeit  stammenden  Feuersteingrabe  in  der 


Kreide,  in  der  Nähe  von  Frocourt  (Departement 
Somme). 

233.  Volkov,  Th,:  Une  nouvelle  däcouverte 
monetaire  ü Kiev.  8.  17  f, 

Volkov  berichtet  von  einem  Goldfund  aus  der 
Katharinen  stresse  in  Kiew,  bei  dem  unter  anderen 
Objecten  aus  Gold  auch  zwei  Barren  aus  gleichem 
Metall  (offeuhar  Gold)  entdeckt  wurden.  Die  dabei 
befindlichen  Münzen  stammen  «ub  der  Zeit  zwischen 
963  und  1059  n.  Chr. 

234.  Volkov:  Le  sommeil  hivernal  chez  les 
paysans  russes.  S.  67 f. 

Verf.  berichtet,  da**  in  Russland  in  Zeiten  der 
Hungersnoth  in  ganzen  Landschaften  die  Bauern  sich 
oft  nur  dadurch  erhalten  können,  dass  sie  sich  durch 
Ruhe,  Dunkelheit  und  Nahrungsontziehung  in  (4  bis 
5 Monate  langen)  Winterschlaf  versenken. 

235.  Volkov:  L’bomme-lion.  S.  109. 

Beschreibung  einer-  in  Paris  gestorbenen  „russischen 

Haarmenschen“  mit  sehr  unvollkommener  Bezahnung. 

236.  Volkov, Th.:  Defense d u maramoutb  gravee 
dugisementpalöolithiquedcKiev.  S.  478 f. 

Notiz  über  einen  in  der  ruo  de  Cyrille  in  Kiew 
gemachten  Fand  aus  palänlithischen  Schichten,  in 
denen  ein  über  nnd  über  mit  Einritzungen  bedecktes 
Stück  Mammuthzahn  lag.  Die  Bedeutung  der  Gra- 
virungen  ist  zwar  „absolut  nicht  zu  entziffern“,  doch 
sollen  sie  „in  »taunenerregender  Weise“  mit  den  Zeich- 
nungen der  tnagdalemschen  Kunst  in  Frankreich 
übereinstimmen.  , 

237.  Zaborowski:  Les  Slaves  de  Race  et  leurs 
origines.  S.  69  ff. 

Verf.  ergeht  sich  in  längeren  Auseinandersetzungen 
über  die  Slavcn  als  Ra»se  und  über  deren  Herkunft. 
Am  Schluss  resümirt  er  seine  Darlegung  dahin,  das» 
die  nördlichen  Slaven  ursprünglich  in  den  Gegenden 
der  heutigen  Südslaven  gewohnt  haben,  nämlich 
zwischen  Donau  und  Adriatischcm  Meer;  sie  standen 
damals  in  naher  Beziehung  zu  den  Erbauern  und  Be- 
wohnern der  Terramaren  der  Emilia  und  auch  die 
Umbrer  standen  ihnen  durch  ihre  ßrachycephalie 
nahe,  wenn  sie  auch  schon  damals  Mischungen  mit 
den  blonden  Dolichocephalen  des  westlichen  Europa 
eingegangen  waren.  Auf  ihrer  vielleicht  durch  dpn 
Bernstcinhandd  veranlassten  Nordwanderung  folgten 
die  Slaveu  dem  Laufe  der  Oder  und  Weichsel,  wo 
durch  sie  eine  eigenartige  Cultur  erstand  (Leichen- 
brand, Metall-  und  Glasindustrie);  die  Einwanderung 
in  die  baltischen  Gegenden  würde  auf  das  8.  bis 
4.  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  auzusetzen 
sein ; später  verfielen  sie  germanischem  Einfluss  (Eisen- 
Waffen  und  -geräth);  noch  später  drangen  sie  coloni- 
sirend  in  Russland  vor. 

238.  Zaborowski:  Portrait«  d'homme»  tatoues. 
S.  170  ff. 

Zaborowski  legt  Photographien  von  zwei  über 
den  ganzen  Körper  tättowirten  Franzosen  vor  und 
knüpft  daran  einige  allgemeine  Bemerkungen  über 
T&ttowirung. 

239.  Zaborowski:  De  l’origine  des  anciens 

Egyptiens.  8.  212. 

Zaborowski  wiederholt,  was  er  schon  früher 
über  die  Altägypter,  als  Rasse  und  Volk,  und  über 
die  antochthone  Entwickelung  ihrer  Cultur  vor- 
gebracht hat 


Digitized  by  Google 


Referate, 


677 


240.  Zaborowski:  Le»  Portugals  d'apres  des 
photograph  ies.  S.  231  ff. 

Zaborowski  hat  von  einem  Freunde  36  Porträts 
von  Portugiesen  zugcschiukt  erhalten.  Aus  denselben 
glaubt  er  kategorisch  versichern  zu  köunen,  dass  die 
in  alter  Zeit  in  Portugal  eindringeuden  Stimme  wesent- 
lich aus  Berbern  und  Aegyptern  bestanden. 

241.  Zaborowski:  Appareil  phalliquo  des  oöre- 
monies  du  manage  au  Laos.  S.  242  f. 

Zaborowski  zeigt  die  Abbildung  eines  den 
Coitus  darstellenden  Spielzeuges,  das  bei  den  Hoch- 
zeitsfeiern  in  Laos  eino  gewisse  Rolle  spielt. 


— II.  Cräues  de  kourganes  pröhistori- 
ques,  scythiques,  drewilanea  et  Polanes. 
b.  451  ff. 

Die  Cultur  der  ältesten  Gräber  von  Mykene  und 
der  tiefsten  Fundschichten  von  Troja  ist  weit  ver- 
breitet auf  den  Inseln  des  Aegäischen  Meeres  und  an 
seinen  Küsten  ; zahlreiche  Funde  (an  30  verschiedenen 
Stellen)  haben  gezeigt,  dass  sie  auch  iu  das  Donau-, 
Dniester-  und  Duiepergebiet  weit  vorgedrungen  ist. 
Zaborowski  versucht  zu  zeigen,  dass  gleichzeitig 
mit  dieser  Cultur  im  Süden  Russlands  ein  neuer 
Schüdeltvpus , Rundköpfe,  neben  den  ursprünglich 
dort  vorhandenen  Dolichocephalen,  auftrete. 


242.  Zaborowski:  Mensurations  de  Tonkinois. 
Les  dolichocephales  de  l’Indo  - Chine. 
Crines  tonkinois  et  nnnamites.  S.  319 ff. 

Ein  Marioearzt  in  Tougkin,  Henry  Girard,  hat 
eine  grosse  Anzahl  (20001  Eingeborene  des  nordöst- 
lichen Indoohina  antbropometrisch  untersucht  und 
eine  erste  Abhandlung  darüber  veröffentlicht  (Essai 
sur  l’indico  oephalique  de  quelques  populations  du 
nord-est  de  rindo-Chiue).  Zaborowski  bespricht 
dieselbe;  er  weist  darauf  hin,  dass  es  bei  den  Chinesen 
sowohl  Dolichocephale  wie  Brachycephale  giebt.  Er 
selbst  hat  sieben  Schädel  aus  Annam  una  Tongkia 
gemessen,  deren  Längenbreitenindex  sich  zwischen  70 
und  SO  bewegt. 

243.  Zaborowski:  I.  Industrie  egeenne  ou  prö- 
mycenieune  sur  le  Dniestre  et  le  Dniepre. 


244.  Zaborowski:  Le  fou  sacre  et  le  culte  du 
foyer  chez  les  slaves  coutemporains. 
ö.  530  ff. 

Zaborowski  glaubt,  dass  sich  unter  den  arisch- 
europäischen Stämmen  nur  bei  den  Osseten  ein  echter 
Feuercultus  (der  Herdflamme)  erhalten  habe,  dass 
sonst  aber  nur  noch  Ceberbleibsel  desselben  vor- 
kämen. Er  weist  jedoch  auf  eine  Notiz  Titelbach's 
im  internationalen  Archiv  für  Ethnographie  hin , die 
zeigt,  dass  bei  den  Slaveu  der  Balkanläuder  das  Feuer 
noch  immer  in  gleicher  Heiligkeit  steht,  wie  bei  den 
Osseten. 

245.  Zaborowski:  La  Chine  et  les  Chinois 
Conference  anuuelle  Brnca.  S.  544ff. 

Causerie  über  verschiedene  ethnographische  Pro- 
bleme in  China. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


REGISTER  DES  SIEBENUNDZWANZIGSTEN  BANDES. 

(Abhandlungen,  Kleinere  Mittheilnngen  n.  Referate.  — * Verzeichnis  d.  anthrojjolog.  Literatur.) 


Mt« 

Aarsberetning  für  1897.  Ref. 143 

Aberglauben  in  der  Medicin  der  Chinesen.  Von 

J.  J.  Mutig  non.  Ref.  663 

Abfallhaufen  (Kjökkemnöddinge).  — Wer  ist  der 
Entdecker  der  — aus  dem  Steinalter?  Von 

W.  Sörensen.  Ref. 141 

Aboriginer  de«  Gebietes  von  Kiew.  Von  N.  E. 

Brandenburg.  Ref. 286 

Abyssinien,  Beiträge  zur  Ethnographie  von  — . Von 

Paznkewitsch.  Ref. 4H7 

Acbalkalaki,  Der  Kreis  — . Von  J.  J.  Pant- 

juchow.  Ref. 440 

Argnisch"  (pritnjetBisolw)  Cultur  von  Dnieeter 
und  Dnieper.  Von  Zaborowski.  Ref.  . . . 677 
Aleuten,  Konftgen,  Kenai  und  Koljäschen.  Beiträge 
zur  Skelet-  und  Schädelkunde  der  — . Von 


A.  Tarenetzky.  Ref.  495  | 

Alphabet  ähnliche  Zeichen  in  Indien  und  auf  franzö- 

siNchen  Megalithen.  Von  Cb.  Le  to  Urne  au.  Ref.  662 
Altügypter,  Herkunft  derselben.  Von  Zabo- 

rowski,  Ref. 676 

— , Prähistorische  Rassen  der  — . Von  Zabo- 

rowski.  Ref. 667 

— t Rassen  Verhältnisse  der  — . Von  R.  Verne»  u. 

Ref. * 866 

Altägyptische  Schädel.  Photographien  von  — . Von 

Verneau.  Ref.  . 873 

Altglaube  in  der  Gegenwart,  von  Herjeadal.  Von 

O.  Almgren.  Ref. 144 

Altrömische  GmbdenkraAler  Von  K.  Horm  an  n. 

R**f 284 

Altwendische  Bevölkerung  Mecklenburgs.  Schädel- 
form  der  — . R.  Anmut  . .........  I 

Anatomischer  Bau  der  Kelten  . 186 

Ancestrale  Träume.  Von  Cb.  Letonrneau.  Ref.  675 
Annami tische«  Gewicht-  und  Münzsystem.  Von 

P.  Enjoy.  Ref. 675 

Anomalien  an  K urganenschÄdeln.  Von  A.  P.  Paw  - 

low.  Ref. 480 

Anspaiinntigsgeräthe,  alte.  Von  L.  Laloy  . . . 433 
Anthropologie  der  Badener,  Zur  — . Von  Otto 

Ammon.  Ref..  133 

Anthropologische  Baiträge  zur  Kenntnis®  der  Ge- 

Sichtsbildung.  Von  Franz  Daffner  ....  337 

— Bemerkungen  über  Wallis.  Von  M.  Bedot. 

Ref. 659  | 

— Beobachtungen  im  Departement  Vienne,  Von 

Algier.  Ref. 659 


Rcll  e 


Anthropologische  Betrachtungen  ülier  die  Portrait- 
münzen  der  Diadocben  und  Epigonen.  Von 
C.  v.  Ujfalvy.  Ref. 613 

— Literatur  Brauti«chweigs.  Von  W.  Blasius. 

Ref. 281 

— Photometrie.  Von  Fourdrignier.  Ref.  . . 661 

— Untersuchungen  und  Messungen  in  den  Kreisen 
Charkow  und  W'nlkl.  Von  A.  N.  Krassnow. 

Ref 303 

Antonius  I.,  des  Kathotikos  von  Grusien  Leben 
und  Thätigkeit.  A.  C.  Ohachanow.  Ref.  . SOI 
Anutschin,  Draitij  NikolajewitscU.  Biographische 

Skizze  von  A.  Iwanowski.  Ref. 499 

Archäologisch  -epigraphische  Untersuchungen  zur 
Geschichte  der  röm.  Prov.  Dalmatien.  Von 

C.  Patsch.  Ref. 273 

Archäologische  Arbeiten  in  Persien.  Von  L.  de 

Longraire.  Ref 669 

— Ausstellungen  während  des  Congrcsscs  (Kiew 
1899).  Von  W.  B.  A ntono witsch.  Ref.  . . 302 

— Excursion  zum  westliche»  Bug-  Von  N.  F. 

Belatchewskj.  Ref. 289 

— Funde  in  Podolien.  Von  E.  Pulasky.  Ref.  290 

— Miscellen.  Von  F.  Fiala.  Ref. 273 

Archiv  für  Criminal-Anthropologk*  und  Criminul- 

KtauMik.  Ref. 281 

— — - Religionswissenschaft.  III.  lld.  Ref  . . 274 

Asymmetrien  de«  Kieferapparates  , 65 

Atlantis.  Von  R.  Verneau.  Ref 665 

Augenhöhle,  Anthropologie  der — . Von  J.  Zei  Iler. 

Ref. 278 

Au  res  — Die  Bewohner  des  Gebirges  — . Von 

O.  Papillault.  Ref. 657 

Ausgrabungen  bei  Patel  in  Maccdonien.  Von  P.  N. 

Miljukow.  Ref. 286 

— im  Kreise  Akkeruian  (Bessarabicn).  Von  Th  J. 

Knauer.  Bef.  291 

Kiew,  Von  A.  M.  Pokrowsky  u.  V.  V. 

Chwolko.  Ref. 290 

— in  Cherson  und  Alexandrowo.  Von  D.  J. 

Ewarnitsky.  Ref. 287 

Axt  des  Sonnengottes  und  Thor's  Hammer.  Von 

O.  Montelius.  Ref. 147 

Badener,  Zur  Anthropologie  der  — . Von  Otto 

Ammon.  Ref. 134 

Barbarische  Nachbildungen  orientalischer  Münzen. 

Von  H.  Appelgren.  Ref.  154 


Digitized  by  Google 


080 


Register  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


•dte 

Baumsargmenechen  von  Freckenhorst.  Von  11. 

Landois  643 

Reckenneigung  40 2 . 

Bedeckung  und  Schmuck  der  glans  penis  in  Süd- 

Afrika.  Von  P.  Haan.  Bef. 655 

Bemalte  Thonwaanra  vom  Duiester  und  Dnieper. 

Von  EatorovikL  Bef 667  i 

— Vasen  von  ica (Peru).  Von  E.  T.  Hain y.  Bef.  661  : 
Uenennung.  Gebrauch  und  Verbreitung  einiger  für 

das  Volksleben  wichtigen  Pflanzen.  Von  W.  W. 

Markowitsch.  Bef. 472 

Bericht  über  die  Ausgrabungen  am  Debelo  brdo 

bei  Sarajewo.  Von  F.  Fiala.  Bef. 173 

Beruf  und  Geburtsziffer.  Von  A.  Dumont.  Ruf.  655 

Bescbneidung  der  Juden  und  im  Sudan.  Von 

Zaborowski.  Ref. 658 

— in  Tunis.  Von  A.  de  Mortillet.  Bef  . . . 675 
Bevölkerung,  Die  — des  Gouv.  Kutaia.  Von 

J.  J.  Pantjuchow.  Bef. 441 

Bevölkerungsstatistik  in  Frankreich  Im  Jahre  1895. 

Von  ]f)M  Martin.  Bef. 656  i 

Beziehungen  der  Hanptmaasae  de*  Kopfes  und  Ge- 
siebtes  zur  KörpergrOsee.  Von  W.  W.  Worob- 

jew.  Bef. 509 

Indo- europäischen  Volksstftmme  zu  den 

Finnen.  Von  L.  Fogodln.  Bef. 287  I 

Blgouden».  Von  Du  Ob  Atoll  ier.  Ref.  ....  665  I 

Biographisches  Lexicon  hervorragender  Aerzte. 

Von  J.  Pagel.  Rof. 43? 

Blonde  Stamm,  Der  — in  Europa.  Von  Zabo- 

row.ki,  H.T. 8#7 

Bulgarische  erste  Hauptstadt.  Wo  ist  die  — zu 
suchen?  Von  W.  N.  Slatarskj.  Bef.  . . . 299 
Brandgrubengriiber  aus  der  Ia  T4fie*Zeit  iu  West- 
gotland. Von  O.  Almgren.  Kef. 145 

Bnuulgr&ber  von Päivftoieml  etc.  Von  H.  4.  Heikel. 

Bef. 281 

Bretagne, Schmuck  in  der  — . Von  L.  Bonnem^re. 

Bef. «174 

Bronzealterfund,  ein  beachteus  weither.  Von 

A.  Hack  mann.  Bef. . 154 

neuer  im  eigentlichen  Finnland.  Von 

A.  ffftokamnu*  Bef 165  1 

Broozegeßfss,  ein  in  Schwe  len  gefundenes  — alt* 

italischer  Arbeit.  Von  0.  Monteliua.  Bef.  . 146 

Burgwälle  Schlesiens.  Von  H.  Böhnel.  R*f.  . . 133 

Burjäten ' und  Kalmückenschädel.  Von  Julius 

Fridolin 303  i 


Cnnipigny  und  das  Campignien.  Von  A.  de  Mor- 
tillet. Bef.  . . 670 

Catah  ig  der  megalithischeu  Denkmäler  Frankreichs. 

Von  Capitan.  Bef.  674 

Central- Asien,  Die  alten  Bewohner  von  — . Von 

J.  D.  Talko-Grynzewitsch.  Bef. 503 

China  und  die  Chinesen.  Von  Zaborowski.  Bef.  677 
Chinesische  Frauen,  KörpergnVsse.  Von  B.  Hagen.  265 
Chudzinski,  Nachruf  an  — . VonL.  Manou  vrier. 

Bef. 656 

Coli onges,  merowingisches  Gräberfeld  von  — . Von 

Variot.  Uef. 658 

Coloniser  on  assirailer?  Von  A.  Dumont.  Bef.  . 6«! 
Colonisiren  oder  assimillren?  Was  ist  die  Aufgabe 


Btio 


Frankreichs  in  Nordafrika?  Von  Bcrtholon. 

Bef. 654 

Cranln  suecica  antiqua.  Von  Gustaf  Retz  ins. 

Bef. 682 

Cro- Magno n.  Neue  Untersuchungen  in  der  Höbl* 

von  — . Von  E.  Ri  viere.  Rcf. 657 

Oultur  der  Kelten  182 

Culturhlstorische  Studien  unter  Rückbezichung  auf 
den  Buddhismus.  Von  A-  Bastian.  Ref.  . . 268 

Dahomeyaner.  Von  E.  Bi  net.  Bef. 674 

Deutm'he  Stammeskunde.  Von  R.  Much.  Ref.  . 283 

Diadochen-Portraitmünzen 613 

Dolmen  des  Clotes  (Dordogne).  Von  B.  Biviäre. 

Bef. 684 

— im  Dep.  Aisue.  Von  O.  Vauvillä.  Bef.  . . 673 

— in  Cöte  d’or.  Von  G.  Variot.  Ref.  ....  672 
— , nördlich  vom  Kaukasus.  Von  Baye.  Ref.  . 668 

— und  Aberglauben.  Vou  J.  Dettikcr.  Bef.  . 674 

— von  Krmenonville.  Von  E.  Coli  in.  Ref.  . . 660 

. Von  B.  Vernoau.  Ref.  .......  666 

Man«*  Hui.  Von  F.  Gaillard.  Ref.  . . 655 

Dolmengrab  im  l)ep.  Gard.  Von  P.  Raymond. 

Bef. 663 

Dordogne,  Neue  Untersuchungen  in  den  Höhlen 

der  — . Von  E.  RiviÄre.  Ref. 676 

Durchbohrt*  Steine.  Von  A.  Th  ie  ul  len.  Bef.  . 672 


Kheschliessung,  Gebräuchliche  Form  derselben  im 
■AdwusU.  Russland.  Von  0.  J.  Uewitzky. 

Ref. 296 

Einundzwanzig  Jahre  in  ludien.  (I.  u.  II.  Theil). 

Von  H.  llreitunstein.  Ruf. 275  ti,  654 

Kiwnalterfunri  in  Uppland.  Von  B.  Salin.  Ref.  149 
Eisenschlacken,  Vorgeschichtliche.  Von  A.  Bol- 

lain.  Ref. . . 672 

Elbrus*,  Eine  Besteigung  des  — . Von  A.  W. 

Pastuchow  471 

Klefantenzahn  und  paläolithische*  Oerath  in  Paris. 

Von  A.  Thieullen.  Bef. 672 

Erabryologische  Forsch  ungxtnethoden.  Von  Ban- 

dor  Kästner.  Bef. 283 

Erblichkeit,  gekreuzte.  Von  A.  Sanson.  Ref.  . 657 
Ergebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grab- 
hügel auf  «lern  Glasinac.  Von  Fiala.  Kef.  . 37? 

Bsklmo-Bobidtl.  lief 49" 

Exotische  Steinbeile  der  neolithiechen  Zeit  im 
Mittel  rheinla  ml.  Von  C.  Mehlis  . . . . . . 599 
Extremitäten,  Proportionen  der  — beim  Weibe  . 410 

Fälschung  eines  menschlichen  Figürchens  aus 
Höhlen  bei  Mentone.  Von  G.  de  Mortillet. 

Ref. 663 

Femur,  das  menschliche,  nebst  Beiträgen  zur  Kennt- 
nis* der  Affenfemora.  Von  J.  B u mtlller.  Uef.  278 

Festschrift  der  geographisch-ethnographischen  Ge- 
sellschaft in  Zürich.  Kef.  650 

Fettsucht  bei  einem  i'/jjälirigen  Kinde.  Von 

Croisier.  Ref.  655 

Feuere ultus  bei  den  heutigen  ßlaven.  Von  Zabo- 
rowski. Kef. fff? 

Flachgräberfeld  und  die  prähistorische  Ansiedelung 
in  Sanakiuiost.  Von  F.  Fiala.  Ref.  . . .273 


Digitized  by  Google 


681 


Register  dos  siobonundzwunzigsten  Bundes. 


MU 

Flintwerkzeuge  mit  Schaft.  Von  Chr.  Blinken* 

berg.  lief. 138 

Form  Veränderungen  de«  menschlichen  Schade]»»  und 
deren  Ursachen.  Ein  Beitrag  zur  Rassenlehre. 

Von  Anton  Nyttröm  (Stockholm)  . 210,  317,  623 


Forsrhuugurei»« , dritte,  asiatische,  des  Grafen 

Eugen  Zichy.  Kef. 270 

Foasile  ttitugethierreste  aus  der  Save.  Von  J.  Grim- 
mer- Ref 274 

Fötus  von  Gorilla  Bavagei,  Bericht  über  einen  — . 

W.  L.  H.  Duck worth 234 

Frauenkleidung,  Die  — . Von  0.  ILStratz.  Ref.  647 
Fremdartige  Formen  in  der  prähistorischen  Cultur 
des  Kaukasus.  Von  F.  Heger.  Ref.  ....  285 
Frosches,  Anatomie  des  — . Von  A.  Ecker, 

R.  Wiederaheim,  E.  Gau  pp.  Ref.  ....  275 
Funde  bei  den  Canalisation  «arbeiten  in  Paris.  Von 
A.  Rotlain.  Ref. 864 

— in  Höhlen  bei  Mentone.  Von  R.  Verne  au.  685 
Fusslänge  in  Proportion  zur  Körperhinge  beim 

Weibe 424 

Galen  als  Anthropologe.  Von  A.  Blocb.  Ref.  . 674 

Gallische  Alterthiimer  aus  Dep.  Aisne.  Von  O.  Va  u* 

vlllA  Ref. 676 

Wallburg  im  Dep.  Aisne.  Von  O.  Vau- 

▼ 1114b  Ref. 676 

Gallisches  Grabfeld  bei  Loisy  •snr-Marne  Bef.  . . 672 

Gallisch  römische  Niederlassung  bei  Pernaut  Aisne. 

Von  O.  Vauvill*.  Ref 673 

im  Dep.  Aisne.  Von  O.  Vau vi  114.  Ref.  672 

— Skeletreste  aus  Soissons.  Von  O.  Vau ▼!  114. 

Ref. 6«5 

— Thonscherben  in  Paris.  Von  O.  YaavilU. 

Ref. 665 

Gallisch  - römischer  Friedhof  bei  Boissims.  Von 

O.  Vau  v NH.  Ref. 673 

Gallus,  anthropologische  Bedeutung  des  Wortes  — . 

Von  A.  Bloch.  Ref. «74 

Galt  scheu.  Bavoyarden,  Barten  und  Uxbegen.  Von 

Zaborowski.  Ref. 673 

Ganggrab  mitTuimilus  bei Carnae.  Von  F.  Gail- 
lard. Ref. . 675  [ 

Gebissfonnen,  Statistik  der  — 87 

Gefärbte  Knochen.  Von  J.  A.  Kulakowski.  Ref.  288 

Geheimbuddhismus,  Esoterische  Lehre  des  — . Von 

A.  P.  Sin  nett.  Ref. 275 

Gehirn  eines  Taubstummen.  Von  L.  Manuuvrier. 

Ref. 662 

Geisterwelt,  Aberglaube  und  Yolksmedicin  in 
Danderyd  und  Lddingö.  Von  Wallensteen. 

Ref. 149 

Geld  aus  den  Congolttndern.  Von  K.  Gollin.  Ref.  674 

— , das  — bei  den  farbigen  Rassen.  Von  Ch.  Le« 

tourneau.  Ref. 669 

Gclenkflächen,  Form  der  — an  den  Unterextremi* 

tuten.  Von  F.  Bojtnanlt.  Kef. «64 

Geographische  Namen  im  Gebiete  von  Tula.  Von 

N.  E.  Szewerny.  Ref. 224 

Geschlechtsreife,  Zeit  der — bei  der  Bewohnerin 
von  Peking.  Von  J.  J.  Matignon.  Ref.  . . 670 

Gesicht,  Gesetze  der  Entwickelung  und  Schönheit 
des  — . G.  Papillault  Ref.  .......  670 


Seite 


| Uesiohtsbildung 337 

I Gestalt  des  Menschen.  Von  Gustav  Fritsch. 

Ref 130 

Gewicbtshidex  des  Schädels  und  der  langen  Knochen 
bei  Japanern.  Von  M.  Pelletier.  Ref.  . . . 675 
Gleichzeitige  Bteinwerkzeuge  und  römische  Aller* 
thümer.  Von  N.  J.  Wesselowski.  Ref.  . . 290 
Gleichzeitigkeit  der  sudpatagoniachen  Höhlen- 
bewohner mit  dem  Grypotberium.  Von  R.  Leh- 

mann-Nitsche . 583 

Gorilla-Fötus.  Von  W.  L.  H.  Duckworth  . . . 234 
üorodischtschen,  Langwitlle  und  Kurgane  im  Bassin 
de*  Flusse*  8sula.  Von  W.  G.  Laskoronsky. 

Ref. 292 

Gothische  Funde  in  der  Ukraine.  Van  Tb.  Yolkow. 

Ref. 666 

Grabfund  aus  der  Bronzezeit  (in  Finland).  Von 

H.  J.  Heikel.  Ref.  . 154 

Grabstätte  aus  der  Eisenzeit  bei  Orly.  Von  A.  La* 

villa  Ref 662 

Griechische  Bronzehel  me  aus  Bosnien  und  Uerce- 

govina.  Von  F.  Fiala.  Ref. 273 

— Kunst  der  Jetztzeit.  Von  F.  Regnault.  Ref.  664 
Griwna,  lieber  die  ursprünglich  polnische  — . Von 

W.  M.  Wittyg.  Ref. 296 

üroasruuen,  Die — . Von  W.  W.  Worobjew.  Ref.  499 
Grossrussiacher  Typus.  Von  A.  Bloch.  Ref.  . . 654 
Grotte  de  la  Monthe  (Dordogne).  Von  E.  Rivi&re. 

Ref. 657 

Grusier,  Blauäugige  — . Von  J.  J.  Pantjuchow. 

Ref. 451 

Grypotherium  und  Mensch,  Gleichzeitigkeit  von  — 583 

Haare,  Die  — in  anthropologischer  Beziehung. 

Von  P.  A.  Minakow.  Ref. 501 

Haarmensch  aus  RuMland.  Von  Tli.  Volkov.  Ref.  676 

- — libam-a-sama.  Von  Duhousset.  Ref.  675 

— , Der  — . Von  J.  Reboul.  Ref. 657 

Haarpigment.  Von  A.  Bloch.  Ref. 654 

Haide,  Die  — im  Alterthum.  Von  ti.  J.  F. 

Barauw.  Ref.  HO 

Hallstattfunde  bei  Orly.  Von  A.  Laville.  Kef.  669 
Handel,  Das  Zeitalter  vor  dem  — . Von  Letour- 

neau.  Ref. 656 

Handskelet  der  monodelpben  S&ugethiere.  Von 

R.  Verneau.  Ref. . «66 

Uausanlage,  alte  aus  gallischer  Zeit.  Von  A.  La- 
ville. Bef. 669 

Hiatodontie  . . . 86 

Höhlenbewohner  von  Ezy.  Von  Zaborowski. 

Ref. 658 

Höhlenwobnungen  im  Kaukasus.  Von  J.  J.  Pant- 
juchow. Ref.  456 

Humauistische  Studien.  Von  A.  Bastian.  Ref.  268 

Hunnen,  Ugrer,  Uiguren.  Von  Zaborowski.  Ref.  667 

Ichthyosis.  Von  L.  Manouvrier.  Ref.  ....  662 

Indien,  Einundzwanzig  Jahre  iu  — . I.  Tbeil, 
Borneo,  und  II-Theil,  Java.  Von  H.  Breiten- 
stein. Ref. 276  u.  654 

Inguschen,  Die  — . Von  J.  J.  Pautj  ncho w.  Ref.  453 

Instiukt  und  Vernunft.  Von  G.  de  Mortille^ 

Ref. 657 


J 


Digitized  by  Google 


682 


Register  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


8*11« 


.Jaldanica  in  Serbien,  NooHthische  Station  bei  — 517 

.luderen , Wohnplatx  au*  dem  Stein&lter  auf  — . 

Vou  Gustafson  Gabriel.  Ref 142 

Jahr,  Pa*  — im  oberbayerischen  Volksleben.  Von 

M.  Höfler.  lief. 652 

Jitnuland  und  Herjeädal  in  heidnischer  Zeit.  Von 

P.  ülason.  BlC 148 

Jassen-Alanen.  Von  W.  «I.  Lauansky.  Ref.  . 300 

Jenissei,  Bericht  über  eine  Reite  ins  Gebiet  de*  — . 

Von  W.  W.  Peredolakj.  Ref. 488 

Jenissey-Inschriflen.  Von  A.  O.  Heikel.  Ref.  . 154 

Jeeiden,  Die  — . Von  AL  Iwanowski.  Ref.  . . 500 

. Von  W.  A.  Romanow.  Ref. 481 

J inländische  Kinzelgräber  aus  dem  Steinalter.  Von 

Sophus  Müller.  Ref 140 

Kalmücken  des  grossen  Derbets.  Von  Jacoby. 

Ref. 486 

Kalmückenscliftde) 803 

Kumm  als  Cultgegeostand.  Vou  K.  Fourdrignier. 

Ref. «75 

Kann  Frankreich  ColonUten  liefern*  Von  A.  Du- 

rnont  Ref. 068 

Knragassen,  Zur  Ethnographie  und  Anthropologie 
der  — . Von  N.  W.  äaleasky.  Bef.  ....  480 

Karaiben,  Aua  dem  Lande  der  — . Von  F.  Suud- 

atral.  Ref. 281  | 

Karolingisches  Gräberfeld  ln  Andernach.  Von 

€L  Könen.  Ref. 652 

Katacbiren,  Schwangerschaft,  Geburt  und  Kinder- 
pflege bei  den  — . Ref. 511 

Kauernde  Gottheiten.  Von  E.  Fourdrignier. 

Ref. 66» 

Kauerndes  Götterbild  von  Quilly  (giillische* 

Figtirchcn).  Von  L.  Maltre.  Ref. 660 

Kaukasische  Milzen.  Von  J.  J.  Pantjucbow. 

Ref. 463 

Kaukasus,  Anthropologische  Beobachtungen  im  — . 

Von  J.  J.  Pantjuchow.  Ref. 446 

— , Alte  und  neue  Ethnologie  des  — . Von  Zabo- 
rowskt.  Ref.  ..............  673 

— , Die  Rassen  im  — . Von  J.  J.  Pantjuchow. 

Ref. 452 

Kelten,  Die  — . Von  Medicinalrath  Dr.  Hedingcr 

(Stuttgart) 16‘j 

Keltentypus 185 

Keltische  Hügelgräber  im  Bcheithau  bei  Mergel- 
stetten, Oberamt  Ileidenheim.  Von  A.  He». 

dlnger 157 

Kenai-  und  Koljä*chen-8cbädd.  Ref. 4#7 

— s.  a.  u.  Aleuten. 

Keramik  der  neohthisclien  Station  bciJablanica  in 

Serbien  55» 

— , steinzeitliche  in  der  Mark  Brandenburg.  Von 

K.  Brunner.  Ref 277 

Keramische  Funde , Ueber  die  Bedeutung  der  — . 

Von  E.  R.  ▼.  Stern-Odessa.  Ref. 294  | 

Kiewsr.be  Griwneu.  Von  A.  M.  Tscberepnin. 

Ref. *j»5 

Kinn-  und  Ramuswinkel  de*  Unterkiefers  bei  ver- 
schiedenen Kassen  »7 

Kirgisenfrauen,  Anthropologische  Charakteristik 
dej*  — . Von  K.  A.  v.  Bjelilowski.  Ret  . . 487 

KjokkenntOddinge  s.  u.  Abfallhaufen. 


Mtr 


i Klcinrusaische  Kosaken  iu  französischen  Diensten. 

Von  A.  W.  Polowzew.  Ref. 293 

Knochenbildung,  erläutert  durch  die  Pathologie. 

Von  F.  Regnaalt.  Ref.  ..........  671 

Knorhengenitb  zum  Glätten  harter  Mähte.  Von 

Capitan.  Ref. «68 

Kobuleti  als  Strand-Kurort.  Von  J.  J.  Pa  nt- 

juchow.  Ref.  470 

Körpergrösse  chinesischer  Frauen.  Von  B.  Hagen.  265 
Körpermerkmale  im  Dep.  Indre.  Von  Atgier. 

Ref. 667 

Körpermitte  des  weiblichen  Körpers 391 

Krankllogische  Sammlungen  Iwanowski’s. 

Dritter  Bericht  Vou  E.  M.  Bespiälow.  Ref.  486 

. E.  Wolters’.  Vou  H.  J.  Iwauoff.  Ref.  484 

' Kreuzgrübchen 11» 

Kunst,  Geschichte  der  — . Von  K.  Wörraann. 

Ref. ; . . . 280 

i Kupferzeit  in  den  Ceveunen.  Vou  P.  Raymond. 

Ref. 657,  663 

Korden,  Bemerkungen  über  (^io — . Von  Karzew. 

Hef. 472 

Kurganaufdeckungen  in  Westwolhynien.  Von  W.  B. 

Antonowitsob.  Ref.  284 

Kurgnne  bei  Miropol.  Von  S.  8.  Gamtschenko. 

Ref. 288 

— in  den  Kreisen  Rowno,  Lusk  und  Dubno.  Von 

E.  Zf.  Melnik.  Ref. 288 

— in  Westsibirien.  Von  Zaborowski.  Ref.  . 66« 
Kurguuensohädel,  Anomalien  an  — . Von  A.  P. 

Pawlow.  Ref. 480 

Kuss.  Der  — in  Europa  und  in  China.  Von 

d'Enjoy.  Ref.  655 

Küstenfunde  aus  dem  Steinalter  in  Blckinge.  Von 
C.  Wibling.  Ref l.M 

Labidodontie  80 

Lateinische  Buchstaben  auf  Megalithen.  Von 

Cb.  Letourneau.  Ref 656 

Lu-Tene  (irabfeld  von  Langugest  bei  Bilin.  Von 

tt.  v.  Weinzierl.  Ref. 274 

Leichenconscrvirung.  Von  U.  Morau.  Ref.  . . 663 
Lundenjtegend,  Werth  der  — für  anthropologische 
und  obstetrieche  Messungen.  Von  C.  H.  8t ratz  117 
Lendenwirbel,  Variiren  der  Zahl  der  — . Vou 
G.  Papillault.  Bef..  ...........  663 

Lippen,  Die  — in  anthropologischer  Hinsicht.  Von 
A.  Bloch,  lief. 65» 


Magdalenien  et  Robenhausen  len  in  Pcrreux.  Von 

A.  Eck.  Ref. 655 

Malaria,  Der  Einfluss  der  — auf  die  Colonisation 
des  Kaukasus.  Von  J.J.  Pantjuchow.  Ref.  465 
Malgaschen — Nias  — Drawidaa.  Von  Zabo- 

rowskL  Ref.  . 658 

— , Ueber  die  Herkunft  det*  — . Von  Zabo- 
rowski. Hef. 673 

Malta,  Vorgeschichtliche  Denkmäler  von  — . Von 

A.  Mayr.  Ref. 64» 

Mammuthzahn  mit  Gravirungen  aus  Kiew.  Vou 

Th.  Volk«. v.  Ref. 676 

Mänadsbladet  der  kgl.  Akad.  der  schonen  Wissen- 
schaften. Ref. 148 


Digitized  by  Google 


683 


Register  des  siebenundzwanzigsten  Randes. 


Seite 

Megalithen  im  DepurLcmtMiL  Loir-et-Cher.  Von 


de  Nudaillac.  Ref. fl 5 7 

Megalithische  Denkmäler  in  Still  • Cornea.  Von 

P.  Tomasi.  Ref. AU 

Menhirs  von  Bos*»rons.  (Seine • et  • Oise.)  Von 

E.  Rivi&re.  lief. ü.25 

Men  tonet . fli 

Merowingisches  Gräberfeld.  Von  O.  Vauvill6 

Ref. tiiLi 

— Topfstcingefäss.  Von  A.  de  Mortillet.  Ref.  Q2ß 

M ichafllis'sche  Raute LU 

Mimx'e|ihalie  und  geistige  Entwickeluug.  Von 

Guibert  und  Lhuissier.  Ref. 01 5 

— , Ein  Fall  von  — . Von  W.  Giete.  Ref.  . . 494 
Mischlinge  zwischen  Russen  und  Jakuten.  Von 

J.  J.  Mai now.  Ref 1 0 

Mittheilungen  aus  dem  Nordischen  Museum.  Von 

Uazelius.  Ref.  Ult 

Mortillet,  G.de.  Nachruf  an-—.  VonCapitan. 

Ref. 6M 

Münzen  fand  (aus  dem  I£L  u.  1L  Jahrh.  n.  Chr.) 

in  Kiew.  Von  Th.  Volkov.  Ref. filfi 

Murmelthierbau  quAtemÄrer  Zeit.  Von  BreuiL 

Ref. hgh 

Musculus  praesternalis.  Von  R.  Anthony.  Ref.  01A 
Museumsbau  in  Helsin gfors.  Von  Hjalmar  A ppel* 

gren.  Ref.  IM 

Myxödem , bildliche  Darstellung  des  — in  der 
Gestalt  des  ftgypt.  Gottes  Be«.  Von  F.  Reg* 
nault.  Ref. fl. *>7 

Nägel  der  Hand,  Wachsthum  der  . Von 

F.  Regnaalt.  Ref.  ............  663 

Näpfcbemtein  bei  Como.  Ref.  fl54 

Neandertlmlschädol.  Von  Zaborowski.  Ref.  . 01Ä 
Neolithische  Fundstätte  auf  dem  „Kraljevine“. 

Von  Th.  Dragioevio.  Ref 274 

— ßkelette  von Collonges.  Von  L.  Mauouvrier. 

Ref. 

— Station  bei  Frtsncs.  Von  A.  Laville.  Ref.  flfll» 

Jablanica  bei  Medjuluzje  in  Serbien.  Von 
Miloje  M.  Vassits ^12 

— und  Bronzefunde  bei  Druveil.  Von  A.  La* 

ville.  Ref. ftflg 

— Wohnungen  auf  dem  Plateau  von  Hautes- 

Bruyeres.  Von  A.  Rollaln.  Ref. 012 

Neolithischer  Steinbruch  im  Departement  Somme. 

Von  O.  Vauvilld.  Ref. 676 

Neolithische«  Steinger&th  aus  Congloinerat  - Roll- 
steinen. Von  Fouju.  Ref. . ü55 

Nephritfrage.  Zur  — . Von  C.  Mehlis 609 

Nomndenscbäde] , sog.  der  Kurgane.  Von  A.  M. 

Pokrowsky.  Ref. 292 

Nordwesten  unserer  oatafrikaniichen  Colonie.  Von 

P.  Kollroann.  Ref.  . 275 

Norma  occipitalis  bei  Mensch  und  Affe.  Von 

Haberer.  Hef.  213. 

Nuove  pietre  cupeUiformi  nei  dintomi  di  Como. 

Von  A.  Magni.  Ref. 654 

Occipitale  Region  und  das  Studium  der  Birnober- 

tl ärhe.  Von  D.  Pfister.  Ref. 132 

Opisthodontie 


Seit» 


Orang-Utan,  Eingeweide  eines  — . Von  R.  An- 
thony. Ref. . ÜiiD 

Orientalische  Einflüsse  in  dei  Bretagne.  Ref.  . . Mjj 
Ossa  parietalia  des  Menschen.  Von  P.  D.  Aigner. 

Ref. 

Ossetische  Schädel.  Von  de  Baye.  Ref.  ....  liilü 
Osteologie  derOna-  und  Yahgan-Iudlaner  des  Feuer- 
landes. V'on  J.  W.  Hultkrantz-  Ref.  . . . 2tt 
Ostjftken.  Von  Zaborowski.  Ref. 03& 

— . Scbamanenthum  uuter  den  — . Von  W.  W. 

Peredobski.  Ref.  4t<H 

Ostjäkenschädel.  Von  A.  J.  Türen  utzky.  Ref.  ifi« 

Paläolithische  Funde  bei  Cergy.  Von  A.  Ls- 
ville.  Ref.  . 

von  Rochottes.  Von  A.  Doigneau.  lief,  filfc 

— Fundstelle  bei  Corbicules  de  Clergy.  Von 

A.  Laville.  Ref. 662 

• — Fnndstücke  vom  Cbelles- Typus.  VonCapitan. 

Ref. Mli 

Palwol  Ith  isolier  Thonring.  Von  A.  Holla  in.  lief.  665 

Paläolithisches  Standlager  in  Kiew.  Von  P.  J. 

Armaschewsky.  Ref. 2S2 

Pamir,  Ethnologisches  über  den  — . Vou  N.  A. 

Aristow.  Ref. 5Q2 

Pathologie  des  Kaukasus.  Zur  Statistik  der  . 

Von  J.  J.  Pantjuchow.  Ref. 4 tu 

Petroglyphen  in  Australien.  Von  R.  iL  Mathews. 

Bat 6fl3 

Pfahlbauten,  Menschliche  Reste  in  Schweizer  — . 

Von  Zaborowski.  Hef. 673 

Pfeilspitzen  von  der  Saöne  und  Loire.  Von  A.  de 

Mortillet.  Ref. flfl3 

Pbaliisches  8pielzeug  in  Laos.  Von  Zaborowski. 

Ref.  >\77 

Philippinonschitdvl.  Franz  Bauer 107 

Phönizische  Buchstabeu  auf  Megalithen.  Ref.  . . 015 

— Inschrift  in  Südfrankreich.  Von  Nicolas. 

Ref. fl  A3 

Phonograph  als  anthropologisches  Uülfsmittel.  Von 

L.  A tOOU y . lief 0 1A 

Photographie  und  Reproductionstechnik.  Jahrbuch 

für  . Ref. 273 

Platycnemie.  Von  A.  Bloch.  Ref. 000 

Polydactylie.  Anat..  Untersuchungen  eine#  sechs* 
zeitigen  Fasse«  und  die  Frage  nach  der  Be- 
deutung der  Polydactylie.  Von  A.  W.  Tare- 

netzki.  Ref. 493 

Polymastie  und  Polythelie  beim  Menscheu.  Von 

I wanowitsch-Stoy anow.  Ref.  ......  002 

Pore nceph alle,  traumatische.  Von  L.  Landouzy 

und  M.  Lnbbc.  Hef. flflö 

Portugiesen,  nach  Photographien.  Von  Zabo- 

r iVlkL  Ref 677 

Prähistorische  Alterthümer  im  Jura.  Vou  A Viri. 

Ref. 050 

— Bronzen  aus  Bosnien  und  Hercegovina.  Von 

F.  Fiala.  Ref. 273 

— Documente  Bosniens  und  der  Heroegowina. 

Von  K.  Truhelka.  Ref. 264 

— Entdeckungen  in  Corsica.  Von  Caziot.  Ref.  flü 

— Fonds  in  Kiew.  Von  Th.  Volkov.  Ref.  . . >iM 

— Lampen  aus  Sandstein.  Von  E.  Ri  vi£re.  Ref.  tili 


Digilized  by  Google 


684 


Register  des  siebenundzwanzigsten  Bandes. 


Salta 

Prähistorische  neue  Funde  im  Tbale  de«  Lunain. 

Von  A.  Vir4.  Re/. 658 

— paläolithische  (Acheul-)  Station  in  der  Dor- 

dogne.  Von  L.  Capitan.  Ref. 654 

— - und  gallo- römische  Siedelungen  im  Departe- 
ment Marne.  Von  A.  La  rille.  Ref,  ....  669 

— Station  von  La  Vignette.  Von  Collin.  Bef.  655 
von  Montmilie  (Oise).  Von  L.  Thiot. 

Ref. 676 

Prähistorischer  Mensch  und  jetzige  Bevölkerung 

Westeuropas 365 

Probleme  humanistischer  Fragestellungen  und 
deren  Beantwortungsweisen  unter  den  Zeichen 

der  Zeit.  Von  A.  Bastian.  Bef. 269 

Profllirung  de«  GeaichtaachiUleli.  Von  A.  Wa* 

rnaehkin.  Bef. 277 

Proportion  der  Gehirnlappen.  Von  L.  Mauou- 

vrier.  Ref. 656 

Proportionen  der  Wirbelsäule  bei  Mann  und  Weib. 

Von  M.  Boularue.  Ref. 676 

— dt»  Skelettes  bei  verschiedenen  Rassen.  Von 

G.  M.  Soularue.  Ref 672 

Proportionsverhältnisse  de»  weiblichen  Körper*  . . 379 
Paalidodontie  81 

Quaternäre  Ablagerungen  mit  Stein  Werkzeugen  in 
der  Nähe  von  Paris.  A.  La  rille.  Bef.  . . . «62 

— Menschenschädel  von  Marcilly-sur-Eure.  Von 

L.  Manouvrier.  Bef. 656 

Bassen  im  Kaukasus,  Die  — Von  «f.  J.  Pont  ju- 
ch ow.  Bef. 452 

Rassenschünbeit  des  Weibes.  Von  C.  H.  8 träte. 

R«f. 647 

Realie  xioon  der  indogermanischen  Alterthums- 
kunde. Von  O.  Schräder.  Ref. 272 

Rippenzahl  der  altindisrhen  Pferde.  Von  C.  A. 

Piätrement.  Ref.  657  ! 

Römische  BronxegefHs««  mit  Fabrikmarken.  Von 
Chr.  Blinkenberg.  Ref.  . 139 

— Bronzestatuetten.  Von  Chr.  Rlinkenberg. 

Ref. 

— Münzen  im  Bassin  de»  mittleren  Dniepr.  Von 

W.  G.  Ljäskorouekj.  Ref. 293 

Römisches  Castrum  in  Magorello.  Von  K.  Her- 
mann. Ref 298 

Röntgenstrahlen,  Technik  und  Verwerthung  der  — 
itu  Dienste  der  ärztlichen  Praxis  uod  Wissen- 
schaften. Von  Oscar  Büttner  und  Kurt 

Müller.  Ref. 275 

Kumpflänge.  wel<  lies  ist  die  empfehlenswerthestc  389 
Rundwälle  der  Niederlausitz.  Von  11.  Söhnel. 

Bef-  - • 133 

Runen  Inschrift  anf  einem  in  Bohuslän  gefundenen 
Goldmedaillon.  Von  8.  Bug  ge.  Ref.  ....  145 

Runenstein,  ein  neuer  auf  Gotland.  Von  8.  Rugge. 

B «f. 145 

.Buss*,  Ueber  den  Ursprung  der  Benennung  — . 

Von  Tb.  J.  Knauer.  Bef. 294 

HacrocMudalgegend  einer  stumm  eUc-hwänzig^n 

Katze.  Von  R.  Anthony.  Ref. 667 

Sacm- Lu  mbar  i-egend,  angeborene  Flecke  in  der  — 


bei  den  Annamiteo.  Von  A.  C hem  in.  Ref.  668 


Seile 

Samarkand.  Ueber  die  letzte  Zerstörung  der 

8tadt  — . Von  N.  J.  Wetselowski  Ref.  . . 301 
Sandsteinlampe  in  der  Höhle  de  la  Monthe  (Dor- 


dogne).  Von  R.  Riviöre.  Ref 671 

Schädel.  Form  Veränderungen  des  — 317 

— aus  einem  ueolitbiseben  Begräbnis*  von  Livry- 
sur-Vesle.  Von  N.  Mohilianski.  Ref.  . . . 657 

— der  Burjäten 303 

— der  Kalmücken 303 


Behiidelfnnn,  Die,  der  altwendischen  Bevölkerung 


Mecklenburgs.  H Asmui 1 

Schädeltypen  in  den  Kurganen  Wolhynien».  Von 

A.  M.  Pokrowskj.  Ref. 289 

Schamanenthum  unter  den  Ostjäken.  Von  W.  W. 

Peredotski.  Ref. 488 

öchaora,  Der  Thalkessel  von  — , und  desarn  Um- 
gebungen. Von  J.  J.  Pantjuchow.  Ref.  . . 451 

Schulkinderuntersuchung,  eino  — zum  Zweck  der 
Rassenbest immung  nach  Farbencomplexion  und 
primären  Korpermerkmalen.  Von  Alfred 

Schliz 191 

Schwangerschaft , Geburt  und  Kinderpflege  bei 
den  Weibern  der  Katschinen.  Von  Felix  Kon. 

Ref 511 

Schwauzmcnschen.  Von  ZaborowskL  Ref.  . . 658 

Skelette  , zwei  bei  Aunay  - sous  - Creesy.  Von 

G.  Fouju.  Ref. 669 

Skeletveränderungen  in  Folge  spinaler  Kinder- 
lähmung. Von  P.  Boncour.  Ref. 674 

Hlaveu,  Die,  nach  Rasse  und  Herkunft.  VonZabo- 

rowski.  Ref 676 

Bomali-Wfiete,  Durch  die  — nach  Abyssinien.  Von 

K.  W.  Krctschunusko.  Ref. 494 

Spannweite,  relative  beim  Weibe 393 


Speisen-  und  Getriinkebcreitung , Alterthumlirhe, 
bei  den  Serben.  Von  Sima  Trojanovic  . . 239 
Sprache  der  Affen.  Von  R.  L.  Garner.  Ref..  . 281 
Ssamunakaner,  Die.  Von  J.  J.  Pantjuchow. 

Ref. 439 

Station  von  Mornö  im  Jura.  Neolithische  — . Von 

M.  Piroutet.  Ref MS 

Stegodontie 85 

Steinbeil,  geschliffenes,  von  ungewöhnlicher  Grösse. 

Von  A.  de  Mortillet.  Ref. - . . «70 

Steinbeile  amerikanischer  Form  im  Departement 
Finistcre.  Von  P.  du  Chatellier-  Ref..  . . 668 

— , exotische  im  Mittelrheinland 599 

Steingeriith,  paläolithische«  und  ueolithisebes  in 
Lehmgruben  bei  lellävre.  Von  M.  A.  Dubus. 

Ref 661 


Steingeräthe , Die  wahren  — der  8teinzeiu  Von 

A.  Thieullen.  Ref. 665 

Stein  werk  zeuge  aus  den  Departements  Saöue-ct- 
Loire  und  Allier.  Von  K.  Collin.  Ref.  . . . 661 
Steinzeit  im  Gouvernement  Wolhynien.  W.  B. 

Antonowitsch.  Ref. 285 

Steinzeitliche  Dorf,  Das Grossgutach.  Von 

A.  Schlitz.  Ref. 435 

— Fundstellen  in  Mecklenburg.  Von  R.  Beltz. 

Bef. 274 

Steinzeitniederlassung  bei  Jubcrcy  (Marne).  Von 

A.  Rollein.  Ref. 664 

Su-inzeitreste  ira  Bassin  de«  Flusses  Styr.  Von 
L.  K.  Sbity  uskj.  Ref. 268 


Digitized  by  Google 


685 


Register  des  Hieben  und*  wanaigsten  Randes. 


Beil« 

Sternum,  Da*.  Von  R.  Anthon y.  Ref.  ....  058 
Studien  über  den  prähistorischen  Menschen  und 
sein  Verhältnis*  zu  der  jetzigen  Bevölkerung 
Westeuropa*».  Von  N.  C.  Macnamara  . . . 365 
Süd  nee  t Studien  und  Beobachtungen  au»  der  — . 


Von  Joachim  Graf  Pfeil.  Ref. 129 

Swanetien,  Bemerkungen  über  — . Von  Fünit  R. 

Dawid  o witsch  Erislow.  Ref 474 

— , Reise  durch  — . Von  W.  Olderogge.  Ref.  . 460 

Symphysenwinkel  des  Unterkiefer» 92 

Syrische  und  palästinische  Schädel.  Von  E.  M. 

Bespiülow.  Ref 485 

T&towlrta  Franzosen.  Abbildungen  derselben. 

Von  ZaborowskL  Ref. 676 

Telegooie.  Von  R.  Anthony.  Ref. 673 

Tcrek-Kosackenheer  und  Städte  des  Terekgebiete*. 

R*f- 471 

Terracotten  aus  Smyrna.  Von  F.  Regnault.  Ref.  675 
Tbonwaare  bei  den  Krumir  und  in  den  Dolmen. 

Von  A-  Durnont.  Kef. 661 

TodesKtrafen  in  Persien.  Von  Duhousset.  Ref.  675 
Tonkinesen,  Annamiten,  Indochinesen.  Körper* 
und  Bchiidelmessungen.  Von  Zaborowski. 

Ref. 677 

TopeUus,  Zacharias.  Nachruf  An . Von 

R.  Aspel  in.  Ref 

Topographisch-authro potnetrische  Untersuchungen 
Uber  die  Proportion» Verhältnisse  dea  weiblichen 

Körpers.  Von  Sara  Tc  um  in 379 

Tratisfortnismas  und  Craniologie.  Von  G.  Pa- 

pillault.  Ref. 657 

Trondhjem , Mittheilungen  aus  dem  Alterthurns- 

tuuMum  von  — . Von  K.  Rygh.  Ref.  ...  144 
Tschuktschen  de*  Kolymsker  Bezirks.  Von  D.  Ni- 

kolskj.  Ref 505 

T sincipital.  Von  Zaborowski.  Ref. 658 

Tnmuli  aus  gallischer  Zeit  bei  Laogre*.  Von 

Balliot.  Kef.  668 

Tnmulus  von  Perrogney  (»ns  römischer  Zeit).  Von 

Balliot.  Ref. 674 

Typologie,  «ler  Entwicklungslehre,  angewandt 
auf  die  menschliche  Arbeit.  Von  O.  Mon- 
telius.  Ref. 


Seils 

Verbrechertypus , Ueber  den  — . Von  K.  A. 


Belikowsky.  lief. 481 

Verschmelzung  der  Endglieder  der  kleinen  Zehe. 

Von  A.  Bloch.  Ref. 659 

Völkerkämpfe  und  ihre  Folgen.  Von  F.  Reg* 

na  ult.  Ref 657 

Volksmedicin  in  Transkaukasien.  Von  J.  J. 

Pantjuchow.  Ref. 467 

Vorgeschichtliche  Denkmäler  von  Malta.  Ref..  . 649 
Vorhistorische  Funde  in  Finlanl.  Von  H.  Hack- 
mann. Ref. 152 

— Station  von  V illeneu ve* Triage.  Von  A.  La- 

v i 1 1 e.  Ref 656 

Vorstellungen  von  Krankheitsursachen  bei  den 
Naturvölkern.  Von  Th.  Schwindt.  Ref.  . . 153 
Vorzeitige  Verknöcherung  der  Schädelnähte.  Von 

F.  Regnault.  Ref. 675 

Wachsthum  eines  Riesen.  Von  G.  Papillault. 

Ref. 671 

Walacheu,  Herkunft  und  Benenuung  der  mähri- 
schen — . Von  P.  D.  Florinskj.  Ref.  . . . 299 

Wechselnde  Phasen  im  geschichtlichen  Seh kreis. 

Von  A.  Bastian.  Ref 287 

Weib,  Das  — in  der  Natur- und  Völkerkunde.  Von 

H.  Ploss  und  Max  Bartel».  Ref. 648 

Weibliche  Kopfform 385 

WesUibirieche  Bauern,  Beiträge  zur  Anthropologie 

der  — . Von  N.  L.  Seeland.  Ref. 506 

Wildziegen  der  griechischen  Inseln.  Von  L.  v. 

Lorenz-Liburnau.  Ref. 274 

Winterschlaf  bei  russischen  Bauern.  Von  Tb. 

Volkov.  Ref. 676 

Wissenschaftliche  Mittheilungen  aus  Bosnien  und 

der  llercegovina.  Ref. 272 

— Thätigkeit  des  archäologischen  Congresses 
(Kiew  1899).  Von  P.  S.  Uwarow.  Ref.  • , 302 

Wittwenrecht  in  Buropa  und  in  China.  Von 
d’Enjoy.  Ref 655 

„Ymer.*  Zeitsc.hr.  der  schwedischen  Gesellschaft 
für  Anthropologie  and  Geographie.  1898,  Heft  3 
bis  1899,  Heft  3.  Ref 150 


Unterkiefer,  Gestalt  des  — bei  verschiedenen 

Rassen  91 

— , Rasaeneigenlhüinlichkeiten  des  .......  78 

— , »ehr  auffällige,  durch  Auftrocknung  und 
Wiederanfeuchtung  bedingte  Grössen  - und 
Forraveründerungen  des  — . H.  Welcker  . . 37 

— , WinkelbestiinmuDgen  am  *— 92 

— , Zugehörigkeit  de*  — zu  einem  bestimmten 

Schädel.  H.  Welcker 37 

Untersuchung  der  wehrpflichtigen  Mannschaften 
in  Schwellen.  Vorläufiger  Bericht.  Von 
G.  Ketzin*.  Ref. 151 

Vaeber.  Untersuchung  de*  Gehirns,  Schädel»  und 

Ohrs  des  Verbrechers  Vacher.  Ref. 669 

Verbrecher.  Einige  Beobachtungen  an  Kindern 

von  — . Von  Marscliand.  Ref. 494 

Verbrecheracli&del,  51.  Von  E.  Pitard.  Ref.  . . 663 


Zähne,  Abnutzung 71 

— , bündige  Stellung  der  — 73 

— , Pfeifchenrillen  an  den  76 

Zabnfärbung  bei  den  Annamiten.  Von  P.d*  Enjoy. 

Ref. 661 

Zeichen  der  Zusammengehörigkeit  eines  Unter- 
kiefers und  Oberkiefers 61 

Zeitalter  vor  dem  Handel,  Das.  Von  Letourneau. 

Ref. 656 

Zeit  der  Uebersiedelung  der  Slaven  vom  Norden 
der  Karpathen  nach  Ungarn.  Von  L.  Nieder!«. 

Ref. 298 

Zeugung,  Ansichten  über  — bei  primitiver  Colt ur. 

Von  Gh.  Letourneau  Ref. 662 

Zwerge,  Beobachtungen  an  — . Von  L.  Manou* 

vrier.  Ref. 656 

Zwergin,  Beobachtung  einer — . Von  Godin.  Ref.  061 


Digitized  by 


Google 


686 


Register  des  siebenundzwan/.igsten  Bandes. 


VerxeiohniiB  der  anthropologiacben  Literatur. 

II.  Anatomie. 


1.  Urgeschichte  und  Archäologie. 

Ml» 

Literaturbericht  für  1898  und  1899 1,  15 

Amerika,  Asien  14,  26 

Itelgie» 13,  24 

Dänemark 10 

Deutschland  ....  I,  15 

Fi  nland  11 

Frankreich 11,  22 

Ornesbritannien 9.  21 

Italien,  Spanien  and  Portugal 13,  24 

Norwegen  . 10 

Oesterreich 8,  20 

Schweden  . 10 

Schwei*  ...  ....  9,  21  | 


Nachträge  vom  Jahre  1897  .... 

Literatur  töricht  fUr  1898 

UI.  Völkerkunde. 


Lituraturbericht  für  1898  und  1699  39,  77 

I.  (Inellenkunde  39,  77 

II.  Ethnologie 41,  79 

UI.  Ethnographie 47,  84 

IV.  Zoologie. 

Literaturbericht  für  1898  und  1899  115,  133 


Digitized  by  Google 


835 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


I. 

Urgeschichte  und  Archäologie. 

(Von  Pr.  A.  Hi 0 hei  in  Aachen.) 

(Di©  nordisch«  Literatur  [Dänemark,  Norwegen,  Schweden,  Finland] 
ist,  wie  bisher,  von  Fräulein  Prof.  J.  Mcatorf  in  Kiel  zuaarn  mengestellt , die  polnische  und 
russische  von  Herrn  Prof.  Dr.  A.  Wrceiniowski  in  Warschau,  die  böhmische  und  mährische 
von  Dr.  Matiegka  in  Prag.  Ausführlicheres  über  die  nordischeu  Arbeiten  thoilt  Fräulein  Prof. 
J.  Mestorf  unter  der  Rubrik  Referate  mit) 

A.  Literaturbericht  für  1898 

(soweit  nicht  anders  angegeben). 


I.  Deut 


Altorth  umafunde  im  Elsaas.  (Korrexpondenzblatt 
der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  um! 
Bmt  Jahrg.  XVII,  Trier  1H9H,  Kp.  35—37.) 

Bericht  über  Krihrngritlwrfuiide  Iwi  Kroningcn,  Au** 
grabungcn  in  Kgisheim  und  Gräberfunde  an*  keltischer 
Zeit  hei  Schal  hach. 

Anleitung  zur  Beobachtung  vorgeschichtlicher  Denk- 
mäler , herausgegeben  von  der  Gr<  »»herzoglichen 
Commission  zur  Erhaltung  der  Denkmäler.  (Jahr- 
bücher und  Jahresberichte  des  Verein*  für  mecklen- 
burgische Geschichte  und  Alt©rthum«kunde.  Jahr- 
gang 63,  Kchweriu  1K9K,  Anlage.  16  8.  mit  Text- 
Abbildungen.) 

Archiv  für  Anthropologie.  Zeitschrift  für 
Naturgeschichte  und  Urgeschichte  des 
Menschen.  Organ  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  Be- 
gründet von  A.  Ecker  nnd  L.  Linde  nach  mit. 
Unter  Mitwirkung  von  A.  Bastian,  W.  Ris,  H.  v. 
Holder.  J.  Kolltnann,  J.  Meatorf,  E.  8chtnidt, 
0.  A.  Schwalbe,  L.  Stieda,  R.  Virehow,  A.  Vom 
und  W.  Waldeyer,  herausgegeben  und  redigirt  von 
Johannes  Ranke.  Bd.  XXV,  Vierteljuhrshcft  8/4. 
Mit  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen  und 
10  Tafeln.  Brauns*  h wuig,  Friedr.  Vieweg  u.  Hohn, 
1898,  8.  165  — 545  und  204  8.  Verzeichniss  der 
anthropologischen  Literatur.  11  8.  Anhang.  4°. 
62  Mark.  Dasselbe.  Bd.  XXVI,  Vierteljahrsbeft  1, 
mit  eingedruckten  Abbildungen.  Ebenda  1899.  8.  1 
bis  240.  4®.  26  Mark. 

Bach)  Max.  Fuudchronik  vom  Jahr«  1897.  (Fund- 
berichte aus  Schwaben.  Jahrg.  V,  Stuttgart  1897, 
8.  2 — 7 mit  > Abbildungen.) 

Baicr,  Rudolf.  Ein  Küstenfund  auf  Rügen.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthnmsfunde,  Jahrg*  VIII, 
Berlin  1897,  8.  94-95.) 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVU.  ( V ki.  d.  aiitbrop.  LU.) 


ohland. 

Baicr,  Rudolf.  Eine  steinzeii liehe  Wohnstätte  auf 
Rügen.  (Nachrichten  über  deutsche  Alterthurasfuude, 
Jahrgang  IX,  Berlin  1898,  8.  10 — 12.) 

Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayern». 
Organ  der  Münchener  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte.  Herauftgegvben  und 
begründet  von  W.  v.  Gümbel  etc.,  redigirt  von 
Johannes  Ranke.  Band  12.  München,  F.  Hasser - 
mann,  1808.  2 BL  180  8.,  7 Tafeln,  gr.  8®. 

Beiträge  zur  Anthropologie  Braunschweig».  Fest- 
schrift znr  29.  Versammlung  der  deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  zu  Braunachvreig  im  August 
1898.  (Herausgegeben  von  Biehn rd  Andree.)  Mit 
Unterstützung  des  herzoglichen  HtaatsininisteriumR. 
Braunschweig , Friedr.  Vieweg  n.  Sohn,  1898.  V, 
163  8.  mit  1 färb.  Titelbild,  10  Tafeln  und  Textab- 
bildungen- gr.  8°.  3 Mark. 

Enthalt  felgende  Abhandlungen  : 1.  Wilhelm  Blstius: 
Spuren  paläolithinlier  Menschen  in  den  Di  lumlabl  »gerungen 
der  Itii be Länder  Höhlen.  2.  Kriti  Grsbowsky:  Die 
L&bbensteme  bei  Helmstedt.  3.  J.  H.  Kloos:  Die  braun- 
schweigischen Jadeit  belle.  4.  Th.  Voges:  Bronzen  aus 
dem  nördlichen  Theile  des  Landes  Braunschweig.  5.  Lud- 
wig Hsnselmanu : Die  eingemauerteo  mittelalterlichen 
Thongrst hirn*  Braunschweig*.  6.  Oswald  Berkhsn! 
Alte  Braunschweigische  Schädel.  7.  Richard  Andrer: 
Braunschweigische  Bauerntrschtbilder.  8.  H.  Vasel:  Volks- 
thünihcbe  Schnitzereien  an  Gerät  hs* .haften  sin  Lande  Brann- 
schweig.  9.  11.  Schattenberg:  Der  Scliimmelmter  ira 
Braunschweigischen.  Besprochen  im  Globas,  74.  Bd., 
1898,  8.  110 — 11:5. 

Boltz,  Robert.  Hteinzeitliche  Funde  in  Mecklenburg. 
(Jahrbücher  und  Jahresberichte  des  Vereins  für 
mecklenburgische  Geschichte  und  Altcrtlnirnakunde. 
Jahrg.  63,  Schwerin  1898,  8.  I — 88  mit  zahlreichen 
Textabbildungen.) 

I 


Digitized  by  Google 

ä 


2 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Belts,  Robert.  Die  paläozoisch«»  Funde  des  gross- 
herzoglichen Museums  in  Schwerin.  (Aus  Archiv  d. 
Ver.  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklen- 
burg.) Güstrow,  Opitz  u.  Co.,  1898.  14  8.  gr.  8®. 

0,25  Mark. 

Bezeichnung , Internationale,  der  palethnologischen 
Karten  und  Publicatiouon.  Mit  Nachtrag  von 
K.  Forrer,  (Prähistorische  Blatter,  Jahrg.  10,  Mün- 
chen 1898,  8.  19  — 24,  87-40.) 

Blätter,  Prähistorische.  Unter  Mitwirkung  von 
Forschem  und  Freunden  der  prähistorischen  Wissen- 
schaft lierausgeget>en  von  Dr.  Julius  Naue  in 
München.  X.  Jahrg.,  München,  literar.-artist.  Anstalt 
in  Commission  1898.  IV,  98  8.  mit  8 Tafeln,  gr.  8°. 
8 Mark. 

Blasius,  Wilhelm.  Lieber  die  Vorgeschichte  und 
Frühgeschichte  des  Bruuuschweiger  Landes.  (Corre- 
spoudenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  108—109.) 

Blasius,  Wilhelm.  Die  anthropologisch  wichtigen 
Funde  in  den  Höhlen  bei  Hübeland  &.  H.  (Corre- 
spondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  109  bis 
112.) 

Blümner.  Bronze.  (Pauly's  Real  * Enzyklopädie  der 
das«.  Alterthumswissenschaft.  5 llalbbd.  Stuttgart 

1897,  8p,  892—897.) 

Boohlau,  Johannes.  Aus  ionischeu  und  italischeu 
Nekropolen.  Ausgrabungen  und  Untersuchungen  zur 
Geschichte  der  nacbmyken.  griech.  Kunst.  Leipzig, 
B.  G.  Teubner,  1898.  V,  172  8.  mit  15  Taf.,  1 Plan 
und  zahlreichen  Textabbildungen,  gr.  4°.  2o  Mark. 

Boohlau,  Johannes,  und  Felix  von  Qilsa  zu  Gilsa. 
Neolithische  Denkmäler  aus  H«-«sen.  Mit  7 Tatein 
und  81  Textabbildung*».  (Zeitschrift  für  hessischo 
Geschichte  und  Landeskunde.  Supplementheft  12, 

1898.  Cassel,  DöU.  21  8,  4®.) 

Boetticher,  Adolf.  Die  Bau-  uud  Kunstdenkmäler 
der  Provinz  Ostpreußen,  Im  Aufträge  des  oetpreussi- 
schen  Landtage*  bearbeitet.  2.  Auflage.  Heft  1:  Das 
Samland.  Königsberg,  B.  Teicbert  in  Comm.,  1898. 
IX,  170  8.  mit  108  Abbildungen  und  4 Tafeln. 
Lex.-H°.  3 Mark. 

Der  Verlas*«  berührt  auch  die  vorgeschichtlichen  Ver- 
hältnisse der  Provinz. 

Bohle,  J.  Ueber  einige  Öteinkammergräber  des  Kreises 
Lehe  (mit  3 Tafeln).  (Jahresbericht  der  Männer  vom 
Morgenstern,  lleimathbund  in  Nordhannover.  Bre- 
merhaven 1898.  Abth.  4.) 

Beschreibt  zwei  von  einem  Erdhügel  überdeckte  Gang- 
gräber bei  Bederkesa. 

Br&noo,  W.  Die  menschenähnlichen  Zähne  aus  dem 
Bohnerz  der  Schwäbischen  Alb.  1.  und  2.  Theil. 
Stuttgart,  E.  Schweizerbart,  1898.  144  und  128  8. 

mit  3 Tafeln.  8°.  (Jahreshefte  des  Verein»  für 
vaterlilnd.  Naturkunde  in  Württemberg.) 

Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  die  10  fossilen  Zähne 
aus  dem  Bohnerz  der  Gattung  Dryopithecus  zuzurechnen 
sind;  vergl.  Laloy  in  L’Antbropologie , toine  IX,  Paris 
1898,  S.  191—194. 

Brandenburg,  N.  E.  Ueber  die  gefärbten  Skelett« 
in  den  Kurgau -Gräber».  (Nach  dem  Russischen. 
Prot.  d.  Sitzung  der  russisch-unthrop.  Gesellschaft  in 
Petersburg  1890—1891.  3.  Jahrg.,  8.  39—43  mitge- 
tlieilt  von  L.  Htieda  im  Globus,  74.  Band,  1898, 
8.  118.) 

Brunner,  Karl.  Die  «tuiuzeitHohe  Keramik  in  der 
Mark  Brandenburg.  (S.  A.  au«  dem  Archiv  für 
Anthropologie,  Bd.  25,  Vierteljab rabeft  3,  Braun- 


schweig 1898,  8.  243  — 298.)  Braunschweig , Friedr. 
Vieweg  ti.  Sohn,  1898.  54  8.  mit  75  Textabbildungen. 
4»  5 Mark. 

Vergl.  Laloy  in  L’ Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898, 
8.  583 — 588;  Deich müller  im  tYntralhlalt  für  Anthro- 
pologie, B<1.  III,  Brodau  1898,  S.  317.  Hoeroes  in  «irn 
Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  XXVIU,  N.  F.  XVIII,  1898,  8.  254. 

Busse,  Hermann.  Hügelgräber  bei  der  Hell-Mühle, 
Kreit  Ober -Barnim.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alu-rthumsfunde,  Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  12 — 16 
mit  9 Textabbildungen  und  1 Skizze.) 

Busse,  Hermann.  Dat  Urnenfaid  am  Rothpfuhlberg 
bei  Tempelfelde,  Kreis  Ober- Barnim.  (Nachrichten 
über  deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg.  IX,  Berlin 

1898,  B.  22 — 23.) 

Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte.  Herausgegeben  von  Dr.  med.  et 
pbil.  (i.  Buscha».  Jahrg.  III,  1898.  Breslau,  J.  LJ. 
Kern’s  Verlag  (Max  Möller),  1898.  384  6.  8®.  12  Mark. 

Cohausen,  Aug.  v.  Die  Befestigung» weisen  der  Vor- 
zeit und  de«  Mittelalter«.  Auf  «einen  Wunsch  her- 
auag.  von  Max  Jäh  ns.  Mit  einem  Bildnisse  den 
Verf.  in  Kupferdr.  u.  mit  einem  Atlas  von  57  Tafeln 
Abbildungen.  Wiesbaden,  C.  W.  Kreidcl,  1898.  XL VI, 
340  u.  ü 8.  Lex.-#®.  25  Mark. 

Ira  I.  Thcile,  rrbcfe*tigungen , werden  beschrieben : Be- 
festigung mittelst  des  Walde».  Befestigung  mittelst  de» 
Wasser».  Befestigung  mit  Steinen.  Befestigung  mittelst 
Erd*.  # 

Deiobmüller , J.  V.  Ueber  Maassregeln  zur  Erhal- 
tung und  Erforschung  der  urgesch  ich  dich  en  Alter- 
thiimer  im  Königreich  Sachsen.  4 Abhandlungen  der 
iiaturwiss.  Otwlkllilt  Isis  in  Dresden.  1897.) 

Deichmüller,  J.  Eine  vorgeschichtliche  Niederlassung 
auf  dem  Pnffeostsine  in  der  sächsischen  Schweiz. 
(Abhandlungen  der  iiaturwiss.  Gesellschaft  Isis  in 
Dresden.  Heft  II,  1897,  S.  73  mit  1 Tafel.) 

Vergl.  Osborac  im  Centrnlblatt  Ar  Anthropologie, 
Bd.  III,  Breslau  1898,  S.  324. 

Dorr,  Robert.  Die  Gräberfelder  auf  dem  Silber  berge 
bei  Lenzen  und  bei  Serpi»,  Kreis  Elbing  aus  dem 
5.  bis  7.  Jahrh.  n.  Clir.  Festschrift  der  Elbinger 
Alterthumsgesellschaft  zur  Feier  des  25  jähr.  Bestehen«. 
Elbing,  0.  Meissner,  1898.  29  8.  mit  7 Abbildungen, 

3 Tafeln  und  3 Bl.  Erklärungen,  gr.  4°.  3 Mark. 

Die  vom  Verfasser  ins  5.  bis  7.  Jahrhundert  gesetzten 
Gräber  enthielten  Fundgegenstände  aus  Bmiue , Eiseu, 
Thon  und  Bernstein;  vergl.  dos  ausführliche  Referat  von 
Kemk*  iin  Ccotralblstt  für  Anthropologie,  Bd.  IV,  Jena 

1899,  8.  93—96. 

Durner,  Nicolau».  Grabhügel  und  Hochäcker  in  der 
Nähe  von  Bchwabagg.  (Zeitschrift  des  historischen 
Vereins  für  Schwaben  uud  Neuburg.  Jahrgaug  24, 
1897,  8.  127—130.) 

Funde  au«  der  IlalNtattperiode. 

Edelmann,  H.  Bronzefunde  aus  Veringenstadt . (flohen - 
zollerii).  (Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  10,  München 
1H9H,  8.  17—19  mit  1 Karte.) 

Engel.  Ueber  den  vorgeschichtlichen  Menschen  und 
«•in  muthtnaassliche*  Alter.  (Blätter  de»  8<hwä- 
bischeu  Albvervin*.  Tübiugen  1898,  Nr.  2.) 

F. , v.  Christliche  Kirchen  über  lieidnisclieu  Stein - 
katnmergräbern.  (Oktal,  74.  Bd.,  1898,  8.  267  mit 
Querschnitt  durch  den  Dolmen  in  der  Krypta  der 
der  Kirche  Sept  Saint«.) 

Florschütz.  Eine  archäologische  Wanderung  im  Nas- 
sauer Lande.  (Mittheilungen  des  Verein*  für  uas- 
sauisch«  Alterthumskunde  und  Geschichtsforschung 
1898  1H9».  Wiesbaden  1898.  Sp.  11— 14.) 


Digitized  by  Google 


3 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Forrer,  R.  Steinbruchwerkstätteu  auf  dem  Odilien- 
berge  im  EUass.  (Nachrichten  über  deutsche  Alter- 
thumsfunde, Jahr/.  IX,  Berlin  1898,  S.  47  mit  Text- 
abbildung.) 

Fround,  K.  Die  vorgeschichtlichen  Alterthümer  im 
Lübecker  Gebiete.  Programm  der  Lübecker  Real- 
schule 1898.  29  8. 

Vergl.  Central  blatt  für  Anthropologie,  Bd.  IV,  Jena 
1899,  S.  91. 

Fritze,  Adolf.  Die  8tückelhöhlo  bei  Söhnstetton. 
(Fundberichte  aus  Schwaben,  Jahrg.  V,  Stuttgart 
1897,  8.  18—23.) 

Fromm.  Oscar  v.  [Prähistorische  Sammlungen  de« 
Henne  b.  alterth umsforschenden  Vereins.]  (Neue  Bei- 
trüge zur  Geschichte  deutschen  Alterthums,  Liefg.  14, 
Meiningen  1899,  8.  72  — 74  mit  7 Tafeln.) 

Fundberiohte  aus  Schwaben,  umfassend  die  vor- 
geschichtlichen, römischen  und  merovitigischen  Alter- 
thümer.  In  Verbindung  mit  dem  Württemberg,  Alter- 
thumsverein lierauag.  vom  württemb.  authrop«  »lo- 
gischen Verein  unter  Leitung  von  G.  8 ix.  V.  Jahrg., 
1897.  Stuttgart,  E.  Bchweizerbart , 1898.  52  8.  mit 

Abbildungen  und  1 Plan.  1,60  Mark. 

Funde,  Archäologische,  im  Bodensecgubiete.  (Schriften 
des  Vereins  für  Geschichte  des  Bodensees  und  seiner 
Umgebuug.  Heft  27,  Lindau  1898,  8.  161,  162.) 

AlamannUi-her  Friedhof  bei  dem  Dorfe  Bodmnn  ant 
Ueberlinger  See. 

Götze,  A.  Bronzeschwert  von  Felcbow,  Kreis  Anger- 
münde , Brandenburg.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin  1897,  8.  95 
bis  96.) 

Götz«,  A.  Bp&taeolithiscbe  Grälrer  bei  Rottlebeu  am 
Kyffhäuser.  (Nachrichten  über  deutsche  Alterthums- 
funde,  Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  20—22  mit  3 Text- 
abbildungen.) 

Götze,  A.  Urnengräber  mit  Hteinsetzungen  l>ei  Eich- 
städt, Kreis  Stendal.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthurasfunde , Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  23 — 25 
mit  3 Textabbildungen.) 

Götze,  A.  Die  Schwedenschanze  bei  Trzek , Kreis 
Bchroda,  Provinz  Posen.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  48.; 

Götze,  A.  Die  Urzeit  des  Menschen.  Bilder  aus  den 
frühesten  Tagen  unserer  Heimath.  Scenischer  Vor- 
trag. Berlin,  Verlag  der  Gesellschaft  Urania,  1898. 
0,25  Mark. 

Grabowaky.  Prähistorische  und  proiohistorische  Funde 
auf  Korsika.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  136.) 

Gräberfund,  Prähistorischer,  auf  dem  Friedhofe  von 
Nauheim  (Prov.  Starken  bürg).  (Prähistorische  Blätter, 
Jahrg.  lu,  München  1898,  8.  27—29.) 

Grösalor,  H.  Vorgeschichtliche  Funde  aus  der  Graf- 
schaft Mansfeld.  (Mansfelder  Blätter,  Jahrg.  12,  Eis- 
leben 1898,  8.  200—208  mit  2 Tafeln.) 

Grou,  V.  Ein  Gräberfeld  der  Tuneperiode  von  Vevey. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  268  — 272  mit  1 Textabbil* 
duog.) 

Haas,  Alfred.  Die  vorgeschichtliche  Feuerstein  werk- 
stiitte  zu  Lietzow  auf  Rügen.  (Jahresbericht  der  geo- 
graphischen Gesellschaft  zu  Greifswald,  VI,  2,  1898, 
8.  63—73.) 

Hartmann,  Fr.  Mittheilnng  über  einen  interessanten 
Fund  in  Schleswig- Holstein.  (Correspondenxblatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  29, 
München  1898,  K.  34.) 

Betriff!  einen  Plattweihsel  ln  der  ursprünglichen  Schäf- 
tung vi>n  Holz  and  Leder. 


Hausmann,  Richard.  Vortrag  über  historische  Be- 
deutung der  Ausgrabungen  in  der  Gegend  von  Fel- 
lin.  (Jahresbericht  der  FelUner  literarischen  Gesell- 
schaft 1890/95.  Fellin  1898.  8.  30—33.) 

Betr.  ßrnudgriber  mit  Fundobjecten  au«  Bronze,  Eisen, 
Thea  und  Glaut. 

Haxthausen,  ▼.  Trichter  der  Stein*  und  Bronzezeit 
zu  Fischelsbach.  (Beiträge  zur  Anthropologie  und 
Urgeschichte  Bayerns.  Band  XU.  München  1897. 
8.  11-26  mit  2 Tafeln.) 

Besprochen  in  L’Anthrupologie,  tofne  IX,  Paris  1898, 
S.  7». 

Hedinger,  A.  Alte  Erzschmelzstätte  auf  der  schwä- 
bischen Alb.  (Archiv  fUr  Anthropologie . Band  26, 
Viertel  jahrsheft  l,  Brannschweig  1899,  8.  41 — 44.) 

Heidenmauer  bei  Dürkheim  a,  d.  Hardt.  (Korrespon- 
denzblatt der  Westdeutschen  Zeitschrift  Air  Geschichte 
und  Kunst,  Jahrg.  XVII,  Trier  1898,  8p,  65,  66.) 

Aufdeckung  zweier  SkidctgTüber  so*  der  ältere n Bronzezeit. 

Hirt,  Hermann.  Die  vorgeschichtliche  Cultur  Euro- 
pas und  der  Indogermanen.  (Geographische  Zeit- 
schrift, Jahrg.  IV,  Leipzig  1898,  8.  369 — 387.) 

Vergl.  das  Referat  in  Pr  1 ermann’*  Mittheilungen,  45.  Bd., 
1899,  Literaturbericht,  S.  18. 

Hoernes,  Moritz.  Griechische  und  westeuropäische 
Waffen  der  Bronzezeit.  (Aus  der  Festschrift  für 
Otto  Benndorf.)  1898.  4°. 

Jacob,  Gottlieb  Ernat.  Zur  Vorgeschichte  des  Her- 
zogthums Meiningen.  (Neue  Beiträge  zur  Geschichte 
deutschen  Alterthums,  Lieferg.  14,  Meiningen  1899, 
8.  27—39.) 

Der  Verfasser  weist  die  Reihe  der  Culturperlodeo  an  der 
Hand  der  roigeschkhtlirheu  Kunde  nach.  Meiningen  war 
in  der  Steinzeit  unbewohnt;  die  ersten  Sparen  mensch- 
licher Ansiedelung  iindeu  sich  in  der  JÜtereu  Bronzezeit; 
sehr  reichhaltig  sind  die  Fände  der  jüngeren  Bronzezeit. 

Jacob,  Gottlieb  Ernst.  Untrer  das  Alter  der  Funde 
und  über  einige  scheinbar  römische  Futid  gegen  Stände 
vom  kleinen  Gleichberg  bei  Rörahild  (Herzogt  hum 
Meiningen).  (Neue  Beiträge  zur  Geschichte  deutschen 
Alterthums,  Liefg.  14,  Meiningen  1899,  8.  40—46.) 

Di«  meisten  der  hier  beschriebenen  Fände  gehören  der 
La  Tenczeit  an. 

Jahrbücher,  Bonner.  Jahrbücher  des  Vereins  von 
AlterthumsAreunden  im  Rheinlande.  Heft  102. 
Mit  6 Tafeln  und  27  Textflguren.  Bonn,  gedruckt 
auf  Konten  des  Vereins  bei  A.  Marcus,  1898.  IV, 
299  8.  lieft  103.  Mit  12  Tafeln  und  63  TextAguren. 
Ebenda  1898.  IV,  271  8.  gr. 

Jentach,  H.  Vorslavische  Wohnreste  in  der  Sprucke, 
Kreis  Guben.  (Niederiaoiitoer  Mitthellungen,  Bd,  V, 
Guben  1897,  8.  116.) 

Kirchmann,  Joaeph.  Das  alamannische  Gräberfeld 
bei  fichretzheim.  (Jahresbericht  des  hintori  scheu 
Vereins  Dillingen,  X.  Jahrgang  1897,  8.  169  — 181.) 

Untersuchung  von  48  Gräbern. 

Kirchmann,  Joaeph.  Das  alamaunische  Gräberfeld 
bei  Rchretzheim.  (Jahrbuch  des  historischen  Vereins 
Dillingen,  Jahrg.  XI,  1898,  8.  208—212.) 

Beschrieben  wird  der  Inhalt  von  10  Gräbern. 

Klein.  Bericht  über  die  ThätJgkeit  des  Provinzial- 
Museums  zu  Bonu  in  der  Zeit  vom  1.  April  1897 
bis  31.  März  1898.  (Nachrichten  ülrer  deutsche  Alter- 
thunisfumle,  Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  41 — 45.) 

Erworben  wurden  in  der  prähistorischen  Abthcilang: 
Rin  Grabfund  mit  Thongefissen  der  Hsllstnttxeit  vom 
Brückberg  bei  Siegbarg  und  zwei  germanische  Gefässe. 

Knoop,  L.  Vorgeschichtliche  Urnen  - und  Knochen- 
reste  au*  der  Börssumer  Gegend.  (Braunschweigisches 
Magazin,  Bd.  4,  Braunschweig  1898,  B.  87,  88J 


1* 


Digitized  by  Google 


4 


Verzoichnius  der  anthropologischen  Literatur. 


Köhl.  Neu«  Gräberfelder  der  jüngeren  Steinzeit  bei 
Wonne.  Bericht  der  *2».  allgemeinen  Versammlung 
der  «leutsehen  anthropologischen  Gesellschaft  in 
Braunschw’cig,  4.  bis  6.  August  1898. 

VergL  Centralblatt  für  Anthropologie  , Bd.  IV',  Jens 
1899,  S.  42—43. 

Köhl.  Neue  prähistorisch«  Gräberfelder  bei  Wachen- 
beim  und  bei  Rheindürkheim  in  Rheinheeaan.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthumsfuude,  Jahrg.  IX, 
Berlin  1K96,  8.  45 — 17.) 

Ncolithische  Funde. 

Koenen,  Conatantin.  Die  Waldalgesheiroer  Schmuck- 
platten.  (Bonner  Jahrbücher.  Jahrbücher  des  Ver- 
eins von  Alterth umsfreunden  in»  Rheinland«,  lieh  102, 
1898,  8.  158—162.) 

Kotter,  Fr.  Untersuchung  von  Hügelgräbern  im 
Krauiohateiner  Park.  (Quartalblätter  des  histor.  Ver- 
eins für  das  Grossherzogthum  Hessen  1899,  Heft  3, 
mit  2 TAfeln  und  Textabbildungen.) 

Gräber  so*  der  Bronze-,  Hnllststt-  und  La  Tenezeit  mit 
einigen  Kundg*ge»>»täinlen. 

Korrespondenzblatt  der  Weatdeutaohen  Zeit- 
schrift für  Geschichte  und  Kunst,  zugleich 
Organ  der  historisch  -antiquarischen  Vereine  zu  Bir- 
kenfeld, Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M,,  Karlsruhe, 
Mainz,  Mannheim,  Metz.  Neuss,  Prüm.  Speyer,  8t rass- 
burg , Trier,  Worms,  sowie  des  anthropologischen 
Vereins  zu  Stuttgart.  Vorrömische  und  römische 
Zeit,  redigirt  von  Uettner ; Mittelalter  und  Neuzeit, 
redigirt  von  J.  Hausen.  Jahrg.  XV 1L  Trier,  Fr. 
(Jac.)  Lintz,  1898.  224  8p.  mit  Textabbildungen. 

Erscheint  als  Beilage  tur  «Westdeutschen  Zeitschrift11 ; 
vergl.  unten.  — Abonnement  «preis  auf  die  K««rrt*poude*ut- 
hlättcr  spnrt  5 Mark. 

Krause,  Ernst  H.  I».  Pflnnzengeschjchte  und  anthro- 
pologisch« Perioden.  (Global,  74.  Rd. , 189«,  8.  841 
bis  346.) 

Krause,  G.  Reihengräber  von  Hörpolding.  (Monats- 
schrift de»  historischen  Vereines  von  Oberbayern, 
Jalirg.  VI,  München  1897,  Nr.  12.) 

Kuttler.  Di«  Ansgrabungen  bet  Zöachingeu  1897. 
(Jahresbericht  des  historischen  Vereins  Dillingen, 
X.  Jalirg.  1897,  8.  133 — 141  mit  Abbildungen.) 

Vier  HallsUttgräber  mit  Tb<m*rherben,  Benjsteiuwlunuck 
und  Bronzegegruständen  und  ein  Botnergrab. 

Kuttler.  Die  Ausgrabungen  bei  Zöechingen  1898. 
Jahrbuch  des  historischen  Vereins  Di  11  in  gen , Jahr- 
gang XI,  1898,  8.  190—198  mit  1 Tafel  ) 

Aufdeckung  verschiedener  Grabhügel  mit  zahlreichen 
Fundgegenständen  aus  der  HalUtattperiode. 

Lnkowitz.  Das  Heihengräberfeld  von  Kaldus  im  Kreise 
Culm  a.  d.  W.  (Correapondenxblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  Mün- 
chen l8yH,  8.  88.) 

Lehmann,  Robert.  Neolithinche  und  bronzezeitliche 
Zahnnachahmungeu  aus  Böhmen.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
1898,  8.  266—268.) 

Löhner.  Bericht  über  die  Verwaltung  des  Provinzial- 
museums zu  Trier  in  derZeit  vom  1.  April  1897  bis 
31.  Marz  1 kwh.  (Nachrichten  über  deutsche  Alter- 
thumsfunde,  Jahrg.  IX,  Berlin  1898,  8.  38 — 40.) 

Als  vorrüisische  Alterthümer  werden  verzeichnet  die 
Funde  aus  <lciu  Gräberfeld«  bei  Biewer  und  aus  zwei 
Gräbern  bei  Grügelborn,  Kreis  8t.  Wendel,  letztere  der 
Spit-La  Teiiezcit  angehörend. 

Lehner.  Grügelborn.  Grabfunde  der  späten  La  Tfaie- 
zeit.  (Korraspoodeoiblatt  der  Westdeutschen  Zeit- 
schrift für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  XVII,  Trier 
1898,  Sp.  17 — 20  mit  6 Textabbildungen.) 


Urnen  und  Näpfe  aus  Th«u»,  sowie  rin  eisernes  stark 
verrostetes  Bei). 

Lehner,  H.  Ein  Hügelgrab  bei  Holzhausen  a.  d.  Haide. 
(Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthums- 
kunde und  Geschichtsforschung,  Bd.  29,  Wiesbaden 

1898,  Heft  2 mit  % Tafeln.) 

Leiner,  L.  Rückblicke  auf  die  Pfahlbautenfuude  im 
BotauN  1897.  (Fund berichte  aus  Schwaben , Jahr- 
gang V,  Stuttgart  1897.  8.  23 — 26.) 

Limesblatt.  Mitthcilungeu  der  StreckencomminsHre 
bei  der  Reichsliniescommisskin.  Nr.  26 — 31.  Trier, 
Druck  uud  Verlag  der  Fr.  (Jae.)  Lintz’scbeu  Buch- 
handlung, 1898.  8p.  713  — 856  (Jahrg.  VII).  Mil 

zahlreichen  Textabbildungen.  8°. 

Jährlich  5 bis  6 Nummern  «um  Preise  von  3 Mark. 

Lissauer,  Eine  gewellte  Bronze-Urne  von  Nijmegen. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1697,  8.  480—488  mit  1 Text- 
abbildung.) 

Liesaucr,  Anthropologischer  Reisebericht  ül»er  die 
Riviera  di  Ponente.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrgang  1898, 
8.  24t> — 249  mit  5 Textabbildungen.) 

1.  Die  FcUenbihler  atu  Monte  Regu.  2.  Die  Baixi  Rossi 
. bei  Metitone.  3.  Die  Holden  iia  Gebiete  von  Finale. 

LÜhmaim,  H.  Die  vorgeschichtlichen  Wälle  am  Reit- 
ling (Elm).  (Correspondentblatt  der  deutschen  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  Müucheu 

1899,  8.  184—140.) 

Luachan,  F.  von.  Alterthümer  von  Benin.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1898,  8.  146  — 162  mit  7 Text- 
abbildungen uud  3 Tafeln.) 

Math  es.  Schmidt.  Ein  zweites  slavisches  Gräberfeld 
in  Grntschno,  Kreis  Sch  wetz  in  Westpreuiwen.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthumsfunde , Jahrg.  IX, 
Berlin  1898,  8.  26—32  mit  20  Textabbildungen.) 

Mathes.  Schmidt.  Vorgeschichtliches  Gräberfeld  bei 
Grubno,  Kreis  Culm  in  Westpremwen,  (Nachrichten 
über  deutsche  Altertbumsfunde,  Jahrg.  IX,  Berlin 
1898,  8.  33 — 37  mit  34  Textabbildungen.) 

Mehlia,  C.  Xeolitbisches  aus  der  Rheinplalx.  (Prä- 
historische Blätter,  Jahrg.  10,  München  1898,  8.  88 
bia  37  mit  1 Tafel.) 

1.  Steinbeil  mit  Zeichnung.  2.  Amulette  «tu  «1er 
jüngeren  Steinzeit. 

Mehlia,  C.  Die  stcinzeitlichen  Grabfelder  am  Mittel* 
rhein  und  die  Urbevölkerung  der  Rheinland«.  (Mutter 
Erde,  Jahrg.  I,  1H9H,  Nr.  23.1 

Mehlis , C.  Archäologische«  aus  der  Pfalz.  (Corre- 
spondenzblatt  der  deutlichen  Gesellschaft  fnr  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  25 — 27.) 

Enthält  eine  Beschreibung  des  ucolithischcn  Funde*  von 
Gr«‘-'-Niede*hcim. 

Mehlia,  C.  Fl  int*  teinlager  ans  der  Vorderpfalz.  (Corre- 
spondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  fürAnthro- 
pdogto  etc,,  Jahrg.  29,  Milchen  1898,  S.  57 — 5e.) 

Mehlia,  C.  Die  Ligurerfrage.  I.  Die  neolithischen 
Grabfelder  vom  Mittelrheiu.  II.  Die  Ligurer  in  Italien 
und  Rüdfrankreich-  (Archiv  für  Anthropologie, 
Bd.  25.  Vierteljahrsheft  1,  Braunschweig  1899,  8.  71 
bis  94.) 

MertinB,  O.  Kupfer-  und  Bronzefunde  in  Schlesien. 
(Schlesien*  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  Zeitschrift 
de*  Vereins  für  das  Mu**um  schlesischer  Alter- 
thüimr,  Bd.  7,  Breslau  1898,  8.  341 — 385  mit  Text- 
abbildungen.) 

MertinB,  O.  Das  Gräberfeld  von  üttwitx  (8chlesi»*Hs 
Vorzeit  iu  Bild  und  8cl»rifL  Zeitschrift  de*  Vereins 


Digitized  by  Google 


5 


Urgeschichte  uiul  Archäologie. 


für  das  Museum  schlesischer  AlLerthümer,  Bd.  7, 
Breslau  1898,  8.  366 — 412  mit  Textabbildungen.) 

Kn t hält  eine  üeWwicht  der  in  der  Umgegend  von  Ott- 
witt  gefundenen  (legenxtände. 

Meyer,  H.  Hügelgräber  am  Losen meere  in  der  Haare- 
torfer  Feldmark  (Kreis  Uelzen).  (Nachrichten  über 
deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg.  VIII,  Berlin  1897, 
8.  Ml— HM  mit  15  Textabbildungen.) 

Miske  , K&lm&n  Freiherr  von.  Kunde  von  Velem 
8t.  Veit  im  Kisenburger  Gomitat , Ungarn.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  105  — 109  mit  15  Textabbil- 
dungen.) 

Mittheilungen  des  Anthropologischen  Vereins  in 
Schleswig-Holstein.  Heft  11.  Kiel,  Lipsius  u.  Tischer, 
18  t»  8.  Hö. 

Moewes,  F.  Bibliographische  Uebersicht  über  deutsche 
Alterthutusfunde  für  das  Jahr  1H97,  (Nachrichten 
über  deutsche  Altcrthumsfunde,  Jahrg.  IX , Berlin 
1898,  S.  49—74.) 

Montelius , Oscar.  l>ie  Chronologie  der  ältesten 
Bronzezeit  iu  Norddeutschland  und  Skandinavien. 
(Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  25,  Vierteljahnheft  4, 
Braunschweig  1898,  8.443—488  und  Bd.  26,  Viertel- 
jahrsheft 1,  1899,  8.1 — 40  mit  210  Textabbildungen.) 

Müller,  Sophus.  Nordische  Alterthumskunde,  nach 
Funden  und  Denkmälern  aus  Dänemark  und  Schles- 
wig, gemeinfasslich  dargestellt.  Deutsche  Ausgabe 
unter  Mitwirkung  des  Verf.  besorgt  von  Otto  Luitpold 
Jiriczek.  Bd.  11:  Die  ältere  Eisenzeit  — die  jüngere 
Eisenzeit.  1.  bis  4.  Lfg.  ätraasburg,  K.  J.  TrÜbner, 
1898.  192  8.  mit  Abbildungen  und  1 Heliogr.  5.  bi* 

7.  Lfg.  Ebenda  V,  193  — 324  S.  mit  189  Textabbil- 
dungen und  2 Tafeln,  gr.  8°.  2 Bde.  7 Mark. 

Mu&eographie  über  das  Jahr  18Ö7.  1.  West- 

deutschland und  Holland.  Bedigirt  von  P.  Hettiter. 
2.  IXkmuvertes  d’antiqnite*  en  Belgique.  Par  H. 
Bchuermans.  (Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Kunst.  Jahrg.  XVII,  Trier  1898,  8.  350  — 407 
mit  Textabbildungen  und  10  Tafeln.) 

Nachrichten  über  deutliche  Alterthumafunde. 
Mit  Unterstützung  des  Königlich  Preusa.  Ministeriums 
der  Geistlichen*,  Unterrichts-  und  Medicinalangelegen- 
hei  tan  heraus«,  von  der  Berliner  Gesellschaft  Air 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  unter 
Rfdaction  von  K.  Vlrchow  und  A-  Voss.  Ergän- 
zangsb1ätU*r  zur  Zeitaehrift  für  Ethnologie,  Jahr- 
gang VII,  Heft  8,  Berlin,  A.  Asher  u.  Co.,  1897. 
Jahrg.  VIII,  Heft  1 — 5,  ebenda  1898.  Mit  zahlreichen 
Abbildungen  im  Text.  h°. 

Naue,  J.  Ober  bayerische  Sclunuck  gegenstände  der 
HalUtattzeit.  (Prähistorische  Blätter,  Jahrgang  10, 
München  1898,  8.  5 — 10  mit  1 Tafel.) 

Naue,  J.  Grabfund  von  Canon  in  Apulien.  (Prä- 
historische Blätter,  Jahrg  10,  München  1898,  8.  49 
bis  56  mit  2 Tafeln  und  3 Textabbildungen.) 

Naue,  J.  Vier  Schwertfunde  aus  oberbaycrischen 
Grabhügeln  der  Bronze-  und  Hallstattxeit.  (Prähisto- 
rische Blätter,  Jahrg.  I0f  München  1898,  8.  65 — 72, 
81—88  mit  2 Tafeln.) 

Nordhoff,  J.  B.  Altwestfalen.  Volk,  Land,  Grenzen. 
Der  53.  Generalversammlung  der  Geschichta  - und 
Alterthumsvereine  gewidmet.  Münster,  Hegensberg 
1898.  74  8.  gr.  8°.  1,20  Mark. 

Pallat , L.  Depotfund  von  Eibingen  bei  Büdesheim. 
Annalen  des  Vereins  für  nassauische  Alterthums- 
kumle  und  Geschichtsforschung.  Baud  29,  1897, 
Heft  1 mit  l Tafel.) 

Pallat.  Die  vorgeschichtlichen  Grabstätten  in  Nassau. 
(Mittheilungen  des  Vereins  für  nassauische  Alter- 


thumskunde und  Geschichtsforschung.  Wiesbaden 
1898,  Nr.  8/4.) 

Pfaffenatein , Der,  in  seinen  prähistorischen  Be- 
ziehungen. (Ueber  Berg  und  Thal,  Jahrg.  21,  Dres- 
den 1898,  8.  23  — 24.) 

Plath.  Ausgrabungen  der  Hünen-  oder  Frankeuburg 
au  der  Langen  Wand  bei  Binteln  a.  W.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1897,  8.  369  — 372.) 

Projawa.  Die  frühgeschichtlichen  Denkmäler  in  der 
Umgebung  von  Lohne  im  Amte  Vechta.  (Bericht 
über  die  Thätigkeit  des  Oldenburger  Landesvereiua 
für  Alterthumskunde  und  Landesgescl ächte  X,  Olden- 
burg 1898,  8.  1 — 28  mit  Karten.) 

I.  Die  alten  HcenUrasscn.  (Der  Verfasser  beschreibt 
fünf  Wege,  die  er  auf  Grund  der  prähistorischen  Funde, 
der  S,  haaren , Wartehügel  etc.  Air  altheidnisch  erklärt.) 
2.  Die  Bohlwege,  a)  Die  t omanischen,  h)  di«  römischen 
and  späteren  Bold  weg«. 

Prochno,  F.  Vorgeschichtliche  Kunde  bei  Güssefeld. 
(Jahresbericht  des  Altmärkischen  Vereins  für  vater- 
ländische Geschichte  und  Industrie  zu  8alzwedel. 
Abtheilung  für  Geschichte.  24.  Ild.,  2.  Heft,  1897, 
8-  69  — 72.) 

ITrnentunde  angeblich  aus  der  Zeit  der  Völkerwanderung. 

Quilling,  F.  Merovingisches  Grälierfeld  in  Sindlingen. 
(C<*rre«p<indfi)zblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  49 
bis  51.) 

Quilling,  F.  Fränkisches  Gräberfeld  in  Sindlingen 
a.  M.  (Annalen  des  Vereins  für  nassauische  Alter- 
tumskunde. Bd.  XXIX,  1898,  Heft  1 mit  4 Abbil- 
dungen und  1 Tafel.) 

VVrgl.  Walter  Im  Centralblalt  tilr  Anthropologie, 
Bd.  III,  Breslau  1898,  S.  326. 

Hademachor,  C.  Germanische  Begräbnissstiitteu  am 
Niederrhein.  Ausgrabungen  auf  der  Iddelsfelder 
Haidt.  (Nachrichten  über  deutsche  Alterthumafunde, 
Jahrg.  IX,  Berlin  IMS*  8.  1 — 7 mit  12  Text- 
abbildungen.) 

Rathgen,  Friedrich.  Die  Conservirung  von  Alter* 
thumsfuude».  Mit  49  Abbildungen.  (Handbücher 
der  königl.  Museen  zu  Berlin.  7.)  Berlin , W.  8pe- 
tnann,  1898,  VI,  147  8.  8*.  1,50  Mark. 

Reineoke,  Paul.  Skytbische  Gräber  von  Nagy  Knyed, 
Ungarn.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  230 — 232  mit 
1 Textabbildung.) 

Reinecke,  Paul.  Beschreibung  der  Skeletreste  aus 
dem  Flachgräberfelde  von  Manchiug.  (Beiträge  zur 
Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  12, 
München  1898,  8.  27  — 36.) 

Reineoke,  PauL  Zur  neolitliischeu  Keramik  von 
Eichelsbach  im  Spessart.  (Beiträge  zur  Anthropo- 
logie und  Urgeschichte  Beverns , Bd.  12,  München 

1896.  s.  165  — 168.) 

Vcrgl.  L’Aathropologie,  totne  IX,  Paris  1898,  8.  440. 

Reineoke,  P.  Der  Goldring  von  Vogelgewang.  (Schle- 
siens Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  Zeitm’hrift  de* 
Vereins  für  das  Mu»eum  echleeteeher  Altert  hü  in  er. 
Bd.  VII,  Breslau  1898,  S.  335  — 340  mit  Abbildung 
und  1 Karte.) 

Erklärt  den  Ring  flir  skjrthisch. 

Rhinoccrua,  Das,  der  Diluvialzeit  Mährens  als  Jagd- 
thier des  paläolithischen  Menschen.  (Gäa,  Jahr- 
gang 34,  Leipzig  1898,  8.  18  — 24.) 

Riem&nn,  Fr.  W.  Da«  Gräberfeld  bei  Förriesdorf. 
(Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Oldenburger  Laudes- 
vereins für  Alterthumskunde  und  Landeegeschichte, 


Digitized  by  Google 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


X,  Oldenburg  1898,  8.  52  — 63  mit  4 Textabbil- 
dungen.) 

Reihengräher-  und  rnirnfundi*. 

Rößler,  E.  Archäologi*ch-ethnoli>gi*cher  Bericht  über 
die  für  die  Kai*«rl.  mit*.  Archäologische  Cominimimi 
unternommenen  Untersuchungen  im  Oouv.  Elisabeth- 
pid  im  Februar  und  April  1897.  (Verhandlungen 
der  berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
1898,  8.  290 — 329  mit.  41  Textabbildungen  u.  1 Taf.) 

1.  Ausgrabungen  südlich  Ton  Schuscha  an  der  Eriwan- 
•chea  Poetetmsee.  (Bestatt  ungsgrab  au«  der  Bron««*iPit.) 
2.  Untersuchung  eine«  von  Dorfbewohnern  zerstörten  vor- 
historischen  Grabhügels  mit  Bestattungsgrab  aus  der  Eisen- 
zeit bei  dem  Dorfe  Mechtikend , Kreis  Srhuscha.  3.  Aus- 
grabungen hei  Schuscha  am  Wege  nach  Daschalti  in  der 
Nähe  de«  Forst  wKchterhiuschen».  4.  Zehn  Tage  in  der 
Mil'  sehen  Stepp«. 

Sapper,  Karl.  Ueber  Alterthümer  vom  Rio  Ulna  in 
der  Republik  ITondura«.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
8.  133—137  mit  22  Textabbildungen.) 

SohAble,  L.  Hügelgräber  l>e»  Kickliogen.  (Jahrve- 
beriebt  de*  historischen  Vereins  Dillingeu,  X.  Jahrg. 
INI,  8.  142  — 158.) 

Skelctfundo  mit  Schmurksarhen  au«  Bronse  u.  Urnen. 

Schäble,  L.  Hügelgräber  bei  Kicklingen.  (Jahrbuch 
de«  historischen  Verein*  Dillingeu,  Jahrg.  XI,  1898, 
8.  181  — 189.) 

Aufdeckung  von  vier  Grabhügeln  der  jüngeren  Hallstatt- 
periode.  Ceberrestt  eine«  Schmelzofen«. 

Scheller,  Magnus.  Die  Ausgrabungen  bei  Faimingcn 

1897.  (Jahrobericht  de*  historischen  Verein«  Dil- 
lingen, X.  Jahrgang,  1897,  8.  159  — 168.) 

Scheller,  Magnus.  Die  Ausgrabung*  »»  bei  Faitningeu. 
(Jahrbuch  des  historischen  Verein«  Dillingeu,  Jahrg. 

XI,  1898,  8.  199  — 207  mit  1 Tafel.) 

Scheuthle.  Eine  vorgeschichtliche  Eiseiiftclimelzslätle 

auf  dem  Aalbuch.  (Fundberichte  au«  Schwaben, 
Jahrgang  V,  Stuttgart  1897.) 

Scheuthle.  Vorgeschichtliches  au*  der  Alb.  1.  Vor- 
geschichtliche EiBcnschinelzMtättc  bei  Tatichcnwailer. 
2.  Der  Lehmbübel  bei  lluudcrsingen.  3.  Veber  da» 
Alter  der  Steinzeit  und  der  Menschheit.  (Blatter 
de«  Schwäbischen  Albverein*,  Tübingen  1898.  Nr.  1.) 

Schlosser,  Max.  HöhlenHudien  im  fränkischen  Jura, 
in  der  Oberpfalx  und  im  Ries.  (Corresjiondcnz-Blatt 
d»*r  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  29,  München  1898,  8.  17  — 22.) 

Sehmitt,  J.  C.  Die  Eröffnung  eines  sogenannten 
Hünengrabes  im  Adclliolz  zwischen  Acliol*hau»en 
und  Giebelstadt.  (Archiv  des  historischen  Verein« 
von  Uoterfranken  und  Aechaffenburg , Jahrg.  40, 
Würzburg  1898,  S.  233-2340 

Id  demselben  Hügel  wurden  ein  Brnndgrab  aut  der  La 
Tinezeit  und  eia  Skeletgrab  aut  der  ersten  Alamannenzeit 
gefunden. 

Schnarrenberger,  W.  Die  vor-  und  frühgeschieh  t- 
liehe  Besiedelung  de*  Kraicbganea.  Bruchsal,  W.  Ott, 

1898,  41  8.  mit  1 Tafel  und  1 färb.  Kalte.  4°. 
1 Mark. 

Schneider,  L.  Suevisch  - «larische  Ansiedelungen  in 
Böhmen.  (Verhandlungen  der  Berliner  GeeeuKfaalt 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  201  — 214  mit 
15  Textabbildungen.) 

1.  Podbaba  bei  Prag.  2.  Nymburg.  S.  Lochen  1c.  4.  Clkov. 

Schneider,  L.  Bearbeitete  Schädel  au«  einer  Cultur- 
schicht  mit  Terramare  Keramik  auf  dem  Burgberge 
von  Veltt  bei  Jicin.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1889,  8.  214 
bi«  216.) 


Schötenaaok,  Otto.  Untersuchung  der  Thierreste 
au*  dem  Grlbtrfhldt  der  jüngeren  Steiuzeit  bei  Worms 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1897,  8.  470  — 474.) 

Schötensack,  Otto.  Die  Thongefftss-Seherben  aus  der 
neolit  bischen  Schicht  vom  Bchweizersbild  bei  Schaff- 
hau*en.  (Verhandlungen  der  Berliuer  0 seelische  ft 
tür  Antlirojiologie , Jahrg.  1898,  8.  232  — 235  mit 
12  Textabbildungen.) 

Schuohhardt,  Carl.  Atlas  vorgeschichtlicher  Be- 
festigungen in  Kiedersachsen.  Original -Aufnahmen 
und  Ürtaimtersuchungen,  Heft  VI,  Hannover,  Hahn, 
1898,  8.  41  — 55  mit  Textabbildungen  uml  8 färb. 
Plänen.  2*.  5 Mark. 

Schuleaburg,  W.  von.  Märkische  Alterthümer  und 
Gebräuche.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1897,  8.  429 — 442 
mit  Textabbildungen.) 

Schulenburg,  W.  von.  Der  Liudenhör*t  bei  Lüders- 
dorf. (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1897,  8.  443  — 447  mit 
Textabbildung.) 

Schumann,  Hugo.  Die  Cultur  Pommerns  in  vor- 
geschichtlicher Zeit.  Mit  5 Tafeln  von  A.  Stuben- 
rauch.  Berlin,  E.  8.  Mittler  und  Sohn.  1897.  106  8. 
8°.  2,20  Mark.  (8.-A.  au*  den  Baltischen  Studien, 
Jahrg.  46,  189«,  S.  103  — 208.) 

Vergl.  da«  Referat  von  H.  Lemcke,  in  der  Deutschen 
Uteraturzeitang  1«98,  Jahrg.  19,  Sp.  477  — 479. 

Schumann,  Hugo.  Ein  slavisches  Skelet- Gräl«rfeld 
mit  älteren  Urnen -Gräbern  von  Ramin  (Pommern*. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  93  — 100.) 

Vergl.  Centralblatt  f.  Anthropologie,  Bd.  IV,  Jena  1899, 
S.  92. 

Schumann,  Hugo.  Bronxa-Depotftind  von  Häuslingen 
(Kr.  Colberg),  Pommern.  (Nachrichten  ülier  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrg.  IX,  Uerliu  1898,  8.  17  — 20 
mit  12  Textabbildungen.) 

Schumann,  Hugo.  Charakter  und  Herkunft  der 
pommerMiMtl  La  Tfifiofinniill  (Centralblatt  für  An- 
thropologie, Jahrg.  III,  Breslau  1898,8.  97  — 101.) 

Vergl.  I/Anthropologie,  totoe  IX,  Pari«  1898,  p.  453. 

Schumann , Hugo.  Potnmcrns  Bewohner  in  vor- 
geschichtlicher Zeit.  (Jahresbericht  der  geographi- 
schen Gesellschaft  zu  Greifswald,  VI,  2,  189«,  H.  74 
bis  152.) 

Nach  der  von  demselben  Verfasser  in  den  Baltischen 
Stadien,  Jahrg.  46,  1896  veröffentlichten  Abhandlung: 
Die  Cultur  Pommerns  in  vorgeschichtlicher  Zeit. 

Schumann,  Hugo.  Die  Waffen  und  Schmucksachen 
Pommern*  zur  Zeit  de*  La  To  ne- Einflusses,  ihr  Cha- 
rakter und  ihre  Herkunft,  mit  2 Tafeln.  Stettin  1898. 
(Au*  (len  Beiträgen  zur  Geschichte  und  Alterthurn*- 
kuude  l’ommem*.  Festschrift  zum  25jiihrigen  Jubi- 
läum des  Prof.  Le  nicke.) 

Schweizersbild,  Da*,  eine  Niederlassung  au*  paläo- 
Hthischer  und  neolithischer  Zeit-  (Güa,  Jahrg.  34, 
Leipzig  1898,  8.  221  —233,  301—806  mit  1 Tafel.) 

Seehars,  Ferd.  Ein  prähistorischer  Bcbmtisofen  in 
Wicklitz  bei  Türmitz.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  189 
bis  190  mit  1 Textabbildung.) 

Seger,  H.  Der  Fund  von  Wicbulla.  (Schlesien»  Vor- 
zeit in  Bild  und  Schrift.  Zeitschrift  des  Vereins  für 
da*  Museum  •chlevisoher  Alterthümer,  Bd.  7,  Breslau 
1898,  8.  413  — 439  mit  1 Tafel  und  Textabbil- 
dungen.! 

Betr.  Knndobjectc  griechisch  * rümischer  Herkunft  am 
dem  2.  Jahrh.  nach  Chr. 


Digitized  by  Google 


7 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Sergi , Giuseppe.  Heber  den  sogenannten  Reihen* 
gräbertvpus.  (Central  Matt  für  Anthropologie,  Jahr- 
gang in,  Breslau  189$,  8.  1 — 8 mit  2 Textabbil- 
dungen.) 

Vergl.  Laloy  in  L*  Anthropologie,  tome  IX,  Pari*  1898, 
S.  20«. 

Sökeland.  Neue  Funde  von  Roggenkorn-Gemmen  in 
Deutschland.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft lur  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  48  — 54 
mit  23  Textabbildungen.) 

Speidel.  Vorgeschichtliche  Eisenschmelzstätten  ira 
Gebiete  der  mittleren  Alb.  (Blätter  de*  Schwäbischen 
Albvereins,  Tübingen  1898,  Nr.  4 mit  Kärtchen  und 
Abbildung.) 

Splioth,  W.  Eine  Gruppe  vou  Grabhügeln  der  älte- 
ren Bronzezeit  in  Holstein.  (Mittheilungen  de«  An- 
thropologischen Vereins  in  Schleswig-Holstein,  Heft  11, 
1898,  8.  15—32.) 

Grabhügelfunde  aus  der  Umgegend  von  Itzehoe;  Waffen 
und  Schinuclcsachett  aus  der  frühesten  Zeit  des  ßronzraltrrs. 

Steiner,  J.  Archäologische  Landesaufnahme  im  Jahre 
1896  und  im  Frühjahr  1897.  (Kundberichte  au* 
Schwaben,  Jahrg.  V,  Stuttgart  1897,  8.  7 — 18.) 

Steinmetz,  Georg.  Bericht  über  Ausgrabungen  bei 
Eichhofen  (Oberpfalz).  Mit  1 Tafel.  (Prähistorische 
Blätter,  Jahrg.  10,  München  1698,  8.  1 — 5.) 

Tewoa,  Pr.  Die  Steingräber  der  Provinz  Hannover, 
eine  Einführung  in  ihre  Kunde  und  in  die  haupt- 
sächlichsten Arten  und  Formen,  mit  24  Lichtdruck- 
tafeln, 21  Grandrissen  und  1 Kartenskizze.  Hanno- 
ver, Selbstverlag,  1898. 

Tröltach,  V.  Vorgeschichtliche  Funde  vom  Rodensee. 
(Fundberichte  aus  Schwaben,  Jahrg.  V,  Stuttgart 

1897,  8.  20.) 

Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Redigirt  von  Rud.  Virchow.  Jahrg.  1897.  Berlin, 
A.  Asher  und  Co.  Heft  0.  Mit  Textabbildungen.  — 
Dasselbe.  Jahrg.  1898,  Heft  1 — 5,  Ebend.  8°. 

Bilden  den  Anhang  zur  „Zeitschrift  für  Ethnologie*; 
vergl.  ernten. 

Verzeichniss  der  vorgeschichtlichen  und  geschicht- 
lichen Sammlungen  der  Alterthumsgesellschaft  Inster- 
burg. Insterburg,  A.  Quandel,  1898. 

Vergl.  CentralklAtt  für  Anthropologie , ßd.  IV,  Jena 

1898,  S.  98. 

Virchow,  Rudolf.  Urgeschichtliche  Funde  von  Brünn, 
und  rothgefarbte  Knochen  aus  Mähren  und  Polyne- 
sien. (Verhandlungen  der  Berliner  («»-Seilschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  02 — 76  mit  1 Tafel.) 

Virchow,  Rudolf.  Roth  angestrichene  Menschen- 
knochen.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie , Jahrg.  1898,  8.  281  — 285  mit 
2 Textabbildungen.) 

Virchow,  Rudolf.  Eröffnung  prähistorischer  und 
römischer  Gräber  in  Worms.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  JAbrg.  1898, 
8.  464  — 470.) 

Virchow,  Rudolf.  Die  Steinzeit  In  Deutschland. 
(Correspoudenz- Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthro|>o)ogie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  09 
bi*  79.) 

Voges,  Th.  Bronze- Depotfund  von  Börnecke.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie, Jahrg.  1898,  8.  #1  *-  SS  mit  l Abbildung.) 

Voges,  Th.  Die  vorgeschichtlichen  Befestigungen  am 
Reitling  in  Elm.  ( Correspondenx-Blatt  der  deutschen 
Gesellschaft  ftir  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  Mün- 
chen 1898,  S.  140  — 148.) 


Voges,  Th.  Beiträge  zur  Vorgeschichte  des  Landes 
Brau n*ch weig.  24.  Vorgeschichtliche  Befestigungen. 
(Braunschweigisches  Magazin.  Bd.  4,  Braunscbweig 
1898,  8.  121  — 125,  133,  134.) 

Wagner,  E.  Archäologische  Untersuchungen  in 

Baden  1897.  (Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  10, 

München  1898,  8.  20.) 

Walter,  E.  Die  »teinzeitlichen  Gefässe  des  Stettiner 
Museums.  Beitrag  zur  Festschrift  zum  25jährigen 
Jubiläum  de«  Prof.  Lemcke.  Stettin,  Herrckt*  und 
Leheling,  1898,  8.  1 — 20  mit  4 Tafeln. 

Vergl.  da«  Referat  von  Götze  im  CcntrslbUtt  für  An- 
tlnpohgic,  Bd.  IV,  Jena  1899,  S.  92  — 98* 

Wandtafeln,  Vorgeschichtliche,  füv  Westpreusseu. 
Entwoifen  im  Weatpreussischen  Provinzial  - Museum 
zu  Danzig.  Sachs  Blatt  in  farbigem  Lichtdruck. 
Grösse  70  X 86  cm.  Verlag  des  konigl.  Hof-Kunst- 
Institutes  Otto  Troitzscb,  Berlin  1898.  7,50  Mark. 

Vergl.  Mitlheilungrn  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien,  29.  Bd. , 1899,  S.  30  — 31.  Ontralblntt  für 
Anthropologie,  Bd.  IV,  Jena  1899,  $.  97  — 98;  Paul 
Siroton,  ein  populäres  Werk  zur  Verbreitung  vor- 
geschichtlicher Kenntnisse  in  der  Nation,  Jahrg.  16, 
1698/99,  8*  138  f. 

Die  dargestellten  vorgeschichtlichen  Perioden  sind : 
1.  Steinzeit  (jüngere  Steinzeit).  2.  Bronzezeit  (ältere  und 
jüngere  Bronzezeit).  3.  Bronzezeit  (jüngste  Bronzezeit, 
IlalUUttxeit).  4.  Eisenzeit  (vorrötnische  Zeit , La  Tene). 
5.  Eisenzeit  (römische  Zeit).  6.  Eisenzeit  (arabisch  - nor- 
dische Zeit). 

Weber,  Pr.  Die  Hügelgräber  auf  dein  bayerischen 
Lechfeld.  (Beiträge  zur  Anthropologie  uud  Ur- 
geschichte Bayerns,  XII,  München  1898,  8.  37  — 46 
mit  i Tafel.) 

Besprochen  in  (/Anthropologie,  tomr  IX,  Paris  1898, 

p.  80. 

Weber,  Fr.  Bericht  über  neue  vorgeschichtliche 
Funde  in  Bayern.  Für  die  Jahn  1894  — 1896  zu- 
sammengesteUt.  (Beiträge  zur  Anthropologie  uud 
Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  12,  München  1898,  8.  53 
bis  84,  109  — 180.) 

Weineck.  Ein  Urnenfeld  bei  Schiepzig,  Kr.  Lübben, 
in  der  Niederlausitz.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrg.  VIII,  Berliu  1897,  8.  88 — 93 
mit  8 Textabbildungen.) 

Weineck,  F.  Das  Gräberfeld  bei  8chlepzig,  Kr.  Lüb- 
ben. (Niederlausitzer  Mittheilungen , Bd.  5,  Guben 
1897,  8.  95—  111.) 

Weineck,  F.  Das  Urnenfeld  bei  Tanneberg,  Kr.  Luckan. 
( Nieder laositxer  Mittheilungen,  Bd.  V,  Guben  1897, 
s 151.) 

Wiegand,  Karl.  Vorgeschichtliche  Funde  im  König- 
reich Sachsen.  Neuentdeckte  Lebmgräber  in  Sand- 
hügeln. (Ulostrirte  Zeitung,  Leipzig  1897,  Nr.  2841 
mit  zahlreichen  Abbildungen.) 

Wiliach,  E.  Zur  Vorgeschichte  des  Oybin.  Zittau, 
A.  Graun,  1897,  4 8.  mit  2 Tafeln.  8*.  0,40  Mark. 

Enthält  Beschreibung  von  Gefibsacherbea  und  voo  4 Stein- 
heilen. 

Winter,  A.  Taarakult  und  Kilegundeu.  Studie  au» 
baltischer  Vorzeit.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  365 

—308.) 

Wunder,  J.  Ueber  einige  Bronzezeit  - Funde  der  Na- 
turhiatoriachen  Gesellschaft  Nürnberg.  (Abhand- 
lungen der  Natu  rhetorischen  Gesellschaft  zu  Nürn- 
berg. Jahresbericht  für  1897,  Nürnberg  1898  mit 
11  Tafeln.) 

Vergl.  die  Anzeige  in  den  prähistorischen  Blättern, 
Jahrg.  11,  München  1899,  8.  15  — 10. 

Zeitschrift  fttr  Ethnologie.  Organ  der  Berliner 


Digitized  by  Google 


8 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte. Redactinu*  • Commission  : M . Bartels, 
R.  Virchow,  A.  Voss,  Jahrg.  2»,  1897.  Heft  6. 
Berlin , Verlag  von  A.  Alber  u.  Co.  1897.  8°.  — • 
Dasselbe.  Jahrg.  30,  1898,  Heft  1 — 5.  Ebenda  1898. 
8®.  Mit  Tafeln  und  Textabbildungen. 

Mit  der  Zeitschrift  zugleich  werden  die  „Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellsduifl  flir  Anthropologie  etc.“ 
herstu«  gegeben. 


AU  KrgäuzungsliiHttcr  erscheinen  die  „Nachrichten  über 
deutsche  Alterthumsfunde*  (vgl.  oben). 

Zeitschrift,  Westdeutsche,  für  Geschichte  und 
Kirnst.  flrsgh.  von  F.  Hettner  und  J.  Hausen. 
Jthrg.  XVII.  Trier,  Jae.  Lintz'ache  Buchhandlung, 
1898,  4 Bl.,  407  8.  Mit  14  Tafeln  und  mehreren 
Textabbildungen.  8®.  15  Mark. 

Als  Beilage  erscheint  ein  „ Korrespoadenzblatt“  (1898, 
236  Sp.);  vgl.  oben. 


n.  Oesterreich. 


Fiada,  Franz.  Die  neolithische  Station  von  Butmir 
bei  Sarajevo  in  Bosnien.  Heratisg.  vom  bosnisch- 
hereegov  mischen  Landesmuseurn , II.  ThL  Ausgra- 
bungen in  den  Jahren  1894 — 1898.  Vorwort  von 

M.  Hoernes,  Wien,  A.  Holzhausen,  1898,  III, 
47  8.,  1 Plan,  19  Taf.,  47  Abbild,  im  Text,  50  Mark. 

Fischer,  Ludwig  Hans.  Eine  neolit bische  Ansiede- 
lung in  Wltn  (Obsr-Bt.  Veit),  Gemcindeberf.  (Mit- 
theilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  XXV1U,  N.  F.  XVHI,  1898,  8 107  - 114 
mit  61  Textabbildungen.) 

Greiser,  E.  Brandgräberfeld  aus  derZeit  derBomer- 
herrschaft  in  Iatibacli.  (Argo,  Zeitschrift  für  krain. 
Landeskunde,  Jahrg.  VI,  1896,  Nr.  10.) 

Hadaczek , Karl.  Ausgrabungen  lad  Niesluchöw, 
Bezirk  Kamienka,  Galizien.  (Mittheilungeu  der  An- 
thropologischen Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII, 

N.  F.  XVHI,  1898,  Sitzungsberichte,  8.  61.) 

Hauser,  Karl  B.  Altenhümer  und  Funde,  welche 

im  Jahre  1897  flir  den  Geschichtsverein  von  Kärnten 
erworben  wurden.  (Cariütliia  I.  Mittheilungen  des 
Geschichtsvereins  für  Kärnten,  Jahrg.  88,  Klagen- 
furt  1898,  8.  28  — 29.) 

Hein,  Wilhelm.  Die  Grotte  Schweizersbild  bei 
Schart  hausen.  (Mittheilungen  der  Section  für  Natur- 
kunde des  Oesterr.  Tottristen-Club.  Wien  1898,  Nr.  3.) 

Hein,  Wilhelm.  Armringe  von  Eibetthal  in  Nieder- 
österreich und  von  Ukamba  in  Afrika.  (Mittheilungen 
der  Anthropologischen  Getellscb.  in  Wien,  Bd.  XXVIII, 
N.  F.  XVIII,  1898,  Sitzungsberichte,  8.  53  — 57  mit 
6 Textabbildungen.) 

Hoernes,  Moriz.  Vorgeschichte  der  bildenden  Kunst 
in  Europa  von  den  Anfängen  bis  um  500  vor  Ohr. 
Mit  203  Abbildungen  im  Text,  1 Farben*  und  35 
doppelt.  Tafeln.  Gedruckt  mit  Unterstützung  der 
kaiserl.  Akademie  der  Wissen  sch.  Wien,  A.  Holz- 
hausen, 1898,  XXII,  709  8.,  Lox.-8*.  20  Mark. 

Vergl.  Globus,  73.  Bd.,  1898.  8.  192;  Ssloinon 
Kein uch  in  L’ Anthropologie , tome  IX,  Paris  1898, 
p.  194  — 198;  Korrespondeuzblstt  der  deutschen  Gesell- 
schaft flir  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898, 
S.  24.  Mittheilungen  der  anthropologischen  GesellM-haft 
it.  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  K.  XVIII,  1H9H,  8.  101  — IM. 

Hovorka  Edler  von  Zdoras,  Oscar.  Die  Steinhügel 
(Gomiten)  von  Janjina.  (Mittheilungen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  zu  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F. 
XVIU,  1898,  Sitzungsberichte,  8.  8 — 14  mit  10  Text- 
abbildungen.) 

Vergl.  ebenda  8.  57  — 38  die  weiteren  Mittheilungen, 
wonach  die  Gouilen  prähistorische  Gräber  darstellen. 

Hrase,  J.  K.  Bericht  über  die  Heidengriber  im 
Walde  Bresovec  bei  ltataj , Bezirk  Bechyu.  (Mit* 
theilungen  der  k.  k.  Central -Commission , Bd.  24, 
■Wien  1898,  8.  2£1  — 232.) 

Hrase,  J.  K.  Die  Bnmdgräber  in  Bezinky  bei  Mühl- 
hausen in  Böhmen.  (Mittheilungen  der  k.  k.  Central- 


Commission,  Bd.  24,  Wien  1898,  8.  230  — 231  mit 
3 Abbildungen.) 

Jenny.  [Funde  vom  Fusse  des  Montikels  hinter  Blu- 
denz.]  (Mittheilungen  der  Central-Commission,  Bd.  24, 
Wien  1898,  8.  235  — 238  mit  4 Textabbildungen.) 

Der  Fund  besteht  aus  7 Sperren , 3 Aexten , 1 Hacke 
and  1 sichelförmigen  Gersth  und  gehört  der  Zeit  der 
Völkerwanderung  an. 

Korajac , Vilim.  Die  Pfahltauern.  Silhouetten  aus 
slavonischen  Ursitzen.  Frei  verdeutscht  von  Fried r. 
8.  Kraus».  Allgern.  National  - Bibliothek  Nr.  192, 
193.  Wien,  K.  Daberkow,  1898,  84  K.  8*.  0,40  Mk. 

„Führt,  in  den  Rahmen  einer  Novelle  gekleidet,  Sitten 
und  Bräuche  vor“;  vergl.  Internationales  Archiv  flir  Ethno- 
graphie, Bd.  XI,  Leiden  1898,  S.  250;  Zeitschrift  für 
Ethnologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898,  8.  183. 

Kris,  Martin.  lieber  die  Quartärzeit  in  Mähren  und 
ihre  Beziehungen  zur  tertiären  Epoche.  (Mitlliei- 
lu ngen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  XXV1U,  N.  F.  XV111,  1898,  S.  1—34.) 

VI.  Der  Mensch:  „Der  Mensch  erscheint  in  Mähren 
erst  in  der  gladalen  Zeit,  und  zwar  am  Beginn  der- 
selben.“ 

Mazegger,  B.  Die  Urnengräber  von  Welsberg  im 
Pusterthale.  (Mittheilungen  der  k.  k.  Central -Com- 
mission, Bd.  24,  Wien  1898,  S.  229  — 230  mit  Text- 
abbildungen.)' 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central  - Commission 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale.  Nene  Folge  der 
Mittheilungen  der  k.  k.  Central  - Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  von  Baudenkmalen. 
Ilrsgb.  unter  der  Leitung  Sr.  Exoellenx  des  Präsi- 
denten dieser  Commission,  Dr.  Jos.  Alexander 
Freiherrn  von  Hel  fort.  Redactcur:  Dr.  Karl 
Lind.  Bd.  XXIV.  Wien  und  I«eipzig,  in  Commis- 
•iou  bei  W.  Braumüller  1898,  254  S.  mit  151  Ab- 
bildungen und  25  Tafeln.  4°.  10  fl. 

Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien.  Redactions-Comit^:  Franz  Ritter 
von  Hauer,  Matt ü.  Much,  Josef  Szont* 
bathy,  Karl  Toldt,  8.  Wahrmann.  Rcdac- 
tions-Bcirath : M.  Much,  E.  Zuckerkandl.  Redac- 
teur:  Franz  Heger.  Bd.  XXVIII.  (Der  neuen 
Folge  XVIII.  Ild.)  Mit  5 Tafeln,  5 graphischen  Ta- 
bellen, 2 Ma&sstabellen  und  242  Text-Illustrationen. 
Wien,  in  Commission  bei  Alfred  Hülder,  1898,  IV, 
254  8.  und  64  S.  Sitzungsberichte.  4°.  10  fl. 

Much,  M.  Frtihgeschichtlicbe  Funde  aus  den  öster- 
reichischen Alpenlindern.  (Mittheilungen  der  k.  k. 
Central-Commission,  24.  Bd.,  Wien  1898,  S.  125 — 142 
mit  1 Tafel  und  28  Textabbildungen.  I.  Die  Email- 
fllieln  von  Pecau  und  verwandte  Erscheinungen.) 

Aach  separat:  Wien,  W.  Brauiniiller,  1898.  4".  4 Mk. 

Much,  M,  Grabfunde  aus  Zellerndorf  iti  Nieder- 
Oesterreicb.  (Mittheilungen  der  k.  k.  Central -Com* 


Digitized  by  Google 


9 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


mission,  24.  Bd.,  Wien  1898,  8.  75 — 77  mit  5 Text- 
Abbildungen.) 

Müllner,  A.  Fund  einer  Bronzefibel  bei  Eisnern. 
(Argo,  Zeitschrift  iür  krainische  Länderkunde,  Lai- 
bach 1897,  Nr.  4.) 

Müllner,  A.  Fund  eines  Kinbaumes  hhi  Moore  bei 
8cli w Arzdorf.  Mit  1 Tafel  und  8 Textabbildungen. 
(Argo,  Zeitschrift  für  krainiache  Landeskunde,  Lai- 
bach 1897,  Nr.  4 — 5.) 

Müllner,  A.  Gallische  Funde  aus  Kram.  I.  (Argo, 
Zeitschrift,  für  krainische  Landeskunde , Laibach 
1898,  Nr.  1 mit  Abbildungen.) 

Müllner,  A.  Prähistorischer  Stahl  von  Mannaburg. 
(Argo,  Zeitschrift  für  krainische  Landeskunde , Lai- 
bach 1898,  Nr.  3.) 

Müllner,  A.  Ein  prähistorisches  Feldzeichen.  (Argo, 
Zeitschrift  fnr  krainische  Landeskunde,  Laibach  1898, 
Nr.  7 mit  Abbildung.) 

Müllner,  A.  Ein  Brand gräberfeld  aus  der  Zeit  der 
Römer  herrsche  ft  In  Laibach.  (Argo,  Zeitschrift  für 
krainische  Landeskunde,  Laibach  1898,  Nr.  8 — 10.) 

Paglliardi,  Jaroelav.  Die  neolithischen  Ansiedlungen 
mit  bemalter  Keramik  in  Mähren  und  Niederöster- 
reich. (Mittheilungen  der  prfthistor.  Commission  der 
Akademie,  Bd.  I,  1897,  Nr.  4 mit  2 Farbendruck» 
tafeln  und  57  Abbildungen.) 

Vgl.  Walter  im  Centralblatt  für  Anthropologie,  lld.  IV, 
Jena  1898,  8.  102  — 103. 

Paulitaohke,  Philipp.  Prähistorische  Funde  aus  dem 
8omalilande.  f Mittheilungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVIII,  1898, 
8.  113  — 121  mit  3 Tafeln.) 

Vtrgl.  Th.  Volkov  io  L’ Anthropologie , tom.  X,  1899, 
p.  78  f. 

Reinecke,  Paul.  L'eber  einen  Bronzekessel  im  Mu- 
seum zu  Essog.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVIII, 
1898,  8.  34,  36.) 

Beschädigter  Kewel  aus  der  HalUtattperiod». 


Richly,  Heinrich.  Archäologische  Funde  aus  den 
Bocche  di  Cattaro.  (Mittheilungen  der  k.  k.  Central- 
Commission,  24.  Bd.,  Wien  1898,  8.  143  — 152  mit 
Textabbildungen.) 

Rzehak,  A.  Massenfunde  alterthümlicher  Gefäsee  im 
Weichbilde  der  Stadt  Brünn.  (Aus  der  Zeitschrift  des 
Vereins  für  die  Geschichte  Mährens,  Jahrg.  1,  1897.) 
Brünn  1897. 

Sabalich,  G.  Guida  archeologica  di  Zara  con  illu- 
strazioni  arahlichi.  Zara,  Internat.  Buchhandl.  von 
H.  von  Schönfeld,  1897,  VIII,  514  und  XXXII  S. 
12*.  Mark  3. 

Bzombathy,  Josef.  Tumuli  von  PawlowiU  bei  Pro- 
fan in  Mähren.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVHI, 
1698,  Sitzungsberichte  8.  32  — 53  mit  10  Textabbild.) 

Bzombathy,  Josef.  Sammlung  prähistorischer  Fundo 
aus  Ostgaltzieu.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVHI, 
1898,  Sitzungsberichte  S.  5 — 6.) 

Weinzierl,  R.  von.  Bericht  über  die  Grabungen  in 
Preschen  und  Transchkowitz.  (Mittheil,  der  k.  k. 
Central-Commission,  Bd.  24,  Wien  1898,  S.  232  bis  233.) 

Weinzierl,  Robert  von.  Bericht  über  die  Aus- 
grabungen auf  dem  La  Tent-Gr&hfelde  iu  Langügezd. 
(Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission,  24.  Bd., 
Wien  1898,  8.  153  — 157.) 

Wieaer,  Fr.  R.  von.  Prähistorische  Wallbargen  und 
Ansiedlungen  bei  Sein  und  Kastelruth.  (Zeitschrift 
des  Ferdinanden!!»  für  Tirol  und  Vorarlberg,  3.  Folge, 
Heft  42,  Innsbruck  1898,  8.  377  — 381.) 

Prähistorische  Borfannirdlung  mit  akropoler  Wall  bürg. 

Wieaer,  Fr.  R.  von.  Der  Urnenfriedhof  von  Wels- 
berg. (Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und 
Vorarlberg,  3.  Folge.  Heft  42,  Innsbruck  1898,  8.  374 
bis  377.) 

Betrltll  drea  25  Braudgtäber,  die  nach  Technik  und  Oma* 
mentirung  der  dort  gefundenen  OefMsse  der  jüngeren 
Bronzezeit  angeboren. 


Hl.  Schweiz. 


Engeli,  J.  Die  Grabhügel  im  .Sangen“  beim  Wolfti- 
btrg.  (Thurgauische  Beiträge  zur  vaterländischen 
Geschichte,  lieft  87,  1897,  8.  189—  195  mit  Karte.) 

Grabfunde  aus  der  Hallstattperiode. 

Helerll,  J.  Ein  Gräberfeld  der  La  Tt-ne-Zeit  bei 
Gempenscli  (Champagni)  im  Kantou  Freiburg.  (An- 
zeiger für  Schweizerische  Alterthumskunde  1897, 
8.  126  — 180  mit  2 Tafeln.) 

Heierli,  J.  Die  Chronologie  in  der  Urgeschichte  der 
Schweiz.  (Festgabe  auf  die  Eröffnung  des  Schweiz«- 
rischen  Landet-Museuius  in  Zürich  am  25.  Juni  1898. 
Zürich  1898,  mit  6 Tafeln  und  Textabbildung.) 

Heierli,  J.  Die  archäologische  Karte  des  Kantons 
Aargau  ne  bet  allgemeinen  Erläuterungen  and  Fund- 
regi*u*r.  (Argovia , Jahresschrift  der  historischen 
Gesellschaft  des  Kantons  Aargau,  Bd.  27,  Aarau 
1698.) 


Mayor,  J.  Trouvailles  räoeotea  ü Geueve.  (Anzeiger 
für  schweizerische  Alterthumskunde  1897,  8.  50  L) 
Heber,  B.  Monument»  preliistoriques  et  lägtndea  de 
Zermatt.  I.  II.  (Le  Valai»  romaud.  Gen&ve  1898, 
Nr.  51 — 52  mit  Abbildungen.) 

Reber,  B.  Antiquität  et  Lägende*  du  Valais.  Genävt 
1898,  IV,  63  B.  mit  6 Abbildungen.  8*.  Kxtrait  du 
Valais  Kornand. 

Vgl.  die  Anzeige  in  den  prähistorischen  Blättern , Jahr* 
gang  11,  Mönche»  1699,  S.  14—15. 

Bt&helin,  Hermann.  Der  Grabfund  beim  Langdorf, 
15.  Mai  18‘J7.  (Thurgauische  Beiträge  zur  vater- 
ländischen Geschieht«,  Heft  37,  1897.  & 184—  186.) 
Ulrich,  R.  Die  Gräberfelder  von  Molinazzo-  Arbado 
and  Castione.  (Festgabe  auf  die  Eröffnung  des 
schweizer.  Landes  - Museum*  in  Zürich  am  25.  Juni 
1898.  Zürich  1898  mit  4 Tafeln.) 


IV.  Grossbritannien. 


Chrittiaon,  David.  Early  fortifications  in  Scotland, 
»Utes,  camp*  and  fort*.  Edinburg  und  London. 
W.  Black  wund  and  Sons.  1898,  407  8.,  137  Abbil- 
dungen und  3 Kurten.  8*. 

Vergl.  Ccntralbl.  f.  Anthr*,  Bd.  III,  Breslau  1896,  8.  307. 
Art  hi  t fl»r  Anthropologie.  IkL  XX  VH.  (7a.  d.  »etlirop.  Lit.) 


Goikio,  James.  The  t und  ras  and  steppes  of  prehia- 
toric  Europa.  (Scottish  geographica!  Magazine,  1898, 
June  and  July.) 

Vtrgl.  M.  Boule  la  I.‘ Anthropologie , tot».  X,  1899, 
S.  71  — 74. 

2 


Digitized  by  Google 


10 


Verzeichnis?*  der  anthropologischen  Literatur. 


Journal,  The,  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland.  Vol.  XXVII. 
Loudott,  by  Kega»  Paul,  Treoch,  Tröbner  and  Co. 
1898.  8®. 

Lewis,  A.  L.  Ancient  measure«  in  prebiatorio  raonu- 
ments.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute. 
Bd.  XXVII,  1897,  8.  194.) 

Vergl.  Central bUtt  für  Anthropologie , Bd.  III,  Breslau 
1898,  S.  247. 

Tsountas,  Chreetos,  and  J.  Irving  Manatt.  The 


Mycenaean  agr.  A stad}'  of  tbo  monnnients  and 
cuhurv  of  prehonieric  Greece.  Wilh  an  introductiou 
by  Durpfeld.  London,  Macmillan  and  Co.  1897, 
XXXI,  417  8.  mit  lfl9  Abbildungen,  gr.  8®. 

Vers!,  die  Anzeige  iin  Literarischen  CeutraUJatt  1898, 
Sp.  1904. 

Turner,  William.  Early  Man  in  Scotland.  (Nature, 
IMS»  fl.  and  Kt.  Jan.) 

Vergl.  das  Referat  rot»  II.  Boule  in  L’ Anthropologie, 
tom.  IX,  Paris  1898,  p.  188  — 190. 


V.  Dänemark. 

(Von  J.  Mestorf.) 


Aarbögcr  for  nordisk  Oldkyndighed  og  Historie 
udgivnu  af  det  Kongelige  Nordiske  Oldakrift- 
Selakab.  1898. 

lieft  1.  Löffler,  J.  B. : AMersbestemmelse  i vor 
ruiuanske  Teglstensarkitektur.  — Helm,  Jacob:  Et  Par 
Tillaeg  til  Vaerket  „Dan*ke  Tutslenkirker“.  — Koch,  V.: 
Vioduerammer  af  Egctrae  i dnnske  Landsbyklrker  fra  den 
aeldre  Middelalder. 

Heft  2.  Sarauw,  Georg  F.  J.:  Ljngbeden  i Qldliden 
Jakttagelser  fra  Gravhöje.  — Blinkenberg,  Chr.: 
Skaeftede  Stenalders-Redskaber.  (8.  d.  Referate.) 

Heft  3.  Blinkenberg,  Chr.:  Skaeftede  Stenaldrrs- 


Red^kaber  (Slutet).  — Müller,  Sophua:  I>c  jydake 

Enkeltgrare  fra  Stenalderen  (Slutea).  S.  d.  Referate. 

Heft  4.  Müller,  Sophus:  De  jydske  Enkcltgrave  fra 
Stenaldi-ren  (Slutet).  S.  d.  Referate.  — Julis sen,  Fin- 
nur:  Edda  Snorra  Slurlcsonar,  den«  oprindelige  form  og 
sammemaetning. 

Sarauw,  G.  F.  J.  Lyngheden  t Oldtiden.  Jakt- 
tagelaer  fra  Gravhöje.  Kjöbenhavu  1898.  (Bondcr- 
abdruck  aua  den  Aarböger.) 

Sörensen,  William.  Hvem  er  opdageren  af  Stenal- 
deretis  Affaldadynger  (Kjökkenmöddingern«)?  Kn  hi- 
etorisk  Redegörels*.  Kiölwmhavn,  V.  Thaning  «ft  Appel 
1899.  (8.  d.  Referate.) 


VI.  Norwegen. 

(Von  J.  Mestorf.) 


Arbo,  C.  O.  E.  Fortaatte  Bidrag  til  Nordmaendetie* 
Anthropologi.  V.  Nedenes  Amt.  Med  7 Zinkotyper 
og  7 grsfttke  Tabeller.  (Videuakabeaelskabeta  Skrifter. 
I.  Mathematisk  * Naturw,  Klasse,  1898,  Nr.  6.  Chri- 
stiania,  Jacob  Dybwad.)  8.  die  Referate. 

Gustafson,  Gabr.  Kn  Htenaldera  boplats  paa  Ja«d«v 
ren.  Med  1 TI.  og  32  dg.  i tekaten.  (Sonderabdruck 
aus  Bergen»  Museums  Aarbog,  1899,  Nr.  1.) 

Foreningen  til  Norske  Fortidsmindesm&rkers 
Bevaring.  Aarsberetning  f.  1897.  Kristiania  1898, 
Inhalt;  Kicolaissen,  O.:  ündersögeUer  S Nordlands 

Amt  1897.  — Bendixen,  B.-F-:  Porulevninger  i Sind- 
hordland.  — Nicolaysen,  N. : Udgravninger  i 1897.  — 
Accvftsionsverzelchnisse  der  Museen  in  Christiania  (O.  Ry  gh) ; 
in  Trondhjem , Staranger,  Tromso  (Nicola  lasen)  und 
Bergen  (Gustafson).  — Nicolaysen,  N.:  Antikvariske 


Notiscr.  — Jahresberichte  der  Filialen  in  Bergen  und 
Tromsü  und  des  Central  Vereins.  — Ausgrahungsbcricht 
von  Th.  Petersen.  Verzeichnis*  der  Hu-hergestellten 
Denkmäler,  der  PuMicationen,  Statuten  und  Mitglieder  des 
Vereins  etc.  (S.  d.  Referate.) 

Kunst  og  Haandvork  fra  Norges  Fortid  udgivet 
af  Foreningen  tili  Norak.  Mindeam.  Ruvaring  ved 
N.  Nicolnvsen.  II.  Raekke,  Heft  III,  Text  8.  7 
bis  8.  PL  XXII  — XXX.  Kristiania  1898,  Gröndal 
& Son. 

Das  diesjährige  Heft  des  schonen  in  Poliuformal  er- 
scheinenden Werkes  enthalt:  Die  St.  Kkolaikinhe  und 
Marieukapelle  von  Gran  (Hadcland)  au*  dem  12.  Jahr- 
hundert. Zwei  neben  einander  liegende  Kirchen,  von  der 
die  Sage  erzählt,  *i#  seien  von  zwei  feindlichen  Schwestern 
erbaut,  die  nicht  in  dieselbe  Kirche  geben  wollten. 


vn.  Schweden. 

(Von  J.  Me«torf.) 


Almgren,  Oscar.  Ur  herjeädnlens  folktro.  1.  Kn 
st-n  kvarlefva  af  en  forntida  tro.  2.  Trenne  folk- 
skgner  frän  Funäadalen.  (S.  d.  Referate.) 

Hazcliue,  Artur.  Meddelanden  fran  Nonlitka  Muaeet 
1897,  Stockholm  1898.  (8.  d.  Referate.) 

Har.elius,  Artur.  8araftindet  für  Nordiska  Muaeeta 
friimjanrie  1897.  Stockholm  1898  (Mitgliederverzeich- 
niss  etc.) 

Svenaka  Fornminnesföreningena  Tidekrift.  Band 

10,  Heft  3. 

Inhalt:  Olsson,  Peter:  Minnen  fran  Heijesdalrns 
forntid.  Mit  3 Fig.  — Nordländer,  Job.:  Lapparnes 


alder  i Sodra  Norrland.  — Montei lus:  Typologien  «Iler 
utverklingslärsn  tillämpad  pä  det  merokliga  artete.  Mit 
76  Fig.  — Upmark,  Gustav  (an.:  Malninger  i Sorunda 
Kyrka  i Sudertörn.  Mit  2 Fig. 

Heft  4.  Montelius,  Oscar:  Suigudens  yxa  och  Tors 
hammare.  Mit  24  Fig.  — Ekboff,  Emil:  Tvlnne  forn- 
borgar  vM  Tulling«,  Botkyrka  socken.  Södrrmanland.  Mit 
4 Fig.  — Mndin,  Erik:  öfvertro  c»m  de  döde  i Hetje- 
adalen.  — Wigström,  Eva:  Varsel  och  fürebud.  — 
Kkhoff,  Emil:  Husahy  Kyrka  i Yestcrgötlsod.  Mit 
9 Fig. 

MAnadsbl&det.  24.  Arg&ngen.  Mud  104  Fig.,  1895. 
Stockholm  1898. 


Digitized  by  Google 


11 


Urgeschichte  unrl  Archäologie. 


Inhalt:  Akademien«  och  ForraltningsuUkotteU  Summan- 
komster  (14  Fig.).  — Hildebrand,  H.:  Albert  Molare 
eller  pcrMickare  fl  Fig.).  — Derselbe:  FunUr  Sreusk* 
Kyrkors  (lü  Fig.).  — Derselbe:  Kurkska  Sämlingen 
(46  Fig.).  — Derselbe:  Malningnron  i Henne  Kyrku, 
Gotland  (2  Fig.). — Nordländer,  J.:  Norrlaodska  Namns- 
studier.  — Hildebrand:  Planen  oUnfnr  Kaisnrportrn  i 
Yi*by.  — Derselbe:  Statens  Ilistoriska  Museum«  och 
K.  Myntkabinettets  Sämling»™«*  lillrixt  under  Sr  1895 
(15  Fig.).  — Salin,  B.:  Stenahiersfynd  frun  Augerain  i 
Dick in ge  (4  Fig.).  — Derselbe:  U n de rsoku ingar  a Sela- 
on,  sommaren  1692  (19  Fig.).  Jahresbericht  des  Reicht»- 
antiquaren. 

Monteliua,  O.  Bolgudens  yxa  »>ch  Tora  hanmiare  in 
4*.  Koeraner*  Boktryckeri  Aktiebolag  1698.  (8.  d. 
Referate.) 

Salili , B.  Öfven*igt  öfver  den  europäiske  Kulturen  i 
des»  lidigaste  skeden.  (Sonderabdruck  aus  .Upp- 
flnningamas  Bok*.) 

Ymer.  Heit  3.  1898. 


Inhalt:  Juhanson,  K.  F. : Del  inoderna  Kaatrasendet  i 
Indien.  — Nenn  an,  Gustaf:  Ow  Vättern*  hydrografi.  — 
Fetter son,  Otto.  Tillkgg  och  rittelser  (hetr.  uppsnt- 
*ea,  S.  165  — 184).  — Nathorst,  A.  G.:  Om  »pnnin- 
garne  efter  Andree  kring  Spetabergen  och  Frans  Josefs 
land.  — Fetterson,  Otto:  Om  Atlantiska  Oceanens 
intlrtande  pa  vart  vinterklimst.  II.  — Literatur.  Sitzungs- 
berichte. Notizen. 

Heft  4.  Ohl  io,  Axel:  Om  antarktiska  färder  och  Ant- 
arktis. — Nathorst,  A.  G. : Om  1898  ars  Svenska 
polarespcdition.  — Literatur.  Sitzungsberichte.  Notizen. 

1899:  Hell  1.  Nathorst,  A.  G.:  Kung  Karls  Und.— 
Norde nskiSld,  A.  B. : Om  det  inHjrtandc  Marco  Poloo 
reseberättelsc  utöfvat  pa  Gastaldis  kartor  Öfver  Asien.  — 
Lin  dm  an,  0.  A.  >1. : Nigra  bilder  Drän  den  »ydameri- 
k ans  kn  vildmarken  Bl  grau  cliaco.  — N ordeuskjdld, 
Otto:  Bn  expeditiou  tili  Klondike  och  Yukonterritvriet 
sommnreu  1898.  — ■ Sitzungsberichte.  Notizen.  Nausen 
über  Andröe.  Die  Expedition  des  Fürsten  Albert  von 
Monaco  nach  Spitzbergen  1898  etc.  etc. 


Vm.  F in  land. 

(Von  J.  Mestorf.) 


Finska  Fornminneuföreningenß  Tidakrift  XVm. 

Suotnen  Muinaiarouisto  — Yhdiatykaen  Aika- 
kauskirja.  In  finuischer  Sprache  mit  einer  lieber- 
aicht  in  deutscher  Sprache.  Helsingfor*  1898.  (8.  d. 
Referate.) 

Finskt  Museum.  Fiuaka  Fornuiinnesföreningens 
Manadsblad  V,  1898. 

Inhalt : A m p e 1 1 n : SilboueUenschuetder  in  Flnlaod  am 
Ende  des  18.  Jahrhundert*.  — Furtum,  A.  V.:  Ptlan- 
zennaiuen  mit  mythiarher  Bedeutung.  — Heikel,  A.  0. : 
Funde  ton  Altaachen  au*  heidnischer  Zeit  im  Sommer  1898. 


Suotnen  Museo.  Buomeu  Muinaismnistoyhdistyk»en 
Kuukmuslehti. 


Forström : Bilder  nr  lifvet  i Karelaka  Gränsmarken. 
Helsingfor*  1895. 

Hfiyhft:  Bilder  ur  folketalif  i üstra  FinUud,  L Jul 
och  Nyir.  — II.  Regrafaing.  — Winteriyaalor.  (Ina 
Bchwedinche  Übersetzt  und  herauagegeben  von  Herz- 
berg.  Helsingfora  1897.) 


IX.  Frankreich. 


L*  Anthropologie.  Matöriaux  pour  l’hiitoire  de 

i’homme  — Revue  d'authropologie  — Revue  d’ethno- 
graphi«  röunis.  Paraissant  tous  les  deux  moia. 
Kfdacteurs  en  chef:  MM.  Bou le-Ve rneau.  Bul- 
letin bibliographique,  par  M.  Deniker.  ton.  IX, 
annöe  1898.  Paris,  Massen  et  Cie.,  1898.  2 Bl. 

752  8.  mit  223  Textabbildungen,  5 Tafeln  und 
2 Karten.  8*.  28  Free,  der  Jahrgang. 

Arboia  de  JubainviUe,  H.  de.  Les  sacriftces  hu- 
mains  chex  les  Gaulois  et  dans  l'antiquitü  claasique. 
(Nou veile  Revue  hUtorique  de  droit  fran^ais  et 
etrauger.  22,  1698,  3.) 

Aveneau  de  la  Granciore.  Cacliette  de  fondeur 
döcou  verte  ä Kerhon,  en  Roudouallec  (Morbihan). 
(Bulletin  de  la  Bociötd  polymathique  da  Morbihan. 
Yanues  1897.) 

Vergl.  L*  Anthropologie,  tom.  IX,  Pari*  1898,  p.  203. 

Aveneau  de  la  Graneiöre.  Grotte  söpnlcrale  et 
artiflcielle  de  Kerfulu»  en  Clöguerec  (Morbihan)  et 
les  cliambres  souterraines  unalogues  döeouvertes  en 
Basse-Bretagne.  (Bulletins  de  la  §OOl4t4  polymathique 
da  Morbihan,  Vannee  1897.) 

Vergl.  Boule  ln  L’Anthropologie,  tom.  IX,  Paris  1898, 
p.  71. 

Aveneau  de  la  Graneiöre.  Les  parure«  pröhistori- 
ques  et  antiques  et»  grains  d’enfilagu  et  les  Collier* 
talismans  celto  - atnork-uin».  Paris,  I*eroux  1897. 
176  B.  mit  22  Tafeln.  8°. 


Vgl.  Boule  Id  L’Anthropologie,  tom.  IX,  Pari»  1898, 
p.  72. 

Aveneau  de  la  Gr&noiöre.  Le  bronzo  dans  le 
Centre  de  la  Bretagne- Amorique.  Fonille  du  tumu- 
Ins  u e nannte  aerui  - circulaire  de  Saint  • Fiacre , en 
Melrand  (canton  de  Baud,  Morbihan).  ^'Anthropo- 
logie, tome  IX,  PariB  1898,  p.  134—143  mit  17  Text- 
abbildungen.) 

Extrait  d’un  niAmoire  lu  A la  soci£t4  Polymathique  du 
Morbihan,  le  80  novembre  1897. 

Boule , Marcellin  et  Louis  Farges.  Le  Tantal. 
Guide  du  touriste,  du  uaturaliste  et  de  l'archöologue. 
Paris,  Masson  et  Cie.  1898,  136  8.,  38  Abbildungen 
und  2 Karten. 

Vergl.  L’Anthropologie,  tom.  IX,  Pari*  1898,  p.  455 
bis  461  mit  8 Abbildungen. 

Bulletins  de  la  Sooiöte  d’ Anthropologie  de  Paris« 

Bör.  IV,  tom.  IX,  Paris  IBM,  fase.  1 — 3. 

Carriöre,  GabrioL  Matöriaux  pour  »er vir  ü la  pal- 
ethnologie  des  CVvcnue*.  (L’Anthropologie,  tom«  IX, 
Paris  1898,  H.  369  — 379  mit  7 Textabbildungen.) 

Cartailhac,  Emile.  Bronze«  inödits  da  midi  de  1.x 
France.  I.  La  cachette  de  bronzes  d Aruave  (Ariöge). 
II.  Bronzes  Lozöriens  et  Aveyronnai».  (I/Anthropo- 
logie,  tome  IX,  Paris  1898,  Sl  666 — 671  mit  2!  Text- 
abbildungen.) 

Cosiot.  Döcouvertes  d'objet»  pröhlstoriques  et  prob» 
historiques  faitex  dans  l'ile  de  Corse.  (Bulletins  de 

2* 


Digitized  by  Google 


12 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


la  Soci^tA  d’Anthropologie  de  Pari»,  #4r.  IV,  tome 
VIII,  1897,  p.  463  — 476.) 

VojL  Boule  in  L’ Anthropologie,  tMM  IX,  1898, 
p.  682 ; L a I o j Im  Centrnlblatt  fUr  Anthropologie,  Bd.  DI, 
Bmliu  1898,  S.  340. 

Chatelier,  Paul  du.  Exploration*  *ur  le»  mon- 
tagnes  d’Arrhtss  et  leur«  ramiflcations,  annAes  1895 
et  189«.  Saint-Brieuc  1897. 

Vergl.  Boule  in  L’ Anthropologie,  tome  IX,  Pari«  1898, 
p.  69  — 71. 

Cliauvet,  ö.  Silex  taill«s  du  Nil  et  de  la  Charente. 
(Bulletin  de  la  aoeiiti  archtalogiqu*  et  historique 
de  la  Charente  1898.) 

I>er  Verf.  versucht  die  Gleichzeitigkeit  der  behauenen 
Silexwerkzeuge  de«  NU«  mit  den  in  der  Charente  gefunde- 
nen zu  beweisen. 

Chauvet,  Q. , et  JS.  Riviera.  Station  quaternnire 
de  la  Miooque  (Dordogue),  (Aus:  Association  fmn* 
£ais«  pour  l'avancement  des  Sciences,  Congres  de 
Saint -Etienne  1897.)  Paris  1898  mit  2 Tafeln. 

Daleau , Francois.  Le«  gravures  sur  rocher  de  la 
caverne  de  Fair  - non  - Pair.  (Actes  de  la  8oci4t6 
archlologique  de  Bordeaux  1897.) 

Vergl.  Boule  in  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari«  1898, 

8.  6«  — 68. 

Davy,  L.  l.'ne  aucienne  in  ine  d'dtain  entre  Abbaretz 
et  Noxay  (Ix>ire-I»förieure).  (Bulletin  de  U socidtd 
des  Misaess  naturelles  de  l'ouest  de  la  France,  tom. 
VII,  Nantes  1897.  4.  trim.  8.  281  f.) 

Delavaud,  H.  Sepultures  nlolithiques  dans  la  craie 
de  la  butte  de  Snrville  pres  Montereau  (Seine-et- 
Marne).  (I/Anthropologie , tome  IX,  1898,  8.  657 
bis  659.) 

Dortei,  A.  et  Ch.  Pag^ot.  Fouillee  d‘un  tumulus 
dau«  le  Fetit-Auvern*.  (Bulletin  de  la  tocM4  archfol. 
de  Nantes,  tome  XXXVII,  1898,  8.  42  — 48  mit 
4 Tafeln.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari«  1898,  S.  562. 

Hainy.  Note  sur  le§  silex  taill^s  d'Eul  Cb6*Ban*Ho 
(Mongolie  meridionale).  (Bulletin  du  Museum  d’histoirc 
naturelle,  tom.  IV,  Paris  1 898,  8.  46  f.) 

Hamy.  Note  »ur  lea  <»*ufs  d'autruche  provenant  de 
»tations  prdhistoriquee  du  Grand  Erg.  (Bulletin  dn 
Muslum  d’histoire  naturelle,  tom.  IV,  Paris  1898, 
6.  251  f.) 

Hamy,  E.  T.  Le»  grottes  de  la  Batse-Fulize  ä Uydre» 
quent,  commune  de  Rinxent  (Pas-de-Calais).  Bon- 
logne  1897,  32  8.  8°. 

Vergl.  Boule  In  L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898, 
S.  18«. 

Hoyos  Siinz,  Luis  de.  L'Anthropologie  et  la  Pre* 
histoire  en  Espagne  et  en  Portugal  en  1897.  (L’An- 
thropologie, tome  IX,  Paris  1898,  8.  37  — 51.) 

L&ville.  Gisement  de  silex  taillda  dans  les  limona  a 
briques  de  Mantes-la-Ville.  (Bulletins  de  la  Socidtd 
d’Anthropologie  de  Paris,  s£r,  IV,  tom.  IX,  1898, 
fase.  3.) 

Laville,  A.  fetude  des  limons  et  gravier*  quaternaires 
a silex  taillAs  dt*  la  GJaciAre,  Bicetre  et  Villejuif  et 
d’on  gisement  de  silex  taill&i  dans  les  limons  i\  bri- 
ques de  Mantes-Ia-Ville.  (L'Anthropologie,  tome  IX, 
Paris  1898,  8.  278  — 297  mit  23  Textabbildungen.) 

Le  Nordes.  Une  Station  prehistorique  au  mont 
d’Uuberville , pres  Valognes.  (Comptes  rendns  des 
s4ances  de  l’Acad.  des  Sciences.  12fl,  10.) 

Majewakl,  Ärasme  de.  Instrument*  de  silex  pr4- 
hlltoriqMf,  WWMlillll  pris  du  village  d’Ossowka, 
district  de  8topnitza.  Paris,  Leroux , 1897.  Mit 
22  Tafeln.  4°.  15  Frca. 


Manouvrior.  Note  sur  les  eräne«  humaim  quater- 
naires de  Marcilly-sur-Eure  et  de  Hrechamps.  (Bulle- 
tins de  la  Sooidtd  d'Anthropologie  de  Paria,  s£r.  IV, 
tome  VIII,  1897,  8.  564  mit  I Abbildung.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898,  S.  678; 
Ontralblatt  für  Anthropologie,  B*l.  111,  Breslau  1898, 
S.  338. 

Manouvrier.  fctudes  des  squelettes  antiques  de  Col- 
longes,  pr£s  Remigny.  (Bulletins  de  la  Societe 
d'Anthropologie  de  Paris,  s6r.  IV,  tome  VIII,  1897, 
8.  626  ff.  mit  3 Abbildungen.) 

Beschreibung  von  15  Skeletten. 

Morel  f Leon.  La  Champagne  souterraine.  Reims. 
A.  Matot  (1898).  210  8.  mit  Textabbildungen  und 
einem  Album  von  42  Tafeln  in  quer  2°.  Text  8*. 

Vergl.  [/Anthropologie,  tom.  X,  Paris  1899,  S.  77  ff. 

Morgan , J.  de.  Conipte  rendu  des  travaux  arebeo- 
IdffiqQN  exdcutds  du  8 Nov.  1897  au  1.  Juin  1898. 
Minister«  de  rinstructiou  publique  et  des  beaux-art*. 
I)4)6gstioü  eu  Perse.  Paris,  Eruest  Leroux,  1898, 
91  8.  8*. 

Vergl.  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898, 
S.  373. 

Mortillet,  G.  do.  Grottes  orndes  de  gravure*  et  de 
peintures.  (Revue  meusuelle  de  l’£cole  d'Anthropo- 
logie de  Paris,  toin.  VIII,  1898,  Nr.  1 mit  Abbild.} 

Mortillet , G.  de.  Le  Prehistorique  suisse.  (Revue 
mensuelle  de  l’fkole  d’Anthropologie  de  Paris,  annee 
VIII,  1898,  Nr.  5 mit  4 Abbildungen.) 

Mortillet,  G.  de.  Age  du  bronze  en  Belgique.  (Revue 
mensuelle  de  l'flcole  d’Anthropologie  de  Paris,  annle 
VHI,  1898,  8.  280  — 284  mit  4 Abbildungen.) 

„M.  de  Mortillet  donue  Pinventaire  des  objets  de  toi- 
letle,  des  outlla,  de»  arm««,  de«  rcstea  d*  fabrication  re- 
cneilli»  en  Belgique,  au  total  133  objets  recucilli*  sur  45 
point*  difftrenU.“  Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari« 
1898,  S.  563. 

NadailLao,  Marquis  de.  Les  argilites  taillAs  de 
Treuton.  (L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898, 
8.  336  — 338.) 

Nadaillac,  Marquis  de.  L’Am£rique  prehistorique 
d’apres  un  livre  nonveau  du  professeur  Cyrus 
Thomas.  (L’Anthropologie . tome  IX,  Paris  1898, 
8.  625  — 640.) 

Piette,  E.  et  J.  de  la  Porterie.  ßtudes  d'etbno- 
graphie  prehistorique.  V.  Fouilles  a Brasaempotiy 
en  1897.  (I/Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898, 
8.  532  — 555  mit  29  Textabbildungen.) 

Pothier.  I^es  |K>pulttions  primitives.  Paris,  Cham- 
pion 1898,  337  8.,  2 Karten.  8#. 

Vergl.  K.  Cartnilhnc  in  L’Anthropologie , tome  IX, 
Pari»  1898,  S.  684  — 686. 

Quilgare,  Henry.  Fouilles  du  dohnen  de  Sandun, 
coruniuno  de  Gueraude  (Loire-Inferieure).  (Bulletin 
de  la  soci4td  arch^ol.  de  Nantes,  tome  XXXVII, 
1896,  8.  45  — 57  mit  4 Tafeln.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898,  S.  559. 

Raymond,  Paul.  Nou veiles  reoherches  sur  l’Age  du 
cuivre  dans  les  Cdvennes  (öpoque  durfortienne).  (Bulle- 
tins de  la  8oolM4  d’Anthro|>ol«>gie  de  Paris,  sir.  IV, 
tome  IX,  1898,  8.  50.) 

Raymond,  Paul.  L'üge  du  cuivre  en  France.  L’Apoqoe 
durfortienne.  (Bulletin  de  la  societd  d'iltude  das 
Sciences  nat.  de  Nimes,  1898,  8.  14  — 18.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898  , 8.  562. 

Regnault,  Felix.  Grotte  sepulcrale  du  Pr4-du*Luc, 
Ari^ge.  (Revue  de  Comrainges,  1897  , 2«  trimestre.) 

Vergl.  Boule  in  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari*  1898, 
S.  68. 


Digitized  by  Google 


Urgeschichte  und  Archäologie.  13 


Rcinach  > S&lomon.  Statuette  de  fern  me  nue  de- 
couverte  dans  une  de«  grottes  de  Menton.  (L'Anthro- 
pologie,  tome  IX,  Paris  1898,  8.  26 — 31  mit  2 Tafeln 
und  4 Textabbildungen.) 

Riviöre,  E.  La  grotte  de  la  Mouthe  pre«  de  Tayac, 
Dordogne.  (Bulletins  de  la  Soctötc  d’Authropologie 
de  Paris,  »6t.  IV,  touie  VIII,  1897,  8.  302,  484,  497 
mit  3 Abbildungen.) 

Vergl.  Boule  in  L’Antkropologi«,  tome  IX,  Baris  1898, 
S.  675  — 677;  Lalov  im  Centralblatt  für  Anthropologie, 
Bd.  III,  Breslau  1898,'  8.  336. 

Riviöre , E.  Nouvelie»  recherxhe*  A Cro  • Maguon. 
(Bulletins  de  la  8oci£t£  d’Anthropologie  de  Paris, 
ser.  IV,  tome  VIII,  1897,  8.  503.) 

Vergl.  L’Anthropologie , tome  IX,  Paris  1898,  8.  678; 
Centndblntt  für  Anthropologie,  Bd.  111,  Brc*lau  1898, 
S.  338. 

R,ollain,  A.  Station  de  Page  de  la  pierre  ä Inbercy 
(Marne).  (Bulletins  de  la  Böciet*  d- Anthropologie  de 
Paris,  ser.  IV,  toro.  IX,  1898,  fase.  1.) 

PalSoiithm'h  und  Neolithiscb. 

Bagni  er,  A.  ßtude  sur  les  6p£e*  de  Bronze  du  Muske 
Calvel  ä Avignou.  (Memoiren  de  1'Aead^mie  de 
Vaucluse,  tom.  XVII,  1898,  8.  105  — 124.) 

Vergl.  1/ Anthropologie,  tom.  X,  Paris  1899,  S.  78  t. 

Saint  -Venant , J.  de.  Les  dernijr»  Arecomiques, 
traces  de  la  civillsation  celtique  dans  la  W-gion  du 
Bas -Rhone,  speci&lemeut  dans  le  Gard.  (Extr.  du 
Bullet,  archeol.)  Paris,  lmpr.  nation.  1897. 

Vergl.  Cartailhac  in  L’Autbropologie,  toro.  X,  Pari» 
1899,  8.  80  f. 

Salmon,  Ph.  S^pultures  de  1’Age  du  brouze  ä Baint- 
Fiacre  en  Melrmud,  Morbihan  (dteouvertes  pur  Ave- 
neau  de  Lu  Granciere).  (Revue  uiensuelte  de  l'ixole 
d’Antl»rojH)]ogie  de  Paris,  annee  VIII,  1898,  Nr.  3.) 

Salmon,  Ph.  Contribution  a l'inventaire  des  tnonu- 
ments  m^galithiques  de  traute  (Bretagne).  (Revue 
mensuelle  de  l‘6cole  d1  Anthropologie  de  Paris,  ann£e 
VIII,  1H98,  Nr.  9.) 

Sioard,  Ö.  et  G.  Perieres.  Grotte  de  l’Esclavalgadou. 


(Bulletin  de  La  Bociäte  d’Btudes  seien t.  de  l'Aude, 
tom.  IX,  Carcassonne  1898,  8.  49 — 59.) 

Die  Höhle  enthielt  zahlreiche  Menschen  - und  Thier* 
knocken  und  Geräthr  au«  der  Stcin»rit;  vergl.  I.’Anthro- 
pologie,  toro.  X,  Paris  1899,  S.  79. 

Thieullen , B.  Les  v^ritable*  instrumenta  usuels  de 
Tage  de  la  pierre.  Paris,  Larousse,  1897,  70  8.  mit 
21  Tafeln. 

Vergl.  üütxe  im  Centralblatt  für  Anthropologie,  Bd.  IV, 
Jena  1898,  S.  81  — 82;  Internationales  Archiv  für  Ethno- 
graphie, Bd.  XII,  1899,  S.  38. 

Toujou.  Bilex  des  foyers  de  Villeneuve.  (Bulletins 
de  la  Soci6tö  d’Anthropologie  de  Paris,  s£r.  IV, 
tom.  IX,  1898,  fase.  5.) 

Ton] ouzo,  Eugune.  Le  polissoir  de  Saint  - Mummes 
(Seine-  et  -Marne).  | L’ Anthropologie , tom.  IX,  Paris 
1898,  8.  171  — 174.) 

V&riot.  Les  s^pultures  de  Coüonges  en  Bourgogne. 
(Bulletins  de  la  Boci^tö  d’Anthropologie  de  Paris, 
S*r.  IV,  tom.  VIII,  1897,  S.  613  ff.) 

Vauvillö.  Ossemeuta  huiunin»  du  cimettere  gallo- 
roinain  de  Boissons.  (Bulletins  de  la  Boci£t6  d’Anthro- 
pologie  de  Paris,  s^r.  IV.  tom.  IX,  1899,  fase.  3.) 

V&uvilld.  Station  nöolithique  de  Vdnizel  (Aisne). 
(Bulletins  de  la  8oci6t6  d' Anthropologie  de  Paris, 
tfr.  IV,  tom.  VIII,  1897,  fase.  5.) 

Verneau,  R.  et  D.  Ripoche.  Les  sepultures  gallo- 
romaines  et  meroviugiennea  de  Mareuil-sur-Ourcq 
(Oise).  (L’Anthrupologie,  tome  IX,  Paris  1898,  8.497 
bis  530  mit  25  Textabbildungen.) 

Volkov,  Th.  Docouvertes  prdhistoriques  de  M.  Chvojka 
ä Kiev  (r£sum6  du  travail  paru  dans  le  Nr.  1 (1898) 
des  MatAriaux  pour  PBthnol.  ruthäno-  ukrai'uieune, 
en  ruthene ; palfotitliique  et  n6ol ithique ; defense*  de 
mammouth,  haehws  polies  en  o*;  quelques  crAnes  ä 
indices  variant  de  71  & 87.  (Bulletins  de  la  8ocikt6 
d’Anthropologie  de  Paris,  sör.  IV,  tom.  IX,  1898,  fase.  2.) 

Volkov,  Th.  Les  trouvaille«  d'objets  goths  en  Ukraine. 
(Bulletins  de  la  Bocidt^  d’Anthropologie  de  Paris, 
»6r.  IV,  tom.  IX,  1898,  fase.  3.) 


X.  Belgien. 


Bulletin  de  la  Sociote  d' Anthropologie  de  Bru- 
xelles. Tom.  XV,  1898 — 1897.  Bruxelles  1897.  8#. 

Cele  et  Jaoques.  Bchermling,  contribution  ä l’histoire 
du  prehistorique  en  Bclgique.  (Bulletin  de  la  8oci£t6 
d’ Anthropologie  de  Bruxelles,  tom.  XV,  1897.) 

Biographie. 

Cornet.  L’üge  de  la  pierre  dans  le  C’ongo  Occidental. 
(Bulletin  de  la  8oci4t<$  d’ Anthropologie  de  Bruxelles, 
tom.  XV,  1897.) 

Goblet  d Alviella.  Silex  stolithique*  et  paltoUthiques 
de  Court  - Saint  - ttienne.  (Bulletin  de  l'Acad&nie 
Royale  de  Bruxelles,  1897,  8.  280  f.) 

Harroy.  L’art  prehistoriqnc : les  silex  sculptf-s.  Carao 
töre*  de  ©et  art.  Principatix  types:  l’horoine,  le 
chien,  lo  ccrvid£,  l’oiseau.  (Bulletin  de  la  societö 
d'antliropologie  de  Bruxelles,  tom.  XV,  1897,  8. 226f.) 

Houzö.  Descriptiou  d'une  mandibule  humaim*  quatnr- 
naire  decouverte  par  A.  Eren«,  A Wylr6.  (Bulletin 


de  la  Soci^t^  d'Anthropologle  de  Braxelles,  tom.  XV, 
1897.) 

A.  de.  Fouille  d'un  cimetiere  du  premier  Age 
de  fer  u Biez  (Brabant).  (Aonales  de  ]a  Socikt^ 
d’archöologie  des  Bruxelles,  tom.  XU,  1898,  Jan.) 

Rutot.  La  decouverte  d’un  nouveau  gisement  de  silex 
tailles  a Test  de  Bpiennes.  (Bulletin  de  la  Soci^t^ 
d’Anthropologie  de  Bruxelles,  tom.  XV,  1897.) 

Tihon,  Ferdinand.  Les  cavernes  pr^historiques  de 
la  vallee  de  la  Vesdre.  Fouille*  a Fond  de  Foret. 
(Annales  de  la  soci^t«  d'areh^ologie  de  Bruxelles, 
tome  XII,  1898.) 

Vergl.  Boule  io  L’Authropologie,  tome  IX,  Pari»  1898, 
S.  339. 

Zanardeili.  La  precelticitA  des  norai  de  ri vieres  en 
Belgique.  Essai  de  toponymie  fluviale.  (Bulletin  de 
la  *i*ci6tö  d’anthmpolovie  de  Bruxelles,  1897,  tom.  XV, 
8.  108  f.) 


XI.  Spanien.  Italien. 


Anellij  U.  A,  Puilada,  stazione  neolitica  delle  rnorene 
del  Benaco,  Lodi  1897. 

Antön,  Manuel.  Cräueos  antiquos  des  Cienipozuelo«. 


(Bolvtin  de  la  R.  Acad.  de  la  Historie , Bd.  XXX, 
1898,  8.  467  — 483.) 

Borlanga,  D.  M.  R.  do.  Los  Vascuues  y 1»  pr«- 


Digitized  by  Google 


14 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


historia.  Apendiee  a una  inscripcion  iberica  inldita 
de  la  Turdetania.  (Revinta  de  Archivas,  BMoUctl 
y Museo*,  Madrid  1898,  Nr.  8.) 

Brizio,  E.  Scoperta  di  sepolcro  ttrONO.  (Notizie 
degli  »cavi  di  anticliiti,  Milano  1898,  Gennaiu.) 

Brizio,  E.  Sepolcri  tipo  Villanova  scoperti  prt—o 
Verucchio  ml  Ulmin»—.  (Notizie  defU  Nt?i  di 
antichitA,  Milano  1898,  Svttembre.) 

Caetani-Lovatelli,  E.  11  culto  delle  pietre.  (Nuova 
Antologia,  XXX11I,  1H9M,  634,  1«.  MaU 

Colini,  O.  A.  11  Hpokrato  di  BemedeUo • Botto  uel 
Brett- iano  e il  periodo  eneolitico  in  Italia.  (Bulle- 
Uno  di  paletnologi»  italiana.  Ser.  111,  tonn*  IV, 
TannA  1898,  Nr.  1 f.  mit  19  Tafeln  und  Textabbild.) 

Crespellani,  Cav.  A.  Arsenio.  Scavi  del  Modenese 
(1899  — 1897).  Modena  1898  mit  2 Tafeln  und  Text- 
abbildungen. 

Falelii,  J.  Nuove  scopcrt«  nell'area  della  citta  (Vctu- 
lonia)  e della  necropoli.  (Notizie  degli  scavi  di  an* 
tichita.  Milano  1898,  Märze»,  mit  Abbildungen.) 

IbboI  , A.  Incieiuni  rupestri  nel  Finalese.  (Bulletino 
di  paletuologia  italiana.  Ser.  111,  tomo  IV,  Parma 
1898,  Nr.  10  mit  1 Tafel  und  Abbildungen.) 

Loito  de  Vasooncelloa,  J.  Religioes  da  Lusitonia 
na  parte  que  principalmente  ne  refere  a Portugal. 
Yd.  L Lisboa  1897,  XVIII,  XI,  440  8.  mit  US  Ab- 
bildungen. 

Vergl.  die  Besprechungen  in  L’Anlhropologie , tom.  IX, 
Paria  1898,  S.  87,  88  und  719—729. 

Leite  de  Vaaooncelloa,  J.  Excursao  archeologica 
ao  ml  de  Portugal.  Lisboa  1898  mit  1 Tafel  und 
Textabbildungen. 

Mac i heim  y Pardo,  J.  O.  Castros  prehistörico*  de 
Galieia.  (Kevista  critica  de  liistoria  y literatura 
ospanolas,  1898,  Septbr.) 

Oral,  Paolo.  Nuove  «splorasioni  nella  necropoli  sieola 
del  monte  Finoccbito  prewuj  Noto.  (Bulletino  di 
paletuologia  italiana,  »er.  III,  tomo  III,  Parma  1897, 
Nr.  10.) 


Orsi,  Paolo.  Miniere  di  selc*  e sepolcri  eneolitid  a 
M Tabuto  e Monteracello  presso  Comiso  (Siracusa). 
(Bulletino  di  paletnologia  italiana.  Rer.  111,  tomo 
IV,  Parma  1898,  Nr.  7 mit  8 Tafeln  und  Textabbild.) 

Orsi , Paolo.  Necropoli  sicule  del  quarto  periodo, 
riferibili  all’  etA  tr»  il  sec.  VII  ed  il  V av.  Cbr. 
(Notizie  degü  »cavi  di  antichitA.  Milano  1897.) 

Orsi,  Paolo.  Abitazioni  di  cavsrnicoli  presicub. 

e costruxioin  di  eta  bizantine  riconosciutc  nel  terri* 
torio  del  comane.  (Notizie  degli  scari  di  antichitA. 
Milano  1898,  Gennato.) 

Orsi,  Paolo.  Thapsos.  (Monutnenli  anticbi  dei 

Lincei,  tom.  VI,  1896,  8.  89  — 160.) 

Vergl.  Sal.  Hei  nach  in  L’Aathropologie , tom.  X, 
Pari*  1 899,  s.  86  f. 

Pasqui,  A.  Di  un  sepolcreto  isolato  nel  terreuo  detto 
Belvagroesa.  (Notizie  degli  ecavi  di  antichitA.  Mila- 
ik>  1897,  Lug)  io.) 

Patron! , Q.  Un  village  sicule  pres  de  Matera  en 
Apulie.  (Monurueuti  anticbi  dei  Lincei,  tom.  Vlü, 
1896,  8.  417  — 520.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  U»m.  X,  Paris  1899,  S.  87. 

Patron!,  G.  Note  paletnologiche  sull’  Italia  Meri- 
dionale  L La  grotta  Circhetti  odl’  »gro  di  Mater». 
(Bulletino  di  paletnologia  italiana.  Ser.  III,  tomo 
IV,  l’arma  1898,  Nr.  4 mit  Textabbildungen.) 

Pellegrini,  G.  Nuove  senperte  di  autichitü.  (Notizie 
degli  »cavi  di  autichita.  Milano  1898,  Gennaio,  mit 
Abbildungen.) 

Pellegrini,  G.  AntichitA  etrusebe  e romaoe  del  terri* 
torio  pitiglianese.  (Notizie  degli  »cavi  di  autichit». 
Milano  1898,  Febraio,  mit  Abbildungen.) 

Santarolli,  A.  Oggeiti  litici  provvnieuti  dalla  »taziun* 
terramaricola  della  Bertarina.  (Notizie  degli  »cavi 
dl  antichita,  Milano  1897,  Ottobre.) 

Zorzij  A.  Bronzi  preromani  di  omamento  personale, 
rinvenuti  nel  territorio  del  comune  (8.  Pietro  al 
Natisone).  (Notizie  degli  scavi  di  antichitA,  Milauo 
1898,  Aprile.) 


XII.  Amerika,  Asien. 


Ambrosetti,  Juan  B.  Los  monumeoto*  megalitiros 
de  valle  de  Tafi  (TucumAn).  (Boletin  de!  Institute 
geografleo  Argentino,  totno  XVIII,  Buenos -Aires 
1897,  Nr.  1—»,  8.  33  — 70.) 

Vergl.  Globus,  Bd.  71,  1897,  8.  165—160:  Dis  Knt- 
derkung  mcgalitlmcber  Denkmale  im  Thal«  Tafi  (Provinz 
TucumÄn  der  Argentinischen  Kepublik). 

Ambrosetti,  Juan  B.  La  antiqua  ciudad  de  Quil- 
ms».  (Boletin  del  lustituto  geografleo  Argentino, 
toino  XVIII , Buenos -Aires  1897,  Nr.  1 — 3,  8.  105 
bis  114.) 

Bürge—.  Jas.  Revised  liste  of  autiquarian  remains 
in  tht  Bombay  Presidency  and  tlie  Native  States  of 
Bannla,  Palanpur,  Radbanpur,  Kathiawad , Kachb, 
Kolhapur,  atid  the  Southern  Maratha  minor  States. 
Originally  compiled  by  J.  B.,  revised  by  Henry 
Cousens.  (Arch.  ßurvey  of  India.  New  Im  per.  Serie*. 
Vol.  XVI,  Western  India  VIII  I Bombay,  Govern- 
ment Central  Press.  1897,  VI,  398  8.  mit  Karten.  4*. 

Dollenbaugh,  F.  8.  Death -masks  in  andent  Ameri- 
can j>ottery.  (The  American  Anthropologie!,  vol.  X, 
1897,  8.  48  ff.) 

Gowland,  Will.  The  Sol  mens  and  burial  mounds 
in  Japan.  (Archäologia,  LV,  1897,  8.  439  — 524  mit 
1 Kart*?  und  3 Tafeln.) 


Holme»,  William  A.  Archmologieal  Studie»  among 
the  ftneint  cities  of  Mexico.  Part  II.  Monuments 
of  Chiapas.  Oaxaca  and  the  valtey  of  Mexico.  (Pub* 
lications  of  the  Museum  of  Chicago,  ser.  anthropoL, 
vol.  I,  1897,  Nr.  I.) 

Vergl.  dan  Referat  von  M.  Boule  in  L’ Anthropologie, 
tom.  X,  Paris  1899,  S.  88  — 90. 

Holmes,  William  Henry.  Htone  implements  of 
the  Potomac-  (’hesapeake  tidewater  province.  (XV. 
Annual  report  of  the  Bureau  of  Ktlinology  1898/^4, 
Washington  1897,  8.  3 — 152.) 

Horsford,  Cornelia.  Dwellings  of  the  Saga  Time 
in  lceland , Greeuland  and  Vincland.  (Repriuted 
from  the  National  (ieographio  Magazine,  Vol.  IX. 
Nr.  3,  1898,  8.  73  - 84.)  Washington,  Iudd  u.  Det- 
weiler  1898,  mit  10  Abbildungen.  8°. 

Vergl.  das  Referat  (ahsprcchcnd)  von  Gebhardt  iw 
Globus,  74.  Bd.,  1898,  S.  102;  von  Lnloy  im  ö*»* 
tralblatt  fdr  Anthropologie,  Bd.  111,  Breslau  1898,  S.  34*. 

Mindeleff,  Cosmos.  The  repair  of  casa  grandc  ruin, 
Arizona  in  1891.  (XV.  Annual  report  of  the  Ban;*“ 
of  Etlmology  1893/94,  Washington  1897.  8.  31* 
bfe  349.) 

Mindeleff,  Cosmos.  Tho  cliff  ruins  of  Cauyon  de 
Cbelley,  Arizona.  (XVI.  Annual  Report  rf 


Digitized  by  Google 


15 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Bureau  of  American  Ethnologie  1894/95,  Washing- 
ton  18*7,  S.  73  — 198.) 

Moore,  Clarence  B.  Certain  Aboriginal  Mounds  of 
the  Georgia  coast.  Mit  einem  Anhang:  Inhumation 
and  incineration  in  Europa,  bv  the  Marquis  de  Na- 
daillac.  Philadelphia  1897.  4 . 

Report,  Amiual,  of  tho  board  of  regents  of  the 
Smithaoni&n  Institution,  sbowing  the  Operation«, 
expenditure*  and  condition  of  the  Institution  for  the 
year  ending  Jane  30,  1895.  Report  of  the  U.  8. 
National  Museum.  Washington,  Government  prim 
ting  offtce,  1397.  XX,  10B0  8.  mit  zahlreichen 
Tafeln  und  Textabbildungen. 

Report,  Annual,  of  the  board  of  regenta  of  the 
Bmithaonian  Institution,  sbowing  the  operations, 
expenditures  and  condition  of  the  Institution  to 
Jnly,  189«.  Washington,  Government  printing 
office,  1898.  LI,  727  8.  mit  Tafeln  und  Textabbild. 


Santo.  D.  Ou  the  pits  and  other  remains  and  relics 
of  tue  stoue-age  diseovered  Morita  Village  in  the 
province  of  Mutsu.  (The  Hanssei  Zusshi,  vol.  XIII, 
1898»  Nr.  ft.) 

Taramelli,  A.  La  grotte  prehistorique  de  Miatnü  en 
Crdte.  (The  American  Journal  of  archieology,  1897, 
8.  287  — 312.) 

VergL  das  Referat  von  Solomon  Reinnch  in  L*  An- 
thropologie, toiue  IX,  Paris  1898  , S.  448  — 452  mit  10 
Abbildungen. 

Thompson,  Edward  H.  The  chultunes  of  Labtia, 
Vucatan.  (Memoire  of  the  Peabody -Museum  of 
American  Archaeology  and  Ethnology , Harvard 
University,  vol.  I,  Nr.  3.  Cambridge,  Maas.  1897.) 

Thompson,  Edward  H.  Cave  of  Loltum,  Yucatan. 
(Memoirs  of  the  Peabody  - Museum  of  American  Ar- 
cbscology  and  Ethnology,  Harvard  University,  vol.  I, 
Nr.  2.  Cambridge,  Mas«.  1897.) 


B.  Literaturbericht  für  1899 

(soweit  nicht  anders  angegoben). 

I.  Deutschland. 


Archiv  für  Anthropologie.  Zeitschrift  für  Natur- 
geschichte und  Urgeschichte  des  Menschen.  Organ 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte.  Begründet  von  A.  Ecker 
und  L.  Lindenschmit.  Unter  Mitwirkung  von 
A.  Bastian,  W.  Ilis,  II.  v.  lfölder,  J.  Koll- 
mann,  J.  Mestorf,  E.  Schmidt,  G.  A.  Schwalbe, 
L.  Stieds,  R.  Virchow,  A.  Voss  und  W.W aldeyer, 
herausgegehen  und  redigirt  von  Johannes  Ranke. 
Band  26,  Vierte] jahrsheft  2/3.  Mit  in  den  Text  ge- 
druckten Abbildungen  und  18  Tafeln.  Braunschweig, 
Fried r.  Vieweg  u.  Sohn,  1899/1900,  8.  247—904  und 
150  ß.  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 
4°.  75  Mark. 

Bach,  M.  Kundchronik  aus  dom  Jahre  1898.  I.  Vor- 
römische Zeit,  II.  Römische  Zeit,  III.  Merowingiscbe 
Zeit.  (Fundberichte  aus  Schwaben,  Jahrg.  6,  1899, 
S.  ft  f.) 

Back,  F.  Vorgeschichtliche  Hügelgräber  im  Klopp»- 
walde  (bei  Birkenfeld).  (Korrespondenzblatt  der  West- 
deutschen Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kuust, 
Jahrg.  18,  Trier  1899,  Sp.  118—120.) 

Beiträge  zur  Anthropologie  nnd  Urgeschichte  Bayerns. 
Organ  der  Münchener  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte.  Begründet  und 
herausgegehen  von  W.  v.  Gümbel  etc.,  redigirt  von 
Johannes  Hanke.  Band  13.  München,  F.  Basser- 
ntann,  1899.  Heft  1 — 3.  Mit  8 Tafeln  und  11  Abbil- 
dungen Im  Text.  gr.  8°. 

Belts,  Robert.  Die  steinzeitliclien  Fundstellen  in 
Mecklenburg.  (Jahrbücher  und  Jahresberichte  des 
Vereins  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde. Jahrg.  64.  Schwerin  1899,  S.  78 — 192 
mit  Textabbildungen.) 

Belts,  Robert.  Die  Vorgeschichte  von  Mecklenburg. 
Unter  Mitwirkung  von  Richard  Wagner.  Mit 
284  Abbildungen.  (Mecklenburgische  Geschichte  in 
Einzeldarstellungen.  Heft  1.)  Berlin,  W.  Süsserott, 
1899.  V1H,  188  8.  gr.  8*.  6 Mark. 


Da*  verdienstvolle  Werk  wird  eingehend  besprechen  in 
den  Prahifctoritchon  Blättern,  Jahrg.  11,  München  1899, 
S.  40 — 43  ; Mitteilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Bd.  29,  N.  K.  19,  1899,  8.  92—93;  Archiv 
für  Anthropologie,  Band  26,  Vierteljahrsheft  3,  Braun- 
feh weig  1900.  8.  895—89«. 

Berg,  R.  Mitteilung  über  Alterthnmsfuude  in  der 
Gegend  von  Schmolsin.  (MomlsÜftUsr  der  Gesell- 
schaft für  Poinraersche  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde, 1899,  Nr.  4.) 

Blätter,  Prähistorische.  Unter  Mitwirkung  von  For- 
schern und  Freunden  der  prähistorischen  Wissen- 
schaft herausgegehen  von  Julius  Nane.  Jahrg.  XI, 
München,  Commi »sions verlag  der  literarisch -artisti- 
schen Anstalt  (Theodor  Riedel)  1899.  IV.  96  S.  mit 
8 Tafeln.  8*.  Jährlich  6 Nummern.  3 Mark. 

Böhls,  J.  Ueber  vorgeschichtliche  Funde  im  Lande 
Hadeln.  (Hannov.  Geschichtsblätter,  Band  1,  1898, 
Nr.  51.) 

Bonnet,  A.  Die  steinzeitliche  Ansiedelung  auf  dem 
Michelsberg  bei  Untergrombach.  (Veröffentlichungen 
der  Karlsruher  Sammlungen,  Heft  2,  1899,  8.  39—  54 
mit  4 Tafeln.) 

Brunner,  K.  Steinzeitliche  und  andere  Funde  aus 
der  Provinz  Brandenburg.  (Nachrichten  Über  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrg.  10,  Berlin  1899.  8.  40 — 45 
mit  8 Textabbildungen.) 

Buchholz.  Verschieden«  neuere  Bronzefunde  der  Mark 
Brandenburg.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  472—477 
mit  11  Textabbildungen.) 

Busch&n,  G.  Das  erste  Auftreten  des  Menschen  auf 
der  Erde.  (Nord  und  8iid,  Band  89,  1899,  April.) 

Vgl.  Centrslblstt  für  Anthropologie,  Band  4,  Jen*  1899, 
S.  277. 

Busse,  Hermann.  Slaviiehe  ßkaletgräber  und  ein 
eisernes  Schwert  von  der  früheren  „neuen  Burg“  an 
der  Nuthe,  zwischen  Drewitz  und  Bergholz,  Kreis 


Digitized  by  Google 


16 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Zauch-Belzig , fl  km  von  Potsdam.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
1898,  8.  fllfl — 619  mit  2 Textabbildungen.) 

Bush©,  Hermann.  Vorgeschicht liehe  Funde  aus  der 
Mark.  (Nachrichten  über  deutsche  Altert  hunisfundo, 
Jahrg.  X,  Berlin  1899,  8.  17 — 22  mit  34  Textabbild.) 

Biume,  Hermann.  Vorgeschichtliche  Fundstätten  im 
Kreis©  Nieder- Barnim.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterth  umstünde , Jahrg.  X,  Berlin  1899,  8.  22 — 27 
mit  4 Textabbildungen.) 

Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethnographie 
und  Urgoachiohte.  Hernusgegeben  von  Georg 
Buschan,  Jahrgang  4.  Jena.  ii.  Coatenoble,  1899. 
88«  8.  2 Bl.  Register.  *4.  12  Mark. 

Conwentz.  Neue  Beobachtungen  und  Funde  aus  dem 
Gebiet«  der  Vorgeschichte  in  Westpreusaen.  (Corre- 
spondenzbUtt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  80,  München  1899,  8.  49—6:1  mit 
1 Abbildung.) 

Corrospondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte. 
Redigirt  von  Johannes  Ranke,  Generalsecretitr  der 
Gesellschaft.  Jahrg.  29.  Mönchen,  Akad.  Buch- 
druckerei von  F.  Straub,  1808.  203  8.  4°. 

Deichmüller,  J.  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I. 
(Abhandlungen  der  naturwiasenadiafU.  Gesellschaft 
Isis  in  Dresden.  1888,  H.  88 £) 

Ebner,  P.  A.  Zwei  Schal ensteine  im  Lande  Salzburg. 
(Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899, 
S.  96.) 

Edelmann,  H.  Massenfund  von  der  oberen  Donau. 
(Präbli torische  Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899, 
B.  1—4  mit  l Tafel.) 

Mtssenfnad  ton  Bronxegegetirtänden. 

Edelmann,  H.  Zu  dem  Massen  tu  nd  von  der  oberen 
Donau.  (Prähistorische  Blatter,  Jahrg.  11,  München 
ls99,  8.  17—19.) 

Edelmann,  H.  Zu  dem  Bronzefunde  au»  Vertagen* 
stadt  (Hohenzollern).  (Prähistorische  Blätter,  Jahr* 
gang  11,  München  1899,  8,  19 — 22  mit  1 Tafel.) 

Ergänzung  zu  dem  Bericht  im  Jahrgang  10,  München 
1898,  8.  17—19. 

Eidam.  Bronzefund  bei  Mertendorf  (Mit  Ul  franken). 
(Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  II,  München  1899, 
8.  33 — 37  mit  l Tafel.) 

Depotfund  von  Sclitnuckgegenständen  aus  Bronze. 

Eisonlohr,  E.  Aus  dem  Reihe  ngräberfeld  in  Pfullingen. 
(Reutlinger  Geschichtsblätter.  Reutlingen  IM99,  Nr.  3 
mit  1 Tafel.) 

Folmer,  H.  C.  Die  ersten  Bewohner  der  Nordseeküste 
in  anthropologischer  Hinsicht,  verglichen  mit  den 
gleichzeitig  lebenden  Germanen  in  Mitteldeutschland. 
(Archiv  für  Anthropologie,  Band  26,  Vierteljahre* 
lieft  3,  Braunschweig  1900,  8.  747—783.) 

Forror,  R.  Der  Odilienberg,  seine  vorgeschichtlichen 
Denkmäler  und  mittelalterlichen  Baureste,  seine  Ge- 
schichte und  seine  Legenden.  Strassburg,  Karl 
J.  Triibner,  1899.  12*.  VI,  90  8.  mit  30  Abbildungen 
und  1 Karte.  1,50  Mark. 

Vgl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  19. 

Forrer,  R.  Die  Heidenmauer  von  St.  Odilien , ihre 
rähis torischen  Bteinbrüche  und  Besiedelungsreste, 
trassburg,  Schlesier  u.  Schweikhardt,  1899.  48  S. 
mit  2 Bl.  Erklärungen,  120  Abbildungen,  Plänen  und 
Karten.  Hoch  4°.  10  Mark. 

lieferst  von  M.  Much  in  den  MittheiluDgen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  Y.  19,  1899, 
S.  259  — 260;  von  K.  Schuhmacher  Im  Centralblatt 
für  Anthropologie,  B«L  5,  Jena  1900,  8.  34  — 35. 


Fundberichte  ans  Schwaben , umfassend  die  vor- 
geschieh tlicbeu,  römischen  und  merovingischen  Alter- 
thüiner.  In  Verbindung  mit  dem  württembergischen 
AU».-rthum§  verein  hrsg.  vom  Württemberg,  anthro- 
pologischen Verein.  6.  Jahrg.  1898.  Mit  Register 
über  di«  Jahrgänge  1 — 6.  Stuttgart,  E.  Schweizer- 
bart,  1890.  74  8.,  2 Tafeln,  l Plan.  gr.  8°.  2 Mark. 

Funde , prähistorische,  im  Isarthal.  I.  Eine  bronze- 
zeitliche GiesasUUte  auf  Münchener  Boden.  Fund- 
bericht. Von  Ernst  Brug.  Archäologische  Bespre- 
chung de*  Fundes  von  F.  Weber.  II.  Depotfund 
der  Bronzezeit  bei  Pullaeb.  Von  W.  M.  Bchmid. 
(Altluiyerisc die  Monatsschrift,  Jahrg.  1,  Mönchen  1899, 
8.  149 — 158  mit  Textabbildungen.) 

Geinits,  B,  und  I#ettow.  Werkstätte  von  Feueratein- 
geräthen  bei  Oxtseebarl  Wustrow  auf  dem  Flachland. 
(Mutter  Knie,  Bd.  1,  1899,  8.  504  — 507  mit  2 Text- 
abbildungen.) 

Götze,  A.  Ueber  Hockergräber.  (Centralblatt  für 
Anthropologie,  Bd.  4,  Jena  1899,  8.  321 — 324.) 

Götze,  A.  Skulpturen  an  Steinkisten  neolithiacher 
Gräber  in  Mitteldeutschland.  (Globus,  Bd.  75,  1890, 
8.  37  — 39  mit  4 Textabbildungen.) 

Götze,  A.  Die  Schwedenschanze  von  Sokolniki  bei 
Gtlltowy,  Kreis  Schroda,  Provinz  Posen.  (Nachrichten 
über  deutsche  Altert li umsfunde , Jahrg.  9,  1898, 

8.  84—85.) 

Götze,  A.  Gräberfeld  an  der  Porta  Westfalica.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthutnsfunde , Jahrg.  t», 
1808,  8.  90  — 03  mit  10  Textabbildungen.) 

Götze,  A.  Neolithiaehe  Hügelgräber  »m  Berlach  bei 
Gotha.  (Nachrichten  über  deutsche  Alterthumsfunde, 
Jahrg.  10,  Berlin  189»,  8.  9—16  mit  17  Textabbil- 
dungen.) 

Götze,  A.  Bpätneolitliiscbes  Grab  bei  Nordbaasen. 
(Nachrichten  über  deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg. 
X,  Berlin  1899,  8.  30—83  mit  2 Textabbildungen.) 

Götze,  A.  Einbauin  aus  der  Oder  bei  Pollenxig,  Kreis 
Krossen.  (Nachrichten  über  deutsche  Alterthums- 
funde,  Jahrg.  X,  Berlin  1809,  8.  32.) 

Grabowsky,  F.  Neue  neolithieche  Fundstellen  im 
Herzogtbum  Braunschweig.  (Correspondenzblatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  29, 
München  1898,  8.  157  — 158.) 

Grabowaky-Telge.  Ueber  einige  im  Thal«  der  Lippe 
(Unterlauf)  bei  Wesel  entdeckte  neolithiaehe  Fund* 
stellen.  (Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  158 
bis  160*) 

Grempler,  W.  Die  Bronzefunde  von  Lorxeudorf. 
(Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift,  Bd.  7,  Breslau 
1899,  8,  51$  — 528  mit  7 Textabbildungen.) 

Gross,  V.  Schädel  aus  dem  Ufergebiet«  de*  Bieler 
Rees.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  471  — 472  mit  1 Text- 
abbildung.) 

Gussstfttte,  Eine  bronzezeitliche,  auf  Münchener  Boden. 
I.  Fnnd bericht.  Von  Ernst  Brug.  II.  Beschreibung 
de*  Funde*.  Von  F.  Weber.  III.  Chemische  Ana- 
lyse. Von  Ad.  8 cb  wag  er.  (Beiträge  zur  Anthro- 
pologie und  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  18,  München 
1899,  B.  1 19  — 128  mit  2 Textabbildungen  und  1 Tafel  ) 

Gutmann,  Karl.  Die  archäologischen  Funde  von 
Egisheim.  (Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  Er- 
haltung der  geschichtlichen  Denkmäler  im  Elsa*»- 
Bd.  20,  1899.  Fundberichte,  8.  1—87  mit  Textabbil- 
dungen and  17  Tafeln.) 

Vgl.  Centralblatt  für  Anthropologie,  Bd.  5,  Jens  1900, 
S.  36  — 37. 


Digitized  by  Goo 


Urgeschichte  und  Archäologie.  17 


Gutm&nn,  Karl.  Bericht  über  einen  La  Time- Fund 
bei  Hochstetten  im  GroHsherzogthum  Baden.  (Prä- 
historische Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899,8.68 — 71.) 

Hauthal  , It.  Erforschung  der  Grypotherium-Höhle 
bei  Ultima  Ksperanza.  Ein  Blick  in  die  pr&histo* 
rischen  Zeiten  Süd  - Patagoniens.  (Globus,  Bd.  76, 
1899,  ß.  297  — 303  mit  4 Textabbildungen.) 

Hedinger,  A.  Alte  Krzschmclzstätten  auf  dem  Katter- 
bruch. (Fundberichte  aus  Schwaben,  Jahrg.  6,  1699, 
8.  9 f.) 

Henning,  R.  Elsäarische  Grabhügel.  11.  Tumulus  20 
des  Brumather  Waldes.  (Mittheilungen  der  Gesell- 
schaft für  Erhaltung  der  geschichtlichen  Denkmäler 
im  Eltass,  Bd.  20,  1699,  8.  352  — 357  mit  4 Tafeln.) 

Hertxog.  Die  Heidenhöhle  von  Geberschweiler.  (Corre- 
spondeuzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  30,  München  1899,  8.  41—43  mit 
1 Abbildung.) 

Hettner.  Bericht  über  das  Provinzial-Muaeum  in  Trier 
im  Jahre  1898 — 1899.  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumsfunde,  Jahrg.  10,  Berlin  1899,  8.  36  — 39.) 

Hofier)  M.  Zur  vorgeschichtlichen  Heilkunde  in  ger- 
manischen Ländern.  (Correspondenzblatt  der  deut- 
schen Gesellschaft  für  Anthropologie , Jahrg.  30, 
München  1899,  8.  3—5.) 

Hoernes,  Moritz.  Die  Anfänge  der  bildenden  Kunst. 

I Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899,  8.  85  — 86 
mit  5 Textabbildungen.) 

Jollinghaus,  H.  Vorgeschichtliche  Grabstätten  und 
geschichtliche  Dörfer  um  8egeberg.  (Mittheilungen 
des  Anthropologischen  Vereins  in  Schleswig-Holstein, 
Heft  12,  Kiel  189V,  S.  H — 25.) 

JoutzHOh.  Spuren  de»  interglacialen  Menschen  in  Nord* 
deut-tchlaud.  (Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899, 
8.  60  — 62.) 

Ihering)  H.  ▼.  lieber  die  vermeintliche  Errichtung 
der  Sambaquis  durch  den  Menscheu.  (Verhandl.  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
8.  454  — 460.) 

KapfT,  E.  Nachtrag  zu  dem  Bericht  über  die  neo- 
lithischen  Wohnstätten  bei  Hof  Mauer.  (Fuudberichte 
aus  Schwaben,  Jahrg.  6,  1899,  8.  9 f.) 

Köhl.  Neue  steinzeitliche  Gräberfelder  bei  Worms. 
Vortrag  der  29.  allgemeinen  Versammlung  der  deut- 
schen anthropologischen  Gesellschaft  in  Brauuschweig, 
4.  bi»  6.  August  1898.  (Correspondenzblatt  der  deut- 
schen Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  29, 
München  1898,  8.  146  — 157  mit  11  Abbildungen.) 

Kollmann,  Fingerspitzen  aus  dem  Pfahlbau  von 
Coreelettes  (Neuenburgcr  See).  (Correspondenzblatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
30,  München  1899,  S.  86  — 91.) 

Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift 
für  Geschichte  und  Kunst,  zugleich  Organ  der 
historisch -antiquarischen  Vereine  zu  Birkenfeld, 
Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe.  Mainz,  Mann- 
heim, Metz,  Neues,  Prüm,  Speyer,  Strassburg,  Trier, 
Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu 
Stuttgart.  Vorrömiache  und  römische  Zeit,  redigirt 
von  Hettner,  Mittelalter  und  Neuzeit,  redigirt  von 
J.  Hausen.  Jahrg.  18,  Trier,  Jac.  Lintz,  1899,  240 
Spalten  mit  Textabbildungen. 

Erscheint  als  Beilage  zur  e Westdeutschen  Zeitschrift“; 
vergl.  unten.  Abonnement» preis  auf  die  Korrespondenx- 
blütter  nj'tirt  5 Mark. 

Krause,  Ed.  Archäologischer  Ausflug  nach  Neuhaldeca- 
leben.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Archiv  für  Anthropologie.  Bat.  XXVIJ.  (Vera.  d.  antbrop,  LH.) 


Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  592  — 605  mit  38  Text- 
abbildungen.) 

Krause,  Eduard.  Steinzeitliche  Knöpfe  aus  Eber- 
hauern. (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  S.  605  — 607  mit 
9 Textabbildungen.) 

Krause,  Eduard.  Zwei  Doppel-Uingwälle  bei  Petku« 
und  Liepe,  Kreis  Jüterbogk  ■ Luckenwalde.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg.  10, 
Berlin  1899,  8.  47  — 48.) 

Kumm,  lieber  prähistorische  Ausgrabungen  im  Kreise 
Thorn.  (Corres pondenxblatt  der  deutschen  Gesell- 

schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1898, 
8.  4 — 6,  H—  15.) 

Laloy,  L.  Der  Tertiärmeusch,  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  ueueren  Funde  in  Australien.  (Central- 
blatt für  Anthropologie,  Jahrg.  4,  Jena  1H99,  8.  65 
bis  67.) 

Leehler.  Zu  den  Funden  in  der  Bocksteinhöhle  (im 
Lontbalc).  (Blätter  des  schwäbischen  Albvcrehis. 
Tübingen  18V9,  Nr.  6.) 

Lehmann,  Otto.  Keltische  Biesenbaudenkmaler. 
(Mutter  Erde,  Bd.  2,  1899,  8.  230  — 233  mit  2 Text- 
abbildungen.) 

Lehmann  - Ni taohe , Robert.  Präcolumbianiaclie 
Lepra  uud  die  verstümmelten  peruanischen  Thon* 
flguren  des  La- Plata- Museums  vor  dem  ersten  wissen- 
schaftlichen lateinisch- amerikanischen  Congressu  zu 
Buenos* Aires;  die  angebliche  Krankheit  llaga  und 
briefliche  Nachrichten  von  Herrn  Carrasquilla. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschuft  für  Anthro* 
pologie,  Jahrg.  1899,  8.  81  — 99.) 

Lehrmittel  für  prähistorische  Studien.  (Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  57.) 

Mit  Br-xirhung  auf  die  vorgeschichtlichen  Wandtafeln  für 
Weitpreussen. 

Leiner,  Ludwig.  Vom  Pfahlbauwesen  am  Bodensee 
und  seine  Vorzeit.  Festgabe  des  Württemberg!  scheu 
Anthropologischen  Vereins  zur  30.  Versammlung  der 
deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft  zu  Lindau. 
Stuttgart,  Karl  Gruninger,  1899.  22  S. 

Luaohan,  P.  von.  Beitrage  zur  KenntoiM  der  Stein* 
zeit  Ln  Afrika.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  187  — 190 
mit  1 Abbildung.) 

Mayr,  A.  Die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  vou 
Malta.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg. 
1899,  Nr.  23.) 

Mehlis,  C.  Die  Ligurerfrage.  1.  Abtheilung.  (Aus 
.Archiv  für  Anthropologie* , Bd.  25,  1899.)  Braun- 
schweig  1899.  (Neustadt  a,  H.  A.  H.  Gottschick- 
Witters  8ort.)  24  8.,  gr.  4*.  1 Mark. 

Mehlis,  C.  Zur  Nephritfrage.  (Correspondenzblatt  der 
deutscheu  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  30, 
München  1899,  8.  21.) 

Mohlis,  C.  Der  Mauzenstein  bei  Herrenalb.  (Prä- 
historische Blätter,  Jahrg.  11,  Mtincbeu  1899,  8.  22 
bis  25  mit  1 Abbildung.) 

Mehlis,  C.  Der  Froschfels  bei  Nürnberg.  (Prähisto- 
rische Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899,  8.  37  — 39.) 

Mehlis,  C.  Schalensteine  aus  der  Vorderpfalz.  (Prä- 
historische Blätter,  Jahrg.  1 1 , München  1899,  8.  55—56.) 

Mehlis,  C.  Neues  von  der  „Hehlenmauer*  bei  Dürk- 
heim a.  d.  Haardt.  (Mutter  Erde,  Bd.  1,  1899,  8.  172 
bis  173.) 

Mehlis,  O.  Zur  Nephritfrage.  (Mutter  Erde,  Bd.  1, 
1899,  a 515  — 516.) 

Berichtet  über  Nephritfunde  In  Steiermark. 

3 


Digitized  by  Google 


18 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Mehlis,  C.  Bronzabarren  der  Vorzeit.  (Mutter  Erde, 
Bd.  2,  1699,  8.  45— *46  mit  1 Textabbildung.) 

Martins,  O.  Nachträge  zu  den  Kupfer-  und  Bronze- 
funden  in  Schlesien.  (Schlesien»  Vorzeit  in  Bild  uud 
Schrift,  Bd.  7,  Breslau  1899,  S.  514  — 517.) 

Martins,  O.  Zwei  Gräberfelder  der  Bronzezeit.  (Deutsch- 
Warteoberg*  Kreis  Grftnberg;  Polkau.  Kreis  Bolken- 
huin.)  (Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift,  Bd.  7, 
Brodau  1899,  S.  517  — 525  mit  Textabbildungen.) 

Mestorf,  J.  Steinaltergräber.  (Mitthellungen  de» 
Anthropologischen  Verein»  in  Schleswig  'Holstein, 
Heft  12,  Kiel  1899,  8.  26 — 36  mit  Textabbildungen.) 

Mittormaier,  Franz.  Das  vorgeschichtliche  und  das 
historische  Inzkofen.  (Beiträge  zur  Anthropologie 
und  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  13,  Mönchen  1899, 
8.  1 — t»  mit  2 Textabbildungen.) 

Mittheilung,  Vorläufige,  über  die  Ausgrabung  von 
zwei  prähistorischen  Grabhügeln  durch  die  Natur* 
historische  Gesellschaft  zu  Nürnberg.  (Prähistorische 
Blatter,  Jahrg.  11,  München  1899,  8.  57  — 58.) 

Grabhügel  l*«i  Labenricht  und  Behringerdorf  mit  vielen 
F undgegenständen. 

Fortsetzung  der  Ausgrabungen  ebenda.  8,  89  — 91. 

Mittheilungen  des  Anthropologischen  Verein»  in 
8chleswig*Hol»t.ein.  Heft  12.  Kiel,  Lipsiu*  u.  Tischer, 
1699.  40  8.  mit  Textabbildungen. 

Möwe«,  F.  Vorgeschichtliche  Felseubilder  an  der 
Riviera.  (Mutter  Knie,  Bd.  2,  1899,  8.  4 — 8 mit 
5 Textabbildungen.) 

Monteliua,  Oscar.  Die  Chronologie  der  ältesten 
Bronzezeit  in  Nord-Deutschland  und  Skandinavien. 
Fortsetzung.  (Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XXVI, 
Viertaljahnheft  2.  Braunschweig  1899,  S.  459  — 511 
mit  116  Textabbildungen.) 

Monteliua,  Oscar.  Heber  die  Chronologie  der  Pfahl- 
bauten. (Corres poodenxblaU  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899, 
8.  83  - 85.) 

Muaeographie  über  das  Jahr  1898.  1.  Westdeutsch- 
land. Redigirt  von  P.  Hettner.  Btteou  verte»  d’an- 
ti<|uitä»  er.  B«lgii|ue.  Par  11.  8 c hu  er  man».  (West- 
deutsche Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahr- 
gang 18.  Trier  1899,  8.  37o  — 430  mit  Textabbildungen 
und  8 Tafeln.) 

Naohriohten  über  deutsche  Alterthumafunde. 

Mit  Unterstützung  de*  König].  P reust.  Ministeriums 
der  Geistlichen-,  Unterrichts-  und  Medici  uh]  Angelegen- 
heiten heratwg.  von  der  Berliner  OexelDchaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte,  unter 
Bedaction  von  K.  Virchow  und  A.  Voss.  Ergän- 
zungsblätter zur  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  8, 
Heft  6,  Berlin,  A.  Asher  u.  Co.,  1896;  Jahrg.  10, 
Heft  1 — 4,  ebenda  1899.  Mit  zahlreichen  Abbil- 
dungen im  Text. 

Naue,  Julius.  Bronsexeitgrab  von  Hammer  bei  Nürn- 
berg. (Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  11,  München 
1899,  8.  49  — 55  mit  1 Tafel.) 

Naue,  Julius.  Neue  Grubhügelfund«  von  Oberbayern. 
(Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  LI,  München  1899, 
8,  «5 — 68,  81  — 89  mit  2 Tafeln.) 

KachU-ststtung  einer  vornehmen  Frsu  mit  Heigsbeu  aus 
verschiedenen  Culturperiodeu. 

Nissen.  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Provinzial- 
Mtiaurai  in  Bonn  in  der  Zeit  vom  1.  April  1898  bis 
81.  März  1899.  (Nachrichten  über  deutsch«  Alter- 
thuinafunde,  Jahrg.  X,  Berlin  1899,  8.  33  — 36.) 

Für  die  vorrSnmthe  Abtbeilubg  wurden  Gegenstände  der 
Broiue-llullstatt-  und  La  Tene-Zeit  aus  etuem  Gräberfeld 
bei  Urmitz,  sowie  3 Steinbeile  aus  der  Gegend  von  Greven- 
bruich  erworben. 


Noetling,  Fritz.  Ceber  eine  prähistorische  Nieder- 
lassung im  oberen  Zhob-Tbal  in  Baluchistan.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrgang  1898,  8.  460  — 471  mit  46  Text- 
abbildungen.) 

Noetling,  Frits.  Ueber  prähistorische  Niederlassungen 
in  Baluchistan.  (Verhandlungen  dar  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1899  , 8.  100  — 110 
mit  13  Textabbildungen.) 

Ohnefalaoh- Richter.  Neues  über  Ausgrabungen  auf 
Cypern.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  29  — 78,  298 — 400  mit 
32  Textabbildungen.) 

VgL  V Anthropologie,  turn«  10,  Paris  1899,  S.  708  — 712. 

Olshausen.  Kuocheuaache  und  Harz  als  Füllmanen 
der  vertieften  Ornamente  an  Thongefässen.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1698,  8.  546—549  mit  1 Textabbild.) 

Olahauaon.  Gesichts-Urnen.  Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1899, 
8.  129  — 167  mit  18  Textabbildungen.) 

Olahauaon.  Da#  Gräberfeld  auf  dem  Galgen  bärge  bei 
Wollin.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  217 — 220.) 

Platon- Von tz,  von.  Bronzefund  von  Lancken  auf 
Wittow,  Bügen.  iCorresjxmdenzblatt  der  deutsehen 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München 
1899,  8.  25  — 27  mit  3 Textabbildungen.) 

Preon,  H.  von.  Ausgrabungen  am  Ochsenweg  bei 
Röttenbach  am  Inn,  Ober- Oesterreich.  (Prähisto- 
rische Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899,  8.  4 — 6 mit 
1 Tafel.) 

Rademaoher,  C.  Germanische  Begräbniss-8tätten  am 
Niederrheiu.  Neueste  Ausgrabungen  1896.  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg.  X. 
Berlin  1899.  8.  29  — 30.) 

Ranke,  Johannes.  Die  Vorgescliichte  der  Mensch- 
heit, (Weltgeschichte,  berausg.  von  Hans  P.  Hel- 
molt. Bd,  I,  1899,  IV,,  8.  105  — 178  mit  zahlreichen 
Abbildungen.) 

1.  Die  ältest«*  o«ler  psläolithische  Cullurgeschichte  deT 
Menschheit.  2.  Die  l'alänntologir  des  oeolithischen  Meeschen 
in  Europa.  3.  Die  Periwien  aufdsmmernder  Geschichte. 

Ranke,  Johannes.  Neue  Kühlen  Untersuchungen  in 
Bayern.  Künstliche  Hohlen.  Das  Höhlenorakel  de* 
Ttophonios.  (Beiträge  zur  Authropologie  uud  Ur- 
geschichte Bayerns,  Bd.  13,  München  1899,  8.  20  — 24.) 

Reinoeke,  P.  Zur  neolithiscben  Keramik  von  Eichels- 
bach  im  Spessart.  (Beiträge  zur  Authropologie  und 
Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  13,  München  1899,  8.  69 
bis  72  mit  7 Taf  ln  und  I Textabbildungen.) 

Reinecke,  P.  Neolithisclie  Station  mit  Bandkeramik 
von  Heidingsfeld  bei  Würzburg.  (Beiträge  zur  Anthro- 
pologie uud  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  13,  München 
1899,  8.  73.) 

Vorläufiger  Bericht  über  Fumlstücke  aus  einer  neolitlu- 
sehen  Ansiedlung  in  Unterfranken. 

Reineoke,  P.  Urnenfelder  der  ältesten  HalUuttzeit 
in  der  Nähe  von  Birketifeld,  Unter  franken.  (Beitrags 
zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  13, 
München  1899,  8.  74.) 

Reineoke,  P.  Der  Warteberg  bei  Kirchberg  in  Nieder- 
Hessen.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  506  — 510  mit  12  Text- 
abbildungen.) 

Reineoke,  P.  Die  Goldfund«*  von  Michatküw  und 
Pokuru.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie , Jahrg.  1899,  8.  510  — 527  mit 
6 Abbildungen.) 


Digitized  by  Google 


19 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Hei  necke,  P.  Prähistorische  Varia.  I.  Band  verzierte 
neolitbiarhe  Keramik  im  Theissgebiet.  II.  Neolitlii- 
»che  Denkmäler  aus  Hessen.  (Correspondenzblatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  30, 
München  1809,  8.  27 — 32,  34  — 36  mit  mehreren 
Textabbildungen.) 

Rösler.  E.  Neue  Ausgrabungen  nnd  archäologische 
Forschungsreisen  in  Transkaukasien.  (Mai  und  Juli 
1897.)  (Fortsetzung.)  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  416 
bis  453  mit  72  Textabbildungen.) 

5.  Ausgrabungen  bei  dem  Dorfe  Daschnlti,  Kreis  Sc  husch«. 
6.  Vorhistorische  Gräber  aut'  dem  Berge  „Kirs“  im  Schu* 
«chaer  Bezirk.  7.  Fortsetzungen  der  Ausgrabungen  in 
Cliüdshali,  Bezirk  Schuscha. 

Rösler,  Emil.  Ausgrabungen  in  Transkauk Asien. 
I Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  fiir  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1899,  8.  243 — 291  mit  97  Toxtabbil- 
düngen.) 

Bohlosser,  Max.  Natürliche  Höhlen  in  den  Jahren 
1894  — 1698  untersucht.  I.  lieber  die  prähistorischen 
Schichten  in  Franken.  II.  Höhlenstudien  und  Aus- 
grabungen bei  Velburg  in  der  Oberpfalz.  HI.  Aus- 
grabungen und  Höhlenstudien  im  Gebiet  des  ober- 
pfälzischen  und  bayerischen  Jura.  IV.  Höhlenstudien 
im  fränkischen  Jura,  in  der  Oberpfalz  und  im  Ries. 
V.  Ueber  Höhlen  bei  MOreiiheim  (Mittelfranken)  und 
Ausgrabungen  bei  Velburg  (Oberpfalz).  (Beiträge  zur 
Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  13, 
München  1899, 8.  23 — 68  mit  einigen  Textabbildungen.) 

Schlosser,  M.  Ueber  Höhlen  bei  Mörnsheim  (Mittel- 
franken) und  Ausgrabungen  bei  Velburg  (Oberpfalz). 
(Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899,  8.  9 — 14 
mit  1 Abbildung.) 

Sohmidt-Petersen.  Moorfund  in  Schleswig-Holstein. 
(Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899,  8.  57  — 58.) 

Schultz.  Bemerkungen  zu  vorzeitlichen  Alterthümern. 
(Zeitschrift  des  Vereins  für  Orts-  und  Heimathskunde 
im  Veste  und  Kreise  Recklinghausen,  Jahrg.  8,  1898, 
8.  1—7.) 

Schumacher,  K.  Pfahlbauten  und  Landantiedelungen. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  96  — 97.) 

Schumacher,  K.  Einiges  über  vorrümische  Wege. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  249  — 250.) 

Schumacher,  K.  Untersuchung  von  Pfahlbauten  des 
Bodensees.  (Veröffentlichungen  der  Karlsruher  Samm- 
lungen, Heft  2,  1899,  8.  27  — 38  mit  2 Tafeln.) 

Vgl.  1/ Anthropologie,  t<»me  10,  Paris  18Ö9,  S.  706  — 707. 

Schumacher,  K.  Gallische  Schanze  bei  Gerichtstetten. 
(Veröffentlichungen  der  Karlsruher  Sammlungen, 
Heft  2,  1899,  8.  75  — 84  mit  I Tafel.) 

Vgl.  1/ Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  8.705  — 70«, 

Schumacher,  K.  Zur  prähistorischen  Archäologie 
Sud  Westdeutschland*.  (Fundberichte  aus  Schwaben, 
Jahrg.  6,  1899,  8.  16  f.) 

Schumann,  H.  Gräber  aus  dem  Ende  der  Steinzeit 
in  Pommern.  (Nachrichten  über  deutsche  Altertbums- 
fuude,  Jahrg.  9f  1898,  8.  86  — 90  mit  5 Textabbild.) 

Schumann,  H.  Skeletgrab  der  Völkerwanderungszeit 
aus  Friedefeld  (Pommern).  (Nachrichten  über  deutsche 
Alterthumsf nnde,  Jahrg.  9,  1898,  8.  93  — 91  mit 
4 Textabbildungen.) 

Schumann,  Hugo,  Bautnsarg-Grab  mit  Zwerg-Skelet 
von  Bodeuhagen  b«i  Colberg  (Pommern).  (Nach- 
richten über  deutsche  Alterthumsfunde,  Jahrg.  10» 
Berlin  1899,  8.  1 — 9 mit  2 Textabbildungen.) 

Vgl.  L*Anthr*.pologie,  ton»  10,  Pari*  1899,  S.  707  — 708. 


Schumann,  Hugo.  Näpfchensteine  aus  der  Umgegend 
von  Lebehn.  (Monatsblätter  der  Gesellschaft  für 
Pomiuersche  Geschieht«  und  Alterthumskunds,  1899, 
Nr.  8.) 

Seger,  H.  Schlesische  Fuudchronik.  (Schlesiens  Vor- 
zeit in  Bild  und  Schrift,  Bd.  7,  Breslau  1899,  8.  531 
bis  558  mit  Textabbildungen.) 

Steindenkmäler,  die  megallthischen , von  Carnuc  in 
der  Bretagne.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  340  — 341 
mit  1 Textabbildung.) 

Struck,  Ad.  Prähistorische  Funde  bei  Kupanora  in 
Makedonien.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  539  — 546 
mit  3 Textabbildungen.) 

Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
Redigirt  von  Rud.  Virchow.  Jahrg.  1898,  Berlin, 
A.  Asher  und  Co.,  Heft  6.  Mit  Textabbildungen.  — 
Dasselbe,  Jahrg.  1899,  Heft  1 — 5,  ebend.  b°. 

Bilden  den  Anhang  zur  „Zeitschrift  für  Ethnologie“; 
vgl.  unten. 

Virchow,  Rudolf.  Ein  Flachbei)  au»  Jadeit  von  der 
Beeker  Haide  am  Niederrhein.  (Aus  Sitzungsberichte 
der  preuss.  Akademie  der  Wissenschaften.)  Berlin, 
G.  Reimer,  1899.  7 8.  mit  1 Abbildung,  gr.  8°. 
0,50  Mark. 

Virchow,  Rudolf.  Bearbeitete  Rhinocerosknochen 
nus  dem  Braunschweiger  Diluvium.  (Correspondtnz- 
blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrg.  29,  München  1898,  8.  160.) 

Vonderau,  Joseph.  Pfahlbauten  im  Fuldathale. 
(Veröffentlichung  de»  Puldaer  Geschichts-Vereins  1.) 
Fulda  1899.  36  8.  mit  2 Plänen  und  7 Tafeln,  gr.  4°. 
3 Mark. 

Voss,  A.  MHlheilung  zur  „Fibula“  von  Ferclmu- 
Kuhdorf  bei  Salzwedel.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  614 
bis  616  mit  2 Textabbildungen.) 

Voss,  A.  Zu  den  Schiffsfunden.  (Nachrichten  über 
dänische  Alterthumsfunde,  Jahrg.  X,  Berlin  1899, 
8.  45  — 47.) 

Wagner,  E.  Die  Grabhügelgruppe  bei  Salem  (Ver- 
öffentlichungen der  Karlsruher  Sammlungen,  Heft  2, 
1899,  H.  55  — 74  mit  5 Tafeln.) 

Wagner,  E.  Fränkisch -alemannische  Friedhöfe  von 
Kichlersheiin  und  Hodmann.  (Veröffentlichungen  der 
Karlsruher  Sammlungen,  Heft  2.  1899,  8.  85 f.  mit 
2 Tafeln.) 

Wallbauten.  (Hand Wörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie,  Bd.  VITI,  Breslau  1898,  8.486 
bis  487.) 

Waltor.  lieber  Alterthümer  und  Ausgrabungen  in 
Pommern  im  Jahre  1898.  (Baltische  Studien,  N.  F.» 
Bd*  3,  Stettin  1899,  8.  195  — 201.) 

Wobor,  Fr.  Bericht  über  neue  vorgeschichtlich« 
Funde  in  Bayern.  Für  die  Jahre  1897  und  1898 
snsammengeetellt.  (Beiträge  zur  Anthropologie  und 
Urgeschichte  Bayerns,  Bd.  IS,  München  1899,  8.  120 
bis  150.) 

Weber,  F.  Zur  La  TAno-Zeit  in  Ober-  und  Nieder- 
bayern. (Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899, 
8.  1 — 3.) 

Weber,  F.  Prähistorische  Spuren  in  mittelalterlichen 
Chroniken.  (Oorrsepondenz blatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1890, 
8.  58  — 60.) 

Weinzierl,  Robert  Ritter  von.  Das  La  T£ne-Grab- 
fehl  von  Lungngest  bei  Bilin  in  Böhmen.  Mit  49  Ab- 

3* 


Digitized  by  Google 


20 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


bUdnngen  im  Text,  1 Grabfeldplane  und  13  Lichtdruck- 
tafeln.  Htrtmg«g«b«n  mit  Unterstützung  der  Gesell- 
schaft zur  Förderung  deutscher  W inten schalt,  Knust 
und  Literatur  in  Böhmen.  Brannschweig,  Fr.  Vieweg 
u.  Sohn  in  Commission,  1899.  XV111,  71  8.  gr.  4*. 
15  Mark. 

75  Gräber  und  8 Culturgrubeu  mH  zahlreichen  Kunden 
au*  der  Frth-  and  Mittel- Lu  TI» Belt.  VgL  thriHtiste- 
risebe  Blätter,  Jahrg.  11,  München  1899,  S.  61 — 64. 
Mit! bedungen  der  Anthrcijvobiglsehen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  M,  N.  F.  19,  1899,  S.  92. 

Wesel,  8.  Die  Hochacker  und  die  Weiherscbanzcn. 
Entgegnung.  (Blätter  de«  schwäbischen  Albvereins. 
Tübingen  1899,  Nr.  4.) 

Winkler,  C.  Bronzc-Tumuli  im  Walde  bei  Forsthaus 
Bannhol*.  (Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  Erhal- 
tung der  geschichtlichen  Denkmäler  im  Elsas«,  Bd.  19, 
1898,  4 S.  mit  3 Tafeln.) 

Wolfenstetter,  Joseph.  Zinn  zur  Bronze  aus  dem 
Fichtelgebirge?  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung, 
Jlhtg.  1*99,  Nr.  117.) 

Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der  Berliner 


n Oest 

Dragicovio , Th.  Neolithincbe  Fundstätte  auf  den 
„Kraljevine*  bei  Novi  Seher.  (Wissenschaftliche  Mit- 
theilnngen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  Bd.  6, 

1899.) 

Fiala,  Franz.  Bericht  über  die  Ausgrabungen  am 
JDebelo  Brdo  hei  Sarajewo  im  Jahre  1895.  — Prä- 
historische Bronzen  aus  Bosnien  nnd  der  Herzego- 
wina. — Die  Ergebnisse  prähistorischer  Grabhügel 
auf  den  Glasinac  im  Jahre  1890.  — Die  Ergebnisse 
prähistorischer  Grabhügel  in  Küdostbosnien  im  .Jahre 
1897.  — Da«  Flach grftberfeld  und  die  prähistorische 
Ansiedelung  in  Sauskiinost.  (Wissenschaftliche  Mit- 
theilnugen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  Bd.  6, 
1899.) 

Gorjanovic- Kramberger,  Carl.  Der  paliolithische 
Mensch  und  seine  Zeitgenossen  aus  dem  Diluvium 
von  Krupina  tu  Croatien.  (Mittheihmgen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19, 
Sitzungsberichte.  8.  65  — 68.) 

Hauser,  C.  B.  Die  Gewanduadeln  oder  Fibeln  im 
Museum  des  Geschieht« verein».  fGnrinthia  1.  Mit- 
theiltitigen  des  Geschichtsvercin*  für  Kärnten , Jahr- 
gang «9,  Klagenfurt  1899,  8.  71  — 77.) 

1 . Fibeln  aus  der  HaiUtatterzeit.  2.  Die  La  T^ne-Flbeln. 
3,  Die  Charnirrtibclo. 

Hoemes,  Moriz.  Urgeschichte  des  Menschen.  (Mit- 
theilungen der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzung« berichte,  8.  58  — 59.) 

Skloptikonbildcr  zu  den  vclksthümlichen  Universitäts- 
kursen. 

Hrase,  J.  K.  Die  Onltorgruben  bei  Dobran  in  Böhmen. 
(MiUheilungen  der  k.  k.  Central-Commission,  Bd.  25, 
Wien  1899,  8.  169  — 170.) 

Gefunden  wurden  St  eingerät  he  und  Gefäassch  erben. 

Jenny,  S.  Prähistorische  und  römische  Funde  im 
Khein  - Com^ctionsgebiet.  (Mittheilungen  der  k.  k. 
Central-Commission,  Bd.  25,  Wien  1899,  8.  55  — 56 
mit  8 Textabbildungen.) 

Kaindl,  R.  F.  Archäologische  Funde  aus  Galizien. 
(MiMbeilungett  der  k.  k.  Central-Commission,  Bd.  25, 
Wien  1899.  8.  218.) 

Knett,  J.  Drasenbofen  al*  prähistorischer  Fundort. 

' (Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft 


Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte. Bedactions -Commisrion : M.  Bartel», 
B.  Virchow,  A.  Voss.  Jahrg.  80,  1698,  Heft  6. 
Berlin,  Verlag  von  A.  Aslier  u.  Co.,  1898.  8°.  — Das- 
selbe.  Jahrg.  31,  1899,  lieft  1—5.  Ebenda  189«.  8°. 
Mit  Tafeln  und  Textabbildungen.  Mit  der  Zeitschrift 
zugleich  werden  die  * Verband  langen  der  Berliurr 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.“  herausgegeben. 
Als  ErgünznngshläUer  erscheinen  die  „Nachrichten 
über  deutsche  Alterthumsfunde“  (vgl.  oben). 

Zeitschrift,  Westdeutsche,  für  Geschichte  und 
Kunst.  Hrsg,  von  F.  Hettuer  und  J.  Hansen. 
Jahrg.  18.  Trier,  Jac.  Lints*eche  Verlagsbuchhandlung, 
1899.  4 Bl.,  430  8.  mit  12  Tafeln  und  mehreren 

Textabbildungen.  8®.  15  Mark. 

Als  Beilage  erscheint  ein  „Korrespondenzblatt“  (1899, 
240  8p.);  vgl.  eben. 

Zeppelin,  Graf  Eberhard.  Ueber  die  ethnographi- 
schen Verhältnisse  der  prähistorischen  Bodenaeebevöl- 
kerung.  (Korrespondcnsblatt  der  deutschen  Gesell- 
•ebaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  80,  München  1*9?, 
S.  91—94.) 


erreich. 

in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  Sitzungsberichte,  8.  41 
bis  ö2.) 

Makowsky,  Alex.  Der  Mensch  der  Diluvialzeit  Mftknoi 
mit  besonderer  Beziehung  der  in  den  mineralogisch- 
geologischen  Sammlungen  der  k.  k.  technischen  Hoch- 
schule in  Brünn  verwahrten  Fundobjecte.  (Ans  Fest- 
schrift der  technischen  Hochschule.)  Brünn,  C.  Wlnik«r, 
1899.  52  S.  mit  9 Lichtdruck  tafeln,  gr.  4°.  4,80  Mark. 

Makowsky,  Alexander.  Bearbeitete  Mammutknocbea 
aus  dem  Löss  von  Mähren.  (Mittheil nngen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien.  Bd.  29,  N.  F.  19, 
1899,  S.  53  — 57  mit  l Tafel  und  1 Textabbildung) 

Mazegger.  Die  Uroengriber  von  Welsberg  im  Puster* 
thftle.  (Mittheil n ngeu  der  k,  k.  Central-Commission, 
Bd.  25,  Wiuu  1899,  8.  93  — 94.) 

Miske,  Kälmän  Freiherr  von.  Prähistorische  Werk* 
stättcnfuude  ans  Velem  — 8t.  Veit  bei  Gun*.  (Mit- 
theilungen der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899.  Sitzungsberichte  S.  6 
bis  11  mit  20  Textabbildungen.) 

Miske,  Kdlman  Freiherr  von.  Hirschhorn-Artefakts 
der  prähistorischen  Ansiedelung  Velem  — 8t.  Veit 
(Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899.  Sitzungsberichte  8.  13 
bis  15  mit  14  Textabbildungen.) 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
historischen  Denkmale.  Neue  Folge  der  Mitihri- 
lungen  der  k.  k.  Central-rommission  für  Erforschung 
und  Erhaltung  von  Baudenkmalen.  Hrsg,  unter  der 
Leitung  Hr.  Excellenz  des  Präsidenten  dieser  Com- 
mission Dr.  Joseph  Alexander  Freiherr»  von 
Helfen.  Beclacteur:  Dr.  Karl  Lind.  Bd.  25,  Wie« 
und  Leipzig  in  Commission  bei  W.  Braumöllvr,  1»*J- 
226  B.  mit  132  Abbildungen  und  22  Tafeln.  4 . 
10  fl. 

Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell* 
schaft  in  Wien.  Redaction»*Comit6:  Carl  Toldt, 
Franz  Heger,  Moriz  Hoemes,  Rudolf  Me- 
ringer,  E.  Zuckerkand),  Joseph  Hzombaiby. 
Redacteur:  Philipp  Pnulitschk e.  Bd.  29. 
neuen  Folge  19.  Bd.)  Mit  137  Text  - Ilhutratioose, 

9 Tafeln,  7 Tabellen  und  5 Plänen.  Wien,  in  Com* 


Digitized  by 


21 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


luUftinn  bei  Alfred  HSlder,  1899.  IV,  266  8.  um]  73  8. 
Sitzungsberichte.  4°.  io  fl. 

Müllner,  Alf.  Ein  Brand  gräberfeld  aus  der  Zeit  der 
Rumorherrschaft  in  Laibach.  Fortsetzung.  (Argo. 
Zeitschrift  für  kraiuische  Landeskunde , Jahrg.  6, 
Laibach  1898 , Kr.  11,  12  mit  1 Tafel.  Jahrg.  7, 
1899,  Nr.  I,  2.) 

Müllner,  Alf.  Die  Urne  mit  barbarischen  Ornamenten 
von  Slepsek  bei  Nasaenfufls.  (Argo.  Zeitschrift  für 
krainische  Landeskunde,  Jahrg.  7,  Laibach  1899, 
Nr.  2 mit  Abbildungen.) 

Müllner,  Alf.  Eisenwaffen  aus  Kt.  Michel  und  Watsch 
der  Collection  Prinz  WindischgrÄz.  (Argo.  Zeitschrift 
für  krainiscbe  Landeskunde,  Jahrg.  7,  Laibach  1899, 
Nr.  3 mit  Abbildungen.) 

Müllner,  Alfr.  Urna  mit  Bronzeknöpfen.  (Argo. 
Zeitschrift  für  kraiuische  Landeskunde,  Jahrg.  7, 
Laibach  1899,  Nr.  9.) 

Richly,  Heinrich.  Prähistorische  und  frühgeschicht- 
liche Verbindungen  zwischen  dein  südlichen  Böhmen 
und  der  Donau.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  P.  19,  1899.  8.  85  — 91.) 

Richly,  Heinrich.  Prähistorische  Funde  aus  der 
Gegend  utn  Rudolphstadt  im  südlichen  Böhmen.  (Mit- 
theünogen  der  k.  k.  Central-Commisston , Bd.  25, 
Wien  1899,  8.  212  — 214.) 

Btraberger,  Jos.  Prähistorisches  und  Römisches  aus 
Ober-Oesterreich.  (Mittheilnngen  der  k.  k.  Oentral- 


CommiiliOB,  Bd.  25,  Wien  1899,  8.  166 — 169  mit 
5 Textabbildungen.) 

Szombathy,  Joseph.  Bemerkungen  zu  den  diluvialen 
Säuge thierknochea  aus  der  Umgebung  von  Brünn. 
(Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien.  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  8.  78  — 84  mit  4 Text- 
abbildungen.) 

Entgegnung  auf  die  Ausführungen  Makowsky’s,  S.  53 
Mt  57. 

Truhelka,  Ciro.  Documenta  prehistorique»  de  Bonn  io- 
Herc/govine.  8aray/?eo  1899. 

Weinzierl,  Robert  von.  Prähistorisches.  (Mitthei- 
lungen  de»  Nordböhmischen  Excursionsclub»,  Jahrg.  22, 
Leipa  1899,  8.  82—85.) 

Wieser,  Fr.  R.  von.  Der  Urnenfriedhof  von  Wein- 
berg. Prähistorische  Wallburgen  und  Ansiedelungen 
bei  Heia  und  Kastelruth.  Innsbruck,  Selbstverlag  des 
Yerf.  1899. 

A «gezeigt  in  den  Prähistorischen  Blättern,  Jahrg.  11, 
München  1899,  S.  79—  80. 

Wisnar,  Julius.  Prähistorische  Gräberfunde  in  Znaim. 
(Mittheilnngen  der  Anthropologischen  Uesellschaft  in 
Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899.  Sitzungsberichte,  8.  64 
bis  65  mit  1 Textabbildung.) 

Zellzko,  J.  V.  Ueber  einige  prähistorische  Armbänder 
aus  Südböhrnen.  (Mitthsüungen  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzungs- 
berichte, 8.  59  — 61  mit  8 Textabbildungen.) 


in.  Schweiz. 


Anzeiger  für  Schweizerische  Alterthumskunde.  Indi- 
efttenr  d'nntiquiiA»  suinses.  Amtliches  Organ  des 
Schweizerischen  Lamlesmunenms,  des  Verbandes  der 
Schweizerischen  Alterthumsmuseen  und  der  Schweize- 
rischen Gesellschaft  für  Erhaltung  historischer  Kunst- 
denkmäler.  Neue  Folge  1.  Zürich  1899.  8°.  3,25  fres. 

Book,  Q.  Der  Urmensch.  Kritische  Studie.  Basel. 
A.  Geering,  1899.  62  8.  gr.  8°.  1 Mark. 

Vgl.  L* Anthropologie,  toms  10,  Paris  1899,  8.  689. 

Bernoulli  , Daniel.  Vorhistorische  Gräberfunde  aus 
dem  Binnenthal  (Obsrwallis).  (Anzeiger  für  Schweize- 
rische Alterthum* künde,  N.  F.  1,  Zürich  1899,  8.  57 
bis  66  mit  1 Textabbildung  und  1 Tafel.) 

Felionborg,  Edm.  von.  Ein  Urnengrab  aus  der 
Bronzezeit  zu  Uelp.  (Anzeiger  für  Schweizerische 
Alterthumskunde,  N.  F.  1,  Zürich  1899,  8.  66  — 70 
mit  1 Textabbildung.) 

Heierli , J.  Die  archäologische  Karte  des  Cantons 
Aargau,  nebst  allgemeinen  Erläuterungen  und  Fund- 
register.  (Aus:  „Argovi*",  Bd.  27,  1898.)  Aarau, 
H.  R.  Bauerländer  u.  Co.,  1899,  100  8.  mit  1 färb. 
Karte,  gr.  8°.  3 Mark. 

Besprechen  in  den  Prähistorischen  Blätter».  Jahrg.  11, 
München  1899,  8.  60  — 61. 


Mellet,  Jules.  Le«  FouiUe»  da  Buy,  entre  Cbeeesiix 
et  Murrens  (Vaud).  (Anzeiger  für  Schweizerische 
Alterthumskunde.  N.  F.  1,  Zürich  1899,  8.  18  — 20 
mit  2 Textabbildungen.) 

Unter  den  Kunden  befanden  sich  such  einige  vorrömiscltr. 

Pitard,  Eugene.  Sur  des  restes  humain*  provenant 
de  diverses  Station»  lacustre*  de  l’&ge  du  bronas. 
(ArCh.  des  Sciences  pbvsic.  et  natur.,  toms  7,  Genf 
1899,  8.  349  f.  mit  4 Abbildungen.) 

Reber,  Burkh.  Monuments  pr4historlque*  et  legendes 
du  Valais.  (Le  Valais  romand , Gendvs  1898,  Nr.  51 
bis  56.) 

Schenk,  A.  Description  des  restes  humain*  prove- 
nant de  söpulture«  nfolithiques  des  snviron«  de  Lau« 
sänne.  (Bulletin  de  la  Boci4t<*  Vauduisc  de»  Sciences 
natur.,  toms  34,  1898,  Nr.  127.) 

Schürch,  Otto.  Neue  Beiträge  zur  Anthropologie  der 
Schweiz.  Mit  18  Tafeln,  enth.  32  Reprodurtionen  von 
prähistorischen  Unterkiefern  von  Schädeln.  Bern 
1900  { 1 899),  Kchrnid  u.  Francke  in  Comm.  118  8. 
gr.  4°.  7 Mark. 

Ulrich,  R.  Da*  Gräberfeld  von  Orinasca * Arbedo. 
(Anzeiger  für  Schweizerische  Altert  hmnskunde,  N.  V.  1, 
Zürich  1809,  8.  109  — 119  mit  3 Tafeln.) 


IV.  Grossbritannien. 


Abercromby,  Jones.  The  Pre-  and  Proto -historic 
Finns  both  Lastern  and  Western  with  the  Magic 
Songs  of  the  West  Finns.  2 vol.,  London,  D.  Natt, 
1898.  XXIV,  363  nnd  XXIII,  400  8.  mit  zahlreichen 
Abbildungen  und  Karten. 

Angexeigt  von  Volkov  ln  L’Antkropob^gle,  tome  10, 
Paris  1899,  S.  460  — 463j  von  M.  Hnerne»  lu  den  Mit* 


theilungeti  «Irr  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  S.  59. 

Anderson,  Joseph.  Note*  on  the  contents  of  a amall 
cave  or  rocksheiter  at  Druimvargie,  Oban;  and  of 
time  tbell-mounds  in  Orousay.  (Proceedinga  of  the 
Society  of  Antiquaries  of  Scotland,  vol.  32,  1898, 
B.  298  — 313.) 


Digitized  by  Google 


22 


Verzeichnis*  der  anthropologischen  Literatur. 


Anderson,  Joseph.  Notice«  of  the  pottery,  bronze 
and  other  articles  discovered  dtiring  the  excavation« 
of  the  rotnan  Station  at  Ardoch.  (Proceeding*  of  the 
Society  of  Antiquarien  of  Scotland,  vol.  32,  18#*, 
8.  453  f.) 

Cantnil,  T.  C.  Not«  on  a Collection  of  Object*  from 
a Cairn  in  llrcconshire.  (Journal  of  the  Anthro- 
pological Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  N.8. 
vol.  1,  1898,  8-3 — 4 mit  10  Textabbildungen.) 

Charlcson,  Malcolm  Mackonzie.  Notes  on  «ome 
■tone  implementa  and  other  retica  of  the  early  inhabi* 
tants  of  Orkney.  (Procecding*  of  the  Society  of  Auti- 
quarle«  of  flnflB— B,  vol.  SS,  1898,  8.  386  f.) 

Clinch,  Q.  Prehinorie  man  ln  the  neighbourbood  of 
the  Kent  and  Burrey  border.  Neolithic  age.  (Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  N.  8.  vol.  2,  1899,  8.  124  f.) 

Coles,  Fred.  R.  Notice»  of  the  discovery  of  a eist 
wiih  a double  burtal  at  Ratho  quarry.  (Proceoding« 
of  the  Society  of  Antiquaries  of  Scotland,  vol.  32, 
1898,  8.  44  f.) 

Duncombo,  CeoiL  Kvidence  of  Lake  Dwellinga  on 
the  Bank«  of  the  Costa,  near  Pickering,  North  Riding 
of  Yorkshire.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland,  N.  S.  vol  1,  1898,  S.  150 
bi«  153  mit  1 Tafel.) 

Frames,  Minett  E.  On  «ome  «tone  im p leinen  t*  found 
in  a cave  in  Griqualand-Kast,  Cape  colony.  (Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  N.  S.  vol.  1,  1899,  8.  251—257  mit  l TatVl.) 

Hutcheson,  Alex.  Notice  of  the  discovery  of  a burial- 
plnce  of  the  bronze  age  on  the  kill  of  West  niains 
of  Aucliterhouee.  (Proceeding«  of  the  Society  of  Anti- 
qoaries  of  Scotland.  vol.  32,  1898,  ß.  205  f.) 

Jones,  T.  Rupert.  Exhibition  of  8ton«  Implement« 
from  Swaziland,  South  Afrtca.  (Journal  of  the  Authro- 
pological  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  N.  8. 
vol.  l,  1898,  8.  48  — 54  mit  2 Tafeln.) 


Journal,  the,  of  the  Anthropological  Institut**  of  Gn-at 
Britain  an  Irelaud.  August  and  Nuvetnbre , 1898. 

New  8eries.  Vol.  1,  No».  1,  2.  (Old  Serie«.  Vol.  28, 
Nos.  104,  105.)  London, .by  Kegan  Paul,  Trencli, 
Trühner  k Cu.  gr.  8°. 

Kno wlen,  W.  J.  Irish  flint  «crapers.  (Proceeding«  of 
the  Royal  Societv  of  Antiquarie»  of  Scotland,  vol.  32, 
1898,  8.  367—390.) 

Leith,  George.  On  the  cave«,  »hell  mound«  and  «tone 
implemenu  of  8outh  Africa.  (Journal  of  the  Anthro- 
pologicAl  Institute  of  Great  Britain  and  Irelaud,  N.  8. 
vol.  1,  1899,  8.  258—272  mit  2 Tafeln.) 

Munro,  R.  Prehiatoric  Scotland  and  its  place  in 
European  civilisation.  London , W.  Blackwood  and 
8ons.  IBM. 

Myres,  J.  L.  t’opper  and  Bronze  in  Cyprus  and  South- 
East  Europe.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland,  vol.  27,  1898,  8.  171 
bi«  177  mit  1 Tafel.) 

Pitt-Rivere.  Excavations  in  Cranbome  Chase,  near 
Kushmor*  on  the  border*  of  Dorset  and  Wilta,  1893 
bi*  1896.  Vol.  IV.  Printed  Prlvately,  1898. 

Aogr  zeigt  in  Journnl  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Uritain  and  Ireland,  N.  S.  vol.  I,  1898,  S.  173—175. 

Proceeding*  of  the  Society  of  Antiqu&riea  of 
Scotland.  Vol.  32,  Edinburgh  1898. 

Reid,  A.  G.  Notice  of  an  urn  and  bronze  «word 
found  on  the  farm  of  Bailirland«  in  tbe  pari  sh  of 
Auchterarder.  ( Proceeding«  of  the  Society  of  Anti- 
qtiaries  of  Scotland,  VOL  32,  1898,  8.  314  f.) 

Smith,  Ceoil.  Kouille*  ä Melos,  1897.  (Aus:  l'Annuaire 
de  l’fecole  anglaise  d' Athene«  pour  1897.)  London 

1898.  4°.  30  8. 

Mycenische  und  vormycenitche  Funde.  Angezeigt  in 
l’Anthropologie,  tome  10,  Paris  1898,  S.  209  — 210. 

Wilson,  T.  Prehistoric  Art;  or  Origin  of  Art  as  mani- 
fest ed  in  Works  of  Prelristorie  Man.  London,  Wesley. 

1899.  MO  8.  8°. 


V.  Frankreich. 


L’ Anthropologie.  Matdriaux  pour  PbiBtoire  de  1‘horame 
— Kevue  d'anthropologie  — Uevne  d’rthnographic 
rduniB.  Paraiasant  toua  les  drux  mois.  Redacteurs 
en  chef:  >1.  M.  Boule-Verneau.  Bulletin  biblio- 
graphique,  par  M.  Den  i kor.  Tome  10,  ann^e  1899. 
Pari«,  M&'«on  et  Cie.,  1899.  2 Bl.,  768  8.  mit.  292 
Textabbildungen,  2 Tafeln  und  3 Karten.  8®.  28  frc*. 
der  Jahrgang. 

Aveneau  de  la  Grancidre.  Fonille«  du  tumulu«  de 
Ooetnan  en  Malgudnac,  canton  de  Olegnerrc(Morbihan). 
(Extr.  du  Bulletin  de  la  Sociltd  polymatbique  du 
Morbihan.)  Vannes  1898.  8 8.  8®. 

Iu  der  Grabstätte  wurden  Gegenstände  aus  der  Bronze- 
zeit gefunden. 

Aveneau  de  la  Granciöre.  De  quelques  «dpulture« 
de  lYpoque  du  bronze  en  Arraoriqae  occidentaie.  L’or 
dan«  la  ddcoration  des  manches  de  poignard.  Saint- 
Brieuc  1899.  16  8.  mit  1 Tafel.  8®. 

Vgl.  ^Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  S.  578  — 579. 

Aveneau  de  la  Granciöre.  Seizc  «6puiture«  de  l’&ge 
du  bronze  en  Basse  - Bretagne.  (Revue  mensuelle  de 
Pßcol*  d’Anthropologie  de  Paris,  annded,  1898,  Nr.  5 
mit  1 Karte.) 

Aveneau  de  la  Granciöre.  Le  bronze  dans  la  erntre 
de  la  Bretagne-Armorique,  Cachettr  de  fondettr  decou- 
verte  « Fourdan  Ml  Guern,  OftltOD  de  Pontivy,  Mor- 


bllian.  (L1  Anthropologie,  torae  10,  Tari«  1899,  8.  158 
Ina  171  mit  9 Textabbildungen.) 

Baillot  und  G.  Chauvet.  Ddbnts  «ur  lea  pröhisto- 
riques  ßgyptien  et  Charentaix.  (Bulletin  mensuel  de 
la  soci^td  arch&dogique  et  liistorique  da  la  Charente. 
Ruffec  1899,  Nr  3!) 

Barthdlemy,  de.  Rapport  «ur  le*  fouillea  ex^cutres 
par  Paul  du  Chatellier,  dati«  deux  tumulu*  ä 
Plouneour-  Lauveni  (Fini»tere).  (Bulletin  arch&>* 
logique,  1898,  8.  89  f.) 

Baye,  J.  Baron  de  und  Th.  Volkov.  Le  giscraent 
paleolithique  d’Aphontova-Gor»  pres  de  Krasnoiarsk 
(Rusflie  d'Asie).  (L’Authropologie , tome  10,  Paris 
1899,  8.  172  — 178  mit  3 Textabbildungen.) 

Berta ux,  £mile.  fetude  d’un  type  d’habitation  primi- 
tive. Trulli.  casellc  et  «pecchie  de«  Ponilles,  (Annalea 
de  g&>graphie,  1899,  15  mai.) 

Ausführlich  besprochen  von  Keinach  in  1/ Anthropologie, 
tome  10,  Paris  1899,  S.  590  — 594  mit  3 Abbildungen. 

Boaseboouf  L,  und  Chaumier.  Crvpte  prehistoriqne 
de  Manthelan.  (Bullet,  de  I»  8oci^t4  arch£ologique 
de  Touraine,  tome  11,  1898,  8.  461 — 471.) 

Boulanger,  C.  Le  menliir  de  Doingt.  Pari»,  Leroux, 
J8f  8.  40  8.  mit  3 Tafeln.  8®.  2,50  fre«. 

Vgl.  L’Antbropologie,  tome  10,  Pari«  1899,  8.  453. 


Digitized  by  Google 


23 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Boulanger,  C.  La  pierre  de  Sainte-Radcgonde  et  les 
j_r i — ; de  Saint -Martin.  Paris,  Leroux,  1899.  43  S. 
mit  Abbildungen.  12°. 

„L'auteur  dtkril  «leui  poltasoirH  et  racente  les  legende» 
chr^iieaae»  qui  s’y  rattmheni.  Descriptinns  et  rteit»  »ont 
eatremelis  de  digreMion*  g£n£ntl«s  nur  U prehi*toirett ; 
vgl.  L' Anthropologie,  t»me  10,  l’sri*  1899,  S.  577. 

Boulanger,  C.  La  grotte  molithique  de  Sormont. 
Paris,  Leroux,  1900.  24  8.  12'». 

Boule,  M.  ot  A.  Verniöro.  L’abri  sonn  röche  du 
Uond  pri*s  Saint- Aroons-d' Allier  (Haute -Loire). 
(I/Authropologie,  tome  10,  Pari»  1899,  8.  386 — 396  mit 
23  Textabbildungen.) 

Bulletin  de  la  8oci6t6  normande  d’dtude*  prehisto- 
riques,  tonte  6,  annee  1898.  Louvier»  1899. 

RrtVrat  von  M.  Boule  in  [/Anthropologie , tome  10, 
Pari*  1899,  S.  572  — 573. 

Bulletins  de  la  Soeiötä  d’Anthropologie  de  Paria. 

8£r.  IV',  tome  9,  Pari»  1898,  fase.  4 — 6.  Tome  10, 
1899,  fase.  1,  2. 

Capitan,  L.  Präsentation  d’une  Serie  de  pieces  prove- 
nant  de  la  ballastiere  de  Chelle».  (Bulletins  de  la 
8oci4t4  d Anthropologie  de  Paris,  sör.  4,  tome  9,  1898, 
fase.  5.) 

Kunde  der  jüngeren  Steinzeit. 

Capitan,  L.  Les  nculptures  de  la  dalle  de  recouvro- 
ment  du  dolmen  dit  la  „table  de  marchands“.  (Revue 
mensuelle  de  FEoole  d' Anthropologie  de  Paris,  ann£e  9f 
1899,  8.  183  f.  mit  2 Abbildungen.) 

Capitan,  L.  La  Science  präbistorique , »es  nnSthodes, 
(Revue  mensuelle  de  l'ilcole  d* Anthropologie  de  Paris, 
annee  9,  1899,  Nr.  11.) 

Caraven-C&ohin,  Alfred.  Description  geographique, 
geologique,  pahkmtologique,  palethnologique  et  agro- 
notnique  de«  däpartemeuts  du  Tarn  et  de  Tarn-et- 
Garonoe.  Toulouse,  Privat  et  Paris,  Massen  et  Cie., 

1898.  20  frea. 

Allgezeigt  in  (/Anthropologie , t«mc  10,  Paris  1899, 
8.  318  — 320. 

Chatellier,  P.  du.  Carte  des  lumulus  et  des  trou- 
vailles  de  bronze  du  däpartement  da  Finistere 
(1899). 

Chatellier , P.  du.  Le  bronze  d&ns  le  Finistere. 
(Extr.  da  Bulletin  de  la  Societ6  archfologique  da 
FtniatAre.)  Qalmper,  1899.  56  8.  8°. 

Angezeigt  von  Cartsilbsc  in  V Anthropologie,  Unuc  10, 
Paris  1899,  S.  457  — 458. 

Chatellier,  P.  du.  Quelques  monuments  de  la  com- 
mune de  Floue»cat( Finistere).  (L’Anthropologie,  tome 
U',  Paris  1899,  8.  54  — 56  mit  1 Abbildung.) 

Chatellier,  P.  du.  Exploration  du  dolmen  de  Kervdret 
en  Plomeur  (Finistere).  (L* Anthropologie , tome  10, 
Paris  1 899,  8.  424  — 429  mit  6 Textabbildungen.) 

Chauvet,  Q.  Fouilles  au  Champignon , commune  de 
Garden  (Charente).  {L’Anthropologie,  tome  10,  Paris 

1899,  8.  290  — 293  mit  fl  Textabbildungen.) 

Chauvet,  G.  Renseignements  nur  les  monuments 

m4galithiques  de  rarrondissement  de  Confoleus.  (Bul- 
letin mensueJ  de  la  »ociet^  urch&rlogique  et  hlstorique 
de  la  Charente.  Ruffec  1899,  Nr.  3.) 

Collard,  G.  Notice  sur  l’äge  de  pierre  en  Kurope, 
suivie  de  quelques  consid^rations  sur  Page  de  brouze, 
les  habitatious  lacuitre»  et  les  monuments  megalit  biques. 
Auch,  Capin,  1899. 

Collin,  E.  Silex  oavräs  de«  dtpartements  de  SaAne- 
et- Loire  et  d'Ailier.  (Bulletins  de  la  Bociott  d’Authro- 
pologie  de  Paris,  »er.  4,  t<»me  9,  1898,  fase.  5 mit  Ab- 
bildungen.) 

Funde  au»  der  Eiteren  Steinzeit. 


Dosmorgue.  Contribution  X la  pr^histoire  de  la  pro- 
vince  d’Oran.  (Revue  mensueUe  de  l'ficole  d1  Anthro- 
pologie de  Paris,  tome  9,  1899,  8.  30  f.) 

Doudou,  Ernest.  fctudo  sur  les  cavernes  d'Engis. 
(L1  Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  8.  522  — 535 
mit  1 Textabbildung.) 

Dubua,  M.  A.  Contribution»  ä l’etude  des  dpoques 
pahkdithique  et  ntalithiqne  des  Station«  de  Blcville, 
la  Mare-aux-Clercs  et  Frileuse,  pro»  le  Havre.  (Bul- 
letin de  la  Societ£  d’ Anthropologie  de  Paris,  sdr.  4, 
tome  9,  1898,  8.  328.) 

Vgl.  I.' Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  S.  323  — 325. 

Foujou,  G.  Bilex  et  poteries  des  foyera  de  Yilleoeuve- 
Saint-George«  (8eine-et-0ise.)  (Bulletins  de  la  8od4t4 
d 'Anthropologie  de  Paris,  sdr.  4,  tome  9,  1898,  fase.  5.) 

Foujou,  G.  Ossemeuls  humains  däcouverts  dann  une 
couche  de  terre  argilease,  u Annay-sou«  Cr4cy  (Eure- 
et-Loir.)  (Bulletins  de  la  Society  d'Anthropologie  de 
Paris,  s£r.  4,  tome  10,  Paris  1899,  fase.  2.) 

Fouraier,  E.  Decou verte  d'un  camp  de  l’lpoque  nt?o- 
lithique  dans  la  vallee  du  Doubs,  aux  euvirons  de 
Besan^on.  (L' Anthropologie,  tome  10,  Pari»  1899, 
8.  57  — 58  mit  1 Tafel.) 

Gagnier , G.  Megalithes  d'Auvergne.  Tumulus  et 
ganotaaii-ea.  (A  travers  le  monde,  nouv.  s^rie,  annee  4, 
1698,  8.  241 — 244  mit  5 Textabbildungen.) 

Görin-Ricard , H.  de.  Statistiqne  pn'-histnriqae  et 
protohistorique  des  Bouches-du- Rhone,  du  Var  et  des 
Basses-Alpes.  Marseille  1898.  36  8.  8°. 

Angezeigt  io  I/Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899, 
S.  690  — 691. 

Haray,  E.  T.  Note«  sur  les  ailex  taillea  d’KuI-Ch&- 
San  Hao  (Mongolie).  Paris  1899. 

Hamy,  E.  T.  Boulogne  dans  l’antiquitA  Boulogne 
1899.  gr.  8°.  52  8. 

Enthüll  «Ue  3 Perioden : Le  Boulonnaift  prthUtorique, 
Boulogne  rtunain  und  le  Boulonnsi»  »ous  le»  Merovingien«. 

Hervd,  Georges.  Populations  mesolithique»  et  neo- 
lithique*  de  PF.spague  et  du  Portugal.  (Revue  meu- 
suelle  de  l’ilcole  d'Anthropologie  de  Paris,  annee  9, 
1899,  8.  205  f.) 

Jacquot,  L.  Les  Troglodytes  wpsgnol«  d’Oran. 
(L1  Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  8.  192—193 
mit  l Plan.) 

Kirwan,  C.  de.  Le  dringe  de  No4  et  tes  mees  predi- 
lu vienne«.  Paris,  Blond  et  Barral,  1899. 

Kris,  Martin.  L'Apoque  quaternaire  en  Moravie. 
Suite  II.  La  caverne  .Kostelik*.  (1/ Anthropologie, 
tome  10,  Paris  1899,  8.  257—280  mit  28  Textabbild.) 

Labadie-Lagrave,  G.  Le»  pygmles  de  l äge  de  pierre. 
(Le  inagasin  pittoresque,  ann6e  66,  1898,  8.  35.) 

La  Croix.  1/es  fouilles  architologique*  de  Saint-Maur- 
de-Glanfeuil  (Marne- Loire).  Poitiers,  Blay  et  Roy, 
1899. 

Lafan,  G.  Sur  la  prteence  d’une  statiou  de  la  pdriode 
ntaliiliique  ä Chardonni£res,  prös  M&con.  (Bulletin 
de  U BocMtA  d'histoire  natur.  1898.  12®.) 

Laigue,  L.  de.  Lee  monuments  mdgalithiques  de  la 
province  de  Drenthe  (Pays-Bas).  (L'Andiropologie, 
t^ime  10,  Paris  1699,  8.1— 20,  179  — 191  mit  ^Text- 
abbildungen.) 

Laville,  A.  Sepultures  auciennes  d’Orly.  Bulletins 
de  la  BoeUt4  d'Anthro^iologie  de  Paris,  stfr.  4,  tome  9, 
1898,  fase.  5 mit  Abbildungen.) 

Laville,  A.  Coupe  prise  ä cdtd  du  gisement  ä osse- 
meuts  humains  et  ä »ilex  taill^s  d’Aunay-sous-Cröcy. 
(Bulletin«  de  la  Soctetä  d'Anthropologie  de  Paris, 
»er.  4,  tome  10,  1899,  fa»c.  2.) 


Digitized  by  Google 


24 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Laville,  A.  Coach«  infr*  • -udolilhique  ru«  Dsubentou 
(Paris).  (Bulletin»  de  la  Societd  ({'Anthropologie  de 
Paria,  flte.  4,  tome  10,  1899»  fase.  2.) 

Liavillc,  A.  Station  neolitliique  de  Presnes-les-Kungi». 
(Bulletin«  de  la  Socidtd  d'Authropologie  de  Paria, 
•er.  4,  tome  10,  1800,  8.  78  f.) 

Morgand,  E.  L’homme  terti&ire.  These  de  la  Faculte 
de  mtklecine.  Paris,  Jouve,  1808. 

Angezeigi  von  L.  L»loy  in  L’ Anthropologie,  tome  10, 
Psria  1999»  S.  104. 

Mortillet,  A.  de.  Pointe«  de  rieche*  de  Sadue-et*  Loire. 
(Bulletins  de  la  Boeidtd  d'Authropologie  de  Pari*, 
»er.  4,  tome  9,  18»H,  fase.  6.) 

Mortillet,  A.  de.  Carapigny  et  le  Campignien.  (Bul- 
letin* de  la  8oc»dtd  d’Authropologie  de  Pari*,  »er.  4, 
tome  10,  1899,  8.  38  — 82  mit  Abbildungen.) 

Piette,  Edouard  und  J.  Sacaze.  I.e*  tertre*  fnndrairts 
d’Avezac-Prat  (Huntes  •Pjrdntes);  album  par  J.  Pllloy. 
Paris,  Matson  et  Cie.,  1899.  28  S.  mit  29  Tafeln, 
gr.  4°.  25  frcs. 

Piroutet.  Station  de  Mornö  ou  de»  F.ngouÜron*  (Jura). 
(Bulletin*  de  la  Bociete  d'Anthropologie  du  Pari», 
»er.  4,  tOIM  9»  1*98.  fusc.  &.) 

Beschreibung  neolitbitcher  Funde. 

Pitard,  Eugöne.  8ur  de  nouveaux  crnne»  provenant 
de  diverses  Station»  lacustru*  de  l'dpnque  udolithique 
et  de  l’Äge  du  bronxe  en  Baisse.  (L'Antbropologie, 
tome  10,  Pari»  189»,  8.  281 — 289  mit  8 Textabbil- 
dungen.) 

Quilgars,  Henri.  L’indu»trie  des  silex  a cotitour» 
gdomet-riques  aux  environs  de  üudrande  (Loire- 
inferieure).  (1/ Anthropologie , tomo  10,  Pari*  1899, 
8.  671 — 676  mit  4 Textabbildungen  und  1 Karte.) 

Reinaoh,  Balomon.  Un  nouveau  texte  nur  l’origin« 
du  commerce  de  l’etain.  (1/ Anthropologie,  tome  10, 
Pari*  1899,  8.  397  — 409.) 

Reinaoh,  Balomon.  Nou veile«  ddcou verte»  *geeuue«. 
(1/ Anthropologie,  tome  10,  Pari»  1899,  8.  513  — 521 
mit  12  Textabbildungen.) 

Reinaoh,  Balomon.  Le  corail  dan«  l’industri©  celtique. 
(Revue  cultique,  tom.  XX,  1H99,  Janv.-Avril;  Auszug 
in  L‘ Anthropologie,  tome  10,  1899,  8.  677  — 887.) 

Angezcigt  io  den  Prähistorischen  Blättern,  Jabrg.  11, 
München  1899,  S.  76  — 78. 

Revue  meneuelle  de  l*£cole  d'Anthropologie  de 
Paris.  Bewdl  wensuol.  Aaste  9,  1899,  Nr.  1 — 10 
(Jan.-Octob.).  Pari»,  Fulix  Alcau.  8°. 

Erscheint  am  15. jeden  Mount»;  Jahresabonnement  10  freu. 


Rollain,  A.  llabitation»  neolithiques  du  pUtMU  des 
Hautes-Bruyeres  (Vülejuif).  (Bulletin»  de  la  Societe 
d’Anthropologie  de  Paris,  »er.  4,  tome  10,  1899,  8.  2(to 
bi*  219.) 

Vgl.  L' Anthropologie,  tmne  10,  Pari*  1899,  S.  693  — 694. 

Romain,  G.  Lindustrie  campignienne  datis  le«  i*n- 
viro&l  du  Havre.  (Revue  mensueUe  de  l'fccoled’AnLhro* 
pologk*  de  Paris,  annd©  V,  1899,  8.  133  f.j 

Bauvage,  H.  E.  Le  tumnlu»  funeraire  de  Wimeretuc. 
Boulogne-*ur-mer,  Hamain,  1898. 

Servant,  Stephane.  La  prdhistoirv  de  la  France,  hx 
France  de*  premiem  wge»,  pour  »ervir  d’introducthn 
» Phistoirt  de  uotre  pays.  Pari*,  Hchleicher,  1898. 
18°.  Mit  4 Tafeln  und  45  Abbildungen. 

Band  5 der  „linre»  d’or  de  1«  Science*  (Sectiou  pre- 
hittoriqne). 

Thieullon,  A.  Lettre  « M.  Chauvet.  Pour  faire 
suite  aux  vdritables  Instruments  umicl»  de  l'dge  de 
la  pierre.  Pari»  1898.  22,  4,  3 8.  8°. 

Vgl.  CeutralbUtt  für  Anthropologie,  Band  4,  Jena  1899, 
&.  278  — 279. 

Thieullon,  Ad.  l*e»  pierre»  perede».  (Bulletin«  de  U 
Hocietö  d'Anthropologie  de  Paris,  »er.  4,  tome  10, 
1899,  fase.  2.) 

Vauville,  O.  Nouvellea  ddcouvertes  f&ite*  place  Saint* 
Andre-dcM-Aris  et  rue  da  la  Harpe.  (Bulletins  de  t* 
Socidte  d' Anthropologie  de  Paris,  sdr.  4,  tome  9,  I8W, 
8.  432  f.) 

VauvillA,  O.  Sdpnlture  hnmaine  et  meutes  a ecraier 
le  grain  de  Vanxrecis.  (Bulletins  de  la  Sociüte  d’Anthio* 
pologie  de  Paris,  »Ar.  4,  tome  10,  1899,  fase.  1.) 

Vauvilld,  O.  Dolmen  de  Mi**y-*nx-Boi» , canton  de 
Viedft-Alm (Aisnu).  (Bulletins  de  la  bocidtd  d' Anthro- 
pologie du  Pari*,  NT«  4,  MM  lu,  1899,  8.  71  f.) 

Verneau,  R.  Le»  nouvelles  troovsille*  de  M.  Abbo 
dan»  la  Barma-Orand«  prto  de  Menton.  (L’ Anthro- 
pologie, tome  10,  Paris  1899,  8. 439  — 452  mit  14  Text- 
abbildungen.) 

Zaborowski.  VftUigss  ntolithique*  de*  bord*  de  U 
Beine.  (La  Nature,  1898,  Märx  19.) 

Zaborowski.  La  souebe  blonde  en  Europe.  (Bulletin* 
de  la  Bocidtd  d’Anthropologie  de  Pari«,  §dr.  4,  tome  ?, 
1898,  fase.  5.) 

Zaborowski.  La  Periode  rx-olithique  dan»  TAfriqu» 
du  Nord.  (Revue  msosuelle  de  l’fccole  d’Anthropologi« 
de  Paris,  anuce  9,  1899,  Nr.  2.) 

Vgl.  Centralhistt  für  Anthropologie,  Bd.  5,  1900,  S.  IW 
bi*  110. 


VI.  B 

L’&ge  de  la  pierre  au  Congo.  (La  Helgique  coloniale, 
1899,  Febr.  6.) 

Ceuleneer,  A.  de.  Lus  dolmena  et  le»  grunds.  (Le 
musee  beige.  1899,  April  15.) 

Loö,  Baron  Alfred  de.  Fouille  d’un  cirnetiero  du 
promier  äge  du  für  u Biex  (Brabrtut).  (Auunlea  de 
la  Societe  d'archeologie  de  Bruxelles,  tome  12,  1898. 
8.  57.) 

Puydt,  Marcel  de.  Note»  sur  quatre  instrumenta  en 


e 1 g i e a. 

pierre.  (Bulletin  de  la  Socidtd  d’Anthropologie  de 
Bruxelles,  tome  XV.  1898  mit  1 Tafel  und  2 Text- 
abbildungen.) 

Stainicr , Xavier.  L’&ge  de  la  pierre  an  Congo. 
Annale»  du  Mii84  du  Congo,  »««r.  3,  tome  1,  Bruxelles, 
1899,  fase.  1 mit  5 Tafeln  und  1 Karte.) 

Referat  von  M.  Boule  in  1/ Anthropologie , tom«  10, 
l*»ri»  1899,  8.  685  — 586;  von  Buschan  Im  Central  Matt 
tür  Anthropologie,  Bd.  4,  Jen»  1899,  8.  367  — 369. 


VII.  Spanien.  Italien. 

Andrade,  Ad.  Tombu  a pozzo  con  vasi  dipinti  apparte-  Ardu  Onnis,  E.  La  Bardugna  preistorica.  Not«  di 
nenti  ad  an  su|xdcrcto  preromano  della  necropoli  paletuologia.  (Estr.  Atti  dulla  8oc.  Rom.  di  AntropoL  5, 

d«ll'  ADtica  Genua.  (Notizie  degli  »onvi  di  antichitä,  1698.  8.  293.)  82  S.  8°. 

MiUno  1898,  8.  395  f.)  Bclladoro,  A.  Nuove  eiplornzioni  delle  »tazioni  lacustri 


Digitized  by  Google 


Urgeschichte  und  Archäologie.  25 


di  l'aeengo  ne)  Ingo  di  Garda.  (Bulletino  di  palet  no- 
lngia  itaiiana.  Bur.  3,  ton»o  5,  Parma  1899,  Nr.  l 
hin  3.) 

Brisio,  E.  Epoca  preistorica  dell’  Italia.  Storia  polit. 
dTtalia  etc.  85  und  86«  Milano,  Vtlktdl,  1698. 

Cftflci,  J.  Sepolcro  neolitico  di  S.  Cono  pre**o  Lkodia* 
Eubea  (Catania).  (Bulletino  di  paletnotogia  itaiiana. 
Her.  8,  tomo  5,  Parma  1899,  Nr.  4 — 6.) 

Campi,  L.  de.  Anticbi  pani  di  rame  riuvennti  presso 
Laurengo  nella  Naunia.  (Aus:  Bulletino  di  pnlet- 
»ologia  itaiiana,  Ser.  3,  tomo  8,  Parma  1899,  Nr.  1 
l'is  3.) 

Cara , Ceaare  de.  Lea  populatious  primitives  du 
Latium.  Memoire  ln  a l'Mcademie  pontiticale  romaine 
d’arcbänlogie,  le  17  novembro  1898  (Difsertazioni 
della  pontif.  Acad.  Korn,  surie  2,  t.  7,  1899.) 

Besprochen  von  S.  Ke i nach  in  I.' Anthropologie,  tomc  10, 
PfeTia  1898,  8.  840  — 344. 

Castelfranco,  Porapeo.  Arclieologia  e Paletnologia. 
(Aua:  Atii  della  Bocietä  Itaiiana  di  «cicnze  naturali. 
Milano,  vol*  38.)  • 

Colini,  O.  A.  II  sepolcreto  di  Hvtnedello* Sotto  tael 
Bresciano  e il  periodo  eneolitico  in  Italia  (Fortsetzung). 
(Bulletino  di  paletnologia  italiaua.  Ser.  3,  tomo  5, 
Parma  1899,  Nr.  1 — 3 mit  2 Tafeln  und  Textabbil- 
dungen.) 

Die  Abhandlungen  Colini»  über  dir  nu»gegraW»en 
Nekropolen  bei  Kcinedollo-Sotto  erschienen  auch  in  Buch- 
form. hirtna  1899,  X,  298  8.  mit  20  Tafeln  und  zahl- 
reichen Textabbildungen;  vgl.  da»  Referat  von  Vlrchow 
in  der  Zeitschrift  fÖr  Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlin  1899, 
8.  59  — 60. 

Costanzi,  V.  Preistorica  e protobtnrica  dell’  Attlca. 
(RivisU  di  atoria  antica,  tomo  4,  1899,  8.  189  f.) 

Foloieri,  G.  A.  Necropoli  e »tazionl  prebtoriche  *ul 
basso  Oglio- Brescia.  1898. 

Ghirardini,  Glierardo.  La  nteropole  primitive  de 
Vnlterra.  (Monumenti  antichi  dei  Lincei,  tomo  8, 

1898,  s.  101—215.) 

Vgl.  I.’ Anthropologie,  tome  10,  Paris  18Ö9,  S.  213. 

Ghirardini,  G.  Di  un  »ingolare  vaao  di  bronzo  »co- 
p«rto  iu  Cupramarittima  e di  alcuni  ftttili  della  regione 
bologuese.  (Bulletino  di  paletnologia  itaiiana.  Ser.  3, 
tomo  5,  Parma  1899,  Nr.  4 — 6 mit  Textabbildungen.) 

Giglioli,  Enrico  II.  LVtä  della  pietra  nella  Cina, 
colla  dc-crizinne  di  alcuni  esemplari  nella  mia  colle- 
sionu.  (Archiv io  per  l'antropologia  e la  etnologia, 
tomo  28,  Firenze  1898,  B.  :>•»  1 f.  mit  8 Abbildungen.) 

Angezeigt  von  Lalojr  in  L’Anthropologie,  totue  10,  Pari» 

1899,  S.  586  — 588. 


Leite  de  VaaconceUoa,  J.  Dolmen  de  Kspirito-Santo 
d’Arca  (Beira-Alta).  (O  portagues  archeologo.  Liaboe 

1898,  Nr.  12  mit  Abbildungen.) 

Mariani,  L.  Di  alcune  accett*  in  bronzo  del  museo 
preistorico  di  Roma.  (Bulletino  di  paletnologia  itaiiana. 
Ser.  3,  tomo  5,  Parma  1899,  Nr.  4 — 6 mit  Textabbild.) 

Melida,  J.  R.  Idolas  ibericoi,  encontiadoe  en  la  Sierra 
de  Clieda , cerca  de  Binare»  (Jaen).  (Bevista  du 
arebivo»,  biblioteca»  y muaeos.  Madrid  1699,  Nr.  1.) 

Orsi,  Paolo.  Necropoli  sicule  »toi  comunu  di  Gran- 
michele,  sede  dell'  nntien  cittä  di  Eketln.  (Notizie 
degli  scavi  di  antichitA,  Milano  1898,  8.  462  f.) 

Orsi,  Paolo.  Bronzt  dell’  Apulin  in  Sicilia.  (Bulletino 
di  paletnologia  itaiiana.  Ser.  3,  tomo  5,  Parma  1899, 
Nr.  1—3.) 

Patroni , G.  Aurora  l'ossuario  di  Yillauova  e le 
anfore  n ro teile  lucano-apule.  (Bulletino  di  paletno- 
logia itaiiana.  Ser.  3,  tomo  5,  Parma  1899,  Nr.  3 
mit  Textabbildungen.) 

Patroni,  G.  Note  paletuologiche  still’  Italia  meridio- 
nah*.  II.  Nuovi  nionumenti  di  tum  Cuma  italica 
anteriore  alla  fondazione  della  eolonia  greca.  (Bul- 
letino di  paletnologia  ilaüana.  Ser.  3,  tomo  5,  Paima 

1899,  Kr.  9 mit  Abbildungen.) 

Pigorini.  Tombe  preromane  a creuiazione  in  Genova. 
(Bulletino  di  paletnologia  itaiiana,  Ser.  3,  tomo  5, 
Parma  1899,  Nr.  1 — 3.) 

Pigorini,  L.  Monumenti  niegalitici  di  terra  d’Otranto. 
(Bulletino  di  paletnologia  itaiiana.  Ser.  3,  tomo  5, 
Parma  1899,  Nr.  8 mit  3 Tafeln  und  2 Textabbild.) 

Pinza,  G.  Le  civilta  primitive  del  Lazio.  (Bulletino 
della  Commissione  arclieologica  comunale  di  Roma 
1698,  8.  53—159,  101—301  mit  7 Tafeln.) 

Angezeigt  hi  L’Anthropologie , totne  10,  Paris  1899, 
S.  692. 

Regälin,  E.  SulP  nntichitA  dell*  uomo.  (Archivio 
per  TAntropologia  et  la  Etnologia,  tomo  28,  1898, 
8.  492  f.) 

Santarelli,  A.  Spada  di  bronzo  antichiMima,  scoperto 
uel  letto  di  tiurae  Montone,  a poca  distanza  della  cittA. 
(Notizie  degli  scavi  di  antichitä,  Milano  1898,  Luglio.) 

Traverse , B.  G.  Stazione  neolitica  di  Alba.  Alba, 
Sansoldi  1898.  8°.  58  8-,  4 Tafeln. 

Angexeigt  von  Carta ilh»c  in  L'Anthropologie,  tome  10, 
Paris  1899,  S.  204—205. 

Zanardolli,  T.  I**  xtazioni  preist  triebe  e lacumarensi 
uel  Campidano  d’Ori»tano.  (Bulletino  di  paletnologia 
itaiiana.  Ser.  S,  tomo  5,  Parma  IBM«  Nr.  7 mit  Ab- 
bildungen.) 


VIII.  Amerika.  ABien.  Australien. 


Ameghino,  Floren tino.  Sinopais  geolögico-paleonto- 
bVgica.  Scgundo  Cunso  du  la  Kepüblica  Argentina, 
lltyo  10  de  1895.  Tomo  1.  Buenos  Aires  1898, 
8.  ill — 255  mit  105  Abbildungen.) 

Vergl.  Centralblatt  für  Anthropologie,  Band  5,  1900, 
S.  112—113. 

Davis,  Clement  H.  A visit  to  the  aboriginal  stone- 
hammer  qttarrie«  Mt.  William,  Lancefield,  Victoria. 
(8olMIN  of  mau,  VOl.  1,  1898.  S.  118  f.) 

Gordon,  George  Byron.  Researches  in  the  Uloan 
valley,  Honduras.  (Metnoirs  of  the  I’eabody  Museum 
of  American  Archaeology  and  Ethnology,  Harvard 
Univemity,  vol.  1,  Nr.  4.  Cambridge  Mas».  1898.) 

Gordon,  George  Byron.  Caverns  of  Copan , Hon- 
duras. (Memoir»  of  the  Peabody  Museum  of  Ameri- 

Archiv  fQr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  (Vers,  d.  antbrop.  Iilt.) 


can  Archwology  and  Ethnology,  Harvard  Univeraity, 
vol.  l,  Nr.  b.  Cambridge  Maas.  1898.) 

Lehnmnn-Nitsche,  Robert.  Beitrüge  zur  prähisto- 
rischen Chirurgie  nach  Funden  hub  deutscher  Vor- 
zeit. Buenos  Aires  1898.  81*.  28  S.,  2 Tafeln. 

LumholUs,  Carl  u.  Ales  Hrdlicka.  Marked  human 
bones  from  a prehistoric  Tarasco  Indian  burial  p].«ce 
in  tbe  State  of  Michoacan,  Mexico.  (Bullet,  of  the 
American  Museum  of  Natural  liistory,  vol.  10,  1898, 
S.  61—79.) 

Müllen«,  Joaah.  Prebistoric  Egypt  and  the  royal 
toinb  of  Negadah  by  Jacijues  de  Morgan  and  otbera. 
(Science  of  man,  vol.  1,  1898,  S.  8,  10,  12;  vol.  2, 
1899,  8.  1.) 

Peot,  S.  O.  A nehmt  canal»,  road»  and  bridgefl,  pre- 
4 


Digitized  by  Google 


26 


Verzeichniss  iler  anthropologischen  Literatur. 


historic  and  historic,  (The  American  Antiquarian, 
vol.  21,  18»»,  B.  151  f.) 

Quiroga,  Adun.  Monumentes  megaliticos  de  Colalao. 
(Holet in  del  Institut  geografleo  Argentino,  Hand  1», 
189*,  ß.  37—4:..) 

Relics  , The,  of  primitive  men,  found  in  Auatrnlia. 
I Science  of  man,  2,  1899,  8.  32  f.) 

Romains,  The,  of  extiuct  nniwals  and  of  fllwUnt 
men  found  ln  Woodlark  Island,  New  Guinea.  (Science 
of  man,  vol.  2,  1899,  8.  28  f.) 

Report,  Anemul,  of  the  board  of  regents  of  the  SmitU- 
soniati  Institution,  showing  the  Operation« , expendi- 
tum»,  and  condition  of  the  Institution  for  the  year 
ending  June  30,  1897.  Report  of  the  U.  8.  National 
Museum.  Part  1.  Washington,  Government  Print- 
lug  Office  1 8‘.*9.  XXVII.  1*21  8 mit  150  Tafeln. 

Bussel,  Frank.  Human  remalns  frora  the  Trsnton 
gravels.  (The  American  Naturalist,  Ftsbruary  1899, 
8.  143.) 

Sato,  D.  [Bericht  über  Gräberfunde  im  Inneren 
Japans.]  (Zeitschrift  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Tokyo,  Rand  13,  1898,  Nr.  145  mit  1 Tafel ) 
In  japanischer  Sprache;  besprochen  in  L*Anthropologic, 
toroe  10,  Pari»  1H99,  S.  228—229. 

Saville,  Marshall.  Exploration  of  Zapntecan  totnba 
in  Southern  Mexico.  (The  American  Anthropologin, 


N.  8.,  vol.  1,  1899  , 8.  350  f.  mit  3 Textabbiid ungen 
und  1 Karte.) 

Smith,  Harlan  T.  8tone  bummer*  or  pestles  of  tbe 
north  west  coast  of  America.  (Tbe  American  Ambro- 
I» »logist,  N.  &,  vol.  1,  1899,  8.  383 £ mit  Textabblld.) 

Starr,  Froderiek.  The  little  pottery  of  Uke  Chapala, 
Mexico.  (Ilullet.  of  Uni versity  of  Chicago,  departmest 
of  Anthropology,  Nr.  2,  1898.) 

Starr,  Fredoriok.  Notched  bones  froiu  Mexico. 

I Proceedings  of  liavenport  Academy  of  nAtural  scienoes, 
Davenport,  Jowa,  18y8,  vol.  7.) 

Der  Verfasser  hilf  di«  merkwürdigen  Knochen  ftr  Musik* 
instmraentc. 

Time«,  The,  of  the  glacial  ages  and  the  elevatio»  of  laud» 
with  appearance  of  the  races  of  men.  (Science  of 
man,  vol  2,  8.  157.) 

Tauboi.  [Einige  Ueberlieferungen  über  die  alten 
japanischen  Hegräbnissiitätten.J  (Zeitschrift  der 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Tokyo,  Band  14, 
Ib9»,  Nr.  155.)  In  japanischer  Sprache. 

Wilson,  Thomas.  Arrowpointi,  spearh— ds , and 
kuiv«**  of  piehUtoric  times.  (Ammal  report  of  tbe 
board  of  regent*  of  the  8mith*onian  Institution 
showing  the  (»peratious . . , of  the  Institution  for  the 
year  eudingJtiue  30,  1897.  Report  pari  1,  Washing- 
ton 1 899, 8. 81 1 —988  mit  65  Tafeln  und  201  TextsbbUd.) 


Digitized  by  Google 


Anatomie. 


27 


n. 

Anatomie. 

(Von  Dr.  P.  Birkner  in  München.) 


Nachträge  vo 

Allen , H.  Coinparative  mcasurement*  of  skulls. 
Proceed.  of  tbe  acad.  of  natur.  scjence  in  Philadelphia 
1897,  P.  3,  p.  482. 

Arutinow,  A.  A.  Zur  Anthropologie  de««  kaukasischen 
Volk  stamme*  «1er  Dün  oder  Udiner.  Arbeiten  der 
anthropol.  Abtlilg.  d.  Moskauer  Ges.  d.  Freunde  d. 
Anthropologie,  1897,  Btl.  XVIII,  8.  621  —528. 

Birulja-Balynezky.  Zur  Frage  nach  dem  Hirngewicht 
de*  Menschen.  Arbeiten  der  anthropol.  Ge.*«,  d.  k. 
mil.-medic.  Akademie  in  Bt.  Petersburg,  1897,  Bd.  II, 
S.  1*28  — 130  (Russisch). 

Boohow.  FUchenent Wickel  urig  und  Volitroenbildung 
Im  Tliierreiche.  Di*.-  Natur.  1897,  XXXXVI,  8.  421 

— 42«. 

Brinton,  D.  Q.  Dr.  Allen**  contributionn  to  Anthro- 
pologe. Prooeedinga  of  tbe  acAd.  of  natur.  feienoe 
in  Philadelphia,  1897,  p.  522  — 529. 

Brunn,  A.  V.  Haut,  Integumentum  commune.  Barde- 
leben,  Handbuch  der  Anatomie  des  Menschen,  Bd.  V, 
Abth.  1.  8°.  1897.  109  8.  mit  117  Fig.  Jena. 

Bryce,  Th.  H.  On  a |>air  of  negro  femora  1897. 
Journal  of  anal.,  XX XII,  p.  78  — 82.  Witli  3 fig*. 

Coraini , E.  Bur  le  ossa  hregmatiche  nei  fossil i di 
L.  Magi.  Atti  d.  8oc.  Humana  di  Antrop. , Vol.  6, 
1897  , 8.  105  iT.,  mit  2 Tafeln. 

Corr&do,  G.  Happorti  metrici  tra  Io  vari*  parti  del 
corpo  fetale  e altre  cotisideraziom  aU'jdeiitita.  Studio 
medieo  legale  e antropologico.  Giorna  deU’Aiaoc.  dei 
Medici  e Natural.  Anno  7.  1897. 

Dorsoy,  O.  A.  A Maori  skull  witli  double  left  parietal 
hon«.  Chicago  medical  recorder,  1897.  With  OM flg. 

Doraey,  O.  A.  A sexual  study  of  the  «ize  of  the 
articular  surfm*es  of  the  long  bones  in  aboriginal 
American  »k  eie  ton  s.  Boston,  medical  and  surgical 
Journal,  1897,  CXXXVII,  p.  80—83. 

Doraey,  G.  A.  Wormian  bones  in  artificially  de* 
fornted  Kwakiutl  crania.  American  Anthropologist, 
1897,  X,  p.  169. 

Doraey,  G.  A.  Observation*  on  a Collection  of  Papuan 
crania.  Pield  Columbian  Museum  Anthrop.  seriea. 
Chicago  1897.  Puhl.  21.  Vol.  II.  Nr.  1.  With 
11  pls. 

Doraey,  G.  A.  A peruvian  emnium  with  suppresstd 
lateral  luciaora.  Dental  Ünemo«,  1897,  XXXIX,  p.  213 

— 215.  With  2 flgs. 

Doraey , G.  A.  Numerical  Variation«  in  the  molar 
teeth  of  flftecn  New  Guinea  crania.  Dental  Review, 
1897. 


m Jahre  1897. 

Falaoni,  A.  La  testa  uraana  attra verso  la  storia. 
Arch.  Antrop.  Ktnol.,  1897,  XXVII,  p.  257  — 28«. 

Garoia,  C.  Homo  caudatus.  MAdec.  contempor.,  1897, 
XV,  p.  93. 

Giglioli,  H.  C.  Hei*Tiki  maori  fatti  con  crani  umani. 
Arch.  Antrop.  Etnol.  XXVII,  p.  381 — 385.  Con  ftg. 

Gioffrida-Huggeri,  V.  La  statura  in  rapporto  alle 
forme  craniche.  Atti  di  aooietA  Bomana  di  Antrop., 
1897,  Vol.  V,  p.  197  — 201. 

Heldey,  C.  The  ethnology  of  Funafuti.  Memoir* 
of  the  Austrnlian  museums,  1897,  T.  IV,  p.  227 
— 304,  With  3 pIs. 

Hitte,  de  la  et  ten  K&te.  Notes  ethnograplnque* 
sur  lea  Indien«  Guayaquil  et  deseription  de  leurs 
caractAre«  physiques.  Anales  del  Museo  de  la  Plata, 
1897,  T.  II.  38  pp.  Avec  8 pl. 

Hunt,  A.  O.  The  relation  of  tbe  teeth  to  the  Bps 
and  face.  Dental  Review,  1897,  Vol.  II,  p.  617 — 621. 

Kennard,  A.  L.  The  antliencity  of  Plateau  man. 
Natural  science,  1897,  Vol.  XII,  p.  27  — 34. 

Lapouge,  M.  de.  Recherche«  sur  127  ultra-braehy* 
cAphales  de  90 — 1 CK)  et  plus.  Bulletins  de  la  sociAtA 
scientif.  et  mAd.  de  l'Ouest  it  Rennes,  1897,  T.  VI, 
p.  235  — 242. 

Leboucq,  H.  The  ossifi cation  of  the  terminal  pha- 
langes  of  mummaliun  rtngers,  in  relation  to  hyper* 
phalangy.  Joum.  of  anat. , 1897,  XXXII,  P.  I, 
p.  2 — 3. 

Lengnick,  H.  Untersuchungen  Uber  das  Os  Kerck- 
ringii  1897.  Inaug.*  Diasert.  8°.  Königsberg  i.  Pr. 
55  8.  Mit  6 Fig. 

Livi,  R.  L'indice  ponderale  o rapporto  tra  la  statura 
e it  peso.  Atti  d.  «oeieti  Komana  di  Antn.>potogia, 
1897,  Vol.  V,  p.  125—  153. 

M.  W.  Der  Mensch  im  Mutterleibe  und  die  Stammes- 
geschichte  des  Menschen.  Nebst,  einem  Anhang: 
Anthropologische  Studien.  1897.  Wfirxbnrg.  8*. 
398  8, 

Maggi,  L.  Autres  resultat«  de  recherehes  morpho- 
logique*  sur  des  os  crAuiens  et  craniofaciaux  et 
nur  de«  fontanelles  de  l’homme  etc.  Arch.  italienncs 
de  biolog  , 1897,  XVIII,  T.  2,  p.  161  — 171. 

Maggi,  L.  Postfron taux  chez  mammifAres.  Arch. 
italiennrs  de  biol.,  1897,  XVI 11,  p.  329. 

Moschen,  L.  Note  di  craniologia  Trentina.  Atti 
della  societA  Roman«  di  antropologia,  1897,  Vol.  V, 
p.  5—19. 

4* 


Digitized  by  Google 


28 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Munro,  R.  PrahlatOfic  problems.  a selcction  of  essays 
cm  the  cTOlulion  of  man  etc.  189“.  Edinburgh  and 
London.  371  pp.  With  8 pl.  and  150  cuts. 

NadaiLlae,  M.  de.  l'nite  de  IVsp&se  bu meine.  Revue 
de*  questions  scientiflqiies,  1897. 

Newton,  B.  T.  The  evidente  for  the  existente  of 
man  in  the  tertiary  period.  Prooesdings  of  the  Oeo- 
logiit  Association,  1897.  VoL  XY. 

Pflstor,  H.  Das  Hirnge wicht  im  KindesaJter.  Archiv 
t Kinderheilkunde,  1897,  lid.  XXIII,  8.  184  — 193. 

Rosai , U.  Le  anomal  ie  antropologiche  in  rapporto 
alla  condizione  sociale  e allst  dcgeiieraziono.  Atti 
d.  »ocietä  Komana  di  Antrupologia , 1897,  Vol.  V, 
p.  77  — 87. 

Salvador,  J.  M.  Apuntes  antropologiou*.  Oviedo 
1897.  128  pp. 

Seitz.  Resultat  einer  MilitäruntersucbuDg.  Zahnärzt- 
liche Rundschau,  1697.  Jahrg.  VI,  Nr.  251. 

Bergi,  G.  Di  quanto  il  tipo  del  cranio  della  presente 
pupolasione  della  Russia  centrale  dilferisce  dal  tipo 
antioo  dell'epoc*  dei  KnrganU  Come  si  paö  spie- 
garc  la  niodifleaaione  del  tipo,  *e  pu6  eseere  consta* 
tat-a?  Atti  della  societä  Roniaua  di  antropologm, 
1897,  Vol.  V,  p.  97  - 101. 

Shute,  D.  K.  Racial  anatomical  pecularities.  Americ, 
Anthropologin,  Vol.  IX,  1897,  p.  123. 

Bpalikowaki,  E.  Remarque*  »ur  le  Systeme  d«  nt*»r« 
de  crftDM  hmnalns  protohistoriques  de  ia  Seine  -In- 
ferieure.  Bull,  de  la  societe  des  Science#  natur.  de 
Rouen,  Annfe  XXXIV,  1897.  p.  27  — 28. 

Stiles,  H.  J.  Hkiography  alter  injectioo  of  the  blood- 


vessels  with  mercury.  Journ.of  anat.,  1897, Vol.  XXXII, 
P.  I.  p.  83 — 91.  Willi  3 flgs. 

Tedeeohi,  E.  E.  8todi  di  antropologia  Venet*.  Atti 
della  societä  Romans  di  antropologia , 1897,  Vol.  V, 
p.  21—59. 

Thompson,  E.  H.  The  Chultune«  of  Labna,  Yuca- 
tan. Msmoirs  of  the  Foftbodj  Museum.  Harvard 
University,  1897,  Vol.  1,  p.  75  — 92.  With  13  pls. 

Two  exemples  of  an  improved  method  of  craniometry. 
Australasian  anthropological  Journal,  Vol.  I,  1698, 
p.  17. 

Vram,  U.  G.  Consideraxicmi  sui  premolari  inferior» 
umani.  Atti  di  societä  Romana  di  antropologia. 
1897,  Vol.  V,  P.  1. 

Warren,  E.  An  inveatigation  on  the  variability  of 
the  human  skeleton.  Procaed.  of  the  R.  society, 
1897,  LXI,  p.  388. 

Weineek,  F.  Das  Gräberfeld  bei  Schiepzig.  Mitth., 
Niadarlawitssr,  Bd.  5,  1697,  s.  l. 

Weymann,  J.  The  true  relative  position  of  the  fo- 
ramen  magnum.  Austral,  anthr.  journ.  Vol.  I,  1897, 
p.  105. 

Wilson,  J.  T.  Notes  on  the  Stephanien  and  on  vari- 
ou«  descriptions  of  the  temporal  liues  of  the  skull. 
Prooeed.  of  the  intercolonial  medical  oougress  of 
Autnladi,  i«»7. 

Wilson,  J.  T.  Tbc  antiquity  of  red  race  in  America. 
Mein,  of  the  Smithsouian  Inatit.,  1897. 

Zanke.  Uirngewicht  und  Schädelinnenraum.  NeuroL 
Centralblatt,  1897,  Bd.  XVI,  8.  881—887. 


Literaturbericht  für  1898. 

(Die  Literatur  gehört,  wenn  nichts  Anderes  bemerkt  ist.  dem  Jahre  1898  an.) 


Allen.  H.  A study  of  Ilawaiian  Skull».  Trnnsact 
of  tue  Wagner  Free  Inst,  of  Sc.  of  Philadelphia. 
Vol.  5.  55  pp.  12  Taf. 

Anoutohine,  D.  N.  Armiaod  v autropologuitchcs* 
kom  et  gcographitcheskorn  atnoebänii.  Referat: 
L’ Anthr.  IX,  8.  578  — 579. 

Le»  Armeniens  *u  point  de  vue  antbrupologique.  Kecueil 
■u  profit  des  Armeniens  p*rsA’ut£»  en*Tunjuie.  13  pp. 
Avec  2 fig. 

Anoutohine,  D.  N.  Kamennyi  viäk  i dolstoritche- 
sko'ie  nassclenii*  Kguipta  etc.  Extr.  de  Bull,  et  Notices 
arclieologique*.  Nr.  3/4.  43  p. 

Referst:  L'Antbr.  IX,  S.  443  — 444.  L’ig«  de  1*  pierr* 
en  ßgypte  et  la  Population  prfbwtorique  de  co  p*y*  d'apri*» 
lea  nouvelle*  rechcrches. 

Anthony,  R.  Memoire  sur  les  organes  visceruux  d'un 
jenne  Orang-Outan  femelle.  Bull.  Anthr.  Paris,  IX, 
p.  M6  — 870.  Mit  9 Figuren. 

Coeur.  — Perlcsrde.  — Aorte  thorao-abdotninnle.  — 
Conduit  iracbd-o-bronchique.  — Poumoos.  — Rim».  — 
Tube  digestif.  — Pols.  — Conduit«  biiiairea.  — Panctäs*. 

— Kote.  — Rein».  — Urttäres,  ve**le  et  uri-lhre.  — 
Cnpsule»  surrendes.  — Ovairea.  — Trotnpes  de  Fallope. 

— Ut6ru».  — V&giu  et  vulve.  — Piritoinc. 

Anthony,  R.  Du  stemum  et  de  sc#  conticxions  avec 

le  tnembre  thoraeique  dam»  la  sdrie  de*  Mammifäres. 
8°.  194  S.  mit  « Tafeln  Paris. 

Referat:  L’Anthr.  IX,  8.  213  — 216.  „Sou  limr*  est 
divi**  en  cinq  chapitr«*»:  le  preraier  traiie  de  la  morpho- 


logie du  stemum;  le  »eeood,  de  »es  indiecs;  le  trofoiime, 
de  sc«  nrticalations;  le  qustrieme,  de  se*  anomalie»;  le 
cinqui^me,  de  se»  ronnexions  avec  le  membre  thoraeiqu©.* 

— BaU.  Anthr.  Paris,  IX,  S.  126—129. 

Arbo,  C.  O.  E.  Fortsutts  bidrng  til  N ormaondenns 
Anthropologi.  Kriaiiania.  Videnskab.  8«?l*k.  Skrift. 
85  pp.  7 Taf.  u.  1 Fig. 

Arbo,  C.  O.  E.  Uebsr  den  Sk-hädelindex  in  Norwegen. 
Globus  73,  8.  117. 

Ardu  Onnis,  E.  Contibuto  airaittropologico  della 
Sardegna.  Nota  III*.  II  nnovo  metodo  antropolo- 
gico  e i cranii  della  Sardrgna.  Arcli.  Antrop.  Rtnol. 
XX  VI 11,  p.  189— IM. 

Ascher,  B.  Ge*chwi»ter  mit  Anomalien  der  Ohren, 
der  Zähne  und  der  Haut.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  114 

— 116.  Dazn:  Virchow,  8.  116  — 121.  Mit  5 Fig. 
Atgier.  Anthropologie  de  la  Vienne  aux  temp*  nctuels. 

Bull.  Anthr.  Pari»,  IX,  p.  617  — 637. 

Etüde  de  la  population  de  ee  deparlement  d'apr«**  le« 
»■iWrvatioua  et  r^aultaU  »tatistique«  recucillia  «ur  le« 
homtnrs  de  la  clnsae  1891.  Oi»ervationa.  — Taille.  — Couleur 
de»  cbeveux.  — Couleur  de*  yeux.  — Indier  c^phalique. 
Auvray.  Hcaphotde  double  de  la  nmiu.  Bull,  de  la 
«oc.  auatomique,  Annee  XXX11I,  p.  135—136.  Aver 
une  fig. 

Baginsky,  A.  Ungewöhnliche  ITiiar-  Knt Wickelung 
bei  einem  kleinen  Kinde.  Z.  B.  V.  XXX,  8.  346. 
Mit  i Figur. 


Digitized  by  Google 


Anatomie. 


29 


Bakor,  Frank.  Primitive  mau.  American  Anthro- 
pologin XI,  p,  857  — 3(16. 

Bardelehen,  K.  von.  Utbtt  Verbindungen  zwischen 
dem  5.  u.  6.,  sowie  zwischen  dem  6.  u.  7.  Rippen* 
knorpel.  Anat.  Anz.  XV,  8.  33  — 36. 

Becker,  V.  De  Mensch , zyene  gegen  woordige  en 
praehifttorische  Kausen.  NaarJ.  Ranke  .Der  Mensch" 
bewirkt.  Amsterdam,  IV  u.  179  pp.  Mit  1 Taf. 

Bedot,  M.  Notes  anthropologique»  rar  Uj  Valais. 
Bull.  Antlir.  Paris,  IX,  p.  222 — 236. 

luüice»  craiilen».  — Taille.  — Couleur  des  cbeveux. 

Bonedikt,  M.  Le  cathetoroetre  dans  la  craniometrie. 
L'lnternnkliaw?  des  biologistes , Ann£e  I,  Nr.  24, 
p.  639 — 544. 

Benvenisti,  M.  Le  nutze  mimne  pre*«nti  e preixto- 
ricbe  studiate  »pecialmente  dal  hto  deUe  anomalie 
del  si sterna  vascolnr«.  Ouz.  medica  ital.,  Anno  XIII, 
Nr.  26  — 31.  86  pp. 

Bergoniö,  J.  et  C.  Bigalas.  Meiure  des  surfaoes  du 
eorp»  d*?  Itiomme,  mfthode  et  r&iulUt.  Conipt.  tvnd. 
da  1h  soeidtö  de  biologie,  T.  V.,  Nr.  20,  p.  816. 

Berkhan,  Oswald.  Alte  braunschweigische  Schädel. 
Beiträge  zur  Anthropologie  Rrnnnschweig».  Fest- 
schrift zur  29.  Versammlung  der  deutsch,  anthrop. 
Ges.  zu  Braunschweig  im  August  1898,  8.  107 — 121. 

24  Schädel , theils  uus  vorgeschichtlicher  Zeit , thells 
von  alten  Friedhöfen. 

Berkhan,  O.  Zur  Entwickelung  und  Deutung  der 
sogenannten  Azteken-Mikrocephalen.  Globus  73,  8. 57 
— 59.  Mit  3 Abbildungen. 

Berkhan,  O.  Ein  Namaweib  aus  Doutech-Sttdwefttafrika. 
Globus  74,  ß.  60  — 61. 

Beyer,  O.  E.  The  mounds  of  Louisiana.  Publications 
of  the  Ijonisiana  historical  society.  American  Natn- 
raUst  XXXID,  p.  587. 

Blind,  B.  Die  Schädelformen  der  ebdtesisrhen  Bevöl- 
kerung.  Beiträge  zur  Anthropologie  ElsaM-Lotlirin* 
gen».  Heft  1.  4°.  107  8.  Mit  10  Taf.  u.  1 Kart«. 

Birkner,  F.  Tbc  Anthropologien!  Society  of  Austral- 
asia.  I»ie  Unterschiede  zwischen  Australier  und 
Melanesier  und  die  ethnische  Zusammensetzung  der 
Letzteren.  Corr.-Bl.  XXIX,  S.  5 — 6. 

Eine  Uebcnatauag  «lcs  Aufsaix«»:  Different- es  between 
Augtrulian*  and  McUn«»ians.  The  Austrnlian  Anthropo- 
logie*) Journal,  1897,  ,S.  121. 

Birkner,  F.  Einiges  ül»er  Zwergen  wuchs.  Corr.-Bl. 
XXIX,  8.  188  — 192 

Josefine  Prinz  ans  Gnubftnden,  Suiaun  und  Kalma  aus 
Indien,  5 singbalesische  Zwerge,  2 Ewwe-Midchen,  Familie 
Renk  (Danzig). 

Birkner,  Ferdinand.  Ueber  die  sogenannten  Azteken. 
A.  A.  XXV,  8.  45  — 59  mit  1 Abbildung. 

Siehe  auch  Berkhan,  0.,  Globus  73,  S.  57  — 59  mit 
3 Abbildungen. 

Biamarok’B  Gehirn.  Allgemeine  Wiener  med.  Zeitung, 
Jahrg.  XU II  8.  592. 

Das  Gewicht  des  Gehirns  von  Bismarck  wird  von 
dem  ungenannten  Autor  zu  1807  g angegeben. 

Blasius,  Wilhelm.  Spuren  paläolithischer  Menschen 
in  den  Diluvialablagerungen  der  Rübeländer  Hohlen. 
3 Taf.,  1 Fig.  Beitrag  zur  Anthropologie  Braun* 
schweig*.  Festschrift  zur  29.  Versammlung  der 
deutschen  anthropolog.  Gesellschaft  im  August  1898, 
8.  1—38. 

Blooh,  Adolphe.  Sur  une  modification  frequente 
dans  le  »qnelette  du  petit  orteil.  Bull.  Antlir.  Paris, 
IX,  8.  153—162. 


Le  squelette  du  petit  orteil  nt  «ouvent  cumposo  de 
deux  phalanges  au  Heu  de  trois.  — Examen  des  osseleta 
du  petit  orteiL  — Soudure  dans  d’autres  orteil*. 

Blooh,  ▲.  Essai  sur  les  levree  au  point  de  vue  anthro- 
pologique.  Bull.  Antlir.  Paris,  IX,  p.  284  — 300. 

Dimension*.  — Colorstion  du  bord  libre. 

Blumberg,  M.  u.  B.  Ueynmnn.  Ueber  den  Ursprung, 
den  Verlauf  und  die  Bedeutung  der  glatten  Muscu- 
latur  in  den  Ligamenta  lata  beim  Menschen  und  bei 
den  Säugethieren.  Archiv  f.  Anat. , Anat.  Abthl., 
8.  263  — 287.  Mit  3 Taf. 

Boinet,  E.  Polvductvlie  at  atavisme.  Revue  de  mikleo,, 
T.  XVIII,  p.  316. 

Bolk,  L.  Ueber  eine  Variation  des  kurzen  Kopfes 
des  Bicep»  femoris  beim  Drang.  Morphol.  Jahrb., 
B*.  XXVI.  8.  274  — 281.  Mit  1 Holzschn. 

Bourneville.  Iuegalit£  de  poids  dea  hämisplierea  c£re- 
braux.  Progres  mödica),  p.  248. 

Branoo,  W.  Die  menschenähnlichen  Zähn«  aus  dem 
Bohnere  der  schwäbischen  Alp.  Jalircsh.  d.  Vereins 
f.  vaterländische  Naturk.  in  Württcnilierg  1AV,  8.  1 

— 227.  Mit  3 Taf. 

Brandenburg,  N.  E.  Ueber  die  gefärbten  Skelette 
in  den  Kurgan- Gräbern.  Globus  74,  8.  116  — 117. 

Nach  dem  Russischen  (Prot.  d.  Sitzung  d.  Russisch- 
anthrop.  Ges.  io  Petersburg  1890 — 1891,  1.  Jahrg-,  S.  39 

— 43.  St.  Petersburg  1892)  milgetheilt  von  L.  Stieda. 

Brandt,  Alexander.  Das  Hirngewicht  uud  die  Zahl 

der  peripheren  Nervenfasern  in  ihrer  Beziehung  zut 
Körpergröße.  HÄ  Centr.  XVIII,  8.  475 — 488. 

Brandt,  O.  Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen 
des  Rdchslitnde*  Elsas»  ■ Lothringen.  Beiträge  zur 
Anthropologie  Eisass- Lothringens.  Heft  II.  4^.  VII 
n.  82  8.  mit  3 colorirten  Karten. 

Brinton , Daniel  Q.  The  Ilwarf  tri»*«  of  the  upper 
AmAzon.  American  Anthropologist  XI,  8.277  — 279. 

Brinton,  Daniel  Q.  The  peoples  of  the  Pliilippines. 
American  Anthropologist  XI,  p.  293  — 307.  Mit 
1 Tafel  u.  7 Figuren. 

Brinton,  Daniel  Q.  The  people*  of  the  Philippine». 
8".  Washington. 

Bronzezoit*Funde,  Ueber  einige,  der  naturhistori*cheu 
Gesellschaft  Nürnberg.  Ablmndl,  der  naturhist.  Ges. 
zu  Nürnberg.  Bd.  11,  8.  1 — 15  mit  11  Taf. 

Buachan,  G.  Tertiürmensch.  Handwörterbuch  der 
Zoologie,  Bd.  VH» 

Caneatrini,  G.  Autropologiea.  3.ed.  8°.  Milano.  345  pp. 

Carriere,  G.  Materiaux  |H>ur  servir  & la  palethno* 
logie  des  Covennes.  I/Antiir.  IX,  p.  369 — 379.  Avec 
7 flg. 

Ncolithbcbe  Schädel  uud  lauge  Kixuben  aus  Dolmen 
bei  Montpellier- le- Vieux  und  Puecb- Marques,  sowie  aus 
Grotten  von  liramahiau,  Durfort. 

Cönas,  L.  Les  petites  levren  au  point  de  vue  anthro- 
pologiquo  et  ttiedico-l£gal.  Uompt.  reud.  de  la  26. 
■was,  de  l’assoc.  fratu;.  pour  Pavane,  dea  »c.  a Saint- 
Ktienue  en  1897,  P.  1,  p.  338;  P.  2,  p.  708  — 710. 

Ch&ntre,  E.  Recherche*  anthropolngiqnes  dans  PAaie 
Occidental^.  Pme.  verb.  de  la  26.  seas.  de  I’hssoc. 
fratu;.  jiour  Pavane,  des  sc.  k Saint- Etienne  en  1897, 
T.  I,  p.  324— 325  (Discutsion:  Oollignou,  Delisle, 
Schmidt). 

Chopinei,  Ch.  et  E.  Ldvöquo.  Du  recrutement  dans 
le  departement  de*  Landes.  Etüde  sur  la  population 
landaise.  Compt.  rend.  de  Pasaociation  fram;.  pour 
l'avanc.  des  sc.  k Saint  - Klimme  en  1897.  F.  2, 
p.  614  — 649. 


Digitized  by  Google 


30 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Christ,  J.  37  bleibende  Zähne  in  einem  Munde. 
Deutsche  Monatsschr.  t Zabuheilk.  XVI,  8.  22. 

Chudsinski,  Thöophile.  Observation«  nur  le*  Varia- 
tion» musculaires  dan»  le«  rare«  humaine».  Memoire» 
de  Ia  BOtÜU  d’anthropologie  de  Paris,  8£r.  3,  T.  II, 
F.  2.  226  pp. 

Chudsinski,  Th.  8ur  le»  plis  cäräbraux  d’un  aye-aye. 
Bull.  Anthr.  Paris,  VII,  Nr.  1.  Avec  3 fig. 

Codmann,  E.  A.  Experiment!«  on  the  application  of 
the  Roentgen  r»y«  to  the  study  of  auatomy.  Jonrn. 
of  experimental  medicine,  YoL  III,  p.  383 — 381. 

Cohn,  H.  Untersuchungen  üh«r  Sehproben  bei  Aegyp- 
ten.. Z.  E.  V.  XXX,  18rt  ; 263. 

ThrilweUc  fand  er  eine  5-  Ins  51/«  f»chc  Sehschärfe, 
<1.  h.  eiueu  Gesichts»  iukel  von  12  bis  11  Secundeu  mehr 
*1»  Humboldt  bei  Indianern. 

Die  Culturvülker  haben  ebenso  hohe  Sehschärfe  als  die 
Naturvölker,  M beiden  besitzen  80  Pfuc.  Sehschärfe  ». 
Zusammenstellung  der  bisherigen  Beobachtungen. 

Coiinl.  11  sepolcreto  di  Kemedello  e il  periodo  eneo- 
liüco  ln  ItAlia.  Bull.  PaletnoL  lul.,  XXIV,  8.  206 
- 260. 

TabotsXVI.  Cranio  umano  eolorit«  con  cinabro,  8.208. 

Collin,  Emile  et  Capitan.  Un  village  m'olithique 
dan»  le  d^partement  de  la  Beine  (Villejuif).  Compt. 
read,  de  la  26.  »cs«,  de  l’assoc.  fran$.  pour  Tavauc.  d. 
8c.  & Bainl-Eiienne  en  1887,  I*.  2,  8,  667  — 668. 

Cor&inl,  E.  Etüde  de  quelques  partic  ularitA»  du  erAne. 
Arch.  italienne*  de  biol.  XXX,  280 — 282. 

Corner,  E,  Ort  »oine  skull*  frora  Ceylon.  Jonrual 
of  anat.  and  physiology  norm,  and  path.,  Vol.  32, 
N.  8.  VoL  12,  P.  4,  p.  754  — 764. 

Coupin,  H*  L’honune  pröhistorique.  8°.  M&un. 

12  pp. 

Cox,  W.  H.  Over  de  Acquivalentic  van  Man  en 
Vrouw.  BUS  biologische  bescliauwing.  6°.  26  8. 
Deventer. 

Cugnov,  S.  Materialy  dlja  antropotogii  Bibiri^IX. 
O kurgannych  iskusstremio  deformin  venuyeb  cere- 
pacb  Sibiri.  1 Taf.  Naturf.  Oe».  Univ.  Kasan, 
Bd.  32.  Nr.  3.  (35  8.) 

Künstlich  deforinlrte  Schädel. 

Cunningh&m,  W.  Ou  soine  palaeolithic  Implement« 
fron»  the  Plateau  gravels  and  tb**ir  evidenco  concern- 
ing  „eolithic"  Man.  The  Quart.  Journ.  of  the  Geolog. 
8oe.  Vol.  54.  10  S. 

Cunningham,  J.  The  signiücanc«  of  unatomical 
variations.  Journ.  of  anat,  XIII,  P.  1,  p.  1 — 9. 

Doniker,  J.  Le»  races  de  l’Europe;  Compt.  rend.  do 
la  26.  sei»,  de  Paasoc.  frftm;,  pour  l’avano.  de*  so. 
ä Bwint  Etienne  en  1897,  P.  I,  p.  324  — 325  (Discos* 
sion:  Collignon).  — L’Anthr.  IX,  p.  113 — 133  mit 
einer  Kartenskizze. 

Referat  von  E.  Schmidt,  Globus  72,  S.  214—215. 

Dostot.  Radiographie»  anatomiques.  Procos  verb.  de 
la  26.  se*n.  de  Paaaor.  fran£.  pour  l’avanc.  de«  »c. 
iV  Saint -Etienne  en  1897,  P.  I,  p.  296  — 297;  P.  II, 
p.  733  — 734. 

Dhdrd  et  Lapique.  Variation  des  diverse»  parties 
de»  centrv*»  nervenx  er»  fonction  du  potd*  du  corp» 
ehe»  le  chien.  Compt.  rend.  de  la  soctät&  de  biologie, 
T.  V,  p.  861  — 862. 

Dherö  et  Lapique.  Relation  entre  la  forme  du  cer- 
veau  et  la  grandeur  du  sujet  che»  le  chien.  Compt. 
rend.  de  la  »oetätti  de  biologie,  T.  V,  p.  783  — 785. 

Documenta  on  Medical  Anthropology.  Untrndden 
Fields  of  Anthropology.  Observation»  on  the  esoteric 
Mannen  and  Oustom»  of  8emi- Civilized  People»; 


being  a record  of  thirty  years*  experience  in  Asia, 
Africa,  America  and  Oc^ania.  By  a French  Armv- 

- Burgson.  Ed.  2.  Vol.  1,2.  4®.  XL,  343  8. ; XXI V, 
502  8.  Pari». 

Doraey,  G.  A.  The  lumbar  curve  in  soine  atnerican 
VMM.  Bulletin  ot‘  the  Essex  Institute,  XXVII. 

Dorsey,  G.  A.  A bibliography  of  the  anthropology 
ofPeru.  Chicago,  Field  Columbia»  museuni»  Publicat. 
Nr.  XXI 11.  154  pp. 

Doraey,  Q.  A.  Th«  photograph  and  «keletou  of  a 
native  Australien.  Bulletin  of  tbu  Essex  Institute 
XXVIII,  p.  57  — 69.  With  2 pls. 

Dubois,  E.  Ucber  die  Abhängigkeit  des  Hirngewichtes 
von  der  Korpergrdsae  bei  den  Bäugethieren  und  beim 
Menschen.  A.  A.  XXV,  8.  1 — 28;  8.  424  — 442. 

Dubois,  E.  Abstract  of  remark»  ou  tlie  braincast  of 
Pithecanthropu»  erectus.  Jonrn.  of  anat.  XXX III. 
p.  273  — 276. 

Dubois,  E.  De  thanns  bekende  soorter  van  fo«aiele 
Menschapen.  Tijdschr.  van  de  Nederl.  Dierk.  Ver- 
eenijing,  D.  V.,  Afl.  2 — 4,  p.  LXX  — LXXIV. 

Duckworth , H.  L.  Me&surements  of  a male  negro. 
Journ.  of  anat.  XXX1IJ,  p.  356. 

Die  Ehen  unter  Blutsverwandten  und  die  Statistik. 
Globus  74,  8.  379. 

Ehrenreioh,  P.  Neue  Mitteilungen  über  die  Guayaki 
(Hteinzeitmenschen)  in  Paraguay.  Globus  73,  8.  73 

— 78.  Mit  11  Fig. 

Eisler,  P.  Zur  Frage  der  KxtremitAtenhomologi«. 
Biol.  C.  XVIII,  8.  92  — 94. 

Eikind.  Ueber  Sergis1  Schädeltypen  Ln  ihrer  Be- 
ziehung zum  Index  de»  8chftdel».  A.  A.  XXV,  8.  32« 
(Referat). 

EIÜb,  M.  A.,  Miss.  On  the  human  ear  a»  a meaui 
of  identiftcation.  Report  on  the  68.  tneeiing  of  the 
British  aasociation  for  the  avaucement  of  Science  at 
Bristol  in  1898.  p.  1011. 

Fawcett,  E.  The  articulation  betwuen  the  flfth  and 
sixth  rostal  cartilage»  iu  man.  Anat.  Anz.  XV, 
8.  30  — 82. 

Flechsig,  P,  Emde»  sur  le  cerveau.  Traduit  par 
L.  L£vi.  8#.  Pari*.  Avec  5 fig. 

Flörke,  G.  Ueber  den  Einfluss  der  Kiefer  und  Zähne 
auf  den  Gs*icbt»au»drnck  der  Völker.  Inaug.  - Dia». 
8°.  Erlangen.  96  8.  Mit  16  Fig. 

Fraaa,  E.  Anthropologisches  aus  dem  Lande  der 
Pharaonen.  Corr.  BI.  XXIX,  8.  9—  12. 

Neben  Mitibeilungen  über  srch&ologUche  uad  klimstUche 
VerbaUm»*«  auch  solche  über  di«  Bewohner  de«  Landes. 

Fralpont,  J.  Le»  ntolithique»  de  la  Meuse  (Type« 
de  Furfooz).  Bull.  Anthr.  Bruxelles,  XVI,  B.  311 

— 392  mit  5 Taf.  Schädel  und  Skelette. 

1.  L'ossuahe  de  FAbrv*ou*-roche  de  Sandron,  k Huctorgne. 
2.  La  svpulture  de  U n rotte  du  Doctenr,  k Iluceorgne.  3.  La 
s£pulture  du  trou  No.  1 de  l'Uermitage,  s Moha.  4.  La 
«epulture  de  1*  grolle  du  Mont  FalhUe,  i Auth*5«.  5.  La 
»epulture  du  vTnna»l  Wesse1  4 Petlt-Modave.  6.  La  *4pul- 
ture  de  la  quatrtöroe  Csterae  de»  Awirs,  i Engl».  7.  la 
sepulture  de  ln  Präalle,  prts  de  Cbanxhe.  — Car»ct4re» 
genfrsox  de*  Näolithiques  de*  »ept  «äpulture*  ätudiäe*.  — 
Mode«  de  säpulture.  — Origlee  des  NeoUthiques  de  la 
Meute. 

Frey.  DrsI  mlkrooepbalische  Geschwister.  A.  A.XXV, 
8.  33  — 44  mit  1 Abbildung. 

Friederici.  Der  Gang  des  Indianers.  Globus  74, 
8.  273  — 278. 

Fridolin,  J.  Amerikanische  Bcbädel.  A.  A.  XXV, 
8.  397—412. 


Digitized  by  Google 


Anatouiio. 


31 


Fritsoh,  Q.  Sacrale  Hautgrübdien  beim  Menschen. 

/.  IS.  V.  XXX,  S.  142—  144. 

LH«  säenden  Hautgrübchen  sind  dom  weiblichen  Körper 
oigenthümtich,  wenn  auch  Ausnahmen  Vorkommen. 

Fritsch,  Q.  Uelx?r  die  Entstehung  der  Itnawnmerk- 
male  de»  menschlichen  Kopfhaare«.  Corr.-Bl.  XXIX, 
8.  161  — 164. 

Gruppirung  der  Haare  auf  dem  Haarboden ; Einpflanzung 
der  Honrr;  Form  Im  Querschnitt;  Plgmentlrung;  senk- 
rechte Durchschnitte  der  Kopfhaut;  Anhangidrüaen  der 
Haare. 

Froriep,  A.  Zur  Kenntnis«  der  Lagebexiebuogeu 
zwischen  Grosshirn  uud  Schädeldach  bei  Menachen 
verschiedener  Kopfform.  Zugleich  ein  Beitrag  zur 
Vergleichung  des  Schädels  mit  der  Todtenmaske. 
Mit  einem  Anhang:  Darstellung  der  cranio-cerebralen 
Topographie  in  stenographischer  Projectiou.  Fol. 
46  8.  mit  5 Taf.  u.  Fig.  im  Text.  Leipzig,  Veit  u.  Co. 

Funke,  E.  Ueber  einen  Processus  odontoideus  atlautis 
hominis.  Anat,  Anz.  XIV,  8.  385  — 390.  Mit  3 Fig. 

G.  H.  Anomalie  du  ptlrion.  Rev.  mens,  öcole  Anthr. 
de  Pmill,  Nr.  8,  p.  262  — 263. 

Gardiner,  J.  Stanley.  The  Natives  of  Rotnma. 
Journ.  Anthr.  Instit.  Great  Britaiu  Irelaud,  XXVII, 
8.  396  — 435. 

I’hjrtical  CbaracterUtic. 

Gatschet,  Albert  S.  Die  Osageindianer.  Mit  Bild- 
nissen hervorragender  Stainmesangehuriger.  Globus 
73,  8.  349  — 354  mit  4 Abbildungen. 

Giglloli,  H.  E.  L'osto  dclla  morte  ecc.  tra  gli  indi- 
geni  dell’Auatralia.  Arch.  Antrop.  Etnol.  XXVI II, 
p.  259-271. 

Gir&rd,  H.  Notes  sur  les  Chinois  du  Quang-si  (Prö- 
fccture  de  Lang-lchdou).  L'Anthr.  IX,  p.  144 — 171. 

Taille.  — Grande  epvrrgure.  — Indier  clphalique.  — 
Indier  nasal.  — Proportion#  vcrticalos  de  la  tote.  — Pro- 
portion« transversales  de  la  tdte.  — Ouvertüre  palplbrale. 
— Bouche.  — Oreille. 

Girard,  H.  Note  anthroponukrique  sur  les  Chinois 
de  Lang-Tch£on  (Quang-si).  Proc.  verb.  de  la 
26.  «ess-  de  l’assoc.  franc;.  pour  Pavane,  des  sc. 
ä Baint-Etienne  en  1897,  P.  I,  p.  330  (Discufttion 
Collignon). 

Girard,  H.  Aide-memoire d'anÜiropologie.  8°.  Paris. 
282  pp.  Avec  70  fig. 

Gi  uffr  i da- Ruggori , V.  Le  basi  »cheletriche  della 
raasomiglianza , variazioni  minime  e variaxioni  mas- 
sime  «i*lla  norm»  facciale.  Arch.  Antrop.  Etnol. 
XXVIII,  8.  355  - 360. 

GiufTrida-Ruggeri,  V.  11  peso  delp  encefalo  in  mp* 
porto  con  la  form»  dcl  cranlo  e col  metopismo. 
Rivist»  sperimentale  di  freniatria.  VoL  XXIV,  p.  400 
— 406.  — Arch.  italiennes  de  biologie,  T.  XXX, 
p.  347  — 348. 

GiufTrida-Ruggeri,  V.  ITn  osso  zygomatico  tripar- 
tito  e altr«  rare  anomalie.  Rivista  di  freniatria 
XX11I,  p.  460  — 467.  Con  4 fig. 

Giuffrida  - Ruggori , V.  Un  nuovo  carrattere  pite- 
coide  in  !3  cranii  alienati  (Assenza  della  fossa  glenoi- 
de»  de  temporale).  Rivista  speriment&le  di  freniatria, 
Vol.  XXIV,  F.  1. 

Gooht.  Lehrbuch  der  Röntgenuntersuchung.  8°. 
Stuttgart.  Mit  58  Fig. 

Gooht.  Herstellung  von  KnochenBtructnrbildern  mit- 
telst Röntgenst ruh ten.  Fortschr.  auf  d.  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen,  Bd.  I,  8.  57. 

Godin.  Observation  dune  uaine  (Agnes  Sztyahely). 
Bull  Anthr.  Paris,  IX,  8.  531  — 535. 


Gray,  W.  Notes  on  tlie  natives  of  Tanna.  Journ. 
Authr.  Instit.  Great  Britain  Irelaud,  XXV 111  (1), 
p.  127  — 132.  Mit  1 Tafel. 

Gros,  J.  L'homme  foesile.  A venture«  d’une  exp&* 
dition  scientifique  dan»  les  mers  australes.  12°. 
Paris.  288  pp.  Avec  flg. 

Grunmach,  E.  Untersuchung  von  Phokomelen  mit- 
telst der  Köntgenstrahlen.  Z.  E.  V.XXX,  8.61  — 62. 
Mit  1 Tafel. 

S.  Virchoir,  R.:  Di«  Phokomelen  und  das  Birenwcib. 

Haddon,  EL  C.  The  study  of  man.  8*.  544  pp. 

London. 

Hagen,  B.  Anthropologischer  Atlas  ostasiatischer  und 
melanesischer  Völker.  4°.  XXIV  und  113  8.  mit 
Aufnahmeprotocollen , Messungstabellen  und  einem 
Atlas  von  101  Tafeln  in  Lichtdruck.  Wiesbaden. 
0.  W.  KreidePs  Verlag. 

Referat:  A.  A.  XXVI,  8.  522—625. 

Hagen,  B.  Die  Eingeborenen  von  Deutsch-Neu-Guineu. 
Bericht  der  Benckenbergischen  natui forschenden  Ge- 
sellschaft in  Frankfurt  a.  M.,  8.  CVI. 

Bericht  über  einen  Vortrag. 

Hamy,  E.  T.  Coutribution«  A ('Anthropologie  du 
Nayarit.  Bull,  du  Mus.  d’hist.  aut.,  Nr.  6,  8.  251. 

Harrison,  A.  A.  A study  ofHawaiian  skulls.  Trans- 
actions  of  the  Wagner  free  Institute  of  »cience  in 
Philadelphia.  Vol.  V.  55  pp.  With  12  pls. 

Heger.  Le*  photographics  composite*  de  M.  1©  Pro- 
fesscar Bowditch  (de  Bostou).  Bull.  Anthr. 
Bruxelles,  XVI,  8.  89  — 93. 

Ilicks,  H.  Ou  the  evidence  of  the  antiquity  of  mau 
furnished  by  ossiferous  ravorns  in  ghwiated  districts 
in  Britain.  Quart.  Journ.  of  the  geolog.  society. 
24  pp. 

Hirsch , H.  H.  Ueber  ein©  Beziehung  zwischen 
Neigungswinkel  des  Bchenkelhalses  und  dem  Quer- 
schnitt des  Schenkelbeinsehaftes.  Anatomische  Heft© 
XI,  8.  873  — 679.  Mil  3 Taf. 

Hladlk,  J.  Praebistoricke  hradisko  a phrebbte  u 
Obrau.  16  Tafeln.  Ann.  Mus.  Francisc.  Brunn.  (53  8.) 
gr.  8°. 

Hoernes,  M.  Urgeschichte  der  Menschheit.  Russ., 
übersetzt  vou  N.  Beresin.  2.  Ausg.  8t.  Petersburg. 
157  8.  mit  Abbild.  8°. 

Hoffmonn,  Charles  Griffith.  Die  Neger  Washing- 
tons. Globus  73,  8.  86 — 89.  Mit  4 Fig. 

Holl,  M.  Ueber  Gesichtsbild ung.  Mittb.  authr.  Ges. 
Wien,  XXVIII  (XVIII),  8.  57—1000  mit  22  Figuren 
und  1 graphischen  Tabelle  im  Texte,  20  Figuren 
auf  Tafel  I u.  II,  5 graphischen  Tabellen  und  2 Maas»- 
ta  bellen. 

1.  Ueber  die  Farraversciued«n  heilen  de*  Gesichtsskclrttes 
beim  Erwachsenen;  2.  über  die  Form  Verschiedenheiten  der 
GesichUskelett«  der  Neugeborenen;  3.  über  die  Unter- 
schiede zwischen  Gesichtern  Erwachsener  und  Neugeborener ; 
4.  über  das  Wachsthum  des  Gesichtes;  5.  über  den 
Gesichtuchldel  des  Greises;  6.  über  die  GesichUfonnen 
ln  der  Antike. 

Hommel,  F.  Hethiter  und  Skythen.  Corr.-Bl.  XXIX, 
8.  39  — 40. 

Housd,  E.  Les  type«  ©thniques  de  la  Belgique.  Bull. 
Authr.  Bruxelles*  XVI,  8.  78—89. 

Aus  6000  Soldaten  wurden  29  Typen  ausgewählt,  be- 
schrieben, gemessen  und  photographirt. 

Hovorka,  Oskar,  Edler  von  Zderas.  Sollen  wir 
weiter  messen  oder  nicht?  Centr.BI.  III,  8.  289 
— 294. 


Digitized  by  Google 


32 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Hrdlicka,  Ale«.  Study  of  Die  normal  tiliia.  Ame- 
rican Anthropologin  XI,  p.  80" — 312. 

Hrdlicka,  Ales.  Physical  differentes  hetween  white 
and  oolored  children.  American  Anthropologe  st  XI, 
8.  347  — 350. 

Hiütkranta,  J.  W.  Heber  congenitalen  Schlüssel- 
beindefect  und  damit  verbundene  8ch  Adel  Anomalien. 
Anat.  An*.  XV,  Verb.,  8.  237  — 241. 

Ein«  46  jährige  Frau,  eine  28jährige  Frin  mit  ihren 
9 Töchter»  ($'4  1%  .Uhr  and  1 Monat  alt). 

Hultkrants,  J.  W.  Nigra  bi  drug  tili  Sydamerikaa. 
Fysiaka  antropologi,  Ym«r,  8.  81. 

Jacques,  V.  I#eti  Congolnis  de  TExpoaiÜOn  univer- 
sell** de  Bruxelles- Tervnereii  Bull.  Authr.  Bmxell«*, 
XVI,  8.  1*9  — 943  mit  3 Tafeln. 

Be  werden  die  Beobachtungen  und  Maats«  au  165  cf, 
62  9 dem  Congogebiet  mitgetheilt,  darunter  von  2 cf 
Ttkki-Zwergen  von  14  und  12  Jahren. 

Jacques,  V.  Lea  Naina.  Bull.  Authr.  Bruxelles  XVI, 
8.  282  — 302  mit  1 Figur. 

Eine  tuaammenfassende  Abhandlung  Über  Zwergvölker. 

Des,  G.  Why  human  progrets  in  by  leapa.  Report 
of  tbe  67 th  meeting  of  the  british  nssoclauon  für 
the  ndvancement  of  science  at  Toronto  in  1897, 
p.  706. 

Imbert,  A.  Radiographie«  d'art^re«  et  radiograpbie 
de  grmuM'sae  extra  utöri  tu*.  Compt.  rend.  de  ta  «oc. 
de  biologie,  T.  V,  p.  649. 

Iwanovitch  - Btoyanov  , P.  Note  aur  quelques  caa 
de  polymastio  et  de  polythelie  chex  1‘ hum  me.  Bull. 
Anthr.  Paria,  IX,  8.  »01 — 304.  Discuasion:  Ray- 
mond, de  Mortille t,  8.  305. 

Kirk,  C.  Eine  aeltene  Zahn-Anomalie.  Cornspoodans* 
Blatt  f.  Zahn  Am«,  IW.  XXVII,  8.  220  — 223.  Mit 
6 Fig. 

Köhl.  Neue  ateinseiDiche  Gräberfelder  bet  Worms. 
Corr.-Bl,  XXIX,  8.  146-  157.  Mit  li  Fig. 

Köppol,  A.  Vergleichende  Bestimmungen  des  Innen- 
volumena  der  Rückgrat-  und  SchädelhöbJe  bei  Men- 
schen und  T liieren.  A.  A.  XXV,  8.  1 71  — 184. 

Kohlbrugge,  J.  H.  F.  Die  Ifomotvpie  des  Ualaes 
und  Rumpfe«.  Eine  vergleichende  Untersuchung  der 
Hals-  und  Brustnervcn  und  ihrer  Muskeln  mit  einem 
Anhang  über  den  N.  facialis.  Archiv  f.  Anat.,  Anat. 
Abth.,  8.  199  — 262.  Mit  27  Fig. 

Kohlbrugge,  J.  Bi jd ragen  tot  de  natuurlijke  ge- 
schieden!« van  Menschen  en  Bieren.  VI:  Bchwans- 
hildung  und  Steissdriise  de*  Menschen  und  das  Gesetz 
der  Rückschlagvererbung.  Natuurkundig  Tijdechrift 
vor  Nederlandsch  Indie,  D.  LVII.  Mit  1 Taf 

Kohlbrugge,  J,  H.  F.  L’untliropologie  de«  Teng* 
geroia  Indonesiens- Montagnar 'da  de  Java.  L* Authr. 
IX.  8.  1—25. 

Cheveux.  — Couleur  de  la  peau.  — Yen*.  — Nez.  — 
Deut».  — Orteila  et  doigts.  — La  tadle.  — Metnbr« 
supörieur.  — Metnbre  Interieur.  — Lougueur  totale  du 
pied.  — Tete  (lodicc  cephalique).  — ludice  nusal.  — 
Indice  du  visage.  — ln  dir«  frontal.  — Angle  fad«!  de 
Camper.  — lofluence  de  la  taille  aur  les  proportiona  du 
corp«. 

Koken , B.  Lieber  tertiftre  Menschen.  .lahresheft 
d.  Ver.  f.  vaterländische  Naturk.  in  Württemberg. 
Jahrg.  LIV,  p.  LXXXIV  — LXXXV. 

Kollmann , J.  und  W.  BQchly.  Pie  Persistenz  der 
Rassen  und  die  Reconstruction  der  Physiognomie 
prähistorischer  Schädel  A.  A.  XXV,  8.  »29  — 360. 
Mit  3 Taf.  und  5 Fig. 


Kollmann,  J.  lieber  die  Beziehungen  der  Vererbung 
zur  Bildung  der  Menschenrassen.  Corr.-Bl.  XXIX, 

8.  116  — 121.  Mit  1 Taf.  u.  1 Holzscbuitt. 

Kollmann,  J.  Die  Weichtheil«  des  Gesichts  und  di« 
Persistenz  der  Rassen.  Anat.  An*.,  Bd.  XV,  8.  165 
— 177  mit  » Fig. 

Auf  Grund  von  Beobachtungen  an  28  Leichen  and  der 
Arbeiten  von  Welcher,  Kupffer  und  Bcssel-Hagea 
und  H i * schliesst  K.  Folgende«  : 

1.  An  den  ide»ti«chea  Punkten  des  menschlichen  Ge- 

richte«  ist  das  Verbal lni*s  der  Weichtheile  zu  den  Knoches  . 

übereinstimmend  bei  gleichem  Geschlecht,  bei  gleichem 
Alter  und  bei  gleichem  F.rnahrung  «zustande. 

2.  Da*  Skelet  i*t  das  Fundament  für  dir  Weichtheile. 

Auf  einen  weiblichen  Schädel  der  neollthischen  Periode 

au.«  Auvernier  trug  K.  die  Weichtheile  auf  und  reconstruirte 
so  den  Kopf  (Frau  von  Auvernier). 

Referat  mit  Abbildungen:  E.  Schmidt,  Die  Recon- 
struction der  Physiognomie  ans  dem  Schädel.  Globus  74, 

8.  307  — 310. 

Krause,  Ernst  H.  I*.  Pflanzen  geschieht«  und  anthro- 
pologische Perioden.  Globus  74,  8.  »42  — 346. 

Krause,  W.  Roth  gefärbt«*  Knochen  von  Australien. 

Z.  K V.  XXX,  S 75.  Dazu  R.  Virchow,  8.  7«. 

Der  eine  untersucht«  Schädel  zeigte  Flecken  von  Eisen- 
oxyd. 

Krause,  W.  CrAnes  Australiens.  L’Anthr.  IX,  p.  481 

— 482  (Re£). 

Krause,  W.  Das  anthropologische  Material  de«  ana- 
tomischen Institute«  der  Königlichen  Universität  zu 
Berlin.  4°.  Th.  3.,  Abth.  1.  11  8.  Braunsehwdg, 

Fried r.  Vieweg  & Hobo. 

Kreimer.  Ueber  einen  Gräberfund  beim  ZelJerbof 
JAhnwh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württem- 
berg, Jahrg.  54,  8.  81.  Bitzungeher. 

Lablt,  H.  Anthropologie  de«  Ardenne«.  Proc.  vgk 
de  la  26.  aes*.  de  Passoc.  frnng.  pour  l'avanc.  de«  ic. 
ä Baint-Ktienne  en  1897,  P.  I,  p.  316  — 818  (Discuv 
sion:  Coli ig non,  Henrot);  P.  II,  p.  645  — 656. 

Lakowitü.  Pas  Reihengräberfeld  von  Kabln*  im 
Kreise  Culm  a.  d.  W.  Corr.-Bl.  XXIX,  8.  99*94» 

Die  Kürperlänge  wurde  mit  168  bis  186  cm  gemessen. 

Die  Schädel  waren  dolirho-,  mr«>-  and  brachycephal. 

Laloy,  L.  Der  Tertiärmenach  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  unncren  Funde  in  Auatralien.  Ontr. 

Bl.,  Jahrg.  4,  8.  66  — 67. 

Lapioque,  L.  Sur  la  relation  du  poida  de  Peuciphal* 
au  pou«  du  florpa*  Compt.  rend.  de  la  aocietA  da 
biologie,  T.  V,  p.  62  — 63. 

Laville,  A.  Sdpultures  anciennes  d'Orly.  Bull.  Anthr. 

Paris,  IX,  8.  495—506. 

Description  du  crine  du  squelelto  d’Orly  par  M.  de 
Dr.  Manouvrier.  Di«  Zeit  der  Gräberfelder  ist  zu  setzen 
in  die  „dpoque  niarnieonr“ , vielleicht  auch  früher,  bw 
in  die  „öpoque  romaine*. 

Leboucq,  H.  Recherche«  sur  le*  Variation«  anato- 
miques  de  la  primäre  cöt»  chex  l'homme.  Archiv« 
de  biologie  XV,  p.  125.  Avec  une  pl. 

Lehmaun-Nitache,  R.  Anthropologin  e craniologia- 
Beviata  del  Museo  de  la  Plata,  T.  IX,  p.  121. 

Lehm&nn-Nitaehe,  R.  Anthropologin  y craneologia, 
conferencia  data  en  la  seccion  uuthropologica  «W 
primer  congreeso  cientiflco  latino  - americano.  8*. 

La  Plata.  20  pp» 

Letourneau,  Cb.  Revolution  de  l'6ducation  dans  1« 
diverses  rares  hu  mnines.  Bibi iothöq ue  a n thron« dogiqu*. 
t XIX.  Paris. 

Referat:  L’Anthr.  IX,  8.  350  — 352. 


Digitized  by  Google 


Anatomie. 


33 


Liät&rd.  De  la  rfoistance  des  typ«?«  authropologi«iues 
aux  iufluences  des  milieux.  Bulletin  de  racadeui. 
de  med.  de  Paris,  Anne«  LUt,  Nr.  17  — 21. 

Lindon,  Gr&fln  von.  Die  Frauenfrage  im  Lichte  der 
Anthropologie.  Eine  Entgegnung  an  Dr.  Ludwig 
Wllssr.  Globus  73,  8.  509— Sil. 

Livi,  Ridolfo.  La  distribuzione  geografica  dei  «mt* 
teri  tntropologici  in  Julia.  Riv.  iul.  di  Sociologia, 
Bd.  2.  8.  415. 

Livini,  F.  Variola  delle  ossu  na  sali.  Monitore  Zoolo- 
gien italiauo  IX,  p.  10 0 — 105.  Con  3 Tav. 

Londo , A.  et  H.  Moige.  Applications  de  la  radio 
graphie  ä l'etude  des  anomalies  digitale«.  Nouv. 
Iconogr.  de  la  8alp6trifers,  T.  XI,  p.  8i 

Lumholtz,  C.  Tlie  Huicbol  Indian«  o f Mexico.  Bull, 
of  the  American  Museum  of  natural  Uistory.  Vol.X. 
S pl. 

Referat:  L*  Anthr.  IX,  S.  589  — 591  mit  Angaben  der 
Korpergrüsse. 

Lumholtz,  C.  u.  A.  Hrdlicka.  Trephining  in  Mexico. 
American  Anthropologie,  Vol.  X,  p.  889.  Willi  one 
pl.  and  tiga. 

Lumholtz,  C.  q.  A.  Hrdlicka.  A case  of  trepanning 
in  north-wftstem  Mexico.  Report  of  the  87.  meeting 
of  the  british  »sso»  iatiou  for  the  advamctuenl  of 
Science  at  Toronto  in  Aug.  1897,  p.  790  — 791. 

Lumholtz,  C.  u.  A.  Hrdlicka.  Market!  human 
bone»  etc.  Bull,  cf  the  American  Museum  of  natural 
Jlistory,  T.  X. 

Referat:  L’Authr.  IX,  S.  474  — 475.  Os  humain*  icolp 
t4s  provokant  d’une  nfcropole  uidienne  prdhistorique  de 
PElst  de  Michoacan,  Motique. 

Luachan,  Felix  von.  Zur  Anthropologie  Kleinasiens. 
Globus  73,  8.  211  — 214  mit  Abbildungen.  — A.  A. 
XXV,  8.  326  — 327  (Ref.). 

Luachan,  F.  von.  Trepanirte  8ebädel  von  Neu-Bri- 
tannien.  Z.  K.  V.  XXX,  8.  398  — 401.  Mit  2 Holz- 
schnitten. 

Es  «erden  3 trepimirte  Schädel  beschrieben. 

Muhrs,  llinduetaner  au«  Labore.  Z-  E.  V.  XXX, 
S.  85  — 86. 

Männer  (30-,  20 jährig)  riud  gross,  wohlprnportionirt,  185, 
177  an;  die  Frau  (17 jährig)  sehr  mager,  150cm  gross. 
Brustumfang  85/91:  81/86,  68/75  an. 

Maase.  Togo -Leute.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  251  — 252. 
Mit  1 Tafel. 

Maas».  Der  Storch  • Mensch.  Z.  E.  V.  XXX , 8.  554 

— 555. 

Kin  esccssiv  magerer  Mensch,  sehr  gelenkig. 

Maass.  Das  .Flammen- Weib*.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  62o 

— 621. 

Mac&lister.  The  cauaatiou  of  brachy-  and  dolirho- 
eephaly.  Jonrn.  of  Anat.  and  Phjn.  norm,  and  pntli., 
VoL  32.  N.  8.  Vol.  12,  8.  334. 

Maokinney,  8.  B.  O.  The  origin  and  nature  of  Alm». 
2.  cd.  8°.  London.  326  pp. 

Maggi)  L.  Placche  osteoderraiche  iuterparietali  degli 
ste«r«Keirtli  e rispondenti  centri  di  osaiftcazione  inter- 
parictali  dell1  uoino.  Rendiconti  dsll*  Instit.  Lom- 
bardo  del  Science  XXXI,  p.  211  — 228.  Con  una 
tav. 

Maggi,  L.  Ontologie  craniali  fr»  Ittiosauri  e feti  dell* 
uomo  e d ahn  maromiferi.  Ricerche  e oonsideruzioni 
relative  all’ ontogenia  di  fosaili.  Rendiconti  dell'Ietit. 
Ijombarrio  del  ecienc«  XXXI,  p.  631  — 641.  Con  tav. 

Maggi , L.  11  cannle  cranio-faringeo  neglt  Ittiosauri 
omologo  * quello  dell’iioroo  e d'altri  mammiferi. 


Rendiconti  dellTstit.  Lombardo  del  ecienc«  XXXI, 
p.  761  — 770. 

Maggi,  L.  Le  osse  sovra-orbitali  nei  mammiferi. 
Rendiconti  dell'Ietit.  Iiombardo  del  science  XXXI, 
p.  1089  — 1099.  Con  una  tav.  «?  5 fig, 

Maggi,  L.  Intorno  alle  o*«e  bregmatiche  degli  Ittio- 
sauri.  Boll.  ectantifleo  XX,  p.  6 — 8. 

Makoweky,  A.  Der  Löss  von  Brünn  und  «eine  Ein- 
schlüsse an  diluvialen  Thieren  und  Menschen.  Ver- 
handlungen des  natnrf.  Yer.  in  Brünn.  Alit  7 Tafeln. 

Mau  a Anceators.  Medical  Record,  p.  512. 

Miaaing  links  sind  ib  weit  «ntfrrnterrn  F.rdperioden  als 
bisher  aufzusuchen,  falls  sic  ezistiren. 

Manouvrier,  L,  Observation  d*un  ca«  remarquable 
dichthyose.  Bull.  Anthr.  Paris  IX.  8.  113 — 116  mit 
4 Figuren. 

3 Geschwister  zeigten  dieselbe  abnorme  Bildung. 

Manouvrier,  L.  Le  cerveau  d’un  Sourd-Muet.  Bull. 
Anthr.  Paris  IX,  8.  306  — 311  mit  2 Figuren. 

Manouvrier,  L.  Apercu  de  la  c£phalom4trie.  Llnter- 
m&liaire  de  biologiates,  Annde  I,  p.  470  — 480,  490 
— 501.  Avec  6 üg. 

Manouvrier,  L.  Pur  l’allongement  momentan^  de 
la  taille  par  extenaion  voluntaire  et  sur  quclque« 
nutres  Variation«  du  chiffre  de  la  taille  interessant 
I‘ Anthr  opometrie.  Cornpt.  rend.  de  la  26,  ie«s.  de 
l'asaoc.  fran<;.  pour  Pavane.  des  so.  « Saint- Etienne 
en  1897,  P.  II,  p.  688—694. 

Marcellin,  C.  La  grotte  de  Magagnne  (Alpe«  Mari- 
times). Bulletin«  de  la  soci^U?  de  Speläologie.  I.  IV. 
p.  24—31.  Mit  13  Fig. 

Marina,  G.  L'istituto  antropologico  italiano  di  Li- 
vorno. 8.  Livorno  1897.  8 pp.  Uubersetzt  von  Frau 
Dr.  Müller.  München-Gladbach  8. 

Marion,  C.  Anatomie  d’ane  main  et  d’un  pied  hexa- 
dactyles.  Bull,  de  la  *oc.  anat.  XII,  p.  454 — 468. 
Avec  4 ftg. 

Matiogka,  Heinrich.  Ueber  die  Beziehungen  zwi- 
schen Körperbeschaffenheit  und  geistiger  Thatigkeit 
bei  Schulkindern.  Mittli.  anthr.  Ge«.  Wien  XXVIII 
(XVIII),  8.  122—126. 

Es  wurde  die  Körpergröße,  Haarfarbe,  Auge» färbe,  Kopf- 
umfang,  Kopfform  an  7000  Prager  Volks-  ond  BUrgerschul- 
knaben  aufgenoimuen  und  mit  den»  Clessenfortschritt  ver- 
glichen. 

Matignon,  J.  J.  Die  Eunuchen  im  kaiserlichen  Palast 
zu  Peking.  Z.E.  V.  XXX,  8.  551.  Mit  1 Abb. 

Matthews,  Washington.  Ute  of  ruhber  bag*  in 
gauging  cranial  ca|>acity.  American  Anthropologist 
XI,  p.  171  — 176. 

Mayer,  8.  Einige  Versuche  und  Beobachtungen  atn 
Haare.  ZeiUchr.  f.  Heilkunde,  Bd.  XIX,  8.  1—20. 

Medina,  J.  T.  Los  lonchales  de  Las  Cruces.  Nuevos 
material'**  para  sl  estudio  de  Homhre  prehistorico  en 
Chile.  Keviata  de  Chile,  10  S.  mit  Fig. 

Mehlis,  C.  Die  Urbevölkerung  des  Kheinthale*.  Corr.- 
Bl.  XXIX,  8.  12—13. 

M.  hält  die  sogeu.  Ligurer  für  die  Urbevölkerung  dr* 
Kheinthales. 

Mehnert,  E.  I.  Ueber  Form  Variationen  der  Speise- 
röhre des  Alenschen.  II.  Ueber  Lngevariat-ionen  d<*r 
Aorta  thoracica  des  Menschen.  Anat.  Anz.  XIV. 
Huppl.  8.  201—218. 

Mies,  J.  Ueber  die  Masse  und  den  Rauminhalt  de« 
Manschen  mit  Ausführung  einer  Bestimmung  de« 
speciftechcn  Gewichte«  am  lebenden.  Münch,  tned. 
W.  Nr.  44- 


Digitized  by  Google 


34  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Mies , J.  Bestimmung  der  grössten  Schädelbreiten. 
Z.  K V.  XXX,  fi.  339 — 342. 

Mies,  J.  Ueber  di«  grösste  Breit«  de«  menschlichen 
Hirnsehädels.  Corr.-Bl.  XXIX,  8.  178—187. 

Mit  der  Bitte  um  Ausfüllung  der  versendeten  Zähl- 

MKtit, 

Müls,  W.  The  psychic  development  of  young  animal» 
and  it#  phy»ic*l  (somatical)  correlation  with  *|>eeial 
reference  to  tlie  brain.  Transaction»  of  tb«  R.  nocietv 
of  Canads  1897,  Vol.  II,  p.  3—31. 

Moohi  , Aldobrandiuo.  Le  o«sa  di  Paolo  Emilio 
Demi  scultore  livorneee.  Arch.  Antrop.  Ktnol.  XXVIII, 
p.  43ü — 445. 

Mondio,  O.  Etüde«  *ur  deux  Cents  cräne»  me*»inoi*. 
Archive*  italiennr«  de  biologit?  T.  XXX,  p.  294. 

Mondio,  Q.  F,sa me  di  200  tesehi  Me*si»e*i  1180  aparte* 
nenti  a normali,  20  a ddiquenti)  e le  varietii  morfo- 
logiche  trovale  ine*si  «econdo  Ja  clasaiflea  del  Prof. 
Sergi.  Kiforma  medka,  Vol.  XIV,  p.  115. 

Monti,  A.  Da*  Wachsthum  de*  Kinde«  von  der  Ge* 
hurt  bis  einschliesslich  der  Pubertät.  Wiener  Klinik 
XXIV,  B.  2H7— 316.  Mit  9 Fig. 

Moreau,  H.  Nouveau  procAd«  dVmbaumemeut.  Bull. 
Anthr.  Pari«,  IX,  p.  17. 

Moreau,  H.  Note  *ur  une  mt'thode  d'embautnement. 
Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biologie  V,  p.  34—33. 

Much,  M.  Ueber  einen  Friedhof  ans  der  Lombarden- 
zeit.  Corr.-Bl.  XXIX,  8.  164—16«. 

Schädel  ohne  einheitlichen  Charakter,  aber  kein  aus- 
gesprochener Rundsrhädel , dagegen  ein  wahrscheinlich 
asurtscher  Schnürachidel. 

Müller,  W.  Mannergehirn  und  Frauengehirn  in 
Thüringen.  4°.  Jena.  16  8. 

Nad&illac,  de.  L'homnie  et  le  singe.  Revue  de* 
questions  acientiftques,  Vol.  XIV,  p.  1*2  u.  414. 

Neugebauer,  Fr.  Eine  Reih*  neuer  Beobachtungen 
ober  männlich«  Behaarung  bei  Weibern  und  über 
einig«  andere  Anomalien  der  Behaarung  und  Ent- 
wicklung. Chronika  lekaraka  (Polnisch). 

Newton,  E.  T.  Falaeolithic  Man.  Nature,  10.  Febr. 

Oberländer,  R.  Der  Mensch  vormals  und  heute. 
Abstammung,  Alter,  Urlieimath  und  Verbreitung  der 
menschlichen  Russen.  311  8.  mit  5 Tafeln  u.  Fig. 
8*.  Leipzig. 

Papillatüt , G.  Os  longs  des  Kourgane*  Sibiriens. 
Rull-  Anthrop.  Paris,  IX,  p.  109 — 111. 

Femur,  Tibia,  Humerus  aus  Ossements  de  Bizioo,  Toia- 
now  Goradok,  Sysserte  zu  den  von  Zaborowski  besprochenen 
Schädeln  gehörig. 

Papillault,  G.  Variation«  ntmi^riqurs  de*  vnrtäbrta 
lombaires  che*  rhomme,  leur  causes  et  leur  relation 
avec  une  anomaliu  musculaire  exceptionnelle.  Bull. 
Antlir.  de  Paris,  IX,  p.  198  — 222.  Avec  2 fig. 

Papill&ult,  G.  Etüde  morphologique  de  la  base  du 
eräne.  Bull.  Anthr.  Pari*  , IX  , p.  336  — 385.  Avec 
10  fig. 

Angle  cl Ivo-horizontal.  — Direct i«n  du  trou  occipital.  — 
Angle  basilaire  et  orbito-ocdpital  de  Broca.  — Direction 
du  piancher  cerebral  postirirur.  Direction  du  rorher  et 
Situation  du  trou  auditif  eiterne. 

Patin.  Projet  de  cauon  »cientiftqu«  ä l'tisag*  des  Ar* 
tiste*.  L’Antlir.  IX,  p.  175  — 182.  Mit  2 Figuren. 

Peal,  8.  E.  Ein  Ausflug  nach  Banpnra.  Nach  der 
Originalhandschrift  ft  beriet*  t und  mit  einer  Einleitung 
versehen  von  Kurt  Klemm.  Z.  E.  XXX.  8.281  — 371. 

Mit  Angaben  über  das  Aeuasere,  specleil  über  die  Tlto- 
wirnng  der  XagA,  Hergstämine  am  Nordabhang  der  Rarall- 


kette und  de*  PaUtoigebirges.  Verteichnisa  von  Schriften 
über  die  Nagä. 

Pergen«.  Lea  yeux  et  le*  fonctions  visuelles  des 
C'oogolais  de  Tervueren.  Bull.  Anthr.  Bruxelles,  XVI, 
p.  304  — 307. 

Perrod.  Contributn  all’  antropologi»  della  Nuova 
Guinea,  (iiorn.  d.  R.  Accad.  di  med.  di  Torino. 
Anno  «l.  Nr.  9—11. 

Pfitzner,  W.  Ueber  Brachypbalangie  und  Verwandtes. 
An«t.  Anz.  XIV.  Verb.  8.  18  — 23. 

Brachyphalangie  gleich  typische  Verkürzung  von  Pha- 
langen ohne  Verkümmerung ; regressive  Hyperpha- 
langie;  Articnlatio  tibio-fibularls  Inferior  vera. 

PhotogTaphies  anthropologiquea.  Revue  men- 
■uelle  de  lYcole  d’anthr.  de  Paris,  p.  105 — IIS. 
Avec  5 pl. 

1.  Le  Xu  pur  G.  de  Mort  Ulet.  2.  Unltd  photographique 
par  K.  Kourdriquier.  3.  Mensuratioa  par  le  Dr.  Cspitau. 

Pioaud,  A.  Application  de  la  radiographie  ä Pan* 
thropologi«.  Proe.  verb.  de  la  26.  se*s.  de  Paasoc. 
franc.  pour  Pavane,  des  «c.  tt  Saint-Etienne  en  1897, 
P.  I,  p.  326. 

Flotte,  E.  et  J.  do  la  Porterie.  Etüden  d’ethno* 
graphie  mreliistorique  V.  Fouille  ä Braasempony  en 
1897.  L’ Anthr.  IX,  p.  53]  —555. 

Pitt&rd,  Eugene.  Etüde  de  51  eräne*  de  criminel* 
frun^ais  provimant  de  la  Nonvtlle-C&ftdonic  et  cotn- 
pantison»  avec  de  s^ries  de  eränea  fran^ai»  qnel- 
ronques.  Bull.  Anthr.  Pari»,  IX,  p.  237  — 243. 

Pitt&rd,  Eugene.  Etüde  de  114  träne»  de  valide  da 
RhAne  (Haut -Valais).  Revue  mensuelle  de  l’doole  de 
l'authropologie.  Ann6«  VIII,  p.  86  — 94.  Avec  3 fig. 

Pittard,  Eugene.  Etüde  de  50  crAne«  valaisans  de 
la  vallfa  du  Rh  Aue.  Revue  mensuelle  de  PAoole  an* 
thro|*ologique  de  Pari«,  Nr.  7,  p.  223  — 231.  Avec 
une  fig. 

Pitt&rd , Eugene.  8nr  Pethnologie  des  populations 
*uis»e«.  L’ Anthr.  IX,  p.  646  — 656. 

Comiminicatinn  fsjtc  «u  Congros  des  Societes  suisscs  de 
gcogrsphic,  k Genive  le«  5,  6,  7 septrm br*  1898. 

Pitzorno,  Marco.  L'epietrofeo.  Arch.  Antrop.  Ktnol. 
XXVIII,  p.  207  — 240.  Alit  1 lithographisch.  Tafel. 

Eine  vergleichend  anatomische  Studie. 

Pl&tx,  H.  Der  Mensch.  Sein  Ursprung,  »ein«  Rassen 
und  sein  Alter.  3.  Aufl.  400  Fig.  Würzburg* und 
Leipzig. 

Pol&kowsky.  Präcolumbische  Lepra.  Z.  E.  V.  XXX, 
8-  486  — 492.  Dazu  Virchow,  8.  493  — 494. 

Polland,  J.  Skiagrapliic  alias,  »howing  the  develop* 
ment  of  the  bonM  of  the  wrist  and  band.  8°.  London. 

Primrose,  A.  Anatomy  of  die  Orang-Outung.  Pro* 
eeeding  of  the  Canadian  In*t.  Toronto.  N.  8.  Vol.  I, 
Part.  6. 

Prochowniek.  Der  gegenwärtige  Stand  der  Pygmft*n- 
frage.  Corr.-Bl.  XXIX,  S.  60.  *• 

Die  Pygmäen  sind  solche  Völkerschaften , deren  Er- 
wachsene eine  Körpergrü***  von  130  — 140  cm  (und  dar- 
unter) ud<J  ein  dieser  Hohe  entsprechendes  Gesaimn takelet 
ohne  pathologische  Bildung  aufireisen. 

Pu  116,  Francesco  L.  Protllo  antroimlogico  deUTtalia. 
Arch.  Antrop.  JBtnol.  XXVIII,  p.  19 — 168,  Alit  10 
litiiographischen  Tafeln. 

Quilling,  F.  Merovingiache«  Gräberfeld  in  Sindlingen 
i»ei  Höchst  a.  AI.  Corr.-Bl.  XXIX,  8.  50  — 51. 

Ranke,  H.  v.  Die  Osaification  der  Hand  nnL'r  RAnt- 
genbeJeuchtung-  Münch,  med.  Wocliennrhr.  XXXXV. 
S.  13115  — 1369  Mit  17  Fig. 


Digitized  by  Google 


Anatomie. 


35 


Rank6|  J.  Der  Mensch.  Ins  Russin«' he  übersetzt  von 
A.  L.  Ssinjawski  um)  D.  A.  Koroptscliewesky. 
8Ä.  8t.  Petersburg  1897/98. 

Ranke,  Johannes.  WiMoaehnftliobir  Jahresbericht 
de*  Generalsecret&rs  mit  Liste  der  neuen  Publicatlonen 
aus  den  Kreisen  der  Deutschen  anthrop.  Gesellschaft. 
Corr.-BI.  XXIX,  8.  83  — 100. 

Ranke,  J.  Demonstration  eines  Menschen-  und  Orang- 
utan-Schädels  mit  sagittaler  Scheitelbein  naht,  sowie 
eines  Instrumentes  zur  Gaumeumessung.  Corr. -Bl. 
XXIX,  8.  160. 

Ranke,  J.  Der  Stirnfortsatz  der  Schläfenschuppe. 
Sitzungsber.  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.,  math. 
phys.  CI.  XXVIII,  8.  227  — 270.  Mit  12  Fig. 

Ranke,  J.  Geschichte  der  Schädel  typen  in  Bayern. 
Natur  u.  Offenbarung  XXXIV,  8.  368  (Ref.), 

Ranke,  J.  Schädel  der  bayerischen  Stadtbevölke- 
rungen. I.  Frühmittelalterliche  Schädel  aus  Lindau. 
Beitr.  Anthr.  Bayerns  XII,  8.  127 — 164. 

Ranke,  K.  K.  Ueber  die  Hautfarbe  der  südameri- 
kanischen  Indianer.  Z.  E.  XXX,  8.  61  — 78.  Mit 
1 Tafel. 

R.  girlit  die  Remlute  »einer  (Tnlersuchangen  an  den 
Indianern  von  Xingu.  Der  Neugeborene  ütHTtrifti  in  derllaut* 
färbe  »eines  Rumpfe»  an  Helligkeit  die  hellsten  Stellen  «ler  Er- 
wachsenen. Der  Erblichkeit  ist  die  viel  hellere  Farbe  von 
Palma,  Planta  und  die  dunkle  von  Wurzenhofer  *u»u- 
■‘«•h  reiben.  Dir  Haut  des  Indianer*  bräunt  sich  unter  dem 
Einfluss  der  Sonne  in  ganz  hervorragender  Weise.  Die 
beobachteten  Indianer  sind  eine  zwar  hellhäutige,  alter 
gelbliche  Bevölkerung , sie  stehen  «len  »ogen.  gelben  Völ- 
kern Asiens  sehr  nahe. 

E*  ist  eine  sehr  brauchbare  Karbentafel  beigegeben. 

(Dazu  Stnudinger  und  Virchow.  Z.  F..  V.  XXX, 
S.  110.) 

Ranke,  K.  E.  Beobachtungen  über  Bevölkerongs- 
staud  und  Bevölkerungsbewegung  bei  Indianern  Cen- 
tralbrasiliens. Corr.-Bl.  XXX,  8.  123  — 184, 

Altersaufbau;  Gliederung  der  Bevölkerung  nach  dem 
Geschlecht ; FamiliensLund  ; Fruchtbarkeit ; Mortalität  (Aus- 
satz , Syphilis , Tuberculoct , Lepra  und  Lues  fehlen , da- 
gegen Malaria  vorhanden). 

Rathgen , F.  Die  Conservirung  von  Alterthums- 
funden. 8°.  147  8.  mit  49  Fig.  Berlin. 

Reboul,  J.  Observation*  concernant  le  eräue  ? röpiinö 
titmvä  dan*  un  dolmen  aupr^s  de  Montpellier -le- 
Vieux.  L’Antlir.  IX,  p.  580  — 383.  Avec  une  flg. 

Am  Schädel  befinden  sieb  auf  den  Scheitelbeinen  zwei 
Öffnungen,  sowie  verschiedene  Exostosen. 

Regnault,  Felix.  Forme  de»  »urfaces  articulaires 
des  membre*  inferionr».  Bull.  Anthr.  Paris,  IX, 
p.  5i5  — 544.  Mit  6 Fig. 

Articulstion  coio-femorale.  — Articulation  tibio-tarsiemie. 

Reinecke,  Paal.  Beschreibung  einiger  Rassenskefette 
auir  Afrika.  Ein  Beitrag  zur  Anthropologie  der 
deutschen  Schutzgebiet*.  A.  A.  XXV,  8.  185—231. 

Rospinger,  H.  B.  Ein  Beitrag  zum  Capitel  der  super- 
numerären  Zähne.  Schweiz.  Vierteljahrsschr.  f.  Zahn- 
heilkunde,  Bd.  VIII,  12  8. 

Retterer,  E.  De  l’ossificjition  du  pi»iforrae  de l’homme, 
du  chien  et  du  lapin.  G.  r.  de  la  soc.  de  biologie  V, 
p.  435. 

Retterer,  E.  Du  pisiforme  du  «hat,  du  cheval,  du 
mouton  et  du  porc.  0.  r.  de  la  soc.  de  biologie  V, 
p.  617  — 620. 

Reynaud.  Präsentation  d’on  eräne  d'un  nägre.  Proc. 
verb.  de  la  26.  sess.  de  l’assoc.  fran«;.  pour  l’avanc. 
des  sc.  ä Öaii  t-Etieune  eu  1897.  P.  L p.  822. 

Archiv  für  Anthropologie  (Vers.  d.  anthrop.  Liu)  Bd.  XXV 11 


Riviöre,  Emile.  La  grotte  de  la  Moutte  (Dordogne) 
C.  r.  de  Fas*oc.  frang.  pour  l’avanc.  d.  sc.  ä Saint- 
F.tiennc  en  1897.  P.  2.  p.  669  — 687. 

Rividre , E.  Le  dolmen  de«  Clote*  (Dordogne).  Bull. 
Anthr.  Paris,  IX,  p.  282  — 284. 

Riviöre,  B.  La  grotte  des  Sp^lugues  (Monaco).  C.  r. 
de  la  26.  sess.  de  l’assoc.  fran«;.  pour  l'avanc.  de  sc. 
4 MbIsBÜMM  en  1897.  Avec  3 flg. 

Rodenaoker,  G.  Geber  den  bäugethterschwanz,  mit 
blonderer  Berücksichtigung  der  caudalen  Anhänge 
des  Menschen.  Inaug.-Dis».  8*.  39  8.  Freiburg  i.  Br. 

Rose,  C.  u.  O.  Bartels.  Ueber  die  Zahnentwicklung 
de*  Rinde».  Morphologische  Arbeiten,  herausgeg.  v. 
J.  Schwalbe.  Bd.  VI,  H.  1. 

Roger,  O.  Ueber  fossile  Affen-  und  Menschen  rast«. 
Berichte  des  naturw.  Ver.  f.  Schwaben  in  Augsburg. 
31  8. 

Romiti , G.  II  signtflealo  tnorfologico  del  processo 
marginale  ncll’  osao  zigomatico  umano.  8*.  Pisa. 
14  pp.  Con  una  uv.  — Atti  della  societä  toecanu 
di  »cienze  natur.  Vol.  XII. 

Romiti,  G.  La  «iguifleation  morphologique  du  pro- 
cessus  marginal  dans  l’os  zygomatiqne  humain.  Ar- 
chive» italiennes  de  biologie  XXX,  p.  150  — 151. 

Rosenfeld,  C.  Die  Bänder  des  Bchultergelenkes  lieini 
Menschen  uml  einigen  Snugetliieren.  Anat.  Hefte  XI, 
8.  339  — 358. 

Roth,  B.  Die  physiologisch«*!«  ZustÜude  des  Menschen 
ira  Hochgebirge.  Globus  74,  8.  360  — 353. 

Roth.  H.  Ling.  T»  Mrs.  F.  C.  Smith  a »Last  living 
ahoriginal  ofTasmania?“  Jotim.  Anthr.  Inslit.  Great 
B ritain  Ireland,  XXVn,  p.  451  — 454.  Mit  2 Tafeln 
und  2 HobKludUn. 

Rutot,  A.  Les  condition*  d’existence  de  t’hotnme  et 
l«*s  trare«  de  *a  pr^sence  au  travor»  des  tetnps  quar- 
ternaire*  et  des  temps  moderne*  en  Belgique.  Bull. 
Anthr.  Bruxelles,  XVI,  8.  24  — 78. 

Salzer,  Hans.  Zwei  Fälle  von  dreigliedrigem  Daumeu. 
Anat.  Anz.  XIV,  8.  124—131.  Mit  2 Fig. 

Röntgenaufnahmen. 

Savio,  C.  F.  L’evoluxioiia  e l'origine  dell'  uomo 
Kdiz.  2.  8*.  67  8.  Saluzzo. 

Schein,  M.  Geber  die  Ursachen  der  Entwicklung  de* 
Bartes.  Tester  medic.-chirtirg.  Presse,  Jahrg.  XXXII, 
Nr.  1 u.  2. 

Schein,  M.  Da*  Haarkleid  «Iss  Menschen.  Pester 
medic. -Chirurg.  Presse,  Jahrg.  XXXIV,  Nr.  1. 

Schenk , A.  Ktudes  sur  les  osseinenta  humain»  de« 
aOptilture«  m'olithiqne#  de  Chamblande,  du  Cliätelnnd, 
et  de  Montagny -sur- Lutry  Arcli.  des  seien«  es  phys. 
et  natur.,  Anne«  180,  Tomo  5,  p.  536 — 549. 

Schenk,  A.  Description  de»  reute*  hunmin*  proveuant 
de  s^pulture*  nöolithique«  des  euvirous  de  Lausanue. 
Bull,  do  la  soeiätö  vaudoise  des  Science«  naturelles 
XXXIV,  p.  1—62.  Avec  8 flg. 

Schenk , A.  Etüde  sur  les  ossemeuts  humains  du 
ciinettere  burgmide  de  Vouvry  (Valais).  Bull,  de  la 
«m-i6t£  vaudoi*«  de*  Sciences  uaturelles  XXXTV,  p.  27» 
- 288. 

ßehkljarewsky , A.  Die  Unterscheidungsmerkmale 
der  männlichen  und  weiblichen  Typen  mit  Bezug 
auf  die  Frage  «1er  höheren  Frauenbildung.  Uebera. 
von  C.  Neudecker-Bortnikcr.  8°.  Würzburg. 

Schmidt,  Emil.  Die  Mapptlla«  {Mopiah*)  der  Malabar- 
küste. Globus  73,  8.  60  — 65. 

Schmidt,  Emil.  Die  Echädeltrepanaiion  bei  den  Inca- 
Peruanern.  Globus  73,  8.  177 — 179.  Mit  2 Fig. 

5 


Digitized  by  Google 


! 


36 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Schmidt,  Emi  1.  Deoiker'i  n.’U'  f Hvttpni  der  Körper- 
typen  Europas.  Globus  73,  8.  214 — 215. 

Schmidt,  Emil.  Verzierte  Papunschädel.  Globus  73i 
8.  245  — 247.  Mit  3 Fig. 

Schmidt , Emil.  Pie  Schädelforcn  der  Elsässer  im 
Laufe  der  Zeiten.  Globus  73,  B.  346  — 347. 

Schmidt,  Emil.  Pie  Reconstruction  der  Physiognomie 
aus  dem  Schädel.  Globus  74,  8.  307  — 310.  Mit 
3 Abb. 

Schmidt,  R.  Vergleichende  anatomische  Studien  über 
den  mechanischen  Bau  der  Knochen  und  »eine  Ver- 
erbung. Zeitsclir.  f.  wiwensch.  JBooL  LXV,  8.  65 
— 111.  Mit  2 Taf.  und  6 Fig. 

Schneider,  L.  Bearbeitete  Schädel  aus  einer  Cultur- 
sohioht  mit  Terramarekeraniik  auf  dem  Burglierg 
von  Velli»  W Zicin.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  214  — 215. 
Dazu  R.  Vircbow,  8.  215  — 21«. 

Die  kindlichen  Schädelknochen  sind  nicht  bearbeitet. 

Sehröttor,  Hermann  v.  Demonstration  von  zwei 
deformirten  Peruanerschädeln.  Mitth.  Anthr.  Wien, 
XXVIII  (XVHI),  Verl».  8.  46  — 49.  Mit  1 Text- 
illustration. 

Zwei  Schädel  atisCalaaiA  in  Nord-Chile.  Die  Abbildung 
zeigt  den  Durchschnitt  eines  deformirten  Pernanerschädel* 
an  der  Kranznaht. 

Schumann,  Hugo.  Slavischea  Skelet-Gräberfeld  mit 
älteren  UmengrÄbern  von  Kamiu  (Pommern).  Z.  K. 
V.  XXX,  8.  «3—100. 

ße*rhreilmng  und  Mas»*«  von  4 Schädeln  und  Skeletten, 
darunter  3 männliche. 

Schwalbe,  E.  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  Arterien- 
Varietäten  de*  menschlichen  Armes.  Schwalbe’» 
morphol.  Arbeiten,  Bd.  VIII,  8.  1 — 47.  Mit  1 Taf. 
u.  4 llolzachn. 

Schwalbe,  G.  Das  äussere  Ohr.  Bardeleben , Hand* 
buch  der  Anatomie  des  Menschen.  Bd.  V,  Abth.  2. 
Mit  35  Fig. 

Schweinfurth,  G.  Forschungen  in  Aegypten.  Z.  K. 
V.  XXX,  8.  00  — 91. 

Di«  vier  vermeintlichen  Begaschädel  von  Assuan  (Q.cf, 
cf,  $ ?)  haben:  Lingenhreitenindei  79,5;  72,4;  72,48; 
71,27.  Höhenindex:  79,5;  71,03;  70,89;  69,94. 

Schweinfurth,  G.  Die  neuesten  Gräberfunde  in  Ober- 
Aegypten  und  die  Stellung  der  noch  lebenden 
Wilfttengtämiiu-  zu  der  nlUtgvptinchen  Bevölkerung. 
Z.  K.  V XXX,  S.  1*0— 185.  Mit  5 Fig.  Dazu 
R.  Virchow,  8.  185—186. 

Srh weinfurth  constatirt  zwei  verschiedene,  in  ganz 
bestimmter  Weise  eharakterüdrt«*  R&smmi  - Typen ; eine 
schmal köpfigerv  und  eine  breitköpfige. 

Seggel.  Der  grösste  und  der  kleinste  Soldat  der 
Münchner  Garnison.  A.  A.  XXV,  8.  413  — 418.  Mit 
1 Abb. 

Referat  mit  Abbildung:  Globus  74,  8.  347. 

8elenka,  E.  Menschenaffen  (Anthropomorphae).  Stu- 
dien über  die  Entwicklung  und  den  Schädel.  Lief.1. 
8*.  Wiesbaden. 

Senator,  M.  Umrisszeichnungcn  der  Häude  von  Togo* 
Leuten.  Z.  K.  V.,  8.  278  - 280.  Mit  1 Taf. 

Nach  den  Umris»**-khnungen  giebt  S,  die  Länge  und 
Breite  der  Hand,  die  Lange  des  2.  und  4.  Finger*. 

Sergi,  G.  Ueber  den  sogenannten  Reibengräbertypus. 
Ccntr.  Bl.  IH,  8 1—8.  Mit  2 Holzicbn. 

Reihengriberschädel  werden  mit  den  ältesten  italischen 
Schädeln  verglichen  und  »ehr  übereinstimmend  gefunden. 
Die  deutsche  Bevölkerung  setzt  »ich  aus  zwei  Stimmen 
zusammen , aus  dem  ursprünglich  afrikanischen  Reihen- 
gräbertypus und  aus  dem  asiatischen  arischen  Typus. 


Bergt,  G.  The  varicties  of  the  human  species.  Prin- 
ciples  and  method  of  clasrification.  Smithsoman  Mia- 
cellan.  College.  Vol.  XXXVIII,  p.  7 — 61.  With  51  fig*. 
öervant,  8.  Ln  prdhistorie  de  la  Franc«.  La  Franc« 
des  Premiers  Age*.  12*.  4 Taf.  u.  45  Fig.  Paris. 
Shrubsall,  F.  A study  of  A*Bantu  skull«  and  crania. 
Journ.  Anthr.  Great  Britwin  Irvland,  XXVIH  (I)» 
p.  55  — 94.  With  1 pL 

Shrubaall,  F.  Notes  an  Aschanti  skull»  and  crania. 
Journ.  Anthr.  Great  Britain  Ireland  XXVIH  (I),  p.  95 

— 103.  Mit  1 Taf. 

Spalikowski,  E.  Etüde»  d’anthropologie  Normande. 
Fase.  8.  Anatomie  aotbropologique  d’adulte.  8*. 
Paris,  p.  97  — 120. 

Spalikowski,  E.  Anthropologie  normande  contempo- 
raine.  I.  Les  yeux  et  let  cheveux  en  Normandie. 
Arcbives  provinciales  des  sciencea  Petit  Conronne, 
pr&s  Ronen.  Nr.  1,  p.  3 — 10. 

Spalteholz,  W.  Handatlas  der  Anatomie  des  Menschen. 
Bd.  I.  Knochen,  Gelenke,  Bänder.  2.  Aufl.  8°. 
Leipzig.  Mit  750  theil*  färb.  Fig. 

Sperioo,  G.  Anatouiia  del  Chimpanz6  in  rapporto 
con  quellu  degli  altri  Antropoidi  e dell  ’uomo.  To- 
rino 1897  — 1898.  8*.  478  pp.  Con  14  Uv.  e 12  fig. 

Staurenghi,  O.  Communicaxinui  präventive  di  cranio- 
logia.  1.  Sutnra  metopica  basilarv  nel  coniglio. 

2.  Ossicini  endobregmatici  nel  Bo«  taurua  Cuv. 

3.  Intorno  all'  osaeto  che  sovente  esiste  ne  bam- 
bini  etc.  4.  Dell1  ossificazinae  del  frontale  nmano. 
Gazctta  med.  lomhanla,  Anno  LV1I , Nr.  II,  81  pp. 

Stioda,  L.  Jaworski’s  anthropologische  Skizze  der 
Turkmenen.  Globus  74,  8.  93  — 98. 

Stioda,  L.  Einige  Bemerkungen  über  die  Homologie 
der  Extremitäten.  Ein«  Beantwortung  der  von 
Herrn  Eisler  gestellten  Fragen.  Biol.  C.  XVHI, 
S.  682  — 687.  Anat.  Anz.  XIV,  Verh.  8.  163—165. 
(Discunsion:  Eisler,  Stieda,  Rabl,  Osawa.) 

8t ratz,  C.  H.  Ueber  die  Körperformen  der  ein- 
geborenen Frauen  auf  Java.  A.  A.  XXV,  8.  233 

— 242.  Mit  15  Photogr.  auf  6 Taf. 

Talbot,  E.  S.  Die  Entartung  der  Kiefer  des  Menschen- 
geschlechts. Uebersetzt  von  M.  Bauchwitz.  8. 
Leipzig.  III.  und  74  8.  Mit  30  Fig. 

Talk  o-Hrynce  wie*,  J.  K.  antropologii  velikorosaov 
semelakiA  (staroobri&dtcy)  zabalkaUkiä.  2 Taf.  t'ompt. 
rend.  de  1a  Section  des  Tro»t2kossovsk'KiAkht*  de  1» 
Soc.  Imp.  de  Geographie  Tomsk.  62  8.  Mit  2 Taf. 

Referat:  L’Antbr.  IX,  S.  352.  Contribution  k Tanthro- 
pologie  des  Grands-Kussiens. 

Tappeiner,  F.  Meinungen  an  384  hyperbrachycephalen 
und  von  150  brachyccpbalen  und  mesocepbalea  Tiroler 
Beingruft-Schideln , zur  Vergleichung  mit  den  in 
München,  Berlin,  Göttingen  und  Wieu  gemessenen 
Museumsschädeln.  7.  K.  XXX,  8.  189—275. 

Diese  Messungen  bilden  die  Grundlage  zu  Tappeiner, 
„Der  europäische  Mensch  und  die  Tiroler*.  Mrrnn  1896 
Tappeiner,  F.  Der  europäische  Mensch  und  die 
Eiszeit.  4#.  23  8.  Menu». 

Tautain.  Etüde  §ur  la  d 4 population  de  Parchipel  des 
Marquise».  L’Anthr.  IX,  p.  298  — 318. 

Le*  ^pWhemie«.  — Mortaliti  ordinaire.  (MaUdie*  de 
IV n fa nee.  — A evident*  , »tiicides , meurtre«.  — Viei Hesse. 
— La  l&pre.  — Tulwrenlo*«.)  — La  NaUliU  (Ksv»; 
1»  lr>pre,  i’ethnographir  g&iitale,  Opium,  tuberculoee, 
dfg^nere*cenee,  Pavorteinent,  I«  consnnguinitA). 

Taylor,  A.  E.  Variation»  in  the  human  tootbform 
as  inet  with  in  the  iaolated  te»'th.  Journ  of  anat. 
Vol.  XXXH,  p.  468  — 472.  With  4 figs. 


Digitized  by  Google 


Anatomie. 


37 


Taylor , A.  E.  Note  on  a caae  of  nix  lurobar  verte  - 
brat«  and  abnormal  middle  sacral  actery.  Jonrn.  of 
anat.  P.  4,  p.  687. 

Tedeschi,  E.  E.  Le  forme  del  cranio  trentiuo.  1 Taf. 
Atti  d.  8oc.  Veneto-Trentina  di  sc.  nat.  8er.  2. 
Vol.  8.  Fase.  2.  17  p. 

Tenicheff,  W.  L'aetivitA  de  THomme.  Beioins  de 
lliomme ; relation*  de  Tborame  avec  le  monde  ex- 
tArieur;  nur  1’activitA  de  Thomm«  en  g£n4nil ; une 
npplication : Le«  Esquimaux.  Traduit  du  Russe  par 
l'auteur.  8#.  260  8.  mit  zahlr.  Abb.  Pari*. 
Thompson)  E.  H.  Ruin*  of  Xkimook.  Field  C-olum* 
btan  Muteum.  Anthrop.  serie*,  Toi.  II,  Nr.  8. 
Thurston)  E.  Anthropology  (Eurasian*  of  Madra« 
and  Malabar;  Malagasy -Nias-Dravidiana).  Bull,  of 
Üio  Madras  Government  Museum,  Vol.  II,  p.  64 — 144. 
With  10  pls. 

Tihon,  D.  F.  Le«  caverne*  prdhistoriques  de  la  valide 
de  la  Vesdre.  P.  2.  Mcm.  de  la  soe.  d’archeol.  de 
Bruxelles.  T.  XII.  Llvr.  2. 

Ein  menschlicher  Femur. 

Tissot)  J.  Une  famille  de  sexdigitaire«.  M6decine 
moderne.  9.  Auntfa.  Nr.  83. 

Török,  A.  von.  lieber  Variationen  und  Corrulationcn 
der  Neigungsverhiltniss«  um  Unterkiefer.  Eine 
Studie  xur  Frage  des  kraoioJogischen  Typus.  Z.  E. 
XXX,  8.  125—182.  Mit  8 Fig. 

r.  Török’s  Gnatbomctcr  wird  bcochriebco.  Bs  wird 
dann  besprochen : 

1.  da«  Xeigungsverhältniss  zwischen  der Symphysls-  und 
Basi«linie  de«  Ifnterkleferkörpers ; 

2.  das  Neigungsverhnllni**  zwischen  der  BaMslinir  de« 
Untcrkloferkbq*er«  und  der  hintereu  Randlinie  seines  Astes; 

3.  das  Neigungsverhkltniss  zwischen  der  Koronio-Kon- 
dytlallinic  de*  Untrrkleferastcs  und  der  Basislinie  «eines 
Körper». 

Török,  A.  von.  Ueber  eine  neue  Methode  xur  cranio- 
logischen  Charakteristik  der  Nase.  Intern.  Monats- 
schrift f.  Anat.,  Bd.  XV,  8.  113—143;  145—156. 
Mit  1 Taf. 

Tonkoff,  W.  Ueber  anormale  Anordnung  der  Haut- 
nerven  auf  detn  Handrücken  de*  Menschen , ver- 
glichen mit  dem  normalen  Verhalten  bei  den  Affi  n. 
Intern.  Monatsschr.  f.  Anat.,  Bd.  XV,  8.  156 — 161. 
Tonkoff)  W.  Ueber  normale  Anordnung  der  Haut- 
nerven auf  dem  Handrücken  des  Menschen  und  de* 
Affen.  1897.  W ratsch  Nr.  7 (russisch). 

Tonta,  B.  Raggi  di  Röntgen  e loro  pratiche  appli- 
cazioni.  8*.  Milano.  166  pp.  Con  14  tav.  e 16  flg. 
Topin&rd)  Paul.  Coruouaille  et  Bretagne.  L’Anthr. 
IX,  p.  641  —645. 

T.  nimmt  für  die  Bretagne  4 Typen  *n.  Der  allgemeine 
mittlere  Typus  von  Cornouillais  ist  „rooins  grand,  moins 
blond“,  „la  fac«  moins  allong^e  et  leptroposope , le  nex 
moins  saillaat  que  la  g6n£rnlit£  des  Anglais  des  uutres 
parties  de  l’Angleterre*. 

Torres  • Straitn  Anthropological  Expedition.  Interim 
Report  of  the  Committee,  consisting  of  ßir  W.  Tur- 
ner, A.  C.  Haddou,  M.  F oster,  J.  Scotl- 
Keltie,  L.  C.  Mia  11,  Martball  Ward.  Rep.  68. 
Meet  of  the  British  Assoc.  of  the  Advanc.  of  8c. 
Bristol  1898,  p.  688  — 689. 

Traveraot  Q.  B.  Stnzione  neolitica  di  Alba.  8*. 

55  8.  mit  1 Kart«  u.  4 Taf.  Alba, 

Trioomi.  8u  dieci  cervelli  di  criminali.  Riforma 
med.  8.  773. 

TBohautsoW)  M.  Beitrüge  zur  Kenntnis*  de*  polni- 
schen Schädels.  ■ Anat.  An*.  XIV,  8.  609  — 616. 


An  cs.  3<>0  polnischen  Bauemschkdeln  verschiedenen 
Altert  wurden  Capacitiit , Form  und  Xähto  untersucht. 
Männliche  Capacität  im  Mittel  1468  ccm  (Max.  1760,  Min. 
1212  ccm);  weibliche  CapacitÜt  im  Mittel  1328  ccm  (Max. 
1610,  Min.  1007  ccm).  Lüngen-Brcitendurchmesber  im  Mittel 
männlich  81,6,  weiblich  79,45. 

TschugunoW)  8.  Ueber  die  in  sibirUcheu  Kurganen 
gefundenen  künstlich  deform  irten  Schädel.  Arcb.  d. 
naturf.  Gesellsch.  zu  Kasan.  P.  XXXII,  Nr.  3,  35  pp. 
Mit  1 Taf.  (russisch). 

Tuocimei)  G.  La  teoria  della  evoluzione  e il  problema 
della  origine  umana.  Atti  della  Accademia  dei 
Lincei.  Anno  I,  1807,  p.  140 — 141. 

Tuocimei)  J.  Zoologicae  res.  De  pithecanthropo  erecto. 

Vox  urbi*.  Ann£e  L,  p.  21  — 22. 

Turner)  A.  I«.  On  the  illumination  of  the  air  sinuses 
of  the  skull,  with  some  Observation«  upon  the  *ur- 
gical  anatomy  of  the  frontal  sinuses.  Edinburgh 
medical  journal  UI,  p.  460  — 473.  With  2 pli. 
Turner)  W,  A decorated  «culptured  humau  skull  from 
New  Guinea.  Joum.  of  anat  XXXII,  p.  353. 
Tumor.  W.  Early  man  in  Scotland.  Annala  of  8co- 
tish  National  History,  p.  129 — 146.  Nature,  Nr.  1 
und  2. 

Ujfalvy,  K.  v.  Zwei  ka«ch mi rische  Könige  mit  neger- 
artigem  Typus.  A.  A.  XXV,  8.  419  — 422.  Mit 
3 A bb. 

Ujfalvy,  Ch.  do.  Memoire  sur  lea  Huns  blaues  (Eph- 
tlialites  de  TA  sie  centrale,  Hunas  de  linde)  et  sur 
la  dlformation  de  leurs  crAnes.  L’Anthr.  IX,  p,  259 

— 277;  384  — 407.  Avec  10  fig. 

Le*  Sage«  (Sskss).  — Lea  YuA-tehi.  — Le*  Kphthalite». 

— Mocurs  Ephthslite«.  — Lee  voyages  du  pilerla  chlnois 
lliouen.  — Th«ang.  — Le»  anualistc«  chiuois  traduit«  par 
M.  Specht.  — Iastitution«  poiyandriques  et  untres  cou- 
t uturs  s'r  rattachant.  — Los  Ephthalite*  4taient-ils  de« 
Yu4-tchir  — Le»  YA-tha  sont-ils  des  Huns?  — La  difer- 
mation  cr&nienae  ehe»  les  Huns  et  rhez  les  Hunas  ou 
Kphthnlitea  de  1’lnde.  — Pcrsistance  du  type  Yud-tcbi 
che*  lea  Dsrdous. 

Unna,  P.  G.  Das  Haar  al*  Rasse  nmerk  mal  und  da* 
Negerhaar  insbesondere.  Corr.-BL  XXIX,  8.  54 — 56. 

Die  Bandforra  des  Negerhaares  hat  ihre  Ursache  in  der 
hochgradigen  Abknirkong  des  Rulbu«. 

Vauvillö.  Oasemente  hutnaius  du  cimetiere  gallo- 
romaiu  de  Soissons,  Bull.  Anthr.  Paris,  IX,  p.  270 

— 272. 

Verneau,  B.  La  main  au  point  de  vue  oaaeux  chea 
les  raammiföres  monodelpbin*.  Bull.  Anthr.  Paris, 
IX,  8.  572—593.  Mit  18  Fig. 

Verneau,  R.  et  Bipoche,  D.  Les  sdpultarw  Gallo« 
Romaiues  et  M^rovingiennes  do  Mareuil  - sur  • Ourcq 
(Oise).  L’ Anthr.  IX,  S.  497  — 530.  Mit  25  Fig. 

V.  Caractires  ethniquea.  A.  Gollo-Romalne*  (7  cf,  3 $). 
Taille.  Caract^res  des  o*  longs.  — T4te.  — B.  Merovin- 
giennea  (27  cf,  23  $ )•  Tsille.  — Caractere*  des  o»  longs. 
— Tete.  — Owmeuts  pathologiques. 

Vierkandt,  A.  Die  Culturtviien  der  Menschheit  A. 
A.  XXV,  8.  61. 

Virchow , H.  Da*  Skelet  der  gestreckten  Hand.  Z. 

E.  V.  XXX,  8.  129—133.  Mit  1 Holzschn. 
Virohow,  R.  Ueber  die  ethnologische  Stellung  der 
prähistorischen  nnd  protohistorieeben  Aegypter,  nebst 
Bemerkungen  über  Entfärbung  und  Verfärbung  der 
Haare.  Abband],  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wis*.  Berlin. 
Gr.  4*.  20  8.  mit  2 Taf. 

Virchow,  R.  Die  Phokomelen  und  das  Bärenweib. 
Z.  E.  V,  XXX,  8,  55  — 62.  Mit  1 Taf.  u.  4 Holaschn. 


Digitized  by  Google 


38 


Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Allgemeine  Bemerkungen  aber  Phokomelie  und  ver- 
wandte Missbildungen , mit  einer  Röntge  ttphotagrnphic  de* 
Präparate*  Nr.  819  de*  Berliner  pathologischen  Institut* 
von  E.  Granaich. 

Virohow,  R.  Urgeschichtliche  Funde  von  Brunn 
und  rothgef&rbte  Knochen  au*  Mähren  und  Poly- 
nesiern Z.  E.  V.  XXX,  8.  «2  — 74.  Mit  1 Taf. 

iWe  urgeschichtlkhcn  Funde  zeigen  Brandtpuren  im  Lö*s 
tun  Brünn , sowie  Spuren  einer  Bearbeitung  an  den  Rhi- 
nooertwknnchen  durch  Menschen. 

Die  Färbungen  sind  I ocru*t«t  ionen  von  Eisenocker,  also 
absichtlich  vom  Menschen  gemacht. 

Virchow,  R.  Zwei  rothgeflcckte  Schädel  von  Still- 
fried. Z.  E.  V.  XXX,  8.  72  — 74. 

Die  rothen  Flecke  an  deu  von  M.  Much  eingesandten 
Schädeln  gehören  wahrscheinlich  in  die  Kategorie  der  so» 
genannten  wProdigMi»tii*fterke*.  Der  Knochen  zeigt  an  den 
rothen  Stellen  eine  Infiltration. 

Virchow,  R.  Knochen  au*  einem  Gräberfeld  der 
Teneperhrie  von  Vevey.  Z.  E.  V.  XXX , 8.  288 
— 272.  Mit  1 Fig. 

1 Schädel,  4 Skelet knochen.  Beschreibung  und  Mauue. 
Schädel:  Cnpacit&t  1351  ccm  . orthodolhhocephal  (L-Br.-I- 
= 71,7,  L.-H.-L  = 71,6,  Ohrhöhend.  = 57,6.) 

Nach  der  Mittheilung  von  V.  Gross,  S.  471  —472, 
»Urnmt  der  Schädel  aus  dem  Ufergebiet  des  Bieter  See* 
und  *war  aus  der  BrouxeperindesUtioa  Nidau. 

Vlrchow , R.  Anthropologische  Notizen  aus  Bdea, 
Kamerun.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  275  — 278.  Mit  12  Fi«. 

Dieselben  »Unnneu  von  Frhr.  v.  Stein,  Stationschef 
in  Lolodorf,  sie  betreiben  die  Tätowirung,  die  Umriss«  von 
Hand  und  Fass,  sowie  die  Haare  voo  drei  Eingeborenen. 

Virchow,  R.  Roth  angestrichene  Menscheuknochen. 
Z.  E.  V.  XXX,  B.  281  — 285. 

Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Sitte  des  Bemalen* 
der  menschlichen  Knochen. 

Virchow,  R.  Knochen  aus  alten  Gräbern  von 
Tennessee.  Z.  E.  V.  XXX,  8.  342  — 344. 

Neigung  zur  Platyknetnie.  Ein  Schädel  me*o{dolicho)- 
cephal,  der  andere  brach jrcephal. 

Virchow,  R.  Ein  lebend  versteinerter  Mann.  Z.  E. 
V.  XXX,  8.  344  — 345.  Mit  1 Holxschn. 

Myositis  progressiva  ouifican*  hei  Albert  Schwarz 
aus  Rumänien. 

Virchow,  R.  liagellizw  erge  in  Kamerun.  Z.  E.  V. 
XXX,  8.  Ul  —586. 

Die  Aufnahme  (Photographie,  Beschreibung,  Messung) 
eine*  17  hi»  19  Jahr  alten  Mädchen»  ist  von  Herrn  Huns 
v.  Gliscslnaki  gewicht.  Körpergrösse  1 24  cm.  Kopf 
moocephal  77,1. 

Die  Aebnlkhkeit  mit  den  Ewwe-  (oder  Akka*)  Mädchen 
ist  unverkennbar. 

Virohow,  R.  Vorführung  von  8ioux -Indianern.  Z. 
K.  V.  XXX,  8.  557.  Dazu  Maass,  8.  557  — 559. 

Virchow,  R.  Drei  Geschwister  mit  Polysarcia  prae- 
matura. Z.  E.  V.  XXX,  8.  619—820.  Mit  I Fig. 

Virchow , R.  Die  Querdurchinesaer  de*  Gericht«*». 
Internat,  medio,  t'ongrea*  zu  Moskau.  Ref.  A.  A. 
XXV,  8.  327  — 328. 

Vols,  WUh.  Demonstration  eine*  Schädelahgusses  von 
Pithecanthropu»  erectus.  75.  Jahresber.  der  Schles. 
Ge*,  vaterl.  Cultur.  Xaturw.  8i*ct»,  8.  10  — 20. 

Vom,  A.  Polysarkiache  Geschwister.  Z.  E.  V.  XXX, 
8.  30.  Dazu  R.  Virchow. 


ISV.jSMptr  Ku.be  »on  258  1‘lmrt  . Schwerter  Hulda. 
3 Jahre  alt,  122  Pfund. 

Waldeyer,  W.  Geschlechtsunterschiede  der  Furcbeii 
und  Winduugen  beim  menschlichen  Fötus.  Z.  K.  V. 
XXX,  8.  280  — 281. 

Soll  ausführlich  in  Z.  E.  veröffentlicht  werden. 

Waldeyer,  W.  Das  Becken.  8°.  Mit  168  Fig.  Bonn. 

WalkhofT,  O.  Aufnahme  der  Gerichuknocben  mit 
Röntgen  strahlen.  Corr.-Bl.  f.  Zahnärzte  XXVII,  8.  97. 
Mit  2 Taf. 

Weisbach,  A.  Die  Deutschen  Steiermark*.  Mitth. 
Anthr.  Wien  XXVUI  (XVIII),  8.195—213.  Mit 
3 Kartenskizzen  im  Text  und  6 Zablentabellen. 

1.  Körperiange;  2.  Farbe  der  Haare;  3.  Farbe  der 
Augen;  4.  Farbe  der  Haut;  5.  Typen;  6.  Kopfmaaasc 

, (Länge,  Breite). 

Welcker,  H.  Die  Dauerhaftigkeit  des  Deesem*  der 
Riefelten  und  Fältelten  der  Hände.  A.  A.  XXV, 
8.  29  — 32.  Mit  2 Abb. 

Wieden  mann.  Untersuchung  von  30  Dscltaggaach  adeln. 
A.  A.  XXV,  8.  381  — 39«.  Mit  1 Taf.  u.  15  Fig. 

Wiedersheim,  R.  Grundriss  der  vergleichenden  Ana- 
tomie der  Wirbelthiere.  8.  Anfl.  4*.  Jena.  559  S. 

Zaborowski,  M.  Le*  Aryens.  Recherche*  aur  ln 
origiuee.  Etat  de  la  questiou  de  Iangue  et  de  race. 
Revue  mensuelie  de  PKcole  d’Anthropologic  de  Paris- 
8.  37  — 63. 

Zaborowski.  Lea  Kourgane*  de  la  Siberie  Occiden- 
tal«.*. Peuple*  anciens  et  moderne«  de  cet.te  region. 
Bull.  Anthr.  Paris  IX,  B.  73  — 88. 

Zaborowski.  Dix-neuf  eränes  de«  Kourganes  Sibiriens 
rapporte*  par  M.  de  Baye.  Bull.  Anthr.  Paris,  IX, 
S.  «7  — 99.  Dincuesion  : M.  de  Baye. 

Cr&ne*  <U  Kourgsne*  Toisnow  - Qorudok  pre*  Tomsk, 
Rizino  prt*  Tubolsk,  Tschonde  de  Sysscrtc. 

Zaborowski.  Le*  Ostinks  et  autres  Finitoi*.  I^urs 
caract^re»  et  ceux  des  cr&nes  des  Kourgarte*.  Bull. 
Anthr.  Pari»,  IX,  8.  99 — 106. 

Zaborowski.  La  souche  blonde  eu  Europe.  Bull* 
Anthr.  Pari*,  IX.  8.  477  — 482.  Discustion : San* 
»on,  8.  483  — 484. 

Zaborowski.  Races  prthistoriqoM  de  Pancienne 
flgypte.  Bull.  Anthr.  Paris,  IX.  8.  697  — 812.  Dis- 
cussioD : Verneau,  de  Mortillet. 

Schädel  von  Beit*A11am,  Negadah  sttd. 

Zichy,  Graf  Theodor.  Farnilicntypu»  und  Familien- 
ähnlichkeiten. Corr.-Bl  XXIX,  8*  41  — 44;  M—  54. 

Zichy  bespricht  die  FamilicnportriitR  der  Habsburger 
und  Bourbonen. 

Zimmerer,  Heinrich.  Di©  Bevölkerung  Kleinarien». 
Corr.-Bl.  XXIX,  8.  22  — 24 ; 27  — 32 ; 34  - 39. 

Ein  zuvammenfisscndcr  Bericht  über  die  bisherigen 
Forschungen. 

Zojft,  G.  8in«ularit£  du  eräm*  d’une  femme  de  »4 
ans.  Arch.  ital.  de  biologie  XXX,  p.  295. 

Z<ya,  G.  A proposito  delle  osaa  di  Oian  Gateazzo  Vis- 
conti. Bolletin  »cient.  Anno  XX,  p.  ♦ — 6. 

Zuccarelli,  A.  La  capacitä  cranica  normale  pato- 
htgica  e teratologica.  L’Anomalo  T.  IX,  p.  15. 

Zltooarelli,  A.  Die  Beziehungen  zwischen  Kriminal- 
Anthropologie,  gerichtlicher  Mediciu  und  Paychiatri« 
Ceti tr.- Bl.  UI,  8.  193—195. 


1 

I 

i 

l 

i 


« 

* 

/ 


\ 


i 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


39 


m. 

Völkerkunde. 

(Von  Dr.  A.  Bichel  in  Aachen.) 


Vorbemerkung.  Für  somatische  Anthropologie  besonders  in  Betracht  kommende  Artikel  sind 
durch  einen  Stern  (*)  gekennzeichnet. 


Literaturbericht  für  1898. 

I.  Quellenkunde. 


1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde. 


a)  Bibliographien. 

Bibliographie,  orientalische.  Begründet  von  August 
Müller.  Unter  Mitwirkung  von  N.  F.  Kutanov, 
E.  Kuhn,  H.  Nutzet,  J.  V.  Prasek,  C.  Sutern  an, 
Y.  Wicbmann,  K.  v.  Zettersteen  u.  A.,  bearbeitet 
und  herausgegeben  von  Lucian  Scher  man.  Mit 
Unterstützung  der  deutschen  morgenl&ndtscben  Gesell- 
schaft. XI.  Band  (für  1897)  Halbjahnheft  2.  Abge- 
schlossen am  15.  October  1898.  Berlin,  Keuther  u. 
Reicbard,  1898.  VI,  1 BL,  S.  153  — 322. 

Die  Bibliographie  umfasst  ueben  einem  allgemeinen  Thrilc 
alles , was  «ich  auf  Yolksthum , Religion , Sitten,  Sprache, 
Literatur  und  Geschichte  der  Volker  Asiens,  Oceaniens, 
Afrikas  und  der  mongolischen  Völker  Europas  bezieht. 
Bd.  XI,  2,  verzeichnet  die  Titel,  2881  — 5510. 

Bibliographische  Ue  borsicht.  Bearbeitet  von 
Georg  Bu sch  an.  Laufend*  Literatur  der  Jahre 
1897  und  1898.  (Ontralblatt  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte.  Hrsg,  von  Dr.  tned.  und 
phiL  ü.  Busch  an,  Bd.  III,  Breslau  1898,  8.  68 — 96, 
174  — 192,  249  — 288,  365  — 380.) 

Literatur-Bericht,  geographischer,  für  1898.  Unter 
Mitwirkung  mehrerer  Fachmänner  herausgegeben 
von  Alexander  Bupan.  (Beilage  tum  44. Bde.  von 
Dr.  A.  Fetermann’s  Mittheilungen.)  Gotha,  Justus 
Perthes,  1898.  XI,  208  8.  4°. 

Hanke,  Johannes.  Liste  der  neuen  Pobliostlonen. 
I.  8omati«che  Anthropologie;  II.  Ethnologie;  III.  Prü- 
historie;  IV.  Zoologie  und  Botanik.  (Bibliographischer 
Anhang  zum  wissenschaftlichen  Jahresbericht,  er- 
stattet auf  der  XX  VIII.  allgemeinen  Versammlung  der 
deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  1898;  vgl. 
l'orrespoudenz-  Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc..  Jahrg-  29,  1898,  8.  91  —100.) 

Zeitschriften.  Regelmässige  bibliographische  An- 
gaben über  den  Inhalt  der  Zeitschriften  finden  sich 
namentlich  im:  Archivio  per  ! Anthropologin  e 1» 

Etnologia  (rivista  dei  periodici)  XXVIII,  Firenze  1898; 
in  den  Bulletins  de  1*  8oci4t4  d* Anthropologie  de 


Paris,  «Sr.  IV,  tom.  IX,  1898;  im  Journal  of  the 
Anthropologien!  Institute  of  Great  Britain  and  Ire* 
land , vol.  XXVII,  1897  und  in  L’Anthropologie, 
tom.  IX,  1898  (am  Schlüsse  der  einzelnen  Hefte). 

b)  Jahresberichte  und  kritische  Revuen* 

Bohr,  F.  Bericht  über  die  Fortschritte  auf  den 
Gebieten  der  Länder-  und  Völkerkunde  1897/98. 
(Jahrbuch  der  Naturwissenschaften,  Jahrg.  XIII, 
Freiburg  i.  Br.  1898,  8.  441  — 474.) 

Deniker,  J.  Bulletin  txibliographique  (avec  notes 
analythiues).  (1/ Anthropologie,  tom.  IX,  Pari«  1898, 
8.  105—112,  361  —368,  492  — 496,  618  — 624  und 
726  — 733.) 

Ueberaicht  über  den  Inhalt  der  periodischen  Literatur 
mit  kurzen  Inhaltsangaben  bei  den  einzelnen  Artikeln. 

Dozy,  Q.  J.  Revue  bibliographique.  — Bibliogra- 
phische Ueberaicht.  (Internationales  Archiv  für 
Ethnographie,  Bd.  X,  Leiden  1898,  8.  27 — 31,  93 — 97, 
136—139,  170  — 175,  226  — 230.) 

Gerland,  Georg.  Bericht  über  die  ethnologische 
Forschung  1896  und  1897.  1.  Oceauien.  2.  Asien 

und  Europa.  8.  Afrika  von  P.  Gasigen*.  4.  Ame- 
rika. (Geographisches  Jahrbuch.  Begründet.  186« 
durch  E.  Behra.  Band  XXI,  1898.  Gotha  1899, 
8.  123  — 254.) 

Hanke,  Johannes.  Wissenschaftlicher  Jahresbericht 
des  Generalsecretärs  der  deutschen  anthropologischen 
Gesellschaft  über  die  Fortschritte  auf  den  Gebieten 
der  Ethnologie  und  Anthropologie , erstattet  auf  der 
28.  allgemeinen  Versammlung  der  Gesellschaft  iu 
Braunschweig  1898.  (('orrespondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  Mün- 
chen 1096,  8.  67  f.) 

Seheuflgen,  Jacob.  Bericht  über  die  Fortschritte 
auf  den  Gebieten  der  Anthropologie,  Ethnographie 
und  Urgeschichte.  (Jahrbuch  der  Naturwissenschaf- 
ten, hrsgb.  von  M.  Wildermann,  Jahrg.  XLU, 
Frei bürg  i.  Br.  1-98,  S.  331  —848.) 

Literaturborichto : in  den  Mittheilungen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien.  Bd.  28,  1898, 
8.  45  — 56,  101  — 106,  190  — 194,  250—254. 

$** 


Digitizeci  by  Google 


40 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Mouvement  scientifique  «n  France  et  ü Petranger: 
in  I.’ Anthropologie,  tnra.  IX.  Pari*  1898,  8,  56  — 99, 
183  — 236.  339  — 355,  437  — 483,  556—600,  676—714. 

Die  M-hr  reichhaltige,  Bücher  und  Jouroalliteratur  gleich* 
rnSsüig  berücksichtigende  Uebenicht  Ut  mit  zahlreichen 
Abbililungen  au*ge»tattet. 

Referate:  im  Archiv  für  Anthropologie,  Band  XXV, 
Vierteljabnheft  4,  S.  485 — 510.  Au»  der  deutschen 
Literatur,  von  J.  Hanke,  Th.  AchelU  und  F.  Birk* 
ner.  8.  510  — 537.  Au*  der  amerikanischen  Lite- 
ratur von  Emil  Schmidt  (refe.rirt  über  The  Ameri- 
can Anthropologie,  vol.  VII,  1894;  X,  1897.  8.  538. 
Au»  der  russischen  Literatur.  — Ebenda,  Bd.  XXV, 
Vierteljahraheft  1,  1898,  8.  145  — 223:  Au»  der  rus- 
sischen Literatur  von  L.  Stieda;  — 8.224 — 240:  Au» 
der  nordischen  Literatur  von  J.  Mestorf. 

Referate ; im  Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte , hrsg.  von  0.  Buschun, 
Bi  III,  Breslau  1898:  Anthropologie,  S.  « — 28,  101 

— 110,  105 — 212,  840 — 355.  Ethnologie  m.d  BlWW>* 
künde,  8.  88—  51,  110 — 184  , 212  — 24 2 , 20 5 — 808, 
Urgeschichte,  8.  51—54,  134—173,242—248,  304—348. 

c)  Zeitschriften, 

Amerika.  The  American  Authropologiat.  Published 
qoartorly.  Vol.  XI,  Washington  1H98.  3 Dollar« 

jahrh  — The  American  Antiquarien  and  Oriental 
Journal,  voi.  XX,  Chicago  1896.  8°. 

Deutschland.  Archiv  für  Authropologie , Bd  25, 
Vierteljahrsheft  4.  und  Bd.  26.  VierU-ljahrsheft  1, 
Braun  schweig  1898/99.  — Corretqtondenz  - Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc. . Jahr- 
gang XXIX,  1698.  — Centralblait  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte,  Bd.  3,  Breslau  1698. 

— Olohu* , hr*g-  von  Rieh.  And  ree,  Band  73/74, 
Braunschweig  1898.  — Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte, Jahrg.  1898.  — Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  30,  Berlin  1898.  — Petermann  s Mittheilungen, 
Bd.  44,  Gotha  1898.  — Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  zu  Berlin,  Bd.  33,  1868,  und  Verhand- 
lungen derselben  Gi -elUchaft,  Bd.  25,  1898.  — Geo- 
graphische Zeitschrift,  br*p.  von  A.  Hettner,  Jahr- 
gang 4.  Leipzig  1H9H.  — Koloniales  Jahrbuch,  Jahr- 
gang XI,  Berlin  1868.  — Zeiscbrift  für  ufrikoninche 
und  oceanische  Sprachen,  Jahrg.  IV,  Berlin  1898.  — 
Zeitschrift  des  Verein*  für  Volkskunde,  Jahrg.  VIII, 
Berlin  1898.  — Deutsche»  Kolon ialblatt.  Nebst  Mit- 
thctlungeu  von  Forsch  uugsmscnden  und  Gelehrten 
aas  den  deutschen  Schutzgebieten,  Bd.  XI,  Berlin 
1898;  ferner  die  Jahresberichte  der  geographischen 
Gesellschaften. 

England.  Folk -Lore.  A quarterly  review  „f  mytb, 
tradition,  institution  and  custom , heilig  the  T raus- 
action»  of  the  Folk -Lore  Society  am]  incorporating 
the  Archaeological  Review  und  the  Folk-I<ore  Jour- 
nal. Vol.  IX.  London,  l*y  David  Nutt,  1898.  — 
The  Journal  of  the  Authropological  Institute  of  Great 
Britein  and  Inland.  Vol.  XXVII,  Loudou  1898.  — 
Ferner  die  geographischen  Zeitschriften. 

Belgien.  Bulletin  de  Folklore.  Organ  de  la  *oci(öt6 
beige  de  Folklore.  Dirocteur  Eugene  Moscur. 
Tum.  XU,  Brttieüf  1898. 

Frankreich.  L’ Anthropologie.  Materiaux  pour  Phis- 
toire  de  riiomme.  Revue  d'antliropologie , revue 
dVthnographie  reuuis,  tom.  IX,  1868.  — Bulletin»  de 
la  Societü  d'Authropologie  de  Pari»,  sT-r.  IV,  tont. 
IX,  1898.  — Revue  mensuelle  de  IT&oole  d’Antbro- 
pologie  de  Pari»,  ann4e  VIII,  1898.  Uevue  de» 


traditions  populaires,  annee  XIIL  Pari*  1898.  — Lc 
Tour  du  Monde.  Nouveau  Journal  des  voyages. 
fond6  par  Edtnoud  Cbarton  et  iUnstre  par  not  plus 
ettebrss  artiste».  Ann.V  1898.  Pari*.  Hacbette. 
635,  422,  LX1V  S.  4°.  25  frc». 

Italien.  Archivio  per  l’Antropologhs  et  la  Etoologia. 
Organo  della  societa  italiana  di  antropologia , etno- 
logia  « psieologia  comparata,  publicato  dal  Paolo 
Mantegazra.  Vol.  XXVIII,  Firenze  1868. 

Niederlande.  Internationale»  Archiv  für  Ethnogra- 
phie. (Archive»  internationale*  dethnographie.) 
Hrsg,  von  I).  Anutschin,  F.  Boas,  G.  J.  Doxy, 

E.  H Giglioli,  E.  T.  Hatny.  W.  Hein,  H.  Kern, 
J.-J.  Meyer,  F.  Ratzel,  G.  Schlegel,  J.  D.  E. 
8chitieHz,  Hjalmar-Stolpe,  E.  B.Tylor.  Redac- 
tion; J.  D.  E.  Hch me ltz.  Band  XI.  Mit  15  Tafeln 
und  mehreren  Textillustratiouen.  Leiden,  Buchhand- 
lung und  Druckerei  vormals  E.  J.  Brill,  1898.  X, 
256  8.  4°.  21  Mark.  l>er  Urquell.  Eine  Monats- 
schrift für  Volkskunde.  H ermutig  «»geben  von  Fried  r. 
8.  Kraus.  Der  neuen  Folge  II.  Bd.  Leiden,  K.  J. 
BrUl,  1898.  12  Hefte,  gr.  8®.  4 Mark. 

Oosterreich.  Zeitschrift  für  «österreichische  Volks- 
kunde, 4.  Jahrg.,  1898.  Wien  und  Prag,  E-  Tempsky, 
1898.  8°.  — Mittbeilungon  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII.  (Der  neuen  Folge 
Will  Bd.)  Wien  1898.  Mit  Textabbildungen  u.  Tafeln 
und  Sitzungsberichten  derselben  Gesellschaft,  ebenda 
1898.  4®.  — Oesterreich ische  Monatsschrift  für  den 

Orient.  Hrsg,  vom  k.  k.  Handels-Museum  in  Wien. 
Red.  von  .Tu).  Böhm.  Jahrg.  24,  Wien  1896.  2°. 

ti)  Ctmgrcssc. 

Association  fran^aise  pour  l’&v&noement  de« 
Sciences.  26.  session;  congrto  de  Haint  - Etienne ; 
vgl.  den  Bericht  über  Anthropologie  von  Banson 
in  Revue  menroille  de  pfccole  d'Anthropologie  de 
Paris,  annta  VIII,  1898,  No.  4,  15  avril. 

Congrds  international  d’antbropologie  criminelle. 
Coropte  rendu  de  la  4*  »e*»ion , tenue  ä Geneve  du 
24  au  29  aoüt  1866.  Gencve , Fischbacher,  1897. 
l PI.  h".  10  fres. 

CongresB  russischer  Naturforscher  und  Aerzte 
in  Kiew,  August  1898.  Bericht  von  Th.  Volkov 
iu  V Anthropologie,  tum«  IX,  1898,  8.  718. 

Internationaler  medicinischer  Congress  in  Mos- 
kau, 19,  bis  26.  August  1897.  Bericht  ober  «lie 
Verhandlungen  der  anatomisch  - anthropologischem 
Abtheilung  von  Joseph  Mies  im  Centralblatt  für 
Anthropologie,  Jahrg.  III,  Breslau  1898,  8.  54  — 66. 

Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in 
Braunachweig  1897.  Bericht  über  die  Vorträge  von 

F.  Kahle  in  Putermanu’s  Mittheilungen,  44.  Band, 
1898,  8.  14—17. 

Doutscho  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte:  XXIX.  allgemeine  Ver- 
sammlung in  Brnunochweig  vom  4.  bi»  6.  August 
1898,  mit  Au»dügcu  nach  den»  Eime  und  dem  Harze. 
(Bericht  muh  stenographischen  Aufzeichnungen  rtdi- 
girt  von  Johannes  Ranke,  im  Corntt|*mdcinzbiaU 
der  Gesellschaft,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  67  tT ) 
Vgl.  such  «len  Bericht  von  Franz  Heger  in  den  Mit- 
tbcilungen  «1er  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVIII,  Sitzungsberichte,  S.  49  — 52; 
ferner  Jen  Bericht  von  Joseph  Mie»  im  Centralblatt  für 
Anthfappfoieir , Band  111,  Breslau  1BW,  8*  S55  — 368. 
IW.  IV,  Jona  1899,  S.  39—49. 

Fries,  8.  A.  Religionsvuteuskapüga  Kongressen  i 
Htocklioltu  1897.  En  futlsländig  framaUUning  af  Kon- 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


41 


gressen*  uppkomtt  ocli  förhandl  ingar  jätnti»  portritt 
nf  di»**  president,  jr*-l*e  och  samtliga  talare. 
Heft  1—5.  Stockholm,  Bohlin,  1897.  1.  T.,  240  8. 

Sociedad  eientiflca  nrgentina,  Bericht  von  Ro- 
bert Lehmann- Nitsohe  über  den  ersten  Congreso 
cientitko  latiuo-americano,  abgebalicn  zu  Buenos- Aires 
vom  ia  bis  2".  April  1899  im  OntnlUltt  für  An- 
thropologie, Bd.  IV,  Jena  1809,  S.  49  — 53. 

8.  Museen  und  Ausstellungen. 

Berlin.  Köuigl.  Museum  für  Völkerkunde.  Führer. 

7.  Aufl.  Berlin,  W.  Speinann,  1898. 

F.  v.  Lusch&u,  Hie  Ausstellung  SchSller  vgl.  Deutsche 
Kolunialxeilung,  Jahrg.  XI,  1898,  Nr.  28. 

Brüssel.  Mu *ee  de  la  Porte  de  Hai.  Beschreibung 
der  ethnographischen  Abtheilung  im  Internationalen 
Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI,  Leiden  1898, 

8.  221  — 888. 

Celle  (Hannover).  Beschreibung  und  Abbildung  des 
Museums  in  der  lllnstrirten  Zeitung  1898,  Nr.  2578, 
25.  August.  8.  271,  272. 

Danzig.  Westpreusstsche«  Proeinxlal-Museum.  Bericht 
für  1897;  vgl.  Internationale«  Archiv  für  Ethnogra- 
phie, Band  XI,  Leiden  1898,  8.  245. 

Frankfurt  a.  M.  Städtisches  historisches  Museum; 
vergl.  die  Beschreibung  von  J.  D.  E.  ßcliineltz 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Abtheilung  für 
Volkskunde  im  Internationalen  Archiv  für  Ethno- 
graphie, Bd.  XII,  1899,  8.  27, 

Haarlem.  Kolonial-Meaeiim ; ülier  den  Jahresbericht 
für  1897  vgl.  internationales  Archiv  f.  Ethnographie, 
Band  XI,  1898,  B.  169. 

Hamburg.  Die  koreanische  Sammlung  des  Museums 
Umlauff.  Hamburg  1897.  47  S.  mit  34  Tafeln, 

gr.  8Ö.  3 Mark. 

Vgl.  lutrruatiiuudfs  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI, 
Leiden  1898,  S.  224. 

Hannover.  Frovinjdal-Muwom ; vgl.  den  Bericht  im 
Internationalen  Archiv  für  Ethnographie , Band  XI, 
Leiden  1898,  8.  224. 

Honolulu.  Occasional  Paper»  «f  the  Beniic«  Fauabi 
Bishop  Museum  of  Polynesien  Ethnulogy  and  Natural 
Hietory.  Vol.  I,  No.  1.  ilouolulu,  Hawaiian  Islands 
1898.  72  S.  mit  41  Textabbildungen  und  20  Tafeln. 

8t*  Jean -de -Lus.  Die  erste  baskisclie  Ausstellung. 


Vgl.  den  Bericht  von  Karutz  im  Internationalen 
Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI,  Leiden  1888, 
8.  25  — 27. 

Königsberg  i.  Pr.  Katalog  des  Prussia  - Museums. 
Thell  11:  Die  Funde  aus  der  Zeit  der  heiduischen 
Gräberfelder  (von  Christi  Geburt  bi»  zur  Einführung 
des  Christenthum»).  Mit  einem  Anhang  enthaltend 
den  Katalog  der  ethnographischen  Sammlung.  Mit 
188  Abbildungen.  Königsberg  1897. 

Krems  a.  d.  Donau.  Städtisches  Museum;  vergl.  die 
Beschreibung  von  Julius  Benes  in  der  Zeitschrift 
des  Verein»  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin 
1808,  8.  808  — 819. 

Lübeck.  Museum  für  Völkerkunde;  vergl.  die  Be- 
schreibung von  Schmeltz  irn  Internationalen  Archiv 
für  Ethnographie,  Band  XI,  I*eiden  1898,  8.246 — 249. 

Münster.  Menechenraseetischidel  der  Sammlung  der 
westfälischen  (Luppe  für  Authropo|i»gie,  Ethnologie 
und  Uittssehichta  im  Provlnzisl-M u«eum  für  Natur- 
kunde. Von  Prof.  Dr.  II.  Landois.  (25.  Jahresbericht 
des  westfälischen  Provinzialvereins  für  Wift*enschaft 
und  Kunst.  Münster  1897.)  8.  18  — 21. 

Paris.  Les  nou veiles  galerie«  du  Museum;  R.  V er- 
nenn, 1a  galerie  d'anthropologie ; vergl.  L’Antbro- 
pologie,  tonte  IX,  Paris  1898,  8.  327  — 336,  mit  Ab- 
bildung. — 

Le  Mu*ee  Ccmnschi ; vergl.  über  den  Gründer;  Inter- 
nst ionsles  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI,  Leiden  1898, 
S.  225. 

Stuttgart.  Ethnographische*  Museum  des  Vereine  für 
lluodelsgcogrnphie;  beschrieben  von  Lantpert  im 
Jahresbericht  des  Vereins.  Stuttgart  1898. 

Behrens,  Albert.  Die  etli nographische  Sammlung 
dei  Luueborger  Museums.  (Jahresberichte  des 
Mnseums- Vereins  für  da»  Fürstenthum  Luneburg. 
1896/98,  S.  93—  HO.) 

Goodo,  G.  Brown.  Report  apon  the  exhihit  of  the 
ßmitbsonian  Institution  and  the  United  States 
National  Museum  at  the  Cotton  States  and  inter- 
national Exposition.  Atlanta,  Ga..  1895.  (Anuual 
report  of  the  bonrd  of  rvgeuts  of  the  Smithsonian 
Institution,  July  1896,  Washington  1898.  ß.  613—635.) 

Marina,  Giuseppe.  Das  Italienische  Anthropolo- 
gisch*-  Institut  zu  Livorno,  (I’ebersetzt  von  Frau 
Dr.  Müller,  München-Gladbach.) 

Vergl.  Zeitschrift  flir  Ethnologie , Jahrgang  3Ö,  Berlin 
1898,  8.  55  — 58. 


n.  Ethnologie. 


1.  Methodik.  Geschichte  der  Wissenschaft. 

Baaan , Atidolf.  Die  Aufgaben  der  Ethnologie. 
Batavia,  Al  brecht  u.  Co.,  1898. 

Boa«.  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  anthro- 
pologischen Forschung  in  Nordamerika.  Bericht  der 
29.  allgemeinen  Versammlung  der  deutsche!)  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Brauuschweig , 4.  bis 
8.  August  1898. 

Vergl.  CentralbUtt  flir  Anthropologie , Band  IV,  Jena 
1898,  8.  40  — 41. 

Büchner,  Max.  Bedeutungen  (Globus,  74.  Bd.,  1898, 
8. 137 — 142,  39J).  Dazu  Entgegnung  von  H.  Schurtz, 
ebenda  8.  214. 

C&rnoy,  Henry.  Dictionnaire  interuational  des  Folk- 

Archiv  für  Anlhropolofp«.  bd  XXV 11.  (Vene.  d.  antlmip.  Idt.) 


loristes  contetnporain«.  Pari*,  chez  l’auteur,  1897 

4°.  15  frv*. 

Fiala,  Franz.  Ge*t.  am  28.  Januar  1898  zu  Haia- 
jevo.  Nachruf  in  I/Anthropologie , tonn*  IX,  Paris 
1898,  8.  100 ; von  M.  Hoerne*  in  den  Mirtheilungen 
der  nnthropologiacheu  Gesellschaft  in  Wien,  Bd. 
XXVIII,  S.  F.  Bd.  Will.  Bitttmgftbtrieble,  8.  7—8. 

Gümbel,  C.  Wilhelm  von,  gest.  am  I*.  Juni  1898; 
vergl.  t'orrMpondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft 
lur  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898, 
8.  48. 

Hovorka,  Edler  von  Zderaa,  Oskar.  Sollen  wir 
weiter  messen  oder  nicht?  (('entralblatt  für  Anthro- 
pologie, Band  111,  Breslau  1898,  S.  289  — 294.) 

Lupouge,  de.  Le*  leis  fundamentale*  de  l’anthro- 
pologie.  (Revue  scientitique,  1897,  oct.) 

6 


Digitized  by  Google 


42 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Matiegka,  J.  Pocätky  a poetap  anthropologick^ho 
studia  obyvMtditn  zenü  ceakych.  (Anfänge  und 
Fortschritte  des  anthropologisch  an  Studiums  der  Be- 
völkerung der  böhmischen  Länder.)  (Aut  Naro- 
dopistii  Sbornik  III.  I Prag  1898. 

Mortillel,  Gabriel  de,  Professor  für  prähistorische 
Anthropologie  zu  Pari«,  gest.  121».  September  1898; 
Biographie  von  £raile  Cartailhac  iu  L'Anthro- 
pologie,  tome  IX,  Pari»  1898,  8.  601  - 612,  mit  Por- 
trät. Nachruf  von  R.  Virehow  in  den  Verhand- 
lungen der  Barliuer  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrgang  189h,  s.  4M  -411* 

Müller,  Friedrich,  gast,  am  24.  Mai  1898,  Professor 
für  vergleichende  Sprachwissenschaft  und  Sanskrit 
in  Wien;  Nekrolog  von  W.  Wolkenbauer  ira 
Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  II  — 18. 

Radio,  O.  Ethnographischer  and  sodologiscber  Frage- 
bogen (Berb).  Sbornik  1897.  II. 

Welcker,  Hermann,  gest.  11.  September  1897  in 
Wiutrrstein  in  Thüringen;  vsrgl.  Correspondenzblatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jalirg.  2«,  München  1897,  8.  1'"*. 

Zöckler,  O.  Die  Anthropologie  (nebst.  Psychologie) 
seit  etwa  1860.  (Die  Wissenschaften  und  Künste  der 
Gegenwart  in  ihrer  Stellung  zum  biblischen  Christen- 
thum. Gütersloh  *1898.) 

2.  Allgemeine  Anthropologie. 

Becker,  V.  De  Mensch,  zijne  tegenwoordige  en  prae- 
histonschc  Rassen  uaar  J.  Ranke  „Der  Mensch" 
be  werkt.  Amsterdam  1898. 

Bloch,  A.  Essai  snr  les  levre«  au  point  de  vue 
anthropologique.  (Bulletin*  de  la  BoeiltA  d' Anthro- 
pologie de  Paris,  a6r.  IV,  totn.  IX.  1896,  fase.  3.) 

Caneetrini,  G.  Antropologia.  3.  edit.  Milano, 
ü.  Höpii,  1898. 

Chudeineki,  Th.  Variation«  mtuculalrea  dan«  les 
rares  humaines.  (Memoire*  de  la  8o«iri6  d’ Anthro- 
pologie de  Paria,  III.  »er.,  tom.  II,  1898,  fase.  2. 
223  8 ) 

Ehen,  die,  unter  Blutsverwandten  und  die  Statistik. 
(Globus,  74.  Bd.,  1898,  B.  379.) 

Flürke,  Gustav.  I»rr  Einfluss  der  Kiefer  uud  Zähne 
auf  den  menschlichen  Gesichtsausdruck.  Eine  anthro- 
pologisch-ethnographische Studie.  Bremen,  W.  B 
Möllmann.  II,  96  S. , mit  Abbildungen,  gr.  8°. 
1,50  Mark. 

Vergl.  da«  Referat  im  Centralblntt  für  Anthropologie. 
Band  IV,  Jens  1899,  S.  7—10. 

Frobeuius,  L.  Die  Weltanschauung  der  Naturvölker. 
Mit  4 Abbildungen  im  Text  und  3 Tafeln.  Beiträge 
zur  Volks-  uml  Völkerkunde,  Band  8.  Weimar, 
B.  Felber.  1898.  XV,  427  8.  gr.  8°.  9 Mark. 

Gobineau,  Joseph  Arthur  Graf.  Versuch  über 
die  Ungleichheit  der  Menschenra<;en.  Vom  Grafen 
Gobineau.  Deutsche  Ausgabe  von  Ludwig  Schemann. 
Stuttgart,  F.  Frommann.  Bil.  1,  18HM.  VI,  XXVIII, 
290  8.  Bd.  2,  in».  VI,  382  8.  §•.  7,70  Mark. 

Vergl  P.  F.h  reureich  im  Globus,  73.  Bd.,  1898, 
S.  327. 

♦Haddon,  A.  C.  The  study  of  man.  New  York, 
Putnam's  Sons,  1898. 

Haeckel,  Ernat.  Ueber  unsere  gegenwärtige  Kennt- 
nis« vom  Ursprung  des  Menschen.  Vortrag.  Mit 
erläuternden  Anmerkungen  uud  Tabellen.  Bonn, 
E.  Strau*«,  1898.  53  8.  gr.  8°.  1,60  Mark. 

* Holl,  M.  Ueber  Gesichtsbildung.  (Mittheilungen  der 


Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII 
N.  F.  XVIII,  8.  57  — 100,  mit  TexUbbild ungen, 
Tabellen  und  2 Tafeln. 

Auch  separat : Wien,  A.  Holder,  1895.  gT.  4°.  5 Mark. 

Kohlbrugge,  J.  H.  F.  Der  Atavismus.  Utrecht, 
G.  J.  C.  Scrinerius,  1697.  8*. 

Vergl.  OntrslbUtt  für  Anthropologie,  Jahrg.  III,  Bres- 
lau 1898,  S.  101  —103. 

Kollmauu,  J.  Ueber  die  Beziehungen  der  Vererbung 
zur  Bildung  der  Menschenrassen.  (Correspondenz- 
blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
«Tahrg.  29,  München  1898,  8.  116  — 121.) 

Kollmann,  J.  und  W.  Büchly.  Die  Persistenz  der 
Rasaeu  und  die  Reconstruction  der  Physiognomie 
prähistorischer  Schädel.  (Archiv  für  Anthropologie. 
Baud  25,  Yiertcljaht »lieft  4,  Braunschweig  1898. 
8.  329  — 359,  mit  ft  Textabbildungen  und  S Tafeln.) 

Lavroff,  P.  I*.  Perfjivania  dotstoritcheskaho  perioda. 
Genf  1898.  8*.  160  8. 

„Le  lirrs  de  M.  P.  Lsvroff  forme  te  sisi£me  volume 
de  »on  oeuvre  mngistrale  Esquissc  de  Involution  de  U 
pen«ee;  Psuteur  tr«uve  que  les  trsits  priacipaox  de  la 
diflerence  eotre  U vie  froeiate  „prihistorlque*  et  la  vie 
„bistorique“  soaft  cau«£»  par  la  pare»»e  de  la  pen«Atu; 
vergl.  Tb.  Volkov  ln  L’Anthropologie , tome  IX,  Pari» 
1898,  3.  571  — 573. 

Letournoau,  Cb.  La  synthes*  de  Involution  mentale. 
(Revue  mensuelle  de  l’Ecole  d’ Anthropologie  de  Paris, 
Bd.  XII,  1898,  B.  333  f.) 

M&houde&u,  P.  G.  L’origtne  de  l'homme  d’aprfr»  le* 
tradition»  de  rAniiquitA  (Revue  mensuelle  de  l’ficole 
d’Anthropologie.  Annta  VIII,  Paris  1898,  8.  233  f.) 

Manouvrier.  Observation*  sur  quelques  nain».  (Bulle- 
tins dt  li»  mmMN  d’ Anthropologie  de  Paris,  *$r.  IV , 
1897,  faac.  6.) 

Mantegazza,  Paul.  De  mansch  in  het  gestachuleven. 
Culturhiat  en  authropologiech  onderzock  naar  deu 
saxueelen  otngnng  blj  de  verschilfende  vollen  der 
aardo.  Voor  Nederland  bewarbt  eu  met  tal  van 
ethnogr.  bijzonderheden  betr.  da  Nederl.  bezittingen 
in  Indie  vermeerded  door  A.  R.  Westerhout. 
5.  druck.  Au>sterdam,  von  Klaveren,  1897.  3,90  fbcs. 

Matiegka,  Heinrich.  Ueber  die  Beziehungen  zwischen 
Körperbeschaffenbeit  uud  geistiger  Thätigkeit  bei 
Schulkindern.  (Mittheilungen  der  Wiener  Anthro- 
pologischen Gesellschaft,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVIII, 
1896,  8.  122  — 126.) 

Negritoa,  The,  or  pigmies.  (Science  of  man,  I,  1898, 
7.  S.  1 65  f.) 

Oberländer,  Richard.  Der  Mensch  vormals  und 
heute.  Abstammung.  Alter,  Urheimath  und  Ver- 
breitung der  menschlichen  Rassen.  Eine  Völker- 
kunde für  Alt  uud  Jung.  Wohlfeile  (Titel-)  Ausgabe. 
Mit  über  100  Textabbild  ungen,  5 Tcnbilderu.  Leip- 
zig, O-  Spanier,  1898.  VIII,  311  8.  gr.  8*.  2 Mark. 

Pioard,  Theodore.  Essai  d'anthropologie.  Paris, 
Pouasielgue.  8°.  3,50  fres. 

Platz,  H.  Der  Mensch.  Sein  Ursprung,  seine  Rassen 
und  sein  Alter.  3.  Aufl.  Würzburg  uud  Leipzig, 
L.  Woerl,  1898.  Mit  400  Abbildungen. 

Vergl.  Archiv  (Ir  Anthropologie,  Bond  25,  Virrteljahr*- 
beft  4,  Bteuasckweig  16M»  s,  4M* 

♦Pohl,  J.  Die  Querschnittform  des  Kopfhaare*  der 
Kaukasier.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jahrgang  1897,  8.  483  — 488, 
mit  1 Textabbildung.) 

Proohownook.  Der  gegenwärtige  Stand  der  Pyg- 
innen  fr*  ge.  (Correspondenzblatt  der  deutschen  Ge- 


Digitized  by  Google 


l 


Völkerkunde. 


43 


•ellschaft  für  Authropologie , Jahrg.  2V,  München 
1898,  8.  BO.) 

Reibmayr , Alb.  Inzucht  und  Vermischung  beim 
Menschen.  Wien,  F.  Deutliche,  1897.  VI,  268  B.  8#. 

4 Mark. 

Reichenow,  A.  Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie.  Band  YITI.  Lief.  72  — 74. 
Breslau,  E.  Trewendt,  1898.  366  S.  8°. 

Sammlungen,  die  anthropologischen,  Deutschlands, 
ein  Verzeichnis*  de*  in  Deutschland  vorhandenen 
anthropologischen  Materials  nach  Beschluss  der 
deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  zusammen* 
gestellt  unter  Leitung  des  Vorsitzenden  der  zu  diesem 
Zwecke  ernannten  Commission  Johannes  Rauke. 
Tbeil  III,  Abthl.  1:  W.  Krause.  Da*  anthropolo- 
gische Material  de*  I.  anatomischen  Institute*  der 
König!.  Universität  zu  Berlin.  (Archiv  iür  Anthro- 
pologie, Band  XXV,  Vierteljahrsheft  4.  Braun- 
schweig 1898.  11  8.) 

SchefFler,  Hermann.  Das  Schöpfung»  vermögen  und 
die  Unmöglichkeit  der  Entstehung  de*  Menschen  aus 
dem  Thier*.  Nebst  einer  Kritik  der  Werke  von 
Darwin  und  Haeckel.  Braunscbwalg,  K.  Wagner, 
1898.  IV,  152  8.  gr.  6°.  3,60  Mark. 

* Schein,  Moritz.  Da«  Haarkleid  de«  Menschen. 
Fester  medtein.  chirurgische  Presse.  Band  XXXIV, 
1898.  1. 

Schmidt,  Emil.  Die  Rekonstruktion  der  Physiogno- 
mie aus  dem  Schädel.  (Globus,  74.  Bd.,  1698,  S.  307 
— 310  mit  3 Textabbildungen.) 

Auf  Grund  von  Kollnaan’t  Abhandlung:  Die  Per- 
■intern  der  Kassen  und  die  Rekonstruktion  der  Physiogno- 
mie pr&bistorischer  Schädel  itn  Archiv  für  Anthropologie, 
Bd.  25,  1898,  S.  328  f. 

Schrötter,  Hermann  v.  Zwei  deformirte  Peruaner- 
scbwdel.  (Mitt  bedungen  der  anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N F.  XVIII,  1898, 
Bitzungsberichte,  8.  46  — 49  mit  1 Textabbildung.) 

Sehr ötter  verbreitet  »ich  gleichzeitig  über  die  Sitte 
der  künstlichen  Schldelverbildung. 

Sohultze,  Oscar.  Grundriss  der  Entwicklungs- 
geschichte de»  Menschen  und  der  Säugethiere.  Für 
Btudiretide  und  Aerzte.  Bearbeitet  unter  Zugrunde- 
legung der  2.  Auflag«*  de«  Grundrisses  der  Ent- 
wickelungsgeochichte  von  A.  K öllicker.  Leipzig, 
Wilh.  Engel ruann,  1897.  468  8.  mit  391  Textabbil- 
dungen and  6 Tafeln,  gr.  8°.  11  Mark. 

Vergl.  J.  Ranke  im  Correspondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München 
1898,  S.  32. 

Tappeiner,  Frans.  Messungen  von  384  hyperbrach y- 
cephulen  und  von  150  brnchycephalen  und  raew 
cepbalen  Tiroler  Beingruft-Schädeln.  zur  Vergleichung 
mit  den  in  München,  Güttingen  und  Wien  gemessenen 
Museum*  - Schädeln.  Mit  einer  Vorbemerkung  von 
Rudolf  Virchow.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  30,  Berlin  1898,  8.  189  — 275.) 

•Török,  Aurel  von.  Ueber  Variationen  und  Corr*- 
latiuiien  der  Neigungs-Verhältnisse  am  Unterkiefer. 
(Eine  Studie  zur  Frage  de*  kraniologGchen  Typus.) 
(Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898, 
8.  125—  182  mit  8 Textabbildungen.) 

Ujfalvy.  Anthropologische  Betrachtungen  über  die 
Porträtköpfe  auf  den  griechisch- baktrischen  und 
indo-*kythUchen  Münzen.  (Archiv  für  Anthropologie, 
Band  26,  Vierteljahrsheft  I,  Braunschweig  1899, 
8.  45  — 70  mit  15  Textabbildungen.) 

* Unna,  P.  Q.  Das  Haar  al*  Ra«*enmerkmal  und  «las 
Negerhaar  insbesondere.  (Correspondenzblatt  der 


deutschen  Gesellschaft  etc.,  Jahrg.  29,  München  1896, 
8.  54  — 56.) 

•Virohow,  Rudolf.  Die  Phokornelen  um!  das  Blren- 
weih.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898,  8,  55  — 61 
mit  4 Textabbildungen.) 

Welaenberg,  Gerhard  von.  Da*  Versehen  der 
Frauen  in  Vergangenheit  und  Gegenwart  und  die 
Anschauungen  der  Aerxte,  Naturforscher  und  Philo- 
sophen darütier.  Leipzig,  H.  Barsdorf,  1899.  183  8. 

mit  10  Abbildungen,  kl.  8°. 

Zichy,  Theodor,  Graf,  Familientypu«  und  Familien- 
ähnlichkeit. i.CoiTes]K)iidenzb]aU  der  deutschen  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  Müneheu 
1898,  8.  41—44,  51—54.) 

Zuooarelli,  A.  Die  Beziehungen  zwischen  Kriminal- 
Anthropologie,  gerichtlicher  Medizin  und  Psychiatrie. 
(Central blutt  für  Anthropologie.  Band  111,  Breslau 
1898,  8.  193—195.) 

Vergl.  L’Anthropoiogie,  tun«  IX,  Paris  1896,  8.  714. 

Pithecanthropus  erectus  Dubais. 

Houxe.  Le  riiliecantbropu«  erectus.  (Bulletin  de  la 
Societe  d' Anthropologie  de  Bruxelles,  tom.  XV,  1897 
mit  Abbildungen.) 

Manouvrier,  L,  Ün  Pithecanthropus  erectus.  (Americ. 
Journal  of  R-ience.  VoL  IV,  1897.  8.  213  f.) 

Sohwalbe,  G.  Ueber  die  8ebideIformen  der  ältesten 
Menschenrassen.  mit  besonderer  Berücksichtigung  de* 
Schädels  von  Egisheim.  (Mittheilungen  der  philo- 
tnathischen  Gesellschaft  in  EIshss* Lothringen  V,  1897, 
8.  72  • 85  mit  2 Abbildungen.) 

Vergl.  L.  Laloy  In  L’Anthropologie , touie  IX.  Paris 
1698,  S.  198  — 201;  Martin  ina  Centralblatt  für  Anthro- 
pologie, Bund  III,  Breuls«  1898,  8.  305.  Vorstudien  zu 
einer  Arbeit  über  den  Pithecanthropus. 

Volta,  Wilhelm.  Demonstration  eines  Schädel- Ab- 
gusse* von  Pithecanthropus  erectus.  (Jahresbericht 
der  echletisoben  Gesellschaft  für  vaterländische  Cul- 
tur  75.  1 898,  II.  Abth.,  8.  10  — 20.) 

3.  Allgemeine  Soziologie. 

Berlin,  J.  Neue  Gednnken  über  die  Entstehung  der 
Familie  und  der  Religion.  Bern , Steiger  u.  Co.  in 
Com  nt.,  1898.  16  8.  8®.  0,40  Mark. 

Bacher,  Karl.  Die  Wirtschaft  der  Naturvölker. 
Vortrag,  gehalten  in  der  Gehe • Stiftung  zu  Drtsdeu 
am  13.  November  1897.  Dresden,  v.  Zahn  u.  Jaensoh, 
1898.  71  8.  gr.  8°.  1 Mark. 

Dallemagne,  Jules.  Quelques  phases  de  Involution 
de  la  proprmte.  Paris,  Giard  et  Bricre,  1807.  8°. 
I fr. 

Kztrait  de  la  „Revue  internationale  de  soctulugie*. 

Frobeniua,  L,  Der  Ursprung  der  Kultur.  Band  I. 
Berlin,  Gebr.  Bornträger,  1898,  gr  8°. 

Siche  unter  Afrika,  Allgemeine«. 

Giddings , F.  H.  The  elamenta  of  sociology.  New 
York,  Macmillau  u.  Co.,  1898. 

Harrig&n,  O.  F.  The  evolution  of  slavery.  (West- 
minst.  Review,  1897,  B.  243  f.) 

Koeppen,  W.  Klima  und  Cultur.  (Correspondena- 
blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrg.  29.  Mönchen  1898.  8.  60,  61.) 

Lapougo,  G.  V.  de.  Fundamental  law*  of  antliropo- 
sociology.  (The  Journal  of  Political  Economy,  1897, 
Dec.) 

6* 


Digitized  by  Google 


44 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Mahler,  Richard.  8Mtluug«ff«biet  und  Kiedelnngs- 
läge  iu  Ocmnien  unter  Berücksichtigung  der  Biede- 
lungen  in  lndontaien.  (Internationale«  Archiv  für 
Ethnographie.  Bd.  XI,  Leiden  1898.  Supplement.) 

McGee.  Piratical  acculturation.  (The  American 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  No.  8.) 

Meyer,  Eduard.  Die  Sklaverei  im  Alterthum.  Vor* 
trag , gehalten  in  der  Geh«-Stiftnng  zu  Dresden. 
Dresden,  v.  Zahn  u.  Jaensch , 1898.  49  8.  gT.  8®. 

1 Mark. 

Vergl.  deutsch*  Literaturzeitung , Jahrg.  19,  1898, 

S|>.  1 72.1  f. ; Jahrbuch  für  Gesetzgebung,  Verwaltung  und 
Volkswirtschaft  im  Deutschen  Reich,  Jahrg.  22,  1898. 
8.  849—952. 

Mucke,  Johann  Richard.  Urgeschichte  de«  Acker- 
baues und  der  Viehzucht.  Eine  neue  Theorie,  mit 
einer  Einleitung  über  die  Behandlung  urgeschieht- 
licher  Probleme  auf  statistischer  Grundlage.  Greif*- 
wähl,  J.  Abel.  1888.  XXIV,  40+  B.  mit  12  Abbil- 
dungen. gr.  8°.  Mark  9,40. 

Vergl.  die  Besprechung  von  A.  Wünsche  in  der  Nation, 
Jahrg,  IS,  1897/88,  S.  700  — 708,  Literarische«  Central* 
Watt  1899,  Sp.  541  — 543. 

Origins,  The,  of  nations  frotn  tht  comiuost  of  bar- 
barouH  borde*  in  forzner  timen.  (Science  of  man,  1, 
1898,  5 — 4,  8.  112  f.,  131  fj 

Ratzel,  Friedrich.  lVr  Ursprung  und  da«  Werden 
der  Völker,  geographisch  betrachtet.  (Berichte  über 
die  Verhandlungen  der  Kdnigl.  Sachs.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Leipzig.  Philologisch  - histor. 
C laste.  Band  50,  1898,  L) 

Regnault,  F.  Lutte  ent  re  les  peuple«;  lntte  entre 
mnnade*  et  agricultures.  (Bulletins  de  la  societe 
d' Anthropologie  de  Paris.  Tom.  VIII,  1897,  S.  804  f.) 

Vergl.  das  Referat  von  Laloy  im  Centralblatt  Ihr  An- 
thropologie, Band  IV,  Jena  1899,  8.  21. 

Tarda,  G.  Les  loi«  soiiales.  Paris,  Alcan,  1898. 

Williama,  Taleott.  Was  primitive  man  a modern 
tut  vage  ? (Anuual  report  of  tke  board  of  regenta  of 
the  Smit hsonian  Institution,  July  1894,  Washington 
1898,  S.  541  —548.) 

Woltmann,  Ludwig.  Die  Dar  will' sehe  Theorie  und 
der  Sozialismus.  Ein  Beitrag  zur  Naturgeschichte 
der  menschlichen  Gesellschaft.  Düsseldorf,  H.  Michels, 
1896.  VIII.  397  S.  gr.  8°.  4 Mark. 

4.  Specielle  Sociologie. 

1.  Ehe  und  Familie. 

Hutchinson,  H.  N.  Mwrria^a  cuntom.  in  roany  l.nd., 

London,  Seeley,  1897.  36u  8.  8°.  12  sh.  6 d. 

Klugmann,  N.  Vergleichende  Studien  zur  Stellung 
der  Frau  im  Alterthum.  1.  Bd.:  Die  Frau  im  Tal- 

• mud.  Wien  (Frankfurt  a,  M. , J.  Kaufmann)  1898. 
V,  87  8.  gr.  8°.  2 Mark. 

Kodandar&ma  Aiy&r.  The  poaition  of  wonum  in 
India,  in  America,  and  among  «Avaget.  Parlnkimedi, 
publ.  by  the  autor,  1897.  40  8.  8°. 

Patella,  F.  (’ontributi  alla  storia  delle  orazioni 
nuziah  e della  celebrazione  del  matrimonio.  (Studi 

Senosi  XTO  1897,  & 3—72.) 

Sohaible,  Karl  Heinrich.  Die  Frau  im  Alterthuin. 
Ein  kulturgeschichtliche»  Bild.  Zwei  populäre  Vor- 
träge, gehalten  im  deutschen  Verein  für  Kunst  und 
Wissenschaft  in  London.  Karlsruhe,  G.  Braun,  1898. 
VIII,  84  8.  gr.  8°.  Mark  2. 


Schirrmacher,  K.  Die  Frau  im  Orient.  Vosaische 
Zeitung,  Sonntagsbeilage  Nr.  32  f.  1897. 

Solot&roff.  On  the  origin  of  fainily.  (The  American 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  August.) 

Staroka,  C.  N.  La  famille  dans  les  diffirentes  societA». 
Paris,  Giard  et  Brterc,  1898. 

Steinmetz,  S.  R.  Das  Verhältnis«  zwischen  Eltern 
und  Kindern  bei  den  Naturvölkern.  (Zeitschrift  für 
Social  Wissenschaft,  .Jahrgang  I,  1899»  Heft  8.) 

Tillier,  L.  Le  mariage,  sa  genese,  wn  evolution. 
Paris,  BoeMU  d'editiooa  seientiftques,  1898.  7,50  freo. 

Winokler,  Hugo.  Polyandrie  bei  S«-miten.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1894,  8.  29  — 30.) 

2,  Staat  und  Hecht. 

Bodn&r,  Z.  Entstehung  und  Entwickelung  dee  Rechtes. 
Budapest,  Eggenberg,  1896. 

George,  J.  Humanität  und  Kriminalstrafan.  Eine 
Zusammenstellung  aämmtlicher  KriminaMrafeu  vom 
frühesten  Mittelalter  bis  auf  die  Gegenwart  unter 
Berücksichtigung  aller  Staaten  Europas,  nebst  einer 
Besprechung  derselben  unter  dem  Gesichtswinkel  der 
Humanitär.  Jena,  H.  Custenoble,  1896.  XXVII,  383  8. 
gr.  8°.  10  Mark. 

Vacearo,  Michel- An  ge.  Les  bases  sociologique«  du 
droit  et  de  IVtat.  Ouvrage  traduil  sur  F Edition 
Italien  ne  par  J.  Gaur«  et  oompletemeut  refondu. 
(Bihlioth^que  sociologique  internationale  publ.  soos 
U direction  de  M.  Bend  Worms.)  Paris,  V.  Giard  et 
E.  Bridre,  !H9k.  LXI,  480  8.  8°.  8 frc*. 

Vergl.  deutKhe  Liftcraturzeitung , Jahrg.  19,  1696, 

8p.  1307—1309. 

Wrede,  Richard.  Die  Körperstrafen  bei  allen  Völ- 
kern von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart. 
Kulturgeschichtliche  Studien.  Mit  vielen  Illustra- 
tionen. In  15  Liefrgn.  Liefrg.  1 — 4.  Dresden, 

H.  K.  Dohrn,  1898.  192  8.  1 Tafel,  gr.  8®.  ä Lfg- 

I, 50  Mark. 

3.  Religion.  Ctdtus.  Moral.  Aberglaube. 

Achelis,  Th.  Der  Ursprung  der  Religion  al*  sozial- 
psychologische«  Problem.  (Archiv  für  Religions- 
wissenschaft. hrsg.  von  Th.  Achelis,  Band  I,  1898, 
Heft  2.) 

Allen,  G.  The  evolution  of  the  idea  of  God:  an  in- 
quiry  into  the  origius  of  religion.  London,  Richards, 
1897.  440  8.  8°.  20  »h. 

Archiv  für  Religionswissenschaft  in  Verbindung  mit 
Honsset,  D.  G.  Brinton,  H.  Gunkel  etc.  und 
anderen  Fachgelehrten  herausg.  von  Th.  Achelis. 
Band  I,  Heft  1 —4.  Freiburg  i.  Br.,  J.  C.  B.  Mohr, 

. 1398.  gr.  h'V  14  Mark. 

Da*  Archiv  für  Religionswissenschaft  bezweckt  nach  der 
Anzeige  des  Herausgeber* , di«  Fühlung  zwischen  Sprach* 
wivvetm  halt  und  Völkerkunde  hcrzustcllcn ; es  »ollen  be- 
sonder» folgende  Disziplinen  behandelt  werden:  l.  Griechi- 
sche Mythologie.  2.  Römische  Mythologie.  3.  SUvis.be 
(nord-stidtdavi*che , finnisch-ugrische)  Mythologie.  4.  Ger- 
manistik. 5.  Romanistik.  6.  Sanskrit.  7.  Aegyptologie. 
8.  Assyrlologi*.  9.  Semitisch-arabische  Mythologie.  10.  Alt- 
persische  (Avesta)  und  neupersisebe  Mythologie.  11.  Christ- 
liche Mythologie.  12.  Mythologie  und  Religion  hei  den 
Naturvölkern  (Asien,  Afrika,  Australien,  Polynesien,  Amerika). 
13.  Volkskunde.  14.  Rrligionsphilosophic ; über  die  Be- 
deutung de*  Archivs  für  die  Ethnologie  vergl.  Globus, 
Band  75,  1899,  S.  197. 


Digitized  by  Googli 


Völkerkunde. 


45 


Cheetam,  8.  The  Hysterie«  Pagan  and  Chriatiao. 
(Halst an  Lecture*  1896 — 1897.)  London,  Macmillan, 
1897.  XVIII,  150  8.  5 ab. 

Vtrgl.  Um« logischer  Jahresbericht , Hund  XVII,  Hrsun- 
sebwetg  1898,  S.  480. 

Dupuis.  Abr^g^*  de  l’origine  de  ton«  Incttltci,  Tom.I. 
Bibliothcque  nationale.  Paris,  Pflüger,  1897.  160  6. 

8«.  0,25  frvs. 

Ehni,  J.  Ursprung  und  Entwicklung  der  Religion. 
(Theologische  Studien  und  Kritiken.  Jahrg.  1898, 
Gotha.  Nr.  4.) 

Fraser,  M.  J.  O.  Le  tötendem«,  fetude  d’ithno» 
graphie  compnr8e.  Paris,  Schleicher  freres,  1898. 

Gamble,  Elina  Burt.  The  God*Idea  of  tbe  Ancient* 
or  «ex  in  religion.  New  York,  G.  P.  Putnam1*  Sons, 
1897. 

Sehr  abfällig  besprachen  von  Henning  im  Globus, 
Band  75,  Braun«cbweig  1899,  S.  65  — 66. 

Goblet  d’Alviella,  oomte.  Moulin*  a prieres.  Boom 
magiquea  et  cmumambtilation«.  fctude  de  folklore 
indo-europeen.  Bruxelles,  E.  Bruvlant,  1M97.  8°. 

1 fr. 

Handbooka  on  tbe  hittory  of  religion«.  Vol.  II. 
Boston,  Ginn  u.  Co.,  1898. 

Henning.  On  tbe  origin  of  Religion.  (The  American 
Anthropologin,  Deo.  1898.) 

Korn.  Bauinkultu«.  (Pauly’s  Real  - Eucyklopädie  der 
klass.  Alterthumswisaeniu-hnft.  Neue  Bearbeitung. 
5.  Hlbbd.  Stuttgart  1897.  8p,  155 — 167. 

Kleinpaul,  Rudolf.  Die  Lebendigen  und  die  Todten 
in  Volksglauben,  Religion  und  Hage.  Leipzig,  Gütchen, 
1897.  VI,  293  8.  fl1.  6 Mark. 

Lawrence,  Robert  Meana.  The  Magie  of  the  Horse- 
shoe.  With  otlier  Folk  - Ix>re  - Noten.  Ibiston  and 
New  York,  Houghtou,  MitTlin  and  Co.,  1898.  II,  IV, 
339  8.  8°. 

Lohmann,  Alfred.  Aberglaube  und  Zauberei  von  den 
ältesten  Zeiten  an  bis  in  die  Gegenwart.  Deutsche 
autoris.  Ausgabe  von  Pokerten.  1.  — 6.  Liefrg. 
Stuttgart,  F.  Enke,  1898.  XII,  556  8,  mit  Abbil- 
dungen. gr.  8°.  Liofg.  Mark  2. 

Vtrgl.  Global,  74.  l£,  1899,  S.  SSI.  lattfistfoaile« 
Archiv  für  Ethnographie,  lld.  XI,  Leiden  1896,  S.  250 
— 251. 

Lehmann,  Edv.  Hedensk  MonoteUm«.  (Studie«  fra 
Sprog*og  Üldtids  forskning  Nr.  31.)  Kjob. , Klein, 

1897, 

Marillier,  L.  La  place  du  tot4mi««ne  dann  lVvolution 
religisu««.  (Revue  de  l'bistoire  des  religion«,  ton».  36, 

1898,  Nr.  2/3.) 

Müller,  F.  Max.  Beiträge  zu  einer  wissenschaftlichen 
Mythologie.  Aus  dein  Englischen  übersetzt  von 
Heinrich  Luders.  Autoriairte,  vom  Verfasster 
durchgesehetie  Ausgabe.  Bd.  L Leipzig,  W.  Engel- 
mann. 1898.  XXXII,  408  8.  gr.  8°.  11  Mark. 

Yergl.  da*  Referat  im  Globus,  Band  75,  Braunschweig 

1899,  S.  16. 

Müller,  Max.  Nouvelles  fltudes  de  mythologie  tra* 
duitt*s  de  l'anglai*  pur  L4on  Job.  Paris,  Alcan, 
1898.  X,  651  8.  8°.  11,50  Int. 

Mythology  and  comparative  mythologv,  and  the  light 
they  throw  on  prehistoric  tiines.  (8cience  of  man. 
1,  1898,  5.  8.  109.) 

Neuville.  Conimeut  on  v6n£re  les  morts  ebte  le» 
«au vages.  (Revue  des  revues,  IX,  1898,  4.) 
Reichel,  Wolfgang.  Ueber  vorhellenische  Götter- 
kullo.  Wien,  Holder,  1897.  V,  98  8.  gr.  8°.  4 Mark. 


Vergl.  die  Anieige  im  Literarischen  CVntralblatt , 1898, 
Sp.  1904. 

Reichenbach,  A.  Die  Religionen  der  Volker.  Nach 
den  besten  Forschungsergebnissen  bearbeitet.  2.  verb. 
Aufl.  (In  25  Liefrgn.i  Liefrg.  1,  1896.  Strassburg, 
H.  Rer  mit  hier.  XX.  10  8.  gr.  8°.  Mark  0,«o. 
Babatier,  Auguste.  La  Religion  et  la  culttire 
moderne.  Conference  faite  it  Stockholm , le  2 sep- 
tembre  1897.  Paris,  Fischbacher,  1897.  8°.  1 fr. 

Babatier,  August.  Die  Religion  und  die  moderne 
Kultur.  Vortrag.  Aus  dem  Franzos,  von  G.  Sterzei. 
Freiburg  i.  Br.,  J.  C.  B.  Mohr,  1898.  52  8.  gr.  8°. 
0,80  Mark. 

Babatier,  Auguste.  Outline«  of  a philosophy  of 
religion  bused  ou  psychology  and  history.  Author. 
translat.  by  T.  A.  Beed.  London,  Hodder,  1897. 
345  8.  8°.  7 sh.  6 d. 

Bartori,  Paul.  (Jeher  da»  Bauopfer.  (Zeitschrift  für 
Ethnologie,  Jahrgang  30,  Berlin  1898,  8.  1 — 54.) 
Bhuterland,  A.  The  origin  and  growth  of  the  moral 
instmet.  London,  Longtuaus,  1898. 

Böderblom , Nathan.  Die  Religion  und  die  sociale 
Entwicklung.  Vortrag.  Freiburg,  J.  C.  B.  Mohr, 
1898.  DI.  96  8.  gr.  8*.  1,60  Mark. 

Stein,  Ludwig.  Origine  psychiqtte  et  Caractöre 
sociologique  d«  la  religion.  Paris,  Giard  et  Hriere, 

1897.  8°.  1 fr. 

Tielo,  C.  P.  Geschichte  der  Religion  im  Alterthum 
bis  auf  Alexander  den  Grossen.  Deutsch  von 
G.  Gehrich.  Baud  II,  Hälfte  1.  Gotha,  F.  A.  Perllie«, 

1898.  Vni,  187  8.  gr.  8®.  3,60  Mark. 

Tiele,  C.  P.  ReligionsgeFchiclito.  1.  Allgemeines  und 
Vergleichendes.  2.  Religion  der  nichtcivilisirten  Volker. 
3.  Chinesische  und  japanische  Religionen.  4.  ln* 
dische  Religionen.  5 Iranische  Religionen.  6.  Grie- 
chische und  römische  Religionen.  7.  Der  Islam. 
(Theologischer  Jahresbericht,  hrsg.  von  Holtzmann 
und  Krüger,  Baud  XVII,  Braunschweig  1898, 
8.  478  — 499.) 

Tylor,  Edward  B.  Remark«  on  lotendem,  wlth 
especial  refereuce  to  some  modern  th**orie»  respccting 
it.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britain  and  lreland.  N.  8.  vol.  I,  1898,  8.  138  f.) 
Waser,  Otto.  Charon,  Charun,  Charo*.  Mythologisch- 
archäologische Monographie.  Berlin,  Weidmann, 
1898.  VII,  158  8.  gr.  8®.  5 Mark. 

Weinhold,  Karl.  Die  Verehrung  der  Quellen  in 
Deutschland.  (Aus:  Abhandlungen  der  kgl.  preuss. 
Akademie  der  Wissensch.)  Berlin,  G.  Reimer,  1898. 
69  8.  gr.  4°.  9 Mark. 

Empfutileu  iui  Internationalen  Archiv  itlr  Ethnographie, 
Band  XI,  Leiden  1898,  S.  244. 

4.  Bestattung. 

Abeking,  M.  Der  Tote  in  Glaube  und  Brauch  der 
Völker.  (Der  Urquell,  N.  F.  II,  1898,  9/10.) 
Dewert,  J.,  J.  Haust,  A.  Harou  et  E.  Monteur. 
Croyances  et  coutume«  ä ln  mort.  (Bulletin  de 
Folklore.  Organ  de  la  soci4t6  beige  de  Folklore. 
Bruxelles.  Tome  II.  8.  331—366.  III,  1898,  8. 12  — 34.) 
Mau.  Bestattung.  (Pauly’s  Real  - Eucyklopädie  der 
kl»ss.  AhetUium*  Wissenschaft.  Neue  Bearbeitung. 
5.  Hlbbd.  Stuttgart  1897,  8p.  331  — 359.) 
Nadaillac,  Marquis  de.  Inhumation  and  incineration 
in  Kurope.  Anhang  zu  Clnrence  B.  Moore,  Cer- 
tain  Aborigiutil  Mouuds  of  the  Georgia  coast.  Phila- 
delphia, 1897.  4®. 


Digitized  by  Google 


46 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Schumacher,  Karl.  Nachbestattung  in  Grabhügeln. 
(Globus , 74.  Bd. , 1898,  8.  99  — 101.)  Dieselbe' Er- 
scheinung im  Orient  bespricht  Ad.  Struck,  ebenda 
8.  180. 

Schürte,  H.  Wert  Vernichtung  durch  den  Totenkult. 
(Zeitschrift  für  Kocialwiasenscbaft,  Jahrgang  I,  Berlin 
18M,  S.  41  — 52.) 


ß.  Körperliche  Verstümmelungen. 

Achelia,  Th.  Das  Tätowieren.  (Mutter  Knie,  1898, 
Nr.  8.) 

Boyer,  J.  1j«  tatouage  artistique  dans  les  diverses 
parties  du  monde.  (La  Nature,  20.  annee,  4 juin 

1898,  No.  J3u5. 

Vergl.  da»  Referat  v«m  R.  Verne« a in  LrAnthropoh>gie, 
tonn*  IX,  Pari*  1898,  S.  482. 

Fouquet.  Kur  ranciennetö  du  tatouage  einploye 
ootnmc  mode  de  traibement.  (Ginttl  des  höpitaux 
1897,  No.  67.) 

Fouquet.  Lc  Utouage  medical  en  ßgypte  dans  l'anti- 
quit£  et  il^poquisctadl«.  (Archive»  d'authropologie 
criminelle.  Tom.  XIII,  1898,  8.  270  f.) 

Vergl.  Ontrsiblatt  für  Anthropologie,  Band  IV,  Jena 

1899,  S.  75;  L’ Anthropologie,  Uuue  X,  1899,  S.  99. 
Löwenstein,  Ludwig.  Die  Beschneid  ung  im  Lich'e 

der  heutigen  raedicimwchen  Wissenschaft,  mit  Berück- 
sichtigung ihrer  geschichtlichen  und  unter  Würdigung 
ihrer  religiösen  Bedeutung.  (Aus  dem  Archiv  für 
klin.  Chirurgie.)  Trier,  IL  Stephanus  in  Corona. 
75  8.  gr.  8®;  1,80  Mark. 

Mölln.  Sur  la  cirroncbion,  a propo*  d'une  inscription 
höbraique.  (Bullet,  de  l’Acadömie  d’Hippone.  1897, 
28.) 

Reboul,  J.  Observation*  concernant  1«  er« ne  trdpand 
trouvö  dans  un  doltmni  aupri*  de  Montpellier -le- 
Vieux.  (L1  Anthropologie,  fotne  IX,  Paria  1898, 

8.  380  — 883  mit  Abbildung.) 

Trepanation.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie.  Band  VIII , Breslau  1898, 
8.  97  — 99.) 


6.  Technologie.  Tracht  und  Schmuck . 

Andre©,  Richard.  Anfänge  der  Weberei.  (Globus, 
74.  BdL,  1MB,  8.  105  — 106.) 

Mit  Abbildung  eines  im  eth&ogrnphtM-heti  Museum  de» 
Württeinbergiscben  Verein»  für  HandeUgcegraphie  befind- 
lichen Webegerilhes  vun  der  Karoliocnincel  Ku«ai. 

Etspinaa , Alfred.  I^es  origines  de  la  tecbnologie. 
Etüde  sociologique.  Paris,  Alcan,  1897.  8°.  5 frei. 

Giglioli,  Enrico  H.  Lo  speccliio  tra  popoli  primitivi. 
Di  alcuni  specchi  litici . (Archivio  per  fAntropologia 
e Petaologia,  vot.  XXVII,  Firenze  1897,  8.391—393.) 

Vergl.  L’Authropologie,  tome  IX,  Pari*  1898,  S.  593. 

Guthknecht,  Gustav.  Geflügelte  Lanzenspitzen 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie. .Jalirg.  1898,  K.  110—113  mit  Textabbil- 
dungen.) 

Jacobsthal,  E.  8chu  urbänder.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
8.  832  — 338.) 

Langkavel,  B.  Thierfidle  als  Kleidung  in  alter  und 
neuer  Zeit.  (Die  Natur,  Jahrgang  47,  1898,  Nr.  35.) 

Luachan , Felix  von.  lieber  den  antiken  Bogen- 
(Au*  der  Festschrift  für  Otto  Benndorf,  8.  189.) 
1898.  4°. 


Voss,  ▲.  Nadel,  Fibel  und  Gürtelhaken.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie. 
Jahrg.  1898,  8.  216  — 226  mit  34  Textabbildungen.) 

7.  Kunst.  — Wohnung. 

B&ncal&ri,  Gustav.  Forschungen  und  Studien  Aber 
das  Haus.  III.  Volk»ntäf«*ige  Benennungen  von 
Gegenständen  der  Landwirtschaft.  (Mittheilungvn 
der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien , Band 
XXVIII,  N.  F.  XV111,  1898,  8.  35  — 44.) 

Punhuys,  L.  C.  van.  Primitive  Ornamentik  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie.  Baud  XI,  Leiden 
1898.  8.  85,  86.) 

Vuillier,  Gaston.  A history  of  daucing  from  tbe 
aarliest  age  to  onr  own  time».  Froui  the  French. 
Sketch  of  dancing  in  England  by  Joseph  Grego. 
London,  Heinernann,  1897.  454  8.  mit  Abbildungen. 
4*.  36  »h. 

Wallaschek,  Richard.  Urgeschichte  der  Saiten- 
instrumente. (Miltheilungen  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XV11I,  1898, 
Sitzungsberichte,  8.  1—5  mit  9 Textabbildungen.) 

8.  Sitte  und  Brauch. 

Enjoy,  Paul  d\  Der  Kuss  in  Europa  und  China. 
(Die  Umschau,  Jahrg.  III,  1898,  Nr.  12.) 

Lasch,  Richard.  Rache  als  Selbstmordmotiv.  (Globus, 
74.  Bd..  1898,  8.  37  — 39.) 

Dazu  eine  ErgSusung  von  Kühne  über  ßauchaufschliUen 
der  Japaner  tu  demselben  Bd.,  S.  166.  Entgegnung  von 
Lasch  ebenda,  S.  232. 

Lasoh  , Richard.  Heber  Geophagie.  (Mirtheil  ungen 
der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Band 
XXVIII,  N.  F.  XVIII,  1898.  8.  214  — 222.) 

1.  Erde  al«  Nahrungsmittel.  2.  Die  Geopbagie  der 
Schwangeren.  Genphngie  aus  anderen  Ursachen.  Anhang: 
Die  pathologische  Ge«»ph«gie  und  ihre  Ursachen. 

Schulenburg,  W.  von.  Volkskundliche  Mittheilungen. 

1.  Einen  Strick  um  den  Hai»  tragen.  2.  Der  Boll- 
werk. 3.  Die  Pestlöcher.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 

8.  78  — 80  mit  Textabbildungen.) 

Treichel,  A.  Volkskundliche  Mittheilungen.  1.  Volks- 
tümliche Bruchrechnung.  2.  Schlüssel  - Anhängsel. 

3.  lieber  Schiessfcheiben-Bihler.  (Verbandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
8.  80—85.) 

Wilke.  Kindesmord  bei  Naturvölkern  der  Gegenwart 
und  Vergangen  beit.  (Globus,  74.  Bd.,  1898  , B.  211 
— 213.) 

9.  Wis&enachctfi.  Sprache  und  Schri/l. 

Delitzsch,  Friedrich  Die  Entstehung  des  ältesten 
Sc-hriftay stema  oder  der  Ursprung  der  Keilschrift* 
Zeichen.  Ein  Nachwort.  Leipzig,  J.  llinrichs.  48  8. 
Lex.  8*.  1 Mark. 

Da*  Haupt  wirk  erschien  1897. 

DragendorfT,  Georg.  Die  Heilpflanzen  der  verschie- 
denen Völker  und  Zeiten.  Ihre  Anwendung,  wesent- 
lichen Bestand t ln-ile  und  Geschichte.  Lief.  1 —5. 
Stuttgart,  F.  Enke,  1898.  VI,  884  8.  gr.  8«.  22  Mk. 

Letourneau , Ch.  I/ßvolution  de  l’ftducation  dans 
les  diverses  races*  huinaines.  Paris,  Vlgot  frers», 
1898. 

Der  Verf.  behandeU  ausführlich  die  verschied«)** 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


47 


Systeme  der  Erziehung;  aller  Völker  der  Erd«  von  den 
alterten  Zeiten  bi*  zur  Gegenwart. 

Relationship*,  The,  of  ancient  languages.  (Science 
of  man.  1,  1898.  11,  S.  245  f.) 

Richert.  Sprache  und  Schrift.  Programm.  Berlin, 
3.  Realschule,  1897.  28  S.  4°. 

Schwindt,  Th.  Naturfolkens  tärestüllinger  on  sjnk» 
domarnn.  (Die  Vorstellungen  der  Naturvölker  von 
den  Krankheiten)  (Pinakt  Museum,  189*.  S.  1.) 


10.  Cutturpflanzen  und  Hausthierc. 

David,  A.  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  Abstammung 
de*  Hausiindes.  f Landwirt  li  schädliches  Jahrbuch 
der  Schweiz  1897/98,  XI.) 

Halliburton,  R.  G.  The  dwarf  dornest  ic  animala  of 
pigmies.  (Proceed.  of  the  Canad.  Instit.  of  Toren to, 
1897,1,  8.  3 1.) 

Hettner,  A.  Die  Hausthiere  und  die  menschlichen 
Wirthschaftaformen.  Nach  Eduard  Hahn.  (Hell* 
Mr'i  geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  111,  1897, 

Heft  3.) 


Where  was  maize  flrat  grown  in  America?  (Science  of 
inan,  I,  1898,  11,8.  23H  f.) 

Zacher,  Gustav.  Wie  wurde  der  Hund  zum  Haus- 
thiere  ? (Die  Natur,  Jahrg.  47,  1898,  Nr.  34.) 

11,  Vermischtes. 

Harou,  A.  et  E.  Honneur.  Lee  orages.  (Bulletin 
de  Folklore.  Organ  de  la  socifSte  beige  de  Folklore. 
Bruxelles.  Toro  II,  8.  1 — 4;  HI,  1898,  8.  1 — 11.) 

Möllenhoff,  Karl.  Die  Natur  im  Volksmunde.  Ber- 
lin, Weidmann.  1898.  VIII,  958,  gr.  8°.  1,80  Mark. 

Schurtz,  H.  Grün  drin  einer  Entstehungsgeschichte 
de«  Geldes.  (Beiträge  zur  Volks-  und  Völkerkunde, 
Bd.  5,  1898;  V,  185  8.) 

Vergl.  Singer  im  Globus,  74.  Bd.,  1898,  S.  18. 

Söhne,  Frans.  Unsere  Pflanzen  hinsichtlich  ihrer 
Namenserklärnug  und  ihrer  Stellung  in  der  Mytho- 
logie und  im  Volk w* Irrglauben.  (Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht,  Jahrgang  XC,  Leipzig  1897, 
Heft  2/3.) 

Auch  separat.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1897.  III,  92  S. 
gr.  8*  1,80  Mark. 


m.  Ethnographie. 


1.  Allgemeine  Ethnographie. 

Beiträge  zur  Volks-  und  Völkerkunde.  Hand  5 bis  7. 
Weimar,  Felber,  1898.  gr.  8°. 

5.  Schurtz,  H- : Grundriss  einer  Entstehungsgeschichte 
des  Geldes.  6.  Frobenios,  L:  Die  Weltanschauung  der 
Naturvölker.  7.  Seide),  A : Anthropologie  au«  der 

asiatischen  Volksliteratur. 

Gebauer,  Heinrich.  Handbuch  der  Länder-  und 
Völkerkunde  in  volkstümlicher  Darstellung  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  volkswirtharhaftlichen' 
Verhältnis?«.  In  ca.  25  Liefrgn.  Liefrgti.  1,  1897; 
2 — 7,  1898.  Leipzig,  G.  Lang.  gr.  8*.  h Liefrg. 

0. 50  Mark. 

Haberlandt , Michael.  Völkerkunde.  Sammlung 
Göschen,  Band  73.  Leipzig,  G.  J.  Göschen,  1898. 
200  ß.  mit  56  Abbildungen.  12°.  0,80  Mark. 

Vergl.  Internationale»  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  XI, 
Leiden  1896,  8.  178. 

Hagen,  B.  Anthropologischer  Atlas  ostasiatischer  und 
melnnetiscber  Völker.  Mit  Aufnahme -Protokollen, 
Messung*- Tabellen  und  einem  Atlas  von  101  Tafeln 
in  Lichtdruck.  Wiesbaden.  C.  W.  Kreidel,  1898. 
113  8.  4°. 

HoaBort,  Kurt.  Deutschlands  Kolouien,  Erwerbungs- 
und Butwickeluugsgeocbichte , l#audes-  und  Volks- 
kunde und  wirtschaftliche  Bedeutung  unserer  Schutz- 
gebiete. I Horhschulvorträge  für  Jedermann.  1.  Kurs, 

1.  — 5.  Lfg.)  Leipzig,  8eele  u.  Co.,  1898.  160  8.  mit 

Abbildungen , 5 Tafelu  und  3 färb.  Karten,  gr.  8°. 
ä Lfg.  0,50  Mark. 

Iljinaki,  A.  Die  Völker  der  Erdkugel.  Homo  sapiens 
L.  uni  seine  Stämme,  mit  Angahe  der  Scbftdelindices. 
St.  Petersburg.  Rikker,  1897. 

Vergl.  da*  Central  Matt  für  Anthropologie,  Bd.  IV,  Jen« 
1899,  S.  23—25. 

Lapique,  L.  La  race  negrito  et  *a  distribution  gdo- 
graphique.  (Annalea  de  g^ograpliie,  V,  1897,  8.  407 
— 424.) 


Lohmanu,  Paul.  Länder  - und  Völkerkunde.  Haus- 
schaf/. des  Wissens,  Heft  189  — 192,  195,  197,  198, 
200—205,  207—209,  212,  214,  216.  Bd.  I:  Europa. 
791  S.  mit  3 Farbendr.  und  2 färb.  Karten.  Neu- 
damm , J.  Neumann,  1897,  1898.  gr.  8°.  ä lieft 
0,30  Mark.  Geb.  7,50  Mark. 

Vergl.  Sehuielta  im  Interuftluituileu  Archiv  für  Ethno- 
graphie, Band  XI,  Ldd<a  1898,  8.  18H;  J.  ParUth  in 
der  Deutsche»  Literntuncitong,  Jahrg.  19,  1898,  8p.  1566 
— 1568. 

Leroy-Beaulieu,  Pierre.  Les  nouvelle»  soetätes  anglo- 
saxonnes,  Australie,  Nouvelle-Zölande.  Afrique  australe. 
Paris,  Colin  et  Co.,  1897.  450  8.  kl.  8°.  4 fres. 

Vergl,  du*  Referat  im  Liternr.  Ontralblatt  1898,  8.  H. 

Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  jüdische  Volks- 
kunde. Heft  1.  Hamburg  1898. 

Vergl.  Zeitschrift  de»  Vereins  für  Volkskunde,  Jahr- 
gang VIII,  Berlin  1898,  8.  100. 

Novicow,  J.  L’Avenir  de  la  race  blanche,  critiqtte 
du  p«ssimiflin0  contemporain.  Paris,  Alcan,  1897. 
183  8.  12°.  2,50  fres. 

Vergl.  die  Anzeige  in  der  Deutschen  Rundschau,  Jahr- 
gang 24,  1698,  8.  315—318. 

Pantuchow,  J.  J.  Ueber  die  Entarlung  des  semi- 
tischen Typus.  (Referat  von  L.  Stieda  nach  einer 
Abhandlung  iu  den  Protokollen  der  Russischen  an- 
thropologischen Gesellschaft.  Jahrg.  1,  8.  26  — 30; 
Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XXVI,  Vierteljahrs- 
hefl  1,  Braunschweig  1899,  8.  211 — 213.) 

Plauchut,  E.  Les  ruu  jaum-s.  Les  Colette«.  Pari», 
Schleicher  freres,  1898. 

Sacher-Masoch,  Leopold  von.  Jüdische»  Leben  in 
Wort  und  Bild.  Mit  vielen  Textillustrationen  und 
Vignetten  von  G£rardin,  Alph.  Levy,  Emil 
Levy  etc.  Neue  bilL  Ausgabe.  3.  Aufl.  ln  15  Lfgn. 
Liefrg.  1—3,  1898.  Mannheim  , J.  Bensheimer.  XI, 
62  8.  hoch  4°.  ä Lfg.  0,40  Mark. 

Seidel,  A.  Aus  der  Volksliteratur  der  Eingeborenen 
in  den  deutschen  Kolonien.  (Deutsche  Kolonialzci- 
tung,  Jahrg.  XI,  1898,  Nr.  20.) 


Digitized  by  Google 


48 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Specie®,  Th®,  of  nuinkind  «ad  the  different  race*  and 
how  permanent  ibey  are.  (Science  of  man,  I,  1898. 
11,  8.  235  t) 

Urracen.  (Hand Wörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 

pologie und  Ethnologie,  Hand  VIII.  Breslau  1898, 
8.  338—838.) 

Wilaer,  Ludwig.  M e machen »a*»eu  und  Weltgeschichte. 
(Naturwissenschaftliche  Wochenschrift,  Bd.  13,  1888, 
Nr.  1.) 

Vergl.  da»  Referat  tob  Bu»rhan  im  Centmrblatt  fnr 
Anthropologie,  Bd,  |V,  Jen«  1899,  8.  21—23. 

Wirth,  A.  Die  Rassen  frage  in  Ostn*ien  und  Ozeanien. 
1.  Die  Malayen.  (Die  Umschau , Jahrg.  II,  189«, 
Nr.  8/11.) 

Zibrt,  Cenek.  Literatlira  kulturne  historickä  a ethno- 
graftckä  1897  — 1898.  L Prag,  F.  Sunücek , 1898. 
92,  XXXI  8.  H®. 

2.  Spccielle  Ktlino^rnpliic. 

A.  Kuropa» 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes. 

Ankert,  Heinrich.  Keltisches.  Segensfortnein.  (Mit- 
theilungen des  Nordbobmischen  Kvcursionsclub,  Jahr- 
gang 21,  L«ipa  1898,  8.  162 — 165.) 

Auerbach  f Bert rand.  Le»  races  et  les  national it*‘-s 
en  Aut  riebe  ■ II  ongrie.  Pari»,  Felix  Alcan,  1898. 

333  8.  mit  Karten.  8°.  5 freu. 

Vergl.  Andre?  im  GMtiu,  74.  Bd.,  1898,  8.  50; 
Heiderich  ln  lYn-niianii’*  Mitthrilungeo  , Bd.  45,  1899, 
Li  ternturbi»  rieht,  S,  30. 

BattUti , Cesare.  II  Trentioo.  Baggio  di  geogrutia 
fleica  e di  autropogeografia.  Trento,  O.  Zippel,  1898. 
X,  326  8.  mit  6 Tat,  1 Karte  und  Textabbildungen, 
gr.  8°.  6 Mark. 

Bedot,  M.  Notee  authropologiques  cur  le  Valais. 
(Bulletin»  de  la  Societc  d'Antliropologie  de  Pari», 
s^r.  IV,  totn.  IX,  1898,  fase.  3.) 

Biruljü-Balynesky.  Zur  Frage  nach  dein  Hirn* 
gewicht  de*  Menschen.  Materialien  zur  Anthro- 
pologie der  »lavinchen  und  anderen  Yolksstamme  in 
Russland.  (Referat  von  L.  Stieda  uaeh  einer  Ab- 
handlung in  den  Arbeiten  der  anthropol.  Gesellschaft 
der  kaiserl.  mllitär.-medic.  Akademie  in  St.  Petersburg, 
Rand  II,  8.  128 — 130;  Archiv  für  Anthropologie, 
Bd.  XXVI,  Vierteljahnbefl  1,  Braunschweig  1899, 
8.  190—191.)  ■ 

Callan.  Land»  and  people*  of  the  Balkans.  The 
Scoltish  geograph.  Magazine,  XIV,  1898,  5.) 

Deniker,  J.  Le»  race»  de  l’Europe.  (L’Anthropo- 
lngie,  tome  IX,  Pari*  1898,  8 113—133  mit  1 Karte.) 

Groesniftim , Fr.  [Besprechung  von:  A.  M t-itzen, 
Wanderungen,  Anbau  und  Agrarrecht  der  Völker 
Europa»  nördlich  der  Alpen.  1.  Ahtheilung:  Siede* 
lung  und  Agrarwesen  der  W eitgennantn  und  Ost- 
germanen, der  Kelten,  Römer,  Finnen  und  Slaweu. 
3 Bände  und  Atlas.]  (Jahrbuch  für  Gesetzgebung, 
Verwaltung  und  Volkswirtschaft  im  Deutschen 
Reich,  Jahrg.  22,  1698,  8.  1—40.) 

Kaindl,  Raimund  Friedrich.  Lieder,  Neckreime, 
Abzählvers«,  Spiele,  Geheimsprachen  und  allerlei 
Kunterbunt  au»  der  Kinderwelt.  In  der  Bukowina 
und  in  Galizien  gesammelt.  (Zeitschrift  de*  Verein» 
für  Volkskunde,  Jahrg.  VIII,  Berlin  1888,  8.  67 — 73, 
182—188,  314—322.) 

Fortsetzung  von  Bd.  VII,  8.  427. 


Landau,  8.  R.  Unter  jüdischen  Proletariern.  Il«i*e 
Schilderungen  aus  Ontgalizien  und  Russland.  Wie« 
L.  Rosner  in  Comrn.,  1698.  87  8.  gr.  8°.  1 Mark 

Lübeck,  K.  L.  Die  KraokheiUdlmooen  der  Balken- 
völknr.  (Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde, 
Jahrg.  VIII,  Berlin  1898,  8.  241—249,  379—389.) 

* Matiegka,  Heinrich.  Der  Kflrperwaeb»,  die  Ent- 
wickelung, sowie  die  körperlichen  Eigenschaften  und 
gesundheitlichen  Verhältnisse  der  Jugend  der  Haupt- 
stadt Prag.  (Bulletin  international  de  racademie  de» 
Sciences  de  Boheme  1898.) 

May,  Martin.  Sind  die  fremdartigen  Ortsnamen  der 
Provinz  Brandenburg  und  in  Ostdeutschland  »lavisch 
oder  germanisch'?  Frankfurt  a.  M..,  G«br.  Key.  1897. 
31  S.  8®.  0,50  Mark. 

I>*r  Verfuhr  erklärt  »ich  für  die  germanische  Her- 
kunft der  Ortsnamen.  Vergl.  Pe (ermann 's  Mittheilungrn, 
44.  Bd. , 1898,  Literatur-Bericht,  S.  91  und  die  Erwide- 
rung, Beilage  zu  Heft  8 der*.  Zeitschrift. 

McnghiuH,  M.  C.  Diu  Sprachgrenzen  in  Graubünde» 
und  Tessin.  Nach  den  Ergebnissen  der  Volkszäh- 
lung von  1860,  1870,  1880  und  18*8.  Mit  2 Karten- 
fPetcnnaun's  Mittheiluugen , 44.  Band,  1898,  8.  97 

— 105.1 

Mucke,  E.  Die  slavischen  Ortsnameu  der  Kenmark. 
(Schriften  des  Verein«  für  Geschichte  der  Neumark, 
Heft  7,  Landsberg  a.  W.  1898,  S 51—189.) 

Vergl.  Globus,  74.  Bd  , 1098,  S.  331. 

Pittard,  Eugene.  Sur  IVthnologie  des  population* 
•niste*.  Comrounicatiou  faite  »u  Congre*  de»  8ocK*te» 
suisee»  de  geograpbi®  a Genev®  les  5,  6.  7 aeptembre 
1898.  L’Anthropologie,  tont  IX,  Pari*  1898,  8.  648 

- 656.) 

Race,  The  earliest.  in  Europe  and  it»  characteristic*. 
(Science  of  man,  I,  1898,  8,  8.  132  f.) 

Recensemont,  Premier,  gfadraJ  de  la  population  de 
l'empire  de  Russie,  1897.  Pablieation  da  comitd 
central  de  statistique  d»l  Minist ere  de  P Interieur. 
Population  de  l'empire  recensl  le  28. 1.(9. 2.)  1897,  par 
district»  d'apr£»  les  calculatimi»  locale®.  Livr.  1.  2. 
St.  PtteisbOQIf  1897.  4°. 

Ripley,  W.  The  racial  geugraphy  of  Europe,  Russin 
and  tlie  Slave.  (Populär  Science  monthly,  LIII, 
1996,  8.  721  f.) 

Rütimoyor,  L.  Die  Bevölkerung  der  Alpen.  Ge- 
sammelte kleine  Schriften  allgemeinen  Inhalt.«  aus 
dem  Gebiete  der  Naturwissenschaft,  II,  8.  193  f. 
Basel,  Georg  u.  Co.,  1898.  gr.  8®. 

Rybakow  , 8.  G.  Musik  und  Gesänge  der  Muhame* 
daner  des  Ural»,  nebst  einer  Skizze  der  Lebensweise 
derselben.  Schrift,  der  Kais.  Ruw.  Akademie  der 
Wissenschaften.  Serie  VHL  Historüch-philologieehe 
Klasse  II,  2.  St.  Petersburg  1897.  33o  8.  mit  musik. 

Beilage. 

Schukowitz,  Han®  Rettlerzinken  in  den  Alpen- 
liindern.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  1—6  mit  51  Ab- 
bildungen.) 

Bemenow , P.  P.  Charakteristisch®  Ergebnis®®  der 
Volkszählung  1897.  (I* west i ja  del  Kni»erlich*Rt»*»i- 

scheu  Geograph.  Gesellschaft  1897,  Bd.  33,  8.  249 
— 27n.  Russisch.) 

Auf  Grund  der  ernten  allgemeinen  Volkszählung  im 
Ku*»i»chen  Reiche  am  28.  Januar  1897.  Vergl.  Peter* 
mann*»  Mittheiluugen,  44.  Band,  1898,  Llteraturbericht, 
S.  171. 

Topin&rd,  Paul.  Comouaill®  et  Bretagne.  (L'Anthro- 
pologie,  torne  IX,  Paris  1898.  8.  641 — 645.) 

AnthropolugUcher  Vergleich. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


49 


Wandbilder  der  Volker  Oesterreich  - Ungarns.  7.  bi* 
10.  Blatt.  Wien,  A.  Pichler  Wittwe  u.  Sohn,  1898. 
76  : «oem  Frbdr.  a 3,00  Miirk. 

Enthalt:  Bl.  7:  Tiroler.  8:  Magyaren.  0:  Tschechen 
Pilsener  Gegend.  10:  Ruthen«*».  Dazu  erklärender  Text. 
HnMUg.  vm Fi Unliift.  908«  xuit  AWliwigw.  gr.  8®. 
0,80  Mark. 

Zemmrich  f j.  Deutsche»  uud  tschechische*  Sprach- 
gebiet. Mit  1 Karte.  (Meitner  s geographische  Zeit* 
schrift,  Jahrg.  4,  1808,  Heft  5.) 

2.  Arier. 

Brugmann.  Beiträge  zur  Wortforschung  im  Gebiete 
der  indogermanischen  Sprachen.  (Berichte  über  die 
Verhandlungen  der  König).  SAcbs.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  zu  Leipzig.  Philologisch-historische 
Khu.se  1897,  II.  8.  17— 38.) 

Brugmann,  Karl,  und  Berthold  Delbrüok.  Grund- 
riss der  vergleichenden  Gramm at  k der  indogerma- 
nischen Sprachen.  I.  Band:  Einleitung  und  Laut- 
lehre. 1 Hallte.  (A.  u.  d.  T.  Vergleichende  Laut-, 
StaininbiMungs  ■ und  Flexioutdchrv  der  indogeriua* 
uischeu  Sprachen  vou  K.  Brugmann.  2.  Bearbei- 
tung. I.  Band : Einleitung  und  Lautlehre.  2.  Hälfte.} 
Strasburg,  K.  Trübner,  1897.  IX,  623 — 1098  S.  8°. 
12  Mark.  — 4.  Band.  Vergleichende  Syntax  der  in- 
dogermanischen Sprachen  von  Berth.  Delbrück. 
2.  ThL  Ebenda  1H97.  XVII,  500  S.  8*.  15  Mk. 

Bruinier,  J.  W.  Die  Heimath  der  ludogermanen  und 
die  Möglichkeit  ihrer  Fest  Stellung.  (Die  Umschau, 
Jahrg.  II,  1898,  Kr.  42.) 

Flensburg)  Nile.  Studien  auf  dem  Gebiete  der  Indo- 
germanischen Wiurselbüdung.  Semasioloirisch-etyrao- 
logische  Beiträge.  I.  Ilie  einfache  Baals  -ter  im 
Indogermanischen.  Lund,  Hj.  Möller,  1897.  XI, 
115  Ö.  8«.  2,50  Mark. 

Forschungen,  mdogermaui»che.  Zeitschrift  für  indo- 
germanische Sprach-  und  AUerthumskuude.  Herausg. 
vou  Wilh.  Streitberg.  lld.  »,  1898. 

Lefövre,  A.  Distribution  des  langues  indo-europe« 
en ne*  dam*  l'Europe  occidentak*.  (Tribüne  m^dic. 
1898.) 

Sergi,  Oiuaeppe.  Arii  e Italici.  Attorno  all’  Italia 
preiatorica.  t’ou  %ure  dimoHmtive.  Torino,  Fr.  Bocea, 
IHOH  228  8.  8°. 

Vergl.  Hurra«*  in  <leu  Mitthrilangen  der  anthropo- 
logischen Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXV111,  K.  F.  X \ III, 
1898,  S.  40—47. 

Verhandlungen  der  44.  Versammlung  deutscher  Philo* 
Ingen  und  Schulmänner  in  Dresden  vom  29.  Septem- 
ber bis  zuia  2.  October  1897.  Im  Aufträge  des  Prä- 
sidiums hrsg.  von  K.  Al  brecht.  Leipzig,  B.  G.  Teub- 
ner,  1897.  8°.  Indogermanische  Sect. 

Enthält:  Streitberg,  Entstehung  de«  Injmjctlr»  im 

Indogermanischen.  Prell  will,  Zur  Wortbildung  im  Indo- 
germanist heu.  Herkunft  der  latrin.  Suftixe  ariu»  und 
tarn«.  Brugmsnn,  Di*»irail*tori*che  Veränderung  TMI  e 
im  Griechischen  and  Arittsrrh'i  Regel  über  den  Homer. 
Wechsel  von  und  et  vor  Vocslen.  Hoffman  n,  Ent- 
stehung de»  grsmmat.  Geschlecht»  in  den  indogermanisch«*» 
Sprachen.  Schräder,  Die  Bog  rille  „Familie,  Sippe  und 
Summ*'.  F.trmol"gi»rheN  au  einem  Sarhw&rterbuche  der 
Indogermanist  heu  Altrrtbum»kuiide.  Hirt,  Zur  litauischen 
Betonung. 

Wilser,  L,  Stammbaum  der  arischen  Völker.  (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift,  Bd.  13,  1898,  S.  3dl 
mit  1 Karte.) 

Vergl.  Laloy  in  L’Anthroporigie,  dune  IX,  Pari»  1898, 
S.  698. 

Archiv  für  Anthropob  gl*.  bd.  XXV11.  (Vera.  d antkirop.  Llt.) 


Zaborowaki.  Le*  Aryeos.  Recherche«  sur  los  origincs. 
Etat  de  la  que*ti<m  de  langue  et  de  rnc«.  (Revue 
rncnsuclle  de  l’ßcole  d'Antliropologie  de  Paris  1898, 
fevrier,  8.  37  — 63.) 

Vergl.  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari«  1898,  S.  461; 
Outnilblatt  für  Anthropologie,  Baud  111,  Breslau  1898, 
S.  214. 

3.  Die  Deutschen. 

[Urgeschichte  vergl.  den  Bericht  unter  I.J 

Bahlm&tm , P.  Münaterläudisch«  Märchen,  Sagen, 
Lieder  und  Gebräuche.  Münster,  J.  Seiliug,  1898- 
VUL  371  S.  8°.  3, du  Mark. 

Für  die  Volkskunde  ziemlich  werthta».  Vergl.  Zeit- 
schrift de*  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  VHI,  Berlin 
1898,  S.  233;  Globus,  73.  Bl.  1898,  8.  165. 

Baumann.  Die  Bevölkerung  des  bayerischen  Schwa- 
bens iu  ihrer  geschichtlichen  Aufeinanderfolge.  (Bei- 
träge zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns, 
Bd.  XII,  München  1898,  S.  105—126.) 

Vergl.  L' Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898,  S.  508. 

Bec hatein , Ludw.  Thüringer  Sagenbuch.  3.  Aufl. 
Herausg.  von  M.  Berbig.  Dresden,  C.  A.  Koch, 
1898.  VI,  314  8.  gr.  8°.  3,50  Mark- 

Beck,  H.  Au*  dem  bäuerlichen  Leben  in  Nordsteimke 
(Brautischweig).  Die  bäuerlichen  Feste.  (Zeitschrift 
des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin 

1898,  S.  428—439  ) 

Blind)  Edmund.  Die  Schädel  form  der  ebässischen  Be- 
völkerung in  alter  und  neuer  Zeit.  Eine  anthropo- 
logisch-historische Studie  über  700  Schädel  aus  den 
etsässischen  Ossuarien.  Mit  einem  Vorwort  von 
G.  Schwalbe.  VIII,  107  S. , 2 Bl.  Erklärungen, 
10  Tafeln,  I Karte.  Beiträge  zur  Anthropologie 
Kls*»»-Lothriugvn*.  Herausg.  von  G.  Schwalbe. 
Heft  l.  Strasshurg,  K.  J.  Trübner,  1898.  4°.  13  Mark. 

Vergl.  dos  Referat  von  L.  I.itloy  in  !.' Anthropologie, 
tome  IX,  Pari*  1898,  S.  219 — 221;  Central blatt  für  An- 
thrup  llogir,  Bd.  111,  BralM  IBM,  8.  298. 

Boor,  T,  J.  de.  Beyner  Bogmrtnau's  Friescbe  Rtjm- 
spreuken.  (De  Vrije  Fries.  19.  Deel,  4 Reck*.  1 Deel, 
2.  Aull.,  1897,  8.  205  -279.) 

Mit  Einleitung  und  Wortregister. 

Brandt)  Q.  Die  Körpergrosse  der  Wehrpflichtigen  des 
Reichslandes  Elsa»*  • Lothringen.  Nach  amtlichen 
Quellen  bearbeitet.  Beitrüge  zur  Anthropologie 
KisASB-Lothringena.  Heft  2.  Strassburg,  K.  J.  Trüb- 
ner, MM  VJI,  82  S.  mit  S Kutten.  4*.  8 Mark. 

Vogl  Psrkbis  im  Gittas,  74.  Bd. « 1022,  8»  ISS» 
Laloy  In  L’Aatltrvpologis , turne  IX,  Paris  1020)  8»  402 
— 464. 

Brenner)  F.  J.  Bayerisch  Land  und  Volk  GUesseit» 
des  Rhein»)  in  Wort  und  Bild.  I.  Tbcil:  Südbayern. 
II.  Thell : Nortlbaycrn.  München,  Max  Kdicrer, 

1098.  VIII,  499  S.  mit  Abbildungen  und  Karten, 
gr.  8®.  5 Mark. 

Vergl.  da»  Referat  in  Prtrrniann’*  Mittheilungen,  Bd.  45, 

1899,  Literaturberirbt.  8.  23. 

Bruinier,  J.  W.  Vergangenheit,  Gegenwart  uud 
Zukunft  des  deutschen  Volke*.  (Jahresbericht  de* 
Vereins  für  Erdkuude  zu  Metz,  20,  1897/98,  Metz 
1898,  8.  104—128.) 

BQnkor,  J.  R.  Niederösterreichisch«  Schwänke,  Sagen 
und  Märchen.  28  bis  33.  (Zeitschrift  für  öster- 
reichische Volkskunde,  Bd.  4,  1898,  Nr.  9.) 

BOnker,  J.  R.  Ih-smzische  Schwänke,  Sageu  und 
Märchen.  (Zeitschrift  de»  Vereins  für  Volkskunde, 

7 


Digitized  by  Google 


50 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Bd.  VIII,  Berlin  1898,  8.82—*«.  1*8—19«,  291—300, 

«IS— 4M.) 

KortM'tiujig  von  Bi  VII,  S.  IO.H, 

Dachler,  A.  Das  Bauerntum*  in  Niederteterretoh  and 
•ein  Ursprung.  Mit  3 Tafeln  und  einer  Kart«.  Wien, 
L.  W.  Seidel  u.  Sohn,  1397.  55  8.  8*. 

D&hnhardt,  Oscar.  NaturgeschtchUiclie  Volksmär* 
dien  au*  Sah  und  Fern.  Mit  einer  Titclzeichnung 
von  O.  Set»  windrazheitn.  Leipzig,  B.  G.  Teubner, 
1898.  VIII,  163  8.  8®. 

D&hnhardt,  Oscar.  Volkstümliche»  au»  dem  König- 
reich Sach»en , auf  der  Thomnsschule  gesammelt. 
Heft  1,  2.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1898.  V 111, 
10t  S.  u.  V,  156  0.  8°.  ä 1 Mark. 

Dörlor,  Adolf  F.  Die  Thierwelt  in  der  sympathe* 
tischen  Tiroler  Volksmedizin.  (Zeitschrift  des  Verein* 
für  Volkskunde,  Jahrg.  VIII,  Berlin  1898,  8.  38 — 18, 
168—180.  ) 

Dreselly,  Anton.  Grabscbriflen,  Sprüche  auf  Marter* 
«Aulen  und  Bildstöcken  etc.  Dann  Hausiuschriften, 
Wirtlisechilder,  Trinkst üben- Reime.  Geräthe-Inschrif- 
teu  IL  u.  Salzburg,  A.  PutSt,  1080.  VIII,  170  8. 
<K«4  12°.  1,40  Mark. 

Drosihn,  Friedrich.  Deutsch**  Kinderreime  und  Ver- 
wandtes aus  dem  Munde  des  Volkes,  vornehmlich  in 
Pommern  gesammelt.  Nach  seinem  Tode  herausge- 
geben von  Carl  Bolle  und  Friedrich  Bolle.  Leip- 
zig, B.  G.  Teubner,  1897.  IV,  209  8. 

Mit  einem  Anhang : 1.  Vollurkthsel,  Scherzfragen. 

2.  Sprichwörter  und  sprichwörtliche  Wendungen. 

Eggert,  E.  A.  Die  Verbreitung  der  deutschen  Sprache. 
(Preussische  Jahrbücher,  Bd.  92,  Berlin  1898,  8.  544 
—55*.) 

Elenas* Lothringen,  Da»  Reichsland.  Landes-  und 
Ortsbeschreibung.  Hrsg,  vom  »tatist.  Bureau  des 
Ministerium*  tür  Elsa»'»- lothringer!.  I.  Lfg.  Btrass- 
burg,  J.  H.  E.  Heit*,  1898.  160  8 2 Mark. 

Den  anthropologiMhea  Tbeil  hat  Prüf.  Schwalbe 
bearbeitet,  dir  Sprach  verhültni»»e  und  Mundarten  im 
deutschen  Sprachgebiet  Prof.  Martin, 

Eyan , Marie.  Todtenbretter  um  Salzburg.  (Zeit- 
schrift de*  Verein»  für  Volkskunde,  Jahrg.  VIII, 
Berlin  1898,  8 205—209  mit  2 Tafeln.) 

Faaterding,  Gustav.  Heidnische  Erinnerungen  auf 
dem  Westerwald«.  (Rheinische  GeschichUbl&tter, 
Jahrg.  4,  Bonn  1898,  8.  226-  234.) 

Gross,  Kurt.  Holzlandsagen.  Sagen,  M&rchen  und 
Geschichten  au»  den  Vorbcrgeti  de»  Thüringer  Waldes. 
2.  Aull,  von  V.  Lomtner.  Leipzig,  L.  E.  Wartig, 
1898.  XI.^213  8.  2 Mark, 

Haaa,  Alfred.  Hin  Kapitel  itu*  dem  Volksglauben 
und  Volksbrauch  in  Pommern.  8.  A.  au»  der  Fest- 
schrift zum  50j&br.  Jubiläum  des  Prof.  Lemcke. 
Stettin  1898. 

Haaee,  K.  Ed.  Volksmedizin  in  der  Grafschaft  Hnp- 
pin  und  Umgegend.  (Zeitschrift  des  Vereins  für 
Volkskunde,  Jahrg.  VIII,  Berlin  1898,  8.  56  — 62, 
197—205,  304—309,  389—394.) 

Fortsetzung  von  Jahrg.  VII,  1897,  8.  412. 

Hnaaa,  Alb.  Volkstümliche»  aus  Vögisheim  im 
baltischen  Markgräflerland.  (Zur  deutschen  Volks- 
kunde, Nr.  6.)  B<>un,  P.  Uanatein,  1898.  8®.  0,50  Mark. 

Halm,  Ph.  M.  Todtenbretter  int  bayerischen  Walde. 
( Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns, 
Bd.  XII,  München  1898,  8.  85  — 104  mit  5 Abbil- 
dungen und  2 Tafeln.) 

Vrrgl.  L l.aloy  in  l/Anthropologie , tmnr  IX.  Paris 
1096»  S.  577. 


H&rpf,  Adolf.  Ueber  deutsch  volkliclimt  Hagen  and 
Hingen.  Streifzüge  im  Gebiete  deutschen  Schrift- 
und  Volksthum«  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
deutsche  Ostmark.  Leipzig,  J.  Werner,  1898.  VQ1, 
148  8.  gr.  8°.  2 Mark. 

Heller.  Volksmärchen  au»  Pommern.  1.  Zigeuner  in 
Pommern.  (Blätter  für  pommersrhe  Volkskunde, 
Jahrg.  VI,  1898,  1.) 

Horrmann,  Paul.  Deutsche  Mythologie  in  genuin 
verständlicher  Darstellung.  Mit  11  Abbildungen  im 
Text.  Leipzig,  W.  Engelmanu,  1898.  VIII,  545  8.  8*. 

llottenroth,  Friedrich.  Deutsche  Volkstrachten  — 
städtische  und  ländliche  — vom  16.  Jahrh.  an  bis 
zum  Anfänge  de*  19.  Jahrh.  Volkstrachten  au*  Bö«l- 
und  Süd  we«t- Deutschland.  Frankfurt  a.  M-,  H.  Keller, 
1898.  VIII,  224  H.  mit  Abbildungen  und  48  färb. 
Tafeln.  4°.  24  Mark. 

Hunaiker.  Da«  Bauernhaus  de«  Grossherzogthums 
Badens  verglichen  mit  demjenigen  der  Schweiz. 
(Schweiz.  Archiv  für  Volkskunde  1898,  2/3.) 

Jeitteles.  Beitrag  zur  Charakteristik  des  deutschen 
Volksliedes.  (Zeitschrift  für  üstei reich ische  Volks* 
künde,  Jahrg.  3,  Wieu  und  Prag  1897.  Heft  9.) 

Junsen,  Christian.  Zur  Charakteristik  der  Nord- 
friesen.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  1898,227.) 

Ille,  Eduard.  Rüftrhelznig  au*  Tirol.  (Zeitschrift  «le* 
Ttttbl  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin  1001, 
8.  323  — 330.) 

Knoop,  O.  Allerhand  Scherze,  Neckereien,  Kenne 
and  Erzählungen  über  pommersche  Orte  und  ihre 
Bewohner.  (Blätter  für  Pommersche  Volkskunde, 
Jahrg.  V,  1897.) 

Knothe,  Franz.  Die  Markersdorfer  Mundart-  Ein 
Beitrag  zur  Dialectkuude  Nordböhmen«.  Leipzig, 
Nordhöhin.  Excuraiona  • Club,  1897.  128  S.  8°. 

Vergl.  Mittheilungen  des  Verein«»  für  Geschieht«  der 
Deutschen  in  Böhmen.  36.  Jabrg.,  1898.  Liter.  BeiLge  2, 
S.  41. 

Dipport,  Julius.  Das  alte  Mittelgebirgshaos  in  Böh- 
men uud  sein  Rautypus.  (Beiträge  zur  deutsch- böh- 
mischen Volkskunde.  Heraitsg.  von  der  Gesellsehatt 
zur  Förderung  deutscher  Wissenschaft,  Kunst  md 
Literatur  in  Böhmen.  Bd.  1,  Hfl.  3,  1898.  Mit 
6 Tafeln.  24  8.) 

Vergl.  Andre«  im  Globus,  73.  Bd..  1898,  S.  166  Mit- 
theilungcn  des  NordböhmiM.hen  Excursiont-Club,  21,  1898, 
S.  60.  Mittheiluugen  «1er  anthropologischen  Ge»ell«haft 
in  Wien,  Bd.  XXVIII,  N.  F.  XVIII,  1898,  S.  47  — 48- 

Luft,  Wilhelm.  Studien  zu  den  ältesten  germanischen 
Alphabeten.  Gütersloh,  C.  Bertelsmann,  1898.  VIII, 
115  8.  gr.  8®.  2,40  Mark. 

Lunglm&yr.  Die  Orts-  und  Flurnamen  des  Amts- 
gerichts-Bezirkes Lindau.  (Schriften  de»  Verein*  für 
Geschichte  des  Bodensees  und  seiner  Umgebung* 
H.flt  -'7,  I.imUil  11-98.  8.  39  — 131.) 

Marterl,  Votivtafeln,  Grabschriften , Feldkreuz«, 
Leichenbretter,  Haussprüche,  ArmeseelenbiMer  in 
Tirol,  Vorarlberg,  Bayr.  Wald,  Vorgebirge  und  Alt- 
bayrischen. Gesammelt  von  mehreren  Touristen. 
Regensburg,  0.  Stahl.  1898.  34  8.  12°.  0,30  Mark. 
— 2.  illustr.  Aufl.  ebenda.  1 Mark. 

Maurmann,  Emil.  Grammatik  der  Mundart  von 
Mülheim  a.  d.  Ruhr.  (Grammatiken  deutscher  Maad* 
arten.  Bd.  IV.)  Leipzig,  Breitkopf  u.  Härtel,  1&98- 
VII,  108,  8.  8®.  4 Mark. 

Meatorf,  J.  Die  Jahresfeste.  (Mittheilungen  de*  An- 
thropologischen Verein»  in  Schleswig-Holstein.  HtfllL 
1898.  S.  3—14.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


51 


Behandelt  di«  bei  Frier  der  Jahresfeste  io  Schleswig- 
Holstein  üblichen  Gebräuche. 

Mielke,  Robert.  Ueber  Volkskunst  und  ihre  Rette 
in  der  Mark  Brandenburg.  (Mittheilungen  des  Vereint 
für  die  Geschichte  Berlin«.  1898,  8.  36  — 45  mit 
Textabbildungen.) 

Betriebt  hauptsächlich  Trachten  und  Bauwerke. 

Mont,  Pol  de,  en  Alfons  de  Cook.  Bit  xijn  vlaam- 
«che  verte!*«*  uit  den  volktmond  opgeachreven.  Met 
30  teckeningen  von  K.  Doudelet.  Gent,  van  der 
Poorten  ea  Deventer,  Kluwer  en  Ci«.,  1898.  XVI, 
452  ß.  8®.  3 Mark. 

VergL  Andre«  im  Globus,  74.  Bd.t  1898,  S.  182;  aus- 
führlich besprochen  von  J.  Bolle  in  der  Zeitschrift  de* 
Verein«  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin  1898, 
8.  463  — 466. 

Much,  Rudolf.  Die  Anfänge  de«  bayerisch  -öster- 
reichischen Volksatammes.  (Beiträge  zur  Anthro- 
pologie und  Urgeschichte  Bayern«,  Band  12,  München 
1898,  ß.  1 — 10T> 

Much,  R.  Zur  ßtammeaknnde  der  AlUachsen.  (Cor- 
respondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc.,  Jahrg.  29,  Münchcu  1898,  8.  113 
— 116.) 

P.  V.  Sagen  von  den  Heiden  im  Gebiete  de«  Mill- 
stätter See«.  (Carintliia  I,  Mittheilungen  des  Ge- 
ich iohts  vereinst  für  Kärnten.  Jahrg.  88,  Klagenflirt 
1898,  S.  4—8.) 

Partseh , J.  Literatur  der  Lande«-  und  Volkskunde 
der  Provinz  Schlesien.  Heft  6.  (Ergänzuugsheft 
zum  75.  Jahresbericht  der  «chlea.  Gesellschaft  für 
vaterländ.  Cultur.  Breslau  1898.) 

Philipp , Oscar.  Die  Zwickauer  Mundart.  Disser- 
tation. laiipzig,  E.  Gräfe,  1897.  88  8.  mit  1 Karte. 

8®.  2 Mark. 

Vergl.  Deutsche  Literaturzeit  ung,  Jahrg.  19,  1898, 
8p.  1487. 

Piger.  Zaubermittel  au«  der  Iglauer  Sprachinsel. 
(Zeitschrift  für  österreichische  Volkskunde,  Jahrg,  3, 
Wien  und  Prag,  1897.  Heft  9.) 

Pniower,  O.  Die  Bevölkerung  Brandenburg«  vor  der 
alavischcn  Zeit.  (Archiv  der  Brandenburgia , 1897. 
III,  8.  94.) 

RafT,  Helene.  Aberglauben  in  Bayern.  (Zeitschrift 
des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin 

1«98,  R.  394  — 402.) 

Ranke,  Johannes.  Zur  bayerischen  Volkskunde. 
(Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 
Bayern».  Band  12,  München  1898,  B.  47  — 52  mit 
2 Textabbildungen  und  2 Tafeln.) 

1.  Zwei  K«uehh&us«r  am  T«geru*ee.  2.  MtUelfränkische 
Ornamente. 

Ranke,  Johannes.  Schädel  der  bayerischen  filadt- 
berölkernngen.  I.  Frühmittelalterliche  Schädel  und 
Gebeine  au«  Lindau.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Schädeltypen  in  Bayern.  (Beitrage  zur  Anthro- 
pologie und  Urgeschichte  Bayern«,  Bd.  12,  München 
1898,  S.  127—164.) 

VcrgL  Laloy  in  L'Anthropologie,  tom«  IX,  l’nri«  1898, 
S.  464  — 466. 

Reisehel.  Da»  thüringische  Bauernhaus  und  «eine 
Bewohner.  (Archiv  für  Landes-  und  Volkskuude  der 
Provinz  Sachsen.  8.  Jahrg.  Halle  1898.) 

Reiser,  Karl  August.  Sagen,  Gebräuche  und  Sprich- 
wörter de»  Allgäu».  Au»  dem  Munde  de»  Volke*  ge- 
sammelt. Heft  12.  Bd.  II,  S.  129  — 192  mit  Abbil- 
dungen. Kempten,  J.  KöseL  gr.  8°.  1 Mark. 

Riohter,  Paul  Emil.  Literatur  der  Lande»-  und 


Volkskunde  de»  Königreich»  Sachsen.  3.  Nachtrag. 
(Beilage  zum  26.  Jahresbericht  de*  Verein«  für  Erd- 
kunde zu  Dresden.)  Dresden,  A.  Huhle  in  Komm., 
1898.  77  8.  gr.  8°.  0,89  Mark. 

Rieger.  Die  ältesten  Siedeliingen  der  Germanen. 
( Veröffentlich,  des  historischen  Verein»  für  dasGroe«- 
herzogthum  Hessen.  1897.) 

Rohmeder,  Wilhelm.  Da»  deutsche  Volksthum  und 
die  deutsche  Behülft  in  ßüdtmd.  Wien,  C.  Gtatsar, 

1898,  XI,  140  8.  gr.  8°.  2 Mark. 

Sagen  und  Gebräuche  aus  der  Gegend  von  Branden- 
burg a.  H.  gesammelt  von  Anna  Werner,  Ange- 
lika Streich,  Otto  Jork,  J.  Handbücher, 
J.  Fried  (Ander,  A-  Brost*.  (Jahresbericht  de* 
historischen  Vereins  zu  Brandenburg  a.  d.  H.  29/30, 
1808,  S.  70—80.) 

Sagenbuch,  badisches,  ln  50  Liefrgn.  Freiburg  i.  Br., 
J.  Waibel.  Abth.  I:  Sagen  de»  oberen  Kiieintlials 
und  der  Waldntiidte.  Neue  Ausgabe  in  10  Liefrgn. 
LU**.  1 u.  2,  1898.  gr.  8°.  XXI,  40  & mit  Abbil- 
dungen u.  2 Lichtdr.  ä Liefrg.  Mark  0,50.  Abth.  II: 
Die  Sagen  de»  Ureiflgau«  und  der  Banr.  In  l5Liefrgu. 
Liefrg.  1,  189H.  gr.  8°.  VI,  26  8.  mit  Abbildungen 
u.  1 Bildnis«.  Mark  0,50. 

Schattenberg,  H.  Da»  ,Hän*eln‘  im  ß raun  sch  weigi- 
sehen.  (Braunschweigische«  Magazin,  Bund  4,  Braun- 
schweig 1898,  8.  197  — 200.) 

Bchiber,  Adolf.  Die  Ortsnamen  des  Metzer  Landes 
und  ihre  geschichtliche  und  ethnographische  Be- 
deutung. Nach  einem  Vortrag.  (Jahrbuch  der  Ge- 
sellschaft für  lothr.  Geschichte.  Metz  1898.  S.  46 

— 96.) 

Schlemm,  Julie.  Zur  Volkskunde  der  Schwaben  in 
He«M»D.  (Mitthvilungen  des  Museums  für  deutsche 
Volkstrachten  zu  Berlin.  1898.  Heft  8.  Mit  41  Ab- 
bildungen.) 

Schmitz,  Ferdinand.  Volkstümliche»  vom  Sieben- 
gebirge.  (Rheinische  Geechichtsblfttlftr.  Jahrg.  III, 
Bonn  1897,  8.  25  — 32,  61—64.  78  — 87,  104—  114, 
177—188,  357  — 372.  Jahrg.  IV,  Bonu  1898,  S.  19 

— 23,  82-84,  136—143,  177  — 186,  234—247.) 

Schütte,  Otto.  Märchen  uud  Sagen.  (Braunschweigi- 
sches Magazin,  Band  4,  Brauusch  weig  1898,  8.  23.) 

Der  Verfasser  veröffentlichte  in  derselben  Zeitschrift 
norh  folgend«  auf  die  V«dk*kunde  bezüglichen  Aufsätze: 
Volksrcimr.  S.  37  — 39,  56.  Kälhtri  im  Brnunsrhw. 
I.ande  gesammelt.  S.  182,  183.  Kinderlieder.  S.  55,  56, 
63,  64.  Dorfneckereien.  S.  94 — 98,  103,  104.  Frühere 
Horhseitsbriuche.  S.  182. 

Schukowitz,  Hans.  Hausgerät  bi  nach  riftwn  au«  Nieder- 
Oesterreich.  (Zeitschrift  de»  Verein»  für  Volkskunde, 
Jahrgang  VH1,  Berlin  1898,  S.  49  — 56,  147  — 153.) 

Schukowits,  Han«.  Piktographien  eines  bäuerlichen 
Wirthschaftakalemlers  von  1786.  (Globus,  74.  Bd., 
1698,  8.  392.) 

Scobel,  A.  Thüringen,  Land  und  Leut*»,  Monogra- 
phien zur  Erdkunde  I.  Bielefeld  und  Leipzig,  Vel- 
hitgen  u.  Kinsing,  1898.  156  8.  mit  145  Abbildungen. 
8°.  3 Mark. 

VcrgL  das  Itrfend  von  O.  Schlüter  in  den  Verhand- 
lungen der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Bd.  26, 

1899,  S.  171  f. 

Seggftl.  Der  grösst*  und  der  kleiuste  8oldat  der 
Münchener  Garnison.  (Archiv  für  Anthropologie, 
Band  25,  Vierteljahrsheft  4,  Braunschweig  1898, 
S.  413  — 418  mit  1 Abbildung.) 

Seidel,  Ernst.  Synipathieformeln  uud  Zaubermittel 
aus  dem  Saaltlial.  (Schriften  des  Vereins  für  Sachsen- 


Digitized  by  Google 


52 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Meiningische  Geschichte  und  Landeskunde.  Heft  29. 
1808.  8.  37  — 65.) 

Auf  dem  linken  Saaleufirr  zwischen  Kahla  und  Jena  ver- 
breitet«  B«*clmürong*fonoeln  und  Zaubermittel. 

Tetzner,  P.  Zur  deutsche»  Volkskunde.  (Die  Um- 
schau, Jahrg.  III,  IH98,  Nr.  II.) 

Urban,  Michael.  Zur  Volksheilkunde.  iMUtheilungen 
des  Nordbuh mi#ch«*n  Excur*ion*club,  Jahrg.  21,  Leipa 
1899,  8.  171*11 1.) 

beschreibt  da»  Aderlässen  druUchUihmischer  VolklKnU. 

Verd&ra,  J.  Sporen  van  volksgeloof  in  onze  taal  en 
letterkunde.  (lfande)ingen  en  Mrdedeelingen  van  de 
Maatschnpij  der  Necderlandsche  Letterkunde  t« 
Leiden  over  het  jahr  1897 — 1898.  8.  36  — 88.) 

Vemalekon  * Theodor.  Die  Zweige  de*  deutschen 
Volkes  in  Mitteleuropa.  Gras,  11.  Wagner,  1898. 
V.  72  S.  gr.  8®.  1,60  Mark. 

Volksthum,  daa  deutsch«.  Unter  Mitarbeit  von 
llana  llelmolt,  Alfr.  Kirchboff.  H.  A.  Köstlin, 
Ad.  Lobe,  E ug.  Mog  k , Karl  Bell . H * n r \ Thode, 
Oak.  Weise,  Jak.  W'vchgratn  hrsg.  von  llana 
Meyer.  I*eipxig . Bibiiogr.  Institut  , 1898.  VIII, 
670  8,  mit  30  Tafeln.  Lex,  8°.  16  Mark. 

Wegener,  Philipp.  Zur  Kunde  der  Mundarten  und 
des  Volksthums  iin  Gebiete  der  Obre.  (Magdeburger 
GeschiclitsbUUter,  Jahrg.  32,  1807,  8.  328  — 364.) 

I.  Allgemeines  iibrr  die  Mundarten  des  Ohregehietca. 
11.  Die  Mundart  von  Rätzlingen.  III.  Volk«überli«‘frrung*n 
aus  Rätzlingen. 

Weinook,  Frans.  Knecht  Ruprecht  und  sein«*  Ge- 
nossen. (Aus:  Nicderlausitxer  Mittheilungeu.)  Lüb- 
ben  Ld.  L.  1898,  56  ß.  gr.  8°.  0,76  Mark. 

Vergl.  die  Anzeige  im  Literarisch™  (Yntralblatt , 1808, 

8p.  913. 

Weinhold,  Karl.  Aus  Steiermark.  Volkstümliche* 
in  alphabetischer  Reihe.  (Zeitschrift  de*  Verein*  für 
Volkskunde,  Jahrg.  VIII,  Derhn  1698,  8.  43»  448.) 

Weisbaeh,  A.  Die  Deutschen  Steiermark*.  (Mit- 
iheilungeii  der  anthropologische»  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  XXVIII,  X.  F.  XVIII,  1898,  8.  195  — 213 
mit  Karten  und  Tabellen.) 

Weller,  Karl.  Die  fte*i**dlung  de»  Alamau  neu  laude«. 
(Württemberg.  Vierteljahr* hefte  f.  Land esgesch ich te. 
N.  F.  Jahrg.  7,  Stuttgart  1898,  8.  301  —360.) 

Auch  als  S.-A.  111,  52  8.  gr.  8°.  0,80  Mark. 

Wirth,  Chriatian.  Laut-  und  Formenlehre  der  sechs- 
ftint*ri«chen  Mundart.  (Archiv  für  Geschichte  und 
Alterthuruskumle  von  Oberfranke«.  20.  Baud,  Heft  2, 
1697.  8.  148  — 232.) 

Dialcct  des  Bezirksamtes  Wunsicdel  und  des  Amts- 
gerichtes Selb  in  Oberfritnkcn. 

Witte,  Hane.  Zur  Geschichte  des  Deutschthums  im 
Elsas«  und  im  Vogesengebiet.  Forschungen  xur 
deutschen  Lande*-  und  Volkskunde.  Bd.  10,  Hfl.  4, 
129  s.  i Karte. 

Vergl.  Peterumnn’*  Mittheihmgcn  44.  Bd. , 1898,  Litera- 
tnr-  Bericht,  S.  22;  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde,  zu  Berlin,  B«nd  XXV,  1898,  S.  207. 

Wossidlo,  R.  Mecklenburgische  Volksfiberliefernngen. 
Im  Aufträge  de*  Vereins  fnr  m*»ck!enburgische  Ge- 
schichte uud  Alterthumskunde  gesammelt  und  heraus- 
gegeben.  1.  Band.  Räth***l.  Wismar,  Hi natorff,  1897. 
XXIV,  372  8.  gr.  8®.  5 Mark. 

Besprochen  in  Kuphnrion , Zeitschrift  fiir  Literatur- 
geschichte 5,  1899,  Iftt.  4,  8.  735  — 738. 

Wuttke,  Robert.  Die  Besiedelung  Sachsens.  (Neue 
Jahrbücher  für  da*  klasaisclm  Altert  hum  etc.,  Jahr- 
gang 1,  1898.  lieft  5,  1.) 


Zahler,  Hans.  Die  Krankheit  im  Volksglauben  der 
Binimenthaler.  Ein  Beitrag  xur  Ethnographie  de* 
Berner  Oberlandes.  (Arbeiten  aus  dem  g»»graphisclieo 
Institute  der  Universität  Bern.  Hft.  4.)  Bern  1698. 
1 40  8.  9* 

Vergl.  Globus,  74.  B.I.,  1898,  S.  327;  Zeitschrift  ffir 
Ethnologie,  Jahrgang  30,  Berlin  1898,  S.  277. 

Zingerle,  Anton.  Tirolenaia.  Beitrage  iv  Volk»- 
und  Landeskunde  Tirols.  Innsbruck  , Wagner,  1696. 
VI,  163  8.  8®.  2 Mark. 


4.  Die  Skandinavier. 

Arbo,  C.  O.  E.  Fortsaette  bidrag  tll  Normaendene« 
Antliropologi.  5.  Nedenaas  Amt;  Chri»ttani&.  Video- 
skab  Selsk.  Skrlft.  1898. 

Feilberg , H.  F.  Der  Kobold  in  nordischer  l’eber 
Ueferung.  (Zeitschrift  de»  Verein*  für  Volkskunde, 

Jahrg.  VIII,  Berliu  1898,  8.  1—20,  130  — 146,244 

— 277.) 

Haxelius,  Arthur.  Bilder  frau  Skansen  Sküdrinjzar 
af  sveusk  natur  oeb  svenskt  folklive.  Under  med- 
verkan  af  J.  Böttiger  etc.  Stockholm,  Plausch-  k 
Litteratur  Aktiebolagct,  1896.  Haftet  1 — 4.  4 2 Krön. 

Kriatensen,  Ewald  Tang.  Dariske  Sag«,  som  «Je 
hör  lydt  i Folkemunde.  1.  — 5.  A fl  ding.  Aarhits« 
Silkeborg  (Molholm  hei  Veilje,  Selbstverlag),  1892 

— 1897. 

Inhalt  der  Binde:  1.  Berggeister.  2.  Wald-, 
und  Bausgeister,  religiöse  Sagen,  Vor-  und  Wahrzeichen. 

3.  Kiesen,  Kirchen,  Ortosagen,  Schätze.  4.  Personen«^# 
(Könige,  Krieg,  Adel,  Priester,  Räuber  und  Monier,  Stran- 
dungen, Pest  und  Krankheiten).  6.  Gespenster;  vergl.  di« 
Anzeige  im  Giobu*,  Band  75,  1890,  S.  107/198. 

Le  Braa,  Aiiatolo.  Päques  d’lslande.  Paria,  C.  Levy, 

1897.  18*.  8,80  fres. 

Lehmann  Fillics,  M.  Volkskundliche*  aus  Island- 
( Zeitschrift  de*  Vereins  fnr  Volkskunde.  Jahrg.  VIII, 

Berlin  1898,  8.  164—162,  286  — 291.) 

Lehmann  Filhds,  M.  Isländischer  Aberglaube.  (Zeit- 
schrift des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrgang  VIII, 

Berlin  1808,  8.  448—462.) 

Magnus,  Hagbart.  Studier  over  den  norsk*  bebyg* 
gelse.  I.  Christiania,  Haffuer  u.  Hille,  1898.  VIII, 

103  8.  mit  1 Karte.  8°.  2 Kr. 

Vergl.  die  Anzeige  im  Literarischen  Centralhlatt  18W, 

Sp.  018/619. 

Magnus,  Hagbart.  Zur  Siedelungskunde  von  Nor- 
wegen. (Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde 
xu  Berlin,  Band  23,  1898,  8.  367—392  mit  2 Tafel»-) 

Pincau,  Leon.  Le*  vieux  chants  populaire*  tcAndi- 
naves.  (Gamle  nordiske  Folkeviser.)  fcrude  de  Hdd* 
rature  oompar^e.  I.  fcpoque  sauvage.  I m ch«ots 
de  magie.  Paria,  E.  Bouillon,  1898.  XIV,  336  8. 

8®.  10  fres. 

Vrrgl.  da»  Referat  von  Keilberg  in  der  Zeitschrift  de* 

Verein*  fnr  Vulkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin  1993,  I 
8.  103;  Deutsche  Literaturzvitung,  Jahrgang  20,  1699, 

Sp.  461. 

8teffen,  Richard.  Emtroftg  nordisk  folklyrik  i 
forande  mumtalliiiug.  Stockholm,  P.  A.  Norriedt  4 
Boner,  1898.  8®. 

Vergl.  <la»  Referat  von  Heuslcr  in  der  Zeitschrift  f®r 
Volkskunde,  Jahrgang  VIII,  Berlin  1898,  8.  349. 

Willataen,  P.  J.  AltiilAudisoh*  Volksbal  laden  nnd 
andere  Volksdichtungen  nordischer  Yorzeit.  2.  wr* 


Digitized  by  Googlp 


Völkerkunde. 


53 


Änderte  unrl  vermehrte  Auflage.  Bremen,  M.  Hein- 
um* Nachf,  1897.  XVI,  BIS  8.  8°.  4 Mark. 

Allgezeigt  in  der  Deutschen  Literaturzeitung;,  Jnhrg.  19, 
1898,  Sp.  882. 


5.  Die  Bewohner  der  britischen  Inseln. 

Gomme,  Alice  Bertha.  The  Traditioual  Games  of 
England,  Scotland  and  Ireland  . with  tutics,  smgiug 
rhyines  and  mothods  of  playing  according  tu  the 
Variante  extant  and  recorded  in  different  parts  of 
the  kingdom,  VoL  II.  Oats  and  beans.  — Would 
you  kwow,  together  with  a memoir  oti  the  »tudv  of 
childrens  game*.  London,  David  Ntitt,  1898.  XV, 
531  8.  8«. 

Vergl.  d*p  Referat  von  K.  Weinhold  in  der  Zeitschrift 
der  Verein*  fiir  Volkskunde,  Jahrgang  IX,  Berlin  1899, 
S.  1U3—105. 

Holt)  R.  B.  Marriage  law*  and  custnms  of  the 
Cymri.  (Journal  of  the  Anthropologie«!  Institute  of 
Great  Britain  and  Indand.  N.  8.  Vol.  I,  1898, 
8.  155—183.) 

How  the  «nglish  people  are  constituted  and  of  what 
races  they  are  composed.  (Science  of  man  I,  1898, 
5.  8.  1 1 1 f.) 

Hübner.  Brilanni.  (Pauly’s  RU-al -Encyktopädie  der 
klass.  Ahcrthum*wit*eii*chuft.  K«m  Bearbeitung. 
5.  Hlbbd.  Stuttgart  1897.  8p.  858  — 879.) 

Enthält  eine  l'ebersicht  über  die  ältesten  Beviilkeruogs- 
acjik'hten  der  britischen  Inseln. 

Hüll,  Eleanor.  The  Cuchullin  Saga  in  Irish  Litera- 
tur*. London,  David  Nutt,  1898.  LXXIX,  316  8.  8«. 

Peoples,  The,  front  whom  the  inhabitants  of  Great 
Britain  have  Sprung.  (Science  of  man,  I,  1898,  6, 
ß.  139  f.) 

Racea,  The,  front  whicli  the  British  people  have  des- 
cettded  and  thvir  peculiar  clmracteristica.  (Science 
of  man  I,  1898,  10,  8.  238  f.) 


6.  Die  Bewohner  Frankreichs. 

Bertilion,  Jacques.  Le  probleme  de  la  dcpopulatioo. 
Paris.  A.  CoUin  et  Cie.,  1897.  h2  8.  16«  1 fr. 

Vergl.  Petermann’*  Mitthri  hingen,  44.  Bd.f  1898,  Lite- 
raturbericht  S.  168. 

Bortrand,  A.  Ko»  origint*  (IV).  I.a  Religion  de* 
Gaulois.  I«e»  Druide*  et  le  Druidisms.  Le^on»  pro* 
foseceB  4 ifleole  du  Ia>uvre  en  1896.  Paris,  Leroux, 

1897.  Mit  31  Tafeln.  8°.  10  frei». 

Chateau -Verdun)  Marie  de.  Legendes  bretonne* 
et  autrea  recit*.  Paris,  Descläe  et  de  Brouwer,  1897. 
Mit  14  Abbildungen.  8°.  1,30  frc*. 

Dem oli ns,  Edmond.  Le*  Fnunjais  d’aujourd'hui. 
T.  X:  L«?s  type*  *ociaux  du  Midi  et  du  Centre.  Paris, 
Firmin  Didot,  1898.  XII,  485  S.  8«.  3,50  fres. 

Vergl.  das  Referat  in  Petenaann’s  Mittheilungen,  Band 
45,  1899,  Literaturbericht,  8.  35. 

Duraud  et  Lapouge,  G.  de.  MatV-rianx  potir 
l’anthropologie  de  l Aveyron.  (Bullet,  de  1a  Soci6t4 
Languedocienne  de  gfographie,  1898,  8.  1 f.) 
Goldstein,  J.  Die  vermeintlichen  und  die  wirklichen 
Ursachen  de*  Bevölkerung*«till*tandeH  in  Frankreich. 
(Aus  Bayr.  Handelszeitung.)  München,  Piloty  und 
Loeble,  1898.  55  ß.  8«.  1 Mark. 

Hervö,  G.  Les  MongoloSde*  cn  France.  (Revue  men- 
suelle  de  l’Aeol«  d’authropologie  de  Paris,  aaneeVIU, 

1898,  8.  201  f.) 


Hillebrand , Karl.  Zeiten,  Völker  und  Menschen. 

I.  Bd.  Frankreich  und  die  Fraurosen.  4.  verb.  und 
verra.  Aull,  ßtrussburg,  K.  J.  Trübner,  1898.  XXII, 
462  8.  gr.  8«.  4 Mark. 

Vergl.  Die  Kation,  Jahrg.  15,  1897/98,  8.  622. 

Hoiuse.  Enquete  anthropologique  sur  le  village  de  Men- 
donck  (Hand re  orientale).  (Bulletin  de  la  soci6t6 
d'anthropologie  de  ßruxelle*,  tom  XV,  1897.  8.  244  f. 
mit  Abbildungen.) 

Huffang.  ßtudes  d’anthropo- sociologie.  Eooliers  et 
pnysaus  «le  Saint  - Brieuc.  (S.-A.  aus  Revue  inter- 
nationale de  Sociologie,  1H97.)  Paris  1897.  16  8.  8°. 

Huffitng  • pris  de*  mensurstlnn«  et  de»  dnunes  nn- 
thropo!«>gii|ue*  sur  100  consent«  de  la  clt»*e  de  1897  et 
sur  485  ileve*  de  divers  Etablissement»  scolaires  de  Saint- 
Brieuc;  vergl.  L’ Anthropologie,  tone  IX,  Paris  1898,  S.  462. 

I*abit.  Anthropologie  des  Ardennes.  | Association 
fratxjaise  pour  l avanc.  des  acience»,  26.  session  ä 
Kt.  Ktienne.  1897.  1,8.318  7.  II,  & Mit) 

Lofobove,  Th.  Enquisse  anthropologique  du  Finistere. 
Pari*  1H98. 

Lefevre.  Origines  et  fonnaiion  de  la  laugue  fVamjais«. 
(Revue  rnensuvllc  dt  l*Beblt  d*  Anthropologie  de  Paris, 
anuöe  VIII,  1898,  No.  10.) 

Marcaggi,  J.  B.  Le»  Cliant*  de  la  Mort  et  de  la 
Vendetta  de  la  Corse,  publies  avec  traduction,  intro- 
duction  et  notes.  Paris,  Perrin,  1898.  12°.  3,50  fr. 

Martin.  Mouvement  de  la  population  en  France  peu- 
dant  l’Mtinee  1895.  (Bulletin»  de  la  8ooi4t<  d’ Anthro- 
pologie de  Pari»,  *4r.  IV,  tont.  VIII,  1897,  fase.  6.) 

Milhaud.  La  densitä  de  la  population  fran^aise  en 
1801,  1846,  1896.  (Annales  de  geographie.  anne«  VII, 
Paria  1898,  Marx.) 

Orain , Adolphe.  Le  Folk -lote  de  Pille  et  Viiaine; 
l)e  la  vie  ä la  mort.  (Les  Litterature»  populaire», 
tome  XXXUI.)  Pari«,  Maisonneuve,  1897.  II,  288  8. 
Ifl®.  5 frc*. 

Pappritz,  R,  Wanderungen  durch  Frankreich.  Beob- 
achtungen und  Schilderungen  von  Lund  und  Leuten 
in  Mittel*  und  Süd-Frnnkreicli , sowie  den  Pyrenäen. 
Berlin,  Fussinger,  1898.  III,  VIII,  335  8.  3 Mark. 

* Ütard,  E.  £tude  de  51  eränes  de  criminels  francais 
provenant  da  la  Nouvelle-Catednnie  et  comparaisons 
avec  les  ser.es  de  erftne*  francais  quelconques.  (Bul- 
letin# de  la  Soddtd  d'Anthropologit  de  Paris,  ser.  IV, 
tom.  IX,  1898,  fa*c.  3.) 

Pittard , E.  fctude  de  114  Grane*  de  la  vallee  du 
Rhone.  (Revue  mensuelle  de  l’tcolo  d’ Anthropologie 
de  Paris,  annee  VIII,  1898,  Ko.  3.) 

Die  untersuchten  Schädel  gehören  dem  12.  bi*  19.  Jahr- 
hundert *n. 

Pittard ) Eugene,  fctud«  de  59  erftoe»  Valaisnn»  du 
la  valltfe  «lu  Rhön«.  (Revue  mensuelle  dt  l'flcolu 
d’Anthropologia  de  Paris,  ann£c  VII,  1898,  8.  223  ff.) 

Untersuchung  Uber  59  alpin«  Kcltenachldel  des  15.  Jahr- 
hunderts. 

Rütimeyer,  L.  Die  Bretagne.  Schilderungen  aus 
Katar  und  Volk.  Gesammelte  kleine  Schriften  all- 
gemeinen Inhalts  aus  dem  Gebiet  der  Naturwissen 
schuft.  II,  8.  259  f.  Basel,  Georg  u.  Co.,  1898.  gr.8®. 

Schräder.  Gaule  et  France  (Cour*  d'Amhropologie 
geographique).  (Revue  raenroelle  de  l’ßcole  d'Anthro- 
pologie  de  Paris,  ann£e  VIII,  1898,  No.  3.) 

Spalikowski,  Edmond.  fctudes  d'anthropologie  nor- 
mande.  2»  fascicule : L'Enfant  en  Normandie.  Pari», 

J.  B.  Bai  liiere.  8"  1,50  fr. 

Pssc.  1 erschien  1896;  vergl.  die  vorjährige  Literatur- 
Übersicht. 


Digitized  by  Google 


54 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Topinard , P.  On  the  anthropology  of  Brittany. 
(Journal  of  the  Anthropologie:»!  Institute  of  Great 
Briiain  and  Ireland,  vol.  XXVII,  1897,  8.  96  — 103.) 
Toroioli  - Conti , Conte.  Notare  Corse.  Ajaccio, 
Zevaco,  1897.  382  8 gr.  8®. 

Velgl.  Petrrmann's  Mitthnlungen , 44.  Bd.,  1898,  Ute* 
ntafUridit,  8.  Irt«. 

Tradition,  la,  en  Poitou  et  Charente«.  Art  populaire. 
Ethnographie.  Folk-Iore.  Hagiographie.  Histoiie. 
Parts,  Lihrairiu  de  la  traditio»  populaire,  1897.  Mit 
14  Abbildungen,  gr.  8®.  10  frcs. 

S©ci4te  iTethnographie  nationale  et  d'art  populaire.  Con- 
gres  de  Niort,  1896. 


7.  Die  Bneohncr  der  Iberischen  Halbinsel. 

(Baake  n.) 

Aboking,  M.  Der  WeihneehtemoDat  in  Portugal. 
(Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  387,  388.) 

Basquca,  Los , Lear  origine , leur  langue . l«*ur  terri* 
toire , leum  moeurs  et  leurs  tiaagea , leurs  jeux  et 
teura  divertissetneuU.  Extrait*  des  ouvmges  de 
Humboldt,  Le  Play,  le  general  Servier,  V in* 
»on,  ftlisäe  Reclus,  Francisque  Michel, 
Pierre  Loli.  Resumc  de  la  paatorale  .Abraham*. 
Quelques  poises  basqne»  (texte  et  traduction.l  Baint- 
Jean  de-Luz,  A.  Pochekni.  1897.  8°.  0,30  fr. 

Cadalao,  Fern.  La  antremetria  en  Kspana.  (Revista 
de  la  prisionea,  V,  1897,  8.  103,  135,  240.) 

Cala  y S&nchor,  B.  La  despoblnelön  de  Andalucia. 
(Bol.  de  la  Just,  libre  de  Euseiianza.  XXI,  1897 
8.  167  f. 

Camelat.  Priores  populaire*  et  formule»  magique* 
des  Pvr^nees.  (MMusinc,  tom.  IX,  1898,  3.) 

Campion,  A.  Celtas,  Ila-ros  y Euskaro».  (Euskal* 
Erria,  Revista  Bascongadtt,  vol.  XXXVI,  1897,  8.178, 
208,  23 1,  293,  327,  367,  420,  454.  531,  559  f.  XXXVII, 
8.  38,  69,  II»,  153,  223,  276  f.) 

Campiön,  A.  La  lengua  Bascougada.  iEuskal-Erria, 
Re vista  Bascongada,  vol.  XXXVII,  1897,  8.  363  f.) 

Coloma.  Conte*  populair«-»  d'Eepaguo,  Traduits  par 
Albert  Larth«.  Pari»,  Didot , 1897.  Mit  19  Ab- 
bildungen. 8®.  1,90  fr. 

Dogdeon,  B.  8.  Note«  de  lingnistique  basqtie.  (Revue 
de  linguistique  et  de  philologie  compar&s,  XXX, 

1897,  4.) 

Gadow,  Hane.  In  Nothern  Spai».  London,  Adam  & 
Charles  Black,  1897.  XVI,  421  8.  mit  89  Abbildun- 
gen und  1 Karte.  8°.  30  eh. 

Vergl.  du»  Rrfewt  vwn  K.  Hübner  in  der  deutschen 
Litemturxeitung,  Jahrg.  19,  1898,  8p.  1304  — 1307. 

Graelle.  M.  de  la  Paz.  Kstudio  hiatorico-etnograflco 
»obre  io»  sucesivoe  |>obladores  de  la  peniueula  iberica. 
Fauna  mastodologica  iberica.  Madrid  1897.  4®. 

806  8.  mit  22  Zeichnungen. 

Hoyoe  S&ims,  Luis  de.  Auuario*  de  bibliografta 
autropolögica  de  EspaiU  y Portugal.  1896  y 1897, 
Madrid  1898. 

J.  G.  Les  Basqoes  et  les  Herbere«.  (Revue  des 
questious  scientif.  XI,  1897,  8.  675  f.) 

Karutz,  Die  erste  baskische  Ausstellung.  ( Internatio- 
na U-s  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI,  Leiden 

1898,  8.  25  — 27.) 

Kröfthct  am  15.  August  1897  in  Saiut-Jran-de-Lux;  ent- 
hielt u.  A.  Volkstrachten  und  ethnographisch  wichtige 
Gegenstand«  aos  alter  und  neuer  Zeit. 


Karat*.  Zur  Ethnograph  je  der  Baaken.  (Globu*, 

74.  1hl. , 1698  , 8.  333  — 340,  353  - 358  mit  23  Text- 
abbildungen.) 

Miguolez,  Fr.  M.  La  lengn»  basen.  (Euekal  - Erria, 
Uevista  Bascougad« , vol.  XXXVI,  1897,  S.  45,  1Q1, 
143,  170,  222,  99t.) 

Nebeh&y.  Im  Ba«kenlande.  (Deutsche  Rundschau  für 
Geographie  und  Statistik,  Band  21,  Wien  1898, 
Heft  3.) 

Balva,  M.  Kstudio»  »obre  la  poblaciön  de  K*paiia. 
(La  Adininistraciön , IV,  1897,  8.  557  f.  V,  S.  34, 
159.  408  f.) 

Vigon,  Br.  Tradicioue»  populäres  de  Asturia». 
Jocgos  y rimaa  infantile»  etc.  Villa viciosa  1897. 

8.  Die  Bewohner  II (die ns. 

Freecura,  B.  Fra  i GmbH  dei  »ette  oo«q uni  vioenttni. 
Leggemle  e costumi.  (Arch.  per  le  tradizioni  popO- 
lari,  XV1L)  Palermo  1897.  57  8.  8®. 

Referat  von  L.  Kaum  an  n in  1'etermnnn’«  Mitthedungen, 
44.  Bd.,  1896,  Literaturhericht,  S.  176. 

Freacura,  B,  L'AItopiano  dei  »ette  oomuni  vioentini. 
Haggio  di  antropogeografla.  (Atti  dclla  soc.  Ligust. 
di  seien ze  nat.  e geogr.,  IX.)  Genova  1898.  126  8.  8®. 

Referat  von  L.  Neu  mann  in  Fetennann’s  Mittheilimgrn, 
44.  Bd.,  1898,  Literaturhericht,  S.  176. 

Giuffrida-Ruggeri.  La  »tatura  in  rapporto  alle 
forme  craniche.  Note  di  antropologia  Emiliana  e 
Lomluirda.  (Atti  della  Societä  Romana  di  antro- 
pologia. 1898,  Bd.  V,  II ft.  L) 

Auf  Grund  der  Sammlung  von  400  männlichen  und 
478  weiblichen  Schädeln  des  psychiatrischen  Instituts  xe 
Reggio. 

LTtalie  geogrnphique,  ethnologique , hlstorique,  ad- 
ministrative, ecouomique,  religieuae,  littlr&ire,  artis- 
tiqtie  etc.  par  R.  Baziu,  A.  Mellion.  M.  Petit, 
E.  Weyl,  E.  Gebhart  etc.  Pari»,  Laroume,  1897. 
Mit  243  Abbildungen  und  6 Karten.  8°.  6 frcs. 

Livi,  Ridolfo.  La  distribuzione  geograflea  dei  caret- 
teri  antropologiei  in  Italia.  (Rivista  italiana  di 
Sociologia.  Bd.  II,  Rom  1698,  8.  415  f.) 

Vergl.  da*  ausführliche  Referat  von  Ammon  im  Central* 
blatt  für  Anthropologie,  Band  IV,  Jena  1899,  S.  28  — 31. 

Modeatov,  B.  De  Siculoruro  origin«  quatenus  ex 
veterum  testimonii#  et  ex  archaeologieis  atque  anthro- 
pologici*  doewnentia  apparet.  (Russisch.)  8t.  Peters- 
burg 1898. 

Pitr4,  Giuseppe.  Indovtnelli,  dubbi,  acioglilingue  dH 
popolo  sicUiano,  (BibHoteca  delle  Tradizioni  popu- 
lär! sicilinne,  vol.  XXV.)  Torino,  Palermo,  Carlo 
Clausen,  1697.  CCXI,  470  8.  18°. 

Popiüazione , Movimento  dello  »tato  civil«.  Anno 
1896,  Itomn,  G.  Berten,  1897.  XLV  8.  gr.  8°. 

Trombatore,  J.  A.  Folk -Lore  Cttin^e.  Pari*, 
Fonteuoing,  J6t*7.  HT  B.  1Ä  2 frcs. 

Der  italienisch«  Text  i*t  in  der  vorjährigen  Litvratur* 
Übersicht  angexeigt. 

Vitali,  V.  Btudi  antropologid  iu  servizio  della  peda- 
gngia.  11.  Le  Romagnole.  Torino,  Bocca.  1898. 

9.  Die  Griechen. 

Diaooverica,  Recent,  iu  early  Grecian  histones  and 
race  relationships.  (Science  of  man,  I,  1898,  1L 

8.  299  f.) 

Ermatinger,  Emil.  Die  attische  Autocbtbonensagr 
bis  auf  Eunpidea.  Mit  einer  einleitenden  Darstellung 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


55 


der  Bedeutung  und  Entwickelung  der  attischen  Sage 
bis  auf  Kuripide*.  Berlin,  Mayer  u.  Müller,  1897. 
III,  148  8.  gr.  8°.  3,80  Mark. 

Fabricius,  E.  Die  Inael  Kreta.  4.  Die  ethnogra- 
phische Zusammensetzung  der  Bcvülkeruug.  (Heit* 
uer's  geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  III,  1897, 
8.  489  f.) 

Hauffen , Ad.  Die  Volkslieder  der  Xeugriechen. 
(Westermann’s  Monatshefte,  Jahrg.  42,  1898,  Mai.) 

Httuttocoeur,  H.  Le  folklore  de  l'lle  de  Kylhno». 
Bruxelles,  X.  Haverraans,  1898. 

Lindau , tRudolf.  Ein  Ausflug  nach  den  ägeiachen 
Inseln.  Die  Dardanellenstadt  — Tenedoa  — Smyrna 
— Lesbos  — Chios.  (Deutsche  Rundschau,  Jahrg.  25, 
1898/1899,  8.  76  — 99.) 

Philippson.  Die  Bevölkerungszunahme  in  Griechen- 
land. (Hetiner's  geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  III, 
1897,  Heft  7.  IV,  1898,  Heft  3.) 

Rohde,  Erwin.  Psyche.  Seelenkult  und  Unsterb- 
lichkeitsglaube  der  Griechen.  2.  verb.  Auflage.  Frei- 
burg i.  Br.,  J.  0-  B.  Mohr,  1898.  Bd.  1 : VII,  32»  8. 
Bd.  2:  ID,  436  8.  gr.  8®.  20  Mark. 

Vergl.  Aihslis  im  Globus,  73.  Bd.,  1898,  S.  330. 

Roscher,  W.  H.  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Forschung  auf  dem  Gebiet«  der  griechischen 
Mythologie  uud  die  Bedeutung  de«  Pan.  I Archiv 
für  Religionswissenschaft.  Hrsg,  von  Th.  Achelis. 
Band  I,  1898,  Heft  1.) 

Thumb,  A.  Die  Maniaten.  Ein  Beitrag  zur  Volks- 
kunde des  heutigen  Griechenlands.  (Deutsche  Rund- 
schau, Jahrg.  24,  1898,  Heft  7.) 


10.  Die  Albanesen. 

Baldacci,  Antonio.  Itinerari  Albane»!  {1892).  (Mem. 
Societä  Geogr.  Ital.  Koina  1896,  VI,  8.  45  — 78, 
378  — 409;  1897,  VII,  8.  15  — 44  mit  einer  Kart«.) 

Vergl.  Petermsno's  Mitteilungen , 44.  Bd, , 1898,  Lite- 
raturbericht.  S.  100:  „Beiträge  zur  Volkskunde,  Religion, 
Sitte  und  Blutrnche  der  Altaneten.* 

Meyer.  Gustav.  Albanesische  Studien.  VI.  Beiträge 
zur  Kenntnis»  verschiedener  alban arischer  Mundarten. 
(Aus:  Sitzungsberichten  der  K.  Akademie  der  Wissen- 
schaften.) Wien,  C.  Gerold's  Sobu  in  Conim.,  1897. 
114  8.  8®.  2,50  Mark. 

Pederaen,  Holger.  Zur  albanesiacben  Volkskunde. 
IVbersetzung  der  in  deu  Abhandlungen  der  königl. 
sächs.  Gesellschaft  der  Wi&sensch.,  pbiL-hist.  (.'laste 
XV,  vom  Verfasser  veröffentlichten  albat.esischcn 
Texte.  Kopenhagen,  8.  Miehaehen’s  Nachf. , 1898. 
V.  125  8.  gr.  H®.  8 Mark. 

Vergl,  Bulletin  de  Folklore.  Organe  de  ls  »ociet«  beige 
de  Folklore.  Tome  111,  Bruselles  1898,  S.  61;  Zeitschrift 
de»  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrgang  VII I,  Berlin  1898, 
8.  352. 

8r.  M.  Y.  Die  Blutrache  in  Albanesien.  Ein  Stück 
politische«-  Kulturgeschichte.  (Die  Nation,  Jahrg.  15, 
1897/98,  578  — 579.) 


11.  Die  Rumänen. 

Jaworakij , J.  Rumänischer  und  galizischer  Volks 
glaube.  (Der  Urquell,  N.  F.,  Band  II,  1898,  Heft  3/4  ) 
Kaindl . Raimund  Friedrioh.  Ethnographische 
Streifzüge  in  den  Ostkarpathen.  Beiträge  zur  Haus- 
bauforschung in  Oesterreich.  (Mittheilungen  der 


anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XXVIII, 
N.  F.  XVIII.  8.  223  — 249  mit  74  Textabbildungen.) 

Diese  Abhandlung  bildet  den  Abschluss  der  von  dem 
Verfasser  in  früheren  Jahren  veröffentlichten  Arbeiten  über 
die  Huzulen. 

Kochanowaka.  Rumänisches  Bauernhaus  in  der  Buko- 
wina. (Zeitschrift  für  österreichische  Volkskunde. 
1898,  Heft  6 — 8.; 

Röthy,  L.  Die  italienische  Herkunft  der  Rumänen. 
(Ethnologische  Mittheilungen  aus  Ungarn.  Bd.  5, 
1897,  8.  221  f.) 

Weigand,  Gustav.  Linguistischer  Atlas  des  daoo- 
ru manischen  Sprachgebietes.  1:000000.  Lieferung  I. 
8 Blau.  Leipzig,  J.  A.  Barth,  1898.  52,5  X 49  cm. 

4 Mark. 

12.  Die  Slawen. 

a)  Allgemeines;  Nordslaven. 

Materyaly  antropologicano-archeologiczne  i et- 
nograflezno.  (Anthropologisch -archäologische  und 
ethnographische  Materialien.)  11.  Bd.  Krakau  1897. 

I>r  Inhalt  ist  folgender:  L.  Magierowski,  Die  Lebens- 
dauer im  westgahzisfhen  Städtchen  Jacmierz.  — J.  Talko- 
Hrvneewicx,  Die  anthropologischen  Kennzeichen  des  pol- 
nischen Adels  der  Ukraine.  — L.  Olechnowicz,  Die  An- 
thropologie der  ehemaligen  Woiwodschaft  von  Sandomierz. 

— Dari.,  Nachgrabungen  im  Lubliner  Gouvernement.  — 
L.  Demetryki  c«r  icz,  di«  Kurgane  in  der  Umgebung  von 
Przemysl  und  Drohobvcz  lüstgaliiicn).  — D«rs.,  Die  vor- 
geschichGichen  Begräbnisstätte»  und  Ansiedlungeu  toi 
Tarnobrzeg.  — L.  Wassilewski,  Weissrussische  Ksthsel. 

— S.  Rokossowska,  klärchen  ans  dem  Woiynier  Dorf« 
Jurkowszczyzna.  — Swietke,  Haber  Rechtasittvn. 

VergL  Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
io  Wien,  28.  Bd.,  1898,  S.  33  — 34. 

Barteln,  M.  Roggenkorn-Gemmen  in  Russland.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  39 — 43  mit  2 Abbildungen.) 
Baudouin  de  Courtenay,  J.  Die  kaschubische 
Sprache,  das  kaschubische  Volk.  (Russisch.)  (Jour- 
nal des  Ministeriums  für  Volksaufklärung.  1897. 
CCCX,  8.  306 — 357,  CCOXI,  8.  83  — 127.) 

Bloch,  Ad,  Caraet&re*  particuliers  du  type  grand- 
ru*»ien.  (Itulletins  de  la  Hocidte  d’ Anthropologie  de 
Paris,  s4r.  IV,  tome  VIII,  1897,  fase.  5.) 

Brooh,  O.  Studien  von  der  slovakisch-kleinrnssischen 
Sprachgrenze  im  östlichen  Ungarn.  (Videnskabssel- 
skabets  Skiilter.  II,  liistor.  fllos.  Klasse,  1898,  Nr. 3.) 
Öerny,  Adolf.  Mythiske  bytosce  luziskich  Serbow. 
(Dia  mythischen  Wesen  der  Lausitzer  Serben.) 
Bautzen  *1898.  X,  462  8.^  8°. 

Au*  Nkrodoplsay  stornik  ceskoslovansky,  3,  1898. 

Dix,  A.  Das  Blaventunt  in  Prautsen,  seine  Bedeutung 
für  die  Bevölkerungsbewegung  und  Volkswirthschaft 
in  den  letzten  Jahrzehnten.  I Jahrbücher  für  National- 
ökonomie und  Statistik,  Band  XV,  1898,  5.) 
Franko,  J.  Volkstümliches  aus  rtühanlschan  Apo- 
kryphen. (Der  Urqnell,  N.  F.  II,  1898,  Heft  3/4.) 
Friedl&nder,  E.  Ruthenische  Sagen.  (Der  Urquell, 
N.  F.  Band  II.  1*9*.  Heft  7,8.) 

Ilipman,  Ch.  Pragne  et  les  Tchöquea.  Publik 
avec  la  collaboration  d'fcrivains  framjais  et  tch&quas. 
L La  nation  tcheque.  Vol.  III.  Genüve,  Georg, 

1897.  Mit  Textabbildungen  und  5 Tafeln.  2°.  5 fres. 
Hnatiuk,  Wladimir.  Küski  osseli  w Bacci.  (Ruthe- 
nische Ansiedelungen  im  Bascer  Comitnta.)  Lemberg 

1898. 


Digitized  by  Google 


56  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Vergl.  Mittheilungen  vier  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wie»,  B4.  XXVIII,  M.  F.  XVIII,  1999,  8.  191  — 198. 

Jaworakij,  Jul.  Din  ,WiIdl  Frau“.  Au«  dem  Volk«* 
glauben  der  Südntaaen.  (Der  Urquell,  N.  F.  Band  II, 
1698,  Hfl.  S.) 

Jaworskij  . Jul.  Hausgeister  bei  den  Süd  rüsten  in 
GalixieD.  (Zeitschrift  für  oeterreichische  Volkskunde, 

UI,  10.) 

Jaworakij , Juljan.  Süd  russische  Vampyre.  (Zeit- 
schrift des  Vereins  für  Volkskunde,  «Jahrgang  VIII, 
Berlin  1898,  8.  331  — 336.) 

J.  gteht  tun  Schluss«  seiner  Abhandlung  «in«  Zusammen* 
Stellung  der  Literatur  über  Vampyr«  im  »üdru*»i*chea 
Volksglauben. 

Kunika,  E.  Lcchica.  Foglad  krytycxoy  tm  doty* 
ohexuovt  trartöwanie  kwestyi  lechickiej.  (Kwmrt&l- 
nik  historycznv.  Ilocznik  XII,  Wo  Lwowie  1898, 
8.  1 — 20,  497  — 514.) 

Leger,  L.  Gummen  t la  natiun  russe  «'«st  elle  form«*«? 
(Kevue  gdnerale  des  Sciences  pures  et  appliquee«. 
1898.  Sept.  15.) 

Leger,  L.  £tudes  nur  la  mythologie  Slave.  (Revue 
de  rhiatoire  des  religions.  XX,  1898,  2.) 

Malecki,  Antoni.  Die  Lechici  itn  Lichte  der  Kritik. 
(Polnisch.)  Lemberg  1897.  267  8. 

Matiegka,  H.  Anfänge  und  Fortschritte  des  anthro- 
pologischen Studiums  der  Bevölkerung  des  höh* 
mischen  Landes.  (Tschechisch.)  (Zolüstnä  otiskz 
Niirodopisn.  sborn.  III,  1hü8.) 

Milukow,  Paul.  Skizzen  russischer  Kulturgeschichte. 
Deutsche  vom  Verfasser  durchgesehene  Aufgabe  von 
E.  Davidson.  Mit  einer  Vorrede  des  Verfassers  zur 
deutschen  Ausgabe.  1.  Band.  Leipzig,  O.  Wigand, 
1898.  XVI,  240  8.  mit  6 Tafelu.  gr.  8°.  6 Mark, 

Niodorle,  Lubor.  Ycatnik  «lovanskyeh  «tarozistuoati. 
lndicateur  de*  traveaux  relatif«  k l’antiquit6  slave. 
Bvazek  I.  Praha,  Xakladem  vlastnim.  V knmissi 
u Buraika  a Kohouta,  1898.  135  8.  gr.  8°.  3 Mark. 

Vergl.  Pech  im  Glolus,  74.  Bi,  1996,  8.  999. 

Polivka,  Georg.  8eit  welcher  Zeit  werden  die  Greise 
nicht  mehr  getödtet?  Slavische  Parallelen.  (Zeit- 
schrift des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  VIII, 
Berlin  1898,  8.  25  — 29.) 

Popowicz,  B.  Rutheuhchea  Sprachbuch.  Czernowjtz, 
H.  Fardiui,  1898. 

Potkaiiski,  K.  Die  Ljnchen  und  Lechici.  (Polnisch.) 
(Bozprawy  XXVII  der  Krakauer  Akademie  der 
Wissenschaften.  1897.) 

Rokogftow&ka,  Sophie.  Bajki  ze  wai  Jurkowszczyzna. 
(Märchen  aus  dem  Dorfe  Jurkowazczyzna.)  Krakau 
1897. 

Vergl.  Mittheilungen  der  Anthropologische»  Gesellschaft 
in  Wien,  28  Bd.,  1998  S.  91  — 89. 

Rxchak,  A.  Henkellose  Gefässe  in  Russland.  (Globus, 
74.  JUL,  1898,  8.  98  U.  99.) 

Bamokruaov,  D.  lieber  den  Ursprung  der  russischen 
und  polnischen  Slaven.  (Russisch.)  Arbeiten  des 
VIII.  archäol.  Congr»*aaes.  Moskau.  III,  1897.) 

Singer,  H.  Bemerkungen  über  Land  und  Volk  der 
Masuren.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung.  1898, 
Nr.  998,  924.) 

Talko  - Grintzeff , J.  Zur  Anthropologie  der  Gross* 
raum.  (Russisch.)  Tomsk  1999.  II,  99  8.  8°. 

Talko  -Hrinse witsch.  Zur  Anthropologie  der  Be- 
völkerung Pndoliens,  (Referat  von  L Bticda  nach 
einer  Abhandlung  in  den  Arbeiten  der  antlnopol. 
Gesellschaft  der  kais.  milit&r  - mwlic.  Akademie  in 


8t.  Petersburg,  Bd.  2,  8.  259  — 295;  Archiv  ftir  An- 
thropologie, Band  XXVI,  Viert eljabraheft  1,  Braun- 
schweig  1899,  8.  203  — 205.) 

Vaclavek.  Daher  die  sogenannten  Walachen  Mährens. 
(Tschechisch.)  (Närodopisny  sbornik  ceskoalovansky, 
3.  1898.) 

b)  äüdslaven. 

Zbornik  za  Nareodni  Zivot  i Obicaje  juznih  sla- 
vena.  Svezak  11.  Zagrebu  1M97.  [R*cueil  des 
mat^riaux  aur  la  rie  et  les  ooutumes  du  pcuple 
slave  du  midi  (CroaU*,  Herbes,  Slovönes).  Pubtication 
»«niest  riclle  de  l'Academie  des  Sciences  et  des  arts 
des  Hlaves  du  Sud  ä Agrarn.] 

Frau,  Die,  in  Montenegro.  (Deutsche  Rundschau  für 
Geographie  und  Statistik,  Bd.  21,  Wieu  1898,  Heft  3.) 

Hasaert,  Kurt.  Aus  den  Gebirgslündern  der  Balkan- 
Halbinsel:  Das  Pnrsteuthum  Montenegro.  (Hoch* 
schul  • Vorträge  für  Jedermann,  Heft  3.)  Leipzig, 
Seele  u.  Co.,  1698.  20  8.  gr.  8*.  0,30  Mark. 

Kraus«,  Fr.  8.  Der  Yoga -Schlaf  bei  den  Südslaven. 
(Archiv  für  Religionswissenschaft,  herausgegeb.  von 
Th.  Achelis,  Baud  I,  1898,  Heft  3.) 

Lovretic.  Leben  und  Gebrauche  der  Bauern  von 
Otok.  (Serbisch.)  (Sbornik  1897,  II.) 

Pajk,  Milan.  Nachrichten  über  ehemalige  slovenische 
Ansiedlungen  in  Oberösterreich.  (Slovenisch.)  (Izvestja 
der  Museumsgesellschaft  für  Krain.  VII,  1897.  8.  152 

— 159,  177  — 184.) 

Reader,  M.  La  fernme  au  Montenegro.  (Bibliotheque 
univera.  1898,  Mai.) 

Renner,  XL  Durch  Boanien  und  die  Hercegovina 
kreuz  und  quer.  2.  in  Wort  und  Bild  ergänzte  und 
vermehrte  Aufl.  Berlin,  D.  Reimer,  1897.  567  ß. 

mit  54  Vollbildern,  300  Abbildungen  im  Text  und 
1 Karte.  H°.  3 Mark. 

Vergl.  Hasser!  in  Prtermanu’s  Mittheilungen,  44  Bd., 
1898,  8.  101. 

SmiJjanie,  M.  Die  Hirten  und  Hirtennomaden  Süd* 
und  Südostserbiens.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  S.  53 

— 57,  71  — 75  mit  1 Abbildung.) 

Strauss , Adolf.  Die  Bulgaren.  Ethnographische 
Studien.  Leipzig,  Th.  Grieben,  1898.  VII,  477  8. 
gr.  8°.  9 Mark. 

Enthält  die  Kapitel:  I.  Kostnogunische  Spuren.  2.  Di- 
monrui  3.  Schicksalsglauben.  4.  Kr*! gebrauch«.  5.  Volks- 
medizin. 6,  Todten  gebrauche. 

Vergl.  Globus,  74,  lld.,  1898,  S.  51;  Zeitschrift  für 
Ethnologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898,  3.  183,  184. 

Urbaa,  Wilhelm.  Sprichwörter  der  Slowenen.  (Zeit- 
schrift für  österreichische  Volkskunde,  III,  1897,  10.) 

Urbas,  Wilhelm.  Aberglaube  der  Slowenen.  (Zeit- 
schrift für  österreichische  Volkskunde.  IV,  1898,  5.) 

13.  Letten  und  Littauer . 

Brückner,  A.  Das  alte  Littauen,  das  Volk  und  seine 
Gott*-!,  i Polnisch  ) (Bibi*  WtVNNkW.  Warschau  1897, 
8.  235,  416;  1898,  8.  37.) 

Jurkaohat,  C.  Littauische  Märchen  und  Ei  Zahlungen. 
I.  Theil.  Heidelberg.  C.  Winter.  1899.  »u.  4 Mark. 

Krauen,  P.  Herkunft  der  alten  Letten.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Authropologie, 
Jahrg,  1898,  8.  236—237.) 

Der  Verfasser  sucht  die  Abstammung  der  Letten  ton 
den  alten  Skythen  zu  beweisen. 

Nehring,  A.,  und  R.  Virchow.  lieber  Herber- 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde, 


57 


stein’*  Angaben  betreff*  der  Öamogiten.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc«, 
Jahrg.  1898.  ft.  879-889«) 

Bchultze,  Martin.  Grammatik  der  altpreussischen 
Sprache.  Vernich  einer  Wiederherstellung  ihrer 
Formen,  mit  Berücksichtigung  de*  Sanskrit,  des  Lit- 
auischen und  anderer  verwandter  Sprachen.  Leip- 
zig. J.  Schnitze,  1897.  IV,  67  8.  8«.  1,60  Mark. 

Tetzner,  F.  Die  Verbreitung  der  littauischen  Sprache 
und  Tracht  in  Deutschland.  (Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung  1808,  14.) 

Tetzner,  F. , und  H-  I>ainos.  Litiauische  Volksge- 
sänge.  mit  Einleitung,  Abbildungen  und  Melodien 
herauszegeben.  Leipzig,  Reclam,  Universal ♦ Biblio- 
thek Nr.  8184.  1Ü8,  IV  S.  0.70  Mark. 

Besprochen  iu  Euphorie»  5,  1898,  Heft  4,  S.  740.  Di« 
Sammlung  enthält  uu»»er  Nachrichten  über  Bräuche,  Lite- 
ratur und  V'olkspocsi«  der  Littauer  eine  Schilderung  der 
littauischen  Musikinstrument«  und  70  zum  grössten  Thell 
von»  Herausgeber  selbst  übersetzt*  Lieder,  sowie  10  Melo- 
dien. 

Wiasendorf  von  Wisaukuok , H.  Materialien  zur 
Ethnographie  des  lettischen  Volksstaumie*  des  Witebs- 
kischen  Gou verneinen  ta.  Eine  kritische  Beleuch- 
tung. Mitau  (Leipzig,  0.  Uarrassowitz),  1897.  24  S. 
h°.  0,80  Mark. 

Wolter,  E.  Lieder  aus  dem  Gebiet«  der  Dsuken  und 
de«  alten  Sudauerlande*  uud  ein  geistliches  Lied  aus 
Kupischken.  (Mittheilungen  der  littauischen  lite- 
rarischen Gesellschaft,  Heft  22,  1H97.) 

Wolter,  E.  Perkunastcmp«)  und  littauische  Opfer- 
und  Delvenrtelne.  (Mitihrilangeii  der  littauischen 
literarischen  Gesellschaft,  Heft  22,  1897.) 

Wolter,  E.  Zum  Feuerkultus  der  Littauer.  (Archiv 
für  Religionswissenschaft,  hrsg.  von  Th.  Achelis, 
Band  1,  1898,  Heft  4.) 

Zweck,  Albert.  Littauen.  Eine  Landes-  und  Volks- 
kunde. Mit  06  Abbildungen,  8 Kartenskizzen  und 
einer  grossen  Karte  der  Kurisehen  Nehrung. 
(Deutsches  Land  und  Leben  in  Einzelschilderungen, 
IW.  I.)  Stuttgart,  Hobbing  u.  Röchle,  1898.  VIII, 
452  8.  8°.  8 Mark. 


14.  Lappen , Finnen  und  Verwandte. 

Crawford,  J.  M.  The  Kalevala:  the  national  epic 
of  Kiuland.  Tramdat.  into  English  verse.  New  edit. 
2 Voll.  Cincinnati,  Clarke  Co.,  1897.  794,  49  8. 

8®.  2,50  dol. 

Dierkes,  M.  Land  und  Leute  in  Finnland.  (Mit- 
theilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien 
1898,  Heft  3/4.) 

Qlina,  Z.  Die  FytU-  Lappen.  (Mutter  Erde  1898, 

Nr.  13.) 

Hyne,  Cutcliff«.  Thron gh  Aretic  I^ppland.  London, 
Adam  and  Charles  Black.  1898.  284  8.  mit  Text- 
abbildungen, 16  Vollbildern  und  1 Kart«.  8°. 
10  sh.  6 d. 

«.Zahlreich  und  genau  sind  die  Beobachtungen,  betreffend 
die  Bevölkerung,  deren  Kleidung,  Sitten,  Leben,  Nahrung, 
ßlldungiverhältnisse  und  Auftreten  gegen  Fremdlinge* ; 
vergl.  Petermann’s  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899,  Literatur- 
bencht,  S.  37. 

Iwanowaki,  N.  F.  Uebcr  Menschenopfer.  (Aus  dem 
Russischen:  Arbeiten  der  anthio|xdogi*cben  Gesell- 
schaft der  kais.  mil  itär • medicinisclien  Akademie  zu 
8t.  Petersburg,  1.  Bd.,  1896,  8.  79 — 89,  mitgetlieilt 
von  L.  Ktieda  im  Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  101.) 

Archiv  fUr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  (Vera.  d.  antluop.  Lit.) 


lletrifll  einen  gerichtlich  untersuchten  Fall,  der  im  Jahre 
1892  unter  den  Wotjäken,  rusa.  Gouv.  Wjlitka,  passirte. 

Krohn,  Julius.  Suomolaisen  kirjalUsundcn  vaiheeL 
(Die  Geschieht«  der  finnischen  Literatur.)  Suomo- 
laisen  Kirjall.  Beurau  toimituksia.  68  osa.  Helsin- 
giB»a  1897.  X,  480  8.  H". 

Nikolsky,  B.  Ethnographisch-anthropologische  Skizze 
der  östlichen  Tscheremisaen.  (Referat  von  L.  Stieda 
nach  einer  Abhandlung  in  den  Arbeiten  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  der  kaiserl.  militar- medic. 
Akademie  in  8t.  Petersburg,  1kl.  11,  8.  3—108; 
Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XXVI,  Vierteljahrs- 
heft 1.  Braunschweig  1899,  8.  187—100.) 

Pä&kkönen,  L.  V.  Sora  (Herreisen  im  russischen 
Karelien.  Bilder  aus  der  Vorzeit  und  der  Jetztzeit 
des  karelischen  Volks* taznme*-  (Finnisch.)  Finske 
Formninnesfoureitingen«  Tidskrift,  XVIII,  1898,  8. 1 f.) 

Smirnow,  N.  Le*  populatious  tlnnoises  des  bassins 
de  bt  Volga  et  de  la  Kama,  fctudes  d’ethnographie 
liistorique.  traduitee  du  russe  et  revue«  pur  Paul 
Boy  er.  Premiere  partie:  Gruupe  de  la  Volga  ou 
groupe  bulgare.  I.:  Les  Tcli4f4miaatK.  U. : I^s 
Mordves.  Paris,  Leroux,  1898.  IX,  486  8.  gr.  8°. 
15  fres. 

A.  u.  d.  T.:  Publikation«  de  l’teole  des  Isngucs  orientsles 
vivnnte«.  Vergl.  Petenoann’s  Mittheilungen,  Bund  45, 
1899,  I.iteratn ritericht , S.  39.  Literarisches  Centrmlblatt 
1899,  ftp.  49;  Deutsche  Litcraturzcitung,  Jahrg.  19,  1898, 
8p.  1648—1650. 

15.  Magyaren. 

Anton,  H.  Die  ethnographische  Gestaltung  der  Be- 
völkerung Ungarn«.  (Ethnologische  Mittheilungen 
au*  Ungarn,  Bd.  5,  1897,  8.  1 f.,  74  f.) 

Varaböry,  H.  Ueber  den  Ursprung  der  Magyaren. 
(Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft 
in  Wien,  Jahrg.  40,  1897,  8.  167—186.) 

1 6.  Türken. 

Aristov,  N.  A.  Notizen  über  die  ethnischen  Elemente 
der  türkischen  Völker  und  Tribus.  (Russisch.)  Jiva’nt 
starina,  8u  Petersburg  1897. 

Bittnor,  Maximilian.  Türkische  Volkslieder.  Nach 
Aufzeichnungen  von  Schaben  Efendi  Alan.  (Wiener 
Zeitschrift  für  die  Kunde  des  Morgenlandes,  Jahr- 
gang XL  1897,  8.  357—373.) 

Davis,  E.  J.  Osmanli  proverbs  and  quaint  sayings. 
London.  RtBpMB  LOW,  1898. 

Marquart,  J.  Di«*  Chronologie  der  altttlrkischen  In- 
srhrifteu.  Mil  einem  Vorwort  und  Anhang  von 
W.  Bang.  Leipzig,  Dieterich,  1898.  VII,  112  8. 
gr.  8°.  4 Mark. 

Nikolskj.  D.  P.  Ethnographisch  • anthropologische 
Skizze  der  MeechUoheriken.  (Referat  von  L.  Stieda 
nach  einer  Abhandlung  in  den  Protokollen  der 
Sitzungen  der  Russischen  anthropologischen  Gesell- 
schaft. Jahrg.  4/1».  8.71  f.;  Archiv  für  Anthropologie, 
Bd.  XXVI,  Vierteljahrsheft  1,  1899,  S.  220  f.) 

Die  MeschUrberfcken  sind  türkische  Auswanderer,  »«««• 
sig  in  den  Gouvernement*  Perm  und  Ufa. 

Radloff,  W.  Die  nlt  türk  »scheu  Inschriften  der  Mon- 
golei. Neue  Folge.  Nebst  einer  Abhandlung  von 
W.  Bart  hold:  Die  historische  Bedeutung  der  alt- 
türkischen  Inschriften.  Petersburg,  Glaaouuof  (Lejp- 
zig.  VosaSort.  in  Comtn.),  1897,  VII,  181,  36  8.  4®. 
3 Mark. 

Radloff,  W.  Versuch  eines  Wörterbuches  der  türk. 

8 


Digitized  by  Google 


58 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Dialecte.  Liefg.  10.  8t.  Petersburg,  Leipzig,  Von 
8ort.  in  Coimn.,  1808.  Lex.-8°.  2,50  Mark. 

Zaborowaki.  1.  Han*,  Ougree,  Oui'gour«.  2.  Inscrip- 
tion  de  l'JAninei  et  de  l’Orkhou.  Origine  de  l’alphabet 
vieax  turc.  (Bulletin*  de  la  aocietd  d'antliropologie 
de  Pari*,  »Ar.  IV,  tom.  IX,  1898,  8.  171  f.) 

1 7.  Zigeuner. 

Schwicker,  J.  H.  Die  Zigeuner  in  Ungarn.  (Oester- 
reich* Ungarisch«  Revue,  Bd.  23,  1898,  Heft  1/2.) 

ßowa,  Rudolph  von.  Wörterbuch  de*  Dialekt*  der 
deutschen  Zigeuner.  (Abhandlungen  für  die  Kunde 
de»  Morgenlande*,  hrag.  von  der  Deutschen  Morgen  1. 
Gesellschaft,  Baml  XI.  Leipzig  1898,  Nr.  1.)  XIV, 
128  8.  4,50  Mark. 

Wlislocki,  Heinrich  von.  Da»  sogenannte  „Pharaons- 
Hed“  der  Zigeuner.  (Zeitschrift  der  Deutschen  Mor- 
genl&nditchen  Gesellschaft,  Band  61,  1897,  8.  485 
— 498.) 

B.  Asien, 

Zeitschriften.  Vergl.  Orientalische  Bibliographie, 
Jahrgang  XI  für  1897,  2.  Halbjahrsheft,  Berlin  1898, 
8.  154  ff,  Nr.  2918-2932. 

Bibliographie:  Orientalische  Bibliographie,  siehe 

obeu  unter  Quellenkunde  la. 


L Allgemeines  und  Vermischtes. 

Delwas,  £milo,  Java,  Ceylon,  les  Indes.  Excursinn» 
»ou*  i’fcquateur  et  la  zcme  torride.  Paris,  Librairie 
de  l'Ait,  1897.  448  8.  mit  9 Karten.  a°. 

Hommely  Fritz.  Hethiter  und  Skythen  und  das  erste 
Auftreten  der  Intnier  in  der  Geschichte.  Au»; 
Sitzungsberichte  der  k.  bobm.  Geselhahaft  der 
Wistenaoh.)  Prag,  P.  Rivnnc  in  C’umtn.,  1698.  28  8. 
gr.  h°.  0,40  Mark. 

Oppert,  Ernst.  Üstasiatische  Wanderungen.  Skizzen 
und  Krinuerungen  aus  Indien,  China,  Japan  und 
Korea.  Stuttgart,  Strecker  und  Moser,  1898.  VII, 
221  8.  8®.  2,50  Mark. 

Vergl.  Pcterniann**  Mitthrilungrn , 44.  Bd.,  1898,  Lite* 
raturkierii  ht.  8.  181. 

Peiaer,  F.  E.  Studien  zur  orientalischen  Alterthums* 
künde  II-  (Mittheilungen  der  vorderasiatischen  Ge- 
sellschaft, Jahrg.  3,  1898,  Heft  6.)  Berlin,  W.  Pei*er 
in  Cotrim.  52  8.  gr.  8°.  3 Mark. 

Radlinski.  Lee  peupUde»  du  nord  * ent  de  l’Asie. 
(Revue  de  gAogrupbie  189b,  AoOt.) 

Seidel , A.  Anthologie  aus  der  asiatischen  Volkslite- 
ratur.  Beiträge  zur  Volk»,  und  Völkerkunde,  Bd.  7. 
Weimar,  E.  Felber,  1898.  XIV,  399  8.  gr.  6®. 
6 Mark. 

Smith,  Mary  Kate.  Lifo  in  A»ia.  (Dunton,  Larkin: 
The  world  and  its  peoples,  VI.)  Boston,  Hilver,  Bur- 
dett  and  Co.,  1897.  328  S.  8°.  0,85  Dol. 

Souhcsrnoa,  R.  de.  I>e  Saint-Petersbourg  a Bamar* 
kande.  Paris,  Challam«).  o.J.  118  8.  16°.  2,50  frcs. 

Hpillmann,  Joseph.  Durch  Asien.  2.  Hälfte. 
Japan,  China  und  Indien  (Ost*  und  Südasien). 

2.  verm.  AuÖ.  Freiburg  i.  Br,  Herder,  1898.  X, 
571  8.  mit  1 Karte,  gr.  4°.  9,80  Mark. 

Szechenyi , Bela.  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der 
Reise  in  Ostarien  1877  bis  1880.  II.  Band.  Wien, 
E.  Hölze!,  1898.  781.  gr.  8°. 


Enthält  Studien  Ober  die  Draridanpraclien;  vergl.  Peter* 
mano'i  Mittheilungen , 44.  Bd. , 1898.  Literaturbencht, 
S.  181. 

T’oung  pao.  Archive«  pour  aervir  ä l'etnde  de 
rhistoire,  des  langues,  de  la  gAographie  et  de  l'eth&o- 
graphii*  de  PAsie  orientale  (Chine,  Japou,  Com-, 
Indo-Chine,  Atie  centrale  et  Malairie).  RedigAe*  pur 
Gust.  Schlegel  et  Heuri  Cordier.  Vol.  IX,  Mir» 
1898  — FAvr.  1899.  Leiden,  E.  J.  Brill,  gr.  8°.  20  Mark. 

Ujfalvy,  Charles  de.  Memoire  sur  le»  Huus  blanc.» 
(Ephthalites  de  PAsie  centrale,  Hunas  de  Find«)  et 
»ur  la  ddformation  de  leurs  cranes.  (L‘ Anthropo- 
logie, tome  IX,  Pari»  1898,  B.  259  — 277,  384  — 407 
mit  10  Abbildungen.) 

Vorrior,  E.  L'ethuologie  de  PAsie  orientale.  (Bullet, 
de  la  SociAte  d’ethnograpliie  de  Paris  1897.) 

Winckler,  Hugo.  A Horten  Ldische  Forschungen. 
2.  Reihe.  1.  Band.  1.  bis  4.  Heft  (7.  bis  10.  der 
ganzen  Folge.)  Leipzig,  E.  Pfeiffer,  1898.  192  8.  gr.  8°. 
II  Mark. 

Enthält : 1,  Bruchstücke  von  KeUschrifttcxteo.  Supri*. 
Sareur  und  Atsarhaddon.  Zu  semitischen  Inschriften: 
1.  Di«  Grabinschrift  von  Petra,  2.  Die  Inschrift  von 
Limyr»,  CJAr  100.  3.  CJAr  184. 

2.  Assyrien  und  Tyrus  seit  Tiglat-Pileser  111.  Sh" mal  unter 
Sargon.  Zur  Geschichte  des  alten  Arabien.  II.  Samienen. 
HI.  Zur  Inschrift  von  Teitnur.  IV.  Die  Könige  von  Chara* 
cene.  Die  Polyandrie  bei  den  Minäern.  Einige  semitische 
Eigennamen.  Lot.  semed.  hamnstu. 

3.  Die  Reiche  von  Cillcien  und  Phrygien  im  Lichte  der 
altorientalischcn  Inschriften.  Aescfcylus  Persae  751  bi»  789. 

4.  Zeit  und  Verfasser  des  Kobriet.  Gog.  Psalm  22, 
Zur  hamustu.  Au«  dem  Archiv  Ton  Ninive. 

Dasselbe  2.  Reibe.  2.  Band.  1.  Heit  (11  der  ganten 
Folge).  Ebenda  1899.  2,60  Mark. 

Zur  inneren  Politik  itn  neubabylonischen  Reiche.  Die 
Zeit  der  Herstellung  Judas.  Neben  las  Reform.  Daniel 
und  seine  Freunde.  Kebir  itu  A.  T. 


2.  Kleinaaien.  Armenien. 

Anoutchine,  D.  N.  ArrnianA  v antropologuitcheakom 
et  gCogTHfitchcskom  otnoeln-nii.  (Die  Armenier  in 
Anthropologischer  und  geographischer  Hinsicht) 
Morcou  1898.  13  8.  mit  2 Lichtdr.  8°. 

„Unc  petite  uionographie  des  Armenien»  dan«  la-piclJe 
M.  Anutchine  a resuuiA  tout  ce  qui  a Ate  publie  »or 
cette  nation.“  Vergl.  Volkor  in  L’ Anthropologie,  tomc  IX, 
Paria  1898,  S.  578. 

Bugge,  Bophus.  Lykische  Studien.  1.  fYidenskabs- 
•elakAbets  Skrilter.  II.  Histori»k-ftlo*oflak  Klaas«  1897, 
Nr.  7.)  Udgivet  for  Han*  A.  Bennechei  Fond. 
Christian!* , Jacob  Dybwad,  Comm.,  1897.  91  8. 

gr.  8*. 

Vergl.  das  Referat  in  der  Deutschen  Litcraturaeituf 
1899,  Sp.  495  — 499. 

C.  F.  La  nation  armttaienne.  Bon  pml,  *on  preaent, 
»on  aveuir  politique  et  religieux.  (La  Terre  Sainte 
1897,  8.  181  f.,  214  f.,  228—230,  244—24«.  267—269, 
274  — 276,  207  f , 340  — 342,  380  f.;  1898  , 8.  26  — 30. 
42—44,  56—59,  69—71,  100—102,  118.) 

Huart,  Clement.  Kenia.  La  ville  <le»  dorvicbe« 
tnurnean.  Souvenir»  d’un  voyage  en  Aaie-Mineure. 
Paris,  Lcroux,  1897.  Mit  Abbildungen  und  1 Karte. 
12®.  5 frc«. 

Jelisacjow,  A.  W.  Einige  Bemerkungen  über  Ethno- 
logie Kleinaaien».  Referat  von  L.  Btieda  nach  einer 
Abhandlung  in  den  Protokollen  der  Russischen 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


69 


anthropologischen 'Ge«e)1jH--liaft,  Jahrg.  2,  8.  II — 12; 
Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XXVI,  Vierteljahr*- 
lieft  1,  Braunschweig  1899,  8.  213  f.) 

Jenson , P.  Hittiter  und  Armenier.  Mit  10  lithogr. 
Schrifttafeln  und  einer  U*bersicht*keiic.  Sirnssburg, 
K J.  Trübner.  XXVI,  255  8.  gr.  8°-  2.'»  Mark. 

Latino,  Anatolio.  Gli  Armeni  e Zeitun.  Floren*, 
R.  Betnporad,  1807.  Bd.  1.  402,  Bd.  2,  27«  8.  8°. 
1,10  fr. 

Vergl.  H.  Zimmerer  in  Prtrrnisnn’s  Mittbeiluogeu, 
Bd.  44,  189B,  Literaturbcrieht,  S.  183. 

Reber,  Frans  von.  Die  phrygischen  Felsendeukmälcr. 
Untersuchungen  über  Styl  und  Entstehungszeit.  Mit 
12  Tafeln  in  Lichtdruck  und  20  Textabbildungen. 
(Abhandlungen  der  k.  barer.  Akad.  d.  Wissensch. 
111.  Ci.,  XXI.  Bd.,  in  Abth.)  München  1897.  70  8. 
4°.  8 Mark. 

Rohrb&oh,  P,  In  Turan  und  Armenien  auf  den 
Pfaden  russischer  Weltpolitik.  Berlin,  G.  Stilke,  1808. 
307  8.,  1 Karte.  8°.  3 Mark. 

Vergl.  Ppt«nrsnn,s  Mittheilungen.  44.  Bd.,  1898,  Lite- 
raturbericht, 8.  180. 

Tarajanz,  8.  Da*  Gewerbe  bei  den  Armeniern.  Dis- 
sertadou.  Leipzig  1898.  63  8.  8°. 

Zimmerer,  Heinrich.  Die  Bevölkerung  Kleinasiens. 
(Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  22 
—24,  27—32,  35—40.) 

3.  Kaukasion  und  Transkaukasien. 

Bartels,  M.  Ueber  das  Weben  mit  Kavtenblättern 
im  Kaukasus.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
■chaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  34—39  mit 
2 Textabbildungen.) 

Credner.  Reiseskizzen  aus  dem  Ural  und  dem  Kauka- 
sus. 1.  Zum  Ural  und  nach  West -Sibirien.  2.  Im 
Lande  der  Osseten,  (Geographische  Zeitschrift, 
Jahrg.  IV,  Leipzig.  1898.  Heft 

Karzow.  Bemerkungen  über  die  Kurden.  Mit  1 Karte. 
1 Schriften  der  kaukas.  Section  der  K.  Russ.  geo- 
graphischen Gesellschaft , XIX,  Tiflis  1897,  8.  337 
—380.) 

Lehmann,  Carl.  Kaukasische  Gürtel  und  Bänder. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  329  — 332  mit  2 Textabbil- 
dungen.) 

Bwiderskj , P.  Th.  Materialien  zur  Anthropologie 
des  Kaukasus.  Die  Kuinykeu.  Doctor- Dissertation 
der  K.  Militär-Akademie  zu  St.  Petersburg.  8t.  Peters- 
burg 1808.  152  8.  8°. 

In  russischer  Sprache. 

4.  Persien,  Afghanistan,  BeluohiBtan. 

Gehrich,  G.  Zur  Frage  nach  dem  Alter  des  Avesta. 
(Archiv  für  Religionswissenschaft , herausg.  von 
Th.  Achelis,  Bd.  I,  1898,  Heft  4.) 

H&ntesche.  Da*  Geschlechtsleben  in  Persien.  (Ver- 
handlungen der  44.  Versammlung  deutscher  Philologen 
und  Schulmänner  in  Dresden  vom  29.  September  bis 
zum  2.  OcUdn-r  1897.  Leipzig.  B.  G.  Teubner,  1897. 
Orientalische  Sect.) 

Jackson,  Will  um« , A.  V.  A Brief  Kote  on  the 
Amshaspand«  or  a Contribution  to  Zoroa stria n Ange- 
lology.  lArcliiv  für  Religionswissenschaft,  hrsg.  von 
Th.  Achelis,  Bd.  I,  1898,  Heft.  4.) 

Jelisaejew,  W.  Einige  Bemerkungen  zur  Ethnologie 
Persiens.  (Referat  von  L.  Stied»  nach  einer  Ab- 


handlung in  den  Protokollen  der  Russischen  anthro- 
pologischen Gesellschaft,  Jahrg.  S,  8.  55 — 57  ; Archiv 
für  Anthropologie , Bd.  XXVI,  \ ierteljahrsheft  1, 
Braunschweig  1899,  8.  216  f.) 

Lafont,  G.  de.  Le*  grande*  relipion«:  I * Mar-deistne, 
l’Avesta.  Preface  d'Kdm.  lluinouf.  Paris,  Chamuel, 

1897.  XII,  375  8.  8°.  4 fres. 

Menant,  D.  Los  Panis,  Ins  toi  res  de«  comrounautes 
zoroastrietines  de  linde,  avec  nontbreuses  planches. 
(Annales  du  Mu*4e  Guimet-  Bibliotheque  dfltudew, 
tom.  VII,  Paris  189«,  480  S.| 

Kinde*  des  Psrsl  - Znroastrlens  ea  Per»«.  Population, 
Costume,  Usage»,  Fete«,  Kaissancc,  Investitur«,  Maring«, 
Fuoersitle«.  Le  „Psnrbsyct4*.  L^ulation  mo«lrnii*.  m«- 
«ation  des  hommes  et  des  femme*.  Commerce,  Littera- 
ture,  Politique  etc. 

Morgan,  J.  de.  Mission  scientiflque  en  Ferse.  G<k>- 
graphie,  ethnographie.  arch^ologie,  linguistique,  gdo- 
logie.  Tom.  IV.  Deuxienie  partie:  Archäologie. 
Paris,  Leroux,  1897.  Mit  Abbildungen.  4°.  15  fres. 

Nicolas.  La  divinitl  et  le  vin  chez  les  peuples  Per- 
sans. Nancy,  Didot,  1898. 

Oldenberg,  Hermann.  Zarathustra.  (Deutsche  Rund- 
schau, Jahrg.  24,  1H98,  S.  402—437.) 

RindtorfT.  Die  Religion  des  Zarathustra.  Programm. 
Weimar,  Realgymnasium,  1897.  24  8.  4°. 

Robertson,  G.  8.  Käftristnn  and  its  people.  (Jour- 
nal of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland.  vol.  XXVII,  1898,  8.  75—89  mit  2 Taf.) 
Vergl.  Schürt*  in  Pctermaaa’*  Mittbeiluugen,  44  Bd., 

1898,  Literaturbericht,  S.  184. 

Tiole,  C.  B.  Die  Religion  bei  den  iranischen  Völ- 
kern. 1.  Hälfte.  (Geschichte  der  Religion  im  Alter- 
rhura  bis  auf  Alexander  deu  Grossen.  Deutsch  von 
G.  Gebrich.  Bd.  IL)  Gotha,  F.  A.  Perthes,  1898. 
vm,  187  8..  gr.  8"  3,60  Mark. 


5.  Semitische  Länder. 

a)  Geschichtliches. 

«)  Palästina,  Phönizien,  Syrien. 

Boginning,  The,  of  the  israelitic  or  jewjsh  fatnilies. 
(Science  of  man  I,  1898,  6,  8.  129  f.) 

Blau,  Ludwig.  Das  altjüdische  Zauberweaen.  Strass- 
bürg,  K.  J.  Triibiier,  1898.  VIII,  167  8.  4 Mark. 

Foigl,  Hermann.  Altsyrische  Baukunst.  ( Oester  - 
reichische  Monatsschrift  für  den  Orient,  Jahrg.  24, 
Wien  1898,  Kr.  8.) 

Frey,  Johannes.  Tod,  Seelenglaube  und  Beelenkult 
im  alten  Israel.  Eine  raligioiNgtfChichtliolie  Unter- 
suchung. Leipzig,  A.  Deiehert  Nachfolger,  1898. 
vm,  244  8.  gr.  8°.  3,75  Mark. 

Gail,  August  Freiherr  von.  Altisraelitische  Kult- 
Stätten.  ( Zeitschrift  für  die  alttestaineiitlieh«  Wisst?«* 
schuft,  Beiheft  III,  Giesaen  1898.)  VIII,  156  8. 
5 Mark 

HalAvy,  J,  Sur  les  nom»  donnäe  chez  lea  anciens 
Semite«  aux  armes  et  aux  char»  de  goerre.  (Jour- 
nal Asiatique,  9.  Serie,  Tom.  X,  1897,  8,  498  f.) 

Klein , G.  Bidrag  tili  Israels  religionslmtoria.  Sex 
foredrag.  Stockholm,  Samsou  u.  Walliu,  189«.  129  S. 
8*.  2 Kronen. 

Matignon.  Le  tombeau  de  Sara  et  le  culte  des  morts 
en  Orient,  (La  Terre  Sainte,  Tom.  XIV,  1897, 
S.  327—332.) 

8* 


Digitized  by  Google 


60 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Sch wally,  Fr.  Ueb«?r  einige  paUUtiu.  Vftlkernaruen. 
(Zeitschrift  für  die  altt— fmentlicke  Wineiucbaft, 
18.  Jahrg.  OiMMn  1888,  Heft  1.) 

Stave,  Erik.  Ulber  den  EIoAum  de*  Parsismus  auf 
da*  Judetiibum.  Ein  Versuch.  Haarlem  (Leipzig, 

0.  Harraaaowitz)  1898.  V,  280  8.  gr.  8°.  8 Mark. 

Trampe,  Ernst.  Syrien  vor  dein  Eindringen  der 

Israeliten.  Nach  den  Thontafeln  von  Tetl-el-Amaraa. 
Progr.  Berlin.  E.  Gärtner.  84  8.  4C.  1 Mark. 

Whatham,  A.  E.  The  early  Religion  of  the  Hebrews. 
(The  Bibliotheca  Sacra  1898,  Oct.) 

/I)  Arabien,  Islam. 

Baaset,  Rene.  Conte*  et  legende*  arabes.  29  — 58. 
(Revue  de#  traditions  popttlaire»,  XII,  1897,8.400—404, 
477—484,  083—838,  868—678.) 

Brockelmann,  Karl.  Geschichte  der  arabischen 
Literatur.  I.  Bd. , 9.  Halft«.  Weimar.  Felber,  1698. 
Xn,  241—558  8.  gr.  8®.  10  Mark. 

Chauvin,  Victor.  Bibliographie  des  oovragaa  arabe* 
ou  relatif*  aux  Arabe* , publi4s  den*  ! Europa  clm~ 
tienne  de  1810  ä 1885.  Tome  II,  1897:  Kalilah. 

III,  1898;  Louqmäne  et  les  fabcli*tea.  Barlaaui, 
'Antar  et  Je*  romnni  de  chevalerie.  Li£ge,  Yaillant* 
lat-marine.  (Leipzig , O.  HarrasMQwitz  in  CV.mm.) 
IX,  239  n.  151  8.  gr.  8°. 

Vergl.  Deutsche  Literaturwitung , Jahrgang  19,  1898, 
8p.  1484  f. 

Glaser,  Ed.  Polyandrie  «der  Geneltscbaftsehen  bei 
den  alten  Sabaern.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zei- 
tung 1897,  276  K.  7.) 

Jacob,  Georg.  Studien  in  arabischen  Dichtern. 
III.  Heft.  Al»  arabische*  Bedoinenleben  nach  den 
Quellen  geschildert.  2.  um  mehrere  Kapitel  und 
Zusätze  vermehrte  Ausgabe.  Berlin,  Maver  u.  Müller, 

1897.  XXXV,  278  8.  gr.  8°.  9 Mark.' 

Vergl.  das  ausführliche  Referat  von  S-  Frankel  ln 
der  Deutschen  Ulsvatarasitaag,  Jahre.  19.  1899,  8p.  INS 
— 159«. 

Kimon.  La  Pathologie  de  l'Islam  et  le*  moyen*  de 
le  detruire.  2.  «Mition.  Paris,  d»  l’auteur,  1 8t‘7. 
212  S.  8®.  2,50  fr«1*. 

Nöldok©,Th.  Einige  Bemerkungen  über  die  Sprache 
der  alten  Araber.  (Zeitschrift  für  Assyriologie, 
Bd.  xn,  1897,  8.  171—187.) 

Nölileke,  Th.  Gottesfurcht  bei  den  alten  Arabern. 
(Archiv  lur  Religionswissenschaft,  hernu*geg«.‘b . von 
Th.  Achelis,  Bd.  I,  1898,  Heft  4.) 

Rövillo,  Albert.  Bom«  aspacts  of  Islam.  (The  New 
World,  6.  Boston  1897.  8.  531—550.) 

Bachau,  Ed.  Muhummedauischcs  Recht  nach  »chafii- 
tischer  Lehre.  Lehrbücher  des  Seminar*  für  orieu- 
t»li*che  Sprachen  zu  Berlin.  Herausg.  von  dem 
Director  de*  Seminar*.  17.  Band.  Berlin,  W.  8pe- 
mann , 1897.  XXXII,  879  8.  und  27  8.  arab.  Text, 
gr.  8®.  24  Mark. 

Soheichl,  Frans.  Der  Islatrt  und  die  Duldung.  Ein« 
Studie.  Linz,  E.  Marals,  1898.  398.  8°.  0,80  Mark. 
Winckler,  Hugo.  Zur  Geschichte  des  alten  Arabien. 
(Id:  Altorieutalist'h«  Forschungen , ».  unter  Asien, 

1.  Allgem«nn«s.) 

Winckler,  Hugo.  Mu*ri  Meluhha  Main.  Ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  des  ältesten  Arabien  und  zur 
ßtlndkritik.  Mil  1 Tafel,  entli.  die  minäi»ohe  In- 
schrift Glaser  1155  (~  Halevy  535)  nach  einer 
Zeichnung  Ed.  Glaser'».  (Au*:  Mittheilungen  der 
vorderasiatischen  Gesellschaft,  3.  Jahrg.,  Berlin  1898.) 
56  6.  mit  Nachtrag  10  6. 


y)  Euphrat-  und  Tigrisländer. 

Bassi,  D.  Mitnlogia  assiro-babilonese.  Milano,  Höpli, 

1898. 

Duraon,  I/a  professton  de  ni£decin,  d'apres  le*  texte* 
assyro-  bzbjrlonieB*.  (Journal  Aaiatique.  Neuvieoie 
Serie.  Tome  X,  1898.  Mint  bi*  April.) 
Eisenlohr,  August,  üeber  alibabylonische  Maas*- 
bt>zei<hnung.  (Zeitschrift  für  Assjriologie,  Bd.  Xll 

1897,  8.  231 — 239.) 

I 

Hilprecht , H.  V.  Proper  names  of  the  time  of 
Ariaxerxes  L from  cuneiform  tablet*  found  in  Nippuri 
(Au*  Hilprecht:  The  babylcnian  expeditioe 

Erlangen,  R.  Merkel,  1898.  43  8.  gr.  4°.  4 Mark. 

Hilprecht,  H.  V.  The  Babylonian  aspadltion  of  tbe 
university  of  Pennsylvania.  Beries  A:  Cuneiform 
texts.  Vol  9.  Philadelphia  (Erlangen,  R.  Merkel), 

1898,  90  8.,  92  Tafeln,  gr.  4°.  25  Mark. 

Enthält:  ßtmnr»«  docommt«  of  Murnthü  6<>n»  of  Kip- 

pur, d*t«*d  in  ihr  rcign  of  Artaxerxe*  I.  464  — 424  befer* 
Chr.  by  II.  V.  Hilprecht  and  A.  T»  Clay. 

Jaatrow,  Morris.  The  religiös  of  Babylonia  and 
Aasyria.  Boston,  Ginn  and  Co.,  1898.  XIII,  780  8. 

KT.  «•. 

A.  u.  d.  T.  r Handbooks  on  th«  history  of  religi#*. 
Vol.  II.  Vergl.  das  Referat  iia  Literarischen  CeutraUdstt 

1899,  Sp.  330. 

K&rolides,  Faul.  Die  sogenannten  Assyro-ChaldAer 
und  Hittiten  von  Kleinasiel).  Athen , Barth  u.  vqa 
Hirst  in  Comm.  175  8.  gr.  8®.  3 Mark. 

Kheta,  The,  or  Hittites.  (Science  of  man  I,  1898,  10. 
8.  217  f.) 

Köhler,  J.,  u.  F.  E.  Peiser.  Aus  dem  babylonischen 
Reobtslebei  IV.  Leipzig,  E.  Pfeiffer,  189H.  9 2 8. 
gr.  8®.  6 Mark. 

Marx,  V.  Die  Stellung  der  Frauen  in  Babylonien 
gern  ft*«  den  neubabyloniacben  Contracten  au*  «lerZeit 
von  Nfbukadnezar  bis  Dariua  (604  bis  485).  Disser- 
tation. Breslau  1898.  32  8. 

Meissner,  Bruno.  Allbaby  Ionische  Gesetze.  Beiträge 
zur  Amyriulogie  und  *emiti*chen  Sprach  Wissenschaft, 
Bd.  3,  1898,  Heft  4 mit  Taf. 

Messersohmidt , Leopold.  Bemerkungen  zu  den 
hethi tischen  Inschriften.  (Aus:  Mittheilungen  der 
vorderasiatischen  Gesellschaft,  3.  Jahrgang,  1698.) 
48  8.  mit  2 Abbildungen. 

Raasam,  Hormu&d.  As*hur  and  the  land  of  Nimrod: 
beiug  an  ao count  of  the  discovehes  made  in  tlie 
nncient  ruin»  of  Niueveh,  Asshur,  Sepharvaim.  C*l»b, 
Babylon,  Beraippa , Outhah  and  Van  etc.  With  an 
inlnxluction  by  R.  W.  Roger*.  Cincinnati,  Curts  and 
Jenuing«,  1897.  XI,  432  8.  mit  Kart.  *8°.  3 dol. 

b)  Das  heutige  Syrien,  J*aJ/istinat  Arabien  und 
Mesopotamien. 

Bambus,  W.  Palästina,  Land  und  Leut«.  Rsiie- 
Schilderungen.  Berlin,  8.  Cronbach.  6,  175  8.  nöt 
6 Tafeln,  gr.  8®*  3 Mark. 

Der  Verfasser  beschränkt  »ich  auf  eine  Schilderung  der 
Juden  Palästina»  and  der  neu  angelegten  jüdischen  Cefo- 
nieen;  vergl.  Literarische*  Ceniralblati  1899,  Sp.  442- 
Bauer.  Einiges  über  die  Gesten  der  syrischen  Araber- 
(Zeitschrift  des  deutschen  Palästina- Vereins,  1kl-  21, 
Leipzig  1898,  Heft  1.) 

Benzingor*  Land  und  Leute  von  Palästina.  (Die 
Umschau,  Jahrgang  2,  1893,  Nr.  43.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


61 


Leos,  G.  R.  Village  life  in  Palestina : Religion,  Imme 
llfe,  manner*.  custom* , social  characteristics,  Super- 
stition» *»f  |*i'H»ant»  in  the  Iloly  Land,  with  rtfm&M 
to  the  Bible.  London,  Stock,  1897.  150  8.  mit  Ab* 

bild  »ragen.  8°.  2 ab. 

Rueto,  Said.  Meine  Ilei-en  in  Syrien  und  Palästina. 
( Verhandlungen  der  deutlichen  Colonial  - Gesellschaft, 
Abtheilung : Rerlra-Charloturaburg  1897/98.  Heft  8, 
8.  23:.— 277  mit  1 Karte.) 

Session»,  Frederick.  Some  Syrien  folk-lore  notee 
gal  bered  ou  Mount  Lebanon.  {Folk -Lore,  vol.  IX, 
1898,  8.  Sf.) 


6.  Vorderindien. 

Bfclint  von  Bzent  - Katolna,  Gabriel.  Tarnulische 
(diavidisebe)  Studien  iu  2 T bei  len.  ( Win*en*chaft- 
liebe  Ergebnisse  der  Reise  des  Grafen  Reia  SxAche- 
nyi.)  Deutsche  Ausgabe  1898. 

Vergl.  die  Anzeige  »in  Literarischen  OntralbUtt  1899, 
Sp.  593—  596. 

Bühler,  Georg.  On  the  origin  of  the  Indian  Brahma 
alpliabet.  2.  revined  edition  of  Indian  Studios  No.  111. 
Together  with  two  appendices  on  the  origin  of  the 
Kharoaii  alpbabet  and  of  the  »o-called  letter  • nunie- 
rals  of  the  Brähmi.  Witb  3 platea.  Strassburg, 
K.  J.  Trübner,  1898.  XIII,  124  8.  gr.  8®.  5 Mark. 

D’Ponhtt,  G.  F.  Folklore  in  Salsette.  The  Crane  and 
ibe  Prmces*.  (The lodiin Antiqoary  18i*8,  February, 
March.) 

Dubois,  J.  A.  lliudu  inunnen.  rustotn»  and  eereinoniee. 
Translated  frorn  the  author's  later  French  m«.  and 
ed.  with  note«,  corr.,  and  biography  by  H.  K.  Beau- 
champ.  With  a pref.  note  by  F.  Max  Müller. 
2 Vol*.  Oxford,  Clarendou  Press,  1897.  XXXVI. 
730  S.  1 Portr.  8®.  21  ab. 

Ehlers,  Otto.  An  indischen  Fürstenbüfen.  5.  Aul 
Berlin,  Allg.  Verein  für  deutsche  Literatur  1898. 
Bil.  1:  V,  412  8.  2:  III,  385  8.  mit  Textabbildungen 
und  1 Karte,  gr.  6°.  12  Mark. 

Eidnfts,  P.  Der  A Irrglaube  der  heidnische«  KoU  in 
Chutia  Naggur  in  Ostindien.  Friedenau  * Berlin, 
Buchhdl.  der  GossueFscheD  Mission , 1898.  10  8. 

gr.  16°.  0,05  Mark. 

Fick,  Richard.  Zur  Geschichte  de«  indischen  Hand- 
werks. (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  1898,  195.) 

Franke,  H.  Spiele  und  Nationaltftnze  in  Leb.  (Glo* 
bus,  74.  Bd.,  1898,  8.  176  — 180.) 

Frazor , R.  W.  Literary  history  of  India.  London, 
ITttwii»,  1898.  486  8.  8'®.  18  ab 

Frere,  Mary.  Old  Deccan  days;  or  Hindoo  fairy*tale*. 
New  istos.  Albwnv,  Mc  Donough,  1897.  344  8.  8®. 
1,25  dol. 

Gebring,  Alwin.  Kurzer  Bericht  über  Land  und 
Volk  der  Taumlet»  und  über  die  Missionsarbeit  unter 
demselben.  Sammlung  von  Mission  »Schriften , 8*. 
2.  verm.  Aul  80  8.  mit  1 Karte. 

Girindranath , Dutt.  Notes  ou  the  vernacular  din* 
lects  spoken  in  the  district  of  SAran.  (Journal  of 
the  Asiatic  Society  of  Bengal.  Vol.  66,  1897,  I, 
S.  194  — 212.) 

GouDt,  Bimdon.  I.’Inde,  *a  grandetir  et  *a  ddcadence. 
Vienne,  Ogeret  et  Martin,  1897.  VII,  32  8.  8°. 

Hahn,  Ferd.  Die  Feuerbusse  eines  indischen  Heiligen. 
2.  And.  Friedenau  - Berlin  . Buchhdl.  der  Gossm-r’- 
•chen  Mission,  1898.  8 S.  gr.  16®. 

Hearn,  Laofadia.  G Imming*  in  Buddh-Fields.  Stu- 


dien of  Hand  and  Soul  in  the  Far  East.  Boston, 
Houghton,  Mifflin  and  Company,  1897. 

Yergl.  Die  Nation,  Jahrgang  1897/98,  S.  708. 

Hübbe»Schleiden.  Indien  und  die  Indier,  culturell, 
wirthncbaftlioh  und  politisch  betrachtet.  (Aus:  Mit* 
theilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Ham- 
burg. Bd.  XIV.)  Hamburg,  L.  Friedrichseu  u.  Co., 
1898.  III,  268  8.  gr.  8®.  7,00  Mark. 

Janardan,  Singh.  Statement  of  the  dialects  spoken 
in  Baghtdkhand.  ( Proceedings  of  the  Asiatic  Society 
of  Bengal  1897,  8.  78  — 81.) 

Institution»,  Primitive,  and  tribc-law  of  the  Punjab. 
(The  Imperial  and  Asiatic  Quarterly  Review.  Third 
Beries.  Vol.  V,  1898.  Jan.) 

Johansson,  K.  F.  Das  moderne  Kastenwesen  in 
Indien.  (Ymer,  Jahrg.  18,  1898,  Heft  3.) 

Kabis,  Johannes.  Taraulisches  Dorf  leben  im  Lund- 
beziikc  von  Madras.  (Palmzweige  aus  dem  ostindi- 
schen Missionsfutde.  Grössere  Serie  Nr.  12,  1898. 
40  8.  mit  1 Karte.) 

Karaten,  Paula.  SAhadevas  Wahrsagebach.  (Globus, 
74.  Bd.,  1898,  8.  281  — 287.) 

Leycn,  Friedrich  von  der.  Indische  Märchen.  Mit 
einem  Anhang:  Die  verschiedenen  Darstellungen 

und  di«  Geschichte  der  Märchen.  Bibliothek  der 
Gesammtliteratur  des  In*  und  Auslandes  Nr.  1188 
— 1191.  Halle,  O.  Hendel,  1898.  VIII,  168  8.  8°. 
2 Mark. 

Lidtard.  La  doctrine  humorale  des  Hiudous  ct  le 
Big* V Oda.  (Janus  III,  1898,  7/8.) 

Lirabach,  8.  Bilder  aus  dem  aüdiudischen  Volksleben. 
2.  Aull.  Basel,  Missionsbuchhill.,  1898.  46  8.  mit 
Abbildungen.  8°.  0,15  Mark. 

No  Nair,  C.  M.  G.,  and  T.  L,  Barlow.  Customs  and 
ceremonies  observed  at  Betrothal  or  „Mangavah“, 
and  at  Wedding,  or  HViah®,  by  moderately  welhoff 
mohammedans  of  the  farraer  dass,  in  and  about  the 
district  near  Gliazi,  in  the  Punjab.  (Folk -Lore, 
vol.  IX,  London  1898,  8.  188  f.) 

Natesa  Saatri , 8.  M.  Folklore  in  Southern  India: 
Nr.  45.  The  Story  of  Kesava.  (The  Indian  Anti- 
quar}' 1898,  June.) 

Noblemaire,  Georges.  Aux  Indes.  Madras,  Nizam, 
Cashtnir,  Bengale.  Paris,  Uachette,  1898.  450  8. 

16®.  3,50  fres. 

Pandian,  T.  B.  Indian  village  folk.  London,  Elliot 
Stock,  1898. 

People*,  The  ancient,  of  India  and  their  histories. 
(Science  of  man,  I,  1898,  8.  118  f.,  133  f.,  166  f.) 

Rouae,  W.  H.  D.  The  ginnt  crab,  and  other  tales 
from  old  India  re-told.  London,  Natt,  1897.  130  8. 

mit  Abbildungen.  8®.  3 sh.  6 d. 

Rouesel , A.  Cosmologie  hindoue  d'apreB  le  Bhäga- 
vata  PuiAna.  Paris,  Maisonneuve,  1898. 

Samt  Chandra,  Mitra.  A rain  ceremony  frorn  the 
Mursliidftbüd  district  of  Bengal-  (Folk-Lore,  vol.  IX, 
London  l*v*,  S.  277  f.j 

Sarat  Chandra  Mitra.  On  the  Har  Parauri  or  tlie 
Btihäri  wotuen**  ceremony  for  producing  rain.  (Jour- 
nal of  the  Royal  Asiatic  Society  1897,  8.  471—484.) 

Bubramiah,  Pantulu,  G.  R.  8om«  notes  ou  the 
folk-lore  of  the  Telugns  (Fortsetzung).  (The  Indian 
Antiquary,  vol.  XXVI,  1897,  8.  223  f,  252,  304—308.) 

Thuratoni  Edgar.  Eurasiaus  of  Madras  und  Malabar. 
Note  on  tattooiog.  Malagasy-Kias-Dravidians.  Toda 
Petition.  (Madras  Government  Museum,  II,  1898,  2.) 


Digitized  by  Google 


62 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Ujfalry,  Kurl  von.  Zwei  luuchmiriecbe  Könige  von 
negerartigem  Typus.  (Archiv  für  Anthropologie, 
Band  25,  Vierteljahrsheft  4,  Braunschweig  1898, 
8.  419  — 422  mit  Textabbildungen.) 

Venketaw&mi , M.  N.  Folklore  in  the  Central  Pro* 
vinces  of  India,  No.  11.  The  old  wotnen  of  the  sugar- 
cane  fielt!.  (The  Indian  Antiquar  y,  vol.  XXVI,  1897, 
8.  195  f.) 


c)  Die  Religionen  Indiens. 

Bondali , C.  The  Common  Tradition  of  Buddhism. 
(The  Journal  of  the  Hoyal  Asiatic  Society  of  Great 
Britain  and  Ireland.  1898,  Oct.) 

Carus , Paul.  Nirväna:  A Story  of  Buddhist  Philo- 
soph*. Chicago,  The  Open  Court  Publishing  Com- 
pany, 189«. 

Vergl.  Die  Nation,  Jahrgang  15,  1897/1898,  8.  707  f. 
Caruii,  Paul.  Buddliism  and  its  Christian  Critics. 
Chicago,  The  Open  Court  Publishing  Company, 

1897. 

Vergl.  Die  Nation,  Jahrgang  15,  1897/1898,  S.  706  f. 
Dahlmann , Joseph.  Buddha.  Ein  Culturbild  des 
Ostens.  Berlin,  F.  L.  Dame»,  1898.  XI,  223  S. 

6 Mark. 

Davids , T.  W.  Rhys.  Lecture»  on  the  origiu  and 
growth  of  religion  a»  illustrated  by  the  bistory  of 
Indian  Bnddhisni.  Hibbert  lecture«,  1881.  2.  edit. 
London,  WUUams  u.  Norgate,  1897.  8°.  3 sh.  6d. 
Hara  Pras&d  Bastri.  Discovery  of  living  Buddhisra 
in  Bengal.  Calcutta,  Sanskrit  Press  Depoeitory,  1897. 
32  8.  8°. 

Hardy , Edmund.  Indische  Beligiousgeschicht«. 
Sammlung  Göschen.  Bd.  83.  Leipzig.  G.  J.  Göschen, 

1898.  152  8.  12°.  0,80  Mark. 

Harlez , C.  de.  Vocabulaire  bouddhique  «anscrit- 
chinois,  Han -Kau  Tsih-Yno.  Präci»  de  bouddhique. 
Leide,  E.  J.  Brill,  1897.  8°.  4 frcs. 

Kitruit  dn  TOong  * Pao. 

Hindu.  The  Hindu  religion.  Its  influence  on  the 
progres«  of  the  peopla.  (Madras  Review.  1898,  Mai.) 
Just,  E.  Die  SiddhünU  oder  die  Geheimlehre  de« 
modernen  Biwaismns.  Nach  tu muli scheu  Quellen  dar- 
gestellt. (Sammlung  von  Missionsschrifton,  Tamulen- 
mission.  Hrsg,  von  der  ev.  Mission  in  Leipzig,  Nr.  9.) 
Leipzig,  J.  Naumann'«  Sort.  in  Cotnm.,  1897.  28  8. 
8°.  0,20  Mark. 

Ludwig,  A.  Das  Gebet  der  Mazdavacna , genannt 
Ahunavairya.  (Aus  den  Sitzungsberichten  der  kgl. 
böhra.  Geeellsehaft  der  Wissens«  ha  den  1897.)  Prag, 
F.  KivoAc  in  Cotnm.  5 8.  gr.  8°.  0,20  Mark. 
Magoun,  H.  W.  Early  religion  of  the  Hindus.  (The 
Bibliothecu  sacra  68,  1898,  l.) 

Mazeliere,  marquia  da  la.  Meines  et  ascctes  Indiens. 
Kasai  sur  les  caves  d'Ajantä  et  Ies  couvents  boud- 
dhistea  d»*s  Indes.  Ouvrage  acoompagne  de  gravures 
dapres  de«  photographiss.  Paris,  E.  Pion,  Nourrit 
St  Cie.,  1898.  II,  807  8.  12®.  4 frcs. 

Vergl.  Deutsche  Literaiurieitang , Jahrgang  19,  1898, 
8p.  995  f. 

Müller,  P.  Max.  Origen  y dcsarrollo  de  1»  religion, 
eslttdiados  ä la  luz  de  las  religion?«  de  la  India. 
Madrid  1897.  347  8.  4°.  7 pe*. 

Neu  mann , Karl  Eugen.  Die  Lieder  der  Mönche 
und  Nonnen  Uotamo  Buddho  s.  Au*  den  Theragötha 
und  Therigätä  zum  ersten  Mal  übersetzt.  Berlin, 


E.  Hofmann  u.  Co.,  1898.  VIII,  392  6.  gr.  ? 
10  Mark. 

Oloott,  H.  8.  The  Buddhist  cateehi*m.  33.  sditi- r. 

Madras  Thompson  k Co.,  1897.  32  8.  8*’. 

Pavolini,  P.  Em.  Buddisino.  Milano,  HoepH, 

XV,  IM  B.  kl  8°. 

Vergl.  das  Referat  im  Literarischen  Central  bl«  tt . l*r- . 
Sp.  354. 

Regnaud)  Paul.  Comment  naissent  les  mythes.  L-* 
source«  vtdiqoes  du  Petit  Poucet.  La  Legende  tu»- 
doue  du  deluge.  Purüravas  et  Ova^I.  Avec  os« 
lettre  -dedicace  k Gaston  Pari«  et  un  ap^ndicr  «or 
l’dtat  acmel  de  l'extgfse  vedique.  Paris,  Alcau,  1897. 
XX,  250  8.  12®.  2,50  frcs. 

Vergl.  Deutsche  Literatarzeitung , Jahrgang  19,  189*. 
Sp.  748  — 750. 

Religionslehre , Die,  der  Buddhisten.  Ins  Deutsche 
übertragen  von  Franz  Hartmann.  Bibliothek  eso- 
terischer Schriften,  Bd.  1.  Leipzig,  W.  Friedrich. 
1898.  V,  129  8.  8®.  1 Mark. 

Sawyer , Jeanne  Lydie.  Buddhisme  popul  Ai  re. 

Buddha.  Paris,  Chamuel,  1897.  63  S.  8°.  0,75  fr. 

BchultsO)  Th.  Der  Buddhismus  als  Religion  der  Zu- 
kunft. 2.  Autl.  Iaüpzig , W.  Friedrich  , 18t«8.  X, 

78,  143  S.  gr.  8®.  3 Mark. 

Siecke,  E.  Der  Gott  Rudra  im  Kig-Veda.  (Archiv 
für  Religionswissenschaft,  hrsg.  von  Th.  Acbelis, 
Band  I,  1898,  lieft  2/3.) 

Subhadra,  Bhikschu’s  buddhistischer  Katechismus 
vor  dem  Forum  der  Vernunft  und  Moral  von  einem 
auiieren  Bhikschu.  Hheitihach  bei  Bonn,  Literarisches 
Bureau,  1897.  43  8.  8«.  o,50  Mark. 

Abfällig  («sprachen  in  der  deutschen  Literat urzeitan?. 

Jshff,  19,  1898,  Sp.  «84. 

WasBiliefT,  V.  P.  Le  Bouddhistnc  dann  son  pleto 
developpemeut  d'aprös  le»  Vinayas.  Trad.  par  Sylv. 
Lövi.  (Revue  de  l’bistoire  des  religion«,  tom.  .v|, 

1897,  8.  318  — 325.) 

Weber ) Albr.  Yedische  Beitrüge.  VII.  Au*  alter 
Zeit.  (Aus:  Sitzungsber.  der  k.  preus*.  Akademie  d. 
Wissensch.  Philosophisch -histor.  Classe,  Heft  37.) 
Berlin,  G.  Reimer  in  Cotnm.,  1898.  24  8,  gr.  8°. 

1 Mark. 


7.  Ceylon. 

Bruyaa,  Emile.  Deux  inoi«  ä Ceylan.  Lyon.  Alex. 
Rey,  1898.  Mit  150  Textabbildungen  und  ! Karte, 
gr.  4°.  25  frcs. 

Der  Verf.  erörtert  besonder»  dir  archAologwcbea  Ver- 
hältnis!« Ceylons;  vergl.  die  ausführliche  Besprechung 
Huschan’t  im  (’entralblatt  für  Anthropologie,  Bd.  IV, 
Jens  1899,  8.  77  - 79. 

Eifer.  Maaques  de  maladisa.  (Correspondsnt  medical 

1897.) 

lieber  2 rioghalesische  Masken  des  Berliner  Vinnum. 

Geiger,  Wilhelm.  Etymologie  du«  Singhalesisclien. 
(Aus:  Abhandlungen  der  kgl.  bayr.  Akademie  der 
Wisaensch.)  München.  G.  Franz  in  Comm.,  1896. 
99  8.  gr.  4°.  3,60  Mark. 

8.  Th.  Die  singhalesischen  TeufelstAnzer  »uf  Ceylon. 
(Globus,  74.  Bd. , 1898,  8.  9 und  lu  mit  ivei  Abbil- 
dungen.) 

Veddah.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropo- 
logie und  Ethnologie,  Band  VIII,  Breiba  169*. 

8.  364  — 367.) 


Digitized  by  Googl 


Völkerkunde. 


63 


«aa; 


■ •*l  r* 


K-K,. 

lltl' 

***** 


■ISA 

L* 

•V.  .J 

tt* 


-3  k 
ff 


Ul*/ 


tlc.‘ 

ln 


L. 


8.  Hintorindien. 

Allgemeines. 

Hirth,  Friedrich.  Au»  der  Ethnographie  de»  Tschau 
Jukua.  (8itrunif»beridite  der  philoeophinch  * philo* 
loschen  und  der  histor.  Claaae  der  kgl.  bayr.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  München,  1898,  lieft  3, 
8.  487  — 506  und  5 Heilen  cbine».  Text.) 

Klomm,  K.  Ordal  und  Kid  iu  Hinteriudien.  (Zeit* 
»chrift  für  vergleichende  RechtswusenNchaft,  Bd.  13, 
1898,  1.) 

Orleans,  Henri  prinoe  d*.  Du  Tonkiu  aux  Inden 
(janvier  1895  — janvier  lHtffll.  IHuatr«*  de  0.  Vuillier, 
d'aprea  le*  pliotographie»  de  l'auteur.  Gravüre  de 
J.  H uvwt.  Carte»  et  appendice  gfographique  pur 
Emile  Roux.  Pari»,  Calman  L6vy,  1898.  3 Bl., 
442  8.  5 Kart.  4°.  20  frc*. 


b)  Burma,  Assam,  Mal  (trat. 

Godden,  Gertrud©  M.  NägA  and  other  frontier 
tribe»  of  North  East  India.  (Journal  of  ihe  Anthrn- 
pological  Iuatitute  of  Ureat  Briuin  and  Irelanri, 
vol.  XXVI,  1897,  8 181—201,  vol.  XXVII  1898, 
8.  2 — 51,  mit  Textabbildungen  und  Tafeln.) 

Vergl.  Peterroann’»  51 »ttln-il  ungen , Band  45,  1899, 
Liternturbericht,  8.  50. 

Hagen,  K.  Ethnographie  von  Aseam , insbesondere 
der  Nag»  Stimme.  ( Correspond enzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  fiir  Anthropologie  etc. , Jahrgang  29 
München  1898,  S.  56.) 

Houghton,  Bernard.  The  Arakanese  dialect  of  the 
Burtnun  language.  (Journal  of  the  R.  A«iatic  So- 
ciety 1897,  8.  453  — 461.) 

Inohe  Muhammad  Ja'far.  An  account  of  the  cul- 
tivation  of  riee  in  Malacca  (in  Mftlay),  wiLh  a trans* 
lation  by  0.  O.  Blagden.  (Journal  of  the  Strait» 
Brauch  of  the  Royal  A»iatic  Society,  No  30,  Siuga- 
pore  1897,  8.  285  — 304.) 

Klemm,  Kurt,  Völkerbilder  au»  A**am.  (Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung  1898.  178,  179.) 

1.  Die  AngAim  - Na?*».  2.  Die  Ao-Naga».  3.  Die  Sun  i- 
Nagju.  Die  nackten  Nag**. 

Poal , 8,  E.  Rastern  Nagaa  of  the  Tirop  and  Name* 
»lik.  (Journal  of  the  R.  Asiatic  Society  of  Bengal, 
vol.  LXV,  Calcutta  1897,  8.  9 f.) 

Peal,  8.  E.  Ein  Ausflug  nach  Banpani.  Nach  der 
Original  • Handschrift  übersetzt  und  mit  einer  Ein- 
leitung versehen  von  Kurt  Kleratu.  l>»xu  ei»  An- 
hang mit  4 Abtheilungen.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrgang  30,  Berlin  1898,  8.  281  — 371  mit  21  Ab- 
bildungen und  5 Karten.) 

c)  Siam. 

Couaaot,  A.  et  H.  Ruel.  Douze  niois  chez  lea  »au* 
vages  du  Lao».  Paris,  Cballamel,  1898.  8*.  5 frc». 

Fourneroau,  L.  lies  ville»  mortee  de  Siam.  (Le 
Tour  du  monde,  1897,  31  Juillet.) 

Frankfurter,  Oscar.  8iame§i»che  Gesetze.  (8. -A. 
au*  Jahrbuch  der  internationalen  Vereinigung  für 
vergleichende  Rechtst i»»en*elmft  zu  Berlin.  1897.  8®.) 

Lofovro,  E.  Uu  voyuge  au  Lao».  Pari»,  Pion  k 
Nourrit,  1898.  303  8.  32  Taf..  I Karte.  8°.  4 fre». 

Vergl.  Prtermaan'»  Mitthtilongen , Baad  45,  1899, 

Lrtvrsturberkht,  8.  48. 


8myth,  H.  Warrington.  Five  yea r»  in  8iam  from 
1891  to  1896.  London,  John  Murray,  1898.  16,  330 
u.  9,  337  8.  Mit  Karten  und  Abbilduugen.  2 Bd«*. 
8°.  24  »h. 

Vergl.  Csrlaen  im  Globus,  74.  Bd. , 1898,  8.  51; 
Titfsen  in  iVtmnann's  Mittheilungen , Band  45,  1999, 
Literatur  bericht,  9.  48  f. 

Young,  Erneat.  The  Kingdom  of  the  Yellow  Robe, 
beiug  Sketche»  of  tbe  domestic  and  religiou»  rite» 
and  ceremouie»  of  the  8iamei«.  VVjth  iliuitrations 
by  E.  A.  Norbury.  Westmiutter,  A.  Constable  and 
Co.,  lb9H.  XIV,  399  8.  8°.  15  *h. 

Der  Verf.  war  mehrere  Jahre  im  siamesischen  Mlni- 
steriaui  «le»  öffentlichen  Unterricht.»  thktlg:  »ein  Werk  wird 
►ehr  günstig  bciprodieo  von  51.  von  Brandt  in  der 
Deutschen  Literaturzeitung,  Jahrg.  19,  1898,  Sp.  786 — 788; 
vergl.  auch  Petrrmaun's  Mittheilungen,  Band  45,  1899, 
Literaturbericbt,  8.  48. 


d)  Cambodga.  Cockinchina. 

Besuch,  Ein,  in  Pnom-Penh  (Cambodga).  (Globus, 
74.  Bd.,  1898,  8.  142  — 147  mit  4 Textabbildungen. ) 

Collineau.  Le  choum-choum  (eau-de-vie  de  rix)  de 
Cochinchinc.  (Revue  mvnsuelle  de  l'Ecoto  d'Authro- 
pologie  de  Pari»,  annta  VIII,  1898,  No.  4.) 

Enjoy,  Paul  d'.  La  colonDation  de  la  Cochiuchine 
(Manuel  du  Colon).  Pari»,  8oci4td  dVditions  seiend- 
ticiues,  UM,  379  S.  8®.  7,50  ftv». 

Vergl.  die  Besprechung  von  51.  v.  Brandt  in  der  Deut- 
achen Literaturzeitung,  Jahrg.  19,  1898,  Sp.  396  f.;  Peter- 
maiui'a  Mitthrilungen , Band  45,  1899,  Literaturbericht, 
S.  48. 

Leolere,  A.  La  divination  chez  le*  Carobodgiens. 
(Revue  fdontiiqu.  Pari»,  18y»,  18,  19.) 

Leclöro  - Adhdmard.  Huperatith»»  and  magic  in  Cara- 
bodia.  (Po pul.  Science  monthly.  LIII,  1898,  8.  525  f.) 


t)  Annam  und  Tangking. 

Chanel,  J.  Voyage  chez  le»  Mo'i»  du  Bla;  leurs 
nroenr»  et  leura  coutmne».  (Bulletin  de  Geographie 
hi»tori«|ue  et  descriptivc,  Pari»  1897,  8.  39 7 f.  mit 
Abbildungen.) 

Dlguet,  Edouard.  fetude  de  la  langen  TaT,  pr£c(*dee 
d'une  notice  »ur  le»  race*  de»  haute»  regions  du 
Toukin , comprenant  grammaire,  m8thode  döcriture 
Tai  et  vocalmlaire«.  Pari»,  Andr6,  1897.  Mit  Tafeln. 
4®.  |S  frc». 

Dumoutier,  G.  Tradition»  populaires  sino-annamitea. 
(Revue  d*-*  tradition»  populaire»  XII,  1897,  8.  380 
— 388,  417  — 434.) 

Enjoy,  Paul  d’.  Tap-Truyen  (R«!*cits  a la  beuche). 
Ci  »me»  et  fegendes  aunamites.  Paria,  Cli.  Mendel, 

1897.  10  frea. 

Girard,  H.  Note  »ur  le»  Nung»  du  Haut* Toukin. 
(Revue  mensuelle  de  l’fccole  d'anthropologie,  tom.  IX, 

1898,  8.  31  f.) 

Lemiro,  Ch.  Le  Art»  et  lea  Cultes  ancien»  et 
moderne»  eu  Annam -Toukin.  Douai,  O.  Duthilloeul, 
1897.  37  8. 

Vergl.  Bulletin  de  la  soefete  N'ruchateloise  de  geographie, 
Tome  X,  1898,  S.  515. 

Luro,  E.  Le  pay»  d’Annam.  fetude  aur  l’organisation 
politique  et  Mjcialo  «le*  Annainitc».  2#  Edition. 
Pari»,  Ltroax,  1898.  8*.  8 frc». 


Digitized  by  Google 


64  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


9.  Inselindion. 

a)  Allgemeines. 

BUigden,  C.  Otto.  Note«  on  the  folk-lore  and  popu- 
lär religii>n  of  the  Malaya.  (Journal  of  the  8(rkiU 
Brauch  of  the  Royal  Aaiatic  Society,  No.  29,  Binga- 
pore  189«,  8.  1 — 12.) 

Muaas,  Alfred.  Reist*  nach  den  Mentawei  Inseln. 
I Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
Berlin.  Band  XXV,  1898,  8.  177-189.) 

Rer  Reisebericht  enthält  werth  volle  Angaben  über 
Wohnungen,  Sitten  und  Gebräuche  der  Eingeborenen. 
Nijland,  E.  Handleiding  voor  de  kenni«  van  liet 
volkslcven  der  bewouert  van  Kederlaftdtch  Ost-Indi?. 
Leiden,  E.  Brill,  IM7«  IV,  179  8.  IS  Kanon.  8®. 
1,50  fr. 

b)  Andomanen.  Nicobaren . 

Man,  E.  H.  Notes  on  tlio  Nieobarese.  I.  Nuraeric 
System  and  Arithmedc.  (The  Indian  Antiquary, 
voi.  XXVI,  Bombay  1897,  8.  217  — 222,  265  — 277.) 
Schlegel,  Gutst.  The  Nicobar  and  Andatuan  Islands. 
Leiden  1898. 

Temple,  R.  C.  The  Andamai«  tokens.  (The  Indian 
Antiquary,  vol.  XXVI,  1897,  8 192  — 194.) 


c)  Java . Celebes . 

Brandstetter,  Renward.  Malitio-polynesische  For- 
schungen. 2.  Reihe  I.  Die  Geschichte  von  Djaja- 
lankara.  Kin  makassa rischer  Roman  in  deutscher 
Sprache  nach  erzählt.  Luzern  1898,  64  8.  8°. 

Groahuis,  G.  P.  De  Javaanscbe  folk.  Haag, 
A.  W.  Sijtboff.  1898. 

Kern , H.  Bijdragen  tot  de  Bpraakkunst  van  hat 
Oudjavaansch.  (Bijdragen  tot  de  taal-,  land-  en  volken- 
kunde  voo  Nederlandich-Iudi».  Bd.  49,  1898,  Nr.  4.) 

Kohlbrugge.  Die  Krankheiten  eines  Bergvolkes  der 
Insel  Java.  Janus,  Band  II.  Amsterdam  1897. 
Nov.,  Deo. 

BetritR  di*  Tenggeresen,  den  Ueforrest  der  indonesischen 
Urbevölkerung;  vergl.  Buschan  im  Centralblatt  für  An- 
thropologie, l'.imt  111,  brc.-lau  1*98.  S.  223  — 225. 

Kohlbrugge , J.  H.  F.  L'anthropologie  des  Teng- 
gerois,  Indonesiens- montapnards  de  Java.  (L’ Anthro- 
pologie, tonn*  IX,  Paris  1898,  8.  1—25.) 

Vergl.  Ceotralblatt  für  Anthropologie,  Band  IV,  Jen* 
1899,  S.  36—37. 

Leolerqu,  Jules.  Uu  B4jour  dans  l’ile  de  Java.  Le 
pays.  Les  huhitants.  Le  Systeme  colonial.  Paris,  Pion, 
Nourrit  & Cie.,  1898.  294  S.  mit  20  Abbildungen 

und  1 Karte,  lö®.  4 fres. 

Sarasin,  P.  und  F.  Exploration  de  Olebe«.  (A  tra- 
vers le  monde,  1897,  8.  33  — 30,  41 — 44.) 


d)  Kleine  Sundainseln . 

Bose,  C.  M.  E.  R.  C.  v.  Een  en  ander  over  bet 
eiland  Atnboina.  Nijmegen  - Arnhem , Gehr.  E.  u. 
M Cohen,  1898.  Mit  8 Abbildungen  nach  Photo- 
graphien. 0,09  fl. 

Der  V erf.  schildert  die  Einwohner  der  llnuputiidt  Am- 
hon, Europäer,  Ambo  neuen,  Chinesen,  Andrer  etc.,  ihre 
Sitten,  Gebräuche  und  Cbsraktcrzüge. 


Korn,  H.  Besch  re  ven  sbeen  van  Tjandi  Sewoc*.  (Bij- 
dregeo  tot  de  taal-,  Land-  en  volkenkuude  van  Nedcr* 
land«ch-Indie,  Bd.  49,  1898,  Nr.  4.) 

Kruijt.  Volkskunde  der  Poso-Alfuren.  (Mittheilungen 
der  Geographischen  Gesellschaft  zu  Jena.  Band  17, 
1898.) 

e)  Philippinen.  Formosa. 

Abella  y Caaariego,  Enrique.  Filipinas.  Madrid. 
Teodora  y Alonso,  1898.  XX,  91  8.  8°.  l ih*s. 

Vergl.  Putennana’s  Mittheilungen,  B*nd  45,  1899, 

Ltteratnrfaericht,  s.  61. 

Alguo,  Jose.  Album  de  la«  differentes  Kazas  de 
Mindanao.  Tototopias  de  Marty.  Album  II,  Serie  E. 
O.  O.  u.  J. 

Vergl.  Pelertnann1*  Mittheilungen,  Band  45,  1899, 

LUemlurbericht,  8.  52. 

Brinton,  Daniel  G.  The  peoples  of  the  Philippinen 
(The  American  Anthropologist,  1898,  Oet..  S.  293  f.) 
Auch  als  S.-A.  Washington,  Judd  li  Detweiler,  1898. 
15  8.  mit  1 Karte.  4°. 

Vergl.  F.  Blumentritt  in  Pctermana’s  Mittheilungen, 
Band  45,  1899,  Literaturbericht,  8,  52. 

Filloa-mödecins,  L**.  dansant  es  au  x Philippines.  (Jour- 
nal d’hygtäne  1898,  April  28.) 

Ino,  Y.  Correspoudance  du  Form  ose.  (Journal  der 
anthropolog.  Gesellschaft  in  Tokio,  Nr.  142,  Jan.  1898, 
8.  123  f.) 

In  japanischer  Sprache;  vergl.  J.  Deniker  in  L’Anthro- 
pnlogir,  tum.  X,  1899,  8.  94  — 97. 

Marcel,  G.  La  carte  des  Phitippines  du  P£re  Murillo 
Velarxle  d«  1734.  (Bulletin  de  lil-ographie  historique 
et  descriptivo,  Paris  1897,  8.  82  f.  mit  2 Karten  und 
1 Tafel.) 

Notes  interessantes  sur  les  metis  et  les  Indiens. 

Schuhmacher,  Robert.  Formosa  und  seine  Gebirgs- 
bewohner. (Petermann's  Mittheilungun  , # 44.  Baud, 
1898,  8.  222  — 226.) 

Wirth,  Albrecht.  Die  eingeborenen  Stämme  auf 
Formosa  und  den  Liu-kiu.  (Petermann’fl  Mittheilmi- 
gen.  44.  Band,  1898.  8.  81 — 36.) 

Der  Verf.  scliliesst  sich  dem  Urtheil*  Joe*t*s  (Welt- 
führten,  18951  an,  dass  die  Eingeborenen  de«  Norden*  voa 
Formosa  weder  mit  Malaien,  noch  Negritus,  MiaoUe  «der 
Papuas  verwandt  seien. 

Worcester.  Notes  on  aome  primitive  Philippine  tribes. 
(National  geogr.  Magazine,  IX,  1898,  6.) 

Woroeator,  Dean  C.  The  Philippine  Islands  and 
their  People.  New  York,  The  Macmillan  Company, 
1898.  XX,  529  8.  mit  Abbildungen  und  2 Karten. 
8°.  4 dol. 

Vergl.  F.  Blumentritt  in  Prtcrmann’s  Mitllieilungen, 
Band  45,  1899,  Litermturbcricbt,  8.  51. 


10.  China. 

Borei,  H.  De  Chiueesche  filosofle  toegelicht  vor  niet- 
siuo)og»*n.  IL  Lao  Ttt\  Amsterdam,  van  Kämpen 
k Zoom,  1898.  VI,  219  8.  8°. 

Borei,  Henri.  Weisheit  und  Schönheit  au«  China. 
Aus  dem  Holland,  von  E.  Keller-Boden.  Bibliothek 
der  Gesamintliteratnr  des  In-  und  Ausland«*,  Nr.  1200 
— 12  :*.  Halle,  O.  Hendel,  1898.  XII,  164  8.  8*. 
2 Mark. 

Brandt,  M.  von.  Aus  dem  Lande  de«  Zopfes.  Plau- 
dereien einet  »Heu  Chinesen.  2.  verm.  Aufl.  Leip- 
zig, G.  Wigand,  1698.  Vll,  195  S.  8®.  2 Mark. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


66 


Vergl.  lYtermMiin'»  Mitthcilungen , 44.  Buod,  1898, 
LHwlaiWihht)  S.  188. 

Chamberlein , Basil  Hall.  A quinary  «ystern  of 
notalion  employod  in  Luebu  oii  tbe  wooden  tallies 
termed  Hho-Chu-Ma.  (Journal  of  the  Antliropologic&l 
Institute  of  Qreat  Britain  and  Irland , vol.  XXVII, 
1898,  8.  383  f.) 

Chevalier)  Henri.  Lea  ancieunes  coiffure*  chinoises 
d'apres  un  manuscrit  cereen  du  Mus6e  Guimet.  Con- 
ference feite  a la  acadötnique  indochinoise  de 
France.  (Internationale«  Archiv  für  Ethnographie, 
Band  XI,  leiden  1898,  8.  189  — 193  mit  2 Tafeln. 

Clolten,  M.  China  und  Japan.  Leipzig,  Willi. 
Friedrich,  1898.  VIII,  148  8.  mit  Abbildungen.  8®. 
3 Mark. 

Vergl.  M.  von  Brandt  in  Peterniann’»  Mitthcilungen, 
44.  Bd.,  1898,  Literat  urberirht,  S.  182. 

Conrady,  Aug.  Die  Beziehungen  der  chinesischen 
Kultur  zur  abendländischen.  Hochschul-Vorträge  für 
Jedermann.  Heit  3,  1898.  17  8. 

Coucheron-Aamot)  W.  Durch  da«  Land  der  Chinesen. 
Deutsch  von  K.  Robolsky.  Neue  Ausgabe.  Lftrg.  I. 
Leipzig-Reudnitz,  R.  Bautn,  1898.  32  8.  mit  Porträt 

und  2 Tafeln,  gr.  8®.  0,75  Mark. 

Dohrn,  H.  ß.  Die  Strafen  der  Chinesen.  Nach  dem 
Engl.  Dresden,  Dohrn,  1898.  47  8.  mit  21  Abbil- 
dungen und  1 Titelbild,  gr.  8°.  2 Mark. 

Enjoy,  Paul  d’.  Le  calendrier  chinois.  (Revue  seien* 
tiHque,  1898,  März  5.  u.  12.) 

Qirard)  Henry.  Notes  sur  le«  Chinois  du  Quang-8i. 
(Prdfceture  de  Lang  - Tch^ou.)  (I/Anthropologie, 
lome  IX,  Paris  1898,  8.  144—170.) 

Grub«)  Wilhoim.  Pekinger  Tod tengebräuohe.  Peking, 
Tei-T’ang  Press,  1898. 

Extract  front  tbe  Peking  Oriental  Society  Journal , vol. 
IV  ; vcrgl.  Globus,  Band  75,  1899,  S.  198. 

Grüner)  Wilhelm.  Chinesische  geheime  Gesellschaften. 
(Der  Urquell,  K.  F.,  Band  2,  Heft  7/8.) 

Henne- Wartegg,  E.  von.  Schautung  und  Deutsch- 
China.  Von  Kiautschou  ins  Hl.  Land  von  Chiua  und 
vom  Jangtaekiang  nach  Peking  im  Jahre  1898. 
Leipzig,  J.  J.  Weber,  1H98.  VII,  294  8.  mit  145 
Textabbildungen , 27  Tafelu , 6 Beilagen , 3 Karten, 
gr.  8°.  14  Mark. 

Hirth,  Friedrich.  Zur  Kulturgeschichte  der  Chi- 
nesen. (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  1898. 
147,  148.) 

Leroy  - Beaulieu , Pierre.  L«  probleme  chinois. 
1.  P6kin.  La  clasae  des  lettrta.  (Revue  de«  deux 
mondes,  ann£e  68,  tom.  150,  8.  314 — 341.) 

Matignon , J.  J.  I/auto-cr&natiun  des  pretres  boud- 
dlüstes  en  Chine.  (Revue  scieutifique,  Paris  1898, 
No.  13.) 

Matignon,  J.  J.  Quelques  superstitions  mtklicales  en 
China  (Bulletin  de  la  Bociltd  d'anthropologie  de 
Pari»,  tom.  IX,  1898,  8.  408  f.) 

Ou  -Taong-Lien.  Le  mariage  en  Chine.  Bruxelles, 
Boci^td  beige  de  Ubrnirie,  1897.  8®.  0,50  fr. 

Kitrait  de  la  Revue  genfralc. 

Bchlegel,  G.  Der  Tudtenvogel  bei  deu  Chinesen, 
i Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI, 
Leiden  1898,  8.  86,  87.) 

SchmoltZ)  J.  D E.  Das  Pflugfest  in  China.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  XI,  Leiden 
1898,  8.  72  — 80  mit  1 Tafel.) 

Voakamp,  C.  J.  Zerstörende  und  aufbauende  Mächte 
in  China.  Berlin,  Buchliandluug  der  Berliner  evang. 

Archiv  für  Anthropologe!»-  Bd.  XXV1L  (Vors-  <L  »nlhrtrp.  Llt.) 


MisaionsgesellBcbaft , 1898.  80  8.  mit  Abbildungen, 
gr.  8®.  0,80  Mark. 

Vcrgl.  Tetcnuann’*  Mittheilungen , 44.  Band,  1898, 
Literat urbericlit,  S.  188. 

Die  Religionen  Chinas. 

Brandt)  M.  von.  Die  chinesische  Philosophie  und 
der  Bunts • Confucianismu*.  Stuttgart,  Strecker  und 
Moser,  1898.  121  8.  8®.  2 Mark. 

Genähz,  J.  Die  Religion  der  Chinesen.  (Zeitschrift 
für  Missionslttinde  und  Religionswissenschaft.  Jahr- 
gang 12,  Berlin  1897,  8.  79  — 92.) 

Groot)  J.  J.  M.  de.  The  religious  System  of  China, 
it»  ancient  formt,  evolntion,  history  and  present 
aspect.  Männer«,  cuatoma  and  social  iiistituüons  con- 
nected therewitli.  Publislied  with  a stibvention  Ihn 
the  Dutch  colonial  government.  Vol.  II  and  111. 
Book  1.  Disposal  of  the  dead,  Part  III,  The  Grave 
(2  halft).  Mit  Textabbildungen  und  LicbtdrucktafVIi». 
Leiden,  Buchhandlung  und  Druckerei  vorm.  E.  J.  Brill 
(II:  VIII,  8.  361—827.  1892.  15  Mark.  UI: IV, 

8.  829  — 1468),  1897.  20  Mark.  Lex.  8« 

James,  F.  Huberty.  The  Theism  of  China.  (The 
New  World,  6 Boston  1897,  8.  307  — 323.) 

Menzel.  Die  Religion  der  Chinesen  und  die  bisherigen 
Mission« -Versuche  in  China.  Vortrag,  gehalten  im 
Humboldt-Verein  für  Volksbildung  am  6.  Februar 
1898.  Breslau,  Geschäfts  stelle  des  evang.  Schriften- 
Vereins.  18  8.  gr.  8°.  0,50  Mark. 

Parker,  Edw.  H.  The  religion  of  the  Chinese.  (New 
Century  review.  1897,  Hept,) 

Schaub,  M.  Das  Geistesleben  der  Chinesen  im  Spiegel 
ihrer  drei  Religionen.  Basel,  Missiousbuchhandlung, 
1898.  24  8.  8®.  0,10  Mark. 


11.  Korea. 

Bishop,  M tb.  (Jabella  L.  Bird).  Korea  and  her 
Neighbours.  A narrative  of  travel.  London,  J.  Mur- 
ray, 1898.  Bd.  l:  XVI,  261,  Bd.  2:  321  8.  mit 
50  Abbildungen  und  2 Karten.  8®.  24  sh. 

Vergl.  üottschc  in  Petennann’s  Mittbeilungen,  44.  IW., 
1898,  Literat urbericht , S.  187;  ('arlam  im  Globus. 
73.  Bd.,  1898,  S.  165. 

Courant,  Maur.  La  complainte  mitnto  et  le  ballet 
en  Corf*e.  (Journal  Asiatique,  Tom.  IX,  1897,  K.  74 
-76.) 

Laguerie,  Villotard  de.  La  Corea  independautc, 
russe  ou  japonaise.  Paris,  Hachette,  1898.  312  8. 
mit  50  Abbildungen.  16®.  4 fres. 

Landis,  E.  B.  Konean  folk-tales.  (Journal  of  Ameri- 
can Folk-Lore,  vol.  X,  1897,  8.  282  — 292.) 

Tbe  Ule»  of  tbe  envious  brother,  tbe  «csanium  - »eed 
merchant,  tbe  bold  tuan  and  the  timid  oue.  The  story  of 
the  rovetou»  magi  »träte. 

Landis , E.  B.  The  Capping  ceremony  of  Korea. 
(Journal  of  the  Anthropologien!  Institute  of  Great 
Britain  and  Irelaud,  vol.  XXVII,  1898,  8.  525  — 531.) 

Lubenxoff,  A.  G.  Die  Provinzen  Cham  -kjeng  und 
Pchieug-an  in  Korea.  (Schriften  der  Amur  Section 
der  Kaiser!.  Kuss.  Geographischen  Gesellschaft. 
Bd.  II,  Chabarowsk  1897,  lieft  4,  297  S.) 

Hohes  ethnographisches  Intereiwe  beanspruchen  Ab- 
schnitt VI  — VIII , wo  die  Bevölkerung  Xordkorco*  unter- 
sucht wird;  vergl.  Weinberg  im  CentralbUtt  für  Anthro- 
pologie, Baud  IV,  Jena  1899,  8.  36. 

The  Korean  Repository.  II.  G.  Appenzeller, 

9 


Digitized  by  Google 


66 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Geo.  Heber  Jone«,  Editor«.  Vol.  IV,  1807,  Nr.  I 
— lt.  Seoul,  Triliiignat  Pres«.  480  8.  8°. 

Inhaltsangabe  de«  Bandr*  in  der  Orientalische»  Biblio- 
graphie. Band  XI,  S.  48/48  und  194. 

Sammlung,  Die  koreanische,  de«  Museum*  Umlauf?. 
Hamburg  1897.  47  8.  mit  34  Tafeln.  gr.  8°.  :t  Mark. 

VmjL  Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  XI, 
Leiden  1898,  S.  224. 

Smith , Anna  Tolman.  Seme  nursery  rbymes  of 
Kore«.  Journal  of  American  Folk-Lore,  vol.  X,  1897, 
8.  181  — 186.) 

12.  Japan. 

The  Hansei  Zasshi.  Vol.  XII,  Nr.  7 — 12,  Tokyo 

1897,  July  — I>ec.  54,  52,  46,  47,  4«.  44  8.  mit  Ab- 
bildungen. 8®.  Je  6 ah.  (für  Europa). 

Inhaltsangabe  in  der  Orientalischen  Bibliographie,  Bd.  XI, , 

1887,  S.  195. 

Bacon,  A.  M.  Japanese  girl*  und  women.  New 
clieaper  edit.  Boston,  Houghton,  MifTlin  and  Co., 
1887.  IX,  888  8.  8®.  0,75  doL 
Brinokmann,  Justus.  Kcnzau  (Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  japanischem  Töpferkuust).  Hamburg 
1 887.  8«. 

Vcrgl.  Internationale*  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  XI, 
Leiden  1898,  S.  181. 

Clotten,  M.  China  und  Japan.  Leipzig,  W.  Friedrich ; 
«.  unter  China, 

Coucheron-Aamot,  W.  Durch  da»  Land  der  Japaner. 
Schilderungen  au«  Japan.  Au»  dem  Norwegischen 
von  P.  von  Kinel.  Berlin,  Sehönfeldt,  1897.  XVI, 
209  S.  mit  Abbildungen  und  1 Fac*.  8°.  3 Mark. 
Fukuohi,  M.  Hculpture  and  metal  work  of  tlie  an- 
cient  Japanese.  (The  Hansei  Zasshi,  vol.  XIII,  Tokyo 

1898,  Nr.  1.) 

Koehi , Chujiro.  Ja|wme»e  honte  life  a»  contrasted 
with  arnerican.  (The  Arena,  1898,  August.) 
Kuroiwa.  Folklore  of  Loochon  Mauders.  (Journal 
of  the  anthropological  society  of  Tokyo,  vol.  XIII, 
1898,  Februar.) 

Lange,  Konrad.  Der  japanische  Farbenholzschnitt. 

(Die  Grenzhoten,  Jahrgang  57,  1898,  Nr.  28.) 
Milchner,  R.  Japanische  Wunder*pieg«*l.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrg.  1898,  8.  194  — 201  mit  4 Textabbildungen.) 
Moren«,  Wencealau  de.  Dai- Nippon  (O  graude 
Jnpao).  Impression»  litteraire*  et  arti*tii|ue»  nur  le 
Jhjku»  et  la  viejaiMUiftise.  Lisboa,  Impretisa  Nacional, 

1897.  XVI,  302  8.  8°.  5 fre«. 

Morgan,  Agnes.  The  fräst  of  lantern*  and  the  feast 
of  the  star  weaver  in  Japan.  (Journal  of  American 
Folk-Lore,  vol.  X,  1897,  8.  844 — 844.) 

Munzinger,  Carl.  Die  Japaner.  Wanderungen  durch 
da»  geint.,  social«  und  religiöse  Lehm  des  japanischen 
Volkes.  Berlin,  A.  Haack,  1888.  V,  417  8.  gr.  0*. 

5 Mark. 

Paul)  M.  E.  Social  rvohition  in  Japan.  (Cornhill 
Magaziu«,  1898,  Mai.) 

Poory,  R.  B.  The  Qist  of  Japan.  The  Islands,  their 
peoplo  and  Mission«.  Edinburg,  Otipbant,  Anderson 
u.  Ferrier,  1897.  317  S.  mit  8 Abbildungen.  8°.  5 sh. 

ltn  ersten  Theil  werden  Volkscharnkter , Sitten  und  Ge- 
bräuche, Civiliwition , Moral  und  Religionen  behandelt. 
Vcrgl.  Kulpping  in  Petermaiin's  Mittheilungen,  44.  Bd., 

1898,  Liternturbericht,  S.  113 — 114. 

8alwey,  Charlotte  M.  Japanese  monograph».  IV. 
On  the  mauuer  of  making  gardens.  (The  Imperial 


and  Asiatin  Quarterly  Review,  3.  Mir.,  vol.  IV,  1897, 
8.  161  — 164.) 

Schiowok.  Sak6,  das  Nationalgetränk  der  Japaner. 
Programm.  Breslau,  evang.  Realschule  I,  1897. 
18  8.  4°. 

Simms,  J.  Characteristic«,  habil«  and  customs  of  the 
Japanese  people.  (Frank  Leslie’s  Populär  Monthly, 
1897,  Aug.) 

Stenzei,  Emil.  Das  ceremonietle  Theetrinken  bei  den 
Japanern.  (Die  Grenzhoten,  Jahrgang  57,  1898, 
Nr.  35.) 

Tetausirö  Inouye.  Kurze  rebersicht  über  die  Ent- 
wickelung der  philosophischcu  Ideen  in  Japan.  Aui 
deui  Französischen  übersetzt  von  August  Gra* 
matzky.  Berlin.  Reichel ruckend  (P.  Lehmann), 

1897.  86  S.  8®.  0,80  Mark. 

Vergl.  Deutsche  Litersturzeitung,  Jahrgang  19,  1699, 
Sp.  1109—  1111. 

Tetausirö  Inouyö.  Coogrt»  international  des  Orien- 
talistes.  XI.  Session.  Paris  1697.  Sur  le  developpe- 
ment  des  idee«  philosophiques  au  Japon  avant 
l’introducüon  de  la  civilisation  europ4enue.  Paris, 
impr.  G.  Maurin  (J.  Maisonneuve),  1897,  28  8,  8®. 
1,50  fr. 

Ainos. 

Ribaud,  M.  Un  ote  au  Japon  borfril.  Paris  und 
Lyon,  Delborame  u.  Briguet,  1897.  318  8.  50  Ab- 

bildungen. 8°.  4 Öres. 

Enthält  eine  Schilderung  der  Aino»  auf  Ye»o ; «ergi. 
Schürt*  in  IVtermann'«  Mittheilungen , 44.  Band,  1898, 
Literaturbericht,  S.  187. 

Bugamata.  Ethnological  not«*  on  the  Ainu.  (Jour- 
nal of  the  anthropological  society  of  Tokyo,  vol.  XIII, 

1898,  Februar.) 

In  japanischer  Sprache;  vergl.  J.  Deniker  in  L’Anthrv- 
pulogie,  tom.  X,  1899,  S.  97  — 99. 

Török,  Aurel  von.  Uüber  den  Ydzoer  Ainoschädel 
au«  der  ostasiatischen  Reise  des  Herrn  Grafen  Heia 
SzHcheuyi  und  über  den  Sachaliuer  Ainoschädel 
de*  königlich-zoologischen  um)  anthropologiach-ethno* 
graphischen  Museum»  zu  Dresden.  (Archiv  für 
Anthropologie,  Baud  26,  Vierteljahrsheft  1,  Braun- 
sohweig  1898,  8.  95 — 144.) 

13.  Central-  und  Nordasien. 

a)  Angemeines. 

Blanc,  Edouard.  Journal  de  route  eu  A*i«  centrale. 
Du  Fcrgnuah  eu  Kachgarie.  (Revue  des  deux  monde*. 
Aumie  68.  Periode  4.  Tome  149,  8.  169 — 197, 
631—667.) 

Brissand.  Lee  cou turne«  des  Aryeus  de  l’Hindou- 
Kouch.  (Revue  generale  du  droit,  tom.  XXII,  1898,  1.) 

Dutreuil  de  Rhina,  J.  L.  Mission  »rtentiflque  dans 
la  Heute- Asie  1890 — 1895.  Deuxieme  partie:  le 
Turkentan  et  le  Tibet.  Etüde  ethnographique  et 
sociologique  par  F.  Grenard.  Paris,  Leroux , 1898. 
470  S.  4°.  30  fres. 

Kadonolo  de,  A travers  la  Haute  Asie.  Abbeville, 
Paillart , 1898.  235  8.  mit  Textabbildungen  und 

1 Kart«*.  8®.  1,50  fr. 

Zaborowaki,  M.  Trois  crime»  des  Kourganes  de«  en* 
viron»  de  Tomsk.  Kien-Kun  ou  Kirghixet  blond*. 
Ouriankh«,  SoüoUs,  Oul'gours.  (Revue  raensueUe  «le 
l’Koole  d' Anthropologie  de  Paris,  ann^e  VIII,  1898, 
8.  353  f.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


67 


Zaborowski.  I.  Le*  kourgane*  de  la  8ib£rie  Occiden- 
tal«. Penples  ancicn*  et  moderne*  d©  cette  r^gion. 
II.  Dix-neuf  crime*  de*  kourgane«  sibdrien*  rapportös 
par  M.  de  Baye.  111.  Le»  Üntiaks  et  aut  re«  Finnoi». 
Leur*  caractöres  et  ceux  de«  träne»  de«  kourgane». 
(Bulletin«  de  la  Snciete  d' Anthropologie  de  Bari«, 
»er.  IV,  tom.  IX.  Pari»  1898,  faac.  2.) 

b)  Mongolei,  Mandschurei,  'Tibet. 

Landor,  Henry  8.  Auf  verbotenen  Wegen.  Beigen 
und  Abenteuer  in  Tibet.  Mit  202  Abbildungen, 
8 (’hromotafeln  und  1 Karte.  Leipzig,  F.  A.  Br«>ck- 
hau»,  1 806.  XIV,  511  8.  8°.  10  Mark. 

Ausführlich  besprechen  im  Globa«,  74.  Bd. , 1898, 
S.  328  — 325. 

Läufer,  Berthold.  Studien  zur  Sprachwissenschaft 
der  Tilwter.  Znmatog.  (Sitzungsberichte  der  philo* 
»ophisch  - philologischen  und  der  historischen  Claase 
der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 
1898,  lieft  3,  B.  519  — 594.) 

Läufer,  Berthold.  Klu  0 Bum  Bsdus  Pai  Önin  Po. 
Eine  verkürzte  Version  de»  Werkes  von  den  1 00 000 
NägaV  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  tibet.  Volks* 
religion.  Einleitung,  Text,  Tebersetzung  und  Glossar. 
(Memoire*  de  la  soci«R4  flnno-ougrienne.  Bd.  11.) 
Hebiugfors.  Leipzig,  O.  Harra*sowjtz  in  Comm., 
1898.  gr.  8°. 

Taylor,  Annie  R.  Pioneering  in  Tibet.  London, 
Morgan  and  Beott  78  8.  8°.  1 sh.  öd. 

Vergl.  PeUnnatm’s  Mittheiluneni , Baad  45,  1899, 
Litcruturhcricht,  S.  44. 

Tibeter.  (Hand  Wörter  buch  der  Zoologie,  Anthropologie 
und  Ethnologie,  Band  VIII,  Breslau  1896,  8.  23 — 37.) 

Turner,  C.  H.  Polhill.  The  colloquial  langnage  of 
Tibet  Darjeeling,  publ.  by  the  autor.  1897.  40  8.  H°. 

Wellby,  M.  B.  Through  nnknown  Tibet.  London, 
P.  Fisher  Unwin,  1898. 

Vergl.  Carlic«  im  Globus,  74.  Bd.,  1898,  S.  49. 

Ziehy , Eugen , Graf.  Au«  ürga  in  der  Mongolei. 
(Globus , 74.  Bd.,  1898,  8.  319  — 322  mit  Textabbil- 
dungen.) 

c)  Turkestan. 

Jaworski  , J.  L.  Anthrtqiologisehe  Skizze  der  Turk- 
menen. (Artwiten  der  anthropolog beben  Gesellschaft 
der  Kaiserlich  militar  -medicinisclicii  Akademie  zu 
8t.  Petersburg.  2.  Band.  1897,  8.  145  — 208.)  Im 
Auszüge  mitgctheilt  von  L.  Stieda.  (Globus,  74.  Bd., 

1898,  B.  93  — 98  mit  4 Abbildungen.) 

Vergl.  CeairalMatt  fUr  Anthropologie , Band  IV,  Jen« 

1899,  S.  34  — 35;  Archiv  fUr  Anthropologie,  Bd.  XXVI, 
Virrteljahrsbeft  1,  BraunschwHg  1899,  S.  192  — 197. 

Rein.  Eine  Ferienreise  nach  Samarkand,  (Jahres- 
bericht de*  Verein«  für  Erdkunde  zu  Metz,  20,  1897/98, 
M*-tz  1898,  & 73—  83.) 

Kut hält  auch  Mittheilung  über  di«  Bevölkerung  (Sarten, 
Usbeken  and  Tadschik«). 

Turkomanen,  Türkmen,  Turkmenen,  Uzen,  Ghu- 
sen.  (Hudnrtrterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie 
und  Ethnologie,  Band  VIII,  Breslau  1898,  8.  244 
— 249.) 

d)  Sibirien  und  Awurgcbict. 

Konnan,  Georg.  ZeltJeben  in  Sibirien  und  Abenteuer 
unter  »len  Korjaken  und  anderen  Stämmen  in  Kam* 
tsclmtka  und  Nordasien.  An«  dem  Englischen  von 


Ottmar  Dittrich.  (Meyer’«  Volksbücher  Sr.  1192 
— 1196,  1898.  384  S.) 

Konti  ratowitsch,  O.  W.  Zur  Ethnographie  der  Ost- 
jäken.  (Glohu»,  74.  Bd.,  1898,  K.  28H  — 291.) 

Au*  den  Arbeiten  der  «nlhiMpologivcheu  l«e*rlLc.haft  der 
k«i*.  miUtär-mediciauchea  Akademie  /u  St.  Petersburg,  2, 
1897  , S.  299  — 331,  inittcthnlt  von  I..  Stiedn;  vergl. 
auch  da»  Reternt  vn«  demselben  im  ArchiT  für  Anthro- 
polOfi«,  Band  XXVI,  Viertrljahrsheft  1,  Brsunsrhueig  1899, 

8.  308—311. 

Krol,  M.  Da«  Geschlecht»-  und  Familitnwssen  der 
transbaikalinchen  Burjaten.  (Zeitschrift  für  Social* 
und  Wirth*chaft«geschichte.  Band  VI,  1898,  Nr.  2.) 

Kudakow,  P.  E.  Olchon.  Wirtschaft  und  lieben 
der  Buriaten  der  Jelanzini«chen  und  Kutulschcn 
(vormals  OlobonKben)  Genossenschaften  des  W ercho- 
lenschen  Bezirkes  des  Gouvernement«  Irkutsk. 
(Schriften  der  Huns.  Geogr.  Gesell  sch.  Brat.  Section, 
Band  VIII,  Lfg.  1.  St.  Petersburg  1898.  Mit  Karte. 

Vergl.  da»  Referat  im  Globu«,  Band  75,  Br»un»rhweig 
1899,  S.  66  — 67. 

Nosiloff,  Conat.  La  musique  et  le  theatre  chez  les 
iudigene«  de  SiMrie.  (A  traver*  Is  monde,  1897, 
8.  5 f.) 

Baleaskj , N.  W.  Zur  Ethnographie  und  Anthro- 
pologie der  Karaganen.  (Russisch.)  (Arbeiten  der 
anthropologischen  Gesellschaft  der  K.  militar- ärzU. 
Akademie  zu  St  Petersburg.  III,  1698,  8.  34.) 

Sohendrikowskj,  J.  Einige  Bemerkungen  zur  Ethuo* 
graphie  der  Burjaten.  (Referat  von  L.  Stieda  nach 
einer  Abhandlung  iu  den  Arbeiten  der  anthropol. 
Gesellschaft  der  kais.  militar  - medic.  Akademie  in 
St.  Petersburg,  Bd.  2,  S.  236  — 257;  Archiv  für  An- 
thropologie, Band  XXVI,  Vierteljahrsheft  1,  Braun* 
schweig  1899,  8.  199  — 203.) 

Schimkjewitsch.  Reisen  bei.  den  Aniurvöikern.  Be- 
sprochen im  Globu»,  74.  Bd. , 1898,  8.  251—256, 
267  — 273  mit  21  Abbildungen. 

Schwarz,  Bernhard.  Quer  durch  Sibirien.  Mit 
Original -Illustrationen  und  2 Orion  tirungskarten. 
Bamberg,  llandelsdruckerei  und  Verlagall. , 1898. 

HI,  200  8.  gr.  8°.  5 Mark. 

Simpaon,  James  Young.  Side  - lighta  on  Biberia; 
snm©  account  of  tht  Biberian  Railroad , the  Prison» 
and  Exil©  System.  Edinburg  uud  London,  William 
Blackwood  u.  S.,  1898.  383  B.  8°.  16  sh. 

Vergl.  Krahmer  in  Pehmnana’a  Mittheilungen,  44.  Bd., 
1898,  Litcraturbericht,  S.  184. 

Taronetzkj,  A.  Ueber  OstjAken-Scbiidel.  (Russisch.) 
(Arbeiten  der  anthropologischen  Gesellschaft  der  K, 
rnilitär-ftrxtl.  Akademie  zu  8t.  Petersburg.  III,  1898, 
8.  12.) 

Tschuktschen.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  An- 
thropologie und  Ethnologie,  Band  VIII,  Breslau  1898, 
8.  168  — 177.) 

Tunguaen.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologin,  Band  VIII,  Brc-fllnu  1898, 
8.  217  — 227.) 

Zichy,  Eugen,  Graf.  Ein  Besuch  in  der  Kalmiick«*»- 
xtfppe.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  113—115  mit 
3 Abbildungen.) 

C.  AuntraUetu 
1.  Allgemeines. 

Dunlop.  Australien  Folk-lors  Stories.  (The  Journal 
of  tht*  Anthropological  Institute.  N.  8.  Vol.  I,  1898, 
Nr.  1/2.) 

9* 


Digitized  by  Google 


68 


Verzeichn isB  der  anthropologischen  Literatur. 


Morris , E.  E.  Austral  • English : a dictionary  of 
Australasian  words,  phmaes  and  usages,  with  tho*e 
Aboriginai-Australian  and  Maori  words,  whicli  have 
become  incorporated  in  the  language,  and  the  Com- 
moner scientific  words  that  have  bad  their  origin  in 
Atistralasia.  London,  Mactnillan,  1897.  XXXI,  525  S. 
8°.  Iß  »h. 

Science  of  man  and  Austr&lasi&n  Anthropolo- 
gioal  Journal  . edited  by  Carroll,  Sydney,  New 
South  Wales.  Vol.  I,  1898.  Publisher*  llennessey, 
Harpar  and  Coinp.,  Lim.  Sidney. 

Neue  Monatsschrift  der  anthropologischen  Gesellschaft 
von  Australien. 

2.  Neu -Guinea  und  daa  übrige  Melau  eaien. 

Dempwolff,  Otto.  Die  Erziehung  der  Papuas  zu 
Arbeitern.  (Coloniale«  Jahrbuch,  Jnhrg.  XI,  Berlin 
1898,  8.  1—14.) 

Doraey  and  Holmes.  Totems  inscribed  upou  Papuan 
skulls.  ( American  Antiquariat!  and  Oriental  Journal, 
vol.  XIX,  Chicago  1897,  5/6.) 

Frobenius,  L.  Oceanleche  Masken.  3.  Mittheilung: 
lieber  die  Eidechsen  in  Melanesischen  Masken.  Mit 
8 Textabbildungen  .und  2 Tafeln.  4.  Mittheilung: 
Ueber  die  Vögel  in  melanesischen  Masken.  Mit 
1 Tafel.  5.  Mittheilung:  Ueber  Kchiidelmasken.  Mit 
3 Tafeln.  (Internationales  Archiv  für  Ethnographie. 
Band  XI,  Leiden  1898,  8.  82  — 85,  130—132,  162 
— 164.) 

Gardiner,  8.  The  Native*  of  Rotuma.  (Journal  of 
the  Anthropological  Institnte  of  Great  Britain  and 
Ireland,  vol.  XXVII,  1898,  Nr.  8/4.) 

Garnett , T.  G.  Dialect  of  Bau,  Fiji.  (Science  of 
man,  I,  1898,  3,  S.  61  f.) 

Giglioli,  Enrico  H.  I eacciatori  dl  teste  alla  Nttova 
Guinea.  (Archivio  per  PAntropologia  et  PEtnologia, 
vol.  XXVII,  Firenze  1897,  fase.  2.) 

Vergl.  L‘ Anthropologie,  tome  IX,  Pari»  1898,  S.  99. 

Giglioli,  Enrico  H.  La  moneta  tra  popoli  primitivl 
ed  il  .birok“  denaro  aristocraiico  aella  Nuova  Ir- 
landa.  (Archivio  per  l'Autropologia  e la  Ktnologia, 
vol.  XXVII,  Firenze  1897,  8.  387  — 389.) 

Vergl.  L‘ Anthropologie,  tome  IX,  Pari*  1898,  8.  593. 

Gray.  The  natives  of  Tanna.  (The  Journal  of  the 
Anthropologien]  Institute.  N.  8.  Vol.  I,  1898,  Nr.  1/2.) 

Hagen  , K.  Die  Ornamentik  der  Matty-  Insulaner. 
(Correspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  29,  München  1898,  8.  62.) 

Hahl.  Die  Bevölkerung  des  Bismarck -Archipels.  (Ver- 
handlungen der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin, 
Band  XXV,  1896,  8.  334  — 336.) 

Hunt)  A roh i bald  E.  Ethuographical  not«*,  on  the 
Murray  Islands,  Torres  Btraits.  (Journal  of  the  An- 
thropological Institute  of  Great  Britain  and  Ireland. 
N,  8.  Vol.  I,  1898,  8.  5 f.) 

Jauke.  Das  deutsche  Neu  - Guinea  - Schutzgebiet. 
Jahresbericht  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Metz,  20, 
1897/98,  Metz  1898,  8.  38  — 53. 

Enthalt  Mitthcilangcn  über  die  Matty-Insulaner. 

Jennings.  Ethnological  collection  froin  Hanta  Cruz 
and  the  New  Hebriden.  (The  Journal  of  the  Anthro- 
pological Institute.  N.  8.  VoL  I,  1898,  Nr.  1/2.) 

Kunze , Georg.  Allerlei  Bilder  aus  dem  Leben  der 
Papua.  Kin  schlichter  Beitrag  zur  Kenntnis»  der 
Bewohner Neu-Guineas.  (Rheinische MissionsM'hril'tcn, 
Nr.  78.)  Barmen,  Missionshaus,  1897.  107  8.  8°. 


Lauterbach)  O.  Die  geographischen  Ergebnisse  der 
Kaiser  Wilhelms- Land- Expedition.  (Zeitschrift  der 
Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin,  Band  XXX 111, 
1898,  H.  141  — 175  mit  2 Karten.) 

Enthält  einige  ethnographisch  wichtige  Notizen  über  die 
Eingeborenen  der  verschiedenen  durchforschten  Gebiete; 
am  Schlosse  befindet  sich  eine  vergleichende  Sprachen- 
ta  belle. 

Lusoh&n ) F.  von.  Brandmalerei  im  Bismarck- 
Archipel.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrgang  1898,  8.  397  — 398.) 

LuBchan,  F.  von.  Trepnnirte  Schädel  aus  Neu- 
Britannien.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrgang  1898,  8.  398  — 401  mit 

2 Textabbildungen.) 

Nativeg  y The  New  Guinea,  and  the  dispa Lehes  of  thr 
Governor  of  New  Guinea.  (The  Australasian  Anthro- 
pological society,  1897,  5.  8.  104  f.) 

Parkinson  y R.  Nachträge  zur  Ethnographie  der 
Ongtong- Java- Inseln.  (Internationales  Archiv  für 
Ethnographie,  Band  XI,  Leiden  1898,  8.  194  — 209. 
Nachtrag  mit  2 Textabbildungen  8.  242,  243. 

Prouaa ) K.  Th.  Künstlerische  Darstellungen  aus 
Kaiser  Wilhelms- Land.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  30,  Berlin  189H,  8.  74  — 120  mit  194  Text- 
abbildungen.) 

Fortsctxung  von  Jahrg.  29,  1897,  S.  77  — 138. 

Preuaa,  K.  Th«  Ueber  einige  Ornamente  vom  Kaiserin- 
Augusta- Fluss  in  Deutsch  Neu -Guinea.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  XI,  Leiden 
1898,  8.  145  — 153  mit  1 Tafel.) 

Vergl.  Laloy  io  L? Anthropologie,  Tome  (X,  Paris  1896, 
8.  594. 

Rothy  H.  Ling.  Hpears  and  other  articles  fron»  ths 
8a!omou  Islands.  (Internationales  Archiv  für  Ethno- 
graphie, Band  XI,  Leiden  1898,  8.  154 — 161  mit 
Textabbildungen.) 

Strobl.  Die  Bewohner  de*  Kaiser -Wilhelmsland  und 
ihre  Gebrauchsgegenstände.  (Schriften  der  pliysik.- 
ökot».  Gesellschaft  zu  Königsberg  i.  Pr.  38,  1897, 
8.  51  f.) 

Talamo.  Coutes  n£o  * calAloniens.  Illustration»  d'AL 
Lemaistre.  Paris,  May,  1897.  6°.  0,55  fr. 

Vetter,  J.  Aus  der  Märchenwelt  der  Papuas  in  Kaiser- 
Wilhelrnaland.  (Deutsche  Kolonialzeitung,  N.  F.. 
Jahrgang  XI,  1898,  Nr.  30.) 

Wohlbold,  Hans.  Beitrag  zur  Kenntnis*  der  Ethno- 
graphie der  Matty-Insel.  (Internationales  Archiv  für 
Ethnographie,  Band  XI,  Leiden  1898,  8.  42  — 51  mit 

3 Tafeln.) 

Beschreibung  der  110  im  Museum  für  Völkerkunde  zu 
Berlin  befindlichen  Gegenstände  von  der  M-vttr-Insel;  vergl. 
L’Autbropologie,  tome  IX,  Paris  1898,  8.  479. 

3.  Neuseeland,  Polynesien,  Mikronesien. 

Bässler,  A.  Tahitische  Legenden.  (Globus,  73.  Bd., 
1898,  8.  390  — 392.) 

Beat,  Elsdon.  The  Maori  view  of  the  so  ul.  (Amer. 
Antiquariat!,  1898,  8ept.,  Oct.) 

Best,  Elsdon.  The  traditions  of  the  people  who  were 
in  new  Zealand  before  the  present  Maori.  (Science 
of  man,  I,  1898,  6,  8.  137  1) 

Best,  Elsdon.  A vocabulnry  of  words  not  fouod  in 
Maory  dictionaries.  (Science  of  man,  I,  1898,  7, 

8.  1601) 

Best,  Elsdon.  A few  inore  words  not  found  in  tb* 
Maory  dictionnry  of  the  Tulioe  tribe,  of  Pro -Maori, 


Digitized  by  Googl 


Völkerkunde. 


69 


New  Zealanders.  (Science  of  man,  I,  1898,  9, 

8.  201  f.) 

Brigliam , T.  Occasional  Papers  of  the  Bernice 
Fanal)  i Museum  of  Polynesien  Ethnotogy  and 
Natural  History.  Vol.  I.  Nr.  I.  Honolulu,  Hawaiian 
Islands,  1898.  72  8.  mit  41  Textabbildungen  und 

20  Tafeln.  8°. 

Vergl.  M.  Bartel*  io  der  Zeitschrift  für  Ethnologie, 
.luhrg.  30,  Berlin  1896,  S.  27K. 

Bülow,  W.  von.  Pie  Geschichte  des  Stammvaters 
der  Samoauer.  Eine  samoan iaclie  Sage,  erläutert  und 
ntiersetzt.  (Internationale»  Archiv  für  Ethnographie, 
Band  XI,  1898,  8.  6 — 18.) 

Vergl.  L' Anthropologie,  turne  IX,  Paria  1898,  8.  479. 

Bülow,  W.  von.  Eine  samoanische  Fluthsage.  (Inter- 
nationales Archiv  fUr  Ethnographie,  Bd.  XI,  Leiden 
1898.  S.  80  — 82.) 

Bülow,  W.  von.  Der  Stammbaum  der  Könige  von 
Samoa.  Auf  Grund  einheimischer  Ueberlieferungen 
zusam  inengestellt,  nebst  erläuternden  Bemerkungen 
und  einem  Nachtrag:  Die  Haarpflege  der  Saraoaner. 
(Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XI, 
Leiden  1898,  S.  101  — 128  mit  1 Tabelle.) 

Bülow,  W.  von.  Die  samoan ische  Sprache.  (Zeit- 
schrift für  afrikan.  und  ocean.  Sprachen,  III,  1897,  4.) 

Bülow,  W.  von.  Die  Eidechse  im  Volksglauben  der 
Bamoaner.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  258  — 259.) 

Foy,  W.  Lanzen  von  den  llervey-  oder  Austral-Inseln. 
Mit  einer  Tafel  in  Lichtdruck.  (Abhandlungen  und 
Berichte  des  königl.  zoologischen  und  anthropologisch- 
ethnographischen  Museums  zu  Dresden.  Bd.  7,  1898, 
Nr.  5.)  Berlin,  R.  Friedländer  u.  Sohn,  1698.  4 8. 
mit  1 Lichtdrucktafel.  4°.  2,80  Mark. 

Giglioli , Enrico  H.  Gli  Ultimi  giorni  dell’etä  della 
pietra  (Melanesia).  Le  mazze  cou  testa  sfernidale,  di 
pietra,  della  Nuova  Brettagna , dette  .Palao“.  (Ar- 
chivio  per  FAntropologia  e l’Etnologia,  vol.  XXVII, 
Firenze  1897,  fase.  1.) 

Vergl.  rAnthropologie,  tone  IX,  Paris  1898,  S.  97. 

Giglioli,  Enrico  H.  Uei-Tiki  maori  fatti  con  crani 
uroani.  (Archivio  per  l'Antropologia  e l'etnologia, 
vol.  XXVII,  Firenze  1897,  S.  381  —385,). 

Vergl.  l’Anthrepologie,  torae  IX,  Pari»  1898.  S.  592. 

Hedley,  Ch.  The  ethnologie  of  Funafuti.  (The  Atoll 
of  Funafuti,  P.  4.)  Sydney,  Austral.  Museum  (Mem. 
111),  1897. 

Vergl.  das  Referat  von  Schurtz  in  Petirmann*»  Mit- 
Uu-ütingen,  44.  Bd.,  1898,  Litersturbericht,  8.  197. 

Krämer,  Augustin.  Nauru.  Ein  Besuch  der  Insel. 
(Globus,  74  Bd.,  1898 , 153—158  mit  4 Tertabbild.) 

Musick,  J.  R.  Hawaii  our  new  posseasions:  an  ac- 
count  of  travel«  and  ad  venture,  with  sketches  of  the 
scenery,  customs  and  mauners,  mythology  and  liistory 
of  Hawaii  to  the  present  New  York , Funk  and 
Wagnulls,  1898.  XXII,  524  8.  1 Karte.  2,75  dol. 

Owon,  Jean  A.  (Mrs.  Viagerl.  The  Story  of  Hawaii. 
l«ondou,  Harper  Brothers,  1898.  VII,  219  S.  8 Ab- 
bildungen. kl.  I*.  5 *i), 

Vergl.  Hahn  in  Pctermann’s  Mitthriloog»*n,  44.  Band, 
1898,  Litersturbericht,  S.  197. 

Samoainseln,  Die,  und  ihre  Bewohner.  (Velhagen 
und  Klasing's  Monatshefte,  Jahrgang  XIII,  1698, 
Heft  5.) 

Smith,  Porcy.  The  Maoris,  tbeir  probable  origin. 
(Science  of  man,  I,  1898,  7,  8.  163.) 

Steinen,  Karl  von  den.  Reise  nach  den  Marqtnsaa- 
Inseln.  (Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erd- 
kunde zu  Berlin,  Band  XXV,  1898,  8.  489  — 513.) 


Sundowner.  Ramble»  in  Folyneeia,  London,  European 
Mail.  1897.  IX,  207  8.  gr.  8°.  4 sh. 

Wissende bsftlich  werthlos;  vergl.  Hehn  in  IVtermsnn'a 
Mittheilungen,  44.  Bd.,  1898,  Literatur  bericht,  S.  197. 

Tautain.  fltude  sur  la  döpopulation  de  Parchipel  des 
Marquise*.  (L‘ Anthropologie , tome  IX,  Paris  1898, 
8.  298  — 318,'  418  — 436.) 

Dir  Einwohnerzahl  der  Marke»*  Inseln  ist  von  20000 
— 25000  im  Jahre  1838  auf  400  gesunken. 

Thileniua.  G.  Nord  west- Polynesier.  (Globus,  74.  Bd., 
1898,  S.  313  — 315.) 

Tonganer.  (Handwörterbuch  für  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie,  Band  VIII,  Breslau  1898, 
8.  67  — 70.) 


4.  Festland  und  Tasmanien. 

Brothers,  Robert.  Myth  of  Australia.  Thowra  and 
the  seven  myejl».  (The  AustraJasisn  Anthropological 
Jourual  1897,  3.,  S.  8 f.) 

Carnegie,  David  W.  On  a bark  • bündle  of  native 
objecis  lYom  Western  Australia.  (The  Journal  of 
the  Anthropological  Institute,  N.  8.,  Vol.  1,  1898, 
Nr.  i/t.) 

Dialect,  The,  of  an  Australien  tribe  on  the  Bogan. 
(Science  of  man,  I,  1898,  10,  8.  213  f.) 

DifFerenoes , The,  between  the  Tasmanian  and  the 
Australian  black*.  (Science  of  man,  I.  1898,  3,  8.  69  f.) 

Enright , W.  J.  Aboriginal  rock  carvings  in  the 
Wollömbi  district,  New  South  Wales.  (Science  of 
man,  1,  1898,  8,  8.  181  f.) 

Etlinology , The,  of  the  Auatralian  black*.  (Science 
of  man,  1,  1898,  3,  S.  56  f.  4,  8.  78  f.) 

Faweott , J.  W.  Notes  on  the  castouis  and  dialect 
of  the  Wronnah-Ruah  tribe.  (Science  of  man,  I,  1898, 
7/8,  8.  152  t,  180  f.) 

Field,  W.  G.  and  K.  Parker.  Langlob,  Linguiatics. 
U-Ia  liuya  tribe,  Sauddringham  Station,  West  Queena- 
land. (Science  of  man,  1,  1898,  3,  8.  61  f.) 

Gribble,  E.  R.  The  Initiation  ritea  of  the  Goon- 
ganjee  tribe.  (Science  of  man,  I,  1898,  4,  S.  85  f.) 

Har  per,  Walter  R.  A deicription  of  certain  objects 
of  unknown  signiflcance,  formerly  uaed  by  some 
New  South  Wales  tribe*.  Sidney  1898.  8°. 

Maistre,  Paul.  Les  abori  genes  australiens.  Coutumea 
et  legendes.  (A  travers  le  monde,  1897,  8.113 — 116.) 

Manning,  A.  W.  Mythologie  ideas  from  tribe  on 
Lachion  River.  (Science  of  man,  I,  1898,  3,  8.  72  f.) 

Mathews.  Gravüre«  par  lea  aborigene*  d'Auatrulie. 
(Bulletins  de  la  8oci4ti*  d' Anthropologie  de  Paris, 
ton.  IX,  1898,  fase.  5.) 

Mathews,  H.  Rock  carvings  aud  paiutings  of  the 
Australian  aborigiue*.  (Proceeding*  of  tlie  American 
Philosoph ical  »ociety.  Philadelphia.  Vol.  36,  Dec. 
1897,  Nr.  156,  8.  466  — 478  mit  1 Tafel.) 

Mathews,  R.  H.  Initiation  ceremonie*  of  Australiaii 
tribe*.  (Proceedittgs  of  the  American  Philosophical 
8ociety,  Vol.  37,  Nr.  157,  Philadelphia  1898,  S.  54— 73 
mit  1 Karte.) 

Mathews,  H.  Aboriginal  custom*  in  North  Queens- 
land. (Proceediug*  of  the  Royal  Society  of  Queens- 
land, 1898.) 

Mathews,  H.  The  Victorian  aborigines.  (The  Ame- 
rican Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  Nov.) 

Mathews,  R.  H.  Folk-lore  of  the  Auatraliau  ab- 
origines. (Science  of  man,  I,  1898,  3,  8.  69  f.) 


Digitized  by  Google 


70 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Mathews,  R.  H.  Volklore  of  the  Australien  blacks. 
(Science  of  man,  I,  1898  4,  8.  91  5,  8.  117  f , 0, 

8.  142  f.) 

Mathewa,  R.  H.  Aboriginal  ground  and  tree  drawing». 
(Science  of  man,  1,  1898,  8,  8.  185  f.) 

Reason»,  The,  for,  and  ohjecta  of  the  Bora,  and  Ini- 
tiation rite*  of  the  Australien  tribe«.  (Science  of 
mau,  I,  1898,  10,  8.  214  f.) 

Roth.  Notes  on  social  and  individual  nomenclature 
among  certaiu  North  Queensland  aborigiue*.  (Pro- 
reeding* of  the  Royal  Society  of  Queensland , 1898.) 

Roth,  W.  E.  Kthnological  Studie«  among  the  North- 
west * Central  Queensland  Aboriginee.  Brisbane  and 
London , Edm.  Gregory,  1897.  200  8.  mit  4:18  Ab- 
bildungen. h°. 

AU  mustergültig  bezeichnet  von  Schurts  in  Peter* 
maan’s  Mitthrilungen , 44.  Band,  1898,  Uteraturbrrieht, 
S.  195;  vergl.  Internationale»  Archiv  für  Ethnographie, 
Sana  XI,  Leiden  1898,  S.  179. 

Spencer,  B.  and  F.  J.  Gillcn.  Kotes  on  rertain  of 
the  Initiation  CVremonies  of  the  Annita  tribe,  Cen- 
tral Australia.  (Proceedings  of  the  Roy.  Soe.  of 
Victoria,  vol.  X,  Melbourne  1897,  Mai,  8.  142  f.) 


1).  Afrika. 

1.  Allgemeines  und  Vermischte«. 

Boahart,  August.  Zehn  Jahre  afrikanischen  Lebens. 
Leipzig,  O.  Wigand,  1898.  UI.  251  8.  gr.  8°.  4 Mk. 

Vergl.  Hettaer’i  geographische  Zeitschrift , Jahrgang  V, 
1899,  S.  58;  Petermann’»  Mittlu-iliingm,  Band  45,  1899, 
Literaturherieht,  S.  53. 

Bryoe,  J.  Impressious  of  Hoath  Afric*.  London, 
Macmillan,  1897.  000  8.  mit  3 Karten.  8°.  14  sh. 

Frobenius,  L.  Der  Ursprung  der  afrikanischen  Kul- 
turen. Mit  26  Karten  von  Afrika  nach  Kn« würfen 
des  Verfassers,  9 Tafeln  und  240  Textabbildungen. 
Berlin,  Gebr.  Borntrigmr,  1898.  XXXI,  368  8.  gr.  8°. 
10  Mark. 

Vergl.  das  Referat  (abgprerhrtid)  von  Andrer  im 
Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  363.  Ein  Auszug  des  Werkes 
findet  sich  in  der  Zeitschrift  der  Gewlliehaft  für  Erdkunde 
su  Berlin,  Band  XXIII,  1898,  S.  111  — 125. 

Frobenius,  L.  Der  westafrikanisL-he  Kulturkreis. 
(Petermaun’s  Mitt  bedungen , 44.  Band,  1898,  8.  193 
— 204,  205  — 271.  2 Karten.) 

Fortsetzung  der  in  Band  43,  1897*  S.  225  und  262 
erschienenen  Au  (sät  re. 

Giglioli , Enrico  H.  Due  aingolariasime  e rare 
firombe  da  guerra  guernite  di  ossa  umane,  dell’Africa 
et  de!!' America  meridiouale.  (Archivio  per  l'Antro- 
pologia  et  l'Etnologia,  vol.  XXVII,  Firenze  1897, 
fase.  2.) 

Vergl.  L’Anthropologic,  tome  IX,  Paris  1898,  8.  98. 

Langkavel , B.  Afrikanische  Trommeln  und  die 
Trommetspruche.  (Mutter  Knie,  Bd.  1,  1898,  8.  175 
mit  1 Textabbildung. 

Lusohan,  Felix  von.  Fremder  Einfluss  in  Afrika. 
(Westermann's  Monatshefte,  1898,  September.) 

Marchand.  La  religion  Musulmane  au  Houdan.  (Ren- 
seignements Coloniaux,  1897,  Nr.  4,  8.  91  — 111. 
Mit  Karte.) 

Vergl.  Pet  ermann*»  Mittheilungen,  44.  Bd. , 1898,  Ute- 
raturWricht,  S.  121. 

Mcroier,  E,  Im  population  indigene  de  l’Afrique  sou* 
la  dmnination  romnine,  vandale  et  byzantine.  Ute- 
cueil  des  ootice»  et  memoire«  de  In  societA  archAo- 


logique  du  dApartement  de  Constantine  XXX,  8.  127 

— 211.) 

Seidel,  A.  Transvaal,  die  südafrikanische  Republik, 
historisch,  geographisch,  politisch , wirtbschaftlkk 
dargestellt.  2.  Auflage.  Berlin,  Allgemeiner  Verein 
für  Deutsche  Literatur  (Hermann  Paeteli,  1898.  XV, 
481  8.  mit  17  Vollbildern,  48  Textabbildungen  und 
6 Karten,  gr.  8°.  7,50  Mark. 

Der  Verf.  erörtert  such  die  ethnographischen  Verhält- 
nisse; vergl.  Globus,  75.  Bd.,  1899,  S.  182. 

Scmbritzki.  Unterricht  und  Erziehnng  der  Neger. 
(Die  Umschau,  Jahrg.  UI,  1898,  Nr.  11.) 

Vooltskow , A.  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der 
Reisen  in  Madagasrar  und  Ostafrika  in  den  Jahns 
1889 — 1895.  Einleitung.  Frankfurt  a.  M.,  Diester- 
weg, 1897.  76  ß.,  8 Tafeln,  8 Karten.  4".  10  Mark. 


2.  Atlaaländer,  Tripolis,  Sahara. 

Bary,  Erwin  de.  Le  deroier  rapport  d'nn  Baropleo 
*ur  Ghitt  et  les  Touareg  de  l’AIr.  (Journal  de 
Voyage.)  Traduit  et  annotA  par  Henri  Schirmer. 
Paris,  Fischhacber,  1898.  8*.  5 fres. 

Battandier,  J.  A.  et  L.  Trabut.  L’AlgArie.  Le  »ol 
et  les  habitant*.  Paris,  Bailiiere,  1898.  360  8.  16°. 
3,50  fres. 

Schildert  u.  a.  die  Bevölkerung  unter  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  vorgeschichtlichen  Alterthfimcr;  vergl. 
Petermann’»  Mittheilunges,  Band  45,  1899,  Literatur- 
berirht,  S.  64. 

Bertholon.  Le*  original  des  Utouages  tanldens. 
(Association  franfaise  pour  l’avancern«nt  des  scieoee», 
XXV,  1897,  I,  8.  200  f.) 

Bloch , Ad.  8ur  de*  race*  noires  indigAnex  qui 
existaient  ancieiinemeut  dan»  l’Afrique  septeutrional«. 
(Association  fran^aise  |>our  ravancement  des  Science*, 
XXV,  1897,  I,  8.  209  f.,  U.  8.  511  — 523.) 

Busson , Henri.  L*  dAveloppement  gAogmphique  de 
la  coloni Ration  agricole  en  Algerie.  (Annalei  de 
Geographie,  totu.  VII,  1898,  Nr.  31,  8.  34  — 54  mit 
1 Karte.) 

Vergl.  l’etcnnano’»  Mittheilungen,  Band  45,  1899, 

Literatur  bericht,  8.  55. 

Cat,  Edouard.  L’Ixl»mi««ne  et  Hea  confrArie«  reli- 
gieuses  au  Maroc.  (Revue  des  deux  mondes,  AnnAs 
66,  PAriode  4,  Tome  149,  8.  375  — 404.) 

Depont,  Octave  et  Xavier  Coppol&ni.  Les  con- 
frAries  religieuses  musulmancx.  PubliA  sou*  le  patro- 
01(0  de  M.  Jules  t’ambon.  gOUverneur-gAm-ral  de 
PAlgArie.  Alger,  Jourdan,  1897.  Lex.  8®.  25  fres. 

Vergl.  M.  J.  de  Goeje  im  Internationalen  Archiv  für 
Ethnographie,  Baud  XI,  Leiden  1898,  8.  177,  178. 

Donnet,  G.  En  tiahara.  A travers  le  pay*  de» 
Maure«  nomades.  Paria,  SociAtA  frantjaiso  U’Edition» 
«Part  (L.  Henry  May).  (1898.)  307  8.  mit  84  Ab- 

bildungen und  2 Karten,  gr.  4°. 

Vergl.  Petermann’*  Mittheilungen,  Baud  45,  1899, 
Litersturbcricht,  8.  56. 

Grothe,  L.  H.  Tripolitanieti,  Landschaftabilder  und 
Völkertypen.  Leipzig,  Seele  u.  Co.,  1898.  47  8. 

gr.  8°.  1 Mark. 

Vergl.  1'etcnnann's  Mitthciluugen , Band  45,  1899, 
Literaturbericht,  8.  53  f. 

Hacquard.  Tomboactou  et  les  Toaareg.  (Bullet-  de 
la  ßocietA  geogr.  de  Marseille,  tom.  XXI,  1897, 
S.  4.31  — 483.) 

Harris.  The  Berber*  of  Maroceo.  (The  Journal  of 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


71 


th<>!  Anthropologien]  Institute  of  Great  Britain  and 
Irland.  VOL  XXVII,  1897,  Nr.  1.) 

Hartmann,  M.  Aas  dein  Religionsleben  der  libyschen 
Wüste.  (Archiv  fiir  Religionswissenschaft,  hrsg.  von 
Th.  Achelis,  Band  I,  1898,  Heft  3.) 

Hourat.  Sur  le  Niger  et  au  pays  des  Touaregs.  La 
Misaion  Hon  i st.  Pari»,  Pion,  Nourrit  et  Co.,  1898. 
XII,  479  S.  mit  190  Abbildungen  und  1 Karte.  8°. 
4 freu. 

Ethnologisch  werth  voll  ist  das  Capitel  über  die  Tuareg; 
vergl.  das  Referat  ron  Hahn  ia  Petermann’s  Mittheilungen, 
Band  45,  1899,  Literaturbericht,  8.  56. 

Lapie,  Faul.  I*es  Civilisalioo«  tunisiennei.  (Musul* 
lUiins,  Israelites,  Europeens.)  fctude  de  psychologie 
Sociale.  Paria,  Alcan,  1897.  301  ß.  12*.  3,50  frc». 

Enthält  die  Capitel:  Die  Grundlage  der  tunesischen 
Clvilisatioaen.  Die  Sprachen.  Der  Besitz.  Die  Familie. 
Der  Staat.  Die  Religion.  Die  Kunst. 

Le  Blanc  de  Pröbois,  Paul.  Essai  de  contes  kaby- 
le«.  Traduction  arabe  et  fran^aise.  Constautine, 
G.  Heim,  1897.  16  8.  8°. 

Le  Blanc  de  Pr4bois,  Paul.  Essai  de  contes  kaby- 
le».  Avec  traduction  en  frauqais.  I.  livraisou. 
Batna,  Beim,  1897.  93  8.  8°.  2 frc». 

Leroy-Beaulieu,  Paul.  L'Alg^rie  et  la  Tunisie. 
2.  editiön  reinaniee  et  augmentce.  Pari»,  Guillaumin 
et  CoM  1897.  XIV,  620  8.  8°.  9 fres. 

Philippson , M.  Algerien.  (Die  Nation,  Jahrg.  15, 
1897/98,  8.  477  — 479.) 

Enthält  Mittheilungen  über  die  Zusammensetzung  der 
Bevölkerung  Algerien». 

Robert,  Achille.  Croyance»  des  indigttnes  de  8edntta. 
(Suite.)  (Revue  de»  traditions  populaires,  XII,  1897, 
8.  581  f.) 

Robert,  Achille.  Mddecine  populair*  arabe.  (Saite.) 
(Revue  des  traditions  populaires,  XII,  1897,  8.  615  f.) 

Saurin,  Jules.  Le  pcuplement  (rin^sii  de  la  Tuuisie. 
(Revue  de  Paris,  1897,  VI,  8.  328  — 364.) 

Stumme , Hans.  Mürclien  und  Gedichte  aus  der 
Stadt  Tripolis  in  Nordafrika.  Eine  Sammlung 
transkribirter  prosaischer  und  poetischer  Stücke  im 
arabischen  Dialekte  der  Stadt  Tripolis  nebet,  Ueber- 
«etzung,  Skizze  des  Dialekt«  und  Glossar.  Leipzig, 
J.  C.  Hinriohs,  1898.  X,  317  8.  Lex.  8°.  16  Mark. 

Tuareg,  Tuarek,  Tuarik.  (Handwörterbuch  der 
Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie,  Band  VIII, 
Breslau  1898.  S.  186—  193.) 

Wahl,  Maurice.  L’Alg6rie.  3.  Edition  revue  et 
augineutee.  Pari»,  Alcan,  1897.  442  8.  8®.  5 frc*. 


3.  Aegypten. 

a)  AHerihum. 

An utch ine,  D.  N.  Kumennyi  vi(*k  i doUtoritclicsko'ü* 
nas«e|enie  Eguipta.  (Steinzeitalter  und  prähistorische 
Bevölkerung  Aegyptens.)  (8.  A.  aus  Bulletins  et 
Notice»  arch&ilogiques , 1898,  Nr.  3 u.  4.)  Moskau 
1898.  43  8.  8°. 

Vergl.  L’ Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898,  8.  443. 

Bissing,  P.  de.  I-es  origine*  de  rfegypte.  (L* Anthro- 
pologie, tome  IX,  Paris  1898,  8.  241  — 258,  408  — 
417  mit  2 Tafeln.) 

Vergl.  Egypt  Exploration  Fund.  Archaeologiral  repert 
1897  — 1898,  S.  25,  39. 

Ebers,  Qeorg.  Die  Körpertheile,  ihre  Bedeutung  und 
Namen  im  Altagyptischen.  (Aus:  Abhandlungen  der 


königl.  bayr.  Akademie  der  Wissensch.)  München, 
G.  Franz  in  Comm.,  1897.  96  8.  gr.  4°.  4 Mark. 

Egypt  exploration  fund.  Arclmeological  report 
1897 — 1898.  Comprising  the  work  of  the  Egypt 
Exploration  Fund  and  the  progres»  of  Egyptology 
during  the  year  1897 — 1898.  Baited  by  F.  LI, Grif- 
ft tb.  With  Illustration«  and  maps.  London  1898. 
3 Bl.,  70  8.,  1 LichUlr.,  5 Karten,  gr.  8°. 

Enthält:  I.  Egypt  Exploration  Fund.  Petrie,  W.  M. 
K linder«:  Excavation  at  Dendereh.  S.  1,  2 mit  1 Abbil- 
dung. Clarke,  Somers:  The  Tempi«  of  Deir  el  Bn- 
hari.  S.  3.  Griffith,  F.  LI.:  Archneological  Surrey. 
8.  4.  Greufell,  B.  I’.:  Graeco-Roman  Brauch.  S.  4,  5. 
II.  Progress  of  Egyptology.  Petrie,  W.  M.  Künders: 
Excavation«  at  Hierakonpoü» : The  earliest  monument»  »f 
Kgyptian  hiatory.  S.  6 — 10  mit  1 Abbildung.  Griffith, 
F.  LI.:  Archaeology,  hicroglyphic  studirs.  S.  11  — 48. 
Kenyon,  K.  G.:  Graeco-Roman  Egypt.  8.  48  — 54. 
Cr  um,  W.  E.:  Coptic  Studie».  S.  55  — 69. 

Erman.  Die  ältesten  Vorstellungen  der  Aegypter 
vom  Leben  nach  dem  Tode.  (Sitzungsberichte  der 
prosaischen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin, 
Jahrg.  1898,  Heft  25.) 

Fouquet.  Note  pour  servir  & l'histoire  de  l’emhaume- 
tneut  en  figvpte.  (Bulletin  de  l'institute  egyptien, 
s^r.  DU,  Nr.  7,  Le  Caire  1897,  S.  89  — 97.) 

Fouquet.  D.  Recherche»  sur  le»  er»  ne»  de  l’dpoque 
de  la  pterre  taill£e  eu  figypte.  (Appendice  au  livre 
de  J.  de  Morgan:  Recherche»  sur  les  orig  ine«  de 
l’JSfrypte.)  Paris,  Leroux,  1897.  112  8. 

Vergl.  das  Referat  von  Verneau  in  L’ Anthropologie, 
toiue  IX,  Pari»  189H,  S.  580  — 583. 

Fraas,  Eberhard.  Anthropologisches  aus  dem  Lande 
der  Pharaonen.  (Corre*pondeuxblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  fiir  Anthropologie  etc.,  Jahrgang  29, 
München  1898,  S.  9 - 12.) 

Greufell,  Bornard  P.  and  Arthur  8.  Hunt.  The 
Oxjrrhynchus  Papyri.  Part.  L;  edited  with  trans- 
latiouä  and  note*.  With  eight  plate».  London  1H98. 
25  »h. 

Henning,  Ch.  L.  Die  neuesten  Forschungen  über 
die  Steinzeit  und  die  Zeit  der  Metalle  in  Aegypten. 
II  — III.  (Globus , 74.  Baml,  1898,  S.  75  — 79  und 
8.  208  — 211  mit  12  Abbildungen.) 

Nach  J.  de  Morgan’«  Recherche*  sur  le»  origine*  de 
rßgypte.  Pari»  1897. 

Moret,  Alex.  Coup  d’oeil  sur  l’ßgypbe  primitive. 
(Bulletin  de  la  societ6  des  Amis  de  l’universit*!*  de 
Lyon,  XI,  1897,  8.  118—  133.) 

Morgan,  J.  de.  Account  of  the  work  of  the  Service 
of  amiqnities  of  Egypt  and  of  the  Kgyptian  Institute 
during  the  year»  1892,  1893  and  1894.  (Attnual 
report  of  the  board  of  regenU  of  the  8mithsonian 
instilution,  July  1896,  Washington  1898,  8.591 — 612.) 

Traoslated  from  acte«  du  Dixieiue  Congre»  International 
des  Orientaliste* , session  de  Geneve,  1894.  Leide  1897. 
Scction  IV,  Egypte  et  Langues  Africmines,  S.  3 — 33.) 

Morgan , J.  de.  Recherche«  «ur  les  origine«  de 
l’Egypte.  II.  Ethnographie  pr4hUtorique  et  Tombeau 
royal  de  Ncgadah.  Avec  la  colloborutiou  de  Wiede- 
mann,  G.  Jequier  et  Fouquet.  Paris,  Iverotix, 
1897.  IX.  395  8.  mit  Textabbildungen  und  5 Tafeln, 
gr.  8°.  25  frc«. 

Petrie,  W.  M.  Fliudors.  Religion  and  couscience 
in  niicient  Egypt:  Lactu  res  at  universitj  College, 
London.  London,  Metbticn,  1898.  180  8,  gr.  8®. 

2 sh.  6 d. 

Quiboll,  J.  E.  On  the  date  of  the  period  in  Egypt 
called  Neolithic,  Libyan  and  New  Race.  (Zeitschrift 


Digitized  by  Google 


72 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


für  ägyptische  Sprache  und  Altorth  umskunde , 35, 
1893,  2.) 

Bohwolnfurth , G.  Di«  Ornamentik  der  ältesten 
Cultur-Epoche  Aegyp tena.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1897, 
8.  391  — 402  mit  Textabbildungen.) 

Au»  mg  au»  einer  Abhandlung  der  österreichischen 
MaOlüCtlTill  für  den  Orient,  1897,  Nr.  9 n.  10. 

Bchweinfurth , G.  Die  neuesten  Gräberfunde  in 
Ob»-r  - Aegypten  und  die  Stellung  der  noch  Ü benden 
W Unten -Stamm«  zu  der  altägyptischeu  Bevölkerung. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  180—185  mit  3 Textabbil- 
dungen.) 

Bchweinfurth,  G.  Modelle  von  Steiuwaffen  in  neoli- 
thiaclien  Gräbern  von  Kom-el-Ahmar  (Hierakou|x>lia). 
(Verhandlungen  der  Berliner  Geaellschaft  für  Anthro 
pologie,  Jahrg.  1808,  8.  280  — 262  mit  2 Textabbil- 
dungen.) 

SchweinfUrth,  G.  Die  neuesten  Entdeckungen  auf 
dem  Gebiete  der  ägyptischen  Ausgrabungen.  I — III. 
(Sphinx,  revue  crilique,  vol.  H,  1898,  fase.  3 u.  4.) 

Beton -Karr,  H.  W.  Discovery  of  the  lost  llint  mitte« 
of  Egypt»  (Journal  of  the  Anthropologien!  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland , vol.  XXVII,  1897, 
8.  90  ff.) 

Steindorff,  Georg.  Das  Kunst  ge  werbe  im  alten 
Aegypten.  (lloclischul -Vorträge , 1898,  Heft  12.) 

Leipzig,  Seele  u.  Co.  20  8.  gr.  8°.  0,30  Mark. 

Torr,  CeoiL  Bur  quelques  pretendu*  na  vires  egvptiens. 
(L’Authropologin , torue  IX,  Paris  1898,  8.  32 — 35 
mit  5 Textabbildungen.  Ergänzung  8.717  mit  1 Ab- 
bildung.) 

Vergl.  dazu  Griffith  in  Egypt  Exploration  Kund.  Ar- 
ehacotogiral  report  1897  — 1808,  S.  39. 

Virohow,  Rudolf.  Di«  Kopfhaar«  aus  den  prä- 
historischen Gräbern  Ober- Aegyptens.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Antbropologio  etc., 
Jahrg.  1898,  8.  401  — 405.) 

Virchow,  Rudolf.  Ueber  die  ethnologische  Stellung 
der  prähistorischen  und  protohistorischen  Aegypter, 
nebst  Bemerkungen  über  Entfärbung  und  Verfärbung 
der  Haare.  Mit  2 Tafeln.  (Aus  Abhandlungen  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  1898.) 
Berlin,  B.  G.  Reimer,  1898.  20  8.  4°.  3 Mark. 

Besprochen  von  licrk hau  im  Clobu«,  74.  Band,  1898, 
S.  102;  im  Internationalen  Archiv  filr  Ethnographie,  Band 
XI,  Leiden  1898,  8.  251. 


b)  Neuzeit. 

Beckmann,  Joseph.  Zur  Volkskunde  des  heutigen 
Aegypten*.  (Der  Urquell,  N.  F.  I,  1897,  8.299—301.) 
Pasig,  Paul.  Das  modern«  ägyptische  Volkslied.  (Die 
Umschau,  I,  1897,  8.  822  — 824.) 


4.  Nordostafrika. 

Boinot.  Recherche*  sur  le  poison  des  fleclie«  des 
Somalis.  (Coinptos  rendu*  du  Congrta  de*  Bocldtcs 
savante*  . . . teuu  ä la  Borbonue  «n  1807;  Sectiou 
des  Sciences,  Paris  1897,  8.  228  f.) 

Cust,  Rob.  Needham.  Th«  Laaguage  of  Boiuäli- 
Land.  (Jonrnal  of  tbe  Royal  Asiatic  Society  of 
Great  Britain  and  Irelaud.  1898,  Jauuary.) 

Ghika,  Nicola«  D.  Püret.  Cinq  Mol*  au  Payt  des 
Somalis.  Basel  und  Genf,  Georg  u,  Co.,  1897.  VI, 


223  8.  mit  2 Porträt«,  25  Abbildungen  und  1 Karte, 
gr.  8°.  12  Mark. 

Enthält  Notizen  Über  die  Cullur  der  Somali. 

Luuribar.  Paul  de.  Douze  ans  eu  Abyuinie.  Kon- 
venir»  d’un  offleier.  Paris,  Flanunarion,  1898.  648  8. 
5,50  frc». 

Nicoletti-Altimari,  A.  Tradixioni  e leggend«  abiasiae. 
(Rivhta  dTtalia.  Anno  I,  1898.  Fase.  4.) 

Rodön , K.  G.  Om  da  tigretalande  folkstammamr 
och  missionsarbetet  bland  dem.  Missionssknfter, 
utg.  »f  Evaug.  fosterl. -stift,  2.  Stockholm  1897.  30  S. 
8*.  0,20  kr. 

Beton -Karr,  H.  W.  Fturiber  discoveriw  of  anclent 
stone  implement*  in  Somaliland.  (Journal  of  the 
Antbropological  Institut«  of  Great  Britain  and  Ire- 
land,  vol.  XXVII,  1897,  8.  93—95,  mit  2 Text- 
abbildungen.) 

Bewell,  R.  Th«  Language  of  Somali  -land.  (The 
Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society  of  Great  Britain 
and  Ireland.  1898,  Oct.) 

U«i  nuxi&li  aristocratici  in  Abissinia.  (Archivio  per 
lo  Studio  delle  trad.  pop.  XIV,  1897,  8.  576  — 580.) 

5.  Obere  Nilländer  und  östlicher  Sudan. 

Deherain,  Henri.  Le  Soudau  fegyptien  sous  Mdhemet- 
AU.  Pari«,  G.  Carr6  et  0.  Mama,  1898.  384  8.  mit 
7 Karten,  gr.  8°.  6 fres. 

C&ateliani,  Cb.  Vers  1«  Nil  frawptis  avec  la  minien 
Marchand.  Paris,  Flammarion.  437  8.  mit  150  Ab- 
bildungen. 8°.  10  fres. 

C.  benrbtet  über  Menschenopfer  und  Anthropophagie. 

6.  Mittlerer  und  weetlicher  Sudan 
und  Küstenländer. 

Brinkmann,  J.  Die  Bronzen  von  Benin.  (Corrvapon- 
deuzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie. 
Jahrg.  29,  München  1898,  8.  62.) 

Conrau.  G.  Einige  Beiträge  über  die  Völker  zwischen 
Mptinnu  und  Bali;  von  Maudume  nach  dem  Berge 
Diungo.  (Mittlieilungen  von  Forschungsreisenden 
uud  Geleinten  aus  den  deutschen  Schutzgebieten, 
Band  XI,  1898,  3.) 

Courau,  G.  Der  Hüttenbau  der  Völker  im  nördlichen 
Kamerungebiet.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  B.  158 — 161.) 

Granville,  Reginald  K.  Notes  on  tbe  Jekris,  8obo« 
and  Ijo»  of  the  Niger  Coast  Protectorate.  (Tbe 
Journal  of  the  Anthropologie«]  Institute  of  Great 
Britain  and  Ireland.  N.  8.,  Vol.  I,  1898  , 8.  104  — 
126  mit  Textabbildungen  und  5 Tafeln. 

Herold.  Kannibalismus  in  Togo.  (Deutsche  Kolonial 
Zeitung,  Jahrgaug  XI,  1898,  Nr.  46.) 

Herold.  Handels-  und  Verkelirsverhältnisee  des  Schutz- 
gebiet«« Togo.  (Jahresbericht  de*  Vereins  für  Erd- 
kunde zu  Metz,  20,  1897/98,  Metz  1898  , 8.  54  — 72, 
mit  1 Kart«.) 

Enthält  einig«  ethnographische  Bemerk ungen  über  dir 
Eingeborenen,  namentlich  die  Hatusas. 

Hutter.  Die  Zeichensprache  bei  den  Negern  de* 
Wald-  und  Graslandes  in  Nordkamemn.  (Globus. 
74.  Bd-,  1898,  8.  201—204.) 

Laffrillidre~Beauclerc,  Bug.  Mission  au  Senegal  et 
au  fkNKÜUI.  Voyage  de  Mr.  Audrtf  Lebon.  minister 
des  colonies.  Paris,  T.tllaudier.  (1898.)  VIII,  222  S. 
mit  13  Ansichten  und  2 Karten,  gr.  8°.  5 fres. 

VergL  Petei— »nV  Mittlieilungen , 45.  Band,  1899 
Literaturbericht,  S.  56  f. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


73 


Lartigue,  H.  de.  Notice»  »ur  le*  Maure»  du  Senegal 
et  du  Boudan.  (Renseignement*  oolotüaux  et  doen- 
ment»  public«  per  le  Coinit6  de  l'Afrique  frum-aiw 

1897,  Nr.  3,  8.41 — 72  mit  l Kartenskizze.) 

Vergl.  Petertuanu's  Miltheilungen,  44.  Hand , 1898, 

Uteratwberiebt,  s.  190. 

Plehn.  Zur  Kenntnis»  der  Sprechen  in  Togo.  (Zeit- 
schrift für  afrikanische  und  oceanische  Sprachen. 

1898,  Heft  3.) 

Plehn,  Rudolf.  Beiträge  zur  Völkerkunde  de»  Togo- 
Gebiet««.  Inaug.  Dissertation.  Halle  1898.  40  8. 

mit  2 Tafeln  und  1 Karte,  gr.  8°. 

Vergl.  «hu  Referat  von  Und.  Virchow  in  dcT  Zeit- 
»ehr» ft  für  Ethnologie,  Jahrg.  30,  Berlin  1898,  8.279—280. 

Roth,  H.  Ling.  Notes  on  Benin  Custom«.  (Inter- 
nationales Archiv  tür  Ethnographie,  1kl.  XI,  Leiden 
1898,  S.  235 — 242  mit  Textabbildungen.) 

Seidel , H.  Au»  der  Fetischstadt  Iasele  am  unteren 
Niger,  (Globus,  74.  Bi(  1898,  S.  6 — 9 mit  l Ab- 
bildung.) 

Seidel,  H.  Lome,  die  Hauptstadt,  der  Togokolonie. 
Ein  Kultnrbild  ans  'Westafrika.  Sammlung  geogra- 
phischer und  kolonial  - politischer  Schrift«*»»,  hcrauag. 
von  Rud.  Fitzner,  Nr.  12,  Berlin,  Paetel,  1898, 
42  8.  gr.  8*.  0,80  Mark. 

Senator,  Max.  Umritt» -Zeichnungen  der  Hände  von 
Togo- Lauten.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8-  278  — 280 
mit  1 Tafel.) 

Stosa,  Wilhelm.  Das  deutsche  Togoland.  (Reclam’s 
Universum.  1898/99,  Nr.  6 mit  Abbildungen.) 

Woerl,  Leo.  Dahomey , da»  Land  der  schwarzen 
Amazonen.  Eine  Skizze  von  Land  ttnd  Leuten. 
Leipzig,  Woerl,  1898.  24  8.  mit  10  lllustrationne 
gr.  8°.  1 Mark. 

Zech,  Graf  von.  Vermischte  Notizen  über  Togo  und 
das  Togohinterland.  (Mittheilungen  au*  den  deut- 
schen Schutzgebieten,  Band  II,  1898,  8.  89  — 161 
mit  7 Abbildungen  und  zahlreichen  Textskizzen.) 

Vergl.  Petetmanu*»  Mittheilongn»,  45.  Band,  1899, 
Literaturbericht,  S.  57. 

7.  Bantuvölker. 

Bortrand,  Alfred.  Au  pay*  de«  Ba-Rotai  (Haut- 
Zambeze).  Voyage  d'cxploration  en  Afrique  et  retour 
par  le»  chute»  de  Victoria,  le  MatebeU-land,  le  Trans- 
vaal, Natal,  le  Cap.  Pari»,  Hachette,  1898.  340  8. 
mit  105  Abbildungen  und  2 Karten.  8°.  20  fres. 

Vergl.  Globus , 74.  Bd.,  1898,  S.  24  — 30,  39—44; 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin, 
Hund  XXV,  1898,  S.  404. 

Botz,  R.  Die  Trommelsprache  dor  Duala.  (Mit- 
ihetlutigen  von  Forschungtreisenden  und  Gelehrten 
aus  «len  deutschen  Schutzgebieten.  Band  XI,  1898, 
Nr.  1.) 

Bunzon , Charles.  A Lambartal.  Lettre*  et  Sou- 
venir*. Nancy,  Berger- Levrault,  1897.  XXXV,  152  8. 
mit  3 Abbildungen  und  4 Plänen.  8®.  2,50  frc». 

Der  Verfasser  war  Missionar  mn  Ogowe;  »ein  Werk  ent- 
hält Schilderungen  von  Charnktcr  und  Sprache  der  Pahouin 
und  Galoa;  vergl.  Petetmaan’»  Mittheilungen,  44.  Hand, 
1898,  Literaturbericbt,  8.  191. 

Burrowa,  Gay.  On  the  native»  of  tbe  upper  Welle 
district  «>f  the  Belgian  Congo.  (The  Journal  of  the 
Anthropologifftl  Institute,  N.  8-,  Vol.  I,  1898,  8.  35 — 
47  mit  Tafel). 

Capus,  Peter.  Eine  Mission  »reise  nach  Uha  und 
Urundi.  Auszug  aus  dem  Tagebuch.  (Peterroann’s 

Archiv  für  Anthropologie.  IM.  XXVII.  (Vers.  d.  antbrop.  Lik) 


Mittheilungen,  44.  Band,  1898,  8.  121  — 124,  182 
— 185.) 

Coillard,  F.  On  the  Threshold  of  Central  Africa. 
A record  of  twenty  years  Pioneering  atnong  the 
Barotsi  of  the  Upper  Zambe»i.  London,  Hodder  and 
8tougbton,  1897.  XXXIV,  6638.  mit  44  Abbildungen 
und  1 Karte,  gr.  8°.  15  »b. 

Coillard,  F,  Sur  Ic  Haut -Zainbez«.  Voyage»  et 
travaux  de  mi«»ion.  nouv.  Edition.  Pari»/  Berger- 
Lev  rau)  t,  1898.  XXVIII,  590  8.  mit  33  Abbildungen 
und  2 Karten.  4°.  8 frc». 

Mit  ethnographischen  Notizen  über  die  Bawtse;  vergl. 
Bulletin  de  lu  »ociet£  Nem  huleloise  de  gfographie.  Tome  X, 
1898,  S.  514.  Petermann’s  Mittheilungen,  44.  Bd.,  1898, 
Litoraturberh'ht,  S.  192. 

Denett,  E.  Note»  on  the  folklore  of  th«  Fjort  (Frenoh 
Congo).  With  an  intro<luction  bv  Mary  H.  King»- 
ley.  Lllustrated.  London  (published  for  the  Folk- 
lore Society),  David  Nutt,  1898.  IV,  XXXII.  169  8. 
8°.  7 th.  6 d. 

Sehr  beifällig  besprochen  von  And  ree  in»  Globus, 
Band  75,  1899,  S.  245  f. 

Goffart,  Ferdinand.  Traite  m^thodiqne  de  g6ogra- 
phie  du  Co»»go.  Geologie,  orographic-,  hydmgraphie, 
ethnographie , productions  naturelle»;  Organisation, 
politi«iue,  Industrie,  commerce,  communleation».  An- 
ver*.  CI.  Thibant,  1897.  Mit  Abbildungen  u.  Karten, 
gr.  8°.  3,75  frc». 

Pnblication  «lu  Club  africain  d’Anvers.  Der  Verf.  schil- 
dert in  einen»  besonderen  Abschnitte  die  Eingeborenen  des 
Kongogebtete*. 

Hochländer,  Die  mittleren,  de*  nördlichen  DenUeh- 
0»t- Afrika.  Wi»»en»c1iafUiche  Ergebnisse  der  Irangi- 
Expcdition  1896  — 1897  nebst  kurzer  Reisebeschrei* 
bung.  Im  Auftrag«  der  Iratigi  • Gesellschaft  heraus- 
gegeben von  dem  Führer  der  Expedition  O.  Walde- 
mar Werther.  Unter  Mitwirkung  der  Herren: 
Bruno  Hassenstein,  F.  Kartell.  H.  J.  Kolbe, 
F.  v.  Luschan,  P.  Mntschie,  A.  Relchenow, 
A.  Blidll,  L.  v.  Tippclskirch,  G.  Tornier, 
E.  Wagner,  G.  Witt.  Mit  5 Vollbildern,  126  Text- 
illustrationen und  2 Originalkarten.  Berlin,  Herrn. 
Paetel,  1898.  8,  497  8.  gr.  8°.  18  Mark. 

Mit  einem  ethnographischen  Theil. 

Jacques.  Contributton  ä 1’ethtiologie  de  l’Afriqti« 
centrale,  halt  c raues  du  Haut- Congo.  (Bulletin  de 
la  Societd  d’Anihropologie  do  Bruxelles,  tom.  XV, 

1897. ) 

Johnston,  Sir  Harry  H.  British  Central  Africa. 
London,  Methnen  and  Co.t  1897,  XIX,  544  8.  mit 
229  Abbildungen  und  6 Karten,  gr.  8®.  30  *h. 

Vergl.  Heiermann"«  Mittheilungen , 44.  Band,  1898, 
UtavaUtfWrkhtf  8.  191. 

Jtinod,  Henri  A.  Le»  Ba-Ronga.  Etüde  ethnogra- 
pliique  »ur  le»  indigene»  de  la  haie  de  Detagoa. 
Moeurs.  Droit  coutumier.  Vi«*  nationale.  Industrie. 
Tradition».  Superstition«  et  Religion.  (Bulletin  de 
la  »ocidte  Neuchateloise  de  geographie.  Tome  X, 

1898,  S.  5 — 500.  4 Lichldrucktafelu  und  Text- 

abbildungen.) 

Der  Verfasser  ist  Missionar  in  Loaren^o  Marques  :m  der 
Delagon-Bai.  Die  Abhandlung  wird  ausführlich  besprochen 
v«*n  II.  Seidel  im  Globus,  74.  Bd.,  1898,  S.  185  — 193, 
wo  auch  einige  Abbildungen  wiedergegeben  werdet». 

Kollmann,  Paul.  Der  Nordwenten  unserer  ostafri- 
kanischen  Kolonie.  Eiue  Beschreibung  von  Land 
und  Leuten  am  Victoria  Nyanza  nebst  Aufzeichnungen 
einiger  daselbst  gesprochenen  Dialekte.  Berlin,  Schall, 
1898.  VIII,  191  8.  8°. 

10 


Digitized  by  Google 


74 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Liebroch  ts  und  Mosui.  Guido  de  la  sectkra  de 
1'fctat  indejiendant  du  Congo  4 /Exposition  de 
Bruxelles - Tervueren  en  1897.  Bruxelles,  Moimom, 
1897.  XIV,  5*24  8-  mit  Textabbildungen  und  Karten. 

Einhalt  auch  eine  Beschreibung  der  Sitten  und  Gebräuche 
der  Bewohner  de*  Congo;  vergU  IVtermsnn’*  WUthrilungen, 
44.  BdL  1898,  Lilernturliericht,  S.  192 

Luschan , F.  von.  Beiträge  tar  Ethnographie  den 
abflusslosen  Gebiets  von  Deutsch- Ost- Afrika.  Berlin, 
H.  Paetel,  1898. 

S.  A.  au*  W.  Werther  „Die  mittleren  Hoihlioder  des 
nord liehen  Deut*rh>Ostafrika.u 

Macdonald , J.  R.  L.  Solderiug  nnd  8»rveying  in 
British  East  Africa.  London,  Edward  Arnold,  1897. 
XVI,  333  8.  mit  12  Ansichten  und  8 Karten,  gr.  8°. 
16  sh. 

Enthalt  einige  ethnographische  Not  ixen ; vcrgl.  Peter* 
tnann’s  Mittheilungro , 44.  1WI. , 1898,  Literaturherkht, 
S.  190. 

Mftlbec  et  H.  Bourgeois.  Los  flaches  etnpoieoniv^es 
du  pays  Baya  (Ilaute-Sangha).  (Revue  mettsuelle  de 
l’ficole  d' Anthropologie  de  Paris,  annöe  Vlll,  1898, 
Nr.  10.) 

Nanters,  A.  J.  I/fctat  independnnt  du  Congo. 
Bruxelles,  Falk,  1898.  528  8. 

Enthält  ausser  historischen  und  geographischen  auch 
ethnographische  Mittheilungrn. 

Ramsay.  Ueber  seine  Expedition«!  nach  Ruanda 
und  den  Bikwa  • 8m.  (Verhandlungen  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  tu  Berlin,  Band  XXV,  1898,  8.  303 
— 888.) 

Bit  einigen  ethnographischen  Notizen. 

Bchoeiler.  Pie  ethnologischen. Verhältnisse  des  äqua- 
torialen Ostafrika.  (Deutsche  Kolonialmttung,  Jahr- 
gang XI,  1898,  Nr.  31.) 

Bchoeiler,  Max.  Einige  wissenschaftliche  Ergebnisse 
seiner  Expedition  nach  Aeqnatorial  * Ost  «Afrika  und 
Uganda  lfo.Mi.y7.  ( Verhandlungen  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  zu  Berlin,  Band  XXV,  1898,  8.  251 
— 262.) 

Enthält  einige  ethnographische  Angaben. 

SchöUer,  Max.  Meine  Aeqnatorial  «Ost*  Afrika-  und 
Uganda- Expedition  1896/97.  (Verhandlungen  der 
deutschen  Kolonial -Gesellschaft,  Abtheilung:  Berlin- 
Charlottenburg.  1897/98.  Heft  5,  8.  159  — 233  mit 
1 kolor.  Karte.) 

Soidol , A.  Ein  Suaheligedicht  über  die  Vorgänge 
beim  letzten  Thronwechsel  in  Sansibar.  (Deutsche 
Kolonialzeitung,  1898,  Nr.  7.) 

Thonner,  Franst,  Im  afrikanischen  Urwald«*.  Meine 
Bois«*  nach  dem  Kougo  und  der  Mongalla  im  Jahre 
1896.  Berlin,  Dietrich  Reimer  (Ernst  V ohsen),  1898. 
X,  116  8.  gr.  8°.  Mit  20  Textbildern,  87  Lichtdruck- 
tafeln  und  3 Karten. 

VergL  Globus,  Band  75,  1898,  8.  245. 

Velton,  C.  Märchen  und  Erzählungen  der  8uaheli. 
(Lehrbücher  des  Seminars  für  orientalische  Sprachen, 
XVIII.)  Berlin,  W.  Spemann,  1898.  XXIII,  168  8. 
gr.  8°.  8 Mark. 

Velten,  C.  Kitten  und  Gebräuche  der  Suaheli.  (Mit- 
theilungen aus  dem  Seminar  für  Orient.  Sprachen : 
Afrikanische  Studien.  Berlin  1898,  8.  9 — 85.) 

Yergl.  Goldschmidt  im  Globus,  74.  IM.,  1898,  8.  17. 

Virohow,  Rudolf.  Anthropologische  Notizen  aus 
Edea,  Kamerun,  (Verhandlungen  «ler  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie,  Jahrg.  MN,  8.  273  — 
278  mit  12  Textabbildungen.) 

Die  Zeichnungen  sind  mn  Krh.  von  Stein,  Stathms- 
ebrf  in  lailodorf  eingesandt. 


Volkens,  G.  Die  FI  iit ton  bauten  der  Wadschagga. 

(Deutsche  Kolontalzeitung,  Jahrg.  XI,  1898,  Nr.  51.) 
Wauters,  A.  J.  L’ltat  indepemlant  du  Congo. 
Bruxelles,  Falk  Als,  1899.  XIII,  527  8.  mit  Karten. 
12°.  5 fres. 

Enthält  eine  Abtheilnng  „Ethnographie*. 

Widonmann.  Untersuchung  von  30  Dschaggasch  adeln. 
(Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  25,  Vierteljahrsheft  4, 
Braunschweig  1B9H,  S.  361  — 396  mit  Textabbildungen 
und  1 Tafel.) 

8.  Hottentotten  und  Buschmänner. 


0.  Afrikanische  Inseln. 

Bastard.  Moeurs  »akalaves.  Odrämoniss  funebres. 

(A  travers  le  tnonde,  1897,  8.  121 — 124.) 

Cournot,  M.  La  famille  ä Mailagnsear.  Disoours 
prononce  ä l'aiulience  solenneile  de  rentrte  de  la 
Cour  d'sppe)  d' Angers,  le  16  octohre,  1897.  Angers, 
impr.  P*ä,  1897.  VII,  41  8.  8'\ 

Daweon,  J.  Will.  On  specimen*  in  the  Peter  Bed- 
path  Museum  of  Mc  Gill  University  illustrating  the 
physical  charactera  and  afflnities  of  the  Guanchc*  or 
exstinct  jieople*  of  the  Canary  Islands.  (Journal  of 
the  Tranaactions  of  the  Victoria  Institute,  vol.  XXIX, 

1897,  8.  239  — 262.) 

Koller,  C.  Die  oBtafrikanisc.hen  Inseln.  (Bibliothek 
der  Länderkunde,  Bd.  2.)  Berlin,  Schall  n.  Grund, 

1898.  VII,  1(6  s.  mit  Abbildungen , «Tafeln  und 
3 farbigen  Karten,  gr.  8°.  5 Mark. 

Enthält  ethnographisch e Mittheilungi*n  suf  Grund  eigener 
Beobachtungen ; vergh  Globus,  74.  Band,  1898,  S.  182; 
Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Band  XII,  1899, 
B.  39. 

Piolet,  J.  B.  De  l'esclsvsge  ä Mmlagascar.  (Cor* 
respomlsnt,  vol.  182,  1(97,  S.  447  — 480.) 

Werth,  E.  Tumbatu,  die  Insel  der  Watumhstu. 
(Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  169 — 173  mit  2 Zeichnungen.) 


E.  Amerika . 


1.  Allgemeines. 

Evans,  E.  P.  Beiträge  zur  amerikanischen  Literat ur- 
und  Culturgeschichte.  Stuttgart,  J.  G.  Cotta  Nachf., 
MN.  XL  424  8.  gr.  8*.  8 Mark. 

Fridolin,  Julius.  Amerikanische  Schädel.  (Archiv 
für  Anthropologie,  Bd.  25,  Vierteljahrsheft  4,  Braun- 
schweig 1898,  8.  897—416.) 

Hamy,  E.  T.  Galerie  Americaine  du  Mua£e  d’Ethno* 
grapuie  du  Trocad£ro.  Choix  de  pieces  nrchäolo* 
giq'.ies  et  etbnographiques.  Paris,  E.  Leroux,  Livr.  I: 
1897;  II:  1898.  2°.  60  fres. 


Berkhan  , O.  Ein  Namaweib  aus  Deutsch  - Sildwest- 
afrika.  (Globus,  74.  Bd.,  1898  , 8.  60  u.  81  rait  Ab- 
bildungen.) 

Leutwein.  Deutsch  -Kiidwestafrika.  (Verhandlungen 
«ler  deutschen  Kolonialgesellscliaft,  Abth. : Bcrliti- 
Charlottenhurg,  1898/99,  lieft  1.)  Berlin,  Reimer. 
1898.  48  8.  mit  1 Karte.  8°.  I Mark. 

Mit  Berücksichtigung  «ler  ethn.igrnphi sehen  Verhältnisse; 
vgl.  Petermaon’s  MUlliei  Jungen,  Band  45,  1899,  Literatur- 
bericht, 8.  59. 

Shrubsall,  F.  Craoia  of  African  Bush  races.  (Jour- 
nal of  the  Anthropological  Institute  ot  Great  Britain 
and  Irsland,  vol.  XXVII,  1897,  8. 263—292  mit  1 Tafel.) 


Digitized  by  Google 


% 


Völkerkunde.  75 


Vergl.  Seler  im  Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  181;  L’Ao- 
thrnpologie,  t.  X,  1899,  S.  10‘2  f. 

Montelius.  Die  Cnlturcutwicklung  Amerika*  im  Ver- 
gleich mit  derjenigen  der  Alten  Well.  (Congres 
internal,  des  Amlriranistcs.  Compte  rendu  de  la 
10.  seesion.  Stockholm,  Haeggstrüm,  1897.  8.  1 f.) 

2.  Nordamerika. 

a)  Allgemeines.  Eingcurnnderte  J kw. 

Dumont,  Arscne.  Essai  sur  la  natalitd  au  Massa- 
obusttk  (Manuel  du  la  BooUU  de  xtatistiquc  de 
Pari».  Nancy  1898) 

VerjL  L'AuthropMlugic,  lerne  IX,  Pari*  1808,  S.  476; 
L’auteur  cuoclut  que  ln  population  est  lein  de  s’accroStre 
nornJiilciiHMit  dun»  cet  Etat;  eile  ne  s’y  «ccroit  que  per 
1‘immigratioii  et  le*  mariagc*  entre  immigres. 

Knortz,  Karl.  Da«  DeuUchthum  in  den  Vereinigten 
Staaten.  (Sammlung  gemeinverständlicher  wissen- 
schaftlicher Vorträge,  begründet  von  RudLVirchow 
und  Fr.  von  Holtzendorff,  lierausg.  von  Rud. 
Virchow.  Neue  Folge.  Heft  281,  282;  1808.  84 S. 
8°.  1 ,20  Mark.) 

b)  Eskimo. 

Frioderioi.  Die  darstellende  Kunst  der  Eskimo. 
(Globus,  74.  Baud,  1808,  8.  1*24  — 132  mit  Text- 
abbildungen.) 

Hoffmann,  Waltor  James.  The  graphic  arL  of  the 
Eskimos.  Based  upon  the  collections  in  the  Nat  ional 
Museum.  (Annual  Keport  of  the  boanl  of  regents 
of  the  Smithsonian  Institution  . . . für  the  year 
ending  June  30,  1805.  Report  of  the  National 

Museum,  Washington  1897,  p.  739 — 908.) 

Vergl.  Lalor  in  L’Anthroputogie,  tome  IX,  Paris  1898, 
S.  585  — 587.  ' 

Murdoeh,  J.  Eskimo  boot- strings.  (The  Americau 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  Nr.  1.) 

c)  Indianer . 

Boas,  Franz.  The  social  Organization  and  the  secret 
societies  of  the  Kwakiutl  Indians.  (Annual  Report 
of  the  boanl  of  regents  of  the  Smithsonian  Institution 
. . . for  the  year  ending  June  30,  1895.  Report  of 
ibe  National  Museum,  Washington  1897,  8.  311  — 
738.) 

Bssed  ob  personal  ubservations  and  on  notes  nnide  by 
Mr.  George  Hunt.  Referat  von  Laloj  in  L'Anthru- 
jxdogle,  tome  IX,  Paris  1898,  S.  704. 

Boas,  Frans.  Introduction  to  traditions  of  the  Thomp- 
son River  Indians  of  British  Columbia.  From  the 
im-moirs  of  the  American  Folklore  Society.  VoL  VI. 

Boas,  Franz.  The  Mvthology  of  the  Bella  Coola 
Indians.  (Memoirs  of  the  American  Museum  of 
Natural  History,  VoL  II.  Anthropology  I.  Nov.  1898, 
Mit  Abbildungen.) 

Boas,  Frans.  Fielt!  Puiutings  of  the  Iudians  of 
Northern  British  Columbia.  (Memoirs  of  the  Ameri- 
can Museum  of  Natural  History.  Anthropology  I. 
The  Jesup  North  Pacific  Expedition.  New  York 
1898.  Mit  6 Tafeln.) 

Auf  diese  Abhandlung  besieht  »ich  Cb.  L Henning’» 
Aufsatz  im  Globus,  74.  Bd-,  1898,  S.  194—196:  Die 
Gesichts  lfm  düngen  der  Indianer  von  Nord-Britiach-Odumbia. 

Brinton,  Daniel  G.  A record  uf  study  in  aboriginal 
american  languagen.  Media,  Pu.  189U.  24  8.  ha. 


Brinton,  Daniel  G.  Native  American  »tringed  znnai- 
oal  instrumeuts.  (American  Antiquarian  and  Orien- 
tal Journal,  vol.  XIX,  Chicago  1897.  Jau.) 

Culin,  Stewart.  American  Indian  Oames.  (Rulletiu 
of  the  Free  Museum  of  Science  and  art  of  the  Uni* 
versity  of  Pennsylvania.  Vol.  I,  No.  3.  Philadelphia 
1898.) 

Besprochen  von  Seler  im  Globus,  74.  Band,  1898, 
S.  363. 

Doraey,  James  Owen.  Siouan  Bociotogy.  (XV.  An- 
nual  report  of  the  Bureau  of  Eihnology  1893/94, 
Washington  1897,  8.  203  — 244.) 

Dorsey,  George  A.  Bootfahrten  zwischen  Haidn- 
und  Tlingit  - Dörfern , in  der  Nähe  von  Dixons  Kn- 
trance.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  358 — 362  mit 
7 Textabbildungen.) 

Fewkes,  J.  Walter.  Preliininnry  aeeount  of  an  ex- 
peditiou  to  the  Pueblo  rulns  near  Winslow,  Arizona, 
in  1896.  (Annual  report  of  the  board  of  regents  of 
tlie  Smithsouiau  Institution,  July  1896,  Washington 
1898,  8.  517  — 539  mit  1 Karte  und  27  Lichtdruck- 
tafeln) 

Fewkes,  Josse  Walter.  Tusayan  Snake  ceremonies. 
(XVI.  Auuual  report  of  the  Bureau  of  Ethnology 
1894/95,  Washington  1897,  8,  207  — 812.) 

Fewkes,  W.  Hopis  snake  washing.  (The  American 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  Nr.  10.) 

Fewkes,  J.  W.  The  W&lpi  Hute  obesrvance ; a study 
of  primitive  dramatization.  (Journal  of  American 
folk-lore,  vol.  VII,  8.  285  f.) 

Friederici.  Der  Gang  des  Indianers.  (Globus,  74.  Bd., 
1898,  8.  273—278.) 

Gloss.  The  Cm  language.  (Prooeedings  of  the  Cana- 
dian Institute,  new  ser.,  vol.  1,  Toronto  1898,  8.  104f.) 

Mg  Gee.  Ponba  Feather  Bymbolism.  (The  American 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898.  No.  5.) 

Mc  Gee,  W.  J.  The  Siouan  Indians.  A preliminary 
Sketch.  (XV.  Annual  report  of  the  Bureau  of  Kth- 
nology  1893/94,  Washington  1897,  8.  153—204.) 

Miller,  Merton  Lel&nd.  A preliminary  study  of 
the  Pueblo  of  Taos.  Chicago  1898.  3 Tafeln. 

„L’auteur  dünne  des  renseigiieroents  sur  l’orgunioation 
sociale,  1c»  frte»,  le»  maears,  le  caJendrier,  la  l&ngue  <le* 
Tao«,  dans  le  detail  desqucls  nous  »e  peuvon»  entrer  ici“; 
vergl.  Laloy  in  L’Antbropologir , tome  IX,  Poris  1898, 
S.  588. 

Mooney,  J.  The  Jacarilla  Genesis.  (The  American 
Anthropologist,  vol.  XI,  Washington  1898,  No.  7.) 

Morioe.  Au  pays  de  Tours  noir.  Cliez  le*«  sau  vages 
de  la  Oolomln*  britannique.  Recit*  d’uu  miwionnaire. 
Pari»,  Delhomme  et  Briguet,  1897.  Mit  20  Text- 
abbilduDgen , 5 Lichtdruckbildera  und  1 Karte.  8°. 
4 fres. 

Prince,  J.  Dyneley.  The  Passama  quoddy  Warn* 
pum  Records.  (Prooeedings  of  the  American  philo- 
sophicat  sOciety.  Philadelphia,  Dec.  1807.  Vol.  36. 
Nr.  130,  8.  479  — 495.) 

Enthält  neben  dem  Urtext  die  englische  IV b*r Setzung. 

8tarr,  Fr.  Home  Noth  • American  8pear  - throwers. 
(Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Baud  XI, 
Leiden  1898,  8.  233  — 235  mit  1 Tafel.) 

Wilson,  Thomas.  The  autiquity  of  the  red  race  in 
America.  (Annual  Report,  of  the  boanl  of  regents 
of  the  Smitksonian  Institution  . . . for  the  year 
ending  June  30,  1895.  Keport  of  the  National 
Museum,  Washington  1897,  S.  1039  — 1045.) 

Besprochen  in  L’Anthropologie,  tome  IX,  Paris  1898, 
S.  570. 

10* 


Digitized  by  Google 


# 


76  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Young,  Egerton  R.  Uut**r  den  Indianern  Britisch- 
Nordamerikas.  I.  Band.  Im  llirkenkahn  und  Hunde- 
schlitten.  Au»  dem  Englischen  von  E.  von  K n gel- 
lt ardt.  Gütersloh,  C.  Bertelsmann,  1899.  V,  200  S. 
mit  4 Abbildungen.  8®.  2,40  Mark. 

3.  Mexiko  und  Centralamorika. 

Weetindien. 

Brinton.  The  uffiuiües  of  the  Otomi  languAge  with 
Atbabosca»  dialecU.  (Coogres  internal.  des  Aineri- 
caalftai.  Oompte  nnda  de  !a  10*  sassSoa.  stock- 
hoim,  ilaeggstroni,  1897.  8.  151  f.) 

Brinton,  Daniel  O.  The  etbolc  afflnities  of  the 
Guetare«*  of  Costa  Kica.  (Proctwdisgs  of  the  ameri- 
can  philosoph icai  society.  Philadelphia,  Deo.  1897. 
Vol.  36.  Nr.  15«,  8.  496  — 498.) 

Diguet,  L.  Relation  sotnmaire  d’uu  voyage  au  ver- 
gant Occidental  du  Mexique.  (Bulletin  du  Museum 
d'histoire  naturelle,  t.  IV,  Pari«  1898,  8.  345  f.) 

Diguet,  Leon.  Not«  ttir  eertaines  pyramide»  de» 
environs  d’Ixtlan  jMexique).  (L’ Anthropologie,  tome 
IX,  Paris  1608,  8.  660  — 665  mit  4 Textabbildungen.) 

Daorden,  J.  E.  Aboriginal  Indian  Remnins  in 
Jamaica.  (With  a not«  on  the  Craniology  of  the 
Aborigines  of  Jamaica.)  With  scvtn  plate»  and 
eererml  Illustration*  in  the  text.  (Journal  of  the 
Institute  of  Jamaica.  Vol.  II,  No.  4,  July  1897.) 

Vergl.  Internationale*  Archiv  für  Kthnugraphle,  Bd.  XI, 
Leiden  1898,  8.  182—184. 

Qiglioli,  Enrico  H.  Tromba  completate  con  un 
teschio  umano  nel  Messico.  (Archiv»»  per  PAntro* 
pologia  e l'etnologia , vol.  XXVII,  Firenie  1897, 
8.  .105—396.) 

Vergl.  L’ Anthropologie,  tome  IX,  Pari»  1896,  S.  594. 
Nach  Kollinann,  Festschrift  für  Adolf  Bastian,  Berlin 
1806,  8.  514. 

Hartmann.  Tlie  Indians  of  North- Western- Mexico. 
(Congri’S  internat.  des  Americani-tes.  Coiiiptc  reiidu 
de  lu  10.  session.  Stockholm,  ilaeggström , 1897, 
8.  1 15  f.) 

Lumholtz,  C.  The  Huichol  Indians  of  Mexico.  (Bulle- 
tin of  the  American  Museum  of  natural  history, 
vol.  X,  1698.  2 Tafeln  ) 

Vergl.  Lslov  in  L’Anthropologie,  tome  IX,  Pari»  1898, 
8.  589  — 501. 

Morse,  Edw.  B.  Was  Middle  • America  peopled  ftotn 
Asiat  (Populär  Science  Moutbly,  Nov.  1898.) 

Nutall.  L’ancien  caleödrler  Mvxicain.  (Cougrös  inter- 
nal. des  Americanistes.  Comptc  rendu  de  la  19.  sescion. 
Btookbotm,  HaeggstrOm,  1897,  8.  58  f.) 

Pittier  de  FÄbrega,  H.  Die  Sprache  der  Bribri- 
Indianer  in  Costa -Kica.  Hernnsg.  und  mit  einem 
Vorwort  versehen  von  Fried r.  Müller.  (Aus: 
Bitxungsber.  der  k.  k.  Akademie  der  Wiasenscb.) 
Wie» . C.  Gerold'»  Sohn  in  (’omm. , 1898»  149  8. 
i Karte,  u'r.  81’.  8,60  Mark. 

Pittin,  H.  Prim  er  a coutribucion  para  el  estudio  de 
las  raxa*  indigr-naa  do  CostA  Rica.  (Anales  del  Inst, 
geograf.  de  Costa  Rica.  Bd.  7,  1897.) 

Bapper,  Carl.  Die  Ruinen  von  Mexico.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnograph!*,  IW.  XI,  Leiden 
1898,  8.  1 — 6 mit  5 Textabbildungen  und  1 Tafel.) 

Vergl.  L’Anthrupologie,  nunc  IX,  Paris  1896,  8.  474. 

Beier,  Ed.  Da«  Tonalamatl  der  alte»  Mexikaner. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  Tür  Anthro- 
jiologie,  Juhrg.  1898,  8.  165  — 177  mit  5 Textab- 
bildungen.) 


TunslsmsU  «das  Buch  der  Tage"  war  der  Kalender  der 
Meiikaner. 

Beier,  Ed.  Die  Venusperiode  in  den  Bilderschriften 
der  Codex-Borgia-Gruppe.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrgang  189«, 
S-  348  — 383  mit  78  Textabbildungen.) 

Beier,  Ed.  Ueber  die  Herkunft  einiger  Gestalten  der 
Quiche*  und  Cakchiquel  • Mythen.  (Archiv  für 
Religionswissenschaft,  herausg.  von  Th.  Achelis, 
Baud  I,  1898,  Heft  1.) 

Beier,  Ed.  Altmexikaulsche  Knochenrasseln.  (Globus, 
74.  lld.,  1898,  8.  85  — 93  mit  20  Abbildungen.) 

Beier,  Ed.  Der  Codex  Borgia.  (Globus,  74.  Bd  , 189*. 
8.  297  — 302,  315  — 319  mit  10  Textabbildungen.) 

Thomas,  Cyrus.  Day  Symbols  of  the  Maya  year. 
(XVI.  Anuual  report  of  the  Bureau  of  Kthnology 
1894/95,  Washington  1897,  8.  199  — 265.) 


4.  Südamerika. 

Ambrosetti,  B.  Die  Kalngang  in  Argentinien.  (Globus, 
74.  1kl.,  1898,  8.  244  — 246.) 

Bach,  Joseph.  Der  Telegraph  der  Catu«piiuarü- 
Indianer  (Bolivia).  (Nach  einer  Mittheitung  von 
Colonel  G.  Earl  Church  im  Geographical  Journal, 
Vol.  12,  1898,  8.  63  itu  Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  101.) 

Boggiani.  Etnogratia  del  Alto  Paraguay.  (Boletin 
del  Institute  UeogrAdco  Argeutino,  XVIII,  1898, 
Nr.  10.) 

Bonnefous,  J.  de.  Eu  Amazonie.  Impressions  de 
voyage.  Paris,  Balitout,  1898.  256  8,  1 Karte. 

8®.  3,50  fres. 

Die  ethnographischen  Angaben  des  Verf.  haben  keinen 
wissenschaftlichen  Werth;  vergl.  lVtennann’s  Mülkeilungeti, 
44.  Bd.,  1898,  Literatur  bericht,  S.  200. 

Brettes,  Joseph  de,  comte.  Cliez  les  Indiens  du 
Nord  de  la  Colombie.  (Le  Tour  de  monde.  IY,  1898, 
nouv.  s^r.,  8.  61—96.) 

Kritisch  beleuchtet  von  W.  Slevers  im  Globus,  73.  Bd., 
1898,  S.  381—389. 

Brinton , Daniel  G.  The  dwarf  trib«  of  the  Upper 
Amaxon.  (The  American  Anthropologist,  1898,  Sept.) 

Auch  als  H.-A. 

Brüning,  Hans.  Moderne  Töpferei  der  Indianer 
Perus.  (Globus,  74.  Bd.,  1898,  8.  259—200  mit  Ab- 
bildungen.) 

Church,  G.  Earl.  Notas  on  the  Virit  of  Dr.  Bach 
to  the  Catuquinarü  Indians  of  Amazonas.  (The 
Geographical  Journal,  XII,  1898,  1.) 

Coudreau,  Henri.  Voyage  au  Tocantins  Arnguaya 
(31  ddeembre  1896  — 23  mal  1897).  Avec  87  vignettes 
et  uue  carte  des  rivierea  „Tocantins  • Araguaya”. 
Paris,  Lahure,  1897.  303  8.  4°.  7,50  fres. 

Coudreau,  Henri.  Voyage  au  Xingü  (30  mai  1896 
— 26  octobre  1897).  Paris,  A.  Lahure,  1897.  230  8. 
66  Vign.  und  1 Kart«.  4®.  7,50  fres. 

Mit  wcrthwllen  Angaben  über  die  ringeb«rene  Bevöl- 
kerung und  deren  Kückgnng;  vergl.  I’.  Khrenrcicb  in 
Potcnuann’s  Mittheilungen,  44.  Bd.,  1898,  Literatur  bericht, 

S.  206  — 207. 

Crawford,  Robert.  South  American  Sketches.  l*ou- 
«Io»,  Longmau»,  Green  and  Co.,  1898.  280  8.  8*. 

6 sh. 

Kot  hält  Schilderangen  des  ('hsrsktcrs  und  Cultur- 
zustande«  «Irr  Bewohner  der  Psinpss  Urngnys;  vergl. 
I'olskowskv  in  lVtermsnn’s  Miltheilungen , 44.  Band, 
1898,  Literatur  bericht,  S.  202. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


77 


Dorsoy , George  A.  A Bihliography  *if  the  Anthro* 
pology  of  Peru.  Chicago  1898.  208  8.  gr.  8*. 

Gabriel,  Juan.  A traves  de  Chile.  Buenos  Aires, 
Sclmrer  Stolle,  1898.  248  8.  mit  1 Karte.  8°. 

. Vergl.  ftlsmun'i  Mittheilungen , Baml  45,  1898, 
Literaturbericht,  8.  72. 

Gubernatis,  Conto  Angelo  de.  I/Argentinn,  Ricordi 
e letture.  Florenz,  Beeter,  1898.  355  8.  5 L. 

Kirke,  Henry.  Twenty-five  years  in  Briti*h  Guiaua. 
London , Low,  1898.  358  8.  mit  Abbildungen  und 
1 Karte.  8°. 

Enthalt  in  Cap.  7 — 11  ethnographLn-he  Mittheiluugeu ; 
vergl.  l'ctcrinauu’s  Mittbeilungen,  44.  Bd.,  1898,  Litcratur- 
bericht,  S.  205. 

Lahille,  F.  Guayaqui»  y Anamita«.  (Re visu  del 
Museo  de  La  I’laUt,  VIII,  La  Plata  1898,  8.  453  f.) 

Kappn>chemeDt»  linguistiquca  et  ethuograplüque». 

Lamport,  Kurt.  Die  Kopfmurnieu  der  Jivaro-Iudianer. 
(Mutter  Erde,  1898,  Nr.  6.) 

Meyer,  Hermann.  Bows  und  arrows  in  central  Bra- 
sil. (Annual  report  of  the  board  of  regents  of  the 
Smithsonian  Institution,  July  1898,  Washington  189«, 
8.549  — 590  mit  1 Karte  und  4 Tafeln-Abbiidungcn.) 

Ucbersetxuog  der  Jenaer  Dissertation : Bogen  und  Pfeil 
in  Central* Brasilien.  Leipzig,  Bihliogr.  Institut,  1898. 

Munis,  Manuel  Antonio,  and  W.  J.  Mc  Goe.  Pri- 
mitive trephining  in  Peru.  (Annual  Report  of  the 
Bureau  of  American  Ethnology  10,  Washington  1897, 
8.  3 — 72.) 

Vergl.  B.  Schmidt  im  Ontralblatt  fiir  Anthropologie, 
Band  111,  Breslau  1898,  S.  348 ; Archiv  für  Anthropologie, 
Band  25,  Vierteljahrsheft  4,  Brauaschurcig  1898,  S.  529. 

Outes,  Felix  F.  Los  Queraodies.  Breve  contribuciön 
al  estudio  de  la  etnografia  argenthu».  Buenos  Aires, 
Biedum,  1897.  202  8.  8°. 

Vergl.  Centralblntt  filr  Anthropologie,  Band  IV,  Jena 
1899,  S.  80.  PeUnaaan’»  Mittheilungen,  Band  45,  1899, 
Literatur  bericht,  S.  60. 

Outes,  Felix.  Etnografia  argen! ina.  8egunda  contri- 
bticiön  al  estudio  de  loa  Indios  Querandies.  Buenos 
Aires,  M.  Biedtua.  1898.  IV,  60  8. 

Verteidigung  der  vorhergehenden  Schrift  gegen  eine 
Critik  von  Samuel  A.  Lafone  v t^uevedo  in  La  Kacton 

1898,  2i.  Mtnu 

Panhuys,  L.  C.  van.  Proeve  eener  verklariug  van 
de  ornainenlick  van  de  Indianen  iu  Guyana.  (Inter- 
nationale« Archiv  für  Ethuographi« , Bd.  XI,  Leiden 
1898,  8.  51 — 71  mit  Textabbildungen.) 


Polakowsky,  H.  Zur  Kenntnis»  der  indianischen 
Heilkunde  in  Bolivia.  (Apothekerzeitung,  Berlin, 
30.  Nov.  1898.) 

Polakowsky,  H.  Die  heutigen  Arankauen.  (Globus, 
74.  Bd.,  1898,  8.  173 — 176  mit  6 Textabbildungen.) 

Ranke,  Karl  Ernst.  Beobachtungen  über  Bevol- 
kerungsstand  und  Bevölkerungsbewegung  bei  In- 
dianern Central  - Brasiliens.  (Correspondensblatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
29,  München  189«,  8.  123  — 134.) 

Ranke,  Karl  Ernst.  Reise  - Eindrücke  von  der 

3.  Xingu-Expeditlou.  (Jahresbericht  der  geographi- 
schen Gesellschaft  zu  Greifswald,  VI,  2,  1898,  8.  177 
— 213.) 

Ranke,  Karl  Ernst.  Bevölkerungsstatistische  Beob- 
achtungen aas  den  ludianerdörfcru  des  Xingu.  Be- 
richt der  29.  Allgemeinen  Versammlung  der  deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  iu  Braunschweig, 

4. -0.  August  1898. 

Vergl.  Ontralblatt  für  Anthropologie , Baud  IV,  Jena 
1899,  8.  41  — 42. 

Ranke,  Karl  Ernst.  Ueber  die  Hautfarbe  der  süd- 
amerikanischen  Iudiauer.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  30,  Berlin  1898,  8.  61  —73  mit  1 Tafel.) 

Vergl.  Heiermann’*  Mittheilungen,  44.  Band,  1898, 
Literat urberiebt,  8.  205. 

Röthlisberger,  Ernst.  El  Dorado.  Ueise-  und  Kultur- 
bilder aus  dem  »tidauierikauischen  Kolumbien.  Bern, 
Scbmid  und  Franke,  1898.  VII,  366  8.  mit  vielen 
Abbildungen. 

Vergl.  IVtennann’*  Mittbeilungen,  Band  45,  1899, 

Litrrnturbrricht,  8.  07  — 08. 

Schmidt,  Max.  Ueber  das  Recht  der  tropischen 
Naturvölker  Südamerikas.  (Zeitschrift  für  ver- 
gleichende Rechtswissenschaft,  Jahrg.  13,  1898,  2.) 

Schneider,  H.  G.  Die  Buschneger  Surinams.  (Aus: 
Allgem.  Missionsxeitachrift.)  Herruhut,  Missions- 
huchhdlg.  70  8.  mit  1 Karte,  gr.  8°.  0,25  Mark. 

Biemiradzki,  Josef  von.  Beitrüge  zur  Ethnographie 
der  südamerikanischtn  Indianer.  (Mittbeilungen  der 
anth ropok)gtMh«n  Gesellschaft  in  Wien,  Ihl.  XXVIII, 
N.  F.  XVIII,  1898,  8.  127  — 170  mit  39  Textabbil- 
dungen.) 

Tupi.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropulogie 
und  Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1898,  8.232 — 230.) 

Vorneau,  R.  Pygmee«  de  TAmerique  du  Kud.  (L’An- 
thropologie,  tonte  IX,  Paris  1898,  8.  360.) 

Bespricht  Sullivan’s  Bericht  über  Auffindung  einer 
Zwergrasse  am  Rio  Negro. 


Literaturbericht  für  1899. 

I.  Quellenkunde. 


1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde. 

fl)  Bibliographien. 

Bibliographie,  Orientalische.  Begründet  von 
August  Müller.  Unter  Mitwirkung  von  N.  F.Knta- 
nov,  E.  Kuhn,  II.  Nutzet,  J.  V.  Prä  sek,  Y.  Wich- 
mann,  K.  V.  Zetter* teen  n.  A.  bearbeitet  und 
In  rausgegehen  von  Lucian  Schennnn.  Mil  Unter- 
Stützung  der  Deutschen  Morgenläuditchen  Gesellschaft. 
XII.  Baud  (für  1898).  2 Hefte.  Abgeschlossen  am 


15.  September  1899.  Berlin,  Ruuther  und  lieichard, 
1899.  VI,  1 Bl.,  320  8. 

Die  Bibliographie  umfasst  neben  einem  allgemeinen 
Theil  Alle*,  was  sich  auf  Volksthum,  Religion,  Sitten, 
Spreche,  Literatur  und  Geschichte  der  Völker  Asiens, 
Ocenniens , Afrikas  und  der  mongolischen  Völker  Europas 
bezieht.  Band  XII  verzeichnet  die  Titel  1 — 5489. 

Bibliographische  Uebersicht.  Bearbeitet  von 
Georg  Buscbnn.  Laufende  Literatur  der  Jahre 
1898  und  1899.  (Centralhlatt  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte.  Hregb.  von  Dr.  med.  und  phil. 


Digitized  by  Google 


78 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


O.  Hu.ch.n,  Bund  4,  Jena  ln»9,  8.  54  — «:>,  109 
— 129.  171—192,  240—255,  297 — SIS,  371—  583.) 

Literatur -Bericht,  Geographischer , für  1899. 
Unter  Mitwirkung  mehrerer  Fachmänner  herausge- 
geben von  Alexander  ßupan.  (Beilage  tum  45.  Bde, 
von  Dr.  A.  Petermann’s  Mitthcilnngeo.)  Gotha,  Justus 
Perthes,  ihü».  Xi,  206  s.  4°. 

Zeitschriften.  Regelmässige  bibliographische  Angaben 
über  den  Inhalt  der  Zeitschriften  iindeti  sich  nament- 
lich im:  Archivio  per  l'Antropologia  • la  Sinologie 
(rivistA  de!  periodici)  29,  Firenze  1899;  in  den  Bul- 
letins de  1a  KocieU*  d’ Anthropologie  de  Paris,  »er.  4, 
tome  10,  1899;  im  Journal  of  the  Authropologiral 
Instituts  of  Graut  Britala  and  Irefand,  n.  vol.  l, 
1889  uml  in  L’Atithropologi« , tome  10,  1899  (atu 
Schlüsse  der  einzelnen  Hefte). 


b)  Jahresberichte  und  kritische  Revuen. 

Bohr,  F.  Bericht  über  die  Fortschritte  auf  den  Gebieten 
der  Länder-  und  Volkerkuude  1808/99.  (Jahrbuch 
der  Naturwissenschaften,  Jahrg.  14,  Freiburg  i.  Br. 
189»,  8.  853  — 380.) 

Deuikor,  J.  Bulletin  bibliographique  (avec  notev 
annlytiques).  (L'Anthropologie,  tome  10,  Pari*  1899, 
S.  121—128,  249—25«,  377—384,  503—512,  634—640, 
739—747.) 

IVbersirht  über  den  Inhalt  der  periodischen  Literatur 
mit  kursen  Inhaltsangaben  bei  den  einzelnen  Artikeln. 

Dozy,  G,  J,  Revue  bibliographique.  — Bibliogra- 
phische Uebenlcht  (Internationales  Archiv  für 
Ethnographie,  Bd.  II,  Leiden  1H99,  8.  28  — 36,  111 
—119,  156—159,  1 85— 190,  232—237.) 

Oberh umxner , Eugen.  Bericht  über  Länder-  und 
Völkerkunde  der  antiken  Welt.  II.  (Geographisches 
Jahrbuch,  Band  22,  Gotha  1899,  8.  206 — 244.) 

BoheufTgen , Jacob.  Bericht  über  die  Fortschritte 
auf  den  Gebieten  der  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte.  (Jahrbuch  der  Naturwissenschaften, 
brsg.  von  M Wildermann,  Jahrg.  14,  Freiburg 
i.  Br.  1899,  8.  289—310.) 

Literaturberichte : in  den  Mittheilungen  der  wnthro- 
pchigisrhnn  flswillsnhaA  in  Wien,  Band  29,  N.  F.  19, 
1899,  8.  30—34,  58—80,  92—97,  169—174,  232—235. 

Mouvement  seien tiflquo  on  France  et  & l’ötran- 
ger:  in  L’ Anthropologie,  tomc  10,  Paris  1899, 

8.  71—111,  194—242,  318—870,  453 — 496,  572—620, 
688—738. 

Die  sehr  reir.hhnltige,  Hiu-her  und  Jouraaliiteratur  gleich» 
niä*»ig  berücksichtigend*  Ucbcroicht  ist  mit  xahlmchen 
Abbildungen  ausgeststtet. 

Referate  , im  Archiv  für  Anthropologie,  Band  26, 
Vierteljalindiefl  2,  1899,  8.  513  — 525.  Au»  der 
deutschen  Literatur  von  F>  Blrkner  und  J.  Koll- 
mann.  H.  526  — 55h.  Aus  der  russischen  Literatur 
von  L.  Btieda.  Ebenda,  Yierteljahrsheft  3,  1900, 
8.  769  — 894.  Au»  der  russischen  Literatur  (Fort- 
setzung) von  L.  Btieda.  S.  893  — 904.  Aus  der 
deutschen  Literatur  von  F.  Birkner  u.Th.  Achelis. 
Im  Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte,  lierausgcg.  von  G.  Busch  an,  Bd.  4, 
Jena  1899:  Anthropologie,  ß.  7 — 20,  67 — 74,  135  — 143, 
196  -208,  262—271,  325—329.  Ethnologie,  8.  20—39, 
74—81,  143—164,  208—228,  271—276,  329—359.  Ur- 
geschichte, 8.  81— 108,  164—171,  228—239,  277—297, 
359—371. 


c)  Zeitschrißen. 

Amerika.  The  American  Anthropologie.  Publiahed 
quarterlv.  New  Kerles,  vol.  1.  Washington  1899. 
3 Dollars  jährlich.  — Journal  of  American  Folk-Lon*. 
vol.  11  1899-  — The  American  Antiquariat!  iuwi 

Oriental  Journal,  vol.  21,  Chicago  1899.  8®. 

Australien.  Science  of  mau  and  Australasian  Anthro- 
pologie») Journal,  vol.  2,  Sydney  1899. 

Belgien.  Bulletin  de  la  Bociitd  d’Anthropologie  de 
Bruxelles,  tome  XVI,  1899. 

Deutschland.  Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  26,  Yiertel- 
jahraheft  2,  Brauns«  hweig  1899,  und  3,  1900.  — 
Correapondenablatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1899,  Nr.  1 — 9. 
— Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte,  Band  4,  Jena  1899.  — Globus,  hr*g. 
von  Bich.  Andre«,  Bd.  75/76,  Braunschweig,  1899. 
— Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte . Jahrg. 
1899.  — Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlin 
1899.  — Ethnologisches  Notizblatt,  brsg.  von  der 
Directum  de»  König!.  Museums  für  Völkerkunde  in 
Berlin,  Bd.  II,  1899.  — Petermann’s  Mittheilungeu, 
Bd.  45,  Gotha  1899.  — Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  zu  Berlin,  Bd.  34,  1899  und  Verhand- 
lungen dersellien  Gesellschaft,  Bd.  26,  1899.  — Geo- 
graphische Zeitschrift,  brsg.  von  A.  Hettner,  Jahr- 
gang 5,  Leipzig  189».  — Koloniales  Jahrbuch,  Jahr- 
gang 11,  Berlin  1898/99.  — Zeitschrift  des  Vereins 
für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899.  — Deutsches. 
Kolonialblatt.  Nebst  Mittheilungen  vou  Forsc h unp- 
reisend en  und  Gelehrten  aus  den  deutschen  Schutz- 
gebieten, Bd.  10,  Berlin  1899;  ferner  die  Jahresbericht« 
der  geographischen  Gesellschaften. 

England.  Kolk -Lore.  A quarterly  review  of  mytli, 
Lradition , Institution  and  custom , ballig  the  Trans- 
actions of  the  Folk  - Lore  ßoeiety  and  ineorporating 
the  A rchaeological  Review  and  the  Folk-Lore  Journal. 
Vol.  10,  London  by  David  Nuti,  1899.  — The  Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Grant  Britain 
and  Iraland.  New  Heries,  vol.  I,  London  1898/99 
Ferner  die  geographischen  Zeitschriften. 

Frankreich.  L 'Anthropologie.  Matlriaux  pour  Hiis- 
toire  de  lliomme.  Revue  d' Anthropologie,  revue 
d’ethnographle  neuntes,  tome  io,  1899.  — Bulletins 
de  la  Society  d’ Anthropologie  de  Pari»,  *4r-  4,  tome  10. 
1899.  — Revue  ineusuelle  de  l’fecole  d’ Anthropologie 
de  Paris,  «mne  9,  1899.  — Le  Tour  du  monde. 
Nouveau  Journal  des  vovages.  An  nie  1899.  Pari«, 
Hachette.  4°.  25  frea. 

Italien.  Archivio  per  l'Antrupologia  e la  Ktnologia. 
Orgauo  dtllw  »ocietä  italiana  di  antropoiogia , «Uio- 
logia  e psicologia  comparata,  publicato  dal  Paolo 
Mantegnzza,  toiuo  29.  Firenze  1899. 

Niederlande.  Internationales  Archiv  für  Ethno- 
graphie. (Archiv««  internationales  d’ethuographie.) 
llr»g.  von  D.  Anutschin,  F.  Boas,  G.  J.  Dozy, 
K.  H.  Giglioli,  E.  T.  Hamy , W.  Hein,  H.  Kern, 
J.  J.  Meyer.  F.  Ratzel,  G.  Schlegel,  J.  D.  K. 
ßclimeltz,  Hjnlmar  Stolpe.  F».  B.  Tylor.  Bedac- 
llon:  J.  D.  E.  Bohmeltx.  Band  12.  Mit  12  Tafeln 
und  mehrereu  TextillustriUiouen.  Leiden,  Buchhand- 
lung und  Druckerei  vormals  E.  J.  Brill,  1899.  YB, 
244  8.  4®.  21  Mark.  — Volkskunde.  Tijdschrift 

voor  Nederlandsehe  Folklore.  Redactie  vau  Pol  de 
Mont  en  A.  de  Cock.  Jahrg.  12.  Gent,  A.  Uoste, 
1899.  (Vlämische  Zeitschrift.) 

Oesterreich.  Zeitschrift  für  Österreichische  Volks- 
kunde. Organ  des  Vereins  für  Österreich.  Volkskunde 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde, 


79 


in  Wien,  Rcdig.  von  M ich.  Haberlandt.  Jahrg.  5. 
Wien,  (ierold  n. Co.  inComm.  1899.  Jährlich  6 Mark. 
— Mittbetlungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  iu 
Wien.  Btld  39.  (Der  neuen  Folge  19*  Bd.l  Wien, 
Alf«.  Hohler  in  Comm.,  1899.  Mit  Textabbildungen 
und  Tafeln  und  Sitzungsberichten  derselben  Gesell- 
schaft. 4°.  20  Mark.  — Oestcrreichiftche  Monat»M-hrift 
für  den  Orient.  Hrsg,  vom  k.  k.  Handel eMuHeum  in 
Wien.  Redig.  von  R.  von  Kössler.  Jahrgang  25. 
Wien,  Verlag  de»  k.  k.  österr.  Handel  «-Museum*,  1899. 
2®.  10  Mark. 

Portugal.  Portugal i».  Matcriae*  para  o estndo  do 
povo  Portugnez.  1,  Porto,  189».  8°.  22  freu. 

d)  Congrcsse. 


im  Internationalen  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12, 
Leiden  1898,  8.  150—151. 

Leiden.  Rijks  Ethnographisch  Museum  te  Leiden. 
Verslag  van  den  Directeur  over  bet  tijdvak  van 
f.Januari  1897  tot  30.  September  1H98.  Met  44  Illu- 
strativ. ’s  Grnvenhage,  Landesdruckerij,  1899.  59  8. 
mit  16  Tafeln.  8®. 

Lübeck.  Museum  für  Völkerkunde;  vergl.  Internatio- 
nales  Archiv  für  Ethnographie,  lland  12,  Leiden  1899. 
8.  151  — 154. 

Paris.  Accroiasement  des  collections  anthropologiques 
du  Museum  en  1898.  (L' Anthropologie , tome  10, 

Paris  1899,  8.  502.) 

Le*  entree*  du  Muȣe  tFEtbnographie  en  1898.  Ebenda 
S.  502 — 5o3. 


Deutsche  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte:  XXX  Allgemeine  Ver- 
sammlung zugleich  111.  gemeinsame  Versammlung 
der  Deutschen  und  Wiener  anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Lindau  vom  4.  — 7.  September  1899  mit 
Ausflügen  nach  Bregenz,  Wetzikon,  Zürich,  Biel  und 
Bern.  (Bericht  nach  stenographischen  Aufzeich- 
nungen redigirt  von  Johannes  Ranke  im  Corre- 
»|K>ndenzblatt  der  (teselbchaft , Jahrgang  30,  1899, 
8.  67  IT.) 

Ausführlicher  Bericht  in  der  Gäa,  Jahrg.  35,  1899, 
S.  677—690. 

Geographencongress,  Internationaler,  zu  Berlin  vom 
28.  September  bis  4.  October  1899;  Bericht  von  Lud- 
wig Wilser  im  Centralblatt  für  Anthropologie, 
Band  5,  Jena  1900,  8.  39—43. 

2.  Museen  und  Ausstellungen. 

Budapest.  A Magyar  Neinzeti  Museum  Ncprajzi 
Gyüjtemfmyei.  I.  Ethnographische  Sammlungen  des 
Ungarischen  Nationaluiuseuin».  I.  Beschreibender 
(’atalog  der  ethnographischen  Sammlung  Ludwig 
lliro's  aus  Deutsch-Xeu-Guinea  lllerlinhafeii).  Auf 
Unkosten  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  des  Ungarischen  Nationalmuseums  hrsg. 
durch  di«  ethnographische  Abtheilung  des  Ungarischen 
Nationahnuiwum».  Budapest,  F.  Kilian  Nachf.,  1899. 
X , 100  8.  mit  23  Tafeln  und  20  Textabbildungen, 
gr.  4°.  5 Mark. 

In  deutscher  und  ungari*cher  Sprache.  Referat  von 
Bartel»  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrgang  31. 
Berlin  1899,  8.  58.  Ausführlich  besprochen  von  K.  Th. 
Prru»s  im  Globus,  Band  76,  1899,  8.  127  — 129  mit 
mehreren  Textabbildungen. 

Danzig.  WcstpreuKsUche*  Provinxialmuseum.  Amt- 
licher Bericht  über  die  Verwaltung  der  naturhisto* 
rischen,  archäologischen  und  ethnologischen  Samm- 
lungen für  das  Jahr  1898.  Mit  28  Abbildungen. 
Danzig  1898. 

Der  von  dem  Director  des  Museums,  Prof.  Couwentz, 
veröffentlichte  Bericht  hat  eine  ausführliche  Besprechung 
erfunden  itn  CYntralbhitt  für  Anthropologie,  Band  4,  Jens 
1899,  $.  284—288. 

Hamburg.  Museum  für  Völkerkunde;  vgl.  das  Refe- 
rat von  Wilh.  Hein  über  den  Jahresbericht  1898 


St.  Germ&in-en-Laye.  Catalogue  sommairedu  mu»4e 
de  Saint -Germuin -en -Laye  par  Salomon  Reinach. 
Paris,  librairies-imprimeries  r*'*unies,  1899. 

Stuttgart.  Ethnographisches  Museum  des  Vereins  für 
liandelsgengraphie ; vergl.  J.  D.  E.  Bchmeltz  im 
Internationalen  Archiv  für  Ethnographie,  Band  12, 
Leiden  1899,  8.  155—156. 

Dorsey,  George  A.  Notes  on  the  antliropological 
museums  of  Central  Europe.  (The  American  Anthro- 
pologist  n.  s.,  vol.  I,  1899,  8.  462  f.) 

Giglioll,  Enrioo  H.  La  etnologia  all1  esposlzione  di 
Torino  nel  1898.  (Archivio  per  l'antropologia  e la 
etnologia,  tomo  29,  Firenze  1899,  8.  19  f.) 

Guelliot,  O.  Les  musees  d’antiijuitcs  et  d’etbnogra- 
phie  scandinaves;  opportunitd  de  la  cn*ation  (Tun 
musoe  ethnographique  de  la  Champagne.  Reims, 
Michaud,  1898.  Mit  Abbildungen.  8*.  1,25  frea. 

Extrail  de»  „Travaux  de  l'Acadtaiie  de  Reims*. 

Le  Clert,  Loula.  Mus^e  de  Troyes : bronzea.  Catalogue 
descriptif  et  rnisonn^.  (Extr.  des  Memoire*  de  la 
8oci*tc  acadi-mique  d'agriculture,  des  Sciences  etc.  de 
l’Aube,  tome  LMI,  1898.)  Troycs,  au  Musöe  et 
librairie  1898,  294  8.  mit  7 Abbildungen  und  73  far- 
bigen Tafeln.  8®. 

Vergl.  L’Anthropologie,  Uune  10,  Pari»  1898,  S.  459 
—460. 

Maaul,  Th.  Les  collections  elhnographiques  du  Muace 
du  Congo.  (Annalen  du  Mua^e  du  Congo,  »er.  III, 
tome  I,  Bruxelles  1H99,  fase.  1 mit  Textabbildungen 
und  6 farbigen  Karten. 

Uns  Museum  enthält  7600  Gegenstände. 

Stioda,  L.  Die  anthropologische  Ausstellung  in  Mos- 
kau 1879.  (Archiv  für  Anthropologie,  Baud  XXVI. 
Vierteljabr»h«ft  2,  Braunschweig  1899,  8.  531 — 559.) 

Nachtrag  zu  dem  in  Band  XIV,  1882,  des  Archiv*  ent- 
haltenen Berichte. 

Veröffentlichungen  dar  groasherzogl.  badischen  Samm- 
lungen für  Alterthums  • uud  Völkerkunde  in  Karls- 
ruhe und  dea  Karlsruher  Alterthumsvcrein*.  2.  Heft. 
Karlsruhe,  G.  Braun’scbe  Hofbuchdr.,  1899.  4°.  111, 
105  8.  mit  Abbildungen  uud  14  (1  färb.)  Tafeln. 
5 Mark. 

Vergl.  doxa:  Karl  Brunner,  Ucber  den  Stand  der 
«rcbiologiitheu  Forschung  in  Baden,  Beilage  zur  Allge- 
meinen Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  251. 


n.  Ethnologie. 


1.  Methodik,  (Irschichte  der  Wissenschaft. 

Andrian,  Freiherr  von.  Elementar-  und  Völker- 
gedanke, ein  Beitrag  zur  Entwickelungsgeacbiclite 
der  Ethnologie.  (Correspondcnzblatt  der  deutschen 


Gesellschaft  für  Anthropologie , Jahrg.  29,  München 
1898,  8.  186 — 179.) 

Aransadi , Telesforo  de.  Etnologia , antropologia, 
älosofla  y psicologia  y mtiologl»  comparadaa.  8e- 
gunda  edieiön.  Madritl,  Romo  y Fyssel,  1899.  8#. 


Digitized  by  Google 


80 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Vergl.  Globus,  Band  76,  1899,  8.390.  L'Anlhropologie, 
tome  10,  Paris  1899,  S.  714  — 715. 

Aranzadi,  F.  de.  lieber  die  Analyse  gesammelter 
fintelinRAw«  (oder  -Wertht ).  (CeniraibInU  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  4,  1899,  8.  129—134.) 

Bäsaler,  Arthur.  Reinen  und  Sammlungen  (Globus, 
Rand  75,  18M,  8.  28—29  mit  Photographie.) 

Bastian,  Adolf.  Zur  heutigen  Sachlage  der  Ethno- 
logie in  nationaler  und  socialer  Bedeutung.  Berlin. 
1).  Reimer,  1899,  IV,  5«  8.  gr.  8®.  1 Mark. 

Bastian , Adolf.  Zur  Verständigung  über  Zeit-  und 
Streitfragen  in  der  Lehre  vom  Menschen.  (Lose 
Blätter  aus  Indien  VII.)  Berlin,  D.  Reimer,  1899. 
XXI,  140  n.  80  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Brinton,  Daniel  Garrison,  gest.  am  31.  Juli  1899; 
Nekrolog  in  L’Anthropologie , tome  10,  Paris  1899, 
8.  621  - 622.  Globus,  Band  78.  1899,  8.  165—166 
mit  Portrait. 

Büchner,  Max.  Völkerkunde  und  SchAdelm— trog. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrgang  1899, 
Nr.  282  — 284.) 

Chamberlain,  8.  C.  Kontribution»  toward  a biblio- 
graphy  of  Kolk -Lore  relating  to  women.  (Journal 
of  American  Kolk-Lore,  vol.  12,  1899,  8.  32  f.) 

Fields , untrodden , of  antbropology.  Observation« 
on  the  eaoteric  mauners  and  customs  of  seim-civi* 
lized  peoples ; being  a Record  of  thirty  years’  expe- 
rience  in  Atia,  Africa , America  and  Uoeania,  by  a 
french  army  snrgeon.  2.  r-ditiou.  2 Bünde  und  ein 
Band  Tafeln.  Paris,  Carrington,  1898.  gr.  8°. 
62,50  frc*. 

Finsch,  O.  Systematische  Uebersloht  der  Ergebnisse 
seiner  Reisen  und  schrjfutellcrische»  Thütigkeit 
(1859 — 1 899).  Mit  Anmerkungen  und  Anhang:  Aus- 
zeichnungen. Berlin,  R.  Friedl&nder  u.  Sohn,  1699. 
153  8.  gr.  8®.  3 Mark. 

Veigl.  Globus,  Baad  7«,  1899,  S.  310. 

Girard,  Henri.  Aide-memoire  d'anthropologio  et 
dVthnographie.  Paris,  J.  B.  Bai  liiere,  1898.  282  8. 

mit  7 Abbildungen.  18®.  3 fres.  Mauuel  d'histoire 
naturelle. 

Angrzvigt  in  Petermann**  Mittheilungen,  Band  45,  1899, 
Litcrstnrlwricht , S.  145;  CenlralhLtt  für  Anthro|K>logie, 
Band  4,  Jen«  1899,  S,  198  — 197. 

Hauer,  Franz  von,  gest.  am  20.  März  1899.  Nach- 
ruf im  Internationalen  Archiv  für  Ethnographie, 
Band  12,  Leiden  1899,  8.  160. 

Longuy,  H.  de,  gest.  am  16.  October  1899;  Nekrolog 
in  L’ Anthropologie,  tome  10,  Paris  1699,  8.  621. 

Mies,  Josef,  gest.  am  9.  Juni  1899;  vergl.  Corres  pou- 
donzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  30,  München  1899  , 8.  58.  1/ Anthro- 
pologie, tome  10,  Paris  1899,  8.  622.  Ceutralblatt 
für  Anthropologie,  Band  4,  Jen»  1899,  8.  257 — 260. 

Paulitsohke,  Philipp,  gest.  am  11.  December  1899; 
Nachruf  von  Wilhelm  Hein  in  den  Mittheilungen 
der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29, 
N.  F.  19,  1899,  Sitzungsberichte,  8.  70 — 72. 

Photographie,  die,  im  Dienste  der  Völkerkunde. 
(Mittheilungen  de*  mährischen  Gewerbemuseums, 
Jahrg.  17,  Brünn  1899,  8.  33—35.) 

Ranke,  Johannes.  Erinnerung  an  Herrn  Senior 
Pfarrer  Rein  wald.  (Corrsspondenzblatt der  deutschen 
Gesellschaft  für  Autbropologie , Jahrg.  30,  1899, 
8.  79—80.) 

Ripley,  W.  Z.  A selscted  bibUography  of  the  Authro- 
pology  and  KUmology  of  Europe.  Boston,  published 
by  the  trnstee*  of  the  Library  of  Boston  1899.  8®. 


Scherman,  I*.,  und  Friedrich  8.  Kraus«.  Allge- 
meine Methodik  der  Volkskunde.  Bericht«  über 
Erscheinungen  in  den  J ah  reu  1890 — 1897.  Erlangen. 
Fr.  Junge,  1899.  IV,  134  8.  gr.  8*.  6 Mark. 

Aus:  Knt.  Jahresbcr.  Über  die  Kurt.-« brüte  der  roftun. 
Philologie , Bd.  4 , Heft  3.  AngezHgt  in  der  Zeitschrift 
des  Verein»  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.44i' 
—449. 

Schwärt«,  Wilhelm,  gest.  ain  16.  Mai  1899;  Nekro- 
log von  Karl  Wein  hold  in  der  Zeitschrift  de* 
Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.328 
—330. 

Stcinthal,  Chajim  , gest.  14.  März  1899,  Begründer 
der  Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  uml  Sprach- 
wissenschaft; Nekrolog  von  Karl  Wein  hold  in  der 
Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1899,  8.  208—209. 

Virchow,  Rudolf.  Meinungen  und  Thatsaeheo  in 
der  Anthropologie.  (Correspondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München 
1899,  S.  80—83.) 

Waldeyer.  Universitäten  und  anthropologischer  Unter- 
richt. (CorreMpondetizhlaU  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  München  1888*  8.  70 
-75.) 

Why  do  wc  im-asur«  heads  and  faces*  (Science  of  man, 
1,  1898,  No.  12  ) 

2.  Allgemein'*  Anthropologie. 

Bartels,  M.  Alb**  Ölgemälde  einer  bärtigen  Dame. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Q— ollachaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1899,  8*.  455— 459  mit  2 Abbildungen.) 

Porträt  der  Helena  Antonia  au*  dem  Hüthum  Lüttich. 

Birkner,  F.  Einiges  über  Zwcrgenwueh*.  (Corre- 
spondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg-  29,  München  1898,  S.  188 — 192.) 

1.  Totaler  Zwcrgenwuch».  2.  Partieller  Zwergen woch*. 
S.  Pygmäen. 

Boa«,  F.  Soma  recent  criticisms  of  physicnl  authro- 
pology.  (The  American  Anthropologist,  n.  s.,  vol,  1, 
1899, ’B.  98  1.) 

•Frey.  Beschreibung  eine«  Mikrocephalenschüdels. 
Eine  Studie.  Mit  6 Abbildungen.  (Archiv  für  Anthro- 
pologie, Bd.  XXVI,  Vierudj ahrsheft  2,  Braunschweig 
1899,  8.  317—340.) 

Fritsch.  Uvber  die  Entstehung  der  Hl— nmertmaie 
dee  menschlichen  Kopfhaares.  (Oomspoodenablatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahr- 
gang 29,  München  1898,  8.  161—164.) 

Godin.  Observation  dune  naine  (Agnes  Sztyahely). 
(Bulletins  de  In  S<»ci/*t**  d’ Anthropologie  de  Paris, 
sär.  4,  tome  9,  1898,  fase.  6.) 

Hiitory  of  the  progiWM  of  anthropology  and  of  critni- 
nnl  sociology.  (Science  of  inan,  vol.  2,  1899,  8.  -- 
— 23.) 

Hornc-f.  Ueber  Ergebnisse  von  Schädelmessungen- 
Dissertation,  München  1898.  96  8. 

Vergl.  Centralbhm  für  Anthropologie,  Band  4,  J«* 
1899,  S,  326—327. 

Hoyoa  Sinne,  Luia  de.  Tlcnica  antropolögica  y 
Antropologia  fUica.  2.  Auflage.  Madrid  1899. 

Angexeigt  von  Verm-au  in  L*  Anthropologie , tome  10, 
Paris  1899,  s.  479—478. 

•Hrdlicka,  A,  Physical  differenees  betvtSD  white 
and  oolored  children.  (Thl  American  Anthropologist, 
Vol.  WMbilVglOD  1898«  K.  347  f.) 

Hie  Untersuchungen  erstreckten  »ich  auf  1400  Kiodef 
beiderlei  Geschlecht*. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


81 


♦ Joachimsthal.  Ueber  Zwergwuchs  und  verwandt« 

Wachsthumsstömugen.  (Deutsch«  medicin.  Wochen- 
schrift, Jahrg.  25,  1899,  S.  288— 290  mit  8 Textabbil- 
dungen,) 

Klaataoh , Hermann.  Di«  Stellung  de«  Menschen  in 
der  Reihe  der  Säuget hiere,  speciell  der  Primaten  und 
der  Modus  seiner  Heranbildung  aus  einer  niederen 
Form.  Mach  einem  auf  dem  Authropolngencongrease 
in  Lindau  am  7.  September  1899  gehaltenen  Vortrage. 
(Globus,  Rand  76,  1899,  B.  329—332,  354—357.) 

Lombroso,  Coaare.  Kerker  ■ Palimpe«ste.  Wandin - 
Schriften  und  Selbstbekenntnisse  gefangener  Ver- 
brecher. In  den  Zellen  und  Geheimschriften  der 
Verbrecher  gesammelt  und  erläutert.  Vom  Verfasser 
deutsch  herausg.  in  Verbindung  mit  H.  Kurella. 
Mit  20  Textillustrationen  und  2 Tafeln.  Hamburg, 
Verlagaanstalt  und  Druckerei,  1899.  XII,  318  8.  8®. 
10  Mark. 

Lombroao,  C.  Le  Crime.  Causes  et  rennkle* , avec 
un  appeudice  sur  les  progres  de  l'anthropologie  cri- 
minelle de  1895  ä 1898.  Pari»,  C.  Schleicher,  1899. 
580  B.  mit  12  Abbildungen  uud  10  Tafeln.  8°. 
10  frc». 

Lombroso,  C.  Les  rares  et  le  milieu  ambiant.  (Revue 
äcientiflque,  tome  9,  1898,  8.  513.) 

Mac  Donald , Arthur.  Experimental  study  of  cliil- 
dren.  Washington,  Covern.  Printing  Office,  1899. 

Authropoinetrische  und  psycho  - physische  Beobachtungen 
an  Schulkindern;  vergl.  das  Referat  von  Martin  im  Cen- 
tral blntt  tür  Anthropologie,  Rand  5,  Jena  1900,  S.  9 — 12. 

Martin,  Rudolf.  Die  Erblichkeit  geistiger  Befähigung. 
Vortrag.  Zürich  1899. 

Morkol  , Pr.  Reconstruction  der  Büste  «ine«  Bewoh- 
ners des  Leinegnues.  Mit  6 Abbildungen.  (Archiv 
für  Anthropologie,  Bd,  28,  Vierteljahrsheft  2,  Braun- 
schweig 1899,  8.  449—457.) 

Vergl.  dazu:  Oswald  Rerkhan,  Ein  alter  Lcinegauer 
im  Globus,  Band  7«,  1899,  8.  238—239. 

* Mies  , Josef,  lieber  die  grösste  Breite  des  mensch- 

lichen Hirnschädels.  (Corrcspondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  29,  München 

1898,  8.  179—187.) 

*Monti,  Alois.  Das  Wachsthum  des  Kindes  von  der 
Geburt  bis  einschliesslich  der  Pubertät.  (Kinderheil- 
kunde in  Einzeldarstellungen,  Heft  6.)  Wien,  Urban 
uud  Schwarzen  borg,  1898.  29  8. 

Attgczeigt  iui  CentralbUtt  für  Anthropologie,  Band  4, 
Jena  1899,  S.  204—206. 

PlosS|  H.  Das  Weib  in  der  Natur-  und  Völkerkunde. 
Anthropologische  Studien.  6.  umgearbeitete  und  ver- 
mehrte Auflage.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers 
bearbeitet  und  herausgegeben  von  Max  Bartels. 
Mit  1 1 lithographirten  Tafeln  und  ca.  490  Abbil- 
dungen im  Text,  (ln  17  Lfgn.)  1. — II.  Lfg.  Leip- 
zig, Th.  Grieben,  1899.  gr.  8°.  1,50  Mark. 

Schwalbe,  ö.  Studien  über  Pithecanthropus  erectus 
Dubois.  (Zeitschrift  für  Morphologie  und  Anthro- 
pologie, Band  1,  1899,  8.  16  f.) 

Schwalbe,  O.  Ziele  und  Wege  einer  vergleichenden 
physischen  Anthropologie,  zugleich  ein  Vorwort  zur 
Zeitschrift  für  Morphologie  und  Anthropologie.  (Zeit- 
schrift für  Morphologie  und  Anthropologie , Band  I , 

1899,  8.  1 f.) 

Tiling , Th.  Das  Verhrecherthum  vom  anthropolo- 
gischen Standpunkte.  Riga,  L.  Uörschelmanii,  1899. 
23  8.  gr.  8®.  0,50  Mark. 

•Török,  Aurel  von.  Ueber  den  Ydzoer  Ainoechädel 
aus  der  ostosiatischeu  Reise  des  Herrn  Grafen  Be  la 

Archiv  far  Anthropologie.  Bd.  XX VII.  (Vers.  d.  outhrop.  Ldt.) 


8z6chenyi  und  über  den  Sachaliner  Aiuo^chädel 
des  königlich-zoologischen  uud  Hiithropidogisch-ethno- 
graphischen  Museums  zu  Dresden.  Ein  Beitrag  zur 
Reform  der  Kraniologie.  Mit  einem  Anhänge  von 
48  Tafeln.  Vierter  Th  eil.  Fortsetzung.  (Archiv  für 
Anthropologie,  Band  26,  Braunschweig  1899,  8.  247 
—315,  561-689.) 

Ujfalvy, C&rl  von.  Anthropologische  Betrachtungen 
Über  die  Porträlköpfe  auf  den  griechisch-bactrischen 
und  indo-skythischeu  Münzen.  11.  Die  indo-skythischen 
und  Huna-Fürsten.  (Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  26, 
Vierte Ij ahrsheft  2,  Braunschweig  1899,  8.  841  — 371 
mit.  22  Textabbildungen.) 

Waruschkin,  Alexander.  Ueber  die  Profilirung 
de«  Gesichtssch&dels.  (Horizontale  Messungen  am 
Gesichtsschädel.)  (Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  20, 
Vierteljahrsheft  2,  Braunschweig  1899,  8.  373  — 448 
mit  3 Abbildungen  and  2 Tafeln.) 

3.  Allgemeine  Soclologie. 

Bruhna , Bernhard.  Definition  des  Uordenvölker- 
Begriffes  auf  Grund  einiger  gegebener  typischer 
Formen.  Inauguraldissertation.  Leipzig  1898. 

Vergl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  18. 

Lilienfeld,  Paul  von.  Zur  Vertheidigung  der  orga- 
nischen Methode  in  der  Sociologie.  Berlin , G.  Rei- 
mer. 1898.  76  8.  gr.  8g.  1,20  Mark. 

Vergl.  CentralbUtt  für  Anthropologie,  Bd.  4,  Jens  1899, 
8.  329—330. 

Loria , A.  Social  anthropology.  (The  American 
Anthropologin,  n.  «.,  vol.  1.  1899,  S.  283  f.) 

Mo  Gee,  W.  J.  The  trend  of  human  progress.  (The 
American  AntliropoLogist,  n.  vol.  1,  1899,  8.401  f.) 

Montagno,  P.  Örigine  de  Ia  soetttd.  Le  coutract 
social.  (Revue  Tbomiste  1898,  Nov.) 

Po  well  | J.  W.  Bociology,  or  the  science  of  insti- 
tutions.  (The  American  Anthropologist,  n.  s.,  vol.  1, 
1899,  8.  475  f.,  095  f.) 

Schlüter,  Otto.  Bemerkungen  zur  8iedelung*geogra- 
phie.  (Geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  5,  Leipzig 
1899,  8.  05—84.) 

TeniohefT,  W.  L’activite  de  Thomme.  Traduit  du 
russ«  par  l'auteur.  Paris,  Corndly,  1898.  262  8.  4V. 
5 frc». 

Une  applicatiou  (chapitre  4):  Le«  Es-«juimaux.  Ange- 
zeigt in  L’ Anthropologie,  tome  10.  Pari*  1899,  S.  302 
— 364. 

Zenker,  Ernst  Victor.  Die  Gesellschaft.  I.  Band. 
Natürliche  Entwicklungsgeschichte  der  Gesellschaft. 
Berlin,  Georg  Reimer,  1899.  VII,  232  8.  8°.  5 Mk. 

Enthält  ausser  einer  geschichtlichen  Einleitung  die 
Capilet : 1.  Die  Elemente  der  socialen  Entwickelung. 

2.  Die  politische  Entwickelung. 

4.  Speciell  e Soclologie. 

1.  Ei ie  und  Familie. 

Mazzarclltt,  G.  La  oondixione  giuridica  de!  marito 
iiclla  famiglia  matriarcule.  Catania  1899.  8°. 

Perrone-Capano.  Infauticidio  ed  esposizione  d'infante 
negli  animali  iuferiori  e nei  popoli  selvaggi.  (Rivista 
di  paichoL  for.  1899,  8-  103  f.) 

Juristische  Dissertation;  besprochen  im  CentralbUtt  für 
Anthropologie,  liand  4,  Jen*  1899,  S.  330 — 331. 

Reinaoh,  Balomon.  La  prohibttion  de  Huceate  et 
11 


Digitized  by  Google 


82 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


***  origine*.  (L’Anthropologie,  tome  10.  Paris  1809, 
S.  59—70.) 

Schmoller,  Gustav.  Die  Urgeschichte  der  Familie: 
Mutterrecht  und  Gentilverfassung.  (Jahrbuch  für 
Gesetzgebung,  Verwaltung  und  Volkswirtschaft  im 
Deutschen  Reich,  Jahrg.  23,  1899,  6.  1 — 71.) 

2.  Staat  wm d liecht . 

Herrm&nn  von  Herrnritt,  Budolf.  Nationalität  und 
Recht,  dargestellt  nach  der  österreichischen  und  aus* 
ländischen  Gesetzgebung.  Wien,  Manz,  1899.  X, 
148  8.  gr.  8®.  3,90  Mark. 

Levison,  Wilhelm.  Die  Beurkundung  des  Oivilstaode* 
im  Altrrthum.  (Bonner  Jahrbücher,  Heft  102,  189h, 
8.  1—82.)  Bonner  Dissertation;  auch  separat.  Bonn, 
Carl  Georgi,  1898.  2 Bl.  82  8. 

Fnacot,  G.  Origine  del  diritto.  Udine,  Tosolini,  1899. 

Porrier,  Edmond.  Le»  eolotiies  animales  et  la  for- 
rnation  des  organisme».  2.  Edition.  Paris,  Massen, 

1898.  Mit  2 Tafeln  und  158  Textabbildungen.  gr.  8®. 
I«  fres. 

3.  Religion,  Cultus,  Moral 

Archiv  für  Religionswisaenachaft  in  Verbindung 
mit  W.  Boillll(  1>.  G.  Bristol,  H.  Qiskol  etc. 
und  anderen  Fachgelehrten,  h«rxu*g.  von  Tb.  Achelis. 
Baad  2.  Haft  1-4  Freiburg  i.  Ilr.,  J.  C.  B.  Mohr, 

1899.  gr.  8®.  14  Mark. 

Bninaai,  J.  Les  origines  de  la  religion.  Paris,  Alcan, 
1899. 

Chadwick,  H.  M.  The  cnlt  of  Othin.  Essay  in  an- 
cient  religion  of  the  North.  Cambridge,  University 
Press,  1809. 

Curtin , J.  Creation  mvths  of  primitive  America  in 
relAtion  to  the  religiou*  hwtory  and  mental  develop- 
ment of  mankiml.  London,  William»  and  Norgate, 

1899. 

Ex  voto-Fignren.  (Globus,  Band  73,  1899,  8.  114  — 
115  mit  2 Textabbildungen.) 

Fraxer,  J.  G.,  The  origin  of  totemism.  (Fortnigkt)y 
Review,  vol.  65,  1899,  8.  647  f.) 

Gasquet,  A.  Le  culte  ct  leg  mysteren  de  Mitlira. 
(Revue  des  deux  raondes,  tome  132,  8.  330  f.) 

Henning.  On  the  origin  of  religion.  (The  American 
Anthru|Hilogist  1898,  Dec.) 

Herm&n , G.  Bacchanalien  und  Eleusinien , Erfor- 
schungen und  Erfahrungen  über  Sexualcultua.  (Genesis, 
das  Gesetz  der  Zeugung  I1L)  Leipzig,  A.  Strauch, 
1899.  144  8.  gr.  8®.  2,30  Mark. 

Jevons,  F.  B.  The  place  of  Totemism  in  the  Evolution 
of  Beugten.  (Folklore.  lOl  io,  London  1819)  I)ec.) 

Kay,  Charles  de.  Bird  üods,  witb  an  accotu paniemen t 
of  ilecorationa  by  George  Whartou  Edward».  New' 
York,  A.  S.  Barne*  a,  Co,  (1899).  249  8.  kl.  8n. 

Vergl.  Zeitschrift  fiir  Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlinl899, 
S.  58— 39. 

Labia,  F.  Histoire  de  la  religion.  Tournai,  Caster- 
man,  1899. 

Lang,  A.  Mytb,  ritual  and  religion.  London,  Long* 
man»,  lts99. 

Lasch,  Richard.  Religioat-r  Selbstmord  und  seine 
Beziehung  zum  Menschenopfer.  (Globus,  Rand  73, 
1899,  8-  «Hi -74.) 

March , H.  Colloy.  The  Mytbology  of  Wise  Bird». 
(Journal  of  the  Anthropological  Institut«  of  Great 


Britain  and  Irelaud  , vol.  27,  1898,  8.  209 — 232  mit 
2 Tafeln.) 

Marillier.  L’origine  de»  dieux.  (Revue  philo«., 
tome  24,  1899,  Juli  7.) 

Mathew»,  G.  The  study  of  etliie«  among  the  lower 
races.  (Journal  of  American  Folk -Lore,  vol.  XU, 
1899,  8.  I f.) 

Mytbology  and  the  retearches  therein.  (Scieuce  Mt 
man,  vol.  2,  1899,  R.  127  f.) 

Porrogaux,  E.  Le  fitkhiain«.  (Bulletin  de  la  Societr 
neuchüteloise  de  geogntphie,  tome  9,  1899,  8.  119  f.) 

Reichenbaoh,  A.  Die  Religionen  der  Völker.  Nach 
den  besten  Forsch uugserge »missen  bearbeitet.  Zweite 
verb.  Auflage.  Besorgt  von  Baur.  Berliu,  H.  Ber- 
mnhler,  1899.  Lief.  2.  gr.  8°.  0,50  Mark. 

Schroeter,  R.  Die  Argonautensage  und  Verwandte». 
Ein  Beitrag  zur  prähistorischen  Mythologie.  Pro- 
gramm. Posen  1899. 

Sciaacia,  P.  La  paicogcnesi  dello  instinto  e della 
morale  »econdo  C.  Darwin.  Palermo,  lieber,  1899. 

Smith,  G.  The  origin  of  morality.  (North  American 
Review  1898,  OfltJ 

Stieda,  L.  Die  Anbetung  der  Ringelnatter.  (Globus, 
Band  75,  1899,  8.  1 00— 163.) 

Ergänzend«*  Mittheilungen  au*  Ostprctu*en  von  A.  II Iller- 
beck, ebenda  8.  295. 

Thtilid,  Henri.  Origln«  du  mystkism«.  (Revue  men- 
radle  de  l’fecole  d'Anthropologic  de  Paria,  anu<V  9, 
1809,  8.  323  f.) 

Tiole,  C.  P.  Einleitung  in  die  ReUgitmtwiaeeszchaft. 
Gifford- Vorlesungen , gehalten  in  der  Universität  zu 
Edinburgh.  Autoris.  deutsche  Ausgabe  von  G. Geb- 
rich. 1.  Theil:  Morphologie.  Gotha,  F.  A.  Perthes, 
1899.  XI,  259  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Usener,  Hermann.  KtdigionsgeschichUiche  Unter- 
suchungen. 3.  Theil:  Die  Sintduthsagen.  Bonn, 

F.  Cohen,  1899.  X,  279  8.  mit  1 Tafel,  gr.  8®. 
8 Mark. 

Ausführlich  besprochen  von  Fr.  Pradel  in  der  Bei- 
lage zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Kr.  242. 

Vierkandt,  A.  Die  primitive  Sittlichkeit  der  Natur- 
völker. (Globua,  Baud  76,  1899,  8.  149—154.) 

Weichmann,  Friedrich.  Das  Schächten.  (Das 
rituelle  Schlachten  bei  den  Juden.)  Mit  eiuem  Vor- 
wort von  Hermann  L.  Strack.  (Schriften  des 
lnstitutum  judaicum  zu  Berlin , Nr.  25.)  Leipzig, 
J.  0.  UinricUs,  1899.  48  8.  gr.  8®.  0.60  Mark. 


■I.  Aberglaube.  Astrologie. 

Bouohd-Leclerq,  A.  L’astrologie greoqoe.  Paria  1899. 

Bolton,  H.  C.  A relic  of  astrology.  (Journal  of 
American  Folk-Lore,  vol.  11,  1898,  8.  U3f.) 

Brown , R.  J.  Researches  into  the  origin  of  tbe 
primitive  constellations  of  the  Greeks , Phoenicians 
and  llabylonians.  London , William»  and  Norgnte, 
1899. 

Qoesmann , G.  W.  Die  Pflanze  im  Znuberglauben. 
Ein  Katechismus  der  Zauberhotamk.  Mit  einem  An- 
hänge über  PllauzensyiiiboUk.  Wien,  A.  Hartleben, 
1899.  IO,  232  8.  mit  12  Abbildungen.  8®.  3,60  M. 

Wissenschaftlich  ziemlich  werthlo«. 

Gilbert,  E.  Le»  plante*  niagique»  et  la  »orcellerie. 
Mouliii*,  libr.  Gri-goire,  1898. 

Höfler.  Der  Päntouismu*  in  der  Volksmedizin.  (Bei- 
lage zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  215.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


83 


Kronfeld,  M,  Za  überpflanzen  uftd  Amulett«.  Ein 
Beitrag  zur  Culturgeschichtn  und  Volksmedieiu. 
Wi«u,  M.  Perle»,  1898.  84  8.  mit  Abbildungen,  gr.  8®. 
1,60  Mark. 

Sohmeltn,  J.  D.  E.  Di**  Mandragora.  (Internationales 
Archiv  für  Ethnographie,  Band  12,  Leiden  1899, 
ß.  21-25.) 

Ergänzende  Mitt bedungen  zu  einem  von  Veth  in  ßd.  7 
verüdeutlichten  Aufsätze  über  den  mit  der  Mandragora 
verknüpften  Aberglauben. 

Wendheim,  Marie  von.  Die  Stecknadel  im  Volks- 
Aberglauben.  (Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde, 
Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  330—333.) 


5.  Sitte  und  Brauch. 

Aehelis,  Th.  Die  Mode  hei  den  Naturvölkern.  (Mutter 
Erde,  Bd  1,  1898,  S.  355— 356  mit  2 Textabbildungen.) 

Bouohal,Leo.  Geophagie.  (Mittheilungen  derAntliro- 
pologiachen  Gesellschaft  in  Wien,  Band  29,  N.  F.  19, 
1899,  Sitzungsberichte,  8.  11.) 

Laach,  R.  Der  Selbstmord  aus  erotischen  Motiven 
M den  primitiven  Völkern.  (Zeitschrift  für  Social- 
wissenschaft, Band  2,  1899.) 

Lasch , Richard.  Die  Behandlung  der  Leicht*  des 
Selbstmörder*.  (Globus,  Band  76,  1699,  S.  83—  66.) 

Laach,  Richard.  Ueber  Geophagie.  (G>ia,  Natur 
und  Leben,  Jahrg.  35,  Leipzig  1899  , 8.  303  — 308, 
368—373.) 

Marro.  L’epoc*  pubere  negli  usi  e nei  costumi  dei 
popoli.  (La  Ui vista  modern»,  Baud  1,  1898,  Heft  4.) 

Vergl.  Central  bist  t für  Anthropologie,  ßd.  4,  Jena  1899, 

S.  200 — 210. 

öartori,  Paul.  Die  Todteomßnze.  (Archiv  für  Reli- 
gion* wissen  schaff,  Bd.  2,  1899,  Heft  3.) 

Senni,  O.  Sulla  gvofagia.  Napoli.  N.  Jovenne  e t'o., 
1898. 

G.  Technologie,  Tracht  und  Schmuck. 

Pyfe,  H.C.  Boomerangs.  (Pearson’s  Magazine,  vol.  7, 
1080,  0.  77  t) 

Karutz,  R.  Ursprung  und  Formen  der  Wiege.  (Glo- 
bus, Baud  75,  1899,  8.  233  — 238  mit  24  Textabbil- 
dungen.) 

Karutz.  Der  Stand  der  Bogen*  und  Pfeilforscliung. 
(Globus.  Bd.  76,  1899,  8.  380—389  mit  31  Textabbil- 
dungen.) 

Krause,  Ludwig.  Zur  Verbreitung  der  gezahnten 
Sichel.  (Globus,  Band  70,  1600,  IS.  213  — 214  mit 
I Textabbildung.) 

Dazu  Bemerkungen  von  Karutz,  Ebenda,  Band  76, 
8.  163. 

Lamport.  Schniuckgegemdände  der  Naturvölker. 
(Correspomienzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Jahrg.  30,  1899,  8.  89—40.) 

Lehmann  • Filhös,  Margarete.  Über  Brettchen- 
weberei. (Zeit-chrift  des  Vereins  für  Völkerkunde, 
Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  24  — 33  mit  7 Textabbil- 
dungen und  1 Tafel.) 

AU  Erg&n/uug  dazu:  Die  Spelte  und  die  Driha.  Zur 
Ge*chiehte  der  Weberei.  Von  K.  Weinhold,  Ebenda, 
& 206—207. 

Luachtin,  P.  von.  Zusammengesetzte  uud  verstärkte 
Bogen.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Authro|xdogie,  Jahrg.  1899,  8.  221 — 239  mit  8 Text- 
abbildungen und  I Tafel.) 


Olshauaen.  Beitrag  zur  Geschichte  des  Haar-Kammes. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1899,  8-  169  — 187  mit  vielen  Text- 
abbildungen.) 

Powell,  J.  Technology.  (The  American  Antliropolo- 
gist,  n.  s.,  vol.  1,  1899,  8.  319  f.) 

Webster,  W.  D.  lllustrated  catalogue  of  ethnogra- 
phical  speoimeus,  European  and  Kantern  arm*  and 
armour,  prehistoric  aud  other  coriosities.  Bicester 
1899. 

7.  Kunst.  — Wohnung. 

Andree,  Richard.  Die  Nasenflöte  und  ihre  Verbrei- 
tung. (Globus,  Band  75,  1899,  8.  150  mit  1 Text- 
abbildung.) 

Mit  Ergänzung  von  A.  B.  Meyer,  Ebenda,  S.  195 — 196. 

Bulfour,  H.  The  natural  liistory  of  llie  musicul  bow. 
A i hapter  in  tbe  development»!  liistory  of  stringed 
Instruments  of  music.  Oxford,  Clarendon  Pres»,  1899. 

Der  Verfasser  beweist,  da.*«  die  Saiteuinstrumeute  ibreti 
Ursprung  in  dem  Bugen  des  Schützen  haben. 

B&ncal&ri , Gustav.  Forschungen  und  Studien  über 
das  Hau*.  IV.  (Nachtrag.)  Volksmassige  Benen- 
nungen der  Gegenstände  der  Landwirihschaft.  (Mil- 
theilungen der  Anthroi>ologi»chei)  Gesellschaft  tn 
Wien,  Band  29,  N,  F.  19,  1899,  8.  138-168.) 

Bouchal  , Loo.  Zur  Urgnschichte  der  Musikinstru- 
mente. (Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Baud  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzungs- 
berichte, 8.  11  — 13.) 

Bücher,  Karl.  Arbeit  und  Rhythmus.  2.,  stark  ver- 
mehrte Auflage.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1899,  X, 
412  8.  8°.  6 Mark. 

Vergl.  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1899,  8.  455-456.  Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  145. 
Centrslhlatt  für  Anthropologie,  IUnd  5,  Jena  1900,  S.  16 
— 17. 

Groos,  Karl.  Die  Spiele  der  Menschen.  Jena,  Fischer, 
1899.  IV,  538  8.  gr.  8°.  10  Mark. 

Vergl.  Literarisches  Ccntralblntt , Jahrgang  51,  1900, 
Sp.  259—260. 

Riemann,  Ludwig.  Ueber  eigenthümliche,  bei  Natur- 
und  orientalischen  Culturvölkern  vorkommende  Ton- 
reihen und  ihre  Beziehungen  zu  den  Gesetzen  der 
Harmonie.  Essen,  G.  D.  Baedeker,  1699.  111,  133  8. 

gr.  8°.  2 Mark. 


8.  Wissenschaß , Sprache  und  Sehr  iß. 

Geiger,  L.  Ursprung  und  Entwickelung  der  mensch- 
lichen Sprache  uud  Vernunft.  2.  Band.  (Au*  dem 
Nachla»  des  Verf.)  2.  Aull.  Stuttgart,  J.  G.  Cotta, 
1899.  VIII,  391  8.  gr.  6®.  10  Mark. 

Gundermann,  G.  Die  Zahlzeichen.  Programm.  Giessen 

lHuy. 

Hopf,  H.  Die  bei  den  Culturvölkern  brauch  liehen 
ältesten  Benennungen  ihrer  Heilkünstler.  Medicin. 
Correspomienzblatt  des  Württemberg,  ürztl.  Lindes- 
verein»,  29,  IHM.) 

Lorsch  , Bernhard  Max.  Einleitung  in  die  Chrono- 
logie. 2.  timgtarb.  und  Stark  vermehrt«*  Auflage. 
I.  Tlieil:  Zeitrechnung  und  Kalenderwesen  der  Grie- 
chen , Hörner , Juden,  Mohammedaner  und  anderer 
Völker,  Aer.i  der  Christen.  Freiburg  i.  Br.,  Herder, 
1899.  4 BL  251  8.  gr.  8°,  6,60  Mark. 
Lotourneau,  Ch.  Carsetarea  alpbabütifonnes.  (Bu Me- 
ll* 


Digitized  by  Google 


84 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


tins  de  la  SociätA  d’ Anthropologie  de  Pari«,  »er.  4, 
tome  9,  1698,  8,  425  f.) 

Limousin,  Ch.  De  l'origine  commane  de  la  znddecine 
el  du  sacerdoce.  Pari»,  Guillaumin,  1899. 

Lobaien,  Marx.  Ueber  den  Ursprung  der  Sprache. 
Langensalza,  H.  Beyer  u.  Böhne,  1899.  80  B.  gr.  8°. 
1 Mark. 

Aus:  ZetbM-hrift  für  Philosophie  and  Pädagogik. 

Mo  Gee,  W.  J.  The  lieginning  of  nmthematics. 
(The  American  Anthropologie,  n.  vol.  1,  1899, 
B.  846  f.) 

Munro,  Robert.  Kotes  on  prebistoric  trepanning  in 
the  old  nnd  uew  World».  (Proceedingi  of  the  Society 
of  Antiquarie*  of  Scotland,  vol.  32,  18P8,  B.  220 f. 
mit  4 Abbildungen.) 

Vcrgl.  Centralblstt  Ar  Anthropologie , Jnhrg.  5,  1900, 
S.  85—86. 

Wilser,  Ludwig.  Zur  Geschichte  der  Buchstaben- 
schrift. (Beilage  snr  Allgemeinen  Zeitung,  Jahr* 
gang  1 809,  Kr.  103.) 

Versucht  die  Erfindung  der  Schrift  den  Ariern  ruzu- 
weisen;  Entgegnung  von  Prof.  H.  Hirt,  Ebenda,  Nr.  109; 
Antwort  von  Wilser,  ebenda,  Kr.  110. 

9.  Ackerbau,  CuUurpßaiuren  und  Hausihiere . 

Alviella,  Goblet  d\  Les  rite*  de  la  moisson  et  les 
rommencements  de  ragriculture.  (Revue  de  l histoirc* 
de*  religions,  tome  36,  1809,  no.  1.) 

Durst,  J.  Ulrich.  Die  Binder  von  Babylon,  Assyrien 


und  Aegypten  und  ihr  Zusammenhang  mit  den  Rin- 
dern der  alten  Welt.  Ein  Beitrag  zur  Geacliichte 
de»  Hausrindes.  Berlin,  G.  Reimer  in  Comm. , 1899. 
94  8.  mit  8 Tafeln,  hoch  4°.  8 Mark. 

Engelbrecht,  Th.  H.  Die  Landbauzonen  der  ausser* 
tropischen  IAnder,  auf  Grund  der  statistischen  Quellen- 
werke dargesiellt.  2 Bände  mit  Atlas . enthaltend 
79  in  verschiedenen  Farben  tonen  ausgefiihrte  Karten 
cur  Darstellung  der  Verbreitung  der  Culturpflanzen 
und  Haitsthiere.  Berlin,  D.  Reimer,  1899.  XI,  279, 
X,  383  nnd  VIII  8.  Lex.-8°.  40  Mark. 

Angrxeigt  im  Globus,  Bd.  75,  1899,  8,  215;  vergl.  auch 
P.  Holtmann  ira  Jahrbach  für  Gesetzgebung , Verwal- 
tung und  Volk* wirthsehaft  im  Deutschen  Reiche,  Jahrg.  23, 
1899,  S.  1588  — 1592;  E.  Roth  io  der  Beilage  zur  AU- 
geiueknen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  120. 

Hahn,  Ed.  Zur  Theorie  der  Entstehung  des  Acker- 
baues. (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  281—287.) 

Entgegnung  auf  den  unten  aufgeflihrten  Aufsatz  Stied*’*. 

Hock.  Ursprüngliche  Verbreitung  der  angebauten 
Nutzpflanzen.  (Geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  5, 
1899,  Heft  5—7.) 

Keller  f C.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Haus- 
thierkunde.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  S.  46 — 48.) 

Marek,  J.  Das  helvetisch -gallische  Pferd  und  seine 
Beziehung  zu  den  prähistorischen  und  zu  den  recett- 
ten  Pferden.  Hiss.  Bern  1898. 

Btieda , L.  Zur  Kritik  der  Abhandlung  Eduard 
lltthn’s:  , Theorie  der  Entstehung  unseres  Acker- 

baues.“ (Globus,  Bd.  75,  1899,  S.  98—99.) 


HL  Ethnographie. 


1.  Allgemeine  Ethnographie. 

Aehelis,  Th.  Neuere  Forschungen  zur  Völkerkunde. 
(Der  Tltttriner,  Jahrg.  2.  Stuttgart  1899,  Heft  9.) 

Bastian,  A.  Randglossen  zur  Erörterung  schwebender 
Fragen  in  der  Menschen-  und  Völkerkunde.  (Ethno- 
logisches Notiz  Watt,  Band  2,  1899,  Heft  1,  Beilage.) 

Cailleux,  Ädouard.  La  questjon  chinoise  aux  ßtats- 
Unis  et  dan»  le*  poeeeaaJons  des  puicsauces  europeennes. 
Pari»,  Bouawau,  1898.  978  S.  h°.  6 ftes. 

Angezeigt  in  Perertnaan'»  Miuheilungrn , Bd.  45,  1899, 
Literaturbrricht,  S.  84. 

Effects,  the,  of  tropical  climate  on  different  peoplea. 
(Science  of  man,  2,  1899,  8.  161  f.) 

Gebauer,  Heinrich.  Handbuch  der  Länder-  und 
Völkerkunde  in  volkatbfimlicher  Darstellung  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  volkswirtschaftlichen 
Verhältnisse.  Liefg.  8—11,  1898,  12—20,  1899.  Leip- 
zig, G.  Lang,  ft  Liefg.  0,50  Mark. 

Hagen,  B.  Demonstration  ostasiatischer  und  mela- 
ncsischer  Gesichtstypen.  (Correspondcnxblatt  der 
deutschen  Gesell  schalt  für  Anthropologie,  Jahrg  30, 
Manchen  1899,  8.  94—96.) 

Hagen,  B.  Authroijologischer  Atlas  ostasiatischer  und 
melaneeiscber Völker.  Mit  Unterstützung  der  königl. 
preus*.  Akademie  der  Wissenschaften  heraus  ge  geben. 
Mit  Aufoahmeprotooollen,  Moseungstabellen  und  nitum 
Atlas  von  101  Tafttn  in  Lichtdruck.  Wiesbaden, 
C.  W.  Kreid»! , 1898.  VII,  XXIV,  113  8.  gr.  4°. 
100  Mark. 

Vergl.  «Iss  Referat  von  Kollmanu  im  (’cntralblatt  für 
Anthropologie,  Baad  4,  Jena  1899,  S.  272  — 276  und  im 
Archiv  für  Anthropologie,  Band  XXVI,  Vierteljnhrxbrft  2, 


Braunschweig  1899,  S.  522 — 525;  von  Staudinger  iro 
Globus,  Band  76,  1899,  S.  98—99. 

Hamy,  E.  T.  Note  sur  diverses  gravure*  de  Bonne- 
ville  representant  des  negre*  (1794  — 1803).  (L’Authro- 
pologie,  tome  10,  Paris,  1899,  8.  42 — 46.) 

Haasert,  Kurt.  Deutschland»  Colonien.  Erwerbung*- 
und  Kntwickelungsgeachichte,  Landes-  und  Volks- 
kunde und  wirthschaftlicho  Bedeutung  unserer  Schutz- 
gebiete. Leipzig,  Dr.  Seele  u.  Co.,  1899.  VIII, 
331  8.  mit  8 Tafeln,  31  Textabbildungen  und  6 Karten. 
4,50  Mark. 

Hutchinson,  H.  N.  The  human  race:  a history  of 
the  rmees  of  mankind.  London,  Hutchinson  and  Co. 
1898. 


Keane,  A.  H.  Man  patt  and  present  (Cambridge 
gfographical  Serie».)  Cambridge,  University  Pros* 
(London,  C.  J.  Clay  and  Sons),  1899.  XII,  584  8. 
mit  12  Tafeln.  8°.  12  eh. 

Angezeigt  in  der  deutschen  Literaturzeitung.  Jahrg.  1699, 
Sp.  1075;  L1  Anthropologie , tome  10,  Paris  1899,  8.  717; 
Centralblatt  für  Anthropologie,  Band  5,  1900,  S.  84 — 87. 
Lehmann,  P.  W.  Paul.  Länder-  und  Völkerkunde. 
Heft  22 — 25.  (Hausschatz  des  Wissens,  Heit  228—228, 
234.)  Nvudamin , J.  Naumann,  1899.  Band  2,  S.  49 
— 192  mit  2 (1  färb.)  Tafeln,  gr.  8®.  ä 30  Pfennige. 
Lindenberg,  Paul.  Um  die  Erde  in  Wort  und  Bild. 
I.  The»!:  Von  Bremen  bis  Hongkong.  Berlin.  Ferd. 

Bummler,  1899.  IV,  468  8.  mit  287  Textabbildungen 
gr.  8*.  6 Mark. 

Meineoke,  Gustav.  Die  deutschen  Colouieu  in  Wort 
und  Bild.  Geschichte,  Länder-  und  Völkerkunde, 
ThÜtr-  und  Pflanzenwelt,  Handels-  und  Wirtliachaft* - 
verbältnisse  der  Schutzgebiete  des  Deutschen  Reiches. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


85 


t 


Mit  191  Abbildungen,  17  Portr.  und  10  Karten.  Leip- 
zig, J.  J.  Weber,  1899.  II,  104  8.  gr.  2°.  6 Mark. 

Ratsely  Friedrich,  Pie  Menschheit  als  Lebenserschei- 
nung  der  Erde.  (Weltgeschichte,  hrsg.  von  H.  F. 
llelmolt,  Band  1,  1899,  8.  61  — 104.) 

Ratsei«  Friedrich.  Antliropogeographie.  1.  Tlieil, 
Grundzüge  der  Anwendung  der  Erdkunde  auf  die 
Beschichte.  2.  Auflage.  'Bibliothek  geographischer 
Handbücher.)  Stuttgart.  J.  Engelhorn,  1899.  XV11I, 
804  8.  gr.  8°.  14  Mark. 

Ripley.  Ueber  die  Anthropologie  der  Juden.  (Globns, 
Band  76,  1899,  8.  21 — 27  mit  14  Textabbildungen.) 

Ergänzung  dazu  ebenda,  S.  162:  Bind  die  Jaden  Jude»? 

Smith  y Robertson.  Pie  Religionen  der  Semiten. 
Autorisirte  deutsche  Uebersetzang  aus  dem  Englischen 
nach  der  2.  Auflage  der  „Lecture*  on  the  Religion 
of  the  Bcmites“  von  R.  Stäbe.  Mit  einem  Vorwort 
von  E.  Kautzseh  und  mit  einem  Anhang.  Freiburg, 
Mohr,  1899.  XX,  372  8.  gr.  8®.  h Liefen.  ü 1 Mark. 

Ausführlich  besprochen  von  O.  Pf  leiderer  in  der  Zeit- 
schrift des  Vereins  für  Volkskunde,  Jshrg.  9,  Berlin  1899, 
S.  450—452. 

Bogolo.  M6tis,  mulätres  et  zambos.  fctnde  sur  lcs 
croisemeuts  humains.  Chartres  1898. 

Trittei,  O.  lieber  den  Einfluss  der  Natur  auf  das 
Völkerleben.  Programm.  Oscheraleben  1899. 

Vogt,  Carl.  Sur  1a  question  juive.  (Revue  meusuclle 
de  l’-ßcole  d'Antliropologie  de  Paris,  annfo  9,  1899, 
8.  153  f.) 

Werner,  Otto.  Die  Menschheit.  Gedanken  über  ihre 
religiöse,  culturelle  und  ethnographische  Entwickelung. 
I*ipzfe,  E.  Haberland,  1899.  III,  260  8.  8°.  3,50  M. 

Wilser.  Menschenrassen.  (Verhandlungen  des  natur- 
historiscb*med»ciuischcn  Vereins  zu  Heidelberg,  Bd.  VI, 
1898,  Heft  1.) 


8.  Hpecielle  Ethnographie. 

A.  Europa. 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes. 

Bora,  Paul.  Die  sprachlichen  Verhältnisse  in  der 
Hchweiz.  (Globus,  Rand  75,  1899,  8.  274—276.) 

Denlker,  J.  Les  racas  de  l’Eumpe  I.  L’indice  ccplm- 
lique  en  Enrope.  Paris  1899.  8°.  119  8.  mit  1 Karte 
Europas  in  Farbendruck. 

Vergl.  Central  bist  t für  Anthropologie,  Band  5,  1900, 
S.  89—90. 

Donauländer,  Die.  Zeitschrift  für  Volkskunde.  Mit 
Berücksichtigung  von  Handel,  Industrie  und  Ver- 
kehrswesen in  den  Ländern  der  unteren  Donau, 
llcrausgegebeu  von  Adolf  Strauss.  Jahrgang  1. 
Wien,  C.  Gräser,  1899.  Heft  1.  gr.  8°.  2 Mark. 

Vergl.  dazu:  H.  Ja  ritze»,  Zur  Volkskunde  und  Cultur- 
grschichte  der  Ihmaulüader.  Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung,  Jahrg.  1899,  Xr.  159. 

Heer,  J.  C.  Schweiz.  Mit  181  Abbildungen  nach 
photographischen  Aufnahmen,  1 Bunttafel  und 
1 farbigen  Kurte.  (Land  und  Leute , Monographien 
zur  Erdkunde,  V.)  Bielefeld,  Velhagen  und  Klasing, 
1899.  192  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Hunziker,  J.  Da*  Bchweizerbans , nach  seinen  land- 
schaftlichen Formen  und  seiner  geschichtlichen  Ent- 
wickelung darges  teilt.  1.  Abschnitt:  Das  Wallis. 

Aarau.  H.  R.  8au«rlünder  U.  Co.,  1899.  XII,  240  8., 
mit  Abbildungen,  gr.  8*.  10  Mark. 


Immanuel,  Fr.  Der  russische  Norden  und  die  Mur- 
man -Küste.  (Petermann’s  Mittheilungen.  Bd.  45, 
1899,  8.  129—148,  mit  2 Karten.) 

Mit  einigen  ethiti'grAphiwhen  Notizen  über  die  einge- 
borene Bevölkerung,  die  Samojeden , Loparcn,  Korelicr 
und  Svrjinen. 

Kraitschek,  Q.  Europäische  Menschenrassen.  (Zeit- 
schrift für  Schiil-Qeogruphie,  Bd.  21,  1899,  8.  65  f.) 

Langhans , Paul.  Deutsche  uud  Dänen  in  Nord* 
Schleswig.  (Petermann's  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899, 
8.  37—40.) 

Langhan«,  Paul.  Die  deutsch -tschechische  Sprach- 
grenze in  Nordböhmen.  (Petermann's  Mittheilungen, 
Bd.  45,  1899,  8.  73—82.  113—123,  155—165,  mit 
einer  colorirten  und  inehrereu  Textkarten.) 

Langhana,  Paul.  Karten  zur  Verbreitung  von 
Deutschen  und  tilaven  in  Oesterreich.  Mit  stati- 
stischen Begleitworten.  Gotha,  Justus  Perthes,  1899. 
2 Mark. 

Vergl.  Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  342. 

Lübeck,  K.  L.  Die  KrankheiUd&moncn  der  Balkan- 
völker. (Zeitschrift  de»  Vereins  für  Volkskunde, 
Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  58—68,  194—204,  295—304.) 
Fortsetzung  von  Jahrg.  8,  8.  389. 

Mach , Richard  von.  Beiträge  zur  Ethnographie 
der  Balkanhnlbimel.  (Petermann's  Milüieilungen, 
Bd.  45,  1899,  8.  97—106,  mit  1 Karte.) 

Meinhard.  Bruchstücke  ans  dem  Völkermosaik  der 
Ralkanhalbiusel.  (Deutsche  Rundschau  für  Geo- 
graphie und  Statistik , Jahrg.  21,  Wien  1898/99, 
Heft  10—12.) 

Miller.  Zur  Pelasgerfrage.  Programm , Ellwangen, 

1898. 

Munkäcai.  Die  Anfänge  der  ungarisch  - »lavischen 
ethnische«  Berfihruug.  (Die  Douauländcr,  JAhrg.  1, 

1899,  Heft  4/5.) 

Nationalit&tsverhftltniaae,  die,  in  Schleswig.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  53—54,  mit  1 Karte.) 

Pi  Lar  d,  Eugene,  ßtnde  de  65  cr&nes  valaisans  de  la 
valide  du  Rhone  (Valais  mojen).  (Revue  mensuelle 
de  l'fccole  d’ Anthropologie  de  Paris,  annAc  9,  1899, 
8.  186  (,,  mit  3 Abbildungen.) 

Pitard,  E.  Contribntion  u l’Atade  ethnographique  du 
Valais.  (Le  Globe,  journal  g£ographiqoe , toine  38, 
Genäve  1899.) 

Der  Verf.  eoastaürt  aul  Grund  zahlreicher  Unter- 
suchungen grösatentlieils  keltischen  Typus;  vergl.  L’An* 
thropologie,  tom«  10,  Paris  1899,  S.  347. 

Racea,  the,  of  man  in  Eurupe  in  ancient  and  in 
modern  times.  (Science  of  man,  vol.  II,  1899, 
B.  21  f.) 

Ripley,  W.  J.  The  origiu  of  European  culture. 
(Populär  Science  monthly,  voL  55,  1899,  8.  16  f.) 

Ripley,  W.  J.  The  rares  of  Enrope;  a sociological 
study;  with  a supplementary  bibliography  of  the 
anthropology  and  ethnology  of  Barope.  New  York, 
Appleton,  1898,  XXXII,  624  und  VII,  160  S.,  mit 
Abbildungen.  8°.  30  fres. 

Ripley,  William  J.  Deniker’»  Classiflcation  of  the 
Races  of  Europe.  (Journal  of  the  Antbropological 
Institute  of  Great  liritain  and  Ireland , n.  s.,  vol.  I, 
1898,  S.  166—173,  mit  1 Karte.) 

Röder,  F.  Die  Familie  bei  den  Angelsachsen.  Halle, 
M.  Niemeyer  1898.  8*.  6 Mark. 

Schenk , A.  fttnde  prfdiminnire  »ur  la  crAniologie 
Vaudoise.  (Bulletin  de  la  8uekt4  Vaadoise  de» 
Sciences  natur.,  tome  35,  1899,  no.  131,  mit  4 Tafeln.) 


Digitized  by  Google 


86 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Supan,  Alox.  Die  Bevölkerung  der  Me.  Periodische 
Uel>er»icht  über  neue  Arealberechnungen , Gebiets- 
verftnderungen,  Zahlungen  und  Schätzungen  der  Be- 
völkerung auf  der  gedämmten  Erdoberfläche  (Iwgrüu- 
det  von  Ernst  Rehm  und  Herrn.  Wagner).  (Petcr- 
niaiin'e  Mittheilungen,  Ergänzungsheft  130.)  X.  Europa. 
Gotha,  •?.  Perthes  1899,  VI,  64  8.  Lex.  8°.  6 Mark. 

Volks-Atlas  der  Schweiz  in  28  Vogelschaublättern. 
Gezeichnet  von  G.  Maggini.  Blatt  2.  Schaffhausen 
und  Umgebung.  Zürich,  Art.  Institut  Grell  Füs&li. 
31,6  X 45,5 CU.  Farbdr.  1,60  Mark. 

•Weinberg,  R.  Der  Bau  den  Grosahintf  bei  Estheu. 
Letten  und  Polen.  (Russisch.)  Moskau  1898. 

Ausführliche  Besprechung  in*  Centralblatt  für  Anthro- 
pologie, Bd.  4,  Jena  1899,  S.  843—348. 

Wiletr.  Die  Rundköpfe  in  Europa.  (Ceniralblatt  für 
Anthropologie,  Jahrg.  4,  Jena  1H99,  8.  1 — 7.) 

Referat  von  Laloy  in  I/Anthropologie , tomc  10,  Pari* 

UM,  tk  844 — 846. 

Zcmmrioh,  J.  Deutsches  und  französische»  Volks- 
thuin  Sn  der  Schweiz.  (Globus,  Bd.  76,  ln99,  8.  137 
— 143,  mit  1 Karte.) 

Zcmmrioh,  J.  Die  Völkcratümiue  Oesterreich-Ungarns. 
(Geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  6,  Leipzig  1899, 
8.  887 — 91 7,  86 1 — 881 , 485—488.) 

Zimmerli,  J.  Dia  deutsch-französische  Sprachgrenze 
in  «ler  Schweiz.  Theil  3.  Die  Sprachgrenze  im 
Wallis.  Nebst  17  Lutittabellen  und  3 Karten.  Basel, 
Georg  U.  Co.  1899.  V,  154  8.  gr.-8®.  4,80  Mark. 

Verfl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  73. 


2.  Arier. 

Indogormanisohe  Forschungen.  Zeitschrift  für 
indogermanische  Sprach  - und  Alterthumskuude. 
Hrsg,  von  Carl  Brugmann  und  Wilhelm  Streit- 
berg. Mit  dem  Beiblatt:  Anzeiger  für  indoger- 
manische Sprach-  und  Alterthumskimdc,  hrsg.  von 
Wilhelm  Streitberg.  Bd.  10,  Straasburg , K.  J. 
Trübner  1*99.  gr.  h".  16  Mark. 

Brunnhofer,  Hermann.  Die  Herkunft  der  Sanskrit- 
Arier  au*  Armenien  und  Medien.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
1899,  S.  478—483.) 

Lefövre,  Andröe.  La  tbeorie  indo-europeenne.  (Revue 
mensuelle  de  rigole  d' Anthropologie  de  Paris,  au  nee 
9,  1899,  8.  84  f.) 

Schräder,  O.  Prehistoric  antiquitics  of  tlie  Aryan 
peoples.  A inanual  of  «omparative  philology  and 
tho  earliest  culture.  London  and  New  York,  1899. 

Super,  C.  W.  The  original  home  of  tho  Aryans. 
(The  American  Authropologist,  vol.  20,  1898,  8.  353  f.) 

8y in ons,  B.  Uet  stamland  der  Indogermanen.  (Mede- 
deeliugen  van  de  Matschappij  der  Nederlandsche 
Ircttorkunde  te  Leiden,  over  het  Jaar  1898 — 1899. 
Leides,  K.  Brill.  1868,  8.  66—68.) 

Vacher  de  Lapouge,  Q.  L'Aryen,  son  röle  social, 
Cour«  lihre  de  science  politique,  professä  k Puniver- 
site  de  Montpellier.  Paris,  A.  Fonlemoing,  1899. 
XX,  569  8.  8«.  io  (re s. 

Referat  van  L.  Wilser  hn  Globus,  Bd.  77,  1900, 
S.  180 — 181 ; von  0.  Ammon  im  Ceniralblatt  für  Anthro- 
pologie, Bd.  5,  1900,  S.  87—88. 

Wilser,  Ludwig.  Herkunft  und  Urgeschichte  der 
Arier.  Vortrag.  Mit  erläuternden  und  ergänzenden 
Anmerkungen.  Heidelberg,  J-  llörning,  1899,  58  S. 
gr.  8*.  1,20  Mark. 


3.  Kelten. , Gallier. 

Revue  celtique.  Tome  20,  Pari«  1699. 

Arbois  de  Jubainville,  H.  d’.  Cour»  de  liudrature 
celtique.  Tome  VI.  La  civilisatiou  den  Gelte*  «f 
celle  de  l'äpojiee  lioincriquc,  Paris,  A.  Foiitemoiog. 
1898.  »°.  8 frea. 

Driesmann,  Heinrich.  Das  Keltenthum  in  der 
europäischen  Blutmiscliung.  Eiue  Culturgeschichte 
der  Kas«eninstincte.  Leipzig,  Eugen  Diederich«,  1900, 
(1899),  VIII,  245  S.  8°.  4 Mark. 

Furtwfingler.  Neuentdeckte  antike  Darstellungen 
von  Galliern.  (Correspondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  30,  1899, 
S.  80—81.) 

Holder,  Alfred.  Alt-celtisclier  Sprachschatz.  Liefrg. 
11/12.  Mediö-IamVn-Poeninu».  Leipzig.  11.  G.  Teub- 
ner  1H99/1900,  S.  514—1068.  9°.  n Lfg.  8 Mark. 

Sommer,  Ferdinand.  Der  keltische  Sprachstamm. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899, 
Nr.  288,  266.) 

Wilbrand,  Julius.  Zur  Kelten  frage.  (Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  258.) 


4.  Die  Deutschen. 

(Urgeschichte  vergl.  den  Bericht  unter  I.) 

Alliger,  Eduard.  Sagen  au*  dem  Adlergebirge  und 
dem  Krlitzth&le.  (Mittheilungcn  des  Nord  böhmischen 
Excursiona-Clubs,  Jahrg.  22,  Leipa  1899,  8.  146 — 150.) 

Ammann,  J.  J.  Volk sachau spiele  ans  dom  Böhmer* 
walde.  Gesammelt,  wissenschaftlich  untersucht  und 
herausgegeben.  2.  Theil.  (Beiträge  zur  dentseb- 
böhmischen  Volkskunde.  Herausg.  von  der  Gesell- 
schaft zur  Förderung  deutscher  Wissenschaft,  Kunst 
und  Literatur  in  Böhmen.  Geleitet  von  Adolf 
Ha  affen,  n.  Bd.,  2.  Heft.)  Prag,  J.  G.  Calrt, 
1899.  gr.  6*.  2.20  Mark. 

Ammon , Otto.  Zur  Anthropologie  der  Badener. 
Bericht  über  die  von  der  anthropologischen  Com- 
mission de*  Karlsruher  Altcrtliums verein*  an  Wehr- 
pflichtigen uud  Mittelschülern  vorgenoimnenen  Unter- 
suchungen. Im  Auftrag  der  Commission  bearbeitet. 
Jena,  G.  Fischer  1899.  Lex.  8*.  XVI,  707  S. , mit 
24  Abbildungen  und  15  färb.  Karten.  24  Mark. 

Vergl.  L Wilser  Im  Globus,  Bd.  75,  1899,  S.  357; 
Will».  Lutiosrh  im  Jahrbuch  für  Gesetzgebung,  Vera*!* 
tuug  und  Yulkftwirthschall  im  Deutschen  Reich,  Jahrg.  23, 
1899,  S.  1564  — 1570;  ßuschan  in*  Central bl.tt  für 
Anthropologie,  Bd.  5,  Jena  1900,  S.  18—23. 

Andrae , August.  Hausinsclirlften  aus  OstfritsUnd. 
(Globus,  Bd.  75,  1H99,  8.  384—389.) 

Androe,  Riohard.  Niedersäclisische  Zauberpuppen 
(Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9» 
Berlin  1899,  8.  333 — 335,  mit  einer  Textabbildung) 

Armbrust,  L.  Hessische  Ausdrücke  in  der  Huns* 
rücker  Mundart.  (Rheinische  Geschieht.»  bUUer, 
Jahrg.  4,  Bonn  189^99,  8.  328—333.) 

Bartols , Max.  Ein  Paar  merkwürdige  Creaturen- 
(ZeiUchrift  de*  Vereiu*  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1699,  8.  171—179,  245—255.) 

Maulwurf  und  Fledermaus  im  VolksabcrgUtiben. 

Beck,  H.  Niederdeutsche  Sprüche  und  Redensart«!» 
aus  Nordsteimke  in  Brauuschweig.  (Zeitschrift  dw 
Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899. 
8.  81—63.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


87 


B] Älter  für  rommersclie  Volkskunde.  Monatsschrift 
für  Hage  und  Märchen,  Bitte  und  Brauch,  Schwank 
und  Streich  , Lied , Hathat  ] und  Sprachliches  in 
Pommern.  Herausg.  von  0.  Knoop  und  A.  Haas. 
VII.  Jahrg.  1898/99,  Labes.  (Stettin,  J.  Kurmeister.) 
gr.  P.  4 Mark. 

Bruinier,  J.  W.  Das  deutsche  Volkslied,  Ueber 
Wesen  und  Werden  des  deutschen  Volk*ge»atigc*. 
Leipzig,  B.  G.  Teubnor  1N9,  IV,  166  8.  8#. 

0,öo  Mark. 

Bünker,  J.  R.  Das  siebcnbürgiscli- sächsische  Bauern- 
haus. (Mittbeilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Bd.  21»,  N.  F.  19,  1899,  8.  191 — 
mit  52  Textabbildungen.) 

Busse,  Hermann.  Fisch -Speer«  aus  der  Spree- 
Gegend  bei  Fürsteuwald« . Kreis  Lebus.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrg.  1899,  K.  2‘Jrt — 297,  mit  4 Abbildungen.) 
Cameniaoh,  Nina.  Geschichten  und  Sagen  aus  Alt 
Frv  Rhäticn.  Heft  1 — 10.  Davos,  H.  Richter,  IBM. 
IV,  560  8.  12®.  5 Mark. 

Conwents,  H.  Neue  Beobachtungen  über  die  Eibe, 
l>esonders  iu  der  deutscheu  Volkskunde.  (Dauziger 
Zeitung  1*99,  Nr.  66706.) 

Dörler,  Adolf  F.  Tiroler  Teufelsglaube.  (Zeitschrift 
des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899, 
8.  258—273,  381—376.) 

Eckart,  Rudolf.  Südhannoverschria  Sagenbuch.  4 Hefte. 
Leipzig.  B.  Franke  1866,  226  8.  gr,  H°.  3,50  Mark. 

1.  Harxgegend.  2.  Umgegend  von  Duderstadt,  Northeim, 
Güttingen.  3.  Gegend  tun  Moringen,  Uslar,  Münden. 

4.  Gegend  von  Einheck,  Dassel,  Solling. 

Ehrfeld.  Joseph  von.  Sagen  aus  Kärnten.  (Carinthial. 
MltUieUangen  de«  Geschichtsvereins  für  Kärnten. 
Jrthrg.  89,  Klugeufurt  1866,  8.  88—91.) 

Eysn , Marie.  Da«  Frau  tragen  im  Balzburgischen. 
(Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  189»,  B.  154—157.) 

Frftnkel,  Ludwig.  Volkskundliches  aus  .loh.  Wilh. 
Wolf*  Kölner  Jngenderinnerungen.  (Zeitschrift  de* 
Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  6,  Berlin  1899, 

5.  851—861.) 

Frömmel,  Otto.  Kinder -Reime,  Lieder  und  Spiele. 
Heft  1.  Berlin,  Selbstverlag  1899,  48  8.  8*. 

0,50  Mark. 

Wissenschaftlich  weithin». 

Fuchs,  Karl.  Das  deutsche  Hau*  des  Zipnr  Ober- 
lande«.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  8.  1—12, 
mit  35  Textabbildungen.) 

Gerhardt,  M.  und  R.  Petach.  Uckarm&rkische 
Kinderreim«.  (Zeitschrift  des  Vereins  für  Volks- 
kunde, Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  878—164,  366 

— 395.) 

Grad,  Charles.  L’Alsace.  Le  pays  et  ae*  habüaut* 
Paris,  liachette  et  Cie.,  1898.  Mit  350  Abbildungen, 
gr.  8°.  8 fres. 

Grillmayor,  Johann.  Alte  ländliche  Wohnstätten 
aut  der  Umgebung  de«  Schlosses  Würting  in  Ober- 
österreich. (Mittheiluugcn  der  Anthropologischen 
©•seltne  ha  ft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899, 
8.  237—244,  mit  4 Tafeln.) 

Grösster , Hermann.  Achte  Nachlese  von  Sagen 
und  Gebräuchen  der  Grafschaft  Mansfeld  und  dercu 
nächster  Umgebung.  (M  amfei  der  Bliitter.  Mittei- 
lungen des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthiimer 
der  Grafschaft.  Mansfeld  zu  Eisleben.  Jahrg.  13, 
1899,  8.  157—164.) 


Haas,  A.  Schnurren,  Schwänke  und  Erzählungen 
von  der  Insel  Rügen.  Gesammelt  und  herausgegeben . 
Greifswald,  J.  Abel  1896.  VIII,  139  B.  8°.  -j  Mark. 

V«|L  Zcttaehrlft  das  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  », 
Berlin  1899,  8.  342—343. 

Haushofer,  Max.  Tirol.  Mit  200  Abbildungen  nach 
photographischen  Aufnahmen  und  1 färb.  Kart»*. 
(Land  uud  Leute.  Monographien  zur  Erdkuudo  IV.) 
Bielefeld,  Vellingen  und  Klasiug,  1899,  198  8.  gr.  8°. 
4 Mark. 

Heiri|  Wilhelm.  Das  Huttierlaufen.  (Zeitschrift  des 
Vereins  Ar  Volkskunde,  Jahrg.  6,  Berlin  1899, 
8.  106 — 168,  mit  8 Textabbildungen.) 

Heyne | Moriz.  Fünf  Bücher  deutscher  Hausalter- 
thümer  von  den  ältesten  geschichtlichen  Zeiten  bis 
zum  16.  Jahrhundert.  Ein  Lehrbuch.  1.  Das  deutsche 
Wohnungswesen.  Leipzig,  8.  Hirzel  1899,  VII, 
406  8 , mit  104  Textabbildungen,  gr.  8*.  12  Mark. 

Besprechen  von  O.  Brenner  in  der  Beilage  xur  Allge- 
meinen Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  291,  293. 

Höfler|M.  Deutsches  Kraukheitsnamenbuch.  München, 
l’iloty  uud  Loehle  1899,  XI,  922  S.  Lex.  8°.  35  Mark. 

Ange2eigt  von  K.  Weinhold  in  der  Zeitschrift  de« 
Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1866,  S.  342; 
von  B.  Andrer  im  Globus,  IM.  78,  1899,  S.  82. 

Höf lor,  M.  Das  Jahr  im  oberbayerischeu  Volksleben 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Volksmediciti. 
(Beitrage  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 
Bayerns,  Bd.  13,  München  1899,  8.  75 — 118.) 

Hofftnann,  J.  J.  Trachten,  Bitten,  Bräuche  und 
Bagen  in  der  Ortenau  und  itn  Kinzigthal.  I.  Ab- 
schuitt.  Trachten,  Sitten  und  Bräuche.  (Aus  »Hoff- 
man n,  Der  Bcbulkreis  OfTenburg*.)  Lahr,  Ch. 
Hchümperltn  1899,  176  8.  gr.  8°.  2,50  Mark. 

Holub,  S.  Cornelius  Tacitu*’  „Der  Germanen  Ursprung, 
religiöse  Gebräuche  und  Bitten*4.  Programm.  Weidenau 
1899. 

Hottenroth,  Friedrich.  Deutsche  Volkstrachten  — 
städtische  und  ländliche  — vom  16.  Jahrhundert  an 
bis  um  die  klitte  des  19.  Jahrhundert«  (II).  Volks- 
trachten aus  West-  und  Nord  west  - Deutschland. 
Frankfurt  a M..  H.  Keller,  VIII,  220  S.,  mit  52  Text- 
abbildungen und  48  färb.  Tafeln,  gr.  8*.  24  Mark. 

Jackschath  , Emil.  Deutsches  Beschwörung*  - Buch. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  ftir  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1696,  8.  459—472.) 

Kam  mol,  Robert.  Volkstümliche  Krankheitsnameu. 
t.Miti  Heilungen  des  Nordhöhmischen  Kxcursions-Club», 
Jahrg.  22,  Lcipo  1899,  8.  151—163.) 

Daxu  Ergänzung  von  Heinrich  Kantor,  ebenda  S.  334 
— 336. 

Köllen,  Tony.  Arel,  eine  deutsche  Stadt,  in  Belgien. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  B.  21—24,  43—45.) 

Arlon,  die  Hauptstadt  von  Belgmh-Lutemburg. 

König,  Karl.  Thüringer  Bageuschatz  und  historische 
Erzählungen.  Mit  18  Abbildungen  von  A.  Jung- 
heinrich  und  Gehrts.  1.  Bd. , 4 Hefte.  2.  Anfl. 
Leipzig,  B.  Franke  1899,  166  8.  gr.  8*.  3 Mark. 

1.  Friedrichroda  und  Umgebung.  (Auch  in  3.  Aufl.) 

2.  Ruhla,  Thal  und  Umgebung.  3.  Der  Hürselberg  und 
Umgebung.  4.  Waltmbauscu  und  Umgebung. 

KüfTner,  Georg  M.  Die  Deutschen  im  Sprichwort. 
Ein  Beitrag  sur  Culturgeacbichte.  Heidelberg  (Diaser- 
Ution),  L Winter  1899,  IV,  93  8.  gr.  8°.  1,20  Mark. 

Zirmlich  abfällig  besprochen  in  der  Zeitschrift  für 
Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  S.  220—222. 

Löwe  | Richard.  Die  ethnische  und  sprachliche 
Gliederung  der  Germanen.  Halle,  M.  Niemeyer, 
189»,  60  8.  gr.  8°.  1,60  Mark. 


Digitized  by  Google 

i 


88 


Verüeicliniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Martin , E.  und  H.  Lienhart.  Wörterbuch  der 
elaänsischen  Mundarten.  Im  Auftrag  der  Lande«* 
Verwaltung  von  Elsas*-  Lothringen.  5 Lfg.  (I.  Bd., 
8.  625 — 790.)  Strassburg,  K.  J.  Trübner,  1899.  gr.  8*. 
4 Mark. 

Mehlis,  C.  Zur  Bevölkerung  SöddeuUchlandi  in 
alter  und  neuer  Zeit.  (Mutter  Erde,  Bd.  2,  1899, 
B.  73—75.) 

Menghius,  M.  C.  Die  deutsche  Nationalität  in  der 
Schweiz,  ipMiell  in  der  We»t»chweix.  (Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  56.) 

Meyer,  Richard  M.  Eine  Geaanuntdarstellung  de* 
deutschen  Yolksthums.  (Zeitschrift  des  Vereins  für 
Volkskunde,  Jahrg.  Berlin  1899,  B.  18 — 24.) 

A usführlicbra  Hefrnit  Uber  das  Werk:  Pas  deutsche 
Vnlkstlium.  Unter  Mitarbeit  tob  II.  Helmolt  etc.  hrsg. 
von  Hans  Meyer.  Leipzig,  lühliogr.  Institut  1898. 

Mielke,  Robert.  Die  Bauernhäuser  in  der  Mark. 
Berlin,  P.  Btankiewicz , 1899,  V,  40  8.,  mit  88  Ab- 
bildungen. gr.  8*.  1 Mark. 

Vergl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  325. 

Morer,  Mathilde.  Sagen  aus  dem  Görtschitxthale. 
(Carinthia  I.  Mittheilungen  des  Geackichtsvercius 
für  Kärnten.  Jahrg.  89,  Klageufurt  1899,  8.  51 
-57.) 

Morer,  Mathilde.  Sagen  aus  Trixen.  (t’arinthia  I. 
Mittheilungen  de«  Geschichtsvereiu«  für  Kärnten, 
Jahrg.  89,  Klageufurt  1899,  S.  153—155.) 

Müllenhotf,  Carl.  Bugeu,  Märchen  und  Lieder  der 
Hcrzogthümer  Schleswig  • Holstein  und  Lauenburg. 
Anastntische  Reproduction  des  zweiten  Abdrucks  der 
AuflAge  vom  Jahre  1845.  Kiel,  M.  Liebechcr,  1899, 
UV,  622  8.  gr.  8W.  10  Mark. 

Vergl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  309. 

Mundarten,  deutache.  Zeitschrift  für  Bearbeitung 
de»  mundartlichen  Materials.  Hrsg,  von  Job. 
Willib.  Nagl.  Bd.  I,  Wien,  C.  Fromme  1899. 
gr.  8». 

Paudler,  A.  Naturgeschichte  im  Volksmunde.  (Mit* 
theilungen  des  Nordböb mischen  Kxcursions  - Club«, 
Jahrg.  22,  Lei  [ja  1899,  H.  251—259.) 

Paudlor,  A.  Sagen  aus  Deutschhühmen.  (Mitthei* 
hingen  de*  Nord  böhmischen  Excur*ions*Clube,  Jahrg. 
22,  I/eipa  1899,  8.  324—330.) 

Putsch , Robert.  Neue  Beiträge  zur  Kenntnis*  des 
Volkar&tbatla.  (Paiii'tra,  Untersuchungen  und  Texte 
aus  der  deutschen  und  englischen  Philologie.  Hrsg, 
von  Alois  Brandt  und  Erich  Schmidt,  IV.) 
Berlin,  Mayer  und  Müller  1899,  VIII,  152  8.  gr.  8*. 
8,60  Mark.' 

Aßgezeigt  in  der  Zeitschrift  des  Verein»  Jur  Volks* 
künde,  Juhrg.  9,  Berlin  1899,  8.  222-223. 

Rohm,  Hermann  Siegfried.  Da«  Haus  de«  Eifel- 
bauern.  (Globus,  lld.  75,  1899,  8.  336—338,  mit 
2 Textabbildungen.) 

Reichhardt,  R.  Volksastronomie  und  Volksmeteoro- 
logie in  Nordthftringeu.  (Zeitschrift  des  Verein«  für 
Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  229 — 235.) 

Reiser,  Karl  August.  Hagen.  Gebräuche  und  Sprich- 
wörter de»  Allgäus.  Au*  dem  Munde  de«  Volke« 
gesammelt.  Heft  14  — 18,  Kempten,  J.  Kusel. 
1899,  2.  Bd.,  8.  257  f.,  mit  Abbildungen,  gr.  8*. 
•4  l Mark. 

Bach,  August.  Das  Herzogthum  Schleswig  »n  seiner 
ethnographischen  und  nationalen  Entwickelung. 
2.  Abtheilung.  Halle,  Buchhandlung  des  Waisen- 
hauses 1899,  III,  338  8.  gr.  8°.  5,2t)  Mark. 

Sagen  aus  dem  Milstätter  Heegebiete.  ((.’arinthia  I. 


Mittheilungen  de«  Geschichtsverein*  für  Kärnten, 
Jahrg.  89,  Klagen  fort  1899,  8.  37 — IO.) 

Sagenbuch,  Badisches.  II.  Abtheiluug.  Sagen  Frei- 
burg* und  des  Breisgaus.  Hrsg,  durch  J.  Waibel 
und  H.  Flamm.  Freiburg  i.  B.,  J-  Waibel  189», 
XII,  350  8.,  mit  Tafeln  und  Textabbildungen,  gr.  8*. 
5 Mark. 

Sandler,  Chr.  Volkskarten.  Karten  über  die  Ver- 
theilang der  Bevölkerung  im  Reg.-Bez.  Oberfl ranken, 
Bez.-Amt  Garmisch , Herzogthum  Oldenburg , in  der 
Lichtenfclser  Gegend  and  im  9.  Bezirk  der  Stadt 
München,  nach  neuer  Methode  gezeichnet  und  er- 
läutert. München,  R.  Oldenbourg  1899,  7 farbige 
Karton,  V,  31  8.  Text.  4°.  8 Mark. 

Vergl.  Petermann,s  MittWilungcn , Bd.  45,  1899, 
Literaturbericht  S.  153—154. 

Scholl,  O.  Droikönigslieder  vom  Xiederrheiu.  — 
Einige  Fastnachtlieder  vom  Niederrhein.  (Zeitschrift 
des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899, 
8.  90 — 92.) 

Schmitz,  Ferdinand.  Volkstümliche*  vom  Hieben- 
gebirge.  (Rheinische  Gesrhicht-sblätter , Jahrg.  4. 
Bonn  1899,  8.  271—276,  311—317,  334—345,  364 

—378.) 

Schulenburg,  W.  von.  Volksthumliche  Gebräuche. 
1.  Das  Verbrennen  de*  Fastnacht*- Funkens.  S.  Die 
Fastnacht  verbrennen.  8.  Da»  Begraben  der  Fa**-- 
nachtnäre.  4.  Bonne,  Wäsche  und  Freier.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1899,  8.  200 — 205.) 

Schwanold,  Heinrich.  Das  Fürstenthum  Lippe. 
Das  Land  und  seine  Bewohner.  Mit  Karten  und 
Abbildungen.  4.  Auf!.,  Detmold,  Hinrirh*  1899,  XVI, 
215  8.  gr.  8°.  3.50  Mark. 

Sch  wart«,  Wilhelm.  Heidnische  Ueberreete  in  den 
V olksüberlieferungen  der  nonldeutscheu  Tiefebene. 
(Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1899,  8.  1—18,  123—135,  305— 310.) 

Sehmsdorf,  Erich.  Die  Germanen  in  den  Balkan 
ländern  bis  zum  Auftreten  der  Goten.  Leipzig. 
C.  L.  Hirschfeld  1899,  VI,  74  8.  gr.  8°.  2,40  Mark. 

Spedener,  G.  Sagen  de*  Escherthaies  (Luxenih oiy) 
l’Ons  Hemeclit,  Jahrg.  5,  Luxemburg  1899,  8.  214 
—222,  335—336,  414—422.) 

Die  Hoktieubettler.  Die  mitternächtlichen  Reiter  lau 
l’ütibachcr  Walde.  Die  Judenbucbe. 

Spielmano,  C.  Hagen  und  Geschichten  aus  dem 
Nassauer  Lande  (Reg.-Bez.  Wiesbaden).  Fiir  Schule 
und  Haus  lierauagegeben.  Neue  Ausgabe.  Wies- 
baden, H.  Staadt,  1899,  VII,  lttu  8.,  mit  N YoH- 
bildern,  gr.  h°.  1,60  Mark. 

Sprichwörter  und  alte  Volks-  and  Kinderlieder  in 
kölnischer  Mundart.  Köln,  K.  A.  HtaufT,  1899,  IV» 

65  8.  12°.  or50  Marie. 

Stein , Friedrich.  Die  Htamuisage  der  Germanen 
und  die  älteste  Geschichte  der  deutlichen  Stamm«. 
Erlangen,  F.  Junge,  1699,  VIII,  81  8.  gr.  8®. 
1,80  Mark. 

♦Tappeiner,  Franz.  Die  Gapacitit  der  Tiroler 
Helm  de).  (Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  31, 
Berlin  1899,  8.  201—235.) 

Tille,  Alexander.  Yule  and  Christmas,  their  phN 
in  the  Germanic  year.  London,  David  Nutt,  HW» 

3 BL,  218  8.  8*. 

Angezeigt  iu  der  deutschen  Literstuneitang,  Jahrg-  21, 
1900,  8p.  678 — 680. 

Treichel,  A.  Hagen.  (Zeitschrift  des  historisch«) 
Vereins  für  den  Heg.  -Bez.  Marienwerder.  Heft  37, 
1899,  H.  7—23.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


89 


Volk , Georg*  Der  Odenwald  and  »eine  Nachbar- 
gebiete. Eine  Lande«-  und  Volkskunde.  Unter  Mit- 
wirkung vieler  Landeskenner  herausg.  Theil  1. 
Stuttgart,  Hobbing  und  Büchle,  1899.  80  8.,  mit 

26  Abbildungen,  gr.  8°.  1,70  Mark. 

Volkslied,  das  deutsche.  Zeitschrift  für  seine  Kennt- 
nis» und  Pflege.  Unter  Laitang  von  .Jo*.  Pommer 
und  Han»  Fraungruber.  Hrsg,  von  dem  deutschen 
Volksgesang  • Verein  in  Wien.  Jahrg.  1,  Wien, 
A.  Hohler  in  Cotnra.  1899/1900.  10  Hefte,  gr.  8*. 

4 Mark. 

VergL  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Bf  Hin  im,  B.  340-341. 

Wigand,  Paul.  Der  menschliche  Körper  im  Munde 
des  deutschen  Volkes.  Eine  Sammlung  und  Betrach- 
tung der  dem  menschlichen  Körper  entlehnten 
sprichwörtlichen  Ausdrücke  und  Redensarten.  Frank- 
furt a.  M.,  J.  Alt,  1899,  UI,  11»  8.  8".  1,50  Mark. 

Wilhelm,  Friedrich.  Haussprüche  aus  dem  Btnbai- 
thal  in  Tirol.  (Zeitschrift  de*  Verein*  filr  Volks- 
kunde, Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  284 — 287.) 

Wilaer,  Ludwig.  Germanischer  Stil  und  deutsche 
Kunst.  Heidelberg,  A.  Emmerling  und  Sohn,  1899. 
42  8.  gr.  8°.  1 Mark. 

Allgezeigt  im  Ceotrslblatt  für  Anthropologie,  Bd.  4, 
Jen»  1899,  S.  332— 334. 

Woasidlo,  Richard.  Mecklenburgische  Volksüber- 
liefernngeu.  Gesammelt  und  hermusgegeben.  2.  Bd.; 
Die  Thier*  im  Mundo  de»  Volkes  1.  Theil.  Wis- 
mar, Hinstorff  1899,  XJ1I,  504  8.  gr.  8“.  6,6«  Mark. 

Wuttke,  Robert.  Sächsische  Volkskunde.  Mit 
260  Abbildungen , 4 Tafeln  und  1 Karte.  Dresden, 
G.  Schönfeld  1899,  VIII,  520  8.  gr.  8*.  10  Mark. 

Zell,  Franst  Bauernmöbel  aus  dem  bayeriachen 
Hochland.  Frankfurt  a.  M.,  H.  Keller  1899,  30  Tafeln 
in  Licht-  und  Farbendruck,  init  4 8.  iilustr.  Text, 
gr.  2°.  30  Mark. 

Angezeigt  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  fljr  Volks- 
kunde, Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  344 — 345. 


5.  Die  Skandinavier. 

Biiflnger,  Gustav.  Untersuchungen  Über  die  Zeit- 
rechnung der  alten  Germanen.  1.  Da*  altnordische 
Jahr.  Stuttgart,  W.  Kohlharamer  in  Comm.  1899, 
IV,  100  8.  gr.  4°.  2,50  Mark. 

Bugge,  Sophus.  The  homme  of  the  Eddie  Poems 
will»  especiml  reference  to  the  Helgi-Lays.  Revised 
edition  with  a new  introduction  concerning  Old 
Norse  Mythology  by  the  aothor.  Translatcd  by 
W.  H.  8chofl«ld.  London,  D.  Nult  1899,  LXXIX, 
408  B, 

lieferst  von  0.  Jiricxek  iu  der  Zeitschrift  des  Vereins 
für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  S.  452 — 455. 

Buschan,  G.  Bornholm.  (Globus,  Bd.  76,  1899, 
8.  85 — 91,  117 — 127  mit  13  Textabbildungen  und 
l Karte.) 

Collingwood,  W.  G.  und  J.  Bt^fanraon.  A.  Pilgri- 
mage  to  the  Saga  • Stead»  of  Iceland.  Ul  Version, 
Holme*  1899.  4° 

Angezeigt  in  Peterniann’s  Mittheiluugen , Bd.  45,  1899. 
Litersturbericht  S.  203. 

Feilborg,  H.  F.  Datisk  Bondeliv,  »aaledc»  som  det 
i Mandt  s Minrie  forte»  navnlig  i Vestjylland.  Anden 
del.  Kopenhagen,  G.  K.  0.  Gad  in  Conim.  1899, 
IV,  212  8.  8C. 

Angrzeigt  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volks- 
kunde, Jahrg.  9,  Berlin  1899,  S.  457—458. 

Archiv  für  Anthropologie.  IW.  XXVII.  (Vers.  d.  snthrop.  Lit) 


Gandolphe , M.  La  vie  et  Part  des  Scandinaves. 
Pari»,  Perriu  et  Cie.  1899. 

Jonsson,  Brynjülfur.  Ueber  ,höfdaletur".  Au*  dem 
Isländischen  übersetzt  von  Margarete  Lehmann- 
FilUl  (Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde, 
Jahrg.  9,  Berlin  1899,  B.  181—189.) 

Behandelt  Aufschriften  mit  eigeuthliinlicheu  Buchstaben 
auf  isländischen  Holzschnitzereien. 

Löffler,  Karl  Peter.  Om  nyckelharpnspelet  p» 
Skansen.  (Bidrag  tili  vir  odling»  häfder  6.)  Stock- 
holm 1899,  114  8.  mit  4 Textabbildungen.  8®. 

Lorenaen,  A.  Die  Bicdelungsverhältnisse  Norwegen*. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  276—278.) 

Nach  der  in  der  vorjährigen  Literaturübersicht  ange- 
zeigten Schrift  von  llagbart  Magnus:  Studier  over  den 
nor*k«  bebyggelsc  I.  Christiania,  Haflher  und  Hille  1898. 

Rüge,  Sophus.  Norwegen.  (Land  und  Leute,  Mouo- 
graphien  zur  Erdkunde,  III.)  Mit  115  Abbildungen 
nach  photographischen  Aufnahmen  und  1 farbigen 
Karte.  Bielefeld  uud  Leipzig,  Vellingen  und  KUsing 
1899,  2 Bl.  140  8.  gr.  8*.  3 Mark. 

Wallenateen,  J.  P.  Vidskepelser , vantro  och  hus- 
kurer  i Dantleryd  och  Lldlngö  i »Intet  af  1700-talct. 
(Bidrag  tili  var  odlings  häfder  7.)  Stockholm  189», 
IV,  22  8.  8°. 


6.  Die  Betroiiner  der  britischen  Imein. 

Beddoe,  John.  On  Complexional  Differenccs  betweeu 
the  Irish  witli  Indigenoua  and  Exotic  Surnames 
respectively.  (Journal  of  the  Anthropological  Insti- 
tute of  Great  Hritain  and  Ireland,  vol.  27,  1898, 
8.  164—170.) 

Blakenborough , R.  Wit,  eharacter,  folklore  and 
customs  «*f  the  north  riding  of  Yorkshire.  London. 
H.  Frowde,  1898. 

Bonn,  M.  F.  Westirlaud.  (Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  190,  191.) 

Clodd,  Edward.  Tom  Tit  Tot,  au  Essay  on  ßavage 
Philosophy  in  Folk-Tale.  London,  Duckworth  a.  Co., 

1898.  5 sh. 

VergL  Journal  of  the  Anthropologie»!  Institut«  of  Great 
ßritaiii  »nd  Ireland,  n.  s.,  vol.  1,  1H08,  S.  179 — 180. 
Hansen,  R.  Ein  schottische*  und  nord friesische» 
Verwand  tschaftarathscL  (Globus,  Bd.  76,  1899, 

8.  17—18.) 

Klöppor,  dem.  Folklore  in  England  und  Amerika. 
(Neusprachliche  Abhandlungen  aus  den  Gebieten  der 
Phraseologie  etc.,  Heft  8.)  Dresden,  C.  A.  Koch 

1899,  V,  62  8.  1,6«  Mark. 

L&rminie,  W.  Wett  Irish  folktalcs  and  romances. 
London,  Stock  1898. 

Lawrence,  Rob.  Meaue.  Th«  Magic  of  the  horse 
shoe,  with  other  Folk-lore  Notes.  London,  Gay  an<l 
Bird  1899.  7 »h.  6. 

Mackay,  A.  J.  G.  Notes  aml  queries  on  the  castom 
of  guvelkind  in  Kent.  Ireland,  Wale»  and  Scotland. 
(Prooeedings  of  the  Societv  of  AntiqaUie»  of  Scot- 
land, vol.  32,  1898,  8.  IM  t) 

Moore,  A.  W.  und  J.  Beddoe.  Anthropology  of 
Isle  of  Man.  (Journal  of  the  Anthropological  Insti- 
tut« of  Great  Hritain  and  Ireland,  vol.  27,  1898, 
8.  104—130.) 

Muffang,  H.  ftcoliers  et  etmliant*  de  Liverpool. 

(L’Authropologie,  toiue  10,  Pari»  189»,  8.  21—41.) 
Munro,  J.  The  story  of  the  British  race.  New  York, 
D.  Appleton  and  Co.,  1898. 

12 


Digitized  by  Google 


90 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Redmond,  P.  Irish  Folk-I«ore.  (Folk- Lore , voL  10, 
1899,  8.  118  f.) 

Topinard  and  Beddoe.  Ethnologv  of  Cornwall. 
(Journal  of  the  Anthropological  Institut*  of  Great 
Britain  and  Ireland.  n.  ».,  vol.  1,  1890,  8.  328—329.) 
Weinhold,  K.  Das  englische  Kinderspiel  8a) ly  Water. 
(Zeitschrift  de»  Verein»  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1H9W,  8.  89—90.) 


7.  Die  Beicohner  Frankreichs . 

Atgier.  Anthropologie  de  la  Vienne  aux  temp» 
actuels.  (Bulletin)*  de  la  Soci£t6  d'Anthropologie  de 
Paris,  *6r.  4,  totne  9,  1898,  8.  617  f.) 

Bertilion,  J.  I)e  la  depopulation  de  la  France  et  des 
rutnede«  ä y apporter.  (Kevue  acientiHque,  1899, 
April  8.) 

Bidault,  P.  I^>  »uperstitioii»  mddicalee  du  Morvan. 
These  de  la  FmbIM  de  nnklecine  de  Pari«  1899, 
94  8. 

Chauvet,  Horaoe.  Folklore  Catalan.  Legendes  du 
Houssillon.  Pari»,  J.  Maisonueuve  1899,  119  8.  8®. 

Angezeigt  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  ft  Ir  Volks- 
kunde, Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  458  — 459. 

Fournier.  Le  mouvumeut  du  la  population  dan»  le 
departement  de»  Vosges.  (Annale*  de  Gfagraphie 
1899,  No.  37.) 

Gittde,  Aug.  Curiositfo  de  la  vie  enfantine.  titude» 
de  Folklore.  Paris,  Verviers  1899,  128  8.  8*. 

Aogneigt  in  der  Zeitschrift  de»  Vereins  für  Volks- 
kunde, Jubrg.  9,  Berlin  1899,  8.  459—460. 

Goldstein,  Joaeph.  Di«  Bevi>lkeruiig»frag”  in  Frank- 
reich. (Die  Zukunft , Bd.  28,  Berlin  1899  , 8.  543 
—554.) 

Gonnard,  Rene.  La  depopnlatton  on  France.  (These.) 
Lyon,  Store k 1898.  8 . 3 fres. 

Gravier,  G.  Le»  ancien»  Nonnauds  ehest  eux  et  en 
France.  Konen,  1898. 

Kurth,  G.  La  frontitre  linguistiquu  en  Belgique  et 
daus  le  nord  de  la  France.  Tome  11.  Bruxelles, 
Socivt*'*  beige  de  librairie  1898.  8*.  3 fres. 

Extrait  des  „Memoire»  couronnA*  et  autres  memoire»* 
public»  p*r  l’Acad^mie  royale  de  Belgique. 

Rätsel , Friedrich.  Kor»iechu  Städte.  (Globus, 
Bd.  76,  1*99,  S.  1—3,  27—31.) 

Bobillot,  Paul.  Literatur*  orale  de  l’Auvergn«. 
(Les  litt  erat  ii  re«  populaires  de  tollte»  Ies  natiou», 
tome  35.)  Pari»,  J.  Mai**  innen  ve  1898,  XI,  343  8. 
8°.  5 fres. 

Vergl.  Zeitschrift  de»  Verein»  für  Volkskunde,  Jahrg.  9, 
Berlin  1899,  S.  223. 

Sebillot,  P.  Legendes  locale»  de  la  Haute -Bretagne. 
Premiere  partie:  Le  monde  physique.  Nantes  1899, 
XI,  186  8.  8°. 

Angczcigt  in  der  Zeitschrift  de»  Verein»  für  Volkskunde, 
Jahrg.  »,  Berlin  1899,  S.  343. 

Boreau,  G.  et  M.  Langlais.  Legende»  et  contes  du 
Maiue.  Paris,  Gautier  1899. 

Spalikowsky,  Ed.  Stüdes  d'antbropologie  normande. 
3*  fasdcule:  Anatomie  anthmpologtque  de  l’adulte. 
Paris,  J.  B.  Bailliöre,  1898.  8*.  2 ft«*. 

Spalikowaki , E.  Le  type  normaud  eontemporain. 
(La  Nature  1898.) 

Spalikowski,  Ed.  Paysage»  «t  paysau»  nonmind«  ; 
rechercht»  et  Stades  anthropologiques,  impressions, 
souveuir».  ltouen  et  Paris  1899,  170  S.  16*. 


8.  Die  Heicohncr  der  Iberischen  Halbinsel. 

(Basken.) 

Portugalia.  Matcriaes  para  o estudo  do  povo  portu- 
guex  pola  grey.  Totno  I,  Porto  1899.  Lex.  8*- 
22  fres. 

Angezeigt  in  den  Mittheilungen  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  S.  232; 
Tergb  auch  Hubert  Jansen:  Ethnographische  und 

anthropologische  Arbeiten  in  Portugal.  (Globus,  Bd-  76, 
1899,  8.  265—271,  mit  21  Abbildungen.) 

Bethmalais,  L*s.  Lear  origine  suppos«k*.  Lernt  cou* 
turne».  (A  travers  1«  monde,  nouv.  serio  , »onw*  4, 
1898,  8.  421 — 422,  mit  2 Textabbildungen.) 

Griechische  Colonie  in  den  Pyrenäen. 

C&rdoso,  Fonseca.  O minhoto  de  entre  Cavado  i 
Ancora.  Antropologic-a  da  Povo  Portuguez.  (Port*- 
galia,  Materiae»  para  o estudo  do  povo  portuguf* 
t.  I,  Porto  1899,  8.  22—55.) 

Vergl.  Ceutralblatt  für  Anthropologie,  Bd.  5,  1900, 

S.  yi— 92. 

Karutz.  Volkstümliches  aus  den  baskisebeu  Pro- 
vinzen. (Verhandlungen  der  Berliner  flwlH*Ph<lt 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  293 — 295.) 


9 .  Die  Bewohner  Italiens. 

Ardu,  Onnis  E.  Coutributo  all'  antropologia  della 
Sardegna  III.  II  nuovo  metodo  antropologico  e » 
crani  della  Sardegna.  (Archivio  per  l’antropologia 
o la  etnologia,  tomo  28,  1898,  8.  169  f.) 

Belluoci,  G.  Aniuleti  italiani  eontemporamd,  Perugia 
1898.  104  8. 

Besta,  E.  Gli  antichi  usi  nuzialt  del  Veneto  e gli 
»taluti  di  Chioggia.  Torino,  Bocc-a  1899. 

Deecke , W.  Italien.  (Bibliothek  der  Linderkunde 
III,  IV.)  Berlin,  Alfred  Schall  1899,  XII,  514  8. 
mit  27  Vollbildern  und  mehreren  Karten  und  Planen. 
8°.  12  Mark. 

Angezeigt  in  der  Geographischen  Zeitschrift , Jahrg.  6, 
1900,  s.  58 — 58. 

Flacher,  P.  D.  Italien  und  die  Italiener  am  Schlüsse 
de»  neunzehnten  Jahrhunderts.  Betrachtungen  und 
Studien  über  die  politischen , W irthschaftlichen  mid 
socialen  Zustände  Italiens.  Berlin,  Springer  1899. 
467  8.  8“.  7 Mark. 

Angezeigt  in  Petenasun’s  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899, 
Literatur  bericht,  S.  167. 

Giuffrida-Ruggeri,  V.  II  movimento  dell*  aualläbe- 
tisino  uelle  diverse  regioui  d'Italia  oome  indice  della 
tendensa  all’  istruzione.  (Archivio  per  Pantropologia 
e la  etiiologia,  tomo  29,  1899,  S.  33  f.) 

Inama,  V.  La  proviucia  della  Rezia  e i Bcti- 
Milano.  Uoepli  1899. 

Mandelll,  A.  Tradizioui  populari  cremonesi.  Cremona, 
Moutaldi  1898/99. 

Moschen,  L.  Crani  modern  i di  Bologna  (Atti  della 
Bocietä  Born-  di  antropologia,  tomo  6,  1899,  8.  38  t) 

Poggi , F.  üsi  nuziali  e funebri  della  Sardegna. 
Mortara-Vigevano,  Cortellezzi  1898. 

Pufflieai  ? Emma  et  Fed.  Tietse.  Contribulo  all’ 
anlr**pologia  fisicA  di  Sardegna  ed  alla  teoria  «lei 
pigtnei  «PKuropa.  Padova,  P.  Prosperina  1899, 
23  8.  8*. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


91 


•Pullde,  Fr,  I*.  Profllo  antropnlogico  dsll’  Italla. 
(Arcliivio  pur  I'antropologia  ct  la  • tuologia,  touio  28, 
1888,  8.  1 — 768,  mit  10  Karten.) 

Ausführliche«  Referat  im  CenlralMatt  für  Anthropologie, 
Bd.  4,  Jen»  1889,  S.  817  — 840. 

Sergi,  G.  Graal  preistorici  della  Sicilia.  (Atti  della 
Societu  Roman»  di  Atitropologia  6,  1699,  8.  3 f.) 

Vram,  U.  G.  Crani  antichi  e medievali  di  Aquileia. 
(Atti  della  Societa  Romuna  di  Autropologia  6,  1899, 
8.  18  f) 

10.  Die  Griechen  und  Albanesen. 

Rognault,  F.  Art  grec  contemporain  rustinue. 
(Bulletin»  de  1»  8oci6td  d’ Anthropologie  do  Paris, 
»er.  4,  tome  9,  1898,  8.  329  f.,  mit  Textabbildungen.) 

Reinach , Balomon.  I/amphidrnmie.  (Lv Anthro- 

pologie, tome  10,  Paris  1699,  8.  663  — 670.) 

Rose,  Achilles.  Die  Griechen  und  ihre  Sprache  seit 
der  Zeit  Konstantins  des  Grossen.  Nebst  eiuem 
Vorwort  von  D.  N.  Botassi.  Leipzig,  W.  Friedrich 
1899,  X,  332  8.,  mit  1 Bildnis»,  b*.  5 Mark. 

1 1 .  Die  Rumänen. 

Bald&cei,  A.  Gli  Albanesi  ntd  Montenegro.  (Rulle- 
tiuo  della  soc.  geogr.  ital.,  tomo  11,  1898,  8.  346  f.) 

Bogd&n,  Joan.  Die  alte  Cultur  der  Rumänen. 
( Rumänisch.)  Bukarest  1899. 

Bolte,  Johannes.  Staufe's  Sammlung  rumänischer 
Märchen  aus  der  Bukowina.  (Zeitschrift  des  Vereins 
für  Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  S.  84  — 88, 
179  — 181.) 

Callan.  Albanta  and  tbe  Alban  ian*.  (The  Scottish 
Geographica]  Magazine  1699,  Juli.) 

Flachs',  Adolf.  Rumänische  Hochzeit»-  und  Todten- 
gebrauche.  Berlin,  G.  Minuth  1899,  68  S.  8*. 
1,30  Mark. 

Gubornatis,  Angelo  comtc  de.  La  Roumanie  et 
les  Koumains.  Impression«  de  voyage  et  d’etudes, 
[Florenz,  Sceber.j  Pari»,  Fisch bacber  1898,  305  8, 
8*.  5 frea. 

Kran  er,  Johannes.  Altrömisches  im  heutigen 
Rumänien.  (Vom  Fels  zum  Meer,  Jahrg.  1899, 
8.  178  f.) 

Minovici,  N.  8.  Le»  tatonages  en  Roumanie.  (Archi- 
ve« des  Sciences  mAdicalea  1899,  Jan.-März.) 

Rumänien  und  der  Balkan.  (Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  57.) 

Baineanu.  Die  Jale  oder  bösen  Geister  im  rumäni- 
schen Volksleben.  (Die  Donauländer,  Jahrg.  1,  Wien 
1699,  Heft  2/3.) 

Weigand,  Gustav.  Linguistischer  Atlas  des  daro- 
ru  manischen  Sprachgebietes.  Herauxg.  auf  Kosten 
der  rumänischen  Academic.  1 : 600000,  2.  Lfg  . 
8 Blatt,  Litliogr.  und  color.  Leipzig,  J.  A.  Barth 
1899.  4 Mark. 

12.  Die  Slaven. 

a)  Allgemeines;  Kordslaven. 

Material y do  ukrainäko  - ruskoji  etnologiji. 

[Materialien  zur  ntthenischen  Ethnologie.)  RI.  1, 
Lemberg’  1899. 

Angexeigt  io  »len  31itthcilun;eu  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  S.  95 
— 96. 


Närodopisny  Sbornik  oeskoslovansky.  (Cecbo- 
slavisches  ethnographische«  Archiv.)  Bd.  2 und  3, 
l’rag  1898. 

Redigirl  von  F.  Pastraek;  behandelt  slavische  Volks- 
kunde. 

Zbirnik,  etuografleeskij , vidaje  etnograiiuna  komisija 
Naukovogo  tovaristva  imeni  8evcenka.  Tom.  V, 
izdanij  pid  redakeijeju  Ivana  Fmnka.  [Ethno- 
graphisches Magazin,  herausg.  von  derSchewtschenko- 
Gesellsehaft.  Bd.  V,  unter  Redacüon  von  J.  Franke.) 
Lemberg  1898.  8\  VI,  267  8. 

Inhaltsangabe  dieser  Beiträge  sur  Volkskunde  der  Klein- 
russen ln  Russland  und  Oesterreich  • Ungarn  im  Globus, 
Bd.  76,  1899,  S.  310  — 311. 

B&lzer , Oswald.  O zadrtidze  slowianskiej.  [Ueber 
die  slavische  Zadruga.]  (Kwartalnik  historyczny, 
Roczuik  18,  Lemberg  1899,  8.  183  — 256.) 

Brückner,  A.  Z Mitologii  Slowiadskiej.  [Aus  der 
slavischen  Mythologie.]  Nowszc  prace  o Slowiansz- 
czyznie  zaodrzanskiej.  (Neuere  Arbeiten  über  die 
Slaven  westlich  der  Oder.]  (Kwartalnik  historyczny. 
Rocznik  13,  Lemberg  1899,  8.  84  — 93.) 

Polnisches  Referat. 

Brückner,  ▲.  Literatur»  ludoznawcza.  [Volkskund- 
liche Literatur.)  (Kwartalnik  historyczny.  Rocznik 
19)  Lemberg  1899,  8.  301  — 311.) 

Polnische*  Referat. 

Dragowanow.  Die  slavischen  Sagen  über  das  Opfern 
des  eigenen  Kinde«.  (Die  Donaulttnder,  Jahrg.  1, 
Wien  1899,  Heft  2/3.) 

GrigQrief,  A.  Die  Erforschung  de«  russischen  Volks- 
gesangea.  (Internationales  Archiv  für  Ethnographie, 
Bd.  12,  Leiden  1899,  8.  21.) 

Hnatiouk,  V.  Die  Kürschnerei  im  östlichen  Galizien. 
(Russisch.)  (Mater  do.  ukr.-rusk.  etnol.  B<L  1,  Lem- 
berg 1899,  8.  68  f.) 

Hoffmann,  Luise.  Die  Sprache  und  Literatur  der 
Wenden.  Sammlung  gemeinverständlicher  wissen- 
schaftlicher Vorträge.  N.  F. , Serie  14,  Heft  318. 
Hamburg,  Vsrlagsan statt  und  Druckerei  A.-G.  1899, 
39  8.  gr.  8°.  0,80  Mark. 

Hrycha,  On.  Hochzeitsceremonien  im  Gouvernement 
Pultava.  (Russisch.)  (Mater,  do  ukr.-rusk.  etnol. 
Bd.  1,  Iiemberg  1899,  8.  Ulf.) 

Inama-Sternegg'i  K.  Th.  von.  Spuren  statischer 
Flurverfassung  im  Lungau  (Herzogthum  Salzburg). 
(Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien.  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  8.  61  — 64,  mit  4 Text- 
abbildungen.) 

Istomine,  Th.  M.  und  8.  M.  Ljapnnof.  Russische 
Volkslieder  in  den  Gouvernement*  Wologda,  Wjatka 
und  Kostrama  Im  Jahre  1893  aus  dem  Munde  der 
Säuger  gesammelt.  (Russisch.)  BL  Petersburg,  Kai*. 
Bus»,  geogr.  Gesellschaft  1899.  8°. 

Kaindl,  Friedrich.  Zaubcrglaube  bei  den  Huzulen. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  229  — 233,  252-  256,  271 
— 277.) 

Kaijidl,  F.  R.  Bei  den  Rusnaken  am  Pruth  und 
Dnisster.  Beiträge  zur  Volkskunde  der  Rutheneu. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  189», 
Nr.  196.) 

Kaindl,  R.  F.  Ruthemsehe  Märchen  und  Mythen 
aus  der  Bukowina.  (Zeitschrift  de*  Verein*  für 
Volkskunde,  Jahrg.  9,  Berlin  1899,  8.  401—420.) 

Ketrsynski,  W.  (Jeher  die  ehemaligen  Slaven 
zwischen  dem  Rhein,  der  Elbe,  Saale  und  der  böh- 
mischen Grenze.  (Polnisch.)  (Berichte  der  Krakauer 
Akademie  4,  1899,  Nr.  4.) 

12* 


Digitized  by  Google 


92 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Kral  , Georg,  Grammatik  der  wendischen  Sprache 
in  der  Oberlausitz.  Bautzen.  M.  Schmaler  (1895), 
VIII,  25«  8.  gr.  8*.  4 Mark. 

Kühnel,  F.  Register  zu  den  »lavischcn  Orts-  und 
Flurnamen  der  Oberlausitz.  (Neues  lausitzisches 
Magazin,  Bd.  74,  Görlitz  189«,  S.  193  — 271,  Bd.  75, 
8.  169  — 253.) 

Logowski,  J.  Die  Slovinzen  im  Kreise  Stolp,  ihre 
Literatur  und  Sprache.  (Baltische  Studien,  N.  F. 
Bd.  3,  Stettin  1899,  8.  137—  157.) 

Leroy-Bcaulieu.  Le*  Slave»  de  l'Adriatique  et  leur 
Evolution  sociale.  (Reform«:  sociale  1899,  Febr.  1« 
und  Miirz  I.) 

Majewaki,  Er.  Pie  alteu  Slaveu  in  den  Ländern 
des  heutigen  Genna  Dien».  (Polnisch.)  Warschau, 
mi9. 

Maximovitsch,  M.  Obwcöne  Hoelizeitsgesänge.  (Rus- 
sisch.) (Mater,  do  ukr.-rusk.  etnol.  Bd.  1,  Lemberg 
INI,  8.  157  f.) 

Niedcrle,  L.  Zur  Frage  über  den  Ursprung  der 
Slavtn.  Eiu  Nachtrag  zu  meiner  Schrift  O puvodu 
Slovan  fl.  Prag,  Selbstverlag  189». 

Vergl.  C’entndbUtl  lür  Anthropologie , Bd.  4,  Jens 
1899,  S.  217  — 218. 

Polck,  Job.  Die  Lippowaner  in  der  Bukowiua. 
II.  Religion  und  Kirchenwesen.  (Aus:  Jahrbuch  de« 
Bukowiner  Landetmnseums.)  Czaraowitz,  H.  Pardini 
1899,  «4  8.  Lex. -8°.  2 Mark. 

Nach  der  Bukowina  Ausgewanderte  rustitrhe  Setten. 

Kamult,  8t.  Statistik  des  kaschubifchen  Volke». 
(Polnisch.)  Krakau  1899. 

Spicyn , A.  Ueber  die  Verbreitung  der  russischen 
Stämme  auf  Grund  der  archäologischen  Resultate. 
( Russisch.)  (Journal  de»  Minist.  Air  Cultnr  und 
Unterricht,  8u  Petersburg  1899,  8.  301  f.) 

Sprachgebiet,  da»  masurische  in  Deutschland.  (Bei- 
lage zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jalirg.  1899,  Nr.  37.) 

TenichefT,  Fürat  W.  N.  Frogramma  etnografltclies- 
kikh  sviedlniy  o krestiatmkh  tzentmlno)  Kossii. 
(Zusammenstellung  ethnographischer  Untersuchungen 
über  die  Bauern  Central  •Busaland»).  2.  Aull.  Smo- 
lensk 1898,  VI,  229  8.  16°. 

Vergl.  L'Aothropologic,  ftomt  10,  Paris  1899,  S.  348 
— 349. 

Tetaner,  F.  Pie  Philipponen  in  Ostprouasen.  (Globus, 
Bd,  7«,  1899,  8.  181  — 192,  mit  1 Kartenskizze  und 
17  Textabbildungen.) 

Tetaner,  F.  Pie  Slowinzcn  und  Lebakaschuben.  Land 
und  Leute,  Uhu»  und  Hof,  Sitten  und  Gebräuche, 
Sprache  und  Literatur  im  östlichen  Hintcrpommeru. 
Mit  1 Sprachenkarte  und  3 Tafeln  Abbildungen. 
(Beiträge  zur  Volk»-  und  Völkerkunde,  Bd.  8.) 
Berlin,  E.  Felber  1899,  VIII,  272  8.  8°.  6 Mark. 

Referat  voa  Andre®  im  Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  324. 

Troilo , E.  Gli  Blavi  neH’Abruzzo  Chietino.  (Atti 
della  Societd  Rom.  di  antropologia , tumo  6,  1899, 
8.  117  f.) 

Tachachmatow , A.  A.  Zur  Frage  nach  der  Ent- 
wicklung der  rassischen  Dialekte  und  Volksstämme. 
(Russisch.)  (Journal  des  Minist.  für  Cultur  und 
Unterricht,  8t.  Petersburg  189»,  8.  324  f.) 

Vordringen,  das,  der  Slaven  in  Deutschland.  (Bei- 
lage zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jalirg.  1899,  Nr.  106.) 

Vram,  V.  O.  Secondo  contributo  all«  »tudio  della 
craniologia  dei  populi  «lavi.  (Atti  della  Bocietn 
Rom.  di  »ntropologia,  tomo  «,  1899,  8.  111  f.) 

WeBtberg,  Friedrich.  Ibrähim’a-Ibn  Jn  kub’s  Reise- 


bericht über  die  BlawuUnde  aus  dem  Jahrs  965. 
(Aua:  Memoire»  de  racadcmie  impdr.  de*  aoienoaB  de 
8t.  Pdtersbourg.)  8t.  Petersburg,  Leipzig,  Vom  Bon. 
in  Comraiaeion  1899,  IV,  183  B.  hoch  4°.  4 Mark. 


b)  Südslaven. 

Djordjovid,  T.  R.  Karadzic.  Liat  za  Brbwki  narodni 
zivot,  ob  csja  i predanje.  [K.  Journal  für  natio- 
nales Leben , Bitten  und  Gebräuche  der  Serben.] 
I.  Aleksinac  1H99. 

Angmdgt  in  den  Mittheiloagea  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  )id.  29,  K.  K.  19,  1899,  8.  59-60. 

G u bemaUs,  Angelo  oomte  de.  I*a  Serbie  et  tea 
Serbe«.  I/cctures  et  irnprewsious.  [Floreuz,  Öe-eber.] 
Pari«,  Fiscbbacher  1898.  bw.  5 fre», 

Jousset,  P.  Promenade  cn  Serbie.  (Le  tour  du 
monde,  nouv.  «*rie,  an  nee  4,  1898,  8.  373  — 408,  mit 
41  Textabbildungen.) 

| Krause,  Friedrich  S.j  Die  Zeugung  in  Sitte, 
Brauch  und  Glauben  der  Büdslaven.  1.  TheiJ,  Lieder. 
(Aus:  „KQvnui9ta*t  Bd.  VI.)  Paris,  II.  Weiter 
1 «99,  B.  193  — 384,  mit  2 Tafeln.  12°.  16  3fark. 

Referat  yoo  Th.  ArhelU  (in  Archiv  für  Anthropologie, 
Itd.  28 , Vierteljahiwheft  3 , Braansrhweig  1 900 , S.  HW 
— 904. 

Milcevic.  Der  serbische  Bauer  in  der  Jugend.  (Die 
Donauländer,  Jahrg.  1,  Wien  1899,  Heft.  *2.) 

Ovsjanyj , N.  Serbien  uud  Serben.  (Russisch.)  8t. 
Petersburg  1898, 

Smiciklas.  Cultu»  und  Gultu  raufinge  der  Kroaten. 
(Die  Donauläiider,  Jahrg.  1,  Wien  1899,  Heft  3.) 

Spicer.  Kroatische  Cultur.  (Die  Donauländer,  Jahrg.  I, 
Wien  1899,  Heft  2.) 

Trojauoviö,  Sima.  Lapot  i prokletije  u 8rha. 
[Givisenmord  und  Fluchbügel  bei  den  Serben.] 
Belgrad  1899. 

Vulkaaoviö,  Vid  Vuletid.  Notizen  ülier  die  Cultur 
der  Südidaven,  bllOBlf  der  Serben.  (Kroatisch.) 
Ragusa  1897  — 1«9»,  224  8. 

Au  gezeigt  im  Ccntrslblatt  für  Anthropologie,  ßd.  4, 
Jena  1899,  8.  342  — 343. 

WatjofT,  8.  Beitrag  zur  Anthropologie  der  Bulgaren. 
Sofia  1899. 

13.  Letten  und  Littauer. 

Jurksehat,  C.  Littauische  Märchen  und  Erzählungen. 
Aus  dem  Volke  gesammelt  uud  in  verschiedenen 
Dialekten,  besonder«  in  Galbnater  Mundart,  mit* 
get heilt.  1.  Tlieil:  62  Märchen  und  Erzählungen  im 
Galbranter  Dialekt.  Herausg,  von  der  litlauisch-lite- 
rariseben  Gesellschaft  zu  Tilsit.  Heidelberg,  C.  Winter 
in  Commission  1898,  144  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Krausa,  F.  Die  Abstammung  der  litten.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie. 
Jahrg.  1898,  8.  494—49«.) 

Winter,  A.  C.  Die  Birke  im  Volksliede  der  Letten- 
Birken  ven-hrung  bei  den  Jakuten.  (Archiv  für 
Religionswissenschaft,  Jahrg.  2,  1899,  Nr.  1.) 

Winter,  A.  C.  Waise  ulieder  der  Letten  uud  Esthen. 
(Globus,  Bd.  7«,  1899,  8.  31  — 35  ) 


1-1.  Lappen,  Finnen  und  Verwandte. 

Anutschin,  D.  N.  Zur  Geschichte  der  Kuns»  und 
der  Glaubens  • Anschauungen  bei  den  urabseh*» 


Digitteed  by  Googfe 


Völkerkunde. 


93 


Tschmlen.  (Materialien  zur  Archäologie  der  ö*t- 
liehen  Gouvernement*.)  (Russisch.)  Moskau  1 4°. 

Brausewetter,  Emst.  Finnische  Literatur.  (Die 
Kation,  Wochenschrift  für  Politik,  Volkswirtschaft 
und  Literatur,  Jahrg.  10,  Berlin  Igitt*,  8.  566  — 570.) 

Comparetti,  D.  The  traditional  poetrj  of  the  Finna. 
Translated  by  J.  >1.  Anderton.  Londou,  Longmanns, 
Green  and  Co.  1898.  8°.  16  ah. 

Heikel t Axel  O.  Trachten  und  Muster  der  Mord- 
winen. lltdsingfors.  (Leipzig  Harrassowitz) , 1899. 
Lex.  8*. 

llynam  , F.  E.  The  secrets  of  the  night  and  other 
Esthonian  lates.  Ixmdou,  Klimt  Stock  1898,  112  B. 
8®.  6 ah.  h d. 

Ly  sie,  Fernande  de.  Au  paya  ilea  mille  laca  (seines 
de  la  vie  rurale  ex»  Finlande).  Pari«,  Picard  et 
Kaan,  1898.  Mit  31  Abbildungen.  6°.  1,75  fr. 

Schroeder,  Leopold  von.  Ueber  Todtenbretter  bei 
den  Esten,  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 

Jlaehaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  Y.  19,  1889, 

Sitzungsberichte  S.  57  — 58.) 

Tetzner,  F.  Die  Kuren  ln  Ostprenseeu.  (Globna, 
Bd.  75,  1899.  8.  89  — 86,  108  — 114,  143  — 149,  mit 
Textabbildungen  und  1 Sprachenkarte.) 

Trusmann,  J.  J.  Tschudiscb-littauiscbe  Elemente  im 
Nowgoroder  Bezirk.  (Russisch.)  Vol.  1,  Reval  1898, 
»76  S.  8*.  9 Mark. 

Wiklund,  K.  B.  Om  Lapparna  in  Bverige.  Stock- 
holm, A.  Bonnier  1899. 

Winter,  A.  O.  Eine  Bauernhochzeit  in  Kuaaiach- 
Karelien.  (Globna,  Bd.  76,  1899,  S.  315  — 321,  mit 
8 Textabbildungen.) 

Witte,  Friedrich  Karl.  Finnland.  Land  und  Leute. 
Vortrag.  Rostock,  Htiller’sche  Hof-  und  ÜnivendtÄts- 
boohbsadhng  in  Ooinra.  1899.  gr.  8®. 


15.  Magyaren. 

Fuchs,  Karl.  Das  Hau*  in  der  ungarischen  Sprache. 
(Min bedungen  der  Anthropologiachen  Geaellachaft 
in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzungsberichte 
8.  37  — 38.) 

Hermann,  Otto.  A magyar  o»foglalkoz;uiok  koribö], 
(Au*  den»  Kreise  der  magyarischen  Urbeschüfligun- 
gen-)  Vortrag.  Budapest  1889.  Mit  2 Tafeln  und 
61  Textabbildungen. 

Besprochen  von  K.  Fach*  in  den  Mittheilungen  der 
Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F. 
19,  1899,  S.  173—  174.) 

Kümo,  Michel.  Contes  et  legende«  de  llongrie.  Lea 
littdnitures  populairea  de  toutea  ha  uationa.  Tome 
36.  Paria,  Maisouneuvc  1898.  4 Bl.  307  8.  16°. 

5 froa. 

Kümo,  Michel.  Contes  et  traditions  (topulaires  de 
la  llongrie.  (Revue  des  traditio»»»  populairea,  tome 
13,  1666,  8.  120  — 123.) 

Polok,  Joh.  Die  magyarischen  Ansiedelungen 
Andreasfalva , Hadikfalva  und  Joveffalva  in  der 
Bukowina.  (Au»:  Czernow.  Zeitung.)  Czernowitz, 
H.  Pardini  1899,  42  8.  8*.  0,80  Mark. 


16.  Türken. 

Jacob,  Georg.  Karagita' Komödien.  Heft  l : Bchejtan 
dolaby.  Türkischer  Text,  mit  Anmerkungen  heraus- 
gegeben  und  mit  einer  Einleitung  über  daa  »ahm». 
Schattenspiel  versehen.  XVI  and  19  autogr.  8. 


Heft  2:  Kajyk  ojunu.  Türkischer  Text,  mit  Anmer- 
kungen und  einer  Einleitung  versehen.  XV,  20  S. 
Berlin,  Mayer  und  Müller  1899.  gr.  H°.  & 2 Mark. 

Angezrigt  iui  Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  323 — 324. 

Marquart,  J.  Historische  Glossen  zu  den  alttür- 
kiachett  Inschrift«*».  (Wiener  Zeitschrift  für  die 
Kunde  des  Morgenlandes,  Jalirg.  12,  1898,  8.  157 
— 200.) 

RadlofT,  W.  Versuch  eines  Wörterbuchs  der  Türk- 
Dmlckte.  Lief.  9 — 11.  Leipzig,  Voea  Bort.  in  Comra. 
1897/98.  (Bd.  2,  8p.  641  — 1600.)  hoch  4*.  2,50  Mark. 

Warburg,  Hertha  von.  Türk  Yeschayschi.  (Tür- 
kisches Leben.)  Constantinopeler  Typen.  Berlin, 
A.  Schall  1898.  18  Bl.,  mit  8 8.  Text  gr.  2*. 

20  Mark. 

17.  Zigeuner. 

Groome,  France«  Hindes.  Gipsy  folk-tule*.  London, 
Huret  and  Blackett  1898,  386  8.  8*.  12  ab. 

Thosleff,  Arthur.  Zigenarne»  utbivdning  i Fiulaml. 
(Meddclauden  af  ggr.  föreninge»  i Finland  IV, 
1897/98,  Abhdl.  VI),  27  8.  1 Karte.  8*. 

IS.  Atiietu 

Zeitschriften : Vergl.  Orientaliache  Bibliographie, 

Jahrg.  12  für  1898,  Berlin  1899,  8.  4 — 5,  Nr.  53 
— 67  und  8.  152  — 153,  Nr.  2841  —2855. 

Bibliographie:  Orientalische  Bibliographie,  siehe 
oben  unter  Quellenkunde  Ia. 

L Allgemeines  und  Vermischtes. 

T'oung  Pao.  Archive»  pour  aervir  (V  l'dtuda  de 
riiiatoire,  de«  languea,  de  la  g^ographtc  et  de  l'ethno- 
graphie  de  l’Asie  orientale  (Chine,  Japon,  Coric, 
Indo-Chine,  Asie  centrale  et  Malaisiu).  Rcdigdea  par 
Guat.  Schlegel  et  Henri  Conlier.  Vol.  X.  Mar» 
1899  — Fdvr.  1900,  5 nra.  Leiden,  Buchhandlung 
und  Druckerei  vorm.  E.  J.  Brill,  gr.  8°.  20  Mark. 

Hedin,  Sven,  Durch  Asiens  Wüsten.  Drei  Jahr«? 
auf  neuen  Wegen  in  Pamir,  Lop-nor,  Tibet  und 
China.  Mit  256  Abbildungen,  4 Chromotafeln  und 
7 Karten.  Leipzig,  F.  A.  Brockhaua  1899,  2 Bde., 
XIX,  512  8.  und  IX,  496  8.,  1 Bl.  gr.  8®.  20  Mark. 

Au«  dem  Schwedischen  übersetzt.  Die  englUcho  Auf- 
gabe de*  Werke«  erschien  «hon  1898,  die  fratunsische 
ebenfall.*  1899  unter  dem  Titel:  Troi*  An*  de  Lutte»  auz 
D£*ert*  d’A»ie,  truduit  du  »u£doi«  et  risnmd  par  Cb.  Itahot. 
Pari*,  Hachette.  Besprochen  in  Petennanu’»  Mittheilungen, 
BdL  45,  1899,  Literat  urliericht  S.  106—  107;  Globus, 
Bd.  78,  1899,  S.  67. 

Huo.  Travel*  in  Tartary,  Thibet  and  China  during 
the  year»  1844 — 1846.  Trannlated  fron»  the  ftwk 
by  W.  Hatlitl.  2 Bde.  Chicago,  the  Open  Court 
Publishing  Co.  1896,  326  und  342  8.  kl.  8°.  2 Dol. 

Keller,  Conrad.  Die  Haosthlerwelt  Asiens.  (Waater- 
mann's  Monatshefte,  Bd.  88,  1899,  8.  567  — 575.) 

Krasanow,  A.  N.  Aua  der  Wiege  der  CivUisation. 
Briefe  Über  ein«  Reise  um  die  Weitest.  Petersburg 
1898,  658  8.  8®.  2,50  Rbl. 

In  rassischer  Spreche;  vergl.  Petermaan1«  Mittheilungen, 
Bd.  45,  1899,  Uteraiurberkht  8.  167  — 168. 

Barre,  Fr.  Transkaukasien  • Persien  - Meaopotaniien- 
Tranakaapien.  Land  und^Leute.  85  photo graphbeha 
Aufnahmen  und  rebereichtskarte  einer  iu  den 
Jahren  1897/98  unternommenen  Reis«.  Mit  Text. 
Berlin,  D.  Reimer,  IH99.  VII  B.  qu.  4°.  18  Mark. 


Digitized  by  Google 


94 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Ssöchenyi,  Graf  Bola.  Wissenschaftliche  Ergebnisse 
der  Reise  in  Ostasien  1877  — 1880.  2.  und  3.  Hd. 

Wien,  E.  Htdzel  in  Comm.  gr.  4*. 

2.  Die  Bearbeitung  des  gesammritett  Material».  Nach 
dem  im  Jahre  1896  er*«  hient*nrn  ungarischen  Original. 
Mit  6 zinkngr.  and  17  lithegr.  Tafeln.  1898  , XllI, 
783  S. 

3.  Daaselbe.  Nach  dem  im  Jahre  1897  erschienenen 
ungariacben  Original.  Mit  14  lithogr.  und  1 zinkogr. 
Tafel,  37  zinkogr.  Textabbildungen  und  7 Tabellen,  femer 
mit  «lern  üeneralindox  zu  dem  gaiutru  Werke.  1899,  VII, 
b 23  8. 

Uchtomskij  , Fürst  E.  Orieutreise  Kr.  Majestät  des 
Kaisers  von  Russland  Nikolaus  II.  als  Growfürst 
Thronfolger.  Im  Aufträge  Kr.  Majestät  verfasst. 
Aus  dem  Kussischeu  übersetzt  von  Herrn.  Brunn* 
bofer.  Mit  4 Heliograv.,  362  Abbildungen  uud 
1 Karte.  Hd.  2.  Leipzig,  F.  A.  Brockbaus  1899, 
482  8.  55  Mark. 

Vergl.  Globus,  Bd.  75,  1899,  S.  151  — 152. 

Wlnokler,  Hugo.  Die  Völker  Vorderasiens.  (Der 
alte  Orient.  Gemeinverständliche  Darstellungen, 
berausgegeben  von  der  vorderasiatischen  Gesellschaft. 
Jahrg.  1,  Heft  1.)  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs  Verlag 
1899.  3«  8.  gr.  8«.  0,60  Mark. 

Winekler,  Hugo.  Altoricntalische  Forschungen. 
2.  Reihe,  II.  Bd.,  2.  Heft  (12.  der  ganzen  Reihe). 
Leipzig,  E.  Pfeiffer  1899,  B.  241  — 320.  gr.  8°. 
4,40  Mark. 

2.  Klei  na  Bien,  Armenien. 

Abeghian,  M.  Der  armenische  Volksglaube.  Disser- 
tation. Jena  1899. 

Beiträge  zur  Erforschung  Klein -Asiens.  (Zeitschrift 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin,  Bd.  34, 
1829,  8.  363  — 407.) 

Mit  riuigrn  ethnographischen  Mittbeilungen. 

Belek , Waldomar.  Aus  den  Berichten  über  die 
armenische  Expedition.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  31 , Berlin  1899 , 8.  236  — 275  mit  5 Textab- 
bildungen.) 

Belek,  W.  und  C.  F.  Lehmann.  Vorläufiger  Bericht 
über  die  im  Jahre  1698  erzielten  Ergebnisse  einer 
Forschungsreise  durch  Armenien.  (Nachrichten  von 
der  Kgl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttinger*. 
Philologisch  - historische  di»,  1899,  Heft  I , ß.  80 
— 86.) 

Belek,  W.  und  C.  F.  Lehmann.  Bericht  über  eine 
Forschungsreise  durch  Armenien.  (SUnugSbtrfofats 
der  preUKsiscbeti  Academie  der  Wissenschaften.} 
Berlin,  O.  Reimer  in  Comm.  1899,  5 ß.  gr.  Ö0. 
0,50  Mark. 

Chantre,  B.  En  Asie  miueure.  C'ilicie.  (Le  tour  du 
ninnde,  nouv.  *6rie,  4,  18M,  S.  145 — 18ü  mit 

39  Textabbildungen.) 

Ergebnisse  einer  im  Jahre  1894  unternommenen  Heise. 

Chantre’s  Reisen  im  Antitaurus  und  in  Cilicien. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  287  — 293,  301  —305,  mit 
13  Textabbildungen.) 

Edwards.  G.  D.  Items  of  Armeuian  folk-lore  collec- 
ted  in  Boston.  (Journal  of  American  Folk -Lore, 
vol.  12,  1899,  8.  97  f.) 

Oberhummer,  Roman  und  Heinrich  Zimmerer. 
Durch  Syrien  und  Kleiuasien.  Reiseschilderungen 
und  Studien.  Mit  Originalbeiträgen  von  L.  v. 
Ammon  etc.  51  it  16  Lichtdrucktafeln,  51  Text- 
abbildungen und  1 Karte.  Berlin,  D.  Reimer  1899. 

Vergl.  Globus,  Bd.  75,  1899,  S.  348  — 354. 


öeklemian,  A.  G.  The  golden  maideu  and  oÜmt 
folk  tales  and  fairy  stories  told  in  Annenia.  Cleve- 
land, Helman-Taylor  Co.  1898. 

Streck,  Maximilian.  Das  Gebiet  der  heutigen  Land- 
schaften Armenien,  Kurdistan  und  Westpersien  nach 
den  babylonisch  • assyrischen  Keiiinschriflcii.  (Zeit- 
schrift für  Assyriologie,  Bd.  13,  1898,  8.  57  — HO.) 

Leipziger  Dissertation. 

Virchow , Rudolf.  Entdeckungen  in  Armenien. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Jahrg.  1898,  8.  568  — 592.) 


3.  Kaukaaion  und  Transkaukasion. 

Bayo,  baron  de.  Kn  Glorgie.  (Extrait  de  la  Revue 
de  gdographie  1898.)  Paris,  Per  Lamm.  1898.  Mit 
zahlreichen  Abbildungen,  gr.  8*.  2 fres. 

Referat  ülier  den  ethnographischen  Thcil  mit  Anszficen 
von  Latoy  in  L' Anthropologie , toroe  10,  Paris  1899. 
8.  473  — 475. 

Baye,  baron  de.  Au  sud  de  ln  chaine  du  Caaca**- 
Souvenirs  d'une  misaion.  (Revue  de  gfographie  1899, 
avril  et  mai.  Mit  zahlreichen  Abbildungen.) 

Besprochen  in  L'Anthmpologie , to»ne  10,  Paris  1899, 
S.  475  — 477. 

Duranto.  Rapport  snr  une  misaion  au  Caucaae  «t  so 
Turkestan.  (Bulletins  de  la  8oci6t£  d'Anthropologi« 
de  Paris,  «Ir.  4,  tome  9,  1899,  fase.  5.) 

Hahn,  C.  Reise  nach  Kacherien  und  ins  Dagbestan. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899, 
Nr.  233,  234,  273  — 275.) 

Hahn,  C.  von.  Religiöse  Anschauungen  und  Todten- 
gedächtnissfeier  bei  den  Chewsuren.  (Globus,  Bd. 
1899,  8.  208  — 212.) 

Pantjuehow,  J.  J.  Yolksmedicin  in  Transkaukasiea. 
(Russisch.)  Tiflis  1899.  8*. 

Weigand,  Bruno.  Reise  nach  dem  Kaukasus  und 
nach  Baku.  (Jahresbericht  des  Vereins  für  Erd- 
kunde zu  Metz,  21,  1899,  8.  71  —84.) 


4.  Persien,  Afghanistan,  Beluchistan. 

Flügel,  M.  The  Zend-A vesta  and  eastern  religiös«; 
romparative  legislations , doctrines  and  rites  Of 
Parseeism , Brahmanism  etc.  Baltimore , Flügel 
and  Co,  1899. 

Geiger,  Wilhelm  and  Windischmann.  Zars- 
ibufilitra  in  the  Gathas  and  in  the  Greek  tsi 
Roman  classics,  translated  from  the  German  witli 
nutes  on  M.  J.  Dannestuter’s  thenry  regardiiu; 
Tansar’s  letter  to  the  King  of  Tabaristan , and  tb* 
date  of  the  A vesta,  with  an  appeudix  on  the  nllegcl 
practice  of  consanguineous  marriages  in  ancieot  Iran 
by  Darab  Dastur  Peshotan  Kanjana , B.  A.  2.  ed. 
Leipzig,  O.  Hanrmseowitz  1899,  X,  256,  16,  32  und 
6 8.  mit  1 Bildnis*  gr.  8*.  16  Mark. 

Jackson,  A.  V.  Williams.  Zoro&ster,  the  prophri 
of  MOknt  Iran.  New  York,  Macmillan  Company 
1899.  8°. 

Kunst,  ott islamitische.  (Mittheilungen  des  Mährischen 
Gewerbe  - Musenras , Jahrg.  17,  Brünn  1899,  S.  41 
-43.) 

Reclus,  Elisöo.  La  Perse.  (Bulletin  de  la  Soeiri* 
Deucbfiteloise  de  geographie,  tome  11,  1899,  8.  27  f.) 

Barre,  Fr.  Reise  von  Ardebil  nach  Zendschan  in 
nordwestlichen  Persien.  (Petermann's  Mittheilssgre, 
Bd.  45,  1H99,  8.  215  — 217  mit  1 Karte.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


95 


S.  Semitische  Linder. 


a)  Geschichtliches. 

•i)  Palästina»  Phönicien,  Syrien. 

Budde,  Karl.  Die  Religion  den  Volkes  Israel  bis  zur 
Verbannung.  Giessen,  J.  Kicker  1900  (1899).  7 BL, 
208  H.  8°.  5 Mark. 

Castelli,  D.  Gli  Ebrei.  Firenze,  G.  Barbera  1899. 

Daviea,  T.  W.  Magic  divination  and  demonolngy 
among  the  Hebrews  and  their  neighbour*.  London, 
James  Clarke  and  Co.  1898. 

Frey,  J.  Die  altisraelitische  Todtentraucr.  Disser- 
tation. Dorpat  1898. 

Grüneisen,  Carl.  Ist  der  Ahnenoultus  die  vorjah- 
wistische  Religion  Israels  gewesen?  Dissertation. 
Halle  1899. 

Landau,  Wilhelm  Freiherr  von.  Beiträge  zur 
Altcrthumskunde  des  Orients.  II.  Die  phönic.  In- 
schriften. Leipzig,  B.  Pfeiffer  1899,  93  8.  gr.  8*. 
2 Mark. 

Stucken,  Ed.  Astralmythen  der  Hebräer,  Babylonier 
und  Aegypter.  Religionsgeschichtliche  Untersuchun- 
gen. 3.  Theil.  Jacob.  Leipzig,  E.  Pfeiffer  1899, 
8.  127—  187.  gr.  8*.  6,40  Mark. 

Vinser,  J.  Th.  de.  Hebroeuwsche  archaeologie.  Naar 
de  nieuwste  schrijvers  vrij  bewerkt.  Utrecht, 
Keuiink  u.  Zoon  1898,  VI,  466  8.  IV,  292  8.  mit 
6 Tafeln  nnd  1 Karte.  8*.  7,25  fl. 


ß)  Arabien,  Islam. 

Glaser,  Eduard.  Punt  und  die  südambiseben  Reiche. 
(Mittheilungeu  der  vorderasiatischen  Gesellschaft, 
Jahrg.  4,  lieft.  2.)  Berlin,  W.  Peiser  in  Comtn.  1809, 
72  8.  gr.  8*.  3 Mark. 

Qrünert,  Max.  Der  Löwe  in  der  Literatur  der 
Araber.  (Publik,  des  wissenschaftlichen  Vereins  für 
Volkskunde  und  Linguistik  in  Prag.  6.)  Prag,  J.  G. 
Calve  1899,  25  8.  gr.  4°.  2 Mark. 

Hartmann,  Martin.  Der  islamische  Orient  Berichte 
und  Forschungen.  Berlin,  W.  Teiser  1899.  40  8. 
gr.  8a.  1 Mark. 

Hommel,  Fritz.  Die  södarabischen  Alterthümer 
(Eduard  Glaser  Sammlung)  des  Wiener  Hofmuseums 
und  ihr  Herausgeber  Professor  David  Heinrich 
Möller.  Offene  Darlegung  an  die  kaiserl.  Österreich. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Mit  7 Abbildungen 
und  einem  Ungern  Exkurs  über  den  Mondcultus  der 
alten  Araber  (Aus  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
2.  Hälfte.)  München,  H.  Lokaachik  1899.  UI,  39  B. 
gr.  8*.  2 Mark. 

Krahmer.  Arabischer  Metallspiegel  von  Baigar. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  293—294  mit  Textabbil- 
dung.) 

Müller,  D.  H.  Küdarabiscbe  Alterthümer  im  kunst- 
historischen  Hofmuseuni.  Wien,  A.  Holder  1899. 
V,  9.'.  8.  mit  28  Textabbildungen  und  14  Lichtdruck- 
tafeln. 2*.  25  Mark. 

Prookach,  Otto.  Heber  die  Blutrache  bei  den  vor- 
islamitischen  Arabern  und  Mohammeds  BteUung  zu 
ihr.  (Leipziger  Studien  aus  dem  Gebiet  der  Ge- 
schichte, Bd.  5,  Heft  4.)  Leipzig,  B.  G.  Teubner 
1899.  VII,  91  8.  gr.  8*.  3,20  Mark. 


y)  Euphrat-  und  Tigrisländer. 

Baumstark.  Chaldaioi.  (Pauly's  Real  - F.ncyklopädie 
der  claBsisehen  Alterthumswisxenschaft.  Neue  Bear- 
beitung brsg.  von  Georg  Wissowa,  Halbbaud  6, 
8p.  2045  — 2062.) 

I.  Ethnographischer  Charakter,  Urheimat,  Wanderung. 

Belck,  W.  Die  Rusas-  Stele  von  Topsanä  (Sidikan). 
(Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlin  1899, 
8.  99  — 132.) 

Craig,  James  A.  Astrologicol-astronomical  texU* 
Copied  from  the  original  tablets  in  the  British 
Museum  aud  autographed.  (Assyriologische  Biblio- 
thek, Bd.  14.)  Leipzig,  J.  C.  Hinricba  1899.  IX, 
95  Bl.  gr.  4*.  30  Mark. 

Delitzsch,  Friedrich.  Handel,  Recht  und  Sitte  im 
alten  Babylonien.  (Velhagen  und  Klasing's  Monats- 
hefte, Jahrg.  13,  1898/99,  S.  47  — 56.) 

Jeremias,  Alfred.  Hölle  und  Paradies  bei  den 
Babyloniern.  (Der  alt«  Orient,  Jahrg.  1 , Heft  3.) 
Leipzig,  J.  C.  Hinrichs  1900  (1899),  32  8.  gr.  8*. 
0,60  Mark. 

Kaulen,  Franz.  Assyrien  und  Babylonien  nach  den 
neuesten  Entdeckungen.  (Illnatr.  Bibliothek  der 
iünder-  und  Völkerkunde.)  5.  Aufl.  Mit  Titelbild, 
97  Abbildungeu , 1 Inscbriftentafel  und  2 Karten. 
Freiburg  i.  B.,  Herder  1899.  XIV,  318  8.  gr.  8°. 
5 Mark. 

Rauoh,  G.  Aus  den  Ergebnisaen  der  orientalischen 
Geschichtsforschung.  Die  Assyrer.  Heft  3.  Die 
assyrische  Cultur.  Programm.  Brünn  1899. 

Reinach,  Th.  Un  oonte  babylonien  dans  la  littdra- 
ture  juive.  Paris,  Durlacher  1899. 

Super,  C.  W.  A decade  of  Uittite  research.  (The 
American  Antiquarian , vol.  21  , Chicago  1899, 
8.  175  f.) 

Zimmern,  Heinrich.  Beiträge  zur  Kenntnis*  der 
babylonischen  Religion.  2.  Lfg.  Ritualtafeln  für 
den  Wahrsager,  Beschwörer  und  Sänger.  1.  Hälfte. 
(Assyriologische  Bibliothek  XII,  2.)  Leipzig,  J.  0. 
Hinrichs  1899,  8.  81  — 128  mit  19  Tafeln,  gr.  4Ü. 
15  Mark. 

b)  Das  heutige  Syrien , Palästina,  Arabien  und 
Mesopotamictu 

Charnay,  Ddsirö  et  A.  Deflors.  Kxctirsions  au 
Yemen.  (Le  tour  du  monde,  nouv.  s/*rie,  annda  4, 
1898,  8.  265  — 288  mit  27  Textabbildungen.) 

Ergebnisse  einer  im  Jahre  1896  anternotmnenen  Reise. 

Glaser,  Eduard.  Das  Weilirauchland  und  Sokotra. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899, 
Nr.  120,  121.) 

Gicht  Aufschluss  filier  die  ha  hasch  i tische  Bevölkerung 
des  MahraUndcs. 

Oppenheim,  Max  Freiherr  von.  Vom  Mittelmeer 
zum  Persischen  Golf  durch  den  Hauruu,  die  syrische 
Wüste  und  Mesopotamien.  Mit  4 Orjgituükarten  von 
Dr.  Richard  Kiepert,  einer  Uebersichtskart«  uud 
zahlreichen  Abbildungen.  Bd.  I.  Berlin,  D.  Reimer 
(t  Vohsen),  1H99.  XV,  334  8.  gr.  8°.  SO  Mark. 

Besprach™  von  II,  Zimmerer  In  der  Beilage  zur  All- 
gemeinen Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  244. 

0.  Vorderindien. 

Besuch,  ein,  in  Dardschilling.  (Globus,  B*l.  76,  1899, 
8.  192  — 195  mit  4 Textabbildungen.) 


Digitized  by  Google 


96 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Beyer,  C.  (C.  Byr).  Arja.  Die  schönsten  Sagen  »ub 
Indien  und  Iran.  Mit  8 Bildern.  Leipzig,  C.  F. 
Amt- lang  1899.  XII,  451  8.  8°.  2,50  Mark. 

Blicke  in  indische*  Wittweuleben.  2.  Auflage.  Basel, 
Missionsbuchhaudluug  1899,  48  8.  mit  Abbildungen. 
««.  0,15  Mark. 

Bodding,  P,  O.  On  Talw«  and  customt  connected 
tlierewith  IDOBglt  tlie  Santals.  (Journal  of  fhl 
Asiatic  Society  of  Bengal,  vol.  67,  1898,  III,  8.  1 
-24.) 

Bodding,  P.  O.  On  tbe  different  kinds  of  salutation 
used  by  tlie  Santa!*.  (Journal  of  the  Asiatic  Society 
of  Bengal,  vol.  67,  1898,  III,  8.  85  — 43.) 

Cotteau,  E.  Bombay,  la  ville  de*  Parsis.  (Biblio- 
theque  den  voyagen  autour  du  monde,  no.  40.) 
Par»*,  Pion,  Nourrit  et  Cie.  1898,  32  8.  8°.  0,15  fr. 

Crooko , W.  The  hfll  tribe«  of  tlie  central  Indian 
hills.  (Journal  of  tbe  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and  Ireland,  n.  s. , vol.  1,  1899, 
8.  220  f.) 

Cust,  Rob.  Needham.  Detailed  snrvcy  of  the 
laoguaget  and  dinlect*  spuken  in  certain  portions  of 
British  India.  (Journal  of  tbe  Royal  Aiiatic  BoolMy, 
189H,  S.  35  — 41.) 

Dahlmann,  Joseph.  Mahäbhärata-Btudien.  Abhand- 
lungen zur  altindisohen  Literatur  und  Cult  urkunde. 
I.  Genesis  de*  Mahäbhitrata.  Berlin,  F.  L.  Dame* 
1899.  XXXIV,  290  8.  gr.  8°.  15  Mark. 

Dalton,  Hermann.  Indische  Reisebriefe.  Gütersloh, 
C.  Bertelsmann  1899.  XII,  386  8.  8*.  4,40  Mark. 

Dutt,  Toru.  Ancient  ballads  and  legend»  of  Uinda- 
»tan;  will»  an  iutro<luctory  memoir  of  Edra.  Gosse. 
3.  cd.  New  York,  Scribner  1898,  179  8.  8°.  2 Doll. 

Gehring,  Hans.  8lldindten.  Land  und  Volk  der 
Tamulen.  Gütersloh,  Bertelsmann  1899.  Mit  91  Text- 
abbildungen und  1 Karte.  5 Mark. 

Der  VcrfaMer  giebt  die  Erfahrungen  und  Eindrücke  der 
unter  den  Tamulen  wirkenden  Missionare  wieder. 

Gründler,  O.  Frauenelend  und  Prauenmission  in 
Indien.  Mit  Vorwort  von  Warneck.  3.  vermehrte 
Auflage.  Basel,  Missionsbuchhandlung  1869,  84  8. 
mit  Abbildungen.  8*.  0,25  Mark. 

Hillebrandt,  AlfTed.  Alt -Indien.  Culturgeachiclit* 
liehe  Skizzen.  Breslau,  M.  u.  11.  Marcus  1899.  IV, 
1 Bl.  195  8.  gr.  8*.  5 Mark. 

Enthält  die  Kapitel : 1.  Das  heutige  Indien.  2.  Sans- 
krit. 3.  Ueber  den  Rigvcda.  4.  Brahmanismus  und 
Volksthum.  5.  Unterricht  und  Erziehung.  6.  Buddhis- 
mus. 7.  Kftnig  A^oka.  8.  Zur  Charakteristik  de*  indischen 
Drama«.  9.  Materialisten  und  Skeptiker.  10.  Chinesische 
Reisend«  in  Indien. 

Karsten,  Paula.  Kinder  und  Kinderspiele  der  Inder 
und  Singhalesen.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  213—217, 
234  — 238  mit  15  Textabbildungen.) 

Karsten,  Paula.  Die  Entstehung  der  Weissen.  Nach 
indischer  Auslegung  erzählt  von  T.  8.  Saarn  v. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  260  — 261.) 

Kishori  Lai  Sarkar.  The  Hindu  system  of  moral 
Science,  or  a Um  wovda  on  the  Sattwa,  Raja,  and 
Tama  Gnnas.  2.  editiou.  Calcutta  1898.  IV, 
156  8.  8®. 

Lefmann,  8.  Stori«.  dell*  antica  India.  Disp.  1 — II. 
Milano,  8oc.  ed.  libraria  1898,  8.  1 — 96.  8®.  2 L. 

Ueborsetzt  aus  der  Oncken’sehen  Sammlung. 

Maindron,  M.  L’art  Indien.  Paris,  May  1899. 

Manwaring,  A.  Marathi  proverb*  collected  and 
irannlated.  Oxford.  Clarendon  Press  (I/mdon,  Henry 
Frowde),  1899.  X,  271  8.  8®.  8 sl».  6 d. 


Referat  in  der  Deutschen  Literat urzc itung , Jnhrg.  21, 
1200,  Sp.  801  —803. 

Müller,  Emil.  Anschauungen  und  Bekenntnisse  eines 
Eingeborenen.  Selbstverfasster  Lebenslauf  des  Semi- 
naristen Santo*!»  Mundu  im  Lande  der  Kola  in 
Vortierindien.  (Aus  dem  Hindi  übersetzt  und  mit 
Anmerkungen  versehen.)  Friedenau-Berlin,  Buchhand- 
lung der  Gossnerschen  Mission,  1899  , 30  8.  mit 
5 Abbildungen,  gr.  8°.  0,15  Mark. 

O.  8.  Eine  Augen blicksphotographie  von  Natacha- 
tnädrhen.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  33H — 54«  mit 
einer  Abbildung:  Indische  Tänzerinnen  auf  einen» 
Jahrmärkte.) 

Oldenberg,  Hermann.  Aus  Indien  und  Iran.  Ge- 
sammelte Aufsätze.  Berlin,  Wilhelm  Hertz  1889, 
2 Bl.  195  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Enthält  die  Kapitel : 1.  Ueber  SnnskTitforfchung.  2.  Die 
Religion  des  Veda  und  des  Buddhismus.  3.  Der  Satan 
des  Buddhismus  4.  Buddhistische  Kunst  in  Indien. 
5.  Tai  ne'»  Essay  über  den  Buddhismus.  6.  Zarathustra. 

Peteraon,  Ester.  Besuche  in  den  Frauengemftehern 
in  Madura.  Ans  dem  Schwedischen  übersetzt.  (In- 
dische Lotosblumen,  Nr.  1.)  Leipzig,  Verlag  der 
ev.-luth.  Mission,  1899,  21  8.  mit  Abbildungen.  8°. 
0,10  Mark. 

Sentenaoh , Naroiso.  La  lengua  v la  literatura 
sanskritas.  Conferencias  dadas  en  el  Alteneo  de 
Madrid.  Cordoba  1898,  90  8.  8°. 

Sisir  KumAr  Ghosh.  Indian  »ketches.  Calcutta  1898, 
150  8.  8®. 

Temple,  R.  C.  The  Folklore  in  the  Legend*  of  the 
Panjab.  (Folklore,  vol.  10,  1899,  Dez.) 

Thibaut,  G.  Astronomie,  Astrologie  und  Mathematik 
(der  Inder].  (Grundriss  der  indo-arischen  Philologie 
uud  Alterthuinskundu.  Bd.  3,  Heft  9.1  Strassburg, 
K.  J.  Triibuur  1899,  82  S.  gr.  8°.  4 Mark. 

Uhlenbeck , C.  C.  Kurzgefasstes  etymologisches 
Wörterbuch  der  altindischen  Sprache.  2.  Bd. 
Amsterdam,  J.  Müller  1899,  8.  161  — 367.  gr.  8®. 
5 Mark. 

Bd.  1 erschien  1898. 

Vogel,  J.  Ph.  De  beoefning  der  oud- indische  littc- 
ratuur  in  Nederland.  Amsterdam , Hebel  teina  en 
Holkema  1808.  IV,  38  8.  8°.  0,75  fl. 

Wegener,  Georg.  Von  Ceylon  zum  Himalaya. 
(Mutter  Erd»-,  Bd.  1,  1899,  8.  8 u.  f.  mit  zahlreichen 
Abbildungen.) 

Winternitx,  M.  Folk  • mediciue  in  Ancient  Iudia. 
(Nature,  vol.  58,  1898,  8.  213  — 235.) 

Zaborowaki.  L’ltireinent  du  lobe  de  l‘oreille  dann  le 
suü  de  rinde.  (Revue  niemmelle  de  I’iicole  d' Anthro- 
pologie de  Paris,  an  nee  9,  8.  353  f.) 


Die  Religionen  Indiens. 

Barth,  A.  Bulletin  des  religion*  de  1'Iude.  1.  VAdisme 
et  aucieti  Brahmanisme.  Paris,  Leroux  1899. 

Bloomfield , M.  I.a  religion  vedique,  daprbs  les 
hymnes  du  Rig-Veda,  par  Abel  Bergaign*.  Tome  IV. 
.Iudex.*'  (Bildiotheque  de  l’Ecole  des  haute«  »Hudes, 
fase.  117.1  Paris,  Bouillon.  8®.  5 fas. 

Carua,  P.  Huddhism  an»)  its  Christian  critics.  London, 
Patil  Trüboer  and  Co.  1899. 

Davids,  T.  W.  Rhys.  Der  Bnddliismu«.  Eine  Dar- 
stellung von  dem  Leben  und  den  Lehren  Uautamas, 
des  Buddhas.  Nach  der  17.  Aofl.  aus  dem  Englischen 
in*  Deutsche  übertragen  von  Arthur  Pfungst. 


Digitized  by  Google 


I 


Völkerkunde.  97 


Autoriairte  Ausgabe.  (Universal-Bibliothck,  Nr.  3941. 
3942.)  Leipzig,  Ph.  Reclam  jun.  1899.  gr.  18°. 
0,4»  Mark. 

Grünwedel}  Albert.  Zur  buddhistischen  Ikono- 
graphie. (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  169  — 177  mit 
16  Textabbildungen.) 

Hegglin,  Alois.  Der  moderne  Hinduismus  unter  dem 
Einfluss«  christlicher  Ideen.  (Stimmen  aus  Maria 
Laach, Bd.  57,  1899,  8.39  — 52,  122  — 138,  280—294.) 

Hillebrandt,  Alfred.  Vedische  Mythologie.  2.  Bd. 
Uaas  Agni.  Radra.  Breslau,  M.  u.  H.  Marcus  1899. 
IV,  254  8.  gr.  8°.  12  Mark. 

Kriahnariv  Arjun  Keluakar.  The  lifo  of  Gautama 
Buddha  in  Maräthi.  Bombay  1898,  316  8.  8*. 

Kronenberg,  M.  Buddhistische  Lehren  und  Be- 
kenner. (Die  Nation,  Wochenschrift  für  Politik, 
Volkswirtschaft  und  Literatur,  Jahrg.  16,  Berlin 
1899,  8.  753  — 755.) 

La  VaUde-PousBin,  Louis  de.  Bouddhisme.  (hu des 
et  mntcriaux.  Adikarmapradipa.  Bodhicaryavata- 
ratika.  London,  Luzac  1898.  4°.  13,25  jfrc*. 

Olden borg,  Hermann.  Buddhistische  Rtudien.  (Zeit- 
schrift der  deutschen  morgen  ländischen  Gesellschaft, 
Bd.  52,  1898.  8.  613  — «94.) 

Prdville,  A.  de.  I/lnfluence  politique  du  Lamaüune. 
(La  »cience  sociale  1899,  Mira.) 

Regnaud,  Faul,  (lindes  vtdiqiM*  et  post-  Y&liqne*. 
(Annalee  de  l’universitl  de  Lyon,  fase.  38.)  Paris, 
Leroux  1898.  VIII,  217  8.  8®.  7,5U  fres. 

Schlagintweit,  Emil-  Die  Lebensbeschreibung  von 
Padma  Bambhava,  dem  Begründer  des  Lamaismus 
747  n.  Ghr.  1.  Theil:  Die  Vorgeschichte,  enthalt,  die 
Herkunft  und  Familie  des  Buddha  Q'Akyamuni.  Aus 
dem  Tibet,  übersetzt.  Mit  einer  Textbeilage.  (Aus: 
Abhandlungen  der  königl.-bayr.  Akademie  der  Wissen- 
schaften.) München,  G.  Franz  in  Comm.  1899,  28  8. 
gr.  4*.  1 Mark. 

Weber,  Albreeht.  Zur  indischen  Religionsgeschichte. 
Um  koisoriadM  Uebmleht*  (DmMw  Revue, 
Jahrg.  24,  1899,  8.  199  — 229.) 

Auch  separat,  Stuttgart,  E.  Ulroer  1899,  32  S.  gr.  8°. 
0,75  Mark. 

7.  Ceylon. 

Aa,  J.  B.  van  der.  Ile  de  Ceylan;  croquis,  moeurt 
et  coutome«.  Lettre«  d'un  misaionnaire.  Louvain. 
F.  Gide  1899.  XVI,  271  8,  Mit  14  Tafeln  und 
1 Karte.  8®.  2,75  fres. 

Cotteau,  E.  Ceylan.  (Biblioth.  des  voyages  autour 
du  monde  Nr.  51. | Paris,  Pion,  Nourrit  et  Cie.  1898, 
88  8.  8°.  0,15  fr. 

Dalton,  W.  Lust  in  Ceylon,  ln  the  woods  and  the 
wilds  of  the  lion  king  of  Kandy.  New  ed.  London, 
ürifflth  1898,  334  S.  8«  9 *h.  6 d. 

Geiger,  W.  The  Archaeological  Survey  of  Cejlon 
and  its  work.  (Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society 
1898,  H.  11  — 16.) 

8innatamby.  „Letchiraey“  a tale  of  old  Ceylon. 
Lmdon,  Luzac  1898,  63  8.  mit  Abbildungen.  8®.  5 sh. 


8.  Hintorindion. 

a)  Allgemeine*. 

Barth  elomy,  oomte  de.  En  Iudo-Chine  (1894  — 1895). 
Cambodge,  Corhinchine,  Lao*.  Siam  meridioual. 
Paris,  Pliui  et  Nourrit  1899,  24»  8.  12*.  4 fres. 

Archiv  fttr  AnUirapolofia.  IW.  XXVII.  (Vm.  d.  utlirop.  Ut) 


Klemm^  Kurt.  StamtnsAgen  aus  Uinterindien.  (Bei- 
lage zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Nr.  186.) 

Mormier,  Marcel.  Le  tour  d'Asie.  Tome  I.  Cochin- 
cliine,  Ammin,  Tonkin.  Paris,  Pion  et  Nourrit  1899. 
VI,  333  8.  8*.  5 fres. 

Pavie,  Auguste.  Mission  Pavie  (Indo -Chine  1879 
— 1895).  Ktudes  diverses  I:  Recherches  sur  la  litt**- 
rature  du  Cambodge.  du  Laos  et  du  8iam.  Mit 
zahlreichen  Textabbildungen,  20  färb.  Tafeln  und 
1 Karte.  II:  Recherches  sur  l’histoire  du  Cambodge. 
du  Lao*  et  du  8iam.  Contenant  la  traduction  des 
inscriptions,  par  M.  Schmitt.  Mit  mehreren  Abbil- 
dungen, 70  Tafeln  und  1 Karte.  Paris,  Leroux  1898. 
4*.  ä 10  fres. 


b)  Burma,  Assam. 

Perrara,  M.  and  B.  Burma.  London,  Sarapson 
Low,  Marston  and  Co.  1899. 

Gait}  E.  A.  Hu  man  wrißccs  in  ancient  Assam. 
(Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal , vol.  «7, 
1898.  III,  8.  56  — 65.) 

Galloi*}  Eugene.  Au  pays  de*  pagodes  et  des 
monasteree.  En  Birmanie.  Paris,  Larousse,  1899, 
118  8.  4*.  Mit  zahlreichen  Karten,  Photographien 
nnd  Zeichnungen. 

Karaten}  Paula.  Kotes  sur  la  vie  birmane.  (A  tra- 
vers le  monde,  nouv.  s£rie,  an  mV  4,  1898,  8.  409 
— 412,  417  — 420  mit  9 Textabbildungen.) 

Massieu , Isabelle.  Uns  colonie  auglaioe.  Birmanie 
et  ^tats  shans.  (Revue  des  deux  mondes , nnntu  69, 
Paris  1899,  tome  155,  8.  377  — 416.) 

Tanera.  Aus  Birma.  (Mutter  Erde,  Bd.  I,  1899, 
8.  7,  32  — 34  mit  Textabbildungen.) 

c)  Malakka. 

Hartwich)  C.  Ueber  einige  Pfeilgifte  von  der  Halb- 
insel Malakka.  Zürich  1899.  8*. 

Preuaa,  K.  Th.  Die  Zauherbildemchriften  der  Negrito 
in  Malakka.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  345  — 348, 
364  — 369  mit  1 1 Textabbildungen.) 

Preuaa,  K.  Th.  Die  Zauber-Muster  der  Orang  Semang 
in  Malakka,  bearbeitet  nach  den  Materialien  von 
Hrolf  Vuughan  titefens.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  31,  Berlin  1899,  8.  137  — 197  mit  zahlreichen 
Abbildungen.) 

d)  Siam. 

Barth  olomy,  P.  de.  he  Laos.  (Ribliotheque  des 
voyages  Nr.  44.)  Paris,  Pion , Nourrit  et  Co.  1898, 
32  8.  mit  Abbildungen.  8°.  0,15  fr. 

Hesse- Wartegg,  Ernst  von.  Siam,  da*  Reich  des 
weissen  Elefanten.  Leipzig,  J.  J.  Weiter  1899.  VI, 
1 Bl.,  252  8,  mit  120  Textabbildung«’!) , 18  Tafeln 
und  ] Karte,  gr.  8*.  12  Mark. 


e)  Cambodga.  Cochinchina. 

Agostini , 8.  Pnom-Penh  (Yoyage  au  Cambodge). 
(Le  tour  du  monde,  nouv.  Serie,  annAe  4,  1898, 
8.  289—  3üü  mit  13  Textabbildungen.) 

Der  Verfasser  bereiste  Cantbotlga  in  den  Jahren  1893 
und  1894. 

Leoläro,  Adhemard.  Le*  codes  cambodgiens,  publies 
sous  le*  au  spiee«  d*  M.  Doumer  et  de  M.  Ducoa. 

13 


Digitized  by  Google 


98 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


2 vol.  P*rU,  Ijeroux  U»8.  XIX,  4SI  S.,  2 Bl, 
682  8.  »».  30  frc*. 

Leclöre,  A.  Une  Version  eambodgienne  da  jugeroent 
de  Halomon.  (Revue  de  1'hUtoire  de»  religions,  tome 
38,  1899,  No.  2.) 

Vedol,  Emile,  Une  excursion  wi  |»ya  d'Angkor. 
(Revue  den  d**ux  moodes,  Annfe  69,  1899,  4.  Periode, 
tome  151,  8.  596—622.) 

f)  Annam  und  Tongking. 

Larohipol  du  Tonkin.  (A  travers  le  moode,  nouv. 
*4rie,  nnnte  4,  1898,  8.  305 — 307  mit  3 Abtul» 
düngen.) 

Badier,  A.  et  H.  Au  Toukin,  jouraal  d un  «ous-ofA- 
cier  d'iufanterie  de  marine.  Nouvclle  <Stli t ion.  iltustrta 
de  2t»  grav.  »nr  boU.  Parin,  8oci4t<6  d'dditiou  et  de 
librairic  189«,  15«  8.  8*.  1,50  fr. 

Bernardin,  J.  B.  Un  voyage  au  Tonkin.  Avignon, 
Leguin  1898,  156  8.  mit  Abbildungen.  8*. 

Du  montier,  O.  Tradition*  populaires  »ino-annamite*. 
(Suite.)  (Revue  de«  tradition*  populaires,  tome  13, 
1898,  8.  26  — 35.) 

Enjoy , Faul  d\  La  Coloratiou  dentaire  die*  le* 
Annamltü.  (Bulletin*  de  la  Soeidtd  d1  Anthropologie 
de  Paris,  s£r.  4,  tome  9,  1898,  fase.  5.) 

Grammaire  aunamite,  a l'usage  des  Frar^ais  de 
i'Annam  et  du  Tonkin,  par  P.  G.  V.  Hanoi,  P.  H. 
Schneider  1698.  VIII,  208  8.  8*.  10  frc*. 

Hatny,  E.  T.  Le*  geophage*  du  Tonkin.  (Bulletin 
du  Musfa  d’histoirc  natur.  1899,  S.  64  f.) 

Jamraes,  H.  L.  Au  pavs  annamite.  Notes  etbuo- 
grapliiquea.  Paris,  Cb’allamel  1898,  284  8.  12° 

3,50  fr. 

9.  Inselindion. 

a)  Allgemeines. 

Bijdragen  tot  de  Taal  •,  Land  • en  Volkenkunde  van 
Nederlaudsch-lndie.  Uilgegeven  door  bet  kon.  Insti- 
tunt  voor  de  Taal-,  Land  en  Volkenkunde  van  Ned.- 
Indie.  6.  Volgreeks,  VI.  Deel.  fs üravenliage,  M.  Nij- 
hoff.  1699.  VI,  702,  XXII  8. 

Bericht  Uber  den  Inhalt  des  Bandet  tu  den  Mittheilun- 
fjea  der  Anthropologim-hen  Gesellschaft  io  Wien,  Bd.  29, 
N.  K.  19,  1899,  8.  264  — 266. 

Bastian,  Adolf.  Mittheilungen  von  einer  Reise  narb 
Niederländisch -Indien.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie , Jahrg.  1899,  8.  420 
— 436.) 

Juynboll,  H.  H.  Die  Verbreitung  de*  Tiwah- Festes 
in  Indonesien.  (Internationale*  Archiv  für  Ethno- 
graphie, 1kl.  12,  Leiden  1899,  8.  149.) 

T«ohudnow«ky,  J.  A.  J.  I)e  la  gflographie  medical« 
de  l’archipel  malai*.  Pari*  1899. 

b)  Andamanen.  Nicobarm. 

Picard,  E.  Lea  Pygmee*.  I.  Le»  N^gritoa  de*  ilea 
Andaman.  (La  Science  sociale  1899,  Mürz.) 

Portman , M.  V.  Notes  on  the  lauguages  of  tbe 
8outli  Andaman  group  of  tribe*.  Calcutta,  Ort.  of 
the  Buperint.  of  Goveni.  Print ing,  India  1898.  VIII, 
191  8.  mit  1 Karte.  4*.  13,50  Mark. 

Temple,  R.  C.  A Wanderin#  ghoat  at  the  Nicolmrs. 
(The  Indian  Anti^uary,  vol.  27,  1898,  8.  336.) 


e)  Sumatra. 

Fürst,  E.  Die  Bataker.  (Naturwissenschaftliche 
Wochenschrift,  Jahrg.  13,  1698,  8.  225  f.) 

Pleyto,  C.  M.  Ringgeld  aus  Korintji.  (Globna, 
Bd.  76,  1899,  8.  372  — 873.) 

VoIr,  W.  Gebräuche  in  Sumatra.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie , Jalirg. 
1898,  8.  535  — 538  mit  4 Textabbildungen.) 

Volz,  Wilhelm.  Hausbau  und  Dorfanlage  bei  den 
Battakern  in  Nordsumatra.  (Globus,  Bd.  75,  1899, 
8.  31«  — 325  mit  12  Textabbildungen.) 

* Vola,  Wilhelm.  Zur  somatischen  Anthropologie 
der  Uattaker  in  Nonl-Bumatra.  (Archiv  für  Anthro- 
pologie, Bd.  20,  Vierteljahrsheft  3,  Braunschweig 
1900,  8.  717  — 732  mit  6 Textabbildungen.) 


d)  Jam  mit  Madura. 

Fürst,  E.  Reise  durch  Java*  unabhängige  Fürsten- 
thürner.  (Naturwissenschaftliche  W ochenechrift , Bd.  13, 
l«98,  8.  13—18.) 

Fürst,  E.  Theater  und  Musik  der  Javaneu.  (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift,  Jahrg.  13,  1898, 
8.  493  f.) 

Galloia,  Eugene.  Un«  visite  h Pfle  d«  Java  hiver 
1896/97.  (Bulletin  de  la  Bocidte  g^ogr.  de  Lille, 
tome  29,  18*8,  8.  317  — 848,  369  — 399  mit 

1 Karte.) 

Kern.  Beitrag  zur  Sprache  de*  Alt  javanischen.  (By- 
dragcu  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederl.* 
Indifi  1899,  Nr.  1.) 

Kiliaan  , H.  N.  Nederlsndsch  • Madoereeach  worden- 
boek.  Batavia  1898,  4,  368  8.  8". 


e)  Borneo.  Celebes. 

BeyfusB.  Schwerter  au*  Borneo.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Ge»ell»chaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1899, 
8.  448  — 453  mit  1 Abbildung.) 

Breitenstein,  H.  Einundzwanzig  Jahre  in  Indien. 
Au*  dem  Tagebuche  eines  Militärarztes.  I.  Theil, 
Borneo.  Leipzig,  Th.  (iriebens  Verlag  (I*.  Fernau) 
1899.  VIII,  264  8.,  I Titel  - und  8 Textabbildungen, 
gr.  »°.  5,50  Mark. 

Vgl.  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  31.  Berlin  1899, 
8.  276;  l’ctermann’«  Mitthrilungen , Bd.  45,  1899,  Utr- 
raturbericht  S.  174—  175;  Giebas,  Bd.  76,  1399,  S.  97 
— 98. 

Foy,  W.  Schwerter  von  der  Celebes-See.  Mit  fl  Licht- 
drucktafeln. Anhang:  Ueber  den  Namen  Celebes. 
(Publikationen  au*  dem  Königl.  ethnographischen 
Museum  in  Dresden,  XII.)  Dresden,  Stengel  u.  Co. 
1899.  IV,  17  8.  gr.  2®.  35  Mark. 

Referat  von  Andree  im  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  131. 

Furness,  William  Henry.  Polk-Iore  in  Borneo. 
A Sketch.  Privately  printed.  Wallingford,  Delaware 
County,  Pennsylvania  1899,  30  8.  mit  6 Tafeln.  8*. 

Referat  von  Bartel*  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg-  31,  Berlin  1899,  S.  27« — 277;  von  Gr»bovr»ky 
im  Globus,  1kl.  76,  1899,  S.  242;  von  f.aloy  in  (/Anthro- 
pologie, tome  10.  Pari»  1899,  S.  727  — 729. 

Weetenenk,  L.  C.  Bijdragen  tot  de  kennis  der  folk* 
lore  von  West-  Borneo.  (Tijdschrift  voor  indische 
Taal-,  Land-  en  Volkenkunde.  Deel  41,  Batavia 
1898,  Aflev.  3/4.) 


Digitized  by  Googld 


Völkerkunde. 


99 


Bchomacher,  Robert.  Eine  Reise  zu  den  Tschin- 
huan  in  Formosa.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  217 
— 222  mit  7 Textabbildungen.) 

Stevens,  J.  E.  Yesterdays  in  the  Philippinen.  London, 
Low.  IMS,  Mfe  S.  mit  Abbildungen.  8*.  7 sh.  ft  d. 

Tan&ka.  [Bemerkungen  über  den  Volksstamm  der 
Ttiival  iu  Formosa.]  (Zeitschrift  der  anthropolo- 
gischen Gesellschaft  in  Tokyo,  Bd.  14,  1892,  Nr.  154.) 

In  japanischer  Spruche. 

Tori].  [Physische  Charaktereigenschaften  des  Volks* 
Stammes  der  Peipo  auf  Formosa.]  (Zeitschrift  der 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Tokyo,  Bd.  13t 
1898,  Nr.  153  mit  Abbildungen.) 

In  japanischer  Sprache. 

Toril,  R.  [Bericht  über  die  anthropologischen  Unter- 
suchungen auf  der  Insel  Formosa.)  (Zeitschrift  der 
anthropologischen  Gesellschaft  iu  Tokyo,  Bd.  13, 
1898,  Nr.  144.) 

In  japanischer  Sprache. 

Vicolfi,  malayischer  Volksstamm  auf  der  Philippinen- 
insel Luson.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie,  Bd.  VDIf  Breslau  1822, 
8.  394  — 396.) 

Virchow,  Rudolf*  Die  Bevölkerung  der  Philippinen. 
2.  Mittheilung.  (Aus  „Hitzungsber.  der  preußischen 
Akademie  der  Wissenschaften*1.)  Berlin,  G.  Reimer 
in  Comm.  1899,  13  8.  mit  2 Abbildungen,  gr.  8#. 
0,50  Mark. 

Visaya,  Visayer,  oft  auch  fälschlich  Bisaya  genannt, 
grosser  Malayenstamm  auf  den  Philippinen.  (Hand- 
wörterbuch der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethno- 
logie, Bd.  VIII,  Breslau  189«,  8.  401  —402.) 


f)  Kleine  Sutulainseln. 

Foster,  S.  Simüarity  of  Alefurug  and  Australian 
aborigiues.  (Science  of  man  1,  1898,  8.  256.) 

Foy,  W.  und  O.  Richter.  Zur  Timor -Ornamentik. 
Mit  38  Textabbildungen.  (Abhandlungen  und  Be- 
richte des  kgl.  zoologischen  und  anthropologisch- 
ethnographischen  Museums  zu  Dresden  1899.)  26  8. 
4*.  4 Mark. 


g)  Philippinen.  Formosa. 

Bolleaaort , Andrö.  üne  semaine  aux  Pliilippines. 
(Revue  des  deux  mondes,  Ann6e  69,  1899,  4.  Periode, 
tome  151,  8.  791  — 827.) 

Blumentritt  y F.  Kace  questions  in  the  Philippine 
Islands.  (Popul.  Science  Mimt  Uly,  vol.  55,  1899, 
8.  472  f.) 

Blumentritt y F.  Verzeichniss  philippinischer  Sach* 
Wörter  aus  dem  Gebiete  der  Ethnographie  und 
Zoologie.  (Abhandlungen  und  Berichte  des  kgl. 
zoologischen  und  anthropologisch  •ethnographischen 
Museums  zu  Dresden  1899.)  111,  36  8.  4°.  4 Mark. 

Brinton,  D.  Professor  Blumentritt's  studies  of  the 
Pliilippines.  (The  American  Authropologist,  N.  8. 
WL  1,  1899,  8.  122  f.) 

Ernst,  Paul.  Die  Bevölkerung  der  Philippinen. 
(Mutter  F.rde , Bd.  2.  1899,  8.  303  — 305,  330  — 333 
mit  3 Textabbildungen.) 

Fischer,  Adolf.  8trcifzüge  durch  Formosa.  (Wester- 
mann's  Monatshefte,  Bd.  87,  1899,  8.  111—135,  245 
— 273  mit  34  Textabbildungen.) 

Floren«  y Carl.  Formoaauiscbe  Volkslieder.  Nach 
chinesischen  Quellen.  (Mittheilungen  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostiuiens, 
Bd.  7,  1898,  8.  110—158.) 

Foremann,  J.  The  Phitippiue  islnnds:  an  historical, 
geographicnl,  ethnological  sketch.  London,  Sampson 
Low,  Marston  and  Co.  1899. 

Göriolles,  A.  de.  Les  Philippines.  (Bibliotheque  des 
voyages  autnur  du  monde  Nr.  34.)  Paris,  Pion, 
Nourrit  et  Co.  1898  mit  32  Abbildungen.  8°.  0,15  fr. 

Göriolles,  A.  de.  Aux  Philippines.  (Le  inagasin 
piltoresque,  annee  66,  1898,  8.  154  — 157  mit  4 Text- 
abbildungen.) 

H&mm,  Margherita  Arlina.  Manila  and  the  Philip- 
pinen. New  York,  Neely  1898,  218  8.  8°.  1,25  dol. 

Hanawa.  [Sitten  und  Gebräuche  der  Eingeborenen 
Formosa».]  (Zeitschrift  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Tokyo,  Bd.  13,  1898,  Nr.  149  mit  Abbil- 
dungen.) 

In  japanischer  Sprache. 

KakyOy  Ino.  i)ie  wilden  Stämme  von  Formosa,  ihre 
Kintheiluug  und  ihr  Kulturzustand.  Uebersetzung 
eines  in  japanischer  Sprache  geschriebenen  Berichts. 
(Zeitschrift,  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin, 
Bi  84,  Berlin  1899,  8.  63  — 74  mit  1 Karte.) 

Kiel,  Friedrioh  Wilhelm.  Schilderungen  von  den 
Philippinen.  (Wettermann1»  Monatshefte,  Bd.  86, 
1899,  8.  734  — 752  mit  14  Textabbildungen.) 

Meyer,  A.  B.  The  distribution  of  the  Negritoe  in 
the  Phitippiue  Islands  and  elsewhere.  Dresden, 
Stengel  u.  Co,  1899.  VII,  92  8.  gr.  8*.  9 Mark. 

Vgl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  114. 

Regclaperger , Q.  Les  Indonesiens  primitif»  des  iles 
Philippinea.  (La  Science  illustr^e,  1899,  1.  Juli.) 


10.  China. 

Bard , E.  Les  Cbinois  chez  aux.  Paris,  Armand 
Coli  in  u.  Co.  1899,  397  8.  mit  12  Tafeln.  4 fres. 

Angricigt  in  PetcrnMBO’s  Mit! bedungen , Bd.  45,  1899, 
Literat urbvricht  S.  171. 

Bezaure,  Gaston  de.  La  Chine  chinoise.  (Biblio- 
theque des  voyages  autour  du  monde,  Nr.  32.)  Paris, 
Pion,  Nourrit  et  Cie.  1898,  32  8.  8°.  0,15  ftp. 

Boell , Paul.  Contribution  » I\;tude  de  la  langue 
Lolo.  Paris,  I^eroux  1899.  8°. 

Brandt,  M.  von.  Ein  Kapitel  aus  der  chinesischen 
Kunstgeschichte.  Symbolik  and  Bilderschrift.  (Wester- 
mann's  Monatshefte,  Bd.  85,  1899,  8.  502  — 519  mit 
19  Textabbildungen.) 

Chester,  S.  H.  Light»  and  shadows  of  Mission  Work 
in  the  Far  East.  Richmond  1899,  133  8.  mit  13  Ab- 
bildungen. 0,75  dol. 

Vgl.  Peterinann1«  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899,  Literatur» 
bericht,  8.  170  — 171. 

Collineau.  L’infanticide  et  l’avortement  er»  Chine. 
(Revue  meusuelle  de  l'fecole  d'Anthropologie  de 
Paris,  annee  9,  1899,  8.  350  f.) 

Enjoy,  Paul  d'.  La  proc&lure  des  gen»  d’affaires  eu 
Chine.  (Bulletins  de  la  8oci£t4  d’Anthropologie  de 
Paris,  a6r.  4,  tome  9,  1898,  fase.  5.) 

Forke,  A.  Blüthen  chinesischer  Dichtung.  Mit 
21  reproducirtcn  chinesischen  Original  - Pinselzeich- 
nungen. Aus  der  Zeit  der  Han-  und  Sechs- Dynastie. 
II.  Jahrhundert  vor  Christus  bis  zum  VL  Jahrhun- 
dert nach  Christus.  Aus  dem  Chinesischen  metrisch 
übersetzt.  Magdeburg,  Faber  in  Komm.  1899.  XVI, 
148  8.  p*.  8*.  4 Mark. 

Aageieigl  von  Albert  Geiger  in  der  Beilage  zur  All- 
gemeinen Zeitung,  Jahrg.  18«9,  Nr.  280. 

13* 


Digitized  by  Google 


100  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Glas,  chinesisches.  (Mittheilungen  dea  Mährischen 
Gewerbe  • Museums,  Jahrg.  17,  Brünu  1899,  8.  73 
-75.) 

Goldmann,  Paul.  Ein  8on>mur  in  China.  Frank* 
furt  u.  M.,  Literarisch«*  Anstalt  Hütten  und  Locning 
1899.  2 Bde.  4 Bl.  261  und  2 Bl.  291  8.  gr.  8*. 
5,40  Mark. 

Grube.  Vorläufige  Notiz  über  eine  neuerworbene 
chinesische  Sammlung.  (Ethnologische«  Notizblatt, 
Bd.  2,  18Ö9,  R.  3.) 

Karaten.  Ein  Blick  in  da»  ludustrieleben  China«. 
(Deutsche  Rundschau  für  Geographie  und  Statistik, 
Jabrg.  21,  Wien  1898/9»,  Heft  5.) 

Le  Tellier,  Adr.  La  Chine;  e&sai  ethnographique 
medical  et  bygi6nique.  Paria  1899. 

Littlo,  A.  China,  curioua  cu  Storni  and  habits  of  tim 
people.  (Journal  of  the  Manchester  geographical 
8oeic*ty,  vol.  14,  1898,  8.  391  f.) 

Little,  A.  Intimate  China:  The  Chinese  a*  I bave 
»een  thern.  London,  Hutchinson  1899. 

L6cxy,  Ludwig  von.  China  im  Welthandel  und 
chineaiache  Sitten.  Eger  1899,  28  8.  8*. 

Mad rolle,  C.  Lea  peuples  et  les  langues  de  la  Chine 
miridionale.  Parier  de  File  d'Haman  et  de  la  pres- 
qvUlt  de  Loui-Tcli4ou.  Pari«,  Challamel  1898.  Mit 
Karten.  8*.  4 fres. 

Martin,  W.  A.  P.  The  Chinese,  theär  education, 
philosophy  and  letten*.  llamlin  papera.  New 
cheaper  edition.  New  York  and  Chicago,  Revell  Co. 
1898,  319  S.  8*.  1,25  dol. 

Matignon,  J.  J.  Diu  Eunuchen  im  kaiserlichen 
Palast  zu  Peking.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jabrg.  1898,  8.  551 
mit  1 Textabbildung.) 

Matignon,  J.  Sur  Füge  tnoyen  de  la  nubilit4  chez 
la  Pekinoise.  (Bulletin«  de  1a  Sociltl  d* Anthropologie 
de  Pari«,  s^r.  4,  tome  10,  1899,  R.  120  f.) 

Matignon.  Superstition,  crime  et  misere  en  Chine. 
Lyon,  Storck  1899. 

Ravenoau,  Louis.  La  Chine  4conomique  däpres  lea 
travaux  de  la  Mission  Lyonnais*  1895  — 1897. 
(Autmlea  de  Geographie,  tome  8,  Pari«  1899,  Nr.  37.) 

Ruhatrat,  Ernst.  Aus  dem  Lande  der  Mitte.  Schil- 
derungen der  Ritten  und  Gebrauche  der  Chinesen. 
Mit  20  einseitigen  und  2 doppelseitigen  Vollbildern. 
«.  Tausend.  (Veröffentlichungen  des  Verein»  der 
Bücherfreunde,  Jahrg.  8,  1899,  Bd.  5.)  Berlin, 
A.  Schall.  V,  31  S.  8*.  5 Mark. 

Ang«*r«  igt  iu  Prtmnann’s  Mittheilnngen  , Bd.  45,  1899, 
LitcraturWridit  S.  170. 

Bchaub,  M.  Die  chinesische  Sprache  und  Schrift. 
Basel,  Missionsbucbhamllong  1898,  18  8.  gr.  8*. 
0,20  Mark. 

Smith,  Arthur  H.  Chinesische  Chamkterrüge. 
Deutsch  frei  bearbeitet  von  F.  C.  Dürbig.  Mit 
28  Titalvigaattan  von  Fritz  Tursch  und  1H  Voll- 
bildern nach  Original  - Photographien.  Würzburg, 
A.  Staber  (C.  Kabitzsch)  1900.  VIII,  210  8.  1 Bl. 
gr.  8®.  5,40  Mark. 

Der  Verfasser,  22  Jahre  laug  Mitglied  der  amerikanischen 
Mission  in  China,  ist  in  Folge  »eines  Berufes  in  nahe  Be- 
ziehungen zu  den  Bewohnern  Chinas  getreten  und  verstand 
es,  sich  eine  gründliche  Kenntnis»  von  Sprache  und  Sitten 
der  Chinesen  anzueignen. 

Btolzonlaufon,  Daa,  in  China.  (Globus,  Bd.  75,  1899, 
8.  193  — 194  mit  1 Textabbildung.) 

Tisaandier , A.  Le  premier  joui*  de  Fan  en  Chine. 
Affichea  ebinoise».  (Nature,  tome  27,  8.  175  t) 


Voakamp,  C*  J.  Unter  dem  Banner  des  Drachen 
und  im  Zeichen  dea  Kreuze«.  Berlin,  Buchbandlang 
der  Berliner  ev.  Missionsgesellschaft  1899,  176  8. 
mit  Abbildungen.  8°.  2 Mark. 

1L  Korea. 

Chastang.  Lea  Corden«.  Caract  eres  moraux,  moeurs 
et  coutume«.  (Gazette  dea  höpit.,  tome  72,  1899, 
8.  521,  552,  569,  581.) 

Che  v&llier , Henri.  C4r4monial  de  Fache vement  des 
travaux  de  Hoa  Ryeng  (Corde).  (1800.)  Trudtiit  et 
rdaumd.  (Aua:  „T’oung-pao.")  Leiden,  Buchhand- 
lung und  Druckerei  vorin.  E.  J.  Brill  1698,  15  R. 
mit  13  Tafeln,  gr.  8°.  4 Mark. 

Cbev&Uier,  Henri.  Le*  coiffures  cordenne*.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12,  Leiden 
1899,  8.  225  — 232  mit  2 Tafeln.) 

Corde,  La,  et  la  question  d’cxtreme-Oricnt,  (A  travers 
le  munde,  uouv.  s4rie,  auuüe  4,  1898,  8.  89  — 92  mit 
4 Textabbildungen.) 

Gale , J.  8.  Korean  sketches.  London , Oliphant 
1898,  256  S.  8*.  3 ah.  6 d. 

Hough,  W.  Korean  clan  Organisation.  (The  Americau 
Antliropologist,  N.  8.  vol.  1,  1899,  8.  150  f.) 

12.  Japan. 

The  Hansel  Zasshl.  Vol.  13,  Tokyo  1898,  Nr.  1—12, 
498  S.  mit  Textabbildungen  und  Tafeln.  8°.  Je 
6 sh.  (für  Europa). 

Inhaltsangabe  in  der  Orientalischen  Bibliographie,  Bd.  12, 
1898,  S.  49  und  200,  Erscheint  von  1899  an  unter  dem 
Titel : The  Orient. 


Aston,  W.  G.  A history  of  Japaneae  literature. 
London,  lieinemann  1899.  6 sh. 

Ballard,  Susan.  Fairy  tale*  from  far  Japan.  Trans- 
lated  from  Japanese.  Pref.  note  by  Isabelle  Bishop. 
London  1898,  128  8.  mit  Abbildungen.  8*.  2 sh.  6d. 

Chamberlain,  Beeil  Hall.  A Quinary  System  of 
Notatiou  eniployed  in  Luehu  on  th«  Wooden  Tallie* 
termed  Sho-Chü-Ma.  (Journal  of  the  Authropolo- 
gical  Institute  of  Great  Britain  and  Irelnud,  vol.  27, 
1899,  8.  383  — 395  mit  2 Tafeln  und  Textabbil- 
dungen.) 

Eh  mann , P.  Die  Sprichwörter  und  bildlichen  Aus- 
drücke der  japanischen  Sprache.  Gesammelt,  über- 
aetzt  und  erklärt.  V.  (Schluss -)Theil  (von  Tanshi 
bia  Zukan),  nebst  Nachtrag.  (Mittheilnngen  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde 
Ostasien«-  Buppl.  V.  TheiL)  Berlin,  A.  Asher  u.  Co. 
1899,  8 321  — 428.  gr.  8®.  6 Mark. 

Fujikawa,  T.  Die  Massage  in  Japan  im  Anschluss 
an  die  Geschichte  der  Massage.  (CeutralbUtt  für  die 
Grenzgebiete  der  Medizin  uud  Chirurgie,  Jnlirg.  2, 
1899,  Nr.  15,  16.) 

Heese -Wartegg,  Ernst  von.  Spiele  und  Festlich- 
keiten der  japanischen  Jugend.  (Vclhagen  und 
KlasingV  Monatshefte,  Jahrg.  14,  1899/1900  , 8.  41») 
— 418  mit  8 Textabbildungen.) 

Jagor,  F.  Japanische  Zauberspiegel.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg. 
1898,  8.  527  — 531.) 

Kaisenberg,  Moritz  von  (M.  von  Berg).  Vom 

Gcsandtscliaftsattach^.  Briefe  über  Japan  und  seine 
erste  G »'sellschaft.  Hannover,  M.  und  H.  Schaper 
1*99.  XV,  319  8.  gr.  8“.  5 Mark. 

Die  Grundlagen  des  Buches  bilden  die  Aufzeichnungen 
eines  nach  Tokio  kommandierten  Ofthriers. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


101 


Knapp,  Arthur  May.  Feudal  and  Modern  Japan. 
2 Bde.  London,  Duckworth  u.  Co.  181*8,  462  8. 
8 ah. 

Vgl.  IVtrnDinn'i  Mitthcilungen,  Bd.  45,  1899,  Literutur- 
barkkt  S.  109. 

Leisching,  Julius.  Japanische  Pinselzeichnnngen 
und  ParbenholzBcbnitte.  (Miltheilungen  des  Mähri- 
sehen  Gewerbe  • Museum«,  Jahrg.  17,  Brünn  1899, 
8.  »7  — 103.) 

Oehler,  Luise.  Bilder  au»  Japan.  Land,  Leute  und 
Miaaiou  des  japanischen  Iuselreicht.  2.  Aull.  Basel, 
Miasionsbuchhandlung  1898,  56  8.  mit  Textabbil- 
dungen. 8°.  0,2c»  Mark. 

Ok&saki,  Tomitau.  Geschichte  der  japanischen 
Nationalliteratur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur 
Gegenwart  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus  1899.  XI, 
153  8.  gr.  8*.  5 Mark. 

Salway,  Charlotte  M.  Japanese  monographs.  V. 
On  funeral  ceremonies  of  the  Japanese.  (The 
Imperial  and  Asiatic  Quarterly  review,  3.  »er.  vol.  6, 

1898,  S.  177—  182.) 

Schmeltz,  J.  D.  E.  Tentoonstelling  van  Japanscbe 
Kunst.  Gids  voor  den  bezoeker.  Met  4 Lichtdruck- 
platten.  Haarlem,  H.  Kleinmann  u.  Co.  1899. 

Webemuater  und  Tättowirung  auf  den  Lutschu- 
Inseln.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  19  — 20  mit  Text- 
abbildaugen.) 

Nach  einer  Abhandlung  von  William  Furness,  ver- 
öffentlicht im  Bulletin  of  thr  Free  Museum  of  Science, 
Cniversitj  of  Feunsjlvania , vol.  11,  Nr.  1,  Philadelphia 

1899. 

Ainos. 

Kuwano.  [Arbeiten  Tarenetzky’s  über  die  Aino- 
schädel.) (Zeitschrift  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Tokyo,  Bd.  13,  1898,  Nr.  153.) 

In  japanischer  Sprache. 

Török,  Aurel  von.  Ueber  den  Yezoer  Ainoecliädel 
aus  der  ostasiatischen  Reise  des  Herrn  Grafen  ßlla 
Kzechenyi  und  über  den  Bncbaliner  Ainoecliädel 
des  königlich-zoologischen  nnd  anthropologisch-ethno- 
graphischen Museums  zu  Dresden.  Ein  Beitrag  zur 
Reform  der  Kraniologie.  (Vierter  Theil.  — Fort- 
setzung.) (Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  26,  Viertel- 
jahrsheft 2,  Braunschweig  1899,  8.  247  — 315;  Ebenda 
Vierteljahrsheft  3,  1900,  8.  561  — 689.) 


13.  Central-  und  Nordasion. 

a)  Allgemeines. 

Blanc,  Edouard«  Journal  de  route  en  Asie  centrale. 
Du  Fergauah  en  Kachgarie.  (Revue  des  deux  mon- 
des,  annee  69,  1899,  t«me  155,  8.  628  — 656,  877 
— 9<»4.) 

Vambery,  H.  Noten  zu  den  alttürkischen  Inschriften 
der  Mongolei  und  Sibirien«.  (Memoire*  de  la  socieiö 
tinno-ougrienue.  XIT.)  llelsingforv.  Leipzig,  O.  Har- 
rassowitz  1899,  120  8.  gr.  8*.  2,40  Mark. 

b)  Mongolei,  Mandschurei,  Tibet. 

Franke,  H.  Zum  I^adäker  Volkslied.  (Globus,  Bd.  75, 
1899,  8.  238  — 242.) 

Franke,  H.  Ladäker  mythologische  Volkswagen. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  313  — 315.) 

Krahmer.  Russland  in  Asien,  Bd.  IV.  Russland  in 
Ostasien  (mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Mand- 


schurei). Mit  einer  Skizze.  Leipzig,  Zuckschwerdt 
u.  Co.  1899.  4 Bl.  221  8.  gr.  8*.  6 Mark. 

Enthält  Mittheilungen  über  die  verschiedenen  Völker- 
schaften drr  Mandschurei. 

Landor,  Henry  B.  Auf  verbotenen  Wegen.  Reisen 
und  Abenteuer  in  Tibet.  Mit  202  Abbildungen, 
8 Chromotafeln  und  1 Karte.  5.  Auflage.  Leipzig, 
F.  A.  Brockhaus  1899.  XIV,  511  8.  gr.  8°.  9 Mark. 

Poadnjejeff,  A.  Die  Mongolei  und  die  Mongolen. 
Resultate  einer  Reise  in  die  Mongolei  iu  den  Jahren 
1892 — 1893.  Bd.  II.  Herausgegeben  von  der  kaiserl. 
russischen  geographischen  Gesellschaft.  (Russisch.) 
8t.  Petersbarg  1898,  XXIX,  517  8.  4*. 

Puini,  Carlo.  II  P.  Ippolito  Desideri  e i suoi  viaggi 
neir  Indiz  e nel  Tibet  (1712  — 1727).  II  Buddhismo 
nel  Tibet.  Firenze  1899,  63  8. 

Besprochen  von  Ujfalvy  in  L’Anthropologic,  tomr  10, 
Paris  1899,  S.  598  — 601. 

Radio  ff,  W.  Die  alttürkiacken  Inschriften  der  Mon- 
golei. 2.  Folge.  BL  Petersburg,  Leipzig,  Voss’  Bort, 
in  Commission  1899.  (III,  XXIV,  122,  140  and  29  8. 
hoch  4*.  7,50  Mark. 

Enthält:  Hadloff,  W.:  Die  Inschrift  des  Tonjukuk. 
Hirth,  Fr.:  Nachwort  sur  Inschrift  des  Tonjukuk. 
Bart  hold,  W.:  Die  alttttrkischen  Inschriften  und  die 
arabischen  Quellen. 

Waddell,  L.  A.  The  Lepcha  or  Rong  language  a* 
illustrated  in  its  sotigs.  (Journal  of  the  Asiatic 
Society  of  Bengal,  vol.  67,  part  3,  8.  75  — 85.) 

Waddell,  L.  A.  The  .Lepcha#*  or  „Hongs"  and  their 
songs.  (Internationales  Archiv  für  Ethnographie, 
Bd.  12,  Leiden  1899,  8.  41 — 37  mit  Textabbildun- 

Angexeigt  in  L’Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899, 
8.  719  — 720. 

Waddell,  L.  A.  Among  the  Uimalayas.  London, 
A.  Constable  and  Co.  1899.  Mit  Karteu  und  Abbil- 
dungen. 

Enthält  treffliche  Schilderungen  der  mongolischen  Völker- 
schaften ; vgL  Globus,  1hl.  75,  1899,  8.  245. 

Wakh&n,  Wachan,  Wakhaner,  zu  der  eraniseben 
Völkerfamilie  gehörige  Völkerschaft  im  Süden  und 
Siidosten  des  Pamir  in  Central- Asieu.  (Handwörter- 
buch der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie, 
1kl.  VIII,  Breslau  1898,  8.  473  — 474.) 

c)  Turkestan. 

Boehzn,  Georg.  Reist-skizzen  aus  Trauskaspien.  (Geo- 
graphische Zeitschrift,  Jahrg.  5,  Leipzig  1899,  8.  24t 
-251.) 

Mit  einigen  Notizen  über  die  Turkmenen. 

Skrine,  E.  H.  and  A.  D.  Rosa.  The  heart  of  Asia. 
A history  of  Ruasinu  Tiirkostan  and  the  Central 
Asia  Khanates  froui  the  earlicst  time«.  London, 
Methuen  1899. 


d)  Sibirien  uml  Amur  gebiet. 

Huth.  Meine  Reise  zu  den  Turiguseu  nach  Ostsibirien. 
(Jahresbericht  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Metz, 
21,  1899,  8.  34  — 37.) 

Inhaltsangabe  eines  Vortrag«. 

Jochelson,  W,  In  rolargegenden.  (Mutter  Erde, 
Bd.  1 , 1899,  8.  261  — 260,  285—288  u.  ö.  Bd.  2, 
8.  207  —208  u.  ö.  mit  zahlreichen  Textabbildungen.) 

Kuthält  Mittheilungea  über  die  Völkerschaften  im  Nord- 
osten der  Provinz  JnkoUk , die  Jakuten,  Jukagiren,  Tun- 
gusen,  Tuchnktschen  elc. 


Dii 


jed  by  Google 


102 


Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Krahmor.  Der  Anadvr  Bezirk  nach  A.  W.  Olssnfjew. 
I PeU-miann’s  Mitthei  langen,  IUI.  45(  1899,  8.  29 — 37, 
m — 88S,  261  — 287.) 

Kap.  2 behandelt  die  Bevölkerung. 

Labbt*,  Faul.  De  Tomsk  n Taschkent.  L'instrucliou 
publique.  Le*  4coles  ru säe*  et  indigenes,  Renseigne- 
ment du  fran^ais.  Une  feto  au  dessert.  (A  travers 
1«  monde,  üouy.  s4rie , ann6e  4,  1898,  8.  73  — 76, 
143 — 148  mit  9 Textabbildungen.) 

Melnikow',  N.  Die  ehemaligen  Menschenopfer  und 
der  8ch»roanismus  bei  den  Burjaten  des  Irkutakischen 
Gouvernement*.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  132  — 
ISA.) 

Melnikow,  Nicolaus.  Die  Burjaten  (Burjaten)  des 
Irkuukfcchen  GouvernemenU.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  fiir  Anthropologie,  Jahrg.  1899, 
8.  439  — 448.) 

Melnikow,  Nioolaus.  Die  Burjaten  de*  Irkutakischen 
Gouvernements.  (Internationales  Archiv  für  Ethno- 
graphie, Kd.  19,  Leiden  ISS#,  8.  ISS— SIS.} 

Dieselbe  Abhandlung  wie  vorher. 

Romanow,  F.  P.  Das  Gouvernement  Tomsk.  Nach 
den  statistischen  Veröffentlichungen  im  sibirischen 
Handels-  und  Gewerbebuch,  Tomsk  1898,  8.  20! 
— 219.  Ina  Deutsche  übertragen  von  F.  Tliiess. 
(Petermann’s  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899,  8.  67 — 70.) 

Mit  statistischen  Angaben  fiter  die  Zusammensetzung 
«ler  Bevölkerung. 

Stenln , P.  von.  Jocheisous  Forschungen  unter  den 
Jokagiren  am  Jassatscbnaja  und  Korkodon.  (Globus, 
Bd.  76,  1899,  8.  166 — 172  mit  Textabbildungen.) 

Vornean,  R.  Leg  populntions  de  la  Sibdrie  orientale. 
(L'Anthropnlogie.  tomc  10,  Paris  1899,  8.  631—632.) 
Nach  einem  Bericht  von  Paul  Latte. 


C.  Australien. 

1.  Allgemeine«. 

Science  of  man  and  Auslralasian  Anthropological 
Journal,  edited  by  Carrol,  Sydney,  New  South  Wales. 
Vol.  2,  1899.  Fnbtiahers  iletmessey,  Barper  and 
Comp.  Um.  Sydney. 

Carrol,  A.  The  peoples  in  Australasia,  and  their 
liues  of  migratiou.  (Science  of  nmu,  vol.  2,  1899, 
Nr.  3.) 

Carrol.  Flow  Austmlia  was  pwpU.  (Science  of 
man.  vol.  2,  1899,  Nr.  3.) 

Foy,  W.  Zur  Verbreitung  des  Augenschirmes  in  der 
MM*.  (Globus,  B«l.  7«,  1899,  8.  309.) 

Fridolin,  Julius.  Södaeescbädel.  (Archiv  f&r  Anthro- 
pologin, Ii*I.  26,  Vierteljahrsheft  3,  Braunschweig 
1900,  8.  691  — 715  mit  16  Tafeln.) 

Froboniua,  Hermann.  Oceanische  Bautypen.  (Aua: 
Zeitschrift  für  Bauwesen.)  Berlin,  W.  Ernst  u.  Sohn 
1899,  14  8.  mit  Abbildungen  und  3 Tafeln,  gr.  2°. 
6 Mark. 

Reeves,  Edw.  Brown  men  and  women,  or  the  South 
Bea  Islands  in  1895  and  1896.  London,  Bonmnschcin 
1898,  »02  8.  mit  Abbildungen  und  1 Karte.  8*. 
10  *h.  6 d. 

Schmidt,  W.  Die  sprachlichen  Verhältnisse  Oceanien« 
(Melanesiens,  Polynesiens,  Mikronesien*  und  Indo- 
nesiens) in  ihrer  Bedeutung  für  di«  Ethnologie. 
(Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  8.  245  — 258.) 


2.  Neu-Guinoa  und  daB  übrigo  Molanoaion. 

Ballonmützen,  Die,  auf  Bougainville  (Salomo- luseln). 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  243  — 244  mit  1 Textabbil- 
düng.) 

Blum,  Hans.  Das  Wirtschaftsleben  der  deutschen 
Südseeinseler.  (Preussische  Jahrbücher,  Bd.  98, 
Berlin  1899,  8.  294  — 319.) 

•Blumenreich,  R.  Untersuchungen  der  Haare  von 
Neu- Irländern.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  483  — 486.) 

Catalog,  Beschreibender,  «ler  ethnographischen  Samm- 
lung Ludwig  Birö’s  aus  Deutsch-Neu-Guinea  (Berlin* 
hafen),  siehe  unter  Völkerkunde  I,  2. 

Chalinera,  James.  Vocabularie«  of  the  Bugibti  and 
Tagota  Dialects,  British  New  Guinea.  Witli  a brief 
note  on  the  Western  Papuan  Dialects  by  Sidney 
II.  Ray.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland,  vol.  27,  1898,  8.  139 
-144.) 

Cholmer»,  James.  Toaripi.  (Journal  of  the  Anthro- 
pologie*! Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  vol. 
27,  1899,  8.  326  — 334.) 

Chalmers,  James.  Anthropometrical  Observation* 
«>u  BOOM  Natives  of  the  Papuan  Gulf.  (Journal  of 
the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  vol.  27,  1899,  8.  335  — 342.) 

Glaumont.  Voyage  d’exploratiou  aux  Nouvellet- 
Hlbridas.  Niort  1899,  114  8.  mit  zahlreichen  Abla- 
dungen und  Karten.  8*. 

Referat  von  Laloy  »n  L’ Anthropologie , ton»«  10,  Pari* 
1899,  S.  359  — 361. 

Guise,  R,  E.  On  the  tribes  inhabitiug  the  inouth  o < 
the  Wanigela  river,  New'  Guinea.  (Journal  of  tbe 
Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and  Ire- 
land, N.  8.  vol.  1,  1899,  8.  205  f.) 

Hagon , B.  Unter  den  Papuas.  Beobachtungen  und 
Studien  über  Land  und  Leute,  Thier-  und  Pflanzen- 
welt in  Kaiser  - Wilhelmsland.  Wiesbaden,  C.  W. 
Kreide!,  1899,  VII,  827  8.  mit  46  Lichtdrockbiltlera. 
gr.  4*.  30  Mark. 

Referat  von  R.  Virchow  in  der  Zeitschrift  für  Eth- 
nologie, Jahrg.  31,  Berlin  1899,  S.  278  — 279;  vwn 
Busch  an  Im  CentrnJblatt  für  Anthropologie,  Bd.  5,  1900, 
8.  95  — 99. 

Jenningo,  John.  Notes  on  the  Exhibition  of  ad 
Ethnolugical  Collection  fron»  Santa  Cruz  and  the 
New  Hebrides.  (Journal  of  the  Anthropologie»! 
Institut«  of  Great  Britain  and  Ireland,  N.  8.  voL  1, 

1898,  8.  164  — 165.) 

Ilea,  Lea,  ßous-le*  Vent  (A  travers  le  monde,  noov. 
stdrie,  annfo  4,  1898,  8.  81  — 84  mit  5 Textabbil- 
dungen.) 

Karutz.  Zur  Ethnographie  der  Matty- Insel.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12,  LeWea 

1899,  8.  218  — 223  mit  2 Tafeln.) 

Krieger,  Maximilian.  Neu  Guinea.  Mit  Beiträgen 
von  A.  Freiherr  v.  Dattckelman,  ¥.  von  Lusch*», 
Paul  Matschie  uud  Otto  Warburg  mit  Unter- 
stützung der  Colonial  • Abtheilung  d«*  Auswärtigen 
Amtes,  der  Neu-Guinea-Compagnie  und  der  deutsche* 
Colonial  - Gesellschaft.  Berlin,  Alfred  Schall  1699. 
XII,  535  8.  mit  33  Tafeln  und  Karten  und  55  Text- 
abbildungen. gr.  8°.  11,50  Mark. 

Bibliuthck  der  Länderkunde,  Bd.  5/6. 

Lttsohan,  F.  von.  Neue  Beiträge  zur  Ethnographie 
der  Matty-Insel.  ( Internationales  Archiv  für  Kttrno* 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


103 


graphie,  Bd.  12,  Leiden  1899,  8.  121  — 129  mit 
10  Textabbildungen.) 

Lusohan , P.  von.  Beitrüge  zur  Ethnographie  von 
Neu -Guinea.  (S.-A.  aus  der  Bibliothek  der  Länder* 
kuud«,  lid.  5/8.)  Berlin,  Alfred  Hob  all  1899. 

Angeseigt  von  Andree  im  Globus,  Bd.  76,  1899, 
S.  358. 

Parkinson,  R.  Die  VolksstAnune  Neu- Pommern*. 
Mit  1 Karte  im  Text.  Anmerkungen  mit  einer 
Lichtdrucktafel  VOU  W.  Foy.  (Abhandlungen  und 
Berichte  des  kgl.  • zoologischen  und  anthropologisch* 
ethnographischen  Museum«  zu  Dresden  1899.)  14  8. 
4*.  4 Mark. 

Parkinson,  R.  Zur  Ethnographie  der  nordwestlichen 
Salomo  - Inseln.  (Aus:  „Abhandlungen  und  Berichte 
des  kihiigl.  • zoologischen  und  anthropologisch  - ethno* 
graphischen  Museum«  zu  Dresden.“)  Berlin,  R.  Fried- 
länder und  Sohn  1899.  III,  35  S.  Imp.  4°.  4 Mark. 

Angficigt  von  Richard  And  ree  im  Globus,  Rd.  75, 
1899,  S.  214  - 215. 

Pfeil,  Joachim  Qraf.  Duk  Duk  and  other  Custom»  as 
form*  of  Expression*  of  the  Melauesians  Intellectual 
Life.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  aud  Ireland,  vol.  27,  1898,  S.  181 
— 191.) 

Pfeil,  Joachim  Qraf.  Studien  und  Beobachtungen 
au«  der  Siidsee.  Mit  beigegebenen  Tafeln  nach 
Aquarellen  und  Zeichnungen  des  Verfassers  und 
Photographien  von  Parkinson.  Braunschweig, 
Fried r.  Vieweg  und  Sohn  1899.  XIII,  322  B.,  22  Ab* 
bildungen.  gr.  8°.  12,50  Mark. 

Kecennirt  von  R.  Virchow  in  der  Zeitschrift  für  Eth- 
nologie, Jahrg.  31,  Berlin  1899,  S.  279  — 28Ö;  von 
Grabowsky  iin  Globus,  Bd.  78,  1899,  8.  58  — 83;  von 
A.  Haas  im  Ceutrslblatt  fiir  Anthropologie,  Bd.  5,  1900, 
S.  100  — 101« 

Preusa,  K.  Th.  Künstlerische  Darstellungen  au*  dem 
deutsch  - holländischen  Grenzgebiet  in  Neu  • Guinea. 
(Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12, 
leiden  1899,  8.  161  — 135  mit  27  Teztabbildungen 
und  3 Tafeln.) 

Schmidt,  P.  W.  Heber  das  Verhältnis«  der  lnelaue- 
sischcn  Sprachen  zu  den  polynesischen  und  unter 
einander.  (Aus:  Bitzungsber.  der  k.  Akademie  der 
Wi**enschaften.)  Wien,  C.  Gerold’s  Sohn  in  Gomnt. 
1899,  93  B.  gr.  8*.  2,10  Mark. 

Schmidt,  Wilhelm.  Ethnographisches  von  Berlin- 
liefen,  Deutsch  - Neu  - Guinea.  (Mittheilungen  der 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F. 
19,  1899,  8.  18  — 30.) 

Schnee.  Unsere  sekwarzbrauuen  Landsleute  in  Neu- 
guinea. (Beitrüge  zur  Colonialpolitik  und  Coloniftl- 
wirthschaft,  Jahrg.  1,  1899,  4.) 

Sokolowsky,  A.  Neu-Caledonien  und  seine  Bewohner. 
(Naturwissenschaftliche  Wochenschrift,  Jahrg.  14, 
1899,  8.  221  f.) 

Tylor,  Edward  B.  On  the  Totem -Tost  frora  the 
Haida  Village  of  Massel,  Queen  Charlotte  Islands, 
now  erected  in  the  grounds  of  Fox  Warren , uear 
Weybridge.  (Journal  of  the  Antbropological  Insti- 
tute of  Great  Britaiu  and  Ireland,  N.  B.  vol.  1,  1898, 
8.  133—  135  mit  1 Tafel.) 

Villages  lacustrea  et  aAricnne*  en  Nonveile  - Guinee. 
(A  travers  le  inoude,  nouv.  »erie  , aunec  4,  1898, 
8.  100— 196  mit  4 Textabbildungen.) 

Viti-Inaulaner,  häutig  auch,  doch  unrichtiger  Weise, 
Fidschi  - (englisch  Fyl-)  Insulaner  genannt,  die  Be- 
wohner der  gleichnamigen  Insel  grupp«*  im  Stillen 
Ocean.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie 


und  Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1899,  8.  403 

— 407.) 

Webator,  H.  C.  Through  New  Guinea  and  the 
cannibal  countries.  London,  Unwin  1898,  408  8. 
8®.  21  sh. 

Zdekauer,  Alfred.  Die  Eingeborenen  Neu -Guineas 
und  de*  Bismarck  -Archipels.  (Mittheilungen  der 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien , Bd.  29, 
N.  F.  19,  1899,  Bi tzungs berichte  8.  54.) 

з.  Neuseeland,  Polynesien,  Mikronesien. 

Allen,  H.  A study  of  Hawaiian  skull*.  (Transactions 
of  the  Wagner  free  Institute  of  Betaute  of  Philadel- 
phia, Bd.  5,  1898,  8.  1 —55  mit  12  Tafeln.) 
Andrea,  Richard.  Ein  Moi  Turomiro  (Hanngütze) 
von  te  Osterinsel.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  38« 

— 390  mit  1 Textabbildung.) 

Bastian , Adolf.  Die  mikronesiochen  Colonien  aus 
ethnologischen  Gesichtspunkten.  Berlin,  A.  Asher 

и.  Co.  1899.  VH,  370  8.  gr.  8°.  7 Mark. 

Bülow,  W.  von.  Die  samoatiische  8ch5pfuugs«age. 

(Internationale*  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12, 
Leiden  1899,  8.  58  — 66.) 

Bülow , W.  von.  Beiträge  zur  Ethnographie  der 
Samoa -Inseln.  (Internationales  Archiv  für  Ethno- 
graphie. Bd.  12,  Leiden  1899,  8.  66  — 77,  12» — 145 
mit  2 Tafeln  und  Textabbildungen.) 

1.  Die  T»g»-Bon*itung.  2.  Die  Wetzsteine  der  Samoaner. 
3.  Pa«  llandwrrkceug  de*  Tatuirer*.  4.  Die  Taube  in  den 
Sprach  bildern  der  Samonner.  5.  Je  toga  (heilige  Matten). 
6.  Der  Ursprung  des  Aitu  Me*o. 

Bülow,  W.  von.  Zu  den  Wanderungen  und  der  Ab- 
kunft der  Polynesier.  (Htammessngen  und  Sprach- 
vergleichung.) (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  325  — 327.) 
Bülow,  W,  von.  Sind  die  Bamoaner  bildungsfähig? 

(Deutsche  Colouialzeitung.  XVI,  1809,  Nr.  7.) 
Carlaen,  F.  Ein  Bericht  aus  Pitcaim-lsland.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  74  — 77  mit  6 Textabbildungen.) 
Christian,  F.  W.  On  Micronesian  weapons,  dress, 
implements,  money  etc.  (Journal  of  the  Anthropolo- 
gical  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  N.  8. 
vol.  1,  1899,  8.  288  f.  mit  5 Tafeln.) 

Coan,  T.  M.  Hawaiian  etlinography.  (Bulletin  of 
the  American  geogr.  Society,  vol.  31,.  1899,  8.  24  f.) 
Cooke,  George  EL  Te  Pito  Te  Uenua,  known  a« 
Rapa  Nui;  commonly  called  Easter  Island,  South 
Pacific  Ocean.  (Annual  report  of  the  board  of 
regents  of  the  Smithsonian  Institution  showing  tlia 
Operation«  . . . of  the  Institution  for  the  year  endiiig 
June  30,  1897.  Report  part  1,  Washington  1899, 
8.  689  — 723.) 

Culin,  Stcwar.  Hawaiian  games.  (The  American 
Anthropologie,  N.  B.  vol.  1,  1899,  8.  201  f.  mit  Ab- 
bildungen.) 

David,  Edgeworth.  Funafuti;  or  thres  inonths  on 
a Coral  Islaud.  An  unscientiflc  Account  of  a scientific 
expedition.  London,  Murray  189»,  318  8.  mit  Abbil- 
dungen. 8*.  12  sh. 

Für  die  Volkskunde  der  Insel  Funafuti  von  Wichtigkeit  ; 
vgl.  PeWneaan’»  Mittheiluugen,  Bd.  45,  1899,  Li  lernt  ur- 
• bericht,  8.  125. 

Davis,  J.  Die  Samoainseln  und  ihre  Bewohner. 
(Vel hager»  und  Klasing’«  Monatshefte,  Jahrg.  13, 
1898/99,  8.  533  — 544  mit  12  Textabbildungen.) 

Ella,  8.  Dialect  chauges  in  the  Polynesian  lunguage*. 
(Journal  of  the  Anthropologien!  Institute  of  Great 
Britain  and  Iretand,  vol.  2,  1899,  8.  154  f.) 


Digitized  by  Google 


104 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Friedländer)  Benedict.  Samoa.  (Westermann’s 
Monatshefte,  Bd.  86,  189»,  8.  97  — 117,  200  — 227 
mit  37  Textabbildungen.) 

Friedländer)  Benedict.  Notizen  über  Samoa.  {Zeit- 
schrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlin  1899,  8.  1 
— 33  mit  1 Textabbildung.) 

Go  wen,  H.  H.  The  Uawaiian  language  and  Indo, 
European  afttnities.  (The  American  Antiijuarian, 
vol.  21,  1899,  8.  91  f.) 

HauabaU)  Der,  anf  den  Karolinen  und  Palau.  (Globus, 
Bd.  76,  18»9,  8.  142  — 143  mit  4 Abbildungen.) 

Hesse -Wartegg,  Ernst  von.  Hawai.  (Velhagen 
und  Klasinga  Monatshefte,  Jahrg.  13,  1698/99,  H.  129 
— 139  mit  9 Zeichnungen  und  12  Originalphoto- 
graphien.) 

Karutz.  Drei  Knochengerätbe  von  den  Anaclioreten. 
(Inter ‘nationales  Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12, 
Leiden  1890,  8.  14# — 146  mit  1 Tafel.) 

Karutz.  Die  Spiele  der  Hawaiier.  (Globus,  Bd.  76, 
1899,  8.  340  — 341.) 

Kirchhoff,  A.  Umrisse  zu  einer  Landeskunde  der 
Karolinen.  (Geographische  Zeitschrift,  Jahrg.  5, 
Leipzig  1899.  8.  345  — 562.) 

Knthält  ein«  besondere  Ahtheilung:  Bevölkerung. 

Kurze , G.  Samon.  Dos  Land , die  Leute  und  die 
Mission.  Berlin,  M.  Warneck  1899.  Y,  108  8.  gr.  8°. 
2 Mark. 

Marquardt,  Carl.  Die  Titowirung  beider  Geschlech- 
ter in  8atno«.  Mit  19  Tafeln  in  Lichtdruck  und 
Photolitbographie  nach  in  Samoa  aufgenommenen 
Original  • Zeichnungen  und  Photogrammen.  Berlin, 
D.  Reimer  1891»,  31  8.  2*.  20  Mark. 

Referat  von  Reiner  ko  itu  Globus,  Bd.  76,  1899, 
S.  130;  von  Buscha n im  Centralblatt  Ihr  Anthropologie, 
BJ.  4,  Jona  1899,  S.  335  — 357;  von  Laluv  in  1.' Anthro- 
pologie, totne  10,  Paris  1899,  8.  729  — 781. 

Reineoke.  Die  Saraoaner  und  die  Kokospalme. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  227  — 230  mit  1 Abbil- 
dung.) 

Reinocke.  Zar  Kennzeichnung  der  Verhältnisse  anf 
den  Kamoa-Inseln.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  4 — 13 
mit  8 Textabbildungen.) 

RickmerS)  Willy  R.  Zustand  der  Bewohner  von 
Pitcaim  Island.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Jahrg.  1899,  8.  195  — 196.) 

Singer,  H.  Die  Karolinen.  (Globus,  Bd.  76,  1899, 
8.  37  — 52  mit  17  Textabbildungen  und  2 Karten.) 

Smith,  S.  Percy.  Note  on  sorae  Maori  gods.  (Inter- 
nationales Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  12,  Leiden 
1899,  8.  223  — 225  mit  I Tafel.) 

Stolpe,  H.  Ueber  die  Titowirung  der  Oster-Insulaner. 
Mit  21  Textabbildungen.  (Abhandlungen  und  Be- 
richte de*  kgl.  zoologischen  und  anthropologisch- 
ethnographischen  Museums  in  Dresden  1899),  13  S. 
4°.  4 Mark. 

Tahitier,  Die,  unter  französischer  Herrschaft.  {Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  369  — 372  mit  2 Textabbildungen.) 

4.  Festland  und  Tasmanien. 

Badgery , J.  A.  List  of  aboriginal  names  of  place*. 
(Science  of  man,  vol.  2,  1899,  8.  194.) 

Blaokmann)  F.  A.  Aboriginal  cliaracteristics  and 
ciiBtoras.  (Science  of  man,  vol.  2,  1890,  Nr.  8.) 

Buckneil)  W.  Wentworth.  An  investigation  into 
names  of  place*  in  Aiislralia  and  in  other  countries. 
(Science  of  man,  vol.  2,  1899,  Nr.  4.) 


Caraeron , A.  D.  P.  Aboriginal  names  of  places 

(Science  of  man,  voL  2,  8.  195.) 

Davla,  CI.  A visit  to  the  aboriginal  stone  - hammer 
qtiarries  at  Lancerteld , Victoria.  (Science  of  man. 
vol.  1,  1898,  S.  IIS.) 

Dialect«,  Ausiralian , and  the  original  Janguagv«  they 
carne  from.  (Science  of  man,  vol,  2,  1899,  8.  187  1 .) 
Duckworth,  W.  L.  Henry.  Notes  on  C rannt  of 
Australian  Aborigines.  (Journal  of  the  Anthropolo- 
gien! Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  vol.  27, 

1898,  8.  204  — 208.) 

Dunlop.  Australian  Folklore  Stories.  (Journal  of  the 
Authropological  Institute  of  Great  Britain  and  Ire- 
laud,  N.  8.  vol.  I,  1898,  8.  22  — 34.) 

Knthilt:  The  liunpp.  Th«  Great  Kire  Bird.  Revcngr 
Approved.  A Cannibal  Story. 

Ktheridge,  R.  jun.  On  the  ornnmentation  of  some 
North  - Australian  „Dilty  - Baskets*.  A atady  in 
Australian  aboriginal  decorative  art.  (Internationale« 
Archiv  für  Ethnographie,  Bd.  li,  Leiden  1899,  S.  1 

— 20  mit  28  Textabbildungen.) 

Fawcett,  J.  W.  „Mika*  or  a curious  aborigine  rite 
of  iucision  in  North- West -Queensland.  (Science  of 
man,  vol.  1,  1898,  8.  256  — 257.) 

Fawcett,  J.  W.  Aborigine  fnneral  chants.  (Science 
of  man,  vol.  1,  1H9H,  8.  257.) 

Fawcett,  J.  W.  8onie  songs  and  cbanU  of  the  ab- 
origines  of  Queensland.  (Science  of  man , vol.  2, 

1899,  Nr.  2.) 

Fraser,  J.  Initiation  araong  the  Australian  black«. 

(The  American  Antiquariat»,  vol.  21,  1899,  8.  233  f.) 
Fraser,  W.  Tradition*  of  the  blacks  on  the  Mulligan 
river.  (8cience  of  man,  vol.  2,  1899,  8.  44.) 

Frttzer , J.  G.  Observation*  on  central  Australian 
totem  Um.  (Journal  of  the  Anthropologien]  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland,  N.  8.  vol.  1,  1899, 
8.  281  f.) 

Galway,  P.  J,  Linguistic*.  dialect«  (Wooragurw, 
Lachlan  River,  Illawarra  dislrict,  Coast  district,  Goa 
dialect).  (Science  of  mau,  vol.  2,  1899,  8.  134.) 

Ia  it  Austmliau  degeneratim»  or  change  of  type? 

(8cience  of  man,  vol.  2,  1899,  8.  44.) 

Mathowa,  R.  H.  Bullroares  used  bv  the  Australian 
Aborigines.  (Journal  of  the  Anthropological  Insti- 
tute of  Great  Britain  and  Ireland,  vol.  27  , 189a, 
8.  52  — 60  mit  1 Tafel.) 

Mathowa,  H.  R.  The  Rock  Paintiugs  and  Carving« 
of  the  Australian  Aborigines.  Part  II.  (Journal  of 
the  Anthropologicnl  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  vol.  27,  1899,  8.  532  — 541  mit  2 Tafeln.) 
Mathe wa,  R.  H.  Aboriginal  customs  in  North  Queens- 
land. (Science  of  man,  vol.  1,  1898,  Nr.  12.) 
Mathowa,  BL  H.  Division«  of  Queensland  Aborigines. 
(Proceedings  of  the  American  philosophical  Society 
Philadelphia.  Vol-  37,  Dec.  1898,  Nr.  158,  8.  327 

— 336  mit  1 Karte.) 

Mathowa,  R.  H.  Dirisions  of  North  Australien 
Tribes.  (Proceedings  of  the  American  Philosophical 
Society.  Vol.  38,  Philadelphia  1899,  Nr.  159,  8.  76 

— 79.) 

Mathowa,  R.  H.  Native  tribes  of  Queensland.  (The 
American  Authropologist,  N.  8.,  vol.  1,  1899,  8.  596.) 
Mathowa,  R.  H.  Folklore  of  the  Australian  abori- 
ginea.  Sydney,  Hennaaty,  Harper  and  Co.  1899. 
Parker,  K.  Langloh.  More  Australian  kgendaiy 
tale*.  Collect  eil  from  various  tribes.  Iotrod.  by 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


106 


Andrew  Lang.  lllustratcd  by  u native  artist.  London, 
D.  Nutt.  Ib98,  XXIII,  104  S.  8®.  3 ah.  6 d. 

Philipps^  Richard.  Yocabnlary  of  Australian  Abori- 
gine»  in  the  neighbourhood  of  Cooktown,  North 
Queensland,  witli  a note  by  Siduey  H.  Kay.  (Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  0 real  Britain  and 
Irelaud,  voL  27,  1898,  8.  144—  147.) 

Richardson,  T.  L.  AlKiriginal  namea  of  ptacea 
(Wirrajerry  dialect).  (Science  of  man,  vol.  2,  1899, 
S.  156,  211.) 

Roth)  H.  Ling.  Ia  Mr».  F.  C.  Smith  a „Last  Living, 
Aboriginal  of  Tasmania“?  (Joornal  of  the  Anthro- 
pological Institute  of  Great  Britain  and  Ireland, 
vol.  27,  1898,  8.  451  - 454  rnit  2 Tafeln.) 

Roth)  H.  Ling.  The  Aborigines  of  Tasmania.  Assis- 
ted  by  M.  K.  Butler,  J.  B.  Walker  and  J.  G.  Gnrsou. 
Prefac«  by  E.  B.  Tylor.  2.  Aufl.  Halifax  (England), 
King  and  Sons  1899,  228  -f-  103  8.  mit  Abbildungen 
und  1 Karte.  8°. 

Angeieigt  in  Petenusnn’s  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899, 
Literatur  bericht  8.  124 — 125;  ausführlich  besprochen 

von  A.  Tlirkuit  im  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  289 
— 292. 

Rougemont)  L.  de.  On  the  natives  of  X.  W, 
Australia.  Privately  printed  1898. 

Rudder,  Eugene  F.  Cannibalism  in  Queensland. 
(Science  of  man,  voL  2,  1899,  ß.  40.) 

Rudder)  E.  F.  Aboriginal  rites  and  ceremonies. 
(Science  of  man,  vol.  2,  1899,  No.  8.) 

SimcoX)  E.  Tbe  native  Australian  family.  (Nineteeuth 
Century  1899,  Juli.) 

Spencer)  Baldwin  and  F.  Gillen.  Bo  ine  remarks 
on  totemism  as  applied  to  Australian  tribes.  (Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland,  N.  ß vol.  1,  1899,  8,  275  f.) 

Spencer,  B.  und  F.  J.  Gillen.  The  Native  Tribes 
of  Central  Australia.  London,  Macmillan  and  Co. 
1899.  8®.  XX,  671  8.  mit  133  Abbildungen  und 

2 Karten.  21  sh. 

Sehr  günstig  recensirt  iu  Peterniaan's  Mittheilungen, 
Bd.  45,  1899,  Literaturbericht  8.  124. 

Thomas,  W.  Y.  Au  aboriginaPs  grave  and  marked 
tree».  (Science  of  man  2,  1899,  No.  4.) 

/>.  Afrika. 

1.  All  gemeines  und  Vermischtes. 

Beheim -Schwarzbach)  Bruno.  Eindrücke  in  Süd- 
afrika. (Deutsche  Bevue,  Jahrg.  24,  1899,  8.  118  f.) 

Bieasen,  van  den.  Ein  Zwergvolk  iu  Central-Afrika. 
(Deutsche  Colonial-Zeitung  XVI,  1899,  Nr.  5.) 

Dove , Karl.  Vom  Kap  zum  Nil.  Heiseerinnerungen 
aus  Böd-,  Ost-  und  Nordafrika.  Berlin,  Allgemeiner 
Verein  für  deutsche  Literatur  1898.  VI,  319  8.  mit 
Abbildungen.  5 Mark. 

Dubreucq,  R.  Lea  population»  nnines  de  l'Afrique; 
les  nains  du  Uaut-Bomokandi.  (Bullet,  de  1a  8oci4t4 
Royale  de  ginge.  d’Anvers,  tOBM  22,  1820,  8.  277  f.) 

Frobenius,  L.  Die  Marken  und  Geheimbünde  Afrika». 
(Nova  acta  academiae  caeaareae  LecqKddino-Caroliuae 
germanica«  naturae-curiosorum  Bd.  74,  Nr.  1.)  Halle, 
Leipzig,  W.  Kngelmann  in  Cotum.  1898,  278  8.  mit 
33  Abbildungen  und  14  Tafeln,  gr.  4*.  25  Mark. 

Götzen,  G.  A.  Graf  von.  Durch  Afrika  von  Ost 
nach  West.  Resultate  und  Begebenheiten  einer 
Reise  von  der  deutsch-ostnfrikanischeu  Küste  bis  zur 
Kongom üudung  in  den  Jahren  1893/94.  Mit  zahl- 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  (Vers.  d.  »nt Itrop.  LiLi 


reichen  Originalabbildungen  und  2 Karten.  2.  Auf]. 
Berlin,  D.  Reimer  1899.  XII,  426  B.  Lex.  H®. 
16  Mark. 

Heger,  Franz.  Alte  Elfenbeinarbeiteu  aus  Afrika  in 
den  Wiener  Sammlungen.  (Mittheilungen  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19, 
1899,  8.  101  — 109  mit  3 Tafeln  und  1 Textabbil- 
dung.) 

Lloyd,  A.  B.  ln  Dwarf  Land  and  Cannibal  Country. 
A Record  of  Travel  and  Discovery  in  Central  Africa. 
London,  T.  Fisher  Unwin  1899.  Mit  146  Abbildun- 
gen und  Karten.  21  sh. 

Vgl.  Globus,  Bd.  77,  1900,  S.  179  — 180. 

Succession , The,  of  peoples  and  arte  in  Africa. 
(Science  of  man,  vol.  2,  1899,  8.  154.) 

Virohow,  Rudolf.  Bagelli-Zwerge  in  Kamerun.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
lologie,  Jahrg.  1898,  8.  531  — 535  mit  3 Textabbil- 
dungen.) 

Weule,  Karl.  Aus  dem  afrikanischen  Kinderleben. 
( Wenter  mann ’*  Monatshefte,  Bd.  85,  1899  , 8.  647 
— 666,  mit  20  Textabbildungen.) 

Weule,  Karl.  Der  afrikanische  Pfeil.  Eine  anthropo- 
logische Studie.  Leipzig,  O.  Schmidt  1899,  64  8.  mit 
35  Abbildungen.  8°. 

Eingewanderte  Rassen. 

Elsa , H.  Die  Buren , der  deutsche  Bruderstamm  in 
Südafrika.  Geschichte,  Land,  Leute,  Sitten  und  Ge- 
bräuche. Bielefeld,  E.  Siedhoff  1899,  72  8.  mit 
8 Abbildungen.  8°.  0,50  Mark. 

Johnston,  Sir  Harry  H.  A history  of  the  Cotoni- 
zation  of  Africa  by  aiien  Races.  Cambridge,  Uni- 
versity  Press.  1899.  XIV,  319  8.  mit  8 Karten, 
kl.  8°.  6 sh. 

Vgl.  Petermann’s  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899,  Liters- 
lurbcrkht  S.  114. 

Jung,  Emil.  Die  Buren.  (Velhagen  und  Klasing’s 
Monatshefte,  Jahrg.  14,  1899/1000,  8.  449  — 486  mit 
19  Textabbildungen.) 

Karratröm , L.  J.  Achtzehn  Jahre  in  Südafrika. 
Erlebnisse  und  Abenteuer  eines  Schweden  im  Gold- 
lande. Autorisierte  Übersetzung  aus  dem  Schwe- 
dischen von  Friedrich  von  Kanel.  Leipzig,  H.  W. 
Theodor  Dieter  1899.  VIU , 355  B.  mit  vielen  Illu- 
strationen. gr.  8°.  7 Mark. 

Vernoau,  R.  Les  Boers  et  les  race*  de  l'Afrique 
australe.  (Revue  glnlrale  des  Sciences  pures  et 
appliqu£cs,  1899,  Dezemb.  15,  mit  23  Abbildungen.) 

Wester,  C.  Die  Buren.  Land  uud  Leute  in  Trans- 
vaal. Mit  zahlreichen  Bildern,  Porträts  und  1 Karte. 
Essen,  Fredebcul  und  Koeneu  1899,  109  8.  gr.  8*. 
1 Mark. 

2.  Atlasländor,  Tripolis,  Sahara. 

Bl&nohet,  P.  Le»  villes  mortes  du  Sahara.  (A  travers 
le  moncle,  nouv.  s^rie,  annce  1898 , 8.  201  — 204  >uit 
4 Textabbildungen.) 

Brasier,  L.  et  L.  Brunet.  Les  ordrss  tunisiens. 
Paris,  Revue  des  colouies  et  des  pay»  de  protsetorat 
1898,  23  8.  mit  8 Abbildungen,  gr.  8°.  1 fr. 

Bruun , O.  The  oave  dwellers  of  Southern  Tunisia. 
Recollections  of  a sojourn  with  the  Khalifa  of  Mat- 
inala.  Tmnslated  from  the  I)a»i«h  by  L.  A.  E.  B. 
London,  Thacker  1898,  34b  8.  8°.  12  »b. 

Bruun,  O.  Les  troglodytes  de  1»  Tuuisie  meridionale. 
(Souvenir  d’un  s^jour  ehe*  le  khalifa  de  Matwala.) 

14 


Digitized  by  Google 


106 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


(Traduit  da  Danois  par  L4on  Matbey.  (Le  tour  du 
IDOOd«,  nouv.  s^rie,  anno.-  4,  1898,  S.  481  — 492  mit 
14  Textabbildungen.) 

Auf  Grund  einer  im  Jahre  1893  ituagrföbrtrn  Reise. 

Braun'«  Besuch  bei  den  Höhlenbewohnern  de*  süd- 
lichen Tunesiens.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  104 — 108 
mit  5 Textabbildungen.) 

Buisgon,  R.  du.  Houvenir  de  Tunisie.  Les  rare* 
humaines.  (Revue  acien titbjue  du  Rourbonnais  et 
du  Centre  de  la  France.  Moulins  1898,  8.  153  f.) 

Demolier«,  Felix.  De  la  fusion  des  mees  europlennes 
en  Alg£rie  pour  les  manage*  croisfo  et  de  «es  con*4- 
quencea  politiques.  Alger,  Fontana  et  Co.  1899. 

Douttö,  Edmond.  Le«  Djebala  du  Maroc  d’aprcs  les 
travaux  de  M.  Auguste  Moulit-ras.  Oran  1899, 
42  8. 

Drapier,  Henri.  La  conditiou  sociale  des  indigünes 
alg^rien*.  Pari«,  A.  Rousseau  1899. 

Foureau,  Fernand.  Mon  neuvh'-me  voyage  au 
Sahara  et  au  pay*  touareg  (marsjuiu  1897).  Paris, 
Cballamel  1898,  155  8.  mit  1 Karte.  8*.  7 fres. 

Garrot,  Henri.  Les  juifs  alg^rtens.  Leurs  origine*. 
Alger,  Relin  1898.  12®.  1,20  fr. 

Grothe,  L.  H.  Bilder  aus  dem  Inneren  Tripolitanieti». 
(Von  Tripolis  »ach  dem  Djchel  RbariAn.)  (Beilage 
zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Kr.  27,  28.) 

Grothe,  I*.  H.  Hausindustrie  in  Marokko.  (Mutter 
Knie,  lfd.  2,  1896,  8.  253  mit  2 Textabbildungen.) 

Höh  len  Wohnungen,  Die  nonlafrikani  sehen.  (Mitthei- 
lungen des  Mährischen  Gewerbe-Museums,  Jahrg.  17, 
Brünn  1899,  8.  168.) 

Huguet  und  Poltier.  Kl  Golea,  der  südlichste  Stütz- 
punkt der  Franzosen  in  der  algerischen  Sahara. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  202  — 208  mit  6 Textabbil- 
dungen.) 

Jacquot,  Luoien.  Ktude  sur  les  tatousges  des  indi- 
gtmes  de  PAlgerie.  (L’Anthropologie,  tome  10,  Pari« 

1898,  ß.  430  — 438  mit  40  Textabbildungen.) 

Jacquot,  Lueien.  Les  Mbabane,  fltude  sur  certaine* 
poterie#  d’un  caracti-re  religieux  en  usage  dann  In 
Petit©  - Kabylie.  (L’ Anthropologie,  tome  10,  Paris 

1899,  8-  47  — 53  mit  24  Textabbildungen.) 

Idoux,  M.  La  secte  de  Aüssaoua.  Bon  fondateur,  »es 

rite«,  l’initiation,  »es  afftU6*  et  **  propagande  en 
Alg^rie.  Dijon,  Darautiere  1898,  32  8.  8°. 

Kinds,  The  different,  of  Berbers.  (Science  of  man, 
vol.  2,  1899,  Ko.  1.) 

Luupts.  Lettre  ü M.  Zaborowski  sur  IV tat  et  l'avenir 
des  populutions  de  l'Algdrie  et  de  la  Tunisie,  (Bulle- 
tins de  la  Bockte  d’Anthropologie  de  Pari«,  »er.  4, 
tome  9,  1888,  fase.  4.) 

Liard,  Andrö.  Une  cördmooie  fünebre  musultuane  ä 
Alger.  (A  travers  le  monde , nouv.  #£r.,  annee  4, 
1898,  8.  13 — 15  mit  2 Textabbildungen.) 

Loir.  La  circoncision  ch«x  les  indigAues  tnnisiens. 
(1/ Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  8.  737 — 738.) 

MouliAras,  Äug.  Exploration  des  Iljebala.  Paris, 
A.  Challitnwl  1899,  813  8.  mit  1 Karte.  »®.  25  frei. 

Referat  in  PetcrroaunV  Mit  ihr  »hingen , Bd.  45,  1899, 
Literaturbericbt  8.  181. 

R&epeaet,  Paul.  Quelques  jours  en  AlgArie  et  en 
Tunisie.  Kxtrait  d'un  camet  de  poch©.  Gand, 
A.  Hiffer  1898,  123  8 8°.  2 freu. 

Räjou.  11  uit  moi»  ä Tombouctou  et  datis  la  tVgion 
nord.  (Le  tour  du  monde,  nouv.  *4rie,  aunde  4, 
1898,  8.  409  — 432  mit  26  Textabbildungen.) 


Schmidt,  Carl  Eugen.  Bilder  au»  Marokko 
(Westermnun's  Monatshefte,  Bd.  85,  1899,  8.  575 
— 591  mit  10  Textabbildungen.) 

Sch wally,  Fr.  Die  religiösen  Verhältnis»©  in  Tunk 
(Archiv  für  Religion» Wissenschaft.  Jahrg.  2,  Kr.  2j 

Sixnond,  Charles.  En  Tunisie.  (Bibliotbeque  des 
voyage*  autour  du  monde,  Ko.  45.)  Paris,  Fk>n, 
Kourrit  et  Co.  1898,  32  8.  mit  Abbild  uugeu.  6*. 
0,15  fr. 

8.  Aegypten. 

a)  Altert  hum. 

Amelineau.  Histoire  de  la  s^pulture  et  des  funerailles 
dans  l’ftucienue  ßgypta  par  d'Echerac.  (Revue  iuen- 
suclle  de  l'fecole  d’Anthro|»oIogie  de  Paris,  annee  9, 
Paris  1899,  Kr.  3.) 

Auge  de  Laasu«,  I*.  L’art  %yptien.  (Petit©  biblio- 
theque  de  vulgariaation  artistique.)  Pari»,  Sori&e 
frau<;.  d'editions  d’art.  1998,  64  8.  mit  Abbildungen. 
8°.  0,75  fr. 

Braulik,  August.  Altägyptische  Gewebe.  Unter 
Zugrundelegung  einer  reichhaltigen  Sammlung  sach- 
lich untersucht  und  besprochen.  Mit  126  Original- 
Abbildungen  im  Text.  Stuttgart,  A.  Bergslrässer 

1900.  VII,  93  8.  gr.  8°.  4 Mark. 

Budge,  Wallis  A.  Egyplia»  religion.  London,  Paul, 
Trencb,  Trübner  and  Co.  1899. 

Capart,  J.  Kotes  sur  les  origines  de  l’fcgypte  d’sprr* 
les  fouilles  recentes.  (Revue  de  Plfniversite  d* 
Bruxelles,  tome  4,  1898,  No.  2.) 

Ch&ntre,  Ernest.  Uecberches  craniologiques  sur  1« 
population  piVpharaonique  de  J’fcgypte.  NAcrnprie 
de  Khozan  pres  de  Louqsor.  (Revue  mensudle  de 
l’fccole  d’ Anthropologie  de  Paris,  annAe  9,  1999, 
8.  409  f.) 

Clödat,  Jean.  Origines  dgvptiennes.  (Revue  ruen- 
«uelle  de  rfecole  d' Anthropologie  de  Paris,  anu^e  t, 
1899,  8.  201  f.  mit  21  Abbildungen.) 

Clddat,  Jean.  OWrvationa  sur  deux  tableaux  ctboo- 
graphiques  egyptien».  (Revue  mensuelle  de  l’fecole 
d’ Anthropologie  de  Paris,  »nnAe  9,  1899,  8.  297  f.) 

Ebors,  Georg.  Aegyptische  Studien  und  Verwandt«-*. 
Zu  »einem  Andenken  gesammelt.  Stuttgart,  deutsche 
Vcrlagsanstalt  1899,  IX,  517  8.  mit  Porträt,  gr.  $*• 
8 Mark. 

Besprochen  von  Ulrich  Wilcken  in  der  Beilage  ror 
Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899,  Kr.  288. 

Groffj  William.  Origiu*  of  art.  Ob  the  religioiu 
sigmflcance  of  »culpture  and  paiiiting  aruong  th« 
ancient  Egyptians.  Printed  and  publ.  bv  the  Cincin- 
nati Museum  Association  1899,  20  B.  8®. 

Kenntnis«,  Unsere  gegenwärtige,  der  Frübsgypt«- 
(Globus,  Bd.  76,  1899.  8.  129—  130.) 

Auf  Grund  der  Abhandlung  von  W.  Fl»  oder*  Petrle  in 
the  Jonrnnl  of  tlie  Anthropologie»]  Irutitutc  of  Grest 
Britain  and  Irelnnd,  N.  8.  vol.  1,  1898,  .8.  202  C 

Maspero,  G.  fttndea  de  mythologie  et  «Parchfelegw 
tfgyptJennoa.  Tome  III.  Paris,  Leruux  1898.  Mil 
2 Abbildungen,  436  3.  8®.  15  fr©9. 

Biblioth&quc  rgvptolopque,  tome  VII. 

Müller,  W.  Max.  Die  Liebespoesie  der  alten  Aegyp* 
ter.  Mit  18  Tafeln  in  Autographie  und  3 Tafeln  in 
Lichtdruck.  I«eipzig,  J.  C.  Hiurichs  Verlag  1899. 
V,  46  3.  gr.  4®.  22  Mark. 

Perry,  W.  8,  Egypt  the  land  of  the  temple  builder*. 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


107 


Boston,  Prang  Educational  Co.  1898.  XY,  249  8.  mit 
Abbildungen  und  Karten.  8°.  1,50  dol. 

Petri© , Flinder«.  On  our  present  knowledge  of  the 
early  Egyptiana.  (Journal  of  the  Anthropologieal 
Institute  of  Qreat  Britaiu  and  Ireland , N.  8.  vol.  1, 
1899,  8.  SOI  f.) 

Revillout  , Eugene.  Pr4eis  du  droit  £gyptien , com- 
part*  aux  autres  droits  de  1’antiquitA  Paris,  Giard 
et  Briere  1899. 

Schweinfurth,  Georg.  Bega -Gräber.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Jahrg.  1899,  8.  538  f.) 

Wiedemann,  A.  Die  Urzeit  Aegyptens  and  seine 
älteste  Bevölkerung.  (Die  Umschau,  Bd.  3,  1899, 
8.  39,  40.) 

Zahorowski.  Kaces  pr^bistorique*  de  l’ancienne 
Ägyptc  (d’apr^s  les  travaux  de  Morgan  et  Fouquet). 
Bulletins  de  la  Bocietä  d’Antliropologie  de  Paris, 
s£r.  4,  tome  9,  1898,  fase.  6.) 

Zaborowaki.  Origines  afric&ines  de  la  civilisation  de 
Tancienne  flgypte.  (Kevue  scientiflque , tome  11, 
1899,  S.  289  f.) 


pittnresque,  ann4e  80,  1898,  8.  304  — 306,  309  — 311 
mit  Textabbildungen.) 

Leymarie,  Henri.  Impressions  d'Abyssinie.  (A  tra- 
vers le  tnondc,  nouv.  serie,  aunfo  4,  1898,  8.  281 
— 284  mit  4 Textabbildungen.) 

Paulitechke , Philipp.  Ethnographisches  au«  Ost- 
afrika.  (Mittbeilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzungs- 
berichte, 8.  1 — 2.) 

Pearce,  F.  B.  Rambles  in  lion  land.  Thre«  months1 
leave  passed  in  Somaüland.  London,  Chapman 
1898 , 272  B.  mit  Abbildungen  und  Karten.  8°. 
10  ah.  6 d. 

Robecchi,  Bricchetti  I*.  Somalia  e Benadir:  viaggio 
di  esplorazione  nelP  Africa  orientale.  Milano,  Ali- 
prandi  1H99. 

Vannutelli,  L.  und  C.  Citerni.  I/Omo,  viaggio  di 
©sploraxione  nell’  Africa  Orientale.  Milano,  Ulrico 
lloepli  1899. 

Vgl.  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  311 

6.  Obere  Nill&ndor  und  östlicher  Sudan. 


b)  Neueeil. 

Ball,  B.  A.  Reynolds.  The  city  of  the  Caliphs. 
A populär  study  of  Cairo  and  its  environs  and  the 
Nile  and  iu  antiquitiea.  London,  Unwin  1898.  4 Bl. 
335  8.  mit  Abbildungen.  8®.  10  sh.  6 d. 

Gayet,  Al.  Un  tour  en  Egypte.  (A  travers  le  monde, 
nouv.  s£rie,  an»4e  4,  1898,  8.  385 — 388,  393  — 39« 
mit  Textabbildungen.) 

Grünau , Freiherr  von.  Bericht  über  meine  Reise 
nach  Miwah.  (Zeitschrift  der  Gesellschaft  för  Erd- 
kunde  zu  Berlin,  Bd.  34.  Berlin  1899,  8.  271—280.) 

Mit  ethnographischen  Mittheilungvii ; der  Verfasser  be- 
schreibt u.  ».  die  Vorgänge  bei  einer  Hochzeit  ira  Hause 
eins«  Scheehs. 

Kemoid,  H.  J.  Cairo  and  Egypt  and  life  in  the 
land  of  tbe  Phnrnons.  Pictorial  and  deeeriptlve 
guide  to  Cairo  and  the  Nile.  2.  odition.  London, 
Slnpklo  1898,  114  8.  8°.  1 sh. 

R.  T.  K.  Unter  den  Fellachen  des  Landes  Gosen. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  54—59  mit  6 Textabbil- 
dungen.) 

R.  T.  K.  Unter  den  Beduinen  der  ägyptischen  Wüste. 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  189  — 193  mit  0 Textabbil- 
dungen.) 

Ruete,  Said.  Der  Todtencultus  der  Barabra.  (Globus, 
Bd.  70,  1899,  8.  338  — 339.) 

Verneau,  R.  Les  migrations  des  Äthiopiens.  ((/An- 
thropologie, tome  10,  Paris  1899,  8.  641  — 662  mit 
8 Textabbildungen.) 

4.  Nordostafrika. 


Alford,  H.  8.  L.  and  W.  D.  Sword.  The  Egyptian 
Bondan,  its  lost  and  recovery;  including  a rapid 
sketch  of  the  history  of  the  Bouda»,  a narrative  of 
the  Dongola  ©Spedition,  1890,  n full  Account  of  the 
Nile  exp<-dition  1897/98.  London,  Macmillan,  1888. 
XIV,  330  8.  mit  Abbildungen  und  Karten.  8*. 
10  sh. 

Burrows,  Guy.  The  Land  of  the  Pi  g mies.  London, 
Pcarson  1898,  800  8.  mit  Einleitung  von  Stanley, 
Abbildungen,  sowie  im  Anhang  einem  Brief  König 
Leopolds  und  einem  Vokabular  mit  Phraaensainm- 
lung  der  Mangbutu.  21  sli. 

Angeirigt  in  Petermann's  Mitlhrilungen , Bd.  45,  1899, 
Literuturbericht  S.  185. 

Neufeld,  Karl.  In  Ketten  des  Kalifen.  12  Jahre 
Gefangenschaft  iu  Omdurman.  Berlin , W.  8[>emanii 
1899,  316  8.  mit  Textabbildungen  and  Tafeln,  gr.  8®. 
8 Mark. 

Obrwalder,  Joseph.  Ten  years’  captivity  in  the 
Mahdis  camp,  1882  — 1892.  From  the  original 
mantiwripis  by  F.  R.  Wiugnte.  Populär  edition. 
I/ondon,  Low.  1898,  128  8.  8°.  6 d. 

Rosignoli,  Paolo.  I inie»  dodici  anni  di  prigouia  in 
mezzo  ai  dervisci  del  Sudan.  Mondovi , Graziano 
1898,  263  S.  4 L 

8 lat  in  Pacha,  R.  Fer  et  feu  au  Boudan.  Traduit 
de  la  8*  6dition  allemande  par  G.  Bettex.  Pr&’öd^ 
de  2 lettres  du  Mahdi  ecrite«  pendant  la  Campagne 
de  1890.  2 vol.  (Le  Caire,  Diemer.)  Paris,  Flam- 
marion  1898.  8*.  20  fres. 

6.  Mittlerer  und  westlicher  Sudan  und 
Küstenländer. 


Alti man,  A.  Niooletti.  Tradizioni  e loggende 
abiseine.  (Rivista  d’ltalia  1898,  Nr.  4.) 

Barden,  Abeseintohe.  (Globus,  Bd.  70,  1899,  8.  278.) 

Bartel«.  Ostafrikanische  Armringe  au*  dem  Zahne 
des  Elefanten,  (Ethnologisches  Notizblatt,  Bd.  2, 
1899,  8.  30  f.) 

Berghold,  Kurt.  Schilderung  der  Spiele  der  Somnl- 
Jugend.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  Bd.  29,  N.  P.  19,  1899,  Sitzungs- 
berichte 8.  39  — 41.) 

Goedorp,  Victor.  Au  pays  du  Negus.  (Le  magaxin 


Delafoaao,  Maurice.  Lea  Val,  leur  langue  et  leur 
Systeme  d’ecriture.  (L’Anthropologie,  tome  10,  Paris 
1899,  8.  129  — 151,  294  — 314  mH  1 Karte  und 
mehreren  Scbrifttafeln.) 

Dier,  Matth.  Unter  den  Schwarzen.  Mittheilungen 
au*  Togo  über  Land  und  Leute,  Sitten  und  Ge- 
bräuche. Bteyl , Miesionwlruckerei  1899,  192  8.  mit 
Abbildungen.  8°.  0,75  Mark. 

Franz , A.  Die  Entdeckung  der  Bronzegötter  von 
Benin  (Velbagen  und  Klaaing's  Monatshefte,  Jahrg. 
13,  1898/99,  8.  229  f.  mit  5 Abbildungen.) 

14* 


Digitized  by  Google 


108 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


yreemann,  R.  A.  Travel«  »nd  Life  in  A.lmnli  und 
Jam  an.  Westininster,  A.  Constable  and  Co.  189$. 
XX,  560  8.  mit  über  100  Abbildungen  und  2 Karten, 
gr.  8°.  21  ah. 

An  gezeigt  in  Petermsnn’s  MUthellungeti  , Bd.  45,  1890, 
Literaturbencht,  S.  117  — 118. 

Heger,  Frans.  Benin  und  meine  Alterthümer.  (Mit- 
teilungen der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  29,  N.  F.  19,  1899,  Sitzungsberichte 
8.  2 — 6.) 

Kemp , Dennis.  Nine  Years  st  the  Gold  Coast. 
London,  MacmiUan  1898.  XV,  279  8.  mit  39  Abbil- 
dungen und  1 Karte,  gr.  8°.  12  »h.  6 d. 

Klose,  Heinrioh.  Togo  unter  deutscher  Flagge. 
Beitebilder  und  Betrachtungen.  Mit  23  Lichtdruck- 
tafeln und  fly  Textabbildungen.  Berlin , I>.  Reimer 
1899.  XXII,  581  & mit  1 Karte,  gr.  8°.  14  Mark. 

Maodonald,  Oeorge.  Tlie  Gold  Coast  Pan  and 
Present,  A »hört  Deecription  of  the  Coantrjr  and  it» 
People.  London,  Lougmans  1898,  352  B.  mit  xahl- 
reictien  Abbildungen  und  1 Karte.  7 sh.  6 d. 

Vgl.  Tetermann's  Mittheiluogfii,  Bd.  45,  1899,  Liters- 
turbericht,  S.  117. 

Noll',  Ned.  La  France  au  8oudan  de  1863 — 1H98. 
(A  travers  le  monde,  nouv.  sörie,  aninV  4,  1898, 
8.  169  — 172,  135 — 188  mit  7 Abbildungen  und 
1 Karte.) 

Piqueres,  C.  La  Gnlnde  frangaise.  (A  travers  le 
monde,  nonv,  a^rie,  ann^e  4.  1898,  8.  369  — 372  mit 
4 Textabbildungen.) 

Rend,  Charles  Horculos  und  Ormond  Maddook 
Dalton.  Antiquities  from  the  city  of  Kenin  and 
from  other  parts  of  West  Africa  in  the  British 
Museum.  Printed  by  Order  of  the  trustees.  London, 
British  Museum  1899,  81  8.  mit  32  Liehtdruek- 
tafeln.  2*. 

Roth , H.  Ling.  Personal  Ornaments  from  Benin. 
(Bulletin  of  the  Museum  of  Science  and  Art,  Vol.  2, 
Nr.  1,  Philadelphia  1899.) 

Shrubsall,  F.  Note»  on  Anhand  Skulls  and  Crania. 
(Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britain  and  In-Iand,  N.  S.  Vol.  I,  London  1898, 
8.  85  — 108.) 

Bpiess,  C.  Die  Sch  mi  eilet  unst  im  Evhelatide  (Togo). 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  63  — 64.) 

Toutde.  Du  Dahomey  au  Sahara.  La  natu  re  et 
Thomm«.  Paris,  A. Colin  1 899.  XII,  2728.  12*.  3,50 fres. 

Vey,  Yai,  Vei,  Wey,  zu  der  Völkergruppe  der 
Mande  gehöriger  Ncgerstainm  in  der  Republik 
Liberia,  Ober  Guinea.  (Handwörterbuch  der  Zoologie, 
Anthropologie  und  Ethnologie,  1hl.  VIII,  Breslau 
1899,  S.  393  — 394.) 

Wadai  und  Tibesti.  (Beilage  zur  Allgemeinen 
Zeitung,  Jabrg.  1899,  Nr.  96.) 

Wadawa,  Wadawi,  die  Bevölkerung  de»  Königreichs 
Wadai.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthro- 
pologie und  Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1899, 
S.  450  — 452.) 

Die  etwa  21/*  Millionen  starke  Bevölkerung  setzt  sich 
aus  verschiedenen  afrikanischen  Stämmen  zusammen,  denen 
sich  arabische  Elemente  zugesellt  haben. 

Webeapparat  bei  den  Togonegern.  (Mutter  Erde, 
Bd.  1,  1899,  8.  516  mit  1 Textabbildung.) 

7.  Bantuvölker. 

Adams,  A.  M.  Im  Dienste  de»  Kreuze».  Erinne- 
rungen aus  meinem  Missionsleben  in  Deutsch  • Ost- 


afrika. Augsburg,  Mich.  Beit*  in  Comm.  1899.  XIV, 
154  8.  mit  Textabbildungen  und  2 Karten,  gr.  H°. 
3 Mark. 

Enthält  Mitthoilangen  über  Sitten  and  Gebrauch«*  der 
Wahehe. 

Andre«,  Richard.  Ueber  die  Bedeutung  der  uralten 
Ruinen  im  Matabele»  und  Maschonaland.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  308  mit  1 Textabbildung.) 

Angus,  H.  Crawford.  A Year  in  Azimba  and 
Cbipitaland:  the  Customs  and  Superstition»  of  the 
people.  (Journal  of  the  Anthropological  Institut*-  of 
Great  Britain  and  Ireland,  vol.  27,  1898,  8.  316 

— 325.) 

Angua,  H.  Crawford.  Neue  ethnographische  Gegen- 
stände au»  Central  - Afrika.  (Verhandlungen  der 
Berliuer  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
EL  478  — 479  mit  3 Textabbildungen?) 

Angua,  H.  Crawford.  The  „Chensamwali*  or  Initia- 
tion ceremony  of  girls,  us  perfonned  in  Azimba 
Land,  Central -Africa.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jabrg-  1898,  8.  479 

— 482.) 

Anaorge,  W.  J.  Uuder  The  African  8un.  A des- 
criplion  of  native  races  in  Uganda,  sporting  »dven- 
tures  and  other  experiences.  London , Heinemann 
1899.  XIV’,  355  8.  mit  131  Abbildungen  und  2 colo- 
rirten  Tafeln,  gr.  8°.  21  sh. 

VgL  rVtcnnaniTs  Mittheilungen,  Bd.  45,  1899,  Litera- 
turbericht 8.  119;  Globus,  Bd.  76,  1899,  S.  130  — 131; 
Ceutndblatt  für  Anthropologie,  Bd.  5,  Jen»  1900,  S.  26 

— 27. 

Baumann,  Oscar.  Gottesurtheil«  bei  den  Swahili. 
(Globus,  Bd.  76,  1891»,  8.  372  — 373  mit  1 Textabbil- 
dunf{.) 

Begum,  E.  Au  Ha-Rotse.  (Bulletin  de  la  Soci4te 
Xeuchätcloiw  de  göographie , tome  11,  1899,  8.  93 

— 101.) 

Bertrand  , Alfred.  Au  pays  des  Ba  - Rotsi  (Haut- 
Zambözei.  (Le  tour  du  inonde,  nouv.  s£rie,  ann4e  4, 
1898,  8.  97  — 144  mit  60  Textabbildungen.) 

Brincker,  P.  H.  BachUbegriA»  und  ltechtohand- 
habung  unter  den  Bantu.  (Mitthei lungen  des  Semi- 
nars für  orientalische  Sprachen,  Bd.  1,  1898  , 8.  US 
— 119.) 

Castellani,  Cb.  Les  femmes  au  Congo.  Pari», 
Flammarion  1899.  Mit  66  Abbildungen.  12°. 
3,50  fres. 

Cleve,  G.  L.  Di#  Auffassung  der  Neger  Deutsch- 
Üstafrikae  von  den  Kranklieitszuständen.  (Deutsche 
Colouialzeitung  XVI,  1899,  Nr.  6.) 

Conrau,  G.  Leichenfeierlichkeiten  bei  den  Banyang 
am  oberen  Calabar  (Croesriver) , Nordkarnemu- 
(Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  249  — 251.) 

Elmalio,  W.  A.  Among  the  Wild  Ngoni.  Being  some 
Chapters  in  the  History  of  the  Livirigstonia  Mission 
in  British  Central  Africa.  London,  Anderson  und 
Ferner  1899,  316  8.  mit  14  Abbildungen  und 
1 Karte,  kl.  6°.  3 sh.  6 d. 

Vgl.  Petcraana's  MittheU langet».  Bd.  45,  1899,  Litera* 
turbericht  S.  183. 

Erdbauten,  die,  in  Bonduku.  (Globus,  Bd.  76,  1899. 

8.  257  — 259  mit  4 Textabbildungen.) 

Gold  Schmidt,  M.  Märchen  und  Erzählungen  der 
Suaheli  in  Deutscb-Ostafrika.  (Globus,  Bd.  76,  1899, 

8.  160—161.) 

Hutter.  Der  Abschluss  von  Blutsfreundschaft  und 
Verträgen  bei  den  Negern  des  Graslandes  in  Nord- 
kamerun. (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  1 — 4.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


109 


Hutter.  DilTölkenlümai  an  der  Sftdgrenze  Ad  am  au  as 
(Nordkameruu).  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  377  — 382 
mit  Textabbildungen  und  1 Karte.) 

Hutter.  Politische  uud  soziale  Verhältnisse  bei  den 
Grasbtnd  Stämmen  Nordkameruu».  (Globus,  Bd.  76, 
1899,  8.  284  — 289,  303  — 309  mit  3 Textabbil- 
dungen.) 

Jacques,  M.  V.  Mensurations  anthropomtHriques  de 
trente-ueuf  uegres  du  Congo.  (Bulletin  de  la  8uciet6 
d’Authropologie  de  Bruxelles,  tome  15,  1898,  8.  237  f.) 

Langhaus , Paul.  Mgr.  Lechaptois’  Reisen  auf  der 
Uflpa- Hochfläche  und  im  Rikwn* Graben.  Mit  Be- 
nutzung brieflicher  Mittheilungen  des  P.  Bigiex. 
(Petermann’s  Mittheilungeu , Bd.  45,  1899,  8.  223 
— 22«  mit  1 Karte.) 

Mannbarkeitsgebrftuoho  bei  den  Kaffern.  (Globus, 
Bd.  75,  1809,  8.  230  — 231  mit  l Textabbildung.) 

Meinhof,  Carl.  Grundriss  einer  Lautlehre  der  Bantu- 
sprachen,  nebst  Anleitung  zur  Aufnahme  von  Bantu- 
sprachen. Anti.  Verzeichnis*  von  Bantu wortstäminen. 
(Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes, 
Bd.  11.)  Leipzig,  F.  A.  ßrockkaus'  Bort,  in  Comm. 
1899.  VIII,  245  8.  mit  1 färb.  Kart«.  gr.  8*. 
8 Mark. 

Meinhof,  Carl.  Einwirkung  der  Beschäftigung  auf 
die  Sprache  bei  den  Bantustämmen  Afrikas.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  361  — 364.) 

Muldlebrook’s  Photographien  aus  dem  Leben  der 
ZulukafTern.  (Globus,  Bd.  75,  1892,  8.  268  — 271  mit 
5 Textabbildungen.) 

Mille,  P.  Au  C’ongo  beige.  Paris,  Colin  1899. 

Nys,  h.  L'astronomie  et  la  mlteorologie  chez  les 
Noirs  du  Congo.  (Revue  scientifique,  tome  9,  Paris 
1899,  Nr.  15,  16  avrii.) 

Der  Verfasser  schildert  die  Vorstellungen  der  Ab  um  ml  hu 
von  den  Wett«  rcrschein  ungen  und  ihren  Glauben  an  den 
Hindus»  der  Fetische  auf  Aendrrung  de#  Wetter». 

Römer,  Ch.  Kamerun.  Land,  Lute  und  Mission. 
8.  Aufl.  Ergänzt  und  bi*  auf  diu  Gegenwart  fort* 
geführt  von  P.  Steiner.  Mit  1 neuen  Kart«  von 
Kamerun  und  16  Bildern.  Basel,  Misaionsbuchhdlg. 
1899,  84  8,  8°.  0,25  Mark. 

Shrubaoll,  F.  A Study  of  A - Bautu  Skulls  and 
Crania.  (Journal  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britnin  and  Irtdand,  N.  8.  vol.  1,  Londou 
1898,  S.  55  — 94  mit  Tabellen  und  l Tafel.) 

Seidel , A.  Grundzuge  der  Grammatik  der  Sprache 
von  Karagwe.  (Zeitschrift  für  afrikanische  und 
oceanische  Sprachen,  Jahrg.  4,  1899,  Nr.  4.) 

Taylor,  W.  E.  The  gronndwork  of  the  Swahili 
langiiag«.  London  1898.  8*.  2 sh. 

Velten,  C.  Kiknmi.  die  Sprache  der  Wakami  in 
Deut>ch-Ostafrik».  IH— Ttlllflll  Würzburg  1899. 

Wabondol,  Wabonde,  den  Wasegua  und  Waschambaa 
verwandter  Bantuslamm  im  nördlichen  Deutsch-Ost- 
Afrika,  in  der  Landschaft  Böndfti,  zwischen  U »ambar» 
und  der  Küste.  (Handwörterbuch  der  Zoologie,  An- 
thropologie und  Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1609, 
8.  437  — 438.) 

Waboni,  Wabuni,  Bon,  Bantuvolk  in  der  Nähe  der 
äquatorialen  Ostküste  Afrikas.  (Handwörterbuch 
der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie,  Bd.  Vlll, 
Breslau  1809,  8.  438  — 439.) 

W&daohagga,  Wadj&gga,  Dsoh&gga,  grosse,  zu 
den  Bantu  gehörige  Völkerschaft  an  den  »tid Ört- 
lichen und  südlichen  Hängen  de»  Kilimandscharo. 
(Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie  und 
Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1699,  8.  455  — 457.) 


Waganda,  Volk  in  Central- Afrika,  nördlich  und  nord- 
westlich vom  Victoria  Nyansa.  (Handwörterbuch 
der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie,  Bd.  Vlll, 
Breslau  1899,  8.  459  — 461.) 

Wagner,  Hans.  Die  Zuluwanderung.  (Mutter  Erd«, 
Bd.  2,  1899,  8.  501 — 503  mit  3 Textabbildungen.) 

Wagogo,  grosse  Völkerschaft  im  Centrum  Deutsch- 
Ost- Afrikas,  zu  beiden  Seiten  der  grossen  von  der 
Käst»  nach  Tabor»  führenden  Karawanenstrnaae. 
(Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie  und 
Ethnologie,  Bd.  VIII,  Breslau  1699,  8.  462  — 464.) 

Warundi,  die.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung, 
Jahrg.  1899,  Nr.  7.) 

Widenmann,  A.  Die  Kilimandscharo- Bevölkerung. 
Anthropologisches  und  Ethnographisches  au»  dem 
Dschaggalande.  (Petermann's  Mittheilungen,  Ergän- 
zungsheft  129.)  Gotha,  J.  Perthes  1899.  IX,  104  8. 
mit  11  Tafeln  und  75  Textabbildungen.  Lex.  6°. 
7 Mark. 

Vgl.  Centralblfttt  filr  Anthropologie , Bd.  4,  Jen»  1899, 
S.  350  — 352. 

Zache,  Hans.  Sitten  und  Gebräuche  der  Suaheli. 
Ausgewählte  Capitol  aus  einer  späteren  umfang- 
reichen Darstellung.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
Jahrg.  31,  Berlin  1899,  8.  61  —86  mit  1 Abbildung.) 

1.  Die  Geburt.  2.  Die  Gescblechtsweihen.  3.  Dir 
Hochzeit. 


8.  Hottentotten  und  Buschmänner. 

Bachmann,  F.  Die  Hottentotten  der  Cap-Colouie. 
Ein  ethnographisches  Genre  - Bild.  (Zeitschrift  für 
Ethnologie,  Jahrg.  31,  Berlin  1899,  S.  87  — 98.) 
Schwabe,  Kurd.  Mit  ßchwert  und  Pflng  in  Deutsch. 
Süd westafrika.  Vier  Kriegs-  und  Wauderjahre.  Mit 
zahlreichen  Karten  und  Skizzen  sowie  Abbildungen 
nach  photographischen  Aufnahmen.  Berlin,  E.  S. 
Mittler  und  Sohn  1899.  X,  448  8.  gr.  8°.  10  Mark. 
Vgl.  Globus,  B«l.  75,  1899,  S.  343. 


9.  Afrikanische  Inseln. 

Azoren,  die.  (Globus,  Bd.  75,  1889,  8.  251  — 256  mit 
5 Textabbildungen  und  1 Karte.) 

Baumann,  Oscar.  Der  Sansibar- Archipel.  Ergeb- 
nisse einer  mit  Unterstützung  de*  Verein»  für  Erd- 
kunde zu  Leipzig  1895/98  ausgeführten  Forschungs- 
reise. 3.  Heft.  Die  Insel  Pemba  und  ihr«  kleineren 
Nachbariuselu-  (Wissenschaftliche  Veröffentlichungen 
des  Verein*  für  Erdkunde  zu  Leipzig.  Bd.  3,  Heft  3.) 
Leipzig,  Duncker  uud  liumblut  1899,  15  8.  mit 
I Kart«,  gr.  8".  0,80  Mark. 

Vgl.  lVteriDaun's  Mittheilungcu , Bd.  45,  1899,  Litera- 
lurbericlit  8.  181  — 182. 

Duruys  Reise  im  nordwestlichen  Madagaskar.  (Glohu», 
Bd.  76,  1899,  8.  333—337  mit  7 Textabbildungen.) 

Esp agnat,  Pierre  d'.  Aux  Sie*  Ai;orea.  (Le  tour  du 
monde,  uoav.  slrie,  anuee  4,  1898,  8.  625  — 636  mit 
13  Textabbildungen.) 

Beobachtungen  von  Jahre  1897. 

Gallieni.  La  population  de  Madagaskar.  (Revue 
seien titiqu«,  aunee  9,  1899,  4.  März.) 

Grandidier,  A.  Sur  Torigin«  de»  Malgacbe».  (Revue 
de  Madngnscar  1899,  mit  Abbildungen.) 

Der  Verfasser  hält  die  Malgachett , Bewohner  Madagas- 
kars, für  asiatische  Einwanderer  und  beweist  dies  haupt- 
sächlich durch  Sprachvergleichungen. 

Huot,  L.  Vasanga.  fctude  de  innen  r*  tmtlgaches. 


Digitized  by 


Google 


110 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Avec  uue  prüfte«  de  Paul  Vign4  d'Octon.  Paris, 
Soci^t^  d'editions  scientiflques  1898.  12°.  3,50  freu. 

Leoleroq,  Jules.  Voyage  »ux  Üos  Fortan Aea.  Lettre* 
de*  Canarie*.  2.  Edition.  Paris,  Pion,  Nourrit  et  Cie. 
1898,  243  8.  mit  Abbildungen  und  Karten.  8*. 
4 frc». 

Mager,  Henri.  La  vie  u Madagascar.  Ou  v rage  illus- 
trv  de  150  reproductious  d'apres  le*  photographie* 
de  l'auteur  et  &ccompagn£es  de  pluniaur»  carte«. 
Pari«,  P.  llidot  1898.  VIII,  330  8.  gr.  8®.  10  frc*. 

K.  Amerika • 

1.  Allgemeines. 

Boule ) M.  Nou veile  dlnomination  des  anciennes 

Population«  amerieaine*.  (L'Anthropologie,  tome  10. 
Paris  1899,  8.  500  — 501.) 

Berichtet  über  den  Vorschlag  von  Me  Gee,  xor  Be- 
zeichnung der  amerikanischen  Eingeborenen  da*  Wort 
Araerind  = American  Indian  «inzuflbren. 

Doflein , Frans.  An*  Westindien  und  Nordamerika. 
Keiaeskuren  eine*  Naturforschers.  {Beilage  zur  All- 
gemeinen Zeitung,  Jabrg.  1899,  Nr.  10,  57,  66,  88, 
107,  115,  150,  1(19,  178,  224,  294.) 

Haebler)  Konrad.  Amerika.  (Weltgeschichte,  heraus- 
gegeben von  Hans  F.  Hcimolt.  Bd.  I,  1899,  V, 
8.  179  f.) 

Ethnographisch  «richtig  sind  die  Capitcl:  Die  ameri- 
kanischen Naturvölker.  Der  mittelanierikanisch«  Oultur- 
krel*.  Die  alte  Coltur  Südamerikas. 

Lupo , Michele  de.  Contributo  agli  studi  di  antro- 
pologia  dell'  America.  (Arcbivio  |*»r  l’anUopologia 
et  la  etnologia,  tomo  29,  1899,  8.  55  f.) 

Beier)  Ed.  Besprechungen  amerikanischer  Publi* 
cat innen.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1898,  8.  608  — 614.) 

1.  Max  Üble,  A miufHng- tube  fron  Tiahusiinco. 
2.  Krank  Hamilton  Cushing,  Pepper-Hearst  Expedition. 
A preliminary  Report  »n  the  Exploration  of  Mticient  Key- 
D weller  Hemains  on  tbe  Gulf  Count  of  Florida. 

BtArr,  Frederiok.  American  Indian*.  Boston,  D.  C. 
Hüll»  «ml  0fr  1899.  8". 


2.  Nordamerika. 

fl)  Allgemeines,  Ei ngewanderie  Hassen. 

Bach , Rudolph.  Der  canadiacbe  Winter.  (Globus, 
IM.  75,  1899,  8.  85  — 89  mit  5 Textabbildungen.) 

Forest,  Louis.  Indietta  et  Esquimaux  de  PAlaska. 
(A  travers  le  munde,  nouv.  *.?rie,  nnnee  4,  1898, 
8.  281  — 284  mit  4 Textabbildungen.) 

Hilder,  F.  F.  Origin  of  the  name  „ludian*.  (The 
American  Anthropologist,  N.  S.  vol.  1,  1899,  8.  3f., 
545  f.) 

Hrdlicka,  A.  Antliropologieal  Investigation»  on  tme 
thouimud  white  and  colored  chiidren  of  both  sexe*, 
tbe  innates  of  the  New  York  Juvenile  Asylum,  will» 
additional  »otes  on  one  hundert  colored  chiidren  of 
the  New  York  Colored  Ürphan  Asylum.  New  York, 
Crawford  Co.  1899. 

Morgan,  T.  J.  The  Negro  iu  America  aml  tbe  Ideal 
American  Kepublic.  Philadelphia,  American  Baptist 
Publikation  g,  1898,  208  8.  kl.  8°.  1 DoL 

Münz.  Der  amerikanische  Neger.  (Deutsch*  Rund- 
schau für  Geographie  und  Statistik.  Jahrg.  21, 
Wien  1898/99,  Heft  10.) 


Steffena,  C.  Die  Indianerpuppensammlung  von  Frau 
A.  L.  Dickermann.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  354 
— 356  mit  8 Textabbildungen.) 

b)  Eskimo. 

Boas,  Frans.  Property  nwrk«  of  Alaskan  Eskimo. 
(The  American  Anthropologie,  N.  8.  voL  1,  1899, 
8.  601  f.) 

Hough,  Ph.  D.  Walter.  The  lamp  of  the  Eakimo. 
Washington  1898.  8°, 

Kroeber,  A.  L.  Animal  tales  of  the  Eskimo.  (Journal 
of  American  Folk-Lore,  vol.  12,  1899,  S.  17  {.) 

PreusB.  Die  ethnographische  Veränderung  der  Eskimo 
den  Smith-Sund«-».  (Ethnologisches  Notizblntt,  Bd.  f, 
Berlin  1899,  Heft  1.) 

Schenk,  A.  Note  «ur  dettx  eräne»  d'E*qnimaux  du 
Labrador.  (Bulletin  de  la  8oci4t4  Ninckltsloise  de 
gAographie,  tome  11  , 1899.  8.  166  f.  mit  2 Abbil- 
dungen.) 

c)  Indianer. 

Andre«,  Richard.  Alte  Trommeln  indianischer 
Medizinmänner.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  14  — 16 
mit  2 Textabbildungen.) 

Babcock,  W.  H.  The  Nanticoke  Indians  of  Indian 
river,  Delaware.  (The  American  Anthropologie, 
N.  8.  vol.  1,  1899,  8.  277  f.) 

Bach,  R.  Die  Indianer  Kanadas  im  Uebergange  zu 
sesshaften  Staatsbürgern.  (Globus,  Bd.  75,  1899, 
8.  271  — 274  mit  3 Textabbildungen.) 

Borgon,  Fanny  D.  Two  witch  stories,  told  by  a 
young  colored  girl  at  Chestertown,  Md,  (Journal  of 
American  Folklore,  vol.  12,  1899,  8.  »8  f.) 

Boas,  F.  Tradition»  of  the  Tillamook  Indians. 
(Journal  of  American  Folk  «Lore,  vol.  11  , 1898, 
8.  23  f.,  133  f.) 

Chamberlain,  A.  F.  American  Indian  naitit*  of 
white  men  and  women.  (Journal  of  American  Folk- 
Lore,  vol.  12,  1899,  8.  24  f.) 

Ehronreich , P.  Zur  Ornamentik  der  nord ameri- 
kanischen Indianer.  (Ethnologische»  Notizblatt,  Bd.  2, 
Berlin  1899,  Heft  1.) 

Ehronreich,  P.  Ein  Ausflug  nach  Tusavan  (Arizona) 
im  Sommer  1898.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  53—74, 
74—78,  91—95,  138—142,  154—159,  172—174  mit 
24  Textabbildungen.) 

Erforschung,  Die,  der  verzauberten  Mesa  (La  Me*a 
eucantada)  durch  F.  W.  Hodge.  (Globns,  Bd.  75, 
1899,  ß,  155—159  mit  7 Textabbildungen.) 

Fewkee,  J.  W.  The  growth  of  the  Hopi  ritual. 
(Journal  of  American  Folk -Lore,  vol.  11  , 1898, 
8.  173  f.) 

Fewke* , J.  Walter.  The  wiuter  solstice  altars  at 
Haue  pueblo.  (The  American  Anthropologist,  N.  8. 
vol.  1,  1899,  8.  251  i.  mit  Abbildungen.) 

Fewkes,  J.  Walter.  The  Al«'»*aka  cult  of  tbe  Hopi 
Indian».  (The  American  Anthropologist,  N.  8.  vol.  I, 
1899,  8.  522—544.) 

FillmorO)  J.  C.  The  harmonic  structure  of  Indian 
nnixic.  (The  American  Anthropologist,  N.  8.  vol. 
1,  1899,  8.  297  f.) 

Fletoher,  Alice  C.  The  Significance  of  the  Scalp- 
Lock.  A study  of  an  Omaha  Ritual.  (Journal  "f 
the  Anthro|tological  Institute  of  Great  Britain  and 
Irelund,  vol.  27,  1X98,  8-  436—450.) 


Digitized  by  Google 


Völkerkunde. 


111 


Fletoher,  Alice  C.  A Pawnee  ritual  ttsed  when 
changing  h m»D'8  name.  (The  American  Anthro- 
pologist, N.  8.  voL  1,  1H9®,  8.  82  f.) 

Friederici.  Die  Behandlung  weiblicher  Gefangener 
durch  die  Indianer  von  Nordamerika.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  256—261.) 

Gatschet.  -Real“,  ,true“  and  „genuine"  in  Indian 
languages.  (The  American  Anthropologin,  N.  8. 
vol.  1,  1899,  8.  155  f.) 

Hönning,  Ch.  L.  Die  Onondaga-Indianer  de»  Staaten 
New  York  und  die  Sage  von  der  Gründung  der  Con- 
föderatiou  der  fünf  Nationen  durch  Hiawatlm.  Auf 
Grund  eigener  Forschungen.  (Globus,  Bd.  78,  1899, 
8.  197—202,  222—226.) 

Hill -Tout,  O.  Note#  on  tlie  cosmogeny  and  history 
of  the  6quatni«ch  lud  iuris  of  British  Columbia. 
(Transactions  of  the  Royal  Society  of  Canada, 
2.  seines  111,  1898.) 

Hoffman,  Charles  G.  Die  Auswanderung  nord- 
amerikanischer  Indianer  nach  Mexiko.  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  306—307  mit  4 Textabbildungen.) 

Mason,  O.  Aborigiual  America u xootechny.  (The 
American  Anthropologist,  N.  8.  vol.  1,  1899,  8.  45  f.) 

Mason,  Otis  Tufton.  The  man's  knifc  amoug  the 
North  Aiiierirau  Indians.  A study  in  the  collections 
of  the  U.  8.  National  Museum.  (Annual  report  of 
the  board  of  regents  of  the  Bmitlisonian  Institution, 
ühowiug  the  Operation«  . . . of  the  Institution  for  the 
year  ending  June  30,  1897.  Rejiort-,  pari  1,  Washing- 
ton 1899,  8.  725 — 745  mit  17  Textabbild uugen.) 

Mc  Guire,  Joseph  D.  Pipe»  and  smoking  custoins 
of  the  American  Aborigines,  based  on  material  in 
tlie  U.  8.  National  Museum.  (Annual  report  of  the 
board  of  regents  of  the  Smithsonian  Institution 
«howiug  the  Operation«  ...of  the  Institution  for  the 
year  etidiug  Juue  30,  1897.  Report,  pari  1,  Washing- 
ton 1899,  8.  351 — 045  mit  1 Tafel,  4 Karten  und 
239  Textabbildungen.) 

Mooney,  James.  The  end  of  the  Natchez.  (The 
American  Anthropologist,  N.8.  vol.  1,  1899,  8.  510  f.) 

Mooney,  J.  The  Indian  Congress  at  Omaha.  (The 
Americau  Anthropologist,  N.  8.  vol.  1,  1899.  8.  126  f.) 

Morse,  Edw.  S.  Pre-Columbian  muskal  instrumenta 
in  America.  (Appleton’s  Populär  Science  Montlily, 
1899,  Marx.) 

Pokagon,  Simon.  O-gi-mäw-kwe  Mit-i-gwü-ki  (queen 
of  the  woods).  Also  brief  sketch  of  the  AJgaic 
(Algonquian)  language  by  chief  Pokagon.  Hartford, 
C.  H.  F.ngle  189®. 

Russell,  F.  Myths  of  the  Jicarilla  Apache?.  (Journal 
of  American  Folk-Lore,  vol.  11,  1898,  8.  253  f.) 

Tehlhionw&ke,  E.  Pauline  J.  Le?  femrae»  cbex  le* 
Iroquois  du  Canada.  (Revue  des ' revues  1898, 
Nov.  15.) 

Teit,  J.  Tradition!  of  the  Thompson  River  Indians 
of  British  Columbia.  Boston,  Iloughton,  MifTlin 
aud  Co.  1998. 

Totemsage,  Kine  indianische.  (Mutter  Erde,  Bd.  2, 
1899,  8.  35 — 36  mit  1 Textabbildung.) 

Sage  «1er  Menomini. 

Tylor,  Edward  B.  On  two  British  Coluntldan 
Houss  - Post»  witli  Totemic  Carving»  in  the  Pitt« 
River’»  Museum,  Oxford.  (Journal  of  the  Anlhro* 
pological  Institute  of  Great  Britein  and  Irtdaud, 
N.  8.  vol.  1,  1898,  8.  136—  137  mit  I Tafel.) 

Virchow,  Rudolf.  Vorführung  von  Sioux -Indianern 
in  Castan's  Panoptikum.  (Verhandlungen  der  Ber- 


liner Gesellschaft  für  Anthropologie,  Jahrg.  1898, 
8.  557  — 559.) 

Young,  Egerton  R.  Unter  den  Indianern  Britisch« 
Nordamerikas.  II.  Bd.  Auf  der  Indianerfiihrte. 
Uebervetzt  uud  bearbeitet  von  Julius  Richter. 
Götersloh,  C.  Bertelsmann  1899.  VI,  123  8.  mit 
Bildnis*  und  18  Abbildungen.  8*.  2 Mark. 

8.  Mexiko  und  Centralamerika.  — Wost- 
Indien. 

Below,  Ernst.  Mexiko,  Bkizzen  und  Typen  au»  dem 
Italien  der  neuen  Welt.  Mit  6 Illustrationen.  2.  Auf- 
lage. Berlin.  Allgemeiner  Verein  für  deutsche  Lite- 
ratur 1899,  362  8.  8 Mark. 

Deckert,  E.  Cuba.  Mit  96  Abbildungen  nach  photo- 
graphischen Aufnahmen  und  Kartenskizzen,  sowie 
1 färb.  Karte.  (Land  uud  Leute.  Monographion  zur 
Erdkunde.  In  Verbindung  mit  hervorragenden  Fach- 
gelehrten lierausg.  von  A.  Scobel.  II.)  Bielefeld, 
Velhagen  und  Kinsing  1899,  116  8.  gr.  8®.  3 Mark. 

Förstemann,  E.  Au»  dem  Inschriftentempel  von 
Palenque.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  77 — 80  mit 
Textabbildungen.) 

Föratemann,  E.  Drei  Inschriften  von  Palenque, 
(Globus.  Bd.  76,  1899,  8.  176  — 179  mit  Textabbil- 
dungen.) 

Haebler,  Konrad.  Die  Religion  des  mittleren 
Amerika.  (Darstellungen  aus  dem  Gebiete  der  nicht- 
christlichen  Religiotisgeachichte,  Bd.  14.)  Münster, 
AschendorflT  1899,  154  8.  gr.  8°.  2,5o  Mark. 

Hamy,  E.  T.  Codex  Ilorbonicus,  munuscrit  mexlcaiu 
de  la  bibliutkeque  du  Palais  • Bourbon  (livre  divina- 
toire  et  rituel  rtguri  l.  Paris,  Erncst  Leroux  1899. 

Angezeigt  in  L’ Anthropologie , tomc  10,  Psris  1899, 

8.  100  — 101. 

Hübener  , Th.  Reise  • Eindrücke  aus  Puertorico. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  133  — 138.) 

Kessler,  Graf  Harry.  Notizen  über  Mexiko.  Berlin, 
Fontane  1898,  t95  8.  mit  3 Lichtdrucktafeln.  8*. 
5 Mark. 

Angezeigt  in  Petermanu**  Mittheilungen,  Ud.  45,  189®, 
LitrraturWriclit  S.  131. 

Lemoke,  Heinrich.  Mexiko,  das  Land  und  seine 
Ii«ute.  Ein  Führer  und  geographisches  Handbuch 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  gegenwärtigen 
wirtschaftlichen  Verhältnisse  des  Landes.  Mit 
56  Abbildungen  im  Text,  12  Vollbildern  und  einer 
Kurte  iu  Farbendruck.  Berliu , Alfred  Schall  1900» 
VIII,  2 BL,  290  ß.  4®.  10  Mark. 

Lemcke.  Das  National getrünk  der  Mexikaner.  (Dem sehe 
Rundschau  für  Geographie  und  Statistik,  Jahrg.  21, 
Wien  1898/99,  Heft  7.) 

Martens , E.  von.  Purpur  - Färberei  in  Centn»  1- 
Ainerika.  (Verhandlungen  der  Berliner  Ge»ellschatt 
für  Anthropologie,  Jahrg.  1999,  8-  482  — 486.) 

Mayr,  Georg  von.  Mexikanische  Bevölkerungs- 
statistik. (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg. 
1899,  Nr.  190.) 

Niederlein,  Gustavo.  The  State  of  Nicaraguu  of 
the  Greator  Republic  of  Central  America.  Phila- 
delphia 1898,  93  8.  8«. 

Enthält  »tatifttisehe  Angaben  über  die  Bevölkerung  nnch 
amtlkhen  Quellen. 

Rat,  Joseph  Numa.  The  Carib  Langnage  a«  now 
spuken  in  Dominica,  West  Indies.  j Journal  of  the 
Anthrnpological  Institute  of  Great  Brituin  and  Ire- 
land.  vol.  27,  1898,  8.  293—315.) 


Digitized  by  Google 


112 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Sapper,  Carl.  Kim»;  Reise  im  entliehen  Honduras. 
(Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Jahrg.  1899, 
Nr.  197.) 

Sapper,  Carl.  Die  Payas  in  Honduras  (Globus, 
Bd.  75,  1899,  8.  80— 8JL) 

Sapper.  Carl.  Rin  Besuch  bei  den  Guatuso«  in 
Coetarwa.  (Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  348  — 353  mit 
Textabbildungen.) 

8eler,  Eduard.  Quetzalcountl-KukulcAn  in  Yucatan. 
(Zeitschrift  fiir  Ethnologie,  Juhrg.  30,  Berlin  1898, 
8-  377  — 416  mit  25  Textabbildungen.) 

Beier,  Eduard.  Allmexikanische  Studien.  IT.  Zauberei 
und  Zauberer  im  alten  Mexiko.  Die  bildlichen  Dar- 
stellungen der  mexikanischen  Jaliresfeste.  Die  18 
Jaliresfeste  der  Mexikaner.  (Veröffentlichungen  au» 
dem  kgl.  Museum  für  Völkerkunde  zu  Berlin. 
Bd.  VI,  1899 , Heft  i — 4.)  Berliu,  W.  Bpemann. 
111,  29  — 204  8.  mit  Abbildungen.  2®.  30  Mark. 

Referat  von  H.  Strebei  im  Internationalen  Archiv  für 
Ethnographie,  Bd.  12,  Leiden  1899,  8.  237  — 241. 

Beier,  Ed.  Hittelamerikanischa  Musikinstrumente. 
(Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  IM-  112  mit  9 Textabbil- 
dungen.) 

Beier,  Ed.  Die  Opferblutschale  der  Mexikaner.  (Eth* 
nologische»  Notixblatt,  B<1.  2,  Berliu  1899,  Heft  1.) 

Starr,  Frederick.  ßurvivalg  of  Paganism  in  Mexiko. 
(The  open  Court,  1899,  Juli  mit  Abbildungen.) 

Behandelt  die  Ucberreste  des  Heidenthums  unter  den 
christlichen  Indianern  Mexikos. 

Strebei,  Hermann,  lieber  Thierornamente  auf  Thon* 
gelassen  aus  Alt  * Mexiko.  (Veröffentlichungen  aus 
dem  kötiigl.  Museum  für  Völkerkunde  zu  Berliu. 
Bd.  VI,  Heft  I.)  Berlin,  W.  Spemann , 1899,  III, 
28  8.  und  B.  28a — e mit  19  Tafeln.  2°.  15  Mark. 

VgL  Globus,  Bd.  76,  1899,  8.  06  — 67. 

Thompson,  Edward  H.  Ruins  of  Xkichmook,  Yuca- 
tan. (Ficlü  Columbia»»  Museum.  Anihropological 
Serie«,  Bd.  II,  Nr.  3,  8.  207  — 249.)  Chicago  1898. 

Besprochen  von  E.  Sei  er  in  Peteraumn’s  Mittheilungeu 
Bd.  45,  1899,  Litemturbericht  S.  133—134;  von  Busch»» 
im  CentralMatt  för  Anthropologie,  Bd.  4,  Jen»  1899, 
S.  370  —371. 


4.  Südamerika. 

Brettes,  Joseph  le  comto  de.  Chez  le»  Indiens  du 
Bord  de  la  Coloinbie.  Bix  ans  d’exploralion  (Suite). 
(Le  tour  du  monde,  nouv.  «Iris,  ann£a  4,  1898, 
B.  433 — 48u  mit  4*2  Textabbildungen.) 

Ergebnisse  der  1890—1896  unternommenen  Reisen. 

Brinton , Daniel  O.  The  linguistic  cartography  of 
the  Obseo  region.  (Proceedings  of  the  American 
philosnpkical  ßoeiety.  Philadelphia.  Vol.  37,  Dec. 
1898,  Nr.  158,  8.  178  — 205  mit  l Karte.) 

Brinton , Daniel  G.  On  two  unclassilied  recent 
vocabuiaries  frorn  South  America.  (Proceediugs  of 
tlie  American  philosophical  Society.  Philadelphia. 
Vol.  37,  Dec.  1898,  Nr.  158,  ß.  321—323.) 

Brinton,  D.  The  Calchaqui.  (The  American  Anthro- 
pologist,  N.  8.  vol.  I,  1899,  8.  41  f.) 

Canatatt,  Oscar.  Das  republikanische  Brasilien  in 
Vergangenheit  und  Gegenwart.  Nach  den  neuesten 
amtlichen  Quellen  und  auf  Grund  eigener  Anscliauuug. 
Mit  66  Abbildungen  und  2 Karten,  Leipzig,  F.  Hirt 
und  8ohn  1899,  656  8.  gr.  8°.  12  Mark. 

Aageseigt  in  der  geographischen  Zeitschrift,  Jabig.  5, 
Leipzig  1899,  S.  173, 

Cordemoy , C.  do.  Au  Chili  (8uite).  (Le  tour  du 


monde,  nouv.  »Arie,  annee  4,  1898  , 8.  181  — 240  mit 
41  Textabhilduugen.) 

Coudroau,  Henri.  Voyage  entre  Tocantin»  et  Xingü 
3 avril  — 8 nov.  1898.  Paris,  Lahure  1899,  209  8. 
mit  78  Abbildungen  und  15  Karten.  10  fres. 

Angezrigt  in  Petcrmann**  Mitthrllungen,  Bd,  45,  1899, 
Literatur  bericht  S.  197. 

Daltcn,  O.  M.  An  Ethnographie*!  Collection  frotn 
Ecuador.  (Journal  of  the  Authropnlogical  Institute 
of  Great  Britein  and  Irelaud,  vol.  27,  1898,  8.  148 

— 155  mit  4 Textabbildungen.) 

Falkner,  Thomas.  Nachricht  von  der  moluchisclien 
Sprache.  Separat  und  unverändert  herausg.  von 
Jul.  Platzmanu.  Leipzig,  B.  G.  Teublicr  1899, 
21  8.  mit  1 Karte.  6°.  3 Mark. 

Gaillard,  A.  Le  curare.  Souvenirs  d’un  voyage 
dans  le  Haut  -Orenoque.  (Anjou  mtklical,  torne  6, 
Anger»  1899,  Nr.  8 mit  1 Abbildung.) 

Vgl.  L’Antbropologie , tome  10,  Paris  1899,  S.  603 

— 604. 

Greger.  Patagonien  und  seine  Bewohner.  (Deutsche 
Rundschau  für  Geographie  und  Statistik.  Jahrg.  21, 
Wien  1898/99,  Heft  5.) 

Hamy,  E.  T.  Notes  sur  les  Collection»  ethnogmpUi- 
que»  du  Jo»ep)i  Muneraty  (OrAnoque  et  Rio  Ncgro) 
couservöe*  au  Mu»4e  colonial  de  Marseiile.  Paris 

1898. 

♦Jaoquea,  M.  V.  Un  erftne  Pury  (BriaQ).  (Bulletin 
de  la  Bocidt^  d’ Anthropologie  de  Bruxelles,  tome  15, 

1899,  8.  231  f.) 

Koch,  Theodor.  Die  Anthropophagie  der  siidameri* 
klinischen  Indianer.  (Internationales  Archiv  för 
Ethnographie,  Bd.  12,  Leiden  1H9Ö,  S.  78 — 110.) 

Lamborg,  Moritz.  Brasilien.  Land  und  Leute  in 
ethischer,  politischer  und  volkswirtschaftlicher  Be- 
ziehung und  Entwicklung.  Erlebnisse,  Studien  mal 
Erfahrungen  wahrend  eines  20jährigen  Aufenthalte*. 
Mit  42  Tafeln  und  1 Karte.  Leipzig,  H.  Zieger  1899. 
VIII,  359  8.  gr.  8°.  18  Mark. 

Lehmann  -Nitache,  Robert.  Quelques  ob*erv»tions 
nouvelles  sur  Je»  Indiens  Guayaqui*  du  Paraguay. 
(Revista  del  Museo  de  la  Plata , tomo  9 , La  Plata 
1899,  8.  339  f.  mit  1 Tafel.) 

VgL  1/ Anthropologie,  tome  10,  Paris  1899,  S.  35« 
— 357;  CentralbUtt  für  Anthropologie,  Bd.  4,  Jen»  1899, 
S.  358. 

Lehmann  -Nitache,  Robert.  Troiz  eränet,  uii  tre 
pan6,  un  lfoionne,  un  perforA,  ronserves  au 
de  La  Plata  et  au  Mus^e  Natioual  de  Buenos  - Aires. 
Revista  del  Museo  de  La  Flata,  tomo  10,  1899,  8. 1 f- 
mit  5 Tafeln.) 

Angezrigt  in  l/Anthropologie,  tome  10,  Pari»  1899» 
S.  726—727. 

Lehmann*Nitsohe , Robert.  Weitere  Mittbeilungen 
über  die  Guayakia  in  Paraguay.  (Globus,  Bd.  76, 
1899,  8.  78 — 80  mit  1 Textabbildung.) 

Mil&nosio,  Domonico.  La  Patagnuia.  Lingua,  indus- 
tria , costumi  e religione  dei  Pntagoni.  Boesw** 
Aires,  Scuola  profes»tonnle  ßalesiaua  di  Tipografi» 
1898,  56  8. 

Absprechcndc*  Referat  im  CentrslbUtt  för  Anthr»»pologie 
Bd.  5,  Jena  1900,  S.  31  —32. 

Outes,  Felix  F.  Estudio»  etnogräfico*.  Printer» 
»erie.  Buenos- Aires  1899,  88  8.  8°. 

1.  Critica  »1  artirulo  „Origine*  Naeionnles“  del  EstaaUtno 
8.  Zrballos.  2.  Rrplira  at  Daniel  G.  Brinton.  3.  U* 
pohladore»  iudigrnas  de  Is  Gobcronrtfn  del  Rio  de  I» 
Plata  segän  un  documento  in&dito;  vgl.  Central  Matt  fsr 
Anthropologie,  Bd.  5,  Jena  1900,  8.  28—  30. 


Digitized  by  Googld 


Völkerkunde. 


113 


Pona,  Enrique.  Khmern  flu  «I«)  Cliaco.  Munuscripto 
d«l  CapiUn  de  ftvgata  Don  Juan  Francisco  Aguirre 
(1793).  (Bol.  dpi  Inst,  geogr.  Argent.  tom.  19,  1898, 
8.  464  -510.) 

Ziemlich  wertlilus;  vgl.  lYtonnn&ii's  Mitthriluage», 
Bil.  45,  1899,  Litrraturbcricht  S.  199. 

Regel , Fritz.  Kolumbien.  (Bibliothek  der  liindct- 
kuude,  Bd.  7,  8.)  Berlin,  Alfred  Schall.  (1899J 
XU,  274  8.  mit  Textabbildungen  und  1 Karte,  gr.  8 . 
8,50  Mark. 

Rtiiz,  Antonio.  Der  Bpnobttoff  der  guaranivchen 
Grammatik.  Ucbersetst  und  hier  uud  da  erläutert 
von  Julius  Platzmann.  Leipzig,  B.  G.  Teubuer, 
1898.  XX,  261  8.  gr.  8°.  20  Mark. 


Smith,  H.  J.  Animal  form*  in  anoient  Pcruviau  art. 
(The  American  Antiquarien,  troL  21,  1899,  s.  45  f.) 

Steinen,  W.  von  den.  Steintieile  der  Guaroyo- 
Indianer.  (Ethnologisches  Notizblntt  , Bd.  2,  1899, 
8.  35  f.) 

Steinen,  Karl  von  den.  Indianemkizzeu  von  Hercu- 
les HomU6.  (Globus,  Bd.  75,  1899,  8.  5 — 9,  30 — 35 
mit  21  Textabbildungen.) 

Suriname,  Kolonie.  Afbedditigen  betreffende  cultuui- 
gewassert , plantages , goudvtdden , volkstypeu  «S. 
llaarlem,  II.  Kleiuniaun  o.  Co.,  189N.  23  Lichtdruck- 
Tafeln  mit  1 Bl.  deutschem  und  holländischem  Text, 
qu.  2°.  10  Mark. 


Archiv  für  Anthropologin.  1kl.  XXVIJ.  (Vors.  d.  snthrop.  Ltt.) 


15 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


115 


IV.  Zoologie. 

(Von  Dr.  Max  Schlosser  in  München.) 

Literaturbericht  für  Zoologie  in  Beziehung  zur  Anthropologie, 
mit  Einschluss  der  lebenden  und  fossilen  Säugethiere, 
für  das  Jahr  1898. 

A.  Menschen-  und  Säugethierreste  aus  dem  Diluvium  und  der  prähistorischen  Zeit. 


Anderson,  J.  Notes  on  the  contents  of  a small  rave 
or  rocksbeiter  at  Druimvargie  Oban  and  of  Ihres 
shell  Hounds  in  Orontay.  Prooeeding*  of  the  ßociety 
of  the  Antiquaries  of  Scotland  1898,  Vol.  XXXII. 
p.  298  — .813.  Befer.  Götze  iu : Centralblatt  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1899, 
p.  279,  280. 

Dis  Höhle  enthielt  Aschenlagen  nebst  Knochen  von 
Hirsch,  Wildschwein,  Otter  und  einem  kleinen  Vogel, 
»ovrie  von  Fischen,  ferner  Muscheln  und  Krebse.  DleGeräthe 
bestehen  aus  Knochen.  Die  Muscbelhaufen  enthalten  ganz 
ähnliche  Ueberrcste.  Verf.  stellt  diese  Funde  in  die  Zeit 
der  Ablagerungen  von  Mas  d'Azil,  zwischen  der  älteren  und 
jüngeren  Steinzeit. 

Blasius,  Wilhelm.  Ueber  die  Vorgeschichte  und 
Frühgeschichte  de»  braunschweiger  Landes.  Corre- 
s (mode nzblstt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte  1898,  8.  106 
— 100. 

Die  Kii beiander  Höhlen  waren  vom  paläidithischen  Men- 
schen bewohnt.  Auch  bei  Watenstedt  sind  bearbeitete 
Khiiioceroaknochen  zum  Vorschein  gekommen.  Der 
Mensch  lebte  hier  mit  deT  alten  Fauna  zusammrn.  Der 
neolithischen  Zeit  gehören  tncgalithUche  Denkmäler  an, 
Lübbensteine,  Hüncnstrine  and  Steinkisten  griber.  Aus 
dieser  Zeit  liegen  viele  Steingeräthc  vor. 

Blasius,  Wilhelm.  Die  anthropologisch  wichtigen 
Funde  in  den  Höhlen  bei  Rübeland  a.  11.  Corre* 
spondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte  1898,  8.  109 
— 113. 

Von  den  einzelnen  Kammern  der  Hermannsböhl«  enthält 
nur  di«  oberste,  die  Bärenhöhle,  Beste  de«  Menschen, 
dagegen  enthält  die  Baumannshöhle,  obwohl  »ie  nur  au* 
einer  Klage  besteht,  doch  viele  Feuersteingeräthe  und 
bearbeitete  Knochen , meist  geschliffen , and  zwar  gehören 
diese  Knochen  zum  Theil  dem  Höhlenbären  an.  Kau- 
ri istisch  lassen  sich  in  diesen  Höhlen  zweierlei  Schichten 
nsters* beiden , die  ältere,  der  letzten  luterglarialieit  ent- 
sprechend mit  Höhlenbär,  Leopard,  Hyäne,  Kbiiioce- 
ros,  und  die  jüngere  mit  echter  Glsdalfaunu  — He  nt  hier, 
Lemming,  Schneehase,  Polarfuchs.  Renth lerreste 
sind  sehr  häufig.  Aber  auch  die  Steppenfauna  hat  Spuren 
hinterlassei»  — Springmnus.  Nachträglich  hat  aber  Ver- 
mischung dieser  Thierreste  stattgefunden , wohl  in  Folge 
von  durchatrömendem  Wasser  der  Bode , allein  es  sind 
doch  noch  immer  Terrassen  im  Hohlrnlehm  zu  beobachten. 


Auch  in  den  Schattkegeln,  deren  Material  von  oben  herab- 
gekommen  ist , lässt  sich  eine  Trouuung  der  älteren  und 
jüngeren  Fauna  wabmehmen,  l>esonder»  gut  in  der  Bau- 
mann«höble , wo  das  Material  augenscheinlich  durch  eine 
Spalte  herabgekommen  ist , die  auch  jetzt  noch  Thierreste 
der  arktischen  Fauna  enthält.  In  der  Banmannshöhle  und 
zwar  in  der  oberen  Ilöblenlehmtrrrft*»e  ist  auch  besonders 
deutlich  zu  sehen,  dass  der  paläolitbis«hc  Mensch  mit  dem 
Höhlenbären  zusammen  gelebt  und  dessen  Knochen  ver- 
arbeitet hat,  denn  gerade  hier  fehlt  die  jüngere  Glacial- 
faunn  mit  Reuthier. 

Boule,  Marcelin,  et  Louis  Fargos.  Le  Cantal. 
Guide  du  tonriste , du  naturaliste  et  de  l'nrcb^o- 
togue.  Paris,  Basaou,  1898.  136  p.,  38  2 Karten. 

Befer.  TOI  (artailhac  in  L' Anthropologie  1898, 
p.  455  — 461.  8 Fig. 

Liegt  nicht  vor. 

Der  Vulcan  von  Ca  »ul  brachte  in»  Miocän  Bauiltcmp- 
tionen.  Ueber  diesem  Materiale  liegen  Flusssande,  die 
Silez  enthalten,  welche  letzteren  aber  sicher  nicht  vom 
Menschen  bearbeitet  sind.  Später  erfolgten  Andeaiterup- 
tionen , and  im  Pliouiti  concentrirte  sich  die  vnleanische 
Thätigkeit  auf  einen  einzigen  Krater.  Die  späteren  Ab- 
lagerungen bestehen  aus  Andesitbrecden  und  verschiedenen 
Aschenlagen.  Zuletzt  erfolgten  die  PUoaoliteruptionen. 
An  den  Seiten  brachen  die  Didwabawlte  aus.  Noch  später 
war  das  Gebiet  vergletschert.  Beim  ersten  Auftreten  des 
Menschen  hatte  jedoch  die  Gegend  im  Wesentlichen 
das  nämliche  Aussehen  wie  in  der  Jetztzeit.  Die  ältesteu 
Spuren  des  Menschen  bestehen  in  Feuerstpingeräthen , die 
wohl  in  die  Zeit  vor  der  zweiten  Vergletscherung  zu* 
rückdstiren.  Die  Renthierzeit  ist  hier  nicht  vertreten, 
dagegen  um  so  besser  die  neulithlsche,  Ueräthe  aus  Hirsch- 
horn, desgleichen  auch  die  Bronzezeit. 

Boule,  Maroelin.  L’antiuuitö  1*  Komme  pur  nipport 
» Flpoque  glaciaire.  LAnthropologie  1898,  p.  357. 
Referat. 

Kicks  fand  angeblich  in  Höhlen  ton  Wale«  Rest«  des 
Menschen  zusammen  mit  Thiervn  aus  praglacialcr  Zeit, 
welche  Altersbestimmung  jrdoch  Autor  ernstlich  l*e- 
zweifelt. 

CapitAn  und  Emil  Collin.  Präsentation  d'un«  a^rie 
de»  pi^*ces  provenant  de  la  ballastiöre  d«  Chelles. 
Bulletin  de  la  Socio  te  d’ Anthropologie  1898,  p.  423 
— 424. 

Di«  Schotter  von  CWIlet  enthalten  ausser  den  paläo- 
lithiscben  Silez  auch  Rest«  von  Eleplias  primigenins, 

16* 


Digitized  by  Google 


116  Verzeichnis«!  der  anthropologischen  Literatur. 


de  1a  BoeieUä  d'Anthropologie,  Paris  1898,  p,  328 
— 335. 

I»  den  Ziegeleien  von  Hlevillc,  U Marc  aux  Clerc  uttd 
Friteuse  liegt  der  L&m  auf  Lehm  mit  Silc*  and  dieser  auf 
Eorin.  An  leUterer  Station  allein  kommen  Thierrcste  vor. 
Zwischen  den  vier  Lehmeu  »chalteu  »ich  hier  drei  klein« 
Lagen  mit  Schottern  eia.  Der  Huina«  enthalt  nur  neo- 
lithische  Reste.  Der  Lehm  unmittelbar  über  der  oberst  rtt 
Schotterlagr  schliesst  retouchirtr  Silex  ein , die  sich  mit 
solchen  aus  dem  5Ugdal*nien  vergleichen  lassen,  der  Lehm 
über  der  zweiten  Svhottcrlage  lieferte  Silex  mit  Mischung 
von  Moustier-  und  Aeheuleen- Merkmalen.  Auch  in  den 
tieferen  Schichten  kommen  solche  Silex  vor.  Am  selten- 
sten sind  die  des  Chell£o-Mousli£rien,  am  häutigsten  solche 
des  Mousti£nen,  etwas  weniger  häufig  die  von  Ctiellten- 
und  AcbetüUypus.  Die  beiden  erstgenannten  Lcx-alitäten 
zeigen  im  Wesentlichen  die  nämliche  Schichten  folge. 

Baton,  Q.  F.  The  Prehistoric  Fauna  of  Block  Island, 
aa  ittdkated  by  iu  Ancient  Shell  lieaps.  The  Ameri- 
can Journal  of  Science  aud  Art*.  Vol.  CLVI,  1898, 
p 137—169,  2 pl. 

Block  Island , zwischen  der  Insel  Long  Island  und 
Marth»«.  Wineynrd,  enthält  zahlreiche  Muschelhaufen,  bis 
zu  20'  mächtig,  die  tnno  als  KjökkemMöddinger  deutete, 
lu  der  Glazialzeit  waren  alle  drei  Inseln  mit  einander  und 
dem  Festland«  verbunden.  Jedenfalls  war  die  Landfauna 
bereits  vorhanden,  ehe  Block  Island  eine  Insel  wurde.  Die 
Muschel  häufen  sind  wohl  schon  entstanden,  ehe  sich  hier 
Indianer  niederlte**rn.  In  den  Muschelhaufrn  konnte 
Verfasser  nach  weisen  Rrste  von  Mensch,  Cerva»  vir* 
gininnns,  Canis  faroiliarit,  Ursns  nmericanns, 
Lutra  canadcusis,  Phoca  vituliua,  grocnlandica, 
Halichoerus  grypus,  Globiocephalus.  Castor 
canadensis,  A rvicola  riparia,  zahlreiche  Vogelarte«, 
Schlangen,  Landschildkröten,  Seefische  und  Meeresmollusken, 
Helix'  und  Stein-  und  Knachenwerkzeuge  — zum  Tbeil  aas 
Bäretiknochen  — nebst  Thongeschirreu.  Die  5fen»chen- 
reste  deuten  auf  Cannibalismus. 

Flacher,  Ludwig  Hans.  Eine  neolithinche  Ansiede- 
lung in  Wien  (Ober-St.-Veit)  Geroeindeberg.  Mitthfi- 
lungeu  der  anthropologischen  Gesellschaft  io  Wien, 
XX VIII,  1393,  6.  107  — 114.  76  Fig- 

Die  Thierreste  dieser  Station  vertheilen  sich  auf 
Schwein,  Pferd,  Rind,  Reh,  Hirsch,  Schaf  oder 
Ziege,  Hund,  Facha.  Am  häutigsten  ist  Rind  und 
Hirsch.  Die  Geweihe  sind  vielfach  xu  Gerät hen  ver- 
arbeitet , die  Knochen  fast  s&mmtlirh  zerschlugen.  Arte- 
fakte aus  Knochen  sind  nicht  selten  und  meist  zugrrpitzt. 
Die  Pferd  errate  gehören  einer  kleinen  Rasse  an.  Metall- 
gerät he  wurden  zwar  nicht  gefunden  , doch  lässt  di«  Be- 
schaffenheit mancher  Bein  - and  Geweihstücke  auf  den 
Gebrauch  von  Metall  scbliessen. 


autiquus,  Rhinocero»  Mercki,  Boa,  Equus,  Ursus 
spelaeus,  Hyaena  spelaea  und  Trogont hcrium. 

Iu  den  obersten  Schichten  unmittelbar  unter  dem  Humus 
finden  sich  auch  neolithische  Reste. 

Colini , G.  A.  II  aepolcrato  di  Remedello  aotto  nel 
Bresciano  e il  periodo  eneolitico  in  Itali«.  Bullet  suo 
di  paletnologia  italiaua.  Purina  1898.  p.  1 — 47,  88 

— 110,  206  — 260,  2ÖO  — 225. 

Der  Aufsatz  tat  bioss  archäologisch.  Für  diesen  Bericht 
kommt  er  mir  insofern  in  Betracht,  als  bei  Skeletten  auch 
Rente  von  Pferd,  Hund,  Sebweiu,  Hirsch  und  Rind 
(ür?)  gefunden  wurden.  Diese  Ucgräbnisss'ätte  gehört 
der  allerjüngttcn  Steinzeit  an.  Eine  kleine  Höhle  enthielt 
eine  Brr ccic  von  Men  sc  henk  machen  nebst  Thonscherben 
und  Knochen  von  Kind,  Schwein,  Hund,  sowie 
Conchjlien.  Die  Funde  haben  grosse  Aehnlichkeit  mit 
jenen  aus  den  liguriscben  Hüblengribera.  Höhlen  in  Sar- 
dinien, Piuuosa  und  Slcllleu  dienten  ebenfalls  als  Grab- 
stätten iu  der  neolitbischrn  Zeit.  Kiue  Höhle  bei  Cagliari 
enthielt  Reste  eine»  kleinen  Bo  Video,  von  Mufflon  und 
Raubt  liieren,  die  Station  von  Vülafrati  auch  Hund, 
Schwein,  Pferd,  Hausrind  und  Ziege. 

Cunnington,  William.  On  snme  Palneolithic  Imple- 
ment* frorn  tlie  Plrileau  grwvels  a>id  tlielr  Evidenc« 
concerning  Eolithic  Man-  The  geological  Magazine 
London  1898,  p.  237,  238.  The  Quarterly  Journal 
of  tbe  Geological  Bociety  of  London  1898,  p.  291 

— 300. 

Auf  dem  Kalkplaleau  von  Keut  kommen  nicht  selten  in 
den  Plateau-Schultern  anscheinend  bearbeitete  Silex  vor. 
Die  Schotter  hielt  man  früher  für  pllocftn.  Man  unter- 
scheidet zwischen  gespaltenen  pal äolit bischen  Gerfcihen  und 
Iwhnnenen  Edithen.  Letztere  sind  jedoch  überhaupt  nicht 
vom  Menschen  in  ihre  Form  gebracht  worden,  wohl  aber 
die  ersteren.  Mithin  haben  auch  jene  Schotter  palio- 
lithiüches  Alter.  Die  sogerinnntcn  colithischcn  Silex  ver- 
danken ihre  Form  natürlichen  Einflüssen  — Frost.  Ein 
Geröllstück  vom  Plateau  yon  Kent  zeigt  neben  Spuren  von 
Bearbeitung  auch  Kritzer,  wie  die  Moränrngetichiebc.  Diese 
Kritzer  sind  wohl  erst  später  entstanden,  die  Bearbeitung 
geschah  früher  und  zwar  durch  den  palidit bischen  51  en- 
schen. 

D&loau  f Fron  Cola.  Le*  gravure*  aur  roclier  du  In 
caverne  de  Pairnoo  Pair.  Actes  de  la  8ociet4  areh^o- 
logique  de  Bordeaux  1897.  Bef.  von  M.  Boule  in 
L'Anthropologie  1898,  p.  86  — 68  mit  Fig. 

Die  Hohle  von  Pairnon  Pair  Lei  Mariamp»  (Gironde) 
enthält  angrhlich  Ablagerungen  de»  Mou«ti«-rien,  Solutreen 
und  Magdulfaleu , jedoch  gehen  nicht  hlo»»  die  Reste  von 
Höhlenlöwe,  Höhlenhyäne,  Riesenhirsch,  Ren, 
Mammutli  und  Rhinoceros  durch  alle  drei  Schichten 
hindurch,  sondern  rs  finden  sich  iin  51ou»tifrirn  auch  Stein- 
geräthe  vom  Chelkentypo*  und  im  Solutrien  Elfenbein- 
gerätho,  die  sicher  dem  MagHal^nirn  angehören.  Am  wich- 
tigsten von  allen  Funden  sind  jedoch  die  an  den  Wänden 
der  Höhle  cingeritzten  Zeichnungen,  welche  Elephant, 
Pferd  und  Wiederkäuer  davstellen.  Ihre  Anfertigung 
soll  in  die  Zeit  de«  Solutr£en  lallen.  Aebnliche  Zeich- 
nungen kennt  man  auch  aus  der  Höhle  Ln  Mouthe  (Dor* 
dogne). 

Dola vaud,  H.  SlpulLurcs  n^olilhiques  duns  la  craie 
de  la  butte  de  Surville  pröa  Monterenu,  Sein«  et 
Marne.  L'Antbropologie,  Paris  1897,  p.  657  — 659. 

Diese  Grabstätte  aus  neolithischer  Zeit  enthielt  au*»*r 
zahlreichen  Men  schenknochen , Urnen  und  Steingrräthrn 
■uch  Reste  von  Boviden.  ln  der  Nachbarschaft  befinden 
sich  einige  künstliche  Höhlen. 

Dubua,  A.  ContributioD  k l’Rdd«  de»  «ipoques  pah'o- 
lithique»  et  nlolithiqucs  des  stations  de  Bleville,  la 
Marc  aux  Clerc*  et  Prileuse  prea  le  Hä  vre.  Bulletin 


Fritze,  Adolf.  Die  Stöckelhöhle  bei  ßöhnstelten- 
Fundbericht  au»  Schwaben  1897,  Jahrg.  V,  p.  18 
— 23.  Hef.  von  Deichraüller  in  Ceutrmlblatt  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1898, 
S.  393. 

Die  Höhte  war  vom  Menschen  immer  nur  vorüber- 
gehend besucht,  aber  nie  bewohnt.  Die  Kunde  besteh«» 
in  Fouerstcinuicssern  und  Thonscherben  und  in  Knochen 
von  recenten  Thieren , daneben  aber  auch  einige  K«*te 
vom  Wildpferd. 

Gaillard.  Sur  1*b ge  de*  gravier»  quatornaires  de  Vilie- 
franehe.  Rhone.  Comptfe*  rendua  de  rAcad^mit-  dw 
Sciences.  Paris  1898,  Tome  CXXVI,  p.  447,  448. 

Das  Alter  der  Schotter  von  Villefranebe  wnr  bisher  nicht 
vollkoxmuen  sicher  festgestellt.  Deptret  hielt  sie 
der  Merck  1 -artigen  R hi  nor er os zahne , di«  in  die*eu 
Schichten  gefunden  worden  sein  sollen , für  intergUcid, 
Boule  dagegen  für  ober  quartär  — M am m uthpsriade, 
letzte  Glacialxcit.  Das  genauere  Studium  der  aus  dieser 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


117 


Ablagerung  stammenden  Thierrcstr  bestätigt  nun  die  An- 
sicht Boule'*,  denn  eie  vertheiien  eich  auf  Elepha« 
primigenius,  Cervus  canadeqsis,  elaphus,  Uran- 
du«,  Bison  priscus,  Rhinoceros  tichorhinus, 
Kquus  caballus,  Castor  flber,  doch  kommen  auch 
Elepha?  mcridionali*  und  Rhinoceros  Mcrcki  vor, 
allein  die  Reste  dieser  beiden  letztgenannten  Arten  befinden 
•ich  hier  augenscheinlich  auf  sccundärer  Lagerstätte.  Alan 
kennt  auch  Silex  vom  Moustiertvpu*  au«  diesen  Schottern. 

G fitze , A.  Die  Schwedenschanze  von  Sokolnikl  bei 
Gultowy,  Kreis  Schroda,  Provinz  1’osen.  Nachrichten 
über  deutsche  Altcriliuinafumle  1898,  S.  84,  85. 

In  dem  Graben  diese«  Walte*  fanden  aich  Reste  ton 
Hnusschwein,  Kalb,  Ziege,  Pferd.  Das  Alter  ist 
nicht  genau  zu  ermitteln,  da  nur  spärliche  Geschirrt  nimmer 
vorliegen. 

Gr&bowsky,  F.  Neue  neolithische  Fundstellen  iin 
Herzogtlium  Br»uu*cbweig.  CorreapoinlenzblaU  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie 
und  Urgeschichte  1898,  8.  1 57,  158  und  ürnbowaky- 
Telge.  Ueber  einige  im  Tlmle  der  Lippe  bei  Wesel 
entdeckte  ueolithische  Fundstellen.  Ibidem,  8.  158 
— 180. 

Bei  und  in  Braanschwcig  befinden  sich  neolithische 
Stationen,  ebenso  bei  Ilotzminden  und  im  Thale  der  Lippe. 
Sie  enthalten  auch  Knochenreste. 

Green wood,  George.  Ossiferous  Caves  in  tbe  Baaque 
Count  ry,  Bnyonne.  The  geological  Magazine.  Loudon. 
1898,  p.  384. 

Bei  Isturitx  im  Bnskenlamle  befinden  sich  mehrere  reiche 
Knochenhöhlen , deren  Inhalt  — Höhlenbär,  Pferd, 
Steinbock  und  «ohl  auch  Spuren  des  Menschen  — in 
der  untoisiändigsten  Weise  \erschleudert  wild. 

Gross,  V.,  und  Virchow,  Rudolph.  Ein  Gräberfeld 
der  Teile- Periode  vou  Veray.  Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Antlitopologie , Ethnologie 
uul  Urgeschichte  18M,  8.  1 Fig. 

Aus  dem  Gräberfelde  von  Veray  untersuchte  Virchow 
einen  weiblichen  menschlichen  Schädel  und  andere  Menschen- 
kuochen,  deren  Erhaltungszustand  mit  dem  der  Reste  au» 
der  Pfalilhnuzcit  überciiistimmte.  Von  Thicren  wurden 
nachgewriesen  Hirsch,  Schaf,  Ziege  und  Hund. 

GroM,  V.  Schädel  aus  dein  Ufergtbliti  den  Bieter 
See».  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschart  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1898, 
8.  471,  47!>. 

Profil  zu  dem  Funde  des  Sihüdrl«.  Es  handelt  »ich  um 
einen  Pfahlbau. 

Hftnsson.  En  slenaldere  boplat«  pa  Gotland  Bvenaka 
foiminiieiis  fuienigeiiB  Tid*krift  Stockholm  1897, 
lhl.  X.  p.  I — 18  mit  IS  Fig.  lief,  von  O.  Almgren 
iu  Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethnologie  uud 
Urgeschichte  1898,  8.  311. 

Im  Kirchspiel  Nae»  aul  Gotland  faud  Verf.  eine  nco* 
lithi»che  Station  mit  weh*  Feuerwellen  und  Knochen  von 
Seehund,  Wildschwein,  Hund,  Fuchs,  Hase,  Igel, 
Hausse)»  wein,  Vögeln  und  Fischen. 

Ilioks,  Henry.  On  tbe  Eridencea  of  the  Amiquity  of 
Mn n fournished  by  Ossiferous  Cn venia  in  Glaciated 
Districts  in  Britain.  QttltlVlj  Journal  of  the  Geo- 
logien! Society  London  1898,  p.  LXXV111  — CU. 

Die  Frage,  oh  der  Mensch  bereit»  in  der  Glacialzrit 
oder  sogar  schon  früher  iu  England  existirt  hat,  lässt  sich 
am  ehesten  durch  die  Untersuchung  de*  Inhalts  der  Höhlen 
beantworten  , welche  sich  in  dem  ehemals  vergletscherten 
Gebiete  befinden.  Die  Tertiürzeit  ist  hier  augenscheinlich 
durch  keine  Lücke  vom  (Quartär  getrennt.  Die  plioeäne 
Fauna  zeigt  oft  Mischung  mit  den  Thicren  eines  kalten 
Klimas. 

Für  North  Wales  und  das  nordwestliche  England  lässt 


»ich  fest  »teilen,  dass  schon  un  lliocän  die  Entstehung  der 
jetzigen  Flüsse  begonnen  hatte , welche  dann  Material  von 
den  höheren  Punkten  herabführten  und  auch  in  die  Hohlen 
rinschwemintm.  Ent  auf  diesen  Flussabtagerungen  häuften 
sich  die  Thierreste,  uud  zwar  hillirlltswn  hier  zürnt  die 
Arten  eines  warmen  Klimas  — Hyaena  — ihre  Ueberreste. 
Mit  Zunahme  der  Kälte  wunderten  arktische  Formen  ein, 
und  e»  fand  Mischung  der  Fauna  statt,  uud  in  Folge  des 
V’orrucken»  der  Gletscher  wurde  endlich  die  gewannst* 
Thicrwelt  vertrieben. 

Was  die  Fynnon  Beunohöhle  betritt,  so  lassen  sich  hier 
folgende  Perioden  feststellen:  Zuerst  wurden  Flussgerölle 

eingesehwemmt,  als  der  Eingang  sich  noch  in  gleicher 
Höhe  mit  dem  Ftune  befand.  Ala  sich  dann  das  Thal 
vertiefte,  wurde  die  Höhle  von  Hyänen  und  gelegentlich 
auch  vom  Menschen  besucht.  Die  Hyänen  verlies«»» 
die  obere  Höhle,  alt  das  Eis  und  der  Schnee  vorrückten. 
Während  der  Eingang  der  Höhle  geschlossen  war,  bildete 
sich  die  Sinterdecke.  Beim  Abochmelien  des  Eises  drangen 
Wasser  in  die  Höhle  ein,  zerbrachen  die  Stalagini t endet ke 
und  vermengten  deren  Trümmer  mit  aufgewühlten  K muhen 
und  mitgetuhrtem  Gr*tein*inuteriale.  Viele  Knochen  wurden 
bei  dieser  Gelegenheit  in  Spalten  geschwemmt.  Beim  Vor- 
dringen des  Eise*  gelangte  viel  Muränenmaterial  in  die 
Höhle,  ln  der  Postglarialzcit  wurde  da»  vor  der  ilöblc 
angesamtntke  Morinrnmaterial  zum  Thcil  wieder  wegge- 
führt und  der  Eingang  wieder  frei,  ln  dieser  Höhle  fanden 
sich  Stein  gerät  he  de*  palaolithbchen  Menschen  Heben 
Resten  von  Mammut!»  und  Rbinoceros  unter  derStolag- 
miteudecke,  so  das*  an  der  Gleichzeitigkeit  des  Menschen 
mit  jenen  Thieren  kein  Zweifel  bestehen  kann. 

Die  Cae  Gwyu -Höhle  enthielt  zu  ohrrst  rothe  Hohlen* 
erde,  darunter  eisenschüssigen  Lehm  und  Knlkinatrriul. 
Erst  darunter  folgte  der  eigentliche  llöbtenlchm  mit  erra- 
tischen Gerollen,  mithin  gleichaltrig  mit  dein  Geschiebe* 
lebm.  Die  Knochen  sind  offenbar  in  dieser  Periode  aus 
ihrem  eigentlichen  Lager  aufgewühlt  und  ln  regelloser 
Anordnung  wieder  abgelagert  worden.  Zu  bemerken  sind 
llenthierreste  and  tiu  Stein  Werkzeug;  nn  einer  Stelle 
fanden  sich  Reste  von  Mammut)»  und  Rhinoceros. 
Ausserdem  kennt  man  au*  dieser  — vielleicht  aber  auch  aus 
der  vorigen  — Höhle  Höblcnlöwe,  Hyaena  cröcuta, 
Wolf,  Fuchs,  Bär,  Dach«,  Eber,  Riesenhirsch, 
Edelhirsch,  Reh,  Ren,  Pferd.  Die  Schichte ufolge  ist 
von  oben  nach  unten  Geschiebelchm , nn  der  Basis  mit 
Muscheln,  Sand  und  Gerölle,  geschichteter  Lehm.  Knochen- 
führender  Lehm  vor  und  hinter  dem  Eingänge,  ln  der 
gegenüberliegenden  Ty  Nrwyddhöhle  bestehen  die  tiefsten 
Schichten  au«  Geschieben , deren  Material  in  der  Nachbar- 
schaft ansteht,  erst  darüber  kommt  der  glaciale  üeschiehe- 
lehro.  Auch  in  den  Höhlen  auf  der  Westseite  des  t'lwyd- 
Thale«  liegt  da*  erratische  und  marine  Material  auf  dem 
eigentlichen  Höhlenlehm.  Man  kenut  aus  diesen  Höhlen 
Elephas  nntiquus,  llippopotamus,  Rhinoceros, 
Bison,  Ren,  Höhlenbär,  Hyäne  und  Gulo. 

Die  t'oygan-Iiöhle,  Caennnrtbenshire , lieferte  unzweifel- 
hafte Beweise  für  die  Gleichzeitigkeit  des  paläoüthischen 
Menschen  mit  dernlten  PkUtoränfauna.  Die  hier  gefundenen 
Knochen  des  Maturouth,  Pferd,  Rhinoceros  ticlio- 
rhinus  und  Ren  sollen  nach  Bovd  Dawkina  von  den 
Hyänen  eingesrhleppi  worden  sein.  Rhinoceros  ist  hier 
auffallend  häufig.  Der  Mensch  ist  hier  Idos*  durch  eine 
knöcherne  Ahle  und  ein  paar  Sleingeräthe  vertreten.  Der 
neolithiach« Mensch  fehlt  vollkommen.  Spatere  Unter- 
suchungen ergaben  dagegen  die  Anwesenheit  von  Bison, 
Ur,  Riesen-  und  Edelhirsch,  Höhlenlöwe,  Höhlen- 
und  brauner  Bär.  Die  Höhle  liegt  gerade  an  der  Grenze 
des  Glacialgebietcs  und  wur  daher  noch  länger  bewohnt 
als  die  übrigen  genannten  Höhlen.  Immerhin  war  das 
Gebiet  während  der  Vergletscherung  und  der  darauf  fol- 
genden Senkung  de»  Lande*  unter  den  Meeresspiegel  für 
Thierc  nicht  zugänglich. 


Digitized  by  Googf 


118 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Die  Victoria- Hohle,  Seit!«  Yorkshire,  war  in  der  PrÄ- 
glacialzeit  Ton  ausgcstorbenen  Thiercn  bewohnt,  deren  Heute 
dann  später  Ton  Moränenmaterial  bedeckt  worden.  Man 
kennt  von  hierKlephns  antiquus,  Khinoceros  lepto- 
rhinua,  llippopotani us,  Hyäne,  Blr , Edelhirsch. 

In  den  schottischen  Höhlen  sind  bis  jetzt  noch  keine 
Sporen  des  paläolilhischen  Menschen  gefunden  worden, 
wohl  aber  konnten  auch  hier  Reste  der  genannten  Thiera 
nachgewiesen  werden  und  zwar  in  oder  unterhalb  der 
Glacialablagerungcn.  Nach  Howorth  liegen  die  Schichten 
mit  Mamrauth  stets  unter  den  GlarialMhichten.  Geikie 
unterscheidet  in  Schottland  einen  oberen  und  einen  unteren 
y Geschiebelehm,  von  denen  der  letztere  niemals  geschichtet 
ist  und  oft  Sandlagen,  Spuren  von  Laudvegetation  und 
Mammuth  und  Reu  enthält,  zuweilen  auch  arktische 
marine  Muscheln.  Die  Einlagerungen  von  Sand,  Lehm  und 
Geröll  in  den  Grschiebelehmen  veranlagten  Geikie,  fünf 
Vergletscherungen  am  «nehmen,  die  durch  vier  Intcrglacial- 
perioden  mit  milderem  Klima  von  einander  getrennt  waren. 
Der  Mensch  kam  nicht  vor  der  zweiten  Eiszeit  nach  Gross- 
britannien;  erst  in  der  zweiten  Intergiacialzeit  — Stufe 
des  Klephst  antiquus  — werden  seine  Spuren  häufiger. 
Der  paläolithische  Mensch  ist  in  Nordwesteuropa  auf 
die  Zeit  vor  der  dritten  Vergletscherung  beschränkt. 

ltn  östlichen  England  war  damals  dos  Land  viel  aua- 
gedehnter  als  heutzutage,  denn  ein  Theil  der  jetzigen  Nord- 
see lag  trocken.  Auch  hier  mischten  sich  südliche  und 
nördliche  1 hierarten.  Nach  Phillips  wären  die  Ilessle- 
Srhotter  mit  Mnmrouth  prüglacial,  da  sie  von  Gescbiebe- 
lehm  bedeckt  werden.  Nach  Lamplugh’s  Untersuchungen 
ist  auch  die  Fauna  der  sogenannteu  8« wer by’ sehen  Infra- 
glacialbe-is  die  nämliche  wie  aus  der  Kirksdale-Höhle.  An 
dieser  Local  itat  entstanden  zu  Anfang  der  Gladalzeit  Saud- 
dlinen.  Das  Klima  war  zuerst  nur  feucht,  aller  noch  nicht 
besonders  rauh,  erst  bei  der  Hebung  des  Landes  wurde  die 
Kälte  intensiver.  Zuletzt  wurde  die  Nordsee  fast  ganz  vom 
Eis  ausgefullt. 

Die  Fauna  des  Norfolk-Porestbed  ist  im  Ganzen  die  Däm- 
liche wie  jene  der  genannten  Höhlen  in  North  Wales 
und  Vorkshire.  Auch  die  Ueberlagerung  dieser  Schichten 
durch  den  mächtigen  Geschirbclrhm  bildet  ein  Analogon 
zu  den  Verhältnissen  in  jenen  Höhlen  im  Clwyd-Thale,  wo 
ebenfalls  die  tiefen  Schichten  pleistocaue  Thierreste  und 
Raumstämmc  enthalten.  Wie  in  jenen  Höhlen  ist  auch  die 
Fauna  des  Korest  Wd  eine  Mischung  von  nördlichen  und 
südlichen  Arten.  Seine  Fauna  setzt  sich  zusammen  aus 
Elephas  antiquus,  primigeniua,  Hippopotamus 
ampbibius,  Equua  caballua,  Sus  scrofa,  Bison, 
Ovibot  moschalu»,  Cervus  elaphua,  capreolus, 
megaceroa,  Machairodus,  Cants  lupua,  vulpea, 
llyacna  crocuta,  Uraus  apelaeua,  Gulo  luscua, 
Lutra  vuigarla,  Arvicola  amphlbius.  Bei  der  Zu- 
nahme der  Kälte  wunderten  die  südlichen  Arten  zuerst  au*. 
Sie  sind  auch  älter  als  die  nordischen.  Letztere  blieben 
auch  «ährend  der  F.iszeit  in  dem  eisfreien  Gebiete  zurück 
— Mammuth,  Hhinoceroa  — , doch  wurtlen  auch  sie 
endlich  durch  die  Fluthen,  die  durch  das  Abschmrlzen  dea 
Eises  entstanden,  vertrieben.  Ihre  Reste  tinden  sich  immer 
nur  in  oder  unter  Ablagerungen  der  Eiazeit,  niemals  in  post* 
glacialen , so  dass  es  ganz  unwahrscheinlich  ist,  dass  sie 
nach  der  Eiszeit  wieder  zurückgekehrt  wären. 

Nach  Prestwlch  sind  die  Hochterrassenschotter  im 
Sommetbale  am  Anfänge  der  Eiszeit  entstanden,  di«  Mittel- 
terrasscu  entstanden  durch  die  Vertiefung  der  Thäler 
während  und  nach  der  Eiszeit,  die  Ablagerung  der  Sieder- 
terrassenschotter endete  mit  dem  Auf  hören  dieser  Ur- 
sachen. 

ln  England  erschien  der  Mensch  schon  in  der  Präglai ial- 
zeit,  der  wohl  auch  noch  die  Silex  vom  PUteau  von  Kent 
und  Sunex  angehören,  ebenso  auch  die  Hochterrassen  im 
Sommethale  bei  Amiens,  an  der  Seine  bei  Paria  und  dem 
Avonthale  bei  Salisbur y , jedoch  ist  präglacial  als  Zeit  vor 


dem  Vordringen  der  Gletscher  und  nicht  als  Zeit , wo  et 
noch  krine  Gletscher  gab,  zu  detiniren. 

In  seinem  Resum£  änssert  sich  Verf.  dahin,  da»*  die  aus- 
gestorbenen  , in  den  Hohlen  von  Wnles  gefundenen  Säogr- 
thierarten  und  ebenso  auch  der  mit  diesen  jedenfalls  gleich- 
zeilig  lebende  Mensch  der  PräglaciaLzeit  angehören.  Durch 
das  Vordringen  der  Gletscher  wurden  die  ThUrr  und  dir 
in  ihnen  befindlichen  Höhlen  vollständig  abgesperrt,  doch 
wurde  öfters  in  die  Höhlen  Moränenmatorial  eingeschnrmat 
und  der  Höhleninhalt  aufgewühlt.  Zur  Zelt,  als  dieHyieea 
lebten , mischten  sich  bereits  Arten  eines  kalten  Klimas 
mit  den  bis  dnbin  allein  vorhandenen  Arten  eine»  wannen 
Klimas. 

Housd,  E.  Pescription  d'une  mandibulu  quaternaire. 
Bulletin  de  U soeiött*  d’Anthropologie  de  Bruxelles 
1896/07,  p.  213.  Baf.  von  liovorka  in  Centr&lblait 
für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  169», 
8.  365. 

Der  Kiefer  stammt  aus  dem  Diluvium  von  Wy  1x6  Lim- 
burg und  zwar  aus  einer  Tiefe  von  6 m. 

Ihering,  H.  v.  Ueber  die  vermeintliche  Errichtung 
der  8*tnbftqu6s  durch  den  Meuachen.  Verhand- 
lungen der  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie 
und  Lrrgeschiohte,  Berlin  1898.  8.  454  — 460. 

An  deu  Kütten  von  Brasilien  tinden  sich  die  Sambaqa^, 
die  man  bisher  für  künstliche  Aufschüttungen  hielt,  und 
als  Kjökkenmöddinger  betrachtete,  die  aber  natürliche  Az- 
häufungen  von  Muschel  häufen  sind  und  der  Thätigkrit  dtt 
Wellen  ihre  Entstehung  verdanken.  E»  kann  da»  übriget- 
auch  für  viele  europäische  Kjökkenmöddinger  zutrefre. 
Ala  Spuren  des  Menschen  dürfen  «ie  nur  gedeutet 
werden , wenn  sie  Menschenreste  enthalten. 

Koller,  Konrad.  Die  Abstammung  unserer  Hansthierv. 
Nach  dem  Bef.  von  Bottger  in  Zoologischer  Garten 
1808,  8.  196,  197. 

Die  Geschichte  der  Hnuslhierc  lässt  sich  nur  wt 
Hülfe  der  prähistorischen  Forschung  ermitteln,  auch  ■»*» 
ausserdem  der  Ilauttlm-rbesland  wilder  Volker  verglüh« 
werden.  Unsere  Hausthierc  sind  nicht  sammt  und  soodm 
zwischen  Ural  und  Kaukasus  in  Europa  ringewaodert. 
sondern  sie  haben  mehrfachen  Ursprung,  theils  afrikanweb«- 
theils  asiatischen.  Der  llnnd  setzt  sich  aus  einer  nördlich« 
und  einer  südlichen  Kasaengrupp«  zusammen  — die  leUur? 
umfasst  die  Pariahunde  des  südlichen  Asien«  und  Anitr»* 
liens  und  die  Windhunde.  Alle  übrigen  sind  in  »«d- 
liihen  Gebieten  zu  Hause.  Das  Pferd  tritt  ent  in  Att 
Bronzezeit  auf  (?  Ref.),  der  Hund  schon  in  der  jungem 
Steinzeit.  Da»  grosse  Pferd  ist  in  Europa  elnheimiMä, 
der  Esel  in  Afrika,  eltenao  die  Katze.  Schaf  und  Ziege 
treten  zuerst  in  den  Pf«  hl  bauten  auf  und  sind  wohl  *“* 
Asien  gekommen.  Von  den  Rindern  stammt  d«  Fleck- 
vieh jede utall*  vom  europäischen  primigeuius,  da»  Br*«*- 
viel»  geht  jedoch  auf  das  afrikanische  Buckelrind  rnröcl. 

Kennard,  A.  Santor.  The  Authenticity  of  PkW* 
Hin.  Natural  Science.  ToL  12.  1898.  p.  27— M o»'1 
Abhott,  Lewis  W.  B.  The  Authenticity  of  Plate»“ 
Implement«.  Natural  Science.  VoL  12.  1898.  p.  H* 

— 116.  4 pL 

Beide  Autoren  sprechen  sich  dabin  aus , da«  « 
bei  den  Silex  vom  Plateau  von  Kent  wirklich  um  SU*»- 
ge  rät  liv  des  paläolitbischen  Menschen  handelt. 

Kfia,  Martin.  Ueber  die  Quartürxeit  in  Böhmen  und 
ihre  Beziehungen  xttr  tertiären  Epoche.  Mitthes- 
Jungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  io 
XXVIII.  Bd.  1898.  p.  1 —34. 

Im  Miocän  reichte  vom  Wiener  Becken  ein  Meerr»4^' 
nach  Mähren  hinein.  Das  Wiener  Becken  selb**  ***_ 
sowohl  mit  den  Meeren  im  Westen  ala  auch  mit  j*“w 
Outen  in  dirertcr  Verbindung.  Während  der  ponti«i<* 
Stufe  war  letzteres  jedoch  nur  mehr  mit  dem  »rd«^*' 
tischen  Meere  verbunden,  und  gegen  Ende  de*  Teftl4n 


Digitized  by  Goog 


119 


Zoologie. 


wurde  auch  dieses  (Jebiet  Festland.  Unter  den  mährischen 
Fundorten  thierischer  uud  menschlicher  Uclwrreste  ver- 
dient die  Kninahühle  bei  flloup  hervorragende»  lntere*»f, 
denn  in  ihren  16  m mächtigen  Ablagerungen  sind  alle 
Perioden  des  Quartär*  vertreten.  Diese  Höhle  hat  folgen- 
des Profil: 

a)  12  m Kalkschotter  und  Lehm  mit  Resten  von  grossen 
Grussfressern  und  Carnivoren  — priglaclat; 

b)  .1,60  m Kalkschotter  und  Lehm  mit  ähnlichen  Thier- 
resten, zugleich  aber  mit  solchen  von  arktischen 
Thieren  — glacial; 

c)  im  oberen  Theile  fehlen  jedoch  die  glacialen 
Thiere,  dagegen  sind  die  Steppenbewohner  sehr 
häufig,  daneben  aber  noch  Mammuth  und  Rhino- 
ceros; 

d)  schwarze  Schicht  mit  Resten  von  Haus  thieren. 

Ausserhalb  der  Höhlen  sind  die  Quartärablageruugen 

durch  Fluasbildungcn  und  durch  den  inharrischcn  lis» 
vertreten.  Namentlich  der  Löss  zeichnet  »ich  durch 
organische  Einschlüsse  aus  und.  zwar 'lässt  sich  auch  hier 
eine  präglariale,  glacial«  und  postglneiale  Fauna  unter- 
scheiden. 

Wenn  wir  die  Fauna  aller  dieser  Ablagerungen  als  ein 
Ganzes  betrachten,  so  haben  wir  zu  unterscheiden  zwischen 
domesticirten  und  wilden  Thieren.  Von  den  Hauslhiercn 
ist  das  Geflügel  und  die  Katze  sicher  erst  in  histo- 
rischer Zeit  bei  uns  eingrfiihrt  worden,  das  Pferd  hin- 
gegen ist  schon  früh  domesticirt  worden  und  muss  zum 
Theil  von  dem  europäischen  Wild pferd  abgeleitet  werden. 
Die  Herkunft  des  Rindes  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit 
ermitteln.  Es  tritt  schon  früh  auf  und  lebte  sogar  noch 
xuaammen  mit  dem  Ur.  Ziege,* Hund  und  Schaf  sind 
wohl  ich  verlieh  ursprünglich  in  Europa  zu  Hause.  Das 
zahme  Schwein  hingegen  darf  vielleicht  vom  Wild- 
schwein abgeleitet  werden.  Die  wild  lebenden  Thiere 
des  Diluvium  be wohnen  zum  grossen  Theil  noch  jetzt 
unser  Gebiet.  Von  den  ausgestorbenen  Thieren  war 
Mammuth  circumpolar , Rhinoreros  dagegen  auf  die 
alte  ^elt  beschränkt.  Der  Höhlenbär  scheint  aus 
Sibirien  eingewandert  zu  sein,  das  nämliche  gilt  auch  vom 
Riesenhirsch;  aurh  Hühleulüwe  und  Höhlenhyane 
dürften  aus  Asien  stammen.  Ren,  Eisfuchs,  Schnee- 
hase, Lemming,  Moschusochse,  Schueehuhn  uud 
Schneeeule  kamen  jedenfalls  aus  arktischen  Ländern, 
dagegen  die  anfangs  noch  mit  ihnen  zusammen  lebenden 
Steppenthiere  — Saiga,  Lagomys,  Cricetus  phaeus, 
Arctomys  bobac,  Sper mophi lus  rufescens,  Alac- 
jaculus  und  Arvicola  gregalis,  au»  dem  öst- 
lichen Europa  und  dem  westlichen  Asien. 

Verf.  geht  nun  auf  die  Beziehungen  dieser  Arten  zu 
den  Säugethieren  de*  Tertiär«  und  die  Trrtiärf%unen  der 
verschiedenen  Conti nrnte  ein,  ohne  jedoch  Neues  zu  brin- 
gen. Die  älteste  Diluviulfauua,  die  des  Forestbed,  enthält 
noch  plioräne  Arten  neben  der  eigentlich  quartären,  welche 
letzteren  jedenfalls  aus  Asien  stammen  und  nicht  etwa 
endemisch  »ich  aus  solchen  des  Tertiärs  entwickelt  haben. 
— Bedürfte  wohl  noch  eines  genaueren  Studiums.  Ref.  — 

Eingehend  behandelt  Verf.  auch  die  gewaltigen  Ver- 
änderungen, welche  unsere  Flora  im  jüngeren  Tertiär 
und  im  Quartär  erlähren  bat.  Er  kommt  zu  dem  Schluss, 
duss  unsere  Waldbäume  und  Sträucher  eircampolaren  Ur- 
sprunges  und  erat  am  Schluss  des  Pliocän  bei  uns  einge- 
wandert  sind,  und  zwar  erfolgte  ihre  Verbreitung  radial 
nach  Süden,  sowohl  in  Europa  und  Asien,  als  auch  in 
Nordamerika.  Die  europäische  Tertiärrtora  erlag  zum 
Theil  der  Verschlechterung  des  Klimas , theil»  wunderte 
sic  nach  Asien  aus.  Die  Abkühlung  der  Temperatur  be- 
gann in  Grönland  schon  im  älteren  Tertiär,  in  Europa 
erst  im  Pliocän,  Bei  Beginn  des  Quartär  herrschte  bei 
uns  ein  gemässigtes  Klima,  dann  wurde  es  kalt  und  nass. 
Während  der  Steppenzeit  waren  die  Sommer  heiss,  die 
Winter  sehr  kalt , die  Niederschläge  aber  sehr  gering. 


In  der  neoilthischen  Zeit  wurde  das  Klima  wieder  ge- 
mässigter, aber  zugleich  auch  feuchter.  Ueber  den  prä- 
historischen Menschen  macht  Autor  folgende  Angaben: 
Der  Mensch  erscheint  in  Mähren  erst  mit  Beginn  der 
Glacialzeit,  die  präglacialcn  Schichten  der  Kulna  enthalten 
von  ihm  noch  keine  Spuren,  wohl  aber  bereits  die  Schich- 
ten mit  arktischer  Fauna.  Ebenso  ist  der  Mensch  auch 
bei  Predinost  mit  der  Ulscialiäuna  vergesellschaftet.  Dieser 
erste,  in  Mähren  einheimische  Menseh  war  bereits  ein 
echter  Homo  sapiens,  er  kannte  bereits  den  Gebrauch 
des  Feuers,  nährte  sich  von  Beerenirücbten  und  dem 
Fleisch  von  Pferd,  Ren,  Ur,  Schneehase,  Eber, 
Schneehuhn,  Eisfuchs  und  jungen  Mammuth. 
Dagegen  besas*  er  noch  keine  Ilausthiere  und  keine  Thon- 
geschinre.  Er  kleidete  sich  in  Felle,  die  er  mit  Knochen- 
ahlen  und  Rmthicrsehnen  nähte.  Seine  Jagdgeräthe 
verfertigte  er  aus  Renthiergeweih  und  Knochen  und 
Steinen.  Den  Körper  bemalte  er  mit  Röthel,  er  schmückte 
sich  mit  fossilen  Muscheln.  Er  lebte  wahrscheinlich  als 
numadisirender  Jäger  und  hatte  bestimmte  Sommer-  und 
Wintemitze.  Seine  Heimath  hatte  er  in  Sibirien,  von  dort 
war  er  mit  der  nordischen  Fauna  gekommen.  Er  geht 
auf  den  plioeänen  Menschen  zurück,  dessen  Reste  wir 
in  den  Tertiärschichten  der  circumpolaren  Länder  und 
nicht  in  Mitteleuropa  oder  In  Mittelasien  zu  suchen  haben. 

— Sehr  hypothetisch.  Ref.  — 

Krynchtaiovitaoh , N.  Depots  qualernaires  dan«  lei 

environs  de  ln  Nouvelle  Alexandri.  Bulletins  de 
l'Iustitut  d’agriculture  et  dVconomie  forest  io  re  de  In 
Nouvelle  Alexandri*.  Varsovie  1886.  68  p.  1 carte, 
2 pl.  Ref.  von  Tb.  Volkov  in  L’ Anthropologie. 
1898.  p.  680  — 682. 

Hei  Gora  Pulawska  am  linken  Weichsetufer  im  Gouv. 
Lublin  wurde  eine  paläolithiscbe  Station  mit  vielen  quar- 
tären Thieiresten  aufgeschlossen.  Das  Profil  ist: 

Humus, 

tbouige,  graugelbe  Sande, 
graugelbe  Sande  mit  Gerd II schichten, 
lehmige  Sande  ähnlich  dem  Idiss, 

grauer  Thon  mit  Thierrcsten  und  Silei  — interglscial. 
Die  Thierrestc  vertheilen  »ich  auf  Mammuth,  voll- 
haariges  Rhinoceros,  Bos  priscus,  Equus  caballus 
fossilrs  und  Sus  scrofa  fossilis.  Die  ziemlich  häuiigrn 
Silex  zeigen  den  Magdalönlentypus  wie  jene  von  Kiew,  von 
Kostenki  und  aus  den  Höhlen  von  Ojeowo.  Das  Wich- 
tigste daran  ist,  dass  die  Mammuthrcste  nicht,  wie  man 
erwarten  sollte,  von  Industrie  des  Cbell£en  oder  des 
Moustiericn  begleitet  waren. 

L&ville,  A.  Gi  »erneut  du  silex  tftillf*»  dans  les  limooe 
a briques  de  Mantes  la  Ville.  Bulletin  de  la  Society 
d’Anthropologie.  Paris  1898.  p.  197 — 168. 

Die  Idealität  zeigt  einen  Schichleucomplex  toh  10 
bis  12  m,  davon  zu  oberst  etwa  1 m Sandgerölle,  mit  einem 
Chelleensilex,  darunter  lehmiger  Sand,  und  darunter  fünf 
verschiedene  Lehmschichten,  von  denen  die  zweithöchste 
Silex  von  Chell£eu-  und  Mousliertypus  enthielt. 

I*&frille,  A.  Söpultures  aacienne«  d'Orly.  Bulletin  de 
la  8oci£td  d’Antliropologie.  Paris  1899.  p.  495 

— 506.  7 Fig. 

Zwischen  Choisy  le  Roy,  Orly  und  der  Seine  befinden 
sich  Grabstätten  anscheinend  aus  neollthlscher  Zeit.  Die 
Funde  bestehen  in  Topfscherben,  Silex,  einem  Menschen» 
uud  einem  Hundeskelet,  von  mittelgrosser  Rasse,  nebst 
Resten  voo  Schwein  und  einem  grossen  Bovidcn. 

Einige  der  Grabstätten  scheinen  aber  auch  der  römischen 
Zeit  anzugehören. 

LaviJlo,  A.  fctnde  de«  limona  et  gravier«  quatemnires 
a Silex  tailläs  du  la  Olactere,  Hicetro  et  Villejuif, 
»uivie  d’une  not«  sur  un  gisement  des  silex  taülös 
dans  les  limona  ä briques  de  Manie  la-Ville.  L’ An- 
thropologie 1898.  p.  279  — 297.  23  flg.  und:  Les 


Digitized  by  Google 


120 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


nablea  et  limons  quatcrnaire»  » «Hex  tailMs  de  Ville- 
juif,  BicAtre  et  Farin.  Bulletin  de  )h  soeiAlA  d‘ An- 
thropologin de  Paria  1898.  p.  186  — 197.  2 fig. 

Bei  Vfillcjuif  Ist  folgendes  Prolil  von  I,  unten  nach 
oben  a: 

).  grosse  Blocke  und  Gerolle  1,30(0, 
k.  feiner  Sand  1,20  m, 

j.  grauer  sandiger  Lehm  mit  l'atula  und  einem  Silex 
1,60  m, 

h.  Schicht  ohne  Kiesel geriSIle  0,10  m, 
g.  sehr  ihonlger,  Stiers  auch  sandiger  Lehm  mit  Mou* 
stiersilex  und  Retten  des  Mammuth  1,10  bis  1,80  m, 
f,  r«th  gelber  Lehm  ruit  schwarzen  Punkten,  unten  sehr 
sandig  0,50  bis  4 m, 

e.  rother  Lehm,  mit  Chelllensitex  1 bis  2,5t)  m, 
d.  grauer  oder  schwarzer  Thon,  von  dem  vorigen  durch 
eine  Schicht  kleiner  Gerölle  getrennt,  mit  Moustierien* 
srlex  0 bis  2,30  m, 

c.  ein«  oft  unterbrochene  Schicht  von  Gerollen  und 
eckigen  Kreidefeuersteinen  und  einem  Chellfensilex, 
b.  gelber  kalkiger  Lehm  mit  I<ö**kindi hen,  Land*  lwecken 
und  Mammuth,  sowie  Silex, 
a.  rother  Lehm  mit  oeolithischen  Silex. 

Bei  BicAtre  sind  Im  Ganzen  die  nämlichen  Schichten 
vorhanden,  doch  fehlt  d. 

a bis  c entsprechen  dem  oberen,  c bis  h dem  mittleren, 
und  i bis  1 dem  unteren  Diluvium  Lad r irres. 

Auch  In  Pari«  (Kue  du  Pot  au  Lait)  kann  man  eine  ahn* 
hebe  Schichtenfolge  beobachten.  I und  k enthalten  hier 
Bos,  Cervus  inegacero»?  Pferd,  Felis  und  Nager, 
sowie  Klephnnt,j  zahlreiche  Süsswassem-hnecken,  g lieferte 
einen  Maustirrsile«.  Die  Bithyniaart,  auch  in  Moos- 
bach und  Cannstadi  gefunden,  stammt  aus  k.  g liefert« 
jetzt  in  Nordeuropa  lebende  Arten,  o Mammuth  und 
Moustier-,  f ChellAensilex , e Chelleen-,  d Moustier*, 
c Chelltansilex , b unbestimmbar*  Silex  und  Mammuth, 
und  a neolithische  Steingerüth«. 

Bei  Mnntes  la  Ville  sind  fünf  verschiedene  Lehm  schich- 
ten und  ebenfalls  Chelleen*  und  Moustiersilex.  Eine  ge- 
nauere Parallelisirung  ist  nicht  möglich , k und  I gehören 
dem  unteren  Quartär  an. 

Lavillo,  A.  L»?  Oisumunt  Ohidleo-MoustiArien  h Corbl- 
eules  de  Otm.  Bulletin  de  la  SoflMM  d’Anthrn- 
pologie  de  Paris  1898.  p.  56  — 69.  4 flg. 

Bei  Cergy  in  der  Umgegend  von  Pontoisc  enthält  eine 
Kiesgrube  vier  verschiedene  Schichten,  von  denen  eine 
wegen  des  Zusammen  Vorkommens  too  Silex  mit  Eie- 
p h a nt e n zähnen  besonderes  Interesse  verdient.  Das  Profil 
ist  von  unten  nach  oben: 

I.  Lutetien  mit  Lunulites  — ■ Oligodln, 

II.  Sand  und  Gerolle  mit  feinen  lehmigen  Sandlagen 
und  KalktufTen,  und  Silei  von  Chelleen-  und 
Moustiertypu« , Säugethicrresten  und  Süsawasser- 
muscheln — Corbieula,  Cyelas  2,8  bis  4 in, 

UI.  feiner  Sand  lehmig  7,2  m, 

IV.  Schotter,  mit  zum  Theil  kantigen  Gerollen  1,2  in, 
V.  Humus. 

Die  Klephantenrcst«  vertheilen  sich  sowohl  auf 
Klepha«  antiquus  als  auch  auf  E.  prlrolgenlus  und 
intermediusV  Von  Säugethieren  kommen  ausserdem  vor: 
Sus,  Cervus  sp.  gross,  Bos  priseua,  Equus,  angeblich 
dem  Stenonls  ähnlich,  Asinus,  Rhinoceros,  älter  alt 
tichorhinut,  Ursus  sp.  In  III.  fand  sieh  nur  ein 
Hirschgeweih,  in  IV.  zwei  Silcz  von  ChellAen  — und 
Monstiertvpus  und  ein  Mammuth  zahn.  Das  Vorkommen 
von  Corbieula  fluroinalis  spricht  für  ein  wärmeres 
Klima,  denn  die*«  Art  lebt  jetzt  nur  mehr  in  Afrika  and 
in  Kleinasim.  Diese  Schichten  wurden  in  einer  ziemlich 
starken  Strömung  nbgesetzt,  die  mittlere  Hl.  aber  in 
ruhigem  Gewässer.  l)ic  tiefen  Schichten  scheinen  die 
lirhergangtzeit  vom  CbeliAen  zum  Mouslierien  — Arheu- 
lecn  — anzudenten. 


Le  Norde*.  Un  Station  pr6h»storique  au  Munt 
d’Huberville  prAs  Vallogne.  Comptes  rendn*  des 
s^ancea  de  PAcadAmie  de*  Scieuce*.  Paris  189t). 
Tome  126.  p.  773  — 774. 

Nur  Quarntgcritbe  ohne  genauere  Angabe  des  Typ«. 

Lisauuer.  Anthropologischer^  Reisebericht  über  die 
Riviera  di  ponente.  Die  Balzi  Ib.wwi  bei  Mentone, 
Verhandlungen  der  Berliner  Ge*H]l*ch»ft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte  1898.  p.  343 

— 247. 

Der  Felsen  der  Balzi  ro**i  Ihm  Meutooe  enthält  setic 
Höhlen,  welche  schon  wiederholt  Grgrnstand  eingehender 
Untersuchung  waren  und  zahlreiche  Knochen  - and  Stein* 
geräthe,  sowie  Menscbenrestc  geliefert  haben,  [he 
vierte  llähle  enthielt  ausserdem  auch  llöhleabir. 
Höhlenlöwe  und  Rhinoceros.  Als  Werkzeuge  wurden 
meist  Knochen  und  Geweihe  vom  Hirsch  verwendet. 
Auch  fanden  sich  in  dieser  und  der  fünften  und  sechstes 
Hohle  ganze  Menschenskelette,  in  der  fünften  »odi 
Hyäne  und  Mammuth.  Was  das  Altrr  dieser  Men- 
schen betrifft,  «o  sind  sie  nicht  neolithirrb,  sondern  wie* 
lithisch , denn  H an »t hier*  und  Thongeachirre  fehles 
vollständig. 

M&kowsky,  Alexander.  Neuer  Fund  ans  dem  Lös« 
von  Brünn,  forrespondenzblatt  der  deuUchen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
18a8.  p.  12. 

Am  Uotben  Berge  bei  Brünn  fanden  sich  in  einer  Twfe 
von  10m  im  Löss  Knochen  von  Mnmmuth,  Rhmsctrsf 
tichorhinua,  von  beiden  junge  Individuen,  Bison  priscv» 
und  Equus.  Das  Durcheinnnderliegen  dieser  Knochen 
deutet  Verf.  als  den  Ueberrest  einer  Mahlzeit  dm  dilir 
vialen  Menschen. 

Meli)  R.  Sopra  alcuni  denti  fossili  di  mammifeti 
(Uugulati)  rinvenuti  nelle  ghiaie  alluviooali  dei 
dintorni  di  Koma.  Bolletino  della  Societä  geologka 
italiana.  Vol.  XVI.  Roma  1898.  p.  187—194. 

Au  der  Sedia  del  itiavolo  an  der  Vi»  Notnentana  wuri# 
ein  Zahn  des  Elep ha* antiquus  in  einem  Taff  «Ksatnnen 
mit  Chelleen-  und  Moustier  - St  ei  ngerithen  gefunden.  Der* 
sell*e  zeigt  jedoch  auch  Anklänge  an  primi gen iu».  An» 
gleichaltrigen  Schichten  von  Meiafuino  an  der  Vi«  KUusmb 
stammt  ein  Zahn  von  Equus  raballus,  von  Mzglwsa 
an  der  Via  Portuense  ein  Zahn  von  Hippopo U»o» 
m ajor. 

Mehlis,  C.  Neolit  bischer  Fund  von  Gross  Niwlesheim, 
Hheinpfal*.  Correspoudeuzblatt  der  deutschen  0e**fl* 
•cliaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
1898.  p.  26  — 27. 

Au*scr  Stein  Werkzeugen  uud  Thongcsehirrcn  fanden  «tb 
auch  Knochen  von  Pferd  oder  Rind.  Es  handelt  »ich 
um  neolithische  Zeit. 

Morton,  O.  H.  Pleistocene  m am  mal  in  at  Litt)* 
Orme‘s  Head  (Llandundo , North  Wales).  Quarti-rly 
Journal  of  the  geological  Societv  of  London  IW* 
p.  396. 

In  einer  Felsspalte  fanden  sich  hier  eingescliwwort 
Reste  von  BKr,  HrllS,  Rhinoceros,  in  einer  ct*u 
höher  gelegenen  Spalte  ein  Menschenschädel. 

Müller,  Bophus.  Nye  Stenalder*  Former.  Aarbog« 
for  nordisk  OUtkyndighed  og  Historie.  1896.  p. 

— 499.  30  Fig.  Kopenhagen,  lief,  von  Saran*- 
Centralblatt  für  Anthropologie  1899.  p.  87,  88. 

Geräthe  aus  Renthiergewrihcn  sind  selten;  das  Be® 
lebte  hier  nicht  mit  dem  Menschen  zusammen,  aoJ 
scheinen  daher  diese  Stöcke  von  Norden  importirt  worie« 
zu  sein.  In  der  neolithischen  Zeit  wurden  H s rsch* 
geweihe  verarbeitet,  sowie  die  Ulna  von  Hirsch  and  Kok. 
Der  llauzabn  des  Ebers  scheint  als  Messer  gedient  « 
haben. 


Digitized  by  Google 


121 


Zoologie. 


Newton,  E.  T.  Pulaeolitliic  Mau.  Nature.  Vol.  57. 
1898.  p.  354,  355. 

An  dem  echt  pleistocänen  Alter  de*  Menachen  kann 
nicht  gezweifell  werden,  denn  ea  finden  »ich  nicht  bloss 
Artrfucte,  sondern  auch  Knochen  desselben  zusammen  mit 
ausgestorbenen  Thicren , indessen  müssen  die  Schädel  cot» 
CannhUidt , Kngi* , Ntndcrtbal  und  der  Mnulin  Quignon- 
Kiet'er  ausser  betracht  bleiben , da  ihr  geologische*  Alter 
nicht  genauer  bekannt  ist.  Jedoch  kann  nicht  geleugnet 
wrrdrn , dass  »ie  wirklich  primitive  Merkmale  haben. 
Sicher  pleistoc&n  sind  dagegen  der  Sehlde]  von  Kngisheim 
und  der  Kiefer  von  Naulette  und  wohl  auch  die  Skelette 
Tun  Spy.  Au«  England  hat  man  aus  unzweifelhaftem 
Pleistocin  einen  Zahn  in  der  Pont  - Newyddhöhle , ein 
Sihldelfragment  au*  dem  Ziegellehm  von  burv  St.  Ediuonds 
und  ein  Skelet  aus  den  Hochterrassen-Sebottern  von  CSalley 
Hill.  Per  Schädel  i»t  jedoch  nicht  mehr  *o  affen  ähn- 
lich wie  der  von  Keanderthal , welch  letzterer  geradezu 
zwischen  den  jetzigen  Mensche nschiideln  und  dem  von 
Pithecanthropue  in  der  Mitte  steht.  Der  pnläolithische 
Mensch  stand  in  bezug  auf  Kunstfertigkeit  nicht  viel 
tiefer  als  gewisse  Wilde  der  Jetztzeit. 

Noetling,  Frita.  Ueber  eine  prähistorische  Nieder- 
Innung  im  oberen  Zhob-Thal  in  Bai  acht  »tan.  Ver- 
handlungen der  Berliner  Oeaellichtft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte.  1898.  p.  460 

— 470.  Mit  Fig. 

In  Bcludsrhistan  konnte  Verf.  die  Existenz  eine*  prä* 
historischen  Volkes  nachweisen,  das  in  Steinhütten  wohnte, 
Rind  und  Schaf  züchtete  und  sich  neben  den  Bronze- 
geräthen  vielfach  noch  der  Steinwerkzeuge  bediente.  Pie 
Töpferei  war  jetloch  schon  hoch  entwickelt. 

Piette,  E.,  et  J.  de  la  Porterie.  Fouilles  a Braasem- 
pony  en  1897.  L' Anthropologie  1898,  p.  531 — 568. 
29  Pig. 

Pie  Ausgrabungen  in  der  Höhle  du  Pape  wurden  von 
beiden  Autoren  im  letzten  Jahre  fortgesetzt.  Per  unter* 
suchte  Thril  der  Höhle  war  fast  ganz  mit  Lehm  aus- 
gefüllt,  der  von  oben  berabgefalleu  ist,  und  nur  Reste  aus 
iüngstcr  Zeit  enthielt,  ln  tieferen  Lagen  konnten  jedoch 
Foyers  uarhgewiesen  werden,  die  auch  hier  Knochen  mit 
eingeritzten  Zeichnungen  lieferten,  theils  Robben,  theils 
Kinder,  theils  Pferde  darstellend.  Pie  Silex  sind  sehr 
verschieden,  viele  aber  auch  wohl  retoachirt.  Auch  Ge* 
rüthe  aus  Uenthiergeweihcn  kamen  zum  Vorschein.  Pie 
Station  hat  das  Alter  des  Magdalenien;  da  aber  auch 
gleichzeitig  Silex  vom  Solutnftypu*  Vorkommen,  so  wird  e* 
?ehr  wahrscheinlich,  dass  das  SoIutr4en  überhaupt  nur 
eine  Form  des  Magdal£uien  durstellt.  Es  ist  desshalb  der 
Käme  Solutrten  zu  unterdrücken;  Magdalenieu  würde 
ebenfalls  zu  ersetzen  sein  und  zwar  durch  Epoche  glypti- 
que  mit  gravirten  Zeichnungen  im  Gegensatz  zur  Periode 
glyptlqoe  mit  Skulpturen,  letztere  ist  etwas  iltrr.  Pie 
Statuetten  wurden  au*  Elfenbein  gefertigt  und  stellen  fast 
nur  menschliche  Figuren  — Mac  d’Azil  — dar.  ln 
brassempouy  fand  »Ich  dagegen  ein  Pferdekopf.  Pie 
jüngste  Phase  der  glyptischen  Periode,  Schnitzereien  auf 
Kcnthiergeweihen , ist  hier  nicht  vertreten.  Die  Fauna 
besteht  zum  grössten  Thril  aus  nusgestorbrnen  Thieren. 
Ren  ist  dagegen  spärlicher.  Jn  den  Höhlen  des  Pyrenäen- 
vorlandes  ist  Ren  sehr  häufig,  — Höhlenbär,  Hyäne, 
Mammut  h etc.  viel  seltener,  Nashorn  fehlt  fast  ganz, 
doch  finden  sich  gerade  hier  Nachbildungen  dieser  Thiere 

— Mammnth,  Auerocbs,  Hyäne,  Nashorn.  Piece 
Verschiedenheit  in  der  Verbreitung  der  Fauna  während 
der  glyptischen  Periode  führt  Verf.  auf  klimatische  Unter- 
schiede zurück. 

Plunkert,  Thomas.  Furtlier  Exploration  of  the 
Forrnaimgh  Cnves.  Th«  geological  Magazine.  1898. 
p.  5 70— 571. 

Pie  Fermanagh-Höhlen  lieferten  bisher  nur  Artefacte  aus 
Archiv  für  Anthropologie.  Ikt.  XXVII.  (Vers.  d.  snthrop.  Lit.) 


der  jüngeren  Stein  * und  der  Bronze  • und  Eisenzeit  nebst 
Menschenreeten  und  solchen  von  Pferd,  Hirsch,  Kind, 
Schwein  und  anderen  noch  lebeudeu  Thieren,  aber  keine 
von  ausgestorbenen  Arten.  Jetzt  hat  sich  jedoch  auch  ein 
Hühlenbirenschade]  gefunden,  der  aber  wohl  aus  einer 
höher  gelegenen  Kammer  herabgeschwemmt  worden  sein 
dürft*. 

Roger,  Otto.  Ueber  fossile  Affen-  und  Menschen- 
reste.  Vortrag  gehalten  in  der  Verein* Versamm- 
lung. 33.  Bericht  des  naturwissenschaftlichen  Vereins 
für  Ecli waben  und  Neuburg  in  Augsburg.  1898. 
p.  48. 

Behandelt  rrferirend  die  bisher  bekannten  fossilen 
Affen  und  den  Menschen  von  Spy — Neanderthalrass*. 
Rollain,  A.,  Ault  du  Meanil  et  Capital).  Communi* 
cation  sur  Je*  decou verte*  feitet  dans  les  tracös 
de  reetifkation  des  egouls  de  U rive  gauclie.  Bulle- 
tin de  la  Sociötd  d’Anthropologie.  Paris  1898.  p.  413 
-418. 

Bei  der  Selnecorrertion  knm  unter  den  Schuttlageu  aus 
der  jüngsten  Vergangenheit  torfige  Erde  mit  Geschirr- 
triimmern  und  Knochen  von  Pferd,  Rind,  Schaf, 
Schwein,  Nagern  und  Vögeln  zum  Vorschein.  Ihr»* 
Schicht  war  durch  eine  Sandlage  abgothoilt.  Pie  Thier- 
reste sind  in  beiden  auf  diese  Webe  abgegrenzten  Schich- 
ten die  nämlichen,  aber  der  obere  Torf  enthielt  nur 
Geschirre  au*  römischer  Zeit,  der  untere  nur  gallische 
Tbongeräthc. 

Saint  Venant,  J.  de.  La  cuill&re  ä travers  les  ages. 
Auxerre  1898.  22  p.  8°.  3 pl.  Bef.  von  E.  Cartailhac 
in  L’Authropologie.  p.  558. 

Ist  kurze  Zusammenfassung  der  Funde  aus  Rcnthier- 
uud  neolithischer  Periode  in  Frankreich. 

Salmon,  Ph.,  d'Ault  du  Mesnil  et  Capit&n.  Le 

Campignien.  Fouill«  d'un  fond  de  cabane  au  Cam- 
plgny , commune  de  Blangy  »ur  Bresl«,  Seine  in* 
fori  eure.  Revue  mensnelle  de  l'dcole  d' Anthropologie 
de  Paria  1898.  p.  365.  52  flg.  und  Kart«. 

Liegt  nicht  vor.  Rcf.  von  Götze  in  Ceatralblatl  für 
Anthropologie  1899,  p.  232,  233. 

Unter  der  eigentlich  neolithischcn  Schicht  befindet  sich 
eine  Herdgrube  mit  zahllosen  Feuersteinen,  die  theils 
retouchirt,  theils  bloss  rob  geschlagen  sind,  so  dass  man 
also  hier  von  einer  Zwischenstufe  zwischen  neolithischer 
und  paliolithiKhcr  Zeit  sprechen  kann,  Pie  Thierreste 
vert heilen  sich  auf  Rind , Pferd , Hirsch.  Der  Mensch 
scheint  bereits  Getreide  gebaut  und  Th«nge*cbirre  be- 
sessen zu  haben. 

Schlosser,  Max.  Höhlenstudien  im  Fränkischen  Jura, 
in  der  Oberpfalz  und  im  Ries.  Correspondenzblatt 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft.  1898. 
p.  17—22. 

In  der  Elchsiätter  Gegend  ist  der  Dolomit  der  Bildung 
von  Höhlen  nicht  günstig,  denn  nur  in  dem  Dolomit, 
welcher  ein  tiefere*  geologisches  Niveau  entnimmt,  finden 
sich  eigentliche  Uöhtcn , da  dieser  bei  der  Verwitte- 
rung nicht  eckige,  sondern  rundliche  Massen  liefert.  Erst 
im  Schutterthal  kommt  dieser  ältere  Dolomit  vor  und 
enthält  hier  auch  zwei  Höhlen , von  denen  die  eine  Reste 
von  Mammuth,  Pferd,  Höhlenbär,  Wolf,  Fuchs, 
Wildschwein,  Schaf,  Rind,  Edelhirsch,  Maus, 
Siebenschläfer,  Wasserratte  geliefert  hat,  welche 
Reste  jedoch  zumeist  nu*  jüngerer  Zell  stammen.  Pie 
,Arogrub“,  eine  Höhle  im  Altmablthal,  enthält  nur 
Knochen  von  Haussieren.  Die  Höhlen  im  Nanbthale  bei 
Kallmünz  sind  steril , auch  unter  den  Höhlen  der  Sulz- 
bacher Gegend  liat  nur  die  Appelhöhle  bei  Ncukirchrn 
Höhlenbär  und  Mensch  — Regnbuisaplatz  — geliefert. 
Pas  Windloch  bei  Kupprechtsstegen  enthielt  zwar  »ehr 
viel  Höhlenlrhm,  aber  nur  dürftige  Reste  von  Höhlenbär 

16 


Digitized  by  Google 


122 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


und  Mammuth,  Am  Hohenfels  bei  Happurg  befindet 
sich  eine  gross«,  -nber  an  den  Seiten  nur  wenig  geschlossene 
Halle.  I>er  Höhlenlehm  schloß«  Knochen  von  Höhlen- 
bär ein,  auch  war  eine  neolithische  Schicht  vorhanden. 
Die  Höhlen  im  Ries  bei  N&rdiiogen  Hegen  nicht  im  Dolo- 
mit, sondern  im  obersten  Jurakalk.  Kine  dieser  Hohlen 
wurde  schon  von  O.  Fraa»  ausgcbcutet , eine  Neben* 
lt Ammer  aber  erst  in  jüngster  Zeit  von  Seite  des  natur- 
historischen  Vereins  für  Schwaben  in  Augsburg.  Es 
fanden  »ich  hier  ausserordentlich  viele  Zähne  von  Pferd, 
auch  aolcbe  von  Mammuth,  Rhlnoceros,  Kiesen* 
hirsch,  viele  von  Hyäne  und  etwa»  von  Höhlenbär.  Auch 
vom  Menschen  kamen  einige  Knochen  und  Zähne  zum 
Vorschein.  Die  Feuersteine  lassen  keine  eigentlichen 
Typen  erkennen.  Die  Mikrotäunn  stammt  wohl  ausschliess- 
lich aus  neuester  Zeit.  Hin  Theil  des  Uühlenlehm»  ist 
offenbar  durch  eine  Spalte  von  oben  herab  in  die  Höhle 
gekommen.  Die  übrigen  Höhlen  im  Kies  scheinen  steril 
su  »ein.  Die  Höhlen  de»  bayerisch  - fränkischen  Jura  sind 
insgesammt  nicht  allxu  reich  an  Kesten  des  prähistorischen 
Menschen.  Nur  dort,  wo  Höhlen  in  grösserer  Zahl  bei- 
sammen liegen , wie  in  der  fränkischen  Schweix  und  hei 
Velburg,  sind  auch  die  Spuren  desselben  häutiger.  Am 
Schlu»»  macht  Verf.  Vorschläge  für  Anfertigung  einer 
neuen  Höhlenkarte.  . 

Shrubsole,  O.  A.  On  «»m«  High  Level  Grevels  in 
Berkshire  and  Oxfordahire.  The  Qunrterly  Journal 
of  the  Geolo^ical  Society  of  London.  1898.  p.  585 

— 600.  1 pL 

Von  den  unterschiedenen  Gerölllagen  haben  die  Gorning 
Cap  Quarzgerölle  murinen , die  Quarzite  tiuvintilen  Ur- 
sprung. Die  LocalgeröUe  haben  rinige  Stcingeräthc  ge- 
liefert. 

Busch  an  in  Ouutmlblalt  für  Anthropologie,  Ethnologie 
uml  Urgeschichte  IMS.  p.  244— 246.  lief,  über: 

Studer,  Th.  Beiträge  zur  Geschichte  unserer  Hunde- 
rassen. Naturwissenschaftliche  Wochenschrift  1897, 
Nr.  2h. 

Koller,  C.  Die  afrikanischen  Elemente  in  der  euro- 
päischen Hausthierwelt.  Globus  1897,  Nr.  18. 

Die  europäischen  Haushunde  können  nur  von  Wölfen 
und  Schakalen  alistnuimcn.  Sie  treten  erst  in  der  neo- 
litbi-chen  Zeit  auf.  in  den  l'falilbautcn  giebt  es  bereits 
drei  Rassen  — Canis  palustris,  Torfspitz,  C.  Ino- 
»t ranzen  l,  gro-M?  Hunderasse,  und  Canis  famitiaris 
Leineri  — von  Bodman  am  Ueberllnger  Sec,  der  Ahne 
von  lllrschhund  und  Wolfshund.  Auf  den  Spitz 
geht  auch  der  Pinscher  zurück,  auf  die  grosse  Ras^e 
die  Doggen  und  Bernhardiner.  In  der  Bronzezeit 
lebte  der  Schäferhund  — matria  optimae,  der  Vor- 
läufer des  Pudel  und  Nachkomme  des  Leineri  — und 
der  Jagdhund  intermedio»,  ein  Krenxungsproduct  der 
beiden  erstgenannten  neolitbischcn  Kassen.  Der  Lauf- 
hund ist  aus  La  Tenc  zum  ersten  Male  bekannt.  Keller 
leitet  ihu  ton  afrikanischen  Ca n Iden  ab.  In  Altägypten 
gab  es  bereit»  Laufkunde  mit  Hängeohren.  Der  Lauf- 
hund ist  die  Stammform  von  Voriteh-,  Wachtel-  und 
Dachshund.  Der  Windhund  und  der  Pariahund 
müssen  von  einer  Ü<|uatoriatcn  Dingo-ähnlichen  Stamm- 
form abgeleitet  werden. 

Das  Hauspferd  stammt  theils  von  dem  europäischen 
Wild pferd,  theils  aber  auch,  die  kurxköpfigen  Rassen, 
aus  Innerasien.  Das  Pfahlbaupferd  ist  asiatisch.  Der 
tb»»ile  europäische  Wildesel  hat  keinen  Autheil  an  der 
Bildung  des  zahmen  Esels.  Der  letztere  stammt  jeden- 
falls aus  Afrika.  Ebenso  verhält  Os  »ich  mit  der  Haus- 
katze, die  theils  von  Felis  ebaus,  theils  von  tnani- 
culata  abstammt.  Schaf,  Ziege  und  Schwein  »ollen 
asiatischer  Herkunft  »ein  — das  Schwein  sicher  nicht. 

— lief.  — Von  den  Rindern  gehen  die  Niederung»-  und 
Steppenrinder  auf  Bos  primigen] us,  die  kleinen  kurz- 


hornigen auf  das  Torfrind  zurück.  Erst  in  spätem 
Pfahlbauzett  fand  Kreuzung  der  beiden  Rassen  statt.  Da» 
eigentliche  Pfahlbaurind  ist  der  Nachkomme  des  afri- 
kanischen Zebu,  jedoch  hat  in  Aegypten  bereits  die  Um- 
wandlung des  letzteren  in  ein  Braun  rieh  »tattgefundefi. 

Szendrei,  Johann.  Der  Bodrogvöcaer  Fund  au»  der 
Zeit  der  Landnahme.  Archiv  ßrteeitö.  1898.  p.  7 
— 14.  Bef.  von  F.  Millucker  in  Ceutralblatt  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1898. 
p.  364. 

Hei  den  Füssen  eine«  der  Skelette  dieses  Friedhofe« 
lagen  di«  Knochen  eines  Pferdes. 

Taramelli,  A.  Im  g rotte  pröhistoriqne  de  Miamu  en 
Ork«.  Extrait  de  {'American  Journal  of  Archaeologv. 
1897.  p.  287 — 312.  B«L  von  Balomon  Reinach  in 
L'Anthropologie  1898.  p.  448. 

Archäologisch.  Unter  einer  Grübrrschicht  findet  sich 
liier  eine  neolitbischc,  mit  Geräthen  aus  Kinderknochee, 
und  angehrunnte  Knochen  von  Rind,  Schaf,  Ziege, 
Hase  und  Kaninchen. 

Tihon,  Ferdinand.  Len  caverues  prehistorique*  de 
1»  vallfo  de  1»  Ve*dm.  Fouillea  ä Fond  de  Forft 
Annfth»  de  la  Bocldtd  d’arcliöologie  de  Bruxelles. 
T.  XI 1,  1898.  lief,  von  M.  Boule  in  L'Antbro- 
pulogiv  1898.  p.  339 — 340. 

Die  Höhlen  im  Thal«  der  Vesdre  wurden  bereit*  vo» 
Schmerling  untersucht.  Neuere  Forschungen  habn 
jedoch  nur  in  zweien  derselben  günstige  Resultate  ge- 
liefert IHe  Zahl  der  Silex  war  in  einer  Schicht  ausser- 
ordentlich gross.  Doch  zeigen  dieselben  sowohl  <!*■ 
Typus  des  Moustirrieu  als  auch  den  de»  Magdalenie«. 
Auch  («arbeitete  Knochen  kamen  zum  Vorschein.  Re« 
ist  hier  häufiger  mit  Mammuth  zusammen  als  im  Thal 
der  Mehaigne.  Das  einzige  menschliche  Femur  ha*, 
den  Neandrrthaltypus  wie  jene  von  8py. 

Nach  Ansicht  der  frauxösUchen  Autoren  sollen  die  »Ha- 
sten palaolithischeu  Schichten  ThierTeste , die  auf  eis 
warme»  Klima  »chliesaen  lassen,  — Klephas  antiquus, 
Khinoceros  Mercki  Hippopotauiu»  — enthalten  und 
erst  auf  sie  sollen  die  Formen  eines  kalteu  Klima»  ” 
Mammuth,  Rhinoccro»  tichorhinus  — folgen.  Di« 
belgischen  Autoren  wollen  diese  Unterscheidung  jedoch  nicht 
gelten  lassen,  weil  bei  ihnen  die  erstere  Fauna  nicht  vor 
handen  ist.  Auch  die  Form  der  Silex  giebt  nach  Tihoa 
keinen  Anhaltspunkt  für  die  Chronologie.  Die  M*w 
muth periode  fällt  nach  ihm  iu  Belgien  in  eine  luter 
glacUläeiL 

Turner,  William.  Early  Man  in  Scotland.  Nature. 
London.  Vol.  57.  I89M.  p.  234  — 237,  p.  257— 25* 

Ob  in  Schottland  bereits  in  der  Tcrtiärzeit  der  Mensch 
gelebt  hat.  sofern  es  überhaupt  einen  tertiären  Men- 
schen giebt,  wird  sich  niemals  feststeilen  lassen,  d»  hier 
die  Ablagerungen  aus  dieser  Zeit  aut  Eruptiv-Ge- 
»teilten  bestehen , welche  natürlich  keine  organisch«* 
Reste  enthalten  können,  im  Plelatocän  war  da»  Land  v»a 
3004)  bis  4000  Fass  mächtigen  Gletschern  bedeckt,  welche  di« 
Grundmoräne  — Lower  Bouidrrclay  — bildeten.  Zwischen 
dieser  und  dem  oberen  Geschiebelehm  befinden  sich  maris« 
Schichten , weshalb  zwei  Vergletscherungen  angenommen 
werden  müssen , die  jedoch  durch  eine  Interglacia!- 
periode  getrennt  waren.  Von  ganz  Grossbritannien  Mi«b 
uur  England  südlich  der  Themse  eisfrei,  ln  der  later 
glarialzeit  lebten  die  Thiere,  deren  Ueberreste  »n  4« 
Höhlen  begraben  liegen  — Höhlenbär,  Hyäne,  K«n* 
thier,  Hippopotamus,  Rhino  ceros , Mamm uth  etc  , 
eine  sehr  sonderbare  Zusammenstellung. 

Gleichseitig  mit  diesen  Thieren  hat  der  palaollthi»<hf 
Mensch  gelebt.  Während  in  England  solche  Ueberreste 
»ehr  zahlreich  aind  , bat  man  solche  in  Schottland  B«T  io 
viel  geringerer  Menge  augvtroffen,  und  zwar  nur  M*n»- 
muth,  Ren,  Riesenhirsch,  Pferd  und  Bar.  Pif 


Digitized  by  Google 


123 


Zoologie. 


Ursache  dieser  Seltenheit  liegt  darin,  dass  durch  die 
zweite  Vergletscherung  die  meinten  Ablagerungen  aus  der 
Interglarialzcit  wieder  zerstört  wurden,  und  ferner  darin, 
dasa  hier  Höhlen  viel  seltener  sind  als  in  England.  Auch 
hat  sich  hier  der  paläotithischc  Mensch  bis  jetzt  nicht 
gefunden,  eher  kann  man  ihn  erwarteu  in  den  Ablage- 
rungen aus  der  Zeit  nach  der  zweiten  Vergletscherung. 
Später  senkte  sich  das  Land  um  etwa  100  Futs,  was  ein 
Auatreten  des  Meeres  zur  Folge  hatte.  Nach  der  zweitcu 
Hebung  des  Landes  war  das  Klima  wieder  so  gemässigt, 
dass  Ür,  Edelhirsch,  Elch  existiren  konnten.  Auch 
später  senkte  sich  das  Land  nochmals  um  30  Kuss. 
Hierauf  hob  »ich  das  Land  »o  bedeutend,  dass  Gross- 
britannien wieder  mit  dem  Festlande  verbunden  war,  — 
Periode  der  Baumstämme  im  Torf  — - um  sich  aber  dann 
wieder  50  Futs  unter  den  Meeresspiegel  zu  senken.  — 
Aus  der  Zeit  der  50  Fuss-Terrasse  hat  msn  bereit»  neo- 
litbisch«  Reste  — Kjökkrnroödding  von  Fnlkirk.  Neben 
einem  Finwslskelet  bei  Airnthrey  Castle  fand  sich  ein  durch- 
bohrtes Hirschgeweih,  eien«  auch  bei  Blair  Drum- 
mond,  in  der  Gegend  von  Stirüng.  Reichlichere  Ueber- 
reste  des  Menschen  sowie  von  wilden  und  zahmen 
Thiercn  kennt  man  aus  den  Höhlen  von  Oban  — Hirsch, 
Reh,  Schwein,  Hund,  Ziege,  Bo*  longifrons, 
Dachs,  Otter.  Di«  Bronzegerithe  wurden  nach  Schott- 
land importirt  und  nicht  im  Lande  selbst  erzeugt.  Von 
einer  Wiedergabe  der  archäologischen  Verhältnisse  kann 
Verf.  abaeheu.  Der  Mensch  der  Bronzezeit  scheint  nicht 
direct  vom  neolithlschen  Menschen  abzustammrn.  Der 
nrolithische  Mensch,  welcher  auch  die  Hausthiere  mit- 
brachte,  muss  zu  einer  Zeit  in  Grossbritannien  eingewan- 
dert  sein,  als  diests  mit  dem  Continent  verbunden  war. 
Es  ist  ni«  bt  unmöglich,  dass  »ich  der  neolitfaische  Mensch 
mit  dem  paläolithisrhrn  vermischt  hat. 

Virehow,  Rudolph.  Urgeachicht  liehe  Funde  von 
Brünn  und  rotbgefurbte  Knochen  aua  Mähren  und 
Polynesien.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
1808.  p.  61 — 75. 

Der  Lön*  enthält  oft  schwarze  Lagen , die  theils  auf 
eine  ursprüngliche  Vegetation  hioweisen  und  sauer  re- 
agiren,  theils  aber  wirklich  Brandstätten  sind  und  Holz- 
kohlen enthalten , wie  die  mikroskopische  Untersuchung 
beweist.  Auch  Rhino ceros  - Röhrenknochen  zeigen 
manchmal  Brundspureu.  ander«  sind  nach  Enllernuiig  ihrer 
Enden  ausgehöhlt  worden,  so  dass  sie  je  zwei  Hoblkegel 
»ufweisen , in  welchen  vielleicht  Hölzer  befestigt  worden 
sind.  Jedenfalls  hat  der  Mensch  diese  Knochen  bearbeitet. 

Die  bei  Brünn  vorkoramenden prähistorischen  Menachen- 
knochen  sind  nicht  allzu  selten  durch  Eisenocker  r»th 
gefärbt  und  zwar  scheint  diese  Farbe  absichtlich  aufge- 
tragen worden  und  nicht  eine  Folge  von  zufälliger  Infil- 
tration zu  »ein.  Aach  jetzt  werden  noch  bei  manchen 
wilden  Völkern  die  Knochen  der  Verstorbenen  vor  dem 
definitiven  Begräbnis«  roth  gefärbt . In  der  neolithischcn 
Zeit  war  dieser  Gebrauch  jedenfalls  ziemlich  häufig. 


Virohow,  R.  und  Makowaky.  Bearbeitet«  Bhino- 
ceroflknochen  aus  dem  Brmunschweiger  Diluvium. 
CorrcspondenzbUtt  der  deutscheu  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  1898. 

p.  160—161. 

Wie  im  Löss  von  Brünn  finden  sich  auch  in  Braun- 
schweig Extremitälenknochm  von  Rbinoceros,  an 
denen  die  Epiphysen  fehlen  und  an  welchen  dann  aus  den 
freiliegenden  Enden  die  spongiös«  Substanz  herausge- 
uommrn  wurde.  Makowsky  glaubt,  dass  der  Mensch 
das  Mark  verzehrt  hätte  und  erblickt  hierin  einen  Be- 
weis für  die  Gleichzeitigkeit  von  Mensch  und  Rhino- 
ceros.  Auch  Vlrchow  hält  diese  Höhlungen  ffir  künst- 
lich und  meint,  dass  diese  Knochen  als  Untersätz«  von 
Stein-  oder  Holxgeräthen  gedient  hätten.  Es  handelt  sich 
wohl  nur  um  eine  Verwitterungserscheioung,  denn  auch 
Knochen  aus  dem  Tertiär  zeigen  solche  Höhlungen.  Ref. 
Volkor,  Th.  DiSoouvertea  präblstoriques  do  M.  Chvojka 
ä Kiev.  Bulletin  du  la  aociötö  d' Anthropologie. 
Paria  1898.  p.  120—  123. 

In  der  Sanct  Cyrill-Strasse  in  Kjew  fanden  sich  an  der 
Landzunge  des  Dujepr  eine  paläolithische  und  darüber  eine 
ncolithischc  Station.  Bereits  im  Jahre  1668  war  hier 
in  den  grauen  Sanden  unmittelbar  über  den  Tertiärschich- 
ten ein  Eie ph antenzahn  gefunden  worden.  Jetzt  kamen 
noch  mehrere  Reste  von  Mammuth  hinzu,  und  zwar 
lagen  dieselben  mit  Holzkohlen  und  Silez  zusammen;  die 
Röhrenknochen  waren  calcinirt.  Auch  an  der  entgegen- 
gesetzten Seite  dieser  Landzunge  wurden  jetzt  ganz  ähn- 
liche Funde  gemacht  — ausserdem  auch  Zähne  von  Ursua 
(speisen*?).  Auch  hier  enthielten  die  höheren  Schichten 
ebenfalls  Spuren  de»  Menschen,  aber  gleichfalls  ohne 
Mammuth.  Chvojka  halt  die  Ablagerung  ftir  inter- 
lacial,  Armachevsky  dagegen  für  poatglacial.  Die 
ilex  erinnern  an  solche  drs  Magdalenieu.  Die  höher 
gelegenen  neolilhischen  Stationen  bestehen  aus  Gruben, 
die  mit  Kohlen,  Knochen  und  den  Schalen  von  Unio  und 
Anodontn  angetullt  sind,  wohl  bloss  Feuerstätten  des  in 
Höhlen  wohnenden  neoiit bischen  Menschen.  Di«  Ge- 
rät he  sind  aus  polirtrm  Stein,  oder  aus  Hirsch-  und 
Elengcweiben  hergestellt.  Die  gefundenen  Menschen- 
schidel  geben  über  die  Rasse  keine  Auskunft. 

Wilson,  Edward.  On  tb«  Exploration  of  two  Caves 
at  irphill,  Wes  ton  super  -Maie,  containiiig  Romain» 
of  Pleistocene  Mammalia.  The  Geological  Magazin« 
1898.  p.  569  — 670. 

Die  Höhlrnrrde  in  den  Höhlen  von  Uphill  zeigt  folgen- 
de» Profil: 

Rother,  weicher,  sandiger  Lehm  4', 

grünlicher,  aandiger  Lehm  l', 

grünlicher,  lehmiger  Sandstein  5*. 

In  der  letzten  Schicht  finden  sich  Rest«  von  Hy  ne  na, 
Pferd,  Mammuth,  Höhlenbär,  Fuchs.  Die  niedriger 
gelegene  Höhle  enthielt  Hyäne,  kleine  Raubthiere  und 
Nager  und  bearbeitete  Steingerith« , jedoch  nicht  mehr 
in  ursprünglicher  Lagerung. 


B.  Sftugethierreste  aus  dem  Pleistocän  ohne  nähere  Beziehung  zum  prähistorischen 
Menschen  und  Geologisches. 


Blasius,  Wilh.  Demonstration  von  Foasilresteu  aus 
dsn  Rubel  Ander  Höhlen.  Verhandlungen  der  Gesell- 
schaft deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  69.  Vers. 
Brnunscliweig,  2.  Tb,  1668«  p.  182 — 1M3. 

Botti,  17«  Osservaxioni  sulP  Eleplias  primigoniu* 
in  Italia.  Bolletmo  dell»  Societa  geologica  italiana. 
Vol.  XVII.  Roma  1898.  p.  25—27. 

Ausser  von  Turin  erwähnt  Autor  das  Vorkommen  von 
Elephas  prlmigeniut  auch  für  di«  Höhle  von 
Cardamotie  bei  Ütranto  — hier  die  Varietät  hvdrunti- 
nus,  auf  welche  auch  eine  Anzahl  anderer  Klephanten* 


zähne  von  italienist  heu  Localitäten  bezogen  werden  müssen. 
Dagegen  giebt  es  bis  jetzt  keine  sichere  Reste  de« 
E.  Trogont  herii  in  Italien.  Wenn  auch  alle  Elephas- 
Arten  von  meridionalis  nbsUmmrn,  so  können  sie  doch 
nicht  in  die  Gruppen  von  meridionalis  und  Trogon* 
therii  vereinigt  werden. 

Boule,  Marceline.  La  dürft*  del'  epoque  glaciaiie. 
[/Anthropologie.  Paria  1898.  p.  357 — 358. 

Die  Dauer  der  Eiszeit  wird  sehr  verschieden  berechnet, 
und  schwanken  die  Schätzungen  zwischen  2501H)  und 
selbst  300  UO0  Jahren,  nnrh  Penck  dürfte  man  sogar 

IG* 


Digitized  by  Google 


134 


Verzeichnis#  der  anthropologischen  Literatur. 


54)0000  Jahre  annebmen.  Bannister  hat  «einen  Be- 
rechnungen die  Geschwindigkeit  au  Grunde  gelegt , mit 
welcher  das  Inlandeis  erratische  Blöcke  transportirt  und 
dabei  für  di«  erratischen  Blocke  von  Wisconsin  aus  ihrer 
Heiinath  25000  Jahre  gefunden.  Da  aber  doch  mehrere 
latergUcialaeiteii  eiistirt  haben , so  darf  man  diese  Zahl 
wohl  unbedenklich  vervierfachen. 

Broom,R.  On  the  nftinities  and  habita  of  Tb ylaeoleo. 
Proceedinga  of  the  Linnean  Society  of  New  South 
Wales.  1898.  Ifc-f,  iu:  Nature.  London  1898.  Vol.  58. 
p.  192. 

Die  neu  entdeckte  kleine  Phalangeriden  • Gattung 
Burrainvs  verbindet  dies«  Familie  mit  jener  der  Kän- 
guru, denn  sie  besitzt  wie  letalere  im  Gegensatz  an 
den  übrigen  Phalangeriden  geriefte  Prämolnrrn.  Die*«* 
Zahne  erinnern  aber  auch  zugleich  in  Folge  ihrer  relativ 
sehr  beträchtlichen  Grösse  an  jene  von  Thylacoleo. 
Diese  carnivore  Beutelthiergattung  stammt  wohl  von  einer 
hurra  tu  yaihnlichen  Form  ab. 

Cheliua.  lieber  Lösebildung.  Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthrojxdogie , Ethnologie 
und  Urgeschichte.  1898.  p.  74. 

Nicht  all«  Lössfund«  buben  gleiches  Alter,  vielmehr  le- 
findet  sich  nur  mehr  «in  kleiner  Theil  des  l^u  in  ur- 
sprünglicher Lag«,  während  die  überwiegende  Masse  zu 
den  verschiedenen  Zeiten  umgelagert  wurde.  Im  Oden- 
wald hat  man  folgendes  Profil: 

Jüngerer  Löss , Windbildung  mit  Cultunwh  lebten  , LÖss- 
lebra. 

Sandlöss  au«  Wasser  abgesetst. 

leimen,  hum«*,  alte  Cultur  — Schicht  mit  Kohle,  bear- 
beiteten Geweihen  — Elsas*, 

älterer  Los»,  Windbildung,  Lagerstätte  der  Knochen  von 
Mammuth. 

Die  Oberfläche  diese*  älteren  Löss  bat  ein«  Vegetation 
getragen,  die  aber  durch  neuere  Uebcrwehung  unter- 
broeben  worde,  weshalb  öfters  Lö«s  mit  Leimen  wechselt. 

Deobambre,  P.  La  robe  du  cbeval  primitif.  Revue 
seien  tifique.  1898. 

Der  äussere  Habitus  der  Pferderassen  hat  tlieils  durch 
natürliche  Einflüsse,  theils  durch  die  Domestiraiion  Ver- 
änderungen erfahren.  Ursprünglich  war  du»  Pferd  gelb- 
braun, die  Beine  aber  schwarz.  Daraus  entwickelte  sich 
einerseits  die  Zebrastreifung  — hierher  auch  der  Esel  — und 
andererseits  die  Tüpfelung.  In  der  Kenthierperiode  bähen 
dies«  Typen  noch  existirt. 

Do  Lorenzo,  G.  I grandi  laglii  pleistocenici  delle 
fahle  del  Vulture.  Rendiconti  della  BnI«  Acenderaia 
dei  Liucei.  8.  V.  Vol.  VI,  Roma  1898.  p.  328 — 330. 

Der  »Ine  der  Iteiden  Seen  befand  sich  im  heutigen 
Vitalla  - Thalc , der  andere  auf  der  Hochebene  von  Veuosa 
und  Lavello  Monte  di  La  Quercia.  Die  Ablagerungen 
dieser  Seen  enthalten  Süaswassertu uschein  und  Reste  von 
Höhlenbär,  Höhlenlöwe,  Hippopotamus  mnjor 
und  Klephas  antiquus,  bei  Terrunera  auch  Stein- 
geräthe  — die  Bestimmung  als  Höhlenbär,  Höhlen- 
löwe dürfte  wohl  etwas  problematisch  sein.  ReC  — 

Girtanner,  A.  Ueber  das  B lein  hoc  kgehörn  aus  dem 
Pfahlbau  von  Greng  im  Murtense«.  Mittheüungen 
der  natiirforachendcn  Gesellschaft.  Bern  1897/98. 
p.  47—52. 

Liegt  nicht  vor. 

Harlöj  Edouard.  Age  de  ln  pinine  de  In  Carotine 
en  amont  et  en  »vnl  de  Toulouse.  Bulletin  de  ln 
•oci6t6  göologique  de  France.  1898.  p.  413—418. 

Thalau  twärt*  von  Toulouse  ist  das  Bett  der  Garantie  in 
Tertiär -Mergel  ringeschnitten.  Pie  Alluvionen  — iuferieur 
plaine  — enthalten  aber  Elephas  primigenius.  Sie 
sind  jünger  als  die  Niedertcrrasse.  Man  fand  M Ammut h 
bei  Toulouse,  Plsargucl,  bei  Corne  barirn,  in  der  Gemeinde 


Murrt  und  in  einem  Letten  von  Vielte  Toulouse.  Tfcobli 
wärt»  fanden  sich  Mainmnthreate  bei  Grenade  Layrsc, 
Agen,  Feugarolles,  Damagan  , Hure,  an  mehrere«  Steiles 
zusammen  mit  Rhinoceros  tichorhlnus,  eher  all» 
Stücke  stammen  hier  aus  der  Tem«se. 

H&rld,  Edouard.  Porcepic  quaternaire  de  Mont 
anunös  (Haute  Qaronne).  Bulletin  de  !a  aoeiete 
geologique  de  France.  1898.  p.  532 — 534.  1 Fig. 

Im  Pleistocün  von  Frankreich  halte  sich  bisher  nur  m 
einer  Brecrie  bei  Marseille  Stachelschwein  vorgefund»» 
— Hystriz  mnjor  Gervais.  Jetzt  ist  in  der  Hoble  v«a 
MontMuncK  ein  Astragalu*  von  Hystriz  cristata,  den 
«.üdeuropäischen  Stachelschwein,  zum  Vorschein  ge- 
kommen. Diese  Höhle  enthält  auch  sotrai  uur  Thier» 
eines  wärmeren  Klimas,  Hyaena  striata  und  Rhins- 
cero*  Mercki.  Ablagerungen  aus  dieser  Zeit  sind  ziem- 
lich selten,  weshalb  auch  die  Seltenheit  dieses  Stachel- 
schweines nicht  verwundern  darf.  In  Deutschland  ist 
Hystriz  weniger  selten,  allein  die  dortigen  Reste  gehören 
einer  anderen  Art,  der  asiatischen  Hystriz  hirsati- 
ros  tri*  an,  die  mit  der  Steppenfauna  nach  Europa  er- 
wanderte, alier  nicht  mehr  Frankreich  erreichte.  Nur 
Sprrtnophil  us  rafescen*  und  Saiga  tartariex 
kamen  weiter  noch  Westen.  — Diese  Periode  füllt  ia 
das  Mag.tul.men  und  $olutr£en.  Hystriz  cristata 
stammt  von  inajor,  diese  von  refossa  im  l'liocäo  von 
Perrier,  und  letztere  von  pritnlgeaia  von  Rottfculh'o 
und  PlktrmL  Ref.  — 

Hibsch,  J.  E.  Schadeltheil  einer  Saiga- Antilope 
(Saiga  prisca  Nehr.t)  au«  diluvialem  Lehm  der 
Umgebung  von  Tetaclien  a.  d.  Eibe.  Neue«  Jahr- 
bucu  für  Mineralogie , Urologie  und  Paläontologie. 
1898.  L Bd.  p.  60—63.  2 tlg. 

Das  Schädel  stück  mit  den  beiden  Homzapfrn  fand  »nk 
ia  einer  Tiefe  von  3 w.  Es  gehört  unzweifelhaft  io 
Saiga. 

Kennode,  P.  de  C.  The  Irish  Elk  Cervus  gigan- 
Uül  In  the  Iale  of  Man.  The  Geologie  al  Magazir* 
London  1898.  p.  116—119. 

Ausgrabungen  in  dem  Mergel  von  Closey  - garey  Ui 
Poortuwn,  Insel  Man,  lieferten  13  Fass  unter  der  Ober- 
fläche Knochen  und  Geweihrr»te  von  Riesenhirsch,  x* 
einer  anderen  Steile  rin  vollständiges  Skelet.  An  dieser 
Loralität  kommen  auch  Reste  von  Kquus  caballux  vor. 

Kinkelin,  Friedrich.  Kleine  Notizen  au«  der  gvo* 
logisch  - palii ontologischen  Sektion.  Berichte  der 
Benekenbcrfischen  naturforachenden  Geaellecbaft- 
Frankfurt  a.  M.  1898.  p.  191—195. 

1.  Hyaena  spelaea  tioldf.,  rin  Oberkiefer  ao*  dem 
Lös«  tun  Sossenheim  bei  Höchst. 

2.  Cervus  eorycerus  Aldr.  im  Um  von  Brwkee* 
heim , Sossenheim , jetzt  auch  hei  Rödelheim  — Uster* 
kieferfragment  und  Schädrlhrurhstück  mit  Rasen  stock- 
Etwas  älter  sind  die  Reste  aus  dem  unteren  Geächtete* 
merget  von  Ritdorf  hei  Berlin  und  dem  Sand  von  Grates* 
rheinsfelden.  In  Mosbach  kommt  dieser  R lesen  Hirse  k 
nicht  vor,  wohl  aber  Aires  latifrons. 

Kiesling;  E.  Neue  Funde  vou  diluvialen  Arclotip' 
Renten  aus  der  Umgegend  von  Bern.  Mittbeilunss*® 
der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern.  1897/9* 

I>.  S - 7. 

Liegt  nicht  vor. 

Lamplugh,  G.  W.  The  glacial  Periode  and  the  Irisl» 
Fauna.  Nature.  London.  Vol.  67.  1898.  p.  245. 

Die  irische  See  war  während  der  Eiszeit  von  Gletschern 
ausgefüllt,  wodurch  den  Landlhirren,  i.  B.  dem  Rea* 
thier,  ein  Weg  nach  Irland  grüflnet  war.  Ihn  Fai  er- 
reicht eine  Höhe  von  3000  Fu*s  über  dem  Meeresspl^FÜ. 
Al»»r  bei  der  allmählichen  Zunahme  der  Wärme  entstand** 
am  lotnde  auch  wieder  Plätze,  welche  ein  Thier-  uo«i 


Digitized  by  Google 


125 


Zoologie. 


Pflanzenleben  ermöglichten,  wie  di«  Einschlüsse  von  Priati- 
»n  und  Cru*Ucecn  in  8chotterterra*»«n  zeigen.  In  di«««r 
Periode  kam  auch  der  Riesenhlrtch  auf  die  Intel  Man. 
In  der  Po*tglarialzeit  gab  es  keine  LaDilbriicke  mehr 
iviiirhrn  Schottland  und  Irland. 

Marek,  Joseph.  Das  lud vetiaih  gallische  Pferd  und 
wine  Beziehung  zu  jlen  prähistorischen  und  zu  den 
recenten  Pferden.  Abhandlungen  der  schweize- 
rischen palAontoIogi  sehen  Gesellschaft.  Vol.  XXV. 
1898.  62  p.  XIV.  Taf. 

Verf.  studirte  insbesondere  Ja*  Pferde  material  aut 
den  Pfahlbauten  von  Ij»  The,  Auvemier,  Bleierne«,  Moos- 
seedorf, Solutr£,  Thayingen  und  recente  Kasten.  Pferd 
und  Esel  zeigen  besonder»  auffällige  Abweichungen  in 
den  Dimensionen  de»  Ptlugscharausschuittes  vom  hinterm 
Ende  der  Gsnmennalit  einerseits  und  vom  Kommen  mag- 
num  andererseits.  Die  eingehenden  Studien  de*  Schädel*, 
Gebisse»  und  der  Extremitäten,  über  welche  zahlreiche 
Tabellen  beigegeben  sind,  führen  zu  dem  Ergebnisse,  dass 
das  helvetisch  * gallische  Pferd  und  die  prähistorischen 
Pferde  nur  mit  dem  orientalischen  und  zwar  mit  dem 
arabischen  Pferde  in  Beziehung  gebracht  werden 
können,  doch  muss  hierbei  von  der  geringen  Grosse  dieser 
prähistorischen  Pferde  abgesehen  werden.  Nur  das 
Pferd  von  Moosteedorf  hat  Pony • Merkmale , jedoch  Ist 
der  Gesirhtsthell  im  Verhältnis  zum  (u-binitbril  länger 
als  beim  Pony.  Auch  dieses  prähistorische  Pferd  gehört 
aber  noch  dem  arabischen  Typus  an.  Die  übrigen  prä- 
historischen Pferde  der  Schweix  haben  im  Sehädelhau 
mit  dem  Pony  gar  nichts  gemein.  An  die  isländischen 
Ponys  erinnert  nur  die  geringe  Körpergröße  and  die 
Zieriithkeit  der  Extremitäten,  welch  letzte n*  jedoch  auch 
beim  arabischen  Pferde  anzutretVeu  ist.  Ebenso  wenig 
wi«  mit  den  Ponys  ist  das  helvetisch  - gallische  Pferd 
mit  dem  Wildpferd  der  Quart irxcit  näher  verwandt. 
Das  Diluvialpferd  von  Schusscnried  hatte  einen  kurzen 
eselurtigrn  Schädel,  breite  Stirn  und  zierliche  Extremi- 
täten , jedoch  war  es  nicht  besonders  klein.  Seine 
Scheitellänge  war  bedeutender  als  bei  den  prähistorischen 
Pferden  der  Schwei*. 

Mülais,  John  Guille.  British  Peer  mul  ttieir  Horns 
with  185  text  and  full  page  Illustration*  mostly  by 
the  Aiithor,  axsisted  by  Sidney  Steel,  and  photo- 
graph«  and  a aeties  of  unpublished  aketchea  by  Sir 
Edwin  Landseer.  Loudon,  Henry  Botheran.  1897, 
4".  224  p.  lief,  in  The  OtologtaÜ  Magazine.  London 
1898.  p.  133—140.  2 pl.,  2 fig. 

Von  diesem  Werk  bietet  besonderes  Interesse,  was  Verf. 
von  fossilen  in  England  gefundenen  Hirschen  berichtet. 

Der  Aires  latifron*  aus  dem  Crorner  Forest bed  ist 
oft  schwer  von  A.  in  ach  Hs  zu  unterscheiden,  von  welchem 
auch  bereit»  an  verschiedenen  Localitäton  fossile  Beste  zum 
Vorschein  gekommen  sind.  Weiter  kennt  man  Beste  vom  Ben  , 
vom  Edelhirsch  (incl.  polignacus,  Brounii,  Savii), 
von  Cervus  Dawkinsi  und  Kitchi,  beide  verwandt  mit 
Alces,  und  Cervus  verticornis,  tetraceros  und 
Sedgwicki,  sämmtlich  aus  dem  Porestbed.  Pie  wich- 
tigste aller  fossilen  englischen  Hirscharten  »st  jedoch 
Cervus  giganteus  (=  Megaceros  hiberniens),  ein 
Verwandter  vom  Damhirsch  und  nicht  vom  Elen.  Von 
ihm  sind  in  Irland  zahlreiche  vollständige  Skelette  aus- 
gegraben worden.  Er  i*t  jedoch  schon  ausgestorbeu , als 
die  Torfmoore  entstanden,  also  nicht  vom  Menschen 
»usgerottet  worden.  Seine  Skelette  finden  sich  immer  in 
einem  Seeletten  mit  Unio-  und  Anodnnt.i -Schulen  in  einer 
Tiefe  von  etwa  7 bis  8 Fass.  Dir  darüberliegemlen 
Schi«  hten  sind : Torf,  Sand,  Torf  mit  Baumstämmen , eine 
Schicht  mit  Eichenlaub,  bla  »er  Letten  mit  Muscheln,  Die 
Thlere  sind  vielleicht  durch  Ftutheu  uingekummen.  Edel- 
hirsch, Reh  und  Damhirsch  sind  in  verschieb n- 
aHrigen  Pleistocänschirhten  in  England  nnchgewiesen 
worden.  Da»  Reh  stammt  schon  aus  dem  Pliocän. 


Mourlon,  Michel.  8nr  1a  decouverte  d'un  gixement 
de  Mnmmoutli  en  Condroz.  Bulletin*  de  l’Aca- 
ddmie  royale  de  Belgiqne.  3.  Serie.  T.  X XXXIV, 
Nr.  11.  1897.  Bef.  von  M.  Boule,  L’Anthropologie. 
Paria.  1898.  p.  64,  65. 

Bei  Sovet  zeigt  ein  Bahneinschnitt  gelben  Lehm  mit 
einer  Lage  Gerolle  i*n  seiner  Basis,  darunter  geschichtete» 
Lehm , der  lachen  förmig  in  den  Cnrbondohiiuit  ei  »greift 
und  zu  unterst  ebenfalls  Gerolle  führt.  Letztere  Schicht 
schließt  auch  tuanrhmü  Mammut  b-  und  Pferde  zähne 
ein.  Es  gehört  diese  Schicht  den  Hochterruswn  schottern 
an,  welche  älter  sind  als  die  tiefer  unten  liegenden  Lehme. 
Die  gleichaltrigen  Schichten  von  Ilern  Motnuu  bei  Havre 
enthalten  ebenfalls  häufig  Mamuiuth  und  Rhinoceros 
tichorhinus,  sowie  SUex.  Diese  Ablagerung  ist  aber 
entschieden  jünger  als  da»  ChellArn , zu  welcher  Zeit  ein 
warmes  Klima  herrschte. 

Nohring,  Alfred,  lieber  Alactaga  aalien*  fosai- 
lia  Nebr.  (=  Alactaga  jaculu»  fosailis  Nelir.L 
Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  und  Palä- 
ontologie. 1898.  Bd.  II.  p.  1—38.  2 Taf. 

Reste  von  Atactagu  »allen»  kennt  man  von  Wester- 
egeln — hier  atn  häutigsten  — , Thiede  bei  Wolfenbüttel, 
aus  dem  Lös#  von  Wiirzburg,  von  Quedlinburg,  aus  der 
Baumannshöhlc  im  Harz,  von  Zuzlawitx  im  Böhmerwald 
und  aus  dem  Lüoa  von  Aussig,  TÜrmiiz  - Nordböhmen  und 
von  Kossir  bei  Prag. 

Von  recenten  A I acta ga arten  werden  genannt:  Ala- 
ctaga  salirn»,  apicnlum,  mnngolicus,  «later, 
aeontion  und  tetradaety lua.  Sie  »lad  charakterisirt 
durch  die  Anwesenheit  von  Afterzehen  — erste  und  fünfte, 
während  diese  bei  Dipus  fehlen.  Von  Dipus  kennt  man 
vier  Arten,  lagopus,  telum,  gerboa  und  hirtipes. 
Alactaga  saliena,  die  grösste  aller  Springmäuse,  hat 
auch  in  der  Gegenwart  die  westlichste  Ausdehnung  aller 
Springmäuse,  weshalb  »io  auch  in  der  Diluvinlzeit  am 
weitesten  nach  Westen  rorgedrungen  ist.  Alactaga  be- 
sitzt im  Gegensatz  zu  den  meisten  Dipus  fast  immer 
einen  kleinen  P im  Oberkiefer.  Der  Schädel  ist  schlanker, 
die  Rullue  oaseae  »ind  kleiner,  dk*  Spange  filier  dem  Infra- 
orbitalforatnen  ist  schmälrr  als  bei  Dipus,  die  J h«l**n 
keine  Längsfurchen  und  die  M sind  couiplicirter  als  bei 
Dipus  und  relativ  länger  und  schmäler.  M,  und  Mt 
haben  eine  grosse  Einbuchtung  auf  der  Innenseite  und 
vier  Kalten  auf  der  Ausseuseite.  J!4  ist  kleiner.  Die 
Einbuchtuzgen  werden  bei  der  Abkauung  zu  Inseln. 
M,  und  M(  des  Unterkiefers  haben  j«  drei  innere  und  jo 
zwei  äussere  Einbuchtungen,  M,  ausser«lem  eine  auf  der 
Vorderseite;  an  Ma  sind  aussen  und  innen  je  zwei  vor- 
handen. Die  unteren  M haben  je  zwei,  die  oberen 
drei  und  M,  und  M#  je  vier  Wurzeln;  P,  i*t  rinwurrelig. 
Der  Nagezahn  reicht  bis  in  den  Gelrnktörtsnts  des  Unter- 
kiefers. 

Alactaga  zählt  7 Hals-,  12  Brust-,  7 Lenden-,  4 Sarrul- 
und  26  bi»  31  Sch  wanzwirbel.  Die  Lendenwirbel  haben 
kräftige  Dorn-  und  Quertortsätze,  eben*«  die  ersten 
vier  Schwanzwirbel.  Der  Humerus  hat  eine  dreieckig« 
DeltoidcrisU  und  ein  Snpratrochlear  — , aber  kein 
Entepicondylarforameu.  I>ie  Knochen  der  Hinten  xt  rem  Kit 
sin«!  ungemein  charakteristisch  und  erinnern  im  Ganzen 
etwa»  an  die  vom  Känguru.  Das  Becken  nähert  sich  in 
der  Form  von  Isthium,  Pubis  und  Acetabulnm  dem  Becken 
der  Leporiden.  Da*  Kontur  ist  schlank,  aber  doch  zugleich 
kräftig,  das  Caput  zierlich , dick.  Trochanter  und  die 
Crista  intertroduuiterira  sowie  die  Comlyll  sind  ungemein 
stark  entwickelt,  die  Diaphrse  biegt  sich  etwas  nach  vom 
and  aussen.  Die  Tibia  ist  beträchtlbh  länger  als  das 
Femur,  Im  oberen  Drittel  dreikantig,  weiter  unten  oval  im 

• Querschnitt  und  hier  mit  der  Fibula  verwachsen.  Das 
dUtale  Gelenk  hat  einige  Ähnlichkeit  mit  dem  vom  Pferd. 
I)er  Calcaneus  Ist  ziemlich  kräftig,  «las  Cuneilorme  I sehr 
verlängert.  1H«  langeu  Metatarsale  II  — IV  verwachsen 


Digitized  by  Google 


126 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


schon  sehr  frühzeitig  mit  einander,  doch  bleiben  di«  distalen 
üelenkköpfe  frei.  Die  erst«  und  fünfte  Zehe  sind  rudi- 
mentär, bei  teiradactylus  fehlt  die  Innere  ganz.  Der 
verschmolzene  Metatarsus  siebt  dem  der  WaJ -Vogel  »ehr 
ähnlich , kennzeichnet  sich  aber  als  der  eines  Säugers 
durch  die  Bescluillmheit  seiner  proximalen  Oelenkflächen, 
Wie  bei  den  Vögeln  hst  dieser  Knochen  such  hier  glas- 
artige Teztur.  MctaUrsule  V ist  etwas  länger  als  Meta- 
tarsale  I,  und  dieses  kaum  ein  Drittel  so  lang  als  die 
mittleren.  Die  Phalangen  sind  relativ  lang  und  schlank. 
Alactaga  saliens  ist  der  charakteristischste  Steppen* 
nnger  des  europäischen  Russland.  Kr  findet  sich  beson- 
ders im  Tschernosjem , selten  in  den  Sand  - und  Salz- 
steppen.  Er  geht  westlich  bis  zum  Dnjepr,  nördlich  bis 
ürel,  am  verbreitetsten  ist  er  in  Sarepta,  Saratow,  Simbirsk 
und  Kasan,  in  Samara  zusammen  mit  Ziesel,  Speriuo- 
philus  rufescens.  Dl«  sm  Südfuas  des  Ural  lebende 
Varietät  — „Dtpus  decutuaitas11  zeichnet  sieh  durch 
ihre  Grösse  aus.  Alactaga  bewohnt  Knilöcher,  in  wel- 
chen er  auch  bei  Ucberschwrtnm ungen  zu  Grund«  geht. 
Auch  die  fossilen  Reite  dürften  zum  Theil  von  solchen 
ertrunkenen  Thieren  herriihren,  andere  aber  stammen  aus 
Gewöllen  von  Raubvögeln,  ln  Böhmen  und  bei  Wester- 
egeln tindet  sich  Alactuga  im  subaeriseben  Löss,  dessen 
Bildung  ein  trockenes  Klima  voraussetzt. 

Nehring,  A.  Diluvial«  Rest*-  von  arktischen  und 
Steppensäugethiercu  in  den  belgischen  Höhlen  und 
ihre  Beziehungen  zur  Diluvialfauna  Mitteleuropas. 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  deutscher  Natur- 
forscher und  A erste,  di).  Veraaminlung  Braunschweig. 
189«.  2 Tf.  p.  1 8t)  — 182. 

Bereits  anderweitig  public irt.  Siehe  Ref.  für  1897. 

Nossilow,  K.  Un  entier  Mamruuth.  Revue  acienti- 
flque.  189«.  Tom«  I.  p.  153. 

Am  Juribei  im  Samojedenlande  ist  ein  ganzer  Cadaver 
eines  riesigen  Mammuth  zum  Vorschein  gekommen. 

Pavlow,  Marie.  Uebersicht  der  russischen  Literatur 
in  der  Paläontologie  der  Säugethiere  1896  — 1897. 
Annuaire  gdologique  et  mindr&JogiqnR  de  la  Ruaaie. 
Vol.  IIL  Livr.  1.  VAraovie  1898.  p.  1 — 8. 

Verf.  bespricht  di«  Abhandlungen  von  N.  K risch ta- 
fowitach*,  ti.  Bogoljubski,  P.  Armascliewski, 
K.  Nosailow,  M.  Pavlow,  N.  Tichomirow,  O.  Clerc, 
I«  Batzewitz,  N.  Kaschtacheuko *,  S.  Kusnetzow, 
W.  Jonow,  B.  Doss*,  J.  Sinzow  und  A.  Slöaariki, 
von  denen  jedoch  über  die  mit  * versehenen  schon  im 
vorigen  oder  in  diesem  Bericht  besonders  referirt  ward«. 

Kusnetzow  behandelt  den  Kund  eines  Mainmutbs 
mit  Menschen  spuren  hei  Tomsk,  Jonow  den  Kund  von 
Mammuthresten  bei  Kamenka  im  Gouv.  Ssaratow, 
hier  auf  einem  Sandstein  liegend  und  bedeckt  von  weissern 
Sand,  Thon,  löesähnlichein  Thon  mit  Concretionen, 
dunkelbraunem  Thon  mit  Gerollen  und  Schwarzerde. 
M.  Pavlow  berichtet  über  die  geologischen  Verhältnisse 
des  M a in  m u t h fuudes  lei  Jarosslawlj  1896.  — Das  Skelet 
lag  auf  gelbem  grobem  Sand , darüber  feinerer  Sand  und 
Gerolle  und  auf  diesem  unmittelbar  vom  Humus  über- 
lagert gelblicher  Lehm.  Unter  dem  Skelet  befaud  sich 
grober  Smd  und  darunter  feiner  Leliro.  Die  etwas 
höher  gefundenen  Knochen  befanden  sich  auf  secundärer 
Lagerstätte.  Dieses  Mammuth  wird  als  Klephas  tro- 
gontherii  bestimmt,  sein  Alter  ist  glAciat.  Tichomirow 
will  mit  diesem  Mammuth  zusammen  Keucrstellen,  Thon- 
geschirre und  Stücke  von  Thierfellen  gefunden  haben. 
Clerc  behandelt  den  Kund  eiuea  M amm  uthskeletes  bei 
Kiahnaja  Purtowaya  im  Kreis  Kamjschlow  im  Gouv.  Perm. 
Daa  Skelet  war  etwas  verstreut  , ein  Theil  scheint  von 
einer  früheren  Strömung  fortgeschwrmmt  worden  zu  sein. 
Die  Knochen  lagen  zusammen  mit  einem  Stück  Hirschhorn 
in  einem  Thon,  der  von  weisslichem  Thon,  grauem  Sand 
und  Humus  bedeckt  ist.  Spuren  des  Menschen  kamen 


nicht  zum  Vorschein.  Früher  fand  man  an  dieser  Leta- 
lität ausser  einem  Maromutbstosazahn  ein  Hum  voa 
Bo*  priscus,  ein  Hirschgeweih  und  Unterkiefer  *oa 
Rhinoceros  tichorhinus.  Batzewltz  erwähnt  «inen 
M aui  in  utli-Sioasxahn  aus  dem  Torf  am  l'erechodnsja  im 
Amur  - Becken  — in  der  Nachbarschaft  fand  sich  eia 
zweiter  Debet  einem  Renthiergeweih  — , Bogoljubski 
einen  solchen  aus  dem  TscbuktschaHuss  im  Gouv.  Jentsseük. 
Ar  maschewski  berichtet  über  die  Kunde  von  Mammuts. 
Rhiuoceroa,  Pferd,  Hippopotamua  (?  Ref.),  Oviboi 
aus  dem  Löss  von  Kiew  und  von  einem  Maroxnuth- 
akelet  bei  Nishnije  Muly,  Gouv.  Perm,  sowie  von  einem 
weiteren  hei  Grosuenskaja.  Nossilow  erwähnt,  dass  ihm 
ein  Samojede  von  einem  ganzen  Mammuth  am  Puninvlc 
erzählt  hätte. 

Sinzow  berichtet  von  Kunden  von  Zähnen  des  Dine- 
therium  giganteum  in  Beasarabien,  in  Cherson,  Charkow 
und  im  (Meaaaer  Bezirk. 

Im  Kreis  Kowno  fand  sich  ein  Renthiergeweih  tn 
ungewöhnlicher  Grösse. 

Slösarski  giebt  eine  populäre  Notiz  über  aasgestortear 
Riesenhirsche.  Ferner  beschreibt  er  drei  Schädel  des 
Boa  pritnigeuiut,  von  denen  jener  aus  Grabow  der 
grösste  ist  und  aus  einem  Torflager  stammt-.  Voa 
Wloctawsk  im  Weichsclthal  liegen  Schädcllbeile  vo* 
Bison  priacus  vor. 

Pollen,  Q.  C.  H.  Exploration  of  Py  Newydd  Cures, 
Tremeirchion,  North  Walen.  The  Qoarterly  Journal 
of  the  Geologieal  Society  of  London  1898.  p.  119 
— 134.  7 pl. 

Die  Untersuchung  der  Cae  Gwyn-,  Ffynnon  Beuno-,  Fy 
Newydd- Höhle  im  Clwyd-Tbale  bietet  nur  für  britische 
Verhältnisse  grosseres  Interesse.  Der  Verf.  giebt  sebr 
viele  Profile,  die  jedoch  nur  Gerolle,  Sande,  plastisches 
Thon,  Lehme  ln  verschiedener  Folge  aufweisen.  Das 
Material  der  Fy  Newydd  und  der  tieferen  Schichten  der 
beiden  anderen  Höhlen  stammt  aus  nächster  Nähe,  ua*i 
ist  älter  als  der  glaciale  Gcschirbelehiu.  Vor  der  Ver- 
gletscherung lebte  hier  noch  Rhinoceros.  Hicks  hatte 
in  der  Ffynnon  - Beuno  - Höhle  folgende  Schichten  unter- 
schieden: Oberflächen!  ehm  mit  Knochen  von  Schaf, 
Breccie,  rothen  Höhleulehm,  fetten  gelben  Lehm,  GeröiU. 
Pollen,  O.  C.  H.  Further  Exploration  of  th«  Fy 
Newydd  Cuve,  Tremeirchion,  North  Wales.  The 
Geologieal  Magazin«  1898.  p.  569. 

Die  Höhle  enthielt  von  organischen  Resten  nur  ein« 
Pferdezahn  in  der  tiefsten  Schicht.  Darüber  Stalag- 
miten und  über  diesen  eingeschwemmt«  Geröll*. 

Portis,  A,  Di  aleun«  avanzi  elefantini  fowüi 
acoperti  presso  Torino.  Bolletino  della  aocieUl  g*'lo- 
gica  ilaliana.  Roma  1898.  p.  94  — 120. 

Von  Carignano  stammt  ein  Stoaszahn  de*  Elfpha» 
autiquns  — nicht  des  prinaigenius,  wie  Gaataldl 
meinte,  — aus  dem  Po  bei  Turin  ein  prim igeniai,  d« 
aber  Anklänge  an  antiquua  hat.  Daa  Diluvium  GsataMi’« 
ist  trotz  dea  Vorkommens  von  Mammuth  doch  bereits 
Ptiocäo, 

Riatori , G.  Keati  d'Orao  nel  quaternario  dl  Pool* 
alla  Nave  d'intorni  d’Arezzo.  Atti  Soc.  Toec.  Seien« 
Nut.  Fiaa  Mem.  Vol.  16.  1898.  p.  229-289. 

Ein  Unterkiefer  von  Ursus  «pelaeus. 

Rutot,  A.  Le  r^aean  fltivia!  de  la  Helgiqu*  *°* 
tempa  quaternairea.  Le  monvement  göographiqu« 
1896/97.  Le*  modificationa  du  §ol  du  Flaadre«  * 
puisa  qae  l'homme  a pu  y dtablir  sa  deuienr*. 
Gand  1897,  27  p.  Lea  condition*  d’exiatenoe  de 
l'homme  ot  lea  tracea  de  aa  prdeenoe  aux  travers 
dea  tempa  quaternairea  et  de*  tempa  moderne*  «i 
Belgique.  Bull,  de  la  soeiäte  d' Anthropologie  d« 
Bruxellea.  T.  XVI.  1897/98.  Le*  original  duquater- 


Digitized  by  Google 


127 


Zoologie. 


nahe  de  la  Belgiqne.  Bull,  de  la  8o<*.  beige  de 
Geologie.  T.  XI.  1897.  Memoire«.  Ref.  von  Pb. 
Glnngaud  in  L' Anthropologie  1898.  p.  58  — 04. 

Au»  Ende  der  Tertiirzeit  war  Belgien  noch  vom  Meer 
bedeckt,  die  MaaB,  die  zuerst  die  Ardennen  begrenzte,  be- 
gann ebeu  ihr  heutige«  Bett  au»zuwn*  hen.  Die  Schelde, 
die  «ich  weit  über  Belgien  ausdehnte , zog  sich  zurück. 
Am  Anfang  de«  Quartär»  — Moseen  — drang  da*  Meer 
wieder  vor  bis  Mästricht  und  Antwerpen,  die  Schelde  hin- 
gegen drang  nach  Westen  vor.  Da«  Meer  bildet  im  Maas* 
delta  HuviolagunKre  Ablagerungen  — Mergel  und  Torf. 
Hier  lebten  nach  der  Trockenlegung  de«  Boden«  Bi*on 
und  Hirach.  Auch  der  Mensch  »oll  nach  Rutot  hier 
bereit»  erschienen  sein  — Mrsvinie».  — Es  finden  sich 
zwar  Silex  an  der  Ha*i«  der  folgenden  Stufe,  Campanien, 
jedoch  ist  es  nicht  statthaft,  sie  mit  denen  de»  Chelleen 
zu  identiticiran  — nach  Ansicht  de*  Ref.  — . 

lu  Campanien  wurde  durch  Hebung  des  Boden»  da» 
Meer  verdrängt,  reissende  Flüsse  brachten  GerHlle  au*  den 
Ardennen  bis  an  die  englische  Küste.  England  war  damals 
mit  dem  Festland«  verbunden.  Die  Schelde  reichte  bi« 
(•ent.  Di«  Geröll  - Ablagerungen  haben  eine  Mächtigkeit 
bis  zu  SO  in.  Sic  enthalten  Maromuth  und  Rhinoceros 
tichorhinus,  wo  sie  niedriger  liegen  als  die  Ablage- 
rungen mit  Mesvinien - Silex.  Letztere  sind  nach  Rutot 
nicht  gleichaltrig  mit  denen  von  Acheul  und  Moustiers, 
»onderu  älter;  denn  dies«  gehören  bereit  * der  Mamrouthzeit 
an.  Die  Maas  hat  am  Ende  des  Campanien  bereits  ihr 
jetziges  Bett  ausgewaschen . Der  Meuach  bewohnte  die 
Höhlen,  In  dieser  Zeit  lebten  Höhlenbär,  Hyäne, 
Moschusochsc,  Riesenhirsch.  Das  Klima  war  kalt, 
entsprechend  der  damaligen  ersten  Vergletscherung  Europas. 
Auf  die  Stämme  des  Acheuleen  folgten  während  des 
Campanien  die  Höhlenbewohner,  welche  Silex  aus  der 
Champagne  benutzten  in  Form  von  Schabern,  während  die 
enteren  Cbellfen * Beile  und  Moustiers  - Spitzen  bes&sscn. 
Jene  Schalter  entsprechen  etwa  den  SoIutr4-Silex. 

Im  darauf  folgenden  Hesbayeu  — entsprechend  dein 
Schmelzen  der  Gletscher—  erfolgte  ein  Ansteigen  de»  Meeres- 
spiegels und  ein  Sinken  des  Boden*  von  Belgien.  Die 
Hochplateau»  am  linken  Mna*ufcr  ragten  nicht  viel  mehr 
über  das  Meer  heraus,  als  der  Boden  von  Brabant.  Die 
Schmelz wa**rr  der  Gletscher  bildeten  ein  Becken,  das  bis 
in  das  Gebiet  der  Nordsee  reichte.  Die  Ablagerungen  be- 
stehen in  Lehmen  mit  Succinea  oblonga  und  Pupa 
muscorum.  Mit  dem  Track  enerwenien  des  Klimas 
erschien  das  alte  Flussuetz  de»  Campanien  begrenzt  von 
geschichtetem  Lehm.  Der  Lehm  wurde  zuletzt  durch 
Winde  fort  geführt  und  als  Löss  abgelagert.  Während  des 
Hesbnyen  scheint  Belgien  weder  vorn  Menschen  noch 
von  Landthieren  bewohnt  gewesen  zu  sein.  Im  Flandrien 
brach  da*  Meer  im  nordwestlichen  Belgien  und  in  Holland 
ein;  die  Sande  au»  jener  Zeit  erfüllten  die  Thäler,  welche 
wahrend  der  vorigen  Perioden  entstanden  waren.  Sie 
schliessen  noch  jetzt  lebende  Concbylien-Arten  ein. 

Bei  der  wiederbeginnrndrn  Hebung  de«  Landes  wurde 
durch  die  Flü»»e  ein  wohlge»chichteter  Lehm  — Egeron 
— mit  Landschneckrn  abgesetzt.  Aus  dieser  Zeit  stammt 
das  heutige  F!ua*netz  Belgiens  und  der  heutige  englische 
Canal.  Spuren  des  Menschen  aus  dieser  Periode  kannte 
man  nur  aus  Höhlen  und  zwar  ist  es  der  Mensch 
des  MagdaUnien.  Kentbierreste  und  Gerätbe  nu»  Ren- 
t hier  ge«- eilten  und  Knochen  sind  in  solchen  Ablage- 
rungen häutig,  während  das  Msmmutb  allmählich  ver- 
schwindet. 

Die  darauf  folgende  moderne  Zeit  beginnt  mit  der  neo* 
lithlachen  Periode.  Das  Klima  wird  dem  jetzigen  immer 
ähnlicher.  Reine  Ablagerungen  au»  der  neolithischen  Zeit 
»ind  aus  Belgien  nicht  bekannt,  jedoch  giebt  es  sicher 
keinen  Hiatus  zwischen  dieser  Periode  und  der  paläoli- 
thischen.  Das  Meer  zieht  steh  immer  weiter  zurück, 
während  Ihm  die  F!üs»e  durch  die  Ebene  folgen  und 


hier  bei  ihren  vielfachen  Windungen  zur  Torfhildung  An- 
lass gehen,  welche  dann,  den  Funden  nach  zu  schliessen,  bis 
in  die  römische  Zeit  fortdauerte.  Da  »eit  der  Zeit  Julius 
Cäsar's  der  Torf  noch  um  30cm  bis  zum  vierten  Jahr- 
hundert gewachsen  ist,  im  Ganzen  aber  eine  Mächtigkeit 
von  7 in  hat  und  die  neolithi*chen  Gerätbe  grösst entheils 
in  den  mittleren  Schichten  liegen , so  ergiebt  sich  für 
letztere  ein  Alter  von  3500  — 4000  Jahren,  für  die  Torf- 
bilduDg  selbst  eine  Dauer  von  7000  Jahren. 

Nsch  der  römischen  Zeit  zwischen  dem  vierten  und 
nrunteu  Jahrhundert  gewann  da*  Meer  wieder  eine  grössere 
Ausdehnung,  um  aber  bis  zum  Jahre  1000,  wo  es  sich 
wieder  neuerdings  ausbreitete , wieder  zurückzuweichen. 
Während  der  Ruhepause  bildete  »ich  in  altgeschlossenen 
Buchten  der  untere  Polder  = Letten.  Eine  abermalige 
Ruheperiode  trat  während  des  12.  Ws  Endr  de* 
18.  Jahrhundert*  ein  und  von  hier  ab  bleibt  der  Boden 
Relgieu»  und  Hollands  stationär.  In  Aestuarien  entstand 
der  obere  Polder  = Letten. 

Bcb&rdt,  IL  Revue  g^ologique  sulsse  pour  Tanne« 
1898.  Ref.  von  M.  Boule  in  L'Antbro|>ologia  1898, 
p.  879  — 680. 

Für  uns  bietet  von  dm  besprochenen  Arbeiten  nur  die 
von  Mühlberg  über  die  Gegend  von  Aarau  grösseres 
Interesse.  Er  fand  Spuren  mehrerer  Vergletscherungen 
und  einen  äolischen  Losa  zwischen  der  Hoch-  uud  Nieder- 
terra*»*.  Antor  nimmt  jetzt  fünf  Eiszeiten  an.  Tier 
Decken  - Schotter  ist  der  Rest  der  ersten  Vergletscherung, 
die  schon  in  der  Zeit  von  Elephas  ineridionnl i»  er- 
folgte. Mammath  und  Ren  finden  sich  in  den  Schottern 
der  Uochterrasse. 

ScharfF,  R.  P.  Borne  Romain»  of  ihe  Wild  Ilorse 
in  Irelarui.  Nature.  London  1898.  Vol.  57.  p.  228 
— 229. 

Bei  Nun* , Kildar«  Co. , fanden  sich  Schadeifragmente 
eines  Pferdes,  das  nur  die  Grösse  des  Esels  hatte. 

Bohröder , Henry*  Revision  der  Mosbacher  Bäuge- 
thierfnuna.  Jahrbücher  des  nanaauisclien  Vereins 
für  Naturkunde.  51.  Jahrg.  1898.  p.  211 — 230. 

Bei  Mosbach  enthält  sowohl  der  Lü*s  als  auch  der  viel 
ältere  Sand  sehr  viele  Säuget hierreste.  Nur  au»  dem  Lös* 
kennt  man  Murmclthier,  Maulwurf,  Mammuth- 
»owie  bearbeitete  Knochen.  Die  Reste  aus  saudigen  Ein- 
lagerungen im  Löss  sind  von  denen  aus  den  echten  Sauden 
nur  schwer  zu  unterscheiden.  Die  Fauna  der  letzteren 
besteht  nu*  Eqnus  caball  u**,  sehr  gro*«  und  häutig, 
Rhinoceros  et  ruscus*,  kleiner  aber  häutiger  als  die 
folgende  Art,  Rh.  Mcrekii*,  Su*  acrofa*,  Hippo- 
potamus  atnphibiu*  var.  major*,  Cervus  capreo- 
lus*  elaphus*.  — Die  zahlreichen  Reste  »ind  zum 
Theil  auch  dem  Maral-Hirsch  zuzuschreiben  — , C.  lati* 
fron**  häutig,  und  verschieden  von  Eurvceros,  Capra 
aegagru*  (Ilorn),  Bison  priscus*  häufig,  ebenso  Eie- 
phas  antiqu  us*,  E.  trogontherii*  und  prim  igenius  •, 
Wide  »ehr  selten,  Lepus,  Crlcetus  fr  um  en  tarius, 
Mus,  Arvicola,  Castor  fiber*,  Trogontherium 
(’uvlerl*  selten,  llrsus  spelaeus,  Meies  vulgaris, 
Canis,  Hyaena  spelaea,  Felis  leo  spelaeus.  und 
Lyn*.  Di«  mit  * versehenen  Arten  kommen  auch  im 
englischen  Forestbed  vor,  das  daher  bereits  ebenfalls  zum 
Plcistorän  gerechnet  werden  mus»,  wenn  e*  auch  einige 
l'liocäne  Arten  enthält  — Equus  Stcnoni»,  Elepha» 
meridionalis,  Mach  airodus  und  «u*ze*torbrnr  Hirse  he. 
Die  Mosbachcr  Sande  nehmen  in  geologischer  Hinsicht 
vielleicht  eine  Mittelstellung  ein  zwischen  den  Sü»*enborner 
Schottern  und  den  auf  ihnen  ruhenden  Tuffen  von  Weimar, 
indem  die  ersteren  nur  Rhinoceros  etrusens,  letztere 
nur  Merck)  enthalten,  während  die  Schotter  von  Mosbach, 
rbenso  wie  die  Sande  von  Mauer  bei  Heidelberg  beide  Arten 
ein*cltlic«*ef».  Es  ist  aber  auch  nicht  unmöglich,  das» 
die  Sande  von  Mosbach  beide  Horizonte  repriUentiren. 


■ Digitized 


128 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Sern&nder,  Rutger.  Zur  Kenntnis*  der  quartären 
Säugt  thiei-fmina  Schweden*.  Bolle!  in  Geologtake 
Institut.  Univcm  Upnk  YoL  III.  I8W.  p,  327 
— »42. 

Verf.  nennt  *1*  in  Schweden  fossil  nacbge wiesen  : 

Boa  }•  r I ui  igeuiu»  Boj.,  der  Schädel  eine*  sehr  kleinen 
Individuum»  au»  einem  Torfmoore  in  Schonen;  fr  gehurt 
der  Kirfrrn  periode  an. 

Bo«  I on gi fron»  0 w , ein  Skelet  au*  einem  Torftnooie 
auf  Gotland,  gehört  der  Eichen-  oder  jüngeren  Steinzeit  an. 

Sua  acrofa  Linn  im  untersten  ('ladium-Torf  auf  Got- 
land. 

Crrru»  alccs  I.  aus  der  Utorina-Zeit  auf  Gotland. 


Er  hat  aber  auch  schon  während  der  Eichenzell  <U»*lbtt 
geleit. 

Cervua  capreolus  au*  der  Eicheuzeit. 

Castor  Fiber  aus  der  Eicheoceit  in  Upland. 

Woodward,  Henry.  Kote  on  the  Antlers  af  a Red 
Deer  (Cervua  elaphna  Linn.)  from  Alport,  Youl- 
urenvi*  bmt  Bake  well,  Derby  «hi  re,  now  in  ü»* 
British  Museum,  Cromwell  Roud,  London.  The  Geo- 
loglcal  Magazine  1898.  p.  49  — 51,  1 pl. 

Dies«*  Kdelbirscfageweih  zeichnet  sich  durch  wtae 
Grösse  und  Stärke  aus  und  erinnert  an  da»  Geireib  von 
Wapiti  (Ccrrua  canadenaia).  K*  »lammt  aus  eineta 
ziemlich  jungen  Kalktuft. 


C.  Säugothiere  aus  dem  Tertiftr  und  der  mesozoischen  Zoit. 


Ameghino,  Florontino.  Bur  1!  Arh  indem  ur,  genre 
du  terfJauv  d«  Parana,  rijriuBtut  un  type  nouveau 
de  in  elnove  de*  M nimm fürea.  Comptea  rendua  de« 
M-aiicesderAcntlcmic  de«  Science*  Paris,  Tome  CXXYII, 
p.  »95  -396.  1898. 

Der  Schädel  von  A rh  i n o 1 e tu  u r n.  g.  aus  dem  Tertiär  von 
l'arana  hat,  wir  der  Schädel  der  Lemuren,  grosse  Augrn- 
höhlcn  und  weit  abstehende  Jochbogen.  Kr  ist  ausserdem 
auch  sehr  niedrig,  ziemlich  flach  und  von  oben  gesehen 
fast  kreisrund  im  Umriss.  IHo  Nase  steigt  ein  wenig  au, 
ebenso  der  Scheite],  der  mit  einem  kräftige u Kamme  ver- 
sehen Ixt.  Die  Stirn  weist  jedoch  eine  viereckige  Vertiefung 
auf.  Die  Zwlsrhcnkiefer  sind  durch  einen  Spalt  von  einander 
getrennt  und  von  den  nach  vom  stark  zugespilzten  Nasen- 
beinen durch  eine  <1  förmige  Kinne,  deren  Basis  mit 
Knochensubstanz  ausgefüllt  i*t;  die  vorderen  Nasenlöcher 
sind  also  geschlossen  (V  Bef.).  Die  grossen  Orbita  werden 
nach  unten  durch  eine  Knochen  platte  abgeschlossen , der 
Post orbital forUatz  »tinsl  an  den  Jochisogen.  Die  gerundeten 
Scheitelbeine  lassen  au!  eiu  grosse*  Gehirn  achliessen.  ln 
der  vorderen  Partie  des  Unterkiefer»  uud  an  den  Wangen 
— zwischen  Oberkiefer,  J »chbogen  und  PranrbitalforUut«  — 
i»t  je  eine  Grule  vorhanden , die  nur  hei  Reptilien  und 
Vögeln,  al«r  ui-ht  bei  8lugethiercn  vorkommt  — 
jedenfalls  nicht»  Andere*,  als  du**  eben  da»  PräorLital- 
toraiucn  resp.  Mentalfonuneu  eine  Rinne  bildet  (Ref.)  — Von 
den  drei  kleinen  obcicn  I ist  1,  noch  der  grösste.  Unten 
exifttiren  bloss  2 1 und  dahinter  noch  ein  rudimentärer 
Zahn.  Wegen  der  angeblichen  Anklänge  an  Reptilien 
und  Vögel  hält  »ich  Verf.  berechtigt,  hierfür  nicht  bloss 
ein  neue*  Geuux,  sondern  sogar  eine  besondere  Ordnung  zu 
errichten  — die  der  Arhinolemuridcn.  Wir  haben  es 
jedoch  offenbar  nur  mit  einem  degenerirteu  Lern  uren  oder 
Taraiiden  zu  tbun,  der  wahrscheinlich  von  Anaptomor- 
pbus  abstammt  (Ref.). 

Ameghino,  Florentiner.  Löge  des  coucbe*  foaailnörea 
de  Pntftponie,  nouvelle*  decou verte»  dea  uiHinmiferes 
fossile«,  lievue  «cientlfiqne,  Pnri*  1898,  II,  p.  72 — 74. 

Verf.  wendet  sich  gegen  die  Angaben  Hatche r’s,  wel- 
cher im  Gegensätze  zu  ihm  den  Schichten  in  Patagonien, 
insbesondere  dem  Santacruzcn»,  ein  viel  geringeres  Alter 
»schreibt.  Da*  Santncruzcno  liegt  nicht  auf  den  pata* 
goniacheu  marinen  Schichten,  sondern  wechscllagert  mit 
denselben.  Letztere  hatan  aber  nach  Am  eg  hin  o eoeänes 
Alter,  mithin  auch  da*  Santncruzeno.  — Die  We«  hxellagcrung 
»chcint  allerdings  vorhanden  zu  »rin,  allein  auch  die 
marinen  Schichten  sind  sehr  jung;  der  Umstand,  da*»  mir 
fünf  lebende  Arten  darin  Vorkommen , kann  hieran  nicht 
das  Geringate  andern,  denn  auch  in  Europa  stellt  skh  jetzt 
uach  den  genaueren  Untersuchungen  des  Wiener  Mioc-än 

, und  de»  italienischen  Pliorän  ein  ähnliches  Verhältnis»  her- 
aus (Ref.).  — Auch  die  Fauua  der  Py  rot  her i u m • Schichten 
ist  nach  Hatcher  »ehr  jung;  er  scheint  jedoch  diese 
Schichten  nicht  gefunden  zu  haben.  Was  er  dafür  hält, 
«oll  anscheinend  Santacruzcno  »ein.  Die  morphologischen 


Veränderungen  gewähren  keine  Anhaltspunkte  für  da»  geo- 
logische Alter.  Die  Chronologie  der  übrigen  Autoren  ist 
demnach  absolut  falsch,  nur  Auiegbiao’«  Vorstellungen, 
di«  alle*  auf  den  Kopf  stellen,  sind  die  richtigen.  — MH 
diesem  Autor  kann  man  schliesslich  überhaupt  nicht  nwfcr 
discutiren  (Ref.). 

Zwischen  den  Py  rot  her  i um -Schichten  und  demSastz- 
cruzeno  hat  sich  jetzt  eine  neue  Faunn  gefunden.  Pyro- 
theriiden.  laotemnidcn,  Palaeopeltidae  fehlen  kirr 
gänzlich,  die  Notostylopaiden  sind  schon  »«Heit,  dajfcgrfl 
werden  die  Notohippidcn  häutiger,  auch  treten  Gat- 
tungen de»  Santacruzeno  auf.  Auch  in  den  Dinosaurier- 
Schichten  unter  den  Pyrotherium-Schichtcn  sind  jetzt 
Saugethirre  zum  Vorschein  gekommen  — ein  Mierokl»* 
theriide  mit  d i de lphy »ähnlichem  Gebiss  — Proteo- 
didelphys  praecuraor  n.  g.  n.  ap.  mit  kleinem  C,  ha- 
ger Symphyse,  mit  auf  der  Innenseite  complicirten  P and 
uusgehreiteten  Incisiven  — ähnlich  Pa urodon.  Archaeo- 
lophus  iuclpien»  n.  g.  n.  sp  von  Schaf  grosse  mit  IUmI- 
wulst  auf  der  Aussensrite  der  1.  Es  scheint,  als  ob  tick 
Beziehungen  zwischen  «kn  Hufthieren  und  den  carnivom 
Marsupialiern  herausstellen  werden.  — Sicher  aid»t 
Re!.  — . Auch  bexahnte  Eden  taten  und  G ravlgradta 
hat  es  zu  dieser  Zeit  schon  gegeben.  Es  handelt  »ich  jedra* 
falls  nur  um  neue  Künsteleien,  wie  »ie  Autor  liebt  (lief. 

Böhm,  Qeorg.  Uober  da*  fossile  Trittpaar  im  Tertiär 
des  badischen  Oberlandlw.  Zeitschrift  der  deutschen 
geologischen  Gesellschaft  1898,  8.  204  — 206.  2 Kg- 

Die  Fus**puren  im  Oügocäu  des  bad wehen  OberUnHr« 
wurden  zuerst  einem  Vogel  zugeschrieben.  Es  r*t  jedoch 
wahrscheinlicher,  das*  sie  von  einem  dreizehigen  Hnf* 

‘ thlere,  vielleicht  von  einem  Lophiodon  oder  Pake«* 
therium  herrübmi. 

Brnnco,  Wilhelm.  Die  menschenähnlich«!!  Zähne 
dem  Boimerz  der  Schwäbischen  Alb.  Jahrmkeftt  •!<* 
Vereins  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württem- 
berg 1898,  144  8.  3 Taf. 

Aua  «lea  Bohnerzen  der  Schwill« sehen  Alb  kennt  man 
schon  seit  ziemlich  langer  Zeit  eine  Anzahl  »solirter  Zähor, 
«tic  man  bald  dem  Me  n sehen,  bald  einem  fossilen  Ant  hrope* 
morphen  «^geschrieben  hat.  An  ihrer  Fosrilitit  W 
nun  nicht  im  Mindest* n zu  zweifeln,  ebenae  wenig  dar»», 
dass  sie  aus  Miocän-AUagcrungcu  »lammen.  JeJenCdl* 
haben  sie  mit  den  Menschen  zähnen  grünere  Aehalicbh«* 
ul»  alle  anderen  fossilen  Affenzähne.  Es  ist  zwar  nkh* 
ganz  sicher , aber  auch  nicht  unmögli«  h , das«  »ie  dr» 
Dryopitheeua  angehört  haben.  Anfang*  hielt  ro»n  de, 
wie  diu  ja  auch  sehr  nahe  liegt,  für  wirkliche  Menschen* 
zähne.  Der  Beschreibung  dieser  Zähne  schickt  Verf.  «***■ 
Ueberbliek  über  die  hi*  jetzt  bekannten  fossilen  Mensche*- 
affen  voraus,  wobei  er  sich  jedoch  vorwiegend  auf  &•* 
boi*  — siehe  diesen  Utcraturbericht  fiir  1897  — rtüifl- 
F.»  sind  die»  Pa laeopit hecu » aivalenai*  und  Pithe- 
canthropus  erectu»  in  Asien  und  Pliopithec«*  »®* 


Digitized  by  Google 


129 


Zoologie. 

tiqous,  Pliobylobnte*  eppelsheimensis  and  Dryo-  Zweifel  darüber  bestehen,  du«  wir  e*  wirklich  mit  den 

pithecus  Fontsni  io  Europa.  Wahrend  Dubais  wegen  Zahnen  von  Anthropomerpbeu  und  nicht  mit  Men* 

der  relativen  Kürze  de*  Eppeisheimer  Femur  »ich  gewothigt  sehen  zähnen  iu  thuu  haben.  Ohne  die  Sch  mel  Geisten 

glaubt«,  hierfür  eine  besondere  Specie»  und  sogar  eine  wären  eie,  abgesehen  von  ihrer  Gröese,  denen  de* Gibbon 

eigene  Gattung  errichten  iu  müssen,  lässt  Verl',  mit  am  ähnlichsten,  und  auch  deshalb  ähnlicher  als  jenen  des 

Recht  auch  die  Möglichkeit  zu,  dass  diesen  Stück  trotzdem  Menschen,  weil  sie  etwas  länger  sind,  ln  der  Grösse 

zu  Dry  epithecus  gehört«,  denn  euch  der  Oberarm  knoebe«,  allerdings  und  hinsichtlich  der  Anwesenheit  der  Scbmelz- 

deo  man  mit  sehr  viel  Wahrscheinlichkeit  zu  Dryo-  leisten  schlossen  sie  sich  aber  wieder  enger  an  di«  Zähne 

pithecus  rechnet,  ist  wesentlich  kürzer,  als  er  nach  den  des  Menschen  an.  Jedenfalls  sind  es  die  menschen* 

Verhältnissen  von  Gibbon  sein  müsste.  Es  ist  daher  ähnlichsten  A nth ropomor phenxähne , die  wir  bis  jetzt 

recht  gut  denkbar,  dass  Dryopithecus  im  Skeletban  kennen.  Sollten  sie  sich  jedoch  als  Menschenzähneer* 

dem  Menschen  noch  ähnlicher  war  als  dem  Gibbon.  weisen,  so  wären  cs  die  affen  ähnlichsten  Menschen* 

Eine  Betrachtung  dieser  Zähn«  ergiebt  grosse  Ärmlichkeit  zähne,  die  es  picht.  Zugleich  hätten  wir  dann  die  ältesten 

mit  Zähnen  des  Menschen.  Beste  des  Menschen  vor  ans,  denn  sie  stammen  Zweifel* 

Was  zunächst  die  menschlichen  Zähne  betrifft,  so  los  aus  der  Tertiärzeit, 
haben  die  oberen  in  der  Begel  vier  Höcker , von  denen  Zwei  Zähne  zeigen  einige  Abweichung  von  den  übrigen, 

jedoch  einer,  der  hintere  Innenbücker,  wenigstens  an  den  Ihre  Bestimmung  bietet  allerlei  Schwierigkeiten.  Vielleicht 

beiden  letzten  M sehr  stark  redudrt  sein  kann,  und  zwar  handelt  es  sich  um  Milchzähne , vielleicht  aber  sogar  um 

am  häutigsten  bei  den  Culturvölkern.  — On  Lemur  ine  in*  einen  Zahn  einer  anderen  Gattung.  Der  zweite  dürfte 

v«rsion  in  humun  dentitioa  (Cepe).  — Es  kann  aber  auch  aber  eher  ein  Ma  sein.  — Ist  es  auch.  Ref. 

statt  der  Rcdurtion  Compücatioa  durch  Auftreten  eines  Was  die  Vergleichung  der  Bohnerzxähne  mit  denen  des 

fünften  Höckers  erfolgen.  Die  oberen  M der  Menschen*  Dryopithecus  Foutani  betrifft,  so  kann  eine  solche 

affen  haben  so  gut  wie  immer  vier  Höcker.  Die  Zahl  nur  mit  den  unteren  M vorgeeommen  werden,  da  man 

der  Wurzeln  ist  sowohl  beim  Menschen  als  auch  bei  den  von  letzterem  nur  die  untere  Bezahnung  kennt.  Die 

Affen  stets  drei.  Noch  variabler  als  im  Oberkiefer  des  unteren  M sind  auch  bei  Dryopithecus  länger  als  breit 

Menschen  ist  di«  Zahl  der  Höcker  im  Unterkiefer;  sie  und  ebenfalls  mit  Schmelzleistcn  versehen.  Der  hinterste 

wechselt  zwischen  7 und  2,  normal  lat  sie  beim  Menschen  Aussenhücker  ist  stärker  entwickelt  als  beim  Menschen 

und  bei  den  Anthropoiden  &.  Der  letzte  Zahn,  Ma,  Ui  und  auch  nicht  so  stark  nach  rückwärta  verschoben  wie  bei 

bei  den  CulUirrwaeen  des  Menschen  der  kleinste,  bei  den  diesem.  Es  erscheint  demnach  wohl  zulässig,  diese  Zähne 

Menschenaffen  aber  meistens  der  grösste.  Der  C ist  dem  Dry op ithecus  zuzuschreiben,  wenn  auch  der  letztere 

bei  <l*o  Anthropoiden  stets  viel  stärker  entwickelt  als  an  seinem  unteren  M ein  Basal  band  besitzt,  das  an  den 

beim  Menschen.  Die  Zähne  dieses  letzteren  stehen  gewisser*  Zähnen  aus  den  Bohnerzco  nicht  vorhanden  ist. 

Insassen  in  der  Mitte  zwischen  denen  von  Gorilla  und  Was  die  Abstammung  des  Menschen  betrifft,  so  zögert 

Gibbon  einerseits  und  jenen  von  Schimpanse  Und  Orang  Verfasser  keinen  Augenblick,  dessen  Vorfahren  in  einem 

andererseits  — indem  die  Höcker  etwas  niedriger  sind  als  Anlhropomorphen  su  suchen.  Die  Unterschiede  im 

bei  enteren,  nnd  die  Runzeln  nicht  so  stark  wie  bei  Bau  des  menschlichen  Körpers  gegenüber  den  Anthropo- 

letzteren.  Die  Zähne  des  Menschen  sind  im  Verhältnis*  morphen  sind  nkht  bedeutender  als  die  Unterschiede 

etwas  kürzer  als  die  der  Anthropoiden.  Die  mensch*  zwischen  letzteren  und  den  niedriger  stehenden  Affen. 

Heben  MiUhzahn«  unterscheiden  sich  von  jenen  der  Sie  besteben  eigentlich  nur  in  einer  abweichenden  Form 

Anthropoiden  viel  weniger,  sls  die  Zähne  des  detini-  des  Cuneiforme  1,  in  Folge  dessen  di*  grosse  Zehe  sich 

tiren  Gebisses.  nicht  an  die  übrigen  an  legi,  wie  das  beim  Menschen 

Die  untersuchten  Zähne  aus  den  Bohnerten  sind  nun  der  Fall  ist.  Das  Centrale  Carpi  kommt  auch  beim  Men* 

folgende:  swei  oben  M von  Meldungen,  sieben  untere  M,  sehen  sehr  häufig  vor,  der  bei  den  Anthropomorpheii 

theils  von  Meiehingea,  tbeils  von  Salmendingen  und  ein  paar  fehlende  dritte  Femurtrochanter  fehlt  auch  oft  beim  Men* 

anderen  Orten,  und  ausserdem  ein  unterer  Mikbxabn  D « (?).  sehen,  ln  der  Jugend,  insbesondere  beim  Embryo,  ist  die 

ln  der  Grösse  stimmen  diese  Zähne  sehr  gut  mit  Aehniichkelt  zwischen  Mensch  und  A nthropo morphen 

menschlichen  Zähnen  überein,  doch  dürfte  der  An  thro-  ausserordentlich  gross,  sie  wird  ent  mit  zunehmendem 

pomorphe,  dem  sie  angebört  haben , etwas  kleiner  ge*  Wachsthum  geringer,  indem  alsdann  beim  Menschen  die 

wesen  sein  als  ein  Mensch  von  Durchechnittsgrösse.  Entwickelung  des  Gehiraschädels  di«  Entwickelung  des 

Sie  sind  schmäler  nnd  relativ  länger  als  die  des  Men*  Gesichtsschädels  übertrifft,  während  bei  den  Affen  das 

sehen  und  der  lebenden  Anlhropomorphen,  mit  Aus*  Umgekehrte  der  Fall  ist. 

nahm*  von  jenen  des  Gibbon,  und  an  der  Oberfläche  mit  Die  höhere  Entwickelung  des  Menschen  wurde  da* 

Schmelzleisten  bedeckt,  die  für  den  Orang  und  Schien*  durch  eingeleitet,  das«  ein  Anthropomorphe  der  Tertiär- 

. pans«  charakteristisch  sind  und  öfters  auch  beim  Men*  zeit  aufrechten  Gang  annahm,  wodurch  die  Arme  auf* 

sehen  auftreten,  aber  hier  nie  so  stark  nnd  so  zahlreich  hörten,  als  Bewegungsorgane  zu  dienen  und  daher  für 

werden  f wahrend  sie  hinwiederum  bei  den  genannten  höhere  Functionen  frei  wurden.  Die  Arme  dieser  alten 

Affen  viel  zahlreicher  sind  als  au  den  Zähnen  aus  den  Stammform  mussten  aber  auch  kürzer  »ein  als  die  der 

Rohnerzen.  Vorne  und  hinten  besitzen  sie  eine  Querfurche.  jetzigen  Authropomorpben  — in  der  Thal  ist  auch 

Beim  Menachen  kommt  eine  solche,  wenn  überhaupt,  da*  Verhältnis#  der  Längenmaa**«  zwischen  Vorder*  und 

nur  an  einem  Ende  vor.  Die  Furchen  an  den  Höckern  Hlnterestremität  des  Menschen  ein  viel  primitiveres  als 

reichen  tiefer  hinab  als  bei  den  Zähnen  des  Menschen.  hei  den  jetzigen  Authropomorpben.  Nach  Cope  war 

Diese  Furchen  enden  an  den  oberen  M in  einem  Grübchen.  der  Fuss  bereits  bet  der  Stammform  des  Menschen  sls 

Der  hintere  Innenbücker  ist  hier  ebenso  gross  wie  die  Gehfusa  entwickelt. 

drei  anderen  Höcker,  beim  Menschen  kleiner.  Der  dritte  Dryopithecus  galt  lange  Zeit  als  menschenähnlichster 

AnssenbÖcker  ist  nicht  nach  einwärts  verschoben  wie  aller  Anthroporoorphen.  weshalb  Gaodry  auch  kein 

beim  Menschen.  Di«  Gipfel  der  Höcker  sind  mehr  an  Bedanken  trug,  die  angebliche  Bearbeitung  der  Feuersteine 

die  Kanten  des  Zahnes  gerückt,  als  bei  diesem  der  Fall  aus  dem  Miocän  von  Thenay  dem  Menschen  zuzu schreiben, 

ist.  Der  P D gehört  unbedingt  einem  Anthropomorphen  Später  freilich  kainüaudry  auf  Grund  des  zweiten  Fundes 

an.  Während  beim  Menschen  der  letzte  M vou  den  von  Dryopithecus*Kiefern  zu  dem  Schlüsse,  dass  Dryo* 

.übrigen  verschieden  ist,  hat  er  hier  fast  die  gleiche  Zu-  pithecus  vom  Menschen  mehr  verschieden  sei  sls  jeder 

saramensetzung  und  Gestalt  wie  die  übrigen.  Die  er*  auder«  Anthropomorphe  und  verfiel  damit  in  da»  andere 

wähnten  Unterschiede  zusammengenommen  lassen  keinen  Eurem.  Dryopithecus  ist  nach  Schlosser  Ahne  von 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  (Vers.  d.  anthrop.  Ut)  jy 


Digitized  by  Go 


130 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Schimpanse  und  Orang,  nicht  aber  der  des  Menachen, 
denn  die  Schmelzleisteu  «einer  Backenzähne  sind  noch 
nicht  so  zahlreich  wie  bei  jenen,  aber  doch  zahlreicher 
als  beim  Menschen.  Jedenfalls  hat  er  aber  die  men- 
schenähnlichsten Zähne  und  man  könnte  ihn  daher  auch 
für  den  m en  sehen  ähnlichsten  Anth  ropomorphen 
halten.  Nach  Gaudry  aber  i«t  er  gerade  der  raensclien- 
unähnlichste,  denn  er  hat  die  längste  Zahnreihe  und  folg- 
lich auch  die  längste  Schnauze,  ferner  ist  auch  der  Kaum 
für  die  Zunge  am  schmälsten  und  kürzesten  und  daher 
auch  die  Befähigung  zum  Sprechen  am  geringsten.  Da«  Kinn 
ist  viel  weniger  steil,  als  Lar t et  glaubte,  ferner  erscheint 
Ma  schon  bald  nach  Verlust  des  I>4  und  endlich  ist  der 
Canin  doppelt  so  lang  als  die  übrigen  Zähne.  Verf.  bringt 
gegen  diese  Gründe  verschiedene  recht  triftige  Grgcngründ« 
vor,  doch  wird  gerade  das  Wichtigste,  was  man  Gaudry 
nicht  bloss  Vorwerfen  kann,  sondern  auch  vorwerfen  muss, 
dass  er  nämlich  sich  nicht  darüber  klar  ist , dass  eine 
mioeäne  Form  nothwendigerweise  primitiv  sein  wird,  nur 
zu  leise  angedeutet  (Ref.j. 

Was  die  Prognathie  betrifft,  so  lässt  sich  thierische  und 
menschliche  Prognathie  ohnehin  kaum  direct  vergleichen. 
Auch  beim  Menschen  kommt  die  parallele  Stellung  der 
Zahureiheu  vor,  die  Form  des  Kinnes  beweist  auch  nicht 
allzuviel,  denn  unter  den  Cebiden  ist  die  Bildung  des- 
selben viel  menschenähnlicher  als  bei  den  An th ropo- 
morphen. Die  Beschaffenheit  des  Canin  und  der  Zeit- 
punkt des  Auftretens  des  Ms  waren  möglicherweise  auch 
beim  Menschen  der  Tertiärzeit  die  nämlichen  wie  bei 
Dryopithecus. 

Pithecanthropus  ist  nach  Ansicht  des  Verfassers  ein 
fossiler  Anthropoide,  der  aber  Merkmale  des  Menschen 
besitzt,  namentlich  in  Bezug  auf  die  Gestalt  seines  Femur», 
während  der  Schädel  sich  mehr  an  jenen  von  Hylobates 
anschlicsst,  der  Zahn  aber  wieder  einen  ganz  eigenartigen 
Typus  aufweut,  und  wegen  seiner  Rauhigkeiten  mehr  an 
Drang  und  Schimpanse  erinnert.  Uebrigens  zeigt  nach 
Eimer  auch  das  Schädeldach  mehr  Anklänge  an  Schim- 
panse als  an  Gibbon.  Der  Mensch  hat  sich  wohl  schon 
vor  der  Ezistenz  des  Pithecan thropus  von  den  Anthro- 
poiden abgezweigt.  Da  ein  jeder  Anthropoid«  in 
gewisser  Beziehung  dem  Menschen  ähnlicher  ist  als  di« 
übrigen  Anthropoiden,  so  kann  es  auch  nicht  über- 
raschen, dass  es  einen  Anthropoiden  gegeben  hat,  der 
in  der  Grosse  des  Gehirns  dem  Menschen  viel  näher 
kommt  als  di«  übrigen.  Es  ist  daher  nicht  recht  wahrschein- 
lich, dass  Pithecan  thropus  das  Bindeglied  zwischen 
Mensch  und  Aff«  darstellt.  Sowohl  Pithecan  th  ropus 
als  auch  Dryopithecus  übertreffen  in  Bezog  auf  Men- 
»chenahnlichkeit  all«  übrigen  Anlhropoiuorphen. 
Letzterer  hat  die  menschenähnlichsten  Zähne , ersterer  hat 
den  menschenähnlichsten  Schädel  und  das  menschenähn- 
lichste Femur.  Es  ist  daher  nicht  undenkbar,  duas  im 
Tertiär  An  th  ropomorphen  gelebt  haben,  welche  dem 
Menschen  näher  standen  als  die  jetzigen,  so  dass  letztere 
erst  nach  unJ  nach  sich  vom  Menschen  weiter  entfernt 
hätten.  Jedoch  müssen  wir  berücksichtigen , dass  auch 
der  Mensch  sich  verändert  hat.  Alle  fossilen  An  th  ropo- 
morphen haben  mehr  oder  weniger  rüge  Beziehungen 
zum  Gibbon,  und  dieser  erscheint  in  jeder  Beziehung 
— • abgesehen  von  der  I dinge  der  Anne  — als  der  genrrali- 
sirteste  aller  Anthropoiden.  Ihm  schliesseu  sich  nun 
auch  die  fossilen  Gattungen  Pliopithecus  und  Dryo- 
pithecus im  Zshnbau  sehr  innig  an,  während  die  jetzt 
leitenden  Anthropoiden  in  dieser  Beziehung  zweifellos 
specialisirt  erscheinen.  Auf  die  primitiven  Gruppen  der 
alten  Gibbon  geht  nun  vermnthlicb  auch  der  Mensch 
zurück , wenigstens  haben  beide  zum  Mindesten  den  näm- 
lichen Ursprung.  Möglicherweise  gebürt  auch  Plthecan- 
thropus dieser  Grupp«  au. 

Wenn  man  Pithecanthropus  als  Vorfahren  de*  Men- 
schen betrachtet,  so  muss  man  auch  annehmen,  dass  die 


ersten  Menschen  ungefähr  dl«  gleiche  KSrpergrösse  batte* 
wie  die  jetzt  lebenden.  K*  hat  jedoch  nach  Kollmaan 
den  Anschein,  als  ob  die  ältesten  Menschen  Pygmäen 
gewesen  wären,  wie  solche  noch  jetzt  in  Afrika,  Central 
asien  und  anderen  Theileu  der  Erde  leben.  Ka  wäre  daher 
nach  vorn u»zu setzen , dass  der  Mensch  sich  aus  einein 
kleineren  A nthropoi den  entwickelt  hätte.  Hierüber  lässt 
•ich  nun  zur  Zeit  nicht  das  Mindeste  nach  weisen , wohl 
aber  hat  die  Annahme  von  der  Ezistenz  des  tertiäres 
Menschen  sehr  gross«  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  denn 
ohne  sie  lässt  sich  die  Verbreitung  des  quartären  Menschen 
über  die  ganze  Erde  nur  schwer  erklären.  Es  ist  daher  such 
nicht  ausgeschlossen,  dass  Dryopithecus  der  Zeitgenosse 
des  Menschen  in  statu  nascendi  war.  Immerhin  fehlen  na* 
Thitzachen , welch«  die  Frage  lösen  könnten.  Das  Eise 
ist  jedoch  sicher,  dass  die  jetzigen  Anthropoiden  nur 
entfernte  Verwandte  des  Menschen  sind.  Seine  Vorfahren 
müssen  ln  einer  längst  ausgestorbenen  Gattung  der  A n t h ro- 
pomorphen gesucht  werden,  welche  dem  Menschen  iiu 
Körperbau  — namentlich  in  der  Kürze  der  Arme  und  ia 
Hinsicht  auf  den  aufrechten  Gang  — , sowie  in  der  Schädel- 
grosse  ähnlicher  war  als  die  heut«  lebenden. 

Was  die  Abstammung  der  Anthropomorphen  und  der 
übrigen  Affen  betrifft,  so  stellen  sich  hierüber  mehrere 
Ansichten  gegenüber.  Die  beiden  Gruppen  der  Kats- 
rhitien  — incl.  des  Menschen  — und  die  Platyrhinen 
sind  schon  im  Miocän  getrennt.  Di*  letzteren  sind  wegen 
ihrer  höheren  Zahnzahl  die  primitiveren.  Beide  gehen 
nachlläckel  auf  Lemuren  und  diese  auf  Insectivoren 
zurück.  Nach  Oskar  Schmidt,  Gaudry  und  Filkoi 
bestehen  dagegen  Beziehungen  zwischen  den  Affen  oad 
Lemuren  einerseits  und  den  „ Pacby dermen * , alsoHof- 
thieren  andererseits.  — Wie  Autor  eine  so  haltlose  Ansicht 
überhaupt  anfuhren  mochte,  ist  dem  Ret  räthselhaft.  — 
Sach  Schlosser  besteht  hingegen  zwischen  den  A nthrope- 
morphen  und  Cynopitheeinen  überhaupt  keine  Ver- 
wandtschaft. Die  ersteren  gehen  vielmehr  auf  die  *nd- 
amerikanisrhen  Platyrhinen  zurück  und  habeo  wenig- 
stens mit  ihnen  die  Stammform  gemein , während  die 
Cynopitheeinen  von  gewissen  Pseudölrmuriden  des 
nordamrrikanischrn  Tertiärs  abstammrn,  denn  die  beulte 
ersten  Familien  haben  mit  einander  die  alternirende  Stel- 
lung der  Höcker  gemein , die  beiden  letzteren  aber  die 
opponirte  Höckerstellung.  Die  Platyrhinen  ihmsetf» 
stammen  von  Lemuriden  ab.  Der  Mensch  entstand  wohl 
schon  im  Plincän , war  aber  noch  spedffsch  von  Home 
sapiens  verschieden.  Orang  und  .Schimpanse  stammen 
von  Dryopithecus  ab,  dieser,  Gorilla  und  Mensch, 
gehen  auf  eine  gemeinsame  Stammform  zurück  und  diese  hat 
mit  der  Gibbou- Reihe  einen  gemeinsamen  Ursprung.  Nxä 
Dnbois  endlich  gehen  Mensch  und  die  Antbropo” 
morphen  von  einem  hypothetischen  Prothy lobatei 
aus.  Der  Mensch  ist  mit  diesem  durrh  den  Palaeo- 
pithecufe  der  Siwalikhills  und  Pithecanthropus  ver- 
bunden. Dryopithecus  wäre  alsdann  ein  ganz  bedeu- 
tungsloser Sriteuzweig , der  sich  vom  HaupUtamme  schon 
sehr  bald  nach  der  Abzweigung  der  Cercopithedde* 
abgetrennt  hat.  Alle  genannten  Typen  gehen  dann  auf 
einen  Archipithecus  zurück,  der  zugleich  auch  der 
Stammvater  der  Platyrhinen  ist,  was  aber  nicht  tm 
geringsten  zu  bewelteu  ist  (Ref.).  Autor  kommt  dagegen 
uuf  Grund  der  Zahnzahl  zu  dem  Resultate,  dass  man  dm 
Gruppen  annehmen  müsse,  als  erste  altweltliche  Affe» 
und  neuweltliche  Affen,  als  zweite  heutige  Lemu- 
riden  und  fossile  Lemuridct»  und  als  dritte  Gropp* 
die  Pseudo  lern  uritien.  — Verf.  hat  inzwischen  *»ne 
Ansicht  geändert.  Gleiche  Zahnzahl  beweist  sehr  wenig  Ä 
wirkliche  Verwandtschaft,  denn  schon  unter  den  neuweit' 
liehen  Affen  giebt  es  Formen  mit  nur  32  Zähne* ( die 
Lemuren  aber  weisen  sehr  verschiedene  Zahlen  auf  (FeL)* 

Nach  Morris  und  auch  nach  Ref.  ist  der  relativ  kstt* 
Arm  des  Menschen  nicht  erworben,  sondern  primitiv 


Digitized  by  Google 


131 


Zoologie. 


nach  Copc  a ach  der  Gehfusa  des  Menschen.  Der  Greif- 
t'uBB  der  Affen  hüte  eich  dagegen  au»  dem  Gehfua*  ent- 
wickelt. Der  Gehfuss  wäre  abxolntrn  Ton  einer  Condyl- 
arthrrnntrcmität  — Phenncodua- ähnlich.  Die  Affen 
wurden  also  auf  einen  alten  Typus  der  Hufthiere  zurück- 
gehen.  — Wie  Autor  diea  ernstnehxnen  konnte , iat  dem 
Ref.  unerfindlich , denn  er  hätte  doch  bedenken  sollen, 
dass  sogar  der  lebende  Tarsiu*  an  einigen  Zehen  noch 
mit  Krallen,  anstatt  mit  Nägeln  reraehen  iat.  — Jeden- 
falls aber  mtlsscn  all«  Primaten  in  letzter  Linie  von 
Creodonten,  den  ursprünglichsten  Pleiachfreaaern , 
abgeleitet  werden. 

Wenn  nun  auch  der  Abatand  des  Cultur- Menachen 
vom  Affen  ein  auaaerordentlich  groiaer  i»t,  ao  muss  eben 
doch  in  Betracht  gezogen  werden,  dass  derselbe  seine  Höhe 
erst  allmählich  erreicht  hat,  ja  es  ist  nicht  ausgeschlossen, 
dass  er  in  seiner  Entwickelung  noch  weiter  fortsebreiten 
und  zum  „Uebermenscben“  werden  wird , freilich  kann  es 
auch  geschehen,  dass  er  statt  dessen  seiner  Degeneration 
entgegeugeht. 

Ref.  muss  bemerken,  dass  durch  die  von  Harli  ge- 
machten neuen  Funde  von  Dryopl thecus-Klefem  die 
Kenntnis«  dieser  Form  wesentlich  bereichert  wird.  Seine 
beiden  Exemplare  unterscheiden  sich  ebenso  von  einander 
wie  das  Lartet’sche  Original  vom  G audry’schen.  Wir 
haben  demnach  zwei  Kiefer,  bei  welchen  der  Querschnitt  des 
Zahnes  in  Folge  der  schwachen  Entwickelung  des  dritten 
Aussenhöcker»  fast  quadratisch  ist  und  zwei  weitere  Exem- 
plare, bei  welchen  dieser  Höcker  sehr  kräftig  ausgebildet 
und  der  Zahn  daher  länger  als  breit  iat.  Die  Zähne  aua 
den  Bohnerzen  zeigen  aber  einen  besonderen  Typus,  inso- 
fern dieser  dritte  Höcker  zwar  auch  sehr  gross , aber 
zugleich  auch  sehr  weit  nach  einwärts  verschoben  ist, 
wodurch  die  Aehnlichkeit  mit  den  Menschenzäh- 
uen  entsteht.  Es  erscheint  nun  jedenfalls  höchst  inter- 
essant , dass  gerade  diese  drei  Variationen  aueh  beim 
Orang  statthnden,  welcher  nach  den  Untersuchungen  von 
Selen  kn  überhaupt  sehr  stark  im  Variiren,  wenn  nicht 
sogar  wirklich  in  Bildung  verschiedener  Arten  begriffen 
ist.  Wenden  wir  dieses  auf  Dryoplthecus  an,  so  müssen 
wir  auch  Ihm  grosse  Variabilität  zuschreiben , wobei  es 
gar  nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  er  auch  in  phylogene- 
tischer Beziehung  eine  wichtige  Rolle  spielt,  wenigstens 
für  Orang  und  Schimpanse,  wenn  auch  kaum  für 
Homo. 

Dep&ret,  Charles.  Observation*  sur  les  terrain* 
neog^nes  de  la  regiou  de  Barcelone.  Bulletin  de  la 
soctetd  gdologique  de  France,  3 sdr. , totne  XXVI, 
1898,  p.  853  — 858. 

Auf  dem  marinen  Plioeäu  von  Barcelona  liegen  Mergel 
mit  Maatodon  arvernensis,  darunter  Schotter  mit 
Hipparion  gracile,  Mastodon  longirostris,  Micro- 
meryx  etc.  — politische  Stufe,  unter  dieser  die  sar- 
umtische  — zweit«  Mediterran -Stufe . darunter  das  eben- 
fall»  marine  Bourdigalien  — erste  Mediterran-Stufe.  Bei 
Llobregat  trifft  man  jedoch  unter  dem  Pliocän  rothe 
Schichten  mit  Conglomeraten  — Aquitanien , aus  welchen 
Sciurus  Feignouxi,  Cricetodon  antiquuui,  Dremo- 
therlum  und  A cerotheri um  bekannt  sind.  Auch  in 
Algier  ist  diese  Stufe  in  ähnlicher  Weise  entwickelt. 

Depöret,  Charles.  8ur  le  gisumeut  des  vertdbrdn 
nquitaniens  des  mines  d'asphalte  de  Pyrimont.  Savoie. 
Coiuptes  reodua  des  adances  de  l’Acadömie  des  Sciences. 
Paris,  Tome  CXXVII,  1898,  p.  787  — 789. 

Das  aaphaltführende  Urgonim  wird  von  einem  Con- 
glomerat«  und  dieses  von  grünlichen  Mergeln  überlagert. 
Das  Conglomerat  lieferte  ein  ganze*  Skelet  eines  Rhino- 
eeros  mit  zwei  Hörnern  an  den  Seiten  der  Nasenbeine, 
wie  bet  Rh.  pleuroceros  von  Gannat  und  dem  nord- 
amerikanischen  Dicerat berium.  Das  Thier  war  grösser 
als  jene«  von  Gannat  und  besoss  kurze,  plumpe  Fuxsknochen 


wie  Rhlnocerps  brachypus.  Die  Mergel  enthielten  Pera- 
therium  Blainvillei,  Tapirus  helvetlcus,  Acero- 
therium  minntum,  sehr  viele  Caenotherium  com- 
mune, ferner  Hyotherium  Meisneri,  Ancodus  mit 
brachyodusähnlichen  Zähnen,  Dremotherium  Feig- 
nouxi, Steneofiber  viciacensis,  Therldomys  par- 
vulus,  Titanomys  visenoviensia,  Lutrictls  Vale- 
toni,  Amphlcyon  lemanensia,  Palaeoeri  nace  us 
Edwnrdsi,  Palaeonycteris  robustus,  also  eine  Fauna 
wie  die  von  St.  Gdrand  le  Puy,  Mainz  und  Ulm. 

Barle,  Charles.  KeUtionship  of  Mio  Gliriacidae 
to  tbe  Primates.  The  American  Naturalist  1898, 

p.  281,  262. 

Obwohl  es  auch  unter  den  Creodonten  bereits  sehr 
spedalisirte  Formen  giebt , so  Ist  doch  die  Abgrenzung 
dieser  Ordnung  gegen  die  Hufthiere  sowohl  wie  gegen 
die  Insectivoren  sehr  schwierig.  Chriaeus  — Puerco- 
bed  — , den  man  bis  jetzt  zu  den  Creodonten  gerechnet 
hat,  zeigt  in  Wirklichkeit  wenig  Ucbereinstiimnung  mit 
denselben , dagegen  schliesst  er  sich  ziemlich  eng  an  die 
Hyopsodontiden  an  und  stellt  demnach  entweder  bereits 
selb«!  einen  Primaten  dar  oder  er  Ist  zwar  uoch  Inaee- 
tivor,  aber  doch  schon  unverkennbar  mit  den  Primaten 
verwandt,  wie  der  Zahn  bau  zeigt.  Diese  Annahme  Klimmt 
auch  ganz  gut  mit  den  Ergebnissen  der  Ontogenie  des 
lebenden  Tarsius  überein,  wodurch  es  sehr  wahr- 
scheinlich wird,  dass  alle  Lemuren  auf  Unguiculaten 
zurückgehen. 

Barle,  Ch.  Noteeon  the  Fossil  Mammalia  of  Kurope. 
VI  fremarks  on  the  Fossil  Tapiroida  of  France. 
The  American  Naturalist  1898,  p.  115 — 116. 

In  Nordamerika  sowohl  als  auch  in  Europa  finden  sieh  fast 
während  der  ganzen  Tertiärzeit  Tapir«,  ln  Nordamerika 
ist  die  älteste  Gattang  Isectolophus  im  Bridgerbed, 
doch  scheint  diese  Gattung  auch  in  Europa  zu  existiren 

— in  Argenton  Gaudry’s  Colodon  minus—.  Die 
echten  Colodon  haben  mit  den  Tapiren  nichts  zu 
thun  und  sind  überdies  auf  Nordamerika  beschränkt,  denn 
die  als  Colodon  gedeuteten  Protapirus  Douvillei  und 
Hyraehyus  intermedius  sind  wirklich  Protapirus 
reap.  Hyraehyus.  Die  Gattung  Lophiodon  umfasst 
nach  den  neueren  Untersuchungen  nur  mehr  grosse  Arten. 
Die  kleinen  gehören  theils  zu  Isectolophus,  theils  zu 
Hyraehyus,  theils  tu  Propalaeotheri um.  Isecto- 
lophus hat  einen  convexen  zweiten  Ausseohöcker  auf  den 
oberen  M und  kann  daher  »ehr  gut  der  Ausgangspunkt 
für  die  Tapire  und  Lophiodon  sein. 

Barle,  Charles.  VII  Note  on  the  8tructure  of  the 
Skull  in  Dichodon.  The  American  Naturalist  1898, 
p.  117. 

Dichodon  hat  sich  jetzt  auch  in  den  Phosphoriten  des 

T Quercv  gefunden , — langst  vom  Ref.  nachgrwicsen , und 
zwar  ist  daselbst  auch  der  bisher  noch  nicht  bekannte 
Schädel  zum  Vorschein  gekommen.  Derselbe  weicht  von 
dem  der  A noplo  theriiden  bedeutend  ab  — höheres  aber 
schmäleres  Gesicht,  Nasenlöcher  mehr  zurückstehend,  ohne 
Praorbiulgrube  — hat  aber  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  der 
Karneole.  Dichodon  steht  den  echten  Selenodonten 
näher  als  den  Anoplothcriiden  — was  ja  richtig  ist,  in- 
sofern die  grosse  Gruppe  der  Anoplothcriiden  dringend 
einer  Reduction  bedarf.  Dichodon  ist  am  nächsten  ver- 
wandt mit  den  ebenfalls  ausgestortanen  Xiphodon  (Ref.). 

Gaillard,  Claude.  Apparitiou  des  Ours  de  l’dpoque 
miocene.  Coiuptes  rendus  des  sdanccs  de  l'Acad^mie 
des  Sciences,  Paris  1898,  Tome  CXXVII,  p.  1237 

— 1239. 

In  La  Grive  St.  Alban  bei  Lyon , bekannt  wegen  des 
Vorkommens  sehr  vieler  fossiler  Carn i voren- Arten , hat 
sich  jetzt  ein  Oberkiefer  und  ein  unterer  Mt  eines  Bären 
gefunden,  dessen  oberer  Mf  jedoch  noch  nicht  so  lang  war 
wic_bci  den  jetzigen  Büren,  während  der  obare  P4  noch 

17* 


Digitized  by  Google 

A 


182 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


relativ  lang  lat.  Sein  Innenhücker  steht  jedoch  schon 
neben  dem  Aussenxacken  und  nicht  mehr  vor  demselben. 
Am  enteren  M,  ist  der  Talon  schon  ziemlich  lang.  Er 
besteht  aus  zwei  Höckern.  Von  den  beiden  Innenhöckern 
ist  der  hintere  sehr  schwach  entwickelt.  Dass  dieser 
„Ursus  primaevus“  nicht  der  Eheste  der  bekannten 
Daren  Ul,  scheint  Verf.  nicht  zu  wissen,  in  Wirklichkeit 
kennt  man  bereits  einen  Ursus  bre  vir  hi  nus  susG  »risch  — 
ebenso  alt  wie  der  von  La  Grive,  und  ferner  ist  es  dem  Autor 
offenbar  auch  entgangen,  dass  bereits  Deperet  aus  La 
Grive  einen  Ursustabn  abgrbildet  hat,  freilich  als  Lutra 
dubia.  Eine  sehr  überflüssig«  Tabelle  zeigt  die  Ver- 
schiedenheit ln  den  Proportionen  der  P und  M beiCaniden 
und  REren  und  verwandten  Können. 

Harle,  Edouard.  Une  mäcboire  de  Dry  opithique. 
Bulletin  de  In  soci£t6  g^ologique  de  France,  Tome  XXVI, 
189»,  p.  377  — 883. 

Bisher  kannte  man  nar  Kiefer  von  zwei  Individuen  dieses 
menschenähnlichen  Affen.  Jetzt  hat  alch  an  der 
nämlichen  Localität  (St.  Uaudras,  Haute  Garoane)  abermals 
ein  Unterkiefer  gefunden,  welcher  hinsichtlich  der  Zähne 
dem  zweiten  von  Gkudry  beschriebenen  Kzemplare  sehr 
ähnlich  ist,  nicht  minder  auch  in  seiner  Grösse.  Er  eul- 
hält  den  Eckzabn,  die  beiden  P und  die  drei  Molaren.  Der 
M|  ist  nar  wenig  kleiner  als  Mg.  Di«  M haben  dir 
A ntb ropomorphen zähne  ein  ungemein  kräftige»  hossi- 
baud , such  die  Wurzeln  sind  ungemein  stark,  ln  beiden 
Stacken  kommt  Dr  jropithecus  dem  Gorilla  am  nächsten, 
ohne  jedoch  mit  ihm  näher  verwandt  zu  sein  ; denn  die  Zahn* 
bi  1*1  urig  ist  bei  beiden  durchaus  verschieden.  Bemerkens* 
werth  Ist  der  Umstand,  das«  man  aus  der  Ahkauung  der 
unteren  Zähne  die  Grenzen  jedes  einzelnen  oberen  M 
ermitteln  kann.  Bei  den  lebenden  A nthropom  orphen 
soll  dies  nicht  der  Fall  sein,  ln  St.  Gsudens  kommen 
ausser  DryopithecusFontani  noch  vor;  Di  not  her  i um, 
Chalicotherium  grande,  Rhinoceroa,  Listriodon 
splendena,  Sus,  Dicrecerus  elegans,  mithin  eine 
ganz  ähnliche  Fauna  wie  im  San  »an  und  Simorre.  Trotz* 
dem  ist  Verf.  geneigt,  sie  für  etwas  jünger  zu  halten. 

Kilian«  W.  Sar  una  müchoirc  deLophiodon  ddeou- 
verte  h St.  Laurent  du  Font,  Dere.  Bulletin  de  la 
gAologiqne  de  France  1898,  p.  45. 

Kur  Kotii  über  einen  Fund  von  Lophiodou  in  einer 
alteocänen  Ablagerung  im  D£p.  IsAre. 

Kinkelin , Friedrich.  Kleine  Notixen  aus  der  geo- 
logisch-paläontologiacbeo  Sectio».  Berichte  der  Sencaen- 
bergischen  naturforsebenden  Gesellschaft,  Frankfurt 
a.  M.  1898,  8.  195  — 197. 

Schon  vor  einigen  Jahren  hatte  sich  bei  Biebrich-Mosbach 
ein  Unterkieferlruchstück  und  ein  Koeenstock  gefunden,  die 
Verf.  auf  Amphitragulus  Potneli  bezogen  hatte.  Jetzt  ist 
cio  besserer  Unterkiefer  daselbst  zum  Vorschein  gekommen. 
Die  Zahl  der  P ist  sicher  nur  drei,  die  ziemlich  glatten  M 
haben  keine  Mittetrippe  auf  der  Innenseite,  das  Palao- 
lueryz -Wulst rhen  ist  schwach  entwickelt  — daher  Amphi* 
trugulu*.  Auch  der  an  der  früheren  Localität  Vor- 
kommen de  Dremotherium  Feiguouzi  hatte  ein  Geweih. 

Löcsy,  Ludwig  v.  Beschreibung  der  fossilen  Sauge« 
thiere,  Trilobiten-  und  Molluskenrest«. 
Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  Heize  des  Grafen 
B61a  Bxecbenyi  in  Ostasien,  III.  Band,  VI.  Ab- 
theilung.  Budapest  1898.  Shugelhiere.  8.  11—20, 
1 Tafel,  8 Textflguren. 

SäugethJerrcste  finden  sich  bei  Quetä  am  oberen  Hoangho 
— und  zwar  sind  es  Knochen  grösserer  Thiere  und  ein 
Kagerkiefer  — und  bei  Tsiugthchou  in  der  Provinz  Kansu 
am  oberrn  Wej-ho.  Diese  Reste  haben  pllodtncs  Alter.  Ein 
Hornzapfen  vom  Bison  scheint  jedoch  aus  dem  Lös*  zu 
stammen.  Dieses  Stück  wird  als  Bison  rfr.  priscus  ßoj. 
bestimmt.  Von  Tsingtschou  stammt  ein  Zahn  eines  Pro- 
boscidiers  — Stegodoo  iusignis  Pate.  n.  Cautl.,  sowie 


ein  Kieferbruchsttick  von  weisser  Farbe  mH  Partikeln  eine» 
röthlichen  Gesteins.  Stegodon  insignis  ist  aus  Chäaa, 
Japan  und  Indien  bekannt.  Von  Quetä  liegt  ausser  nahe* 
stimmbaren  Knochen  nur  der  Unterkiefer  einen  Nagers  vor 
— Siphneus  arvicolinus  Kehr.  — fast  doppelt  m 
gross  als  die  lebenden  Siph aeus- Arten.  Der  Kiefertwa 
und  die  Form  der  Zähne  erinnert  etwas  an  die  Arvi- 
coli  ne  n.  Während  bei  den  übrigen  Biphneus  alle  drri 
Backzähne  drei  innere  Schmrlzprismen  besitzen , — die 
Aussenaeite  der  Zähne  ist  nur  schwach  wellig  — trägt 
der  vorderste  Zahn  bei  arvicolinus  deren  vier.  Slpk- 
neus  scheint  mit  Arvicola  rerwsodt  zu  »ein.  Beide 
Gattungen  haben  nichts  mit  Rhizomy»  zn  thun,  welche« 
Genu*  vielmehr  zu  den  Spalacfden  gehört. 

Luca«,  F.  A.  Contributions  to  Paiaeontology.  A New 
Speeles  of  Dinictis  (major).  The  American  Jour* 
nal  of  Science  and  Art*,  VoL  CLVI,  1898,  p.  399. 

Di«  neu«  Art  ist  grösser  als  alle  bisher  bekanntes 
Dinictis  und  nfthort  sich  in  den  Dimensionen  dem 
Puma,  ist  aber  plumper.  Sie  stammt  aus  einem  Saad* 
stein  von  Bird  Cage  Gap,  West*Nebrn*ka. 

N eh  ring,  Alfred.  Ueber  Dolumya  n.  g.  fass.  Zoo- 
logischer  Anzeiger  1898,  8.  13 — 18.  2 Fig* 

In  der  jungplioeänen  Kuochenbreccie  von  Beresnend  bei 
Mobacz  in  Ungarn  kommen  Reste  eines  Kagers  vor,  der 
im  ZAhnbau  an  die  amerikanische  Gattung  Phenacon/f 
und  Evotomys  erinnert.  Auch  sind  die  Zähne  hier  be- 
wurzelt. Die  Falten  reichen  nicht  in  die  Alveolen  hinab. 
Die  neue  Gattung  unterscheidet  sich  jedoch  durch  die 
Länge  der  Kagezahnal veole,  von  Phenacomys  auch  durch 
die  beiderseits  gleich  tiefen  Falten  — bei  Pbeuacomy*  di*  »of 
Aussen  seit«  seicht  — , von  Evotomys  durch  die  kantiges 
Schmelzfalten,  von  beiden  überdies  durch  das  auageaproebtat 
Alterniren  der  Faltro.  Im  Foresthed  kommt  eine  ähnliche 
Form  vor  — „Arvicola“  iotermedias  Kewtoa. 

Onborn,  H.  F.  The  Origin  of  tbe  Mammalia.  The 
American  Naturalist  1898,  p.  809  — 334.  14  Fig. 

The  American  Journal  of  8ci*nce  and  Alts,  VoL  VH, 
1899,  p.  92—96  und  Prooeedings  of  the  international 
Congreaa  of  Zoology , Cambridge  1898,  p.  415—41*- 

Was  die  Abstammung  der  verschiedenen  Classen  d« 
Wlrbelthiere  betrifft,  so  hält  man  für  die  Ahnen  der  An* 
phiblen  die  Croesopterygier,  für  die  Ahnen  der  älte- 
sten Reptilien  — Pareiosauria  — die  stegocephale* 
Amphibien  mit  rachitosneu  Wirbeln.  Ueber  di* 
kunft  der  Säugethiere  dagegen  sind  die  Mein ongeu  frtb*Üt- 
Man  fuhrt  sie  entweder  auf  Hypolheria  — Amphibie*“ 
oder  auf  stegocephale  Amphibien,  oder  auf  caraiver* 
Reptilien  — Tberomorpba  — , oder  auf  ein*  Parallel- 
reihe  dieser  letzteren,  die  hy)>otheti*cben  Sauren»*«' 
mal  in,  zurück. 

ln  der  Gegeowart  und  auch  bereits  ln  weit  «urfick* 
liegenden  geologischen  Perioden  ezistiren  drei  Hauptgrufp«* 
der  Säuger,  die  Placentelia,  die  Marsuptal'* 
— sie  bilden  zusammen  die  Entheria  * — und  die  Meso* 
tremata  — Prototberia  — . Innerhalb  der  Blxf** 
thiere  hat  eine  fünfmalige  Spaltung  siaUgefuaden,  niatlid 

1.  Die  Spaltung  der  australischen  Beutelthiere,  V*' 
teutheria; 

2.  die  Spaltung  der  tertiären  Placentalier  der 
lieben  Hemisphäre,  Caeneutheria; 

3.  die  Spaltung  der  tertiären  Placentalier  w ***" 
amerika ; 

4.  die  Spaltung  der  cretoclschen  Placentalier  der  aeri' 
liehen  Hemisphäre,  Meseutherla; 

5.  die  Spaltung  der  jurassischen  Placentalier  un<llf|r* 

supialia.  t 

Stets  haben  bei  diesen  Spaltungen  kleine,  landbew0b«oJ,‘ 
Insectivoren  als  Stammformen  die  Hauptrolle  |e*pWt 
niemals  aber  »lifferenzirte  Typen,  wie  Waaeeehewohiwv 
entochiedenc  Fleisch-  oder  Prianienfreeeer.  So  sied  **** 


Digitized  by  Google 


133 


Zoologie. 


di»  »o  v«r»chi»denr»  Typen  der  Marsupialier  sämmt'kb 
um  didetpb  ts- ähnlichen  Formen  entstanden  und  die 
verschiedenen  Gruppen  der  Plncentnlier  nu»  primitiven 
Creodonten,  also  gcneralioirtctt  Insectl voren.  Diese 
Creodonten  lebten  noch  mit  den  letzten  Multituber* 
culaten  luMiumeü,  welch«  bei  der  Spaltung  im  Jura  ent* 
stauden  «raren.  Mit  den  Promarsupialia  haben  die 
Creodentcn  sehr  Tieie  Merkmale  gemein:  kleinen  Körper, 
grossen  Kopf  mit  langem  Gesicht,  endständige  Nasenöffnung, 
tritubcrculäre  M , echten  Zahnwechsel , inseetivore  oder 
omnivore  Lebensweise,  Intercentren  zwischen  den  Wirbeln, 
20  Dorsolumber -Wirbel , — gebogenen  Bücken,  langen 
Schwanz , Scapula , Iletun  schmal , Humerus  mit  Deltoid- 
uad  Condylarcrista  nebst  Entrpicondylarforamea , Dreizahl 
der  Femurtmchanter , plsntigraden  Fass,  Hand  als  Greif* 
organ  entwickelt,  Anwesenheit  eines  Centrale  Carpi  and 
Auswärtedrehung  des  Ellenbogens. 

Im  ältesten  Jura  ezistiren  Eutheria  und  Prototheria, 
für  beide  linden  wir  unter  den  penniechen  Reptilien 
— - Theriodontin  oder  Theriomorpha  — sehr  ähnliche 
Formen,  für  die  einen  unter  den  caraivoren  Cy  nodontla, 
für  die  letzteren  unter  den  berbiroren  üomphodonta, 
und  zwar  äussert  sich  diese  Aehnlichkelt  im  Gebiss,  im 
Bau  des  Schultergürt«]«  — der  nämliche  wie  bei  den  Mono* 
tremen  — und  des  Humerus,  sowie  in  der  Beschaffenheit 
der  Xasalia  and  des  Beckens.  Der  Schädel  der  Eutheria 
liest  sieb  sehr  leicht  von  dem  der  Cynodontia  ableiten} 
es  war  nur  noth wendig,  dass  die  Praefroatalia , Postfron  - 
talia  und  Quadrate  mit  benachbarten  Schädeltheilra  ver- 
wuchsen. Es  wir»  daher  wohl  möglich , dass  wir  in  den 
Theriodontin  die  Ahnen  der  Siugethlere  zn  suchen 
hätten.  Die  bis  jetzt  bekannten  Theriodontia  sind  zwar 
zweifellos  schon  sperialisirte  Formen,  wohl  aber  könnte  es 
kleine , inseetivore  gegeben  haben  , welche  dann  durchaus 
den  hypothetischen  Ahnen  der  Säugethiere  entsprechen 
dürften.  Ea  Ist  jedoch  auch  nicht  unmöglich , dass  die 
Sänger  von  Amphibien  abstammeu,  allein  dies  könnte 
dann  nur  für  die  Eutheria  gelten,  denn  die  Monotremen 
müssen,  wie  ihr  Ei  beweist,  unbedingt  aus  Reptilien 
hervorgegangen  sein.  Wir  hätten  alldano  nöthig,  eine 
dipbyletieche  Entstehung  der  Säuger  anzunehmen. 

Oeborn,  Henry  Fair  fl  old.  Complete  Skeleton  of  Cory- 
pliodon  radians.  Note«  upon  the  Locorootkm  of 
thia  Animal.  Bulletin  of  tbe  American  Museum  of 
Natural  Hittory,  New  York,  VoL  X,  Art.  VI,  1898, 
p.  81  — 91,  1 pl.,  2 Textflg. 

Da«  Wasatchbed  tou  Neumexico  hat  In  letzter  Zeit 
keine  Coryphodou  mehr  geliefert,  wohl  aber  das  Big- 
horabasln.  Im  Windriverbed  fand  sich  eine  Zwisehenform 
zwischen  Pantolambda  und  Coryphodon.  Da«  Material 
von  C.  radians  ist  jetzt  so  vollständig,  das«  es  die  Auf- 
stellung eine«  Skeletes  erlaubte.  Der  gToase  Schädel  bildet 
einen  «tacken  Contrnet  zu  dem  relativ  kleinen  Rumpf. 
Sehr  merkwürdig  ist  die  Kürze  der  Rippen,  sowie  die 
Kürze  der  Dornfortsätze  an  den  Hals*  und  Rückrnwirbeln 
und  der  gedrungene  Bau  der  Extremitäten.  Am  Schädel 
fallen  auf  die  gewaltigen,  weit  aus  einander  stehenden 
Schneide-  und  Eckzähn«! , das  breite,  niedrige  Schädeldach, 
die  kurzen  Zwischenkiefcr , die  weite  Ausdehnung  der 
Naaalia  und  Oberkiefer,  die  Anwesenheit  von  Wülsten 
über  der  Augen*  und  Schläfengegend  und  die  Zierlichkeit 
der  Jochbegen.  Der  Hals  hat  7,  der  Kücken  15,  die 
Lendenregion  & und  da«  Sacruru  4 Wirbel.  Die  Lenden- 
wirbel sind  auf  der  Unterseite  mit  einem  Kiel  versehen. 
Die  fünf  ersten  Rippen  «ind  abgeplattet , die  sechste  und 
siebente  dreikantig  und  die  zehnte  und  fünfzehnte  oval  im 
Queraehnitt.  Vordere  und  hintere  Scapula-Parti»  sind  von 
beinahe  gleicher  Grosse.  Die  Scapula  salbet  Ut  sehr  hoch, 
der  Acromlonfortsatz  «toset  fast  an  den  Humerus.  Dieter 
zeichnet  «kh  durch  die  lange,  kräftige  Deltoid leiste  und 
das  grosse  Tuberculum  aus.  Der  Unterarm  und  die  Finger 
sind  etwas  auswärts  gedreht,  die  Metacarpalien  «ind  schief 


und  nicht  senkrecht  gestellt  wie  beim  Elepbnnten,  den 
man  fälschlich  immer  zum  Vergleich«  hernnzog  wegen  der 
Zahl  und  der  Kürze  dieser  Knochen.  Die  Beckenknochen 
sind  sehr  kräftig,  die  Ilea  stehen  weit  aus  einander.  Der 
Unterschenkel  ist  Aut  um  die  Hälfte  kürzer  als  der  merk- 
würdig schlanke  Oberschenkel:  Ober-  und  Unterarm  diffe- 
riren  dagegen  nur  unbedeutend  in  ihren  Längenmaassen. 
Der  kleine  Trochanter  steht  ziemlich  tief,  der  diitte  in 
Mitte  des  Femur,  der  grosse  ragt  nicht  Über  dessen  Kopf 
hinaus.  Die  Tibialfacetle  des  Astragalus  ist  nahezu  eben, 
der  Astragalu»  besitzt  noch  ein  Kommen.  Der  Hinterfuss 
war  plsntigrsd,  jedoch  bei  den  einzelnen  Arten  io  ziem- 
lich verschiedenem  Mjuusc.  Der  Vorderfus*  war  ein  Mittel- 
ding zwischen  digitigrader  und  plontigrader  Extremität. 
Der  Schwanz  war  ziemlich  kurz.  Im  Allgemeinen  sieht 
Coryphodon  einem  Bären  ähnlicher  als  einem  Huf- 
thirre.  Er  war  vermuthlich  zum  Theil  nackt,  aber  da- 
für wie  Rhinoceros  mit  Homschwielea  versehen.  Die 
von  Marsh  gegebene  Restauration  dieses  Tbieres  bat 
eine  überaus  gezwungene  Stellung,  hingegen  macht  die 
jetzt  vorliegende  einen  durchaus  wahrheitsgetreuen  Ein- 
druck (Ref.). 

Oaborn , Henry  F&irfleld.  A complete  Skeleton  of 
Teleoceraa  fossiger.  Notes  upon  tb«  Growth 
and  Sexual  cbaracterea  of  this  Specie«.  Bulletin  of 
the  American  Museum  of  Natural  History,  New  York 
1898,  Vol.  X,  Art.  IV,  p.  52  — 59.  2 pl. 

Statt  Aphelops  fotsiger  mus*  der  Name  lanten 
Teleoceraa  fossiger,  T.  major  ist  nur  ein  besonders 
sterkes  Männchen  dieser  Art.  Aphelops  megalodus 
hingegen  gehört  zu  Aceratberium.  Das  Horn  steht 
hier  auf  der  Spitze  der  Nasenbeine.  Die  P können  bis 
auf  zwei  verloren  gehen,  was  bei  keinem  anderen  Rhi- 
nocerotiden  vorkommt  — Elasmotherlum  Ref.?  — 
Die  Hörner  der  Mäonchen , sowie  ihre  Caoincn  sind  auch 
hier  wie  bei  den  übrigen  Rhinoce roten  und  bei  den 
Titanotherien  kräftiger  als  jene  der  Weibchen.  Zahl- 
reiches Material  gestattet  jetzt  die  Aufstellung  eines  ganzen 
Skelets,  dessen  Theile  jedoch  von  inehrerem  Individuen 
2 0 3 3 

stammen.  Die  Zahnzahl  ist  ^1»  jC,  jj**’  2***  davon  die  I, 

abgesehen  vom  oberen  Q , sehr  schwach , desgleichen  die 
vorderen  P.  Die  oberen  Mt  und  M,  werden  sehr  hoch 
und  besitzen  mehrere  Schmelxfalten.  Der  untere  Pa  fällt 
ziemlich  bald  aus.  Die  Nasenbeine  sind  kurz  und  nadi  vorn 
zugespitzt,  der  Scheitelkamm  niedrig,  die  Jocbbogen  sind 
hoch  und  reichen  fast  bis  an  die  Zähne  herab.  Di«  Zahl 
der  Halswirbel  ist  7,  die  der  Rückenwirbel  19  und  die 
der  Lendenwirbel  3.  Die  fünf  Sacralwirbel  verwachsen 
mit  dem  Becken.  Die  Extremitäten  sind  ungemein  kurz, 
während  der  Rumpf  ganz  die  Verhältnis««  wie  bei  anderen 
Nashörnern  zeigt,  aber  in  Felge  der  Kürze  drr  Beine 
fast  den  Boden  berührt.  Der  Habitus  von  Teleoceras  hat 
demnach  mehr  Aehnlichkelt  mit  dem  eines  Flusspferdes 
als  mit  dem  eines  Nashorn«.  Die  Femurlrochanter  sind 
mässig  entwickelt,  dagegen  hat  die  Tibia  eine  zweifache 
CneroialcrisU.  Im  Zahn-  und  Schädel  bau,  sowie  auch  im 
Bau  und  in  der  Kürze  der  Beine  zeigt  Teleoceras  »ehr  viele 
Anklängc  an  die  europäischen  Rhinoceros  brachypus 
und  aurelianensis.  Es  war  vermuthlich  rin  Wasser- 
bewohner. Das  Gehirn  ist  sehr  gross,  der  Schädel  bracby- 
cephaJ,  hat  aber  keine  Diploe.  Er  erinnert  etwa»  an  den 
von  Rhinoceros  bicornit  und  limas,  das  Occiput 
aber  mehr  an  unicornls.  Die  C der  Männchen  werden 
länger  als  bei  jedem  anderen  Rhluoccroltden. 

Oaborn,  Henry  F.  Evolution  of  the  AmblypodA. 
L Taligrada  und  Pantodonta.  Bulletin  of  the 
American  Museum  of  Natural  History,  New  York, 
Vol  X,  Art.  XI,  1898,  p.  169  — 218.  29  Fig. 

Die  Amblypoden  geben  wie  alle  Hufthfere  aufCreo- 
d<> n t r n zurück,  doch  müssen  sie  eich  von  letzteren  schon 


Digitized  by  Goog 


134 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


in  der  oberen  Kreide  abgezweigt  haben.  Im  Laramiebed  glebt 
n nun  auch  wirklich  Zahntypen,  welche  sich  am  ehesten  mit 
jenen  von  Peripty  chidcn  — Ectoconu»,  Haploconu» 

— vergleichen  lassen.  Diese  Formen  sind  Synconodon, 
Ectoconodon  und  Protolambda.  Der  entere  hat 
schmale , lange  obere  M.  Die  untereu  M haben  in  der 
Vorder*  und  Hinterhälfte  je  drei  Zacken,  Bel  Ecto- 
conodon besitzen  die  oberen  kl  ausser  den  drei  Höckern 
auch  schon  Pfeiler  auf  der  Auasenseite.  Bei  Proto- 
lambda  bilden  die  Höcker  der  oberen  M ein  Dreieck, 
drssen  Ausseoseite  langgestreckt  erscheint , in  Folge  der 
Compression  der  beiden  Aussenhöcker. 

Die  Periptychiden  haben  bunodonte  Molaren  im  Ober- 
kiefer mit  secundären  Auwenhöckeni  und  einem  eompri- 
mirten  Trigon  — die  drei  ursprünglichen  Hocker  — . Die 
Innenhöcker  der  oberen  P sind  als  halbrunde  Hügel  entwickelt 
und  leiten  somit  schon  nach  Pantolambda  hinüber. 
Ketoconus  zeigt  auch  schon  Compliration  des  unteren  1\. 

Bet  Pantolambda  sind  alle  Höcker  als  Halbmonde  ent- 
wickelt t die  oberen  M zeigen  ausser  diesen  drei  Monden 
auch  schon  einen  Vorderpfeiler  (Parastyl).  An  den  unteren 
M besteht  die  Vorderpartie  aus  drei  sehr  hohen  Zacken, 
die  Hintrrpartie  eigentlich  nur  aus  zwei  Höckern  — ein 
dritter,  innerer  fehlt. 

Coryphodon  trägt  auf  den  oberen  M ein  echtes  Vor- 
joch und  ein  sehr  kurze«  Nachjoch,  mit  letzterem  ist  voru 
aussen  der  erste  Aussenhöcker  — Paracou  — verbunden, 
und  hlulen  der  halbmondförmige  zweite  Aussenhöcker 

— Metacon  — , ausserdem  sind  noch  zwei  Ausscnpfciler 
vorhanden.  An  den  unteren  M ist  der  vordere  Zacken, 
Parnconid,  niedriger,  die  beiden  anderen  — l'rotoconid  und 
Mctacouid  — sind  dagegen  höher  geworden. 

Bei  l’intatherium  bestehen  die  oberen  M aus  zwei 
V förmig  convergirendeu  Jochen,  die  unteren  haben  ln  des 
Vcrderparti«  neben  dem  auffallend  hohen  Metaconid  noch 
eiuen  hohen  Secundärhöcker , während  das  Pararonid  ver- 
schwunden ist,  Bathyopsis  bildet  hinsichtlich  seiner 
unteren  M den  Uebergang  von  Coryphodon  zu  Uinta- 
therium,  die  oberen  M sind  allerdings  noch  nicht  ermittelt. 

Wie  im  Zahnbau,  so  bestehen  nun  auch  in  der  Be- 
schaffenheit der  Fatremitäleu  Uebergänge  zwischen  den 
Creodonten  und  den  AmMypoden.  Auch  bei  den 
ersterrn  zeigt  der  Carpus  keineswegs,  wie  man  bisher 
nnnahm,  serialc , sondern  altemirende  Anordnung,  denn 
auch  bei  ihnen  liegt  bereit«  das  Lunare  auf  dem  Und- 
fonne  und  das  Scapho -Centrale  auf  dem  Magnum.  Bei 
den  Amblypoden  hat  dnnu  Vergrößerung  des  Magnum 
und  Verschmelzung  der  Centrale  mit  deren  Scaphold  statt- 
gefunden. Erst  später  ist  es  dann  bei  Pbenacodus  zur 
Bildung  des  serialen  Carpus  gekommen,  in  Folge  der  Ver- 
lagerung des  Körpergewichtes  auf  die  mittlere  Zehe. 
Im  Tarsus  liegen  die  Verhältnisse  allerdings  etwas  anders. 

Die  drei  Unterordnungen  der  A mblypoden  sind  folgen- 
dermaassen  chnrakterisirt : 

I.  Taligrada.  Gehirn  mit  grossen  Riech  lappen, 
Cerebellum  nicht  bedeckt  von  dem  noch  glatten , schwach 
entwickelten  Grosshlrn.  Schädel  noch  ohne  Lufträume, 
aber  mit  Scbeitelkamm  und  deutlicher  Stirn  - Scheit  elnahl, 
rndständigen  Nasenlöchern,  getrennten,  nn  die  Nasal ia  an- 
stossrn'len  Zwiarhenkiefern,  ohne  Rauhigkeiten  odrr  Horn- 
on sitze  auf  Nasen!»einen , Oberkiefer  und  Scheitelbeinen, 
frei  stehendes  perforirtes  Mastoid,  kein  Alisphenoidranal, 
schlanker  Jochbogen,  hoch  gestelltes,  aufwärts  gerichtetes 
Unterkiefergelenk,  44  Zähne,  davon  die  obereu  M aus  zwei 
äusseren  und  einem  inneren  Halbmond  bestehend,  Irituher- 
culärseleuodont  mit  vollkommenem  Paracon , obere  P aus 
rinern  äusseren  und  einem  innerrn  Halbmond  gebildet. 
C kräftig,  von  lundcm  Querschnitt,  Halswirbel  kurz,  niedrige 
Dorn  fort  sitze  auf  Kücken  - und  Lendenwirbeln , kurze 
Rippen,  Scapula  oben  zugespitzt,  aus  zwei  gleich  grossen 
Feldern  bestehend,  Iteum  oben  xugespitzt,  Vordereztremität 
am  Ellbogen  auswärts  gedreht,  Humerus  mit  Eatcpteoa- 


dylarforamen  und  vorspringendem  Deltoid-  und  Ectepk»o- 
dylar-Kamm,  Hinterrand  der  Ulna  convex;  Ulna  ud 
Radius  von  gleicher  Länge.  Anwesenheit  eines  Centn!» 
im  Carpus,  Magnum  klein,  Lunare  ganz  auf  dem  Uacifenw 
ruhend,  plantigrader  Vorderfuas,  vorspringeuder , dritUr 
Femurtrochanter,  Tibia  mit  rudimentärer  Spina  und  Cnewul- 
crista,  und  dicht  beisammen  stehenden  Pemoralfaceti**, 
Fibula  und  Calcaneum  artieulirend,  Tarsus  mit  Tlbiale  fW* 
sehen,  Mesocuneiforme  klein,  Astragalu«  mit  Hals,  mit  Fin- 
alen und  mit  schräg  nach  ausaen  gerichteter  Cuboid*Fao»tt» 
versehen,  Mrtatarsale  V gekrümmt,  proximal,  mit  seithekeu 
Fortsatz,  Kuss  plantigrad  mit  fünf  gleich  dicken  Zehen. 

II.  Pantodonta.  Der  Schädel  hat  bereits  ein  fUrim 
Dach  sowie  Luftkammern,  auch  sind  die  Nähte  bereit» 
verschmolzen;  die  Zwischenkiefer  stossen  nicht  mehr  an 
die  Nasalia,  auch  sind  sie  oben  mit  Furche  vemke*. 
Stirn-  und  Scheitelbeine  haben  bereits  Rauhigkeiten.  IH* 
Nasenbeine  haben  sich  verkürzt,  die  Mastoidea  sind  coro- 
primirt,  der  Unterkiefergelenkkopf  hat  eine  schräge  Stet* 
lang  bekommen , die  oberen  M sind  seleivolopbodoat  ge- 
worden, ihr  Paracou  ist  bereit«  redueirt.  Die  C sind  n*t«: 
dreikantig  und  übenlies  grösser  geworden.  Die  Zahl  der 
Rückenwirbel  ist  15,  die  der  Lendenwirbel  5;  an  der 
Scapula  hat  sich  dos  hintere  Feld  vergrösaert,  das  Ufas 
ist  oben  breiter  geworden.  Am  Humerus  ist  das  Entep*™»- 
dylarforameu  verschwunden  und  der  Entepicondylu»  »*5b*t 
schwächer  geworden.  Der  Hinterrand  der  Ulna  ist  toots». 
da»  Centrale  Carpl  ist  mit  dem  Scaphoid  verschmolz»  t>, 
das  Magnum  hat  sich  vergrössert,  die  Hand  ist  Mtbdigw- 
grtd  geworden,  der  dritte  Femurtrochanter  hat  RedocL*« 
erlitten.  Das  Tibiale  kann  bereits  fehlen,  das  Mesoouxr 

»g  forme  ist  grösser,  der  Astragalusbals  aber  kürzer  gewoidrt. 
doch  kommt  noch  öfters  ein  Astragalu&foramrn  vor; 
Cuboidfacette  des  Astragalus  hat  sich  vergrössert  «ad 
horizontale  Lage  bekommen  und  der  Navicularfacv«» 
genähert.  Mrtatarsale  V ist  gerade  uud  sein  seitliche: 
Fortsatz  sehr  schwach  geworden.  Der  Fus»  hat  sich  mebT 
aufgerichtet  — subdigitigrad. 

III.  Diuocerata.  Die  Zwischenkiefer  treten  Hier  1BV 
einander,  stossen  au  die  Nasalia  und  haben  die  J verlor*«. 
Auf  Oberkiefer,  Nasenbein  und  Scheitelbein  haben  «ri 
Hornzapfen  ent  wickelt , auch  ist  ein  Alisphenoidcaaat  «*' 
standen.  Das  Unterkiefergelenk  bat  sich  nach  riiek wärt* 
gerichtet  und  eine  tiefere  Lage  bekommen  , die  oberen  M 
sind  triangulär  lophodont  und  die  P M ähnlich  ge«oni«e. 
der  Paracon  der  oberen  M ist  verschwunden,  die  uatefto 
C hal«n  die  Form  von  J und  die  oberen  C Lanxrttlom 
angenommen.  Die  Zahl  der  Saeralwirbel  ist  vier; 
Scapula  ist  drrieckig,  ihr  hinteres  Feld  ist  sehr  fi**4 
geworden,  der  Ellbogen  hat  rrrticale  Stellung  angenwniDC*. 
die  Hand  ist  digiligrad  geworden,  der  dritte  Femaru»" 
chantcr  ist  verloren  gegangen.  Die  Fibula  articulirt 
mehr  mit  dem  Calcaneum,  die  Cuboidfacette  des  A*k** 
gal us  ist  von  der  Navicularfacette  getrennt  und  der  Rieten 
fuss  ist  digiligrad  geworden. 

Die  Taligrada  umfassen  die  beiden  Familien 
Perlpty chiden  und  der  Pantolambdiden: 

Periptycbidne:  bunodonte  trituberculäre  obere  M ■** 
Vorderpfeiler  (Panistyl)  und  kleinem  zweitem  Innenböcitf 
Hypocon,  untere  M mit  Ilypoconid  (Aussenhöcker 
Talon),  untere  P,  und  P4  abnorm  gn>M.  Astragslu*  •*» 
Cuboid  liegend.  Nach  Matthew  und  Anderen  geh**1 
diese  Familie  zu  den  Condy lar th ren  — »ehr  richtir- 
Ref.  — Die  Periptychiden  theilen  sich  wieder  i*  ** 
zwei  Unterfamilien  der  Anisonchinac  — arboreal;  A»tn* 
galus  kurz,  aber  mit  breiter,  tiefer  Rolle  — ■ und  J 
Periptychinae  — A»tragnlus  mit  Racher  Rolle;  tb»«* 
im  Puerco-,  theil»  im  Tonrejonbcd. 

Pan  tolam bdidae,  44  Zähne,  oberer  P4  ein-,  Pn  a. 

P4  dreiwuredlg , C von  gerundetem  Querschnitt-  N*r  m 
Torrejonbed. 

Pantolambda  cavirlctus,  Pl  dicht  hioter  C,  •"* 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  135 


getrennt  tob  Pt.  Di*  oberen  C werden  an  der  Rückseite 
abgenutzt. 

Pantolambda  bathmodon.  Von  dieser  Art  kennt 
man  den  Schädel;  dieses  primitivste  aller  Hufthiere  war 
etwa  *n  gross  wie  Gnlo  loscus,  hatte  einen  kurzen 
Hals,  einen  'sehr  kräftigen  Rumpf  und  einen  langen 
Schwanz,  ln  der  Fussstellung  erinnerte  es  an  die  Bären. 
Mit  den  späteren  Pantodonta  hat  diese  Gattung  gemein 
den  Abstand  der  Zwischenkiefer  von  einander  und  die 
weite  Ausdehnung  der  Nasenbeine  — bis  hinter  die  Augen* 
hohlen,  die  Gestalt  de*  Humerus,  die  Auswärtabiegung  des 
Ellbogen  und  die  Verschiebung  des  Lunatum  auf  das  Un* 
ci  forme.  Di«  Endphalangrn  sind  echte  llufe.  Im  Carpus 
ist  besonders  erwihnenswerth  die  Anwesenheit  eines  freien 
Centrale  und  die  relative  Gross«  des  Trapezium  im  Ver- 
gleich zum  Trapezoid  und  Magnum  — bei  den  Panto- 
donta und  Dinocerata  sind  alle  drei  fast  gleich  gross. 
Das  Metatarsale  I zeichnet  sich  durch  seine  Biegung , da» 
Metat&rsale  V durch  den  Besitz  eines  Processus  peronei 
brevis  aus.  Das  Ertocuneiformc  berührt  in  Folge  der 
Flachheit  des  Navicnlnre  fast  direct  den  Astragalus,  dessen 
Tibialfacette  nach  einwärts  geneigt  ist.  Das  Cubold  keilt 
sich  zwischen  Calcaneum  und  Astragalus  ein. 

Pantodonta,  viel  grösser  als  di«  vorig«  Familie,  mit 
starken  C,  breitstirnigem  Schädel  und  seleoolophodonten  M, 
mithin  fortgeachrittener  als  dir  vorigen.  Von  den  21  vou 
Cope  aufgestellten  Arten  von  Coryphodon  können  etwa 
13  festgehaiten  werden.  Die  verschiedenartige  Kut Wicke- 
lung dieser  auf  einen  langen  Zeitraum  vertheilten  Formen 
spricht  dafür,  dass  wir  es  mit  mehreren  besonderrn 
Stammesreihen  zu  thun  haben,  so  zeigt  z.  B.  eine  der 
jüngsten  Arten  noch  sehr  primitive  Schidelfonn,  ähnlich 
wie  Pantolmm bda.  Nach  der  Form  der  C und  M kann 
man  sbgar  drei  soteber  Reihen  unterscheiden: 

Die  im  Querschuitt  anfangs  runden  Eckzähne  werden 
entweder  dreikantig  oder  lanzettförmig  und  zwar  ver- 
längern aie  sich  im  letzteren  Falle  wie  jene  der  Dino- 
cerata.  An  den  oberen  M stellt  zieh  da*  Nachjoch, 
welche.»  bei  Pantolambda  JL  gegen  das  Vorjoch  ge- 
richtet ist,  schräg  zu  diesem  und  die  Höcker  und  Pfeiler 
der  Auasenwand  verschwinden,  oder  es  stellt  sieb  parallel 
zu  diesem.  Am  M,  treten  dies«  Modificationen  stets  zuerst 
auf.  An  den  unt«ren  M wird  von  den  drei  Höckern  de« 
Talon  der  Innenhürkrr  mehr  oder  weniger  stark  reducirt 
und  die  anfangs  schräg  stehenden  Joche  stellen  sich  zuletzt 
senkrecht  zur  Längsachse  des  Zahnes.  Die  beiden  Ge- 
schlechter sind  auch  bei  Coryphodon  zu  unterscheiden. 
Die  Männchen  sind  auch  hier  grösser  und  mit  stärkeren 
Eckzahnen  versehen.  Die  einzelnen  Arten  lassen  sich  in 
drei  Entwickelnngsreiheu  gruppiren. 

1.  Reihe,  ziemlich  primitiv;  schmales,  mit  Scheitelkaram 
versehenes  Hinterhaupt,  C von  rundem  Querschnitt.  Sämmt- 
licheJ  von  gleicher  Gross«  — 'Coryphodon  Wortmani  — , 
merkwürdiger  Weise  eine  der  jüngsten  Arten,  Windriverbed. 

2.  Reihe,  Schidel  breit  und  flach,  unterer  J,  vergrBssert, 
J,  verkleinert.  C von  dreieckigem  Querschnitt , Joch  der 
unteren  M bald  schräg,  bald  senkrecht  zur  Längsachse 
gestellt,  unterer  Ms  zwei-  oder  dreilobig.  Coryphodon 
elephantopus  (=obliquas),  repandus,  cinctus  — 
oberer  M*  fast  quadratisch  — , C.  testis,  di«  zweit- 
grösste, und  am  besten  studirte  Art;  C.  lobatus  (=  anaz, 
pacbypus),  die  grösste  aller  Arten,  die  Männchen  bereits 
mit  Hornan sitzen  auf  den  Scheitelbeinen.  C.  cuspldatus, 
sehr  klein,  ähnlich  dem  eocaenus  von  Frankreich  — , 
latidens,  sehr  klein,  Joche  fast  senkrecht  zum  Kiefer, 
C coroprimirt,  curvicristi*  ähnlich,  aber  grösser,  ebenso 
ventanns  mit  etwas  verlängerten  und  abgeflachtrn  C; 
Cuneiforme  an  Metacarpale  V stossend,  wie  bei  Uinta- 
tberinm. 

3.  Reihe,  kleine,  bochdiffereuxirte  Typen  mit  Aachem, 
schmalem  Schädel , ohne  llornansätze , mit  seitlich  zusam- 
mengedrückten, vorn  nusgefnrehten  oberen  C,  verlängerten 


unteren  M,  deren  Joche  nahezu  vertical'stehen , M,  zwei- 
theilig.  C.  aroatui  (=  simus,  moirstu»,  loroas),  allen- 
falls auch  hierher  C.  marginatus,  ähnlich  dem  vorigen. 

Incertae  sedis  sind:  C.  radians,  die  am  längsten 
bekannt«  unter  den  nordnmrrikanischen  Arten , unterer  C 
ähnlich  wie  bei  Gnitatberium  hamntus.  M quadra- 
tisch, mit  Hypocon  versehen;  C.  singularis  nur  durch 
Extremitätenknochen  vertreten.  — Das  Naviculsrc  schiebt 
sich  vollständig  zwischen  Cuboid  und  Kctocnnei forme, 
welch  letzteres  hierdurch  mit  dem  Astragalus  in  Be- 
rührung kommt,  Tibia  schlank  und  lang,  die  zweiten 
Phalangen  sehr  kurz,  also  an  die  Organisation  von  Uin- 
tatherium  erinnernd. 

Die  von  Cope  vorgenommene  Trennung  der  alterthilm* 
liehen  Hufthiere  in  Plathyarthra  und  Atnblypodn 

j/hyodonta  ist  nicht  in  der  Natur  begründet,  denn  im 
Bau  der  Hinterestremität  besteht  zwischen  den  Peripty- 
chiden  und  Amblypoda  kein  fun<lamentaler  Unterschied, 
beide  gehen  vielmehr  suf  Creodonta  zurück,  doch  hat 
allerdings  bei  den  Amblypoden  sehr  bald  die  Länge  des 

TjArtrngalus* Halses  abgenommen,  weshalb  die  Tibialfacette 
bis  an  die  Navicularfacette  reichen  konnte. 

Von  Coryphodon  werden  folgende  Artru  aufrecht  er- 
halten: Wortmani,  ventanns  und  singul arls  Windri- 
verbed — , also  die  jüngsten  Arten  — testis,  repan- 
dus,cinctus,  marginatus,  s ein  i einet  us,  lobatus  — 
auch  in  New  Mexico;  mix,  pacbypus,  elephantopus, 
auch  in  New  Mexico,  euspidatus,  latidens,  simus, 
molcstus,  loints  nur  New  Meiico,  obliquus  ausser 
hier  auch  in  Wyoming,  latipea,  armatos,  radians, 
hamatus,  subquadratus,  carvicriatis.  Es  dürfte 
»ich  nicht  empfehlen,  die  von  Cope  aufgestellten  Gattun- 
gen — Bathmodon,  Ectacodon,  Metalophodon  und 
Manteodon  aufrecht  zu  erhalten. 

Obwohl  manche  der  Coryphodon  arten  im  Schädel- 
und  Zahnbau , namentlich  In  der  Form  der  C schon 
sehr  lebhaft  an  Uintatherium  erinnern,  so  fehlt  doch 
bisher  das  eigentliche  Zwischenglied  zwischen  beiden 
Gattungen. 

O»born,  Henry,  Fairfteld.  Remountt<]  Skeleton  of 
Phenacodus  primaevu«.  Comparison  with  Eu- 
protogunia.  Bulletin  of  the  Americau  Museum  of 
Natural  History.  New  York  1898.  Vol.  X.  Art.  IX. 
p.  159 — 164.  1 pl.,  4 flg.  Reconstruction  and  Model 
of  Phenacodus  priniAevus  Cope.  Report  of  the 
67  Meet.  brit.  Association  Toronto  1898.  p.  684. 

Das  von  Cope  beschriebene  Skelet  des  Phenacodus 
primaevus  wurde  jetzt  neu  montirt  und  hierbei  in 
manchen  Stücken  verbessert.  Die  Hinterextremität  ist 
viel  höher  als  die  vordere,  welche  überhaupt  bereits  mehr 
Perissodactylen-artlg  ist,  während  die  erster«  sowie 
die  Läng«  des  Schwanzes  und  der  Lendenregion  noch  sehr 
an  die  Creodonten  erinnert.  Die  Schädelbasis  zeigt 
hinsichtlich  der  Gruppirung  und  der  Enge  der  Koramina 
noch  eine  sehr  alterthüroliche  Beschaffenheit , der  Schädel 
selbst  stimmt  mit  dem  der  übrigen  älteren  Hufthiere,  wie 
Pantolambda,  Periptycbus,  im  Wesentlichen  überein. 
Die  primitiven  Hufthiere  besaßen  wohl  sämmtlkh  15 
Rücken-  und  5 oder  6 Lendenwirbel,  während  Marsh  viel 
mehr  angenommen  hatte.  Die  Gelenke  für  die  Rippen 
und  Zygapopbysen  stehen  an  den  letzten  Rückenwirbeln 
nicht  direct  auf  den  Querfortsätzen . sondern  auf  lieson- 
deren  Trägern.  Enprotogo n ia,  der  Stammvater  von 
Phenacodus,  hat  bloss  die  halbe  Gräme  des  letzteren, 
doch  aiod  seine  Seitenxehen  noch  länger.  PcbcThaupt  ist 
diese  Gattung  noch  viel  Creodonten -ähnlicher.  Phena- 
codus hat  folgende  Fortschritte  aufzuweisen:  concave 
Rückseite  der  Ulna,  Vergrößerung  des  Magnum  und  Trape- 
zoid, echte  Hufe,  kürzere,  niedrige  Cnemialerista , Verlust 
des  Foramen  und  Verlängerung  des  Tibialgrlenkes  am 
Astragalus,  digitigrade  Zehenstellung,  Kednction  der  Seiten- 
zehen , gerade  Metatarsalia  und  Phalangen.  Kuproto- 


by  Google 


Digitized 


136 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


goala  besitzt  18  Schwanswirbel , für  P henacodus  ist 
die  Zahl  derselben  noch  nicht  ermittelt. 

Oaborn,  Henry  , Fairf.  On  Skeletons  and  Rosto- 
rations  of  Tertiary  M am  mal«.  Report  87  Meeting 
of  the  Britiah  Aa*odation.  Toronto  * p.  684 , und 
The  Olyptio  and  Graphic  Art  applied  t«  Paldontology. 
Nature.  London.  Vol.  67.  189H.  p.  392 — 395. 

Von  folgenden  3äugethieren  de*  nordsnterikanischeu 
Tertiär  hat  K night  geradezu  bewunderungswürdige 
Bilder  hergestellt : Patrtofelia,  Mesony  z,  Hoplo- 
phoneut,  Protorohippus , Palaeoayopa,  Metarav- 
nodon,  Aceratherium,  Hyraeodon,  Teleoeeras, 
Uintatherium  , Mastodon,  Mammuth,  Eloiherium, 
Protoreraa  und  Ctruleek 

Oaborn,  H.  P.  Pliobyrax  Fraaai  n.  ap.  Nature. 
Vol.  5H.  1898.  p.  42«. 

Auf  einen  Schädel  au»  dem  Pliocän  von  Samoa  bosirt 
Autor  obige  Gattung  und  Speciea.  Der  Schädel  ist  doppelt  — ? 
wohl  drei*  bis  viermal,  Ref. — so  gross  wie  jener  von  D en- 
droh vraz.  Der  obere  J,  ist  kräftig  und  von  den  kleineren 
Ja  und  J,  getrennt.  letztere  bilden  mit  den  C und  P eine 
geschlossene  Reihe.  Der  C gleicht  ganz  dem  P,  und  hat 
wie  dieser  zwei  Wurzeln  und  zwei  Höcker.  Der  Joch  bogen 
war  wohl  sehr  kurz.  Da»  InfraorbiUlforainen  steht  ober* 
halb  P4.  — Ref.  hat  inzwischen  gezeigt,  dass  ea  zieh  um 
keine  neue  Gattung,  sondern  um  Lrptodon  graecus 
bandelt,  von  welchem  bisher  nur  ein  Unterkiefer  aus 
Pikrrmi  bekannt  war. 

Otborn.  Henry  Fairf.  The  Rxtinct  Rhinoeerones. 
M ernennt  of  the  American  Museum  of  Natural  Hiatory. 
Vol.  I.  Part.  III.  New  York.  1898.  p.  74—164. 
pl.  12  a— 20.  48  Teatf. 

ln  diesem  Bande  beschränkt  sich  Autor  auf  die  Ent- 
wickelung des  Schädel»  und  Gebisses  der  Khinocerotoidea 
im  Allgemeinen  und  auf  die  Beschreibung  dieser  Organe 
bei  den  nordamerikanischeu  A ceratberie n. 

Die  Periasodactylen  werden  eingetheilt  in  die  Ord- 
nungen der  Titanotheroidea  — Titanotheriidae  — , 
Hippoidea  — Equldae  und  Palaeothsriidae  — , 
Tapiroidea  — Tapiridae  und  Lophiodontidae  — , 
Khinocerotoidea  — Ilyracodoatidae,  Amynodon' 
tidae  und  Rhi nocerotidae  unddieChalicotherioidea. 

Von  den  drei  Familien  der  Rhinocerotiden  haben  die 
Hyracodontidae  folgende  Merkmale:  Zum  Laufen  be- 
fähigt, Hand  praktisch  dreifingerig,  alle  J und  C einfach 
gebeut  und  peniatirend,  am  oberen  M,  sind  Aussenjoch 
und  Nachjoeh  in  einer  Linie , obere  M mit  Crista  und 
Anlecrochet,  Gesicht  und  Craniura  gleich  lang,  Cranium 
hoch.  PostglrnoidfortsaU  breit,  pferdrähnlich«  Diffcren- 
zirung  — Hyrschius,  Hyraeodon  — • 

Die  Aroynodontidae  sind  aquatil.  Hand  vierfingerig, 
C in  beiden  Kiefern  robust,  J verschwinden,  oberer  M, 
quadratisch,  Aussenjoch  und  Nachjoch  senkrecht  zu  einander 
gestellt,  M nur  mit  Antecrochet,  Cranium  breit,  flach, 
Gesicht  kurz,  tapirähnliche  DMTerenzirung  — Amynodon, 
Cadurcotheri  um. 

Die  Uhinocerolidae,  echte  Nashörner,  Hand  drei- 
fingerig,  ober«  C und  fast  alt«  J verschwinden,  unterer 
C und  oberer  Jf  robust  oder  atrophirt,  oberer  Ma  drei- 
eckig, Aussen-  und  Xacbjoch  in  eiuer  Linie,  oiwre  M oft 
mit  allen  möglichen  Neubildungen,  Postcotyloidfortsaix  am 
Unterkiefer;  Poslglenoidfortsatz  schmal,  Gesicht  und  Cranium 
gleich  lang  — Aceratherium,  Khinoceroa, 

Die  Rhinocerotiden  waren  anfangs  schlank  gebaut 
wie  die  Hyracodontiden , die  späteren  werden  plump, 
z.  B.  Teleoeeras.  Im  Miocän  theilten  sich  die  Nas- 
hörner in  kurze  und  hochbeinige  Formen,  je  nach  dem 
Wohnort,  und  in  brachyodonte  und  hypseiodout«  Formen, 
je  nach  ihrer  Nahrungsweisc.  Hörner  fehlen  bei  den 
alteren  Typen.  Während  die  Hy racodontideo  auf  Nord- 
amerika beschränkt  sind  und  die  A mj nodontiden  erst 


au  ScWuso  ihrer  Entwickelung  nach  Ruropa  kamen,  finden 
sich  die  Rhinocerotiden  anfangs  bloss  in  Europa,  spitsr 
sind  sie  in  beiden  Theilra  der  aärdllcbea  Hemisphäre 
gleich  zahlreich,  sterben  sber  zuletzt  in  Amerika  la 

Nordamerika  lebte  Aceratherium  während  der  Ablage- 
rung des  White  River-  und  Loupforkbed,  Dicwrathgriun 
aber  kommt  nur  im  John  Daybed  vor. 

Die  Rhinocerotiden  gehen  auf  eine  ziemlich  schlanke, 
H y ra ch i u s -ähnliche  Stammform  mH  schmalem,  Langem 
Schädel  zurück.  Die  kleine,  hinten  offene  Augenhöhle 
reichte  bi«  zum  Ma,  das  Gesicht  hatte  «He  gl  riebe  Länge 
wie  bei  den  lebenden  Nashornarten.  Die  Nasenbeine 
waren  schmal  and  nicht  kürzer  als  die  Nasenhöhle,  auch 
stossen  sie  an  die  Prätnaxilla.  Der  Schädel  hatte  einen 
einfachen  hohen  Scheitelkamm  und  ein  niedriges  Oeripot. 
Der  äussere  Gehörgang  war  weit  offen , er  bildete  eia 
weites  Dreieck  und  noch  nicht  einen  bfovsen  Spalt,  wie 
beim  lebenden  Nashorn.  Eine  Verschmelzung  der  F*r»- 
mins  der  Sehiddhaais  war  noch  nicht  erfolgt,  das  Msstoid 

war  frei  wie  bei  den  Pferden,  die  J i C hatten  noch 

primitive  Gestalt,  P,  stand  dicht  neben  Pa,  aber  in  ziem- 
licher Entfernung  von  C.  Die  P waren  noch  einfacher 
als  die  M.  Die  Jochform  der  Molaren  ist  schon  sehr  früh 
entstanden,  ihr  zweiter  Aussenhöcker  — Metacon,  ist  im 
Gegensatz  zu  dem  der  Tapiroidea  grösser  als  der  erste 
— Paracon,  auch  gehen  die  Querjoche  von  der  Spitae 
und  nicht  von  der  Basis  dieser  Höcker  aus,  wie  das  bei 
Tapir  der  Fall  ist.  Der  untere  M,  hat  niemals  einen 
dritten  Lobus,  dl«  Joche  der  unteren  11  stehen  senkrecht 
zur  Zahnreihe.  Hyrachius  zeigt  den  Urtypus  des 
Rhi nocero «zahne*.  Die  accesaorischen  Bildungen  der 

oberen  M — Crista,  Crochet,  Antecrochet , f nt  wickeln 
sich  bei  Ȋmmtlicben  Stammesreiben  der  Rhinocers* 
tiden  und  bilden  daher  keine  Zeichen  für  nähere  Ver- 
wandtschaft. Daa  Nämliche  gilt  von  der  Complicatioa 
der  Prämolarrn.  Im  Gegensatz  zu  den  übrigrn  Peristo- 
dactylen,  bei  denen  die  CompUcation  der  P dadurch 
erfolgt,  dass  das  Nachjoeh  mit  dem  sich  theilenden  Innen- 
hückcr  verschmilzt,  bildet  sich  hier  das  Nachjoch  meiste«» 
selbstständig  und  verschmilzt  nicht  immer  mit  dem  zweites 
Innenhöcker,  welcher  hier  in  der  Regel  mit  dem  Yoijoch 
verbunden  ist.  Di?  Hand  der  ältesten  der  Rhinocers- 
tiden  hatte  vier  Finger.  Die  Carpalia  zeigten  »ehr  ge- 
ringe Verschiebung  gegen  einander.  Alle  drei  Familie« 
der  Khinocerotoidea  sind  darin  einer  Parallelentwkke- 
lung  fähig,  dass  der  P sich  coropliciren  und  die  M ace«** 
sorische  Zuthaten  erlangen  können  — Crista,  Crochet. 
Antecrochet,  bald  alle  drei,  bald  nur  die  eine  oder  andere 
derselben. 

Die  divergirende  Kat  wirke  lang  aussert  sich  in  deT  ver- 
schiedenen Höhe  und  Grösse  de«  Cranium  und  der  ver- 
schiedenen Länge  des  Gesicht«,  in  der  Verkürzung  der  Nasalis 
und  in  ihrer  Entfernung  von  den  ZwiMhankiefera,  in  Re* 
ductiou  der  Zwiochenkirfer,  io  der  Weite,  resp.  Eng«  ör* 
Gehürgaages,  unten  oft  ganz  geschlossen , in  der  Verb»* 
meruag  «Ist  Verstärkung  von  Inctaivra  und  io  der  Höhe, 
resp.  Niedrigkeit  der  Zahnkrone,  in  der  Anwesenheit  •»»** 
Crochet  »n  den  M,  in  der  Raductbm  der  Ausscnwand  4» 
oberen  Mat  in  der  Zehenzahl  und  der  Verschiebung  der 
Carpalia.  Diese  Veränderungen  kommen  hei  den  einen 
Formen  oft  schon  früh  zu  Sunde , z.  B.  der  hebe  Zah* 
von  Amynodon  schon  im  Oligocäu,  bei  F.l nsipolherin» 
erst  im  Plcistoeän.  Sohr  primitiv  sind  di«  Hyracsdoa* 
tiden  hinsichtlich  der  GesUlt  der  J und  C,  um  es  diflt* 
renzirter  aber  im  Extremitälenbau.  Die  Amynedos* 
tiden  sind  hochdiflerenzirt  in  Bezug  auf  die  Mira»  dH 
Gesichts,  die  keduction  der  P und  die  Höbe  der  Zähne, 
•ber  primitiv  bezüglich  der  vierfmgerigen  Hand.  Di* 
Rhinocerotiden  sind  specinlisirt  hinsichtlich  der  Bad«*' 
tlon  der  Nasenbeine  und  Zwischenkiefer,  sowie  der  J •*- 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  137 


C und  der  Höbe  de«  Crauium , primitiv  aber  «egen  der 
spät  eintretenden  HÖhcnxunahrae  der  Molaren. 

Die  Tapire  befinden  sich  sowohl  im  Han  des  Schädels 
als  auch  der  Gliedmaassen  und  Wirbel  in  einem  Stadium, 
welches  die  Rhinocerotoldsa  bereits  im  Oligocän  hinter 
sieh  hatten.  Die  Veränderungen  im  Schädel l*u  werden 
bei  diesen  letaleren  durch  das  Auftreten  von  Hörnern,  die 
der  Zähne  durch  Hinzulreten  von  Innenfalten  und  von 
Ceraent  and  durch  die  Erhöhung  der  Zahnkrone  veranlasst, 
die  Extremitäten  werden  robuster. 

Die  Nashörner  der  Gegenwart  unterscheiden  sich  von 
einander  durch  folgende  Merkmale : 

a)  primitiv,  swei  Hörner,  grosse  Nasenbeine,  J and  C 
schwach,  aber  in  Gebrauch,  Postglcnoid-  und  Post* 
tympaoicumfortsatx  getrennt:  Ceratorhinua  suma- 
trensis.  Aaien. 

b)  Nur  ein  Horn,  i J y C in  Gebrauch  , Postglenoid- 

und  Poattvmpanicumfortaatx  sich  lieriihrend.  C »on* 
daicus  (javanicus)  und  nnicomi«  (indicus). 
Asien. 

c)  Zwei  Hörner,  J und  C fehlend  oder  rudimentär,  Post* 
glenoid  * und  Posttympanicumfortaata  nicht  ganx  xu- 
sammenstossend.  Ate  Io  Jus  bicornis  (bracbyodont). 
A.  situ us  (hypselodont).  Afrika. 

Die  höchsten  Zahnkronen  haben  jene  Nashörner,  welche 
trockene  Steppen  bewohnen,  niedrige  die  Wald-  and  Sumpf- 
bewohnrr. 

Die  ältesten  Khinocerotiden  kennt  man  aus  den 
Phosphoriten  des  Quercy  in  Südfrankreich , wenig  später, 
wenn  nicht  gleichzeitig,  erscheinen  sie  auch  in  Amerika  — 
Oligocän  — , werden  dort  sehr  zahlreich  — A cerather i u tu 
— und  aterb«n  mit  Aphelops  im  Miocän  aas,  während 
sie  sich  in  Europa  bis  ins  Plristocin,  in  Asien  und  Afrika 
bis  jetzt  erhalten,  und  zwar  gehen  die  letzteren  auf  ziem- 
lich indifferente  Miocäo-  und  Pliocäntypen  zurück.  Aus 
den  alt  weltlichen  Aceratherlen  sind  sowohl  hornlose, 
als  auch  die  ein  - und  zweihortilgen  Nashörner  entstan- 
den. Bei  den  späteren  Aceratherlen  degeneriren  die 
Nasenbeine;  die  ersten  Horner  besitzen  Rhinoccros 
aurelianensis,  sansaniensis  und  simorrensis.  Der 
älteste  Rhinocerotide  ist  vielleicht  Lophiodon  rhino- 
cerodes  aus  den  Schweizer  Bohnerzen  — oder  Prothy- 
racodon  aas  dem  Kocäu  von  Siebenbürgen  — siehe  den 
▼origen  Literatur  bericht  unter  Koch.  Ref.  — 

Die  Morphologie  des  Rhinocerosxahnes.  Auch 
der  Zahn  der  Rhi nocero  tiden  geht  aus  einem  trituber- 
culären,  resp.  tulierculärsectorialcn  hervor,  zeichnet  sich  aber 
dadurch  au»,  dass  sich  die  cinxelnen  Höcker  »ehr  bald  zu 
Jochen  (Lop  hoi)  verbinden,  welche  die  beistehenden  Be- 
zeichnungen erhalten: 

Obere  M : Paracon  -f-  Metacon  — Ectoloph ; 

Ausaenjoch 

Paracou  -j-  Protocon  = Prutoloph; 

Vorjoch 

Metacon  -f-  Hjrpocon  = Metaloph; 

Nachjoch, 

untere  M:  Protocooid  -f-  Metnconid  = Protolophhl; 

Vorjoch 

Entoconid  ~f-  Hypconid  = Metalophsd ; 

Nachjoch. 

Im  Gegensatz  zu  den  Zähnen  der  Pferde  entwickelt  »ich 
hier  nicht  zwischen  beiden  Aussenhöckern , sondern  Tor 
dem  ersten,  dem  Paracon,  ein  Nebenpfeiler,  ParastyL  Die 
Zähn«  werden  dann  noch  weiter  dadurch  «omplicirt , da«s 
»ich  Vorsprünge  an  den  Jochen  des  ersten  Querthale»  bil- 
den — am  Ectoloph  die  Crista,  am  Metaloph  das  Croehet 
und  am  Protoloph  das  Antecruchet. 

Diese  drei  Neubildungen  treten  jedoch  nicht  immer 
rusammen  auf,  sondern  es  entsteht  zuerst  die  eine  oder 
die  andere  derselben  und  zwar  meist  das  Antccrochet 
zuerst.  Dazu  kommt  noch  ein  B&salband,  da«  in  der  Regel 
Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  UT1L  (Vorm.  d.  snthrop.  Idt.) 


am  Vorderrand  am  stärksten  ist.  Die  Aussenseite  da»  Ecto- 
loph kann  sich  immer  mehr  nbtiarhen;  das  Nachjoch  kanu 
»ich  aiirli  mit  dem  hinirren  Rasalbsnd  verbinden.  Durch 
jene  sectindären  Neubildungen  an  den  oberen  M entstehen 
xaletzt  drei  Gruben,  für  die  geologisch  jüngeren  Rhino- 
c er o teil  charakteristisch.  Der  Schmelz  kann  sich  ferner 
kräuseln , ferner  kann  Cernent  auftreten.  Der  obere  M, 
zeichnet  sich  durch  die  Verschmelzung  von  Kcto-  und 
Metaloph  aus. 

Die  primitiven  Zähne  sind  charakterisirt  durch  die 
niedrige  hinten  verengerte  Krone,  das  äussere  Cingulum, 
den  dünnen,  glatten  Schmelz,  das  schräge  Ectoloph,  die 
deutlichen  Höcker  an  den  Jochen  und  am  Vorderpfeiler. 
Auasen-  und  Nachjoch  an  M,  divergirend.  Abkauung  der 
Krone  in  schräger  Richtung. 

Die  oligocänen  Zwischenformen  unterscheiden  sich 
bereits  durch  quadratischen  Umriss  der  Krone,  Verlust  des 
äusseren  und  Schwachheit  de«  inneren  Basalbandes,  ferner 
dadurch,  das*  der  Höcker  nur  mehr  am  Vorderpfeiler  und 
vorne  am  Ectoloph  — Paracon  — kenntlich  ist,  ferner  durch 
«las  Aultreten  eines  Antecrochet  und  den  Beginn  einer 
Crista  und  dadurch,  dass  Ectoloph  und  Metaloph  de«  Ma 
eine  Linie  bilden. 

Die  extremen  plelstocänen  Endglieder  haben  mehr 
oder  weniger  hohe,  im  Umriss  quadratische  Kronen,  bloe* 
mehr  eia  hinteres  Cingulum  und  rauhen,  dicken  Schmelz. 
Höcker  sind  nicht  mehr  zu  erkennen  , Antecrochet  fehlt, 
dafür  sind  Crista  und  Croehet  vorhanden , sowie  drei  mit 
Gement  versehene  Graben.  Die  Krone  wird  in  horizon- 
taler Richtung  abgetragen. 

Die  Prämolaren  werden  zuletzt  molaräbnlich , mit 
Ausnahme  des  »ehr  variablen,  fast  immer  zweijochigen 
P,.  Auch  P#  hat  schon  frühzeitig  zwei  vollständige  Quer- 
joche; erst  viel  später  bekommen  sie  auch  Ps , sowie  P4. 
Statt  des  vollständigen  Nachjochs  war  früher  an  diesen 
beiden  P ein  vom  Votjoch  abgeschnürter,  nach  hinten  ver- 
schobener Kegel  vorhanden.  Die  Neubildungen  — Crista, 
Croehet,  Antecrochet  — entstehen  viel  später  als  an  den  M, 
sofern  sie  überhaupt  sämratlieh  oder  theilweise  Vorkommen. 

Die  D-Milchzähne  — sind  häufig  complirirter  als  die 
Molaren  der  nämlichen  Species , der  hinterste  wird  zuerst 
M ähnlich.  Die  »oberen  Jt  geben  schon  «ehr  frühzeitig 
die  Antagonisten  für  die  unteren  C ab.  Letztere  halten 
entweder  dreieckigen  oder  ovalen  Querschnitt.  Die  übrigen 
J und  C erleiden  eine  immer  weitergehende  Reduction. 

Der  Schädel.  Im  Gegensatz  zu  dem  Schädel  der 
Pferde  verlängert  sich  fiel  den  Rhinocerotlden  das 
Gesicht  überhaupt  nicht,  nur  die  Kiefer  werden  höher. 
In  Kolge  der  Verkümmerung  der  oberen  J und  C nicken 
die  Nasenbeine  von  den  überdies  atrophirenden  Zwischen- 
kiefern  weg.  Auch  der  Unterkiefer  erleidet  am  Kronfort- 
satz  und  in  seiner  Vorderpartie  Reduction.  Der  Sebeitel- 
k atu m wird  immer  niedriger  und  zuletzt  durch  zwei  seit- 
liche Supratemporalkämme  ersetzt.  Das  anfangs  niedrige 
Qcciput  hängt  über  dir  Grlrnkküpfe  Uber,  richtet  sich 
aber  dann  auf  und  biegt  sich  sogar  manchmal  nach  vorn 
über.  Bei  den  übrigen  steht  cs  senkrecht  und  ist  über- 
dies sehr  breit,  dolichocephal  resp.  hrachycephnl.  Po«t- 
tympanicum-  und  Postglcnoid  fortaatx  treten  mit  ihren 
Unterenden  mehr  oder  weniger  nahe  zusammen  und 
schließen  so  den  äusseren  Gehörgnng  ein.  Luftböhlen 
finden  sich  nur  in  den  Schädeln  der  jüngeren  Nas- 
hörner. 

Di«  Rhinocerotlden  gliedern  sich  in  vier  Unter- 
familien : 

1.  Aceratheriinae,  alle  primitiven  und  einige  speri- 
alisirte  Rhinoccros e.  Hörner  fehlen  oder  bleiben  rudi- 
mentär. Die  Kingerxahl  ist  aufaug»  vier,  s|4Uer  drei. 
Schädel  dolichocephal  — Acoralherium  des  Oligocän 
(resp.  europäischen  Untermiocän)  nebst  incisi  vum  brachy- 
ceplial  — Teleoceros  und  alle  tnioeänen  und  pliodinen 
A ce  rat  her  l um  -Arten. 

18 


Digitized  by  Google 

M 


138 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


2.  Dicerathertinae,  special  isirt.  Zwei  weltliche  Homer 
an  den  Nasenbeinen.  3:3  Zehen  — , nur  da*  miocäne  * 
Genu«  Dir  crntheri  um. 

3.  Cerntorhi  nae,  »pecialisirt.  Die  grossen  Nasalia 
tragen  in  der  Mitte  ein  Horn,  häufig  auch  die  Frontalia. 
3:3  Zehen,  dollchocephal  — alle  europäischen  Rhino* 
eero»  vom  Pliocin  an  ausser  pachygnathu»  — , brachr- 
cephal  — alle  europäischen  tnioc&nen  Nashornarten,  sowie 
alle  lebenden  ausser  sumatrensis. 

4.  Klasmotheriin ae  «pecialisirt , reducirte  Nasalia. 
Horn  bloss  in  Mitte  der  Frontalia.  3:3  Zehen,  dolicho* 
rephal  — Elasmotheri u in  plelstocäu. 

Diese  Systematik  verdient  den  Vorzug  vor  allen  bis* 
herigen  Gruppirangen  der  fossilen  und  lebenden  Rbino- 
cerotidea. 

Die  nordatnrrikanisehen  Acerathcrleii  bilden  zwei 
Kntwirkelungsreihen.  Die  erste  hat  folgende  Merkmale: 

Dos  Nachjoch  der  oberen  I*  legt  sich  an  den  zweiten 
Innenböckcr  und  verschmilzt  mit  ihm;  die  im  Querschnitt 
ovalen  unteren  C liegen  horizontal.  Die  Nasenbeine  ver- 
kürzen »ich,  das  Ocdput  ist  breit  und  niedrig.  Ausgang** 
formen  der  mioeänm  Aceratberium*Artcn.  Hierher: 

? l 4 

Leptaeerathcri  um  trigonodum,  O.  W.  - J — C-  I', 

113 


persistirender  grosser  oberer  C,  starker  unterer  C,  die 
dreieckigen  oberen  PB  und  P4  mit  oder  ohne  kleines 
Trtartocoa.  Basalband  der  oberen  M nicht  gut  sichtbar. 
Schädel  hoch,  Scheitel  kämm  niedrig,  kurze,  in  Mitte  nicht 
vertiefte  Nasenbeine,  Nase  selbst  kurz.  Postglenoid*  und 
Posttympanicumfortaatz  stehen  weit  aus  einander.  Primitiv- 
ster aller  Rhioocerotiden.  Im  oberen  Ti  tau  other  i um* 
bed,  vielleicht  der  Ahn«  von  Cop  ei. 

2 1—0 

Aceratherium  mite  Cope  (=  pumilum)  - J — — 


ci=5p- 


Der  kleine,  fast  liegende,  untere  C nahe  an  P, 


kurze  Symphyse,  oberer  C fällt  später  aus,  J#  und  JB 
gross,  P,  klein,  P,  und  P4  fast  dreieckig,  kräftiges  inneres 
Basalbaud,  Aniecrocbet  am  oberen  M,.  Tttanotbcrf  um* 
bed  von  Colorado  und  dann  wieder  im  Protocerasbed. 

3 0 4 

A.  platycephalum  0.  W.  ^ J y C ^ ^ P,  oberer  J, 

verschwindet,  ebenso  zwei  untere  J,  der  unter«  C hat  fast 
horizontale  Lage.  Pa  und  P4  mit  freistehendem  zweitem 
Innenböcker  und  grossem  Voijoch,  M.,  mit  PosUinus,  M, 
und  Mt  mit  Antecroehet.  Breiter,  niedriger  Schädel  mit 
viereckigem  Hinterhaupt.  Kurze  Nasenbeine,  weit  entfernt 
von  den  Zwischenkiefern.  Augenhöhle  sehr  weit  vorne. 
Postglenoid*  und  Posttympanicumfortsatz  nähern  sich  ein* 
ander.  Sehr  grosses  Thier.  Titanotheriumbed  bis 
Protoerasbed. 


Hiermit  vielleicht  identisch  die  nur  mangelhaft  bekann- 
ten Arten  siroplicidcns  Cope  mit  complicirten  obere« 
M und  hespericuiu  Leidy.  Unterkiefer. 

Die  zweite  Kntwickelungsreihe  zeichnet  «leb  dadurch 
aus , dass  der  zweite  Inneuhöcker  der  oberen  PB  und  P, 
vom  Vorjoch  ausgeht  und  cr»t  später  mit  dem  Kachjorb 
zusammen  tri  llt,  da*«  ferner  der  untere  C dreieckigen  Quer- 
schnitt und  steil«  Lage  hat , and  die  Kaaetibeitie  länger 
und  das  Hinterhaupt  schmaler  nnd  breiter  werden. 

A.  Copei  0.  2J,  1— OC,  4P.  Oberer  Jt  gross,  J, 

kleiner,  oberer  C fällt  spater  aus,  oberer  Pg  mit  zwei 
vollständigen  Jochen,  deutliches  inneres  Basalband;  di«  M 
»iud  mit  Antecrochet  versehen.  Schädel  mit  Scheitelkumtn. 
OooipQt  ziemlich  breit,  aber  niedrig,  Jnchbogeu  achlaak. 
Nasenbeine  lang  und  spitz;  hat  Tapir-Grösse.  Irn  unteren 
Oreodonbed;  Ahne  der  beiden  folgenden  Arten. 

2 0 4 

A.  occidentale  Leidy  - J - C - — - P.  J,  nicht  sekr 

gross,  unterer  C halb  liegend,  nicht  »ehr  lang.  Nachjoch 
des  P,  kräftig  und  bald  mit  dem  Vorjoch  verbunden. 
Nachjoch  de»  oberen  P4  bei  den  geologisch  jüngeren  Indi- 
viduen wohl  entwickelt.  M mit  Antecroehet;  kurze,  glatte, 
etwas  gebogen«  Nasenbeine,  Scheitclkamm  sehr  weit  hinten 
am  Cranium , Hinterhaupt  hoch  und  schmal , Postglenoid- 
und  Posttrmpanicumfurtsatz  eiuander  genähert.  Der  obere 
P4  hat  »ehr  variable  ZuitaniraenseUung,  der  untere  ist 
molarähnlich.  Die  Weibchen  haben  kiirzrre  C als  die 
Männcheu,  bei  denen  auch  die  Nasenbeine  dicker  und 
wülbter  sind.  Die  oberen  C fehlen  bereit«  in  der  Jugend. 
Diese  im  ganzen  Oreodonbed  vorkoromrnde  Art  ist  s» 
längsten  bekannt  und  geht  auf  Copei  zurück.  Sein  Nach- 
komme ist: 

A.  tridactylum  O.  (=  Dicerat  herl  um  proavitum 
2 0 4—3 

Hatch.)  - J - C - — - P,  Üt*rer  J,  schwach , unterer  C 

lang,  dreieckig  im  Querschnitt.  Nachjoch  der  oberen  I* 
kräftig,  am  P4  mit  dem  Voijoch  verbunden,  Schmelz  wird 
rauh,  die  M haben  Crista  und  Antecroehet.  Die  gewölbten 
Nasenbeine  sind  bei  den  Männchen  dick  und  rauh.  I>a* 
Cranium  trägt  einen  breiten,  kurzen  Scbritelkamm.  Da* 
Hinterhaupt  ist  hoch , die  Jochbogen  biegen  sich  hintea 
weit  aus,  und  Posttyuipanieum*  uud  PostgleooidfortMtz 
berühren  sich  unten.  Die  Nasalia  haben  schon  zuweilen 
seitliche  Vorsprünge,  di«  beim  Nachkommen  des  tridsc- 
tyluin  — dem  Dicerut  herium  de*  John  Dnybed — zu 
den  beiden  seitlichen  Hörnern  werden.  Tridactylu» 
stammt  von  occidentale  ab  und  findet  »ich  nor  i» 
Protocerasbed. 

In  der  Entwickelung  des  Gebisses  lassen  sieb  bei  de« 
genannten  Arten  folgende  Parallelen  erkennen: 

1.  Reihe  2.  Reihe 


1.  oberer  C bleibend,  Pt  and  P4  mit  rudimentärem  zweitem  Innenhöcker  Leptacerat her iu m trigonodum  ? 

2.  „ C alt  verschwindend,  |’B  und  1*4  mit  kräftigem  Innenhöcker  Aceratherium  mite  A.  Ciptl 

3.  . C fehlt;  zweiter  Innenhöcker  des  Pa  uud  P4  mit  dem  Nachjoch 

verbunden  „ platycephalum  ? 

Pfl  and  PB  M-ihnlich  A.  occideutalf 

Pt  bis  P4  M-ähnlich  A.  tridactylum 


Ottolenghi,  F.  Nota  sopra  una  scimmia  fossile 
italiana.  Atti  della  nociötä  ligustica  di  Scions« 
naturali  e googratica.  Vol.  IX,  Nr.  3.  Genova 
1898.  p.  399  — 403. 

Aus  den  Ligniten  von  Montcmsssi  (Massa  Marittima) 
stammt  ein  Atlennnterkiefer  mit  den  M und  dem  P4.  Kr 
gehört  dem  Oreopithocua  Bambolii,  einem  Cyno- 
pithcciden  an.  Auch  Antilopen  kommen  an  dieser 
Localität  vor. 

Redlich,  Karl  A.  Kinn  Wirbeltbierfatma  aus  dom 
Tertiär  von  Leoben.  Sitzungsberichte  der  kaiserl. 
Akademie  der  Wisneuscbaftcu.  Wien.  Mathem.- 


natnrvrisa.  Clause.  Btl.  CVH , Abtli.  I,  1898,  p*  *** 
— 460.  2 Taf. 

Ans  den  obermioeänen  Brauckohlenschichten  von  Leeden 
wsr  bisher  nur  Dinotberiam  bavaricum  beluast. 
Jetzt  haben  sich  ausserdem  gefunden  Parasore*  *p-« 
Plesictls  Leobensis  n.  *p.  Kiefer , Ste neofiber 
Jaegeri,  Mastodon  angnstidens,  Diuotheri«"1 
bavaricum,  Dicrocerus  vlcgans,  Hyaemoscho» 
cra ss us,  Antilope  sansanienais  — Kiefrrfragtueatf  — . 
von  den  übrigen  genannten  Arten  liegen  nur  »whrle 
Zähne  vor.  Die  Gattung  Plesktls  nutersebeidet  »icb 
von  Martes,  welche  von  ihr  abstammt,  durch  die  An- 


Digitized  by  Google 


139 


Zoologie. 


Wesenheit  tob  zwei  Wurzeln  an  dem  überdies  auch  viel 
«reuiger  reducirtea  Mt.  Auch  in  La  Grive  kommt 
Plesleti»  noch  vor. 


Riggs,  E.  8.  On  the  Skull  of  Amphictis.  The 
American  Journal  of  Science  and  Arte.  VoL  V, 
1898,  p.  257 — 359.  2 Fig. 

Von  Amphictis,  zuerst  nue  dem  Miocän  vun  St.  Gerand 

— le  Puy  bekannt  und  dann  auch  in  den  Phosphoriten 
von  Quere  v nachgewiesen,  kannte  mau  bisher  den  Schädel 
noch  nicht,  ln  den  Phosphoriten  hat  si<h  jetzt  ein  sol- 
cher gefunden.  Er  vereinigt  Merkmale  der  Musteliden 

— relative  Dimensionen  und  Hahitus,  Beschaffenheit  de* 
Ohrs  und  der  ParoccipiUl - und  M.vslokl partie,  Besitz  von 
Glenoid-  und  getrenntem  Cendylarforameu,  mit  solchen  der 
Vlverren  — weiter,  aber  kurzer  äusserer  Gebörgung  — , 


der  Bau  der  - M einfach , 

2 * 


aber  nicht  reducirt  und  Besitz 


eine«  A lisphenoidcanales.  Die  Annahme;  dass  beide  Grup- 
pen. Musteliden  und  Vlverriden,  sehr  nahe  mit  ein- 
ander verwandt  sind,  wird  hierdurch  bestätigt. 

Roger , O.  ‘Wirbelt hiermit«  aus  dein  Binotherium- 
Mtiide  der  hayeriach-scliwHbi schon  Hochebene.  3'.».  Be- 
richt des  patnrwlaeetttchaftl.  Yenina  für  Schwaben 
und  Keubttrg  189H,  p.  3 — >1«,  p.  385—396.  3 Taf. 

Verf.  erwähnt  das  Vorkommen  von  Pliopithecus 
antiquu*  (beide  Unterkiefer);  Hemicyon  laasanlen- 
sie  — isolirte  M — , Amphicyon  giganteu»  — (als 
inajor  gedeutet),  Mustela  Filholi,  l.utra  dubia, 
M achai rodus  Jourdani,  Steneofiher  Jaegeri, 
Hystriz  luertea,  A ochitheriomys  Wiedemsnni 
n.  g.  — grosse  Iucisiven  mit  feinen  Längdeisten  — 
Sciurus  gibberosus  (Humerus),  Myolagus  Meyer!, 
Dinotherium  bavaricum,  Mastodon  angustidens, 
zahlreiche  M von  sehr  variabler  Grösse,  Rhinoceros 
Goldfussi  — die  hinter  dem  sehr  steil  stehenden  C be- 
findliche Zahulütke  ist  sehr  kurz,  ähnlich  wie  bei  Aphe- 
lops;  Nasenbeine  zu  einer  Unzeltartigen  Platte  «erwachsen, 
an  beiden  Seiten  der  Stirn  je  eine  kleine  Itoroschwiele; 
ExtremitätenkniH'lieii  ungemein  plump,  Aceratheri um 
incisivum  — sehr  selten  — , Rhinoceros  sansaniensls, 
einzelne  sehr  einfach  gebaute  Zähne,  Rhinoceros  stein- 
heimensis,  Chalicotherium  antiquum  — P sehr 
einfach  gebaut,  und  kurz  mit  ebener  Aussenwand  und 
einem  sehr  unvollständigen  zweiten  Joche,  Anchitherium 
aurelianen»«,  llyotberium  Sömmeringi,  medium, 
— kleine,  einfach  gebaut«  Zahne,  pygmaeum,  Li  st  r io- 
don  splendcns,  Dorcatheriuiu  Naui,  guntianum, 
l'alaeomeryz  eminens  — auch  oberer  C — , Bojani, 
Kaupi,  elegans,  — - selten  Kirferreste,  häufig  Geweih- 
ah  würfe,  furcatus,  Meyeri,  parvulus  n.  sp.  — von 
der  Grösse  des  Micromeryx  flourensianus,  aber 
mit  Geweih  versehen,  purailin,  nicht  grosser  alsCacno- 
therium;  nur  isolirte  Zahne. 

Die  kleinen  Rhinoceros-  resp.  Acerather  iuin  - 
Reste  werden  gewöhnlich  aU  Rhinoceros  minutus  be- 
stimmt. Dieser  Name  muss  jedoch  auf  das  Original 
Cu  vier’«  beschränkt  werden.  Die  Reste  aus  Cadibona 
sind  als  Aceratherinm?  Cadibonense,  die  aus  dem 
Untermiocän  als  Croiseli  und  die  ans  dem  Obcrmiocän 
als  A.  steinheimense  zu  bezeichnen. 


Roth , Öantjago.  Aviso  prelimiuar  »obre  matniferot 
«wwikoi  «oeoBtradoa  «b  Patagoaia.  IciiatA  dd 
Museo  de  la  Plata  1898.  Tonio  IX,  p.  381—389. 

Die  Säugcthfere  des  älteren  Tertiärs  von  Patagonien 
sehli essen  sich  schon  eng  an  die  Formen  aus  jüngeren 
Schichten  an , und  das  Nämliche  gilt  auch  von  jenen  aus 
den  Pj  rot  her  iuru- Schichten,  welch«  Amegliino  bereits 
in  di«  Kreide  stellt.  Diese  letzteren  Schichten  bat  Autor 
jedoch  ebenso  wenig  finden  können,  wie  Uatcher,  wohl 
aber  traf  auch  er  Säugethierreste  in  mesozoischen  Schich- 
ten, an  einer  Stelle  über  solchen  mit  Dinosauriern  — 


Uweist  also  nichts  für  die  Altersbestimmung  (Ref.)  — , aber 
mit  marinen  Kreideconchylien  vermischt,  an  einer  anderen 
Stelle  mit  Megalosauriern  und  an  einer  dritten  mit 
Reptilien,  besonder*  Schildkröten  — beweist  über- 
haupt nichts.  Diese  Beobachtungen  lassen  jedenfalls  auch 
andere  Deutungen  zu  als  mesozoisches  Alter  der  Schichten. 
Ref.  Was  diese  mesozoischen  Säuger  selbst  betrifft,  so 
werden  folgende  beschrieben: 

Polyacrodon  n.  g.  6 flaupthikker , in  drei  Reiben 
angeordnet  — ähnlich  wie  bei  Trigliphus  Fraasi  und 
daneben  durch  RandhÖcker.  Paracon  und  Protocon  sind  am 
höchsten. 

Polyacrodon  lanciformis  — . Krone  niedrig;  2 llaupt- 
und  5 Nebeuhöcker.  Protocon  durch  Kämme  mit  den 
Aussenhöckern  verbunden  — ligatus.  Sollen  die  Ahnen 
der  Toxodontier  sein? 

Olyphodon  Langi,  niedrigere,  conische  Höcker,  Krane 
selbst  hoher  als  hei  Polyacrodon.  M,  mit  6 Höckern 
und  Basalband.  Schädel  erinnert  an  die  Litopterna, 
das  Hinterhaupt  an  M acrauchenia,  di«  Nasenbildung 
an  Nesodon.  Statt  der  Bullae  otscae  soll  nur  ein 
knöcherner  Ring  vorhanden  gewesen  sein.?  J1C4P3M. 

Megacrodon  n.  g.  2J1C4P3M  im  Unterkiefer,  nie- 
driger gebogener  Unterkiefer.  Krone  der  M ziemlich  hoch, 
Vonlerpartic  aus  zwei  Spitzen  bestehend  und  höher  nls 
der  aus  drei  Höckern  gebildete  Talon.  Prolixu*  n.  sp. 
hat  Basalband,  planus  n.  sp.  ohne  solche».  Ma  ähnlich 
dem  von  Eupithecops  proximus  Amcgh. 

Proacrodon  transformatus  n.  g.  n.  sp.  Die  beiden 
Höcker  der  Vorderpartie  sind  durch  ein  Joch  verbunden, 
ähnlich  wie  bei  Hy  rach  i us,  daa  Protoconid,  Aussen- 
höcker,  l*t  halbmondförmig.  Am  Talon  ist  Uow  der 
mittlere  der  drei  Höcker  vorhanden  und  zwar  als  Joch 
entwickelt. 

Polymorphus  Lechei  g.  n.  n.  sp.  3J1C4P3M  im 
Unterkiefer,  der  kleine  J,  hat  gerundete  Krone.  J,  mit 
»Schmeixfalte.  J,  < Jf  und  Jr  C klein , an  den  der 
Carnivoren  erinnernd,  aber  schwächer,  P,  und  Ft 
schneidend,  ähnlich  den  P von  Didelphys.  P,  eln- 
wurzelig.  P|  und  P4  ähnlich  den  P von  Megacrodon, 
mit  zwei  Spitzen  in  Vorderpartie,  Hinterpartie  eben, 
jedoch  mit  scharfem  Kamme  versehen.  M lophodont. 

Staurodon  üegenbauri  n.  g.  n.  sp.,  untere  C und 
M au  Astrapotherium  erinnernd.  C dreieckig  im  Quer- 
schnitt, stosszahuartig  und  gekrümmt.  3P,  davon  P4 
sowie  die  M ähnlich  den  Zahnen  von  Notostylops 
Amcgh.,  vorn  zwei  durch  eine  zarte  Crista  verbundene 
Spitzen.  Protoconid  halbmondförmig.  Talon  mit  Joch. 
Sp.  supern us  > als  die  vorige  Art. 

Heteroglyphus  Dewoletzkyi  n.  g.  n.  »p.,  oberer 
M lophodont,  ist  aus  dem  von  Polyacrodon  entstanden. 
Von  dem  AussenhÖcker  gehen  verticale  Kämme  aus.  Beide 
Ausxenhöcker  mit  einander  verbanden,  ebenso  der  kleine 
erste  Zwischenhörker  mH  dem  ersten  Ausseuhöcker  und 
der  zweite  Zwischenböcker  mit  dem  zweiten  Innenböcker. 
Protocon  nur  durch  eine  Basalwarze  angedeutet.  Krone 
niedrig.  Auf  Innen*  und  Anssenseite  Basalbnnd. 

Periphraguis  llarmeri  n.  g.  n.  »p.  M an  die  von 
Homsiudontotherium  erinnernd,  aber  mit  Aussen- 
pfeiler  versehen. 

Rhyphodon  Lankasteri  n.  g.  n.  sp.  M ähnlich 
denen  der  vorigen  Gattung , aber  ohne  Basalbnnd.  Krone 
mit  rtuhem  Schmelz?  44  Zahne.  Au*  diesen  Beschrei- 
bungen geht  unzweifelhaft  hervor,  das«  diese  Formen 
nicht  mesozoischen  Alters  sind.  Die  Terminologie 
Osborn's  für  die  Elemente  der  Säuger-Molaren  hat  Autor 
augenscheinlich  nicht  ganz  verstanden.  Ref. 

Roth  y Santjugo.  Apunto  »obre  1h  Geologin  y la 
Paläontologin  de  los  territorios  de!  Rio  Negro  y 
Neuquen.  Revisla  <lel  Museo  de  la  Plata.  Tomo  IX, 
1898,  p.  1 — 56,  7 Taf.,  1 Karte. 

Die  im  Osten  aus  Lös»  bestehende  ober«  Pampasformation 

18* 


Digitized  by  Google 


140  Veraeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


wird  nach  Westen  immer  sandiger  und  zuletzt  durch 
Gerolle  repräsentirt,  am  Anfang  der  Cordillere  aber  durch 
Moränen  und  Klussterrasaen.  Im  Osten  20  bis  100  m 
mächtig  liegt  sie  auf  der  mittleren  Pampasformation, 
weiter  westlich  auf  dem  etwa  ntiueänen  Rio  Negro- Sand- 
stein , ganz  im  Westen  auf  Kreide.  Sie  ist  quartären 
Alters.  Die  mittlere  I’ainpa*f«nn*tion  liegt  hei  Bahia 
Bianca  auf  der  unteren  Abtheilung  dieser  Stufe,  dem  Piwi 
hennosino  Ameghino’s.  Der  hiermit  gleichaltrige  Rio 
Negru-Sandstein  wird  bei  Chubut  von  marinem  Tertiär  — 
Santa  Cruzeno  — unterlagert,  dessen  Conchvlien  für  Miocän 
sprechen.  In  den  obersten  Schichten  finden  sich  Säuge- 
t hie  re  tob  etwas  höherem  Alter  als  die  von  Rutre  Kio*. 
Autor  hat  in  dem  Gebiete  zwischen  Rio  Ncgro  und 
Neuquen  in  diesen  Schichten  folgende  Säugetbiere 
gefunden: 

Huftliiere:  H eget otheri  uni  andinum  n.  sp.  etwa* 
lange  Zwischen kiefer , J,  schmal,  Jt  oval  im  Querschnitt, 
C »ehr  klein.  Backzähne  relativ  gross,  aber  schmäler  als 
hei  den  übrigen  Arten  und  allseitig  von  Schmelz  umgeben. 
II.  mirabile,  ininum. 

Propachy rucos  n.  g.  n.  sp.  ohne  Zahnlücke.  Kiefer 
niedrig.  Symphyse  kürzer  und  schmäler  ab  bei  Pachy- 
ruco»,  P und  M ohne  lunetifalten , alle,  mit  Ausnahme 
des  Ma,  mit  nur  einer  Aussenfalte.  Die  P gleichen  hier 
den  M,  bei  Pacltyrucos  sind  sie  verschieden  von  diesen. 
P.  depreesus  n.  sp.,  mrdianus  n.  sp. , robustus 
n.  sp. 

Icochilus  endiadys  n.  sp.  Ja  erinnert  an  den  C,  der 
C an  die  Pj  von  Carnivoreu.  P etwa*  verschieden  von 
den  M.  M fa*t  gleich  gr»>»a  und  mit  je  einer  Innenfalte. 
P,  bis  P,  von  dreieckigem , P4  von  viereckigem  Quer- 
schnitt. Schädel  ähnlich  dem  von  I n teratheriu ra , aber 
hrdtrre  Kiefer  und  grössere  Augenhöhle.  Stirn  schmäler 
als  bei  Protypot heri um. 

Neaciotheriurn  indiculu»  n.  g.  n.  sp.  Der  einzige 
M ähnlich  dem  von  Icochilus.  Die  Innenfalte  theilt 
den  Zahn  in  zwei  ungleiche  Theile.  Aussenseite  convex 
und  vorn  etwa*  gebogen;  Vorderseite  schief,  Ilinter««ite 
senkrecht  zur  Kieferachse. 

Nesodonopsis  n.  g.  Unterkiefer  dem  von  Nesodon 
ähnlich.  M allseitig  von  Schmelz  umgeben,  ohne  Aussen  - 
pfeiler.  lnnenfalten  nur  an  M,  vorhanden.  N.  specio- 
iqi  Amegh.  sp. , der  Unterkiefer  von  Stenotephanus 
speclosu*  gehört  zu  Nesodonopsis. 

K.  Burckhardti  n.  sp.  Grösse  des  Nesodon  ovi- 
DUt.  Untere  J halbkreisförmig  gestellt.  C isolirt.  P,  mit 
Aussenfalte,  Pg  ebenso,  Pa  mit  einer.  1*4  mit  zwei  Innen- 
falten. M = P4.  Oberer  J,  prismatisch  , der  kleine  J, 
steht  isolirt.  C ebenfalls  sehr  klein.  Pt.,  mit  Schmelz- 
inseln, M ähnlich  denen  vonToiodon,  M„  mit  nur  einer, 
M,  und  Ms  mit  zwei  Innenfalten. 

N.  deform i»  niedriger  Uaterkiefer,  aber  mit  groasen, 
schmalen  M.  Scbmelzbäuder  wie  bei  Eutrachytheru». 

Entrachytherus  tuodestus  n,  sp.  > spegazzinin- 
nns.  M schmal,  Aussenfalten  fehlen,  innenfalte  gegabelt; 
dazu  eine  Furch«  in  der  Hinterpartie.  C klein , cylin- 
drisch,  Pt  C ähnlich. 

Polyeidodon  obtusum  n.  g.  n.  sp.  Zäbne  neso- 
don ähnlich,  aber  Ma  aussen  concav  , wie  bei  Stenote* 
phnous.  Der  obere,  nahezu  rhomboidal«  Ma  hat  wie 
bei  Eutrnchytheri um  eine  gegabelt«  Innenfalt«,  der  drei- 
eckige M„  drei  Falten.  Untere  M länger  und, breiter  als 
bei  Nesodon,  mit  drei  Schmelzinseln.  Von  Nesodon 
und  liomalodontotheriutn  liegen  nur  spärliche  Reste 
vor,  von  letzterem  aber  auch  Eitremitätenknochen. 

Monoeidodon  prinum  n.  g.  n.  sp.  Obwohl  bloss 
auf  zwei  untere  P baslrt , soll  diese  Gattung  doch  die 
A strapotherlden  mit  den  Toxodon tiden  verbinden. 
Diese  Zähne  halten  Aehnlichkeit  mit  «lern  M,  von  Astra- 
potherium,  sie  besitzen  Cetnent,  alter  keine  Falten  und 
kein  Basalband. 


Diadiaphorus  minusculu*  kleiner  als  majusen- 
lus,  Kiefer  niedrig,  M mit  Bassi  band  ond  N«?benpfei1*r, 
ähnlich  wie  bei  Llcaphrium.  Theosodon  Lydekkeri. 

V'on  Nagern  liegen  vor:  Keoreomya  indi visus, 
Prolagostomus  pusillus,  Lagostumus  lateral»*, 
Eocardia  montan»,  perforatus  und  Megsstoi 
elongatns  n.  g.  n.  sp.  mit  nur  2M.  Jeder  derselben 
mit  einer  Falte  anf  Vorder-  und  zwei  Falten  aaf  A tuten - 
seite.  Schädel  schmal  und  lang.  Hinterhaupt  fsust  wie  bei 
Eocardia.  Grösse  von  Dolichotia  patagooica.  Die 
zahlreichen  Nager-Knochen  sind  nicht  näher  Beatiminhar. 

Edentata:  ürarigrada:  Pseudoha p a 1 o pt  Ruti- 
meyeri,  Eucholaeopt  Ingens,  Ellipaodoo  lleimi 
n.  g,  n.  sp.  Gröso«  det  Mylodon  gracili«,  Zähne 
ähnlich  denen  von  Lestodon  trigonoid es,  besonder* 
der  hinterste  — ebenfalls  kreisrund  im  Quernchuitt,  die 
übrigen  elliptisch.  Oben  wohl  fünf  Zihue. 

Glyptodontia:  Propalaeohoplophoru s informis 
n.  tp.  Unterkiefer  nicht  so  hoch  wie  hei  nuatralit, 
auch  die  Hintercxtrcmität  kürzer,  aber  ebeiuo  plrnnp, 
wenigstens  das  Femur,  Metatarsale  IV  jedoch  dünner  und 
länger.  Die  Panzerplatten  sind  nicht  sehr  dick  und  ihre 
Centren  polygonal  anstatt  rund.  Der  ernte  Zahn  hat 
elliptischen  Querschnitt,  die  Innenseite  ist  hier  und  am 
folgenden  Zahn  convex.  Dieser  letztere  hui  autseu  zwei 
Einbuchtungen,  der  vierte  besitzt  eine  Innenfurche;  der 
dritte  ist  breiter  als  bei  australis. 

Daaypoda:  Prozaediua  ezilis,  protlmui,  Procu- 
tatus  lagen»,  Prodasypus  patagonieu». 

Roth,  Santjago.  Catalogo  de  los  Mamiferoz  ftwiles 
coueervado#  en  el  Museo  de  la  Pinta.  tlrupo  Un- 
gulata.  Orden  Toxodontta.  La  Platz»  1898, 
p.  1—128,  « Ta f.  Textf. 

Die  Toxodontta  stehen,  wie  Autor  meint,  in  einem 
verwandtschaftlichen  Verhältnis»  zu  den  Nagern.  Die 

Zahnformc)  ist  bei  den  meisten  - J - C — 1*  M.  Die 
3 0 3 3 

Zehenzahl  de«  bald  dlgitigraden , bald  plantigrndcn  Fu**es 
wechselt  voa  5 bis  3.  Von  vielen  Individuen  liegen 
mehr  oder  weniger  vollständige  Skelrte  vor  und  zwar 
stammen  dieselben  aus  sämmtlichen  Schichten  Südamerika*, 
in  welchen  überhaupt  R«*te  von  Säugethiercn  Vor- 
kommen. Im  Schädelbau  — Beschaffenheit  der  Nasenbeine, 
Zwischenkiefer,  Jochbogen  — Zahnhau  — prismatische 
Zähne;  Fehlen  eine»  Eckzahnes  — erinnern  die  Tozo* 
dontier  etwas  an  die  Nagetbiere. 

Genus  Toxodon.  Von  den  zahlreichen  beschriebenen 
Toxodonarten  werden  nur  vier  anerkannt,  ß urmeisteri, 
platensiz,  Darwin!  und  elongatns  n.  sp.  Mehrere 
der  beschriebenen  „Arten4*  sind  nichts  als  jung«  Indivi- 
duen. Auf  solchen  basirt  auch  die  Gattung  Dilobodon. 

Toxodon  hat  ungefähr  die  Dimensionen  eines  Nas- 
horn, unterscheidet  sich  aber  hiervon  sehr  wesentlich 
durch  den  eher  an  die  Nagethlere  erinnernden  Schädel, 
die  plumpen  Extremitäten,  den  viel  umfangreicheren  Rumpf 
und  die  merkwürdig«  Haltung  — der  Rücken  ist  gerade, 
während  der  Hals  mit  dem  Kopf  »ich  herabbiegt , ähnlich 
wie  bei  Nagern,  z.  B.  Hydrochoerus. 

Der  Schädel.  Die  Nasalia  nehmen  im  Gegensatz  zu 
den  Verhältnissen  bei  den  Nagern  auch  an  der  Bildung 
der  Schade  Ul  au  ken  thcil.  Die  Zwischenkiefer  schieben 
»ich  nicht  zwischen  Oberkiefer  und  Nasalia  ein.  Die  letz- 
teren verschmelzen  sowohl  mit  den  Kiefern  als  aueh  mit 
den  Stirnbeinen.  Wahrscheinlich  war  die  grosoe  Lücke 
zwischen  dem  Oberrande  der  Zwi»chenkiefer  und  den 
Nasalia  mit.  Knorpelmaase  aosgefnllt.  Di«  Anwesenheit 
eine*  Rüssels  Ist  wenig  wahrscheinlich.  Die  Nase  wsr 
wie  bei  Hydrochoerus  dick  und  elastisch.  Dk 
schmalen  und  kurzen  Stirnbeine  verwachsen  vorn  mit 
den  Ns*eo-  und  hinten  mit  den  Scheitelbeinen.  Letztere 
beginnen  am  Postorbitnlfortsatz.  Sie  sind  mit  zwei  seit’ 


Digitized  by  Google 


141 


Zoologie. 


liehen  Kämmen  versehen , die  jedoch  itet»  nur  auf  eine 
kurz«  Strecke  mit  einander  zu  einem  einzigen  Scheitel* 
kämm  verschmelzen  und  auch  dann  weiter  hinteu  wieder 
aus  einander  weichen  — individuell  »ehr  variabel  — . DU 
Schläfengrube  hat  eine  gross»  Ausdehnung.  Da»  Hinter- 
haupt setzt  »ich  zusammen  aus  dem  grossen  quadratischen 
Saprmoccipitale , aus  dem  Perioticum  und  Tympnnium. 
beide  mit  einander  und  dem  Schläfenbein  verwachsen,  und 
den  auf  die  Ecken  beschränkten  Ezuccipitalin.  Das  Hinter- 
haupt bietet  mehr  Auklänge  an  H ippopotamus  als  an 
die  Kager.  Der  Joch  bog«  i»t  ziemlich  massiv,  steht 
aber  nicht  »ehr  weit  vom  Schädel  ab.  Die  Augenhöhle 
ist  in  der  Jugend  verhältni**mä*«ig  weiter  als  im  Alter. 
Die  das  Gehirn  einschlicssendeo  Knochen  nehmen  mit  deui 
Alter  an  Umfang  «u,  besonders  verdickt  sich  das  Schädel- 
dach. Die  Unterkiefer  zeichnen  sich  durch  die  uugetnrin 
lange  Symphyse  aus,  in  der  Jugend  bis  P4l  im  Alter  bis 
M,  reichend.  Der  Kiefer  selbst  erinnert  am  ehesten  an 
den  von  Rhinoceros,  doch  ist  der  Krunfort-satx  viel 
schwächer  entwickelt.  Die  Alveolen  reichen  fast  bi*  an 
den  Unterrand  des  Kiefer». 

Gebiss.  Während  die  definitiven  Zähne  lange  Kronen 
und  offene  Tulpen  haben,  ist  die  Krune  der  llilchikhne 
niedrig.  Diese  Zähne  selbst  sind  mit  Wurzeln  versehen. 
Die  Backzähne  lassen  den  Jochtypus  noch  etwas  erkennen. 
l>ie  beiden  oberen  locisiven  haben  Aehnlichkrit  mit  Nage- 
xähm-n..  Kur  io  der  Jugend  ist  ein  kleiner  Canin  vor- 
handen. 

Weser  Zahn  ist  jedoch  wohl  eher  der  CD.  P4  scheint 
seiner  starken  Abkauung  nach  schon  «ehr  frühzeitig  zu 
funetioniren ; »ein  Vorgänger,  D«,  hat  itu  Gegensatz  zu  den 
Übrigen  D keine  Wurzel.  Der  vorderste  P,  P„  ist  cylin- 
drisch  ohne  Kalten , aber  aussen  und  vorn  mit  Schmelz 
überzogen.  Pt  hat  hei  den  einen  Arten  viereckigen,  bei 
den  anderen  elliptischen  Querschnitt , und  im  letzteren 
Palle  auch  eine  Furche  auf  der  Innenseite.  P,  und  P4 
haben  rhombischen  Querschnitt,  und  zwei  inner«  und  eine 
vordere  Furche.  Die  kl  haben  mehr  oder  weniger  drei- 
eckigen Querschnitt  und  ausser  den  beiden  Aussrnfurchen 
eine  »ich  gabelnde  Innrnfalte.  Die  Unterenden  der  P und 
>1  beider  Oberkiefer  treffen  in  der  Mittellinie  des  Gaumens 
zusammen.  Die  ganz  frischen  Zähne  lassen  noch  Höcker 
auf  der  Krone  erkennen,  auch  sind  sie  oben  viel  schmäler 
und  kürzer  im  Querschnitt,  als  tiefer  unten.  Die  unteren 
J,  und  Jt  sind  auf  der  Rückseite  concav,  an  der  Spitze 
geradlinig  abgestutzt.  J,  ist  dreikantig.  Alle  diese  J 
haben  fast  horizontal«  Lage.  Die  bewurzelten  J D halten 
auch  nur  auf  der  Außenseite  Schmelz.  Der  schräg- 
stehende  Canin  ist  anfangs  allseitig  mit  Schmelz  bedeckt. 
Sein  Vorgänger  ist  noch  nicht  bekannt.  Die  D haben 
mit  Ausnahme  de»  isoHrt  stehenden  cinwurzcligen  D,  je 
zwei  Wurzeln.  Die  M und  P wachsen  aus  je  zwei  offenen 
Büchsen.  Die  Aussrnseite  der  P ist  bei  den  meisten 
Arten  ronrav,  die  Innenseite  dagegen  convex.  Pg  siebt 
dem  D§  sehr  ähnlich,  P*  ist  etwas  grösser  und  überdies 
mit  je  einer  Innen-  und  Ausaenfurebe  versehen,  der  P4 
mit  einem  vorderen  und  zwei  hinteren  Weilern.  Seine 
Innenfurche  reicht  bis  an  die  Basis.  Die  M bestehen  aus 
je  zwei  Säul«;  aussen  sind  sie  mit  einer  Rinne,  innen  mit 
je  zwei  tief«  Kalten  versehen.  Auch  diese  unteren  Zähne 
sind  an  der  Basis  dicker  als  nn  ihrer  Spitze.  Die  Zahn- 

torra.l  M fjD^CD  j PD  rt,p.  ?J 

Die  Zahl  der  Wirbel  ist  7 Halt-,  17  Rücken-,  3 Lenden-, 
5 Sacrul  - und  8 Schwanzwirbel.  Auf  den  kurzen  Hals 
folgt  die  bis  incl.  6.  Wirbel  sehr  steil  aufsteigende  Rücken- 
region , die  aber  dann  vom  7,  an  fast  horizontal  wird. 
Der  Atlas  erinnert  an  Rhinoceros  und  besitxt  auf  der 
Oberseite  drei,  auf  der  Unterseite  aber  nur  ein  Forsmen. 
Am  Bpistrophcu»  ist  der  Arierienranal  von  sehr  verästelten 
Fortsätzen  umgeben. 


Die  DornfortsäUc  der  Halswirbel  sind  ziemlich  kurz, 
um  so  höher  jedoch  die  der  vordersten  Rückenwirbel,  aber 
gleichwohl  liegen  die  Spitzen  dieser  letzteren  mit  jenen 
der  Lendenwirbel  in  einer  Ebene. 

Die  VVirbelkörper  sind  ungemein  dick , der  Rumpf  ist 
viel  plumper  als  bei  Hippopotamus  und  selbst  dicker 
als  beim  Klcphant«.  Das  Sscrum  bat  in  der  Überansicht 
einige  Aehniichkeit  mit  dem  von  Tapir.  Es  verschmelzen 
aui  Sscrum  nicht  bloss  die  Wirbelkörper , sondern  auch 
die  DornforUatze.  Die  Schwauzwirbel  »iud  von  oben  her 
«ibgcffacht , aber  mit  langen,  breiten,  öfters  an  einander 
stossenden  Querfurtaätzen  versehen.  Die  Rippen , von 
denen  neun  am  Sternum  befestigt  sind,  find  relativ  wenig 
kräftig.  Da*  Munubriuiu  ist  »ehr  lang,  hinter  deiu  kurzen 
Mesosternum  folgen  vier  Glieder. 

Extremitäten.  Die  Scapula  hat  eiue  etwas  gebogene 
Spina,  aber  kein  Acromion,  und  zwei  fast  gleich  grosse 
Flachen.  Sie  ist  höher  als  breit  und  der  von  Rhino- 
ceros nicht  ganz  unähnlich,  dagegen  lässt  sich  der 
Humerus  noch  aiu  ehesten  mit  dem  von  Hippopotamus 
vergleichen.  Auf  der  Rückseite  liegt  zwischen  beiden 
Tuberkeln  ein  tiefes  Thal.  Der  Ectepicoudylns  ist  »ehr 
stark  entwickelt,  ein  Eiitepieondylurforamcn  kommt  niemals 
vor.  Die  Ulnarfacette  ist  nahezu  eben  und  viel  groaser 
als  die  Radialfacette.  Radius  und  Ulna  erinnern  eher  an 
die  von  Edcntatcn  als  au  die  von  Hufthieren. 

Das  Überende  des  Radius  steht  vor,  da»  Uuterende  aber 
nebeu  der  Ulna.  Erster«  war  etwaa  drehbar,  und  ziemlich 
dünn;  die  Ulna  i»t  distal  stark  verdickt,  in  der  Mitte 
stark  gekrümmt , das  Olcrranon  ist  sehr  hoch  und  »ehr 
massiv , die  Sigraoidgruhe  aber  sehr  enge.  Aussen  »m 
Radius  scheint  noch  ein  besonderer  Knochen  — < >s  annu- 
lare  mit  dem  Ligamentum  annulare  verbunden  — vor- 
handen gewesen  sein  und  am  Humerus  articulirt  zu  haben. 
— Di«  Hand  war  sriuiplantlgrad  und  der  von  Rhino- 
ceros nicht  unähnlich;  die  Anordnung  der  (’arpalicn  ist 
alternirend.  I>aa  sehr  hohe  Sen  ph  nid  articulirt  seitlich 
und  hinten  mit  dem  Lunatum,  beide  sind  schmäler  als  das 
relativ  niedrige  t*uiieiforme.  Am  Trapezoid  articulirt e ein 
kleines  Trapezium  und  der  Rest  des  Daumens.  Das  Mag- 
nuro  legt  sich  stark  auf  Metacarpale  11  herüber,  auch 
»tönst  es  au  das  Unci forme,  welches,  wie  das  Cuneifonne, 
schräg  steht  gegenüber  den  übrigen  Carpali«.  Do»  Rudi- 
ment des  Mrtflcarpalp  V keilt  »kli  zwischen  Uncifnrme 
und  Mc  IV  ein,  das  Mc  111  zwischen  Unci  forme  und  Mag* 
num.  Die  Metacarpalirn  aitid  dicker  als  bei  Rhinoceros, 
das  zweite  ist  länger  als  das  dritte  und  diese»  läbger  als 
das  vierte.  Die  Gelenke  für  die  Phalangen  sind  fast 
cylindriscb  gelmut , letztere  sind  noch  kürzer  als  bei 
Rhinoceros. 

Das  Becken  hat  gewaltigen  Umfang.  Die  dreieckigen 
riesigen  llea  biegen  rieh  weit  nach  au**«,  die  Publs  sind 
dicker  als  die  auffallend  schwachen  Ischia;  dagegen  ist 
di»  Symphyse  verbkltnissmässig  schmal.  Die  Tuberosita» 
»tösst  rechtwinkelig  an  da»  Ischium.  Das  Femur  lat  viel 
länger  als  der  Humerus,  aber  relativ  schlank.  Der  grosse 
Trochanter  ist  ziemlich  schwach  und  der  kleine  gar  ukht 
entwickelt. 

Das  Caput  steht  höher  als  der  gross«  Trochanter , dir 
beiden  Condyli  haben  nur  geringen  Abstand  von  einander. 
Die  Patella  hat  Arbnlirhkeit  mit  der  von  Hippopotamus, 
die  Tibia  und  die  dicke,  im  Querschnitt  dreieckige  Fibula 
dagegen  mit  denen  von  Gravigraden.  Die  beiden  letz- 
teren Knochen  verschmelzen  schon  frühzeitig  «n  ihren  Gier- 
enden. I>tr  untere  Tbeil  der  Tibia  ist  rtwas  schlanker 
als  der  obere.  Sie  erinnert  ein  wenig  «n  tHe  von  Hippo- 
potamus,  jedoch  fehlt  die  Cneraielcrista.  Die  Fibula 
stützt  »ich  auf  daa  Calcaneusn. 

Der  Astragalus  hat  eine  nahezu  ebene,  fast  quadratische 
Gelenkffäche  für  die  Tibia.  Er  trägt  auch  nn  seiner  Seite 
je  eine  Facette  — für  den  Malleolua  der  Tibia  resp.  für 
die  Fibula.  Er  liegt  mit  zwei  Facetten  dem  Calcaueum 


Digitized  by  Google 


142 


Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


auf.  Du  niedrig?  Naricniare  greift  zwischen  die  beiden 
Cuneiforme  mittelst  eine»  eckigen  Vorsprung»  ein.  Du 
grosse,  dem  der  Eleplianteu  nicht  unähnliche  Calcaneum 
articulirt  aiuser  mit  dem  Cuboid  auch  mit  dem  Navieu- 
larc.  I>u  Cuhoid  Dt  gleich  den  beiden  Cuneiformen  sehr 
flach,  ein  drittes  Cunei formt  ist  nur  durch  einen  seitlichen 
Vorsprung  an  Cuneiform«  11  angedeutet.  Das  Metrtar- 
ule  II  stösst  seitlich  au  das  Ectocunei  forme.  Von  den 
drei  Metatarsülien  ist  das  dritte  das  längste  uud  dickste, 
du  zweite  das  schlankste,  das  erste  das  kürzeste.  Alle 
al>er  sind  etwas  weniger  plump  als  die  Metacarpalien,  wie 
überhaupt  die  Hinteroxtröroitit  relativ  schlank  erscheint 
im  Vergleich  zur  Vordcrcxtremitat.  Die  Hufe  sind  denen 
von  Glyptodon  nicht  unähnlich , also  von  der  Seite 
dreieckig,  von  oben  geseheu  quadratisch. 

Von  Tozodou  will  Autor  nur  folgende  vier  Arten  an* 
erkennen : 

Toxodon  Bur  meisten.  Oberer  Jt  schmaler  als  J,, 
dreikantig,  aussen  couvex , innen  ooncav.  Vorderster  I* 
viereckig,  die  übrigen  P mit  scharfer  Vorderkante.  Wand 
der  M nur  wenig  gebogen.  Untere  J niedrig,  J»  schmal, 
von  oben  gesehen  concav  und  mit  Furche  auf  Innenseite. 
P,  nach  aus>en  convex.  Schädel  und  Kiefer  relativ  zier- 
lich. Oberkiefer  nicht  so  verengert  wie  heim  folgenden, 
Nasenbeine  lang,  Kiefer-Symphyse  relativ  kurt.  Humerus- 
facette der  Scapula  elliptisch,  Humerus  und  l’lna  ebenso. 
Tibia  uud  Fibula  schlanker  al»  bei  den  anderen  Arte». 
ÜlerranoD  relativ  kurz , dritter  Femurtrochanter  bloss  als 
kurze,  unbedeutende  Lebte  entwickelt. 

Totodon  platensiz.  Plumper  Ja  breiter  als  J, , mit 
scharfer,  Versprengender  Ausscnkante , innen  breiter  als 
aussen.  Krone  nach  oben  xugcspitxt,  Pt  elliptisch,  Aussen- 
seile  des  Utzten  P zweimal , die  der  M dreimal  gebogen. 
Untere  J,  und  Jt  kräftiger,  J,  breiter  als  bei  voriger  Art, 
ohne  Schmclzband  in  der  Nkhe  des  Innenrandes,  wohl  aber 
am  Aussenrande.  Schädel  breit  und  plump,  ebenso  die 
N&salia,  Stirn  concav.  Unterkiefer  stärker  und  mit 
breiterer  Symphyse  als  bei  iSurmeisterL 

Tozodou  Darwin i.  Schädel  unbekannt,  J schwach, 
J|  im  Querschnitt  dreieckig.  Jt  kleiner  als  Jt  und  dem 
von  platensis  ähnlich,  auf  der  Innenseite  ohne  Schmelz. 
Untere  J mit  convexer  Oberseite,  ziemlich  schmal;  nur  Jt 
etwas  breiter.  Oberseite  gefurcht,  Unterseite  ohne  Schmelz, 
J,  relativ  nahe  an  P,.  Kleferzymphyae  niedrig,  uud  vom 
an  allen  Punkten  gleich  breit. 

Toxodon  elongatus.  Obere  J mehr  gerundet,  Jt 
elliptisch  im  Querschnitt,  auf  4er  Vorderseite  etwa*  convex, 
auf  der  Rückseite  etwa»  concav.  J,  > Jf,  dieser  hat 
nahezu  kreisrunden  Querschnitt.  Obere  P grösser  als  bei 
den  übrigen  Toxodon  arten  und  viel  complicirter  mit 
deutlichem  Hinterlobus.  M relativ  gross  and  cumprimirt, 
mit  breitem  Mitteilobus,  vordere  Inucnfalte  kurz.  J, 
schmäler  als  bei  den  anderen  Arten.  P und  M iw  Ver- 
hälluiss  klein , Schädel  gestreckt , Jochhogen  nicht  sehr 
hoch  und  nicht  sehr  weit  abstehend.  lufrnorbitalforameu 
eng  und  dem  von  Macrauchcnia  ähnlicher  als  dem  von 
ToxodoD.  Untere  Grube  der  Augenhöhle  weiter,  Hinter- 
haupt und  Unterkiefer  niedriger  als  bei  den  anderen 
Arten.  Symphysenrand  halbkreisförmig,  Symphyse  oelbat 
mehr  liegend. 

Scott,  W.  B.  Die  Osteologie  von  Hyrftcodon  Leidy. 
Petitschrift  für  Gegenbeur.  Leipzig  1890.  p.  350 
— 384  3 Tafeln.  Kef.  war  leider  nicht  in  der  Lage, 
über  diese  wichtige  Arlteit  früher  referiren  zu 
können. 

Die  Gattung  Hyracodon,  ein  Seitenzweig  der  Rhino* 
cerotidcn,  hat  im  Gegensatz  zu  den  eigentlichen  Rhino- 
cerinen  und  deren  Vorläufer  Acerotherinm  noch  ein 
sehr  primitives  Gebiss , denn  die  J uud  C sind  noch  voll- 
zählig erhalten  und  besitzen  auch  noch  die  ursprüngliche 
Kegel  - resp.  Meißel  farm  und  die  ursprüngliche  Stellung, 
dicht  neben  einander.  — In  der  oberen  Zwhnreihe  ist  J,  > C, 


ln  der  unteren  umgekehrt  C > J.  Oben  und  unten  folgt 
auf  den.  C ein  langes  Diastema.  Die  Zahl  der  P ist 

-•  Der  letzte  P hat  in  beiden  Kiefern  die  Zusammen- 


setzung eines  M , die  vorderen  P «lagegen  sind  noch  nicht 
so  stark  complicirt.  Die  M haben  die  Gestalt  von  primi- 
tiven Khinocerotidon* Zähnen,  der  obere  M,  hat  sogar 
eiu  kurzes  zweites  Querthal , M,  und  Mt  besitzen  Crista 
uud  Antlerwliet  Auch  im  Milchgebiss  fehlt  bereit»  der 
Vertreter  de»  unteren  P,. 

Der  Schädel  hat  im  Allgemeinen  den  Bau  des  Acera- 
theri um -Schädel»,  allein  die  postorbitale  Einschnürung 
ist  geringer,  auch  befindet  sie  »ich  näher  an  den  Orbita, 
die  aber  hier  nicht  sehr  weit  vorn  stehen.  Da»  Cracium 
iat  »ehr  lang , da*  Schädeldach  nahezu  eben , da*  Gesicht 
auffallend  hoch,  das  Basloccipltale  »ehr  lang,  die  Exucci- 
pltalia  uud  ebenso  das  Supraorcipitale  sind  schmal  und 
hoch,  die  Condyli  breit  uud  niedrig.  Der  dünne  Parocci- 
pitalfarUatz  steht  weit  ah  von  dem  des  Pusttympanicum. 
Da»  Gehirn  wird  fast  ausschliesslich  von  den  Parictalia 
bedeckt,  welche  mit  einem  langen  düunen,  gegen  die  wohl- 
entwickelten  Postorbita Ifart Ȋtze  hin  sich  gabelnden  Schei- 
tel kämm  versehen  sind  und  seitlich  sehr  tief  herahreichen. 
Die  PkwtgleaoidfoctaltM  stehen  wie  bei  den  ältesten  Ace* 
ratherien  »ehr  weit  ah  von  den  Hinterbauptsgeleuk- 
küpfen.  Da»  Klefergclenk  ist  ganz  ähnlich  dem  der 
Rhinoeerotiden.  Der  Jochbogen  Dt  diinn,  aber  hoch. 
Das  Infraorbital farataen  befindet  »ich  dicht  vor  der  Augen- 
höhle. Die  Nasalia  sind  lang,  schlank  und  vollkommen 
glatt.  Das  letztere  gilt  auch  von  den  Frootalia.  Die 
Anwesenheit  von  Hörnern  erscheint  hierdurch  vollständig 
ausgeschlossen.  Das  grosse  Tympanicum  war  nur  lose 
um  Schädel  befestigt  und  die  Anwesenheit  einer  eigent- 
lichen Bulla  ossea  daher  nicht  sehr  wahrscheinlich.  Die 
Prämaxillen  begrenzen  auch  seitlich  die  Nasenöflnung  im 
Gegensatz  zu  den  Verhältnissen  bei  den  meisten  Khioo- 
cerotiden.  Das  Gesicht  schnürt  sich  oberhalb  des  P, 
stark  zusammen.  Da»  Infraorbitalforamcn  liegt  hoch 
oberhalb  des  Pr  Die  Palatina  erstrecken  sich  weit  nach 
rückwärts,  nehmen  aber  nur  auf  eine  kurze  Strecke  an 
der  Ganmenbildung  theil.  Der  hohe , aber  kurze  horizon- 
tale Unterkieferast  schnürt  sich  vor  den  P sehr  stark 
ein,  um  sich  aber  beim  C wieder  »ehr  stark  auexudebneu. 
Die  Symphyse  beginnt  dicht  vor  den  P.  Der  hohe  und 
breite  aufsteigende  Kieferast  hat  einen  weit  zurückstehen- 
den Krem fortsatz  und  eine  sehr  kleine,  hoch  oben  befind- 
liche Müsset <r grübe.  Dos  Gelenk  hat  keinen  Postootyloid- 
processus. 

In  Folge  der  Länge  der  Halswirbel  gewiunt  da»  Thier 
eine  grosse  Aehnlirhkrit  mit  den  Pferden,  in  den  Detail» 
stimmen  die#«  Wirbel  jedoch  recht  gut  mit  denen  von 
Aceratherium  überein.  Der  auffallend  hob«  Atia»  hat 
»ehr  kurze  Querfortsätze;  der  lange  Epistropheu»  einen 
beilförmigen  Dornfortsalz.  Au  den  folgenden  Wirbeln  bis 
zum  sechsten  fehlen  Dorn  fort  »atze  vollkommen.  An  den 
Rückenwirbeln  und  Lendenwirbeln  sind  diese  Fortsitze 
ziemlich  hoch  und  schmal , erst  an  den  Lendenwirbeln 
biegen  sie  sich  nach  vorwärts , bei  Hyrachiu»  hingegen 
schon  an  den  letzten  Rückenwirbeln.  Dir  Zahl  der  letz- 
teren beträgt  18,  die  der  Lendenwirbel  5 oder  6,  hei 
11  y rach i us  noch  7.  Die  Läng«  de»  Halse»  ist  eine 

DifTcreuxirung , ebenso  wie  die  Kürze  des  Halse»  der 
Rhi noceroton.  Beide  sind  aus  der  indifferenten  Or- 
ganisation des  Hyrachiu»  hervorgegangen.  Der  Schwanz 
reichte  etwa  bis  zum  Knie.  Die  Rippe«  waren  ziemlich 
kurz  und  schmal. 


Die  Scapula  ist  schlank  and  hoch,  ihr  Hals  »ehr  dünn, 
«las  Gelenk  kreisrund  , der  Coracoidfortmtz  sehr  schwach, 
das  Metacromioii  der  Spina  dagrgrn  ziemlich  kräftig. 
Letrtere  theilt  die  Scapula  in  zwei  gleiche  Thelle.  Bei 
Aceratherium  Dt  dieser  Knochen  breiter.  Der  schlanke 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  143 


kurze  Humerus  ist  dem  der  älteren  Aceratherien  siena* 
lieh  ihn  lieh.  Er  besitzt  ein  kräftiges  Caput  und  wohl 
entwickelt«  Tuberkel,  zwischen  denen  sich  die  tiefe,  breite 
Bicipitalgrube  befindet.  Die  kräftige  Deltoldleist«  reicht 
bU  sur  Hälfte  des  Schaftes,  die  hohe  und  schmale  Trochlcn 
articulirt  von  vorn  gesehen  ausschliesslich  mit  denn 
Kadiu«;  sie  besitzt  eine  deutliche  lntercondy  larleiste.  Der 
schlanke,  selbst  an  den  Enden  nicht  viel  verbreitert«  Radius 
ist  etwas  länger  als  der  Humerus  und  zeigt  Biegung  nach 
vorn  und  nach  innen.  Die  dünne,  aber  truLzdem  noch 
nicht  mit  dem  Radius  verwachsene  Ulna  hat  ein  sehr 
hohe«  Olecranon,  aber  eine  sehr  kleine  Pyramidaltnrette. 
II  r rar  hin*  hat  einen  körzeren  Radius  und  eine  noch 
nicht  so  stark  rcducirt«  Ulna.  Die  eutapm-henden 
Knochen  der  älteren  kleineren  Aceratherien  sind,  abge- 
sehen von  ihrer  relativen  Kürze  und  Dicke,  denen  von 
Hyracodon  nicht  unähnlich.  Der  Corpus  unterscheidet 
sich  von  dein  der  Rhinocerotideu  eigentlich  bloss  durch 
seine  Schmalheit  und  die  relativ  beträchtlichere  Höhe. 
Da*  Scnphoid  liegt  zu  gleichen  Theilen  auf  Magnum  und 
Trapezoid , während  es  Wi  den  Uhinocerotiden  mehr 
nach  der  ulnaren  Seite  rückt.  Die  Articulatiou  mit  dein 
kleinen,  fuuctlonalosen  Trapcxtum  ist  sehr  beschränkt, 
ebenso  die  des  Lunatum  mit  dem  Magnum.  Das  Lunatum 
ruht  distal  vollständig  auf  dein  Uneiforme.  Daa  Pyrami- 
dal« ist  sehr  schmal,  sicht  aber  dem  von  Aceratherium 
sehr  ähnlich,  ebenso  das  Piai forme.  Da*  Magnum  dagegen 
ist  hier  viel  schwächer  als  bei  Aceratherium.  Die 
beiden  proximalen  Flächen  des  Unclforme  »tossen  unter 
einem  sehr  stumpfen  Winkel  zusammen.  Seine  Facetten 
für  Mctacarpule  HI  und  V sind  »ehr  klein.  Die  für  die 
Rhinocerotideu  charakteristische  Verschiebung  des 
Und  forme  nach  der  radialen  Seite  ist  hier  sehr  gering. 
Bei  llyrachius  sind  Lunatum  und  Unciforme  noch  viel 
breiter  und  die  Articulatlonen  des  Lunatum  mit  dem 
Mngnum  und  de»  Unciforme  mit  dem  Pyramidale  daher 
viel  inniger,  Triplopu«  dagegen  zeigt  schon  die  nämlichen 
Verhältnisse  wie  Hyracodon.  Das  annähernd  conische 
Rudiment  des  Metacarpnlr  V legt  sich  an  Mc  IV  und  nn 
dos  Unciforme  an.  Mc  II  und  IV  sind  viel  kürzer  und 
dünner  als  Mc  111  und  stehen  fast  parallel  zu  diesem. 
Mc  II  kommt  mit  dem  Trapeziuui  nicht  mehr  in  Berüh- 
rung und  ragt  nur  wenig  über  Mc  UI  hinaus.  Acern- 
therium  hat  dickere  Mrtapodien,  bei  Hyrachiua  sind 
alle  gleich  stark,  und  Mrtararpale  V ist  noch  nicht  redu- 
cirt.  Bei  Triplopu s sind  sie  schlanker  als  bei  Hyro- 
codon.  Die  Phalangen  von  Hyracodon  aiud  denen  von 
Aceratherium  sehr  ähnlich,  nur  etwas  länger,  die  der 
dritten  Zehe  erinnern  etwa»  an  jene  von  kl esohippnt. 

Da»  lange,  aber  ziemlich  schwache  lleum  verbreitet  sich 
vorn  in  eine  stark  nach  auswärts  grhogrne  Platte , auch 
daa  kurze  Ischium  verbreitert  sieb , aber  nach  hinten  zu. 
Dem  tiefen,  grossen  Acetabulum  entspricht  am  Femur  ein 
huUikugcltormiges , ungestielte»  Caput,  daa  etwas  höher 
»teht  als  der  kräftige  er»te  Trochanter,  Der  zweite 
Trochanter  bildet  eiuen  schwachen  Kiel,  der  dritte  einen 
weit  vorstehenden  Uppen  auf  der  Mitte  de*  Schaftes.  An 
den  langen , etwa»  vorwirta  gebogenen  Schaft  achliessen 
»ich  die  ziemlich  schwachen , nahezu  gleich  grossen  Con- 
dyti  an.  Die  Patella  ist  nicht  sehr  gross.  Die  Tibia  ist 
kürzer  und  dicker  als  das  Femur,  aber  zierlicher  als  bei 
Aceratherium.  Von  der  Tibia  de*  letzteren  unter- 
Kheidut  sie  sich  auch  durch  die  starke  Ausfurchung  ihrer 
distalen  Facette.  Die  Fibula  stellt  einen  dünnen , vier- 
eckigen Stab  dar,  der  aber  nirgends  mit  der  Tibia  ver- 
wächst, Itar  Tarsus  stimmt  im  Wesentlichen  mit  dem 
von  Aceratherium  überein , jedoch  Ist  die  Tibialfncette 
der  Astrngalu»  stärker  ausgefurcht.  Dieser  letztere  legt 
sich  unten  mittelst  einer  L förmigen  Facette  auf  dos 
plumpe  Sustenlaculum  de*  Calcanrum.  Der  Astragalus- 
hal»  Ist  kUrz*-r  als  hei  Aceratherium.  Mit  dem  Cuboid 
urtkulirt  er  bloss  seitlich.  Letzteres  berührt  ansser  dem 


MrUtartsle  IV  auch  Mt  III.  Im  Gegensatz  in  dem  breiten 
Ectovuneiforme  ist  das  Mesocuneiforme  sehr  klein.  Daa 
Entocnneifonne  bildet  einen  langen  Fortsatz  auf  der 
Hiuterseite  des  Kusse»  uud  berührt  hier  auch  Metatamlr  III. 
Bel  Hvrachiu»  fehlt  dieser  Fortsatz , aber  sonst  ist  der 
Tarsus  sehr  ähnlich , nur  etwas  höher.  Di«  drei  Mcta- 
tarsalia  von  Hyracodon  haben  fast  sämmtlich  gleiche 
Länge;  Mc  II  und  IV  sind  im  unteren  Tlieil  stark  nach 
rückwärts  gebogen. 

Hyracodon  unterscheidet  sich  von  Aceratherium 
besonders  durch  da»  primitivere  Gebiss,  den  längeren  llals, 
den  plumperen  Schädel,  die  Höh«  der  Kiefer,  den  längeren 
Rumpf  und  den  relativ  kleinen  Thorax.  Vorder-  uud 
Hintcrcxtremität  haben  wie  bei  den  Rhinocerotideu 
beinahe  gleiche  Länge.  Trotz  der  relativen  Kürz«  de» 
Humerus  liegen  Ellbogen-  und  Kniegelenk  doch  in  gleicher 
Höhe,  weil  die  hohe  Scapula  tiefer  hernbreieht.  Im  Ver- 
gleich zu  Aceratherium  sind  bei  Hyracodon  alte 
Knochen  der  Vordere ztremität  höher,  nm  Hinterfus*  aber 
nur  die  Tibi»  nebst  den  Metatarsalicn  und  Phalangen. 
Die  Schlankheit  der  Estremititcn  and  die  Reductlou  der 
Seitenzehen  erinnert  etwaa  au  Meaohippus.  Bei  den 
Ahneu  von  Hyracodon  waren  der  Kopf  kleiner  und  der 
Hai»  kurzer,  die  Leudenregion  alter  länger  und  die  Heine 
plumper.  I)o»  Aussterbeu  dieses  Stammes  ist  vielleicht 
auf  die  Concurrenz  mit  den  noch  viel  besser  adaptirten 
Equiden  xurikkzufiihrcn. 

llyrachius  ist  der  Stammvater  von  Triplopu»; 
au»  einer  Triplopus-Art  des  Uintabed  entwickelte  sich 
Hyracodon.  Die  meisten  Triplopu»  sind  »pecialUirter 
als  Hyracodon  und  können  daher  kaum  als  dessen 
direetc  Ahnen  in  Betracht  kommen.  Hyrachius  ist 
jedenfalls  auch  mit  der  Stammform  der  Aceratherien 
sehr  nahe  verwandt.  Hyracodon  ditfercozirte  sich  zu 
einem  schnellen  Läufer,  während  die  älteren  Acera- 
therien den  Habitus  und  die  Lebensweise  von  Tapir 
bebauen.  Die  Plumpheit  der  Rhinoceroten  ist  erst 
allmählich  eutatandm,  Hyracodon  ist  ausschliesslich 
auf  Amerika  beschränkt. 

Scott,  W.  B.  Notes  on  the  Canulae  of  the  White 
River  Oligocene,  Transaktion»  of  the  American 
Philosoph i'  ttl  Society.  Philadelphia,  Vol.  XIX,  1898, 
p.  325—415.  2 pL 

Die  Abstammung  der  Caniden  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
mit  genügender  Sicherheit  ermittelt , indessen  scheint  es, 
das»  die  nordamerikanischen  Daphaenus  und  Cyno- 
dirti»  für  die  Geschichte  dieses  Stammes  nicht  geringe  Be- 
deutung haben.  Die  Gattung  Daphaenus  umfasst  in 
erster  Linie  Formen,  welche  Leidy  zu  Ampbieyon  ge- 

3 1 

stellt  hatte.  Die  Zahnformel  ist  wie  bei  diesem  J - 

3 1 

4 3 

C - P - M.  Der  obere  J.  steht  weiter  vom  C entfernt 

4 3 * 

als  bei  Canis,  P,  iat  von  C und  Pt  getrennt.  Von  den 
drei  ersten  P hat  nur  P,  einen  hinteren  Höcker.  P«  iat 
einfacher  als  bei  Canis,  aber  breiter  und  kürzer  und 
sein  Innenhöcker  stärker.  An  dem  dreieckigen  oberen  M, 
ist  der  Innenhöcker  klein , der  vordere  Zwischenhöcker 
aber  gross,  Mt  stimmt  mit  dem  von  Canis  überein. 
Keiner  dieser  beiden  M hat  ein  inneres  Basalband.  Die 
untere  C legt  sich  in  eine  Vertiefung  de»  Zwischenkiefers. 
Die  unteren  P besitzen  mit  Ausnahme  des  einzigen  P( 
einen  Hinterhöcker  und  ebenso  wie  die  unteren  M ein 
Basal  band.  M,  ist,  abgesehen  von  »einer  Breite,  dem  von 
Canis  ähnlich,  hat  aber  noch  ein  höheres  Protoconid  und 
ein  stärkeres  Mrtaconid,  und  ein  dreiböikerige*  Tatonid, 
während  da»  Paraeonid  niedriger  geworden  ist.  Letztere» 
hat  sich  noch  an  M,  erhalten  M,  ist  in  beiden  Kiefern 
sehr  klein.  Aehnlicher  als  die  Bezahnung  von  Canis 
ist  die  der  fossilen  eoeänen  Gattung  Miact». 

Das  Gesirht  iat  laug,  das  Cranium  ziemlich  klein, 


Digitized  by  Google 


144  Verzeichnias  der  anthropologischen  Literatur. 


du  Oeciput  brat  und  niedrig,  dir  kurzen  Paroccipital- 
forte&t»  »trhcn  «reit  ab  von  den  kleinen  Bullae  ommc, 
die  hintere  Gehörkamtner  war  vielleicht  noch  nicht 
verknöchert.  Aul  dem  Scheitel  befindet  sich  ein  hoher 
Kamm,  die  Pustorbital-Etasciinüruag  befindet  sich  ziem- 
lich weit  hinter  den  Orbit*.  Oie  Forarnina  der  Schädel- 
basis haben  die  nämliche  Anordnung  wie  hei  Ca  nie. 
Der  Unterkiefer  iat  kur«,  der  uutVtrigcnde  Ast  breit 
und  niedrig.  Da«  Kleinhirn  i»t  ziemlich  gnm,  ebenso 
die  Kiechlappen , da«  Grosshirn  aber  ziemlich  klein  und 
einfach.  Die  Anordnung  der  Forarnina  de«  Atlas  ist 
die  nämliche  wie  bei  den  Feliden,  ebenso  die  Gestalt 
de«  Dornfurtsatze*  de«  Kpbtropbeu».  Die  oberen  Bogen 
der  Halsvirbel  sind  schmäler,  die  DornforUätee  höher 
und  die  Zygnpophysen  länger  als  beim  Hund,  dagegen 
gleichen  die  13  Rückenwirbel  ganz  denen  vom  Hund, 
abgesehen  vou  der  Uingc  der  Dornfortsätze.  Die  Grösse 
der  Lendenwirbel  und  die  Länge  ihrer  Fortsätze  erinnert 
dagegen  an  die  Feliden,  ebenso  auch  die  Beschaffenheit 
des  Sacruui  und  die  Länge  und  Form  der  Schwanzwirbel. 
Der  Humerus  hat  mit  dem  von  Dinlctis  die  niedrige 
Trocltlea,  die  Grösse  der  Epicondyli,  di«  Anwesenheit  eines 
EiitcpUundvlarforameiis  und  die  vorspringende  Deltoid* 
Leiste  gemein;  am  Radius  ist  da«  Oherrnde  gerundet  und 
da«  Unterende  stark  verbreitert.  Die  Ulna  ist  stärker 
reducirt  als  bei  Canis.  Da»  Scapholnnatum  und  die  ge- 
spreizten, schlanken,  im  Querschnitt  gerundeten  faul  Mcta- 
carpaüen  erinnern  an  die  Feliden.  Da»  Becken  ist  eben- 
falls dem  der  Feliden  — Machairodontiden  — ähnlicher 
als  dem  der  Hunde.  Das  kurze  Femur  hat  einen  dritten 
Trochanter.  Patella  und  Tibia  nähern  »ich  auch  eher  denen 
der  Feliden,  nicht  minder  auch  die  ziemlich  kräftig«, 
an  den  Enden  stark  verdickte  Fibula.  Die  Aebnlichkeit 
mit  den  Machairodontiden  erstreckt  sich  auch  auf 
Tarsus  und  Metatarsus.  Von  den  fünf  Zehen  ist  die  erste 
noch  sehr  wenig  reducirt.  Der  Astragalus  war  nicht  sehr 
tief  MMgefercbt,  distal  aber  stark  verbreitert.  Die  Pha- 
langen »ind  lang,  aber  von  oben  her  zusamroengrdrückt, 
die  der  zweiten  Reihe  ähneln  denen  der  Feliden  und 
konnten  wohl  ebenfalls  etwas  umgetegt  werden.  Die 
Endglieder  sind  gerade,  comprimirte,  stumpfe  Krallen. 

Von  den  fünf  Daphaenun-Arten  linden  sich  vetus, 
hartshornian  us,  felinus  (n.  sp.)  und  Dodgei  iin 
White  River,  cuspigerus  ltn  John  Daybed.  Von  ihrem 
Ahnen  Miacis  weichen  sie  ab  in  Folge  der  Anwesenheit 
eines  inneren  Basalhandes  am  oberen  M,.  Bei  Cnnis  i»t 
dieser  Zahn  compliclrter. 

Die  kleinen  Caniden  de*  White  Riverbed  stellt  Verf. 
zu  Cynodlctis.  Die  Zahl  der  oberen  M ist  hier  2.  Die  P 
sind  klein , aber  meist  mit  Nebeutacken  versehen , P4  bt 
mehr  als  Schneide  entwickelt  und  sein  Innenhöcker 
schwächer  als  bei  den  europäischen  Arten  und  daher 
dem  der  Vircrren  ähnlicher  als  dem  von  Daphaenus. 
Die  M haben  hier  viereckigen,  hei  den  europäischen  Cyno- 
dlctis  aber  dreieckigen  Querschnitt.  An  dem  unteren  M 
ist  das  Metaconid  niedriger  and  der  zweite  Innenhöcker 
des  Talonid  deutlicher  als  bei  diesen.  Der  Schädel 
erinnert  an  den  der  Vlverren.  Kr  hat  ein  langes 
Craniam,  aber  ein  kurzes  Gesicht,  die  Postorbitaleinschnä- 
rung  fällt  dicht  hinter  die  Augenhöhle.  Der  immer  nur 
schwache  Scheitelkamm  wird  bei  einer  Art  durch  zwei 
Lebten  ersetzt.  Das  Hinterhaupt  bt  breit  und  niedrig, 
Frontal-Sinus  fehlen.  Die  Bullae  osseae  sind  vollständig 
verknöchert  und  stehen  weit  ab  von  den  Paroecipltalfort- 
Sätzen.  Die  Forarnina  der  Schädelha«b  sind  wie  bei 
Canis  gruppirt , nur  das»  der  CaroUdcanal  frei  bleibt. 
Der  horizontale  A»t  des  Unterkiefers  i*t  schlank  und  kur», 
der  ansteigende  hoch  und  schmal.  Die  beiden  Hälften 
des  Grosshirns  sind  zwar  noch  kleiner  und  einfacher  *U 
bei  Canis,  aber  doch  schon  compliclrter  ab  bei  Dapbae- 
n us.  Die  Kiechlappen  haben  beträchtliche  Grütze.  Auch 
hier  bt  der  Atlas  Feliden-,  der  Kpbtropheus  aber 


Viverren -ähnlich.  Die  Querfortsitz*  de»  Atlas  erscheinen 
jedoch  stark  verkürzt.  Die  übrigen  Halswirbel  haben 
mehr  mit  denen  der  Feliden  gemein.  Die  relativ 
kleinen  Kumpfwirbel  besitzen  lange,  zierliche  Dornfortsätze. 
Die  ln  der  7*Zahl  vorhandenen  Lendenwirbel  sind  sehr  lang 
und  massiv  und  durch  die  langen  Quer  fortsä  tze  ausge- 
zeichnet. Der  Rücken  war  im  hinteren  Tbeil  etwas  ge- 
bogen; der  Schwanz  hatte  Aehnlichkcit  mit  dem  von 
Hrrpestea.  Die  Stcrnalglieder  haben  beträchtliche 
Länge.  An  der  breiten,  niedrigen  Scapula  »ind  Acromion 
und  Coracoidfortsati  wohl  entwickelt.  Der  Humerus  ist 
V iverren -ähnlich  — starke  Delloidcrbta , niedrige 
Trochlen  und  Anwesenheit  eines  Entepicondylarforainen  — , 
der  Radius  besitzt  einen  laugen  Styloidfortaatz.  Die  Ulna 
bl  sehr  kräftig.  Scapholunatuin  , Magnum  und  Trapezoid 
«eben  denen  der  Hunde,  Uncitorme  und  Pyramidale,  sowie 
di«  Metapodien  denen  der  Viverren  ähnlich.  Da» 
Becken  hat,  abgesehen  von  der  Länge  des  Poatacetabular* 
theilea,  mit  dem  der  Hunde  grosse  Aehulichkeil.  Das 
Ob  penis  gleicht  dem  von  Crjptoproeta  und  den 
Musteliden,  die  Patella  jener  der  Viverren.  Das 
Femur  bt  Caniden -artig,  hat  aber  einen  dritten  Trochan- 
ter. Es  ist  nicht  viel  länger  nls  die  Tibia.  Letztere  er- 
scheint am  dbUlen  Ende  stärker  ausgeschnitten  als  bei 
Daphaenus.  Die  Fibula  iat  ziemlich  kräftig.  Der  Fus* 
zeigt  zwar  Merkmale  der  Vieerren,  aber  zugleich  auch 
solche  von  Daphaenus  und  Canis.  Die  Metatarsalia 
sind  im  Vergleich  zu  den  Metararpalieii  sehr  lang.  Die 
erste  Zehe  ist  noch  wenig  reducirt.  Die  Phalangen  waren 
sicher  nicht  retmetü. 

Cvnodictis  geismarianus  hat  den  Habitus  von 
Hrrpestes,  gregarius  hingegen  den  von  Vulpes.  Im 
John  Daybed  kommen  ausser  diesen  beiden  Arten  auch 
latidens  nnd  binar  vor,  während  dem  White  Riverbed 
nur  lippincottianu«  eigen  ist.  Es  tritt  aber  auch  hier 
bereits  gregarius  auf. 

Die  Gattung  Cynodicti«  findet  sich  bereit«  neben  Mi  aeia 
im  UiuUbed.  Miacis  ist,  wie  schon  erwähnt,  der  Ahne 
von  Dapharnus,  letzterer  der  «Stammvater  von  Enhy- 
drocyoo,  Cvnodesmus,  Hy potemnodon  und  Tera- 
nocyon.  Oligobunis  bt  vielleicht  europäischer  Her- 
kunft. 

Boule  leitet  die  Tbooiden  von  Amphicyon,  die 
Alopeooiden  dagegen  von  Cynodictia  ab.  Letztere* 
wird,  abgesehen  von  anderen  gemeinsamen  Merkmalen, 
durch  da»  Fehlen  van  Frontalsinusen  wahrscheinlich.  Auch 
die  Annahme  eine»  mehrfachen  Ursprunges  der  Canideu 
hat  sehr  Viele»  tür  sich;  Parallelentwickelung  dürfte  über- 
haupt häutiger  sein,  ab  man  bisher  glaubte.  Solche  besteht 
z.  B.  zwischen  den  Machairoduntiden  und  den  Feliden, 
von  deneu  die  ersteren  mit  den  Hunden  die  Beschaffen- 
heit der  Schädelbasis,  mit  den  Feliden  aber  Aehnlichkeit 
im  Gebiss  und  der  Extremitäten  gemein  haben.  Allein  es 
ist  auch  nicht  ausgeschlossen,  dass  sich  die  A lopccoiden 
erst  später  von  den  Tbooiden  getrennt  haben.  Cyno- 
dicti* bt  alsdann  möglicher  Weise  der  Stammvater  der 
Füchse.  E«  wäre  aber  auch  nicht  ganz  undenkbar,  das» 
zugleich  auch  die  Thooiden  au»  ihm  entstanden  wären. 
Gegen  letztere  Annahme  kann  man  jedoch  einwenden,  dass 
die  Thooiden  in  Nordamerika  eine  genetische  Reihe 
bilden,  in  welcher  »ich  Cynodicti«  nicht  unterbringrn 
lässt.  Die  Thooiden  sind  daher  wohl  amerikanischen 
Ursprung«,  während  die  Alopecoiden  von  einem  Theo- 
iden  abstammeu , der  nach  Europa  gelangt  war.  Das 
älteste  1 ►«kannte  Glied  der  Thooiden -Reihe  bt  Miacis, 
das  jüngste  Canis.  Die  Zurückziehbarkeil  der  Krallen 
dauerte  nur  so  lange  wie  die  Plantigmdie , sie  hörte  bei 
Tetnnocyon  auf.  Auch  bei  den  Katzen  scheint  »ie 
vielleicht  ein  Ende  zu  nehmen  — Cynaelnrus.  Unter 
den  Kaubthicren  haben  die  älteren  Caniden,  Mus- 
teliden, Vlrerriden  und  Feliden  so  viele  Merkmale 
gemein,  dass  ein  gemeinsamer  Ursprung  dieser  vier  Grap- 


Digitized  by  Google 


145 


Zoologie. 


pen  nicht  unwahrscheinlich  ist.  Di«  Bären  haben  »ich 
erst  »pater  cur  Ccniden,  die  Ilyänidcn  aus  Viver- 
rlden  entwickelt.  — Diese  Vermut hangen  dürften  sich 
schwerlich  bestätigen.  Hef. 

Scott,  W.  B.  The  Osteology  of  Elotherium. 
Transite  tions  of  tlie  American  Philoeophical  feocietv. 
Vol.  XIX,  1898,  p.  273-324.  3 pL 

Elotherium  kommt  sowohl  in  Europa  als  auch  in 
Nordamerika  vor,  aber  dennoch  war  es  bisher  nicht  mög- 
lich, eine  vollkommen  genaue  Restauration  dieses  Thiercs 
cu  geben. 

3 14  3 

Die  Zahnformrl  ist  - J y C - P ~ M.  Die  meist  coni- 

schen  J nehmen  von  innen  nnch  aussen  an  Grosse  zu. 
Der  obere  Ja  ist  von  dem  mächtigen  C durch  rinen 
Zwischenraum  getrennt.  Auch  dieser  und  die  drei  ersten 
einfachen  1*  stehen  isolirt  — nur  bei  E.  Mortoni  »toset 
1',  an  P«.  Die  ziemlich  kleinen  oberen  M besitzen  je 
sechs  Hücker,  von  denen  jedoch  der  Hy  poco»  mit  dem 
Basalband  vereinigt  ist.  Die  unteren  .1  sind  fast  gleich 
gross.  Der  untere  C greift  in  die  Lücke  zwischen  dem 
oberen  J,  und  C ein.  Das  Geschlecht  hat  hier  auf  die 
Grösse  der  C keinen  Einfluss.  Die  J und  C dienten  wahr- 
scheinlich cum  Ausrei&sen  von  Wurzeln.  PB  ist  der 
höchste  aller  Zähne.  Statt  des  fünften  Höckers  ist  an 
den  unteren  M oft  nur  ein  Basalhand  vorhanden.  Im 
Oberkiefer  beträgt  die  Zahl  der  Milchrahne  sicher  vier. 

Der  auffallend  grosse  Schädel  besteht  au*  der  langen 
Gesichtspartie  und  dem  relativ  sehr  kleinen  Cranium. 
Das  Occiput  wird  wenigstens  bei  den  amerikanischen 
Arten  nach  oben  zu  sehr  schmal.  Das  Cranium  trägt 
einen  hohen  Scbeilelkainm  und  liegt  mit  den  Nasalia  in 
einer  Ebene.  Die  Augenhöhlen  sind  vollständig  ge- 

schlossen. Hinter  ihnen  entsendet  der  weit  abstehend« 
Jochbogen  einen  Inppentörmigen , schräg  herabhängenden 
Fortsatz,  dem  «in  Unterkiefer  zwei  knopfartige  Auswüchse 
unterhalb  des  C und  P,  entsprechen.  Die  grublg  ver- 
tieften K&oecipitalia  erstreiken  sich  mit  ihren  Unterendeu 
Isis  sn  das  Kiefergelenk.  Die  Bullae  «asear  sind  klein, 
aber  hohl  im  Gegensatz  zu  denen  von  Su*  und  Hippo- 
potaro us.  Das  Fnramen  magnum  ist  sehr  eng,  das 
Infraorbitalforamen  steht  weit  vor  der  Augenhöhle. 
Scheitel-  und  Stirnbeine  und  selbst  das  Infraoccipitale 
sind  mit  Lultkanmern  versehen.  Der  horizontale  Unter- 
kieferast ist  sehr  lang,  der  aufsteigende  dagegen  »ehr  nie- 
drig , bildet  aber  einen  weil  herabhängendrn  breiten  Lap- 
pen. Bis  zum  Gelenkkopf  Innfrn  beide  Unterkiefer  beinah« 
parallel,  hier  aber  treten  *ic  weit  aus  einander.  Der  vor- 
dere Thcil  des  Zungenbeinappimite*  ist  dem  von  Hippo- 
potamus  ähnlich,  aber  etwas  länger,  der  hintere  aber 
lässt  sich  mit  keinem  eines  anderen  Paar  hu  fers  ver- 
gleichen. Die  Aehnlichkeit,  welche  der  Schädel  von  Elo- 
theriura  mit  dem  von  Hi ppopotain us  aufweist,  ist 
wohl  nur  durch  di«  nämliche  aquatile  Lebensweise  veran- 
lasst. Das  Cerebrum  ist  von  einer  für  Säugethiere  sel- 
tenen Kleinheit.  Die  Zahl  der  Windungen  ist  sehr  gering, 
die  Klechlappen  haben  dagegen  ansehnliche  Grösse.  Sie 
sind  wie  da*  hohe,  aber  ziemlich  kleine  Cerebellum  scharf 
abgesetzt  vom  Grosahirn. 

Mit  Anoplotherium  bat  Elotherium  die  beträcht- 
liche Länge  des  Atlas  gemein,  jedoch  sind  bei  ihm  auch 
die  Querfortsätze  sehr  laug.  Der  zweite  und  dritte  Hals- 
wirbel ähneln  denen  von  Hippopotamus.  Der  Wirbel- 
körper des  Kpistropbeus  entsendet  nach  hinten  drei  Hypa* 
popbyscn.  Der  Odontoidfortsatz  ist  coniscb,  der  Dornfort- 
satz  endet  schon  vor  dem  dritten  Wirbel.  Vom  fünften 
Halswirbel  an  werden  die  Dornfortsätze  immer  länger,  die 
obere»  Bogen  immer  kürzer.  Der  Hals  hat  im  Vergleich 
rum  Schädel  sehr  geringe  Länge,  auch  Ist  er  gleich  dem 
Rücken  sehr  wenig  gebogen.  Die  Nerrenlücher  sind  in 
anderer  Weise  angeordnet  als  beim  Schwein.  Der 

Archiv  für  Aulhropologlt.  Kd.  XXVII.  (Vera.  <1.  iuttbrop.  LH.) 


Rumpf  hat  13,  die  Lendenregion  6 Wirbel.  Die  Ceulra 
der  drei  ersten  Rückenwirbel  sind  breit,  aber  niedrig,  die 
der  folgenden  sind  hoch,  sie  haben  dreieckigen  Querschnitt. 
Vom  7.  Rückenwirbel  an  werden  die  Donifortsätze  kürzer. 
Der  des  13.  biegt  sich  vorwärts. 

Der  letzte  Rückenwirbel  trägt  wie  die  Lendenwirbel  über 
der  cjrlindrischen  Postzygapophyse  noch  ein  Iwsondcrex 
Gelenk  wie  die  Wirbel  von  Sus,  so  das*  die  Verbindung 
zweier  Wirbel  im  Durchschnitt  ein  8 bildet.  Die  Lenden- 
wirbel sind  ziemlich  kurz,  nur  der  letzte  hat  etwns  längere 
Querfort  sätze,  Die  Lendenwirbel  von  Sus  sind  viel 

länger,  dagegen  haben  die  Rnckeuwirbel  mit  denen  von 
Elotherium  grössere  Aehnlichkeit  als  die  von  Hippo- 
potamus.  Dos  Sacrum  besitzt  bloss  zwei  Wirbel , die 
jedoch  sogar  mittelst  ihrer  Domfortsätze  mit  einander 
verwachten.  Die  Wirbelz&hl  des  ziemlich  kurzen  Schwan- 
zes ist  15.  Dieser  selbst  hat  im  Ganzen  Aehnlichkeit  mit 
dem  von  Giraffe,  obwohl  die  mittleren  Wirbel  beträcht- 
liche Länge  besitzen  und  denen  der  Fellden  nicht  un- 
ähnlich sind.  Die  ziemlich  schwachen  und  kurzen  Rippen 
alt  nein  denen  von  Sus,  sie  sind  jedoch  viel  gleichmäßiger 
gebogen  und  bedingen  keinen  sehr  geräumigen  Brustkorb. 
Das  Praeatemum  ist  kürzer  und  höher  als  bei  Sns. 

An  der  hohen  schmalen  Scapula  von  Elotherium  steht 
die  Spina  ziemlich  writ  vorn , mit  Ausnahme  der  John 
I>ay- Arten,  bei  denen  die  Scapula  auch  breiter  ist.  Das 
Coracoid  ist  gross,  das  Acromion  aber  klein.  Im  Allge- 
meinen ist  das  Schulterblatt  dem  von  Sus  xirmlich  ähn- 
lich. I)rr  lange  Humerus  besitzt  ein  gewaltiges  Caput 
and  ein  kräftiges  Tuberculum  majus,  sowie  eine  wobl  aus- 
gebildete,  wenn  auch  nicht  vorspriugende  Deltoid  - Rauhig- 
keit. Der  innero  Epicondylus  ist  wl«  bei  allen  moderneren 
Paarhufern  verkürzt.  Abge*ehcn  von  seiner  relativ  be- 
trächtlichen Länge  — ebenso  lang  wie  da»  Femur  — hat 
der  Humerus  mit  dem  von  Sus  grosse  Aehnlichkeit.  Der 
Radius  ist  ebenso  lang  wie  die  Tibia  und  mit  der  Ulna 
fest  verbunden.  Letztere  hat  ein  hohes  Olecranon , arti- 
culirt  aber  nicht  mehr  mit  dem  Humerus,  wohl  aber,  da 
sie  unten  länger  ist  als  der  Radius,  mit  dem  Lunatum. 
Der  Carpus  weist  trotz  der  Keduction  der  Seitenzehen 
noch  einige  primitive  Verhältnis*«  auf.  Die  Facette  des 
Radius  für  das  Scaphoid  Ist  kleiuer  als  die  für  das  Luna- 
tum. Diese  beiden  stehen  im  Ganzen  ziemlich  weit  aus 
einander.  Das  Scaphoid  — bei  den  europäischen  Arten 
ist  es  noch  breiter  — hat  ein«  kleine  hohle  Gelenktläche 
Itir  das  kleine  dünne  Trapexoid,  aber  keine  solche  für  ein 
Trapezium.  Das  Lunatum  Ut  schmäler,  alter  doch  grösser 
al»  da»  Scaphoid.  Es  artieulirt  mit  dom  sehr  grossen 
Unciforme  zwar  nur  seitlich , aber  auf  eine  lange  Strecke 
hin.  Das  Pyramidale  ist  dem  Scaphoid  ziemlich  ähnlich. 
Seine  ganze  distal«  Fläche  wird  vom  Unciforme  einge- 
nommen. Im  Gegensatz  zu  Sus  kommt  hei  Elotherium 
das  Trapezoid  noch  nicht  in  Berührung  mit  dem  Metacar- 
pale III.  Das  von  vorne  gesehen  fast  quadratische  Mag- 
num ist  mit  Lunatum  um!  Unclfonne  nur  durch  sehr 
kleine  Gelrnktiächeu  verbunden,  wohl  aber  artieulirt  es 
mit  dem  Trapezoi.l,  im  Gegensatz  zu  dem  von  Sus.  Bei 
letzteren)  Ist  auch  das  Unciforme  breiter  und  die  Facette 
ftir  Metacarpale  V nicht  so  stark  nach  der  ulnaren  Seite 
verschoben.  Die  Zahl  der  functionircnden  Motapodfon  ist 
bei  Elotherium  bekanntlich  bloss  mehr  zwei,  die  Seiten- 
zehen sind  zn  winzigen  Stummeln  geworden.  Die  Gclctik- 
ilächen  von  Metararpale  III  und  IV  gegen  den  Carpus  sind 
denen  vou  Sus  sehr  ähnlich.  Dagegen  sind  ihre  utitereu 
Gelenke  viel  breiter  als  hoch  und  auch  nur  auf  ihrer 
Rückseite  mit  einem  Kiele  versehen.  Die  Zebenglledcr 
sind  mit  Ausnahme  der  langen,  spitzen  Klauen  viel  kürzer 
als  bei  Sus.  Bei  letzterem  Ist  die  Länge  der  drei  Zehen- 
glieder auch  grösser  als  die  des  entsprechenden  Meta- 
podiuma,  bei  Elotherium  ist  dieses  länger  als  seine 
Zehenglieder. 

Das  lange,  schmale  Becken  verbreitert  sieh  nach  vom« 

19 


Digitized  by  Google 


146  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


su  sehr  bedeutend.  Dz«  hchium  ist  fast  eben  su  lang  wie 
<iu  Ileam.  Die  Gelenkpfanne  ist  ziemlich  eng,  das  Kura- 
nten obturatoriam  ziemlich  lang  and  oval.  Das  schlanke 
Femur  erinnert  etwa«  an  daa  von  Ltama  und  selbst  eher 
an  da«  von  Anthracotheriuro  und  Hippopotamus 
als  an  das  von  8us.  Iler  grosse  Trochanter  ragt  nicht 
über  das  hoch  gestielte  Caput  hinaus.  Die  Trochanter 
sind  nicht  mit  einander  verbunden.  Die  ganze  distale 
Partie  ist  sehr  schlank.  Die  Patella  ist  in  der  Mitte 
breit , wird  aber  nach  oben  und  unten  zu  sehr  schmal. 
Die  Tibia  ist  kllrier  und  zugleich  kräftiger  als  das  Femur, 
ihr  distale«  Ende  hat  q und  rat  i sehen  Querschnitt:  die 
Cnemialcrista  reicht  bis  zur  Mitte  der  Tibia.  Mit  der 
dünnen  Fibula  kommt  sie  nur  oben  und  unten  an  je  einer 
kleinen  Pacette  in  Berührung.  MitSus  hat  Elotherium 
in  der  Beschallen  heit  der  Tibia  grosse  Aehulichkeit;  da« 
nämliche  gilt  ihr  den  Astragalus  — seine  distale  Flache 
scheint  jedoch  etwas  breiter  und  auch  nicht  so  stark 
gegen  die  proximale  Troehlea  verschoben  zu  sein  wie  bei 
Su«.  — Ref.  Da«  Ca  Iran  eu  m ist  auf  der  Aussenseite  ausge- 
furcht. aber  sonst  durchaus  Suiden-ähnlich,  die  übrigen 
Tnrsalien  sind  sehr  hoch.  Das  Xavieulare  articulirt  distal 
fast  ausschliesslich  mit  dem  Kctocunei forme,  mit  welchem 
das  Mesocuneiformc  fest  verwachsen  Ist.  Letztere*  kommt 
mit  Metatamale  III  gar  nicht  in  Berührung,  wohl  aber 
aiticulirt  mit  diesem  such  der  lange  hintere  Fortsatz  des 
stuminelartigrn  F.ntocunei  forme.  Das  ziemlich  breite 
Cuboid  stösst  nur  seitlich  an  das  Rudiment  des  Metatar- 
snle  V.  Metatarsale  IV  ist  wie  Immer  kürzer  als  Mt  III. 
Die  Phalangen  de«  Fasses  sind  ««blanker,  die  Endglieder 
auch  kürzer  al«  die  der  Ilaud. 

Von  Elotherium  hat  nuch  Marsh  eine  Restauration 
gegeben.  In  dirsor  Darstellung  erscheint  jedoch  der  Kopf 
zu  klein,  der  llats  viel  zu  schlank,  auch  sind  seine  Doro- 
fort sitze  viel  zu  kurz,  der  Rumpf  zu  »chlank  und  zu 
lang,  ebenso  die  Lendengegend.  Ferner  ist  die  Scapula 
viel  zu  breit  und  zu  niedrig,  Ihr  Acromion  zu  undeutlich. 
Das  Ileum  erscheint  zu  kurz  und  seine  Vorderpartie  nicht 
scharf  genug  abgesetzt.  Endlich  ist  auch  das  Isehiuui  zu 
schlank.  Di«  einzelnen  in  Nordamerika  vorkommenden 
Arten  der  Gattung  Elotherium  variimi  nicht  «ehr  stark, 
jedoch  zeichnen  sich  dl«  aus  dem  John  Daybcd  durch 
ihre  plumperen  Extremitäten  au«. 

Elotherium  i»t  «war  mit  den  Buiden  verwandt,  aber 
die  Trennung  beider  muss  schon  im  Kocän  erfolgt  »ein. 
Die  Verwandtschaft  mit  Hippopotamu«  ist  ebenfalls 
keine  sehr  innige.  Die  Anklänge  im  Schädelbau  sind 
wohl  durch  gleiche  Lebensweise  bedingt,  also  blosse  Kon- 
vergenz-Erscheinungen . die  Extremitäten  zeigen  dafür  um 
so  grössere  Verschiedenheit.  Elotherium  stammt  jeden- 
falls von  einem  nahen  Verwandten  der  Gattung  Achse* 
nodon  ab,  die  jedoch  nur  3P  betast.  Eine  Achaeno- 
don-Art  — u in  Lense  — hat  im  Schädelbau  mehr  Achnlirh- 
keit  mit  Elotherium  als  mit  den  übrigen  Ac  haenodon , 
welch**  Gattung  auf  keinen  Fall  direct«  Nachkommen 
hinter  lassen  hat.  In  John  Day  erlischt  auch  die  Gattung 
Elotherium. 

Siiusow,  J.  Einige  Bemerkungen  über  die  in  Repa- 
rablen und  dem  Gouvernement  von  Cherson  auf- 
gefundeneu  Diuotherien-Reste.  Schrift  der  neurussi- 
schen naturforschenden  Ct «Seilschaft  Odessa.  22.  Bd., 
1898»  p.  185 — 139.  1 Tafel,  russisch. 

Die  Rest«  bestehen  aus  einem  Unterkiefer  und  zwei 
oberen  M des  Dinotherium  gigantenm. 

Sinzow,  J.  Ueber  ein  neues  Genus  der  neogenen 
Cetaceeu.  Verhandlungen  der  kaiaerl.  russischen 
mineralogischen  Gesellschaft  Petersburg,  Bd.  XXXV, 
1898,  p.  117—134.  2 Tafeln. 

Für  die  von  Nordmann  als  Balaenoptera  beschrie- 
benen Cetaceen-Wlrbel  wird  rin  neues  Genus  Archaco- 
cetas  errichtet. 


Smith  Woodw&rd,  A.  Relational) ipx  of  America  and 
European  Mammalia»  Fauna«.  Natural  8cience  1898, 
p.  328  — 336.  Ref.  in  American  Nuturalist  1898, 
p.  523. 

Der  Aufsatz  ist  bloss  compllatorisch  und  bringt  auch 
nichts  Neues. 

Im  Anfang  des  ivoeän  waren  die  Saugethierfnonen  von 
Europa  und  Nordamerika  ira  Wesentlichen  die  gleichen. 
Bald  aber  entwickelten  sieb  in  Nordamerika  allein  die 
Condylarthra  und  Amblypoda  — nur  Coryphodon 
auch  in  Europa.  Dagegen  scheinen  die  Proboscidier 
ursprünglich  der  alte»  Welt  anzugehören  — wohl  Süd- 
amerika. Ref.  — Von  den  Perlssodact  ylen  sind 
Tapire,  Rhinocemten  und  Pferde  beiden  Krdhälften 
eigen , allein  die  beiden  letzteren  Gruppen  sterben  in 
Amerika  zuletzt  gänzlich  aus.  Von  den  A r ti odactyle n 
scheinen  die  Hirsche  und  Schweine  beiden  Continenten 
nnzugehören  — ? Ref.  — , die  Kameele  sind  in  Amerika, 
die  Rinder  ln  Europa  zu  Hause.  Die  Creodonten  lebten 
in  beiden  Erdtheilm,  allein  unter  ihren  Nachkommen,  den 
Carnivoren,  sind  die  Hunde  und  Mnsteliden  ur*prüng- 
lich  amerikanisch  — ? Ref.  — und  ebenso  die  Nimraviden , 
die  Viverren,  Hyänen,  Feliden  und  Bären  aber  alt- 
weltlich.  Die  alterthümlichen  Primaten  lebten  in  Nord- 
amerika und  in  Europa,  starben  aber  in  Nordamerika  ganz 
aus,  während  sie  in  Europa  später  durch  die  echten  Affen 
ersetzt  wurden. 

ToulAj  Frans.  Phoca  vindobonensis  n.  «p.  von 
Nussdorf  bei  Wien.  Beiträge  zur  Paläontologie  und 
Geologie  Oesterreich-Ungarn«  und  des  Orient«.  Wien 
1897,  p.  47—70.  Taf.  IX— XI. 

Die  bei  Wien  nicht  allzu  seltenen  Robben -Reste  wur- 
den meist  als  Phoca  pontica  bestimmt.  Sie  finden  sich 
in  dem  dortigen  marinen  Miocän -Tegel.  Autor  bespricht 
alle  bisher  in  der  Literatur  beschriebenen  Robben reste, 
auf  welche  Zusammenstellung  liier  jedoch  nicht  näher 
eingegangen  werden  kann.  Aus  der  Wiener  Gegend 
liegen  fast  säromtliche  Thrile  des  Skelets  vor,  jedoch 
wurde  bis  jetzt  noch  kein  Schädel  gefunden. 

Bei  der  neuen  Art  Phoca  vindobonensis  ist  der 
Atlas  schmäler  und  länger  als  bei  der  tebcudrn  vitulina, 
die  Lendenwirbel  sind  schmäler,  die  Scapula  ist  länger 
und  ihre  Gelenkgrobe  tiefer,  der  Humerus  gedrungener ; 
die  Ulna  bat  kürzere  Facetten,  das  Sternum  hat  eine 
etwas  abweichende  Form,  der  Radius  ist  gestreckter,  da* 
Scaphoid  ist  kleiner,  die  Metocarpalien  sind  schlanker,  das 
lleutu  ist  flacher  und  wulstiger,  und  sein  Vorderrand 
weniger  abgest  hrägt , die  Gelenkpfanne  und  der  Über- 
schenkelkopf kleiner,  die  Tibia  gestreckter  und  oben 
schmäler,  die  Fibula  dünn  und  zierlicher;  das  Culcaneutn 
und  Cuboid  sind  schlanker  als  bei  vitulina.  Auch  durch 
die  kleine  Xavicalnrfacette  des  Astragalus , das  plumpere 
Naviculare,  die  geringe  Lange  des  Tarsus  und  die  längeren 
und  schlankeren  Metatarsalien  und  Phalangen  unterscheidet 
sich  diese  Art  von  der  lebenden. 

Bei  der  ebenfalls  fossileu  holltschensis  ist  das 
Cuboid  plumper,  der  Tarsus  höher,  dagegen  sind  die  M«*ta- 
tarsalin  zierlicher,  die  Glieder  der  dritten  Zehe  kürzer  und 
die  Phalangen  »chlanker,  bei  Pboca  pontica  endlich  sind 
Scapula  und  der  Humerus  plumper  und  die  Schwanzwirbel 
haben  eine  andere  Sculptur. 

Toula,  Franz.  Ein  neuer  Fundort  von  sarmatischen 
Delphin- Beaten  im  Stadtgebiete  von  Wien.  Neue« 
Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  and  Paläonto- 
logie 1898,  1.  Bd.,  p.  64  — fl«. 

Von  Charapsodetphis  K arreri  liegen  vor  ein  Kiefer- 
stück, Scapula,  Obcrnrmfragmcnt,  Ulna,  Radius,  Atlas, 
mehrere  Rücken-,  Lenden-  und  Schw&nxwirbel. 

Tuccimei , O.  Sopvm  nlnni  cervi  pliocenici  della 
Sabina  o della  provincia  di*  Koma.  Memorie  delta 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  147 


Pont-  Accftd.  dei  Noovi  Lince».  Vol.  XIV.  Koma 
1898,  p.  34—53  con  tavola. 

Aus  einem  Mergel  von  San  Valentine*  bei  Poggio  Mir- 
teto  liegt  ein  Gcweihbruchslück  de»  Cervu»  pardineniis 
Crolz  et  Job.  von  Morente,  bei  Montopoli  ein  solches  von 
Cervu»  etuenarum  und  von  Campo  Merlo  bei  Korn  ein 
Geweih  rrst  von  Cervu*  arvernen««  Croiz  et  Job.  vor.  Cervu» 
pardinensis  ist  verschieden  von  Perrieri  und  issiodoremi«. 

Wortinan,  J.  L.  The  Extiuct  Camelidae  of  North 
America  and  some  aasociated  Furms.  Bulletin  of  tbe 
American  Muneum  of  Natural  Uiatory , New  York. 
Vol.  X,  Art.  VII,  1898,  p.  93  — 142,  1 pl.,  23  Tftxtf. 

Als  ältester  Cameloide  galt  bisher  Pantoleste»  im 
WasatcbWd,  doch  krnnt  man  von  ihm  sowie  von  den 
Bridgcrbed -Gattungen  llomacodon  und  Helohyu*  zu 
wenig]  um  ihre  wirkliche  Verwandtschaft  mit  den  Camc- 
loiden  festst  eilen  zu  können.  Erst  im  Windriver  treten 
unzweifelhafte  Cameloidrn  auf,  die  aber  immer  noch 
Beziehuugeu  zn  anderen  Selenodonten  und  besonders 
zu  den  Oreodontiden  zzfvchen.  In»  oberen  Uintabcd 
fehlen  solche  Typen,  weshalb  di«  Verbindung  mit  den 
Formen  de»  White  Kiver  noch  nicht  näher  ermittelt  werden 
kann.  I>ie  älteste  Form  ist: 

Leptoreodon  Alarsbi  n.  g.  n.  sp.  hat  im  Gegensatz 
zu  den  echten  Oreodon  vor  uud  hinter  dem  unteren  P, 
eine  Zahnlücke,  stimmt  aber  sonst  — abgesehen  von  der 
Anwesenheit  eine»  vorderen  Zwischenhöcker»  an  den 
oberen  M,  der  übrigen»  auch  bei  Protoreodon  vorhan- 
den ist,  im  Zahnbzu  sehr  gut  mit  Oreodon  überein. 
Dagegen  unterscheidet  er  »ich  durch  die  niedrige  Sym- 
physe, die  langen  Kiefer  und  den  schlanken  Schädel  sowie 
durch  die  hinten  nicht  abgeschlossene  Augenhöhle , durch 
das  Kehlro  einer  Priiorbitalspalte , und  die  zierlicheren 
Extremitäten.  Hyomeryx  hat  oben  bloss  2 J,  hei  Pro- 
toreodon ist  die  Zahnreihe  geschlossen.  Im  Uebrigen 
sind  beide  »ehr  ähnlich.  Leptotragulu»  hat  zwar  eine 
ähnliche  Form  der  Symphyse,  aber  der  Schädel  stimmt 
mehr  mit  dem  von  Oreodon  überein.  Die  fünfte  Zehe 
war  hei  Leptoreodon  wohl  schon  rudimentär. 

Bunomrryx  montanus  n.  g.  n.  sp.  mit  nur  drei 
unteren  P,  ohne  zweiten  Innenhör ker  am  oberen  Mt  und 
Mgl  wohl  aber  mit  zwei  Zwischenhöckern  an  allen  oberen 
>1.  Alle  Höcker  sind  halbmondförmig.  Oben  sind  P,  und 
P„  unten  Pt  und  P,  al*  Schneiden  entwickelt.  Der  untere 
P«  ist  aber  sehr  complidrt.  Die  Hikker  der  oberen  M sind 
Halbmonde,  jene  der  unteren  dicke  Monde.  Bei  der  nahe 
verwandten  Gattung  Homicodon  sind  die  Höcker  noch 
mehr  kegelförmig,  auch  fehlet»  Ausscnpfeiler  an  den  oberen 
M , d.igegen  hat  sie  vier  untere  P , davon  der  letzte  ein- 
facher als  hei  ßunomeryx,  aber  auch  am  oberen  M„ 
nicht  bloss  an  Mt  ein  Hypocon.  Auch  Dichobune  unter- 
scheidet »ich  durch  die  mehr  kegelförmigen  Höcker.  Da» 
hohe  Oedput  ragt  etwa»  nach  hinten  hinaus  und  trägt 
einen  hinter  den  Augenhöhlen  gegabelten  .Scheitel kämm. 
Erster«  sind  hinten  noch  nicht  geschlossen.  Das  Pyrami- 
dale articulirt  bloss  mit  der  Ulna,  das  Lunatum  liegt 
ebenso  viel  auf  dem  Unci  forme  al»  auf  dem  Magnum.  Da» 
Metacarpale  Ul  articulirt  auch  mit  dem  Unciforme,  Mt  II 
mit  dem  Magnum.  Letzteres  war  noch  nicht  mit  dem 
Trapezotd  verschmolzen.  Die  mittleren  Mc  «nd  länger  al* 
Me  II,  und  diese*  länger  al»  Mc  V.  Am  Trap*»ziau»  arti- 
cutirte  wohl  nur  ein  Mc  I,  aber  kein  vollständiger  Finger. 
Ulna  und  aeitliche  Metacarpalia  sind  schon  sehr  dlinn  ge- 
worden. Die  Phalangen  sind  denen  von  Poebrotherium 
und  Prolocera»  ähnlich. 

B.  elegans  n.  ap.  i»t  kleiner  als  die  vorige  Art.  Der 
untere  Pt  steht  von  P,  ziemlich  weit  ab.  P4  ist  noch 
etwa»  einfacher  als  bei  montanus.  Am  oberen  M,  ist. 
noch  eine  Spur  eine»  Hypocon,  zweiten  Inuenhöcker»,  vor- 
handen. Bnnomerjx  ist  jedenfalls  der  Nachkomme  von 
Hoiuaeodon,  der  aber  noch  einen  kegelförmigen  Hypocon 
besitzt.  Von  den  ursprünglichen  sechs  Höckern  scheint 


bei  den  Artiodacty len,  mit  Ausnahme  der  Caenon 
theriden  uud  Dichobune,  der  Hypocon  verloren  gegangen 
zu  sein  und  der  zweite  Zwischenhöcker,  Metacouulu»,  den 
Hypocon  zu  ersetzen.  Der  vordere  Inneuhöcker  ist  dagegen 
zweifellos  der  Protocon , der  aber  später  hei  den  vier- 
theiligen Zähnen  der  A rtlodactylen  den  ersten  Zwischen- 
höckcr  Protocon  ul  u*  aufgesaugt  hat. 

Parameryx  (Leptotragulu»)  proavus  wurde  bisher 
zu  den  Tragulinen  gerechnet,  ist  aber  ein  Tylopode. 
Am  dritten  Lobu*  des  unteren  M,  sind  zwei  Halbmoude 
vorhanden.  Alle  Halbmonde  der  unteren  M sind  viel  ge- 
streckter als  hei  den  übrigen  gleichzeitigen  Paarhufern. 
Von  den  drei  unteren  I*  sind  die  beiden  ersten  schneidend 
entwickelt;  vor  P,  befindet  »ich  eine  Zahnlücke.  Der  C 
ist  vorwärts  geneigt.  Am  liinterfuss  ist  Mt  V schon  ganz 
reducirt  wie  bei  Poebrotherium,  doch  stammt  letztere 
Gattung  nicht  von  Parameryx  ab,  denn  dieser  hui  unten 
bloss  mehr  drei  P,  davon  jedoch  P,  sehr  stark  complidrt; 
auch  ist  C relativ  stärker  als  bei  Poebrotherium. 

Protylopu»  Petersoni  n.  g.  n.  sp.  Die  M haben 
bereits  die  Zwischcnhöeker  verloren , besitzen  aber  noch 
einen  Aussen pfeller.  Die  Zahnzahl  ist  noch  normal  — 
44  — , der  C ist  in  beiden  Kiefern  J ähnlich  geworden. 
P,  jedoch  hat  »ich  nicht  verändert.  Die  drei  ersten  P 
beider  Kiefer  sind  als  lange  Schneiden  entwickelt,  auch 
der  untere  P4  hat  noch  keinen  Innenhöcker.  Die  Unter- 
kiefer-Symphyse ist  sehr  lang,  die  Kiefer  selbst  schlank; 
die  Augenhöhle  ist  bereit»  von  einen»  Vorsprung  über- 
wölbt wie  bei  den  Kam  ec  len,  aber  noch  nicht  von  der 
Schläfengrube  getrennt.  Die  Zahl  der  Lendenwirbel  i»t  7 
wie  bei  den  Kaineelen,  die  Kückenwirbel  sehen  denen 
von  Llnma  sehr  ähnlich,  dagegen  sind  erst  vier  Kreuz- 
bcinwirbel  vorhanden.  Hecken  und  Kxtremitätenknocben 
stimmen  ganz  mit  denen  von  Poebrotherium  überein, 
diu  Kniegelenk  ist  schon  ganz  k am eel artig.  Radius  und 
Ulna  verwachsen  in  der  unteren  Partie,  der  obere  Tbell 
der  Fibula  war  bereit*  resorbirt.  Der  Vorderfus»  hatte 
wohl  noch  vier,  der  Hinterfass  aber  nur  mehr  zwei  Zehen ; 
die  MelApodien  hatten  jedoch  noch  elliptischen  Quer- 
schnitt. An  den  Tersalicit  waren  die  Fortsätze  auf  der 
Hiiiterseite  noch  ziemlich  stark  entwickelt. 

Poebrotherium  hat  bereits  gestrecktere  M von  mehr 
• elenodontrm  Typus.  Der  obere  C <1  als  J,.  Am  M, 
ist  der  dritte  Lohn*  wie  bereit»  bei  Protylopu»  mit 
eioem  zweiten  Hikker  versehen.  Radius  und  l'lna  sind 
der  ganzen  Länge  nach  verwachsen , die  Fibula  fehlt  voll- 
kommen. Audi  der  Yordcriüs*  hat  bio»B  mehr  xwei 
Metapodien,  die  aber  noch  frei  bleiben.  Bei  der  älteren 
Art,  Wiltooi,  — Cheyenne-Becken  — ist  im  Unterkiefer 
noch  keine  Zahnlücke  vorhanden,  l*«i  der  jüngeren,  labia- 
tu m,  nur  in  Colorado  vorkommend,  ist  P,  sowohl  von  C, 
als  auch  von  Pf  durch  ein  Diastema  getrennt.  Letztere 
Art  entspricht  zeitlich  wohl  dem  Protocerasbed.  Sie 
variirt  sehr  beträchtlich  in  ihren  Dimensionen. 

Gomphot  ht-rium.  Der  C hat  hier  bereits  die  für  die 
Knmceic  charakteristische.  Gestalt , hohe  zurückgebogetie 
Spitze,  und  stebt  ganz  isolirt,  Die  Augenhöhle  i»t  hinten 
durch  eine  knöcherne  Brück«  abgcgrriizt.  Di«  Metapodien 
sind  zwar  noch  nicht  verschmolzen,  sehen  aber  sonst  dem 
Canon  der  späteren  Käme  eie  sehr  ähnlich.  G.  Stern- 
bergi  John  Daybed.  Der  Schädel  hat,  abgesehen  von  der 
iJingc  der  Nasalia,  schon  ganz  die  Form  des  Kaoisel- 
schädels.  Da»  Gesicht  erinnert  au  das  der  Karneole, 
weniger  an  das  von  Llama.  Während  bei  Poübro- 
theriam  die  Inneopirtie,  bei  den  Knmeelen  aber  die 
Autsenpartie  der  Bullae  osseae  grösser  ist,  sind  hier  beide 
TUeile  gleich  stark  entwickelt.  Die  proximale  Partie  de» 
Humerus  weist  bereit»  Verdoppelung  der  Bicipitalgrube 
auf.  G.  camrloides  > und  jünger  als  Sternbergi. 
Der  C ist  hier  an  den  Jt  gerückt, 

Protolabis  hat  vielleicht  immer  noch  drei  obere  J, 
jedoch  ist  der  obere  Pt  reducirt.  Der  obere  C ist  nicht 

19* 


Digitized  by  Goog 


148 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


so  gross  wie  J„,  Jt  und  Js  sind  kräftig  entwickelt.  Die 
Kronen  der  M sind  noch  nicht  so  hoch  wie  bei  den  fol- 
genden Gattungen.  P.  Irans  mo  uianu*  hat  fast  die 
gleichen  Dimensionen  wie  LI  atu  a,  dagegen  sind  die 
Naislia  länger,  und  das  Gesicht  ist  etwas  mehr  zusammen* 
gedrückt.  Die  Meta|mdien  kennt  man  nicht  genügend. 

Procamelus.  Im  Alter  verschwinden  J,  und  Jr  Die 
vier  P sind  noch  sämmtiieh  erhalten.  Die  Metapodien 
bilden  fast  immer  einen  festen  Canon.  P.  robustua 
(—  Protolabis  heterodontus  und  prebensilia)  bat 
ein  hohes  Kinn.  J(  und  Jv  scheinen  sich  hier  an  conser- 
viren.  Die  M sind  wenigpr  schmal  als  hei  den  kleineren 
Arten.  P.  occidentalis  (=  ranin us  und  augustidena) 
ist  kleiner  aber  häutiger  als  robust  us.  Die  beiden  Kiefer 
bilden  eine  feste  Symphyse.  Die  Phalangen  haben  bereits 
mehr  elliptischen  Querschnitt  im  Gegensatz  zu  jeneu  der 
älteren  Formen.  Pr.  graeilia  von  Llum  u-Grösae.  Im 
Vordertuss  sind  die  Mrtnpodirn  noch  nicht  verschmolzen, 
wohl  aber  itn  Hintcrfu**.  Auch  bleiben  die  beiden  Kiefer- 
äste noch  getrennt. 

Pliauchenia  bat  bereit»  den  unteren  Pt  verloren. 
Drei  Arten  rinden  sich  im  Loupfotkbcd  von  Neu -Mexico, 
und  auch  noch  im  Blancobed  von  Texas.  PI.  humplire- 
siana  kommt  auch  in  Kansas  vor,  minima  überhaupt 
nur  in  Kansas.  Die  erster«  Art  ist  so  groaa  wie  Pro- 
camelus occidentalis,  spatula  ist  grösser  als  das 
Dromedar.  P,  und  P4  sind  sehr  klein  geworden;  vor 
dem  enteren  befindet  sich  eine  lange  Zahnlücke.  Die 
Phnlangen  uud  Metapodien  sind  zwar  schlanker  als  bei 
den  Kam  «eleu,  aber  sonst  denselben  sehr  ähnlich.  Die 
Metapodien  verwachsen  fest  mit  einander.  PI.  minima 
bildet  möglicherweise  den  (Jebergang  za  Auchenia,  da 
der  P,  zu  fehlen  scheint. 

Camelops.  Die  Beste  dieser  Kameele  sind  zwar  im 
Equusbed  überall  sehr  häufig,  al»er  nur  mangelhaft  er- 
halten und  daher  schwierig  zu  bestimmen,  namentlich 
weist  man  »ehr  wenig  über  die  so  wichtige  Zahl  der  P. 
Der  Pg  war  verrouthlirh  noch  nicht  so  stark  reducirt  wie 
bei  Llsma.  Letztere  Gattung  hat  einen  Pfeiler  an  den 
unteren  M,  der  bei  Camelops  nicht  vorkommt.  Bei 
Camelops  ist  der  untere  C sowie  der  P4  noch  viel 
grösser  als  bei  Eschatiu».  Die  zahlreichen  Arten  sind 
bis  auf  zwei  sehr  problematisch.  C.  kansanua—  Mega* 
lotneryx  niobrarensia,  Auchenia  hesterna,  huer- 
fanensia,  und  Holomeniacnt  aulcatus  uud  hester- 
112 

nus  mit  g J yC  y P batte  die  Grösse  des  Dromedars, 

ist  alter  sehr  variabel  in  der  Stärke  der  Extremitäten- 
knochen.  Bei  einem  ungemein  langen  Canon  stehen  die 
unteren  Enden  der  Metapodien  sehr  dicht  beisammen. 
Camelops  vitikerianus  von  LI a in a -Grösse. 

Camelua  atnericanus  n.  sp.  mit  3J1C2P  im  Plci- 
stoeän  hat  schaufeliÖrtnSge  J , hinter  denen  unmittelbar 
der  kleine  C folgt,  dagegen  ist  dieser  von  P,  und  letxtcrer 
von  P4  durch  du  Diadem«  getrennt.  Der  P4  ist  etwas 
complicirter  als  hei  den  echten  Ca m el us- Arten.  Vom 
Dromedar  unterscheidet  sich  diene  amerikanische  Art 
auch  durch  die  Kleinheit  den  C und  ihre  viel  geringeren 
Dimensionen. 

Eschatiua  conidens  im  Pldstocän  von  Oregon  von 
Dromedargrösse  ist  fortgeschrittener  als  Auchenia,  inso- 
fern der  obere  P4  nur  mehr  als  einfacher  Kegel  ent- 
wickelt ist.  Die  xweite  Art,  longirostris,  ist  nicht 
genügend  bekannt. 

Die  für  die  jetzigen  Cameliden  charakteristische  Form 


des  Schädels,  der  Zähne,  der  Wirbel  und  Extrrmitäten- 
kuochen  macht  sich  schon  bei  Protylopua  des  l'iutabed 
bemerkbar,  die  Bildung  des  eigentümlichen  Daches  übet 
den  Augenhöhlen  beginnt  auch  schon  bei  Protylopus.  die 
Abgrenzung  der  Augenhöhle  von  der  Schläfengrube  bei 
Gnmphothcrium,  die  Verkürzung  der  Nasenbeine  bei 
Procamelus,  und  die  Vergrößerung  der  äusseren  Ge- 
hörblasen bei  Goto  photherium.  Die  echt  ae1enod«oi<re 
Mola  icn  finden  sich  schon  bei  Poel,  rot  her  1 um;  der 
aufaugs  J ähnliche  C wird  bei  Gom photherium  scltoa 
gross  und  seine  Spitz«  biegt  sich  zurück  wie  bri  des 
lebenden  Kameelen.  Auch  beginnt  hier  schon  die  Re- 
duction  der  P.  Die  oberen  P,  und  P,  gehen  bei  Pre- 
camelus  im  Alter  verloren,  bei  Pliauchenia  auch 
schon  der  untere  Pr  Diese  Reduction  schreitet  fort  bei  Ct- 
3 f 

melus  bis  zu  r»  bei  Auchenia  sogar  bis  zu  — P,  Eschs- 
2 6 l 


tius  verliert  »ogur  den  inneren  Halbmond  seines  oberen 
P4.  Die  Verschmelzung  von  Ulna  und  Radius  beginnt  ans 
unteren  Ende  bei  Protylopus,  und  ist  bei  Poebre* 
therium  bereits  vollendet,  die  Reduction  der  Fibula  bei 
Gomphotherium;  dagegen  erfolgt  die  Canonbildung  erst 
bei  Procamelus,  denn  selbst  bei  Gom  photherium 
bleiben  die  Metapodien  wenigstens  oben  noch  getreanf: 
Was  die  Seitenzehen  betriflt,  so  brsas*  Protylopni 
solche  vielleicht  noch  an  der  Hand,  die  der  Hintrrextrrnii- 
tät  sind  aber  schon  hier  bloss  mehr  durch  Splitter  repra* 
sentirt.  Die  für  di«  Tylopoden  so  charakteristische 
Form  der  Patella  tritt  zuin  ersten  Male  bei  Procamelus 
auf.  Auch  nehmen  erst  hier  die  Phalangen  die  F«nn  an, 
welche  jetzt  für  di«  Cameliden  und  Llainas  so  ty- 
pisch ist.  Bis  zu  jeneT  Gattung  hatten  sie  die  nämliche 
Gestalt  wie  bei  den  echten  Wiederkäuern.  Diese  Or- 
ganisation war  jedenfalls  durch  die  Zehensteilung  — us- 
guligrad  — bedingt.  Ein  höchst  merkwürdiger  Moment 
ist  endlich  auch  die  allmähliche  Zunahme  der  Körper- 
größe in  dieser  Formen  gruppe , denn  auch  dieser  Stamm 
beginnt  mit  sehr  kleinen  Formen.  Protylopus  w*r 
nicht  viel  grösser  als  ein  Hase,  Poebrolheri  um  nicht 
grösser  als  ein  Schaf. 

Die  zeitliche  Verbreitung  ist  folgende:  Im  WuitdW 
Pantolestes,  im  Bridger  Homacodoo,  im  UioU  Para- 
meryx,  eine  Form,  die  ohne  Nachkommen  auastirbt, 
während  der  gleichseitige  Protylopus  den  Ausgangspunkt 
bildet  für  Poebrothcrium  des  White  Rirrrbed.  Au* 
diesem  entwickelt  sich  im  John  Daybed  Gomphotherium 
und  aus  diesem  im  Deep  Riverbed  Protolabis.  Von 
letzterem  stammen  ab  Procamelus  und  Pliauchenia 
des  Loap  Kork,  und  zwar  ist  der  kleine  Procameln» 
graeilia  der  Ahne  der  lebenden  Auchenia;  aus  Pro* 
camelua  robustns  dagegen  entwickelt  sich  einerseits 
Pliauchenia  spntala  des  Blancobed , und  andererseits 
Procamelus  occidentalis  und  aus  diesem  wieder 
Pliauchenia  humphresiana.  Pliauchenia  spatula 
führt  im  Equusbed  sn  Camelops  kansanua  uud  letz- 
terer zu  der  Eudform  Eschatiu».  Dagegen  st  am  tuen  voa 
Pliauchenia  humphresiana  Camrlops  vitikeriaua» 
und  von  diesem  Camelua  smrricsnu*  des  Kquasbcd 
ah,  auf  letzteren  gehen  dann  die  lebenden  Alien  der  Gat- 
tung Catnelus  zurück.  Die  Nachkommen  Ton  Proca* 
melus  graeilia  scheinen  schon  sehr  bald  nach  Süd- 
amerika nus  gewundert  zu  sein,  denn  in  Nordamerika  giebi 
cs  keine  Zwischenfonnen  zwischen  diesem  und  den  leben* 
den  Llamas. 


D.  Lebende  Säugethier  e.  Verbreitung,  Systematik  derselben  sowie  Odontographle. 


Adloff,  Paul.  Zur  Entwickelungsgeachichte  des  Nage* 
tliiergebisses.  .Icnatsclie  Zeitschrift  für  Natur- 
wissenschaft, Bd.  XXX11,  N.  F.  XXV,  189«,  p.  347 
— 4X0.  5 Tafeln.  4 Textfig. 


Spermopbilus  citillus  hat  vor  der  Anlage  de* 
eigentlichen  Nagezahnes,  J4,  noch  eine  solche  eines  J,, 
und  ausserdem  hinter  Jf  Spuren  eines  JB  und  C im  Ober- 
kiefer und  im  Unterkiefer,  labial  der  Anlage  des  Nage* 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


149 


zahne*  eine  Knot|« , die  rudimentäre  An  lag?  de*  Nage* 
zahne*  der  ernten  Dentition.  Bei  leptodact ylu»  ist  J, 
und  Ja  angelegt,  dagegen  fehlt  ein  C,  wohl  aber  iat  da* 
Rudiment  eine*  P D,  zu  beobarhtcu.  Labial  vom  oberen 
P D,  zieht  man  eine  prälacteale  Anlage , ebenso  labial 
mm  oberen  und  unteren  PDa.  Im  Unterkiefer  befindet 
»ich  labial  vom  Xagezuhn  eine  prälacteale  Anlage  und  ein 
verkalkter  Vorgänger  erster  Dentition,  sowie  ein  Rudiment 
de*  PDr 

Scinrua  Prevosti  zeigt  vor  dem  Nagezahn  einen  J„ 
hinter  ihm  die  Anlage  eine*  Ja,  noch  weiter  hinten  die 
d«  C;  die  Schmelzletstc  setzt  auch  in  der  ZlkllftdM  fort. 
Im  Unterkiefer  bemerkt  man  einen  rudimentären  J,  und 
labial  vom  Nagerahn  die  rudimentäre  Anlage  de*  JDt; 
vor  PDa  ausserdem  die  Anlage  eine«  PDg.  ücioru« 
Brook  ei  lässt  ebenfalls  einen  rudimentären  oberen  J, 
und  einen  verkalkten  Ja  erkennen.  Die  Anlage  des  C ut 
bereit*  ln  HeductJon  begriffen.  Zwischen  PDt  und  PDa 
befindet  sich  ein  labialer  Kpithelzapten,  prälacteale  Anlage, 
die  zu  PDt  gehört.  Im  Unterkiefer  ist  ein  J,  sowie  der 
rudimentäre  Vorgänger  de»  Nngezahne*  zu  »eben  und 
außerdem  eine  Anschwellung  in  der  Gegend  de*  C.  Die 
eigentümliche  Lage  von  PDf  und  PDa  im  Oberkiefer 
scheint  dafür  zu  sprechen,  das*  bei  den  Sekunden  ohne 
PD(  dieser  Zahn  mit  PDa  verschmolzen  Ut. 

Unter  diesen  Ergebnissen  ist  jedenfalls  da*  wichtigste^ 
das*  labial  vom  unteren  Nagrzahn  ein  Rudiment  seines 
Vorläufer*,  de*  Jl>4,  angelegt  wird,  während  der  obere 
Nngeziihn  keinen  solchen  Vorläufer  tasitzt. 

E»  sind  also  an  Anlagen  hei  den  Sciuromorphen 
vorhanden : 

JD^  JD,  CD  PD,  PDt  PDa 
JD,  JD,’  CD  PDt  PDr 

Autor  zahlt  den  letzten  P immer  als  3,  da  er  als  An- 
fänger, der  die  Literatur  unmöglich  genau  kennen  kann, 
nicht  weis*,  dass  die  normale  Zahl  der  P vier  und  nicht 
drei  Ut.  Ref.  Die  untersuchten  Stöcke  von  Ca  via 
cobaya  und  Dasyprocta  Aguti  bieten  nichts  Beson- 
deres, nur  im  Unterkiefer  Ue*u  sich  ein  rudimentärer  Jt 
nachwcisen.  PD  wird  schon  vor  der  Geburt  resorhirt. 

Auch  bei  den  Muriden  entspricht  der  Nngezahn  dem 
Jt,  ein  Vorläufer  desselben  war  aber  nicht  mehr  zu  beob- 
achten, wohl  aber  ciu  Rudiment  des  J,.  Auch  lingual 
kommt  eine  Anschwellung  der  Schmelz  lehrte  vor,  — liest 
eines  Ja  — - aber  in  der  Zahnlücke  fehlt  die  SchmelzleUte 
vollkommen.  Recte  von  P fehlen  somit  gänzlich,  was 
auch  bei  der  frühzeitigen  Gebissreduction  der  Muriden 
nicht  verwundern  kann.  Ref. 

Lepu*  cuniculus.  Auch  hier  wird  ein  J,  angelegt. 
Die  Lagotnorphen  sind  primitiver  als  die  übrigen  Nager, 
da  sie  noch  einen  lünctionireuden  oberen  J,  und  auch 
mehr  P besitzen  aU  diese. 

Auch  das  Nagethiergebiss  hat  sich  aus  einer  ursprüng- 
lich geschlossenen  Zahn  reihe  entwickelt.  Die  Nagczähne 
haben  auf  Kosten  anderer  Zähne  ihre  beträchtliche  Grosse 
erreicht.  Sie  entsprechen  sicher  dem  zweiten  und  nicht 
dem  ersten  Incisir,  wie  dies  auch  Cope  an  fossilem 
Materiale  nachgewiesvn  hat. 

Nach  Leche  tritt  die  Keduction  de*  Gebisses  im  Ober- 
kiefer später  ein  als  im  Unterkiefer.  Dies  zeigt  sich  auch 
hier,  insofern  unten  keine  Scbmelzleiste  mehr  vorhanden 
iat,  während  sie  oben  sogar  noch  neue  Keime  producirt. 
Dafür  sind  unten , nicht  aber  oben  noch  Anlagen  prälac- 
tealer  Zähne  vorhanden,  vor  dem  Jg.  Der  Zahn  Wechsel 
beschränkt  sich  mir  mehr  auf  die  P und  wird  wohl  noch 
gänzlich  aufhören.  Ausser  den  beiden  erwähnten  Denti- 
tionen giebt  et  noch  eine  der  Milchdentition  vorhergehende 
uud  eine  der  definitiven  folgende,  fl*  hat  also  vertnuth- 
lieh  hei  den  Uebergungsformen  zwischen  Reptilien  und 
Säuget hieren  vier  functionirende  Dentitionen  gegeben, 
von  denen  jedoch  die  erste  und  vierte  allmählich  ver- 


kümmerte. In  der  Gegenwart  findet  auch  Reduction  des 
Milchgebisses  statt,  es  kommt  zuletzt  zu  Monophyoduntis- 
mus.  Reste  der  ersten  nnd  vierten  Dentition  sind  besonders 
bei  Beutelthieren  und  Inaectlroren  häutig,  kommen 
aber  auch  bei  Nagern , besonders  hei  den  primitivsten 
derselben,  den  Sciuromorphen,  vor.  Hier  verschmilzt 
sogar  die  prälacteale  Anlage  mit  dem  Mikhznhn  PD,  — - 
■oll  beisseu  PD«.  Ref.  — , was  rin  Beweis  für  die  Con- 
crescenztbeorie  ist,  wie  Autor  meiut. 

Nach  Wilson  und  Hill  soll  die  Dentition  der  Beut- 
ler dem  perrnau enteil  Gebiss  entsprechen,  prälacteale  An- 
lagen sollen  nach  ihum  nicht  eaistiren,  die  von  ihnen 
beobachteten  labialen  Epithel  - Sprossen  sollen  vielmehr 
durch  die  Bctbeiligung  der  Lippenfurche  erklärt  werden. 
Autor  hält  dagegen  daran  fest,  dass  es  sich  hier  wie  bei 
den  Nagern  uui  prälacteale  Gebilde  handelt.  Die  An- 
wesenheit eines  freien  Schmelzlelstenendc»  hält  er  für  ein 
Zeichen,  dass  auch  di?  permanenten  Zähn#  ersetzt  werden 
können.  Leche  betrachtet  das  permanente  Gebiss  als 
einen  Neurrwerb  der  Säugethier#,  w»*  aber  insofern  nicht 
recht  wahrscheinlich  int,  da  alsdann  die  Spuren  der  fol- 
genden Dentition  im  Unterkiefer  nicht  soweit  vorgeschritten 
wären  als  iiu  Oberkiefer,  was  doch  der  Fall  sein  müsste, 
da  letzterer  viel  primitivere  Verhältnisse  aufweist.  Die 
Molaren  sollen  nach  Kükenthal  zwar  der  ersten  Denti- 
tion angehören , doch  bet  heiligen  »ich  au  dem  Aufbau 
ihres  Schmelzorgane»  auch  prälacteale  und  zweit«  Denti- 
tion. Autor  deutet  dies  in  der  Weis«,  dass  zwar  nicht 
fertige  Zähne  mit  einnnder  verschmelzen,  dass  aber  wohl 
ganz  allmählich  Verschmelzung  der  Keime  beider  Denti- 
tionen stattgefundeu  hätte.  Später  unterblieb  dann  eine 
DiiTcrenzining  in  zwei  selbständige  Anlagen. 

Autor  denkt  sich  den  Vorgang  so,  dass  zuerst  normal 
lingual  von  der  labialen  Anlage  die  nächste  Dentitiou  ent- 
springt,  dann  aber  beide  neben  einander  treten  und  zuletzt 
sich  vereinigen.  Kr  sieht  einen  Beweis  für  diese  Möglich- 
keit von  Verschmelzungen  darin,  das»  PD„  richtiger  1*D41 
der  Sciuromorphen  mit  einer  prilactenlen  Anlage  wirk- 
lich verschmilzt.  Die  Verschmelzung  ist  eine»  der  wesent- 
lichsten Momente  für  die  Entstehung  der  Bäugelhierback- 
zähne.  — Dass  die*  nicht  der  Fall  ist,  zeigt  die  Phvlo- 
genie  der  Säuger.  Di«  Verschmelzungstheorie  kann  über- 
haupt als  abgethan  betrachtet  werden,  nachdem  selbst  für 
die  Fische  durch  Semon  die  t’ uh  alt  barkfit  derselben 
dargelegt  wurde. 

Af  lato , O.  F.  Sketch  of  the  Natural  History  (Ver- 
te brat  es)  of  the  British  Island«.  Bibliograph;  of 
Populär  Work»  relating  to  tlie  British  Fauna.  Lon- 
don, Blakwood  & Co.  1808.  8*.  512  p. 

Allen , J.  A.  Revision  of  the  Chickarees  or  North 
American  Red  8quirrel*.  (Tamiaaciurtis.)  Bulle- 
tin of  the  American  Museum  of  Natural  llistory 
New  York.  VoL  10,  Art.  XIV,  1898,  p.  249 — 298. 

Von  Seiurus  hudsonicu»  treunt  Autor  sieben  Sub- 
•peeics  ab  — loquaz,  dnkotensi»,  ßaileyi,  ventorum, 
Ilicharxlsonii , Streatorii , vanconverrnsis , von  Douglas! 
drei  roollipilosns,  'anadeosis,  californicus , von  Fremonti 
ebenfalls  drei  SnbspeOM  neomexiennus , mogollonensi* 
und  grahomensis , nur  Mesrnsi  wird  nicht  weiter  zer* 
legt. 

Allen,  J.  A.  Nomenclatorial  Notes  on  Certain  North 
American  Mammuts.  Bulletin  of  the  American 
Museum  of  Natural  Biatory.  New  York,  VoL  10, 
Art.  XVIII,  p.  449—461. 

Scinrua  ruhricatus  hat  nicht  di«  Priorität  vor  Dou- 
glasi,  Bo  ttae  bezieht  »ich  wohl  auf  Douglasi,  califor- 
nicu»  auf  Douglasii  albolimbatu»;  albipes  und  varius  sind 
unter  Sciurus  Wagneri  n.  sp.  zu  vereinigen;  Mus 
euipetra  Ut  Spermophilus  eftipetra.  Arctomys  Lewisii 
statt  Cynomys  leucunis;  GUa  canadensis  =s  Arctomys 
idodii.  Arctomys  pruinosns  wohl  nur  am  Liard 


Digitized  by  Google 


150  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


River,  caligatu»  in  Alaska,  Hypudaeus  ocbrogaster 
statt  Microtus  auiteru».  Statt  Mus! ela  lutra  conadensis, 
Lutra  canadeosis.  Mustela  caoadensis  = M.  Pen* 
nanti. 

Allen,  J.  A.  A Pocket  Mouse  in  Confinement.  The 
American  Naturalist  1898.  p.  683 — 684. 

Prrognatbu»  trinkt  wie  die  übrigen  Pairle* Nager  an* 
scheinend  überhaupt  kein  Wasser. 

Allen,  J.  A.  The  Bea  Otter.  The  American  Natu- 
ralist 1898.  p.  »6«— 358. 

Die  Seeist trr  (Latax  lutris)  war  ehemals  an  der 
ganzen  Westküste  von  Nordamerika  Ten  den  Aleutcn  bis 
nach  Nieder-Californien  verbreitet,  ist  aber  jeUt  dem  Aus* 
sterben  nahe,  was  auch  bei  deu  Seelöwen  der  Fall  ist. 
Die  Seeolter  bat  la  Folge  Ihrer  fort  gewirtet»  Jagd  ihre 
Lebensweise  geändert,  sie  lebt  jetzt  vollständig  auf  schwim- 
menden Algenmassen,  anstatt  nn  Land  zu  geben. 

Allen,  J.  A.  The  Mammali  of  Florida.  The 
American  Naturalist  1898.  p.  433 — 430. 

Siebe  diesen  Bericht  D:  Rangs  Üutram. 

Ameghino  Florentino.  Bur  Revolution  den  dents 
des  Mammif&rea.  Bulletin  de  la  tocictl  g&dogique 
de  France  1898.  p.  497—499. 

Entgegen  der  jetzt  allgemeinen  , wohl  begründeten  An- 
nahme, dass  die  I'  bei  den  ältesten  Säugern  einfach  waren, 
und  dann  aber,  je  näher  wir  der  Gegenwart  kommen,  um 
so  compUclrtrr  wurden,  glaubt  Autor  gerade  für  di«  älte- 
sten coroplicirtr  Prämolaren  unnehmen  zu  müssen , denn 
i.  B.  Protodidelphis  und  Hnuiunculus  haben  schon 
P,  welche  nach  dem  Typus  der  >1  gebaut  sind.  In  Folge 
der  Kiefervorkiirxung  hätten  sie  später  aber  nicht  mehr 
genügend  Platz  gefunden,  und  daher  Reductiou  erlitten, 
namentlich  in  ihrer  hinteren  Partie.  Der  Zahnwechsel, 
der  anfangs  erst  beim  älteren  Thier  eintrat,  erfulgte  all- 
mählich immer  früher,  und  da  hierbei  die  M erst  später 
in  Function  treten,  so  fanden  die  D und  1*  genügend  Platz 
zu  ihrer  vollen  Entwickelung,  daher  die  Rückkehr  zu  einer 
früheren  Organisation. 

Ameghino  Florentino.  Premiere  notice  sur  1« 
Neomylodon  Listui,  an  repnsentant  vivant  dea 
auciena  Gravigradea  fossiles  de  PArgentine.  La 
Plat»  181*8.  h p.  und:  An  Kxistmg  üround  Bloth 
in  Patagonia.  Neomylodou  Listai.  Natural 
Science.  London,  Vol.  13,  1898.  p.  324 — 320. 

Einheimische  berichteten  schon  seit  längerer  Zeit,  dass 
in  Santa  Cruz  ein  Mylodon  -ähnlicher  Eden  täte  noch 
in  der  Gegenwart  unterirdisch  lebe.  Der  Forscher  Lista 
hat  vor  Jahren  das  Thier  selbst  gesehen  und  vergleicht  es 
•einem  Aeusseren  nach  mit  dem  indischen  Schuppen- 
thier, Mania,  doch  »oll  es  statt  mit  Schuppen,  mit 
rothem  Pelz  bekleidet  gewesen  »ein.  Es  handelt  sich 
dieser  Beschreibung  nach  jedenfalls  um  eine  Mylodon* 
ähnliche  Form,  die  schon  in  der  Kreide  (??  Bef.)  — beginnt 
und  auch  noch  in  der  Postpampasfortuallou  vorkommt.  Die 
geologisch  jüngeren  Mylodon,  Psendolestodou  und 
Glossotheriuiu  besitzen  bohuenförmige  isulirtc  Haut- 
kuochen,  bei  Mylodon  klein,  trapcxoiiUl , bei  Glosso* 
therium  dick  und  flach.  Vor  Kurzem  erhielt  nun  Verf. 
aus  Patagonien  ein«  Anzahl  solcher  ganz  frischer  Knöchel- 
chen mit  dem  Beifügen , dass  dieselben  aus  einem  2 cm 
dicken,  am  Boden  gefundenen  Fellstück  herausgeschnitten 
worden  seien  und  zwar  stammen  sie  aus  der  untersten 
HauUcbiehL 

Anderson , Rieh.  J.  Note  on  a Diastema  between 
Molar»  and  Premolar»  io  an  Ox.  Internationale 
Monatsschrift  für  Anatomie  und  Physiologie.  15.  Bil., 
1898.  p.  200-207. 

Liegt  nicht  vor.  Jedenfalls  ganz  bedeutungslose  Bil- 
dung. 


Baokhouee,  J.  Occumnre  of  Nntterer’t  Bat  in  North 
Wales.  The  Koologitt,  London  1898.  p.  493 — 494. 

Bailey,  Vernon.  A new  Name  for  M icrotus’insu- 
laris  Bailey.  Science-  New  York.  Vol.  VIII,  1898. 
p.  782. 

Microtus  nesopbilus  n.  sp. 

Bailey,  Vernon.  A uew  8peciea  of  Evotomys  from 
British  Columbia.  Proceedings  of  the  Biological 
Society  of  Washington  1898.  p.  21 — 22, 

Evotomys  caurinus  n.  sp.  mit  Wraogeli  nm  näch- 
sten verwandt,  hat  aber  kurzen , breiten  Schädel.  Die  an 
der  gleichen  Localität  vorkommenden  occidentalis  und 
saturatus  sind  wesentlich  verschieden  — insbesondere 
grossere  und  gewölbtere  Bullne  oa+cae.  — Vorkommen  au 
der  Küste  von  British  Columbia  östlich  der  Stra*se  von 
Georgia,  südlich  bis  zum  Fraser  River. 

Bailey,  Vernon.  Dcscription  of  elcven  new  »peciea 
and  »ubepccies  of  Vole»  (Microtus).  Proceedings  *»f 
the  Biological  Society  of  Washington.  Vol.  12,  1898. 
p.  85—90. 

B&ngs,  Outrnm.  Descriptious  of  aome  new  Mim* 
mali  from  the  Sierra  Nevada  de  Santa  Marta 
Columbia.  Proceeding*  of  the  Biological  Bocietv  of 
Washingtou.  VoL  12.  p.  161 — 185. 

Bange,  Outram.  The  Land  Main  malt  ofPeninsular 
Florida  and  the  Coast  Region  of  Georgia.  Proceed- 
iugs  of  the  Boston  Society  of  Natural  History. 
Vol.  XXVU1,  Nr.  27,  1898.  p.  157  —235  with  tex- 
tenta.  Liegt  nicht  vor.  Ref.  von  Allen,  J.  A.  The 
Mamnials  of  Florida  in:  The  American  Naturalist 
1898.  p.  433—436. 

Man  kennt  jetzt  73  Arten,  und  zwar  88  au»  Florida, 
5 aus  Georgia.  Diese  beiden  Gebiete  sind  in  Folge  der 
Aehiilichkeit  ihrer  |d»y»ikall»chen  Verhältnisse  einander 
auch  faunistisch  sehr  ähnlich.  Von  den  beschriebenen 
Arten  bespricht  Rrf.  »peciell  Neofiber  Alleni  (Micro- 
tus),  Pcrotnyscu»  floridanu»  und  nlveiventris. 
Die  Zahl  der  Arten  konnte  in  erstaunlicher  Weise  ver- 
mehrt werden. 

Bang*,  Outram.  A List  of  Main  malt  of  Labrador. 
The  American  Naturalist  1898.  p.  489  — 507.  3 fig. 

Das  Land  zeriältt  in  drei  Gebiete:  die  Barren,  die 

Semibarren  und  die  Waldregion , die  natürlich  die  Fauna 
stark  beeinflussen.  Verf.  nennt:  Lepns  americanus 

americanus,  arctirus  Bangsi,  Erethizon  dorsal u»,  Zapus 
hudsonicus  hudsonicus,  insigni»,  Fiber  xibetbieu*  zibethi- 
cus,  Dicrostonyx  hudsonicus,  Synaptomys  innuitus, 
Microtus  enixus,  pennsylvanicus  labradorkus,  Evotomys 
ungava,  protcua,  Phenacomys  latimanua,  ungava,  l’ero- 
ui y sco»  mauiculatus , Castor  caaadensi»,  Arctotnys 
monax  melanopus,  Sei  uro»  hudsonicus  hudsonicus, 
Sciuropterus  aabrinus,  Sorex  personatus,  Coodylura 
crislata,  Myotis  lucifugus,  subulatus,  Alces  americanus, 
Rangifer  caribou,  axcticus,  Roimarai  rosmarus,  i’hoen 
vituüna,  hispkla,  groenlandica , Erignathus  barbatus, 
Halichoerus  grypus,  Cy  stophora  rrislata,  Thaliarctos 
masstimus , Ursus  Richardsoni,  Kuarctoa  americanus 
Sornborgeri  n.  subsp. , Gulo  luscus,  Lutra  hudsonica 
hudsonica,  Mephitis  mephitica,  Mustela  americans, 
brumalis  n.  sp.  viel  grössere  Zahne,  breitere  Schnauze 
als  bei  voriger,  flachere  Stirne  als  bei  caurina,  M.  Pcnuanti, 
Putorlns  viaon  vison,  Ckcognanli,  Vulpes  lagopus, 
pennsylvanicus,  Caois  albus,  occidentalis  und  Lynz  caua- 
densi*.  Genaue  Angabe  der  Verbreitung  der  einzelnen 
Arten. 

B&ngs,  Outram.  The  Küstern  Races  of  the  American 
varying  Hart».  Proceedings  of  the  Boston  Society 
of  Natural  Hittory.  Vol.  12,  1898.  p.  77 — 82. 

I.epus  americanus  americanus,  americanus  virginianus, 
americanus  struthopu». 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


151 


Bange,  Outram.  Deacriptiou  of  a new  white  footed 
Mouae  (Perorayacusoreaa)  ap.  Proceedings  of  the 
Boaton  Society  of  Natural  History.  Vol.  12,  1808. 
p.  83—84. 

Bange , Outram.  A new  Race  of  Piue  8quirrel 
(Sciurua  hudsonicua  ozariua  n.  subsp.).  Proceed- 
ings of  the  Boston  Society  of  Natural  History. 
Vol.  11,  1808.  p.  281—282. 

Bange,  Outram.  Deacriptiou  of  the  New  Koundland 
Otter  (Lutra  degener  n.  ap.)  and  Vulpea  dele- 
trix  n.  ep.  Proceedings  of  the  Bouton  Society  of 
Natural  Hiatorjr.  VoL  12,  1898.  p.  85—38. 

Bange,  Outram.  Description  of  two  new  Skunks  of 
the  Genus  Mephitis.  Proceedings  of  the  Boston 
Society  of  Natural  History.  Vol.  12,  1898.  p.  31 

— 34. 

Mephitis  »pissigrada  n.  sp.  nria  n.  sp. 

Bange,  Outram.  A new  name  for  the  Nova  Scotia 
Fox.  Science.  Vol.  VIT,  1898.  p.  271—272. 

• Vulpe*  pennsylvanica  rubricos*  nicht  »fr«. 

Bange,  Outram.  A new  murine  Opossum  from 
Margerita  Island.  Proceedings  Biological  Society  of 
Washington.  Vol.  12,  1898.  p.  95 — 96. 

Marmosa  Robinson!  n.  sp. 

Bange,  Outram.  A new  Kacoon  front  Nassem  Island. 
Bahames.  Proceedings  of  the  Biological  Society  of 
Washington.  Vol.  12,  1898.  p.  91 — 92. 

Procyon  Mnynardi  n.  sp. 

Bange,  Outram.  Deacription  of  e new  Fox  from 
Santa  Marte  Colombia.  ProCMdinga  of  the  Bioto- 
gical  Societv  of  Washington.  Vol.  12,  1898.  p.  93 

— 94. 

Urocyon  aquilus  n.  sp. 

Bange,  Outram.  A new  race  of  the  little  Harveut 
Mouse  from  West  Virginia.  Proceedings  of  the 
Biological  Society  of  Washington.  Vol.  12,  1898. 
p.  167  — 168. 

Reithrodontoroys  Lecontll  Impiger. 

Bange,  Outram.  A new  Rock  Vole  (Microtus 
chrotorhinus  raru«  n.  subsp.)  from  Labrador. 
Proceedings  of  the  Biological  Society  of  Washington. 
Vol.  12.  p.  187—188. 

Bange,  Outram.  On  Sciuru*  variabilie  from  the 
Santa  Marta  Region  of  Colombia.  Proceedings  of 
the  Biological  Societv  of  Washington.  Vol.  12, 
p.  183—180. 

Bange,  Outram.  A new  Sigmodon  (sanctae 
marta«)  from  the  SantA  Marta  Region  of  Colombia. 
Proceedings  of  the  Biologioal  8oclety  of  Washington. 
Vol.  12,  IM.  p.  189—190. 

Baring,  A.  H.  Albinic  example  of  Longtuiled  Rat. 

The  Zoologist.  London  1898.  p.  261 — 262. 

B&rret  Hamilton,  O.  E.  Notes  on  the  Introduction 
of  the  Brown  llare  (Lepus  europaeus  Pall.)  into 
Ireland  with  additional  reraarks  on  others  introduc- 
tions  of  Ha  res  hoth  brown  and  blue  in  the  British 
Ialea.  The  Irish  Naturalist.  Vol.  7,  1898.  p.  69 

— 76. 

Liegt  nicht  vor. 

Barret  Hamilton,  GL  E.  H.  Deacriptiou  of  a new 
Species  of  Bare  from  Algerin.  The  Annals  and 
Magazine  of  Natural  Bistory.  London  1898.  Vol.  II, 
p.  422. 

Lepn»  pallidior  n.  sp.  von  Biskra,  Algerien,  heller 
gefärbt  als  kabyllcus. 

Barret  Hamilton,  O.  E.  H.  Note  on  the  European 
Dormice  of  the  Genera  Muscardinus  and  Gtis. 
p.  423—426. 


Muscardinus  puleher  n.  sp.  grösser  und  lebhafter 
gefärbt  als  avellanarius,  ebenso  Gilt  Italicus  n.  sp. 
grösser  als  Qlis. 

Barret  H&milton,  O.  E.  H.  and  Bouhote,  J.  L. 
On  two  8ubspecies  of  the  Arctic  Fox.  Annals  and 
Magazine  of  Natural  History.  London  1898.  Vol.  I. 

p.  287—289. 

Per  Eisfuchs  von  Spitzlirrgen  wird  als  Canis  lago- 
pus  Spitzbergens!*  vom  echten  Canis  lsgopustypl* 
cus  abgetrennt,  dessen  Schädel  grosser  ist.  Per  von 
Island , Grönland  und  Novnja  Semljn  ist  mit  dem  von 
Spitzbergen  Identisch. 

Barret  Hamilton,  G.  E.  H.  Notes  ou  the  Beteh 
Marte  na  of  the  Palaearctic  Region.  Annals  and 
Magazine  of  Natural  History  London.  Vol.  I,  1898. 
p.  441—442. 

Mnstela  toufaca  ist  einfarbig.  Bei  den  übrigen  ist 
das  Wolihaar  anders  gefärbt  als  die  Contour-  Haare , Pelz 
rothbraun  mediterranes,  Pelz  sepiabraun  leucolach- 
naea  und  foina  (hier  nicht  wollig). 

Beddard  Frank , E.  On  certaiu  Point«  in  the  Atia- 
tomy  of  the  Cunning  Rassariac.  (ßassariacus 
aatutua.)  Proceedingt  of  the  Zoological  8ociety  of 
London  1898.  p.  129—131.  1 Textf. 

Gehirn  und  Ernährung»* Canal.  Aehnlkhkeit  mit  den 
Organen  der  Aretoidea. 

Berg,  G.  Lobodon  caroinophagua  en  el  Rio  de 
1a  Plata.  Communicacionea  dul  Museo  Nacional  Buenos 
Aires.  Tom.  I,  1898.  p.  15. 

Liegt  nicht  vor. 

Berg,  Carl.  A propoaito  de  Dolichotia  salinicola 
Buru».  Comunicacionea  del  Museo  Nacional.  Buenos 
Aires  1898.  T.  L p.  44—45. 

Blanford,  W.  T.  Notes  on  Lepus  olostolus  and 
L.  pallidns  from  Tibet  and  on  u Kaahtnir  Mac«- 
que.  Proceedings  of  the  Zoological  Society  of 
London  1898.  p.  357—362. 

L.  oiostolus  ist  vielleicht  nur  eine  Varietät  von 
hypsibius.  Der  Macacus  ist  M.  rhesus  vlllosus 
und  nicht  assamensl*. 

Bocage,  J*  V.,  Barbora  de.  Nota  «obre  a preaeixja 
do  Lycaon  piotus  Temm.  no  aertuo  de  Benguela. 
Jomale  de  Öcieticiaa  Mathemntica , phy».  e,  naturaL 
R.  Academia  do  Sciencias.  Lisboa.  Vol.  V,  1898. 
p.  184. 

Bocage,  J.  V.,  Barbora  de.  Sur  nne  nou  veile  es  poco 
deCynonycteria  d’Angola(angolensis).  Journale 
de  8cienoia*  mathemat.  phy«.  e.  natural.  Reale  Aca- 
demia »cienciut  Lisboa.  T,  V,  1898.  p.  133  — 139. 
10  flg. 

Bonhote,  J.  L.  On  the  Speciea  of  the  Genus 
Viverricula.  Annals  and  Magazine  of  Natural 
History.  London.  Vol.  I,  1898.  p.  119—122. 

Basioccipitale  nach  vorne  convergirend , Bullae  lang, 
Marken  deutlich,  V.  mal accensis,  Marken  undeutlich, 
tn.  descrtl.  Bosioccipitale  nach  vorne  nicht  convergirend, 
Bullae  kurz,  schwarzes  Band  an  der  Kehle,  raste,  ohne 
dieses  pallida. 

Boa,  J.  Ritzoma.  Zur  LebetunschichU  der  Maul- 
wurf». Biologische»  Centralblatt  1898.  p.  63  — 64. 

Der  Maulwurf  lullt  keinen  Winterschlaf,  sammelt  aber 
einen  Vorrath  von  Regen  Würmern  und  beisst  ihnen,  damit 
sie  nicht  flüchten  können,  den  Kopf  mit  den  vorderen 
Segmenten  ab. 

Boutrier,  E.  L.  Sur  le»  inammifures  et  leroiseaux 
en  voie  de  diaparition  de  la  faune  fran^aise.  Bulletin 
de  la  Society  Zoologique  de  France.  Tom.  23,  1898. 
p.  22—31. 


Digitized  by  Google 


152  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Branoo,  Wilhelm.  Art  und  Ursachen  der  Red uction 
de*  Gehirne*  bei  fUUtfethieien.  PTMitaun  der  kgl. 
iHndwirthschaftlicheu  Akademie  in  Hohenheim  1897. 
128  8. 

GewU*ermaa*«cn  als  zweiten  Theil  »einer  Arbeit  über 
„Die  menschenähnlichen  Zähn«  aus  den  Bohnerreu 
«Irr  rch*ibkr|j(n  Alb"  behandelt  Verf.  das  Gesetz  der 
Reduction  bei  den  Wi rlielthiere i»,  unter  Anführung 
tob  Beispielen  für  den  Gang  uns!  den  Grad  der  erlangten 
Reduction  de«  Gebisse«  und  die  möglichen  Ursachen  der 
Reduction  des  Gebisse*  und  der  Umgestaltung  der  Zahn* 
formen. 

Die  niederen  Wirbeltblere  besitzen  bekanntlich  meist 
zahlreiche , aber  dafür  einfach  gebaute  Zähne , die  noch 
dazu  einem  oftmaligen  Wechsel  unterworfen  sind , hin- 
gegen verringert  «ich  hei  den  h&chstatcheoden  Wirbel- 
thiereu,  den  Säugern,  die  Zahnzahl  sehr  beträchtlich, 
wofür  jetlocih  die  Zohnform  eino  um  so  complicirtere  wird; 
auch  d«-r  Zahnersatz  wird  immer  seltener  und  unterbleibt 
bei  vielen  sogar  gänzlich.  Aua  der  Polyphyodontie  wird 
die  Diphyodonti-*  und  ans  dieser  die  Monophyodontic. 
Immerhin  weisen  auch  die  Riugethiere  noch  Spuren 
mehrerer  Dentitionen  auf,  ja  es  i»t  nicht  au -geschlossen, 
das»  auch  noch  weitere  Dentitionen  entstehen  können. 
Auch  die  für  die  niedrigsten  Wirlelthier«  charakteristische 
Anwesenheit  von  Zähnen  auf  beliebigen  Stellen  der  Haut 
kommt  abnorm  noch  bei  Sängethieren  vor,  über  normal 
sind  die  Zähne  bei  diesen  atrta  auf  die  Mundhöhle  be- 
schränkt. 

Der  mehrhöckerige  Zahn  der  Säuger  hat  »Ich  nach  der 
Ansicht  der  meisten  Autoren  aus  einem  einhöckerigen 
durch  Sprossung  neuer  Höcker  entwickelt,  andere  dagegen 
bissen  ihn  durch  Verschmelzung  aus  mehreren  einfachen 
Zahnen  entstehen.  Verf.  entscheidet  sich  dafür,  dass 
beide  Wege  zur  Bildung  der  complicirten  Sängethierzähne 
möglich  gewesen  wären.  — Diese  Krage  kann  denn  doch 
nur  durch  das  Studium  von  genetischen  Korroenreihen 
gelöst  werden , und  hier  zeigt  »ich  aufs  deutlichste , dass 
die  Cotnplication  d*n  einfacheren  Zahnes  immer  nur  durch 
Sprossuog  neuer  Höcker  erfolgt,  dabei  ist  allerdings  nicht 
ausgeschlossen , dass  Zähm* , welche  der  Redurtion  anheim 
gefallen  sind,  da*  Material  zur  Verstärkung  der  bleibenden 
liefern.  Uebrigeni  ist  nach  den  Untersuchungen  von 
Semon  die  Verwachaungsthenrie  selbst  für  die  Fische 
durchaus  unzulässig.  Ref. 

Reduction  der  Zahnzahl  lässt  »ich  fast  in  allen  Gruppen 
der  SMugethiere  beobachten.  Die  normale  Zahnxabl  des 
3 14  3 

definitiven  Gebisse*  ist  44.  - J -C  - P — M,  bei  den  alte- 
3 14  3 

-ten  llufthieren  ist  sie  immer  noch  Vorhanden . auch  bei 
den  Perissodactylen  ist  sie  nicht  wesentlich  reducirt, 
nur  die  Rhinocerotiden  weisen  zum  grössten  Theil 
einen  nennenswerten  Verlust  von  J und  C auf.  Unter 
den  Artiodactylen  haben  die  echten  Schweine  selbst 
in  der  Jetztzeit  noch  44  Zähne,  bei  den  Tylopoden  und 
Wiederkäuern  erfolgte  dagegen  Rcduction  gewisser  J 
und  P.  Die  Redurtion  trat  jedoch  in  den  einzelnen 
Familien  zu  sehr  verschiedenen  Zeiten  ein  und  Hnt  auch 
sehr  verschiedenen  Grad  erreicht  — Cavicornia  32 
Zähne,  Equiden  40  — . Auch  bei  den  ältesten  Halb- 
affen war  die  Zahnzahl  44,  jedoch  gab  es  schon  neben 
ihnen  Formen  mit  nur  30  Zahnen,  Necrolemur.  Bei 
der  Mehrzahl  der  lebenden  Lemuren  ist  sie  36,  bei 
Chiromys  jedoch  nur  mehr  18,  bei  den  umweltlichen 
AfTen  36  und  bei  den  aitwelt liehen  sowie  beim  Menschen 
32;  jedoch  haben  wir  einerseits  Anzeichen  dafür,  dass  hei 
den  Ahnen  des  Menschen  mehr  Zähne,  namentlich  P, 
vorhanden  waren  und  andererseits  dafür,  dass  die  Zahn* 
zahl  noch  weiter  vereinfacht  werden  wird,  denn  schon 
jetzt  kommt  Wi  den  höheren  Rassen  der  letzte  M in  der 
Regel  iileht  mehr  zum  Durchbruch.  Bei  den  Anthro- 
pomorphen  scheint  es  dagegen  zur  Vermehrung  der  M 


zn  kommen;  diese  Affen  entfernen  sich  somit  immer 
weiter  von  der  Stammform,  welche  sie  mit  dem  Men- 
schen gemein  haben.  Nur  die  Weiheheu  und  die  Jungen 
haben  noch  mehr  Ähnlichkeit  mit  diesem , doch  kommt 
bei  den  Weibchen  der  Umstand  in  Betracht,  dass  der 
Schädel  in  Folge  der  Kleinheit  der  C und  der  Schwäche 
der  Kaumuskeln  nicht  so  stark  specbilisirt  erscheint , als 
der  der  Männchen ; in  der  Jugend  überwiegt  aber  ttW»- 
haupt  immer  der  Gehirnschädel  über  den  Grsichtsschädel. 
Wenn  auch  bei  den  höheren  Rossen  des  Menschen  das 
Geld*«  unzweifelhaft  einer  Rcduction  unterworfen  ist,  so 
lassen  doch  selbst  die  ältesten  bis  jetzt  gefundenen  Rente 
de«  Menschen  keine  eigentlichen  Unterschiede  gegenüber 
dem  lebenden  Menschen  erkennen.  Alle  prähistorischen 
Menschenreste  gehören  bereits  derjenigen  Menschen- 
rasse an,  welche  noch  jetzt  die  grösste  Verbreitung  besitzt 
und  sich  al«  gelbe,  grobhaarige,  groeehirnige  und  weit- 
mrhädelige  bezeichnen  läset.  Ihr  sieht  eine  zweite  gegen- 
über, in  Australien,  der  Sihj»ee,  Südindien  und  Mittel-  und 
Südafrika , von  welcher  bis  jetzt  keine  fossilen  Reste  be- 
kannt »ind.  Sie  lässt  sieb  ebarakterisiren  als  schwarz, 
feinhaarig,  kleinhirnig  und  rngwhädelig. 

Die  Reduithm  des  Slugelb  irrgehissc»  führt  wohl  nur  in 
vereinzelten  Füllen  zum  vollständigen  Verlust  der  Zähne, 
sie  betritt!  vielmehr  in  der  Regel  nur  gewisse  Partien  des 
Gebisse«.  Ersatz  für  die  verlorenen  Zähne,  soweit  dies« 
für  die  Zerkleinerung  und  Ausnutzung  der  Nahrung  in 
Betracht  kommen,  findet  häutig  insofern  statt,  als  der 
Darm  coraplicirter  wird.  Ersatz  tür  verloren  gehende, 
ursprünglich  al»  Waffe  dienende  Zähne  erfolgt  in  der 
Weise,  da*s  »ich  neue  Waffen,  z.  B.  Geweihe,  Hörner,  bil- 
den. Die  Ursache  für  die  Reduction  de*  Gebisse«  besteht 
in  der  Verkürzung  der  Kiefer.  Hierdurch  wird  vor 
allem  der  Kaum  tür  die  Zähne  beschränkt,  etwaige  Zahn- 
lücken «chliessen  sich,  manche  Zähne  stellen  »ich  schräg 
— z.  B.  Mops  — , manche  verschwinden,  und  einfache 
Zähne  verschmelzen  mit  ihren  Nachbarn  — sicher  nicht 
Ref.  — Die  Redaction  betritt!  bei  den  Raa  hihi  er  en 
die  vordersten  P und  die  hintersten  M , also  ähnlich , wie 
bei  Zehen  red  uction  die  seitlichen  Zehen  zuerst  verschwinden. 
Während  aber  bei  den  Zähnen  die  Redurtion  durch  einen 
Druck  der  sich  verkürzenden  Kiefer  erklärt  werden  kann, 
trifft  diese  Annahme  für  die  Reduction  der  Seitenzehen 
nicht  zu.  Die  Verkürzung  der  Kiefer  hat  auch  beim 

Schwein  einigen  Einfluss  auf  die  Gröss«  de*  letzten  M, 
dagegen  kanu  für  Pferd  der  Nachweis  noch  nicht  ge- 
liefert werden,  dass  Verkürzung  des  Gesichte  mit  Ver- 
kürzung der  Backzahnreihe  verbunden  wäre , ja  das  kurz- 
schnnuzige  arabische  Pferd  bat  sogar  eine  Verhältnis»* 
massig  längere  Zabnreihe  als  das  lingergesichtige  occi- 
dentale  Pferd.  Es  Ut  nicht  ausgeschlossen , das#  bei 
Verlängerung  der  Kiefer  die  Zahttzahl  zunimmt.  Die 
Länge  der  Kiefer  dürfte  auch  tür  di«  Länge  der  Zunge 
bestimmend  sein. 

Die  Verkürzung  der  Kiefer  wird  veranlasst  durch  die 
Art  der  Ernährung.  Für  die  Hausthiere  konnte  nach- 
gewiesen  werden , das*  reichliche  Ernährung  namentlich 
mit  weichem  Kutter  eine  Verkürzung  des  Gesicht«  und 
der  Kiefer  zur  Folge  hat.  So  i»t  das  Holländer  Ft  ind 
noch  laug-  und  «chmalküpfig,  sein  Nachkomme,  das  Short- 
horn,  dagegen  kurz-  und  hreitköpfig,  lediglich  in  Folge  des 
spärlichen,  rc*p.  reichen  Futters.  Auch  für  die  Schweine 
treffen  diese  Erfahrungen  vollständig  zu.  Gut«  Nahrung 
bedingt  Frühreife,  die  Gesichts-  und  F.x  t rem  i täten  knoeben 
wachsen  »chneller  und  bleiben  daher  kürzrr  als  bei  den 
schlecht  genährten  Individuen  der  nämlichen  Art.  Es  liegt 
nun  nube,  diese  Erfahrung  auch  auf  den  Menschen  an- 
zuwenden und  hierdurch  die  Ortho-  resp.  FVognathie  zu 
erklären,  allein  hier  tritt!  die»,  nur  theilweUe  zu.  vielmehr 
kommen  noch  andere  Umstände  hinzu.  So  ist  es  erwiesen, 
das*  Inzucht  bei  den  Hausthieren  einen  niedrigen  schmalen 
Schädel  und  ein  kürzeres  Craninm , dagegen  längere 


Digitized  by  Google 


163 


Zoologie. 


Schnauze  und  längere  Zuhnreih«?  hervorruft.  Die««  In- 
zucht war  auch  in  «len  früheren  geologischen  Zeiten,  alt 
die  Individuenzahl  einer  Art  noch  nicht  «ehr  gross  war, 
in  der  That  nothwendiger  Weite  .veltr  häufig  und  ganz  da* 
Gleiche  gilt  auch  für  die  älte»ten  Menachen. 

Aehnlicb  wie  Inzucht  wirkt  bei  dep  Ilnuathieren 
aber  auch  die  Cnstration.  Ein  weitere»  Moment  für  die 
Gebissrrduction  iat  ferner  auch  da«  starke  Wachsthura 
einer  bestimmten  Znhngattung,  — z.  B.  die  Hauer  der 
Suiden,  drun  durch  eie  werden  benachbarte  Zähne  be- 
engt und  zuletzt  gänzlich  unterdrückt,  ausserdem  iat  alier 
auch  nicht  selten  der  Kall  gegeben , das*  andere  Organe 
die  Function , welche  ein  Theil  der  Zähne  hatte  — über- 
nehmen — Waffen  <*ler  Grriforgane  (Küsset  der  Eie* 
phanten,  Hand  des  Menschen);  oder  es  ist  der  Kiefer 
hornig  geworden,  wie  bei  den  Vögeln.  Endlich  kann  das 
Gebiss  auch  in  Folge  der  Lebensweise  gänzlich  Überflüssig 
werden  — Bartenwale,  Vögel  — , Zahnxabl  am  grössten 
bei  den  Raubthieren  mit  gemischter  Nahrung.  Gewisse 
Zähne  — C der  Stuten  — gehen  durch  die  hochgradige 
Wucherung  des  Gement«  zu  Grunde. 

Einen  grossen  Einfluss  auf  die  Bildung  der  Zähne  hat 
endlich  auch  die  Menge  des  zugeführten  Blutes,  die  ihrer- 
seits wieder  abhängig  ist  von  der  grösseren  oder  geringeren 
Intensität  der  Kauheweguug.  Reich  liehe  Krnähtutig  erzeugt 
feiuerc  Knochen,  die  alier  zugleich  ein  höheres  »pecitisches 
Gewicht  erUngrn.  ln  Bezug  auf  dir  Zahne  kommt  sie 
insofern  zur  Geltung,  als  diese  früher  wechseln  und  einen 
dickeren  Schmelz  bekommen:  beim  Pferde-  und  beim 
Men  sehen  zahn  wird  die  Kräuselung  de»  Schmelzes  durch 
reichliche  Ernährung  geringer,  beim  Schwein  aber  stärker. 
Die  Zahngcstalt  wird  wesentlich  beeinflusst  durch  die 
Richtung  und  di«  Art  der  Kaubewegung.  Die  Verschmel- 
zung der  einhöckerigen  Kegelxähne  zu  roehrhöckerigrn  Mahl- 
zähnen kann  mnn  dadurch  erklären , das#  die  »ich  ver- 
kürzenden Kiefer  einen  Druck  auf  die  Zahnleiste  ausgeübt 
haben.  Nimmt  nmu  aber  an,  «lass  der  zusammengesetzte 
Zahn  durch  Sprossung  neuer  Höcker  sich  gebildet  hat,  so 
wäre  der  senkrechte  Druck,  welchen  die  beiden  Znhnrrihen 
auf  einander  »u»nben,  die  Ursache  reichlicher  Blutzufuhr 
gewesen , welche  ihrerseits  wieder  die  Entstehung  neuer 
Höcker  begünstigt  bat. 

Zu  der  Kaubewegung  in  senkrechter  Richtung  gesellte 
»ich  bei  vielen  Säugern  auch  eine  solche  in  seitlicher 
Richtung,  und  diese  Art  der  Kieferbewegung  veranlasst« 
die  Entstehung  von  Schmelzfaltcn  und  Kämmen.  Bei  den 
Nagern  endlich  erfolgt  die  Knubewrgung  von  vorwärts 
nach  rückwärts  und^uiugekehrt,  was  auch  deutlich  in  der 
Stellung  der  Zähne  und  im  Verlauf  ihrer  Sthmclzkämmc 
zum  Ausdruck  gelangt. 

Die  Studien’  des  Säugethiergebissca  berechtigen  uns  zu 
dem  Schluss,  «lass  dieses  anfangs  ans  zahlreichen,  ein- 
fachen Kegclzäbncn  bestanden,  dann  aber  Reduction  er- 
litten bat,  die  jedoch  mit  ungleichartiger , aber  zweck- 
massigerer  Umgestaltung  «ier  übrig  bleibenden  Zähne  ver- 
bundeu  war.  Dieses  „aristokratische  Princip*  gipfelt  in 
der  Entwickelung  des  Gehirns,  das  »ich  in  Folge  der  Ver- 
kürzung des  Gesichtaschidels  immer  mehr  vervollkommuen 
kann. 

Birot/A.  Cas  de  jiolydaetylie  cliez  un  cheval.  Comp* 
tes  reuilus  de  U Bocidtd  Blologique.  Paria  10,  T.  V, 
1898,  p.  400  — 484. 

Liegt  nicht  vor. 

Corbin,  ö.  B.  Btoata  turning  with«  in  winter.  Tbe 
Zoologist,  London  1898,  p.  261,  262. 

Der  Kopf  de»  Wiesels  wird  zuletzt  weis*.  Die  Weiss- 
färbung tritt  öfters  schon  tm  September  ein  und  hält  bis 
zum  Mai  an.  Am  intensivsten  ist  sie  im  Januar. 

Corbin,  G.  B.  Otter*  in  South  Western  Hampshire. 
The  Zoologist,  London  1898,  p.  262,  268. 

Biologisches. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXY1L  (Vera.  d.  antlirup.  Lit.) 


Dohms,  P,  Der  Scheich  des  Nibelungenliedes.  Na- 
turwissenschaftliche Wochenschrift.  18.  Bd.  1898, 
p.  263  — 270,  und:  Nochmals  der  grimm  Scheich. 
Ibid.  p.  348. 

Unter  Scheich  ist  auf  keinen  Fall  der  Riesenhirsch 
zu  verstehen,  ebenso  wenig  da»  Wild pferd,  sondern  das 
Elen,  dessen  geweihloses  Weibchen  im  frühen  Mittelalter 
mit  dem  Esel,  Onager,  verwechselt  worden  ist.  Man 
nannte  das  Elen  auch  M cerochse  resp.  Meerkuh. 

De  Winton,  W.  O.  On  the  Ha  res  of  Western  Eu- 
ropa and  North  Africa.  Annals  and  Magazine  of 
Natural  History,  London,  Vol.  1,  1898,  p.  149—158. 

Lepus  europacus  oeeideu  talis,  n.  *ub*p.,  lebhafter 
gefärbt  als  typirus,  England.  Lilfordi,  n.  *p.,  Spanien, 
mediterraneus,  corsicanus,  n.  sp.,  kabylicus,  n.  »p., 
Algier,  Schlumbergeri,  n.  sp.,  Tanger,  und  tunetae, 
n.  sp.,  Tunis. 

De  Winton,  W.  C.  On  a snuill  Collection  of  Main- 
mala  made  bv  Me,  C.  V.  A.  Peel  in  Bomaliland.  The 
Aunals  and  Magazine  of  Natural  ilistory,  London 
1898,  Vol.  I,  p.  247  — 251. 

Mncros celides  Revoilii,  Crocidura  nana,  Hcrpestes 
oehraceus,  Ictony xerythraea,  n.  sp. , kleiner  als  Zorilla, 
Cani*  lupaster,  Otocyon  megaloti»,  Xerus  dabagnla, 
üerbillu»  ruberrimus,  imbellis,  n.  sp.  Peeli,  n.  sp., 
Pectlaaiar  fipekal. 

De  Winton,  W.  C.  Description  of  Three  new 
Kodents  from  Africa.  The  Annal«  and  Magazine 
of  Natural  History.  London  1898,  Vol.  I,  p.  251 — 254. 

Anoinalurus  Jacksoni,  n.  sp. , UganJa,  äbnlirh 
ctnercu«,  Gerhfllos  Phillipsi,  n.  sp.,  schmal«  J und 
M.  Somaliland;  Georhvebus  Lugardi , a.  »p.  Schädel 
ähnlich  dem  ton  Bocagei,  Kalahari-Wüste. 

De  Winton,  W.  E.  Felis  chait«  and  its  Allies, 
with  Description«  of  new  Bubspecies.  The  Annnls 
and  Magazine  of  Natural.  London  1898,  Vol.  II, 
p.  291  — 29». 

Felia  chaus  typica,  Kaukasus,  Turkestan , F.  ch. 
affiuis,  Indien,  hat  längeren  Schwanz,  E.  ch.  nilotica, 
Aegypten,  K.  chaus  furax,  Palästina,  sehr  grosse  Back- 
zähne. 

De  Winton,  W.  E.  A new  Specie*  of  Shrew  from 
Ashantee.  The  Annnls  aml  Magazine  of  Natural 
History.  London  1898,  Vol.  II,  p.  484,  485. 

Crocidura  Glffardi,  n.  sp.,  ist  die  grösste  Art  dieses 
Genu». 

De  Winton,  W.  E.  On  the  Nomenclnture  and  Di- 
stribution of  tonte  of  the  Kode  nt*  of  South  Africa 
with  Description*  of  new  Npecie».  The  Annal«  and 
Magazine  of  Natural  History.  London  1898,  Vol.  II, 

p.  1—8. 

Die  zu  Eliomvh  gestellten  afrikanischen  kleine»  II  y- 
oxiden  gehören  in  Wirklichkeit  zu  Graphiurus.  Graph iu- 
rusoculari»,  Capcolonie.  Gerbillus  zerfällt  inGerbilJua 
(gerbillu»)  paeba, Transvaal,  Gerbillus  {Tatera) cafer,  Cap 
bis  Mashunalami,  G.  (Tatera)  Brantsi,  Transvaal,  G.  (Ta- 
tera) LobcnguUe,  n.  sp. , MauLelelund , verwandt  mit 
leucogaster,  G.  (I'achy urotnys)  auricularia,  Sa- 
hara. Otomys  irroratua,  unisulcatus,  Brantsi  Cap. 
Sacrostomus  campestris,  jetzt  auch  hei  Grahamstown 
gefunden.  Myatromys  albicaudatus  — ein  Cricetiuc, 
Transvaal,  Malacothriz  trpicus,  ein  Dcndro nty ine, 
Kimberlejr.  Georliycbus  (Cryptemys)  cnpenti». 

De  Winton,  W.  E.  On  tonte  West  African  Sqir reis 
with  h Description  of  a new  Bpecies,  and  proposed 
Alteration  in  the  Arrangement  of  the  Groups.  The 
Annal«  and  Magazine  of  Natural  History.  London 
1898,  Vol.  II,  P-  9 — 18. 

Am  Gabun  lebt  ausser  Funisciurus  pyrrhopu»  auch 
auriculatus,  an»  Benito  eine  neue  Art,  F.  myttaz,  n. 

20 


Digitized  by  Google 


154 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


«p.,  dem  nnerythrus  ähnlich,  aber  im  Zahnban  »ehr 
verschieden , nämlich  complicirter  durch  Entstehung  einer 
dritten  Austenfalte.  Ach tilich  v erhalt  sich  anch  J ac  k so  n i , 
jedoch  sird  die  Hiidirr  bei  diesem  noch  deutlicher  «ni* 
gebildet. 

Sciurut  Nordhoffi  gleicht  im  Zahnh.iu  dem  Stan- 
gcri,  hat  aber  «ehr  weite  Infraorbitaltoramina,  wie  Ano- 
nialuru«.  Bei  Wilsoni  ist  ea  normal,  bei  dem  «ehr 
ähnlichen  Kbii  aber  weiter.  Beide  letzteren,  sowie  Au* 
hinii,  «teilt  Autor  zu  Punlaciuru«,  Stangerl  und 
Nordhoffi  zu  Sciitru«.  Die  Sciurideti  mit  straffen 
Haaren  «ehlie*«en  «ich  auch  in  Schädel-  und  Zahnhau  mehr 
an  Sciarut,  die  mit  weichem  Haar  aber  mehr  an  Xerus 
an,  mit  Ausnahme  de«  rufobrachiatu». 

De  Winton,  W.  E.  Exhibition  of  a akin  of  a Zehr» 
(Equus  Böhm.)  from  British  EastAfric«.  Proceed- 
ings  of  the  Zoological  Society  of  London.  1898,  p.  3. 

Bisher  war  Ton  British  Ost-Afrika  nur  E.  Bure  belli 
bekannt. 

De  Winton,  W.  E.  Exhibition  of  and  remark»  tipon, 
a head  skin  of  a Koan  Antelope  (Hippotragus 
equinu«)  ftom  British  F.ast  Africa.  Prck-eeding*  of 
the  Zoological  Society  of  London  1898,  p.  127. 

Diese  Antilope  bat  weite  Verbreitung,  vom  Cop  bis 
Senegal  und  Aby Minien, 

De  Wintern,  W.E.  Ön  new  a Genua  and  Speciea  of 
Rodeni*  of  tlte  Family  A notnaluridae  from  We»t 
Africa.  Proceedings  of  the  Zoological  Society  of 
London  1898,  p.  450  — 454,  2 pL 

Das  neue  Genus  Aetburus  gllrinu»  von  Benito,  nörd- 
lieb  vom  franzbs Leben  Congo,  sieht  dem  Anomalurus 
Uh  tilich,  hat  aber  keine  au*gtf  breitete  Flughaut;  Schädel 
und  Zahne  fast  wie  bei  Idiurus,  aber  ohne  Supraorbital’ 
forUatz  an  der  FronUlia.  Beschreibung  des  Schädel»  und 
des  äusseren  Habitus.  Zähne  wohl  nur  mit  einer  seich- 
ten Aussenfalte,  ähnlich  der  von  l’edetes,  und  einem 
medianen  Querjuch.  Incisiven  «ehr  kräftig ; vielleicht  hier- 
mit identiftch  Zenkerella  iu»igni«  Matsch  ie. 

De  Win  ton,  W.  E Liat  the  31  Hm  mala  obtajned 
by  Mr.  lt  Me  D'Ha  wkerduring  hi«  recent  Expedition 
to  Somaliland.  Proceedings  of  the  Zoological  Society 
of  London  1898,  p.  761  —768. 

Rhinolophus  Antinorii,  Triaei*op»  persieu«,  Vesper- 
tilio  minutus , Crocidnra  muri  na,  M acroscelide« 
KeToili,  Feli«  , pardu«,  serval,  caracal,  juhata,  Herpe- 
«tes  ochracena,  Crosaarchus  somalica»,  Helognl« 
Atkinsoni , Hyaena  crocuta,  striata,  Canin  tnesotncia*, 
Melllvora  ratel , Xem*.  rutilu»,  Gerhillu*  Pbillijwi, 
Arvicanthu«  Neumanni, Trachyoryc te«  splendrn*,  Di- 
pu*  jaculu»,  l'ertinntor  Sprkei,  Pracavia  Brurei  soma- 
lica , Bubali*  Swovnei,  Madoqua  Phillip»! , Gazella 
l’elzelni , Spekei , Soemmeringi . Lithocraniu»  Walleri, 
Oryx  heisa,  Stiepaicero»  strepsicero»  und  imberbL. 

Dewoletxky  , R.  Offene  Fragen  aus  der  Geschieht« 
der  niederen  Säuger.  •lahresbericht  des  nieder- 
österreichischen  Landes-Realgynrnaiioni«  in  Mödling. 
Wien  1898,  p.  1 — 26 

Autor  hrBpncht  <liu  Vorkommen  von  fossilen  Beutel- 
thieren  — Polyp rotodonten  noch  im  älteren  Tertiär 
in  Europa,  in  Amerika  noch  ln  der  Gegenwart,  Di- 
prodonten,  im  Pleixtocän  von  Australien  und  ver- 
wandte Formen  auch  im  Tertiär  von  Südamerika  — . Aber 
*ch»n  in  der  mesozoischen  Zeit  gab  es  in  F.uropa  im  Jura  und 
in  Nordamerika  von  Trias  bi*  incl.  Kreide  Benteltbiere 
und  zugleich  mit  ihnen  die  M ultituberrulaten  — 
riebt  Allotheria,  wie  Autor  schreibt  — die  wohl  mit 
den  Monotremen  verwandt  sind.  Diese  Multitu- 
Lerculaten,  welche  in  Nordamerika  und  in  Europa  auch 
noch  im  ältesten  Eocän  gelebt  haben , sind  hinsichtlich 
ihres  complidrten  Zabubau*  gewi**en  permischen  Reptilien 


ähnlich  — den  Gomphodontia  — , während  die  ältesten 
Polyprotodonta  die  Protodonta  mit  einfacheren  Zäh- 
nen, ebenfalls  An  klinge  an  gewisse  altertbüroliche  Reptilien 
zeigen  — die  Cynodontia  — , welche  mit  den  Gompho* 
dontia  zusammen  die  Ordnung  der  A nomodontia  bilden. 
Es  ist  wohl  möglich , dass  wir  auch  in  der  Gegenwart 
noch  eine  Beutler  form  ausfindig  machen  werden,  wie 
die  Entdeckung  von  Notorycte»  und  Caenulestes  er- 
warten lässt. 

Bel  den  Placentaliern  Ist  ausser  dem  Milcbgelnss 
und  dem  definitiven  t’lebi«»  noch  eine  pralactrale  und  eine 
vierte  Dentition  vorhanden  Bei  den  Beutelthicren 
entspricht  da*  definitive  Gebiss  dem  Milchgebiss  der  I’la- 
cent  aller.  Verf.  vennuthet,  dass  die  Zahne  der  Multi- 
tuberculaten  und  die  Zahnantagen  der  Monotremen 
dem  prälactealen  Gebiss  der  Placen  talier  und  dem  Milch- 
gebiss der  Marsupialier  entsprechen  durften.  Die  fol- 
genden Dentitionen  dieser  beiden  letzteren  Formen  wären 
nach  Leche  neu  erworben.  Die  Monotremen  stehen 
den  Reptilien  in  so  vielen  Stücken  — Eierlegen,  nie- 
drige Bluttewperatur  und  Bau  de»  SchultergQrtel»  — viel 
näher,  als  die  übrigen  Säuger,  weshalb  es  sich  empfiehlt, 
sie  mit  den  Reptilien  als  Theropsidae  zu  vereinigen. 
Der  Umstand,  dass  bei  den  M ultituherculatrn  die  Inci- 
siven und  der  letzte  Prämolar  eine  ähnliche  Form  haben 
wie  bei  den  Dip  rotodonten,  beweist  nicht«  für  eine 
nähere  Verwandtschaft  zwischen  beiden,  denn  ähnliche  In* 
cisiven  kommen  auch  bei  verschiedenen  Placentaliern 
vor.  Bei  den  Priiuolarcn  handelt  es  aich  nur  um  eine 
ähnliche  Iftfferenzjrung  und  nicht  um  ein  Zeichen  von 
wirklicher  Verwandtschaft , was  schon  daraus  hervorgeht, 
das»  die  alten  P ln  ginn  laciden  mehrere  solche  Zähne 
beseasen  haben,  die  Mnrsupialier  aber  nur  je  einen  solchen, 
während  die  übrigen  einfach  gebaut  sind.  Die  Trennung 
in  Multituberculata  und  Maraupialia  müsste  schon 
mindestens  nach  der  Trios  erfolgt  seiu,  alter  wahrscheinlich 
geben  die  höheren  Säuger  auf  Reptilien  mit  einfachen, 
die  Multituberculala  — Man ntreraata  — aber  auf 
solche  mit  complicirtrn  Zähnen  zurück.  — Im  Ganzen 
decken  sich  diese  Anschauungen  mit  denen  von  Osborn. 
Siehe  diesen  Bericht,  lief.  — . 

Duck worth,  W.  L.  H.  Note  on  an  Anthropoid 
Ape.  Proctwdinga  Of  thl  Zodogftul  Society  of  Lon- 
don. London  1898,  p.  989—994.  8 Fig. 

Ein  weiblicher  A ntrnpomo rphe  von  Gabun  bietet  der 
generischen  Be*tiummng  einige  Schwierigkeit.  Verf.  »tu- 
dirte  deshalb  die  l'ulerachiede  zwischen  Schimpanse  und 
Gorilla  und  kommt  dabei  zu  dem  Resultate,  dass  es  sich 
doch  uro  einen  Schimpanse  handelt,  denn  die  Ohren 
sind  grösser,  der  Interorbitalraum  breiter,  der  Abstand  der 
Oberlippen  von  der  Xa*e  bedeutend,  Hand  und  Pu*  schlan- 
ker und  schmäler,  Daumen  und  grosse  Zehe  kräftiger,  die 
Zähm*  kleiner  und  die  Hintereitremität  hat  einen  Plantaris- 
tnuskel.  Verfasser  giebt  Tabellen  von  Miutssen  und  Di- 
mensionen von  Gcsicbtspartien.  Das  Exemplar  gehört 
wohl  dem  Kulukaniba  an,  der  zwischen  Gorilla  und 
Schimpanse  in  der  Mitte  steht. 

Eismann,  Gustav,  per  Capscho  Klippschliefer 
(Hyrax  capetiai*)  in  der  Gefangenschaft.  Der 
zoologische  Garten.  Frankfurt  a.  M.  1896,  p.  118 
—120. 

Biologisches. 

Eismann,  Gustav.  Das  Erdferkel  (Orycteroptia 
capensis)  und  «ein  Fang.  Der  zoologische  Garten. 
Frankfurt  a.  M.  1898,  8.  169—172. 

Biologische». 

Elliot,  D.  G.  Msmmif&res  arnericain«  nouveanx. 
Revue  Bcientiflque.  Tome  X,  1898,  p.  441,  442. 

Neotoma  fuzeipes  annectens,  n.  subsp.,  fuscus  afönis,  n. 
subsp. , Peromyscus  dyselias,  n.  >p..  San  Mnteo  ihn- 


Digitized  by  Google 


155 


Zoologie. 


lieb  califurnien» , Zapus  Allrui,  n.  *p. , verwandt  mit 
trinotatus. 

Ewart,  J.  C.  On  Zebra  Hör*«  hybride.  The  Zoo- 

loriA  London  1898.  p.  4^  — 68.  3 pl. 

Stuten  mit  einem  Zebra  hengst  — Matop«  — gepaart, 
brachten  fünf  Kohlen  zur  Welt.  Biologische*  über  dieses 
Zebra,  insbesondere  dessen  Färbung,  — selbst  bei  ehiem 
and  demselben  Thier**  ist  sie  nicht  auf  beiden  Seiten 
gleich  — - um  s«  weniger  stimmen  zwei  Zebra  ganz  mit 
einander  überein.  Biologische»  über  di»  Bastarde  Roinulus  — 
jung  viel  Zebra  ähnlicher  gefärbt  als  später  — Remu», 
Brenda,  Heckla  und  Sorna. 

Flower,  Stanley  S.  Exiruct  fron»  letter  froiu.  on 
the  locality  of  rhe  8iamang,  Uy  lohnte»  syndac* 
tylus.  Proceedings  of  tim  Zoological  Society  of 
London  1898,  p.  924. 

Das  Thier  stammt  au»  Negri  Sembilan , nördlich  von 
Malacca.  Angaben  über  die  Verbreitung. 

Girtannor,  A.  lieber  die  Wildschafe.  St.  Gallen  1898. 

8*.  42  p.  R«jf.  von  Böttger  in:  Der  zoologische 
Garten  189«,  p.  899. 

Die  Wild schaf arten  sind  auf  die  Gebirge  der  nörd- 
lichen Hemisphäre  beschränkt.  Verf.  behandelt  das  nord- 
afrikanische Mihnenschat  Ovis  traget»  p hu»,  den  tnr- 
dinischeu  Mufiou  (Ovis  tuusltnon),  dos  nordamerikanische 
Bergschaf  QvU  montan a und  da»  Pani Irbchaf  Ovis  Pol II. 
Biologische»  und  äusserer  Hubitn».  Die  asiatischen  und 
die  amerikanischen  Arten  sind  nahe  verwandt , vielleicht 
zum  Theil  nur  geographische  Varietäten.  Die  Ableitung 
de«  Hausschafes  von  einer  der  bi*  jetzt  bekannten  Arten 
ist  nicht  mit  Sicherheit  durchzuführen. 

Greve,  Carl.  Die.  geographisch«  Verbreitung  dea 
Kien»  einar  und  jetzt.  Der  zoologische  Garten  1898, 
8,  800—  307,  819  — 839.  Mit  Karte. 

In  Deutschland  lebte  da*  Elen  überall  noch  zur  Römer- 
zeit, ain  Unterrhein,  in  Pommern  noch  im  Mittelalter,  in 
l'reussen  eiistirt  e«  noch  bi»  in  die  Gegenwart.  In  Skan- 
dinavien findet  «s  sich  zwischen  dem  86.  und  58.  Breite- 
grade. ln  Finnland  war  e*  nie  häufig.  In  Russland  geht 
e»  nördlich  bis  zur  Waldgrenze.  Zahlreich  ist  es  im  Gou- 
vernement Nowgorod , auch  nicht  selten  in  der  Peters- 
burger Gegend.  In  den  Ostseeprovinzen  und  in  Litbnucn 
i*t  es  seltener  geworden.  In  Polen  erstreckt  sich  seine 
Verbreitung  südlich  bis  fast  zum  50.  Grade,  in  Mittel- 
russland  aber  nur  hi»  zum  55,  Grade,  jedoch  erweitert 
»ich  die«e  Grenze  in  den  letzten  Jahrzehnten  gegen  Süden. 
In  Asien  lebt  das  Elen  im  Allgemeinen  zwischen  dem 
50.  und  65.  Grade.  K*  ist  immer  nn  da»  Vorhandensein 
von  Wäldern  gebunden.  Häufig  sind  die  F.len  am  Unter- 
laufe de»  Amur.  Am  Stillen  Üeean  geht  das  Elen  bi* 
zum  43.  Breitegiade.  Das  amerikanische  Elen  hält  Verf. 
bloss  für  eine  Local  rosse.  Früher  reichte  die  Südgrenze 
den  östlichen  Vereinigten  Staaten  bis  zuro  35.  Grade,  jetzt 
nur  mehr  bis  zum  43. 

Grev6,  Carl.  Dia  geographische  Verbreitung  der  jetzt 
lebenden  Perisaodacty la,  Lamnungia  und  Ar- 
tiodactyla  non  Ruminautin.  Nova  Actu  Acade- 
mia**  Oaaaaiia  LaopoUUa.  OhoHd.  70.  Bd.,  1898, 
p.  289  — 377.  5 Karten. 

Autor  behandelt  zuerst  die  geologische  Verbreitung  der 
fossilen  Unpaar hu fer,  ohne  jedoch  selbständige  Beobach- 
tungen zu  bringen,  und  bespricht  sodann  da»  Vorkommen 
folg  «»wie  r Arten:  Equus  caball  us,  mit  var.  Equus  equi* 
forus,  E.  Prxewalskii  (Asinus),  Kquu»  onager,  Equu*  ho* 
mippus,  hemlonu»,  taeniopu»,  Zebra,  Grevvi,  quaggu,  Bur- 
cbelli  mit  var.  t'hapmani,  Rhinoceros  Indien»,  javaua*. 
sumatratius  mit  vor.  lasiotls,  bicornls , »imu» , Tapir  ns 
umericouu* , pinchacus,  Bairdi , indicus,  Byrox  capen*is, 
»rhonnus,  mit  var.  yayakari,  mficep»,  abeasinlciis,  pnllidu», 
Wslwitchi,  IWagei,  Bruce! , Emloi,  validu»,  orboreus,  dor- 


sal!», nigricans,  Stuhlmanni,  John»t»ni , Gravi,  Neumnnni, 
ferner  die  fossilen  Suiden  uud  die  Verbreitung  der  ver- 
schiedenen lebenden  Arten:  Hippoputamu»  »tuphihiu», 
Choerops  i»  liberiensis,  Sus  »crofa  , »enaanensj» , leuco- 
mvstaz,  cristatus,  sondaicus,  moupieusis,  sinmensi»,  anda- 
mauensi» , vittatus , verrucosus  mit  var.  cclebcnsi* , mysta- 
cinus,  niger,  timoriensis,  papuensi»,  barbatu«  mit  var. 
calamianensi» , palavensis,  longirostri» , salvanl»,  Pota- 
raoehoeru»  larvatus,  pesicillatus , Ed wardsl , Porcus 
Iwbyrussa,  Pbacochoeru»  africanu»,  nethiopicu»,  Dico- 
tvles  labiatus  uud  torquatu»,  Die  Axbeit  bildet  für  die 
menten  Arten  eine  werthvolle  Zusammenstellung.  Der 
die  fossilen  Formen  behandelnde  Theil  ist  freilich  nicht 
nur  etwa»  unvollständig,  sondern  lässt  auch  häufig  die 
uöthige  Kritik  vermissen. 

Greve,  C.  Die  Verbreitung  der  Haiga- Antilope 
einst  und  jetzt.  Correspondenzldatt  de*  naturwissen- 
schaftlichen Vereins  in  Riga.  XLI,  1888,  p.  109— 112. 

Liegt  nicht  vor. 

Hagmann,  G.  Ueber  Variationen  der  Griiasenverhält- 
nine  im  Gebimi  einiger  Raubt  liiere.  Bulletin  de 
la  8oci£td  zoologique  Buisse,  Beru  1698,  p.  9 — 11. 

Liegt  nicht  vor. 

Hahn,  Eduard.  Benutzung  der  Haustbiere  und  der 
gezähmtyn  Tlriere  von  Seiten  der  Menschen.  Die 
Natur.  46.  Jahrg.,  1897,  p,  388—393. 

Harting,  J.  E.  On  the  breeding  Habite  of  the  Grey 
Seal.  Nature,  Vol.  57,  1898,  p.  465—407.  2 flg. 

Halichoerus  grvpu»  bringt  die  Jungen  im  Herbst  zur 
Welt.  Die  Jungen  haben  bl»  zur  7.  Woche  ein  »ilber- 
weisse»  Wollkleid.  Der  gemeine  Seehund  hingegen  wirft 
im  Juni.  Die  Jungen  sind  mit  ziemlich  dickem  Haar  be- 
kleidet und  gehen  schon  nach  einigen  Stunden  ins  Wasser, 
während  die  Jungen  de*  ersteren  an  geschätzten  Plätzen 
am  Straude  verweilen. 

Hill,  James P.  Un  mareupial  placentaire  (Peru melea). 
Revue  Scientitlque.  Tome  IX,  1898,  p.  567 — 568. 

Holding,  R.  E.  Exhibitiou  of  and  reraarks  upon  a 
pair  of  borns  of  the  .Sungn'  or  Galla  Ox  of 
Abysaitiia.  Proceedings  of  the  Zoological  Society. 
London  1898,  p.  4»3,  494.  1 Hg. 

Der  abyssinische  Zebu  hat  uugcmeiu  grosse  Hörner. 

Hughes,  PingleG.  Notes  on  the  Red  Peer,  Cervus 
elaphus  Lina.  The  Geological  Magazine.  London 
1 898,  p.  119—1*22.  1 Ag. 

Beluindrlt  die  Geweibbiidung  de«  Edelhirsches.  Aus 
Cresswell  Bog,  östlich  «ler  Cheviothügel,  fand  sieb  ein 
riesige»  Hirschgeweih  aus  neolithischcr  Zeit. 

Jentink,  F.  A.  What  nbout  the  Javan  Bear?  Note» 
from  the  Levden  Museum.  Vol.  XX,  p.  189H,  Note 
XIX,  p.  109—112. 

Cr *u*  tnalayanua  fehlt  in  Java,  Geleites  und  den 
' kleinen  Inseln,  dagegen  lebt  er  In  Sumatra  und  Borneo. 

Jentink,  F.  A.  Zoological  Besait*  of  the  Dutch 
Scientific  Expedition  to  Central  Borneo.  The  Ma tu- 
rn als.  Notes  from  Leyden  Museum.  Vol.  XX,  1898, 

Note  xx.  p.  llfl 

Hjrlcbate»  Mttlh-ri,  Setnnopi  thecu*  femoralis,  VI- 
verra  tangalunga,  Paradox uru»  hermaphroditus , A r- 
ctogale  leucoti»,  Hemignlus  derbyanu» , Arctictis 
binturong,  Herpe*te»  bracbyorus,  Putorius  nndipes, 
Aunvx  cinereus,  Tupaja  tann,  Rhinolophu»  trifolla- 
tus,  llarpiocephalu*  suillus,  Yrsperiilio  adversus, 
inuricola,  Scluru»  albiceps,  »oricinu*,  exilis,  Rheitrw* 
sciurus  macrot  i*,  Bibos  banteng.  Biologisches. 

Jentink,  F.  A.  On  the  „ Diana"  and  the  „Roloway”. 
Note*  from  the  Leyden  Museum.  Vol.  XX,  1898, 
p.  233—23». 

Cercopltheeus  di-tua  von  der  Goldküste  Ist  versebie- 
20* 


Digitized  by  Google 


156 


Verzeichnis«  (1er  anthropologischen  Literatur. 


<l«i  von  jener  ans  Liberia,  Letzterer  ist  die  typische 
Diana,  während  «lern  ersteren  der  Käme  Roloway  «u- 
kommt. 

Jontink,  F.  A.  La  Fossane  de  Buffon.  Fossa  Fossa 
Schreber.  Kotes  from  the  Levden  Museum.  Vol.XX, 
1898.  p.  243—248.  1 pl. 

Das  Original  von  Fossa  ne  Buffon  befindet  steh  in  der 
Leydener  Sammlung.  Nach  Pollen  soll  der  Name  Fossa 
der  Crjrptoprocta  feros  zukommen , während  unsere 
Fossa  Fossa,  eine  Viverre,  Sabady  genannt  würde, 
nach  Flaeourt  hätte  Cryptoproctu  den  Namen  Fa- 
ras  su  und  nach  üraadidler  den  Namen  Fossa,  während 
unter  Zabada  Viverra  Schlegeli  verstanden  werden 
müsste. 

Joly,  G.  De  la  aolipddiaatinn  des  Equldä»  tl.tns  le* 
tempa  actuela.  Compte»  renda»  des  s6snees  de  PA  ca* 
dem  je  de»  Science«.  Pari»  1898,  Tome  128,  p.  157» 
—1581. 

Während  bei  dem  Pferde  von  Solatre  die  beiden  seit- 
lichen Metarnrpmlieo  noch  frei  sind,  Hndrt  bei  den  jetzigen 
Pferden  Verwachsung  derselben  mit  d«*m  mittleren  Meta- 
carpale  statt  und  zwar  wird  dieser  Proces*  jetzt  sogar  be- 
schleunigt, denn  er  erfolgt  bereits  bei  tunt-  und  sogar  bei 
drei-  und  zweijährigen  Thieren,  während  er  bis  zuut  Jahre 
1870  erst  im  sechsten  Lebensjahre  eint  rat.  Im  Tarsus 
hatte  das  Pferd  von  Solutre  wie  Hlpparion  «och  sechs 
Knochen , darunter  zwei  Cunei forme.  Jetzt  kommt  nicht 
allzu  selten  Vereinfachung  auf  fünf  vor. 

Johnston,  Sir  Harry  H.  On  the  Larger  Mumtnal* 
of  Tun  Dia.  Proceeditig«  of  the  Zoological  Society  of 
London  1898,  p.  851—853. 

Biologische«  über  Löwe,  Schakal,  Leopard  und 
amirre  Kaubthiere,  über  Cynocephalus  hutnadryas, 
Büffel,  Bubalis  boselaphus,  Addax  naionucu* 
latus,  Oryi  leucoryx,  Wildschaf  und  Gazelle. 

Köhler,  E.  Äff.  Die  liausthiere  der  Chinesen  (Pferd, 
Esel,  Maulthier).  Der  zoologische  Garten  1898, 
B.  Iß- 25,  54—60. 

Die  Pferde  sind  nicht  besonder*  verbreitet.  Man  kennt 
eine  o*t-  und  eine  westmongolisch«  Rasse.  Ksel  Dt  mehr 
verbreitet  als  Pferd.  Die  Mault  liiere  werden  besonder» 
als  Zugthier«  benutzt. 

König,  Clemens.  Fang  und  Verbreitung  der  See- 
hunde. Xntin  wissenschaftliche  Wochenschrift,  18.  Bd. 
1898,  8.  273—279,  288. 

Biologisches  und  Verbreitung.  Walross  — jung  mit 

5 J T c i p r;  M'  ",l  ““  IC5P  SM’  circu,nP,,,*r  — • 
Otaritden,  jung  mit  J j C ^ oder  ^ P -f-  M,  alt  mit 
8 15  5 

-J  C - oder  P -f-  M.  Otaria  j ubata  in  Südamerika. 
2 15  ß 

Stellen  im  Stillen  Ocean,  ursinu*  von  Japan  bis 
Behringsstrasse  und  in  Amerika  bis  84*  n.  Br.,  Arrto- 
cephalua  australis,  Westküste  von  Südamerika,  O. 
lobata  in  Australien,  Gilliespii  im  Nordpariftc.  Pbo- 
S 1 3 

ciden,  jung,  simmtlieh  mit  -J  - C-  M.  Mscro- 

rhinus  proboscideus,  Südamerika  und  Australien  und 
südlicher  Paritic.  Cystophora  cristata,  Atlantischer 
Ocean,  östliches  Eismeer,  aotillarum,  Westindien.  Steno- 
rhynchus  leopardinus  autarktisch,  carcinophagus , 
östlich  der  Südspitze  von  Südamerika,  Monacbus  medi- 
terraneus,  fast  nur  Mittelmeer,  tropicalis,  Westindien. 
Phoca  vitulina  und  annullala  circumpolar,  ausser  im 
Norden  von  Amerika,  barbata  in  den  arctUcheu  Ge- 
bieten der  östlichen  Halbkugel,  groenlandica  atlantischer 
Ocean,  fasclata  und  maculata  Ostnsien,  huicalensis 
nur  Baikals«,  caspica  nur  Kaspische*  Meer  und  Hali- 


cboeru«  grypu«  nördlicher  Atlantischer  Ocean.  Die 
Seehunde  stammen  theils  au»  den  Meeren  von  Süd- 
amerika, theils  aus  deu  Meeren  westlich  von  Asien. 

Langk&vol,  Bernhard.  Die  Verbreitung  des  Ovi* 
Polii  in  den  Pamirs.  Der  zoologisch«  Gurten  1898, 
p.  67  — 69  und  Ovia  Polii  Blyth.  Ibidem  p.  174 

— 170. 

Bringt  die  Berichte  der  verschiedenen  Autoren  über  die 
Verbreitung  diese*  Wildschafes.  Biologisches.  Be- 
schreibung des  äusseren  Habitus. 

Langk&vel,  Bernhard.  Der  Kürz  des  nördlichen 
Deutschland.  Der  zoologische  Garten  1898.  p.  83 

— 84. 

Der  Kürz  Ist  in  NorddeuDchland  sn  manchen  Orten 
häutiger  als  die  Fischotter.  Früher  lebte  er  auch  in 
Frankreich  — Khonetbal  — Schweiz  und  Mahren  , vor 
Kurzem  noch  in  Croaticn,  in  ganz  Russland  mit  Ausnahme 
der  Krim  und  von  Sibirien.  Jetzt  ist  er  auch  in  Mecklen* 
bürg  ausgestorben. 

Lavor,  H.  The  Xammala,  Reptile»  and  Fialies 
of  E»»ex.  A Contribution  to  the  Natural  Hi story  of 
the  Coontv.  London,  Simpkin  1898.  8°.  146  p. 

Lönnberg,  Einar.  Om  de  i Österojön  fon-kommende 
Själhunda-Artemo  och  deraa  Kaum lecken.  Sveimka 
Fiak.  Tiilskrift  1898.  p.  19 — 23. 

Lorenz  Liburnau  von,  Ludw.  Siugethiere  von 
Madagaarar  und  Sansibar.  Abhandlungen  der  Senken- 
bargiiaban  Mtarfonebendra  OwtHnkäft  18»8.  21.  B<1. 
p.  441  — 4ß9.  4 Tu  fein. 

Cercopithecus  albogolarD,  Otolemur  agisymbanus 
Sansibar,  Calcaneum  und  Naviculsre  verlängert  wie  l>«i 
Tarsius,  Microcebut  myotinus,  Lepidolemur  tnus- 
telinus  mit  Subspecie»  tvpicus  und  rufescen* , ersterer 
Antema  * und  Kandani*,  letzterer  in  Ambundube  *.  l/mur 
mongoz  mit  rutifrons  Kandani  und  nigrifrons  Ambundube 
und  Bctsako*,  Lemur  albimanus  Kandnni  und  Andema, 
Avahis  lanigrr  occidentalis  Ambundul*  , Propitbecua 
coronatu»  Kandani,  Anhema,  Verreausi  Morond&v**, 
Coquereli  Bctsako  AmbundubA,  Nyctinomus  limbatu* 
Majunga*  und  Sansibar,  bracbypteru*  Sansibar,  pumitus 
Aldabra,  Vesporogo  minutus  Mnjunga,  Triaenop«  afer 
Majunga,  Pteropus  Edwardii  ibidem,  aldabrensis  Aldabra, 
Kpomopborus  gambianus  Sansibar,  Setiger  »rtosu». 
Ms  jung» , Centetes  ecaudatus  AmbundubA,  Mnjunga. 
Zahn  Wechsel  erfolgt  er*t  spät,  Crocidura  madagascariensi», 

auriculata,  beide  Majunga,  mit  ^ J y P jj  M,  Herpes- 

tea  ornat us,  Sansibar,  verschieden  von  grandis , albicauda 
Viverra  rivetta  erientalis,  beide  Sansibar,  Viverricula 
Schlegeli  Majunga,  Felis  catus,  wohl  verwilderte  Haus- 
katze. Mut  dccumanu*  und  musculus  Majunga.  Neso- 
tragu»  moschatus,  Sansibar,  Phacoehoerus  africanu«, 
Wituland,  Potamocboeru»  africautis,  Sansibar,  Sus 
sp.  Majunga  • auf  Madagaskar.  Diese  Thiere  wurden  von 
Dr.  Voeltzkow  gesammelt. 

Lydekker,  Richard.  On  the  Geograph ical  Rares  of 
the  Banting.  ProCMdfaga  of  the  Zoological  Society 
of  London  18D8.  p.  276 — 278.  1 pl. 

Alte  Bantiug-Rinder  wurden  bisher  als  Bossondaicus 
bestimmt,  der  echte  ist  aber  nur  in  Java,  der  von  Burma 
sowie  der  von  Manipur  sind  besonder*  Rassen. 

Lydokkor,  Richard.  The  Deer  of  all  Lauda,  a 

Hiatory  of  the  Family  Cervidae  living  and  extinrt. 
London,  R.  Ward  1898.  4*.  350  p. 

Liegt  nicht  vor. 

Marsh,  O.  C.  The  Origin  of  Mammals.  The 
American  Journal  of  Science  and  Art».  Vol.  156, 
1898.  p.  40ö— 409. 

Die  etwaige  Verwandtschaft  der  SSugethiere  mit  den  Rep- 


Digitized  by  Google 


157 


Zoologie. 


Ulien  lässt  sich  erkennen  nn  4er  Beschaffenheit  4er  Zähne, 
de*  Squ»mo«um , den  Quadrat  um , de*  Occipitnk-ondylus 
und  de«  Unterkiefer».  Zahndifferenxirung  ähnlich  wie  bei 
«kn  Säugethieren  findet  »ich  nur  bet  solchen  Rep- 
tilien, welche  mit  den  Sauget  hierrn  nicht  naher  ver- 
wandt sind.  Auch  die  mächtige  Entwickelung  de*  Qua- 
dratum  kommt  l*ei  verschiedenen  Reptilien,  nicht  blaaa 
bei  den  Tberiodontin  vor.  Der  «lern  Quadrat uiu  der 
Re|iti1iea  homologe  Knochen  i*t  für  die  Säugethiere 
überhaupt  nicht  mit  Sicherheit  zu  ermitteln.  Die  Sauge- 
thierc  haben  zwei  Condyli , die  Keptilien  aber  blo»»  einen. 
Verf.  vergisst,  ilius  der  doppelte  Condylu»  der  Sauge* 
t liiere  ein  Theilutigsproduct  ist.  Der  Unterkiefer  der 
Säugethiere  besteht  bloss  au»  einem,  der  der  Rep- 
tilien au*  verschiedenen  Knochen.  Der  Ursprung  der 
Siugethiere  muss  wohl  in  alten  Amphibien,  vielleicht 
■chon  in  solchen  de»  D.  von  gesucht  werden,  -und  von 
letzteren  gehen  auch  die  Reptilien  aus. 

Matschie,  Paul.  Verwandtschaft  zwischen  Löwe 
uml  Tiger.  Naturwissenschaftlich«  Wochenschrift. 
13.  Bd.,  1898.  p.  465. 

Ldwe  und  Tiger  sind  »ehr  nahe  verwandt.  Der 
Turkmenentiger  ist  dem  Perserlöwen  »ehr  ähnlich, 
we»ha1h  auch  BntUrdi rangen  zwischen  Löwe  und  Tiger 
nicht»  besonder»  Auffallendes  bieten. 

Mataohie,  Paul.  Aua  der  Säuget  hier  weit  der  mitt- 
leren Hochlinder  Deutschest  Afrikas.  Wertler,  Mit- 
theilungen au»  den  Hochländern  des  nördlichen 
Deutsch  - Ostafrika  1898.  p.  205  — 267.  1 Taf. 

32  Textflg. 

Liegt  nicht  vor. 

Mataohie,  Paul.  Zur  Faunist ik  Deutsch • Ostafrikas. 
5.  Säugethiere.  Archiv  für  Naturgeschichte.  Berlin 
1697.  I.  Bd.  p,  61—88. 

Unlieb  verspätet.  In  die*er  Lifte  bedeutet  K Ku*t«*n- 
gebiet,  M Ma**ai»teppc,  N Ost-  und  Nord  käste  des  Nyasaa, 
V Victoria  Nyanzj»,  Kl  KilimnKd]aro,  Z Zanzibar,  li  dessen 
Hinterland. 

Primaten:  Anthropopithecu»  troglodytes  V,  Colo- 
bus  ecaudatus  Kl.  palliatu»  K,  Kirki  Z,  Papio  roth  K, 
Langheldl  H,  doguera  kl,  Cercopithecu»  rufovlridis  H, 
pygerythrus  K,  Schmidt]  V,  itlbigularis  K,  Otogale 
crsisskaudatus  K,  agisymbt&nus  Z,  Kirki  K.  Oalago 
getagt)  KH,  zauzibariensi»  Z.  Chi rop irren:  Epomo- 
phorus  gatnbianu*  ZK,  comptu*  V,  minor  ZKH,  Xan- 
tharpyia  *t  nun inen  Z,  collari».  III.  KV,  Nycteri»  gran- 
di«  Z,  hispida  ZK,  thchaica  Z K H V,  Megaderma  fron» 
Z K II  M , cor  Kl,  Rhinolophu»  Hildcbrandti  K,  cnpensis 
ZK,  Hipposideros  caffer  K,  Triaenop*  afer  Z,  Hippo- 
*ideros  Commcrsoni  Z,  tridens  Z,  Eptesicns  Grandl- 
dierl  Z,  tenuipinnis  V,  minutus  KH,  Kerivoula  africana 
ZK,  Vesperugo  Temmincki  K,  tiaou*  ZKH.V,  Nycti- 
cejus  Schliefivni  H,  borbonicus  Z,  Miniopteru»  tcotinu* 
K,  Coleura  afra  Pemba , Nyctinomus  augolensi*  H, 
brachypteru»  ZK,  hivittatas  K II,  limbatu«  ZKH,  pumilu* 
KH,  Martiensscni  K,  Taphozous  manritianu*  ZK.  In- 
■ ectivoren;  Petrodromue  tetradactylus  ZK. H,  Rhyn* 
chocyon  Peter*»  ZK,  Macroscelides  pulcher  II,  Cro- 
cidura  gracilipes  ZK,  Fischen  M,  Erinaccus  alhirentris 
KHM.  Rodentia:  Lepns  ochropos  KH,  vktoriae  V, 
Xeru*  rutilu»  KM,  Sciurn»  congicus  K,  Cepapi  KHM, 
Pauli  K,.  annulatu«  II . mutabili*  K,  palliatu»  KZ,  Eli* 
omya  murinu*  KH,  MV,  A nomal  uru»  cinereu»  N, 
orientalis  K,  Pedete»  taffer  H,  Dendromys  nigrifron* 
Kl,  pumilio  KH,  M V,  Steatomy*  praten*i*  H,  Lophuro- 
my»  aquilu»  KK1,  Otorar*  irroratu*  Kl,  Gerblllu« 
Böhrai  II  V,  ricinus  M,  purillu»  IIM,  Acomys  Wilsoni  K, 
Cricetomya  gAtnhianu*  ZKV,  Golunda  fallax  Usam- 
bar»,  Arvicanthis  dorsali«  K,  pumilio  Kl,  Neumanni  M. 
barbaru*  HM.  abyaahaicus  HM,  Mus  decumanu»  K,  rattus 
ZKHV,  aleiandrinu»  ZK,  dolichuru*  KMV,  natulensi* 


KHM,  musiulus  K,  minimu«  Z, KHV,  Aulacodu»  twin- 
deriauua  KH,  Khisotnys  splenden*  Kl  V , Myoscalops 
argenteocinereu*  KHV,  Hystrix  africac  austrah»  Z K,  H M. 
Carnivora:  Hraena  crocuta  KHMV,  Protei«*  crista- 
tu» HK,  Lycaon  pictus  KH,  Otocyon  tnegalotis  K, 
Cania  vitriegatu*  MH,  adusttts  KIK,  Leo  somniknsis 
KUH.  Caracal  nubica  Kill,  Felis  cMigata  KHM,  Ser- 
val ZKH,  Leopardus  nimr  KHM,  Cyuaoluru*  gutta- 
tu»  KIM,  Viverra  civetta  orientah»  ZKH,  Viverri- 
cula  malaceeiuds  Z,  Ge  net  tu  felin»  K,  pardiun  V,  tigrina 
H,  Nandinia  Gerrardi  K , Udeogale  puisa  ZK,  crassi- 
caoda  KM,  Herpes  tr»  galera  HM,  caffer  Kl,  alhicauda 
KMV,  Granti  K,  gracilis  ZK  II V,  Crossnrchus  fasciatus 
ZKH,  Uelogale  undulatJi  KVH,  Khy nchogale  Meilen 
K,  Ictonyx  zorilla  II V* , Poocilogale  albinucha  V, 
Meltivora  rate)  KM,  Lutra  capensi»  KV,  maculicolli» 
V.  Proboscidea:  Klephas  africamu  KHM.  Hyraco- 
idea:  Dendruhyrax  Scheelei  K,  Stuhlmanni  V,  Neu- 
manni  Z,  ralidus  Kl,  Proflivl»  Brucei  K H.  Periaso- 
dactyla:  Kquus  Böbini  K,  Crawshayi  H,  Granti  M, 
Khinoceros  hicornU  KHM.  Artiodacty la:  Hippopo- 
tamus  nmphibius  KHM,  Phaeochoerus  afrkanu* 
KHM,  Potamocboerus  africanu*  KHM.  Giraffa 
enmclnpardali*  K,  aethiopica  M,  Buffelus  caffer  KHM, 
Dubalis  Lichtensteini  H,  leucoprymnu»  K,  Cokei  M, 
Connochaetea  Johtutoui  H,  taurinos  K,  albojubatus  M, 
Cepbaloloph us  Marveyi  K,  »padii  Kt,  Sylvicapra 
grimmia  K,  Madoqua  Kirki  M Kl,  Xesotragus  moscha- 
tus  ZK,  Pediotragus  Neumanni  M,  Oreotragus  sal- 
tator  IIM,  Oryx  callotis  M,  Tragelaphu»  Roualeyni 
KI1,  Spekei  V,  Cobus  elliptiprymnus  K,  Crawshayi  N, 
defossa  II  MV,  Adenota  Vardoni  H,  Thomasi  V,  Cer- 
virapra  arundinum  II,  Chandleri  K,  bohor  M,  Aepi- 
ceros  »uar»  HM,  Gazella  Granti  M,  Thomsoni  M, 
Lithocrnnius  Walleri  M,  Hippotragu*  tiiger  KH, 
Bakeri  HM,  Strepsiceros  alrepskems  KHM,  imberbis 
M,  Orea*  oreaa  H , Livingstoni  K.  Edentata:  Manis 
Temmincki  KM,  Orycteropu«  capenris  II.  Sirenia: 
llalicore  Dugong  K. 

Mo  Corquedale  W.  Huzne.  Giraffe  from  the 
Niger  Territorien.  Nature.  London  1898.  Vol.  57. 
p.  389 — 891.  1 Karte. 

Das  Exemplar  ist  das  einzige,  da*  man  bisher  aus  West- 
afrika kennt.  Es  wurde  in  Calabar  südlich  vom  Benue 
erlegt.  Old  fiel  d Thomas  errichtete  hierfür  eiue  besun- 
dere  Subspecies  Giraffe  camelpardalis  peralta. 

Mearna,  Edgar  A.  Dcscriptiona  of  three  new  Forma 
of  Pocket  Mice  from  the  Mexican  Border  of  the 
United  State*.  Bulletin  of  the  American  Mu*eum  of 
Natural  Hittory.  New  York.  Art.  XV,  1898.  p.  299 
— 302. 

Perognathns  pneitku*  n.  sp.  sehr  klein,  aber  ähnlich 
bimaculatoa,  P.  tangimembris  Bangst  n.  subsp. , P.  eremi- 
cua  n.  sp.  von  Texas  gehört  in  die  penicillatus-Gruppe. 

Muurns,  Edgar  A.  A Study  of  tb«  Vertebrat v 
Fauna  of  the  Hud*on  Higbland*.  Bulletin  of  the 
American  Museum  of  Natural  History  1888.  Arf.  XVI. 
p.  303—352. 

Von  Säugethieren : Didelphis  virginiana,  Lepns  ayl- 
raticu»,  Zapus  hudsoniu* , Fiber  zibethicus,  Microtus 
pennsylrankus,  Evotomys  Gaperi  Rboadsi,  Peromyscus 
leocopus,  Neotoma  pennsylvanira , Mus  decumanus, 
tnusculus,  Arctomya  monax,  Tamias  strintua,  Scinru» 
hudsouicus  loquax,  carolineiuia  leucotis,  Sciuropteros 
rolans,  Sorex  persooatu*.  Blarina  brevicauda,  Scalop* 
aquaticus,  Parascalop»  Breweri , Condylu  ra  rristata. 
Myotis  subulatus  , Vrspertilio  fu*c<u,  Pipistrellu» 
»ubAavu«,  Lasionycteri*  noctivagus,  Lasiuru»  borealis, 
Dorcetaphus  virginianus,  Phoca  ritnlina.  Procyon 
toter,  Lutra  hudsonica,  Putorius  vison  lutreorephalus, 
noreboracensit , Cicognani,  Mephiti»  mephitica,  Vulpes 


i 


Digitized  by  Google 


158 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


peunsylvaniru* , Urocyon  cinereoirgeuteua , Lyn»  rufu»; 
früher  lebten  auch  hier  Castor  canadensts , Ursu» 
awerteanu»  und  Sciurus  ludovidanu*  cinereus.  Verf. 
giebt  ausserdem  rin  Verzeichnis«  der  Flor». 

Mearna,  Edgar  A.  Note»  on  th.  Mumm  ul»  of  the 
Catskill  Mountain»  New  York  with  general  remarka 
on  the  fall  na  und  flora  of  the  regio«.  Proceedinga 
of  the  United  States  National  Museum.  Vol.  21, 
1898.  p.  341—360. 

Sciuropterus  sabriauB  niHcrotis  o.  subsp. 

Mearns , Edgar  A.  Preliminary  Diagnosia  of  new 
MammaU  of  the  Genera  Sciurus,  Castor,  Neo- 
toma  and  Sigiuodon  from  the  Mexicnn  Bordt-r  of 
the  United  States.  Proceedings  of  the  U.  8.  National 
Museum.  Vol.  20,  1M*8  p.  5ui — 5u5. 

Sciurus  toasor  Anthoiiri  San  Diego,  Castor  nu* 
densis  frondator  Sonora,  Neototna  cuuiulator  San  Diego, 
Sigmodon  hi»pidus  palliatui  und  eremicus. 

Mögnin,  P.  Le  Cbien  et  m race».  2 edition.  Tome  I 
L’bistoire  du  Cbien  depuis  les  temp»  Um  plus  reett- 
lea,  Torigine  des  races  et  leur  clasaitication.  Tome  11 
Lt*n  Chien»  darret«.  Pari»  1897,  1898.  8°.  p.  825 

resp.  268. 

Merriam,  C.  Hart.  Mammals  of  Tres  Maria» 
Island»  of  Wentern  Mexico.  Proceedings  of  the  Biolo- 
gical Society  of  Washington  1898.  p.  13 — 19. 

Man  kannte  ron  dienen  Inseln  ausser  Fledermäusen 
nur  drei  Arten  ron  tandbewohnenden  Säuget  liieren. 
Jetzt  sind  noch  zwei  weitere  nachgewiesru  worden.  Die 
Faun»  setzt  »ich  zusammen  aus  Marmosa  insularis 
n.  sp.  verglichen  mit  caoescena,  Oryzomy»  Nelson i 
n.  sp.,  Peromjracu»  madrenals  n.  sp. , Mut  rattus, 
Lepu»  Graysoni,  Procyon  lotor  insularis  n.  sp. 
subsp.,  Zalophus  califor nicus,  Rhogäessa  parvula, 
Myotia  nigricans,  Otopterus  mexicanu»,  Glosso- 
phaga  mutica  n.  sp.  äholich  soricina,  Chaero- 
nycteris  mexicana,  Lasiurus  borealis  mexiranu* 
Phocaena  coniinoiiii,  Prodelphinus  lougirostris. 

Morriam , C.  Hart.  Detcription»  of  two  new  Sub- 
genera and  t bitte  new  Bpeciee  of  Microtu»  from 
Mexico  and  Guatemala.  Proceedings  of  the  Biolo- 
gical Society  of  Washington  1898.  p.  105  — 108. 

Als  Typus  von  Micro tus  betrachtet  Verf  Microtu» 
arvalls.  Microtu»  fulviventer  n.  sp.  Oataea,  ihn* 
lieh  mexicanu*,  Subgenus  Qrthriomvs  unterer  M,  mit 
einem  geschlossenen  äusscreu , zwei  geschlossenen  inneren 
und  zwei  otTenen  Dreiecken , Mt  mit  zwei  geschlossenen 
Dreiecken  (eines  an  jeder  Seite)  und  zwei  inneren  schrägen 
Schlingen.  Oberer  Ma  mit  einem  geschlossenen  Dreieck 
auf  beiden  Seiten.  Zähne  ähnlich  denen  von  Phenaco- 
rojrs.  Nur  eine  Art,  Mirrotus  umbrosus  n.  sp., 
Onsaca,  llerpetoray»  n.  subgen.  — Zähne  wie  hei 
Orthriomys,  jedoch  oberer  M,  mit  xwei  äusseren  und 
einem  inneren  geschlossenen  Dreiecke  nebst  einem  halb- 
mondförmigen hinteren  Fortsatz.  Dieser  Zahn  »ieht  dem 
der  echteu  Microtu»  ähnlich.  Nur  eine  Art,  Microtu* 
guatetn alensi*  n.  sp.  Guatemala. 

Morriam  , C.  Hart.  The  Kiirliest  Getieric  Name  for 
the  North  American  Peer  with  Description»  of  live 
new  Hpecit»  and  Subwpecio».  Proeeediact  of  the 
Biological  Society  of  Waehingtou.  Vol.  XII,  1898. 
p.  99—104. 

Der  virginisebe  Hirsch  muss  anstatt  Cariacu»  oder 
Dorcelaphu»  den  Namen  Odocoileus  virginianut 
führen.  Autor  unterscheidet  beim  Columbia  blacktail 
Odocoileus  columbiauus  zwei  Subspecie»:  O.  colum- 
bianus  sitkiensis  n.  subsp.  von  Sitka  Alaska,  kleiner  als 
der  typische,  und  0.  colurobianus  scaphiotu»  n.  subsp.  von 
Cali  formen  mit  längeren  Ohren  und  dunklerer  Farli«. 
O.  cerroecnsi»  n.  *p.  rnn  Xiedercalifornien , kleiner  als 


der  cnlifornische  0.  hemionus.  O.  Thomasi  von 
Huchurtan,  Mexico,  ziemlich  gross,  roth  gefärbt.  Schädel 
ähnlich  dem  von  clavatus  au*  Honduras.  0.  Nelsoni 
n.  sp.,  San  Cmtobal,  Mexico,  mittelgross  dunkel  braungrau, 
kleines  Geweih.  Beschreibung  des  äusseren  Habitus  und 
der  wichtigsten  Skelet  merk  male  dieser  Formen. 

Merriam , C.  Hart.  Description  of  »ix  new  Ground 
Squirrels  from  the  Western  United  State».  Pro- 
ceeding»  of  the  Biological  Society  of  Washington 
1898.  Vol.  XU.  p.  «9—71. 

Spermophilu»  oregonns  n.  sp,  au*  drr  arraatuK- 
Beldingi-Gruppe,  K Untat  h Baain  Oregon.  Schädel  ge- 
streckter als  bei  Beldingi.  Sp.  roollis  Stephens! 
n.  subsp.,  Owen»  Valley  Nevada,  mollis  yakiinensia 
n.  subsp. , Yukitua  Co.  Washington,  mollis  canus 
n.  subsp.,  Wasco  Co.  Oregon,  Spermophilus  trede- 
clmlineatus  Allen!  n.  subsp.,  Bighorn  Mt*.  Wyoroing 
und  tredecimlinea  tus  texeusis  n.  subsp.  Cooke  Co. 
Texas.  Beschieibung  des  Schädels  und  der  äusserrn  Merk- 
male dieser  Arten. 


Morriam,  C.  Hart.  Dascription»  of  thic-o  new 
lind  ent«  from  the  Olytnpic  Mountain*  Washington. 
Froceeding»  of  the  Academy  of  Natural  Science*  of 
Philadelphia  1898.  p.  352—353. 

Arctomys  olympus  n.  sp.  ähnlich  dem  caligatus, 
aber  ander»  gefärbt,  Kutamia»  caurinu»  n.  sp.  äimlidi 
dem  ainoenus,  aber  vor  allem  mit  längeren  Hinterbeinen, 
beide  von  Timberline,  Microtu*  macrurus  n.  sp.  von 
Lake  Cushman,  ähnlich  dem  mordax,  aber  dunkler,  grosser, 
mit  längerem  Schwanz  und  längeren  Hinterbeinen. 

Morriam,  C.  Hart.  New  Name»  for  Spermophilu» 
brevioaudu»,  Canis  pnllidu»  and  Sorex  cau- 
dattta.  Merr.  Science.  VoL  VIII,  1898.  p.  782. 

Liegt  nicht  vor. 


Merriam,  C.  Hart.  A New  Genu»  (Neotomodon) 
and  three  new  Specie»  of  Murine  ltodents  from  the 
Mountains  of  Southern  Mexico.  Proceedings  of  the 
Biological  Society  of  Washington  1898.  p,  127  — 129. 
Neotomodon  n.  gen.  hat  die  Grosse  von  Microtus, 


nackte  Ohren , raässig  laugen  Schwanz,  j Pectoral 


und 


- Lendenzitzen.  Im  Habitu»  zwischen  Microtus  und 


Peromyscus  stehend,  kurze*,  rundes  Cranium , langes 
Diastema,  grosse,  massive,  bewurzelte  Zähm*.  Obere  M, 
und  Ma  mit  drei  äusseren  und  zwei  inneren  Pfeilern, 
nebst  zwei  äusseren  und  einer  inneren  Falte,  ähnlich  denen 
von  Neotomn,  M,  einfacher,  untere  M,  und  M,  mit 
drei  Pfeilern  und  zwei  Kulten  auf  jeder  Se.te.  Ma  S-fonnig 
— untere  M ähnlich  denen  von  Hodomys.  Neotomodon 
Alstoni  n.  »p,,  Michoacan  Mexico,  perotensis  n.  »p. 
Veracruz,  Urizabae  n.  sp.,  Puebla,  Mexico. 


Merriam,  C.  Hart.  Dcacription»  of  twenty  m* 
Speeles  and  a new  8ubgeuu»  of  Peromyscus  from 
Mexico  and  GuHtemula.  Proceedings  of  the  Biolo- 
gien! Society  of  Washington.  Vol.  XII.  1898.  p.  115 
— 125.  1 Fig. 

Da»  neue  Subgeno»  M egadontomv > unterscheidet  sielt 
von  den  echten  Peromyscus  durch  die  Gross«  und  die 
lauge  Schnauze.  M in  drr  Jugend  höckerig,  M,  und  Mr 
mit  Secundärpteiler  auf  jeder  Seite.  M,  mil  drei  vor- 
springenden und  zwei  einspringenden  Dreiecken  auf  jeder 
Seite.  M.  (Peromyscus)  Thomasi  n.  sp. , Querrem, 
Nelsoni  n.  sp.  Vera  Cruz,  Peromyscus  znrhynchus 
n.  sp.,  Chiapos,  zarhvnchus  cristobalen s is  n.  subsp., 
guatemalensis  n.  sp.t  Guatemala,  lepturus  n.  sp., 
O&xaca,  megalops  n.  sp.  und  auritu»  n.  sp.  eben- 
daselbst, cninptu*  n.  sp.,  Guerrero,  P.  mexicanu» 
totontepecu*  n.  *ol>»p.,  Oaxnca,  mexicanu»  sazatilis 
n.  subsp.,  Guatemala,  tnexiesuu»  Orixabae  u subsp., 


\ 

Digitized  by  Google 


Zoologie.  1 59 


tehuantepecu*  n *p.,  oaxacensi»  n.  »p.,  felipensls 
n.  »p.  in  Oaxaca,  I*.  gratus  n.  »p.,  Thal  von  Mexico, 
laevipe»  n.  sp.,  Tlaxcala,  diene  drei  zur  difficilis- 
Gruppe  gehörig,  hy  lotete»  n.  »p. , Michoacan,  üiukb* 
leiden  u sp.,  Oaxaca,  verwandt  mit  leuoopus,  megts- 
turus  n.  np.,  Pueblo,  nehr  lang  geschwänzt. 

Merriam  , C.  Hart.  Deacription  of  a new  Fox 
from  8outli  California.  Prnceedjnga  of  the  Biologicnl 
Society  of  Washington  1898.  p.  135 — 138. 

Vulpen  macrot i»  n.  np. 

Meulemann,  E.  Lea  animnux  domeatique*  de 
l’Etat  iudependant  du  Cougo.  Revue  scienliftque 
1898,  II,  p.  559 — 562. 

Pferd  int  erst  jrUt  eingriiibrt,  die  Esel  stammen 
thril»  von  den  Canarinchen  hinein,  theiln  von  Maskat.  Rind 
ist  überall  verbreitet,  wild  aber  nur  im  östlichen  Kwango, 
ain  A Ibert-Eduard-Ser,  Katanga  etc.  Von  Rind  eiistirt 
auch  eine  hornlose  Rasse.  Die  Ochsen  dienen  auch  als 
Reitthierr.  Die  Ziege  int  die  nämliche  wie  in  den 
meisten  Thailen  von  Afrika,  die  von  Mangbettu  besitzt  eine 
RUi'kenmähne.  Dan  Schaf  ist  «hm  centralafrikanische  und 
sieht  einem  kleinen  Bison  ähnlich.  Am  obereu  Nil  bat 
uian  ein  dem  steatopyga  ähnlichen  Schaf,  Schwein 
wird  fast  nur  im  Süden  gehalten.  En  gehört  zur  benschen 
Ranne:  das  von  Mau  gebet  tu  ist  ein  gezähmtes  Wild- 
schwein. Itn  Sudan  ist  ein  dem  Windhund  der  Araber 
ähnlicher  Hund,  die  übrigen  erinnern  an  die  Hunde  der 
wilden  Völker  in  Asien  und  Oceanien. 

Miller  Gerrit , S.  jun.  Deacription  of  a new  Bat 
from  Lower  California.  The  Anna  In  and  Magazine 
of  Natural  Hiatory.  London  1898.  Vol.  II.  p.  124. 

Mvutis  peniusularis  n.  sp.  kleiner  als  vetifer, 
Farbe  wie  bei  callfornicus. 

Mills,  W.  The  Dog  Book.  Maauul  on  the  Üog: 
hi»  origin,  hiatory,  varietie»,  bmding,  •dneation  and 
general  manage  in  ent  in  health  and  disease.  London, 
Umvin,  1898.  8*.  424  p.  I col.  pl.  43  Textf. 

Muay , M.  L'extinction  de  quelques  Mamtnifore» 
suiaaes.  Revue  scientiAque.  T.  11,  1898.  p.  56. 

Nasaanow,  N.  Ueher  die  krallenartigeu  Gebilde  an 
den  hinteren  Extremitäten  bei  Lantuungia.  Ana- 
tomischer Anzeiger  1898.  p.  12—16.  6 Fig. 

Während  zwei  Zehen  de»  llintcrfu»»«»  von  Procavla 
mit  platten  Nägeln  versehen  »iod , hat  die  innere  rin« 
dicke  Kralle,  di«  offenbar  zum  Reinigen  des  Pelze»  dient. 

Nehring,  Alfred.  Di«  Gruppe  der  Mesocricetus- 
Arten.  Archiv  für  Naturgeschichte  1898.  p.  373 
— 392.  1 Tafel. 

Der  echte  ^Cricetus“  nigricans  »taimut  jedenfalls 
von  der  Nordseite  des  Kaukasus,  wa*  über  *on»t  noch  auf 
nigricans  IfMgtti  wurde,  mos«  wohl  in  mehrere  Arten 
zerlegt  werden.  — Die  Mesocricetus  zeichnen  »Ich 
durch  da»  ovale , statt  nuten  schlitzförmige  Infraorbital- 
foramen,  sowie  durch  die  schwache  Entwickelung  der  vor- 
deren Partie  des  Jochbogens  aus,  ferner  durch  dir  kürzeren 
Incisivtbramiua , die  kürzeren  Alveolen  der  unteren  Nage- 
zähne, dir  F.iufachheit  des  letzten  Molaren,  das  Fehlen 
einer  Entepicon«lylar»j»ange,  «lie  Kürze  de»  Schwanzes,  den 
tiefschwarzen  Brustrirck  und  die  helle  Karbe  des  Unter- 
arms gegenüber  Cricetus  vulgaris.  Von  den  kleinen 
grauen  Harnst  er  arten  (Cricetulu»  phneus)  unter- 
scheiden »ich  die  Mesocricetus  insbesondere  durch  den 
plumperen,  höher  gewölbten  Schädel,  «las  Fehlen  der  Knte- 
picondvlarspange  am  Humerus,  die  robuster«  Gestalt  uud 
die  Färbung.  Li«  Mesocricetus- Arten  sind  folgende: 
M.  nigriculus  (nigricans)  n.  sp.,  Nordkaukasien, 
Raddei  Dagestan,  Brandt!  Tranvkaukasien  (Persien, 
Kleinaaien?),  Newtoni  Ostbulgarien,  auratus  Syrien. 

Nehring;,  A.  Ueber  Cricetus  Raddei  n.  sp.  Zoolog. 
Anzeiger  IMS«  p-  189— 188. 


Nehring;,  A.  lieber  Cricetus  Newtoni  n.  ap.  aus 
Ostbulgarien.  Ibidem,  p.  329 — 332.  1 Fig. 

Nehring,  A.  Feber  Cricetulu*  und  Mesocricetus 
n.  g.  suüg.  Ibidem,  p.  493—495. 

Der  Hamster  von  Dagestan  ist  eine  besondere  Sperie*, 
die  sich  von  nigricans  durch  das  tiefe  Hineinragen  der 
Krontnlia  zwischen  die  Parictalia  ähnlich  wie  bei  vul- 
garis, sowie  durch  die  Grösse  und  durch  die  Form  der 
Backzähne  unterscheidet.  Cricetus  Newtoni  n.  np.  aus 
Ostbulgarien  unterscheidet  sich  von  «lern  kaukasischen 
nigricans  durch  die  Anwesenheit  eine»  schwarzen  Längs- 
streifens am  Rücken,  die  gelbe  Farbe  de*  Bauches,  die 
kleineren  Ohren,  die  Kürze  und  Breite  der  Interparietal ia 
und  da»  Fehlen  eine*  EntepicondyUrfnramen  am  Humerus. 
Nigricans  zerfällt  in  vier  Arten.  Siehe  das  vorige  Referat. 

Der  Gattungsname  Cricetus  wurde  zuerst  vonCuvier 
angewandt.  Man  muss  hiervon  das  Subgenus  Crice- 
tulus,  klein,  grau,  hellbäuchig  — mit  furunculus, 
arenarius,  songarut,  phaeus  abtrennen.  Auch  die 
oben  genannten  Arten  bilden  ein  wohl  char»kteri*irtes 
Subgenus  Mesocricetus,  doch  muss  c*  statt  M.  nigri- 
cans „nigriculus“  heissen. 

Nehring,  A.  Feber  Spnlax  hungarieus  n.  sp. 
Zoologischer  Anzeiger  1898.  p.  479—481.  3 Fig. 

Der  Spa  lax  von  AlfÖbl  in  Ungarn  ist  bedeutend  ver- 
schieden von  typhi us  und  nicht  bloss  eine  Varietät  des- 
selben. Die  Zahne  sind  hei  ihm  gerundet,  ohne  Einbuch- 
tung auf  der  Innenseite.  Beschreibung  de»  äusseren 
Habitus.  Kommt  auch  in  Bulgarien  vor.  Der  in  SUd- 
uugarn  fossil  vorkoromende  Spa  lax  priscus  ist  von 
hungarieus  verschieden. 

Nehring,  Alfred.  Ueber  Spalax  gruecu»  n.  »p. 
Zoologischer  Anseiger  1898.  p.  228—230  und:  Einige 
Nachträge  über  die  Speeles  der  Gattung  Spa  lax. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  naturforschender 
Freunde  zu  Berlin  1898.  p.  1—8  mit  Fig. 

Diese  Art  unterscheidet  »ich  von  typhi  n»  durch  eigen- 
thümliche  Einbuchtungen  de*  Schmelzes.  Die  Zabnrcilirn 
stehen  weit  au»  einander,  die  Bullae  sind  mehr  blasig.  Die 
Weibchen,  wenigsten»  die  Schädel  derselben,  sind  immer 
kleiner  als  die  der  Männchen.  Spalnx  inicrophtbalmus 
zeigt  in  der  Einbuchtung  der  Innenseite  der  31  eine 
eigenthnralichc  Kräuselung  de*  Schmelxblechr*. 

Spal  »x  von  der  Dohrudscha  scheint  mit  dem  ungarischen 
nah«  verwandt  zu  sein.  In  Bosnien  und  Herzegovinn  lebt 
eine  besondere  Art,  Spalax  nion tieola  n.  »p.  Sie 
ähnelt  im  Scldidelbau  und  Gebisa  dem  hungnricas, 
jedoch  Ut  der  Alveolarfurtsatz  des  unteren  Nagezahne» 
niedriger  als  der  Processus  condyloideus  und  die  Zahn- 
reihe länger.  Der  Spa  lax  von  der  mittleren  Wolga  ist 
dem  Kirgisorum  ähnlich,  jener  von  Troja  (Kleinasien) 
scheint  iutrrraediu»  zu  »ein.  Ehreubergi  von  Jaffa 
zeigt  die  hintere  Einbuchtung  auf  der  Innenseite  de»  Ma 
nicht  immer  deutlich,  die  an  31,  erhält  sich  immer, 
während  sie  bei  hungarieus  und  monticola  stet*  nur 
durch  eine  Insel  vertreten  ist  und  bei  uilcropht halm us 
überhaupt  fehlt. 

Nehring:,  A.  Einige  Bemerkungen  Uber  die  Blind- 
mftuse  und  ihre  geographische  Verbreitung.  Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift.  13.  Bd.,  189H. 
p.  261—263.  4 Fig.  Gröasenuuterachied  der  Männ- 
chen und  Weibchen  bei  den  Bl  iudmäusen.  Ibidem, 
p.  439. 

Beschreibung  de*  äusseren  Habitus.  Biologisches.  Die 
Blindmäuse  »ind  schwerlich  im  Stande,  Flüsse  za  durch- 
schwimmen. Es  sind  10  Arten  bekannt.  Sieb«  den  Be- 
richt für  1897. 

Nelson,  E.  W.  Change  of  name  for  Sciurus  albi- 
pes  q Herein ws  Nelsa.  Science.  New  York.  VoL  VIII, 
1898.  p 783. 

Sciurus  albipes  Hernnndrti. 


Digitized  by  Google 


160 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Noumann,  Oscar.  On  a nenr  Aatelnpe  of  the 
Genus  Uippotragu*.  Proceedings  of  tbe  Zoologiol 
Society  of  London  1898.  p.  850 — 851. 

Hippotragu»  rutbpallidu*  n.  sp.  in  Ostafriks  ver- 
schieden von  equinu»  in  Wrstafrikn. 

Nitache,  Heinrich.  Studien  über  Hirsche  (Gattung 
Cervua  itn  weitesten  Sinne),  Heft  I.  Untersuchungen 
über  nielirstangige  Geweihe  und  die  Morphologie  der 
llufthierhörner  im  Allgemeinen.  Leipzig , Willi. 
Engelintinn  1898.  4\  103  p.  11  Taf.,  12  Textflg. 

Liegt  nicht  vor. 

Olivier,  Ernest.  La  Faune  de  1‘ Allier.  Le*  Yer- 
t4brös.  Moulins  1898.  8".  171  p.  4 pl.  Bef.  in 

Revue  scientiHque  1898,  II.  p.  307. 

Liegt  nicht  vor.  Ausser  den  llaustbieren  sind  47  wild 
lebende  Säugethierarteu  bekanut.  Hirsch  ist  jetzt 
ausgestorbeii.  Abgebildel  sind:  Viverra  genetta  und 
Mustela  lutreola.  Auch  die  fossilen  Arten  des  Bour- 
bonoais  werden  erwähnt. 

Olivier,  Erneat.  La  Geuette  vulgaire.  Geuetta 
vulgaris.  Revue  scientiAque  de  Bourbonnais. 
Tome  XI,  1898.  p.  100. 

Olivier,  Erneat.  Le  Vison  d’Europe  Mustela 
lutreola.  Ibidem.  Tom.  XI,  189H.  p.  100. 

Parsen«,  F.  Q.  On  the  Anatomy  of  the  Africau 
Jumpiug  Hare  (Pedete*  caffer)  compared  wiüi 
that  of  the  Dipodldae.  Ptocecdmgs  of  the  Zooto- 
gical  Society  of  London  1898.  p.  858  — 89t».  12  ftg. 

I'edete»  hat  bloss  zwei  Zitzen,  nur  sein  Embryo  besitzt 
geriefte  Indsiren,  Dipus  aber  auch  im  Alter.  I’edetes 
hat  Nägel  an  der  Hand  arid  einen  radialen  Praepollex, 
am  Kuss  befindet  sich  ebenfalls  ein  radiales  KnüdteU- hen, 
aber  in  der  distalen  Reihe.  Die  Trachea  ist  durch  ein 
Septum  gethrilt.  Gallenblase  fehlt.  Pedetes  hat  zwar 
in  der  Muskulatur  viele  Aehnlirhkeit  mit  Dipus,  aber 
zugleich  auch  Merkmale  von  Hystricomorphen. 

Faraons,  F.  O.  and  Windle,  B.  C.  A.  The  Myology 
of  the  Terrvstrinl  CarnivorH.  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  Londorf.  Part  11,  1898.  p.  152 
— 18«. 

Verl*,  gebe«  am  Schlüsse  ein«  tabellarische  Zusammen* 
Stellung  über  die  Muskulaturverhältnisse  bei  dcu  einzelnen 
Familien  der  Carnivorcn.  Cynaelurus  erinnert  hierin 
thriis  no  die  Fehden,  thcils  an  die  Caniden.  Crypto* 
procta  ist  viverrin  , ebenso  Pruteles,  Cercolrptes  ist 
im  Ganzen  proeyonid , hat  nhrr  auch  zwei  Merkmale  der 
Musteliden  und  eine*  der  Bären. 

Patterson,  Arthur.  The  Mammalia  of  Great 
Yannouth  Mid  ita  hnmodlaU  neighbourbod.  The 
Zoolugist  London  1898.  p.  299 — 310. 

Von  Great  Yannouth  (Norfolk)  kennt  mau  fossil 
Mawmath  und  Biber,  lebend:  Plecotu*  auritas, 

Vesperugo  noctuln,  pipistrellas,  discolor,  Erituceat 
europaeu»,  Talpa  europaea,  Sorcx  rulguris,  Crossopus 
fodient,  Vulpe»  vulgaris,  Mustein  martes,  vulgaris 
erminea,  putorius,  Lutra  vulgaris,  Meies  tazut,  Sciurus 
vulgaris,  Muscardinus  avellanarius , Mus  minutus,  syl* 
vatirus,  mutculus,  rattus,  decumanus,  Micro  tu«  agreslia, 
amphibius,  Lepus  timidus,  cuniculus,  Phoca  vitulina, 
Halichoerus  gryphu».  Triebet  hu  * rosmarus?,  Bnlaena 
biseayensis , Ralaconoptcra  musculus,  rostrata,  I'hjr* 
■ eter  maeroccphalu* , Uypernodou  rostratus,  Orca 
gladiator,  Phocaeoa  communis,  Delphinu»  slbiro»trU 
und  dclphis. 

Auf  dieser  Liste  sind  noch  viele  Namen,  welche  jetzt 
nach  dem  im  Zoologist  erschienenen  Aufsatz  von  Oldfield 
Thoma»  anders  lauten  müssten.  Die  Nubtaccrptirung 
dieser  Am. Irrungen  zeigt,  wie  wenig  Werth  solche 
Künsteleien  haben. 


Pcaao,  A.  E.  Tbe  Badger,  a Monograpb.  Loodon, 
Lawrence  B.  1898.  8W.  12«  p. 

Pooook,  R.  J.  Lion  Tiger  Hybrid.  Nature,  London 
1898.  Yol.  58,  p.  200. 

Der  Bastard  besitzt  zwar  die  Farbe  de*  Löwen,  zeigt 
aber  auch  namentlich  am  Schwanz  die  Streifung  de* 
Tigers  und  ausserdem  den  schwarzen  Fleck  am  Mund* 
wiukel. 

Pollok,  Colonel  F.  T.  Indian  Wild  Cattle.  The 
Tai  ne  and  the  Gaur  (miscalled  Bison).  The 
Zootofitt.  London  1898.  p.  1 — 10. 

Der  Gaur  findet  *kh  in  ganz  Indien.  Biologisches. 

Pollok,  Colonel  F.  T.  The  Indian  Hispid  Hare 
(Lejiua  hispid us ).  The  Zoologist.  London  1898. 

p.  22. 

Beschreibung  des  äusseren  Habitus  dieses  linsen. 

Pollok,  Colonel  F.  T.  A Chat  about  Indian  wild 
Least«.  The  Zoologist.  London  1898.  p,  154 — 177. 

Biologischen  über  Tiger,  Cynaelurus  jubatai, 
Leopard  (Felis  pardus),  Bären  (Ursus  tibetsna» 
und  labiatus),  Elephant,  Rhinoceros  unicarni« 
(sondaicus),  Tapir  und  Su»  salvaniua. 

Reeker , H.  Naturgeschichte  der  Walt  liiere. 
28.  Jahresbericht  der  Zoologischen  Section  des 
Westfalisch.  Provinz.- Vereins  1898.  p.  29—39. 

Auszug  aus  den  Arbeiten  Kükenthal'». 

Rendall,  Percey.  Field  Note*  on  the  Antelope» 
of  Nyassaland.  Novitäten  Zoologie««.  London.  Vol.V. 
1898.  p.  207  — 215. 

Behandelt:  Coitus  eliipsiprymnu* , Crawshayi,  Vir- 
doni,  leche , Cervicapra  arundinum,  Üreotragu»  orco- 
tragus,  Nesotragus  hvingstonUnu* , Nanotragus  tra* 
gulus,  Ourebia  hnstata,  Cephalophus  Grimmi.  Aepj* 
cerus  nielampus, Trage laphu«  scriptus lloualeyni,  Angasi, 
Selousi , Strepsiceros  strepsiceros , Oreas  UriapOM, 
Hippotragu*  niger,  equinus,  Atcelaphus  Lirhtenstciiu, 
Connochneles  taurinua  Jacksonl. 

Renshaw,  Graham.  Kxisting  Öpecimens  of  Bqaai 
quagga.  The  Zoologist  London  1898.  p.  213. 

Giebt  eine  Zusammenstellung  der  in  den  verschiedenen 
Museen  enthaltenen  Exemplare. 

Ropo,  G.  T.  Notes  on  the  Bank  Vota»  The  Zoolo^ 
gist.  London  1898.  p.  503 — 504, 

Biologisches  und  Maassr  verschiedener  Exemplare  «m 
Microtus  glareolus. 

Römer,  F.  Vorkommen  von  Mus  rattus  in  Deutsch- 
land. Der  biologische  Garten  1898.  p.  35. 

Ist  in  Deutschland  noch  häutiger,  als  man  aunimmt.  be- 
sonders am  Niederrhein. 

Rothschild,  The  Hon.  Walter.  Note  on  sonas 
Kanguroo  Hybrids.  Novit ates  Zoologie»?.  London 
1898.  Vol.  V,  p.  4. 

Rothschild,  Walter.  Note*  00  Tragelapbu* 
Spekei  spukei  und  T.  Spekei  gratu»  with  des* 
r.ription  of  a new  Species.  No  vitales  xoologicae. 
London.  Tom«  V’,  1898,  p.  200. 

Spekei  lebt  mehr  östlich,  grstus  mehr  westlich. 
Selousi  n.  «p. 

Rzehak , Emil.  Die  Chiropteren  Oesterrekhisch* 
Schlesien«.  Mittheil.  des  naturwissensch.  Versio* 
Troppau  1898.  j»,  183 — 167. 

Liegt  nicht  vor. 

Saint  Loup  Remy.  Une  bonne  ***p5ce.  A propo* 
du  Dolicliutia  salinaritt  Burm.  Cooiunicaeionc* 
del  Museo  Nacional.  Buenos  Aires  1898.  T.  L 
p.  43. 

Saint  Loup  Remy.  Le  Dolichoti«  patagonies. 
Recherche«  d'Auntomie  comparee.  Annales  de* 


Digitized  by  Google 


161 


Zoologie. 


8ciences  naturelle«.  Zoologie  T.  VI,  1898.  p.  293 
—374. 


Satunin,  K.  Spalax  N eh  ring i n.  sp.  Zoologischer 
Anzeiger  1898.  p.  314—315.  3 Fig. 

Zeichnet  «ich  durch  dir  Läng«  der  Nn%c  aas,  sowie 
durch  die  eckiger  Parietalia  — ähnlich  bei  micro- 
phthnliuu*  — und  durch  die  ganz  merkwürdigen  unregel- 
mässigen Kinkerbungen  au  den  M,  namentlich  an  M|.  Der 
Pelz  hat  graue  Farbe. 

8atunin,  K.  Ueber  Situ  grilliere  der  wolga-uraliacheu 
Steppen.  Sitzuuga  • Berichte  der  naturforachenden 
Gesellscli.  Kasan.  £2a  Jabrg.  1895/96 , 1898.  11  p. 

Liegt  nicht  vor.  Aü  sp. 

Sänchez,  Domingo.  L<.'s  Mamiferos  de  Filipiuaa. 
Anales  de  1a  Kocieta  Kapaiiola  de  Historia  Natural. 
T.  1898.  Madrid,  p.  93—110. 

Kur  allgemeine  Bemerkungen  über  die  wichtigsten 
Können  und  Aufzählung  der  vorkoirnncndeu  Familie».  Es 
sind  die«  Simiidue,  Lrmuridae,  Tarsiidae,  Ptero- 
podidac,  Khinolophidae,  Nycteridae,  Vespertilio- 
nidae,  EmbaIlonuridae,üalcoplthecldae,  Tupaii- 
dae,  Soricidae,  Muridae,  Sciuridae,  Hystricidae, 
Kelidac,  Viyerridac,  Mustelidae,  Hovidne,  Cer* 
vidae,  Tragulidae,  Suidae,  Manidne,  !i  alicoridae, 
Delphinidae,  Balacnidae. 

Scabra,  A.  F.  de.  Noticia  «obre  umn  nova  especi« 
do  genero  , Cy  nouyeteris“  e ainioUyio  des  eapu- 
cie»  (l'e*te  genero  qui  existent  uas  collecgues  do 
Museo  Nacional  de  Lisboa.  Jornal  de  ScienciaB 
maihvninth.  physic.  y natural  Acadcmia  K.  Seien- 
cias  Lisboa.  Vol.  V.  1898.  p.  157 — 162. 

C.  Bocagei  u.  sp. 

Scabra,  A.  F.  de.  ßobre  a deterniina^ao  dos  genero« 
da  familia  Pteropodid ae  fundada  no«  carncteres 
extrahidos  da  forma,  diapoaifio  e numera  da«  pregas 
do  paladar,  e lista  da*  eepeeiee  tTeeia  familia  existen- 
ta«  nas  collec^öiies  do  Museo  de  Lisboa.  Jornale  de 
8ctaicils  mathemat.  v physic.  nau  Academia  R.  do 
Sciencias  Lisboa.  Vol.  V,  1898.  p.  163 — 171.  1 tav. 
2Z>  p. 

Liegt  nicht  vor. 


SchÄfT,  Ernst.  Neue  Beobachtungen  über  den  Lem- 
ming. Natur  wissen  sch.  Wochenschrift.  1IL  Bd., 

1898.  p.  110—112. 

Krfcnit  über  Coli  et,  K.  Mittheilungen  über  den 
Lemming.  Biologische«.  Der  Lemuiing  bewohnt  ganz 
Skandinavien , soweit  es  über  der  Baumgrenze  liegt,  ln 
manchen  Jahren  vermehrt  er  sich  bedeutend.  Die  ersten 
Jungen  werden  noch  im  nim lieben  Jahre  fortpfiauxungs- 
fähig,  die  zweiten  nur  ausnahmsweise,  ln  den  fruchtbaren 
Jahren  finden  die  Wanderungen  statt.  Wenn  sie  in  Thilrr 
herabgekomtnen  sind , können  sie  nie  wieder  io  höher 
gelegene  Gebiet«  kommen.  Ihre  Wanderungen  erfolgen 
ganz  ziellos.  Die  Thier«  gehen  hierbei  zum  grössten 
Thcil  zu  Grunde,  viele  gerathen  sogar  in  da»  Meer. 

Schnee.  Hirsche  und  Känguruhs  in  Deutsch- Neu- 
Guinea.  Zoologischer  Garten  1898.  p.  172 — 174. 

Au*ser  De  utelthteren  lebt  bekunutlich  nur  «ine 
Sch  weine- Art  auf  Neu -Guinea.  linportirte  Hirsche 
haben  sich  daselbst  fortgepflanzt,  Känguruh«  giebt  cs 
zwar  auf  N'eapommern , aber  in  Guinea  sind  sie  jedenfalls 
•ehr  selten. 


Schreiner,  fl.  C.  Cronwright.  The  Angora  Goat, 
And  a Paper  on  tbe  Ostrich.  London  1898.  89. 

p-  I — XV.  Liegt  nicht  vor.  Ref.  von  Ray  Lan- 
ka st  er  in:  Nature  1898.  Vol.  58^  p.  314 — 315. 

Die  Ziegen  »tammen  nach  An»iilit  Schreiner1»  ins- 
gerammt von  der  persischen  Wild  siege,  Capra  hir- 
cua  aegagrus,  und  nicht  von  der  Mackhor  ab.  Wo  und 
wann  »ic  zuerst  gezähmt  wurde,  ist  nicht  zu  ermitteln. 

Archiv  für  Anthropologie.  Ud.  XXVII.  (Von.  d.  nnthrop  LiL) 


Auch  die  Angora-Ziege  ist  schon  eine  alte  Varietät. 
Di«  Abstammung  der  llausziege  von  der  Mackhor 
Kalconeri  ist  schon  deshalb  nicht  möglich,  weil  letztere 
keine  Wollhaare  hat.  In  der  Kap-Colonie  wurde  die 
Angora-Ziege  schon  Im  Jahre  1538  eingefübrt. 

Sclater,  Philip  Lutley.  Exhibition  of  and  rumarka 
upou,  so  me  speciraens  of  Mammala  frun  the  Gam- 
bia, with  a List  of  the  Antelopes  known  from 
that  CoJony.  Proceedings  of  the  Zoological  Society 
of  London  1898.  p.  350.  1 fig. 

Bubalus  plaiiiion.il,  Hippotragus  equinus,  und 
Oreas  derbyanu»,  die  Hörner  von  diesem  abgebildet.  K* 
exist  iren  dort  folgende  Antilopen:  ßubalis  major, 

Damaliscus  korrigum , Cephalophu*  rufilatu«,  Mai- 
weih, coronatu»,  Ourebia  nigricaudata,  Cobus  unctuosu«, 
Kob',  Cervicapra  redunca,  Gazclla  rutifron.» , Orjrx 
leucorjx,  Hippotragus  equinus,  Tragelapbu»  scrlptus, 
Orea*  derbyanu». 

Selenka,  Emil.  Menschenaffen  ( A nthropomor- 
phae).  Studien  über  Entwickelung  und  8-hadelbau. 
L.  Lieferung.  Rassen  , Schädel  und  Bezahnung  des 
Orangutnn.  Wiesbaden,  Kreidel  1898.  4°.  21  p. 
IM  Textfiguren.  1 Karte. 

Da»  reiche  Material , welche»  dieser  Arbeit  zu  Grunde 
liegt,  hat  Verf.  selbst  gesammelt.  Di«  zahlreichen  Abbil- 
dungen sind  von  bewunderungswürdiger  Schönheit  und 
Genauigkeit. 

Di«  Rassen  des  Orangutnn  verdanken  ihre  Entstehung 
der  örtlichen  Begrenzung  durch  breite  Waaserläufe  und 
Gebirgszüge,  die  für  den  Orang  unüberwindliche  Hinder- 
nisse bilden.  Autor  unterscheidet  vor  allem  zwei  Gruppen 
nach  der  Anwesenheit  reap.  dem  Fehlen  der  Wangen- 
polster  — vorhanden  bei  Simia  satyrus  dadapensis 
crosshirnig , bautangtuensis,  Jandak kensis,  Wal* 
lacei  und  »umatranus  deliensis  kleinhimig.  Fehlen 
der  Wangenpolster:  satyrus  «kalauensis,  tuakensi», 
beide  grosshirnig,  sstyru»  rantaiensi»,  genepaiensis 
und  «umatranus  abongensi»,  diese  drei  kleinhirnig. 
Die  Dad np- Rasse  hat  breitere  und  längere  Zähne  als  die 
Sk alau -Rasse,  das  Gesiebt  Lt  schwarz,  die  Haaie  dunkel 
rothbraun.  Di«  Sk  alau -Rasse  hat  ebenfalls  schwarzes 
Gesicht,  die  Behaarung  ist  ziemlich  dunkel  rothbraun,  beide 
Rassen  sind  mcgalencepha).  Die  Rantai  - Unter  - Rosse  hat 
kleinen  Schädel. 

Bei  tuakensi»  ist  der  Schädel  megalencephat,  Gesiebt 
und  Haut  röthlirh,  die  Haare  rostfarben,  südlich  vom  Klin- 
Wang- Gebirge.  Bantang  tuensis  ist  mirrrncepba), 
gr«»s*e  Backzähne,  Färbung  wie  bei  der  Dadap-Rasse.  Diese 
Rasse  hat  sehr  weite  Verbreitung.  Genepaiensis  ist 
micrencephal,  Farbe  wie  bei  der  benachbarten  Dadap*Rai»e. 
Auch  die  Sandak-Rhsse  ist  micrencephal,  desgleichen  der 
dunkelbraune  Wal  lacei.  In  Sumatra  kommen  die  beiden 
bereits  erwähnten  Rassen  vor,  von  denen  di«  delicniis 
micrencephal  ist. 

Drr  Rauminhalt  der  Himkapsel  kann  heim  erwachsenen 
Orang  fast  um  das  Doppelte  — 300  — 534 ccm  variiren, 
eine  Variabilität , die  sich  in  ähnlichem  Grade  bei  keinem 
anderen  Säugethier  findet,  ausser  bei  Gorilla  und  Schim- 
panse, sowie  beim  Menschen:  die  Grösse  der  üehirtt- 
kap«el  i»t  jedoch  hier  ein  Russenmerkma),  nur  die  Skalau- 
Rasse  weist  neben  den  in  der  Kegel  grosahimigen  Indi- 
viduen auch  wirkliche  Zwerge  auf.  Der  männliche  Srhädel 
ist  im  Durchschnitt  um  70  ccm  grösser  als  der  weibliche. 
Der  menschliche  Schädel  hat  ungefähr  die  dreifache 
Capacität  des  Ora ng-Schidels.  Die  Capacität  der  weib- 
lichen Orang-Schldel  variirt  mehr  wie  die  der  männ- 
lichen. Stets  bleibt  sie  jedoch  der  Korpergrötse  propor- 
tional. Der  Gehimschädel  hat  Wim  Durchbruch  drr 
Molaren  bereit*  nahezu  seine  definitive  Grösse  erreicht, 
beim  Menschen  aber  erst  gegen  d«s  2£L  Jahr.  Seine 
Gestalt  muss  als  brachycephal  bezeichnet  werden.  Während 

21 


Digitized  by  Google 

A 


162  Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


des  Zahnwechsel«  nimmt  die  Breit»  de*  Crnniurn  etwna 
ab , die  Höhe  dagegen  behält  während  de«  ganzen  Leben* 
ihr  ur* prang] iche*  Verhältnis*  zur  Länge.  Die  Verbreite- 
rung der  vorderen  Partie  der  Ilirukapsel  bleibt  gegen  die 
Gesammtvergrüftherung  des  Cranium  etwa*  zurück. 

Die  Schädelfortu  der  Anthropomorphen  wird  aussrr- 
ordentlich  l>eeiüriu**t  durch  da*  Gebiss.  Der  männliche 
Schädel  erleidet  viel  bedeutendere  Umformungen  al»  der 
weibliche,  weil  «eine  Kckzähne  viel  grösser  werden  al*  die 
der  Weibchen.  Die*«  Kckzähne  erreichen  jedoch  er*t  nach 
fast  ‘20  Jahren  ihre  definitive  Grosse , d.  h.  die  normale 
Länge  der  Wurzel  — und  so  lange  dauern  auch  die  Modi* 
ficationeu  de*  Schädel».  Sie  bestehen  in  Verlängerung  der 
Gaumenplatte,  sowie  in  Verbreiterung  derselben,  ln  Kr» 
höhung  und  Verstärkung  von  Ober-  und  Unterkiefer,  in 
Ausweitung  und  Verstärkung  der  Jochbogen  und  der 
Maxillen  und  des  Felsenbeine* . ferner  in  dem  Auftreten 
von  Knochenkämmcn  auf  dem  Schädeldach  , die  sich  beim 
Mänuchrn  zuletzt  in  einer  hoheu  Crista  vereinigen,  beim 
Weibchen  aber  erhält  sich  der  Torus  al*  rauher  Wulst. 
Der  Gericbtsschadel  wird  vorwärt»  geschoben  ln  Folge  der 
Srhidelverengung,  die  äusseren  AugenbrauenlKigen  werden 
nach  Tome  gedrückt,  die  Flügelfoi tsätzr  des  Keilbeines 
verrücken  «ich  und  die  Ba*i*  de»  Schädel*  verbreitert  und 
verstärkt  sich.  Bei  den  Weibchen  sind  diese  letzteren 
Umformungen  viel  geringer.  Individuell  kommt  sehr 
häufig  Asymmetrie  des  Schädels  vor;  der  Schnauzentheil 
kann  mehr  oder  weniger  nach  aufwärts  oder  abwärts  ge- 
bogen sein  und  hierdurch  kann  sich  auch  die  Stellung  des 
unteren  Augenhöblenrnndes  ludern.  Die  lieiden  Geschlech- 
ter von  Gorilla  und  Schimpan*«  verhalten  sich  ganz 
ähnlich  »de  die  de*  Drang,  dagegen  sind  die  vom  Gib- 
bon sehr  wenig  verschieden. 

Gewisse  Schädel  kn  ochen  zeigen  grosse  Variabilität.  Bei 
wenigen  wild  lebenden  Säugethieren  dürfte  sie  so  bedeu- 
tend sein  wie  bei  O rang u tan.  Der  Orang  stammt 
wohl  von  einem  gihbou ähnlichen  Typus  ab,  sein  un- 
mittelbarer Vorlauter  war  jedoch  ein  Schimpan*«  und 
der  Ahne  von  diesem  Drygopit  hecu».  Gorilla  soll  nach 
Verf.  auch  mit  dem  Schimpanse  verwandt  «ein,  was 
Kef.  jedoch  bestreiten  möchte.  Jedenfalls  sind  die  drei 
grossen  lebenden  A nt  h ropomor phen  junge  Formen  und 
die  Localformen  de*  Grau gu tan  selbst  tragen  wieder 
bereits  den  Stempel  neuer  Arten. 

Von  den  Schideiknochen  sind  die  Kasalia  am  variabel- 
sten in  Bezug  auf  Breite  und  Höhe.  Sie  können  bis  auf 
ein  Rudiment  reducirt  »ein.  Die  Form  des  Augenhöhlenein* 
gange*  und  der  Rieehmuschrln  ähnelt  der  de»  Menschen, 
variirt  aber  sehr  stark.  Im  Gegensatz  zu  Schimpanse 
und  Gorilla  kommt  e*  heim  Orang  nie  zur  Bildung 
eines  Stirurinu*.  Do»  Stirnbein  ist  häufig  mit  der 
Schläfenschupp«  verbunden. 

Ihr  Zähne  von  Orangutan  zeichnen  eich  riimmtlich, 
auch  die  J,,  durch  die  Anwesenheit  zahlreicher  Schmelz- 
mitteln aus,  auf  der  Innenfläche  an  den  J und  Ct  auf  der 
Kauääclie  an  den  I’  und  M.  Sie  kodtmen  in  etwas  ge- 
ringerer Zahl  auch  heim  Schimpanse,  weniger  bei 
Dryopithecu»  und  noch  weniger  beim  Menschen  vor. 
Dagegen  »ind  die  Höcker  der  Orangutan  zähne  schwächer 
entwickelt  al«  bei  den  übrigen  Anthropoiden  und  dem 
Menschen,  ihre  Zahl  kann  jedoch  bedeutend  zunehmen. 
Di«  J und  C tragen  nur  Längsrunzeln.  Am  zahlreichsten 
sind  die  Runzeln  an  den  M — ■ bis  zu  60  — . Sie  stehen 
hier  rechtwinklig  zu  den  anstossenden  Kanten  und  Huupt* 
furchen.  Relativ  spärlich  sind  sie  au  den  Pränvlureu. 
Die  M haben  Neigung  zur  Verkleinerung  der  llaupt- 
tuberkcl  and  zur  Kntwickelung  von  acccssorischrn  Höckern. 
Die  oberen  M tragen  normal  wie  bei  allen  Anthropo* 
tnorphen  und  dein  Menschen  vier  alterairende  Höcker 
und  je  zwei  äussere  und  eine  innere  Wurzel,  die  unteren 
fünf  Höcker,  drei  aussen  und  mit  diesen  — wenigstens  in 
der  Hinterhilfte  — altemirend  zwei  innere.  Die  Zahl  der 


W'urzeln  ist  zwei,  eine  vordere  und  eine  hintere.  Die 
Bildung  von  Nebenhöckern  ist  beim  Orangutan  viel 
häufiger  als  beim  Gorilla  und  Menschen.  Den  ur- 
sprünglichen Höckerzahn  haben  Gibbon  und  Gorilla  am 
reimten  bewahrt.  Die  Nebenhöcker  treten  besonders  in 
der  vorderen  lnaenecke  der  oberrn  M , und  der  Mitte  der 
Innenwand  der  unteren  M auf  und  überdies  auch  am 
HintvrTunde  dieser  Zähne.  Diese  letzteren  sind  zwar 
kleiner,  aber  meist  in  der  Zweizabl  vorhanden.  Die  P 
bestehen  mit  Ausnahme  des  ersten  unteren  P au»  je  einem 
Aussen-  und  einem  Inuenbücker.  Die  Milchzähne  — 20 
Zähne  — unterscheiden  sich  durch  ihre  relative  Kleinheit, 
die  schärferen  Ränder  und  die  weissliche  Farbe  von  den  defi- 
nitiven. Di«  JD  und  CD  sind  überdies  bei  beiden  Ge- 
schlechtern gleich.  Sic  stimmen  mit  den  gleichnamigen 
definitiven  Zähnen  hinsichtlich  der  Zahl  und  Stellung  der 
Wurzeln  überein. 

Was  den  Zahnwechsel  betriiU,  so  erscheinen  zuerst  die 
M,,  nach  diesen  die  M(  und  die  J,  nach  einer  Pause,  aber 
rasch  nach  einander , die  P,  aehr  bald  danach  die  C und 
erst  nach  einer  längeren  Pause  die  M*.  Die  Hälfte  der 
gleichnamigen  Dnurrzshnc  erscheint  zuerst  im  Oberkiefer, 
die  andere  im  Unterkiefer.  Im  Unterkiefer  erscheinen  von 
gleichnamigen  Zähnen  zuerst  J„  J#,  Ma,  im  Oberkiefer  C, 
M,,  Mt,  Ma.  Beim  Gibbon  dagegen  treten  die  gleich- 
namigen Dauerzlhne  zuerst  im  Unterkiefer  auf.  Es  giebt 
jedoch  individuelle  Verschiedenheit,  besonders  beim  0. 
Verzögerung  durch  benachbarte  Zähne  kommt  öfters  vor, 
selten  dagegen  sind  kariöse  Zähne,  aber  es  »ind  dann  nicht 
wie  beim  Menschen  die  M,  sondern  meist  die  oberen  J,. 

Sehr  häufig  sind  bei  Orangutan  und  auch  tei 
Gorilla  überzählige  M,  nämlich  besonders  im  Unter- 
kiefer and  zwar  häufiger  bei  Männchen,  bei  Gibbon 
dagegen  scheinen  die  >!,  wie  beim  Menschen  in  Rück- 
bildung begriffen  zu  seiu.  ITeherzählige  P sind  sehr  selteu 
*—  aber  wichtig,  Ref.  — , sie  entsprechen  dem  früher  vor- 
handenen Pr  Ihr  Bau  ist  einfach. 

Shitkow,  B.  M.  Materialien  zur  Räugethierfaunu  dea 
Gouvernements  Simbirak,  Tagebuch  der  zoologischen 
Station  und  de»  zoologischen  Museums.  Bd.  II,  Nr.  8. 
Nachrichten  der  kaiserl.  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Naturwissenschaft,  der  Anthropologie  und  Eth- 
nologie. Bd.  86.  Moskau  1898.  27  p.  russisch. 

Liegt  nicht  vor.  Kef.  ▼.  Grevä  in  Zool.  Central- 
blatt  1808.  p.  687. 

Biologisches  und  Verbreitung  von  PI  ecotu*  auritus, 
Vrsperugo  noctuta,  discolor , Nathusii,  Vcspertilio 
Daubcntonii , mystacinua,  dasyrnrme,  Erinaceus  euro- 
paeus,  Crossopus  fodiena,  Sorez  vulgari« , Talpa  euro- 
paen,  Myogale  moschst»,  Ursus  arcto»,  Canis  vulpes, 
iupus,  Meies  taxus,  Mustela  martes , Foetoriua  puto- 
riua,  rrminea,  vulgaris,  Sciurus  vulgaris,  Spermophi- 
lua  gut  tat  ns,  Arctomy*  bobac,  Crlcetus  frumentarius, 
Mus  decumanus,  musculus,  sylvaticu»,  agrariu*,  minutus, 
Arvicola  nmpbibius , oeconomus , glarvolus,  campestri*, 
nrvalis,  Spalax  typlilu»,  Alactaga  salirns,  Lepu»  euro- 
pueu»,  vsriabilt» , Myoxu*  dryss , Georhycbus  alpinna, 
Alces  palmatu».  Die  Zähne  der  A rvicola- Arten  haben 
je  nach  dem  Alter  sehr  verschiedene*  Aussehen. 

Sokolowaky,  Alexander.  Der  Borstenigel.  Natur- 
wissenachaftliche  Wochenschrift.  13.  Bd.  1898.  p.  557. 

1 Fig. 

Hemicentetes  ecaodntus  in  Madagascar  documentirt 
sich  als  eine  uralte  Form  durch  den  Berit«  eine»  Stachel- 
kleides und  die  Läug»streifung , sowie  durch  den  Aufent- 
halt an  feuchten  Orten,  Ccutetes  hat  jene  Zeichnung 
bloss  In  der  Jugend. 

Sokolowaky , Alexander.  Ueber  die  Herkunft  der 
Hirsche.  Naturwissenschaftliche  Wochenschrift. 
19.  Bd.  1898.  p.  121  — 122. 

Verf.  glaubt,  dass  die  ältesten  Hirsche  ein  gedeckte« 


Digitized  by  Google 


163 


Zoologie. 


Haarkleid  besessen  Haben,  wie  es  »ich  noch  jetat  bei  den 
tropischen  Formen , bei  Reh  und  Edelhirsch  aber  nur 
in  der  Jugend  findet,  während  die  eigentlich  nordischen 
Formen  in  Folge  Ton  Anpassung  einfarbig  wurden.  Der 
Berber hlrach  hat  auch  im  Alter  noch  Reckzeichnung, 
obwohl  er  nur  eine  Rasae  des  Edelhirsches  Ist.  Die 
Hirsche  sind  in  dem  nördlichen  Tbeil  der  alten  Welt  zu 
Hause. 

Bordell!,  F«rd.  Intorno  ad  una  colleaJone  di  corna 
di  Antilopidi  donata  al  Mute«)  Civico  dal  Sign. 
Gior.  Maalni.  Atti  SocietA  Itnüana  di  Seien»«  Natu- 
rali  Pisa.  Vol.  37.  1898.  p.  260—263.  28  sp. 

Liegt  nicht  vor. 

Bouthwell,  Thomas.  Noten  on  the  Seal  and 
Whale  Fisherv  1897.  The  Zoologist.  London  1898. 
p.  69—77. 

Bouthwell,  Thom.  The  Migration  of  the  Right 
Whale  (Ralaena  mysticetua).  Natural  Science. 
Vol.  12.  1H9H.  p.  367 — 414. 

Spencer,  Baldwin.  Description  of  a New  8pecie*  of 
Marsupial  from  Central  Australia.  Pcragale 
minor.  Proceedings  of  the  Royal  Society  Victoria. 
Vol.  9.  1897.  p.  5—11. 

Seesd&le,  John  N.  The  Insecti vorn  and  Rodentia 
of  Nortuutnberiand.  The  Zoologist.  London  1898. 
p.  284. 

Talpa,  Sorex  vulgaris  und  pvgmaeus,  Crossopus 
fodiens , Sciurus  vulgaris,  Mus  musculus,  aylvatirua, 
Arvlcola  ampbibiu*,  agrestis,  glareohis. 

Thomas,  Oldfield.  Exhibition  of  and  rernarks  upon, 
the  akull  of  a suppnoed  new  subspecies  of  Giraffe 
from  West  Africu  proposed  to  he  named  Giraffa 
camclopardalis  peralta.  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  London  1898.  p.  39 — 41. 

Thomas,  Oldfield.  On  somc  Mainmats  obtained  by 
the  late  Mr.  Henry  Durnford  in  Chubnt  E»  Pate* 
gonia.  Proceedings  of  the  Zoological  Society.  London 
1898.  p.  210—212. 

F.ligmodontia  griseoflava , elegant,  gracilipcs,  Ako- 
don  cmneserna,  Ctmomys  magellankus,  Ca  via  australis, 
ilippocatnelus  bisulcus. 

Thomas,  Oldfield.  Exhibition  of  and  remarks  upon, 
a Serie«  of  specimens  of  a Siamese  8qoirrel  showing 
variability  io  coloration.  Proceedings  of  the  Zoolo- 
gical Society  of  London  1898.  p.  245 — 248. 

Sciurus  Finlaysoni  hat  sein*  verschiedenartige  Fär- 
bung. 

Thomas,  Oldfield.  Description  of  a new  Dikdik 
Autelope  (Madoqua)  discovered  in  N.  E.  Africa 
by  Mr.  H.  S.  H.  Cavendiah.  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  London  IBM»  p.  278—279. 

Madoqua  CtirmdUhi  n.  sp.  verwandt  mit  Kirkii.  Be- 
schreibung des  Schädels  und  Felles,  dunkler  als  damarensh; 
«ehr  grt»*e  Form. 

Thomas,  Oldfield.  On  a amall  Collection  of  Mim* 
mala  obtained  by  Mr.  Alfred  Sharp«  0.  B.  in 
Nyasaland.  Proceedings  of  the  Zoologien I Society  of 
London  1898,  p.  391—394. 

Rhyuchocyoti  Cirnei,  Vieerra  elvetta,  Genetta 
tigriua,  Croasarchua  fazclatus,  Lutra  capensia,  maculi- 
collis,  Sciurus  mutabilia,  Gerbillua  afer , fraterculus 
n.  sp.  kleiner  als  Hohmi  und  glatte  Inciwven,  Steatomy s 
pratensis,  Equus  Burr belli  Crawshayi,  Bubalia  Lichten* 
fteini.Cephalophus  lungens  n.  sp.,  zur  monticola-Gruppe 
gehörig,  aber  grösser,  Kesotragu»  LIvingtloniauu», 
Kobus  Verdoni  und  Oreas  canna  Livingstonei. 

Thomas,  Oldfield.  On  Matmnals  eollected  by  Mr. 
J.  I).  La  Touche  nt  Knatu  N.  W.  Fokicn  China. 


Proceedings  of  the  Zoological  Society  of  London  1698. 
p.  786  — 775. 

Maeacus  rhesus,  Rhinolophus  luctus,  l'earaoni,  Vea- 
pertilio  murinua  superans  n.  subsp.,  Pipistrellus  Savii 
pulverst ut,  abramus,  Scotophilua  oroatu»,  Marina 
leuengnstra,  Crocidura  sp. , Talpa  wogura , Felis 
dominicanoruro,  Muatela  dnvtguln,  Sciurus  Maclellaudii, 
Swinhoei,  Funambulua  Pernyi,  Thyphlomy*  cinrreus, 
Mus  Latouchci , humiliatua,  rattus  Aavipectus , Ed  war  «Ui, 
confucianua,  Cherneri,  Harti  u.  sp.  verwandt  mit  agrarius, 
pygmaeus,  Microtua  inelanogazter , Kbizomya  sinensis 
und  Lepua  sinensis. 

Thomas,  Oldfield.  Description  of  two  new  Cuscu- 
aea  (Phalanger).  Novitatea  Zoologicae  J/ondon. 
Tringer.  Vol.  V,  1898.  p.  433—434. 

Ph.  Rothachildi  n.  sp.,  orientalia  Meeki  n.  subsp. 

Thomas,  Oldfield.  Description*  of  new  Dornoan  and 
Sumatras  M am  mal*.  The  Aunala  and  Magazine 
of  Natural  History.  London  1898.  Vol.  II.  p.  245 

— 254. 

Taphozous  longimanus  albiplnnis  n.  subsp. 
Labuan,  Chimarrogale  phaeura  n.  sp.  Saia,  Balu,  ver- 
wandt mit  bimnlaicn.  Crocidura  baltienais  n.  sp. 
Balu  verwandt  mit  fuliginosa,  Funambulus  insignia 
diversua  n.  subsp.  Sarawak,  Funambulua  niobe  u.  sp. 
Sumatra,  Glypbotes  aimus  n.  g.  n.  sp.  dieser  letztere, 
wie  Funambulus  zu  den  Sciurlden  gehörig.  Schnauze 
und  Incisiven  breit,  die  unteren  oben  etwas  divrrgirrnd, 
Balu,  äuascrlich  dem  Sciurus  uotatus  ähnlich. 

Thomas,  Oldfield.  Description*  of  new  Mamma  ln 
from  South  America.  The  Annals  and  Magazine  of 
Natural  Hittory.  London  1868.  Vol.  II.  p.  285 

— 275. 

Sciurus  pyrrhiuus  sp.  n.  ähnlich  rariabilis  Peru, 
Sciurus  (Microsciurus)  mimulus  u.  sp.  Ecuador, 
öryzoinys  dryas  n.  sp.  Ecuador,  0.  dryas  hurnilior 
n.  subsp.  Bogoli,  Oryzomy*  flavicana  subluteua 
n.  subsp,  CundinamarcA , Zygodontomya  brunneua 
n.  sp.  vrrwandt  mit  hrevicands,  eben  daher,  Phyllo- 
tis  Haggnrdi  n.  sp.  Ecuador,  ähnlich  Darwini,  Ako- 
don  lenguarum  u.  sp.  verwandt  mit  ohscurus,  Para- 
guay. Unter  Daayprocta  aguti  sind  sehr  verschiedene 
Typen  vereinigt.  I).  croconota  am  Amazonas  mit 
weissen  J,  D.  rubrata  n.  sp.  in  Trinidad  und  Guiaua. 
D.  rubrata  flavescrn*  n.  subsp.  Venezuela,  Mar- 
moai  regina  n.  sp.  Cundinamarc* , verwandt  mit 
cinerea. 

Thoma8y  Oldfield.  On  the  Zululand  Form  of  Living- 
*ton«'a Antolope  (NesotragusLiviugstonianus). 
Th*»  Aunala  and  Magazine  of  K&tural  History.  London 
IMS.  Vol.  II.  p.  317. 

In  Zululand  bat  dies«  Antilope  feinere  Hörner  alz  die 
von  Zambeai,  daher  neue  Subspecies  N.  Livingstonianus 
zuluensis. 

Thomas , Oldfield.  Notes  on  variout  American 
Main  ui  als.  The  Annals  and  Magazine  of  Natural 
History.  London  IBM.  Vol*  II.  p.  91B — SSt« 

Sphaerony ctcria  toxophyltum  Venezuela,  Microny- 
cteris  hirauta  Costa  Rica,  Conepatus  mapurito Guatemala, 
Oryzomy*  vestitus , Aepcomya  vulcanl.  Statt  Lepua 
sjrlvaticu»  schlägt  Verf.  den  Namen  roalluru*  vor,  statt 
Lepua  Trowbrldgei  L.  Bach  man  i. 

Thomas,  Oldfield.  Th«  teebnical  names  of  British 
Main  mal*.  The  Zoologist.  London  1898.  p.  97 

— IBS» 

Statt  folgender  gewöhnlich  gebrauchter  Namen  haben 
folgende*  die  Priorität  — * die»«  Namen  sind  gesperrt. 
Synotus  biirbastrllus  — Barbastellus  harhastellu»,  Vea- 
perugo  discolor  — V.m urioua;  statt  Vespemgo  mu»*  es 
heissen  Pipistrellus  noctula,  Leislcri,  pipistrellus,  statt 

21* 


Digitized  by  Google 


164 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Vespertllio  Myoti*  Beckstein!,  Nattereri , Daubenloni, 
mystarinus,  statt  Crossopus  fodlen»  Neomy*  fodiea»,  statt 
Vulfrts  vulgaris  Vulpes  vulpes,  statt  Mustela  abietum 
Mustela  martes,  Statt  Mustela  — Putoriu»  putoriu*, 
erroincus , hibernicu«,  nivalis«  statt  l.utra  vulgaris  Lutra 
lutrn,  statt  Triebrebus  rosroarus  Odobacnu*  rottnsru», 
statt  Arvicola  amphibius  and  sgrestis,  Microtus  umphi- 
bius  und  ngrestls,  statt  Arvicola  glareolu*  Evotomys 
glareolu* , statt  Leptu  timidus  L.  europaeus,  statt 
Taviabilis,  timidus  und  statt  Capreolus  raprea  C.  capreo- 
lut.  Bef.  hält  derartig«  Haarspaltereien  fiir  eine*  Natur* 
forscher«  unwürdig. 

Thomas , Oldfleld.  Tbe  Scientific  Name  of  tbe 
Badger  aud  tbe  Common  Vole.  The  Zoologie. 
London  1898.  p.  263 — 264. 

Statt  Meies  taxus  mu-s  es  heissen  Melea  me!  es,  statt 
Arvicola  agrestis  — Mierotus  sgrestis. 

Thomas,  Oldfleld.  On  tbe  M am  mala  obtained  by 
J.  Whitehead  during  bis  recent  Expedition  to  the 
Philippine*.  Will»  Field  Not«**  by  the  Collector, 
Tnujiactioö«  of  tbe  8odo|&Ctl  Society  of  London, 
XIV,  1898.  p,  377—412,  pl.  30—36. 

Auf  dem  Plateau  — 2000  m — von  Monte  Data  auf  Luxoo 
wurden  gesammelt:  Crocidura  Grayi,  Felis  domestiea, 
Paradoturus  philippineusis,  Celaenomys  silaceu«  n.  g. 
n.  sp.,  Chrotomys  Whitcheadi  t».  g.  n.  sp.,  Rhynchoinys 
soricoides  n.  g.  n.  «p.,  verwandt  roll  Ecbiotbrjx,  Phloe- 
mys  pallidus,  Mus  Evcretti,  laxonirus  n.  sp.  decumnnus, 
cbrysocomus,  ephippium  nrgrinu*,  Batomy*  Granti  n.  g. 
n.  sp.,  Carpomys  melauurus,  phaeurua  n.  g.  n.  »p.  sp., 
beide  verwandt  mit  den  iM  indischen  Baummäusen. 
Crateromys  Schsdeubergi  ähnlich  I.enomys.  Im 
District  IsaWltn:  Cronomyi  fnllax  n.  g.  n.  sp.  Nur  auf 
Samar  und  Leite  wurden  Tarsius,  Galeopitbecus  und 
Seinrus  beobachtet.  Chrotomys,  Crunomyi  und 
Celaenomys  gehören  zu  den  australischen  Hydro* 
myinen.  Fell«  kennt  inan  bloss  von  Panay,  Negro*  und 
Cebu.  Viverra,  Paradox urun,  Macacus  und  Sus 
kommen  auf  allen  Philippinen  - Inseln  vor.  Im  Ganzen 
werden  erwähnt : Macacus  cynonmlgus,  Tarsius  phiiippi* 
nensis,  Pteropus  jubatua,  rampyms,  Xantharpyia 
aropleiicaudata , Harpy  iony  cteri»  Whitrheadi  *,  Car* 
ponycteris  australi»,  Ui pposideros  diadema,  Pipi* 
strellus  imbricatus , Myotia  macrutnrsu»,  Kerlvoula 
Whiteheadi,  Miniopterus  Schreibend,  pusillus,  Galeo* 
pithecus  philipplnensU,  Crocidura  Gravi,  Felis 
minuta,  domestiea,  Viverra  taogalunga,  Paradox urus 
plülippioensis , Sei  urus  samarensis,  Nannosciurus 
samaricus  n.  sp.,  Celaenomys  silaceu**,  Chrotomys 
Whitrheadi,  Crunomyi  falls«*,  Rhynchomys  sori- 
coWk**,  Phloeomys  pallidus,  Mus  Bveretti,  luzonicus, 
der  umanas,  rattus,  mindorensis  n.  sp.,  chrysocotnus,  ephippium 
negrinus  n.  subsp. , Batomys  Granti*,  Carpomys 
uielanurus*,  phneurus*,  Crateromys  Schade  n her  g i *, 
Bubalus  mindorensis,  Sus  celebeusis  pbilippinensls. 
* abgebildet. 

Thomas,  Oldfleld.  Deskription  of  three  new  Mara* 
mal«  from  the  Kant  Indian  Archipelago  aud 
Australia.  Novitäten  Zoologie*«.  London  1898.  Yol.  5. 
p.  1-4. 

Mallnmys  Kothschildi  n.  g.,  Phslanger  melanotis, 
Sminthopsis  hirtipes. 

Thomas,  Oldfleld.  On  tbe  Main  mals  collected 
during  Capt.  Bottego,  Käst  espeditiun  to  Lake 
Rudolf  and  the  upper  Sobat.  A unalt  di  Museo 
Civico  di  Storia  Naturali  Genova.  Vol.  18.  1898. 
p.  676—679. 

Crocidura  Bottegoi  n.  sp. 

Thomas,  Oldfleld.  Dsaeriptions  of  two  new  Cu«- 
cnsea  (Pbalanger)  obtained  by  Dr.  Loria  in 


British  New  Guinea.  Viaggio  del  Dr.  Larnhi  Loria 
nella  Papntia  Orientale.  Annali  di  Museo  Civico  di 
Storia  Naturale  Genova.  Vol.  19.  1898.  p.  5 — 8. 

P.  carmelitae,  leurippus. 

Thomas,  Oldfleld.  Viaggio  del  Dr.  A.  Boralli  nel 
Cbaco  Bolivinno.  On  the  «mall  M am  tu  als.  Bolletino 
di  Muss!  di  Zoologia  cd’  Anatomia  comparat.  Torino 
1898.  Vol.  13.  4 p. 

Liegt  nicht  vor.  20  sp. 

Thomas,  Oldfleld.  On  new  M am  mal*  from  Western 
Mexico  and  te>wer  California.  Aunals  and  Magazine 
of  Natural  History.  London  1898.  Vol.  I.  p.  40 
— 46. 

Felis  yuguarondi  tolteca  n.  subsp.  Sinalao,  Peroroy- 
scus  «van.  sp.  Nieder-Californien  verwandt  mit  aztecus, 
P.  Icucopus  Coolidgei  n.  subsp.  Nieder  - Californlen, 
Lcpus  eslifornieu*  Xanti  u.  subsp.  ebendaselbst. 

Thomas,  Oldfleld.  On  lodigenou*  Muridae  in  the 
West  Indies,  with  the  Description  of  a new  Mexican 
Oryzomyi.  The  Annals  and  Magazine  of  Natural 
Hiatory.  London  1696.  Vol.  L p.  176—180. 

Oryxoniys  antillnrum  n.  sp.  Jamaica  verwandt  mit 
Couesi,  0.  viel us  n.  «p-  8t.  Vincent  im  Scbädclbnu 
ähnlich  dem  0.  longicaod atns,  und  O.  Cfaapmani 
n.  sp.  Jalspa,  Mexico,  kleiner  als  melanotis. 

Thomas,  Oldfleld.  Description  of  a new  Bat  from 
North  Borneo.  The  Annals  and  Magazine  of  Natural 
History.  London  1696*  Vol.  I.  p.  243. 

Hipposiderus  sabanus  u.  sp.  Der  vordere  obere  P 
fehlt  wie  bei  megslotis.  Nascnblatt  stark  redocirl. 

Thomas,  Oldfleld.  Description  of  a new  Kcliimys 
from  the  Netghbourhood  of  Bogota.  Tbe  Annals 
and  Magazine  of  Natural  History.  l^ondon  1898. 
Vol.  I.  p.  243 — 243. 

Echimys  chrysaeolus  n.  sp.  Schädel  ähnlich  dem 
von  trinit  at is,  Schnauze  jedoch  breiter  und  Interparietal- 
Kämme  viel  kräftiger. 

Thomas,  Oldfleld.  On  seine  new  M ammal*  from 
the  Neigbonrbood  of  Mount  Sahntna,  Bolivia.  The 
Annals  and  Magazine  of  Natural  History.  London 
1898.  Vol.  I.  p.  277—283. 

Conepatus  rex  n.  sp.  am  ehestes!  noch  verwandt  mit 
C.  nasutus,  Phyllotis?  Garleppii  n.  sp.  hat  kurzen 
Schwanz  und  haarigen  Fu**,  Chinchillula  n.  g.  sah  am«» 
n.  sp.  Schädel  ähnlich  dem  von  Phyllotis,  aber  Zähne 
viel  grösser  und  sehr  hoch.  M,  mit  einfacher  letzter 
Lamelle.  Akodon  Berlepsch ii  n.  sp.  Schädel  ähnlich 
dem  von  in  ollis,  aber  andere  Färbung,  Ca  via  niatar 
n.  sp.  Grösse  de»  australis,  aber  Schädel  kurz  uud  ge- 
rundet. 

Thomas,  Oldfleld.  Description«  of  Two  new  Argen- 
tioe  Bedeut*.  Annals  and  Magazine  of  Natural 
Ilistory.  London  1898.  VoL  L p.  283 — 285. 

Cavis  maenas  n.  sp.  ähnlich  australis,  aber  grosser 
Rioja,  Ctenumys  talarum  n.  sp.  Ensenada. 

Thomas,  Oldflold.  Ön  Seven  new  Small  Mamma la 
from  Ecuador  and  Venezuela.  The  Annals  and 
Magazine  of  Natural  History.  London  1898.  Vol.  I. 
p.  451 — 457. 

Rhei trodontomys  Sö<lerströtni  n.  sp.  verglichen  mit 
costaricrnsis , Quito,  Aepeomya  n.  g.f  Vulcani  n. 
sp.,  Mount  Pichincha,  Thomasomys  paranorum 
n.  sp.,  oberer  M,  sechshöckerig ; kleiner  als  cinereus, 
südlich  vom  ChimboraoM».  Oryxomys  vestitus  n.  sp. 
Merida  Venezuela,  ähnlich  raeridensis,  Marmosa 
marica  verwandt  mit  pusilla,  drras  n.  sp.  Zahn- 
reihen fast  parallel , Schnauze  spitzer  als  bei  marica, 
Blarina  meridensis  n.  sp.  Venezuela.  Die  M der 
neuen  Gattung  Aepeomys  sind  wie  bei  Oryxomys, 


Digitized  by  Google 


165 


Zoologie. 


der  Schädel  wie  bei  Oiymycteru»,  alle  «Irr»  letztge- 
nannten neuen  Arten  Ton  Merida. 

Trautzach , Hermann.  Die  geographische  Verbrei- 
tung der  Wirbeltbiere  in  der  Orönland  - und  Spitz- 
licrgensee  mit  Berücksichtigung  der  Beobachtungen 
Nansen’«.  Biologische«  ÜeutralbUtt  IKöh.  p.  313 
— 335. 

Das  Renthier  lebt  in  Grönland,  Spitzbergen  und  Noraja 
Seinlja  UWrall  als  besondere  Rasse.  E*  scheint  von  Nord- 
osten  gekommen  zu  sein.  Eisfuchs  ist  vollkommen  cir- 
mmpolar,  Eishase  fehlt  auf  den  Inseln  nördlich  von 
Europa  and  Asien,  ebenso  Grönland-  und  Fi n mark ■* Lem- 
ming, dieser  aurh  in  Island  und  Nowaja  Semlja, 
M otehusoebse  lebt  in  Grönland  und  Finmnrken.  Eis- 
bär, circumpolnr,  fehlt  in  Finmarkcn  *.  Phoca  barbata 
rirrmnpolar . fehlt  wie  bei  Island  und  Grönland,  Grön- 


Undira  fehlt  dagegen  in  Franz-Josephsland  und  Finmarkcn, 
hispida  kommt  auf  Spitzbergen  und  Fiumarken,  Cysto- 
pbora  cristata  auf  Grönland,  Island  und  Bäreninsel  vor. 
Odobnenus  rosmarus  Insel  Shannon  bei  Grönland,  Spitz- 
bergen, Novaja  Setnlja  und  Kranz-Josephslnnd.  Monodon 
monoceros  und  Beluga  lenes*  in  Grönland,  Bäreninsel, 
Spitzbergen  und  Fronz-Jo*cph*l*nd , letztere  Art  auch  hei 
Novaja  Setulja.  Hypcroodon  rostrat u*  selten  bei  Grön- 
land und  Spitzbergen.  Balaena  mysticetu*  ebendaselbst 
und  der  Bäreitlnsel.  Balaenoptera  musculus  eircum- 
polar,  bei  Grönland  nur  in  den  südlicheren  Meerestheilen, 
fehlt  bei  Franz- Juaephsland.  Sibbaldi  nur  sicher  bei  Spitz- 
bergen und  Fiumarken,  Begaptera  boops  bei  Grönland, 
Spitzbergen  und  Finmarkcn*,  Hermelin,  Vielfras*  und 
Wolf  fehlen  auf  den  Inseln  nördlich  von  Europa  und 
Asien. 


Literaturbericht  für  Zoologie  in  Beziehung  zur  Anthropologie, 

mit  Einschluss  der  lebenden  und  fossilen  Säuget  liiere, 

für  das  Jahr  1899. 

A.  Thier-  und  Monschonreste  aus  dem  Pleietoo&n  und  der  prähistorischen  Zeit. 


Ameghino,  Plorentino.  8inop«i»  geologico  - paleon- 
tologica  Segundo  Ceimo  de  ln  Rdpublica  Argenlina. 
Mayo  1895.  Tome  I,  p.  III  — 255  coii  105  Fig.  Buenos 
Ai  reu  1898. 

Hier  kann  auf  diese  Arbeit  nur  soweit  eingegangen  wer- 
den, aU  sie  den  kl  cd  sehen  betritB.  Die  ältesten  Spuren 
desselben  linden  »ich  nach  Ameghino  im  Miorän-Piko  her- 
mösico  — , hantiger  werden  sie  in  der  Pnmpaaformation,  die 
nach  ihm  ptiocän  ist.  Der  älteste  Schädel  ist  jener  aus 
der  untersten  Pampa*ibrmation  von  klirsraar.  An  dieser 
Stelle  hat  mau  auch  Knochen  von  Scelidotheri um  und 
anderen  Thieren  gefunden.  Nach  Leh  m an  n - Nitache  — 
Centralblatt  für  Anthropologie  1900,  8.  119  — ist  dieser 
Schädel  zwar  sicher  faseil,  aber  ebenso  sicher  quartär  unj 
zwar  aus  der  oberen  Paropnsforination,  in  welcher  Meoschen- 
rcste  schon  wiederholt  beobachtet  worden  sind. 

V.  Andrian  Worb lirg,  Ford.  Jahresbericht.  Sitzungs- 
berichte der  anthro|K>logi$chen  Gesellschaft  in  Wien 
1899,  p.  19  — 37. 

Das  Kunigsgrätzcr  Museum  erhielt  von  Kreihofen  bei 
KBnigsgrätz  eine  bearbeitete  BeckenhSlft«  des  Rhinoceros 
aus  dem  Löss.  Hier  waren  schon  früher  Knochen  dieses 
Tlik res  und  ein  rohes  Feuersteinmesser  zum  Vors«  hem 
gekommen.  In  der  Höhle  von  Luom  im  nördlichen  Ungarn 
«tiess  man  auf  vier  Skelette  des  Höhlenbären  und  einige 
Msromuthkoochen.  kfammuth  fand  sich  auch  in  der 
Höhle  Lei  Wesna;  di«  Höhle  bei  Bilczezlote  in  Galizien  hat 
auch  jetzt  wieder  viele  Reste  des  prähistorischen  Menschen 
geliefert  — Thongesehirre , Knochen-  und  Steingeräthe, 
einige  aber  auch  au*  Kupfer.  Be»  PfaflVtätten  in  Nieder- 
österreich  wurde  eine  ncolithische  Station  entdeckt.  Die 
V las  ca  jama-Höble  bei  Nabresina  lieferte  Knmhcnartefacte, 
Pfeilspitze , Hammer  nnd  Zeichenstift  aus  Hirschhorn; 
in  der  Pccina  jama  »and  sich  ein  klenschenskclet 
in  einer  Aschenschi« ht , Flintspine  und  Artefacte  aus 
Knochen  und  Uirschhorn,  sowie  Reste  von  Fischotter, 
Ktnys  europaea  und  ünio  pictorum.  — Nur  Funde 
des  Mensch« n aus  der  Steinzeit  sind  hier  erwähnt.  Ref. 

Baye,  J.  De.  et  Voikow,  Th.  Le  gisetneul  pal&> 
litique  d’Aphoutova-Gora  pr£s  de  Krasnojarsk.  Ruasie 
d’Asie.  I/Anthro|>ologi«- , Pari»  1899,  p.  172  — 178, 
3 Agures. 


Die  erste  Terrasse  besteht  hier  au*  einer  »ehr  »näch- 
tigen Schottermass«,  wr'cho  von  Lös*  überlagert  wird,  an 
dessen  Basis  Thierknochen  gefunden  worden.  In  diesem 
Löa»  kommen  auch  die  charakteristischen  Schnecken  vor. 
Die  Steingeräthe,  welche  im  Lö»s  angetroffen  wurden,  zeigen 
den  Moustiertypu».  Die  Thierreste  gehören  theils  dem 
Ren,  theils  dem  Bison,  theils  dem  kfammuth  an. 

Böhla,  J.  Leber  vorgeschichtliche  Funde  im  Lande 
Hadeln.  Hannoversche  Geachichtsblntter  1898.  Bd.  I. 
Nr.  51.  R«f.  Centralblatt  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte  1899,  p.  289. 

Im  Ha.ieler  Randmoor  hnt  man  Steinbeile  gefunden,  die 
in  ein  fast  1 m langes  Stück  Ej.chenholzcingelust.cn  waren, 
und  zwei  andere , deren  Schaft  Hirschgeweihstangen  von 
*/,  m bilden. 

Boule,  Maroelin.  I.#es  mamraifüres  quartaires  d*- 
Algerie  d'aprea  las  tmveaux  de  Pomel  L’Anthropologie 
1899,  p.  382  — 371. 

Menschenreste  sind  zwar  in  Algier  an  verschiedenen 
Orten  angetrolTen  worden,  allein  ihr  genaues  Alter  konnte 
bisher  nirgends  mit  Sicherheit  festgestellt  werden.  Man 
hat  auch  Schädel  in  der  Höhle  des  Grande  Rocher  gefun- 
den. Die  Dolmen  scheinen  von  einem  Volke  der  weisaen 
Rasse  herzu  rühre  n , was  insofern  höchst  wichtig  ist,  da 
Algier  jetzt  von  libyschen  Stämmen  bewohnt  wird.  Welcher 
Kasse  aber  der  neolithische  Mensch  Algeriens  angehört 
hat,  welcher  die  Zeichnungen  an  Felsen  aogefertigt  hat, 
wird  wohl  nie  zu  ermitteln  »ein.  Siehe  unter  li.  in  diesem 
Berichte. 

Boule,  M.  et  Vorniero,  A.  L'abri  ftou»  Roche  du 
Roud  pres  Saint  Arcoua  d’ Allier  (Haute  Loire). 
L'Anthropologie,  Paris  1899,  p.  385  — 398,  23  flg. 

Aus  Cantal  und  Haute  Loire  kannte  man  bisher  »nwb 
kein«  Station  de*  M»g«laUnieo,  welche  Thierre*te  geliefert 
hätte.  Die  untersuchte  Station  befindet  sich  hinter  Saint 
Arcons  bei  Chaze*  im  Canton  I.angea<-  (Haute  Laiire)  am 
Kusse  der  Baaaltfelsen.  Vomiere  konnte  folgend«  Schich- 
ten unterscheiden  von  unten  nach  oben: 

A.  0,60  iti  Schutt  mit  Dasaltlrümmern  ohne  organisch» 
Reste. 

B.  0,50  m Schutt  mit  kleinen  Steinen  und  Resten  von 
Bob,  Equus  und  Höhlenbär. 


Digitized  by  Google 


166 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


C.  0r20  m schwarze  Schicht  mit  Feuerstätten  und  Asch e, 
zahllosen  Feuersteinen  und  zerschlagenen  Knochen. 

Der  Bovide  der  Schicht  B.  Ui  wahrscheinlich  Bison 
priscus.  Von  Crsn*  tpelneus  and  Hymens  Heften  nur 
einige  Zähne  vor.  ln  C.  fanden  sich  Beste  von  W olf,  Fuchs, 
vielleicht  logopus,  Pferd,  Edelhirsch,  vielleicht  eine 
densls,  Ren,  Boa  oder  Bison,  Steinbock,  Hase, 
Arvicola  nivalis  and  subterranea.  Jedenfalls  haben 
wir  es  mit  einer  Fauna  der  Renthirrperiode  zu  lltun.  Die 
Steingeräthe  sind  zum  grössten  Tbeil  aus  Basalt  angefer- 
tigt. Die  Silex  halten  drn  Typus  des  MagtlaUwien.  Ein 
bearbeiteter  Renthierknochen  diente  offenbar  als  Dolch. 
Die  Seltenheit  paläolithiseber  Stationen  in  der  Auvergne 
erklärt  sich  daraus , dass  dieses  Gebiet  zum  Tbeil  ver- 
gletschert war,  und  auch  noch  lange  Zeit  danach  ein  »ehr 
rauhes  Klima  besessen  hat. 

Curaven,  Cachin  Alfred.  Deacription  geographique, 
gäologique,  palethnologiqne  des  departementa  du  Tarn 
et  Tarn  et  Garonne.  p,  684.  8°.  Toulouse  I8y8. 

Kef.  von  M.  Boule.  L* Anthropologie  1899.  p,  318 
— 320. 

Der  Autor  zählt  zum  Unterquartär  die  alten  foesilfrrien 
Alluvioneo  der  Plateaus,  zum  Mittelqu&rtär  die  Terrassen 
und  Thalschotter  mit  Cbellien-  und  Acheul4engeräthen  und 
zum  Oberquartär  die  Alluvionen  in  der  Thaisohle,  sowie 
die  Ablagerungen  in  den  Höhten.  Die  in  den  erwähnten 
Departement«  vorkommenden  Fossilien  und  Steingeräthe 
stammen  aus  den  Schottern  der  unteren  Terrasse  — die 
Mammuthreste  dagegen  meist  aus  dem  Löss.  Die  bis- 
herigen Funde  sind  in  einer  Liste  zuMunmengestellt.  Die 
Höhle  des  Roset  bei  Uiceley , Tarn , enthielt  zu  unterst 
Moustier- Silex,  darüber  Steingeräthe  von  Weidenblatlform 
und  xu  oberst  neolithische  Gerät  he.  In  den  Holden  de* 
Aveyron-  und  Ronettethale*  ist  das  Magdalenien  ausgezeich- 
net vertreten  — Station  Bruniquel. 

Clarke,  W.  G.  Early  Man  in  Britniu.  Spttrious  Flint 
Implement*.  The  Zoologiat,  London  1899,  p.  18—22. 
2 Fig. 

Im  östlichen  England  (Suffblk)  werden  sowohl  neolithische 
als  auch  paläolithischr  Steinwrrkxcuge  gefälscht. 

Dal  Pias,  G.  Grotte  e fenoraeui  ca  huch  del  Belunese. 
Memoric  della  societn  geografle*  itaüana.  Vol.  IX. 
Roma  1899.  p.  178  — 222,  7 Uv. 

Die  Höhle  von  Monte  Toroatico  bei  Feltri  enthielt  Beste  von 
Ursus  — zwei  Species  — , M ustela,  Canis,  Arctomy», 
Lepus,  Bo»,  Capra,  Ovi»,  Khinolophus  und  mensch- 
liche Artefacte. 

Doudou , Ern  ©st.  Etüde  aur  loa  cavernes  d' Engis. 
L'AnthropoIogie,  Paris  1899,  p.  522  — 835. 

Die  Höhle  von  Engis  wurde  im  Jahre  1830  von  Schmer- 
ling untersucht,  wobei  der  nachmals  so  berühmte  mensch- 
liche Schädel  zum  Vorschein  kam.  Im  Jahre  1872  unter- 
nahm Dupont  an  einer  noch  unberührten  Stelle  Ausgra- 
bungen, welche  Knochen  des  Menschen  zusammen  mit 
solchen  von  ausgestorbenen  Thieren  und  Silex  vom  Moustier- 
typua  ergaben.  Die  im  Jahre  1885  von  Fraipont  vor- 
genommene  Ausgrabung  förderte  zwar  keine  Menschen- 
knochen  zu  Tage,  wohl  aber  zahlreiche  Silex  vom  Moustier- 
tvpus,  grobe  Scherben  und  bearbeitete  Knochen  ausgrstorbener 
Tbiere.  Zuletzt  hatte  auch  Verfasser  Untersuchungen  vor- 
genommen. 

Die  Gräberhohle  ist  die  tiefste  der  Höhlen  von  Engis. 
Sie  enthielt  folgende  Schichten: 

1.  Steine  und  Humus  mit  Knochen  vom  Ren.  0,29 
bis  0,30  m. 

2.  Erde  mit  zahlreichen  Knochen  von  Nagern  und 
Insectivoren.  0,40  m. 

3.  Lehm  and  Gerolle  mit  Knochenfragmenten. 

4.  Steine  in  rrgelmi**iger,  absichtlicher  Gruppirung, 
Scherben,  Silex,  Knochen  von  Rhinoceros  und 
Ursus.  0,40  m. 


5.  Menschliche  Reste. 

6.  Höhlenboden. 

Der  neolithische  Mensch  scheint  diese  Höhle  nie  be- 
sucht zu  haben,  denn  sonst  müsste  die  erwähnte  zweite 
Schicht  Störungen  sufweisen.  Auch  zwischen  der  zweiten 
und  dritten  Höhle  fand  sich  unter  einem  Felsvorsprung« 
eine  ähnliche  Fauna.  In  der  Gräberhöhle  konnten  nach- 
gewiesen  werden:  Mustela  foina,  Sus  scrofa,  Mus 
rattus,  Talpa  fotsilis,  Vrspertilio  murinus,  Canis 
lupus,  Meies  taxus  und  Lepns  timidus.  Die  dritte 
Schicht  scheint  durch  Spalten  vom  Plateau  in  die  Höhte 
gelangt  zu  sein.  Di«  Steine  der  vierten  Schicht  sind  regel- 
mässig an  einander  gelegt  und  dienten  wohl  als  Grabhügel. 
An  den  Steinen  waren  noch  Spuren  von  Kenerbrand  zu 
beobachten.  Die  Urnen fragmente  zeigen  sehr  rohe  Bear- 
beitung, auch  sind  sie  sehr  unvollkommen  gebrannt.  Von 
Thieren  fanden  sich  in  dieser  Schicht  nur  wenige  Zahne 
und  einige  Knochen  von  Rhinoceros  tichorhinus, 
Pferd,  Ur,  Höblenlöwc  und  Höhlenbär,  während 
diese  Thiere  in  den  benachbarten  Höhlen  zahlreich*  Reste 
hinterlassen  haben.  Verf.  deutet  diese  dürftigen  Reliquien 
deshalb  als  Grabbeigaben,  was  um  so  wahrscheinlicher 
ist,  als  unmittelbar  unter  dieser  Schicht  ein  mensch- 
liches Skelet  zum  Vorschein  kam.  Die  bisher  gefundenen 
Menschenreste  vert heilen  »ich  auf  drei  erwachsene  Indi- 
viduen und  ein  Kind.  Auch  die*«  Schädel  haben  den 
echten  Typus  des  berühmten  Engissehädels.  Verf.  be- 
streitet die  allgemeine  Annahme,  dass  der  paUiolithische 
Mensch  nach  keine  Geschirre  besessen  hätte.  Es  gilt 
dies,  wie  er  zuglebt,  zwar  *1*  die  Regel,  allein  an  Orten, 
die  weit  vom  Wasser  entfernt  liegen,  wusste  er  sich  doch 
mit  Wnsservorrath  versehen , zu  welchem  Zwecke  er  die 
primitiven  Urnen  anfertigte.  Die  in  den  Höhlen  von  Engis 
begrabenen  Skelete  gehören  nach  Doudou  ohne  Zweifel 
dem  Menachen  der  Mam m uthzeit  an  nnd  nicht  etwa 
einer  apäteren  Periode, 

In  der  zweiten,  schwer  zugänglichen  Höhle  fand  Verf. 
zahlreiche  Moustiersilex , einen  Knochen  von  Mammulh 
und  einige  Menschen  zähne. 

Die  dritte  Höhte  hat  sehr  geringe  Dimensionen,  aber 
trotzdem  lieferte  sie  ein  Urnenfragment  und  Reste  von 
Höhlenbär,  Mammuth,  Rhinoceros,  Pferd,  Ren, 
Hyäne,  Höhlenlowe,  Ur,  Dacha,  Iltis  und  Fucha. 
Auch  in  der  Nische  zwischen  der  zweiten  und  dritten 
Höhle  erhielt  Verfasser  eine  grosse  Ausbeute  von  Urnen, 
Moustier-  und  Magd« len rnsilex  und  K nochengerät hrn,  sowie 
von  kleinen  Knöchelchen,  wie  in  der  Gräberhöhle.  Merk- 
würdiger Weise  hat  man  bisher  in  der  ganzen  Gegend 
noch  niemals  Spuren  des  neolithischen  Menschen  an- 
getroffen;  ent  in  einer  Entfernung  von  2 km  kam  am 
rechten  Ufer  der  Mao»  eine  solche  Station  zum  Vorschein. 

Fournier,  E.  Dicouvert»  d’un  camp  de  l'4poque  ueo- 
lithique  dnns  la  valide  du  Douba  aux  euvirons  de 
ßeaau<;on,  L'AnthropoIogie,  Paria  1899,  p.  57  — 58. 

Ausser  Grräthrn  aus  Stein  und  Hirschhorn  und 
Knochendolchen  nebst  Geschirrresten  enthielt  diese 
Station  aus  der  jüngsten  Steinzeit  Ueberreste  von  Rind, 
Hirsch,  Ziege,  Wildachwein  und  Hund. 

H&rlä,  Edouard.  Catalogue  de  Paläontologie  qnater- 
nairu  des  collectiona  du  Toulouse.  Bulletin  de  U 
socidtd  d'histoire  naturelle  de  Toulouse.  Tome  XXXII. 
1898,  1899.  41  p.,  1 pl.,  18  Textf. 

Die  Knochen  au»  dem  Quartär  der  Umgebung  von  Tou- 
lons« stammen  theib  au»  den  Alluvionen  der  Garonne, 
theils  aus  Höhlen.  I>ic  Thaler  der  Garonne  bestehen  aus 
der  Flussniederung , aus  einer  unteren  und  einer  oberen 
Terra»»«.  Auf  dieser  liegt  noch  eine  iluriatile  Schicht. 
Leider  haben  sich  nur  Im  untersten  Niveau  Thierknochen 
erhalten.  Um  so  reicher  sind  dagegen  die  Höhlen  an  Säuge- 
thieruberresten. Während  sonst  das  Magdalenien  durch  die 
Häufigkeit  von  Re  nt  hi  er  charaktcrisirt  ist,  giebt  es  im  Ge- 


Digitized  by  Google 


167 


Zoologie. 


biete  von  Toulouse  Stationen,  in  «eichen  iwir  die  Industrie 
den  Typus  des  Magdal£nJen  aufweist,  das  Ken  selbst 
jedoch  durch  Edelhirsch  vertreten  wird.  Auch  kommt 
darin  Elen  vor,  dagegen  fehlen  bereits  Saiga  und  Ziesel. 
Itit  jüngeren  Höblrnnldagrningrn  enthalten  viele  Spuren 
des  Menschen,  die  älteren  vorwiegend  Höhlenbär, 
Hyäne.  Dem  Mittel  quartär  gehören  an  Ablagerungen  mit 
Rhinoceros  Mercki  und  Murmelthier  in  Muntoussec, 
Montsaunfa,  Ks-Talieoa,  dem  ältesten  Quartär  dagegen  Ab* 
Ingerung  mit  Inuus  und  H y aena  striata.  Aus  Alluvi- 
onen  in  der  Gegend  von  Toulouse  kennt  man  El  cp  ha  s 
primigr  nins,  Pferd,  Rind,  Edelhirsch,  Rhinoceros 
tiehorhinus,  Felis  spelnea  (Fundort  unsicher).  Wohl 
aber  fanden  sich  alle  genannten  Arten  nebst  Megacer o« 
bei  Jnfernet  zusammen  mit  Cheli£ensilex.  Diese  Reste 
stummen  au*  der  uuteren  Abtheilung  des  oberen  Quartär, 
aus  der  Zeit,  als  die  heutigen  Thäler  schon  fertig  waren. 
Unter  den  jüngeren  Höhlenablagerungen  sind  besonders 
reich  jene  aus  den  Höhlen  von  I.'Hertn  bei  Foix.  Sie 
enthielten  Höhlenbär,  Wolf,  Furhs,  Höhlenhyäne, 
Ilöhlenlöwe,  Panther,  Luchs,  Rhinoceros  ti- 
chorhlnua,  Pferd,  Roviden,  Edelhirsch,  Ren, 
Steinbock,  Gemse.  Höhlenbär  liegt  ausserdem  vor 
au«  der  Höhle  von  Gargas,  Auber,  Mus  d’Azil,  Malarnaud, 
Portel,  Houi«'h«'ta,  Bo*c,  Ply  de  l’Aii,  Minerve  Salleles 
Cabardes,  Aurignac,  Arbas,  HöhlenhyKne  von  Ruuicheta, 
Bach,  Peyre , Sallele«  Cabardes,  Aurignac  und  Maui^on ; 
Rhinoceros  von  Auber,  Mignet,  Aurignac;  Nimmutb 
von  Mas  d'Azil,  Bose;  Höhlenlöwe  von  Bose,  SalUles, 
Mignet;  Ken  von  Portel,  Mignet,  Aurignac;  Pferd  beson- 
der» in  Mignet,  hier  auch  Megaceros,  ein  grosser  Bovide 
besonder»  in  Bach.  Sonst  liegen  noch  aus  der  einen  oder 
anderen  dieser  Höhlen  vor  Dachs,  Wolf,  Fuchs,  Biber, 
Hirsch.  Ren  bat  man  an  IS  prähistorischen  Stationen, 
Pferd  an  13,  Edelhirsch  an  10  solchen  Localitäten  nach* 
gewiesen,  von  Laugerie  Haute  hat  man  Mamiuuth,  von 
Martioet  und  Bruniquel  Saiga,  von  hier,  sowie  von  Massai 
und  Sallele»  Cabardes  auch  Steinbock.  Die  Industrie  dieser 
Stationen  gehört  dem  Magdalänien  an.  Aus  jüngeren  Ablage- 
rungen liegen  Rrste  von  Schwein,  Ziege,  Schaf  und 
Hirsch  vor.  Die  im  Touiouser  Museum  befindlichen  Sauge- 
tbieireste  von  fremden  Quartärablsgerungeu  interessiren  uns 
nicht  weiter;  um  so  wichtiger  sind  dagegen  die  Thierreste, 
welche  Autor  selbst  gesammelt  hat.  In  Montsaunes  fand 
er  Macacus,  Bär,  Dachs,  Hund,  Cyon,  Hyaeua 
striata,  Katze,  Hystrix,  Biber,  Klepha*  (ein  Zahn), 
Rhinoceros  Mercki,  Pferd,  Eber,  Edelhirsch,  Reh 
und  Bovide n.  Hyaena  striata  liegt  auch  von  Bagnerc* 
de  Uigorre  vor.  Beide  Localitäten  enthalten  altquartäre 
Schichten.  Der  Mitte  des  Pleistocän  gehören  die  Breccien 
von  Montousae  an  mit  Bar,  Luchs,  Hund,  Fuchs,  Igel, 
Maulwurf,  Spitzmaus,  Hose  und  Kaninchen,  Murroelthirr, 
ArvicoU,  Pfad , Rhinoceros  Merckii,  Edrlhirmch,  Reh  und 
Biv>n.  Aus  dem  oberen  Quartär  besitzt  Vcrf.  Reste  von 
Höhlenbär,  braunem  Bär,  Ursus  priscu»,  Dachs,  Iltis,  Wiesel, 
Fuchs,  Wolf,  Hund,  Cu»n , Höhlenhyäne , Ilöhlenlöwe, 
Panther,  Luchs,  Katze,  Spitzmaus,  Igel,  Maulwurf,  Fleder- 
maus, Hase,  Kanin* hen,  Murmelthier,  Ziesel,  Biber,  Wühl- 
mäuse, Maus,  Rhinoeero«  tiehorhinus,  Pferd  — gross 
klein,  Wildschwein,  Edelhirsch,  Reh,  Kiesenhirsrh , Elen, 
Ren,  Bison,  Steinbock,  Gemse  und  Saiga. 

Hauthal,  Rodolfo.  Rosen»  de  los  hallazgos  en  l»s 
ca vernas  de  l’Ultima  Ksperanza.  Kl  Mumifero  miste- 
rioeo  de  la  I*atagon»a  (Gry potlierium  dom«* 
stie um).  Revlsta  del  Museo  de  la  Plata  1899.  p.  I 
— 18,  1 Flg  , 1 lam. 

Im  Jahre  1H95  fand  man  in  der  Gegend  von  Puerto 
Consuelo,  am  MrerLusen  von  Ultima  Esperanxa,  in  einer 
lluhle  ein  Stück  Haut  von  l1/,  in  Längr,  80  rm  Breite  und 
10mm  Dicke,  das  tod  röthlichen,  groben,  bis  zu  5cm 
langen  Haaren  bedeckt  war  und  zahlreiche  Knöchelchen 
enthielt.  Nordenskjöld  entdeckte  später  in  derselben 


Höhle  ein  zweites  solches  Hautstück,  eine  Klaue  und  Haar- 
batleo.  Das  erst«  Stück  erwarb  dagegen  Moren o,  der  es 
zur  Untersuchung  an  Smith  W’oodward  in  London 
schickte.  Bei  den  von  Nordenskjöld  fortgesetzten  Aus- 
grabungen kamen  auch  noch  andere  Thierreste  zum  Vor- 
»chrin.  Der  Höhlenboden  war  zum  Theil  von  einer  Kotb- 
schichtc  bedeckt.  Auch  der  Mensch  muss  hier  bereits 
gleichzeitig  mit  den  Thierrn  gelebt  haben,  denn  es  fanden 
sich  Bruchstücke  von  Muscheln,  eine  Ahle  nnd  Stücke  von 
Pechstein , den  die  Indianer  zu  Pfeilspitzen  verarbeiten. 
Die  Knochen  sind  von  frischen  fast  nicht  zu  unterscheiden 
und  zum  Theil  sogar  noch  mit  Periost  versehen.  Die  sehr 
geräumige  Höhle  liegt  . 200  tn  über  dem  Meere  in  einem 
Hügel,  welcher  unten  aus  gelbem  Sandstein,  oben  aus  Coo- 
glomerat  von  jungtertiärem  Alter  besteht.  Den  Boden 
deckt  im  vorderen  Theite  eine  Erdschicht,  die  auch  Steine 
und  trockenes  Laub  enthält,  nebst  Myti lusschalen  und 
Knochen  von  Gotnaco  und  Hirsch.  Weiter  hinten  ist 
diese  Schicht  30  cm  bis  1 in  mächtig  und  besteht  hier  aus 
gröberem  Material.  An  einer  Stelle  befindet  sich  eine 
trockene  Kothlagevon  über  1 m,  deren  Geruch  an  Dasypus 
erinnert.  Hier  lag  das  Fell,  welches  offenbar  künstlich  ge- 
faltet und  zugeschnitten  war.  Die  darüber  befindliche 
Kothschicht  lieferte  Säugethierknochen , die  zum  Theil  von 
Menschen  aufgeschlagen  sind.  Der  innere  Theil  der 
Kothlage  zeigt  Brandspuren,  auch  enthalt  die  Asche  Knochen 
bis  zu  einer  Tiefe  von  1 m.  In  einer  Nische  stie*s  mnn 
auf  ein  Indianrrskelet.  Die  Höhle  war  zweifellos  vom 
Menschen  bewohnt  und  auch  als  Stall  benutzt,  denn  sie 
ist  nach  vorne  durch  einen  Steinwall  fast  vollkommen  ge- 
schlossen. ln  der  Nachbarschaft  giebt  es  noch  einige  andere 
Höhlen,  eine  davon  enthielt  einen  Kiefer  vom  Fuchs,  eine 
zweite  zeigt  in  ihrem  vorderen  Theil  dreierlei  Schichten. 
Die  oberste , 30  bis  50  cm , besteht  aus  Erde  und  Bautn- 
zweigen  nebst  Mytilusschalen  und  vielen  zerbrochenen 
Knochen,  die  zweite,  20cra,  au»  Asche,  die  dritte  aus 
l1/,  m feinem  Sand  mit  Knochen  von  Guanaeos,  Pferd  and 
Straus»,  aber  ohne  Mist.  Die  erste  Schicht  lieferte  auch 
eine  durchlochte  Carditaachale.  Die  Mehrzahl  der  Knochen 
aus  der  grossen  Höhle  gehören  dem  Grypotberium  und 
nicht  etwa  einem  Mylodon  an  und  zwar  ward*  dieses 
Thier  vom  Menschen  als  Unusthier  gehalten.  Menschen- 
reste konnten  zwar  nicht  mehr  aufgefunden  werden,  allein 
es  handelt  sich  wahrscheinlich  um  die  nämliche  Rasa«, 
von  welcher  in  einer  Entfernung  von  60  km  ein  Grab  ent- 
deckt wurde,  da*  einen  Schädel  and  Steingcräthe  aus  Ob- 
sidian enthielt.  Vermutblich  lebte  diese  Menschenrasse 
zwischen  der  ersten  und  zweiten  Glacialzeit.  II  aut  ha  1 
bezweifelt  durchaus  die  Möglichkeit,  dass  Grypotherium 
noch  in  der  jüngsten  Vergangenheit  exist irt  hätte. 

Holmes,  William  H.  Prelimiuary  re vision  of  the 
evidence  relating  to  suriferous  gravelman  in  California. 
The  American  Anthropologiat  1899.  VoL  1,  p.  107 
und  p.  614. 

Die  goldführenden  Schotter  Califomiens  sind  nicht,  wie 
man  bisher  glaubte,  Jungtertiär,  sondern  sogar  eoeän.  Die 
Men  sehen reste,  darunter  auch  der  bekannte  Caluvrra** 
Schädel,  sind  erst  nachträglich  in  diese  Schichten  ge- 
langt und  zweifellos  nicht  einmal  quartär , sondern  sicher 
modern . 

Jentach.  Sporen  des  interglaciakm  Menschen  in 
Norddeutschland.  Correapondcnzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte 1899,  p.  60  — 62. 

Ausser  drei  Fundstücken  bei  Eberswalde  und  einem  von 
Halensee  kannte  man  bisher  noch  keine  Spuren  des  inter* 
glscialen  Menschen  in  Norddeutschland.  Kürzlich  fand 
nun  Maat  bei  Posen  in  einer  äuvialen  Kiesacbicht  zwei 
geschlagene  Feuersteine.  Die  betreffende  Schicht  wird  von 
Gesch iel>emergcl  überlagert  und  von  dem  älteren  Geschiebe- 
mergel unterlagert  und  ist  mithin  intrrglarial. 


Digitized  by  Google 


168  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Kr&mer,  Hermann.  Die  II  austhierfunde  von 
VindouiMB.  Mit  Ausblicken  in  die  Rassen  sucht  des 
clasainchen  Altorthum«.  Revue  suisse  de  Zoologie. 
OmH«.  Tome  HL  1899.  p,  148— 17*.  1 Tafel. 

19  Textflgnren. 

Die  Geschichte  der  Haust  hie  re  linst  sich  am  zuver- 
lässigsten durch  die  anatomische  Methode  ermitteln,  jedoch 
sollte  nebenbei  auch  die  oultur-  and  cprachgeschirhtliche, 
die  ethnographische,  physiologische  und  prihiitorische  Me* 
thode  beachtet  werden. 

Canis  faiuiliarls.  Die  Mannigfaltigkeit  der  prähisto- 
rischen  und  frühgeschichtüchen  Hunderassen  macht  es 
sehr  wahrscheinlich,  das»  die  H^nde  polyphyletUclien  Ur- 
hprungrs  sind.  Aus  den  uns  überlieferten  Bildwerken  geht 
hervor,  dass  die  Aegrpter  mehr  kleine,  die  Assyrier  und 
Babylonier  aber  vorwiegend  grosse  Hunde  züchteten.  Sehr 
gross  war  die  Zahl  der  Hunderassen  iu  Griechenland. 
Die  wichtigsten  waren  der  grosse  Canis  inolossus  und 
der  Spitz;  Windhunde  gab  es  zwar  auch  in  Griechen* 
land,  am  hantigsten  wurden  sie  jedoch  in  Gallien  gezüchtet. 
Die  Römer  hatten  schon  grössere  und  kleinere,  lang-  und 
kurzhaarige  Jagd-,  Hirten-  und  Hofhunde.  ln  den 
Pfahlbauten  lebte  der  vom  Schakal  stammende  Torf- 
hund,  aus  welchem  die  Jagd-  und  Wachtelhunde,  die 
Pintscher  und  Spitze  lirrv orgegangen  sind.  Die  zweite 
Pfahibaurasse , der  Canis  Inostranzewi,  lieferte  die 
Doggen,  Mastiffs,  X e ufou  nd  1 an  de  r und  Bern- 
hardiner, die  dritte,  Canis  Leineri,  den  Canis  tuatris 
optimsc  der  Bronzezeit.  — Alle  diese  gehen  auf  den 
W'olf  zurück.  Der  grosse  Bronzehund  des  Bielersec«  ist 
dem  Palustris  ähnlich,  hat  aber  ein  kleineres  Gehirn. 
Später  bildete  dieser  Bronzehund  zahlreiche  Rassen,  auch 
Spitze  und  breitschnauzige  Formen.  Die  keltische  Station 
von  Siggenthal  enthielt  einen  Hund  der  Palustrisraese, 
sein  Gesicht  war  jedoch  schon  mehr  verkürzt  als  beim 
echten  Palustris.  In  Vindoniaaa  findet  sich  neben  einer 
kleinen  Palustrisform  noch  eine  grossere,  kräftigere,  die 
wohl  durch  Kreuzung  mit  dem  grossen  Bronzehund  des 
Btrlerseea  entstanden  ist,  aber  das  Craniuin  ist  relativ 
kleiner  als  bei  Inostranzewi.  Eine  Kreuzung  mit  W'olf 
erscheint  gänzlich  ausgeschlossen  für  diese  grössere  Rasse, 
die  wohl  aus  Italien  stammt  und  als  Ausgangspunkt  des 
Bernhardiner  betrachtet  werden  darf.  Dieser  kann  nicht, 
wie  Studer  meint,  von  Canis  Inostranzewi  abgeleitet 
werden , jedoch  hat  sich  der  Schädel  der  Vindon  «saras»e 
bei  der  Umwandlung  in  de»  Bernhardiner  etwas  ver- 
ändert — Jochboge n stehen  weiter  ah,  Craniuro  und  Schnauze 
sind  höher  und  das  Gesiebt  ist  kürzer  geworden.  Die  Stamm- 
form des  Canis  molossus  und  des  Vindonissahundes 
ist  der  Hund  von  Tibet.  Von  dieser  Bernhardiner-ähn- 
lichen Form  exiatiren  auch  schon  Abbildungen  auf  römischen 
Münzen  und  Thongerätbcn. 

Reste  von  Schwein  sind  iu  Vindonissa  sehr  häutig, 
freilich  ist  darunter  das  Wildschwein  selbst  sehr  spärlich 
vertreten.  Die  Reste  aus  Siggenthal  gehören  dem  Torf- 
schweine an,  welches  jedoch  niemals  in  wildem  Zustande 
in  Europa  existirt  bat,  wie  Rütimeyer  meinte.  Auch  in 
Vindonissa  hat  es  viele  Ueberreste  hinterlssseo , daneben 
existirt  hier  auch  eine  gelähmte  Kasse  des  Wildschweins, 
die  sich  vom  Torfschwein  durch  di«  Anwesenheit  von 
Caninprotuberanzeti , den  plumperen  Bau  des  Kiefers,  die 
länge  der  Symphyse  und  die  geringere  Entwickelung  der 
Prämolarmhe  unterscheidet. 

Vom  Schaf  bähen  schon  im  Alterthume  viele  Knsaen 
existirt.  Als  wilde  Stammformen  kommen  in  Betracht 
Ovis  ammou,  Ovis  musimon,  in  Sardinien  und  Corsicn, 
früher  auch  in  Spanien  und  Kleiiuuien,  und  Ovis  trage- 
laphus  in  Koniafrika.  Iu  der  Steinzeit  war  das  Schaf 
noch  selten;  das  Torfscbaf  stammt  vielleicht  von  einer 
ausgestorbenen  Wildform,  der  fossilen  Ovis  primaeva,  ab; 
in  der  jüngeren  Steinzeit  gab  es  schon  grössere  schwer- 
hornige  Schafe,  wohl  Nachkommen  des  M auf  Ion  oder 


eine  importirte  Rasse.  In  der  Bronzezeit  existirte  eine 
hornlose  Kasse,  von  welcher  die  lebende»  Xiederungsrasern 
abstammen.  Von  den  Schafen  von  Vindonissa  gehört  das 
eine  zur  Torfscbafrasse,  das  andere  ist  mouflonartlg 
und  hat  stark  gekrümmte  Homer  und  viel  ansehnlichere 
Grösse.  Iler  lauge,  gestreckte  Schädel  des  Torfschafes 
erinnert  an  Ziege. 

Die  Ziege  hatte  in  der  classischen  Zelt  viel  geringere 
Bedeutung  als  das  Schaf;  in  der  trüberen  und  in  der 
späteren  römische»  Zeit  war  es  jedoch  umgekehrt.  In 
Italien  gab  es  hornlose  und  gehörnte  Ziegen,  daneben  war 
im  Alterthume  aber  auch  eine  Ziege  mit  gewundenen 
Hörnern  sehr  verbreitet.  Die  Stamm  tonn  ist  Capra 
aegagrus  auf  den  griechischen  Jnseln  und  in  Kteinasien. 
Die  Pfahlbauziege  ist  von  der  lebenden  Ziege  der 
Alpen  nicht  verschieden;  in  der  späteren  Steinzeit  gab  r* 
auch  eine  Aegagrus- ähnliche  Form;  in  Vindonissa  lebte 
neben  der  gewöhnlichen  auch  ein«  gro*a*  mit  starken  Hör- 
nern. Hel  diesen  letzteren  geben,  ebenso  wie  heim  Schaf, 
die  Höhlungen  nicht  bis  an  die  Spitze  der  Hörner,  wühl 
aber  ist  dies  der  Fall  bei  der  gewöhnlichen  Ziege.  Diese 
grosse  römische  Ziege  hat  sich  noch  in  Wallis  erhalten. 

Rind  iit  in  Vindonissa  überaus  häufig.  Schon  in  der 
Steinzeit  gab  es  Kreuzungen  zwischen  Brncbyceros  und 
Pritnigenius.  Der  emtere  ist  der  Stammvater  des  Alpen- 
viehes. In  Griechenland  wurde  schon  frühzeitig  Primi* 
gen  ins  gezüchtet.  Dagegen  scheint  die  wilde  Stammform 
des  Brncbyceros  nicht  im  continentalrn  Europa  gelebt 
zu  halben.  Sie  ist  im  Zebu  zu  surhen,  der  aber  ursprüng- 
lich bis  nach  Griechenland  verbreitet  und  hier  auch  domcstl- 
drt  war.  Nach  Italien  gelangten  Priuiigeniusrinder 
erst  in  der  historischen  Zeit  von  Epirus  her;  die  meisten 
römischen  Rinder  warm  jedoch  brach yc e rosartig.  Da- 
neben existirt«  iu  Italien  auch  der  Brachycephalus,  der 
auch  in  den  Bm tuest at innen  der  Westschweiz  gefunden 
wurde.  Die  keliische  Station  von  Siggenthal  lieferte  Horn- 
zapfen des  Bos  primigenius  und  einen  Zahn  des  Bractay- 
ceros.  In  Vindonissa  existirte  ausser  diesen  beiden  auch 
Brachycephalus.  Brachyccros  zeichnet  sich  ausser 
durch  die  kurzen  Hörner  auch  durch  den  fast  senkrecht 
aufsteigendrn  Kiefrrast  und  die  Concenfration  de*  Gebisses 
aus.  Es  giebt  aber  in  Vindonissa  eine  schwerere  und  eine 
leichtere  Kasse  des  Brachyccros;  letztere  ist  fast  noch 
kleiner  als  das  Torfrind.  Brachycephalus  ist  hier  am 
häufigsten;  seine  Hortunpfeu  sind  rund,  die  Metacarpalia 
sehr  kurz.  Er  ist  eine  römische  Form,  die  sich  nur  im 
Eringer  Thal  erhalten  hat  und  sonst  nur  in  Tyrol,  aber 
nicht  io  der  Schweiz.  Frontosus  fehlt  in  Vindonissa  voll- 
ständig. 

In  der  Bronzezeit  — Siggenthal  — gab  es  in  der  Schweiz 
nur  ein  importirtes  Pferd  von  orientalischer  Her- 
kunft, kenntlich  an  der  Breite  der  Zähne  und  den  ein- 
fachen Schmelz  falten , dem  runden  Innenpfeiler  der  oberen 
Molaren  und  den  aussen  convexen,  innen  concatrn  ladsiven. 
Dagegen  lieferte  Vindonissa  auch  Ueberreste  de*  europäi- 
schen Pferdes  neben  solchen  drs  orientalischen. 

In  Vindonissa  fanden  «ich  auch  die  ältesten  aus  der 
Schweiz  bekannten  l’cberreste  de*  Haushubns,  das  von 
dem  lebenden  italienischen  nicht  zu  unterscheiden  ist. 
Kramberger,  Karl  Goi^janovic.  Der  paläoiithiache 
Mcuac.li  und  seine  Zeitgmioasen  aus  dem  Diluvium 
von  Krapina  in  Croatie».  Mittbeilungen  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien.  Bd.  XXIX,  1899, 
Sitzungsberichte,  p.  65  — 68. 

Während  Reste  des  neolithischen  Menschen  in 
Croatien  keine  Seltenheit  sind,  waren  solche  des  paläo- 
lithisehen  Menschen  hi*r  bi*  jetzt  noch  nicht  bekannt. 
An  der  Localität  Krapina  haben  sich  nun  Schädelkuochen 
und  Kieferstürke  des  Menschen,  *owir  primitive  Stein- 
geräthe  neben  Kesten  von  Rhinocero*  tichorhinu s *, 
Ursus  «pelaeus  und  Bos  primigenius  gefunden.  Die 
Fundstelle  ist  eine  Fehm  Ische  iu  Congiomeraten  und  Senden 


Digitized  by  Google 


169 


Zoologie. 


in  dem  murinen  Aquitanien.  Ala  da*  Reil  des  Krapinica 
noch  25  in  höher  lag,  als  heutzutage,  setzt«  er  in  dieser 
Nische  Gerolle,  spater  aber,  bei  Hochwasser,  nur  mehr 
Schlamm  und  Sand  ah.  Später  bildete  sich  durch  Ver* 
Witterung  der  Felsen  auf  dkm  Flussablagerungen  noch 
eine  Schicht  von  i>an<l«teiub  rocken , welche  mit  Hülfe  von 
dunklen  Streifen,  bestehend  aut  Holzkohle,  Asche  und  an* 
gebrannten  Knochen,  in  neun  Zonen  gegliedert  werden 
konnte.  Die  Rette  von  Höhlenbär,  Ur  und  Nashorn* 
gehen  durch  alle  diese  Zonen  hindurch,  die  unterste  ent* 
hält  ausserdem  auch  solche  von  Biber.  Vom  Menschen 
liegen  zwei  Über-  und  ein  Unterkiefer,  zahlreiche  Zähne  und 
Thrile  der  Ohrregion  vor.  Die  Kiefer  sehen  dem  von 
Naulelte  und  Schipka  sehr  ähnlich.  Die  Steingeräthr  sind 
nur  auf  einer  Seite  zugeschlagen  und  bestehen  aus  Feuer- 
stein, Quarz,  Jaspis,  Opal,  Calcmlon.  Diese  Menschen- 
rasse muss  von  grosser,  kräftiger  Statur  gewesen  sein,  zeigt 
aber  keinerlei  ptthecoiden  Merkmale.  Die  Knocheu  sind 
zum  Theil  angebrannt . was  auf  CjHnil.<alDinu*  schliessen 
lässt.  — Ist  Rhinoceros  Merckl,  Rcf. 

Kriz,  Martin.  L’epoque  quarternaire  en  Moravie  II. 
La  Oarerne  Koatelik.  L’Anthropologie , Paria  1899, 
p.  257—280.  28  Fig. 

Die  Kostelikhöhle  — .Kleine  Kirche*  — liegt  etwa  eiue 
Stunde  nordwestlich  von  Brünn  im  Devonknlk , 44  m über 
der  Thalsoble.  Die  Länge  beträgt  60  m,  die  breite  16  m 
und  die  Höhe  2 bis  3 tn.  Der  grössere  Theil  de»  Boden« 
ist  eben , weiter  hinten  finden  sich  Blockanhäufungen  und 
am  Hude  der  Hohle  beginnt  ein  bisher  noch  nicht  zugäng- 
licher Kamin.  Autor  nahm  die  Untersuchung  in  der  Weise 
vor,  dass  er  sieben  Gruben  herstellte.  Die  erste  Grube, 
dem  Kingange  zunächst,  lieferte  folgendes  Profil: 


a)  Humus  und  Kalksteine 1.40  m 

k|  gelber  Lehm  mit  Kalkbroeken  1,10  „ 

e)  Erde  und  Sand 0,20  . 

d)  gelber  Saud,  gerundete  Gerolle  und  Silez  . 8,60  „ 

11,60  m. 

Die  zweite  Grube: 

a)  Humus  mit  Steinen  • « , . 0,30  ut 

b)  gelbe  Krde  mit  grösseren  Steinen  .....  1,70  . 

c)  sandige  Erde  und  Gerolle  ........  0,20  . 

d)  gelber  Sand  wie  bei  I . 6,80  . 

c)  weisser  Sand  mit  gelben  Streifen  ....  0,60  . 

»7l0m. 


Die  dritte  Grube  zeigte  noch  geringere  Mächtigkeit  der 
Humusschicht  uud  erreichte  nur  eine  Gesamrattiefe  von 
2,10  m,  die  viert«  dagegen  3,60  in.  Die  Humusschicht 
fehlte  hier  vollständig , dagegen  waren  drei  gelbbraun? 
Lagen  vorhanden.  Diese  Profile  Hessen  sofort  erkennen, 
dass  der  Höhleuinhalt  von  hinten  her,  nach  vorne  durch 
den  Kamin  gegen  da»  Thal  zu  in  die  Höhle  gelangt  sein 
musste.  Ausser  diesen  Gruben  lies«  Autor  auch  Gräben 
von  einer  Wand  znr  anderen  ziehen,  am  etwaige  Störungen 
in  den  Schichten  ermitteln  zu  können;  allein  die  Profile 
stimmten  durchaus  mit  jenen  der  Gruben.  Der  Humus 
hat  sich  in  der  Höhle  selbst  gebildet,  aber  nur  in  jenen 
Tbeilen  der  Höhte , welche  noch  Vegetation  ermöglichten. 
Die  Thierreste  reichen  nirgends  tiefer  hinab  al«  bis  an  die 
obere  Grenze  de*  gelben  Sande».  Jene  der  eigentlich  fossilen 
Thiere  sind  offenbar  durch  den  Kamin  in  die  Höhle  gelangt. 
Die  Ueberreste  der  eigentlichen  Quartärfauna  sind  nirgends 
mit  1 solchen  von  Hausthieren  Termengt.  Von  Hausthieren 
konnten  nachgewiesen  werden  Rind,  Schaf,  Ziege, 
Schwein  und  Hund.  Ausserdem  enthält  die  oberste 
Schicht  noch  Hauskatze,  Ratte,  Wanderratte,  Fasan, 
Numida  meleagris  und  Gallopavo  mcleagris. 

Da»  Ren  hat  «ich  hier  lange  Zeit  erhalten.  Von  dm 
eigentlich  quartären  Thierarten  sind  ausgestorben:  Main- 
tnulh,  Rhinoceros  tichorhinus  und  Cervua  inega* 
ceros,  südliche  Furrnen  sind:  Höhlenlöwe  und  Hyäne, 
Archiv  für  Anthropologie  Bit  XXVII.  (Vers.  d.  anthrop  Lit.) 


arktische:  Moschusochso,  Reu,  Schneehase,  Eis- 

fuchs, Halsbandlemming  — diese  vier  ungemein  häu- 
fig — , Myodesobensis,  Arvloola  ratticeps,  Lagopus 
albus  und  alpinus  und  Strlx  nyctea,  alpine:  Arvi- 
cola  nivalis,  Lcput  variabilis,  Lagopus  aipfnus. 
Steppenbewohner  sind:  Lagomys  pusillus,  sehr  häutig, 
Crlcelus  phaeus  und  Arvicula  gregalis.  Bi»  in  die 
Jetztzeit  haben  »ich  erhalten:  Pferd,  überaus  häufig,  Bo» 
primigenius  und  Bison,  Elen.  Edelhirsch,  Reh, 
Wildschwein,  Fuchs,  Wolf,  Luchs,  Wildkatze, 
Edelmarder,  Foetorius  patorlus,  erminca,  vul- 
garis, Dachs,  Fischotter,  Arvicola  aiuphibius, 
glareolus,  arvalis,  agrestls,  Biber,  Igel,  Sorcx 
vulgaris  und  pygmaeus,  Rhinolophus  bipposi- 
deros,  Auerhahn,  Birkhahn  und  Wildguns.  Die  in 
den  Kostelik  gefundenen  Menschenartefakte  reichen  von 
der  paläolitlmchen  Zeit  bis  in  die  Gegenwart.  Al«  prä- 
historische Zeit  fasst  Autor  alle  Perioden  zusammen  zwi- 
schen der  christlichen  und  der  paläolithischen  Zeit  Diese 
Periode  hat  auch  hier  schöne  neollthische  Geräthe  und 
Werkzeuge  aus  Hausthi«rkoocheu  geliefert.  Die  grösste 
Mächtigkeit  hat  jedoch  die  paläoiithische  .Schicht.  Sie  ist 
häufig  durch  Kalksinter  zu  einer  compacten  Masse  um* 
gewandelt  worden. 

Von  Geräthen  de«  Menschen  verdienen  besonderes 
Interesse  die  Schalen  »us  Stein  gesrhlagen . verarbeitete 
Rcnthierge weihe  und  Zeichnungen  von  Fisch  auf  Pferde- 
kiefern. 

Laube,  Guutav.  Ueber  bearbeitete  Knochen  von 
Bhinocero»  (Coelodonta)  antiquitati*  Blum- 
bacli  aus  quartären  Ablagerungen  der  Umgebung 
von  Prag.  Sitzungsberichte  des  deutschen  natur- 
wissenschaftlich - medicinischen  Vereines  für  Böhmen 
„LofeW*  1899.  Nr.  1.  p.  1 — 3. 

Makowsky  bat  für  Mähren  nachgewiesen,  dass  der 
paläoiithische  Mensch  nicht  bloss  junge  Mammut h 
jagt«,  sondern  auch  Rhinoceros,  deren  Knochen  er  aus- 
höhlte, um  das  blutreiche  Innengewebe  zu  bekommen. 
Solche  Rhinoceros kuochen  finden  »ich  auch  In  Böhmen 
— * LS«»  von  St.  Johann,  sowie  von  Schmirhow.  An  ersterer 
Local i tat,  kam  auch  ein  Feuersteinschalier  zum  Vorschein, 
der  ganz  genau  In  die  Höhlung  eine»  Humerus  passt.  Die 
Stcenstrup’sche  Annahme,  dass  der  Mensch  der  Ren- 
thierzeit  gerade  wie  heutzutage  in  Sibirien  gefrorene 
Cadaver  von  Mammuth  und  Rhinoceros  sich  nutzbar 
gemacht  hätte , hat  schon  deshalb  keine  Berechtigung, 
weil  die  böhmischen  Ablagerungen,  welche  dies«  Thlerrcste 
enthalten,  überhaupt  nicht  Glaciaiblldungen  sind,  und  da» 
Ei»  ohnehin  niemal«  Id»  in  die»«  Gegend  vorgedrungen  ist. 
Der  Löss  von  St.  Johann  an  der  Srharka  ist  sicher  eine 
äolische  Bildung.  Wie  in  Mähren  kommen  auch  hier  neben 
Mammuth  und  Nashorn  Ren  and  Pferd,  »owic  Stein- 
gerithe  vor.  Die  hier  beobachtete  Hirschart  scheint  Ce  r v u » 
primigenius  zu  sefii. 

Laville,  A.  4'oucbn  infrantkdithique,  rue  Danton. 
Bulletin  de  la  «oci4U  d‘Authropolugie , Paris  1699, 
p.  102  — 103. 

Die  Localitit  zeigt  fünf  Schichten.  Zu  unterst  grauer 
Letten  mit  Bythinia  und  andereu  Muscheln  und  einem 
Silez.  dann  sandiger  gelbbrauner  Lehm,  ebenfalls  mit 
Bythinia  ueb»t  Planorbis  und  Succinea,  gelblich  grauer  Lehm 
ohne  Mollusken  — einen  Zahn  von  Kind  und  Thongeschirr- 
reste von  gallischem  Habitus  enthaltend,  schwarze  Erde 
und  Kalksand  mit  zerschlagenen  Knochen  und  römischen 
Geschirren,  darüber  Aufschüttung  aus  dem  Mittelalter. 

1 bi»  3 gehört  der  infraneolithischen  Zeit  an  uud  ent- 
spricht der  Schicht  B an  der  beruhmteu  Localität  Mas  d’Azil. 

Laville,  M.  A.  Coup  de  potng«  avec  talon  poignds 
röservös  disque,  coin  et  deute  d’  Asinien«  des  couohet 
a corbiculea  d«  Ottgy.  Bulletin  de  la  »ociötd  d’Antbro- 
pologie  de  Paria  18‘J9,  p.  60 — 87.  7 fig. 

22 


Digitized  by  Google 


170  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Au wr  rerM'hiedrnen  Stein  grräthen  lieferten  die  letzten 
Ausgrabungen  bet  Cergv  nuch  viele  Säugethierzäh  ue.  dar- 
unter einen  von  Rbinocero»  (nicht  tlchorhlnus)  und 
eine  Reihe  von  liquiden  zähnen  und  eine  Wialange.  lau- 
tere gehört  in  Folge  ihrer  Kleinheit  Richer  einem  K»el 
un ; hd  den  Zähnen  fehlt  die  Palte  zwischen  beiden  Innen- 
liückcnt,  die  beim  Pferd  »tet*  vorhanden  ist,  aber  nicht 
Iwim  Esel.  Die  Anwesenheit  der  Falten,  resp.  ihr  Fehlen, 
bietet  jedoch  nicht  immer  ein  zuverlässige»  Merkmal.  Von 
Cergy  kennt  man  au»  diesen  Ablagerungen  des  Chellte- 
omoustierien  auch  Zähne  von  Mmumuth,  Elephan  anli- 
<|uua  und  Rhinoceroa  Merck  ii. 

Laville,  A.  Fond  de  enbane  gauloi»e  de  Montereau. 
Bulletin  de  1h  soeiöte  d’Authropologie , Pari»  1809, 
p.  0*1  —648. 

Ausser  interessanten  Urnen  auch  einige  Reste  von 
Rind,  Schaf  oder  Ziege  und  ziemlich  viel  von  Schweiu 
— Wildschwein  — * in  einer  Sandgrube. 

Laville,  M.  Station»  arcliAiloginuea  de  Draveil.  Bul- 
letin d«  la  sociötö  «V  Anthropologie  de  Paris  1809, 
p 896—416. 

Di«  .Sandgruben  von  Draveil  am  rechten  Seineufer  ent- 
halten Artefacte  aus  neolithlscher  Zeit , sowie  aus  der 
Bronze-  uud  Kömerzeit.  Auf  die  Schotter  folgen  gelber, 
lehmiger  Sand,  gelber  Lehm,  öfter»  bläulich,  mit  SU*»- 
wasserschuecken , darüber  gelber  Lehm  mit  neolithisohen 
Feber  re.  len  und  zu  oberst  Humus  mit  den  jüngeren  Resten. 
Ausser  Feuersteingeratht-u  enthielt  die  bi#  zu  3 m mäch- 
tige »eolithischr  Schiebt  Schweine,  Rind  (kleine  Hass«), 
Bison  — Mctarnrpus  — , Edelhirsch  und  Pferd.  Di« 
Feuerstätten  scheinen  au#  der  Bronzezeit  zu  »tarameu.  Es 
ist  uicht  ganz  unmöglich , dass  diese  Station  eine  Art 
Pfahlbau  war.  Santon  hält  den  als  Bison  bestimmten 
Metacarpus  für  den  eines  grossen  Ochsen. 

Leith,  Q.  Ort  tke  «ave#  »hell  lnound»  uud  atonc  im- 
plemeuts  of  South  Africa.  Journal  of  Anthropological 
Institute  1899.  p.  858—178,  pL  XVII,  XVUI. 

Die  Höhlen  im  Stormberg  bei  Burgberstorp  wareu  von 
Buschmännern  bewohnt.  Ausser  Steingerätheu  fanden  sich 
auch  Knochennadeln , Holzasche.  Aebnlich«  Verhältnisse 
zeigen  auch  di«  Höhlen  an  der  Mosselbucbt  und  bei  Fjsst 
London.  An  verschiedenen  Stellen  der  Küste  befinden  »ich 
Muschel  häufen,  welche  Qunrzitsplitter,  Knochrnnndeln,  Ei- 
schalen von  Straus«,  Sch weinszihne  — ? Kef.  — und 
Knochen  von  kleinerem  Wild  enthalten. 

Lomaz,  J.  On  Worktd  Flinte  from  GUcial  Deports 
of  th«  »hin  and  th«  1*1«  of  Matt.  The  geological 
Magazine.  London  1899,  p.  80. 

In  Nordengland  haben  sich  Feuersteine  nur  an  zwei 
Stellen,  in  Wirral  und  auf  der  Insel  Mau  in  Glacialahl&ge- 
rungen  gefunden  und  zwar  seltener  im  Geschietelebm,  als 
in  Sauden  und  Schottern.  Sie  »iqd  zweifellos  bearbeitet. 
Bel  Freuten  — ßirkenhead  — liegen  solche  im  Sande 
unter  dem  Geschiebelehm,  ebenso  bei  Spital  (apenburst, 
Moliington  bei  Che*tcr  und  Ramsey  auf  der  Insel  Man. 

Makowsky,  Alexander.  Der  Mensch  der  Diluvial- 
zeit Mährens,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in 
der  rmncrnlogipch  - geologischen  Sammlung  der  k.  k. 
technischen  Hoc liac hule  in  Brünu  aufkewahrten  Fund- 
object«. Festschrift  der  k.  k.  technischen  Hochschule 
in  Brünn  1899,  52  p.  9 Tat. 

Diese  Abhandlung  ist  eine  Zusammenfassung  der  ver- 
schiedenen Aufsätze,  welche  Autor  schou  früher  Über  den 
diluvialen  Menacben  veröffentlicht  hat.  Sie  sind  zum 
grössten  Theil  bereit»  einzeln  vom  Ref.  bc#prochen  worden. 
Verf.  behaodrlt  die  Thier-  und  Mensrhenreste  au* 
dem  Lös#  und  aus  den  Höhlen.  Hier  sei  nur  bemerkt, 
das#  er  für  Mähren  keine  besonder.-  K e u t h i e r period« 
anerkennt , das  übrigens  sehr  häutige  Ren  hat  hier  viel- 
mehr mit  Mammutb  und  Kbiuoeeros  zusammengelcbt. 


Im  Lft*s  hat  man  an  verschiedenen  Orten  alte  Feuerstellen 
gefunden,  welche  angebrannte  und  aufgesi-hlagene  Knochen 
von  Mammutb  und  Rhinoceroa  enthielten  und  zwar 
meist  von  jungen  Individuen,  welche  vom  Menschen  er- 
legt und  verspeist  worden  sind.  Die  Steingeräthe  sind 
noch  nicht  polirt.  Al#  Idole  dienten  am  Rande  gekerbte 
Scheiben,  Auch  hat  man  aus  einer  Station  ein  au.«  M am- 
tnut hei  fenWin  geschnitztes  Götzenbild.  Die  Mruschen- 
knoeheu  sind  nach  erfolgter  Macerinutg  meist  mit  rot  her 
Farin-  bemalt  worden.  Schädel  und  Kiefer  des  Menschen 
hat  mnu  aus  zwei  Höhlen,  die  eine  bei  Lantech,  die  Andere 
— * Schipka  — bei  Stramberg,  sowie  au»  dem  Lös»  von 
Brunn  — Rot  brr  Berg  — , Uussowitz  und  Schlappnitz. 
Die  wichtigsten  Stationen  sind  im  Lös»  Brünn  — Rother 
Berg,  Thomas7  Ziegelei,  Pausraut,  Prediuust  und  Loskowitz — , 
in  den  Höhlen  die  von  Slonp,  KiriU-in,  Litten  und 
Stramberg. 

Liegt  nicht  vor.  Nach  dem  lief,  im  Centralblatt  190t». 

Makowsky , Alexander.  Bearbeitete  Mamruutli- 
kuocheu  aus  dem  Lös#  von  Mähren.  Mittheilungen 
der  anthropologischen  OtMÜMblft  in  Wien,  1899, 
p.  53  — 57,  1 Tafel,  1 Textfigur. 

ln  Mähren  reichte  der  nordische  Gletscher  nur  bis  au 
den  Nordfuss  der  Karpathen  und  Sudeten , nur  durch  das 
Oderthal  ging  ein  Arm  de»  Gletschers  Iris  I\>hl-Wei*#kirrhen. 
Im  Sommer  war  sonst  überall  der  Boden  immer  wieirr 
eisfrei  und  nirgends  gefroren.  Auf  den  Tundren  und 
Steppen  lebten  Herden  von  Pferden  uni  R ent  hie  reu, 
die  Nadelwälder  nährten  Mammuth,  Nashorn,  Moscbus- 
oebsen,  Riesenhirseh,  Wisent  und  El«n.  Das  Ren 
lebte  in  Mähren  mit  dem  Mammuth  zusammen,  eine 
eigentliche  Reuthierzelt  gab  es  nicht.  Die  Mammuthreste 
fanden  sich  theils  in  den  Schottern,  theils  im  Lö*s,  welcher 
vom  Wind  abgesetzt  wurde.  Seltener  sind  die  Reste  des 
Mammuth  in  Höhlen,  und  zwar  sind  es  dann  solche  Von 
jungen  Thieren , die  von  Rnubthieren  eingeschlrppt 
wurden.  Aber  auch  der  Mensch  hat  junge  Mammuth 
erlegt  und  verzehrt^  wie  die  Funde  im  Löss  zeigen  — Jos- 
lowitz,  Brünn,  Predmost  und  an  der  Wranamühle  bei 
Brünn.  Kohlenspuren  kamen  hier  zwar  nicht  zum  Vor- 
schein, aber  doch  wareu  die  Knochen  offenbar  vom  Menschen 
angehäuft , öfter»  auch  zerschlagen  und  offenbar  im  Feuer 
gelegen.  Das  Interessanteste  daran  ist , dass  aus  vielen 
Röhrenknochen  von  Mammuth  und  Rhinoceros  die 
spongiöse  Substanz  herausgekratxt  war,  ja  manche  Mam- 
mulhknochen  wteseo  einen  prismatischen  Hohlraum  auf, 
der  wohl  au  dem  Zweck«  hergestellt  war,  um  darin  Hölzer 
als  Zeltstangen  einzölligen.  Hiermit  ist  der  Beweis  für 
die  Gleichzeitigkeit  von  Mensch  und  Mammuth  geliefert. 
Die  Fundstelle  lieferte  ausser  Mammuth  uud  Rhino- 
ceros noch  Bison,  Pferd,  Kiesenhlrsch,  Hvaue  und 
Höhlenbär. 

An  der  Lö»*»tation  Joslowitz  hatte  schon  Wurm* 
brnnd  bearbeitete  Knochen  und  Stosszähn«  von  Ham* 
niuth  entdeckt.  Auch  jetzt  sind  daselbst  wieder  eigen- 
tümlich bearbeitete  Knochen,  nusgrhöhlt  uud  an  den 
Enden  abgeschlagen,  auch  durchlocht  — von  Mammuth 
und  Pferd  — zum  Vorschein  gekommen. 

Flitsche,  Robert  Hermann.  CoexUtencia  de|  ho  in  bre 
con  un  gran  de*tentado  y un  oquiuo  en  las  ca- 
veniH*  patagönia».  Bartete  fiel  Museo  de  La  Plate 
1899,  p.  47  — 04. 

Der  Schädel  de»  Grypotherium  zeigt  Sehtagspuren 
und  Löcher,  die  mit  einem  spitzen  Instrumente  hervor- 
gebracht worden  »ein  müssen.  Das  Fleisch  wurde  offenbar 
verzehrt ; Spuren  von  Feuer  sind  nicht  zu  bemerken.  An 
dem  jugendlichen  Schädel  baten  sich  noch  Reste  von 
Weicht  hei  len  und  an  den  Gelenkköpfen  noch  Knorpel  er- 
halten. Viele  Knochen  sind  augenscheinlich  abgeschlagen. 
AI#  Werkzeug  dienten  wohl  Steingeräthe.  Daa  Fleisch 
wurde  mit  den  Zähnen,  vielleicht  ater  auch  mit  Stein- 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


171 


niHvrn  abgetrennt.  LH«  Haut  wurde  offenbar  ibtidillich 
in  Stücke  geschnitten , deren  Zweck  jtdwh  nicht  mehr  er- 
kennbar int.  Auch  die  Knochpn  de»  Frlidcn,  der  Hunde, 
«>wie  jene  von  Orohippidiuro  und  Auchenia  sind 
offenbar  ahgehauen.  Die  vom  Pferd  «eigen  in»  Gegensatz 
xu  den  übrigen  Bratidspureti.  Die  Steinsplitter  lassen 
keinen  bestimmten  Typus  erkennen;  sie  acheinen  Bruch* 
■türke  eines  grösseren  Werkzeuge*  xu  sein.  Di«  eben* 
daselbst  gefundene  menschliche  Scapula  liat  jedenfalls 
das  nämliche  Alter  wie  jene  Thierreste,  hingegen  stammen 
die  an  der  Oberfläche  und  beim  Höhleneingnnge  liegenden 
Muschelschalen  aus  einer  noch  jüngeren  Zeit  als  die  Reste 
de*  Menschen  und  der  genannten  Thiere,  die  übrigens 
auch  kein  sehr  hohe*  Alter  haben.  Ob  der  Mensch,  wie 
Santjago  Roth  meint,  da»  Grypotherium  wirklich  als 
Haust  hier  gehalten  hat,  erstheint  ziemlich  fraglich;  dagegen 
ist  es  nicht  abgeschlossen,  dass  er  diese  Th  irre  ausgrmttct 
hat.  Auch  die  My lodouschädel  lassen  häutig  Verletzungen 
erkennen,  die  wohl  nur  vom  Menschen  verursacht  »ein 
können. 

Nordenskjöld.  La  grolle  de  (ilossotherium. 
Oomptes  Rendas  de*  Seance*  de  L Acadötnie  de» 
Sciences,  Piril  1899,  Tom«  129,  p.  1216,  1217  and 
Neue  Untersuchungen  ülx?r  Neo  mylodon  Listni. 
Zoologischer  Anzeiger  1899,  p.  335  — 336. 

In  einer  Höhle  beim  Meerbusen  von  Ultima  Esperanxa 
fand  Autor  eine  Ed  ent  ntenklaue  und  ein  Stück  Haut 
mit  langen  Haaren  und  vielen  Knöchelchen  eines  aus* 
gestorbenen  Thieret,  das  demselben  Individuum  «»gehört 
hat,  von  welchem  bereits  Moreuo  ein  solches  Hautstikk 
bekommen  hatte  (s.  Haut  hui  in  diesem  Berichte).  Im 
Gegensatz  zu  Hauthal  unterscheidet  Nnrdenskjöld  in 
dieser  Höhle  drei  Schichten  — a)  Oberfläche  mit  Asche, 
Muschelschalen  und  Knochen  receater  Thiere , die  offenbar 
vom  Menschen  zerschlagen  worden  sind,  nebst  einigen 
Artefacten,  b)  Mittelschicht  mit  Baumzweigen , Laub  mit 
einer  Menge  von  Kothballen  und  Resten  von  Lama  und 
Orohlppidium  — in  dieser  Schicht  lag  auch  das  Fell  — t 
»•)  Grundschicht,  l m mächtig,  ohne  Laub,  aber  mit  trocke- 
nem Gras  und  Knochen  von  G ry  potberi  um , Felis, 
Macbairodus  und  Orohippidium.  Das  Keomylodon 
— recte  Glossot  herium  — i*t  zwar  «(oartär,  aber  doch 
wohl  älter  als  der  dortige  Mensch  uod  nicht  von  diesem, 
sondern  von  Raubthieren  getödtet  worden. 

NQeach,  J.  Neuer  Fund  von  Pygmäen  der  ueoli- 
thiackeu  Zeit  aus  der  Grubhühle  vom  Dach*enbü«l  twi 
Herblingen,  Cunton  ScUaflfliftusen.  GorreapnndenxblftU 
der  deutschen  anthropologischen  OmUmKüH  1899, 
p.  145. 

Wie  am  Schweizersbild  haben  sich  auch  ain  Dachsen* 
biiel  Skelette  von  Pygmäen  gefunden,  an  letzterer  Stelle 
ausserdem  auch  Reste  von  Urnen  und  Zähne  und  Knochen 
von  Edelhirsch,  Wildschwein  und  Alpenhase.  Diese 
Funde  gehören  der  neolithischen  Zeit  an. 

Nüesch,  J.  Neu«  Grabungen  und  Funde  im  Kessler- 
loch  bei  Thayngen.  Corres poodensblatt  der  deutacht» 
anthropologischen  Gesellschaft  1899,  p.  142  — 145  und 
Sitzangsberichbt?  der  anthropologischen  Gesellzchnft 
in  Wien  1899,  p.  68,  69. 

Die  prähistorischen  Schichten  am  Ke**lerloch  bei  Schall* 
hausen  liegen  über  den  Moränen  der  jüngsten  Eiszeit. 
Der  Mensch  hat  hier  erst  narb  der  Eiszeit  gelebt.  Von 
den  früher  hier  gemachten  Funden  haben  bekanntlich  die 
Zeichnung  eine»  Rcnthiere»  und  der  geschnitzte  Kopf 
eine»  M osch usoehten  grosse*  lutere*»«  erregt,  aber 
einige  der  späteren  Funde  erwiesen  sich  als  Fälschungen. 
Neue  Ausgrabungen  an  bisher  noch  unberUbrten  Stellen 
lieferten  zahlreiche  Gerälbe  aus  Feuerstein  und  R ent  hier* 
geweihen  und  Knochen  des  Alpenhasea,  sowie  durch- 
bohrte Zähne  von  Eisfuchs  und  Höhlenbär.  Eia  Stück 
Renthiergeweib  zeigt  die  eingravirte  Zeichnuog  eines 


menschlichen  Gesichte*.  Auch  fanden  sich  bearbeitete* 
Elfenbein  und  ein  Paar  Backenzähne  von  Mammuth,  sowie 
Wirbel,  angehrannte  Knochen  und  Zähne  von  Mammuth* 
kälbern  und  in  3 m Tiefe  eine  Feuerstätte,  neben  welcher 
ebenfalls  Reste  von  Mammuthkälbern  zerstreut  lagen. 
Da*  Mammutb  lebte  also  noch  mit  dem  Menschen  der 
Renthierxeit  zusammen.  Die  Microfauna  vom  Schweizers* 
hild  fehlt  hier.  Die  Artefacte  vom  Schweizersbtld  sind  im 
Vergleich  zu  jenen  vom  Ke**l«rloch  wesentlich  primitiver. 
An  dieser  letzteren  Localitit  hat  sich  eine  Steinplatte 
mit  der  Abbildung  eine*  M-unmuth  gefunden. 


Rollain,  A.  Habitntkm*  neolithhiues  du  plateau  de« 
Haute«  Itnm*r«*a  (Villejuif).  Bulletin  de  In  «ucitrtG 
<P  Anthropologie  de  Pari».  1899.  p.  200  — 219.  lOfig. 

Schon  Laville,  Capitau  und  Collin  haben  hier  *— 
Bericht  für  1896/97  — Untersuchungen  angestellt.  Die 
Feuerstätten  aus  neolithischer  Zeit  befinden  sich  in  den 
Senden  unter  dem  % iu  mächtigen  Humus.  Die  Silex 
haben  tum  Tbeil  noch  paläolithisebe  Form , was  dafür 
spricht , dass  die  ältere  und  jüngere  Steinzeit  nicht  allzu- 
weit aus  einander  liegen.  Die  Töpferei  war  noch  ziemlich 
primitiv.  Von  Thierresten  sind  zu  neunen  Knochen  vom 
Schwein  uud  Bovlden  und  kleinen  unbestimmten  Arten. 
Im  Humus  kamen  polirte  Steingerät le  und  andere  Objecte 
aus  der  Pfahlbauperiode  zum  Vorschein. 

Roth;  Santjago.  Deacripcion  de  los  restos  encontra- 
dos  eo  ln  ca verna  de  Ultima  Ksperanza.  El  Mami* 
fero  mlsterioso  d«  la PaMgonia.  Grypotherium 
domesticum.  Reviata  del  Museo  de  ln  Plate.  1899. 
p.  13  — 45,  con  3 latn. 

Autor  beschreibt  die  Thierreste,  welche  von  Hauthal 
— siehe  diesen  Bericht  — in  der  Höhle  von  Consuela  bei 
Ultima  K*|H*ran/.u  gefunden  worden  sind. 

Als  dos  Interessanteste  erscheint  ein  Hautstück,  welche* 
allgemein  auf  einen  ausgestorbenen  Edentaten  bezogen 
wird.  Während  aber  Ameghino,  der  nur  isolirte  flaut* 
knochen  kannte , diese»  Object  einem  Fabelthier  der 
Teliuekhe-Iudianer  zuschreibt,  welche»  mit  Mylodon  ver- 
wandt »ein  soll , und  deshalb  hierfür  eine  besondere  Gat* 
tung  Keomylodon  Llstai  n.  g.  n.  *p.  errichtet,  kommt 
Roth  zu  dem  Resultate,  dass  r*  zu  Grypotberium  ge- 
hören müsse , von  welchem  auch  die  zahlreichen  Schädel* 
und  Extremitätenknochen,  sowie  die  Kothballen  und  Haar- 
büschel stammen,  welche  in  dieser  Hohle  gefunden  worden 
sind.  Das  Hautstiiek  trägt  aoasen  gelbbraun« , grobe 
Haare,  bis  zu  6 cm  lang,  auf  der  Innenseite  sind  zahlreiche 
Knöchelchen  eingebettet,  von  denen  die  grünsten  die  Di- 
mensionen eines  Dattelkernes  erreichen. 

Von  der  Gattung  Grypotherium  aus  der  Pampas* 
formatiou  von  Argentinien  kannte  man  bisher  eigentlich 
nur  den  Schädel  und  den  Unterkiefer.  Es  gehören  jedoch 
hierher  verschieden«  Ueherreote,  die  theila  als  Mylodon 
Darwini,  theils  als  Glossotherlum  oder  als  Scelido- 


therium  bestimmt  waren. 


Die  Zahnzahl  ist  ^ ■ 


Der 


letzte  obere  mul  der  erste  untere  Zahn  sibd  kleiner  als 
die  übrigen.  Von  den  oberen  Zähnen  bat  der  erste  ovalen, 
die  folgenden  aber  dreieckigen  Querschnitt,  von  den  unteren 
der  vorderste  runden , die  folgenden  ovalen  Querschnitt. 
Der  hinterste  Zahn  ist  zweitheilig.  Die  drei  letzten  unteren 
M be*itzcn  seichte  Furchen , von  den  oberen  bloss  der 
vorderste.  Der  langgestreikte  Schädel  ist  durch  »ein« 
Höhe  und  Schmalheit  ausgezeichnet,  sowie  durch  die  Länge 
der  Schnauze.  Die  Zahnreihe  begiuot  rrst  ziemlich  weit 
hinten. 

Santjago  Roth  ist  der  Meinung,  das*  der  Mensch 
diese  Thiere  in  der  Gefangenschaft  gehalten  hätte , wes- 
halb er  ihm  auch  den  Namen  Grypotherium  domesti* 
cum  gegeben  hat.  Es  liegen  fast  alle  wichtigeren  Knochen 
sowie  zwei  fast  vollständige  Schädel  vor,  die,  ebenso  wie 
die  Knochen,  Verletzungen  aufweisen,  welche  offenbar  nur 


22* 


Digitized  by  Google 


172 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


vom  Mcn*(h«D  verursacht  worden  sein  können.  Von 
der  Linker  bekannten  Art,  Grypotherium  Darwin», 
weicht  die  neue  durrh  ihre  relative  Kleinheit  ab.  Die 
Wirbel*  und  Eatreaiiiätenknocheu  sind  etwa  ebenso  gross 
wie  bei  Mylodon  robustus,  Scapula  und  Tibia  dagegen 
noch  grösser,  noch  zeichnet  »ich  di«  erster«  durch  ihre 
viel  tiefer«  Gelrnkgrube  aus.  An  Mylodon  erinnern  die 
Uarpslis  und  Phalangen,  an  Scelidotherium  aber  der 
Humerus.  Der  Habitus  scheint  nach  der  Form  der  Pha- 
langen dem  des  Ameisenfressers  ähnlich  gewesen  au 
selu,  jedoch  hatte  das  Thier  fast  Rh i noc er os grosse.  Die 
Form  der  zahlreichen  Kothballeu  erinnert  an  die  vom 
Pferd,  ihre  GrSsse  aber  an  die  vom  Elephant.  Sie  I«* 
stehen  aus  Gras  und  Laub. 

Von  einer  grossen  Katar  liegen  Femur,  Humerus  und 
Metataraalia  vor.  Roth  besieht  dieselbe»  auf  den  Je  misch 
der  Indiaurr  , da  es  sich  nach  deren  Schilderung  nur  um 
ein  Raubthier,  aber  nicht  um  einen  Kdentaten  handeln 
könne.  Die  Knochen  sind  denen  des  Tigers  ähnlich. 
F.in  Canide  ist  vertreten  durch  eine  au  einer  Ahle  ver- 
arbeitete Tibia  und  ein  Stück  Fell.  Ein  Unterkiefer  wird 
als  Mephitis  suffocans  bestimmt;  von  einem  Nager 
»tnmiut  ein  sehr  grosses  Femur,  das  aber  doch  nicht  au 
Megamyt  geboren  kam».  Die  lebende  Gattung  Cteuowya 
ist  durch  einen  Schädel  und  einige  Knochen  vertreten,  eine 
aasgestorbene  Pferdeform  — Orohippidiutn  Sal- 
diasi  n.  »p.  — * durch  einige  Zähne,  von  denen  der  obere 
M dem  der  Gattung  Hippidium  sehr  khnlüh  sieht.  Hei 
O.  Munuisi  ist  der  vordere  Innenhöcker  der  oberen  M 
kftrser  und  der  hintere  grösser  und  mehr  gerundet.  Von 
Llama  liegen  auch  einige  Reste,  darunter  Kiefer  und 
HautätUcke,  vor. 

Die  Anwesenheit  des  Menschen  Ist  erwiesen  durch 
eine  Scapula,  einige  bearbeitete  Steine,  eine  Knorhenahle 
und  Muschelschalen. 

In  der  benachbarten  kleineren  Höhle  landen  sich  Reste 
.von  Llama,  ein  Zahn  und  Hufe  von  Hippidium,  ein 
Knochen  vom  Strauss  und  Schalen  von  MyUlus,  eine  See* 
mutchel. 

Rüssel,  Frank.  Human  Kcmnin  from  the  Treu  ton 
Gravels.  The  American  Naturalist  1899,  p.  143—  153, 
9 «g. 

Die  in  den  Sander»  des  Delawarethale*  bei  Trenton  gefun* 
denen  Schädel  stammen  aus  jüngster  Vergangenheit. 

Bohötenaaok,  Otto.  Die  neolitliische  Niederlassung 
bei  Heidelberg.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft Tür  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte 
1899,  p.  566—574. 

Bei  den  Ausgrabungen  in  der  Nähe  Heidelberg*  in  Berg- 
hrim  fanden  sich  — unter  den  Ueherreslen  aus  dem 
Mittelalter  auch  solche  aus  neohthischer  Zeit  — charak- 
teristische Thongeschirre  und  Abfall«  von  Steingcräthen. 
Von  Tbierrcsten  wird  nur  «in  kleines  Kind  und  eiu  kleines 
Raubthier  erwähnt.  Auch  die  Mensrhenknocben 
scheinen  spärlich  zu  sein.  Die  Gegend  von  Heidelberg  hat 
übrigens  auch  schon  früher  Hirschhorngeräthe  und  ge- 
schliffen« Sieinbeile  geliefert. 

Schötensack , O.  Untersuchungen  von  Thierresien 
aus  dar  naolitbiaelitn  Naeropol«  tob  Worin*  und 
aus  einem  der  gleichen  Periode  migeliörigea  Graben 
bei  Schwabsburg  in  ltheinheasen.  Verhandlungen  des 
naturhistorischen  medizinischen  Vereins  au  Heidel- 
berg. 1898,  Band  VI,  p.  42  — 50. 

Ueber  die  Funde  bei  Worms  wurde  bereits  berichtet.  — 
Siehe  Bericht  für  1897,  — Bei  Schwabsbarg  fand  sich 
Pferd,  die  nämliche  Rasse  wie  am  Schweizersbild  und 
nicht  das  schlanke  Pferd  der  Pfahlbauten  aus  der  Bronze- 
zeit, ferner  Torfschwetn  und  Torfkub  und  ein  Hund, 
ähnlich  dem  grossen  Hund  der  Pfahlbauten  im  Neuen- 
burger See  und  dem  Fskimohunde , also  der  sonst  »ehr 
seltene  Inostranzewi. 


Bchlosser,  Max.  Unber  Höhlen  bei  Hörnsheim 
(Mittelfranken)  und  Ausgrabungen  bei  Velburg  (Ober- 
pfalz). Correuspondenzblatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft lur  Anthropologin,  Ethnologie  und  Urgeschichte 
1899,  p.  9 — 14. 

Die  Höhlen  bei  Mörnsheim  sind  gänzlich  steril.  Die 
gross«  Höhle  bei  8t.  Wolfgang  enthielt,  wie  neuer«  Gra- 
bungen zeigen,  auch  die  Nagerwchicht,  wie  die  schon  vorher 
untersuchten  benachbarten  Nischen.  Die  neolithische 
Schicht  lieferte  viele  Thierreste  und  Artcfscte,  jedoch  sind 
die  Funde  hei  der  Ausgrabung  durch  einen  dortigen  Di- 
lettanten nicht  »orgGUtig  von  jenen  aus  späterer  — vor- 
christlich - slavischrr  — Zeit  getrennt  geblieben.  Sieber 
neolithisch  sind  wuld  nur  die  Silrs,  einer  davon  in  Kuochen 
gefasst.  Di«  Form  der  Silei  ist  keine  bestimmte , meist 
sind  sie  sehr  klein , da  mit  dem  ziemlich  seltenen  und 
dürftigen  Material  gespart  werden  umaste.  Das  Alter  von 
Schichten  lässt  «ich  daher  viel  sicherer  aus  der  Fauna  als 
aus  den  Silestypen  ermitteln.  Von  den  Menschenknochen 
zrigen  manrhe  Bearbeitung,  als  Dolche  geformt.  Haus- 
t liiere  diese*  Menschen  waren  Rind,  Schaf,  Schwein, 
Pferd,  Hund,  wild  lebten  Hirsch.  Reh,  linse,  Biber, 
Wildkatze,  brauner  Bär,  vielleicht  auch  Ur.  Das 
Hausrind  gehört  einer  sehr  kleinen  Rasse  an.  Unter  der 
neolithischen  Schicht  lag  auch  hier  die  weis»*  Nager*«  hiebt 
mit  Kesten  von  Halsbandlemming  und  Schneehuhn. 

Die  unter  dieser  befindliche  grlb*  Nagerschicht  lieferte: 
Leucocyo»  lagopus,  Foetorius  crromca,  Krejici,  vulgaris, 
minutu«,  Talpn  europaea,  Sorez  vulgaris,  alpinns,  Lepus 
variabiti«,  Lugomys  punJlus,  Myodes  tor«{uatus,  Arvi- 
eola  aiuphibius,  gregalis,  nivalis,  rattioeps,  arvalia,  agre- 
stis,  campe» tri»,  Cricetus  frumentarius,  Sus  scrofa  fern», 
Ran gifer  tarandus,  Lagopus  aipinus  und  albus  und  ver- 
schiedene Vögel , darunter  auch  Eulen  und  Wasservögel. 
Letztere  scheinen  dagegen  zu  sprechen,  dass  das  Klima  be- 
sonders trocken  gewesen  wäre.  Ren  und  Wildschwein 
sind  sehr  selten.  Jo  Bayern  und  Kranken  hat  vermulhlicb 
der  paläolithische  Mensch  des  Magdslenien  überhaupt 
nicht  esistirt , während  er  am  Schweizersbild  zahlreiche 
Reste  hintrriassen  hat.  Es  ist  dies  ziemlich  räthselhaft, 
da  ja  doch  dir  Fanna  bei  Velburg  jener  vom  Schwcinsrs- 
bild  so  ähnlich  ist,  aber  freilich  sich  doch  gerade  durrh 
die  ausserordentliche  Seltenheit  de»  Kenthier*  unter- 
scheidet. Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  bei  Velburg 
noch  andere  Steppenthiere , etwa  Ziesel,  Bobac,  Alac- 
taga,  zum  Vorschein  kommet»  werden.  Die  Lutzmano- 
steinrr  Höhle  nördlich  von  Velburg  enthält  im  Höhlcolcbn» 
ziemlich  zahlreiche  Reste  von  Höhlenbären,  aber  auch 
begrabene  menschliche  Skelette  aus  frühmittelalterlicher 
»lavisther  Zeit,  wie  Ranke  erkannt  hat,  was  au*  der  Be- 
schaffenheit der  Thongeachirre  hervorgeht.  E*  fanden  sich 
auch  eiserne  Waffen  und  sehr  viel  ungebranntes  Getreide. 

Schuhmacher,  K.  Untersuchungen  von  Pfahlbauten 
de*  Bodensee*.  Veröffentlichungen  der  Sammlung 
für  Alterthum»-  und  Völkerkunde  und  de*  Alter- 
thunisvcreiu«  io  Karlsruhe.  1899,  2.  Bd.,  p.  27—38. 
3 Tat 

Wie  in  der  Schweiz , so  liegen  auch  am  Uebcrlingersee 
— Bodman  — die  Pfahlbauten  der  Steinzeit  nicht  un- 
mittelbar an  derselben  Stelle  wie  jene  aus  der  Bronzezeit, 
sondern  näher  am  Ufer  uud  ihr  Rost  reicht  meist  direct 
an  das  Ufer. 

Siccard,  Q.,  et  Q.  Parieren.  Grotte  de  l'Ksclaval- 
gadoti.  Bulletin  de  1»  8ociöt4  d'Etudes  acientiflques 
de  l’Aude.  1898,  Turne  IX.  p.  49  — 59. 

Liegt  nicht  vor.  Ref.  von  K,  Cartailhac  io  PAnthro- 
pologic  1899,  p.  79. 

Die  Höhle  bei  Clton  zwischen  Cannes  uni  Lespinasaiöre 
enthielt  in  zwei  Kammern  zahlreiche  Meswcheakaecheo,  in 
der  einen  ausserdem  ein  Horn  von  Strinbork  und  durch- 
lochte  Muscheln,  in  der  andern»  Thonscherben,  Lanzen- 


Digitized  by  Google 


173 


Zoologie. 


spitzen  am  Fewnlcin,  fein  retouchirt,  am!  Knochen  von 
.Schuf,  Kind  und  Pflfi 

Smith,  Woodward.  Siehe  diesen  Bericht  unter  B. 

8&ombathy,  Josef.  Bemerkungen  zn  den  diluvialen 
Siiugethierknochen  aus  der  Umgebung  von  Brünn. 
Abhandlungen  der  Riithropologinchen  Gesellschaft  in 
Wien,  1899,  p.  79— M.  4 Kig. 

Einige  Rhitioceros-  und  Maimnuthknochcn  von 
Brünn  zeigen  bekanntlich  eine  Höhlung,  welch«  nach  An- 
nahme Bakowsky’s  von  Benschen  ausgebohrt  worden 
sein  sollte,  um  darin  Pfühle  tum  Zeltbau  ei  nzu  fügen. 
Autor  bestreitet  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  und  be- 
merkt, dass  lediglich  Knochen  von  Rhinocero»,  niemals 
aber  die  von  Mammuth  eine  solche  Höhlung  bekommen 
könntet»,  denn  nur  die  von  Kbinoceros  enthalten  spon- 
giöse Substanz,  beim  Elcphantenoberarro  ist  aber  immer 
•ine  Markhöhle  vorhanden.  Es  soll  jedoch  nicht  geleugnet 
werden,  das*  an  verschiedenen  dieser  Knochen  Beschädi- 
gungen za  beobachten  sind,  welche  nur  vom  Benschen 
herrähren  können,  der  auch  rennuthlich  das  Mark  daraus 
verzehrt  hat. 

ThieuUen,  Ad.  Dent  d’Elephas  antiquus  dö- 
couverte  ä Paria.  Bulletin  de  Ja  Hoci6tä  d’Anthro- 
pologie*  Paria  1899,  p.  11? — 119. 

An  der  SUrnssenecke  von  Biolli*  und  Cambroue  fanden 
sich  in  dem  tiefsten  dortigen  Diluvium  ein  Silex  toii 
Acheuiltypu*  und  ein  Zahn  von  Elephas  antiquus  und 
spater  auch  ein  unzweifelhaftes  Steingerlith  des  Moustierien. 

Vernuau,  R.  Lea  nonvellea  trouvailles  de  M.  Abbot 
dans  la  Barum  Grande  prüa  de  Menton.  L’Anthro- 
pologie.  Paria  1899,  p.  439  — 452.  14  Textf. 

Int  Jahre  1894  fand  Abbot  abermals  ein  mensch- 
liches Skelet  in  der  Höhle  von  Barmu  Grande,  alter  dies 
Bai  mehr  in  der  Tiefe  der  Höhle.  Daneben  lagen  einige 
Kckzähnc  von  Hirsch  und  durchlochte  Muscheln,  Kassa. 
Die  hier  gefundenen  Skelette  sind  zweifellos  begraben 
worden.  Die  in  den  höheren  Schichten  Hegenden  Silos 
zeigen  archäischen  Typus  und  mit  ihnen  zusammen  kommen 
auch  Knochen  von  Eie p baut  vor,  der  von  Mammuth 
verschieden  sein  soll.  Die  angebliche  Vermischung  der 
Faunen  ist  wahrscheinlich  auf  jene  Begräbnisstätten  l>e- 
schriukt  und  durch  diese  veranlasst.  Aus  einer  Schicht 
mit  retouchirten  Silez  stammt  ein  Unterkieterfragment  von 
Ren,  während  <jie  Übrigen  Reste  von  Cerviden  dem 
Edelhirsch  angehörem  Verf.  ist  geneigt,  alle  mensch- 
lichen Skelette  aus  dieser  Höhle  dem  Benschen  des  Mngda- 
linieu  zuzuschreiben. 

Virchow,  Rudolf.  Thierische  und  menschliche 
Knochen  aus  einer  Felsspalte  des  Biggenthale».  Ver- 


handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte , 1899,  p.  634 

— 535. 

ln  einer  Felsspalte  in  den  Kolkbriichen  von  Attendorf 
kamen  Knochen  von  zwei  menschlichen  Individuen 
nebst  einem  Schädel,  sowie  Knochen  von  Hirsch,  Pferd 
oder  Esel  und  Katze  und  Zahne  vom  Rind  zum  Vor- 
schein. Das  Alter  ist  jedoch  nicht  featzust eilen. 

Virchow,  Rudolf.  Extremitätenknochen  des  Midi- 
muth  und  des  fossilen  Khiuoceros.  Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  1899, 
p.  670. 

Autor  hatte  die  Vermuthang  gelussert , «las«  die  oft 
tieobachtcten  Höhlungen  in  den  langen  Röhrenknochen  von 
Mammuth  und  Khlnoeeros  durch  die  Thitigkrit  de» 
Menschen  entstanden  seien,  der  diese  Stücke  zum  Ein- 
setzen von  Zeltstangen  benutzt  hätte,  während  Szom- 
bnthy  dies  bestreitet  und  diese  Höhlungen  lediglich  als 
natürliche  Bildungen  nnsprieht.  Die  Stücke  nun , welche 
Makowsky  abbildet,  haben  viereckig»  Löcher.  — Es  ist 
sicher,  dass  solche  Röhren  durch  Verwitterung  entstehen 
können,  dem»  sie  linden  sich  auch  an  Knochen  aus  dem 
Tertiär.  Ref. 

Virohow,  Rudolf.  Photographie  eines  mit  Tliior- 
flguren  verzierten  Commandottabes  vom  Schweizers- 
bild bei  ScliafThauaen.  Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  1899,  p.  128  — 
129.  1 Fig. 

Die  Zeichnungen  von  dem  sogenannten  Commsndostabe 
stellen  zwei  Wild pferde  dar,  deren  Beine  hinten  lange 
Haare  tragen.  Das  Stück  fand  sich  zusammen  mit  Reu- 
thlerresteu,  Silex  und  KüchenabfÜllen. 

Zaborowski,  M.  La  pöriode  neolitbique  dans  PAfrique 
du  Nord,  lievue  de*  l'^oole  anthropologlque  de  Paris. 
1899,  Tome  IX,  p.  41. 

Aus  der  Sahara  kennt  man  17  neolithische  Stationen, 
eine  derselben  — Onsldan  — enthielt  auch  Ucberreste 
einer  ansgestorbenen  A otilope  — Dorcas— , eine  andere 
auch  Katneel,  das  auf  den  Hieroglyphen  nicht  verkommt 
und  daher  nach  der  neolithiwrhen  Zeit  aus  Afrika  ver- 
schwenden zu  »ein  scheint.  Die  Häufigkeit  von  Sü** wasser- 
muscheln spricht  dafür,  dass  da»  Klima  früher  feuchter 
war  al»  jetzt.  Sehr  interessant  sind  die  Zeichnungen  aut 
Felsen  in  Ornn , Marucco  und  Kezxau.  Sie  stellen  ausser 
Benschen  Stier,  Löwe,  Hund,  Strau»s,  Elephant, 
Antilope  dar,  niemsts  aber  Esel,  Pferd,  Schaf.  Ref. 
von  Walter  Stettin,  Centralblatt  iur  Anthropologie  1900, 
p.  109. 


B.  SäugethierreBte  aus  dem  Pleistocän  ohno  nähere  Beziohung  zum  prähistorischen 
Menschen  und  Geologisches. 


Adumetz,  Leopold.  Die  Abstammung  unsere»  Haus- 
rindes.  Oesterreich  l»che  MolkereizeitUDg.  Wien 

1899,  p.  1—19. 

Als  Ahne  unseres  Hausrindes  galt  früher  allgemein 
Bos  pri migeniu»,  der  Ur  oder  Auerochse,  allein 
lediglich  die  Steppen-  und  Niederungsrinder  können 
auf  diesen  xurückgetührt  werden,  weshalb  Rütimeyer  die 
K urihornrinder  vom  Pfahlbaurind  und  diese»  wieder 
von  »inet  susscreuropiUchen  Art  ablvitete.  Nach  Keller 
wäre  diese  der  asiatische  Bos  sondaicus,  Banteng. 
Nehring  dagegen  führt  auch  jetzt  noch  die  Brachycems- 
rasse  auf  primigenius  zurück.  Autor  hat  nun  in  der 
Ualkanbalbinsel  Formen  gefunden,  welche  dem  Pfahlbau- 
rind ungemein  nahe  stehen,  weshalb  es  nicht  mehr  nothig 
erscheint,  diese  Ra>»e  mit  algerischen  Rindern  in  Be- 
ziehung zu  bringen.  Das  Rind  ist  daher  durchweg 
europäischen  Ursprungs.  Dieser  Stammvater  des  Pfahl- 


baurindes muss  in  dem  Bos  brachycero»  europaeu* 
Adamelx  gesucht  werden,  von  welchem  ein  fossiler  Schädel 
bei  Kreeszowice  gefunden  worden  ist,  der  viel  kleiner  war 
als  jener  von  primigenius.  Die  Kindeirasj'en  werden 
folgendenu&assen  eiugetheilt : 

I.  Typus.  Bos  tsurus  primigenius,  Stammform 
primigenius.  Nachkommen  sind  Steppenrind  — - Ungarn, 
Mittelitalien,  SüdrussUnd  — , prlmigeue»  Bergvieh  — Au- 
vergne — , Niederungsvieh:  Normannische,  friesische, 
holländische  Kasse  — auch  in  Siidostengland  — und  breit- 
siirnige«  Alpenvieh  — frontosus  — Schweizer  Fleckvieh. 

II.  Typus.  Bos  taurus  europaen»,  Stammform  Bo» 
braehyceros  europaeus  mit  Brachycero».  Kurz- 
hornrind  — fast  in  ganz  Europa  — , hornloses  Kind  — 
England,  nördliche»  Skandinavien  und  .Norden  von  Russ- 
land— , longifrons,  Alpenbrnchyceros  — Ostschweiz, 
Nor&alpen,  Aschthal  — , Urachycrphalu»,  Kurzkopfrind 


Digitized  by  Google 


174 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


— Zillerthal,  Pusterthal,  Pinzgau,  diese  mit  Prhnigeni us- 
mischung,  ('«brrpogiionn  toi»  longifrons  xa  brachy- 
ccphalus  — Tnrantaisc  — , und  Pecudoprimigeniu» 

— England  uod  Schottland. 

Ameghino,  Floren tino.  KI  tunraifero  misterioeo 
de  la  Pntngonia  (Neoffl ylodon  Liatai).  un  sobruvi- 
viente  actual  de  Ion  megaterios  de  la  antigua 
Pampa.  La  Pyramide  La  Plata.  1899,  p.  51 — 54, 
82  — 84. 

Autor  schildert  io  populärer  Weise  die  ausgestorbenen 
Riesenedentaten  der  Pampasfonnation  — Mega- 
Ihr riii m,  >1  ylodon.  Das  erste  Skelet  eioes  solchen 
Thierrs  gelangte  im  Jahre  1789  von  Lujait  nach  Spanien. 
Nach  den  Erxählungen  der  Tehuelche  soll  noch  heutzutage 
eine  solche  Thiergattung  leben,  dk  aie  Jemiacb,  Wasser- 
tiger, nennen  und  als  riesige«  wasserbewohnrades  Raub- 
thier  schildern;  die  Schilderung  passt  ziemlich  gut  auf 
M ylodon,  ebenso  auch  di*  Erzählung  de«  Pater  Lozano 
aus  der  Mitte  de«  vorigen  Jahrhundert»  von  <1eto  Kiesen* 
thkr  Su  oder  Succarath.  Vor  einigen  Jahren  wurde 
dann  in  einer  Höhle  am  Meerbusen  von  Ultima  Ksperanza 
ein  Stück  Fell  gefunden , welches  mit  «reichen , langen 
Haaren  und  auf  der  Innenseite  mit  kleinen  Knöchelchen 
versehen  war,  wie  solche  auch  häufig  xutammen  mit  Ketten 
von  Mylodon  an  getroffen  werden.  Ameghino  glaubt, 
das«  das  Thkr,  von  welchem  dieses  HautstUck  stammt, 
noch  heutzutage  lebe.  Kr  giebt  ihm  dem  Name«  Nco my- 
lodon Listai.  Von  der  ausgestorbenen  Gattung  Mylodon 
unterscheidet  es  »ich  durch  seine  relative  Kleinheit.  Die 
Zähne,  von  Koth  beschrieben,  sind  denen  von  tilosso* 
tberium  ähnlicher  als  denen  von  Mylodon. 

Blake,  William  P.  Ketimins  of  a 8p*dM  of  Bo»  in 
the  quaternary  of  Arizona.  The  American  Oeologiat 

1898,  Vol.  22,  p.  65—72. 

Bo»  arizonica. 

Blake,  W.  Bison  latifrons  and  lloi  arizonica. 
Ibidem  p.  247  — 248. 

Boule,  M.  et  Chauvet.  L’existence  d'uuo  fautie 
d'animaux  arctiquos  dans  la  Charente  n l'lpoque 
quaternatre.  L’ Anthropologie.  Pari»  1899,  p.  315  — 
317  und:  Gomptet  rendoa  des  nAances  de  l'Academie 
de*  Sciences,  Pari«.  Tome  128,  p-  UN — 1190. 

Bei  Chiteauneuf  sur  Charante  stiess  man  schon  vor 
längerer  Zelt  auf  eine  Spalte,  die  mit  Tbierknocht  n gefüllt 
war.  Sie  vertheilen  sich  auf  Aretomys  marmotta  — 
vielleicht  aber  bobac  — , Spermophilu»  rufescens, 
Lepus  vari abi lis , Arvicola  amphibiua,  arvalis, 
ratticeps,  Cani*  vulpes,  lagopus,  lupus,  Hyarnn 
crocuta  var.  spelaea,  Mustela  putoriua,  Felis  leo 
var.  spelaea,  Equus  caballus,  Bnvide  — Bison 
priscua  — , Cervus  tarandns,  Vögel,  Frösche  und 
Kröten.  Man  hat  zwar  bereits  an  vielen  Orten  in  Frank- 
reich Beste  nordischer  Thier*  gefundeu,  aber  noch  niemals 
so  viele  Arten  zusammen  angetroffen , insbesondere  war 
bisher  die  Anwesenheit  von  Eisfuchs,  Schneehuhn  und 
Arvicola  ratticeps  in  Mittrlfrankreich  noch  nicht  be- 
kannt. Die  Ueberrest«  der  meisten  Carnivoren  und 
de»  Pferdes  rühren  von  jungen  Individuen  her. 

Boule^  Marcelin.  Otmervaiioo»  sur  quelques  Equidea 
fossile*.  Bulletin  de  la  aoeiäte  gtologiquc  de  France. 

1899,  p,  531  — 542.  22  flg. 

Die  Abstammung  der  einzelnen  Pferde  arten  ist  noch 
immer  nicht  genügend  fettgestellt.  Autor  beschränkt  sich 
hier  jedoch  darauf,  auf  gewisse  AnkUnge  zwischen  fossilen 
Pferden  und  Hipparion  hinxuweisen.  Kquus  asinus 
atlauticus  aus  dem  Pleistocin  von  Algier  hat  mit  dem 
Dauw  und  mit  Zebra,  aber  auch  mit  Kquus  Stenonia 
die  Anwesenheit  eines  besonderen  Pfeilers  am  Hinterrande 
<les  letzten  unteren  Milchxahnes  gemein,  der  aber  bei 
caballu«  immer  fehlt.  Ferner  ist  bei  allen  divsetf  Arten 


der  Innenpfeiler,  Protocon,  der  oberen  Molaren  vkl  kürzer 
und  mehr  oder  weniger  kreisrund  Im  Querschnitt,  auch 
sind  die  Aussenmonde  der  oberen  M vkl  mehr  compnmirt 
und  vkl  weniger  roncav  auf  ihrer  Aussenseite  und  jene 
der  unteren  M viel  mehr  als  erbte  Halbmonde  entwickelt 
als  beim  Pferde,  ferner  ist  auch  der  zweite  Innenhöcker 
am  letzten  oberen  Molaren  — Hypocon  — viel  kräftiger 
als  !>ei  diesem  und  endlich  hat  auch  dieser  Zahn  recht- 
eckigen anstatt  trapezoidalen  Querschnitt.  Diese  Merkmale 
sind  hei  Hipparion  natürlich  am  deutlichsten.  Diese 
Zebra- Aehnlkbkeit  der  fossilen  algerische«  Kquiden 
scheint  dafür  xu  sprechen,  dos«  auch  das  Zebra  seihst, 
ebenso  wie  Phacorhorr us,  Hippopotainus  und  Kbi- 
noceros  simus  früher  in  Nordafrika  gelebt  haben , und 
da  auch  Equus  Simonis  mehr  Anklänge  au  die  Zebra 
und  an  Hipparion  hat,  al»  an  Kquus  caballus,  wäre  es 
auch  nicht  undenkbar,  dass  diese  Art  überhaupt  gar  nicht 
den  Stammvater  von  Equus  caballus  darsteth.  Indessen 
ist  Equus  Stenoais  doch  eine  sehr  variable  Art,  deren 
Älteste  — Pomel's  Kquus  ligeri»  von Chagwy, Saiozetles, 
Le  Coupet  — allerdings  Zebr  amerkroale  aufweist,  während 
die  jüngere  — PomePs  Kquus  robustu»  von  VeUy, 
Soiilhac,  Taulhac,  Ceyssague  — durch  die  Grösse  und  den 
complicirteu  Fnltenhau  ihrer  Zahue,  die  tiefe  Einbuchtung 
der  Aussenwand  der  ol»eren  M und  den  doppelten  äusseren 
Mittelpfeiler  — Mesostyl  — sich  schon  sehr  an  Kquus 
caballus  anschlicsst.  Aus  der  Steinzeit  hat  man  eine 
Anzahl  Zeichnungen,  welche  Pferde  darstellen  mit  Streifen, 
auf  rechts  teilender  Mähne  und  einer  Schwanzquaste.  Es 
waren  die»  aber  sicher  keine  wirklichen  Zebra»,  sondern 
der  Zebrahabitus  war  früher  allen  Kquiden  eigen  und  ist 
erst  durch  die  Domesticatiou  verloren  gegangen. 

Hipparion  ist  auf  keinen  Pall  der  Vorfahre  de» 
Pferdes.  Die  unteren  Milchzähnr  von  Hipparion  haben 
auf  der  Mitte  der  Aussenseile  und  manchmal  auch  noch 
an  der  vorderen  Außenseite  einen  besonderen  Pfeiler, 
während  ein  solcher  bei  Equus  Stenonia  und  beim 
Zebra  nur  in  der  Hinterecke  verkommt,  weshalb  auch 
dies«  Zuthat  bei  Hipparion  nicht  als  „prophetische* 
Merkmal14  gedeutet  werden  kann. 

Boule,  Marcelin.  Le»  Mr mini  ft* re*  quaternairo» 
de  FAlgörie  d’aprös  les  tiavaux  de  Po  mul.  L’Anthro- 
pologie.  Pari*  1899,  p.  362  — 371. 

Das  grosse  Werk  Pomel’»  über  die  fossilen  Siugethier« 
Algeriens  ist  in  13  Lieferungen  xwiscjien  1893  und  1898 
erschienen,  dem  Kef.  leider  nicht  zugänglich,  weshalb 
er  sich  bisher  auf  die  Besprechung  der  Ausxüge  beschrän- 
ken musste,  welche  in  Compte»  rendus  enthalten  waren. 
Jetzt  giebt  Boule  eine  Kritik  dieser  Publicationen , aus 
der  allerdings  hervorgeht,  das*  die  neuen  Po mel* sehen 
Arten  zam  Theil  sehr  mangelhaft  begründet  sind. 

Statt  di«  Reihenfolge  einzuhalten,  in  welcher  die  Arten 
in  den  einzelnen  Lieferungen  behandelt  sind,  zieht  Ref.  es 
jedoch  vor,  diese  Thieraiien  der  Zeit  nach  zusatutnen- 
zustellen,  aus  welcher  ihre  Reste  stammen. 

Römische  Zeit:  In  dieser  Periode  hat  zweifellos  noch 
das  Wildschwein  in  Nordafrika  gelebt. 

Neolithische  Periode:  C.imelus  dromedariu», 
Bos  taurus  ibericu»  — noch  in  der  Gegenwart  ln 
Nordafrika  — , Cervus  n.  sp.,  Oreas  procanna,  Canis 
familiaris,  Ovis  africana  und  eine  Ziege  — Ovis 
prora aza.  Aus  dieser  Periode  stammen  auch  die  zahl- 
reichen Zeichnungen  auf  Felsen,  welche  Giraffen,  Bo* 
elaphus,  Oryx  leueoryx-  und  andere  Antilopen,  sowie 
den  Elephas  atlanticus  und  ein  dem  Ovis  sodanica 
ähnliches  Schaf  darstellen.  Die  Haushunde  vertheilen 
sich  nach  Pomel  auf  vier  Arten. 

Paläoiithiscbe  Zelt:  Caroclu»  Thomas!  — ein 
zweihöckerige*  Kamee!  — , Ternifioe  — Connocbae- 
te«  prognu,  Bo*  elaphus  probubalis  — in  Abukir  — 
und  ambiguus,  Elephas  atlanticus,  dessen  Zähne  an 
die  von  raeridionalis  erinnern,  und  Ovis  sondaica. 


Digitized  by  Google 


175 


Zoologie. 


Id  die  prähistorische  Zeit  geht  noch  Bubalu»  snti- 
i{uut  hinauf,  der  bereit*  im  alteren  Quartär  aultritt  und 
dem  iudi sehen  BülTel  ähnlich  ist,  prähistorisch  sind  ausser- 
dem Ru»  opi»t honnmus,  dessen  Beim*  schlanker  sind 
als  die  des  sonst  sehr  ähnlichen  primigenius,  ferner  Ele- 
pha»  at'ricanu». 

Nicht  näher  angegeben  i»t  da»  Alter  von  folgenden 
Arten : 

Cer v us  pachygeny»  mit  dicken  Kiefern  und  rrnthicr- 
ähnlichem  Geweih,  aus  Höhlen  und  lahmen,  Ros  elaphus 

— richtiger  Alcelaphus  probubalis  und  saldensis  — 
au»  Höhlen  an  der  Küste,  Bo»  curvidens,  11  Arten 
von  Guzellen  — Dorca»  subgaxella  und  sub- 
kelvella,  beide  jung  quartär  — und  setlfensi«  und 
Thomasi  recte  atlautica  aus  dem  älteren  Quartär, 
Aegocerui  troglody tornm  und  lunata,  Nagor 
Maupa»it  Palaeorea»  Gaudryi,  Oreonagor  Tour* 
uoueri,  (irimntia  leporina  — letztere  Antilope  au» 
den  Tuffen  von  Setif.  An  dieser  Localität  kommt  auch 
der  mit  »trau*  wahrscheinlich  identische  Khinucero* 
mauritanicu«  vor.  Rhinoccros  subinermi»  — im 
Zahnhau  dem  etruscas  und  Merckii  sehr  ähnlich,  aber 
ohne  knöcherne  Nasenschcidewaud  — Elepha»  meli- 
tensis  und  jolenai»  — letzterer  dem  antiquu»  »ehr 
ähnlich.  Hippopotamu»  hi pponensis,  siren»i»  und 
icosienaia  — letztere  Art  nur  aus  Höhlen  bekannt  — , 
8ns  phacochoeroides  in  Altquartär,  Su*  algcriensis 
und  barbarus  und  zwei  Arten  von  Pbaeochoerns  im 
jüngeren  Quartär.  Aus  Quartär  stammt  angeblich  auch 
K q u u 0 Stenoiii*  (jetzt  von  Pomel  tjutnidiu*  genannt) 
und  der  sehr  dürftig  begründete  E.  mauritnnicus, 
nur  au»  Höhlen  Asiuus  africanus.  Aus  dem  Quartär 
stammen  endlich  auch  die  Reste  von  Felis  spelaea, 
Felis  antiqua,  Hvaena  »pelaea  und  vulgaris,  alle 
aus  Höhlen,  sowie  Ursus  libycus  — mit  persistirenden 
l'rauiolaren , Canis  aureu»,  Viverra?  Zorilla?  l»ie 
Breccien  von  Trara*  bei  Am  Mefta  endlich  haben  Reste  von 
einem  Affen  — Macacu»  proin uu»  geliefert. 

ltn  Quartär  war  die  algerische  Säugethierwclt  schon  eine 
echt  afrikanische. 

Copo,  E.  D.  Vertebrate  Ketimins  front  the  Fort 
Kennedy  Bone  Deposit.  Journal  of  the  Academy  of 
Natural  Science*  of  Philadelphia.  1899.  4*.  p.  193 

— 2fi7.  4 pl. 

Die  Höhle,  welche  Mercer  — siehe  diesen  Bericht  — 
kürzlich  au»gt> beutet  hat,  lieferte  ausser  einer  Schlange 
und  drei  Schildkrötenarten  47  Arten  vou  Säugeth ieron. 
Davon  leben  noch  heutzutage : 

Erelhizon  dorsatum,  Cnstor  Über,  Zapu»  hudsomua, 
Hesperomys  leucopus,  Lepu»  sylvaticus,  Ursu»  ameri- 
canua,  Vulpes  ciuereoargenteu»,  Oulo  luscu»,  Tazidea 
americana.  Felis  evrn  und  Cariacus  virginianu«. 

Ausgestorben  sind  dagegen  von  Rodentia:  Sciurus 
ralyrinu»,  Anaptogonia  (Evotomys)  hiatidens , Sy  ein  in 
cloarinum,  kl  icrot  us  dilu vianus,  »peothen,  dideltus  und  in- 
volutus,  Liigomys  palatiuu»,  von  Kdentata:  Mylodon 
liarlani,  Megalonyx  Wbratleyi,  tortulus,  »ealper,  von 
Insecti voren : Blarina  simpliriden«,  von  Carnivoren: 
llrsus  haplodoii,  Cants  priscolatran»,  Vulpes  latideuda- 
tus,  Mustrla  diluviana,  Osmotherium  spelacum , Me** 
phitis  fosstden»,  orthostichu»,  leptope  , obtusatu*,  Pely- 
cictis  lobulatus,  Lutra  Rhoadsi,  Machairodn«  gracili», 
SmiloJon  Merceri , Uucia  ineipectata  — früher  als 
Crocuta  bestimmt,  Lynx  calcaratu«,  von  Ungulata: 
Mastodon  americanus,  Tapirus  Haysii,  Equus  fraternus, 
Mrlobyu»  tetragouu»,  pennsylvanicu»,  tuuutu»,  Teleop* 
ternus  orlentalis  und  Cariacus  laevicornis. 

De  Gregorio,  A.  Deux  notiveaux  depots  d'Klepha« 
antiquu*  dann  lt*  quat*  rrmire  des  environ»  de 
lhilermo.  Annalen  d«  Geologie  et  Paläontologie. 
Livr.  26.  Palermo  UM,  p.  1 — 6.  9 Ut. 


Bei  Luparello  und  Aqua  dei  Corsari  fanden  sich  Zähne 
von  Klcpha»  antiqnus.  Jene  von  der  emtereu  Localität 
sind  auffallend  klein. 

Dopdrot,  Ch.  Etüde  *ur  quelques  gi»ptnenU  nouveaux 
deVertdbre»  pleiitot^nea  de  nie  de  Corse.  Animi«» 
de  la  Soctetö  Linneenne  de  Lyon  1898.  Ref.  von 
M.  Boule  in  L’Anthropologie.  Paria  1899.  p.  321, 

322. 

Die  beiden  Höhlen  von  Cap  Corse  lieferten  Ueberreste 
von  Cervus  Cazioti  n.  sp. , verwandt  mit  Damhirsch 
und  dem  lebenden  Corsica  • Hirsch  sowie  mit  pliocänen 
Arteu  von  England  und  Italien,  Eine  Höhte  von  Bonifacio 
enthielt  ausser  dieser  Hirschart  auch  Lagomy»  rorsi* 
can us.  der  auch  schon  im  Pliocän  von  Perpignan  vor* 
kommt,  nebst  Knochen  des  Menschen,  der  zweifellos  mit 
diesen  beiden  Arten  zusammengelebt  bat.  Die  Portesistenz 
pliocäuer  Arten  auf  Corsica  ist  deshalb  interessant,  weil 
dies«  Insel  mit  dem  Festlamle  bis  in  die  jüngste  Zeit  ver* 
bundeu  war. 

Di  Btof&no,  G.  Kinveniinento  di  mainmifvri  fossili 
nel  quaternär  io  di  Morrocu  press«)  Iteggio  Calabria. 
Bollotiuo  della  »ocietä  geologica  italiana.  Vol.  XV III. 
Roma  1899,  p.  70—71  und: 

Di  Stefano,  G.  L'Klepliu»  ineridionali«  «*d  il 
Khinocems  Merck!  nel  quaUarnario  calabrese. 
Ibidem  p.  421—423. 

Bei  Morrocu  an  der  Basis  de*  Quartär  fanden  sich  jetzt 
Zähne  von  Klepha»  meridionali» , der  bisher  aus  Calabrien 
noch  nicht  bekannt  war.  Auch  in  marinem  Quartär  von 
Archi  sind  Zähne  dieses  Elephaulen  zum  Vorschein  ge- 
kommen, hier  zusammen  mit  Zähnen  von  Rhinocero» 
Mercki,  dieser  auch  au*  dem  Quartär  von  Capo  Stilo 
bekannt.  Aus  dem  Quartär  von  Terreti  stammen  Zähue 
des  Elepbns  arineniacus,  au»  dem  Miocän  von  Aguau.» 
solche  de»  Antbracotherium  maguum. 

FraaB,  Eberhard.  Di«  Sibyllenböble  auf  der  Teck 
bei  Kirchheim.  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen 
Gesellschaft  1899,  p.  75  — 88. 

Die  Höhle  auf  der  Teck  liegt  in  einem  Sch  warn  in  kalk 
des  weissen  Jura  und  senkt  sich  nach  innen  zu.  Der 
Kamin  aiu  hinteren  Ende  führte  früher  vermuthlich  Wasser 
in  die  Höhle.  Auch  fand  Stalaktitenhildung  statt.  Auf 
dem  1 bis  1%  m mächtigen  Bahnerzlhon  liegt  der  ebenso 
mächtige  Höhleulehin.  Die  hier  vorkomtnenden  Knochen 
und  Zähne  der  Bären  sind  nicht  stark  abgerollt  und  ver* 
muthlich  durch  deu  Kamin  hcrabgcschwemint  und  an  den 
llöhleuwämlen  abgerieben  worden.  Die  Bärenroste  bilden 
etwa  95  Proc.  aller  Säugethierre»te,  aber  nur  die  wenigsten 
gehören  «lern  Höh  len  hären  au,  die  meisten,  darunter 
12  Schädel,  stammen  vielmehr  vom  llrsus  aff,  priscus, 
ausgezeichnet  durch  die  flachere  Stirn,  die  gross«  Nasen* 
grübe  und  die  kurzen  Nasenbeine.  Dieser  Ursus  n.  *p. 
rar.  »ibyllinn  bildet  den  Uebergang  zutu  Höhlenbär. 
Die  relativ  seltenen  Reste  de»  Höhlenbären  sind  nicht 
abgemllt.  Höhlealöwe  und  Hyäne  siud  nur  spärlich 
vertreten,  Pferd  ist  noch  seltener.  Mensche ureste 
fehlen  vollständig,  denn  der  einzige  Feuersteinsplitter  kanu 
auch  zufällig  seine  Gestalt  bekommen  haben.  Die  wenigen 
Rette  von  Schwein,  Hirsch  und  Fuchs  stammen  aus 
neuerer  Zeit.  Ursus  spelaeua  ist  wohl  älter  als  der 
erwähnt«  Ursus  priscus. 

Geikie,  James.  The  Tundra»  and  Steppe»  of  pre- 
bistorlc  Europ«.  Scottiah  geographica!  Magazin« 
1999. 

Liegt  nicht  vor.  Ref.  von  M.  Boule  in  L'Anthr«|»o|ogic. 
Paris  1999.  p.  71  — 74. 

In  der  Gegenwart  weisen  die  arktischen  Gebiete  von 
Europa,  Asien  und  Nordamerika  zwei  Zonen  auf,  eine 
nördliche , deren  Vegetation  nur  atu  Moosen  und  Flechten 
nebst  krautartigem  Weideoge»  trupp  besteht,  und  eine  süd* 


Digitized  by  Google 


176 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


liehe,  unvermittelt  an  die  erster©  gpreiureud,  die  Nadelwald- 
looe.  Die  erster*  hat  in  Eurnsirn  den  Namen  Tundra,  in 
Nordamerika  den  Namen  lUrrcnground.  Der  Boden  ist  in 
dieftcr  Zone  meist  sumpfig,  das  Klima  stets  kalt.  Di« 
charakteristischen  Bewohner  der  Tundren  sind  der  Hals- 
bandlem tning  in  Kurasien,  und  der  Moschusochse  in 
Nordamerika;  Eisfuchs  und  Schneehase  sind  arvum- 
polar.  Das  Ren  bewohnt  itn  Sommer  die  Tundien,  im 
Winter  die  Watdzon«.  Die  Sturme  wehen  in  den  Tundren 
nicht  bloss  SchnremaftMMi  zusammen , »ondern  auch  Sand* 
dunen.  Die  Steppen  haben  einen  ziemlich  verschiedenen 
Limdtchuftscliurakter  — bald  eben , bald  hügelig.  Meist 
haben  sie  Graswuchs,  jedoch  giebt  es  auch  WaldbesUUtde, 
bald  Laub',  bald  Nadelwald.  Das  Klima  ist  im  Sommer 
sehr  warm  und  trocken , im  Winter  sehr  kalt  und  reich 
au  Niederschlagen.  Auch  hier  häufen  Stürme  nicht  bloss 
Schnee,  sondern  auch  Ssndmas&en  an,  unter  welchen 
Thiere  begraben  werden.  Die  charakteristischen  Bewohner 
der  Steppen  sind  Springmäuse,  Ziesel,  Hohne,  Pfeif- 
hase, Hamster,  Wildpferd,  Saiga-Autilope,  Canis 
corsac  und  Felis  tnanul. 

Aehulicbc  klimatische  und  geologische  Verhältnisse  haben 
nun  früher  auch  in  Mitteleuropa  von  Polen  und  Ungarn 
bis  in  dss  westliche  Frankreich  geherrscht.  Auch  die  Säuge- 
thierfauna der  Tundren  und  Steppen  ist  hier  an  vielen 
Orten  nachgewiesen  worden.  Der  Löss,  welcher  sehr  aus- 
gedehnte Gebiete  in  Eurupu  liedeckt,  wird  jetzt  allgemein 
als  eine  äolische  Bildung  angesehen,  die  mithin  auf  die 
tuimlich«  Weise  entstanden  ist,  wie  die  Schnee*  und  Snnd- 
würhtcu  in  den  Tundren  und  Steppen.  Seine  organischen 
Einschlüsse  entsprechen  theils  jenen  iu  den  Saudw ächten 
der  Tundren,  theils  jenen  iu  den  Sandwäcliten  der  Steppen. 
Man  hat  au*  dem  Löss  sowohl  Ueberreste  von  Lemming, 
Eisfuchs,  .Schneehase,  sowie  von  arktischen  Pflanzen, 
als  auch  von  Ziesel,  Springmaus,  Pfeifhase,  Saigs 
und  anderen  lU-wobnern  der  Steppen.  Ausserdem  enthält 
er  aber  auch  Reste  von  Tbieren , die  jetzt  gänzlich  aus- 
gestorben sind,  nämlich  Matuni uth  und  Khinoceros 
tichorhinus.  Auch  der  Mensch  bat  während  des 
Sommers  die  Lössgebiete  besucht.  Wir  haben  volle  Be- 
rechtigung zu  der  Aun&hme,  dass  es  auch  in  Mitteleuropa 
zuerst  eine  Periode  der  Tundren  und  nach  dieser  eine 
Periode  der  Steppen  gegeben  hat.  Mammuth  gehörte 
beiden  Perioden  au.  Wie  in  Sibirien,  sind  auch  in  Europa 
diese  Thiere  durch  Schnecstürine  zu  Grunde  gegnngen  und 
mit  Schnee  und  Saud  bedeckt  worden. 

Die  Verhältnisse  am  Schweizersbild  zeigen  deutlich  die 
Aufeinanderfolge  von  Tundrenfauna,  Steppenfauna  und 
Waldfauna.  Mit  der  Waldperiode  beginnt  auch  die  neoli- 
thische  Zeit.  Dass  die  Tundren-  und  Steppenzeit  auf  eine 
Eiszeit  gefolgt  ist , kann  nicht  zweifelhaft  sein , allein  da 
es  mehrere  Eiszeiten  gegeben  hat,  und  die  Schichten  mit 
arktischer  Fauua  bald  auf,  bald  unter  den  Moränen  liegen 
und  auch  während  jeder  Glacialzeit  Löss  sich  gebildet  hat, 
so  können  die  Ablagerungen  verschiedene»  Alter  haben. 
Ara  Schweizersbild  liegen  die  Schichten  mit  der  Tundren* 
tauna  auf  Gerollen  der  dritten  Eiszeit,  welche  der  vierten 
Eiszeit  des  nördlichen  Europa  entspricht.  Die  Steppen- 
fauna verschwand  aus  Mitteleuropa  während  der  vierten 
Interglacialzeit. 

Grandidier,  Quill,  Pencription*  d’oaaemeDt*  de 
Lein  urion»  dhpirot.  Bulletin  du  Mu^mn  d histoire 
naturelle.  Paris.  Tome  V,  p.  272  — 276,  6 flg. 
p.  344  — 348.  11  fig. 

Von  Amboliiatra  liegen  die  Femur  von  Megaladapis 
madagascariensls  und  Kilholi  vor,  beide  plump,  von 
vorne  nach  hinten  comprimirt,  mit  kurzem  Hals,  tief- 
sitzendem  und  kräftigem  zweiten  Trochanter  und  weit  von 
einander  abstehenden  Condylen.  Auf  einen  unteren  M, 
wird  die  Gattung  und  Species  Peloriadapis  begründet, 
fast  doppelt  so  gross  wie  Megalndapia.  Bald  darauf 
fand  sich  auch  über-  und  Unterkiefer,  letzterer  sehr  stark 


gekrümmt.  Der  innere  Höcker  der  oberen  M steht  schräger 
als  bei  Megsladapis,  auch  beginnt  der  Jochbogen  nicht 
vor,  sondern  hinter  M,. 

Von  Antislrabe  kennt  man  jetzt  eine  Gattung,  Palaeo- 
chirogalus  luliyi  n.  sp.  und  Hrachylemur  robus tot 
u.  sp.,  ähnlich  Cbirogale,  von  ßelo  Palaeopropit hecus 
ingens  n.  g.  n.  sp.  und  ßraehyletnur  robustus  n.  g. 
n.  sp.  Ersterer,  dem  Propithecu*  Verrauxi  im  Zahn- 
bau ähnlich , hatte  Men*rhrngrö**e.  Unterkiefer  mit  P« 
and  zwei  M , deren  Vorderpartie  kräftiger  ist  als  beim 
Indri.  Der  Kiefer  von  Braehylemur  ist  kräftiger  als 
bei  Lophioletuur  und  Necrolemur,  auch  stehen  die 
beiden  P un-J  C dichter  an  einander.  Die  beiden  J haben 
schräge  Stellung.  An  M,  ist  der  Hinterhöcker  ver- 
schwunden. 

Grimmer,  Johann.  Foaiile  Säuge  thiere  aus  der  Save. 
Wimentchafüiche  Mittheilungen  aus  Bosnien.  Herce- 
govinu  1H99,  6.  Bd.,  p.  842—850. 

Liegt  nicht  vor. 

Hagmann,  G.  Die  diluvial«  Wirbelthierfauna  von 
Yölklinshofen  (Oberelsass).  I.  Raub  thiere  und 
Wiederkäuer  init  Ausnahme  der  Rinder.  Ab- 
handlungen zur  geologischen  Specialkarte  von  Elsau- 
Lothringen.  Neue  Folge.  111.  Heft.  Strass  bürg  1899, 
p.  1 — 122.  7 Tafeln.  10  Tabellen. 

Ein  verfallener  Steinbruch  im  ßunUamlstein  hat  zahl- 
reiche Ueberreste  von  diluvialen  Säuget  liieren  geliefert,  die 
in  einer  Art  Lös*  eingebettet  waren  nebst  einigen  Schnecken 
— Cyclostoma  elegant,  Helix  obvoluta  und  Clau- 
• iiia  dubia.  Diese  Reste  scheinen  hinsichtlich  ihres  Alters 
dem  mittleren  der  drei  Lösshorizont«  zu  entsprechen, 
welche  man  im  Elsas«  unterscheidet.  Schuhmacher 
nennt  diesen  Löss  auch  den  Hauptculturhorizont.  denn  nur 
dieser  Lös»  enthält  Thierreslc.  An  der  Idealität  Völklius- 
hofen  sollen  auch  Steingeräthe  gefunden  worden  sein.  Die 
Thierreste  vertheilen  sich  auf:  Canis  tupus,  Vulpes 
vulgaris,  lngopus,  Ursus  spelseu«  und  arctos  «ubfasaili», 
Gulo  luscus,  Hyaena  »pelaen,  Fell»  speisen,  Lynchns 
Lyn* , Arctomys  marmotta,  Spermo philus  guttatua, 
Myoxas  gUs,  Arvicoln  amphibius  arvalis,  Myodea  tor- 
quatus , Mus  sylvaticus,  Lepus  variabills,  Capra  ibex, 
Hupicapra  rupirapra,  Cervus  elapbus  und  sp.  Rangifer 
tarandus,  Bos  primigenius,  Equus  cnballas,  Khinoceros 
tichorhinus  und  Elephas  primigenius. 

Canis  lupus.  Die  drei  von  Wo  Id  rieh  aufgestellten 
Arten  Lupus  vulgaris  fossilis,  spelneu»  und  Suessi 
haben  keine  Berechtigung,  denn  ihre  angeblichen  Merkmale 
trifft  man  auch  beim  lebenden  Wolf.  Auch  der  fossile 
Vulpes  lagopus  ist  vom  lebenden  nicht  verschieden. 
Gegenüber  Vulpes  vulgaris  zeichnet  sich  diese  Art 
durch  den  rechteckigen  Querschnitt  des  Mt  und  die  paar- 
weise Gruppirung  vou  dessen  Haupt  - und  Innenzacken  — 
Protoconid  und  Pareconid  — au». 

Ursus  arctos  subfossilis  steht  dem  sibirischen 
Bären  am  nächsten;  sein  oberer  P«  hat  mehr  Neben böcker 
als  der  überdies  auch  kleinere  des  lebenden  arctos.  Vom 
Höhlenbären  unterscheidet  er  sich  schon  durch  den  Be- 
sitz eines  unteren  P,.  Ursus  »pelaeus  hat  meist  eine 
* hoch  gewölbte  Stirn ; am  leichtesten  kenntlich  ist  er  je- 
doch an  seinem  ungewöhnlich  hohen  Unterkiefer.  Schmer- 
ling hat  mehrere  Arten  de*  Höhlenbären  unterschieden, 
die  aber  ebenso  unbegründet  sind  wie  U.  arctoideus 
Cuv.  und  Pittorii  Marc,  de  Serr. 

Der  fossile  Guto  sowie  der  fossile  Lyn*  stimmen  mit 
den  lebenden  vollkommen  überein.  Lyn*  cervarius  in 
Sibirien  lat  eine  besondere  Art. 

Felis  spelaea  ist  vertreten  durch  einen  Unterkiefer, 
welcher  kleiner  und  schwächer  ist  «1»  bei  den  bisher  be- 
kannten Exemplaren  des  Höhlenlöwen.  Der  M,  hat 
noch  die  nämliche  Länge  wie  bei  Felis  leo,  ist  aber 
kürzer  als  bei  spelaea.  Diese  selbst  unterscheidet  sich 


Digitized  by  Google 


177 


Zoologie. 


von  Lowe  und  Tiger  durch  die  wie  bei  Fells  ooca 
•ehr  »teil  Ansteigende  Symphyse.  Beim  Löwen  ist  im 
Gegensatz  zum  Tiger  und  Jaguar  die  Xasenöffhung 
breiter  als  hoch.  Der  Scheitelkamm  fehlt  beim  Tiger 
ganz,  beim  Löwen  ist  er  kürzer  und  schwacher  als  beim 
Jaguar.  Beim  Löwen  steht  der  mittlere  der  drei 
Gamnenlappen  tiefer,  beim  Tiger  aber  in  gleicher  Höhe 
mit  den  seitlichen.  Endlich  ist  beim  Tig.r  der  Unterrand 
des  Unterkiefers  concav,  beim  Löwen  ronrtz.  Die  Grösse 
der  einzelnen  Zähne  wechselt  bei  allen  drei  Arten  indi- 
viduell sehr  bedeutend. 

Hyaena  spelaea  ist  stets  grösser  als  die  lebende  cro- 
cuta, auch  hat  ale  stärkere  Basalwülste  an  den  P,  aber 
stets  nur  eine  Wurzel  ara  oberen  M, , crocuta  dagegen 
häufig  zwei;  beide  Arten  gehen  auf  eine  gemeinsame 
Stammform  zurück,  nicht  aber  crocuta  auf  spelaea. 
An  dem  Schädel  von  V'ölklinsbofen  fällt  die  Grösse  des 
l*B  und  die  Stellung  de»  vordersten  P besonder*  auf  — 
neben,  statt  hinter  dem  Canin,  eine  Keductionserschcinung. 
Aus  dem  Breuschthal  liegt  ein  riesiger  lang  - und  breit* 
schnauziger  H y ä n e n Schädel  vor.  Gegen  das  Kode  der 
DiluviaUrit  acheint  der  Ahne  von  Hyaena  crocuta  nach 
Süden  gewandert  und  der  Vorläufer  von  striata  und 
brunnea  von  Norden  her  vorgedrungen  zu  sein  — eine 
ganz  irrige  Ansicht,  denn  gerade  striata  findet  sich  vor- 
wiegend im  ältesten  Pleistocän  von  Südfrankreich,  Ref. 

Die  Unterscheidung  von  Capra  und  Ovia  ist  bei  iso- 
lirten  Zahnen  unmöglich.  Auch  beim  Stein  bock  ist  die 
Grösse  der  einzelnen  Zähne  starken  Schwankungen  unter- 
worfen. Der  fossile  Steinbock  ist  wesentlich,  die  fossile 
Gemse  aber  nur  wenig  grosser  als  die  lebenden  Exem- 
plare. Daa  Vorkommen  von  Gemse  im  Pleistocän  von 
Belgien  hat  sehr  geringe  Wahrscheinlichkeit  für  sich. 

Cervus  elaphus  hat  kleinere  Molaren  als  canaden- 
sis,  dessen  M,  jedoch  auffallend  kleiner  ist  als  Mt.  Beide 
Arten  bilden  mit  enstrphanus  und  mural  eine  besondere 
Gruppe.  Von  Völklinshofrn  liegt  rin  Oberkiefer  mit  sehr 
grossen  Molaren  vor,  bisher  fälschlich  als  Riesen  hi  re  eh 
bestimmt.  Dieses  Stück  wird  als  Cervus  *|>.  bestimmt. 
Zu  dieser,  dem  canadensis  sehr  nahestehenden  Form  ge- 
hört jedenfalls  auch  Strongyloccrus  apelaeus.  Alle 
übrigen  Hirschreste  stammen  von  Cervus  elaphus. 

Rangifcrtarandu«  ist  an  dieser  Localltät  sehr  gut 
vertreten.  Die  vorliegenden  Rest«  röhren  von  wilden 
Renthieren  her,  die  etwas  grösser  waren  als  die  leben- 
den und  nur  im  Milchgebiss  die  nämlichen  Dimensionen 
besitzen  wie  diese. 

Der  Arbeit  sind  zahlreiche  Maasstabellen  beigegeben, 
aus  denen  die  bedeutenden  individuellen  Schwankungen  er- 
sichtlich werden,  sowie  di»  vollkommene  »pecifische  Iden- 
tität der  pleUtocänen  Arten  mit  den  lebenden. 

Kermode.  Gigantic  Irish  Bear  Romain*.  Report 
of  tho  Committee'*  conaisting  of  Prof,  W.  Bo  yd 
Dawkina,  Hi»  Uonour.  Deemster  Gill,  the  Rev. 
E.  B.  Sa  vage,  Mr.  G.  W.  Lainplugb  and  Mr. 
P.  M.  C.  Kermode,  appoinied  to  examine  the 
condition«  under  which  remaina  of  the  Gigantic  Irish 
De  er  aru  found  in  the  I*le  of  Man.  The  Geologie«! 
Magazine  1809,  p.  72 — 75. 

Ein  Mergel  bei  Closey  Garer , nördlich  von  8t.  John, 
lieferte  ein  vollständiges  Skelrt  von  Riesenhirsch.  Das 
Geweih  betass  sechs  Sprossen  aus»»r  dem  Augenspross. 
Das  Skelet  lag  in  weissem  Mergel  9 Fuss  unter  der  Ober- 
fläche , der  Kopf  in  einer  Vertiefung  des  Geschicbelehms. 
Da»  Thier  war  sicher  an  Ort  und  Stelle  verendet.  Im 
aufgewühlten  Boden  kamen  Knochen , Kiefer  und  Zähne 
eine»  zweiten  Exemplars  sowie  ein  Radius  und  zwei  Kiefer 
von  Pferd  zum  Vorschein,  die  jedenfalls  aus  der  näm- 
lichen Zeit  stammen.  Ein  Metatarsu*  zeigte  künstliche 
Durchbohrung, 

Das  Profil  war: 

Archiv  fUr  Anthropologi«.  Bd.  XXVII.  (Vera.  «L  authrop.  Lrt.) 


Aufgegrabener  Boden  und  Torf 3' 

Wrisser  litten  mit  Riesenhirsch  ....  6,6' 

Blauer  Mergel V 

Rot  her  Sand  und  Gerolle . 0,3' 

Sand  und  Geröllei  . . , I 0,3' 

Th.»  | { 4 . 


Der  Torf  enthält  Sumpf-  und  Wasserpflanzen , ebenso 
der  weisse  Letten,  auch  fand  sich  in  diesem  Chara. 
Der  rothe  Sand  enthält  Laubhlälter  — Betula,  aber  auch 
PoUmogeton. 

Bei  einer  früheren  Ausgrabung  bei  BaUough  fand  »ich 
über  dem  Chara  - Mergel  ein  arktischer  Krebs  und  Polar- 
weide. Von  dieser  Locnlität  dürfte  das  Riesenhirschskelct 
in  Edinburgh  stammen. 

Löunborg;,  Einar.  On  some  remains  of  „Neoiny- 
lodon  Listai“  Ameghino.  Brought  hoine  by  the 
Swediah  Expedition  to  Tierm  del  Fuego,  1895  — 
1897.  Stockholm  1899.  8*.  3 pL 

Liegt  nicht  vor. 

Luoaa,  Fred  A.  The  Clinractora  of  Bison  Occiden- 
tal i e , the  fossil  Bison  of  Kansas  und  Alaska. 
Kansas  Uni veraity  Quarterly.  Vol.  VIII,  1899,  p.  17— 
18.  2 pl. 

Liegt  nicht  vor. 

Luc&s,  Fred  A.  The  fossil  Bison«  of  North  America. 
Proceeding«  of  the  United  State»  National  Museum. 
Washington  1899.  h".  p.  755  — 771.  20  pl. 

Ausser  dem  Schädel  eignen  sich  nur  die  Hornzapfen, 
aber  nicht  die  Zähne  zur  Unterscheidung  der  Arten  , von 
denen  Lucas  folgende  anerkennt:  Bison  bison  Linu., 
sut fossil  Kentucky,  Kansas,  Löss  von  Missouri  und  lebend, 
B.  occidentalis  Luc.,  (Juartar  von  Alaska  und  Kansa», 
grösser  als  voriger,  B.  untiquus  Leidy,  Kentucky,  Cali- 
fornien , californicus  Rhouds , B.  crassicornis  Rieh. 
= alascensi»  Rhoads,  Alaska,  B.  Alleni  Marsh  — Plei- 
stocän Kansas,  Idaho  = B.  grampianus  Copc,  B.  ferox 
Marsh.  Nebraska,  B.  latifrons  Harlan,  Kentucky,  Ohio, 
Texas,  Florida,  Carolina  = Boa  arizoniea  Blake. 


Major,  Forsyth.  Exhibition  of,  und  remark»  upon, 
»pecimens  of  two  «ubfo«ail  M am  mal«  from  Mada- 
gasear.  Proceeding«  of  the  Zoological  Nociety  of 
London,  1899,  p.  988 — 989. 

Nesopithecu*  australi«  n.  sp.  kleiner  als  Robcrti. 
Gesicht  weniger  »teil,  Lummalforamen  am  Orbitalrand  be- 
findlich, Orbita  etwas  auswärts  gerichtet.  Nesopithecu» 
Koberti  und  Globilemur  sind  identisch.  Diese  Gattung 
hat  mit  den  Lemuren  Madagasc&r*  die  grossen  Bullae  und 
den  weiten  Gehörgang  gemein,  überkieferzahnzuhl  wie  bei 
den  Cebidcn.  Zahl  der  unteren  P und  M wie  bei  den 
Lr murine n,  zwei  untere  J.  Die  oberen  J sehen  denen 
der  Cercopit beeiden  ähnlich,  die  unteren  J stehen  fast 
vertteal.  Die  M haben  den  nämlichen  Bau  wie  bei  den 
Cercopitheciden.  Es  ist  daher  uicht  ohne  Weiteres 
sicher,  ob  Nesopithecu»  ein  hoch  entwickelter  Lemure, 
oder  der  niedrigsUtehende  Anthropoide  ist.  — Seit  wann 
ist  Cercopithecus  ein  Anthropoide  — Ref.?  — Von 
Mcgaladapis  kennt  mnn  jetzt  ein*  noch  grössere  Art  — 
M.  insignis.  Schädel  fast  ‘/»m  lang! 

Mercer,  Henry  C.  The  Cave  Rone  at  Port  Kennedy, 
Pennsylvania  and  it«  partial  Excavation  in  1894, 
1895  and  1896.  Journal  of  the  Academy  of  Natural 
Sciences  of  Philadelphia.  VoL  XI,  Part  2.  1899. 

4*.  4 pl  11  Textf.  p.  287  — 283. 

Die  Knocbenhühie  von  Port  Kennedy,  ungefähr  30'  unter 
der  Oberfläche  befindlich,  wurde  zuerst  im  Jahre  1871 
untersucht.  Die  Knochen  sind  auf  die  eigentliche  Höhle 
besebräukt , die  mstowUldsB  Gänge  sind  steril.  — Wa* 
den  Erhaltungszustand  der  thierischen  Uebenreste  betrifll, 
so  sind  dieselben  sehr  zerbrechlich,  auch  Ist  et  unmöglich, 
die  zu  einem  Individuum  gehörigen  Theile  zusammen- 


23 


i 


Digitized  by  Google 


173 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


zufinden,  alleTheiie  sind  vielmehr  wahrend  der  Ablagerung 
durch  strudelndes  Witter  aus  einander  geschwemmt  wor- 
den. Trotzdem  kommen  doch  auch  Reste  von  kleinen 
Thieren  vor,  allein  sie  finden  sich  fast  ausschliesslich  ln 
deT  obersten  und  in  der  zweilliefstcn  Schicht.  Di*  vier 
unterscheidbaren  Schichten  zeigen  concentTische  Ablagerung. 
Die  oberste  — I#  dick  — stellt  eine  Sumpfbildung  dar 
und  besteht  aus  schwarzem  sandigen  Lehm  mit  Pflanzen- 
testen  — Moos,  Blätter,  Gras,  Nüsse.  Die  zweite  Schicht 
— 4 bis  13'  dick  — ist  gebildet  au«  rüthlhhem  sandigen 
Lehm,  FluiNgeröllen  und  Ceberresten  kleiner  Thiere.  Die 
dritte  — 2 bi*  ♦'  dick  — ist  sandiger  schwarzer  l<rhm 
und  offenbar  da*  Verwesungsproduct  von  Pftaastnresten. 
Sie  enthält  viele  kleine  Knochen.  Die  vierte  Schicht  — 
10'  dick  — besteht  sus  Sand,  Lehm  und  losen  Steinen. 
Sie  bat  gelbliche  Färbung  und  ist  durch  ihren  Reichthum 
an  Thierknochen  ausgezeichnet.  Um  die  erwähnten  Schich- 
ten abzuseUen,  musst«-  der  FJuas  nur  um  20  Fusa  An- 
steigen. Die  Thierreste  vertheilen  sich  *uf: 

Erctbizon  dorsatum*,  Sciurus  calicinu»,  Castor 
über*,  Zapus  hudsonicus*,  Hesperomys,  Anaptogonia 
liiatiden»,  Sycium  cloacinum,  Microtus  diluvianus,  speo- 
then  , dideltus,  involutus,  Lepus  sylvaticu»*,  Lagomys 
palatinus,  Megalonyx  Wheatleyi,  tortulus,  loxodon,  seal- 
per,  Mylodou  Harlani,  Blarinn  simplicideu«,  Sealops?, 
Vrspertilio,  Ursus  huplodon,  americanu»,  Caois  prisc©- 
Utrans,  *p.  Vulpe«  laiidentatus,  cinereoargenUtu»*, 
Mustela  dilutiann,  Gulo  luscus*,  Osmotherium  spe- 
laeout,  Mepbitls  fodiens,  orthostiebus,  leptope,  obtusatus, 
sp.,  Felycictis  lobulatus,  Lutra  Rhoadsi,  Taxidea 
americana*,  Machnirodus  gradlis,  Stnilodon  Mercerl, 
Uncia  inexspectata , Felia  eyra*,  Lynz  calearatu», 
Mastodon  americanu»,  Tapirus  Hayesi,  E-juu»  frater- 
nus,  pretinatus,  Bo»,  Mylohyus  pennsylvnnicu« , tetra- 
gonus,  nasutus,  Teleopternu*  orientalis,  Cariacu»  sp., 
laevkorni»,  Meleagri*  altua,  Gallinago,  Cleromvs 
insculpU*,  percrasaus,  Chelonier  sp.,  Toxaspis  anguillu- 
latus,  Zamentia  acuminatus,  Ra  na  und  Käfer  — noch 
lebende  Arten. 

Die  ausgestorbenen  Arten  sind  viel  zahlreicher  als  die 
lebenden , weshalb  an  dem  wirklich  pleistocinen  Alter 
dieser  Schichten  kein  Zweifel  möglich  ist.  Von  den  leben- 
den Arten  gehören  die  meisten  der  neotropischen  Region 
an.  Unter  allen  Thierresten  sind  solche  von  Kdentaten 
die  häufigsten.  Die  Ablagerung  kann  nur  durch  die 
Thätigkeit  de»  Wassers  erklärt  werden,  denn  für  die  Thiere 
war  es  unmöglich,  ia  diese  Spalten  hinabzusteigen.  Aus 
diesem  Grunde  erklärt  sich  vielleicht  such  das  Kehlen  des 
Menschen.  Hätten  die  Thiere  in  der  Hohle  gelebt,  so 
wurden  die  Knochen  Spuren  von  Benagung  zeigen.  Das 
Klima  war  jedenfalls  warmer  als  heutzutage. 

Meroerat,  A.  Sur  le  Naotnylodon  Listal  Amcgb. 
Uomunicaciones  dal  Museo  Nacional  da  Buenos 
Aires.  Tome  I,  1899,  p.  155—157. 

Nach  Gallardo  wäre  der  von  Ameghino  aufgestellte 
Name  belzubehalten,  die  Annahme  Roth’s  — siehe  diesen 
Bericht  — , das*  es  sich  um  Grypother ium  handle,  sei 
nicht  richtig.  Der  von  Roth  dem  Jemisch  zogeschric- 
benc  Humerus  gehört  zu  Machnirodus,  der  Orohippi- 
diumzahn  soll  ein  Eq auszahn  sein. 

Miilor,  Gerrit  ß.  A new  fossil  Bear  from  Ohio. 
Procaedinga  of  the  Biological  Society  of  Washington. 
VoL  XIII,  1898,  p.  53  — 56. 

Ursus  procerus  n.  sp.  Liegt  nicht  vor. 

Nehring,  Alfred.  (Jeher  einen  Löwen  - und  einen 
Biberrett  aus  der  Provinz  Brandenburg,  »owie  über 
craniologische  Unterschiede  von  Löwe  und  Tiger. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  uaturforschender 
Freunde  zu  Berlin  1699,  p.  71  — 74. 

Der  Löwenrest  besteht  aus  einem  Schädel,  aus  einer 
Ziegelei  bei  Königs-Wusterhausen , wo  auch  Rhinocerot 


tichorhinus,  Elcphas  primigenius  und  Bo»  narh- 
ge wiese«  werden  konnte.  Das  Biberkreuzbein  stammt 
aus  einem  Moore  bei  Mittenwalde.  Der  Schädel  des 
Löwen  unterscheidet  sich  von  dem  de«  Tigers  dadurch, 
dass  die  Nasalia  kürzer  und  breiter  sind,  die  Frontalfort- 
Mätze  der  Oberkiefer  bi*  zum  Hinterrande  der  Nasalia 
reichen , die  Falatinforamina  grösser  sind  und  weiter 
zurückliegen  und  das  Gaumenkeilbeinloch  ebenfalls  grösser 
ist.  Die  allermeisten  fossilen  als  Felis  »pelaea  be- 
stimmten Schädel  aus  deutschen  Diluvialablagerungen 
dürfen  auch  mit  Bestimmtheit  auf  den  Löwen  und  nicht 
auf  den  Tiger  bezogen  werden.  Siehe  auch  Hagmann 
in  diesem  Bericht. 

Nehring,  Alfred.  Ehemaliges  Vorkommen  derSaiga- 
Antilope  in  Westpreussen.  Das  Waidwerk  1899, 
p.  257  — 258.  2 Fig. 

Bei  Kulm  fand  sich  in  einer  Ziegelei  eiu  männlicher 
Schädel  der  Saiga-A  nt  Hope,  von  der  bisher  aus  Deutsch- 
land nur  ein  sicherer  Ueberrest  aus  Uraudenz  vorlag,  wäh- 
rend sie  im  Diluvium  von  Frankreich  nicht  allzu  selten  ist. 

Nehring,  Alfred.  Eine  Biesenhirsch- Schaufel  ans 
dem  russischen  Gouvernement  Gmdno.  Deutsche 
Jägerzeitung  1899,  XXXII.  Bd.,  p.  681—683.  2 Fig. 

Wie  die  Schaufel  aus  Robekow  hat  auch  diese  Kiesen- 
hirsch- Schaufel  einen  Augenspross,  eine  Andeutung  eines 
Eissprosses,  einen  Mittelsprou  und  drei  starke  Schaufel- 
sprosse.  Während  an  dem  ersteren  Geweih  der  Augen- 
spross Gabelung  und  Abplattung  aufweist , ist  die«  hier 
Uri  dem  Mittrbpross  der  Fall,  ln  jüngster  Zeit  hat  sich 
auch  ein  Geweih  vom  Kiese nhirsch  in  der  Kahnüken- 
stepp«  gefunden.  Alle  Ueberrest*  des  Riesen  Hirsches 
stammen  aus  der  Dilurialzeit. 

Nehring,  Alfred.  Gab  es  einst  Wälder  in  der  Kir- 
gisensteppe  1 Globus  1899,  LXXV.  Bd.,  p.  130 — 131. 

Die  Steppeu  Südrusslands  czistJren  schon  lange  Zeit, 
jedoch  scheint  der  Wald,  drr  jetzt  dort  nur  durch  einzelne 
Inseln  vertreten  wird , früher  grössere  Bestände  gebildet 
zu  haben,  denn  hierfür  sprechen  die  Funde  von  Edel- 
und  Riesen hirsch Überresten , sowie  eines  Bison-  und 
M am muth scbädels  bei  LuUchka  an  der  Wolga,  Sarepta. 
Es  haften  ihnen  noch  Lü»spartikelchen  an.  Der  Bison 
gleicht  mehr  dem  kaukasischen  als  dem  europäischen 
priscus,  das  Hirschgeweih  erinnert  an  Maral  und 
Wapiti. 

Nehring,  Alfred.  Ueber  neue  Funde  diluvialer 
Thierreste  von  Fössneck  in  Thüringen.  Sitzungs- 
berichte der  Gesellschaft  naturforsebender  Freunde 
zu  Berlin  1899,  p.  99—101. 

Aus  dem  Uypsbruclie  bei  Oepltz  erhielt  Verf.  Reste  von 
Hyaena  »pelaea,  Rhinoceros  tichorhinus,  Bison 
europarus,  Cervu*  tarandua,  Cervus  maral  fass., 
Sua  scrofa  ferus,  Spcrmophilu*  rufescens,  Alse- 
taga  saliens  foss.,  drei  sp.  Arvicoln,  Mus  sp.,  Elio- 
mys,  Sorez,  Crocidura,  von  Vögeln,  von  einer  Schlange 
und  von  Kröten. 

Nehring,  Alfred.  Ueber  einen  Ovibot-  und  einen 
8a iga  schädel  aus  Westpreusaen.  Ibidem  p.  101. 

Der  Ovibos schädel  stammt  aus  einer  Kiesablagerung, 
der  Saigaschädel  aus  einer  Ziegelei. 

Nehring,  Alfred.  Ueber  Lemmingsreste  aua  einer 
portugiesischen  Höhle.  Sitzungsbericht«  der  Gesell- 
schaft naturforschender  Freunde  zu  Berlin  1899,  p.  55 
— 57  und: 

Nehring,  Alfred.  Ueber  M jodet  lemmua  var. 
crassiden*  aus  Portugal.  Archiv  f.  Naturgeschichte 
1899,  p.  175  — 182.  3 Fig. 

Die  von  Gadow  in  einer  Höhle  bei  Santarem  in  der 
Provinz  Katrrmadurn  gefundenen  Lern  tu  i ng schädel  sehen 
ganz  frisch  aus,  so  dass  man  glauben  konnte,  dass  sie  von 
einer  lebenden,  aber  bisher  noch  nicht  beobachteten  Art 


Digitized  by  Google 


179 


Zoologie. 


stammen.  Sie  schliessen  »ich  auf»  Endete  an  jene  den 
norwegischen  Lemming  — M.  letnmui  — an,  viel 
weniger  an  obenait  und  schlsticolar.  Vom  typischen 
Letnmu»  unterscheiden  »ie  «ich  nur  durch  die  breitereu 
Zähne  and  den  breiteren  Prwe**u*  coronoidous.  I>rr 
Schädel  diene«  r« eifellos  plristocänen  Myodes  lern  man 
var.  crassiden»  ton«,  ist  breit  und  flach.  Die  Trocken- 
heit des  Höhlenlehm»  ist  jedenfalls  die  Ursache  dieses 
merkwürdig  frischen  Erhaltungszustandes.  Iin  Höhlenlehm 
fand  sich  auch  ein  Bärenkiefer,  höher  oben,  im  Staub, 
lagen  einige  Feuersteinsplitter. 

No w ton,  fe.  P.  Additional  Note«  o«  tbe  Vertebrato 
Fauna  of  tbe  Bock  flstur«  at  Iglitbam  (Kcat). 
Quarterly  Journal  of  the  Goological  Society  of  Lon- 
don 1899,  p.  419  — 429.  1 pl. 

l'eber  Thierreste  aus  dieser  Spalte  wurde  schon  früher 
— siche  Bericht  für  1894  — referirt.  Neuere  Aufsamm- 
lungen  ergaben  Reste  von  folgenden  Arten:  Vögel:  Anser, 
Spatula  elypeata,  Kairo  peregrinus,  llirundo 
russica,  Lanius  collaris,  Kringilla  caeleba,  Ac- 
rentor  moduliris,  Tnrdus  merula.  — Säugelhiere: 
Vespertilio  Bcchsteinif,  DaubeotoniY,  Lepus 
variabilis,  cuniculus,  Sperrnopbilus  erythro* 
genoides,  Mus  Lewisü  (==  alias  A bbot ti  Newt.),  Mi- 
c rot  us  arvalistoiralis,Mustela  vulgaris,  putorius, 
robust«,  Canit  lupu»?,  Felis  catus,  Lutra  vul- 
garis? jang,  Meie»  taius. 

Lepus  variabilis  (=tiiuldu»  Linnc)  hat  im  Gegen- 
satz xu  europacu»  eine  tiefe  Furche  auf  der  Innenseite 
der  oberen  P,  aber  nur  eine  »eichte  Rinne  auf  den  oberen 
J.  Der  Huraeruskopf  ist  mehr  oval,  die  Ulna  im  mittleren 
Theile  schmaler  und  dir  Ansatzstellen  der  Muskeln  neben 
dem  Trochanter  reichen  weiter  herab.  Fand  »ich  auch  in 
den  Höhlen  von  Somerset.  Beim  Kaninchen  ist  im 
Gegensatz  zu  den  oben  genannten  Hasenarten  die  hintere 
Gaumenspalte  enger  und  die  Innenseite  der  P mit  Falten 
versehen.  Spermophilus  ery throgenoides  — auch 
in  den  Sandrn  von  Fisherton  gefunden  — bat  wie  der 
recente  erythrogenya  weit  abstehende  Jochbogen. 
Mustela  robust«  ist  dem  Iltis  ähnlich,  aber  viel 
grösser.  H.  v.  Mever’s  M.  antiqua  dürfte  wohl  iden- 
tisch sein.  Auch  Hensel  und  Wold  rieh  haben  wohl 
diese  grosse  Form  beobachtet. 

Boule  und  Cbauvet  — siehe  diesen  Bericht  — haben 
bei  Chnmp»  Gaillards  (Chnteauneuf  sur  Charente)  eine  sehr 
ähnliche  Fauna  gefunden.  Die  Zusammensetzung  dieser 
Thierge*ellschaft  bedingt,  wie  Newton  meint,  ein  sehr 
kaltes  Klima.  Ref.  glaubt  jedoch , dass  wir  es  mit  der 
Steppenfauna  zu  thun  haben,  die  sicher  auf  kein  besonders 
kaltes  Klima  «chlic»*cn  lässt. 

Newton,  Edwin  T.  Exhibition  of  and  reruarka 
upon , sonte  fossil  remain«  of  a Mouie  (Mus  Ab- 
bott!, now  to  be  named  Mus  Lewiai)  froro 
Ightbam  Kc-nt.  Pmcaeding«  of  the  Zoological  Society 
of  London  189V,  p,  381. 

Der  Kam«  Mn»  Abbott!  Ist  bereits  für  eine  lebende 
Art  angegeben,  daher  die  Namenänderung  für  diese  syl- 
vaticos  ähnliche  Mau»,  deren  vorderster!)!  jedoch  keinen 
un paaren  Vorderhöcker  besitzt. 

Osborn,  H.  F.  Habit«  of  Thylacoleo.  The  Arncri- 
can  Naturalist  1899,  p.  174  — 175. 

Owen  hielt  Tbylacoleo  filr  einen  Fleischfresser  wegen 
der  schneideartigen  Entwickelung  der  P,  Flow  er  hingegen 
fljr  einen  Pflanzenfresser  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  den 
herbivoren  Maraupialiern.  Broom  hat  jetzt  die  näm- 
liche Ansicht  wie  Owen,  denn  mit  Fleischfressern  hat 
Tbylacoleo  die  Stärke  der  Schlifenrouskeln  gemein. 
Autor  hingegen  kann  dies  nicht  als  Beweis  anerkennen, 
denn  die  Stärke  der  Jochbogen  und  der  Besitz  eines 
Scheitel  kämme«  kommen  auch  bei  deu  geologisch  alteren 
Hufthieren  vor.  Ebenso  wie  diese  hat  auch  Thylacoleo 
diese  Organisation  von  cnrnlvoren  Ahueu  ererbt. 


Reidj  Clement.  Further  t Kontribution»  to  the  Geolo- 
gical  History  of  tbe  British  Flora.  Annales  of 
Botany,  vol.  XII,  1898.  Ref.  von  M.  Boule  in 
L’Antbropologie  1899,  p.  203. 

Autor  unterscheidet  folgende  Perioden  in  der  Entwicke- 
lung der  britischen  Flora : 

Keolithlach  — postglaciul.  Versunkene  Wälder,  See- 
bildungen oder  All  uv  innen  mit  Flora  eines  gemässigten 
Klimas,  Auftreten  der  ersten  Culturpflanzen. 

Jüngere  Eiszeit.  — Seebildungen  mit  Kesten  ark- 
tischer Pflanzen  auf  den  jüngsten  Schottern  und  Moränen. 

Interglaeial.  — Ablagerungen  mit  Pflanzen  eines  ge- 
mässigten Klimas , eingeschaltet  zwischen  die  älteren  und 
jüngeren  Glacialbildungen. 

Aeltere  Eiszeit.  — Mergel  mit  arktischen  Pflanzeu 
au  der  Basis  der  Moräne  von  Norfolk. 

Präg  lac iah — Jüngste»  Plioein  vouCroiner  (Forest bed). 

Sativage,  H.  E.  Le  Hammouth  dan*  la  partie  aud 
de  la  mer  du  Nord.  Boulogne  1899.  8®,  10  p.  Kef. 
von  M.  Boule  in  L'Anthropologie  1899,  p.  321. 

Reste  v<m  Mammuth  werden  in  der  Nordsee  bei  Dün- 
kirchen »ehr  häufig  Wim  Fischen  heraufgeiudt.  An  dieser 
Stelle  floss  vermuthlich  der  Rhein  in  der  Richtung  gegen 
Walton  zu  der  Zeit,  als  England  mit  dem  Ccmtinent  ver- 
bunden war. 

Wood  ward , Smith.  On  a Portion  of  Mamiualian 
Ski»,  named  Neomylodon  Listai,  from  a Caveru 
near  Consuelo  Cove,  La»t  Hope  Intet,  Patagonla  by 
Dr.  F.  P.  Moreno  vrith  a Deacription  of  the  Speci- 
men  by  A.  Smith  'Wood ward.  Proceeding»  of  the 
Zoological  Society  of  London  1899,-  p.  144 — 158.  2 pl. 

Morrno  berichtet  über  die  Ausgrabung,  welche  Nor- 
denskjöld  begannen  und  Hauthal  fortgesetzt  hat.  Er 
selbst  fand  zuerst  ein  Stückchen  Fell,  das  an  einem  Baume 
hing;  da«  Vorhandensein  kleiner  Knöchelchen  in  diesem 
HauUtiick  drängte  ihm  die  Yermuthung  auf,  dass  es  zu 
Mylodon  Beziehungen  haben  könnte.  Wegen  Mangel  an 
Zeit  musste  er  sich  mit  einer  flüchtigen  Untersuchung  der 
Höhle  begnügen.  Auch  spätere  Forschungen  ergaben  In 
den  obersten  Hohlenschichten  nur  Knochen  von  lebenden 
Nagern  sowie  einige  dürftige  UeberTesle  des  Menschen. 
Ein  zweites  Haut*tück  hatte  Norden»kjö!d  bekommen. 
Auf  diesem  Funde  basirt  die  Mittheilung  Ameghino’s 
über  deu  angeblich  noch  lebenden  Neomylodon  List  ui. 
Wahrscheinlich  erhielt  er  auch  von  «lern  erwähnten  Haut- 
stück einige  Knöchelchen.  Nach  Ansicht  Moreno'*  ge- 
hören sie  jedoch  der  Gattung  Mylodon  selbst  an. 
Mylodon  ist  wie  die  übrigen  Pampasthierr  wohl  erst  in 
historischer  Zeit  ausgestorben.  Hierfür  spricht  nämlich 
der  frische  Erhaltungszustand  der  Mylodon-  und  Pa- 
nochthusreste  au»  dem  Humus  in  der  Provinz  Buenos 
Aires , mit  welchem  auch  neolithische  Steingerät  he  ver- 
gesellschaftet sind  und  nicht  minder  auch  die  Entdeckung 
einer  Röthelzcichnung , welche  ein  Qlyptodou  darstellt, 
in  einer  Höhle  an»  Rio  de  Uw  Pato*  in  der  Cordlllere. 
Endlich  erzählen  auch  die  Indianer  noch  von  diesen  Thleren, 
die  früher  jedenfalls  auch  in  Patagonien  ezistirt  haben. 
Du  FelDtück  ist  ebenso  frisch  erhalten  wie  die  mensch- 
lichen Mumien  aus  Patagonien,  von  denen  c*  sicher  Dt, 
das»  sie  einer  ausge-storbenm  Rasse  angehören. 

Da»  Fell *lück  ist  etwa  */t  m breit  und  ebenso  lang.  Die 
Ausscnseitc  ist  mit  Haaren  bedeckt,  die  Innenseite  hin- 
gegen stark  abgerieben , so  dass  die  Hautknochen  zuui 
Vorschein  kamen.  Die  Dicke  beträgt  1 bi«  1,5  rm.  Die 
Haare  sind  gelblich  braun  und  5 bi«  6 cm  lang.  Das  Fell 
besitzt  sogar  noch  Serumpartikel  und  scheint  au*  der  Hais- 
und Schultergegend  za  stammen.  Die  Knöchelchen  sind 
um  die  Hälfte  kleiner  als  die  von  Mylodon  und  überdies 
fast  glatt,  während  «ie  bei  Mylodon  Grübchen  aufwrfsen. 
Nach  Ljönberg  »ollen  sie  keinen  Havers’ochen  Canal  ent- 
halten, was  nber  bei  der  von  Moreno  geschickten  Haut 
sicher  der  Fall  ist. 

23* 


Digitized  by  Google 


180 


Verzeichnis«  <lcr  anthropologischen  Literatur. 


C.  Sftugothicro  aus  dam  Tertiär  und  dem  Meaosoicum. 


Ameghino,  Florentino.  Los  Arhinolemuroidea, 
un  nuevo  orden  de  mamiferoa  extinguidos.“  Comu* 
nieac.  HllMO  NftdoMl,  Bueno*  Aires.  Tom.  I,  1899, 
p.  146  • — 151.  2 flg. 

Ueber  die  vorläufige  Mittheilung  wurde  schon  beim  vori- 
gen Bericht  referirt. 

Andrews,  Chaa.  W.  Fossil  Mammalia  froni  Egypt. 
The  Geological  Magazine.  London  1899,  p.  481  — 
4H4.  1 pl. 

Die  ilt«*«ten  foMilen  La  nd  säuget  hi  erc  finden  sich  im 
Mmcän  von  Moghara  westlich  von  Cairo.  Kin  Unterkiefer 
gehört  zur  Gattung  Brachyodus,  einem  Anthracothe- 
rüden,  unterscheidet  sich  aber  von  Brachyodus  onoi- 
Ueus  aus  Eggenburg  durch  die  relative  Kleinheit  und  die 
iiu  Verhältnis»  etwas  längeren  M,  daher  Brachyodus 
nfricanu»  n.  sp.  Hyopotamus  giganteus  und  An- 
thracotherium  hyopotamoides  nus  den  Siwalik  sind 
vermnthlich  ebenfalls  Angehörige  der  Gattung  Brachyodus. 

Bo*eo,  C.  Hytrix  etruaca  n.  »p.  Fnlneontographi» 
Italic».  Pisa  1899,  vol.  IV,  p.  141  — 143. 

llystrix  etrusca  au*  den  Mergeln  desVald’Arno  und 
den  Ligiiiteu  von  Ghiolzzano  ist  grösser  als  die  recrute 
crlstata,  aber  sehr  ähnlich.  Von  Terrmnuovu  Braccio 
stammen  zwei  Schädel  dieser  neuen  Art. 

Boaco,  C.  I Koditori  pliocenici  del  Val  d'Arno 
»npieriore.  Nota  präliminär«.  Rendiconti  dell»  B. 
▲ocadamia  dei  Lincei.  Borna  1899,  aer.  V,  vol.  VIII, 
p.  2«1  — 2ß5. 

Man  kennt  von  Val  d’Arno  Castor  plicidens  Maj., 
Trogontberium  Cuvieri  Fisch.,  Arlcola  pllocae- 
nica  Maj.,  Hystrix  etrusca  Bosco,  Lepus  valdarnen« 
sis  Weilh.,  Lepus  etruscus  n.  sp.,  I.agomys  sp.  Viel- 
leicht existirt  noch  eine  dritte  Art  von  Lepus. 

Depdret,  Charles.  Apercu  gdndrml  zur  la  bordura 
miiiitnnlitiijue  du  massiv  ancien  de  Barcelone  et 
«Hude  du  1»  faune  oligocenc  de  Calaf.  Bulletin  de  la 
MMIM  gdol.  de  France  1898,  p.  713 — 724. 

Aus  dem  Oligccän  - Lignlten  von  Calaf  in  der  Provinz 
Barcelona , 30  km  nordöstlich  von  Montserrat , stammt  rin 
Unterkieferfragment  des  Ancodu»  Aymardi  Pom.  und 
ein  Schädel  von  Dip  lohn  ne  minor.  Letzterer  ist  dem 
Schädel  von  A noplotherium  ähnlich,  hat  aber  keinen 
Knorpel  zwischen  den  Nasenbeinen  und  den  Zwischenkiefern; 
der  Unterkiefer  verjüngt  sich  nach  vorn  zu  viel  weniger 
als  bei  A noplotherium.  Die  Schnauze  muss  daher  viel 
schärfer  abgestutzt  gewesen  sein.  Von  Mollusken  kommeu 
vor  Melanoides  albigensis  Nonl.  var.  Dumas!  FonL, 
occitanius  Font.,  Stri&tella  Nysti  Duch.,  Vivipara 
fisorieluensia  Noul..  Planorbis  Helix  sp.  Ancodus 
ist  charakteristisch  für  den  Horizont  von  Ilonzon  — Infra 
Tongrien.  Diplobunc  kannte  man  bisher  nur  aus  den 
Phosphoriten  und  Bohnerzen. 

Di«  Schicbtenfolge  ist  hier  die  nämliche  wie  im  Becken 
von  Alais. 

Dubois  , Eugen.  Remark«  upon  de  Brain  - cast  of 
Pithecaothropiia  erectUH.  Proceediug*  of  the 
IV.  International  Oongrew  of  Zoologiata.  Cambridge 
1899,  p.  78 — 95  und 

Dubois,  Eugen.  Abotract  of  Remark*  on  the  Brain  - 
a*t  of  Pithecanthropu«  erectus.  Journal  nf 
cAnatomy  and  Physiology.  Vol.  33,  Part  II,  1899, 
p.  273—27«. 

Liegt  nicht  vor. 

Qaillard , Claude.  M ammifurea  mioeüues  nou- 
veaux  ou  peu  eonnus  de  la  Grive  8t.  Alban -I«»*re. 
Archive*  du  Museum  d'Histoire  naturelle  de  Lyon. 
Tome  VII,  1899.  8*.  80  p.,  3 pl. 


Die  zahlreichen  Säugethirrreste  au»  La  Grive  St.  Alban 
finden  sich  in  S|*alten  des  Doggerkalkes  in  einem  rothen 
Lehm.  Das  geologische  Alter  Ist  ein  etwa*  höhere»  als 
das  der  Fauna  von  San »an  und  drr  Säblet  de  fOrltanai* 
und  etwa  das  nämliche  wie  jene*  der  Fauna  von  Stein- 
heim , Gcorgensgcmünd  und  GÖriach.  Durch  fortgesetzt# 
Aufsammlungen  kann  man  jetzt  folgende  Arten  nach* 
weisen: 

Pliopithecus  antiquus,  Cynonyeteris,  Vespertili© 
grivensU,  antiquus,  Rhinolophus  delphlnensis , Krina  - 
ceuf  sansaniensis,  Palacoerinacen*  intertnedius,  Galeri  x 
exilis,  Sorex  pusillus,  Proacapanus  sansaniensi*,  Talpa 
uinuta,  Scaphonyx  Edward»!,  dolichochir,  Plesiodi- 
mylu*  Chantrei,  Machairodu«  Jourdani,  Feti«  Zilteli, 
Aelurogale  intermedia  (?  Ref.),  Pseudael uru«  quadri- 
dentatu»,  transitorius,  Lorteti,  Urans  primaevus,  Dino- 
cyon  Thenardi , Göriarhensis  , Amphicyon?  sp. , Cepha- 
logateVsp. , Lutra  Lorteti,  dubia  — iat  identisch  mit 
„Ursus“  Ref., — Muatela  Filholi,  delphinensis,  transitoria, 
Trochicti*  hydroeyon  , Plesictia  mutatns  — Viverra 
leptorhyncha , modic*  . »ff.  steinheimensis , Herpest** 
cvaasoa,  Filholi,  Prog«netta  iueerta,  Sciurus  »perme- 
philiau«,  Xeru*  grivensia,  Sciuropterus  albanensl», 
Gaudry i, Jourdani , M y o x u s tnnsaniensis, Cricetodon  rboda - 
niutn.  medium,  minus.  Prolagu«  Meyeri,  I.agomys  verus, 
Macrotherium  grande,  Dinotherium  giganteum  (Rasse 
levius),  Mastodon  angustidens,  Anchitheriam  aorrlia- 
nrnse,  Rhinorrro*  sansaniensi* , bracbvpu»,  Listriodon 
splcnden«,  Sus  grivensi* , Choeromorus  pyginaeus, 
Protragocerua  Chantrei,  Hyaemoschu*  Jourdani,  Pa- 
laeomeryx  magnus  (recte  eminens  Ref.),  Mlcromeryi 
flourensianus,  Dicrocerus  elegans. 

Chiroptera:  Cynonycteri«?  Ein  Humerus,  mit 
hoher  Deltoiderisla,  dem  der  recenten  aegyptiaca  ähn- 
lich. Die  Bezahnung  war  wohl  noch  etwas  mehr  inaec- 
tivor  als  bei  den  recenten  Phyllostomatiden. 

V es  per  t i I io(?)  grivensis.  Ein  Unterkiefer  , der 
vielleicht  auch  xu  Plecotus  gehören  könnte,  da  «ich  beide 
Gattungen  nur  durcli  die  Zahl  der  oberen  P unterscheiden. 

Vesperitilio  antiquus  n.  sp.  Ebenso  gross  wie  V. 
murinui.  Der  vorletzte  P — Pa  — iat  hier  eben«» 
gross  wie  Pft  bei  den  recenten  Arten  ist  er  kleim-r.  Die 
obeim  M haben  etwas  Ähnlichkeit  mit  Rhinolophus 
in  Folge  der  starken  Einbuchtung  de*  Hinterrandc».  Von 
«len  fossilen  Vesperitilio  sind  nur  wirkliche  Veape rilio 
V.  insignls  und  praecox  von  Weisenau,  murinoidea 
von  Sansan  und  antiquus.  ln  Folge  der  geringen  Re- 
duction  der  P bildet  diese  Art  den  Uebcrgnng  xu  P a « 
laeony  cter  i*. 

Rhinolophus  delphinensis  n.  sp.,  fast  ebenso  gross 
wie  Rh.  ferrum  eq  u i n u m , 4 hat  aber  längere  1*.  Bei 
Pseudorbinolophus  sind  di*  P nicht  so  stark  reducirt 
und  der  C hat  runden  Querschnitt.  Zwischen  Rh.  col- 
longensis  und  lugdunensis  von  Montceindre  steht  die 
neue  Art  hinsichtlich  ihrer  Dimensionen  in  der  Mitte,  sie 
besitzt  auch  im  Gegensatx«  zu  diesen  noch  einen  P# 
stimmt  aber  mit  ihnen  darin  überein,  das#  der  kleine 
hinter  dem  oberen  C befindliche  P noch  innerhalb  der 
Zahnreihe  steht. 

Insecti vora:  Erinaceus  sansanienaia  Lart.  hat 
die  nämliche  Zuhuzahl  und  Zahoform  wie  der  etwas 
grössere  E.  europaeu*.  Der  so  wichtige  obere  P4  ist 
leider  nicht  bekannt. 

Palaeoerlnaceua  intermedius  n.sp.  unterscheidet 
•ich  von  Erinaceus  nur  durch  die  geringere  Reduktion 
der  P,  die  Zwciwurzeligkeil  des  oberen  l’t,  und  die  Klein- 
helt  de»  Innen zacken  am  unteren  P4,  sowie  durch  die 
Breite  des  aalst  cigendrn  Unterkieferastea.  Di«  oberen 
Pt  »mH  C sind  zweiwurzelig.  Der  obere  Theil  de«  Humerus 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  181 


Ist  verdickt  wie  Lei  Ccntetrs,  der  untere  Lut  im  Gegen- 
sätze su  Erlnaceus  ein  Entrpicandylartbrnmen.  i'slaeo* 
erlnacen»  ist  di«  grösste  Art  dieses  Genu«;  Edward»!, 
Caylnzi  und  priseus  sind  kleiner. 

Gnlerix  exilis  Blain  v.  Diese  weit  verbreitete  Art  tat 
hinsichtlich  ihrer  Dimensionen  »ehr  variabel. 

4 1 2 3 

Sorex  puslllus  mit  - J - C - P M.  An  Croci- 

dura  «ranea  erinnert  der  Bau  der  oberen  >1  und  die 
Genial t de»  Humerus.  In  der  Anordnung  und  Zahl  der 
OherkirtVrzähno  und  der  unteren  J stimmt  diese  fossile 
Art  jedoch  mehr  mit  Sorex  vulgaris  überein,  nur  der 
letzte  obere  I’  ist  in  Folge  seiner  Kürze  dem  von  Crossopu* 
Ibnticher. 

Talpldae.  Fossile  Humerus  von  Talpiden  sind  nicht 
allzu  setten.  Dieselben  gehören  jedoch  nur  zum  Theil 
der  Gattung  Talpa  an;  die  von  La  Grive  vertheilen  sich 
auf  Scnptonyx,  Talpa  (Urotrichus),  Proseapanu» 
und  Plesiodlmylu». 

Proacapanus  sansanlentls  Larl.  »p.  gen.  nov. 

3 14  3 

mH  «H#  in  geschlossener  Reihe  und  mit 

Ausnahme  von  P4  und  den  M sehr  einfach  gebaut.  Im 
Gegensätze  xaScapanus  nndCondylura  find  die  oberen 
M hier  dreieckig.  Der  obere  Jj  hat  dreieckigen  Quer- 
schnitt, der  obere  C sowie  Pt  ist  ein-,  Pt  und  P,  sind  je 
zweiwurzelig,  und  P4  und  die  M je  dreiwurzelig.  M„  ist 
stark  verkürzt.  Alle  unteren  Antemolareu  mit  Ausnahme 
des  P(  sind  ein  wurzelige,  einfache  Kegel.  Ms  < Mf.  Unter- 
kiefer, sowie  Radius.  Ulna  und  Femur  sind  denen  von 
Talpa  sehr  ähnlich,  dagegen  ist  der  Humerus  breiter. 
Hyporyssua  (Talpa)  telluris  unterscheidet  »ich  von 
»ansanleusis  durch  die  Stärke  de«  unteren  Js, 

Talpa?  ralnuta  Blainv.  Der  Humerus  ist  in  seiner 
oberen  Hälfte  breiter  als  bei  Proseapanu«  und  Talpa. 
Dies«  relativ  häutige  Art  ist  um  ein  Drittel  kleiner  als 
T.  europaea. 

Scaptonyx  Edwardai  n.  sp.  Die  unteren  Pa  und  P4 
haben  je  eine  rückwärts  gekrümmte  Spitze  und  zwei  Wur- 
zeln, P4  noch  dazu  einrn  Talon.  Der  oben  und  unten 
gleich  breite  Humerus  i»t  viel  weniger  gedrungen  als  bei 
Talpa.  Er  erinnert  an  den  von  Scaptouyx  fuscoeuu- 
datus  aus  Tibet,  sowie  an  den  von  „Talpa*  brachychir 
aus  dem  UntermiodLn. 

Scaptouyx  dolichochlr  n.  sp.,  kleiner  als  die 
übrigen  Talpiden  von  La  Grlre.  Der  anfTallend  gestreckte 
Humerus  erinnert  mehr  an  den  von  Sorex  als  an  den 
von  Talpa,  jedoch  ist  die  Clsviculargelenkiläche  grösser 
als  bei  Sorex.  Urotrichus  und  Uropsilu»  haben  einen 
sehr  ähnlichen  Humerus. 

Diroylidae.  Unterfamilie  der  Talpidae.  Plesio- 
3 14  2 

dimylus  mit  - JyC-P-M.  lu»  Gegensätze  zu  Di- 

mylus  sind  die  unteren  M hier  gleich  lang  und  ziem- 
lich gestreckt.  Der  obere  Mt  bat  dreieckigen  an- 

statt viereckigen  Umriss;  auch  bat  er  nur  mehr  zwei 
Höcker.  Dafür  besitzt  der  bei  Dimylus  einfache  kegel- 
förmige obere  P4  hier  einen  zweiten  Höcker  und  dreieckigen 
Querschnitt  und  ist  dadurch  dem  P(  von  Eriuaceu» 
etwas  ähnlicher  geworden.  Die  M sind  denen  von  Eri- 
naceus  nicht  unähnlich.  Bezüglich  der  Reduction  des 
oberen  M.  und  des  Fehlen»  de»  Mä  einerseits  und  der 
Complication  des  M,  andererseits  erweist  »ich  Plesio  - 
dimylu»  apeclaiisirter  als  alle  übrigen  Insectivoren. 
Die  unteren  J4  und  C haben  fa»t  die  nämlichen  Dimen- 
sionen. Dagegen  sind  P,  und  P,  sehr  klein.  Alle  Zähne 
sind  mit  Basalband  versehen.  Drr  Humerus  erinnert  an 
den  Ton  Talpa;  »eine  überdies  »ehr  kleine  Dorsalisapophyse 
•teht  aber  viel  höher,  auch  ist  seine  Clavicularfncette  nicht 
so  groas. 

Carnivora:  Felidne:  Felis  Zitteil  n.  »p.  bedeutend 


kleiner  als  die  Hauskatze , aber  sehr  ähnlich , jedoch  ist 
der  untere  Jt  etwa»  aus  der  Reibe  gerückt.  FelisZittcli 
Ut  grosser  als  pygmaeu  von  Sansnn,  aber  viel  kleiner 
als  Felis  media,  die  ebenfHlU  aus  Sansan  stammt, 
aber  wie  pvgiuaen  wohl  keine  echte  Felis  ist. 

Pseudaelurus  quadrideu  tatus  schließt  sich  im 
Zahubau  und  seinen  Dimensionen  sehr  eng  an  den  Panther 
an,  hat  aber  noch  drei  P und  einen  viel  kräftigeren 
oberen  und  einen  wohl  entwickelten  Talon  am  unteren 
M,.  Der  obere  C ist  ausserdem  viel  flacher  und  steht 
weiter  ab  vom  vordersten  P. 

Pseudaelurus  transitorius  Dep.  hat  die  Grösse  vuq 
Serval.  Der  Humerus  sieht  dem  vom  Luch«  ähnlich, 
ist  aber  breiter. 

Pseudaelurus  l.orteti  n.  sp.  hat  die  Grösse  von 
Caracal.  Das  Skelet  ist  fast  vollständig  bekannt,  aber 
stark  verdrückt.  Pseudaelurus  Edwardsi  aus  den 
Phosphoriten  hat  ähnliche  Dimensionen,  gehört  aber  wohl 
einem  anderen  Genus  an. 

Ursidae.  Diese  Familie  sollte,  wie  mau  bisher  an- 
nahm  nur  in  dns  Plitwän  zurückdatiren  , jetzt  haben  sich 
jedoch  bereit*  in  Ls  Ght«  Zähne  von  Bären  gefunden.  — 
In  Wirklichkeit  sind  solche  auch  schon  in  den  Braun- 
kohlen von  Steiermark  und  in  Schlesien  zum  Vorschein 
gekommen,  aber  al»  Hyaenarctos  hrevirhinus  be- 
schrieben worden , welche  Verf.  übrigen»  vollständig  iguo- 
rirt.  Auch  scheint  c*  ihm  entgangen  zu  «ein.  dass  anrh 
bereits  von  Ln  Grive  ein  Ursidrnzahn  abgebildet,  aber 
freilich  als  I.utra  dubia  bestimmt  worden  war.  lief. 

Ursus  primae? ni  n.  sp.  unterscheidet  sich  nicht 
bloss  durch  seine  Kleinheit,  sondern  auch  durch  die  Kürze 
de»  Talons  am  unteren  M,  und  atn  oherrd  Mt  von  allen 
späteren  Bären;  überdies  ist  der  untere  M,  und  der 
obero  P4  relativ  grösser.  Es  erscheint  höchst  eigentüm- 
lich, dass  Gaillard  diese  Merkmale  nicht  für  hinreichend 
hält,  um  für  diese  Form  eine  besondere  Gattung  auf- 
zustellen, wie  dies  von  Seiten  de*  Ref.  geschehen  ist,  der 
hirrfür  da»  Genus  Ursavas  errichtet  hat.  Dieser  Con- 
senratismus  man  als  überaus  inconsequent  bezeichnet 
werden,  da  ja  Verf.  für  die  fowsilen  Talpiden  mit  Recht 
besondere  Gattungen  aufstellt.  Dagegen  giebl  er  eine  höchst 
überflüssige  Tabelle  mit  den  Dimensionen  des  oberen 
P4  und  der  M von  Canis,  Amphicyon,  Hemlcyon, 
Hyaenarctos  und  ITrsusarten,  um  zu  zeigen,  dass  der 
V ergTÖsserung  der  M eine  Verkleinerung  der  P entspricht. 
Da  aber  diese  Formen  keineswegs  mit  einander  im  geneti- 
schen Zusammenhänge  stehen,  so  hat  diese  Zusammenstellung 
nicht  den  geringsten  Werth.  Nach  Gaudry  wäre  auch 
jetzt  noch  nach  der  Ermittelung  eines  mioeänen  Ursus, 
Hyaenarctos  der  Stammvater  von  Urans,  was  natür- 
lich nicht  ernst  zu  nehmen  ist , denn  einerseits  ist 
Hyaenarctos  viel  specialisirter  und  andererseits  giebt 
es  auch  schon  im  älteren  Tertiär  Formen , von  welchen 
sich  Ursus  viel  leichter  ableiten  lasst. 

Canidae:  Amphicyon  sp.  Der  obere  Jfl,  hat  nur 
einen  InnenhÖcker  und  ist  auch  kleiner  als  der  von 
major  und  steinheimensia  — gehört  wohl  doch  xu 
letzterer  Art. 

Cephslogale.  Zwei  Oberkieferfraginente  mit  Meinem 
PBi  dickem , mit  starkem  Inuenhikker  versehenen  P4  und 
dreihöckerigem  M„  dessen  llasalband  sehr  kräftig  ist.  M* 
war  noch  ziemlich  gross.  Wenn  nicht  am  >1,  ein  Zwi- 
schcnhüekcr  vorhanden  wäre , könnten  diese  Reste  sehr 
wohl  zu  Pseudarctos  bnvaricu»  gehören.  Ref.  Siehe 
diesen  Bericht  C.  Schlosser. 

Mustelidae:  ZuPlesictis  mutnta  Filh.  wird  eit»  Unter- 
kiefer gestellt,  dessen  M,  einen  kräftigen  Innenxacken  be- 
sitzt, während  der  Talon  ziemlich  kur*  ist  und  der  relativ 
schwache  Mf  nur  mit  einer  Wurzel  versehen  Dt.  Da 
aber  für  Plesictis  gerade  die  Gros*«  und  Zweiwurzcligkeit 
des  unteren  M,  charakteristisch  ist,  so  kann  dieser  Kiefer 
nicht  zu  Plesictis  gehören,  welche  Gattung  übrigens 


Digitized  by  Google 


182 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


wirklich  noch  io  da»  Miocän  hinaufgeht  — PI.  leobeusi* 
Redlich  — was  aber  Gaillard  nicht  ru  wissen  scheint. 
E»  handelt  »ich  hier  aber  doch  um  die  Gattung  Haplogale, 
charnkterirtrt  durch  die  Schlankheit  der  P,  den  kleinen 
Innen  zacken  Je»  unteren  M,  und  den  etnwunudigeii , aber 
einhöckerigen  kleinen  Mf.  Die  r«m  Filhol  und  Dcp^rel 
abgebildeten  Unterkiefer  gehören  zweifellos  zu  Haplogale, 
wenn  die*  auch  von  Gaillard  bestritten  wird;  sein  Ori- 
ginal nimmt  allerding»  eine  unsichere  Stellung  ein.  Da- 
gegen gehurt  der  Unterkiefer,  welchen  Gaillard  und 
I>cp£ret  abbilden,  wohl  in  der  That  zu  Plesictis,  denn 
mit  diesem  «tim int  die  Beschaffenheit  der  P ziemlich  gut 
uberein,  und  der  M,  hat  ebenfalls  dreiseitigen  Umriss,  drei 
Hocker  und  drei  Wurzeln,  Auch  Redlich  bezieht  da* 
Original  Deperet-S  auf  Plesictis.  Für  Haplogale 
mntata  bleibt  dann  nur  der  Oberkiefer,  welchen  Filhol 
abbildet  und  Gaillard  auf  Pseudaeluru»  trunsito- 
riu»  bezieht.  In  dieser  Weise  wären  die  Angaben 
Gaillard1«  zu  berichtigen . Plesictis  i*t  jedenfalls  der 
Vorfahre  tod  Marte*.  Der  al*  Plesicti*  bestimmte 
Schädel  au»  La  Grire  hat  einen  kräftigen  Scheltelk  «mm, 
während  bei  dem  der  echten  Pleaictia  statt  desselben  zwei 
Schläfenklmme  vorhanden  sind. 

Mustela  Filhol i Dep.  ist  grösser  al*  die  nahe  rer* 
waudten  Marte*,  jedoch  stehen  die  vorderen  P iaollrt. 

Muatcla  Dclphinrnsis  D6p.  hat  die  Grö*ae  de* 
Furet  — und  Foina  ähnliche  Zähne.  Mt  ist  dreihöckerig. 

lluatela  tranaitoria  n.  *p.  viel  grösser  al»  Marte*, 
hat  ein  lange*  Cranlum  mit  zwei  Schläfeukammcn , lang 
gestreckten  oberen  P4  und  einen  muttelaartigen  oberen 
M,  und  unterscheidet  »ich  hierdurch  von  Troebicti*  — , 
der  M,  ist  complicirier  al*  bei  Martea.  Kef. 

Viverridae.  Viverra  leptorbvncha  Filh.  Unter- 
kiefer ? 

Viverra  mndica  n.  sp.  Der  Kiefer  ist  fast  so  schlank 
wie  hei  Eupleres.  Die  unteren  M sind  wie  bei  deu 
älteren  fossilen  Virerren  noch  »ehr  einfach,  jedoch  sind 
die  Zacken  des  Talon  von  M,  sehr  hoch  geworden,  in  Folge 
der  Anpassung  an  insectlvore  Lebensweise.  Vjv. 
minima  ist  kleiner,  Herpest  es  cra**us  Filh.  grösser 
als  der  sonst  sehr  ähnliche  untermioeäne  »ntiquus.  Die 
P »ind  länger  und  ihr«  Vorderpartie  ebenso  gross  wie  die 
Hinterpartie.  P4  hat  im  Gegensätze  zu  dem  der  lebenden 
Herpestes  einen  sehr  kräftigen  Aossenhöcker , während 
der  innenböcker  relativ  schwach  ist. 

Herpeste*  Filhol!  u.  sp.  ist  der  kleinste  aller 
Viverridei»,  ausser  Viverra  minimn-  Beide  fossilen 
Arten  haben  jedoch  verschiedenartigen  Zahnbau.  Bei  den 
ebenfall*  sehr  kleinen  reccnten  Galidla  elegans  und 
Herpestes  grlseus  sind  die  P niedriger  und  der  Kiefer 
kurzer.  Au  die  recenten  Mangusta  erinnert  dir  Form 
der  unteren  M. 

Nager.  Sriuridae;  Sciuropterus  albanensi* 
F.  May.  >•  Sciurus  vutgari*.  Die  Zähne  haben  gröbere 
Falten  als  die  de*  lebenden  Pteromys.  Die  oberen  M 
besitzen  einen  Innen-  und  drei  AussmhÖdcer. 

Sciuropterus  Gaudryi  n.  sp.  Die  unteren  M haben 
je  drei  Anaseo-  und  drei  Innenhöcker  und  glrich  dem 
P4  viereckigen  Umrl»« , nur  M,  i*t  etwas  gertreckt.  !u 
der  Grö**e  steht  der  lebende  Sc.  ss'gitta  aus  Java  nahe; 
Sciuropterus  sansaniensis  ist  etwas  grösser. 

Sciuropterus  Jourdani  n.  sp.  Die  drei  Aussen- 
höcker  sind  den  drei  Innenhöckern  direct  gegenuberge*tellt. 
Ma  ist  beträchtlich  verlängert,  der  Kiefer  sehr  massiv. 
Die  Höcker  sind  hier  viel  hoher  und  M#  viel  länger  al* 
bei  den  übrigen  Sciuropterus,  Jourdani  > alba- 
nensia. 

Artiodaetyla:  Sus  grivensis  n.  sp.  = Sua.  aff. 
uteinheimensis,  Hyotberiuio  Rasse  grivensis  Dep. 
Dieser  in  La  Grive  ziemlich  häufige  Suide  hat  einen 
langen  mit  ansehnlichem  Talon  versehenen  oberen  M,. 
Die  P und  M bieten  nichts  beendete*,  jedoch  treten  zwi- 


schen den  P bereit*  Lücken  auf,  auch  nehmen  wie  bei 
den  echten  Sus  die  M einen  grösseren  Raum  ein  al*  die 
P,  wenn  die*  auch  hier  noch  nicht  in  dem  Maa*»c  der 
Fall  ist,  wie  bei  erytnanthius.  Die  Kronen  der  M sind 
allerdings  noch  einfacher  als  bei  den  typischen  Arten  von 
Su»  und  »chliesat  sich  diese  vorliegende  Art  hier  noch 
mehr  an  Hyotherium  an.  Der  obere  C ist  schon  «ehr 
gross  geworden.  Er  hat  ovalen  Querschnitt , auf  der 
Rückseite  eine  Furche,  und  auf  der  Vorderseite  einen  Kiel. 
Der  C ist  im  Querschnitt  dreieckig,  die  J sind  noch  nicht 
so  lang  wie  bei  d«u  rechten  Sus. 

In  der  Fauna  von  La  Grive  kommen  bereits  lebende 
Genera  vor,  allein  e*  sind  die»  meist  kleine  Formen,  welche 
in  Folge  ihrer  grossen  Individumzahl  sich  viel  leichter 
erhalten , al»  grosse  Thicre , deren  Spccies  und  Genera 
immer  auch  eine  viel  kürzere  Lebensdauer  besitzen.  Der 
Charakter  der  Thierwelt  spricht  für  ein  tropisches  Klima. 
Die  Hoheu  waren  mit  Wald  bedeckt , die  Niederungen 
füllte  ein  Süsawsaoertee  au«. 

Günther,  Hob.  J.  The  Piloten«  Mammalia  of  tbe 
Bone  Beda  of  Maragha.  Journal  of  tbe  Linncan 
Society  of  London.  Zoologie.  VoL  27, 1899,  p.  376—378. 

Autor  sammelte  bei  Maragha:  Hjaena  eiimia,  Icti- 
therlum  hipparlouuiu , Meie*  maraghanu»,  Gaaell  a 
desperdita,  brevicornis,  Prostrepaiceroa,  Tragoceros 
ainaltheus,  Palaeorcas  I.indsnnuyeri , Antilope  *p- 
Palaeoryx  Pallasii,  Protory*  longiteps,  Gaudryi,  Heli- 
cophora  rotundicornis , Criotberium  argalioidcs  — bat 
nichts  mit  den  Schafen  zu  thun,  lief.  — Samotherium 
Boissieri  — recte  Urmiatherium,  Ref.  — , Sus  ery- 
manthius,  Hippari on  uiediterTaneum , Rhinoceros  cfr. 
Blanfordi,  M astodon  Pentelici,  sp.  Orycteropus  Gaudryi. 

Harld,  Edouard.  Nouvehea  Pi£ces  de  Dryopitheque 
et  quelques  coquillea  de  St.  Gaudens  (Haute  Garoune)- 
Bulletin  de  1&  aoeidtd  gdologique  de  Preuce  1899, 
p.  304-  310,  1 pl. 

Innerhalb  eines  Jahres  ist  es  Harle  gelungen,  zwei 
Unterkiefer  von  Dryopithecu*  zu  finden;  der  zuletzt  ge- 
fundene hat  nur  mehr  Mf  und  M,;  der  Mf  trägt  einen 
BaaalhÖckcr , aber  nicht  auch  der  Ma.  Am  letzteren  ver- 
schmelzen die  Wurzeln  oben  mit  einander.  Der  besser 
erhaltene  Kiefer  zeigt , das«  das  Kinn  uuten  scharf  abge- 
stutzt war,  auch  war  er  doch  nicht  so  schief,  und  der 
Rauin  für  die  Zuug«  weiter  als  Gau  dry  glaubt.  Die 
Symphyse nregion  hat  bei  dem  G audry’schen  Exemplare 
mehr  Aehnlichkeit  mit  dem  von  Gorilla,  an  dem  neuen 
Kiefer  aber  mit  Drang  und  Schimpanse.  Der  ausser- 
dem in  letzter  Zeit  hier  gefundene  Hi  rach  zahn  erinnert 
an  Dauia  von  Montrejeau.  Auch  Dinotherium  findet 
sich.  Die  Ablagerung  von  St.  Gnudens  ist  jünger  als  die 
von  Sansan , und  etwa  gleichaltrig  mit  der  von  Simorrr 
und  dem  bayerischen  Hinz  sowie  mit  Oeningen.  — Der  in 
St.  Gaudens  vorkommende  Unlo  ist  flabellatus. 

Harmer,  Sidney  P.  On  a apecimen  ofCervus  Bel- 
grandi  Lart.  (C.  verticornia  Dawk.)  frora  the  Forest 
bed  of  Kaat  Anglia.  Traniaction*  of  the  Zoological 
Society  of  London.  Vol.  15,  1899,  p,  97 — 108. 

Harmer,  8.  F.  Notice  of  a memoir  on  the  remaina 
of  a Decr  from  the  Foreat  Bed  aeriea  of  Pakefleld 
near  Lowestoft.  Proceedings  of  the  Zoological  Society 
of  London  1899,  p.  715—716. 

Bespricht  ein  Schädelstück  des  fossilen  Cervus  verti- 
cornis,  dessen  Geweihspitzen  6 Fass  weit  von  einander 
nbstehen.  Da*  Geweih  ist  viel  länger  al»  man  bisher  ge- 
glaubt hatte  und  dem  de*  irischen  Riesenhirsch  ähnlich, 
der  auch  wohl  der  Nachkomme  dieser  Art  war.  Cervua 
Beigrand i ist  mit  verticornis  identisch,  nicht  aber 
Cervus  carnutorum. 

Hay,  O.  P.  On  the  na  me»  of  Certain  North  American 
Fossil  Vertebrale».  Science,  Vol. 9, 1899,  p.593  u.  594. 

Liegt  nicht  vor. 


Digitized  by  Google 


183 


Zoologie. 


H&y,  O.  P.  Not«  on  the  Nomenclature  of  «ome  North 
American  Koutil  Yertebrnta.  Science,  Vol.  9,  1899, 
p.  253  n.  254. 

Liegt  nicht  vor. 

Kla&taoh,  H.  Der  gegenwärtige  Stand  der  P i t h e - 
c&ntbropuafrage.  Zuaammenfassende  IJeberaicht. 
Zoologisch*«  Centralblatt,  6.  Jahrgang,  1899,  p.  217 
— 235. 

Es  ist  nicht  zu  bezweifeln , da»»  «La*  Schädeldach , der 
Zahn  and  das  Kemur  wirklich  xu  einem  Th  irre  gehören, 
und  ebenso  wenig  daran,  das«  Pithecanthropu»  mit 
dem  Menschen  nabe  verwandt  ist,  wenn  er  auch  viel* 
leicht  nicht  dessen  Stammvater  ist. 

Kornhubor,  A-  Ueber  das  Geweih  eines  fossilen 
Hirsche*  aus  einem  Leithakalkquader  dee  Domes 
zu  Pretburg.  Verhandlungen  des  Vereins  für  Natur- 
und  Heilkunde  zu  Pretburg.  Jahrg.  1897 — 1898, 
1899,  p.  1—9,  1 Taf. 

Diese«  Geweih  gehört  jedenfalls  xu  Dicrorerus,  unter- 
scheidet sich  aber  von  dem  des  aurelianensis  durch  die 
stärkere  Divergent  der  hehlen  Spros»en , sowie  durch  das 
Kehlen  von  Längsfarcheu , weshulb  hierfür  eine  neue  Art 
posoniensi»  aufgestcllt  wird  — die  natürlich  nicht  di« 
mindeste  Berechtigung  hat,  denn  da«  Geweih  von  Diero- 
cerus  ist  an  und  für  »ich  «ehr  variabel  und  dieses  über- 
dies zweifellos  stark  abgerieben.  Es  wird  daher  wohl  auf 
aurelianensis  bezogen  werden  dürfen.  Ref. 

Laloy,  L.  Der  Tertiftrmcnach  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  neueren  Funde  in  Australien. 
Centralblatt  für  Anthropologie.  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte. Jena,  4.  Jahrg.  1899,  p.  65 — 07. 

ln  Europa  giebt  es  zwar  in  verschiedenen  Tertiär- 
nblagerungen  — Thenay  - Üligocän , TajoÜial  in  Spanien, 
Otta  in  Portugal , Puy  Corvey  in  Frankreich , Cromer 
ForestWd  in  England  — Feuersteine,  die  mit  künstlich 
bearbeiteten  Aehulichkeit  haben,  aber  doch  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  pur  durch  unorgauisebe  Kräfte  ihr« 
jetzig«  Form  erhalten  haben.  Da*  Nämliche  gilt  auch 
vennutblich  von  den  Peucrsteingeräthrn , welche  Kötling 
im  Pliocän  von  Burma  gefunden  bat.  Der  Fund  von 
Pithecanthropu«  erectun  in  Java  scheint  dafür  zu 
sprechen , dass  im  Tertiär  von  Asien  der  Mensch  über- 
haupt noch  nicht  ezistirt  hat , sondern  erst  dessen  Vor- 
läufer. Auch  die  angeblichen  Funde  aus  dem  Tertiär  von 
Nordamerika  — Calavcrasscbkdel , sowie  die  Streifen  und 
Bohrungen  an  Knochen  von  Proboacidier n und  Eden- 
taten,  welche  ausser  in  Nordamerika  auch  in  Südamerika 
gefunden  worden  sind , können  nicht  als  Beweise  für 
die  Existenz  de«  Tertiärmenachen  ungesprochen  werden. 
Jetzt  hat  nun  Arcbibald  in  Australien,  Warnumhool 
Victoria  in  einem  Sandsteine , dessen  Alter  freilich  nach 
manchen  Autoren  nicht  tertiär,  sondern  quartär  sein  soll, 
menschliche  Kussspuren  xusammen  mit  solchen  von 
K m u aufgefunden. 

Lankaster,  E.  Ray.  Not«  on  the  Molar  of  Trilopho- 
dont  Mastodon  (anguntidena)  from  the  Base  of 
the  Saffolk  Ong.  Geologien!  Magazine  1899,  p.  289 
—292,  1 pl, 

Einen  Mastodon  zahn  aus  dem  Crag  von  Suflolk  be- 
stimmt Verf.  als  den  von  Mastodon  angustldens  var. 
latidens,  da  er  anscheinend  aus  dem  Miocan-Crag  von 
Antwerpen  stammt.  Lydekker  hielt  ihn  fiir  einen  Zahn 
von  M.  longirostris. 

Laube,  Gustav  C.  Bängethierzähne  au*  dem  Basalt- 
tu ff  von  Waltach.  Sitzungaberichte  de«  deutlichen 
naturwiMennchaftlich-mediciniichen  Verein*  für  Böh- 
men „Lotos“  1899,  6 p.,  B Fig. 

Aus  deu  Biisalttuflen  von  Waltsch  beschreibt  Verf.  zwei 
Zahne.  Den  einen  deutet  er  als  Acer atherium  ininu- 
tum,  den  anderen  als  Uyotheriuui  Sümmeringl,  diese 


Tülle  sind  daher  nicht  so  alt,  wie  jene  des  böhmischen 
Mittelgebirges.  — Unter  Aceratherium  rainutum  wird 
alles  Möglich«  zusammengeworfen , der  Name  muss  daher 
auf  das  Cur ier’sche  Original  beschränkt  werden.  Im  vor- 
liegenden Falle  wird  wohl  die  Bestimmung  als  Rbino- 
ceros  sansaniensis  oder  als  steinheimensls  die  rich- 
tige sein.  Ref. 

Longhi , Paolo.  Sopra  i re. -ui  di  un  cranio  di 
Campiodelpbi»  fossile.  Atli  della  Societa 
Yeneta  — Trentin.  de  Scienze  Naturale.  Vol.  III,  1899, 
p.  323—381. 

Campsodcl phi s Ombonii  n.  sp. 

Lydekker,  Richard.  Ou  the  Skull  of  a Sharktoothed 
Delphin  from  Patagonia.  Proceedings  of  the  Zoolo- 
gical 8ociety  of  London  1899,  p.  919—922,  2 flg. 

Im  Tertiär  von  Chubut,  Patagonien,  kommt  ein  Delphin 
vor  mit  squalodon ähnlichen  Zähnen  — Prosqualodon 
australis,  dessen  Zahnznhl  geringer  (10 — ll)  und  dessen 
Unterkiefer  kürzer  ist  als  bei  Squalodon.  Ein  neu  gefun- 
dener Schädel  sieht  dem  von  Phocaena  Gramput  u.  s.  w. 
ähnlich.  Er  hui  die  gleiche  Grösse  wie  der  Schädel  von 
Cogia  brevicept.  Die  beiden  Zahn  wurzeln  sind  bereits  - 
verwachsen  und  die  Zahl  der  Spitzen  der  einzelnen  Molaren 
ist  kleiner  als  bei  Squalodon.  Der  Schädel  selbst  hat  den 
nämlichen  Bau  wie  beiden  Delphinen.  Die  Bartenwale 
stammen  zweifellos  von  Zahnwalen  ab  — z.  B.  A rgy ro- 
delphis. 

Major  Forayth,  C.  J.  Note  ou  a Table  of  Contem- 
porary Geologicnl  Deposit*  arranged  Stratigraphi- 
cally  with  their  characteristic  Genera  of  Mammalia. 
The  Geological  Magazine.  London  1899,  p.  60 — 69. 

Diese  Tabelle  kann  hier  nur  soweit  sie  die  verschiedenen 
Säugcthiere  führenden  Ablagerungen  betrifft  berücksich- 
tigt werden , dagegen  muss  wegen  Raummangel  von  der 
Aufzählung  der  darin  vorkommenden  Gattungen  abgesehen 
werden.  Verf.  unterscheidet: 

Plelatocän,  Torf,  Alluvium,  Löss,  Thalschotter,  Zkgel- 
lehin  , Höhleulehm , HühlenaMagcruiigen  und  Seebildungen 
in  Madagaskar. 

Unterpleistocän.  Korcstbed,  St.  Prent,  Durfort, 
Arezzo,  Leffe,  Equus-  und  Megalonyxbed,  Pampasformation. 
Centralaustralien, 

Oherpliocän.  Siwalik  (partim),  Trinil  (Java),  Borneo, 
Kos,  Red  Crag  (partim),  Moutpellkr,  Perrier,  Arde,  Coupet, 
Astigiano,  Val  d’Aroo,  Olivola,  lilancobed. 

Unterpliocin.  Siwalik  (partim) , Eppelsheim, 
Baröth  (Siebenbürgen),  Casino,  Montpellier,  Roussillon, 
Alcoy,  Red  Crag  (partim).  Antwerpeuer  Crag,  Blancolieil?, 
Araucanische  Formation,  Monte  Hermoso. 

ObermiocSn.  Siwalik  partim,  Maragha,  Samos, 
Pikermi,  Haltavar,  Belvedere,  Sulmendingen*,  Eppelsheim*, 
Monte  Bamboli,  Mont  Leberon,  Croix  Rousse,  Concud,  Loup 
Kork,  Pntagonische  Formation. 

Mittel  m io  cäri.  Georgensgmünd  , Steinbeim  , Ries, 
Günzbtirg,  Möaakirch*,  Güriaeh*,  Kränzen» bnd  *,  San San, 
St.  Gaudens,  Grive  St.  Alban,  San  Isidro,  Santa  Cruzeno. 

Untermiocin.  Weisenau,  Ulm,  St.  Gerznd  le  Puy, 
Calcairc  de  Beauce , Schio , Belluno , John  Daybed , l'yro- 
theri  umschichten. 

Oligocin.  Hempstend,  Phosphorite  partim,  Lukawitz*, 
Ulm*,  Pappeuhcim , Calaf , Rouzon  , Roehette  , Cadihona, 
White  River bed. 

Obereocän.  Bembridgr , Hordwell , Montmartre, 
Beauchamp  , Phoaphorile  (partim),  Debruge,  Bohnerze  — 
Egerkingcn,  Mauremont,  Delsberg,  Fwhnstetten,  Ulm, 
Heideubeim,  Pappenheim  — Monte  Zuella,  Uintabed» 

Mitteleocän.  Brackkahaui  , Egerkiugen  , Maurement, 
Argonton,  Issel,  Buchsweiler,  Andräshaz»  (Siebenbürgen), 
Bridgerhed,  Jamaica. 

Untereocän.  I-ondon  Clay,  Pariser  Becken,  Egerkiugen 
partlui,  Waaatchbed. 


» 


Digitized  by  Google 


184 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Unterstes  Kocin.  Cernay,  La  Fire,  Torrejon,  Puna 

Obere  Kreide.  Ceratopsbed,  Laramie. 

Jura.  Purbeck,  Stoucsfield,  Atlantosaurusbed. 

Triai.  Kromc  (Somersetebire),  Echterdingen,  Connecticut 
ttmbti 

Zwilchen  Ober  ■ und  Miltelmiocän  ist  die  marine  Stufe 
des  Orkanais  und  Helvetica^  einimu  halten , die  eint  be- 
sondere Fauna  enthält.  Hierher  Tuchorschitz. 

Die  mit  * versehenen  Loyalitäten  hat  Autor  gar  nicht 
gekannt  «-der  Uli« neben , die  gesperrt  gedruckten  Namen 
an  unrichtiger  Stelle  eingesetzt. 

Die  fossile  chinesische  Säugethierfauna  hat^Verf.  wohl 
vergessen.  Sie  hat  das  Alter  der  Siwalikfauna. 

Major , For»yth  C.  J.  On  Fossil  Dorm  io  fl.  The 
Geological  Magazine.  London  18Ö9,  p.  482 — 501. 

Bereits  im  Miucän  sind  zwei  verschieden*  Typen  von 
Myoxus  vorhanden,  ein  musrardinus-  und  eliomys- 
ähnlicher.  Die  vermeintlich  einzige  Species  Myoxus 
sanianiensis  muss  in  zwei  Arten  zerlegt  werden:  Mus* 
cardinus  san  saniens  is  (hiermit  idetitisch  Myoxus 
niteloldrs  D*p.  und  M.  Zitteli  Hofm.)  und  Eliomys 
hamadryas  n.  sp.  Muscardinus  zeichnet  sich  durch 
den  reducirteu  o Iw  reu  Främotaren  aus,  der  aber  bei  der 
fossilen  Art  noch  vier  Leisten  und  drei  Wurzeln  hat,  wäh- 
rend beim  lebenden  avellanarius  nur  zwei  Leisten  und 
eine  Wurzel  evisUren  ; die  M haben  Hache  Kronen,  deren 
Leisten  niemals  in  Hockern  endigen.  Der  obere  M,  hat 
sieben,  Mt  sechs  ganze  und  zwei  halbe- (Querleisten,  Ma  12. 
Bei  avellanarius  bat  M,  fünf,  M,  sieben,  M.  sechs.  Di« 
unteren  M,  und  M,  haben  je  sechs  Leisten  und  zwei  Wur- 
zeln, bei  avcllnnarins  hat  M,  und  Ma  je  drei,  vier 
und  Pl  eine  Wurzel. 

Eliomys  hamadryas  n.  sp.  alias  Myoxus  sansa- 
niensis  Schlosser  ln  Sansan , Steinheim.  Kies  und  Ls 
Grive  Ist  grösser  als  s an s an  i e n si s.  Die  unteren  M 
haben  vorn  zwei  und  hinten  je  ein« , F aber  bloss  eine 
Wurzel.  Die  Zahl  der  Querkämau-  ist  die  gleiche  wie 
bei  Ulis  und  Eliomys  nitedula.  Di«  Kronen  sind  am 
Rande  hoher  als  in  der  Mitte , die  des  Pt  Ut  schmäler 
als  lang.  M,  hat  sechs  Leisten , die  zweite  und  fünfte 
kürzer  als  die  übrigen,  Mj  hat  zwischen  den  beiden  ersten 
Leisten  eine  Nebenleiste , die  dritte  Leiste  hat  einen  Aus- 
läufer gegen  die  zweite.  Der  Unterkieferfortsatx  ist 
durchlocht.  Bei  „Myoxus  murinua"  jetzt  Eliomys 
P<>  tu  t*  1 i Trouess  Aus  dem  l’r.tcrmiocin  sind  die  M denen 
von  Eliomys  ähnlich.  Die  M halten  hier  nur  zwei  Wur- 
zeln. Pa  ist  «iowurzelig.  Zwischen  den  vier  vollständigen 
stehen  noch  drei  halbe  Querleisten.  Diese  Art  ißt  nicht 
ganz  so  gross  wie  die  vorige.  Der  grosse  Siebenschläfer 
■ — Leithia  gigantea  aus  dem  Pleistocän  von  Malta  soll 
nach  Ly  de  kk  er  nicht  mit  Myoxus  verwandt  sein,  son- 
dern eine  besondere  Familie  — Leitbilds«  — bilden,  im 
Zahnbau  mehr  an  Xerus  und  Pteromys  erinnern  und 
ein  kleines  InfraorbitaJforamen  besitzen.  Diese  Gründe 
sind  jedoch  nicht  zutreffend.  Das  erwähnte  Koratnen  ist 
vielmehr  in  Wirklichkeit  gross.  ImZahnbau  besteht  auch 
zwischen  Sciurus  und  Eliomys  eine  gewiss«  Aebnlkh- 
keit.  An  manch«  Anoroalurus  erinnert  der  molarartige 
Pa  und  die  Form  des  Innenweite»  der  oberen  M.  Uebrigens 
ist  auch  die  Gattung  A nomal urus  mit  Myoxus  verwandt. 
Die  Myoxinae  gehören  in  die  Familie  der  Anoma- 
luridae,  zu  welcher  auch  di«  Protrognmorpha  v. 
Zittels  — dl«  Trechorovini,  Th *r idomyi nae  und 
Fedetini  zu  zählen  wären.  Hingegen  ist  die  Kintheilung 
in  Myomomorpha,  Sciuromorph*  und  Hystrico- 
Murphs  nicht  in  der  Natur  begründet.  — Es  braucht 
wohl  kaum  bemerkt  zu  werden  , wie  verfehlt  es  ist , eine 
erotische  Gattung  einer  grösseren  Grupp«  als  Typus  zu 
Grunde  zu  legeu , welche  zumeist  aui  einheimischen  Gat- 
tungen besteht.  Ref.  hält  übrigens  noch  immer  an  der 
bewährten  Eintheilung  in  Sciuroumrplia  u.  s.  w.  fest. 


Major  Foreyth,  O.  J.  Pliohyrax  graecas  froui 
Samo*.  The  Geological  Magazine.  London  189®. 
p.  547—553,  1 pl. 

Ein  bisher  zu  RMaoeeros  pachygnathus  gestellter 
Schädel  gehört  in  Wirklichkeit  zu  „Lcptodon  graecus“, 
welche  Art  bisher  lediglich  aflf  einen  Unterkiefer  aus 
Fikcrmi  basirte,  jetzt  aber  auch  in  Samos  durch  Kef.  nach- 
gewiesen  worden  ist.  Unterkiefer  iu  der  Münchener  und 
Schädel  in  der  Stuttgarter  Sammlung.  Der  Londoner 
Schädel  trägt  noch  dos  Hinterhaupt,  dessen  Sch  laten  leisten 
sich  erst  oberhalb  des  Kiefergelenkes  zu  einem  Scheitel- 
karnmc  vereinigen.  Di«  kleine,  hinten  geschlossene  Augen- 
höhle liegt  oberhalb  des  Ma , das  Infraorbitailoch  oberhalb 
des  Mt.  Die  Nasenlöcher  enden  erst  hinter  dem  Mr  Bei 
Hyraz  ist  die  Augenhöhle  viel  grösser.  Auch  steht  sie 
ebenso  wie  das  Iufraorbitalforamen  viel  weiter  vorn,  auch 
enden  die  Gaumenbeine  viel  weiter  vorn.  Auch  im  Ge* 
bi*s  ist  die  Aehnlichkeit  mit  Hy  rav  recht  gering,  denn  die 
M sind  hier  viel  weniger  lophodotit , dagegen  Ut  der 
Vorder-  und  der  Mittelpfeiler  viel  kräftiger.  Endlich 
siud  hier  auch  alle  normal  zwischen  J,  und  M,  stehenden 
Zähne  Jt,  Jt,  C,  F,  vorhanden  und  dicht  an  einander  ge- 
rückt, während  Hyraz  Ja  und  Cif  sowie  P,  verloren  hat. 
Der  Name  Leptodon  soll  bereits  für  ein  anderes  Thier 
vergelten  sein  und  wäre  daher  durch  Pliohyrax  zu  er- 
setzen. Siehe  auch  Schlosser  unter  C.  in  diesem  Be- 
richte. 

Major  Forsyth , C.  J.  Some  Rode  nts  from  tbe 
Middle  Miocene  Incuatrine  Deposit*  of  Oeningen. 
Southern  Gennaoy.  The  Geologlcal  Magazin«  1899, 
p.  362—872. 

Mit  der  Breda’ sehen  Collection  erwarb  das  britische 
Museum  eine  Anzahl  ürninger  Platten  mit  Nagethierrestan. 
Auf  einem  dieser  Skelett«  beruht  der  Name  Sciurni 
Br« dai  H.  v.  M«y.  Das  Thier  hatte  di*  Dimensionen 
des  Sciurus  spermophilinus  von  La  Grive.  Seine 
lncisiven  sind  ebenfalls  mit  einer  Langsrinne  versehen. 
Eine  zweite  Platte  enthielt  das  Skelet  eines  Lsgoroyiden. 

■ — Den  ersten  Vertreter  dieser  Familie  aus  Oeningen  hat 
König  als  Anocmi  oeningmsis  beschrieben.  Es  ist 
dies  die  kleinere  der  beiden  in  Oeningen  verkommenden 
Lagomydenarten.  11.  v.  Meyer  benannt*  den  ersten 
von  ihm  untersuchten  Lagomyden  Lagomys  oenin* 
gensis.  Für  die  König'sthe  Art  muss  die  Bestimmung 
lauten  Prolag us  (Lagomys).  Lagopsis  verus  hat  sicher 
fünf  Backenzahn«,  wi«  die  gut  erhaltenen  Kiefer  aus 
La  Griv*  zeigen,  jedoch  besteht  der  fünft*  nur  aus  einem 
(Teiler.  Hensel  hat  diesen  Lagomyden,  von  dem 
meistens  dieser  fünfte  Molar  nicht  erhalten  oder  nicht 
sichtbar  Ist,  irriger  Weise  suTitanomys  gestellt,  der  aller- 
dings wirklich  nur  vier  Backenzähne  besitzt,  von  denen 
aber  aoeh  der  letzt*  aus  zwri  Cy lindern  besteht.  Lagopsis 
verus  wurde  von  Hensel  zuerst  aus  der  M<d««se  von 
Alfhausen  beschrieben , H.  v.  Meyer  bildet  in  winem 
Manuscript  Kiefer  desselben  auch  von  Schweizer  Loeali- 
täten  ab.  In  La  GriTe  kommt  ausser  verus  noch  eine 
weitere  Art  vor  — Titanomys  Fontannesi  Dep.,  der 
vielleicht  auch  in  Oeningen  gelebt  hat.  In  La  Grive  ist 
diese  Art  häufiger  als  verus.  Si«  hat  einen  längeren 
Unterkiefer  und  eine  weitere  Zahnlücke,  auch  ist  der 
Unterm ud  des  Kiefers  weniger  gut  ausgebuchtet.  Die 
oberen  P erinnern  an  die  von  Lagomys;  der  vorletzte 
hat  fast  dreieckigen  Querschnitt  und  eiue  von  oben  ge- 
sehen halbmondförmige  Aussen  falte.  Bei  Titanotnys 

Fontannesi  Ist  dieser  Zahn  noch  mit  Wurzeln  versehen. 

Ein©  Oeninger  Platte  zeigt  ein  Nugerskekt  mit  einem 
Cricetodon zahn  von  der  Grösse  und  Zasammen»«tzan( 
wie  hei  C.  minus. 

Marsh,  O.  C.  Note  on  a Bridger  Eocene  Car  di  vor«. 
American  Journal  of  Science  and  Arta,  Vol.  7,  1899, 
p.  397. 

Teluratocy  on  n.  g.  *UU  Lrmnocyon  nparius  Mar»h. 


Digitized  by  Google 


185 


Zoologie. 


Matthew,  W.  D.  A Provisional  Classification  of  the 
Fresh  Waler  Tertiary  of  the  West.  Bulletin  of  the 
American  Museum  of  Natural  Science.  New  York 
1899,  Vol.  XII,  Art,  III,  p.  19—75. 


Verf.  gieht  eine  «ehr  daukenswerthe  Ueberdcht  der 
Säugethier«  enthaltenden  Ablagerungen  Nordamerika«  mit, 
Anführung  der  charakteristischen  Gattungen. 


P I © i * t o ci  n. 
P 1 i o c £ n. 

Obermiocän. 

M Ittel  tniocin. 
Untermiocän. 
O 1 i g o r ä n. 
Oberen  <■  U n. 
Mittel  eorin. 

rntermioein. 

Hasaleocän. 


Shrridanbed  100'  mächtig,  mit  Equua  in  Oregon,  Nebraska  u.  •.  w. 

Blancobed  150'  n oben  mit  Pliauchrnia,  unten  mit  Hippidiura,  Niobrara. 

f Loop  Forkbed  40ö'  „ mit  Procaroelu»,  Niobrara. 

[ Deep  Kiverbed  150'  w mit  Cjrclopidiu»,  Montana. 

Fehlt,  nur  in  Oregon  gehen  John  Day  Genera  in  das  Deep  Rirerbed  hinauf. 

John  Daybed  1000*  mächtig,  mit  Diceratherium,  Oreg»»n. 

White  Rirerbed  800*  „ mit  a)  Protoceras,  b)  Oreodon,  c)  Titanotherinm,  Sioux  Lake  Bn»in. 

Uintabcd  800'  „ mit  a)  Diplacodon,  b)  Telmatotherlum,  lltab. 

Uridgerbed  2000'  „ mit  Uintatherium  (Green  Rirer),  Wyoming  und  Colorado. 

I Wind  Rirerbed  800'  „ mit  Bathyopsi»,  Wyoming, 

i Watatchbed  2000'  „ mit  Coryphodon,  Wyoming. 

Torrejonbed  300'  „ mit  Paatolambda,  Neumexico. 


Das  Puercobed  zwischen  Rio  Grande  und  Sau  Juan 
Dt  durch  folgende  Gattungen  charakterDirt : 

Polymastodon  , Neoplagiaulax  , Pmtocbriacus , Triiaodon, 
Oxyacodon,  Periptrchus , Kcloconus,  Hemithlaeus,  Coua* 
c.idou,  AnijMinchu«,  Protogonodon,  llemiganu«,  Onychodecte«. 

Da*  Torrejon,  cbendaaclbst  durch:  Ptilodus  , Chirox, 
Indrodon,  Mixodectes,  Chriacus,  Goniaeodon,  Sarcothraustca, 
DDmcu»,  Virerrarus,  Claenodon,  Periptychus,  AnDonchus, 
liaplocouu»,  Euprutogonia,  Miorlaenu«,  Protoselene,  Panto* 
lambda,  Fsittacutheriuin,  Cottoryctea. 

Dax  Wasatch  im  Big  Horn  und  Buffalo  Basin,  Neu* 
Mexico  durch:  Hyopsodu«,  Pelyeodus,  Paramys,  Viverravns, 
I lintacyon  , PaDeosinopn  , Sinopa , Oxyaena  , Palaeonietla, 
Parhyaena  , Esthonyx  , Calamodon  , Phenacodus,  Menisco- 
therium,  Coryphodon,  HvTacolheriura,  Systemodon,  Trigo- 
nolestea. 

Da«  Wind  Rirerbed  im  Wyoming-  und  im  Huerfnno* 
becksn  in  Colorado  durch : Hyopsodu« , Pelycodus, 

Microayopa,  Paramys,  Yirerravu»,  Ulntacyon , cinopa, 
Esthonyx  , Phenacodus , Coryphodon  , Bathvopaia , Hyraco- 
theriura,  Protorohippus,  Lambdotherium,  Hrptodon,  Trlmato* 
theriutu. 

Da*  Bridgrrbed  ausser  im  Bridgerbecken  auch  im 
Huerfano-  und  Washakie  enthält:  Hyopsodua,  Mlcroayopt, 
Notharrt  us,  Omomvs,  Anaptomorphu«,  Paramys,  Viverrarua, 
Sinopa.  Patriofelia,  Tillotherium,  Stylinodon,  Uintatherium, 
Orohippua,  Helalete»  , Hyrachyus , Palacoayops  , Telmato- 
tlierium,  Homarodon,  Achnmodon,  Pantoleates. 

Da*  Uintabcd  enthält  folgende  Genera:  Hyopsodu», 

Paramys.  Prodaphaenus , ProcynodictD,  Oxyaenodon  , Me- 
sonyx, Epihippus,  laectolophu» , Trlplopus,  Amynodon, 
Telmatotherium , Palaeoavopa,  Diplacodon,  Bunomerys, 
Leptoreolon,  Eomeryx,  Protelotherium. 

Da«  White  Rirer  Dt  filier  den  grössten  Theil  de« 
westlichen  Nordamerikas  rerbreitet,  Colorado,  Nebra«ka, 
Süddakotn.  Montana  und  Canada.  Ea  enthält  die  Gat* 
tungen : Didelphya,  Ischyromya,  Sdurtu,  Steneofiber, 

Gymnoptychos,  Kumys,  Palneolagus,  Hyarnodon,  Dnphaenus, 
Cynodicti»,  Cynodesmu»,  Phlsoryon,  Bunaelnru«.  DinietD, 
Hoplophoueu»,  Euamilas,  Ictops,  Geolabi»,  Mcsohippus, 
Anchippu«,  Colodon.  Protapirus,  HyracoJon,  Metaroynodon, 
Leptaocntbariaa , Acemtherium . Titanotherium.  Ancodu«, 
Elotherium,  Agriochoerua,  Oreodon,  Eporeodon,  Mesoreodon, 
Leptaurbenia , Poebrotherium , Protomerr*  , Leptoraeryx, 
Hypertraguln»,  HrpDodua,  Prutoceraa. 

Das  John  Daybed  liefert  dieGenera:  Sciuru«,  Allomya, 
Steneofiber,  Entoptychus,  Paciculos,  Lepns,  Paradaphaenua, 
Kothocyon  , Trmnocyon,  Ilyptotemnodon , Oligobunis, 
Enhydrocyon,  Dinicti«,  Archaelurn».  Nlmravua,  Pogonodon, 
Hoplophoueu«,  Mcsohippus,  Diceratherium,  Boochoeru», 
Bothrolabi* , Agriochoeru« , Kjmreodun , Merycochoeru», 
Protornerv  *,  Hrpcrtragulus. 

Daa  Loup  Forkbed  in  Colorado,  Wyoming,  Montan* 
Oregon,  Nebraaka,  Neumexico,  Kan»a*t  Nebraska  und 
Texae  enthalt:  Arctvmy*.  Mylagaulu«,  Eucastor,  Geutny», 

ArcUlv  fttr  Anthropologie,  Bd.  XXVII.  (Vers.  d.  anthrop.  LiL.) 


Achenodon,  Pseudaelurus,  Mastodon,  Anchippu«,  Protohippus, 
Pliohippus,  Hipparion,  Aceratherium,  Teleocera«,  Merychyu«, 
Cyclopidiu»,  Procamelus,  Protolabia,  Miolabi«,  Blastomeryx, 
Co«oryx. 

Die  Fauna  de«  Equuabed  Dt  noch  recht  uugeniigend 
bekannt.  Im  P alo- Dur  obecken  fuhrt  ea  Aphelop», 
Protohippus,  Pliohipptu , Equu«,  im  Blancobed  kommen 
ror:  Cunimartca , Borophagn«  , Felis,  Megalonyx,  Tetra* 
belodon,  Dibetodon,  Equua,  Platygonua,  Pliauchenia.  Neue 
Gattungen  sind  Palaeictopa,  mit  Ictopa  verwandt, 
2 14  2 

Phlaocyon  mit  — J - C- P-  M.  Stammvater  ron  Pro- 

1 3 14  3 


cyon  Dt  Miolabis  = Procamelua  p.  p.  und  Proto* 
labia  pp. 

Matthew , W.  D.  la  the  White  River  an  Aeoli&n 
Formation?  The  American  Naturalist  1899,  p.  403 
—408. 


Daa  White  Rirerbed  ron  Nordamerika,  welche«  bekannt* 
lieh  durch  den  Reichthum  and  die  gute  Erhaltung  der 
Säugcthierreate  ausgezeichnet  Dt,  wurde  bisher  allgemein 
für  eine  Süsswasserbildung  gehalten.  Wäre  die«  der  Fall, 
»o  müssten  »ich  an  den  Rändern  diese»  Becken«  Strand* 
marken  oun»tatiren  lassen , ferner  müsste  die  ganxe  Ab* 
lagcruog  deutlich  geschichtet  «ein ; auch  wären  gewiss 
Deltabildungen  vorhanden.  KaunDti«che  Gründe,  welche 
gegen  die  Ablagerung  au»  Wasser  sprechen,  sind  da« 
Fehlen  von  Süsswasserconchylien , Fischen  und  Wasser* 
»childkrdten,  »owie  die  geringe  Zahl  von  wirklich  aqua- 
tilen  Säuget  hi  eren  — , nur  in  den  tlef«ten  und  höchsten 
Schichten  kommen  solche  vor,  in  den  enteren  Mctamy* 
nodon,  in  den  letzteren  Lcptauchenia  und  Steneo* 
fiber.  In  Süaswasaerbildangcn  sind  endlich  auch  die  Skelette 
nicht  mehr  im  Zusammenhänge,  wie  die«  hier  in  der 
Regel  der  Fall  int.  Sofern  hier  Skelette  nicht  vollständig 
erhalten  sind , li*«t  aich  dies  durch  die  Tliätigkcit  von 
Raubthicrvn  erklären.  Die  Zusammensetzung  der  Säuge* 
tbierfauna , die  Häufigkeit  von  fossilen  Landschildkröten 
und  die  Beschaffenheit  de»  üesteiDamateriaies  — meist 
feinkörniger  kalkiger  Sand  — - sprechen  für  eine  Eutatehung 
auf  trockenem  Lande,  ähnlich  wie  die»  für  den  Lös»  nach* 
gewiesen  werden  konnte.  Mit  dieser  Annahme  lässt  »ich 
auch  die  write  räumliche  Ausdehnung  des  White  Rirerbed 
sehr  gut  io  Einklang  bringen. 

Morgand,  E.  L’bomme tertlaire.  These  de  la  Facultl 
de  in4d£cine.  Paris  1898.  Ref.  vonLnloy  in  1/ An- 
thropologie. Paris  1899,  p.  194. 

Autor  schlägt  ror,  Pithecanthropus  ereetua  als 
den  trrliären  Menschen  xu  betrachten. 


Osborn , H.  F.  Fossil  Vertebrales  in  the  American 
Museum  of  Natural  History.  Nature.  London. 
Vol.  59,  1899,  p.  272—275,  5 Fi, g. 

Autor  giebt  verschiedene  Methoden  an , um  Skelette 
von  fossilen  SKugethieren  aufxustellen  — nls  freie  Skelette 
und  Hochrelief».  Abgebildet  Aceratherium  tridac- 


24 


Digitized  by  Google 


186 


Verzeichniss  (1er  anthropologischen  Literatur. 


tylum,  Titanothrrium  robusturo,  Phenacodu« 
primxvai,  Coryphodon  (Iltis,  Telcocera* 
fonigir. 

Oaborn , H.  P.  Frontal  Horn  in  Accra  therium 
l&lillTBIk  Bcienc«  1899,  p.  161—102.  1 pl. 

I)a  Autor  an  einem  Schädel  »ob  Aceratherium  iucl- 
ni  v uro  aus  Eppelsheim  eine  Rauhigkeit  auf  «Irin  Stirn- 
beine gefunden  hat,  die  wohl  einem  Horn  al*  Bazi*  ge- 
dient hat,  so  glaubt  er  die»e  Art  von  Aceratherium 
bereit»  zu  Rhinoceros  «teilen  zu  dürfen,  zugleich  wäre 
dies  die  Form,  au«  welcher  Elasmotherium  herror- 
gegnngen  int,  denn  auch  bei  diesem  steht  das  Horn  an 
der  nämlichen  Stelle,  auch  zeichnet  »ich  Klasroutherium 
gleichfalls  durch  die  Kleinheit  der  Nasenbeine  au*. 

Redlich,  Carl  A.  Heber  ’Wirbelthierreate  au»  dem 
Tertiär  von  Neufeld  (Ujfaln)  bei  Eberfurth  an  der 
österreichisch  - ungarischen  Grenz*.  Verhandlungen 
der  k.  k.  geologischen  Reichsnnstalt.  Wien  1899, 
p.  147—150,  3 Fif. 

Die  Lignita  enthalten  Zähne  von  Mastodon  cfr.  Ion- 
giroatrla,  Boraoni  und  Sa»  »p.  — Die  erstem 
M »ftodon zahne  sind  sehr  Weit,  die  letzteren  haben 
breite , flache  Kronen.  Der  S u i d e n sahn  ist  dem  von 
Suk  palaeochoerus  ähnlich,  aber  auch  dem  von  Hyo* 
theriuro  simorrense.  Früher  soll  hier  auch  Acea* 
therium  incisivutn  und  Machairodus  eultridens 
beobachtet  worden  sein.  Die  Lignit e liegrn  unter  Schichten 
mit  Congerien  und  sind  selbst  schon  plincin. 

Rigg*,  8.  Eimer.  The  Mylagauüdae,  an  extinct 
family  of  Sciuromorph  Roden t«.  Field  Columbian 
Museum  publication.  Ueological  Serie*.  Vol.  1,  Nr.  4. 
Chicago  1899,  p.  181—187,  5 Fig. 

Von  Mylagaulu*  unterscheidet  sich  die  neue  Gattung 
Mesoganlus  mit  der  Speeles  ballen sls  an»  dem  Deep 
Riverbed  von  Montana  durch  den  langen,  aussen  fast  flachen 
ersten  Backenzahn  und  durch  den  ItroUrundrn  Querschnitt 
de*  letzten  Backenzahnes.  Er*terer  i*t  auch  langer  als 
der  zweite.  Der  aufsteigende  Ast  des  kurzen,  aber  hohen 
Unterkiefers  ist  sehr  massiv.  Von  den  drei  Backenzähnen, 
ausser  welchen  aber  wohl  noch  ein  weiterer  eiistirt  hat, 
trägt  nur  der  erste  Schmelzinseln. 

Protogaulus  ( Men  i scotny * ) b ipp od u*  unterscheidet 
»ich  von  den»  echten  Mrniscotn  ji  durch  die  flache 
Aussen scitc  der  oberen  M , durch  die  Kürze  der  Wurzeln 
und  den  Besitz  eines  Querkarome*  auf  den  unteren  M. 
Auch  i*t  der  untere  P4  länger  und  mit  einer  Aussen- 
furche  versehen.  Der  untere  J hat  eine  Längsfurche. 

Die  Mylagaulidae  haben  mit  Hystrix  den  langen 
unteren  P4  und  mit  den  Sciuromorphen  die  Form  de* 
Eckfortsatzes  gemein,  sie  unterscheiden  sich  jedoch  durch 
da*  Fehlen  ein««*  vierten  Backenzahnes  und  den  Besitz 
wirklicher  Schmelzinseln  — , Siginogompbiu*  und 
Kucastor  haben  allerdings  auch  nur  drei  Backenzähne, 
aber  der  Unterkiefer  i*t  nicht  s«  kurz  und  die  Maaseier- 
leiste  i»t  nicht  so  weit  vorgerückt.  Der  P4  hat  hier  die 
llauptfunctlon  übernommen.  Der  Ahne  von  Mesogaul u* 
— Protogaulus — hat  noch  vier  mit  Wurzeln,  Schmelz- 
leisten  und  einer  Auß-enfurche  versehene  Backenzähne. 

Da*  jüngere  nordamerikauische  Tertiär  weist  folgende 
Sciuromorphen  auf: 

Geomyiden:  Gymnoptychu*  montan»*,  trilopliu*, 

Heliacomy*  verus,  White  Riverbed,  Pleurolicus  lopto- 
phry»,  John  Pavbed,  Entoptychus  crasslramis,  planifröns, 
Nebraskabed. 

Castoridae:  Steneofiber  nebrasrensis,  penlnsulatus, 
pansus  White  Riverbed,  SL  gradatu*  John  Ilaybed,  roon- 
tanus  Deep  Riverbed,  Kucastor  tortu»  Nebraskabed  — 
im  Pleiatocän  Castor  Aber,  plicidrns,  Rosinae. 

Sciuridae:  Sciurus  relictus  White  River,  WortmanJ, 
John  Daybed,  Aretomy»  vetu»  Nebraskabed,  Menis- 
comy*  liolophu»,  cavatus,  niten»  John  Daybed.  — Im 


PlcDtocän  Sciurus  calydnus,  panolicu»,  Tntnias  Wen- 
dens, Aretomy s monax  fossili». 

Mylagaulldae:  Protogaulus  hippodus  John  Day, 
Meaogaulus  ballen»!»  Deep  River,  Mylagaulus  roon* 
tanus,  »esquipedalis  Nebraskabed. 

Schlosser,  Max.  Neue  Funde  von  Leptodon 
graecua  Gaudry  und  die  systematische  Stellung 
diese*  Bäugethiere*.  Der  Zoologische  Anzeiger  1899, 
8.  378—380,  385 — 387. 

Von  Leptodon  graecus  kannte  man  bisher  nur  den 
von  Gaudry  beschriebenen  Unterkiefer  au*  Pikermi. 
Jetzt  i»t  davon  in  Samo«  in  gleichaltrigen  Schichteil  noch 
ein  weiterer  Unterkiefer  und  ein  Schädel  gefunden  worden, 
letzterer  vonOsborn  al»  Pliohyrax  Fraasi  Iwsrlirieben. 
F^  ist  aber  nicht  zweifelhaft,  da»*  e*  sich  nur  um  Leptodon 
handeln  kann.  Dagegen  ergaben  «ich  Schwierigkeiten 
hinsichtlich  der  systematischen  Stellung , denn  hei  den 
PerlsBodactylen,  wohin  man  diese  Gattung  bisher  rech- 
nete, sind  die  J schwächer  al»  die  C,  hier  aber  sind  die 
mittleren  J viel  grösser  als  die  übrigen,  und  die  C haben 
die  Gestalt  von  P.  Bei  Hy  ras  hat  aber  überhaupt 
Reductinn  der  J , C und  der  vordersten  P stattgefunden. 
Eine  gewisse  AehuHchkeit  hat  Leptodon  mit  manchen 
fossilen  südatnerikauischen  Hufthieren.  Ueher  die  etwaige 
Verwandtschaft  zwischen  Hyraz  und  Leptodon  konnte 
nur  die  mikroskopische  Untersuchung  der  Zähne  ent- 
scheiden ; die  von  Hyraz  zeigen  nämlich  eine  ganz 
andere  Structur  al*  bei  allen  Hufthiercn. 


Schlosser,  Max.  Ueber  di«  Büren  und  bä  reu - 
ähnlichen  Formen  de*  europäischen  Tertiär«.  Palaeon- 
togra^hica.  Bd.  XL VI,  1899,  p.  95—147,  Taf.  XIII 


Ursa«  besitzt  von  den  gewöhnlichen  fünf  Höckern  der 
Otarkiefermolarcn  der  Carnivorcn  nur  die  beiden  Aussen- 
böcker  — Paracon  und  Metacon  — , den  Innenhöckrr  — 
Protocon  — und  den  hinteren  Zwischcnhöcker  — Meta- 
cotiulu*  — , während  der  vordere  Zwtschenhöcker  — Proto- 
oonulu*  — fehlt  Deshalb  können  auch  die  Amphicyo- 
niden  mit  fünf  Höckern  nicht  die  Ahorn  der  Bären  sein, 
sondern  dieselben  müssen  in  Formen  gesucht  werden, 
welche  nur  vier  Höcker  besessen  haben.  Solche  Formen 
existiren  aber  bereits  auch  thatsächlich  schon  im  älteren 
Tertiär. 

Die  gegenseitige  Verwandtschaft  der  jetzt  leleuden 
Bären  lässt  sich  am  besten  aus  ihrem  ZalmLuu  ermitteln, 
und  hierbei  zeigt  sich,  das»  Hrlarctos  maiayanu», 
Thalassarctos  mnritirou»,  Melursus  labiatu*, 
Tremarctos  americanus  uud  ornatu*  nicht  nur  viel 
primitiver  sind,  al»  die  lebenden  Euarctos  arcto*  und 
tihetanua,  sondern  auch  als  alle  bekannten  fossilen 
Bären,  mit  Ausnahme  etwa  de»  obenuioeänen  brevi- 
rhi  iius,  der  alter  auch  schon  zu  diflerenxirt  lat,  als  das» 
er  für  den  Ahnen  von  maiayanu«  gelten  könnte.  Da- 
gegen lässt  «ich  die  Euarctosreihe  von  brevirhinus  au 
sehr  gut  verfolgen.  Sie  fuhrt  Ton  Ursa vu*  brevirhinus 
au*  dem  ObermiodLn  von  Steiermark  uud  Schlesien  — 
früher  al»  Cephalogalc  und  Hyaenarcto*  bestimmt  -■ 
hiermit  vielleicht  identisch  der  etwa*  grössere  Ursavn« 
primaevus  von  La  Grive  St.  Alban,  zu  Ur*us  Böckbi 
— OnterpÜoein  von  Siebenbürgen,  ür»u»  etrn»cu» 
(arvernensis) , Oberpliocin  der  Auvergne , von  RouaaBloa 
und  Val  d’Arno  und  zu  Urans  sprlacu«  einerseits  und 
arcto*  andererseits.  Die  Veränderungen  innerhalb  dieser 
SLawtnesreihe  bestehen  in  allmählicher  Zunahme  der 
Körpergröße,  in  Verlust  von  Praemolaren  und  iu  Com- 
plication  der  Moloren  — durch  Streckung  uud  Vergrö**e- 
rung  derselben  und  durch  Auftreten  von  Secundärhöckeru. 

Die  primitive  Gattung  Urssvu»  unterscheidet  sich  von 


Urs us  durch  den  Besitz  von  - P,  von  denen  der  erste 


nur  ein«,  die  übrigen  dagegen  mit  Ausnahme  der  oberen 


Digitized  by  Google 


187 


Zoologie. 


dreiwurzcUgen  P4  je  zwei  Wurzeln  haben,  ferner  durch 
■len  einfacheren  Bau  und  die  relative  Kleinheit  der  Molaren 
und  den  primitiveren  oberen  P4 , dessen  Innenhöcker  noch 
nicht  so  weit  zurückateht. 

Hyaenarctoa  galt  bisher  als  Stammvater  der  B Iren. 
Er  tritt  aber  eher  später  als  Ursavus  auf  und  ist  sogar 
speeialUirter  als  die  Bären  — I*  mehr  reducirt  und 
letzter  derselben , mehr  complirirt  — , auch  haben  die 
Hocker  der  M eine  etwas  andere  Gruppirung , und  der 
Kiefer  ist  kürzer.  Vielleicht  stammt  von  dieser  Gattung 
der  lebende  Aclurop us  melanoleucus  ab.  Der  pliocine 
Hyaenarctos  arctoideua  aus  dem  Pliocän  von  Mt.n- 
tredon  ist  wohl  eher  ein  Ursavus. 

Hetnicyon  mit  kurzen  Kiefern,  h und  «ähnlichen  P 
und  grossen,  aber  relativ  kurzen,  vierhöckerigen,  oberen  M, 
steht  scheinbar  in  der  Mitte  zwischen  Amphicyou,  dessen 
Gebiss  dem  der  Hunde  noch  ähnlicher  ist  und  den 
Bären,  allein  auch  Hemicyou  ist  schon  zu  gross,  als 
dass  er  der  Ausgangspunkt  der  Baren  sein  konnte, 
zudem  erscheint  er  erst  gleichzeitig  mit  Ursavus  und 
hal  überdies  lange  zierliche  Metapodien , vermuthlich  wie 
Cephalogale.  Die  wichtigsten  Arten  sind  Hemicyou 
sansaniensii  und  göriacbensis,  beide  im  Obermiocän. 

4 2 

Cephalogale,  ebenfalls  mit  -P  - M,  hat  niedrige  P 

und  M(.  P sehr  einfach  uud  kurz,  Innenhöcker  am  obereu 
P4  weit  zuriiekstehend.  Obere  M relativ  lang,  vierhöckerig 
— K|  dreieckig,  M,  elliptisch  im  Umriss.  Dem  GtUdt 
nach  könnte  diese  Gattung  die  Stammform  der  Bären 
sein,  allein  die  Metapodicn  sind  lang  und  schlank  und 
digitigrad.  Im  Untormiocln  C.  Geoffroyi,  rninor  und 
die  mangelhaft  bekannte  brevirostrla  — , die  beiden 
enteren  auch  in  den  Phosphoriten.  „Cynodictis  " 
Boriei,  Gryei  und  Leymcriei  sind  gänzlich  erloschene 
Formen,  die  schon  Aukuü p tu ng  an  Pachycy nodon  zeigen, 
die  beiden  ersten  sind  dagegen  der  Ausgangspunkt  von 
Hemicyon;  brevirostris  könnte  vielleicht  zu  Ursavus 
hinüberleiten. 

Pachycy  nodon  hat  mit  Cephalogale  den  Stamm- 
vater gemein,  aber  die  Kiefer  sind  plumper,  der  Talon 
der  unteren  M ist  sehr  gross  und  hoch.  Die  Höcker 
stehen  paarweise.  Oberer  ist  gerundet  oblong;  die 
P sind  klein  und  ganz  einfach,  der  Inncuhöcker  des  oberen 
P4  steht  ziemlich  weit  hinten ; der  Unterkiefer  ist  sehr 
hoch.  Typus  dieser  wahrscheinlich  oligoclnen  Gattung 
ist  „Cynodictis"  «rassiroatrls  Filb.  Sie  bildet  wohl 
den  Ausgangspunkt  der  Bären.  Ihn*  Metapodien  waren 
kurz  und  plump,  die  ArtkulationaAichen  derselben  waren 
fast  ganz  wie  bei  Cephalogale. 

Paracvnodon  und  Cynodon  sind  einander  sehr  ähn- 
lich. Bel  dem  letzteren  stehen  die  P dicht  an  einander, 
unterer  P4  ohne  Nebenzackeu ; Innenböcker  des  oberen  P4 
weit  zurück  geschoben , obere  M mit  je  vier  Höckern, 
zwei  aussen,  zwei  inneu,  und  mit  innerem  Basalbaud. 
31,  dreieckig , M#  elliptisch  im  Querschnitt , beule  stark 
gerunzelt.  Untere  M mit  grossem , grubigetn  Talon  und 
Innenzacken  neben  dem  llauptxackrn.  Schädel  cauiden- 
ähnlich , Bulla«  osseae  sehr  dach , Extremitäten  kurz  und 
dick.  Diese  beiden  Gattungen  sind  die  ältesten  bis  jetzt 
ermittelten  Vorläufer  der  Bären.  Paracynodon  v ul- 
pi n us  Bohue rz  von  Ulm  und  leptorhynchus  Phosphorite, 
Cynodon  velaunon  OUgocän  Honzon,  Cynodou  gra- 
cilis  Phosphorit«. 

Pseudarctos  nov.  gen.  mit  ^ M.  P simmtlich  klein, 
3 

ohne  Nebenzacken,  untere  M mit  grossem,  grubigem,  aber 
llachem  Talon,  Mt  mit  stark  reducirter  Vorderhilft«,  aber 
ebenso  wie  >1,  auffallend  gross  und  breit.  Ober«  M,  und 
Mt  anscheinend  dreieckig,  viel  breiter  als  lang,  mit  nur 
einem  einzigen  Innenhöcker.  Oberer  31,  vermuthlich 
elliptisch,  oberer  P4  kurz,  mit  ziemlich  weit  zurück* 


stehendem  Innenhöcker.  Pseudarctos  bavaricus  n.  g. 
n.  ap.  aus  dem  Obermiocän  von  Tutzing.  Die  Verwandt- 
schaft dieser  Gattung  ist  nicht  näher  zu  ermitteln.  Nur 
Pachycy nodou  hat  Aehnlichkeit  im  Bau  der  P und  der 
unteren  M , dagegen  sind  die  oberen  M mehr  oblong  und 
ein  M,  fehlt  vollständig. 

Dinocyon,  Jndsivcn  mit  Nebenzacken,  unterer  M,  mit 
hohem  Hauptzarken,  mit  weit  xuriickstchendem  Metaconid, 
schneidendem  Talon  um!  kleinem  Innenzacketi , Mt  init 
opponirtein  Metaconid,  und  einem  aus  drei  Höckern  be- 
stehenden Talon  , Mg  mit  dreihöckeriger  Vorderhllfte. 
Oberer  P4  mit  kleinem,  weit  vorstehendem  Innenzacken, 
hohem , massivem  Hauptzncken  und  kurzer  Schneide. 
Oberer  3!  mit  zwei  AuMcn - und  einem  Innen-  und  zwei 
Zwischmhövkrrn  und  einem  kräftigen  Innenwulst,  M,  ge- 
rundet dreieckig,  31,  trapezoidal.  Vielleicht  Ist  ein  oberer 
N|  vorhanden.  Metacnrpalien  denen  von  Amphicyon 
ähnlich,  kurz  und  plump.  P wohl  wie  bei  Amphicyon 
relativ  gross  und  cumplicirt.  Im  Obermiocän  Dinocyon 
Thenardi,  vielleicht  mit  Pseudocyon  am  nächsten 
verwandt. 

Pseudocyon  mit-  sicher  - 31.  J vermuthlich  ohne 

Nebenzacken,  Zahnlücken  zwischen  den  kleinen  Plt  Pt  und 
l’B.  Oberer  P4  mit  kleinem , weit  vorn  stehendem  Innen- 
böcker, unterer  P4  mit  Hinterböcker,  unterer  Mj  mit 
kleinem  Metaconid  und  wie  Mt  mit  nur  kurzem,  schnei- 
dendem Talon ; unterer  Ma  relativ  gross.  Erster  Aussen- 
böcker  der  oberen  Mj  und  M,  vi^l  grösser  als  der  zweite, 
Innenböcker  sehr  niedrig;  Zwischeuhöcker  ganz  undeut- 
lich, aber  dicker  innerer  BasalwulsL  M,  gerundet  drei- 
seitig, M,  oval,  M,  elliptisch.  Kiefer  härenähnlich.  An 
Amphicyon  erinnert  die  Dreizahl  und  die  Form  der 
oberen  M und  die  Zusammensetzung  der  unteren  31,  und 
Mt.  an  Dinocyon  der  Kieferbau  und  die  Form  des  uuteren 
Mj  und  der  gezäbnelte  Eck/ahn.  Pseudocyon  sansa- 
n i e n • i s im  Obermiocän  von  Sansan  und  Steiermark  ; 
bohemicus  u.  sp.  — aus  dem  Mitielmiocäu  von  Tuchor- 
schita  — erweist  sich  nach  neueren  Untersuchungen  des 
Kef.  als  mehr  mit  Amphicyon  verwandt,  wenigstens  mit 
dem  A.  major  von  Sansan. 

2 

Amphicyou  hat  sicher  nur  - 31.  Die  verschiedenen 

Arten  haben  alle  mit  einander  gemein  di«  Anwesenheit 
von  nur  einem  Innenliöcker  und  zwei  Zwischrnhückrrn 
an  den  oberen  31 , den  Besitz  eines  Nebenzacken  am 
unteren  P4,  die  schnrMenartige  Ausbildung  des  Autseii- 
und  Innen  Höckers  am  Talon  der  unteren  Jf4  und  3(t  und 
die  Form  der  Jletapodlen.  Auch  inserirt  die  KpicondyUr- 
spange  bei  allen  sehr  hoch  oben  am  Humerus.  Die  Gat- 
tung Amphicyon  weist  verschiedene  Typen  auf: 

1.  A.  steinheimrnsis  und  lemaneosis  mit  ein- 
fachen P und  M.  Die  Zwischenhücker  der  oberen  31 
werden  immer  kleiner , der  obere  3la  wird  reducirt , ist 
aber  oval,  unterer  M,  relativ  gross.  Steinhcimensia, 
Obermiocän  , giganteus  und  lemanentia  im  Unter* 
mioeän.  Letzterer  ist  die  am  besteu  bekannt«  Art. 

2.  A.  major.  Complication  der  oberen  31  durch 
Verdickung  des  BasalwuUtc»  und  Vergrösserung  de» 
zweiten  Zwischenhöckers.  *—  Obermiocän  und  Pliorän. 
Wohl  Nachkomme  des  lemanenais. 

3.  A.  rugosidena  mit  sehr  kleinem  oberen  M,  und 
rauher  Obertläcbe  der  M.  Vorläufer  und  Nachkommen 
bis  jetzt  noch  nicht  bekannt,  l'atermiocin. 

4.  A.  ambiguus,  mit  sehr  kurzen  oberen  M,  und 
schneidendem  Talon  an  den  unteren  31.  P dickt  an  ein- 
ander stehend , Kiefer  kur*.  Phosphorite  von  Quercy. 
Stammvater  der  beiden  ersten  Typen  I 

Pseudamphicyon.  Hauptzacken  um  unteren  P4  und 
Mj,  »ehr  hoch,  Talon  der  uUm  31  schneidend,  unterer 
M,  sehr  klein,  oben  nur  2 M anwesend.  Innenhöcker  des 

24* 


Digitized  by  Google 


188 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


oberen  P,  »ehr  gm»»,  Basalwulst  der  oberen  M »ehr  schwach 
entwickelt.  Starke  Ausbildung  des  vorderen  statt  de* 
hinteren  Zwischenhöc-kcrs  am  oberen  Mt.  M,  fast  längeT 
als  breit.  Gesiebt  »ehr  kurz.  Die  eigentümliche  Form 
der  oberen  M und  da»  Fehlen  eine»  dritten  oberen  M 
spricht  gegen  eine  direct«  Verwandtschaft  mit  Amphi- 
cyon.  Cynodicti*  geht  vielleicht  auf  die  nämliche 
Stammform  zurück  wir  Paeudanipbicyoa;  P«.  lupinus 
im  OHgocän  von  Ulm,  helveticus  in  den  eoclnen  Bohn- 
erzen von  Canton  Waa.it. 

Extremitäten:  Amphicyon.  Die  Extremitäten  haben 
einige  Aehulichkeit  mit  jeneu  der  Bären,  aber  zugleich 
auch  noch  mit  denen  von  Cjr  nodictis,  also  mit  der  Orga- 
nisation der  Viverren.  Unterarm  und  Unterschenkel 
sind  aber  relativ  lang  anstatt  verkürzt , wie  bei  den 
Bären.  Der  Astragalu»  hat  noch  einen  langen  Hals  und 
eine  tief  ausgefurchte  TJbialflache , das  Calcaneum  ist 
noch  ziemlich  schlank  und  das  Scapholuuare  noch  sehr 
niedrig.  Die  Metacarpalien  und  Metatarsalien  hingegen 
»ind  denen  der  Baren  recht  ähnlich,  nur  greifen  sie  noch 
nicht  so  weit  über  einander  über  und  in  den  Carpus  resp. 
Tarsus  hinein , auch  ist  das  fünfte  noch  nicht  grösser 
als  das  zweite,  während  es  beim  Bären  dns  grösste  und 
stärkste  von  allen  Ist.  Auch  arüeullrt  Metarsale  IV  siel 
inniger  und  viel  tiefer  unten  mit  dem  dritten,  dieses 
aber  mit  dem  zweiten  fast  gar  nicht,  beim  Bären  aber 
sehr  fest.  Die  Amphioy o n raetapodien  sind  daher  im 
Allgemeinen  zwar  viel  primitiver  als  bei  Uriu*  — wo 
sie  in  Folge  der  - Plantigradie  Bpecialisirung  erfahren 
haben , aber  doch  nicht  fundamental  verschieden.  Die 
Phalangen  haben  grosse  Aehniichkeit  mit  jenen  der 
Bären.  Cy nodictis  hat  noch  primitiver«  Extremitäten 
als  Amphicyon,  jedoch  ist  auch  die  von  Ursut  in  eiuigen 
Stücken  primitiver  als  bei  Amphicyon  und  kann  daher 
nicht  wohl  von  der  von  Amphicyon  abgeleitet  werden. 

Pseud amphicyon  bat  auffallend  kurze,  plumpe  Meta- 
podieu,  die  auch  viel  gespreizter  stehen  ab  bei  Amphi- 
cyon und  Cynodicti».  Gespreizte  Zeheustellung  i»t  zwar 
im  Allgemeinen  ein  primitive*  Merkmal,  z.  B.  — Eupro- 
togonia,  der  ältest«  Vertreter  de»  Pferdestammes  — 
hier  aber  doch  wohl  eine  Specialisirung. 

Cephalogale  erinnert  im  Kxtrcroitätenbau  sowohl  an 
Amphicyon  als  auch  an  Cynodictis,  aber  die  langen 
Röhrenknochen  sind  viel  schlanker  als  bei  beiden , die 
Metapodien  länger  und  die  Metacarpalien  greifen  viel 
tiefer  in  die  Handwurzel  hinein. 

Pachycynodon  hat  ähnliche  Gelenkung  der  Meta- 
rarpalleu  wie  Cephalogale,  während  die  der  Metatarsa- 
lien mehr  jener  von  Cynodicti«  gleicht.  Alle  Meta- 
podien sind  jedoch  viel  kürzer  ab  bei  diesen  Gattungen,  und 
Metacarpale  V und  Matatar»ule  V sind  sehr  kräftig.  Es  be- 
steht somit  kein  nennenswerthe*  Hindernis«  für  die  Ab- 
leitung der  Bärenextremität  von  jener  von  Pacby- 
cynodoo. 

Paracynodon  und  Cynodon  haben  auffallend  gruaae, 
plumpe  Metapodien,  die  auch,  wie  hei  Pseudamphicyon, 
sehr  gespreizt  stehen,  was  wohl  als  ähnliche  Differenzirung 
gedeutet  werden  muss. 

Die  ursprüngliche  Organisation  von  Hand  und  Kuss 
war  Digitigradic  wie  bei  Cynodlctia,  was  schon  des- 
halb wahrscheinlich  wird,  weil  auch  bei  den  ältesten 
Ursiden  der  Astrmgalus  wie  bei  Cynodictia  einen 
langen  Hab  und  eine  tief  ausgeschnittene  Tibial- 
facette  besass.  Sowohl  innerhalb  der  alten  U r $ i d e n 
ab  auch  innerhalb  der  A mphicyoniden  kommt 
sowohl  Digitigradic,  ab  auch  Plantigradie  vor.  Bei  den 
enteren  ist  Pachycynodon  digitigrad,  Paracynodon 
plantigrad,  bei  den  letzteren  Amphicyon,  resp.  Pseud- 
amphicyon.  Be»  zunehmender  Körpergrösse  werden  die 
melkten  plantigrad  — Ursus,  Uyaennrctos,  Dlnocyon, 
Amphicyon,  andere  aber  echt  digitigrad  — Cephalogale 
Hemlcyou. 


Die  Bären  können  unmöglich  von  Amphicyon  ab- 
stammen , denn  aie  erscheinen  fast  gleichzeitig  mit  diesem 
Genus;  auch  bt  nicht  amunehmen , dass  gewisse  Com- 
plicationen  des  Gebisses  — - Auftreten  von  Nebenhöckern 
und  Vergrößerung  de*  oberen  M,  — bei  Amphieyon  erfolgt 
wären , um  dann  wieder  ganz  rückgängig  zu  werden, 
wobei  der  obere  M,  sogar  vollständig  hätte  verloren  gehen 
müssen.  Viel  besser  eignet  sich  ab  Stammvater  der 
Bären  die  Gattung  Pachycynodon  mit  ihren  einfachen 
kleinen  Pt  und  den  relativ  einfachen,  aber  ziemlich  grossen 
M und  den  kurzen  Metapodien. 

Den  Uebergang  zwischen  Ursus  resp.  Urtavus  und 
Pachycynodon  vermittelt  virilricht  Cephalogale 
brevirostria. 

Pachycynodon  geht  wohl  anf  Cynodon  zurück.  Schon 
Cynodon  und  Paracynodon  haben  im  Wesentlichen  den 
gleichen  Zahnbari  wie  die  Bären,  nur  mit  dem  Unter- 
schiede, dass  die  M noch  nicht  so  gestreckt  sind. 

Hyaenarctoa  hat  wohl  mit  Ursus  den  Stammvater 
gemein.  Die  Complication  der  Zähne  erstreckt  sich  aber 
hier  auch  auf  den  hintersten  Prämolaren.  Nachkomme  i*t 
vielleicht  Aeluropus  melanoleucus. 

Im  Obereocän  beginnen  bereit«  die  jetzt  gänzlich 
erloschenen  A mphicyoniden,  die  im  Miocän  ziemlich 
artenreich  werden  und  im  Pliocän  völlig  erlöschen , ver- 
mutblich deshalb,  weil  weder  ihr  Gelds«  sich  der  ge- 
mischten Ko»t  aiipassru  konnte,  wie  jene*  der  Bären, 
noch  auch  ihre  Extremitäten  einer  Umbildung  in  Lauf- 
organe  fähig  waren,  wie  jene  der  Hunde.  Die  A mphi- 
cyoniden unterlagen  daher  im  Kampf  ums  Dasein  mit 
den  vom  Obermiocän  immer  häutiger  werdenden  grossen 
Keliden. 

Der  Zusammenhang  zwischen  den  genannten  Gattungen 
ist  folgender: 

Hemicyon  Obermiocän;  Cephalogale  Untermiocän, 
Oiigocän;  Paracynodon?  Kocän;  Ursus  rcccnt  Pliocän; 
Uraavus,  Obermiocän  und  Hyaenarctos  Pliocän,  Ober- 
miocän; Cephalogale  brevirostria?  Untermiocän ; 
Pachycynodon  Oiigocän;  Paracynodon  leptorhyn- 
chus,  Cynodon  Eocän?;  Pseudarctos,  Dlnocyon 
Obermiocän , Hrrkunft  nicht  bekannt;  Amphicyon  Plio- 
cän— Oiigocän;  Pseudocyon  Miocän;  Pseudamphi- 
cyon Oiigocän,  Eocän?;  Cynodictis  Kocän.  Alle  diese, 
sowie  Cynodon  und  Amphicynodon,  geheu  auf  die 
nordamerikauische  Gattung  Ulntacyon  zurück. 

öchwalbo , G.  Studien  über  Pithecantliropua 
erectua  Dubois.  1.  Tbeil.  Das  Schädelfragment. 
Abtbeilung  I : Allgemeine* , Stirn-,  Schläfen-  und 
Sehei  Udregioo.  Zeittchrift  für  Morphologie  und 
Anthropologie  1899,  8.  16—240,  3 Taf. , 58  Textftg. 

Pithccanthropus  unterscheidet  sich  im  Schädel  bau  *o 
beträchtlich  von  Hylobatea,  das«  «n  eine  nähere  Ver- 
wandtschaft nicht  gedacht  werden  kann  ; der  Schädel  ist 
dolichocephal  und  stärker  gewölbt  und  swar  liegt  die 
grösste  Wölbung  viel  weiter  hinten.  Die  Stirnregion  hat 
eine  andere  Curve,  die  postorbitale  Einschnürung  ist  viel 
bedeutender  und  viel  weiter  vorn,  der  Krontoorbitalmdex 
grösser,  da*  Stirnbein  mehr  horizontal  und  kürzer;  statt 
des  Sulcus  glabellaris  Ist  eine  Crista  frontalis  mediali* 
vorhanden.  Durch  die  Dolichocephalie  unterscheidet  sich 
Pithccanthropus  auch  von  den  Anthropoinorpben, 
ebenso  durch  die  Lage  der  grössten  Schädelwölbung, 
ferner  durch  die  geringere  Einschnürung  und  durch  sein 
ganz  abweichende»  Stirubeinrelief.  ln  anderen  Merkmalen 
stimmt  er  jedoch  mit  Schimpanse  überein. 

Mit  manchen  niederen  Affen  zeigt  Pithccanthropus 
Aehniichkeit  hinakhUich  der  Calottenhöhe,  der  Lage  der 
po»torbitalcn  Einschnürung,  in  der  Krümmung  des  Stirn- 
beine» und  de*  Scheitelbeines.  An  die  iieuweltllcheu 
Affen  erinnert  besonders  der  Werth  de«  Po*torbitalindex 
und  die  Länge  der  Par«  glabellaris. 


Digitized  by  Google 


189 


Zoologie. 


Von  dem  Neundcrtb a 1 sch ädel  unterscheidet  lieb  der 
dea  Pithecanthropus  durch  »eine  Dolichocephalie,  den 
niedrigeren  Frontoorbital- , Interorbital*  und  Frouto- 
I*artetnliudei,  die  geringere  Hübe  und  die  Lage  der  Calotte, 
den  geringeren  Index  dea  Stirn-  und  Bregroawmkel* , den 
höheren  Index  de«  Hregma»  und  der  ParieUlkriimmung 
und  endlich  durch  das  Kehlen  der  Stirnhöhlen.  Dagegen 
erweint  »ich  Pithecanthropus  fortgeschrittener  wegen 
der  Kürze  der  Para  glabellaria.  Die  Lage  der  postorbltaleu 
Einschnürung , der  Kregmawinkel  de«  Frontale  und  der 
Parietalindex  sind  hingegen  bei  beiden  gleich. 

Pithecanthropus  unterscheidet  sich  von  allen 
Affen  wrc*entlicb  durch  die  grosse  Schädelcapaeitat , aber 
er  steht  ihnen  doch  näher  als  die  Neandertbal  rasae. 
Diese  achlieast  sich  enger  an  Pithecanthropus  als  an 
die  lebenden  Menschenrassen  an. 

Soott,  W.  B.  The  Selenodont  A rtiodacty  1s  of  tlie 
Uinta  JEocene.  Tranaaction  of  the  Wagner  Free 
Institute  of  Science  of  Philadelphia.  VoL  VI,  1899, 
120  p-,  4 pl. 

Die  vorliegende  Arbeit  liefert  einen  werthvollen  Beitrug 
zur  Kenntnis»  der  älteren  fossilen  Paarhufer  Nord- 
amerika» und  zugleich  auch  den  Beweis,  das«  in  der  west- 
lichen Hemisphäre  zwar  die  Heimath  der  Tylopoden, 
nicht  aber  auch  der  Cerviden  und  Cavicornier  ge- 
sucht werden  darf.  Alle  seleiUNlonten  Paar h ufer,  welche 
im  Tertiär  von  Nordamerika  gefunden  wurden  sind,  halten 
mehr  oder  weniger  enge  Beziehungen  zu  den  Tylopoden  , 
wie  dies  auch  schon  Kiitimcycr  aus  droi  Schädel  bau  der 
wenigen  zu  «einer  Zeit  bekannten  Typen  gefolgert  hatte. 

Yerf.  behandelt  ausser  den  A rtiodacty  len  des  Uintabed 
auch  mehrere  Gattungen  aus  dem  etwa»  höheren  Wliite 
Riverbed , deren  systematische  Stellung  bisher  noch  nicht 
mit  voller  Sicherheit  festgestellt  worden  war.  Ba  sind 
dies  die  Gattungen  Leptotragulus,  Leptomeryx , 
ttypisodus  und  Protoceras.  Sie  werden  als  Familie 
der  Leptomeryclden  xusatmneuge  fasst. 

Leptomeryx  mit  - J — C-  P - M.  Das  Fehlen  aller 
r ' 3 14  3 

oberen  J,  sowie  des  oberen  C ist  noch  nicht  definitiv  con- 
•tatirt.  Alle  oberen  P besitzen  einen  Innenhöcker  und 
aussen  eine  vorspringende  Mittelrippe.  Auch  an  den 
oberen  M sind  kräftige  Aussenpfeiler  entwickelt,  die  Innen- 
monde hingegen  sind  unvollständig  ausgebildet.  Von  den 
fast  horizontal  stehenden  unteren  J ist  der  erste  der 
längste.  C hat  die  Gestalt  eines  vierten  J,  P,  die  eines 
C.  Letzterer  ist  sowohl  von  C al*  auch  von  P,  durch 
eine  Zahnlücke  getrennt.  Pt — , sind  sehr  einfach  und  als 
Schneiden  entwickelt,  aber  doch  mit  einer  Innenlamellc 
versehen  und  erinnern  ebenso  wie  die  M au  die  Zähne 
der  Tragulinen,  die  M insbesondere  dadurch,  da»«  »ic 
gleichfalls  einen  Wulst  hinter  dem  ersten  Ausaenmond  be- 
sitzt. Der  lange  schlanke  Schädel  ist  dem  von  Poebro- 
theriiim,  dem  ältesten  Cameliden,  sehr  ähnlich,  jedoch 
steht  die  Augenhöhle  nicht  so  weit  hinten,  und  das  Kiefer- 
gelenk ist  nicht  so  flach  wie  bei  Poebrot herium.  Der 
aufsteigende  Ast  de»  langen  zierlichen  Unterkiefer»  ist 
auffallend  verbreitert.  Der  Hals  ist  viel  kürzer  als  bei 
den  Cameliden,  der  Uiicken  zeigt  beträchtliche  Krüm- 
mung. Die  breite  Scapula  erinnert  an  die  Traguliden, 
der  Humerus  eher  au  den  von  Poobrotherium.  Die 
dünn«,  aber  der  ganzen  Länge  nach  erhaltene  Ulna  ver- 
wächst niemals  mit  dem  Kadius.  Der  Carpu»  hat  Aehn- 
lichkeit  mit  dem  der  Tragulinen.  Die  Seiteuzehen  »lud 
»phr  dünn  geworden.  Im  Gegensatz«  zur  Vorderextremität 
haben  die  dicken  Hinterbeine  eine  ansehnliche  Länge.  Das 
Becken  hat  Aehnlichkvit  mit  den»  von  Poebrot  herium, 
ebenso  das  Femur.  Die  Fibula  i*t  bis  auf  einen  proxi- 
malen und  distalen  Best  verschwunden ; der  erster«  ver- 
schmilzt mit  der  Tibia.  Ito  Tarsus  verwachsen  Naviculare 
und  Cuboid,  im  ('arjius  Magimm  und  Traprxoid  — wa* 


bei  den  fossilen  nordatnerikaniftchen  Selenodonten  nicht 
häutig  Torkommt.  Die  distalen  Enden  der  mit  einander 
verwachsenen  mittleren  Metatarsalien  dirergiren  wie  bei 
allen  Tylopoden  sehr  stark.  Nur  die  HinterKÜte  ist  mit 
einem  I-eilkiel  versehen.  Die  seitlichen  MeUUrsalirn  sind 
bis  auf  splitteräbnliche  proximale  liest«  verschwunden. 
Die  Fhnlaugen  gleichen  denen  von  Poebrotherium. 


? I 4 3 

Hypertragulus.  — J -Cg  P - M.  Die  untemt  J 

sind  schräg  gestellt.  Vor  und  hiuter  dein  normal  ge- 
bauten C befindet  sich  eine  Zahnlücke.  Die  P sind  noch 
einfacher  als  bei  d«m  nahe  verwandten  Leptomeryx. 
Der  obere  P,  hat  zwei  Wurzeln  und  ist  gleich  P#  als 
Schneide  nusgebildct ; P,  ist  mit  einem  schwachen  Inneu- 
höcker und  drei  Wurzeln  versehen.  Der  untere  Pj  ist 
vollständig  verloren  gegangen.  Pf  ist  wie  Pg  als  Schneide 
entwickelt,  trägt  aber  doch  bereits  einen  basalen  Hinter- 
höcker. Bei  Leptomeryx  nehmen  die  Überdies  auch  ein- 
facher gebauten  P einen  viel  grösseren  Kaum  ein.  Der 
relativ  breite  Schädel  spitzt  »ich  wie  bei  Auchenia  nach 
vorn  »ehr  rasch  zu.  Die  Schnauze  ist  »ehr  kurz,  ebenso 
auch  der  Unterkiefer.  Die  Augenhöhle  hat  einen  »ehr 
beträchtlichen  Durchmesser.  Radius  und  Ulna  ver- 
schmelzen mit  einander,  dagegen  ist  dies  nicht  der  Kall 
bei  den  Metatarsalirn. 


Hypsisodus  ist  der  kleinste  Artiodartyl  des  White 
Kiverbed.  Nicht  bloss  der  C,  sondern  auch  P,  hat  hier 
im  Unterkiefer  die  Gestalt  eines  J bekommen.  Die  Zähne 
haben  sehr  hohe  Kronen.  Die  Extremitäten  batten  ver- 
muthlich  den  nämlichen  Bau  wie  bei  Leptomeryx. 

0 14  3 

Protoceras  mit  - J-C-Pr-  M gehurt  zweifellos 

3 14  3 * 

auch  iu  die  Familie  der  Leptom ery cidae.  Der  untere  C 
hat  die  Form  eioes  vierten  3,  dagegen  ist  der  ober«  C 
bei  den  Männchen  al»  kräftiger  Hauer  entwickelt,  mit 
welchem  dann  im  Unterkiefer  der  ähnlich  geformte  P, 

correspondirt.  Die  P sind  langgestreckt  wie  bei  Poebro- 
therium. Der  Bau  der  P und  M erinnert  aber  mehr  an 
den  von  Leptomeryx.  Die  Männchen  tragen  drei  Punr 
kräftiger  Protuberanzrn,  je  eines  auf  den  Scheitelbeinen,  dieses 
romprimirt , je  eine»  auf  den  Stirnbeinen  und  je  ein  nach 
hinten  gebogene»  auf  den  Oberkiefern.  Der  im  Ganzen 
ty lopoden artige  Schädel  ist  mit  Hinterhaupts-  und  Pfeil- 
nahtkamm versehen.  Die  Schnauze  Ist  sehr  lang,  das 
Cranium  hingegen  kurz.  Die  hinten  geschlossene  Augen- 
höhle steht  weiter  zurück  al»  der  obere  Ma.  Wie  bei 
den  Carnivoren  fallt  das  Gesicht  mit  der  .Schädelbasis 
in  eine  Ebene.  Die  kurzen  Jochbogen  sind  »ehr  fnassiv, 
das  Tympanicum  ist  sehr  klein.  Der  Unterkiefer  gleicht 
iiu  Ganzen  dem  der  Wiederkäuer,  hat  aber  die  geringe 
Höhe  des  Coronoid  mit  den  Oreodonliden  gemein.  Wie 
bei  der  Saiga-Antilope  endet  die  Schnauze  in  einen 
Kussel.  Der  Hai»  ist  ziemlich  gestreckt,  der  Epistropheus 
gleicht  im  Allgemeinen  dem  von  Poebrotherium,  hat 
aber  einen  laugen  Dornfortsatx  wie  bei  Leptomeryx. 
Das  untere  Eude  der  Ulna  verwächst  im  Atter  mit  dem 
Kadius,  welcher  hier  mit  dem  Pyramidale  gar  nicht  in 
Berührung  kommt.  Magnum  und  Trapezoid  bleiben  ge- 
trennt. Die  fieitlicbcn  Metacarpalien  buben  nur  geringe 
Keduction  erlitten.  Becken  und  Oberschenkel  sind  denen 
von  Poebrotherium  ähnlich,  die  Tibia  ist  länger,  da» 
Femur  kürzer  als  bei  dieser  Gattung.  Von  der  Fibula 
hat  sich  nur  ein  obere»  und  ein  untere»  Rudiment  erhalten, 
von  den  seitlichen  Metatarsalien  nur  je  ein  proximaler 
Rest.  Die  plumpen  Phalangen  haben  am  meisten  Aehn- 
licbkeit  mit  denen  von  Poebrotherium. 


Da«  Uintabed , aus  welchem  die  im  Folgenden  be- 
sprochenen Formen  stammen,  hat  nur  eine  geringe  Aus- 
dehnung. Es  liegt  direct  auf  dem  Bridgerbed.  Man  hat 
es  bisher  nur  im  nordwestlichen  Colorado  und  im  östlichen 
Utah  gefundAi. 


Digitized  by  Google 


190 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Camelidae.  Protylopus  ist  der  älteste  Vertreter 
der  echten  Cmoeliden.  Seine  Beziehungen  xu  den  übrigen 
Sei  enodo nten  lassen  sich  nicht  genauer  ermitteln. 

-J-C^P-M.  Die  kleinen  spitzen J haben  seukrcchtr 

Stellung , eigentliche  Zahnlücken  sind  nicht  vorhanden. 
Die  C sind  nur  wenig  grösser  als  J,,  auch  der  untere 
functionirt  hier  noch  al»  echter  Canin.  Die  P und  M 
sind  nicht  so  lang  und  nicht  so  hoch  wie  bei  Poebro- 
therium.  Der  Schädel  hat  eine  kürzere  Schnauze,  ein 
kleineres  Craoiutn , und  ein  kleineres  und  einfacheres 
Tympanicum  als  bei  Poel» rotberi um.  Der  Coronoid- 
fortaatx  hat  nahem  die  Form  wie  bei  den  Wieder- 
küuern , die  Wirbel  • und  Kat remitätenknochen  sind 
denen  von  Poebrotherium  ähnlich.  Die  Ulna 
verwachst  erst  im  Alter  mit  dem  Radius.  Der  Carpus 
ist  noch  »ehr  hoch.  Metacnrpale  V ist  fast  ebenso  lang 
wie  111  und  IV.  Metacarpale  II  stö»*t  noch  nicht  an  das 
Mag  nun»  und  ebenso  hat  auch  Mc  Ul  keine  Gelenkung 
mit  dem  Trapezoid.  Die  Hand  war  einfingerig  und  ein 
Mittelding  zwischen  adaptivem  und  inadsptirem  Tjrpu*. 
Die  Fibula  Ist  noch  nicht  durchbrochen , aber  doch  ««hon 
»ehr  dünn.  Die  seitlichen  Metatarsalieu  werden  durch 
proximale  Splitter  rcpräsrntirt.  Die  Metapodien  sind  noch 
nicht  so  gestreckt  wie  l»ei  Poebrotherium,  der  Tarsus 
dagegen  noch  höher.  Cuneiforme  II  und  111  »ind  bereit» 
verwachsen , Metatarsale  II  hat  nur  ein«  »ehr  undeutliche 
Articulaii«n  mit  Cnneilorme  111.  Au»  Protytopus  hat 
sich  Poebrotherium  und  au>  diesem  Gomphotherium 
entwickelt.  In  dieser  Entwickelungsreihe  strecken  sich 
allmählich  die  Kiefer,  wodurch  Zahnlücken  entstehen.  Die 
Entwickelung  der  C und  der  vorderen  P ist  in  dieser 
Reihe  keine  regelmässige.  Protylopus  hat  echt«  G und 
kurze  P,  bei  Poebrotherium  ist  der  C J-nrtig  und  dir 
P,  sind  Ungestreckt.  Gomphother i u m hingegen  repetlrt 
nahezu  die  Organisation  von  Protylopus. 

Leptotragulus  (=  VParameryx  Marsh).  Die  Iden- 
tität mit  der  M a r s h ’ scheu  Gattung  Parameryz  lässt 
»ich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen,  da  letztere  »ehr 
mangelhaft  beschrieben  wurde.  Der  Unterkiefer  hat  viel- 
leicht nur  drei  P ; Pf  steht  ganz  laolirt.  Der  C hat  noch 
normale  Gestalt.  Die  P und  M sehen  denen  von  Proty- 
lopus sehr  ähnlich,  jedoch  »iad  die  M schmäler.  Pf  ist 
ein  seitlich  cotuprimirtcr  Zacken  mit  schneidenden  Rändern. 
Pj  hat  einen  Innenhücker  und  hinten  ausserdem  eine 
louenlamelle.  P«  ist  noch  etwa»  complicirter.  Die  unteren 
M besitzen  einen  Basalpfciler,  Mg  ausserdem  auf  der  Innen- 
seite des  dritten  Lobus  einen  besonderen  Höcker,  der 
sonst  bei  keiner  Uintatorm  zu  linden  ist.  — — Auf  Lepto- 
tragulus geht  vielleicht  Hy pertragu  1 us  zurück. 

Leptomerycidae.  Leptomeryx (=  Me ry codcsmus) 
8 14  , 

~ J j C - P.  I>ie  oberen  J sind  schwächer  als  bei  Pro- 

tylopus  und  kegelförmig  gestaltet.  Der  starke  C hat 
D-fönuigeu  Querschnitt.  Zwischen  J3  und  C , sowie  xwi- 
srhen  diesem  und  dem  P,  und  zwischen  P(  und  Pa  ist 
je  eine  Zahnlücke  vorhanden.  Im  Unterkiefer  hat  C die 
Form  eines  J und  Pa  die  des  C angenommen.  Die  olteren 
P haben  einfachen  Bau,  die  unteren  P.,  und  P4  besitzen 
je  einen  Innenböcker.  Die  ricrbockcrigen  oberen  M haben 
kräftige  Ausseopfeiler  uud  coocavs  Aussenmonde.  Der 
Schädel  ist  etwas  massiver  und  die  Schnauze  etwa*  länger, 
aber  doch  sonst  dem  von  Protylopus  ähnlich.  Die  Hals- 
wirbel sind  nicht  sehr  lang.  Der  Epistropheu*  bst  einen 
langgestreckten  Dorn  fort  »atz  und  einen  tonischen  Odon- 
toidprocessuz.  Die  dicken  Lendenwirbel  tragen  lange 
Querfortsätze.  Die  Knochen  der  Vorderextremität  haben 
»»wohl  Anklänge  an  Protylopus,  nts  auch  au  Oreodon. 
Die  Ulna  verschmilzt  nirgends  mit  dem  Radius.  Das 
dicke  Ulecranon  zeigt  fast  keine  Utickwüriskrümmung. 
Da»  Lunatum  liegt  ebenso  viel  auf  dem  Mngnum  wie  »ul* 


dem  Uneiforme.  Das  Pyramidale  kommt  mit  dem  Radis« 
nicht  in  Beriihruug.  Von  den  vier  Fingern  sind  die 
seitlichen  nicht  viel  schwächer  als  die  beiden  mitt- 
leren. Die  Hinterextremität  zeigt  nur  geringe  Abweichun- 
gen von  der  hei  Protylopus,  jedoch  hat  die  Tibia 
keine  so  hohe  Cnemialerista.  Die  Fibula  und  die  seit- 
lichen Metatarsalien  sind  noch  nicht  so  stark  reducirt, 
da»  Naviculare  verwächst  noch  nicht  mit  dem  auffallend 
niedrigen  Cuboid.  Wortmann  stellt  diese  Gattung  zu 
den  Oreodontiden,  nach  Scott  wäre  sie  jedoch  der  Vor- 
läufer von  l'rotoceras,  denn  bei  »fiesem  sind  die  Extremi- 
täten sehr  ähnlich,  auch  hat  der  obere  C dieselbe 
Gestalt. 

Caraelomeryx  hat  bloss  zwei  meisaelartige  obere  J# 
davon  der  äussere  weit  entfernt  von  dem  kräftigen, 
aber  ziemlich  kurzen,  kantigen  C.  Der  untere  C hatte 
die  Form  eine*  J,  P,  die  eines  C.  Letzterer  steht 
von  Pt  weiter  ab  als  von  C.  Die  oberen  P sind  zum 
Thdl  relativ  kleiner  als  bei  Leptoreodon.  Das  Craniotn 
ist  kleiner  und  schmäler  und  der  Scheitelkamm  kürzer 
als  bei  dem  sonst  sehr  ähnlichen  Schädel  von  Lepto- 
reodon. Auch  i*t  der  Schädel  zwischen  den  Augenhöhlen 
stärker  eingesebnürt , und  diese  selbst  sind  mehr  nach 
vorn  gerückt,  ähnlich  wie  bei  Leptomeryx.  Die  lange 
Utna  verwichst  wahrscheinlich  mit  dem  Radius,  ist  aber 
noch  wenig  reducirt.  Der  Carpus  ist  hoher  und  die  seit- 
lichen Mctacarpalia  sind  noch  massiver  als  die  der  sonst 
sehr  ähnlichen  Hand  von  Leptomeryx.  Das  Lunare  ruht 
mehr  auf  dem  Mugnura  als  auf  dem  Unciforme.  Da« 
Trapezoid  bleibt  noch  frei.  Wahrscheinlich  besaas  die 
Hand  hier  noch  ein  Trapeziura  und  einen  Daumen.  Da» 
MeUcarpnle  H berührte  da»  Magnum.  Die  Hinlerextxe- 
mität  sieht  der  Ton  Protylopus  ähnlich.  Der  Astragalus 
ist  weniger  gebogen  und  schlanker  als  bei  Protoreod ob , 
aber  breiter  als  bei  Leptoreodon.  Das  Cuboid  srticulirt 
ebenso  viel  mit  dem  Astrngslu»  wie  mit  dem  Calcaneutn. 
Es  hatte  wahrscheinlich  kein  Gelenk  für  MeUtamle  V 
und  bleibt  vom  Naviculare  getrennt.  Die  seitlichen  Metatar- 
»alieu  waren  wohl  zu  protimalen  Splittern  reducirt.  Im 
Gegensatz  zu  Leptomeryx  sind  die  mittleren  Metatar- 
salien nicht  verschmolzen.  Caraelomeryx  hat  längere 
Phalangen  als  Protylopus  und  lange  spitze  Hufe.  Ware 
nicht  die  Verwachsung  von  Ulna  und  Radius,  so  dürfte 
man  wohl  Leptomeryz  von  Camelomcryx  ableiten. 

Orouteryx  besitzt  Im  Gegensatz  zu  deu  erwähnten 
Gattungen  eine  geschlossene  Zahnreihe.  Die  VorderhSlftc 
der  oberen  M ist  breiter  al»  die  Hinterhalfte,  was  bei 
Protylopus  nicht  der  Fall  Ist.  P,  ist  merkwürdiger 
Weise  nur  zwei  wurzelig.  Von  Oromeryx  stammt  viel- 
leicht 11  y per t rag u 1 um  ab. 

Homacodontidae.  Runomeryx  geht  auf  Hon»* 
codon  im  Bridgcrbed  zurück.  Die  Homacodontide n 
sieben  in  einem  ähnlichen  Verhältnisse  zu  den  Ty lopoden, 
wie  die  Dichobuniden  zu  den  Ruminantirrn.  Die 
Stellung  und  Kleinheit  des  zweiten  Innenmondes  der  oberen 
M spricht  dafür,  dass  dieses  Zahnelement  nicht  al*  Hct 
Hypocon  gedeutet  werden  darf,  sondern  vielmehr  der 
Mrtsconulu*  — zweiter  Zwischenhöcker  Ist.  — Sehr 
richtig.  Ref. 

Oreodontidae:  Protoreodon  (=  Agriochoeru» 

Marsh,  Eomeryx,  Agrlotherium)  mit  normaler  Zahn- 
zahl  ist  ito  Ulntabed  relativ  häutig.  Das  Gebiss  unter- 
scheidet sich  von  den»  von  Oreodon  fast  nur  durch  die 
Anwesenheit  eine»  fünften  Höckers  — Protoconulus  auf 
den  oberen  M , auch  sind  die  P etwas  schmäler , die  M 
dagegen  breiter  als  bei  Oreodon.  Die  Zahl  der  oberen  J 
schwankt  zwischen  3 bis  1.  Der  obere  P,  besitzt  zwei 
Wurzeln.  Mit  Agriochoeru*  hat  Protoreodou  gemein 
die  breiten  M , da»  schmale , gestreckte  Crmniutn , dos 
Fehlen  von  Lacrymalgrubeu  und  die  unvollkommen  ge- 
schlossene Augenhöhle.  Abgesehen  hiervon , sowie  von 
der  Schlankheit  der  Jochbogen  und  der  Kleinheit  und  Ein- 


I 


i 

I 

t 

» 

1 

I 

t 


Digitized  by  Google 


191 


Zoologie. 


fachheit  des  Gehirn*  Ut  der  Schädel  dem  von  Or«odon 
»ehr  ähnlich.  Auch  di«?  Bwchiffmliiit  d«r  Wirbel  ist  bei 
beiden  Gattungen  dieselbe.  Protoreodon  war  sicher 
lang  geschwänzt.  Der  Daumen  ist  noch  nicht  so  reducirt 
wie  bei  Oreodon  und  das  Lunare  hat  sich  noch  nicht  «o 
stark  auf  das  Unci forme  verlagert.  Der  Tarsus  ist  noch 
nicht  so  breit  wie  hei  der  White  Rirc-rgattung , auch  Hat 
sich  noch  ein  Rudiment  de»  Metatarsale  I erhalten.  Die 
Metatarsalien  sind  schon  ziemlich  lang.  Cuneifonue  II 
and  111  sind  bereits  verwachsen.  Von  P.  purailus,  para- 
dozicus  und  mtnor  könnten  höchstens  Hyomerya 
ohne  obere  J altgeleitet  werden.  Sie  haben  weniger  ul* 
drei  obere  J.  Dagegen  hat  sich  aus  P.  parvu*  mit  drei 
oberen  J Oreodon  entwickelt.  Dagegen  ist  der  Vorfahre 
von  Leptauchenia  noch  nicht  ermittelt.  Die  Oreodon* 
tiden  haben  mit  den  Tylopoden  die  Urform  gemein. 

Agr  loch oeri dar:  Protag rl och oerus  «nitVJ  1C4P3M 
ist  grösser  als  die  übrigen  Selenodonten  des  üintabrd. 
Nur  J|  hatte  noch  normale  Grösse.  Der  obere  C sieht 
dem  von  Agriochoerus  und  Oreodon  ähnlich;  der 
obere  zweiwurzelige  P,  steht  nahe  an  C,  während  bei 
Agr  iochoerus  ein  weites  Diastema  vorhanden  ist.  Der 
obere  P,  hat  einen  kräftigeren  Innenhöcker  al»  bei 
Agriochoerus,  dessen  P4  jedoch  die  Form  eines  M er- 
langt hat,  während  er  hier  noch  uormal  gebaut  ist,  aber 
immerhin  sind  die  Pdocb  complicirter  als  bei  Protoreodon. 
Der  untere  Pj  halte  wohl  die  Form  des  eigentlichen  C 


und  dieser  die  Form  eines  J.  Mit  Agriochoerus  hat 
Protagriochoerus  dir  doppelte  Einstülpung  der  Aussen* 
wand  de*  oberen  M gemein.  Die  M sind  hier  insofern 
noch  primitiver,  als  sie  noch  einen  fünften  Höcker  be- 
sitzen. Der  Schädel  erinnert  wegen  seiner  (dinge  mehr 
an  den  von  Protoreodon  ala  an  den  Ton  Agriochoerus, 
dagegen  ist  der  Tarsus  dem  der  letzteren  Gattung  viel 
ähnlicher  als  dem  der  enteren.  Die  Hufe  waren  noch 
nicht  in  Krallen  umgeformt,  wie  dies  hei  Agriochoerus 
der  Fall  ist.  Agriochoerus  ist  jedenfalls  der  Nach- 
komme von  Protagriochoerus,  doch  schliesaen  sie 
nicht  so  vollständig  an  einander  wie  Oreodon  an  Pro- 
toreodon. Die  Agriochocriden  und  Oreodontiden 
sind  im  Bridgerbed  noch  nicht  getrennt.  Der  Schädel  der 
ersteren  bleibt  primitiver , dagegen  weist  das  Gebiss  Spe- 
cinlisirung  auf  (Pt  ^ M)  und  die  Huf*  sind  zu  Krallen 
geworden.  Die  rigenthümlichcn  Einstülpungen  der  Aussen* 
wand,  die  sich  auch  bei  den  A nthracotherien  findet, 
Ist  kein  Zeichen  von  Verwandtschaft  zwischen  diesen  und 
den  Agriochoeriden,  sondern  nur  ähnliche  Spedali* 
airung. 

Die  Oreodontiden  und  Agriochoeriden  stellen 
aberrantc  Zweige  der  Tylopoden  dar,  die  bis  in  das 
jüngste  Tertiär  die  einzigen  uordarncrikanischen  Vertreter 
der  Selenodonten  (Paarhufer)  geblieben  sind.  Sie  haben 
folgende  genetischen  Beziehungen  zu  einander: 


White 


Eporeodon  Leptauchenia  Protoceras 

i 


Prutoceraabed 

River'  Oreodonbed  Agriochoerus  Oreodon 
Titanotheri  umbcd 

Uinta  Protagriochoerus  Protoreodon  Hyomeryx  Leptoroodon  Camelouicry*  Oromery*  Lrptotragnlui  V Protylopus 


Stibarus?  Leptoineryx  H/piaodm  Hypcrtragulu*  Poebretherium 


llridger 

Wasatch 


Homncodontidae 

I 

Trigonolestes 


Seeley,  H.  G.  On  the  Distal  end  of  a Itf  ammalian 
Humerus  front  Tonbridge.  (Hern  io  in  um  major.) 

Quarter  ly  Journal  of  the  Geologiciil  Society  of  London 
1890,  p.  41»  — 415.  3 Fig. 

Bla  untere*  Ende  eines  Oberannknochcns,  dessen  geolo- 
gisches Alter  nicht  bekannt,  aber  vielleicht  Jura-Weoldon 
ist,  erinnert  etwas  an  den  Huuieru«  von  Artlodactylen 
durch  die  Form  der  Olecranongniba  und  der  Supratrochlear- 
grube,  dagegen  ist  der  äussere  Condylos  sehr  kurz  und  die 
Rolle  viel  weiter  nach  vorn  gebogen,  als  bei  jedem  be- 
kannten Säuget hiere,  weshalb  ein  besondere*  Genas  — 
Hcminmui  — dafür  aufgestellt  wird. 

Btromer  v.  Roiohenbach.  Ueber  Rhinocerosreste 
im  Museum  zu  Loyden.  Sammlungen  du«  geolo- 
gischen Reichamusouma  in  Leyden,  1899.  p.  68  — 94. 
2 Taf.  4°. 

Das  Leydener  Museum  besitzt  von  Rhinoceros  etrus- 
ciis  eine  grössere  Anzahl  von  Schädel-  und  Eztremitäten- 
kuochen , nebst  Wirbeln  und  eiuigen  Zähnen , die  offenbar 
von  einem  einzigen  Individuum  stammen  und  vormuthlicb 
in  Holland  gefunden  worden  sind.  Die  Bestimmung  der 
altplrlstocäncn  und  jungplioeänen  Rhinucerosreste  wird 
durch  den  Umstand  erschwert , das«  zwischen  den  als 
etruscus,  Mercki,  leptorhinus  und  megarhinus 
beschriebenen  Arten  zweifellos  Urbergiage  bestehen,  und 
QU-idies  auch  die  Literatur  vielfach  ungenügend  ist.  Die 
vorliegenden  Reste  nun  gehören  der  Mercki  gruppe  au, 
und  zwar  einer  Form,  die  mit  dem  echten  etruscus  noch 
die  meiste  Ähnlichkeit  hat,  denn  wie  bei  diesem  zeigt  der 
Schädel  kräftige  H«rnan*ätze , und  eine  bereits  theilweisc 
geschlossene  Nasenscbeidewand.  Auch  der  Zahnbau  und 


die  Beschaffenheit  der  Extremitltenknochen  erinnern  an 
etruscus  von  Val  d’Arno,  dagegen  unterscheiden  sich 
sowohl  das  hier  beschriebene  Rhinoceros  als  auch  das 
typische  von  Val  d’Amo  von  dem  Sacco'sehen  etruscus 
aus  Dusino  nicht  unbeträchtlich , und  xwnr  vor  Allein 
durch  ihre  geringeren  Dimensionen.  Der  echte  etruscus 
hat  eine  dünne,  fast  vollständig  verknöcherte  Nasrntebcide* 
wand  und  hohe,  aber  schmale  Jochbogm.  Die  Nasalia  fallen 
steil  ab,  hinten  sind  sie  sehr  dick.  Der  Sulcus  arteriae 
des  Atlas  ist  vorn  überbrückt.  Die  Extremitäten  sind 
sehr  schlank.  Die  von  Dawkins  abgebildeten  Zähne 
zeigen  den  Typus  am  reinsten.  Mit  etruscus  hängt 
. Mercki  von  Irkutsk  sehr  eng  zusammen,  jedoch  bestehe» 
im  Schädelbou  beträchtliche  Differenzen.  Rh.  etruscus 
findet  sich  nicht  bloss  in  Italien,  Spanien  und  Frankreich, 
sondern  auch  im  englischen  Forest bed,  in  Holland- Westen- 
hoveu,  bei  Ludwig*hafen  • Jockgrlutm.  Die  Daxlaudform 
kennt  man  auch  aus  Gibraltar,  nicht  bloss  von  Taubach. 
Etruscus  und  Mercki  waren  wohl  ursprünglich  in  Süd* 
curopa  zu  Hause;  ans  einem  n<>rda*iaf  Ischen  Mercki  hat 
sich  vielleicht  antitpritatis  herausgcbildet.  Wahrschein- 
lich geht  auf  etruscus  hemitoechus,  und  auf  hemi- 
toechus  antlquitatia  zurück.  Die  Davlandforro  ver- 
mittelt den  Uebergang  zu  heiuitoechus.  Etruscus 
selliat  Ut  die  älteste  und  primitivste  Art.  Der  Tsubacher 
Mercki  unterscheidet  sich  bezüglich  der  Extremitäten  fast 
nur  durch  seine  riesigen  Dimensionen  von  etruscus.  Die 
Gibraltar-  und  llfordforra  weicht  schon  etwas  mehr  von 
etruscus  ah,  Ut  aber  nicht  so  gross  wie  der  Tnubaeher 
Mercki.  Rhinoceros  antiquitatls  Ut  wohl  der  Nach- 
komme von  Mercki,  docli  bat  man  bisher  noch  keine 


Digitized  by  Google 


192  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Ueberginge.  Die  Mercki  gruppe  hatte  ein«  lang«  Lebens* 
'lauer.  Die  Haupttypen  fluid:  a)  et  ruscus  Leyden,  Pisa, 
Lodenan*,  1»)  Rhinocrros  von  Dusino,  «)  Mercki  von 
Daxland  und  Taubach,  d)  Mercki  hemitoechu»,  Ilford, 
Gibraltar,  e)  dir  Form  von  Irkutsk.  In  den  Niederlanden 
hnt  sich  Rh.  jintiquitatia  bei  Maastricht  und  Hollanduch 
Die*  gefunden. 

Suesa,  Eduard.  Ueberreste  von  Rhinoceroa  au« 
der  östlichen  Mongolei.  Verhandlungen  der  kaiterl. 
russischen  mineralogischen  Gesellschaft  Ht.  Peters* 
bürg.  Bd.  XXXVI.  1899,  p.  171  — 173. 

Auf  dem  Plateau  Chuldjin  iu  Gold,  zwischen  Urga  und 
Kulgan,  fanden  sich  Bruchstücke  von  Zähneu,  die  jeden* 
falls  einem  Rhinoceros  an  gehört  haben.  Die  Gobi* 
schichten  sind  daher  wohl  jungtertiär. 

Toula,  Franz.  Zwei  neue  Säuget  hieve  aus  dem 
,kryatalliniachenJ  Sandstein  von  Waise«  in  Nieder» 
nnd  Perg  in  Oberösterruicli.  Neue»  Jahrbuch  für 
3Iineralogie,  Geologie  und  Mineralogie  1899.  Beilage- 
band. p.  447  — 476,  Taf.  XI,  XII. 

Von  Wal»«*  stammt  der  Naturausguis  eines  Widerkäuer- 

— Ccrviden  — gchirns.  Von  früheren  Ansammlungen 
kennt  man  von  dieser  Localltät  Balaenodon  Lintianus, 
Halianassa  Collnil  und  Sqaalndon  Grateloupi,  von 
Gauderttdorf  Halltherium.  Die  Linzer  und  Walseer 
Halitherien  hut  man  bisher  als  Halitherium  Schinzi, 
das  Hainhurger  als  M etaxy theri um  Christo!!  bestimmt. 
Der  Srhädelausgus*  aus  Walsee  wird  als  Dirroeerus 
walsceensi*  n.  sp.  beschrieben.  Der  Vordertheil  der 
Großhirnhemisphären  ist  hier  breiter  als  beim  lebenden 
Muntjac.  Zwischen  Occiput  und  dem  Parietalkainm  ist 
eine  Grube  vorhanden,  die  wohl  bei  Ziegen,  aber  nicht 
beim  Mnntjar  vorkommt,  auch  fallen  bei  letzterem  die 
Scheitelbeine  nicht  so  dachartig  ab.  Bei  Dicroceru* 
elegant  ist  der  Schädel  an  der  Stiraeinschriürung  breiter. 

— Dem  Horizonte  nach  könnte  es  sich  vielleicht  statt  am 
Dicrocerus,  von  welcher  Gattung  schwerlich  eine  neue  Art 
berechtigt  iat,  allenfalls  um  Palaromeryx  Kaupi  handeln. 
Ref.  — Die  Sirene  aus  Perg  wird  gleichfalls  als  neue 
Speeles  beschrieben,  nämlich  als  Metaxy therium  per- 
gense.  Der  Schädel  war  länger  und  gestreckter  als  bei 
Halltheiium,  auch  ist  das  Schädeldach  viel  flacher. 
Das  Gehirn  iat  faxt  glatt  und  besitzt  grosse  Riechlappen, 
das  Kleinhirn  war  sehr  wenig  entwickelt  und  nach  hinten 
abgeflacht. 

W&g^ter,  Oeo.  ün  Tetracaulodon  (Tetruhelodon) 
Khaphardii  Cope.  Kansas  Univcrsity  Quarterly. 
1890,  vol.  VIII,  p.  99  — 103. 

Liegt  nicht  vor. 

Woodw&rd,  Henry.  Notes  on  Elephas  (Stegodon) 
gnneaa  Falc.  et  Cautl.  from  the  Pliooene  Deposits 
of  the  Bewalik  Hills  Iadia.  Oeologiral  Magazine. 
Vol.  VI,  1899,  p.  337  — 341.  2 pl.  1 flg. 

Stegodon  ganesa  ist  die  grösste  aller  fossilen  indi- 
schen Arten.  Der  Schädel  Ist  hrachycephal,  die  StosszäiiDe 
stehen  weit  aus  einander.  Die  Molaren  sind  denen  von 
Mastodon  ziemlich  ähnlich,  daher  auch  der  Clifl'ache 
N'ame  Mastodon  elrphan  toides.  M,  hat  zehn  Joche. 
Elephas  insignia  sieht  dem  ganesa  ähnlicher  als 
bombifrons. 

Wortman,  J.  1*.  and  Matthew,  W.  D.  The  Ancestry 
of  certain  luember»  of  the  Canidae,  Viverridae 
and  Frocyonidae.  Bulletin  ofthe  American  Museum 
of  Natural  llistorv.  New  York  1890,  Art.  VI,  p.  109 

— 138.  2 pl.  10  flg. 

Die  echten  Camivoren  gehen  anf  gewiss«  Creodonten 
zurück,  jedoch  kennt  man  die  directen  Verbindungsglieder 
bisher  erst  bei  zwei  Gruppen,  nämlich  bei  den  Caniden 
und  den  Viverriden.  Die  ersteren  stammen  von  der 
Gattung  Uiotacyon  ab,  die  jedoch,  entgegen  der  bisherigen 


Annahme,  nicht  mit  Miacis  identisch  ist.  Uintacvon 
unterscheidet  sich  von  Vulpavus  (=  Miacis)  durch  die 
Dreiiah)  der  oberen  M,  den  hohen  dicken  Unterkiefer  und 
das  rundliche,  aber  abgestutzte  Kinn.  Die  Caninen  sind 
meist  seitlich  znsammenged rückt  und  die  Primolaren  rela- 
tiv klein.  Die  Gattung  Uiotacyon  enthält  folgende  Arten: 

UiDtacyon  promicrodon  n.  sp.  Wasatchbed  — P4, 
im  Verhältnis«  zu  den  übrigen  sehr  gross,  Kiefer  kurz  und 
hoch,  M,  sweiwurxelig. 

Uiotacyon  canavus  Cope  sp.  und  brevirostris  Cope, 
beide  Wlodriverbed , mit  zwei  wurzeligem  Mr  bei  dem 
er»teren  Ist  P4  klein . der  Kiefer  schlank , bei  letzterem 
ist  der  Vorderzacken  de«  M#  reducirt  und  der  C coroprimirt. 

Uiotacyon  vorn«  Leidy  (=  bathygnathu*  Scott) 
langer,  niedriger  Kiefer,  grosse  P4 , Ma  ein  wurzelig,  aber 
gross,  Astragalu*  proximal  beinahe  eben;  pugnax  u.  sp. 
sehr  klein,  kurzer,  plumper  Kiefer.  C nicht  romprimirt, 
edax  Leidy  klein,  Kiefer  lang,  alle  drei  im  Bridgerbrd. 

Prodaphaenus  Scotti  n.g.u.sp.  l’intabed.  Der  obere  M, 
hat  im  Gegensatz  zu  dem  von  Daphaenus  im  White 
Rirrrbed  ein  äusseres  Basalband  mit  Secundärböckern  in 
der  Vorden»u***necke  und  ist  überdies  noch  viel  breiter, 
dagegen  ist  der  Inuenhocker  noch  nicht  m>  gross.  Pro- 
daptiaenus  und  Daphaenus  haben  einen  dritten  oberen 
M und  runde  Hocker  auf  den  oberen  M,  sowie  relativ 
kleine  Primolaren. 

A.  Extremitäten  fünfzehig  und  kurz,  oberer  P4  und 
unterer  M,  schräg  gestellt. 

1.  Drei  obere  M vorhanden: 

a)  Daphaenus.  Oberer  M,  oval,  Vor»icraus*en- 
hbeker  mehr  auswärts  stehend  als  Hlnterau&seii- 
li  iicker.  Talon  der  unterm  M niedrig,  Entoconid 
-chnridenartig,  M,  knnpfartig  nusgebildet.  Vetus 
Leidy  sp.  hartshornianus  Cope  sp.  felinus 
Scott  sp.  Oreodonbed,  Dodgei  Scott  Titann» 
theriumbed. 

b)  P« radaphaenus  n.  g.  obere  M sehr  verbreitert, 
M3  nicht  einwärts  verschoben,  Talon  der  unteren 
M auch  an  Mt  und  M,  beckenartig,  beide  Zähne 
mit  Vorder*  und  Innensacken  versehen.  Para- 
daphaenu«  cuspigeru»  Cop«  (=  Amphicyou 
entophychi)  und  transversus  n.  sp.,  beide  John 
Daybed. 

2.  Nur  zwei  obere  M vorhanden: 

a)  Temnocyon.  Talon  der  unteren  M Kamm  «rüg, 
unterer  M,  ohne  Innensacken.  T.  altigeni*  Cope 
wnllonianus  Cop«,  feroz  Eyermao,  alle  im 
Jobndaybed. 

b)  Hypotemnodon.  Talon  der  unteren  M kamm- 
artig, aber  M,  mit  Iunen-  und  Vorderzacken. 
H.  coryphaeus,  Joseph!,  beide  von  Cope  au» 
dem  Jnhndaybcd  beschrieben. 

c)  Cynodicti*.  Talon  der  unteren  M beckenformig. 
obere  M breiter  als  lang.  C.  gregsrius  und 
lippincottianus,  beide  vou  Cope  aufge*tellt, 
im  Oreodonbed,  teinnodon  n.  sp.  von  den  Dirnen- 
«innen  des  H.  Joseph i,  im  Protocerasbed, 

d)  Nothocyon.  Ober«  M ziemlich  schmal,  P4 
klein,  untere  M mit  beckenformigem  Talon,  Vor* 
derpartic  des  unteren  Mt  »ehr  klein , aber  mit 
Xebrnhöcker , N.  latidena  und  temur,  beide 
von  Cope  beschrieben  aus  dem  Johndaybed. 

3.  Praemolaren  reducirt: 

n)  Euhydrocyon,  unten  3 P 2 M.  E.  »teno- 
cephalus  Cope  John  Day. 

3 1 

b)  Hyaeuocyon  - P - M.  H.  basilatu!>  und  »ec- 

J J 3 1 

toriua  Cope  John  Day. 

4.  Molaren  reducirt.  Oligobuni»  | P ^ M.  crassi- 

vultis  Cope  John  Day. 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  193 


3 

B.  Moderubirt,  hochbeinig,  vierseitig:  Otocyun  ^ M, 

2 

('»nid,  Lycaon,  Kothocyon,  Urocyon  - 31,  Cyon 

f M,  Icticjron  ^ M. 

2 3 2 

Procyo  aitleu:  Kuno:,  breiter  Schädel,  Augenhöhlen 
vurwürta  gerichtet,  oberer  P4  mit  zweitem  Innenhöcker, 
fünfzehig,  plantigrad. 

A.  ^J~  C4-P?M.  Unterer Ma gestreckt.  Bas sariscus, 

Procyon,  ßassaricyon,  Na*na,  Cercolepte»; 
alle  lebend. 

B.  | J | C 4 P | M.  Unterer  Mt  nicht  gestreckt.  Phla- 

ocyon  leucosteo»  hlatth.  im  obersten  White 
Rivertod. 

Die  neue  Gattung  Phlaocyon  hat  mit  den  Hunden 
noch  die  Anwesenheit  einen  unteren  M„  sowie  die  geboge- 
nen Caninen  gemein,  inil  den  Procyoniden  die  vorwärts 
gerichteten  Orbit« , den  Schädel!»« , sowie  dir  Form  des 
Unterkiefers,  und  den  Besitz  eines  zweiten  Jnuenhöekers 
am  oberen  P4,  ferner  die  gedrängte  Stellung  und  dir  Klein’ 
heit  der  P und  die  gerundeten  Höcker  der  oberen  M.  Die 
unteren  J stehen  in  einer  Keihe,  die  oben»  M sind  relativ 
schmal.  Dos  Crauium  ist  noch  kleiner  und  die  Schädel- 
basis noch  schmäler  als  toi  Procyon.  Der  kurze,  aber 
bohr  Unterkiefer  hat  einen  niedrigen  Krön  fort  »atz.  Die 
Gaumenbeine  reichen  nur  bis  an  den  Mf,  ein  Paroceipital* 
fnrtsatz  fehlt;  der  Albpheuoidranal  verläuft  wie  bei  Cyno- 
dictls,  der  hintere  Artericncanal  des  AtLos  roüudet  schräg 
nach  rückwärts,  bei  Cani»  vertical,  bei  den  Procyoniden 
horizontal.  Wirbel  und  Extremitäten  gleichen  denen  von 
Cynodictis.  Der  Humerus  Ist  schlanker,  sein  grosser 
Tuberkel  hoher  und  die  Deltoidrrista  stärker  als  toi  Pro- 
cyon. Radius  und  Ulna  haben  noch  dreieckigen , nicht 
ovalen  Querschnitt.  Das  erste  Metacaqule  ist  um  die 
Hälft«  kurzer  als  bei  Procyon.  Das  Femur  hat  stärkeren 
zweiten  und  schwächeren  ersten  Trochanter  als  toi  Pro- 
cyon und  eiu  längere«  Collum.  Unten  ist  dieser  Knochen 
schmäler  und  die  Condvli  springen  mehr  vor  als  toi 
diesem.  Die  Fibula  i*t  he»  Procyon  starker  reducirt,  die 
Tibia  dicker  als  bei  Cynodictis.  Da*  Cubold  articulirt 
noch  ein  wenig  mit  dem  Astragalus.  B*  ist  breiter,  der 
Astragnlu*  schmäler,  das  Cuneiforme  111  niedriger  und  Meta- 
tarsale  1 kürzer  als  toi  Procyon.  Die  Phalangen  der 
zweiten  Reihe  zeigen  im  Gegensatz  zu  jenen  von  Procyon 
aussen  noch  eine  Vertiefung,  was  auf  Zurückziehbarkeit 
der  relativ  grossen  Krallen  schließen  lässt.  Die  erste 
Zehe  ist  hei  Phlaocyon  lencosteus  stärker  reducirt  als 
hei  Procyon,  weshalb  dieser  nicht  wohl  von  dar  ge- 
nannten Spccies  abttammen  kann.  Der  obere  P4  hat  mit 
dem  von  Bassariscns  grosse  Aehnllcbkelt , jedoch  ist 
letztere  Gattung  in  der  Gestalt  des  Unterkiefers,  lang  und 
schlank,  noch  weniger  fortgeschritten  als  Phlaocyon. 
Die  zwischen  diesem  fossilen  Genus  und  Cercoleptes 
und  Kasua  bestehende  Lücke  ist  noch  grösser  als  jene 
zwischen  ihm  und  Procyon. 

Temnocyon  ist  der  Stammvater  von  Cyon.  Beide 
tositxrn  einen  schneidend  entwickelten  Talon  am  unteren 
Mg,  dagegen  ist  toi  Cyon  der  zweite  Innenhöcker  der 
oberen  M verloren  gegangen  und  ebenso  der  untere  M,. 
Der  toi  Temnoeyou  bereits  reducirte  Mt  ist  bei  Cyon 
sehr  klein  geworden.  Beide  Gattungen  haben  mit  einander 
die  Höhe  der  vorderen  Uulcrkieferpnrtie  gemein.  Schädel 
und  Extremitäten  sind  toi  beiden  sehr  ähnlich.  Bei  Jcti- 
cyon  und  Cyon  sind  die  Kztremitätcn  und  der  Schwanz 
im  Verhältnis»  zum  Rumpf  sehr  kurz.  Oligobunis, 
Enhydrocyon  und  Hyaenocyon  haben  bereits  im 
Miocän  die  nämliche  Reduction  de«  Gebisses  erfahren,  wie 

Archiv  fQr  Anthropologie.  Bd.  XXVII.  (Yen.  d.  anthrop.  Llt). 


der  lebende  Cyon.  Temnocyon  stammt  von  Daphaetius 
ab.  Beide  besitzen  gerundete  Höcker  auf  den  oberen  11, 
hohen  Unterkiefer , schneidend  entwickelten  Talon  der 
unteren  M,  auch  fehlen  toi  beiden  Zwbcheuhücker  an  den 
oberen  M. 

liypote tnnodon  verbindet  die  Gattung  Cynodictis 
mit  Daphacnu*.  Nur  M,  hat  hier  schneidenden  Talon, 
was  aber  auch  bei  einem  Cynodictis  des  White  Rivertod 
vorkommt.  Die  Gattung  Cynodesmu*  stammt  trotz  der 
Anwesenheit  von  Frontalsmusen  doch  nicht  von  Daphse- 
uui,  sondern  von  Cynodictis  ah. 

Cynodictis  gebt  auf  die  eocauen  Gattungen  Vulpavus 
und  Procynodicti»  zurück.  Letztere  hat  vielleicht  noch 
drei,  entere  sicher  nur  zwei  obere  M.  Vulpavus  palu- 
stris Marsh  Wind  Rivertod.  Oberer  M,  mit  weit  vor- 
springender vorderer  Au*«enecke,  Vorderhöcker  viel  stärker 
als  Hinterhäcker.  Von  den  beiden  Innenhöckern  ist  der 
vordere  sehr  kräftig  und  als  Halbmond , der  hintere  bloss 
al*  Basal  wulst  »«.«gebildet.  Ein  lauere»  Basalband  fehlt, 
dagegen  sind  zwei  Z wisch enhöcker  vorhanden.  Auch  Mt  Ist 
ziemlich  complieirt.  Beide  M sind  noch  entschieden  Creo- 
donten  ähnlich.  Die  Unterkieferzähne,  der  Kiefer  selbst  und 
die  Extremitäten  gleichen  denen  von  Cynodictis.  Vulp- 
avus parvlvorus  Cope  (Mlacis)  Bridgertod  ist  kleiner 
als  palustris  und  sein  Mv  nicht  so  stark  comprimirt. 
Eine  Verwachsung  von  Scaphoid  und  Lunatum  Ut  ver- 
m ul h lieb  noch  nicht  erfolgt. 

Procynodicti»  rulpicep»  — g.  n.  »p.  n.  — hat,  wie 
Vulpavus,  »m  oberen  M,  noch  eine  weit  vorspringende 
Au**cnccke,  aber  der  zweite  Aussenhöckcr  ist  schon  fast 
ebenso  gross  wie  der  erste.  Der  zweite  Innenhöcker  ist 
noch  sehr  schwach.  Die  Metatarsalien  sind  plumper  als 
toi  Cynodictis,  M»n*t  wie  bet  diesem;  Krallen  nicht 
vollkommen  zurückziehbar.  Scaphoid  und  Lunatum  sind 
verschmolzen.  Cynodictis  grrgarlns  hatte  viel  ge- 
spreiztere Zehenstellung  als  Cani*;  auch  sind  die  Dbtal- 
enden  der  Metapodien  noch  nicht  knntig , sondern  immer 
noch  halbkugelfnrmig,  auch  w’aren  die  Krallen  noch  etwas 
rrtnutil.  Der  Metarnrpi»  ist  im  Verhältnis*  xnm  Mcta- 
tarsu»  sehr  kurz,  Metatarsale  1 relativ  noeh  sehr  lang. 
Der  Schädel  ist  kürzer,  die  Lenden  und  Schwanzwirbel 
sind  dagegen  viel  länger  al*  bei  Cani*. 

Ein  Typus  der  riidamrrikanbchrn  Füchse  — Notho- 
cyon  u.  gen.  hat  schon  Vertreter  im  John  Dav,  nämlich 
in  (Galecynus)  Intideu«,  lemur  und  geismarianus. 
Diese  Gattung  hat  kürzere  Schnauze  und  kleineren  oberen 
P4  als  Canis,  ferner  grosse,  fast  viereckige  obere  M und 
breiten  Talon  am  unteren  M,;  die  Vorderpartle  die»«» 
Zahlte*  ist  dagegen  sehr  klein.  Die  C sind  schlanker,  die 
Bullae  osseae  grösser  als  toi  Canis.  Die  beiden  lebenden 
Arten  sind  urostlctu«  und  parvidens.  Notbocyon 
hat  läugereu  Metatara  «*  und  ein  grössere*  Crauium  nls 
die  Cynodictis  de*  White  Rivertod. 

Viverravidae  nov.  fara. 

Der  Käme  Viverravus  graeilis  Marsh  hat  die  Priori- 
tät vor  Didymicti*  dawkinsimnu*  Cope,  dem  Typus 
der  Gattung  Didymicti*.  Mit  Uintacyon  bat  dieselbe 
nicht«  gemein,  weshalb  auch  die  Pnmilie  der  Miaciden  — 
Didymictis  und  Uintacyon  umfassend — , hinfällig  wird. 
Viverravus  Dt  dem  Skelet  nach  schon  ein  echter 
Vivrrride,  jedoch  Dt  die  Verschmelzung  von  Scaphoid 
und  Lunatum  noch  nicht  erfolgt  uud  Viverravus  mithin 
noch  ein  Creodont.  Der  Schädel  von  Viverravus  ist 
wie  bei  Yiverricula  langgestreckt,  namentlich  der  Ge- 
sichtstheil  und  folglich  auch  der  Unterkiefer.  Der  Schädel 
hat  einen  hohen  Schcitclkamm , das  Orciput  hängt  nach 
hinten  etwa*  über,  das  Mastold  tritt  nicht  besonder*  hervor. 

3 14  2 

Die  Zahnzahl  Dt  wie  toi  den  Viverren  ^ J ^ C - P - M. 

Der  obere  P4  und  der  untere  M,  haben  echten  Viverron- 
typns , ebenso  verhält  sich  der  Atlas  und  die  einzelnen 

26 


Digitized  by  Google 


194 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Wirbel  und  Extrrmitätcnknochei».  Vivrrr»vu*  tritt 
bereit«  im  unteren  Eocäo  auf,  Torrrjonbed.  Vollständiger 
bekannt  sind  Viverravus  protrnu«  und  leptomylus 
aus  dem  Wasatchbed. 

Der  Zusammenhang  zwischen  den  genannten  Gattungen 
i*t  folgender: 

Der  lebende  Ictlcyon  gebt  auf  die  mioc&ne  Gattung 
Öligobani«  zurück,  der  mit  letzterer  nabe  verwandte 
Üyaenoeyon  auf  Enhydrocyon.  Ihre  früheren  Vor- 
läufer sind  ebenso  wenig  bekannt  wie  die  der  gleichfalls 
mlocknen  Gattung  Parsdaphaenus.  Cyon  geht  auf  den 
mlocänen  Temnocyoti,  dieser  auf  Daphaenus  im  White 
Rivcrbed,  letzterer  auf  Prodaphaenus  im  Ulntab«*d  und 
dieser  wieder  aufUintacyon  Bridgcr  bis  Wasatrh  zurück, 
Canis  existirt  bereit«  im  Loupfork  und  diese  alteu  Arten 
stammen  von  flypotemnodon  im  Johndavbed  ab,  letz* 
tereT  von  Cynodicti«  des  White  Riverbed.  Ein  solcher, 
lippincottianus,  ist  der  Ahne  gewisser  lebender  Canis, 
«ndere  gehen  auf  Gynodesmu*  lu  White  River  zurück. 
Cynodicti«  stammt  von  Procy  nodicti»  in  Uinta,  und 
dieser  von  Vulpavu«,  Bridger  bis  Wind  River,  ab.  Ein 
Cynodicti»  führt  aufwärts  zu  Notbocyoo  schon  im 
John  Day,  aber  auch  noch  lebend,  und  zu  Batsariscut. 
Proeyon  stammt  von  Phlaoeyon  des  White  Riverbed  ab. 

Wortxn&n,  J.  L.  Restoration  of  Oxyaena  Inpina 
Cup«  with  descriptions  of  oertain  new  apecics  of 
Kocene  Cruodonts.  Bulletin  of  the  American  Museum 
of  Natural  llistory.  New  York  1899,  vol.  XII,  Art.  VII, 
p.  13»  — 148.  3 Text f.  1 pl. 

Die  Gattung  Oxyaena  im  Waaatchbed  hat  eine  sehr 
Ähnliche  diflerenzirt*  Zahn  form  wie  die  Peliden;  im 
Uebrigen  erweist  sie  «ich  dngegen  noch  als  sehr  primitiv- 
kleines  Cranium,  kurze  Beine,  gespreizte  Zeheustellung, 
nicht  zurückziehbare  Krallen.  — Sie  stemmt  wahrscheinlich 
aus  Europa , denn  in  Nordamerika  giebt  es  keinen  älteren 
Creodonten,  von  welchem  sie  abgeleitet  werden  könnte. 

Die  Oxyaeniden  mit  den  Gattungen  Oxyaena, 
Patriofelis  und  Oxvaenodon  unterscheiden  sich  von 
den  Palaeonlctiden  mit  den  Gattungen  Palaeon ictls, 
Arobloctonus  und  Aelurotherium  dadurch,  dass  bei 
ihnen  der  zweite  kl  vergrossert  erscheint,  bei  «Uesen  da* 
gegen  der  erste. 

Von  Oxyaena  luplna  kennt  man  jetzt  fast  das  ganze 
Skelet  eine«  Individuum«.  Ein  Theil  davon  wurde  von 
Cope  bereits  im  Jahre  1881  aufgelesen;  der  andere  aber 
erst  15  Jahre  später  von  einer  New  Yarker  Expedition. 
Der  Schädel  hat  eia  kurzes  breites  Gesicht , ein  lange» 
Cranium  mit  weit  nach  vorn  reicheadem  Scheitelkamm 
und  sehr  massive  Jocli bogen.  Die  Zahl  der  J ist  sicher 
3 

-,  jedoch  sind  die  unteren  viel  schwächer  als  die  oberen. 

P,  ist  ein-,  Pg  zwei-  und  P,  drei  wurzelig.  Im  Gegensatz 
zu  den  Caraivoren,  bei  welchen  der  obere  P#  zusammen 
mit  dem  unteren  M,  als  Seheere  functionirt,  ist  dies  hier 
hei  dem  oberen  M,  und  dem  unteren  M,  der  Pall.  Der 
schräg  gestellte  obere  Mt  hat  keinen  Antagonisten.  Die 
Grosse  der  Unterkieferzähne  uimiut  von  P,  bis  M(  ganz 
allmählich  zu.  An  den  unteren  NI  hat  der  Innenzacken 
sowie  der  Talon  beträchtliche  Reduction  erlitten;  bei 
Patriofelis  sind  diese  Bestandteile  überhaupt  ver- 


schwunden. Der  Atlas  erinnert  an  den  der  Katzen  hin- 
sichtlich der  Perforation  der  Querfortsatze.  Auf  die 
13  Brustwirbel  folgen  7 Lendenwirbel.  Die  Zygapophysen 
der  Lendenwirbel  haben  hier  nur  einfache  Gelenke  im 
Gegensatz  zu  denen  bei  anderen  Creodonten.  Das  Thier 
batte  einen  langen  kräftigen  Schwanz.  An  der  Scapula 
sind  Coracoldfortaatz , Akromion  und  Metakromion  wohl 
entwickelt.  Der  Humerus  kiesitzt  Hne  lange  Deltoidirista 
und  eine  tiefe  Bicipitalgrube.  Sein  Unterende  gleicht  dem 
der  Katzen.  Die  Ulna  hat  ein  »ehr  hohes  Olecranou, 
der  Radios  oben  einen  sehr  grossen  Tuberkel;  unten  hat 
er  dreieckigen  Querschnitt.  Eine  Verschmelzung  von  Car- 
palien  findet  nicht  statt.  Das  erste  Glied  drs  Daumens 
ist  ungemein  kräftig.  Alle  Krallen , bis  auf  die  fünfte, 
sind  mit  einem  tiefen  Spalt  versehen.  Das  Femur  hat 
einen  geraden  Schaft,  aber  einen  schwachen  dritten  Tro- 
chanter. Die  Astragalusfacette  der  massig  gekrümmten 

Tibia  ist  nur  wenig  vertieft.  Der  Astragalus  hat  ein 
Foramen  und  artiknlirt  sehr  innig  mit  dem  Cuboid.  Die 
Fibula  hat  sehr  geringe  Reduction  aufzuweisen.  Der  Hinter- 
fus«  ist  schlanker  als  der  Vordcrfuss.  Obwohl  die  Cunei- 
forme  ähnliche  Anordnung  »eigen  wie  bei  den  Katzen, 
ist  die  wechselseitige  Verbindung  der  Metatarsalia  doch 
eine  viel  losere.  Die  zweite  Zehe  {st  die  dickste,  die  dritte 
die  längste. 

Oxyaeuodon  dysodus  n.  g.  n.  *p.  Aas  dem  Uintabed 
liegt  ein  Schädel  vot,  der  einem  Thier  von  etwa  Fuchs- 
grösse  angehört  hat,  und  folglich  dem  kleinsten  aller  bis- 
her bekannten  Oxyaeniden.  Die  Zabnformel  ist  auch 

hier  ^J-C-P-M.  Di«  Kiefersymphvse  erstreckt  sich 

3 14  2 tri 

bi«  zum  Pr  Die  unteren  P sind  »ehr  einfach  und  haben 
bloss  hinten  einen  sehr  schwachen  Bntalhücker.  Am 
oberen  P3  fehlt  der  Innenhücker.  Der  Unterkiefer  ist 
niedrig,  das  Gesicht  lang.  Auch  hier  findet  sich,  wie  bei 
allen  Oxyaeniden,  die  starke  Postorbitaleinacbnürung, 
auch  endet  da»  Frontale  ebenfalls  weit  hinter  der  Augen- 
höhle. I>a«  Lacrytnale  *tö»«t  ebenfalls  mit  dem  Oberkiefer 
zusammen,  auch  fehlt  der  Fortsatz  des  Stirnbeins  zwischen 
Oberkiefer  und  Nasenbein.  Der  Scbeitclkamm  erstreckt 
»ich  weit  nach  von».  ln  diesen  Stacken  erinnert  der 
Schädel  der  Oxyaeniden  an  den  der  Pinnipedia. 

Mesonychidae.  Die  geologisch  jüngsten  Mesony- 
chiden  haben  lange  Laufbeine;  an  den  Zähnen  sind  da- 
gegen  gewisse  Höcker  verschwunden.  Die  älteste  Unter- 
familie der  M r »onychiden,  die  Triisodontiden,  besitzt 
kegelförmige  Hücker,  wie  die  genetische  Reihe  Dlssacu«, 
Pachyaena,  Mesonyx.  Die  Höcker  der  M sind  jedoch 
bei  ihnen  kräftiger,  auch  haben  die  Kiefer  eiue  kräftigere 
Symphyse.  Auch  die  Reihe  Trüsodon,  Sarcot braustet 
und  Goniacodon  zeigt  Reduction  der  Hücker.  Aus  einem 
Triisodon  hat  sich  der  Mesonychide  Dissacus  des 
Tonrejonbed  entwickelt.  Von  Dissacus  an  wird  der 
Talon  der  unteren  M immer  kleiner.  Pachyaena  inter- 
media  n.  sp.  ist  im  Gegensatz  zu  P.  gigantea  und 
osslfraga  wohl  direct  aus  Dissacus  entstanden,  denn 
nur  bei  dieser  neuen  Art  ist  der  letzte  obere  M ebenso 
stark  redurirt,  wie  bei  Dissacus.  P.  iutermedia 
•cMtoet  «ich  zugleich  auch  enger  an  Mesonyx  an,  als 
die  beiden  genannten  Arten. 


D.  Recente  Säugothiere.  Verbreitung  und  Systematik  derselben. 


Alcoekj  N.  H.  Tlie  Natural  Hlatory  of  the  Irish 
Bat«.  The  Irish  Naturalist  1899,  Vol.  8,  p.  29  — 36, 
p.  53  — 57,  2 pl.,  4 fig.  und  p.  169  — 174. 

■ Liegt  nicht  vor. 

AUen , J.  A.  The  North  American  Arhoreal 
Squirrels.  The  American  Naturalist  16Ö9,  p.  635 
— 042. 


Autor  unterscheidet  folgende  Arten  und  Subgenera: 
Hesperosciurus  griieus  mit  zwei  Subsp.  — nigripe« 
Anthonyi  — , alle  Califoralen,  Neosciurus  carolinensi», 
New  York  bis  Florida,  mit  Subip.  lencotb  Südcanada,  hypo- 
phaeu»  Wisconsin,  fuliginusu»  Louisiana,  exlimu*  Florida, 
Otosciorus  Aberti  Colorado,  Arizona,  A.  concolor  Colo- 
rado, Parssciuru«  virginianu»  Virginia  bis  Florida,  ludo- 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  195 


vidanu*  weit  verbreitet  mit  Subsp.  vicina  Westvirginia  ind 
Pennsylvania,  limills  Texas,  Mexico,  Areosciuru»  apache, 
arisonensU  und  buachuca,  alle  Arizona  etc.,  Tstniasciuru* 
hudsooicu*  Canada  bis  Alaska,  b.  gymnicu*  New  England, 
Ostcanada , h.  loquax  südlich  hiervon  bis  Nordcarolina , b. 
minnesota  n.  subsp.  Minnesota,  h.  dakotenai»  Dakota,  Wyo- 
ming,  Kaileyi,  Wyoming  Montana,  h,  ventorutn  Wind  River 
Mountain»,  h.  Ricbanbonii  Montana,  Idaho,  British  Columbia, 
h.  Streadori  Washington,  British  Columbia,  b.  vancouvc- 
rensis  Vancouver  bi*  Sitko,  St.  Douglasii  Oregon,  Washing- 
ton mit  den  Subsp.  D.  mottipilosus  Calitoroien , D.  cas- 
cadensi*  Oregon  Washington , D.  albolimbatus  Californien 
bis  Oregon , D.  Mearnsi  Niedercali  formen , Frepontl  Colo- 
rado Wyomiug  mit  Subsp.  F.  neomexicanu*  Neumexico  und 
F.  mogollonensis  Arizona. 

Allen,  J.  A.  ün  MammaU  from  the  Northwest 
Territory  collected  by  McA.  J.  Stone.  Bulletin  of 
the  Americau  Museum  of  Natural  Hiatory  New  York 
1899,  Vol.  12,  p.  1—9. 

Im  Dee«?  Lake  Revier  im  Nord  west  Territorium  und 
Alaska  wurden  gesammelt  Ovis  Stonei,  Dalli,  Zapu* 
saltator  n.  sp.,  verwandt  mit  hud*onieu*,  Lemmas  hcl- 
volus,  Pbenacomys  Constable!  n.  sp.,  verwandt  mit  ungav«, 
Evotomys  alaseensis,  Dawsoni,  Micro  tu»  Stonei  n.  sp., 
verwandt  mit  fontigrnus,  M.  vellrrosa»  n.  sp.,  Schadet  ähn- 
lich pennsylvanicus , cantus  n.  sp.,  Pemmisous  tesanus 
arcticu«,  Neotoma  Drummondi,  Mus  musculus,  Tamm 
quadri vittatu*  borealis,  Sicuru*  hudsonicas,  Sorex  «pha- 
gnlcola, 

Alleny  J.  A.  Deecription  of  Fife  New  American 

Rodeuta.  Bulletin  of  the  American  Museum  of 

Natural  Hiatory.  New  York  1899,  Art.  II,  p.  11  — 18. 

Lepus  araericanus  phaeonotus  u.  subsp.  Kitt*»n  Co.  Minne- 
sota, Lepus  Bishopi  n.  sp.  Nord-Dacota,  am  ähnlichsten 
dem  phaeonotu»,  Lepus  floridanu*  Chapmani  o.  subsp. 
Texas,  Thomomy»  tulvus  alticolis  n.  subsp.  von  Sierra 
Lag u na  Niedercalifornicn  und  Sciurns  Chapmatii  n.  sp. 
von  Trinidad  verglichen  mit  Hoffmanni. 

Alleny  J.  A.  New  Rodenta  from  Columbia  and 
Venezuela.  Bulletin  of  the  American  Museum  of 

Natural  Hiatory,  New  York  1899,  Yol.  12,  Art.  XVI, 
p.  195  — 218. 

Lepus  superciUaris  n.  sp.  von  Bunds,  Columbia,  ver- 
wandt mit  L.  (Sjrlvilagus)  insolitus,  Iso th rix  rufodoreall* 
n.  sp.  von  Onaca  Col. , Zahnbau  und  Schädel  ähnlich 
Lasiuromys  villnsus.  Echimys  Mincac  n.  sp.  Ton  Minca 
Col.  verwandt  mit  L.  Trinitatis,  Echimys  Oriclii  n.  sp. 
von  Quebrada  Secca  Venezuela,  wie  Trinitatis,  aber  viel 
kleiner,  Echimys  canicollis  n.  »p.  von  Bonds,  äusserlich 
dem  Loocheres  caniceps  ähnlich,  Heteromys  Jesupi  u. 
sp.  von  Minca,  verschieden  von  melanoleucu*  und  anumalus. 
Akodon  venczueleDsis  n.  sp.  kleiner  als  Urichi,  Akodon 
columbianus  n.  sp.  verglichen  mit  bogotensU,  Oryzomys 
maculiventer  n.  sj>.  von  Sierra  El  Libano  Col.,  die  grösste 
aller  Oryzomy  s arten,  O.  trichuru*  n.  sp.  von  Bonda  ver- 
wandt mit  davicans , O.  sancUe  Martae  n.  sp.  ebendaher, 
verwandt  mit  brevicauda,  0.  tnollipilosus  n.  sp.  Santa 
Maria,  ähnlich  graf  Hi»,  ebenso  0.  Magdalena«  n.  sp.  von 
Minca,  villosus  n.  sp.  Santa  Marta,  verwandt  mit  meridensis, 
O.  palmariu*  n.  sp.  von  Quebrada  Secca  ähnlich  trinitatis, 
O.  tenuicauda  n.  sp.  von  Los  Palmale*  Yen.,  kleiner  als 
velutious,  O.  modestus  n.  sp.  Campo  Alegre  Yen.,  verwandt 
mit  der  vorigen,  O.  vulviventer  n.  sp.  von  Quebrada  Secca 
nimmt  eine  Sonderstellung  ein.  Sciurus  saltucnsls  bonda« 
n.  subsp.  von  Bonda  und  Sciurua  acstuans  quebradrnsis 
n.  subsp.  von  Quebrada  Secca. 

Alleny  J.  A.  The  Generic  Name«  Echimys  and 
Loncherea.  Bulletin  of  tbe  American  Museum  of 
Natural  Hiatory.  New  York  1899,  VoL  12,  Art.  XX, 
p.  257—284. 


Die  Gattung  Echimys  theilt  Autor  in  Dactylomy* 
typus,  Neloray*  cristatus,  paleaceus,  Blainvillei,  tomivillosus 
dldelphoide* , aruiatus  und  Echimys  myosurus  (Lon- 
cheres  longicaudatus) , spinosus  und  di«  neue  Gattung 
Proechiroys  mit  cnycnnensis,  hispidus,  setosus,  albiapinis, 
dimidiatus,  ferruginrus,  semispinofeus  centralis,  clirysaeolus, 
decumanus,  gymnurus,  Trinitatis,  canicollis  Urichi,  Miucae 
und  Cherriel.  Geschichtliches  über  diese  Arte». 

Ameghino,  Floren tino.  On  the  primitiv  Type  of 
tbe  Plexodont.  Molara  of  Main  mala.  Proceeding* 
of  tbe  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  555  — 
570,  16  Fig. 

Der  complicirte  Zahn  der  Saugethiere  ist  nach  den 
einen  Autoren  aus  dem  einfachen  Reptilienzabu  durch 
Entwickelung  neu  auftretender  Höcker  entstanden,  nach 
den  anderen,  darunter  Amegbino,  ist  die  Grundlage  «in 
Sechbhöckerzahu  und  nicht  elu  Dreihöckerzahn , wie  Jene 
meinen , und  selbst  dieser  geht  vielleicht  auf  einen  Zahn 
mit  noch  mehr  Höckern  zurück.  Dieser  Scchshöckcrzahu 
findet  sich  schon  in  der  Kreide  bei  Proteodidelpbis, 
dem  Ahnen  von  Didelphis,  und  vou  ihm  lasseu  sich 
auch  die  Zähne  der  Fleischfresser,  Insecti voren, 
der  diprotodonten  Beutler,  der  Nager  und  selbst  der 
Hufthiere  und  Primaten  ableiten,  jedoch  sind  bei  den 
Fleischfressern  ein  oder  mehrere  dieser  Höcker  ver- 
schwunden, bei  den  Hufthieren  oft  der  vordere  and  der 
mittlere  InnenbÖcker, 

Die  Prämolsrcn  und  Milchtähnc  batten  ursprünglich  die 
nämliche  Zusammensetzung  wie  die  Molaren.  Die  Milcbzähne 
verhalten  sich  in  dieser  Beziehung  allerdings  couservativer 
als  die  Prämolaren,  welche  bei  den  Säugern  der  nörd- 
lichen Halbkugel  schon  sehr  einfach  geworden  sind  durch 
Reduction  aus  einer  aiolarühn liehen  Form.  Die  Grösse  der 
Prämolaren  hangt  davon  ah,  ob  die  Molaren  später  oder 
frühzeitig  erscheinen,  weil  hierdurch  die  Grösse  des  Raumes 
bestimmt  wird,  welcher  für  die  erstereu  iibrlg  bleibt.  Da 
nun  im  jüngeren  Tertiär  die  Molaren  erst  wieder  später 
erschienen,  so  konnten  die  P wieder  grösser,  molarähnlich 
werden , wie  sie  es  in  der  Kreidezeit  waren.  Ebenso  ist 
die  Grösse  und  Zusammensetzung  der  Milchzähnc  von  der 
Zeit  des  Erscheinens  der  Molaren  abhängig.  Wie  die  P, 
so  »ind  auch  jetzt  die  Milchzähnc,  namentlich  der  letzte 
— D4  — , wieder  sehr  eomplicirt  geworden. 

Der  Sechshöckeruhu  ist  die  Gruudluge  für  den  Zabnbau 
der  Säuger  überhaupt.  Die  Plexodontie  ist  demnach  der 
ursprüngliche  Zustand , die  Huplodontie  ist  erst  secundär 
entstanden. 

Au  diesen  Ausführungen  ist  nur  soviel  richtig,  dass  der 
untere  Molar  aller  Säuger  ursprünglich  aus  sechs  Höckern 
bestanden  hat,  der  obere  M war  aber  triuibrrrulir , wenn 
er  auch  schon  frühzeitig  Nebenhöcker  besessen  haben 
dürfte.  Die  Prämolurrn  waren  dagegen  zweifellos  ursprüng- 
lich ganz  einfach  gebaut.  Der  von  Amegbino  immer 
wieder  aufgetischte  Irrthum , dass  die  alten  sUdatneri- 
knni*chen  Säuger  die  Ahnen  der  Säuger  der  nördlichen 
Halbkugel  uud  bereits  cretaceisch  wären , bedarf  keiner 
weiteren  Widerlegung.  Ref. 

Bange,  Outr&m.  A new  Pigmy  Oryzomy a from 
tlie  Santa  Marta  Region  of  Columbia.  Proceeriinga 
of  the  Biological  Rociety  of  Washington  1899,  Vol.  18, 
p.  9—13. 

Oryzomys  nsvu*. 

BangSy  Outr&m.  A new  raceof  etriped  Spermophilo 
from  Missouri.  Proceedinga  of  the  New  England 
Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.  1 — 2. 

Spermophilus  (Ietidomys)  trcdecemliueatu*  subsp.  n. 

BangSy  Outr&m.  The  Florida  Puma.  Proceedinga  of 
the  Biological  Society  of  Washington  1899,  Vol.  13, 
p.  15—17. 

Felia  Coryi  n.  sp. 

25* 


Digitized  by  Google 


196 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Bangs,  Outram.  Descriptions  of  wrae  new  M am  mala 
fron»  Weitern  North  America.  Proceeding*  of  the 
New  England  Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.  85  — 72. 

Liegt  nicht  vor. 

Bangs,  Outram.  A new  Bat,  Arctibeu*  femur* 
villosutn  n.  »p.,  from  Columbia.  Proceeding*  of  tlie 
New  England  Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.  73—74. 

Bangs,  Outram.  Descripli<>n  of  a new  Weasel,  Pu- 
torius  (Arctogale)  longlcauda  oribasus  n. 
subsp.  Proceeding»  of  the  New  England  Zoological 
Club  1899,  Vol.  1,  p.  61—82. 

Bangs,  Outram.  A new  Race  of  Chikaree  (Sciuru* 
huiUonicu»  gymnicui  n.  Bp.).  Proceeding»  of  the 
New  England  Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.27 — 29. 

Bangs,  Outram.  A new  Sigmodon  (sanctae 
tnartae)  from  the  Santa  Mart*  Region  of  Colombia. 
Proceeding»  of  the  Biological  Society  of  Washington 
1899,  Vol.  12,  p.  189  — 190. 

Bangs,  Outram.  A new  Lvux  front  the  coast  of 
California.  Proceeding»  of  the  New  England  Zoolo- 
gical Club  1899,  Vol.  1,  p.  23  — 25. 

Lyux  (Cervaria)  fasciatus  oculeu*  u.  »ub*p. 

Bangs,  Outram.  Descriptions  of  two  new  pika» 
(Ochotoma)  from  Wentern  North  America.  Procee- 
ding»  of  the  New  England  Zoological  Club  1899, 
Vol.  I,  p.  39—42. 

Bangs,  Outram.  Three  new  Weasel»  from  North 
America.  Proceeding»  of  the  New  England  Zoological 
Club,  Vol.  I,  p.  53—57. 

Putorius  noveboraemsi»  notius  n.  subsp.  I*.  oecisor. 
n.  »p.  P.  xanthogeny«  tnundu?«  n.  subsp. 

Bange,  Outram.  A new  Gray  Fox  from  tho  Upper 
Mississippi  Valley.  Proceedings  of  the  New  England 
Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.  43—  44. 

Urocyon  eltiereoargeuleu»  oejihons. 

Bangs , Outram.  Notes  on  »om«  M am  mal»  from 
Black  Bay,  Labrador.  Proceeding»  of  the  New  Eng- 
land Zoological  Club  1899,  Vol.  I,  p.  9 — 18. 

11  sp.  3 n.  subsp.  Arctomy»  ignaru»  n.  »p.  Liegt 
nicht  vor. 

Barret  Hamilton,  Q.  E.  Exhibition  of,  and  remark« 
upon,  aume  spooinieus  of  European  Bquirrcl*  (Hciurus 
vulgaris)  »howing  local  colour  Variation».  Procee- 
ding»  of  the  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  3 
— 6. 

Da*  britische  Eich böm eben  bt  verschieden  von  dein 
europäischen  Sciuru»  vulgaris  und  soll  eigentlich  den 
Namen  Sc.  leacurus  führen.  Her  Schwane  bt  stets 
heller  gefärbt  als  bei  vulgaris.  Leut  er**  Art  tnus»  in 
mehrere  Subspccies  gegliedert  werden:  Sc.  vulgaris  rufus, 
Mitteleuropa,  im  Winter  nicht  anders  gefärbt  ab  im  Sommer; 
Sc.  vulgaris  vnrius,  nördliches  und  östliche»  Europa 
und  Sibirien,  im  Winter  fast  weis6  werdend;  Se.  vulgaris 
typicut  in  Südskandinavien,  ähnlich  dem  leucuruB,  aber 
mit  rothem  Schwanz,  ebenfalls  mit  Wiiiterfarbung,  und 
Sc.  vulgaris  calotus  in  OsUibirien,  im  nördlichen  China 
und  iu  Korea,  wohl  mit  Sc.  argenteus  identisch,  im 
Winter  gelblich  am  Kucken.  Die  europäischen  Eichhörn- 
chen neigen  stark  zu  Melanismus.  Die  Verschiedenartig- 
keit  derselben  lässt  darauf  schllessen,  dass  in  Europa  über- 
haupt mehrere  Kuunengebiete  unterschieden  werden  müssen. 

Barret  Hamilton,  G.  E.  On  the  Speck**  of  the 
Genu»  Mu»  inhabiting  St.  Kilda.  Proceeding»  of  the 
Zooiogical  Society  of  London  1899,  p.  77 — 88,  1 pl. 

Da*  Vorkommen  von  Mäusen  auf  dem  Felsen  von  St.  Kilda 
galt  lange  für  durchaus  unwahrscheinlich.  Di«  untersuchten 
Exemplare  gehören  theils  zur  sylvaticu«-,  thcils  zur 
musculus'Gnippe.  Diese  letztere  Form  erbilt  den  Namen 
Mus  raurali*  n.  sp.  und  unterscheidet  sich  von  den  echten 


mutculu»  durch  ihre  Grösse,  Stärke  und  Färbung  — ähn- 
lich hierin  dem  »ylvaticus  trpicus.  Mus  hirtenai» 
n.  »p.  aus  der  ayl vaticns-Gruppe  hat  längere  Beine  und 
kleinere  Ohren  als  die  echten  »ylvaticus  und  steht  dem 
Mu»  hebridensi*  »ehr  nahe.  Mus  muralis  ist  zweifellos 
eine  ganz  junge,  aus  musculu»  entstandene  Art,  dagegen 
muss  birtensis  aus  sylvaticus  hervorgegangen  sein, 
der  schon  in  geologisch  älterer  Zeit  nach  St.  Kilda  ge- 
langt war. 

Barrot  Hamilton,  G.  Exhibition  of  and  remarks 
upon  ankinofthe  Varying  Hare  (Lepus  variabiiis) 
in  the  Spring  moulting  »tage.  Proceeding»  of  the 
Zoological  Society  of  London  18»9,  p.  598 — 599. 

Der  veränderliche  Hase  hat  in  Siidirland  noch  im  Mai 
sein  Winterkleid. 


Barret  Hamilton,  G.  E.  H.  Note  on  the  Water 
Voles  ofBosnia,  A«ia  ininor  and  Wettern  Persia. 
Annals  and  Magazine  of  Natural  lliatory.  London 
1899,  Vol.  3,  p.  223  — 225. 

Microtus  Musignani  illyricus  n.  subsp.  zwischen 
persicu»  und  dem  echten  spanischen  Musignani  in  der 
Mitte  stehend. 

Barret  Hamilton,  G.  Note  on  the  Sicilian  Dormico 
of  tho  Genera  Eliomy»  and  GH».  Anna!»  and 
Magazine  of  Natural  History.  London  1*99,  Vol.  3, 

p.  226  — 228. 

Eiiomys  pallidus  n.  sp.  ähnlich  quercinus;  in 
Marokko  lebt  der  algerische  mumbyanus.  Glis  insu* 
laris  n.  sp.  kleiner  als  ltalicu*. 

Barret  Hamilton,  G.  Note  on  the  Harvest  Miee 
of  the  Palaeartic  Region.  Annal»  and  Magazine  of 
Natural  Hittory.  London  1899,  Vol.  V,  p.  341 — 345. 

Mus  mioutus  tnessoritis  Hampshire,  Mus  minntu»  typi- 
cub  Holstein,  Mus  m.  pygmacus  Fokicn , Mus  na.  usuricua 
u.  subsp.  Sibirien,  Mus  campestrb,  minutus,  ftavus,  soricioos, 
pendulinus,  parvulus,  pratensis,  agilis,  meridionalb  und 
arumlinaceus. 

Barrot  Hamilton,  G.  Note  on  the  Beecli  Marten 
and  Badge r of  Crete.  Aunai»  and  Magazine  of 
Natural  Hiatory.  London  1899,  Vol.  IV,  p.  »83  — 385. 

Drr  Marder  von  Kreta  ist  die  afghanische  und  turke- 
«tanische  Varietät  von  Mustela  foina,  nämlich  vor. 
lencoiachnoea,  der  Dach»  ist  Meies  melas  eine- 
• eens  von  Kleiu&sien. 

Barret  Hamilton.  Note»  on  the  Habit«  of  the  Northern 
Pur  Seal,  Otaria  ursina.  Natural  Science  1899, 
Vol.  15,  p.  17—41. 

Bartlett,  Edward.  How  doeathe  new  born  Kangoroo 
get  IntO  the  Motbers  Pouch?  The  Zoologi»t  1899, 
p.  3«8  — 8«9. 

N»ch  einigen  Beobachtern  soll  die  Mutter  das  Neu- 
geborene mittelst  der  Hand,  nnch  anderen  mittelst  der 
Lippen  in  den  Beutel  stecken.  Das  Junge  ist  nach  der 
Geburt  nicht  grösser  »ls  der  kleine  Finger  eines  Kinde«. 

Batch  older,  Ch.  F.  Homo  unrecognized  jumpiug 
Mice  of  the  Genu«  Znpus.  Proceedings  of  the  New 
England  Zoological  Club  1899,  Vol.  1,  p.  3 — 7. 

Liegt  nicht  vor. 

Bedd&rd,  Frank  E.  A.  Gontribution  to  our  Know- 
ledge of  the  Cerebral  Convolotiona  of  the  Gorilla. 
Proceedings  of  the  Zoological  Society  of  London  1899, 
p.  65—77,  7 fig. 

Bell,  Ernest  D.  and  Holis,  Ainslio  W.  M a m ni  a 1 i a n 
Longevitv.  Nature,  London  1899,  Vol.  59,  p.  486 
— 487  und  1899,  Vol.  60.  p.  30. 

Die  Lebensdauer  der  Siugethierc  berechnet  man  aus 
dem  Eintritt  der  Maturität.  10%  mal  die  Zeit  der 
Maturität,  dividirt  durch  die  Cubikwurzel  au«  dieser  Zahl. 
Ilolls  hält  dieses  Resultat  für  zu  hoch. 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  197 


Böttger.  Zwei  neue  Giraffen.  Der  xoologi&che 
Garten,  1899,  p.  «0  — 61. 

Giraffe  Schilling»!  Mntschir  vom  Kilim»  Kdscharo, 
ähnlich  der  Sudangiraffe  und  G.  TippeUkirchi  aus 
dem  Massailande.  Beschreibung  des  äusseren  Habitus. 

Bolau,  Heinrich.  Die  wichtigsten  Wale  de«  Atlan- 
tischen Oceans  und  ihre  Verbreitung  in  demselben. 
Segelhandbuch  für  den  Atlantiachen  Ocean , 1 899. 
2.  Aufl.,  p.  345  — 35«,  1 Karte.  6 Fig. 

Bonhoto,  J.  L.  On  a new  Speciea  of  Tatniaa  fron» 
Eaztern  Siberia.  Annal*  and  Magazine  of  Natural 
Hittory.  London  1899,  Vnl.  V,  p.  385. 

Tntniaa  orientalis  n.  *p.,  vom  oberen  Ussuri,  muss 
sowohl  Von  asiatieus  als  auch  von  aenesceu»  unter« 
schieden  werden. 

Broom , R.  A Contribution  to  the  Development  of 
the  Common  Phalanger  (Trichosurus  vulpe« 
cula).  Proceedings  of  the  Linnean  Society  of  N.-8.« 
Wale»  1899,  Vol.  33,  Para  IV,  p.  705—729. 

Broom , R.  Marsupial  Bhouldergirdle  Development 
and  Morphology  of.  Nature,  Vol.  59,  p.  311. 

Nach  den  Befunden  bei  Phalangist*  and  Phaseol- 
arcto«  (Wallaby)  ist  da*  wohlent wickelte  Coracoid  de» 
Marsupialiertötus  und  der  Coracoidprocessu»  der  höhe- 
ren Säuger  homolog  dem  hinteren  Coracoiddcment  der 
M y not  remen  und  Beptilien,  das  Kpicoracoid  der 
Monotremeu  und  Theromor p he n ist  homolog  dem 
Präcoraröid  der  Amphibien.  Do*  Präcoracoid  wird  bei 
den  höheren  Säugern  bloss  durch  da»  Coracoelavicular- 
ligament  repräsentirt. 

Bourardie,  P.  Note  aur  le  dressage  de  l’Elephant 
d'Afriqne  4 la  miaaion  de  Fernan  Vaz.  Balletin  da 
Museum  d’Histoire  naturelle.  Pari*  1H99,  Tom.  V, 

p.  66  — 88. 

Brouce,  William  B.  The  Mammalia  of  Franz 
Josefs  Land.  Proceedingt  of  the  Royal  Phyairal 
Society  of  Edinburgh  1899,  Vol.  14,  p.  78  — 86. 

Liegt  nicht  vor. 

BumÜller,  Johanne«.  Das  menschliche  Femur 
nebst  Beiträgen  zur  Kenntnias  der  Affenfemora. 
Inauguraldissertation.  München  1899,  142  p.  und: 
Affen-  und  Meoschenfemur.  Correapnndenzblatt 
der  anthropologischen  Gesellschaft  1899,  p.  167 — 160. 

Die  ausführliche  Beschreibung  de*  menschlichen  Femur 
zu  referiren,  fallt  nicht  in  da*  Gebiet  des  Berichterstatter*  > 
derselbe  muss  »ich  vielmehr  darauf  beschränken,  die  Unter- 
schiede zwischen  menschlichem  und  Affen  -Femur  zur 
Darstellung  zu  bringen. 

Der  Schaft  des  menschlichen  Ferner  hat  im  Gegen- 
satz za  dem  der  Affen  nicht  runden,  sondern  dreieckige! 
Querschnitt;  die  laterale  Seite,  sowie  die  mediale  Seite 
sind  abgeflacht  und  beide  bilden  zusammen  eine  scharfe 
Kante,  den  Pilaster.  Der  FDutoMkt  — das  Verhältnis» 
zwischen  S.igittal-  und  Querdnrehmcsser  — 100  — beträgt 
raelBt  100,7.  Di«  Krümmung  de*  Schaftes  ist  keine  gleich- 
mäßige; sie  setzt  sich  vielmehr  aus  zwei  Knickungen  zu- 
sammen. Bei  den  Affen  ist  das  Femur  entweder  gerade 
oder  gleichmäßig  gebogen,  ln  der  Poplltealregiun  bildet 
der  Querschnitt  de»  Schaftes  ein  rechtwinklige«  Dreieck, 
dessen  kleinste  Seite  auf  der  Aussen  (Lateral-)  seit«  de* 
Femur  liegt,  während  die  Innenseite,  die  mediale,  eine 
Kante  durstellt.  Bet  den  Anthropoiden  ist  der  Quer- 
schnitt oval  nnd  gleich  mastig  and  der  Ssgittaldurchmesser 
kleiner  als  der  Querdurrhroe**er.  Unter  den  niederen 
Affen  kommen  Formen  vor,  die  hierin  einige  Aehnliehkeit 
mit  dem  menschlichen  Femur  aufweisen.  Beim  Men- 
schen hat  ferner  der  innere  Condylus  stets  einen  viel 
geringeren  SagitUldurclimeAwer  als  der  äussere,  stärkere. 
Bel  den  Affen  ist  umgekehrt  der  inner«  der  stärkere. 
Beim  Menschen  ist  ausserdem  der  horizontale  Band- 


rad iua  kleiner  als  der  vertirale,  bei  den  Affen  aber  um- 
gekehrt, weshalb  auch  der  Mensch  allein  wirklich  auf- 
recht gehen  kann , und  di«  Achs«  von  Femur  und  Tibia 
eine  gerade  Linie  bildet , während  dies«  Knochen  beim 
Affen  stet*  unter  einem  Winkel  zusamroena-toasen , der 
kleiner  ist  als  180°. 

Bei  den  Anthropoiden  — Gorilla,  Orang  und 
Schimpanse  — Ist  daa  Femur  kurz  und  plump,  die 
l)iaphy*e  ist  nicht  gebogen,  sie  hat  ovalen  Querschnitt, 
ein  Pilaster  fehlt,  die  Fo**a  ublirjua  ist  märhtig  entwickelt; 
die  Poplitcalregion  hat,  wie  erwähnt,  nicht  dreieckigen, 
sondern  Hach  gerundeten,  gleichmäßigen  Querschnitt.  Der 
Condylus  medinli*  ist  stärker  al*  der  laterale.  Die  Schief- 
heit de*  Femur  ist  nach  Aussen  gerichtet.  Die  Anthro- 
pomorphen  entfernen  sich  gerade  in  den  wichtigsten 
Merkmalen  am  weitesten  vom  Menschen  — well  sie  eben 
diiTerenzirt  sind.  Bef.  — Hylobste»  hat  dagegen  hinsicht- 
lich de«  Femurs  viel  mehr  Ankläug«  an  den  Menschen. 
Der  Pilaster  ist  medinl,  der  Querschnitt  der  Popliteal- 
region  ist  nicht  flach,  sondern  hoch,  ein  lateraler  Angulus 
kann  fehlen,  hat  aber,  wenn  anwesend,  ebenso  wie  der 
mediale,  gerundete  Form.  In  Bezug  auf  die  Beschaffen- 
heit der  Bandradien  ist  daa  Femur  sehr  niedrig  organiairt. 

D«s  Femur  der  Cy uopithecinc n ist  plumper  nl*  bei 
Hylobate»  und  Mensch  und  gleichmäßig  gekrümmt. 
Es  hat  runden  Querschnitt  de»  Schafte»  und  gleich  lange 
Coiulyli  oder  der  Ausaencondylu»  ist  länger  als  der  innere. 
Der  untere  Transversa)durcbmes6er  steht  in  seiner  Pro- 
portion zwischen  dem  von  Mensch  und  Hylobate».  Die 
Bnndradien  »ind  echt  thieriseb. 

Die  Platyrhinen  zeigen  »ehr  verschiedene  Organi- 
sation, bald  an  Anthropoiden,  bald  an  Mensch 
ertnuernd;  sehr  primitiv  verhalten  sie  sich  bezüglich  des 
grossen  Sagiltahlurchmesscra  in  der  distalen  Partie  und  der 
Länge  der  Condyli.  Beide  Condyli  sind  bald  gleich , bald 
ungleich  gross.  Die  Protim iae  haben  ein  schlanke» 
Femur  mit  grossem  Aasscncondylns  and  sagittal  stark 
nusgedehnter  Poplitealregion , mit  hohem  , schmalem  Knie- 
gelenk und  einem  deutlichen  dritten  Trochanter.  Bei  der 
foaailen  Gattung  Adapi*  bat  die  Poplitea! region  Aehnlich- 
keil  mit  jener  der  Anthropoiden. 

Nur  von  vier  fossilen  Affen  kennt  man  da*  Femur  — 
nämlich  von  Adapia,  Mesopitbecu»,  Pliohy lobate» 
recte  Dryopitbecus  Ref.  und  von  Pithecanthropua, 
jedoch  bieten  die  beiden  ersteren  kein  besonderes  Interesse. 
Daa  Femur  de»  Eppelsheimtr  Anthropoiden  bat  am 
meisten  Anklänge  un  das  von  Hylobate»  — gerader,  im 
Querschnitt  fast  kreisrunder  Schall , Stärke  nnd  Verlauf 
der  Linea  aspern,  di«  Gestalt  der  Anguli,  und  di«  laterale 
Schiefheit.  — Mit  dem  Menschen  hat  dieser  Affe  die 
transversale  Verbreiterung  der  Poplitcalregion  gemein,  mit 
den  grossen  lebenden  Anthropoiden  den  niedrigen  Quer- 
schnitt der  Poplitealregion  und  die  geringe  Ausdehnung  in 
der  Sagittalrichtuug,  mit  den  Cynopithecinen  die 
gleiche  Grösse  beider  Condyli,  sowie  die  gleichmäßige 
Kundung  derselben,  wodurch  ein  aufrechter  Gang  unmög- 
lich gemacht  und  die  Bewegbarkeit  de*  Femur  auf  90® 
beschränkt  wird.  Hylobate»,  Pliopithecu»,  Dryo- 
pithecu»  und  Pliohylobatc»  von  Eppelsheim  bilden, 
wie  Verf.  meint,  eine  besondere  Familie  — die  Ilylo- 
batidae  — , die  jedoch  unhaltbar  ist.  Bef. 

Bei  Pithecantropu»  zeigt  das  Femur  fast  genau  die 
nämliche  Proportion  zwischen  Länge  und  Umfang  wie  beim 
Menschen,  uud  ist  somit  sehr  viel  schlanker  als  bei  den 
Anthropoiden,  aber  im  oberen  Thril  des  Schafles  ist 
der  Sagittuldurcbiucsser  doch  ein  wenig  grösser,  als  der 
Querdurchmesser  — beim  Menschen  sind  beide  gleich. 
— Während  beim  Menschen  der  Querschnitt  der  Diaphyae 
dreieckig  ist , in  Folge  der  Abflachung  der  medialen  und 
dorsalen  Seite,  Ist  hier  nur  die  letztere  abgeplattet , die 
übrigen  aber  gewölbt.  Im  Gegensatz  zu  dem  zweimal 
geknickten  menschlichen  Femur  zeigt  da*  von  Pithe- 


Digitized  by  Google 


198 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


canthropu»  nur  geringe,  gteichmässige  Biegung,  auch 
acheint  da»  Femur  nach  unten  zu  nicht  dicker  zu  werden, 
wie  beim  Menschen,  sondern  eher  schwacher.  Der 
Querschnitt  der  Epiphyse  scheint  in  der  PoplitealgegenJ 
glcichmissig  gerundet  zu  sein,  beim  Menschen  hingegen 
ist  er  dreieckig,  wobei  die  Innenseite  die  Spitze  des  Drei* 
ecket  bildet.  Beide  Conds ii  »lud  gleich  gross,  während 
heim  Menschen  der  äussere  viel  weiter  nach  vorne  reicht. 
Di«  BandradientUiche  ist  viel  beschrankter  als  beim  Men- 
schen, weshalb  eine  wirkliche  Aufrichtung  des  Femur 
in  die  Verlängerung  der  Tibienachsc  nicht  statttinden  konnte. 
Auch  die  Drehbarkeit  des  Oberschenkelknochens  war  jeden- 
falls viel  geringer  als  beim  Menschen.  Wie  im  Bau  des 
Femurs  zeigt  Pitheeauthropu»  auch  im  Bau  des  Schädels 
die  grösste  Aehulichkeit  mit  Hylobates  — über  die 
wesentliche  Verschiedenheit  des  ungleich  wichtigeren  Zuhn- 
t laues  setzt  sich  Vwf.  spielend  leicht  hinweg  — Kef.  — , 
so  dass  man  den  fossilen  Java  affen  geradezu  Hylobates 
giganteus  neunen  könnte.  Es  ist  viel  wahrscheinlicher, 
dass  Plthecanthropns  auf  allen  Vieren  ging,  als  dass 
er  zu  aufrechtem  Gang  befähigt  gewesen  wäre.  — Erst  eres 
wäre  bei  dessen  Organisation  ein  Kunststück.  Bef.  — 

Mensch  und  Affe  unterscheiden  sich  vor  Altem  durch 
die  Beschaffenheit  des  Kniegelenkes  , welches  bei  ersterein 
eine  so  starke  Aufrichtung  des  Femur  ermöglicht,  dass 
dieser  Knochen  gleichsam  zur  directen  Verlängerung  der 
Tibia  wird,  während  Wide  Knochen  heim  Affen  stets  nur 
einen  stumpfen  Winkel  bilden.  Ferner  hat  nur  das 

in ensch liehe  Femur  deutlich  dreieckigen  Querschnitt  und 
einen  wirklichen  Pilaster  zwischen  der  Innen*  und  Aussen- 
tlärbe.  Die  Linea  aspera  des  Menschen  entsteht  durch 
Verschmelzung  der  beiden,  Wi  deu  Affen  immer  getrennt 
bleibenden  Labien,  iiusseniem  hat  die  Poplitealregiun  immer 
dreieckigen,  bei  den  Affen  aber  glcichmässigen  gerundeten 
Querschnitt  und  die  Diaphyse  ist  im  unteren  Tbeii  dicker 
als  Im  mittleren,  beiin  Affen  umgekehrt.  Die  Widen 
Anguli  der  Poplitealregion  sind  beim  Menschen  niemals, 
bei  drn  Affen  immer  gleich,  und  die  Aussen  Bäche  des 
Kniegelenkes  stet*  grösser  als  die  innere,  bei  diesen  um- 
gekehrt, oder  es  sind  Wide  Flächen  gleich.  Da*  Verhält- 
nis# der  Länge  zur  Dicke  beträgt  Wi  den  Affen  nie  unter 
30.  Der  Fotuurhala  ist  Wim  Affen  stets  etwas  nach  vorn 
geneigt,  und  der  grosse  Trochanter  Wsitzt  niemals  einen 
nach  hinten  gerichteten  Fortsatz. 

Buxton,  Edwards  North.  Remark«  on  the  Bisons 
(Bison  europseus)  obeerved  during  a vieito  to  the 
Forest  of  Bieloveg«:  iiu  Lithuanin.  Pruceeding*  of 
the  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  64. 

Die  Zahl  der  Bison  beträgt  sicher  nicht  mehr  700, 
wie  Neverli  geschätzt  hat. 

Carleson,  Albertina.  Ueber  Zahnent Wickelung;  der 
diprotodonten  Reutelthiere.  Zoologische  Jahrbücher, 
Abtheilung  für  Anatomie  und  Ontogenie  1899,  12.  Bd. 
p.  407  — 424,  1 Tat 

Nach  Leche  haben  die  Beuteith iere  rin  pridactcalr* 
Gobi**,  ein  zweite*,  bestehend  aus  den  persititirendeo  Zäh* 
nen , dem  Milchgebiss  der  höheren  Säuger  homolog , und 
ein  drittes,  bestehend  aus  den  P,  und  lingualen  Keimen, 
dem  definitiven  Gebiss  der  höheren  Säuger  entsprechend. 
Nach  Wilson  und  Hill  sind  die  persistirenden  Zähne  der 
Beutler  denen  der  übrigen  Sauger  homolog,  PD,  über 
ein  echter  Mikhzahn , die  prälactealen  Anlagen  verküm- 
merte Milchzihne , die  lingualen  Keime  nur  Reste  der 

Schmelzlciste. 

Verf,  hat  Petaurus,  erwachsen,  JD  „CD  „ PD  - M ^ 

2 0 3 4 

und  Trlchosurut-Embryoue  untersucht  und  kommt  zu 

folgenden  Resultaten:  Alle  Antemolarrn  legen  sich  Wi 

Tricbosurus  gleichzeitig  an,  auch  PDa,  aber  letzterer 
entwickelt  sich  rascher.  Er  gehört  dem  persistirenden 
Gebisse  an  und  nicht  zu  der  Dentition  der  prälactealen 


Anlagen.  Dagegen  gehurt  Pa  wirklich  in  die  Dentition, 
welche  durch  die  Anlage  des  Ersatzgebisses  rep  rasen  tirt 
wird.  Er  ist  der  einzige  Knatzxahn,  während  die  übrigen 
angelegten  Ersatzzähne  wieder  resorbirt  werden. 

Das  Ersatzgebiss  ist  iu  progressiver,  nicht  in  regressiver 
Entwickelung  begriffen.  Dass  es  sich  Wi  den  Beutel- 
Ikleren  wirklich  um  Anlagen  von  Ersatziähnen  handelt, 
geht  aus  der  langen  Dauer  dieser  Gebilde  hervor. 

Eine  prälacteale  Dentition  kommt  nicht  bloss  im  vor- 
deren Kiefertheit,  sondern  auch  neben  den  Molaren  vor. 

2 1.3 

Bei  Tarsipes  rostratus  mit  nur  J - C-  P -f-  M - oder 

* sollte  man  eigentlich  Rudimente  eines  trüber  zahlreicheren 

Gebisses  erwarten.  Die  Zahnreduetion  ist  jedoch  so  bedeu- 
tend , dass  nicht  nur  Anlagen  von  weiteren  persistirenden 
Zähnen  fehlen , sondern  auch  oolchc  von  prälactealen , lin- 
gualen und  selbst  von  Pa. 

Carruccio,  Antonio.  Sorra  alcnni  caratteri  morfologici 
di  un  Hylobates  Müllerii  Martin  donato  di  8.  M. 
il  Be  all  Istitato  Zoologie«  di  Roma.  Bolletino  della 
Nocieti  roniaua  di  »tndj  Zoologie  he  1899,  Yol.  8,  p.  1 
— Iö,  5 tav. 

Liegt  nicht  vor. 

Carua,  J,  Victor.  Ueber  eine  Anomalie  im  Gebisse 
des  Urangutaus.  Berichte  über  die  Verhandlungen 
der  königl.  sächsischen  GeeelDchaft  der  Wissenschaft. 
Math.  phys.  Claase,  BO.  Bd.,  1898,  1899,  p.  52—35. 

Liegt  nicht  vor. 

Caaalia  de  Fondouce.  Contribution  A «ne  fauoe 
htstorique  du  Bas  Langnedoc.  Bulletin  de  la  8oci4t4 
languedocienne  de  geogmphie  1899.  Referat  von 
M.  Bo  ul«  in  L’ Anthropologie  1899,  p.  688  — 689, 

Wie  in  den  meisten  Ländern  Mitteleuropa*  hat  auch  im 
Languedoc  die  Säugethierwelt  seit  der  neolithischen  Zeit 
Veränderungen  erfahren , indem  gewisse  Arten  durch  des 
Menschen  ausgerottet  worden  sind,  nämlich  Wolf,  Bär, 
Edelhirsch,  Reh,  Damhirsch  und  Wildschweit. 
Autor  giebt  Daten  Über  das  letzte  Aultreten  dieser  Arten. 

Cooks,  A.  H.  Exhibition  of  and  remarks  upon , »pe* 
cimens  of  stipposed  kvbrida  between  the  Stoat, 
Muetela  erminea,  and  the  Ferrel  (M.  furo). 
Proceedinga  of  the  Zoological  Society  of  London 
1899,  p.  2—3. 

Ausser  der  Bastardirung  von  Wiesel  und  Fretchen  ist 
auch  Bastardirung  zwischen  diesem  und  Iltis  möglich. 

Co  ward,  T.  A.  The  Natural  Htstory  of  Bata.  The 
Irish  Naturalist  1899,  Vol.  8,  p.  124. 

Liegt  nicht  vor. 

Cunmngham , Robert  O.  Note  on  the  Preeenoe  of 
Supern  um  ent  ry  Uouea  occupyiog  the  Place  of  the 
Prefrontal»  in  the  Bkulls  of  certain  Mammala.  Pro- 
ceedings  of  the  Zoological  Society  of  London  1899, 
p.  76  — 77. 

Ausser  Wi  Hippopotamus  und  Wi  Lemur  kommen 
scheinbare  Prä  front  alis  auch  bei  Macropus  giganteus 
und  Phascolomys  platyrrbinua  vor. 

Do  Winton.  Ou  the  Giraffe  of  Somaliland.  Annala 
and  Magazine  of  Natural  History.  London  1899. 
Vol.  IV,  p.  211—  212. 

Die  Giraffe  vou  Sumaliland  ist  rine  W*ondere  Varietät, 
Camelupardalis,  Giraffa  rcticulata. 

De  Winton.  On  Mn  mm  als  collected  by  Lieut.* 
Colonel  W.  Giffard  in  the  Northern  Territory  of 
the  Gold  Coast.  Annals  and  Magazine  of  National 
History.  London  1899.  Vol.  IV.  p.  353  — 359. 

Epomnphorns  mscrucephalus,  pusillus,  Rousettu» 
»traminrus,  Megadcrma  front,  Nycteris  macrutis  sp.t 
Chalinolobus  vsriegstus,  Scotophilui  nigritellns  n. 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


199 


*|». , ähnlich  Kuhli  und  uigrita , Sc.  ßchliefT'-tii , hiruiwlo 
n.  tp. , ähnlich  albofuwn»*,  Crocidur»  Giffardi , Xeru* 
erythropus , Funlsciurus  annnlatn*  , »uhstriatu*  n.  »p-, 
groMrr  ala  poentd» , um  nächsten  verwandt  mit  lemni- 
*catu»,  Gerbillus  *p.,  Mu»  erythroleucus,  ArvicantbW 
sp,,  Bubali*  major , Cephalophu*  rufilatu»,  Ourebin 
nigricaudata,  Hippotragus  «quinu»  gambianu*. 

Do  Win  ton,  William  E.  Exhibition  of  and  remnrks 
upon , thi  tail  of  a Fox  (Ga  nix  vulpex)  aliowing 
tlie  gl  and  on  the  upper  aurface.  Proceedinga  of  the 
Zoological  Society  of  London  1899,  p.  292. 

De  Winton,  W.  On  tvro  Ha  res  from  British  Käst- 
Africa,  obtained  by  Mr.  Richard  Crawahay.  Pro- 
cecdings  of  the  Zoological  Society  of  London  1899, 
p.  415—417.  1 pl. 

I.epu*  somalensi»  fleuglin  au*  ITkainha,  verwandt 
mit  tigrensis  aus  Abyssinien  und  L.  Crawshayi  n.  »p., 
verwandt  mit  L.  Whytiae  von  Nyassaland , — obere  J 
schmäler.  Diene  neue  Art  stammt  vou  Neugia  Kitwi. 

De  Winton,  W.  On  the  Speciea  of  Canidae,  found 
on  the  Continent  of  Africa.  Proceedinga  of  the  Zoo- 
logical Society  of  London  1899,  p.  533 — 552.  18  flg. 

ln  Afrika  leben  von  Canidcn:  Canis  simensla,  rin 
echter  Hund,  Abyssinien,  Canis  anthus,  von  Senegal  Ws 
Nordafrika,  variegatua,  östliches  Afrika,  C.  luesomelas, 
Abytslniro , C.  lateralis,  von  Namaqualand  Ws  Oaboen 
und  von  Zululand  Ws  Tanafluss  — Schakale  — , Canis 
vulprs  aegyptiaeus  uud  atlanticu«,  beide  Roth- 
fuchse  in  Nordafrika  , Canis  pallidua,  Suakim  und 
Dongola,  C.  faraciirus,  Aegypten,  C.  dorsalis,  Senegal, 
C.  chama,  Südafrika,  Gelbfüchse,  Canis  «erda 
Fennek,  Sahara,  ütocron  roegalotis,  von  Cap  bis 
Somaliland,  und  Lycaon  pictus,  von  Südafrika  bi«  Abyaai- 
nlen.  Beschreibung  de»  äusseren  Habitus,  Abbildung  der 
Schädel  und  Synonymik  dieser  Arten. 

De  Winton,  W.  List  of  and  renmrka  upon,  specimens 
of  Mai»  mall  containcd  in  a Collection  from  British 
Central-Africa.  Proceeding«  of  the  Zoological  Society 
of  London  1899,  p.  771. 

Lycaon  pictu«,  Hystrix  sp.,  Rhinocero»  bicomi*, 
Equus  Crawshayi,  Couuochaete*  Johnstoni , Cepha- 
lophus  lugen*,  Ourebia  hastnta,  Hippotrago*  eqninus 
und  Tragelapbns  itoualeyni. 

De  Winton,  W.  A.  Exhibition  of  and  remarks  upon, 
two  mounted  heads  and  a skull  of  the  Red  flanked 
Duiker,  Cephalophus  rufilatus.  Proceeding*  of 
the  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  771. 

De  Winton,  W.  A.  Exhibiton  of  a ipecfmen  of  a 
new  Mouse  from  8onthern  Abyseinia,  proposed  to 
be  named  Dendromy»  Lovati.  Proceeding»  of  the 
Zoological  Society  of  London  1899,  p.  986  — 987. 

Ori'nK:  wie  von  Dendromys  typicu»,  Streifung  ähnlich 
wie  bei  Ta  ml  an. 

De  Winton.  On  Chinese  Mammals  principally  from 
Weitern  Sechuen,  with  Note*  on  Chinese  ßquirreU 
by  F,  W.  Styan.  Proceedings  of  the  Zoological 
ßoeiety  of  London  1899,  p.  572  — 578.  2 pl. 

T’Mnopithecu*  Roifllana* •,  Rhinnlophn*  R<mit, 
Vespertillo  diseolor  superans,  Nectogale  elegan», 
Chimarrogale  Styansi  n,  «p. , Soriculu»  hypsibia* 
n.  sp.,  Talpa  longirostri» , Aeluropus  melanoleucus, 
Arctoinrs  himahtjanu*,  Cricetus  obscurus,  triton  n. »p., 
Lepus  *«chuenen»i« , L.  Swinhod,  Ochotoma  tibetana, 
Sciurus  vulgaris,  davidianu*,  Fernyl,  pyrrhomern*,  casta- 
aeoventsia,  Styaasi  und  Swinhoei.  ^ abgebildrt.  Beschrei- 
bung der  neueu  Arten;  Chimarrogale  Styansi  ver- 
glichen mit  Nectogale  und  Crossopus,  Soriculus 
hypsibius  ähnlich  minor,  Cricetus  triton  ähnlich 
longlcandatus,  Lepus  sechuenensls  verwandt  mit 
hypsibius. 


Diatant,  W.  L.  The  .Rea-Elephant“,  Macrorhinna 
elephantopua.  The  Zoologist.  London  1899,  p,  385 

— 387.  1 pl. 

Lebt  noch  auf  den  Falklands- Inseln.  Auf  den  Heards- 
Inseln  findet  tuan  dagegen  nur  mehr  zahllose  Skelette 
dieser  Robbe.  Es  ist  nicht  sicher,  ob  de  von  Pflanzen 
oder  von  Moll  u*ken  lebt.  Per  Kalifornische  M.  angu»liro*tri* 
ist  nahe  verwandt.  An  den  Küsten  Südafrika*  lebt  Macro- 
rhinus  leonlous. 

Dollo,  Lollis.  Lcs  ancetre*  des  Manu pianx  6taient- 
ils  arboricol?  Miscellan^es  biologique*  (tedita  au 
Prof.  Alfred  Giard  n Voccasion  du  XXV  anniver- 
sftire  de  la  fondntion  de  la  Station  zoologique  de 
Wimereux.  1899,  p.  188 — 203.  2 pl. 

Die  Mnrsupialier  sind  nicht  da*  Zwischenglied 
«wischen  den  Monotremen  — Prototheria  — und 
Placental iern  — Eutheria  — , sondern  viel  eher  eiu 
Sei  lern  weig  der  letxteren,  welcher  Reduction  der  Placeuta 
und  ebetiiMi  Reduction  de*  Milchgebisse»  erfahren  hat.  Nach 
der  hergebrachten  Ansicht  sollen  die  Mimupialier  frei- 
lich noch  nicht  in  den  Besitz  einer  Placenta  gelangt  »ein, 
allein  hiermit  steht  die  Thalsache  itu  Widerspruch , da** 
gewisse  Marsupialier  wirklich  ein  Rudiment,  einer  sol- 
chen bealtzeu. 

Per  Hinterfus*  war  liei  allen  ursprünglich  fünfzehig  und 
bei  allen  noch  jetzt  arbnricolen  Marsnpialiern  ist  seine 
erste  Zehe  opponirbar.  Sie  wirkt  mit  der  vergrösserten 
vierten  zusammen,  während  die  zweite  und  die  dritte  re- 
dueirt  werden  und  mit  eiuander  verwachsen.  Eine  solch« 
Organisation,  GreifTuss,  findet  »Ich  aber  nicht  nur  bei 
urboricolen  Marsnpialiern,  sondern  überhaupt  bei  allen 
arhoricolrn  Formen,  z.  B.  Fledermäusen,  Nagern, 
Affen  — Tarsiu*  und  Hylobates.  Die  Krallen  wer- 
den hierbei  ganz  oder  theilweise  in  platte  Nägel  urngo- 
wandelt. 

Es  Ist  nun  merkwürdig,  da»*  auch  die  nicht  arboricolen 
Marsupialier  wenigsten*  ähnliche  Verhältnisse  zeigen, 
z.  B.  die  I)a*y ariden  in  der  Reih«  Sminth  opuis, 
Phascogate,  Da*yurut,  Myrmccnbin»,  Antcchino- 
tny*  mit  Gebergang  zum  vierzehigen  Fas«,  die  Phasco- 
lomys  und  die  Phalanger  mit  Reduction  der  zweiten 
und  dritten  Zehe  und  Umbildung  der  ersten  Zehe  — ja 
diese  ßpecialisirungen  sind  selbst  bei  dem  grabenden 
Notoryctes  typhlop*  zu  beobachten.  Bel  den  Pera- 
inellden  und  Macropodiden  i»t  der  Fass  in  Folge  der 
Verstärkung  der  vierten  Zehe  praktisch  einzellig,  während 
die  zweite  und  dritte  Zeh«  verwachsen.  Die  l’erame- 
liden  haben  überdies  den  Daumen  verloren.  Dendro- 
lagus,  ein  Macropodide,  hat  »ich  an»  einer  terrestrischen 
wieder  in  eine  arboricol«  Form  umgcwandelt. 

Nach  den  Ergebnissen  der  neueren  Forschungen  empfiehlt 
es  »ich,  die  Siugethiere  in  vier  anstatt  in  drei  Gruppen 
ri nz ut heilen,  nämlich  in 

1.  eierlegewl  — Prototheria  — in  der  Gegenwart 
Monotremata; 

2.  lebendgebärend  — aber  placental«**  — Metatheria 

— jetzt  fehlend ; 

3.  lebendgebärend  — placental  — Eutheria  — jetzt 
Placentalia; 

4.  lebendgebärend  — Placenta  reduclrt  — jetzt  Har- 
supialia. 

Duckworth,  M.  W.  L.  H.  Sur  un  Anthropoide 
vivant.  L'Anthropologi«.  Paria  1699,  p.  152  — 157. 

1 pl.  1 Textfigur. 

Autor  schildert  den  in  Barn  am f*  Menagerie  befindlichen 

— inzwischen  aber  gestorbenen,  Ref.  — Anthropoiden 
„Johanna“ , der  etwa  zehn  Jahre  zählte.  Biologische», 
Ernährung.  Menstruation,  Beschreibung  des  äusseren  Habi- 
tu*.  Beim  Festhalten  von  Gegenständen  l*edient  sich  das 
Thier  nicht  de*  Daumens,  »rindern  des  Zeige-  und  Mittel- 
finger*. Johanna  l*t  kein  Gorilla,  aber  auch  nicht  der 


Digitized  by  Google 


200 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


gewöhnlich«  Schimpanse  Troglodytrs  niger,  sondern 
eine  ZwiNchenform  zwischen  beiden , wie  Troglodytcs 
Aulirr!,  — Ein«  Zwischenform  zwischen  Gorilla  und 
$c  bim  panse  i»t  undenkbar.  Ref. 

Duckworth,  W.  I«.  H.  Further  Note  oo  Specific 
DiflknnoM  in  the  Anthropoitl  Apen.  Proceedings  o t 
the  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  312  — 314. 

Der  angebliche  .junge  weibliche  Gorilla4*  d«T  Samm- 
lung ln  Jena  ist  in  Wirklichkeit  ein  nicht  mehr  junger 
Sc  hi  ui  pause.  Umgekehrt  hat  KUkenthal  da»  Gehirn 
eine»  Gorilla  — Gorilla  enge  na  — als  da«  einrsTro- 
glodyte»  beschrieben,  denn  Troglodyte»  Sauvagesi 
i*t  identisch  mit  Gorilla.  Diener  Dt  jetit  auch  bei 
Brazzaville  am  Cong«  gefunden  worden.  Dagegen  scheint 
der  angeblich«  Gorilla  bei  Stanley  Fall«  ein  Schimpanse 
xu  »ein. 

Düret,  J.  Ulrich.  Die  Kinder  von  Babylon,  Assy- 
rien und  Aegypten  und  ihr  Zusammenhang  mit  den 
Binderrasaen  der  Alten  Welt.  Ein  Beitrag  aur  Ge- 
schieht« des  Hausriudes.  Berlin,  G.  Reimer,  180». 
4°.  98  p.  8 Tftf. 

Liegt  nicht  vor. 

Hüffe,  O.  Edm.  Wüsteumüuse  in  der  Gefangen- 
schaft. Der  Zoologische  Garten.  Frankfurt  1899, 
p.  38  — 44. 

Biologische»  von  Gerbillus  aegyptlcu*. 

Elliot,  D.  G.  List  of  Mamma ls.  nbtaineri  by  Thnd- 
deu«  Surber,  colleetor  für  tbe  Museum,  cmtflf  in 
Üklohania  and  Indian  Territorien.  Field  Coluiubinn 
IWMfll  Publicatious  Zoolog.  Serien,  Vol.  I,  1899, 
p.  291— -303. 

Liegt  nicht  vor. 

Blliot,  D.  G.  Description  of  apparently  new  Spe-cies 
and  Kutapecies  of  Mammals  from  Oklobama  Terri- 
tory. Field  Columbian  Museum  Pnblica Lions  Zool. 
ftect.,  Vol.  I,  1899,  p.  277  — 282. 

Neotoma  macrupu»  Surberi  u.  »ulep.,  Scalop» 
machrinus  intermedius  n.  subsp. 

Blliot,  D.  G.  Descriptinns  of  apparently  n«w  Specics 
and  Snbspeciex  of  Mammals  from  the  Indian  Terri- 
tory. Field  Columbian  Museum  Publications  Zool. 
8er',  Vol.  I,  1899,  p,  285—286. 

Lepn«  telmalemonus  n.  *p.,  Blsrina  brevirauda 
hylophaga  n.  «ubep. 

Blliot,  D.  G.  Catalogue  of  Mammals  from  the 
Olympic  Mountains  Washington,  with  deseriptions  of 
new  species.  Field  Columbien  Museum  Publications 
Zool.  Beet  , Vol.  I,  p.  241  -—276. 

Liegt  nicht  vor. 

Blliot,  D.  G.  Preliitiinary  Descriptions  of  new  Rodcnta 
from  tbe  Olympic  Mountains.  Field  Columbian 
Museum  Publications  Zool.  Sect.,  Vol.  I,  1899,  p.  223 
— 228. 

5 n.  »p.  1 n.  lulmp,  Liegt  nicht  vor. 

Ewart,  J.  C.  The  Penycuik  Experiments.  London 
1899.  177  p.  Ref.  in  Nature,  Vol.  60,  p.  272  — 274. 
5 Fig. 

Handelt  von  der  Kreuzung  zwischen  Zebraheng»t, 
Matopo,  und  Pferdestute,  Mulatto,  worau»  der  gestreifte 
Bastard  Kumulus  hervorglng,  uud  von  der  Kreuzung 
zwischen  Matopo  ntlt  Pony-,  Irish-  und  Clydesdalcsstuten. 
Nur  in  der  Färbung  waren  die  Fohlen  zebra&hnlich. 
Das  Soraalizebra  scheint  der  primitivste  aller  lebenden 
Rn  uiden  zu  sein.  Die  Streifen  sind  jedoch  bei  jenen 
Fohlen  zahlreicher  als  beim  echten  Zebra. 

Flower,  Stanley  Smith.  Note  ou  the  Proboecis 
Monkey  — Nasalis  larvatus  Wurrnb.  Proceediugs 
of  the  Zoological  Society  of  Ixrndnn , 1 899 , p.  785  — 
787.  2 tlg. 


Beschreibung  de»  iu«seren  Habitus  von  Männchen  und 
Weibchen  dieses  Affen  au»  Borneo. 

Gage,  Simon  Henry.  The  Importance  and  the  Pro- 
mis« in  the  8tudy  of  domestlc  animals.  Hcienre, 
Vol.  10,  1899,  p.  305  — 311. 

Liegt  nicht  vor. 

Gibeon,  Erneut.  Field  notes  on  the  Wood  Cat  of 
Argentinia  (Felis  Geoffroyi).  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  London  1899,  p.  928—929. 

Biologisches  dieser  Wildkatze  und  Beschreibung  de« 
llabitu».  Sie  geht  bis  zum  38.  Breitengrade. 

Gilbey,  W.  Tbe  Great  Hora«  or  tbe  War  Horse 
from  tho  Time  of  the  Roman  Invasion  tili  its  De- 
velopment into  the  Bhire  Horse.  London  1899.  8*. 
78  p. 

Liegt  nicht  vor. 

Grabham,  Oxley  M.  A.  Borat  Habit«  of  Bats.  The 

Zoolog  ist  London  1899,  p.  131. 

Entgegen  der  Angabe  Oldbam’s,  das»  die  Fleder- 
mäuse ihre  Beute  weder  mit  Hülfe  de»  Funr»  noch  adeb 
mit  der  Handwurzel  ergreifen,  hat  Autor  ganz  genau  nach- 
gewiesen, dass  sic  dieselbe  mit  dem  Daumen  frethaiten. 

Grabham  Oxley.  Albino  Bqirrel  in  Wlltehire.  The 
Zoologist.  London  1899,  p.  132. 

Grandidier,  Guill.  Descriplion  d une  nouvelle  eepece 
des  Mus  (auratua)  provenant  de  Mndagascar. 
Bulletin  du  Museum  d'histoire  naturelle.  Paris, 
Tome  V,  189»,  p.  277  — 278. 

Mu«  auratut  n.  »p.  sieht  dem  »Iriandrinu»  ähnlich. 
Gebiss  fast  wie  bei  derumanu». 

Grandidier,  Guill.  Description  d’une  nouvelle  tsp&ce 
d’Insectivore  provenant  de  Madagaskar.  Bulletin 
da  Museum  d’histoire  naturelle.  Paris,  Tome  V, 
1809,  p.  340. 

Microgale  brevicaudatn, 

Grevd,  CarL  Die  Verbreitung  der  Yaks.  Der  zoolo- 
gische Garten,  1699,  p.  313  — 314. 

Die  Heimat h de«  zahmen  und  wilden  Yak  i»t  da»  Hoch- 
lamDystcm  von  Innerasien,  Tibet,  Nord  hang  de*  Himalaya, 
l.üdak , Kuenluen , Karakorum  in  4000  hD  6000  m Höhe, 
Yarkaml,  Kaschgar,  ArknUgh  , Altyntagh,  Gbas,  Moskow- 
»kij  chrebel.  lui  russischen  Turlestan  giebt  es  nur  zahme 
Yak,  ebenso  im  nördlichen  China. 

Grev6,  C.  Die  Verbreitung  des  Stein  bock«  einst 
und  jetzt.  Sitzungsbericht«  der  natnrforschendea 
Gesellschaft  JurjefT.  Dorpat  1899.  12.  Bd.  p.  59  — 73. 

Liegt  nicht  vor. 

Greve,  C.  Raub-  und  Nutzwild  des  Russischen 
Reiches.  Der  Waidmami.  1899,  p.  2. 

Verbreitung  der  elf  dort  vorkommenden  Felis  arten. 

Günther,  A.  The  Wild  ßheep  of  the  Urmi  Islands. 
Ovis  ophion  var.  Journal  of  the  Linnen u Society 
of  London,  Vol.  27,  1899,  p.  374  — 376. 

Dieser  Ovis  orientnlis  var.  urmiana  »teht  «lern 
cyprischrn  Ovis  ophion  am  nächsten,  jedoch  bildet  da» 
Hörnende  keine  Spirale. 

Hnagner,  Alwin  C.  Habitat  of  the  Thick  tailed 
MnitgOOfl»,  Cynictis  penicillata.  Tbe  Zoologist. 
Ijondon  1899,  p.  179. 

Cynictis  penicillata  lebt  nicht  bloss  in  der  .Cap- 
colunie,  sondere  auch  In  Transvaal.  Vorne  fünf,  hinten 
vier  Zehen. 

Haagner,  Alwin  C.  Tbe  Suricate  in  the  Trans- 
vaal. Tbe  Zoologist.  London  1899,  p.  516. 

Surtcata  letradactrla  ist  wiederholt  in  Trau*vaal 
beobachtet  worden.  Sie  hebst  hier  Meerkat. 

Hausmann,  Werner.  Uebcr  Bau.  Wachsthum  und 
Entwickelung  der  Bäugetbiere,  vorzüglich  der  Tal  pa 


Digitized  by  Google 


Zoologie.  201 


europaoa  and  de*  Dmypu»  no  verneine  tu  ■.  Innng. 
Dissertation.  Leipzig  1899.  77  p. 

Liegt  nicht  vor. 

Hesse,  Paul.  Zebrabastarde.  Der  zoologische 
Garten,  1899,  p.  93. 

Ausser  in  London  existirro  noch  in  Parana  Zebra* 
baa  tarda. 

Hesse,  Paul.  Der  Biber  in  Hüdfrankreicb.  Der 
zoologische  Garten,  1899,  p.  125. 

Lebt  noch  an  der  unteren  Rhöne,  wir!  aber  auch  hier 
stark  verfolgt. 

Hecht,  E.  lieber  das  Vorkommen  der  Hausratte 
(Mus  rat  tos)  in  Frankreich.  Der  Zoologische  Garten 
1899,  p.  265  — 267. 

Es  scheint,  das*  durch  die  jetzt  immer  mehr  eingeführte 
Canal isatlufi  der  Ortschaften  die  Existenzbedingungen  der 
Wanderratte  (Mus  decumanus)  schlechter  würden,  wes- 
halb Mus  rat  tu«  jetzt  wieder  häutiger  wird. 

Holding',  R,  E.  Exhibition  of,  and  remarka  upon, 
some  »pecin)«tia  of  malformed  antlera  of  the  Axis 
and  Fa  1 low  Deer.  Proceedings  of  tbe  Zoological 
Society  of  Londou  1899,  p.  3.  1 pl. 

Ihr  schlechte  Entwickelung  der  «inen  Grweihhälft«  bei 
einem  Axishirsch  beruhte  wohl  auf  der  Krankheit  de* 
Thicres,  bei  einem  Damhirsch  auf  einer  Verletzung  der 
Arterie. 

Holding,  R.  E.  Exhibition  of,  and  remarks  upon, 
the  Horns  of  a Muntjac  from  Singapur*?.  Ibidem 
1899,  p.  *295.  2 flg. 

Bei  stärkeren  Individuen  — oder  anderer  Art?  — ist 
<La*  Geweih  dicker,  aber  der  Geweihträger  viel  niedriger 
als  beim  echten  Muotjak. 

Holding,  R.  E.  Exhibition  of  horna  of  the  Biberian 
Roebuck  (Capreolua  pygargos)  And  the  Altai 
Deer  — Cer vvs  eustephan  us.  Ibidem  1899, 
p.  987. 

Da»  Geweih  dieses  Rehes  variirt  bedeutend;  bei  Cervus 
eustephanua  fehlt  zuweilen  das  dritte  Spnmenpur, 

Hornung,  Victor.  Weitere  Mittlieilungeo  über  den 
Pinselaffen,  Hapale  penicillata.  Der  zoolo- 
gische Garten  1899,  p.  208  — 209. 

Biologisches. 

Hornung,  Victor.  Weisoe  Bpi  tz  in  aus.  Der  zoolo- 
gische Garten  1899,  p.  59. 

Bei  Bielefeld. 

Hornung,  Victor.  Abstammung  des  Fettsteiss* 
Schafes  vom  wilden  Argali.  Der  zoologische 
Garten  1899,  p.  60. 

Houasay,  P.  Anomalie*  dentaire».  Revue  de  l'£col« 
d’Anthropologie.  Paris,  Tome  IX,  1899,  p.  37.  Ref. 
in  1’ Anthropologie.  Paris  1899,  p.  614. 

Man  kennt  bisher  drei  Fälle,  in  welchen  beim  Menschen 
während  de*  ganzen  Lebens  niemals  Zähne  zum  Durch- 
bruch gelangt  sind.  Auch  ist  e*  schon  vorgekommeu,  dass 
die  Milchzähne  während  de*  ganzen  Lebens  sich  erhalten 
haben. 

Ivroa,  Marquiz.  Note  on  the  Wild  Goats  of  tbe 
Aegean  Islands.  Proceedings  of  tbe  Zoological 
Society  of  London  1899,  p.  .599. 

Di«  Zieg«  der  Insel  Jours  ist  kein  Bastard  von  Capra 
aegagrus  und  hircut,  sondern  eine  Varietät  der  erste  reu, 
also  aegagrus  vor.  jourensis. 

Jentink,  F.  A.  La  Fossaue  de  Buftou.  Fossa 
fossa  Schreber.  Notes  from  the  Leyden  Museum, 
Vol.  20,  Note  XXXVII,  1899,  p.  243  — 248.  1 pl. 

Jentink,  F.  ▲.  On  the  .Diana“  and  the  Roloway 
Cercopithecus.  Note»  front  the  Leyden  Museum, 
Vol.  20,  Note  XXXV,  1899,  p,  233  — 239. 

Archiv  HVr  Anthropologie.  Bd.  XXVII  (Vers.  d.  snthrop.  Li«. j 


Kadich,  Han#  Maria  v.  Der  nordamerikauische 
Bison  in  der  Vergangenheit  und  Gegenwart.  Das 
Waidwerk,  Bd.  IX,  1899. 

Liegt  nicht  vor. 

Keith,  Arthur.  On  the  Chimpanzees  and  their 
Relationship  to  the  Gorilla.  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  London  1899,  p.  29« — 313.  1 pl. 

Biologisches , Gehirn , Bezahnung , ITntenichird  in  der 
Muskulatur  und  Osteologie,  äussere«  Ohr,  Haar  und  Färbung, 
Blut-  und  Vrrdarmngsayvtnn , Gericht  und  Schädel  von 
Gorilla  und  Schimpanse.  Letzterer  erlangt  schon  mit 
12  bis  13  Jabreu  dos  vollständige  Erutzgebiu.  Der 
Gorilla  ist  primitiver  als  der  Schimpanse.  Seine  Zahne 
sind  viel  kräftiger  als  bei  letzterem,  wo  sie  in  einer  Art 
von  Rückbildung  begriffen  sind.  Der  Sdieitelkamm  ist 
viel  kräftiger.  Die  Muskulatur  de*  alten  Schimpanse 
repräsentirt  da*  Jugend  Stadium  von  jener  bei  Gorilla. 
Im  Extrcmitätenbau  ist  hiergegen  der  letztere  diffVrcnzirter, 
und  »eine  Bewegung  der  de»  Menschen  ähnlicher,  wäh- 
rend der  Sch  im  pause  noch  mehr  arborcale  Lebensweise 
führt.  Derselbe  stammt  von  einer  gorillaähniichen 
Form  ab  — oder  vielmehr  von  Dry  opilbecu».  Ref.  — 
und  zeigt  die  HauptforUchritte  in  der  Entwickelung  de* 
Gehirns.  Die  Molaren  von  Gorilla  bestehen  au»  mehrerrn 
massiven,  glatten,  hohen  Kegeln,  während  sie  bei  Sch  im* 
panse  nur  undeutliche  Höcker  aufweisen  und  zahlreiche 
Runzeln  besitzen.  Dir  l'r »molaren,  Caninen  und  Inciriren 
des  Gorilla  sind  viel  grosser  als  bei  Schimpanse,  je- 
doch hat  der  innerafrikanische  Schimpanse  noch  mehr 
Anklänge  an  Gorilla,  als  die  anderen  Arten.  Das  kleine 
Ohr  de»  Gorilla  kommt  öfter*  auch  hei  Schimpane» 
vor,  in  der  Regel  hat  dieser  jedoch  sehr  men  sch  ähnliche 
Obren.  Iro  Leben  unterscheidet  sich  der  Gorilla  von 
jenem  sehr  leicht  durch  »eioe  Wildheit , seine  langen , bis 
rum  Infraorbital  rund  herabreichenden  Nasenbeine,  durch 
die  Berührung  der  Nasenflügel  mit  der  Oberlippe,  durch 
sein  Gebiss,  die  breiten,  kurzen , dicken  Hände  und  Küsse, 
die  lange  Ferse,  die  Länge  und  Stärke  de»  Oberarmes  und 
die  relative  Schwäche  de«  Unterarme». 

Kirby,  T.  Vaughan.  Pield  Note«  on  tlie  Blue  Duiker 
of  the  Cap  Colony.  Ceph&Iophu»  mouticola. 
Proceedings  oftlie  Zoological  Society  of  London  1899, 
p.  830 — 833. 

Biologische»  über  diese  Antilope. 

Klaataoh,  H.  Die  Stellung  de»  Menschen  io  der 
Primatenreihe  und  der  Modns  seiner  Her  Vorbildung 
au»  einer  niederen  Form.  Corre*poudenzblmtt  der  deut- 
schen anthropologischen  Gesellschaft  1899,  p.  154 — 157. 

Die  jetzt  existirenden,  sowie  die  prähistorischen  Menschen- 
rassen zeigen  zwar  itt»ge»ammt  *o  wesentliche  Gebereia- 
»timmung  unter  einander,  da**  man  nicht  wohl  von  Ueber- 
gängrn  zu  den  Affen  sprechen  kann,  allein  nicht«  desto 
weniger  besteht  kein  Grund , an  der  Verwandtschaft 
zwischen  Mensch  und  Affen  zu  zweifeln.  Die  Anthro- 
poiden selbst  erscheinen  allerdings  zu  sprcialuirt,  als  da** 
sie  die  Ahnen  dr*  Menschen  »ein  könnten , denn  dieser 
erweist  «ich  als  eine  relativ  primitive  Primatcnforqi,  welche 
der  mächtigen  Entwickelung  des  Gehirn*  die  Conscrvirung 
vieler  einfacher  Zustände  verdankt.  Auch  l'ithecan- 
thropus  kann  nicht  wohl  der  Stammvater  des  Menschen 
sein,  dran  der  menschliche  Typus  dürfte  schon  früher  als 
im  Plincän  esistirt  haben.  Sein  geologische»  Alter  wird 
fast  allgemein  unterschätzt.  Die  Organisation  der  Extre- 
mitäten ist  sowohl  beim  Menschen  als  auch  heim  Affen 
primitiver  als  bei  den  meisten  lebenden  Säugetbieren.  Der 
Mensch  ist  eine  primitive  PriuuUenfnrm , die  Primaten 
»elb*t  »iud  eioe  primitive  Säugetliierfonn.  Da«*  der 
Meusch  »o  viele  ursprüngliche  Merkmale  bewahren  konnte, 
verdankt  er  der  langen  Periode,  in  welcher  die  Pro- 
sa tbropen  wenig  vom  Kampfe  unu  Dasein  berührt 
wurden?  Ref. 

20 


Digitized  by  Google 


202 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Kqjeynikov,  M.  GL  A.  Boeuf  avec  troia  come«. 
Bulletin  du  MuBeam  d'Histoire  naturelle.  Paria  1699, 
tomeV,  p.  205. 

In  Türkest  an  traf  Ivanovsky  einen  Rinderschädcl  mit 
einem  dritten  Horn  auf  der  Stirne. 

Köhler  | E.  M.  Einige  Zusatz«  zu  meinem  Artikel 
.das  Pferd  als  ÜAuatliier  der  Chinesen*.  Der  zoolo- 
gische Garten  1899,  p,  45  — 49. 

Geschichtliche  chinesische  Mittheilungen  über  die  Pferde- 
zucht and  chinesische  Thierheilkamle. 

Köhler,  E.  M.  Der  Yak  oder  Grnnxochte  in 
•einer  Heimath.  Der  zoologische  Garten  1899, 
p.  72  — 75. 

Der  domesticirte  Yak  seil  das  Kreuzungsprodnct  zwischen 
einem  wilden  Yakstier  und  einer  Kuh  des  Hausrindea 
»ein,  jedoch  wird  er  dann  schon  nach  wenigen  Generationen 
unfruchtbar.  Aeusserer  Habitus,  biologische«. 

Köhler,  E.  M.  Die  mongolische  Kropfantilope, 
Antilope  gutturosa.  Der  zoologische  Garten  1699, 
p.  856  — 341. 

Diese  Antilope  wird  im  Winter  nicht  selten  von  den 
Mongolen  als  Wildpret  nach  Peking  gebracht.  Das  Thier 
hat  die  Grösse  und  Statur  des  Rehes,  aber  einen  dicken 
Kopf,  einen  Kropf  und  zottige  Haare.  Biologisches.  Wohn- 
orte sind  die  mongolischen  Steppen  and  die  Mandschurei. 

Langkavel , B.  Die  Schwarzwedel  lu  den  west- 
lichen Staaten  Nordamerikas.  Der  zoologische  Garten 
1899,  p.  64  — 90. 

Als  Schwarzwedelhirsch  bezeichnet  man  das  Mule 
De«r  — Cervus  macrotis  Say  — und  das  Blacktailed 
Deer  — Cereus  columbianus  Rieh.  Sir  gehen  nörd- 
lich bis  mm  54.  Grad,  südlich  bis  Mexico.  Columbianus 
ist  unter  vielen  Kamen  beschrieben  worden.  Biologisches. 
Cervus  macrotis  bat  Neigung  zur  Sc  bau  fei  bi  klung. 

L&ngk&vol,  B.  Ein  neue«  Bergschaf  aus  Nord- 
amerika. Der  zoologische  Garten  1899,  p.  30 — 51. 

Allen  beschreibt  diesen  Ovis  Stonei  aus  dem  briti- 
schen Territorium  nahe  bei  Alaska  in  6500'  Meere*hohe. 
Vergleichende  Maasstabelle  von  Stonei,  errvina  und 
Dalli.  Grosse  und  Hörner  wi«  bei  Dalli,  aber  ab- 
weichende Färbung. 

L&ngk&vel,  B.  Wildkatzen  im  Königreich  Preu*»en. 
Der  zoologische  Garten  1899,  40.  Jahrg.,  p.  162. 

Tabellarische  Zusammenstellung  der  im  letzten  Deccnnium 
erlegten  Exemplare  und  Angabe  von  deren  Gewicht  und 
Qvschlecht. 

I*oo,  R.  B.  History  and  Doscription  of  tho  Modern 
Doga  of  Great  Britein  and  Ireland  (non  sporting 
division)  inclusive  Toy,  Pet,  Toncy  and  Ladies  Doga. 
New  edition.  Illustrated  by  Arth.  Wardle  and 
R.  H.  Moor*.  London,  H.  Gox,  1699.  6°.  440  p. 

Lorenz  Liburnau,  Ludw.  v.  Die  Wildziegen  der 
griechischen  Inseln  und  ihre  Beziehungen  zu  den 
anderen  Ziegen  formen.  Wissenschaftliche  Mittbei- 
lungen  au»  Bosnien,  Herzegowina,  6.  Bd.,  1699,  p.  851 
— 686.  3 Taf. 

Liegt  nicht  vor. 


Loring,  J.  Alden.  Occurrence  of  the  Virginia  Opos- 
sum, Didelphia  virginiana  in  Southern  Central 
New  York.  Science,  voL  9,  1869,  p.  71. 


Lydekker,  Richard.  The  Dental  Formula  of  the 
Maraupial  and  Placeutal  Carnivora.  Proceedinga 
of  the  zoological  Society  of  London,  189»,  p.  924 — 928. 
1 plate. 


Die  Molarähnlichkeit  des  hintersten  Milrhzahnts  P4 
spricht  dafür,  dass  auch  di«  Molaren  zur  ersten  Zahnreihe 
gehören.  Di«  Aebnliehkeit  des  Gebisses  der  Raubbeutler 
mit  dem  von  placentalen  Car  ui  voreu  macht  es  sehr 
unwahrscheinlich , dass  die  bisherige  Numerirung  ge- 
wisser Zahne  der  erstereu  wirklich  oorrect  ist.  Der  ein- 
zige bei  den  Beutlern  vorhandene  Ersatzaahn  ist  nach 
F 1 o w e r dem  P4  der  Placrnt  alter  homolog  , nach  Owen 
hingegen  hätten  diese  keinen  P4  und  ihr  M,  war«  identisch 
mit  dem  D4  der  Placentalicr  und  folglich  ein  persisti- 
render  Milchzahn.  Gaudry  schreibt  die  Zabnformel  von 
Thylacinus  wegen  der  Aebnliehkeit  der  Zähne  mit  denen 
von  Uyaenodon  3J  IC  4P  8 M.  Durch  Thomas  end- 
lich wird  die  Homologie  de*  ErsaLt zahne*  der  Msrsupia- 
lier  mit  dem  P4  der  Placentalicr  festgestellt,  sowie  das 
Fehlen  eines  echten  Pr  Die  Beziehungen  zwischen  den 
placentalen  und  den  «placentalen  Carniv  oren  stellen  sieb 
jetzt  in  Folge  der  Entdeckung  der  Sparassodonta  im 
patsgonischen  Tertiär  als  innigere  heraus,  als  es  bis  jetzt  den 
Anschein  hatte,  denn  sie  vermitteln  den  Uebergang  zwischen 
den  Creodonten  und  deu  Dasyurlden.  Sie  stimmen 
mit  den  letzteren  in  der  Anwesenheit  von  Gaumenlücken 
— einige  — , Pro  thylacinus  auch  in  der  grösseren 


Zahl  der  Incisiven  - überein,  sowie  in  der  Gestalt  und 


Zahl  der  Backenzähne,  sieben,  davon  sind  vier  molarartig. 
Ihre  Prämolarrn  deutet  Am  eg  bin«  als  Pt_  4.  Die  Zahl 
der  Milchzähne  ist  geringer  als  bei  deu  Creodonten, 
aber  grösser  als  bei  den  Dasyuriden.  Borhyaena 
wechselt  bloss  C und  P4,  A tuphipro  viverra  und  Pro- 
thylncinus  auch  noch  Pa  und  Pa.  Ein  Wechsel  der  In- 
cisiven ist  aber  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt.  Zwischen 
Hyaenodon  und  den  Dasyurlden  füllen  dieSparasso- 
douta  die  Lücke  aus,  alle  Glieder  dieser  Reihe  besitzen 
4P  und  3 M.  Der  scheinbar  vierte  P von  Prothylacinus 
ist  zweifellos  ein  Mikhzahn.  Triconodon  wechselt  den 
vierten  Backenzahn,  vermuthllch  aber  wie  die Creodou ten 
auch  die  drei  vorderen  P.  Von  dieser  Gattung  gehen  alle 
Marsuplalier  aus.  Dir  Sparasaodonta  mit  wechseln- 
der Zahl  der  Ersatxzähnr  überbrücken  die  Kluft  zwischen 
Triconodon  uud  Didelphys  mit  nur  einem  Erwtzzahn 

— P#.  Thylacinus  endlich  erhält  auch  diesen  Zahn 
schon  vor  der  Geburt. 

Ob  ein  Zahn  der  ersten  oder  zweiten  Dentition  angebört, 
lässt  sich  mit  Hülfe  der  bisherigen  Zahnfonnein  nicht  deut- 
lich veranschaulichen,  weshalb  Antor  compliclrte  an  wendet, 
wobei  die  Milcbzähnc  mit  M J , MC  und  M P bezeichnet 
werden , was  aber  doch  höchst  überflüssig  ist , da  hierfür 
di«  bisherigen  Bezeichnungen  DJ,  DC,  DP  auch  genügen. 

— Kef.  Das  definitive  Gebiss  enthält  dann  bei  folgenden 
Gattungen: 


Hyaenodon : 
Borhyaena: 
Prothylacinns: 
Thylacinus: 


UJ  jlcllilipUJM. 

1 2 5 1 1.2  5 4 1.2.3 

? II  23  4 1.2.5 

iciDP  hp  :DP 

kJ^DjiDolDpLlpiDpi^M. 

1.2.8  1 1 2.3  4 1.2.3 


1.2.3 


DJ 


IpC  — DP  -P  - DP 

1 1 .2  8 4 1.2.8 


Die  Prothylaciniden  sind  Marsuplalier  und  mit 
Dasyurlden  verwandt.  Zugleich  stehen  die  Sparasso- 


donta  aber  auch  mit  deu  Creodonten  und  somit  auch 
mit  den  Carnivoren  und  Iusectivoreu  in  Beziehung. 


Digitized  by  Google 


203 


Zoologie. 


Das  Ersatzgebiss  hat  sich  bei  den  Creodonten  erhalten, 
bei  den  Marsupialiern  aber  vereinfacht.  Dio  gemein- 
samen Ahnen  jedoch,  die  mesozoischen  Gattungen  Tri* 
conodon  und  Amphiperatherium  hatten  noch  einen 
vollständigen  Zohnwecb«cl  und  sind  daher  keine  echten 
Deutelthiere.  Diese  Verhältnisse  sind  jedoch  auch  einer 
wesentlich  anderen  Deutung  fähig.  Ref. 

Lydekker,  Richard.  Exhibition  of,  and  remarks 
upon,  a pale  coloured  specimen  of  the  Ree d buck 
Oervioapra  »rund  in  um.  Proceedinga  of  tbe  Zoo- 
logical 8ocIety  of  London,  1899,  p.  555. 

Diese  Antilope  stammt  von  Lake  Njn»a. 

Lydekker,  Richard.  On  aWestAfrionn  Kob  Ante- 
lope. Proceedinga  of  the  Zoological  Society  of 
London,  1899,  p.  794.  1 pl. 

Die  neue  Art  — Cobus  nigricans  — ist  dem  Cobus 
cob.  nahe  verwandt.  Sierra  Leone.  Die  Kobaatilope 
von  Barotseland  Ist  eine  Suhspecies  von  Puku  — Cobus 
Vardoni  senganus  statt  Cobus  senganu*. 

Lydekker,  Richard.  On  the  Leopard  of  the  Cau- 
caaua.  Proceedinga  of  the  Zoological  Society  of 
London,  1899,  p.  795 — 796. 

Nach  Demidoff  soll  der  Schneeleopard  — Felis 
uncla  — Im  Kaukasus  Vorkommen.  Es  handelt  sich  je- 
doch eher  um  Felis  tulliana,  die  in  Kleinaaien  und 
Persien  lebt. 

Lydekker,  Richard.  On  the  suppoeed  former  Exi- 
etence  of  a Sirenian  in  St.  Helena.  Proceedinga  of 
the  Zoological  Society  of  London,  1899,  p.  796—798. 

Im  Jahre  1810  soll  die  letzte  Seekuh  bei  St.  Helena 
beobachtet  worden  sein.  Da  aber  keine  Flussmündungen 
vorhanden  sind,  kann  dies  auf  keinen  Fall  rin  Manatus 
gewesen  sein,  eher  noch  ein  Halicore. 

Lydekker,  Richard.  Exhibition  of,  and  remarka 
upon,  a mounted  he»d  of  a Bwarop  Deer  — Cervua 
Duvauceli.  Proceedinga  of  tbe  Zoological  Society 
of  London,  1899,  p.  829.  1 Fig. 

Auch  Cervus  El  di  gehört  dem  Geweih  nach  eher  In 
diese  Gruppe  als  zu  Panolia. 

Lydekker,  Richard.  Specific  Charaetera  of  the 
Chilian  (lue mal.  Proceedinga  of  the  Zoological 
Society  of  London,  1899,  p.  917 — 919.  1 pl. 

Dieser  chilenische  Hirsch  ist  grösser  als  der  von  Peru 
und  auch  anders  gefärbt.  In  Patagonien  bat  dieser  Mazama 
bisulca  jedenfalls  ein  graues  Winterkleid. 

Lydekker , Richard.  Deecription  of  the  Skin  of  an 
apparently  new  Kob  Antelope  fron»  the  Neighbour- 
bood  of  Lake  M weru  with  Kote  ona  Sknll  and  Homa 
of  an  Antelope  of  the  tarne  Genua.  Proceedinga 
of  the  Zoological  Society  of  London,  1899,  p.  981  — 
984.  1 pl. 

Grösser  als  Cobus  Warduni  und  in  den  Dimensionen 
dem  Cohn«  marin  ähnlicher  von  Bahr  el  Gbazal , auch 
in  der  Färbung.  Hörner  und  Hals  sind  bei  diesem  „Cobus 
Smithmanl*  jedenfalls  lang. 

Lydekker,  Richard.  Wild  Oxen,  Sheep  and  Goats 
of  All  Lands.  Liring  and  extinct.  London  Ward 
1899.  4°.  334  p.  with  pl*. 

Liegt  nicht  vor. 

Lydtin,  A.  und  H.  Werner.  Das  deutsche  Rind. 
Beaehreibung  der  in  Deutschland  heimischen  Rinder- 
achläge. Berlin,  Parey,  1899.  8°  901  p.  41  Blatt  Atlas, 
nicht  vor. 

Major  foreyth.  Exhibition  of  and  remarka  upon, 
aonw  «pecimen*  of  a Lemur  (Prositnia  rufipea 
Gray)  frotn  Mndngascar.  Proceedinga  of  the  Zoolo- 
gieaü  Society  of  Loadou,  1899,  p.  553  — 554. 

Bei  Lemur  mtcieo  lat  das  Männchen  schwarz,  das 
Weibchen,  als  leucomyatax  beschrieben,  rotb.  Mil  ne 


Edwards  glaubte  daher  auch,  das«  das  Weibchen  des 
Lemur  nlgerrimus  die  braune  Proslmia  rufipes 
wäre.  Man  hat  jedoch  von  rufipes  männliche  und  weib- 
lich« Exemplare.  Dagegen  scheint  rufipes  mit  Lemur 
rufiventer  und  flaviventer  identisch  zu  sein. 

Major  Forayth.  Exhibition  of  and  remarka  upon, 
eome  skull«  of  foetai  Malagasy  Lemur a.  Proceedinga 
of  the  Zoolngical  Society  of  London , 1 899,  p.  987  — 
988. 

Bei  allen  madagassischen  Lemuren  nimmt  der  Annulus 
tyrapanicus  niemals  Thell  sn  der  Bildung  der  Butlae  oaaeae. 
Zuerst  ist  bloss  der  Annulus  vorhanden,  dann  beginnt  die 
Verknöcherung  der  häutigen  Bulla  vom  Periotium  aus. 
Auch  die  fossile  Gattung  Adapis  verhält  sich  ebenso;  bei 
alleo  anderen  Lemuren  verbindet  er  sich  mit  der  Bulla. 

Major  Forayth,  C.  J.  Fossil  and  Recent  Lago- 
morpha.  Transaction*  of  the  Linnean  Society  of 
London,  1899,  vol.  VII,  part.  9.  Zoology.  p.  433  — 
520.  pl.  38  — 39. 

Diese  umfangreiche  Arbeit  kann  wegen  Raummangel 
nicht  mehr  in  diesem , sondern  erst  im  nächsten  Berichts 
besprochen  werden. 

Major  Forayth,  O.  J.  The  Carpus  of  the  foemrial 
Rodent  Ctenomy*.  Proceedinga  of  the  Zoological 
Society  of  London,  1899,  p.  428  — 437.  1 flg. 

Ctenoroys  aus  Argentinien  hat  auf  der  Rückseite  des 
Daumens  ein  phalangenähniiches  Knöchelchen , das  an  das 
Nagelglied  befestigt  ist.  Es  kommt  auch  bei  Mus,  bei 
Brachyuromys,  Spalaz  und  Lagomya  vor.  Vielleicht 
handelt  es  sich  um  die  herausgeschobene  Mittelphaiange 
des  Daumens,  der  ja  bei  den  Raugethieren  nur  zwei  Pha- 
langen besitzt.  Nach  Pfitzncr  verschwindet  bei  Reduction 
von  Phalangen  nicht  die  letzte,  sondern  die  mittlere , und 
hierfür  würde  auch  sprechen,  dass  bei  Chrysochtoris 
alle  Zehen  nur  zwei  Phalangen  und  auaserdem  ein  dorsales 
Knöchelchen  besitzen.  Dagegen  bat  aber  Oryzoryctes 
trotz  der  Dreixahl  der  Phalangen  auch  ein  solches  Knöchel- 
chen. Beim  Menschen  findet  sich  ein  solches  Gebilde 
an  der  Gclenkung  des  Metacarpale  I mit  der  ersten  Pha* 
lange,  beim  Hunde  an  Metacarpalien  und  Metataraalien. 
Man  kennt  sie  auch  von  Talpa,  Condylura,  Myogale, 
Oryzoryctes,  Spalaz,  Lagomys  und  Oryeteropus, 
und  dürften  sie  sich  wobt  überhaupt  noch  bei  vielen 
anderen  Thirren  nach  weisen  lassen.  Vermuthlich  befinden 
sie  sich  ursprünglich  zwischen  den  Phalangen.  Das  Pisi- 
forme  von  Ctenomys  besteht  aus  zwei  Knochen,  ebenso 
auch  bei  Bathyergua,  Pedetes,  Cercolabes;  dieser 
sogenannte  Praepollez  hat  als  Gegenstück  einen  Praehallux 
am  Calcaneum;  Pislforme  und  Calcaneum  wären  alsdann 
Metapodien.  Ra  handelt  sieh  in  allen  diesen  Fällen  nicht 
uro  einen  primitiven  Zustand,  sondern  uro  eine  Anpassung»- 
erscheinung.  Ebenso  Ist  auch  der  Knorpel,  der  die  Flug- 
baut von  Seluropterus  stützt,  zu  erklären. 

Ctenomys  besitzt  endlich  auch  einen  sehr  grossen 
Fortsatz  am  Radius  auf  der  Volarseite.  Bei  jungen 
Exemplaren  von  M us , Brachyuromys  und  Arvicanthls 
befindet  sieb  an  der  betreffenden  Steile  rin  freies  Knöchel- 
chen , dagegen  besitzen  sie  kein  freies  Lunatum.  P h a- 
scolarctus  besitzt  ebenfalls  in  der  Jugend  scheinbar  ein 
freies  Lunatum,  welches  Knöchelchen  dann  mit  dem  Unter- 
randt*  des  Radius  verwächst.  Es  hat  daher  fast  den  An- 
schein , als  ob  es  sich  bei  den  genannten  Arten  nicht  um 
ein  wirkliches  Scapbolunare  handeln  würde,  sondern  um 
eine  blosse  Vergrösserung  des  8caphoid , während  das 
Lunatum  mit  dem  Radius  verwächst.  Das  Hamatum  be- 
trachtet man  auch  öfters  als  eine  Verwachsung  von  Car- 
pale 4 und  5 in  Wirklichkeit  ist  es  aber  nur  das  vierte, 
ein  etwaiges  fünftes  verschmilzt  eher  mit  dem  Metacarpale 
V.  Etwas  ähnliches  ist  es  mit  dem  Centrale.  — ? Ref. 

Die  Bathyorginen  besitzen  ein  sogenanntes  Centrale 
Carpi,  das  oben  mit  den»  Lunatum  und  unten  mit  Trap«- 

2fi* 


Digitized  by  Google 


204 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


seid  und  Magnum  articulirt,  bei  Myoscelopt  aber  be- 
findet  »ich  an  der  Stelle  von  Centrale  und  Trapexoid  ein 
einziger  Knochen,  der  mit  Trapexiuia,  Sraphoid  und  Meta* 
rarpale  II  articalirt.  Der  Tarsu»  hat  bei  den  Batbyer- 
ginnt  «wischen  Naviculare  und  Mrtatarsnle  II  noch  da* 
normal i*  Mesucunei  forme , bei  Myoscalops  *tös»t  da* 
Naviculare  an  Mrtatarsale  II,  wir  hätten  also  bei  M y o - 
■ calop»  Verwachsung  von  Centrale  und  Trapezoid,  resp. 
von  Naviculare  und  Mtsocuneifonn».  Im  Tarsus  zeigt 
•ich  jedoch  oben  am  Metatarsalc  II  ein  rudimentäres 
Knüchekhen,  wohl  das  Mesocuueiforme,  wodurch  ea  wahr* 
scheinlicb  wird  , das»  auch  das  eigentliche  Trapexoid 
rrducirt  und  durch  du»  Ontrale  ersetzt  worden  ist.  Diese 
Erklärung  trifft  jedoch  für  Ctenouiys  und  Mas  wobt 
nicht  zu,  denn  Lepidolemur  hat  trotz  des  normalen 
Lunatum  ebenfalls  ein  freies  Knöchelchen  am  Radius,  auch 
bei  Hylobates  findet  sich  manchmal  ein  solches  zwischen 
Radius  und  Ulnare  — Osslculuin  Campen,  welches  mehr- 
fach mit  dein  Intermediuin  leim  Menschen  bomologisirt 
wurde.  Bet  Pbascolomy»  kommt  ebenfalls  ein  solcher 
Knochen  vor,  aber  mehr  proximal.  Beim  Menschen  ist 
das  Intermedium  homolog  dem  Ulnare  antebrachii  und  dem 
Pisi forme  secundarium.  Du  CKsiculutn  Daubentonii  gehört 
eher  zum  Carpus  — Pisiforme. 

Matachie  , Paul.  Säugrthiere  aus  den  Bamml ungen 
de»  Herrn  Grafen  Zu  oh  in  Kratyi,  Togo,  gitzungs- 
berichte  der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde, 
Berlin  1899,  p.  4 — 15. 

16  sp.  l.vpus  Zecht  n.  »p. , Colobus  veUerosu», 
Cercopithecus  fantiensi*,  Erinaceua  albiventris,  Phyl- 
lorhina  caifra,  Sei urns  punctatus,  Xerus  erythmpyga«, 
Criectomys  gambiaous , Gerbillns  leucogaster,  Mus 
erythroleucus , Arvicantbts  ahyssinicu*,  Cobus  un- 
ctuoaus,  Tragelaphus  scriptus,  Potamochoerus  peni- 
cillatns. 

Matsohie,  P.  Eine  anscheinend  neue  Adenota  vom 
wetaeen  Nil.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  nntur- 
forschender  Freunde  zu  Berlin,  1899,  p.  15. 

Adenota  nigroscapulata. 

Matachie,  Paul.  Beiträge  zur  Kenntnisa  von  H y p • 
signathus  roouatroau»  Allen.  Sitzungsbericht« 
der  Gesellschaft  naturforschender  Freund«  zu  Berlin, 
1899,  p.  28  — 30.  1 ü|. 

Pteropus  Haldemanl  Haldwell  ist  ein  junger  Hypsi- 
goathus  monstrosu*. 

Matsohie,  Paul.  Beschreibung  eines  anscheinend 
neuen  Klippschiefers,  Procavia  Keratingi. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  oaturforschender 
Freunde  zu  Berlin,  1899,  p.  59  — 64. 

Stammt  von  Togoland« 

Matachie,  Paul.  Vespertilio  venustos  n,  sp.,  eine 
neue  Fledermaus  aus  Deutsch-Ost  Afrika.  Sitzungs- 
berichte der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde 
zu  Berlin,  1899,  p.  74  — 76. 

Matachie,  Paul.  Ueber  die  Verbreitung  der  Hirsche. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  naturforechender 
Freunde  zu  Berlin,  1899,  p.  130 — 132. 

Tabellarische  Uebersieht. 

Matachie,  Paul.  Einige  Nachrichten  Tiber  die  Sauge- 
tiere des  Keniagebietes  und  von  Karagwe.  Sitzungs- 
berichte der  Gesellschaft  naturförechender  Freunde 
zu  Berlin,  1899,  p.  138 — 139. 

Colobu»  caudatn»,  Cercopithecus  albigularis, 
Schmidt!,  Felis  leopatdu»,  caligata,  Equus  ßohtui,  Cer* 
vicapra  arundinuin,  Hippotragu*  Bakeri , Gazella 
Thomsoni,  Cobus  defussa,  Damaliscus  jimela,  Scopo* 
p hör us  haststus. 

Matachie,  Paul.  Die  Fledermäuse  des  Berliner 
Museums  für  Naturkunde.  90  unter  I^oitung  von 
Prof.  W.  Peters  und  Paul  Matsohi«  gezeichnete 


und  lithographirte  Tafeln.  Bearbeitet  und  durch 
Verbreitougskarten  und  Bestimmungstabellen  für  alle 
bekannten  Arten  ergänzt.  1.  Lief.  Die  Megachi* 
roptera.  Berlin,  Reimer,  1899.  8°.  102  p.  14  Taf. 

Von  den  zwei  Karten  zeigt  die  eine  di«  Verbreitung 
der  Gattung  Pteropus,  die  andere  die  zoogeographUchen 
Gebiet«  der  äthiopischen  Region.  Neue  Gattungen  sind 
Scotonycteris  und  Balionycteris,  neue  Subgenera 
Seryonvcteris,  Sty  locteri  um , Micropterus, 
Nanonycterls,  Myonycteri«,  Theopteru«,  Bae* 
lygma  und  Syconycteris.  13  n.  sp.  Liegt  nicht  vor. 
Bef.  von  Laugkavel  in  Zoolog.  Ceotralblatt  1900, 
p.  344. 

Mdgnin,  Pierre.  Le  Chien  et  »es  racei.  Tome  III. 
Levriera,  Cbiens  courrant*  et  Baoaets,  avec  68  por- 
traits  de  Chiens.  Pari«  1899.  8°.  326  p. 

Merriam.  C.  Hart.  Deecriptions  of  six  new  Rodents 
of  the  Genera  Aplodontia  and  Thomomys.  Pro- 
coedings  of  the  Biological  Society  of  Washington, 
1899,  p.  19  — 21. 

Aplodontia  pacifica  n.  sp.  von  Oregon,  kleiner  al« 
alle  anderen  Arten,  aber  mit  größeren  Obren.  Schädel 
schmäler  als  bei  rufa,  obere  P sehr  gras*.  Aplodontia 
pbaca  n.  sp. , Califoruicn,  klein,  Ohren  kürzer  als  bei 
pacifica.  Schädel  grüst-er  als  bei  dieser,  grosse  obere  P. 
A.oljiupica  n.  sp.,  Washington,  grösser,  aber  sonst  ähn- 
lich der  rufa,  Jorhbogeit  waren  weiter  abstehend. 
A.  rnajor  Rainer!,  Washington,  dunkler  al»  major, 
schlankerer  Jochbogen.  Thomomys  melanops  n.  sp., 
Washington,  klein,  Färbung  wie  bei  mmma,  Schädel 
dem  von  Douglssi  ähnlich,  aber  kleiner,  Interparietalr 
hinten  kürzer,  kleinere  Bullae.  Thomomys  Douglasi 
yetmensis  □.  subsp.,  Washington,  dunkler  al«  Douglasi, 
Interparietale  grösser. 

Merriam,  C.  Hart.  Kesulta  of  a Biological  Survey 
of  Mount  Shasta,  California  U.  8.  Department  of 
Agriculture , Division  of  Biological  Survey.  North 
American  Fauna  Nr.  16,  Washington,  178  p. 

Der  Mount  Shasta,  zwischen  der  Sierra  Nevada  — Caii- 
fernien  — und  dem  Cascade  Range  — Oregon  — gelegen, 
bildet  eine  thiergeographHcb*  Grenze.  Es  lassen  »ich  da- 
ne)b»t  die  obere  Sonora-,  die  Uebergangs-,  die  cswaduche, 
die  hndsonische  und  die  alpine  Zone  unterscheiden,  deren 
Säuge thU'rfaunrn  tabellarisch  dargestellt  werden.  68  Arten, 
davon  neu:  Lepus  klamathensis,  Lynx  fasciatus 

pallesceos,  Neurotrichu«  Oibbsl  major,  Procyon 
psora  pacifica,  Rheitrodontomy s klamathensis, 
Sorex  »hastensis,  Thomomys  mootieola  pine- 
torum,  Urocyon  californicus  Townsrndi.  Abge- 
bildet: Ochotoma  se h ist iceps , Lutreoln  vfson  «er* 
gumenos  und  Muatela  caurina.  Liegt  nicht  vor.  Bef. 
von  Laugkavel  iu  Zoolog.  Centralblatt  1900,  p.  110. 

Meyer,  A.  B.  Bäugethiere  vom  Celebes-  und 
Philippinen  - Archipel.  II.  Celebes -Sammlung  dea 
Herrn  Sarasin.  Anhang.  J.  Jablonowaki.  Die 
löflelförmigen  Haare  der  Molossi.  Abhandlungen 
und  Bericht«  des  kgl.  zoologischen  und  anthropolo- 
gisch-ethnologischen Museums  in  Dresden,  Bd.  7, 
p.  1—52.  11  Taf. 

Miller,  Gerrit  8.,  jr.  Preliminary  List  of  New  York 
Mumm  als.  Bulletin  of  the  New  York  State  Museum, 
vol.  VI,  1899,  p.  271 — 390  und  The  American 
Naturalist  1899,  vol.  XXXIV,  p.  816  — 320. 

Miller,  Gerrit  8.,  jr.  Descriptious  of  Tbree  New 
Free  Tailed  Bats.  Bulletin  of  the  America«  Museum 
of  Natural  Hiatory.  New  York,  Art.  XII,  1899, 
p.  173  — 181.  3 Fig. 

Xyctinorous  mioutus  tu  sp.  von  Cub«,  kleinste  aller 
Arten  dieses  Genus  * J yC  jjP  ^M,  Saeeopteryx  per- 


Digitized  by  Google 


Zoologie. 


205 


spicillifer  n.  »p.  von  Gaurn,  Trinidad.  Schädel  grm.*er  al* 
Wi  bilioeata,  Ptcropteryx  triaitatis  n.  sp. , Trinidad, 
kleiner  mW  csnina  und  Kappleri,  kurze  Tibia.  Autor  giebt 
»ehr  eingehende  Beschreibung  dieser  Arten. 

Miller,  Oerrit  8.,  jr.  Description»  of  Tao  New  Gray 
Foxe«.  Proceedings  of  the  Academy  of  Natural 
Science«  of  Philadelphia,  1899,  p.  276  — 280. 

Urocyon  parviden*  n.  sp.,  Merlda  in  Yukatnn,  ähnlich 
fraterculu*,  aber  kleiner,  namentlich  die  hintersten  P und 
die  M,  kürzerer  Schwanz  und  mehr  gelb  geiMrbt.  Uro« 
cyon  gnatemnlne  n.  «p.  Newton,  Guatemala,  ähnlich  litto- 
rnli«,  aber  dunkler.  Reisszahn  kräftiger  al»  bei  dienern. 
Miller,  Oerrit  8.,  jr.  Th«  Volts  collected  by 
Dr.  W.  L.  Abbot  in  Central  Asia.  Proceedings  of 
the  Academy  of  Natural  Sciences  of  Philadelphia, 
1899,  p.  261  — 298.  2 pl. 

Microtus  (Phaeomjr»)  Blvthi  Blanf.*  Zwisrben 
Spiti  und  Pankong-e«,  sehr  ähnlich  dem  Strauchi  von  Tibet; 
Microtu«  ravidulus*  n.  sp.  vom  Aksnithal  in  Turkeston, 
ähnlich  dem  europäischen  arvali»  und  Microtus  pami- 
renata  n.  »p.  vom  Pamir,  wesentlich  verschieden  von  allen 
übrigen  Arten  — Zähne  überdies  grosser  ata  bei  arvali«. 
Microtu*  (Hyperacriua)  ArtehUoni  MUL  Kaschmir 
mit  sieben  Reihen  an  den  oberen  M,  Microtu*  fertili* 
True*  und  brarhelia  n.  sp.*  mit  nur  je  sechs  Reihen, 
beide  ebenfalls  aus  Kaschmir,  mit  kleineren  Ohren  al*  fer- 
tilla.  Microtus  alticola  mit  den  Arten  Wynnei  obere 
Ma  mit  nur  vier  Ecken,  Koylei,  montoiai.  stolicz- 
kaoui,  Blanfordi,  Stracheyi,  alblcanda  mit  je  sechs 
Ecken  am  oberen  Ma,  und  acrophllus  und  cricetulu* 
mit  je  fünf  Ecken  am  oberen  Ma.  Microtu*  Roley  Gray 
aus  Kaschmir,  «toliezk  anu*  Blanf.  von  Lodak , Stra- 
chtyi  Th<im.  Kumann,  Blanfordi  Scully  Gilgit,  Wynnei 
Blanf.,  Murret*,  montoMi» * Tnie,  Centralkaschmir,  alt»!- 
cauda  True,  Baltistan,  cricetulus  * n.  sp.  Lodak,  letztere 
Art  dem  atbicauda  ähnlich,  aber  Schwanz  kürzer, 
Schädel  plumper.  Acrophllus*  n.  tp.  Lodak,  ähnlich 
»toliczkanus , aber  Schwanz  kürzer.  Beschreibung  de* 
äusseren  Habitus,  de*  Schädel*  und  der  Zähne  der  mit  * 
bezeiebneten  Arten. 

Miller,  Oerrit  8.,  jr.  Descriptions  of  8ix  New  Ameri- 
can liabbit«.  Procoedings  of  the  Academy  of 
Natural  Science«  of  Philadelphia,  1899,  p.  Ä80 — 69 <X 

Macrolagua  (Lepus)  asellus  n.  sp. , ähnlich  Mrrri- 
ami,  aber  Schwanz  kürzer,  Ohren  länger.  Sun  LuU  Potosi, 
Mexico.  Microlagu*  mit  Bachmaoi  nberieolor  n. 
»ubsp.  Beaverton,  Oregon , dunkler  und  röther  als  Bach- 
munni'Typus.  Sylvilagu»:  (Lepus)  floridanus  y uca- 
tanicu»  n.  »ubsp.  von  Merida.  Yucatan,  ähnlich  floridanus 
axtccufl,  aber  grosser  und  dunkler;  floridanus  auheine« 
tus  n.  »ubsp. , Xegrete  Michoaran , Mexico,  ähnlich  fl. 
Chapmani,  floridanus  subcinctu*  n.  »ubsp.,  Fort  Clark, 
Texa»,  ebenfalls  dem  fl.  Chapmani  ähnlich  und  L.  flori- 
danus Sanct  Diegi  n.  subsp.,  San  Diego,  Californieo, 
ähnlich  fl.  Auduboni. 

Miller,  Oerrit  8.  A new  Vol«  from  llall  Island 
Bearing  8ea.  Proceedings  of  the  Biological  Society 
of  Waahington,  1899,  vol.  XIII,  p.  13 — 14. 

Microtus  abbreviatus  n.  sp. 

Miller,  Oerrit  8.  Description  of  n new  Vole  from 
Eaatern  Siheri».  Proceedinga  of  the  Biological  Society 
of  Washington,  1899,  p.  11  — 12. 

Microtus  tschuktschorum  n.  ap. 

Miller,  Gerrit  S.,  jr.  A new  Polar  Har©  from 
Labrador.  Proceeding»  of  the  Biologien  1 Society  of 
Washington,  vol.  XDT,  1899,  p.  39 — 40. 

L«pn«  labradoriua  n.  sp. 

Miller,  Gerrit  8.  Two  new  Gloaaophagine  Bat« 
from  West-Indie«.  Ibidem  1899,  p.  33 — 37. 


Phyllonycteri«  bomhifrons  n.  sp.  und  plani- 
frou*  a.  sp. 

Miller,  Gerrit  8.  A uew  Moose  from  Alaska  (Alcea 
gigaa  n.  sp.).  Ibidem  p.  57  — 59. 

Miller,  Gerrit  8.  Notes  on  the  Naked  tailed  Arm»- 
d illos.  Proceedinga  of  the  Biological  Society  of 
Waahington.  vol.  XIII,  1899.  p.  1 — 7. 

Tatoua  (Ziphila)  centralis  n.  sp. 

Milne,  Edwards.  De  l'exislence  d’une  com«  ehe* 
une  Bich«*  Wapiti.  Bulletin  du  Museum  d’histoire 
naturelle.  Pari»  1899,  toine  V,  p.  115—116. 

Man  kennt  daa  Vorkommen  von  Geweihen  bei  Weibchen 
von  capreolus,  elaphu»,  virginianus,  Aristotelia 
mol uccensl*  und  canadenais. 

Moyano,  Pedro.  Notaa  etnolögicas  «obre  ganado 
espafiol.  Acta»  de  la  8ocietad  Espanola  de  Historia 
natural,  1899.  p.  265  — 288.  2 Fig. 

Moyano,  Pedro.  Razas  caballare»  espaöola*.  Actaa 
de  la  Socielad  Espanola  de  Historia  natural,  1899, 
p.  177  — 183. 

Nadailhac,  Mis.  de.  L’Hotnme  et  le  Singe.  Revue 
des  queetiona  «cietttiäque*.  1898.  Bef.  in  L'Anthro- 
pologie  1699,  p.  318  von  M.  Boule. 

Zwischen  Thier  und  Mensch  l»t  kein  Zwischenglied 
möglich,  denn  sowohl  die  physische  Organisation  als  auch 
die  geistigen  Fähigkeiten  sind  bei  beiden  verschieden. 

Nehring,  A.  Microtu«  ratticepa  var.  Stimmingi 
Nehr.  ati»  dem  Kreise  Soldin,  Reg. -Be*.  Frankfurt  a.O. 
Zoologischer  Anzeiger  1899,  p.  358  — 359. 

Ausser  in  Brandenburg  konnte  Verf.  auch  in  Vorpommern 
und  Ostpreusaen  und  bei  Frankfurt  a.O.  diese  Varietät  der 
nordischen  Wühlmaus  nach  weisen.  Sie  ist  zierlicher  ah 
der  echte  ratticepa. 

Nehring,  A.  Heber  craniologi«che  Unterschiede 
zwischen  Löwe  und  Tiger.  Sitzungsberichte  der 
Gesellschaft  naturforscliendor  Freunde  ru  Berlin,  1899, 
p.  71. 

Die  Vergleichung  eine»  im  Diluvium  von  Brandenburg 
gefundenen  Schädel»  von  Felis  apelaea  sowie  mehrerer 
Schädel  an«  der  GaiVnreutber  Höhle  mit  Schädeln  von 
recenten  Löwen  und  Tigern  zeigte,  da**  der  Höhlen* 
löwe  auch  wirklich  ein  Löwe  und  kein  Tiger  ist,  wie 
man  öfter*  geglaubt  hatte.  Der  Schädel  de»  Löwen  bat 
eine  breitere,  flachere  Stirn,  kürzere,  aber  größere  Nasen- 
beine und  der  frontale  Fortsatz  der  Oberkiefer  geht  bis  an 
da»  Hinterende  der  Xa*eubrine. 

Nehring,  A.  Ueber  eine  Nesokia-Art  aus  der  Oase 
Merw  und  ein«  solche  aus  dem  Lande  Moah. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  naturfor 'sehender 
Freunde  zu  Berlin,  1899,  p.  107 — 111.  1 Fig. 

Nesokis  ist  rattenlhnlich , unterscheidet  sich  aber 
dnreh  den  Bau  de»  Gebh»e*  und  de*  Schädels.  Die  Nage- 
zähne sind  »ehr  breit.  Die  Molaren  bestehen  aus  parallelen 
Lamellen  (M,  au*  drei , M,  und  Mt  au*  je  swei).  Da* 
Ende  de*  unteren  Kagezahne»  wird  auf  der  Außenseite  de* 
Kiefer*  durch  einen  kolbigen  Fortsatz  markirt,  wie  bei 
Spalax.  Ne«okia  geht  westlich  bis  Persien,  Turkrstan 
und  Palästina  — hier  N.  Bache ri  (Land  Moab  am  Todten 
Meere),  in  Merw  N.  Huttoni  v»r.  Satuoini,  kleiner  al» 
Huttoni.  Bei  Bacheri  hat  im  Oberkiefer  M,  sechs  M, 
vier,  M,  drei  Wurzeln,  Im  Unterkiefer  M,  fiänf,  M,  und 
Ma  drei  Wurzeln. 

Nehring,  A.  Heber  einige  Varietäten  des  gemeinen 
Hamster»  (Cricetus  vulgaris  Desm.).  Sitzungs- 
bericht der  Gesellschaft  naturforschender  Freund« 
zu  Berlin.  1899,  p.  l — S. 

Autor  unterscheidet  eine  auf  der  Oberseite  graue  Varie- 
tät aus  Belgien  — var.  eine» eens  — und  eine  auf  der 
Oberseite  fuchsige  Varietät  vom  Ural  — var.  rufescen». 


Digitized  by  Google 


206 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Kngelmaon , 1899,  102  p.,  IS  Taf.  Liegt  nicht  vor. 
Bef.  in  Zoolog.  Centralblatt.  1899,  p.  494 — 496. 

Verf.  behandelt  nicht  da«  normale , sondern  das  mehr' 
«tanglge  Hirschgeweih.  Nebenstangen  sind  jene,  welche 
getrennt  von  den  beiden  Normalstangen  enUtehen  und 
auch  getrennt  von  diesen  abgeworfen  werden.  Die  roehr- 
«tengigen  Geweihe  lassen  sich  in  Tier  Typen  elassificirea. 
beim  ersten  entstehen  sie  auf  einer  sonst  geweiht»™ 
Stelle  des  Stirnbeines , heim  r weite u spaltet  sich  der 
Rosenstoek  und  entwickelt  zwei  Aeste,  die  Normal*  nod  die 
Xebenstange,  beim  dritten  enteprosst  dir  Nebenstange  an 
einer  Seitenfläche  des  Rosen  stocke» , beim  vierten  ist  der 
Rosenstoek  tief  gespalten  und  liefert  ausser  der  Haupt- 
stange  noch  eine  Nebeoatange,  welche  die  in  diesem  Falle 
fehlende  Nebensprosse  vertritt.  Die  Geweihe  sind  Aus- 
wüchse der  Stirnbeine,  anfangs  mit  Hearen  bekleidet  and 
fallen  später  ab.  Bei  den  Giraffen  und  Cavicorniera 
sind  cs  selbständige  Epiphysen  , die  erst  nachträglich  mit 
dem  Schädel  verwachsen.  Bei  Giraffe  sind  sie  mit  Haaren 
Überrogen,  die  sich  erneuern,  bei  Antilocapra  ebenfalls, 
aber  hier  gabeln  sich  diese  Gebilde  und  wechseln  alljähr- 
lich, bei  den  Boviden  haben  sie  keinen  Haarüberzug  und 
werden  auch  nicht  ahgeworfen.  Die  Cerviden  unter- 
scheiden sich  al*o  fundamental  von  den  übrigen  Wieder* 
käuern,  für  welche  Verf.  die  Kintheilung  in  Cerviden, 
Giraffiden,  Antllocapriden  und  Cavlcornia  ver- 
schlägt. 

Noaok,  Theo.  Kin  neuer  Oreotragus.  Zoologischer 
Anseiger  1899,  p.  11  n.  12. 

Eine  Sammlung  aus  Lindi  in  Dcutach-Ostafrika  enthielt 
ausser  Tragelaphus  silraticus,  var.  RouaJeyui,  Kobo* 
ellipsiprjmuQs , Hippotragu«  uiger  und  Bquus  Chap- 
mani  einen  neuen  Oreotrag us  — aceratos  n.  sp.  Schädel 
langer  als  bei  saltator.  Habitusbeschreibung. 

Noack,  Th.  Noch  einmal  Capra  Mengest.  Zoolo- 
gischer Anseiger  1899,  p.  13  u.  14. 

Capra  Menge»!  ist  von  sinaltica  verschieden. 

Oldham,  Charles.  Whiakered  Bat  (Myotis  mysta* 
cinus)  in  captivity.  The  Zoologiat.  London  1899, 
Vol.  49. 

Die  Fledermaus  bildete  mittelst  des  Schwanzes  und 
der  Schonkelflughaut  eine  Tasche,  in  der  sie  die  Insecten 
während  de*  Essens  festhielt. 

Palmor,  T.  8.  Th©  Family  Narae  of  the  Dormice 
( Muscard  inidae).  Science  N.  T.  Vol.  10,  1899,  p.  412 
u.  418. 


Nehring,  Alfred.  Uebsr  da«  Vordringen  de«  Ham* 
nters  in  manchen  Gegenden  Deutschlands  sowie 
namentlich  in  Belgien.  Ibidem  1899,  p.  3 — 4. 

Der  Hamster  verbreitet  sich  immer  mehr  in  Sachsen, 
bei  Berlin  und  besonder*  In  Belgien,  wo  er  jetzt  auch  da* 
Unke  Maa*ufer  überschritten  hat.  Kr  lebt  jetzt  sogar  in 
der  Landschaft  liegbare  und  zwar  als  graue  Varietät. 

Nehring,  Alfred.  Ueber  dua  Vorkommen  der  nordi* 
«eben  Wüblratte  (Arvicoln  ratticeps  Keys.  u. 
Blae.)  in  Ostpreussen.  Ibidem  1899,  p.  67  — 71.  1 Fig. 

Von  dieser  Wühl  rat  te  erhielt  Autor  eine  grosse 
Menge  Knochen,  die  au*  Kulengrwöllen  au*  der  Nähe  von 
Königsberg  stammen.  Charakteristisch  i»t  der  untere  M, 
und  der  obere  M,.  Erstem  besitzt  fünf  innere,  aber  nur 
drei  äussere  Schmelzschlingen , letzterer  dagegen  aussen 
und  innen  je  vier  Kanten.  Die  Kiefer  sind  relativ  klein. 
Verf.  stellt  hierfür  eine  besondere  Varietät  — var.  Stirn* 
mingi  — auf.  Biologisches. 

Nehring:,  Alfred.  Ueber  das  Vorkommen  einer 
Varietät  von  A rvicola  r atticep*  Key»,  u.  Bla*.  bei 
Brandenburg  a.  d.  H.  und  Inti  Anklam  in  Vor- 
pommern. Ibidem  1899,  p.  57  — 59. 

Die  Kleinheit  dieser  Form  berechtigt  zur  Aufstellung 
einer  besonderen  Varietät  — var.  StlmmSngi.  Arvlcola 
ratticep*  wurde  lebend  auch  bei  Haarlem  und  in  Nieder* 
Ästerrdch  gefunden.  P»*il  ist  *i«  häutig  in  Ablagerungen 
au*  der  Steppenzeit. 

Nelson,  E.  W.  Descriptions  of  TbreeNcwBquirrel’a 
from  South  America.  Bulletin  of  tlie  American 
Museum  of  Natural  History.  New  York.  Vol.  12, 
Art.  IV,  1899,  p.  77—80,  1 Fig. 

8ciuras  (Microsoftciuru*)  Uthmiu*  n.  sp.  vom  Fernando- 
flu*st  Columbia , durch  dm  breiten  Schädel  unterscheidet 
er  sich  von  Alfari  und  peruanue.  Scinrus  (Micro* 
«ciurns)  simills  n.  sp.  Csurathal,  Columbia,  ähnlich 
Alfari.  Sciuru»  (Gueriinguetus)  caucensis  n.  »p.,  eben 
daher,  ähnlich  Microaclurus,  aber  nur  ein  oberer  P 
vorhanden. 

Nelson,  E.  W.  Mammala  of  the  Trea  Marias  Island. 
North  American  Fauna.  U.  8.  Department  of  Agri- 
culture.  Nr.  14,  1899,  p.  15—19. 

Liegt  nicht  vor. 

Nelson,  E.  W.  Revision  of  the  Bquirrels  of 
Mexico  and  Central  America.  Proceedings  of  the 
Washington  Academy  of  Science.  Vol.  I,  1899,  p.  15 
—110. 

43  sp.  und  subflp. , 3 u.  *p. , 3 n.  subgenera.  Boi  o * 
sciurus,  A raeosciuru*,  Otosciurus,  llespero* 
sciurus  Macrotus). 

Liegt  nicht  vor. 

Naumann,  O.  Drei  neue  afrikanische  B&ugetbiere. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  naturforschender 
Freunde  ru  Berlin  1899,  p.  15 — 22. 

Colobus  Matschiei,  von  Kavirondo,  Cephalolophus 
leucoprosoptis,  Lithocraniu«  S» Uteri  aus  Soroalilaud. 

Neumann,  O.  Ueber  die  Bartmeerkatxen.  Gerco* 
pitheci  barbati  Bel.  Sitzungsberichte  der  Gesell- 
schaft natorforschender  Freunde  zu  Berlin  1899, 

p.  22—25. 

Bemerkungen  über  Cercopi  t hecus  diana,  ignitue,  leuco* 
campys,  nrglectus,  Brazzac,  Stuhlmannl. 

Naumann,  O.  Ueber  die  Gleichartigkeit  vonBubalis 
Jacksoni  Thom.  und  Acronotus  lulwel  Heuglin 
und  ihre  Färbung.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft 
naturfovschender  Freunde  zu  Berlin  1899,  p.  76—79. 

Nitsohe,  H.  Studien  über  Hirsche  (Gattung 
Cer v u*  im  weitesten  Sinne).  Heft  I.  Untersuchun- 
gen über  mehrstangige  Geweihe  und  die  Morpho- 
logie der  Hufthier  hörn  er  im  Allgemeinen.  Leipzig, 


Palmer,  T.  8.  On  Thylacomya  Owen.  Aunal* 
and  Magazine  of  Natural  History.  London  1899. 
Vol.  IV,  p.  300-302. 

Thylacoroys  wurde  zuerst  als  Pcratoeles  lagotls 
beschrieben,  später  als  Pcragalia,  welche  Namen  nicht 
miuehmbar  sind,  weshalb  der  von  Owen  für  diesen 
westuostraHtchen  Bandlcut  aufgestelltc  Name  Geltung  bat. 

Palmer,  T.  8.  Notes  on  three  genera  of  Dolphins. 
Proceedings  of  the  Biological  Society  of  Washington. 
Vol.  13,  1899.  p.  23  u.  24. 

Neomeris,  Orca  und  Turaio.  Statt  Neomeri* 
wird  der  Name  Neophocaena  gewählt. 

Parana,  Baron  de.  Zebra  Horse  Hybrids.  The 
Zoologist.  London  1899,  p.  180. 

Nicht  bloss  in  Frankreich , sondern  auch  in  Brasilien 
sind  Kreuzungen  von  Zebrahengsten  mit  Pferde- 
stuten gelungen. 

Paraons,  P.  O.  The  Position  of  Anoroalurus 
as  indicated  by  its  Myology.  Journal  of  the  Linnean 
Society  of  London.  Vol.  27,  p.  317 — 334.  Natur«. 
London,  Vol.  60,  1899,  p.  118. 

Anoroalurus  steht  in  Bezug  auf  die  Mosculatur  den 
Sclaroraorpheu  am  nächsten,  erinnert  aber  auch  an  die 
Myo  morph«.  Die  Aehnlichkeit  mit  Pedetes  iu  der  Au*- 


Digitized  by  Google 


207 


Zoologie. 


bildung  von  drei  Muskeln  hat  keine  Bedeutung.  Pedctes 
steht  sicher  wischen  den  M,o  morphon  und  Hystrl- 
comorphen- 

Patergon,  R.  Lloyd.  Irish  Bat*.  The  Irish  Natu- 
ralist, Vol.  8,  1899,  p.  81. 

Peaae,  Alfred  E.  Supplement  nl  Note  on  the  Distri- 
bution of  Loder's  Gazelle  and  the  Dorcas  Gazelle 
in  Algeria.  Proceedings  of  the  Zoological  Society  of 
London  1899,  p.  593  u.  594. 

PoLia&rguee,  E.  de.  Sur  uue  nouwlle  eap^ce  de 
Gapromys  (C.  Ueayi)  dücouvert  par  M.  Geay 
dann  le  Nord  de  Venezuela.  Bulletin  du  Museum 
d’histoire  naturelle.  Paris,  Tome  V,  1899,  p.  150— 154, 
4 ßg. 

Langgeschwänzt  sind  Caprom y»  prehensilis  und  mcla- 
nuru».  kurzgeachwänzt  Ingrahami  brachyurus  und  thora- 
i-*tus,  in  der  Mitte  stehen  pilorides  und  Geayi  n.  sp.  Die 
Zähne  des  letzteren  sind  denen  von  Ingrahami  ähnlich. 

Poua&rgues,  E.  de.  Sur  un  nouveau  Colo  he 
decouvert  par  M.  Ed.  Foa  aur  la  rive  occidentate 
du  lac  Tanganjika.  Bulletin  du  Museum  d'hiatoire 
naturelle.  Pari»  1899,  Tome  V,  p.  278—280. 

Colobus  Foai  n.  sp.;  cs  ist  jedoch  nicht  ausgeschlossen, 
dass  dieser  Affe  das  Männchen  von  Colobus  Tholloni  wäre. 

Pousargues,  E.  de.  Note  complömentaire  aur  le 
Bu«a  Dejoani.  Bulletin  du  Museum  d’histoire 
naturelle.  Paris,  Tome  V,  p.  18  u.  19,  1 flg. 

Beschreibung  des  Geweihes  eines  Hirsches  aus  Setrhuao. 
Nach  Lydekker  wären  Rusa  equinos,  Dejeani  und 
Swinhoei  nur  Rassen  einer  einzigen  Art,  was  Verf.  nicht 
aoceptirL 

Pousargues , E.  de.  Sur  Tidentiss  sp^ciflque  du 
Felis  Bieti  A.  M.  Edw.  et  du  Felis  pallisa  Biicho. 
Bulletin  du  Museum  d'histoire  naturelle.  Paris, 
Tome  V,  1899,  p.  857—359. 

Prazük,  J.  P.  et  Trouessart,  E.  Description  d une 
esp^ce  nouvelle  de  Z»bre  (Kquus  Foai)  et  remar- 
ques sur  les  caracterea  du  sous  gen  re  Hippotigris. 
Bulletin  du  Museum  d'histoire  naturelle.  Paris. 
Tome  V,  1899,  p.  350—354,  5 flg. 

Von  den  fünf  Arten  der  Zebra  sind  zwei  ausgestorben, 
Equus  Quagga  und  Burchelli.  Chapmanni  ist  am 
verbreitetsten.  Grevyi  ist  die  nördlichste,  C.  Zebra 
die  südlichste  der  drri  lebenden  Arten.  Die  neue  Art 
Foai  stammt  Tom  Zambrsi. 

Preble,  Edw.  A.  Revision  of  the  Jumping  Mice 
of  the  Genus  Zapus.  North  American  Fauna.  U.8. 
Dep.  of  Agriculture.  Division  Biological  Survey. 
Washington  1899,  89,  41  p.,  1 pl.,  4 Ag. 

Die  nordamerikanischen  Springmäuse  leben  nicht  in 
Wösten,  sondern  auf  feuchten  Plätzen.  12  Species,  9 Sub- 
species  nov.  suhgenera,  Napaeozapas,  Eozapus.  Liegt 
nicht  vor. 

Rawitz,  Bernhard.  Ueber Megaptera  boops  Fabr. 
nebst  Bemerkungen  zur  Biologie  der  norwegischen 
Mystacoceton.  Archiv  für  Naturgeschichte, 
68.  Jahrg.,  1.  Bd.,  1899,  p.  71—114,  1 Taf. 

Hörig,  Adolf.  Ceber  die  Trftcbtigkeitsdauer  einiger 
Cerviden.  Der  zoologische  Garten.  1899,  p.  75— 84. 

Cer v us  elaphua  232,  ranadensi»  224  — 230,  porcinus 
221,  azis  220,  sika  218,  rasa  274,  davidinnus  282, 
capreolua  141 — 151  Tage;  bei  Kanchil  119  — 128, 
Schafe  140 — 150,  Boa  arm  274,  11  ausrind  284 
—290  Tage. 

Hörig  | Adolf.  Welche  Beziehungen  bestehen  zwi- 
schen den  Reproducti onsorganen  der  Cerviden  und 
der  Gewcihbildung  derselben1?  Archiv  für  Ent- 
wickelungsmechanik,  8.  Bd.,  1899,  p.  382 — 447. 

Liegt  nicht  vor. 


Rörig,  Adolf.  Ueber  die  Wirkung  der  Castration 
von  Cervus  (Cariacus)  mexicanus  auf  die 
Sch&delbildung.  Archiv  für  Entwiokelungimechanik. 
8.  Bd.,  1899,  p.  633—641. 

Hörig;  Adolf.  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  den 
Keproductionaorganen  und  der  Oeweihbilduug  bei 
den  Cerviden.  Der  zoologische  Garten.  Frankfurt 
1899.  p.  314—319,  329—338,  367—370. 

Dass  zwischen  den  Geschlechtsorgarrn  und  der  Geweih* 
bildung  Beziehungen  bestehen , ist  bekannt.  Männliche 
Individuen  mit  abnormen  Geschlechtsorgane!!  habeu  stets 
abnorme  Geweihe , bei  den  Weibchen  ist  dies  weniger 
regelmässig.  Hermaphroditen  hatten  stets  Geweihe. 
Hodenatrophie  verursacht  Perrhckcnhildung , Verletzung 
der  Hoden  Abwurf  «le*  Geweihe*.  Dagegen  hat  da*  Ab- 
»chneiden  der  Stangen  keinen  KinHuss  nuf  di«  Zeugungs- 
OUfkeR. 

Rothschild;  Th.  Hon.  Waith,  and  RothaohUd, 
N.  C.  Descriptions  of  three  new  Kangaroos,  and 
Notes  on  the  Skull  of  Dendrolagus  benuetianus 
de  Vi».  Noviutea  Zoologicae  Tringer.  London  1899, 
Vol.  V,  p.  511—513. 

DendroUgu*  marimus,  Dorcopsis  rufolateralis  und 
surantiacus. 

Rothschild ; Hon.  W&lth.  Dendrolagus  maxi* 
mus.  Novitates  Zoologicae  T ringer.  London  1899, 
VoL  VI,  p.  117. 

Liegt  nicht  vor. 

öatunin,  K.  A.  Ueber  S&ugethiere  de«  Kaukasus. 
Tageblatt  der  Zoologischen  Abtbeilung  der  Freunde 
der  Naturwissenschaft.  Moskau,  russisch  1899,  Tome  2, 
p.  52  u.  53. 

Liegt  nicht  vor. 

Schliep;  Henri.  Das  Wiesel  und  seine  Sippe* 
Fauna.  Verein  Luxemburg.  Naturfreunde.  8.  Jahrg., 
1899,  p.  219  —222,  229  -237. 

Schreiner;  Crownright  8.  C.  The  Trek  Bokke, 
Gazella  Euchore,  of  the  Cape  Colony.  The  Zoo- 
logist. London  1899,  p.  213 — 219. 

Mit  <irm  Trek  Bokke  ist  wohl  der  H»nbokkc  identisch. 
Früher  lebten  sie  in  riesigen  Heerden.  Jagd  derselben. 

Sch  weder,  G.  Abstammung  und  Verbreitung  der 
Equiden.  Correspond enx bla tt  des  natu r forschenden 
Vereins  Riga.  XL1I,  1899,  p.  169  u.  170. 

Liegt  nicht  vor. 

Sol&tor,  Philip  Lutley.  Exhibition  of  a photograph 
of  the  femate  specimen  of  Grevy’s  Zebra  living  in 
the  Jardin  Zoologique  d'Aoclimation  Paris.  Pro- 
oeedings  of  the  Zoological  Society  of  London  1899, 
p.  713,  1 Fig. 

Solator,  Philip  L Description  of  Cercocebus  con* 
gicus  n.  sp.  Proceedings  of  the  Zoological  Society 
of  Iiondon  1899,  p.  826  u.  827,  1 Fig. 

Bclater,  W.  L.  Descriptive  List  of  the  Roden ts  of 
South  Africa.  Annals  of  the  South  African  Museum, 
Vol.  I,  1899,  p.  181—239.  Ref.  von  Langkavel  in 
Zoologisches  Centralblatt  1900,  p.  414. 

Malacothrii  pentonyz  n.  sp.  Xerut  eapensia,  Funi- 
sciurus  Cepapi , palliatus,  congicus,  Graphiurus  ocu- 
lari»,  murinus,  platyops,  nanu*,  Kelleri,  Gerbillua  paeba, 
afer,  BranUii,  Lobengulae,  Pachyuromys  auriculatu», 
Otorays  irraratu*,  unisulcatus,  BranUii,  Dendrotuy* 
meaomelas , pumilio , mclanoti» , Steatom  j»  pratensis, 
Malacothrii  typicus,  pentonyz,  Mas  decuroanas,  rattu*, 
chrysophilui , auricomis,  paedulcus,  dolkhurus,  nigricauda, 
damarensls,  concha,  colonus,  Verrozi,  nmsculus,  mlnutoldes, 
lekochta,  namaquensis,  taffer,  muscardinus,  Ssccoitomui 
campestris , A ndersonl , fuscus , Aromjt  subsptnosus, 
Selousi , Dasymys  incomtus , ArvirantUis  pumilio, 


Digitized  by  Google 


208 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


dilertus  n.  tubsp.  bechnnnae  □.  tu  Up.  dortall* , fallax, 
Mystromys  albicaudatus , lanugloosu»,  Bathyergus 
maritimus,  Georhychus  capensls,  Darlingi,  hottrntatu», 
Nimrod»,  Pedetes  cafler,  Petromya  typicus,  Thryo- 
noroy*  swinderianus,  Hyairix  africuc  australis,  Lepus 
capensi»,  sazatilu,  crassiraudntu*. 

Sclater,  W.  L.  and  Ph.  Lutley.  The  Geograpliy 
of  Mammali.  London.  Kegan . Paul , Prench, 
Trübtier  and  Co.  1899.  8*,  338  p„  8 map»,  Ref.  von 
R.  Lydokker  in  Nature.  Vol.  LX,  1899,  p.  217— 219. 

Scheint  wenigsten»,  soweit  Systematik , Palaeontologie 
und  Geologie  in  Betracht  kommen , nach  diesem  Referate 
»ehr  achtfach  zu  sein.  Liegt  nicht  vor. 

Solunka,  Emil.  Menschenaffen  (Anthropo- 
m o r p h a e ).  Studien  über  Entwickelung  und 
Schädelbau.  2.  Lieferung,  II.  Capitel.  Schädel  des 
Gorilla  und  Schimpanse.  III.  Capital.  Entwicke- 
lung des  Gibbon  (Hylobntes  und  Sismang). 
Wiesbaden  1899,  p.  94—172,  10  Taf,  70  Textftg. 

Gorilla,  Schimpanse  und  Orang  stimmen  darin 
5 brrcin , dass  der  Schädel  der  Männer  in  der  Regel 
grosser  ist  al*  der  der  Weiher,  ferner  darin,  das*  die 
Schadclaiparitat  innerhalb  weiter  Grenzen  variirt.  Sie 
unterscheiden  sich  jedoch  dadurch,  das*  die  Durchschnitts- 
zahl der  Capacität  nicht  bei  allen  gleich  gross  ist.  Diese 
Verschiedenheit  beruht  in  erster  Linie  auf  der  verschieden 
starken  Entwickelung  der  Musculntur,  entsprechend  der 
geringen  Ausbildung  der  Musculatur  und  der  geriogen 
Verschiedenheit  im  Skeletbau.  Die  Differenz  in  der 
Schsdclcapscitst  ist  bei  beiden  Geschlechtern  von  Schim- 
panse am  geringsten,  30  ccm , dagegen  bei  Gorilla 
relativ  am  bedeutendsten , 60  ccm  ; am  bedeutendsten,  60 
bis  70  ccm,  ist  sie  freilich  beim  Orang,  allein  sie  beruht 
hier  auf  der  Existenz  von  zahlreichen  Rassen.  Da»  Mittel 
ist  bei  Schimpanse  $ 390,  420,  bei  Orang  {£  390, 

^ 455,  bei  Gorilla  $ 450,  *b  MO.  Da»  Warhsthum 
der  Schädelkapsel  erfolgt  bei  allen  drei  Arten  gleich- 
mässig  90  bi»  86  Proc.  bei  Vollendung  de*  Milchgebisses, 
94  bis  97  Pkw,  bei  Durchbruch  des  Mt.  Das  Verhältnis* 
der  Länge  der  Hirnkap««!  zur  Breite  und  Hübe  variirt 
bei  alten  nur  wenig,  sie  sind  sämmtlich  brachycephsl.  Die 
relative  Breite  schwankt  sehr  »tark,  sie  ist  am  bedeutend- 
sten beim  Säugling.  Der  männliche  G o r i 11  a schidel  ist 
schmaler  al*  der  weibliche. 

Das  Gebiss  der  Anthropomorphen.  Die  Zähne 
von  Orangutan  und  Schimpanse  besitzen  Schmelz- 
ronzeln , die  jedoch  bei  dem  letzteren  schwächer  und 
spärlicher  sind.  Dagegen  fehlen  an  den  Zähnen  des  Gorilla 
eigentliche  Runzeln , wohl  aber  zeigen  sie  Furchen  und 
Leisten.  Die  oberen  M und  D habeu  bet  allen  Anthro- 
pomorphen vier,  die  unteren  fünf  Hocker,  die  bei 
Gorilla  am  stärksten,  hei  Orangutan  am  schwächsten 
»lud.  Letzterer  besitzt  uicht  allzu  selten  einen  vierten  M, 
seltener  ist  dies  der  Fall  bei  Gorilla.  Dieser  M,  ist 
al>er  kleiner  und  einfacher  als  M,.  Oefter  treten  an  den 
M und  I)  accessoristhe  Höcker  auf.  Ih*r  untere  Pa  von 
Gorilla  und  Schimpanse  hat  nur  einen  Hocker,  der 
untere  P«  auch  einen  Inuenhocker,  nicht  »eiten  »ogar  deren 
zwei.  Abgeknut  »eben  die  Zahne  des  Schimpanse 
Menschenxähnen  sehr  ähnlich,  namentlich  die  von  klein- 
zahnigen Individuen. 

Die  JD  sind  beim  Gorilla  am  kleinsten,  «Ue  CD 
aber  am  grössten.  Die  Dauerzahne  des  Schi tn pause 
werden  nicht  so  gross  wie  bei  Orangutan  und  Gorilla, 
die  C der  Männchen  sind  stet»  stärker  als  die  der  Weib- 
chen, aber  stets  schwächer  als  bei  den  beiden  anderen 
Arten  und  deshalb  wird  aurh  die  Kaamosculatur  nicht 
sehr  kräftig.  K»  fehlt  daher  auch  ein  eigentlicher 

Srheitelkamru.  Der  dritte  Molar  ist  nicht  selten  kürzer 
al»  M,  und  M*  Di«  Zähne  des  Orangutan  varliren 
Umsicht  lieh  ihrer  Grü&se  »ehr  beträchtlich,  ebenso  ist 


auch  die  Gestalt  des  Oberkiefers  sehr  wechselnd , sowie 
seine  Lage  zur  Hirukapsel.  Von  den  D erscheinen  bei 
Schimpanse  und  Gorilla  zurrst  der  obere  oder  untere 
JD,  danu  die  JDfI  hierauf  die  P D,,  daun  erst  P D«  und 
zuletzt  CD.  Von  dm  Diwcrzäbncn  erscheinen  zuerst  die 
Mj,  bei  Schimpanse  hierauf  die  J, , bei  Gorilla  aber 
M|,  sodann  Ja , hierauf  I',  und  nach  diesem  P« , nachher 
erst  C und  zuletzt  Ma.  Ueberzäblige  Zahne  kuumrn 
zuweilen  bei  Gorilla,  seltener  bei  Schimpanse  vor  und 
zwar  netten  dem  oberen  C, 

Die  Charakteristik  der  Schädel  der  drei  grossen  An* 
thropomorpben  kommt  in  einer  tabellarischen  Zu- 
sammenstellung zur  Darstellung.  Sie  gründet  sich  auf 
300  Schädel  vou  Orangutan,  90  Schädel  von  Gorilla 
und  60  von  Schimpanse.  Die  Augenbrauenwühite  sind 
bei  alten  Männchen  und  Weibchen  von  Gorilla  und 
Schimpanse  »ehr  Mark,  beim  Orangutan  aber  bl©** 
bei  den  Männchen.  Bei  Schimpanse  zeigen  sie  schon 
in  der  Jugend  kräftige  Entwickelung.  Bei  Pithecan- 
thropus  und  dem  Neanderthalschädel  haben  sie  nnr  die 
Bedeutung  eines  aceessorischen  Merkmales  — ? Ref.  — , 
bei  den  genannten  drei  Gattungen  »teilen  sie  entweder 
ein  vererbte*  Gebilde  dar  oder  sie  sind  eine  Folge  ge- 
schlechtlicher Anpassung.  Der  jugendliche  Gorilla- 
schädel besitzt  ein  deutliche»  Kinn,  die  kindlichen  Zwi- 
»chenkiefcr  sind  beim  Orang  breiter  als  beim  Gorilla 
und  Schimpanse.  Die  Kiefer  erreichen  bei  den  alten 
Individuen  der  Anthropomorphen  eine  beträchtliche 
Grösse.  Eine  Talielle  giebt  Aufschluss  über  die  Schädel- 
capacität,  die  Gestalt  der  Hirnkapael , da»  Auftreten  deT 
Augenbrauenwülste,  die  Beschaffenheit  der  Zwischenkiefer, 
den  Verlauf  der  Profillinie , die  Breite  de»  Interorbita]- 
septum»,  die  Länge  und  Ausdehnung  der  Kasslio,  die  Ein- 
fachheit resp.  Verzahnung  der  Schädelnähte,  da»  Vorhanden- 
sein von  Schaltknochcn , den  Zeitpunkt  der  Verwachsung 
von  Pt  änuu  Illen  und  Oberkiefer,  die  etwaige  Verbindung 
der  Schläfen  schuppe  mit  dem  Stirnbeine,  die  Grosse  der 
JD,  da»  Vorhandensein  und  die  Stärke  der  Runzeln  za 
den  PD  bei  den  jugendlichen  Individuen  von  Orangutan, 
Schimpanse,  Gorilla  und  Mensch,  eine  zweite  Uber 
die  Häufigkeit  der  Variation  des  Schädels,  die  Anwesenheit 
von  Geschlechtsuntersrhieden,  den  Betrag  der  Schädel - 
capacität , den  Grad  der  Ueberemstlnunung  von  Schädel 
und  Gehirnform,  der  Länge  und  den  Ab«tand  deB  Gesichts- 
schädels von  der  Hirnkapsel , die  Breite  der  Himkapeel, 
die  Stärke  der  AugenbrauenwüUte,  die  Grosse  der  Sinus 
frontales,  die  Breite  des  Interorbitalseptums , die  Ausdeh- 
nung der  Nasenbeine,  die  Stärke  der  Schläfemouskcln  und 
die  Anwesenheit  eine»  Sagittalkammes  und  eines  queren 
Ocelpltalkamine» . die  Grösse  der  Dauerzähne  und  des 
Cauin  , die  Anwesenheit  resj».  Stärke  der  Runzeln  an  den 
51,  die  Zahl  der  Molarhocker  und  tlaa  Vorhandensein  eine* 
M4  bei  den  erwachsene»  Individuen  dieser  Arten. 

Der  Geeichtsschädel  riirkt  beim  Gorilla  von  der  Hirr- 
kapael  immer  weiter  weg.  Die  Schidclnähte  sind  beim 
Gorilla  am  einfachsten,  beim  Orangutan  am  compli- 
cirtesten.  Auch  »ind  bei  ihm  Schaltknocben  am  häufig- 
sten. Die  Präraaxülen  verwachsen  bei  Gorilla  erst  nach 
dem  Erscheinen  des  Mt  mit  den  Maxiilen.  Bei  Gorilla 
and  Schimpanse  ist  die  Schlafens« huppe  immer,  bei 
Orang  aber  selten  mit  dem  Stirnbeine  verschmolzen. 
Ein  sagittaler  Knochenkamm  kommt  bei  Schimpanse 
fast  nie  und  auch  danu  uur  bei  den  Männchen  vor,  beim 
Orang  nur  bei  de»  Männchen,  bei  Gorilla  aber  auch  bei 
den  Weibchen.  Der  quere  Occipitalkamm  fehlt  nur  bei 
den  Weibchen  von  Schimpanse.  Diploische  Räume 
finden  »ich  in  der  Kieferpartie  und  lrn  Schläfenbeine, 
Sinus  sphenoidales  in  der  Schläfenbasi»;  Frontal  höhlen 
fehlen  nur  beim  Orangutan. 

Am  speciaUsirte*ten  unter  allen  Anthropomorphen 
Ul  Orangutan  — starke*  Varilrea  und  Rasscnbilduug, 
starke  Verschiedenheit  der  Geschlechter , Anwesenheit 


Digitized  by  Goog 


209 


Zoologie. 


rinn  Occipitalknmme*  bei  Männchen  an«!  Weibchen  , Ver- 
flachung der  Zahnhücker  und  starke  Ruruelung  der 
Zähne,  Auftreten  von  M«  und  Auftreten  von  Schaltknochen. 
Altcrthümllch  ist  das  Fehlen  von  Stirnhöhlen,  die  Schmal* 
heit  de*  Interorbitabeptum*  und  der  Kasalia  und  die  Ver- 
bindung de*  Parietale  mit  dem  Keilbeinfliigel.  Der 
Schimpanse  ist  conservativer  — geringe  Gerchlccht*- 
unterschiede , Kleinheit  der  Zähne  und  Kiefer,  Kurse  der 
Nasalia,  Fehlen  oder  Schwäche  der  Knuchenkämme,  Neu 
erworben  sind  die  starken  Augenbrauenwülate , das  breite 
Interorbitalseptum , die  starke  Kunsetung  der  M und  da* 
Auftreten  von  Ncbenbockern , die  RfftscUon  der  M,  und 
die  Verbindung  der  Frontalia  mit  der  tkhläfenschuppe. 
Die  Aehnlichkeit  der  M und  P mit  den  menschlichen 
scheinen  dafür  tu  sprechen , dass  Schimpanse  und 
Menschen  von  einer  dryoplthecusähnlichcn  Form  ab* 
stammen,  «las  Milchgebiss  ist  jedoch  dem  des  Ürang  sehr 
ähnlich.  Gorilla  hat  als  Neuerwerb  auftu weisen  bedeu- 
tende Gescblcchtsunterschiedr , starke  Knocbetiklitmiu1 
(—  ? Ref.  — ),  grosse  Capacität , starke  Augenbrauen- 
Wülste,  Grösse  der  P und  M,  Länge  der  Kiefer  und 
Nasenbeine  (?  Ref ) , Kegelform  der  Höcker  der  M , Auf- 
treten von  M„  langes  Persistiren  von  Schädel  nähten,  Ver- 
bindung des  Frontale  mit  der  Schläfenschuppe  Am 
stärksten  spcvialiairt  erscheint  der  Mensch  In  Folge  de* 
aufrechten  Ganges  und  der  Vergrößerung  des  Gehirns, 
wodurch  Umlagerang  de«  GcsirhUschüdel*  nach  unten  und 
Beugung  der  Schädelbasis  und  der  Scliädelaxe  eintrat. 

Service^  Robert.  An  Albino  of  the  Beaver.  Casio r 
canadenais.  Tbe  Zoologist,  London  1899,  p.  220 
— 221. 

Diener  Biber-Albino  wurde  schon  im  vorigen  Jahrhundert 
zwischen  Huron-  und  Michigan -See  erlegt,  ln  Assaiu  soll 
kürzlich  ein  Tiger- Albino  geschossen  worden  sein. 

Sixta,  V.  Vergleichend  oateologische  Bemerkungen 
über  den  Öchultergürtel  des  Ornithorh ynchus 
paradoxua  and  der  Eidechse  U roiuastix  apinifer. 
Zoologischer  Anzeiger  1899,  p.  329  — 335. 

Nach  Haeckel  hat  Ornilhorhy nchus  folgende  primi- 
tive Saurier  merk  male:  die  Bildung  de*  Seholtergürtel», 
das  Freibleiben  von  Coracokl  um!  Interclavicula,  die  per* 
manente  Cloake nbildung , die  primitive  Form  des  Penis, 
den  Mangel  von  Zitzen,  die  sanropaidc  Ribilduug  und  die 
partielle  Furchung  und  disooidale  Gastrulation,  nach  Höch- 
sten er  erinnert  auch  das  Gefäßsystem  von  Ornltho- 
rhyuchus  an  jene*  von  Reptilien.  Was  da»  Skelet 
betrifft , so  ist  der  Schädel  entschieden  rogel ähnlich,  die 
K uneben  verwachsen  sehr  bald  mit  einander.  Der  Unter- 
kiefer ist  auffallend  niedrig,  die  Halswirbel  haben  noch 
Kippcnrudiroente  und  die  Wirbelkörper  in  der  Hais-  und 
Kumpfregion  noch  besondere  Vertehraiforamina.  Der 
Schultergürtel  besteht  aus  dem  Kphternum,  den  Clavl- 
culae,  den  Coracoidea  und  Kpicoracoldea  and  den  Scapulae 
nebst  Suprascapulae.  Das  Sternum  besteht  Im  Gegensatz 
zu  dem  von  Uromastix  aus  fünf  Stücken,  jedoch  hat  «•» 
bei  letzterem  wenigstens  den  tün&eitigen  Umriß,  wie  das 
Manubrium  too  Omithorbynchus  — drei  Glieder  des 
Corpus  manubrium  und  Vorsprung  desselben  — . Das  un- 
paare  knöcherne  Epiaternum , von  dessen  Scheitel  zwei 
Quernrme  harvor  geben , ruht  auf  dem  knöchernen , hei 
Uromastix  auf  dem  knorpeligen  Theil  des  Sternum.  Di« 
schwach  bogenförmigen  Claviculae  verwachsen  mit  den 
t^uerarmen  de*  KpUterauiu  — , bei  Uromastix  nur  mit 
dem  iuuereu  Kode  desselben.  Die  Coracoide  bilden  schmale 
Säulen,  bei  Uromastix  sind  sie  breit,  ruhen  auf  dem 
Sternum  und  sind  mit  der  Scapula  verwachsen.  Die  Kpi- 
curacoidea  sind  verknöchert,  — bei  Uromastix  noch 
knorpelig,  umgaben  das  ganze  Coracoid  — , und  verbinden 
die  Coracoidea  mit  den  Schlüsselbeinen.  Die  grossen,  aber 
Hacheu  Scapulae,  bei  Uroma»tiz  stark  und  kurz,  ver- 
wachsen mit  den  Coracoidea.  Die  Suprturapulae  sind 
Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XXVII  (Vers.  d.  anthrop.  Lit.) 


klein,  bei  Uromastix  gross«  Knorpel,  die  den  Processus 
ha rnatus  um  säumen.  Isolirt  würden  die  Knochen  des 

Schultergürtel*  schwerlich  als  solche  von  Saugethieren  er- 
kannt werden,  so  gross  Ist  ihre  Aehnlichkeit  mit  solchen 
von  Reptilien. 

Smith;  G.  Eiliot.  The  Brain  of  the  Edentatea. 
Transaktion*  of  the  Linnen»  Society,  London  1899, 
Vol.  VH,  p.  277  — 394. 

Liegt  nicht  vor. 

Smith;  G.  Eiliot.  Furlher  Observation*  ou  Um  Auä- 
tomy  of  tbe  Brain  in  the  Monotremata.  Journal 
of  Anatomy  and  Physiology  1899,  Vol.  33,  Part  11, 
p.  309  — 342. 

Liegt  aicht  vor. 

Bniitt,  ▲.  F.  Phoca  caspica  and  Phoca  groen- 
landica. Annals  and  Magazine  of  Natural  Hittory, 
London  1899,  Vol.  IV,  p.  339  — 341. 

Fossile  Knochen  von  Robben  aus  Holland  und  der 
Westküste  von  Schweden  lassen  sich  nur  mit  sulchen  von 
Phoca  caspica  und  groenlandica  vergleichen , welch 
letztere  auch  aus  schwedischen  Glucinlnhlagerungcn  bekannt 
ist.  Bei  Phoca  vitmllna  und  foetida  ist  nämlich  das 
Femur  um  etwa  60  Proc.  kürzer  als  die  Tibia,  bei  caspica 
und  groenlandica  aber  relativ  länger  als  hei  jenen  beiden 
lebenden  Arten.  Caspica  und  foetida  sind  miteinander 
nahe  verwandt , sogleich  verbindet  erster«  aber  auch 
foetida  mit  groenlandica.  Iw  Kztrecmtätenhau  schließen 
sich  caspica  und  grocnlandicn  enge  au  einander  au, 
während  caspica  im  Schädel  bau  der  foetida  näher  steht. 

South  well;  Thomas.  Note*  ou  the  Seal  and  Wliale 
Fisbery  1898.  The  Zoologiat,  London  1899,  p.  103 
— 112. 

Bericht  über  di«  Ausbeute  des  Rohheit-  und  Walfisch- 
fange*  im  Jahre  1898. 

Stojnegor , Leonhard.  Tbe  Proper  Name  of  the 
Polar  Bear.  Science,  New- York  1899,  Vol.  9,  p.  377 

— 378. 

Thalnssnrctos  maritimus. 

Stone,  Witmer.  The  Puma*  of  the  Western  United 
State*.  Science,  New-York  1899,  Vol.  8,  p.  34  — 35. 

F«lis  oregonensis  Raf.  und  F.  oregonensis  hlppo- 
leite*. 

Taylor,  William.  Phoca  groenlaudica  on  the 
Aberdeenshire  Coaat.  Annals  of  the  ticottiih  Natural 
History  1899,  p.  46. 

TichomiroW;  A.  Dm  wilde  Pferd  Mongolen«.  Aus* 
zug  von  Grev6.  Zeitschrift  für  Naturwissenschaften, 
Halle  1899,  72.  Bd.,  p.  224  — 225. 

Liegt  nicht  vor. 

Thomas,  Oldtleld.  Exhibition  of  the  Skull  of  an 
apparently  new  Bpecies  of  Baboon  fYom  Aden,  pro- 
po*ed  tu  b«  unuted  Papio  arabious.  Prooeedings 
of  the  Zoological  Society  of  London  1899,  p.  929. 

Diese  Art  ist  kleiner  als  hsmadryas. 

Thomas,  Oldfleld.  Descripüon  of  a new  Phascogale 
front  British  New-Guinea,  obtained  by  Dr.  L.  Loria. 
Annale  del  Museo  Civico  di  Scienze  Naturale  Genova 
1899,  Vol.  20,  p.  1 Öl  — 192. 

Phascogale  melanura  n.  sp.  — Liegt  nicht  vor. 

Thomas,  OldOeld.  On  some  small  Mammals  frorn 
the  District  of  Ouzco  Feru.  Annals  and  Magazine 
of  Natural  History,  l^mdon  1B99,  Vol.  III,  p.  40. 

Die  Sammlung  enthielt  ausser  Crbus  albifrons,  Lago« 
thrix  HuniboMti,  Myotis,  Starnira  lilium,  Putorius 
mifiurus , Dasyproeta  Uthtnica,  Rhipidomys  letico- 
dnctyhis,  Oryxomys  Stolzinanui,  Akodon  caligiuosus  noch 
Sciurua  aeatuau»  cutlotus  n.  subsp.,  Nectomys  Gur- 
leppi  n.  sp.,  äbuUch  dem  spicali»  von  Gayaqui),  Marmosa 
rappt»«  n.  sp.,  ähnlich  der  cinerea  und  dem  Didelphy* 

27 


Digitized  by  Google 


210 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


noctlvaga  umi  Mirmon  quichua  o.  sp.,  ähnlich  uiarica; 
jedoch  ist  ihr  Schädel  grösser. 

Thomas,  Oldfleld.  On  a new  Species  of  Marmosa. 
Annals  and  Magazine  of  Natural  History,  London, 
ToL  tll»  p.  44  — 45. 

Marmosa  phacn  n.  sp.  in  Columbia,  um  nächsten  noch 
mit  Didelphys  Waterhousi  verwandt. 

Thomas,  Oldfleld.  On  new  amall  M am  mal  ■ from 
South  America.  Annala  and  Magazine  of  Natural 
History,  London  1899,  Vol.  IQ,  p.  152  — 155. 

Oryzomys  boeop*  n.  ap.  in  Ecuador,  verwandt  mit 
nivekeps,  lästerlich  dem  laniger  ähnlich,  Loncheres 
punctata*  n.  sp.  von  Caicara,  Orinnco,  verwandt  mit  semi- 
villoaus,  Peramys  breviraudntua  Orinoci  n.  subsp.  eben* 
daselbst,  Peramys  rubidus  n.  sp.  von  Bahia,  ähnlich  dem 
brevlcaudatns. 

Thomas,  Oldfleld.  Descriptions  of  new  Neotropical 
MammiU.  Annala  and  Magazine  of  Natural  History, 
London  1899,  VoL  IV,  p.  278  — 288. 

Tyloray*  Mime  n.  sp.  von  l’nramL»,  Ecuador,  grösser 
ab  die  übrigen  Tylomys;  T.  Watsoni  n.  sp.  Chiriqoi, 
Panama,  verwandt  mit  nudicaudatu*  von  Guatemala,  Ory- 
zomya  indefessus  n.  ap.  von  Galapagos,  mit  kürzerem 
Schwanz  als  bei  galapagoetud»  und  Buuri,  Reithradon 
fosoor  n.  sp.  Nordargentiuien,  hat  zum  Graben  eingerichtete 
Extremitäten , Echymia  decutnanus  o.  sp.  Guayns, 
Ecuador,  verwandt  mit  semispinosus,  Coendu  quiehua  n. 
sp.  Pachincha,  Ecuador,  Zähne  grösser,  Schnauze  länger  als 
bei  Cercolabe*  villosus,  Coendu  vestitus  n.  sp.  Colotnbia, 
Grösse  von  C.  pallidu*  , Metachirus  Opossum  melunurus 

n.  subsp.,  Pnramba,  Ecuador,  Philander  laniger  pallidus 

o.  subsp.  Panama,  Phil  an  der  laniger  guaynnus  n.  subap. 
Ecuador  und  Marmosa  Simons!  n.  sp.,  Puna  und  Gaya- 
quil,  ähnlich  dem  Waterhousi,  das  Weibchen  hat  jedoch 
einen  Beutel. 

Thomas,  Oldfleld.  Descriptions  of  new  Rode  nt* 
from  the  Orinoco  and  Ecuador.  Annals  and  Magazine 
of  Natural  History,  London  1899,  Vol.  IV,  p.  378- — 383. 

Rhipidomys  murtauuinu  n.  sp.  vom  obereu  Orinoco 
hat  wegen  de*  schwach  behaarten  Schwanzes  und  des 
dichten  Pelzes  mehr  Aehnlichkeit  mit  Oryzomys  als  mit 
Rhipidomys,  Oryzomys  nuriventcr  n.  sp.  am  oberen 
Pättaaa,  Ecuador,  äusserlich  an  nureus,  im  Kuss*  und 
Schädrlbau  aber  an  latioeps  oder  gTOcilis  erinnernd,  Zygo- 
dontomys  stell««  n.sp.,  am  oberen  Orinoco,  steht  zwischen 
den  typischen  Zygodontomys  und  Hesperotnys  in  der 
Mitte,  Echimya  Chcrriei  n.  sp.,  am  oberen  Orinoco,  die 
kleinste  aller  Echimyaarten  und  Loncheres  bistriatus 
Orinoci  n.  subsp.  ebendaselbst. 

Trouensart,  E.  L.  Catalogua  Mammaiium  tarn  vi- 
ventium  quam  Mliun  Nova  editio  (prima  com- 
pleta)  Fase.  IV.  Appendix.  Addenda  et  Comgenda. 
Index  alphabeticus,  Beroliui  1899,  Friedliinder  und 
Sohn.  8* 

Vftnhöffen, Ernst.  Sind  die  Wale  Hochseebewohner? 
Zoologischer  Anzeiger  1899,  p.  396. 

Wale  und  Delphine  sind  Küstenthiere. 

Vomeau,  R.  La  roain  au  poiut  de  vue  osseux  chez 
lea  tnatnmif£re*  monndelphion.«.  Bulletin  de  la 
»ocidb6  <P  Anthropologie,  Paris  1898,  p.  672  - 593, 18  ftg. 

Eine  populäre  Schilderung  der  Vorgänge  bei  der  Diffe* 
renzirung  der  Hand  bei  Affen,  Robben,  Insectivorcn 
und  Hufthieren,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Zt'henreducUon. 

Walte,  Edgar  R.  The  Generic  Name  Tliylacomys. 
The  Annals  and  Magazine  of  Natural  History,  London 
1898,  VoL  II,  p.  19«. 


Der  Name  Thylacomys  wurde  für  Peramelea  auf- 
gestellt,  der  Muride  , Thylacomys*  ist  als  „Thal«* 
comys“  beschrieben  worden. 

Waito,  Edgar  R.  Dencriptions  of  a Ringiailed 
Opossum,  regarded  as  a variety  of  Pseudocbirua 
herbertensis  Collet.  Records  of  the  Australian 
Museum  1899,  Vol.  3,  p.  91—93. 

W&ite,  Edgar  R.  The  Neat  or  Drey  of  the  King 
taileu  Opossum,  Pseudochirus  peregrious  Bodd. 
Ibidem,  p.  93  — 94,  1 pl. 

Weber,  Max.  Anatomische  Bemerkungen  über  Ele- 
phas.  Studien  über  Käugethiere,  2.  Theil , p.  133 

— 153,  1 Taf.,  5 Textftg. 

Liegt  nicht  vor. 

Wostberg,  Gustav  v.  Ueber  dis  Verbreitung  de« 
Wisent  im  Osten  des  europäisch-asiatischen  Conti- 
nentes.  Abhandlungen  des  naturforschenden  Vereins 
zu  Riga  1899,  80  p. 

Windle,  B,  C-  A.  and  Pareons,  F.  G.  On  the  *y°- 
logy  of  the  Edentata.  Proceedings  of  the  Zoo- 
logical  Society  of  London  1899,  p.  314  — 339,  990 

— 1017. 

Musculatur  von  Kopf,  Hals  und  den  beiden  Extremitäten 
bei  den  Rradypodid ae,  My rmecophagidae,  Daay 
podidae,  öryct eropodidae,  nämlich  Bradypu*  tri- 
dactylu»,  Cboloepus  didactylus,  Myr mecophaga  jubata, 
Tsroandus  tetradactyla,  Cyclothurus  didactylus,  Da»y 
pus  villosus,  sexdiictus,  Tatusia  peba  sp.  Chlamydo- 
phorus  truueatus,  Manis  niacrura,  sp.  aurits,  tricuspis, 
javanka,  Orycteropus  eapetuis. 

Winge,  Herluf.  One  nogle  Pattedy r i Danmark- 
Vidensk.  Meddelser  fra  den  naturhistor.  Foren  i 
Kjobhavn  1899,  p.  283  — 316. 

Von  Siugetbieren  kommen  folgende  Arten  in  Dänemark 
und  auf  den  dänischen  Inseln  vor:  Erinaceus  europaeus, 
schon  in  Ablagerungen  aus  der  Steinzeit;  Vespertilio 
Nnttereri,  mystacinus,  Daubeutouli,  dasyeuemus;  Plecofus 
auritui;  Vesperugo  abramus,  pipistn-llus,  discolor,  borealis, 
noctula,  serotinus;  Synotus  barbastellu»;  Lepus  rariabiU» 

— versprengt,  europaeus;  Srointhus  subtilis;  Muscar- 
dinus  avcllanarius;  Ilypndaeua  giareola;  Arvicola 
arvalis,  agrestis;  Mus  rattus,  decumanus,  minutua,  agraria*; 
Castor  Aber*;  Scinrus  vulgaris;  Felis  catus*,  lynx*; 
Cants  Tulpen,  Lgopu»  versprengt;  Canls  luput*;  Ursus 
arctos*;  Marte*  sylvatica,  foiua;  Mustela  putoriua, 
ertuinea,  vulgaris;  Meies  Um* ; Lutra  vulgaris;  Phoca 
fortida,  vitulina;  Halichoerns  grypu*;  Sus  scrofa*; 
Cervua  eapreolu*,  elapbus,  giganteos  , Alces  machli**; 
Bos  bison*  und  taurus  var.  urus*  — * jetzt  ausgerottet. 
Folgende  Wale  wurden  bisher  beobachtet:  Balaenoptera 
rostrata,  musculus ; M egaptera  boops;  Lagenorhy  nch us 
albirostris;  Turstops  turrio;  Delphinus  delphis;  Pho- 
c&eun  communis;  Orca  gladiator;  Pseudorca  craMiden*; 
Globiceps  melas;  Delphi napterus  Icucas;  Meso- 
plodon  bidens;  Hyperoodon  mstralu*  und  Physeter 
macrocephalus.  Aus  Tertiärschichten  kennt  man  bloea 
Mesoplodon  sp. , aus  Glaciala blagerungen:  Tricbechu* 
rosmarus,  Elephas  primigeuius,  Ovibos  mimhatus  und 
Balaena  myslicetus,  aus  der  Pi**tgiaci«lzeit : Rangifer 
Uranduft  und  Sperraophilua  rufesccns,  aus  der  Steinzeit : 
Phoca  groenlandka,  vitulina;  llalichoerus  gTTpu*  und 
Delpbinapterus  leacas,  ausserdem  Igel,  Lepus  euro- 
paeun,  Hypudaeus  giareola,  Arvicola  agrestis, 
auipHibius,  Mus  sylvaticus,  Castor  über,  Fells  calu* 
und  lynx,  Cauis  lupus,  Ursus  urctos.  Martes  sylvatk*, 
foina,  Mustela  putorius,  Meies  taxus,  Lutra  vulgaris, 
Alces  machlis,  Bos  taurus  var.  uru*. 


Digitized  by  G< 


Verlag  von  Friedrich  Yievreg  und  Sohn  in  Braunschweig. 

System 

der 

deductivcn  und  inductiven  Logik. 

Eins  Darlegung 

der 

Principien  wissenschaftlicher  Forschung,  insbesondere  der 
Naturforschung. 

Von 

John  Stuart  MilL 


In’e  Deuttohe  übertragen 
von 

J.  Sohiel. 

Zweite  deutsche, 

nach  der  fünften  dos  Originals  erweiterte  Auflage. 

In  zwei  Theilen. 

Preis  zusammen  4 Thlr.  24  Sgr. 
gr.  8.  Fein  Velinpap.  geh. 

Die  logischen  Principien,  welche  den  Methoden  der  Naturforschung  xu  Grunde  liegen,  sind  auch  die 
Grundsätze,  welche  uns  bei  der  Erforschung  der  Wahrheit  im  allgemeinen  als  Richtschnur  dienen  müssen, 
sic  kommen  nicht  bloss  bei  den  Geschäften  des  Naturforschers  in  Anwendung,  sondern  auch  bei  allen  anderen 
Geschäften  des  menschlichen  Lebens,  denn  der  Jurist,  der  Staatsmann,  der  Geschichtsschreiber,  der  Militair 
u.  s.  w.  üben  allo  mehr  oder  weniger  und  bewusst  oder  unbewusst  die  Methoden  der  Naturforschung,  und  der 
in  der  Ausübung  ihrer  Geschäfte  erreichte  Grad  von  Vollkommenheit  wird  um  so  höher  sein,  je  strenger 
sie  diese  Methoden  selbst  einkalten. 

Di«  Methoden  der  Erforschung  der  Wahrheit  basiren  auf  den  Grundsätzen  der  inductiven  und  deductivcn 
Logik.  Die  inductive  Logik,  die  Induction,  welche  von  Bacon  begründet  wurde,  hat  ihre  Ausbildung 
weniger  den  Logikern  von  Fach  als  den  Naturforschern  zu  verdanken,  die  deutsche  Philosophie  insbesondere 
hat  sich  bei  ihrer  mehr  ontologischen  Richtung  an  der  Ausbildung  der  Induction  so  gut  wie  gar  nicht  bethei- 
ligt. Für  eine  Theorie  der  Induction  war  iwar  ein  ziemlich  reiches  Material  obwohl  zerstreut  vorhanden,  die 
Verarbeitung  desselben  xu  einem  System  wurde  Jedoch  von  Forschern  ersten  Ranges  vor  noch  nicht  entfernter 
Zeit  als  eine  Unmöglichkeit  bezeichnet.  Wie  gut  indessen  Mi II  die  schwierige  Aufgabe  gelöst  hat,  beweist 
die  Thatsacbe,  dass  sein  Werk  im  Verlauf  kurzer  Jahre  in  England  nicht  weniger  als  fünf  Auflagen,  in 
Deutschland  deren  zwei,  erlebt  hat. 

Die  in  «weiter  Auflage  nach  der  fünften  Auflage  des  Originals  erscheinende  deutsche  Ucbersetzung  von 
Mill’a  Logik  verdient  in  jeder  Beziehung  als  eine  iusserst  cor  recte  und  sorgsame  bezeichnet  zu  werden. 


Die  Methode  der  inductiven  Forschung 

als  die 

Methode  der  Naturforschung  in  gedrängter  Darstellung 
hauptsächlich  nach  John  Stuart  Mill 

von 

J.  Schiel. 

gr.  8.  Fein  Velinpapier,  geh.  Preis  24  Sgr. 

Die  Meinung,  dass  manche  Zweige  des  menschlichen  Wissens,  wie  die  politischen,  die  socialen  and  die 
Geistcswissenschaften  Überhaupt,  nur  durch  Anwendung  der  strengeren  Methoden  der  Naturforschung  auf  eine 
höhere  Stufe  der  Ausbildung  gehoben  werden  können,  dass  ein  allgemeinerer  Gebrauch  dieser  Methoden  von 
unberechenbar  wichtigen  Erfolgen  begleitet  sein  wird,  macht  sich  nachgerade  allseitig  geltend.  Für  die  aus- 
serhalb des  engeren  Gebietes  der  Naturforschung  Stehenden  ist  aber  die  Erwerbung  einer  gründlichen  Kennt- 
nisa  der  angeführten  Forichangswebo  mit  Schwierigkeiten  verknüpft,  und  selbst  für  den  darin  Stehenden  ist 
ein  frühzeitiges  Kichldarwerden,  sowohl  in  Beziehung  auf  Mittel  und  Wege,  als  auch  auf  Zweck  und  Gegen- 
stand der  Forschung,  nicht  gerade  eine  leichte  Sache  und  wahrscheinlich  weniger  häufig,  als  man  glauben 
möchte.  Das  vorliegende  Werkehen  ist  eine  gedrängte  und  höchst  fassliche  Darstellung  der  zum  erstenmal 
von  John  Stuart  Mill  zu  einem  System  verarbeiteten  Methoden  der  Erforschung  allgemeiner  Wahrheiten 
und  dürfte  die  Erwerbung  einer  Kenntnis»  der  inductiven  Forschung  v erhol  tniss  massig  leicht  machen. 


Digitized  by  Google 


4 * • • 

Verlag  von  Friedrich  Vieweg  and  Sohn  in  Brannachweig. 

Globus. 

Hlustrirte  Zeitschrift  für  Länder-  und  Völkerkunde 

' mit 

besonderer  Berücksichtigung  der  Anthropologie  und  Ethnologie. 

In 

Verbindung  mit  Fachmännern  und  Künstlern 

hcrausgrgvben  von 

• Karl  Andre e. 

Erschienen  sind  bt»  Ende  Juni:  Erster  bis  elfter  Band  complet. 

D*r  „Globus**  er»ch«iot  halbmonatlich,  in  Urfrrungtn  von  j«  virr  Bog«,  reich  Uluatmt  und  mit 
Kartonbeilagen,  zum  Subacriptionapreia«  von  S Thlr.  pro  Band.  Zwölf  Lieferungen  bilden  einen  Bund. 

Vollständige  Exemplare  der  früheren  Binde  können,  soweit  der  Vorrath  reicht,  «um  Preise  von  S Thlr. 
pro  Band  durch  jede  Buchhandlung  bezogen  werdet!. 


Lehrbuch  der  Psychologie 

als 

Naturwissenschaft. 

Von 

Dr.  Theodor  Waitx, 

lUMWMtaaUUhni  hatMtif  An  rfcJUawpti*  •«  Hirk«rf, 

gr.  8.  geh.  Fein  VcUnpap.  Preis  3 Thlr.  10  Sgr. 


Ueber  unsere  Kenntniss 


von  den  . 

Ursachen  der  Erscheinungen  in  der  organischen  Natur. 

Sechs  Vorlesungen  für  Laien,  gehalten  in  dem  Museum  für  praktische  Geologie 

von 

Professor  Huxley,  F.  R.  8., 

Uebersetzi  von 
Carl  Vogt. 

Mit  in  den  Text  eingedruckten  Uolzstichcn. 
gr.  8.  Fein  Yelinpap.  Geh.  Preis  20  Sgr. 


Zeugnisse  für  die  Stellung  des  Menschen  in  der  Natur. 

Drei  Abhandlungen: 

Leber  die  Naturgeschichte  der  menschenähnlichen  Alfen, 
lieber  die  Beziehungen  des  Menschen  zu  den  niiehatniederen  Thieren. 

Leber  einige  fossilo  menschliche  Ucberrcstc. 

Von 

Thomas  Henry  Huxloy. 

Aus  dein  Englischen  übersetzt 
ron  J.  Victor  Carus. 

Mit  in  den  Text  eingedruckten  Uolzstichen. 
gT.  8.  Fein  Vclinpsp.  geh.  Preis  1 Thlr. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


BOUND 


JUNisiö23 


• Digitized  by 


1 


Digitized  by  Google