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Full text of "Der indo-australische Archipel und die Geschichte seiner Tierwelt"

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Gustav Fischer 
1902. 



jvacn einem Vortrag, “ 

r4»r Versammlung deutscher Naturforscher und 
zu Karisbald am 22. September 1902 



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in Jena. 



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o-australische Ai’chipel 

und die 

Geschichte seiner Tierwelt. 








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Der 

(lo - aiistra lisclie Archipel 

und die 




seiner Tierwelt. 

Von 



Max Weber, 

Prof, in Amsterdam. 



Nach einem Vortrag, 

auf der Versammlung deutscher Naturforscher und 
Aerzte zu Karlsbald am 22. September 1902 gehalten, 
in erweiterter Form herausgegeben. 



Mit einer Karte. 




Verlag von Gustav Fischer in Jena. 
1902. 




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Alle Hechte Vorbehalten. 



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WEBER. Der Imh-nustralische Archipel u. d. Geschichte seiner Tierwelt. 








Hochansehnliche Versammlung! 

Nur wenige Tage vor seinem allzufrühen Tode äusserte der 
unvergessliche Prof. E. Selenka als Ausschussmitglied Ihrer hoch- 
ansehnlichen Gesellschaft den Wunsch, ich möchte vor Ihnen ein 
Thema tiergeographischer Art behandeln. Dies giebt mir Mut, 
Ihnen einige Betrachtungen vorzulegen über ein .Stück „Sonniger 
Welten“, die in Selenka einen begabten Wortführer fanden, der 
ihre zoologischen Schätze zu heben wusste, daneben aber auch den 
Bewohnern und ihrer einfachen Kunst gedankenreiche Betrachtungen 
widmete. 

Wenn ich den Versuch wage, die Geschichte des Indo-austra- 
lischen Archipels zu skizzieren, wie sie einem Zoologen sich äussert, 
so begebe ich mich auf ein mehrfach betretenes Gebiet, das in 
steigendem Masse das Interesse weiter Kreise von Naturforschern 
weckt. 

Umgrenzen wir es, wie auf nebenstehender Karte, so dass es 
auch den Sulu-Archipel und Neu-Guinea umfasst, so überdeckt es 
immerhin ein Stück Erdoberfläche, das weit über 5 Millionen Quadrat- 
kilometer gross ist und damit das Areal von Europa, nach Abrech- 
nung Russlands, weit übertrifft. Davon sind fast 3‘/j Millionen 
Quadratkilometer durch Wasser bedeckt. In endloser Verschiedenheit, 
bald als Flachsee, bald als enge Seestrassen, dann wieder als Becken 
von fadenloser Tiefe, trennt es die unendliche Zahl von Inseln, von 
denen einzelne Frankreich an Ausmass gleichen, andere nur als 
Klippe über dom Wasserspiegel sich erheben. 

1 * 



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Die Vielseitigkeit der Fragen, die uns diese Welt von Inseln 
vorlegt, liegt aber nicht so sehr in deren Ausdehnung und Zahl, 
sie beruht auf dem Bau dieser Inseln, als Folge ihrer Geschichte; 
sie beruht auf der \’'erschiedenartigkeit der Pflanzendecke, namentlich 
aber der Tierwelt mit nicht minder verwickelter \'orgeschichte ; sie 
liegt in der Entstehung der tiefen Becken : Zeugnisse gewaltiger 
Einbrüche, welche die Erdkruste hier erfuhr. 

Schon früh fiel den Forschern auf, dass die Tierwelt der ver- 
schiedenen Inseln UiUt'rschicde darbietet, welche sicdi durch Grös.se 
oder Lage der Inseln nicht erklären liess. Bereits i8,^g behauptete 
Salomon Müller, dass „Celebes und Timor die östliche Grenze 
der indischen und sundaischen Fauna seien und das westlichste 
Gebiet der fremdgeformten Wesen Australiens, welches Zusammen- 
treffen nicht nur im Tierreich statthat, sondern in vieler Hinsicht 
auch in der Flora beider Inseln sich erkennen lässt“. Im Jalire 
1846 zerlegte er dann den Archipel seiner Fauna nach in eine 
westliche und östliche Hälfte. Erstere lässt er Malakka, Sumatra, 
Borneo, Java und die Kleinen .Sunda-Inseln bis Sumbawa umfas-sen. 
Gegen Osten begrenzt sie die Makassar- und Sapehstrasse: nach 
Müller eine Scheidelinie gegenüber einem Uebergangsgebiet nach 
Australien zu. Die Ursache dieser faunistischen Verschiedenheit 
sieht er in Unterschieden von Klima, Areal und Nahrung, somit in 
phvsiologischcn Einflüssen auf die Lebewesen. Damit blieb er im 
Gesichtskreis seiner Zeit. Trotzdem gingen seine der Hauptsache 
nach richtigen tiergeographischen Gedanken fast spurlos an seinen 
Zeitgenossen vorüber; erst unsere Zeit erkannte ihre Tragweite. 

Aehnlich erging es einer fast gleichzeitigen Arbeit Earle’s, die 
das historische Element in die h'ragc trug unil die Unterschiede in der 
Verteilung der Tiere des Archipels auf geologische \'eränderungen 
zurückführte, die er dem Relief des Seebodens entnahm. Damit 
war der Weg gezeigt, den die Forschung zu nehmen hatte. A. R. 
Wallace wandelte ihn mit bekanntem Erfolg, da er mit dem 



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reichen Ergebnis seiner faunistischen Studien fruchtbare Speku- 
lation verband und die heutige Tierverbreitung aus der geologischen 
\'crgangenheit erklärte. Unter dem Einfluss der Lehre 1’. L. Sclater’s, 
welcl'.e die Erde nach ihrer TierbevOlkerung in umgrenzte Regionen 
verteilte, schuf er in unserem Gebiete die nach ihm benannte Grenz- 
linie, welche längs der Westseite der Philippinen, Borneos und Balis 
verlaufend, in fundamentaler Weise den Archipel in eine west- 
liche Hälfte mit asiati.scher, in eine östliche mit australischer Tier- 
bevölkerung trennen sollte. Sie hatte den Reiz leichtfasslicher, 
.scharfer Demarkation und wurde damit ein Paradestück der Tier- 
geographie, an dem zwar Wallace seihst später modelte, das viel- 
fachen Protest auslockte, das aber wohl noch lange in den Lehr- 
büchern fortleben wird. 

Uns genügt hier festzustellen, dass die ursprüngliche Grenz- 
linie, die Wallace durch die Makassar- und J.onibok.strasse legte, 
noch ihre \'ertreter hat. Andere sind der Ansicht, dass solche 
Grenze zwischen dem australischen und asiatist-hen (Tebiele nicht 
bestehe, da.ss vielmehr zwischen beiden ein Uebergangsgebiet liege, 
das östlich von der Makassarstrasse anhebe. Die Lombokstrasse 
sei nur einer der vielen Einschnitte in eine Inselkette, die als geo- 
logischjunge Fortsetzung Javas erscheine und eine dementsprechende, 
aber arme Fauna habe, welcher australische Formen von Osten her 
sich zumischten. Wieder für andere ist zwar die Lombokstrasse eine 
Grenze ganz getrennter Faunenbezirke, die .Makassarstra.sso erachten 
sic aber nur von geringer Bedeutung. Dass letztere für die Herren 
Sarasin endlich, die in allerletzter Zeit durch ihre fundamentale 
Untersuchung von Celebes auch über andere Gebiete unseren Ge- 
sichtskreis erweiterten, nach ganz anderer Seite hin die Bedeutung 
einer Grenzlinie erlangte, wird später erhellen. 

Diese Fragen gehen weit über das Gebiet <ler Zoologie und 
Geographie hinaus. Wallace schloss bereits aus der heutigen 
Verbreitung der 'J'iere auf geol ogische Veränderungen des Archipels. 
Dem entspricht der Umfang der Littcratur und die Vielheit der An- 



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sichten, worüber Niermej'er, A. B. Meyer, P. u. F. Sarasin 
dankensw'erte Uebersichten gaben*). 

Wie haben wir uns diesen Ansichten gegenüber zu stellen? 
Neben einer zoologischen Seite haben sie deutlich genug eine erd- 
geschichtliche. Dem Umfang der Geologie gegenüber darf sich aber 
der Zoogeograph bescheiden; für ihn tritt die Tektonik der Erde in 
den Hintergrund, die Meereshöhe, früher und heute, hat für ihn 
wesentliche Bedeutung. Da es sich für ihn vornehmlich um Land- 
tiere handelt, hat er Wanderstrassen für diese, somit Landverbin- 
dungen, dem Wechsel deren Bestehens, ihrer Dauer nachzuspüren. 

Damit treten drei Aufgaben in den Vordergrund. 

Zunächst eine oceanographische. Es gilt die Tiefen der Meere.s- 
teilc, welche die Inseln und diese von den F'cstländern trennen, zu 
bestimmen. Denn wenn es auch im allgemeinen unrichtig wäre, in 
der grösseren Tiefe eines Meeres einen Masstab seines höheren 
Alters zu erblicken, so weisen andererseits submarine Bänke oder 
Rücken auf früheren Zusammenhang von Landmassen, namentlich 
dann, wenn es sich um eine kürzere \'’ergangenheit handelt, wie bei 
der Mehrzahl zoogeographischer Fragen. 

Eng schliesst sich hieran die zweite, für den Zoogeographen die 
wichtigere Aufgabe: beim Geologen in die Lehre zu gehen, unter 
seiner Leitung die Entstchungsweise der Inseln kennen zu lernen 
und zu erfahren, wann sie untergetaucht waren, wann Land. 

Die einfache Thatsache, dass einstmals die See sie bedeckte, kann 
aber nicht genügen. Wir wollen wissen, ob sie der Boden waren eines 
seichten Meeres, wo etwa reicher Korallen wuchs mit Hilfe von Wind 
und Wellen Inseln entstehen licss, die sich zu grösseren Einheiten 
verbanden; oder ob sie den Boden bildeten eines zwar tiefen, aber 
durch Land eng umgrenzten Beckens, etwa wie die heutige Banda- 



I) Eine kurze Uebersicht über die wichiißste Liueratur findet sich am Ende dieser 
Schrift. Bei dem ungeheuren Umfang der diesl>ezüglichen Liueratur nennt sic nur Quellen- 
schriften und solche Werke, die bei vorliegender Arbeit benutzt wurden. 



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See, dem Wasserläufe, Winde und Strömungen reichliches Erosions- 
material von benachbarter Küste zuführten, das sich als terrigenes 
Sediment niederschlug; oder ob sie endlich Teile waren der ausge- 
dehnten Bodenfläche eines oceanischen Meeres. Hier häuften sich die 
Kalk- und Kieselpanzer planktonischer Cirganismen zu oceanischcm 
Niederschlage an. Leicht weist das Mikroskop, im Lichte moderner 
Meeresuntersuchung, die Reinheit dieses Niederschlages im sedi- 
mentären Gesteine nach und damit dessen Entstehung in weiter 
Ferne von Küsten: ein -Schluss von grosser Tragweite für unsere 
Fragen. 

Die Geologie lehrt aber weiter, dass zu anderen Zeiten die 
Inseln das Meer überragten, Tieren und Pflanzen boten sie eine 
Wohnstätte. Welcher Art war diese? 

War es eine bewaldete Ebene mit Süsswasserbecken, hatte sie 
Wüstencharakter oder durchzogen sie Flüsse und Bergketten? Lauter 
Fragen , die für die damalige F'auna bestimmend und unserer Er- 
kenntnis zugänglich sind. Sie scheinen wichtiger als die moderne 
Frage nach dem Klima der Vorzeit, da das heutige Tropengebiet, 
das uns interessiert, auch früher ein solches war. Der Name „Eis- 
zeit“ genügt aber, auf eine auch biologisch wichtige Kette von Ereig- 
nissen hingewiesen zu haben, die durch Herabsetzung der Tempe- 
ratur und der Belichtung, durch grössere Feuchtigkeit auch für den 
Archipel fühlbcir gewesen sein müssen ; gleichgültig ob wir für diese 
„Eiszeit“ kosmische oder terrestrische Phänomene als Ursache heran- 
ziehen. Sucht man sie, wie dies die Herren -Sarasin so ansprechend 
thun, in erhöhter vulkanischer Thätigkeit am Ende der Tertiärzeit, 
wodurch ein Mantel von Asche die Erde wie mit einem Schleier um- 
gab, so muss solche lang anhaltende Reihe von Ausbrüchen auch 
andere F'olgen direkter Art für die Tierwelt gehabt haben, nament- 
lich in einem Herde des Vulkanismus wie der Indo-australi-sche 
Archipel. 

Unterrichtet über die Vorgeschichte des Gebietes, dessen F'auna 
ihn interessiert, wendet der Zoologe sich jetzt seiner dritten Auf- 



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gäbe zu. Er kehrt zurück zu seinem Ausgangspunkt, zur Unter- 
suchung der Fauna und Flora. Man wird es ihm zu Gute halten, 
dass er sich nur auf ersteres Gebiet beschränkt; es ist gerade 
umfangreich genug. 

Handelt es sich um die Geschichte insularer Faunen, so lehrt 
kurze Ueberlegung, dass, wie die Inseln selbst, so auch ihre Fauna 
sich mit Baur in eine zweiartige zerlegen lässt. Die kontinen- 
talen Inseln, solche also, die sich aus grösseren Festlandmassen, 
gewisserma.ssen durch Abschnürung bei partieller Untertauchung 
entwickelten, haben eine harmonische Fauna. Hatte die Abgliederung 
vor Langem statt, so sind ihnen zwar in venschiedener Zahl — 
meist aber in der erheblichen Minderzahl — ursprünglich fremde 
Wesen zugeflogen, zugeschwommen, zugetrieben, vielleicht selbst 
zugeweht, ihnen steht aber eine Mehrzahl anderer gegenüber, welche 
der ursprünglichen Fauna angehören und diese noch rein vertreten 
oder nur leicht ersichtliche Aenderungen durch insulare Abschliessung 
erfuhren. Sie drücken der Fauna einen harmonischen Charakter 
auf, der in den Hauptzügen auch in Harmonie ist mit der jetzigen 
oder früheren Fauna des Festlandes, dem die Insel entstammt. 

Anders die oceanischen Inseln. Sie entstanden auf der 
submarinen Erdkruste entweder durch vulkanische d'hätigkeit oder 
durch Korallenbauten. Ihnen fehlt eine autochthone Fauna. Sie 
kam ganz von auswärts nach Bildung der Insel. .Sie muss schon 
dadurch disharmonisch sein, dass nur solche Elemente sie zusiimmen- 
setzen, welche die trennenden Gewässer überschreiten konnten. 
Auch kann die Bezugsquelle eine v'erschiedene gewesen sein. 

Unbemerkt haben wir ein genetisches Moment in unsere 
Betrachtung getragen, indem wir von ursprünglicher Fauna und 
von ihrer Aenderung durch insulare Abschliessung sprachen. 

Ob letztere durch allmähliche oder sprungweise Aenderung 
ge.schah, ob dabei örtliche Isolierung, Klimawechsel oder Aenderung 
der Pflanzendecke eine Rolle spielte, ob alle diese Faktoren neben- 
einander oder miteinander wirkten, liegt abseits von unserem Ihema. 



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Das Resultat: insulare Artbildung', ist aber von weittragender Be- 
deutung. Ihm gegenüber ist es durchaus unrichtig bei Vergleichung 
von Faunen einzig einer empirischen Statistik das Wort zu geben, 
die sich begnügt, das Quantum gleicher oder verschiedener deskrip- 
tiver Arten zu summieren. Kritische Sichtung, ent.sprechend ihrem 
V’crbreitungsvcrmögen und Abwägen nach dem Masse der Blutsver- 
wandtschaft ist nötig. Die Qualität der Arten ist demnach vor allem 
ins Auge zu fassen. Wenn daher neuere zoogeographische Studien 
mit Vorliebe auf die Spezies sich gründen, so muss dabei, neben 
der numerischen Seite, deren Bedeutung nach räumlicher und 
stammesgcschichtlicher Herkunft mit in den Vordergrund treten. 

Es genügt aber nicht, ausschliesslich die Landtiere in den Kreis 
der Betrachtung zu ziehen: die .Süsswasserfauna verdient gleiche 
Beachtung. Auch ihr Bestand i.st imglcichwertig für zoogeographische 
Fragen. .Sie umfasst neben Süsswassertieren von fast universeller 
Verbreitung andere von begrenztem Vt)rkommen. I.Tnter letzteren 
wieder, geologisch gesprochen, alte, autochthone Bewohner eines 
bestimmten Gebietes, daneben andere von unzweifelhaft marinem 
Ursprung. Diese können Relikten sein oder Einwanderer. Letztere 
spielen gerade in den Tropen eine bedeutende Rolle, da fortgesetzte 
Untersuchung die Richtigkeit des Satzes von Ed. von Martens 
nachwies, dass die Aehnlichkeit der gesamten .Süsswasserfauna mit 
der gesamten Meerfauna vom Pol gegen den Aeqiiator zunimmt 
Hat man diese und die universellen Formen ausgemerzt, so bleibt 
als zoogcographisch wichtiges Beweismaterial der Bestand an geo- 



1) Vergleiche hierzu nnnicnllich E. v. Martens: Ueber einige Fische und Cmslacccn 
der süssen Gewässer Ttniiens. Arch. f, Xalurgesch., 1857, Bd. XXIII. G. Pfeffer: 
Versuch über die geschichtliche Entwickelung der jetzigen Verbreitungsverhältnisse unserer 
Tierwelt. Hamburg 1891. Max Weber: Die SiUswassercrustaceen des Indischen Archi|>els, 
nebst Bemerkungen über die Süsswasserfauna im allgemeinen. Zoolog. Ergebnisse einer 
Reise in Nieder!. Ostindien, Bd. I. Leiden 1890 — 91. — Die Süssw;isscrlische des 
Indischen Archipels, nebst Bemerkungen über den Ursprung der Fauna von Celebes, ibid. 
Bd. 11 , 1892. — Zur Kenntnis der Sttsswasserfauna von Südafrika. Zool. Jahrbücher, 
Abt. f. Systematik, 1897, Bd. X. 



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logisch alten, lokalen Formen, von dem bisher nur erst wenig 
Gebrauch gemacht wurde. 

Das gilt auch von der Meerfauna. Entsprechend der Vernach- 
lässigung der marinen Tiergeographie, deren Bedeutung namentlich 
Ortmann hervorhob, war es bisher kaum gebräuchlich, sie ein 
\\''ort mitreden zu lassen, während sie doch in zweierlei Hinsicht 
Zeugnis ablegen kann. 

Einmal giebt es auch unter litoralen Seetieren Formen, denen 
erwachsen sowohl als zur Larvenzeit ausgedehnte Wasserstrecken eine 
absolute Schranke der \’erbreitung setzen. Ihr heutiges \''or- 
kommen auf getrennten Küsten kann daher nur das Resultat 
früheren Zusammenhanges sein. Zweitens wird die Zukunft deut- 
licher lehren , dass auch die benthonischen Formen der Tiefsee 
Fingerzeige geben können über die ferne Vergangenheit: diesmal 
aber über den früheren Zusammenhang jetzt getrennter Meeresteile. 
Auch hier lässt sich ein universaler Bestand scheiden von einem 
nur regional verbreiteten. So brachte die Siboga-Expedition aus den 
Tiefen der abgeschlossenen Becken des Archipels solitäre Korallen 
herauf, die nach Alcock ihre nächsten Verwandten im Tertiär 
Italiens haben. Sie geben in Verbindung mit anderen l'Tinden einen 
Fingerzeig für das Alter eben dieser Becken und für deren Zu- 
sammenhang mit einer mediterranen Tiefsee, die Vorderindien durch- 
zog und das heutige Mittelmeer einbegriff. 

Unsere Aufgabe fordert aber Beschränkung. Wie sie zu lösen 
sei, dafür weise das Dargelegte den methodischen Weg. 

Da fragt sich zunächst, was lehrt uns die Geologie des 
Archipels? 

Nur schüchtern ersuche ich Sie, mir folgen zu wollen auf ein 

mir fremdes Gebiet. Kaum grösser wird das Wagnis, wenn ich 

.Sie über Raum und Zeit hinweg auf den Jurakontinent, wie ihn 
Neumayer konstruierte und manche Wiedergabe seiner Karte ihn 

uns geläufig machte, in die heutige Gegend des Archipels führen 



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— II — 

wollte. Neuere Forschungen legen unabweislich dar, dass unser 
Fuss dort nicht auf trockenem Hoden hätte stehen können. 

Lagen von Jaspis und Hornstein, aus Radiolarienskeletten in 
seltener Reinheit zusammengesetzt, wie sie namentlich Molen- 
graa ff in Central-Borneo sammelte und in ihrer Bedeutung erkannte 
und wie sie auch in Celebes (Sarasin) und Ceram (Martin) auf- 
treten, legen dar, dass dort ein tiefes Meer von oceanischer Aus- 
dehnung flutete. Radiolarienschlamm von solcher Reinheit konnte 
nur weit entfernt von der Küste sich bilden. Deutlich wies die 
Siboga-Expedition nach, dass den heutigen tiefen Becken des Archi- 
pels, selbst solchen von der Ausdehnung der Banda- und Celebes- 
See, oceanische Sedimente von der Reinheit jener verkieselten Sedi- 
mente ganz abgehen. Stets mengt, wegen der relativen Nähe der 
Küsten, feinstes Küstenmaterial dem Niederschlage sich bei. 

Täglich mehren sich die Funde, so von Rotti (Wich mann), 
Buru (Martin) und noch unlängst die Boehm’s auf den Sula- 
Inseln und Misol, die beweisen, dass jenes Jurameer wohl über 
den ganzen Archipel sich ausdehnte. Es war eine Fortsetzung 
des Triasmeeres, das, Europa und Ostindien überdeckend, von 
Billiton bis Misol und nach Wich man n’s Befunden bis Rotti, 
fern im .Südosten und wohl noch weiter über den Archipel sich 
erstreckte. 

Das weitere Los des Archipels ist nur erst lückenhaft ent- 
ziffert und wohl nicht gleichartig in seinen verschiedenen Teilen. 
Einzelne derselben erfuhren Hebungen in cretaceischer Zeit. So 
erhob sich ein Teil von Central-Borneo als Bergland über die Fluten 
des nordwärts sich erstreckenden Meeres, wie Küstendejjosita er- 
weisen. Auch anderwärts flutete damals das Meer, wie der Fund 
von Kreide auf Misol und den Sula-Inseln erweist, andererseits reden 
auch zoologische Data ausgedehnten I.andmassen, die Australien 
und Asien zu jener Zeit verbanden, das Wort. 

Es scheint ein (febiet weitverbreiteter eruptiver Thätigkeit ge- 
wesen zu sein (Verbeek). Vielleicht half sie mit, wenigstens einen 



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Teil des Archipels im Eocän in ein seichtes Korallenmeer zu ver- 
ändern, in welchem sich die eocänen Kalke von Celebes, in welchem 
sich die Sandsteine und Grauwacken mit Xummuliten und Orbi- 
toiden von Borneo bildeten, ln die tertiäre Zeit fallen daneben 
die Einstürze, wodurch die tiefen Becken entstanden , die dem 
heutigen Archipel seinen Charakter aufdrücken. Für einzelne, wie 
die Banda-See, meint man genauer das Mioeän als Zeitpunkt des 
Fänbruchs angeben zu können. Jedenfalls sind sie älter als manche 
tiefgreifende Aenderung, die der Archipel weiterhin erfuhr. So er- 
folgten neue Trockenlegungen , die in das mittlere und spätere 
Tcrtitär fallen und bis zum Quartär anhalten. Sie ergriffen weite 
Gebiete, da wir sie vom Westen und Osten kennen. So legen 
P. und F. Sarasin mit lleberzeugung dar, dass Celebes überhaupt 
erst im Mioeän emportauchtc. Anderwärts entstanden junge Vul- 
kane und beteiligten sich am Aufbau der Inseln; auch die Thätig- 
keit der Korallen half dabei, wie noch heute. Andererseits wurde 
manche bedeutsame Landvorbindimg von Inseln untereinander oder 
mit dem australischen oder asiatischen Kontinent erst spät, teilweise 
erst zur Pleistocänzeit gelöst. 

Erkennen wir auch im Archipel ein labiles Stück F'.rdrinde, 
die Frage drängt sich auf, ob hier nicht, neben Anderem, Ergebnisse 
negativer Straiuherschiebung vorliegen infolge Wegfliessens des 
Oceans. Man wäre geneigt dabei an das Wcg.sinken eines indo- 
pacifischen Kontinentes zu denken. Manches spricht für dessen 
früheres Bestehen und seine FTstreckung von Afrika durch den 
Indischen Ocean bis zu den F'idschi-Inseln. Das Auftreten gleicher 
oder verwandter Tiere bis auf jene fernen Inseln des Pacifik, die 
geologi.sche l'hatsache nach Wichmann's Befund - dass es 
keine vulkanischen Inseln sind, zwingen zur -\imahme, dass .sie einer 
kontinentalen ,Ma.sse angehörten, die im Westen dem Zoologen als 
Lemurien, dem Geologen als Gondwanaland, im Osten als sino- 
australischer Kontinent, welchen .Süss bis Neuseeland ausdehntc, 
erschien, der für alle aber teilweise unter die Fluten wegsank. 



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3 



Wann dies geschah, wann der Pacifik seine heutige Form er- 
hielt, wer weiss es? Manches spricht aber dafür, das es erst in tertiärer 
Zeit statthattc. Auf jene Untertauchung, welclio Korallen (le- 
legenheit gab, auf seichteren Stellen, etwa wo Gebirge den Boden 
bildeten, sich anzusiodeln, folgte dann wieder — zunächst im Osten 
— allmähliche Hebung. So erkannte A. Agassi/., dass sie tertiäre 
Korallenriffe viele hundert Meter über die Fluten emporhob. Eine 
Erhebung, die sich offenbar weit westwärts erstreckte bis Xeu-(xuinea, 
vielleicht auch Xordaustralien einbezog. Sie gab der Westseite des 
Pacifik seine heutige Form und lässt den Osten des Archipels als ein 
Hebungsgebiet erscheinen. Untersuchungen jüngster Zeit lüften da- 
mit den ersten Schleier von (ieschehnissen in jungtertiärer Zeit im 
fernen Osten, die auch unseren Archipel beeinflussen mussten. 

Was erfuhr unser indo-pacifischer Kontinent im Westen? Für 
Süss i.st die Bildung des Indik ein noch jüngeres Ereignis. Es konnte 
abermals nicht stattliaben ohne weitgehende Mitleidenschaft des 
Archipels. 

Das geringe Mass unseres derzeitigen Wissens gegenüber der 
Gro.sse der Veränderungen in tertiärer Zeit, die wir in diesem 
Gebiete der Erde nur erst ahnen können, erschwert die Erkenntnis 
der Geschehnisse im Archipel grade in dieser kritischen Zeit. 

So sieht sich denn der Tiergeogjaph zum grossen Teil auf 
allerdings berechtigte geologische Erwartungen verwiesen und damit 
hingewiesen auf sein eigenes Material. Unabweislich fordert das- 
selbe frühere landfeste Verbindung von Inseln, welche jetzt die See 
trennt. Die Oceanographie, insoweit sie sich mit dem Relief des 
Seebodens befasst, giebt dabei manchen brauchbaren Fingerzeig. 

Sie lehrt zunächst, dass Sumatra, Borneo, Java und Bali auf 
einem submarinen Plateau liegen von noch nicht loo tn Tiefe. Eine 
tiefe Spalte sollte, die tiefe Makassarstra,sse nach Süden fortsetzend, 
Bali und I.ombok scheiden. \'on Wallace's erster Versicherung bis 
heute gilt diese Hktion. Denn das ist sie, .seitdem die Siboga- 
Expedition nachwies, dass nicht eine tiefe Spalte Bali und Lombok 



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4 



trennt, vielmehr ein untiefer Rücken, der noch dazu drei Inselchen 
trägt, die Lombokstrasse durchzieht und die beiden Inseln ver- 
bindet und damit auch die übrigen Glieder der Kette der Kleinen 
Sunda-Inseln bis zur Ombay-Passage zwischen Alor, Timor und 
Wetter. Die zahlreichen Vulkane, welche diese Kette trägt, stehen 
auf derselben Spalte wie die Vulkane Javas. Sie erscheint auch 
hierin als spät emporgotauchte östliche Fortsetzung Javas, mit zahl- 
reichen, nord-südlich gerichteten queren Einbrüchen teilweise von 
solcher Tiefe, dass es Seestnussen wurden. Diese Tiefe ist aber 
unbedeutend, ausgenommen in der Ombay-I’assage, welche Timor 
von den eigentlichen Kleinen .Sunda-Inseln scheidet. Von diesen 
unterscheidet sich Timor durch anderen Hau und andere Erstreckung. 
Auch steht es zusammen mit Rotti, Savu und Sumba, mit denen es 
durch einen submarinen Rücken verbunden ist, ganz abseits durch 
den Mangel an Vulkanen. Offenbar war diese Inselgruppe weit 
früher trockenes Land als die übrigen Kleinen .Sunda-Inseln. 

P. und F. Sarasin legten überzeugend dar, dass Celebes einst- 
mals in landfester Verbindung mit Java und den Kleinen Sunda- 
Inseln gestanden haben muss. Erstere Verbindung deuten Madura, 
die Kangean-, Paternoster- und Postillion-Inseln an. Die Lotungen 
der Siboga geben ihr keine geringe Stütze, da sie einen Rücken 
nachwiesen, allerdings mit tiefen Einschnitten, der diese Inseln trägt 
und sich bis Süd-Celebes erstreckt. Die zweite Verbindung über 
Saleyer und die Djampea-Inseln weist nach Flores hin. Zwischen 
beiden läge dann die tiefe Flores-See. 

Tiergeographiscli, auch ocoanographi.sch erhebt sich die Frage, 
ob nicht vielmehr eine einheitliche Landmasse, deren östliche Fort- 
setzung bei der Bildung der Banda-See in die Tiefe glitt, früher 
Süd-Celebes mit Java und den Kleinen Sunda-Inseln bis Flores ver- 
band. Die kleine aber tiefe Flores-See wäre dann ein Einbruch etwa 
in Zusiim menhang mit den benachbarten Riesenvulkanen, wie der 
Tambora und .Sangean. Kaum befremdlich erscheint es, dass neben 
Spalten, auf denen sich solche Berge aus losem Eruptionsmaterial 



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auftürniten, Einbrüche der benachbarten Erdkruste stattfanden. 
Oceanographie in A^erbindung mit Faunistik lehrt, dass solche eng- 
begrenzten Einbrüche, die den Archipel wie kein zweites Gebiet 
charakterisieren, teilweise sehr jungen Datums sein müssen. Bekannt 
ist, dass die Am- und Kel-lnseln durch ihre Fauna Neu-Guinea und 
Australien eng sich anschliessen. Eine untiefe Bank verbindet sie 
denn auch. Die Kei-Inseln aber trennt eine bis mehrere Tausend 
Meter tiefe Spalte. Trotzdem werden sie von modernen Beutel- 
tieren wie Macropus bewohnt. So beleuchten Faunistik und Oceano- 
graphie einander wechselweise auch im Hinblick auf chronologische 
F'ragen. 

Wenden wir uns jetzt der F'auna zu. 

Kurze Ueberlegung lehrt, dass den Organismen die Tendenz 
innewohnt, im Laufe der Zeiten sich umzubilden, entsprechend 
Boden, Klima und der Nahrung, die ihr Wohnraum bietet, ver- 
■schiedentlich in der F'orm und in der Begabung, die gebotenen 
Lebensbedingungen auszunutzen. Auch wohnt ihnen die Tendenz 
inne, sich zu vermehren über die Möglichkeit der Erhaltung in 
einer gegebenen Lokalität hinaus. Schon dies allein, gleichwie 
klimatische Aenderung der Heimat, muss zur Auswanderung führen. 
Ihr werden aber Schranken gesetzt, teils topographischer, teils klima- 
tischer Art, wobei wir unter Klima eine Summe meteorologischer 
Faktoren verstehen, welche entweder direkt einwirken auf den 
Organismus durch das Mass der Temperatur oder des Feuchtig- 
keitsgehaltes oder indirekt, insofern sic den Pflanzenwuchs, die 
bleibende oder zeitliche Aridität des Landes beeinflussen, Wasser- 
lüufe und Seen zum Eintrocknen bringen u. dergl. m. 

Oben sahen wir, dass Salomon Müller in dem klimatischen 
Faktor die erste Ursache sah der Verschiedenheit der F'auna des 
Archipels, die von ihm zuerst erfasst wurde. Es ist ein Faktor, 
der nicht zu den durchsichtigsten, zu den in seinen Folgen am 
leichtesten fassbaren gehört. Er muss auch im Archipel von Ein- 
fluss sein. 



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— I ft — 

Iräte ein Uiologe eine Wanderung an von der nur spärlich 
bewaldeten, mit (iras bestandenen, /ur Zeit des Ostmonsuns austra- 
lisch trockenen Insel rimor. zunächst über die benachbarten Inseln 
Rotti, Savu und Sumba, er begej^ncte durchaus gleichem Charakter. 
Raum gemildert, wenn auch geändert wegen anderer Boden- 
be.schafTenheit, fände er ihn auf der nördlichen Inselreihe von Wetter 
bis Solor. Lenkte unser W'anderer seine Schritte weiter westwärts 
über die Kette der Kleinen Simda-Inseln, er fände die sichtliche Zu- 
nahme der Vegetation nur in Sumbawa unterbrochen, als deutliche 
Folge der gewaltigen F'ruption des Tambora im Jahre 1815. Oem 
Höhepunkt der Vegetation begegnete er in Sumatra und Borneo, 
auch schon in Java, wenn hier nicht bereits vieles, so auch der 
Ebenenwald, der Kultur erlägen wäre. .So nimmt der australische 
(iharakter nach Westen beständig ab, desgleichen nach Norden, 
obwohl er sich bis Süd-(ielebes noch bemerkbar macht. Mag er 
auch manche faunistische Verschiedenheit gegenüber dem feuchten, 
dichtbewaldeten Teil des übrigen Archipels erklären, er erklärt 
nicht, weslndb das baumbewohnende Beuteltier Bhalanger westlich 
nur bis ('elebes und 'l'imor, weshalb der Lemuride Tarsius östlich 
nur bis Celebes und Savu reicht, weshalb der Kasuar in Ceram 
seine Westgrenze, die Cyprinoiden in Borneo und Lombok ihre 
O.stgrenze erreichen, weshalb endlich der Tiger und Panther Borneo 
fehlt, während sie die gleichartigen Wälder von Sumatra und Java 
durchstreifen. 

Damit tritt die klimatische .Schranke in den Hintergrund; in 
der topographischen ist die Unsache zu suchen. Es .sind aber nicht 
un überschreitbare Flüsse oder Bergzüge, sondern Meeresteile, die 
hier der Verbreitung Schranken setzen. Auch vor unserer Zeit! 
Alle wesentlichen (irenzen müssen wir zurückführen auf die Ver- 
teilung von Wasser und Land in der geologischen Vergangenheit; 
denn die \T>rteilung der Tiere ist älter als die heutige Verteilung 
von Wasser und I.and. Die Tiere brauchen darum nicht gleich- 
altorig zu sein. Neben Autochthonen, also alten, treten Immigranten 



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7 



lokal jüngere Formen auf, vielleicht von Invasionen verschiedenen 
Alters. .Sie forderten Landverbindungen. Kann die Geologie solche 
nachweisen, desto besser. Der Tiergeograph meint aber, dass auch 
sein Material gestattet, auf solche zu schliessen, wobei er sich dank- 
bar der Kontrolle der Geologie unterwerfen wird. V’^dn ihr fordert 
er aber Bestimmung des Alters paralleler Faunen der Vergangen- 
heit; denn wollen wir die Tierwanderungen in ihrer Richtung ver- 
stehen, so müssen wir annähernd deren Zeitpunkt kennen. Die 
Tiergeographie, die mehr sein will als empirische Faunistik, hat 
nicht mit dem Raum allein, sie hat auch mit der Zeit zu rechnen. 

Eine Gruppe von Tieren möge uns hauptsächlich längs diesem 
Pfade durch das Dunkel der Fauna des Archipels leiten. Die be- 
grenzte Zeit legt mir diese Beschränkung auf. Wir wählen die 
Säugetiere, da sie zunächst den Vorteil bieten, vom Archipel besser 
bekannt zu sein als irgend eine aaulere Abteilung, die Vögel etwa 
ausgenommen. Dann überragt auch unsere Kenntnis über ihr Ver- 
halten zur tertiären Zeit, so dürftig sie auch sein mag, immerhin 
weit die über andere Abteilungen. Endlich spielten die Säugetiere, 
vielfach allerdings mit Zuziehung der Vögel, die hervorragendste 
Rolle in den bisherigen tiergeographischen Betrachtungen. Erst 
neuerdings sind namentlich durch von Martens und P. u. F. Sarasin 
die Mollusken in den Vordergrund getreten mit Resultaten, die mit 
Erfolg zur Vergleichung herangezogen werden können. Daneben 
wollen wir, um auch von ganz anderer Basis ausgehen zu können, 
die Verbreitung der Süsswasserfische hcranziehen. 

Bekanntlich bevölkert den indo-australischen Archipel ein indo- 
australischer Tierbestand insofern, als im östlichen Teil ganz vor- 
wiegend australische Säuger wohnen, il. h. solche, welche heute für 
Australien durchaus charakteristisch sind. Im westlichen Teil da- 
gegen asiatische, teilweise selbst eurasiatische Tiere, die man 
zweckmässig auch indische nennen könnte, um auf ihren tropischen 
Charakter Nachdruck zu legen. Ich vermeide, von „orientalischen“ 
zu sprechen, wie sonst in der regionalen Tiergeographie Brauch ist, 

Weber, Der ludo>aiistnUi$)cbc Arehiped. 2 



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— i8 — 

da OS sich hier um allgemeinere Begriffe handelt, als wie sie die 
Verteilung der Erde in Regionen — gewiss nützlich für descrip- 
tive und museologische Zwecke — bietet. 

Achtete man nur auf die Säugetiere und wollte danach den 
Archipel durch eine scharfe (irenzlinie verteilen, sic müsste durch 
die Molukkenstrasse ziehen , Celebes und die Sula-Inseln westlich 
liegen lassen und darauf Timor und die benachbarten Inseln von 
Osten her umfassen. Untersuchung der Verteilung der Süsswasser- 
fische, die, wenn man die marinen Einwanderer sorgfältig ausmerzt, 
eine hervorragende tiergeographische Bedeutung haben, führte mich 
vor zehn Jahren, ähnlich wie früher Günther, zu dem Resultate, 
dass deren Verbreitung ungefähr der alten Linie von Wallace 
entspricht. Nur erkannte ich, dass dem Östlichen Teil australische 
Formen durchaus abgehen ; es ist eben nur eine Scheidung in 
eine reiche und in eine ganz verarmte indische Fischfauna. Andere 
Abteilungen geben wieder andere Resultate. So kommt es, dass, 
um nur von neuesten Autoren zu reden, P. L. Sclater die Wallace- 
Linie einzig für die Lombok.strasse gelten lässt, nicht mehr für die 
Makassarstrasse, die gerade für P. und F. Sarasin der bedeutsamste 
Teil derselben ist, allerdings in anderer Hinsicht als Wallace 
meinte. 

So ist es wohl richtiger, überhaupt keine scharfe Grenze zu 
ziehen; denn keine Grenzlinie scheidet, sondern ein breites Band 
von Inseln: Celebes, die Kleinen Sunda-Inscln, die Molukken um- 
fassend, verbindet vielmehr den östlichen und westlichen Teil des 
Archipels. Das ist kein neuer Gedanke. Derartiges schwebte 
Salomon Müller bereits vor; von Martens sprach deutlich von 
einem Uebergangsgebiet. Lydekker, dem es um regionale Ab- 
grenzung zu thun ist, schiebt selbst zwischen Ncu-Guinea und den 
westlich von der Wallace-Linie gelegenen Inseln eine austro-malayische 
Region ein. h'ügt man ihr die Philippinen hinzu, so entspricht sie 
der Uebergangszone, die Meyer und Wiglesworth zwi.schen 
der orientalischen und australischen Region für die Avifauna an- 



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19 — 



nehmen. P. und F. Sarasin endlich kleiden sehr schön ähnliche 
Gedanken in ein erdgeschichtliches Kleid. 

Dieses Band durchkreuzen die Scheidengrenzen verschiedener 
Tierabteilungen in verschiedener Richtung, ln gewissem Sinne ist 
es somit ein Uebergangsgebiet, aber durchaus kein einheitliches. 
Denn mag auch die Geschichte des Archipels in ihren grossen Zügen 
eine einheitliche sein, im Detail ist sie es nicht. Sie ist verschieden 
für die Grossen und für die Kleinen Sunda-Inscln, verschieden für 
Celebes und für die weiter östlich gelegenen Inseln. 

Die drei Grossen Sunda-Inseln sahen wir oben auf einer 
untiefen submarinen Rank liegen; ein Hinweis auf eine Periode, in 
der sie eine zusammenhängende Landmasse bildeten, die Asien sich 
anschloss. Hierfür legt die heutige Fauna nach Uebereinstimmung 
aller Untersucher unabweisliche Zeugnisse ab. Auch die tertiäre 
Fauna timt cs, so beschränkt ihre Reste vorläufig auch sein mögen. 
Aus K. Martin’s, namentlich aber aus E. Dubois' Befunden, be- 
rühmt geworden durch den Pithccanthropus von Trinil, geht hervor, 
dass zu einer Zeit, die jünger ist als die jungniiocäne oder alt- 
pliocäne Siwalikfauna, aber älter als die altpleistocänc Narbadafauna 
Vorderindiens, somit höchstwahrscheinlich jungplioeän ist, Java durch 
eine reiche F'auna grosser Tiere bewohnt war'). Es W’aren Arten, 
die, mit Ausnahme vom Rhinozeros, Java heute nicht mehr be- 
wohnen, wohl aber mit plioeänen Arten Vorderindiens überein- 
stimmen. Der Schluss ist gerechtfertigt, dass bis zu dieser Zeit 
beide verbunden w’aren, dass dann aber eine Lösung eintrat unter 
Ereignissen, die gleichzeitig das Aussterben dieser F'auna zur 
F'olge hatte. 

Lag Java zur Blütezeit dieser Fauna höher als heute, ragten 
seine damals noch jugendlichen Vulkane, erst wenig erodiert, noch 
höher in die Wolken, so w’ar es ein Gebiet gewaltiger Kondensation 



l) Eine Axisübniiehe llirschart, den Slcjjodonlcn zugehörige Elefanten, verschiedene 
Rinder, eine Riesenform von Manis, ein zu Hcxaprolodcn gehöriges Nilpferd, Schweine, 
Hyaena, Fdis-Arlcii u, s. w. 

2 * 



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20 



der feuchten Winde des Indik, umsomehr, wenn wir mit den Sara- 
sin’s annehmen, dass damals Reihen von Eruptionen mit ihrer Asche 
den Himmel erfüllten, die Insolation herabsetzten, die Feuchtigkeit 
erhöhten. Plausibel wird dann die Annahme E. Dubois’, dass 
während dieser Periode, der die „Kendangfauna" angehörte, aus- 
gedehnte Süsswas-sersecn Java bedeckten. Hier hauste die Hippo- 
potamus-Art, deren Nachkommen sich nach Afrika, hier der Gavial, 
der sich in die Flüsse Vorderindiens zurückzog. ln der bewaldeten 
Ebene graste ein Anoa, der sich in dem verwandten Zwergbüffel 
in Celebes erhielt, gleichwie eins der Wildschweine Javas. Die 
Rinder jener Zeit entwickelten sich zum heutigen Banteng und 
Karbau. An Stelle der Riesenmanis trat das heutige .Schupjjeiftier 
und das Rhinoceros, das jetzt Java eigen ist, bestand auch damals 
bereits. Vorläufig entrollt sich damit nur erst ein ganz ungenügen- 
des Bild der damaligen .Säugetierfauna. So kennen wir noch keinen 
Baumbewohner aus jenem offenbar auch damals baumreichen Lande; 
denn Pithccanthropus war kein solcher. Das Bild ist darum aber 
nicht minder wichtig, da es unwiderleglich den Zusammenhang 
Javas mit dem asiatischen Kontinent noch zur plioeänen Zeit illu- 
striert; ein Zusammenhang, der auch für Borneo gegolten haben 
muss, da Martin den siwalischen Ma.stodon latidens auch von Borneo 
bekannt machte. 

Lassen wir nun in i^leistocäner Zeit diese Ländermassen bis zur 
Tiefe der Seestrassen sinken, die heute die Inseln und diese von 
Asien trennen, entfernen wir weiter den Schleier vulkanischer Asche 
und lassen die volle tropische Sonne die Inseln bescheinen, lassen 
wir endlich bei trockenem Klima die Seen eintrocknen, — dunkel 
bleibt uns, warum der Axis-Hirsch von Java verschwand, warum der 
Anoa. Aber ebenso dunkel, warum der Orang-Utan, ohne Zuthun 
des Menschen, fast vor unseren Augen in Sumatra ausstirbt, während 
er im benachbarten Borneo, nach Sclenka’s schönen Untersuchungen, 
im vollen Flu.sse der Artbildung ist. Solche Thatsachen mahnen 



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zur Vorsicht, wenn heute einer Insel eine Art fehlt, die eine benach- 
barte hat. 

Bisher behandelten wir die (xrossen Sunda-Inseln als eine Ein- 
heit jxegenüber dem asiatischen Festlande, von dem sie sich 
trennten. Die heutige Tierverbreitung zwingt aber zu der Annahme, 
dass diese Trennung und die der Inseln voneinander keine gleich- 
zeitige war. Genau so, wie der Geologe aus Leilfossilen den räum- 
lichen und zeitlichen Zusammenhang früherer Meere oder jetzt ge- 
trennter Länder crschliesst, meint der Zoologe durch recente Orga- 
nismen, die nicht in einer fernen Vergangenheit, sondern erst heute 
starben, zu ähnlichen Schlüssen sich „leiten“ lassen zu dürfen. .So 
steht für ihn fest die innigste faunisti.sche Verwandtschaft zwischen 
Sumatra, Java und Ikirneo sowie dieser Inseln mit der malajüschen 
Halbinsel und .Siam. Setzen wir — nach Ausschluss der zahlreichen 
Fledermäuse — die Zahl der Säugetiere, welche die drei grossen 
Inseln bewohnen, auf 176, so kommen 68 derselben auch auf dem 
Festlande Asiens vor. Die übrigen sind bis auf einzelne wenigstens 
durch parallele Arten vertreten. Auch für andere Abteilungen gilt 
Aehnliches. So sprach bereits 1877 Sauvage bezüglich der Fauna 
der Süsswasserfische von Indo-China und der drei Grossen Sunda- 
Inseln nicht nur von einer Verwandtschaft, sondern von eine\' voll- 
ständigen Gleichheit. Von den bi.sher bekannten gross-sundaischen 
Sauriern z. B. treten nicht weniger als 32 in gleichen Arten auch in 
der Malayischen Halbinsel auf. Verschiedenheiten erklären sich 
durch Entstehung neuer Arten in den Gebieten nach ihrer Trennung, 
durch Einwanderung anderer aus dem weiten Hintcrlande, mit dem 
Malakka in Verband blieb. Hierin liegt z. B. dessen Reichtum an 
Schildkröten gegenüber den Inseln begründet. 

Die faunisti-sche Verwandtschaft derGrossen Sunda-Inseln istaber- 
mals nicht gleich. Die Tierverbreitung legt den Gedanken nahe, 
dass Java am ersten sich trennte, dass es mit Sumatra länger in 
Zusammenhang blieb als mit Borneo und dass .Sumatra erst zuletzt 
sich freimachte von Asien. Sehen wir wiederum von den Fleder- 



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mäusen ab, so sind von den 176 gross-sundaischen Säugctierarten 
loi Art nur von je einer Insel bekannt, und zwar 17 (4 mit Asien 
gemein) von Java, 23 von Sumatra (6 mit Asien gemein), 61 von 
Borneo {4 mit Asien gemein). Die übrigen 75 kommen wenigstens 
auf 2 Inseln vor und zwar 34 auf allen 3 Inseln; 27 sind Sumatra 
und Borneo, nur 6 Sumatra und Java, nur 8 Java und Borneo ge- 
mein. Hiernach ist obiger .Schluss gestattet, zu dem auch andere 
Abteilungen, z. B. die Mollusken, sehr deutlich führen. 

Aus anderen Abteilungen schlossen andererseits P. und F. Sara- 
sin, dass Java und Borneo keine 2\rt gemein htiben, die nicht auch 
in Sumatra vorkäme, woraus sie weiter folgern, dass Java und Borneo 
in jüngerer geologischer Vergangenheit nicht in unmittelbarer Land- 
verbindung gewesen und dass Tieraustausch zwischen ihnen über 
.Sumatra vor sich gegangen sein müsse. Da die Säugetiere dieses 
Resultat nicht ergeben, muss noch ein anderes Moment eine Rolle 
spielen, das bei einfacher Summierung der Arten nicht zu Tage 
tritt. Da zeigt sich zunächst, dass Java einige Arten mit dem Kon- 
tinent gemein hat (Rhinoceros sundaicus, Tragulus stanlcyanus, 
Viverricula malaccensis. Ilelictis orientalis), die Sumatra und Borneo 
fehlen. Dies erweckt den Eindruck , als ob in früher Zeit Java 
mit Hinterindien in Verband gestanden habe, ohne Vermittelung 
von .Sumatra. Dies hätte über die Andamanen, Nikobaren und über 
die Inselkette, die der Westküste Sumatras vorgelagert ist, geschehen 
können. Sie hätten zusammen eine grosse Insel oder Halbinsel 
bilden können, die sich vielleicht bis zu der Weihnachts-Insel aus- 
dehnte. O. Thomas meint denn auch, Besonderheiten in der Säuge- 
tierbevölkerung der Inselkette durch Annahme solcher Halbinsel 
erklärlich machen zu können. Mir ist nicht bekannt, ob die Geo- 
logie solchem Gedanken, wie ich ihn oben aussprach, eine Stütze 
verleiht, die Fauna der Nikobaren und Andamanen thul es vor- 
läufig nicht. Ihr fehlen charakteristische Formen (.Sciurus, Sciurop- 
tcrus, Pteromys, Semnopithecus), die auf den kleineren Inseln 
der Kette, wie den Mentawei-Inseln, Vorkommen, ihre hauna ruft 



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23 



vielmehr nach Miller den Gedanken wach, dass diese Inseln vor 
der Bildung der malayischen- Fauna bereits isoliert waren und dass 
die heutige Süugetierfauna in der Hauptsache ihr zuflog oder ab- 
sichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen zugeführt wurde; denn 
es muss auffallen, dass unter höchstens 38 unterscheidbaren Säuge- 
tieren 16 Fledermäuse und 13 Mäuse sich finden. 

Die Herkunft kontinentaler F'ormen in Java, die Sumatra und 
Borneo fehlen, kann also in dieser Richtung nicht erklärt werden. 
Wallace zieht die Eiszeit heran, vor der sich vom Himalaya her 
Formen zurückzogen auf die damals zusammenhängenden Inseln. Als 
diese Kälteperiode wich, wanderten sie wieder nach Norden, nur Java 
war bereits abgetrennt und hielt sie zurück. Doch welchen neuen 
Faktor wir auch anführen, der Schluss lautet stets, dass Java am 
ehesten eine Insel wurde und dadurch Reste einer älteren Fauna be- 
hielt, die auf den anderen Inseln schwanden, vielleicht unter dem Ein- 
fluss späterer Invasionen von Asien her. Auch bei dieser Annahme 
bleiben Rätsel genug. Warum erhielt sich das wilde Rind, dessen 
direkter Vorfahre aus dem Plioeän Javas bekannt ist , auf dieser 
Insel und auf Borneo, während es Sumatra fehlt; warum hat nur 
letzteres und Borneo den malayischen Bären? Betrachtet man ihn 
als allerjüngsten Einwanderer, der das abgetrennte Java nicht er- 
reichte, so fragt man, wie denn der Tiger und Panther von Sumatra 
nach Java kam und nicht nach Borneo. 

F'ür letztere Insel ist nicht von der Hand zu weisen die Ein- 
wanderung eines anderen Tierbestandes, vermutlich von Süd-China 
über die Philippinen. Ob dies zu einer Zeit geschah, als Borneo 
noch mit Sumatra zusammenhing oder erst später, ist nebensächlich: 
die Ländermassen sind ausgedehnt genug, um faunistische Unter- 
schiede aufweisen zu können, auch wenn sie zusammenhingen. 

Vom tiergeographischen Gesichtspunkte aus darf demnach die 
Geschichte der Grossen Sunda-Inseln vielleicht so lauten. Vermut- 
lich im Eoeän ragten die.selben als Archipel aus seichtem Meere 
hervor. Hebungen verbanden sie zur mioeänen Zeit zu einer Land- 



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24 



massc, die mit Asien, wenigstens mit einem Lande, dem auch X'order- 
indien angchörte, zusammenhing. Von dort aus wurden sie be- 
völkert, wie die plioeäne Fauna Javas und Horneos ausweist. Diese 
beiden Inseln trennten sich frühestens im Pleistocän, darauf Java 
auch von Sumatra. I.etzteres blieb bis in eine sehr junge \'er- 
gangenheit mit Malakka in Verbindung und muss von dort immer 
wieder neuen Zuzug von Tieren erhalten haben. Früher löste sich 
Horneo vom Kontinent 

Ursprünglich allen drei Inseln gemeinsame Arten schlugen 
dann verschiedene Variationsrichtungen ein, wofür die Gibbons, 
Semnopithecus und die Eichhörnchen in ihren zahlreichen Farben- 
varietäten treffende Beispiele sind. Andere Arten erhielten sich 
unverändert; wieder andere starben auf einer Insel aus und erhielten 
sich auf einer anderen. Endlich empfing Java vereinzelte Formen 
von Celebes und den Kleinen Sunda-Inseln, Borneo einen reicheren 
Tierbestand von den Philippinen her über einer alten Landbrücke 
nach Süd-China, die den Zuzug von dem Archijx!! .sonst fremden 
Formen gestattete (wie Nasalis, Macacus arctoides, Rheitrosciurus, 
Ptilocercus), auch solchen vom Himalaya (Chimarrogale himalayica, 
Crocidura fuliginosa). 

Wie steht es nun mit der weiteren Verbreitung dieser asia- 
tischen Fauna der Grossen Sunda-Inseln? Da lässt sich, zumeist 
nacliEverett’sUntersuchungen feststellen, dass von dem Philippincn- 
Archipcl die Palawan-Gruppe, die auch durch Lbitiefen mit Borneo 
sich verbindet, eng an diese Insel sich anschliesst. Doch dauerte 
die Isolation beider lang genug, um artliche Unterschiede hervor- 
zurufen. Nicht nur die tiefe Mindorostrasse, schärfer noch trennen 
faunistische Unterschiede beide von den übrigen Philippinen, ohne 
dass letztere ihren asiatischen Charakter verlieren. 

Aehnliche Verhältnisse bietet Java und die Kette der Kleinen 
Sunda-Inseln, welchen der .Sprachgebrauch und für uns auch zoogeo- 
gi'aphische Gründe den Timorarchipel ausschliesst, somit Timor und 
die benachbarten Inseln Rotti, Savu und Sumba. 



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25 



Wir konnten oben dem miulcron Teil dieser Kette nur ein 
jiig'endliches Alter zuerkennen. Nt)ch näher lieg^t uns der Zeitpunkt, 
in welchem die .Strassen sich bildeten, die in nord-südlicher Richtung 
diese östliche Fortsetzung Javas in eine Reihe von Inseln zerlegen. 
Offenbar i.st das Alter dieser Strassen kein gleiches, lieber die west- 
lichste derselben, über die .Strasse von Bali, welche diese In.sel von Java 
trennt, schweigt die Litteratur. Für die Anhänger der Wallace-l.inie 
scheint sic nicht zu bestehen; alle rechnen stillschweigend Bali zu 
Java, desgleichen die Insel Madura, offenbar auch die Kangcan-Inscln, 
die ja gleichfalls auf der javanischen .Seite der Lombokstrasse liegen. 
Wir kennen die einzige Rolle, welche diese Strasse in der zoolo- 
gischen, teilweise auch in der botanischen Litteratur spielt; oben 
wurde angedeutet, wie die .Siboga-Expedition zunächst die .Sage zu 
nichte machen konnte, dass sie als tiefe .Spalte Bali und Lombok 
trenne. Vor Jahren bemühte ich mich auch vom zoogeographischen 
Standpunkte aus ihre untergeordnete Bedeutung darzulegen. Für 
.Säugetiere ist diese zweifellos. Ausschliesslich auch von Java be- 
kannte Sänger bewohnen, meist in derselben Art, die Kleinen 
.Sunda- Inseln; einzig die Insel Timor'), die östlichste der langen 

I) Es ist hier der Ort, der immer wieder in der IJitcratur auftauchondon bequemen 
Annahme cntfjcgenzutrclcn, welche die nicht in das Schema passenden Tiere durch den 
Menschen eingeführt sein lässt. So sollen die Säugelieic, die Timor mit den Kleinen 
Sunda*Inseln und mit Java gemein hat, durch Malayen eingeführt sein. Wer Timor kennt, 
seine Bewohner und seine nautische Abgeschlossenheit von der malayischen Welt, kann 
sich eines I.ächelns ü!>er solche Vorstellungen vom grünen Tische nicht erwehren. Da 
man ihnen immer wieder begegnet, wenn cs sich um die asiatischen Elemente dev öst- 
lichen Inselwelt handelt, fragt man sich ven^'undert, warum denn diese Malayen, die gerade 
Interesse haben für ihnen fremde Tiere, es wohl fertig gebracht haben sollten, B. 
das Staclielschwcin ilirer Heimat — ein Tier, das einen Malayen absolut nicht interessiert 
— in Timor und Celebes einzuführen, nicht aber z. B. den Cuscus, der in Makassar und 
Salayer zum Kaufe angeboten wird, oder die Kakadus bei sich zu Hause. Noch wunder- 
barer ist die beliebte „FlÖsstheoric" in ihrer extremen Aeusscrung. Gewiss ist es 
möglich, dass ausnahmsweise auf Baumstämmen, auf abgerissenen Stücken 
Land, Tiere über See verschleppt werden. Dass aber Austi^lien seine Mausearten, von 
denen bereits etwa 50 beschrieben sind, die den Genera Hydromys, Xeromys, Mus, Masta- 
comy.s, Uiomys und Conilurus angchören, auf zugetriel>enen Baumstämmen sollte erhalten 
haben, ist mir unbegreiflich. Wanini niachlcii nur sic von dieser Rcisegelcgcnheit Gebrauch, 



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2f) 



Kette, wahrscheinlich auch die älteste, besitzt ein Heutelticr. Für 
weitere Abteilungen war das faunistische Material damals ungenügend 
und ist es teilweise heute noch; denn die Kleinen Sunda-Inseln gehören 
zu den schlechtest untersuchten des Archipels. Inzwischen drängen 
einige neue Ergebnisse für jeden Unbevorurtcilton die Bedeutung der 
I.onibokstrassc ganz in den Hintergrund. 

Die Cyprinoiden bilden eine eminent indische Gruppe von Süss- 
wasserfischen. Ihre Zahl beträgt in Sumatra und Borneo etwa 90, in 
Java ist sie bereits auf 63 gesunken. Von Bali sind bisher nur zwei 
.\rten bekannt. Celebes besitzt trotz all seiner Flüsse und Seeen keine 
einzige, auch war keine östlich von der 1 .ombokstrasse gefunden. Das 
erschien als starke .Stütze für diese Strasse als Tiergrenze. Während 
der .Siboga-Expedition hatte ich aber Gelegenheit, auf I.ombok einige 
Stunden lang meine Aufmerksamkeit dem Lande zuzmvenden. Ein 
Cyprinoide, eine Rasbora-Art, verschieden von der balinesischen, war 
der bedeutsame Eund, der die Lombokstrassc als Ostgrenze für 
Cyprinoiden hinfällig machte. 

Nicht minder verdient Folgendes alle Beachtung. An der 

javanischen .Seite der Lombokstrassc liegt die Gruppe der Kangean- 
Inseln. Stillschweigend wurde angenommen, dass ihre Fauna 
sich dementsprechend verhalte, um so mehr als eine Kette von 
kleinen In.seln und eine untiefe Bank sie mit Madura und da- 
mit mit Java verbindet. Bisher wurde nur ihre Avifauna untersucht. 



\V4amm nicht viel eher Kichhörnchen z. B., die im asiatischen Teil des Archipels so zahl- 
reich sind und an und für sich schon auf Bäumen verw’eilen, für Mäuse gewiss ein fremder 
Wohnort. Merkwürdig, dass gerade die asiatischen Tiere so reiselustig sind und dass 
niemals eines der vielen baumbewohnenden Beuteltiere nach Westen trieb, etwa der Cusais 
von Timor nach Rotti: nur ein kleiner Abstand. Noch merkwürdiger, dass vielleicht vom 
Miocan ab kein Säugetier eine Fahrgelegenheit fand von Borneo n.aeh Celebes ül>cr die 
Makassarstrassc ; und der grosse Kuteifluss flösst doch nur zu viel Baumstämme aus dem 
Innern Borneos der Makassarslnisse zu. Gewiss ist cs erlaubt, sich dieses Tranporimittels 
zur Erklärung der Verbreitung der Tiere zu bedienen, es muss aber unter scharfer Kritik 
geschehen; man darf die B;iums(änimc nicht nur dahin treiben lassen, wo man sie gerade 
nötig hat. Und wenu man Neigung fühlt, anzunehmen, dass die „Malaycn" auf ihren Mandcls- 
fahrlen den Osten des Archipels mit Tieren beschenkten, ist man wenigstens die Erklärung 
schuldig, warum ihre Retourfahrten in dieser Hinsicht so absolut rcsultatios waren. 



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— 27 — 

der fehlt aber, nach Vorderman, ganz abweichend vom benach- 
barten Madura, der javanische Typus durchaus, wogegen die Insel 
Bawean, fast loo km nordwärts von Java, einsam in der Javasee 
gelegen, eine typische javanische Vogelwelt hat. Für Meyer und 
Wiglcsworth ist denn auch überhaupt die Lombokstrasse keine 
ornithologische (trenze von einiger Bedeutung. 

Sehen wir ab von I.ehrbüchern und den bekannten Volksaus- 
gaben, die mit beneidenswerter Sicherheit die Wissenschaft auftischen, 
so tritt hier und da ein Spezialist noch voll und ganz für die f.ombok- 
strassc ein, so neuerlich Breddin auf Grund der Hymenopteren. So 
erfreulich gedankenreiche Ausnutzung der Kenntnis einer kleinen 
Gruppe ist — ein paar glückliciie Funde, wie der des Cyprinoiden, auf 
diesen spärlich durchforschten Inseln, können unsere derzeitige Einsicht 
ändern '). Auch bezüglich der Mollusken. Doch auch ohnedem muss 
man dem Schlüsse von P. und F. Sarasin, dass der Lombokstrasse eine 
tiergeographische Bedeutung zukomme, so allerdings, dass sie unter 
der Mak;i.ssarstrasse rangiert, ein Schluss, darauf beruhend, dtiss acht 
javanische Mollusken, trotz der Grösse von fünf derselben nur bis 
Bali angetroffen wurden, entgegenhalten, dass vier derselben, in 
Celebes Vorkommen; eine, der Gattung Amphidromus angehörig, auf 
Timor lebt *), somit gleichfalls jenseits der Lombokstrasse. Ferner, 



1) Ein treffendes Beispiel hierfür liefern die I.aiidpi.warien. Während eines Aufcni- 
haltcs von mehreren Munaten auf Celebes im Jahre l888 glückte cs mir nicht, ein 
einziges Exemplar dieser Ticrgruppe zu crl>euien. An Unfilhigkeit im Sammeln konnte 
cs nicht liegen, da ich kurz zuvor in Java und Sumatra 17 Arten, woiunlcr 14 neue, ge- 
sammelt hatte. Ich traf aber in Celebes <lie trockenen Monate, in dem Jahre aussei- 
ßcwuhnlich trocken. Die Herren Sarasin wiesen dann aber durch ihre reichen Funde 
nach, dass Celebes nicht etwa arm oder gar ganz ohne I.andplanarien, sondern im Gegen- 
teil iiusserst reich an ihnen ist! 

2) Hierbei darf man nicht, gegenüber Celebes und Timor, die Armut an zu Tage 
tretendem Kalke z. B. auf Flores und Sumbawa in der Kette der Kleinen Sunda-Inseln 
vcrgc'ssen. Ihr jung-vulkanischer Boden ist wenig geeignet für Landmoliusken. Auch 
machte ich in der Einleitung zum Siboga-Werke auf folgenden Punkt aufmerksam, im 
Hinblick darauf, dass die Herren Sarasin auf Grund des Vorkommens von I^ndmollusken 
der Strasse, die Flores lind Sumb;iwa scheidet, die Bedeutung einer wenn auch unter- 
geordneten Grenzlinie zuerkennen. Abgesehen von unserer sehr ungenügenden faunistt- 



O 



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28 



dass nach Angabe dieser liochverdienton Forscher selbst acht 
weitere javanische Arten diese Strasse ostwärts nach den Kleinen 
Sunda-lnseln zu überschreiten und umgekehrt drei Arten von dort 
westwärts bis Bali gehen, ohne ab(‘r Java zu erreichen. Damit 
kommen wir zum .Schlüsse, den v. Martens bereits vor langer Zeit 
erreichte, dass die l.ombokstrasse für Landmollusken keine scharfe 
Grenze und für Süs.swa.ssermollusken als solche vorläufig ganz 
imaginär ist. 

Gleiches lehrten die üpilioniden, die nach meiner .Sammlung 
l.oman bearbeitete und nach Pocock die Chilopoden. Auch lä.sst 
dieser Autor die Scorpioniden an dieser (irenzlinie nicht Malt 
machen. Für ihn beschränkt sich gar die „australi.sche Region“ auf 
den Kontinent Australiens, wie dies auch Beddard für die Kegen- 
würmer thut. Und für Krokodile ist gleichfalls bekannt, da.ss für 
sie solche Grenze nicht besteht. 

(tegenüber solchen positiven Zeugnissen treten negative Er- 
gebnisse in den Mintergrund, um so mehr, als erstere sich berufen 
auf Gruppen sehr verschiedenen Alters und teilweise von so ge- 
ringer Wanderfähigkeit, dass sie nur bei landfester Verbindung zu 
Verbreitung führen konnte. 



sehen Kenntnis dieser Inseln, verliert man überhaupt leicht aus dem Auge, wie decimierend 
auf die Fauna die Riesen>'ulkane solcher kleinen Inseln durch ihre Eruptionen wirken 
mussten. Dafür lese inan die Berichte über die Eruption des Tambora auf Sumhawa ini 
Jahre 1815. Durch dieselbe wurtle ganz Sumbawa mit einer Aschenlage bctlcckt, deren 
Dicke — je nach dem Abstand vom Vulkan — zwischen ungefähr i m und 50 cm 
variierte. Auf Eombok betrug sie fast 50 cm ; auf Bali — ungefähr 300 km entfernt 
— noch 30 cm. Von der Bevölkerung von Sumbawa von reichlich 84 000 Seelen kamen 
nach nicdiigstcr Schätzung direkt 10 100, durch Hunger und Krankheit 37 825 um. 
Zoliinger, der 1850 die Insel untersuchte, hebt ausdrücklich hervor, dass sie seit dem 
Ausbruch an Pflanzen ärmer geworden sei. Für die Pflanzenniaasc lasse sich das beweisen. 
Kr muss cs für die Arten annchmcu, die für ihre Entwickelung feuchte Wälder und 
Humus nötig haben, die infolge der Bedeckung mit Asche geschwunden sind. Dass damit 
auch ein eingreifender Einfluss auf die Fauna, allermeist auf Säugetiere, Reptilien, Am- 
phibien, Mollusken und die Süsswasserfauna ausgeübt wurde, also gerade auf die Abteilungen, 
die wir bei zot^cographisclien Fragen gebrauchen, ist fast überflüssig hcrvorzuhcbeii. Bei 
Vergleichung z. B. der Molluskenfauna von Flores und Sumbawa sollte solches im Auge 
behalten werden. 



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— 29 — 

Wohl für immer liegt hinter uns die Zeit, die annahm, dass 
jenseits der Lombokstrasse die mesozoische Tierwelt anhebe und in 
die Gegenwart hineinrage, dass der Reisende, der ihre wenigen 
Meilen überschreite, einem grösseren Unterschiede in der Fauna 
begegne, als wenn er von Europa nach dem tropischen Afrika 
ziehe. Er sollte sich plötzlich zwi.schen Beuteltieren befinden! Die 
solches erzählten, vergassen, dass unser hetrogener Reisender leider 
noch den Abstand von Karlsbad nach Rom in der Luftlinie, ost- 
wärts über Inseln und breite Seen abzidegen hätte, ehe er der 
einzigen Beuteltierart in Timor begegnete. Wollte er noch eine 
weitere sehen , er hätte tausend Kilometer weiter zu reisen und 
reichlich Gelegenheit, über die Nachtseite der Zoogeographie nach- 
zudenken. 

Inzwischen gehen wir aber wohl nicht fehl, wenn wir die 
Lombokstrasse als eine der ältesten betrachten von den vielen 
.Strassen zwischen den Kleinen Sunda- Inseln. Doch auch dieses 
Alter reicht nach B. und F. Sarasin nur bis zur Pliocän- 
spätestens Pleistocänzeit zurück und nur letztere Zeitbestimmung 
scheint mir der Wahrheit am nächsten zu kommen. Damit reichte 
eine Einwanderung von asiatischen, speciell javanischeti Tieren von 
Java her bis in diese verhältnismässig kurze Vergangenheit. .Sie 
konnte aber überhaupt nur von kurzer Dauer sein , wegen des 
jungen Alters der Inselkette überhaupt. Dem entspricht auch die 
ärmliche Fauna. Sie ist, was die Säugetiere angeht, durchaus 
indisch im weiteren Sinne, erfuhr aber auch Import von anderer 
Seite her. 

Ueberzeugend haben P. u. F. Sarasin nachgewiesen, dass früher 
eine X’erbindung bestand mit Celebes, etwa über Saleyer und die 
Djampea-Inseln nach Flores hin. Vielleicht lag hier aber damals, 
wie oben angedcutet, eine ausgedehntere I.andmasse, die sich bis 
Java erstreckte und deren Bergspitzen sich in den zahlreichen 
Paternoster-, Postillion- und anderen Inseln erhielten. Ueber diese 
„Floresbrücke“ lassen die Sarasin’s „klein-sundaische“ Tiere in 



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-- 30 — 

Celebes einwandern. Hierdurch erkläre ich mir andererseits das 
Auftreten des altertümlichen Halbaffen l'arsius fuscus auf Savu an 
Stelle des l'arsius spectrum der Grossen Sunda-Inseln, der von Java 
her ostwärts hätte Vordringen können. Auch das Auftreten philip- 
pinischer Saurier, wie Draco reticulatus, I.ygosoma variegatum 
und smaragdiniim, welche Java fehlen. 

Vielleicht lag in dieser Verbindung der Grund, dass der Pha- 
langer von Saleyer nicht mit dem benachbarten celebesischen, sondern 
mit dem von Timor identisch ist und dass die Ornis von Saleyer 
gleichfalls auffallende Anklänge an diese Insel darbietet. Australische 
Formen treten ganz in den Hintergrund. Solche flössen den Kleinen 
Sunda-Inseln von Osten her zu. Insoweit sic nicht vonCelebes 
kamen, ist ihre Herkunft dunkel. Denn wenn wir sie von Timor 
einwandern la.ssen. verschieben wir nur die Instanz nach einer uns 
dunklen Vergangenheit Timors und der benachbarten Insel Rotti, 
Savu und .Sumba. von denen wir nur wissen, dass sie seit langem 
das Meer überragten. Nur eine schmale Rinne tiefen Wassers scheidet 
Timor von der Sahul-Bank, die Australien ihm entgegensendet. 
Sollte diese Bank ehemals als landfeste Verbindung über das Meer 
emporgeragt haben, cs müsste vor langer Zeit gewesen sein, als 
Australien selbst noch kaum bewohnt war. Hätte sie später be- 
standen, so sollte man einesteils meinen, dass Australien auch von 
dorther asiatisches Material hätte beziehen können, anderenteils hätte 
eine unbegreifliche Ursache die in Timor eingewanderten austra- 
lischen Wesen wegfegen müssen. Vielsagend ist es, dass die austra- 
lischen Formen ganz vorwiegend den Vögeln angehören, deren 
aktive Verbreitungsfähigkeit und passive durch beständig wehende 
Winde doch wohl am grössten ist. 

So erscheint die Fauna der Kleinen .Sunda-Inseln als eine 
Uebergangs- oder Mischfauna, die in erster Linie eine verarmte 
indische ist und von Java stammt. .Sie rekrutierte sich durch 
weiteren Zuzug von Celebes her und erhielt auf diesem Wege auch 
philippinische Elemente, die einem älteren Tierbestande angehören. 



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3 ' 



Auf diesem Wege gingen ihr auch spärlichere papuasische bezüg- 
lich australische Formen zu, insoweit diese nicht in bisher dunkler 
Weise Timor erreichten und sich von hier aus verbreiteten. 

Betreten wir jetzt Celebes, so befinden wir uns in dem am 
meisten umstrittenen Gebiet. Für den einen ist es eine „kontinen- 
tale“ Insel, für den anderen eine „anomale“. Die.sem ist ihre Fauna 
ein Relikt aus mesozoischer Zeit, jenem eine australi-sche, mir eine 
verarmte indische mit australischer Beimischung, während v. Martens 
sie treffend ein ITebergangsgebiet nannte. Ihre Geschichte haben 
aber erst F. und F. Sa rasin in überzeugender Weise geschildert. 

Leider ist sie uns auch nach ihren epochemachetuien Unter- 
suchungen paläontologisch noch ganz verschlossen. 

Ueber den früheren faunistischen Zusanimenhang der Grossen 
Sunda-Inseln mit Indien unterrichtete uns die plioeäne (und pleisto- 
eäne) Fauna Javas, die der jung-plioeänen Xarb^td;^s und der siwa- 
lischen entspricht, welche vom mittleren Mioeän bis in das altere 
Plioeän reicht. 

Dokumente dieser Zeit sind uns fo.ssil von Celebes nicht be- 
kannt, wohl aber als lebende Relikten. Denn als solche dürfen wir 
Macacus maurus, Cynocephalus, Anoa, die dem übrigen Archipel jetzt 
fehlen, bezeichnen. Die.sem älteren Tierbestand gehört auch wohl Babi- 
russa, Tarsius und Paradoxurus musschenbroeki an, sowie eine Reihe 
altertümlicher Mäuse, die ebenfalls in den Hochlanden der Philip- 
pinen, in Neu-Guinea und Australien Vertreter haben. Daneben 
treten andere .Säuger auf, die wir als jüngere asiatische Formen 
von den Grossen .Sunda-Inseln kennen. 

So drängt sich als erstes Ergebnis auf, dass sich die Tierwelt 
von Celebes nicht aus gleichaltorigen Elementen zusammensetzt; auch 
die Ornis lehrt dies. Ich erinnere nur an Cistura, die ursprüng- 
lichste Form der Eisvögel, an Coracias temmincki, der nur auf 
Celebes lebt; seine Geschlechtsgenossen in z\frika, Europa und .Süd- 
asien . keiner aber im übrigen Archipel. Die zwei .Spechte von 
Celebes (.Microstictis und lyngipicus) sind ein anderes Beispiel, da 



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32 



weitere Spechte nach Meyer und Wiglesworth erst später in 
den Grossen Sunda-Jnseln einwanderten, ohne Celebes zu erreichen, 
das bereits abgetrennt war. 

Nun haben P. und F. Sarasin nachgewie.sen, dass Celebes und 
Borneo einzig solche Formen gemein haben, die auch auf Java, 
Sumatra und den Philippinen Vorkommen. Mit ihnen schliessen wir 
darum, dass die Makassarstrasse Borneo und Celebes trennt, seitdem 
dies über die Wogen emportauchte. V'erlegen sie dieses Ereignis 
richtig in d;is Mioeän, so muss die Strasse mindestens von der Zeit 
her datieren. Dieses Isolement von Celebes nach W^esten galt aber 
nicht für die übrigen Himmelsgegenden. Nach Norden schlagen 
die Sa rasin ’s eine Philippinenbrücke über die Inselkette, die von 
der Nordspitze von Celebes nach Mindanao sich erstreckt und, 
wie die Siboga-Expedition nacluvics, auf einem schmalen, hohen 
Rücken liegt; südwärts schlagen sie die bereits genannte F'lores- 
brücke über Salcyer und die Djampea-lnseln nach l-'lores, eine dritte 
nach Java. Deren Alter verlegen sie in das Pleistocän. Sie lassen 
über dieselben klein-sundaische resp. javanische Formen in Celebes 
einwandern. Der Javabrückc möchten sie auch Bali einfügen. Dann 
fielen auch die Kangean-Inseln hinein. Was ich über diese Inseln, 
sowie überhaupt über die Kleinen Sunda-Inseln beibrachte, macht es 
fast annehmlicher, an Stelle dieser zwei Brücken eine ausgedehnte 
Landmasse anzunehmen, die sich einstmals mit Celebes verband, all- 
mählich aber zerbröckelte unter dem Einfluss der gewaltigen Vul- 
kane der Kleinen ,Simda-Inseln und des Pik von Bonthain auf der 
Südspitze von Celebes, 

r)och wie dem auch sei, diese Landbrücken waren genügende 
Verbindung mit dem asiatischen Faunengebiet, um der Fauna von 
Celebes ganz überwiegend einen asiatischen Charakter aufzudrücken. 
Dass darin das philippinische Element vielfach vorherrscht, spricht 
für eine längere und ausgedehntere Verbindung mit dieser Insel- 
gruppe, die ihrerseits, etwa über Fonnosa, mit dem asiatischen Fest- 
lande zusammenhing, von dort ihre plioeänen Stegodonten erhielt 



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33 



und andererseits wenigstens einem Teil des genannten alten Tier- 
bcstandes Zugang zu Celebes gab. Derselbe erhielt sich hier oder 
bildete sich spezifisch um nach Isolierung der Insel. 

Allmählich giebt man zu, dass der asiatische Charakter der 
Fauna von Celebes so sehr der überwiegende ist, dass ich sie bereits 
1 894 eine verarmte indische meinte nennen zu dürfen. Die Herren 
Sarasin haben hieran Anstoss genommen. Einmal, weil die Fauna 
nicht in allen Tiergruppen verarmt sei. Dies ist gewiss wahr. Sie 
geben aber zu, „dass eine bedeutende Abnahme der asiatisch-sun- 
daischen Formen zu konstatieren sei“ (p. 155) und dass die Vögel 
zwar reichlich, aber ebenso wie Amphibien und Reptilien schwächer 
als auf den westlichen .Sunda-lnseln, noch spärlicher die Säugetiere, 
vertreten seien (p. 158). Dies wird noch auffallender, wenn wir 
beachten, dass Celebes trotz seines erheblicheren Areals hinter Java 
zurückbleibt in der Zahl seiner Säugetiere, Vögel, Reptilien, Am- 
phibien und Fische. So ist der Ausdruck veranut zu verteidigen, 
namentlich wenn er „verarmt indisch“ lautet, obwohl ich gerne zu- 
gebe, dass er durch seine Einfachheit den Komplex von Fragen, 
der sich dahinter versteckt, verdunkelt. Die verdienstvollen Forscher 
rügen denn auch, dass hierbei die molukkisch-papuasischen und 
klein-sundaischen Formen ignoriert seien. 

Hier liegt ein Missverständnis vor. Für mich ist die klein- 
sundaische Fauna in erster l.inie ebenfalls eine verarmt indische mit 
australi-schcr Beimischung; allerdings gehört dieses indische Element 
der Hauptsache nach einer jüngeren Facies an als auf Celebes. 
Im übrigen charakterisiert beide ein iisiatischer Tierbestand, der 
im Verhältnis zum Areal , verglichen mit den westlichen Inseln, 
gewiss nicht reich zu nennen ist. Er zeichnet sich aber dadurch 
aus, dass ihm australische Elemente, wiederum in weiterem Sinne 
aufgefasst, zugefügt sind, jedoch in solcher Minderzahl, dass — wollte 
man eine Grenzlinie ziehen — diese, wie oben angedeutet, längs der 
Ostküste von Celebes durch die Molukkenstrasse zu ziehen wäre. 
I'ür Meyer und Wiglesworth ist cs denn auch in ihrem klassischen 

Weber, Der liulu-uustraliBcho Artbipel. 3 



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34 



Werke über die Vögel von Celebes eine allgemeine Regel, dass die 
„asiatischen“ Formen dieser Insel in der Molukkenstrasse ihre Ostgrenze 
erreichen. Boulenger nennt die Reptilien- und Amphibienfauna von 
Celebes ausdrücklisch „orientalisch“. Zu dem Schlüsse kommt auch 
Böttger, der noch dazu den benachbarten Inseln jenseits der Molukken- 
strasse gleichfalls eine Mischfauna zuerkennt, dieselbe aber bei einer 
Scheidung gegenüber Celebes als eine australische bezeichnet. Die 
Herren Sarasin endlich treten ein für das ehemalige Bestehen einer 
I.andbrücke nach den Molluken zu, über welche letztere ihren Anteil 
an der Fauna von Celebes lieferten. Er soll uns später noch beschäf- 
tigen, aber auch nach ihnen beträgt er nur 15,3 Proz. 

Liebhaber scharfer Grenzlinien könnten eine solche also ge- 
wiss in der Molukkenstrasse erkennen. Wenn nun andererseits 
P. und F. Sarasin der Makassarstrasse ein hohes Alter und die 
Bedeutung einer wichtigen tiergeographischen Grenze zuerkennen, 
so folge ich ihnen hierin gern, aber nur in folgender Beschränkung: 
Es ist eine Grenzlinie artlicher Unterschiede zwischen Celebes 
und Borneo, eine Grenze zwischen einem rein asiatischen Faunen- 
gebiet mit überwiegend modernen sundaischen Wesen und einer 
Mischfauna gleichfalls mit überwiegend asiatischem Charakter, aber 
aus sundaischem und ältest-indischem Tiermaterial zusammenge- 
setzt, mit australischen Bestandteilen, von denen später angedeutet 
werden soll, dass sie teils den Molukken entstammen, teils über die 
Floresbrücke vom Timor- Archipel her Celebes erreichten, wie vielleicht 
(’aeatua sulphurea, Circus assimilis, Rhipidura Teysmani, teils auch 
Relikten sein könnten, lliennit ist das Wesen der Fauna von 
Celebes kurz angegeben und dem alten Gedanken, den E. v. Mar- 
ten’s stets vertrat, dass sie eine Mischfauna sei, Ausdruck verliehen. 
Es ist das bleibende Verdienst der Herren Sarasin, diese Misch- 
fauna in ihre verschiedenen Bestandteile zerlegt, auf eine erdge- 
schichtliche Basis gestellt und damit begreiflich gemacht zu haben. 

Die Kleinen Sunda-In.seln und jetzt wieder Celebes, wiesen 
nicht nur stets von neuem nach Westen, sie wiesen auch nach 



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35 



Osten. Die geläufige Auffassung ist, dass ihnen \^on dortlier Ein- 
wanderer zuströmten, die bei dem einen austro-malayisch, bei dem 
anderen papuasisch, auch wohl australisch-papuasisch heissen. Viel- 
leicht verdient kurzweg „australisch“ den Vorzug. Denn wollen wir 
nicht iinmer wieder in die verborgenen Stricke der regionalen Tier- 
geographie fallen, ist uns ein Teil des Archipels wirklich ein 
Mischgebiet zwischen einer ausgesprochen asiatischen und austra- 
lischen Fauna, dann ist diese Bezeichnung die sicherste. Sie fordert 
aber eine Definierung und damit können wir der heiklen Frage 
nach der Herkunft der australischen Tierwelt nicht entgehen. 

Gewiss ist vieles zu sagen zu Gunsten einer einstmaligen 
landfesten Verbindung Australiens mit dem südlichen Südamerika. 
Die Verbreitung der Marsupialia scheint mir ihrer aber nicht zu be- 
dürfen. Man Hess diese von Südamerika nach Australien einwandern, 
wohl weil sie von dort als zweifelsohne uralte Bewohner, von 
Australien aber erst seit dem Plioeän bekannt sind. Das ist also ein 
negativer Beweis, der aber vergisst, dass diese jungen Einwanderer 
es dann in Australien allerdings überraschend schnell zu Riesen- 
formen gebracht haben, wie die plioeänen Lagen sie uns vorführen. 

Man ist aber weiter gegangen, man hat einen antarktischen 
Kontinent angenommen, der sich in vortertiärer Zeit über das heutige 
Meer erhob, längere oder kürzere Zeit mit den Südspitzen der Kon- 
tinente in Verbindung trat und Tiermatcrial an diese abgab oder 
Landbrücken zwischen ihnen schlug. Kartographisch stellte H. P'. Os- 
born, ein warmer Wortführer dieser Antarktis, jüngst noch dar, 
dass sie beim heutigen Relief der Erde eine Hebung von 3000 m 
erfordert und dass dies nicht einmal genügt, Südafrika mit ihr zu 
verbinden. Die greifbareren biologischen Beweisstücke fordern ähn- 
liche Zumutungen. Abzuwarten ist, welches Licht die antarktischen 
Expeditionen hierüber verbreiten werden. Die Säugetierfauna Austra- 
liens — und sie isoliert doch wohl am meisten diesen Kontinent 
von der übrigen Erde — scheint mir solcher Antarktis nicht zu 

bedürfen. Es muss doch auch auffallen, dass Neuseeland, ein 

3 * 



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36 



Bruchteil jenes verlorenen Kontinents, gar keine Säugetiere hat. 
Zwar lassen sich andere Inseln nennen, denen sie gleichfalls abgehen, 
obwohl sie, wenn unsere geographischen Spekulationen richtig sind, 
die Gelegenheit hatten, solche zu erhalten : z. B. die Seyschellen, wenn 
wir sie als Reste des versunkenen Gondwana-Landes betrachten. 
Niemals handelt es sich aber um ein Territorium von der Aus- 
dehnung Neuseelands. Weiter muss es auffallen, dass Südafrika 
keine Beuteltiere besitzt. 

Mir will daher bei Betrachtung der australischen Tierwelt 
scheinen, dass die Menotremen stark spezialisierte und eben dadurch 
erhaltuugsfähige Relikten der mesozoischen Tierwelt sind. Dass 
ferner primitive Marsupialia, die den heutigen Didelphyiden am 
nächsten standen, ursprünglich Eurasien bewohnten und in spär- 
lichen Formen über den heutigen Archipel und über Australien 
sich ausdehnten zu einer vortertiären Zeit, als noch eine a.siatisch- 
australische I-andmasse bestand. Dies konnte nicht zur Jurazeit sein. 
Die Gesteine dieser Epoche, die wir oben vom Archipel erwähnten, 
reden einem damaligen Meere von oceanischer Ausdehnung das 
Wort. Wohl aber konnten zu cretacei-scher Zeit ausgedehnte Länder 
hier liegen. Einbrüche, die ein seichtes Koratlenmeer entstehen 
liessen, durch.schnitten dann im Eoeän den Archipel und trennten 
Asien von Australien. Damit war der Zuzug anderer Tierformen von 
Westen her abgeschnitten und den Beuteltieren Gelegenheit geboten, 
sich in frühtertiärer Zeit an das Baumleben weiter anzupas.sen. Als 
Klettertiere erhielten sie eine opponierbare grosse Zehe und verloren 
ihre Placentation, die am Anfang ihrer Ausbildung mag gestanden 
haben. Klimawechsel machte weiterhin Australien baumärmer; 
unter dem Einfluss der Abrasion, die nivellierte; unter Regenmangel, der 
W'üstcn entstehen Hess, trat die arboricole I.ebensweise mehr zurück; 
Ebenen- und Wü.stcnformen entwickelten sich, bewahrten aber — 
wie Dollo darlegte — stets wenigstens Andeutungen an den Kletter- 
fuss der baumbewohnenden ^^orfahrcn. .So wurde Australien ge- 
wissermassen insular abgeschlossen; es wurde — um Osborn’s 



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37 



Terminologie zu gebrauchen — ein Centrum adaptiver Ausstrahlung 
der Beuteltiere. War nun Phalanger, das vielbesprochene west- 
lichste Beuteltier der Alten Welt, das bis Celebes und Timor reicht, 
ein Produkt dieser „Ausstrahlung", somit ein späterer Auswanderer 
aus Australien, oder ein Relikt von früherer Zeit? An und für sich 
ist letzteres nicht von der Hand zu weisen, wenn man erwägt, dass 
er zu den primitivsten Beuteltieren gehört und dass der Archipel 
gewissermassen ein Bildungscentrum für dieses Geschlecht wurde. 
Selbst wenn kritische Sichtung nur lo Arten anerkennt, so kommt 
von diesen nur eine in Nordaustralien vor; alle übrigen gehören 
dem Archipel an, von denen Celebes allein zwei besitzt. 

Diese Frage umfasst aber mehr. Ist Phalanger ein Relikt, so 
ist er cs aus einer Zeit, als die Beuteltiere überhaupt erst auf der 
ersten Stufe ihrer Differenzierung standen. Wanderte er dagegen 
später in Celebes ein und verlegt man mit P. und F. Sarasin 
dessen Entstehung überhaupt erst in das Mioeän, so muss Phalanger 
es hier in postmioeäner Zeit zu zwei Arten gebracht haben, die 
überall anderwärts fehlen, auch auf der in Sichtweite liegenden 
Insel Saleyer, die ihrerseits mit den Molukken und Timor eine andere 
Art gemein hat. Diese Thatsachen mögen auch jene beachten, die 
Phalanger, etwa auf entwurzelten Bäumen, Celebes über See zu- 
treiben Hessen. 

Uns aber beschäftigte dieses Tier bereits lange genug; es ist 
aber ein Paradigma für die Vielseitigkeit immer wieder neu sich auf- 
werfender Fragen, die uns der Archipel vorlcgt. 

Wenden wir uns jetzt den Inseln östlich von Celebes und 
Timor zu, so sehen wir mit der Annäherung an Neu-Guinea auch 
die Zahl der Beuteltiere zunehmen, jedoch sprungweise. Neu-Guinea 
hat nach unserer derzeitigen Kenntnis 39 Arten, die Aru-lnseln 8 —9, 
die Kei-Inseln 5, Misol und 1 lalmahera 4, Ceram und Obi nur eine Art. 
.Sichtbar richtet sich diese Zahl, abgesehen von Neu-Guinea, niclit 
nach der (trös-se der Insel, auch nur teilweise nach ihrem Abstand 
von Neu-Guinea, ebensowenig nach der Konfiguration des heutigen 



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38 



Seebodens. Die Ceram-See trennt zwar durch grosse Tiefen Ceram 
und Buru von Australien und von der westlich sich anschliessenden 
Inselmasse bis Halmahera, aber mit gleichen Tiefen scheidet ihre 
Fortsetzung; die Arafura-See, die Kei-Inseln von Neii-Guinea und, 
wie die „Siboga“ nachwies, von der Aru-Gruppe. I.etztere verbindet 
eine untiefe Bank mit Australien und Neu-Guinea; die Kei-Inseln 
ein untiefer Rücken und eine Inselkette mit Ceram. Trotzdem haben 
die Kei-Inseln ihre fünf Beuteltiere mit den Aru-Inseln gemein, 
während Ceram nur Phalanger besitzt. 

So häufen sich die Fragen. Doch lehrt die Kenntnis der Arten 
dies Wichtige, dass der Archipel von seinen etwa 47 Beuteltieren 
nur vier mit Australien artlich gemein hat. Die Trennung dieses 
Kontinentes von Neu-Guinea und den benachbarten Inseln war also 
von solcher Dauer, dass die Artbildung ihre verschiedenen Wege 
ging. Bezüglich der Geschlechter herrscht aber bis auf zwei, völlige 
Uebereinstimmung. Gelange es Näheres über den Zeitpunkt dieser 
Trennung zu erfahren — gewiss kein unerreichbares Ziel — ein 
Einblick in die Dauer der Artbildung wäre ge.stattet. 

Für die Herkunft der australischen Beuteltiere meinten wir 
mit Wallace und Lydekker von einem antarktischen Kontinent 
absehen zu können. Mit Burkhardt sind wir der Ansicht, dass 
wir auch für die heutige Verbreitung, der flugunfähigen Riesen- 
vögel (selbst wenn wir dabei nur auf die Paläognathen achten) der 
südlichen Hemisphäre — denen in unserem Gebiete die phj'logene- 
tisch nahe verwandten Kasuare und Emus angehören — keine Ant- 
arktis nötig haben, ja da.ss diese durch den sagenhaften Kontinent 
nur noch unverständlicher wird. Namentlich nach Fürbringer’s 
Darlegungen ist nur eine polyphjletische Entstehung für sie an- 
nehmbar; damit fällt zugleich die Forderung eines gemeinsamen 
Schöpfungscentrums. Und da Apteryx und die ausgestorbenen 
Riesenvögel Neuseelands ganz abseits stehen von den Kasuaren und 
Emus, so wäre, merkwürdig genug — wie bei den Beuteltieren — 
so auch diesmal wieder Neuseeland umgangen worden, als die Ant- 



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— .w ~ 

arktis Australien mit diesen Vögeln beschenkte. Für uns ist aber 
die Thatsache wichtig, dass auch diese Vögel aufs deutlichste die 
einstmalige landfeste Verbindung Australiens mit dem Osten des 
Archipels bis Ceram hin erweisen. 

Abgesehen von einem etwaigen, jedenfalls aber zurücktretenden, 
in ferner Vergangenheit liegenden Zugang von Südamerika her, 
entstammt für uns die australische Tierwelt in allererster Linie einer 
asiatisch-australischen l.andmasse. Damit besagen wir nur, was alte 
Formen, wie Reptilien, Skorpione, Anneliden uns lehren, desgleichen 
die Verbreitung der Pflanzen, die uns nötigt, Xordaustralien dem 
indischen Monsungebiet zuzurechnen. 

Unter solchen Gesichtspunkten erscheint als weniger fremdes 
F^lement in der australischen Fauna eine Anzahl altertümlicher, den 
Mäusen angehöriger Nager, von denen auch Vertreter aus Neu- 
(iuinea und aus dem Berglande der Philippinen, Borneos und von 
Celebes bekannt sind. Auch hier erhebt sich die Frage: sind cs 
Relikten aus vortertiärer Zeit — die Tiere sind altertümlich ge- 
nug, um dies zu erwägen — oder .spätere Einwanderer vom Westen 
und Norden her? Selbst in letzterem Falle läge aber das „spätere“ 
in entlegener Ferne, wenn wir beachten, dass Hvdromys, einer dieser 
australischen Nager, Zeit hatte, seine Zahnformel in einzig da- 
stehender Weise zu reduzieren, andererseits, trotz seiner speziali- 
lisierten i.ebensweise als Bewohner von Bächen , sein Gebiet über 
die Kei-Inscln und Neu-Guinea auszudehnen. 

Fremd dagegen erscheint der vielbesprochene Dingo. 

Der sundaische Wildhund, Canis rutilans, lieferte sicherlich nicht 
den hiaushund der malayischen, papuanischen und pacifi-schen Volks- 
stämme. Derselbe entstammte einem Wildhund, der sich in reinerer 
F'orm vielleicht noch in Japan, bis vor kurzem auch auf den Solomon- 
Inseln und auf dem Tenggergebirge Javas, wie Kohlbrugge wahr- 
scheinlich machte, erhalten hat, namentlich aber als Dingo von Australien 
bekannt ist. 



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— — 

Sein halbdomestizierter Zustand, seine Neigung' zu Variabilität 
in Statur und Färbung, auch vor Einführung anderer Hunde, liessen 
den Dingo als durch den Menschen eingoführt erscheinen. Dass er 
im australischen Plioeän auftritt, scheint an und für sich kein Ein- 
wand hiergegen. Es ist keine Ungereimtheit, dass etwa vulka- 
nische Ausbrüche den plioeänen Menschen aus dem Archipel süd- 
wärts trieben. Solch langer Dauer der Verkettung mit dem 
Menschen entspricht der Grad der Domestikation des Dingo aller- 
dings wenig. Dem kann man aber entgegenhalten , dass es noch 
rätselhafter wäre, wenn bei selbständiger Einwanderung des Dingo, 
die dann doch eine Landverbindung erheischte mit ausseraustra- 
li.schen I.ändern, nicht auch andere Tiere von hoher Verbreitungs- 
fähigkeit, etwa Schweine und Raubthiere, von dieser Brücke nach 
Australien Gebrauch machten. 

Wir haben die australische Fauna durch ihre Säugetiere cha- 
rakterisiert, weil sie, mit Ausnahme der .Sü.sswasserfische, in keiner 
anderen Abteilung so rein sich darstellt. Sie lässt keinen Zweifel 
darüber, dass Neu-Guinea, sowie die Aru- und Kei-lnseln mit 
xVustralien in tertiärer Zeit eine Landmasse bildeten, mit der auch 
zeitweilig Waigeu, Misol, Ceram, Halmahera und weitere kleinere 
Inseln verbunden waren. Der Einbruch der Halmahera-Sec muss 
früh den nordwestlichen feil dieses Landes in ein Inselreich zer- 
bröckelt und von Neu-Guinea abgelöst haben. Mit letzterem und 
mit Australien blieben die Aru- und Kei-lnseln am längsten in 
Verband, wie das Vorkommen selbst so moderner Formen wie die 
Kängurus erweist. Es ist denn auch gerechtfertigt, diese Inseln 
zur australischen Fauna zu rechnen, genau so wie die Grossen 
Sunda-In.seln mit Malakka ein Faunengebiet darstellen. Alle übrigen 
In.seln aber; die eigentlichen Molukken, die Südwester- und Süd- 
ostcr-Inseln , die Ceram-Gruppe haben eine Mischfaiina, da ihrem 
australischen Tierbestande in verschiedenem Grade asiatische Be- 
standteile beigemengt sind. Ein Teil derselben mag, wie oben ange- 
dcutet, alten Datums sein; dahin gehören vielleicht auch die „indo- 



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4 ' 



nialayischen“ Vögel, wie sie erst vor kurzem Hartert vom Bergland 
Burus beschrieb. Ueberhaupt scheinen auf die hohen Gebirge der 
Philippinen, von Celebes, Java, Borneo und daher wohl allgemein 
altertümliche Formen sich zurückgezogen zu haben. Ein anderer 
Teil asiatischer F'ormen, wohl jüngere, wanderte erst später ein. Er 
kam von Westen. Und wenn wir die Banda-See als einen mio- 
eänen Einbruch betrachten, so muss diese Einwanderung am ehesten 
über Celebes geschehen sein. Damit gelangen wir zur „Molukken- 
brücke", welche die Herren Sarasin so ingeniös geschlagen und 
über welche sie australische Faunenclemente von Celebes ein- 
wandern Hessen. Die jetzige Konfiguration des Archipels, das jetzige 
Relief seines .Seebodens drängen dazu, diese tertiäre Brücke von 
Celebes aus über die Sula-Inseln nach Obi zu logen. Ob dies der 
Weg war, ob ein anderer, über welchen asiatische F'ormen nach 
Osten vordrangen, ich glaube nicht, dass die (leologie derzeit hier- 
auf eine Antwort zu geben weiss. Find was unsere faunistische 
Kenntnis, gerade über dieses Gebiet anlangt, so hat erst vor kurzem 
Kükenthal Licht über Ilalmahera verbreitet. Solange aber Ceram 
und Buru noch so ungenügend bekannt sind, versagt mir der Mut, 
über deren Geschichte Gedanken zu äussern. Dunkel blieb mir 
auch die Besiedelung von 'l'imor mit seinen allerdings äusserst 
sparsamen australischen Tieren. 

So klingt unsere Skizze, die mit Fragen anhob, auch mit F'ragen 
aus. Sie kann daneben aber auch Antworten verzeichnen, Ant- 
worten allerdings nicht frei von der Skepsis, dass neue F'orschungs- 
ergebnisse sie ändern werden. Phantasie, die, v^orsichtig geleitet, 
auch in unseren Gedankenkreisen befruchtend wirkt, durfte daher 
dieser Skepsis gegenüber nicht fehlen. Und so darf vielleicht unsere 
Antwort auf die F'ragc nach der Geschichte der Tierwelt, die heute 
den Archipel bewohnt, in aller Bescheidenheit folgendermassen 
lauten : 

In vortertiärer, vielleicht in cretaceischer Zeit verband eine 
Landmasse Asien und Australien. Eurasiatische Tierformen be- 



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42 



wohnten dieses Land, das im Eocän durch teilweise Untertauchung 
aufgelöst wurde in ein südöstliches Stück: das heutige Australien 
und Neu-Guinea, in welchem Monotremen, Beuteltiere und alte 
Formen anderer Tierklassen sich erhielten, Kasuare, Paradiesvögel 
sich ausbildeten, während Gruppen von universeller N'erbreitung, 
wie die Spechte und Sperlingsvögel, dorthin nimmer vordrangen. 
Nordwärts dehnte ein eoeänes seichtes Korallenmeer sich aus, aus 
welchem höheres Land emporragte und vielleicht Cuscus, einzelnen 
primitiven Nagern, Insektivoren und anderen gleichalterigen I>'ormen 
anderer Tiergruppen in sparsamer Zahl Wohnsitz verlieh. 

Bedeutendere Niveauänderungen traten im Mioeän ein, indem 
Einbrüche dem Archipel seine tiefen Becken gaben, andererseits 
Länder wie Celebes emportauchten und im Westen Landverbindungen 
erstanden, die Zug.strassen wurden für asiatische Tiere, wie sie uns 
aus den Siwaliks Vorderindiens bekannt sind. Inzwischen traten 
abermals Niveauänderungen ein in diesem labilen Stück Erdrinde, 
die bis zum Ende des Pleistocän den Archipel seiner heutigen 
Konfiguration zuführten, unter Ereignissen, die jene tertiäre Fauna 
bis auf einzelne Relikten hie und da zum Verschwinden brachten 
und die Einwanderung jüngerer asiatischer Formen beförderten. 
Diese Einwanderung hielt am längsten an für die Grossen Sunda- 
Inseln, von denen Java sich am frühesten selbständig machte. Ihre 
Fauna schliesst sich daher am engsten an die a.siati.sche an.. Ost- 
wärts von ihnen hebt eine Mischfauna an, die nach Osten an asia- 
tischen Formen ärmer, an australischen reicher wird und wie ein 
breites Uebergangsgebiet einerseits zwischen die Grossen Sunda- 
Inseln und die Philippinen, andererseits zwischen Australien mit 
Einschluss von Neu-Guinea, die Aru- und Kei-Inseln sich einschiebt. 
Ungleichartig sind die Bestandteile dieses Gebietes. Celebes wahrte 
sich ältere asiatische Formen, die ihm vielleicht über die Philippinen 
zugingen. Jüngeren asiatischen Zuzug erhielt es von dort sowie 
von Java und den Kleinen Sunda-Inseln her, nicht aber von Borneo 
direkt. Die alte Makassarstrasse scheidet es von dieser Insel, die 



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ihrerseits gleichfalls von den Philippinen Einwanderer erhielt, andere 
dorthin abgab, die dann wieder nach Celebes ihren Weg finden 
konnten. Die Fauna von Celebes empfing ausserdem australische 
Bestandteile von den Molukken her, wo sie teils Relikten, teils 
Einwanderer vom australischen Gebiet aus waren. \Melleicht er- 
hielten auch von dort die Kleinen Sunda-Inseln spärliche Zuzüge. 

Diese Skizze birgt viele Fragen, welche die Zukunft zu lösen 
hat; aber nicht die Zoologie allein; Geologie, Paläontologie und 
die Lehre der Pflanzenverbreitung müssen helfen. Das Objekt ist 
der Mühe wert. Es gilt ein Stück Erde, auf welchem sich eine 
wichtige Phase der Geschichte des Menschen abspielto, in welchem 
die Zukunft Data sammeln wird über die Dauer der Artbildung und 
über den Einfluss der Isolierung auf diese — von Fragen auf anderen 
Gebieten ganz zu schweigen. 

Viel .Sammeleifer, viel Studium, viel Phantasie ist diesem Archipel 
schon gewidmet, viel Gesundheit und Leben i.st seiner Kenntnis ge- 
opfert Die wenig gekannte Geschichte der Niederländischen Natur- 
wissenschaftlichen Kommission ist eine Leidensgeschichte wissen- 
schaftlicher Helden. — Kein prophetischer Blick i.st von nöten, um 
vorauszusagen, ckiss noch viele hinausziehen werden, wie jetzt wieder 
die Herren .Sarasin und die niederländische Neu-Guinea-Expedition, 
um dem Archipel seine vielen Rätsel zu entringen. Glücklich der- 
jenige, der im Dienste dieser schönen .Sphinx sein bischen Thatkraft 
und Arbeitslust opfern durfte. 



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Uebersicht über die Schriften, denen die in vorliegender Arbeit genannten That- 
sachen entnommen sind. 

Für weitere Litteratur, die sich auf unser Thema bezieht, sei auf die 
Litteraturangaben in den Werken von A. B. Meyer und Wiglesworth und von 
P. und F. Sarasin verwiesen. 



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Buchüruckerd v. Ant 








r.' 







VERLAG VON GUSTAV FISC H ER IN JENA . 

Soeben erschien: 

Fran*, Dr., emer. Professor, HoraC Zoologicac. Zur rntcr- 



iändischen Naturkuode. Eä^Snzendc socbliclic und gcscbichtJiche JÖemcrkungcn. 
I^is: 0 Slark. 

Aals dem Inhalt: Abschnitt I: tiandschuft — Veeetalion. Tauber- 
4 höhe, Taubcrgmnd. Mainthal, Saalethal- etc. (8. 1—61). Abschnitt II: Tiere. 

■ . _ Vorkommen, Bau und Lebou. Sporozoeo, Flagellaten etc. bis Vöml, 

Säugetiere (S. 02—208). Beilagen: Zur Veränderung de» Eitizclwcgcns. Zur 
Veränderung der Fauna. Rückgang der Tierbevölkcrung. Zur Abstammnngs- 
Jehti- (8; 200—222). Abschnitt lllf Geschichtliches. Liimd, Roiiien- 

■ bürg nJ T., Windsheim etc. (S. 22.H-273). Verzeichnis dw ittterarischän Ver- 

■ üffentlichungen des Verfassers. 

m a. o. Prof, der Anthropolo^ an der Universität Zürich, 

jKdrnn, flntbropoioaie als U)issensd)aft und Cebrfa^. Eine aka- 

dOTiischo' Anlritt^njde, 1900. Preis: 80 Ti. 

Soeben erschien: 

Sd)n0idcr| Cnmiuo, Dr., Docent an der Universität in Wien, Qcr 

flleid)endc Bistologie der Ciere. Mit c9i Abbildungen im Text. 1002 . 

^eis: 24 Mark. 

lieber die aeaentBäidine Eage des biologisd)en ünter- 
rid)ts an bbberen Sd)ulen. S'SÄTÄÄut 

Geologie, Anatomie und Physiologie der 73. Versammlung dciitsehcr 
Naturforscher und Aerzte am Mittwoch, den 26. September 1001 im grossen'. 
' Hürsaal des Naturhistorischen Sluscums in Hamburg. 1902. Preis; 1 Mark. 

üerbandlungen des 5» 3nternationalen Zoologcn- 

*“ Betlin 12.— 16. August 1001. Mit 10 Tafeln nnd 166 
V»0llUrv5Sv5 Abbildungen im Text Herausgegeben vom Generalsekretär 
des-Congrosscs Paul Matschio.' Bezugspreis bis zum 31. Dezember 1902: 
30 Mark. — Ara 1. Januar 1003 wird der Preis auf 40 Mark erhöht werden. 

Robert, Dr., o. ö.Prof. der Anatomien, vergleichenden Ana- 
WlCuCTSQCllTl, lomie, Direktor des anatom. Insütns der Universität Frei- 

bürg 1. Br., öerflleid)ende Anatomie der IDirbcUiere. For studierende 

bearbeitet, Pftaftc, vielfach umgearbeitoto und stark vermehrte 
Auflage des ,.Grundris der vergleichenden Anatomie, der Wirbel- 
tiere.“ Mit einer lithogr. Tafel und 379 Textabbildimgcn in 711 Einzeldar- 
stellungen; 1002. Preisr 16 Mark, geb. 18 Mark. 

Ziegler» R®*"*^®** Emst, Prof, an der Universität Jena, UcbCI dCll dCI- 

zeitigen Stand, der Dcscendenzicbre in der Zooloflie. vonrag, 

gehalten in der gomcinscluiflljchcn Sitzung der naturwissensohafUichen Haupt- 
gruppo der 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Ham- 
büfg mu 26. September 1001, mit Anmerkungen und Zusätzen herausgegeben. 
1902. Preis: 1 Mark 50 Pf. . ^ 

Cebrbud) der uergleid)enden Qntu)1(helunflsgcsd)id)te der 

niederen Wirbeltiere systematischer Reihenfolge und mit Bcrücksich- 
tigung der experimentellen Embryologie; Mit 327 Abbildungen im Text nno 
einer farbigen Tafel. 1902. Preis: 10 Mark, geb. 11 Mark. 

SUCHOmiCKZnU ».AKT. tUMPFE, JCSA. 



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